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Full text of "Jahrbuch des Vereins für Niederdeutsche Sprachforschung"

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BEQUEATHED BY 

®je0r0je ^lltoon ^tnch 

PROFESSOR OF 

Germanlc Xanduaged a\iö Xlteratured 

IN THE 

1896-1899. 



n 



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■^«^«H 



Jahrbuch 




des 



Vereins flir niederdentscbe SpracMorscbniig. 



Jahrgang 1883, 



IX. 




_i>co>^ > ~> <^ <mf^cyc:^ 



HORDEH nnd LEIPZIG. 

Diedr. Soltau's Verlag. 
1884. 



Druck von Diedr. Soltan in Nord«n. 



Inlialt. 



Seite 

Die Lippischen Familieunamen von 0. Preuss 1 

Mitteilungen aus einer mnd. Handschrift von KariSchirmer 41 

Zum Dramenfragment von R. Sprenger 48 

Zum Mühlenliede von Herman Brandes 49 

Friederieb von Hennenbergs geistlicbe Rüstung von W. Seelmann . . . 55 

Kinderspiele aus Scbleswig-Holstein von Heinrieb Carstens 60 

Bemerkungen zu Fr. Woeste's Wörterbuch der westfälischen Mundart nebst 

Briefen desselben von H. Jellingbaus 65 

Eine niederdeutsche Spottschrift auf den Hamburger Patrioten von 1724 von 

H. Holstein 75 

Zwei Gedichte aus der Reformationszeit von Ludwig Häuselmann . . 83 

Das Berliner Weihnachtspiel von 1589 von Job. Bolte 94 

Status Mundi von C. Waltber 104 

Gories Peerse's Gedicht Van Island von W. Seelmann ..110 

Niederdeutsche Inschriften in der Krypte der Domkirche S. Laureutii zu 

Lund von Dietrich Schäfer und C. Waltber 125 

Beschreibung der Handschriftensamralung des Freiherrn August von Arnswaldt 

in Hannover von AI. Reifferscheid 132 

Die Hamburger Islaudsfahrer von 0. Waltber 143 

Niederdeutsches Vaterunser mit Glossen von H. Deiter 145 

Zwei Briefe Jacob Grimms an Albert Hoefer von AI. Reifferscheid . .146 
Heinrich August Lübben. I. Gedächtnissrede von K. Stracke rj au . . . 149 

II. Lebensdaten und Schriften 156 



IMeser Band gUt für die Mitgliedschaft im Jahre 1884. 




Das Landesarchiv in Detmold bewahrt eino Anzahl sogenannter 
^chatxregister, in welchen der auf dem platten Lande in den ein- 
lelnen Jahren erhobene ^Landachatz", die spütere Kontribution, ver- 
leichuet ist. Diese Listen gehen hinsichtlich einzelner Amtsbezirke 
des Landes bis ins spätere Mittelalter zurück, die älteste datierte ist 
tora Jahre 1409, eine andere nicht datierte, die Kirchspiele Detmold 
(Landgenieinde), Heihgenkirchen, Meinberg und Kappel umfassende 
ist der Sprache und den Schrirtzügen nach jedenfalls noch älter und 
muss. wie die Vergleichung einzelner Namen mit denen sonstiger aus 
dieser Zeit erhaltener Urkunden orgiebt, aus der Zeit von etwa 1350 
bis 1380 herrühren; vom Jahre 1507 an aber findet aich eine ganze 
Reihe solcher Register, welche sich auf alle Amtsbezirke des Landes 
erstrecken und den Namen jedes einzelnen Statt ehe sitzers und dessen 
Abgabe nach Kirchspiel und Dorfschaft verzeichnen. Da nun in 
unserm Lande die Namen der Bauernhöfe, im Gegensätze zu den 
wechselnden Namen der Hausbesitzer in den Städten, meistens von 
Alters her dieselben geblieben sind, indem es bis in die neueste Zeit 
feststehende Sitte war, dass der durch Aufheiratung, oder auch durch 
Kauf ein Kolonat Erwerbende mit Aufgabe seines bisherigen Familien- 
namens den auf der erworbenen Stätte haftenden Namen annahm, so 
flind jene alten Register für die Bildungsgeschichte und Erklärung 
unserer Familiennamen nicht ohne Wichtigkeit, indem sie es möglich 
machen, eine grosse Anzahl der bäuerlichen Namen rückwärts bis in 
recht frühe Zeit zu verfolgen - wir können mittelst unserer Listen 
nnd durch deren Vergleichung mit dem neuesten Kataster den Ver- 
änderungen einzelner Nan.ensformen durch einen Zeitraum von fast 
fünfhundert Jahren nachgehen. 

Zu Statten kommt uns dabei der Umstand, dass die Register, 
wie die m ihnen v elfach wechseh.de Reihenfolge der Dorfschaften 
und der einzelnen Ihtfo in denselben zeiat nicht ««r-l, ^in.J tTt 
bebende., bchahlon. angefertigt «i„a, »ondÜn 1 1 dTr Erheber de^ 
Land.chatzesjcdejmalv<.. Neuem die Namen der Kontribuent u bei 
der Hebung e.ngctrag^.n hat. so dass wir also sicher sind die Namen 
6o angegeben .ut ..den wie „o zur Zeit der UebunK 3^ im SZde 
des Volkes wirklich üblichen waren'). ^ "" """»«»e 




Die Lippisehen Familiennamen. 



Das Laiideaarchiv in Detmold bewalivt eine Anzahl sogenannter 
Scliatzregister, in welchen der auf dem platten Lande in den ein- 
zelnen Jahren erhobene ^Landschatz", die spätere Kontribution, vdr- 
zeichnet ist. Diese Listen gehen hinsichtlich einzelner Amtsbezirke 

des Landes bis ins spätere Mittelalter zurück, die älteste datierte ist 
vom Jahre 1400, eine andere nicht datierte, die Kirchspiele Detmold 
(Landgemeinde), Heiligenkirchen, Meinberg und Kappel umfassende 
ist der Sprache und den Schriftziigeu nach jedenfalls noch älter und 
mus3, wie die Vergleichung einzelner Namen mit denen sonatiger aus 
dieser Zeit erhaltener Urkunden ergiebt, aus der Zeit von etwa 1350 
bis 1380 herrühren; vom Jahre 1507 an aber findet sich eine ganze 
Reihe solcher Register, welche sich auf alle Amtsbezirke des Landes 
erstrecken und den Namen jedes einzelnen Stättebesitzers und dessen 
Abgabe nach Kirchspiel und Dorfschaft verzeichnen. Da nun in 
unserm Lande die Namen der Bauernhöfe, im Gegensatze zu den 
wechselnden Namen der Hausbesitzer in den Städten, meistens von 
Alters her dieselben geblieben sind, indem es bis in die neueste Zeit 
feststehende Sitte war, dass der durch Aufheiratung, oder auch durch 
Kauf ein Kolonat Erwerbende mit Aufgabe seines bisherigen Familien- 
namens den auf der erworbenen Stätte haftenden Namen annahm, so 
Bind jene alten Register für die Bildungsgescbichte und Erklärung 
unserer Familiennamen nicht ohne Wichtigkeit, indem sie es möglich 
machen, eine grosse Anzahl der bäuerlichen Namen rückwärts bis in 
recht frühe Zeit zu verfolgen — wir können mittelst unserer Listen 
und durch deren Vergleichung mit dem neuesten Kataster den Ver- 
änderungen einzelner Naraensformen durch einen Zeitraum von fast 
fünfhundert Jahren nachgehen. 

Zu Statten kommt uns dabei der Umstand, dass die Register, 
wie die in ihnen vielfach wechselnde Reihenfolge der Dorfschaften 
and der einzelnen Hufe in denselben zeigt, nicht nach einer fest- 
stehenden Schablone angefertigt siud, sondern dass der Erhcber des 
Landschatzes jedesmal von Neuem die Namen der Kontribuenten bei 
der Hebung eingetragen hat, so dass wir also sicher sind, die Namen 
80 angegeben zu Unden, wie sie zur Zeit der Hebung die im Munde 
des Volkes wirklich üblichen waren '). 

') In der Mehrzahl der Register haben wir allem Auscheiue nach die wirk- 
lichen Originale der HebelisCen vor uns, iadem bei jedem der Namen entweder ein 
^dedif, oder als Grund der Nichtzahluug ein „pauper", „verbrarU" u. dgl. beigefügt ist. 





Aucli gewinnen wir aus unsern Listen, wenn wir von der ge- 
ringen Anzahl der, meist nach ihren Gütern benannten heimischen 
Adelsgeschl echter absehen, einen überblick über die ursprünglichen 
lippischen Familiennamen überhaupt, da die Namen des platten Landes 
bei der Übersiedelung der Bewohner desselben in die Städte auch 
die der Bürgerfamilien wurden, so dass unsere älteren städtischen 
Familiennamen — den späteren Zuzug aus der Fremde lassen wir 
hier unberücksichtigt — zum grossen Teile auch auf dem platten Lande 
nachzuweisen sind. 

Es ist nicht unsere Absicht, hier eine vollständige Aufzählung 
der ältercD lippischen Geschlechtsnamen zu geben. Schon das Schatz- 
register von 1590 führt statt der im Jahre 1507 erst die Zahl von 
etwa 1500 erreichenden Kolonate deren bereits gegen 3000 nament- 
lich auf), und wenn wir auch annehmen wollten, dass jeder der 
Namen dreimal wiederkehre — einzelne erscheinen oft sogar mehrfach 
in derselben Dorfschaft — so blieben doch noch immer gegen 1000 
Namen übrig, die wir zu nennen hätten. Aber unter diesen Namen 
besteht die Mehrzahl aus solchen, die auch anderweit in den neueren 
allgemeinen und besonderen onoraatologischen Werken uns begegnen, 
und über deren Etymologie wir nach den Untersuchungen bewährter 
Forscher jetzt im grossen Ganzen ziemlich im Klaren sind. Wir 
wollen uns also damit begnügen, im Nachstehenden die einzeluen, aus 
ihrer Entstehungsart sich ergebenden natürlichen Gruppen der Familien- 
namen kurz durchzugehen und zu jeder derselben die für unsere 
landsässigen lippischen Namen zu machenden Bemerkungen zusammen- 
zustellen, in denen wir versuchen, das aus den erwähnten Schatz- 
registern bezüglich der Bildungsgeschichtc der heimischen Familien- 
namen sich ergebende urkundliche Material zu verwerten. Diejenigen 
Namen, die unserm Lande eigentümlich zu sein scheinen, wollen wir 
dabei besonders berücksichtigen — sie werden ziemlich vollständig 
zur Besprechung kommen, 

Vorab einige Worte über die Zeit der Entstehung der Familien- 
namen bei uns überhaupt. 

Es ist bekannt, dass die Zeit, wo der steigende Verkehr und die 
staatliche und soziale Entwickelung es mit sich brachten, an die Stelle 
der bis dahin allein gebrauchten Einzelnamen bleibende, vom Vater 
auf die Kinder sich vererbende Geschlechtsnamen zu setzen, im nörd- 
lichen Deutschland kaum über sechshundert Jahre zurückreicht. In 
unsern lippischen Städten machte, wie die heimischen Urkunden er- 
geben, schon im Laufe des 13. Jahrhunderts jener Brauch sich gel- 
tend. Aus den ältesten der oben gedachten Schatzregister, welche 
ein glücklicher Zufall uns erhalten hat, überzeugen wir uns nun aber, 
dass die gleiche Sitte bei uns auf dem platten Lande erst etwa 
hundert Jahre später aufkam. Die früheste jeuer Listen, die wir in 



') Im J. 1854 betrug die Zahl der Statten 7630. 



die Zeit von 1380 setzen müssen, enthält noch bei Weitem mehr ein- 
zelne Peraonennamcn, als solche mit beigefügten Familiennamen, und 
die letzteren haben meist nur erst die patronymische Endsilbe -itig. 
Neben dem einfachen Henne, Kort, Evert, Bernt u. s. w. erscheint 
nur hin und wieder ein Henke Lüdeking, Godeke Jobanoing, 
Henne Mettiog u. s. w. Man sieht, die Bildung der Familiennamen 
war damals noch im Flusse. Anders ist es schon in der Liste von 
1409 geworden — das Verhältniss hat sich hier bereits ziemlich um- 
gekehrt, die Bezeichnung der Stättebesitzer mit blossen Einzelnaraen 
wird seltener, ea mehren sich die Fälle, wo einer der alten Peraonen- 
naraen als wechselnder Vorname gebraucht und ein anderer, nun auch 
zuweilen schon ohne patronymische Endung, als bleibender Familien- 
name ihm beigefügt wird, es erscheint z B. ein Hermann Bertram, 
Henke [.arabert, Nolte Gybe, Deppe Huneke, und so geht ea 
weiter, bis gegen Ausgang des Jahrhunderts die Einzelnamen nur 
noch ausnahmsweise vorkommen uud dann fast immer mit einer Be- 
zeichnung nach der Lage der Stätte oder dem Gewerbe des Besit^fsra 
derselben, Zusätze, die dann später oftmals den Familiennamen abge- 
geben haben ^ aus Henne uppem Damme ist ein Dammeier, 
ans Bernt vor dem Holte ein Ilolzmeier, aus Hans im Broke 
ein Broker, aus Hermann to dem Toyte') ein Toytemeier, aus 
Henne dem Molner ein Möller, aus Kord dem Schoyteler 
(d, i. Schiisselmacher) ein Schüttler geworden u. s. w. 

Hinsichtlich der Wahl der Vornamen, die übrigens in den frü- 
heren Listen gleich häufig dem Familiennamen vor- und nachgesetzt 
werden — es heisst z. B. ebensooft Otto Puls und Hampen Henne 
als Puls Henke und Hans Hampen — macht sich in unaern Hebe- 
listen bemerklich, wie der Kreis jener Vornamen sieb immer mehr 
verengt. Von den vielen früher dazu verwandten Personennamen 
haben sich nur verhältniasmässig wenige erhalten. Noch in den frü- 
heren Listen des 16. Jahrhunderts finden wir vielfach die Namen 
Alhart, Amelung, Arndt, Bado, Deppe, Drude, Erich, Erp, 
Gerke, Henke, Idel, Nevelin, Schweer (d. i. Schweder, Swidher), 
Winand u. a. als Vornamen gebraucht, schon im Register von 1590 
aber begegnen uns fast nur noch die auch jetzt bei uns auf dem 
Lande allein in Gebrauch gebliebenen Vornamen, die sich vorzugs- 
weise im Kreise von Jobann und Hans, Tonnies, Henrich, Bernd, 



') Es Ut ilies der in den SchriftPn über die Varusschlacht öfter erwühate 
jeUt BD genannte Tötehof am Fuese der das Hermanasdcnkmal tra^eoden Qro ten- 
burg. DdrauB, daas dieser Hof und das acbsn ihm liegende Kolonat Warweg 
achon in Urkunden des 14. und IG. Jaiirb. wiederliolt die „twe liuB to dem 
Tojte" oder „in dem Toyte" bezeichnet werden, gUuben wir mit gutem Grunde 
auf ein „Tojf als den anderweit nicht überlieferten früheren Namen der Groten- 
borg schlieä«ea zu dürfen. Jn unsern Listen heisst der Besitzer des Tütehofes 
1S80 Nolte in dem Toyte, 1409 Hermann to dem Toyte, 1507 de 
Teutemeiger, 15Ö4 Toidt Inike, der des andern Hofes 1380 Waremeiger, 
H88 Bernt Warwey, 151G Bernt Warweigh. 



h 






Kort, Hermami, Ladwig, SimoD, Bartold, Dietricli bewegen'). 
Seltener kommen Wilm und Frederik vor, niemals Karl'). Auch 
der Name August ist bei uns auf dem platten Laude erst neueren 
Ursprungs, und ebenso Georg — die häufig vorkommeiideu Namen 
Jürgen und Jürgens sind nicht als Ueorg zu nehmen, es heisst in 
den ülteren Registern statt ihrer stets Jordan und Jordens*). 

Was nun die Familiennamen selbst anlangt, so findet der nach 
den Resultaten der neueren Onomatologie feststehende Satz, dass den- 
selben ihrer grossen Mehrzahl nach altdeutsche männliche Per- 
sonennamen zum Grunde liegen, auch bei uns seine volle Bestätigung. 
Es war ja in der That auch das Einfachste und Natürlichste, dass 
man bei der Wahl der (icschlechtsnamen zunächst bei den bis dahin 
seit so vielen Jahrhunderten als Einzelnamen gebrauchten Namens- 
formen stehen blieb, dass mau den vom Vater bisher geRihrten Einzel- 
namen nun auch zum erblichen Namen für seine Kinder werden liess. 
Weit mehr als die Hälfte unserer älteren Kolonatsnamen gehört in 
diese Ilauptschicht der Familiennamen, und innerhalb derselben über- 
wiegen wieder bedeutend die altdeutschen Personennamen. 

Biese letzteren, mit welchen wir uns also zuvörderst zu beschäf- 
tigen haben , besitzen bekanntlich die Eigentümlicbkeit, dass sie 
regelmässig aus zwei Stämmen verschiedener Bedeutung zusammen- 
gesetzt sind. Auf den Nachweis der Bedeutung der einzelneu Stämme, 
welche, weil diese in Überbleibseln uralten, uns zum Teil nicht ander- 
weit erhaltenen Sprachgutea bestehen, mehrfach noch dunkel ist, gehen 
wir hier nicht näher ein und verweisen in dieser Hinsicht auf Fürste- 
mann's Altdeutsches Namensbuch Bd. 1 (Nordhausen ISDli) und auf 
die weiter unten zu erwähnenden Schriften von Strackerjan, An- 
dresen u. s. w. 

Von solchen altdeutschen Personennamen kommt nun zunächst 
eine ziemliche Anzahl in der Yollform als StÜttenamen bei uns vor. 
Wir haben mehrfach Kolonate des Namens Albert, Erich, Fried- 
richsmeier, Günther, Lambracht, Reichard u. s. w., aber auch 
minder gewöhnliche Volluameu treffen wir hin und wieder bei uns an, 
80 z. B. Ameluug, Friedebold, Günnewich (Gundwig bei Förstern.), 
Heidenreich, llunold, Menolf, Rostert (Rusthart), Ehlebracht 

1 Listen keunen. 



') Von weiblichen Vornameu lernen wir nur wenige aua u 
Da, wo Witwen von den KoIoniLten steuern, heisst es einfach „aie ricuem&UD- 
sehe", „die K o r f 8 c h e" u. s. w. Nur vereioBelt kommen vor : Agnete, Alheit, 
Aieke, Barbara, Figge, Gertrud, Gese, Grete, Hilfe, Ilse, Jutte, 
Kunne, Mette, Stineke. 

') Ein Kolooat Karel in Bruke führt diesen Namen erst seit vorigem Jahrb. 
Auch jetzt Doch ist der Name Karl hei uns auf dem Lande nicht häutig. 

») Nach Jakob Grimm (kl. Sehr. Ilt S. 157} soll der Name Jordanes erst 
durch christliche Umdeutung aus Jornnndes entstandeu sein, und dieser sich, mit 
Aussloäsung des b, aus Ebernaud entwickelt hnbeii. 



CAdelbrecht), Scboland, Sisenop (Sisirulf), Stockebrand, Sud- 
mar. Nur teilweise jedoch finden sich die Vollname« noch jetzt in 
ihrer ursprünglicbfn Gestalt, cinKelne dagegen nur noch in abgeschliffe- 
nen, oft bia zur Unkenntlichkeit entstellten Formen, ho dass uns zu- 
weilen erst unsere älteren Register auf die Spur führen und damit 
einen Beleg mehr dazu geben, wie wichtig es für die Erklilrung un- 
serer Familien- sowol als Ortsnamen ist, zuniichst die Form des älte- 
sten Vorkommens derselben zu ermitteln. Wer würde z. B. unter 
dem heutigen Namen Sobbe den alten Personennamen Sigwin ver- 
muten? Und doch ist die Identität beider Namen bei uns urkundlich 
nachweisbar. Ein Kolonat im Dorfe Hagen, Amts Lage, beisst in der 
Liste von 1488 Segewyn, 1523 Sewen, 1603 Seuwen, 1783 Sobbe, 
und von zwei andern Stätten, die beide noch 1507 ebenfalls Segewin 
heissen, lauten die jetzigen Namen bei der einen Sobbe, bei der 
andern Seffen^). Einzelnen kaum minder starken Entstellungen der 
ursprünglichen, nur noch aus den früheren Registern erkennbaren 
Namensformen werden wir noch bei den weiteren Gruppen begegnen. 
Wir führen beispielsweise schon hier die heutigen Namen Broffel 
und Middeke an, von denen jener noch in Salbüchern des vorigen 
Jahrb. stets Brackvogel, dieser 1380 Middendorp lautet. Schon 
leichter ist die Entstellung in folgenden Namen erkennbar, bei denen 
wir die ursprüngliche Form, wie sie noch aus den Listen des 16. Jahrh. 
sich ergiebt, in Parenthese hinzufügen: Bicker (ßickhart), Detering 
(Detharding) , Eiert {Eilhart), Frevert (Fredewart), Griemert 
(Grimbart), Hartig (Hartwig), Heiweg (Helwig), Lammert (Lam- 
berdes), Meinert (Meinhart), Refer (Reinferding^), Weiner (Wen- 
deler). Auch die Namen Töberig und Schamhart gehören hierher, 
von denen jener 1536 Toethberg*), dieser noch 1721 Schabbe- 
hart*) lautet. 

Doch nicht immer geben unsere Listen den Schlüssel zur Lösung 
der Rätsel an die Hand, welche einzelne unserer Familiennamen in 

') Diese hob freilicU sonst nicht überlieferte Form (t'ürstera. hat nur eine 
Sisinlrude) müssen wir für den noch jetzt mehrfach im Lande vorliommcoden, 
sonst nndeutbarea Namen Sisenop {1507 Szisenop) doch wot voraussetzen. 
^Siain" isl eine Ei'welterting des noch dunlieieD, in Siebert u. s. w. erscheinenden 
Stammes „Sis". 

■] Die ZviBchen formen sind hier noch Sehen und Sebben. Dazu haben 
vfir ausserdem die Demiautive Zöfchen und Süpelter. 

') Also zu Regiofi'id, Reinfrid, der auch iu dem, gewiss nicht impera- 
tiviEcb KU erklärenden Namen einer früheren Detmolder Familie Renncfort steclit. 

') Sicher nicht lokal, sondern als Teutbert (FOrstem. hat auch Tbeot- 
berct) zu nehmen, schwerlich als Teutbirg, da -birg auslautend nur bei Femi- 
ninen vorkommt. 

») Wol uicht mit Andreaen (Über deutsche Volksetymologie S. 156) als 
„Schafliirt' zu deuten, sondern als Schaft hart 7um Stamme Schaft — haata 
gehörend, von dem Förstern, Scaftold, aber nucfa, ebenfalls mit ausgestoeseoem t, 
Scafhilt und Scafwat auGführt. Yielleicbt ist aach der sonst schwer zu er- 
klärende frühere Lemgoer Bürgeroame Scbapedot nur ein umgedeuteter Scaftold. 
Sicher haben wir den Stamm Schaß in unserm Namen Schacht, mit dem im Nieder- 
deutschen bekannten Übergänge des / in ch, wie in Sticht := Stift, Kracht =^ Kraft. 





ihrer jetzigen Form uoa bieten. Die Entstellungen der letzteren 
hatten sich meistens wol schon vollzogen, noch ehe die alten I'er- 
Bonenuamen zu Geschlechtsnamen wurden. Ks gilt dies insbesondere 
von denjenigen Veränderungen, die nicht, wie die obigen, bloss Folge 
der natürlichen Abschleifung sind, sondern bei denen noch ein anderes 
Element mitwirkte, das man in neuerer Zeit als die Volksetymo- 
logie zu bezeichnen pflegt, Es batte nämlich unsere Sprache schon zur 
Zeit der Bildung der Familiennamen einen grossen Teil der in den alten 
Personennamen steckenden Wortstämme längst eingebüsst, Man batte 
z. B. für das so vielfach als Anlaut in den alten Namen verwandte 
Wort Diet, Thiot =; Volk und ferner für die fünf sämtlich Kampf 
und Krieg bedeutenden Ausdrücke Badu, Gunä, Hadu, HUd und Wig 
damals kein Versländniss mehr, und ebenso war von den in jenen 
Namen vorzugsweise häufig den Auslaut bildenden Stämmen -bald und 
-bold (kühn), -bert und -bracht (glänzend), -gar und -ger (Speer), -hart 
(tapfer, engl, hardy), -her (Heer), -milt und -oU (waltend), -wulf und 
-ulf (Wolf) die Bedeutung nicht mehr geläufig. Es war also natür- 
lich, dass das Volk diese ihm ihrer Bedeutung nach nicht mehr er- 
kennbaren Namen durch anfangs vielleicht nur scherzhaft genommene 
Umdeutuüg, oder durch Anlehnung an bekannte, lautlich naheliegende 
Wortformen sich mundgerecht zu macheu suchte, indem es z. B. das 
bcrl in Bart, das old iji hold oder später auch in Hols verwandelte. 
Diese Volksetymologie spielt in unsern lippischen Kolonatsnamen eine 
grosse Rolle und sie macht die Ermittelung der ursprünglichen Namena- 
form deshalb oft so schwierig, weil das Volk seiner ümdeutung zu- 
liebe vielfach recht willkürlich zu Werke ging, so dass man beim 
Versuche einer solchen Ermittelung sich nicht davor zu scheuen braucht, 
hin und wieder über die sonst geltenden Regeln des mundartlichen 
Lautwechsels ohne Bedenken sich hinwegzusetzen'). 

Einige Beispiele solcher Namensumdeutungen, die sich schon in 
den Namen unserer frühesten Listen finden, sind folgende. Ein im 
Amte Sternberg vorkommender Stättename, den man später iu 
Schweinebart verhochdeutschte, lautet schon 1466 Swynebarth, 
während er gewiss weder mit „Schwein'\ noch mit „Bart"' etwas zu 
thun hat, sondern aus Swiudbert (vom Stamme sfciiid „geschwind"), 
wofür Förstern, auch die Form Swiubert nachweist, umgedeutet ist, 
aus Rikulf ist Riekhof geworden, aus Bodbart Potthast, aus Grasbod 
(Förstem, hat Grasulf, aber auch Hrasbod) Krassepot (1507 noch 



') Tgl. z. fi. die Unisct7ung des h in p in den Namen Sclimidtpott (mit 
Anlehnung nu Pott ,TopJ^) statt Smiabod. Pottbof statt Bodulf u g. w. 
Auch im Numeu Piiterit wird — vielleicht mit Aukhnimg an „Peter" — ein 
solcher Übergang ataltgehitbt haben und di^r Name mit dpm ichon im i. Jahrh, bei 
AmmianuB Marcellinus (XXIX, 4} vorkommenden Bithurid identisch sein. Die 
Ilerleitung des Namens, den bereits 1442 ein Lemgoer Bürger fahrt, ist für beide 
Siümme dunkel, der erste findet sieb auch in Biterolf und Bidegis, der zweite 
mehrfach, z. B. in Bertrit und Fiderit. 



Krassebod), aus ßichwart') Rekate und Rekotte, aus Haduniod 
Homoth, aus Robert Rubart, aus Meindag Montag, aus Chrodogaud 
Grotegut, aus Gisembert Giessenbier, aus Chlodobrecht*) Kohl- 
brei (1488 Koldebrig), aus Hartwig Ilartog, aus Muotulf (mit Um- 
setzung, bzw. Äusstossung des l) Multhaup, Multhaujit und Mutup, 
aus Leidmuot Letbmate"), aus Atbaulf Althof, aus Reginald 
Regenthal, aus Golram (-raban) Kulrave, Auch verschiedene an- 
dere sonst undeutbare Namen finden wahrscheinlich in solchen üm- 
deutungen die Erklärung, so ■/.. B. die Lemgoer Bürgernamen Matten- 
klot und Widuwilt und der mehrfach vorkommende Stättename 
Mengedot, von welchen drei Namen der erste vielleicht mit dem 
durch Metathese des l ans Magoald entstandenen Namen des be- 
kannten Buchdruckers Maklot*) zusammenzustellen, der zweite als 
Widubald zu deuten und bei dem letzten an Megintet, Meintef) 
zu erinnern ist. Ferner scheint ein jetzt ausgegangener Stättename 
im Amte Schwalenberg, den man 1530 in das imperativische Halewat, 
1500 aber in Halfwassen umgedeutet hatte, nichts Anderes als 
Heilwart^) (vom Stamme heil =^ aalvus) zu sein, ein Name, der sich 
kontrahiert in Heilert bei uns anderweit erhalten bat. Als eine 
Umdeutung wird man es auch anzusehen haben, wenn in den bei uns 
mehrfach vorkommenden Namen SüUwolt (d. i. Sigilwalt'} in den 
älteren Listen regelmässig ein f eingeschoben und dadurch ein Sülf- 
wolt („Gewaltthat", s, Lübben, mnd. Wb. s. h, v.) entstanden ist. 

Einzelne derartige Entstellungen der Namen rühren übrigens, 
wie unsere Listen ergeben, erst aus der Zeit des 16. Jahrhunderts 
her, um dessen Mitte bei uns das Hochdeutsch in der Schriftspracbe 
das Niederdeutsch zu verdrängen anfing, wobei man denn die Ver- 



■) So auch bei Audreaen (Altd. PN, S. 78). Bei uns lautet der Name 1530 
und noch 1590 ßedeqaat, also damala wol als „zum Scbleclilen bereit" umgedeutet. 
Neben Rekate kumrot aucfa aocli jet^tt bei einer Stätte in Busingfeld die Form 
Rcquaril vor. 

") Wegen der älteren Form Koldebrig hat man wol weniger an Colobert 
zu denken. Hinsichtlich der Metathese des l ist au R n d 1 o f neben Rudolf, 
HutubJot neben Humbold u. s. w. zu erinnern. Auch Eoldenei dürften wir 
danach für Cblodowig nehmen — eiuem 'U>ei statt -loig sind wir schon oben bei 
dem Namen War weg begegnet, neben dem wir auch noch die baiden Namen 
Warwig und Farwich haben. 

') In gleicher Art würden wir, wenn neben Waldemar ein Wäldern not 
nachweisbar wäre, keinen Asätaud nehmen, auch den Namco Waltemade hier- 
her zu ziehen. 

<) Man könnte aber anch an Madalgaud (Furstem. S. 922) denken, mm 
Stamme Madal, Mal „Gericbtsstätte'', der in unserm Ortsnamen Detmold steckt 
Dnd zu dem auch wol unsere Stättenamen Mette und Metting gehören. 

') S. Stark, die Kosenamen S. 123 Anm. 3 und vgl. Magitod bei F'irstem. 
S. 886, zum Stamme maijan = valere. 

■) Oder auch Hilde wart, denn eioe Stillte Hildebrand in Welstorf 
kommt 1590 als Hcilebrand vor. 

'} Fi>rstem. hat allerdings den erweiterten Stamm Sigil zu Sig nur in Sigil- 
bert, SigiloU u. b. w., Stark S. 167 auch einen Suwel eq Sigwald. 



liochdeutschuDg zuweilen und zwar in meistens recht missgliickter Art') 
auch auf die Namen erstreckte. Erat damals wurde z. B. der Wasmod 
der älteren Register in einen Wachsmiith verwandelt, Greve in 
Greife, Berwart in Bierwirth, Knaiip in Knopf, Düvel (d. i, Diebold) 
in Tofall und Teufel, Mensenkamp in Menschenkamp, Konning 
in König, Menning in Mönch, Frohling (FrodÜo) in Frühling, Röve 
Rübe, Hartog in Herzog, Kemper in Kämpfer, Bogebolt in 
Bögeholz u. s. w., Umsetzungen, die glücklicher Weise nur zum 
Teile dauernd geblieben sind. 

Manche alte VolJuamen, die sich noch in den älteren Listen 
finden, z. B. Snellraet, Fretholt (Umdeutung aus Fridolt), Klei- 
bold, Hilbold, sind später verschwunden, andere haben sich über- 
haupt nur in Ortsnamen bei uns erhalten, so z. B. Ermgaud in Erm- 
gassen, Friesmar in F'reismissen, Elimar in Elbrinxen*). 

Weit zahlreicher als in diesen Vollformen sind jedoch die alt- 
deutschen Personennamen in verschiedenen abgeleiteten Formen 
bei uns zu Familiennamen geworden. Einzelne jener Namen, wie 
z. B, Bernhard und Konrad kommen in dieser ihrer Vollform als 
lippische Kolonatsnamen überhaupt nicht vor, während sie dagegen 
beide in den mannigfaltigsten Sprossformen, wie sich weiter unten 
ergeben wird, unter jenen Namen eine Hauptrolle spielen. 

Von diesen Sprossformen kommen zunächst die hjpokoristi- 
Bchen, die durch Kürzung und Kontraktion der Votlnamen entstan- 
denen s, g. Kose- oder Schmeichelnamen in Betracht, deren 
Bildungsgesetze zuerst von Strackerjan (Die jeverländischen Per- 
sooeunamen. Jever 1864) nacbgewiesen und dann von Stark (Die 
Kosenamen der Germanen. Wien )868), Steub (Die oberdeutschen 
Familiennamen. München 1870), Ändresen (Die altdeutschen Per- 
sonennamen. Mainz 1873) u. A, weiter entwickelt sind*). Diese 
Kürzungen erscheinen danach nicht als Produkte der reinen Willkür, 
wie sie die moderne Gesellschaft z. B. in den Namen Lolo für Char- 
lotte, Lulu für Luise kundgiebt, sondern wir haben sie als organische 
Spracbgebilde aufzufassen , die sich auf bestimmte Bildungsgesetze 
zurückführen lassen. Die Kürzungen vollziehen sich nämlich entweder 



') Etymologie war beltannllich überhaupt nicht die starke Seile unserer Alt- 
vonlern. Nicht bloss bei den Verhochdeutechungea, sondern auch bei den Umseizun- 
gen im Lateinische giugeo sie meistens in die Irre. Ganz wunderlich iGt vollends 
oft die Art, wie man bei der Wohl der s. g. redenden Wappen die Namen zu 
sjTnholisieren suchte. Eine Familie Theopnid — sie ist im 17. Jahrh. aus 
HildburghauseD bei ans eingewandert und hiess früher Deupold — nahm sich 
einen Januskopf mit dappelteni Gesichte, die Lemgoer Familie Correi einen Korb 
mit Eiern zur Wuppentigur u. s. w. Die Wappen der Adels- sonol als der Bürger- 
fnmilien sind f<lr die Erklilrung der Namen gsnz wertlos. 

') Fernere Beiapiele s. weiter unten. 

') Von Fick (Die gi'iechischen Personennamen. OiJtt. 1876) ist neuerdings 
Dacbgewiesen, dasa auch im Griechischen die einstämmigen Namen regelmäGsig durch 
Kürzung der aus znei Stämmen susnmmengesetztcn Vollnamen entstanden siud. 



80, dass voll den beiden Stämmen des VoUnamena der eine, und zwar 
meistens der erste Stamm ganz abgeworfen, und dem bleibenden 
Stamme ein o angehängt wird — aus Konrad wird Kono, aus Hugibert 
Hugo — oder so, dass der Vollname durch mehr oder minder starke 
Kontraktion beider Stämme eine Verkürzung erleidet, bei der vom 
zweiten Stamme ebensooft nur der anlautende als der auslautende 
Konsonant beibehalten bleibt — aus Tetmar wird Temme, aus Mor- 
hart Mordt. Jene Kürzungen hat man unter dem Namen einstäm- 
mige zusammengefafist , diese als zwei stämmige bezeichnet. Wir 
wollen den Ausdruck Kosenamen, der das „Boudoirroässige", das 
Steub in ihm findet, jedenfalls durch den bei den neueren Onomato- 
logen ganz allgemein gewordenen Gebrauch längst abgestreift hat, hier 
beibehalten und im Nachstehenden die einstämmige Koseform mit 
„einat. Kf.", die zweistämmige mit ^zweist. Kf." bezeichnen, während 
wir die demnächst zu erwähnende Verkleinerungs- oder Deminiitivform 
mit «Vklf." und „Dem.", die patronymiache Form aber mit „Patr." 
abkürzen und „PN," den Personen-, ^FN." den Familien- und „ON," 
den Ortsnamen bedeuten lassen. 

Beide Arten der Kosenamen finden sich bei unseren lippischen 
Kolonaten zahlreich vertreten. Was »zunächst die einst. Kf. betrifft, 
80 ist das dem ersten Stamme angehängte o in neuerer Zeit allgemein 
zu einem e abgeschwächt, oder auch ganz weggeworfen. Die älteren 
Register bis ins 17. Jahrhundert fuhren noch einen Cato, Bado, 
Hugo, Dido, Teuto auf, die erst später zu Kate, Bade, Huge, 
Diede. Teudt geworden sind — nur ein Ducko (nachweislich die 
einst. Kf. zu Burghard, s. Stark S. 24) hat sich noch jetzt als Stätte- 
name erhalten. Schon fiiiber scheint das im Altsächsischen das o 
vertretende a verschwunden zu sein — nur eine Stätte im Dorfe Werl 
führt noch 1488 und 1507 den Namen Buba, jetzt heisst sie Bobe, 
doch kommt noch heutzutage im Amte HobeDhauseu neben Bove, 
Bobe und Bube ein Buba vor. Von den Änderungen, welche bei 
der einst. Kf. ausserdem zuweilen das Stammwort durch Verdoppelung 
oder Assimilation des auslautenden Konsonanten erleidet, haben wir 
Beispiele in den Namen Benne statt Berne, Hille statt Hilde, als 
Belege zu den durch Abwerfung des Konsonanten bewirkten Kür- 
zungen die Namen Bahmeier, Tiemann, Uhmeier, deren unver- 
kürzte Form als Bademeier, Tydemann, Udemeier sich noch in 
der Liste von 1530 findet, Wir stellen hier eine Anzahl der bei uns 
am Häufigsten erscheinenden einst. Kf. zusammen und fügen jedesmal 
den mutmasslichen VoUuamen in Klammern bei, iudem wir als solchen 
denjenigen wählen, der von den mit dem fraglichen Stamme zusammen- 
gesetzten Namen bei uns oder anderweit allein oder doch am meisten 
vorkommt. Wir setzen also z. B. neben die Kf, Meine den Voll- 
namen Meinhart, weil dieser so und kontrahiert als Meinert bei 
uns ein häufiger ist, währeud von den sonstigen Zusammensetzungen 
des Stammes mein (magan, megin = valere), wie Meinbert, Meinold 
and Meinulf die beiden ersten bei uns gar nicht vorkommen, die 




letzte aber als Meuolf nur eiumal als Stilttename sich tindet. Da, 
wo mehrero Volluamen des glisichen ersten Stammes bei uns gleich 
bäulig sind, ist dies zuweilen durch eiu dem gewählten Vollnamen 
beigefügtes ,u. a, w." angedeutet. Wir verzeichnen danach: 

Bade (Dadomar), ISenne, Beine, Beer (Bernhard), Blanke 
(Blankhart), Blome (Blomhart), Bracht (Brachtold, Bartold), 
Brede (Brithart), Brune (Brunold), Budde, Pott (Bodbert), 
Diede, Dnde, Teudt, Dodt (Dietrich u.a. w.), Do hm (Dom- 
rich), Droge (Dragobod), Drude (zum Stamme traut, carus, 
in Drutbold), Eike (Ekhart), Erpe (Erpold), Föste, Festing 
(Eastrat), Focke (Volkmar), Fromme (Frumhart), Gante 
(Gnnther), Giebe (Gebhard), Gehle, Jehle (Geilhard), Giese, 
Geise, Güse (Gisbert), Gode, Gotte (Godschalk), Graue, 
Grabbe') (Grabart), Grimme (Grimhard), Grone (Gronoald), 
Hahn (Haginbert), Harde, Harte (Hartwig), Held, Helle, 
Hille (Hildebrand), Huge, Hue (Hugibert), Hüne (Hunold), 
Idel (Idelhart), Kamp (Kampbart), Kate, Kehde (Cadolt), 
Kehne, Kanne (Kaginhart), Köhne, Kühne (Kourad), 
Kracht (Craftheri), Löwe (Leonhart), Meine, Menno (Mein- 
hard), Nagel (Nagelhart), Noodt (Notbert), Piek (Bickhart), 
Prott (Brodhar), Pohl, Pollmann (Boldewin), Reue, Rode, 
Rade (Hrodbert*), Rieke, Rei (Richard), Schacht (Scaftold), 
Schluß (Slaughart), Seile (Seliger), Siek (Sigwin), Starke, 
Storch (Starcolf), Ude, Uthe (Udalrich), Wege (Wichard), 
Wend (Winitber), Witte (Widukind), Wiese (Wishart), 
Wolf (Woifliart). 
Als Beispiele des seltenen Vorkommens, wo zur einat. Kf, nicht, 
wie ea sonst Regel ist, das erste, im Vollnamen stets den Ton tra- 
gende Stammwort, sondern das zweite entweder allein, oder mit 
Hinzunabme dea auslautenden Konsonanten des ersten Stammes ver- 
wandt wird, haben wir mehrfach die Namen Noite (Arnold), Brand 
(Hildebrand) und Schalk^) (Godschalk), einmal auch einen Trama- 
meier (1530 noch Bertram). Ein weiteres Beispiel, wie sich eine 
solche Kf. erst in neuerer Zeit gebildet hat, bietet unser Name Solle. 
Der Vollmeierhof Solle in Ilillentrup hcisst 1507 Mcygsolle, 1516 
Meyaolle, 1690 Moesoll und noch 1711 Meisolle, erst seitdem ist der 
Name in „Meier Solle" umgedeutet, während er anderweit bei uns 
noch jetzt als Meaolle, Meisolle^), Massol und Massolt vorkommt, 

') Das b in Grabbe vertritt wol da» to dea Stammes graie „grau", küante 
aber auch aua dem zweiten Gliede des Namcus Grabart catnommea teia, zu dem 
dann Grabbe die zweist. Kf. bilden würde. 

') Über die aonatigen hierher gehörenden einst, und zweist, Kf. zu den 
Stummen hlod und Hrod s. weiter imten. 

') Braud und Schalk erschelnea anlautend bei uus uiemals und auch ander- 
weit Dur selten, BO dass wir beide Namen wol hierher ziehen miisaeu. Zu Brand 
gehurt vielleicht auch Frante, 

*) Im .1, 1696 kommt in Lemgo ein Maniball Meiaollc vor, dessen Vor- 
name gewiss nicht auf den alten Karthager, soudera auf einen altdeutschen Aui- 



11 

an etiler Stelle aber 1573 MelUolt lieiset uud sich danach als der bei 
FÖrstem. beim Stamme »lail, mciemi = schneiden (vgl. Mdzger und 
Meissel) aufgeführte M e i z ol t ausweist, woku wahrscheinlich unser 
Stiittename Meise die regelrechte einst. Kf. bildet. 

Kaum minder hüutig als diese einst. Kf. begegnen uns in un- 
Bern Stättenamen zweist, Kürzungen alter PN, Hinsichtlich der 
Ermittelung der ihnen zu Grunde liegenden Vollnamen kann auch 
hier zuweilen die Wahl, freilich in beschränkterem Kreise, zweifelhaft 
sein, nümlich in den Fällen, wo es Vollnamen giebt, die nicht nur im 
ersten Stamme, sondern auch im an- oder im auslautenden Konso- 
nanten des zweiten Stammes übereinstimmen. Wir verfahren auch 
hier wie oben bei den einst. Kf. und nehmen z. B. Temme als 
zweist. Kf. KU Detraar und nicht für den zwar vorkommenden, aber 
bei uns ungebräuchlichen Thietmund. Eine Reihe der in unsern 
Kolonatsnamen erscheinenden zweist. Kf. ist folgende: 

Alf (Adolf), Arud, A reut (Arnold), Bobe, Poppe (Bodbert), 
Deppe, Temme (Detmar), Dove, Duve, Dubbert (Thiut- 
bert), Druffel (Drudebold), Dilvel, Topp (Dietbotd), Üierk 
(Dietrich), Kbert (Eberhard), Flebbe (Flabert), Gert (Ger- 
hard), Hampe (Haginbert), Helper (Hildebert). Hummer 
(Hugimar), Hüppe (Hugibert) , Kord (Konrad), Lampe 
(Lambert), Mordt (Morhard), Mügge (Muotger), Offal 
(Otbold), Rebbe (Richbert), Rehme (Reimar), Schelper 
(Scbildberf), Schweppe (Suidbert*), Schweer (Suidher), 
Seip, Seppmeier, Siebel (Sigbert oder Sigbold), Tappe 
(Dagobert), Tempel (Teganbold), Tente (Teinhart, Degen- 
hart), Tracht (Dragobod), Wemel, Wömmel (Wanbold), 
Werpe (Warbold'). 

Beide Arten der Kf. unterliegen nun aber weiter noch vielfachen 
Änderungen durch Anhängung verschiedener Deminutiv- und Patro- 
nymikalendungen. 

Anlangend die ersteren, so erscheint von den drei Verkleinerungs- 
Buf&cen k. l, 3 (altdeutsch iko. Ho, izo) bei uns, wie ira Niederdeutschen 
überhaupt, vorzugsweise das k in den Formen te, ken und fAe«, meist 
mit den Biodelauten i und e — zu Meine gehört das Dem, Menke, 



wult Oller Anihalt (FiirsCem. hat allerdinga nur Aoawalt, aber dauebea zu dem- 
seltteo dunkeln Stanime, der bei^uus in Ant/.e [Änizo] sich vertreten findet, einen 
Änibert) Kurütkzufiihreu ist. Übrigens Laben wir auch nocb eine Stätte Solle in 
Dalborn, von der schon 1S30 ein Solhans kontribuiert, bei dessen Namen man an 
den äCamin Sol (Fürstetn. S. 1114) ku denken haben wird. 

') Auf eine solche, freilich bis jetzt nicht nachweisbare Vollforin scheint der 
appellativ nndeatbnre Name Scheljier doch hinx 11 zeigen. Der frühere Detmoldtr 
BOrgername Schild, zu dem wir bei uns Doch ji;lzt die putr. Formen Schilling, 
Bchelling und Schiller haijeu, würden dann als einst. Kf. anzusehen sein. 

•) Von Andresen zum Stamme Sxuih „Schwabe" gerechnet. 

') Vielleicht aber auch Kum Slamrae Warp (Förstern. 8. 371), wobei man 
denn unsern Werpup als Werpulf deuten künute. 




zu Beine Beneke, zu Alf Alveke, zu Reine (Reinhart) Reineke und 
Reinike, zu Hüne Huuke und Hünkemeier, zu Rebbe Reibchen 
u. s. w. Auch in den Namen Tasche (1507 Taske) und Mische 
(1530 Miake') wird eine Vklf. stecken und ersterer zum Stamme Taa 
(Tasprant und Tasrat bei Förstern,), letzterer vielleicht zu dem oben 
erwähnten Meise gehören. Weniger Läufig treffen wir bei uns die 
Vklf. in / und r, die erstere z, B, in Tülle, Theile, Tele und 
Thiele (zum Stamme Tkiol), Tintel (zu Tente), Prottel (zu Prott»), 
die letztere in Fritzemeier und Henze (zu Heinrich) und, in s, ss, 
seh und 5/ übergegangen, in Menso (zu Meine), Milse (Jlildizo, zum 
Stamme fnt7(2^, Leis, Liesemeier, Lesemann (Liudizo, zum Stamme 
Liud „Volk, Leute" in Liutbert, Liudger u. s. w.), Busse (Budizo zu 
Budde), Hasse {Uadizo, zum Stamme Hadu in Hadubert), Müsse 
(Muotizo, zum Stamme Munt in Muother, bei uns Müther), Frische- 
meier, Dust (Dudizo zu Dude). Da dem s im Niederdeutschen regel- 
mässig ein t entspricht, so wird man vielleicht auch die Namen Bunte 
und Runte hierher zu rechnen und an die Stämme Bun und Run 
{s. Andrescn 8. 32 und 70) zu denken haben. 

Mehrfach treffen wir aber auch doppelte Vklf. an, wie z. B. ia 
Henkel (k 4- l), Fröhlke (l -\- Ic, zum Stamme frod in Frodrich), 
Tielke und Tülke, Wessel (^ -\- i, Wezilo zu Wernher und Wern- 
hart, 9. Stark S. 93). Auch die Namen Tilli! und Lalk (151(i Lallik, 
1525 Lallek, vielleicht zum Stamme Laf/) scheinen doppelte Vklf, zu 
enthalten, und in Henkelking ist das patr. j»^ gar an die dreifache 
Vklf. Henkelke angehängt. 

Sehr oft ist die dem Deminutivsuffixe vorhergehende Silbe ver- 
schluckt und dadurch die Vklf. undeutlich gemacht — aus Bodico ist 
Bock und Böke geworden, aus Lüdeke Luke, aus Fladeke (zum 
Stamme Vlat „Reinheit" in Flabert) Flake und Flege, aus Nadeke 
(zum Stamme Gnade in Nalbert*) Nacke, aus Wedeke (Widukind) 
Weeke, aus Drudeke Drüke, aus Briedeke {s. oben Brede) Bricke, 
aus Drageke (Dragohod) D r a k e , aus Diedeke D i ek , aus Fridico 
Fricke, aus Fidico (ebenfalls einst. Kf. zu Friedrich, s. Stark S. 185) 
Figge, aus Adico (zum Stamme Ad, Adni) Akemeier, aus Hildico 
Hilkemeier, aus Boldico (zum Stamme bold in Boldewin, bei uns 
BoUewie) Böhlke, aus GÖdeke GÖke, aus Strudico (ahd. stntäian 
„verwüsten" in Strutolf, s. Stark S. H2) Struck und Strunk, aus 
Hardeke Harke und Harrak, aus Lampeke Lemke, aus Thodico 
Thoke, aus Thiadico Taake, aus Udilo Uhle, aus Bridilo Brill, 

') Die Detrnolder Familie Miska geLört uicbt hierher, sie ist eine eiagewan- 
derte — Miaka ist das mBJgyorigche Dem. von Michel (a. Pott, PN. S. 93). 

') Nicht immer iat aber das auslauteade l ein dcminuiiveB. In den vorliin 
angeführten zweist. Kf. Düvel, Siebcl a. s. w. ist ea ein asslmilierlea Id, in t'liigel 
(lö07 Vlogel) und Sünkel scheint es ein r za vertreten, da maa jene« Samen wol 
auf Flodoger, diesen aaf Sundger zarDckzu führen hat. Ob ancb im Nnmen 
Schnfll) (1530 Snnell) ein Deminutiv steckt, und welches, ist noch zu ermitteln, 

■) Aus Nalbert ist vielleicht auch der Name Naber entstanden und nicht 
als „Nachbar" xü deuten. 




13 

AUS Thiudilo Tolle, Thiele u. s.w., aus Protilo Pröhle, aus Bigizo 
Biese, aus Nidino (/um Slaiiirae Nid, iuvidia, in Neitliart) Nese. 

In manchen Fäilen hat die Vklf,, wie die obigen Beispiele er- 
geben, den Umlaut bewirkt, doch rührt derselbe erst aus neuerer 
Zeit her — noch das Schatzregistei' von 1530 hat statt des späteren 
FrÖhlke einen Frohlko, statt Driike Druke u. s. w. Nur der Über- 
gang des a in e findet sich schon in den iiltesten Listen, so z. B. in 
den Dem. xu Bade; Betke, Betgc und Petig'j. 

Verhältnissmässig selten iät bei uns in den aus altdeutschen PN. 
gebildeten FN. die Vklf. ■mann, eine Endung, die uns, abwechselnd 
mit -meier in den, lokale Beziehungen enthaltenden Namen , wie 
Brinkmann, Ilagemann, Brokmeier, Bornemoier u. s. w.*) so 
häufig begegnet. Do<:h haben wir auch Gausmann (zum Stamme 
Gaud jGolhe" in Goswin), llartmann, Tödtmann, Ktihnemann 
(zu Koorad), Tiemann, Hennemann u. a. Zuweilen ist das -mann 
auch mit den unten zu erwähnenden patr. Namensformen auf -er atn- 
sammengesetzt, z. B. in Brodormann, Kikermann, Isermanu, 
Frodermanu, Ükerniann (Udico), und hat, da z. B. von der Stätte 
Hartmann in Brake 15'J0 ein Litdeke Harting steuert, auch wol 
selbst patronyme Bedeutung. 

FinKelne Namen kommen bei uns überhaupt nur in der Vklf. 
vor, und sind in der unverkürzten Form nicht erhalten. Wir haben 
neben Wieneke (zum Stamme Win „Freund", in Wirtandj keinen 
Wino, neben Gerke keinen Gero, neben Flürke keinen Flor, neben 
Reineke keinen Keino, sondern nur noch einen liennemann^) und 
auch zu Henkel fehlt uns als FN. die einfache Form Henne, welche 
neben Henko und Hinke in den ältesten Uegistern statt des späteren 
Henrich den bei Weitem am häufigsten vorkommenden Vornamen bildet. 

Eine fernere abgeleitete Form, in der die altdeutschen PN. viel- 
fach zu PN, geworden sind, ist die patronymische. Zur Bezeich- 
nung der Abstammung dient zunächst als die natürlichste Form der 
hier mit Ellipse des Wortes „Sohn"*) oder ^Nachkomme* aufKufassende 
Genitiv. Dieser wird bei uns zur Bildung dtr Patr. vorzugsweise 
in der starken und nur seltener in der schwachen Biegung ge- 

') Es bestätigt sich aleo auch bei uns, was t.üljbcii (Mittuliioclul. Grammatik 
8. 90) Ober den L'mlaul im Mnd. überhaujit sagt. 

•) Audi der Name der alten Leiugoer Familie Kothmann gehört zu den 
lobalen, denn ein Mitglied derselben beisst iu einer Bürgerliste von H30 ilcrmaun 
in den Koteo. 

°) Denn der Name des Kolonatcs Renne in Haastenbeck ist anderen Stammes, 
sein Inhaber war ein frauzüsischer Refugic Reue, desseo Nanien man erst im vor. 
Jahth. in Renne ummodelte, ähnlich wie deu eines undern dortigen Ansiedlers La 
Porte in Pörtner. Dagegen steuert von der Statte Reuneman in Berlebeck schon 
1S36 ein Rennen Cort (einst. Kf. m Reinhart). 

*J Die Zusammensetzungen mit „Sohn" kommen bei uns nicht vor. Das iui 
Anslaiile lippiacher Namen nur seilen erscheinende sen, wie x. B. in LUersen, 
SflbeiDt eher eine doppelte Oenilivfortn vor/ustelleji, und in einigen andern FN., wie 
in IggeosGu, luben wir ({eviiss das -sen nur als das Lokalsuffix 'hausen aufzufassen. 



braucht. Letztere findet sich öfter noch in den älteren Listen, in den 
neueren ist das auslautende n meistens wieder abgeworfen — aus 
Figgen ist wieder Figge, aus Ilampcn wieder Hampe, aus Dumen ') 
wieder Dohm geworden, Der starke Genitiv erscheint z, ß. in den 
Namen Beins, Bruns, Detmers, Dierks, Gerwes, Uieks, Bran- 
des, Siebrass') und besonders häufig in den Zusammensetzungen mit 
Meier, wie Friedrichsmeier, Jürgenameier u. A. Bei auslauten- 
dem ck und k ist in der Schreibart an die Stelle des s oft ein x ge- 
treten, aus Backs (Badico) ist Dax geworden, aus Bucks (Bucco) 
Büxen, aus Ducks (Dudico) Dux, aus Bricks (Bridico) Brix, aus 
Erichsmeier Erxmeier. Lateinische Genilire mit i kommen unter 
unaern alleren Stättenamen nicht vor — die Namen Petri, Ilonrici, 
Caspari, Rodovi (Radau) sind bei uns erst neueren Ursprungs. 
Doppelte Genitivformen stecken z, H. in LUersen, Hüxen, Jürgensen. 

Noch Läufiger als der Genitiv haben zur Bildung der Patronymen 
bei uns die beiden Endungen 1113 und «- gedient. 

Was zuerst das Suffix ing anlangt, neben dem wir nur einmal 
im Namen Amelung ein utig linden, so ist bei uns diese Patronymikal- 
form die ältere, sie kommt als solche in den frühesten Listen fast 
allein vor und lautet hier meistens inck, aber auch wo! ingk, igk und 
ig'). Durch Verbindung mit den Vklf. k, l und e (s) entsteht dann 
hing, Ung und sing, durch Anfügung an die Dentalen d und ( aber 
ding und ling. In einzelnen Fällen scheint auch statt des ing ein 
ling angehängt zu sein. Denn in den Namen Echtcriing (ebenso 
wie Agethe wol ^= Agizo, zum Stamme Ag, mhd. J?ctc = Schneide, 
Schwert), Erfling (Erpe), Ütterling (Authar), Püpperling (I'oppe), 
Austerling, Hermeling, Ermeling u. a. kann das l nicht zum 
Stamme gehören und wird auch kein deminutives l sein, sondern man 
wird eher an das in Jüngling, Fremdling u, s. w unorganisch ein- 
geschobene / zu denken haben. Da ferner bei der nämlichen Stätte 
in Vahlhausen, die jetzt Austermann heisst, in den älteren Listen 
die Formen Osterrinch, Qsterling und Austerding mit einander 
wechseln, so hat man gewiss bei der letzten Form nicht ein Aust- 
hart vorauszusetzen, sondern auch hier ein mundartlich eingeschobe- 
nes d anzunehmen, wie es ferner auch bei dem noch jetzt im Dorfe 

') Von der Statte Dfthm in Mdnherg etenert 1380 Hcune Dunieo. Auch 
der Name des alten Schaumburger Adelsgeschlcchts der Dumcu — iu laieinisnben 
Urkunden in Pollex Qbersetzt — wird also wol auf den Stamm Tuom (Judicium) 
in Domrich u. s. w, zurückzuführen geio. 

*) ^- SigbrachtB, denn ein Hof Siebrassen bd Bielefeld heisst in einer Urk. 
von 1275 (b. Laraej'a DijiIomsL Gesch. der Graf. v. Ravensberg, Cod. dipl. Nr. 52) 
Sibrachtessen, Vielleicht ist auch unser FN. Prasse hierher za Btelleu. 

') Das ig kommt aber zuweilen auch statt iko als Vkir. vor. So heisst es 
z. B. bei derselben Stiktte das eine Mal Lobbig, das andre Mal Lobljeke, ebenso 
aber auch Vuhrig statt des späteren Führing, 0I> der Name Helmig als gleich- 
bedeutend mit dem ebenfalls vorkommenden Uelmke als Dem,, oder als Patr. statt 
Helm ing zu nehmen ist, bleibt zweifelhaft, ebenso^ ob in Uaberich ein Haber ing 
oder ein Hadubrecbt steckt. 



15 

Stemmen neben Petering vorltommenden Peterding der Fall sein 
wird'). Das Suffix hat bier, und vielleicht aucli sonst hin und wieder, 
wol nicht gerade eine patronymisclie, sondern mehr eine deminutive 
Bedeutung, so insbesondere da, wo es appellativischen Namen ange- 
büngt wird, wie in Möllering. Köstering. Schmeding, Meiering, 
Viigting. Wenn wir neben Möllering einen Mölling finden und der 
Nnrae Scheiper einmal (1044) mit Sceping wechselt, so sind das 
Formen, die an Fritz Reuters „Vating" und ^Mutting'* erinnern. Nur 
selten wird die Endung big auch zur Itezeicbnung der Herkunft und 
des Wohnsitzes gebraucht — von der Stätte Kölling in Liidenbausen 
kontribuiert 1580 Johann van Collen, vom Kolonate Elüting in Ben- 
torf 1690 ein Borckhart in der Hütten und von der Slätte Höfing 
in Kirchdonop 1590 ein Johann in der Hotvn. 

Zuweilen ist das g in ing abgefallen. Denn unser Stättename 
Ottolin ist, da wir die Vklf lin, lein nicht haben, sicher nur als 
Otteling (Uodal) zu nehmen, ebenso Gobelin neben Gobel (Godebald) 
als Gobeling, Severin neben Seher (Sigbert) und Sewing als 
Severing, Nevelin neben Nebel und Nevel als Neveling, Hpberlin 
statt Heberling und der früher bei uns vielfach als Vorname gebrauchte 
Lcvin nicht als der rümisclie Lacvinus, sondern als Lewing, zum 
Stamme Lew „Ijiwc" (in Leonhart, Lienhart), der bei uns in den 
Stättenamen Löwe (1507 Leuwe, 1530 Louwe), Leweko, Lieneke, 
Linke, Liening und LUning sich vertreten findet. 

Auch bier hat die Volksetymologie wieder oft zu Verdunkelungen 
Anlass gegeben. Aus dem Namen, der noch 1500 Alberding heisst, 
ist, offenbar mit Anlehnung an Brink „Raaenhügel" Albrink geworden, 
und ebenso werden Lebbrink und Hilbrink als Lebering (zu Lint- 
bert) und Hilbering (zu Hildebert) zu erkliiren sein. Auch im Namen 
Bensiek hat wol nur die TJmdeulung in Sieh „feuchte Niederung" 
zur Entstellung des patr. Bensing (zu Beins) Anlass gegeben, und die 
Namen Mtinnicb, König, Penning und Häring sind, wie die Formen 
derselben in unsern älteren Registern als Menning und Monning, 
Koning, Benning und Herring nachweisen, ebenfalls nichts Anderes 
als die Patr. der einst. Kf. zu Meinhard, Konrad, Bernhard und 
Hermann. 

Als eine weitere gleich hiiufig gebrauchte Patronymi kaiform er- 
scheint neben dem Suffix ing bei uns die Silbe er, und der noch von 
Audresen (S. 16) gehegte Zweifel, ob diese Endung überhaupt und 
namentlich in niederdeutschen Mundarten patronymische Bedeutung 
habe, kann nach unsern Listen als beseitigt angesehen werden. Letz- 
tere ergeben für eine ganze Anzahl auf er auslautender Namen, die 
auf den ersten Anschein ein entschieden iippellativcs Gepräge haben, 
die Gewisaheit, dass sie vielmehr nur die patr. Formen altdeutscher 
PN. sind. Wir wollen hier, um zugleich auch zu zeigen, wie die ver- 



LBeh'B Qermania v 



16 

Bcbiedenen p&tr. Formen im Laufe der Zeit bei uns gewechselt haben, 
eine Reihe von Kolonatsnamen, fast sümtlich aus dem Amte Detmold, 
zusammenstellen und deren Veränderungea nach den Jahren der ein- 
zelnen Register angeben, wobei wir die heutige Namensform') jedes- 
mal voranstellen: 




Breinker in Niederschonhagen. 
1380 Brendeker. 
1510 Henke Brendeking. 
1635 de Brendeker. 
1595 Brenueker. 
Driiner in Hakedahl. 
1488 Heuke Druden. 
1523 Henke Uruding. 
1538 de Drudeuer. 

in Remniighausen. 

Hinke Kygeu. 

Henke Fyginck. 

de l'ygener. 

g in Hakedahl. 

Henke üerding, 

Henne Oerdcs. 
in Meiersfeld. 

Henke Gherweriync. 

Henke Gerwin. 

Henke Gerwen, 

in Briintrup, A. Ilorn. 

Henke Godeking. 

de Godeker. 

' in Brokhausen. 

Hans Goschalking. 

Gerke Goseling'i. 



Hampe 

lUSO 
1507 
1530 
1538 

Henkle 
1510 
153(j 

Hermel 
UIO 
1507 
1530 
1595 

Kestin, 
1507 
1538 
1590 
1617 

Kohrin 
1380 




1507 



in Mosebeck. 
Hampen Henne. 
Hans Hamping. 
Hans Hampen, 
de Hempener. 

Schünemark. 
Henne Henkelkiug. 
de Henkeler. 
1er') in Hornoldendorf. 
Henke Hermen. 
Haus Hermans. 
Rernt Hermena. 
Hermeling*). 

g in Leistrup. 
Nolte Karstens. 
Henrik Karstinck. 
Joist Kersting. 
Franz. Kesting. 

g in Hakedahl. 

Oort. 

Johann Cording. 



Körner in Mosebeck. 
1380 Cone Cording. 
17.. Köhrner. 
1783 Körner olim Cording. 



') Es haben uns lür dieselbe neben dem neueren I.anJcskativsler von 1783 
auch die Zälillisteo de» Landes vom J. 1880 vorgelegen. 

*) An andern Stellen wechselt Gottsclialk noch mit GoBlich, OosUk und 
9lke. 

') Unter diesem Namen vurde der Hi>f im Anfange des 17. Juhrh. dem 
jetzigen Gute Horaoldeodorf einverleibt. 

*) Vielleicht steckt anch im Namen unserer erat von neueren Historikern in 
Arminiusburg umgewandelten Herlingsburg bei Schiederein kontrahierter „Herme- 
ling", doch künnte auch ein „Uerilo" zum Grunde liegen. Neben Hermeline kommt 
übrigens bei uns auch der Name Ermeliug vor, der wol mit jenem nicht identiscti, 
sondern auf den Stamm Jrmin zurückzufuhren und als einst. Kf. zu Irmfrid oder 
Ermgaud aufzufassen ist, wie man dies bisher auch hicsicIitlLcb unseres Armi- 
uius zu thuu {iflegte, bis neuerdings (s. Bartscli's Germania v. 1883 S. 342) sich 
die Annahme geltend gemacht hat, dass wir in demselben keinen deutschen, aondern 
einen römischen Namen za suchen habeu, der dem Armin bei seiner Aufnahme als 
rümischer Bürger von der durch luschrifieu bezeugten gens Armema gegeben wurde. 



Körner in Stadenhauaen. 

1507 de Kordener. 

1532 de Korner. 

1590 Korner»). 
Klöpper in Hornoldendorf. 

15u9 Hinricli Clopping. 

1510 de Clopper. 
Liikermann in Hornoldendorf. 

1380 Lüdeke. 

1523 Michael Lüdeking. 

1721 Lückermann. 
Mischer in Mosebeck. 

1380 Henne Mystekinck. " 



1507 Misteken. 
1537 Mysaeken, 

1590 "'" 




Sieker in Mogebeck. 

1507 de Sieveker. 

1590 Henne Sivekinck. 
Töpker*} in Niederschönhagen. 

1507 Bene Topp. 

1523 Bene Töppjng. 

Wellner in Heiligenkirchen. 
1507 Grete Wendeling. 
1538 de Wendeler. 



Bemerkenswert ist dabei, dass die mit er gebildeten Patr. in den 
älteren Listen stets nur den bestimmten Artikel vor sich haben, da- 
gegen den auf mg ausgehenden regelmässig statt des Artikels ein 
Vorname beigefügt ist. Es scheint danach in der That die von Steub 
(S. 6ä) aufgestellte Vermutung bei uns sich zu bestätigen: die Silbe 
er giebt dem Namen eine gewisse weitere Bedeutung — während man 
bei „Henke Drud'mg" noch eher an den Sohn des Drude dachte, hat 
„der Drudener" schon mehr den Begriff eines Inhabers des Hofes der 
Drudings und damit eines Repräsentanten der Familie angenommen. 
Die Nachfolger eines solchen Familienhauptee haben dann aber mei- 
stens die patr. Form des Namens, auch als sie später mit derselben 
einen Vornamen verbanden, beibehalten und nur ausnahmsweise, wie 
oben bei Hampe, kehrten sie zur einfachen Namensform zurück. 
Übrigens ergeben die obigen Beispiele zugleich eine ziemliche Mannig- 
faltigkeit in der Bildung der Patronymen. Man fügte die Silben ing 
und er ebensooft an die einfache Naniensform an, als an die Vkif. 
— vgl. Kording und Gerding mit Breinker und Göker — , zu- 
weilen, wie in Tielke und Henkler, an doppelte, und in Henkelking 
gar an die dreifache Vklf. Doppelte patr. Formen zeigen von den 
auBgebobenen Beispielen die Namen Drudener und Kordener, ebenso 
wie ferner der statt des späteren Görder (einst. Kf, zu Uodhart) 

') Der Name Eürner, den man soiiBt wol als Quernet .Maller", oiler aber 
als Kornkäufer gedeutet hat, iind für den auch Pott (PN. S. IM) keinen rechten 
Bat weiss, entpuppt sich also nun bei uns als ein KoHradtsokn. Daneben hüben 
wir übrigettfl auch noch jetzt die Form Kürtener, 

•) Töpker statt des zu Topp zu erwarlenden ^Täpper" setzt wol aitbt ein 
Dem. TOppke voraus, sondern erklärt sich aus der Umdeutung ia „Tüpfer", Denn 
■tatt der sonst fSr die Ableitung von Substantiven zur Bezeichnung einer Person 
nach ihrer Thätigkeit oder Besch&ftiguiig gebranchten Nachsilbe er erscheint bei 
uns vielfach ein ker oder ger, wie z. B. in Harker (Maurer), Körker (Earren- 
führer), Imker, Spörker, Gleseker (neben Glesener — GlBsuiacher), Schnitger 
(Tiacbler) u. a. Bei eiuzelnen dieser Würter ist aber vielleicht auch eine Ableitung 
von Tetbaiformen anzunehmen, wie sie mit der Silbe chen oder ken als Intensiva 
Ton den einfachen Verben (z. B. borchen zu hOren) gebildet werden. Es würde 
dmuach also z. B. „MUrker" von ^mürken" herzuleiten sein. 

nadndeotiohsi Juliibnoh. IX. ^ 



fnilier vorkommende Gordeaer und GÖrner, indem hier das er dem 
schwachen Genitiv Druden u. b. w. augebängt ist, während in Ben- 
siek dem ing der starke Genitiv Bons') vorangeht. 

Hinsichtlich des durch die patr. Endungen ing und er bewirkten 
Umlauts gilt auch hier ganz das oben bei den Vklf, Gesagte — er 
ist mit Ausnahme des Übergangs von a in e (s. z. D. oben Hampe 
und Hempener) erst neueren Ursprungs, statt Riiding, Führ ing, 
Gürder heisst es in den Ulteren Listen Roding, Fuhring, Gorder. 

Ebenso tritt auch bei den l'atr. zuweilen ein Verschlucken der 
dem Suffixe vorangehenden Silbe ein — statt Kordener heisst es 
Körner, statt Gordener Görner, statt Brendeker (zu Brand) Bren- 
ker, statt Sewering Sewing, neben Lüdeking erscheint Lükermann. 

Ferner haben wir auch manche Patr., für welche bei uns die 
einfache Form nicht vorkommt — für Möhring fehlt ein Mohr, für 
SchÖning (Sconolf bei Förstem.j ein Schön, für Milting ein Milde, 
für Uölter und HÖlting der alte Name Haold, Hobelt (Hagwalt), 
für Höcker ein Hoek (Hugico), für Engeler ein Engel u. s. w. 

Nicht immer hat freilich die Endung er in unsern FN. eine patr. 
Bedeutung. Abgesehen von den Fällen, wo sie die Ableitungssilbe 
von Zeitwörtern und Hauptwörtern zur Bezeichnung der Thätigkeit 
und Beschäftigung bildet, wie in den appellativischen Namen Schrö- 
der, Wagner u, a., und wo sie den Wohnsitz oder die Herkunft an- 
zeigt, wie z. B. in Broker, Prüssner, Jülicher, vertritt das er oft 
die als zweites Kompositionsglied in den alten PN, so häufig erschei* 
nenden beiden Stämme -her und -yer. Der erstere steckt z. B, in den 
Namen Gieseler*), Werder, Muther, Werner, Isermann, Lender 
(Landher), Seger (Sigher), der letztere in Berger (Berenger), 
Decker (Dietger), Selker (Seliger), Lennier (Landger). Zuweilen ist 
aber das -er auch ein durch Abwurf des t verkürztes -hart, ao z, B. 
in Bicker (1640 Blckbart), wozu vielleicht auch Pecher gehört, 
Eller (Eilhart), Dinger (Degenhart), Hoier (Hugihart, s. Strackerjan 
3. 2i). Da, wo dem -er ein m vorangeht, hat man regelmässig an 
ein altes -mar „berühmt" zu denken, also bei Bellmer an Baldomar, 
bei Siemer an Sigmar, bei Römer an Hrotmar, in Seber vertritt 
das -bcr ein -bert (Sigbert), in Refer das -fcr ein -frid (Reinfrid). 

Viel häufiger aber sind bei uns die Namen, in denen wir un- 
serem Huffix eine patr. Bedeutung zuzuschreiben haben. Ganz sicher 
ist dies, wo bei der nämlichen Stätte die ältere Namensform entweder 
noch den einfachen Namen, oder auch nur statt des späteren er ein 



■) Doch kiiiinteii Bens und Beins auch Vklf. mit ito aän, ebenso wie in 
Menaen ein Menizo stecken kann. Der FN, Beniler (1653 Benaeler) enthült 
doppelte Vklf. (^ -+■ 1} mit patr, er. 

■) Zu liemeelben Stiusme (Gis, GisoX ^ obsea), von dem wir die einst. Ef. 
Giese, Geae und Güse haben, geburen vielleicht auch unsere Kolonatsnamen Kese 
und KeisemaDii und dann als Patr. auch Reiser, nicht aber der Detmolder FN. 
Kasemeier, der erst neuerdings aus Kasimir — so heisst er noch 1783 — um- 
gestaltet isL 




1» 

früheres ing aufweist. Beispiele dazu bieten iu dem obigen Verzeich- 
nisse die Namen Töpker uebeii Topp, Klöpper neben Klöpping 
u. a., und noch sonstige Belege ergeben sieb mehrfach aus unsern 
Listen, indem z. B. ein Kolon Tielker in Mosseoberg 1408 als 
Tylekink, Wültner in Hovedissen noch 1017 als Wuitmeier, 
Wohler in Ehrsen 1500 als Woltheorich'), Beinker in Meinberg 
1507 uis Hans Benekingk aufgeführt wird. Auch für den Namen 
Tellermann ergiebt die daneben bei demselben Kolonate in Hohen- 
hausen vorkommende Form Teigmann (d. i, Telligmann), dass wir 
es mit einem Patr. zu Thele (Thiele) zu thun haben. Doch auch da, 
wo ein solcher Nachweis für die einzelne Stätte sich nicht liefern 
lässt, werden wir in Ermangelung einer der sonstigen, oben ange- 
gebenen Voraussetzungen bei den zahlreichen auf er auslautenden 
Namen diese Endung in alle den Füllen regelmässig als eine patro- 
njmische aufzufassen berechtigt sein, wo nach Abwerfung derselben 
ein sonst bei uns vorkommender einfacher Name sich ergiebt. Wir 
brauchen also z. B. für die Namen Kater und Wülker nicht nach 
einer appelliitiven Erkiürung zu suchen, sondern nehmen sie einfach 
als Patr. der bei uns anderweit erscheinenden Namen Kate (einst. Kf. 
zu Cadold'J, Cathold) und Wulke (Wultico, Dem. der einst. Kf. zu 
Wolfhart). Als weitere Beispiele solcher allem Anscheine nach patr. 
Namen nennen wir ausser den bereits angeführten noch: 

Argener zu Argemann (Arico zum Stamme Ar , Adler" in 
Arnold), Beaeler zu Beis*), Betker zu Betke, Breohtker 
zu Bracht, Döhmer zu Dohm und Domeier, Ebker und 
Ebbeier zu Ebke und Ebel (einst. Kf. zu Eberhard), Eiker- 
mann*) zu Eike, Feder zu Vette (Feddo = Ferdo, Fredo zu 
F'riedrich, s. Stark S. 185), Feger und F'iener zu Figge, 
Göhner zu Oöde, Grönuer und Groning zu Grone, Gröp- 
per zu Kropp, Hilker zu Hilkemeier, Hillebrenner zu 
Hildebrand, Kemper zu Kamp, Kenter zu Gante, Keuper 
zu Kaup, Linker zu Lieneke, Mischer zu Mische, Flenker 
zu Blanke, Pöhler zu Pohl, Popper neben Pöpperling zu 
Poppe, Köhr (1488 de Roder) neben Roding zu Reue (1507 

') Wol nicht auf Wald, silva, zu beziebea, sondern ein ähnlich wie Rebm- 
henn, Deppenlieune a. e. w. /u»mnieugc»euier Numi:, dessen erster Teil zum SUmme 
^walten" in Wulter u. b. w. gehurt. In Wuitmeier wird die zweist. Kf. von 
WuKhart stecken. 

*) Der Stamm ist dunkel Will man ihn mit Jak. Qrimm im Volksaamen 
der QuadcQ finden, so wQrdeo anch wol unsere Namen Quaditz und Quest 
(Qnadizo) hierher gehürea und vielleicht auch Quatfass, dessen zweite Silbe dann 
etwa alB das auslautende -loas in Berwas, Qerwas u. s. w. zu nehmen wilre. Auch 
Kehde darf man mit Kate zusammcnsteilen. 

'l FUr die Zusammengehörigkeit der zwei Namen spricht, dass beide nur 
einmal und zwar in derselben Dorfschaft (Itischenau) vorkommen. Will man Beis 
nicht für Biso, sondern fUr kontrahiert aus Beins nehmen, so würde Bcseler mit 
Benseier (a. oben) zusammenfallen. 

*) Nicht aber auch Eikmeier, denn von einem Kolonate dieses Namens in 
Brake steuert 1507 Goschack under den Eken. 

2« 




20 

Rode), Scherper zu Scharf, Sctlür zu Sohluhe, Schreier 
zu Schrei (1530 Scrigg) uud Schreck, Seutker (1520 de 
Senneker) zu Senke {zum Stamme Sand in Sandher), Spru 
teuer zu Spi-ute, Stücker und Stüker zu Stock'), Stock- 
meier und Stuckmaun, Strüker zu Struck, Strunk und Strunk- 
mann, Siinkler zu Siiukel, Thüner und Tüoeker, DÜneker, 
Düaiug und Dönnich zu Tbun und Tbon*), Tielker zu 
Thiele, Uhder zu Uhde, Vogeler zu Vogel (zum Stamme 
Jfug, s. Förstern. S. 437), Völker zu Volkhausen, Wegener 
zu Wege, Wülfer zu Wulf. 
Bei einzelnen Namen bleibt es freilieb uugewiss, ob wir sie 
richtig hierher gerechnet haben. So kann z. B. in Kemper und ia 
Pöhler, zumal daneben auch Kampert undPÜhlert Torkomrat, ein 
Kamphart und Boldhart, in Völker ein Volkher stecken u. s. w. 

Eine weitere Reihe von Namen des Auslauts er lilsst sowol eine 
patronymische als eine appellative Auffassung zu. Man darf z. B. den 
mehrfach bei uns vorkommenden Koller und Küllermeier sehr wol 
als „Köhier" erklären, ihn aber auch, zumal daneben ein Kütling 
erscheint, als Patr. von Kölle zu dem noch dunkeln Stamme Chi 
(Colobert, Coloman'j bei Förstern.) stellen, auf den als Kf. zu Colohert 
auch wol am Richtigsten der vou Andern aus Jakobus erklärte Namen 
Koppe*) zurückzuführen ist, und ebenso mag der bei uus häufige 
Name BÖdeker (zuweilen kontrahiert zu Buker) wol nicht immer als 
Böttcher, sondern gleich oft als Patr. zu Büke (Budico) zu nehmen 
sein. Auch ob der Name Wegener als Patr. zu Wege, oder als 
WcLgenniachcr aufzufassen , der B o ge r mit B ö ge h ol t zusammen- 
zustellen und zum Stamme Baug (Baugulf bei Förstern.), oder aber 
als Bogenmacher zu erklären, der Kötger für Hotgar zu nehmen, 
oder als Hittmacher zu deuten ist, kann zweifelhai? sein. Ebenso 
lassen die Namen Stelter und Steller eine appellatlve Erklärung 
als Stelefuss und Stellmacher zu, können aber allenfalls auch zu den 

') FürBlein. hat zwar keinen Namen dieBea Stammes, docb scheinen unser 
Stockebrand, so wie die anderweit vorkommenden FN. Stückliart und Stock- 
mar in ilireit Auslauten mit Sieberbett auf alte FN. hinzuweisen. Für Stockebrand 
liegse sich freilieb auch eine ajipellative Deutung aus dem bei Woeste, WB. der 
westf, Mundart 8. t, Stokebraud (^= Unruhstifter) Angeführten begründen. 

*) Ob diese beiden Namen dem Stamme Thiad, Diol, Biet, Det, der durch 
das Hervortreten des einen oder des andern der das i begleitenden Vokale und durch 
den Wechsel des Anlauts zwischen ( und d auch in unsern Namen so proteusartig 
sich gestaltet, I>eizu«äb1eu und etwa als patr, Qenitive zu Dude, Dobt aufzufassen 
Bind, kann zweifelhaft sein, da Förstern, auch einen Donefred aufführt, zu dem 
Thon und Thuu die einst. Kf. bilden könnten. Am Wenigsten mücbtco wir Thon 
zu Antonius stellen. 

*) Auch Knhlemann ist wol nicht appellaliv zu erklären, sondern hierher 
zu ziehen, zumal daneben auch Kuhlo und Kuhle vorkommen. Vgl. Strackerjan 8. 31. 

*} Bei uns kommt neben Koppe uud Kaup noch der Name Copei (1525 
Copeyge) vor, der möglicher Weise das Dem. Knppke enthält. An andern auf ei 
auslautendeu Namen haben wir nur noch Darkei, Pollei und Corfei. Vielleicht 
gehört auch Vieregge (1507 umgedeutet in „rfe mir Eggedt", 1530 Verenge) neben 
Viering hierher. 




uiid stiU (in Stillfrid) 



21 



StäiDTiien sMt (bei uns vertreten in Stölting 
gezogen werden, 

Eine nicht unbedeutende Anzabl von l'atr. steckt auch in unsern 
lippiscben Ortsnamen, wie es freilich deren heutige Form nicbt 
immer auf den ersten Blick erraten läsat. Nehmen wir aber die uns 
urkundlich überlieferten älteren Namensformen zu Hülfe, so überzeugen 
wir uns, dnsa insbesondere von den vielen auf -hausen ') und -dorf (trup) 
ausgehenden*) Ortsnamen deren erster Teil meistens in patr. PN, be- 
steht. Der Nnme des ersten Ansiedlers gab zunächst den Namen für 
seinen Hof ab und dann auch für den Komplex der um ihn angeleg- 
ten übrigen Höfe. Hieas Jener z. B. Bruno, so nannte man die um 
seinen Hof umher entstandene Ansiedlung Bruningtorp (spater 
Brüntrup), er selbst hiess vorzugsweise der Meier zu Brüntrup, 
So führen unsere Schatzregister unter den Kontribuenten aus einer 
Dorfschaft regelmässig einen der Kolonen, und zwar meist den ersten, 
einfach als „de Meiger" ohne weitere Namensbezeicbnung auf, und 
auch noch jetzt trägt z. B. der Meier zu Stapellage keinen andern 
FN. als „Meier". Nur Ausnahrasfäile sind es, wenn z. B. der Besitzer 
des Haupthofes in Wissentrup nicht der Meier zu Wissentrup, sondern 
Wissmann, oder der Meier zu Brokhausen nicht so, sondern Brok- 
meier heisst. 

Wir lassen hier ein Verzeichniss derjenigen lippischen Orta- 
EChaften folgen, hinsichtlich deren es nach der früheren urkundlichen 
Namensform festzustehen scheint'), dass sie nach dem ersten Ansiedler 
benannt sind, indem sie dessen Namen entweder in der Vollform, oder 
ia einer seiner Kf. meistens mit der Patronymikalendung ing, die dann 
oft später abgeworfen, oder auch in genitivische Formen übergegangen 
ist, bewahrt haben. Die PN. stellen wir den ON. voran und fügen 
bei letzteren in Klammern die ältere urkundliche Form*) bei, soweit 
sie von der beutigen abweicht. 

Albert in Atverdissen (Alverdinchusen) und Malmershaupt 
(Albertshop). 

Amal, Amelung in Ahmsen (Amelesbusen). 

Ans, Äs, Ob, Asmar in Asendorf, Nösingfeld (Osincvelde), 
Oestrup (Oasentrop) und Asraiasen*). 

') AJb ein elliptischer Dativ Plur. des im Nieilcrdeutschen in der Mehrzahl 
scbwach biegenden „-tfi«" 3 iifzu fassen, also „lo den Husch". 

■) Das Lokalaufflx -heim, das anderwilrts, z. B. gleich jenseits der Grenzen 
unseres Lnniirs in Nieheim, Steitihcini, Bergheim, Griesheim, so hd^ufig ist, findet 
■ich in keinem lippischen ON, 

') Wir Qhergehen hier also die ON., welche aucli eine lokale oder sonstige 

rllative Ableitung KiiJasaen, wie z. B. Matorf (1345 Marktorp), Someraell, 
henbruch, Mcinherg. 

') Die itlleren Formen der ON,, soweit sie schon in unsern frühesten Sehata- 
listen sich nicht mehr finden, entnehmen wir den vom Archivrat Falkmann und 
dem Verf, dieses Aufsatzes herausgegebenen „Lippischeu Regesten" (4 Bde. Detmold 
1661—68). 

') D. i. Asminghausen und dies ^= Asraeringhanscn, wie unten Sewinghausen 
=^ SeveringhauBea. 




22 

Ävo in AvenhauB. 

Bado, Bede in Bentrup (Bedentorp, Beyentorp). 

Bavo in BavenhauseD, vielleicht auch in Papenhausen. 

Bernhard in Barntrup (Beriiictorp, Beininctorp) und Bören- 

trup (Bardincthorp). 
Bertel in Berlebeck (Bertelwik '). 
Betto*) in Betzen (d. i. Bettenhusen). 
Bicco, Becco in Besten (Bykeseten) und Bechterdisaen 

(d. i. Bighardinghausen). 
Bill, Billung in Billinghausen, BüllinghauseD und Pillen- 
bruch (Pillincbrok). 
Biso in Biesen (BiKenhusen) und Biatrup (Biasentorp). 
Bod, Bodizo, Bodbert in Pottenhausen, Büsingfeld und 

Pöppinghauaen. 
Bruno in Brüntrup (Bruninctorp). 
Bucco in Büxten"). 
Diede, Dude, Dedel, Dodel in Tintrup {Tydendorp), Dudec- 

hauaen, Dehlentrup (Dedelinctorp), Döldiasen'), 
Dingold, zum Stamme Thinc „Gericht", in Dinglinghausen'), 
Düring in Döringafeld und Dörentrup. 
Eckard, Eckwart, Eginhard in Meierafeld (tom Eggerkes- 

velde), Ebrentrup (Eggerinctorp), Eckendorf (Ecwordinc- 

dorp), Entrup (Eyntorp). 
Eder, Ether in Ehraen (Ederdissen). 
Eimer, Egilmar in Elbrinxen (Elmeringhusen). 
Erhard in Ehrdiasen (Erderdisaen). 
Ermgaud in Ermgassen (Ermgad essen). 
Erlo*) in Örlingbausen. 
Ewe in Evenhausen. 
Falah') in Vahlhausen. 
Freismar in Freismisaen (Vreamersaeo). 

') Das Dorf bestand früher aus zwei Teilen, die noch 1407 Bertelwyk und 
„up der Beke" hiessen, später wurden beide Namen zu dem beutigen Berlebeck 
zuiamraengezogen. Bertel kann entweder Bartholomäus, oder Bartold, aber auch 
Albert sein, zumal eine Statte dieses Namens eich im Dorfe findet. 

■) Von Stark S. 26 nachgewiesen als Kf. zu Bertram. 

') D. i. Backcsettn, wie oben Bgkeselat, von „aitien". VgL FürBtemuin, 
Die deutsch. ON. S. 103. 

*) Von Dodel mit patr. ii'n^ Etatt iii^, wie oben Äusterding statt Anstering, 
oder Ton Dodalhard (Förstern. S. 341). 

') Oder = Dingeringhausen und dann znm PN. Tbincher gehörend, der 
auch im ON. Dingerdissen (bei Heepen) steckt, deu man freilich auch auf 
Thinchart zurückruhren könnte. 

') Vielleicht aber auch Orlich, und dies, mit Metathese des I, ^= Olrich, 
Dlrich. Vgl. die FN. v. Orlich und Urlichs. Noch jetzt findet aich im Dorfe 
örlbghausen eine Stätte Ulrich. 

*} Dunkelen Stammes. Förstem. denkt an den Volksnamen der Falen (Ost- 
und Westfalen). Eine Lemgoer Familie Vahle kommt noch ira 17. Jahrb. vor. 
Nicht hierher gehört Fallentrup, für das man erst 1683 diei^en Namen erfand, 
als damals der heimgcfalleue Uof Eesemcicr zur DomUne i 



Fromme in FromhauBen (Vromenhusen). 

Gaud, Goz in Göstrup (Gosinctorp) und Gottentrup. 

Gerke in Jerxen (Jerikessen). 

Graue, Graw in Grastrup (Graveatorp). 

Halcmar') in llarkemisaen (Halkermissen, IlarkelmiBsen). 

Harle iu Hardissen (Herdesäen). 

Hiddo, Hildeward in Hellinghausen (Hedelincliusen), Hid- 

desen, Pliddensen (Iliddenhusen), Iliddentrup, Hillen- 

trup (Hilwardinctorp). 
Henze in Henatrup (Hensinctorp) und Hestrup. 
Hero, Herbrecht in Herrentrup (Herinctorp), Herbrechts- 

dorf (Herbertincdorp), Herberhausen (Herberghusen*), 
Hoto, Kf, zu Hotolf, in Hobenhauaen (Hodanhusen), Hön- 

trup (Hodinctorp). 
Hohmar (oder Hagimar?) in Hummersen (Homerssen, Ha- 

merssen). 
Hohwart in Hovedissen (HoverdeBBen). 
Hugo, Ilugimar in Huxol (nuxholt), Hummerntrup, 
Huno, Hnnrich in Hiintrup (Huntincdorp), Humfeld (Hune- 

veld), Hünderssen (Hunrikessen). 
Ingo in Iggenbauseu. 
Ibo in Istrup (Isiucdorp). 
Kaganhart in Kacbtenhausen. 
Kropp in Gröpperliof. 

Lando, Kf. zu Landbert, in Lenstrup (Lendestorp). 
Lag, Log in Lockbaueen. 
Leia (Liudizo), Lüdeke, Lüder in Leistrup (Lesentorp, Lesten- 

dorp), Lükbauaen (Ludechuaen), Lüerdissen (Lüder- 

dissen), LüdenhauBen (Ludinchusen). 
Mack, Meeg, zum Stamme viagan, magin, in Mackenbrucb 

nnd Menkhausen (Meginchuaen). 
MüBse in Müssen^). 
Od, Ot, Othal, Uodilo, Othard, Ubbo*) in Ottenhauaen, 

Oeten bansen (Otinchuaen), Ühlentrup (Odellncdorp), 

Ullenhausen, Obraen (Oderdisaen), Übbentrup (Ubbinc- 

dorp). 
Radilo, Radberi in Rentorp (Redelincdorp), Reelkirchea 

(Relinkerken), Setzen (Rettersen). 
Rebm in Remmigbauacn. 
Richbert in ßibbentrup (Ribbracbtincdorp). 



nn (1507 HalligmuiD) 



') Zum Stamme hailaij, sanctus, den wir in 
r ertreten haben. 

') Das g ist wol nur in Folge der l'mdeiilung in Herberge eingeschoben. 

') D, i. Müssenhaugen, wie oben Biesen aus Bizenhusen. 

*) Von ätark 8. 12'J Dacligewieeen aU Kf, zu Ulbod (Uodalbod), desBen d 
■ich im ON. UbbedUaen (bei Heepen) erhalten hat. Zu Uhbo wird auch der 
Name des Uphofes in Welirentrup gehören. 




24 

Hrod in Röntorf (Rodincdorp), Röhrentrup (Rorincdorp). 
Sabbo'j in Sabbenhausen. 

Seile in Selsen (Selehuseo). 

Sibilo, Seber (Sigbert), Siüco in Sibbentrup (Siblincdorp), 
Sevinghausen (Severinchusen), Sjlixen (Silikessen). 

8inid, Kf, zuSmidbod, inSchioedisseo(SmitIie8Ben, SmidisBen), 

Schweder in Schwelentrup (Swederincdorp), 

Struck in Strucbtorp (^Struckdarp). 

Tewe, Kf. zu Dietbold, in Tevenhausen. 

Volkhart in VolkhauBen (Tolkerdissen). 

Wado, Kf. zu Wadbert, in Waddenhausen. 

Wanbold in Wantrup (Wameliucdorp). 

Walter in Wellentrup, A. Schieder (Walderincdorp). 

Weif, Kf. zu Welfliart, in Wellentrup, A. ürlingbausen 
(Welpinctorp). 

Wels, Waldizo in Welstrup (Welsincdorp). 

Wido in Wentrup {WedincdorpJ. 

Wendel in Wendlinghauaen. 

Wero, Kf. zu Wernber, in Wehrentrup*) (Werincdorp). 

Wilibald (oder Wilbod?) in Wilbasen (Wilbodesaen). 

Wiso in WisBentrup (WiBsincdorp) und Wistinghausen. 

Wulf in Wiilfer (Wulveringen) und Wülfentrup (Wulferioc- 
dorp^). 
Vielleicht wird man einzelne der von uub hier und auch der 
schon oben gegebenen Deutungen für bedenklich halten, und auch 
wir selbst müssen zugestehen, dass hin uud wieder eine andere Er- 
klärung des Namens als die unsrige mit dieser gleiches Recht hat. 
Schon der Gleichklang mancher alter zur Bildung der PN, verwen- 
deten Stamme, wie z. B, l-aon „kühn" neben Kuni „GeBchlecht", Hub 
„lieb" neben Liut „Volk" und hlod „laut"*) u. A. muss die Ableitung 
oft zweifelhaft machen. Mit gutem Grunde hat auch schon Andresen 
auf die Möglichkeit hingewiesen, dass ein FN. mehrfachen Ursprung 
haben, ihm hier die eine, dort die andere Bedeutung unterliegen kann. 
Auch bei uns geben die früheren Listen nur in seltneren Fällen in 
dieser Hinsicht so sichere Auskunft, wie nach dem Obigen z. B. beim 
Namen Sobbe. Es kommt dabei zunächst in Betracht, dass, wie 
schon früher erwähnt ist, die Bildung der Kf., deren Zuruckführung 

') Wol ala zveiai. Ef. zu Snlbert zq nehmea Ygl. Striick S. 127. 

^ Dagegen hat (lnB Dorf Wehren an der Werre »on dieser den Namen, 
es heiset 1590 „in der Weliren". Ganz grundloB hat man erst neuerdings daa erste 
e in Wehreiilrup mit einem ä verUuBcbt. 

*) Aucli von den Namen der vielen, aus den „Lippischen Regelten" ersicht- 
lichen WQstnngen dee Landes Ist dio Mehrzahl auf PN. zuri'ickzu führen. Wir 
nennen hier nur die ausgegangenen Orte in der Umgegend Detmold's: Dedingdorf 
oder Dedendorf (s. oben unter „Diede"), RüdMiighauBen (Hrodilo), Oder- 
missen (Otmar oder Otram), 

*) So kann z. B, der erste Teil unseres Kolonats namens Lühbertameier 
mit gleichem lUchte als Liubhart, Liutbert und Uludbert gedeutet werden. 



25 



anf den Vollnamen gerade die Erklärung mancher unserer heutigen 
auB alten PN. entstandenen FN. besonders schwierig macht, in eine 
weit frühere Zeit fällt, als die unserer ültesten Register, und dass 
gewiss schon den Aufstellern der letzteren das Bewusstsein der Ent- 
stehung der einen Namensform aus der andern, die Zusammengehörig- 
keit der Kf. und des entsprechenden Vollnamens für die meisten Fälle 
nicht mehr beiwohnte. Nur ganz ausnahmsweise finden wir in den 
älteren Listen bei denselben Stätten z. B. statt des späteren Namens 
Hille noch einen Hillebrand, statt des jetzigen Deppe noch einen 
Dethmar'), statt eines späteren Meine noch einen Meinert (d, i. 
Meinhart), ein Beweis also, dass man beide Namensformen anfangs 
noch neben einander gebrauchte. Auch scheint in einigen andern 
Fällen aus der Wahl der Vornamen, wie wir sie zur Bezeichnung des 
patr. Verhältnisses in den älteien Listen den FN, vor-, oder nach- 
gesetzt finden, hervorzugeben, dass man damals der ursprünglichen 
Identität der beiden, im Laufe der Zeit zuweilen ziemlich auseinander- 
gegangenen Namensformen sich noch bewusst war. Wenn es z, B. 
wiederholt und mehrfach sogar im nämlichen Register bei verschie- 
denen Stätten heisst: Bado Bettike, Bernt Beining, Noite Ar- 
nolding, Cord Cordes und Cone Cording, Henke Hanke, Tele 
TöUekiug, Cord Corf, Steffen Stieve, so liegt die Vermutung 
nahe, dass man den Vor- und Zunamen in gleichem Sinne zusammen- 
stellte, wie es z. B. in denselben Listen bei Beine Beineking, 
Albert Atberdinck, Jordan Jordens geschah. Hinsichtlich der 
übrigen oben angeführten Namen bis auf die beiden letzten ist jene 
Identität ziemlich gewiss. Aber auch hinsichtlich des bei uns häutig 
vorkommenden, anderweit nicht zu erklärenden Namens Stieve unter- 
liegt dessen Deutung als Stephan keinem Bedenken, da dieser Name 
als Vorname hei uns soust nicht vorkommt und es noch im Salhuche 
von 1783 bei einer Stätte in Sonneborn ^Stefi'en, olim Stieve" heisst*). 
Zweifelhafter ist dagegen die Zurückführung von Korf auf Kort, 
indem hier die Deutung als zweist Kf. zu Karfrid (so bei Steub 
8. 55) oder auch Karlef doch wol näher liegt. Auch wäre es mög- 
lich, dass hier nur eine gewisse Neigung zum Reime und zur Alliteration 
im Spiele wäre, wie sie sich auch sonst in unsern älteren Listen in 
der Wahl der Vornamen kund zu geben scheint, wenn es z, B. heisst; 
Henne Benue, Hans Hampe, Hermen Henke, Henke Menke, 
Kord Kock, Gosmann Krossmanu u. a. 



■} Deppe ist nlso bei uns die zweist. Kf, nicht zu Dietberl oder Dietbold, 
aoodero zu Dethmar, was eich daraus erklärt, dasB nebeu Dethmitr mehrfach die 
Form Depmar erscheint, Yon den beiden Stätten Oberdeppe und Niederilnppe 
in Somcrgell etenern 148B Arnd Depmars nnd Hermann Dethoara. Der Cber- 

SLiig iea l in p findet akh auch im ON. Detmold, das noch im 14, Jabrh. mehr- 
ch als Deptraolde und Depmolde vorkoniml, was noch jetzt im Munde der 
Umwohner der Stadt als „Deppel" aich erhalten hat. 

*) Bei andern Kolonateu diesee Namens steht iu den illteren Registern immer 
„de Stieve*. 




Erschwert wird auch die ErforschuDg der urBprün glichen Form 
oft durch die vielfachen Abweichungen in der Schreibart desselben 
Namens, wie wir eie mehrfach in Listen aus nahe au einander liegen- 
den Jahren, ja zuweilen in ein und derselben Liste vorfinden, Ab- 
weichungen, denen wol nicht immer Verschiedenartigkeit in der Aus- 
sprache, sondern oft blosse graphische Eigentümlichkeiten des Äuf- 
zeichners zum Grunde liegen, üo wechseln z. B. vielfach bei ein und 
derselben Stätte Bening, Benning und Beining, Wise und Wisse, 
Wever, Wefer und Weber, Wedige, Weege und Weich, Knop'), 
Knaup, Knab und Knomp, Beddikc, Pettike und Petig, Treue, 
Dreus und Dreves, Ardening und Arnding, Hüppe und Hyppe, 
Strüker und Stryker, Dopp und Topp, KUnne und Kinne, 
Elligis, EUies und Yliges, Eggering und Eggerding, Grosche 
und KrÖBche, llei, Heyg und Rech, Pöppcrling und Pepper- 
ling, Breie und Brede, Millies, Mellies, Molliges und Melius, 
Fillies und Filius*), Varsse, Vorsse, Versse, Vosse, Vosche 
und Fasse^), Kleie, Klie und Kligge^) u. a. 

Eine grosse Mannigfaltigkeit einer Reihe von Namensformen des- 
selben Stammes ergiebt sich auch bei uns daraus, dass in unsern FN. 
das in den beiden Stämmen Mod (laut, berühmt, gnech. x.i'jT'jq) und 
Hrod (Ruhm, griech. kböto;) im Altdeutschen anlautende h ebensooft 
abgeworfen ist, wie als g oder k sich erhalten bat. So erscheinen 
von den mit hlod zusammengesetzten Namen Ludwig (in den älteren 
Listen stets Iiodewig), Ludolf, Lülf, Lüdeking neben Klocke, 
Kluck (Chlodico), Klopp (Chlodobert), Klütmann, und von den bei 
uns besonders zahlreichen in Zusammensetzungen mit Hrot bestehenden 
Namen die Vollnamen und zweist Kf. R üb a r t (Hrotbert), R ö ve, 
Röttger, Rügge, Römer (Hrotmar), Rodewalt (1536 Rowolt), 
Rolf (Hrotulf) und die einst. Kf. Rothe, Reue, Rohe, Rott, RÖt- 
teken, Röding, Rohr, Rose (Hrodtzo), Rull, Roll (Hrodilo) neben 
den Vollnamen und zweist. Kf. Grotegut (Ghrodogaut), Kropp 

<) Wol mit Steiib S. 108 nis Ctmodbero (zum Stamme Chnodo, gat Knoda 
Geschlecht") zu dcuton. Die Form Knomp braucht darin Dicht itro zu machen, 
da sie erst später erscheint, und ein eingeschobenes m und n auch sonst in unsem 
Namen sich findet, so z. B. Bunse neben Buse, Strunk neben Struck. Zu dem 
Stamme Ghnod gehören ferner noch bei ans Knolle (Cbnodilo), Knoch (Chnodico) 
und Knöner (Chnodomar). 

') Solche LatiniBierungen kommen in unsern Listen auch sonst vor, so fadsst 
es c. B. neben Ricks (Richard) zuweilen Ricus, neben Mickes (Mikhart) Micas, 
ohne dass man etwa an Ilenricus und Helmtcus zu denken hätte. 

'] Wegen der älteren Formen wol als zweist. Kf. zu Faragis (zum Stamme 
faran .gehen") zu erklären, die man dann in ferach, fasck „frisch" (s. Woeste, 
Wörterb. der westfäl. Mundart S. 287) umdeutete. 

') Vielleicht die einst. Kf. zu uuserm Namen Kleibolt (vgl. Clidebald bei 
Föratem. S. 31B). Auch Gleile und Kleimann können hierher gehören, und AUS 
letzterem ist möglicher Weise der hei uns häutige Name Klemme entstanden, den 
Fick (Gottinger PN. S. 13) als Hiiumnand deuten will. Doch gestattet Kleimann 
auch eine appellativc Erklärung, da ein Kolon d. N. in Nienhagen, A. Schötmar, 
nach dem Salbuche ein Grundatitck „der Klei" besitzt. 




87 

(Chrodobert), GrÖpper, Gröppe], Grobe, Grupe, Krome (Chrod- 
mar), Krömeke, Krumme und den einst. Kf. Grote, Grautin 
Kroll (Chrodilo), Krull, Krücke (Clirodico), Krukemeier, Kroes 
(Chrodizo), Krosmano, Kröscho (16*4 Brosche) und Kruse. Wenn 
in&a auch die Bedenken Andresen's') bei einzelnen von Steub (S. 103) 
hierher gezogenen Namen teilen will, so möchten wir doch darauf, 
dass hinsichtlich solcher Namen auch eine appellative Deutung sich 
darbietet, nicht so grosses Gewicht legen, zumal wenn diese auf eine 
80 entfernte lokale Beziehung, wie sie z. B. für Klopp und Klocke 
die gleichnamigen abgelegenen Orte in Mähren und Ostpreussen bieten, 
zu rekurrieren genötigt ist. Neben dem auch von Andresen hierher 
gerechneten Krudewig (Hruotwig) findet sich übrigens bei uns auch 
noch der Name Krudewulf (1458), der sich nur in der kontrahierten 
Form Krudup noch erhalten hat und zu dem der vielfach im Lande 
vorkommende, wegen seiner früheren Form Kruwwel (so 14S8 und 
noch 1590) wol nicht mit dem obigen Krull und Kroll zusammen- 
zustellende Name Cruel die zweist. Kf bilden wird. 

Ein nicht ganz unbedeutendes Element zur Bildung unserer FN. 
haben neben den altdeutschen PN. auch die seit der Christianisierung 
bei uns eingedrungenen kirchlichen Namen gegeben. Besonders 
häufig erscheint der Name Johann — wir haben einen Meierjohann, 
aber auch einen Hansmeier; daneben Johanning, Hanuing, Hanke, 
von denen der letztere aber auch ebenso wie Henne und Henke zu 
Heinrich gehören kann. Ferner gehören hierher; Adam, Franzmeier, 
Jakob, Merteus, Peter und Petringsmeier, Simonsmeier und 
Vietmeier. Verändert haben sich Alexander in Sander, Anastasius 
(oder Statins?) in Stats und Stass, Andreas in Drevee und Dreus, 
Antonius in Tönnies, Tuns und Danjes, Balthasar in Baltzer, 
Bartholomäus in Meves, Christian in Kersting, Kesting und Käst'), 
Gregorius in Görries'), Hieronymus in Grolmameier, Jodocus in 
Jobst und Jüsting (nicht = Justua), Jordanes in Jürgens, Kaspar 
in Jasper, Kilian in Kiel, Liborius in Borries, Matthaus in Tewes, 
Matthias in Thies und Tigges, Moritz in Marris und Mors, Ni- 
kolaus in Klas, Klages, Klasing und Klausing, Paulus in Pagel, 
Pohl und Puls*), Sebastian in Bastian, Stephan in Stieve, Valentin 
in Feld und Falkmann*), 

') In Kuhn's Zeitschr. f. vergleich. Spraclik. Bd. 21 8. 465. 

*) Auch Keseemeier gehört wol hierher — eine Stätte dieses Namens in 
Fromhauaeu heisst 1555 Kersaemeier. 

■) Bei einer Stätte Görries in Nienbagen Bt«bt im Salbnche von 1783 olim 
Oregoriu», sonst komoien ooch die Formen Qerries und Gers vor. 

*) Docb lässt sich Pohl auch, wie oben gesclieben, als einst Kf. ku Boldewin 
und Puls als deren geoitivische PalroujinikalforDi nehmen. 

') Denn das Kolonat Falkmann in Ehrdissea hieBs bis in vorige Jabrh. nur 
YaltmauD und Veltmann. Der Ühergang des t \a k findet sich auch sonst, so 
K. B. hei der Statte Eimkenieier bei Ullenbausen, die früher Emtemeier hless. 
Tgl. auch Zinkgreff neben Zintgraf (Ceutgraf)' Vielleicht darf tnaa danach auch 
den sonst nicht nu deutenden Liickebart als Liutbci't nehmen. 



Bei einzelneu dieser Namen bleibt die Herleitung zweifelhaft. 
Sander kann auch als Sandlier, Tigges als Dietgia erklärt, Siem- 
een ebensowol auf Simon als auf Sigmar zurückgeführt werden n. s. w. 
Koppe ist schwerljcb aus Jakob und ebensowenig Saak aus Isaak 
entstanden, der erstere Name vielmehr, wie schon oben erwähnt, die 
zweist. Kf. zu Colobert, der andere vielleicht ausSalico, dem Dem. 
der einst. Kf. zu Salbert kontrahiert, Ebenso wird man in Merk, 
Merkel, Markmann und Marx eher die Kf. zu Markwart, als 
einen Markus zu suchen haben. Auch die Namen EU! es und 
Fillies geboren wol nicht hierher. Denn Ellies ist wegen des Tones 
auf der ersten äilbe schwerlich als Elias, sondern eher als Adalgis 
zu nehmen und Fillies gehört wol zum Stamme Fit, von dem neben 
dem bei Förstern, angeführten Filibert auch ein Filger vorkommt'). 
An Wiligis wird man woniger zu denken haben und auch wol nicht 
an Pamphilius, da dieser Name so nur einmal 1590 (1570 heisat 
es richtiger Pamphilus) im Dorfe Talle vorkommt, wo er später zu 
Pampels geworden ist, während den Namen Fillies noch jetzt mehrere 
Stätten im Lande iiihren. Dagegen haben wir den Namen Mellies 
(1507 Melius) als Melchiors*) hierher zu ziehen, denn im Dorfe 
Tintrup findet sich statt des 1590 genannten Millies Bernt später 
ein Melchert. Der im Amte Detmold vorkommende Vietmeier 
verdankt gewiss dem Schutzpatron der Detmolder Kirche S. Vitus 
seinen Namen, der freilich als latinisierte Kf. zu Widukind deutschen 
Ursprungs ist. 

Ausser diesen kirchlichen Namen haben wir es mit von ans- 
wärtsher importierten Namen hier kaum zu thun. Unsere lands'ässi- 
gen lippischen Namen, wie sie die älteren Schatzregister aufführen, 
bewegen sich sonst ausschliesslich auf altsassischem Sprachgebiete. 
Für eine frühere slaviache Einwanderung, die ältere Schriftstellet 
der einst im Lande begütert gewesenen alten Ädelsfamilie de Wend*) 
zuliebe angenommen haben, legen auch unsere FN. kein Zeugniss ah, 
obwol Namen, welche auf den Stamm iVind^ Wend zurückzuführen 
sind, in den verschiedensten Sprossformen als Wendt, Wind, Wenke, 



■) S.: Mor. Hejne, altniederdeutsche Eigennamen (Halle 1867) S. 9. 

•) Also bei UQB nicbl „Aemilius", wie bei Alb. Heintze, die deutBchen FN, 
(Hiitle 1882) 3. 90 angenommen wird. 

■) ScboD 124B in einem QottBcbalk Wineth, 1263 Stavus genannt, vor- 
kommend und neben den von Schwarz, von Böse und vonWrcde zu Am weni- 
gen Ade IsgeBchlech lern des Landes gehürend, die nicht von ihren Besitzungen den 
Namen trugen, wie die vön Exterde (frtllier von Exter, Dorf bei VIotho), von 
Donop (1227 Johannes de Donepe) und die ausgealorbenen von Vornbolte, von 
Bega, von Kallendorp, von Heidelbeck, von Iggenhausen, von Freis- 
missen. Ob von den Namen der cistgedachten vier Familien — sie hiessen früher 
de Wend, de Swarle, de Baue und de Wrede und nabmeu erst später das „von" 
an — die drei ersleo aU Kf. alter PN., oder appellativ zu deuten sind, bleibt 
zweifelhaft Für Wrede haben wir zur Erkl^ruug nur das alte Adjektiv torede 
„grausam, hart" (vgl. Labben, mnd. WB. s. v. wrft). Der Anlaut Wr findet sicli 
bei uns ausserdem nur in den beiden, noch xa deutenden Namen Wrampe und 
Wrenger. 



Wendtker, Wending, Wendel, Wendeling, Wellner (früher 
Wendeler} und Winter vielfach bei uns vorkommen'). 

A.ls ziemlich vereinzelt erscheint bei uns der noch nicht genügend 
erklärte, aber wol fremdstämmige Name Parseval, so noch 1511 in 
Detmold genannt, wo er jetzt zu ['»ssfal sich abgeschliffen hat. 
Daneben kommt vielleicht noch der Name Presun in Betracht, den 
bei uns mehrere Stätten im Amte Sternberg führen. Die früheren 
Listen haben die Formen Bersaun, Presann und Peraenne, geben 
also für die Erklärung des auswUrta auch Persohn und Persuhn 
lautenden dunkelen Namens keinen Anhalt. Mit Andresen') auf einen 
„ Peter ssohn" zu raten, scheint uns wegen des auf der ersten Silbe 
ruhenden Tones bedenklich, und auch das mittelniederdeutache Presun 
„prison" giebt keine genügende Erklärung. Vielleicht ist an das 
lateinische persona zu denken, das im Mittelalter, wie noch jetzt das 
englische parson einen Geistlichen bedeutete*} — wir hätten dann 
ein Seitenstück zu den FN. Priester und Pape*). Fremdländisch 
lautend, aber altdeutsch ist der mehrfach im Amte Sternberg vor- 
kommende Name Viole"^). 

In einer weiteren Anzahl unserer lippischen FN. erscheinen alte 
PN. auch als Glieder von Zusammensetzungen, und zwar entweder 
so, dass ein PN. mit einem andern vereinigt, oder so, dass ihm irgend 
eine appellative Bezeichnung beigegeben ist. Von Zusammensetzungen 
der letzteren Art sind besonders häufig die, wo das Wort Meier, 
oder auch eine Gewerbebezeichnung dem PN. vor- oder nachgesetzt 
wird. Wir haben als FN. vielfach einen Meierarend neben Arends- 
meier, einen Meierkord neben Kortemeier, einen MÖllenbernd 
und Möllenbenne (verhocbdeutscht in Mühlenbein), ferner einen 
Schäferkord, Garnjost^, Krügerbartold, Richterkesting u. a. 
Doch auch lokale und sonstige appellative Bezeichnungen werden 
mit dem PN. verbunden, wie z. B, in Schlingjakob, Oberkrome, 
Lütgebrune, Altenbernd u. a. Öfter geben für derartige Zu- 
sammensetzungen erst die älteren Formen unserer Register die Er- 
klärung — der jetzige Name Brinkoch z. B. lautet 1530 Brink 

') Auch io unserm ON. Vioncn (1183 Winitlii, 1507 Vinden) könnte der 
Name Wend stcckeu, mit dem Öfter zur Ableitung des Namens einer Ansiedelung 
TOn Vnlkgnamen gebrauchten Suffix ->thi. Vgl Förstemann, die deutsch. ON. S. 228. 
Dieselbe Endung findet sicli aucli in den frülieren Formen unserer ON. Wäbbel, 
Belle, Leuae : Wicbtlethe, später Webbelde, Bellethe, Lesede und iit vielleicht 
hier ehentails dem Namen des ersten Ansiedlers augehäugt, 

') Über deutsche Volksetymologie. 4. Aufl. 8. 157. 

■) So fdsste auch wol der Chronist Oobeünus FcrsoDii (f U24) Geioen 
Nunen auf — er stammte wahrscheinlich aus der damak in Paderborn erscheinen- 
den Familie Presun. 

*) Falls man diesen Natnen nicht mit Förstern, zu Bavo, Babo, Babulf stellen will, 

'} Der Stamm, zu dem Füistem, auch den Namen Wieland rechnet, ist noch 
nicht genOgend erklärt 

*) Die Erklärung giebt ein 1690 erschoioender Oerke aoreuköper, d. i. 
G&maufkäufer. 



* 



80 

Cort (d. i. Kord am Brinke), statt des jetzigeo Kordrahr heisst es 
1640 Kort Vader (Koi-d der Vater), statt Warnevogt noch 1783 
Werneke Vogt. 

Was aber die andere Art der zusammengesetitteii Namen anlangt, 
wo die anfMglich den Vor- und den Zunamen bildenden beiden PN. 
später zu einem FN. verschmolzen sind, so lassen sich bei vielen 
hierher gehörenden Namen, wie ■/.. B. in Diivelhenke, Keuotte, 
Jobstharde u. a. die beiden Naniensglieder noch klar erkennen, bei 
einzelnen erfiilirun wir sie auch hier erst aus unsern älteren Listen, 
aus denen z, B. die Namen Branolte als Nolte Brandes, Henkord 
als Henne Kordes, Hanselle als Hans Seile, Merkord') als 
Kord Merk, Manhenke als Henke Meine sich ausweisen. 

Bei andern, sonst nicht zu deutenden Namen müssen wir wol 
ebenfalls auf solche Zusammensetzungen rekurrieren. So ist gewiss 
der bei uns mehrfach sich findende Name Tintelnot nichts Anderes 
als ein umgedeuteter IhUdnolle, da ausserdem ein Tintelhenae, 
TUnderhans und Tündernolte^) und daneben Tindel und Tintel, 
beides Dem. ku Tente, vorkommen. Auch Manetter (1507 Lodewich 
Maneter, 1530 de Mann Kter, 1590 Hans mann Kter) wird aus Meine 
und Ether (zum Stamme £W in Edward) zusammengesetzt, und ferner 
vielleicht in den Namen Pustkuchen (Uli Pustekoke) und Pankoke 
(ao schon 1550) das zweite Namensglied als Kord (vgl. oben Brinkoch 
=: Brinkkord) zu nehmen und bei dem erateren Namen an eine Um- 
deutung des gleichzeitig vorkommenden Namens Bussenkord zu 
denken sein*), während bei Pankoke für den ersten Namensteil allen- 
falls auf den Stamm „Banc" zu raten wäre, von dem wir das Patr. 
Penkor haben und für dc-n bei Forstem. ein vielleicht auch unsern 
Pankoke einfach erkliirender Pancoard sich findet. Ebenso könnte 
man in den beiden Namen üevekot und Blasekatte (schon 1527 
Blasekat) als zweites Namensglied einen durch Ansstossung des r 
verdunkelten Kord (vgl. oben Meerkötter neben Meerkort) annehmen 
und daneben als anlautendes Namensglied für Ersteren ein „Geb" 
(einst. Kf. zu Gebhard), für Letzteren ein „Plass" (wie in Plasa- 
meier, a. unten). 

Mehrfach begegnet uns in Zusammensetzungen das seiner Ab- 
stammung nach noch dunkele „lag", das wir ala einst. Kf. der von 
Förstern, unter den Stämmen „Lag* und „Laie" aufgeführten Namen 
Lagipert, Laigobert u. s. w. anzusehen haben, so in Häringslake 
(1590 Heringslag), Honeria (15Ü7 Honderlage*), Engelage. Diese 

') Bei einzelnen Stätten ist der Ntme, gewiss durch Aalehnung au „KoUea", 
KU Merkötter geworden. 

') UmgcdcQlet, mit Anlehnung an lündern lünadern". 

'] Doch weist Förelero. auch einea Pusto nach, und bei uns Rodet sich im 
Dorfe Kolilstitdt ein Kolonat Püater. 

*) Honder ist die iweiat, Kf. zu Ilondrich und dies ^ Hunricb, mit ein- 
geschobenem d, wie in Hendrich, wozu wir die ähnliche Kf. in Hinder habea, 
eUU Heurieb. 



K£. fuhren aber die alteren Register öfter auch ab Vomamea auf, ea 
B. 1500 Laig Vosse und, mit wunderlicher Latiuisierung, 
bei derselben Stätte noch 1783 Lajus Fasse, so wie, ebenfalls noch 
1783, Lajus Hagedorn, Ferner erscheint das „lag" als Konipositions- 
glied in den Namen Laghusemann, Oberlag, Niederlage), so wie 
einfach in Lag es, Loges, Locke, Lahmann (1507 Lagemann), 
steckt im ON. Lockhauaen und vielleicht auch, als »weist. Kf. zu 
Lagbert, in den FN. Lappe und Lobbe'j, so wie im ON. Lopahorn 
(1471 Lobdeshorn, 1550 Lobesfaoru). Als auslautende Hälfte in alten 
PN. haben wir das „lag* bei uns nur in Gundclach und Wittlag 
(Withlec bei Föratem.^). 

Für Zusammensetzungen müssen wir ferner wol eine Reihe son- 
stiger, einstweilen noch nicht genügend erklürter bei uns, und teil- 
weise auch anderwjtrts vorkommender Namen halten, für die auch 
unsere Register keine früheren auf die Spur führenden Formen an die 
Hand geben, so z. B. FrohÖse, Froriep, llackemack*), Buse- 
kroes, Uübenstrunk, Knabach (1507 Knakeback), Platena (153(i 
Platenoghoj, Pollduwe^), Stapperfenne u. a. w, Auch die Namen 
Berkhan, Sturhan und Kluckhon enthalten gewiss in der zweiten 
Hälfte einen „Johann", oder auch einen „Henne" (Kf. zu Heinrich). 

Soviel von unsern auf alte PN. Kuruckzufiihrenden FN. Diese 
Namensgruppe bildet, wie schon bemerkt, hei uns entschieden den 
Uauptstock, und neben ihr ist, der i^ahl nach, eigentlich nur noch 
eine andere, die auf lokale Bexiehungen hinweisende Namensschicht 
von grosserer Bedeutung — wir glauben nicht zu irren, wenn wir 
meinen, dass bei uns von der nach Abzug der ersten Klasse bleiben- 
den Hälfte der Namen wiederum reichlich die Hälfte zu dieser zweiten 
Gruppe gehört, und für die übrigen Klassen zusammengenommen kaum 
ein Viertel übrig bleibt. Da die lokalen Beziehungen meistens in 
den beutigen Namensformen sich noch deutlich kundgeben, so dürfen 
wir uns luer kürzer fassen. 

Die Wohnaitzbezeichnung knüpft sich bei unsern Kolonats- 
namen vorzugsweise an Bert/, Brink, Brok (Bruch), Beck und Beke 
(Bach), Born, Loh, IJagcti, Diek (Teich) an, und die Deutung der 
Namen Bergmann, ürinkmeier u. 8. w. ist von selbst klar. Ob 
die Namen Harkhausen, Barkemeter, Berkemeier und Berkhan 
auf Berg oder auf Birke zurückzuführen sind, ist zweifelhaft — die 

'] Daneben in demselben Dorfe, Schünbagen, noch eine St&tte Middelegge, 
A. i. Mittetlag. 

') Dagegen wol nicht in den Namen I.aubcr und Laiibkcr, die, ebenso wie 
vielleicht L orber (1507 Loirheir) eher alBLobfther(FürBteni.) zu nebmen sein werden. 

') Nicht auch im Namen der SUtte Giuschlag in Rüensiek, denn deren 
Inhaber beiEst 1Ö36 Johann Gütersloh, 1590 Gutesaelo, also wol „aas Güleraloh" 
und nicht = Gozieih bei Förstern. 

*) Etwa alliterierende Teruastaltuag von Hagimar, oder HatcmarV 

') Daneben auch noch das wol nur am der Fatronymikalform Polldutrer 
kontrahierte Polldur. 



38 



früheren Formen lauten: Barchusen, Barghuseo, Hans im Barke, 
rkjohann, Berclienne. Von den sonstigen hierher gehörenden 
Namen bedürfen viele, wie z. B. Klusmeier, Schnatmann, Scbliog- 
mann, Begemann (an der Bega), Vogetsang, Krawinkel u. a. 
ebeDfalls keiner Erklärung. Die höhere oder tiefere Lage der Stätte 
wird durch ein den Namen vorgesetztes Ober- oder Nieder- (z. B, 
Oberbracht und Niederbracht), oder auch einfach mit Ober und 
Nieder'), letzteres auch in Niere, Niermann und Nehrmann 
(1530 Nerdermann) kontrahiert, bezeichnet, bei der Lage an Bächen 
auch durch ein dem Namen beigefügtes „dar aven" und „dar neden", 
woraus die beiden bei uns häufigen Namen Drave oder Drohe und 
Tornedden*) entstanden sind. Von den Weltgegenden ist der Osten 
in den Namen Osterhaus, Ostmann, Austermann vertreten, der 
Westen in Westermann, der Süden in Sundermann, Soermann 
(1680 Sauermann), Suerjobann. Aus dem „Büumer", dem Inhaber 
oder Anwohner eines Schlagbaumes an der Grenze oder Zollstätte ist 
der Name Böhmer geworden, der einfach als solcher, aber auch mit 
Zusätzen als Scbönebäumcr, Schuckenbäumer (1507 Johann vor 
dem Schuckenbome) vorkommt, bei uns also nicht als „Bodomar" zu 
erklären ist. 

Einzelne Beziehungen auf Örtlichkeiten worden uns auch hier 
erst durch unsere älteren Schatzregiater klargestellt. So kontribuieren 
z, B. von den Stätten 

Baumert zu Grastrup 1590 Bernt vorm Borne, 
Briiggemeier zu Meinberg 13äO Henne up der Brücken, 
Biiltemeier zu Erder 1507 Johann upper Bulten, 
Erdmeier zu Sabbenhausen 153G Jobann in der Erden, 
GelhauB zu Schötmar 1480 Gerke im Geldebuae, 
Gruttmann zu Wellentrup 1530 Deppe Upper Gruth, 
llaustädter zu Ebrentrup 1590 Katrine uf der Hausstcde, 
Heuwinkel zu Billinghausen 1536 Heywinkel im Heye, 
Kehmeier zu Lassbruch 1530 Hermann Kemenade, 1590 

Kemener, 
Knoenmeier zu Werl 1488 Kord in den Knoden, 
Lakemeier zu Belle 1530 Henne in der Lake, 
Lessmeier zu Billinghausen 1507 Bernt uppen Lesaen, 
Marbke zu Greste 1590 Jost in der Mark, 
Mesch zu Brokhausen 1380 Hermann up der Merach, 
Plassmeier zu Heidenoldendorf 1530 Gese uppen Plasse, 
Pleckemeier zu Welstorf 1572 Johann uffen l'lecke, 
Reese zu Lothe 1530 Jobann in den Rysen, 
Rienmeier zu Retzen 1535 Hermann uppen Ryne, 

') Ton den beideo Eulonaten Ober und Nieder in Ötenhausea steuern 1507 
du Ovcrbnns und ein Nedderdeppe. 

■| Noch 1590 heiseeu z. B. die KoQtribuenten von den Stätten Drave uad 
Turaeüden in Berlebcck Hans dar aven uad Haas dar neddea — beide liegen an 
der Bcrlebecke, die erstere oberhalb der letütereu. 




Schirneker zu Papenbauseo 1530 Noite in den Schireneken 

■ (Grenzeichen), 
Schlemeier zu Osterhagen 1572 Lüdeke in den Sleen, 
Sepmeier zu Retzen 1530 Hermann uppen Sepe, 
Steins zu Hornoldendorf 1590 Johann Steinhues, 
Stratemann zu Berlebeck 1590 Gerke up der Straten, 
Siiltemeier zu Heiden 1488 de Meyger tor Suite, 
Tinnemeier zu Hillentrup 1590 Jobann uf der Tinnen, 
Wiehmeier zu Hedderhagen 1507 Kord tor Wedeme (zur 
Pfarre gehörend). 
Einzelnes in den vorstehenden Wohnsitzbezeichnungen entbehrt 
freilieb noch der genügenden Erklärung. Daas unter Seji (= Siepen), 
ebenso wie unter Lake eine feuchte Niederung, unter Hi/se» ein (ie- 
bÖIz, unter Heye eine Heide zu verstehen ist, scheint nicht zweifelhaft, 
aber was Kiioden, Gruth, Lessen u. A. bedeutet, bleibt noch zu er- 
mitteln. Auch die Deutung von Geldekus ist unklar, da eins der 
Kolonate Gelhaus im Dorfe Schötmar, das andere im Dorfe Brake 
liegt, bei beiden also von einer stildtischen Gilde nicht die Rede 
sein kann. 

Die fremdstämmige Herkunft bezeichnen bei uns die Stätte- 
namen Hesse, Sasse, Holste, Friissner, Holländer, Mansfelder, 
Julicher (1516 Bernt van Guleke), Jutte und Jiitting'), Frese, 
Döring. In den beiden letzten Namen konnte man freilich auch Kf. 
zu den alten PN. Frismar und Turinchert oder Durinchard 
suchen, ebenso wie der Stättename Schwabedissen (1323 Swave- 
dissen — das Kolonat wird auch Swachbof genannt) gewiss zunächst 
auf den PN. Suaphart (vgl. oben Horedissen = Hohwartingbausen) 
zurückzuführen ist. Einzelne Fremdlinge lernen wir wiederum erst 
aus unsern Scbatzlisten kennen. So besitzt z. B. 153() die Stätte 
Geller in Liemc ein Jobann von Geldern, die Stätte Hans von 
Oblen bei Blomberg Hans von ülden (wol Oelde im Stift Münster), 
das Kolonat Dullmann Jobann van Dülmen, die Statte Diesmeier 
Hinrik van Dissen, das Kolonat KöUing Johann van Coln, von der 
Stätte Diie steuert 1617 Jobann van Duen (Dünne im Mindenschen), 
und der Inhaber des Litzenkruges bei Blomberg heisst 16G9 der 
Lützenburger (Luxemburger). Vielleicht dürfen wir aus den mehr- 
fachen auf das linke Ufer des Niederrheins weisenden Namen Hol- 
länder, Geller, Julicher, wozu noch 1380 ein Swolner (aus Zwoll) 
und ein Kolonat Flammenkamp (1507 Hermann im Flamenkampe) 
bei Meinberg kommt, so wie aus dem Namen eines bis ins 14. Jahr- 
hnudert mit der Bezeichnung „de Vtemesche Hufe" erscheinenden 
Reviers in der Nähe der Stadt Hörn, den Schluss ziehen, dass auch 
bei uns einst eine niederländische Ansiedelung stattgefunden hat, 
wie wir sie mehrfach im nördlichen Deutschland antreffen, seitdem 
merst um das Jahr 1106 der Erzbiachof von Bremen Holländer als 

als den Juden bezeichiieail. 




34 

Kolonisten zur Urbarmachung der Moorgründe seiner Diözese be- 
rufen hatte"). 

Nur selten erscheinen bei uns Stätten, deren Namen mit Ellipse 
der Präposition „von" oder „aus" die Herkunft aus einheimischen 
Orten bezeichnen, wir finden nur die Namen Meinberg, Blomberg, 
Schwabedissen und Hovedissen'). Ausserdem bezeichnen Delker 
und Delkener nach unsern Listen Herkunft aus der Ortschaft Oalbke. 
Auch der auffallende Name Dlattgerste (1488 Blatgarste) wird ein 
lokaler sein, da eine ürtlicbkeit dieses Namens bei Lügde im Jahre 
1559 vorkommt. Sonst würde man allenfalls auf ein Bladegast 
(statt Baldegast — Förstern, hat zum Stamme „bald" ein Blatchar; 
und Blatgis) raten dürfen. 

Von einiger Wichtigkeit ist neben den beiden vorigen noch die 
dritte Gruppe der FN., umfassend diejenigen Namen, welche dem 
Amte, Stande oder Gewerbe des ersten Namenstriigers ibrea 
Ursprung verdanken. Zu den auf Amt und Stand sich beziehenden 
gehören bei uns die Namen Richter, Ricbts, Richtsmeier*), Vogt*), 
Vögting und Vagedea, Greife und Grefe, Frohne, Schlüter 
(Beschliesser), Köster. Was das Gewerbe anlangt, so sind von den 
fünf Grossmäcbten der deutschen Nameuswelt, als welche man sonst 
wol die Meier, Müller, Schneider, Schmidt uud Schulze auf- 
zuführen pEegt, nur die vier ersten auch in unsern lippischen Kolonats- 
namen sehr zahlreich vertreten, nicht aber die fünfte — wir haben 
den Schuldbeiss nur in einer unserer älteren Stätten, im Kotonate 
Schulte zu HiJrste, die Pentarchie verengt sich also bei uns zu einer 
Tessararchie , und in dieser wechselt ausserdem bei uns die eine 
Grossmacht den Namen — der Schneider kommt in unsern älteren 
Listen nur als Schroer und Schröder, später Schrö 
in neueren Registern erscheint er vereinzelt als Snyder^). Daneben 
findet sich verhältnissmässig selten der Schomaker, häufiger der 
Holscher (Holzschuhmacher) — man ging eben wol noch mehr in 
Holzschuhen, oder auch barfussig — ; ebenfalls seltener der Tischler 
als Snitker, neben dem zahlreicher vorkommenden Holt haue 
Wagener, Redeker und Spinnreker, d. h. Spinnradmacher, der 
aber auch als Spilker sich findet; ferner der Timmermaun, der 



I, die baulichen Altertttmcr des Lippischen Landes. 2. Aufl. 

'ttrenholz, welchen wir wegen des 
II nehmen, wie mit dem ON. Varen- 
r Ableitung ah „vorm Holte" gemäsB 



') Vgl. 0. Pre 
(Detmold 1881) S. 79. 

■) Wol nicht auch der Dolmolder FN. 
Tones auf der ersten Silbe eher nU Wariuold 
holz in Verbindung üu bringen haben, der sei 
den Ton auf der letzten Silbe tragt. 

■) Von der StiLtte Richts in Kohlstadl steuert 1590 Bernd Richter. 

*) Auch im Namen Foetkncclit wird der erste Teil eher auf Vogt, 
Fuse zu deuten sein. 

°) Den Namen der StUtto Nagolschneider in KohlstAdt erklart das Sa) buch 
von 1783, in dem es heisst „Nagel, olim Schiieitki 




35 



Vattbauer, der Tubbenhauer'), der Bödeker, d. i, Böttcher, der 
Dreier*), der Schüttler. Ferner erscheint vielfach der Köhler als 
KöUer und Köllermeier, der Fischer, der Weber, der Smed, 
der Herde (Hirte), der Kruger als Kroger, meist aber als Beer- 
mann (Biermann), einmal (1507) auch als Taferner, der Koke, der 
Imker, der Tegeler (Ziegelmacher), der Oliesleger, der Slepper*), 
der Solter*), der Kremer, der Plüger (Pfluger), der Pieper, der 
BüDgener (Trommler), der Fedler, der Peuker, der Swertfeger, 
der Hätger (Hutmacher'^), 

Wahrscheinlich kommt aber auch einzelnen dieser Namen' nicht 
immer eine appellative Erklärung zu. Hinsichtlich des Koller, Bö- 
deker u. s. w. haben wir dies schon oben bemerkt, und auch für 
den Koke — daneben erscheint einmal ein Kokel und ein Kokeier 
— würden wir der Deutung als coquus, da das Vorkommen eines 
solchen auf dem platten Lande doch einigermasaen befremdend ist, 
gern eine andere Erklärung vorziehen, die uns etwa auch hier eine 
stattgehabte Umdeutung annehmen lassen konnte, doch tragen wir 
selbst einstweilen Bedenken, auf den obigen Nachweis, dass Brinkkoch 
;= Brinkkord ist, auch für den einfachen „Koch" zu rekurrieren'). 
Auch fiir den Pieper und den Peuker könnte deren musikalische 
Deutung dadurch einigermassen zweifelhaft werden, dass der Erstere 
mit deu Namen Pepper und Popper sich zu begegnen scheint — 
ein Lüdeke Peppersack zu Langenholzhausen in der Liste von 1507 
beisst in der von 1530 Lüdeke Pjper Saek — , und dass, den Pauker 
anlangend, neben ihm auch die Namen Pok und Pauk (zweist. Kf. 
zu Paugolf, zum Stamme Baug „Bogen", vgl. Strackerjan S. 17) vor- 
kommen, zu denen er die patr. Form bilden könnte. 

Eine vierte Schicht unserer FN. bilden diejenigen, welche man 
auf eine besonders hervortretende körperliche oder geistige Eigen- 
schaft des ersten Namensträgers zurückzuführen pflegt. Da es eigent- 
lich etwas Auffallendes enthillt, dass man bei der Wahl der erblichen 



■) So lautet noch 1590 der Name der jetzigSD Statte Tippenhauer — von 
Tubben „Zuber". 

') Wol weniger eiu Drechsler sJa ein das Steingut auf der Sclieibe Drehender. 
In einer Urkunde von l&io heisst es „de Schütteln drei er, Redeker und Molden- 
hauer". Ob auct der Name Dreimann (1530 Dregmann) liierher, oder zu Drö^e 
gehört, ist Eweifelhaft. Dagegen wird der Dreckmeier (schon 1530 Dreckjohann) 
wol von der Bodenhegchaffenheit der Siätle den Namen haben. 

') Deu betreffenden Kolonaten lag der Jagddienst des Wildschlepiieus auf. 

*) Vielleicht eher ein Einaalzer, als ein Salzhündler. 

') In der Stadt Lemgo erscheinen unter den Uaadwerkern ausserdem noch 
1330 Johann de Patinenmecker (frz. paiäts „Frauenschuhe"), U30 Eord 
UeBtwert (Messerscliniied, -mert von .wirken", wie in „Schuhwirl", woher der 
FN. Schubert), 1438 Hans Mestemeker (dass.), Uelmieh de Triiipeumeker 
(Trippe „Pantoffel", oder Tripp «Halbsam met"), 1636 Heinrich Bergmann de 
Boemsieder (üaumseidemacher). 

*) Koke könnte alleofatls aus Koneke (Dem. zu Kühne] kontrahiert sein, 
oder aus dem noch bei uns vorkommenden Korke (d. L Kürdke, Dem, zu Kord). 




36 

FN. diese an derartige, docli nur dem bestimmten Individuum bei- 
wohnende Eigectümlichkeiten anknüpfte, zumal wenn der Vater die- 
selben nicht auf seine Kinder vererbt hatte, so ist es erklärUch, dasa 
diese AttributivnHmen verliältniss massig selten sind, namentlich 
nicht so häufig, wie die die vorige Klasse bildenden, von Amt und 
Gewerbe herzuleitenden Naraen, bei denen es eher begreiflich erscheint, 
wie sie zu FN. werden konnten, weil es zur Zeit der Bildung der 
letzteren noch wol mehr die Regel bildete, dass die Sohne Amt und 
Gewerbe des Vaters fortsetzten. Man verführt daher gewiss rationeller, 
wenn man bei der Erklärung der vielen anscheinend hierher gehören- 
den heutigen FN alle diejenigen, welche auch als Kf. altdeutscher 
PN. sich auffassen lassen, als solche und nicht als Attributivoamen 
nimmt. Allerdings bildet ja auch in den alten PN. oftmals das be- 
treuende Eigenschaftswort den ersten Teil der Namensform, allein es 
hatte hier doch keine individuell attributive Bedeutung - — der Vater, 
der dem Kinde auch schon in der vorchriatlichen Zeit bald nach der 
Geburt den I'N. beilegte, konnte ja die Eigenschaften des Kindes 
noch nicht voraussehn, er konnte bei der Wahl des Namens allenfalls 
nur dem Kinde den Wunsch fürs Leben mitgeben, dass es das werden 
möge, was der Name bedeute. 

Wir glauben also gerechtfertigt zu sein, wenn wir das Kontingent, 
das unsere lippischen FN. zu dieser Nameosklasse stellen, auf ein 
ziemlich geringes Mass zu reducieren geneigt sind. Freilich führen 
unsere iUteren Listen noch eine nicht unbedeutende Reihe von Kolonats- 
namen auf, hinsichtlich deren sie durch Beifügung des bei den andern 
nicht appellativen Namen in der Regel und abgesehen von den oben 
erwähnten Patr. fehlenden bestimmten Artikels zu erkennen geben, 
dass man den fraglichen Namen damals, weil mau ihres Verhältnissea 
zu den alten PN. sich nicht mehr bewusst war, eine attributive Deu- 
tung unterlegte, sie als adjektivische Beinamen betrachtete. Es er- 
scheinen z.B. unter den Kontribuenten vielfach die Namen de Bunte, 
de Dove, de Duchtige (jetzt Düchting), de Frische, de Grote, 
de Kloke, de Körte, de Krumme, de Kruse, de Lahme, de 
Lütke, de RIke, de Rode, de Slue, de Starke, de Swarte, de 
Weidige (jetzt Wellige), de Wieso, de Witte u. a. Aber nichts- 
destoweniger glauben wir diese Namen, mindestens insoweit als wir 
sie als regelrecht gebildete Kf. alter PN. nachzuweisen vermögen, 
richtiger in unsere erste Namensschicht versetzen zu müssen, wo ja 
auch der grössere Teil der obigen Namen bereits unter den einst. 
und Kweist. Kf. eine Stelle gefunden hat — der Witte Ist danach 
nicht ein Weisshaariger , sondern ein Widukind, der Körte kein 
Kurzer, sondern ein Konrad, der Lütkc kein Kleiner, sondern ein 
Liideke u. s. w. Recht klar ist z. ß. die attributive Umdeutung bei 
dem Namen Stieve, den man als den Steifen, Unbeugsamen auftasste, 
während wir ihn oben als „Stephan" nachgewiesen haben. Zweifel- 
hafter kann man hinsichtlich des im Lande hänüg vorkommenden 
Namens G ro t c sein , doch scheinen auch hier die daneben sich 



6ndendeD Formen Groting und Grauting, so wie der sicher als 
Chrodogaut zu nehmende Grotegut (so schon 1590} unserer obigen 
Znrückfiihrung des Namens auf den Stamm „Hrod" vor der Deutung 
als „der Grosse" den Vorzug zu geben, und ebenso sprechen für die 
Herleitung der Namensfamilie Reue (1507 de Rode, 1530 de Rade), 
Rohe, Rode, Raute von demselben Stamme doch wo] die neben 
Röding als fernere patr, Formen bei uns vorkommenden Namen de 
Roder und de Rader (jetzt Rühr), welche die Erklürung als lUtfus 
unwahrscheinlich machen. Für eine weitere, übrigens nicht gerade 
grosse Anzahl Namen, wie z, B. ßlinne, Verzagt nnd Unverzagt 
(schon 1486 Kord Unversagede), Schemmel') haben freilich auch 
wir einstweilen keine andere als eine appellative Erklärung. Der 
anfangs nur persünliche Beiname scheint bei ihnen erblich geworden 
zu sein und den ursprünglichen FN. verdrängt zu haben. 

Mit diesen vier Klassen müsste nun eigentlich eine rationelle 
Namensforschung sich begnügen, in eine derselben müsste, sollte man 
denken, ein jeder FN. sich einreihen lassen. Weil uns aber doch 
noch immer eine Reihe von Namen aufstösst, welche einer solchen 
Einreihung zu widerstreben scheinen, so hat man für sie nun noch 
eine weitere Hülfskategorie mit der tiberschrift „Namen zufälligen 
Ursprungs" aufgestellt und dieselbe dann wieder in eine ziemlich 
bunte Reihe von Unterabteilungen, als da sind: Teile des mensch- 
lichen Körpers, Werkzeuge und Geräte, Speisen, Tier- und Pflanzen- 
namen u. s. w. zerlegt. Das führt denn allerdings zu einem recht 
bequemen und zugleich ziemlich radikalen Hulfsmittel für die Deutung 
dieser widerspenstigen Namen. Für welche derselben lässt sich bei dem 
Reichtume unserer Sprache in ihren verschiedenen Dialekten da nicht 
am Kode irgend eine Erklärung auflreibenr' Allein es kommt doch 
nicht allein darauf an, für den Namen an sich eine Deutung zu linden, 
sondern man wird bei der gefundenen Erklärung nur dann stehen 
bleiben dürfen, wenn irgend eine Beziehung des ersten Namensträgers 
zu dem der Deutung untergelegten Begriffe denkbar ist, wenn dieser 
Begriff etwas das Individuum Kennzeichnendes enthält und insofern 
an sich zu einem Beinamen überhaupt geeignet erscheint. Danach 
aber wird man einzelne der durch die obigen Hülfarubriken zu Gebote 
gestellten Erklärungen gewiss von vorn herein zurückweisen müssen. 
Wie sollte man z. B. vernünftiger Weise dazu gekommen sein, einzelne 
Teile des menschlichen Körpers schlechthin zur Namensbezeichnung 
zu verwenden, einen Menschen Kopf oder Fuss, Niere oder Lebor 
zu nennen? Der Name Schwarzkopf, Flattfuss u. s. w, kann ja 
einen guten Sinn haben, aber Jemanden einfach als Kopf oder Fuss 
KD bezeichnen, Körperteile, die doch allen Menschen gemein sind, das 
wäre geradezu sinntos. Auch den auf abstrakte Begriffe fuhrenden 



appellatlvea Deutungen von Kamen, wie z. B. Mul, Kummer u, ( ^ 
können wir neben der l'iir jene Namen aus den alten PN. Muotulf 
und Kunimar sich ergebenden genügenden Erklärung keine Kon- 
kurrenzberechtigung zugestehn. 

Man hat solche in unsere natürlichen Schichten nicht unter- 
zubringende Namen wol als Hausschildernamen zu erklären ge- 
sucht, und das mag für die Gegenden, wo, wie in den süddeutschen 
Städten, die Häuser vielfach einen bestimmten und dann meistens 
bildlich an ihnen versinnlichten Namen tragen, hin und wieder, ins- 
besondere bei den sonst schwer zu deutenden Namen Papat, Bischof, 
Landgraf, Einhorn u. a. seine Richtigkeit haben. Aber bei uns, 
wo, abgesehen von den Wirtsbausschildern und den wenigen Apotheken 
unserer Städte, niemals eine solche Sitte geherrscht hat, kann von 
dieser Erklärung jedenfalls nur in sehr beschränktem Umfange die 
Rede sein. Wir müssen uns also ftir unsere heimischen Namen nach 
andern Deutungen umsehen. Und solche haben sich ja für eine ganze 
Anzahl der von Andern in diese Zufallsschicht gesetzten Namen bereit« 
ergeben — den König haben wir als einen umgedeuteten Konning, 
d. i. Konradssobn, den Mönch als einen Menning, d. i. MeinbartÄ- 
sohn, den Hummer als einen Hugimar, den Pfenning als einen 
Benning, den Kohlbrei als einen Chlodobrecbt nachzuweisen gesucht. 
Ebenso haben ferner, um noch einige weitere Beispiele zu geben, 
unsere Namen Montag und Freitag gewiss Nichts mit den beiden 
Wochentagen zu tbun, sondern sind die alten PN, Meindag und Frit- 
tag, wie Ladage und Laudage') :^ Liutdag ist, und gleich wenig 
uuterliegt der Name Altrock trotz des bei uns daneben erscheinen- 
den Stättenamens Wittrock einer appellativen Deutung, beide sind 
vielmehr die alten PN. Altroch und Witroc (Widuroc), deren dunkler 
Stamm ausserdem in Rocholl und in unserm Kolonatsnamen Roog 
(1721 Rogge) sich findet. Auch von den scheinbaren Tiernamen 
werden manche aus dieser Rubrik auszuscheiden und in die erste 
Schicht zu versetzen sein, wie wir dies schon oben hinsichtlich des 
Storchs, des Hahns, der Meise gethan haben, und wie man es 
ferner in gleicher Weise hinsichtlich des Bocks und des Schweins 
mit gutem Grunde thun kann, von denen Jener so wenig als hircus, 
wie Dieser als porcus zu deuten, sondern Bock als aus Bodico ent- 
standen, Schwein aber als Kf. eines der mit dem Stamme Swau, cygnus, 
zusammengesetzten Namen Swanhart, Swanold u. s. w. aufzufassen 
sein wird, da die ältere Form (noch 1516) Swen und Swenn, später 
Swein lautet, nicht aber Swin, wie es heissen müsste, wenn man damit 
das später durch Umdeutung hineingelegte „Schwein" gemeint hätte^). 

') Auch der von Fick in seiuen Götlinger FN. S. 14 genanute iwd anders 
erklärte Laudahu (statt Laudageo) gehört sicher hierher. 

') Eher wQrde man aocb ao das andere Wort „Schwein* zu denken haben, 
du ursprünglich — vgl. dos engl, sieain — einen jungen Hirten Überhaupt, aber 
bei uns als „der Schwein" insbesondere den Schaeinehirlen bezeichneL Vgl. Woeste 
a. a. 0. B. v. Swene, 




s» 



Schliesslich haben wir noch der ebenfalls in dieae Schicht ge- 
hörenden B. g. Spitz- oder Spottnamen zu gedenken, die man auch 
auf keinen andern als einen zufälligen Ursprung zurückzuführen weiss. 
Auch hier wird man aber doch wol davon ausgehen müssen, dass 
derartige auf augenblicklichen Vorgängen und vorübergehenden Zu- 
ständen beruhende Beinamen nur ausnahmsweise zu bleibenden FN, 
den Anlass gegeben haben können. Man sollte glauben, solche scherz- 
hafte Namensbezeichnungen hatten regelmässig mit der Person, an 
die sie sich ankuüpften, wieder verschwinden müssen und kaum jemals 
auf die folgenden öenerationen übergehen können, denen vielleicht der 
Anlass zu dem Spottnamen schon gar nicht mehr bekannt war. So 
ist es denn auch nicht zu verwundern, dass bei uns von derartigen, 
besonders gern in imperativischer Form auftretenden Benennungen, 
wie wir sie noch hin und wieder in unsern älteren Listen finden, nur 
verhältnissmässig wenige sich erhalten haben. So hat z. B, noch das 
Schatzregister von 1530 die Namen Ilauwenkerl, Schindenkerl, 
■VVehrenkerl, Wikdenkerl, Slaedotb, IJerenstert, Ossenkop, 
Sypolenkop'), aber in den spateren Listen sind sie nicht mehr zu 
Enden, sie erschienen der neueren Generation doch wol zu anzüglich, 
als dass sie sich weiter hii.ttea vererben sollen. Dagegen haben wir 
von ähnlichen, dem Anscheine nach als Spitznamen aufzufassenden 
FN. noch jetzt einen Hatenkerl, Hatenbur, Sundergeid, Spar- 
brod, Kteinsorge, Plogstert*}, Kuhfuss, Kettelhake, Brak- 
vogel u. a., alles Namen, deren oft gewiss nur anekdotenhafte Ent- 
stehung im einzelnen Falle wir natürlich zu ermitteln nicht mehr im 
Stande sind. Bei manchen derartigen Namen mag aber auch wieder 
die spätere Volksetymologie tbätig gewesen sein und die ursprüngliche, 
anders zu deutende Namensform verdunkelt haben. Überhaupt wird 
gewiss die ganze hier in Rede stehende Zufallsschicht, der z. B. noch 
in Vilmar's und Hoffmann's von Fallersleben Namensbüchern 
eine so ungebührliche Ausdehnung gegeben ist, auch noch nach der 
ihr schon von Andresen zu Teil gewordenen wesentlichen Lichtung 
ferner immermehr auf einen geringeren Umfang sich beschränken 
lassen, wenn wir aus weiterem urkundlichen Materiale bisher unbe- 
kannte ältere Namensformen kennen lernen, die uns die Deutung der 
neueren vermitteln, Schon jetzt möchten wir übrigens von den auch 



') Sollte vieiieicht auf diesen SpitznameQ, zu dem der 1488 vorkommende 
Sipeleobovct eiue Variation bildet, der sonst nicht ica deutende Name dts Kolo- 
DBtes Sibillc in Schlangen zurück zu führen sein? Wollte man freilich mit Steiib 
S. 114 die Möglichkeit der VerseiEuug des Tones amiehmeu, so würde die Deutung 
des Namens als Sibel (Kf. zu Sigbold) näher liegen, Fttr Steub spräche allenfalls 
der bei SUrb S. 141 angefahrte SIeff atatt Silef (d. i. Sigolt). Auch für andere 
schwierige Namen wQrde sich damit eine Deutung ergeben, t. B. bei Schlichte 
und Schlichting vielleicht an Sigilech, bei Sprick und Sprenger an den Stamm 
i^wr EU denken sein. Doch scheint uns Sieub's Vorschlag, ehe sich weitere Belege 
dam nachweisen lassen, einstweilen noch bedenklich, 

*) Eine lippieche Paatorenfamilie Ifttiuisierte den Namen in Stivarius (stiva 
-= Paagsierz). 



bei uns vorkommenden angeblichen Imperativischen Spitznamen doch 
einzelnen ihre Eigenschaft als solcher bestreiten und z. B. unsern 
Machendanz lieber für einen aus Macco und Tons, oder auch 
Danz (Kf. zu Thanctnar) zusammengesetzten PN. als für einen zum 
Tanze Auffordernden oder Aufgeforderten halten, auch in nnserm 
Hotop nicht ein f.Hut auf" ^) suchen, sondern ihn als eine Abschlei- 
fung des alten Namens Hotolf (zum Stamme Hut ^=. custodia) er- 
klären , wie wir ferner in ganz ähnlicher Weise unsere Namen 
Mutup und Wakup') für nichts Anderes als Imperativische Umdeu- 
tungen der alten PN. Muotolf und Wacolf ansehen zu dürfen glauben. 

Das wären die Bemerkungen, die wir für die verschiedenen 
Namensgruppen aus unserer heimischen Namenswelt zu machen ge- 
habt haben. Wir bescheiden uns, dass neue Gesichtspunkte für die 
deutsche Onomatologie durch unsere Arbeit gerade nicht gewonnen 
sind, meinen aber in dieser insofern den richtigen Weg gegangen ztt 
sein, als wir bemüht gewesen sind, soweit es möglich war die ältesten 
Namensformen zur Erklärung der neueren heranzuziehen, Manche 
von unsern Aufstellungen mag man für bedenklich halten, bei ein- 
zelnen Namen ist es uns nber gelungen, auf jenem Wege ihre sichere 
Deutung zu ermitteln. Wir glauben, dass überhaupt Untersuchungen 
der Namen eines beschränkteren Bezirks auch ferner insofern nicht 
ohne Interesse sind, als sie wenigstens hin und wieder zu Resultaten 
führen, die auch für die Lehre von der Bildung unserer deutschen FN, 
im Allgemeinen zu verwerten sind, und dass dies insbesondere der 
Fall sein wird, wenn die Untersuchung nicht gerade anfeinen Stadt- 
bezirk mit seinem durch den Zuzug meist ziemlich bunt gewordenen 
Namensvorrat sich bezieht, sondern statt dessen die landsässigen, von 
Alters her heimisch gewesenen Namen einer bestimmten Provinz 
zum Gegenstände einer näheren Betrachtung gemacht werden. Jeden- 
falls sind wir schon zufrieden, wenn es uns gelungen ist, durch die 
obige Übersicht nachgewiesen zu haben, wie auch unsere lippischen 
FN. die Richtigkeit der von der neueren Onomatologie für den Ursprung 
der deutschen Geschlechtsnamen überhaupt aufgestellten Lehre zu be- 
stätigen geeignet sind, deren Resultat wir ja wol in dem Satze zu- 
sammenfassen dürfen: 

dass unsere heutigen Familiennamen ihrer Mohrzahl nach aus 
früheren Personennamen, entweder altdeutschen, oder späteren 
kirchlichen Ursprungs, entstanden sind, und dass da, wo nicht 
die, meistens leichter erkennbaren Beziehungen auf Herkunft 

■) So bei Ueintze 1. c. 8, 146. Dagegen rüt Polt S. 613 Blatt ilesaen auf 
einen Mann „mit hohem Schöpfe" (Top =: Zopf). 

') Zvcifelhafter ist ea, ob wir aii^^h ia unsenn Namen Buckup die leticte 
Silbe alt ein kontrahiertes -loulf aosehen und auf ein Burgulf raten dürfen. Da 
die Kf. Biicco bereits, wie nir oben geaeheo, einen zveiBtAmaiigen Voilnumen reprä- 
sentiert, so würde man dabei zu einer regelwidrigen NamenBform von drei Stämmen 
kommen, wie wir sie freilich ausnuhmaweiae z, B, im Namen Petzold baben. 




und WohüBilz, oder Stand und Gewerbe die GutBtehung des 
heutigen Fsmilietmaniens IctarBtellen, dieser regelmässig auf 
einen früheren Personennamen zurückzuführen ist, dasa wir 
also bei der Deutung unserer nicht von selbst verständlichen 
Geschlecbtsnumen in erster Linie jene alten, in den neueren 
Formen durch Abschleif ungen und Umdeutungen vielfach ver- 
dunkelten Personennamen und deren Sprossformen in Betracht 
zu ziehen und erst in zweiter Linie nach einer appellativen 
Erklärung uns umzusehen haben. 

iTMOLD. O. Preuss. 



Erst nach dem Schlüsse dieses Aufsatzes ist uns das neue inter- 
essante und reichhaltige Buch Andresen's „Konkurrenzen in der 
Erklärung der deutschen Geschlechtsnamen* zugegangen, auf das wir, 
wenn es uns eher vorgelegen hätte, mehrfach Bezug zu nehmen ge- 
habt haben würden. Das Buch zeigt von Neuem, wie gross die An- 
zahl der Xamen ist, die eine verschiedene Deutung zulassen. In den 
meisten Füllen, wo der Verf. zwischen den konkurrierenden Erklärun- 
gen eine Wahl getroffen, wird man ihm gewiss beizustimmen geneigt 
sein, bei einzelnen Namen, wie ■/.. B. ScIiaObehard und Rennefort da- 
gegen tragen wir Bedenken, seiner von der unsrigen abweichenden 
Deutung uns auzuschliessen. 



Mitteilungen aus einer mnd. Hs. 



Auf der Bibliothek des Kon. Christianeums zu Altona beäudet 

sich Bub Nr, 17 R — -^ — eine Pergamenthandachrift in 12", deren 

Inhalt ein Kalendarium und ein Gebetbuch in mnd. Sprache ist. Das 
Buch, vielfach defekt, ohne Titelblatt etc. enthält jetzt noch 130 Bi. 
Die Ausstattung ist schön, ja kostbar (a. A. nähere Beschreibung bei 
bucht, Progr. d. Gymn. z. A. 1878 p. 19 f.). Geschrieben ist das 
Werk gegen 1500, wie aus der Erwähnung des Papstes Sixtus IV. 
(reg. 147I--1484J p. 96: De dytb beth left .... de vordenet van 
den Pawea Sixto deme veerden fo vaken als he dat . . . (Lücke) — 
(Hiernach ist die betr. Angabe bei Lucht zu berichtigen). 
Das Kalendarium umfasst jetzt nur noch auf 12 Blättern die 
Monate April — Juli, September — Dezember, sowie eine Anweisung zur 
Berechnung der beweglichen Feste. Da etwas Derartiges m. W. noch 
Dicht gedruckt ist, teile ich es unten mit. 

METZ. Karl Schirmer. 




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leluya Juhall legghen, Wen er 


mene weken bijjtu ock hebbe 


dat Paejchen kamende ia. W6 


de twijchen Wynachten ?nde 


er dat de bedel daghe Jyn vnde 


vajtelauende. vnde de auer 


Jo vor dan. Wente alle tydt 


daghe lyn Jo vele alj"e de tall 


XIIII. daghe vor dem Sonda 


in Jyck holdeode is de neghejt 


ghe des groten Vajtelauendes 


Tnder den Soodagbes boeck 


Jo leoht me Alleluya. Jtem des 


Jtaue ghejcreuen fteit. Jte 


neghejten Sondaghea dar na 


wen er du nu wejt den Son- 


Jo is alle tydt de erste Sondach 


1 dach des groten Va/telauendes 


in der vajten, Vort dar na. 


Jo kanjtu lichtUkeD vindeu 


auer VI. weken. Jo is Paejche 


vnde weten de anderen be- 


dach. Vnde dar neghejt auer 


1 wechliken tyde vnde feste alle 


V. weken vnde j dach Jo Jyn 


1 gader. Alje wen er dat me Al- 


de bedel daghe. vnde vort. 


^^^V auer weken 


myn enen 


^^H dach. Jo hefftu 


den hilghen. 


^^^B Pinsjter dach, 


vnde dar ne- 


^^^V ghejt des donredaghes aüer ^ 


^^B VIU. dagen Jo i 


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^^^V hilghen lycham 


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^^^^K de ander tigure is klare ^| 


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^^^1 Jokende wen me wyl laten in ^ 


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^^^H vorgheten den Jcri- H 


^^^1 uer. Wejet Jtede dechtich H 


^^^^^ myt .j. Pf. nr. vll Aue Maria. H 





Zum Dramenfragment 

Jahrg. VI. (1880), S. 137 ff. 



T>ass wir in diesen Blättern die Kladde des Dichters vor uns 
haben, glaube ich wegen der Fehler, die vorkommen, nicht, halte sie 
vielmehr liir die Scbreibübung eines Ungeübten aus dem Gedilchtnisä, 
wie uns z. B. auch daa Ludwigslied überkommen ist. Über eiuigs 
Textatellen stimmt meine Ansicht mit der Walthers nicht überein. 

A. 6. In dem undeutlich überlieferten Verse kann vormt (oder 
vr bat, der Herausgeber ist selbst darin nicht sicher) leicht vorlat 
'Entscheidung, Bestimmung' sein. loh lese: 

Vader, ek motct ghcien hl der mei/ghet vorliil 
'Vater, ich muss es auf die Entscheidung der Magd ankommen lassen'. 
A. 13 — 15 verstehe ich nur, wenn ich aie mir von Sampaon an 
seinen Vater gerichtet denke. Auch ist eine kleine Änderung nötig; 
die von brul (V. 14) in drut (mhd. trüt, mitteld. drüt 'Geliebter, 
Gemahr). Lyfijhedyng als Kosewort ist an den Vater gerichtet. 'Leib- 
gedinge' als Kosewort ist noch gebräuchlich, übertragen schon Parz, 
103, 17. sc statt 8^ ist bei dem unachtsamen Schreiber wohl dadurch 
entstanden, dass er zwischen icese und si schwankte. Ich lese also: 
Lyfghedyng der tverlde gut, 
Lovet, (dat) ek wese*) or drut, 
De mi/nen oghen wdl behaghet 
d. h.: 'Vater, erlaubt, dass ich ihr Gemahl sei, die meinen Augen 
wohl behagt'. Vgl. Judicum 14, 3 Diidtque Samaon ad patrem suum: 
hanc mihi accipe, quia placuit oculis meis. 

Darauf macht der Vater eine zustimmende Gebärde, und Sampson 
wendet sich nun wieder zur Philisterin; 

alstis so schedet tvi/ van dij, »lyn Icve moghel, 
dat du dar up nemest rat 
'Nun scheiden wir von dir, liebes Mädchen, dass du es dir überlegest'. 



N ORTHEIM. 



R. Sprenger. 




Die geistliche dichtung von der mühle ist zuletzt von H. Jelling- 
hauB im Nd. jahrb. HI, 86—90 aus einer dem 18. jabrli. angehören- 
den nd. hs. des Stadtarchivs zu Kiel veröffentlicht. Der herausgeber 
ist der ansieht, dass der text der Kieler hs. (J) der ursprünglichen 
form des liedes an vielen stellen näher komme als derjenige eines 
oS'enen bei Ludwig Dietz zu Rostock um 1520 erschienenen blattes, 
weiches Ludwig Uhland in den Volksliedern unter no, 344 und Wacker- 
nagel, Kirchenlied II, 867 abgedruckt haben (U). Diese behauptung 
Jellingfaaus' zieht K(rause) in einem längeren artikel in der beilage zu 
no. 183 der Rostocker zeitung vom 8. aug, 1879 in zweifei, weiter 
macht er, nachdem Walther in einer anmerkung zu Jellinghaus' Publi- 
kation schon auf drei bildliche darstellungen des im mtihlenliede be- 
handelten gleichnisses in den kirchen zu Doberan, Retschow und 
Tribaees hingewiesen hatte, noch auf ein viertes hierher gehöriges 
altarbild in der klosterkircbe zum bl. kreuz zu Rostock aufmerksam 
und meint dann, 'die bilder seien nicht aus dem gedieht entstanden, 
sondern die allegorie des künstlers habe offenbar erst den gedanken 
des dichtera hervorgerufen.' Weshalb das umgekehrte nicht der fall 
gewesen sein kann, wird nicht erörtert Als entstehungsort des liedes 
sieht K(rause) Rostock an, und auch den autor glaubt er 'fast' in 
Ecbert Harlem, welcher in den zwanziger und dreissiger Jahren des 
16. jahrh, zu Rostock professor war, gefunden zu haben, 

Die unhaltbarkeit von Krauses annahmen bezüglich der ent- 
atehungszeit und des Verfassers ergiebt sich, wenn wir die hd. fassun- 
gen des liedes zu hilfe nehmen. Dass die nd. fassung sowohl diesen 
als auch der in einer hs. des 15. jahrh. erhaltenen nl. zu gründe 
liegt, beweisen die zahlreichen kleinen änderungen in den hd. texten, 
wenn es sich um tecbniscbe ausdrücke handelt, die die vorläge darbot, 
und die bereits von Hoffmann von Pallersleben in der Schlussbemerkung 
zu seiner publikation der nl. version (H) in den Nl. geistlichen liedern 
no. 121 dieser letzteren gegenüber citirten besseren nd. lesarten: 
Gregorins, Äugusline, vorwachtet vtis de riuc (str. 7), dar van so krtge 
tci riken soit (str. 22). — Nach dem ältesten hd. druck, Nürnberg 
1537, hat das lied Wackernagel, Kirchenlied II, 868 veröffentlicht (N). 
Fast wörtlich stimmt dazu ein 'Bergkreyn von der Mül,' welchen 
0. L. B. Wolff, Sammlung historischer Volkslieder p. 75 aus einer 
Sammlung bergkreyen in 12° s. I. et a. herausgegeben hat (W). Nach 
einem dritten druck durch Jobannes Winnigstede, Quedlinburg 1552. 
8", ist das müblenlied abgedruckt bei Wackernagel, Kirchenlied II, 
865 (Q), Ausser in diesen drucken ist es, so weit mir bekannt ge- 
worden, zwei mal handschriftlich überliefert: 

RUdcrdiialHba* Jkhrbiis 



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1) im cod. 4058 der k. k. hofbibliothek zu Wien (Vi), bl. 
120'— 122', im jähre 1509 geschrieben. (Tab. codd, 
III, 150 sind fulsclie blattzahlen angegeben, zwei blattet 
des cod. tragen dieselbe nummer 118) 

2) im cod. 4117 derselben bibliothek (V*), bl. 65'— 68', ?<m 
frater Johannes Hawser 1518 geschrieben (1548 Tab. codd. 
msa. lU, IG3 beruht auf einem druckfehler). 

Das müblenlied ist somit nicht am 1520 entstanden, sondern älter. 
Dies wird auch durch eine benierkung Winnigstedes bezeugt, der es, 
als er noch pfarrberr zu Höxter war, in einem sehr alten buche dar 
Corveyer Stiftsbibliothek gefunden haben will. Sehr alt ist freilidi 
ein dehnbarer begriff, dass man indess nicht ein um höchstens zwei 
decennien früher verfasstes werk ao bezeichnen wird, scheint mir ein- 
leuchtend. Schon eher kann man an ein buch denken, dessen ent- 
stehen um etwa ein Jahrhundert früher fallt. Das wäre die mitte dea 
15. jahrh. Alter ist das Hed sicher nicht, denn es lehnt sich ziemlich 
eng an eine ähnliche dichtung Muskatblüts (in Grootes ausgäbe no. 29) 
an, so dass man annehmen muss, dass diese dem dichter bekannt 
war. Lässt man auch Rostock als heimat gelten, so sind doch Krauses 
angaben über zeit und Verfasser auf alle fälle unrichtig'). 

Für die entscheidung der von JeJlinghaus angeregten frage ist 
es von Wichtigkeit, die ursprüngliche gliederung des gedichtes zn 
kennen. Um aber bei dem versuche, die richtige reihenfolge der 
Strophen festzustellen, nicht auf blosse Zahlenangaben beschränkt zu 
sein, welche kaum auf den ersten bhck eine klare Vorstellung ermög- 
lichen dürften, werde ich in die folgenden bemerkungen die ent- 
sprechenden Strophen der bisher ungedruckten hs. Vi eintlechten, der 
ich vor der etwas älteren hs. Vi den vorzug gebe, weit sie, wie man 
später erkennen wird, eine für diesen zweck an und für sich geeig- 
netere Ordnung der Strophen bietet. Die aufeinanderfolge der ersten 
sechs Strophen ist in allen drucken und in den beiden hss. dieselbe. 
Einleitend geschieht der absiebt erwähnung, eine mühle zu errichten 
und das erforderliche baumaterial aus dem walde herbeizuschaffen. 
In rücksicht auf den charakter der dichtung wird der wald Libanon 
genannt, Kunstreiche meister werden zur Unterstützung bei dem ge- 
planten werke aufgerufen, an ihrer spitze Moses, der in dem altea 
testamente den unteren mühlstein Uefert. Den oberen stein stellt das 
neue testament dar. 

1. 2. 

Ain mul ich pawen wi], Zw holcz wil ich vareu 

ach got, West ich wie! hyn in den wald, der ist nit ferre 

vnd hyet ich handtgeratt gehitfea hyet ich gerne, 

oder west ich wovon dy da westen all, 

ach got, so wolt ich heben an. wie man pawm feilen solt, 

'} Vgl. auch SeelmaDD im Jabresber, Ober die eracheinungen auf dem gebiete 
der germ. phil. I, 184. 




Der wald der hayst LIb&Dus, 
da wachsen cedren süsse, 
cjpressen pey den aussen 
vnd palma atolcz, 
oliua daz vil nucz bolcz. 



Moyses, du pist darpey. 

den ersten stain zw perayten, 

daz er lig vest, 

80 tregt er schwär: 

dy alten ee maya ich darpey. 



Ach mayster hoch, von kunsten Dy newen ee, den obriaten stain. 



reich, 

wil du mir ler geben, 
haben synnes eben, 
vnd fuech es schlecht, 
secbt, so wirt dy mul gerecht. 



den legt man auf den alten, 
daz er lauf pald 
nach maysters kunst, 
dy triöt ist des heyligen geystes 
gunst'). 



Zu Moses gesellen sich: Hieronymus (Jeronimus: J und H, Jeremias: 
Vi), Ambrosius, Gregorius und Augustinus, denen die sorge für die 
'rine' und das kammrad obliegt. Unter den einzelnen fasaungen 
weichen an dieser stelle allein J und Q von der reihenfolge ab, indess 
selbst wenn Winnigstede, wie er behauptet (cf. Wackernagel, Kirchen- 
lied p. 866), die ursprüngliche anordnung am besten bewahrt hätte, 
woran die Übereinstimmung aller anderen fassungen und die Unmög- 
lichkeit, von dem Iriebwerke erst atn schluss der dichtung und ganz 
zusammenhanglos zu sprechen, gewiss zu zweifeln erlauben, so würde 
das scheinbare zusammengehen von J und Q trotz alledem nicbt für 
die richtige Ordnung in J beweisen, da es sich in J nur um eine Um- 
stellung dieser Strophe und der sonst ihr folgenden bandelt, nicht 
aber wie in Q um die einfügung in einen viel späteren abschnitt. 
Khe die mühle in betrieb gesetzt werden kann, muss für wasser ge- 
sorgt werden. Die Speisung übernehmen die bekannten vier ströme: 
Geon, Phison, Euphrates und Tigris. Erst nachdem wasser vorhanden, 
hat es sinn, die hilfe der zwölf apostel zur Ingangsetzung des werkes 
in anspruch zu nehmen. Die folge der Strophen sieben bis neun in 
U, N, W, Vi und Vi, welche nach einander das räderwerk und das 
wasser einfuhren, bevor sie den wirklichen betrieb erörtern, ist die 
ersichtlich richtige, die bereits erwähnte Umstellung von strophe 7 
und 8 in J, ferner die von 8 und 9 in H und die ganz abweichende 
Ordnung in Q, für deren ursprünglich keit sich nichts als Winnigstedea 
zeugnia anfuhren lässt, beruhen ohne zweifei auf Irrtum. 

7. 8. 

Jeremias, Gregoriua, 
Ambrosius mit Augustino, 
vermacht dy mul gar eben, 
vnd daz daz kamprad 
also wol werd pewart. 

') Die verderbte faSBung der ha; dy tyeff i»t dem het/ligen gey&i 
Q geändert. 



Geon, Vison, Eufrates, Tiger, 

dy vier fliessen 
wol auD dem paradise; 
sy haben wassers genug, 
sy geben auch der mul iren fluD zw. 
ist Dftch 



Ir Xij poten tret herfur, 
macht vnß dy mul geoge, 
daz Bj nit peleyb ateade, 
ir seyt außgesant, 
7.W malen in de kristenlandt. 

Die tätigkeit der müble kann jetzt beginnen. Der folgende abschnitt 
(atrophe 10—15) berichtet von einer Jungfrau, die einen sack weizea 
bringt. Es ist dieselbe, von der der prophet Jesaias erzählt hat, sie 
werde dem menschengeschlechte zum segen einem söhne das leben 
geben. Die Weissagungen des Jesaias und anderer propheten sind in 
einer winternacht (so in Uj an der keijUgen kristenacht Vi, midder- 
nacht J und H, ganz widersinnig: osternacht Q, als man sitigt tn der 
heyligen osternachl N und W) um die morgenstunde zur Wahrheit ge- 
worden, und die Christi ankunft lange ersehnt, freuen sich dieser 
gewiaaheit. Der letzterwähnte umstand ist in J, Vi und V» über- 
gangen, sonst halten Vi, wo allerdings irrtümlicher weise eine weit 
später fallende atrophe (str. 21) den abschnitt eröffnet, ferner V|, 
wo die Strophe, welche die Jahreszeit angiebt, ausgefallen, sowie J 
und H die angedeutete reihenfolge inne. In U, Q, N und W erscheint 
die Ordnung gestört, da sie die angaben über die nacht der geburt 
von der näheren bezeichnuog der stunde durch mehrere Strophen 
trennen und so den zwischen beiden zweifellos bestehenden engen Zu- 
sammenhang willkürlich aufheben. 



10. 

Ain junkfraw pracht ain saklein 
mit waycz gar wol verpunden, 
zw der vorgesprochen stund 
zw der mul kam ain prophet, 
der daz wol vernam. 

11, 
Ysais laut darvon 
hast VHS gesungen, 
wie wol ist vns gelungen, 
wann wir sein gewiß, 
daz got der herre ein mensch ge- 
poven ist. 

12. 
Sein nam der haysset got, 
den sollen wir alle loben; 
genadigkleich von oben 
her kam, 
des frewen sich fraw vnd mau. 



13. 

[Der propheten sind alzuaiel, 
die davon haben gesungen, 
vns ists so wol gelungen 
das ist vollebracht, 
das geschach in der heiligen kriste- 
nacht.] ') 

14. 
Da dy nacht dy kurcz enpüeng, 
der t^g der nam dy leng, 
der vinsternuß vnd zwang 
ay in ain end; 
herre, des pistu lobsam genent. 

15. 
[Die seiner lang gebcitet hatten, 
geschrien tag vnnd nacht: 
'wir miigen hie wol auff trachten, 
wir sind des gewis, 
das vns gottes aon mensch worden 

ist'.]») 



') Fassung vnu Q, doch mit änileruDg des sianlosen eine 
in der heiligen kristenacht nach Vi. — Vi ial nicht zur ergilriz 
weil die zweite in Vi fehicude strogilie sich in Vi ebenralla nicl 

•) Nach Q. 







find 




53 



Der Back, den die Jungfrau gebracht, wird den vier evangelisten über- 
geben. In Q rückt die dies berichtende strophe mehr dem ende der 

I dichtung zu, in N und W fehlt sie gänzlich. An die evaugelisten 
ergeht nacheinander und an jeden in einer besonderen atrophe die 
aufforderung, getreide aufzuschütten: an Matthäus, der von Christi 
gehurt geschrieben, an Lucas, der seinen tod, an Marcus, der seine 
auferstehung, an Johannes, der seine himmelfabrt geschildert hat. 
Diese den horvorrsgenden momenten im dasein Christi angepasste 
Strophenfolge liegt vor in J, U, H und V». In Q sind die Strophen 
18 und 19 umgestellt, ausserdem Gchliesst sich den evaugelisten in 
einer weiteren strophe der apostel Paulus an: 

■ (Q 19) Paulus, du auserweltes fas, 

^^^^ schüt auff die Mülen, las malen: 

^^^^^B du kanst vos wol verkleren 

^^^^H das Testament, 

^^^^K das Euangelion vnd Sacrament. 

X und W bringen Matthäus an die letzte stelle, und die reihenfolge 
in Vt: Marcus (auferstehung), Lucas (tod), Matthäus (gehurt), Johannes 
(himmelfahrt) steht in ihrer planlosigkeit allein da. 



16. 
ir all vier ewangelisten, 
ir solt euch wol petrachten, 
daz ir vns aufthut 
daz vermacht saklein, 
daz TDs pracht ain iunkfrawlein. 

17. 
Matbeus, nu laß auf den sak, 
Bchuts auf in gottes namen: 
du lern vns allesamen, 
du pist wol gelert pej gotte, 
wie der herre ain mensch geporen 
ward. 



IS. 
Lucas, reyß den sak enczwaje, 
shut auf dj mul, laß reysen: 
du machst wol peschreyben 
daz Opfer groß, 

wie got der herre sein heyligs plut 
vergoß. 

19. 

Marcus, du starks lebelein, 
schut auf dy mul, laß schroten, 
wie got stund auf von dem tod, 
daz geschah, 
da er vns ruSet zw der osternacht. 



20. 

Johannes, adlar von hohem flug, 

du magst vns wol gelernen 

dy bimelfart vnsers heren, 

hilf vns allen, 

daz wir komen dar. 
In den ausgangsstrophen wird die mühle der benutzung empfohlen 
und den päpsten, kaisern, predigern anheimgestellt, über sie zu wachen. 
Wer der seelennahrung bedarf, möge sie aufsuchen. Die bekannte 
anrufuDg der gnade gottes fiir den dichter bildet den schluss. Es 
haben diese Ordnung J, U und II gemeinsam, am bedeutendsten 



54 

weicht Q von ihr ab. Q Tügt auch eine Bonst nicht vorkommende 
Strophe ein: 

(Q 25) Man gibt euch das Meel vnnd Maltz, 

dauon jr könnet leben, 

das jr der Mülen dienen, < 

empfanget jhren Sold, 

das thut, BO wird euch Gott hold. 
Die Strophen 22 und 23 sind in sämmtlichen hd. fassungen ohne 
gruod umgestellt (im nachfolgenden abdrucke von V> habe ich aus 
diesem gründe an der strophenfolge geändert), W und N lassen über- 
dies die Strophen 21 und 24 fallen und Vi hat die 21. stropbe bereits 
im anfange eingeschaltet. 



21. 
Dy mul dy get vnd ist perayt, 
vnd wer da wii mallen, 
der mag wol hertragen 
sein kornelein, 
so wirt es ym gemallen klain, 

22. 



23. 
Der sein sei speysen wil, 
der mach sich her schnelle 
zw diser mul gesellen, 
ey ist geniß, 
sy melt vnd nieczet nicht. 

24. 



Papst, kayser, prediger, 
vermacht dy mnl gar eben, 
secht zw vns ist gegeben 
wol, (mel vnd niolt Vi) 
darzw auch vil reyces komen 



Der dise mul gepauet hat, 

got m\iß yn von hynnen gelayten, 

wann er von hyonen schaydt, 

in engeis weyO, 

got für yn in das ewig parideyß. 
Aus dieser übersieht folgt zunächst, dass Winuigstedes strophen- 
folge nicht die ursprüngliche gewesen ist, weiter aber, dass auch J 
an einer stelle von der richtigen Ordnung abweicht, und dass diese 
fassung nicht die vollständige strophenzahl, die 24 beträgt, besitzt. 
In letzterer beziehung steht es mit Ü günstiger, wo die dichtung un- 
verkürzt erscheint, eine willkürliche Umstellung ist jedoch auch hier 
zu constatiren. Da nun U des öfteren besser liest als J (3, 3; 6, 1; 
19, 4), so ist in U sicher die fassung zu sehen, die der ursprünglichea 
form des liedes am nächsten kommt. Was schhesslich die übrigen 
fassungeu angeht, so ist die nahe Verwandtschaft der nd. Versionen 
mit der nl. und der hd. Vi zu beachten. 



BRAUNSCHWEIG. 



Herman Brandes. 





r Friederieh von Hennenbergs 

geistliehe Rüstung. 



Die nachstehend zum Abdruck gebrachte geistliche Allegorie ist 
in der Wolfenbüttler Hs., Heimst. Msc. nr. 1233, auf Bl. 94—100 
euthalten, welche im letzten Jahrzehnt des 15< Jahrh. und, wie 
H. Brandes Jahrb. VII, 24 gezeigt hat, in der Nachbarschaft den 
Oberharzes geschrieben ist. 

An zwei Stellen v. 132 und am Ende des Gedichtes wird ein 
Friederich von Hennenberg genannt. Leider fehlen alle Anhalts- 
punkte zur Bestimmung seiner Zeit und seiner Zugehörigkeit zu dem 
hennebergesrhen Grafengeschlechte, über dessen Anteil an der deut- 
schen Dichtung L. Bechstein in seiner Ausgabe des Otto von Boten- 
lauben ausfiibrlieb gebandelt hat. 

Ach god dorch dyn gewer [Bl. 94J 

ErvuUe al myn beger 

Hyr vp duffer erden wyth, 

Dat ick beholde mynen ftrytb. 
6 De werlt is aller kunften vul 

Hyr vnde dar, dat weyt ick wol. 

Der lüde ys vele vp erden. 

De dar han eyn wunffchet leven 

Vnde meynet, ohne hebbe dat god gegheuen. 
10 Eyn yflick leuet fo eyn vee 

Vnde eyn gheret anders nicbtes mee, 

Wen he fyn lyff ernere 

Vnde des hungers fick erwere 

Vnde klede(n) vor dem kolden. 
15 De zede hebben beyde jungen vnde olden. 

De olden fynt alfo gemod, 

Kunden fe weruen eyu overfwynde gud, 

Myt bäte vnde ock myd gyricheit. 

Doch fecht vns de papheyt, 
20 Dat woker vnde haed, 

Roff edder ryke ftdd 

De zele kunnen nicht erueren; 

Vor deme duuel kunne fick erweren, 

We nu myd guden dingen 
25 Syo leuent konde henne bringen, 

Alze ome de mate lerde, 

II eyn = en 'nicht', ebenm v. 88. U3. 247. 169; vgl v. 167 heyn. Auch in 
den H&ri^en Slücktn derselben Handschrift ist eyn getcöhnlich für en gebraucht. 



56 



Vnde fielt to godde kerde 

Vnde erworue eye redelyck gud 

Vode droge dar by armod 
30 Vnde leyte fyck erbarmen 

Vnde deyldet myt den armen 

To beydenthaluen by den weghen. 

De mochte wol ewichlikeu leuen. 

Duffe rede wil wy lateu ftän. 
35 Vnfe leuent wil eynen [ende] liän, 

Dar [an] merke wede wyl, 

We fyn hir nicht wen eyn gokelfpel, 

Daliugk leucndicb vnde morne doth. 

Twar dat ys de uoth. 
40 Ach god, eyne herevard Tchal ick varen. 

God Tuluen mote my bewaren 

Vppe de reyfe, de ick te, 

Dat my de leyde duuel fle! 

Dat my de duuel nicht heflyke, 
45 Des help my Maria, konninghynne ryke! 

Ach god dorch dyne vadedike truwe 

Voriye my lutter bycht vnde wäre ruwe! 

Sende my er/t an 

Dynen werden bilgen licham, 
50 Dar fpyfe myne armen zele medel 

Dat ys here vader myn gebede. 

Eyn rouer heyt fick Jurian, 

Wan he to rechtem ftryde fcholde gan, 

So leyde her fyn wapen an fick, 
55 Des l'uluen wapen begere ock ick. 

De olynge, da de preffter ftryckt an vth fyner hantb, 

De legge my an vor den ferwanth 

Vnde wape my balde, dar ick yn loue, 

Dat ick dufte koner fy, 
60 Offt meck yemant wolde veyden. 

God fulnen mote my beleyden 

Vnde bringk my vp de rechten bane. 

Nu legge my dat harnfch ane 

An houede vnde an voed beyde! 
65 Dat lyfF ys nu bereyde. 

Nu reke my dat beynwapen her, [Bl, 96} 

Nach godde fteyth al myn begher, 

Nach fyner leuen moder fote, 

Nu wapene myk de vöte, 
70 Dat myck nicht fchaden mach 

Steke, hauwe edder flach I 



CT mhd. sarwdt st. f. 'Kriegsgewand, RustiiDg'. 



Wedder den leyden duuei vnghehur, 

De dar bernet yn deme vur, 

Dat grufeDer is dat cleyt, 
75 Dat neyman mach hinder lAn, 

Weyde veyde fcal beftän. 

Nu make mj den kragen tho mate! 

Nu legge luy an de platen, 

Dat fclial de hilge crefzem Tyn, 
80 Den ftryck hyr an dat leuent myn! 

Myu wapenröck fy, here, de dock, 

Den Joseph vmme deck floch, 

Do be deck van dem cruce nam. 

Dar Iwyde my armen Tunder an I 
85 Dat bouet wel ock gewapent fyn 

Myt deme bilgen Tacramente dyn, 

Dat fchal fin myn yreren hoed! 

De bände eyn willens nicht eynbcren, 

Wede fick wil flrydes erweren, 
90 De möd ock wapenhanfcben han, 

De te meck de prefter an! 

Dyn cruce, here, Ty myu fwerdt! 

God Tuluen hefft des meck erwerd, 

Dat ick nach obme byn geftalt. 
95 Nu reke myk her eynen fchylt, 

De na goddes marter fij gheftalt. 

De benympt deme duuel nl fine walt! 

Duffen duren ferwantb 

Den entfangh ick van des prefters bant 
100 Vnde van goddes fegben. 

So linget my wüI vp allen wegen. 

Myn engel, de my batb vtekoren 

Vndo deme yk in der dope wartb beuolen, 

Vnde Tunte Andreas, 
105 De myn apoftel vp erden was, 

(Vnde my goddes crafft) 

De twe moten my bewaren 

Vnde yn mynen Ttryth varen. 

Sunte Johannes van der Jordanen, 
110 Du geueft godde den hoghen nameo, 

De dar heytet Jbefu Cryft, 

Wente du fyn doper byft. 

Eck eyn wils dy nicht vorlan, 

Du fchalt de houetbanren hän. 
115 Dat fchicke eck vnder dyue vanen 

Alle, de fyn yn der marter fcbare. 



58 



So (trijde wy fuuder vare. 
Noch wij orer viue hau. 
Sunte Peter by de myddel van. 

120 De hilgen apQftel twelue 
Nym, bere, to dy fuluen 
Vnde nym feffe vp juwelke Tydt, 
Dat fe vns bewaren wyd 
Vnde vnfeii ftryd bewaren 

125 Vnde yn der fpyttzen varen. 

So fchicke yck hinder de banner 
Eyn alzo creffttich her, 
Dar wil ick Tuluen ynne fyn. 
Eck meyne, bere, de engel dyn 

130 Vtb den koren negene. 
Offt vns denne bejeghene 
Van Henneubercb eyn ffrederick, 
God vore ohne ya l'yn bymmelrick! 
Ick vrochte fere der duuel bäd, 

135 We fchicken vns to der were bäd, 
De bilghen dro konningh nolgeFtalt 
Se hebben by godde grote walt, 
Se fyn van hogher ard geboren, 
God fuluen hatb fe vterkoren, 

140 An dem twelfften dage 

Entfengk god van one de erften gaue, 
De ohme ghegeuen ward 
Vnde fyner leuen moder tzard. 
Lucas, Marcus, Matheus, Johannes, 

145 Gy hilligen ver ewangeliften. 

Eck fchycke gyck vor yn de fpiffen. 
Eck eyn wila jw nicht vorlän, 
Gy fchuUen alle gleuingen hän. 
De ritter funte Juriau 

150 De fclial de renre banre hän, 

Dar fcbycke eck vnder fine vanen 
Alle de van godde hebben den namen. 
De teyn duffent rydder fynt genantb, 
Se fynt des alle wol bekauth. 

155 Eck weyt, dat fe ohme nicht entÖeyn. 
Scholde be vor den keyfer theyn, 
Scholde he varen ouer mer, 
So hedde be wol eyn wunffchet her 
Vnde wol ghefchicket to der wer, 

160 De fiän de renner van dem weghe. 
So bebolde we den fegher. 



160 reonebaure 'Standarte'. 161 Lies seghe. 



59 



Sunte Mauricius inyd fjner relfchopp 

De hefft ock bj gode macht, (Bl. 99] 

Syn her ys krefftich vnde wyth, 
165 De beftan de viende vp de open fyth. 

Eck fegge oth dy vnde ys myn gewyn, 

Grypeftu Te, vor fe myd dy heyn, 

Eck Wernes dy vnde byna beriebt, 

GifTftu one dach, fe eyn holdeo dy nicht. 
170 Vnfeu vader Adam 

Wylle wy ock yn vnfem ftryde ban 

Myt alle fynen ghefellen, 

De god fuluen lol'te vth der helle, 

De dencken an den olden haed 
175 Vnde ftellen fyck to der were bäd, 

Wa fe de duuel vorreyt 

Do he Te vth dem paradyfe fteyt. 

Lucie, Dorothee, Agnete, Margarete 

Vnde alle goddea juncfrauwclyn, 
180 Gy fchullen vnfe binderbode fyn, 

Efft dar jennich billigbe wolde vleyn, 

Dat otb de hilgen juncfrauwen anreyn. 

Offt nu jennicb hillige vngenantb fyn, 

De bidde ick dorch Marien kynt, 
185 Dat fe hüte fyn hereyt, 

Offt dyffe ftryth to famende gbeyt, 

Jhefus Criftus fchal vnfe lofe fyn, 

Maria fyn teue moder fcal de aurenninge fyn, 

Des möge wy alle nemen fromen. 
190 Malk dencke, van wenne he fy ghekomeD. 

Mercket alle, watb ick hebbe gefecht, 

Holdet vp vnde louet eyn olt ritter recht. 

Nu hebbe ick wol eyn wunffcbet her 

Vnde wol gefchicket to der wer, [Bl. 100] 

195 AIfzo my fulues duncket god. 

Ach god dorcL dyn hillige blöd 

Lad vns an dynem vrede teyn, 

Dat wy nummer viende feyn, 

Dat wy dyn hillige autlaeth moten fchauwen 
200 Vnde Marien, der bymmelfcben juncfrauwen! 

Wente fe ya eyn foneryune 

Twyffchen dem armen funder vnde orem leuen kynde. 

Van Hennenberch eyn ff[r]ederick 

God vore ohne an fyn hymmelrick! 



1 loBe 'LoauDg'. 
BLIN, 



188 aureuoinge 'Schlachlriif'i" 

W. Seelmann. 




60 



Kinderspiele 
aus Sehles^vig-Holstein. 

(Fortsetzung aus Jahrb. VIll, S. 105) 



L 



15. Länferspiele. 
a. Löipern (Läufern). Mehrere Knaben (selten aber mehr als 
vier) werden eich einig „en Pütt to lüipern". Eine möglichst ebene 
Bahn wird ansgesucht. Jeder Mitspieler setzt einen Lünfur auf die 
Bahn, und zwar bo, dass die einzelnen Liiufer etwa IV» Meter von 
einander entfernt sind. Die Ueihenfolge beim iSpiel wird dadurch 
bestimmt, dass jeder Spieler vom Mal aus mit seinem „Murmel" (ein 
grosser Läufer aus Marmor, Thon, Eisen oder Blei) nach dem vor- 
dersten Läufer wirft. Wer am nächsten dabei liegt, wirft zuerst, 
dann der Zweitnächste u. s. w. Nun beginnt das Läufern. Nummer 
eins wirft seinen Murmel nach den hintersten Läufern, damit ihn die 
anderen Spieler mit ihren „Murmeln" nicht so leicht treffen, und sucht 
dabei, wenn möglich, auch Läufer zu treffen. Trifft er einen Läufer, 
so ist der sein Eigentum, und er sucht sofort mehr zu treifen, oder 
doch, wenn er zu weit von einem Läufer entfernt ist, mit seinem 
Murmel in die Nähe eines anderen Läufers zu gelangen, damit er, 
wenn die Reihe zum zweiten Male an ihm ist, denselben desto leichter 
treffen kann. Darin besteht überhaupt die Kunst des Läuferns: sicher 
aus ziemlicher Entfernung einen Läufer zu treffen und sogleich auch 
wieder mit dem Murmel in die Nähe eines anderen Läufers zu kommen, 
damit auch dieser gleich gewonnen werde. Trifft Nummer eins keinen 
Läufer mehr, so folgt Nummer zwei, dann Nummer drei u. s. w., bis 
endlich Nummer eins wieder au die Reihe kommt. Jeder meidet mit 
seinem Murmel sorgfältig die Nähe eines anderen Murmeis; denn 
dessen Murmel getroffen wird, der scheidet so lange aus, bis ein 
neuer „Pütt" beginnt, und muss überdies auch noch alle Läufer, die 
er etwa schon gewonuen hat, an den, der seinen Murmel getroffen hat, 
herausgeben. Ist an irgend einer Stelle die Bahn nicht recht eben, 
so ruft derjenige, der werfen soll „miens!" und ebnet die Bahn. 
Kommt aber ein anderer Spieler mit dem Ruf „miens!" ihm zuvor, 
so darf er die Bahn nicht ebnen. Zuweilen gilt es bei diesem Ruf 
auch mit dem Murmel in die Bahn hinein zu treten, falls dieser ab- 
seits liegt, wobei aber stets die richtige Entfernung von dem betreffen- 
den Läufer inno gehalten werden muss. Ilierhci giebt es oft, wie 
überhaupt bei dem Läufern, eine Summe von Kreteleien. — Das 
Werfen geschieht vom Mal aus stehend, in der Hahn aber stets hockend, 
und zwar so, dass der linke Fuss da steht, wo der Murmel liegt. 




61 



Jeder ^Putt" dauert so l&nge, ala noch Läufer in der Bahn liegen. 
Aber die Reihenfolge ist bei jedem nPutt" eine andere. 

Bergenkusen in Stajielholm. 
In der oben beschriebenen Weise ist das Spiet auch in Fedderiog 
(Norderdilmarschen) bekannt. Nur ruft der Spieler, der zwei Läufer 
in einem Wurf IrifEt, „bögh!" und ihm gehören beide. Kommt aber 
ein anderer mit dem Ruf „bäni bügh!" ihm zuvor, so gehört ihm nur 
der erst getroöene Läufer. Will der jedesmalige Werfer die Bahn 
ebnen, so ruft er auch hier „miens!" und darf solches thun, während 
er es unterlassen muea, wenn sein Gegenpart mit dem Ruf „bäai 
miensl" ihm zuvor kommt. In üitmarschen gilt bei diesem Spiel 
selten das Werfen, sondern das sogenannte „Knipsen" oder „Scheiten", 
wobei der Murmel auf die Innenseite des Zeigefingers gelegt und mit 
dem Daumen fortgescbnellt oder auch au der Erde, ohne auf den 
Finger gelegt zu werden, blos mit dem Daumen fortgeschnellt wird. 
Grosse Thonkugeln mit Glasur hetssen in Feddering „Duttaier". 
Sollten das dieselben sein, die Schütze's Idiotikon 3, 48 „Judaa- 
löper" nenut? 

b. Humpeln. Vier Läufer werden in einen Haufen (Hiimpel) 
gestellt. So viele Spieler als vorhanden sind, so viele Haufen werden 
gemacht. Nur die Abstände der einzelnen Haufen von einander sind 
etwas grosser als beim vorigen Spiel. Sonst ebenso. 

Kleinsee bei Bergenhusen iu Stapelkoim. 

c. Külkea. Es wird dies nur von zweien gespielt. In ein 
rundes Loch, Kül genannt, wirft ein Spieler eine Anzahl Läufer, wozu 
sein Gegenpart die Hälfte hergegeben hat, stark hinein, so dass die 
meisten im Loch liegen bleiben, mehrere aber hinausfliegen. Liegt 
eine gerade Anzahl im Loch, so gehören alle dem Werfer, sonst dem 
Gegenpart. Kleinsee bei Bergenhusen in Stapelholin. 

Wenn in Dahrenwurt bei diesem Spiel alle Läufer im Loch 
liegen bleiben, oder auch alle binauslliegen, so nennt man sie „Huttel- 
gut", und jeder der Umstehenden sucht sich so viele davon zu greifen, 
als er erlangen kann. 

Handelmann S. 112 nennt das Spiel „in't Lock löpern" oder 
„Schoppsen". Nach demselben werden die ausserhalb des Lochs lie- 
genden entweder von dem Werfer oder seinem Mitspieler mit dem 
Zeigefinger in's Loch geschoben. 

d. In't Lokk räken. Von einem Male aus suchen eine Anzahl 
Spieler Läufer in ein Loch zu werfen, Treffen sie beim Werfen einen 
andern Läufer, so müssen beide, der Werfer und der, dessen Läufer 
getroffen wurde, wieder werfen. Wirft einer seinen Liiufer in's Loch 
(hält era rüt), so müssen beide wieder werfen. Wer nicht gut wirft, 
setzt nach, d. h. wirft mit einem andern Läufer nochmals. Meistens 
wird aber ohne Nachsatz gespielt. Haben alle Spieler geworfen, so 
schiebt derjenige, der im Loch oder demselben am nächsten liegt, so 
viele Läufer, als er erreichen kann, mit dem Zeigefinger der rechten 
Hand in's Loch, die ihm dann alle gehören. Schiebt er keinen mehr 



62 




hinein, bo versucht derjenige, der am zweitnächsten bei dem Loch 
liegt, sein Glück, dann der drittnächste u. b. w. Ist die Bahn nicht 
eben genug, so ruft der Spieler „bögh (boug)!" und er darf die Bahn 
ebnen. Ruft ein anderer Spieler vor ihm „bäni!" so darf er solches 
nicht thun. Die Reihenfolge wird stets durch den Ruf: „lets! tweit- 
lets!" etc. bestimmt, und zwar dergestalt, dass derjenige, der mit 
dem erstgenannten Ruf zuerst kommt, zuletzt wirft u. s. w. — Das 
Spiel heisst jetzt kurzweg „löpern, loipern", früher hiess es „in't Lobk 
raken". Dakrenwurt bei Lunden. 

Wenn in Feddringen bei diesem Spiel zwei ins Loch werfen, so 
müssen alle Spieler wieder werfen. Wer beim ersten Mal Umwerfen 
in's Loch trifft, dem gehören alle Läufer. — Bei Mandelmann S. 112 
ist dieses Spiel mit unserm „Kiilken" verbunden, 

e. Murmeln. Wird meistens nur von Zweien gespielt, und 
zwar so, dass einer des andern „Murmel" zu treffen sucht, wofür er 
vom Mitspieler jedesmal einen Läufer erhält. Kommt einer aber mit 
seinem „Murmel" dem „Murmel" des Mitspielers so nahe, ohne ihn 
zu treffen, so dass er die Entfernung abspannen kann, so erhält dieser 
einen Läufer von dem andern. Bergenhnsen in Stapelholm. 

Handelmann S. 113 nennt dieses Spiel Spannjagen, oder 
boppsen und spannen. Wer nach demselben dem Läufer des an- 
dern so nahe wirft, dass er spannen kann, gewinnt zwei Läufer. 
Wenn der Läufer des Werfenden gegen den liegenden jagt, so be- 
kommt der Werfer einen Läufer. Dies heisst boppsen oder Dopps. 
Bleiben beim Boppsen die Läufer einander so nahe, dass der Werfende 
auch noch spannen kann, so hat er drei gewonnen. Dies heisst 
boppsen und spannen. Engl, bossout; boss and span. 

f. Majoren, majour'n. Eine Anzahl Läufer wird in kleinen 
Abständen in Frontreihe aufgestellt. Der an der linken Seite stehende, 
gewöhnlich ein kleiner „Murmel", heisst Major, Majour. Von einem 
Mal aus wird mit Läufern nach dieser Reihe geworfen. Trifft jemand 
einen Läufer aus der Reihe, so gehören ihm alle Läufer, die rechts 
von dem getroffenen liegen. Wer den Major trifft, hat alle gewonnen. 

Feddring i« Dttmarschen. 
H&ndelmann S. 113 nennt dieses Spiel auch Merkurjagen. 

g. Häl ut d' Lokk oder hat ut'n Pütt. Mehrere Spieler setzen 
jeder einen Läufer in ein Loch. Von einem Mal aus wird nun mit 
einem Läufer nach diesem Loch geworfen. Wer hinein trifft, gewinnt 
einen Läufer aus dem Loch. So geht es fort, bis kein Läufer mehr 
im Loch oder „Pult" ist. Die Reihenfolge wird durch's Loos be- 
stimmt. Heide. 

h. Spann, Ansmiet'n. Die Spieler stellen sich an einer Wand 
auf. Alle werfen ihre Läufer stark gegen die Wand, so dass sie 
ziemlich weit zurückprallen. Trifft einer den Läufer eines anderen, 
so gewinnt er einen Läufer von dem, dessen Läufer er getroffen hat. 
Trifft er einen Läufer so, dass er ihn auch noch spannen kann, d. b. 
mit der grössten Entfernung zwischen Daumen und Zeigetinger messen 




63 



kann, so gewinnt er zwei Läufer. Kommt er einem Läufer so nahe, 
dass er bloü spannen kann, so gewinnt er einen Läufer. — Die 
Reihenfolge wird dadurch bestimmt, dasa mau vom Mal aus nach der 
Wand wirft Wer am nächsten an derselben liegt, wirft zuletzt, wer 
am weitesten abliegt, zuerst. Feddring. 

i. Nfigenlokk. Auf der Erde werden neun Löcher in drei 
Reihen gemacht. Das mittelste Loch heisst „Puttlokk". Jeder Spieler 
setzt in das „Puttlokk" gewöhnlich zwei Läufer. Von einem Mal aus 
suchen die Spieler nnu ihre Läufer in das „Puttlokk" zu werfen. 
Wer in dasselbe trifft, gewinnt Alles; wer in ein Loch zwischen den 
Ecklöchern wirft, gewinnt den halben Einsatz; wer in ein Eckloch 
wirft, gewinnt seinen Einsatz; wer vorbei wirft, setzt nochmals den 
Einsatz. — Die Reibenfolge wird durch's Loos bestimmt. 

Hcnnstedl, Kreis Segeberg. 

Nach Handelmann S. 113 werden in das Mittelloch die meisten, 
und in die Ecklöcher doppelt so viel, als in die anderen gesetzt. Die 
Reihenfolge wird durch Auswerfen nach einem Strich bestimmt, und 
zwar so, dass derjenige, der dem Strich am nächsten wirft, zuerst 
wirft. Wer vom Mal aus in ein Loch trifft, leert dasselbe. Wer in 
ein leeres Loch trifft, muss die frühere Zahl wieder zusetzen. 

k. Na'n Pütt scbeten (scheiten). Auf der Erde wird ein 
Kreis, gewöhnlich mit einer Heugabel, gemacht. Die Spieler setzen, 
je nachdem sie sich einig werden, innerhalb des Rings jeder einen 
oder zwei, oder gar noch mehr Läufer, auf, so, diiss alle Läufer eben 
innerhalb des Kreises auch einen Ring bilden. Von dem Mal aus 
wirft nun jeder einen Läufer möglichst nahe an den Ring. Wer dem- 
selben am nächsten liegt, wirft zuerst und zwar von der Stelle aus, 
wo sein Läufer liegt. Auch hierbei gilt nur das Fortschneileu mit 
dem Daumen. Es gilt nicht nur einen Läufer im Ring zu treffen, 
Bondern auch aus demselben hinauszuschnellen. Dabei darf er so 
lange scbiessen, als er Läufer aus dem Ring hinausschnellt, die dann 
alle sein Eigentum siud. Trifft er zwei Läufer, so ruft er schnell: 
„bögb (boug)!", und beide gehören ihm, Kommt aber ein anderer 
mit dem Ruf ,bäni bügb!" vor ihm, so darf er nur einen Läufer 
nehmen. Kommt sein Läufer innerhalb des Rings zu liegen, so bleibt 
er dort so lange liegen, bis ein anderer ihn trifft (rutschütt). Es 
gilt auch den Schütter eines andern in den Ring hinein zu treiben, 

Dahremvurt. 

16. Schostenapill. 

Ein gewöhnlicher Ziegelstein wird aufgelichtet. Aus einer Ent- 
fernung von fünf bis sechs Schritt wirft jeder Mitspieler (je mehr 
derer sind, desto besser) einen Sechsling (nach jetzigem Gelde nicht 
völlig 4 Pfg.) gegen den Stein. Gewisse Lieblingssechslinge, welche 
Glück verheissen, aber stets wieder eingewechselt werden, werden be- 
nutzt. Wessen Sechsling nach dem Werfen dem Stein am nächsten 
zu liegen kommt, ist der Erste, welcher dann, wenn keiner mehr 



64 



nachsetzen will, sümmtliche Sechslinge aufnimmt, diese auf der Ober- 
fläche der an sges treckten rechten Hand zwischen Zeige- nnd Mittel- 
finger in einer Reihe ordnet, hoch empor schleudert und zur Erde 
niederfallen lässt. Welche Sechslinge das Bild der Krone zeigen, die 
sind gewonnen. Der nächste in der Reihenfolge nimmt die übrigen 
auf, um mit ihnen dasselbe Manöver zu wiederholen. Selten bleibt 
eine Chance für die Letzten, die sich somit auf besseres Glück beim 
nächsten Turnus trösten müssen. 

Angeln. (Nach A. Hansen, Angler Skizzen,) 
Der letzte Teil dieses Spiels ist in Ditmarschen, Stapelholm u. a. 0, 
bekannt unter dem Namen „Krön un Munt". (Näheres darüber ver- 
gleiche im Korrespondenzblatt H. 94; HI. 19, 46, 62; IV. 29.) 

17. Pikkpäl. 

Jeder Knabe hat einen unten zugespitzten Pfahl, Pikkpäl genannt. 
Auf einem Rasen wird ein Bult (Sode) ausgestochen. Der erste Spieler 
sucht nun von dem Mal seinen Pfahl so nach der gemachten OSnung 
zu werfen, dass derselbe in der Erde stecken bleibt. Der zweite sucht 
dann mit seinem Pfahl den Pfahl des ersten heraus zu treiben. Wessen 
Pfahl heraus gestossen wird, der rauss eine Strecke Wegs laufen, 
Unterdess stechen alle Mitspieler so viel als möglich Bülten (Soden) 
aus auf Rechnung des Unglücklichen. Am Ende des Spiels muss 
jeder Spieler das auf seinen Namen gemachte Loch wieder ausfiillen 
und seine Strafe erleiden, die darin besteht, dass man ihm so viel 
vor dem Hinteren giebt, als er Bult zum Füllen bedarf. 

Heide. 

Nach Schütze, Idiotikon 1, 315, heisst das Spiel in Kellinghusen 
Fikker. — Nach Handelmann heisst es in den Niederlanden fijcken, 
in Baiern „pickeln" und scbmeerpickeln, in Ostreich „schmeerpecken", 
in Luzern „spicken", in Scliwabcn ^Stöckles", in der Schweiz „Pflöckli- 
spiel", in England „loggata", bei den alten Griechen „n.uvSxJ.iTfjLfi;" . 
Die Redensart: „He trock den Pahl un naite ut" erklärt sich wohl 
aus diesem Spiel, (Vergl. Handelmann S. 89, s. auch den schleswig- 
holsteinischen Hauskalender f. 1682). Nicht unwahrscheinlich ist es, 
dass auch der Name „Fikker, da's aische Fikker" d, i. ein unange- 
nehmer Streich, eine hässliche Geschichte, eine verfehlte Sache, diesem 
Spiel seine Entstehung verdankt. Oder umgekehrt? 



DAHRENWURT bei Lunden. 



Heinrich Carstens. 




Bemerkungen 

. Fr. Woeste's Wörterbuch der westfälischen 
Mundart 
nebst Briefen desselben. 



1. Woeste's BezeicbDUog der Laote. 

Woeste hat im Laufe der Jahre seine Orthographie 



Woeste hat im Laufe der Jahre seine Orthographie des West- 
i miischen gäuzlich verändert. Kr begann vor 1848 mit möglichst ge- 
nnuer Wiedergabe der gehörten Laute und hat in seinem Wörterbuche 
' mit möglichst genauer Anpassung an die ältere niederdeutsche Schreib- 
weise geendigt. So ist es gekommen, dass das Wörterbuch dieses 
, feinfühligen Kenners der niederdeutschen Volkssprache zwar den west- 
fälischen Wortschatz in Fülle darstellt, aber für den Sprach- und 
Dialektfordcher nur unter besonderen Voraussetzungen brauchbar ist. 
Vielleicht würde der Verfasser, wenn er die Vorrede zu seinem 
Wärterbuche noch hätte schreiben dürfen, die von ihm angewendete 
Lautbezeichnung dem Publikum verständlich gemacht haben. Wie 
dieselbe nun dasteht, bedarf sie eines besonderen Schlüssels. Selbst 
ein Westfale hat Mühe sich in derselben zurecht zu finden. 

Ich will deshalb versuchen, den Wert derjenigen Woeste'schen 
Lautbezeicbnungen festzustellen, welche von der gewöhnlichen phone- 
tischen Orthographie abweichen 

Woestes ä ist kurzes ä (engl, o in the lot, what), x,B. aller 
•Alter', ach 'ach', äder 'oder'. 

Woeste achreibt S. 4 oller 'älter', ßlat 'ältest', S. 118 kaeller 
'kälter, S. 122 Kitte 'Käthe', S. 182 nä-chte 'Nähe'. Der Laut in 
diesen Würtern ist ä, der Umlaut des kurzen ä 

Woeste's ä ist tonlanges reines ü, nicht k. z. B. gräwen 'graben', 
näken 'machen'. 

Woeste's d ist k, z. B. schäp 'Schaf, lAten 'lassen', stän 'stehn'. 

Woeste's & vor einfachem Konsonanten ist ä, der Umlaut zu K, 
2. B. mttneken 'Monduhen', n»len 'säumen', bitren 'hören', priMer 
'Schwätzer', h£rne 'Hörner', ä;men 'ittmen'. 

Woeste's ij ist ii, eä, z. B. br^ken, dr^gen, dr^pen, yten, 
^rmer, sm^ren, brt;nnietel, w^lke sind zu sprechen briäken, 
driägen u. s. w. Oder in andern Laiidschal'ten dreagen, breaken. 

Woeste's ie ist {e, z. B. liepel 'Löffel', nietel 'Nessel'. 

Woeste's Ie ist fe, meist entstunden aus ide, z B. kiel 'Kittel', 
verllen 'vergangen', llerwek 'gliederweich', verstrTens 'rittlings'. 

Woeste's 9 ist ua, uä, z. B. 9wen 'Ofen', b^en 'geboten', h^f 
'Hof, bnken 'stampfen'. 

Kltdotdaalwlie« Iihibnsh. IX. Q 




66 

Woeate'a a ist üa, üä, z, li. ba ken 'stampfen', 5 weiten 'Öfchen', 
d^wer 'Tober', bfiren 'heben', äl^r 'durch', m^r 'mürbe'. 

Dagegen schreibt VVoeete die Laute uo, ue uod Uti mit ue, ue, 
z, B. fuegel 'Vogel', wuenen 'wohnen', kuemen 'kommen', be- 
dueaeit 'beduselt', suege 'Sau'; küening 'König', ae liiegen 'sie 
logen', miieglik 'möglich'. 

Woeate's e ist äi, öi in Wärtern wie ed 'Kid', herae 'Heimat', 
sepen 'seifen', sten 'Stein', ben 'Bein', 

Den Laut ai schreibt Woeate ae in Wörtern wie sehaeper 
'Schäfer', aeger 'eher', kaese 'Käse', faelen 'fehlen'. Wenn ein 
Unlerachied zwischen Woeste's ae und ai existiert, so beruht er darin, 
dass in ae das ä gedehnter gesprochen wird. 

Woeste bezeichnet gotisches au durch 6: he böd, löpen. In 
seinen älteren Aufsätzen schreibt er den Laut seiner heimatlichen 
Iserlohner Mundart eau, Au (breaut, däude). Nirgends in West- 
falen ist got. au: o. An vereinzelten Orten im ausseraten Süden von 
Westfalen ist es ou, in der Grafschaft Mark äu oder au, im Sauer- 
lande und im Paderbornischen meist äu. 

Den Umlaut zu got. au schreibt er jetzt 5, früher äi, d, i, nhd. 
äu in „Bäume". 

Woeste's ü hört man nur tvesllivh von Iserlohn, im östlichen 
Teile Westfalens herrscht überall iu, wie denn auch in Woeste's 
Heimat, in Iserlohn und Hemer iu gesprochen wird. Früher schrieb 
Woeste heus 'Haus', mius 'Maus'. 

Woestes ä wird östlich von Iserlohn uü gesprochen, z. B, mSse 
wie muüse, duwel wie duüwel. 

Woeste schreibt 1 ^= altem i. Früher schrieb er y und erklärte 
es als e mit nachgeschlagenem i. Altes i, got. ei wird nur an der 
untern Ruhr und Lippe und an der Kms und Haase wie i, ü ge- 
sprochen, sonst lautet es in der Provinz Westfalen meist ui, o-i. 

Missverständlich ist auch das ai, welches Woeste für den Umlaut 
seines uu = altem ö neben dem Zeichen au verwendet. Er schreibt 
bauk, pl. baiker, satken 'suchen', baiten 'heizen', laut, pl, faite. 
Der Laut ist au mit zu ii heruntergedrücktem u. Alao wäre die 
richtige Schreibung baüker, faüte, wie denn auch Woeste selber 
diese Orthographie anwendet in faüen 'futtern', faüer 'Fuder', 
vlaümeu 'trüben', inbaüten 'einheizen'. 

Nicht überall hat Woeste seine Orthographie festgehalten. An 
einzelnen Stellen führt er Wörter und Redensarten halb in seiner 
eigenen, halb in phonetischer hschreibweise an. So steht S. 5ß op 
dui heww iek mui dnjen := auf dich habe ich mich verlassen. 
S. 137 kö 'Kuh' statt kau. S. 241 slö 'schlau', sprich sleäu. 
Die Laute, welche Woeste mit ^ und ie, mit ^ und ue bezeichnet 
hat, scheint er einige Male nicht auseinander zu halten. S, 203 
musste fl^gel nicht fliegel, S. 148 kfike nicht küeke, S, 108 
hellen nicht hüelen stehen, S. S.'j ist bläge statt bUge zu setzen. 

Sehr zu bedauern ist, daas Woeste nicht ein Wort über die 




67 

Aussprache der Konsonanten, aowcit sie vom Hocbdeutschen abweicht, 
gesagt hat. So erfährt man nichts über den Gebrauch von s und f, 
von g, ch nud j. Übrigens musstuu Wörter wie bviggen, diggen, 
daigen mit j geschrieben werden und das h in Wörtern wie dibsen, 
tih kann keine phonetische Bedeutung haben. 

ä. Woeste's gelegentliche Bemerkungen zur äeschiehte 
westnilisrher Vokale 
zeigen, dasa er sich über diu Kritwickelung einzelner sonderbare An- 
sichten gebildet halte. 

S. 13 „das heutige au ist teils uo, teils aw". Hin solches uo 
hat bei den Sachsen niemals existiert, wohl aber bei den Uheinfranken. 
S. 18 „da es ein attw(>stf. hualc (ag^. hacod, hecht) aeben snuak 
(heute snauk) gegeben haben wird". Ein solches ua, aus welchem 
dann „durch Umatelluug (!)" au würde, hat es natürlich nie gegeben, 
wohl aber mögen in Westfalen lebende fränkische Herren und Kleriker 
dasselbe geschrieben und gesprochen haben. Wie fest Woeste an 
dies altweatfUliache uo glaubte, sieht man an seinen Bemerkungen zu 
bröer, brauer, und zu kraume ^= Krume: „Au in unserem Worte 
= älterem uo". 

Ferner S. 23 zu bedaiwen: «biduobjan, was zu bedaiwen ver- 
lautete". 

S. 29 zu beswaigen: „goth. svogjan = alts. swuogian liefert 
lautrecbt awaigen". 

Noch wunderlicher iat die Vorstellung von einem aus ia „durch 
ümaetzung" entstandenen westrdlischen ai. 

S. S6 zu draisk: „Man vergleiche abd. drisk = dreijährig. 
So wäre i in iu verschoben und dann wie häutig das aus letzlerem 
entstandene ia umgesetzt". S, 223 saik 'siech': „Umgesetzt aus 
alts. siek, siak". 

S. 113 bemerkt er zu itik =; Lsaig: „Aus etik entstand ^tik, 
dann itik". Vielleicht ging es umgekehrt zu. Aus iatik, eatik 
wurde an der westräliscben Südgrenze itik, nördlich von Westfalen ätik. 
S. 33 unter blnle heiast ea: ,ue kaini hocbd. uo entsprechen, 
wie gued = guol". Was gud neben göd betrifft, so ist doch wahr- 
Bcbeinlich, dass diese Formen immer im Niederdeutschen neben ein- 
ander existiert haben. 

Kühn sind Woeste's Bemerkungen über die Kntatebung gewisser 
Konsonanten Mun vergleiche, wie er f^r ;= nicht trächtig, stritte 
= Kehle und snaigen ^ mauaen entwickult. S. 2 heisst es: „Aus 
as. er wurde erder. Dafür trat eder, dann eger, aegor ein, aeger 
wie uuger (ander), fungen (gefunden)"!! Das g in aiger entspricht 
doch offenbar dem w in ewig und in got, aJvs. Es ist auch kein g, 
sondern j. 

it. Etymologien. 
Trotz solcher Schrullen ist Woeste auf seinem (lebiete der beste 
Etymologe. Über die Herkunft einer Menge dunkler ndd. Wörter 



L. 



wird naclt den AuBfühningeii des WestfüliBchen Wörterbuches kein 

Zweifel mehr sein. Man lese u. A. die Artikel alaf, barwes, be- 

gine, docke, gös 'Ohnmacht', ösemund, pnten, vergflset, w^er- 

lechen, wörd. 

Zu einigen Artikeln vermag ich aus andern Mundarten Er- 
klärungen und Berichtigungen zu liefern. 

Spsen in ik well di wnt äpsen, ich will dir waa pfeifen, äpsen, 
pl. = lächerliche Geberden, Affi-reien ist verbreitet. Lyra S. 21. 
Havensberg. Grammatik S. 139. 

belter, m. ein rundes Stück Holz, Die ursprünglichere Bedeutung 
erhielt sich im ravenab. bälter, junger Baum, dann Knittel, 
mhd. ba-lzer ^ Pfropfreis. Es hat aurh die Bedeutung „junger 
Bursche", „Flegel", 

bnsken, m. 'Bund Heu, Stroh'. Näheres über das Wort bei Kuhn, 
Westtät. Sagen 11, 82 aus Steinfurt: de büsk := das Reisig und 
beiKlöntrup: buske = Faschine, Gebind, Strauchholz. Münster- 
land: de büske, f. auch de büsken = das Bündel (Holz). 
Verschieden von bösk, m, 

bntt 'junger Ochse' und 'grob'. Der Grundbegriff von bud ist anreif, 
wie schon Leo, Rectitudines S. 20 bemerkt hat bud 'grob, 
plump' ist gemeiuniederdeutsch. In Tweuthe budde = lompert. 
An der holtändischen Grenze heissen die alten Junggesellen 
„budden". Vgl. Ravensb. Grammatik S. 103 unter but. Dazu 
noch die Redensart, wenn zwei arme Verlobte zusammen kommen 
wenn büttken to büttken kümmt. Engl, bud =: Knospe. 
Etwas abseits steht Waldeckisch (Curtze 457) butte, f. ein un- 
gewöhnlich kleines Thier, westf butt, butte, m. Knochen, fer- 
buttet = unvollkommen gewachsen. 

döntken 'Liedcheu'. „Im Bielefeldiachen iijt donte 'Zechgelage'. Dies 
Ravensbergisch-Oanabriickische doÖnte wird auch mit Gebe- 
hochücit übersetzt und kommt von doon, doonen 'schenken, 
geben'. Lyra S. 43. dööntekost, Feattagsessen. 

Otppen 'Dortmund'. — „Aus alta. Throtmenne (Wcrd. Reg.) wurde 
Dortp munde". V'ielleicht ist Throtmenni entstanden aus 
Thropmanni. Throp = Dorf. Also Dorf-Menne. 

dSweiit »den Hafer halb dreschen — steht wol für dölwen." Im 
Muosterlande ist ddwen, duldäwen das Korn so dreschen, dass 
noch Körner in den .\hren bleiben Nahe steht auch wohl mnd. 
düfelag und westf. duffen = mit Fäusten schlagen 

dnst, m 'Strauss — ? = drüat'. Auch sonst in Weslfülen neben 
driist. Fn drdsken blaumen, nüete; driussel, eine Troddel 
Früchte. Waldeckisch dust, n. der Strauss z. B. Blumen. Auch 
in osnabr. dussholc = Unterholz ist duss = dust, drüst. 

gail 'geil'. Aus gagil Dies wird bestätigt durch ravensb, gäjel 
'geil'. 

■iag. „Auf dem HelJwege findet sich ein merkwürdiger Wechsel dieser 
Endung in Familiennamen mit -mann." Dieser Wechsel entstand 




69 

daSB die Pastoren und Amtleute des 18. JAhrhunderts die 
'Eshllosen Familiennamen auf -ing in solche auf -mann verwan- 
delten. Im Kreise Herford existieren die Namen Lippelmann 
und Liebling, plattdeutsch Lipsund Lippling. Beide knnitncu 
von Philippus. Im Volksmunde lauten sogar Namen wie Ober- 
mann, Timmermauu nuch jetzt: Uawerink, Tinimerink. 

kajack ^Kuf der Gans", käjäk beisst sonst 1) die Luftrühre der 
Gaus, 2) ein liobrchen von Bast, auf dem die Kinder das Geßchrei 
der Gans nachmachen, 3) von Menschen, ein unbedeckter ttals. 

krnmmelte 'Hirtenstab'. Genauer ist die krummele, auch kriingele, 
ringele genannt, ein Stock mit Ringen. 

Haken 'schwach sein'. Es existierte noch in diesem Jahrhundert in 
Westfalen ein linken ptc. lunken 'zusammen schwinden'. De 
snai linket. 

mntteil, pl. „Abfall, Schrat in einem Altenaer Statut'^ ist vcrli:scn 
statt mucken, ravensb. miuken in gleicher Bedeutung. 

n& 'nie', ist ein Wort, welches wenigstens im nördlichen Westfalen 
und im angrenzenden Niedersachsen gänzlich ungebräuchlich ist. 

pisch ^= Strauss. Woeste vergleicht engl. posy. Sollte es nicht 
einfach „I'almsonntagsstrauss" sein';* 

pQlke 'sanft, leise'. Auch im Miinstcriande „du most pülke laupen". 
In Twenthe pol 'poezelig'. Wohl zu püIen 'streicheln, nagen'. 

sttjrtpäe 'Nebenpate, Geldpate'. Genauer ist es der l'ate, welcher 
mit dem TäuUinge nicht gleichen Geschlechts ist. V.r wird auch 
Aspäe genannt, weil er (angeblich) beim Ausder Taufehebe u 
die Hand unter jenen Körperteil legen muss. 

St6t als ürtsbezeichnung wird nicht synonym mit knapp, Hügel sein. 
Vgl. mnd. Wh. stot, 

Bwickle 'weiss'. Es existieren noch a w i üke n 'wanken , tlimmern', 
awick-steren 'Fixstern', swiksterd 'Bachstelze'. 

täster, f. „'Sehne im Fleische'. Es ist zu vermuten, dass st für ht 
eingetreten ist (!)". Es kommt von westf. lasen 'Wolle zupfen', 
zu welchem sich noch täster 'Fetzen', tästcrig 'zerfetzt' tinden. 

T«we8 'Tobias'. Es ist vielmehr Matthäus, 

tolle, f. Zweig 7: B, vom Heidelbeerstrauch. Genauer heisst das Wort 
de toll, m. plur. tolle und es kommt in Westfalen in den Be- 
deutungen: Dolde, Büschel Haare, Baumwipfel vor. 

twelebock -Zwitter'. Auch twietenhok, kwittkenbock 'Bock ohne 
Hörner'. 

filug, dummer Mensch, Narr, holl uil. Im Kreise Ahaus auch noch 
ülig := übel, ungezogen. 

fisse, f. Kröte. „Ags. ^ce, f. rana = büke; üsse entstand aus äle 
für äke, da t und k sich vertreten können". Dies ist gewiss 
nicht richtig. Das Wort muss u wisa geliiutet haben. Waldeckisch 
uwwel 'hässlicher Mensch'. Paderborn üggel 'Scheusal', engl, 
ugly 'häsBÜch'. 



L, 



Briefe von Fr. Woeste. 

Iserlohn, U. April 1874. Von den mir vorj^elegtnn raveneb. Wörtern I 
ich einige noch einniat erwogen und schreibe Ihnen darüber, so wie Ober äa paar 
andere, djo auch Ihrer beimat uigehüren. 

1. SUdweBif. IdrAtig, verdriesslich, Echliesst sich doch hdI an age. äthreät, 
ttedium, ahd. ardriuzan, mhd. nrdrülzec. it (für Sr) entstand unter dem eiofluBse 
von r (vgl. ^r, auris) aus Or, und dieses aus ur. Die bedeutungen des lipp, ödrculig 
(Hda Ei, 360), Tan], lanjxsam, verdrossen r,ur ai'beit scblipssen sich an dici grund- 
bedenluDg pigerc, die des mimst, ärdrütsig, widprspänstlg, gieng leicht ans dem 
begriffe verdrossen hervor. 

2. SUdwestf. üler, o., kette die den biiiterpflug an den vorderpflug bindet, 
wird doch nicbr, wie ich dachte, aus alter = aftcr zu erklären sein, da ein lipp. 
inätern (Mda. 6, 213) mit der bedeutung .einen zäun mit „braken" anfertigen' 
vorkomt. tliese Verwendung führt auf ein mittel deuljches ater, welches alta. cdor 

Sseplum), tnwestf. edeitüii eutEprccIien kann. Oberdeutsch gilt etter, m. und n. ge- 
iochtener zäun Der ursprüngliche sinn unseres iller uiuss lunach der eines aus 
lindenbast geflochtenen Elarken seiles lii'in. Das frllhe mitielalter verbrauchte viel 
hast zu seilen; vgl. schon den „widere (basisch liosser, seiler) t« iuc-lämon (joch- 
»umen)." Vermutlieh ist ater, atter = g-atter, vgl. g-ilter. Das ä in äter vertrit 
jedenfalls eine ulte kiirzc, übrigens ranss das wort mit der sachc aus raitteldeu Isch- 
land entlehnt sein. 

3. Südwestf. belter, m. rundes stflck holz; lipp. bititer (Mda. e, 50), stock, 
setzt ein alts. baltari voraus. Bekautlich liefert die wurzel li-l viele ausdrücke, 
welche etwas rundes bezeichnen, in unserem beispiele die ejlioderform. Der gOrtel 
(eine cjlioderform) beisst ags. bell, ahd. balz, welche uiclit vom lat bulteus entlehnt 
zu sein brauchen. 

4. Ravcnsb. bill, schnabel. ist ags. bile. In Or. Wb. wird unter bille (enlc) 
gefragt, ob es mit bile (roslrum) zusammenhauge. Sicher nichtl Bille, sßdweBtT 
pille, pile rtibi-t von den nach der stimme der enten gebildetem lockrufe ,pill! pill!" 
Aber mit bille, Werkzeug des steinbaucrs, hängt bill, sclinubel, zusammen, vgl. 
Eil.: „bille. vctus securicula, inatrumentum lapieidiu, vulgo billa" Bill (eehaabel); 
billen (Kil. billen den molcnstceo) = beck (für bick): bicken (sQdwestf, picken). 
In bill muss der begrif eines spitzen kegele liegen. 

5. Lipp. eiaebadding (Mda. 6, 59), mastdano; Dilhuert lü6: cndbutt; 
sQdwestr. engebnddek (für endebuddek), dicke wurvt, wozu der dickdarm ver- 
wendet wird. Wir haben io Sudwcstfalen auch butt, darm, in butt-ungel, darm- 
fett; ausserdem butlen, bauch (grober au sdruck), urepr. _ engl, bodj; (ilbOdden, 
ausweiden, die eingeweide herausnehmen; buttelen, den bauch an fisch neiden. In 
Altena hat man puddek, m. wurst, also = franz. boudin; vgl. engl, pndding. 
Offenbar drückt die wurzel b-d den begrif rnndhohl, concav und convcx aus. 
Das alts. adj. budin, budden hatte diese bedcutung in Budden-arson und budin getö 
(hohlgerät, l&sser). 

6. Lipp. flairaern, ravensb. lünern, Bchmeicbeln; dazu lliiiuierig, fllmerig 
(Mda. 6, 208). Dort wird auf 5, 422 verwiesen, als ob das wort mit flaumfeder 
zuzammenbangen könne. Aber flaumfeder lautet bei uns plSme. Ich rate auf ein 
Slam mzeitw ort *wliuhan, woraus dann 'wlllian bervorgieng. Der anlnul wl ist aus 
fries. lioenjen, schmeicheln (vgl. nds, tartjen für wlartjaa ^ wlartAn, ags. fleardjao, 
woraus franz. flatler) zu schüesGcn, da ein ursprüngliches f wol nicht abgefallen 
sein würde. An wliuban reiht sich südwestf. deminutivverbum flöhnken und 
flAhnen bei Hans Sachs. Die anderen formen schliessen sich an das pries, oder 
prtet. von wlfban; also ags. flean, hd. flehen, mud. v\6a, holl. vleijen. Ravensb. 
Itfmero setzt ein subst. 'wlihama (Schmeichelei) voraus, vgl. ags. leöma für leöhama. 
MerknQrdig steht diesen formen gotli, gathlaihan g^uüber. Ich denke, unsere 
slikmme liebten keine anlaute tl, pl; sie begnügten sich mit einem dem tb entnom- 

welches sie dann mit w verUuschteu und spater zu f verhärteten. 
Lipp. Diib, m. regenwurm. Der Mda. G, üB5 angenommenen ableltung 
', meddik pflichte ich bei. Würe ! hier aus iu hervorgegangen, so würden 



die Lipper muik sprechen! t masB liier ^ e + i sein. Hit pik (mark im hols) 
aaa peddik verliält e» meh ebenso, jedoch gieng dem peddik ein pithik voraus, wie 
ags. pidlia, engl, pith lehren. 

8. Slidwesif. pickerl, m. ein primitives gebück auf der ofenplatte. Es wird 
ableitung ron pick (pech) sein, weil der tcig anklebt; vgl. oxtfr. pickerig, anbackend 
(StQrenburg). 

9. Pilpogge, kaiilijuappe, froachlarve. Pil, eigentlich pfeil, bezBichnel. die 
gesUll des ticres. Zu Itlieda heiast es pialk, was ich unsfrem piark (für piddik), 

{ pfahlwürEel, gleichstelle; bei Iserlohn ncnt mau die froachlarre dickkopp. 

I 10. Lipp. pnilk, ravensb. pitk (Mda. 6, Sdi), kleines schwächliches kiiid; 

Schamb.: pitje. Fit, pitt muxs klein, zart bezeichnen. Wir haben für pitk ein 
pittm^seken, vgl. en^'l. titmoiise. Pit, pitt ist = tit, titt; vgl. altn. Uta, res teuera; 

I mhd. iciz entspr. ags. tat Es hat sonach ein st. v. pitan, put und lltan, tet gegeben. 
11. Lipp. Hcikatte (Uda. «, 483), weibliche kulze, V|l. 1. Mose 7, 2 
(Magd. Sibrl): .den be und synu ece" für Luthers: „das männleui and sein weib- 
lein"; ib. 3. Hos. 3, 6: ,idt ay ein he schSp edder ein se schSp' für Luthers: 

I .es se; ein schüps oder ecbaaf'', 

< 12, Lipp. slraivAlen, ravensb. straivolen (Hda. '>, 48l>), sieb mit anstrengung 

durcharbeiten (durch schnee, niorast, gesträucb), Wfllen wird wilhlcn sein. Stra 
scheint verstilrkend fitr stramm zu stehen; vgl. Rtrambiitstcrig. 

I 13. SQdjvestf. straäte, f. speiserühre, luftruhre (de unrechte struüte), ital. 

strozza Ursptünglicb wird das wort strota gelautet haben. Nach abfall des 
schütxeuden s verschob sich t zn th, daher ags, throte, engl, tbroal, weiter vcrgchobeu 

^N^rte es ein bd. drosse, woraus erdrosseln. 

^^^^^ Iserlohn, den :i. Juni 1S74. Von den «ürtern, über welche Sie meine mei- 
K mu «u hören wAnschen, glaube ich die meisten mehr oder weniger etymologisch 
EU begreifen; einige i^ind mir aber noch wildfremd geblieben. 

ibänner scheint nicht die psrtikel & zu enthalten, ich denke, es ist är-hänner, 
ofarbänder, da sie mit zwei obren (öbrenl au den stakcu hefealigl werden. 

älwern, erdbeeren. aus erd wuroe äl, wern ist bem; wir sagen alberten. 

blüra, IrUbe (b ^ w) ist wlöm, wluom, unser llaum (schon ahd. w zu f ge- 
worden in tlaum, sordes), dän. Rom (Hutwasser), daneben bei Teuth. «gloym (= ge- 
loym), onclair"; Luth. bibel: glum, Slammverb 'wlaman, wluom. Verwant: wlame 
(Lejendocir.) und ostfr. wlemctse, vermutlich auch lungob. lama (ßschteich, ?efhlamm- 
teicb), lat. lama (sumpf), verbum tIaUmcn Iwluomjan). 

brlcke. wenn b = w, gehört es zu wriclieu, bin und her rütteln, drehen; 
ada. brickeln, drehholzV hricke, zu brekao, ist sonst 1. viereckiges stück in form 
eines damenstcins oder Ziegelsteins; daher acbwed. bricka, damenstein, engl, brick, 
franz. briquc; oder 2. gekrUmtes holz, so bei uns das krummholz, an welches der 
fleischer ein geschlachtetes tier hängt, wir sagen: so schef (krumm) ns ne hrivke. 

bifNebttnn (b ^= w) ist unser wiitscbftm, wiescbaum, heutiaum. 

fairkaje (V) fuir — fir. bei uns fi»re kalie. fiser, nicht trächtig, zeitweilig 
nnfrucblbar. das schwierige wort auch engl,: farrow cow. ich denke äcer.^^ fair 
(wie wisr ^ wair), fairo ^ Ihairo (f_ th); thairo entspricht goth. s-tairo, steril is 
(s schätzte t vor der Verschiebung in th), 

gSsle, anderwärts gistc, ul. gusc, gustig ftihrt auf *giusaD, 'gisan, agitare, 
peilere; daher altn. gustr -- engl, gust (windstoss), verwanic würicr siud ahd. 
käsan, ags, gasen, agitatus, sterilis, 

hnebt, Strauch (ch ^ f) zu heven, heben. Kilian: hocht, ahd. huftdi, virecta. 

btuigei, k ^ ge; also gettgen, was aus geiidigen zusammengezogen ist. 
nnser tiggen, tfgen (tendcrc) lautet noch bei Tunnirius tidigen. 

knx, gelftuguis, ich denke = gelinkt, zu hucken, buken, Kil, hock, ovile, 
■eptnm, cavia, bergiach huck, winhel, 

lainsk ist launisch, zu lüne, was offenbar auf moudwechsel geht; cfr. Gesch. 
d. d. Bpr. 1026. 

■BBgel, wir meogel, ist mandel (g für d); vgl. ainaude. 



nSUe bat aDlHuUnd€B k verloreo; agB. cnoU (cacDmeo), engt. IiddU. grand- 
Terb, 'koillen nvbCD knallen. Vrrnanl: alim. nill (pvois); sOdweEtf. oilluä ^peitsche). 

verpsixen, besser iniser vcrpreaeii, verpr^sen, stamt von bras, cpulae. ver- 
brasscn Etcbt Seib. Qu. 1, 26. 

prall ; Lipp. proll Mda. 6, 364, Wir habeu nur jil. prüllen, verworrene wert- 
lose dinge. StüreBliiirg scbeiat mir das rechte zu treffeii, wcon er auf entslehung 
aus bruddel verweiset, merkmal des verworrenseins konte auf iraube, dolde vom 
Volke angewendet werden. Vgl. fr. brouiller, nd. verbruddeln. vcrbroddeln. 

paileD bezeichnet wesentlich wol das laufen mit schBlIenden Iritten. Südweslf. 
he ptelde w^g. es ist also =. Eüdwfstf. p.iilcn, peleu, ßcwübniich ^ schallende 
schwere schlage anstellen uud lässt nn lat. pellcre denken. In Scb^veclöd 109: 
palen, rudern, lo paddle. 

quaken mooert an qiieckholder für weckbolder (warhbolder), nd. waken 
(wachen) hat ein k verloren, wie erquaeken (Stinchin v. d. kröne) — erwachep lehil, 

Bftlen, trockene klecblätter sehen schwärzlich aus. ahd. ealaw, «Üq, 
ruscus, aler; sQdwesIf. saul. 

Nchamper. auch beim Teuth., wird eigentlich abstossend bezeichnen und 
mit schamjien, aischampen, scbampst^n zusamoienbangen. 

icfaielt zu scbeleti, bei Kamm schellen (et schellt en pennink, macht eineu pf, 
unterschied), unterschied machen, difTericrca. schglen ist ag«. sciljau transit distin- 
giicre, dividere, welches auf scglan, separare, glubere zurückführt. Wat schielt dui 
dat? bedeutet genauer: was für einen unterschied macht dir das? ■ 

sl&if, allu, Bleif gehört KU Etappen, dem ein 'slipau vorausgieug. slappen = 
abd. lafFen ist Icckeu. synon. shipiiholt, sQdwestf. 

Hiiacke == smackc. aus sm wurde öfter sn. suiuckeu, klatschen. 

besH'uigen, oi für uo + i Ibiswnogian); vgl. alts. aga. sw6gan, iid. swögen, 
swRgen. die empfindung eiues Schalles, mit welchem die ohumMht oft bpgint, wird 
zum werte hcRwoigeu gefuhrt habeu. Bei Soest noch ein st. v. beawaugen. 

tiekebäoBCn, eben so Osnabr., in der Soest Schrae 21'' belesen sie lecken, 
wobei, denke ich, böneii ausgelassen ist. ii:h halte tieke (alldweBlf. tiäke) für lecke, 
zecke, wpifs aber freilich nicht, was dieses insect mit deo kleinen bufTbohueu zu 
schaffen hat. für diese annähme dürfte unser wibbelbönen = käfcrbohnen sprechen. 
Kiliau hat weuel, boonwomi, midaa; vermiculu« in fabis uasceos. [Vgl. Ravensberg. 
Grammatik S. 108. J.j 

toiben, unser taüwen, taiwen ^^ (uovian, mwcslf. töven, aufhalten, anhalten, 
Stammv. *tavan. tavjan, tuudere, cfedore, moleslare. 

twiagen ist nehr merkwürdig! wie driSgen ~ drageo, so twiagen — twagen. 
es ist kein anderes wort als twshau, twagen, waschen, welches also ursprünglich 
ein hin- und herbiegen des zu reinigenden gewandes ausdrückt. 

wand, gewand, natürlich zu windau. 

ivispel(ä«te, sudweatf wispeltllte, I. Wirbelwind, «iudhose. eine Ißle. ein 
trichter, der sich bewegt (wispell). 2. unverstlindliches gemurmel, blendverk, albernes 
gerede, aber im plur. 

WPtl erinnert an den rechtstermijius wcdde, der ursprünglich merces, prtemium 
bezrichnet. 

wüpkenbrand auch lei I.jra p. 40: „wopkenbraud , wurslbrod". wopku 
scheint also im Osnabr. ausdruck fUr blutwurtt zu sein. Mir scheint wopke mit 
wabe uud w&fel zusammenzuhängen uud die Scheibe des blutpanbarsteB zu be- 
zeichnen. Ein i)d. wöbke (kleine art enten, Riebe;) kann nicht aufklären. 

■■gel ist nach Int. ungulutum gebildet. 



ihn, den 2i Juni 1874. Ganz ist in Ihrem hricfe vom IS. d. m. die 
ladartlichen »(«ITen so nütige deutlichkeil der bandschrift noch nicht einge- 
treten, da ich das wort für „wegslaub" und ein anderes dem „tniae" verglichenes 
nicht zu leeen weiss. Ihr gSich- merken- wollen" crinnerle mich dabei an den „kohl- 
trelber", der seinem künden, dem Scfawelmer pastor, als dieier ihm das fluchen 






73 



rügte, antwortele: „Nfti, her, flauken ud swiiBren dat dau eck nich, affer huol mick 
iiwig UD aiwig dfr DöUwel, de kuoleu sidd guodl" 

Aber tcherE bei seile und zur sache! Ich btspreche die ȟrter, welche Sie 
mir vorgelegt haben. 

). bnan, d. a. Zimmerdecke; b. iiucigenllich : bodenraum; mnd. boiie, m, und f. 
Die bedeutang a ist bei nm weilauB die hiiutigere; «ic ist auch die ültere. Ursprüng- 
lich mnss in diesem werte der begriff des bederkens liegen. Diee erbellet nsmenl- 
lich auch aus berg. und wcatmürkiscbeui bünne, f. oberhaot, rinde, z. b. lerdäppel 
med der büDiie; ^keubllniie. Aueh höhne (faba) scheiDt mir zunächst die achole. 
dann die fruchikerne beKrichnet m habea. Ihr ravcnsberg. achStbUanen fällt 
■Jbo nicht auf, bestätigt vielmehr meine aufTassuDg. Es nennt die deckenden 
hautigen scheiden, aui welchen der schuM (achuät, schSl) oder die shre 
hertorbrichi. 

2. httruüken (hescb wichtigen) steht zunächst für hurmski'o. Verdiiunung des 



l nicht selteu, vgl. uäter (marder), nSpen — m^peu (mauleu), suaiei 
r Eüddeutscbcs schmaQgen und hd. sich schmiegen. Weiter ist hür 



odtr 

B hiilpe = liilpe," Ahd. hirngan (quieacere) und *altwe8tf. hiroiiakfta 

i ai^. hirmi (ahd. gahirmi, quietus) entsprungen aeia. Hirmiakön 

ruhig macheQ bezeichnen, wie jüdschen zum Juden machen 



sDuigen f 

= birnisken, « 

werden aus eii 

(bürnaken) koiile s 

suedrückt. 

3. gerk, Ji und m. wird ursprünglich ndjectiv sein, vgl. rhcinl: aidd' er gcck! 
DirgcB muss den begrifl' des drehbaren und verdrehten enthalten haben, wie 
aich aus der Verwendung zu ergel)en scht-int. 1. drehbarer decket, deckel mit einem 
gewerbe. Staphurst 1* s. 469. 47&. 2. bampeimann. Lyra 102. 3. drehbarer 
mantelstock, sildwegtf. 4. giebelaufaatz, mag früher auch drehbar gewesen sein, um 
ah windfahuc zu dienen. 5. eine ( ? köpf) krankheit der kalber. Seih. Wcstf. Urk. 
6. verdrehter mensch, narr. 

4. kiDddn-käin (trockenwinkel für flachsknoten), hei Lyra 199: kuuttenbaim. 
Ea ist unwahrBcheiulich. dass sich ein franz. coiu (lat cuaeus) unter die al(«u aus- 
drOckc des bäuerlichen lebcna verirrt hat. Lieber sehe ich darin ein koje, koye, 
kooi, herg. kaue, behftiter, verschlag. Für das n von käin vgl. man täne, f. 
sehe (Büdwestf.), tolin (Richey); steine, schiebe, M. Chr. II, 437. 

5. lait, n. (mädchen) ist zwar nicht singular von luie (lüde), aber nahe damit 
verwant. Die alte form war wo) liudi; daher der umlaut ui. Beide Wörter mögen 
aus ails, hliodan (mwegtf. schw. f. lodeu), wachsen, herstammen. 

6. miüe, übel, kaun aus misse eul«tanden sein; das nihd. subat. misse = 
error, eigentlich aber abweichen vom wege. Grimm Gram, II, 470. 

7. piDlIalm, wegstaub. Vom frani:. hone ist schon deshalb abzusehen, weil 
des Wortes eigentliche bedeulung windhoae, Wirbelwind sein wird. Dies ver- 
mute ich aus folgendem Grimm fahrt in der D. Myth. s, 209 ein auf dem Eichs- 
feldc gebrauchliches puMoineke (Wirbelwind) an, dessen pul au Fhul und Balder 
erinnern soll. Ich zerlege in pull-loineke. Loineke(n) scheint nd. form für mhd. 
ländin = tennelin (meretricula I, zu ahd. leone (meretrlx). Pulle, piule ist blase, 
heule (südwestf. bulle); Kilian: puyle J, buyie, tuher. Ich will es beutelhure, 
trichterhure übersetzen, was keine unpassende schelte für die verderbliche wind- 
boae scheint. 

8. ribbet, altes weib; bei Lyra 177 .'n ault ribhet, ein altes weih, ranpet- 
tasche". Mit rappeltasche hat l.yra, vielleicht ohne es zu wissen, die etymologie 
gegeben. Bei Philander U, 641: rippert, seckel (als soldalenwort). Rheinl. ripert 
1. dicker bauch; 2. snbUugetascbe der hettelweiber. Dem ibb kanu ein <b (ip) 
entsprechen*, vgl. pjlle ; pile; cille : klle. Verwant kann sein unser riftp (korb- 
gerippe, altes weih), bei Kantzow und Göthe: reff. Fern bleibt ags. hraev (cadaver), 
dessen heutige form räiw ist (räiwe-str6, leichenstroh), desieu mnd. ti oder ree in 
rlroff M. Chr. I, 192. 193; reeroiff 247, leic he nbe raubung, raubmord. 

9. Hjterkning, spilzmaus, hat mit speck (lardum) nichts zu schaffen. Bei 
uns heisst sie spidtmAs (spirssmaus), nicht spilamds. Speck wird für speit (spiess) 
btehen; k wechselt nicht selten mit t; vgl. kriawek = kri^wct (krebs), pucks^pulls, 
kwiak — twiük. Möglicherweise hat man statt pcitke, peeck (M. Chr.) hin und 



74 

wider speicke, speeek gesagt. Schmitt So^ster Daniel 46 bat ,iiiit kiisen und Bpeicken", 
wofUr indes die alle octuvausgabe peickes (pieken) hat. 

10. verläset, eng befreundet. Alls. (Iingön (scliM'ei);en), rand. vcrdagen (rer- 
scbweigen); mnd. verdaten, einen tag bestimmen, lassen sich brgrifTlicb nicht mit 
dem vorstehenden vereinigen, weichen überdies durch ihr th und d ab. Ich verraul« 
verliget ist ^= verlanget. Ein altwestf. *fartangön kann constringere aosgedrlickt 
haben; vertangede (verlägede) sind darnarh eng verbundene. Verwante würler, 
aus welchen diese bedeutang aicb schliessen lüsat, sind: lang (fiicus), eigentlich etwas 
strangfürmiges, daron der pl. lenge, kniffe, lücke-, tange, zangc; tangenbräer, 
kamerad; alts, bitengi, enge, gedrang; langer, scharf, berssig; mwestf. beteiigcn, be- 
drängen. Grundbegriff ist das enge-, gedrängt-, geklcmnit-sein. Oboe a 
Bcbliesst sich laggen, Rheda: tacken, zanken, sn. 

11. sake, bube. Kein engl, urchin (igel, stachelschwciu, kohold [ShftkeBp.], 
loser junge), da dieses sich erst aus altfr. ire(;oii (lat. ericeiis) gebildet hat, die be< 
dcntuog Hlofier junge" die jüngste ist und vucaliseh durcbtius nicht zu uake passL 
Das ua in uake deutet auf ua =^ o ^ got. u eines ptu. ukans xu 'iukaii, auk, 
welches verbum auch die grunditge vim 6kan (augerc) und ök (auch) sein wird. 
Es scheint passend, das kind als zusalz, angmentnni zur familie aufxufsjsen. 

12. wik, entrich, könle »ftdik (für wiirdik) enthalten, wie mlk = madik. 
wArdik wäre Weiterbildung von ward, wie der entrich nach der stimme genant swn 
kann; vgl. ostfr. waorte. 

Iserlohn, 12. September 1874. Sie fragen in Ihrem briefe vom 6. d., wie 
man die vocal Veränderungen der 2. und 3. singul. pries, anzusehen habe. Hit dem 
umlaute verhält es sich wie im mhd. und nhd., nur dass zumeist auf den einfachea 
oder grundf ocal der ersten person zurückgegangen wird, vielleicht ein zeichen, dau 
diese umteutungen schuu zu der zeit begannen, als die einfacheren laute des mnd, 
noch galten. Üie dabei statt findende vocalverkQrxung ist notwendige folge dner 
durch elision eintretenden positjon. Diese elisinn hat aber sehr nillkQrlich statt 
gefunden. Die Iserl. Mdn. e. b. verlangt raupe, raipes, raipet; kriupe, kruipes, 
kruipet; schreiwe, schrelwea, scbreiwet; drelwe, drelwes, drelvret und daueben dach 
blelwe, blifs (bliss), blift (blilt). Manche von diesen verhUrr.ungen galten schon im 
mnd., ohne dass ein umlaul bezeichnet wurde; but, sehnt, tut verkürzten sich oder 
besser traten in dieser kürze auf zu einer zeit, wo noch bindan, aciutan, liuhan galten, 

tellM und ribbet. Über letzteres haben Sie schon milleilnng erhallen. Es 
filehl sieber fUr rlbbert. Dabei kOnte eine Zusammensetzung mit bard statt gefunden 
haben; vgl. Gr. gram. 2, 339. 310. Wahrscheinlicher ist mir aber, dass das wort, 
wie viele andere, ein unorganiscbes t erhalten bat, zu dessen annähme formen auf 
er geneigt sind; vgl. Magdeb. Bib. Prov. 6; fftlert (fauler); jüngere heisp.: bastert 
(knicker aus alabaster), driokert (trinker), gnffert (gaffer), käffert (keichhusteo), 
malmert (knicker aus marmor). Hit teilet wird es sich eben so verhalten; es igt 
das als familienname vielfach vorkommende Teller mit zugefügtem t. Bekanllich 
sind viele familieunamcn schelten, meiner indessen nicht, weil er sich an einen hof 
bei Lüdenscheid knüpft, der seineu Namen erliielt, als er eine zeillaug maneus non 
TcBtiluB, woeste hove, gewesen war. 



SEGEBERG in HoUtein. 



H. Jellinghaus. 




76 



tine niedeFdeutsehe Spottschrift 

auf den Hamburger Patrioten von 1724, 



Lange vor den Bremer Beitrügeni und dem Güttinger Dichter- 
bimd bestand in Hamburg eine Ijesellscbaft HtterariBch gebildeter 
Miinner, welche in regelmäseigen Zusammenkünften ihre eigenen 
litterarischen Arbeiten vorlasen und beurteilten. V.s waren dies die 
Mitglieder der „Teutscli- übenden Gesellschaft", die der besonders" 
durch sein ^Irdisches Vergnügen in Gott" bekannt gewordene Barthold 
Heinrich Brockes 1714 mit Mich. Richey und König stiftete. Es ge- 
hörten zu dieser Gesellschaft noch Triewald, Job. Albert Fabricius, 
der grosse I'hilolog, HüefFt und Joh. Hühner. Man wollte teils durch 
Übersetzeu aus fremden Sprachen, teils durch eigene namentlich 
poetische Arbeiten den Gebrauch der deutschen Sprache zu Ehren 
bringen und sie selbst veredeln. Schon nach drei Jahren löste sich 
die Gesellschaft auf und an ihre Stelle trat die „patriotische Gesell- 
schaft", welche Brockes in Gemeinschaft mit Fabriciua und Ricbey 
gründete und zu der die gebildetsten und angesehensten Männer der 
Stadt zählten, wie die Prediger Daniel Zimmermann und Joh. Thomas, 
Scbubart, der Rector Joh. Samuel Müller, Georg Behrmann, die Rats- 
herren Klefecker und Widow, Luis, H. J. Faber. Graf v. Brockdorf, 
der Syndicus J. S. Surland, J. A. HolTmann, J. G. Hamann, Anckel- 
mann und Weichmann. Ihr Organ war die moralische Wochenschrift 
„Der Patriot", welche am 5. Januar 1724 zum ersten male erschien 
und bis 172() bestand. Diese Wochenschrift, „die verbültnismüssig 
geistvollste und entschieden wirksamste unter allen deutscheu mora- 
lischen Wochenschriften"*), hatte den Zweck, ihren Lesern eine Be- 
lehrung über die wichtigsten Fragen „der Hechts- und Sittenlehre, der 
Staats- und Ilandlungskunst" zu versebaffen und durch Aufdeckung 
der gesellschaftlichen Schäden die sittliche Wohlfahrt zu fördern. 
Sie wollte „mit natürlichen und vernünftigen Gründen in allen den 
geselligen Umgang, die Haushaltung, Kinderzucht und gemeine Wohl- 
fahrt betreuenden Sachen andere gern von Thorbeiten abführen und 
ihnen dasjenige sagen, was entweder sonderbar oder so lebhaft zu 
sagen die Umstü,nde eines heiligen Amtes und ürles nicht allemal 
zulassen". 



•) Hetliier, LilleraüirgeBcbielite ilea 18 Jalirli. III*, .121. — Gerviuus Gescb. 
der deutschen Nationallitteratur IIP, 666 beneiulinet den „^''''''''t'' ^'^ einen böcbst 
eJendeu Vertreter der deulBcben Journalistik, in welchem die momliEche Satire gegen 
die in Schuppes Zeit sehr zurück gogsngen iei. 





76 

Schon die ersten Nummern des , Patriot* erregten einen wahr- 
haften Sturm in Hamburg und veranlassten eine Flut von Ge^en- 
Gchriiten, die teils in der Wochenschrift selbst, teils in Einzelschriften 
beantwortet wurden. Aus der Reihe der Gegenschriften, zu denen 
auch der auf den nachfolgenden Blättern gedruckte „Kindertrcck- 
Discours" gehört, fuhren wir folgende an: 1) Beweias, das» der PHtriot 
auf dem Wege der Bestialität einher trete. Aus allen seinen 16 Piecen 
vorgestelk't. 1724. 4 Bl 4". — 2) Piitriota Pupizana oder der nach 
dem Pabstthumb grässlich stinckeude Patriot, aus doBsen 3. und 
4, Stiitk erwiesen durch Ifauss Beissan. Freystadt, den 5. Febr. 1724. 
4 Bl. 4", — 3) Der vom Pharisäischen Gifft und Pestilentz unsinnige 
Patriot, welcher auf einen solchen Grund, der der Teufel selbst ist, 
Heucheley säet, und so entdeckt von Job. Wilhelm Abbe. 1 724. 
12 Bl. 4°, — 4) Patriot, Sehuatriot, Ein wenig beleucbtet von einem 
ehrlichen Scblesier. 4 Bl. 4". — 5) Der Fräulein und Mademoisellen 
Studentinnen Protestation und Declaration wider die ihnen von dem . 
Patrioten nulHter und unvernünfftiger Weise offerirte Narren-Kappe. 
2 Bl. 4". — (J) Sehr gelinde ReHe.viüos über den sogenannten Patrioten. 
1724. 4 Stück ä 4 Bl. 4". (Über Nr. 1—8 des Patrioten), — 7) Neu- 
modisches Nasen-Futter und Kappen-Zaum vor die Huren oder Copia 
Herrn Bronckert von Wobllebeu aus Brauuschweig an seiuen Lauds- 
mann den Patrioten zu Hamburg, mit der Brauuschweigischeu Post 
abgelassen, von diesem aber dem Publico biss dato noch nicht com- 
municirteu Schreibens. Braunachw. 1724. 4 Bl. 4", — 8) Patriot 
liegt in Koht: Vivat Ilir Gnaden, Kode Tiiti'eln und kene Waden. 1724. 
4 Bl. 4°. — 9) Der vorhin unsinnige, nun aber noch unsinnigere 
Patriot. — lU) Zweencr Oberläodiscben Pferde-Regenten im Schertz 
und Ernst über des Patrioten tliorigte Alfanzereyen gehaltene Con- 
ference. 1724. 4 Bi, 4". u. a. w. 

Wir lassen nun die niederdeutsche Spottschrift*) folgen. 

♦) 'Der Verfasser (ierscllien ist' (wie Dr. C. Walther mitteilt) •Sebasdaa 
Edzardus, Ausaer Jem nieilerileutBcben Diacurs hat er gegen den Patrioten, wie 
Schröder im Lexikon der Hambiirj^i sehen Schriftsteller II, 145 f. aufzühlt, noch neun 
Schriften verüffeutlicht, alle hochdeutsrh, mit Ausnahme einer, ia welcher einige 
PerBonen hoch-, andere niederdeulBch sprechen: Et wart nicli geschehen, dem Patrio- 
ten to Ehren, füfftcin mahl up encn Morgen Beeöck angebrocbt. o. 0. (Hamburg) 
1724. 4 Bl. 4". Das ilaniburgisehe Schriftsteller-LexikoD kennt 133 meist Pseudo- 
nyme Schriften von ihm; in dem Exemplare dieses Lexikons, welches die Hamburger 
Stadtliibliotbek besitzt, sind viele Nachträge daxu von Klose's Hand, der das Lexikon 
fortgesetzt bat. Spjller gelang es mir, ihm noch eine so grosse Anzahl P'lugschrineti 
zuzuweisen, dass man seine bis jetet nachweisbaren Schriften auf ca. 200 beziffern 
kann. Ein solcher Vielschreiber nimmt es mit der Sprache und der Orthographie 
nicht genau. Er gebraucht z. B. ä bald für u! (äver 'über", mägl' mögt'), bald für 
f (fade 'sagte'), wie er statt äver auch öoer, einmal vor und dann wieder vär schreibt. 
Zu diesen Ungenanigkeiten des Verfassers kommen dann noch die Fehler des Setzere, 
der offenbar das Hamburger Niederdeutsch nur ungenügend kajinte, sonst siUode 
nicht statt des ii des Verfassers so oft ü z. B. Tadt 'Zeit', wüdl 'weit'. Statt des 
inlautenden v hat der Druck hilutig f, bisweilen b. Im Druck steht stets achl, 5cAm, 
sehn, schw, während al, stn, an, sw allein der Hamburger Sprache gemäss, sletG et 
sowol nach langem (Kick, ock) wie kurzem Vokal (aick).' 




Kindertrerk-Disconrs, äver den Patrioten, In good Plnttdritsch 
tieholden, Van Aclit Madamea, nn ene Wartsrm. 
Im Jahr 1724. 4 BI. 4"». 
Serrana. Aucje'), bringt doch noch ene Kick her vor Madame 
Maturia. 

Ancje. Ja Madame, hier is al ene. 

Maturia. 0, de Meul war nicb van iioden. De Patriot mug 
dar man wedder wat van in sin Papier bringen. 

Ancje. Oh ne Madame. Ick hin all en oU Warts-wieff Wenn 
ick noch enne nettgeachnürte Lütckemagd*) wäre, so mug de Ratriot 
I menen, et wür en RÖckvatt. 

kVoconie. Wo heet lie? Ratriot');' 
Ancje. Heet he nich so Madame? 
Maturia. He rij.tert wol wat her. Doch heet he nich Ratriot. 
Ancje. Wo heet he denn? Heet he wor Pratriot. 
Voconia. Prat het he genog, de nicka nüt ts. 
Ancje. Heet he denn Pratriot? 
Severa. Pralens un Grotspreckens het he eck overvlodig, 
Ancje. 1b et denn noch nich recht? So mug he minenthalben 
Katriot heten. 

Fannia Dat war gar to hart. Meen ji, dal et en Kater ia? 
I Ancje. nu besinne ick mi. He schal Pultriot oder ock 

I Patriot heten. 

Serrana. Ne ne, he heet Patriot. 
I Ancje. Patriot, Patriot, nu wil ick et wol beholen. Man wat*) 

I 18 Patriot vor en Deert? Ia*) et en Papagoy oder sus wat? 

Maturia. Ne, he is en Minsch. Un wiel he meent, de^) Lüde 
in Hamborg ailnt Veh, so wil he se to Minschen macken. 
I Pomponia. So wart he Diogenes wat schlachten. Da heff ick 

wol eher van hört, dat he an hellen Dage^) mit ener^) Lüchte is 
herumgegan und hefft Minschen gesagt*), 

Fannia. Dat segt he ock in sinen ersten Nummer. 
Corella. He gifft jo vor, dat he bi de Minschen- Freters wesen 
ia'*). Wunder, dal de en nich all lang verteert hefft. 

Fannia. Se magt en wol YÜr kenen Minschen ansehen hebben*^). 
Süs harden se [em]'^) wol nich lopen Ititen. 

Voconia. Wal mackt man nich iimt Geldl Har de Holländer 
segt, as he tom erstenmahl enen Apen gesehen. De Americanische 
Minschen-Freterfa] ") mägt ock wol dacht hebben et war ea Ap vört 
Geld gemackt'*). Süs harden so en tweUundertmahl upgeten, wenn 
he twe Jahr lang aick har bi enen upgeholdcu. 



') Ancje inl vermiUUch von dem Setter aus Antje 'Änchen' verlesen, denn so 
oder Annekeii oder Aoke lautet in Hamburg der Name. ') Der Druck bietet 
L&ekemaj-d. ') Rairiot, •) was. ') Igt. *! tl"ie. ') Tuge. ') enen, ') — gesöcht 
'gesucht'. '") iat. "j haben. ") fehlt im Druck. ") gemacht. 



1» 

Aurelia, la he gantzer twe Jahr alleen bi den Minscben-Fretera 
gewesen? Wo lang mag be denn wol üverall mit Reisen tobrächt') 
hebben. 

Etlicke twintig Jabr. 
Man Fru Llcentiatia , Het se denn den Patrioten 




I 



Och ne. Ick heb de velen lefen Kinder un enne 
starcke Husholdung: davan kan ick nich so vel Tüdt affbrecken, ao 
en Tandt to lesen. 

^evera. Se het grot Recht. Ick hetf ock man de ersten veer 
Stuck halen lateii. Heroah heb ick dat Tüg mine Ogen*) nich mehr 
günt. Dafür lese ick leverst Quirsfelds Historisches Rosen-Gebüsch') 
oder süs en good Boock. 

Maturia. Ick heb man en kleuen Husstand un nich veel darin 
to don. Also heb ick de Dorbeit began und alle sine Nummers dör- 
lesen, Man ick wart ock möde un warder de Tiid*) nich mehr mit 
verdarfen. 

Severa. Wat segt er aver er Herr van, Fru Doctorin? 

Maturia. Min Herr segt, de Kerl wil gern Pickeln un docbt 
er nich to. 

Voconia Dat is ock de rechte Warheit. Wat is dat nich 
vor en dummen Schnack, wenn süs Fruens-Persobnen to hope wären*), 
schullen nich mehr as fid* davan to euer Tüdt*') spreckcn un de söste 
schul tohiirenV Wenn hff Fruens-Liide up enmal sprocken, so würden 
ae jo er egen Wort nich vernehmen känen. 

Maturia. Dat mag he wol su verstahn, de liff schuUen man 
mit enander sprecken, de süsde aber üverall nicks, sünderu man en 
blot Stillschwiegen darto don. 

Severa. Dat schickt sick doch ock nich. De to bop aünd, 
mägt ock wol mit enander sprecken, un kan man doch nüms den 
Mund tobinden. 

Serrana. Dat schul ick ock seggcu, 

Pomponia, Ja de Lüde mägt nrdelen wat se wilt. Da Patriot 
fragt er nicks nah. Denn be schrifft, he furcht sick vor nicks. 

Aurelia. Mein salige Herr hefTt mi wol vertelt^), dat er ins 
en General to Herrn Decanus Langermann kamen, de sick velerwegen 
beröbmt bar, he war durch sine Atheisterey so wiet^j kamen, dat ha 
sick gar nicb fürclite. De salige Herr Decanna bar eben aine Curie 
bauen laten, un eni mit Fliet ene Treppe henup geführt, de noch 
nicb recht fast bar legen. Alle Ogenblick bar de") Atheist segt: 
Ich falle, ich falle. Herr Langermaun äverst bar schmustert un gesegt: 
leb meynete Ihr Excellentz '") fürchteten sich nicht. 

') Urs tohrücht. ') Agen. ') Erschien tu Nürnberg 1685. Qairafelds Buch 
mar eine FortaeUnag von PeUr Laurembergs bekanntem Schtoankbuche : Acerra 
Iihilologica, 100 Hiatorien, 1637. *) Tod. •) I. wOren. •) TüU. •) verteelt ») wOdt. 
■) die. '•) Eccellentz. 





19 



Pomponia. Ich glöv süllTat, wann er man een mit en rüge 
Ilansch kitrn, de Patriot ging wol Biiien Oang. 

Maturia. Du (Jalvineis holt so wat up eo. Ick schick vör- 
gaitgeo in en Calviniscbe Aviscit-Bode, un wul ene SchriffC halen 
laten, de wedder den Patrioten herut kamen. Man de Deiier bröch 
thor Antwort, den Patrioten hären se wol, aber nich wat contra war. 

iSerrana. Dat wart davan kamen, wiel he, als dar segt ward, 
bj dem lingelUchen Preater int Hus wesen sthall. 

Maturia, Verständige Refuimeerden heffter sülvst en Misfallen 
an. Mester .... da uns vörgangsn de Ehre, un eet mit uns, denn 
min Hr. fort ein sine Sacken. De säde, de Minsch mot entweder vau 
ene Religion so vel als van de andere liolen, oder ock kenen Verstand 
hebben, süs wiir he nich by enen Prester van euer andern Religion 
sink int Hus legt hebben, 

Voconia. Off de Junffern Universität bald angeitV Mine 
Naberache er Dochter wiilder gern mit in. Se denckt Junf. Magisterin, 
oder gar Junf. Licentiatin, un Junf. Doctorin to warden. Wenn se 
DU ins freyde, so nur er Mann Herr Magister, Hr. Licentiat, Hr. 
Doctor mit her. 

Pomponia. dat war so god als en halfTen ßrutschatt. Min 
Söhn sä vergangen to mi: Mama, ick heüTnu nich nödig mi den Kopp to 
tobrecken, wenn ick wil Licenliat oder Uoctor warden, (ck dürf man 
so ene Jungfer freyen, de im neuen') Warck Licentiatin oder Doctorin 
worden is. So hetf ick den Titel umsüs. 

Aurelia. Dat let sick hören, un so kun ick ock an minen 
äähn vel Geld sparen. 

Serrana. Br SUhn wart nu braff groot. Schal he nich bald 
oa Universitäten reisen? 

Aurelia. Ick denck em noch en paar Jahr by mi to beholen. 

Pomponia. De Fru Doctorin er Broder is wis all weggereiset. 

Maturia. 

Voconia. 
na Halle gan si 

Maturia, 

Voconia. 
hen treckt. 

Maturia. 
wart dar nich god dräfen. 
wol säven Jah: " '" 



Ja vergangen Michelis. 

He studert wis ock in de Hechten. So ward he wol 



Ne Madame, dat wul min Herr dorchat nich hebben. 
Worum denn nichV Ick weter doch veel de dar 



Dat kan wol wesen. Man min Herr segt, de Rechten 
Dar kam ock ins en Student her, de war 
by Thomasius int Hus west. De beede minen Herren, 
he') mug em doch to wilen wat tho dou geben. Min Herr wult ins 
mit hem') versöcken und let hem') ene Acte maken. Da har he ut 
dem Schwaben-Speigel en hupen henin schreven, dat hier im Gericht 
Dich gilt, har ock up de Hamborgischen Statuten sick unniitt mackt, 
UD se reformeren willen. Min Herr mus des Nachts noch upsitten, 
nn en andere*) macken, denn se schul den andern Dag ingeben warden. 



') i nejeo. •) do. ') I. em, •) Budeer. 




Severa. Ich hör ock, de Patriot schall in Halle studert hebben. 
Tiellicht') het he dar so dul Tiig lehrt, dat he nu in sine Papieren 
iubi'ingt. 

Serrana. Et schall dar ock in de Religion nich veel dägen. 
De König van Preuasen heffter jo neulick') enen van de Professeurs 
we£jiigl, wii;!^) et en halhen Atheist war. 

Maturia. nat is de Woltf, denn de Patriot Num. 8 recommendert. 

Severa. wat het Sine Majestät dar recht angedahn! So 
wardter wol in de andern Furcht kamen, 

Maturia. Ick heb wol hört, so lang dar Thomasius un sia 
Anhang is, steit er nich veel godes davan to verwachteu. 

Severa. Mit den Theologen to Halle miit et ock nich tom 
besten bestelt sin. Min Siister-Sähn studeert G<>estlick, un wiel he 
kene Geldern mehr heft, frog ick uiinen Herrn Bicht-Vailer um Rath, 
off he wol na Halle trecken mug. De aede, jo nich, da wären de*j 
Pietisten, de verförden veel Lüde. 

Serrana. Wo heten se, Madame, Vietisten? 

Severa. Ne Madame, Pietisten. Se schult üterlick ene grote 
Hilligkeit vurgefen, äver:it ander den Schin allerhand bÖse Lehren den 
Studenten byüringen. Dur schall ock en under weson, de August 
Herman Franck heet. Van dem kau ick my wol besinnen, dat he 
vor velen Jahren in Hamborg war, un up S. Clas Karckhof Tobop- 
künlTten heel, darto em nümms beropen bar. 

Aurelia. WieP) se van Beroop segt, wol mag denn den 
Patrioten beropen hebben, Hamborg to reformeren. 

Serrana. Da wart he stck wol sülfT^t to beropen hebben. 

Severa. so is he ock van de Schlieckers'j, davor Doctor 
Luther so ernstlick') warnet. 

Coreüia. Man wat holt se darvan, dat he sick so genau be- 
kümmert, wo veel Ammens in Hamborg sunt? He achrifft, dar wären 
up veer Düsen solcker Fontainen*), 

Maturia. he schrifft jo bald in allen sinen Stücken van 
Ammes, He mut süs sine Chartequen nich vuU kriegen känen. 

Serrana. Ick hin froh, dat ick de Fontainen nich nödig heff. 
ick kam, Gott sy Danck, noch god mit min sögen to recht. 

Voconia. So liefft se kene sös Gläser mit warm Melck an den 
Doctor schicken dürfen, ae to pröfen. 

Serrana. Ne. De Meut bin ick äverhaven wesen. 

Maturia. De Patriot schrifft ock, de Docters ere Kunst würd 
an nüttlicksten ^) sien, wenn se ock den verborgenen Saamen van de 
Zanckaucht, van de Nedderträchtigkeit, van dem Averglofen dörch ere 
Vergröterungs-Gläaer sehen künden. 

Serrana. He mug wol dencken, de Lüde schölt na düssen de 
Melck to em schicken. Dar küa he noch en Stiick Geld van macken. 



k 



') l. Villicht. •) l. neylick. ■) wül. ') die. ') wUl. ') Schluckers. •) emst- 

'J Foutaiueu. 'j nüttlichsten. 





Sl 



hiaturia. Dat leet Bick hören. He het en Water ut China 
bekamen, wenn be da sine Ogen mit wascht, 80 kan be sehen, of de 
Lüde Ehrgietnig oder Wollustig otitT (leldbegierig sunt'). 

Serrana. Wo siit he denn an, dat se Ehrgietzig aiint? 

Maturia. Uth eren Koppen siit he enen zarten flüchtigen and 
blauen Duust in de Höhe stiegen. 

Serrana. So wart sine Stube jo wol immer so füll van blauen 
Dünsten siin*), denn he is füll Ehrgielz. He schnidt, as ick') hör, 
up van Negentein*) Spracken, de he kan. 

Voconia. He wart dencken, as jenner säd, um en Bitcken 
mut man keno Lägen verdarven. 

Pomponia. Wy spreckt hier so frig. Wenn de Patriot dat 
DU erfobr, so krag wy in sinem nechaten Nummer eent up den Flunck. 

Voconia. Wat wy mit enander spreckt, mag he wol weten. 
Ick wult em wol int üeaicht seggen. 

Pomponia. He beiöhmt sick jo, dat wedder Staats- noch 
Wecken-Htuf^n van enig Fruen-Miiisch sine Kundschappera un Kund- 
Bchapperinnen [verschlaten^)] un unbekannt sind. 

Serrana. Ene Staats-Stufe holt mi min Manu nii^h. Doch denck 
ick nich, dnt de Patriot enen Naschlötel to mine Wecken-Stufe bett. 
De Kienschmidt, den wi brücken, is en ehrlick Mann, de mackt kene 
Kaschlotlells. 

Voconia. Man plegt ock van den Lüden nich veel to holen, 
de aick mit Naschtüttels behetpen. 

Fanuia, Wenn hier aver") ene Kundschapperinn wiire, de veer 
oder süs hundert Riikgdaler vürt avenliegen') van em krege. Da let 
sick noch en god Adriancken för maeken. 

Voconia. Ne, umaiifs wol ickt em wol seggen, üverst Gold mug 
ick dar nich vor nehmen^). Dat stünde wat klenatedisch. 

Maturia, llmaürs hat hef'j am leffsten. 

Ancje. Mit Verlort, Madame, wet de Patriot all, wat in de 
Wecken-Stufen vorgeitV 

Voconia, Wo? Denck ji dar wat van") to trecken? 

Ancje. Och ne. Ick bin min Lefdage ") kene Putzen- 
mackersch") weaen. Da seh Madame rai nich vor an. 

Voconia. Ne, dat do ick ock nich, Man wenn ji veer bet sös 
hundert Daler krigen künden, da war ji doch alle jo "\ Dage mit holpen. 

Ancje. Wat bulpen mi süs hundert Daler, wenn ick minen 
ehrlicken Namen verlöhr? 

Serrana. Un wenn ji se ock harden, so war ji man en hupen 
Meut un Sorgen hebben se to bewahren. 

Pomponia. Da wüst ick goden Raht to. Se mul's Madame 
bidden, se in Verwarung to nehmen. 

Serrana. Et war doch beter, dat se dat Geld belade, un kreg 
er Rente viir, 

') sntit. ') sfln. •) ich. ') Nogenstein. ') fehlt. ') rvar. ') Sfertragen. 
•) nich vernehinen. ") /. het he't. '•) vdut. ") Leftage. ") Putzermackwfeli. "J ja. 

Kl«l«idaal«ihgi Jkhibach. IX. 6 



Pomponia. Man wenn dat Geld so fast belegt wurd, dat sc 
dar nicks van wedder kreg? 

Voconia. so mug sc et lefera in de') Lotterie inieggen. 
För sils hundert Daler kon ae ene gode Parthey Zedels kriegen. Wenn 
er^) denn dat griitste Lot tofeele, se künne so noch ene grote Fru 
warren und Spitzen drägen, de Ele to 24 0. 

Serrana. ün en Fechel van 2 Dalern. 

Maturia. Denn kunn se eck ene llufs-Bibiliotheck aDSchaffen, 
un över de Mahltüd twe Rpitz-Gliiser Wien drlncken. 

Aucje. Wat en Kiffliothek is. dat wet ick') nich. De tve 
Spitz-Gläser mit Wien wäsen noch dat beste. Se musten aver he^ 
kleen sien, denn se muchten mi siia in den Kopp schlahen. 

Voconia. Averst in rechtem Ernst, wul ji wol den Central^ 
mit den Patrioten ingahnV 

Ancje. Madame. Dem Patrioten*) an sinen Ehren unverfäng- 
lich. Wenn jemand, he mug wesen wol he wulde, van mi verlangde, 
ick schul em Hemlichkeiten todrügen, so wulde ick em de bringen, 
de unse lütke") Junfer in de Weege verrichtet." 

Serrana. Da mug en wol wenig mit gedeent siin*). 

Voconia, Ancje Warts Fru achnackt eben so klüfl'tig aa min 
Kutscher. De Dummerjan har sick ock den Patrioten updan: Dat 
kreg ick to hören, do frog ick em, water em bi dlicht, Madame, 
säde he, wenn mi de Patriot man vcertein Daler im Jahr gäven wull, 
so mug he de gehemen Reliquien') alle Avend uth den*) Peerdeatali 
gern afhalen. 

Das Gespräch macht einen im ganzen harmlosen Eindruck, aber 
es ist doch nicht ohne WiU und Humor. Der Angrifl' richtet sich 
hauptsächlich gegen die Errichtung der Mädchen-Universität, d. i. 
einer höheren Dnterrichtsanstalt für die Tochter gebildeter Familien, 
und gegen die pietistische Richtung des Verfasaera des Patrioten. 
Hettner erwähnt als ein charakteristisches Zeichen des „Patriot" das 
kokette Verateckspiel mit der Person des Verfassers, die Reise in 
fremde Weltteile — im Gespräche wird sein zweijähriger Aufenthalt 
bei den Menschenfressern erwähnt — , die hie und da novellistische 
Form, die Briefe und Zuschriften, und bemerkt, duss alles dies 
deutlich und mit oQ'enem F^ingeständiiis auf das Vorbild der englischen 
Wochenschriften hinweise. „Mit Recht konnte sich die Wochenschrift 
'Der Patriot' (1725, Stück 69) rühmen, dass vor ihr nichts vorhanden 
gewesen sei, das dem Tatler, Spectator und Guardian gleichkomme, 
und dass mit wenigen Ausnahmen auch alle nachfolgenden Nach- 
ahmungen nur immer schlechter geworden seien. Sie wurde sogleich 
im ersten Jahr in fünftausend Exemplaren abgesetzt und erschien ia 
wiederholten Nachdrücken und Auflagen^)." 

') die. ') en. '| ich. *) Palrüten. ») lücke. *) gedennt aiin. ') Reliqaen, 
») ilew. •) "Der Patriot' erlebtu 1728 und 172« ciiio zweite, 1747 eine dritte nnd.. 
1705 eine vicate AuHage. 




83 

Von Interesse ist das Gespräch durch die Erwäbnung der Zu- 
stände der Universität Halle, namentlich der Vertreibung des Philo- 
sophen Wolf und des Aufenthaltes von Aug. Herrn. Francke in Hamburg. 

Unter den Verteidigungsschriften, welche die Verfasser des „Pa- 
trioten" herausgaben, nennen wir: 1) Der Patrioten- Katechismus. 
1724. 16 S, (Eine kurze Belehrung über den Inhalt der ersten acht 
Nummern des „Patrioten" in Frage und Antwort.) 2) V^ertheidigung 
des Patrioten wider alle seine Oegner. ßidentem dicere verum quid 
vetatV Gedruckt im sechsten Schaltjahr des jetztlaulVendon Seeuli, 
4 Bl. 3) 0er unvernünfitige Criticus. Stück 1 und 2 als eine be- 
queme und nUtzlicLe Beylage bey dem wohl-intentionirten Patrioten, 
auf einer hohen Standespersohn inständiges Ansuchen kiirtzlich ver- 
fasset von einem Ncutralisten, (14. März 1724), je 2 Bl. 4". etc. 

Übrigens begnügte man sich noch nicht mit dem „Patriot", Es 
erschien auch „Die Patriotinn" (6 Stück vom 13. Mar/. — 17. April 
1724); und gegen diese: „Gelinde Retlexiones über die Patriotinn, in 
Frage und Antworten abgefasset von Infucato Aletophilo." 1724, 
4 Bl, 4*. Ferner „Der allgemeine und alles verbessernde Patriot" 
vom 31, December 1727 — 5. Februar 1728 (6 Nummern von je 2 
Bl. 4"), „Der Patriotische Medicus" vom 6, November 1724 — 28. 
April 1727 in 63 Nummern von je 2 Bl. 4"; Der aufrichtige Cora- 
pagnon" vom 20. Mära ~~ 24. April 1724 in 6 Nummern von je 2 
Bl. 4"; der „Reformirtc Hamburgische Patriot" in 2 Nummern von 4 
bezw. 6 Bl, 4". 



GEESTEMÜNDE. 



H. Holstein. 



, Z"wei Gedichte aus der 
Reformationszeit. 



FDer letzte von den OfScialen, die in Braunschweig seit Ende des 
^..^Dahrhunderts vermöge des päpstlichen Privilegiums de non evocando 
' "Üifea ad fynodos in geistlichen Sachen zu Gericht sasseu'), war Jo- 
liannes Kerkener. Derselbe, von dem jener Vermerk über den Ver- 
fesser des Chrouicon picturatum herrührt, welchen Leibnitz in dem 
auf Königl. Bibliothek zu Hannover vorhandenen Exemplare des ersten 
Druckes dieser Chronik entdeckt und in der Vorrede zu seiner Aus- 



') S. Oeiileche Slailtwliroiiikcn 




84 

gäbe derselben') veröffentlicht bat. Kerkeners SammelfleisBe verdanken 
wir auch die Überlieferung der beiden, meines Wissens hier zum 
ersten Male mitgetheilten Gedichte. 

Sie finden sich in einem »us Privathand 1740 in das Herzog]. 
Landes-Hauptarchiv ku Wolfenhüttel gelangten, grüaatentheils hand- 
schriftlichen Miscellanbande von 41)0 Bli. Pap. n, 2", der auf der Innen- 
seite seines vordem Pergamentdeckels folgende Nachricht von Kerkeners 
Hand trägt: Ille über fpectat ad dominum Joannem Kerkener, ofä- 
cialem Brunswick Ten fem, et per dominum Hinricum Wimflorp anno 
1507 datus, qni fuit ibidem findicus. Quem dictus Joannes Kerkener 
in multis augmentavit, ab aÜis coUigendo. Datum anno 1534. Et 
num: anno 15US a novo ligatus et in multis renovatus et emendatus. 

Die weit überwiegende Mehrzahl der in diesem Codex vereinigten 
Einzelschriften besteht aus Copien geistlicher Privilegien, kanonistischer 
Recbtsdeductionen, Streitschriften, Procesae und was der Art sonst 
noch die beiden Sammler von Amts und Standes wegen anging. Nur 
hin und wider sind auch Aufzeichnungen eigentlich historiachen In- 
halts eingemischt: ausser einigen von Kaisern und Reichstagen des 
15. und 16. Jahrhunderts ausgegangenen Drucksachen eine Zeitung 
aus Venedig 1537, Nachrichten von der baueiscben Versammlung zu 
Lüneburg 1535, von Mlinzverbältnissen der Stadt Braunachweig, 
ein Brief Hugenhagens an den braunscbweigschen Superintendenten 
Martin Görlitz 1530 und ziemlich gegen Ende des Bandes unsere 
Gedichte. 

Beide sind von der ftland eines Zeitgenossen Kerkeners, des 
hraunschweigse)4li Notariua llinricus Spangen, geacbrieben. Das erste 
füllt einen ganzen Bogen, zwischen desaen zwei Blütter beim Binden 
andere Stücke eingelegt sind, so dass sie nach der modernen Zählung 
als 458 und 461 Hguriren Es ist unzweifelhaft zu Itraunschweig aus 
den Kreisen der katholischen Opposition gegen das zur Obmacht ge- 
laugte Lutherthum und namentlich gegen das gewaltsame Verfahren 
seiner Bekeuner — einer Opposition, der wie Kerkener so auch Spangen 
angehörte — hervorgegangen: nach 1532, da einige der Mass- 
nahmen gegen die Klosterfrauen zum II. Kreuz, die es schilt, erst in 
jenes Jahr Helen (a. unten Note 10), vor 1534, da es die Stadt Han- 
nover noch wegen ihres treuen Ausharrens beim alten Glauben preist 
(V. 35). — Das zweite Gedicht hat auf anderthalb Seiten von Bl. 474 
Baum; das damit zusammenhangende Blatt, von dem es ebenfalls durch 
Einlagen geschieden ist, jetzt Bl. 481, enthält auf seiner Kuckseite 
nur die von Kerkener geschriebene, Ursprung und Entstebungszeit des 
Gedichtes noch sicherer als die eigentliche Überschrift bestimmenda 
Notiz: liithmulJ, anno 1538 poft nativitatem Chrifti in I.uneborcb, 
celebrata dieta inter ducem Luneborgenl'em et fenatum urhis lunaris 
ibidem, ad hofpitium cancellarii clam ejectus (das letzte Wort unsicher). 



■) Script, rer. Bruosvic. L III introd. p. 10 f. 



Eyn uje gcüiclit van Brnuawigk. 

De heyl de ys gekomen her 
Van Lutter, orem vader: 
De gudea wercke en Uelpeii nicht iiier, 
Se werden vorworpen alle gader; 

JeTus Cbril'tus LufTt idt alle gedaii, 

Ile is ock vor fe in den Lymmel gegan ^ 

Wijk vaD one alle l'orge! 

Dede nu wil eyu nye chriften fyn, 
So ick nu höre J'ingen, 
Schal flichtes den loven planten daryn 
Unde l'odan werke fortbringen, 

Szo nu bedriven de kyl'tenheren, ' 

De Martynere unde Swyngelereu, 

Dartho de predicanten. 

Se hebhen allen billigen entfecht 
Unde fyn ore vyende geworden. 
De facramenta dale gelecht, 
Alle horfam unde ock orden. 

Myt den holten Inlgen hebben fe gefwormet. 

De fteynen cruce wol geftormet. 

De fulveren worden oro vangen. " 

De bannere hebben Fe uthgeftcken ^ 
In allen kerckcn unde klufen, 
Up allen radthuPen desgeliken, 
~) repen fzo lüde: 'Alle ufe!' 

Wo balde fe den roff vordelden, 

Dat de kyftenheren nouwe dat belle beheldcnl 

So wolden de wäre vorflyten. 



1 ufe] yot«. 4,r. j] 



1. Die Da<:b Hu^'enbagciis KlrcheiiordiiuDg »agesetuten Gemein de Vertreter, 
denen tle Verwaltern der Kirchen güt^T die Teritusserung des in Beschlag genommenen 
kirchlichen Schmucks und GerüChpg iibiag. 

2. 1528 im Frübjalir hatten die Verordneten der Bürgerschaft dem Rathe 
den Befehl abgedrungen, alle Messaltare absubrechtn und das Material bei Bau und 
Besserung der Stodtvestc zu verwenden, was dann wider Willen des ohnmicbtigen 
RatheH zu einem radicalen Bildersturme auaachlug, 

3. Zum Zeichen des wahrenden Marktes: s. Urkundenb. der St. Bi-. I, S. Gl 
% 67. Dieser üfientliche Verkauf der Kirch eiikleiiiodien nahm meinen Anfang, oJg 
es galt, die Mittel zur Rastung des Schmalkaldischen Bunde» aufzubringen, dem 
Braouschweig 1S31 beigetreten war. 



t 



De cafel was teyo gülden wert — 
Men krech ölin vor veer ffliilly. 
Wart hfl van eyncm chril'ten begert, 
So /preken fe to olime: 'Wat wil gy? 

'Idt liürt den fekcnbroderen tho, 

'Betale gy ohn, he bleve alfo 

'Unde qiieme wedder tho goddes deinfte.' * 

Se hebben de wäre nicht dorc betalt, 
Bat fach men an dem kope; 
Meniiich fruwe hefl't fo vau ohn gehalt, 
De man moth darumme vorlopen. '' 

Sammyth hefFt geziret der megede tydten, 

De to jaren by der wegen fytten — * 

Owe des guden leydes! ' 

7 Do dufre riachtlnge was gewunneo, 
Dartho papen unde monnicke vorjaget, 
Myt ganfem here togen fe tho den nünnen. * 
Ludeke Krage'' Tprack unvorfaget: 

'Gevet my, werde doniiua, juwe handt 
'Anderen elven junckfrowen'" to eynera panth, 
'Gy moten myn fangen wefen!' 

6,5 feckeubroderen. t;,I beulet. 6,5 tydte. 7,2 mdo ftlUl. 

4. Zur Begütigung der kalholi sehen Opposilion gab der Hath die ErkläruDf 
ab, der Erläs sollte vor allem der Annuth eu statteu kommen. 

6. Ah böser Si-huldner, üofera er der Putzsucht seiner Frau xa Liebe diese 
Kaufgelegeulieit über sein Vermögen WHhrgeDummeu hätte. 

H. Der „Jungfrauen EindKmitlter", wie eiu beliebtes Spottvrort in den Kirchen- . 
bücbern des 17. Jahrb. lautet. Das üffetitlichc Prunken der lutheriscbeii Fniuen - 
und TOchter mit Kleidern, die aus MessgcwiLndern gefertigt waren, erregte bei den 
AnblUigern der alten Kirche viel Anstoss und liäuöge Taniulte. 

7. Etage über die ungeselzliche Duldung und Straflosigkeit (leyde 'Geleit') 
gefallener MadcbeuV 

8. Im Kreu^kloster auf dem Heunelberge vor Brauaschweig. Die weiterhin - 
berührten Yoi^nge «erden erljtulert durch die Mittheiluugeu Vi. Tunica's, Zur 
Gesch. de« Kreuzkloeters, in der Zeitscbr. des Harz-V. 1883 S. 2et) S. 

9. Dieser und die weiterhin bis V. 10 Oenanuteii — mit eiaigeo Ausnahmen: ■ 
s. Note 16 — waren solche Mitglieder der fdnf Weich bildsrillbe, die sicU i 
besouderui Eifer an dem Verfahreu gegen die Klosterfrauen betbeiligieu. 

10. Den freiwillig aus dem Eloslerlelicn Geschiedenen, welchen eine Abfindung ' 
aus den Mitteln des Convents xiigeKicherl war: 'Ilem ße makon to gelde koru, fchape 
und wat De loDkrigen mögen, und vornaget darmidde de iierßoneii, de fiuk I 
werlde wedder gegeven heblien, und geven one grote fnamen geldes. Item ße hebben ' 
alrede den junkfrauwen under einander fsmpt dene de van oen gegän fjnt, illik 
kerkcngudt vordelt, und defutlTen, de van oue gün fynt, willen noch myt one to der 

delinge gan Item xj vorlopen, ij nucli darbinaen, eyn yAcr \ fl. gegeren.* 

So eine von den vom Camiic auf laenbüttel (vgl. Note 12) bc'i Herzog Heinrich ein^ 
gebrachte Klageschrift der Klosterfrauen, unter den aus dem J. I&33 anfgefUhrtaa 
Funkteo. 



87 

'Nu wolan!' Tpraclc Hans Symaii, 
'Duth clofter fcbal tlio gründe. 
'Jheniralem" make wy darvan, 
'Watli achte wy des clofters fiuodoV '* 

'De penoingk nemet eilten war, 

'AI wat dar is befchreven gar, 

'Stät vaa in duffen Takenl' 

Szegemeyger, du rechte Hansworl't, 
Wat döt juw de nunnen tho lede, 
Dat JQw Ib na orem blote dorft? 
Gy regeren na neynem frcde. 

Gy dre olden doren in eynem vorbunde, 

AI wat juw beten de gaffel munde, '* 

Dat dore gy raden, wyli raden. 

Hobbert unde Kettelere, '* 

Ilinrick ßurmefter, du ftadtbove, 

Hinrick Schrader, "^ du artzewokenere, 

We wil dy, Htnrick Barteldea, loven? 

Doctor Quickquick '*■ wonet in der Oldenwick, 
Bode Remmers Gernegrwt unde dergelyk 
Sodan vnl ffennin''' dut volck is idt alle. 

Nu kunne gij wol fes junckfrowen vangcn, 
Gy mögen juw des wol fchemen; 
De van Sampeleve l'cbal juw wedder langen, 
Den late gy gani) betenien. 

de. 9,2 leyde. 0,8 dorfleL 10,3. 10,8 du| de. 10,6 dergeliken. 



11. „Eia lerslöttes Jerusalem?" Oder „ein WirÜBhiins ?" Von der scherB- 
baften BeKcichDung einea Eoldien — dort wuhrscb ein lieh des Klosterkell er« zu Hid- 
dagshausen — mit bibliscliea Ortaitameu liefert daa „Scliichlbuch'' (Deutsohe Stäilte- 
chron. XVI B. 245 Z. 4C2S) ein Bcispieh 'JheHcho a dar iilrbt vmic, dar driiickt 
nie dat Iteer gerne.' 

12. Namentlich die vom Campe auf laeiibiittcl, deren AllToderen die Gründer 
nnd vorDebmsten Wohlthater des Klosters gewesen waren, intercodirten vielfach mit 
Fiirschreibeu und Klageu bei Herzog Heinrich dem jüngeren (»gl. Note 101. 

13. gaffel 'Gabel, Mist-, Heugslicl ete.' gaffelmund acheint hier Seliellwort 

14. Dieser unil der Z. (i geoaiiDle Bode Remmerdes gehörten zugleich zu 
den fünf von Raths wegen bestellten Vormünilerii des Klosters. 

15. Nach Auaweis der DegediugebUe.her belieh er Zeit seines Lebens unge- 
wöhnlich viel Häuser iu allen Weichbilden, und mau sagte ihm nach, dasa er sein 
groBses Vermögen unredlich als MOnzmeister erworben hätte. 

16. Mutbrnasslicb Autor Sander, ein aus der Schule der älteren Humanisten 
hervorgegangener Jurist, derxeit HauptwortfOhrer der lutheriEchen Partei in der 
Bürgerschaft; seit 1534 Syndicus der Stadt Hannover. 

17. Tul fenin 'faules Gift', bildlich 'stinkende Vcmiterrei, Verräterbaude'. 



Gy nuDneukeinpen, tredet nu Ljt vor, 
Juwe fiendc l'Un juw wantli int dor, 
Ffy juw der gröten fchande! '* 

12 Do rprack Tick de borgermefter Ludekc Kruge: 
'Och, gulde dut tygen de nuDoen, 

,Ick woldo fo flitigen mede jagen, 

'Nu mölli ick in de tunncn!' " 

Hans Syman wolde eck nicht vore, 

He dorfte nicht kiken ulh dem dore — 

Ptifte brayder,*" der nunnen balde, 

13 'Nu fchal vafl eyn cwangelisker man 
'Unfe overfte rethmefter wefen'. 
BorgeiTnefter Szegemeyger den fpreken fe an 
He hadde in der bybylen to lelen. 

He fprack fyn wört fo wolbedacht: 
'Ick was mede in der bilgen flacht, 
'Seyt juw na eynem andern umme. 

!4 Schuldem duffe fake nicht geven an, 

Dat de fchade nicht groter en wuffe, 

Szo mol'te totreden de grote mau, 

Auetor SnoppenkyF' myt den buffeo, 
De he befft van den klocken gegoten, 
Oren heren lunte Magnus in der muren beflotcn: 
'Ja twar, wy wilt uns weren!' 

15 De duffcs quades ejTi radtgever ia, 
Men moth ohn doctor Kmdeu^* nomen; 
He ki'icht Tyn Ion, unde dat is wiß, 
Doctor Stofimel moth ick romen. 

Ick hebbe nicht gebort all myn dage, 
Dat over eynen queme fo vele clage: 
Market an duffer ftadt vorleyder. 






13,1 Tcbal idt Taft, 13,5 fyuj to. 



18. Daii Tflckairfaltlose Auflretcn der Iiitherisehfn Machthnber vird hier unj 
im Folgenden Jbrcr Zaghaftigkeit beim ZusammeustoBa mit auBKikrligen Stadtfeindra 
gege Uli bergesteil l. Näbercs ilber die argedeutulen besoiidern Vorfiille ist ni ' 
Überliefert. 

19. In einem Mummeufass war wäbreiid des Äufnibra von I5I3 ein Bflrgetv 
mcisler aus dem Thorc gen Hannover entwichen. 

20. Schimpfwurie? 'Hurenbrüder, kühn bei den NonDen'V 

21. rubekaniit. 
. Emden, derzeit Rathtii'j'iidicua in Braunschweig und Ilaupt der 

lutherischen Rat hs parle i ; nacbmala Biirgrrmeisler in Miigdeburg. 




89 

Dat Dien one^* de flotel van der fydcn nympt, 
Deit ohm im harten behagen, 
Unde YOrt by alle kyften gyuck, 
Men fcliolt uoch nicht eyns klagen. 

Segel unde breve, darbeiieven 

Alle kleynode raoft me one overgeven — 

Tyranne, wur hefftu dat gelel'eny 

Na duri'em Itande, alle gedan den iiunnen, 
Synt fe rayt frevel in de kerken gelopen, 
Alle altare myt groter macht gewuuuen, 
In de grünt ganß neddcrbroken. 

De rteyne denen wol in der ftadt graven '* 

Dutb fchal wol allen tyrannen behagen — 

bere godt, ftur dyneo vienden! 

Martinas, unfe fupratente, *'' 
Men niüt fere veil van juw holden, 
Van Winckel" unde van den anderen venten, 
Ja mere als van den oldeu. 

Gy beyden pyler van der hovenkercken, 

In velem i|uaden late gy juw roerkeu, 

Uprorich in alle juweu faken. 



18,1 Cufirittenteii. I8,G marken. 



23. Deo Noniien: 'Ileni anno üomini c(c. xxxij den mitwoclieu vor iiingeflen 
hebbcn de Erb. Raethercn Tanipt EiDdtri>D, dnrtu gefchicket, den junkfrauweD tage- 
le&ea ej^ne Dateien, warin vorfatet werpn rele artikel, de den ergedachten junkfrauwen 
^ole berweringe inbrochten, nomehken dal, dftt Die evD nje regiment wolde myt one 
xnrichtea b^nnei) unde boten dem cloCter. Und nemen der domina alle ore w&lt 
nnd macht und dwungen &e ni;t graten drauworden, Qe one fcholde de flottel over- 
autvorden, und nemea de flottel, wur De hpngeden anc der doniina und der vor- 
0amiDge willen. Und entßeileden de ilomina van oreu regiftcrn und orer macht, 
and beTchreven alleat wat dar viaß, dal üe kortca diirna wolden de klenodia der 
kerken in de fludt voren. Wuruinmc De ejn Erb. RSt fulffelle vcnklik nam und 
leten De in eyn kleyu htiß tiel'lnten und van twen markmeflcren Tulfaehte waren. 
Dar &e ßeien wnt an den teynden dach'. Klagesdirift der Kloslerfrauen {b. Note 10). 

24. Das« dergleichen aucb im Ereuüklogler verübt worden wäre, beiiagt die 
Note 10 erwähnte KlageBcbrift nicht, die lolehe Thatsachen doch schwerlich vcr- 
■chwiegen hätte. Wahrscbeinlich greift der Vf. hier nochmals auf die V. 3 be- 
rährten Vorgänge in den Sladlkirchen zurück. 

25. Martin GeroHtiu», 1529 nach Bugenhagens Abgange eingesetzt. 

26. Cuadjulor; vordem Höiich, dann Prüdikant zu Ilalberstadt, war er vor 
Bogenhageu Kur Onlnung des neuen Kirch enweseus nach Braunachweig berufen 
worden, hatte sich aber diesem Werke nicht gewachsen gezeigt 



Ilere Kopman," dy deyt ock behagen, 
üfwalt unde vele unrechtes, 
Monnicke unde papcn gang to vorjagL'n, 
Du bift der Swyngel geflechtes, 

Dat alle nunnen worden vormürt, 

Dat 19 van dy to vaken gehört; 

Gelick Munter kanl'tu fwarmen. 

Du bift der erften prediker eyn, 
De dürfe erlicken l'ladt vordarven, 
Van ander gebracht duffe erliken gemeyn, 
Vele moteii daruinme ftarven. 

Ick weit noch eynen van juwem ordcn: 
Wu l'chere wore he eyn proveft geworden 
In der l'chalekheit achter den orenl 

21 Her Luleff Wytte/** hedde he gedocht, 
He wore hyr nicht gekomen; 

Alle lande hadde he dorchgei'ocht, 

Van den fromeo nicht angenomen. 

Nu wil he den nunnen den Credo leren — 
Eyns wert dy eyn ander wedder vorferen, 
Dy unde dyne hoerkyndere. 

22 Duth ae0 moten Te gans leckerafTtigen kroppe 
Darvor hetft he twie prediget 

Van fevenhundert kinderkoppen, 
Im dicken Lemehken vordetket. '" 



k Überlreibt 



20,7 dem. 21,1 hadd.;. gedaclit. 21,3 haddn he /eAtt. 

27. Priidikant im Spilale ü. 1. Frauen vor der langen BrQclie, nachmal» auch 
bei den LuUierJKcheii Abel belvunidet. Kudis kd exiieditae linguae, folum duice 
noDieo Jeru fouuic, legem neßlcxit. iiife turpiB vitac fuae cnnfciuH, uliorum peccala 
Duuijuam Cerio nrguit. aurae jiopulnrie et vaiiae gloriae cii)iidisriii]ua, aliia carpendo 
laudem captavit. allijuamdiii in caemitia'io fedcna, ad populum verba fi%it. cum 
locus iu Tcmplo noii cffet, quod Iq co iionoutla relicerentur. Fuit pcrmolertua Martino 
Geroiitio eique lacrymaa faepe cxprerfit. loitio rincerii«, Ted pofiea addictua partibna 
Zwingliania, eifecit fiia petulantin, nt conuionatoriim BniiisTicenriiini eonfeffio fidei 
de r. caena dominica Iransmitterelur d. Luthero Willebergam, coi, fententla io meliua 
tnul&ta, nomen dcdit fuiim (er iinterscbrieb sie ebenfalls), ut apparet infpicieati, 
ideoque porru loleraliis eft in officio, (Mim reliqiii pertiaaccs juberentur folum vertere. 
Crus fregit et vitiata forure Ailardi Seeboden, vicarii Runingenfis, ^Rüningen eine 
Stunde von Brauosdiweig) urbe expulfua eft anno 40, anno miuifterii fui 15. Yeait 
Wnrbergam, inde Stheningam, ubi rebus linmauis eiemptus efl. So cbaraklerigirt ifan 
der noch im 16. Jahrb. zuBammengelrageue Cabilogua miniflrorum verbi in Br. 

2S, Sonst nicbt bekannt, sach Z. 6 wobl einer von jenen zwanzig den Klo- 
sterfrauen nach und nach aufgedrängten Prädieanten. S. deren Klagescbrift 

Angeblichen Folgen des unebrburen Lebena der Nonnen, Mit dergleichen 
Übertreibungen wurde die Volkawutb gegen dieselben geschürt. 



Sunte Peter broclite he wedder to Rome, 
He vorleilh hu0 uiide lioff in dem dorne: 
'Dencke nicht lange to blyven.' 

23 Gyreke,'" ick hebbe an dy gefeyn, 
Du predigen all na dem behage, 
Der guden werker baters biftu eyn, 
De dar Itedes over klagen. 

De guden werke dorff me nicht vorbeiden, 

Du fcholdeft de guden van dem quadeu leyden 

Unde achten nicht de perfonen. 

24 De de ungewieden kelker anbeyden, 
De to Tunte Olricke de miTfen fingen, 
Don den nunnen vele to leyde, 
Duffe l'tadt to uproere bringen. 

ünde lebendige Jürgen*' to funte Michaele 
De oppert dem duvel So mannige ßele: 
Bniket nu juwere tydt, gy boven! 

25 Gy predicanteu fchuUent my Yorgeven, 
Dat ick juwer nicht en dencke, 
In korter wile fchole gy dat affleven, 
Ick wil juw laten fchencken, 

Weu gy nu to dem dore uthgan 

Unde de anderen juw umme de koppe i'lan, 

Sunte Johannes drunck in der Han'uhen. 

26 gy erliken benfeftede, 
Wu iffet juw nu Oo gelungen! 
Lange regeret in grotem frede. 
Van Ibdanen erlofen boven underdwungen. 

Ja, heren unde forften de konden des nicht 
Dat nu anrichten dufle holen wicht, 
Went gy des erften laccbeden. 

Gy heren unde forl'ten desgeliken, 
Gy willent my nicht vorkeren. 

2i,l De fehlt. 24,fi Michael. 2bfi juw fehlt. Ü6,l henstede. 26,2 il'l'et] id. 



SO. Ebenfalls nicht bekannt. 

81- Georg Droseii aus Aschergleben, 1628 von dem katholiicheo Pfarrherrn 
«h ^Heuerp^fT* zum PrädikaiKeii ansenomtncn. Im Catnlogiis (b. Note 27) lieisst 
es von ihm: Valuit voce ^ravi et pcJie ftentorea, idt^qiie fub iiapalu vifiig eft piae 
reluiuis idoneus, qui Lotharji Rt^ii (zu Könieslutiei-i bei dem alljährlichen Liilher'- 
sehcn Ablass: Städtechroniken XTI 8. 395 N. I) die Petri et Pauli promulgaret 
inUulgeniias et veneraudas moLfirarct reliquias fauctorura. 



sa 



Dat geirtlike gudl wolde gy toryten, 
Gy (lachten dat gana to vortercD, " 

Godt van hymniel wil idt anders ban, 

De fynen rcliulleu nummer vorgan: 

Bedeocket unde rtraffet dat quade! 

\ Nu latet uns de van IlildoDrcm anl'oyn, 

Wu ritterliken fe hebben gelochten; 

In orem rade bleven Je eyn, 

Vorjaget de nicht en dochten. 

Vorlaten van allem mynfcbenkyndt, 

Van allen forften, de in dem ryke Tynth — 

Godt unde de bilgen hebben Te gefrochlet. 

I Maria ohr hogefte patrone, 

Sunte ßarwardt darbeneven, 

Do du öhn ere! Budftu ohne hoen, 

Du ketter machft nicht leven. 
Godehardt unde Kpipbanius 
De fynt myt one in goddes liuO, 
£rem fchutteUheren unde landet forften. *' 

> De van Hannover in oldem loven 
Blyven vaft by orem landePheren, " 
Der henDe darumtne all uncntßogcn, 
Nemant kant one to quade keren. 

Unde wan fe bleven alle chriften gomeyn, 

Myt oren i'orften unde rade eyn — 

Neyn tyranne mochte fe vorwoiten. 

Lübeck, Hamborch, GoQIer, Embeck, Gottingh 
unde dergelick 
Syn van dem ryke getrede», 
Meydeborcb, Bremen unde Brunswigk 
De fcholden frome lüde befchermen. 

De torne goddes wil over juw gan, 

Beyde, juwe heren unde gy, hebben mil3gedan:fl 

Bckert juw, gy vorftockeden hertel 



29,3 Bufln. 29,6 huszc. 30,4 kai 



1,4 rcholen. 



32. Diesen Vorwurf erhebt auch das weilerhio abgedruckte zweite Gedicht. 

33. Über die Vorgänge in Hildesheiiu, wo die Neuerer erst 1542 zur Gewalt 
kameu, vgl. Lünlzel, Die Annahmi? des evangfllschrn GIsubenB-Bekeuiitutases von 
Seiten der Sudt Hildesheim (1842). 

34. Auch dort widerstand der Rath den Audrüngen des neueu VVeseaB bis 1631. 




I 



II, 

Hoc Carmen fiiit factum in Liineborch et nffisnm, unde dai 
LD»ebor;;ei)ris ilietum iliitiem cdeiiravit, et fuit ilietaad i'tatim 
tuiic dilToliita. 



Dat il(!n godt Tcheiide, 

De alle dJngk anfunget liy deni uiireclilen ende, 

Uode 00 alle recht vorkert, 

Unde doch gudt vor ogen gebert. 

Hoch platzen unde doch l'tlve krat/.eii 

KuDnen ock woll unfu katzcn. 



M. hertog H. W. J. z. J. h. etc. 
Alle wat nu der papen, monnicke unde nunnen mach Tyo, 
Neme ick alle under einem guden ewangelifclien fchin. 

Narre. 
Ja, welcker duvell hat dy de gewaldt vorlehent, 
Tho roveo dat alleiue tlio goddes eren unde gebrueck ya gewendt? 

Cantzler, 
Dat deit myn g. h. tho behofi l'yner armen landt unde lüde, 
Darmyt he kerne uth l'chulden, denl'ulvigen fchaden ock ?örbude. 

Narre. 
Ja, wert nicht grote beteringe darvan, 
Men Tchindet, fchavet docli gelikewoll ydernian. 

Kdelman. 
Ick wolde, dat myn g. b. were tith den l'chulden, 
Dat de buer my ock konde betalen myne gülden. 

Narrr. 
Ja, gy hern bebbet one myt juwem wokur darto gebracht 
t'nde tho dickemaell darover in de vufte gelacht. 

Uorger, 
Ach liere gudt, wo lopt duffe Take doch l'o gar argeliTtich, verwandt 

unde gefwinde Tore, 
Dat men alle privilegia, lofflike herkumpfl alleine mit ftolterende 
bloitlich vorlegen dore! 

Narre, 
Ja, dat fyn wol Tlichte l'aken, 
Men wolde fe gerne wes nedericb maken. 



Barmbertiger godt, wo dulTe plage nicht wert enden thohandt, 
Szo moeth ick doch vorlopen uth dctn landt. 



94 



Narre. 
Ey, wurhen wultu lopen edder geeiiV 
Weirtu idt nicht tho Tinde der lerten tciken eya? — 
Szo moeth de narre ftedes de duder feiul 

Obrequium amicos, veritas odium pant: 
DeiaTt bringet fnintfchop, de warheit maket haet. 



BRÄUNSCHWEIG. 



Ludwig Hänselmann. 



Das Berliner M^eihnaehtspiel 

von 1889. 



Unter den im Iti, und 17. Jahrhundert entstandenen dramatischen 
Darstellungen der Geburt Christi ist, seitdem uns die verdien3t?ollen 
Arbeiten Weinholds, Schriiera und Ilurtmaims über die siiddeutschen 
volkstümlichen Woihnachtapiele belehrt haben, insbesondere diejenige 
dem Interesse der litterarhiatorischen Forschung niiher getreten, welche 
1589 zu Berlin am Hofe des KurfUrsten Johann Georg von den Kindern 
desselben und einiger Edelleute aufgeführt und 1839 von Gottlieb 
Friedlilnder nach der in Berlin betindlichen Handschrift herausgegeben 
wurde'); neuerdings (18S2) hat Albert Freybe eine ziemlich über- 
flüssige Übersetüung derselbeu veranstaltet. Den Verfasser, welcher 
sich nicht genannt hat, suchte Wilken^) in dem Berliner DomkUster 
Georg Pondo aua Eisleben, aus keinem andern Grunde, als weil dieser, 
von 1^79 bis DilO in Berlin nachweisbar, sich mehrfach mit der Ab- 
fassung und Aufführung von Schauspielen bescbäfligt hat. Da das 
Stück deshalb oft als Pondbs Weihnachtapiel citiert worden ist, will 
ich von dieser Benennung der Kürze halber ebenfalls Gebrauch machen. 

Die erste Scene, welche die Verkündigung der Geburt Christi 
unter den Hirten darstellt, musate schon als eins der wenigen poetischen 
Denkmäler des märkischen Dialekts die Sprachforscher anziehen, da 
die Hirten aümtlich in niederdeutscher Mundart reden'). Vor allem 

') Von dPD VariftQli'n, welche eine V^rglfichimg dea t'riedl^nd^r^ben Ab- 
druckes mit der Ilandschrifi (Mscr. Boruas, (^uiirC 71) ei'gitli, notiere ich aar: 
6," wulffe. 7,' minen. 7,' Thcnca. 7,' fitüugirkeu. 7,'" miii. 8," Vrab vns. 
18,Uruweti. 18,'* l'khir. 20,' der. 20," gaiitze. 21,' liiia. 21,' errcheia. 36,' der, 
26,' alleenu. 26,' ea. 27,* dig. 29,' gclawet. K und ii, grosse uud kleine Anfanga- 
bucliitaben sind öfter verwechselt. Bei den Citaten gebe ich jedeam&l die Zahl der 
Seite und der Tersxeile nul' dieser an, da eine durchgehende Vcrazäblung Tehlt, 

') Berliner Histori ach -genealogischer Kalender für 1820 S. 179, 

>) Uüfer in den Milrkischeii t'urschnngen 1, IßO II81I). 




95 

jedoch fiel das Verhältais auf, in welchem diese Partie zu den in 
unserm Jaiirhuiiderte in SUddeutschland und im deutschen Ungarn 
aus dem Volksmunde aufgezeichneten Weilmachtsdramen steht. — 
Schröer ') bemerkte znerst, dass einzelne Verse wörtlicli übereinstimmen, 
Ilartmann') setzte diese Beobachtungen fort, und jetzt lassen sich 
von den 392 Versen, die der erste Akt samt dem Prologe enthält, 
Siü auch in zwölf Spielen aus Schlesien, Bayern, Österreich and Ungarn 
nachweisen. Ich gebe hier eine Übersieht Über diese Verse, indem 
ich dabei folgende Abkürzungen verwende: 

_ B ^= Spiel aus dem bayerisclien Wald. Hartmann, Volks- 

scbauspiele S. 474 — 516. 
\E = Eisenärzter Spiel. Oberbayerisehes Archiv 34, 143. 
IG = Handschrift aus Grainet. Volksschauspiele S, 524*. 
\ K = Kremnitzer Spiel. Sthroer im Weimnrischen Jahrbuch 

3, 3!ll— 419 (185Ü). 
[ (Jj7 ^ Obergrunder Spiel. Peter, Vülkstümliches aus Üster- 

reichit>ch-SchleBien I, 394 (1865). 
[•0« =: Oberuferer Spiel. Schrüer, DeutBohe Weihnachtspielo 

S. 61 — 123. 
fOiü := St. Oswalder Spiel. Pailler, Weihnachtslieder und 
Krippenspiele aus Oberosterreich und Tirol 2, 225 
bis 2MI (1883), 
fc-Ä =^ Itosenheimer Spiel. Oberbayerlsuh.ArchivSJ, 154 — 187. 
iS = Seebruckcr Spiel, ebd. 34, 112 — 138. 
\V =; Vordernberger Spiel. Weinhold, Weihnachlspiele und 
Lieder aus Siiddeutschland und Schlesien 1853 S, 
134—171. 
Wc = Weasener Spiel, Oberbayerisehes Archiv 31, 138—142. 
fWo ^= W'olfsberger Spiel. Lexer, Kürntiscbes Wörterbuch 
18G2 Sp. 293-3U2. 

rolog. 6,' f . = ü l f. 
' Akt I. Scene 1. Gesprüch der Hirten von der Kälte und den 
Wölfen. Sie legen sieh nieder zum Schlafe und werden durch den 
Gesang der Engel geweekt. 

_2. 6,''— 7,* = B 155—162. 165~lfia. Ä' .S98«'-«, 399,' f. 

Oß 388.'-'*. 389,' f, '" r. Ow 241,*-'*. 
"-". V 155,' f. 
'f. = B 170 f. 
^'* = B 172—176. 0*/389," f. '« f. Ow 241,*' f. 

« f. 242,' f. ». Wo 296,'* f. ". 
■'-'8 = B 187 — 190. Oy 390,«-". Ow 242,'*-'«. 
'-* = G 1— 5. Ow 242,'«-". 

') Deulsche Wfiihoaclitspiele sub Ungern I86B S, 22. 175. Vergl. E. Wilkeo, 
GeBchkbl« der gf^JBIlicIieii Siiielc in DeiitHclibiid 1872 H. öG. 

') Weihnnchilieil und W<'ilinai-btsiiii;l in Ohi'rbayci'n, im Ulierliayerischen 
Archiv 34, IC (1875) unU Volkascliauspiele b. 523 (1880). 




96 

= G 6 f . 

= B 193 f. 198 f. Otj 39^" f. '-'". Ow 243,'" f. 
S 380-38« E. Wc (KU 10 f. vergl. Ober- 
bayerischeB Archiv üi, 145 V. 72). 

= B 200 f. 

= B 202—206. Ä"399A '. Ow 243,'*-'». Ä. 
We 40—43, E. S. 

S 362. 



393,1. Ojf 394,^- 



iasiaic^l 



: B 207 f. 

We. 44 
; Oj/ 395,' f. 
I. Die Erscheinung der Kngel. 
13,' f. = S 441 f. We. 
13,' f. =.: Ä 401,' f. r 156,^ 
14,*-* = Ä 44G. m. V 156,*. 0. 
Die Hirten gehen zur Krippe, 
= A' 406,*. S .V24. 
Wie ist nun diese Übereinstimtnuug zu erklüren? Ea läasi 
an den Volksdramen deutlich erkennen, wie bedeutendere Werke der 
Kuustdicbtung äuch in die unteren Schichten des Publikums drangen 
und hier als Vorbilder einen bestimmenden und andauernden Einfluss 
ausübten. W^er das Wesen der Volkspoesie und die wechselseitigen 
Beziehungen zwischen ihr und der gelehrten Dichtung richtig auffassen 
will, wird den Wegen, auf welchen eine solche Beeinliussung vor sich 
ging, mit Vorliebe nachspUren. So leben drei Stücke des Hans Sachs 
noch heute teilweise im Volksschauspiel fort: der Sündenfall, Christi 
Geburt und Herodes'j; ein andrer Dichter des 16. Jahrhunderts, der 
Augsburger Meistersünger Sebastian Wild, hat die Grundlage des 
Oberammergauer Passionsspieles geschiift'eu-); die Einwirkung einer 
späteren Litteraturperiode zeigen das Kosenheimer Dreikönigspiel, 
i mehrere Strophen aus Spees Trutznachtigal enthält*), und 
eine Redaktion des r'up2>enspiels vom Duktor Eaust, in welcher Verse 
aus Gryphius' Leo Armenius wiederkehren*); auf eine Reminisceuz 
in demselben Texte an Grimnielshausens Siraplicissimus hat Lich- 
tenstein in der Zeitschrift für deutsches Altertum 26, 18 aufmerksam 
gemacht, im Oberuferer Weihnachtspiel V. 385—389 ist ein Scherz 
aus Fischarts Gargantua Cap. 6 Ende ziemlich wörtlich citiert. Bei 
dem Berliuer Weihnachtspiel Jedoch, das bis zum Jahre 1S39 nur iu 
einer einzigen Handschrift existierte, liegt die Sache anders. Die 
Gemeinsamkeiten der süddeutschen Spiele mit demselben können nicht 
durch eine' direkte Benutzung desselben erklart werden, sundern führen 

') Doss auch daa Jüngste Gericht ätia Hans Sachs auf das Kremniixpr Weih- 
nachlspiel eingewirkt (labc, wie liarlmann, Obirbayer. A. 34, IS annimnit, aebeint 
mir nicht hipreichead sieber. Die Auffassung des Todes als eines ScbQtzen lat im 
Drama des 16. Jahrhunderts ilberbaupt ausserordentlich häufig. 

*| Uarl.maan, Das Oberammergauer Passinnsspiel ia seiner iLltesten Gestalt, I8S0. 

*) Hartmaim, Volkaschausiiieie S. 406. 

*j Crcizenacli, Geschichte des Volksschauspiels vom Doctor Faust läTä S.Ol. 



97 

auf eine gemeinschaftliche ältere Quelle, welche man zunächst in der 
mündlichen Tradition suchen wird. Wenn nun F'ondos Stück keine 
originale Dichtung ist, so entsteht die Frage, ob der niederdeutsche 
Dialog der Hirten damals überhaupt in der Mark im Volksmunde 
lebte — und dies würe für die Geschichte des Volksschauspiels in 
diesen Gegendon von Wichtigkeit — oder ob der Dialekt eine Zuthat 
des Dichters zu dem ihm irgendwoher zugekommenen Texte ist. Schon 
eine genauere Betrachtung der Verse selbst legt das letztere nahe; 
denn es linden sich Keime, welche auf eine frühere hochdeutsche 
Fassung hindeuten: 8,' hedeudt : Ihidt, 9,'' ffclidcr : ncder, 18," allgemein : 
sin, 18.'» hlcmßn, auch wolil 8," tidt i fredt {statt freud)'). Wenn 
ferner 44," mitten zwischen den Reimpaaren eine Waise steht und 
4H," wiedt^rum eine, welche mit jener reimt und dem Sinne nach sich 
gat an sie anschliesst (Hie leitt er in Marien fchoß : Kindlein klein 
vndt Konnig gros), so liegt die Vermutung nahe, dasa die dazwischen- 
steheiide Dialogpartie eine Interpolation zu einem ursprünglicheren 
Texte ist. Was dagegen Schrüer über die beabsichtigte Nacbabmung 
des Österreichischen Dialekts bemerkt, scheint mir nicht zutreffend; 
fftttt ist keineswegs mundartliche, sondern eine gewöhnliche Schreibung, 
vetuhe auf der Neigung, die Endkonsonanten zu verdoppeln, berubt*j, 
der Beim an : on ist ancli bei norddeutschen Dichtern häuhg, der 
Ausdruck genjmn Niederdeutschland nicht fremd. 

Ich vermag nun zwi-i von Pondo benutzte Vorlagen nachzuweisen 
iu den kurz zuvor im Druck erschienenen Weihnachtspielen des 
Christoj>h Lasius und Ambrosius Pape. Lasius, ein geborener 
Strassburger, war 1046 bis 1555 Pfarrer an der Nicolaikirche zu 
Spandau und führte seine Komödie daselbst 1549 auf; dieselbe ist 
dann 1586 zu Frankfurt an der Oder gedruckt und kürzlich mich 
dem einzigen bekannten Exemplar von mir in den Märkischen For- 
schungen 18, lOy neu herausgegeben worden. Pape hatte als Pfarrer 
zu Klein-Ammensleben im Magdeburgischen die Gehurt Gbristi in 
zwei Dramen ausführlich bebandelt und das erste, welches bis zur 
Anbetung der Hirten reicht, 15S2 zu Magdeburg veröffentlicht'). 
Zu bequemerer Vergleichung teile ich hier die in Frage kommenden 
Scenen mit und bezeichne zugleich die bei Pondo wiederkehrenden 
Verse mit Sterneben, 



■) Alliiere lici llarlmaiin, Volk^sehauBpielo S. 524>. 

'I Ph. Dietz, Wörterbuch zii Mirliu Luthers deutschen Schriften 1, XVI 
(1870). Krommann, Versucli einer grunimatisclicn D.irslplliing clor Sprache des Hans 
Sachs. Progr. Narnburg 187S S. lü. 

»J NATIVITAS CHRISTI. | "Die ld)öne onb l aülbene öiflutia Bon tiet 1 flna- 
benrtidien Vtentt^ncrbun^ onb | ftjlidjtrt @tbutt Dnftti ^E'JtSl'Jl nnb 1 .^ei(änb3 3e|u 
e^iifli, aui bcn Sunngcli' | fleit ättatt^cco nnb üaca gcjiDgen, Diib | in ein tur^e Mttion 
Steimiveiit | ucrfa[t, titib in ben biud | uerotbnel: | Z)UTd) ftinbrofium $a;)en Don | 
ffloQbtburflr. I ... 1 ®ebnitfl ju aRogbeburgf. | Anno Chrifli \ 1582 1 8 Bogen 8». 
Auf l^bij a steht: «Sebrudl f,\i 'iKagbfbiici}! | bnrd) 3Bil^c(ni IKojä. | \hm. \ (Rerlin). 



98 



lOv a] ACT. V. 8CE. II. 

Tit)Tu3. Moiifus. Corydor, 

Tityrus. 
r.oll ilu Vater in Ewigkeil, 

Wenn ii^li bedenck meins Lehens zeit. 
Was mir von meinen jungen Jarn 

t'Ur leid vitd vnfal widerfarn, 
' So wird mir fo bang vnd fo weh, 

Dan icli für rchrcr.keii fchier zergeh, 
[Gv li] Man ^f^rt im Spriuhwart funft gemein 

Nach R^en kom ein Sonnen fclie in, 
Nach Triibnis korae wider Freud: 
" Abr an mir il^ gefehlet weit, 

Dann ea hat nieiiiala mein Elend 

Sich in die griogrte Frend verwenil. 
VnglAck, tröbfal, Jauer vnd not 

Uab ich noch ftets gnug fräh vn Tpat, 
"• Weis jm auch noch kein ende nicht, 

DauoQ mein Hertz wol brechen mScht: 

* Ach ich gicub nicht, daa diere zeit 

* Gefunden werdn elender Lent, 

* AU die in fokber angft vnd not 

" * Erobern hie das teglich Brot, 

Wie ich thun mua vnd mein Gefelln: 

Abr horch, horch, wie die Hunde belln. 
Es wenlen Wölff vcrhanden fein: 

WoJauiF wolanff jr Brfider mein, 
" Viid nemot ewer Schpfflein war, 

Damit keins kome in gefahr. 

M0[lfU9. 

Weicht weicht jr Wulff von vrifer Herd, 

Vnd fchawt das keinr gefangen werd: 
Kuyt jr Oefellcn blaft jn /u, 
" AulT das wir filr jn liaben nib. 

Cnrydon. 
Gvj a] * Lieben Brüder was fol ich fagn? 

* Wil mich die Kelt doch fchier verjagn. 

* Mein blafen ift jtzund verlorn, 

* Kür froft zitter ich mit dem Uorn. 
" * Ein folch Kelt hab ich nicht gedacht, 

* Als ich ji/nnd fQhl diele Nacht. 

Mopfus. 
Ich halt die W51tr fein nnn dauon, 

Drumlj laft vua wider liegen gohn. 
Wolln vus cinraken in das Neft, 
*' Solch» dünckt mich fein das allerbeft, 

Tityrna. 
HillT Gott wie wird jtzujtd fo Tchuel 

Der gantz Hirne! fo klar vnd hell? 
Sich fich Wetterleuchis dorten nicht? 



Ein WuDil erzeichen jtKt gefchicht 
' Am Himel, das feht jr jo wol. 



»9 

HopfUB. 

Mich dQnckl, wenn kh es Tagen Toi, 
iHr ein liaulfen Meyde fingn. 

Welche in iler I.iitn gar Ibut crklingn. 
Corydon. 
iiir worliclj aiicli ein Gcfang. 



' NuD wird mich ansdermurfeii bung 

Vnd weis fcliir nicht wie mir g^riihicht. 

So helle ffheints für meim Ocl'irhl. 
Ach hellTt jr lielien llr&der mein, 

Siinrt mna ich TtrockH des TiKles sein 



ACT. V. 8CR. lir. 

Galirifl. Tityrus. Jermnecl. Mopfus. Corydnn. 
Chorus Angelicus. Vriel. 

" Fürchtet eucli nicht jr lieben Kiml, 

Das ich »n <>ncb knm lo gi^IrbwlDd; 
Sihe ich bin von Gott gi^fand, 

Das ich euch machen Toi l>rkand 
Hin wunder new vnd grofle Frewd, 
" Die allem voick zu jeder zeit 

Begegnen wird, to fie nnr glauhn, 

Vnd rieh derer nicht Celbti beraubn. 
Dann dicre Sacbt ifl euch geborii 

ChriCtuj der llcilaud auserkorn 
** Von dem lang geweifragt ift, 
[Gvij a! Wie man in den PropbL'ten lirt, 

* Zu Bftblehem in Dauids Stadt, 

* Wie Micha das verkAridet hat. 
Drumb macht eiidi auff, vnd geht dahin, 

" Ir werdet dafelbft finden jn, 

Zum Zeichen folt jr haben diß, 

Auff das Jr feid der fachen gwiß: 
In Windeln wird gewickelt Fein 
Das Dewgeborne Kindelein. 
" Ir werds nicht finden in der Wicgn, 
Sondern in aner Krippen liegn, 
Beim Vieh in einem Stalle blos, 

Vnd da nichts ift als Armut gros. 
Habt gnr kein forge vmh ewr Herd, 
•" Wie fie dieweil erhalten witJ, 

Sondern erkund die ni'wen mtbr, 

Vnd laufft darnneh bald wider her. 

Tityrua. 

Ja Ja wir wollen^ gerne thun, 

Dicwcil geborn in Gottes Sohn. 
" Wir wollen gehn jlzt biild in eyl, 

Ein jedr uimpt jm nol fo vielweil. 



a tret berzn jr Kngel all, 



J 




100 

»* • Zu lob dem Ueiland Jufii Chrift, 
[Gvij b] • Der diefe Nacht geboren ift, 

[Die Hirlen sprechen ihre FreiiilR und VerwundiTung xa einander i 
Chorus Ängelicug eingl: „Ehre fey Gott im hiiehTten Tbron')" etc.| 
iGviij a] Vriel, 

* Wir fani widrmnb darclis Firmament 

* Zu Gott der uns hat her gefend. 
IIB • Dem fpjn ^[f allezeit bereit. 

* Von fiiifang bip in Ewigkeit. 

ACT. V. SCK. IUI. 
[Die Hirten treffen mit drei andern, Mehalcns, Gallug und Thyrais zuBammes 1 
lind erzählen diesen ausfiihrlich, was sie gesehen and gehurt. Fondo lOast die Hirt«a J 
in ilinlirlier Weise an JoBe|)h Bericht geben.] 

[Hj h] Lieben Narbbarn h5rt mir doch m, 

Da wir 211 nacbt lagn an der ruh, 
Wards am niuiel So bell vnd klar, 
'" Das wir fehn kirnten gautz vnd gar. 

Als wenn die Sonn geTchiencn wer 

Des «ir errchroeken mechtig fehl*, 
Vnd kam viia allen an ein graus. 

Das wir nirht wiiftn «0 ein vnd aus. 
"' Darzu hfirlen wir ein Gefang, 

Der herrlich vnd gar ftlffe klang, 

* Welcher wnl fein muclit in der LnfTt. 

* Wir verhergten vna in ein Klufft, 
Das wir den fchein nicht muchteu febn, 

"* Vnd allem frhreckon fo entgehn. 



[lliU B 



ACT. V. SIE. V. 

(Anbetung der Hirten.) 



Wie nun Pondo die Stücke des Lasius (L) und Pftpo (P) für" 
seine Zwecke verwandte, mag wiederum eine tabellarische Übersicht 1 
verdeutlichen. 

Prolog. 5,' ^ = L 4—7. 

I. 1. Gesprüch der Hirten, Kinsdilafen und Erwachen, 
6,'-* = L 0,5-67. 

e5-8 _ p 17—20. 

7,'s_8,* = P 31—36. 

I. 2. Verkündigung des Engels Gabriel. 

IV— 14,* = L 75—78. 81 f. 85-88. P 67 f. 

14,6-8 = L 89 f. 73 f. 

1511-iB „ £ 107 f. 113— IIG. 

16,ä f. = X 117 f. 

16'-'* = P 123 — 126. 87—90. 



') Ebenso in Jakob Fui 



1 1563 KU Zürich gedrucktem Weih nach [spiel. 







101 


1 


I. 


3. Anbetung 


der Hirten. 






17_ll-16 


= L 119 f. 129 — 132. ^^^H 


^^ 


18,*-" 


= L 133 f. 137 f. 141—150. ^^U 


^K 


19,"— 21," 


= L 163-195. 


197—206. V 


^m 


26,=^» 


= L 209—214. 


I 


^r 


2G,is->8 


= L 215-220. 


1 


1 


27,"-28,i 


= L 221—224. 


229-238. ■ 


r 


28,'— 29,* 


= L 239-253. 


264. ■ 


1 ."■ 


I. Die heil 


gen drei Könige 


erkundigen sich nach dem 1 


Messias 


bei zwei Hohenpriestern und einem Boten. | 




s-i,'-« 


= L 303—308. 


311 t. 




a3,»-" 


= /. 379-383. 


385 f. 389-393. 


^^^ 


34,'. "-'' 


= L 358-366. 


447-454. 


^^^L 


35,'-» 


=: L 459—464. 


421 1. 


^^^B 


35,"-'« 


= L 520 f 52 


. 324—328. 


^^^^1 


36,'-" 


= L 349—356, 


333 — 340. 404—406. 


^^^p 


36."— 37,'* 


= i415f. 319f. 


341—346. 500-505. 610f. 


^^^K 


38,T 


= L 603. 




■P II. 


2. Die Könige kommen nach 


BelUehem, m ihr Knecht 


^^ren Joseph befragt. 








39'-" 


= L 269—276. 


660—662. 




40,"-'« 


= L 667 f. 657 f. 663 f. ■ 


^^ 


41," f. 


= L 665 f. 


■ 


^^^ 


41,»— 42,« 


= L 681 f. 295—298. 683—688. 313 f. ■ 


^^H 


42,«-'* 


^ L 689—694. 




^H II. 


3. Anbetung 


der Könige. 




^^^H 


43,^-44,'" 


= L 695-706. 


303—308. 


^^B 


44, '3 


= X 707. 




^^B 


48,"— 49,» 


= L 708—710. 


713—716. 721—724. 


^^K 


49,'— 50,'* 


= L 725—746. 


751 f. 755 f. 759—762. 


^^H 


50,»' f. 


= L 771 f. 




^^H 


51,^" 


= X 773— 7Ö0. 


791 t, 795 f. 


^^H 


Sl,»»— 53,'* 


= L 797—808. 


813-824. 827—838. 


^^H 


54," f. »' f. 


= X 841—844. 




^^H 


55,'»f. 56, 'Of 






^^^^ 


'* f. 


= L 845 f. 




^^ II. 


4. Gespräch 


Josephs und der 


Maris. 


Im 


Ganzen sind also 275 Verse des Berliner Weihnacbtspieles ■ 


aus Las 


US und 20 aus I'ape entlehnt. 


Uass aber der Verfasser ■ 


wirklich 


diese Stücke selber in Händen hatte und dass jene Gemein- ■ 


aamkeite 


1 nicht etwa auf eine andere frühere Quelle zurückzuführen 1 


sind, das 


geht hervor aus der selbständigen Stellung, welche Lasius' ■ 


Drama der volksmassigea Tradition gegenüber eiunimmt, wäbrend Pape 1 


an mehreren Stellen mit den VulksschLiuspIelen übereinstimmt. Von 1 


dem Ver 


ahren Poodos 


bei der Abfassune 


seines Stüclfes einen an- 1 


schaulieben Begrifi' zu geben, ist schwer, 


wenn man nicht beide Texte M 


nebenein 


mdei- abdrucken lassen will. Ine 


es gebt doch schon so fiel M 



102 

ans unserer Tabelle hervor, ilass im ersten Akte der Anschluss aa 
LaBiUB ziemlich genau, natürlich mit manchen Auslussungcn und Er- 
weiterungen, Die letzteren sind sämtlich aus dem Bestreben hervor- 
gegangen, dem lehrhaften Element einen weiteren Spielraum zu ge- 
währen; die Engel heben die Bedeutung der Menschwerdung Christi 
hervor, und die Heden der Hirten enthalten weitere Betrachtungen 
iiher die Niedrigkeit des neugeborenen Königs und Danksagungen 
gegen Gott. Selbständiger ist der Verfasser im zweiten Akte ver- 
fahren. Es fällt von vornherein auf, dass die heiligen drei Konige 
nicht der biblischen Erzählung gemäss zu Herodes kommen und von 
ihm den AufeuthaltEort des Jesuskindes erfahren, sondern dass diese 
Rolle vijllig fortgefallen ist. Die Veranlassung dieser Neuerung ist 
nicht etwa das Streben nach Vereinfachung der Handlung, sondern, 
wie Martin Hartmann (Über das altspauiscbe Drei königspiel, Bautzen 
1879 S. 11') richtig hervorgehoben hat, die Schwierigkeit, vor einem 
fürstlichen Publikum Herodes auf die Buhne zu bringen, der im Laufe 
der Zeit mit allen Widerwärtigkeiten ausgestattet ein höchst bedenk- 
licher Vertreter des monarchischen Princips geworden war, Wenn 
auch der Trehbiner Stadtschreiber Bartholomäus Krüger 1580 in 
seiner Action von dem Anfang und Ende der Welt die Könige nur 
mit mehreren Priestern in Jerusalem, mit Herodes zusammentreffen 
lässt, so leitete ihn dabei wohl die Absicht, den Stoff möglichst 
zusammeniiudrängen und zugleich etwas vom Hergebrachten Abwei- 
chendes zu liefern. 

Wunderlich ist nun die Art und Weise, in der Pondo aus dem 
Texte des Lasius sich uotdurftig einzelne Verse zusammenflickt. 

Der Knecht der drei Könige Joram redet im Auftrage seiner 
Herren die Hohenpriester mit denselben Worten an, mit denen bei 
Lasius der Kanzler Berzay dieselben zu Herodes, der von den Er- 
kundigungen der Fremden gehört hat, beruft. Die Antwort des Simon 
(oder Sitneon SC,") ist aus Versen, welche bei I>. von dem Rate de» 
Königs Achiabus, dem Priester Simon und Herodes selber gesprochen 
werden, zusammengesetzt, ebenso die des andern Priesters Zedechias 
aus den Reden des Herodes und seines Schwagers Alexas; aus Rück- 
sieht für die jugendlichen Darsteller steht aber fiir den Namen des 
Teufels hier immer der unschuldigere „Kuckuck": S5,'* Furt der 
Jiuekug- den Könnig herr und 36,'* Es mus der hicicug felber fein. 
Bei solcher Mosaikarheit ist denn auch eine mehrfach schiefe Ge- 
dankenfolge herausgekommen. Auf die Frage der Könige nach dem 
neugehornen Messias führt der eine Priester zwar die auf Bethlehem 
bezügliche AVeissagung des Propheten Micha an, lugt aber auch einen 
Rat hinzu, um den er nicht ersucht worden war und auf den aucli 
im Folgenden gar nicht eingegangen wird, die Sache geheim zu halten, 
während bei L. eine solche Bitte, von Herodes an die Priester ge- 
richtet, ihren guten Sinn hat. Der andere spricht nur seinen Unwillen 
über die Störung seiner Behaglichkeit aus und verweist die Frager 
an den König, Das er euch faijett ohne fchcu. Ob Jet die Zeilt vor- 



I 




103 

/tandtn fei/, Das ein Konniijk folU kommen herr, worauf der erste Hie, 
gleich als ob er einen direkten Auftrag dazu liätte, zu Ilerodei 
ladet. GauK unvermittelt aber und ohne ein Wurt der Erwiderung 
wcuden die Kremden sich nun an einen Boten, der in grosser Eile 
gelaufen kommt, und dieser erklärt in einer ganz verwirrten Rede, 
er eile von Jerusalem nach Nazarcth und wisse nichts vom Messias, 
und spricht zugleich von der Prophezeiung Michas und eiuem grosseu 
Blutbade, das zu erwarten sei. Es ist nicht wohl denkbar, dass der 
Verfasser diesen sinnlosen Bericht aus eignem Antriebe an die aus 
Laslus entlehnten Verse angeschlossen habe; ihm muas ein Schauspiel 
vorgelegen haben, in welchem die Könige durch einen Boten oder 
Bauern auf den Weg nach Bethlehem gewiesen werden'); und aus 
diesem fügte er die ganze Partie in sein Stück hinein, ohne viel zu 
fragen, ob sie zum Vorhergebenden stimme oder nicht. Dies von 
Pondo entweder in einer handschriftlichen Aufzeichnung oder einem 
für uns verlorenen Drucke benutzte Drama muss in vielem den süd- 
deutschen Volkskomödien nahe gestanden haben; denn ich trage kein 
Bedenken, demselben auch andre Züge, welche das Berliner Spiel mit 
diesen gemein hat, zuzuteilen, so ä. 40 die Berechnung, welche die 
Künigo mit ihren Himmelsgloben heim Erscheinen des Sternes an- 
stellen, um zu sehen, ob es ein natürlicher Stern sei'), und den Dialog 
der Hirten, welcher den ersten Akt beginnt und, wie oben gezeigt 
wurde, eine ganze Keibe von Versen enthält, die in den Volksschau- 
spieleu wiederkehren. Allerdings erhellt die weite Verbreitung dieses 
Uirtengesprächs daraus, dass auch Pape dasselbe teilweise verwendet; 
trotzdem möchte ich glauben, dass der Verfasser des Berliner Spieles 
hier nicht aus der lebendigen Volkstruditiun, sondern aus einer schrift- 
lichen Fixierung derselben geschöpft hat. Seine eigenen Zuthaten, 
soweit wir dies 2U kontrolieren vermögen, bestehen wesentlich in der 
breiteren Ausmalung der Situation und ihrer Bedeutsamkeit für die 
Erlösung der Menschen. Er wiederholt Öfters die Worte seiner Vor- 
lage: 32,'-' und 44,*-'° kündigen die Könige den Zweck ihrer Reise 
mit denselben Versen an, Maria grüsst beim Abschied (55,'^ f. ÖG,'" f. 
'* f.) jeden von ihnen mit demselben Reimpaar, der Epilog schliesst 
mit Worten des Prologs (62,"-'* = 5,' f. '* f.). Auf die Behandlung 
der metrischen Form ist nicht viel Sorgfalt verwandt; Dreireim er- 
scheint ohne besonderen Grund 18,'. 25,*'. 40,'. "*. 58,^ Waisen 8,'. 
21,^ 44, '^ 48,", in den letzten beiden Fallen, weil eine längere Partie 
zwischen ein aus Lasius entlehntes Verspaar eingeschoben ist, endlich 
ein auf eine doppelte Länge angewachsener Vers 20,". Dass das 

') Vergl. dttä Vordernberger Spiel bei Weinbold S. 1P5 f., das Roieulieimer 
im Ofaerbayriscben Arciii» 34, ISO und ]Öö und das Brixlcguer bei Pailler 2, 371 
nud 418. 

') Eigentlich gehört ober diese Bereehaung aa eine frühere Stelle, nämlich 
wenn aie deu tStern xam eixten Male gewahr »erden. Daliin selzt sie auch das 
Obernferer Spiel (bei Schrüer S. 93 V. 596) uud die frühere Redaktion desselben 
von 1693, welche ich in dem uigeluhrten Aufsatze in den MirlciBchen Forschungen 
IB nachgewiesen habe. 



104 

protestantische Kirclienlied häufig durchklingt, iat ein Zug, den unser 
Weihnachtspiel mit allen gleichzeitigen deutschen Spielen teilt. Luthers 
Vom Himmel hoch da komm ich hcr^) wird von einem Engel gesungen 
(14,') und auch sonst (GO/"-'*) wörtlich citiert, Nicolaus Hermanns 
Lied Seid fröhlich und jubiliert*) {16,") und Caspar Ffigers Ihr Chri- 
stenleut') (10,^. G2,"') erscheinen ebenfalls als eingelegte Gesänge. 
Abgesehen hiervon hat der Verfasser sich darauf beschränkt, aus den 
drei (oder mehr) ihm vorliegenden Stücken das ihm Zusagende aus- 
zuwählen und mit einigen Änderungen und Einschaltungen zusammen- 
zustellen und die Reden der Hirten in niederdeutschen Dialekt umzu- 
schreiben. Eine solche Einmischung der Volksmundart muss in Berlin, 
wie um dieselbe Zeit auch sonst in Deutschland, beliebt geworden 
sein, nachdem der mehrfach erwähnte Pondo 1560 hier den Dämon 
und Pythias des Mecklenburger Schulraeistera Omichius, in welchem 
die niederdeutscheu Zwischenspiele eine grosse Rolle spielen, zur Auf- 
führung gebracht hatte; die eigenen Dramen Pondos verwenden dies 
Mittel, so weit ich sie kenne, sämtlich. 

Die dichterische Begabung unseres Autors wird nach dem Ge- 
sagten nicht sehr hoch anzuschlagen sein, Weun man aber sein Werk 
mit dem Vorwurfe eines Cento und Plagiats belegen und verwerfen 
wollte, so ist zu bedenken, dass im 16. Jahrhundert in betreff der 
Ausbeutung fremden Eigentums andere Begriffe herrachten als bei uns*), 
und vor allem, dass seine Komödie nicht für die Öffentlichkeit bestimmt 
war. Weun wir dieselbe nur als eine Gelegenheitsdichtung für die 
Weibnachtsfeier am kurfürstlichen Hofe betrachten, werden wir dem 
Verfasser auch einige Ungeschicklichkeiten in der Ausführung leichter 
nachsehen. 



BERLIN. 



Joh. Bolte. 



Status Mundi. 



In einem Sammelbande von kleinem Octavformat, welcher sich 
auf der Hamburger Stadt bibliotbek beündet, steht als fünfte Schrift: 
Status mundi, ex gestis Romanorum, capitulo 144, Dieser Tractat 
umfasst a unpagiuierte und uufoliierte Blätter oder zwei mit A und 
B signierte halbe Bogen. Weder .Takrzahl, noch Ort, noch Drucker 
sind genannt. 



') Häufig in gleicher Weise vei'wanill. Mirkische Forsch iingen 
') Wackernagel, Das deiitsclie Kirchenlied 3 n. 1369; auch i 
Weibnacblspiel 131^ (Schröer S. 132). 
') Wackeruagel 4 n. 12. 
*) Pilgpr, Zeitschrift für deuteche Philologie 11. 20B'. 



105 



Die Zeit des Druckes liUst sich ungcCiibr bcstimtnen, theils i 
deu gotliisclien LetUTn, llieils aus den übrigen Selii-ifteo des IJiindea, 
theils ans dem Inhalt, vielleicht auch aus dem Namen des ehemaligen ■ 
Besitzers desselben, der ihn durch die Inschrift „Dionyfij Le Feuere"* 
auf der ersten Seite des ersten Buches als sein Eigenthum bezeichnet 
hat. Die Schriflnüge stimmen gut zu der Zeit eines Dionyl'ius Faberl 
oder Le Fevre, von dem Jöcher im Gelehrten-Lexicon berichtet, dass 
er 148S geboren, Cölestiner-Miinch von Vendöme, zu Parts Magister 
der freien Künste und berühmter Interpret griechischer und latei- 
nischer Scribenten geworden und 1538 gestorben sei. 

Von den übrigen fünf Stücken des Bandes ist nur eins datiert: 
Coloniae, Martinus de Werdena, 1506. Ein anderes ist am Ende 
defect und entbehrt also des Kolophons, Diese Schrift ist gedruckt 
zu Paris und zwar nach dem Druckersignet') auf dem Titelblatt bei 
Enguilbert I und Geoffroy de Marnef, von denen letzterer nach Sil- 
veftre, Marques lypographiques, Paris 1867, bis 1520, ersterer auch 
später noch vorkommt. Itrunet führt eine 1503 bei Geoffroy de Marnef 
in y" erschienene Ausgabe dieser Schrift (Guidonis Juvenalis Itefor- 
mationis monafticae vindiciae) an; da unser Druck im Titel als eine 
Ausgabe per eundem (Guid. Juv.) rurfus caftigata bezeichnet ist, so 
wird er wohl ein etwas spüterer sein. Weiter haben zwei Stücke gar 
keine Angabe von Ort, Drucker und Jahr, gehören aber, wie die Be- 
schatfenlcit des Druckes lehrt, ungefsUir in dieselbe Zeit, wie jene 
erstgenannten beiden Dticher, und ebendahin weist das fünfte, welches 
«u CÖln bei Johann 1-anden erschienen ist. 

Dass wir den Status mundi gleichfalls um oder bald nach 1500, 
jedenfalls vor die Reformation setzen müssen, bezeugt der Inhalt des 
Traetats, weil er njimlich ein Abdruck des 144. Kapitels der Gesta 
ItoDianorum cum applicationibus moralüatis et mysticis ist. 

Die Erzählung des betreffenden Kapitels ist folgende. Es wird 
von einem Könige berichtet, dessen Reich in eine so plötiiliche Ver- 
änderung gerieth, dass gut in schlecht, wahr in falsch, stark in schwach, 
gerecht in ungerecht verwandelt ward. Da den König diese Verän- 
derung wunderte, fragte er vier sehr weise Philosophen um die Ur- 
sache derselben. Nach gründlicher Berathung gingen diese Philosophen 
zu den vier Thoreo der Stadt, und sie schrieben an dieselben jeder drei 
Ursachen, Der erste schrieb: Macht ist Recht, daher ist das Land 
ohne Gesetz; Tag ist Nacht, daher ist das Land ohne Weg; Flucht 
ist in der Schlacht, daher ist das Land ohne Ehre. Der zweite schrieb: 
Eins ist zwei, daher ist das Reich ohne Wahrheit; Freund ist Feind, 
daher ist das Reich ohne Treue; schlecht ist gut, daher ist das Ueich 
ohne Frömmigkeit. Der dritte schrieb; Die Redlichkeit hat Urlaub'}, 

') bei Silveaire Nr. 974. 

') liiiiiu Labet licrntiam. Die Uebcrsctznng Ut ^egebeii nacb ieu Glossen 
mit te]iilterl icher Vocabularicu zu ratio uod licetitia und nach dtr im Truciute gege- 
beiieii add. ireberlragung. Qraesse, Gesta Romaoorum, 1842, II, 7: „Die Verouift _ 
bat Ziigellosigkeit bei Bich." 



106 

darum ist das lleich ohne Namen; der Beamte ist eiu Dieb, daher 
ist das Heii;li ohne Gdld; der Mistkaft\r') will Adler sein, daher ist 
kein Unteraehiod im Vateilande. Der vierte schrieb: Der Wille ist 
Rathgeber, daher wird das Land echleebt regiert; der Pfeaniug 
spricht das Urtheil, daher wird das Laud schlecht verwaltet; Gott ist 
tot, daher ist das Land voll Missethäter, 

In der Moralil'atio, welche auf die Erzählung folgt, werden die 
zwölf Gründe der l'hilusophon gedeutet und ausgelegt, wird gezeigt, 
wie und weshalb die Welt so schlecht geworden sei und wird strenger 
Tadel nicht gespart. Das Thema war gegen Ende des Mittelalters 
beliebt bei ernster gesinnten Zeitgenossen. Nachdem dann die er- 
sehnte Reformation begonnen hatte, verstummen freilich derartige 
Klagen nicht gänzlich, würde man aber schwerlich eine solche Straf- 
predigt aus den Gesta Komanorum entlehnt haben. 

Derjenige Unbekannte, welcher durch einen Abdruck des 144. 
Kapitels der Gesta Ilomanorum auf die Sitten seiner Mitwelt zu wirken 
versuchte, hat einige Zuthaten gegeben. Er hat einmal den Text um 
drei Distichen und eine prosaische Schlussmabnung gemehrt; ferner 
hat er sein Büchlein mit einigen Holzschnitten geschmückt; und end- 
lich hat er die Antworten der Philosophen auch in niederdeutscher 
Uebersetzung, die Frage des Königs gar in niederdeutschen Versen 
hiuKugerügt. Warum er nicht ebenfalls jene Antworten in Reime 
gesetzt hat, lässt sich verstehen: er fürchtete wohl, durch eine poetische 
Umschreibung die Wirksamkeit der Aussprüche zu verringern. Aber 
weshalb übersetzte er nicht den ganzen TractatV Auch in dieser Be- 
schränkung offenbart sich der vorreformatorische Charakter der Publi- 
catiou. In der Moralil'atiu wird nämlich der Geistlichkeit stark der 
Text gelesen uud selbst des Papstes nicht geschont: das dem Volke 
mundgerecht zu liefern, dazu war der Herausgeber, als guter Katholik, 
wohl zu vorsichtig. 

Da das Buch gänzlich unbekannt zu sein scheint, habe ich es 
für angemessen gehalten, auf dasselbe aufmerksam zu machen, und 
da es niederdeutsche Bestandtheile enthält, dieselben iu dieser Zeit- 
schrift mitzutheileu. Den ganzen lateinischen Text absudrucken, ist 
überHussig, weil er, freilich mit einigen Varianten, in den Ausgaben 
der Gesta Romanorum von Keller und von Oesterley zu lesen steht. 
Ich beschränke mich deshalb darauf, eine Beschreibung der Einrich- 
tung des Buches und einen Abdruck der Distichen, der lateinischen 
Fussung der Aussprüche der Philosophen und des Schlusses zu liefern. 
Die Abkürzungen habe ich aufgelöst, ae, oe, u, v, i und j nach mo- 
dernem Brauch und nach Lautwerth gesetzt und die Interpunction 



') Corabnla, ein unbekanntes Woi'L Wegen di'i 
lies Tractate; Diefenbach, Glorfarium lat,-germ., 1857, 
Graesae: „Die Suhnecke will ein Adler sein, darum is' 
Vatei'laode." Ks ist aber der UaterBchiod der 8ta 
lifatio ausfahrliuli dnrthut. 



obigen Uebersetzung vgl. die 
nuter crabro; und x%p%ßo;. 
keine Torsicht iu nnsem 
ide gemtiut, wie die Morii- 



107 



^gefügt. Der Druck gebraucht Puact uod Kolon, aber nicht ganz 
, Regeln unserer Interpunctionslehre gemäs», 
Status Hndi : ex ^^estis 
Roiiiauoruu. capitulo. 1 144, haaditcLriflliclier 

'/.usatz in ulter Schrift.] 
üiiodecim ratioiieK qua- 
re totus mundus in uialif-] 
guo pofitus e»t. 
Holzschnitt, Medaillon: Marin mit dem Kinde, von 
einem Strahlenkränze umgeben. 

Holzschnitt, viereckig: ein König in langem Talare, 
mit der Krone auf dem Ilaupte, in der erhub<;neu Kechteu 
das Scepter tragend. 

Status Mundi Actualis. 
Et fcelus a l'uperis habet et l'ua praemia virtus: 
Huic polus est, illi tartarus apta domus. 

Nota, 
Mane tekul phares') vigili Fi mente notares, 
Ilapta rel'ignares et meliora dares. 
Die Erzühlung. 
Holzschnitt: wie auf p. 2. 

Uex ait et quaerit: 
Wiste ick meysters alfo wiiß, 
Jd wer to I'rage eft'te to ParijÖ, 
De my doch künden doon bekant, 
Woer van vergaen l'tede, borghe und lant! 

Holzschnitt, viereckig: ein Mann in üelehrtentracht, 
der, mit ausgestrecktem Zeigefinger der rechten Hand, zu 
docieren scheint. 

Primus Philofophus: 
Macht ya recht, daer umme ys dat lant funder nerynge. 
"" 1 dach ya de nacht, daer umme ys dat l;mt funder wecli. 




De rtryden folden de eutlopen, daer 

l'under ere. 
Potentia est justicia, ideo terra fine lege. 
Dies est nox, ideo terra fine via. 
t'uga est in pugna, ideo regnum fine honore. 
Die Moralil'atio über die Sentenzen. 
Holzsi.-hnitt, viereckig: ein tielehrter, in 
tung und Kleidung als der erste, mit ausgestrt 

Secundus Philofuphus: 
Eyn is twe, daer umme is dat lant l'under waerheyt. 
De frundt ys vyandt, daer umme is uement dar inne is 

gelove. 
Quaet is gued, daerunime is dat lant funder bernihcrticheyt. 



ys dat laut 



anderer Stel- 
ckter Linken. 



108 



p. 9. 



p. 9 u. 



p. 12. 



p. 12u. 13, 



Unum est duo, idco regnum üae veritate. 
Amicus cBt juimicus, ideo roguuiu line tidelitate. 
Malum est bonuni, ideo terra fino pietate, 
Moralifatio. 

Derselbe Holzschnitt wie auf p. 1. 
Holzschnitt, viereckig; ein Philosoph, in anderer Hal- 
tung und Kleidung als die vorhergehenden; er hat, wie 
etwas betheuernd, die linke Hund auf die ürust gelegt. 

Tertius Philol'ophua: 
Redelicheyt ys veilaten, daer umme ys dat laudt l'under 

name. 
De dat gemeyne guet boert ys eyn deefF, daer umme ys 

dat laut funder gelt. 
De fchernewevel will eyn am wefen, daer umme ys dat 

lant funder underl'cheet. 
Ratio habet llceutinm, idoo rcgnum fine nomine. 
Praepol'itua est für, ideo regnum fine pccunia. 
Corabola vult effe aqulla, ideo nulla discretio in patria. 
Moralifatio. 

Hokschnitt, viereckig: ein Philosoph, wieder anders 
gekleidet, beide Hände ausstreckend. 

Quartus Philofophus: 
Wille ys de raetman, daer umme wert dat lant quaetlick 

regert. 
De penuinck gyßt de fenteutien, daer umme fchuet int 

lant un recht verdicheyt. 
God ys doet, daer umme ys dat lant vull l'under. 
Voluutas est coufiliarius, ideo terra male disponitur. 
Denarius dat fententiam, ideo terra male regitur. 
Dens est mortuus, ideo totum regnum peccatoribus est 
pknum. 
Moralifatio. 

Ecce audistis duodeeim rationes, quare totus 
mundus est in maligno pofitus'). Quiescitc ergo, chariffimi, 
«gere perverfe, discite bene^f, Efaias. Auscultate ut 
cognofcatis veritatem, et veritaa vos liberabit*); «luam 
omnis terra approbat, coelum etiam ipfum beuedicit, et 
omuia opera trement eam, ([uoniam non est cum ea quod 
inifjuum; ideo permunehit in aeternum*). 
Aäper erit victus, lahor asper, asperque amictus, 
Aspera cuucta tibi, fi vis fuper aethera fcribi. 
Zum Schluss habe ich noch einige Worte über die deutschen 
Bestandtheite des Werkchens zu äussern, welche ja überhaupt die 
>} 1. JobikD. 6, IS). 
<) nftmlich agerc Jesaias 1, 
■■ Ev. Johan. 8, 32. 
Vergl. 2. Johan. 2. 



p. 15 u. 16. 





109 



Veranlassung zur Besprechung desselben an dieser Stelle gegeben 
haben. Bemerkens wer (h ist der Accusativ SinguUris „name" statt 
„naraen", wenn es nicht Druckfehler ist. Die Construction der Prae- 
[waition „in" mit dem Accusativ auf die Frage: wo? wie wir sie in 
„int lant" hier finden, ist gegen Ausgang des Mittelalters nicht selten 
(s. Lübben Mndd. WB. und im Glossar zum Reineke Vos unter „in") 
und ist bei einigen Ortsangaben, wie z. B. der Himmelsgegenden, 
durchaus die gebrauch liehe. 

Der hier gebrauchte Dialekt ist derjenige, welchen man als mit- 
telniederdeutsche Schriftsprache bezeichnet. Provinzielle Eigenthüm- 
lichkeit, aus welcher sieh vielleicht die Heimat des Druckes bestimmen 
Hesse, zeigen „solden" statt „scolden" oder „/"cÄGlden" und „vcrgaen, 
verlaten" statt „vorgaen, vortaten". Danach ist der Druck sicher kein 
Lübeker, ein Scbluss, den die LettertJ mich dünken zu bestätigen. 
Es giebt zwei niederdeutsche tiebictc, deren Sprache bereits im Mit- 
telalter „scal" in „sal" zu wandeln pflegt: das eine ist Westfalen und 
überhaupt die den Niederlanden benachbarten Landschaften, das andere 
ist das Land östlich vom Harz, dessen Mundart man am füglichsten 
Nordschwiibisch nennen kann. Das „ver-" statt „vor-" ist über ein 
weiteres geographisches lieblet verbreitet, als „fal", allein es erscheint 
viel Ulistäter. Man weiss freilich nicht immer, wieviel auf Rechnung 
der HandschrifteD, wie viel auf die der Herausgeber kommt, da das 
e und das o mancher mittelalterlichen Schreiber sich sehr ähnlich 
sehen, und da die Abkürzung «', welche freilich nach der Kegel in 
wer aufzulösen ist, vielleicht auch für vor verwendet sein könnte. In 
den beiden Wintern unsers Tractates, die „ver-"*zeigen, ist diese Silbe 
ohne Abkürzung gedruckt, also vollständig sieber. Ich glaube he- 
haupten zu dürfen, daas einmal in jenen beiden Gebieten, welche „fal" 
bevorzugen, dann aber auch im obern Engern „vor-" zu „ver-" ge- 
schwächt v.n werden pHogt. Hei beiden Spracheigenthumlichkeiteo ist 
nun aber auch nocli die Zeit in Betracht zu ziehen. Während in 
jenen östlichen Binnenlandcn gegen den Ausgang des Mittelalters 
„schal" und „vor-" sich wieder eingebürgert zu haben scheinen, halten 
jene westlichen „fal" und „ver-" fest. Darum vermuthe ich den Ur- 
sprung des Status mundi in Westfalen, wahrscheinlich in Munster. 
Die Tendenz, welche sieh in der Puhlication kuudgiebt, lüsst es mög- 
tich erscheinen, dass sie aus dem Kreise der Brüder vom gemeinsamen 
Leben hervorgegangen ist. 



HAMBURG. 



C. Walther. 



110 
Gories Peerse's Gedieht Van Island. 



Im Jahre 15G1 erschicD bei Joachim Lüw in Hamburg eine in 
Versen abgefasste Schilderung Islands, die mehreremals neu abgedruckt 
wurde. Die mir vorliegende Ausgabe gehört d. J. 1594 an; einen 
älteren Druck zu Gesicht zu bekommen, ist mir bisher nicht gelungen, 
und ich weiss nur aus den Bemerkungen isländischer Gelehrten des 
16. Jahrb. die ehemalige Existenz ^um mindestens zweier älterer 
Drucke zu erweisen, jenes i. J, IGGl bei Lüw erschienenen ältesten 
und ein oder zwei jüngerer, auf deren Titelblättern Verfasser und 
Drucker sich nicht nannten'). Der Kenntnis der Bibliographen scheint 
das unscheinbare, nicht einmal einen ganzen Bogen umfassende Schrift- 
chen ganz entgangen zu sein, und doch hat die kleine Dichtung von 
drittehalbhundert schlechtgereimten Versen, welche es enthält, eine 
gewisse Bedeutung. Mittelbar und unmittelbar verdankte der Con- 
tinent ihm eine genauere Kenntnis Islnnds, über das die Kosmographien 
des IG. Jahrh, nur dürftige Notizen boten; unmittelbar, weil es die 
ersten ausführlichen Nachrichten über die Naturverhill tnisse Islands 
verbreitete, mittelbar, indem es die monographische Beschreibung 
Islands durch einheimische Gelehrte geradezu veranlasste. 

Der Druck von 1594, acht Blätter in kl. 8°, hat den Titel: 

Van Yfslandt, | Wat vor EgeuJ'cliop, wunder [ vod ardt des 
Volckes, der Deert- f te, Vögel vnd Vische, dar- | fulueft gefunden 
wer- I den. | [llolzschnittj. | Gel'chreuen dSrch einen gebaren | Yfslan- 
der, vnd dÖrch de yennen, fo Jaer- | likes yn Yfslandt handeln, yn | 
den Drück vorfer- | diget. | Der Holzschnitt, welcher einen Tier- 
bündiger darstellt, der einem Lüwen den Rachen aufreisat, steht zum 
Inhalt der Schrift in keinem Bezug. 

Zu Schluss, Bl. aa, heisst es GORIES PEERSE | An}w Domine 
[sie] LXl I Gedrücket im Jare, | 1594. | Z. V. C. | 

Darnach ist das im Jahre 15'il zuerst gedruckte oder nieder- 
geschriebene Gedicht von einem gewissen Gories^) Peerse verfasst 



') Vergl. A. Jonas ComnicnUrius S, 99 'Heil hir meriio diibilavcrim, ppjuane 
liarnm conviriorum autor [i. e. Peerae] de Iglandis inoritiii sit an vero TypographuB 
ille Jnachimua Leo (et quiciinqiie sunt alii, i(ni in snis editinniliua nee tnam nee 
urbis Buae nomcti proüteri aaei eunt) qui illa jam bis, si non Baeinus, typis aaiB 
Uambnrgi evulgaviL' — Oudbr. Thorlaciua, ibid. A 6 'In luuem exüE circa a. I&Gt 
Hambnrgi faetuB valüe defonnis patre qaodam Gcrmanico propalam : Rhythmi videlicet 
Germanici . . . Nüc sufllciebat sordido typographo sordidum illum faetiim aemel 
emisisse, nisi teriium etiain aut qnartum publicosaet, quo videlicet magis ianoeenti 
gcmi apud Oermanos et Danos ulioBque vicinos populos summain et numquam 
delendam ignominiam iuureret.' — Anatome Blefkeaiana F 6 ... 'ex Gregoriano 
illo paiquillo (sie vera : quid altera et tertia editione autoria nouien auppreasam est)' 
— Vergi auch zu v. 170. 

') Goriea (Gorges, Jorisi, Gfirrcs uew.) ist ^= Gregorius in Ostf rii'sland ; = Oe- 
orgiiis iu Hamburg und in Holl.ind. Ycrgl. Crccclius, Zs, f. dcutsclic Philo). 4, 3-10, 





111 

worden. Dieser Peerae ist sicher kein Islauder, wie der Titel angibt. 
Das beweisen einzelne grobe Irrtümer, deren er sich sonst nicbt 
schuldig gemacht hätte, und die verächtliche Art, in der er von den 
Isländern spricht. Die Angabe dea Titels über die Herkunft des Ver- 
fassers rührt auch nicht von diesem selbst her, sondern ist von dem 
Verleger des Druckes von löO-t aus eigener Erfindung auf das Titel- 
blatt gesetzt. Teerse selbst sagt nümlicb ausdrücklich, er sei nach 
Island hingereist und habe die Nord- wie die Sud-, die Ost- wie die 
Westküste besucht (vergl. v. 208. 48) Dass ferner die älteren Drucke 
dea Gedichtes den Verfasser nicbt als Isländer be/eicLnet haben können, 
geht daraus hervor, dass diese Angabe, die von Arngrim Jönsson 
sicher Lügen gestraft wäre, in dessen Schrift gegen Peerae, von der 
später noch die Rede sein wird, weder gerügt noch erwähnt wird. 

Es deutet vielmehr alles darauf, dass Peerse ein Hamburger 
gewesen ist. Hamburg besonders war es, das durch seine Island- 
fahrer, die kopmanni observantes reisas in Islandiam, welche Thran, 
Stockfisch, Schafwolle und Schwefel von Island holten, bis ins 
18. Jahrb. den Verkehr Islands mit dem Festlando vermittelte, und 
vor allem, es war der Druckort der Schrift. Dass Peerse Schiffer 
gewesen ist, meinte Ji'msson, er kann aber auch Schiffsbarbier') ge- 
wesen sein. Diese zwei Annahmen sind, wenn man nicht an einen 
Kaufmann denken will, die einzig möglichen, denn von Deutschen 
kamen nur Schiffer, Schiffsbarbiere, Kaufleute und vielleicht hin und 
wieder ein Geistlicher nach Island. Dass er aber weder gelehrt noch 
überhaupt sehr gebildet war, zeigt die Formlosigkeit seiner Verse und 
Darstellung deutlich genug. 

Die niederdeutsche Mundart des Gedichtes und seiner Reime ist 
die der 'Waterkant', d. b. dea Küstenlandes, tonUnges o ist a ge- 
worden, wol steht für we (vergl. Valentin und Namelos Einl. S, 
XHI. XV.). Vereinzelte Danismen erklären sich leicht aus dem 
Aufenthalt des Verfassers in Island, wo die dänische Sprache das 
Verständigungsmittel zwischen den einheimischen Verkäufern und den 
fremden Schiffern um so eher wurde, als das dänische viele Norddeutsche 
und Isländer verstanden, das isländische zu erlernen sehr schwierig war. 

Peerse erzählt von den Sitten der Isländer manches Ungeheuer- 
liche und Unglaubliche. Aber gerade diese für die Isländer so belei- 
digenden Angaben sind die Ursache geworden, dass Peerses kleines, 
als Dichtung uubedeutendes Werkchen für die isländische I.itterär- 
geschichte wichtig geworden ist, indem es die isländischen Gelehrten, 
die bisher nur die Geschichte ihres Landes schrieben, veranlasste, auch 
über die Geographie und die Naturverhältniase ihres Vaterlandes sich 
zu äussern. 

Einem jungen isländischen Gelehrten nämlich, Arngrim 

') C. Wallher, der mich auf die Ittandesfarer barberergesellen aufmerksam 
macht, bemerkt, dus (lieselbcn den Schittern knl und Priesler vertreten rrmaatea. 
Ein solcher Schiffsbarbier nur x. B. Fr. Marlens, der 1075 eine 'Spitzbergisclie 
oder Groenlaiidische Reisebrachreibuii);' herausgab. 



Jönsson, oder wie er sich lateinisch nennt, Arngrimus Jonas (geb. 
1568, gest. Ifi48) war das Gedicht Peerses zn Gesicht gekommen. 
Kntrüstet las er, welche nieilrige und viebisclie (ietjittung man sciiica 
Landaleuten zuschrieb, und er bcschlüss, dem llamburgisclicn Schiffer, 
dessen niederdeutsche Mundart in Jener Zelt den meisten gebildeten 
Dänen verständlich war, in einem besonderen lateinisch geschriebenen 
Werke entgegenzutreten und seine Nachrichten als Lugen zu erweisen. 
Sein Buch'), das erste Werk eines Isländers über die Geographie 
Islands, ist 15Ö3 in Kopenhagen erschienen. Er nimmt darin Gele- 
genheit, auch die Irrtümer Seb. Münsters u. a. über Island zu rügen, 
sein eigentlicher Zorn ist aber gegen Peerso gerichtet, an dem er 
nichts gut findet, einen scurra nennt er ihn, r/ui »omen suum immortaJi 
dndecori consecravU (f. 48), sein Gedicht einen foetus vipeteus Gertna- 
iiicus usw., er beschwört schliesslich Hamburgs Senat und Bürgerschaft, 
dass sie den ferneren Druck des Pasquills Peerses verbieten mochten. 
Dieses Verbot gebiete die Rücksicht auf ein Land, von dem Hamburg 
mehr als eine andere Stadt seit so langen Jahren Vorteil gezogen 
habe. Bemerkenswert ist auch, dass er in seinem ganzen Buche ver- 
meidet, den Namen Peerse zu nennen. Es scheint, als wenn er seine 
ganze Verachtung desselben auch dadurch zeigen will. 

Arngriai verfehlte seinen Zweck vollständig, weder unterblieb 
der fernere Druck des Gedichtes, von dem schon im folgenden Jahre 
eine neue Auftagu erschien, noch vermochte er den Glauben des Fest- 
landes an die barbarischen Sitten Islands zu vernichten. Es bewies 
das bald eine neue Schrift über Island, die von einem gewissen 
ßlefken verfasst, 1507 erschien und Peerses Angaben wiederholte, 

Arngrim hat freilich die Erfolglosigkeit seiner Apologie selbst 
verschuldet. Hätte er eine schlichte und lesbare Schilderung seiner 
Heimat und ihrer Sitten gegeben, so würde das Begehren des Feat- 
laudes, über das vermeintiicbe Thule näheres zu erfahren, befriedigt 
und seine Schilderung die Quelle aller Urteile über Island geworden 
sein. Aber er erklärt mit grosser Heftigkeit alle Angaben, die mau 
über Island hatte, für Irrtum oder Lüge, er gestattet seinen Commen- 
tarius de Islandia zu einer Kritik, die nur bei den Lesern der ange- 
griffenen Schriftsteller Interesse erwecken kann, das unnötige gelehrte 
Beiwerk, das er herbeizuziehen liebt, stört den Leser, die Polemik 
und Kritik, die er übt, verfehlt durch seinen Übereifer oft ihren Zweck, 
zu überzeugen. 

Ähnliche Erwägungen haben vielleicht^) die gelehrten Freunde 
Arngrims veranlasst, diesen zu einer neuen, nicht polemisch gehaltenen 
Schrift über Island, welche selbständigen Wert habe, anzuregen. Aber 
während er dieses 1509 vollendete und 1513 gedruckte Buch, die 




'} Brcvis commeDtarius de Islandia: qua Bcriptorum de hac inaiik error» 
deteguDtur et extraaeorum quorunditii convicüs, ac calaoiniia, quibus Islandia liberiaa 
iusultare aolent, occuritur: per Arngrimiini Joaam Islandum. Uafnioe 1593. 
112 Bl. kl. 8«. 

') Vergl. dio Pracfatio zur Ciyuiogaea |>. 1. 2. 



113 

Ciymogaea') (von x,p'j[AÖ5 und -(xTa.) vorbereitete, erschien bereits die 
Schrift BlefkeQs>). 

Während Peerse anspruchslos erzählt, was er in Island beob- 
achtet oder über seine Einwohner vernommen hat und sein Gedicht 
ohne Arngrims Angriff auf dasselbe bald vergessen wäre, tritt der 
lateinisch schreibende Blefken als Gelehrter ntid weitgereister Mann 
auf, mit dem Anspruch, die Wissenschaft zu fördern und die Wunder 
in Gottes Schöpfung den Lesern zu Gemüt zu fuhren, indem er zuver- 
lässige Nachrichten, deren Wahrheit er verbürgt, als Augenzeuge über 
Island veröfTentlicht, gern flicht er fromme Äusserungen ein, den Kri- 
tikern ruft er zu, sie sollten nur wie er sich den Mühen und Drang- 
salen einer Reise nach Island unterziehen. 

Er berichtet, dass IG03 zwei Hamburger IsUndfahrer, die nach 
alter Gewohnheit von einem Geistlichen begleitet sein wollten, einen 
solchen von dem Superintendent ihrer Stadt Paulus von Kitzen erbeten 
hätten, Von diesem empfoblou habe er am 10. April 1563 mit jenen 
Schifieru Hamburg verlassen und sei am 15. Juni in dem isländischen 
Hafen Haffiiefordt angekommen. In Island habe er sich einer Espe- 
dilion nach Grönland angeschlossen, einen Ausbruch der Hekla habe 
er am 10. November beobachtet und diesen Berg auch einmal be- 
stiegen. Von dem Schrecken, den er dabei ausgestanden hätte, sei 
er erkrankt und den Winter über in Island geblieben, bis er mit 
einem portugisischeu Schifte die Insel verlassen konnte. Von Lissabon 
ausist er nach Afrika gekommen, schliesslich, nach Deutschland zurück- 
gekehrt, bei Bonn von Strasaenräubern überfallen und seiner ganzen 
Habe beraubt. Das Manuscript seiner Heisebeschreibung sei später 
iu einem von seinen Bewohnern verlassenen Hause gefunden und ihm 
wieder zugestellt worden. Auf Bitten seiner Freunde habe er es zum 
Abdruck gebracht. 

Die Bestimmtheit der Daten, welche bei Blefken begegnen, musste 
bei seinen Lesern das Vorurteil erwecken, dass die von ihm gegebenen 
Nachrichten sehr gen.iu und zuverlässig seien. Uns erleichtern sie 
den Nachweis, dass Blefken einer der unverschämtesten Lügner und 
überhaupt nicht in Island gewesen ist. Kitzen, bei dem er in Hamburg 
i. J ].')63 will verkehrt haben, war in diesem Jahre überhaupt nicht 
mehr in Hamburg, sondern hatte am 1. Juni 1&Ü2 eine Ilofprediger- 
atelle in Schleswig angenommen, ferner will er einen Ausbruch der 
Hekla beobachtet haben. Aber aus den vielen Zusammenstellungen, 
die über die vulkanischen Ausbrüche Islands veröffentlicht sind, ist zu 
ersehen, dass i. d. J. 1563 und 1564 überhaupt kein isländischer 
Vulkan iu Tätigkeit gewesen ist. Scblicsalich erzählt Blefken als 
eigenes Erlebnis a. d. J. 1564, was Peerse bereits 1561 hatte drucken 
und 1554 beobachtet hatte, vergl. zu Vers 203 und 1S7. 

') Crymogaea sive rerum Island icar um libri III. Uamburgi MDCXIV. 4'. 

■) Ditbmari Blefkenii lalandia sivc Populorum &. mirabitium quae ia ea 
iDSula reperiuntur uccuratior descriptio: Cui <le Uroalandia sub flaem quaedam 
adjecU. Lugduni Bat. 1607. 71 S. 12". 

HUdndanliclig) Jkhihtub. IX. 




» 



114 

Die Vergleichung dieser und anderer Stellen beweist, daes Blefkeo 
Peeraes Gedicht nicht nur gekannt, sondern sogar oft wörtlich ftua- 
geschrieben bat. Es ist die Ilauptquelle, aus der er geschöpft bat, 
doch nicht die alleinige. Einige Notizen bat er Münster u, a. Werken 
entnommen, manches bat er durch Hörensagen erfahren, anderes frei 
erfunden. 

Blefken wiederholt, was Peerse übles über die Gesittung der 
Isländer berichtet hatte, er fügt sogar noch ärgeres hinzu, z. B, dass 
die Isländer es ihren Jungfrauen zur Ehre anrechneten, wenn diese 
sich den Deutschen hingeben. 

Die Entrüstung Arngrims, als er BJefkens Buch erhielt, war gross. 
Er fühlte sich als Isländer beleidigt, als Gelehrter gekränkt. Seine 
Schrift vom Jahre 1593, die er für verbreitet in Deutschland und 
Dänemark hielt'), hatte nicht genügt, die üble Meinung, die ein un- 
gebildeter Schiffer über die Isländer verbreitet hatte, tot zu machen. 
In einem neuen Buche, das Anspruch auf Glaubwürdigkeit machte 
und Eingang in die gelehrten Kreise finden muste, lebten jene Schiffer- 
mährchen wieder auf, in schlimmerer Gestalt, als sie frülier gehabt 
hatten. 

Arngrim gritf wiederum zur Feder und machte seiner gerechten 
Entrüstung in der 1612 in ^Island gedruckten Anatome Blefkeniana*) 
Luft. Er zeiht und überführt Bleflcen der Lüge, da er ISlii nicht in 
Island gewesen sein könne, und widerlegt, Abschnitt für Abschnitt, 
was Blefken über Island berichtet. 

Auch diesesmal war Arngrims Bemühung ohne den gewünschten 
Erfolg, trotz seiner Anatome fand Blefken einen holländischen Über- 
setzer^) und gläubige Leser. Es beweist das die von La Peyrere 1644 
verfasste Schilderung Islands*), dieselbe übernimmt, wenn auch mit 
Quellenangabe, viele Mitteilungen aus Blefkens Buche*), u. a. auch 
die verleumderischen Angaben über die Prostitution der jungen Islän- 
derinnen. Und doch kannte der freilich urteilstose und oberHächhche 
Verfasser Schriften Arngrims und verkehrte in Kopenhagen, wo er 
seine Schilderung verfasste, mit dänischen Gelehrten, denen man ein 
Urteil über Island zutrauen muste. 

Wohl durch die i. J. 16G3 erschienene Arbeit des Franzosen 
zum Widerspruch angeregt, unternahm es 1666 ein anderer Isländer, 
Theodor Thorlakson^), und wie es scheint, mit besserem Glück als 



k 



') Anatome [Thorlaci praef.) 'illius t-xemplaria li('r Daniam Ger 
forte latius distracta sunt et divulgaia.' 

*) Anatome Blefkonimia Qua Ditmari SlcrkRiiü vUcüra, masia praccipim. In 
Libello de Islandia Anno MDCVtl. edito, convulsa, per maDifeatam bxeDtcrationem 
retcxuDtur. Typis Holensibus in Islandia borcali. Aaao MDCXII. 95 Bl. kl. 6*. ' 

■") Veracheyde Voyagieu. Toi Dordrecht voor V. Caymaji. 1652. 12». 

') Relation de l'hlaude. Paris 1663. 8°. 

') Auch ein gewisser Daniel Wetter, der aber lalond im IT. Jahrh. geschrieben 
hat, soll viel aus Blefken übernommen haben. Tb. Tbotlacius. V. ^ 9. 

') Disscrtalio cliorographjco-hiatorica de Islandia Brevissiniam Itisulae hujui 




115 

Arngrim, die irrtümlichen Angaben, die über Island im Umlauf waren, 
zu bekämpfen und seinerseits eine Bescbreibung der Insel zu geben. 
Geschickter als Arngrim lässt er die Polemik, so sehr sie auch stellen- 
weis sich bemerkbar macht, doch nicht allzusehr vor seiner eigenen 
Beschreibung hervortreten. Bemerkenswert ist übrigens, dasH er in 
seiner Schrift — freilich einer akademischen Dissertation — über 
Island in derselben Weise abbandelt, als wenn er über Carthago oder 
das alte Rum zu schreiben hätte. Statt sich auf seine eigenen Atigen 
zu berufen, citirt und stützt er sich auf die Angaben alterer Schrift- 
steller, besonders Arngrims. Diese damals zeitgeraässe gelehrte Pe- 
danterie scheint dem Werke jedoch nicht geschadet zu haben, denn 
63 ist dreimal neu gedruckt worden. 

Die späteren Schilderungen Islands nehmen nicht mehr auf 
Peeraes Angaben Be^ug, Auffällig bleibt auch für die spätere Zeit, 
dass die isländischen Gelehrten, stets voll Neigung, die Geschichte 
ihrer Heimat zu behandeln, die geographische Erforschung derselben 
Ausländern mehr als billig überlassen. Auch Horrebows Buch über 
Island verdankt seine Entstehung dem Bestreben, den Angaben des 
Hamburgers Anderson entgegenzutreten. 

Was die Glaubwürdigkeit des niederdeutschen Gedichtes betrifft, 
so habe ich trotz Jonas Gegenschrift die Meinung, dass Peerse 
nie mit Bewustsein falsches mitteilt. Ich habe vielmehr aus der Ver- 
gleichung seiner Angaben mit denen neuerer Ueisender die Überzeugung 
gewonnen, dass er, wo er aus eigener Anschauung berichten kann, 
durchaus zuverlässig ist, so in seinen Mitteilungen über alles, was er 
bei seinen Küstenfahrten und Kustenreisen in Island, wo er 1554 und 
wahrscheinlich öfter (vergl. zu 15. 64) gewesen ist, Gelegenheit halte, 
selbst zu sehen. Anders steht es mit der allgemeinen Richtigkeit 
seiner Mitteilungen über die islündischen Sitten. Schwerlich im Stande, 
mit den Isländern in deren eigenen Sprache zu verkehren, hat er 
manches leichtgläubig wiederholt, was die Schifferkreise sich über die 
isländische Unreinlichkeit und Unsittlichkeit erzählten. Dass noch im 
vergangenen Jahrhundert in diesen Kreisen die ungünstigsten Mei- 
nungen über die isländischen Sitten herrschten, liisst sich aus dem 
Buche des hamburgischen Bürgermeisters Anderson ersehen, der, wie 
er selbst sagt, sein Wissen über Island Schiffern verdankt, die ihm 
glaubhafte Männer schienen und in Island gewesen waren. Anderson 
hat Peerses Gedicht nicht gekannt, trotzdem stimmt er mit ihm oft 
ziemlich überein. 

Dass Peerse einiges, was uns unglaublich scheinen will, ohne 
Bedenken für wahr und nicht für übertrieben hält, darf ihm nicht 
allzusehr zum Vorwurf gemacht werden. Die Isländer halten noch 
starrer als etwa Friesen und Niedersachsen am alten fest, trotzdem 
haben sie sich doch schon vielfach in ihren Gewohnheiten denen des 



Dercriptionem proponenB . . , Quam' Bub prapfiidio Dn. Aeg. Straucli Resp. Theo- 
doruB Tliorlaoiua IIola-lBlanJus, Wiltebürgic lü66. 4°. — Ed. tertia ebd. 1G90. i". 



116 

Festlandes genähert. Und doch wissen unsere neueren Reisenden 
hei alier Anerkennung der vortrefflichen Eigenschaften der Isländer 
in Bezug auf ihre Reinlichkeit und die Form ihrer Sitten manches 
auffällige zu erzählen. Diese Reisenden sind vorwiegend mit den bes- 
seren Stünden Islands in Berührung gekommen. Wie mag es vor drei 
Jahrhunderten mit den Bevülkerungsklassen, mit denen Peerse meist 
zu tun hatte, den Fischern und Arbeitern, bestellt gewesen sein? 
Aus Arngrim Jonas ist zwischen den Zeilen herauszulesen, dass in 
der bei den Fischbäfen sich sammelnden Masse böse Zustände ge- 
herrscht haben mögen. 

Der nachfolgende Abdruck wiederholt den Text der Ausgabe 
von 1594 ohne weitere Änderungen, als dass u und v, mitunter auch 
die Iiiterpunction und die Versalien nach heutigem (iebrauch ge- 
regelt sind. Betr. sehn, schm statt sn u. s, w. vergl. Walthers Note S. 76. 

ÜAr licht ein Landt Nordwell yu der See, 
Vam Dädtfchen Lande, fo men fecht, 
Veer hundert Myle ummetrendt efft mehr, 
Yfslandt fo ys fyn Name recht. 
5 Dat ys eventürlick van Froft, Regen, Windt und i 
Darlho van ungehüren Bergen aver allen, 
Dar waffet neen Gras funder yn den Dalen. 
Ein hoch Berch, de Scbnevels Jökel groth. 
Den nemandt je hefft van Sehne fehn blodt, 
10 Men l'i'itb en wol by dörticli Myle hen. 
Noch ya dar ein Berch, heth Hekelvelle, 
Den holden dar de Buren vor de helle, 
Dat maket, dat daruth kSmpt vaken 
Vfirflanimen, l'yn rokent ys l'tedes ane maten. 



3 veerhundert M;1e, In Wirklichkeit nidit ganx drejhuudcrt. 

6 aver nllün 'vor allfin, tx^aonderü'. 

7 Bundt^r ,aiiBBer'. 
6 iHliindisch SnäfellBjükul. Jukul, dan. jekel, bedeutet Gletscher, vergl, 

mnd. Jnkd 'Eiszapfen', fries. jokling 'Eisberg', 

10 Diese A-ngabi' stimmt genau mit Ersrh u. Gruber, Eocyklopacdie II, 

S. 130 'Schon lange vorher, <!he man die EUdte erblickt, erscheinen einzelne Gletschei^ 
berge wie kleine weisse Wolken am Ilori/oute, wie denn x. U. der Snaefell auf 20, 
der Snaefjälls J^kall auf 30 geogr. M. weit sii'ktbar ist' 

11 Hekelvelle ist einige Versfi weiter Hekelvelde gesebrieben; -vello, 
-velde bedeutet nicht Feld, sondern Berg (pord. üal, dän. fjeld) und Hekelveld ist 
= isJ. Ileklufjall 'Hekia'. Seb. MUnstur, Cossmogiaphey 1568 f. MCLXX nennt den 
Berg abwechselnd Hecln und Ueckelbet-g, auch [''ischart kennt letzteren Namen, 

12 Cleasby-Vigfusson, Icclandic-engl. dlctionary p. 353 'In tbe Middle Ages 
Uecla becnmc mythical in Europa, and was regarded ns a iilaee of punishmeut for 
the dumued, the Danea say begone to HeckcnFjwld [Til Hülls! til Hölls! lil Hefcken- 
fiteldal Thiele, Folkesagn (1643) I, 317. II, 174], the North Germans to Hackelberg 
[Ibom Heckelfeldt tho! Arngrim Jonas, Oomment. f. 20*'; vergl. MQuster a. a. 0.], 
the Scots to John Ilacklebiriiies house'. Jonason und Th. Thorlacius laagnen, dass 
ein Islilnder so etwas glaube; Maurer, Island. Volk ssagen, berichtet gleichfalls nichts 
davon, doch bietet sein Register den Verweis 'Hecia, eine Hülle in ihr'. 




117 



I Men hört und füth rdtzam Wunder ock dar, 

Uod ya gefcheen by Miiiroheiidenckeu klar, 

Do ya grotli V&er baveu uUi Hekelvelde gbau (o fterck 

Und lieflt vorteret tiras, Minfchen uud IlSacrwerck, 

Ock gG/cbeen dar Erdtbevinge febr vakeit 
^0 Und deith groteii Sciiadeu yu eren gemaken, 

Brickt darnedder, wat fe hebbeu gebuwut. 

Van defffn dingen ick nicht alles feggen kan. 

Wat yn vorfchenen Jaren gefcbacb, weth yderman, 

De yn YTslandt handeln und dar varen. 
25 Und ya gefcheen binneu twölff Jaren, 

Dat up dat mät yn einer Nacht 

Gefchegen Erdtbevingen mit Macht, 

Achterna men hörd ein ftarck gedon, 

Als mit Bfirfen nicht mach gefchehen. 
30 Thor ftundt ginck ein geweldich Vur 

Uth der Erden lehr groth und ungehfir. 

Idt was fo hefftich und gruwfam groth, 

Dat ydt grotc Velfen und Stecnberg thofchmcltet hat, 

Uth dem Vär 'luarn damp und Ichmock, 
35 Dat men den Dach nicht kondc kennen ock, i 

Und dat VSr fcheen an den Ilemmd klar, I 

Gruwram kaarrent hörde men dar. 

Uck feggen de Lad dar alle yut gemein, 

Dat Vur brendt fo wol ym liegen als ym Sunueufchyn. 
40 Dar ys veel Moraß und menuige Waterfloth. 

Van krafft ya de Weyde vor auderu Landen groth. 

So berneu ock de Swevelberg alfo fehr, 

Dat men ydt füth aver xij Myle edder mehr. 

Uth etliken Bergen kamen Börne alfo heth, 
45 Darinne tho baden weer groth Vordreth. [Bl. 3| 

S&s fynt dar ander Borne nicht l'o gantz hetb, 

Dar men wol möcht ynne baden äu vordreth. 

Ick hebb gereyfet vor Süden, Norden, Often und Weften, 

18 Httserwcrck d. h. Häuser. 

23 iD vorschenea jaren 'in vorhergearhrlicneD d. b. rergungeiicii Jahren'. 

25 Im 16. Jahrh. fandf-n I5I0, 1554, 1&80, 1583, 1587 uud 1597 In Island 
vnllianigche Ausbrüche statt. Peerse, der seüi Gedicht 1561 herausgcgebiin hat, 
muss altio deu Ueklaausbruch d. J, 1054 mdneu, dei' voD SeiteDkraK^rn uia deu 
Berg ausging. Vou Erdbtlicu unuaterbracfaen begleitet, dauerte dictier huftige Auf- 
bruch sechs Wochen. Vergl. Prefer und Zirkel, ßeisE^ nach Islnnd {18G2) S. 447. 
Garlieb, Island rfluksichllich seiner Vulkane (1619) S. 31. Die Schilderung Peersra 
slimmt auch in den Einzelheiten mit den Nachrichten libereiu, die man rou dieaein 
Ausbruch hal. 

43 Zu Peersea Zeit wurdp der Schwefel nur im Norden der lusel gewonnen, 
vergl. Arugr. Jonas Commeut. (. 41, Qarlleh 1IJ3 ff. 

48 vor Süden, vor Norden usw. statt südlich, nürd lieh sagt Feciee stund ig 
(vgl. V. 49. 51. 85. 87. 105 a ü,}, ohne duss ich diesen vielleicht der Sdiifferspiache 
angehörenden Sprachgebrauch sonst belegen kann. 



118 

So dfiiickct iny fjn vor SSden und Werten 
50 Sy de Vifcherye am aUerbeften. 

Vor orten und Norden hebbeii fe beter faken, 

Dar könen te gudeo Wutlmaii makcn. 

Wente fe hebben dar Schape genoecli, 

KSye und Zegen ein gudt gefoech. 
55 Yfalandt ys an allen Endeu l'elir gudt, 

Overft de darynne veel reyfeu wil, 

Moth lyden froftes, hungera und d5rfte8 veel. 

Dar Tynt der Beken l'o veel und Waterfcbwali, 

bat nien fu nicht kan teilen all. 
60 DarvSr tbo reyfeu ys grote vär, 

Dat legge ick juw gcwil's und ys war. 

So du dar ynt Landt wult reyfen wat, 

Dar vindeftu felden Di'rpe noch Stadt. 

Wente fo du royfen wult aver de bogen Velde, 
05 So mBftu mit dy v8ren Paulun edder Telde. 

Koft und Spyfe niBstu mit dy vBren, 

Ock werrtu gruwl'am kulde^darfftlueft Tpören. 

Du mBst dyn Tetdt i'etten und nedderfchlan, 

Denn du bywylen nicht kanft vorilan ghan, 
70 Ock nicht vBrwert reifen edder ryden. 

Regen, Sne, Kühle lert dy fBIck reifent myden, 

Alfo dat du nicht eines ftredes vern van dy 

Kanft felin tho degen, des gelBvo my. 

Alle Wege und Stege weyen tbo van Sne. 
75 Darüium kanftu nicht reifen, ebr du wedder kauft fehen. 

Van den bogen Velden mBfiu hebben de mercke 

Und mit dyner Spyfe und tiedrencke dy ftorcke. 

Mennich Man moth dar up vorfrefen, 

DSrch Hunger und dBrft fyo Levendt vorlefen. 
80 Du werft yn Yfslandt ock nergen vinden 



52 ■ 



Llle) 



Kaä. 



vadmäl 'WollenstofT. 
1 allen 



5Ö darynne veel "weit Ina Innere'. 

GÖ Waierschwiill 'WasseranschwellungcQ, also Seen udgl.' 

65 Panlun 'Pavillon, Zell'. 

78 nicht to degen 'gänzlich, dui'cliaus nicht'. 

76 hoge Velde kann hier wie v. 64 Hochebeueu ^edculfMl, doch liogt eir. 
nahe, VeUl aU dän. fjald (vergl. 7u v. II) 'Berg' aufzufasseu. Der Zngainmenbuig 
ist tolgeoder 'Wenn alle Wege von Schnee Qberweht sind uud^da vor Schnee nichta. 
siehst, kannst du nieht Weiterreisen, denn du must, um die Kichtung nicht s 
fehlen,* dich nach den Bergapilzen richten,' Da es in Island keiuo eigentlichen Weg«: 
giht, gelten die AuBführuugeu Feersea heute noch. — de mercke hebben vtn 
dftniach 'tage mserke af hcii>at genau belracbtcu, sich ein Murkui&l an einem Gcgea- 
Btajide Buchen. 

77 Lies s 
60 ff. ÄHth diese Angaben Über die Fauna Islands sind richtig, vergl. Preyer- 

Zirkel 390 ff., indem FecrBC von den gczSlimten Haustieren abseheud hier 




95 
i 100 



119 

Nene Hafeu, Ree, Herten edder Hiiiden. 

Neen ander Wildtwerck alfe witte, grawe iiud bruue Vitfle, 

Dartlio veel wilder, ungetemmeder RSlTe. 

Ock fo byten tho dode veel Schape du Vöffe. 

Ock kamen dar vor Norden witte Baren 

Uth Grflnlandt up dem Yfe her varen. 

Des Yrea kSnnpt alle Jaer vor Norden veel au, 

Dat ys groth und dicke, dat dar neen Schip ankamen kan, 

Dat ys vaken sx edder xxx vadem dicke und lehr groth, 

Dat ydt de Schepe (fo fe daiyn kamen) vorderven doth. 

IJmme S. Joliaonis dach efl'te dar ummentrundt [Bl. 4j 

Hegeln l'e vor Norden yn de llave behend, 

So ya dat Yfs thom meiften deel vorlopen. 

Dar laden fe den Swevel mit groten hupen. 

De Swevel wert vor Norden uth den Bergen gegraven. 

Den möteu de Perde beth an de See dragen. 

De Berge up und däl, klein und groth, 

Dat fe darunder vaken bliven dodt. 

ümme der bogen Berge willen kßnen hyr varen neue Wagen, 

Darflram m6ten fe de laft up eren Rflggen dragen. 

Van Vagein kan ick nicht anders fchriven, 

Den de GoOarne und Raven dat vordryven. 

GrSter Uaven l'yut yn Yi'slandt gewifs, 

Als yn nenem Lande tho vinden ys. 

Vor üften und Norden fynt ock veel fchöner Valcken, 

Overft fe hebben dar neen Speck by den Balckeu. 

Veel witte Rapbuner fyndt avert gantze Land gudt, 

Overft dar ya neen Beer ock neen Brodt. 

Ick fchold ock wol fchriven van Roggen, Weiten und Garften, 

Dat kan van KSlde yn Yfslandt nicht walfen. 

Appel, Beren, Erweten, Bonen, Lyn und Maen 

Kan dar vor Külde nicht upgahn. 

In Summa, du werft dar nene Fr&chte vinden. 

Du machft fe den fulven mit dy bringen. 

Ock kan nicht waffen, wat men dar plantet und seyet, 

DarSmm wert dar ock nicht als Gras gemeyet. 

Overft gude velte Offen und Schape 

De l'ynt dar wol yn vuller mate. 

Dat Vehe wert dar yii veer Weken fo vett, 

In andern Landen meftet ydt de Haver nicht betb. 



'Wildwerk' aufzählt, llber diu Füchse Cauia Ugo|)ua L., ilk laeht braun, oft weiss, 
aelten blaugrau sind, vergl. Horrebows Nachr. 123—120. 

102 IIb 'Den dat (iosarnc und Ravpii de vordrivcn' zu leseu iBi? Pwrse vit- 
siumt, d^r Druasrlu, Ammcrii u. Sm, b<;souders aber der Schwimmvogel Krwiibiiung 

107 averl = aver't 'aber das'. 



120 

AU wat dar van Perden und M5dern ys, 

Dat fynt all Telder und am Gange gowifs, 

Ilaffeln, Ekenliolt und Boksn ys dar Tehr dur, 

Neen aoder Holt denn Bercken wal'fet dar gehflr. 
125 Torß, Dauck, Kodreck und Vifcheknaken 

liebben l'e, dat fe Viir darvan maken. 

Dat /ulve moth men dar kftpen dur. 

Ock fynt dar vram dat Landt Walvifche gar ungeliur. 

Se ghan dar an dat Landt l'ebr vaken, 
130 Dat nemandt Tick tlior See darff maken. 

Van acht eflt negen Elen de groten Hakal fBI. 5] 
Ilakfil ys fiii Vif.'h 

Ivan he up einmal vorfchlingen all, 

Wente fyo Mundt ys fo avergroth, 

Dat men möchte daryn fegein ein Both, 
135 Sobald fe de Vifche upkamen fehen, 

So niBten fe na dem Land fick vor[t]eben. 

Van hundert Elen edder mehr ys de Lenge, 

Nemandt funder dat grote YU kan en bedwingen. 

De Lfid k&nen an em nichts haÖlen, 
140 Wen fe fchon all ere macht und Wehr upbrachten. 

Sunder kflmpt be twifchen dat Landt und Yfa, 

So ys he dar gefangen gewifa 

Und motli dar fyn levendt laten thohandt, 

All} denn ys he kamen yn der Miufcbeu gewalt, 
145 GruwI'ame Tenen hebbcn fe ungefehr, 

Van dren Elen ys de lenge edder mehr. 

Flomen als ein Harnfcb an fynem Koppe hat. 

Syn Stert ys nicht geringer, gr&th und mate, 

Dat ein wunder tbo glfojven ys, 
150 Ick feggc juw dat vorwar und ys gewifa. 

Dat Landt liebt ynt lange und nicht ynt runde, 

Is woi hundert Myl lanck alle ftunde. 

Idt ya mit rügen IIäii[d]en wol begavet, 

Derfulven thu kftpen werden dur gelavet. 
155 Begert men der kleueii Kinder ein edder mehr, 



121 Moder 'Stute". 

122 Telder 'Zdt — Passgängcr' ~ am Gftnge gewie 'BJchcreti Ganges'. 
126 dBuk 'Seetang'. ~ Auch diese Angaben alimmcn. 

l.Hl Island, häkall (fehlt bei Clpashy-Vigfiiwoii), nach Faber, Fisclie Isliuidi 
(182fl) Scjainna glauialia. Der Bericht Pceraes über die Waltisdic ist fabelhaft, 
jeder IsllLuder hätte ihn eines besaeri^n beli'breo kOnnea, wenn auch in manchea 
ialänd. Sagen von ges]ienstischen Walen wunderbares erzäUll winl. 

U7 Flomen 'Schuppen'. Lies 'Kop he hat'. 

148 Lieg 'grot unmate' ausserordeatlich gross. 

151 'ist im grossen uud ganzen viereckig, nicht rund'. 

153 alle l'lunde 'Jedes mal d. h jode der (vier) Küsten'. 



121 



¥ 



Se geveo Te einem ummer&s darher, 

Nu ys kSrtlick gefecht van YfsIandeB Ardt und Geftalt, 

Ick wil nu ock Teggen van des Volckes gewalt, 

Wat fe bruken vor Kleder, Spyfe und Gedi-eocke, 
160 Ock wat Te driven vor ander Icliwcncke. 

Erftlick fchaltu mercken und wol vorftin, 

Dat fe gemoinlick Capellen by eren HSfen ban, 

Daryn fe dachlik ghan und beden, 

So baldt fe utb dem Bedde treden, 
,65 Mit nemande fe ein wordt reden dolin, 

Ehr fe er Gebedt bebben gedün. 

1[)T TjHt yJt liilligo Liide. 

Den Tfalter Davids dacblick Latinfcb fe lefen, 

Dat meifte part vorfteilh darvan nicht eine Vefeu. 

Veel Kerckheren und Prediger yn dem Lande 
170 Predigen tho mcnnigen tyden ym Jaer 

Nicht twe mal; dat vs fcbaud und grote vär. 

Van Perfonen fynt fe grotb und ock klein, 

Overft Horerye und Ehebrock ys dar fehr gemein, 

De plegen fe mehr denn anders wor tho dryven. 
175 So deilh ydt de gemene Man nicht vor Sünde fchriven, 

Wenn fe einen Dfidefchen konen bedregen febr, 

Dat achten fe nicht vor eine unehr. 

BuQle Kleder dragen dar beide klein und groth, 

Darby bebben fe ein ftolten modt. 
180 Wor fe tbofamen kamen thor ftundt, 

Kuffet do eine den andern vor den Mundt. 



156 DasB die laläniler ihn; Kiniler zu vcrsclienken geueigt siod, ist eiue aiicli von 
andern Schrifutellern dta 16. Jahrh. (Mauster, Krant«) geglaubte Fabel. Anigrim 
Jonas Coium. 82 liillt für möglich, dasa sie eutsUmdeu sei, iDdem die fremd<^D Schiffer 
scherzhaft gctneiote Worte der Isländer fllr ernst gehalten haben, fügt aber hloKU, 
daes i, J. 1552 der dänische Praefect 16 arme Kinder mit nach Diknemark gc- 
DomiDen habe. 

162 Die Ulikndischen Kirchen oder Capcllcu unterscheiden sich ausser] ich 
uichl von Wohnhäusern. Aber nur nebeu den Pfarrhäusern finden sich Kirchen. 

167 Dieser Vers bewcial, dass, als Peerse in Island weilte, die Einwohner 
noch den Branchen des KatholicJBniua anhingen. 

168 nicht eine Vesen 'gar nichts'. 

170. 171 Diese beiden Verse mllsaei) in den älteren Drucken anders gelautet 
haben. Vergl. A. Jonas Corament. 89; Primum nbiiwt Germanicua hie nosler si 
Diis ^lacct Historicus; Multos ex pastoribns Islandiae loto biennio sacrnm 
concioncm ad po}iulua] nullam habere: Ut in priore editione huliis pnsqaiili 
legilur, quod tarnen posterior editio ejusdcm refutat: Dicens, eos dem pastoiTg in 
hrtegro anno lantum quini^uicB concionari folitos. Übrigens ist anzunehmen, da^is in 
Island beim Übergänge vom katlioliachen zum lutherischen Bekenntnis manche kirch- 
lichen Anomalien vorgekommen sind. 

171 TS, lies yit. 

173 Im Jahre 1858 wurden in Island 2488 Kinder ehelich, 449 unehelich ge- 
bortn, von Müllern unter 20 Jahr waren 23 verheiratet, 25 unverheiratet, Preyer- 
ZirVel 1860, 



122 



Up deffe wjFe dolm I'b l'ick einander grSten 

Und tBget einer dem andern l'yn geniSte. 

Dar fynt veel Stene und weinich Sandt, 
185 Und veel rtarcker Lud fyndt dar ynt Landt. 

Sb nemen ein Vatli Ofemundt van der Erd up den Rilgge, 

Im gautzen Lande ys nicht mehr als eine BrQgge. 

Wenn fr willeu, fo könen fe ein fehmale Tunnn Beers nerann viin der Erde 
u|i und ilrincken utli dem Spundtbale, gelick nUe de Biier iitb d<?m Lcckelcn driockpl. 

De geliarcne Ißlandcra achlen dat nicht vor unrein, dat dur Tele unreines 
Ilära yii der Botteren vormenget ya und anderwylen ein par Lftfe, wente ydt jB 
lufieh vukk. 

Dartho harden vulen Vifch ungefolton, 

Darby veel Botter mit Hare ungelohmoUen. 
IDO Ock folten fe dar dat Fiefch gär nicht alfo. 

Iffet mager, h ethen fe Tallich dartho. 

Ilakal und Vifch ethen i'e rho und ungefolten. 

Uaknl in ein Tifch 

Schur, Drabbel, Meelbrey und Blomen 

Möten allene vor de Heren kamen. 

Schor ya dicke Melck. Drabbel wert 
wert. Blomen ja Schapeawiirft. 
105 Ane Seit und ock ane Brodt 

Düncket en de Spyfo wefeu gudt. 

Van den Seihunden dat geile Speck 

Ane Solt und Brodt yn eren Beck 

Dat ethen fe Ib gyrigen ungefaden, 
200 Alfe wcrent HSner und Ilafeubraden. 

Schape, Offen, wo lang fe ock geftorven weren 

SBicke Spyfe mögen fe ethon und vorteren. 

Ick fach ydt ein mal fick fo bcgeven. 



r Melck gcfaden, betli fe hart 



* 



Island 1 



DüsibuB balae 



186 oaemunt 'Slabeiaen'. 
107 Blefken, Islandia p. 50 Unicus iu tola insu 

conBtructuB, — Wiukler erzilblt, daas es auch heule 
Brücke gebe. 

187 Vergl. Blefken p. 30 Vidi Islandicum, qui tonuitm Hamburgensetn cere- 
viaiae plenam tarn facilc ori suo admoreret, hibena ex lila, ac ai unieam habuiaset 
mensurani, 

IdS ff. Diese Teree scheinen in ünordnang geraten zu aein. Das Richtige 
wird vielleicht hergestclll, «renn man v. 188 tilgt und an aeine Sidlc v. 192 aetxt, 
BO duBS die Reihenfolge wird t. 187. 192. ie»-191. 193 ff. 

193 schür, isl. skyr, iat aus S(.-hHfmili:h bereiteter halbfertiger (uicbt zum 
'durchbrennen' gebrachter) Käae, also was iu Norddeutschland veisaer, Matz- oder 
Sdiniit-rkase hejsst. — dravet altnord. draüi] dick eingekochte geroDoene Milch. 

107 Seihund isl. selr., dan. axl, ssalhund 'Seebund'. 

108 heck 'Schnabel, Maul'. 

203 Blefken p. 37 Factum eat budo LXIIII iu loco qui dicitur Ackermiaae 
ut mrnse Januario vaccae aliiiuot in tenebvls abcrrarent tautaque erat caligo atque 
uivia profuuditus, ut reperiri nou posaent, uieniie Aprili primum iuventae sunt intactae 
aincque fietorc atquc in viciuos diatrlbulae, pars aliqua ad praefectum, cum quo tuno 
egu vivebam, deluln, quam asperuarc faa neu erat, ille pauperibus dari jussit. 




123 

Dat einem Tyne Ko was dodt gebteven, 
205 Umniß Wynachten was l'e geltorven, 

Up Vaftelaveudt was fe cm unvordorven, 

He vandt fe ym Seinen und loecb fe heruth, 

Do rdimcckedE! em dat Flescli noch als ein Krudt. 

Dith js alfo gcfclieen vor Süden 
'210 Des Landes, up Arckermilfe bedüden. 

Dat gUvet my vorwar und gewifs, 

Dut dith Scbrivcnt nicbt gelagen ys, 

De Botter etben fe dicke, dat Brodt ys dönne, 

De Vifch wert gedr5get ym Winde und yu der Sfinneu, 
215 Den balen fe uUi der See mit Lyvcs vilr. 

Dat legge ick juw gewil's vorwar. 

Dat Water und ock de Waddeke fyn 

Motb en ein gudt Gedrencke l'yo. 

Wert en dar Beer mit Scbepen ben gebracht, 
220 Se drincken, dewyle ydt wart, mit macht. 

Aver achte Dage laten fe ydt nicbt düren, 

Se fiirchten, ydt möchte Tfls vorruren. 

Wol dar kQmpt, mach Öucks mit en driocken, 

Darvftr darfl' he geven nicht einen Twincken, 
235 Dan'imm fick ock de Buren darben fcbicken, 

So l'e mercken, dat fe an Betaliug könen fitteD. 

Ock fteith dar nemandt up vam Difcbe, | 

De l'yn Water wil laten, glfivet my gewiffe, | 

De Hußfrouw motb em dat Becken reken, 
230 Wenn he gelatcn hefft, ehr deitb fe nicbt wyken 

Und motb ydt denn wedder van em nemen. 

Des dhon fe fick gär nichts fcbemen. 

So motb fe denn dat utbgeteu lyfe, 

Dat ya deffea Landes gebruck und wyfe, 
235 Se fttten und brummen alfe Baren und Hunde, 

210 ArckL-rmisse linde icii auf keiner Karle IslanJa. Eine Halbinsel beistt 
Akffnes. ^ beiluden 'DStaliüh'? su geliruucbt vermag ich das Wort Bonst nicht 
nachzu weisen. 

220 wart 'wahrt' d h. so lange diu Bier reicht. 

224 Twinck 'das Äugenblitueln' d. h. 'nichts'. 

232 Die Eatslehuijg solcher Nachrichten Über islüodiscbc Sitten des 16. Jabrh. 
wird hegreiflicb, wenn man liesat, was Wiokler 8, 147 soiuor Reiaebeschreibung 
aua d. J. I85B erzählt 'Für mich und meinen R<-iBegef^hrt«n war im Studierzimmer 
d(>s Hausherrn ein gemeinschaftlich es Bett errichtet. Ab einer von uns des Morgens 
Dbcu das Bett verliees, trat die Frau Pfarrerin ein. Wir dachten, sie würdo um- 
kehren vor dem Haan im liefeten Negligee, allein mit Dichten. Sie machte rubig 
die Thor hintpr eich zu, als ob sonst NicniRnd im Zimmer wftre, und licsa sich hart 
ntben jenem auf ein Knie niediT, um in einer Schublade eine gute Weile herum- 
zukramen.' 

23b brummen verüchtlicher Ausdruck für 'äingcn'. Ihre einzige Vergnügung, 
wenn sie tractiret werden, bestehet darin, dass sie ihre allen Inländischen Heldeu- 
lieder aus vollem Halse hcrsingoD, deren i'ie eine gunxe Menge, und eine eigene Me- 
lodie iaxn haben, so ganz plurnj) ist.' Ilorrcbuw N.'kchrichtcn 420. 



lU 



Wenn dat Beer uth ys, wifrchen l'e aver de Munde, 

Alfo ghan de Geftc weclt na eren Hilfen, 

Do Wert mach bliveu mit lyneii Lül'en, 

Gern drincken Fe uth Schalen, Felden uth Flarruhen, 
240 NOmmer Jragen fe Geldt yn eren Taffchen. 

Hoeffnegel hebben Ic wol, de fe teilen. 

Uth kohSrncn Bekereo drincken fe ock dat Beer, 

De fint fliticb gedreyet rundt ummcher. 

Ane Geldt ethen und drincken ys dar nene fchaud«, 
245 Dat ys de maneer van deffeni Lande. 

De Hftfer flän dar yn der Erden, 

Vgr den Lufen kau Bicu fick nicht erweren. 

Des Avendes fe fro tho ßedde ghan, 

De8 morgens fe lathe wedder upftäo. 
250 By teiue efft mehr fchlapen fo yn einem plane, 

Thohope liggcu beide, t'rouwen und Manne. 

De Hüvede und VOthe leggeu fe thohope fyn, 

Snhnuven und vyften alfe ein Hupen Swyne 

Thofamende under eino WattmansFallien. 
255 Er Water geten fe thohope in eino Ballien, 

Dat fe de Nacht aver hebben gelaten, 

Dar uth wafchen fe er IlSvet und Mundt mit maten. 

Wattman under und aver her 

Dat ys er ßeddinge und ock nicht mehr. 
260 Wenn fe by Winters tyden des Dages upftän, 

So kßnen fe vor Schnee nicht uthghan. 

Kameu fe utli, fe fehcii nickles ilcua hogc Berge, bedecket mit Schnee, dkt 
ys ere I.ufl und fröuwde. 

Dama Ipggcn fe fick wedder joth Wattmans Bedde, alfe de Schwyne ym 
Kaven. Dena mBten en dat Gt'findL' eddcr Kinder othen und drincken upt Bedde 
bringen, wen fe deun fick fall gegeten und gedrancken kebbeit, fo willen fe diirna 
anders nicht dohn denn fpelen im Srcdlfpele eddev Schacktafela, dar bringeii fe 
de tfdt midt hen, Darna mSten de Knechte uth, und föken dode Scbape unod 
Tu!e VIffchP, de fe dama ethenn by erem Diffche. 

241 Jonas CommCDt. f. 97 bemerkt, dasa die Gast freu üdachaft den Iiläitdera 
liier als Laster angerechoet werile. Genau gouommen tadelt Peene nur, dais die 
Gastfr[:un<lachal't Ober Gebiihr in Anspruch genommen wird. 

246 yii. Kirhtiger hiltte Peerse ao gesagt, da die üauser so gebant sind, 
dasB der Erdboden Flur und Fussbuden in den Wohnuugea bildet. 

260 ff. 'Die ganze Stube war f(ir die Nacht in ein Bftt umgewandelt. Der 
ganze Rutim war mit menschlichen Körpern Olierdeekt, was rin um so wunderlicheres 
Auasehcn hatte, aJB die Isländer, Jung und Alt, die Gewohnheit haben, dass immer 
der Eine mit den FüBsen zu Hüupten des Andern liegt.' Winkel S. 107. 

254 falie, Kleid, Mantel, Decke, vergl. Kilian a. v, 

2f>5 Es ist das an dieser Stelle Erzählte das Ungeheuerlichste, was Peerae 
Ton den lalilnderu zu herlchtea weiss, und stimmt genau mit dem überein, wm 
Catull ¥011 den Coltibern weiss. La Peyrere wiederholt djpae ihm aus Blefkens Buch 
iiberb online De Fabel mit der Bemerkung Je croy c^ue les Islandols ne sont paa maiu- 
tenaiit si sauvuges qu'il oDt csi>';. Anderson, Nachrichlca von Island (1746) 129 
hat xich von den Schiffern, die seine Gewährsleute waren, erzählen käsen, dass die 
Isllinder mit Urin walken, und ihre Weiber, weil sie keine Seife halen, mit Asche 
und Urin waschen. 




BEKLIN. 



125 

Wem deffe dinge nicht wol gevallen 
Und deffe Koft nicht kan vordouwen allp, 
De kan fick yn YrslaniU nicht ernercii, 
2G5 Dat fegge ick yut gemene mit ehren. 
Und wol dith niclit ßlGvi'n wil noch kan, 
^^ De Tegel ffllvelt dar tienan 

^^^L Und reyre dar, als ick hebbe gedan, 
^^^V Dat he de warheit defte beth ervaren kan, 

P deu' 
möc 



W". Seelmann. 



Niederdeutsehe Inschriften 



Krypta der Domkirche S. Laurentii zu Lund. 



I. 



Zu der Mitteihing des Herrn Dr. Wulthcr über eine nieder- 
deutsche Inschrift in der Kirche za Lund (Korrespondenzblatt VII, 72) 
möchte folgendes von Interesse sein. 

Durch die Güte der Herreu Docenten Sven Söderberg und Axel 
Ramm in Lund und des Herrn Dr, Anton Blomberg in Stockholm 
liegt mir die Copie einer Anzahl von Inacbriften der Krypte in der 
Domkirche S. Lanrentii zu Lund vor*). Sie sind gelesen von Herrn 
Axel Kamm, der in allen fällen, wo seine Lesung von der seiner 
Vorgänger lirunius (Uoskrifning Öfver Lunds Domkyrka) und Sjöborg 
(Samliogar för Nordens fornälskare) abweiolit, deren EnlzifTerung bei- 
gefügt hat 

Eb sind darunter mehrere niederdeutsche Inschriften, die wohl 
sämratlich von dem Baumeister van Düren herstammen. Brunius, 
Skanes Konsthistoria fÖr Medeitiden, S 101, nennt ihn einen Nieder- 
länder; ich vermuthe, daas das 'van' vor dem Namen diese Bezeich- 
nung veranlasst hat. Möglicherweise hängt er mit einem der beiden 
westfälischen Orte Düren zusammen, schwerlich mit dem bekannten 
julichschen. Denn die Sprache der Inschriften hl doch wohl gut 
uiedersächsisch. Vun Düren war nach Brunius Kirchenbaumeister 
von 1513 bis 1527 und „vielleicht noch länger". Die Inschriften ge- 
hören, so weit sie datiert sind, den Jahren 1513, 1614 und 1525 an. 

*J Ich habe selbst zweimal (lä7T und 1BS2} dio betrflffendeu Darstellutigea 

geaeben und die ItiBchriflen gelesen. Erst durch C. Walthcrs Mitteilung im 

Korrespondenzblatt VII, 72 wurde in mir der Wunsch rege, Abschrift der Letzteren 
zu besitzen. D. Schäfer. 



126 

Van Düren ist es gewesen, der im Auftrage des Erzbischofs Birger 
die verfiillene Krypte wieder hergestellt hat. 

Die Mdirnahl der Inschriften findet sich auf der Aussenseito 
des grossen steinernen vierkantigen Brunnenbeckens in der Krypte, 
nämlich : 

a) Auf der oberen Südwand desselben in einer Zeile: 

[Dat a]')nbegyn dat heft ein got behagen; dat eiid' {=ende) 
dat moet den last [dra|*)gin.^) 
Zur Linken am Rande steht auf einer Leiste: 
VAN 
DVRK 
1514 
Unten an der Steinwand entlang in einer Zeile: 

mannich lert der andeF {=^ anderen) ein goet raet, vy wol 
he feluer dar nicht naen (^ na en) staet. 
Zwischen dieser und der oberen Inschrift ist ein Gi-istUcher ab- 
gebildet, der einer ihm gegenüberstehenden FraueugestaU, welche die 
Hände auf der IJrust gekreuzt hat, den Arm warnend entgegenstreckt. 

b) Auf der Ostwand ist ein Künig dargestellt, mit Krone und 
Scepter, und ihm gerade gegenüber ein Krämer mit Silberkanne und 
Geldbeutel. Der König hält einen Papieratreifcn; auf diesem steht: 

151S 
er geit bouen 
alle dinck. 
Ueber der Gestalt des Krämers ist zu lesen: 

nein, fprickt fik der penick, war ick w[endiij'), 

dar heft de levfde 

en ende. 

c) auf der Nordwand steht'') : 

schone geloiien vnde lütlicb tbo geüen, 

dat do[et]^), | de daren myt vroden leüen; 

dat hebbe ich io | wol bevunden. 

wactt rieh ein yder wol, vor he | büft^bünden; 

wan he gebunden is, 

loyca bvt | mv (=^ men) em, dat ia wisü'): 

o loyca, du hift | en feltzen gast: 

wat du krigest, dat helftü vaft:*) 

■] Hier fehlt ein Strick ; Sj. liest : D . aiibegyn, Br. : Dut aobegyn. 
») Felilt ein Slück; Sj. liest: d-giii, Br.; dragen. 

*) Die einitelnen Wörter der Iiischriftea lies Brunnens sind jedesmal duFcli 
Punkt von einander gesondert. Sonstige Interpunctioa fehlt. 
*] Es fehlt ein Stück. Sj. und Br. lasen : wende. 
'} Die senkrechEea Striche bezeichaea die ZeilenschlU^ao. 
■) Es fehlt ein Stück; Sj. und Hr. lesen; doet. 
') Sj. liest : wis, Br. : wiis. 
*) DdB dceiiualige Kolon steht in der Origiualinschrifi. 




127 



d) Auf der Westseite des Brunnens findet sicli die Laus; sie 

ist von ungeheurer Oriisae und durch eine mit Sublnss versehene 
Kette gefesselt, beisst aber trot?.dem einem Schafe die (Jnrgel ab. 
Darüber steht: 

d[e]') hungerde lus de bit dat fcaep, dat is wj-s,'") | 

got bettber dat fchap, dar fcoruit is, 

dat dar | '") fcoruit is vnd fio nict kan kloweii; 
des'") I moghen fich de hiingerdge lus | vo! vrowen. ADAM. 
151 + 
Wenn man diese Ziisammensteltung in Betracht zieht, so hat 
wohl kaum eine andere Vermuthung so viel Wahrscheinlichkeit wie 
die, dass die Inschrift auf die persönliche Lage des Kirchenbaumeisters 
van Düren zu bezivhen ist. 

Eine andere niederdeutsche Inschrift, die früher an einem l'feiler 
bei der südlichen KirchenthUr stand, findet sich jetzt aufgerichtet an 
; Ostwand der Bildlichen Krypte. Es ist diese: 

doman (= do man) fchreff 1525 aer, des fridages nag fancti 

marjckuf dach, 
vor lunden ein groit iamer gefchacht; | 

dar bleft ußer de vifftein hondert doet gefckottnn vnde | goflagen : 
dat mögen de fkonfke vift'er vael klagen, 

M1*H<|-M ADAM bor?i 
DAT ANBEGIN DAT HEFT EIN GOT BKHAGEN 
DAT I ENDE MOT DEN LAST DRAGEN.") 

Die Inschrift bezieht sich auf die Schlacht bei Lund 1525 April 2H, 

iD der Johann Uanzau die schonenscben Bauern niederwarf, welche 
sich Sören Norby angeschlossen hatten ; vgl. Allen, De tre nordiske 
ßigere Historie, 5,49 ff. 



■ JENA. 



Dietrich Sehäfer. 



lt. 

Vorstehende Mittheilung des Ilnrrn Professor Schäfer ist in 
mehrfacher Beziehung werthvoU und interessant. Es erhellt daraus, 
wie bedeutend der deutsche Einfiuss um 1600 in Skandinavien ge- 
wesen ist. Dass ein Ausländer ein Amt bekommt, dass er bei Aus- 
fuhrung eines Baues Einheimischen vorgezogen wird: das ist oft und 



•) Ramm: d— ; Sj. und Br: de. 

'°) Ramm htt hier noch ein Zeichen 5^ 

"} Die Wörter dieser Inschrift sind njchi, wie die der vorigen, durch einzelne 
Punkte, sondern theila durch Doppelpunkte, thdls durrh drei llbereinander stehende 
Punkte gesondert. 



128 

vielerwegen vorgekommen, zeugt jedoch immerbiD auch von einer 
Ueberlegenheit desselben und seines Volkes. Dass er aber die von 
ihm ausgebaute Ilauptkirchc einer Stadt und eines LanJos mit In- 
schriften, nicht in der Landesfpi-ache, sondern in seiner eigenen 
Muttersprache, versieht: das ist gewiss eine seltene und beraerkena- 
wertbe Erscheinung. Für den freilich, der einigerraasseu die nordische 
und die hansische Geschichte kennt, ist dieselbe nicht unverständlich; 
weiss er doch, dass sogar die skandinavischen Könige fast nur in 
sächsischer, in niederdeutscher Zunge mit den Deutschen verkehrten. 
Aber wie viele wissen das oder sind dessen eingedenk? Den meisten 
gilt das Mittelniederdeutsche eben auch nur für ein Dialekt oder 
mehrere Dialekte. Wie weit die Gedankenlosigkeit und Unwissenheit 
in diesen Dingen geht, erfuhr ich kürzlicli, da mir ein hochgebildeter 
und studierter Mann als schlagenden Beweis für seine Behauptung, 
dass es im 16. Jh. um die Bildung in Schlcswig-Ilolstuiii übel bestellt 
gewesen wäre, anführte: „die Leute konnten ja nicht einmal Hoch- 
deutsch," Mit demselben Rechte hätte er natürlich jedem Cultur- 
Volke jener oder der jetzigen Zeit, das seine eigene «Sprache spricht 
und seine eigene Litteratur bat, denselben Vorwurf machen können. 
Bl'i solchen Anschauungen halte ich es nicht für überflüssig, auf das 
Zeugniss aufmerksam zu machen, welches jene Inschrift über die 
Weltstellung des Niederdeutschen ablegt. Es kann keinem Zweifel 
unterworfen sein, dass am Lnde des Mittelalters diis Niederdeutsche 
mindestens die gleiche internationale Bedeutuug hatte wie das Ober- 
deutsche, und ein gleich grosses und wichtiges Sprachgebiet umfasste. 
Ob der Vorname des van Düren nicht überliefert ist? Nach 
unseren Inschrifteu könnte er Adam geheissen haben, wenn wir das 
an der rechten Kante der Westseite stehende Adam 1514 und das an 
der linken Kante der Südseite befindliche van Düren 1314 als zu- 
sammengehörig betrachten dürfen. Mangelt es vielleicht nach Adam 
1514 an Platz auf der Westseite und steht das van auf einer Linie 
mit Adam 1514, so wäre die Wahrscheinliclikeit vorhanden. Freilich 
scheint die fünfte Inschrift die Vermuthuug nicht zu bestätigen. Hier 
änden wir am Schlüsse des ersten Salzes Runen, welche zu lesen sind: 
Got helj). Das vierte Zeichen ist nämlich keine Rune, sondern soll 
bloss die beiden Wörter trennen. Dieselben Uuneu kehren in einer 
dänischen Inschrifi*) au einem Pfeiler der nördlichen Hälfte der inneren 
weaUichen Kircheumauer wieder; hier ist aber zwischen Gol und /(c/p 
nur ein Punkt gesetzt. In jener fünften Inschrift folgt anf die Runen 
wieder der Vorname Adam mit dem Zusätze borii. Letzteres Wort 
ist wohl als horner zu lesen, was einen bekannten niederdeutschen Zu- 
namen ergäbe. Also hätten wir einen Adavi Jiorner. Ob dieses der 
Name eiues Gehülfen des van Düren gewesen ist, der auf der West- 
seite des Brunnens allein seinen Vornamen eingemeisselt hat? Oder 
iat der volle Name des Baumeisters Adam Bonier van Düren gewesen? 

*) ebenfalls in dor Sammlung di>s Herrn Ramoi. 




129 

Was nun zunächst Terpager's Lesung der vierten Inschrift betrifft, 
so niuss man sie eine für seine Zeit merkwürdig genaue nennen. Ja, 
icli gliiube, dass er in einem Falle noch melir entziffert hat, als seine 
Naclifolger, niimlich darin, dasa er Uii'tren und vröineii liest. Ea wird, 
wie ich bereits in meinem ersten Artikel andeutete, hlvwen und 
titiiccn dagestanden haben. Es geht ja auch aus den Angaben des 
Herrn Uamm hervor, daaa die Inachriiten mit der Zeit an Deutlichkeit 
verloren haben. Auf diesen aelben Grund ist vielleicht die Form 
vrotien der dritten Inschrift ztiriicknuführcn. An ein bisher auch noch 
nicht nachgewiesenes vrtHle (Klugheit; vom Adjectiv vföt) ist nicht zu 
denken, weil es keinen verständigen Sinn geben würde, Ks kann nur 
vroiide, Freude, gemeint sein, für welches Wort aber eine Form vrode 
spracbunrichttg wäre und auch meines Wissens unerhört ist. Ent- 
weiler also hat ursprünglich vroile gestanden, oder es ist ein Schreib- 
oder vielmehr Meissetfehler des Künstlers. Ferner ist vielleicht über 
penick ein Strich vergangen; denn es müsste penninck lauten; oder es 
ist wieder ein Schreibfehler. Eine eigenthijmliche Verschreibung ist 
buiigerdgc: es scheint, der Künstler wollte erst hungerde meisseln, 
endigte aber mit - — ge, als ob er hutigerige hätte setzen wollen. 

Die Sprache der Inschriften ist sicher mit Professor Schäfer gut 
niederdeutsch y.a nennen. Dass sich ein wenig skandinavischer Ein- 
fluss, auch ausser der Verwendung von Kunen, zeigt, ist natürlich 
nicht i^uni verwundern. Doch ist er, wie gesagt, nur gering. Dahin 
könnte man das v statt w (vij. vol, viffer, vael), das sc statt seh 
(scaep, scaroit, gefcliotlen, shonske), das goi statt gut rechnen, wenn 
nur nicht diese Eigenheiten im Niederdeutschen auch sonst gewöhnlich 
wären. Aehnlich steht es mit dem jf in uffer und mffer der letzten 
Inschrift. Im 16. Jh. kommt der Itrauch nämlich auf und dauert bis 
ins 18. Jh,, im Niederdeutschen f, jf statt des früheren inlautenden 
V zu schreiben. So wird auch dies hier nicht auf skandinavischen 
KtnKuss zu setzen sein, zumal da die nordischen Sprachen das zweite 
Wort (vif) gar nicht einmal mehr kennen. Eher könnte die Schreibung 
levfde in der zweiten Inschrift nordischen EinHuss verrathen. Ganz 
ohne Zweifel ist aber auf die skandinavische Umgebung zurückzuführen : 

1) ein got raet, denn nil, Rath, als Neutrum zu gebrauchen ist den nord- 
germanischen Sprachen im tiegensatz zu den südgermanischen eigen; 

2) ke tilifi buiiiUii statt he wert (wird) bunden, während das dar lieft 
tlod gefekotten der fünften Inschrift nicht bloss Skandinavismus, sondern 
auch (iermanismus ist; 3) «er statt ^aer (Jahr). Endlich offenbart 
sich schwedis.-he Aussprache des cht in wadl und nid. Üb in dut 
schap dar fcorcil is das dar das dänische Relativ dvr sein soll? es 
kann allerdings auch durch Versehen dat vor oder it nach dar aus- 
gefallen sein. 

Auffallend>.>r als diese Skandinavismen ist eiu Alemannismus: der 
Nominativ des Artikels der in der zweiten Inschrift. Da das Wort 
ausgeschrieben dasteht, ist nicht daran zu zweifeln; stunde d\ so 
wäre dies sicher in de aufzulösen. Etwas hochdeutschen Schmuck hat 



130 



aach das Wf/wol in der ersten Inschrift. Wenngleich altsiichsiacli hwi 
und mndd. wi vorkommen, so ist doch as. hwii und tnndd. wo, wü 
das gewöhnlichere. Wenn man es demnach auch nicht als hoch- 
deutsche Form hetrachten darf, so miiss es doch wohl als Idiotistnus 
irgend eines ndd. Dialektes angesehen werden. Dialektisches ist noch 
einiges mehr vorhanden, als: beithcr statt hcler, und vor allem in der 
letzten Inschrift; groit statt grol^ groot; uff'er statt over; hondert statt 
hundert; gefkotlen sta.it gcfkole» ; vacl (lies; tcael) statt wol. Diese In- 
schrift hat überhaupt manches auffallende, so die als Praesens behan- 
delten und deragemäss mit dem Suffix / versehenen Praeterita jc/c/iacW 
und Heft statt gcfchach und lief- Kesonders ist die Form Ueft auf-' 
füllig. Vgl. übrigens Lübben, Mittelniederdeutsche Grammatik S. 47. 
— Ungleich ist auch die Darstellung des kurzen o in offener Silbe: 
neben boven (über), gelovcn (geloben), moghen (mögen) findet sich 
gefkotlen mit Schliessung der Silbe, ja gar mit Uebergang in u in 
uffer und andererseits wird das o in a gewandelt iu duren (wagen). 
Schwankend ist der Gebrauch des /; und c7j im Anslaute der Wörter 
ik (ich) und fic (sich); auch lutlich statt luUik gehört hierher. 

Zur ErklÜrung ist noch v.a bemerken, dass stnn nä, sonst soviel 
wie: trachten nach, hier zu verstehen ist als; thun nach, Das en vor 
staet ist bekanntlich Negationspartikel. — In der dritten Inschrift 
macht die zweite Zeile einige Schwierigkeit. Daren heisst wagen, 
nimmt aber auch nicht selten die Bedeutung von dorvcn, dürfen, an. 
Setzen wir die erstere Bedeutung ein, so heisst der Satz: Schöne Ver- 
sprechungen machen und wenig geben, das thun die, welche sich ge- 
trauen in Freuden zu leben. Mir scheint die letztere aber einen 
besseren Sinn zu geben, nur würe dann de vor dat zu ergänzen; die 
das thun, die dürfen in Freuden leben, — Das vor des 4. Verses ist 
ein erwünschter Beleg dieses Wortes als Conjunction im Sinne vod 
'ehe'. — Das uiiss derselben Inschrift und das vys der folgenden sind 
soviel wie gewiss und nicht soviel wie weise. — Mit des Künstlers 
bitterem Urtheil über die Logik, die Vernunftgründe, womit man ihn 
abgespeist hat, lassen sich die Verse v. J, 1520 vergleichen, welche 
Lübben im Mndd. WB. aus dem Rechnungsbuche des Fischeramtes 
in Bostock mitgetheilt hat; 

Ja uiide nrJi is umghewent; 

Dede nu de nyge loyeke nicht boJceiif (■=■ hclicnf, kennt), 

De wart bedragcn funder tciin. 

Dat gg mg rechte vorftim: 

Me (man) gift «jt hanifeste unde brcve. 

Wen me fe holden fckal, so sl<hi fe fclievc. 
Die Inschriften erheischen zum Schluss noch eine Besprechung 
auf ihren Inhalt. Die der Ostwand ist nach dem Datum die frühste, 
sie hat zwei allgemeine Sentenzen, dass Ehre über alles gehe und 1 
dass in Geldsachen die Liebe aufhöre. Die beiden Aussprüche müssen 
zusammengehören, denn der zweite ist dem ersten entgegengesetzt. 
Dass nichtsdestoweniger auf die Ehre im zweiten kein Bezug ge- 





131 

nommcn wird, erklärt sich daraus, dass dieser oFfenbar ein litte- 
r&riBches Citat ist Im /usammenliange mit dem vorhergehen den 
Verse ist es zu verstehen, als ob etwa dastünde: Nein, spricht der 
Pfennig, wo ich hin komme, da hat Ehre und Liebe und Recht ein 
Ende. Der Künstler hat wobi von vornherein betonen wollen, dass 
zum Bauen vor allem ßeld gehöre. Er scheint darin und vielleicht 
auch in anderer Hinsicht während seines Baues schlimme Erfahrungen 
gemacht 7.11 haben. Wennschon die obere Inschrift der Südwand, 
dass der Anfang behaglicli sei, aber das Ende die Last tragen müsse, 
wiederum eine allgemeine SentenK ist, welche jeder Arbeit als Motto 
vorgesetzt werden darf, so Ijisat sich doch die untere vom Priester, 
weicher einer Frau guten Itatb giebt, aber selbst nicht danach thut, 
nur als ein Ausfall auf die Geistlichkeit verstehen. Und die Verse 
der Narder- und Westerwand mit ihren Klagen über nicht gehaltene 
Versprechungen — dat hebhe ich io wol hevitnden — und aufreihende 
BedrüDgniss durch veritchtliche Widersacher kJinuen sich doch wohl 
nur, wie Professor Schäfer will, auf die persönliche Lage des Künstlers 
beziehen. 

Was den Inschriften noch einen ganz besonderen Werth verleiht, 
das sind ein paar Citate aus Lübeker I'astn achtspielen (s. Ndd, Jahr- 
buch VI, 18S0j S. 1 ff.). Das zweimalige Reimpaar 

Dat anhegyn dat keß ein got behagen ; 

Dat ende dat tnot den laß dragen, 
stimmt zu dem ICnde mot de laß dregc», des P'astnactitspicles v. J, 
14^41, ist aber nicht eben daher entlehnt, sondern ein, auch in dieser 
gereimten Fassung, sehr verbreitetes Sprichwort. Dagegen vermuthe 
ich, dass die Rede des Pfennigs: Nein, war ick wende, dar keß de 
levßie cn ende, dem Stücke des Jahres 1495 entnommen ist, das 
den Titel führt: De leve vorwynt alle dynch, der weddcrfprck der*) 
peiinißiek; vgl. Ndd. Jahrbuch VI, 15. Und der Anfang der Inschrift 
auf der Nordseite ist sicher eine Keminiscenz an die Verse im llenselin : 

Vile loven, weynich gheven 

Kumpt eynem ertxegeclx wol cven; 
I^Kdd. J&brbuch III, 1877, S. 21. 



C. Walther. 



•) der, wie in der Inschrift, statt de! 




132 



Besehreibung 

der Handschriftensammlung des Freiherrn 
August von Arnsv/aldt in Hannover. . 

I. HandschrjTien in klein 8". 
Nr. 31Ü9* ') Pphs. des ir>. Jh. fol. 148. 

Biu-h ilfr ewii/firi Wcishtil*). 

f. l" Ir.ci: f. 1'' lilr") licvct fttk uii dut bok dnt lue uät bi lutine omloeln 
fapie to tudr dnt bork der onl^u wlfheit Et Jtvt eiimal eu ii[|e)(er ua tt^ 
inetteu Tü vuil' eioe c'tifixe tQ tltigeile goil<Ie inichlike dat be iiiulit koode 
betrachtü norli Jlu" niart«" noch Jin liden vö urae dar »Xf« bitter waa waBe he 
dar an haJde wes an de Jvlve tyt grote gebreke gehat vil do he in der clage 
Jtvt do qwamen Jlne Iwedjgs Jlnne i en vngewonlkhe vpgetogth6j't tB Ivcb- 
teile ome Jere tu clarlichgö — 

f. 146'' du to hat dea morgö» wart id voUebracht wete op Jln eude. 

f. 147* Dit bokelin dat dar hetet de ewige wijbeyt bokeliu des Jin ta d« 
gyiddea like liebben de i di//or le/ten tyt i mänige h'te beginct v'le/che rä J 
etliken wedd' entbenieii. v(i den iimteria ia vi dem begiiie. wete an dat eode 
va deine vnietige werdige liden vnj'e» h'ren Jhv' x'. vfl wu en frome mi/che 
dat fvlven liden na Jime vertnuge ome na volge vft vä derae w'dige loye vB 
vn/preJike lede der rejue ivcvrovive marieii vfi dar ine Jit bejluten Iwe 
hvderleye materieu de vt genonie edele TU nvtte Jit. wii etlike minj'cben 
Tnwi//enliken tb godde getoge w"de vä f. U?"" eine h'telikä i-vwe vfl vä eine 
milden vorgevi wu leHik god is. vfi wo bedrage de leve der w"lde is. En vt 
TJchtinge drier dinge, de eine inigea minjchen aller nieyjt an gudde mochten 



') Die Handsclii'iften, deren Nummern mit einem Stern hezeichuel sind, haben 
neuere Kinbäade und eutbehTeu daher mit den alten Vorsetzblätteru die Angaben 
Ober die früheren Besitzerin neu. 

*) Tgl. Die Schriften des Ilemrich Seuae nach den ältesten Hand seil riftcn in 
jetziger Schriftsprache hrsg. von Fr. H. S. Denifle. I, (München läSO), 305 fF. 
Auf der BnrguailiBchen Bibliothek in IlrQsael befindet sich eine niederlltniiiscbe Be- 
arbeitung dieses Traktates in einer Handschrift des 14, Jh , die /u Anfang lücken- 
haft ist, sie beginnt: hy aldua. Tgl. Catalo^c des manuscrits de la bibliotheque 
royale des Üiics de Bourgogne. (Uruxellea, 1612) I. No. S94(!. Eine abgekDnte 
niedertikudischc Bearbeitung ohne Torrede und nur 14, reap. 15 Kapitel enthaltend, 
Yiegt vor in einer lls. aua dem Anfang des 10. Jb. anf der Bibliothek der Maalscbappij 
der nederlandache Icttcrkunde te Leiden, vgl. den Katalog ihrer Bibliothek I, (Leiden 
1877) 23: Horologinm aeteniae sapientiae, ofte eeuwige wijsheids uurwijzer, tot nut 
en dienst van alle godminnende zielen, om godvrucbtelyk te leeren leven en godzaliglyk i 
le leeren stenen. 227 bll. 8°. M, C. P. Serrui-e beaus einen nicht viel spfitereu 
An twerpener Druck : Eon Euyverlic tractaet van die eewighc wjaheit. In weick die 
dienaer vraecht ende die eewiglie wysheit die antwoort. Gheprint Thantwerpen by 
my Jan van Ghelen. Tgl. den Katalog seiner Bibliothek I, (Bmxelles 1872) No. 108. 

') Dag feitgedrui-kie in roter Schrift. 




weiH' /tau. ilal, (HC wo he /i> toruiih möge /«iuö vfi doch /o minichlic gejlu. 
dat niiüere wrvmc he /eck Jlne andechtigen dicke na h'l« liifte entvt. vnde 
TD hi ninn /ine wnrc iegew'dicheit erkennet. Dat dridde wrvnie id gnd 
Jine fninden al/o ovele let gan i tit viunierwereDde wc d' belle Yä viiroetigü 
froTdö des hemelrikes eildelbeyt fatlikes lides. dat ander del des f. 148* 
bokelins wo man Jeal leren Jterreu. wo man god andechliken entfan Jcnl wo 
man gwl love Jcal. dat dridde del het de h v dert betraohtinge, gelovet J"y 
gi»l amen. /iV.s/ '!n- Srile. und f. U»'' Im: 



^^^i 



Np. 3130*. Pphs. des 15. Jh. fol, Cl. 



1) l'o, 

I deine anbrgine 

«yne ganze ernjle. wete wa dvt h 
/eck betere. be wil dene met 
nii/clie de Jlck to godde wil voghi 



ilfii iifiai Frlsfn*/. 

Alle tni/ehe de neme dv//er lere war. met 

one raet Tlite le/t efte höret le/e de mot 

■lle in /fnde /lerne, I/t aiier dat ej-n gvt 

hir geleret wetuk de ^rate Jln to 



^me or/prnge. wete hir ine /c4l men wol vide wat den mjiischc noch erret. 
vb wu medde dat he geutige y«. Dvt bnch boret allen cri/te Inde to wo /Qdich, 
efie wo hiüth dat /e /in. hie lieiel fleh dvt boi-k an f. 1'' Dat ge/chach to 
eyner tj-t i deme advete eynes morgi-a vro dal eyn mi/che wart r'manet dat 
he iwert kere /eolde — 

f. 35* de Tiget de bei /iue ägel i /e geworpe dat /e nicht vort en kome. 
de rai/che /praidi h'ta leve wat is de angel. de dar f. 35'' uriil f. 36* ur- 
gpriinißu-h Iror, s/irikr iiiii i-infr uit'jeühltn Haml t. 35'' hcsrhrirbr.n, dir die Seile 
tu lat. fehrrseliiini/mbiinyi'» hemih.l liiil : i. B. esi/tes de du we/ede bis, 
lactor ervinder. f. 36* 'iir lliilflr ähiiVirh rrnrcndrl. 

f. 36'' antw'de de /prack. dal is dat /e noch ichteswal opge^chtes tu 
bekömeruiZ/e hebbe met d" w'lde vil leve /eck /ulvc vft al ur wi/e vn or üfnge 
hebbe /e raet wolbevalleheyl — 

f. 58* (ät dar antjw'de de /i>r«ck Ju//e /warte nü/che de ia vft deme 
negede wege /tot wete he hadde ichteswat hebagea Itc-^l ilrt- .s'bjVp nrgprün<jlirh 
leer, dann ron der Hnnd.. iirlrlw f. 3ii' liFsrhriel'cn, m hl. f'ebiingen brnutit: 
colUta be/meret «. «. ir. Arhnlifh f. &V'. 

U) Oxlrriirrdiijl, 

f. 56'' Enghel/che /cbar <ler b^mele her frawet /eck de gotlickc wndere 
de her frnvwen /eck nv vü de beyl/ämighe h«//vne de /i nv an iudede dorch 
de /eghevecbtighe des groten köuigea — hir vme bidde eck ivck mine aller 
leve/le /u/tere de ghi hir f. 59* vmrne /tan dat gi meck helpen anropen de 
barmberdirbejt des alweldigen goddes — dit ^nt de o/terlicken feste in den dat 
Ware lam gedodet is — 

f. 61* dar vmme bidde we deck herre beware gnedichliken dine denere 
alle pre/ter werdicheyt vfi dat alder ynuigste vokk mit vn/eme aller hilge/ten 
rädere deme pawe/te Innocencin vort mer vn/en gnedigeu berren Emejivm 
arzebi/cop dvX/er gbnnzeu men/cbop dT//es goddes hv/es vfi vorlige /teden- frede 



*) Stark verkürzt and unvollständig, vgl. Daa Buch von den neun Felsen von 
dem Strasahurger Bftrger Ralnian Meniwin hrsg. von C. Schmidt. Leipzig 1859. 
f. 1* = S. 1, f. Ib = S. 2, f. 35* = S. 8-2, t. So'* = S. 84, f. 68» — S. 131. Voll- 
etändig «tthält dieaeu Traktat eine andere geldriscbe Handsclirift in kl. 8° der von 

Amswaldtscbcn Sammlung, No. 3148 f. l*-[)3t'. 



Tnjeme aller erwerdige/teu key/ere Fredilerico in di-J/en frnvden der o/terlichen 
feste des bidde we deck Aimh .llim spm vii/eti licrrcu & uelera. Knia Sornr 
oTBte d'm dtligcter pro nie de/pectilJiä oini pro vora pacieoia 

Nr. 3131*. Pphs. des 15. Jh. fol. 48. 

(.leinle.rhenehtriiruiiii des Ilriitiifli li/isi-linmim^). 

f. 1' Dut ge/Mch na iV bort x" do dujet ver hundert ¥fl Jeve vfl dritiuh 
inr y'gä weTe in deme mane iiouebre i denie lüde to cleue collejehe Jtiehtes i 
ene dorpe iiiedrith genät gelege bi en' /tat de het du/berth op füte iiiartea auel 
dat ^ck upebarde eeiies mäiiea gey/t iia d" tit dat he gej^orne was v'ticli iar nii 
twelf weke Jln uam was gebete hiriek bn/chuiau iclite/waüe on aekermü v2 Jlne 
üpebarighc gig Job tu — 

f. 48'' dat were [es vfl twltich weeken des fi got geluuet vö bfldiet i 
Jlneu hogej^e throne un vü ewichlike am 

Np. .3132*. Pplis. des 15. Jh. fol. 18. 



Von dem MHIei'lm M/irini-f. 
I denic bitter liden dat Maria haddc In 
»"pI Uden wif i diu herte vfl vor/ta von loeck dat /charpe 






1 aubeghii 



levt-n rim<>N JltelV 

bitter Itden dnt 
ende des lidens. deme 



Marin baddc in ures X^'^^' 
liden keu liden gliuk is - 

f. 12" Alexander uecken Jpricket «ver dat leven bock dat vje leve frowe 
Maria dre <Iagbe mit groter clagbe mit feJYem weneude bi orea leven Jones grave 
blef de wiia Jhpfits Jele hi den oltvederen was in der vorhelle on tro/c vä frovde 
do ghevcnde. &c~ Amen .ch rcyne moder vü zarte frowe wafle nemen dine 
grote bittere berte lejt enen ende dat dv an dime alder levej^en kinde /eghejl 
.at hure mit erbarmingbe. .o min zarte kint vorjcheden was f. 12'' vfl al/u vor meck 
hengbcde vi) mineme berteti vfi Jlnue /o ghnr alle craft gbebrockcn was do eck tiieUt 
anders mochte do hodde eck mänich eleudech opfent na mime kinde ^ 

f. Iß"" en trojlet Jeck Jlnes vn/enldigheo leveudes eu grotter mighe vü 
ghejtrenghen ievendes ener t.yt de ander dat edder min trojl vfl mi Wvorlat iit 
gbenr f. 17 und 18 krr.' 

Nr. 3133*. Pphs. des 15. Jh. fol. 58. 



,S. BrvjHlcm Vishu . 
f. 1* IHt te fuRte Urigydie dr 

mach eck nu Jiireken wente myn Jele 



w dem Leiden ClirisH'). 

flie panto dlAi nortri Jus xfi ame .at . 

i bedrouet wete an den dot Do ^rack 



') Vgl. W. Seelmann in diCBem Jahrbuch, Jahrg. 1880, 32 ff. Zu den von 
ihm (35 ff. vgl. G7) verzeichnelen Ilandachriften des Mirakels füge ich noch eine 
niederländische auf der Bnrgundischen Bibliothek in BrUssel, die der Katalog wol 
mit unrecht ine Jahr 1438 setzt, vgl. Catalogne I, No. 16.^5. 

') 'Die pasaie van ons Heeren Jhesn Chr. als het opcnbaerde aen S(« Brigitte' 
befindet sich auf der Bnrgundlsdien llibltothi'k in Brüssel in einer Hb. des 15, Jh., 
vgl. Catalogne I, No. SD4ä, und in Ewei Hss. des lli. Jb., vgl. Catalogue I, No. 3028 
und No. 4905, die Brüsseler Ilss. No. 3042 und No. 3043, beide vom Jahre 14B7, 
enlhalleii 'het leven vaa St« Brigitte' und 'De revelatien van ona Heeren J, C. 
aen St" Brigitte". 





135 



JjBiuu retnia Here wea bedruue|tu deuk uiiue /ele /ette eck vor deck eck wil 
nijl deck gaii in de dml vud eck /echghc deck dat vfirwar ick en wit uöiuer 

1 von deck Jchcydeu eck wii luyt deck »n djiie drul'ni/fe ghnn — 

f. H" Brigjdt» myn bnid dit opeu- f. 6*" bare ock deck vun wui^en to 
wurde myn iiyoe de eck lieblie geledou iu de galghon niynea dodes DeJ/e ding 
vud deJXe word de eck deck bebbe upebart vud noch openbare wil de gheae eck 
bIJo eyne dureu /cbat. Dit jVhalta to hope /cryne al/o eck deck hebbe gejechl 
vnil uuch wil J^chglien. Do begüde eck to Jwelede ouer matc von den lede dat 
dat blüd lep neck vt eyncm ledemate in dat and* — 

f. 58* dar Jcholde Je myne ghewalt by bekeniie inyiier leiie viid velu 

I weren de des nicht to hertt nenie dat Je meck nicht bekenne wolde niyt de 

loue üdd" myt d' lene dar foio worden /e vonlnmet amen f. 08'' her. 



Nr. 3144. Ppbs. des 15. Jh. fol. 316. 



]) liclm'-lifiinffeii über dk XXXV Fiusfiilh ./'',./<,.. 
Dit in een ruiierltke noITfiÜKe viui de \xxv. vnllpu Ute oiife lieite 
e Iu fjn'e beillgeii lydrn pullen k eQ gl . . oegct v oelTeuige da' In ntTerc mit 
cen pT bF lpb danck dj lieue U'e ibs des mynlikc uedeirals den du dedes 
optc beruh uliuete — f. 48" eü jijentier Jl djue bemelsche vad" als /j-n gemj-nde 
duchter eü dyn wtuercoren bniyt da' hi dy om ge/ant heeft. eil da" du dyn 
dnrber bluet om gejturt heues. eQ den bitteren duet Toet geleden beues. Anieu. 
Deo gracius. f. 48'' /«r. 

'Jl Vnn vegf-n fnnlfhmt der sundigen lirlrn. 

f. 4'J* Hier begynen liege fontejue der e«nade om te reyuige onfe ziel. 
dir Irde l«t fyne heiligen voeten. Alre barmhertiebjle her Jliü Ic vermaen 
V der grotur pynon die dn geledeu lieb/te voer ong armen Jioderen In dynen 
üu' heiligen vueten gaende altyt tot xxsiii iaren toe bervoeta iner alre raeejt 
doe JT di leide wtteu garde onburmhertelicken uu* die barde Jtenen in den wege 
op ter /traten in die calde {t»t van ihem/aleni — f. fi2'' Joe verhoert mj 
lej^ andacht eft begeert. bemeljche vader in dyneii bände beuele ic 
mynen geejt. An. 

;ij {kirivhtiingen frir aVe Tage liei der ^f^Jf.•<r. 

t. ß2'' Hier beirint ecn deuote oefTeniKe al dage onder milTeii Des 
miinendagw (iot ber alles troejte» ic oogevallicjle alre lueujchen /iieke hnlpe 
efl genade waer toe /al ic mi keren — f. 77'' soe bid ic v dat gi mi wilt 
we/en een vader der genaden efi geen /trenge richter als ic v'dient beb. Hier 
tflc belpu lui die vader efi die Joen efl die beilige gec/t d» ic belialde bline. 
am. Onrferiner alre nie/cbe comt mit Uwe heiligen lyde efl doet te troe/t eü te 
hulpe den eilendigen /Seien des vegevnerB — cip dat Ji onder de ge/el/cap der 
engele v ewelic mnegen laneu. Am. Een Ana maria vuer die /chriuerjche. 
f) Dei' H'itenginifn tinseres Herrn und Mni-kn. 

f. 78* I>nt (M'ologiLs eeus denotcn bnexkew gehelte de roflengarde ons 
h'eo ihü efl marin Ken bundekeii vä myrre is wy uiy gemynde TnJ7chon 
mynen borjten daer /al hi wonen Seer gemytido in xpo des welca name die 
noet my niet en dwiuget te /criuen. Na den geuoelen de« eerwerdige mans 
Vbertin'.'l van welken na rajiie urdel onder al die doctoera de/er tyt lUa gotlike 

in Traktat, den M. C, P. Serrnre beaass: 'De seven 
ert op den II. Ubcrtinus ocfeningbe alle dage eeneu 



v'lichtiiige meeft verlicht lieeft. eü dii; hemel/che deuocie on'vtoedeliu/te 
nntjtekeu. Soe en tnocchily uiet i^luriojer. n'icli dauckberlikcr doen gado deu 
vader Doch Aen JVien. noüh den heilige geejt. dnn dat gi iu onjcu gebenediden 
bcre ihe/um x^td. god eil tuyn/che al uwen f. 78'' tyt oa'brcnget. Eil dat gi 

V dner af na der mj'ure bnieder radeu des liogeu doctoer» uiaect een buudeken 
van mjrre. die welke allyt wone tuJKthen iiwen borjteii. Hier oni aljo gi my 
mit ene broeder gebedeu hebt wilcs uame ge/crenen Jl in de boeck des lenens. 
Soe ist dat ic wt on/en bneck dat gebeiten is den hof der gnlden rn/eo uns b'en 
ibü en maria. die geej^ dea Jelue ons b'en ihn x'pi. dat werck v'gadeit en 
wtgetagea beb die alre bl.vnckejte rojen wt welcke roeck gi in dit dael der 
tränen die gotlike Jaetich* als do* enö Xpiegel moeget Jiuaken op dat die 
/aeticheit ihü eü marta een wenich th t ge/nineet nner. dat v dat tytiike eil 
die dromelike troejt der werlt Jolde vMrieten. Efi feer gem.ynde in gade. 

V 1 79" in de/en oetmoedigen traectaet niyjliaget. dnt v'genet un/er /ynipelheit 
eil en willes doch der T'metelbeit niet t«e /criuen dat ic wt hegerten der luyncn. 
eü oin myns eygenen orbers wü. heb ie dit voer genoinen te v'gndere Eü foe 
wat V hier in behaecht. i/t dat gi dner wt tot on/e li'e ihni of niaria denckede 
of je/ende een wenich denorien ontfanget. dat en wilt my niet loe /crinen 
mer dat /criuel hem t«e die een gener is van allen giiede. eil da" af ia eea 
maker een fonteyne eil dat begin/el efl da" na Joe Jcrinet toe de diutoers welker 
nanie daer ge/treaen Jtaen want van de mynen /<'« beb ic Intlel of niet da' 
toe gednen. wetet da* om dat ic dit werck allee v*gadert beb. mer uiet geniaect. 
want al/o gi nael weet. ic en byn f. 79'' /oe knnjtich niet. dat ic wat nyea 
/eine maken mocht. luer dat anderen hearbeit eb gcmaect beblien dat mach ic 
te Jame menge om ander mynjcben Jtjchticheit eü om mjn eygen leringe wat i 
dit bondeke rau injTTen, Die bitter myrrc heteykent bittcrheit der pa/Jien 
mer dat hondeken beleykent verjanienynge van voel pnjjien eil lydens — 

f. 8!l* I[ler begyt die oelTeDi^ i' denot«r Kielen des inanendageK van der 
Inounaeien ans hc'n Ihn xpl ies ewigen ^ein Toeii In den bnyck iler onbeuleirter 
maget mnria - 

f. 300'' Ene denole onerdenekige vä der nederrelndlnre di« heDIgen 
gein«) — 

f. 313'' ontmoete mi genadelike. op dat my cley cleyuheit diure mogentbeit. 
ende nyn crancbeit dinre craohtclich' ontfenclic J1. ende behage nae die grote 
menichnoldieheit dinre entfenncni//e OnermilB un/en beer ihe/ü ipm myne 
behalder die mitten vader in der enicbeit lenet ende regniert god almechticli 
in ewicheit der ewicheiden. Amen f. 314 — 316 Uer. 

Auf dem VorxHxblatt ron riiier Ilnn/I iks II!. Jh.: Djt bock hoert tea 
Jn/ter yeirken dael eil Ju/ter maerij loeppers byet om gaed wyl voer on bjeden 
UV efi als Si dnet J'yn. 

Nr. 3147. Pphs. des 15. Jh. mit Pgtbll. fol. 202.») 

fl V'n'i ;trfxtrlihrH htr» niik i-tiii ;/>'r.''lrlil.vn tlorl.') 
Dj'f Is «en noetdorfllge eü yfili-hlike reden Iu allen 



dojirphen boekon Ki) in nllen [libtlle [bine tot e 



'nnftigä , 
leue<Uge inwedigi- afgrrfhelde 



boet te maken van Bunderlinghen blocmen. Gbeprent Tantwerpen bi mi Ilcnric I 
eckert van Ilomberch, ISO'J,' vgl. Calalogue de Iu bililiollit-qno de M. C. P, Serrura, 
I, No. 19S. 

') Pergamenlbll.: I, 10, 46/7, 57/8, 07/8, 77/e, 87/8, 98/9, 110, 119, 124/6, 136/6. 

>] Die Vorrede dieses Traktates, f, !■ bis f. 4'>, vernffentlichle A. von Anw* j 
waldt in seinen 'Vier Schriften von Johan Riisbroci; in niederdeutscher Sprache.' 




eeeniike leut In der ewiger wvpieit o 
biieu leJO 'if liDere lejen wuc dat deje n. 
waerh' Jl S«c is Jl docli /"f'^'ili'^l'ö vw 
te niael v*gete noch gelatc cn hebbc i 
iiefTeninge oers iilöets et! viey/chB 
Ji van gatle 



137 

iB here iliü xjii /itllc wi wate at die dit 

evolgeile leer eeu luyter ganje cenvoldige 

r al ie gene die oer» Jelfs uiet willichlic 

I te^wunlige redeu iu eeure /terneiider 

e Jinne tu uerre T'nnftiger werkö nne dal 

II /jiie liejmelicke Triende v'niaent eis gedrene werde, niet 

en Jlernö in gade. wfit nv regniere vier bei^aeringe in d* werlt — 

f. 4* Wie deje vier beoneringe eil nae ge/creae reden eil leer ver/laen 
wtl EU gnde lanelic efl ileu meujcliü eil liem feine nnttelic leue wil die Jal 
liero mit alle /jne inwendige eernjte eil mit oetmoediger oefentnge eQ gebede 
tot gade keren eTt biilden hem dat hü de/e /june bekant werde nae /ynre 
noetdorft in den liefften wil goils. Des helpe ohb die ewige wj-aheit — Amen, 
f. ö leuende, die lenenile /al dt lanC- Dit woert /[irae ti>tteB hemel/chen 
uoniuck. een coniuek in der eerde die biet ezecliias — 

f. i)^ in de cnninckrj-c der leuender daer wi die lenende Jteen moetc we/e 
der nyer Jtnt iliern/alems tru ewe tot ewe. Arne Dit voer/crene /ermoen ia 
TBD geviKlicker uelTeninge eh rnu eneu geejtelicke lene in gade efl in Jym 
gelinde eil in /ynre mynen eil in /ynen Inne Hier nae volget van een J^emende 
ueßeniuge efl ran f. 10" ene gec/teliclie doet in giulc Ende daer in is gelegen 
«rede eil cwighe Jhlielieit. Dner wt coemt onderji'beit eü wert eil al berueringe 
Uer die ander oeffeniDge die loydet tot inwendiger ruj^eu eTi t«t een enige ons 
gejtea mit gade. Eil tot die airo onerj^e we/elicke /alich' Efi bier om die 
irjie Toerworp daer J"i oer in oeffenö Jal. ia die heilige drieheit der p/une trynitaet. 
Die ander uefFeninge oer Toerworp is die gntlicke fympeiheit efl die /ympel 
eenvoldicheit Dner loe /nl liem die geejt oeffene op dat hi «er v'enicht mach 
wenden cA in oer riijte in een oncmoemelic ende in een onerwejelic gebrnckc 
Salieb J"yn die doden die in ga- f. 10'' de /teme — 

f. 76' daer lielp ans die ewige drivuldige enich' AU hi wil efl als hi 
^reet in tjt efl oec in ewicheit Arne. Twe poiite heb ic af gelate die wil ic 
noch Jette ter eren gades. ]c beb Toel ge/iTeue van der leuender oeffeninge in 
gade of in doechde Efl van lenentler stemender ueffenige in gade op dat wi wete 
die rede der ivoerde /oe Julie wi merke dat de lene tue hoert natuerlic te werke 
ea te hebbe te wete te niyne eil myile te oeftene efl ge- f. 86'' meynlic al werke 
10 doen, Want lene liegeert /yn natnerlicke werken te doen nis een groyende 
lenende boem of trade die wa/Je groyen bloyen eü Trncbt hrenge eil een /ynlic 
lene die Jlnne te regieren efl dat licbam te be/orge mer den v'/tandige leue of 
der ziele die lenet in v'/tande — 

f. lOSt» In bape al dat in deji! boec Jtaet ge/creni; dat die waerUeit eB 
eendracJitith' daer niede is. wät onje ewige Jauch' aen der heiliger dtivoldich' 
is geleecbt Dooroni bape ic ganjelii'kü wie daer geem af hoert f. 109'' Jcriaet 
Jpricket of peynjent dattet van alle bedragenbeit belpen efl rric Jal hem. die 
waerbeit die hi mynt. Dner oni Inte wi ona imder deje drieheit efl onder al 

Hannover 1818, S. 223—225 niid bezeichnete sie richtig ula eine ins kurze ge- 
zogene freie Bearbeiiuiig dis Rusliroeeacben Traktntea vun vier hecoringeo, Ober- 
deutiich fiadet sich ilertielbe Aus/ng (geheiBsen ein hnechelin, seil von vier gar 
sorglichen bekorungcn. abgedruckt in C, Schmidts Job. Tauler von Stmssburg, 
Hamburg 1841, 8. 211—213) Bcllisiitndig in vielen Handtcbriften von Taulers 
Predigten und als spiiler liin/u^eschrielH'ne Vorrede in der Leipziger und in der 
Strasaburger Hs. der früher Tiiiiler beiiiclegtcn 'Nachfalgung des armen Lebcna 
Jesu,' vgl. 'D.ts Bucli von geiatlicher Armut bisher bekannt als Johann Tnulers 
Nadifolgiing des armen Lebens Christi.' hrsg. von Fr. H. S. Dtinille, München 
1877, VII fg. 



faeketide waerheit Des helije ou» got o£i Maria /vii luocder. Arne Deo sracias. 

Die Hälflr <in .Sei/'- Im: 

2) .liilinn Iluxhriiir. nin ilrr Kirrliril ilcf ;irr.-<lrliki'r briil'ifl."') 

f. 110* Hier bdrhyut die nerfaeit d' geeltelllier bi-uloft die ber Johm 
nirbnwc mai-lc te bruli;! (e invenednel Ecto /puiij'us veuit Esite ubuiftin ei etc, 
Siet die bniJegum cuamt. gact wt he te gemoel. l'ej'e woerde befcriuel oii« 
Süte nintheus die ewangeli/te EB x"ii9 Jprau Ja tut Jju^ iongereii eii t«t allö 
mi/ehen In cen i)abel of gelickoniX/e die me le/et van de megeden De/e 
brudegom h xpua ^ 

f. 161!'' Efi dit ia die ir/te beduydinge eil uulbindinge die wi bpgeere te 
doen op de/e roer/eechde woerde ipi ons brndegoniB. Arne ' 

3) Seqtiemic iitu tiniir: nncrammt. 

t leß*" Seqnecie vä de J'ac'met Lauet Jjon deu behalder lane deu 
beleiiler efi den iiejide in laue eil in Jange — 

f. 168'' Efi du die ttl dinge wetes efi v'moegcs die ons Jterflicke menlch^ 
hier vuedes make on* taffelgenote eil ge reite der heiliger boreer«. Äme 
f. 169 Icfi: 

4) LfcriiigcH nteil xjiijfcl ilrr iinirfiniiiirii. 

f. 170* Dlt lyn leerinfen die gennnien ty trteit t\t\gv\ d' Iniii-rnmiTH 
inaget Kpi haldet dattu lieb/tu up dat een audc'i' dyii croea uiet cn untTaiige 
Efi datlet ouetiuita djue outbliuü uiet te vergeefs en Jl dattu lange wael 
gelopen heb/te Biede di feluö gade als eeu beilich efi leuende wael behagende 
offerhande — 

f. ISS" FereiTlniis Hier nm o raagel xpi fich voer di ilat di deje ricliter 
uiet öaer/ienlic ouer encume iner voerjicli di t« tyde dattu nnieges /egge Je 
Jlajie jner niyn f. IHS" berie wacket wnnt Joe wie dal liem te tyde voerjlet eii 
üiu xps wil Jterue leert die wile dat heni die bWeyende werlt /lualicke is Syö 
^ele en/al y» der /outencie gades niet ünerjieulic gejlage werde Her hom jnl 
geapent werde die doer des hemela mitte wj/eii raeeehde 
.-TJ Een rscmjicr mii FJixnbrth. 

f. 188'' In eenre tyt op ene heilige keer/naeht doe lach Ely/abet iu oere 
gehede Dner v'/cheen oer onje vronwe efi vrachde Elyfabet eil /prac wie ig di« 
men/che die gade niynet van al Jyne herten bi/tn dat elyjabet Eil Jl en dorjte 
niet ia noeli neen Jegge — f. 190'' Peje graiie moet ona alle gegeuen werdi 
op dat wi got niet en v*lieje in dejen corte Icuü des helpe uns got efi Uaria. 
die moder uns here Arne Xiifi DrUlrl iln Srilr Irrr. 



") Vgl. A. von Arnswaldt a. a. O. XV feg. Diese Hs., die er mit G. be- 
leichnet, enthält nur das 1, Bncb des Rusbraec sehen Traktales, den er vollsläadig 
nach einer Kölner Hs. in fol. seiner Sammlung (C) S. 1—147 veröffenüichte. Aus 
G. teilte er S. 148—149 Ueberaihrift und EinlelUiug mit. Dieser Traktat ist hind- 
schriftlicli oft vorbanden, z. B. auf der Biirgundisrhen Bibliothek in Brilssel in 
3 Em. des 15. Jh., vgl. Catalogue 1, No. 1166, 3424, 377Ö, auf der Bibliothek der 
MaaUchappij der nederl. Leiterkunde te Leiden In einer Hs. des lö. Jh., 189 bU., 
vgl, iliren Katalog 1, S. 22. Auch M. <'. P. Serrure besaas ihn mit den Qbrigan 
Rusbroecscben Schriften in einer Ha. des 16. Jh., weictic ächlieeat mit der Be> 
merkung: 'dit boec was voleynt int jaer ons beeren duacnt vier hondert ende LXXX 
opien XX«" dach in april van Sustcr Martine van Waclpulte procuratersse te 
Berghen int besloelen cloesler van Sinte Margriete int dal vau Josaphat' vgl. Cata- 
logue II, No. 2063. lieber die oberdeutschen Bearbeitungen iu MQnehencr und 
Slrasahurger Hss. vgl. v. Arnswaldt a. a. 0. XIX fgg. In der Davidschen Ausgabe 
der Werke des Jan van Rusbroec steht dieser Traktat im 6. Teile, Gent 1869. 




139 

H) Corif lesrfn iwh i/w riffilim. 

Dit l>n die corie Ie\«ti tbd der vlfelle En ghene dyn eei niet 

den Trenden ende dyn inreii den wreden op dat bi auetueren die ran baten 
niet verwlt en wenleii mit aweii cnti-hte EU uwe arbeit fi in ene vreemden 
hoy/e — f. 2U1* lu bnlie eeii duep in aAaetinge alre Juudc Eti ie wachte der 
opuerriJeDiJJe der dude Eü dat leue der tooomeiidcr werlt in ewicheit. Arne 
Zwei Drittel der Üeite, i. 201'' und f. 202 Uer. 

Auf dem Voraeixblall : Dyt boeck hoert toe nazaretli bjfien gelre deu 
J^jteie int gemeyn. 



I jujmn 



Nr. 314S. Ppbs. des 15. Jh. fol 180. 



1) Von den iieim Felurii.") 
Hier begj-nt dat bueck van den oor/pronge uff van de negen veUeu 
hue een meii/the gedwonge was te /criue Alle meu/che nemeu ilej'er waememender 
tere waer mit ene toegekierde groete gaaae em/te. want wie dit boeck mit 
emjte le/et off lejen hoert vun voer an tot al wt die moet hem beterö hi en 
wil dan willens in Jbnden Jteme e^ dat r'roekeloejen, Ib ener een gnel 
menjcbe die heu geem tot gade vnegede die wort hier geleert off hi Is hier 
gewarnt weick die /träte ia tot Jyne oerjprouge. want me Jal hier wael in Tinde 
wat den mejche noch an hanget en wat hem f, 1'' deert eii waer hi mede 
gevangen is, dit boeck behoert alle ker/te menjche te le/en te fien. /jn fi fü- 
dich off woe heiliuh Jl /yu dat /i dit le/en — 

f. 93* Dit boeck wart begonnen in der va/teu doe men /creef van gada 
gebnert« du/ent iaer en vierde half houdert iaer en twe iaer. Niemant en /al 
noch en dar vragen doer wen got dit boeck ge/crenen henet. want die meiijche 
betronwet gada gnede dattet niiiiiner raeer wt comen en /al eü bekant werden 
in der lyt IHe dit boeck Jal lejeii die begynt van voer an e5 le/et al wt dan 
ver/laet hi ir/te Ende belert hi dan Jyn lenen met en Jlerft al/oe willens en 
H'etens in doetlicke Jnnden Jonder ronwe en biecht Soe f. 93* /al got enen 
ewigfaen val op on laten vallen voer den val behnede ons die ewige waerheit. 
Amen Der lUst des- Seile, f. 94 her. 

2) Een miverlie, t/edirlilenisne eens nioniiies mn .S'. Beittardus orden. 

f. 95» Een /unerlic gedicbteniJXe eens monics Tä S. Be'nard' orden. Daer 
af dat hi gbync te bethlee te Jlen de gebaerere beeren Ic /eecht die moenyck doe 
geiejen wart dat ewägelin. Die hierden Jpraken onderlingen laet ons gaen te 
hethleem en laet oub Jlen dat woert dat daer ghemact is. dat ons die beer 
gbetoent heft. Als benydende deje herden bin ic na gegaen wten hn/e mynt 
vader« mit vnerigher begheerten volgende na ala iu be/t mocht den hae/tende 
heerden. < )p dat ic oec een weer Tä deu pelgrym te bethleem den geboren 
h'r te jle. Eii om mynte cräch' wil nam ic mit my een fle/ken mit water ora 
die /waerheit eii bette des daghes te T'lichten ■ — 

1', IST' Dyt is ge/preuen tot ter enicheit des /ueten kyndekyna dat nv 
ghebaren is un«e lieue bere ihe/us xp» eii te verwecken ende te ontfencken 
die myn der geenre die dyt le/en. ende hoeren le/eu, Ghebenedyt Jl die /cepper 
»Ire creatneren. Amen. Von sp/ilerer Hntid : IM gaeds wil een Aue mä vo" 
die /chrin*/che du /i mit gade ewilick moet leue 



") Vgl. Anmerkung zu No. 3130. 



a gcsliei 



140 

31 Sfi-miiu an drw I 'hriullngr.. 

Tie um« berc ihcju x^i Eon kyiit \a ons u:lieb<jre nfi cen 
jür een gniete. Wetct Heue /iiJYere in oii/e lierö ihfl 
alte /utne iu de/eu werdighc heiligke lioecbtiile bebbe oDtfaughä 
Eiü ic hupe diit lieue /iiete niyhle bertighe kynt eii dat ghenuechlike kynt ibejs 
de gheXuntinftker Efi 0)1 dat dat kynt in ons btine eii eeii woaiDghe in ona 
make nümermeer vnn oiis te Jcheiden — f. 142* Hier van Jegliet dan dat kynt 
ilyn lipiien /yn eeu ilrnpende bonichraet honicli eü meüc onder dyn lippea 
Hier um waneer de/e iofFerkens aldes hure ambothte vcrwUon Tlitelic /oo we/l 
djt kynt ihe/us in altheit eii in wyjlieit 1>i gade eii bi den incnjchen. Amen 
Die Hiilpe. ilrr .SfiVp und f. 142»> ker. 

4) Johan Biisbro/-r, ran tlr.r sierlir:if der gc^-ekUker hrtihff.'*) 
f. 143* t'rijt' die glotiii/e Jone eü die gotüke claerh' in jynre ynwendiger 
toceonift Tcrlichl efi doerscliynt en ontfanrt in eracht /yna gee^s dat Tri berie 
ende aJ die erachten der lielen geliker wys dat die cracbt ende die natner 1I« 
vuers ontfanct die matere die bereit is deii vn^re al/u ontfnnct crijlns die Terhaue 
Tri berten mit yuniger heiteii fynre ynwendiger 1060010/1 ende dit ia dat ier/t« 
werck der ynwendiger toecorajt xyi — f. 159* mer bi nioejl« dan naniael» al 
of neejt die wijen eti die wegen opgaen die hier Toer geteent /yn beyde in 
Tytwendige efl in inwendige lenü Ende dat JaMs nn lichter J'yn dan Een ander 
die van beneden opwart fieet want bi hedde meer licbtps dan die ander nien/cbpn. 

:V Er» rjTiiil'el. 

t. 159" Eon e\eini)el In climato /taet een exempel vnn eneni bnied' die 
genoeint wag antbioechua. De/e wnide niit ene heiligi' vadcr die Jeer Tredjam 
eü /achtitifledicb waa Älü autioecbns J'ach dat die gnede mau Joe gacteliu mit 
bem umgiuu docbte hem datteC liem bet dienen /olde dnt bi Jterpetiker geoufent 
worde en barderliker gebanttiert — f. 160'' doe Jl bem te riebt voer Jy /eoelt 
Jatten eii nv |oe brachte Ji bem in /cryften gebeel vriheit ende iiiiit/ebelduige 
van Jyiire /chult 

W Versfkhdfiie fyennonf. 

f. lÖOi" Ou/e Heue here benet Jich v'nedert efi ie geboer/am geworde t«tteF 
doet des cnii'ea. Daerom henet ora got verboeclit e" heft ora enen noem 
gbegeuen den /o bogen alle knien der hemeljrber der eert/cber Ende der 
be!/ther gee/te — f. Iß3*> guetlic wijli« Ende craobtelic 

f. IfiS'' Dit Xyn Jene püte die dat hemeljebe broet an bem liadde dat die 
kynder ran i/rabel aten in der woejtcnien — f. 161*' Dit /yn oeck Jenen pnnten 
van dö heiigen Jacrament — f. 168'' gbelyk' wys als !ii niet af en gyngbe Ti 
den cruce he enwacrt gbeloeft 

f. 168'' Dit Jyn dr>'e imnten waer af die heniel/nhe vader v'ljlyt als die 
/onder bekeert ^ f. ITO*" laet behdy v vonden laet behdy bekent op/e lieue 
beer Jeecbt leert van my want ic /ni'btmoedicbt ende Amen 

f. 171* Eon scrmoeu vä d' geborte Een liebte iinaro in die werlt O liene 
bere will my gene ene wonich te Jiirrken mit yuicb' uiyns bertc vä der edelt« 
gtorio/er weeder lioeebtyt de/es legen wo fdigen feej^s ona liene bere ihe/n e.rijti 
— f. 177» EB reyke my lieue bere die bnnt dyure genade die niet gedragea 
en can dyu gerccbtiebeit 

■■) Eigentlicb nnr zwei Bracbstßcke ans dem 3. Bur.be, Kapitel 6 — S uitd 
16-21, vgl. in von Arnswaldts Ausgabe S. 52 ff., S. 60 S. Er Bpricht übße diese 
Us., die er g. nennt, S. XIX. 




1) OrhrL 
F7* Kit Till me IcR eer meiit rai'*inOI. imt/t tnn-r.ile juic/t^r eii 
iWileriglie ti/JVop here JUeJu n'pe Uie ili /einen uifer/ten gade den vader uen 
:en nmbenlcct« ■ifferhanile op dun nltner dex heilitthen crnL'es nm nns 
artiie /iiiiileireii — f 179'' dat ia iny vleys efi myn bloet. Efi et /nl we/e een 
leiien der werlt. Eiie iny ct.eii die /ullen leuü ewclic wnnt Ji wncnf i uiy en ic 
f. 180 Im: 

Auf ilriii Vorsrh.hhill: D)t )n»Tk liuiTt lue ii.izaretli Ivfieli fjplie iul^eniejn. 



, — f. Ifi'- II Aer 

re) - 



ilie /eine ^ 



Nr. 31(iG. Vplis. des IG. Jh. fol. 1!)I. 

/; M'ilhji-i W>jn^ lirirfe. 
' Oin tot w.uer goiU/alitliej't uinleutlick Ce tiiraen. ^ondelick bencht 
wt ettycken brieucn Hathys wyers te veniemen. IJliri/tna Jpreeckt Lnce IX. 
So iemKnt luy wil nacomc. die verlogcue bem /eluü. vude neme /yn cmya dagelit 
ojh »nde Tolge my na. Von luulrrrr Hnml: PL lß58 
j *. 2"— 7'' Begijter I— XXXVII. 

' Volgen die brieuen — I Aen B. van 1 
it: 21" ni Aen V. T«n 11. — (cdeie jnffrii 
|f 27»" IV Aen Xvne bmeiler A. W. — 
Bf 31« V Aeii V van B, — 
ff. 351) VI Aen V. van G. — 
'. 40« VU Aen G. van R. — 
l t 43" VIII Aen ductor J. V. — f. 48* IX Aen den /einen — 
f. ül'' X Bekenteni/fe op die di/pnUtiun gelialden tot Frnnckfurt tii/fclien 
C^lninü vii Veljlum vä dea men/ube verniogü. dnt vä Cin&t gberichc wonit Toir 
die wedergebiiirt Aen Ä. W. Jyii broed'. — 

f. bi,^ XI Aen een bedruckte per/oon — f. 61 den Bt Augi^ti. 165!) 
f. eib XU Äeu P. de V. — f. 60» XIII Aen die /eine — f, liH'' XIV 
Aen die Jelue — f, W' XV Aen die /eine — f. 72'' XVI Aen die /eine — 
f. 73» XVII Aeu die /eine — 

f, 7(!» XVm Aen /yu /n/ter A, — 

f, tS^ XIX Aen .T, W. — f. «2'' XX Aen den /elue .r. W, — 
f. »&• XXI Aen /yue broed* A. W. — f. fi7'' XXII Aen den /eine A. W, 
I f. a&- XXIII Aen /yne brood" A. W. — 
mtM_ t. 8Ü« XXIV Aen J. M. — 
^^m f. 90>> XXV Aen F. S. ~ 
^^H f. 92^ XXVI Aen /yne broed' J, W. — 
^H f. 93'" XXVIl Volgen etliche wtzuueji vn be/luya /yner ge/anteu brienen — 
f. 95'' Aen /ync broed' A, W, — f, W XXVIII Aen /yne broed* A. W. — 
f. 971' XXIX Aen /yne broed" A. W. — 

f. 98* XXX Dat van veel dij^ut«re die natner voir gliee/t w 
Tode Valien in ons eygen gericht doir ander tc rerdocnien i 
di/pntatien — 

f. H8'> XXXI Dat wy die tyt /ollen laten ■ 
oenwich' 

f. UH)* SXSII Dat des godt/aligen men/rhen gbe/neck. meyninare vnde 



>rdt aengenome 
i /Inltbeyt der 



. /diicke 



leuc niet dan Godt U. vii d 
niet dan vlee/cb ig. — 

f. 102'- XXXni Dat 
boeck f. 103" des gcwi//euä 



wereltlycken men/chen ge/neck vnde ineyninglie 



nen met /cricken v 

genooh waer te ni 



r den beere wandelen moet. vS da 
len beeft in der beyliger /crift — ■ 



f. 106> XXXnil Noch etlycke körte brieaen. vnde wttogeo ofte bejlnfte 
vwi brieiien. iu /yner langwiriger vii Xwarer tniuckliuyt. vuir /yneii dootljcken 
afgani'.k gc/creiieii. oui eena waren Chri/ten /tamlt ilner wr etlyuker inaWii t« 
m eigen erkennen. — 

f. 109'' XXXV Aen /yne broeil* A. W — 

f, IUI' XXXVI Aen /ynö broed* .1. W. — 

f. 114'' XXXVn Vau Jjnen af|"clieydl. ii. dagen v<iir Jyii ftljter 
/yn Ju/teren. Lieue /njtereii. In de/en Jcryut waiit nl/u rjiel iiiy gelegen, dut 
ick iiiet meer JiTyuen en mochte. Dann Heue /ajt^ren gcdenckt dyna iii&kjtfi 
broeders /yoer hoy/vronwen vnde «leyne kynderen. dnt Jy tom bejle gejtnert 
werden vü ^ehulpen. als Let die tyt vurdert. Myii liertsliene Jnjtereu Ick ben 
will in (jodt den beere te vreden. \n wil t niyn af/clieyilt gheuen in /ynt 
geuaden met dejer inyner diiotljcker handt gehonde na den wille Godes. JVi korti 
aljt in beiD hejioten in. Qodt der beer gbeue vrede nner f. IIa* raynen lienon 
bmederen vn /uftere. Ick ergeue uiy tot mynen tegenwoirdigen beroep. eeuwigen 
vrede in den duot niyneü vleeJcheH. Hz Jlch bereydt totteu eynde. Aber en unt/et 
V niet myn lieue /up^ren. leb ben wel getrooj^. /under gedeuckt uiyner acbter- 
gelatene aljt die tyt vordert. Hyu berts geneycbt dootlycke groet vü nfjcbeydt 
aen inyn bertsliene /u/Wren, nwer af/clieydende lieue broeder Matliya wyer. Op 
din/dacb na paej/che annu Ix, den ivij*" AprU. Vnde ont/liep in den heere den 
xxv/ten April des morgen« Anno 1560. f. IIa** Irnr. 
JH Job. Qeilfr i-on Keixrrsihfrg, Aimtlmliing lU.i A'iggiiHi/x iler Kliulrr L/niel 
aus Egjiiitf,,.") 

f. 116* Ein geijtlicbe bedentnng des anj^tgangs der kinder IJrael von 
Egyptn. Dnrch den ho cbge leerten D. Joban geyler von keyjer/perg. 
iaren gejchriben. Vn yeti fleyX^gkH(^h nberjeben. vnd von netlwos au/z gaogeiL 
Annu 1504. f. liei" Von dem v/^gang I/rael von Egypto: f. 117* AI/o JUdt 
ge/cbribeo in den buch der ge/chSpfTt in den Jechs vnd viertzigjten capitel. 
Vnd Jeind die wort die Gott Jpracb zu dem heiligen patriarcben Jacob. Du jblt 
dir nit förchten — f. 191" da« wir Jle in ewigkeit nief/en. Des behelff vi 
ewig drey faltigkeit. Oott vatter. vii Gott /un. vnnd Gott heiliger geijt. Ainen. 
fForlsrhiing H«rf Sdilitss im foli/Fnilfii JithrluKlieJ 



GREIFSWALD. 



AI. Reifferseheid. 





"] Vgl. K. Martin in der Allgem. deutschen Biographie VIU, &12 ff., er nennt 
als älteBten Druck dieseB Traktates einen vom J. 151U a. a. 0, 514. In den 'Aeltestcn 
Schriften Geilera von Kayserslerg', hrsg. von L. Dachcux, Freiburg 1082 S. XXXXVIIL 




[Die Hamburger Islandesfahrer. 

Zu Gories Dichtung. 



k 



Dem Herausgeber der S. 1 16 ff. abgedruckten Uesclireibuug Islands 
gehen no^^li folgende Mittheilungen zu; 

„Die ScbitTergeselUchaft in Hamburg ist im Besitze eines Ilech- 
nungsbucbes der von Ihnen erwiibnten ehemaligen Suiite Atmen 
lirodcrfchop der Islandi'sfurer(s) oder, wie diese sich selbst im Buche 
oft noch mit der älteren Form benennen, dev Islandcsfare(s), Mandcsfar(s). 
Das Buch umfasst die Jahre 1520 bis 15G1, Herr Dr. F. Voigt, der 
Kur Zeit dasselbe von der Gesellschaft entlehnt hat, gestattete mir 
nicht Diir Einsicbt in dasselbe, sondern suchte selbst nach GorJes 
Pccrsc und fand bald unter dem Jahre 1560 folgende Notiz: 

Item noch vann Gorghes Persscn cntfangkcnn vann hrockeghelde 
iiWe Islandl 3 ^. 

Ich habe noch das Jahr IBGl und eine Reihe früherer Jahre 
auf G. V. durchgesehen, aber ihn nicht weiter linden können. Schiffs- 
kapitän ist er also sicher nicht gewesen, sonst müsste sein Name im 
Verzeicbnias dessen, was die einzelnen Schiffer an Fisch mitgebracht 
haben, torkommen. Er kann zur Schiffsmannschaft gehört haben; 
er kann als Kaufmann oder im Auftrage eines Kaufmanns bei der 
Fahrt des Jahres ITiGO betbeiligt gewesen sein; er kann endlich auch 
als barbier eines Schiffes mitgefahren sein. Diese letzte Möglichkeit 
verlangt eine Begründung, 

Die Islandsfahrer und später bis in die neueste Zeit die Grön- 
landsfahrer nahmen Barbiergesellen mit, die zugleich Arzt und Geist- 
lichen auf dem Schiffe vertreten mussten. Auf diese Islandesfarer 
barbcrergescllen nimmt eine vom Hamburger Rathe dem Ifarbier-Amto 
ertheilte Verordnung v. J. 1544 Rücksicht; s. Uüdiger, Die ältesten 
Hamburgiscben ZunftroUen S. IG. Auch im Rechnungsfabrerbucbe 
der Islandsfahrer sind mir zwei Stellen aufgefallen, welche diesen 
Brauch bezeugen, nämlich: 

1) item untfangen van Hans van Bargen dem fysktoeelier anno [lüjäl, 
is 1 fulveren halshant, uiycht 10 tot mijn 1 ijftientynj, und deffen 
baut heft gegeven eijn bartfcker gefclle, was in Hermen Dc/fholte 
[fchepej und hei Faba/an Moller. Got gnade der leven feien etc. 
Er starb also wohl auf der Reise. 

2) 1523 item fo hehbe tk entf[angen] ran enem harft/fckcren, het 
WiJlem, van broke hohen, iß 30 ß. 

Die Islandsfahrer haben selber ihre Rechnungen im Buche ver- 
zeichnet. Wenngleich einige etwas undeutlich und unorthographisch 
schreiben, so zeigen doch wiederum auch viele, dass sie eine gute 
Schulbildung genossen hatten. Allein von diesem Standpunkt zur Ab- 
fassung und Herausgabe eines Gedichtes, wie das P.'s über Island, 
ist noch ein grosser Schritt. Dagegen dürfen wir uns unter diesen 



144 

B&rbiergesellen Letile vorstellen, die sogai' eine Art gelehrter Bildung 
sich erworboii hatten. Darum vormuthe ich plier, das» 0. P. ein 
solcher Bärbier, als dass er ein ScbÜTer gewesen ist. Ein SchilTsbarbierer 
war auch Friderich Martens, der 1675 seine „Spltzbergifche oder Groeti- 
landifche Reirtiberchreibuug getban im Jahr KJTl" herausgab. 

Noch bemerke ich, dass d^r gewöhnücbo Landungsplabt der 
Hamburger Islandsfabrer in der Hancfordc oder Hancnfordn gewesen 
seiD wird, Uegelmüssig jedes Jahr wird ein Tbeil des t'anges als 
zum Besten der dortigen Kirche verkauft notiert; meistens beisst es 
bloss: (larmcdc is de harhenfyfk, mit dem 1cereJM:nfisackc, wm der karken 
fifkc. Ks scheinen durchschnittlich 100 l'iscbe oder mehr, aus denen ca. 
8 bis 10 J^ gelöst wurden, für die Kirche bestimmt gewesen zu sein; 
15Ö6 sind G3 gar 250 Fische. Man könnte meinen, mit der Kirche sei 
die St. Johanniskirche in Hamburg gemeint, in welcher die Islands- 
fahrer eine Kapelle besassen. Aber 1544 beisst es ausdrücklich: van 
di/fem ßske kort 100 der hxrkcn in der llaiienfordc, ued 1545: ücm 
eiUffangenJ van Mnrkes Yvcn van 114 f/iskeiij, is f/cvcn tor karken in 
Islant in der Hanenforde. An diese schenken 1544 auch Jürgen vam 
Hagen fyne ko})Uide 10 J^ 2 ß, und in derselben hat die Gesellschaft 
eine Lade (1557); auch das byllyghe laken, das im J. 1557 gebucht wird, 
war wobt für diese Kirche bestimmt. Ich habe Hnne-, Hanenforde 
gelesen; der Name kann aber vielleicht Have-, Havenforde lauten, wenn- 
gleich nie über dem dritten Buchstaben das für v bestimmte diakritische 
/eichen erscheint. Auf der Karte finde ich Hafiiarfiord (Abr, Ortelius, 
Additamentum IV. Theatri Orbis Terrarum. Antwerp , Plantin, 1590) 
oder Hafnafjords Hafn, Havnefjord gleich südlich von Beffaftadir, und 
so wird man unter der Ilaneforde wohl diesen Ort zu verstehen haben. 
Ackermiffe halte ich mit Ihnen für verdruckt für Akcrniffe oder isländisch 
Akranes, das, wie Beffaftadir und Reykjavik, am Faxafjördr liegt. Hier 
an diesem Fjord ist also der Haupttummelplatz der Hamburger gewesen. 
Einzelne fuhren aber auch nach West- und Nord-Island, wenigstens in 
den späteren Jahren des Uechnungsbuches. 

^^(Der Ausdruck, mit dem diese Schiffer unterschieden werden, 
ist ganz derselbe, von dem Sie schon S. 1 17 mit Recht bemerkt haben, 
dass er sich sonst nicht nachweisen lasse. Er erklärt sich wohl au3 
der Beschaffenheit Islands als einer Insel, Ich gebe hier die Stellen, 
welche mir aufgefallen sind: 155S van Hanss Elers vor wcjtett; 1559 
ebenso, und van Hins Rollfes vor norden; 1560 van Clawes Freffcna 
vor wefflenn, van Hans tindß Jutghenn Ellers vor wefften, vann Hgn- 
rgek Lüffenn de vor norden fegkelftj ; 1561 van dem fchypper Hans 
Rolevcs den Nordermrer. Nicht gefunden habe ich: vor fiiden, dessen 
Fehlen sich nach Obigem versteht, aber auch nicht: vor offen. 

Unter den Waarcn, welche die Hamburger von Island holten, 
spielen Fische und Schwefel die erste, ja fast die einzige Rolle. 
Ausserdem werden nur noch ein paar Mal Häute und Tbran erwähnt, 
Andere Exportwaaren werden nicht genannt. Von dem Import schwelgt 
das Rechnungsbuch. Nur einmal, 1522, findet sich eine merkwürdige 





Niederdeutsches Vaterunser 
mit Glossen. 



Angabe, die man ikhm zu ziehen geneigt sein kÖnote: noch geven vor 

[ kardenfpele, de ik uppe de fchcppe dedc, do fe woUien tho fegel gan 

) '2 Jfy myn 3 D. Dieser besttramte Ausdruck „Kartenspiele" lässt 

schliessen, dass auch folgende Ausgaben von 152 t von solchen Spielen 

reden: noch yhegevcn vor 3 doffijn groler fpele, yd doffyn vor O^lt ß, 

— 5.9'/i ß; noch geven vor 3 doffyn Uencr fpde, dat doffyn 5'/» 8, — 

7'/a 0- Da jedoch eine Einnahme für diese Karten nicht notiert ist, 

i so küanen dieselben hier nicht als Handelsartikel gemeint sein, sondern 

I der gütige Rekensman dieser beiden Jahre, Helmeke Holsto, hat die 

I Karten offenbar zum Zeitvertreib der SchilTsniannschaft gekauft. 

Hamburg, 16. 7. 84. C. Walther." 

^^^^ Das Original des im Folgenden nebst den eingefügten Glossen 
r mitgeteilten Vaterunsers findet sich in der dem XV, Jahrh, angehörenden 
Handschrift No. 64 fol. 2 11 h ff., welche in der Bibliothek der Gesell- 
schaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden 
aufbewahrt wird. Der Abdruck ist eine möglichst genaue Wiedergabe 
der Vorlage, nur habe ich die vorgefundeneu Kompendien mit Aus- 
[ nähme von m. 1. aufgelöst und eine angemessene Interpunktion hergestellt. 
Mathei V capitulo Do Christus van den scharen was gbesteghen 
in den bercb vnde sat vnde leret hadde sijne Jungeren de stucke der 
salicheit vnde vele andere lere to der vullenkomenheijt vnde recbticheit, 
Do terede he se, wo se beden scheiden, vnde aede Mathei vi capitulo : 
Wanne gij bedet, so ne spreket nicht vele, aUe de ethnici, de heijden, 
don, de des wonet, dat se in velem sprekcnde twidet werden. Ne 
werdet en nicht lik, wente iuwo vader de weit wol, wes iw not is, er 
wan gij biddet. glosa: God de vornijmpt de danken ane wort; doch 
so leret de wort vnde reijneget dat herte to vtleggende de godes gaue. 
Lucae xi capitulo. Do ihesus was in der stede vnde dar bedet hadde, 
do sprak eijn sijner Jungeren to eme : Her, lere vns bcden, also 
iohannes lerde srjne iungeren Mathei quinto capitulo, ijucae xi, Vnde 
do sede he en : wan gi bedet, so spreket aldus. m, 1.') Vader vnse, 
de du bist in den hemraelen. glosa; dat is in den hilgen luden, 
m. 1. ghehilget werde dijn name. Augustinus: Godes name is sin 
bekenninge, dar ane wi ene bekennet, dat is de cristen loue hijr in 
der tijt vnde in dorn hemmele is dat de clare beschowioge. In der 
bekenninge des louen so werde wij gehilget, also dat he got betet 
vnde wij van sijner gnade hetet gode. m. 1. To kome din rike. 
Augustinus : So komet godes rike, wan de sundo m vns nicht woldich 



146 

ne wert, mer goA iillene, bo dat ijo de begheringe ga to der ewicheit. 
m. Dijn wille de werde in der erde alse in deme hemmele, 
Augustinus: Also dijnen willea vorvullet de eugele in deme hemmele, 
Also lat vns sunder dijnen willen vorvuUen in der erden, m. lü. 
Vnse dagelikes ouerweselike brod gif vns hudo. Augustinus: 
dat dagelikos brot is vnses liues nottruft edder christus licham edder 
de gnade godes, desaer bedorue wi alle dage, m. I. Vnde vorgif 
vns vnse schult, alse wij vorgeuen vnsen schuideueren. 
Augustinus : wanne du gnade biddest, so moatu gnade don den, de 
gnade van dij biddet. m. lu. Vnde en leijde vns nicht in de 
bekoringe. Augustinus: bekoringe edder bedrofnisse. Bekoringe 
mote wij alle liden, vnde darto werde wij gelijdet also to eijnem sode, 
raen de wert in de bekoringe leijdet, de vulbovt gift vnde wolde gerne 
dod sunde don, m. Sunder lose vns van ouele. Amen. Glosa: 
dar wij alrede in gbekomen sin. Augustinus: dat is ok van deme 
ewigen ouele. Augustinus : de ersten dre stucke van desseme bode 
de boret to deme ewighen leufnde. Unde de lesten dre stucke sin 
to dessen tijtljken leuende, dat vns settet to deme ewighen. ünda 
dat mijddelste stucke van deme daghelikes brode höret beijde to der 
sele in godes gnade, de brot is, vnde ok to deme lichamme, deme 
wij men brod schollen begheren dachlikes, dat is nowe nottroft. 
ml.'j Vorgheue gij den luden ere arch, so voi'gift iw iuwe hemmelscha 
vader iuwe sunde. Ne vorgheue gij auer nicht den luden, Noch iuwe 
vader ne vorgift iuw iuwe sunde nicht, Born.^j We nicht vorgheuen 
ne wil dat arch dun luden, de openet sik den wech der ewigen vor- 
domntsse, vnde eme ne werdet sijue sunde nicht vorgheuen van gode. 
Unde eme ne helpen nicht alle de guden werke to deme ewigen leuend«. 
Men de ewige helle is eme opene dorch sine hochuard, dat he nicht 
vorgheuen ne wil. i)e her alle der werlde nam sijnen dotvient Judam 
to sik vnde kussede eue an sijnen munt vnde sede m' 26 : vrunt, 
worto bistu komenV Beda: wille wij van gode ghetwijdet werden 
vmme gud des liues vnde der sele, So mote wij vnsen neghesten dat 
aulue don vnde en des gunnen, dat wij bidden. Amen, 



*) Matthäus ß, 14 u. 15. - 
AURICH. 



'1 - 



H. Deiter^ 



Zv/ei Briefe Jacob Grimms 

an Albert Hoefer. 



Hochgeehrter herr Professor, 
Kuhn') war dieser tage bei mir und meldete dafs Ihre Keilschrift') 

eröffnet werden solle, ich habe eine abhandlung dufiir bereit, die in 






1« 



unsrer academie gelesen worden ist, aber deren frühere erscheinung 
ich wünsche, sie handelt von dem Bnnisclien epos Kalevala und ist 
eigentlich mythologisch, zugleich linguistisch, und wie mir scheint von 
allgemeinem interesse. etwa 2 bogen wird sie füllen, wollen Sie sie 
gleich und vollständig drucken lassen, so liegt das ms. bereit; ich 
erbitte mir Ihre gefällige erklarung, damit ich nicht gehindert bin 
anderwärts darüber zu verfügen'). 

Es freut mich zu hören, dafa es Ihnen zu Greifswalde nach 
wünsch ergeht. Hochachtend Ihr ergi'benster 

Berlin 14 merz 1845. Jac. Grimm. 

') Drrsi'lbp AJ. Kuhn trat 1850 ohne ea 211 beabsithtigcn mit Hoefer in Kon- 
kurrenz. Er schrieb in dieser Angelpgenheil am 13. Aug. IÖ50 an Hoefer: 'Werther 
freand! Beifolgend übersende ich Ihnen den prospectus zu einer neuen Zeitschrift, 
die wie Sie ersehen werden, Ihnen concurrenz machen will; aber ich muss gleich 
zum besseren verstikndniss bemerken, unbewuast, da die tuiidAmente ku ihr in dem 
guten glauben gelegt wurden, das» Ihre zeitachrifc zu erscheinen aufhören wQrde. 
Nun hOre ich freilich, daas Sic, ungeachtet Reimer den vertag nicht länger über- 
nehmen will, gesonnen sind, dieselbe auf eigene kosten fortzusetzen und bedauere 
deshalb, daas wenigstens die mi>glichkeit einer concurrenz unseres unternebmeTts mit 
dem Ihrigen vorhanden ist, indesi glaube ich doch, namentlich wenn wir einen blick 
auf die ietxten hefte werfen, dass wir dennoch friedlich werden neben einander be- 
stehen küDuen, Kumal da anaer unternehmen sich einen weit engeren krds gezogeu 
bat als das Ihrige, iudem es allein die iu den gjmuasialunterricbt fallcudeD sprachen 
ia seinen bereich ziehen will and eigentliche sanscritica, wie sie in Ihrem letzten 
hefte ausschliesslich vorhanden sind, ganz ausschliessen wird. Allein ich mache mir 
vielleicht gunz unnOthige hesorgniss, indem Sie vielleicht gar noch nicht so fest Ober die 
fortsctzung Ihrer Zeitschrift entschlossen sind, wie es das gerücht sagt, und es würde 
mir dalicr sehr erwünscht sein, wenn Sie mich bald mit einer antwort erfreuen wollteu.' 

■) Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache. Herausgegeben von A. Hoefer. 
Schon im Mai 1614 hatte Hoefer mit 0. Reimer in Berlin mündlichen Kontrakt ge- 
schlossen. Erst den 9. Juni 1845 erschien der Prospekt, im folgenden Monat aas 
1. Heft. BJ. 1—2 erschienen bei Reimer in den Jahren 1815—1850, 3—4 inOreifs- 
wald, C. A. Kocbscbe Verlagsbuchhandlung, 1851—1864. 

■) Hoefer brachti! J. tirimms Abhandlung 'Ueber das finnische Epos' gleich 
in dem 1. Hefte der Zeitschrift 8. 13— 5B, S. 1—12 gab er 'Andeutungen aur Er- 
I Offuung der Zeitschrift,' 

■ freni 



n. 



Hochgeehrter herr Professor, 
durch Übersendung Ihrer festredo ') haben Sie mir eine wahre 
frende gemacht, nicht sowol, weil Sie gutes darin *) von mir sagen, 
als weil ich nun sehe, dasz eine leidige mishelligkeit 'j zwischen uns 
bei Ihnen verwischt, wie sie auch bei mir längst vergessen ist. die 
Philologie hat es an sich kleiaigkeiten ohne noth eifrig aufzunehmen. 
ich bin mir ao mancher irrthümer bewust, derentwegen ich mich genug 
im stillen tadle, dasz ich dann meine andere würden einen tadel ohne 
üble emp&ndung ertragen, was ich meinerseits auch thue. Was wird 
denn in fünfzig jähren von mir anders zu rühmen sein als das verdienst 
der gegebnen anregungV meine grammatik bedarf längst der um- 
arbeitenden Verfeinerung, ich werde nicht dazu gelangen das nach- 
gesammelte und weiter gefundne der weit mit zutheilen; wer es künftig 



148 

leistet, über dem wird man mich bald vergessen, je älter man wird, 
desto mehr vervielfältigen sich die plane und vorsütze, während die 
kraft der ausfUbmng abnimmt, ein guter theil von dem jetzt in mir 
schwebenden wird also mit mir untergehen müssen. 

Ich wünsche Ihnen ein frohes, Heiaziges leben*). Ihr bruder 
Edmund lebt, soviel ich weisz in Schwaben, sonst wurde ich einen 
grusz an ihn beifügen und ihm für die wolgerathnc samlung 'wie das 
Volk spricht' danken, was er sonst geschrieben hat, ist von mir noch 



Berlin 11 juli 1857. 



Ihr ergebenster 



Jac. Grimm. 



') Dio deutsche Philologie inabeaonilere als Mythologie und als Sprach- 
foncbang. Eine Rede inr Feier iIps allerhüchstea Geburtstages Sr. Majestät des 
KQoigs Friedrich Wilhelm IV. (IG. Oi^tober 185B). Greifsnali], ISaT, 

ij S. 10—12, 15, 18—19, 

') Teraniassl durch J. Grimma tadelade BesgirechuDg der 'Denkmäler nieder- 
deutscher Sprache und Literatur nach atteu Drucken und Handschriften heraus- 
gegeben von Albert lloefer. I. Claws Bur, eJu niederdeutsches Fastnacbtspiel.' in 
den Oötting. gel. Aozeigen 1860, 750—767. Sie schliesat mit der Bemerkung: 
'Rec. ist kein Kostverächter und slcls b^^strebt gewesen, die eigeothanilicben Vor- 
tbeile der niederdeutschen Sprache kennen zu lernen ; man bat dafür leicht aber 
zehnmal soviel Quellen und Hülftitnillel zu brauchen, als von Hrn. Uoefer Seite 65 
an der Spitze seiner Anmerkungen aufgezählt «erden, dessen philologische Arbeiten 
auf andern Ocbielen anerkenncnswerth sind, der aber zu dem Aussprach 'dass es 
an der Zeit sei einer unverdienten Nichtachtung der niederdeutsehen Sprache end- 
lich einmal entgegen zu treten' weder an sich, noch eben durch vorliegende Leistung 
berechtigt i^cbcint. Dennoch wünsche ich der begonnenen Sammlung Fortsetzung 
und empfehle dafür onsser dem TolUtändigeu Abdmi'k des Reisebuchs des Ludolf 
von Suchen den der ungemein seltenen Sebastian Brands hochdeutsches Original 
überbietenden Narragonia, Rostock, 1519.' Hoefer suchte sich zu rechtfertigen in 
seiner Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache, III. 1. 2. 208''215. F.r er- 
klärte, er fühle sich berufen, dem was er unter Nichtachtung des Niederdeutschen 
verstanden, weiter entgegen zu treten, ja er glaube, soviel an ihm, mit dem eralen 
eruBÜicben, ohschon nicbt fehlerlosen Versuche bereits den Anfang zur Lüsung der 
Aufgabe gejuacht zu haben, die er nicht blos für sich, sondern ebenso fOr audere 
als uotbweiidig und verilienstlicb bezeichnet habe. — Von der Sammlung erschien 
1651 nur Doch der 2. Baud: Burkard Waldis, Parabel vom verlorenen Sohn, ein 
niederdeutsches FostnachLspiel. Auf dem Umschlage seiner Zeitschrift III. 3 (1853) 
kündigle Hoefer den 3. Band: 'Schone kunstlike weltsproke' als unter der Presse 
hetindlich an, es blieb hei einem Probedruck der beiden ersten Bogen. Fttr die 
folgenden Bände waren bestimmt: die Qauder^h ei mer Chronik, für die Hoefer schon 
Seissige Vorarbeiten gemacht, The-ophiliis, Reineke Vos, Historia Trojaua und dat 
nie schip van Narragonieu. 

*) Wie fleissig Uoefer bis in seine letzten Tage gewesen, bezeugt sein reicher 
literarischer Nachlaes, den er der hiesigen Universitätsbibliothek vermacht hat. Im 
nächsten Jahrbuche gedenke ich einen ausführlichen Nekrolog Huefers r.u geben, der 
mir immer ein lieber Kollege geveei'u ist. 



GREIFS WALD. 



AI. Reiffepseheid. 




* „..!,« 



Heinrieh August Lübben. 



Gedächtnissrede, 



gehallen in der gemeinscharilichen Sitzung des Vereins für 
niederdeutsche SprachTorsehung und des hansischen Geschlchts- 
t Goslar am 3. Juni 1884 von 
K. STRACKERJAN. 



Vor bald 40 Jabren war, noch elie Kl. Groth hervorgetreten war, 
BL'hoD einmal die Frage von der Stellung des Plaltdeutsoben der Go- 
genstand lebhafter Erörterung, Unser verstorbener Kreund Lübben 
beteiligte sich ao derselben durch eine Flugschrift, welche das Datum 
des 9. Februar l^i46 trägt. Gestatten Sie mir, daraus eine der 
>M;blussbemerkungen mitzuteilen: „Es hält schwer und man fühlt eine 
Art von Beklemmung und Gewissensangst, von einer Sprache, die man 
mit der Muttermilch eingesogen bat und zu der man wieder greift, 
wenn sich das Herz dt;u Freunden aufschliesst und mit ihnen sieb in 
die Poesie der Jugend eintaucht, sagen zu müsäen, dass sie schlechter 
ist, als die, welche man durch den Zwang der Schule und des Lebens 
gelernt bat. Mau ist gewohnt, die Sprache der Kinderjabre so lieblich, 
so zutraulich, so gemiitreich zu tiuden, und bat auch eine bessere 
Einsicht die Mängel oltenbait, au denen sie leidet, so zögert man, 
der Wahrheit die Fhre zu geben, weil sie unsern geheimen Wünschen 
widerspricht. Man sucht lieber nach Gründen, um diese Mängel, 
wenn nicht als Vorzüge darzustellen, doch zu beschönigen und mit 
einem milderen Namen zu belegen. Man muss sich aber im späteren 
Leben von so manchem mit widerstrebendem Herzen trennen, was 
Liebe verdiente, warum nicht auch von einem Gegenstande, welcher 
der Liebe nicht wert ist und worüber der Geist der Geschichte sein 
Urteil gesprochen hat?" Welches Gewicht solche Worte grade aus 
der Feder unsers Lübbeus haben, das vollständig zu würdigen ist 
ein jüngeres Geschlecht kaum im Stande, welches für eine Jugend, 
wie Lübben sie gehabt hat, schwer ein Verständnis gewinnen kann. 
In seiuem Geburtsorte wie in ganz Jeverland war damaU das Deutsche, 
wie man allgemein das Hochdeutsche nannte, wie eine fremde Sprache, 
die man nur „durch den Zwang der Schule und des Lebens" lernte, 
kaum aber „des Lebens", wenn man nicht ein öffentliches Amt be> 
kleidete oder mit einer der wenigen eingewanderten Familien verkehrte, 
die des Plattdeutschen nicht mächtig waren. Auch in der Stadt Jever 
war das Plattdeutsche allgemein in den einheimischen P'amilien die 
Familieuspracbe, um so mehr in Hooksiel, dem noch abgeschlosseueren 
Geburtsorte Lübbens. Ja, es ist mir zweifelhaft, ob Lübbens Vater, 
der in Hooksiel Schullebrer war und zugleich als erster und alleiniger 



150 



PoBtbeamter des Orts dem öffentlichen Verkehr diente, mündlich, auch 
in der Schule, sich des Hochdeutseben bedient hat; sein geschriebenes 
Hochdeutsch ging wenigstens nicht über die Leistungen eines Volks- 
scbülers der Gegenwart hinaus. Auch auf dem Gymnasium zu Jever, 
welches Lübben im Aller von vierzehn Jahren bezog, war Plattdeutsch 
unter den Schülern die alleinige Verkehrssprache. Wohl alle seine 
Altersgenossen, die in jener Zeit mit ihm bekannt geworden sind, 
haben auch später für den täghcheu Verkehr mit ihm das Plattdeutsche 
heihebalteu. Die letzten Worte, die ich mit ihm an seinem Sterbe- 
bette gesprochen habe, waren plattdeutsch, und ihm entschlüpfte nur 
ein hochdeutsches Wort, um durch den Gegensatz ein drastisches 
Scherzwort zu steigern. Mit seiner Mutler, dem seine Sohnestreue 
noch Jahrzehnte nach seiner Verheirathung nicht blos Unterhalt, 
sondern auch in seinem Hause Obdach und die Ebrenstelle in der 
Familie gewährte, habe ich ihn nur plattdeutsch sprechen hören, sowie 
auch ich nie mit ihr hochdeutsch gesprochen habe. So war das Platt- 
deutsche Lübbens Muttersprache im engsten wie weitesten Sinne, 

Da mir Lübbens Lebens- und Entwickelungsgang in seinen Haupt- 
zügen so unmittelbar gleichsam vor Augen steht, so konute ich die 
von mir mitgeteilten Worte nicht ohne eine gewisse Rührung lesen, 
als ich kurz nach seinem Tode, vielleicht zum ersten Mal seit ihrem 
Erscheinen, jene Schrift in die Hand nahm. Dieselbe war wie ein 
Scheidehrief, mit dem er seiue Muttersprache, die treue und geliebte 
Gefährtin seiner Jugend, von sich wies, um der vornehmeren Schwester 
Platz zu machen, nicht um deren Vornehmheit willen, sondern weil 
seine wissenschaftliche Überzeugung sie als allein berechtigt und be- 
fähigt anerkannte, um für ihn selbst wie das gesamte deutsche Volk 
eine gesteigerte und vertiefte Bildung zu vermitteln. 

Dieser Scheidebrief bezeichnet für Lübbens wissenschaftlichen 
Lebensgang einen wichtigen Wendepunkt. Schon die Vorarbeiten 
hatten ilm genötigt, eich seiner geliebten Muttersprache objectiv gegen- 
über zu stellen, sie nicht blos einfach kühl und nüchtern zu betrachten, 
sondern zugleich mit dem wissenschaftlichen Rüstzeug, wie es die noch 
junge deutsche Sprachforschung darbot, der Sache möglichst tief auf 
den Grund zu gehen. Wie es in seiner Natur lag. stets entschieden 
bis zur Unbeugsam k ei t, wo er eine feste, auf wissenschafthchen Gründen 
beruhende Überzeugung gewonnen hatte, so überwand er jetzt mit 
Entschlossenheit seine innersten Neigungen, um zunächst für sich volle 
Freiheit zu gewinnen. So gewann er zugleich die Stellung zum Platt- 
deutschen, in der er in solchem Masse befähigt ward zu derThätig- 
keit und den Leistungen, um derentwillen wir grade hier an dieser 
Stelle vorzugsweise sein Andenken ehren. Denn seine Herzensneigung 
zu der Jugendgefährtin hatte er wohl zurückdrängen, aber nicht unter- 
drücken können; aber nachdem er sich mit ihr über das richtige 
gegenseitige Verhältnis auseinandergesetzt hatte, so ward die alte 
Neigung wieder allmählich immer stärker, um ihr, dem neuen Ver- 
hältnisse entsprechend, in Treue zu dienen und seine besten Kräfte 




151 

zu widmen, So genosü er in der tteschüfligunfi; mit ihr und ihrer 
Vergangenheit die i3erriedigung eines tiefwurzelndon Ilerzetiäbediirf- 
iiisees. 80 dasB er dnriu auch oft Stärkung zu zilhtT Ausdauer fand 
bei Hemmnissen, vor denen mancher andere entmutigt die Flinte in 
den (iraben geworfen hätte. Auf der andern Seite aber hatte er hei 
alledem jene nüchterne Objectivilät gewonnen, mit welcher es ihm 
leicht wurde, die EinHiisBe einer individuellen Vorein gen onimenheit 
abzuweisen oder geistreichen Einfiiilen, wie nähere Freunde sie oft 
von ihm hörteo, weit mehr, als seine Schriften es ahnen lassen, 
energisch Thür und Thor zu verachliessen, damit sie nicht seine mit 
mathematischer Strenge gezogenen Zirkel zerstürten. 

Wenn wir nun von hieraus einen Rückblick werfen auf die Ent- 
wicklung Lübbens, wie sie seinen Arbeiten für die Erforschung des 
Niederdeutschen voranging, so heben sich wenige Hauptmomente hervor, 
die auf seine wissenschaftliche und sittliche Bildung Einftuss gewonnen 
haben. Was bei ihm einschlug, schlug tief ein und wurzelte auch fest, 
80 das3 es späteren Eindrücken leicht Widerstand leistete. Deshalb 
fand zwar auch manches, was zur Abrundung vielleicht hätte will- 
kommen sein können, keinen Eingang; aber da er nur in sich aufnahm, 
was dem Kern nach gut und edel war. so ward er so früh, wie es 
Wenigen vergönnt ist, ein in sich fest abgeschlossener Charakter, 
wissenschaftlich wie sittlich. Aus der Einfachheit der Verhältnisse 
in llooksiel und in seinem elterlichen Hause hat er bis zum Tode in 
seltenem Grade Einfachheit und Anspruchslosigkeit hinsichtlich der 
üuBsern Lebensgenüsse bewahrt. Ah er auf das Gymnasium kam, 
hatten die Schüler bei der Duldsamkeit, wie sie in jener Zeit noch 
allgemeiner, dort unter dem Einflüsse ortlicher Verhältnisse noch be- 
sonders herrschte, eine grössere Freiheit des Lebens, als für manche 
verträglich war. Die Ausschreitungen, die vorkamen, wirkten aber 
eher durch den Gegensatz, als an sich, nachteilig auf Lübhen, Es 
entging ihm damit der regere Verkehr mit einer grössern Anzahl von 
Mitschülern, der für den Verkehr auf dem Markte des Lebens doch 
eine gute Vorschule sein kann. Von bedeutendem positiven Einflüsse 
war aber für ihn der damalige treft'liche Itector Seebicht, ein Thü- 
ringer, der in Pforta geschult war, ein Mann von der grössten per- 
eönlicheu Liebenswürdigkeit, dessen Sicherheit und Schärfe in der 
grammatischen Behandlung, besonders der griechischen Schriftsteller, 
grade Lübbens Veranlagung sehr förderte. Seine Studienzeit ISaS 
bis 1>341 teilte Lübben zwischen Jena, Leipzig und Berlin. Er war 
als Student der Theologie eingeschrieben, zunächst um ein theologisches 
Stipendium zu geniessen, jedoch zugleich dem Herkoramen im Olden- 
burgischen entsprechend, wo die Lehrers teilen an den hiihern Schulen 
regelmässig mit Theologen besetzt wurden. Lübben war, so viel ich 
weiss, der erste üldenburger, der pianmässig Philologie studirte. Er 
faad ala Student keine Neigung, sich mit den damaligen Gegensätzen 
in der Theologie abzutinden; noch mehr wirkte aber die entschiedene 
Hinneigung zu philologischen Studien, dass er diese immer mehr 



152 

bevorzugte. Er machte kur;; naclieinauder in Berlin das s. g. Ober- 
lehrer-, in Oldenburg das erste theologische Examcu. Das zweite 
theologische Examen hat er nie gemacht, weil glUukliche Umstände 
ihm sehr bald eine namentlich filr den Anfang sehr lohnende Laufbahn 
im Schuldienste crüfTneten, In Jena gehörte er der damals ungeteilten 
Burschenschaft an, die auf dem Burgkeller ihre Kneipe und darnach 
ihren Namen hatte. Es lag nicht in seinem Wesen, sich sehr thätig 
an ihrem äussern Leben zu beteiligen. Das innere Lehen der Ver- 
bindung war damals auch nicht grade sehr rege, hatte aber Inhalt 
genug, um seinen Ansichten und Wünschen fUr die Zukunft Deutsch- 
lands die Richtung oder wenigstens Kräftigung zu geben. Nicht lange 
nachher, im Juni 184U, erlebten wir gemeinschaftlich die nächsten 
Wirkungen des Thronwechsels in Berlin. Obgleich wir beide fiir 
manche Äusserungen der Volksstimmung, die wir beobachteten, kaum 
ein Verständnis, geschweige denn Sympathien hatten, so kam es uns 
doch vor, als wenn wir den Pulsschlag der Geschichte jetzt unmittelbar 
fühlten, und so wenig unsere Wünsche und Hoffnungen damals schon 
eine fest umrissene Form annehmen konnten, so wurzelte doch zum 
Teil in den Eindrücken dieser Zeit die nicht lange nachher von Lübben 
kräftig vertretene Überzeugung, dass die Hauptstadt Preussens auch 
die Hauptstadt Deutschlands sein müsse. Von Lübbens Universitäla- 
lehrern haben wohl am meisten in Jena Göttling, in Leipzig Moritz 
Haupt auf ihn gewirkt, am nachhaltigsten jedenfalls in Berlin Lach- 
mann, Bückh und Itauke, nicht blos insofern er die von diesen ver- 
tretenen Wissenschaften vor allen andern Fächern stets bevorzugte) 
sondern auch hinsichtlich der Methode, mit welcher er sie getrieben 
hat. So möchte ich z. B. auf Lachmanns Einlluss zum Teil die knappe, 
prägnante Worterklärung zurückführen, die Lübben zuerst in seinem 
Wörterbuche zu der Nibelungen Not, nach meinem Dünken ein Muster 
eines Special-Lexikons, anwandte und später iu so grossem Umfanga 
nieder in dem mittelniederdeutschen Worterbuche. 

MichaeUs 1844 wurde Lübbeu an das Gymnasium zu Oldenburg 
berufen, nachdem er schon einige Jahre in Jever am Gymnasium thätig 
gewesen war, Es war dies eine Auszeichnung, die zum Teil seinen 
germanistischen Studien galt, die bisher in keiner Weise im Laude 
vertreten gewesen waren, und wie er der Zeit nach der erste Germauist 
Oldenburgs gewesen ist, so ist er es dem Range nach in einem Masse 
geblieben, dass so leicht auf einen Ersatz nicht zu hoffen ist. Die 
ersten (i bis 10 Jahre nach seiner Umsiedelung haben auf seine Tha- 
tigkeit sehr anregend gewirkt und ihr namentlich ein vielseitigeres 
Gepräge gegeben. Er fand ein reges geistiges Leben vor, besonders 
in einem noch bestehenden literarischen Vereine, der damals seine 
Blütezeit hatte, worauf dann die Ereignisse von 1848 folgten, die 
seine Bestrebungen eine Zeit lang über den Kreis rein wissenschaft- 
licher Arbeit hinaus erweiterten. Den Kern seines Wesens berührte 
das alles aber nicht, sowie auch alles, was im spätem Lehen an iha 
herantrat, wohl fördernd oder hemmend auf das Was und Wie seines 





153 

ThunB uud Empfindens EinfluBS Iiabuii konnte, aber ohne den schon 
Früh fest und sicher gelegten Grund seiner eigentlichen Persönlichkeit 
irgendwie umzuwandeln. 

Im Grunde seines Wesens war Lübben entschieden mehr zu ge- 
lehrter, wissenschaftlicher, als zu praktischer Thätigkeit berufen, ich 
meine zu einer praktischen Thütigkeit, bei welcher der Schwerpunkt 
des Berufes in dem persönlichen Wechselverkehr mit anderen, sei es 
noch JugendUchen, oder erwachsenen Personen beruht. Die Aufgabe 
eines Amtsrichtere, der im mündlichen Verfahren einem stets wech- 
selnden Publikum für dessen stets wechselnde Anforderungen von dem, 
was er sich wissenschaftlich angeeignet hat, ohne langes Besinnen das 
jeweilig Beate zu bieten suchen muss, ist eine andere, als die eines 
Beisitzers von einem höchsten Gerichte, der die vorliegenden Fälle 
mit dem ganzen wissenschaftlichen Apparate seines eigenen Könnens 
und der vorhandenen literarischen Ilülfsmittel so zu behandeln strebt, 
dass die Entscheidung als Prüjudiz, die Begründung zur Fortbildung 
des Hechts dienen kann. Dieser Vergleich passt nicht ganz auf die 
verschiedenen Berufsstellungen LUbbens; ich unterlasse auch, dies im 
Einzelnen an den verschiedenen Perioden seiner dienstlichen Berufs- 
tbätigkeit nachzuweisen. Nur das bemerke ich, dass trotz seiner 
musterhaften Treue in Ertulhiug seiner dienstlichen Obliegenheiten uud 
trotz der allgemeinen Achtung, welche er sich durch seine wissen- 
schaftliche und sittliche Gediegenheit erworben hatte, ihm auch bittere 
Enttäuschungen nicht erapart geblieben sind, besonders in dem reiferen 
Maunesulter, Während des Urlaubs, den er zur Vollendung des Mnd. 
Wörterbuchs erhalten hatte, wurde er zum Bibliothekar ernannt. Das 
war eine Stellung, in welcher er so ganz seinem eigentlichsten Berufe, 
seiner innersten Neigung leben konnte; aber aus dem Vollen hat er 
dies auch nicht ausgenosseu, da nur zu bald die körperliche Schwäche 
hervortrat, deren Steigerung sein Leben so vor der Zeit abschloss, 
nach meiner Überzeugung auch noch beschleunigt durch den zähen 
Widerstand, mit welchem seine PHichttreno sie zu überwinden suchte. 

Wenn nun nach meiner Ansicht ein praktischer Beruf in dem 
oben angedeuteten Sinne der Persönlichkeit Lubbens weniger entsprach, 
so heisst das natürlich nicht, dass er unpraktisch war. Das war er 
nicht einmal in den kleineren oder grösseren Angelegenheiten des 
täglichen Lebens. Aber wie der Vertreter eines praktischen Berufs 
in Ausübung desselben oft recht unpraktisch sein kann, so kann auch 
der Mann der reinen Wissenschaft im Ausbau derselben sich als sehr 
praktisch bewähren, und dies letztere war namentlich bei Lübben der 
Fall, dessen Geschick, für seine wissenschaftlichen Arbeiten die kür- 
zesten Wege und angemessensten Handgriffe aufzufinden, ich oft be- 
neidet habe. 

Indessen war er nicht vorzugsweise der gelehrte Stubenhocker. 
Er bebte den geselligen Verkehr, der ihm Anregung bot, wie er selbst 
auch in hohem Grade sie zu geben verstand, aber diese Wechselwirkung 
stand gleichsam im umgekehrten Verhältnisse zu der Zahl der Teil- 



154 

nehmer. Er mochte wohl spreclien, war abei' doch nicht eigentlich 
gesprächig. Das zeigte sich schon früh, das hat er auch nie ganz 
abgelegt. In unserer Verbindung in Jena wtir zu unserer Zeit her- 
gebracht, dass zu Weihnachten ein 'i'anneubaum mit allerlei kleinen 
Süchelchen behängt und diesen je ein Sprüchlein beigefügt ward, 
welches dem Empfänger mit einem Scherzworte, zuweilen auch mit 
beissendem Witze eine heherzigenswerte Beobachtung zu Gemüte führte. 
Lübben selbst erzählt in einem Briefe aus jener Zeit an einen 
Freund: „Ich als stiller Studio, der nicht viel Lärm maclite, bekam 
eine Trommel ohne Trommelstöcke mit den Worten: 

Viel tauscadmal niebr Lärm machet Du, 

AU Trommelu — wcnu sie ainJ iti Ruh." 

Dies Verschen, an welchem Lübben selbst seine harmlose Freude 
hatte, sollte sich zunächst nur auf sein zurückhaltendes Wesen auf 
der Kneipe beziehen, die damals vielleicht von 80 bis 100 Verbin- 
dungsmitgliederu besucht wurde, es zeugte aber zugleich von der Be- 
achtung, deren die altern Verbindungsgenossen den stillen Fuchs wert 
hielten, hat sich dann aber auch noch in einem andern Sinn als pro- 
phetisch für sein ganzes Leben bewährt. Wie gründlich und umfassend 
sein Wissen, wie gediegen sein Schaffen auch war, das Trommeln hat 
er nie verstanden. Er konnte fast kindlich sich jeder Anerkennung 
freuen, die in der Bitte um eine wissenschaftliche Auskunft oder in 
der unerwarteten Mitteilung irgend eines Beitrags für seine Arbeiten 
ausgesprochen lag, aber es widerstand seinem innersten Wesen, sich 
auf den Markt zu stellen und dort geltend zu machen. Dahei zeigte 
er seinerseits eine Uneigunnützigkeit, man kann wohl sagen, Freigebig- 
keit, wie ich sie in diesem Grade selten habe kennen lernen. Ich 
habe selbst noch Excerpte liegen, die er bei seinen Arbeiten nebenbei 
gemacht hatte, um sie später zu verarbeiten, die er aber sofort brachte, 
als er zufällig erfuhr, dass ich eine Arbeit vorhatte, für welche sio 
vielleicht brauchbar sein könnten. 

Wer Lübben nur oberflächlich kannte, dem mochte er vielleicht 
als eine etwas trockene Natur erscheinen. Neben seinem gediegenen 
Ernste besass er aber eine reiche Ader von Humor, und namentlich 
im engern Frenndeskreise tiel ihm an geeigneter Stelle leicht ein 
treffendes, geistreiches Wort zu, besonders auch von jener Art, die 
man mit einer gewissen contradictio iu adjecto trockene Witze nennt. 
Ebenso kann sich der vielleicht ein falsches Bild von seiner Darstel- 
lungsgabe machen, welcher ihn nur aus seinen streng wissenschaftlichen 
Werken kennt, in denen er stets nur den Stoß, den Inhalt zur Geltung 
zu bringen sucht und allen Schmuck der Rede und jede Fülle des 
Ausdrucks als unnützes Beiwerk bei Seite schiebt. Wo er sich aber 
einmal durch die vorliegende Aufgabe für berechtigt halten konnte, 
sich beim Schreiben gehen zu lassen, da war seine Sprache fitessend 
und gewandt, elegant und reich an ansprechenden Wendungen, nirgend 
eine Spur von überlegter Arbeit am Stil. So leicht, wie ihm die Ge- 
danken zuströmten, so leicht Boss auch das Wort aus der Feder, lu 




155 

dieser Weise Bcbrieb er besonders viel in der schon berührten Zeit 
seiner ersten Jahre in Oldenburg, wo er zu manchen Vorträgen über 
allgemeiner interessirende und verstündliche tiegenstände veranlasst 
wurde, ebenso auch in der politischen Bewegung in den ersten Jahren 
Ton 1848 an, wo ihm die Umstände die Redaction eines kleinen Par- 
teiblattes RufnÜtigten und er sich auch gelegentlich durch Flugschriften 
an verschiedenen Tagesfragen beteiligte. Immer zeigte er eine sichere 
und gewandte Herrschaft über die Sprache, ja offenbarte auch eine 
nicht geringe Begabung für Ironie und Satire, mitunter selbst in Versen. 
Diese journalistische Thätigkeit stimmte aber doch nicht recht zü 
seinem Wesen; er war froh, als er sie abschütteln und, ungestürt 
durch sie, sich wieder der ernsten wissenschaftlichen Arbeit zuwenden 
konnte, in die er sich um so lieber vertiefte, als der Ruckschlag der 
fünfziger Jahre für seine auf die Zukunft Deutschlands gerichteten 
Hoffnungen von ihm sehr schmerzlich empfunden wurde. Zu bedauern 
ist aber, dass in dem Masse, in welchem seine wissenschaftlichen Ar- 
beiten sich immer entschiedener auf ein bestimmtes, fest umgrenztes 
Feld coüceutrirten, ihm desto weniger Anregung gehoten und Zeit 
gelassen wurde, einzelne Fragen in Essay-Form zu behandeln, wozu 
er ein so grosses Geschick hatte. 

Lübbens Leistungen für die Wissenschaft eingehender zu be- 
sprechen, halle ich mich an dieser Stelle nicht berufen. Was er für 
den Verein unmittelbar gewirkt hat, können Sie besser beurteilen als 
ich, der ich Ihren Arbeiten mehr aus der Ferne zugesehen, als mich 
daran beteiligt habe, und das Werk, in welchem Lubben hauptsächlich 
sich ein Denkmal gesetzt hat, kennen Sie durch eigenen (jebrauch 
sicherlich besser, als ich es Ihnen darlegen könnte. Eine oberfläch- 
liche Betrachtung würde in dem Niederdeutschen Würterbuche viel- 
leicht nur das Werk eines ungewöhnlichen GelehrtenHeisses erkennen, 
wobei ein sorgfältiges Excerpieren, Sondieren, Ordnen, Abschreiheu und 
Corrigieren die Hauptsache gewesen, Gewiss ist das eine Hauptsache, 
und wir haben in dieser Beziehung Lübbens Ausdauer in hohem Grade 
anzuerkennen, mit der mancherlei Hemmnisse zu überwinden nicht 
blos die Liebe zur Sache genügte, sondern oft auch eine grosse mora- 
lische Kraft nötig war. Ohne diese wäre es nicht möglich gewesen, 
ein solches Werk in vergleichsweise so kurzer Zeit herzustellen; aber 
darin liegt nicht die höchalo und letzte Aufgabe des Lexikographen, 
die liegt, wenn wir es nach der äusseren Einrichtung des Niederd. 
Wörterbuchs bezeichnen, in den wenigen Wörtern und Sätzchen, die 
hier den Belegstellen in Cursivschrift vorangeschickt oder eingestreut 
sind. Nicht grade überall, aber doch in sehr vielen Artikeln hatte 
sich eben hierin Scharfsinn und Comhinationsgabe darzulegen, sowie 
Sicherheit in der Wahl des treflendsteu Ausdrucks. Da hilft auch 
nicht immer, um das Beste zu finden, angestrengtes und wiederholtes 
Nachdenken, es bedarf dazu einer besonderen Divinationsgabe, die 
durch Übung zwar geschärft, aber nicht erworben werden kann, In 
dieser Beziehung habe ich Lübbeu besonders wegen einer kleinen 




16C 

Arbeit bewundert, iu welcher er 1856 Iq Haupts Zeitschrift in knappstei 
Form friesische Namen besprochen hat, weil unsere Arbeiten sich hier 
begegueti. Obgleich die deutsche Onomastik damals noch nicht mit 
so sicherer Methode arbeiten konnte wie jetzt, hat Lübben von den 
sieben ISiegeln, welche die Deutung der rätselhaften friesischen Namen 
verschlossen, mit seiner sichern Hand wenigstens vier gelöst. Dabei 
war er aber überall, wo es Unerklärtes zu erklären gab, äusserst vor- 
sichtig, fast zu ängstlich in seiner wissenschaftlichen Gewissenhaftigkeit, 
und dies schien fast noch zuzunehmen, seit er für das Wörterbuch 
zu arbeiten begonnen hatte. 

Der persönliche Charakter Lübhens war ganz wie sein wissen- 
schaftlicher Charakter, — stets gewissenhaft und treu, strenge gegen 
sich in der Erfüllung seiner PHichLen und anspruchslos in seinen An- 
forderungen an das äussere Lehen, zäh in allem, was er einmal erfasst 
hatte, auch andern gegenüber nicht blos in Zuneigung, sondern auch 
in Abneigung, besonders, wo er die volle Wahrheit des innern Wesens 
vermisste, obgleich duldsam gegen menschliche Schwächen, wenn der 
innere Kern nur gesund war, vielleicht etwas zu gleichgültig gegen 
manche Formen des äusseren Lebens, aber auch zugleich seinerseits 
durchaus unzugänglich Tür blos conventionelle oder gar mit Neben- 
zwecken verbundene llöHichkeit und Zuvorkommenheit, und wenn ich 
Lübbens Wesen und Verdienste heute nicht ganz mit dem sichern 
Masse einer vollständigen Gerechtigkeit gewürdigt habe, so ist das 
wieder ein Zeugnis über ihn. Ich musste mir manchmal Zwang au- 
eil ich ihn in Gedanken an meiner Seite stehen sah, wie er 
warnte, nicht die Freundschaft über die ruhig und zwar wohlwollend, 
aber zugleich streng wägende Wahrheit zu setzen. Um aber alles in 
einem kurzen Worte zusammenzufassen, so sei es mir gestattet, die 
Verse Hartmanns von Aue zu wiederholen, mit denen Lübbens Freunde 
aus dem germanistischen Kränzchen einen Lorbeerkranz für sein 
Grub widmeten: 

Swer an rehte gUtlr. 

wendet sUi i/emüete, 

äem voii/et sielde u»d ere. — 

Er hat den lop erworben, 

ist im der Up erstoiOen, 

so lebt thch itmtr sin name. 



LEBENSDATEN UND SCHRIFTEN. 
1818 Januar '2[. Geboren zu Hooksiel (an der Jade, Amt Jevef^ 
1832 — 38. Gymnasiast in Jever. 
1838 Ostern — 1839 Ostern. Inscribirt als Stud. theol. in Jena. ! 



I der Theologie und l'hilolo 




157 



Ostern — 1840 Ostern. Desgleichen in Leipzig. 
1840 Ostern — 1841 Michaelis. Desgleichen in Berlin. (Vorlesungen 
bei Lachmann, Böckh, Neander, W. Griniiii, Ranke a. a.) 

1841, Examen pro facultate docendi in Berlin. Dr. phil. auf Grund 
einer bei der Uriiversilät Jena eingereichten Dissertation 'De 
imaginationis ratione apud Aristotelem'. 

1842. Lehrer am Gymnasium in Jever. Tentamen theologicum, 
1844 Michaelis. Lehrer am Gymnasium in Oldenburg. 

1869. Verbindung mit K. Ch. Schiller zur Herausgabe eines mittel- 
niederdeutschen Wörterbuches. 

1873 August 4. Stirbt Karl Christian Schiller zu Schwerin. 

1875 Pfingsten. Prilses des Vereins für niederdeutsche Sprachforchung. 

I87S. Dreijähriger Urlaub zur Vollendung des mittelniederdeutschen 
Wörterbuches. 

1877 — 84. Redacteur des Jahrbuches des Vereins für niederdeutsche 
Sprachforschung. 

1877 Juli 1. Bibliothekar der (Irossherzoglichen Öffentlichen Biblio- 
thek in Oldenburg. 

1884 März 15. Gestorben nach längeren asthraatiachen Leiden in 
Folge einer Rippenfellentzündung. 

Biographische Notieen und Nekrologe sind gegebeti im Programm 
des Gymnasiums in Olämhurg Ostern 1845 S, 19; von K. Sirackerjan in 
der Allgemeinen Deutschen Biographie; von H. Brandes in der Zeit- 
schrift für Deutsche Philologie Bd. 16 S. 369—373. 



Bücher. 

1846. Das Plattdeutsche in seiner jetzigen Stellung zum Hochdeut- 
schen. Oldenburg. Schulze'sche Buchhandlung. 40 S. 8". 

1848. Bemerkungen über Bemerkungen. Gegen Herrn Alex. Klei- 
kamp. Von Sebaatus. Oldenburg. Schulze'sche Buchhandlung, 
16 b. 8". 

1848. Die bremer Zeitung. Ein Votum. Von einem langjährigen 
Leser. Oldenburg. Schmidt. 16 S. 8". 

1854. Wörterbuch zu der Nibelunge Not. Oldenburg. Druck und 
Verlag von Gerhard Stalling. IV u. IGO S. 8". 

1HG5. Wörterbuch zu der Nibelunge Not (Liet). Zweite vermehrte 
und verbesserte Auflage. Oldenburg. Stalling's Verlag. IV u, 
206 S. 8°. 

1867. Reinke de Vos nach der ältesten Ausgabe (Lübeck 1498). 
Mit Einleitung, Anmerkungen und einem Würterbuche. Olden- 
burg. Druck und Verlag von Gerhard Stalling. XXII, VIH u. 
347 S. 8". 



158 

1868. Mittelniederdeutsche Gediclite aus Handschriften herausgegeben. 
Oldenburg. Stalling. IV u. 62 S. 8». 

1868. Deutsches Lesebuch für liijhere Schulen. Von Franz Kern und 
A, Lübben. Th. 1. 2. V u. 422 S. Oldenburg. Schmidt's 
Verlag. 8". 

1869. Zeno, oder die Legende von den heiligen drei Königen. — 
Ancelmus, vom Leiden Christi. Nach Handschriften heraus- 
gegeben. Bremen. J, Kühtmann. XXIII u. 146 S. 8". 

1871 — 1881. Mittelniederdeutsches Wörterbuch von Karl Schiller und 
August Lübben. (Lieferung 1—31 oder) Bd. L A— E. (1871—) 
1875. VIII, XVI u. 756 S. ~~ IL G-L. 187G. 758 S. — 
IIL M-B. 1877. 538 S. — IV. S— T. 1878. 649 S. — 
V. U— Z. 1880. XX u. 791 S. — VI. (Nachtrag.) I8BI. 
II u. 319 S. Bremen. Verlag von J. Kühtnnann's Ruchhandlung, 
seit 1880 Verlag von Ilinricus P'iacher, Norden. 8". 

1873. Deutsches Lesebuch für höhere Schulen. Von Franz Kern 
und A. Lübben. Th. 1. Zweite durchgesehene Auflage. Olden- 
burg. Schmidt'a Verlag, IV u. 351 S. 8". 

1875. Deutsches Lesebuch für höhere Schulen. Von Franz Kern 
und A. Lübben. Th. 2. Zweite Auflage. Oldenburg. Schmidt'a 
Verlag. V u. 421 S. 8». 

1877. Wörterbuch zu der Nibelunge Not [Liet]. Dritte vermehrte 
und verbesserte Auflage. Oldenburg, Stulling, IV u, 210 S. 8^ 

1879. Der Sachsenspiegel, Landrecht und Lehnrecht. Nach dem 
Oldenburger Codex picturatus von 133U herausgegeben von A, 
Lübben. Mit Abbildungen in Lithographie und einem Vorwort 
zu denselben von F. von Alten. Oldenburg, Schulze'sche Hof- 
Buchhandlung und Hof-Buchdruckerei. XVI u. 148 S. 8". 

1B62, Mittelniederdeutachc Grammatik nebst Chrestomathie und 
Glossar, Leipzig, T. 0, Weigel, VIII u. 221 S. 8°. 

1884. Mittelniederdeutsches Handwörterbuch. Attch mit dem Tild 
Wörterbücher, herausgegeben vom Verein für niederdeutsche 
Sprachforschung. Bd. 2. Norden und Leipzig. Diedr. Soltau'a 
Verlag. 8", [Im Druck, ca. 30 Bogen.] 

Abhandlunflen In Programmen und Zeitschriften. 

1845. Über die Behandlung der deutschen Sprache und Literatur- 
geschichte auf Gymnasien. Programm zur Ankündigung der 
Schulfeierlichkeiten des Gymnasiums zu Ostern 1845, Oldenburg, 
Schulze'sche Buchhandlung. 13 S. 4". 

1846. Über einige Spuren des Heidenthums in unserer Heimat. Ein 
Vortrag, Jeverländische Nachrichten 1846 No. 38—40. 

1854. Einiges über friesische Namen. Zeitschrift f. deutsches Alter- 
thum 10, 293—307. 




1863, 
1863. 

186j. 

18G6, 

1869. 

1870. 

1871. 
1871. 
1873. 

1873. 
1873. 

1874, 

1875. 

1875. 

187.1. 

1876. 
1876. 
1876, 
1877. 
1877. 

1878. 

1878, 
1879. 
1879. 
1879. 

1881. 

1881. 



159 



Zu Reinke Voa [v. 76. 258]. Germania 8, 370—373. 

Die Thiernamen in Rciueko Voa. Programm des Gymnasiums 
zu Oldenburg. 56 S. 8*. 

Neues Bruchstück von Albrecht von Ilalberstadt. Germania 
10. 2.37—245. 

Versus memoriales. Programm des Gymnasiums zu Oldenburg. 
42 S. 8», 

Ancelmus scal de passio lieten. Zeitschr. f. deutsche Philol. 
1, 469—473. 

Nibelungenl, 1403, 4. (L.). — usik (mhd. unsich). Zeitachr. 
f. deutsche Philol. 2, 191. 192. 

Zu Reinke Vos. Zeitschr. f. deutsche Piiilol. 3, 306 

Altvil. Zeitschr. f. deutsche Philol. 3, 317. 

Bemerkungen zu der Ausgabe des Ileinke Vos von K. Schrüder. 
Zeitschr. f. deutsche Philol. 5, 57. 

Altfriesisches. Zeitschr. f. deutsche Philol. 6, 454. 

Mit (il zusammengesetzte Wörter. Zeitachr. f. deutsche Philol. 
., 454—466. 

Mittheilungen ( 



Progrr 



niederdeutschen Handschriften. 
des Gymnasiums zu Oldenburg. 25 S. 4*. 

Einleitung [des Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprach- 
forschung). Niederd. .lahrb, 1, 1 — 4. 

Zur Characteristik der mittelniederdeutschen Literatur. Niederd, 
Jahrb. 1, 5—14. 

Über Flurnamen. Germanistische Studien. Ilerauag. von K. 
Bartsch. 2, 259—273. 

Niederdeutsche Tischzucht. Germania 21, 424 — 430. 

Inwritze deda. Zeitschr. f. deutsche Philol. 8, 239. 240. 

Blau. Zeitschr. f, deutsche Philol. 8, 240. 241. 

Medicinalia pro equis conservandis. Nd. Jahrb. 2, 19 — 23. 

Zu den historischen Volksliedern von R. v. Liliencron. Nd. 
Jahrb. 2, 35—39. 

Zu Germania 23, 53 f. [betr. rirap, lancklachtkk etc.]. Ger- 
mania 23, 341. 342, 

Henneke Knecht, Str. 10. Germania 23, 445. 

Aus dem Vocabelbuche eines Schülers. Nd, Jahrb. 4, 27. 

Zum Umlaut. Nd. Jahrb. i, 41—44. 

Spieghel der zonden. Nd. Jahrb. 4, 54 — 61. 

Aus dem zu Herford gehaltenen Vortrag über 'de modersprake'. 
Nd. Korrespondenz-Blatt 6, 64 — 67. 

Die niederdeutschen noch nicht weiter bekannten Handschriften 
der Bibliothek zu Wolfenbüttel. Nd. Jahrb. 6, 68-74. 



160 

1881. Etwas über niederdeutsche Familiennamen. Niederd. Jahrb. 
6, 145—151. 

1881. Zu Gerhard von Minden. Festgabe für Wilhelm Creceliu3 in 
Elberfeld. S. 108—111. 

1881. Zur deutschen Lexikographie. Zeitschr. f. deutsche Philol. 13, 
367-381. 439—444. 

1882. Zum Sachsenspiegel. Germania 27, 379. 

1882. Bruchstück einer Unterweisung über die zehn Gebote. Von 
R. Sprenger und A. Lübben. Nd. Jahrb. 7, 62—70. 

1882. Das Paradies des Klausners Johannes. Nd. Jahrb. 7, 80 — 100. 

1882. Die Halberstädter nd. Bibelübersetzung von 1522. Nd. Jahrb. 
8, 108—115. 

1883. Beiträge zur Kenntnis älterer deutscher Volkslieder. Zeitschr. 
f. deutsche Philol. 15, 48—65. 

Ausserdem Recensionen in der Germania, der Zeitschrift für 
deutsche Philologie und im Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche 
Sprachforschung sowie kleinere Beiträge für das Korrespondenzblatt 
desselben Vereines und die Oldenburger Zeitung. 

Im J. 1850 und 1851 ist von Lübben ^Der oldenburgische Volk^- 
freund. Mittheilungen aus allen Gebieten des öffentlichen Lebens. 
Jahrg. 2 und 3 no. 1—26', später 'Der Gesellschafter. Ein nützlicher 
und unterhaltender Volkskalender. Jg. 1853. Oldenburg. Stalling, 
redigirt worden. 



Jahrbuch 



^ des 



Vereins dir niederdeotsclie Sprachforscliwg. 



Jahrgang 1884. 



X. 




RORDEI Ud LEIPZIG. 

Diedr. Soltau's Verlag. 
188d. 



Druck Ton Diedr. Soltan in Norden. 



Inhalt. 



Seite 

Kai. Von C. Walther. 1 

Beschreibung der Handschriftensammlung des Freiherrn August von Anis- 

waldt in Hannover. II. Von AI. Reifferscheid .... 5 

Westfälische Predigten. Von FranzJostes 44 

Kinderspiele aus Schleswig- Holstein. Von H. Carstens 49 

Dat Bosseln. (Ditmarscher Mundart. Gegend von Lunden.) Von H. Carstens 52 

Der guden farwen kraus. Von Herman Brandes 54 

Die niederdeutschen Leherreirae des Johannes Junior v. J. 1601. Von 

Ad. Hofmeister 59 

Van den Detmarschen is dyt ghedicht (auf die Schlacht bei Hemming- 

stedt, 1500). Von F. Prien 89 

Kai. Nachtrag. Von C. Walther 103 

Zu Reinke Vos. Von R. Sprenger 107 

Öppelken. Von H. Sohnrey 112 

Everhards von Wampen Spiegel der Natur. Von W. Seelmann . . . 114 

Dilde, dulde. Von W. Seelmann 131 

Der Heliand und seine künstlerische Form. Von Reinhold Bechstein 133 

Excurs Zur Reimbrechung im Heliand. Von Reinhold Bechstein. . 142 

Albert Hoefer. Von AI. Reifferscheid 148 

Zwei Verse eines niederländischen Liedes v. J. 1173. Von W. See 1 mann 157 

Zur Einteilung der niederdeutschen Mundarten. Von H. Tümpel . . . 158 

Valentin und der Verlorene Sohn. Von W. Seelmann . . . . 160 

Verzeichnis der Mitarbeiter und ihrer Beiträge in Bd. 1 — 10 163 

Register zu den Bänden 1 — 10 167 



Dieter Band gilt für die Mitgliedschaft Im Jahre 1885. 



Ea giebt eine Hamburger Redensart Kai*) kennen, die unge- 
fähr soviel beisst wie ,Be8cheid wissen'. So sagt z. B. jemand, um 
den Vorwurf der Unerfahren heit oder Einfalt abzuwehren oder zu 
verstehen zu geben, dass er sich nicht hänseln, sich nichts aufbinden 
lasse, dass er wisse, was sich schickt: Ik ken Kai. In der Frage: 
Kenn'stu Kai? wendet man die Redensart an, wenn man jemand 
ermahnen will, verständig zu sein. Für Kinder bedeutet diese Frage 
soviel als: sei artigl oder willst du Schläge haben? Litterarisoh ver- 
wertet habe ich die Redensart nur einmal gefunden, bei Karmann 
Dat grote Hüüg- un Hawel-ISook, Hamborg 1B27, S. 168: Myn oolde 
Müttjen, dce — as'n to feggen pleggt — „Kei kennt", wo dadurch 
die Erfahrenheit des Alters be/.eichnet werden soll. Wie mir Herr Land- 
gerichtsdirector A, Römer in Altona mitgeteilt hat, ist der Ausdruck 
auch in Schleswig und zumal in Holstein bekannt, und ebenso wie 
in Hamburg sei die Frage: kennTtu Kai? üblich, wenn man einem 
Kinde drohen will, da es sich vergangen hat, oder es ermahnen, da 
ea im Begriff steht unartig zu werden. Dieselbe Frage kennt, wie 
Herr Dr. W. H, Mielck mir berichtet, ebenfalls Herr E. Chemnitz 
aus liarmstedt in Holstein. 

In niederdeutschen Wörterbüchern habe ich der Redensart ebenso 
vergeblich nachgespürt, wie in der Litteratur, bis ich endlich aus 
J. len Doornkaat Koolraan's Wörterbuch der O^tfriesischen Sprache, 
Norden 1S80, H, 192 ersah, dass auch die Ostfrieson sie gebrauchen. 
Der Verfasser schreibt kei, ke; das Wort lebe nur in der Redensart: 
he kend de kci oder du must de kei kennen, und habe die Be- 
deutung „Kunst". Eine bestimmte Ableitung wird nicht gegeben, 
sondern drei werden als mögliche erwogen: bloss nach dem Laut 
könne man es zu keuen, kauen stellen; nach Laut und Bedeutung 
könne es mit afries. kei (Schlüssel) oder selbst mit ags. cigan (vocare) 
zusammenhängen, so dass im /.weiten Fall „he kend de kei" soviel 
hiesse, als „er kennt den Schlüssel", bz, „er weiss Bescheid", oder 
im letzten soviel als: „er kennt den Ruf", bz. „den Namen", was 
beides eine passende Erklürung von kei wäre, 

*j Ich schreibe der Aussprache gemäss Kai und nicht Ket; man spricht auch 
Ksi' mit Btummem, »her die vorhergehende Silbe verlüngerndein e. 




Ich kann keiner dieser drei Etymologien beipflichten, und zwar 
der ersten nicht, weil das Wort im nordelbingischen Niederdeutsch 
mit anderem Vocal lautet ala im ostfriosischen, während die Würter, 
nach deren Analogie die Ableitung gefunden wird, in beiden Dialectea 
im Vocal übereinstimmen, und weil die Bedeutung des Wortes uner- 
klärt bleibt; der zweiten nicht, weil dem nordelbingischen Sächsisch 
das Wort kei oder kai Schlüssel mangelt; der dritten nicht, weil das 
angezogene angelsächsische Verbum nur in dieser Sprache nachzu- 
weisen ist, und weil selbst dort, im Angelsächsischen, das fiir die 
Erklärung aufgestellte Substantiv nicht existiert hat; allen dreien 
Etymologien aber widerspricht unser nordelbingischer Gebrauch des 
Wortes ohne Artikel. 

Als ich zuerst auf die Redensart aufmerksam ward, da fiel mir 
eine andere Ableiituug derselben ein, welche sich mir bald als richtig 
bestätigte und die ich auch jetzt noch für die allein mögliche und 
allen Anforderungen entsprechende halte: Kai oder Kei ist der be- 
kannte Truchsess und Seneschal an Künig Artus' Hofe. So versteht 
sich, warum der Artikel in unserer Redeusart stehen und fehlen kann; 
der Accusativ „de Kei" statt „den Kei" ist nicht auffällig, da der 
Artikel im Ostfriesischen, mit Ausnahme des Gen. Sing. masc. und 
neutr., inüexibel ist (ten Doornkaat Koolman O^tfries. Wh. I, 285), 
Ferner macht die Abweichung im Vocal weiter kein Bedenken, denn 
der Name jenes Ritters der Tafelrunde wird suhon im Mittelalter mit 
e und mit a, mit i und mit y geschrieben, und neben der einsilbigen 
steht gleichberechtigt die zweisilbige, auf e oder i auslautende, welche 
der Aussprache Kai' zu Grunde liegt. Endlich erklärt diese Her- 
leitung den Sinn unserer Redensart aufs bündigste. Die Redensart 
zielt auf den strengen Zuchtmeister des Hofes zu Karidoel, der ohne 
Ansehen der Person Ordnung und Anstand aufrecht erhielt, weshalb 
ihn Wolfram von Eschenbach im Parzival § 296 und 297 so warm 
preist. Die Frage, ob man Kai kenne und die Mahnung oder Drohung, 
dass man ihn kennen müsse, scheinen geradezu auf den Vers 297, 19: 
dir w£cre och eines Keien not, anzuspielen. Die Bedeutung von „ik 
ken Kai" als „ich bin nicht so dumm" kann sich leicht aus der „ich 
weiss Bescheid" und diese aus der ursprünglichen „ich kenne Lehens- 
art, denn ich kenne Kei, das Muster aller höfischen Zuchtmeister", 
entwickelt haben. 

Ausserhalb der beiden Sprachgebiete an der Eibe und an der 
Ems habe ich eine sprlchwürtliche Verwendung des Namens Kei nur 
noch in Flandern entdecken können. L. L. De Bo, Westvlaamsch 
Idioticon, Brügge 1873, verzeichnet S. ^06: „Kei, m. fig. Een gierig 
menfch. Hij is een kei. Ge moet daar (van) den kei uiet fpelen. 
— Ook een koppig, eigenzinnig menfch." Weiter erklärt hat De Bo 
das Wort nicht, auch nicht den ursprünglichen Sinn verstanden, sonst 
hätte er zu diesem Artikel nicht eine zweite Redensart gestellt, in 
welcher „kei" soviel ist wie Schlüssel. Bekanntlich zeigt Kei in den 
Rittergi; dich ten dos Mittelalters ein merkwürdiges Doppelgesicht. Hier, 




3 

im Flämischen, ist das schlimme BilJ von ihm bewahrt , der als 
zuchtlos, eigensinnig, hlimisch, grossprahlerisch, verleumderisch ge- 
schildert wird. Die zweite Bedeutung, die De Bo angiebt, ist die 
ursprüngliche, erst spater wird der Name auch für einen Gierigen 
verwendet worden sein. Vielleicht hat aber „gierig" hier gar nicht 
80 sehr den Sinn von „habgierig", als den von „hitzig", wie das Wort 
im Niederländischen auch gebraucht wird; und das ist allerdings ein 
echter CharakterKug des alten Kei. 

So lange nicht nachgewiesen ist, dass die Redensart „Kai kennen" 
auch anderswo vorkommt und erst aus anderer Gegend nach Nord- 
düutschland gelangt ist, darf man annehmen, dass diese Verwendung 
des Namens Kei ihren Ursprung in der einstigen Bekanntschaft des 
norddeutschen Volkes mit einem oder mehreren, die Artussage be- 
handelnden Gedichten hat. Ob die Gedichte in hoch- oder mittel- 
oder niederdeutscher oder niederländischer Sprache verfasat gewesen 
Bind, steht dahin. Jedenfalls können es nicht solche Artusromane 
gewesen sein, in welchen Kei, wie in denen Hartmann's von der Aue, 
Wirnt's von Gravenberg und Ulrich's von Zatzikhoven, nur von seinen 
schlechten Seiten und als unglücklich im Kampfe geschildert wird. 
Es müssen Gedichte gewesen sein, welche seinen Vorzügen Gerech- 
tigkeit widerfahren liessen, welche vor allem die energische Verwaltung 
seines Hofamtes in anerkennender Weise hervorhoben. Vielleicht ist, 
wie schon angedeutet worden ist, an den Parzival Wolfram's von 
Eechenbach zu denken. Dass eine solche günstige Vorstellung von 
Kei wenigstens in einem Thelle Norddeutschlands, eben da, wo noch 
jene Redensart lebt, in Nordeibingen, geherrscht hat, das wird durch 
die Beliebtheit des Vornamens Keie hei adeligen Geschlechtern Hol- 
stcin's bestätigt. Wir finden ihn z, B, in den Familien Uantzow, 
Seetede, Brokdorp, Aloveld, Poggewisch, Slove, Rumor, Bokwold. 
Durch sie gelangt er sowohl nach Dänemark, als auch in Schleswig 
und Holstein zu den Bauern und Bürgern. Noch jetzt ist Cai, Gay, 
Kai, Kei ein nicht ganz seltener Vorname in Schleswig-Holstein, vor- 
nehmlich bei Adeligen, aber auch bei Bauern einiger Gegenden. Auch 
als Zuname kommt er vor, ■/.. B. in den Formen Caye, Kai, Kay, 
Kayen, Keye in Hamburg. Im sechszehnten und siebzehnten Jahr- 
hundert kannte man den Ursprung des Namens nicht mehr und suchte 
ihn durch Verwandlung in das lateinische Cajus verständlich zu machen. 
Im Mittelalter erscheint er in nordelbingischeu Urkunden als Keye, 
Keige*), Keyge, Kaye, und latinisiert Keyo, Kayo. 

Es wäre nicht unwichtig, die Zeit, in welcher, und die Persön- 
lichkeit, an welcher der Name zuerst in Holstein sich zeigt, zu wissen. 
Eins fällt, wenn man daraufhin die Suhleswig-Holstein-Lauenburgischen 
und Lübischen Urkundenbächer durchsieht, bald in die Augen: der 
Name haftet zuerst an Mitgliedern der bedeutendsten adeligen Familie 



*) g zviBchen Vocalcn hat im Mitteltii'xIcrileiiUclicii den Lautwerth des j; 
sollte es dkäeii niciit hab"i). so sclirieb man gb. 



HolBtein's, an den Rantzau's, und ist aus dieser erst in andere Fa- 
milien gelangt. Die, fiir die ältere Zeit durchaus unzuTerlässigen, 
Genealogiae aliquot familiarum nobilium in Saxonia, eigentlich nur 
eine Geschichte der Familie Rantzau, verfasst von Hier. Henningea 
und zu Hamburg erschienen, 2, AuA. in Folio 1590, führen einen 
Kagenlierus vel Cajus 1 1340 und 1362 an. Die Beiträge zur Adels- 
geschicbte der Familie Rantzau von v. Stemann (Ztschr. f. d. Gesch. 
V. Schlesw., Holst, u. Lauenb, H, S. 106) beginnen überhaupt erst 
mit dem Vater dieses Keye, Johann, die urkundlich nachweisbare 
Geschiebte des Geschlechtes. Wie aus den Urkunden hervorgeht, 
hiess er eigentlich Uodeschalk und trug den Namen Keye nur als 
Beinamen, wird aber oft bloss mit diesem Beinamen genannt. Im 
J, 1353 ist er noch famulus oder Knappe (LUb. ÜB. III S. 167). Von 
1359 an, als Graf Adolf Vll. von Holsten und Stormarn seinem Vater 
in der Regierung folgte, bis 1377 begegnet Keye uns in vielen Ur- 
kunden und zwar ak Ritter und beinahe immer als der erste der 
Zeugen jenes Grafen Adolf VII. Er ist bei den Streitigkeiten dieses 
Fürsten mit Ilamhurg im .1. 1364 einer der beiden holsteinischen 
Unterhändler (Koppmann, Hamburg. Kämmereirechn. I S. 91. Tratziger, 
Hamb. Chron. hrsg. v. Lappenberg S. 91). Offenbar ist er des Grafen 
vornehmster Diener und Ratgeber gewesen, sein Drooste oder Truch- 
sess, und so liesse sich verstehen, wie ihm jener Beiname zu teil 
ward. Wahrscheinlich ist er bereits am Hofe Johanns HI., des 
Vaters Adolfs VII., in einer solchen Stellung gewesen; denn 1348 
erscheint in einer Urkunde desselben nach den ritterlichen Zeugen 
und dem magister Wedego*), dem cancellarius: Keye de Rantzowe 
famulus (Lüb. ÜB. H 8. 834). Da Johann HI. oder der Milde in 
erster Ehe von 13iy bis 1327 mit Katharine, der Tochter des Herzogs 
von Schleaien-Glogau und Witwe des Markgrafen Johann des Er- 
lauchten von Brandenburg , verheiratet war (s. Biernatzki in den 
Nordelbingischen Studien IH S. 178), so könnte man sich hedünken 
lassen, die Vermittelung aufgespürt zu haheu, durch welche der Name 
aus dem Süden nach dem Norden gelangt sei. Allein gefehlt; denn 
es läast sich im 14. Jahrhundert wenigstens**) noch ein Keye van 
Rantzowe nachweisen und zwar bereits im J. 1303, wo er als Knappe 
unter vielen Adeligen erscheint, welche das Bündniss mehrerer hol- 
steinischen Ritter mit Lübek beurkunden (Lüb. ÜB. H S. 140). Sollte 
dieser identisch sein mit Godefchalk, so müsste der beinahe hundert 
Jahre alt geworden sein. Auch wäre auflallend, wenn er hier schon 
und allein Keye genannt würde. Aber davon abgesehen, so viel ist 
gewiss, dass der Keye von 1303 seinen Namen nicht jener schlesischen 
Fürstin zu verdanken gehabt hat. Mag es sein Taufnnme gewesen 

*) Auch ein Name, der aus (l<>r Dichtung cDtlohnt jat, aber aus der Helden- 
sage, hil. Witpge; s. MQllenholf, Zuiiguissc und Excursf, in Ztscbr. f. deutsch. 
AJterth. Bd. XII, 256. 

♦•) Vielleicht ist auch Keje gehelon van Rantzowe im Lüb. ÜB. Ill S. 170, 
anno 1353, verschieden von Godeschalk. 





Bein, den or also mindestens ungefähr zwanzig Jahre früher bekommen 
hatte, oder mag er ihn später als Beinamen erlangt haben, das macht 
keinen bedeutenden unterschied der Zeit aus, so dass wir, so lange 
nicht fiühere Heyes auftauchen, die erste Übertragung dieses Namens 
auf einen HoJsteiner in das Knde des dreizehnten Jahrhunderts 
^en dürfen. 

AMBURG. C. Walther. 



Besehreibung 

der Handschriftensammlung des Freiherrn 
August von Arnswaldt in Hannover. 



II. Handschrilten in gross 8°, 
Nr. 3184. Ppbs. des 15. Jh. 2 kol. fol. 243. 

}j Von drr Jirrfiluiiij du* Ilerxcnn. 

f, 1* Hie begynt dat bolc-h thd der berejdiDj^ des herlzen (folgl das 
Register.) Van der ordinengen des herl.ze — f. 1" lie begynt die ander tmctate 
Yan der liewaryngen des hertzeD — he begjnt die d.vrde tractate vä der op- 
dojDjngen des liertzeii — f. 1'' he beg^t der vnfte tractate van deme hattea 
teo geilen — he begynt d" Jefte tratlate' vä vier dyngen die on/teditheit mache — 
he begynt der Jenende tractAte van der tzury/jlngen des hertze — Hier be|:ynt 
dnt boich van der bereydyngen des hertzeu f. 2* Bereidet vre bcrtzen deme 
heren indc dyent eme alleyu iud he Jal vth verluijen van vren ryanden, Dit 
/jDt die wuirt des propheten Jamaela in deme boi[\he der konynck — 

f. 192° Jicberheit der ewiger bejltzinge die in eme iud in eme gehad 
Joilen werdeu Amen. Deo grncina. Hie cyndet dnt boicb van der bereydingen 
des hertzen aljo gchei/chen wirt It wnrt geeyndet y dem inir uccccLxv vp /ante 
nyclaia dnch Ivb bidde alle die gene die dit boii'h lejen of hoiren le- f. 192'' Jen 
vmb eyn innicb pater no/ter ind ane maria Uo loue ind tso eren dem brndgum 
alre rejnre herteen — des bidde ich alle goide liertzc dal /y de hene vnr mich 
traige bidde 

2) JoIhiii Riisbrofr, Rrijd der Minnf.') 

f, IH.S* Hier begjnt der mynnen regele den lelrt her Jöhan myrbmleh 
Die mynue reet eren /underlyge vrüdc tzo haldü de/e regute. Alle die gene die 
van deme heiige gei/te gbedreueu werden t^o eyme ingekeirden lenc die Ji>ilen 
defe regele halde. Itefe regnle hait Jenen pnnte — 

') Derselbe Traktat äadei sich noch zweimal in llss. der r. Arnswaldt sehen 
Sammlung, in Nr. 31^6 f. 76> fgg. und in >'r. 31SS f. 6a> fgg., beidemal ohne Be- 
ziehung auf Ilusbroet. Er scheint nicht von Itusbroec, sondern von einem seiner 
Nachahmer herzuriihren. 



f. 233'' ^es Jal Js ewelichS gebniche /onder eude. dair wir alle moiJXen 
come des göne ons der vader ind der /un ind der hetlge gei/t Amen 
.9J Fon» Gchorsnmf und i^w andern Tui/eväen. 

f. 233" Tan Geholrßimhelt Gehor/amheit is eyn onderwerpinge des ey- 
genen wille onder den willen eyan andere in den djngen die tieraelicbe ind 
eirliche lyn — 

f. 335» V«n onderdeniphelt ta> den onerRe f. 235'' Die gebode iud «dB 
/al die uuderj'ftij'j'e nijt eyine bereite willen ontfangeii — 

t. 235'' Vun TOlhertlth' f. 236» De niyure sjii Jal Junderlyugen aibeidea 
dat be volberdich blyue in Jynen gnydeti opjatue — 

f. 239* D]t_l'4 Tä d' Treidlkrahelt Der geue de dair begert tzo ^jn ejn 
getmwe kneubt X)>i de is it not dat he vredejaiu Jy — 

f. 239'^ Tun Terfarhlnge nlles dlnges Die uiet en "v/achet allet dat be 
bejitaende is die eu inacb niet J)*n mju di/clpel — 

f. 241* Up dat die myure xpl mee voirt mach gaen ind guile me iud mee 
behagen /o Jal he de/e panteu die her na vulgen euer Jicb pjue ko hanen ^ 

f. 242'' TBu Dnd'fokken der gcdacbte Myue alre liefJYe broeder wir /ynt 
Jteitliche gelichet den werencliche kremeren ind eyn werenclirb kouffmä die ouer- 
dencket alle dage ouer wer he gewofleu bait off v'bre — 

f. 242^ |o /oille on/e Jcbaden wir wail verwynnen iiid onje beren wail 
behagen. Dea oiis güneii mois der vader der Jod iud der beiige geijt dat wir 
em on/e bertze oeffeneii da y ^'it werck zo wircke Amen. f. 243 leer. 

Hr. 3)35*. Pphs. tuit Pgtbll.*) des 15. Jh. f«l. 79. 

}j Van funle Fratwisnis ghcsdleu}) 

f. 1* Dit Jyn die namea van Junte tranci/caa ghe/ellen die ierjl van hem 
gberoepen waren tott' uerden. Z Die ierjle was l^cijcns Jelae ran gade ge- 
roepeu — die xiii broeder anthanus Ten ierfteu /allen wi weten dat die beilige 
man funte francijcna zeer gelyc was in vele pnnten onjen here iheJuB ips. Want 
gbelyc als oiije here bad<1e int beghin Jynre predickioge sii iongeren wtvercaren 
die bi he altues bleuen, des gelycs had francijuus nee die Toerjereac xü gefeltS 
v'careii die um got alle diuc onerganen eß volgeden hem in ghewilligher annueden 
Junder nfkereu Sünder allecu ceu die tudaa biet die onJen here v'cofte e!t v'riet. 
eil daer na om /elueii v'biuu des gelye Ju bail frauci/cuH encn ge/elle die iuhnnnea 
van der capelle biet die oec um Jelue v'hiuc — 

f. 36* Mit de/en ilrieu puuteu voerjcrenc Jo heuet rufyn die wende Jekerlio 
bekent efl gheuonden die /yn heiligbe vader francijcuti in J^'nre Jynde langhe 



') Pergamentbll.: 6/7, 18/1Ö, 30/1, 41/2, ÖO/I, 60/1, 72/3. 

') Dieselbe 'legende ran St. Frauciscua ghezellen met de Spiegbel der Vol- 
comenlieit' findet sich in einer Ppbs. des 15. Jb. 9S Bll. in 4" 'uit de boekerü 
dir SuBteren van Orten' auf der Bibliothek der Maatachappij der uedcri. I.etterkundo 
KU Leiden vgl, ihren Katalog I, 14 und Werken der Maatach. 11. 151 fg. J^icht 
zu verwechseln damit ist 'Sinte Franciacua ende sijure gheeellen Icvea', eine Über- 
«eUung des Speculum vitae S. Franciaei et sociornin eins ; auch von diesem Werke 
hpsitzt die Maalschappü eine Ppbs. de« 15. Jh. 191 Bll. 4° 'uit hct Maria-Magdalena 
Klooster van St. Franciscua ordre le Amsterdam', eine andere niederdeutsche, aufl 
der V. Pfeiffer in seinem Altdeutschen Übungsbuch Wien 1866 200—206 Probea 
gab, belindct sich in der K^\. Bibliothek zu Stuttgart cod. theol. et philos. in 4' 
Nr. 135 mit der Subakription ; Scriptus et complelus est Über iste pro conventu in 
hertzenbrock per aororem Helenam de graffen monialem monaaterii einsdem oidinii 
suneti Bi ni-dieii etc. 




hadde v'borghe gliedreghe Voerl die plSJtere iie hi np de/e wonile \>\ai! 
bynileii die heb ic: gliejli^u in eea Jcreyu liggiie doer eeii crijtal diicr die alre 
Juetfle luiibt af quam dat mi doehte dat ic eye /aeter lucht er roeck nuchtaut 
dat dal /rrey toe ghe/latc wa« EG dit /ach ic op die tyt düe me /cref uua 
here iaer H.CCC. eü LXXXIX. efi dit wAJt /eine iaer dat die tvi*ee pau/eu ier/t 
qname daer de eu af biete vrbSn eä die auder dement daer om heuet die plä/t^r 
al/uke roeke die op die wonden lagbe hoe wonderlike uioete ruke die wotiden 
daer /i ogi gheleghen hebbe eü J^inderliiighe die wuude der /yde Dit /nch die 
ghene die di^ biieck ghemaket beuet ter ereo gndd eü des heilighe raders 
franci/cua — 

f. 6ä* ea gade dienende lanede ei) dauckede dat bi /e Joe v'uult tiodde 
mit /jare gheuaden doer antbonys Jyne knecbt. Des moet hi /yn ghebenedit die 
/yn creatuereu aldns voerjteu can in tyC ei in ewicheit. Amen, God ß ghelauet. 
2) Spriirhr rfiw Bruders Ei/idhis.') 

f. G2* Die gbenade gadcs eS die duecbden /yn recht al« een leder eS een 
wech in den hemel mede te clyrtieu. ende die rjuaetheit eh die /undö /yn reclit 
als een wech eil als een leder mede neder te clynien totler bellen. Dyn /unden 
Jyn recht als venyn. die diiechden eil die goede werke als drieakel — 

f, ß2^ Broeder egidins yragheden eena enen anderen broeder ea /eyde 
heb/ta een goede Jiel, hie antworden liem weder. Broeder ic en weet dea niet, 
Doe Jeyde bi bem. hcilicb berou. heilich uetmoedicheiC. heilieb. mine. efi 
heiligbe vroelicheit. deje maken een heilighe goede Jlel — 

f. T5* £a gbelicker wys aUe die /terre in on/en oghen hoet licht u'liejeo 
al/e die /unne opwert trecL Äl/ue u'liej'en die Jbnne eü die mane boer liebt tegheu 
dat liebt waa eenre glorificierder ^ele 

H) Von niaelnen Brüdern. 

f. lö' Doe brueder ioban mij/e dede voer alle die ghelonige Jlelen. ufTerde 
hi dat boegbe weerdighe Jacrament wea crachticheit die Jielc bouen alle andei 
hulp« begheren — 

f. Ih^ Een mire broeder die een ininij't«r eil een /eer gheleert man waa. 
ordinierde een /ludiiim tot bononie /onder /ante franci/coa Srief efl ton/ent — 

f. ?(]■ Op eeu tyt doe den vicariü vuele broeders oner quam! eS hi nist 
Toele en hadde bem niede te liej~urghe /eyde lii tot franci/cua vader ic en weet 
niet hoe dat ic den broederen die nii van al uuer curaen ghenoch berichte /al — 

f. 7fi'' U min/che merke in hoe groeter lioech' god on/e beer di ghe/et 
henet — 

t. 7'J" Malicb /yn die reyn /yn vä hefte die /yn waerlic reyn van herte 
die eert/che dinghe ver/made eil herael/che dinghe beghere. Eil niet af en late 
mit reynre herte den lenenden waerachtighe here god altoea te anbede eü te 
Jconwen. (iade /eggbe wy danc. Amen. Von sjtättrer Hand: Om gaeda wil 
ecQ aoe uaria vo" die /cbriu'/cbe. 2 Drittel der Seile und f. 79'' leer. 

Nr. ma. Ppfas. des 15. Jh. l'ol. 197. 

1/ Aii'jii!'li/ins. njii der iumijcn Verchiigung mit IJotl. 
!■ hier begjnt dat buerk d* ynniger v'enige mit gnde de» gloriofe 
kelltge rad'H lüt« aiigultinux dat Irfte rB|>t Umyu god. uiyn here myn /cepper. 
die mi ende alle dinck bekent, in v. /elueu. doet mi v bekeüen. rracht 
myure stielen, myn /olaes eil myu enich Irue/t. yertoent v mi. licht myure 

*) Dii«elbpD sieben auch in der von Aruswaldlscben Hb. Nr. 3142 f. 252*— 2b3>'. 



oghen. myna gbee/t bl^t/chap m^re herten toaerlaet gbewerdeghet t ini te 

Tertoene — 

f. TS*" (XXXIX cap.j oujer vriheil behoert ende is moeghelick de injpreken 
gadea te concentieren. Oot Ji gelaeft, 

2) Der Minnen Fieijd}) 

f. 76* Hier be^Tiit der myue regel DU ia der myaiien regol. Die myune 
raedt boren Jonderlinge vrj-nde the holden dej"e regnle. nlle die van deD heiligen 
gee/t gedrene werden «>t euen iugekierden leue die Joele de/e regule faoldei). 
De/e regule lieefl vü punten. dat yrjte vaii dej'e Jenen, is dat men gade 
mynen Jal boue al eü dat is oec een gebot, eil eeD gemeyn regel allen kerj>«nen 
en/cbe nier dit is der mynen regule dat men niet myne en Jal mit gode. noch 
, genen vreenidc troe/t Joeken in nyemant dan in gade alleen. Efl gade dat 
beert gebeel geneireit men Jnlt hem openen. eü ledighen eQ daer wtjliite allet 
dat ge/chapen is. Ende waer god deje bereetschap vjudet daer wirct bi Jyn 
werc vrylie in der zielen — 

f, 136'' des Jal /e ewelic gebroken Jouder eynde. Daer wi alle moeten 
konien des gune ona die vader die Joen eB die lieiligbe geeft Amen 
S) Marienpredigten. 

f. 137» Op ftiifer TTOUwe ll<-hinaH Tennoe Kgo quajl vitis fructificani. elc, 
fi Cn/e vrouwe geliket Jlth au deJe wonie ene wiureue. Efl dal gefchiet om 
drjerley rede Jake, Die irjte Jake is dat Joe 
al dat quade eit die feniude worme vü daer - 

f. 139* Om ran onfer vronwe Oiije v: 
Ic heb VTUchber ghewe/t alH een winreuen — 

f. 14U»' Van onfer vrouwe Tranjite a< 
worde Jprict on/e liene vrouwe coemt tot my 

f. 142^ Ee rmoen vä i' baetfeop onTer (Tunne Et in habilaiüöe jVs cori 
ipo mijtrftui DeJe woerde Jpreict die heilighe gheejt vä on/er vrouwen Junta 
' i recht of bi Jgireke Ic diende voer gade in der heiiigher wonighe heigea 
leiienä — 

f. 145'' Van nnfer vroRfve buetTeap fe'moe Aldns Jcryft Junte lucoa in 
de ewanglio eil lauet onje voruwe an Jeue Jundürlinge doethde — 
4) Predigt auf Snkranietttsabenil.*) 

f. 151*' Op raeramentN auent een rermoen Aldos Jtaet ge/creuen in den 
ewangelio Süte JohaBes. Myn vleijtlie is waerlie f. li)2» een Jpije en injn bloet 
in een waer dranek. — i. 160'' dat hi dat v'wlt Arne 
'ij Predigt auf SnJcramenlstng.^) 

f. 16Ü'< Op bcmete dach Tmoe Hyn vteijche is waerlii' een JpiJe Ende 

my bloet is waerlic een dranck. Als ic ghijteren Jprau dat ic noch een luttel 

wwolde Jpreken — f. Iß?" eü voer alt^bant in dat ewige leue des gunne ona 

gut alle Ame Aue Maria vo" die rchrin'fehe von sjniterei- Hand f. IG?*" leer. 

(ij Von Marin Magdaletta. 

f. 168' Van Jlnte maria niagiUlena Oer Jj-n voel Juude v'gene wät Jj 
Jeer gemyt heeft Snute Angnjtin Jpriet Gotlike injfle die en mach nymer /be 
cleyu gejyn in ons. Si en verdelien al onJe Junden — 

•) Vgl. Anmerkung zu Nr. 3134. 

'I V. Arnevmldl bemerkt am Rande: Taulcrs 3G"': Prnligt (Leipz. Ausg. BI. 
104«. Baf. AuBg. BI, fi6*). 

') Taulera 37. Predigt (Leipz. Ausg. BI. 107''. Baf. Auag, BI. 68'). 



1 bloyet Joe vlyet 
i Jprict voort vä oer Jelue aldea 
le öes qui ncupijcitis me deJe 




7) Verfchirdene Predigten. 

^^__ , ITO* Heer com eer myn kj-nt /teerft van deu natarliken rtoet, Heer 
com eer myn ziel Jtefirft djnre gennden. Hept com ecr myn ziel /teerft des 
ewelilien üodes io den Iiouel/anden — _ 

f. 171'' Sermoen Oon/e heer ihö spi /prack tot der ioucfruuwe /tant op. 
mit den enen woerde leert hi die ziel d«t Ji op Jal flaen von alleu erd/rhen 
dingen — 

f. 173* On/e heer vennalediden die /tat van kannuea ende alle die lüde 
die daer in waren — 

f. 175'' Gj Jult ghevoelen in v der idueti uns heereu iliu xpi onje h*e 
ihfuB xp8 Jprack le Jal aljoe lange in den h*te des eertricks Jjd ah jonaa die 
prophete iu du vi/Jclie was — 

f. 177'' ET was eeu rick tneu/cbe die was gecleet mit pellen ende mit 
Jamyt efi at alle dage ^■wende /pj-Je ende enbliad engeuen naera uiet Dit mach 
men twier cnne wjs verjtaen — 

t. 179'> DH k ecn merkellrk fermoen Die raeu/che Jpricket. Die gebeelt 
ia na den beeide d' beiliglier driewoldicb> dat eii gheen l)enirlith' en come vyt 
den vader, Dat men /prekeu mach benirlicken waut lii al /yn genende gauen 
/ynen /oen heeft gbegenen — 

f. 18S* Kernet dit gefcrifte Een mynlirb Sermoe iu der mpne Jhe/n 
ipri/te want /! is van gey/teliker Jneticbeit Waerlike voiide ic die gewaer mynne 
daer Jolde ic ray gerne in ro/ten. mer ic en kanre nyet vyuden want ic en 
Jinaker in m; niet ende an anderen Inden Jle ieker voel gebreken — 

f. 185* Seimoen Nv gaen wi vert vyt tot de irfte hemel dat on/e Kiel 
is eti Jien of wi daer nicde moegben comen t«tteii andere tweeu — 

f. 18ß" HEr god on/e ewelii^ke vad' doe gedacht /ynre groeter barm- 
hertieheit doe quam liie hier nedcr ende nam die /eine eerdeu forme an om 
daer die edel ziele mede v'laren was — 

f. 187* Be guet hrmoen gut hemel/che vader wue Jelich weere wy 
of wft wael bedden gehoet ende behalden die vriheit ende die groete hoecheit 
die du ons weder beft gewonnen mit dyne blocde — 

f. ISS"" Svnte dyonisiiiB /prict van drier eufie orde van engelen efi vau 
ygelicker ordp was er drie dat waren tenamen negp core — 

f. 190'' Sermoe DU wnert dat ic ge/prake heb toe latjn dat nioege wy 
Jpreke in der p/oue des ewigen wuenlH dat daer /pricket Je byn vytgegac vytte 
nonde des nne'/ie DU. is die lioge /proeke den dat ewege woert ge/prake heeft 
vytter den moude des vadera — 

f. l'Jl'' 011*^ /prickt onje heer ibe/us ips Ic byn die wech die waerh' eil 
dat lene Nv raerkei de/e werde mit vlit« — 

f. löfi» Merket W Julie al/oe arm Jy als wy waren, doe wy niet en 
waren mer aljoe en Julie wy doch eweliek met v'warde wy en bliue om efl mit 
om des wy Jy wy /alle alle dinck tut ons nemen in d* edelheit al/oe ale Jl ewelic 
god in gade gewejt JJ Wy /iillen god bekene Jond' gelickenia wy Julie god 
myne /ouder materyc ende gebmcke J?re Jonder eninger cüne eygenjchap — 

f. 196* Een orberltc remiee Crijtns Jat eil leerde an deje woerde Jyn 
beduyt drie dinghc Dat irjte in hi Jat dat bednjt mjt. want wye Jlt die is be- 
reyder voort te brengö konjt efl wyjheit dan die gheet of Jteet Sitte beduyt 
rujt Jlae beduyt arbeit ghan hednyt onjtedifheit ^ 



■) Vgl. Taulers Prcd. Baf. Aueg. lil. 272». 




r 



f. 197'' mitte engelen die alre din^he beeide in on hebbe Al/oe heefl 
die ziel ecii moeghelicli* in oei al dick Een aoe rnnrla td* die /chriu'/cbe von 
späterer Hand. 

Nr. 3137. Pphs. des 15. Jh. fo!. •^b^i. 

}) Von dem siebenmaligen Fallen und dem AiifnleJicn des Gerechten.*) 

f. 1* Vun den TeuenTuldlKen rallen eude thd den opftaen it» reohtaerdl^m 
nien§clien Salumou /echt dat die recbuerdighe luen/cbe /euen wenie valt in den 
dage eit wed' op/teet Efl in de/en worden wil uuh toenen die vife mnn dat 
njremant en lenet op eertryke lie en valt ducwile eil doet/unde — 

f. 34* m' hi" toe moetti v ledigen van wtweiidiger Jbrebuoldich' eil kere 
V te mael in t /einen eA anroepen die Lnlpe uns beren ihn xpi die gelanet 
moet /jn in d* ewicbeit Amen. 

2) Merke/ike leriiighe. 

f. 34* Een merkellke leringhe Oii/e h'e beclaget ^cb /er punteu van 
/ynen /underliugen vrieuden die ir/le is ilat /i oer liden den liere niet alleen 
en clageu mcr den men/chen eö da* om enkau Ji die h'e niet getroe/ten — 
f. 34*' itan an gut alleue 

f. 34*' EcR merkellke leiin^ Eeeii ioncfrouwe leerileo enen men/che vier 
/tuckeu an aeien doel eS J^irac.k dat /i gade daer al/ue heymeUc weer worden 
dat /i hem niet en gebat dat hi oer weygerde — op dat ic niet ewelic en /terue 

:i) Vtt7i profechi« retighsortnn. I, ") 
f. 35' Iir befjnt dat irlte boec riui profeet» rellufnr- Mjue collacie die 
ic by tiden plachte te /pieke tot on/en nyen broedere ö lio' /lichtbge e& tot onde'n 
gee/telikc nien/chc heb ic ee» deeis v'gadert eü geliok eenre funuc gee/t«Iix8 
voertgäges geurdenie't in een geheel materia um drierhäde /ake e*ne is gelick 
als ic den /einen nyen liruedereu vu* ge/crenen had eeu forme van zede des 
wtweuiligeu meu/then beyde bynen huyn eil da' hnten Dat ic hem oec tot hoere 
/tychtiuge van wederforraynge des yuwendigeu meu/chen enyge hekeni//e toenen 
mochte die gelegen is in wtdiyuyge d" gebreken eft in weaynge tet dochden op 
dat die /edeu eft alle t^eneyginge d' begeerten en alle ywendige /ynue al/oe 
Toel al/t mogelic is gelycformich w'den gada Die and' /ake ia op dat ic die 
dyngen die ic gee/telikeu men/chen te prediken plach of icker bebuefde f. 35'' 
bereyd* vynden mochte als ii: Ji v'gadeit hadde Eh da' om heb ic de/e forme 
gedeylt in voel delen Eü een ygelic dele on'mids capittelen onder/chciden — eü 
wät Ic niet wael ledich en mochte we/en noch in ru/ten de/c dingen te v'gaderen 
»u'midü Toel onleden inoe/te wanderen in alre bände lande /ue mochte ic 
/elden hebben beho'liken tyt een lutCel te /crinen. Da' om heb ic hi' Toel 
f. 38* dingen ge/at niet al/oe volcomcliken ge/at als ic yfolde want enen /yn die 
tu voele dygen v'/troyC is en kan hem te hants niet volcomelic in een v'gaderen 
eQ waßeer hi he beghönen benet eeu Inttel te v'gaderen van noeden wed' wtwert 




*) V. AruBwaldt a. a. 0. XXXIV halt diesen Traktat für die Sclirift de sejt- 
lemplici lapsu des Groenendaler Kanonikers Willi, Jordaens (f 1372), eines Schttlera 
Rushroecs und ÜberBetzers mehrerer Beiner Werke ins Lateinische. Derselbe Traktat 
steht auch In der v. ArnBwaldtscben Hb. Sr. 3141 f. 130>— lÖä)». 

") Nach V. Arnswaldt, a. a. 0. XXXllI die niederländische Übersetzung eines 
Werkes, in dem die zwei Schriften des David von Augsburg de interiorls hominis 
reformalione und de Septem procfssibus ridigiosi 7usammeiigefaa«t waren. 




iDoet gaeD eS nioet betn tot Andere dingen geiicn efi moet hem Jelnen lRt«n ES 
T^geteu die dingen die hi nauwe begaüeu en bad tc Jieii üelic alg een die van 
baten comt gaende in een i:elle i/t dat hi lange da' in bljft bi begbint claer- 
übe te Jlen die dingen die Iii toe voeren niet en/acU nier gnet bi baejt^lii: wed' 
wt bi v*blynt Tred' die dingen te Jien Da* om wat me bi' in vyndet daC be- 
gTjpelic ia dat bid ic dat men v'gene myore onTyJli' eS dat men unl/cbaldige 
mjn T'meteh' wst ic niet djt werc vu' anderen nien/cbe alleen m' /underünge 
To' mi /einen eB mya gelyi- en vo" nyen eü ongeleerde me/che in de wege gads 
gedacht heb te begyflen — 

f. 235'' of dat wi vercrigen moegen die gueden die wi begeren of als wi 
gude dancken Toer die gauen die ni ontfangen hebben or die ona gelaefc Jyn 
die moet oos allen onje h'e geaen A? 



4/ Kj)islel i 



f devoter oe^eniw/c mel. Maria cmi Jhcaus. 



i. 236* Hier begynt een cpi/tel van eenre denoter oeffeninge te hebben 
mitter gebödid' »aget marien Efl mit hoaren gebfidideu kjt Woe dal men mS 
/al brengen van boere alderen dat ir/te capittel. Xotn Gen gei/telick deuoet 
man her labert van d' carthn/er oerden bi cunelens Broder dftica van d' /elu' 
ordea eil officio wonende bi trier Heyl voe' gruet. Älre lief/te vader eil mede- 
brod' in den h'e Ic begeer uwer liefdeu te weten dj ic van v wejende v uiet 
/erine en mochte alle die puntcn die daer toe beboeren totter denoter oeSenige 
woe datme mi J*al op vueden mit inwendiger v'beeldinge gelicker wys als gi 
van mi hebt begeett efl als gi oec eeue deels in enen eiempele wt enen ande'n 
boec hebt v'JUen of gele/en Eil dat om menigerhawle becümemiJ'J'e die mi te 
voerea come wt on/en offlcien waut ona eerw'dige pr nv uiet tegC-woerdicb en 
is oec mede om noetdrofticbeiden die mynre zielen angaen eÜ tnyne licham dat 
nv /eer be/waert is oifmida altbeit d' iaren Nocbt&t op dat gi niet bedragen an 
wart van nw' begeerten of uwe broederS die dit oec begerende /yn /oe /eyde ic 
V dit tegewoerdige boec da( daer inbaldende is bi na die vrucht d" voer/creuere 
oeffenige eü oec voel piinlen die da" toe f. 236'' dienen /nnderlingo in den pro- 
li^ dat is in d" voer/prake die daer om v'lenget ia of opt langejat is in welken 
dat meejte deel van de/er oeffeninga geruert wort — 

f. 245'' voert an al die and' puten of dingen die daer toe behoeren defer 
oeffenige die Jal die b*e dich gewe'digen in te /preken den genen die Jlcb god- 
dienjtelicke wil becünieren mit dejer Jaliger oefTeninge God Jl mit v altyt en 
gebenedide mnget tun (I Hier eyudet die epi/tel (I Item wäneer xpa gel/telic in 
de/er oeffenige gebaren i^ da' en /al men nocbtant mariä niet Inten varen. In 
de/en nauolgeudeu prologu dat \» in deJer nauolgeud' voerfpraken eü oec in de/en 
anderen nnuulgende punten die geuamen J^o wtteu boec dat Jons epntantiH ge- 
hegten is dat i» dat geliiyt d' w'Jchappeu In welken die manier eh formen d' 
vuer/creuenre oeffeninge gesät is heb ic wat volcomelicker ge/creueu woe Jicb 
die geen /al hebben in eae jegelicken iaer mitter heiliger f. 246" gebenedid* 
maget marie eft mit Jbü hoer liefkint — 

f. 253» /oe /al/e die dienre xpi mede vulh'den woe /eer dat hi oec op 
cl^et of tue nemet in deuocie deo gracias. Hi'* eyndet die oefleuige mit tnk eä 
Jhn Am Rnntle ron giciehxeitigfr JUnd: een ane mä vo' de /criuer 

.'>) Von reiner Voiifcientii: 
f. 353* S. iühä guldemot /eget dat een heilicli mä /ach dat die gee die 
mj eerc god' s/iencie — Swigen is my be/t mit /wige wyn ic mee/t etc. vlie 
/wycb fefi ni/t. Ar/enn. Een ane ma ö iha t. 253'' leer. 



Nr. 3138. Pplis. mit PgtbH, ") des 15. Jh. fol. 174. 

]) Mri-Itthildis finif Bii'her ron der grii<Uirh(n Gnade. 
1* lUer beg^nt dnt Iifte boeck invrbteldls Tau der feettellcker giaclö 
g«dellt in T]'f boekeii Die gnedert.ierenlieit eQ die niejlieit üna beholders en 

ona gades die oor aljo ontfermelike geapeboert heft de menjchelike ge/lecht« 
onermids Jynre geborte rä dage te dage meer eil meer rerlichtede. Soe dat hi 
ghewerdicbt oueruloedeliken bem te bewije tot odk efi i ons in de welke die 
ejude der werlt gecome Jyn bier om woe vele wondera hi gewrauht heeft in 
/ynre kerke en cä geen Jermoe rertrecke. Eü woe vele giften bi i gejltirt beeft 
i der menjclieliker Jlele die hem getrouwelike gedient haeft eü gemjnl en cä geeo 
löge geapebare woe gneder- f. 1'' tierlic eil woe mildelick hi hem gehadt lief (ot 
oer dat mach /i allee gewaer Jyn worden — /oewie f 1" dat dit boeck le/et die 
danck gade vä al /ynre gracie en Jyne guede die vä der föteyue alles gaedes 
genloyet J"jTi i dejer Jlole of ye vloirte in enige creatnre. IJt dat oen ymanl 
vindet hier gejet dat nm dnnct dat niet en is al/o claerlick noch nI/o Interlick. 
dat rergeue hi de gene i caritat« diet Jcreef. als die die gewoenf« vä dichten 
niet en beeft, wät als Jnte Angu/tyn /eget. der edelheit der gueder /jnnfi 
boert toe die waerheit der worde te mynö eit niet die woenle AI mach mä 
Jegge dat dit boeck alte mael i» vü apeubaringe eS rijionen eö nie in alle le/Je 
bi nae vinde mnt^h orber eil leringe der meti/chc Nocbtant op dat een ygelie 
vinden mach dat bi lief/te beeft Jue deile wyt i vyf dele. In de ierjte dele die 
apebaeringe gejet werde van den fee/te der beilige die iaer- f. l** lies eome. 
Ja Vä Jumige. EQ /iitidcrlinge vä der heiliger wenliger maget maria. In de 
andere deel werde ge/at /«mige werke die de pjoen toe hehoere die dit ver- 
t*ent was — 

f. J6B» mer nonhtaat die gene die mider die Tolcome Julien wejen die 
Julie honen ons eÜ honen öjen Taderen verjtaen f. 156'' efl beter wejen, Deo 
gracias Hier eyndct dnt Tjfte efl dat lefle boef meehtcldls vü der geeft^llk' 
fraelen. Deo gmeloR. (I Int jaer onn H.t'l'i'C, eü XLVI. den irjten dages na 
S. Laueren^, doe was dit boec geeyndet. Bidt voer der die dat beeft gejcrenen 
dat Ji mit gade ewelic moet leuen. Amen. f. 156"— IST** leer. Auf 157°'' 
titehl der Aitfany c/m auf f. 158» tieu bfgounenen Ti-iikUik«. 

2) Qeistei-beschfvijning des O'iiido tn/ii Alleste. ") 

f. 168' Snnte Ängnjtina Jecbt in den boeke van den geloue dat bi Jande 
ttit enen die petms biet mirakelis Soe wat hngbe of wat ögewoenlick honen 
mogentheit des meujche is die dat voer vordert is tot Jterckinghe des gelonen 
gejchieu eneu aljnjke niirakel is tot gedenckenijje tot onjer Jacbtiuge in Jcryfteu 
te Jetten waut na dnt Juute pauwels Jeebt al dat gescreuen is dat is tot onJer 
leringh" ge/creuen op dat wi ouermits lydjamheit ende troejt der Jchryfturen 
hape mögen bebben dit voe'Jeide onje beer die een bekenner alre he.vmeliker 
dinghen is die onJe ghelono onder den kerjtenen toe merre aekrheit des toekome- 
den lenens vajtolicken Jtercken wil die heuet wt Jynre onjprekelicker voerjienicheit 
Int jaer naden dat hi menjcbe waert M. dry hondert XXini op den Sejtiende 
dach der heren maent die december beit aljujte mirakel gewerdicht te Bpenbari. 
In der Jtat vnn alejten die nv beit bajona die van den baue van rome gelegi 

") Pergamcnthll: 5/G, 25/6, 35'fi. — f. 1—156 in 2 kol. 

") Nach W. Seelmann, Jahrb. VI, 35 enthalt die Berliner Hs. Ma. germ. 4» 
404, nach der er Buschmanns Mirakel !^um Abdruck gebracht, auch dieses Mirakel 
in niederdeutscher Fassung. Eine lateinische enthält die Hs. 18B der Ratsbibl. in 
Hüblhausen, vgl. Stephan, Neue Slofflieferungen 11, 127. Über eine schwedische 
und englische vgl, Samlingar ulg. af Svenska Fornakrlft-Sfillshapet. 1, 2, XXII. 




Nr. 3139. Pphs. des 16. Jh. 2 kol. fol. 244. 



13 

is bi SIS mylen Sterf een bnrger geheiten gwydo van torae ende /yn gei/t 
apenbor- f. 158'' den bem fynen wyae in eenre /temme nader begraninghe /yns 
lychams viii daghe lanc — 
' f. 174* eude hajteliken voer hi enwech eil be allen dodite dat midds 

tuj^che am eenrehande wynt tnj/clie be giugbe die f\e recbt als ecn teder wynt 
an blie/e. ei doe en wart rä he niet meer gelioert Etide dae' nt vermoede 
men dat he die penetücie die ü nocb te doe /tont iu ilen glieiuene vegbevner 
vervoldeD. hi tnnet ruj^n i vrede Amen, f. 174'* k-er. 

kJI lirdudinge op Canltra Cautieottoii. I. ") 
f. 1* SInte iohnn Jacli i apocalipjl eens boec 1 de» ghecua baut die opten 
1 /at dat beide byne ei) buten glie/ureue was, Dit boec is die lieylighe 
/criftore die als /inte gregorius Jeit mitCer lii/torien van buten na der lett^re 
I die iongbe glieniide inenjchen eer/t uiitt' melke uproedet eö nae mitten gbee/te- 
I like Jltine daer dat boec vä bine mede gbe/crenen ia gbenefeude menjcbe recht 
I als van barder fpi/en te eten gbeeft — 

f. 2» under die and' boecke d' beyligher /rriflure heeft /aloino een boec 

i ghejcrene dat cätica eanticur- biet welc boec luttel of niet van but« bej"creue is 

maer mee/t alte mael vä binen ala die lerer» d' heiligher kercke daer off /crine 

* eil beghint ald.i onculet' nie etc. Hier beghlnt dat eerfte rnpHtel vä eäücit 

rantle<irü Ei) daer 0[) der lerarü gloFe Hi cuj/o mi milte cnj/cu Jyns /eines 

monde bernard;i Salomon heeft drie boecke gbemaect — 

I f. ö'' Nse epne anderen Hn Hi cu/Je my mitten cuj/en Jyns /elfs monde 

iVercelleJIs na dat een Jcbonwede Bielc alle dinghe doerjlen heeft eil begheert 
vä al datier is untcöinert te we/eii ende mitten f. 6" onerwe/eüke bradegö /alieb- 
lic vereniebt dan ey/cbet Jl eeu cnj/e dat is een verenicb* of ee minneiitlike 
vergoderighe mitten brndegom — 
i f. Ta*" hoe gbemichlik i/t mit al/nlken ga/t in eenre herhergbe te rn/ten 

O wat groter eereii i/t eenen arme me/che een waerdine vä al/nlken coninek te 
we/en. Amen Hier eynde twie die eerjte capittele wt cantica cäticorü flnitn 
aSo 1519. nesl iler Kul. und f. 73 Iter. 

2) Oerard rvn Zulpfien, van ghef^teliken opelimviingf». 
f. 74* lUer begblnt die tafele d* eupiltele 1 ee deooet boeefty' vi glieetUlI- 
ken ofielyiiigen Van wyf pnnte die de gbeue die hier inne voertgaen wil noet- 
dmftich jyn 1 Dat eer/te cap^ Van der /tede eil van de /täte der eer/ter natner- 
lick" weerdii'beit daer god de me/i;hen vä de eer/te beghiue in /ettede eil vä vele 
gaiie die bi he ghegeue hadde — f. 77* Vande derde nederclinie daer een 
oner/te van nodc yfic ued'cliroen moet om die bewaringhe eil ö die zorchnoudicbeyt 
der gheenre die hem benolen /yn fLXXl rtip.l hier eyndt die tafele der capittelen 
liier beghint een deuoet boeefliyD van gbeeltelite opclyme Dat eerfte ea^tlel 
b Vä vyf punle die de g'liene die daer In roerl ghae tri] noettorfüeh ^. Bnlivli 
is die m» wies linlpe vä die here is hi benet die opclimighe i /fre lierte ghe- 
/ticket i dat dal der f. 77'' träne i die /tede die bi gbezettet henet — 

f. 198= /iie /iille /le totter hej-meiicheit des herten /onder oflatc weder 
pyne te come God /i ghchildyt h". Sic eft KnlH deo Ina-n et glorla trink 
copletü anno. 1519. oref pro feript«re propt' deü f. liJS'' teer. 

1 der V. Arnswaldtschen Ha. 





» 



u 



3) Johan liu^oec, SpU^hel dfr salicheit.") 

f. 199* Die glorio/e nae ona lieri dien alle enghelen eQ heylighe eren 
mit groter eerwaerdiciieit — 

f. 212'* Vtinaiu adaeniat. ilat wi hem alzoe /ere mine Dal wi ö/e öreclit 
bekeile efl altoes in ghebrnlie vynden Spreket Ame id ej^ ffiat 
4} Versi-Jiialfiiei. 

f. 242* KU leriugfae Een gbeleert man vraechde ee ioncfronwe mit wat 
lenö dat J1 t«t J'ulke hoglie /täte ghecotne waer di aiitwoerde mit thie punte - 
f. 243'» eis in ver/Toaeth' al lotter duet toe 

f. 243'' Wie /oe ter rechter beXi^heydenheit conie wil die vlie de» werlts 
wfjbeit — f. 243'' Al/oe veel als ic niet oaeral wil aljoe wil ic dat god wil 
ei god wil dat ii^ wit 

f. 243'' Een vreedjaem hert* dat is een i;loejteT") eil daer ia god /eine ee 
abdinne be/chejheit is dacr priur oetiimediclieit kelrenaer — f, 344* Inwendighe 
ruft ia dat bedde vrede is die bi>ngitenle An, fflniii f. 244'' — 344'* leer. 

Nr. 314«. P[ihs. des 15. Jh. fol. 189. 

1/ Julian Huebroec, Spkgliei der saliflifil. ") 
{. 1' Die gtorii)|e naine ons b'en dien alle engele en heilige ere mit groter 
werdith' die doden lenendich maect die hi mit Jynre cracht gheraect. In ewiger 
/«ticheit. vytghe/torte /alue der mynnen die alle gee/ten doet out/innen — 

f. 62" vtinam adaSiat dat wi be al/o Jeer myne dat wi on/e ongerecbt 
/at bekeaen eil altos in gehmke vi ndl. Spreket Arne Int iaer ons heren 
MCCCLIX wart dit ghediuht van her iohan Bu/ebrnec prior van der regnleer to 
groeueudale in brnbant by brn/el ei) /endent enre f. 62'* nennen van /ante 
Clären die hera langhe daer om ghebeden hadde f{f»t der Seite kir. 
2j Johnii ftiisbrocr. ran den Ukkendeit steen.") 
f. 63' Bnlbroec viin den blU'kede IWn Die meu/che die wil lenü in de 
valcume/te /taet der heiliger kerken hi ra<iet /yn een eem/ticb goct men/cbe een 
ynniüb gee/telic men/che. een v'hnne got/i'oiiwede men/cbe. cit een wtrioyende 
gemeyn men/cbe — 

") Dieser Traktat, den v. Arngwaldt in seiner Ausgabe der Vier Schriften 
229 fgg. nach dieser und der folgenden H^. (bei ibm IJ and A vgl. a. u. 0. XXV Eg,) 
gab, ist aehr oft band schriftlich erbalten. David lienutzte für seine Ausgabe Werken 
van Jan v. Rusbroec II!, 129 fgg. fünf Handschriften der Burgundiscben Bibliothek 
in Brüssel (A D F H J), ferner die Bandsclirifl M. C. P. Serrures (G) und die 
der Maatschappij zu Leiden (L). Von den Brüsseler Hsa. gehörte früher A 'loe 
den cloester van Ornenendael ligghende in Zonien bi Bnissel', F den 'fratrea domus 
Dci de Nazareth in Briuolla', H 'tot Sinten Agneten binnen Arnhem, br de beste 
boecke', J 'toe den godshusc van Bethli-bem vor de leekc Broedera van Broeder Jan 
Wilhemaer* weghcn'. Über G und I. vgl. die Bpraorkung nu Nr. 3147 (der Hss. 
in kl. 8«) f. 110». 

") Vgl. in der v. Arnswaldtscben Hs. Nr. 3143 f. 94" ig. 

") Der mittlere Teil dieser Fassung zeigt bedeutende Küreungen, dagegen sind 
Stelleu aus andern Schriften Rusbroecs eingeacbaltet vgl. v. Arnswaldt a. a. 0. XXV. 

") Herausgegeben von v. Arnswaldt, a. a. 0. 169 fgg. nach dieser Hb, und 
dem Drucke Dan. Sudermanna vom J. 1621: 'Ein edles Büchlein, des von ßolte 
hocherleuchtcn Doctor •Tohann Taulers, wie der Mensch möge emstbatftig, innig, 
geisilich vnd gottschauende werden', dessen Text oberdeutsch, aus einer Külner und 
einer Strassburger Hs. angehörig vermischt ist. In der Davidschen Rusbroecausgabe 
siebt 'dat hanlviogberlijn oft van den blickenden steene' nach den Hss. G H L. 




15 



f. 95*> geliker wjs iat ic v ge/eit hebbe dftt ög allen ilat gefchen den 
lielp uns die »ader efi die Joen eil die heilige g^e/t Arne 

3V ßtfr geistliche Biiiuligain ein Munter aller VoUkommeniwit. 

t. 9fj^ Jbejas ip"» eon bnidegnin ttlre oetmocdiger ioncfranwe die gevoet 
wort under die Jelie dat is in de rennen herte die daer \s eeo exemplaer alre 
heilicheit eil alre volcomeiiheit efl alre doecliden. voergejat in der begerte hem 
nae le volgen eit onermits hem weder/tnen al Jnnden — 

f. ttS** Bijtu geneycht tut mij^oejt eO wanhaep der genade eü der gracien 
gades Sich aen djne brndegom die vol bermhertieheit eil mildecheit i» eß al 
meXchen geeta eE büdelic tot penetentie ontfanct Als hi den moerdener die ter 
reclit«r hant hinck ontAni^k die täte berounenis liad eE crecb Joe dat pnr&dyx. 
ame Die ITälfte der Seile lar. 

J> Van imi-endigher comertrkniit/lif."') 

{. 9!l» Van der j-nwendlR-her eonneriycrin^he Dat ryck gades ia in v /eclit 
die beer keer di wt alre h'ten tutten beer eii laet acLt«r deje onzalige werit 
ende Joe Jal dyn Kiel rnjt vynrlen. leer de/e wCweiligbe dinghcn v'/maden. Eä 
ghif di t«tte inwendigen dingen, eü Jue /altn dat ryc gadea Jyen eame in di. 
want dat ryc is vrede eii blytjuop in den heiligen geejt dat niet gegheue en 
wort den quaden — 

f. 153*' aljoe voel gady vaert in doechdelike leue al« ghi v /einen gewalt 
doet '*) Een aue maria voer die Jüryners dat /y ewelie myt gade moet regnyeren 
Amen. Dyt boeck wart geeynJet op die oetaue van pae/jt^hen Von sf/üterer 
Hand: Om gaeds wil een Ane inaria vo' die J'obrin'/che. Meltr als die Hälfte 
der Seite leer, 

i'i) Vau dem aveniinale Christi. 

f. 154* Doe die tyt /yns an/taende was hy die die Jyne altoes gemynt 
badde Mynden Jy oec tot ten cynde tue eÜ doe bi van dejer werlt |cheiden 
/aide macten Li een groet auentmael dat wonderUck was ES vol Jwnerre ver- 
boerrgenre Jacroinenteu Daer noede hy Jyn apo/telen toe eß Jeyde Hit begeerten 
lieb ic begeert de/en pae/cben mit v te ete in wilkeu aiientmaele hi wonderlicke 
dynge dede — 

f. 159' Tan d' heilige fiiemet Al/ue duck als gy dit daet /ue /uldi et 
hem doen tot eenre gbehoecligeni/Ze Itecbt uf bi heilde f. löü'' ge/praeken Ohi 
/nlt der myuen efi der trouwen daer by gedencken in der ic iny voer v in den 
doet gegeuen beb — ■ 

f. 162* Een Iwl.rachlia!^ hIk nie dut heilige (kc'uient onlfuiige Tul De/e 
belrnchtioge /nl de me/clie liebbeii als lii onJ"eu beer ontfaiigen wil — 

f. iri4" Vä de hellige Tncramet (Jeb/ Ala dn on/en beer ontfange benea 
Joe /preke ~ 

(JJ \'an dem rierdtylte. 

f. 166* Van de de'dNfh te ludden Et /pryct een heilieb eü beit /unte 
tomaa dat men niet en bryct de vierdacb mit genen dynge dat recht noet is tot 
de liae of totter ziele — 

f. 177*' daer ora Jprytkt een mej/ter dat de men/che /pryct alre /eoen/W 
van gade die van rechten bekennen inwedit^bs roniven van gade can JVigen Arne 
Der grügule Teil de-r Seite letr. 

") Das zweite Buch der Nachfolge Christi, vgl. Van der Navolgiiige Christi 
ses Boecke berauagegeheii von C. Wolfagrultr, Wien 1879, 5,'i, 

'*) Schluss des ersten Buches der Nachfolge Cbriati vgl, a. a, 0, 52. Da.s 
erste Buch desselben Werkes in freier Bearbeitung steht auch in der v, Aruawaldt- 
schen Ha, Nr, ;tl43 S. lOi" fgg. 




* 



16 

71 Van Eiifnmna.^) 

f. ITä* Van eiifronna een exeiD|»eI Et was eeii g^iet miio int lant vaq 
allexandrien die hiet pafnnciu.s eerlick nllea luden eä liielt die gheliade gada 
Deje mbu nam een w;t' Jjna gbejiechtes Eii Jy was vol van eerfamheidea mer 
J"y was ontvrucliber — 

f, 187' hi leefde in enen heilige leiten x iaer na /ynie ducliter duet efi 
iloe hulde uu ona lieue beer efi tneo begrof on beneue /j'n docbt' ES die dach 
dat Jy ver/cbeiile den vieren die moHicken in den cloe/ter tot i de/en dage eü 
lauen eii dancke gade den vnd" eii lyne /oen ihiii xjTui mitte heilige geejt den 
eer is eü glorie f. 187'' ewelick Amen Bit vuer ons en V(.<tr alle on/e liene 
TTynt. Ü heilighe ioncfrowe /nete bniyt xp"i mit dynen heiligen vad' pafücina ' 
Von sjiätern llanä: om gaeda wil ee nne maria vo' die Jebriu'J'clie Der gröeaU ' 
Teil der Seite uml f. 188—189 leer. 

Nr. 3141. Pphs. des 15. Jh. fol. 212. 

}) Semionfns/ivimlun;/. 

f. 1' Beati octi i|ui uidet <|ne noa nidetia Ouder") den me/lcre is een 
vrage hoe die men/che Jelich Jal /yn Somigbe antworde daer tue e& Jpreken 
dat /elieheit Joe groeten goet ^ dat et got niet en v'moeghe dat hi enighen ] 
creatuer Joe edel mochte ghe/capen dei hi Jelicbeit gene moege van natneren et 
en dat et werde gegeuen in enie onernatuerliker craeht Det /egge Jl dat dat ' 
Jl dat licht der gelorien nv proeue Ji voert en nemen dat wort dat onje here 
Xprack. vader dat ia ewivb lene dat men di bekenne — 

f. ll'> Hub übra üb ijue dejlderaui /edi et frui^t-') cius dntd« gnttnri 
meo canl. 11? Die brnyt in der inynnö boeck die /prict it heb gejete onder den 
Jcadnwe dea den ic niyn eii /yn Tracht benet Jiiet gevre/t mynre kelen. Die 
brnyt wil /preke in de/en wnrde dat allet dat goet dat die ziele mach ontfan — 

f. IS"" Nolite tim'e eos (|ui occidüt corpa en vruehlet v niet voer die 
gene die v dueden moegen geeft die en doedet niet gecjt mer gee/t geft gee/te 
leue die v dneden wille dat ia bloet en vlej/ch — 

f. 20'' Tidit iha hoie;^ Jednce incheloneo ete. Jba die Jach mutheus Jltt«n 
in toi en /prac um toe volge mi nne. v'gete en heghif al dinck Dtie J^nt hi 
op eii volgedti om na nv nemen wi dat ier/te wort iba /ach van de/en Jleu bebben 
we/en alle creatueren — _ 

f. 33" Dixit /ymon petn ad ihm eccu noa religma oia et /eouiti /um.! 
te q* g erit n<i'j. H'e wi hebben alle dino gelat« efi fyn v naegenolget wat 
/al öa daer af w'de Eeu goet baJY /al om daer af w'de hi waede wael /preke 
en hi en dede des /yt gewya hi eu wi/te niet wat bi /praec — 

f. 2:^'' Semo püB»" nenif ad pre^ ni/i p me Dit /prict xpa nyemant en 
come totte vader dan doer mi dit is die hoech/te doet daer in gelege ia die 
boer/ta /elicheit. dat die ziele daer in er/teme daer alle dinc in leuede /yn — 

f. äö"" Ala eeu murge/t«rre midde in" de neuel En als een volmaue in 
horre dage eri ala een weder/cliinede of een wederbliukede /ofle heuet de/e 

") Dasscllje Gxempel in einer Hs. vom J. 1428, 'Sticbtelijke tractaten', der 
MaatscbappiJ der nederl. Letlcrk. zu Leiden, vgl ihren Katalog I, 23. 

") Der Traktat von der wirkenden und möglichen Vernunft, liisher nur ia 
oberdeulBcben Hss. bekannt, zuerst veriiffenilicht von Docen nach einer IIb. in seinem 
fieaitze Miacetlaneen 1807 I, HO fgg., dann von W. Preger nach einer Straaahurger 
Ha. und Fr. Pfeiffers Ahachrift der Diepcnbrockacben Ber, d. bayr. Ak. der W. 

fhil. bist. Kl. 1871, ]7G fgg. Die Bemerkung v. Arnawaldta a. a. 0. XXXVI war 
reger offenbar entgangen. 






wtge/uene in de t«pel gada ic iieiue dtt le/te wort tempel gada wnt ia got eil 
vrat ia tepel — ■ 

f. 29^ Maria /Umt op efi ginc /nelilte in dat geberge Die meyjtere der 
heiliger /crjft« die Jegge dat an de wtviiete der creataere wte iorjt« oer/pröc 
dal got is. Ji een cirkel weder boege des eynds op dat begine want aljbe als 
dat wtviiete der pjone wt gade is een formeHc beide des or/pruncgea der creatuere 
Al/«e is et oec een vor/pil der wederu'laet der creataere in got — 

f. 33" (Jod ia alle dinc. Hier op J^rict dj-onj/iun dat got in lie /elue J1 
alte dinc dat is dat bi alre dinge beide draget — 

f. 36'' Stephau) aut plenius gfä et fortitudie faciebat prodigia et JTgna 
magna in ppto act' De/e werde Jprict faule lutaa in der epijtele eB /prict 
aldua Stephans was vol gracien efi jtercheide eii dede groete teyke in de wolhe. 
Hier an f, 3T fuüe wy vier dinc merke. — 

t. 44** Et is meer dan hier ge/proke. Dat gade myn/te des /yn alle 
creataere vol. efi lene efi groie daer in. Efi Jyn meejle en is nergent. Die 
wlle dat die ziele ergent ia JV>e en ig /i in gada mee/te niet dat nergent en is — 

f. 45» On/e b*e /priüt Symon peter /auch bijtu alle Inda begeren J"alicheit. 
Nt Jprict een meyjtar. alle lade begere gelanet te fyn nv /prict S. aagujlin.> 
een guet men/che en begeert en geens laues hi begeert wael lauea werdiub te 
Jyn. Nv Jprict onje meyjler dat die duecbt Is al/o puer eü alju te mael afghe- 
tagen efi afge/cheide van allü lyfelike digen in höre gronde eü in hoere eygen- 
Jcup. Diit niet in hoer genaue en mach < 
unduecbt — 

f. 46» 8iet ic /eynde myne enge! vi 
altebant wort bi geoffert in /yne tempel v 
siel /al hoer offere mit al dat Ji is efi dat heft gebreeke efi doecbde - 

f. 47'* Een inen/che maecte een auent /pije een naent wor/cop. Soe wie 
dea mnrgena wortjcop maect di noedet abe hande Inde. mer ter auent wort/cop 
noet men grot« liene vriede meu bei(eet huyde in der ker/teheit die aaent wort- 
/cup die nn/e h'e maecte /ync iongeren Jyne beyuielike vriende doe hi hem gaf 
J^ne heiligen lieh am — - 

f. 50'* In den nnnie Jhe/u xpi men iejet an der ioncfroiiwe dage als )1 
hoechtyt hebbe dat Jute panlus /prict. Ic beb v getrouwet efi gelauet ene man 
ip'o, die daer ia cracht efi nye ende gruenende. Die mey/terc vrage of die 
Jben geltare Ji men /prict nein — 

f. öl* Dixit qni /edebat in trouo ecce noua fat^io oia Johänes in apucalip/i 
/prict die gene die Jat op te troene die Jprack ic /al alle dinck nye maken — 

f. 52» On/e here /prict Ic ginck wie vader eä qua iu de/e werlt. Nv 
late ic de/e werlt efi gae le myne vader — 

f. 5Ö'' In omib? reqnie qne/ini. De/e worde /tac ghe/crene in de boeck 
der wyjbeit die wille wi tot de/en mael bednyde ah die ewige wy/li' /prict 
mitter aiele. efi /prict ic heb ru/t ge/oclit in alle dinge of in alle dat ia an 
alle werke — 

f. öS*" Van der wortele ye//e /al opgaen een roede eii op die roede /al 
ont/pringen een biome efi op die blome /al rn/t« die heilige gee/t. In de/cu 
worden /nll^ wy proeni drie dinu. wele die wortel Ji van der dat got gebare 
wort in der ziele es welker wys efi wat mitte hoer daer af coeuit — 

f. 59'' ()n/e h'e /prict /oe wie tot my come wil die logen /yns /eluea en 
nenie op /yn cruce efi vulge mi alle dinge wille te gade elck na /ynre wys — - 

f, 60'' Die") wi/e man /prict iu den boeck der wy/heit Ic heb gewon/ehet 

**) Vgl. Taulera Predigten. Bafel 1621. Anh. BI. 291''. 

HMwdraUeb« Jahrbuch, X. 2 



I benlect die dneecbt efi wort < 



aen/chyn die bereyde dyn wege. 
t de dach /yore toecom/t. Die 




18 

eii begeert mi ia die Jiu gegeaen. Ic heb gei^Arü. <Iie geojt der wyjheit i 
gecome — 

f. 63'' Wye is deje die daer ü^i clyinC als eeu murghearoet Jchoen bIs dio 
inane wCv'c&rö aIb die /nüe iu de/eii wnrdü /ulle wy bekeneu drie werdicbeiden 
on/er vroawc. — _ 

f. 66*' Intraiiit ilie ia quoddä cft/t«Uü etc. Oufe") li'e giuc op one ca/teeL 
eii wart daer outfange vau eeure ioncfrouwe die eeu wyf was Nv mertt mj 
mit ern/t dat raoeft Vau oode /yn dat die men/i^he eeu ionefrou weer van d' 
ihs wart ontfange, .loocfrim ia nljb veel ghe/proke als een menjche die vi 
alre vreden beide ledicli in. eil alJV> ledich als hi was doe lii niet en was — 

f. 70* Siet aldus eocuit hi in dit een dat ic daer faeit eeu ca/t«el in di 
ziele. E& anders in geenre wys Joe en coemt hi daer iu uoch en ia daer i: 
mit dien dele ia die ziele gade gelyck eü andere uieL dau ic v hebbe gejeecfat 
dat ouH dit moet gejchieu dat help ons got Arne Die Hiilfle der Seile, 
l. 70b— 71i> /,p^_ 

2) Vim ATynjrfe«.") 

f. 72* Jhefii» /uete aeu mate. een luCt«r honicli al aen rate. Hlue iliü 
der miuen /traet«. Sette my aljb in die Jaete. Dat ie di nümer en gelat«. 
bis ic vinde die metige onmate. eit die ounietige mate. die du bi/te, le i; 
die da bij^e. lere mi di Jo bin ic wys. wät du lienen der wyjlieit prys. 
du alle lierte ^etjte. dat ic di bekene aen alle vryjt. gyf di iiiy dat du Jyts 
iny. benym mi ini dat ic fi dyn. Sette my in dy een fünen Jchyn. brede my 
in dy verdreneke den wyn. Ic moet dy alleen /yn. lo dat diep der wypieit 
an de liiieohde der bepinge /ys myn geleyde. leyde my in der mynen breyde. 
In dat lange der /tedicheit dat ic dine lof so gebreide. dat mir diu genade JI 
bereyde. dat ic van der rechter waerbeit mit en genen valj'cheu niet en ge- 
Jisheide. Ic gaen doer di iu deje arbeit, dyn Jtuer /i mi gereyt. bis ic daer 
werde geleyt daer die bruloft volle geet. die der geejt mit den gee/t begeet, 
daer des Jlapes Jueticheit die brnet werlike waken doet. in deti brudegoms 
beimeiicheit. in der drunckenre uücbterenheit. in der nnchterenre drouckenhelt. 
Te bejwere mit der /einer minen alle die noch vley/cbelic Jyu. au oere jTnf 
die noch Jtryt hebbe doer biiien dat der geyft dat vleya nncb niet en mach 
v'winen. die noch niet clevlic en kfineu minen. dat Jl /ich noch in /len 
hinen hint /i der boger minen in den gee/te bet werde iüen. ju wille ic 
/i her linen. AI/o /unde pauwela /prict. In den grote hnya des groete wirdea 
/yn /umige vatc der ereu eii die ander iler /cande die /centlike vat« /yn die 
/undere. — 

f. 122» Seiich /yn /e die p myne efi die oer lere gejyneut want Jl /nlle 
come in de /coneii bmdegü die Ji iu /ich /al vroelic leyde dat Ji nümer vä om 
eu gescbeydet mer dat J"i in om weyde in des gruene paradya weyde in der ouer- 
/ter Jelicheide daer moete wi cume al t« Jame des belpe ons die bmdegü e.tai. 
Ic gene loff danc en ere di /uete wi/e lerre. wät du my heuea gegene dyn lei* 
du die allene bi/t« mey/ter efi h*e geweldich wys eii gnet /eepper barmh*tich 
v'loe/er in alle iioede gewis hnlper bebalt my vader eS leerre dat ic dyn p "vraer 
meer dat ic niet en erre mer dat ic djne loff al/oe mere dat ic di vuier myne 
/eer /nete wys J^erke myure /onder ic niet en weer of ic dyns allene onbere. 



") Vgl. Taulera Predigten. Bafel 1521. Anii. Bl. 296-. (Eckart lugeschrieben ) 
") Dieser Titel bezieht eich, wie v. Arnswaldt bpinerkt, nur auf die zweite 

Hälfte dieser Schrift, die crate Bcheint dem Werke einea andern Nacbahmera Rus- 

broocä Pnlnomuien, 




leje /üöder afgnn/iich' ^| 

lii be/culdige my /nnder ^^ 

nnbeg.vn weer.i dn |ic ^^^^H 

Een auc mtiria ^^^^H 



J^oe io Jl dyD bantwerc /nete vader coninc b'e — die it 
die moege mit oere gnetüch' ontj'cnlilige my onwete'li' i 
bat niilter waorh'. Ic kier my euer nn di nv wnnt myr 
oec an my Juote Jhe/u Ameu. Vnn iqiütr.rn- llnml : 
/thriu'J'che f. 122'' li-tr. 

3} Een ikmip iif.fp.ninije opt /mte.r itoßei: 
f. 123* liier beghint ee ilenoie oefeniKe opt pr lir Pater ür qui en in 
celis. Vnder oii|e die bi/te in den lierael. Ü unghenieten myne. onlprekeliite 
werdictlieit. O Innclieit, bretLeit. lioeclieit, eß dieplieit der gotliker myneo. Dat 
ftlrQ vnljle Jlic. üvledige etter. die alre boejt« treatuer. lieit Jlcli een Joen 
gadea. En ilie unerjte gut die cunine der coninghen efi die bere der lieren Jecht 
Jlch myn vader — f. I2S'' wnnt wat /oldet mi bieten dyn creatner hebben ge- 
weejt teil waer dat ie di gelieel bndde en te moel in di wurde gbeuoert eh le 
mitel in dnl ewigbe lenen. dat an^ die gbene verleue die in ewiciieiden is ghe- 
bencdyt. Ameu. Hier eyiidet een deaote oefeniiighe op dat pr nr 

4J Van lieiuelfcher hlylfcnji. 

I. 129* Totter ereu al der bemeljcher borglieren Joe wil ic al lijpende 
wat Jiireken. want die Jtede i» nlre boechjte. alre blenkenj^. alre breet/i«. efi 
alre ra/te. die gbe/elfi^p is alre tdel/te. alre /uuenjte. en alre ntynlit/te want 
daer i» die niiderliiighe myne alre vuerichjte. alre puer/te. alre ghej^dicbj^. 
dat ia fi en jal nummenneer JliJXen nuch verlauwen ^ 

f. 130* Hier om myn Jlel loae got ic /nl myne gut lane in mynen leiten, 
eii il creatueren muten mit mi loue Ämcu. 



öj Von dem sirhet 



1 Fallrn und ihm AußUhen des Oerechten.** 



f. 130* Van den Jenennoldigen vallen efi van den op/taen des rechtnerdigen 
men/ciien. Saloroon Jeget dat die gerech in enl ige menjchen Jenen weme vnlt in 
den daga. eii weder opjleet, — 

f. 153'' Her hier tue mBlti v ledigli« van wtweudigbe ineuoldicbeit eB 
kere v te inael in v Jelue efi anruepe die hnipe ona here ibe/ii »pi die gbelaeft 
moet /yn in der ewicbeit. Amen. 

/!} Ken leringe. 
{. lä'ä^ Die ewigbe wijheit gneds moet v v'Ienen ene gnede wil. waut 
die vaii giicde wille Jyn. die Jyn gade geliur/am — Ende bierom wildi die 
wijbeit gaedü outfaen in v. /ue pnrgiert v vä alle graue /nnden van uwer fcint- 
beit iJ'i; Hälfte der Seile krr. 

7) Van den u-eeh der rm/iiingeji. 

f. 154* Jiijticia et indicia prepaciu /edia tne. De/e woerde bejctift oua 
danid. die prophete iii den Jalter. eude bednyden i duyt/cbe aldna voel. beer 
gbererhticbeit ende ordel is een bereydingbe dyns Jtoel». Die Jouer reyn ineii/übe 
die om gaedes wille om afkeert van eertjcben vergaiickeliken gbeDUcbt^n, eude 
mit h'ten ende myt /ynen gbekeert J^eet tat ou/en lieueu beer oeu bamtn entliehen 
te niyfien ende mynnentliken te begbeeren. die mach beyten een Jtuel gades — 

f. IßO'' die geue die ös reynige eÄ waXfe wolde mit /yne bloede van rjnje 
Jude die müet vnx güne dat w'de gereynicbt mitte ordel. efi gerecbtich*. Aljb 



») Vgl. V. Arnswaldlsdhc Hs, Nr. 3i:(7 f. 1- fgg. 



dat wi mit bevindinge t danc eä laae mit reine f. 161' herUn moege J 
totte h*e niittö propheet Dnnid lieer gerechtich*. efi ordel ie een bereidiuge 
dyna /Wels. 

^/ Van (fe'i anxie ende der mivnen. 

f. 1GI> Die propheet Danid Jeget in de p/alme. afoüigo viiu deu quade 
eB Joe dat guede. In welke twec punte gelttgö ia nUe vlyt uenea guctwillige 
men/cbe dat is deu quade wederlte /Ueu, eü iu de guede vuert te gaeu. Hier 
om want een men/che /yn TlytticheiC daer niet toe keeren eii can lii en hehbe 
deu p^il^kel des anxtea eE dat trecken of bewegen der uiynneu San wil ic vftn 
beiden een wenych mere — 

f, 174^ den dancbere /yu /e een groeto or/aec der volberteliker mynnc- 
Eü een T'weeckinge des bereyde, ende ouderdnuigen willü. Al/oe dat die men/che 
daer wC bereit wort te doen, ende te liden al dat got gedaeu ende gbeleden wt) 
bebbü. l'eo graciaä. Amen. Die Hälßc dm' Stile Int: 



I Die 



'ler 



nfprekm 



f. 175* lliei- Iwgine die rler InTpreke Die") oren heeft t« hoeren die 
boer wat die ghecjt gaeds der kerken jprict data al der heiligber berjtenlieit — 

f. IH:-!* Dat ons allen dit gbe/cbie. des lielp on» Jbejaa cri/tU9. die öme 
un/er alre wil bekoert wart van den viant, ende dacwit van der werlL Ende 
die ons dat eerue gbecocht beeft mit Jyne dnrberen bli>ede Saedt viel in die 
goede erde. Dit waert Jpriet onje Heue bere Jbejai} xpi in eeure gbelikenia in 
den ewangelio. en dit waert mach men verftaen van de Jaile. der inwindigher 
injpreckingc en bewegynge ende iiiwegynge inJiireckinge ende bewegyghen J^nt 
vierderliande — 

f. 210'' dat hi liier die croene venlient bebbe. in defen teghenwüerdighen 
lenen wilHgheliken te Jtriden Ende te verwyneu die lydene de/er die om hier 
toecomen. Wellike iTuene onn OiJ^ns oTiermids fyn gbenmle. glieue te y'dienen 
hier in der tyt. Amen. 



Uli Vm, der 

i, SIU'' Ocb uiyu liene werde ziele merke 
en die myne ona liere die bi ons bewijet beeft w 
noch dat hi hem Jelue Jolde veruien aen te neme 
hi was die alre aerm/t« efi ve/maet/te voer allen 

f. 212" dat /al lue ene yegelick lone na 
worpe werde in d' belle mitte duuele e5 die doet 
got /y gelanet 



Heren. 

neerjtelic die goede rtierenbeit 
lut liet en waa hem niet ge- 
ecn9 knecht«a forme oeck dat 

j^nen werke dat Julie fy ge- 
jal /y knagende duden. Arne. 



Auf dem Vorxdxblalt : Dir b«e 
cloester gehelte nazaretb. 






">) Joban Ruabroces Schrift van den vier becoringhcn (heraus- 
gegebnn nai-b dieser Hb. von v. Arnawaldt a. a. 0. 207 fgg., nach den BrüBSeler 
Hss. D F, der Serrurescben G, einer Snellaeri Beben A' und einer Leidener im Be- 
sitze der Maalschappij, vgl. ihren KaUlog I, 22, von David im IV. Bande seiner 
Ausgabe RuHbroccs, 269 fgg.) bildet hier die Einleitung zu dem aus dem Laieinischcn 
filicraetr.ten Traktate des Henricue di^ Vrimaria de quadruplici instinctu, sie achliesat 
f. 183<^, Mit Saedt beginnt die Schrift des Henricoi de Vrimaria. Vgl, v. Arns- 
waldt a. a. 0. XXIV. 




Nr. 3]42. Pphs. des 15. Jh. fol. 263. 

Atisyange der Kinder Isi-ael nus Egijpicn und Erkläi-itng 
der teliH Orhote.") 

f. 1* Noli tbaere Jeil descende iu egiptnin qiiia ia gente magna te facUm 
ibi ego dejcendä tecnm illnc. et inde addncü te renert«nte Genejia u-vi capittel 
aljoc Jtaet gescrenen in den icrftü baeck der alder ewe d^ is der nider wyt dat 
god Jprac tot deu Leiligen patrinrcbe .lapob Du en /alt. dy vre/en niet. want ic 
wil (ly tot enen gruete ge/lechte make dar om ganck iieder in egiple laut eil 
ic wil mit di aldaer gaen eil ic wil dy werter vä dan leyde al in dat heilige 
gelaefde laut, woe dat nv dj-t ge/prake was in de alden tyde noi'btant /prect 
oec hnden de» daela toi nl de die viTienneer X"!'^ ^^'^ i" ^^ hemel/che gelaefde 
lande beholde — 

f. IS"" de/er butte een Jaltu dy /einer et houw6 d^ ia tyjtieren. eil daer 
in voue. eis bi/in moede in die een. Joe ganck in die nuder op dattn oilier by 
de hutte eil den berch altoes blines.") Der jong". Nv woe/t ie alte geeme wat 
/yns d; die S gebot f. 19» iu om /eluer bejlate hebden. /jnt dat et al/ue is 
dat nyeniant eu mach behnlden Jy uorfa verdienen dfi alleeu doer die tien gebot 
gadeB eil daer toe Jue woeJY ic altoe geern. wo dz een Jy verbonden die X gebot 
gades te holden, uae der blueler uoeblorfte eQ oec woe die atrs lief/te vriende 
gads Xi<''' Jelue bolde in den X gebade eil liene vad' ic begeer vA gotliker 
mvuen. dattn mi leers eA dyt üwy/es eil dat du Jonderlinge die lieae moed' gada 
märia iu enc ygelike gebade Jet/te tot eue eiempel. mit oete heilige lenen — 

f. 138^ Sv hebbe ic dy geJacht wie die tien gebot gegeue worde den 
voick gada daer alle Jalicbeit iles meujche in is be/lat« uae de alre bejte dat ic 
iii; verJXoDde. Der Jonger. Synt dattu mi beefa gejacbt woe dat volck wt 
egipte qoä. eü wue dat oem god op de berth vä /ynay Jy gebot gaff Soe woej^ 
ic oec alt« geem woe dat ow daer na ginge eil woe dat /y voert van de berge 
toge totte beilige gelaefde lande. Der raeyjter. Op dal et di een liulpe /y efi 
een exeinpel /oe wil ic dy die t. 139» heilige Jcryft daer vä Jeggen. Du") 
Jalte wcte d; daer en tu/Jehe dal moyXea op de berge was die XL dage doe 
wart dat volck vordrietende eÜ /waermoedich. eü hedden alt« geern wat ontbaldes 
eü under/tandes — 

f. ITQt' al/oe dattn die bloete waerheit in de/er tyt gebrukea. eil in oiiier 
wecrendcr /alic:heit genyetes. ES oec mj blinde nien/che in de /elae getale 

") Zwei ursprünglich sclbstiind ige Traktate sind hier uad iu einer Kölner Eis. 
der V. Arnswaldtschen Sammlung, Nr. 3112 (io fol.) f. 81''— 1B8», zn einem neaen ver- 
bunden. Der eine 'Auadeuiung des Ausgangs der Kinder Israel aus Egypteo', der unter 
dem Nameu Gellere von Kaisersberg in der v. Aroswaldtscbea Hs. iu klein 8° Nr. 3166 
f. II6>— I9|b steht und der seit dem J. 1510 mit dem Buche Uranatapfcl oft als 
Werk Geilers gedruckt worden, ist nncb Chr. Schmidt, Histoire litt^raire de l'Älsacc 
II, SSO beinahe die genaae Wiedergabe eines lateinischen, ebenso belitelten Werkes, 
das ehemals in eiuer Hs. des 11. Jh. auf der Strassburger Stadtbibliothek aufbe- 
wahrt worde. Der andere 'Erklärung der 10 Gebote' ist selbaländig oberdeutsch 
erbalteo, gedruckt zu Venedig 1483 bei Erb. Ratdolt, vgl. v. Arnswaldt, a. a. 0. 
XXXIV. Anm. **. In einer Pphs. des 15. Jb. der MaatschappiJ der nederl. Letter- 
kande zu Leiden, ans einem Nonoeokloster zu Weesp, liudet sich der erale Traktat 
aelbsländig, wenn der Katalog 1, 22 den Inhalt richtig angibt als: 'Samenspraak 
iQiscben een Meester en Leerting, over Israels uitlocht uil Egypte, beKcbouwd als 
een symbol van de reis door de wereld naar den hemcl'. 

") Bis hierher in Geilers 'Vom Ausgang der Kinder Israel' f. Hi— Jii> kol. 1. 

"1 Von hier an wieder in Geilcra Traktat f, Ji*"— Kti". 



vynrtes dat üus dg eS all6 ker/t« me/che wed'vare des v*lee one die rad' 

Joe eil die li. g. elc, Bidt voet der geenre die dyt lieeft gej"crene djj Ji mit gade ] 

ewelick inuet leiien, efl /prect ö gadn wille een aue mS 

2) J. Rtisinver, vnn XJI doeeJulrii of XU ffradtn der doechtkn.*^) 
f. l?!" Ulcr bc^tnt ee bae«krke vä XII dochdö Dyt") biieck leert van ] 
XU doecbde of XII grade der doeclide. eft woe die eeu doeget comt wt der 1 
and'e Dat ierjto caiiittel is van d" uetinoediRb' — dat XII is Jprekede 



tleyliinciedith' in omte 

wi dan rs duechde Ti 

an die duccht begyr 



tot ene fonilanieiite ■ 

f. 2351' ende x"ifm het. i 
noch gehurjamer da lii /elueu. 




wilkeu d' comt ongecoftich* of ougeuoechj^h' Wuit ] 
ilmoe Jcryue willeo Joe ijt woel dJehelt'') recht dat i 
diter Xfi8 onje yrotronwe vrient au began eü leggen ji ] 



n T<dgc wallt uye .veuiaut detmoediger en v 
Die gelauet tuoet Jyii eü gebenedyt ewilikc Arne 



Verachialene kkiriere miiBiimehe Selmßi 



f. 220^ Snnte ancelmna Jeecht die menjcbe die der t;t onnclijaiu iä ende 
doechl onvlietich — Boe velt hi nocbtant in vyfteriey gebreke Dat ierjte is bi 
en can niet ynicliken bede — dat vyfte is die mejche is onder der verjameninge 
als die deyjtel onder den wejt Hfilfle drr Seite leer. 

f. 226' Dit iK te ^Illellttk bon^art") Sota, (iod heuet geplant ean 
paiadys van begyne der werlt ja euen bougaert der genoeuhten ende heuet dMi 
in gesät ene menjcbe die bi Jonderliuge gejcape heuet dat is die Jnete moedet 
gades die deje bongart plante eit regieren Ja), eit beboede voer veuyde dieren 
eil oncrnyt. want die Juete moeder gads is gebeitö bongaert vol alre genoechde — 

f. 244* coningyne der beinelcn een milde fonteyn der bermherticheit 
blencbende licht des bemels /netjeheit des paradys Ic bid y Jncte moeder gndes 
bejcheft niy in der vren als my ziele van de lichä Jcheyden muet efl genome 
Jal werde Tan der eerde. Arne. 

f. 244' Doe ons Ilene iroane rlizabelh raiidc dor timge dir engele deh 
grueU'n Du cierheit alre ioncfrouwc weejt gegniet Een moeder ons gejont- 
maeckers. een wtv'tiare Tat. des Jeeiipers oö een cierheit der liemeljchc burger — 
f. 244** Yerblyt t een porte duer welke nyemilt en mach gaen da alleen die 
Joe gads iKs xjia oujer alre bere amc. 

f. 244'' Op een tyt vragede S. .lobSues ewangelijt onJe bere deje vyf 
püt5 en Jeide h"e wat. Jnidi de gene gene die Jnnde latc te doc om myne wil — 
Johä Joide onJe b'e diet al late en nii narulge ic Jal Je da' bunc croeue i m^ 
ryck es diene he als ee knecbt Jyuc here Anic 



") Diese Schrift enthalt auch die v. Arnswalrttsche IIb. Nr. 3158 f. I» fgg., 
ferner eine PergameuthB. des IB. Jh. im Besiize der Maats chappij der nederl. Letter- 
kunde zu Leiden 'uit het Klooster ran de Sustercn van Sl" Barbara in de Nees 
te AmBterdam', vgl. ihren Katalog I, 22, pidc Hs. der Kgl. Bibliothek im Ilosg, 
früher im Barth olomaeus-Cunveiit zu Maastriebt, vgl. Moll, Job. Itrugmonn, I, 40, 
alle ohne den Namen Rueiiroecs. David, Werken van J. v. Rusbroec III, IX kannte 
Sit; nur ans der Brüsseler Ha. D und in verkürzter Bearbeitung in einer Hs. von 
J. Stercki ü. Bemerkenswert ist, dass das ganze in die unter Taulers Namen oft 
gedruckte Medulla animae (Kap. 9—21) aufgenommen worden, vgl. v. Amsiraldt, 
a. R. 0. XXXIl. 

") Dieser Fassus 'Dyt — ongeuoecheambeit' fehlt bei David, lO, I, er teilt 
den Trakta_t in 13 Kapitel. 

'*) Überschrift des 1. Kapitels, David hat den ei'sten Absatz als Prolog. 

") Vgl. in der v. Arnswaldlsclien Hs. Nr. 3144 (in gross 8') f. I» fgg. 




23 



t. 245* ych kjmder meu yyndet eeure häde dierkeii dat is feer J^elle 
in jyn« voeTtganek Eji als men yet roeret Joe i/Jet ter ftoiit doet Aldiu jbldet 
ve/ea mit v Allen weert Jkke dat gy Jnelhcken eü vuerichlicke liepet den wech 
der duec.hdp Gy Joldet ter Jt^nde duet we/en der werlt ende al oerre g^noechte 
ende volget de bjen — ■ f. 245'' aljbe waerlick als oe die ijriejter lyffelic ontfanct 
opten altaei 

f. 246^ Hyu kyudekc die wagen op welke ic al ziele begeer te brengen 
totlc ewigp ieuen. henet Tier rader dat ierjtc is vre/e dnt ander gelatenheit 
dat derde lyd/amfaeit dat vierde myn — f, 348' Ijier uui alre liefjte laet ons 
al/oB lenc 6at die alre mee/te mjn an una niet verlare en hline. dal v'leen on« 
gml AiDc. 

f. 248» Beu frhoe deuntß rollncle Mj-n liere mj gut ia een lanterne der 
rtuy/temiXTe eü een troej^ def bedroefenij/e Ejn mej/ter in der /«holea Een /uet 
woert in der ziele Een kynipe ia der bccoringe ^ f. 251'' hi is oec een ge- 
wijje toCT'laet in alle noeUe want waerlick hi is daer mö /ekerlick in alle noeden 
toe tyden mnph eü /al van noeden recht ende mynen. Amen, 

f. 251'' Een gnet nie/che was in groete lydeii efi bedroeffenij/en doo 
T'/eheen he on/e lieoe here — vä rechter liefden die ic totte nieu/uhä heb en 
mach ic hc niet meer op legge dan hi drage en mach 

4/ S/iriielie äfs Bruders Efiidius.'") 

f. 2Ö2* Hier begynen die guldc woerde broeder Kgldlii feggeden. üy« 
gensde an die duecfadö fyn recht als eeu lecder efi ala een wech in de heniel 
mede te cl^meu — f. 263'' Eü gelyker wys als die /freu in on/e oge oer licht 
r'lieje als die Jonne optreckct. al/n v'lie/et die /oBe eü die mae uer liebt tegenB 
d^ licht vä eere glorifieierd' leieie. Arne. 

VorsdxhkiU von »jiälercr ilaml: Dit boeu hoert toe gelre in dat kloater 
hie nasnreth snBt«r leenschoon t4>e dar wilt dat weder best.ll.. oni gaeds will. 



Np. 3143. P|.hs. lies 15. Jh. 2 kol. M. 214. 

// /iff ijriMtirlif ISniim mit :friiir>i drei Zirägen, 
f. I* Hier beghlnt die gbeeltellke boem mit r>'iien drien telghen Ren 

yghelic guer boem hrenct gnede vnicbt Soe wie dan wil /yn een goet ghee/tclic 
boem ende tot /ynre ewigher /aliih^ ouermit« gheloae efi niynne wil conieu tot 
enen ghewarigben heilige Ieuen. hi moet mit groten eern/te da nae /taen. dat 
lii ghecrighe drie telgher waj/eade wtten /elf blocke des ghewarigben ghelonea 
gheplant in den gronde der dieper oetniaediuby f. I'' want alle dat gheplant 
wort anders dan yut dal der oetmoedicheit tlat uenlroe<ht ^ f. 80° tot welker 
pnerUeit uns brcgiien moet. die myure der puerlieit x.\>e ihüs amen 

L>) .}. Hn-sbrofr. •■•in den xeirn ^oiai.^') 
I'. 8Ü° Hier begbinnen die fene noeten In den eerj^en Jloete wort dnt 
licbaeni bejl<ieten on'mit» die gracie god» ouermits vriheit des willen — 



") Vgl. V. Amswaldtsche Hs. Nr. 3135 f. 62» fgg. 

") Nur Kapitel X-XXI, in der DavidEchen Ausgabe IV,88-12l, 'Dat boec 
van den beilighen Sacramcnie of van den VII Slolen, dat broeder Jan van Rusbroeo 
miecte, moniac wesende, cener beiligher nonnen, joticvrouwe Mergriete van Meer- 
beke, cantense des cloesters van Siute Claeren lo Brnsele' ist erhalten in den Uss. 
D G K L, die Angaben Davids IV, IX sind unrichtig. 




24 



in cortter Jtonden Jiet ilnt ghi i 
od oiitfnet uiit jiuen gejlude. diiei 
1 bev;ndeu Dat uerkeu ons gud Jon 



e wy/en 
s bli/cap 
mi/wende 



f. 94" V brndegam cuenit 
mneghili wort ghenonde Dnt v i 
Xonder eynde Dat wy alle moete 
Änie D«o gnciaa. 

3J Ein fricdsatttes Hert. ist ein Kloster.") 

f. 94^" Een vreed/am berte is een cinejter daer i ia gode Jelue alit Be- 
/ceidenheit is dner portier Oetmoedicb; is daer camerier. v''dn]dicbeit is daer 
Iiortier — f. 94'^ wil/tu een goet me/che werden, /o uaer i dit cloe/Mr noerfureoe. 

'1/ 2 Denksjtriiche. 
t. 9i'i (I Drie diiighen make een goet. Scamelb^ van aenjlchte Swige van 
toDgbe eft naer/ticbeit in den werken d Sint« angujtynus on/e bcilighe vader 
Jejt ver/maet v /eluen alj men t eer doet of biet 

/>) Von den l'i Zeichen vor dmn jUriffslen Tnyf") 
f. 9ö* Die glorio/e leerre finte iberonjinua be/cryft ons dat hi wten ioed/cbe 

boeken Tjftien tejkene ghenomen henet die noer den doemsdaghe ghejchien /uUe 

eer god ten ordel comen /al ^ 

<i} 2 Predigkn. 
f. 103* 8oe wie een getronwe knecbt xpi is die en Jneit hem /einen 

nocb jinen wil i gene dingben ~ 

f. 103« In ipo ilin efi /ynre oetmoedig" mynen der ingheborend' genaden 

uwer zielen ende alle nwer erachte doer hem /einen eö i he /einen so moeti 

eweliok gbegniet /yn my lieue vriende ■ — 

7) Von der Nachfolge. Clirisli. I.") 
f. 104* Hier be^blnt een deuoet boc« dat biet Qnl reqnitnr me. Soe wie 

my naenolghet die en wandert niet in dnu/temi//e dit Jy die woerden ;(pi in 
welken wi vermaent worden dat wi naenolghe /allen /yn leocn eft /yn /ede i/t 
dat wi waerlike willen werden nerlicht efl van alre blintbeit des berten t'1o/1 — 
f. 122" be/itien dat ewige lenen tot welken wy alle nioeten comen eil 
bejitten dat ewige goet des gonue on« god doer /yn oetmoet. Amen. 

Sj Von mtifm geistliehen Khaler. 

f. 122° Tan een gheertelte eloeRer f. 122' Oro dat ee gbee/tehc cloejter 
clejn is daer dat lichaera be/loeten is in een cloe/ter bynnen mueren. bet en Ji 
/ake dattet berte in den cloe/ter dat gbemnert is mit goeder boeden be/loten jl 
Doe wil ic v nv /erinen een gbee/telic cloe/ter in welken dat een religio/e fiele 
is bet /i in der oerden of der bnten /i ia /cnldicb haer /einen te he/lnten — 

f. ISB** Mitten martelare mitte confe//oren ende mitten maecbde ende 
ghe/el/chap van den heiligben engbelc. tot welker gbe/el/ca]i ons nioet breghen 
die vader die zoen eil die beiligbe gbee/t ame 

n) Von den fünf Tugenden. 

f. 126<= Hier beffhynnen die tjT dnecbden umoede gbehoerlbnibptt oet- 
moedlebz v'dnldleheit eil mynne mer eertl ran der annoede Men lee/t doe on/e 
verlo//er iha nader men/ch/ van de/er werlt /cheiden wonde, dat hi iu /inen 



1 



I 



■•) Stebt anch in der 

■') Vgl V. ArnswaldlEche Hb. Ki 

"} Vgl. V. ArnBwatdische Hb. Nr. SUO 



'ildtadien Hg. Nr. 8139 f. 243- 



14 (gross 8°) f. 63» fgg. 86"" fgg. 
40 f. 99> fgg. 





te/tament dst aljb aorjach ilat hi elken al/nlke g;anen be/prac of n 
nae rechte elke behoort. Int ecr/te Joe be/proc hi Jyn licne ziel den beniei Jyn 
lieae vad' in der goillieit Syn heilighe lichaeiii iler eerde. de ioden den rechter 
de Jcaker dat parad,vs deu apoJtelcD u*uolghIgbe eü lideo — 

f. 167^ EA laet ons iu deje edelc duechden noert an yn eeii altefatnen 
luepen als dat wi hier ynier alt^eB eeii Jyn eü een tcjnmen eweliken bliiie hier 
bKDen bi onjen h*e ibü« xp ([ Efi leejt am gods wille doch nv een Bue marin 
toit ynii^hz des herten. iiocr den ghene die tot de/er coUacie gej^roke ende ghe- 
arbeit eö uoert wt ge/creue heeCt of gehoert hebhen — f. IßS» dat is heilich 
keilich beilich ewich eö ymer meer Amen. 

10) Eeii ijixik iiefrniiujt: Qui perscvtmivrit. 

f. I6S* Hier na uoli-ht een goede eil feer natte oefenjuglie Qai perjenera- 
nerit a/que i finem hie /aluus erit Wye nolberdet tot in dat eynde toe die 
/al behouden wejen lieoe brueders eil gbcrnyade in dat herte öi lieues heren 
ibn xpy wilt de/e uoerjcreuen woerden noer ogheu bebben eü uolharde tot in 
den eynde — 

f. I82» hier ora lieue bnieders pronet " 
Ji uwen i/preke dienen mochte AI is die matei 
nemet niet dan dat v mcejt dient E& wee v 
heiligbc ghee/t noicomeliker lere dan v yeniant Jcri 
een onbecömert herte bereyt daer bi in werke 
fiat f. 182»'— 182'! Irei: 



i dejen noergbejcreae pät«u of 

1 menigher bände, nochtan en 

in de/en gebreect dat Jal v die 

'ue mochte, op dat ghi hcm 

ich des gönne v god ame. 



11) Vnti. ihm Lehen ilen Joliii)iiic-f f'hnjsoslmnus. 
f. 183' Van Hnte lohaileti guldemoiitB leiten Jobaües gnldemöt vm vü 
antbiocbien Jecüdus Jone ende autbuten die edel Inden waren eft Jyu leiien e& 
Jyn gejlacbte efl jyn wamleringhe eil J}'n ueniolgtiinglie Jyn ghe/crenen in bi/turia 

f. 193'' det is a! ghelugheu wtter hijtorien tripertita. Int iaer uns hcre 
ccc. eS Lxxx. Ju Jtarf hi 

12) Einxdne Betrafklungen. 

f. 15)3'' Een leerre Jeit alJ"oe als die trappe niet vtirderlic en /jn bet eu 
si dat ghe/et w'den in den gaten van de honte alfo /yn uec dye goede werken 
die die gbee/teüke meujchen doen gode niel behaeghelic. ten Jy dat Jy grote 
mynne bebbeu ip^m nae te volghen — 

f. 11*8* alre lief/te ic noede di te comc op teu goedeu vridacU op ten 
berch van olineten np dat ghi daer Jlen moecht den ghejeoerden oliiien boem 
mit alle Jinen telghen ned'hangende — 

f. t!l8° Sinte ieionjmus /eit dat bcgbin alre wyjheit is dattn dyn /onden 
tut allen tiden hebjte voer oghen eil Jcreit daer oni bitterlike want dat gebet 
der tränen heuet gro- f. 198'' ter crncbt dan dat ghebet der woerden — 

IH) Johaii Unuhroei-, viiii <tfn ijccsteUken Inhr-ninkri") 
t. 199" nier beghint die expollel oner moyreN («bemakel eil die dlnghen 
die dtier loe behoerden. dien heer lan Tun ninrbri>e<' prior van groendael by 



") In der Davidscbeo Ansg. Rusbroecs I, 1— 27,m. Auch in der v, .A.rnswaldt- 
schen He. Nr. 3l4i (gr. 8") sieht dieser Traktat am Schlüsse und ist deshalb nnvoll- 
atftndig. David benutzte für seine Ausgabe ausser der Serrureeclien Hs. G vier 
flss. der Burgundiechen Bibliothek in Brüssel A B C D. B geborte früher ina 



linieM In bratMiit Sieh tnrrito wt cöprehendatus."^ lopet aljo ilat ghi begrtpffl 
inoifliet Dit Jjn /Inte pauliis woerden totten ludeu Tan corinthie EB oec tot 

ons allen — ") 

f. 'ili'' up (lat ilertle jmut vaii ilcii Jenen priiieJiialeii die ü in Ae heghiajel 
vuer/eyde On/o lieer /prac tat raoy/es Ghi /ult make Kne Loyr />/(?!. 

Nr. ai44. Ppha. mit Pgtbll.") des 15. Jh. fol. 196. 

1) Srniioiifii'^niiimliiHi/. 

f. i" I>lt Is Tan onfer ironire noe fl in>t ninelrn vnn anbeg'hln der wcrit.*^ 
L^'laulauit aü des itantdi/n De/e wnerde Icejt in de irften booke der heiligei 
/(■ryft. eil J'prac her nniy/es. God beeft geplät een iiaradjB van btitjhlne der 
werlt. Hfl heelt daer in ge/at enen meu/ehc den lii junderli^ gejcapen beeft 
De/e waerde fyn wael te merken au die Jalif^e Maria die dat waer paradys was 
de« un'J^en gsdes — 

f. 5* Sit is een Teer merkelle eude leerllt rtimoe von de srade op te 
olymen Tiden tiba Ulis eleuiit". De/e woerde be/cryft /onte lucas in aetiba 
npo/tolr- van uns liere opvart — ■ 

f. 12' Dit 1s vnn der pyne ons bcre die hl leet op Ae goede rridiiek 
Hely Jielj De/e waerde /prac ou/e b'e in goeden vridage ant cruce, Gbi /ult 
weten dat et bunen al rnen/chclike Jlile is te begripe. wat pyne eS iamer an 

f. IT' Duc ib:t But tru::e liiuck, due wart lii /yn inoeder au /iede. eil wät 
lii /üe iiact biiic /iie /camde lii hem alre luoe/t voer oer eQ voer daudere die 
daer /tuude. al/ue dat bi teen beeu oii" lander /loeeh. Siet doe iiiiaine dis 
iinade ioeden eö nagelde die voet. die hi /elucr o«er ec geleyt bad - 

f. 18* Van ryf bike diier g:ot «im fr^inint Knrt Xyemant en neeint van 
mj inyn ziel, /under ie neem/e van my eil weder neem/e, l'e/e woerde Jpct 
on/e li'e /einer, reebt uf lii /preke. my eu macb nyemaut geneu andere doet 
geuen dan /ultdanö ais ic /eluer wil — 

f. 28'' vos uins etc. De/e waerde /prac ou/e li'e efl geuen uns te ver/taeii 
die grote pyii die god leet. Uec muge wys he te bet gehienen dat hi in pyui 
WAS. want bi Jpek /e in goeite vridage ant cmce ei) luden deje waerde alda. 
ghi al die oner den weth gae Jlet uf eSige pjii niynre pyne gelyc 

f. 33" Svnte gregorin /prict. Dat got men/ehe wart, dat en hadde oni 
uiet geholpe bad hi ons niet geloe/t mit Jj-nre gebenedid' martelie — 

Kloster 'Sentc Pawels in Zooien. Roedendale' (bt'i Brüssel). C schlicsst n 
gender Snbskription: 'lat juer ons Heeren M.CCCCLXXll, op Sinte Peeters ende 
Pauwels dach in Junio, begoustc Buster Katberina van Ghisegbem, profesnonoe io 
onsen eloealer te Jericho, acn dit boec vac den Tabernakel te scriven. Ende sij 
volyndet int selve jaer, iiij. dage in April, op Sinte ÄmbrosiuB dach, die viel opten 
sondacb. Dit heeflse ter eren Gods ende om ghemeju stichtinge, met groeter 
iiersticheit bcarbeit, in allen uutgesochten tijden, als sij int gemeyu werk niet sijn 
en moefte, doense was out XXVI jaer. Bidt om die minoe Qods voer haer ewige 
Balii^beit. — Dit boec behoert toe den Cloestere von onser liever Vrouvren Rose, 
geplant in Jericho, bynnen Brueacle, bi Sinte Katberinen, der ordenen Sinte Augn- 
stijns. Soe wie dat vini, geeft den rclygiosen joffrouwcn weder om Oods wille'. 

*°) Currite ut comprehendalis. Der Davidscbe Text begiunt wie in der Hj, 
Nr. 31-14 mit der ÜbeTselEung: loept alsoc dal ghi begripen mi 

") Ndch f. 204 sind 2 Blätter ausgerissen. 

") Pergamenlbll. : I, 6/7, 13. — f. 111—134» in 2 kol. 

") Vgl. V. ArnswaldtBche Hb. Nr. 3142 f. 226" fgg. 




27 

f. 36* luebriabuitf. Dit waert Jeg? die profete e5 /jirict aldna. ( 
J"ult. ilrincke en /iilt droncke werde in ons Iiere huys. hier mede glieeft hi 
te verjtae iiij vroude. die die ziel oiittaet. ah Jl dronckc wort van der edelre 
gotheit — 

f. 37* Qverite doniinü et vioet. Die iiruphete /jirict aldus. Snect uu/e 
h'e. Joe wurt v ziele ieueude — 

f. 3U* MEu lee/t in ntiouuiipjiü. dat S. Johau Jiich een rloet eii vyt deii 
ouere vä der vloet /prauc eeu holt des leneps. dal liolt tirac)it xii rruclite — 

f. 43'' Conforbkmiiü in Aaö et cet'n. Deje waerde J|i'ket /ante panlas. hi 
jpriut gy Jalt /tercb /yn an gades d'icchde. Au dejen waerden maent bi odb 
Tier diugen — 

f. 46'' tjermoc vn dt tähtheä het vos Jlmiles hoib^ et cet'a DeJe waerde 
Jpct Diije h'e tot /yuü iungere cü tut ent' yegelike nienjche eß Jprict alJVie. glii 
/ult gelyc Jyn de menjchc ilie daer beide oera bere. die daer gevare i« tot der 
brolitft. dat Jl oun gerede in laten — 

f. 51'' Elegit cnm deus et preeUgit enm et in bn etc. De/e worde fyu 
gej^irake l«t enen ygeliken Tneii/flie ilie /elkli is. drie dinck jyn daer aen te 
proeuen — 

f, 53» DilB van tier foiieu efi van der manen en ts oere Ujke Emnt 
Jigua in /ole et luna. Doe ou/e Leer oii eertrykc wanderde in mcnlcheliker nat' — 
en dne /jirac hi ilejt worde. Et /ulle teykeu glie/cien iu der /onuen. iu der 
oiaoen efi in den Jtene — 

f. 57» Dit fiomme comt recht op alre helUge dnih Vidi augelü J^ante 
De/e worde /pryct Junte iohä iu aporali|iJ1s. Ic /acb enc eugel J^aeu iu der 
/oHen en tiep mit luder /teme. Cuemt al geuogelt dat iu deu heuiel vllecht eii 
/ameut v tot eiie grole eteu gades — 

f. 62'* Van ütn imudö ims hereu Dit Jpryct vau den tieu uamen die ae 
gade /yn — 

f. 63'' Van dra palmiwe en van Tynen telgen of tnl^n Diti aacendam 
in palniil - De/e worde /pryct die prophete daiild. En beduden aldaa. Ic byii ge- 
cloüien op den palmboem. Eü J"al J"malie /jiire vmthtc. De/e palraboem gejteJick 
te rer/taen heeft vii telghe. cfi elr, tetglie liail een blome. eii een vogel. en 
elck Togel Jynget J^mderliuge /anek — 

f. 75" Aia niea liqfcä e vt dilcs locnt*. De/e waerde /p" die bruyt in 
der mjnen boeck, eii lade aldna. Mjn ziel ia ondojt /mt uiyn Trienl tfl my 
Jprac. Ic Jochtc efi ic en vants niet. Ic riepe en hi en antworde my niet — 

f. 78» Orlna cöilnj e ete. De/e antifTe finget die heilige kerke in die 
eer der buger vronwe die der engele hoei^h' lone. en oer werdicheit verwondere. 
want mit oer wort gebare die /terre iacob» die ter werlt brecht die /on der 
ghereehtitU' ou/e li'o ibiü xpm — 

t. 81'' Doraine q"B babitabit i tabernaciiio tao etc. Die wi/age vraget oii/en 
h'e eil /prict. H'e wie /al by di wone in dyne phalente. of wie /»l by di wnneu 
eü rn/te up djne heilige berge — 

f. 82' Uwe leue /al een latenie /yu. etc. nwe leuen /iil een lanteme /yn 
die den wech tejkent tegen diit henielryc. ygelic oerde /al een /piegel Jy daer 
Jich alle die Inde in bejlen luterlic — - die uioet oub verleue eü geue gotlike 
doecht an alle dinge eü hier na dat ewige leue. Amen Die wael doe die /nllö 
/wige gaen Efl.berirhte lateu diet hebbun outfaen f. 82'' ie^r. 

f. 83* In illo tempore. Cum apro|iinqanJ/et ihe/ns ibero/olimä et veni//et 
betfage. Doe iba genakede ilieru/ale eil waü come t« betfage ten berge van 
aljtieten etc. Het in hier te weten na der Die rVlaringe by/torieu t« /prekü. 



SB 



loe behoert. mer S. Johui TenmUet 



i /ole luua et 



dat mathea achter laet dat der 
Die gliejcliieni//e was aldJ — 

f. 8ä' in illi) tpe dixit ihejus ilijcipul /uis. Enint Jlgnn 
Xtellis, Et /iillen /prac ihejua teyken gej'chieu aeu die /onne en aen die uane 
eh neu die Jterreu etc. De/e ewangelie lee/t tuen in der lieiliger kerke van 
im/t oüs liere ilie/ii \pi teu ordel nv ig te weten dut /ante Jemnim^ 
XT teyken VHiit i den f. 85'' olileu lueken. die hi Jcreef, die geicieii /ulleu voer 
deu dtietn/duch ■ — 

f. 88» In illu t;)e. Ca audij/et ioUaneH in uincalis opa xpi mittes dnus 
de di/cipulia /uia. Doe /unte iohau lioerde da er hi lach gebonde f. 88'' in den 
kerker — /oe /eynde hi twe etc. Tan die ontliindinge dejer eivangelie is W 
! dftt dit was /unte i»hau bnptijt — 

f. W^ In illo tpe. mi/lua eji; nngelua gabriel a deo in ciaitat« galilee 
li somcu DBEareth. Die eiigel gabriel /prirt Jcnte lueas wart gejant van gade 
I eue J^t van galilee die gehciten was nititnreth — rol van genaden die beer 
at is f. !tl leer. 



2) TundaluH i 



7«"^ ni.k l'olrii; 






f. 92» Saute pauloa die apnJYel Jeg; tot thimotheü /yne ioiiger, In den 
le/tü dage Julie acn cume vre/elike tyde. Eil die men/cbe /iille we/en om /eine 
mynende, giricb. houerdich. ongeboerlBin. nndnnckeltc vuder ende moed' eli mjj*- 
daedicli. Sonder injTi. /ouder vrede. ouerdaodich. Sonder Xuiierheit. /onder gueder- 
tierenb'. T'rader«, wreet. myre der gennebten tneer dan goeta. Oec hebben die 
gedaete of den /cbyu der heyliclieit. mer die doegedeu daer van niet, AU meu 
Bpenbacr /ieu mach, /oe /teet die werlt dat nix /nnte l'onwel /echt. Ende om 
dat niyu gaedtt voel meu/cheu gheneu anxt in en bringet daer eine op dat Je die 
anxt der pinen 'nae 'die komen /al. bedwingen moegen van den znnden. ende 
brengen tot gewaeriger jit-netencien. eil hekenninge oers /eines, Soe meyii ic 
tundfllns vi/ioen van yrinnt van den pynen die ü/ach 'ht. ende leet In deo ve^- 
. enen /piegel alre nien/cheii iu diul/che te /tet/en wlen latyii. Ende 
patricius des apn/tejs van yrlauts vegevner. AUoe älst enen ynigen moenick 
Vau irlät dient De/e tondalus apenbaerdeu ende voert /creef eenre yniger abd^^en 
diet van om hegeerden. Helr beitynt dat rtTloe ee« vi Iriät. eil woe Irlät »i 
Trarhle bjne t* Irlnnt is een cylant int acht«r/te van der we/t" /ee. ende JUende 
ende gaende van /niden noertwert Eiide is vrnchheer van /Wenden wat«ren ende 
van rineren. ende et henet voel bo/clj, et ia drachtich vft vmcht«n. et is ryo 
van melic en van honith van alle f. 92*' ;ti//clien eil lachten EB ten henet ghenen 
wyngaerde mer voel weit« Dit lant ia /oe /nuer van /erpente vä vorj/chen. van 
pedde efi van allen be/len die fenyn drHgen weert /ake datme holt of riemen of 
bome of gemnlle ntten lande in anderen landen brecht, meu /ulde dat fenynt 
raede v'yageu. Het ib oec vmchtber genoeoli van relio/en mannen eil vroawe. 
eil et eerber eil wreet van wapene. Ter anyt /yden heeftet van verren engelant 
eö oe/twert heeftet die /cotie. eü die byrtone die /omige luyde heite galoyse. 
Eij ten noerde wert hebbent die latjTien. eti orkadyne, efi recht daer tegens ten 
2uide Werts die van /pandien. Dil eilant henet xxiüj vmch'ber /leden. Bß 
bonen die bi//eoppe van de/en /teden /yn twe ert//che bi//(.-oppen. Want archmate 



*') Eine niederdeuleche Übersetzung des libellus de raptu 'animae Tundali et 
eiuB visione, tractans de penis inferui et Raudüs paradlsi, sieht mit einer meiriicben 
Einleilung in der Wotfenbütiler IIs. aus Helmstedt Nr. 1S3S, 4^ Die oberdeutsche 
ÜberBeiüung wurde um die Wende dea 15. und 16. Jh. oft gedruckt, vgl. Ooedeke, 
Qrundr, I<, 373. 




ii geert fi <lie iiaem 
r gi;ilriige lieft dat lii 
1 de heilige ewägelio 



'\B die mee/te eß hoenet/tat, iu irlaut uoertweit eü cafalens is die hoenetflat 
van d' anit/yde des lants Kü vnu der /tat wn« gliebareii een mau gheheiten 
toudalns. eü /ja nreeth'. »f by gada giiedertiereuh* in de dat bi dede. eH ans 
die materie gaf van dejen werkan — 

f. 117* Hier ejndet tondalu« apenbarige die luilter beiliger /cryft ea den 
propheete onereeu dreolit als den ghenen apenbaer is die in der heiliger /erytt 
gbeleert Jjn. Eü die en v'wuödera oin niet mer /i ontfmchte om. wst et iiiochl 
Jt«nen berte beweglien die lUt naa' anmerkten 

f. in*' Die grote patricius die meii J"eetbt den auilere na den apuj^l 
S. pauwels doe lii dat woert gada jiredictC- in yrlant eü veel mjrakelen ila' dede. 
Joe pynde bi oin f. 11 ?'=■'' leer. f. 118* die bee/telicke lierten der raeii/che te 
trecke van de Jonden mitten anxte der pinen der belle, eü mitter belael'te der 
blyt/cappen des paradys vajt te inaken in gueden werken — 

f. 134» Hier yndet die byjtorie van faule patritins vegevur Defe patri- 
ciu9 waH int iner ons h'e ccce eS h\x% ala gbejcrenü /teet iiit pa/Jionael en oec! 
Tftn Jine lene. Et wart nner gbejat wt de latyn i duil/che. In de iaer ona 
her KcccLexitü bi Jnnte reTnigins tyt, (iot /i gelaeft Een nne raaria voer 
den Jcriner Joe wie hie' iu le/et f. 134'-- 134'* /«tr. 
:i/ Die biecJttdocIilfT. 

f. 135* lUer begint die bieeht dochter. Gelanet i 
ona h*en ihn xpi dat hi ons dat beeide d' waerheit voi 
/einer is daer ona nyeniaut bedriege en mach. Men lejet i 
dat on/e b*e /pi/cde mit vyf broede eil mit twe vijjche veel Indes. Dat ierjte 
broet /alle wi al/ue v*/tae dat wi bekene /ulle wat wi ewelic in gade /yn gcwe/t 
eü wat wi nv in gade /yn — 

r. 157* dat ¥ erachte der ziele dat gewoenlie werde thent ghi daer toe 
komet nit we/en daer wy voer af ge/proeke hebbe. (ielaaet efi geert fi die 
inae Iko/J oub here ihn x.p\ buyde cü oramer meer, Amen, 

41 Van den ßrrn rerflmteniffen der x.iehn. 
f. 107* Die werkende Ter/leteni//e die ontfaet een gewoenlike /tat in 
forme efi in formeioe/fiuheit — f. 157'' die /euede v'/teteui//e ^n der ziele die 
is /oe v'borge dnt niey/ter thomas efi mey/ler heinriu vau gent efi /nnte gre- 
gorins en konde oer gene naera vinde. U- encana oec niet genoeme et is /oe 
osbegripelic /oe edel efi /oe daer dat nie on niet wael nnem en mach genen — 
Beda /eecht Die en darf niet hape dat hi \a in de /taet daer hi in behalde mach 
w'de die ydel eB lietn'dich is i worde en da" gee wroege af en beft f. 158 her. 

51 Julian Itusbroee, ran den geeflelikm taheiiinkfl."'') 
(. 159* liier beurhlnt van de gwltelkke tubernakel. Loepet al/oe dat gbi 
begripen moeget dit /yn /nnte panwelü worde totten laden van rarinthee eü oeu 

f. 172'' Vtui de «Itaer vä liolle TS flehlm eil die beduilenirfe daer af.*"] 

Sv wil ic ons noch vorder mitter tignere inwart leide ende daer na die figuer 
ontbeinde ap dat derde pnnte daer ic voer af Jeide. Hn/e h'e /prack noch tot 
nuty/ea. tibi /ult make een altaer van de holte van /iuhim 

f. ISBii Siet aldns werden wy mytter elfter hare wael be/eherraet tege 
lief eil leet Efi tege al dat ong leetten mach in beide /yden dat is vitwart eü 
inwart toe gade eß toe on/en euekeer/ten 



Nr. 3145. Pphs. des 15. Jh. Toi. 126.") 
If Hmiliie ran Ilnji, .'^/•irglirl rJer volmjiiDiJieU.*') 

f. 1'— 2' lU'yister X Vftn een Jtörue alre l>eglieerte vä tjdlike dinge — 
f. 2» Van den iwereke des varter» C^vi Hext di-r tkile, uml t. 2'' leer t. 'i* ttet 
ig te wete dat tot een vokome lenen te comen ilair men gode alre ghelycjt« 
mede mach werde eil iii den gtieejl alre meejt vereuicht. twe dinghen iiiiuipalio 
toe noot J"yn. dat eer/t« U dat een mejche diien nioet een volcoinen Jtenien eii 
een »ffuheyen van alle dat enicli hinder daen ninch gude te gheimkvn en dair 
tnede y'eniclit te wenlen — 

f. 3" Dyt /yn twalef poerten des gliee/teliken pamdys i 
een paradya ii der weolden goeda. — Dat eerjte jinnt dan is e 
van alle begheertcn der tytiiker dingtien — 

f. 24'"') Prologo väl ander deel Dat ander dat wi nv v 
een onderwys hoe dat wi ghecrigliea moghen een billinende 
/ond' alle middel tu//che god ende den craübten der Jielen — 

f, 26'> Hier begliint dat ander deel dat ghcdeelt wert i 
welcken dat werttike leiieu dat eer/t iit Het is dan tc wet«n datier drie leueneii 
Jjn. als dat wertlike leuen bi lya beteikent die leeji oghen ha<lUe. eü dat 
geejtelike /uhouweude leuen. in rachel beteikent die /ebnen was mer ÖTnic-ktbar. 
eft dat ouerwejelike /conwende lenen. dat in ninria uogdalena beteikent 
dat be/te deel vercoren bndda — 

f. 117'' dat ons in de/er tyt ende in der toecoinender tyt gnnen wil la, 
hoereu die minlike mug;benl,beit wyjlieit eA goetheit des vaders en des Jl 



in/er lierten. 

en vnlcome /tern» 



Uülglie wilU 
inlike vurenigbe 



1 drie leuene van. 



heiligen g-beejts Arne. 
Jpiegliel der vulcomenh'. 

■^1 Van 
f. 118« Het h te wel 
al/oe jWaer. datnien die itualii 
gode in dat ewigfae leue nntt'aen \ 



Explicit /peculü pfuo: 



dat i 



Hier eyndt dat 



drien irnfendit/lien i/lifhreken. 
en datter Jonderlinghe drie iwendiglie gliebreke Jya 
: enighe ander ghebrekeu gbelike luurh — f. 123'' 



. dat D 



I god gou. Arne. 



H) Van ihm geisllkheii Nulieii der Liüden. 
t 123'' kenlic eö küdich fi dat alle den gbene die in lide Jy. dat h< 
veel Jl vä enighe creaturen ghetrüejt werden oec hoe ghee/telick eü gudlick dts' 
troej't ia. al/oe veel werden Ji gbebindert haers loeus dat Jl van haer liden hebbea 
Jonden — f. 124'' Joe beghint te vercoude die lieft eü vrien/cap eil dat onder-. 
/taud te mynnere eb aljoe bewy/t hi hcui noch /üwile vrienjvap eil dat ia \ 
vä /raemte dan van minnen Site Kathryn van /eni« Jeit myn alre niee/te ghe- 
noeeht ia als ic wat verdrieta ei\ pyu lide, wäl ic ivel weet dat ick om de« 
lides Wille volcomeliker dat aenjicht myiis gods ghebruke Jal — 



") Von f. 3 an in 2 kol. 

••) Diese Schrift {in der lateiniachen Ubereelzung seiner Werke, Henrici 
Harphii Theologia mystico, Colon. 1545, das zweite Buch: direclorinni contemplati- 
vortim) befindet eich u. a. auch in einer Hs, MoUs, vgl. Moll, Joli, Brugmaun I, 
S7 fg. nnd in der jetzt in Monster befindlichen Hs, aus dem Kloster Nozarelli ta 
Geldern, über die F. Jostea auf der F hilo logen versanm lang in Dessau (1884) Mit- 
teilungen gemacht. 

*•) f. 13 und f. 14 tragen von alter Hand die Nr. XI, Xllli, es fehlen al» 
2 Bll. Nach v. Arnawaldt ist der Inhalt des fehlenden aus dem angeführten Drucke 
f. CLVI'-CLVH- zu ergänzen. 




81 

f. 124° Sinte bernards /eit nie en \M Uden op enighe luenjuhen clejD nf 
gruet. ten was ghedii^ht vtcr berten der heiliger Urieiiouiliulieit »IJoe menich lof 
alj^u god gbeeft« in dyn lide. nl/oe meniglje pyl /i;hiet/te de» dituel in Jyn hert« 
— Bujabroec wilAi Ldilic verwinneii Joe verkie/i ecn ingbekecrt iwendighe ver- 
henen gbemode — 

f. 125* Ende hier om Joe oefeiit opgög in güde mit bcglieorten. eit neder- 
gäg in V /eluH mit oetmnediclieic ende /ue /eldi altoes tue neme in beyden 
f. 126'' zur Hälßf von sjM'iler Hand beschrieheit, f. 125"'' iw* eiiur andern 
Iland Usciirifbrn t. 136 leer. 

Nr. 3]4ft. P|)bB. mit Pgtbl1.»j Uta 15. Jb. fol. 177. 2 kol. 

l) Dir ^Uiiinlnyneniiigelifii mit ErkUinuigm, ttim I. AdvnUxsonntny Inn xnr 
< 'harworlif. 

f. 1* Hier betnnen die ewäe^lle tud du runendag« mit latlel r'eluerise 
ran de Irttü lonedH^ vun d* Aduft tot tut paluen toe Dne Jhefuü unkende 
wju iUrlm. Ende ijnanj Cut betlifnge totten berge van oliueten. Dne Jande bi. 
et rel. Die vVlnering«. Dit ewangeliü lejet nje iwewerwe int iaer. — 

f. 148'' Palmedturb Mnthe^ XXI Caidttel f. Wi" Doet nakende der tyt 
dat onje beer Jhep »jia den doet oni des inenjebe wil )yden wolde. Joe — 

f. UÖ"" Velwrinire ttlii Jnlt weten eil voer een geejtelike leer liolde — 

f. löl<i Hanendmdi Natbea XXYI Ca|dtl«l In der tyt ghinc Jha —- 

f. 152'' Dltudages Joh's XII ('«p1tt«l Yner den fejtdage vnn pae/che wät 
.TTTs crijte — f. 152-' iloet als \e, t gedaen lieb? 

2) I'aHition luirh den vier Eranrirlie.n init Erklärungen. 

t. liri*' Hier beglilnt die patTle ohh Heue h'en Jhü xpi nn d* llUere ah 
^e nn heilige Kirii» hererlul mit lultel v'el»erig«n l. 153* lu der miüen 
boeck Jteeet /no,') gejcrene dattet boec der fange heit daer die denote mjitende ziel 
deuotelic eil myuentlic Jabeiiert eü geejtelic vrnlic is mit oeren liene werde 
gloriojen brudegom efl danct he der groter ei) unjprekelik' gonjten efl liefde die 
hi oer hewi/et eü gedae lieeft onvenlient van ewicli' i ewich' efi Joyt alda 
I Myn lief heeft tni getnj/et initte i^uj/e Jys möta — in de roeek dyre wuel 
mkend' falne wät dan onje weerde lief ans arme treaturen gemynt heeft bou« 
du/ende data boncn alle creatnere — f. 163'' en hoe die gejchiet is dat Julie 
wy beere van den beilige ewangcli/Cen Matbeci. Marcnii. Lucas eß Johafies daer 
/y euer een dragende alda Jeggeii. ^ Doe die Jon gadej Jhejb xpe onje lieue 
h*e drie en dertich jaer op eertryok had gewejet — 

f. 177* Dat gofle ona die vader efl die Eoen eil die heilige geejt, Amen, 
Doe ue Jcreef ons bere Jaer. M.ixcc efl xLvi. Des naejte dag' ua S. Symon 
efl Judä lloe waa dit geeyndet ef voIJiTeue Deo gracias. Bidt um gades wil 
voer der Jriuers dat Jyeh god uerre entfenn. f, 177'>~177'' Ifi^: 



P^ei 



Jh. fol. 20Ö. 

i( den Prologen des 



Xr. 3154. Ppb>. dea I 

Ij Üheritet\.uHg den Isaiaa und des Jeremt 
HieronifiHua. ") 

SJemant en Jal wene die die propheten Jlel gejcreue mit 
vinde dat Ji iet gelikenijje beb den pjnim 



nAet den hehreiiche dat i' 



?rjen dat 

off Jalo- 



") Pergamentbll: 1, 5/6, 10, 15/16, 25/36, 36/36, 45/46, B6/56, 66/66, 75/76, 
85/86, 95/96, 105/106, Uö/116, .124/125, 133/134, 143/144, 153/164, 163. 

"] Eine niederländische Ül>ersetzung aller Propheten ist erhalten in den IIss. 
Nr. 9020, !«22 aus dem J. 13G0 auf der Burgundischen Bibliothek in Brassel, Ton 




tnons werke Mer Jl liebbeiit ge/nt iift ileti lueyj^ereii Tulio eil demo/teue die 
raey/ter war« efi /creue mer als eeii proe/e en uiet mit ver/en mer wj hebe on- 
gejieo die natte des le/ens ende hebe Jl in dat latjn Iracbt - — f. 1'' hier is dit 
prolngua Tyt bier beghlt yjaiaü die propbete 

f. l*' Gbi bemel hoert ende gbi eerde verftaet wat ou/e b*e J^ryut le 
bad kinder gbevoedet ende gehoeget ende Jl verfmaedea \ay Die of/e heeft be- 
kam fyne h'e Eode die ee/el die cribe jys here. mer ij'rabel enkent iny niet 
eä niy volck en kenC my niet Wee den lundighen vuli^k ende dat vuldc dat 
J'waer is van /uiidü Ende wee den fcalke Jade ende den bocj'en hindere — 

f. ß?» efi /nlle käme oji myne beiligü berich te JlieruJ'iilein Jpreket un/e 
bere EG al menj'chelike kune jal kumö efi beden my au J"preket onje h'e. Hier 
is IJajas wt on/e h'e heb den loef. Amü 

f. (i7* Hier beghint die voerredü des goeden J^inte Teronini" in .Teruuiias 
propbete Jeroioiaa die prupliete daer dit prolius af woenic ge/creuen dat dunket 
de ehreweejche en yjayaa efi oj'ee efi and'en propbete wejen gemyjara doch ijl 
gelike van Jynne eii och myt de Jfelnii geej^ geprophetiert doch Jal icket myt 
Jlmpele woerde /crine van der /tat daer bi gebaren weert ■ — f. ß?'' Hier geet 
dat proliuB wt J'üte Jeroninin in Jeromias den prapbeet 

f. 68* Hier begint JberetnlBS I ca. Dit fyn Jeromias woerde eliohe J'oen 
van de prie/tere die te anatbot wone in de lande van beniamyn daer w3rt dat 
woert ons here tot um gej'ant in den dage yojie ainona Joen — 

f. 140'' efi die reete waa bej"al injt hondert nialagranten EB hy viu Sa- 
rayä den i'rJVn priJ'Wr efi Sophanien den anderen prijter ende drie bueder des 
tempels Efi Jenen man die alle wegbe voer den 3fehr alu xi'fi Drittel der 
Stite Irer. 

2) Van inwendigen aefemmjcn. 

f. 141* Ic bin comc een mer te /eynde in der eerde Ende wat wil io 
andera da dat et berne, Dat ia dat vuer Jpire m^ne dat ic bape daer gi mede 
nntjteke /yt want gi ona lienen /ceppers gebmket het dnnct wal cleyn /achtende 
eil kanude al um meer Scrinet niy eenwerf anderwerf efi bidt dat ic v wat vfi 
ynwendigen oefenyngen /crioen wolde wye byn ic dat ic mynen mont in den 
bemel /etten /ulde. efi my aennemen /olde dat booen myn yer/taen geet efi be- 
voeten — bier om Joe hape ic dat mynre armoeden ontbryct dat mjne die my 
bier mede belajtet beeft dat verauUen /al bidt daer om marieii der müder alr« 
ghenaden dat /y my gratie hier tut v'crigbe want ic arm man oer cappellaen 
lange gbeern gewe/et bedde te /cryue daer die heilige dryeuoldicbeit Sy efi al 
bemel/che her in geert moet /yn /j efi ic efi alle die gheen die dit le/en 
f. Hl"* of hoeren /nllen ge/alicht efi alle gelunighe Kielen daer by mj^u inoeten 
in vrede ame Die apu/tel /nnte panwel^ /cryt't tut den vi Eplie/ien ic bnghe 
myn knyen tot den vader ons b'en ihn xpi van den al vaderlich' genoenit wort 
in den bemel efi in den erden — in de/en vuer/eide wurde toent ona die apo/tel 
/ant« panwels der inwendiger nefeniughe oer/prunck teghenwurp efi vrucbt waent 
die inwendighe oefenygbe /al /e /elich /yn Soe moet /y kracht van bone hebben — 

f. 142'' DE/e leringe beb ic dat roee/te de/e deel vyt enen boeck ghe- 
togen dat is gbeheyte van vierehande oeffeninge der /ielen viiel vytten boecke 
achter gelate beb En voel voel der beiligber leer vyt anderen boeken toe ge- 



einem nieder! äudiechen Isaias befindet »ich das Bruchstiick einer Hs. des 15. Jh, 
anf der Bibliothek der MaatBchappij der nederl. Letterkunde EU Iieiden, vgl. ihren 
Katalog I, 13. Claus Cranci mitteldeutsche Übersetzung aller Propheten bewahrt 
in einer Pergamenths. des 14. Jb. das Köaigiibcrger Provinzialvchiv, vgl. Steffen- 
hagen in Haupta Zeitschrift XllI, 535 f. 





tagen heb en is ghemaclit of [i twee le gader /praken ilie zie! der eweyglier 
wuerlieil dijtipel Tragende eil die inweuJighei" nieujche antwordende — 

t. 199» ER ic bid alle den gheneu die hier iu lejeu of hoere Julie dat /y 
fflynen arbeit niet eu ver/maden es hoer vrucUt in willen doen efi bare Jcbaede 
Jcfanwen. Nyet dat hier in is te verker« eii in dat quaet/le te trecken. Want 
ic hope aen on/en iienen bere dat niet dan der heiligen lere van woorden tot 
worden of die /yn daer of daer iu en is. Mer et is oni niet dal ic vole bidde 
comet een bdiner «i vriegee/t da* iu 1« le/en of te beere le/en ji en /uUen 
vyndeu daer /y bem mede pinen te bebeipp en oer venj-nt wter blomen fuke — 
om nnjen lieuc bere /ue bidt voer my arme on/aüge die monycs name ontfange 
heb m" ]eid" nye mouirlic en leefde dat ic noch den fdiy de ic drago in werke 
v'uUe moet eii mit v allen bi* die gr~e oub bere efi hi' na ewege glorie mot«n 
~ !s ons giinue inoet die vad" die Jone eii die heilige geej^ drie paerjoen 
g.id Arne. f. 19!»'' wi'/ f. 200 Irrr. 






Nr. 3155. Pphs. des 15. Jh. fol. 'i2\. 

I) Kamijelienhm 



' Hier begiut dal lenen efi leer efi werck oua heren ihü Kpi ende Jyn 
lyden efi opuer/tenl-enijje als dat bejcrenen liebheu die vier ewangelijfen, SQle 
.Tohänei ewaugeliuni In den anbegync was dat wuert efi dat woert was bi gade 
eii gofl was dat woe't Eii dat was in den bey:yne bi gade — 

f. 120» Unlaoge daer na Joe vVcheen bi den xi daer /i säten ouer den 
eten eü Jtrnefl^ oer ongeloue — Xv bljft J1tt«nde in dejer /tat bjs dal gi an- 
gedaen werdet mit der cracht f. 120'' van honen efi lii leyden JI wt in bethanian 
^ In der tyt ijuam ihB in bet/ayda eü Ji leyden tot om enen blynden — ganck 
in dyn hnys W\ oftu In die Jtrate gaetjte Joe en Jegges uiemant Deo gracias 
Een ane niaria om gaeds wi) voer die Jcriuerjcbe 

2) Von ilfiii Ijfi/rii Jesu (.lirvili, seinem Lfiden und seitter 
Auferstehung.") 

f. 121* Hier beflnt dat prolt^is vmi den leaen ons heren Ihü x^l ^re 
pnfflen eü T'rirenlfTe EEen ande fnndament en mach nyemaut Jette dan dat 
gejet \i xp^A ihf. Joe die apojtel Jcryft Eii als angujtina Jecht. want god hone 
al moegende ia. en die menjche bonen al afnemende ia eii gebrekende. Soe wie 
begeert te untgaen den val der gehreke. eü wed* maect te w'den in den geejt. 
de ix noet. dat hi van de voer/echde fnndament niet en gae. da* hi al T'lichte- 
nijje in Jynre noet in vinden mach — 

f. 130*> Hat be^iine des boeckit l§ Irll \t ncmen vaii der outfenekeniffe 
ans h'en mer Toiiilge dingen ninegö tvl drneke die voer die onlfcnt'kenllTe wäre 
van Ktde efi vnii de engele. eü vna der gloriofer mnget marta. van welken wl 
Irit Te feince nillen W» ene lange tyt omtrent vj'fdiijent iaer efi Iwee hondert 
dat menjcbelike gejiecbte onjalichlike neder lach Eii die olde doet in alle men- 
Jchen beerjcappie bailile. Joe dat al dat gejlechte van adam /cnldich wait der 
erf/nnden — 



**) Die selbe befindet sich iu 
geschrieben ist: 'bidt om Oods wille 
Haag, US. Maastricht Nr. 421. Vgl. Moll, Job. ßrugmann II, II fg. 263 fg. 

") Daisetbe Leben Jesa steht in einer Hs. der Kgl. Bibliothek im Haag, Ih. 
Uautricht Nr. 414, froher 'den analeren bynnen Eiok in den besloet . ,' gehörig, 
nnd in «ner Ha. J. Ticblers in Leiden. Tgl. Moll a. a. 0. II, 263 fg. 

fflsdirdentKfaüi Jahrbuch. X. 3 



34 

f. 208'' op dat hi /e tot !ic mochte trecken. In den H-tgani;k der Jtat 
Vau iherico oiije )i"e twec bl.vnilen genas die da" /aten roepende bi den wege 
Den si-na Ane maiia Toer die TeriueKe ww aate hei-e ned' ginek tot bethwigä 
da* innfdfllenH tyn boett Talueden Dnt XXIII ejipltt«! — 

f. 321'' Set my als een teyken in djTire herten als een teyken in dyne 
Arme Äldus hob/tu den naine ihs in dynen armen anderen hide meile t« hnlpen 
te come ElV dn bebj'te den Jelne name in dynTB herten. dner du dyn w'kü oft 
dyn /yniie in onthalden nioege/te dat Ji niet en v'nnylen Efl uf ji n'nuyit Jyn 
tW du Je mode genejen moegefte Ainen. Deo graeios. Een ane maria vocr die 
/criner/e") Hfnt der Seile lepr. 

Nr. ai56*. Pplis. mit Pfitbll.") des 15. Jh. fol. Itfl. 

I) Hieh'sn! vnii S, Virkir np miitirn mntirnmm.'') 

f. !■ Hier be^rbyut die tufele der eiqdttele nieyfter Ridiordns Tun ffeiiU 
Tictoer op eaiitiea eaiitteor- Wi>e god gliejbcht wort in rn/ten ende van beglicerte 
nieerre gracie te cryghc dat irfte ca, — f. 3' Van xpo eH vä /jne verdieu/teu 
Dat XL caplttel Hier eyndet die tafele der eiipltt«le defes Itoet^kes In welker 
■neii rlndö macli traer dit boeek uf l|irlet Hier Iiegliynt eyii Tmetaet meyncr 
lUeliardas tu feiil« tictwr op f'niitira eantleorü. Wo ^ grefoeht ^got irert In 
raften eil vau begeerte inerre graeie te rererygen. Dnt irfl« eapltlel f. 2^ lo 
mynen beddeken liebbe ic gbejbelit by nachte den myn ziel mynt. ll Die zel6 
de gade Joeht eil die begheert te konien volcomeliker toe Jynie myne eH bekenen. 
die /al om /oeke in den beddekine. dat ia in rujten des herte, want die siel 
J"ftl ledich wejen efi nij^ van becomeringhe eB onm/ten eerd/elier dinghe — - 

f. 141" Jhejns ips die brudegora der heilig' kerken die lenet efl regiert 
van ewen t« ewen. Amen. Hier ejudet ej-n traeluet ineyll' ItiehHrdns van Tunte 
Tietoer op eantie« eautteoram 

2) Van geeMHker minnr.. 

f. Ul» Com in inynü hoff myn /nfter myn bruet d f) ziel du bijte myn 
hnf gewordc in de ilnttn my in dy bereet beiie/te meuiger hande goede roeke 
der duechde eü der gneder werken. Mer nv iJY tyt ilnttu rnmejtc in myne liolf 
op ilatta die gennchte myn« hoefa ontfaetjYe. «fit dn jii/ter eil erfname bijte 
com tot der erfnijje — 

i. 142*' tut welkü werjeap mvu JnJ^cr myn bniet i^oin na den arbeyt der 
/tryde. Amen. Arne. Amen. 

:i) Snitww. 

f. 142'' Kvnte panlns sprict van den heilige mertelare efi van den Tryendi 
nns here /y /yn doet. Dit /ulle wy aljo verjtac, dat wj raoete doet Jyn. /äl got 

f. 143'' Men lejet in de ewägclin. dat uiije li'e voel Volkes /pi/ede mit 
vyf gerste brode eS mit twee vi/Jche, Dat ir/to broet, dat wy bedencke J'nll« 
wat wy ewelic i gade hebbe gewejet. efi wat wy uv I gade Xyn — 

f. löü'' ouder dat beköni/Je. Efl dat bekeni/Je onder de wille. Efl de 
Wille in die enicheit 3 DrilM dei- Sf'ite her. 

") Am Schlüsse von f. 302'' von späterer Hand: om gaeds wil cea aue marin 
vo' die fchrinTrhe dat s\ mit gade cwelicke moet leuen. 

") Pergamcntbll. : 1, 5/6, 10, 16/1(5, 25/26, 35/30, 45/40, 55, 64/65, 74/76, 
84/85, 94/96, 104/105, 114/115, 125. 

") Dieser und der folgende Traktat stehen auch in der Hs. Nr. 3112 (in fol.) 
der V. Arnswaldtschen Sammlung, sie sind oft handschriftlich erhalten, z. B. in 
Brüssel auf der Burgundischcu Bibl. in den Hbs. Nr. 2665, 2666. 





35 

4) Vau der ielien der rcinhheit.*') 
f. lül- Utt is dat boe^^k der leDe eB h feddit in feue capiliele Dat 

cApittel lieeft in <lat iltc doecliC ilea inagedoms is beteykent eA gelyket der 
matecrliker klyen um dat die niEigedam gaet bauen alle dueclide. al/oe als die 
lelje baaeii gnei in Jcueuheiden eh in gradlicheide boue allen blnemen — 
f, 151'' Hier ejiidet die tnfel f. Iü2' Hier beKliInt d«t Iweek van der lelye der 
rejnieh' gctagre vt fülc Iwniarts Iweek. ^heheite rä de blomü geiniiket op die 
wiurde }igo Kü Htla Tera. Dnt en|i is vä der Tclielt der leite Ouder alle die 
ducbden J"oe heeft rej-nicheit vau eeii /underlinge rnerbaerheit verdient te heyte 
die bloetn. die bj der leljen beteykent wort. — 

t. 191'' J"o hebhe vy neem/telic gejtadiert. hier af te tractiere. op dat Jl 
cortelic möge vinde eis te liobter i oer gehoechniXfe möge beholden aljoe voel 
begeerliker dat lejede /u et cort' is. Dnt vä nndere beilige vadere fwaerlic ia 
te T'trecke. eil mit voel /iva're dijputacie verladt i/t. Dattet on'mids aljulke 
Xwaerh' vä de Jypele magede niet begripe e cao werde. Tot noch /o /ynt die 
woerde dea heiheh lerras jTite baronrts wt enen boetjTte. dat geuoemt ia vä de 
I blome. op dat ewügeli Ego /um vitis veta. En wte latju ötworpe i duyt/che Amen. 

Nr. Hir>7. Pplis. mit Pgtbll.^") des 15. Jh. 2 kol. fol. 1.52. 

Ikilmihvjf ap canlira ninticonon Il.'°) 
f. 1' Hier be^Int dal tiiider deel der iKduiUiigibe op oontlca Hiet t/e/tich 
/terke van den /ten^/ten viui i/rl' Ömcgae Jalomona beildekyn dje alle Ewaerdeu 
liebben ende /yn die alre gheleert/te te /tride. Bens ygholyea Ewaert is op fyn 
■Ije oin der nacht vre/en willc Gedar Salomons beddeky is der heiligen vredelike 
wäderingbe in dejen lene die al zede den Jtryt teghen die Jbnden eens deela 
verwonnen hebben — 

I f. 2'* nii cnen nnderen Tyune Siet — beddekyn na enen hogheren ver- 

Jtande moghen dyt woerden we/en der Jeouwender »ielen — 

, f. 153° aldna mach hi wel mjt reebte altemale begeerlic heten God Ji 

gbelooet nv ende ewelike eil allyt Jy die beer ghebenedyt. A.M.E.N. Hier 

' «j'iidet dnt nnder derl tui der bedndinghe nji cAntim fAiitieoruni Eil In beyden 

I delen t« Dunen lyn lic^|>en cti verelaert ryt onpittele des lextes van canüfii 

t" "'""" '^'"" 



Xr. 3158. Ppha. des 15. Jh. 2 kol. fol. 



// JoImji Uwh-uer. Van XU dwrhikn.'^) 
Hier beghint dat b»e<' van der oetiniteiitebeyt dat eerltc «apItt«! 
'vuit wi van doechden Jcriuen willen Joe i/t reeht <lat wi dan an die duecht 
begbiSen daer x'ps on/e ghetrnnwen vrient an begau eB legghe fe tenen fondament — 
f 55^ want noyt niemant oetinoedigher en wa» noch gbehoer/amglier dan 
on/e lieiie here iiia xpa die ewelike moet /yn ghebenedyt An, An. God Jt Obe- 
loeft Aulen. Deo gra/iaa. Dit boec wort gheeindet int jaer ona heren dn/ent 
cccc hondert Ende LXVIII op alre kyder dach 



. Amawaldtscben 



Nr. 3161 



") Derselbe Traktat findet sich i 
f. 1B3« fgg, 

") Pergamentbll. : 1, 8. 

") Der erste Teil siebt in der Bs. Nr. 3139 f. 1 f^. 

*°) Vgl. Asmerkang zu Nr, 8142 f ITl*. Aucb diese Hi, teilt den TrakUt 
in 12 Kapitel. 



3« 



2) Van der t/twa^ger rfrrolginge-. 
{. 66» Een meejtet /preeist van der ghewnergher TVolghighe in ilien men 
iiiet bedroglien en werde bi Jlireect comen wel yet van vele Inden. len tlaren 
T'J'tonttiiJJeii el) te vernnftigben onderjceide beeiden efl formen mer die Juden 
rint men gar weynich die der Roraen oner Jtandeliben Jcnaneinghe ouer wittghe 
begrijK beeiden funne - - f. 57'' dat m J"i liebben hem g«de alte mael gheluten 
des en heeft f. 67*^ kfr. 

3) Der j 



l. 58» Hier keiMnt Ce goet boce eh Is ^liehletü 
myne roet höre /onderlingben vrieden te houdei 



d' iiivnü i¥^ile Die 



^ des /al Ji ewelic ghebmken /onder eynde. Daer moeten wi alle 

comen «lex güue ons f. 102'' die vtuler die /oen ende die lieilij^he gheejt. 
-I) Sewtes Sermon über Iffliibm nottter /loritliti.") 

f. 102'' Leetniu» nojter Horidies de/eu wuerden /tnet be/treue in der inyneii 
boeck en /yn ghe/pruke te loue eere luWre con/ciencie Eö /preect aldua veel in 
duut/cbe on/e beddeky is ghebloemt Al/oe ongeüc als ig een wönentlike fcoene 
bedde dat mit ro/en eö mit lelye eude raeuygberhamle bloeme ghebloeyt is daer 
men Joetelic oii rnjt Euen ögbeurdiny erden arker die vol /tocken dyjlel eü on- 
cmden ia Äljue üghelyc is eenre Juneren men/cUe Eil eens angeordyiiyerden 
menjche con/ciencie. — f, HO« En dat J"i /und' middel vä gode nntf^gbe waer 
1 dat ewige leue daer brege ög die mjre d* reynich^ Die gener d' /aliihy efi 
die troe/l' in il' gelatehi ijTa ihs. 

ö) Van gefxlliker baiigie}ttU etuh iiuhl. 

f. HO» To de eyde vä tyms eii Jidö qua ee cauaneenjch wyf Eü /eide 
alroepede ihs daiiidt Joe ontfarmt myre dit caneens wyf die ho' dacht' vä de 
viat Jeer geqaellet was beteykc enc'yghelic me/che die willes ende wetede i 
duot/onde leyt eil leeft wies liel Jwaerlic vä de visde in v'bogere wya bejete i* 
— f. 112' Mer die tott* hoecbjt' vulcomeh; gberoepe jy die moete ötroe/telic 
ellendighe wege boawe Des inoet ouh helpe die alre Joetjte brudegö iBa ipa. 
hier f. 112"'' len: 

Nr. 3159. Pphs, des 15. Jh. fol. 170. 

1) Een devote oefe.ning. 

f. 1* Hier beghyut een dfuote oelTenighe daer bö een geeftellek minhbe 
In ocfftne Hol eil te Irfte wat hi din^ke Tal ei) brden bl des naelita oIn hl ont- 
fprlnget dnt irll« mpltt«! Als gi ontfpringliet vitten J1ae{ie. /o /ultli die ter/te 
gedachten eQ geneycht beiden uwer berte gcit den h'e utferen mit bediudinge olf 
mit enigerhande gnede begeerten. te hant van di werpende a1 ydel gedachten — 

f. 7» Voert alre lief/te fn/teren /o warne ic v eü maen t dat gi niet en 
v'geet dat die dunete altoes tegcnwoirdicb /yn in den dien/t gada ende vlytelic 
merken v Jlaperachtige woerde. eb en latena hem oei^ uiet v'drieten die te Jcriaen. 
iip dat J~i V naemaels dnir voer moegen pynige. eit Jl werpe t oec menige ge- 
dachte te voere geuerwet mitte Jcbyn der doecbde op dat Ji \ die rruchte der 
bedinge beuaiue moegen onermyda menygerhaude becümerige die Jl v te voere 
bringen ^ 

") Vgl. Anmerkung zu Nr. 313^ f. 193«. 

") Tgl. H. Susoe Schriften in jetziger Schriftspr. herausgegeb. von M. Diepen. 
brock, 434 ff. 




37 



f. 86* hoe ghi v hebben J^lt als ghi viur Jtat gaet. d&t Lxzxix. t»' Hb 
ghi viter /tat gejeynt werdt /oe |nldi oec deaotelic op t knye valle eer ghi 
TJier pulte gaet — 

f. 87" in3Ti alre getrou/te behoeder ie dantk v van uwer gracie. e& 
vaderliker behoedinge die ghi my bewy_ft hebt in den wech daer ic in ghegaen 
heb. En heb/te niy weder geleyt nmler dyn vitvertare kynder. (ihenet my on- 
weerdighe deerne v gracie daer onder te lene efl te /lernen dat ic v bebägben 
■nach in ewich'- Arne, d Biddet viier die /cryf/ter om gada wit een aue maria. 
2} VefnehiWlenfK. 

t. S?** Dtt k Mn merkellek exemp«! Tan de h'te de*i hotllfe mds m- 
guRIna*') Hen lee/t in de leuen J^iolB. Sygulbeerty ert/chbi//cbop londinenjla 
dal hi was hebbende /nnte Ängu/tnynuB in alte groeter denocie. Eil badt jtadelic 
gade dat hi verdiene mocfat Ie vercrige een wenicb van de reliquien des alre 
heilich/te bi/fcopa eil dea edele doctoera /nie Agn/tinns — 

f. 8S' Eü alle iaer in d' hoechtyt d* heiliger drienoldich'. Als me die 
mi/fe /inget eit dat h'te op dat altaer ge/at wort tehans alle men/cbe anjiende. 
/oe begint he dat h'te te roere als die vi//ehe in de wat' f. 88''— 89'' leer. 

f. !(0' Hier begbjTit een boeck tS gveflellker leeringe On/e here /eyl dat 
rike gades ie in v wat /al ic, dan /ueke hnteii mi dat in my is. eü dat ic baten 
my niet vynde en macli Dat rike gaile is te Tynden inwendich in wilüghe ar- 
inoede. dat is in vertyen alles den dat god niet en is. efl alles des dat niet 
noetdorftich en is, t«r lyfliker noet. efl dat me ledich /i alre creatn'en nae eygen- 
/cap. eil nae verkiea of na /ynlicheit — 

f. 119*' wiltu Tolciimen /yn laet alle diiick vä bute dat is laet di /einen 
in allen dinge Ende volghe im na in oetmoedicbeit ende in gutliker mynnen. 
Amen Deo gracias. Der griisMe Teil dfr Seile leer. 

f. 120' Alle cry/teu men/chen als gbi toe der kerken gaet, EÜ die beilige 
iDi//e hoere wilt. /oe /uldi alle boe/e eü ydel werke, worde. eil gedancken onder 
wegen laten — 

f. 121'' Toe der üii//en tomen dryerley men/then — 

f. 123'' Kelich is die men/che die at hier nii//e hoert mit rechter aendacht 
want den geeft göt XII genade — 

f. 12!)" Sunte gregorin» /pryct. dnt die bediidinge der beiliger mijjen |oe 
guet eü /oe gnet is. dat gheen mei/ter en kan gediidcn die genade der heiliger 
mi//en — 

f. 125" Soute gregorius /echt, Een he/polter i/L eü ghee bichter. die weder 
om in die /unden velt die hi een» gebyget heeft 

f, 12i)* Doe on/e here got /ynen iongere leerde bedeu. doe /prack hi als 
ghi bedet /oe eu /uldi niet vele i'lappe. efi ald^ /uldi bede Tader on/e die daer 
bi/t in den hemclen — 

f. 130* Als ge/crene /t*et Salich /yn die vrede niake want /i /iilie gHcda 
kyndere heyte Arne. 

f, 131» Von Sjiäterer Hnuil : XIII fcirrheidc dej- Jotw") On/e herte /nlle 
wi bere3'de na der tnanieren als een brnyt oer beroydende is ocre bmedegü te 
behage Hier äff fpriet /nntc iohan. die hniloffte des lama /yn geconie. eö /yn 
bmyt henet oer bercyt — 

(. lf>7" myt welken /chyu dat /y ander hide dner tue vermaenen dat /y 
de/e dynghen /oldc laeten. Deo gracias. een aue maria voer die /chryuer/chc 

■■) Vgl. in der v. Amawaldtschen Hb. (in tol.J Nr. 3113 f. lOb''. 
") Nach V. Arnswaldt a. a. 0. XXXIV des Job. Stevens, eines UOnches la 
Groenendal, opusculum de oruamento virginum. 




I 
I 

I 

I 



38 



om gades wiUe Vov atuUrer Hand: Dyt werck lienet een ei/tuk de* itivwenl 
fych nitfH henik EniU ow wi.yji hertekf«. Johiines. Dns airaif gedrur^kte aua- 
ffeslrich&i uitd unte-ierlich ^tt marheit qeimrhL Die IlälfU difstr Se ittf 
1. 167''— nfli' krr. ^m 

Nr. 3160. Pphs. mit Pgtl)!!.«^) des 15. Jh. fnl. lU. ^M 

I) Vt/n dem irdischen Pnradipsr. ^^| 

f. 1' Dlt in beferine ran de eertfrlie itnni*lyN Dat eertjche parailys diier 
Adam mit eua Jynre hnjavronwe wt venlreiien was Ja gelege legen den oejten 
Ende henet onder Jich den heinel d" Incht. oin Jyn grote hoeclieit. Dit paradjra 
!a breder da die gan/e oinganck der eerden. Daer is wael getemperde tydicheit 
der dementen dnt daer geen vcrwandelinge der tyt en is. daer eu is wyntei 
noch Jbmer wpide noch lope der wölben daer en is geen brant der Joilen noch 
wjnterlicke colde. wer daer is altyt claerheit Jtjilieit efi geljclieit des meyea tyt — 

f. 8* bI elemente die totte dienjt des nienjcbe gemaect Jyn na de dauli 
des ütdels gade /ulieu lanc tot fynre ewiger glorte. eil diene mitte weenUchJte 
conptexcie. Mer in den andere ongejackte conplexuiE die ond' Jlch Jtryden. JUUe 
die vMoemden cwelick gepynt werden. Daer got ons voer behoden moet. Amen. 
Deo gracias f. &; 9, 10 leer. 

2) Johnn Brwjnian, Bntmchtiingen über das Lehen Jesu.""} 

f. 11* In den nnem des vaders des /oes eil des heilige geejtee. liier be- 
g^nen pnnten — 

f. HO* Hier eyndet een deuote ooffeninge der kynjuheit ilea myddela — 
Jtadelick in oeffent d In xjjs wegen ende in Jyn leuen Moegedi merken wob 
gi JUt Tolghen onverbolghcu in al nwen werken d Doer ip^a wonden wort Jl 
Tomlen die edellieit die alle weten doet vergeteu in ewieheit ^in Dritttl dtr 
Seite untl f. 110'' leer. 

3) Een epistrl o/i een nye Irinlorie ivn den XI dtifent meclulen. 

i. lll» Hier bpfülitnt een epUtel t»t «He Joncfrouwe xpi «p een nye blRorie 
TM) de XI dufent mevlide die nyetigilie von de hemel geajtenbHcrf bi dut Irft« 
CBpIttel. Allen ioncfronwen ip' guedertiereo dnebteren der heiliger kerke Broe- 
der C. Salicheit eü een onjnitlieke vrolicbeit des ewige leweus. d In du iaar 
ons heren du/ent eii hondort eil drieutacbtentieh als got apenbaerdü eii oec daer 
toe halpe Jyn guedertiere wynderjche die daer is een couiughyne alre dingen oec 
ia kont gedaen vä gotlicker apenbaeringen eil v'uaniuge woe dat wi /criue /olden 
een nye hyjtorie van de XI'" meecbde — 

f. 111*' die hier voermaels geapenbaerl heeft niije vadereu die dinge die 
geXchiet Jyn vä begin d* werlt Hier be^nt een nye apenbneringc de» neges efi 
d' paflie d' heilig' Xl*" meeciide dat and' cnplttel — 

als Juute gereoens mit Jyne gejelle eil op een and' J'tat die thehey 
dage werde vonden billige lichame in der Jtat Der ijrijssk 



ende noch hnden t 

Teil der tieite und f, 149'- leer. 

4) Offenbarung Jokannis mit der Olosfie.") 
f. 160* Dit boeuk apocalipjls. ia und' die ander boeke des uyen («Jtamenta 
een propHeeie gbeheite efi alfoe als dat ewangeliä hunc gaet die Jettinghe der 



") Pergamentbll. : 111, 115/116, 120, 125/126, 135, H-1/146, 150/161, 160. 

*•) Vgl. die Anmerkung zu der folgenden Hs. f. 33» fgg. 

") Eine andere Diederländifiche Übersetzung der Offenbarung Jobannis, welche 
aioh in der Ha. Nr. 3 des Fonds n^crlandais auf der bibliolh^que nationale zu Paris 
beündet, hat Bebaghel herau »gegeben in Haupts Z. XXII, 98—128, von einer mittel- 
deuiBcben nach der Köuigsberger Hb. Nr. 891, a. a. 0. 128—136 die ersten 6 Kapitel. 





ewe aljoe gaet de/e baue die aide imjpbecien — f. 150'' efl Jomt.vl iiae dien dal 
hi noch we/en Jnl f. 151* I)tt U dnl |>ntlnirn!s de^ ßiligru JberotilinD In den 
bae«k upoollpd. Johaüea apo/tel «fi ewngelijt van ile h'e xpo wtvercore efl 
gemynt In /oe groeWr myne der liefden is hi van nen gehadt dat hi in de anent- 
mael op Jy borfie ro/te — f, läl'' efl 2;ade behnlde wer<le der leeringe der meyj^r- 
/cap. Uler eyudet dnt pndo);^ lllrr beg>Dt die epyflel op nlre en^le dnrli Die is die 
apenbneringe iheju die bem gut gegene heuet apeuhaer te raake jjneu knechte 
Johaüe Niet den ioeden noch f. 153* deii philo/ophie die ilinge die cortelic ge- 
/chien moete — _f. 19^^ Heer ibejii wine CIo Dat in dat bageren der kerke 
I Sie gracie ons ibti npi Ji ■"'( ""^ ''"'^ Arne. 

^^L^ Nr. 3161. Pphs. des 15. Jh. fol. 1112. •») 

^^^B&^ Von ('hriuli AheiidiiKilil. Lridrii, Aufemtehmuj vnd lliiiiiiirlfoliii 

^^^^ 7iach ikn rier Erniigetinten. 

f. 1* liyer bee^itt dnt niieDtinnle oiut 1i*eii lliü \fl. Matbea Ende het 

I gejchiede doe ihe/uB al deje wuerde volliratht doe /prack hi tot /yne Joegeren 
en wety niet dat na dryeii di^n paejclieii /at J~in — 

I f. 9'' Vader die dn my gegeueu lieues k wil dat Jbe waer ic bin dat Js 

mit mj Jy — daer da iny mede geuiyiit f. 10' heef» in »en ^ efl ic in oen 
hjer be^'nt die pnfDe drs liercn Ihü x~jil Hatltej Mim-iiit Lu«in .luhanee Doe 
Jfaejus dit gcjpraken hadde d«e gynck hi iu een dorp <lAt hiet ge/Jemani — 

I f. 27*' (inje h'e wrathte mede eH Jterkede oer wncrde niit naevolgende teyke 
3) Johamiearmiij/fliiim I. Darauf »och wmrhieihm Steilen aus itUen 

I Emngrliru. 

I f. 2T' Süle Jnhfle ewon^llä In den aeheghinne was dat woert — f. 32'' 

eü genet v heyldom niet de hende noeli cnwerpet v margriet^n niet vuer die 
/wyn dat fy Je niet en vertreden efi v Jelner niet en tue ryten 

:il Joliaii Tiitigtnnu. Dftrarhlungpn über dan Ijelieri Jemi.**) 
f. 33» In den naein des vaders. des /oen efl dea heilige geejtea. n. Hier 
begjniie puute wtten wilite wi gade Jyn jchnidich däeber te wejen. behalue 
ontelliche ander punten of gane die den nienjchen van gade bewejen Jyn «f ge- 
gen! int gemejTi en oeu enen ygelicken byjonder Dit is den dat irjte deel te 
laue gades Ten irjten Jaltii merken — 

f. 59" ([ Hier ejiidet die meöithvoMige vnerighe f. 5!)'' begeette der alder 
vaders des alden lejtanieta tot ilma iiJus toecomjte en gebeerte ES van Jynre 
kynjheit hejlate tot Jyne SXX iaren <[ Nv willen wi vervolge van Jyneii leren 

I en lenen tot Jynre gebenedider pajjien toe. Woe onfe here gedoept wuert Ten 
ierjie Joe laet ons gaen mitte Juete gebenedide Jhüs tot Johane» baptijte — 

") Von f. 163 in 2 kol. 

**) Diesea Lehen Jesu von J. Brugman, welches aiii'h in der v. Arnswaldtscben 
Hs, Nr. 3160 f. 11»-110" steht, kannte W. Moll vollstiiudig nur in einer Hs. der 
Sladtbibliothek zu Deveiiter, nach der er es herausgab unter Benulznng einer van 
Voorstachcn IIb. zu Amsterdam, die 'ene euverlike gedenckenisse van den leven Marien 
Ende voert van den fyden ons lieven Heren Jhesu Christi' enthalt. Ober diese 'auver- 
Uke gedenckenisse' gibt die Subskription der Ha. sehr instruktive Auskunft: 'Hjr 
endet ene deroete materle van den leven ende lyden ona Heren, ende is eenadcels 
ghenamen uut enen boeke, dat die weerdiglie Vaeder Her Johan Brugman glien)a(;ket 
beeft endi' dat en is niet mit robrick doerscreven, ende eensdeels ist uut enen de- 
voeten boexken, ende dal is rail robric doersereven'. Vgl, W. Moll, .Tohannes Brug- 
man en het godsdienstig leven onzer vaderen in de XV. eeuw grootendeela volgens 
handachritlen geschetst. Amsterdam 1854 II, 283 ff. 





40 

f. 71* es willen treuen in die pa/^e d Hier eyndet (Ile wandeliuge ons 
liefs bere ibeja x'pi mit Jüniigea articulen uf punten bejlnten opt corijle en Toel 
is hier achter gelate om t^ort''^ wit der matetieu In den irften /oe laet ooB inl 
geniejn onerdinckeo die onbegripeliuUe on/preke liehe boe/heit der princen der 
prieJterS en der /criben — 

f. 137" <r Hier eyndet die pa/Jle /ympelickü in. VI artikelen of pnnten 
geileylt. Ic hidde alle luen/cbe die Jl le/en /iillen dat Jl /e niet en corräpieren 
voert bidde ic den geleertjten en den wy^tc vinden Jl yet dat quelltcke ladet 
dat Ji dat wt niyne willen corrigieren wät wt mynen in dil vergsdert sonder 
voel gelo/en of exponyeringhe des teiWs eü /ond' curio/e dingen daer in te trecke. 
bet mi genoech dat diet le/en vindü moege einge torte artikel wt den haep daer 
Jl mede tot Jbej^im mjTine of medeljden krygen nioegen Woe onfe h"e T*re«« 
TS d' doet TEn ir/ten /oe moege wi dincken woe dat ups .Tims gebenedjt als 
die waerachtige Jampjo mit Jynre doet Jyn viande vVoFien hebbede eB als die 
lenwe des gejlechtes von Jnda die gevangen wttar hellen leydenile glorioje 
v're/en is — 

t. 147' C Hier eyndet een deuote oeffeninge d' kjjlieit des middels eB 
des eydes ons Hefa h'en ihü x'pi na inhalt des cwangeliüa v'gadert van brod' 
Johan bmgmans om beden wil eenre dewoter nidget die Jlch daer J'tadelick in oeffent. 



4) Wü 



" Braiil Christi ihrem Bräuliijam geisHii-fi gleirh Verden soll. 
i. 117« Eyn deuoet« epldel. IVoe een bnijt xpl hoer pjiten ttX hoerrcn. 
brudegnin ghcvltellrken te ghelycken ■ j ■ JheJ'ns crijiua een brudeg:n 

nlre oetmodiger ioncfrouwe die gevoet wort ond' die lelie. dat is den reyene 
herten die daer is een exemplar alre heilicheit eS alre volcomeheit efi itlre doechL 
voer gej'at in d' begeerten he na te volge ta oa'uids he wed^ Jtaeu alle /nnde 
IJt dattu werdejte aengeuochte vä hoa'die. Jieb aen dyne bmdegü ihm x'pm die 
di vermaent eü /eecht aldns — 

f, 149'' ab hi de moerdenar die t' rechter hant hini^k die late beronwe- 
nijje hadde ende kreeeh dat paradjs. Amen 

-7J Van ikn h. sneramenl. 

t. 149'' Van den werden heillgeu facramcut inerckt. Al/ue diic^k als ghi 
dit doet Joe J\ildi et bem doen tot eenre geboechnijje recIiC of hi gejpraken 
gbi Jult d' mynen efi der tronwen daer by gedincken — 

f. 152^ Soe ontfinck hy voer Jyn myn weder vä de menjche lajter Jchande 
vermynringbe verwerpinghe en ten lejten den abe Jchetelicj^n bitterjten doet. Amen. 

67 Van der hUen der rcinielieü.'") 

f. 163» Dit is dat boeck d* ielie en i» gedeilt i Vn capittele Dat irjte 
capittel — 

f. 153'* d Hjer eydet die tafel Hier be^hit d«t boeck van der lelie der 
reynieh* getoge wt Ainte bemarte f. 1Ö4^ boerk gelieite \ä de blonie gemnket 
op die wacrde Ego tu tIHh rem: dnt lerfte enpittel \n van d' Froenh' d' lelye. 
ONder alle die doechdc Joe heeft reyniuheit vä ee Jnnderlinge voerbaerbeit ver- 
dient te beyte die bloc. die by der lelyen beteykent wort — 

f. 192'* Dattet onermids al/ulke Jwaerheit van de Jympelen magede niet 
begripeu eu can werden. Tot noch Joe jyt die woerde des heilichs leerras J"nnte 
bemarts wt cnen boecp^cn. dat geuomet is van den bloeineu op dat ewangeli. 
Ego Jnm vitis vera, Ende wte latyn ontworpen i duytsuhen. Amen. 



") Vgl. V. Arnawaldtsche Hs. Nr. 3166 f. 161* fgg. 




r 



7/ Vait de werdiolieit der joncfrmten. 

f. 192'' Die ier/te weerdich' d' joffereu is i&t Jy Jyn brnde des ewjgc 

couyncs. Ämbrofius wie mach enj'ge meerre Jchoenheit ?ercieren dan des geena 

is. Die vü de i:ottync gemytit is Kn die G^epry/t wort van den richter. Eü van 

gode ghehelicbt ia altoea brnyt eü, Altoes ongetronwet dj coens bedinge die 

. om vernetmoedigen die genet gnde /iieteti wee /Ji> folynide telxlp Lai/e feiiit. 

^K Nr. 3162 fiihs. mit Pgtbll.") des 15. Jh. fol. IU9. 

^^H // Ulf Ü.l JrUk-el dr-x Leidens Christi. 

^^^V f. X'^ Hier beghlnni: die LXY artleulen des lideiw onFes lieneii bei-en llieAi 

■ eriltl Injpice et fac /ecüdü exemplar qnod tibi mö/tratü e/t in möte Eiodi 
sxT° capitnlo Sich inwerts ende doe nn den exeraplar datti opten beich bcnijet 
is Crijtua ia in der heiiger Jcrifture een berch gheheite om die hoecheyt Jynre 
oaemaerdigher hoeclit eü volcomebeit Ende nv op deje tyt alre mee/t om dal 
hi an de cmoe rerhene wns is bi een berch gheheite ouermit« der heiligher ver- 
diente /ynre pa/JIcn efi /jare cojleliker doot. In defen bercli data in de ghe- 
cmnjten ip<j ia ona bilden o|) de/en dach een esemplaer bewyjt dat wi vä bynne 
bem /caidicb J'yn aen te J"yn eil vlitelike van hnte na te volge mitten lene. 
Want dat en ia ene ker/tene me/che niet gbenoech ipm ghecranjt alleen van 
buten aen te Jlen. want dat daden oec die joden eil die beide die oen cruujten 
iner oec behoert he na de bewj/den eieraplar in den len« eü in den werke nae 
te volgben — _ 

f. 101'' Oec /al hi bem /einen mit xpo ihe/u in dat /elue graf pine te 
begranen Eö hapen mit gan/en bctrouwe hier in den ghelone mit hem te ver- 
enigben Efi in der ewicheit /onder jnde /ynre glorien te ghebruken Dat moet 
ona verlenen die vader eö ddie /oen eil die heiügbe gee/t Amen ([ Hier ynden 
die LXV artikeleu der pa/Jlen xpi ons heren die Jeer untte ghelejen Jyu eö 
onerdacbt. Want voel te le/en eQ niet te ver/taen of te ouerdeuken dat ia te 
vergheten. EB en vonlert niet Jeer Got Jy gbelaeft. 
2) Von der J'amiion. 
f. 102* Onje liere Jeide tot Jineu iongeren Staet op eil laet ona gan vau 
hier tot mynre pa/Jlen. tot mynen auxt eil tot iler /eheidinghe van dejer werlt, 
Eä Joe wie na my com! wil die Jal /yna /eines locheoen eil /yn cruce op boeren 
eli my na vvolghen. Eil bid heni dat hi van /ynre /yden niet en laet /cheide 
mer gene dy mit hem te gaen eil hem te volgben totter doet — Xv behoert dat 
wy van der pa/Jlen ons heren verteilen Julien, die dau begheert te verbilden in 

' den cruce eil in den pa/Jien ons heren. die /al mit ghedachten /tadelic daer by 
bliuen welker pa//ien dien/t elt dat daer in gbe/ciet is soe wie dat mit alre be- 
gherten dat ouer Jlet Je waue dat /y on bringben /olde in enen nyen /taet 
/ynes lenen — 

f. 107" Tan den roe/en gaen wi totten roe/en eil laten violette om dat 
wy lelien plucken willen Als wl van de bloyenden doechden der heilighen tut 
nwer bloyeder pa//ien o veltro/e ro/e /onder dorne ewighe wi/heit ander werf 
mit groter begheerten t«t v die ogben ona hertö kieren. Om v eer/ame pa//ie 
/oe wort ona ouervloedelic gbegbeue materie gee/I«lycB gneta — 

f. loa*" als v'doldelic vMroech oer /oe tomiente /o bla/phemeerden/e my 
eö als my aldus die pyn der doet om vinc Joe riep ic tut myne vader. efi /eide 
myn got myu waer om lieue/ta gelaten nocbtä wae/t die wil dea /oena iJic 
Utile Ui'je frlill. 

") Pergamentbll.: 1, 5, 6, 10/U, 16/16, 20/21, 25/26, 30/31, 36/30, 40/-1!, 
46/47, 52/53, 58, ti3/64, 69/70, 75/76, 81/82, 87/88, 93/94, i)9/100, 104/105, 109. 



42 

Nr. ;iifi3. Pplis.") des 15. Jh. fol. 172. 

1} Lfben Jej«i in dehele».^') 

I. 1' Ken gehvt am <le utenrelie te r'n'e^kü gade te lauen □ iyre );:oe1Ji' wtllca 
te diinvke d^ hi ös irefMipc hriiet Uere oiya ^t Je, begeer v te dancken eil te 
lauen want oni te laueu cü te ilanckeu ic uu geX<:liapeu eil gemaect te we/e 
kene duet op m.vueu niant in iiweu litne 0)1 ilnt ic jingcu miige glorie nwen Dame — - 

f. 2^ Eeu g:pbet vuu d* uiiiki^ des ii'flö merrUeu eü l^'ns elledlRe nds e& 
dat ÖS Urne k'e bpiiet mitrcnut. im' nns — 

f. ;-)*' Eea gvbet rnn d* ireder ropinnfp des uientehe eil ran der beloften 
der toeeomfle x^i — 

f, 4*> Eeii Kebet Vii d' v'InFluFn' des mereheltkt geflet'ht riu*inlds diit Ri>t 
ineA'he worden 1» '• '• — 

f. 6» Een gebot vä d' gctioeile eü iirtnode xpi — 

f. T Een gebet vi A' eilende eü gebreebllrh' iliü — 

f. ?'• Een gebet »ä de Tereje des eleyne kideke l¥s — mul sojeeiler. 

{. 2ä^ Hier Veginen na die gebede van A" pa/Jle ons h'eii ihü xpi na dat 
J"i die vier ewagelijte bc/creuen hebii — 

f. 160'' God Ji eer cracht eu mncht iu ewigen tyde d' tyJen A? Als wi 
de» here «yper/e trede Joe Inet ös /wigeu eü jy te vrede AI ij"t mit lidc tegehj 
Ewich loe ia öa bereyt EO oue uiS -i iMycn frhkii. 

2) Von (Irr li. Atjuc* timl 'indnr Exfiiqifl. 

f. 161* Yan Hut« eigneten d' heilig* Jonefercn Ambrojlus een kneebt spi 
Schrine den heiligen ioncfronwe den hoecbtydelike dach d' heilich/ter maget laet 
ons boege begaen hier af moeteu die Jahne luden hier af moete die leren geieje 
w'de hier af moete heni die Jchare des volca verhlyde — 

f. 169'' des Joe i^name Süte Agnetä aldera mitte jiriejters eü droegen en- 
wech in der nacht dnt lynham Emercui^iane der heiliger mnget od begronent 
by den acker der alre Jalich/t' eü hcüicbjt' ioncfiauwö Sunt« Agneten 

f. 170* Een exempel tbd de elede d^ 0' {^bracht nnrt Doe die heilige 
t Säte Agncte r'nieerret wart doer i voel Jtedelen der werlt quam een 
eertjche hi/Jeop die Jtiehten en tymeren wolde een muiijter in der eere der hei- 
liger ioncfronwc Snnte Agneten ginck by totte ^lanwRa want hi Temoemen badde 
van de clede dat uer Onennits den heilige enge! gejant was in der Jtedeu des 
bordeelhnya om te bedecke der Jehier beiliger ioncfronwen lyeham en bat dat 
I hem gene een eleyne Jtuck des cledea — 

f. 170^ Een exempel vnii eeni^ gelReUkc ploen Het geschiede — 

f. 171* Eeii exempel viui eenen «reden borger Een borger was te roemen 
— f. 172« /tarf by eü ii:nf gadf fme /iele. f. 172'' leer. 

Nr. .S164. Pplis. mit Pgtbll.^«) des 15 Jh. fol. 217. 

jy TwjXfilen rrmehitdcner Feulc. 
f. 1" — 39*' Dpten heiligen paejche auent, oataue van pae/che, op /nnts 
Johannes vuer die latin/che porte, op bemelvaert.s aucnt, dach, op teu pinnlach 
f. 39'' xum 'jrÖKsten Teil, f. 40 saiu lee): 

"1 Pergamenthl. : 68. 

") Über ein Leben Jesu in Form von Gebeten berichtet Moll, Joh, Brugmann, 
11, 266 S., es steht in einer IIa., die froher dem Kloster von 'St. Elizabeth tea 
Bloemenkamp' gell orte. 

'*) Pergamentbll.: 1, (i, 12, 17/1«, 27, 36/a7, 41, 46, 49, 54/55, 64/ ü 5, 74/75, 
»4/85, <J1'95. 104/105, 114/115, 124/126, 134/135, 144, 1Ö4, 163/164, 173/174, 
183/184, 193/lit4, 204, 213/214. 




r 



f. 41*— 205» Dftt hueülityt »an der h. ilrieTuldicheit, <!itt buechtft tau dem 
li. /acrament, op S. Peters eiid PanveU hoecht^t, van /. I.anrencias, Bartboioma, 
Anga/tinus, Johannes «. n. ic. 

2) Litmifi mm leiden f'brinH. 

t. 205* Deje naevolgende letanie lienet gemaect een deuoet heiliih nieu/clie 
Yftu genaden eS ingevige des heilige gee/tea genoemt magdatene eS tot meerre 
waerbeit die woiide ans lieng Iieren aen oeren banden eü voeten eS in der /ydü 
gelle als Sät« franci/cna eü die wonde der /jde vioeyden van blöde al viidacb. 
-des noch een ^aerachtich t«yke is in enen doec die hloedich is Op een tyt 
qnam die /iiete ihejus tot oer dejer iöcfronwö eTi apenbaerde oer en Xprack le/e 
mi die letanie ran myue lyden Joe f. 205'' /alue/tu mi myn wende Daer bi niatrh 
me merken wob geneem Ji onje lieue beer fya — wan bet is dat nut/t« gebet 
dat die menjche ran de lyde ons heren le/en mach. Die letantü van de Ij'de x' 
Here ontferme di onjer — 

f. 209'' gyf ons volberdiiige in iillen gneden werki"' ouermils xpiu uuj'eu 
beer Arne 

:i) Van m„r greflUkcr dufc». 

f. 21(1* Vit U vmi eenre ireellellckfr duyren Xnta EEn inweudich gut- 
Jchuawende menjche die geetn een enich leue leido wil die Jal woneu in duj'dauige 
cluje. die Jteen van der eliij'en J'al wejeu dat wtwendige lydeu ona heren iüu 
ipi 65 fyn beilige pajjle want hi ia die J'teen en een fundament daer al geejtelio 
gBtjmer ui» J^et. /eer bart gebatkeu iu den auen des lydens — 

f. 212» Soe /al J"i des /uete Jtms gediucke en der clüj"e des uruces Boe 
/alt oer al /Uete werden eü comö tut enö guede eynd. Arne 
-II Lrcriiir/e mn der jiaffi>n Clnißi. 

f. 212" Merkelk'ke leeringe ran d' iwnien X|il Ic bin /wart mer /eer 
/choen als die tabemacule van tedro o dothter van ihrl'm /itb aen geinjnde 
siele uiyne dyne clare brndegom Jbe/um — 

I. 21fi'' en mit dat ge/el/cap alre heilige dö btyde couiuck alre blydelic/te 
Jiugen de /nete /anck vou /you dy got laue wi etc. f. 217 leer. 

An/' dem ViirsHihlall : Dit boeck liuert te naaareiU byne gelre. 
Iticliluas im iiäcltslen Jahrbuch.) 



GREIKSWALD. 



AI. Rejfferseheid. 



"Westfälische Predigten. 



^ 




Ausser den Predigten Veghes beruht in der Bibliothek des 
Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens noch eine 
zweite Sammlung nieJerdcutacher Originalpredigten. Der Quartband 
(Msc. Nr. 207). in dem sie enthalten sind, zählt jetzt noch 119 Blätter 
(darunter vereinzeltes Pergament), hat aber ehmals über 200 umfaest. 
Auch das Erhaltene weist Spuren des fleissigen Gebrauchs auf: min- 
destens bis ins 17. Jahrhundert hinein ist in irgend einem Kloster 
aus diesem Buche vorgelesen worden. Denn eine Hand jener Zeit 
hat am Rande bisweilen dem Vorleser oder der Vorleserin einen 
Fingerzeig gegeben durch die Bemerkung: hyr leset an — hyr holdet 
jtp. Das erste Blatt ist wahrscheinlich erhalten; es enthält den An- 
fang eiuer Predigt „In die nativitatia doraini nostrj Jesu Christi', 
und da die Predigten nach dem Kirchenjahre geordnet und die vor- 
liegenden sämnitlich Festtagspredigten sind, kann wenigstens nicht viel 
vorhergegangen sein. Nun trägt aber dieses Blatt die Ziffer CIX... 
(CIXL). Daraus können wir mit ziemlicher Sicherheit schUessen, dasB 
wir hier den zweiten Teil einer grossen Sammlung von Sermones de 
tempore et de sanctis vor uns haben. 

Woher der Codex stammt, wer die Predigten gehalten, wo und 
wann sie gehalten, kann ich nicht sagen. Der Dialect weist nach 
Westfalen, die Schrift in das Ende des 15. oder in den Anfang de& 
16. Jahrhunderts. Bl. 3091» wird von Alanus gesagt, dass er Magister 
in Paris war — de tcas viester lo Pari/s — ; erst nach seinem Tode 
(f 1458) sind sie demnach gehalten. Dass wir in ihnen keine aus 
dem Latein übersetzten Predigten vor uns haben, geht deutlich genug 
aus "Wendungen wie die folgenden hervor: de leoräe, de icic ju to 
sprach in den lathie — dcsse icorde ludet to dnde u. a. 

Inhaltlich — auch sprachlich — sind sie von geringem Werte. 
Sie bestehen meist aus lose an einander gereihten Legenden und 
Mären, und der Prediger besass nicht das Vermögen Ordnung and 
Einheit hineinzubringen. Seine eigenen Gedanken ersticken unter der 
Masse des Fremden. Doch hatte er olFenbar für eine dogmatisch- 
moraliache Predigtweise grösseres Talent, wie aus jenen Predigten 
hervorgeht, in denen bei der Natur der Sache das legendäre Element 
nicht 60 üppig ins Kraut schiessen konnte. Aus diesen habe ich die 
hier zum Abdruck gebrachte ausgewählt, die demnach weniger als 
Probe der erhaltenen, als vielmehr der verlorenen betrachtet werden 
Dass der erste Teil verschollen ist, muss man bedauern, des- 
halb besonders, weil derselbe ohne Zweifel mannigfache Aufschlüsse 
über die Verhältnisse jener Zeit gewähren wurde. Das zeigt slcli schon 




45 

hier, obschon weit weniger Gelegenheit dazu geboten war: In der 
mitgeteilten Predigt sagt er, dass die Laien allgemein nur einmal im 

f Jahre zu den Sakramenten gingen und viele sich gar vier, fünf, sechs 
Jahre ganz davon fern hielten. Ebenda exemplifiziert er auf das 

j volkstümliche Maifest. Bl. 21rtb befindet sich eine Bemerkung über 
die kirchlichen Verbältnisse: Do (zur Zeit des h. Nikolaus) kms unse 
leve kere solvcn de hisschoppe unde de pawcse, mer nu itiscl de jiennivck 
linde dat ghelt tindc de werltlihe cre de bissckope. 

H^^ Predigt über das Altarsakrament. 

H^^ .... Wante eyn ghenieyne apise, de den licham lavet unde 

" To'det, de untfanghet al gheraeyne creature, nicht allene de menschen, 
raer ock andere dere. Wante god van hemelrike ghevet spise unde 
lavingbe allen creaturen. Alae dar steet in den psalter: „Qui dat 
escam omni carni." De ghene de spise gbevet allen creaturen, dat 
is god van homelrikc, eyn here boven allen heren, den solle wij danken 
loven und eren. Nu salstu weten, leve mensche, unde merken, so 
wanner du werdelike ncmest und untfangbest godes licham, dat dy dar 
mede gheghcven wert veerleye ghave unde ghenade sunderlinghcn, Dat 
erste dat is, dattu dar mede ghereynighet werdest van allen daghelikes 
Sunden. Dy wert dar mede ghegheven sunderlinghe ghenade unde du 
werst dar starck unde mechtich af wedder alle becoringhe. Dy wert 
dar ock mede ghegheven dat ewighe leven. To den anderen male so 
spreke ick, dat de hillighe licham unses leveu heren Jhesu Cristi, wan 
wij den werdelike untfanghet, reyue maket van daghelikcs sunden. 
Dat dat waer sy dat betughet sunte Lucas in den ewangelio: „Hoc 
est corpus meum, quod pro vobis tradetur in remissionem peccatorum. 

I quociescunque hoc facitis, facite" etc. 

I in der lesten tijd, do unse levo here was myt synen jüngeren 

up den Witten donredacb unde he sat bi em an der tafelen unde 
under eyn anderen to samene spreken unde leerde se, eer he den 
doet liden wolde umme des menschen willen: do nam he dat broet 
van der tafelen in sine ghebenediden bände unde ghebenedide dat 
broet unde ghaft" dat synen juugheren unde sprack desse wordo unde 
seghede: ^Nemet und ettot bir af alto male, wante dit is myn licham, 
de vor ju sal werden verraden ofte ghegheven in eyn aflaet dagheliker 
sunde. So wanner unde wu vake ghij dit doet, so do gij my dat to 

' eyner dechtnisse, dat is dat ghij niyner dar bi declitich sollen wesen." 
Dit bedenket de prestere, wanner se staet in den denste godes uudo 
na den ofTertorio den kelk upboert, so spreket se aldus: „Here, 
billigbe vader, alweldigbe ewighe god, untfae dit unbevleckede offer, 
dat ick sundighe mensche dy levendighe waro god offere — 30Cli — 
dor alle unser unbegripeltken sunde willen." Umnie desser ghenade 
willen ao bedencke wij alle daghe in godes denste de martilie unses 
heren. Wante als de martilie unses heren was eyn anbeghyn to ener 
losynghe der ersten erfsunde, aldus is dat sacrament des Hchama cristi 




» 




4€ 

nemelike ene losyughe der dagbelikcs sunde. Wante wij alle daghe 
sundighct, dar urarae vetnje wij ock alle daghe dit sucramente der 
gfaenade. Eucarigtia spreket so vele alse eyn god ghenade. Dit u 
UDS wal bewiset in der oldeo ee, al&c men leset in den boeke heren 
Moyses ran den kinderen van Israel: vellen te samene dou unde tnamift 
dat is bemelsch bioet. By den maBna is uns betekent de hilligbe 
licham unses leven lieren Jbesu Cristi, bi den douwe is uns betekent 
de glienade. Wanner wij mit jnniclieit dat hilligbe sacramente unt- 
fanget, so uotfii wij ock de ghenade niyt den hilliglien sacrameate. 
Och here god, mochte dat nu wesen, wan wij dy untfaen, dat du dan 
myt dyner gbenade quemest in nnse berte unde sele! Mer ick hebbe 
leider anxt dat unser vele sy, de den licham unses heren untfaet, de 
dar doch nyne ghenade van en krighen, want se unbereit dar to 
komet unde sunder ynnicheit gode des nynen danck en segghet, mer 
komet leider des solven daghes to suiiden unde to ydelheit unde 
werpet gode ute der herberghe eres lierten und en ghunnet den 
gudertirnen gode nycht, dat he ene blote nacht blive in eren herten 
und in ere zele, mer se vorsmaet gode van hemelrike, den hemelschen 
konynck, und achtet syner nicht, inen keiset enen koninck enen 
meygreven, dar se wal lust und ydelheit mede driven moghen, rechte 
liker wijs ofte se spreken unde ropen myt den joden: „Wi ene hebbet 
nynen konynck dan den keiser, den wij nu ghekoren hebbet, de unse 
alfe unde dore isl" In dusdanighen wert wal vorvullet dat wort, dat 
dar steit in den anderen boeke heren Moysea ; „l^edit populus manducare 
et bibere et surrexerunt ludens," Dat voick, spreket de schrift, Bat 
und at unde dranck und stont up unde spelede. Ilijr umme spreke 
ick: „So we ghenade hoppet to vorcrighene van unsen leven heren 
Jhesu Criati, de — 307« — en sal sick dar allene nycht to bereiden, 
mer he sal stck dar na ock in eneu gotlikcn leven holden unde bewaren 
unde danken unsen leven heren syoer ghenade unde syner groten 
waldaet, de he by cm ghedaen hevet in der spisynghe synes hilligben 
lichamea. Dar umme spreket de propheta: „Edent pauperes et 
saturabunlur," De armen de sollen etten unde gheeadet werden unde 
dar na unsen leven heren danken. Myt aldusdanigben luden dar bitvet 
unse here mede also sunte Johannes betugbet in den ewangeliu: „Qui 
manducat carnem meum et bibit sanguinem meura, iu me manet et 
ego in eo" So we, spreket he, etet werdelike myn vleesch unde 
drinket myn bloet, de blivet in my und ick in em," 

To den derden male ho ghevet de licham tinses leven heren dea 
menschen, de ene werdelike untfaet, ene sterke wedder alrehande be- 
korioghe. Dar umme spreket de propheta Davit: ,Pani3 cor hominis 
vivificet et confirmet." Dat broet aterket dat herte des menschen. 
Dat dat waer sy, dat is uns wal bewiset in den boke der konyngbe, 
dar men leset van den propheten Ilelizee, dat he wanderde uppe enen 
weghe unde quam under enen schaden enes bomes unde leghede sick 
dar to raste und untsleep. In den slape quam en eugel to eme unde 
rorde ene und sprack: Stant up und et! De propheta richtode sick 



r 



« 

up linde he vant to synen hovedo staene en broet in der aBSchen 
ghemaket und en vat myt watere. lle at und untsleep weder. De 
engi>l quam echter weder unde weckede ene unde sprack: „Stant up 
und et, wante dy ia eyn lanck wech anstaende." He stont up und at 
unde dranck undo wanderde in der craft der spise veertich dagbe 
unde veertich nacht. Dit asacben broet betekent uns den lichatn 
unses leven heren, dat in der asschen, dat is in den oetmodighen 
live Marien gbebaeken is van den vure des hilligben gheestes. ^o 
we dit broet etet unde myt ynnicheit unlfaet, de wert ghesterket 
tegben alre hande bekoringhe des duvels, also dat he sick nycht 
vorgbeten en kau iu den tein ghebodeu unses leven beren ofte in 
den hillighen ewangelio. He wert ock so sere ghesterket, dat he in 
den dagbe syner walvaert sick niclit ene vorhoghet, noch in den daghe 
synes wederniodea sick nycbt ene bodrovet. Üar ummo so spreket de 
Schrift, dat de propheta wanderde veertich daghe — 307Ij — unde 
veertich nacht. Nu nemo wij den dach vor wal to varen unde de 
nacht vor bedrofnisse. Su, we nu wil wedder staen myt macht den 
duvel ofte synen bekoringhen in den weglie desses elleudighen levens 
unde nicht vormoden ofte vorligghon en wil, de lave sick myt dessen 
brode. Dar umme spreket unsc leve hero in den ewangelio Matbei 
octavo: „Misereor super turbam. My untbarmet des volkes, wante se 
hebbet my ghevolghet bi na twe daghe unde se en hebben nycbt 
ghegheten. Late ick se nu hungherich to huea ghaen, so vorderven 
8B van bunghere up den wege." By dessen volke, dar sick unse here 
over vorbarmede, syn uns betekent alle keratene lüde, de unsen heren 
dre daghe, dat syn dre tijde des jares, somer, hervest unde wynter, 
ghevolghet hebhet unde syner gbcbeidet hebbet sunder etten. Wente 
in dessen dren tijden des jarea en is nyn sede der ghemejnbeit, dat 
se untfaen den billighen licham unses leven heren. Leite nu unse 
here dit voick ofte lüde in desser veerden tijd des jaers, dat is in 
der hochtijd to paschen ungheapiset und en sterkede sc unse leve 
here dan nycbt, se mochten vorhgghen uppe den wegbe, de se leidet 
to den ewigben levene. 

To den veerden male spreke ick, dat de licham unses leven 
heren ghevet dat ewighe leven, is dat wij ene werdelike untfan. 
Dat dat waer sy, dat betughit unse here soLven in den ewangelio, dar 
he spreket dor Sunte Johannes munt: „Ego sum panis vivus etc. Ick 
byn dat levendighe broet dat van den hemele ghekomen is; so we dar 
van etet, de sal ewelike leven." here, wu edele apise ia dat, de 
so edele crafft unde so grote vnllenkomenheit an sick hevet, dat bg 
den menschen dat ewighe leven ghevet! Dar umme so wanner en 
mensche den billighen licbam untfangbet, so spreket de prester aldus: 
„Corpus domini nostri Jhesu Cristi custodiat animam tuam et corpus 
tuum, ut habeas vitam eternam." Dat spreket: ^IJe hillighe licham 
unses heren Jhesu Christi de behode unde beware dyn lijf unde dyne 
zele, up dat du beholdest unde hehbest dat ewighe leven." Üar umme 
is dat gheboden over alle de hilligben cristenheit, dat eyn juwelick 




48 

criaten mensche, he sy vrouwe ofte man, de to aynen jaren ghekomen 
is unde syner aynnc gheweldich is, sal to den myanesten ens — 
in den jare, dut is teghen de hochtijd to paschen, syne bicht 
doen synen rechten kercheren unde eiok dar to bereiden unde untfaen 
"icbatn, et en sy, dat syne consciencie also beworen sy, dat ha 
dat dan late na syncs presters rade. Unde dede he des nicht, tnen 
solde em van rechte by synen levendighen live den kerkhof vorheiden. 
Dit steet in sexto decretali. 

wij [ nu hebbe ick leider anxt, dat der lüde leider alto vele 
sy, de umme enen snoden torn ofte umme ander kleyno sake willen, 
de se in eren herten dreghet, voraumet unde vorsmaet de edelen 
spise ere zdea, den werdighen hilliglien Ucham unses heren, nicht db 
eres presters rade men inyt eres solves mode unde willen unde vor- 
smaet dar to dat ghehot der hilligben kerken unde se ene vruchtet 
ock nicht de ewighen verdomenisse erre zelen, de se dar umme lidea 
moten in den junghesten daghe. Unde se gaet dicke dre jaer, veer 
ofte sesse, dat se dar nummer ens up en denken, dnt se ere bicht 
doen unde den hillighen licham unses leven heren Jbesu Criati unt- 
fangen, de doch node enen dach solden ofte weiden untbereu spise, 
dar se den licham mede lavet und uplioldet, unde ghaet doch leider 
manicb jaer, dat se ere zele nycht ene episen. Aldusdanighe lüde, 
de also levet, dat en sy dat se wedder komen to bekantnisse, to böte 
unde to beteringhe, aeker se en komen nuramermer, dar god to done 
hevet, ofte in dat ewighe leven. Wante sunte Johannes de spreket 
in den ewatgelio: „Niai manducaverit carnem tilii hominis non habebit 
vitam in vobis." b^** ^" ^7'" spreket de ewangeliata Johannes, „dat 
en sy, dat ghij etten dat vleesch des menschen aones unde drynken 
syn bloet, so en moghe ghij nyn leven in ju hebben." Wante dat is 
warlike de wäre, werde hillighe licham unses leven heren Jhesti 
Cristi, den wij untfaet van den altaer van des prestera hant. AlduB 
so hebbe ghij nu ghehoert veerleye ghenade, de ghij dar af krighen, 
wan ghij myt ynnicheit unde mit werdicheit untfaet den hilligben 
licham unses heren Jhesu Cristi. 

Biddet nu unscn luven heren, dat wij synen hillighen licham na 
unde in unsen lesten ende, alse sick lijf und zele scheiden sal, alao 
werdelike moten untfaen myt sodnner ynnicheit unde berouwenisse 
unser sunde, dat wij dar mcde moghen vorkrighen unde beholden dat 
ewighe leven unde de ewighe vroude. Des helpe uns allen de vader, 
de sone unde de hillighe gheest. Amen. 



MÜNSTER in Westfalen. 



Franz Jostes. 






Kinderspiele 
aus Sehles"wig-Holstein. 

(Fortsetzung m Jahrb. IX, S, 64.) 

IS. Fnssliäs, Fosa nn Häs. 

Die tüchtigsten Spieler sind Jäger. Jeder Jüger wählt sich aus 
rder Zahl der Mitspieler einen Hund. In der Hand hat er einen düiiDen, 
geschmeidigen Stock, Jukel, Jüghel gi^nantit. Alle übrigen Spieler 
sind Hasen und laufen davon über Wall und Graben, durch Grärtea 
und Feld um sich möglichst gut zu verstecken. Die Hunde aucberi 
^äie Hasen, halten sie dann so lauge fest, bis der Jäger herankommt 
^knnd dem Hasen einen Schlag mit «einem Stock giebt. 
^B Kleinsee hei Bergcnhusen m Slitpelhdm. 

^M In Feddring heisst das Spiel Häs un Hund. 

H lü. Füttjern, Butt smieteu. 

^K Flache Steine oder Topi'scherben so auf die Oberfläche des Wassers 

^Kwerfen, dasa sie mehrmals wieder aufspringen, heisst in Norder- 

^Kditmarschen „pültjern", in Stapelholm „Butt smieten". — Handelmann 

^1^. 92 nennt das Spiel puttscharen, püttjern, l'üttjen smieten, 

katschen. In den Niederlanden heisst es „titaen" (s. Onse Volks- 

taal, 4, S. 229). Lier, 'furnspiele für Deutschlands Jugend, S. 57, 

nennt es „Steinwerfen, Butterschnitte schmieren, Schicken, Wasser- 

jnngfernnecken". Nach Schütze heisst es auch „schiefern", in Bremen 

jjSchirken", allgemein „en Botterbrod smeren", und war schon Uriechen 

und Römern bekannt. (Schütze, III, 248. Richey,Hamb, Idiotikon, S. 196.) 

20. Scbäp nn Walf. 

(Müdrhgiiapiel.) 
Einer ist Besitzer der Schafe, ein zweiter dessen Knecht, ein 
dritter Wulf und alle anderen sind die Schafe. Der Besitzer zählt 
seine Schafe und zwar nach den Beinen, so dass jedes Bein 20 zählt, 
und befiehlt dem Knecht ja gut aufzupassen, damit der Wolf kein 
Schaf hole, worauf er sich entfernt. Gleich darauf holt der Wolf 
2 Schafe. Nach seiner Rückkehr fragt der Herr den Knecht, ob noch 
alle Schafe vorhanden sind, worauf der Knecht ja! antwortet. Indem 
nun aber der Herr selber die Schafe zahlt, findet er, dass einige fehlen. 
Der Knecht aber sucht durch falsches Zählen, indem er etwa seine 
eigenen Beine mitzählt, oder die Beine eines Schafes mehrniabls zählt, 
das Fehlen der Schafe zu verdecken. Nochmals wird dem Knecht 
aufgegeben, ja gut aufzupassen, worauf er sich wieder eutfi.-rnt. Kaum 

HledaTdeaUehai Jubtbticb. X. 4 



60 



ist er fort, bo holt der Wolf wiederum 2 Schafe. Wie der Besitzer | 
nun heimkehrt, wiederholt sich dieselbe Scene, und ao geht es fort, 
bis alle Schafe fort sind. Dann muss sich der Knecht zur Strafe an j 
die Wand stellen, die Arme ausstrecken und zur Strafe wird er voa J 
seinem Herrn an die Wand genagelt, indem dieser das Festnageln 1 
nachahmt. Nachdem sich der Herr wieder entfernt hat, holt der Wolf I 
auch den Knecht. Wie der Besitzer das nun gewahr wird, geht ei 
zum Wolf, und zwischen beiden entspinnt sich folgendes Gespräch: 

Besitzer: „Kaiin'k de Hür ni mal to spräk'n krieg'n?" 
(Bei jeder Frage dreht er sich einmal um.) 

Wolf: „Trelck de Büks an!" 

Bes.: „Kann'k de Här ni mal to sprSVn krieg'n?" 

W. : „Trekk de Striimp an!" 

Bes.: „Kann'k de Här ni mal to spruk'n krieg'n?" 

W.: „Trekk de "Wess an!« 

Bes.: „Kann'k de Här ni mal to sprSk'n krieg'n?" 

W.: „'iVekk de Rokk an!" 

Bes.: „Kann'k de Här ni mal to sprßk'n krieg'n?" 

W.: „Sett sien Hout op!" 

Bes.: „Kann'k de Här ni mal to spräk'n krieg'n?" 

W.: „Bind sien Douk um!" 

Bes.: „Kann'k de Här ni mal lo spräk'n krieg'n?" 

W. : „Nimmt sien Handstokk!" 

Bes.: „Kann'k de Hvr ni mal to sprllk'n krieg'n?" 

W. : „Segg(t) aien Väd'r un Moud'r adde!" 

Nun erscheint der Herr und trägt: „Watt hess in minen Garn 
ferlfir'n?" Der Besitzer spricht: „üre gelle Ring!" Der Herr fragt 
weiter: „Wie viele hast du wieder gefunden?" Besitzer: „Gar keinen 1" 
Dahrenwurt bei Landen. 

21. Bakk, stä fassl (Kinderspr. : Bukksterfasa.) 
Alle Knaben stellen sich in einer Flankenreihe auf, so, dass 
zwischen den einzelnen Spielern immer so viel Raum bleibt, dass ein 
Anlauf genommen werden kann. Die Hände werden auf die Knie 
gestützt und der Kopf stark auf die Brust geneigt. Der Hintermann 
springt nun durch Aufsetzen der Hände über alle Spieler hinweg und 
stellt sich vorne wieder auf. Dann folgt der Zweite u. s. w. 

Bergenhusen in Stapelholm. 
Im Rieaumer Moor (Nordfriesland) heisst das Spiel „uewerlödjen". 
— Nach Handelman hat man dazu den Spruch: Bück, sta fast un 
wipper nich! Handclmann, Volks- und Kinderspiele, S. 84. 

22. Peter, sett an! 

Die Spieler haben ein vierkantiges Stück Holz. Auf der einen 

Seite steht ein P, und das bedeutet: „Peter, sett an!" Auf der zweiten 

Seite ist ein H eingeschnitten, und das bedeutet: „halb**. Auf der 

dritten Seite steht ein N, das bedeutet: „nichts". Auf der vierten 






h 



51 

Seite endlich steht eio A, und das bedeutet: „Alles". Die Spieler 
setzen alle einen Griffel an. Einer wirft das Holz in die Höhe. Liegt 
P oben, so setzt er wieder an; liegt H oben, so gewinnt er die Hälfte; 
liegt N oben, so gewinnt er nichts; liegt A oben, so gewinnt er Alles, 
nnd es wird von Neuem wieder angesetzt. Nun wirft ein zweiter 
Spieler. Und so geht es fort. Dahreitwurl bei Lundcn. 

23. Hinkelpntt. 

Auf der Erde ist eine Figur 
mit zehn Feldern gezeichnet (s, 
die nebenstehende Figur). Ein 
Stein oder eine Topfscherbc (Pütt- 
schärt) wird in das erste Feld 
gelegt. Dann hinkt ein Spieler 
in dasselbe hinein, schnellt den Stein fort und hinkt wieder hinaus. 
Dann wird der Stein in das zweite Feld gelegt. Der Spieler hinkt 
in das erste, dann in das zweite Feld, schnellt den Stein fort und 
hinkt wieder nach aussen. Darauf wird der Stein in das dritte Feld 
gelegt. Der Spieler hinkt durch 1, 2 nach 3, schnellt den Stein 
heraus und hinkt wieder nach aussen. Ist der Stein im vierten Feld, 
so hinkt der Spieler in Nummer I, springt dann mit dem linken Fush 
in das zweite und mit dem rechten Fuss in das dritte Feld (Ereuz- 
gprung), hinkt dann in 4 hinein und so geht es fort. — Geschickte 
Spieler können den Stein in einer Tour durch alle zehn Felder treiben. 
Der Stein darf aber nicht auf einem Strich liegen bleiben. Ein Strich 
darf auch nicht mit dem Fuss berührt werden. Wer das thut, muss 
abtreten; ebenso, wer dreimal vergeblich den Stein fortzustossen sucht. 
Schwienhuseti hei Delve. 

Handelmann nennt das Spiel Hinkebahn, llinkefuss (Hinkepot). 
Handelmann, Volks- und Kinderspiele, S. 83. 

24. Jakob, wo bist du? 

Die Spieler fassen einander an und bilden einen Kreis. In dem 
Kreis stehen zwei mit fest verbundenen Augen, Der eine (Söiker = 
Sucher) hat einen Plumpsack und sucht den Jakob damit zu schlagen, 
immer im Kreise herumgehend und laufend, und rufend: „Jakob, wo 
bist du?" worauf der Sucher jedesmal laut antworten muss: „hierl" 
Sobald Jakob von dem Suchenden erreicht worden ist, so ist der 
Sucher Jakob; und ist dieser endlich ancb von dem Plumpsack ge- 
troßfen, so beginnt ein anderes Paar das Spiel. 

Dahrenwurt bei Lundeti. 

In dem neuen Leitfaden für den Turnunterricht in den Preussischen 
Volksschulen, S. 113, heisst es: Die den Kreis bildenden begrenzen 
den Spielplatz und weisen den von jenen, welcher sich ihnen nähert, 
durch den Ruf: Kessel brennt! (kätel brennt?) wieder in die Mitte 
zarilck. 




52 



25. Klün iöpen, lonp'n. 

Der oder die Spieler setzen sich auf die Erde, schlagen die 
Reine kreuzweise über einander, fassen mit den IländeD die FUsse an, 
neigen den Kopf stark vorüber, und suchen so, zu einem Knaul (Klün, 
woher auch der Name) zusammengekauert, vorwärts zu rollen. 



Erfdc in Sfapelholm. 



DAHRENWÜRT bei Landen. 



Heinrich Carstens. 



Dat Bosseln. 

Dilmarsclitr Mundart. Gegend von Limdpn. 



I 



Wenn dei Ei'r frAr'n iss un dat !b op'e Gröib'n (Grüim) boul'n 
kann, sou sügh (süt) man in'e Masch bina jeid'n fjein) Dagh Grout 
un Lüdd sikk in d' Bouss'ln oib'n (öim). Touers fank sou enkelde 
an to smied'n. Bald riikk(t) groude un liidje DÖrp'r geig'n enann'r, 
un toulets gar gansse Kaspeln: twindi geig'n tvrindi, oul'r dördi geig'n 
dördi; äwV seld'n awV föfdi. 

Dei Boussel iss mit BÜ udgäd'n un dSrwegh dreifirdel Pund 
Bwär. Hei ward nigh, wi ann'rswo, sou bäb'n oul'r unner dei Hand 
weg8m.Wn, snnnern touers werd dei Arms gehöiri in Swunk brögb, 
denn werd rund um sprung un dei Boussel mit fülle Kraff weg- 
schleudert, sou dat mennimäl dei Arms knakk(t), En gewöinlicher 
Boussler sedd nägh'n bet tain Roud (ä aghtain Foud), dat heit, dei 
Boussel flügh sou wid wegh, eihe hei dei Ei'r beirührt. Ann're sedd 
ölm bet twöif; ja, dat kümmt sougar fSr, dat en gud'n Smied'r 
feirtain bet föftain Roud sedd. Dat giff sougar all Scbouljungs, dei 
en half Stiegh Roud sedd'n kiinnt. Dogh nigh jeide Smad lukkt 
Dat gilt okk Brüddlers, dei, wenn sei Malüir hebbt, dei Boussel man 
ein Stükkbreid oul'r gar wid'r triigh ass fSrwarts smied. Sun Smßd 
ward denn natürli fun'e Geigh'npatti mit'n fuH'Q llura beigröit. 

Dat Umspring bi d' Bousseln kan heil gefdrli warn, besunners 
wenn in plöigh(t) Land sraäd'n warn mutt. Darum trekk{t) man Swer 
dei Stäweln Strümsökk'n, oul'r dei Stäweln warn ganss udtrokk'n, un 
denn Hasökk'n un Ilemsmaun smäd'n. Op nadde Föid ward niks 
räk(t) ; giff man dogh lewer en Düler ud ass dat'n en aleghde 
Boussel smidd. 

Man unnerscheid Bousslers, dei gud flügh'n künnt, dat heit, dei 
wid sedd un darbi hough smied, sou dat dei Boussel naher ni düU 
loupen dait; un ann're, dei en Loupboussel smied, dei äb'n bäb'u dei 
Ei'r lank un nigh wid smied, dei naher awers noch hellisch loup'n dait. 




63 



Dei Bouaslers sund all nummerirt un dreight erm Nummer mais 
Tid an'e Miits. Dei FJlliudraghV gaid fSmd uii wies mit dei Fahn 
dei Bio (Bouaselbahii). En Ötäw'lknegbdrägh'er stellt aikk mit 
Stäwlknegh un Pairdftk t'regli, dat dei Smied'rs bekweim dei Stäv'lo 
udtrekk'n kiiniit. Dei Kreidl'rs mit groude Kuiibb'ls stellt sikk okk 
p'rat. Ell Maköir galt biaii mit Budd'ls un Ulas, dat dei Dossdigb'n 
sik ein koup'n un op'e Lamp geit'n künnt. 

De baid'n Nummer eins smied an. Dei Kreidi'ra loup fSrud un 
leght erm Stokk dar hin, wo dei Bouseel binMgb'n iss; aver iimmer 
sou, dat dei Kreidl'r fuii Patti a bi Patti b uppasst un umgekeirt. — 
Iss ein Patti en Smäd fSrud, sou bett dei en Smftd op un dei werd 
denn opstSk'n, un dei Bonssl'r, dei na dei amied'n scball, dei denn 
SmSd wunn hett, amJdd sou langh'n ni mit, bett dei Reigh wall'r bi 
Numm'r ein anfank(t). Gait dei Smüd äw'r wall'r ferlar'n, sou kann 
dei opatük'n Smäd uogh naba'lt warn. Op diase Wies kann ein Patti 
orrl wükk Smäd opkriegb'n un hett denn natürli wunn. 

Dei Büii iss mcnnimal ein bett twei Uiel lank. Iss hei nigb aou 
lank, sou ward bei hin un touriigh därBmäd'n. 

Dei Kreidl'ra bebbt dat am surs'n; denn sei mfid sou gud aa 
sei künnt fSr erm Patti sorgh'n; un wenn aei sikk mal en Bild'n mit 
Unregh(t) rankreid'lu künnt, üulV dei Bouss'l, wenn bei s()gh(t) warrn 
mutt, find un en pär Sliikkbrcid in'e Hand üul'r in'e Tasch CSrwass 
drägh(t), aou iss dei Freud naher grout. 

Nigh ümm'r smidd Numra'r ein an. besunn'ra nigb, wenn ganase 
Easp'ln geigh'ii enann'r bouss'lt ; denn mjtd touwicru dei Oub'rfuUmagh'n 
ansmted'n, oul'r ok dei, dei dei Bouas'I Sw'rbrögh hett un dei, dei 
fun'e Geigh'npatti dei Bouss'l anndbm hett, 

Dat Rudrell'rn gescbUt nämli dadörgh, dat dei Bouss'l fuu ein 
Mann mit'u Breif, worin dei Bedingnisseu stäht, dei tieighners SwVbröght 
ward. Ward dei Bouss'l annahm, sou ward Dagh, Ourt, Art un 
Wieas berild. 

Bouss'It ganase Kasp'ln geigh'n enaniiV, aou ward sei fun en 
Trupp Muäkanten, fun Wägh'us mit Ilerr'n un Dänis beiglait. 

Dei Patti, dei winn dait, kright dei Bouss'l fun dei vertar'u Patti 
un de ward in 'n Weirtshua ophungh'n, un era wall'r raffgä'n, wenn en 
ann'r Jahr dat Kasp'l, wat dei Bouss'l verlar'n, aei well'r rudfell'rt 
un denn winnt. 

Dei fertarn' Patti mutt dei Gowinn'rs mit Punsch oul'r Beir 
traktirn. Liidio Patti'n sniifd mau blous um eu Olas Krokk. 

In'e Krough, wou de Punsch ourr Krokk fcrtilrt ward, gait dat 
munt'r her, Riid'n ward bou'ln un luaadigo SLükksch'n spä'lt un aung. 
Mcnni DÄl'r gait in'e Wikk'n un mcnnieni driiikt ein SwVn Düas. 



DAUUENWURT bei Lundei 



Heinrich Carstens. 



Der guden far^wen krans. 



EJnzeloG Stücke aus der Hs. 2940* der Wiener Hofbibliothek, 
iD der das im folgenden mitgeteilte Gedicht auf Bl, 33' — 36' steht, 
aind von Pfeiffer, Altdeutsches Ubungsbucli, p. 165 — 72, und tod 
Schröder, Nd. Jahrbuch II, 53 ff veröffentlicht. Unsere Dichtung, 
der wol zweifellos ein hd. Original zu Grunde liegt, stellt sich inhalt- 
lich zu der von Seelmann, Nd. Jahrbuch VIII, 73 — 85 publicirten 
Farbendeutung. Die Farben der Lilie, der Rose, der Acktei und der 
Zeitlose werden mit den Eigenschaften der Frauen in Verbindung 
gebracht. Die Überlieferung lässt manches zu wünschen übrig. Lücken 
und sonstige Veraehen, die dem Copisten zur Last fallen, entstellen 
das kleine Werk nicht unerheblich. Für den nicht sehr hoch anzu- 
schlagenden Wert des Inhalts entschädigt das Vorkommen einiger 
selten belegter Wortformen. 



Meyner gronen blomeu tzucht 

Aloe sich erfrouwet tarn unde wilde, 

Herden, walt, berch, daill unde lucht 

Unde wat got up erden gy gebylde, 
5 De viske in der see, 

De fogel vrolich in der lucht, 

Mannicb kruit de erden tziret, 

De bome dragen ripe frucht. 

Alle dyuck is frolich ghestalt 
10 Unde mich hait leyder besessen 

Leit unde truren mennichfalt, 

Dat mich allet deit vorgeten. 

Disse tzijt was lustich utormateu, 

So dat niych wort eyn weynich bas, 
15 Unde ich gynck in goder maten, 

Dar dit licht van blomen unde krude was. 

De böge berge ich uffklam, 

Dar mannigerhande kruyt upspranck, 

1^12. Alles GeBchBlTüpe , auch Fische und Tilgel, crFrcut sich an dem 
Gedeiben der Vegetulion, miuicherloi Kräuter scbmacken die Erde, die BniimfrOchte 
Bind zur Reife gelangt, Überall regt sieh Lugt und Frubliehkeit, doch mir ist traurig 
EU Mute etc. — Itideea ist die Möglichkeit uicht auBgeBcblosgen , dass t. 6 das 
Reimwort fehlt und dass die Conatruction urspranglich eine andere war. 

18. Hb. vpktanck. — Dal sehr ähnliche Itcimwort des vorhergehenden Verses, 
das mit kl hcginnt, hat wol den Irrtum des Schreibers veranlasst. 



55 



In eynen daell, daran ich qwam, 

20 Dar eyne schone fonteyne spranck, 
Eq boemgarde darby schoen unde gut 
Unde was wol getzont unde gehoet. 
Midden in dem bloyeden wiogart, 
Lutter klair [so] der sunnen glantz, 

25 Darinne so ateyt eyn bylde tzart, 

Vau ver blomen makedB se eynen kraus. 
Myt »warte was gekleydet dat bylde tzart, 
So wunderliche schein wort nj geseen, 
Unde van allen mynsken wort ny gemacht 

30 Also loveiicbe tzyricheit fyn. 
AIDe ich de juncfrouw angesach, 
Ich wort tzoraal vor er vor schrickt, 
HoveslicJi- so tzo myr sprach, 
Also dat ich wort erweckt 

35 Van eren worden. Myt orlove ich by er sat. 
Darna ich se becarde, worumme se allene wa 
Se sprach: Frunt, ich wil dir sagen 
Unde beduden dich dijt gedieht, 
Wente disaen krantz sulien dragen 

40 Alle gude wive myt recht. 

Desse krantz is gemacht van ver blomen 
Up eynem velt na der zijt fyn, 
De ich dir duden will unde nomen, 
Als ich wol kan ut mynem synne. 

45 De erste hlome, dar ich mych up setten, 

Dar ich myoen krantz van sali machen, 

Dat is eyne lilie sunder smytzen. 

Se is wit, unde dat by sacben 

Witte varwe bedudet myldicheit, 
50 Dat mach man darby proven, 

Dat se alle verwe entfret, 

Dar man se so wil oven. 

Eyn wiff sali weacn mylde 

Myt gütlichem unde crlichem gebeer 
55 ünde eynem syn och nycht tzo wilde, 

Dat man er nycht en is eyn vorkerer. 

Myt worden unde myt werken 



) Wicderholuug des in der Vor- 
r aus Pb. 25 (26), 8 der 



22. Us. vnde vngdeul. — vti dürfte aU e 
läge abgekürzten vnde anzusehen nein. 

30. izijTirheit (Schmuck) int im Mnd. Wb. 6, 2 
LQbecker Bibel von U'J4 belegt. 

52. Ili^. to. ~ Die Fiilp. und dfis Adv. «ii sind fast durchgängig Uo 
gescbriebPD. 

66. Daas uaa ihr gegenüber nicbt ein Verdreher ist d, h. dais man sie nach 
ihrem Benebmcn nicht fälschlich für schlecht halle. 



^ ^^M 


^m 


Be syü ^^^^^^^^H 


Alle gude dynck sali se starken ^^^^^^^^H 


60 Beyde armen tinde rychen. ^^^^^^^H 


De lilie is och kuesch unde reyne, ^^^^H 


Se en will nyclit syn angetast ^^^H 


Mjt vorwendicheit, wo ich et mcync. ^^^H 


Offt se dorret myt gewalt, (BL U«) ■ 


65 Wente se mach balde bcBmytzen. 1 


Will eya gut wijff syn gepresen, 1 


So moit se sich och aldus settzen, J 


Dat Be blive reyne unde unbevleclcet ■ 


Unde dartzo och unbegecket. 1 


70 Offt ere name moit dorren ^^^Ä 


Dartuschen ere ere entwichet, -^^^^| 


De(!) bedudet der lilien tzorn. ^^^H 


De ander biomo, de hirna geit, ^^^^| 


Dat is eyne rode rose, ^^^^| 


_ 75 Darby men schemelheit vorsteit ^^^^| 


^^^ By eren roden bladeren. ^^^^| 


^^^H Eyu wijff sal ummer schemel syn ^^^^| 


^^^^ In worden, werken uude gelate, ^^^^| 


^^^H So lucbtet ere gude anschyn 7^^^^ 


^^H 80 Er loefT ia sunder mate. 


^^^1 Welck wijff is sunder schemede, 


^^^H De is och sunder 


^^^H Unde dat en is iiycht fromede, 


^^^H Went id is eyne gemeyne lere. 


^^^1 S5 By rode eal men vorstaen 


^^^^1 Angest uude dartzo vruchten. 


^^^^1 De eyu gut wijff moi0 ummer bain, 


^^^^1 Sal sc dragen wives orden. 


^^^1 Eyn wijff sali alle wege vruchten dragen 


^^^1 90 Alle tzijt vor ere ere, 


^^^1 Dat nemant möge van er sagen, 


^^^1 Se en havo [nicht] gudes wives ghebere. 


^^^1 De rosen myt scherpen dornen gestricket stan 


^^M Unde in alU-n zijden tVoe. 


^^H 95 Hat betekent eyn wijff, dat wnl kan 


^^^^1 Er hode haldon also. 


^^M Eyn wijff sal alle tzijt syn behoet (Bl. 35«) 


^^^H In werken, in worden, och in gehere, 


^^^V So behelt ae eren namen gut. 


^^^r 100 Wor hodc is, dar is och ere! 


^^V 63. eorwendieheit = 'Üppigkeit, üiikciischheit' ist im Mml. Wli. nirht belegt. 
^^^ 66. hesmyUen = 'besudelt werden'. 



57 

Eyn wijff mach balde sweveii, 
Dat se wert bedragen. 
Will Be nyt an hode leven, 
So wert er ere ere eutzagen. 

105 De drudte blome ich nu upbant, 

De is van frouwdeii stede, 

Se draget eyn blaw gewant, 

Ackeleie is er de name. 

Stede sal alle tzijt syn eyn wijff 
HO In hertzen unde och in synnen 

Uüde blyven darumme vast in erem tzijtvordrijff 

Beyde van hüten unde och van bynnen. 

Eyn wijff iinstede unde van wanckelmode, 

Dat is eyn unvorwinlich kleit, 
115 Unde is eyn also scherpen roide, 

Dar men sich sulver mede sleit. 

Se ghelichet wal dem mere, 

Dat nummer helt eyne egen stede 

Unde vart dar hen unde her. 
120 De sulve blome het syne blader, 

De alle aynt beslaten ; 

Ich will och geyn der anderen, 

Se synt up wijden geflossen. 

Hiran eal men de mate merken 
125 De eyn gut wijff wijl marken, 

An dessen bladeren gbeüche dicht, 

Sal se van schänden syn geschichtet. 

Mate de ia to allen dyngen gut, 

In doin unde och in laten; ( 

130 Eyn wijff sali also syn gemoit, 

Dat se allewege leve in malen, 

Wente wer der mate nych en plucket, 

Dat en diincket mych syn geyn wunder, 



101. aweven ^= 'einer EveDtualitüt ausgeaelzt adn, Gefahr laufen'. Fehlt im 
Mnd. Wh. ForiDL'lhaft : Wen, sinken, aweven unde stcrven, vgl. Antwort eines 
bargerlichca Standi« auf die Vorlage von Bugenhagens Kirch enordnuEg für die Stadt 
Br&nnschweig: Den crbarn rat Irweticken to fragen, elf ein crbar rat der vorgestalten 
ordeniog ock alse cristlick vnnd billick vor den hohen vnod neddern stände sampt 
der getneiue statt also vor die oren veraotworlten vnd beketinni vnnd darbeoeben 
alle inwoner der stat Brunswick binnen der stat vnnd buttpn der alat in oren 
gehjredeii glick ock als(> by vusem statrei^lite rcgalien vnnJ briuelcyen Icuen, sineken, 
ichweven vnnd sternen. (In hd. Paraphrase iu Bugenbagens Kiichen Ordnung für die 
Stadt Braonechweig, herausg. von HänselmanQ, p. XXtX). 

IH. ri/n unvormnlif:h kleil ^ 'ein Gewand, das ganü und gar verdorben ist', 

126. Der Yere ist in der Fla. zweimal vorhanden, einmal vor V. 1 25, und einmal 
dicaem folgend. 

127. geschichtet = 'frei'. 



Dat em de ere nycht myslucket 
135 Unde blyfl' der eren under. 

Hirna ßo steit eyn blotaelin, 

Geele varwe is er ghetzirde, 

Dat is eya tzittelose fyn, 

An deEEem krantze is se de verde. 
140 Dat is eyne blome, de sere updriockt, 

Sus sali eyn wijfF aD troiate ouch deynen, 

Darvan uns beill erklinget, 

Tzo allen stunden unde tyden 

Unde och allewege den guden, 
145 So blyft er ere ungewunt. 

Deit se dat danne myt hoeden, 

So wert er loff der eren kunt. 

Eyn wiff, dat unwerdich is, 

Unschemel unde ungelaissen, 
160 Myt vingeren uS der Strassen 

Wyaet men er na, dat is gewiss. 

Ocb Qo sali eyn wijlf Laven tzacht 

In alle erem gebere 

Unde 8yn oitmodich in alre doget, 
155 Dat is der gbelen farwen lere. 

Wente wau de farwe is truwe gebuoden, 

So is recht de grone tzijt 

Dar uns vill freudcu is an gevunden 

Unde machen mach syn trurent qwijt. 
160 Eyn wijff sal dragen der truwen kleyt 

Unde syn och rechte ghetruwe, 

So is se to schemelheit alletzijt bereit 

Unde er loff is alle tzijt nuwe. 

Eyn wijfT uugetruwe unde loiss, 
165 De nyt myt jiertzen vast en steit, 

De is der rechten eren bloiss, 

Myt schänden se darvan geit. 

Dijt is der guden farwen krans, 

Den se sollen dragen, 
170 So lucbten se so eyn glans, 

So wor man errer boert gewageu. 



BRAUNSCHWEIG. 



Herman Brandes. 



^ 



Die Niederdeutsehen Leberreime 
des Johannes Junior 

V. J. 1601. 



Die Sitte, durch „freuntlich Gespräch, züchtige Gesang, liebliche 
Spruch" die Freuden des geselligen Mahles zu erhöhen ist gewiss auch 
in Deutschland so alt wie fröhliches Zusammensein beim Mahle über- 
haupt: ausdrücklich bezeugt wird sie uns um die Mitte des 16. Jahr- 
hunderts.') Bereits in dieser Zelt muss es auch gebräuchlich gewesen 
sein, die Leber zu bereimen, dii ums Jahr ICOO, wo wir die erste 
sichere Nachricht davon haben, diese Sitte als überall eingehürgert 
anerkannt wird. 

Was über diese eigenthümliche, halb an Toast, halb an Gesell- 
schaftsspiel erinnernde Tischunt erbalt ung aus den seit der Zeit ge- 
sammelten und gedruckten Leborreimen selbst hervorgeht, ist Fol- 
gendes: Jeder, an den die Schüssel mit den zubereiteten, meist 
gesottenen, oft aber auch gebratenen Lebern^) kommt, ist verpilichtet 
einen Reim zu machen. Er spiesst mit dem Messer ein Stück Leber, 
verzehrt es allein oder teilt es mit Nachbarn und Nacbbarinnen, bringt 
ihnen auch wohl dabei ein Glas. Dazu spricht er seinen Vers. Auch 
in unseren Tagen ist diese Sitte noch nicht ganz ausgestorben; in 
Rostock kannte man sie nach dem Zeugnis des verstorbenen Dr. 
Wiechmano noch vor einer Reihe von Jahren, aus Neustrelitz hat 
Dr. Fr. Latendorf in Frommann's Deutschen Mundarten Jahrg. 5 
(1858), S. 285 eine Anzahl von Leberreimen mitgeteilt, wie er sie 
selbst noch aus dem Munde des Volkes vernommen hat, freilich fügt 
er hinzu, sie seien jetzt nicht mehr so üblich, wie sie es vordem auf 
Landhochzeiten gewesen sein müssten, und Schreiber dieses erinnert sich 
noch recht gut, wie in seiner thüringischen Heimat an dem, der 
nicht rasch genug mit einem Reim zur Hand war oder zu lange nach 
einem möglichst geistreichen suchte, zu allgemeinem Jubel die Platte 
mit den Lebern vorüberging und dem Nachbar überreicht wurde. 
Als er sich neuerdings wieder darnach erkundigte, traf er freilich 
kaum einen, der ohne nähere Erläuterung verstand, was gemeint war. 
Früher scheint der beschriebene Gebrauch besonders bei der Leber 
von Fischen und Hühnern üblich gewesen zu sein, in späterer Zeit 
giebt nur die Hechtleber Anlass zu diesem Scherze. 

') Scheible, Die gute alle 2:cit (Kbsler Bt). VIJ, S. 15Ü, nach Hieroii. Bocks 
TeutBcher SpeiBskammer, Strassburg 1550, 

*) Ausn ah mB weise sogar in Wein gesoLlenen. 



6U 

Gewiss ist der seit so langer Zeit ins VoIkslebeD, im 17. Jahr- 
hundert auch in die Litteratur Deutsühlauds eingedrungene Leberreim 
eine besondere Form des Sinngedichts, also der Diuhtungsart, welche 
in diesem Zeitraum verhältnismässig am meisten zur Blüte gelangte, 
doch ist er keine glücklich gewählte zu nennen und würde zu anderer 
Zeit wohl kaum Eingang gefunden haben. Mit der Leber muss nun 
einmal angefangen werden, gereimt muss auch sein, und so entsteht 
die geist- und geschmacklose Form für den Anfang der meisten 
Leberreime: 



Die Leber ist ' 



. Hecht und nicht i 



wo dann ein beliebiger Tiernanie, von allem was da tieucht und kreucht, 
von der Mücke und der Schnecke bis zum Elephanten und Drachen, 
wie ihn der Reim in der nächsten Zeile verlangt, eingesetzt wird. 
Der TOD einer so trivialen Form abhängig gemachte Gedanke hat 
keinen freien Spielraum, kann sich nicht frei bewegen und so birgt 
die geistlose Hülle meist auch einen geistlosen Kern. Darum sind 
die Aussprüche älterer und neuerer Litterarhistoriker, Lexikographen 
und Dichter, wie Herder, Jean Paul und Platen geradezu einstimmig 
in der Verurteilung dieser Improvisationen. Adelung nennt sie eine 
unwitzigo Art der Scherzgedichte, A. Hofer') ein salbaderiachea Reim- 
spiel, das sich oft durch Witz, öfter durch Itohheit auszeichne, und 
eine ganze Auswahl ähnlicher Urteile bietet Grimras Wörterbuch. 
Darum ist es nicht zu verwundern, dass die LitteraturgeschJchten sie 
entweder ganz übergehen oder mit einigen geringschätzigen Worten 
abtun. Am ausführlichsten handelt noch von ihnen Gerviuus, Ge- 
schichte der Deutschen Dichtung, 5. Aufl., Bd. 3, 407, wo auch eine 
ganze Reihe solcher „Schnitzelpoeten", Job. Sommer, Heinr. Scbäve, 
Georg Grefl'linger, Alfred Moller, Erwähnung finden. Es ist mir nicht 
gelungen, eines anderen habhaft zu werden, als des ersten von ihnen, 
der bisher nach dem Vorgange Hoffmauns v. Failersleben*) für den- 
jenigen galt, der dieses Genre in die Ltttemtur eingeführt habe. 
Plattheit und Schmutz sind die hervorstechendsten Eigenschaften des 
halben Tausends sechszeiliger Verse, die uns der Verfasser unter dem 
Namen eines Huldrichus Therander (in Wirklichkeit hiess er Johann 
Sommer ans Zwickau und war Pfarrer zu Osterweddigen) in der 
Epatologia hierogliphica ryihmica, Magdeburg hei Joh. Francken. 1605, 
auftischt, und wenn auch die anderen im Laufe des Jahrhunderts er- 
schienenen Sammlungen vielleicht etwas besser sein mögen, so darf 
man doch den Ausspruch von Gervinus in der trefflichen Charak- 
teristik des Volksgesangs tn seiner Geschichte der Deutschen Dichtung'): 
„Man kann es bedauern, dass heute Niemand mehr einen Leberreim 
zu machen versteht, aber man würde es einem schlecht danken, wenn 
er gute Leberreime in Bücher sammeln wollte" nls sehr mild bezeichnen. 

') Germania, lifrausg. v. Borlsch, 16, S. 4. 

*1 UoDätsBcbrift von und für Schlesien 1829, S. 231. 

• 5. Aufl., Bd, 2, S. 504. 




r 



61 



Sollte hierclurch nicht schon die ganze vorliegende Arbeit im 
Voraus gericbtet sein? Wir hoffen nicht. L'ntersuliiede sich die dieser 
Veröffentlichung zu Grunde liegende Snmmlung niederdeutscher Leber- 
reime von den mit Recht vergessenen hochdeutschen nur dadurch, 
dass sie einige Jahre ülter und niederdeutsch ist, so würde es sich 
nicht lohoen, sie wieder auszugraben. Dem ist aber nicht so, Zwar 
ist auch sie nicht freizusprechen von Fadheiten und Geschmacklosig- 
keiten, von Zopf und FhiliBterthum, aber diese Mangel treten zurück 
neben dem Umstände, dass in ihr Reste älterer Sänge und Klänge 
in niedersäcbsischer Mundart in grosser Anzahl enthalten sind, welche 
aus der rein äusserlichen Verbindung, die sie mit der Form des 
Leberreimes eingehen mussten, herausgelöst von nicht geringem Werte 
für die Kunde mittelniederdeutscher Volks- und SpruchdicTitung sich 
erweisen. 

Der Titel dieser Sammlung lautot: 
^^_ RHYTMl MENSALES. | Dat ys: | «in \tet luftid) ] onöc fortinvl^ 

^^^L BöMdien, 1 darin btybt ßeiMih j>t\it XDetM= \ Ute Hyme ttio Diniicii 

^^^^K r>an itr feuern, fo &aer \ Difdge, in K6()en, (Saftbaben vnie itr^tl^hn \ 

^^^^K (Sefelfdjoppcn f jnf n i<nbe mjgen gebrufet | lueriien : So tttocfrn nätonlt 

^^^^L im I Oiüdt gc[«en n>orb«n. {| Xtu iuer{t fiilljcf tliofämen 9«^eUtt, ende | in 

^^^1 iffentlifen Hcüif gegeutn | Sitdb [ JOHÄNNEM JUNIOltEM [ (Mai- 

^^^^H earon) \ Hotp mf baiie onfi [ig my rcdjt, 1 Kanft ntif my lertn rymcn 

^^^H (i^ledft. II (ßebriicrct im ^aie, 1601. 36 »ngeeäAUe Blätter mit CWt., 

^^^r Signataren A—E (E nur 4 Bü.) und Seitenüberschriften ; 28 Zeilen. 

Soweit sich in dieser Zeit überhaupt noch aus dem Äusseren 
eines nicht durch besondere Merkmale auffälligen Druckes ein Scbluss 
auf die Herkunft ziehen lässt, ist das Büchlein der Officio Stephan 
Möllmanns jo Rostock zuzuschreiben. 

Das einzige mir bekannt gewordene Exemplar ist Eigentum der 
Stadtbibliothek zu Lüneburg. Eine zweite Ausgabe, welche nur in 
der Orthographie, den Lettern des Titels und der Überschriften und 
den Zierleisten abweicht, „Geärückei Iho Hamhorch in vorlegginge 
M. FrobcniJ, Im Jahre: 76'oi." besitzt die Universilätabibliothek zu 
Rostock, anscheinend gleichfalls Unicum (hiernach aufgeführt von 
Weller, Annalt-n der poetischen National-Literatur der Deutschen 
im XVI. und XVIL Jahrb. Bd. ], S. 361, Nr. 405). 

Die Spaltung in geistliclie und weltliche Reime teilt unsere 
Sammlung mit mehreren hochdeutschen, z. B. der Grefflirigers, und 
nach einer handschriftlichen Notiz des verst. Professors W. Jung- 
hans, welcher d:ia Lüneburger Exemplar entdeckte und Wiechmann, 
in dessen Besitz sich die zweite Auflage damals befand, davon in 
Kenntnis setzte, auch mit einer dänischen. Die erste Abteilung, die 
geistlichen Reime enthaltend, muthet uns sehr fremdartig au, so ver- 
schieden ist ihr lolialt von dem, was wir jetzt als lustiges und kurz- 
weiliges Tischgespräch bezeichnen würden, und sehr viele der 85 Reime 
werden wohl jedem als eine schwer begreifliche Geschmacksverirrung 
vorkommen. Nur in wenigen ist eine direkte Bezugnahme auf das 
Mahl zu erkennen, so in den beiden Tischgebeten Nr. l'ä und 14, 



63 

während in anderen die unserer Anschauung nach rerDliegencl8tpn 
Dinge berührt werden, wie z. B. in Nr, 74 die dogmatische Lehre 
von der Erbsünde; aus anderen läsat eich stückweise eine Umschrei- 
bung des Vaterunsers herstellen und selbst der Kreuzestod Christi 
ist nicht übergangen. Vielleicht findet sich später Gelegenheit, dieses 
Teil, der in nicht wenig Fällen «uch hymnologisches Interesse hat, 
ganz zu veröffentlichen ; fiir jetzt mag es genügen, die beiden Tisch- 
gebete Nr. 13 und 14, sowie Nr. 83 als Proben mitzuteilen. 
13. 

Difz Leuer ys nicht van eim Kanyn, 

Myn Rym schal ein Gebedtlin syn. 

HER Godt Vader im Heramelryck, , 

Wy dyne Kinder all thogelyck, 

Bidden dy jtzt vth heilen grundt, 

Spyae vns all tho disser stundt. 

Doh vp dyn ryke milde handt, 

Behöd vns lIEr vor Sund vnd Schandt. 

Gyff vtis frede vnd enicheit, 

Bewar vns HErr vor dürer tydt, 

Darmit wy leuen salichlick, 

Dyn Ryck besitten ewichlick. 

In vnaes HErn Cbristi Namen, 

Wül dat begert, de spreck, Amen. 
14. 

Difz Leuer vam Hoen, nicht vam Rauen, 

Wy dancken Godt vor syne Gauen, 

De wy van em entfangen haben. 

Vnd bidden vnsen leeuen HErn, 

He wold vns alltyd meer beschern, 

Vnd Bpysen vns mit synem Wordt, 

Dat wy satt werden hyr vnd dort. 

Och leeuer Godt du woldat vna geuen 

Na dieser Werldt dat ewig Leuen. 
Ö3. 

Difz Leuer vam Hoen, nicht vam Sperwer, 

Gades Wordt vnd Lutheri Lehr, 

Vorghan efft Godt wil nümmermebr, 

Vnd went ock alln Ketters leidt weer. 
Diese Sprüche können zugleich dazu dienen, die Art und Weise, 
wie der Verfasser arbeitet, zu illustriren. Er nimmt ganz einfach 
ein beliebiges Gebet, einen Liedervers oder auch ein Sprichwort, wie 
GS sich ihm gerade darbietet, unbekümmert darum, ob es dem Hoch- 
deutschen oder dem Niederdeutschen entstammt, und setzt einen 
Leberreim von zwei, oder wenn er gerade ein passliches Reimwort 
zur Hand hat, von einem Verse davor. Dabei geht er weder mit der 
Sprache noch mit dem Reim säuberlich um; wenn in Nr. 13 hoch- 




63 

deutsch Einigkeit und Zeit gereimt sind, so lässt er ganz ruhig in 
der Übertragung die jetzt gar nicht mehr zusammenpassenden Formen 
enicheit und tydt stehen; in Nr. 83 müssen Sperwer und Lehr 
an einem Joche ziehen; wie das Metrum es erfordert, werden Worte 
gereckt oder verkürzt, namentlich müssen diu Vorsilbe ge- und das 
Wort Leuer Je nach Bedürfnis dazu herhalten. Auf diese Weise 
hätte es ihm natürlich nicht schwer fallen können, noch ungezählte 
Mengen solcher Reime aus dem Ärmel zu schütteln. Gerade wegen 
dieses geringen Grades von Seihständigkeit ist es indessen zu be- 
dauern, dass er sein im Nachwort gegebenes Versprechen, noch mehr 
zu veröffentlichen, anscheinend nicht eingehalten hat, da namentlich 
die weltlichen Reime eine reiche Fundgrube für niederdeutsche Sprich- 
wörter, Spruchgedichte (mitunter in der Form von Priamelu) und 
Rruchstücke von Volksliedern und Schwänken darstellen. Hei einer 
ziemlichen Anzahl der weltlichen Heime lassen sich aus der bisher 
bekannt gewordenen Litteratur Parallelen nachweisen, so aus den 
Liederbüchern Uhland's und de Bouck's, aus den Werldtspröken und 
anderen, und wo dies nicht direkt mehr möglich ist, bürgt der Ton 
und die Haltung der meisten Sprüche selbst genügend für ihre Volks- 
thümlichkeit. Ganz besonders ist auch die darin herrschende Rein- 
heit der Anschauung hervorzuheben, die um so wohlthuender berührt, 
wenn man die meros sales et jocos, welche der schon erwähnte 
Tberander, „damit er nicht die junge Tischpursch vnd Venuskinder 
durch eytel ernstliche tractation vberdrüssig machto", mit eingesprengt 
hat, in ihrer Unsauberkeit und Ohscünität dagegen hält. Und Tiierander 
hat die lUiytmi mensates des Johannes Junior, wie er iu der Vorrede, 
zwar ohne sie zu nennen, aber mit hinreichend deutlicher Bezeich- 
nung, an giebt, selbst in Händen gehabt, um davon auf Wunsch seines 
Verlegers eine hochdeutsche vermehrte und verbesserte Auflage her- 
zustellen, da er aber unter den 20U Reimen „nit einen gefunden, der 
de subjecta materia redete", hat er sie „hingeleget und sich damit 
nicht verwirren woUtn" ! Dafür machte er 5Ü0 neue, die wohl seit 
HoEFmann v. Fallersleben kein Mensch mehr durchgelesen hat, und der 
Unterzeichnete, der es in der Hoffnung that, doch vielleicht einem 
brauchbaren Körnchen zu begegnen, kann nur ganz dringend von 
einem weiteren Versuche abrathen. Im (regensatz dazu verdienen die 
Sprüche, welche der unter dem Namen Johannes Junior*) verborgene 
Verfasser zu Leberreimen zusammenhämmerte, auch heute noch unsere 
Aufmerksamkeit. Nüben mancherlei Abgeschmacktheiten, die wahr- 
scheinlich, und vielfachen der Sprache angethanen Gcwaltthätigkeiten, 
die sicher auf Rechnung des Herausgebers zu setzen sind, enthalten 
sie werthvolle Reliquien echter Volkspoesie von dichterischem und 
kulturhistorischem Werth. 

Der hier folgende Text schliesst sich buchstäblich an die erste 



*) Der Name kann ein ri 
1 JohaniieB Junge, LütljobaDi 



ncs Fspudonym Bein, aber auch eine Latinisirui 
oder Junghans vorsiellen. 



64 

Ausgabe von 1601 an; a.b uod zu ist auf Parallelstelleu, wie sich 
solche UQgeBuclit darboten, verwiesen, ohne dass damit irgend ein 
Anspruch auf Vollständigkeit in dieser Richtung erhoben werden soll; 
es ist nichts weiter beabsichtigt, als durch solche vereinzelten ßei- 
spiele die oben aufgestellten Behauptungen zu rechtfertigen. 

De Werldtlikeu Ryme van der Lenern. 

1. 

Dlfz Leuer hefft gesete by der Galln, 
Gadea Wordt ys in myn Hert gevalln. 
Glyck wo de Ancker in dem Ryn, 
Godt weth wol myn Hertleeffst mach syn, 
2. 

Difz Leuer vam Hoen wil ick ethen, 
HER Godt wo gern möcbt ick weten, 
Vor wem ick my doch höden schal, 
Vnd dem ick mach vortruwen wol. 
Mencher redt gudt vor mynen Ogn, 
Is weinich war, fast all erlogn. 
3. 

Difz Leuer ys nicht van eim Drakn, 
In Khstandt hebb ick my vorsprakn. 
So Godt hefft süluest ingeatelt, 
Vnd em de Ehestand wolgevelt. 
So wil ick darin begeuen my, 
In Gades Orduing leuen hyr. 
Wowol dar wedderatandt in ys, 
So glöue ick vnd weth gewifz, 
Godt wert myn Water bald in Wyn 
Vorwandeln, vnd steds by my syn. 
4. 

Difz Leuer vam Hoen, nicht vam Heistr, 
Ick hold den vor ein rechten Meistr, 
Wol syner Tungen hefft gewaldt. 
De wert ock wol in Ehren oldt. 
Schlang du böfz vorgitt't Fenyn, 
Vel Minschentungen erger syn. 
Ja wenn dat Wordt geredet ys, 
Is nicht tho ondern, glöue gewifz. 
5. 

Difz Leuer vam Hoen schwyget still, 
Ein gud Lehr ick yuw geuen wil. 
Efft dyne Nering ys gering. 
So schaltu doch syn guder ding, 
Gedüldich, danck dem leeuen Godt, 
Vnd bidd en vmm dat dachlick Brodt. 



65 



Sy fram, vnhr ein Christtick leuen, 
So wert dy (iodt vel meer geaen, 
6. 

Difz Leucr ys nicht van eim Swyn, 
Heimlickheit lalh vorschwegen syn. 
Merck disse Regel, sy Torschwegn 
Vnd wnt nicht dyn ys, dat lath liggn. 
Denn du west dat üodt suluest sprickt, 
Dem Negsten schaltu stelen nicht. 
Vnd ock vam synen nichts begern, 
~ I leucstu nllhyr mit Ehrn. 
Wol öuerst ein deeffstall darfT wagn, 
Beschmorde Hendc nioth he dragn, 
Vnd syn der Lud spott vnd höhn, 
Bekiitnpt endtlick ein Strick tho lohn. 
7. 

DiTz Leuer wert nicht gedragn hennth, 
Vpn Auendt vnrther ick geldt vnd gudt. 
Des morgens volgt sorg na frischm moedt, 
Entlick vor Rydent, dat ghant tho Voeth. 
8. 

Difz Leuer ys nicht vam wildn Swyn, 
Erger ys de als all Fenyn. 
So beimlick Vyendt, wil syn ein I'ründt, 
Sölckem wünsch ick tho disser stundt, 
All vngelück vnd vngevall, 
So ys vp Erden vnd kamen schaL 
9. 

Difz Leuer steilh vp dem Disch vor niy, 
Wenn frömde Lud kamen tho dy. 
Beschäme ae tho neener tydt, 
Ertüg en gudt mit allem flyth. 
All wedderwillen tho vormydn, 
So darffatu neen bÖl'z nared lydn. 
10. 

Difz Leuer ys gesaden wordn, 
Bista ein Gast an fnimdn ördn, 
Holdt dy also in Werckn vnd Wördn, 
Dat ydt wolgevelt yderman, 
Vnd neener dy vorklagen kan. 

8. Ein aus Güstrow Etammeniler bemalter hül^erner Teller des 16. Jabrh. 
im BeuU des Vereins fUr meklentjurgische Gescliicliie trägt die laschrift : 

He is arger wenn vorgjfft vnde fenyn 

De dnr vycnth js vnde wjl frunth syn. 
(Jahrbb. des Yer. f. mekl. Oearb. 23, S. 29()), desgleichen findet sich der Sprach 
Niederdenlschps Heimbüclilpin 2119—20. 



1 



Frölick tho syn in tuclit vnd ebrn, 
Neen wyaer Minsch kan dat vorkern. 
11. 
Üil'z Leuer genamen vth dem Lyff, 
Moth Toen nicht ethea gar tho ryff. 
Merck, weicker nicht vorderueii wil, 
Hfid sick vor Lögn vnd Kartenapil. 
Vor Küpen vnd vor Bwrgerscbi 
Vor Hören vnd bot 



12. 

Difz Leuer ya nicht vam wüdn Deert 
Ein dögetsam Fruw ys Ebrn werdt. 
Ein gud Hufzlioiderin dartho, 
Se mackt eren Mao alltydt fro. 
Ein Ehrbar Fruw van Seden Bcbon, 
Vnd tücbtich, ys des Mannes Krön. 
Ein fram Fruw eddel van Natur, 
Ouerdript all Minschlick Figur. 
13. 

Dil'ü Leuer ys nicht van eiui Bück, 
Ick wünsch yuw heyl vnd vel gelück. 
De Fröwde vnd dat ewig Ryck, 
Dem Brüdgam vnd der Brudt thoglyck. 
14. 

Difz Leuer ys nicht van eim Lam, 
Ick wünsche vnaem Briidegnm, 
Sampt syner velgeleeffden Brudt, 
Gades gnad vnd segen vöruth. 
Frtilick leuen in Einichfit, 
Ein gesundt Lyff, de Salicheit. 
15. 

Dil'z Leuer befft im Lyue ghangn, 
Fruw Helena mit Schönheit ded prangn, 
Van l'aride driimm wardt gefangn. 
Vnd in ein frümd Ryck wechgevört. 
Allein dorch Houart de bedört, 
16. 

Difz Leuer nicht wyth gsetu vam Maga. 
Ein Orgel, Klock vnd Wüllenbagn, 
Vnd böse Kinder vngetagn. 
Ein Hoer vnd ein Stockvisches lyff, 
Ein Nöteboem vnd ein öuel Wyfl. 
Ein Esel de neen Seck kan dragn. 
De negsa dohn nichts vngescblagn. 



. Ulilaads und de Boucka Liederb üchera, Uambarg 




17. 

Difz Leuer ya Dicht van einr Mewe, 
Merck: StiuckrttuerB, Schelck vnd Deue, 
Iloldri nicht mit ehrlikn Lüdn leeue. 
All Leeue, gloue, triiw vnd Ehr, 
Slapen jtzt leyder alle veer. 
18. 

Difz Leuer ick eth, sitt vp der Banck, 
Vntüchtig leefft ys leydä anfanck, 
Idt geschee in kort edder lauck. 
19. 

Difz Leuer ys nicht van einer Flegn, 
Ick wil rymen vud gewiüz nicht legn. 
Ein dicke Maget gar nicht driicht, 
De Morgenröde ock nicht lücht. 
Bringt de Morgenröd neen Windt, 
So bringet se water geachwindt. 
Is de Maget rundt vnd nicht vett, 
Ein Kindt gewisse by sick het. 
20. 

Difz Leuor ys nicht vam Pellican, 
Wultu böse gdancken vorschlan, 
Most wat (lohn, nicht leddich gähn. 
Denn leddichganck glüue gewifz, 
Ein Rouwkiissen des Diiuels ya. 
21. 

Difz Leuer ys nicht vam Elend, 
Vnrecht Gudt nimpt ein böse end. 
Ein yder aick mit Godb vnd Ehru, 
Doh recht vnd redelick ernehrn. 
Alfzdenn beschert Godt era thor nodt, 
Syn lienkament vnd daglick Brodt. 
22. 

Difz Leuer ys nicht van einr Endt, 
Menchr synen Son wylh van sick aendt, 
Vüd tneind ydt sy gantz wol bewcndt. 
Wenn he schal hebben doget gelehrt, 
Hefft he aick vpt Schlüinent gekeljrt. 
Vnd kümpt tho Hufz wedder ein Doer, 
Als he nicht was, do he vthvoer. 
23. 

Difz Leuer ys nicht van einm Bauen, 
De Werldt plecht nemandt tho lauen, 
He künn denn grüwlick wÖtn vnd dauen. 
Wol Rouen, Mordt vnd Brandt vullebracht, 
Vor ein Krygsheldt werdt he geacht. 



24. 
Dirz Leuer vam Hoen, dat ys dodt, 
Nicht schwjgn, vel reden ys nicht gudt. 
Wente de nicht wol reden kau. 
Dem Bteith stiltachwygen bether an. 
Mencher van velem mit wil redn, 
Em vnbewust, ys vngeledn. 
Wol redn, wot schwygn, ein eddel kunst, 
Wol dat gelehrt, erlanget gunst. 

25. 
Difz Leuer ys nicht vam Pellican, 
Böser Gselschop doh dy entscbtan. 
Wol överst dörch disse vorvört, 
Vnd deith wat eme nicht gehört, 
De gedenck an den vorlarn Sun, 
Wo desUIuig entlick gedahu. 
Vnd gryp thor Boeth, kehr wedderümm, 
Vam biisen lath vnd werde frara, 
So kant em wol vorgcuen werdn. 
Wo böfz he ock geleuet vp Erdn. 

2f<. 
Dil'z Leuer vam Hoen ys nicht gvilt. 
Wenn ein Junck gsell wer noch so wildt. 
He neme ein fruw wert wol gestilt. 

27. 
Difz Leuer vam Visch, nicht vam Iloen, 
Viir vnd Stro thosamen gedahn, 
Groth Vürflammen van ander schiahn. 
Dat merckt gy Gselln, Junckfriiwn vnd Wyuer, 
Wenn gy Lefi'elye dryuen. 

28. 
Difz Leuer ys nicht van cinr Koh, 
Mencher Ohruhlaser kan also, 
Synem Hern etwes d ragen tho, 
So in der daedt nüwerl gescheen, 
Wo vth der ervahring tho seen. 
Ja wol nu weydtlick legen kan, 
Blyfft steds tho Haue de best Man. 
Bekümpt wol wat ander bederun. 
Weer beter ein Rock van vele Varun. 
By dem men doch erkennen kundt, 
Sölck einen valachen losen Hundt. 

29. 
DiTz Leuor vam Hoen, ick tast se an, 
Wol nicht schmeicheln vnd hücheln kan 
Tho Haue, blyue men tho Hufz, 
He wert dar weinich richten vth. 



Vnd alltydt wil de warheit sagn, 
Neen groth Lohn wert he darvan dragu. 
30. 

Difz Leuer vam Hoen, nicht seer oldt, 
Mit yderman neen gemeiuschop holdt, 
Vortruw nicht alln, de Leeflt ys koldt. 
Kuem vindestu manck duaent ein, 
So dy in ernst mit trüwen mein. 
Ock vindstu menchen losen Fründt, 
Üe dy nichts guds van Herten gündt. 
Ja wü3te he ein Mordt van dy, 
He Bchwege nicht gelöue my. 
31. 

Difz Leuer ys nicht van einr Hindn, 
Van böser Gsellschop wert g^schwindt, 
Vorvöret meunich Moder Kindt. 
Ein yder sick darvör höd wol, 
So frömdo Land besoken schal. 
Wenn raen einen nicht kennen kan, 
So see men syn Gselschop an, 
By den men lichtlick spüren wert, 
Efft he wat guds im Schilde vöhrt. 
32, 

Difz Leuer vam Hoen de ys gsundt. 
Hör my ein wordt tho disser stundt. 
Wenn men sick nicht bether wil nehrn, 
Als vp eins andern Büdel tbern. 
Ock sick Torleth vpn Bedelstaff, 
Idt gheit em lestlick erger äff. 
Ein sölke ardt nicht ehrlick ys. 
Wenn men sick nebrt vp solcke wyfz, 
Idt Bteith nicht wol, bödt dy darvör, 
Dyn Brodt tho siikn vors andern dör. 
33. 

Difz Leuer ys hyr vp dem Disch, 
Men schal nicht ropen hale Viscb, 
Eer men ae hefft erstlick gefangn. 
Wente wol vel vnd hoch deith prangn, 
Wo he vel geldts vud gadts bekamen, 
Yindt sick nicht im grundl thosamen. 
De moth sitten vnd hörcnt an, 
Wenn de Lud anders redn darvan. 

33. WicchmauD führt im Stfrapeum 1356, No. 16 aus Wt^eners Vocabula 
I, Giyphiswsldi 1610, mehrer«! Sprichwörter an, duuutcr 
Halec clametur, in sparta quanilo ff^netur. 
Men Bcbal nickt ropen, hsle Visch ! 
Men hubbe se deun im korue gewifz. 



34. 

Difz Leuer geeten in der Sydn, 
Men vindt sölck Lud tho allen tydn, 
ßeröfamen sick des Fleiacha vnvordratn, 
Vnd hebben der Jüchen kuem gnatn. 
3ö. 

Difz Leuer ys nicht vam Kanyn, 
Vel willen hoch angeseen syn. 
Wol Tp dem stenen wege riint. 
Vp ein eng Brügg syn Perdt sprengt. 
Ein Junckfruw leefFt eer be se kent, 
He blyfft ein Narr belli an syn End. 
Junger Gsell darvör hiidt dy fry, 
Glöff nicht de vor Ogn denet dy. 
36. 

Difz Leuer der ya hyr noch meer, 
My wundert twar ein dinck bo seer, 
Na groter LeefFt groth llerteleidt, 
Bald volget in seer korter tydt. 
37. 

Difz Leuer ys nicht van einr Krey, 
Wol einem Wulff vp breder Ileyd, 
Vnd dem Joden by synem Eyd, 
Einm Wökener by sym Gweten 
Truwt, wert van dissen bedreten. 
Vnd drecbt billick den spott tbom schadn, 
Dewyl he en hefft vp sick gladn. 




Difz Leuer ys nicht van ein Lam, 
Wol nichts anders denn legen kan, 
Dar sick de Balcken bügen van, 
Wenn dem ein wares wordt invelt, 
Men em doch neenen glouen stelt. 
Wol einmal atilt, ya steds ein Deeff, 
Glyckfals ein Lögner ys nicht leeff, 
Dewyl beyder Ehr ys darvan, 
Höd sick darvör ein yderman. 
39. 

Difz Leuer byr tho Dische steith, 
Wol mit atrengn Lüden ummegheit, 
Schal reden dat men ydt vorsteith. 
Vnd brueck nicbt Iwym-lhafftig ding, 
Voracht ock nemandt alltbo gring. 
Vaken vth mifzvoistandt eins words, 
Kümpt Nydt vnd Hader, Zanck vnnd Mordt. 



40. 

Difz Leuer vam Hoen ick ethen wii, 
Wol yürnmer sitt vnd schwicht ock still, 
Vnd steds duncker vnd suer vthaicht, 
Hüd dy ydt ya ein Schalck vellicht. 
Ein oldt Sprickwordt mercke thor stundt, 
Jo stiller Watr, jo deper griindt. 
41. 

Dih Leuer vam Hoen daiby tho Ichrn, 
Wol kennen wil ein mildn Hufühern, 
Ick rhad em, dat he see van vern, 
Wo syn gesind, Vehe vnd Perdt, 
Mit Spyfz vnd dranck vorsorget wert. 
Wo he denn de leth lyden nodt. 
Nichts üuerigs vorhandn syn motli. 
42. 

Difz Leuer ys nicht van eim Swyn, 
Wol neen tleldt hefft im Hüdel syn, 
Blyue vam Beer vnd kolJen wyn, 
Vnd schäme sick der Junckfrüwlin. 
43. 

Difz Leuer yg nicht van eim Kanyn, 
Idt ys vp Erdn neen schwarer pyn. 
Als steda bym bösen Wyue syn. 
So ergcr ys als Drakn vnd Löwn, 
Vor er deith sick de Diiuel schüwn. 
Wem nu ein sOlcke ys beschert, 
Vnd van er neen wedderstandt bgert, 
Mit guden Knüppeln se beachlab, 
Efft he noch bethering vünd dar. 
Wo se dy denn deith wedder flökn. 
So kanstu beter Illiadt nicht sökn, 
Düun du schwichst tho eren wördn, 
Als wenn du ydt nicht deist anhorn. 
Vnd vngebeden dantzn vnd singn, 
So wert se van böl'zbeit vpspringn. 
Idt ys de aller beste Kunst, 
Ander arbeidt ys gar vmmsunst. 
Süfz wo du dy int wordt deist geuen, 
Neen vpholdt ys, dat merck euen. 
44. 

Difz Leuer ys nicht van einm Barn, 
Wenn einer wil tho Gaste vahrn, 
Vnd dencket dar lang tho blyuen, 
Vnd by den Fründen kortwyl diyueu, 
Gdenck an difz Regel darneuen, 
Vp dat syn Fruw tho hul'z blyff euen. 



72 



Siifz möcht ee en van dar dohn dryuec, 
Mit erem flüken, scheldn vnd kyQeti, 

Vod latheo em gar weinich frist, 

Ein Ledt: Tho Hufz, Tbo HuFz, singt 36 gwifz. 
45. 

Difz Leuer js nicht vam Elend, 
Wenn men all dinck söcbt so behend, 
So kümpt darut haet, nydt vnd tborn, 
All warheit wert dardorch vorlarn. 
Wenn ymandt mit dy tzancken wil, 
So rhadt ick dut du scbwygest still, 
Vnd neraandt helpest vp de bahn. 
So gerne wil ein orsack han. 
46. 

Difz Leuer wil ick etben still, 
Wenn dy ein Munt nicht gelden wil, 
So bring se hen tho Kartenspil, 
Men nimpt se dar vel höger an, 
Als se siifz niimmcr melden kan. 
Ein wahr de men inkijfl't wolfeyl, 
Vorlüst vpm Spei dat halue deel. 
Wat du vor gwin darvan werst dragn, 
Dat darffstu neenem Minachen klagn. 
Thom lesten ys dyth noch dat best, 
Höpning mencben vorderuen lest. 
47. 

Difz Leuer ya nicht van eim Schaep, 
Wol sick begifft tbo Narrn vnd Apn, 
Wert ydt nicht recht wol künen drapn. 
Wol mit en wil vel vmmegahn, 
Moth sölckes gewisse vthstabn: 
In scbimp vnd kortwyl dohn se sagnj 
Wat em velücht nicht all deith hagn. 
48. 

Difz Leuer ys nicht van einm Specht, 
Wor Gewaldt wert gabn bauen Recht, 
Wold ick teeuer syn Herr als Knecht. 
Idt wert dat Recht nu also kruni, 
Gewaldt gheit Recht vaken voriimm. 
49. 

Difz Lcuer ys nicht van einm Schly, 
Judas Kufz ys worden nye. 
Men gifft gud wörd vnd meint ydt nicht, - 
Bhöd Godt vor aülcke Büscwicht. 
50. 

Difz Leuer ys nicht vam eim l''inckn, 
An der Siinnen büden Houwsprinckn. 



73 



Am Mehr jagen Hasen vnd Ree, 
Efft Raphoner in wilder See, 
Water dragen im Vischegarn, 
Idt ys vramesüfz vnd gantz vorlarn. 
Vel weiniger tho aller frist, 
Einer Fruwen Ehr tho bwarn ys. 

51. 
Dif/ Leuer ys niclit van eim Lafz, 
Wenn de Klocke wert syn van Wafz, 
Vnde de Kuepel van eim Vofzstert, 
Is de Klanck iieener Ronen werdt. 
Also all arbeidt ys vorlarn, 
Wo men deit triiw vnd flyth sparn, 

52, 
Di/z Leucr ys nicht viin einr Müggn, 
Valschheit lath vahren achter den Rüggn. 
Aller Lud mundt stoppen mit Mehl, 
So moste men des hebben vel. 

53. 
Difz Leuer ys nicht van eim Swyn, 
My dünckt ydt ecbold ein gudt dinck syn, 
Wenn wy hedden veer stöffken Wyn, 
Vnd ock dre ding in diaser werldt. 
Ein gsundt Lyft', ein Junckfruw, reedt tieldt. 

54. 
Difz Leuer vam Visch, nicht vam Stur, 
De Lud hebben ein seltzam Natur, 
Is en beschert grolh glück vnd heyl, 
So werdn se frefflick vnd gar geyl, 
All'zdenn synt se tho vel vormehtn, 
Vnd dohn clarby Gades vorgetn. 
Möchten wol hebben gudt gemack, 
Wat denckatu arme Madenaack. 
Vnd deist hyr also hoch stoUern, 
Vorgist dartiuer Godt dyn HERN. 

55. 
Difz Leuer ya nicht van eim Swyn, 
Ick wil dy geuen gudt Doctrio. 
Wenn du kümpst van all dym Gudt, 
Welckea dy ahn twyuel seer wee doth, 
So schalt dy doch nicht errn so seer, 
Als wenn du haddst vorlarn dyn Ehr. 



I, J,) Bl. 3 



37t': 



erldtaprüke (Druck c 
Wor Je Klockp Vau I 
Vnd de Knepel ein Vofz»tert y 
De klanck nichl verne gebiert ys, 
Mit Me«l all Mtind thostopiR'u ya vuirirn. 



74 



Ein gudt Gerücht vel höger acht, 
Als alle Rykedoem vud pracht, 
Werstu de Schant?, einmal vorsehn, 
So ys ydt vmm dyn ELr gescheen. 

56. 
DiTz Leuer ys nicht van eim Spren, 
Mencher meint hc sy ydt allein, 
Van wegen syner Houart groth, 
Vnd drept doch dat gmene Sprickwordt: 
Eines armen Ilouart gewtsz 
(Mit tiichtn) des Diiuels Arfzwiach ys. 

57. 
Difz Leuer ya nicht vani wildn Deert, 
Ein gudt Friindt, vnnd ei« vorsöcht Swerdt, 
In nüden Byndt vel geldes werdt. 

58. 
Difz Leuer vam I!oen ys gesundt, 
Nared einem dat Hert vorwundt. 
Ein Wyff, Wyn, Wiirpel vnd Kartenspil, 
Verderuen menchn wolt glüuen wil. 

59. 
Difz Leuer ick wil ethen recht, 
Wol eine Hoere nimpt tho Echt, 
De kümpt int Ilanreyer geschlecht, 
Moth doch syn dag ein Hanrey blyiin, 
Heflt ein bol'z Kleinod an sym Lyff, 

«0. 
Dih Leuer gseten vaderm Vell, 
Ein oldt Wyft' vnd ein junck Gesell, 
Hebbn gmeintick de tydtlike Hell. 
Beter ya doch iu Ehren oldt, 
Als in Sund geleuet mcnnichfoldt. 

6L 
Difz Leuer ys nicht van eim Hoen, 
Jiimmer tho hapn, vnd weinich dohn, 
Bringt entlick nicht vel Arbeidaluhn. 
Danck (iodt durvör, wat vorhandn ys, 
Wacht dat ick segge dy gewifz, 
Ein gfangen Vagel in der Haudt, 
Beter denn hundert öuer Landt. 

62. 
Dij'z Leuer ya nicht van einr Maert, 
Men bad ein Hundt gar fyn vnd tzart. 
So behöidt he doch des Hundes art. 

Werldispröke Bl. i^: 

GaAe FrOatle vnd ein vorBüclit Schwert, 
Synt yn nöden veel Geldes werdt. 



Also ein Narr gschickt na Parifz, 
Kümpt wedder her gelyke wyfz. 

63. 
Dilz Leuer ys nicht van einm StÖr, 
Heffstu vel Geldt, so tridt hervor, 
Wo nicht, so blyff achter der dör, 

64. 
Difz Leuer vam Iloen ick doh her bringn, 
Vp Luten, Cythern, Pypn vnd Singn, 
Gehöret ein frolikes Springn. 

65. 
Dil'z Leuer ys nicht van einm Kanyn, 
Schimp und Ernst lath thosamen syn. 
Idel Ernst deent nicht iillerhandt, 
Vnd yümmer Schimp heftt neen bestandt. 
Mathe holdn ys in allem gudt, 
SuCz men alles vorderuen doeth. 

66. 
Difz Leuer allhyr licht vpm Disch, 
Ein Katte eth wol gerne Visch, 
Wil de Vöthe nicht maken natt. 
Also, wil einer hebbeo wat, 
Arbeidt em moth vordreten nicht, 
Idt kümpt em noch tho gud vellicbt. 

67. 
Difü Leuer ick eth se ys licht, 
Vel würde vüUen den Bueck nicht. 

68. 
Dilz Leuer ys nicht van einm Kanyn, 
By gudem Beer vnd Itynscbem wyn, 
Mach ick alle dag gerne syn. 
He schmeckt my winter vnd sommer wol, 
Vnd dat gfelt myner Fruwn nicht all, 
Bringet er ein hciimlikes lydn, 
Glyckwol kan ick en doch nicht mydn. 
Frisch vp, ydt moth gedruncken syn, 
Idt sy geiyck Beer edder Wyn, 
Hyrmit werd ick dat myne quydt, 
Wil bapen vp ein beter tydt. 
Vnd wenn dat myne ys vorlhert, 
So wert my Wntr vor Beer verehrt. 

Dii'z Leuer ys nicht van eim Lam, 
Ick hold den vor ein wyseo Man, 
De synes dohndes ninipt in acht, 
l'lyticb na geldt vnd gude tracht, 



76 



k. 



Mit Godt vod Ehrn, doch Löi't darby, 
Dat be darmit sorgfoldich sy, 
Wo he datsülue mög bholden, 
Vnd des gnetn in synem older. 
Ilerna gar schwär de arbeidt ys, 
Wenn du Uiom older kamen bist. 

70. 
Difz Leuer ys nicht van eim Specht, 
Geldt bringt de Lud in groth Geschlecht. 
Vnd wut krum ys, dat mackt ydt schhcht, 
Vorstopt de Ohrii, vorblendt dat Gsicht, 
Mit Geldt kan men Fründtachop tnako. 
Summa Geldt deenet tho alln sakn. 

71. 
Difz Leuer ys nicht van eim Swyn, 
Och Broder leeifste Naber myn, 
Dyn Hert vorradn de Ogen dyo, 
Wat du gedcnckst im sinne fyn. 
Wenn du ydt jo recht weten wilt, 
Ein Bouen vürat in dynem Schildt. 

72, 
Difz Leuer ys nicht van eim Hau, 
Helft men dy wat gudes gedahn, 
Schaltu dat rhümen alle tydt, 
By yderman bred vnd wyth. 
So du einm andern lieffst ertijgt 
Woldadt, dat ys ein fyne dögt, 
Rhöme dy nicht, dat rhad ick dy, 
Sürz ladstu affgunst segg ick fry. 

73. 
Dij'ü Leuer deel ick yuw vmmsunst, 
Danckbarheit ys ein eddel Kunst. 
Wol danckbar ys, de wert noch mter 
Erlangen gunst, Eründtschop vnd Ehr. 

74. 
DiTz Leuer ya nicht van einm Sturn, 
Worümm schold ick vel tzagn vnd truru. 
De wyu ys söth, dat Beer ys gndt, 
Idt maket my beyd wangen rodt, 
Bywylen ock den Stert gar bloeth, 
Idt iny dennoch wol schmecken doht. 

75. 
Difz Leur vam Hoen ick eth se seldn. 
Ick moth hyrby doch eins vormeldn: 
Vortyden wart de Kunst geacht, 
Wol nu geldt heift, de vijhrt den pracht. 



So gar hefft sick de werUt vorkert, 
Vor giidt all bör^heit wert gelcrt. 
76. 

Difü Leuer vam Hoen wil ick vorsclilingn, 
Wy willn nu seggn van lustign dingn. 
Welcker wol singen kan, de sing, 
Vnd de wol springen kan, de spring. 
Lustich in Khrn vnd guder ding, 
Einer dem andern ein Ghh bring, 
77. 

Dir?, Leuer vom Hoen ys nicht oldt, 
Wol syner Tungen befft neen gevsaldt, 
Desiilue nicht bedwingen kan, 
Vnd Üuel redt van yderman. 
Schal weten hyr tho aller frist, 
Dat em myn Üisch vorbaden ya. 
78. 

Oifz Leuer vam Visch, niclit vam \,&h, 
Wultu gyn ein wilknnien flast, 
Valir nicht hcrutb gar vnbedacht. 
Sunder hebb dyne Iled in acht. 
Vorachting groten scbaden deitb, 
Bringt menchen in grotb Herteleidt. 
79. 

Dir?; Leuer vam Hoen gsaden gahr, 
Geloue ya de beste Wahr. 
Holdt den Glouen in guder hodt, 
Vnd acht en vor diit beste Gudt. 
Wenn dy nemandt wil glÖuen meer, 
Vnd höldt dy vor ein Lögener, 
Wor wultu dy den holden an? 
Vorwar du bist jo ein arm Man. 
80, 

Difz Leuer vam Hoen ys gesundt, 
Ick truw vp Godt alle stund. 
Wenn ick vündt einen ysern Hoedt, 
So vor dat Legent wore gudt. 
Vnd ein gewisse Schildt vor scheldn, 
Ick wold de twe dür gnoech vorgeldn. 
Wenn ick ock hedd en Tliorn vor trurn. 
Ick wotd en hoch mit Tinn bemüi 



Hedd ick ( 



, Huf?, 



vor vngei 



Wold ick vpleggei 



DiTz Leuer ys nicht van { 
Wenn ick vor oldr bcdd ein 



imack, 



81. 



78 



k. 



Wold ick my schmeren vmmeher, 
Efft ick vorm ateruen seker weer. 
Vod liedde vor den Dodt ein Swerdt, 
Weer my wol duseiit Gülden werdt, 

82. 
Difz Leuer ick hyr delen wil, 
Wenn du ein dinck nicht west, schwych still, 
Men hüldt den vor ein wysen Man, 
Wol tlio rechter lydt schwygen kan. 

83. 
Dü'z Leur ys nicht van einui Kanyn, 
Weer iuk by der Hertleeftsten rayn, 
Truricheit wold ick laten vahrn, 
Vnd wolde daran neeo Geldt sparn, 
Mit er holden einen Dantx gudt, 
Vud vöhrea einen frischen moedt. 

84. 
Difz Leuer ya als aick gbört, 
Ick bebbe myn dag nicht beter ghürt, 
Vnd ock nüwerle beter glesen, 
Als steds by Ethn vnd Drinckn weaen. 
t'rölick in Godt mit allen Ehren, 
Neen wyser Minscb kan dat vorkehrn. 

85. 
Dilz Leuer vara Hoen nicht meer gbeit, 
Mencher vel na my fragen deith, 
Ginck ydt my wol, dat weer em leydt. 
Ginckt my öuel, weer em ein fröwd. 
Mit sijlcken wördn als he ydt meint, 
Wil ick noch lachen wenn he weint. 
Idt sy syn schimp edder syn apott, 
Wat be my gündt geue em Godt. 

86. 
Difü Leuer ys nicht van einem Finckn, 
Vp den Auendt mach ick gern drinckn, 
Vnd hebb dartho ein frischen moedt, 
Scboldt ouk kosten Mantel vnd Hoedt. 
Godt geue denn, vnd Godt gröte, 
Vorsuep ick de Schoe, bbold de VJIbe. 

87. 
Difz Leuer ys nicht van einm Schneckn, 
Gudt Beer, dat du so wol deist schmeckn, 
Maeckt dat ick gha so seer thoretn, 
Vnd myne Kleder syndt thoapletn, 
Ock werden my de wangen rodt, 
Vnd wert darna de Stert ock bloeth. 



79 

So kamen darna de Lappen, 
Vnd dohn ray vor den Stert klappen, 
Wat werd ick krygen lest thor Ileiit, 
Ein holten Kanne vull Kaueut, 
Daruth kan ick dohn einen tög, 
Glyck als ein grote Becker Sog. 
Kan ick en denn nicht meer betain, 
So weth ick ook nicht meer tho lialn, 
Vnd weth ock neen Kauent tho krygn, 
So moth ick darmit stille schwygn. 



Dirz Leur ys nicht van einm Kanyn, 
Och Godt wat ys dat schwäre pyn, 
Vel schüldich syn vud nichtes hau, 
Dar men de Scbuldt mit betain kan. 
Wor denn ock neene böpning ys, 
Dat men betalc vp ein frist. 
Och (iodt myne Schuldt bkenn ick dy, 
Gha nicht int Gericht mit my. 
Ick will dy settn ein gewisse Pandt, 
JEsum dyu Sön vnsen Heylandt. 
89. 

DiTz Leuer vam Hoeu de wil ick ethn, 
Schnapscher Junckfruweu nicht vorgetn. 
Ein huep sick oH't thosamen vindt, 
Welck ys wunderbarlick gesinnt. 
So bald se thosamen kamn, 
Vor GOdt noch der Werldt dohn siek achamn. 
Vnd dohn so spöttlick dticks vortelln, 
Den gbreck der schönen jungen Gselln, 
De Erste hefft ein scheue Been, 
De Ander gheit nicht styff berin. 
De Drüdde ys ein Dmnckenboldt, 
De Veerde ys en vet tho stolt. 
De VöfTto kan nicht Letüen dohn, 
De Söst ys nicht leelflick vnd schon. 
De Söuend ys tho groth efft tho lanck, 
De Achte hefFt neen lysen ganck. 
De Negend heGTt neen stemm tho singn, 
De Teinde kan nicht dantzn noch springn. 
De ElfEte ys ein Dabeler, 
De TwÖlfft neen gudt Vagelfenger. 
De Leste helft neen gudt Kiedt an, 
Edder moth sick vorachten lahn. 
De Junckfruwen de dar ayndt so keck, 
Valien thom ersten in den Dreck. 



Wenn ae so na dem danlite jagn, 
Bekamen otTt dat cti niclit liagt, 
Hebbeii tlio dragen ein lange tydt, 
In negen Macnt werdent niclit quydt. 
So lang se syndt worden hekandt, 
Tehen so in ein ander Landt, 
Ghan wedder in geHochten Hacrn, 
Als do se rein Junckfniwen warn. 
So laug dar kiimpt ein ander Man, 
Vnd nimpt se denn mit fröwden an, 
Ock alfzbald mit er darvan gheit, 
Vnd den handel nicht recht vorsteith. 
Bald wert de Koep geschlagen tho, 
He küfft dat Kalrt' mit der Kho. 
So lang se ein weinich boldn huFz, 
Erheuet sick ein grother strufz, 
Vordragen sick tho aller stundt, 
Glyck als de Katte mit dem Hundt. 
Ick kant vorwar nicht all beschryun, 
Wat se vnder einander dryun. 
All Junckfruwn schciln sick wot bedenckn, 
Nemandt an Bynor Khre krenckn. 
Idt ys neenem Minschen gegeun, 
Ahn gbreck vp disser werldt leun. 
De Junckfruwen de ahn gbreck syn, 
Solcken schencko ick dissen Rym, 
Vnd doh se fyn byrmit ketteln, 
yfyh. Heiner leggen ock in Nettein, 
Nicht dat ick de framen mein, 
Van den Schnapachen red ick allein. 
Ein Jnnckfruw mit beschedenheit, 
Were ydt wol im Herten leldt, 
Wol einem andern ein Nett stelt, 
Vaken mit schaden darin velt. 
90. 
Difz Leuer ys nicht van einem Ilocn, 
Den Junckfruwen ys dith ein Kroen, 
Fründllick könen se sick anstelln, 
Vnd leeffiick ycgon de Geselln. 
Welcks klinget so berück vnd schon, 
Als werent Engel im Hemmeis Thron, 
Hyrmit bringen se in de Karn, 
In der de Narn plegen tho vahrn, 
Vnd dohn se so heriimmer vöhrn, 
In de Tehnen dartho vexern. 
Ick segge dariimm ahne schrye, 
Gha nicht vel vp de Leffeley. 



^^^^^^^ 


^ 


^H Hödö dy ock mit äyth darvör, 




^M Vnd frye tho Ilufz vor dynr dör. 


^^1 


^^M Difz Leuer ys nicht van einen Butt, 


^^1 


^^H My wundert, w»t my wundern mutti. 


^^^H 


^^H Noch ys my nichtes so beschwert, 


^^^H 


^H Oat men de Gsellen nicht höger ehrt, 


^^^H 


^^M Vnd men ae nicht straket vnd vyrt, 


^^^H 


^^B Dwyl sick nienche Junckfruw drümm tzyrt. 


^^^H 


^^1 Wenn men all Junckfruwn thosamn ded, 


^^^H 


^^H Ahn Oselln h<;bl)en se doch neen fröwd. 


^^^H 


^H Se stellen sick ock so schein vnd tzart, 


^^ 


^H Ahn Gsellen hell't ydt doch neen ardt. 




^H 




^H Dih Leuer hefTt gseten im Lyff, 




^H Mennicber fryet ein oldt Wyff, 




^^1 Vnd mit demsUluen olden wyfT, 




^H Bekümpt lie nichts denn Hadr vnd Kyff, 




^H Vnd ock men ydel hoen vnd spott. 




^H Den Diiwel vnd synen Affgodt. 




^H Sya Fegfiir vnd ayno Hell, 




^^M Höd dy darviir Junger gesell, 




^^m Vnd nim ein junges Megdelin, 




^^B Darmit so kanstu frölick syn. 




^H 




^^M Difz Leur ys nicht vam Pellican, 




^^M Krycht ein oldt wyff ein jungen Man, 




^^M Er neen dem andern deith vel gudt. 




^^M Dat mackt de Leeue ys nicht groth. 


^^^H 


^H Oldt vnd Junck schicket sick nicht fyn, 


^^^H 


^M Ick pryrz den, de nimpt ein Megdlin, 


^^^H 


^H Mit der kan he fyn lustich syn. 


^^^H 


^H 


^^^H 


^^M Difz Leuer ys nicht van einni Schwon, 


^^^H 


^^B Myu Leeffken ys secr hübsch vnd schon. 


^^^H 


^^M Se ys geplant int Hert myn, 


^^^1 


^^M Mit gülden Boeckstauen gar fyn. 


^^^H 


^H De erste BoeckstafF de heth A, 


^^^^H 


^H Ick hebb ein Leeffken dat ys ja. 


^^^B 


^^M De ander BoeckstafT de heth K, 


1 


^^f Wenn ick an se gdenck vnd nicht see, 


^M 


Wn my myn Herte gantz Ihobrekn, 


^^^H 


Vor trurent kan ick neen wordt aprekn. 


■ 


92. WerldtBpröke Bl. 39i>: 


Wol dar hefft ein böae Wyff, 




De hefft dat Fegefür an aynum Lyff. 


^^^H 


IIl*d»d*al9cbeB J.te1«ii;(i. X 


J 



De driidde BoeckstafT de het 0, 
Ick hebb ein Leeffken weth wol wo. 
Nomlick in einem Ilosengardn, 
Alltydt deith se mynr darin wardn. 
Wold Godt dat ick, wo gern ick wo!d, 
Breken datsülue Blümlia stolt. 
95. 

Difz Leuer yä nicht van einm Rauen, 
Ein Ehrleuar ys tho lauen. 
De Lefl't üuerwindt alle ding, 
Maket dat Geldt im Büdel ryng. 
Wor Üuerst dat Geldt deith enden, 
Deith sick de Lefft gar bald wenden. 
96. 

Difz Lener gsaden by dem Vür, 
Fründtscbop de ys gewifzlick dür, 
In dissem Lande öuorall, 
Wor men de Leeue köpen schall. 
Ick wil dariimm vel leeuer achlapn, 
Vnd my alltydt vp Godt vorlatn. 
Ick hebb em nnyn sack heimgestelt, 
He makct als ydt em gevelt. 
97. 

Diiz Leucr ick ethe se ya gesundt, 
Myo Leeftlten hefft ein roden Mundt. 
Er Hare synt geel alse Goldt, 
Gar gern ick by er weaeu wold. 
Wenn dat geschiit in allen Ebrn, 
So kant vqs jo neen Minsch wehrn, 

Diiz Leuer ys gesaden gar, 
Myn Leeffken hefft twe Ogiin klar, 
De lUchten als de belle Sünn, 
By er vind ick vel fiowd vnd wiinn. 
Dariimm schal my neen leeuer werdn, 
So lang ick leue vp der Erdn. 
99. 

Difz Leuer gsaden by Vür vnd Holt, 
Och Godt wo gern ick weten wold, 
Wol ick vp Erden vortruwen kan, 
Idt sy gelyck Fruwe edder Man, 
Idt ys nu alls worden nye, 
Gude Wörde vnd valacbe Trüw. 
Wenn de Mundt sprickt, Godt grötbe dy, 
So meint dat Herte hödt dy fry. 



83 



100. 
Dil'z Leuer ys nicht van eirir Mardn, 
lu mynes l.eeffken Rosongarden, 
Twe Blönilin gwassen süuerlick, 
Dftt erste Tiichtich vnd Früadtlick. 
Dat ander Fiam, Holtaaliclieit, 
Sülck tzyr mynin Leeffken wol ansteitb. 

lOI. 
Difz Leuer ya gsaden faiibsch vnd schon, 
Myn Leeßken ya ins Ilemmels Thron. 
Wold Godt ick mÖcht bald by er eyn, 
Dftt weer stodes de wille myn. 

102. 
Di/z Leuer ys schön, vnd ya gar, 
Ick hebd ein Leefl'ken dat ys wahr, 
Mit Goldtgelem vnd schünem Haer, 
Vnd ock twe Oglin de synt klar. 
Twe rod wangen vnd roden Mundt, 
(jodt spare se alltydt gesundt. 

103. 
Difz Leuer ya nicht van einr Kho, 
Och Godt wo gheit ydt yiimraer tho. 
Ick were leeff hebb ick gemeint, 
Nu ys se my van Hertn vyendt. 
Wenn se inyner nicht wold vorgetn, 
Vmm er wold ick difz Leuer ethn. 

104. 
Dlfz Leuer deith my wolgevalln, 
Ick hebb ein Leeff vor andern aün. 
Wold Godt dat ick möcht by er syii, 
So weer gestillt inyn angst vnd pyn. 
Ick wold my er ock nichtea schemn, 
Sb fründtlick in myn Arme nemn, 
Wold er van disaer Leuer schenckn, 
Ein frölikn drunck er ock thodrinckn. 

105. 
Difz Leuer ya nicht van einr Kndtn, 
Men secht vns vel van den Studentn, 
Wo dat 86 achöien syn vorkehrt. 
Doch hebben ae ydt anders glehrt. 

100. Erinnert an Uhlands imd de Boiicks Liedtrhüclier Nr. 141, 5. 
102, Vg]. ebendaselbst Nr. 48. 

lOS. Vgl. ebcmkselbsC Nr. 21. — Monatsschrift von und für Schlesien 
1829, S. 550: 

Schreilier timl Studeiit<?n 

Werden der Welt Regenten. 



84 



L 



Wenn ae des Nachts vpr Straten ghan, 
Vod leefflick vp der Luten schlau, 
Vnd behben steds ein frischen moedt, 
Werden doch sülcke Lud daruth, 
So by FÖratn vnd Hern können syn, 
Driimm wiln wy van Studenten rymn. 
Ick hap my schal noch eine werden, 
Mit der ick leue vp der Erdn. 

lOG. 
Difz Leur vam Iloen wil ick ethn, 
Hyrby der Kramer nicht vorgetn, 
Denn se syndt frisch, frölick vnd fry, 
Drincken ock gern gudt Beer darby. 
Se gähn gar menchen suren schweet, 
De en offt üuer de Nefz gheit. 
Doch syn se darby Ehrenwerdt, 
Ick laue de, de se begert. 
Men kan en dat Jo nicht vorkebrn, 
Se synt frölick in Tucht vnd Ehrn. 

107. 
Bih Leur vam Iloeu vpm Dische steith, 
Dit ys der Kramer Gerechticheit, 
Dat se des morgens nicht eer vpstahn. 
Sc seeu denn de l.uh vpr Dekn gähn. 
Ick bin darümm dem Werde quadt, 
So Luf/. vp synen Bedden hat. 

lOS. 
Difn Leuer ya nicht van einem Visch, 
Wol my gudtlick vor Ogen ys, 
Vnd hinder gheit mit valacher tiick. 
Ick wünsche em all Vngelück. 
Schöne wörd geuen vnd gingen, 
Ilefft my vnd menchen bedragen, 

109. 
Difz Leuer ys nicht vam Edeher, 
Junckfruw rücket doch neger her. 
Ick hehb neen Leeffken noch vp Erdn, 
So gy willn könne gy ydt werdn. 
Bewillig gy in disaen siikn, 
Werde gy my grote fröwd makn. 

110. 
Idt ys gebriicklick öuerall, 
Dat men de Leur berymen schal. 
Ein yder van synni Leefiken schon, 
Help HEU Godt, wo schal ick em dohn? 
Ick hebb jo neen LeeSken vp Erdn, 
Doch hap ick my schal bald ein werdn. 



in. 

Difz Leur wil ick beryraen schlecht, 
Gar fründtlick reden kan ick nicht. 
Schön schold ick syn, dat bin ick nicht, 
Fram bin ick wol. dat helpt my nicht, 
Geldt helpt my wol, dat hebb ick nicht, 
Doch Bteith vp Godt myn thovorsicht. 

112. 
Difz Leur ys nicht van einem Barn, 
Ick hebb my noch neen Leeff erkarn, 
Vnd denck noch neen tho kesen, 
So darfF itk noch neen vorlesen. 
Ick wil myn Fryent wat ansehn, 
Vnd wil darna int Kloster tehen. 

113. 
Difz Leur ys nicht van einem Valckn, 
VAa Hiiselin mit gülden Balcku, 
Dat wünsche ick der Leeffslen myu, 
Vorgith nicht mynr schal de Dür syn, 
EuQBt, Ehr vnd Leefft er IIuTzgeraedt, 
Ogentrost er Fröwd frü vnd spad. 
Wolgemoedt er Sehlapkamerlin, 
Mit Tucht schal se getzyret syn, 
Dat Hiiselin ys schön viid klar. 
Ick schenckt mynra Leeft' thom nyen Jar. 

114. 
Difz Leur ys nicht van einer Quappn, 
Ick wold myn Kleedt eer lathen lappn, 
Dartho ock all myn Gudt vorlatu, 
Eer ick myn Leeffken wolde hatn. 
Denn ick bin dyn vnd du bist myn, 
HER Godt möcht ick doch by er syn. 

llö. 
Difz Leur ya nicht van einem Visch, 
Godt segn rns all an dissem Disch. 
Geue VHS Fred vnd Enicheit, 
Hyr vnd hernach in Kwicheit. 

\\G. 
Difz Leur ys klein vam Hoen ya myn, 
Hertalterleeffste ick bin dyn, 
Maket alles de thosag fyn. 
Allein bistu myn fröwd vnd wunn, 
Dyn Oglin lachten als de Sünn. 

]16. Stimmt fast wurclicb mit einem in der Monatssclirift von und für 
Bchlesien 1639, S. 2'^ um dem Rciselaj^eliuche eines schlesi sehen Edelmaiinea mit- 
gaheilten hochdeutschen Leberreim tum 1620—25). 



Darümm Bclial my neen leeuer eyn, 
Denn du Hertallerleeffste myn. 
117. 

Difn Leur ys nicht van einem Beer, 
Ick wold dat ick ein Schündlioel wccr, 
Wo!d ick wünschen vp mynen Üiscli, 
Junge Höner vnd gbraden Viscb. 
Ein gülden Kann mit Rynachem wyn, 
Dartho ein wacker Megdelin, 
Van aclitein Jaren motli se syn. 
Mit Goldtgelem vnd langem Haer, 
Dartho twe Ogelin de synt klar, 
Üith schenck ick er thom nyen Jar. 
118. 

Difz Leur ys Leuer vnd neen Lung, 
Ach junges Herte Tngedwiiugn, 
Wat beffstu mennich landt dürchdn 
Beide mit Ryckdoem vnd Armodt, 
Hebb ick vortert vel Goldt vnd Gudt. 
Darumm wü ick doch uicht vortzagn, 
Sünder myn hüpning tho Oodt dragn, 
Efft ick schon vel werde beklafft, 
Vnd mit menger Lögen behafft. 
De an erem gnoech heddu tho dragn, 
Noch moth ick syn van en belagn. 
Ick wold dat alle valache Tuugn, 
Weren mit einem Pyl dörchdrungn. 
So möcht myn Herte frölick syn, 
Vnd dragen hübsche Röselin. 
Früntlick, frölick, ehrlick vnd främ, 
Is mynea Herten rykedoem. 
Ick beger nu nicht» mehr in der weldt, 
Idt sy SUluer, Goldt edder Geldt, 
Sunder wenn ick van hinnen scheid, 
Dat my Godt mit syn Engeln gleid. 
119. 

Difz Leur ys nicht van einer Gandt, 
Vuse Magt ys allerwegen hkandt, 
Darmit kan se gudr Geaelln hüld krygn, 
Wat Sß hört dut kau se nicht schwigen, 
Idt blyfFt by er so wol vorschlatn. 
Als hedd men Watr in ein Seff gegatn, 
120. 

Difz Leuer gseten vnderm Vell, 
Idt wanderden dre Kramer Gselln, 
Se queemen tho hope vor de Hell. 



87 

Vnde lögen dariinim de Mukn, 
Wol erst scbolde in de Helle krupti. 
Üat Lott vell tlio V|i den Liiugcn, 
De quam erst in de Hell gegangen. 
De andero bleeuen bulen stalin, 
Woldeo aick vmm den Vürganck sclilmi. 
Se Echlögen sick ein gude wyl, 
He stundt nicht in der Helle 8till. 
Wes wilkamen du gude Compan, 
Wo hefft ydt dy in der Hell gegahn? 
Idt ys darin eo düstr vnd deep, 
Dat dar neen Minsch tho gründen weeth. 
Wo bistu so blaw vmm de Nefz? 
He sprack: Ick hebbt gekrego vor der V.h, 
Gha du lien, ick bin dar gewest. 
121. 

Difz Leuer ys van einem Haen, 
Ein Eebrekr moth dil'z veer straff stalin. 
Ala dat he wert in Armoedt vorgahn. 
Efft be wert böses Dods sterueu, 
Schaad vud Laster vp sick eruen. 
Edder dörcb Gfencknis hart vnd scbwar, 
Wert he Ehrlofz erkandt apenbar. 
Efft he wert vorwuudt beth in den Dodl, 
Vorlüat ein Lidt in schmerte groth. 
12'2. 

Üifz Leur vam Hoen, nicht van eim Swyn, 
Ick weth niy ein hübsch Junckfruwlin, 
So hefft myn Ilert so seer besetn, 
Ick kan se nümmermeer vorgetn. 
Denn efft se wackt, ick schlape nicht, 
Is dat nicht pyn, de my anficht. 
My schmeckt noch drincken efft etheu, 
So seer hefft my de Leefft bseten. 
Ick wold leeuer dyth alles lydn, 
Eer aick myn Leeff schold van my scheidn. 
123. 

Difz Leur vam Heckt hefft gsetn by der Galin, 
Ein Megdlin ys in mynen Sinn gVitlln, 
Alse dat Water in den Ryn, 
Wold Godt ick scholde by er syn. 
Wenn ick an se gedencke, 
Ein fründtlick lachen ick er scheucke. 



122. In „denn efft se wackt, ick schlape nicbt" üt die Aospieluiig auf 
Uhluds und de Boucks Liederbücher Nr. 63 nicht zu Terkeunen, 




124. 
Difz Leuer vam Hoen, nicht vam Ree, 
De Stadt Lübeck licht an der Ostsee, 
Vnd gehört thom Römiscben Ryck, 
Dar syndt de Junckt'ruwen süuerlick. 
Vnd wenn ee vor der Dören stalin, 
Brune Ogen, gele Haer ae hati. 
My düDcket in mynem sinne, 
Etlike mögn nicht gern spinnen. 

125. 
Difz Leur vam Hecket, nicht vam Stör, 
De Junckfruwen stabn gern vor der Dür, 
Mit den Ogen dohn se wencken, 
Mit dem Herten dohn se krencken. 
Mit den Vothen dohn se scharreu, 
Maken mennichen thom Narren. 

126. 
Difz Leuer vam Hoen de ys solt, 
Ick wold dat alle Berg wem Goldt, 
Vnd alle Water weren Wyti, 
Vnd EQÖcht ein Her daröuer syn. 
So wold ick leeuer dat vorlesen, 
Eer ick myo Leeff wold vorkesen. 

127. 
Difz Leuer vam Heckt, nicht van eium Barn, 
Ick hebb ein fyos Leeff vtherkarn, 
Dat hebb ick gdahn mit gudr Friind rbadt, 
Ick hape my schal nicht rüwn de dadt. 

12S. 
Difz Leur vam Hoen hefft gsetn bym Rügg, 
Trüwe ys eine vaste Briigg. 
Idt ys gar ein köstlick dinck, 
De Trüwe by aynem Leeue vindt. 

129. 
Difz Leur ys vam Viseh, nicht vam Hoen, 
Den Armen lath vns steda guds dohn, 
Vnd wachten van dy Godt dat Lohn. 

12B. MonataBchrift von und für Schlesien 1829, S. 232: 

Diese Leber ist vom Hecht und nicht vom Stier — 

Die Jungfraun in Jena siehn vor der Thür, 

Mit den Augen thun sie wiuken, 

Und mit den Herzen häufig krinfcen (?), 

Mit den FUsseii thuD sie scbaiTon, 

Und machen manchen Studenteu zum Harren. 
Aus dem Bcbon bei llö erwähnten TagcLuch. Anscheiueud, schon wegen de« hoch- 
deutsch völlig unverstütidlicbeD Wortes krinkcn, auB dem Nicderdenlachen entlehnt 



130. 
Difz Leur wil ick ethen behend, 

All dinck vp Erden lieft't ein End. 
Bistii rjck, arm, Fruw edder Man, 
So irnislu doch einmal darvan. 
Idt helpt dy nicht dyn grote Gudt, 
Dyn Houart, pracht vnd öuernioedt, 
Du most doch an dem Reyen syn, 
Slit dem Dod holden ein Üantxelin, 
Drumm kum HERR Cbriste, kum behend, 
Vnd maeck mit disser Werldt ein End. 
Beschlut. 
So dem Leser dyth BÜcksche guellt, 
Hebb ick noch etlike Ryme gsteilt, 
Daran ick hebb gelecht all myncn flytb, 
Schälen ock kamen mit der tydt, 
Doh yuw hyrmit wünschen Gades gnad, 
De wold yuw bhöden fro vnd apad. 
ENDE. 



Ad. Hofmeister. 



Van den Detnaersehen is dyt 
ghedieht 

{aur die Schlacht bei Hemmingaiedl, 1300). 



DaB unten abgedruckte Gedicht auf die Schlacht bei Hemming- 
stedt i. J. 1500 entnehme ich einem alten Drucke, welcher dem 
Exemplar des Lübecker Ueinke Yoa von 1198 auf der Stadtbibliothek 
zu Bremen angebunden ist. Es sind ungezählte Bll. in i" mit der 
einzigen Signatur aa auf Bi. 3a, ohne Kustoden, ohne Angabe des 
Druckers, Ortes und Jahres*), Ein zweites Exemplar ist nach einer 

*) Vorgekli'bt ial. das Titelbl. eines andern alten, auf Dilmarachen bezüg- 
lichen Druckes: 

Wat in hundert yareu vode iiu ia ghcrchei^u. 
In dethmerlchcn : dat mach me Jijt k'ze vfi fpen. 
{tri NeoconiB, ed. Dahlmann, I, ■1!)5 ff. und bei von Liliencron, hiatorische Volks- 
lieder II, 436j, daruDtiT ein dfn Ui-M der Seile ansfnlleoder IIolzsi'hDitt, darstellend 
einen gewappnctcD Mann in breitspuriger Stellung; Rückseite des Titctbl. Ircr, Es 
ist derselbe Druck, nach welcbem Neoc. das Lied abgeschriebeo bat, wie ecine Be- 
schreibung des Holzschnittes II, 559 ifdgl. 




Notiz von Krause, Korrespondonzlil. d. nd. Ver, VIII, 14 im Besitz 
der Königlichen Bibliothek zu Berlin, Von Abschriften des Liedes 
kann ich folgende nachweisen: I. in einem Miscellaucodex der Uni- 
versitätsbibliothek zu Rostock (sign.: Mss. Meckl. 0. 55 in 4"), wo 
das Lied die IG. Stelle einnimmt; 2. auf SS. 23 — 38 der Original- 
handschrift des Johann Russe, welche Sammlungen zu einer Geschichte 
Ditmarschens enthält und auf der Königl. Bibliothek zu Kopenhagen 
aufbewahrt wird (sign.: bibl. Thott. nr. 1802 in 4°*): 3. in den Eruch- 
stücken einer, im Königl. Staatsarchiv zu Schleswig befindlichen, die 
Seiten 21—44 umfassenden Folio- Abschrift der Russe'schen Kollek- 
taneen auf SS. 25—33. 

Zwar ist das Gedicht schon zweimal, soweit mir bekannt, wieder 
abgedruckt: bei Neocorus, ed. Dahlmann I, 507 ff., und danach bei 
Wolff, Sammlung historischer Volkslieder und Gedichte der Deutschen, 
Stuttgart u. Tübingen, Cotta, 1830, SS. 361— 36'J, jedoch mit Aus- 
lassung der bei Neoc. I, 518 „Epigramma" überscbriebenen Strophen; 
dennoch wird ein nochmaliger, genauer Abdruck aus mehreren Grün- 
den erwünscht sein. 

Zunächst wird durch die Existenz dieses alten Druckes erwiesen, 
was Dahlmann für das erste Lied des Neocorus erkannte (II, 559), 
dass Neocorus ein altes Exemplar vor sich hatte: Zeile für Zeile 
wird abgeschrieben, nichts hinzugesetzt, nichts weggelassen, ja sogar 
den ersten Holzschnitt auf dem Titelbl. verzeichnet er (Kmhlema: 
Hie inserta erat innago aliquot impleotiura saccum). Krause bat in 
der Zeitschrift f. Schlesw.-Holst.-Lauenbg.sche Geschichte V (1875), 
36i aus der Überschrift des Neocorus: „mit l'chonen Gloßiin nun erft 
vorhetert unde vormehret" auf eine Umarbeitung geschlossen; jetzt 
wird klar, dass sich dies nur auf die von Neocor. hinzugefügten er- 
klärenden Noten beziehen kann, die in der Dahlmannschen Ausgabe 
unter dem Text stehen. — Was sodann den Ort der Entstehung reep. 
des Druckes anlangt, so war unter den hier in Betracht kommenden 
Städten Lübeck die literarisch regsamste. Lübeck war selbst mit den 
Ditmarschen verbündet (Wnitz, Schleswig-Holsteins Geschichte II, 75 
und 77); und wenn die freie Keichsstadt auch keinen thätigen Anteil 

*) Da WeBtphalen iu seinem, teilweiec nur im Auszüge gegebenen Abdruck 
(lieser Russe'achen KollekUneen (in den Monuuieat. inedit. IT, 1439 ff.) den Inhalt, 
nicht den Text der auf Ditmarschen bez liglichen, von Basse gesamnielten Lieder an* 
giebt, Bo mögen hier wenigstens die Aoßnge derBelben vermchnet atehen : 1. Dat 
gheyt hyr jegben de Totner tydt, S. 21— 22, mit der Unterschrift: J. Huffias f[ubacripBi]t 
1637; 2. unser Gedicht; 3. Evn wunderlick ghefcbicbte wjl iok heue an, S. 38— 41, 
mit der ünlerscbrift : J. Rurßus ({itbjftcnpsijl 1536; 1. Wat in hundert jare vn na 
JB gefceen, S. 43—62, mit der Unterschrift: teJ.o; Erarauit aule b^c Joaunes RuffiuB 
Tbpomartiua in pateriia domo noftr? falutis anno 1533 kal. Januorija J. Runiui 
[lub]l|cripai]t Floreat Theomartia; 5. Wille gy hören ein nyge gedieht, S, 69—71, — 
Die Abbreviatur der Unterschriften ist mit „Hubscripsit", nicht mit „fecit" aufzulösen, 
wie es Heinboih gethan hat. Vgl. Kolster, Karsten Schröders Ditmarische Chronik 
in der Zeilschr. der Oescllschifl f. Scblesw. Holst. Lauenb. Geschichte VUl (1878), 
185 Anm. 



91 



nahm an dem Kampfe gegen den König Johann und den Herzog 
Friedrich, so waren doch aller Augen mit grosser Spannung auf den 
Verlauf des Befreiungswerkes gerichtet, dessen Misslingen auch für 
Lübeck leicht hätte verhängnisvoll werden können. Als daun wirklich 
die Nachricht von der schmachvollen Niederlage des Dänenköniga und 
seines grossen Heeres durch das kleine Volk der Dttmarschen io 
Lübeck eintraf, da jubelte und feierte maa; am 17. Februar fand der 
grosse Sieg statt, und schon am 3. März, dem Fastnachtsdienstag, 
„höhnte man auf schonungslose Weise der besiegten Fürsten, was 
diese, wie sie sagten, mehr verdross als der Schaden, den sie erlitten 
halten" (WaitH, a. a. 0. S. 83) io einem Stücke, dessen Titel wenig- 
stens uns ein günstiger Umstand erhalten hat („wo de adel vorleydot 
wart van den schelken ueth der garden"; 8. Wehrmann, Fastnacbt- 
spiele der Patrizier in Lübeck, Nd. Jb. VL 5; Walther, ebd. S. 18). 
— Dass wir in der That Lübeck als Druckort auch des vorliegenden 
Gedichtes anzusehen haben, ist nicht zu bezweifeln. Es finden sich 
Anklänge an den Lübecker Hcnselin (hrsgb. v, Waltber, Nd. Jb. HI, 
9 ff,); man vergleiche vv. 245—254 mit Henselin SS. XIV u. KV, 
wo sich der Dichter XIV, II gleichfalls auf den Propheten Jesaias 
beruft, sowie die Schlussstrophen unseres Gedichtes mit denjenigen 
im Henselin, S. XXIV, deren Bau in demselben Maasse ist. Auch 
auf Keinke Vos weist einiges bin; vv. 16, 33, 74 verglichen mit R V. 
1130, Glosse zu I, 17, v. 4472. Doch ist darauf nicht allzugrosses Ge- 
wicht zu legen; bemerkenswert ist aber Folgendes. Die beiden unten 
beschriebenen Holzschnitte unseres Druckes sind Lübecker Fabrikate. 
Herr Dr. Rudolf Zeuner, dem ich eine Durchzeicbnuog derselben 
sandte, hat die Güte gehabt, diese bei Gelegenheit seines Londoner 
Aufenthalts im Sommer 188t mit dem einzigen, im Britischen Museum 
aufbewahrten F,semplar des nd, Narrenschiffs von 14!}7 zu vergleichen, 
und achrieb mir: „Beide Holzschnitte befinden sich im Narrenschiff, 
Lübeck 1497, und zwar nicht als Nachschnitte, sondern als Abdrücke 
von denselben Stöcken. Nr. 1 (auf Rl. la) ist ^ S. 191a in dem 
Kapitel, welches (S, lOOl») übersehrieben ist ,woker vfi vorkoep' [Derae 
fcholdemö grypen to der buuen [ Vfi em to degen de kyften kluuen 
etc.]; Nr. 2 (auf Bl. 6a) = S. 199» in dem ,Van vthlendigen narren' 
überscbriebenen Kapitel [Noch fyot fua vele vnnutter Ifid | Vordwa- 
let in der narren hud etc.]." Auch im Henselin S. V kommt der- 
selbe Holzschnitt vor wie hier auf Bl, 6», gleichfalls Abdruck desselben 
Stockes, uach einer freundlicheu Mitteilung dca Herrn Dr. Chr. Walther 
in Hamburg. Nun sind beide Werke, der Henselin und das nd, Narren- 
schiff von 1497, in Lübeck gedruckt, und zwar in der Mohnkopf- 
druckerei des Matthäus Brandis; ferner gleichen die Typen unseres 
Druckes denjenigen, mit welchen Steffan Arndea seine Bibel, Lübeck 
1494, herstellte. Somit weist alles auf Lübeck als Druckort hin; oh 
Matthäus Brandis oder Steffun Arndes der Drucker war, wage ich 
nicht zu entscheiden: für diesen sprechen die Typen, für jenen die 
Holzschnitte; doch dürfte es wahrscheinlicher seiu, dass Arndes die 



98 

beiden Stöcke füi' die Holzschnitte aus der Mohnkopfdruckerei benatzt«, 
aU dass Brandis gleich den ganzen Satz des Arndes für sich ver- 
wendete. Das Wasserzeichen auf Bl. 3, ein mit einem Kreuz auf dem 
Deckel versehener Henketkrug, welches auch im Keinke Vos von !4tl8 
auf BU. 81. 82; 87. 88; IS-S. 198; 199. 204; 2I.S. 214. vorkommt, 
kann natürlich nicht entscheiden, da die Fabrik so gut für den einen 
wie für den andern das Papier liefern konnte. — Entstehungs- und 
Druckjahr ist lüOO (vgl. v. 29; in deffem vefteynhunderften yar); 
wir würden auch ohne diese direkte Angabe auf dasselbe schliessen 
müssen, da das Gedicht überhaupt nur unter dem frischen Eindrucke 
des eben Erlebten wirksam sein konnte. — Über den Verfasser er- 
fahren wir aus dem Gedicht selbst, dass er ein Sachse war (99. 100); 
er ist selbst in Dilmarschen gewesen und hat mündlich Nachrichteo 
über die Schlacht eingezogen (145 — 147; 183 — 185). Zu vermuten 
ist, dass er ein Geistlicher war: er beruft sich häufig auf die Bibel, 
betont das Gottvertrauen der Ditniarschen, dem er die Gottlosigkeit 
der Dänen gegenüberstellt, klagt über die abnehmende Macht der 
Christenheit, über die Indili'erenz der Fürsten und Herren, über Hochmut 
und Hoffahrt in Stadt und Land, und schliesst mit der Bitte um 
Eintracht, Friede und ewige Seligkeit, Die Schleswiger Bruchstücke 
der Russe'schen Sammlungen weisen das Gedicht dem Joh. Russe zu 
(Aliud, quod Jo. HussiuB fec. 1537); darauf ist nichts zu geben, schon 
deshalb nicht, weil Itusse aus Lunden in Ditmarschen stammte, also 
kein Sachse war. — 

Der nun folgende Abdruck ist buchstabengetreu, nur die Eigen- 
namen sind gross gedruckt, und die wenigen Abkürzungen (sie be- 
schränken sich auf den Strich über a, e, m und u) aufgelöst. Die 
Interpunktion des Originals, die nur den Punkt kennt, ist gekennzeichnet 
durch einen senkrechten Strich |, die moderne von mir hinzugefügt. 



(1 Van den Detmerfchen ia dyt gbedicht | vnde is waer, 
Vnde is ock van deme gnadentryken gülden yaer. 

[HolEBchnitt : In einem Zimmer mit dunkler Hintenrand, in dpr sich s«d 
liiiigliche ÖffnUDgen belind''ii, steht links ein Mann mit einer schirmlosen HQlKe, 
aber die Schultern hängendem Mnuiel und eng anÜFgcuden Belnkleldeni; mit seiner 
linken Hand greift er in eine vor Beinern Buucbe hefindlicbe THBcbe, mit der rechten 
macht er eine Bewegung nach rechts r.n dem vor ihm stehenden iMann. Dieser, 
auf der rechten Seite, ist bekleidet mit Kittel, Mütze und zurfickgescblagener Narren- 
kappe, sowie schwarten, gleicbfallä eng anliegeuden Beinkleidern, Er schreitet auf 
den links stehenden zu, beide Hände ihm nicht zu weit entgegen streckend. In der 
Aechten scheint er einen kleinen Beutel zu haben, den er aus einem der vwtä, 
zwischen beiden Slänneru stehenden Säcken gefüllt haben mag.] 



Überschrift — Ein anders, mitt fchonen Ülofzlin nun crft vorhetert unde 
vormehret, | De TituI : ete. Neoc. 

Holüscbnitt. — Embicma : llic inserta erat imago aliquot implentium sacciim. 
Neoc 



93 

tlEya fack, alto lanck, | alto wyd [ vnde feer vndicht, 

Den kanineit hartyghen vullen nicht. 

De vele wyl hebben [ vnde dar na fteyt, 

De kutnpt ock vaken in grod vordreyt. 
5 De ghyi'ichlyk vullen wyl | eynen Tack by deme anderen, 

Deme fcholde nicht nögeii | myt Holtant vnde Flanderen. 

I llllil'''" '^'"^ '" ^^'' 'jyl'Iyen, I dat de olden 

vlir ^^^ gülden yar plegen to holden 

^^^ In groter ere vnde werdiclieyt 
10 Myt frouden, | myt leue vnde in groter hylÜrhoyt: 

Alle vaogen vnde eghene worden qiiyd, 

Allen vnffede fatmen äff to der tyd, 

Id 18 nii anders in deffer ee: 

Men deyt nu raaDnygein armen wee, 
15 Homod is feer grod, vorwar; 

Des krygen fe eyn deel eyn qiiad yar, 

De dat gülden yar nicht en achten 

Vnde ock recbticheyt nicht betrachten. 

Men vallet ouer | l'tcde vnde lande 
20 Myt feUxeme volke mannygerhando. 

De nicht en vruchten den almechtygen god ; 

De hylghen rechte holden fo vor fpot. 

De houetlüde Tynt l'uluen tyrannen, 

Laten fyck vorfchunden van üren mannen. 
25 Etlyke hebben ock eyn eygen höuet, 

Nemande be ock beter löueC. 

Hir wyllen (e myt dorch de muren, 

Se menen, en kona neymant ftüren. 

tl In deffem vefteynhunderften yar 
3l> Is volck gbekomen eyne grote Tchar. 
De beiden dat gülden yar vor tant 
Vnde togen recht in Detmerfeben lant. 



3. Btän na 'trachten nncli'. 

5. by. Die BedentuDg der zeitlichen AufeiaandL'rfnlge, welchR die Praeposition 
hier bat, fOtnickpU sich leicht aus dem rlLumlicheii Bei- oder Nebeneinander. Aus 
der älteren Literatur ist mir ilafiir sonst kein Beispiel Itekannt; im jetzigen od. 
dagegen ist ganz geläufig : „i^n bi 6n" 'eins naeh dem andern'. 

T. 8. Goldenes Jahr (anch Jubeljahr, Halljahr gnoannt) =^ üaadenjahr, vom 
Papst BonifaciuB Vill. i. J. 1300 nach T.CTiticus 25,10 angeordnet, kehrte zunächst 
alle hundert Jahr wieder. 

13, ee 'Zeil' 

16. eyn deel 'ein gut Teil, sehr viel'; vgl. R. V. 1130. 

20. Tolk 'Soldaten, Heer'; vgl. Mnd. Wb. volkwich 'Kampf der Heere gegen 
einander'. Man hört heute im Dialekt: „hO is ünner 't volk gin" 'er ist Soldat 
geworden'. 



i paenc i 

■ nach il 



91 

Help recht, | help krum; deffo fuluen wolden, 
De Detmerfchen etlyken vori'teu hiilden Icholden; 
I Van der hylghen kerken Bremen | wolden fe de bryngen 
[Bl. 2«] Vnde beghunden de myt walt to dwyugen. 
Se brukeden Ären oldea orden : 
Se roueden, | fe branden, | fe flogen, | fe morden, 
Se deden mannygcm Detmerfchen wee. 
40 Des fette ick dyt ghedyclits meyft vppe dre. 

<l Do alle de erl'te intoch ghefchach, 

Dat was in der weken de drydde dach. 

Dyt was noch al na oreme fynne, 

Dre daghe hadden fu Meldoip ynne, 
45 Dre dorper by Meldorp vord-jruen myt brant, 

Dre myle weges ijuemen fe int lant, 

Dre daghe na Sunte Valentyn 

Toghen fe in homodygera fchyn 

Vth Meldorp | dre ftunde vp den dach, — 
50 Dre ferndel weges dar de l'lachtynge i'chach — 

33. help recht, hclji knim 'auf jede Weise'; vgl. Lübbeu, Glosaar z 

a. V. help und Mnd. Wb. II, 234. 

3G. de : fe, Neoc. — Ditma rächen gehörte seit 1180 zum Erzbiitum Bremen. 

36. de : fe, Neoc. 

37. orden 'MüQchsorden, überhaupt jede Lebensweise' ; „sie »erfuhren nach 
gewohnter Art und Weise". 

38. morden; über diese apoknpierle Form statt niordeden Tgl. Lfibben, MnA. 
Gramm. 9, 80. 

40. des, -> nicht folgernd, sondern, wie häufig, einfach aurdhead : 
— Die Redensart 'setien up' wird bildlich in der manuigfachsten Weise vervandt, 
s. Mnd. Wb. IV, 199; hier: ich mache die Zahl drei zur Grundlage meines Gedichts, 
gehe von ihr aus. Dies Spielen mit der Dreizahl, in der wir vjRllnirht eine Hin- 
dculung auf die Dreieinigkeit als diejenige Macht zu sucheu haben, unter deren 
Beistände die Ditmarschen dpn sonst nnerktärlich gcheineuden Sieg erfochten hätten, 
hat nicht nur die historische Wahrheit, eonderu auch die ganze DaratelUings weise 
beeini rächt igt. 

42. „Den 11. I-'ebruahi, welker wafz de Dingefzdach nha B. Scholaflicae". 
Neoc. Anm. 

43. nha olle ehrem, Neoc. 

44. „Den 13. Februar wn.rt Melilorp gcwunncn, alfz Donaer fzdages, di's Hnn- 
dages averft, alfü 17. Febr., togen fe dar wedder uth, firk tho Ungelucken". 
Neoc. Anm. 

45. vordorscn fp, Neoc. — Was fiir drei Dörfer das gewesen sind, ist nicht 
featzustellea ; die andern Lieder nennen Albersdorf, wo di« Feinde iu der Nacht vom 
Dienstag auf den Mittwoch gehliehen sind, und Wintbiirgen, wohin sieam Mittwoch zogen. 

iö. d, h, nach HfmmiDgstedt aber Mcldorf, etwa drei Meilen von der hol- 
Bteini sehen Qrenze. 

47. St. Valentin tiUlt auf den 14. Februar, der i. J. 1500 ein Freitag wW; < 
der Abzug aus Melilorf auf Montag, den 17, Febr. 

49. Am Montag nach St. Valentin marschierte das Heer drei Stunden : da be- 
giinn der Kampf (vgl. Albert Krnntz, Saionia, XIII, 25: praeceasere hi pedites tri» 
paene millia). 

"" Dreiviertel des Weges, d. h. als sie ntir noch ein Viertel ihre» Marsches 
n Ziele Heide, dem Sitz der Landes Versammlung und Regierung, Ubri; 




I [81.2"] 



Dre fware beere, ( rtolt van mode, 

To Tothe, I to perde, | myt wagen, I myt gude. 

tIGotl gaf den Detmerfchen Tunderljke fterke. 

Dre hundert iiuemen allenen to werke; 
55 De vechteden vnde l'logen, fe repen an god — 

De garde beldent int erl'te vor fpot, 

Men altobant betaleden i'e, 

Dat I'e mannygem hadden daen we. 

Se plegen to berouen de godes bufe, 
60 Se rparden wer nonnen, | kerken efte klufe. 

Eyn yHyk de krecb hir Tyn deel; 

Quemen welke wech, | der was nicht veel. 

;j Dar na ghyngen I'e dat ander beer an ; 
Dar ftorte mannych eddel man. 

i Dat drydde beer fyck do vorvcrde, — 
Deffe de weren meylt to perde — 
Hir weren mede vele ftolter heren. 
De molten dar nye hoöewerck leren. 
Sodane bütlie, | alze dar ward gbenomen, 

» Darvmme weren Te dar nicht gbekomen. 

;t Vtbe dren kafpelen meyft dyt deden, 
In dren ftunden was yd ghefcheden ; 



hatten. Freilich wäre das nirbt genau gerechnet, da Hemrtiingstedt ungefähr in der 
Hitte zwischen Meldorf und Heide liegt. 

51. Erklärende Apposition zu dem Ce in vs. 48. — „Alfz Tick de Aiictor 
fulveft erkleret: 1. de grote Garde, 2. dat ander Votivolk, unnd thom 3. de ßuter 
Iho Perde." Neoc. Anm. 

64. quemen to werke 'an die Arbeit grlicn, in Thätigkeit kommen'. — Nach 
Kr&nti! hatten sich von tlrm iu Würden stehenden Uauptheerc der Ditmnrschcu 
eioigo tausend Mann unter Anführung des Wolf labrand In die beim DusentdQvela- 
werf errichtete Schanze geworfen (Saxonia Xlll, 25 : Ibi [in der Schanze] aliquot 
hominum miltia servavere cxeutias: a!ii locis aiiii, cum aoa üderent ad plennm 
niintianti capto.). Neoc. I, 4B9 gibt, dieser Angabe widersprechend und in llherein- 
Btimmung mit dem 3. Liede, gleichCalla 300 an. Wahrscheinlich sind hiermit, wie 
KoUter bei Dahlmann, Geschichte Dilmarscbuns, Leipzig 1873, Ezcurs XI.X, S. 299 
vermulet, die SOO Mann gemeint, welche sich nach Krantz zur Deckung des RUck- 
üuges der Garde enlgegenstelltcn, während die übrigen in den scbmalea Wegen 
zwischen den gcdi'itogt stehenden Truppen zu feuern fortfuhren. 

63. dat ander beer 'das Kontingent der Dänen, Uolsteiner u. s. w. zu Fuss'. 

64. ftorte = ftorlede, vgl. I.übbfn, Mnd. Gramm. S. 80. 

6B. fick ock do, Neoc. — dat drjdile heer 'die Reiterei, vornehmlich aus der 
holsteinischen Bitterschaft'. 

68. holfewerck 'Kriegsdienst'. 

69. 70. I^olche humoristische Wendungen sind charakterislUch für unsero 
Dichter; vgl. w. 90 ff.; 99. 

71. „Alfz 1 den worden, Hemminga lede und Nien kerken vornomlich." Neoc. Anm. 

72. Vgl. Krantz, Saxonia, XIII, 26: Incredibile est memoratu, quanta trium 
horarum spatio peracta Sit caedes. 



96 



Van twyntych dufendeo | dre dufent wech (luemen. 
De de äucht vnde dat refugium nemeii: 

I Wagen, | perde | dre dufent tnyt gude, 
Dar al by weren vtilck vnde lüde, 
Golt, I l'iiluer, | kleder, | dre kamerwagen. 
Hir wyl ick nu nicht meer na fragen, 
Wat büffen, [ harnlz, | perde dar bleuen. 

\ Homod lieft yd dar hen ghedreuen. 

;l Dre heren nemen de flucht in noet, 
Vnde ock dre greuen lyggen dar doet, 
Dremalen teyn rydders fere ftolt, 
De lyggen dar doet, | dede droghen golt, 

> Dre l'tyge daggen vnde fwerde myt gnide, 
Dre waghen myt honren, | demen braden Tcholde 
Den fuluen dach, | want en were ghelücket. 
Deffe honre weren alrede gheplücket, 
GhevuUet myt rol'ynen vnde krüde; 

I Men de Detmerfchen l'ynt feltzene lüde: 
Se hadden neyne tyd, | de honre to braden, 
Se fpreken: | „viy wyllen en doch wol raden, 
Wy wyllen de feden in eyneme hupen, 
So raoghe wy de yiichen uiede l'upen." 



73. Van twinlich (dortich) diifpiidon, Neoc. — Die Stärke des feindlichen 
üwi-es und die Zahl der Gcfallmpn wird in deu Qacllen sehr vcrBchioiien ftngpgebpn 
Mit der Angabe iinaerea Gedichtta, d»sa 17000 gefallpn seien, stiraraen sm besten 
die vielleicht älteste Verlaalliste, von v. Buchwald, Zeitschr. d. Geseltschaft f. 
Schlesw. Holst. Lanenb. Geschichte XI (IßSl) 3G5 veruffentlicht : „tlem xiijt dusent 
vnde dartha eea boven Kyul dar vordrunkcn vade vorslaghen. Item van der groten 
garden sjnt vorslaghen iüi duscnf' und folgende Stellen aus Busses Köllekttneen 
(bei Wcstphnlen, Moaumcnta inediU IV, U3^ S.): Nr, V: Johannes Rex Dutiae 
in Dicken expulsus fuit oeiodecim millibus ut dicitur interemtis ; Nr. XVII ; ceciderunt 
de exereitu Regis circiter vigiuli mitlia; Nr. XXIV: perierunt . , . Otto & Adolphns 
comilefl ab Oldenborch & 200OO virorum, — ~ Dass nur 3000 entkommen seieo, wird 
sonst nirgends Ober liefert. 

77. In den übrigen Berichten werden nur die Eammerwagen des Königs 
Johann und des Herzogs Friedrich erwÄhnl. 

Sl. „MTx, Koning Johan van Dennemark, Hertoeh Frederieh vau Holftein 

unnd " Neoc. Änm. Der dritte ist nicht bekannt-, wir werden hier die Zahl 

drei wohl ebenso wie vv. 76, 77, 83, 85, 86, i)5, 97, 129, 132 der Pliantasie des 
Dichters zuzuschreiben haben. 

82. ,,Airz Junker Adolph unnd Otto van Oldenborch unnd Detmeohorsl; ock 
Junker Schlenfz, de Hnvetmann van der Garde. Den dcfulvige wert herna de Junge 
Man Greve genBmet. Carm. 4." Neoc. Anm. 

83. Das von Russes Vater Witte Johann gemachte Vorzeichnia der Gefallenen 
(RuBscs Fragm., bei Westpbalen Nr. Xlll) führt eine bcdeuteud grossere Anzahl 
von Rittern an. 

64. dede— de dar, Neoc. 
85. dagge 'kurzer Degen, Dolch". 
89. krul -Gewürz'. 

n2. raden; wir wollen ihnen ritt, d. h. Abhilfe bringen =^ wir wollen schon 
mit ibnen fertig werden. 



97 



1 [Bl. Sb] 
^»20 <| 

125 C| 



96 (1 Dre wagen myt tortyfyen, | demen vor heren 
Plecht to beroen, | en to eren, 
De worden nu in dren kerken ghebrent 
Vnde in den denft Marien gheweDt. 
Hat hebbe ick gliefeen, | l'e fynt van wal'fe, 

1 100 So warlyken, alfe ick byn eyn Saffe. 

([Dre funderlyke wyl'e, de wunderlyk l'yd, 
Brukeden de Detmerfcben in deme ftryd. 
Dat erste leet feer othmodichlyck: 
Eyn crucifis, | dat was feer barmelyk, 
,05 Dat leten fe vor fyck henne dregen, 
Myt ynnygem ghebede fe dat an fegen 
Ghelyk de yoden de erene Hangen, 
De Moyfea vor fe leet vphangen 
Jegen de boi'en flangen | in der wofteny, 
[ 110 So gbefclireuen ftcyt | in deme boke numeri. 



;| De ander wyfe, de wunderlyk is: 
P^yne yuncki'rouwe ghynck vor in der fpyfz; 

I fchonde nicht dat vnghevoch. 
Defl'e l'ulue de banneron droch. 
i Junckfrouwelchop louede l'e alle Sre dage, 
Weret gode in fyüeme bebage 

! der falygeften yunckfrouwen Marien, 
Dat he dyt volck wolde fryen 
Van den vmniylden | vnde van der nod. 

J De drydde wyl'e was wunderlyken grod 
Vnde is: ) do fe den vyenden wolden möten 
Tredeo l'e to eo | myt barfeden vöten, 
Se repen alle: | „help Maria myldel" 
Se worpen van fyck | krefete, | böde vnde fchylde. 



■yVo wol de name gruwelyk leth — 
Dufent düucis werff-f^de fulue ftede beth. 



96. tortyfje 'Kerze'. 

105, fe vor fyck hynne— fe vorhenne, Neor. 

110. Numeri 21, 8. 9. 

112. Sie War aui Hü lipo worden. 

118. frhuwede, Ncoc. — d. h. sie beachtete nicht, kOmmerte sich nicht um 
dat üngezipmende. 

114, Deffe fulvige den, Neoc. 

117. Druck: yunckfrouwen. 

122. d. h, demütig wie Baaaende und ergeben in Gottes Willen; vgl. in einem 
von Weiland, Jahrbb. f. Srhiesw. IIoIbL Lauciib. Landeskunde IX (1B6T), 111 mit- 
geteilten Gedicht (Str. 4} : „Se [Dythmarrcbeo] gingen tho ftryde ntichtern vnde b&ruof. 

124. krefet 'Brusthwnisch'. 

126, de fulnc ftede— de Stede, Neoc. 



Dar deffe mord vnde flaclityiige l'chach; 
So heft Te ghelieten mannygen dach. 

t| Dre Runde vor auende de DetmcrfcliGn quemen 
130 Vnde maolyken Meldorp wedder in nemen; 
Velö fpyl'e, | ghedreucke | l'e dar vunden, 
Dre vatbe wyns, | grod, wol ghebundeii. 
Sc druncken vnde fedeu öm gude nacht, 
üe en den wyn dar hadde ghebracht, 

135 <| Sennacheryb, | Pharo vnde Jofue, 
Wunder dede god deHen alle dre: 
Myt eynem was god, | den anderen entyegen. 
Van delTen teken eyn deel dar l'chegen 
Den Tiiluen dach in deme lande, 
140 Etlyken to eren, | etiyken to fehande. 

<| De Detmerfchen fpreken int ghemeyn: 

„Dyt fulue, hir nu is ghefcheyn, 

Dat legge wy to der gotlyken macht, 

Wente vns vele rjuades was to ghedacht." 
145 Dyt hebben de Detmerfchen dem fuluen bericht, 

üe eri'ien l'ubreff dyt kleyne ghedycbt 

Dar ruliteft in deme Detmerfchen lande. 

Wowol de wunder fyu mannigerhande, 

Doch funderlyk fyn dre fere grod: 
150 Dre hylgen repen fe an in nod, 

Marien, | Sunte Jürgen vnde Valentyn. 

132. grod ivol — grott iinde wol, Npoc. 

133. »Segget dem Koningp giidp Naclit, | Uf hpft iinrz bi-adon HBnw gebracht", : 
Nene, Carmeo 3, S. ö20. 

135. „. ... Demo Sennacherib legt lie [Guii] eintu Ring in de Nefc unde e 
fipte in de Mnnt, vuret ehm den Weg «cider thu Hutx, dea he gekomen. Es. '; 
[v. 29]. Pharao vorföpet lie im roden Mehre. Ex. 14 |v. 27. 29]. Mit Jofua i 
he Jos. 1. 3., vSret ehn drßgea Volps dorch den Jordan. Jos. 3. 4." Neoc Anm. 

137. den— dufzen, Neoc. 

142. hir nu— nu bir, Neoc. — Cher die Auslassung des Relativ» vgl. Lübben, 
Mnd. Grsmni. S. 112. 

143. leggen to 'verdanken, anrecbnen'. 
145—147. Den v. 147 als Ortsbestimmung zum Hauiitsat»!e aufzufassen, ist 

nioht müglich, da wir dauu eine buchst unnötige Wiederholung hatten, — wo anders 
als in Ditmaracheu sollten die Ditnai-seher dies dem Verfasser mitgeteilt haben, da - 
er doch selbst ernählt (v. 183). dass er in Ditmarschen gewesen ist? Auch würde 
'erfien' unverständlich sein ; an eine Umarbeitung, die nus in der jetzigen Form des 
Gedichtes vorläge, wird Niemand glauben wollen. Alles ist klar, wenn wir v. 147 
RelativsulKe ziehen: zunächst (erften) hat der Yerf. das Gedicht in Ditmarschen 
aufgeschrieben und es nachher für den Druck wieder durchgesehen. 

148, fyn- Hut, Neoc. 

149. (jn— fint, Neoc. — Hier kommt der Verf. wieder mit seiner Oraxahl i 
KonHikl: in Wirklichkeit eahlt er nur zwei Dinge auf vr. 150-161 und vv. 163—156. 

151. unde Sunie, Neoc. 




99 



Dre maente fcholda noch de frede fyn; 
De wart den Detmerfchen nicht geholden, 
Darvmme ftoruen yunge vode olden, 
|'165 Ja, vele volkes mannigerleye, 

Wente yd ftunt \a daghe wente tome meye, 

1 De deffes al eyn houetman ifz, 

Antworden raod he al ghewyfi! 

Vor deffp, de dar fynt gheftoriien, 
) Ock vor al, dat hirvmme wert vordoruen, 

Ja, I vor dat alder iBynTce hoen 

Mod he gode rekenl'chop doen, 

Dat hir vmme l'us wert vorherd — 

Wol is dat yo nicht vele werd — 
i Noch meer vor vader vnde vor kynder, 

De delTea hebben groten hynder, 

Wan god en elichet vnde anklopt; 

Wente ynTubuldich blöd in den hemmel ropt, 

Hirvor mod he fetten pand, 
I Dat inere is, | dan voet vnde band, 

Dyt derfmen nicht bohlen vor fpot; 

Wente rechtferdich is de almechtyghe god. 

I De Detraerl'chen ghyngen meyft tor bycht 

Vnde hebben fyck ock myt gode bericht 
' Dre maente, | vnde ock vor deffer tyd, 

Vnde beden gode myt allem flyd, 

Dat he dem rechten helpen fcholde; 

Dar mofle vaften | bcyde yunck vnde olde 

In drcn maentcn | etlyke daghe. 
' Dre lofte loueden fe, | gode to behaghe, 

Marien vnde oren hylgen patrouen, 

Vp dat god örer wolde fchonen, 

;| In Detmerfchen hebbe ick defl'e word 

Van mannygem fynen manne ghehord, 
1 De fe my fuluen hebben ghefecht. 

Se fpreken: | „acb god, hebbe wy recht, 

153. Eine dünische Geaiudlachäft Bciiloas mit den Ditmarscben vor dem Aus- 
bruch der Feindseligkeiten einen Vertrag, nnch welchem dieselben bis zum ). Mai 
1S0O vertilgt wurden; vgl. Neoc. I, 454: „wart friwillich beiderrite de S&ke iu 
n&odel Qode Stillertaudt geftellel, lietb np errtvolgenden Mej". 

166. Druck: lom. — in dage fliin 'vertagt Bein'. 

157. hovetnian "Kührer, Anstifier', 

161. allergeringefte, Neoc. 

163. vmme fua 'um nichts und wieder nichts, ohne dftu eg jemand nützt', 

176. Gott, Neoc.; doch steht bei bidden die Person im Daliv. 
L IBO. Die drei Gelübde keiiuco wir nicht; Neoc. schreibt daher: Dutt Oelofte. 




100 



Laet vDs denn yo nicht vorderuen, 
Sy wy vurecht, | I'o laet vns Tteruen, 
Sy wy ock recht, | fo wyl vds fryen 
190 Dovch Yorbyddent | der yunckfrouwen Marien, 
De wy hebben vor vnfe patronen; 
Wyl deffes armen voikes fchonen! 
Do vnfen vyenden l'adans to wetten, 
Darmyt fe vna moghen vorgetten 1 " 

195 (| Mannygem hadde de garde ghedan wee. 
Se achteden nicht vele der kriftene ee, 
Se vruchteden ock weynich den almechtygen god, 
1. B»] Se beeiden eyn deel de hylgheo vor fpot. 
Se repen: | „o bur, amechtygher wycht, 
200 Vorlaet dy nu vp de hylgben nicht! 
De kele fchal dy äff | in deffer ftunt, 
Ick wyl dy morden aV/.e oynen hunt, 
Dyn wyff, ) dyn gud wyl ick dartho 
Hebben, ) eer yd wert morgen vro." 

205 (1 Myt fodaneme volcke | vul veler fcliande 

Wylmen nu dwyngen | ftede vnde lande; 

Want nu hir noch mochte by blyuen! 

Doch delTe konen nicht meer bedryuen, 

De dar nu l'us nedder lyggen 
210 In deme drecke | alze andere l'nyggen. 

üod, wes gnedicb den feien al, 

Den, darraen vor bydden l'cbal! 

Wente mannich ward dar ben ghebracht, 

De ghedwungen wart dar to myt macht, 
215 De dar ock yammerlyck ia vorl'lagen; 

Deffe machmen wol meyft beklagen. 

(1 De vorfte ia aller ere werd, 

De der kryl'tenheyt vronien beglierd; 
Em behoret to dencken dach vnde nacht, 
220 Wo de kryftenheyt moglie blyuen by macht, 
De feer aÖ bryckt nu tor tyd; 
Se fwaket gantz fere vp alle lyd, 
Dyt fcholden de vorften alle keren, 
Darvmme hetetmen Te gnedyghe heren. 



189. Wille wi unfz, Neoc. 
192. vorfchonen, Neoc. 
196. ce 'Gesetz'. 
198. ejn deel, 8, zu v. 16. 
222. r^d ~ diese Form steht 
meist schwach flektiert. 




101 

:25 Vele vorflen hir n« entyegen doet, 
Vorgheten ane noet kryftene bloet, 
„Se fcholden vp de vnkril'tene l'lan — 
So rprickt nu de ghemeyne man — 
Öe boren yo vp der werlde plycht". 

30 Datmen dyt fprickc, | en achten de lieren nicht. 

(1 gy eddelen ftede vnde lande, 
Bedencket godes woldaet maDDygerhande! 
Jbefus, VEl'e here vnde vnfe broder, 
Darto Maria, Tyne werdyghe moder, 

:35 Vul aller gnaden, | hyllich der hyllygben, 

Weren raeer otbmodich, | vnde dat gantz wyllygbei 
So yeonich myoTche yu ig gheweft, 
Somen in deme waren ewangelio left. 
Worvmme wyl wy dan hofardich Tyo? 

40 Na bomod volget ewyghe pyn; 

Eya bomodicb ntynTche nicht lange ftatb, 
He vallet gantz draden, | wo yd ocfc gbatb, 
Vor gode is bomod ewyghe fchande, 
Dorch homod vorderuen ftede vnde lande. 

^^^_215 (] Vp dat VDS ock l'o nicht enfchee, 

^^Hr Id is rad, | eyn yi'lyck by tyden tu Tee 

^^^B Vp fyck j'uluen, | vp wyff, | vp kynt, 

^^^1 Vp alle, de in lyncme bevele j'ynt. 

^^^1 Legget wech den tteghe, { de fundygben dracbt, 

^^^^250 Darmyt god in tornicheyt wert gbebracht! 

^^^r De hir du meer wyl van weten, 

De lefe Ifayam, den byllygen profeten; 
tBl.6«] In deme drydden capittel vynl'tu dat ftan, 

Worvmme Jherufalem eyna mofte vorghan. 

255 (j Dyt kleyne ghedycbte is fus bereth 
In korter tyd tho lamende ghefeth 
Gode to loue vnde to eren, 

■ To werdicheyt allen kriftlyken heren, 

Ock alten eddelen vnde meenheyt vorware, 
260 Vnde ia gheendyghet in deme gülden yare. 



229. plycht 'rechtliche unii sittliche Verbindlichkeit'. 

235. hyllicli der hyllygheti 'die allerheiligHle', 

249 ff. vgl. HeoBclin S. XIV. XV. — Neoc. Carmeu 1, S. 507: „la'gL-t äff 
javen homodigea Vlege". — vlege 'Schiimtk, Putn'. 

253. vyortu diit— vindftu, Neoc, 

266. bereth — beredet (vgl. Lübben. Mod. Gramm. S. 81) ,fertig gemacht'; 
M« b. 'ferti);, vollendet, wie es hier ist'. 

260. Druck; gülden. 



102 



God, gyff dynen kryften eyndrechticheyt, 
Dynen frede vnde ewyghe falitheyt »^ 

[Holzsclinitt : Ftlnf bärtige Männer, zwei mit Turban, vier mit kurren Oe- 1 
wändern, der mittlere mit langem, bis auf den Boden reicbendem Gewände bohleidcL 
Der un weitesten nach links stehende bebt die röchle Hand auf zu dem mittleren 
und hat einen krummen Silbe! an der rechten Seite; er scheint mit dem mittleren 
in einem Geapräeh begritFen zn sein, dem ein dritter, eiwaa mehr nach hinten ste- 
hender, suhiirt. Die beiden Männer rechts sind von dieser Gruppe abgewandt nnd 
scheinen sich gleichfalls zu besprechen. Der am weitesten nach recliu siehende, I 
der dem Beschauer den Racken zuwendet, bat iu der rechten Hand einen langen ] 
Reisestab; neben ihm auf dem Boden liegt eine Narreukapiie. — Dieses Bild hat I 
die den Holzarliuitten des Reiake Vos von U98 eigeDtümlictien Strichbgen _ O— .] | 

[Bl. 6^] <| üat gülden yar | plitch ane var 
In olden tyden to wefen; 

Men nu yl'fet fo nicht, ] fo hir wert berycht, 
De dyt gliedychte wyl lefen. 

Wol yffet gliewylz, [ mannicli fürl'te uu is, 
De Dode dar entyegen dede, 
Vnde is dar na, | wo yd ock gha, 
Beleuet alle tyd deu frede. 

Homod vnde ghyriclieyt, | de dar na lleyt. 
Den kannten nicht wol faden; 
Hirvati kumpt vele quad | in allem ftad, 
DelTe anrichten vele des quaden. 

Wor eyn yflyck na ryoget, \ dat/ulue em brynge^ 

He kricht darvan eyn Hucke. 

God wyl en gheuen, | dede freden beleuen. 

In örem vortgange ghelucke! 




2G1. Druck: kryften. 

Überschrift des Liedes bei Neoc: Eingra 

Str. 1, 3. iffet nicht, Neoc. ~ fo hir 

; häutig. 
Str. 3, 3. Druck; allein, 
Str. 4, 1. brynget sc, eyu ftucke. 

SCHLESWIG. 



. I Vum (iulden Jiihre. 
bcryclit, mit Auslassung des 





103 



K a i*). 

Nacbtrag. 



Dass das Wort Kai auch im Holländischen oder Nordnieder- 
laudiscben erhalten ist, habe ich nachträglich ersehen aus J, Franck, 
Etymologisch Woordenboek der Nederlandsche Taal, 's-Gravenhagö 
1884, I, 72: bekaaid, een uitsluitend nnl. woord van onzekere af- 
komst. Iii nl. toiigvallen heet xoo „alwat zieh niet in een behoor- 
lijken toestand bevindt", vooral „alwat bedorven of mislukt ia". Von 
den versuchten Ableitungen scheint dem Verfasser die wahrscheinlichste, 
dass das Wort aus der Sprache von Schiffern und Fischern herüber- 
genommen sei und ursprüDglicIi bedeute ,wat te lang op de kaai 
gelegen hteft en dicntengevolge bedorven is, als visch of een achip". 
Gegen diese Ableitung wendet sich mit Recht J. H. Gallee in seiner 
Recension jenes Wörterbuchs in der Deutschen Litteraturüeitung, 
V (1884), 1340: die F,rklärung von „bekaaid" durch „verdorben durch 
langes Liegen auf dem Kai" widerspreche dem ndl. Sprachgebrauch; 
„bekaaid" habe immer die Bedeutung von „verhöhnt, verspottet", 
und in üelderland höre man niemand op de kaaie hebben" = 
jemand verspotten. Eine Etymologie giebt Gallee nicht; sie ist aber 
bereits vor mehr als zehn Jahren von einem anderen Niederländer, 
J, H, van Dale, im N'ieuw Woordenboek der Nederlandsche Taal ge- 
liefert, und seine Erklärung stimmt mit meiner obigen über Kai ganz 
überein, Seine Worte — in der Ausgabe: 'sGravenhage 1874 S. 4'29 
— sind: kei, m. (straatsteen 'Kiesel-, Priasterstein') tiguurlijk: dwaas- 
heid. In deze beteekenis is 't woord oorspronkelijk een cigennaam: 
Keie. De ridder van dien naam was in vele middeleeuwsche ridder- 
romans het doelwit van scherts en spot en hij komt dikwijls in een 
daglicht voor, waariu hij nnuwelijks van een gewoneu hofnar verschilt. 
Later werd zijn naam op elken dwaas of zot toegepast en kreeg 
pkeie" al spoedlg de beteekenis van „dwaasheid", Nevens keie had 
men keiaard, fol etourdi, qui fait le fol. Zelts smeedde men de 
plaatsnaroen Keiendaal en Keiberg. Wie daar wondeu, behoeft 
men niet te vragen. Onbekend raet den oorsprong van 't woord, 
begou men aan een keisteen te denken, en ging men aan het smeden 
van allerlei uitdrukkingen hiertoe betrekkelijk, als: iemand van den 
kei snijden. hera van zijue dwaasheid genezen; de kei leutert of 
reutelt (wackelt oder röchelt, rasselt) hem; hij beeft den kei iii 't 
hoofd; hij is met den kei gekweld; en zog voorts. Wie een tal 
van dergelijke uitdrukkingen kennen wit, raadplege de Kejklucbt 



♦) Statt Dnjoöt auf S. i lese n 



1 Drost. 



i an „c 

^1 berau 



104 

van Jock en Ernst (1661) van Jonkhr. Everard Mejstei-, den 
patroon van den beruchten Amersfoortscheu kei. 

Diese Darlegung ist so bündig und verständig, wie man sie nur 
wünschen kann. Um so mehr fällt auf, dass van Dale den Zusammen- 
kei und bekaaid nicht eingesehen hat. Er setzt S, 93 zwei 
Wörter bekaaid an. Das erste übersetzt er durch „uitgedroogd" 
(bekaaide visch, die bedorven is door te lang op de kaai te liggen; 
bekaaid schip, [door de bitte] gebarsteu schip). Das zweite um- 
schreibt er durch „besehaamd, verlegen, vernederd" (er bekaaid vao 
staan, er bekaaid afkomeu), auch komme es provinziell für „verkeerd" 
vor. Aehnlich P, Weiland im Groot Nederduitsch Taalkundig Woorden- 
boek, Dordrecht 1859, S. 76; nur fasst er die beiden Wörter noch 
Is eins und bringt fiir die erste Bedeutung bloss „bekaaide visch". 
Obgleich es sicher kein Ausdruck sei, der x\i gehobener Dichterspracha 
passe, finde es sich doch bei N. Versteeg in dessen Mozes: Op dat 
men in een zaak van zulk een groot gewicht Nu geenszins (mit nichten) 
stae bekaeid voor 't voorstelijk gezicht; also etwa im Sinne von 
„wie ein Narr beschämt", Kei (S. 289), Kieselatein, und kei, cene 
groote stompbeid van verstand, sind für Woiland erklärlicherweise ein 
und dasselbe Wort; an Redensarten, welche die Art des Gebrauches 
erkennen lassen, theilt er noch mit: hij heeft eenen kei in het 
hoofd, dat is een kei van eenen vent, liij is half gek; schon 
Kilianus DuiHaeus habe es in dieser figürlichen Verwendung, und so 
sage auch der Dichter Jakob Wcsterbaen (1599— 1670j: Jij bent 
quaed, en daartoe key. Das Nieuw Woordeuboek der Nederlandsche 
en Hoogduitsche Taal von Matthias Kramer, zum 4. Male hrag, voa 
Adam Abrahamsz van Moorbeek, Leipzig 1787, S. 39 setzt ein eigenes 
Verbum bekaajen an: „wird von Fischen gesaget, weuo sie so lange 
auf dem Deiche oder auf der Brücke stehen, dass sie abstehen"; 
giebt aber, damit wenig stimmend, die verschiedenen Bedeutungen 
des „Adjectivs" bekaajd in folgender Reihenfolge an: „beschämt, 
schamrot; verlegen; riechend, als z. E. ein Fisch, der lange gelegen 
bat und abgestanden ist; een bekaajd schip, ein leckes ächiff, das 
von der Sonne Ritzen und Spalten bekommen hat, gesprungen oder 
geborsten ist; ergens bekaajd afkoraen, mit Schanden von einer Sache 
wegkommen". 

Es ist mir unzweifelhaft, dass Gallee das Richtige getroffen hat, 
wenn er bekaaid zu kaaie stellt. Die Geldersche Redensart iemand 
op de kaaie hebben = voor den gek houden hatte derselbe Ge- 
lehrte bereits in der Zeitschrift Onze Volkslaal, Culemborg, 1 (188'2), 
S, 123 auch aus der Volkssprache der sächsischen Provinzen der 
Niederlande nachgewiesen. Ferner bin ich ebenso überzeugt, dass in 
diesem „de kaaie" nichts anderes steckt, als der Name unseres alten 
Freundes Kai, von dem man ein Abstraclum gebildet hat, während 
man in den fränkischen Provinzen des Landes den Namen irrthümlich 
an „den kei", den Kieselstein, anlehnte und aus dieser Etymologie 
heraus andere neue Redensarten bildete, Ehe aber diese Vermengung 




105 

des Namens und des Appellativs kei 'Kieselstein' stattfand, wird der 
Name, als Appellativ verwandt, einen Geck, Tboren, Narren bedeutet 
haben; und diese Bedeutung ist noch ganz deutlich in der Redensart 
„dat is een kei van eenen vent", zu deren Erklärung die Bedeutung 
nThorbeit, Dummheit", die sich in anderen Verwendungen von kei 
zeigt, nicht ausreicht: sie ist grade so gebildet, wie z. B. er ist ein 
Schalk von Jungen, ein Bösewicht von Kerl, in welchen Bildungen 
das Niederländische und das Niederdeutsche auch vor „Jungen" und 
„Kerl" den unbestimmten Artikel gebraueben würden. 

So gut, wie nun das Niederländische von „gek" ein Verbum 
„begekken" = bespotten, voor den gek houden gebildet hat, muss 
einst auch von kaai oder kei ein bekaatjen, bekeijen mit derselben 
Bedeutung gebildet worden sein. Von dieser Bildung ist der jüngeren 
Sprache nur geblieben das Particip bekaaid, bekeid, welches, nachdem 
sein Ursprung vergessen war, zu dem Begriff des „Verspotteten, Be- 
schämten" weiter den des „Misglückten, Verkehrten, Schlechten" ent- 
wickelt hat, der in der Volkssprache den anderen fast ganz verdrängte. 
Dass dies in der Schriftsprache nicht geschehen ist, haben die ange- 
führten Wörterbücher an die Hand gegeben und bezeugt Gallee: die 
ursprüngliche Bedeutung „verspottet" ist noch nicht erloschen, und 
selbst in den nordniederländischen Dialekten noch nicht gänzlich. 
Wenn z. B, aus der Vlaardinger Mundart die Redensart „hij komt 
bekaaid uit" (Noord en Zuid III, 112) mit der Erklärung „hij komt 
stecht weg" gegeben wird, so wird doch die ursprüngliche Notion des 
Wortes wohl noch gefühlt werden; mau könnte ea vielleicht hd. ebenso 
gut geben durch: ihm wurde wie einem Hans Narren heimgeleuchtet, 
mitgespielt, oder: er zog ab wie ein begossener Pudel, Freilich will 
Th. Kuijper in derselben Zeitschrift III, 1^2, wo er dies Wort vielen 
Gegenden von Holland und Seeland als eigenthümliches viudiciert, 
ihm einfach die Bedeutung von „siecht, ougelukkig" zuweisen, aber 
grade die Redensarten, die er anführt, „bekaaid van iets afkomen, 
h. wegkomen", bestätigen sie nicht eben, was Gallee sagt, dass dem 
b. noch immer die Bedeutung von „verhöhnt, verspottet" anklebe? 
Anders im Südniederländischen. Im Flämischen scheint jene neuere 
Begriffsentwickelung die allein herrschende geworden zu sein. So 
giebt G. A. Voorstermau van Oyen (Noord en Zuid 11, S. 313} für 
das bekaoid des Aardenburger Dialektes allein die Bedeutung von 
„verkeerd" an: J gaot den bebaoiden weg = bij gaat den verkeerden 
weg; ze doen bektioid = zij doen verkeerd. Auch De Bo im West- 
vlaamsch Idioticon S. 96 kennt es nicht mehr in der alten Bedeutung. 
Er fuhrt eine Anzahl von Stellen aus Schriftstellern, aus P. Devynck, 
P. Croon, J. Cats u. s. w., an, in welchen die alte Bedeutung noch 
mehr oder minder durchschimmert; für das jetzige westflämische be- 
kaaid giebt er aber als Bedeutung an: „dat niet in zijnen beboor- 
lijken stand is, verkeerd, verdraaid, ongunstig, siecht", ausserdem 
noch eine weitere, aus dem Ursprung des Wortes wohl verständliche 
Begriffsentwickelung: „dronken", betrunken: hij was een weinig be- 



106 

kaaid; hij kwam bekaaid naar huis. Die gewöhnliche Bedeutung 
belegt er durch eine Menge Beispiele: de wind was b. voor den viach- 
vangst; een bekaaide zomer, weun es viel regnet; eene deur hangt b., 
wenn sie schlecht oder zu leicht geht; ein Haus, ein Zimmer sind b., 
wenn die Mi3beln nicht stehen, wie sie sollten; die zaak is b. uit- 
gevallen, ist misglückt; u. s w. Danach kann das Wort auch, von 
Fischen oder vom Schiff gebraucht, nichts anderes sagen, nämlich: 
nicht iu Ordnung, verdorben, schlecht geworden, und an eine Ab- 
leitung von kaai, der Kai (oder richtiger die Kaje, wie wir im Nieder- 
deutschen sagen), ist nicht zu denken Denn Fische haben doch eher 
Gelegenheit, in der Fischhallo oder auf dem Fiachmarkte, als auf der 
Landungsbriicke zu verliegen, und Schiffe trocknen eher auseinander, 
wenn sie auf dem Strande liegen, als an der Kaje im Wasser des 
Hafens: kurz die Ableitung hat keinen Sinn und ist nur möglieb ge- 

, weil man das Wort nicht mehr verstand, es aber doch gerne 
verstehen wollte und darum, rein nach dem Klange, mit einem ganz 
anderen Worte zusammen brachte. 

Oben habe ich auf die verschiedenen Formen im Namen dea 
Artusritters aufmerksam gemacht. Dieses Schwanken tm Vokal und 
im Auslaut ermöglichte die Anlehnung an zwei ganz verschiedene 
Wörter, an kei und kaai, uud diese Differenzierung im Laut und nach 
Bedeutung behinderte nicht bloss die Erkenntniss der richtigen Ety- 
mologie und des Zusammenhanges von kei und bekaaid, sondern be- 
einflusste auch die weitere Begriffsentwickelnng beider Wörter. Bereits 
Cornelius Kilianus Dufllaeus, dem das klassische Alterthum vertrauter 
war, als das romantische Mittelalter, hat die Vermengung der beiden 
verschiedenen kei verschuldet, indem er (Etymologicum Teutonicae 
Linguae, Ed. lll», Antwerpiae 1599, p. 229) keye, stultus, insanus, 
vacillauB cerebro, mit Hinweis auf Flautus durch „lapide, silice stultior" 
deutet. Der klassische Gebrauch des Wortes „Stein" für einen 
dummen Menschen, wie er sich z. B. bei Plautus findet, hat ihn also 
wohl von der Identität der beiden gleichklingenden Wörter keye über- 
zeugt. Neben dem persönlichen keye keunt Kiel auch schon das ab- 
stracte keye, cerebri morbus, cerebrura non sanum, insipientia, insania, 
phrenesis. Vielleicht ist dies Abstractum erst von ihm aus Redens- 
arten, wie etwa „hij heeft den keye in't huofd", oder, wie sie schon 
der Kilianus auctus, Amstelsdami 1642, p. 235 hinzufügt, „de key 
lotert hem, de key quelt hem, ^ mente laborat, vacillat cerebro, le 
caillou luy hoche ou remuü"*), geschlossen worden, möglich aber 
auch, dass hierin der Sprachgeist schon vor ihm gewaltet hat. Endlich 
hat Kiel auch bereits die Ableitung keyaerd, homo insanus, delirus, 
desipiens. Die Bildung bekaaid führt er noch nicht auf. üa Cats 
(1577 — 16G0) und Poirters (1606 — 1675) sie verwenden, wird sie 
wohl gegen Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts aufge- 

*} Falls diese französische Wendung niilit bloss würtliehe UebersetEuog, 
sondern echte Redensart würe, dann niUsste man Eiatlues derselben auf das ndl. 
keye aiiDebmea, und die Menguag mit keye, Kiesel, uürdc noch erklurliclier. 




107 

kommen sein. Ob sich auch ausser dem Partidp eine Conjugatioiis- 
form dieses Verbums nachweisen lässt? 

Was die Bedeutung belangt, so hat das Niederländische alle 
diese Verwendungea und Ableitungen vom Namen des Ritters allein 
au sein so oft hervortretendes ungezügeltes, unbesonnenes, thörichtea 
Benehmen geknüpft; einzig das westflämische kei betont andere, ver- 
wandte CfaaraktereigenthünjJichkeiten. Ob hier die Notion des Eigen- 
sinnes nicht mit von der Ableitung aus kei, Kieselstein, beeinflusst 
worden ist? Ganz nb von diesen niederländischen, nur an die schlech- 
ten Eigenschaften Kais anknüpfenden Ausdrücken steht die ostfrie- 
siscbe und nordelbingische Verwendung des Namens und bezeugt, dass 
diese letztere nicht importiert, sondern einheimisches Product ist. 

Vielleicht möchte es manchem scheinen, als seien zu viel Worte 
auf diesen Gegenstand verschwendet worden. Ich meine aber, eine 
Anzahl Wörter und Iledensarteu, die eine so bedeutende Rolle in den 
Sprachen mehrerer germanischen Stämme spielen und die uns leben- 
dige Kunde bewahrt haben von dem Kindrucke, den eine vor sechs 
Jahrhunderten herrschende Litteraturgattung auf unsere Vorfahren 
gemacht hat, verdiente sehr wohl eine eingehende Besprechung, und 
ich vermute gar, dass neue Zeugnisse aus anderen Dialekten ein 
eroeuctes Eingeben darauf erheischen würden. Dagegen bedauere ich, 
dass meine geringe Kenntniss des Niederländischen mich das ganze 
hier behandelte Material nicht hat von vornherein zusammen tinden 
und in einheitlicher Uestattung der Untersuchung darlegen lassen. 



HAMBURü. 



C. Walther. 



Zu Reinke Vos. 



79. Hinze de kater do ok dar quam; 

al tornich he vor den konink ginc 
uude sprak: 'gnedige here, her konnink, 
up dat gi Reinken sin unholt, 
so en ts hir nemant junc noch olt, 
he vruchtet Reiuken mer dan ju .... 
In der Erklärung des up dat (82) weichen die Herausgeber von ein- 
ander ab. Hoffmann nimmt die concessive Bedeutung an i,.niÖQt 
ihr auf R. noch so böse sein"). Diese hält Lübben in der Anmerkung 
zu seiner Ausgabe fiir nicht nachweisbar, entscheidet sich jedoch 
Mnd. Wbch, V, 103 dafür, 'up dat' durch 'insofern, weil' zu übersetzen, 
während er früher vermutet hatte, dass es biesse: 'darauf hin, dass, 



108 

— darauf fassend, dass'. Beide ErklÜrungsweisen halte ich für an- 
nehmbar, wahrend ich Schröders Deutung des 'up dat' als final für 
verfehlt halte. Dieser libersetut die Verse 81—83 folgendermaasen: 
'Um euren Zorn gegen Reinke zu erregen, so sage ich euch, dass 
hier alle Welt R. mehr Tiirchtet, als euch'. Dagegen ist aber ein- 
zuwenden , daas Hinze , welcher hier, wie auch die Entgegnung 
Paatera zeigt, als Verteidiger Reinekes auftritt, den Zorn Kobeb 
gegen diesen nicht noch steigern darf. Das Original lautet V. 111 
bis 113 (ed. Martin) 

der dat ghi Reinaerde sit onhout 
80 enes hier jonc no out, 
bine hebbe te wroeghene jeghen ü. 
]). h. 'Weil ihr Reinke jetzt ungnädig gesinnt seid, so ist Niemand, 
der nicht vor euch über ihn zu klagen habe'. Da ich nicht einsehe, 
weshalb hier der Übersetzer, noch dazu mit Hineintragung eines un- 
passenden Motives, so stark vom Originale abgewichen sein sollte, so 
vermute ich, dass in vruchtd eine Textverderbnis steckt und dass za 
schreiben ist: 

up dat gi Reinken sin unholt, 
SD en is hir nemant junc noch olt, 
he wrughet Reinken mer dan ju. 
D. h. 'Weil ihr E. ungnädig seid, so ist Niemand, der nicht R. mehr 
denn je verklagt', wrogeti, wrugkev, alts. «urögian ist im Mnd. sehr 
verbreitet (s, Mnd. Wbch. V, 785) und erscheint auch sonst im R. V. 
Die Verwechslung von wrvghet und i,TKc/i(c( erklärt sich um so eher, 
wenn wir bedenken, dass im Anlaute oft v für w gesetzt wurde und 
dass auch c und g sich wenig unterschieden. 

912. Sunte Mertens vogel. Nicht bemerkt ist bei deu Heraus- 
gebern, dass für den aneganc auch der Specht als heiliger Vogel ia 
Betracht kommt (s. Grimm, Mythol. S. 947). In Westfalen {s. Woeste 
S. 174) heisst der Rotspecht sünte Merts füagelken. 
1919, Reinke sprak: 'juwe sorge is gröt, 

dat ji juwen öm bringen in den döt, 

den ji bildiclich scholden beschermen. 

unde gi ju einer ser entfermen, 

dat he jo nicht enqueme in schade; 

dorste ik, ik bede half gnade. 
Lübben bemerkt: „Die Bedeutung des half ist nicht recht klar. Es 
muss aber wohl einschränkenden Sinn haben: Erweiset mir doch 
halbe Gnade, denn um volle Gnade darf ich wohl nicht bitten. 
Dadurch erhält der Ausdruck etwas spöttisches." Dieser Erklärung 
folgt auch K. Schröder: Jmlf gnade ein nicht gan:! durchsichtigei 
Ausdruck, wohl spöttisch gesagt: wagte ich's, ich bäte um halbe 
Gnade, denn die ganze Gnade darf ich nicht erwarten"*). Reinke. 
sucht hier offenbar in höchster Not auf das Mitleid seiner Feiade sn 



•) Auch Reiiiai^rl l'J85 t 



1 MarUu Bo erklärt 




109 

wirken, wodurch Spott seinerseita gänzlich ausgeschlossen wird. Ich 
meine, dass half nicht mit gnade zu verbinden ist, sondern adverbial 
steht in dem Sinne von: 'zum guten Teil, ziemlich, fast, ein wenig' 
(s. D. Wtbch. IV, 2 Sp. 100*). Im R. V. sind zu vergleichen: 
V. 755. was scher half vorzaget; 1553. he krof in wol half in vjire; 
4210. he krech wol half einen beteren möt; 4573. he sprak 'dat is 
mi half vorgetten; 5009. doch ik hebbet em half vorgcven. Der Aus- 
druck erhält durch den Zusatz des half, wie es der Situation ange- 
messen ist, vielmehr etwas bescheidenes. 

1770. Eht als Benennung eines Hundea findet sich auch in 
Sihotes Frauenzucht (in Lambels Erzählungen und Schwänken) V. 508. 
S. Bezzenhergers Beitr. z. Kunde d. indogerm. Spr. III, 8(5. 

2451. Krekelptttle. In der Erklärung dieses, auch 2443 u. ö, 
erscheinenden Namens nimmt Lübbcn Anstand Geyder und Hoffmann 
zu folgen, die in dem ersten Worte das mnd. krekcl, crihd 'Grille' 
sehen. Die im Reinaert erscheinenden Formen sind aber Kriekepit, 
Krickeputle, Kriekenput**) ; auch Reinardus vulpes hat imteus kriekenput. 
Nun heisst aber hrieke vlämisch, wie auch clevisch (Weigand P, 1011) 
die 'Krieche, Schlehenpöaume', und diese Erklärung passt auch für 
das Mittelniederdeutsche, da hier die Schlehenpflaume kreke heisst 
und das -el wohl mit Lübbcn als die im Niederdeutschen so häufige 
Compositionssilbe (vgl. Kind-el-beer) zu fassen ist. 

3154, berät hat hier, ebenso wie mnl. baraet, noch deutlicher 
aber in den Verbindungen line bcnd 5553, mü bcriitc 5561 die Be- 
deutung 'Täuschung, Betrug'. Diese lässt sich nicht aus dem Deut- 
schen erschliessen, ist daher wohl entstellt aus barüi ({t?.. barat; ital. 
baratto 'betrügerischer Handel'). Ebenso erklärt wird tlne berät im 
Karlmeinet 21, 3; 2S5, 12 (s. Lexer, II, 206 und Nachtr. S. 61). 
Zu scheiden davon ist beräl 'Ratschlag, Überlegung' 1277, 

315G. Vorwerken (ik hebbe mine vrunde v.) erklärt Lübbcn: 
'(durch unrechtes Handeln) verlieren', doch heisst es hier wohl eher: 
'ins Unglück bringen, zu Grunde richten". S. Lexer III, 310. Die 
Vergleichung mit Reinaert (3406 ff.) ergibt hier nichts für die Er- 
klärung, wohl aber 1875 he heft it an uns gröt vorwracht, wo 
die Vergleichung mit Reinaert 1960 he hevets wel verdient zeigt, 
dass Lübbena Übersetzung 'er hat an uns verbrecherisch gehandelt', 
die das unbestimmte Objekt unberücksichtigt lässt, nicht zutrifft. Es 
ist zu übersetzen: 'Er hat es (sein Lehen) an uns sehr verwirkt'. 
Das Part, vortvracht bezeichnet einen 'der sein Lehen verwirkt hat', 
a. Mnd. Wb. V, 503. 

3586. Se mögen vele raden, we it ok si, 

men dat hovet endoch nicht äne mi. 
Nicht zutreffend ist Lübhens Vermutung z. d. St. (dat hovet] 'der 
König'? oder 'das Hauptsächlichste'?), ebensowenig aber auch die 

id halh (8. Weigauds Wbcii. 1', 762). 
Deutung 'der griechiachc' R. Fuchs CLVIt. 





N 



110 



Schroeders, der hovet zu einem sw. v. impera. hoeven 'niitzeu' stellt, 
welches jedoch Dirgeoda belegt ist*). Reinaert (ed. Martin 3824) hat: 
raer het hof endooch niet buten mi. Danach erweist sich der über- 
lieferte Text als vollkommen richtig und ist zu übersetzen 'die Uof- 
Versammlung taugt nichts ohne mich', doch steht fiir dacht wie häufig 
im Sachsenapiegel ed. Homeyer: s. Mnd. Wb. I, 532. 

3777. Hebbe ik dodi to Erforl de schale geholden. Lübben, dem 
auch Schröder folgt, erklärt: 'rfe schole geholden' hier vom Schüler 
gesagt, der die Schule besucht. Diese Erklärung stützt sich ohne 
Zweifel darauf, dass Reinaert 4039 früher gelesen wurde; 
op Westvalen ende te Provijn 
hebbe ic gegaen ter hoger scolen 
Mit Recht hält jedoch Martin (Eiol. S. XXII) diese Verse für verderbt 
und schreibt dafür 

op Westvalen ende te Provijn 

hebbe ic die scolen gehouden 
Es ist demnach kein Grund, 'de schole holden' nicht als 'Schule halten' 
(hallen hier = in Leitung und Aufsicht haben. D. Wh. IV, 2, 292) 
zu erklären. Da Isegrim Licentiat ist (V. 37äl), so hatte er das 
Recht, andere zu unterrichten. S. Lübbens Anm, z. 4208, wo auf 
Meinera, Gesch d. hohen Schulen 2, 240 verwiesen wird. 
4240. Ile krech wol half einen beteren möt, 
doch makede he aik sulven kone. 
Der Zusammenbang lehrt, dass beteren nicht richtig sein kann, dass 
vielmehr ein Adjektiv darunter verborgen sein muss, welches einen 
(iegensatz zu kone bildet. Die entsprechende Stelle im Reinaert 
4276 f. lautet: 

Reinaert wart en deel ontdaen 

van twifel in sinen moet. 
Danach, wie es scheint, schrieb K. Schnjder in seiner Ausgabe twivelen 
statt beteren. Diese Conjektur weicht jedoch einerseits ku sehr von 
der überlieferten Form ab, anderseits ist auch zu bedenken, dass 
ticivel als Adject. im Mnd. nicht belegt ist. Ich glaube, dass zu 
ach reiben ist: 

He krech wol half einen bisteren müt. 
bister 'verwirrt, erschrocken, dann auch betrübt', bistcr gi-hit R, V. 1132, 
4598 ist zu übersetzen 'finstere Geberde'. Vgl. Martin z, Rein, II, 4407, 
5244. (»1 deme gebrek nicht 'in der Not', sondern 'im Nachteil'. 
Der Wolf meint, er sei schon genug dadurch benachteiligt, dass er 
die Krähe, die er hätte verspeisen können, freigelassen habe, und nun 
begehre diese noch Belohnung dazu. Diese Auffassung scheint auch 
Martin für Rein. 5866 zu teilen, so viel aus dem Wb. zu ersehen ist. 






111 

Vrouwe Kukenouwe uade Merten de ape, 
; is min medder, unde be mia pape. 

wird hier ah 'Oheim' erklärt, in welcher Bedeutung das Wort 
bisher nicht belegt ist und auch schwerlich belegt werden wird. Ich 
halte jwjje hier unzweifelhaft für entstellt aus jwrfe. Da 5855 — 5878 
der Verfasser des Reinke ganz selbständig ist (vgl. Reinacrt G160 Ö'.), 
so erklärt sich vielleicht dadurch auch hier, wo das Original ihm 
keinen Anhalt bot, der unreine Reim. 

6426. ik hebbe mi meist gepriset 

dar an, ju mtnen üiu, to sparen 
Da die Erklärung von sik prisen als 'siuh gross dünkon womit' hier 
nicht recht passen will, so vergleiche ich Josef von den sieben Tod- 
sünden V. 2577 wo vele dynghes nicht en schude van den wysen, so 
mochten sik de leyen prysen na guden werken, wo sik prysen die 
Bedeutung 'wonach trachten' hat. Es wäre dann auch im Reinke 
dar nü statt dar an zu schreiben. 

6444. went alle mine vruude, dar ik over rade, 
min wif, mine kindere, isUk na grade 
schulen ju nigen 
Lübbeti und Schröder fassen grtU als 'Rang, Stand'. Von einem Rang- 
unterschiode kann jedoch bei Weib und Kindern keine Rede sein, 
Reinaert 7*243 heisat es nur: mijn wif ende mijn kinder ende mijn 
maghe, meerre ende minder, d. h. 'alle meine Verwandten, gross und 
klein*. Ich glaube daher, dass n-if/rade in der Bedeutung 'allmählig, 
nach und nach' zu fassen ist. S. Urem. Wtb. II, 532; D. Wtb. VII, 63. 
Es heisst demnach islik na grade nichts anderes als 'eiuer nach dem 
anderen'. Übrigens ziehe ich die Erklärung des Brem. Wtb. von 
gräd 'Stufe' der des D. Wtb. als 'nahezu schnell' vor. 

6455. ik begere ok »ergens vor u to leiden. Da das Original 
(7254 ed. Martin) hier keinen Anhalt gewährt, gehen die Erklärungen 
der Herausgeber auseinander. Die Hofl'manns ('Ich will euch für 
Nichts beleidigen, Leid /.nfiigeu') und Latendorfs ('ich begehre nir- 
gends vor euch das Geleitsrecht auszuüben') hat schon Lübben in der 
Anmerkung z. d. ät. mit guten Gründen zurückgewiesen. Doch auch 
liubbens Erklärung von leiden als 'verleiten, vorführen", der sich 
Schröder anschliesst, genügt mir nicht; ich fasse es vielmehr in der 
Bedeutung von 'anklagen, denuncieren' (s, Lexer I, 1865; vgl. auch 
III, 158 verleiden), die wohl auch für das Mittetniederdeutsche noch 
nachzuweisen sein wird, vielleicht bei näherem Zusehn schon unter 
den Mnd. W^b. II, 057 gesammelten ISeispielen. Es ist demnach zu 
übersetzen: 'auch will ich euch um keinen Preis verklagen'. 

NORTHEIM. R. Sprenger. 

Nachtrag. Da up dal (82) in iler Bedeutung 'weil' immerhin vereinzelt wäre, 
BO möchte ich jptzt statt liesBcii um dat Bchrcibea (e. Mnd. Wb. V, 2. Sp. 12.) 
^GottttEt wird diese Veroiutung durch Rein. 11, 11!) 
^^^^ 1 dat ghi Reinaert 6ijt onliout etc. 




118 



Öppelken. 




„Öppelken" nennt man am hiesigen Orte das Aufsagen der Ab- 
zählreime, durch welche die Kinder bestimmen, wer 'kriegen' boK. 
„Oppelke diiu moall" ist die Aufforderung an eins der spielenden 
Kinder. Und es beginnt alsbald, indem es bei jedem Worte den Zeige- 
finger der Reihe nach auf die Gespielen richtet: 



„Entele — wentele — 
huicbele — puichele — 
knittere — knattere — knuU," 

„Öppelke — Püppelke — Bereke — 
Bämeke — Busch. 
Bellten füllt 'n Schuss," 

„Öppel — Pfippel — 
Honnig — bonnig — 
Bere — Bäme — buff." 

„Enne, tenne, tesse, 
vere, feuiwe, sesse; 
öuse liitche Blässe 
Sprung oawert Water, 
kreigene fetten Fisch, 
lechne up 'n Klockendiach, 
kämm de Kätche Miemäau — 
katerschäau." 

[Oder auch: 
„WoU ne Fisch faten, 
kämm de Snegger met der KWn, 
slog se vor de Aaskapelln."] 

„Übchen — Bübchen — Rübezahl, 
Übchen — Bübchen — Knoll." 

„Ich und du, 
Beckers Kuh; 
Müllers Esel ~ 
das bist du!" 

-Löutchen — Pöutchen — Pul- 



met 'n Witten Laken: 
Mie — mei — miiu, 
döu Knöust — 
bist heriut." 

„Uische — rasche — rei, 
rische — rasche, Plaudertasche, 

eins, zwei, drei." 

„Kitsche — ratsche — rutsche, 
wir fahren in der Kutsche, 
wir schiessen mit Kanonen — 
piff — pafl' — puff!" 

„Ringel — rtngel — rei, 
wir sind der Kinder drei; 
wir sitzen im HoUunderbusch 
und schreien alle: 
Husch ! Husch ! Husch 1" 

„Annchen — Danncben — Dit- 
chen — Datchen, 

Tewer de Bewer, debitchen — de- 
batchen, 

Tewer de Bewer de Bu — 

abistul" 

„Hindern Toarn sat ne Eule, 
schult meck iut vor junge Huare, 
Junge Huare ßin eck necb, 
teuf, eck willt 'n Papen ßeggen, 
Pape öall deck Siege gemen 
up dei Iliut; 
junge Briut — 
döu bist einmal herriut!" 



' sGne, tene, Tintefass, Hans, Hans, Hans, 

geh in die Schul uud lerne was, licke du den Schwanz, 
nnd wenn du whs gelernet hast, licke du den KUmmerling, 
sn sollst du hejssen Haue; datte dreimal rümmcr ging." 

So das in meinem, östlich am Sollinger Walde gelegenen Dorfc 
Nienhagen gang und gäbe „Üppelken". 

Ich führe noch ein Stück an, das gevissermassen den Übergang 
bildet zwischen dem „das Kriegen" einleitenden „Oppelken" und den 
Liederspielen, die hier erfreulicher Weise noch in grosser Mannich- 
faltigkeJt im Schwange gehen: 

Die Spielenden bilden einen Kreis. Ein Mädchen setzt sich in 
die Mitte und zieht den Rock über den Kopf, damit sie nicht wahr- 
nimmt, was in ihrer Umgebung vorgeht, 

Kiner der Gespielen geht alsdann um den Mädchenkran/ herum 
und singt: 

„Kling — klang — Gloria, 
wer sitzt in diesem Floria?" 
Darauf die Andern: „Eine Königstochter." 
^^^B- Erstere wieder: „Kann ich sie nicht zu sehen kriegen?" 
^^^^ Die Andern: „Nein!" 

^^^P Erstere: „Schadet nichts, bradet nichts! 

1^^^ Einer faas' mal hinten an den Schwanz!" 

Bei diesen Worten verliisst ein Gespiele den Kranz und folgt 
der Umgehenden, sie am Rockzipfel fassend. Der Gegengesang wird 
nun so lange fortgesetzt, bis nur noch ein Gespiele übrig geblieben 
ist. Dieser atösst die Königstochter um und nimmt mit den Andern 
Reissaus. Jene muss jetzt so lange „kriegen", bis sie einen Gespielen 
eingefangen hat, der nun an ihrer Statt Königstochter wird. 

In Eschershausen im Sollinge habe ich folgende Abzählreime 
aufgeschrieben; der Ausdruck „Uppetkeo" ist dort indes nicht üblich. 



„Enneken, Dwenneken, dwink 

dwauk, 
kleine Glaser sind nich lang; 
Mutter woll 'n Hahnen locken, 
Vater woll de Dochter kloppen, 
enne, wenne, wie — wa — weg." 

„Enneken, Dwenneken, dwink — 

dwank 
reiset mit nach Engeland ; 
Engeland ist abgebrannt. 
Jäger, bind den Hund an, 
Dasa er mich nicht buissen kann; 
beisst er mich, verklag ich dich, 
hundert Thaler kostt 's dich." 



„Eine, tweie, dreie, veiire, feuiwe, 

sesse, 
iuse lütche Blässe 
ging durt grate Water, 
kreig 'ne dicken Klater, 
fung 'ne dicken, fetten Fisch, 
legt 'ne np 'n Sneuiderdisch, 
kämm de Sneuider metter Elle, 
Bchläaug se vor de Aaskabelle — 
knipsch, koapach — boms!" 

„Meine alle Schwiegermutter 
mit den kalten Füssen 
sieben Jahr im Himmel war, 
Uisat mich nochmals grüssen." 




„Meine alte Schwiegermutter 
mit der krummen Pfeife 
sieben Jahr im Himmel war, 
kam sie wieder 'raus. 
Ist das nicht ein dummes Weib, 
Dass sie nicht im Himmel bleibt?" 

„Eins, zwei, drei — drat, 
Hana bat 'ne ran Bart, 
Bett seck up 't Rathius, 
sUppet 'n Herrn t Retiir lut." 

„Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, 

sieben, 
PetruB, Pilatus hat geschrieben 
einen Brief nach Paris: 
Du aollst holen drei Pistolen, 
eine für mich, eine für dich, 
eine für Onkel Ludewig. " 

NIENHAGEN bei Moringen. 



„One, tone, Tintefass, 
geh zur Schul' und lerne was; 
wenn du was gelernet hast, 
sollst du heissen Hans 
mit dem goldnen Schwanz. 
Wie mein Vater Rektor war, 
schnitt er mir eine Feder. 
Rieke ging nach Amsterdam, 
von Amsterdam nach Bremen, 
suchte da zu werden 
eine schöne Köchin; 
kochte mir ein' Kalbeskopf, 
da ein wenig Zucker rein, 
schmeckte wenig süsse." 

„Müllers dicke faule Grete 
sass auf einem Baum und nahte - 
bUimsch! fiel sie herab, 
du bist ab!" 

H. Sohnrey, 



Everhards von "Wampen Spiegel 
der Natur. 



Eine nicht geringe Anzahl niederdeutscher Dichtungen sind 
ausserhalb der Grenzen Deutschlands verfasst worden. In den Nieder- 
landen haben die Dichter gelebt, denen wir die Erzäblungen von Floa 
und Blankflos, von Valentin und Namelos, vom verlorenen Sohne ver- 
danken. Noch weniger auftallig ist es, wenn auch auf skandinavischem 
Boden mancherlei in niederdeutscher Mundart geschrieben wurde. 
In politischer und commercieller Beziehung waren die drei skandina- 
vischen Reiche wesentlich von Norddeutscbland abhängig. Das Nieder- 
deutsche war die diplomatische Verkehrssprache der baltischen Länder 
bei den Verhandlungen zwischen den Hansischen Städten und den 
Königshöfen, seine Kenntnis war in den gebildeten Kreisen Dänemarks 
und Schwedens ziemlich allgemein. Zahlreiche Deutsche wohnten ia 
seinen Städten. 

Vielleicht noch mehr als zu anderen Zeiten darf man die Kenntnis 
der niederdeutschen Sprache am schwedischen Königshofe zur Zeit 
der Herzogin Ingeborg voraussetzen, welche, die Tochter einer deutschen 
Mutter, der norwegischen Königin Eupbemia, der Nichte Wizlaw's III, 




r 



115 

von Rügeu, viele Ausländer, wie wir wissen, au ihren Ilaf gezogen 
hatte, vermutlich Deutsche und Dänen. 

Zu jener Zeit lebte in Schweden ein aus Vorpommern oder Rügen 
gebürtiger Deutscher, Everhard von Wampen, der i. J. 1325 ein un- 
gefiihr 2500 niederdeutsche Verse umfassendes Lehrgedicht, eine 
Diätetik, dem S^ohn der Herzogin Ingeborg, dem damals erst neun- 
jährigen Konige Magnus Hrichson, welchem durch Erbschaft die Kronen 
von Schweden und Norwegen zugefallen waren, widmete. Als Widmung 
müssen wenigstens die einleitenden Verse nufgefasst werden, in denen 
Everhard die Hoffnung ausspricht, dass sein Werk mit Hilfe der 
Jungfrau Maria zum tiedeihen des jungen Königs beitragen möge. 
An einer Stelle sagt er, dass die vornehmsten der Schweden ihn mit 
ihrer Gunst beehrt haben. Beides scheint darauf hinzudeuten, dass 
er Beziehungen zum schwedischen Königahofe gehabt hat. 

Aus den Angaben, die Everhard gelegentlich über sich seihst 
macht'}, ergiebt sich, dass er aus Wampen**) in Pommern gebürtig 
ist und aus einer dem Waffendienst ergebenen Familie stammt. Nicht 
aus Armut, sondern aus Liehe zur Wissenschaft und um seiner Herrin 
helfen zu können, hat er sich der Arzneiwissenschaft zugewandt und 
seine Heimat verlassen. Hat er auf der einen Seite und zwar bei den 
Vornehmsten Anerkennung gefunden, so hat er andererseits in Schweden, 
wo schöne Worte vor den Augen, Verleumdung hinter dem Rucken 
gang und gilbe seien, durch böse Nachreden mächtig zu leiden gehabt, 
Gegen offene Angriffe, sagt er, hätte er sich wohl verteidigen können. 
Man kann aus dieser Bemerkung scKliessen, dass er seiuen Gegnern 
hat weichen müssen. 

Von den ärztlichen Zuständen und den Schattenseiten der Praxis 
in seiner Zeit entwirft er ein anschauliches Bild. Kurpfuscher, die 
nichts gelernt haben, und sogar Frauen***) lassen sich Meister der 
Arzneikunde nennen — Everhard selbst, muss man annehmen, hat 
seinen Titel rite in Paris erworben. Zu den Kranken begeben sich 
unverständige Frauen und Männer und raten ihm, dieses oder jenes 
gegen die Vorschrift des Arztes zu thun. Stirbt der Patient, so 
spotten die Leute des Arztes. Ferner geht aus den Klagen Everhards 
hervor, dass eine sonst aus Komödien bekannte Verhöhnung der ärzt- 
lichen Kunst auch der Wirklichkeit angehört hat. Alberne Leute ver- 
suchten zu jener Zeit die Kunst des Arztes, dessen Diagnose sich 
bekanntlich damals wesentlich auf die Urinoskopie stützte, dadurch 
auf die Probe zu stellen, dass sie das Wasser verschiedener Leute 
in dasselbe Glas füllten und dem Arzte zeigten, der in dem guten 
Glauben sich befand, dass es von seinem Patienten herrühre. 

•| Vergl. 3. 118. 

•*) Den Namim Wampen fübrea zwei Orte ii 
nder Vorwerk bei Tireifswald uad «no Meierei ii 
auf Rügen. 

♦•*) Weibliche Ärate und Lehrerinnnn der Medici 
Sklemo gegeben. S. HcDscheu: Jiuius. 1 (1851) 109, 



L 



Ausser in dem Lehrgedicht Eberhards scheint sein Name, wenig- 
stens mit dem Zusati^e 'von Wampen', von keinem Schriftstellet 
und in keiner Urkunde überliefert zu sein. Ein eigentümlicher Zufall' 
ist es freilich, dass der einzige Mann deutscher Abstammung, welcher 
in den schwedischen Urkunden jener Zeit den Namen Everard führt, 
1325 Procurator dt-s grossen Heiligön-Geist-Hoapitals in Wisbj war, 
und, wie seine Beteiligung bei den schwedisch-russischen Abmachungelt, 
zeigt, gleichfalls Beziehungen ^um schwedischen Königshnfe gehab^ 
hat. Aber dieser 'Everardus dictus Brsechic, civis WJsbjensis et prOr 
curator domus Sancti Spiritus'*) wird nirgends Magister genannt, un4 
dieser Umstand spricht sehr dagegen, dass er der Verfasser unsere* 
Dichtung gewesen sei. 

Everhard hat sein Lehrgedicht einen Spiegel der Natur genanDt^ 
weil der Leser aus ihm seine physische Natur ebenso erkennen kann, 
wie in einem Metallspiegel sein .'Vusseres. Er hat kein Lehrbuch für 
angehende Arzte, sondern eine populäre Diätetik für gebildete Leset; 
verfassen wollen. Die theofftische Urundlage der DÜitetik, der Pa^ 
thologie wie der Therapie, ist ihm gleich allen Ärzten seiner Zeit di« 
auf Galen zurückreichende Lehre von den Complexionen, oder 
man jetzt sagt, den Temporamenten. 

Der Mensch und alles Geschaffene besteht aus den vier Elementen 
Feuer, Luft, Wasser und Erde. Ihnen entsprechen das heisso, feuchte, 
kalte und trockene. Diese Elemente können im menschlichen Korpec 
nun zwar nie einzeln, sondern nur verbunden mit einander besteheoj 
aber eins wird immer das Übergewicht behaupten, beim Sanguiniker 
das feuchte neben dem heissen, beim Choleriker das heisse neben dem 
trockenen, beim Melancholiker das trockene neben dem kalten, beint 
Pfiegmatiker das kalte neben dem feuchten. Jedes Temperament ist 
an der äusseren Gestalt und dem ganzen Gebahren des MenscheA 
erkennbar, und jedes neigt zu ihm eigentumlichen Leiden. Um nuif 
beurteilen zu können, was für jeden einzelnen zuträglich sei, muH 
man wissen, welche I^lemente in den verschiedenen Zeiten, Lebens 
altern, Klimaten, Lehensmitteln und Arzneien sich zumeist geltend 
machen, und dann der Regel eingedenk sein, dass es der Gesundheil 
unzuträglich ist, wenn gleiches mit gleichem, forderlich, wenn vei^ 
schiedenartiges zusammentrifft. 

Eine meae lere wil ik di au gevßo, 
Wat der suke is weddcr uade jegen, 
Dar van er lielpe (wert] undc bot: 
Kolt jegcn het, liet jegi^a kci[l]t ia gut, 
Nat .fegen droge. droge is gud jegCD nat, 
Koe mene rcgule, lere, ia dkt, 
Docli wert dicke en lik dea andcra gud, 
Dat ein seke dar luüt mathe dot. 




117 

Für den Afeläiicholiker z. B., dessen Comptexion das kalte und 
trockene vereinigt, ist der Herbst, welcher gleichfalls kalt und trocken 
ist, die ungesundeste Jahreszeit. Um den übelen Einwirkungen, welche 
diese Jahreszeit oder der Aufenthalt in einem kalten, trockenen Klima 
auf die Gesundheit ausüben kann, entgegenzuwirken, muss der Me- 
lancholiker seine ganze Lebensweise einrichten, dass er möglichst dem 
kalten und trockenen entgegengesetztes, also viel erhitzendes und 
Feuchtigkeit gebendes auf sich wirken lässt, er muss baden, der 
Minne pHegen, Lautertrank, Met, roten Wein trinken und Wildbret 
geoiessen, aber keine Enten und Husen, diese müssen also als kalt- 
trockene Nahrung gegolten haben*). 

Welche Eigenschaften in Bezug auf Wärme und Kälte, Trocken- 
heit und Feuchtigkeit die einzelnen Zeitalter, Lebensalter und Klimate 
haben, lehrt Everhard in besonderen Abschnitten. In Betreff der 
Tiere, Kräuter und Naturgegenstände giebt er einige allgemeine Hegeln. 
Die schnell sich bewegenden und kleinen Tiere seien heiss, die grossen 
und trägen dagegen kalt. Schwarze Farbe, strenger, scharfer Ge- 
schmack oder Geruch deute auf liitze, weisse Farbe und milder Ge- 
schmack auf Kälte. Der Schlaf rufe Feuchtigkeit hervor, vieles 
Wachen erhitze und trockene. 

Everhard ist dem Vorgange älterer medicinischer Schriftsteller 
gefolgt, als er sein Werk in Versen geschrieben hat. Mindestens 
eine jener älteren mediciniscben Lehrdichtungeu ist ihm sicher nicht 
unbekannt gewesen, das Regimen Sanitatis Saleruitanum. .\us diesem 
weitverbreiteten Weikchen stammen nämlich die leoninischen Verse — 
loci memoriales über die charakteristischen Eigenschaften der vier 
Temperamente — welche sich im Spiegel der Natur Buch 1 vor vs. 41, 
119, 247 und 358 finden*^), Welche andere Quellen Everhard benutzt 
hat oder ob er einer einzelnen vorzugsweise folgt, habe ich nicht er- 
mitteln können. Vielleicht darf man aber annehmen, dass er den 
Stoff, welchen er sich in seiner Studienzeit an der Universität ange- 
eignet haben mag, mehr oder weniger selbständig gestaltet bat. Das 
erste Buch macht wenigstens diesen Eindruck, und die Darstellung 
der aus Aristoteles enllelinten Lelire von den Seelenkräften, der 
potentia vegetabilis, sensitiva und intellectiva, welche sich bei ihm 
tindet, deckt sich so wenig mit Aristoteles eigenen, in vielen mittel- 
alterlichen Compendien wiederholten Theorien, dass man eher au die 
Ileproduction dieser Lehre aus dem Gedächtnisse, als an die Herüber- 
nahme derselben aus einer schriftlichen Quelle denken mag. 

Everhards Dichtung ist nur in einer einzigen Handschrift, dem 
um 1500 geschriebenen Papiercodex in (olio nr. 980 der herzoglichen 



•) Die Kenntnis dieser Theorie macht verstäntilicU, daas so viele mittel- 
altvrlicbe Arüticibücher bei jedem Mittel zuerst bemerken, ob en trocken, heiss ujw. 
ist, X. B. Comen (tind. kümeo 'Kümmel') is bet uode druge. 

••) de ReMi, Collectio Snleruituna Tomo 1 (1852) p. 48-1 vs. 1178 f., 1181 f., 
1190 f., 1196 f. In der Dttntz einsehe d Äuagnbe des Regimen vs. 267 f-, 273 f,, 285 f., 



118 

Bibliothek in Gotha, erhalten. Es ist dieselbe Handschrift, welche 
das sogenannte Gothaer Arzneibuch enthält und welche von Regel 
in seinem Programm") über dasselbe ausiührlich beschrieben wurde. 
In dieser Beschreibung sind auch die Anfangs- und Schlussverse 
Everhards mitgeteilt. 

Leider ist der Text in dieser Handschrift so verderbt und an 
vielen Stellen in solchem Grade bis zur völligen Sinnlosigkeit entstellt 
überliefert, wie bei keinem zweiten mittelniederdeutschen Werke. Zum 
Glück sind die meisten Entstellungen nur Verlesungen des unglaublich 
gedankenlosen Abschreibers, und bei einiger Vertrautheit mit der 
l'aläographie des 15. Jahrhunderts gelingt es oft leicht, mit Sicherheit 
die ursprüngliche Lesart herzustellen. 

Die schlechte t berlieferung sowie der niedrige Kunstwert der 
nicht einmal in gewandter Sprache niedergeschriebenen Dichtung legten 
den Gedanken nahe, nur wenig umfangreiche Proben zum Abdruck zu 
bringen. Wenn ich trotzdem das erste Buch vollständig gebe und 
mehrere Abschnitte aus den übrigen Büchern nachfolgen lassen werde, 
so veranlasst dazu weniger die cultorhistorische Bedeutung der Dich- 
tung als vielmehr ihr sprachlicher Wert. Dieser beruht besonders 
darauf, dass Everhard sich in Pieim und Phraseologie nicht an ältere 
Vorbilder angelehnt und manche vulgäre Ausdrucksweise, die andere 
Schriftsteller vermieden, angewandt hat. Wie lehrreich die ungenauen 
Reime Everhards für die Kenntnis der alten Aussprache und für die 
Umlautfrage sind, denke ich ein andermal zu zeigen. 

Ii.'h scblicase diese Vorbemerkungen, indem ich die folgenden ^^telIen vorweg 
inittcik', iu denen Everhard über sicli Belbst spricht: 

Mi hebbeii x koningrike wol hevallen. |B1. 15'J''] 

Nu sint de meistere vor nicht gcbaldcn, 

Dorcli dat wil [ik] dar van eclieiden mit saldeu. 

Ik lerde kunst der lust, nicht dor armod, 

Dorch vorBtaud bezeo, ok miner vi'ouwen nolh. 

Ik bin van older uth tu denie wapen gebore d, 

Dor not bebbc ik de kunst, ouder laut nicht gekoreu. 

Maiiuich heft an minen Btaf gebeten 

Uemmclikeu ane «che! dat echole gi weleo. 

Uiidde be mi dat apenbar dan, 

Ik haddc ene mit reden wo) wedderstan! 

Dat Schach mi mechtich an der Sweden laut, 

Dar achtersprake, schone «ort mn bokant, 

Doch love') ik de besten, de dar levet, werl'j, 

De eddeleo besten iiebben mi geert') — ^ 

Mester Everhard uth van Wampen, 

(Got Iftle bernen sine lainpen 

Ewigen mit den wisen unvorgoten')!) 

Der naluren spigel beft he gesloten*) 

An Sweden na godes bort M jar 

Drehundert vifF unde twinlich vorwar, 




*) Itegel, Das mittelniederdeutsche Gothaer Arieneiburh und s 
Programm des Gymnasium Ernestinum xu Gotha 1873. 

') laue. — ') de dar lauent wert syn. — ') gelert, — ') unvorgateu. 



De conplexiones unde is gebeten [ß'. i' 

de spegel der naturen. 
[Prologiis.] 

In der trinitaten namen 
Beginne ik dichten, amen — 

Ein bok van iiii partien. 

Dat late Maria wol dien 
a Den koningk van Sweden-Norwegen 

Lives, modes, godes, wert he ein degen. 

Dat schal heten ein spegel der naturen. 

Wo dat an enen spegel he sin creature 

8cbou>^'et, also de miaache sin nature 
lU Schal kennen an des bokes schüre: 

Van iiij eleraenten de qualitaten. 

Wo an der nature stan ere Proprietäten, 

Unde van [der] iiij conplexien sede, 

Wo de minsche is dar schapen mede. 
15 Wo de mensche schal kennen vorware 

Jewelike conplexien bi sinen hären, 

Bi sichte, bi aange, bi siner sprake, 

Bi des antlates varwe, bi des berten sake, 

Bi siner leoghe, bi [siner] körte, bi siner sterke, 
1*0 Bi vette, [bij niager[heit], bi gaude, dat merke, 

Bi alle sinen werken, bi siner dat, 

Wo got der nature lop gescbapen hat; 

Unde wat em al is angeboren. 

Wo id mit wonbeit wert vorloren. 
25 T\B-t ander bok is van aller tid, 

" Wo ein jeweük complexie not litb 

Van allen, dat got geschapen heft, 

Van den hemmel, so men secbt, 

Van des roinsschen older vere 
30 Unde van den jarestiden vere, 

Ok van der werlde ende[n| vere 

ünde van den hovetwinden vere, 

Ok van des jares manen twelfve, 

Vorbemerkung. Die in der Handichrift promiscut gebrauchten i, j und y, 
u nnil V »ind in dem Abdrucke nach ihrer heutigen Ortung genchieden. Die ofren 
■w Text in eckige Klammern geschltmeneu Buchstaben und Worte fehlen in der 
Handachrifl. Die übrigen Abweichungen derselben von dem Texte sind sämmtlich 
verieichnet. — Die Verse sind in der Handschrift nicht abgesettt. 

5. Gemeint ist König Magnus Erickson, damals ein Knabe von neun Jahren. 
— 8. be Bin] iij — 9. sin] »ik — 11, (jualibitcn] demeDtaten — 13, proprielalen] 
qualitalCD — 13. Vnd — J9. sterke] dicke — 28. aiigebttron — 24. wooheil — 
37. dat] de — heftj hat — 28. Van] Vude — 30. iarentyden — 33. iwes manen] 



m 



Ok Vau dea dages stunden twelfve, 

35 Ok van der planeten teken twelfve, 
Vao der werlde III climateu 
Unde van den soven planeten. 
De dele ik denne an al vor sexen (!) 
Unde like se denne den veer conplexieu. 

40 De dele ik alle: het-vucbt, het-droge 
Kolt-droghe, kolt-nat, en gevoge, 
Wo men bi des jares tid ec^uinoxium 
Proven schal unde dat solsticium, 
(Dat is wan dach nacht sint like lank, 

45 Lenger edder korter erer beider gank,) 
Ok wat de complexien denne vormiden, 
Dat se an der tid nicht not liden, 
Unde kumpt de minsche an suke val, 
Wo he aik mit arstedio gehelpen schal, 

5ü Wo he jewelike conplexien kennet, 
ßi eres waters varwe genennet, 
Ok wo he jewelike conplexien eoken schal 
Besturen, vordriven ere bösen toval, 
Wo he jewelik lik sundergen sterket 

55 Van eren suken mit krude, merket. 

Dat druddo bok is, wo ein jewelik diugk 
En anbegin, en middel, en ende vind. 
Alle dink it denne bat utbrichte 
Bi der midde rechte[m] gesiebte. 

CO An der conplexien ik dat ok sette 
Noch wol drierbande sele sette. (!) 
Ein sele steit beschreven den luden, 
De ander bomen, grase unde kruden, 
Den deren, vogelen, wormen de dordc, 

Ü5 Des minschen sele slud er aller werde; 
Wo dere, vögele, crude sint het, colt, 
Bi eren lope, vlucbt, varwe smakeu scholt, 
Wo dat centrum, de erde, stitte steit 
Unde alle dement ee ummegeit, 

70 Unde wo dat firmamentura sta 
Mit aller siner circumferencia, 
Wo de planeten eren lopb enden 
In die XII tekene unde sik wende[u], 
Ok wo de XII tekene bebben macht 

75 Over des minschen XII lede kraft, 



41. ea gevoge] er gevogea — 61. geDennet] genomct — 53. Bcslureu] Un 
sturen — toval] schul — &4. sundergen] sunnernen — 67. Eii anlicgiii] Au ambegim 
— 58. it] ik — öS. der midde] des injldes — 63. kruden] krude — Ca. mjnscht 
slud 'ei'tscMiesst, in sich begreift' — werde] verde ^ 67. vluchl] vlud. 




m 



Ok wus de tiiiiis<:lie mest, üvot, 

Dama wert best sin ende gejirovet. 
Fiat verde bok an unde uthgeit, 

Wo de minsche bewaret sine sitotlioit 
80 Mit ethen unde mit drinken, 

Mit slapen unde mit waken, 

Mit arbeide, mit gande, mit stände 

Undo vele mit der minden bände, 

Mit deme bade, mit der zele toval 
85 Unde wen men äderen laten schal, 

Nicht suveringhe neme, ok late blot, 

Wen he fis] bi sines lives not. 

Wo alle dusse kolden edder betten 

Unde wo se drogen edder netten. 
DU Nimant an deme boke mi schal straffen, 

He en se ersten, wo sin ende si schapen. 

Ick mot den rim dicke breken, 

Schal ik den sin al vul uth spreken. 

Beter ein rim wen ein sin vorloren, 
95 Sprak meister Vrouwenlof hir bevoren. 

lic wil eddelen luden openbaren 

Der naturen bemelicheit, dar bewareii 

Voi'nuftigen luden, de scholen des neteu. 

Men schal uenes sinnes nicht vorgheten. 

[Erstes Buch.] 
^cipiuut (juatuor elementorum qualitates et quatuur couxilexiouum 
proprietates et quatuor elementorum simultates in mixto uude alija 
dominans resultat cooplescio, 
^^^H^ ^kuB beginnet des bokes lop, 

^^^h -^ Wo got den ersten minschen ^diop 

^^^^P Van den ver olementen wis, 

^^^H AUent dat nu jo levende is, 

* 5 Van vure, lucht, water, erden, 

To den schole wi wedder werden. 
Dat vur is het, de lucht is vucht, 
Dat water kolt, der erde drogbe ducht. 
Het, kolt sin boveu unde werken, 
lU Nat, drogbe enside unde se sterken. 
Het unde kolt stan nicht alleine tobope, 

80. 81 Ist melldchl zti ändern Mit cthcn unili' inil elupeu. Mit drinken uudi; 
mit waken? — 88. miaiien mit diahktiueh aus n entwickeltem a ist =^ inimitii — 
86. suveringlie] sine ringhe — !I4. vorlaren — 95. Der hier iVauentob lugenchrie- 
bent AuMprucn findet sich in den erhatteneu Oedichlen Heinrichs von Meissen 
nicht — 96. apenbaren — 97. bewart-ii] Ijevareii — 99. neni.'a sinseH] jennt'n swynen. 

4. DU jol wys — !). sin] Uebbe vtis — 10. on^ide) en lide 'unten' pon aide 
in derselben Weise gebildet wie eoboveii von boven. 



■ 


m 


r „ -^ 


■ 


^r 




Nat unde droge komen mit en to lope. 


■ 






De bette an sik nicht alleine kan gestau, 




^^^B 




Nat edder droge mod mit er gan. 


^^^1 


1 


15 


Also underschede ik aller dinghe macht. 
Jewelik heft bi aik sin underdan lacht. 
Dat vur is beide drnghc unde het, 
Der bitte heft id ok mest, — got dat wet. 
De lucbt is beide het unde vucht. 


n 


1 


20 


Der vuchtigheit heft [ae] mer betucht. 

Dat water is beide natb unde kolt, 
Der naticheit heft id mest wolt. 
De erde is beide kolt unde droghe, 
Der droge mest is er getoghe. 


i 


1 


25 


Desae elementen nu genomet vere 
De aint van alsodaner terc, 
Dat se werden to samende geleget, 
Got enen lichaara dar uth voget, 
An den lichnam he sik menget. 


1 




30 Er an boven dre doch drenget. | 




^^H 




Welk erer dat vorgant beholt, 


^^^1 


^^H 




Des heft de nature des mest wolt. 


^^^1 


^^H 




Wor sik de natur mest af wiset, 


^^^1 


^^H 




Dar wert er nature best na priset. 


^^^1 


1 


35 


Dar kameü iiij conplexien van, 

De hebben beide vrouwen unde mau. 

De besthe is gebeten saugwinea, 

De ander [ge]heten colerica, 

De dorde is gebeten melancolica 


1 




4U 


De veerde hetet flecmatica 


^^ 


^^^ 


Versus: Largus, amans, hilaris, rideiis rubeiiiue colom, 




^^B 


CaataQs, carnosus, satis audax atque benigüus, 




^^H 




Oangwinea is bet unde vuch[t], 

•3 Se heft dat meste van der lucht. 




^^^^B 






^^^H 




Se is van live wol geachicket, [BI, 


148) 


^^^1 




Langk, wol to mathe dicket. 




1 


45 


Vlesch heft [se] an der mathe noch. 

Ein vrolik herte ia er gevoch. 

Se is kone unde stark geboren, 

Se kau wol sachten eren torn. 

Se mochthe noch allerlengest ieven, m 


■ 


p 


5t) 


Konde se sik bewarcn vullen even. J 
Almestich heft se brun bar 


■ 






Unde bi stunde allerleie var. 
— 15. Also viificr vndereolieilu — 27. gelecht — ao. Erren en 


bauet! 1 




12. em 


^ 


31. l).eholt 

k 


— 43. gesichtket — 47. gebaren — 52. varwe. 


J 



123 



Er antlat gloget over al 

Van rechter glot, also dat schal. 

55 Ere ogen geven valkensichte, 
Leve blicke gift sc vullen lichte, 
Ere Boter munt gift sachten grot. 
Se heft Btolt gnnd, hogeo mod, 
Se heft vullenkomen sinne 

tiO Unde pleget gerne der minne. 
Se mach dat wol vullenbriDgen, 
Dat ander conpiexien nicht bedwingen. 
Se voret gerne lubbeschot. 
Dat se Bchouwet, dat is nein Spot. 

65 Se is sprekende ok sende lache[D]t al 
Unde rechter minne is se ein aal. 
Se danset ok vcie unde springet, 
Van Boter stenipne se mestich singet. 
Se is doch de leveste aller malke, 

70 Mank anderen vogelen bo de valke. 
Se gift noch lever wen se nimpt, 
Van ivoldadigen herten dat kumpt. 
Wen se ok nicht to gevende heft, 
Er herthe an sik mog[ich]e[iJt nicht drecht. 

75 Wol dat kostlike dingk kan se lideu, 
Dwingicheit wil se vormiden. 
Se gift mit eren beiden benden, 
Se vruchtet nicht ere ja wenden, 
Hogen kan se wol plegen, 

HO Dat heft er de natur geven. 

Se kan tuchten Inst mit tuchtcn so vele 
Unde schouwet gerne vedderspele, 
Eddcle steine, ok dat sidene want 
Unde schonefr] vrouwen anefangk. 

d5 Se bort vil gerne ander voge) sangk, 
Bassunen unde der siden klank, 
Des mach se wesen wo! gemeit. 
Dat ere lust nach aller vrolicheit, 
Dat en is nicht also grot wunder, 

'M Ein leff wil nicht wesen begunder, 
Dat ene soke sin geiike. 
Wo dat ok eneme moghe besliken. 
Alle dusse dingk nu also vorstat, 
Oft de nalurc eren rechten lop liath. 

<J5 Dit is er allent so an geborn, 
Mit wandele wert id ok vorloren, 



lU 



I 



AriBtuteles Bpi'ick[t] ok also: 
De aadere uature is consuetudo. 
De appeL smaket na dei 

lUO Also de warheit na deme lamme. 
Böse wonheit de guden vorkeret, 
De gude wonheit de bösen leret, 
Dat en is nein coDplexcio so gud, 
De wonheit vorandere eren mod, 

105 Ethen, drinke[n], vake elapen, 
Allcut dat got heft geschapen 
IJnder siues liemraels trone, 
Dat wandelt de conplexcien schone, 
Ander lant unde rromede sede, 

110 Dat older unde de tid dar mede, 
Unde de suven planeten over al 
VVandelen ao ok de[r] eele toval, 
Dat is lachen, vroude, gemet[ic]heit, 
Tornen, sorgen unde drovicheit, 

115 De lucht unde des windes wedder, 
Magk unde ungemak dar wedder, 
Bad, äderen laten unde de minne 
Wandelen der eouplexcien ainue. 

Irsutus, vallax, irasceiis, prodiguä, audax 
Autjtutus, gracilis, siccus, croceique coloris. 
riolera is het unde droghe, 

120 ^ Van deme vure is mest ere ( 

Van der lenge jo an der mathe [ge]atalt, 
deine edder smal[e'| en werden nicht alt, 
Se is behende, auverlich an der jogeth, 
Darbi heft ae bedregende doget. 

125 Se is dumkone unde stark ene korthe stund 
Unde is listicb, bevalschet [de] grünt. 
Nement mi an dessefm] vorkere, 
Dat ik unschemeliken eette mine lere. 
üehal ik alle dingk recht uthvinden, 

1 30 So eu mach ik id nicht bet bedwingen. 
AUent nieatich bebbe[t] se kruse har, 
Ok vale edder bi stunden roder var. 
Se heft Bcherpe antlate, 
Cleiene ogen, se kan vedder lesen. 

135 Ere varve ia mestich gel ofte blek, 
Dar bi ere ogen czirtiken set. 



101, waoheit - 
oiiel al — 112. I 
120. voru 



126. beviilseher — 127. mi] 



106. lieft geschapen) geatliappen hat — 111. souen] Gchoaeu 
114, drovicheit (aus Vs. 353)1 mogichcit ~ 118, ere 
jo] ia — 122 enj se — 123. auicrlicb — ia^tli — 



121. jo] i 



, ik] ia - 132. roder'] to d 





^^^^^^ 125 ^^M 




1 Se gift ok vele unatede geblicke 




■ Unde bit ere lippen vuUen dicke. 




Umme den hals heft se vele har. 




140 An der borst unde ok anderes wnr. 




Kr lustet na vele nien dingen; 




Se kan de lenghe nicht vullenbringen. 




Vuilen snel lecht se up ere atrale; 




Kr se merket, schut se to male. 




14ö Se heft noch al de ynelstcn daet, 




Er mod dar bi so halsstark atad. 




Se ateit ok na vele hoger ere, 




Er dunket dat se des werdich were. 




Wan se wert vur[i|üh over al, 




150 So is se milde wan se schal. 




Se heft vele wort vaken ganz. 




Kovten sin unde starken sangk 




To mennigen worden vil ungeboden. ' 




Dat schal se doren; wfit se sprickt, i 




1.15 Dal bewiset ere hant. ( 




Mit den votben trit se den sank, 




Se wil mennigen dinghen unftjscheiden 




Ungevraget, se kan nicht beiden. 




Se dobbelt gerne nndc kutet, 




160 Ere have se dicke vorbutet, 




Se schouwet gerne dust, 




Bungen unde pipenlust, 




Se reiget unde springet verne, 




To demo behorde is se vil gerne. 




165 Sciege unde der swerde klank. 




De höret se vor der vogele sangk, 




Dat en is nein wunder so grot, 




Ein lik soket sin gelik bi not. 




Se kan id beide bir unde dar. 




170 Der bogen bort nimpt se war. , 




Dat en is nein grot wunder, 




Dat vur wU nicht wesen under. 




Suet se twe vruntUken spreken, 




Dat schal alle de werlt weten; 




175 De warheit raot se spreken, 




Se wil ok alto vele bevaren. 




Se tornet dicke unde ane not, 




Er overtorne is ok also grod, 
Dat se schriet recht also ein jeger 






180 Unde vechtet stark so ein ever. 


~ 141. nien] miimen — 143. snel lecbt] swellicht — 146. halastark] hals Btrad 
149. ouel — 163. wil — 1&4. wati wan — 161. duBt] dor« — 164, behorde 


•Buhure — vil] Till — 168. bi not] benöl 'atia Naturtiotieendigkeil' - 17&. sprukpo. J 



ise 



Dat wert doch soel vorgheteu. 
Se kan van eventure wol wetcD. 
Wat ae suet, dat wil se antasten 
Mit der hant; ao mach nicht vast^n, 

185 Se is gerne lüsterne ao ein kint, 
Dat wandelt so snel so ein wint, 
Erlavet men er to gevcnde wat, 
Dat wil ee liebben, to hant wert ae sad. 
Se spreket dicke des nachtes vorbolgen. 

IflO Wat se des daghes had gedan, 
Dat let se des nachtes vorstan. 
Se kan snel ene wedderrede vinden 
Unde behentliken dat bowinden, 
Wan men er denne eines ditiges tiget, 

195 Mit anderen reden se dat vligget; 
Also ein vos kan sc denne slipen. 
Wen ae tinlucht deit, so kan se dnken. 
Ik mot er doch ein lof to binde[nj: 
Se kan wol nuwe wege vinden, 

200 Up locke se mannich dink doet; 
Dat wert doch dicke vi! gud. 
Se wil mannich dingk beweren. 
Der werlde sede kan ae scheren. 
Se geret vil dicke, dat se set, 

205 Stedichen se ok alto vele weetb. 
Alle dusse dingk nu also vorstat, 
Ofte de nature eren rechten lop had. 
Dit is er allent angeboren, 
Mit Wandel wert id doch verloren. 

210 Is se an der jogent wolgelerel, 
So wert [ae] to den besten keret. 
Ok wan se stedich gewinnet, 
Alle wiaheit se wol besinnet. 
Men mach den vos temmen wol, 

215 Wert em de stede, he socht sin hol. 
De teinde complexclo heft nicht al 
De teken, de se rechte hebben schal. 
Van welken teken se hoft mest, 
Dar van wert se genomet best. 

220 Wo de rode varwe, heft [se] an sik 
Bnin, gel, blek, ok livea varwe blik. 
Also heft dease colorica conplexcio 
Vifleie namen, de schelen doch jo. 
Ein speciea colerica vicellina betet, 



186. bd] «e — 200. se] so — 802. bewaren ~ 20H, scharen — 205. Stwiichen 
H. angebu-en _ 200. irort id doch i 
nicht der lehnU tnUprieht genau der Theorie' 



210. 



127 



MI 



22Ö Saogwiaeus teken se ein deel vetet. 

Colera citrina het men de andere, 

Se heft mer der rechten coleren. 

Colera eruginosa hetet de dorde, 

Se heft del der melancolien werde. 
230 Oolera pristina de verde gebeten ih, 

Der fleiima del heft ae gewis. 

[DatJ en beateit nen conplexcio 

De wonheit ¥orander[e| se jo, 

234— 24ß = I, 105 — US. 
VersUB Invidus et tristis, cupidus dextrsequo tenacis, 
Non expers vraudis, timidus luteique cnloris, 
felancolica is kolt iiride droge, 
- Se is girich unde ungevoghe. 

Van der erden heft se mest 
250 Unde is de snodeste, so men lest. 

Kre lif is ok over de mathe langk. 

Mager edder kort, slepende |da] gank. 

Se is noch de blödeste van nattiren 

Unde kan doch alle dingk besiiren, 
255 Se heft inechtich stark har, 

Pickswart edder an valer var. 

Er antlat is ertval unde biek, 

Uth eren ogen ae wol duster set, 

Se lachet nicht uth den herten, 
260 Se grinet, dat schal er ok smerten. 

Se siept kort unde heft ok snoden mod 

Unde ungedwungen dot se nummer gud. 

Nemant dat mit worden wreke, 

Dat ik der nature bo na spreke. 
2()5 Schal ik eren grund vullen vinden, 

So en mach ik id nicht beth bewinden. 

Wo deine se doch to der minne, 

Oft ik dat rocht also beginne, 

Men mud er de lust an bringhen. 
270 Er urmborst se oveilank tuth, 

Lenger merket se, ok cleino schut. 

Men mod se straken so de katten. 

Ik wolde, dat se up der matten 

Scholen monnekes wise dar leven, 
275 So worde den vrouwen nicht vorgeven. 

Se is affgunstich unde is drove, 

Se is ok unvorstand to proven. 






i, Lie* besinne — 



138 



Wat 80 nicht Vorwerken kan, 

Einen anderen se des nicht enghnn, 
2S0 Mocltte se ok aller werlde scbat 

Tosamende legghen, se kerde dat. 

Se geve dar af nicht ein stro, 

Se is karch unde nummer vro. 

Se singet seiden edder nicht. 
285 Deft'es {I) wise heft mit er gepUcht. 

Overlangk besinnet se en dJngk, 

Mit velen danken se dat vaste bint. 

Se en mach ok nicht hoghe saghen, 

Van angeste mod se denne swigen. 
290 Se wil lever nemen wenne geven, 

Des mod se dicke schemeliken leven. 

Wat se huthe gift ofte wol deit, 

Dat wert er morgen wedder leit. 

Se vruchtet, dat se nen gud kunne wedder werwcn, 
29ri Des mot se er ere dage sterven. 

Dicke sprickt se jegen sik sulven 

Des dages van danken unvorbolgen. [Bl- l 

Se kan neine vrolicheit anseen 

linde alle woldat wil se vlen. 
300 Pipen, bungen, seideaspil 

Des en achthet se nicht to vel. 

Se wil alle daghe eren schaden teilen 

Unde surmulen, swinde quellen, 

Danssen, singen, lusticheit, 
305 Mit den is se nicht wol gemeit. 

Dat en is nein wunder alto grot, 

Dat sin lik vluud sin ungelike hi not, 

Set se twe lüde to hope lachen, 

Tohant want se sik bestrachen. (!) 
310 Se heft angest dar mede, 

Se Diene des heft se enen bozen seden. (!) 

Se en dor nicht ethen, dnnken sat, 

Vul dünne is er ok de keneback. 

Ik mod se doch dar mede loven, 
315 Dat se nicht en werde dar mede vorschowen: 

Rechtverdich sint noch ei-e dat 

Uode alle ere dingk dar bi ordeliken stat, 

Se is truwe unde mach wol helen, 

Unde unbehende se kan nicht stelen. 
320 Ofte men er den willen vul lathe, 

Se kan nicht spotten over de matbe. 



287. Lies beste viJit? — 289. I^es vorsagen? - 
- vngelucke — 314. lauen — 315, vorsi^hawen. 



303. Vn<li-] Vau - 307. sin] ' 



l!» 



Sprickt men, dat se ungerne höret, 
Se gnarret unde lankBam tornet. 
Wert se unrecht mit den torne, 
i Se kan nicht helen wenthe mornc. 
Se brammet langhe so ein bere, 
Also ein wulf suavet se ok here. 
We den schonon kusschen wiven, 
De ere lof mit stagen (!) vordriven! 
' We ok allen bedderven mannen, 
De mit soarrejacken sin bevallenl 
Alle desse dink nu so voretat, 
Oft de nature eren rechten lop hat. 
Dat is er also allent angeboren, 
i Mit wandele wert id allent vorloren. 
Dat en ia nein conplexcio so quad, 
He[ft] se an der jogent guden rad, 
Se wirt gestiebtet to den besten, 
Dat Seggen uns de niesten. 
) Den wulf mach men maken tham, 
Wert effl de stede, he bit dat lam. 
342—357 = I, 103 — 118. 
Versus Est somnolentus, piger, in sputamine multus, 
Ebes buic sensus, pigwis, facie color albus. 

[jllecma is beide kolt unde nat, 

Des waters heft se meat, wete dat. 
3G0 Langk unde dicke is er licham, 

Veth edder groff wif unde man. 

8e heft ok alle la[n|chsem dat, 

Dar bi grothe sterke wol. 

Alle mestich heft se blek with har, 
365 Ok bi stunden bruner var. 

Se is wol wit hudich overal 

Unde werpet uth den munde overtal. 

Er antlad is langk ofte bret, 

Mit groten ogen, nicht verne [sej set, 
370 Se heft ver viesch uude sachten mud 

Unde is antokomende gud. 

Men mach er vele wol na spreken, 

Er se mit torne dat wil wreken. 

Wat er an den danken kumpt, 
375 Dat sprikt se uth ane boze grund. 

Gerne sprickt se IaLnich[s]em wol, 

Dicke slabhet ere tunge, so ein mol. 

Des men se biddet, se sprickt ja ja. 



S23. Uchsam — 3äö. rorlar 

KlidaidautishH Jilirbuch. X. 



- 366.a 



- 371. utokameiule. 



130 



Lange tid[et] se vor, dar rolget nicht na. 

380 An der mäthe [sej sik nicht sireth, 
Na deine 6e nicht vele gireth. 
Ere dat, ere sede, de sint overlangk, 
Dar bi heft [se] vul traghe[nj ganc. 
Williken besinnet se ein dingk, 

385 In den danken se dat even vind, 
Alao dat water eine forme entfeit, 
Nicht lange se steit, snelle se vortgeit. 
Nacht unde dach mach se slapen, 
Se runet gerne mit den papeu, 

390 Se lovet vele den oldcn wiven, 
Wat se Wunders vele bedriven, 
Do dar koneu mengen, plengen, 
Mit tusschcn de lüde to hope beugen. 
Se lovet alto wol olden luden, 

395 Dat en kan se ok nicht bebuden. 
Se is van rainnen nicht snel girik, 
Kumpt se an se, se wert wol nerich. 
Er nrmborst spent se overlangk, 
De wile se merket, se scbut al ma^ojgk. 

400 Se schinet ok wesen lange juock. 

Wert se daussen, se holt den sprunk. 
Se mach ok wol langbe leven, 
Dat heft er de nature gegeven. 
Unlustich is se ok to aller tid, 

405 An vrouden lecbt ae nenen vht. 
Up den watere gerd se varen, 
Dat rident wil se gerne sparen. 
Dat meister spreken dat so hart, 
Ein lik socht des anderen ward. 

410 Er is nicht leve mit deme ktve, 
Se schulet lever bi deme wive. 
Alle gemak kan se wol soken, 
Lustigen luden wil se vloken, 
Oft se kintlike dat nu begau, 

415 Dat dunket er nicht wol slan. 
An den stoveu wil se vele cleven, 
Jolen (!) ok an den vullen leven. 
Alle dusse dingk nu so vorstad, 
Ofle de nature eren rechten lop had. 

420 Dit is er allent so angeboren, 

Mit wandele wert id doch wol vorloren. 
Desse conplexcio steit an der matbe, 



383. gatid — 389. Se) Ji 
siAueu. — 417. lies iatoii'/ 



40U. langke - 411. * 




131 

Ofte se ere tracheit gans vorlatbe. 
Se mach noch beteren ere sede, 
Wert se dar over wol darmede. 
Men lerct den ezel to der molen gan, 
Drift me eiie nicht, he blift beBtan. 
De teinde, conplexcio heft nicht al 
De teken de se rocht hebben schal. 
Van welken teken so heft mest, 
Dar na wert se genomet best, 
Wo dat water hebbe^tj an sik 
la, hagel, sne, netticheit, love mik. 
Ein species is gebeten fleuma dulce, 
To der sangwineen mest [se] geneget if 
Fleuma falsum het nien de anderen, 
Se is mest geneget to der colore. 
Fleuma insipidum het de dorde, 
Se heft mest der melancoHen werde, 
Fleuma vitriura de verde betet, 
Der rechten fleuma de mest netet. 
442—457 = I, 103—118. 



4*13. Is] we» — vctiicheit - 
BERLIN. 



439. werde] verde. 

W. Seelmann. 



Dilde, Dulde. 

(Zii Flog und-' Blankflns Vb. GO.) 

Das Wort dilde, welches einigemal auch in der Form dulde be- 
gegnet, war von J. Grimm'), De Vries') und Verwijs') in besonderen 
diesem Worte gewidmeten kleinen Abhandlangen besprochen und 
'malignus' erklärt worden. In der Einleitung zu Pseudo-Gerhard von 
Minden*) wurde auf Grund neuer Ton diesem Schriftsteller gebotener 
Belege bemerkt, dass man dildc den genannt habe, der von niedriger 
Herkunft oder Gesinnung sei, und itugleich darauf hingewiesen, dass 
das Wort nur iu den Niederlanden und dem ihnen angrenzenden 
Gebiete gebraucht worden sei. De Vries hat darauf in einem lehr- 
reichen und alle früheren Forschungen zusammenfassenden Aufsatze*) 

■) Zeitachf. f. disch. Alterthum 7, 467—168; J. Ürimm, Klein.- Schriften 5, 381. 

') De Jsger's Archief 4, '2(M— 206. 

*) Taalkuiidige Bijdmge 2, 237—239, Vergl, ferner Vcrdam zum Ainl S. 542 ; 
Schilter-LUbbea, Mnd, Wörlerbuch I, 518. G, 99; Leier e v. 

*) Gerhard von Minden. Von W. Seelmann, S. XXX u, 193. 

») TijdBchrift voor ndl, Taal- en Letterbuude 2, 117—155, — Weon Franck 
Irotcdem in seiner mnl, Grammatik S. 231 'duit (d) böswillig, bose' ansetzt, lo 
benüit das wohl nur auf einem Versehen. 



m 

Docbmals dem Worte seine Aufmerksamkeit zugewAndt, die sämmt- 
licben Belege desselben zusammengestellt und gefunden, dass überall 
die Bedeutung 'vilis' (niedrig von Herkunft, Gesinnung oder Wert) 
zutreffend sei. Zugleich zeigt er, daas dilde schon früh begonnen 
habe zu veralten, bereits im 15. Jahrh. ersetzen die Abschreiber der 
Handschriften den Superlativ tttthte durch das synonyme ärgste, 
minste u. ä. 

Das Wort ist mit Sicherheit aber noch in einer zweiten mnd. 
Dichtung, Flos Vs. 59 (Waetzoldt) herzustellen. Der /usamraenhang 
ist folgender. Dem Hofgesinde der Königin von Hispanien ist von 
ihrem Gemahl eine gefangene Grätin zugesellt., der die Königin an- 
sieht, dass sie edler Geburt ist, Mi dunket, spricht sie, an detne 
Iterten min, Bat gl in Juiccin lande sin. Ein ftarde tcal geboren mf. 
Die Antwort lautet nach der Berliner Hs., welcher Waetüoldt folgt, 
Yk en was de beste nicht 
Ydder de böseste, des weset bericht! 
Die Wolfenbiittler Ha. bietet den letzteren Vers 

Noch de argheste, des lovet mik! 
die Stockholmer Hs. dagegen, deren Abschrift mir Waetzoldt freund- 
lichst mitgeteilt hat, 

Noch de duldegheste, des weset bericht! 
Letztere Hs. bietet das sinnlose duldegheste, aber diese Lesart ist 
wertvoll, weil sie beweist, dass es ursprünglich geheissen hat 
Ik en was de beste nicht 
Noch de duldeste, des weset bericht. 
Das Wort dtddeste war keinem der drei Schreiber oder ihren Vor- 
männern geläufig, die beiden ersten verstanden seinen Sinn und er- 
setzten CS durch ein Synonymum, der skandinavische Schreiber der 
dritten verstand seine Bedeutung aber nicht, sondern hielt es Tür 
einen Schreibfehler fiir duldegheste 'geduldigste", was garnicht in den 
Zusammenhang passt. 

Da der Gebrauch des Wortes, wie bereits bemerkt ist, auf die 
Niederlande und das nächste angrenzende Gebiet beschränkt gewesen 
ist, so ist sein Vorkommen im Flos eine weitere Bestütigung der von 
mir aus anderen Gründen ausgesprochenen Ansicht, dass der Dichter 
des Flos in Brügge gelebt habe"). 

In etymologischer Beziehung ist dilde von J. Grimm mit altnord. 
fordihl, von Verdam mit ae ddl, von Lübben mit dildap 'stultus' zu- 
sammengebracht worden. Alle diese Etymologien sind unhaltbar 
(vergl. De Vrijs a. a. 0. 15t f., Grimm Wörterbuch 2. 1151), auf die 
richtige führt die Bedeutung 'niedrig', welche das Wort hat. Es 
gehört mit got. mnl. dal zu idg. *dho 'niedrig sein', sanskr, *dhära 
'Tiefe'. (Fick 3^ U6. Kluge 342.) 

') Valentin und Nameloa. Einleitung Ü. XXIII. 

BERLIN. W. Seelmann. 





13S 



Der Heliand 
und seine künstlerische Form. 

Vortrag, 
gehalten am 26. Mai 1885 auf der Jahresversammlung zu Rostock. 



Reich und mannigfach sind die Studien, die dem Heliand, dem 
ältesten und dem hervorragendsten Dichtwerke niederdeutscher Zunge 
gewidmet worden sind. Aber nur ein aUcreiozigesmal seit dem nun- 
mehr zehnjährigen üfatehen unseres Vereins wurde innerhalb desselben 
diese Dichtung zum Gegenstand einer Untersuchung und Erörterung 
genommen. Es geschah von Dr. Ernst Wilken in einem Vortrage auf 
der Jahresversammlung zu Gottingen im Jahre 1878. Wilken sprach 
über das VerhÜltniss der altsächsischen Bibeldichtung zur angelsäch- 
sischen'). Er knüpfte an die nicht lange vorher erschienene Schrift 
von Eduard Sievers „Der Heliand und die angelsächsische Genesis" 
(Halle 1875) an. In dieser Schrift suchte Sievers bekanntlich den 
Nachweis zu liefern, dass ein in die angelsächsische Genesis-Dichtung 
eingeschobenes Ötück über den Sturz der hosen Engel und den Sün- 
deofall nicht ein angelsächsisches Original, sondern eine Umarbeitung 
eines altsächsischen Werkes sei, und zwar schrieb er, gestützt auf 
die überraschende Uebereinstimmung in der Ausdrucksweise, das uns 
unbekannte altsächsische, in das Angelsächsische übertragene Gedicht 
dem Dichter des Heliand zu. Dieses Gedicht habe gelegentlich den 
Weg nach England gefunden. Diese Ansicht von Sievers stellt sich 
in den denkbar schrotTsten Gegensatz zu der andern, früher von Holtz- 
mann vertretenen, dass der Heliand gar kein ursprünglich nieder- 
deutsches, sondern ein angelsächsisches Werk sei. Wilken ist weder 
von Holtzraann's Ansicht noch von Sievers' Beweisführung, die später 
auch in der Einleitung zu dessen Heliand-Auagabc zum Ausdruck ge- 
langte, überzeugt. Auch Wilken nimmt einen Zusammenhang zwischen 
den beiderseitigen Literaturen an, doch findet er den Einflusa der 
angelsächsischen Dichtung auf die altsächsische mehr in einer allge- 
meinen anregenden Einwirkung als in einer unmittelbaren Vorbildlich- 
keit, die zu sclavischer Übersetzung nötblgte. 

Nun bin ich der zweite, der wiederum den Heliand zum Thema 
gewählt hat, und ebenfalls für einen Vortrag auf einer Jahresver- 
sammlang. Aber mein Thema ist beschränkter, und darum wohl auch 
weniger interessant. Die Betrachtung des Verhältnisses der altsäch- 



') S. dva Bfiiuht im Kon'espouJeiuWatt, III. Jahrgaug, S, 35 ffg. 



134 

sisclieii Bibeldiclituiig zmt angelsächsisclien eröffnete weite Perspectiven; 
durch solche Betraclitung wird das einsame uicderde titsche Denkmal 
in einen grossen Zusarameohang gerückt; anscrer heimischen, nationaleu 
Literatur wird internationale Bedeutung zugestanden. Ich dagegen 
will nicht in die Ferne schweifen, ich will mich auf unsere eigene 
Dichtung beschränken, und wenn es gilt, nur Charakteristik derselben 
andere ähnliche Erscheinungen oder abweichende Unterschiede heran- 
zuziehen, so werde ich solche Hiili'smittel vorzugsweise auch auf 
deutschem, nicht auf fremdem Boden suchen. 

Und dennoch ist meine Absicht auch auf jenen Zusammenhang 
unseres Ileliand mit der angelsächsischen Bibeldichtung gerichtet. 
Meine Ansichten berühren sich nlso mit denen Wilken's; aber sie 
weichen auch ab und gehen noch weiter. Auch ich bin von Sievers 
nicht überzeugt, schon deshalb nicht, weil sonst niemals durch das 
ganze Mittelalter hindurch deutsche Literatur von Finfluss auf den 
Westen, auf Frankreich und England, sondern nur auf den Norden 
und auf den Osten, die slavische Welt, gewesen ist. Wenn äievers 
bemerkt, dass, wiihrend sonst ausschliesslich England der gebende, 
Deutschland der empfangende Theil gewesen ist, auch einmal der 
umgekehrto Weg der Überlieferung gelegentlich eingeschlagen wurde, 
so ist darauf zu erwidern, dass Deutschland sonst niemals wahrend 
des Mittelalters in literarischen Dingen, sondern nur in der Kunst und 
in der gewerblichen Technik ab und zu der gebende Theil war. Ich 
halte es mit jener von Holtzmann zuerst ausgesprochenen, aber leider 
nicht bewiesenen Hypothese, dass der Ileliand nicht ursprünglich 
sächsisch gedichtet, sondern nur aus dem Angelsächsischen umge- 
schrieben sei. Soviel mir bekannt, hat Holtzmann sich nur zweimal 
darüber ausgesprochen und nur ganz gelegentlich. Gründe hat er 
nicht angeführt, er hat nur den Beweis in Aussicht gestellt'). Höchstens 
könnte man die Anführung einer sprachlichen Besonderheit im Ileliand, 
die sich auch im Angelsächsischen findet und die Holtzmann deshalb 
als angelsächsisch bezeichnet, als Grund gelten lassen'). Schwach 
wäre dieser Grund freilich genug. Es ist mir sonst nicht bekannt 
geworden, dass irgend ein Forscher, wenigstens ein deutscher Forscher, 
die Hypothese Holtzmann's mit Gründen verfochten hätte. Aber eben- 
sowenig ist sie mit Gründen widerlegt worden. Man hat sie von ver- 
schiedenen Seiten nur einfach geleugnet. Dadurch wird sie aber nicht 
aus der Welt geschafft. Bis zu einem gewissen Grade konnte das 
Buch von Sievers als Gegenbeweis angesehen weiden, aber umgekehrt 
ist es auch eine Stütze für Holtzmanu's Hypothese. Es ist zu be- 
dauern, dass Holtzmann nicht dazu gelangt ist, sein Yersprechen eio- 



'1 Oerin. I (1856), i74. 11 (1866), 224. 

') An erster aagefohi-ter Slelie; ,Der Singular des Verbutna nach eorum quj 
ist aiigelsfichsisch, er findet sich zwar auch inniHeliatid, aber dii>ser ist, wie ich apfttar 
zu zeigcQ gedenke, nicht ursprünglich sächsisch gedichtet, sondern nur aua dem 
Angelsächsischen umgeflchriebi'n. Im Deutschen ist diese Construclion unerhOrt, 
wenigstens bU jetzt nirgends nachgewleseii," 




136 



zulösen. Der noch ausstellende Beweis ist ein Problem der Heliand- 
forschuDg für rlie Zukunft. Nur der aber wird es wagen können, ihn 
KU führen, der auf dem Gebiete des Altniederdeutschen, des Althoch- 
deutschen und des Angelsächsischen gleichermassen heimisch und be- 
wandert ist. Wenn Sievers sich bekehren konnte, so würde er ohne 
Zweifel am geschicktesten für diese schwierige Aufgabe sein. Hätte 
er doch auch in dem genauen, seiner Ileliand-Ausgabe beigefügten 
„ Formelverzeichnisse " schon eine vorzügliche Vorarbeit für sich in 
Bereitschaft. Und wenn Sievers einen wohl ausgerüsteten Gegner in 
einem Anhänger Holtzmanns linden sollte, dann würde er einem 
solchen eben durch sein „Formelverzeichniss' die besten Angriffswaffen 
selbst geschmiedet und geschliö'en haben. 

Dass ein unmittelbarer vollgültiger Beweis des angelsUchsischen 
Ursprungs unseres Ileliand geliefert werden kann, glaube ich nicht; 
es wird sieh, ao lange wir nicht über weitere handschriftliche Quellen 
verfügen, nur um einen Wahrscheinlichkeitsbeweis handeln können. 
"Wenn wir einen solchen von der Zukunft erhoÖen, so kann eher die 
Hand an einen mittelbaren, an einen negativen Beweis gelegt werden, 
der zunächst nichts weiter dar/utliun hätte, als dass wir im Heliand 
kein altniederdeutsches Original vor uns haben können. Als einen 
Tbeil dieses negativen Beweises, als einen Beitrag und eine Vorberei- 
tung zur Lösung dieser beschränkteren Aufgabe möchte ich meine 
folgenden Erörterungen angesehen wissen. 

Über die künstlerische Form des Heliand will ich nun im Be- 
sonderen handeln. Mit dieser Angabe meines Themas gebe ich zu- 
gleich meine literarische und ästhetische Auffassung von des Gedichtes 
Charakter kund. Die poetische, das Gemüth erwärmende Auffassung 
Vilmar's, der sich Jung und Alt, Gelehrte und Ungelehrte lange Zeit 
gefangen gegeben haben, ja die selbst bis auf den heutigen Tag noch 
ihre Anhänger findet, dass der Heliand ein herrliches Erzeugniss der 
Volkspoesie sei, diese Lehre ist wissenschaftlich nicht mehr haltbar, 
seitdem die Quellenforschungen von Windisch (1868) und von Grein 
(1869) gezeigt haben, dass der Dichter für sein Evangelienbuch, für 
seine Verherrlichung des Heilands ausser dem Texte der Evangelien 
und ausser der Evangelienharmonie des Tatian auch ältere Kirchen- 
väter und jüngere Commentatoren der Bibel benutzte, dass er also 
theologisch gelehrt und wahrscheinlich ein Cleriker war. 

Diese Quellenforschungen haben uns den Heliand mit einem 
Schlage als ein Erzeugniss der Kunstpoesie erwiesen. Trotz seiner 
lehrhaften Elemente, die ja schon zum Theil der Stoff mit sich brachte, 
trotz seiner lehrhaften Tendenz hört aber der Ileliand nicht auf, ein 
Epos zu sein. Aber er ist doch zu gleicher Zeit ein Lehrgedicht; 
mit ihm müsste eine Geschichte der deutseben Lehrdichtung anheben. 
Zwar fehlt es nicht an volksthümlichen Schöpfungen der Didactik, 
aber wir kennen sie aus der älteren Zeit nur in der kurzen Spruch- 
fonD. Didactik in breit ausgeführter epischer Form ist allemal Kunst- 




I 




13« 

dichtUDg. Gegen dieses Resulttit wird sich so leicht nicht ankämpfen 
lassen. Also der Heliand ist ein episch-didactisches Kunstgedicht. 

Es hat eigentlich lange gewährt, bis wir zu dieser Einsicht ge- 
langt sind. Dass wir in dem Heliand ein uraltes Beispiel der Kunst- 
dichtung vor uns haben, hätte sich freilich auch ohne die Quellen- 
Untersuchungen zeigen lassen, und zwar aus der Dichtersprache, aus 
der metrischen Form. Sprache und Metrik des Heliand sind in letzter 
Zeit vielseitig erforscht worden, aber die Forschungen verblieben meist 
grammatisch und metrisch. Die Thatsachen wurden gefunden und 
festgestellt, die Gesetze und Regeln aus den Thatsachen geschlossen, 
aber höchst selten geschab es, dasg aus den Ergebnissen ein Facit 
für die Literaturgeschichte gezogen wurde. Eines aber ist doch ver- 
schiedentlich ausgesprochen worden: aus der Freiheit, mit welcher der 
Dichter den Versbau handhabe im Gegensatz zu der früher üblichen 
Strenge, aus der Häufung der Synonymen für einen Begriff scheine 
geschlossen werden zu dürfen, dass der Heliand eher am Ausgange 
als am Eingange einer literarischen Epoche stehe. Diese Wahrnehmung 
ist gewiss richtig, aber sie braucht nicht notbwendig einem Kunst- 
gedicbt zu gelten. Ist die Freiheit der dichterischen Form vielfach 
auch etwas Individuelles, so ist sie andererseits auch ein Ausdruck 
einer volksthümlicben, naturwüchsigen, unkünstlerischen Schöpferkraft. 
Auch die gehäufte Synonymik könnte möglicherweise in der Tradition 
der Volkspoesie ihre Wurzel haben. 

Wenn ich es nun unternehme, aus der Sprache, d. h. nicht aus 
der materiellen, sondern aus der dichterischen Sprache, und aus der 
Metrik den Kunstcharakter des Heliand zu erweisen, so kann es sich 
nicht um die Erzielung eines vollständig neuen Krgebnisses handeln. 
Denn das gefundene und zugleich erwünschte Ergebniss ist bereits da.- 
Ich suche nur auf einem andern Wege zum Ziele zu gelangen und 
dem schon aus dem Stoffe und Inhalte gewonnenen Resultate eine 
Stütze von Seite der Form zu bieten. Es versteht sich nun von seibat, 
dass ich heute in diesem Vortrage nur Andeutungen geben, die Haupt- 
punkte nur flüchtig skizziren kann. Wollte ich ausführen, meine An- 
sichten überdies durch reichliche Beispiele und Citate belegen, so 
musste mir nicht allein eine weit ausgedehntere Zeit zu Gebote stehen, 
sondern ich würde auch von vornherein Gefahr laufen, meine verehrten 
Zuhörer zu ermüden. Denn solche Dinge lassen sich bekanntlich besser 
lesen als hören. 

Zunächst richten sich die Blicke auf den Satzbau. Darin werden 
wir wohl alle einig sein, dass das Wesentliche der volksthüm liehen 
Rede die Einfachheit ist; Kürze, Vorwiegen der (Joordination, Selten- 
heit der Subordination, massvolle Anwendung rhetorischen Schmuckes. 
Nun sehe man sich einmal darauf hin die Diction des Heliand an] 
Was finden wir da? Gerade das Gegentheil von Einfachheit. 
Wir finden hier eine so reife und kunstmässige Ausbildung des Stils, 
wie sie nicht aliein der althochdeutschen Alliterationspoesie, sondern 
auch der Endreimpoesie des Kunstdichters Otfried völlig fremd 



181 



ist. Solche Sprache gewahren wir auch nicht in der I'bergangszeit 
vom Althochdeutschen zum Mittelhochdeutschen. Erst bei uosern 
Classikern des Mittelalters finden wir wieder etwas Ähnliches. Sehen 
wir uns nach den einzelnen Erscheinungen um, so fällt zuerst die 
weit ausgedehnte Anwendung des untergeordneten Satzes in die 
Augen: nicht allein einfache Relativsätze, sondern alle möglichen anderen 
Arten treten uns da entgegen. Dazu kommt der grosse Umfang 
der Sätze, die zum 'Fheil wirkliche Perioden sind. Zwar hat auch 
Otfried Periodenbau aufzuweisen, aber wie schlicht und einfach ist er 
gegenüber dem Dichter des Heliand! Einzelne Sätze bei diesem sind 
geradezu langathmig. Es mag zugegeben werden, dass der Stil der 
Alliterationspoesie, die Nothwendigkeit des Parallelismus, die Häufung 
der schmückenden Beiwörter zur Breite Anlass gibt, aber wenn dies 
etwas unumgänglich Nothwendiges wäre, warum ist es denn im Hil- 
debrandsliede nicht zu finden und nicht im Muspilli, das doch auch 
bereits den Charakter des Kunstgedichtes trägt? Mit der Länge der 
Sätze ist nun auch noch manches Eigenthümliche verbunden. Dahin 
ist zunächst die ungewöhnlich häufige Anwendung der eingestreuten 
Zwischenbemerkungen und Zwischensätze, der Paranthesen zu 
rechnen, die von den jüngeren Kunstdicbtern, besonders auch Hart- 
mann von Aue liebt. Dann bemerken wir beim Helianddichter 
recht oft auch das Anakoluth. Das entspricht ja allerdings der 
lebendigen Rede, aber in Verbindung mit der Länge des Periodenbaus 
ist im Fallen aus der Construction und die Weiterfiilirung des Satzes 
durch Anwendung eines bereiten Hülfsmittels wie der Wiederholung 
oder der Wiederaufnahme des vorher Gesagten, der Zusammenfassung 
durch ein Adjectiv oder Pronomen etwas so entschieden Individuelles, 
dass hier an das Walten eines volksthümlichen Geistes nicht im Ent- 
ferntesten gedacht werden kann. Diese Freiheit in der Satzconstruction 
macht geradezu einen modernen Eindruck und hat in dieser Aus- 
dehnung nicht seines Gleichen in der ganzen Dichtung des deutschen 
Mittelalters bis auf die Classiker. Der Wechsel zwischen directer 
und indirecter Uede wurzelt schon eher im volksthümlichen Aus- 
druck, aber er begegnet doch so häufig, dass auch er das Gepräge 
des individuell Stilistischen trägt. Höchst eigenthümlich und oin ent- 
schiedenes Kennzeichen eines ausgereiften künstlichen Stils, das an 
die antike Wortstellung gemahnt, ist die häufige Trennung zusam- 
mengehöriger Wörter. Es kommt vor, dass nicht blos ein Wort 
zwischen diese eingeschoben ist, sondern mehrere: zwei, drei, vier, 
fünf, ja sogar vereinzelt sechs, sieben und acht. Auch diese Erschei- 
nung steht in engster Verbindung mit der dichterischen Technik, mit 
den Erfordernissen des Stabreims, aber in dieser Ausbildung ist sie 
das gerade Widerspiel des Volksthümlichen. Hier mag, weil wir auf 
die Wortstellung geführt worden sind, auch einer besonderen Art der 
Wortstellung gedacht sein, die der Dichter um eines technischen oder 
eines rhetorischen Zweckes willen anwendet, das ist die der natür- 
lichen Hede nicht entsprechende unregelmässige Stellung von 



138 

Nomen und Verbum: entweder wird das Nomen, das Hauptwort, 
der Name um des Stabreims oder um des Nachdrucks willen voraus- 
genommen, wo es sonst folgen sollte; oder es steht umgekehrt das 
Verbum an erster Stelle, wo sonst das Nomen seinen Platü hat. — 
Alle diese Wahrnehmungen sind vollgültige Zeugnisse der künstlerischen 
Diction im Heliand. Vilmar hat sie nicht beachtet. Er Hess sich 
blenden von dem Glanne der Alliterationaform, die ihm nicht bloa als 
dichterischer Schmuck, sondern, weil aus alter Tradition stammend, 
als der alleinige Prüfstein des Volksthiimlicben erschien. 

Aber wir haben noch weitere Zeugnisse der künstlerischen Form 
im Heliand. Wir sahen: der üichter führt öfters den Sntzbau ia 
beträchtlicher Länge aus. Cj&m. im Gegensätze hierzu stehen die 
kurzen einfachen Sätze, die in die Itede hineingeworfen werden 
und öfters in grösserer Anzahl Schlag auf Schlag auf einander folgen. 
Da könnte man meinen: hier kommt doch der volksthümliche Trieb 
des Dichters zum Durehhruch, hier haben wir die Erscheinung, wie 
sie uns im Hildebrandsüede entgegentritt und im Volksepos par 
excellence, im altfranzösischen Uolandsliede. Das wäre richtig, wenn 
diese kurzen Satze die ganze Langzeile erfüllten. Sie theilen eich 
aber in die letzte und in die vordere Hälfte je einer Zeile, sie stehen 
also in der sogenannten Reimbrechung, auf die wir noch näher zu 
sprechen kommen müssen, Sic sind somit uur rhetorischer Art, sie 
sollen in ihrer raschen Aufeinanderfolge die Erzählung beleben: sie 
treten aus dem sonstigen (iebrauche heraus und darum wirken sie 
nicht allein duich den Gegensatz, sondern sie sind auch vom Dichter 
ganz bewusst da angebracht, wo es gilt, Situationen zu malen. Ich 
weise zum Beispiel nur auf zwei Stellen hin, wo diese Hauptsätze 
ihrem rhetorischen Zwecke ausgezeichnet entsprechen: in der Schil- 
derung des Seesturms (2238 9'g.) und der Hochzeit zu Kanaa (2005). 
— Auch sonst hat sich der Dichter rhetorischer Kunstmittel 
bedient. Zwar finden wir Ausrufe und lediglich rhetorische Fragen 
nicht, wohl aber die Anaphora, ferner die Kreuzstellung im Aus- 
drucke, den Chiasmuij. 

besonders aber müssen wir hinweisen auf die ganz gewaltige 
Auedehnung des Epitheton ornans. Zwar ist dies ein wesentliches 
Element der Alliterationspoesie, und im Einzelnen tiuden wir tradi- 
tionelle und typische Wiederholung, also Formeln volksthümtichen 
Ursprungs. Aber dies auch zugestanden, offenbart sich hier doch ein 
solch dichterischer Reichlhum, dass wir ihn unmöglich nur als Ver- 
werthung des bereit liegenden und freien Gemeingutes betrachten 
können. Ein Theii der Formeln kann nur der Tradition einer Kunst- 
poesie erwachsen sein, eiu dritter gehört dem Dichter als Eigentbum 
au. Alles dies gilt auch von den andern formelhaften Wen- 
dungen, die der Stabreim hervorruft. 

Wenden wir uns der Behandlung des Verses zu, so müssen wir 
zunächst der zahlreichen Erweiterungen der Verse -gedenken, 
welche durch die Mehrsilhigkeit der Senkungen bewirkt werden. Dieser 



139 

Gebrauch weicht ab vod der älteren Übung; es ist somit eine Freiheit, 
uud deshalb hat man jenes Urtheil gefällt, der Heliand gehöre in 
eine absterbende Periode. Ks ist nun aber charakteristisch, dass die 
Erweiterungen der Verse nicht btos Öfters hie und da eingestreut 
begegnen, mitten unter kürzer und regelmässig gebauten Gebilden 
stehen, sondern dass sie oft auch truppweise erscheinen: uud zwar 
finden sie sich meist an pathetischen Stellen, z. B. in der Bergpredigt. 
Dass sie absichtslos oder aus Mangel an formaler Strenge in die 
Dichtung hineingerathen seien, ist ganz undenkbar. Ohne allen Zweifei 
geschah es mit künstlerischem Bcwuastsein. 

Eigentliche Reimkunsteleien, wie sie so reichlich am Ausgang« 
der cl&BSischen Zeil, beim Übergang des Minnesangs in den Meister- 
gesang erscheineu, bietet die Allilerationspoesie nicht. Das aber ist 
doch schon etwas Künstliches, nicht blos Künstlerisches, wenn der 
Doppelreim angewandt wird. In der früheren Periode begegnet 
er «war auch schon ab und /u, aber gewiss ist er da rein zufällig, 
Wenn er aber wie im Ileliand Öfter vorkommt, ja sogar viel öfter, 
als man früher beobachtet hat, dann lässt sich schwerlich die Zufäl- 
h'gkeit zu seiner Frklärung und Entschuldigung geltend machen. Wir 
müssen vielmehr die bestimmte Absicht des Dichters annehmen, der 
Rede durch den Doppetreim einen höheren Schmuck zu verleihen. 

Zu all diesen mannigfachen Zeichen einer künstlerischen Hand 
des Dichters kommt nun noch ein weiteres Moment, welches schon 
fär sich altein auch ohne die Stütze der schon betrachteten Erschei- 
nungen den unwiderleglichen Beweis abgeben würde, dass wir es mit 
einem Kuustgedichte zu thun haben: das ist der Gebrauch der soge- 
nannten Keirabrecbung. liier muss ich etwas länger verweilen, 
doch kann ich nicht in die Einzelheiten eingehen. 

Längere Zeit schon ist die Reimbrechung als dichterisches Kunst- 
mittel erkannt worden, aber erst neuerdings fängt man an, aus ibr 
Schlüsse zu Gunsten der Literaturgeschichte zu ziehen. Die Geschichte 
der Reimbrechung ist noch nicht geschrieben, sie wird und muss aber 
dereinst geschrieben werden. Der Terminus „Reimbrechung" ist neu, 
aber er ist nicht frei erfunden, sondern beruht auf einem alten Aus- 
druck. Wolfram von F'schenbach spricht bekanntlich im Parzival am 
Schlüsse des G. Buches (.Vers 1736. Lachmann .337. 26) von der Kunst 
eines Dichters, rhne samcncn unde breche», d. b. die Reimzeilen, die 
Reimpaare durch den Sinn zu binden und andererseits sie so aus- 
eiDanderzuhnlten, dass zwischen ihnen kein Zusammenhang besteht, 
dass die erste Zeile zur vorhergehenden gehört, die zweite zur nach- 
folgenden dritten, dass nach der ersten Zeile des Reimpaares ein 
Sinnesabscbnitt gemacht wird. Während der Ausdruck rtine brechen 
zum Terminus „Reimbrechung" verwandt worden ist. geschah es mit 
der gegensätzlichen Wendung rime sameneii nicht. „Ueimsaramlung" 
würde nicht passen; am besten wäre vielleicht „Reimbindung". Die 
Reimbindung ist das Nalurgemässe, historisch und ästhetisch Begrün- 
dete, Es gehört zum Wesen der Ueimdichtung, dass der Sinn durch 





den äuBseren Schmuck des Ueimeä Ausdruck und Halt ündet, wie dioa 
im gereimten Sprüchwort am deuÜichsteu liervortritt. Wohl mag die 
ReimbrechuDg auch ihre Bedeutung in der Lyrik haben, wie auch im 
Drama, wo die Reimzeilen, unter zwei Personen vertheilt, Hede und 
Gegenrede darstellen, aber am wichtigsten ist sie in der Epik, natür- 
lich nur da, wo sich Reimpaare ünden. Blicken wir in die Anfänge 
der Endreimpoesie, so linden wir. dass Otfried ganz der Natur dea 
Reims gemäss die Heime zusammenhält, und so geht es fort durch 
mehrere Jahrhunderte. Wenn ja einmal die Reimbrechung eintritt, 
dann ist sie wie zufällig. Allmählich musste man die klappernde Eio- 
türiigkeit der Reimpaare als ein Übel empfinden. Ein willkommenes 
Gegenmittel war eben die Reimbrechung. Mit der Zeit wären dia 
Deutschen von selbst zur höchsten Ausbildung dieses ästhetisch werth- 
vollen Kunstgriffs gelangt. Da kam das Vorbild der Franzosen hinzu, 
die schon vorher durch dasselbe Mittel die Belebung der Erzählung 
angestrebt und erreicht hatten, und da ging es schneller vorwärts. 
Bei unsern Ciassikern des Mittelalters ist die Reimbrechung schon in 
herrlichster Entfaltung. Bei Wolfram, dem wir den Namen verdanken, 
ist sie seltener als bei Hartmann und bei Gottfried. Die Epigonen 
folgen den gleichen Spuren, auch in die niederdeutsche Poesie dringt 
sie allgemach ein. Besonders ausgebildet habe ich sie im ,Koker* 
angetroffen. Ein Dichter aber ist es, der die Reimbrechung systematisch 
auf die Spitze treibt, ihr die Schönheit nimmt, die Reime nur bei 
Absätzen bindet und solchergestalt die Rede zur Athemlosigkeit ver- 
urtheilt: das ist Konrad von Würzburg. Dieses Übermass konnte nicht 
bei Bestand bleiben. Mit der Zeit haben die Dichter, die sich Über- 
haupt mehr und mehr vom Künstlerischen entfernten, der Reimbrechung 
Valet gesagt und so ist sie so gut wie verschwunden. Also die Reim- 
brechung hat ihre Geschichte; als technisches Mittel hat sie ihre hohe 
üsthetiache Bedeutung. Dass sie auch für die Textkritik von Wich- 
tigkeit ist, will ich nur andeuten; dass sie noch als wichtiges Kriterium 
für die Altersbestimmung und die literarhistorische Einordnung von 
Dichtern und Dichtungen dienen wird, ist meine feste Überzeugung, 

Und nun wie merkwürdig! Was wir bei der Endreimpoesie gs- 
wahren, findet sich schon lange vorher auch in der AUiterationspoeste. 
aber nicht überall, ein Beweis, dass die Stabreimbrechung, die Alli- 
terationsbrechung, — wenn wir so nach Analogie sagen dürfen, ob- 
gleich es nicht ganz zutreffend ist, da es sich ja nicht blos um dea 
Reim, sondern auch um die Verszeile handelt, — dass also die Stab- 
reimbrechung nicht von Anfang an vorhanden war, sondern dass sie 
ebenfalls ihre Entstehung einem künstlerischen Bedürfnisse verdankt. 
In der althochdeutschen Alliterationspoesie findet sie sich gar nicht 
oder nur vereiozelt, dagegen bemerken wir sie im angelsächsischea 
Epos von Anfang an und ebenso im Heliand. In beiden Literaturen 
aber nicht in gleicher Ausdehnung, ein Beweis, dass auch die Stab- 
reimbrechung ihre Geschichte, ihre aufsteigende Entwicklung hat. 
Auch im Beowulf ist sie schon da. Ich meine, das ist ein untrügliches 




141 

KennzeicbeD, dass der Beowulf, das älteste Epos der Angelsachsen, 
kein naturwüchsiges Volksgedicht, sondern bereits eine ßlüthe der 
KnnstdichtiiDg ist Im Beowiilf ist aber die Keimbrechung noch sehr 
massvolt angewandt, l'ns unbekannte Dichtungen, die noch älter sind, 
werden — so dürfen wir schliessen — dieses Kunstmittel noch seltener 
angewandt haben, und in den alierältesten wird es gar nicht vorhanden 
gewesen sein so wenig wie in den Merseburger Zaubersprüchen. Ich 
hätte mich nun, was die Deutung dieser gerade bei den Angelsachsen 
and Altsachsen vorkommenden Erscheinung betrifft, mit verschiedenen 
Forschern auseinanderzusetzen, doch würde das für heute zu um- 
ständlich sein 'j. Ich hoffe, man wird mir zustimmen, wenn ich die 
alte Stabreimbrechung nicht an die nngel- und altsnchsische Dichtung 
gebunden betrachte, sondern sie als ein Zeugnis» von deren künst- 
lerischem Charakter in eine Linie mit der jüngeren Endreimbrechung 
stelle. Es wiederholt sich unter verschiedenen Bedingungen und mit 
verschiedenen Ausdrucksmittelu derselbe Trieb des dichterischen Geistes. 
Hätte die althochdeutsche Alliterationspoesie ein längeres Leben gehabt, 
dann wäre wohl auch in ihr die Reimbrechung zur ßlnthe gelangt. 
Was nun speciell den Heliand betrifft, so ist in ihm die Keimbrechung 
in ausgedehntester Weise angewandt. Über /weidrittel der Sätze 
haben ihren Abachluss nicht am Versausgange, sondern in der Caesur. 
Der Dichter ist also principiell nicht ganz zu der Übertreibung ge- 
langt wie später in seiner Weise Konrad von Würzburg, er geht aber 
doch noch über Goltl'ried von Straesburg hinaus. 

So ist durch Einzelheiten des Satzbaus und der Versbehaiidlung, 
besonders aber durch die Retmbrechung erwiesen, dass der Heliand 
eine Kunstdichtung ist. Durch unsere Betrachtung wird also das 
durch die Quellenforschungen erzielte Ergebniss vollauf bestätigt. Aber 
Doch mehr. Wir bähen gefunden, dass der Heliand nicht hios im 
Allgemeinen der Gattung „Kunstepos'' angehört, sondern dass er auch 
eine wirklich künstlerische Schöpfung ist, die in der That nicht am 
Eingang einer literarischen Epoche stehen kann. 

Dieser unser positiver Beweis schliesst aber zugleich den nega- 
tiven mit ein, dass eine solch künstlerisch ausgebildete, im Einzelnen 
BOgar an das Raftinemeut anstreifende Dichtung nicht altniederdeutschen 
Ursprungs sein kann. Sie setitt eine Jahrhunderte lange Kunstübung 
voraus und mit dieser eine Jahrhunderte lange geistige Oultur. Wenn 
auch die Dichter als gottgesandte Genien ihrem Volke die Fackel 
vorantragen, so sind sie doch immer und immer auch die Erzeugnisse 
ihrer Zeit und ihres Heimathhodens. Ein Gottfried von Strasshurg 
wäre nicht möglich im 10. oder 11. Jahrhundert, einen Goethe können 
vir uns nicht denken zur Zeit des Martin Opitz. Und der Heliand- 
dichter? Wo haben wir den Culturboden für ihn, wo die Vorberei- 
tangsliteratur für seine aussergewohnliche Leistung? Wenn diese 
Literatur durch tückischen Zufall verloren ist, wo haben wir die 



') 8, unten den Eicura. 



143 

Nachricht von ihrer Existenz? Gab es vor dem 9. Jahrhundert etwa 
einen kunsttiebenden Hof oder mehrere dergleichen im deutschen 
Norden? Sind geistliche Stiftungen da, die sich die Pflege der Knnst 
und der Poesie angelegen sein liessen? Erst in den iSOer Jahren 
des 8, Jahrhunderts werden diese gegründet. Ein so hervorragendes 
Originaldichtwerk einsam ohne Vorgang und einsam ohne Nachfolge 
— es wäre ein Weltwunder! Wo findet es seines Gleichen in der 
Literaturgeschichte? Aus diesen Zweifeln befreit uns nur die Annahme, 
dass wir im Heiland eine tibertragung, sei es eine treue, sei es eine 
freie, aus einem angelsüchsichen Originale haben von der Hand eines 
in England geschulten Sachsen oder eines nach Deutschland einge- 
wanderten und des Niederdeutschen mtichtig gewordenen Angelsachsen 
aus dem Kreise der zahlreichen Bekehrer, die das deutsche Volk im 
Christenthum unterweisen und befestigen sollten. Letzteres ist das 
Wahrscheinlichere. Vielleicht übertrug dieser Angelsachse sein eigenes 
Original oder er schuf den Heliaud eigens für seine neue Heimath. 
Es ist im Mittelalter gar nichts Ungewöhnliches, dass in fremder 
Landessprache gedichtet wurde. Schrieben doch nicht wenige Nieder- 
deutsche ihre Dichtungen hochdeutsch, zunächst in dem Deutsch der 
mittleren Lande. War das für sie nicht eine fremde Sprache? Der 
Italiener Thomasin von Zirclarta dichtete seinen Welschen Gast im 
bairischen Schriftdialect. Die italienischen Minnesänger verfasstön 
ihre Lieder nicht in italienischer, sondern in provenzalischer Sprache. 
Diese letzte Annahme, dass ein bedeutender angelsächsischer 
Dichter den Heliaud uns schenkte, versöhnt uns am ehesten mit dem 
Gedanken, dass das hervorragendste Dichtwerk niederdeutscher Zunge 
nicht aus den Händen eines Eingeborenen hervorging. Wohl hat dieser 
Gedanke etwas Schmerzliches, aber auch die jüngere Literaturgeschicbts 
bietet uns einen Trost. Ist doch das /.weite niederdeutsche Haupt- 
werk, der Reinke Voss, auch kein ürlginal, und doch ist er unser 
Stolz und unsere Freude. 



Ex eurs 

zum vorstehenden Vortrag, 

Zur ftelmbrechung im Heiland. 

Manche der im vorstehenden Vortrage ausgesprochenen Gedanken, 
die ich bis jetzt nur meinen Zuhörern im Heliand-Colleg mitgetheiU 
habe, erheischten eine genauere Erörterung und Begründung. Dazu 
gelange ich aber nicht wegen anderer Aufgaben, auch weiss ich, dasi 
mehrere meiner Schuler die ihnen gebotenen Anregungen durch ge- 
nauere Beleuchtung einzelner Punkte zu verwerthen gedenken. Aber 
auf die von mir vertretene Deutung der Reimbrechung im 
Heliand möchte ich selbst gleich jetzt näher eingehen, weil sie mit 
der Lehre verschiedener Metriker nicht übereinzustimmen scheint. Es 



143 

ist aber unbediDgt uöthig, dass über das Wesen dieser merkwürdigen 
Erscheinung, die sich zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen 
Bedingungen wiederholt und die auch in der mittelniederdeutschen 
Dichtung von Belang iat, völlige Klarheit herrsche, bevor eine Dar- 
stellung ihres goachichtlicben Entwicklungsgänge» unternommen wer- 
den kann. 

Der Gelehrte, dem wir eigentlich die literarische und ästhetische 
Werthschiitzung des Heliand verdanken, A. K. C. Vilmar, kommt in 
seiner ,DüutBchen Verskunst" (bearbeitet von C. W, M. Grein, Mar- 
burg und Leipzig, 1870) auch auf diese Erscheinung zu sprechen. 
(Der Passus rührt selbständig von Vilmar her und stammt aus dem 
Jahre 1835 oder aus dem Anfang der vierziger Jahre.) Es heisst da 
im ersten die „Alte Verskunst" behandelnden Abschnitt im Capitel 
V „AUiterationspoesie" g 39, S. 24: 

„Während in der niederdeutschen Alliterationspoesie (Heliand) 
und in der angel5:i.chsischen im Ganzen die Regel gilt, möglichst die 
durch die Alliteration gebundenen Zeilen durch den Sinn zu trennen 
und die durch den Sinn getrennten Zeilen durch die Alliteration zu 
verbinden, sodass meist in der Mitte einer Laugzeile der Sinn ab- 
scbliesst, wodurch die Lebendigkeit der Darstellung nicht wenig gewinnt, 
beobachtet die althochdeutsche, wenigstens in den uns erhaltenen 
Resten, diese Regel nicht; vielmehr schliessen hier meist die durch 
die Alliteration gebundenen Kurzzeilen auch einen logischen Satz ab." 
(Folgen Beispiele aus dem Hildebrandsliede und aus Muspilli.) 

Hierzu ist verschiedenes zu bemerken. Vilmar nennt diese 
„Kegel" nicht mit Namen; er bringt sie hier auch noch nicht mit der 
parallelen jüngeren Erscheinung der Reimbrechung in Verbindung. 
Er constatiert nur die Thatsache des Unterschiedes zwischen der alt- 
niederdeutschen und angelsächsischen Dichtung einerseits und der alt- 
hochdeutschen andererseits. Er weist ferner auf den ästhetischen Vor- 
theil des in jener geübten Verfahrens hin, ohne zugleich der bewussten 
künstlerischen Absicht zu gedenken. Was er als Thatsache angibt, 
bezeichnet er zugleich als Hegel, die ,im Ganzen" gilt, die „müglichst" 
und „meist" zur Anwendung kommt. Eine solche Regel, die nicht 
Regelmässigkeit erstrebt, ist aber im Grunde keine Hegel, sondern 
nur ein stilistisches Princip, das bei allem durchgehenden typischen 
Zuge doch immer auf individueller Freiheit beruht. Dass in der Aus- 
übung dieses Princips ein Werden und Wachsen zu erkennen ist, deutet 
Vilmar mit keinem Worte an. Er hat es zwar nicht ausdrücklich 
gesagt, aber er gibt doch als seine Meinung zu erkennen, dass die 
von ihm als Hegel bezeichnete Erscheinung eine au die niederdeutsche 
und angelsächsische Dichtung gebundene Eigenthümlichkeit sei, Ist 
das aber der Fall, dann müsste sie hier von Anfang an bestanden 
haben. Dem widerstreitet aber der genau erkennbare Entwicklungsgang 
der Rcimbrechuug in der Endreimpoesie. 

Später im VI, Capitel „Reirapoeaie" § 47, S. 30 kommt Vilmar 
auf die früher berührte EigenthümUohkeit der althochdeutschen Reim- 




f 



poesie, daes liier der Sinn meist mit einem Reimpaare (einer Lang- 
zeile) abschliesse, nochmals ia Kürze zurück, und unter dem zweiten 
Theile des ersten Abschnittes, der von der Mittelhochdeutschen Vera- 
kunat handelt, wird in § 108, S. 73 eingehender die jüngere Heim- 
brechung erörtert. Hier ist nun die Äusserung sehr charakteristisch, 
dass die mittelhochdeutschen Dichter nicht allein zur genauen Beob- 
achtung der Zahl der Hebungen zurückgekehrt seien, sondern auch 
den Stil der ältesten Zeit „wiederhergestellt" hätten. „Otfried schon 
hatte in seinen Reimpaaren den Stil der iiltesten Alliterationspoesio, 
wie er noch im Altsächsischen und Angelsäclisischen vorliegt, die durch 
den Heim gebundenen Halbzoüen durch den äinn zu trennen und die 
durch den äinn verbundenen durch den Reim zu trennen nach dem 
Vorgang der ihm KunächstUegenden althochdeutschen Alliterationspoesie 
des 8. — 9. Jahrhunderts verschmäht." Weiterhin wird dann die Weise 
der mittelhochdeuschen Dichter erläutert und gepriesen und mit einem 
Beispiele aus dem Iwein belegt. 

Hier ist zunächst die Auffassung zurückzuweisen, dass die mittel- 
hochdeutschen Dichter den älteren Stil, d, h. die Reimbrechung 
„wiederhergestellt" hätten. Wenn die rahd. Dichter den Versbau, 
den arg verwilderten, wieder nach der alten Kegel einrichteten, so 
steht das keineswegs auf einer Linie mit der alten Reimbrechuog. 
Denn trotz der willkürlichen Anwendung theils zu kurzer, theils %a 
langer Verse hörte das Princip der Vierhebigkeit nicht auf. Es galt 
nur die Regelmässigkeit wiederherzustellen und die eingerissene Un- 
regelmässigkeit zu verbannen. Wie aber konnten die mhd. Dichter 
zur Reimbrechung zurückkehren, die für sie vorher gar nicht da war? 
Otfried hatte sie nicht, in der ahd. Alliterationspoesie war sie gleich- 
falls nicht vorhanden. Ob wohl die mhd. Dichter noch eine Erinnernng 
an jenen alten Stil gehabt haben mögen? Das ist ganz undenkbar. 
Vilmar sagt, Otfried habe auch den Stil der ältesten Älliteralionspoesie 
„verschmäht"! Wenn er auch den Heliand gek»nnt haben mag, so 
hat er sicher das Princip der Reimbrechung nicht verstanden. Ihm 
lag doch die ahd. Alliterationspoesie näher, und wenn er einen solchen 
Kunstgriff hier nicht fand, wie sollte er dazu kommen, ihn zu ver- 
schmähen? „Verschmähen" liesse sich nur sagen, wenn die ahd. AL 
literationspoesie die Reimbrechung aufzuweisen gehabt hätte. Aber 
selbst wenn dies der Fall gewesen wäre, so hätte wohl Otfried dieaea 
Vorbild verschmähen müssen. Denn er brachte etwas Neues, er fing 
von vorn an, sein Vorbild war die lateinische Reimpoesie, welche die 
Reime zusammenhielt, Otfried konnte nur naturwüchsig verfahren, 
wenn er seiner neuen Form Eingang verschaffen wollte; er musste 
die Reimpaare binden, wenn die Bedeutung des Keims zur Geltung 
kommen sollte. Priocipiell ästhetisch betrachtet ist die Reimbrechung 
nicht allein nicht nothwendig, sondern sogar sinnwidrig; sie zerstört 
das, was der Reim bewirken soll; sie wird erst sinnig und wirkungs- 
voll in der Masse der Reimpaare und in ihrer Eintönigkeit. Rechnet 
man hinzu, dass Otfried eine strophische Gliederung beabsichtigte, 



so War ihm von vornherein die Verwerthung eines Kunstmittels wie 
die Reimbrechung versagt, selbst wenn er es gekannt und als nach- 
abmungswürdig erfunden hUtto. Von einem Verschmähen hier und 
von einem Wiederherstellen dort kann also gar keine Rede sein. Die 
mittelhochdeutschen Dichter haben mit der Einführung der Reim- 
brechung aus sich heraus etwas Neues begonnen, und es hat sehr 
lange gedauert, ehe sie es thaten. In der älteren mittelliochdeutscben 
Dichtung ist die Iteimhrechung auch nicht oder nur vereinzelt zu 
fioden, sie .stellt sich erst mit der längeren Übung, mit der künst- 
lerischen Vervollkommnung ein und wird befördert durch das Beispiel 
nud Vorbild der französischen Kunstepik, bis sie schliesslich wieder 
Stil, wieder Kunstprincip wird. Aber eine Regel, ein eigentliches 
tiesetz wird sie auch bei den Classikern nicht; erat Konrad von 
Würzburg macht sie sich zur Kegel und bereitet ihr durch dieses 
Übermass ein frühzeitiges Ende. 

Fjuden wir in Vilmar's Verskunst die Reimbrechung auch von 
der historischen Seite aus betrachtet, so lässt doch die von uns aus- 
gehobene Stelle (^ 47) über die alte Ueimhrcchung in der angelaüch- 
sischen Poesie und im Ileliand einen Mangel an historischer Au^assnng 
erkennen. Vilmar sucht nur die Thatsache ethnographisch und 
ästhetisch zu deuten; ihm ist diese etwas Gegebenes, iu sich Begrün- 
detes, nicht etwas Gewordenes. 

Ganz ähnlich verfährt auch der Gelehrte, der uns die vorzüg- 
lichste Darstellung der alt- und angelsächsischen Verakunst geschenkt 
hat: Max Rieger (Zeitschr. f. d. Phil. 7 [1876], 1~C4, auch seiiarat 
Halle 1876). Auch er nennt zunächst die Erscheinung nicht mit 
Namen. Seine Schilderung (S. 45), die zu lang ist, als dass sie hier 
voltständig mitgetheilt werden könnte, ist lediglich ästhetischer Natur. 
Rieger fuhrt aus, dass es zu einer schünen Wirkung, wie überhaupt 
in der stichischen Poesie, erforderlich sei, dass die metrischen Glieder 
mit den sjntactischen in freiem Wechsel bald zusammenfallen, bald 
sich kreuzen. Alles ist richtig und fein gesagt, aber vermiast wird 
doch die historische Begründung und eine Vergleichung mit der übrigen 
Ailiterationspoesie ; auch werden wir nicht belehrt über das Mass der 
Anwendung. Sind denn alle Dichtungen hinsichtlich dieses Wechsels 
im Satzabachluss einander gleich? Ist keine Steigerung wahrzunehmen, 
keine Individualität herauszufühlen? 

Nur in einem Punkte stimme ich Rieger's Auseinandersetzung 
auch inhaltlich nicht zu. Daa betrifft das Zusammenfallen resp. Nicht- 
zusammenfallen des metrischen und syutactischen Abschlusses am Ende 
eines längeren Abschnittes, doch würde eine Auseinandersetzung hier 
zu weit führen. Nur das eine mag bemerkt sein, dass nach meiner 
Anschauung der Dichter des Heliaud selbst und nicht blos der Schreiber 
der Londoner Handschrift die Rcimbrechuug sogar beim Beginn eines 
neuen Capitets eintreten lieas. Das ist eben ein Zeichen des Über- 
masaes. Wir finden ganz Ähnliches, wenn auch nicht so häuäg, bei 
Gottfrid von Strassburg. 

Nlaa«danti(ibei JkhibBcb. X. XO 



146 



Wenn Rieger im Wesäntlichen nur eine ästhetische Darlegung 
der alten Heimbrecliung gibt, so findet das am ehesten seine Recht- 
fertigung darin, dass es sich in diesem Aufsatze nur um eine Periode 
und um eine einzige Kunstform handelte. Aber eigenllich seltsam ist 
es, dass J. Schipper in seinem sonst so überaus trefflichen Werke 
über die englische Metrik (1. Theü, Bonn 1881), in welchem der Ver- 
fasser doch ein ao weites Gebiet und alte Zeiten zu überblicken hat, 
der Ueimbrechung so wenig historisches Verständnias entgegenbringt. 
Für die angelsächsische Zeit folgt Schipper nach seinem eigenen Be- 
kenntnisse (S. 40 Anmerk.) im Wesentlichen der Darstellung Rieger's. 
In der Besprechung von Caesur und Versschluas § 31, S. 55, wird auch 
in ganz kurzer Weise die Reimbrechung erOrtert, aber ebenfalls ohne 
terminologische Bezeichnung. Schipper sagt (S, 56), zum Theil in 
fast i\'örtlichem Anschlüsse an Rieger: „Wichtig aber und durchaus 
richtig für die alhterierende Poesie (wie für die reimende) ist die 
Beobachtung, dass, um eine schöne Wirkung zu erzielen, die metrischen 
Glieder und die syntactischen in freiem Wechsel bald zusammenfallen, 
bald sich kreuzen müssen. Es darf nicht jeder Versschluss mit einer 
Satzpause zusammenfallen, sondern bald mit einer Satzpause, bald mit 
einer metrischen Pause. Und auch grössere Satzpauseu müssen, wenn 
keine Eintönigkeit oder strophische Eintheilung einstehen soll, bald 
mit der Caesur, bald mit dem Versschluss eintreten." 

Also auch hier nur Angabe des Thatsächlichen, iUthetische 
Deutung. Da alles, was sich der Beobachtung darbietet, nach 
Schipper's Darstellung geschehen „muss", auch etwas „nicht" geschehen 
„darf, so wird es sich in seinem Sinne wohl um eine Regel oder 
um ein Gesetz handeln wie bei Vilmar. In einer weit ausgreifendes 
metrischen Monographie, die nicht allein die alliterierende, sondern 
auch die reimende Poesie berücksichtigen soll, wäre doch eine genauere 
Entwickelung dieses Gesetzes notbwendig und erwünscht gewesen 
sowohl nach der rein formalen wie nach der historischen Seite hin. 
Da in der altenglischen Reimpoesie sich anfänglich bei weitem nicht 
die künstlerische Anwendung der Keimbrechung findet wie in der 
ü,lteaten angelsächsischen, so hätte eine historische Darstellung von 
selbst auf eine frühere Unvollkommenheit auch in dieser ursprünglichen 
Poesie führen müssen und zugleich auf die Erkenntniss eines unge- 
wöhnlich hohen KnnstcharakLers und einer stufenweise fortschreitenden 
Ausbildung der uns bekannten alten Alliterationspoesie. Schipper's 
Buch hat mit Recht grossen und allseitigen Beifall gefunden, und so 
wird wohl auch über kurz oder lang sieb eine neue Äudage nötbig 
machen. In einer solchen würde nothwendig der Reimbrechung, der 
alten und der neuen, die für jetzt nur eine kurze und beinahe nur 
beiläufige Erwähnung gefunden, eine eingehendere Untersuchung und 
Darstellung gewidmet werden müssen, aus der dann auch der englischen 
Literaturgeschichte Gewinn erwachsen kann. 

Lange vor den beiden Metriken Rieger's und Schippers und lange 
vor Veröffentlichung der Verskunst Vilmar's ist Karl Bartsch auf 




U7 



die Reimbrechung in der Alliterationspoesie m sprechen gekommen 
und zwar in seinem bekannten Aufsatze über den , Strophenbau in der 
deutschen Lyrik" (Germania 2 [18Ö7J, S. 257 ff.). Da helast es gleich 
in der Einleitung: „Dass die kurzen Reimpaare wirklich identisch mit 
der epischen Langzeile zu fassen sind, zeigt ausserdem eine Eigen- 
tbiimlichkeit der hüSschen Poesie, ich meine das Brechen der Reime, 
welches sich in gleicher Weise in der Alliterationspoesie ündet, so 
dass man von einem Brechen der Alliteration sprechen darf. Wenn 
diese Eigenthiimlichkeit, die allerdings die älteren Gedichte, wenigstens 
als Gesetz, nicht kennen, von den Franzosen entlehnt ist, so beweist 
dies nur, dass das Brechen der Reime in der französischen Poesie 
ebenfalls auf deutschem Gefühle und deutscher Grundlage beruht." 
Hier wird die Keimbrechuog in eine ganz besondere Beleuchtung gerückt 
und einem grossen Zusammenbang zugetheilt. Ich glaube aber nicht, 
dass die Ansicht von Bartsch begründet ist. 

Wenn Bartsch meint, dass man von einem Brechen der Allitera- 
tion sprechen dürfe wie vom Brechen der Reime, so kann selbstver- 
ständlich dieser Ausdruck nur nach Analogie und etwa der Bequem- 
lichkeit halber in übertragenem und uneigentlichem Sinne gewählt 
werden. Denn es handelt sich, wie ich schon im Vortrage bemerkte, 
nicht blos um die Alliteration, den Stabreim, sondern um den Reim 
in altem Sinne, um die Reimzeile in ihrer Gesammtheit, um den ganzen 
Vers mit der Alliteration. Die Franzosen zeigen in ihren ältesten 
Reimpaaren die Reimbrechung ebenso wenig wie die Deutschen als 
Kunstprincip. Nur ab und zu begegnet sie. Später aber wird sie 
häutiger und häutiger; aber selbst Chrestien wendet sie noch massvoU 
an. Die Erinnerung an das ursprüngliche Germaoenthum war zur 
Zeit, als die Reimbrechung bei den Franzosen aufkam und zur Geltung 
gelangte, längst entschwunden. Und woher hätten denn die Franzosen 
die Idee der Reimbrechung haben können? Doch wohl ausschliesslich 
von ihren Stammvätern, von den alten Franken. Die uns unbekannte 
altfränkische Poesie aber wird, wenn wir von unsern althochdeutschen 
Resten der Alliterationsdichtung auf sie zurückscbliessen dürfen, die 
Reimbrechung sicher nicht aufzuweisen gehabt haben. Oder, wenn 
dieser Rückschluss nicht gestattet ist, die althochdeutsche Alliterations- 
poesie raüsste das Kunstmittel wieder verloren haben, wie die jüngere 
mittelhochdeutsche Dichtung auch des einstigen blühenden Besitzthums 
verlustig ging. Das setzte dann eine in's hohe Alter zurückreichende 
clasaische Dichterperiode voraus. Was aber wissen wir von einer 
solchen ? 

Nein, die Franzosen sind als romanische Franken, als wirkliche 
Franzosen und nicht als ehemalige Germanen von selbst auf die Reim- 
brechung gekommen. Ein Einfluss von England her ist kaum anzu- 
nehmen. Nicht allein die Grundverschiedenheit der Sprache, sondern 
auch die der Diclitungsformen gestattet nicht die Annahme irgend 
eines Zusammenhangs. Wir haben es auch bei den Franzosen mit 
einem dichterischen Princip zu thun, welches, an sich betrachtet, dem 

10* 



148 

Wesen jeder UeimdichtuDg zuwider, der unabweisbaren Gefahr der 
Eintönigkeit auszuweichen und die Lebendigkeit der dicfateriBchen 
Rede zu erhöhen Etrebt, 

Die Reimbrechung kann, wo und wie sie auch erscheint, nur als 
ein Erzengniss eines ausgereiften literarischen Lebens betrachtet werden. 
Sie ist an keine Nation gebunden. Sie ist bei aller stiHstischen und 
typischen Ausprügung niemals in enge Fesseln gebannt. Sie wird in 
Freiheit geübt; sie hat ihr Wachsthum, ihre Reife und Überreife und 
ihr Absterben, Sie wird entlehnt, wenn der Trieb zu ihr schon ent- 
wickelt ist, aber sie pflanzt sich nicht fort durch die Jahrhunderte, 
wenn die Bedingungen ihres Lebens verändert oder verloren ge- 
gangen sind. 

So ist die Reimbrechung oder in jenem üherlragenen Sinne die 
Stabreimbrechung im Ileliand nicht ein ursprunglicher Besitz der Alt- 
sachsen, 30 wenig wie die Angelsachsen von Anfang an ihre ersten 
Dichtungen so künstlerisch gestatten konnten. Die angelsächsische 
Poesie sammt der altsächsischen zeigt, wie sie vorliegt, einen modernen 
Charakter (cum grano salJs) und bietet kein Bild eines hohen Alter- 
thuuis, einer schlichten Alterthümlichkeit, auch der Beowulf nicht, 
wenn er auch als Kunstgedicht noch alterthümliche Züge trägt, Nur 
ein allereinziges episches Gedicht in der gesammten westgermanischen 
Literatur ist auch in seinem Wesen alt und wahrhaft volksthiimlich : 
unser deutsches Hildebrandslied. 

Ich schliesse mit dem Wunsche, dass diese Auseinandersetzungen 
dazu beitragen möchten, der bisher im Ganzen nur wenig beachteten 
und mannigfach verschieden aufgefasslen Erscheinung der Reimbre- 
chung allgemeineres Interesse zuzuwenden, ihre geschichtliche Dar- 
stellung anzubahnen und insbesondere den Heliand, in welchem sie 
sich in reicher Entfaltung zeigt, als das vollendetste Kunstgedicht 
der deutschen Literatur vor dem Auftreten der mittelalterlichen Clas- 
siker erscheinen zu lassen. 



ROSTOCK. 



Reinhold Bechstein. 



Albert Hoefer, 



'Wäre die Sprache fertig, ein Wunder, vom Himmel gefallen, 
was Hesse sich ihr absehen, was von ihr lernen? Wie sie aber wirkhch 
ist, geworden ist, wird sie eine Quelle reinster Erkenntnis, nicht zu- 
letzt für Wesen und Werden der Menschheit. Wol dem, der ihrer 
Erforschung sein Leben widmen durfte.' 

Mit diesen Worten, welche A. Hoefer im August 1875 nieder- 
schrieb, beginne ich seineu Nekrolog, denn sie zeigen uns nicht allein 





149 

seinen sprachwissenschaftlichen Standpunkt — er verlor sich nie in 
grammatischer Kleinkrämeroi, bei jeder Einüeluntersuchung behielt or 
die Richtung auf das Ganze unverrückt im Auge, ein wahrer Jünger 
F. Boppa, J. Grimms und K. Lachmanns — , sondern lassen uns auch 
ahnen, eine wie reiche BefriedigTiBg ihm seines Lebens Arbeit, die er 
vorwiegend der Erforschung der Sprache und nicht zum geringsten Teil 
seiner heimischen, der niederdeutschen Mundart widmete, gewährt hat. 
Karl Gustav Albert Hoefer"') wurde geboren zu Greifswald den 
2. Oktober 1812 als zweiter Sohn des Stadtgerichtsdirektors Dr. Karl 
Andreas Hoefer und seiner Frau Christiane Sophie Luise, geb. Waldeck, 
der Schwägerin von K. F, Gauss. Fast grösseren EinSuss als die 
Eltern übte die Grossmutter, die geistreiche, verehrungswürdige Hof- 
ratin Waldeck, auf den talentvollen Knaben. Auf dem Gymnasium 
seiner Vaterstadt, welches er am 17. April 1832 mit dem Zeugnisse 
der Heite verliess, erwarb er sieh ausgezeichnete, fast gelehrte Kennt- 
nisse der alten Sprachen. Er studierte je zwei Semester in Greifswald 
und Göttingen, und drei Semester in Berlin Sprachwissenschaft, klas- 
sische und orientalische, indische und deutsche Philologie, besonders 
angeregt fühlte er sich von Schoemann und Kosegarten, von K. 0. 
Müller, H. Ewald, J. Grimm und G. F. Benecke, von A. Boeckb, 
K. Lachmann und F. Bopp. Letzterem widmete er seine Erstlings- 
arbeit, Untersuchungen über den I'rakritdialekt, die 1836 erschienen, 
und auf Grund deren er am 29. April lfl37 von der Künlgsberger 
philosophischen FakuHüt zum Doktor promoviert wurde. An der 
Berliner Universität habilitierte er sich am 1. August 1838 für Sanskrit, 
Sprachvergleichung und altdeutsche Philologie, aber nur vier Semester 
war er l'rivaUlocent (im Sommersemester 1840 hörte A. Lübben 
bei ihm die Erklärung des Hartmannschen Gregorius), am 4. Juli 
1840 wurde er zur 'Anerkennung seiner bisherigen wissenschaftlichen 
Leistungen und seines beifallswerten wissenscbaftlicben Strebens' als 
ausserordentlicher Professor für das Fach der orientalischen Sprachen, 
der vergleichenden Sprach Wissenschaft und der altdeutschen Philologie 
nach Greifswald berufen. Ungern verliess Hopfer Berlin. Er las nur 
ein Seraester in Greifswald, dann liess er sich beurlauben und ging 
mit einem Staatsstipendium nach London, um dort an den Schätzen 
des Fast India House seine Sanskritstudien zn erweitern und zu ver- 
tiefen. F-r war bis zum Herbste 1842 in England, wo er sich blei- 
bende grosse Verdienste um die indischen Studien erwarb: unterstützt von 
seinen Gönnern AI. von Humboldt**) und J. von Bunsen bewirkte er es, 
dass König Friedrich Wilhelm IV. die kostbaren Sanskrithandschriften 



•) Vgl. meioeu Nekrolog A. Hoefera im 'Biographiacben Jalirbuche für Aller- 
tunsk linde. Begründet von C. Bursjau, herausgegeben von Inan Müller' VII. 
JahrgtBg, 1884. Berlin 18SS. 99 ff. 

**| Am 2i«. Mai 1S42 daakle AI. vun Humboldt aeinem Freunde J. von BuiiBen 
'für den herrlichen Ankauf der Vedas, für seine Beschutzung dea ausgezeichoeten 
Hoefer'. Vgl. Briefe von AI. von Humboldt an Chr. C. J. von Bunaen. Leipzig, 
1869, 66. 




^ 



des Sir Robert Chambers für die Kgl. Bibliothek ia Berlin aulcaufte. 
welche bis dahin nur e i n gutes Sanskritms. besessen, durch die MuaiBcenz 
des Königs aber eine Sammlung Sanskrithandschriften gewann, die zu 
den bedeutendsten in Europa gehörte. Die Katalogisierung dieser Hand- 
schriften beschäftigte Hoefer bis zum Herbste 1844 in Berlin, wo er als 
einer der Hauptvertreter der indischen Philologie galt und Aussichten 
hatte, der Nachfolger des damals kränkelnden Bopp zu werden. Diese 
Hofl'nung erfüllte sich nicht, und Hoefer sah sich genötigt, im Winter- 
semester 1844/5 seine Vorlesungen in Greifswald wieder aufzunehmen, 
Am 15. Mai 1847 wurde er ordentlicher Professor. Mit Vorliebe hielt 
er grammatische Vorlesungen auf dem Gebiet des Sanskrit, Lateinischen 
und Deutschen, erklärte in seinen deutschen Vorlesungen ausgewählte 
Proben des Althochdeutschen, des Mittelhochdeutschen, ferner das 
Nibelungenlied, die Gedichte Walthers von der Vogelweide, Hartmanns 
Gregoriua, später auch den Beowulf und den Heliand. Knappe literar- 
historische Bemerkungen eröffneten diese Vorlesungen, zu einer einge- 
bendeu Behandlung der deutschen Literaturgeschichte konnte er sich 
nie entschlieasen. Als Mitglied der wissenschaftlichen Prüfungskom- 
mission wirkte H, fast 20 Jahr hindurch, 1873 veranlasste er durch 
seine Ablehnung einer ferneren Beteiligung an derselben die Neube- 
grUndung eines Ordinariates für deutsche Philologie an der Universität 
Greifswald. Die Rücksicht auf seine Gesundheit nötigte ihn, seit dem 
24. April 1878 immer von neuem sich beurlauben zu lassen, bis er 
am 3U. November 1880 auf seinen Antrag von allen akademischeu 
Verpäichtungen dispensiert wurde. Er starb nach längerem Leiden am 
9. Januar 1883. 

Von den sprachwissenschaftlichen Werken Hoefers nenne ich hier 
nur seine umfangreichen 'Beiträge zur Etymologie und vergleichenden 
Grammatik der Hauptsprachen des indogermanischen Stammes. L 
Zur Lautlehre, Berlin 1839', von den indischen Arbeiten nur seine 
Übersetzungen, durch die er zu einer allgemeineren und richtigeren 
Würdigung des indischen AUerthuras hinleiten wollte, und die von den 
berufensten Beurteilern, u. a. von Fnedr. Rückert*) rückhaltlos aner- 
kannt wurden: Urwasi, der Preis der Tapferkeit. Ein indisches Schau- 
spiel von Kalidasa. Aus dem Sanskrit und Prakrit. Berlin 1837. 
Indische Gedichte in deutschen Nachbildungen. 1. IL Leipzig. 
1841/44. Auch seine Übersetzungen ausgewählter Lieder von R. Burns, 
Bjron, H, W. Loogfellow, Th, Moore u. a., die in Zeitschriften er- 
schienen, sowie 'Der alte Matrose. Aus dem Englischen des Coleridge.' 
Berlin 1844, verdienen besondere Beachtung. 



*) FrieJr. Rückert schrieb am 2, ,4(iril 1838 an Hoefer u. &. : 'liire Urwnsi, 
für deren Zusendung ich freundlichst ilanlie, habe ich mit der grüsleji TheiliiAhme 
gelesen, uod in dieser eehüDoii wohlgelungciten Arbeit weder die griindüche Sanskrit- 
kenatois noch die deutsche Sprachgewandtheit verkennen können. . . Ich zweifle 
nicht, daas Sie bei den Kennern die verdiente Anerkcnnnog finden werden, ob auch 
gewünschten Beifall bei der grüssem Leeewelt, die jetzt mit Allerweltsliteratar bo 
überhäuft ist?' 



151 

Mehr noc}i erregen unser Interesse die Studien Hoefers auf dem 
Gebiete der niederdeutschen Sprachforschung. 

Schon früh wandte er seine volle Aufmerkaamkeit dem Nieder- 
deutschen zu. Seit mehreren Jahren mit umfassenden Untersuchungen 
über die gesammte niederdeutsche Sprache beschäftigt, beabsichtigte 
er Kuniichst mit einein Wörterbuche der pommerscb-plattdeutschen 
Mundart hervorzutreten. Im Herbste 1838 erliess er in Nr. 72 der 
Sundine einen Aufruf, in dem er seine Landsleute um Unterstützung 
und Teilnahme bei diesem Unternehmen bat. Im grossen und ganzen 
sollte der Heissig gearbeitete Dühnert die Grundlage bilden, auf der 
das neue Werk, welches den im Munde des Volkes erhaltenen Sprach- 
schatz in möglichstfT Vollständigkeit umfassen und sprachwissen- 
schaftlich bearbeiten wollte, sich erheben sollte. Als Anhang gedachte 
Hoefer eine Sammlung alter Sprichwörter. Aberglauben, Iiieder u. der- 
gleichen beizufügen, teils als Proben der Mundart, teils als Beitrag 
zur Geschichte der Entwicklung und Fortbildung des deutschen Volks- 
liedes. 'Auch das Geringste soll mir lieb und wert sein,' schloss der 
Aufruf, 'und enthielte es nur ein altes, minder bekanntes, oder nur 
hier und da gebräuchliches Wort, oder teilte es nur ein Liedchen mit, 
das im Munde des Volkes lebt, es würde mir schon ein dankens- 
wertes Verdienst erscheinen, dieses eine durch Mitteilung vor dem 
Untergänge zu bewabreu. Bleibt meine dringende Bitte nicht ohne 
Erfolg und geben die etwa eingebenden Beiträge soviel des Neuen, 
dass ich einige Vollständigkeit zu erreichen glauben darf, oder ge- 
währen sie mir die Überzeugung, dass meine eigenen Sammlungen 
schon umfassend genug sind, so versichere ich Hchliesslich, dass ich 
selber es au Flciss bei der Sichtung, Anordnung und Erklärung des 
Stoffes nicht fehlen lassen will, und der Druck des ganzen, zu dessen 
Übernahme und anständiger Ausstattung sieb eine Berliner Buchhand- 
lung bereits erboten hat, würde schon im Anfange des nächsten Jahres 
beginnen und unausgesetzt fortgesetzt werden.' Fast gleichzeitig wurde 
von J. ü. L. Kosegarten, der früher eine einfache Neubearbeitung von 
Dähnerts pommerschem Wörterbuche geplant, ein 'Allgemeines Wör- 
terbuch der niedersächsischen oder plattdeutschen Sprache älterer und 
neuerer Zeit' in Aussicht gestellt, welches von Ostern 1839 an er- 
scheinen sollte. Erst 1856 erschien die erste Litferung des ersten 
Bandes, des 'Wörterbuches der niederdeutschen Sprache älterer und 
neuerer Zeit' von Kosegarten: eines trotz aller Gelehrsamkeit in der 
ganzen Anlage verfehlten Werkes. In Erwartung des Kosegar tenschen 
Wörterbuches Hess Hoefer seine lexikalischen Pläne, seiu pommersch- 
plattdeutsches und sein mittelniederdeutsches Wörterbuch einstweilen 
in den Hintergrund treten, nur gelegentlich auf Vervollständigung des 
schon gesammelten reichen Materiales bedacht. Von den kleineren 
Veröffentlichungen Hoefers aus jener Zeit kommen folgende in Betracht: 
im 'Neuen Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft' IV, 92 ff. (Iö38) 
eine sprachwissenschaftliche Abbaudlung 'Die Hussigen Laute in ihrer 
Stellung zum Vocal und Consonanten', V, 252 ff. (1843) die Erklärung 




152 

eines Plattdeutscben Keimes durch einen EngliBchen (vgl. a. a. 0, 
VI, 155 ff.), VI, 95 ff. (1844) ein Aufsatz 'Über Apologische oder 
Beispiela-Sprichwörter*) im Niederdeiitachen', — in der Zeitschrift des 
Vereines für Märkisclie Geschichte I, 14H ff. 'Herzog Barnims Bauer- 
ordnung vom Jahre 1569 nach Inhalt, Schreibweise und Sprache'. 
Eifrig beschäftigte Hoefer sich damals mit den deutschen Volksliedern,, 
er arbeitete an einer Schrift: 'Das Lied von den zwei Königskindera 
in 15 verschiedenen germanischen Sprachen und Mnndarten als Probe 
historisch-kritischer Behandlung des Volksliedes.' Sie sollte der Vor- 
läufer einer umfangreichen Arbeit über Entstehung und Entwicklung 
des deutschen Volksliedes sein, aber nicht einmal die Vorarbeit kam 
zum Abschlüsse**). In seiner 'Zeitschrift für die Wissenschaft der 
Sprache', der ersten sprachwissenschaftlichen Zeitschrift überhaupt 
(I — IV, 1845 — 1854), räumte er auch dem Niederdeutschen den ihm 
gebührenden Platz ein, er selbst behandelte 1, 379 ff. "Das Verbum 
der neuniederdeutschen Mundart Vorpommerua', 111, 375 ff. 'Die neu- 
niederdeutschen Lautverhältnisse, besonders Neuvorpommerns', IV, 
213 ff. 'Den Gebrauch des Genitiv im Niederdeutschen'. Um der un- 
verdienten Nichtachtung des Niederdeutschen endlich einmal entgegen- 
zutreten, begründete er 1850 die 'Denkmäler der niederdeutschea 
Sprache und Literatur nach alten Drucken und Handschriften' 
begann die Sammlung mit dem Fastnachtspiel 'Claus Bur', dem im 
folgenden Jahre des Burkard Waldis verlorener Sohn folgte. Daa 
Unternehmen bedurfte keiner Rechtfertigung. 'Ich bin der Meinung,' 
sagte Hoefer im Vorworte des 1. Bändchens, 'dass die Kenntnis de« 
Niederdeutschen, wie hoch oder wie niedrig man seinen Wert ala 
Sprache nun anschlagen mag, für die geschichtliche Erforschung der 
Muttersprache wenn nicht unentbehrlich, doch von viel grösserem 
Belang sei, als die bisherige Nichtachtung desselben erwarten lasst 
Wenn es aber an der Zeit ist, dieser Nichtachtung — und ich waga 
sie eine unverdiente zu nennen, — endlich einmal entgegenzutretea 
und sich mit Ernst und Liebe um eine gründliche Kenntnis der ge- 
nannten Sprache zu bemühen, so ist dazu schwerlich etwas so notwendig 
und forderlich als die Veröffentlichung möglichst vieler ihrer Denk- 
mäler, die in Handschriften und alten Drucken vergraben, wenig 
freilich durch Reichtum oder Tiefe des Inhalts, wenig auch durch 
freie Beweglichkeit und leichte Anmut der Sprache, desto mehr aber 
durch ihre ursprüngliche Frische und lautere Natürlichkeit anziehen," 
Auf die äussere Reihenfolge kam es Hoefer nicht an, jedes einzelne 
Stück erforderte ja doch nach Wert und Alter und nach der Art der 
Hilfsmittel eine besondere Behandlung. Für die folgenden Bände waren 

*) Er beabsichtigte die Herausgabe einer Samniliing solcher apologischer 
SprtcLwörter, alleiu sein Bniiler Edmund, der sich rascher /u betinnen pflegte, k&ra 
ihm mit seinem Buche: 'Wie das Volk spricht. Sprichwürtliclic Redeaaarteu.' Stutt- 
gart 18S5, üuvor. 

**) Das einleitende Kapitel 'Die Liebe als Gegenstcmd der volkstümlichen deutBchea 
Poesie' bringt die Oennania XXX im 4. Hefte. 



153 



bestimnit Schone kunstlike werltsproke, Gandersheimer Reimchronik, 
Theopbilus, Reineke Fos, Historia Trojana, Dat nie snLip van Narra- 
gonien. Aber der Druck bracb ab nach den ersten Bogen des dritten 
Bändchens, weil der banausische Verleger, der mit der Sammlung 
glänzende Gescbäfte zu machen geholTt, vor jedem Wagnisse zurück- 
echrack. Das war der Grund, weshalb das verdienstliche Unternehmen 
stockte, nicht die tadelnde Besprerhiing*) des 1. Bändchens durch 
J, Grimm, wie man zuweilen geglaubt hat. Hoefer selbst war zu sehr 
überzeugt von der Notwendigkeit und Erspriesslichkeit der Erforschung 
des Niederdeutschen, als dass er sich durch diesen Misserfolg von 
seinem Lieblingsstudium hätte abbringen lassen. Er wandte sich jetzt 
seinen lexikalischen Plänen wieder zu, dem pommersch-plattdeutschen 
und dem mittelniederdeutschen Wörterbuche. Daneben sichtete er 
seine reichen volkstümlichen Sammlungen und begann im Juni 1955 
'Das graue Buch. Sinnen, Singen und Sagen des pommerschen Volkes', 
velches aber wie so vieles andere handschriftlich blieb. Der 1 . Jahrgang 
von Pfeiffers Germania (185G) 101 ff. brachte von ihm einen Aufsatz 
•Zur Mythologie und iSittenkunde aus Pommern. I. De Wod' tueht. 
2. Diebssegen. 3- Biene und Bienensegen'. Die beabsichtigte Fort- 
setzung unterblieb. Weil Pfeiffer 1865 beim Abdrucke weiterer Bei- 
träge Hoefers eigenmächtige Veränderungen vorgenommen, zog Hoefer 
die Betträge, die ihm schon im Korrekturabzuge vorlagen, zurück und 
konnte sich erst nach dem Tode Pfeiffers, als K, Bartsch die Germania 
übernommen, entschliessen, an dieser Zeitschrift mitzuarbeiten. Im 
X. Bande (18fi5) 21 ff. hatte er noch über J. G. L. Kosegavtens 
handschriftliches niederdeutsches Wörterbuch berichtet, offenbar in 
der Absicht, dem unverständigen Plane eines blossen Abdruckes des 
handschriftlichen Wörterbuches Kosegartens rechtzeitig entgegenzu- 
treten. Im XIV. Bande (1869) begann er eine Reihe wertwoller Ar- 
tikel 'Zur Laut-, Wort- und Namenforschung**)', 'ein buntes nach 

*) Vgl. über diegcll>e 'Zwei Briefe Jakob Grimms an Albert Roefer'. Jibr- 
buch IX, 147 fg. 

»*] Germania XIV, 197—226. 1. Nibpl. »ir. 628 und Das Gürtel. 2. Zu 
NilieL Etr, 1260 zu d<^ii wcndeu, Laclim. 3. Die imgebatten. 4. UngpsUhte und die 
Partikel un. ß. Endig, uneiide. G. Pmepositionale Advei^bieo auf — er. 7. Ein 
StQcker acht. 8. Swommen. Swummen. 9- Estriph und seine Formen. 10. In 
proquillis leben. 11. Kin k filr ein n mocbeu. 12. N.imcnbilduug aus Namendeutung 
und Moneke de junge MarteDapeaü sone, 13. Vol/o van Al/ei, ein Zeugnis fUr die 
deutsche Heldensage. 14. Gotisches hv und tb, 15. Gotisch saizlep. Oerm. XT, 
SO— S9. 16. Der Rückumlaut. 17. Zu Paiticip unil Üprundiiim. IB. Das inteniiva 
in. in. Verstärkung durch andere Wörter. inebeBondere durch Praciiosilionen. 20. 
bioneD und baten und deren Steigerungen. 21. Gotisch skaudaraip, Lederriemeo. 
22. Das Pronomen diser. 23. Brav, 24. Unsich im Niederdeutscheu. 20. Nd. rfiröf, 
rCr6ven. 26, sü yrü a.\s6 und anderes Niederdeutsche, 27. Zu Germania 12, 325 
und 13, 160. 2U. Brot- und Semmeliiumen. 29. BcnennuuK nai^h der Mutter u, a. 
30, Namen mit Voniamenbuchstabeii verbundeu? 411—419. BI, Herr und Frau 
Backe. f2. Fander, Fanner. 33, Allvilc im Sachsenspiegel. Genn. XVIII, 200—809. 
34. Da9 Notk ersehe Anlau Ige setz. 3(3, Das alti. asna. 30. Das und. biscli. 
301—309. 37. Dualis im Niederdeutschen, 38. Jem, jüm, jum. 39. Pronominales. 
40. Das nd. Verbum hfllen. 41. Zwei nd. Konstniktiouen. Germ. XXllI, 1-24. 



154 

^rschiedenen Seiten der SpracbforschtiDg gerichtetes Allerlei mit ab- 
sichtliclier Bevorzugung des Niederdeutschen'. Diese Artikel bekuodeo, 
mit welchem Geschick und Verständnis Hoefer die niederdeutsche 
Wortforschung betrieb. So war ea leicht begreiflich, dass Karl Schiller, 
der schon am 15. April 1867 Hoefer gebeten, ihm beim mittelnieder- 
deutschen Wörterbuche mit Rat und Tbat zur Seite zu stehen, am 
15. Juli 1869 an ihn schreiben musste: 'Die reiche Belehrung, welche 
ich aus Ihren Schriften und noch jüngst aus Ihren Mitteilungen in der 
Germania schöpfen durfte, macht es mir zur Pflicht der Wissenschaft 
gegenüber, au Sie hiermit die freundliche Bitte zu wagen, dass auch 
Sie für das von mir und Dr. Lübben in Oldenburg beabsichtigte 
mittelniederdeutsche Wörterbuch beisteuern wollten. Der gewissen- 
haftesten Verwendung könnten Sie sich versichert halten und würden 
wir namentlich Artikel, durch welche unser Material wesentlich er- 
weitert würde, als von Ihnen herrührend jedes mal bezeichnen.' Hoefer 
antwortete: 'Ihr neues freundliches Schreiben verpflichtet mich zu Dank, 
aber auch zu voller Aufrichtigkeit, durch die ich früher mehr zu 
stören als zu nützen fürchtete, deshalb schwieg ich. Ihr Unternehmen 
hat mich nach den ausschweifenden Plänen Pfeiffers u, s. w, freilich 
etwas überrascht, denn es war bekannt genug, dass ich ein ähnliches 
seit langen Jahren vorbereitet hatte und auch mancher Anfrage gegen- 
über nicht aufzugeben geneigt war. Unangenehm und störend war 
es mir darum nicht, verdacht habe ich es ihnen natürlich noch weniger, 
vielleicht wüsten Sie nicht einmal darum, ich bin sogar bereit, es in 
meiner Weise, indirekt, vielleicht auch direkt zu fördern. Eins und 
das andere, was dabei für mich aufTältig sein muste, ist leicht verwunden 
und vergessen. Ich veröffentliche jetzt und in nächster Zeit manche 
kleine Aufsätze, auch Texte mit Anmerkungen, die Ihnen alle wol schon 
einiges bieten werden, ich hoffe auch dann und wann besondere Artikel 
hefern zu können, die Sie mitunter wol neben Ihre stellen «*ürden. 
Ein solcher steht Ihnen z. B. über altvil, hornscheit, verbigede u. a., 
ich hoffe, ehe Sie soweit kommen, gedruckt oder ungedruckt zu Diensten.' 
Die kleinen Aufsätze führte Hoefer bis zur Nummer 50, Weitere 
sollten folgen, sie erschienen so wenig wie die Texte mit Anmerkungen; 
gemeint waren vor allem die Krzählungen aus Korners niederdeutscher 
Chronik nach der Hannoverschen Handschrift, welche er damals für 
den Druck vorbereitete. Sie sollten wie die kleine Schrift 'Altvile im 
Sachsenspiegel. Ein Erklärungsversuch'*) (1870) im Verlage der 

42. Sehan, Scehaii, Jehan. 43. Miid. darn. H. Nd. schöke Hure. 45. Wau in 
ZusammenHeUungen. 46. wandages. 47. Kkel, Oekelname. 48. Zu Korner, Uerm. 
9, 2b1. 49. FaroilienaaTiien auf ding, ting. 50. Voroatnpn in ZusamtiKinBeteang. 
1. Zwei Vornamen in Verbindung. 2. Der Vorname sieht voran, ein Sabatantiv oder 
Familienoame folgt. 3. Dem VorDameD geht ein Adjektiv voraus. 4, Vornameii 
mit vorausgehendem Substantiv, selten Namen. 5. Anhang. Vcrwantes. 

*) G. Homeyer schrieb darüber u. a, au Hoefer am 1 Jau. 18T0: 'Neliinen 
Sie den Ausdruck meinet- Freude, dass die ErJäutening des Sarhflenspiegels, die seit 
1861 in juriistisc her Hinsicht aebr bedeutend forlgeschritten ist, nun auch gprftchlicli 
durch Ihre Abhandlung einen sehr wertvollen Beitrag gewonnen hat.' Vgl. noch. 
Hoefer Genn. XTIH, 29 fgg. 



155 



Waisenhaiisbuchbandlung ersclieinen. Die Verhandlungen zersclilugen 
Bicb, weil Hoefer auf den Druck in Greifswald bestand. 'Von Sitten 
und Bräuchen, Namen und Ausdrucksweisen'*) handelte ein Aufsatz 
Hoefers im XVIIt. Bande der Germania, den er als 'eine Nachlese 
bes. aus niederdeutschen Quellen und mündlicher Mitteilung' bezeich- 
nete. Er wollte, wie er auadrücklich bemerkte, nichts vollständiges 
geben, sondern nur allerlei bemerkenswerte Einzelheiten, 'wie sie sich 
innerhalb gewisser Grenzen bei Gelegenheit anderer Sammlungen er- 
gaben und dann meist schon vor Jahren geordnet und aneinander- 
gereiht wurden'. Älteren Datums, aber auch erst in dieser Zeit ab- 
geschlossen sind seine kleineren Aufsätze**) in J. M. Wagners Archiv 
für die Geschichte der deutschen Literatur, I. Wien, 1872. Kleinere 
Mitteilungen veröffentlichte er in dem Korrespondenzblatt des Vereins 
für niederdeutsche Sprachforschung, dessen gedeihliche Entwicklung 
er mit lebhafter Teilnahme verfolgte. 

Stellung zu dem mittelniederdeutschen Würterbuche Schillers 
und Lübbens nahm Hoefer Germ. XVIII, 35 fg., wo er das Ergebnis 
einer Vergleichung des 1. Heftes dieses Werkes mit seineu eigenen 
Sammlungen mitteilte. Schon am lö. November 1671 Latte Lübben 
ihm das 1, Heft zugeschickt mit der Bitte, dem Werke seine Teilnahme 
nicht zu versagen, trotz der Müngel, die es habe. Als ein langjähriger 
Arbeiter auf demselben Felde sei Hoefer am besten befähigt, dieselben 
zu erkennen, aber zugleich auch im Stande, die grossen Schwierig- 
keiten zu ermessen, von denen eine solche Arbeit umgeben. Lübben 
schioss mit dem Wunsche, dass es Hoefer nicht unlieb sein werde, 
ihn seinen Schüler nennen zu dürfen. Eine öffentliche Besprechung 
des Werkes lag ursprünglich nicht in Hoefers Absicht, im August 
1S72 entschloEs er sich endlich zu einer näheren Prüfung des 1. Heftes, 
um sich ein Urteil zu bilden, welches die bisherigen Anzeigen des 
Buches vermissen Hessen, zum Teil auch gar nicht geben konnten. 
Seine Äusserungen über das Werk, welches er rücksichtsvoll und mild 
beurteilt, zeigen, wie sehr wir es zu bedauern haben, dass die Ver- 
hältnisse und die eigene peinliche Genauigkeit Hoefer abgebalten 
haben, seine woldurchdachten lexikalischen Pläne zu verwirklichen und 
seine umfussenden, sorgfältigen Sammlungen rechtzeitig zu verwerten. 
Sein niederdeutsches Wörterbuch wurde auch nach dem Schiller- 
Lübbenschen, dessen Wert Hoefer durchaus nicht unterschätzte, noch 
seine volle Berechtigung gehabt haben: er wollte nämÜch nur die rein- 
niederdeutschen Worte, nicht zugleich die aus dem Hochdeutschen über- 
nommenen, behandeln. Jedenfalls würde Hoefer bei längerem Leben 
seine lexikalischen Arbeiten dem Abschlüsse näher gebracht haben. 
Nicht leicht wird ein anderer im Stande sein, die reichen Materialien, 

*} 1. Feste und Gebräuche. 2. Strafeu. 3. Marken und Lose. 4. Tier* und 
FllanKennamen. 5. Bestimmungen Tür Raum, Zeit ii. a. 6. Nichts, und seine 
liildliche Verstark im(t !>«>. im Niederdeutacheii, 

") A. a. 0. 176 tgg. : -Das angeblich deutsche Wort: beiern.' 178 fgg, : 'Dia - 
Sau in den Kessel treiheii.' 463 fgg. ; 'Verehren.' 



156 

welche Hoefer in treuem, selbstlosem Fleisse geaaiumelt hat, io seinem 
Geiste nulubar zu machen. Sie befinden sich wie die übrigen hand- 
schriftlichen Arbeiten Hoefers nach seiner letztwilligen Bestimmung 
auf der Greifawalder Universitätsbibliothek, der er auch seine bedeu- 
tende Biichersammlung vermacht hat. 

Selten ist ein Mensch während seines Lebens eo falsch beurteilt 
worden wie Hoefer. Da er sich in Folge zunehmender Kränklichkeit 
allmählich von allen seinen früheren Freunden und Bekannten zurück- 
gezogen, hielt man ihn für einen menscbenacheuen, verbitterten Son- 
derling, der unnahbar sei. Diese Meinung war durchaus unberechtigt,, 
wie ich bei meinem ersten Besuche im April 1877 erkannte: er war 
im Gegenteil leicht zugänglich, freute sich über jeden gemütlicbeo 
Zuspruch und teilte gerne aus dem reichen Schatze seines Wissens 
mit. So blieben wir im besten Finvernehmen, jeder von uns interessierte 
sich ja für die Arbeiten des andern. Nach seinem Tode erbot ich 
mich gerne, seinen literarischen Nachlass zu ordnen. Je mehr ich mich 
dabei in seine Papiere vertiefte, desto wärmer wurde meine Verehrung: 
für den Dahingeschiedenen, nicht allein für den Gelehrten, sondern auch 
für den Menschen. Tagebuchaufzeichnungen und Gedichte aus ver- 
schiedenen Zeiten enthüllten mir sein ganzes Wesen, sein reiches 
Herzens- und Gemütsleben. Trotz einer ernsten Grundstimmung war 
Hoefer von Haus aus eine lebensfrohe, offene Natur. Manchfache 
Enttäuschungen und trübe Lebenserfahrungen, besonders eine uner- 
widerte (?) Herzensneigung, der er seit seiner Göttinger Studienzeit treu 
blieb, machten ihn allmählich verschlossen und verbitterten sein Leben. 
Schwere körperliche Leiden traten hinzu, und so musste Hoefer sich 
je länger je mehr auf seine Wohnung beschränken, bis an sein Ende 
emsig schaffend und der Arbeit sich freuend. Er bedurfte für sich 
wenig und war beglückt in dem Gedanken, durch seine Ersparnisse', 
auch nach seinem Tode noch wolzuthun. 

Der guote man, swaz der in guot 
und niun der werlt ze gaote tuot, 
swer daz iht anders wan in guot 
vernemen wil, der missetuot. 

GREIFS WALD. 





IM 



Zwei Verse 

eines niederländischen L-iedes v, J. 1173. 



1 



Herrn Dr, Liebermann verdanke Mi den Hinweis auf Kwei altvlaemiadie 

Vane, weldie von einem engliachen Gcsc^liii^hUrhreitier des 13. Jahrli lindert», 
Uatlhaens l'aris in seiner Historia Anglurnni*) überliefert sind. Wie sii^h atis 
dem Bericlite dessetben ergibt, geliOren ilieae beiden Verse einem im Oktober 
1173 TOD llandriachen Krieges! enten gesungenen Tanzliede an, sie sind olitij die 
Uteetea vlaeuiischeu Verse, welche sifh erbniten haben. Die vun Pari» (Iber- 
lieferte AnfEeiclinung bietet die mit. Wllrter freilich in mitteleugliacher Uni- 
Bcliieibung. Ich bringe den Bericht de» Hatthaeiis Puris, suweit es zum Ver- 
standnia nltig ist, vollstündig zum Abilmck nnd mache auf das J^engnis auf merk Harn, 
welches er ^r dun Vurkonnnen des Reigentanzes im Feldlager enthält. 

Amiiens aotem RiibertHs, mmen Legrei-estrensis, i[nae de nobili civilate sua, 
<|oam priei!onlialil«r dilexerat, et merito, fncta fuerant, tactus dolore cnnli.s in- 
trinnecus, cnm nxore sna Petronilla in Angliam reversums, per Flandriam transitnm 
fecit l'bi Normannomm et Flandrensiain, lam eijuitam quam i)e<litnm, plnrima 
concomitante calerva, nares ascendit, coiifidenter illis promittens totins Augliae 
dominium ; et appücuit in Sufolckia, apnd Waletnnain, 111? kniendas Octobris. 
(jni de navibna egrensns, ejusdem Tillie castrum obüedit, i^ed nihil umnino ibidem 
profecit. Indenne progrediens, III? idus Octwbris castellum de Hagenet invaitit, 

cepit et anccendit Deinde animi de«iderio succensus, nt salt^m reliquiai« 

viNeret Legrecestriiu, lora illac divertit et veiilla. Iter igitnr arripiens cnm snis 
Plnndrensibns proposnit bnrgum et ecclesiam Sancti Edmundi, consilio eorum 
enervatus. depRedari; fingens se ex industria tarnen illa loca prceterenndo siuistrare, 
iit sie repeiite roeret in incautas. Quod profecto per exploratores familiäres 
esercitnm regia, qiii a<l patrite illius cnatudiam deputabatnr, unn latebat. Stipatnü 
ergo comes millte copio»o ad pugnam prieparatu, acilicet tribua milibus Flandren- 
sinm, quos viae particijies tnnc habnit, non minimum in eiadein confidebat, qnos 
sanguinis aititeres nnvera et ad sancta invadenda sacrüegns, (jui etiam, quaudo 
ad aliijnam pianitieni gratia pansandi divertemnt, uhoreas ducentes patria lingita 
aaltitADdn cantabant, 

Huppe, boppe, Wilekin, hoppe, Wilekin, 
Engelond ia min ant tin. 
Äppropinqnavit antem cante regius excercitufl etc. 

*) Matthiei Parisiensis, Monachi Sanrti Albani, Historia AnKlonim, slve ut 
»ulgo dicitnr, Historia minor. . Fd. by Sir Frederic Madden. Vol. I. London 



W. Seelmann. 




Zur Einteilung 
der niederdeutschen Mundarten. 




(E(ne Anzeige.) 



Ilprinaiiii Jclltnghaus, Zur Einteilung der niederdeutschen Mund- 
arten. Ein Versuch. Kiel, Lipsius & Tisclier. 1884. XVI,, 
84 S. 8°. Mk. 2,4(1. 

Auf det JiihreBversamiiiLang unseres Vereins im Mai ISä'A kielt H. Jelline^ 
haus einen Vortrag Über die Einteilung der niederdentacben Mundnrten niiaenii 
Zeil. Dieser Vortrag ist bald daranf in erweiterter Form ala Bnch nnter obigen 
Titel ersciiienen und den Vereinsmitgl ledern im Korrespondenzblutt VlIJ, S, 38 If 
angezeigt worden. Wenn icli hier noch einmal darauf zuriiclikouiine, so geachieU 
nur dem Wunsche uauh einer möglichst vielseitigen Bes|irechuiig des Bticiii 
Genüge, der in jener Anzeige geänasert wurde. 

Dasselbe verdieut eine solche in der That. Ixt es doch der erste YersndK 
einer nmfasflenden wissenschaftlichen Klassifikation der ueuniederdeutschea Mtitt^ 
arten! Auf Grund eiues reichen Materials giebt der Verfasser für die wAi 
Mundarten, die er annimmt, eine nmfangreichere Lautlehre iiud Kinzelheiten xvi 
Flexion, sowie eine Sammlung van Idiotisnieu. 

Nicht alle niederdeutschen Mundarten sind behandelt: es fehlen die hol^ 
lAndischen, flfimischen und anuh sämtliche friadschen Mundarten, nicbt blusj 
wie S. IV vermiiten lilsst. die des Saterkndea; die Quellen fflr die einselaaa 
Gebiete lliesaen mehr oder minder ergiebig, und aauh ihre Reinheit ist värsahiaf 
den; der grammatische Stoff ist bei weitem uicht erscbüplt. Aber für eine £ 
von Sprach ersch ei nnngen haben wir douh jetzt einen Anhalt, l'nd vor allau ii| 
in unserer Zeit der Arbeitsteilung und det minntiSsen Detrachtuug des EiuKelneii 
jeder anaammenfassende Versnch - nielir als ein solcher will ja das Buch gsf 
nicbt sein — mit Dank zn hegrüssen. 

Das kann uns tiatQrlicb nicht hindern, das, was uns verfehlt scheint, offe^ 
he rvo rauheben. 

Um mit einer stQrenden Ausserlicbkeit zu beginnen, so ist es zu bedanwili 
dasB die umfaugreichen Zusätze nicht in den Text verarbeitet sind. Dannta 
leidet die Übersichtlichkeit sehr. Warum e>! nicht geschehen, ist nicht aberaQ 
ersichtlich. Zum Teil ist dem Verfasser dasjenige, was er in den Zus 
mitteilt, allerdings erst währeud des Druckes zugängUcli geworden, zum Teil 
aber benutzt er in den Nachtritgen dasselbe Material wie im Hauptteil. 

Viel wichtiger jedoch ist folgendes. JelHnghaus bat sich anf die I 
Stellung der heutigen niederdeutschen Mundarten beschrliukt, und gewiss WW 
er dazu berechtigt. Aber das, was Ober den frtlberen Spracbstand bekannt i 
hat er doch zu sehr vernachlässigt. Es wird mir hoffentlich nicht als Eitelkeit 
ausgelegt werden, wenn ich es in diesem Znsammenhange bedanere, dass ei 
meinem Versuche, die mittel niederdeutschen Mundarten links der Elbe 
den Urkunden danuatellen (Panl und Braune, Beiträge zur Gesch. der deutsches 
Sprache und Litteratur VII, 1 II'.), gar keine Notiz nimmt, — Und jedeafalls 
dürfen aus den jetzigen Grenzen der Mundarten nur dann Schlüsse anf die Biib 
teilung der germanischen Stämme gezogen werden, wenn man zugleich den 
früheren Sprachstand berücksichtigt. 




IM 

Die Vernachlässigang des über die ülteren Sprachstnfeu bekaunteu niaclit 
sich heeondera bei Aar Gruppierung der eiiizelnen Mnodarten geltend. Jelling- 
Uans utelit die we^tfiilUclie Allen übrigen gegenüber. Und der westRlliBche 
ViikftlisniHs ist ja allerdinga höchst charakteriBtisch, aber daaa, wie der Verfasser 
S. 25 mit Berufung auf einen ganz allgemein gehaltenen und darum hier nicht 
xn verwertenden Aussprucli J. lirimms behauptet, die westfitl lachen „geachüflfenen, 
bexiehnngsweise gestossenen Vuliale" nrsprfliiglich sind und uicht vielmehr auf 
späterer Entwit^blung bemhen, werden wir ihm nicht eher glauben, als bis er 
ans den altsitciisi selten Quellen den frirmlichen Beweis erbracht hat, — Lüngst 
ist uachgewieseD worden (vergl. z. B, Brnune in Paul und Branne. Beitrüge 
I, S. 1 1 ff.)r dass die Hundtirten, die Jellinghans nieilerrheiniscb nennt, seit 
Ältester Zeit in scharfem Gegensatz zd ihren 5stlichen Nachbarn, also anch dem 
Westfälischen, stehen; letztere sind eben niedersachsisch, erstere iiiederfrSnkisch, 
and auch Jellinghans erkennt ja (z. B. S. 3b) den fränkischen Charakter der 
erstereu an. Sie also, nicht ilie westfälischen, mllsseu den Übrigen gegenüber- 
gestellt werden. 

Hat dies unser Autor nicht klar erkannt, so scheint mir dagegen seine 
Beobachtung, dass die Mundarten auf ursprüuglicb slavischem (lebiete in eine 
engere Oemeinschaft zusammengehören, durchaus richtig. Charakteristisch für 
dieselben ist es, dass sie aus dem Niedersächsischen ins Niederfrünkische, be- 
siehnngsweise ins Hitteldeutsche schillern, Äni reinsten niedersächsisch scheiuen 
die gmektenburgisch-vorpommersch-niärkischen'' Mundarten, doch auch ihnen fehlt 
der sKchsische PInral des Präsens auf et. — - Welchen Wert die llbereinstim- 
innngen, welche sich zwischen den Mundarten dieses Gebietes nnd andern 
Dialekten linden, für die Bestimnmng der Heimat der Kulonisten haben kitnnen, 
braucht kaum hervorgehoben KU werden. Auch von unaerm Verfasser sind sie 
in diesem Sinne verwertet worden. 

Meines Ernchteus müssen also auf dem von Jellinghans bearbeiteten Ge- 
biete drei Hanptgruppen unterachieden werden: die niederfrftnkischen, die rein- 
nieders&chsi sehen und die Mundarten auf ursprünglich slavischem Boden. Die 
acht Mundarten unseres Autors verteilen sich auf diese Hauptgruppen dann in 
folgender Weise: 1. Gruppe Jellinghans I; 2. Gruppe J. II — V; 3. firuppe 
J. VI— VIII. 

Eine zusammenhängende Erörterung über die Gründe, die ihn bestimmt 
haben, gerade diese acht Mundarten zu nnterscheiden, fehlt Übrigens. Während 
er in seinem Vortrage nach dem Bericht im Eurrespondenzblatt Vlll, S. 2 ff. 
eine solche gegeben hatte, muss sich der Leser seines Buches die Eigentümlich- 
keiten jedes Dialektes aus den einzelnen Paragraphen selbst heraussuchen. 
Durch diesen Mangel winl die Entsclieidung Ober die Frage, ob mit Recht grade 
acht nnd zwar diese acht Mundarten anzunehmen sind, sehr eradiwert. 

Daa Litteraturverzeichnis, in welchem bekannte WitrterhUuber u. dgl. noch 
nicht einmal aufgenommen sind, zählt doch einige siebenzig Nummern. Aber 
die vorhandene Litteratur ist damit noch nicht erschöpft, wie schon eine Ver- 
gleichung mit Bartachs bibliographischer Übersicht in der Germania lehrt. — 
Absichtlich unbenutzt sinil Firmenichs VQlkerstimmen geblieben. Warum, dar- 
über spricht sich der Verfasser S. VI aus. Doch scheint er mir die Brancbbar- 
keit des Werkes zu unterschätzen. Für feinere phonetische Untersuchungen ist 
es ja sicher nicht zu benutzen, aber zur Feststellung grüberer dialektischer Unter- 
schiede hat man dasselbe doch schon verschiedentlich mit Erfolg herangezogen*). 



») Ein auffälliges Versehen ist es, dass Ph. Wegencr nicht nur i( 
verzeichais, sondern auch im Text fortwährend Wegner genannt wird. 



Sohliesslkli sei noch auf einige Widerspruche aufmerksam gemocht! S. lY 
wird gesagt, dass die Mundarten von OstfrieslanJ der Kllate entlang bis 
Eider anr, niis sprechen, während nach S. St) von der Eros bis last snr Elba 
ns, ose herrscht. Tuh glaube, daas die letztere Angabe die richtigere ist. .Sollte 
aber auch jetzt daseibat n gesprochen werden, ao wttrde man daranfl doch nock 
nicht ohne weit«reg auf nlteti Unterschied gegen dtuj Binnenland rioLliessett, 
dürfen, wie es Jellinghana S. IV thut. Oatfriesland wenigstens hatte in früherer, 
d. h. friesischer Zeit sicher Ausfall des n, vgl, Heyne, Kurze Laut- nnil Flexinns- 
lehre der altgerm. bialekte 3, Aufl., S. 129. 

Ein weiterer Widerspruch ist folgender. Nach S. 38 ist das Ditmarschej 
die einzige Hundart, die inlautendes p und t erweicht. Aber dieselbe Elgeo'i 
tflmlichkeit wird 9. 4ä deta Bavensbergischen Kugeschriebrn. 

Endlich soll (8. 46) die Gegend am Niederrhein die einzige in Altnieiiei^, 
dentschland sein, in der anlnntend j für nenhochdeuticli g i;egi>rochen v 
Und doch geboren die Gegenden niii Hrnnnsi'bwi'ia: und llild>>''lieiin (vgl. S. 40)' 
gewiss auch xii Altniedenleutschland. 



BIKI.KKKIA), 



H. Tümpel. 



Valentin und der Verlorene Sohn. 



Gegen meine Annahme, dass zwtscheu Valentin linde Namelos nnd dem 
Verlorenen .Sohn ein Abb ilngigkeita Verhältnis stattfinde, wendet sich Dr. J. 
in der Deutschen Litteratnr-Zeitung mit emphati.schen Worten, indem 
ilnruh den Satjs leiten llUst, dass formelliafte Wendungen und Übereinstimmungen] 
welche der Zufall bewirkt haben kann, eine Entlehnnng nicht genügend begründen. 
Ich bin um so weniger gesonnen, die allgemeine Richtigkeit dieses methodischen 
^^tzes anEnfechten, als ich ihn selbst schon gelegentlich geltend gemacht habe. 
Ich bin jedoch der Ansicht, dass Franck ihn in seinem Wesen verkannt bat, 
indem er ihn mechanisch, ohne die Besonderheit des Falles zn erwHgen, 
Anwendung bringt. 

,Tener Satz ist ungefähr so zutreffend, wie der Kiemlicli analoge, 
htlufig vorkommende Namen nicht ausreichen, um ohne weiteres eine Identität 
von Personen anzunehmen. Wenn jemand Karl Schmidt heisst, so würde b^- 
thGrii^ht sein, ihn sofort für denselben K. .Schmidt zu erklären, vou dem wi^ 
irgendwo lesen. Aber nehmen wir an, dass zwei oder drei wenn anch gana 
gewöhnliche Voruamea zusammentreffen, ferner, dass dieselbe Stadt als Aufenthalts- 
ort genannt wird, sollen wir, wenn nicht besondere Umstände dagegen sprechen^ 
dann noch zweifeln, dass eiu und derselbe Mann gemeint ist? Sollen wir trotK 
des Satües, dass bftufig vorkommende Namen keiue Identität begründen dürfeiii 
diese nicht doch aunehmenV (Jcwias werden wir das dürfen, denn die Wahf 
scheinlicbkeit, dose ein Zufall vorliegt, wird bei der l.'ooibinntteu varschielener 
Momente fast auf ein Nichts reducirt, auch weun jedes einzelne Moment au und 
für sich keine Beweiskraft hat. 



161 

Man kann anheben, däss einzelne Übereinatimmungeu sich bei zwei Schrift- 
stellern Eufälli); finden kilunen. Finden aiuh aller dieselben, auch wenn keine 
eiotelne fUr aich die Entlehnung beweist, in verhältaiaaniSsdig grosser Anzahl, daun 
wird man erwSgen mässen, ob Zufall oder Entlehnung vorliegt. Entscheidet man 
Hieb fOr die letztere, no wird man sie aach fQr Übereiustimmangen annehmen, welche 
(wie Verl. Sohn äÜG. 416) von geringem Belang aiud. Bevor ich die ParalleUtellen, 
welche in Betracht kommen, zum Abdruck bringe, damit der Leaer seihat entscheiden 
kann, ob ich einen Misabrauch der Beweisführung auf die Spitze getrieben habe, 
bemerke ich Übrigens noch, dnaa sie durchaus niibt in Formeln bestehen, welche 
in andern innd. Dichtungen gleichfalls anzutreffen sind. 



Verl. Sohn 232 
Wyl Cryst nii myn helper wesen 
So mach yk vor den tovere nesen 

Verl. Sohn 247 
Dar na korllyk wart hehant (: lant) 
De dot der eddelen vrowen cjar 

Verl. Sohn 286 
Unde clugbeile eme alle syne not 
Wo alle Hjn vrowede were dot 

Verl. Sohn 380 
I>e koningh inyt eyner groten schar 

Verl, Sohn 418 
Dppe dat ros dat he strejt 

Verl. Sobn 439 
Unde settode ayk manlik tii der were 
Hyt swerde mitachilde nndeok mit sjiere 

Verl. Sohn 647 
Also dat mennech kos den dot 
Unde bracht« de heydene iu grote not 
He haw unde stak so meunighen »teke 
Van eme lio nemen se alle den weke 

Verl. Sohn 684 
Syn nnghemak was wol gbeledeo 

Verl. Sühn 9Ü1 
Aldua wart eme myt prcaters hant 
i>e yuncvrowe gheven in de hanl.. 

Verl. Sohn 905 (gegen Schluss) 
Dama in deme laude 
Drooh fae de kröne snnder schände 




Valentin 237 
Wil got der vrowen helpen ^ 
Se mach van allenie kiimmerc nesen. 

Valentin 2Ö3a 
Dar na wart de döt bekant 
Criaostomna in Ungerlant 

Valentin 517 
Unde kltm^ede klegelike nüt 
Wo sin leve here were döt. 

Valentin 91 
De konink mit einer groten schare 

Valentin 364 
Ein stark ros dat be bestreit 

Valentin 2001 
Rit lic jn an, settet ju tur were 
Hit swerde, mit Schilde (unde ok) mit spere 

Valentin 941 
Valentin de slöcb dar 
DrudJebalf hundert heidene dOt 
Dartn brarlit« he mengen in nüt 
Also dat se van eme nemen den weke 
He slüch unde stak so mengen ateke 

Valentin 38. 2442 
Er nngemak was al geleden 

Valenlin 2040 
Dar na wart mit presters bant 
Namebse geven in de hant 
Riisemunt de vruwe klär, 

Valentin 2645 (gegen Schluss) 
He wart dar here in deme lande 
Unde levede sander stände. 



Diese Ühereinstimmnngen finden sieb in zwei mnd. Dichtungen, welche nach 
meiner, wie es acheint, atlaeitig gebilligten Annahme in derselben Stadt, in Brilgge, 
entstanden sind, welche in denselben Kreiseu, denen der hansischen Kantleute, 



gelesen wurden, sodaaa es schwer denkbar 
Werkes nlubt das ältere gekannt haben sollte. 
sich femer in zwei Dichtungen, von denen die e 
eine legeudenartige Erzählung von nooh nicht i 

Slad*rdsalicbai Jifarbtieli. X. 



dass der Dichter des ap&tereu 
Diese Übereinstimmungen fladeu 
ne ein Rittermäh rchen, die andere 
»mend Versen ist. Ich begreife 




168 



wirltlicU nicht, wie der Zufall gerade in dieser kleinen Dichtnog eoviele Ül>er> 
einstimniuni^eD zu Wege gebracht haben soll. 

Übrigens glnabe ich kaum, dass Frani;1( su unbedac^Utsain geurteilt hätte, 
venu er nicht mit geradezu anglaublicher Flüchtigkeit seine Besprechaag abge- 
fasst hätte, wie folgender Umatand heweist. Er sagt 'der Test ist mit Fleias 
behandelt, doch fühlt man sich nicht überall sc gnos sicher an der Hand des 
Herausgebers,' Fr&nck begründet dann seine Unsicherheit in einer Weise, welcba 
deutlich ergiebt, dass er die unter dem Texte angemerkte varia lectio der minder 
gnten Kamburger Hs. für die alleinige hsl. Überlieferung gehalten bat. Zani 
Beweise dieser ßehauptnng wiederhole ich Francks sämmtliche kritische An- 
merkungen. Er si^t 

4914 das Fem. mini ist nicht zu ändern'. Das im Texte befindlicli« 
ananstr>ssige eines inatUes ist die angeänderte Lesart von S, ene>- tuatUe. dift 
Lesart von H. 

20il bietet der Text im AnachlusB au S, in welcher Hs. an dieser Stelle 
wie nfter eiu Wort fehlt, die durchaus dem Zusammenhange entsprechenden VerM 
.Sc gingen in den pauliin (De) en wim makH icol ihm. Fr. liesst nun in 
Varia lectio En wa-i maJws wol lo ilvn II und ist mit der Bemerkung unr Hand 
'mi SS verstanden ist V. 3044; »ii ix le daene 'ich habp nlltig' ist mnd. nnd rnol. 
bekannt genug'. Letzteres glaube ich auch, und da diese Lesart gleichfalls gnten 
Sinn gibt, würde ^ sicher im Texte zu finden sein, wenn eben die Hs. H diesem 
zn (t runde ge'egt wäre. 

Zu t^48 bemerkt F. 'lies vmiilr'. Ich muss gestehen, dass es weder mir 
noch andern, ilie ich fragen konnte, bisher gelungen ist, diese Bemerknng zn 
verstehen. Der Leser urteile selbst. Es wird erzühlt, dass Valentin im Kampfs 
Wunder verrichtet, ilanu heisst es weiier 

'J48 des worden war de koninge stolt 
Fippink nnde de van Jspanien holt, 
l^dcr soll sieli 'lies warde' gar niclit auf meinen Text beziehen, sondern Franrk 
die vari» leutio von H. im Verein mit einem sprachlichen Irrtum einen Streich 
spielen? H. bietet Den wart en u-ar de konini/h x'oll. .Sollte F. wirklieh nicht 
gewnst haben, dass en war hier das gan» gewöhnliche mnd. enwar 'gewahr' 
ira ranl. scheint diese Form freilich nicht varxukoinmen. Setzt man fttr ufirl 
en u-ar mit Franck iraitle mar. so gieht das allerdings Sinn, nnr schade, dass 
das mfrk, nnd mnl. warde anstatt mnd. wart bzw. v'mrde eine für die Zeit nnd 
Ifundart des Valentin unmögliche Form ist, zu deren Entlehnung ans Aexa mnl. 
nicht einmal das ReinibedUrfnis drängte. 



BKRLIN. 



W. Seelmann. 




Verzeichnis 
der Mitarbeiter und ihrer Beiträge 



Babncke, H., in Königsberg i. P. 
Übpr Sprach- und Gaagreuzen 
zwJBuhPn EIhfi uri<l W«er , 7, 71 
Bartsch, K., in Heidelberg. 

Mn<l. Osterlieiler 5, 46 

IjateiDiBch-niederd. Ilexamiiter 5, bö 
Marien Rosenkriinz . . . . ß, 100 
Beciistein, R-, in Rostock. 
Her Heiland und seine kOnst- 

leriachß Form 10, 1H3 

Excura. Zur Reitnlirechiitig im 

Heiland 10,142 

Bolte. J., in Berlin. 

Das Berliner WoilHiurlitiiqiiel 

von lüWt a, 94 

ttrnndes, H., in Ilerlin. 
Zar mnd. Visio Philibeni . . 7, 24 

Zum Mübtenliede »,49 

Der guden farwen krans , , 10, 54 
BrensiDg, A., in Bremen. 
Die Sprache des deulHclicn See- 
manns ft, I.IHO 

Carstens, H., in Dahrenwurtli. 

Dat Boddermaken 4, «7 

Dri Hauäm 6, 119 

Da» Broudbühk'n 6,121 

Kinderspiele aus Seh tes»i|{- Hol- 
stein 8,98. 9,60. 10,49 

Hat BoBielo 10, 52 

Cheinnitz, E., in Hamburg. 

Die nd. Sprache des Tiachler- 
gewerks in Hamburg und 
ilolstpin 1, 72 

l'recelins, W,, in Klberfetd. 
Über die Gren/ea des Nieder- 
deutschen und MiltelfrSn- 

kiicben 2, 1 

Bibliographisches 3, 183 

Antonius Liber von Soest als 

grammatiker 4, 1 

Rnener Olosaen 4, 44 

Becepte für beieitung von 

kräuterbier 4, 89 

Amt Buschman T, 70 



Crull, F., in Wismar. 
Die Bachstaben o und H In 

Wismarsehen Stadibüchern 
U9W. des 14. Jabrh, ... 3, 1 
(.'alemann, F. G. R , in Iknnnver. 

Lobgedicht auf die Stadt Braun- 
schweig 1, 56 

Dahlmann, in Leipzig. 

Die EnglUh Dialeci Socielf . l,llti 

Nd. Bibliographie für d. J. 1874 
und 1875 1,119 

Nd. Bibliographie fUr d. J. 1876 2, I5H 
Reiter. H , in Anrieh. 

Kiu lateinisch-deutsches Gebet- 
buch des IS. Jabrh. ... 4, 62 

Tractaet inboldende vele kostc- 
lycke rem<'dicn olTmederjoen 
weder alle kraocheyl der 
Peerden ü, 74 

Der Appingadammer Bauerbrief 
vom2.Juuil327innd.Uber- 
BPl/ung 7, 18 

Dat watcrrecbt nach ein^r Km- 
dener und Auricber Haod- 
ichril't 7, 34 

Dat Seenirecht der 7 MQnstcr- 
Echen Prohatelen in Ostfrica- 
land 8, 86 

Ujmaproeke to vermaninge der 
Richleren 8, 97 

Nd. Vaterunser mit Glossen . 9, 146 
(laedertz, K. Tb., in Berlin. 

Johann Rist als nJ. Dramatiker 7, 101 

Die Ilainburgischen Üpei'n in 
Beziuhung auf ihre nd. Be- 

Btandtbeile 8,116 

Hänselmann, L., in Braunschweig. 

Braunschweigische FQndliage 3,70. 6, ISü 

Kalenderorakel 6, 1.35 

Fragment eines Dramas von 

Simson 6, 137 

Zwei Gedichte aus der Refor- 

Hofineister, A., in Kostnck. 
Caspar Abel» nd. Gedichte . 8, 1 



164 



Hofmeister, A., in Rostock. 

Die nd. Leberreime des Johannes 
Junior v. J. 1601 .... 10, 59 

Holstein, H., in Geestemünde. 
Ein lateinisch - deutsches Yo- 

kabelbuch von 1542 ... 6, 123 
Eine nd. Spottschrift auf den 

Hamburger Patrioten von 1724 9, 75 

Jellinghaus, H., in Segeberg. 

Das Mühlenlied 3, 88 

Zwei plattdeutsche Possen von 

J. Lauremberg 3, 91 

Aus Kopenhagener Handschriften 7, 1 
Bemerkungen zu Fr. Woesle's 
Wörterbuch der westfali sehen 
Mundart nebst Briefen des- 
selben 9, 65 

Jostes, F., in Münster. 

Westfälische Predigten . . . 10, 44 

Köhler, H., in Hamburg. 
Dat Flas (Lüneburger Mundart) 3, 160 

Koppmann, K., in Rostock. 

Schwerttanz 1,105 

Hanschen un bot 1, 107 

Reimlust im 15. Jahrb.. . . 1,108 

Zum nd. Kalender . . . . 1, HO 

Irrain und St. Michael ... 2, 114 

Zum mnd. gh 3, 7 

Liebesgruss 3, 8 

Rummeldeus 3, 67 

Friedrich Woeste 3, lü5 

Krause, K. £. H., in Rostock. 

Rostocker historisches Lied aus 

dem Accisestreit 1556 . . 1, 57 

Nd. Predigt des 15. Jahrh. . 2, 11 

Zu Schiller-Lübben mnd. Wör- 
terbuche 2, 40 

Brunsilgenholt , Brizilien im 
Mittelalter 2, 83 

Brunsilgenholt 3, 56 

Caput Draconis und die Kreuz- 
wocho 3, 75 

Flachsbereitung im Göttingen- 
sehen 3, 156 

Statuten und Gebräuche der 
Kopmann- unde Schipper- 
Brüderschaft zu Stade . . 4, 69 

Bruchstück eines mnd. Kalen- 
ders 4, 91 

Hans van Ghetelen aus Lübeck 4, 96 

Erklärendes Wörterverzeichnis 

der Lüneburger Sülze. . . 5,109 

Strassen, Oertlichkeiten, Kir- 
chen etc. in Lüneburg, auch 
der nächsten Umgebung . . 5, 167 



Latendorf, F., in Schwerin. 

Die Deminutiva der nd. Aus- 
gabe von Agricola's Sprich- 
wörtern 3, 101 

Lübben, A., in Oldenburg (f 15. 
März 1884). 

Einleitung 1, l 

Zur Characteristik der mnd. 

Litteratur I, 5 

Medicinalia pro oquis conser- 

vandis 2, 19 

Reimsprüche 2, 24 

Zu den historischen Volksliedern 

von R. von Lilien cron . . 2, 35 
Urkundenbuch der Berlinischen 

Chronik. Berliner Todtentanz 3, 170 
Van de Scheide tot de Weichsel 3, 181 
Aus dem Vocabelbuche eines 

Schülers 4, 27 

Zum Umlaut 4, 41 

Spieghel der zonden .... 4, 54 

Das Hundekorn 4, 106 

Ostfricsiscbes Urkundenbuch . 4,116 
Die niederdeutschen, noch nicht 
weiter bekannten Handschrif- 
ten der Bibliothek zu Wolfen- 
büttel 6, 68 

Etwas über nd. Familiennamen 6, 145 
Bruchstück einer Unterweisung 

Aber die zehn Gebote. . . 7, 62 
Das Paradies des Klausners 

Johannes 7, 80 

Die Halberstädter nd. Bibel- 
übersetzung von 1522 . . 8, 108 

Maass, in Brandenburg. 
Wie man in Brandenburg spricht 4, 28 

Mantels, Wilh., in Lübeck (f 18. 
Juni 1879). 

Zwiegespräch zwischen dem 
Leben und dem Tode. . . 1, 54 

Aus einem niedersächsischen 
Pfarrherrn von Kalenherg . 1, 66 

Noch einmal das Zwiegespräch 
zwischen dem Leben und 
dem Tode 2, 131 

Ein drittes Blatt aus dem nieder- 
sächsischen Pfarrherrn von 
Kaienberg 2, 145 

Krude 3, 83 

Nachträge 3,161 

Menz, A., in Norden. 

Nachtrag 3, 82 

Alte Kanoneninschriften aus 
dem 16. Jahrhundert ... 6, 189 



165 



1, 72 

2,122 
4, ^ 65 



10, 89 



4, 



61 



Mielck, W. H., in Hamburg. 

Die nd. Sprache des Tischler- 
gc Werks in Hamburg und 
Holstein 

Das Gothaer mnd. Arzeneibuch 
und seine Pflanzcnnamen . 

Zeitlose 

Mfiller, J. (jf., in Hildesheim. 
Jesu duicis memoria (Tagzeiten 
der heiligen Anna) .... 5, 56 

Preuss, 0., in Detmold. 

Die Lippischen Familiennamen 9, 1 
Prien, F., in Neumünster. 

Van den Detmarschen is dyt 
ghedicht (auf die Schlacht 
bei Hemmingstedt, 1500) 

Regel, K., in Gotha. 

Zwei mnd. Arzeneibücher . . 
Aus dem Gothaischen Arzenei- 
buche 5, 

Reifferscfaeid, AI., in Greifswald. 

Beschr eibu ng der Handschriften • 
Sammlung des Freiherrn Aug. 
von Arnswaldt in Hannover 9,132. 10,5 

Zwei Briefe Jacob Grimms an 
an Albert Hoefer .... 9, 146 

Albert Hoefer (Nekrolog) . . 10, 149 

Schäfer, D., in Breslau. 
Nd. Inschriften in der Krypte 
der Domkirche St. Laurentii 
zu Lund 9, 125 

Schäffer, J. 6., in Bienebek. 

Edtliche Christliche Frage- 
stucken vnd Antwort ... 8, 25 

Schirmer, K., in Metz. 

Mittheilungen aus einer mnd. 
Handschrift 9, 1 

Schmidt, 6ust., in Halberstadt. 

Niederdeutsches in Handschrif- 
ten der Gymnasialbibliothek 
zu Halberstadt ... 2, 27. 3. 60 
Fragment des Seebuchs. . . 2, 80 
Dyt ys dy erfindunge und 
Wunderwerke des hilligen 
sacramentesthoderWilsnagk 3, 57 

Schröder, C, in Leipzig. 

Varia aus Wiener Handschriften 2, 51 
Vom Holze des heiligen Kreuzes 2, 88 

Seelmann, W., in Berlin. 

Wo de sele Btridet mit dem 
licham. (Visio Philiberti) . 5, 21 



Seelmann, W., in Berlin. 

Arnt Buschmans Mirakel . . 6, 32 
Eyne gude lere van einer junch- 

vrowen 8, 33 

Van deme drenker .... 8, 36 
Des Minners Anklagen ... 8, 42 
Des Engels Unterweisung . . 8, 63 

Farbendeutung 8, 73 

Friedrich von Hennenbergs 

geistliche Rüstung . ... 9, 55 
Gories Peerse's Gedicht van 

Island 9,110 

Everhards von Wampen Spiegel 

der Natur 10, 114 

Dilde, dulde 10, 131 

Zwei Verse eines niederlän- 
dischen Liedes v. J. 1173 . 10, 157 
Valentin und der Verlorene 
Sohn 10, 160 

Smidt, in Bremen. 

Pädagogischer Spruch vom Ende 
des 16. Jahrh 2, 34 

Sohnrey, H., in Nienhagen. 

Ale Märeken von der Weper. 8,108 
Öppelken 10,112 

Spee, J., in Köln. 

Der Flachs 3, 152 

Sprenger, R., in Northeim. 

Zu Gerhard von Minden 4, 98. 5, 188 
Zu den historischen Volks- 
liedern von R von Liliencron 4, 104 
Zum Berliner Todtentanz . . 4,105 
Zu LaurembergB Scherzge- 
dichten 5,186 

Zur mnd. visio Philiberti . . 6, 130 

Bockshorn 6, 134 

Bruckstück einer Unterweisung 

über die zehn Gebote. . . 7, 62 
Nachträge zu Schambachs 
Göttingisch - Grubenhagen- 

schem Idiotikon 8, 27 

Molt 8, 32 

Zum Dramenfragment ... 9, 48 

Zu Reinke Vos 10, 107 

Strackerjan, K., in Oldenburg. 

Heinr. Aug. Lübben. Gedächt- 
nissrede 9,149 

Strackerjan, L., in Oldenburg (f ). 

Winterklage 2, 26 

Tfimpel, H., in Bielefeld. 

Zur Einteilung der nd. Mund- 
arten 10, 158 



166 



Walther, C, in Hamburg. 

Hamburger mnd. Glossen . . 1, 15 

Mundartliches im Reineke Yos 1, 92 

Kleine Beiträge 1,113 

Friesisches im Ditmarschcn? . 2,134 

Causales wenn oder wann . . 2, 149 

Das Fastnachtspiel Henselin . 3, 9 

Bibliographisches 3, 183 

Zum Fastnachtspiel Henselin . 6, 173 
Über die Lübecker Fastnacht- 
spiele 6, 6 

Ein historisches Kirchenlied 

Abraham Meyer's v. J. 1559 6, 114 
Fragment eines Dramas von 

Simson 6,139 

Status mundi 9,104 

Nd. Inschriften in der Krypte 
der Domkirche St. Laurentii 

zu Land 9, 127 

Die Hamburger Islandsfahrer . 9, 143 

Kai 10, 1. 103 

Wedde, C, in Hamburg. 

Miscellen aus dem Sachsen- 
walde 1,101 



Weddigen, 0., in Hamm. 

Aus dem Westßllischen Magazin 4, 79 

Wehrmann, C, in Lübeck. 

Lebensweisheit 3, 8 

Fastnachtspiele dei' Patrizier 
in Lübeck 6, 1 

Wilken, E., in Celle. 

Eine Mflnstersche Grammatik 
aus der Mitte des X Y. Jahrb. 3, 36 

Winkler, J., in Haarlem. 

Flu* Mundartenforscher ... 2, 45 

Woeste, F., in Iserlohn (f 7. Jan. 

1878). 
Antworten auf Fragen des mnd. 

Wörterbuchs 2, 47 

Werth und Benutzung der 

Magdeburger Bibel für das 

mnd. Wörterbuch . . . . 2, 119 
Kinderspiele in Südwestfalen . 3,103 
Südwestfölische Schelten . . 3,110 
Aberglaube und Gebräuche in 

Südwestfalen 3, 127 

Briefe 9, 70 



Register 



zu den Bänden 1 bis 10. 



ä statt o 1, 98. 

abänner 9, 71. 

Abel, Caspar 8, 1 f. — Die hülfflose 
Sassine 8,7 f.; Gespräch von bösen 
Weibern 8, 20 f. ; Hirten-Gespräch 8,23 f. 

Aberglaube in Südwestfalen 3, 127 f. 

Accisestreit, Rostocker 1, 57 f. 

Acta Sanctorum 6,68. 

Adolfi, Johann, s. Neocorus. 

adrötig 9, 70. 

(Utoem 9, 71. 

äpsen 9, 68. 

äspae 9, 69. 

Affscheidt Christian! III. 6, 114 f. 

Agnes, S. 6,69; 10,42. 

Agricola 3, 101 f. 

Ahlstein 1,114. 

Alauus 10,44. 

Albrecht van Bardewich l,d. 

Alexandersage 6, 24. 

Allegorische Minnedichtung 8, 73. 

Altenaer Mundart 2,2. 

Amicus und Amelius 6,26. 

Ammelandi Schmied 1, 104. 

Anatome Blefkcniana 9,114. 

Anckelmann 9, 75. 

Anderson 9,115; 9,124. 

Anna, S. 5, 56 f. ; 6, 71. 

Anseimus vraghe 6, 70 ; 6, 72 ; 7, 12 f. 

Antonius-Bruderschaft, Stader 4, 69. 

Auxte, Van den, ende der minnen 10, 20. 

Apocope des t nach ch 6, 144. 

Apostelen, Van den 3, 65. 

Appingadammer Bauerbrief 7, 18 f. 

Arndes, Steffan 10,91. 

Arnold von Lübeck 6,23. 

Amswaldtsche Handschriften 9, 132 f.; 
10, 5 f. 

Arstedie, Dudesche 5,61 f. 



Artikel des Leidens Christi, Die 65 : 10, 41. 

Artussage 6, 19 ; 10, 3. 

arvei/t 6, 144. 

Arzeneibücher 2, 122 ; 4, 5 f . ; 5, 61 f. ; 6, 71 . 

aana 1, 114. 

dter 9, 70. 

Aurora grammatices 4, 1. 

Ausgang der Kinder Israel aus Egypten 

9,142; 10,21. 
Aventmale Christi, Van dem 10, 15; 10, 39. 
Babylonischen Monarchie, Ende der 8, 141. 
Bado 6, 8. 
Baldach 6,25. 

Bangicheit ende iacht, Van geestliker 10,36. 
Barbiergesellen in Island 9, 111; 9, 143. 
bare 1, 101. 

Barkhusen, Herman 1,92. 
Bartholomeus, Meister 4,5. 
Bataven 2,4. 

Baum, Der geistliche 10,23. 
Baumann, Nicolaus 1,92. 
Baurenmasquerade 8,130. 
Beccaus Belsazer 8, 141. 
Behrmann, Georg 9, 75. 
Beizeichen 3,1. 
bekaaid lO, 103 f. 
Belsazer 8, 141. 
belswort 2, 123. 
beüer 9, 68 ; 9, 70. 
Bereitung des Herzens 10,5. 
Berliner Chronik, Urkundenbuch der 3, 

170 f.; Totentanz 3,178 f.; 4,105; 

Weihnachtspiel 9, 94 f. 
St. Bernhards Lehre an eine Jungfrau 

6,70; 6,72. 
Berthold von Holle 6,30. 
Besänmaat 5, 15. 
Beschluss des Carnevals 8, 129 f. 
beswoigen 9,72. 



168 



BeteueruDgsformel 8,113. 

Betrug, Der angenehme 8,124. 

Betuwe 2,4. 

Bibel, Halberst&dter 8,108 f.; Kölner 8, 

108; Lübecker 8, 109; Magdeburger 

2,119 f. 
Bibliographie für 1874—75: 1, 119 f.; 

1876 : 2, 153 f. ; 3, 183. 
Biechtdochter 10, 29. 
bieaebäum 9,71. 
bill 9, 70. 

bin = bin schuldich 3,68. 
bitgaalec 4,114. 
Blefken 9, 112 f. 
bliven = schuldich bliven 3,68. 
blöm 9, 71. 
Blutsegen 2, 32. 

Blytscap, Van hemelscher 10, 19. 
bobben 2, 138. 
Boccaccio 6,27. 
Bockshorn 6, 134. 
Bodderm&ken, Dat 4, 87 f. 
Böse Frauen 6, 7. 
Boik der lesten noit 6, 70. 
Boileaus Satiren 8, l ; 8, 117. 
Bokenem, Johannes 1,96. 
Bonaventura 6, 70. 
Bookesbeutel 8, 139 ; 8, 150 
borchspeck 6, 81. 
bore 1, 101. 

Borgbrassen, Borgtau 5, 18. 
Boroctra-Gau 2,6. 
Bosseln, Dat 10,52 f. 
Bostel, Lucas von 8, 117. — Cara Mustapha 

8, 116 f. ; Croesus 8, 161 f. 
Brandan 6, 25. 

Brandenburger Mundart 4, 28 f. 
Brandis, Matthäus 10,91. 
brant 1, 101. 
Brassen 5, 5. 
Braunschweig, Ein neues Gedicht von 

9, 85 f. — Lobgedicht auf 1, 56. 
Braunschweiger Chroniken 1,94; Fund- 

linge 3, 70 f. ; 6, 135 f. ; Schichtbuch 1, 95. 
Braut Christi 10, 40. 
Bräutigam, Der geistliche 10, 15. 
Brechung kurzer Voc. in offener Silbe 1,97. 



Brede mandach 1, 111. 

Bremer Kanonen inschriften 5,189; Sta- 
tuten 1, 5. 

bncke 9, 71. 

Briefe von Fr. Wocste 9, 70 f. ; von Jacob 
Grimm 9, 146 f. 

Briefreime 3, 73. 

BHg 5, 20. 

Brigittens Vision 1, 100 ; 9, 134. 

Brizilien 2, 83 f. ; 3, 56. 

Brockdorf, Graf von 9, 75. 

Brockes, Barthold Heinrich 9,75. 

brodenreigendach, brodentag, brotgensiag 
1, 112. 

Brotbacken (ditmarsch) 6,121 f. 

Bruder des gemeinsamen Lebens 6,34; 
9,109. 

Brugman, Johan 10,38; 10,39. 

Brukterer 2, 5. 

Brunsilgenholt 2, 83 f. ; 3, 56. 

Buch der ewigen Weisheit 9, 132. 

Buch der zehen gepot 7,62. 

Buchstabenrätsel 3,23. 

bückt 2, 142. 

Bülow von der Tremse 3,75. 

büen 9, 73. 

Bugenhageu 8, 114 ; 9, 84. 

Burenbedregerie 6, 7. 

Burmeister, Joachim 1, 100. 

Buschmann, Amt 6,32 f.; 7,14; 7,70; 
9,134. 

busken 9, 68. 

butt 9, 68. 

Calpumia 8, 138 f. 

Cantica Canticorum 10, 13; 10, 34; 10, 35. 

Capitano, U 8, 130. 

Caput draconis 3,75. 

carallen 2, 123. 

Cara Mustapha 8, 116 f. 

Cameval von Venedig 8, 124 f. 

Cato, Distichen 8, 66 ; 6, 68. 

Chamaven 2,4. 

chaperon 1, 107. 

Chattuarier 2,4. 

Christus, Loblied auf 6, 69. 

Chronik, Urkundcnbuch der Berlinischen 
3, 170 f. ; Lüneburger 6, 72 ; 6, 73 ; 



169 



Chronik, Schaumburgische H,73; Detmars 

1,12; 6,22. 
Chytraeus, David 1,59. 
das Rugebart 1,106. 
Clausthaler Spiel 1, KX). 
Claustrum spirituale 6, 72. 
Clawes Bur 6, 8. 
Cleopatra 8, 123 f. 
. Clevische Mundart 2, 3. 
Clusen, Van eenre geestliker 10,43. 
Colmisches Recht 6, 73. 
Commentarius de Islandia 9, 112. 
Complexionen , Lehre von den 10, 

116 f. 
Conscientie, Von reiner 10,11. 
Consonantengemination 1,93; 8,113. 
Conversieringhe, Van inwendigher 10, 15. 
carabola 9, 106. 
Crane 6, 30. 
Crimolt 6, 19. 
Croesus 8, 161 f. 
Cruces, De tide des h. 6,70. 
Crux tidclis to dude 6, 71. 
Crymogaea von Arngrim Jonsson 9, 113. 
et statt cht 6, 144. 
Cuno, Die lustige Hochzeit 8, 130 f. 
Cuno und Meister, Cameval von Venedig 

8, 124 f. 
Daniel, Soester 3, 128 ; 6, 8. 
Dar steyt eyn lindeken 3,73. 
David von Angsburg 10, 10. 
De het/l de ys gekomen her 9, 8ö f. 
deie, deien 2, 140. 
detnalaterre 5, 81. 
Demantin 6,30. 

Deminutiva bei Agricola 3, 101 f. 
Denkmäler nd. Sprache und Litteratur, 

hrsg. von Hoefer 9, 148. 
Denksprüche 10,24. 
Depositio Cornuti Typographici 7, 172. 
det 6, 144. 

Detmars Chronik 1,12; 6,22. 
•dey 3,69. 
Diätetische Regeln fOr die Monate des 

Jahres 4, 19 f. 
diide 10, 131. 
Dische, Van deme 6,70. 



Ditmarsche Mundart 2,134 f.; 6,119 f.; 

10,52 f. 
Doberaner Grabschrift 3,75. 
Dodesdans, Lübecker 1,100. 
Doechden, Van XII : 10, 22 ; 10, 35. 
döntken 9, 68. 
Dopen 9, 68. 
döwen 9, 68. 
Draak 1,102. 
Drachentragen 3,75. 
Draconites 1,59. 
drakenblot 2, 124. 

Drama 1, 9 ; von Simson 6, 137 ; 9, 48. 
dreedt 2, 140. 
Dreizehnten, Die 1, 113. 
Drenker, Van deme 8,36 f. 
dudesch 8, 109. 
Dudesche arstedie 5,61 f. 
Düflfel 2, 4. 
dulde 10, 131. 
Dummerjan 5,12. 
Düren, Van 9, 128. 
dusk 6, 143. 
dust 9, 68. 
duUe 1, 99. 

Edzardus, Sebastian 9, 76. 
Egidius, Sprüche des 10, 7 ; 10, 23. 
Ehlstein 1,114. 
ei für e 6, 142. 

Einteilung der nd. Mundarten 10,158. 
Ekenblade, Van dem 2, 32 t 
Elberfelder Mundart 2,9. 
Elegast 6, 20. 

Elisabeth, S. 6,70; 9,138. 
Embeke, Hinrik v. 3,1. 
ende 5, 24. 

Engclhus, Dyderik 6, 72. 
Engels Unterweisung, Des 8,63 f. 
Engern 2,6. 

English Dialect Society 1, 116 f. 
ennebudding 9, 70. 
ennöch 1,98. 
entladdigen 1, 100. 
Ente 2, 138 f. 

Epatologia hierogliphica rythmica 10, 60 f. 
erhareheift 6, 144, 
Eselshaupt 5, 19. 



^^1^^^^^^^ '^^ ^^^^1 


f EMeiier GloBSen 4,44 f. 


FiiDdlinge, Brau nach weigiacbe 3, 70 f. ; 


Kufrcwina, Van 10, l(i. 


fl, 13& f. 


Kvangelie.], Dk »ier Ji, 7.1. 


FQnfzehn Zeichen vor dem jüngsten Tagn 


EvangelienJiarmonie 10, 33, 


10, 24 ; 10, 27 ; 10, 28, 


Evcrhard von Wampen 10, 1 14 f. 


fuirkojc 9,71. 


Ewer 6,2; 6, l«ü. 


FussßLile Jesua, Die 35 : 9, 13.5. 


Ejnwolde, Van sunt« (i, 70. 


gail 9, GH. 


/, /Btfttl inlaut V 9,12». 


Galie 6,21. 


/ und P 3, 2H. 




Faber, Dionysius 9, Ife 


Gaugrcnzcn zwischen Elbe und Weser 


Fabpr, H. J. 9,75. 


7.71 f. 


Falricius, Joh. Albert il, Tä. 


Gebete 3,70; 4,62 f.; 7,8; 9,141. 1 


Falleu uud \ufBU>hen des Gprathten, 


Gebote, Zehn 2, 30; 3, 183; fi, 72; 7,62 f.; 




10,21. 




Gebrüuche in Siulwestfalen 3, 127 f. 


9,1 f. 


;,fck 9, 73. 


Farbendeutuög H, 7.^ f. ; 10, 54. 


Gedicht va» Brunswigk 9,86 f. 


FaiH-en krans. Der guden 10, .i4 f. 


Gcdichienisse eens monincs van S. Ber- 


Fastensi.ruch 2, 30. 


nardus Orden 9, 139. 


Pastnarhtspiel (Henaelin) a,!l f.; ö, I7a f.; 




fi, 13 ; tin Lübeck) 3, 33 ; G, l f. ; (in 


doet. Van !l, 13G. 


Hildetlieim) 6,9. 


Geiler von Kayaersberg 9,142. 


F&mla, S. G, (i9. 


Geistliche Lyrik 1,6. 


Foind, Barthold H, 124 f. 


GeiBtlicheRaatungFriedcriebvunlienuen- 


Felsen, Von den neun 9,133; 9, 13U. 


bcrga 9, öö f. 


Feuchligkeiten, Die vier 4,9n. 


ydnciU für geitcht 1, IUI. 


Feuilkioga Cleopatra H, 123 f. 


Geldernsche Mundart 3, 152 C. 


Filzbut, Lul>gedicbt auf den 2, M f. 


Hetik mit Genitiv 3, 19. 


Flacha, Der 3, 152 f. 


Gelove des MSrders am Cr&txe 3, 183. 




Gerurd van Zutphen 10, 13. 


fluimem 9, 70. 


Gcrdes, Valentin 1,68; 1,61, 


Foch 5, 16. 


Gerechtigkeit, Die verlorene 5,176. 


Fonteinen der delen 9, 135. 


Gerechtigkeit, Gedicht von der 3, 34. 


Forcbem, Maltbaeus G, 8. 


Gerhard von Minden s. Pseudo -Gerhard. 




Geaprfteh von bösen Weibern 8,20 f. 


FranciBcuB t'h.-ei-llea lü, (i, 


Geepr&cb zwischen SponauB und Sponsa 


Francke, Aug. Herm. 9,80. 


6,70. 


Franzosen, De 4,9ö. 


Geapreoh mit einem Waldbruder ,i,173. 


Fraw Warheil, Die vnlerlrückt ö, 174. 


Gesta Romanoruni 9, 106 f. 


Freckenhoraier Hofearecht 1,97. 


SeatoJten 1,99. 


Freuden der Maria, Die iwülf 7, 88 f. 


GBzeit 5,19. 


Fiidank 3, fi7. 




Friedejauchl/endcB Teutschland 7,103; 


Ghangeu dach 1, 110. 


7, 168 f. 


GbeUrcken, Von drien inwendigbeu 10, 30. 




Ghesellen van der Retorike 6, 12. 


Frimisches im Dilmarscben 2, 134 f. 


Ghetelen, Hans van 4, 96. 


Frowen claghe, Unser Ö, 70. 


gkdc 2, 124, 



^^^^^^r 171 ^^1 


Oloueu (Hamburger) 1,16 f.; (Esseucr) 




4, 44 f. 


Hansa t, 13. 1 


UlUcksrnd ß,2K. 


lianschen »n hot 1,1U7, 1 


God ig mir holt 7, 9b. 


Hans Hohn »on S^her 7,169 f. 1 


Goitingensche Muudart H, 15« f. 


Hasfurt, Job. v. 4, 91. ■ 




Halterun 2,Ö. ^^^M 


8,27 f. 


Haverland, Gerhard von 6,8. ^^^^H 


Goriea Peerses Gedieht Van Islai»! », 


Heckelberg ^^^H 


UO f.; 9,143 f. 


A<!^er ^^^H 


Gothaer Aracoeibuch 2,122 f.; 4,0 f.; 


Heinrich der Vogler 8, 139 f. 


5, 61 f. 


Ileioiich Julius ron Brauuscbweig 6, 23 ; 


gotsetie enlrone 2, 13. 


7, 139. 


Grabscbrift in Doberaii 3, 7ö, 


Hekeiveile 9,116. 


Graden, Van XV 10, IH, 


Heliand 7,72; 10, K« f. 


gräl 1,99. 


lleijäger 1,102; 5,128, 


Granunalik, MauülLTadJi.' 3, 3B I'.; Aurora 


help recht, help krum 10, 94. 


grumtnatic« 4, 1. 




Graue Katze l,ia3. 


Hendric van Herp 10, 30. 


.jr^e 5,24. 


Hennenberg, Friederich von 9, 55 f, 


Grenzen des Nil. und Mfr. 2, 1 f. 


Henricus de Vriraaria 10, 20. 


J, Grimm, Briefe von il, U6 f. 


HP0Belin3,9 f.; 5,173 f.; 6,13; 10,91, 


Grobian 5, 12. 


Hermann von Fritzlar 3, 65. 


Grou Brittanuieu, Jaucbzcndei 1^, 162 f. 


Herodes von Bjat 7, 102 f. 


Grossmuhl, Die römiacbe H, im. 


herleshorn 2, 125. 


gmt 9, 71. 


Herlzenbrock 10, 6. 


Gnido de Columua 6, 23, 


Uetlergau 2, 4. 


Guido von Alleste 0,34; 6, 30 j 7,14; 


Heuernte (ditmarseh) 6,119 f. 


10, 12. 


Hexameter, Lateinisch - niederdeutsche 


guleuieke 3, 77, 


5, 55. 


Habermanns Gebetbuch 6,114. 


Hierouymug, Prologe des 10,31, 


Hack, Schmied 1, 10.^. 




Hafer, Polnischer 2,12.^. 




Cakea AiDours der Veapetta 8, 163 f. 


Hinfich, Hinrich 8, 131. 


Halhenladter Bibel Übersetzung von l.'i22: 




«, 108 f. 


Hirten-OeaprAch von ihrem Gluck und 


Hahen 5, 1!). 


Unglück 8, 23 t. 




Historia de seplem sapieutibua 6, 26. 


Hamann, J. G. 9, Ib. 


Historia destruclionis Troie 6,23. 


Hamburg, Sprache des Tischlergewerks in 


Historie van der verstoringe der etat 


1, 72 f. 


Troya 6, 23, 


Hamburger GloBsen l,l.Tf,; Jahrmarkt 


Hocbmt, Die lustige 8, 1.30 f. 


8,141 f.; Opern 8,1 l.i f.; Patriot H, 


Hochzeltsgebräuche 3,83; 3,127. 


7.T f.; Schlachtzeit 8, 152 f; Ulhroop 


Hochzeilsgedicht, We«tmiisches 4, 82. 


H, 129; 8, l.iS. 




Handschriften (Wiener) 2, 51 f.; (Wolfen- 


Hoefer. Albert 9,146; 10,148. 


bütteler) 6, 68 f, ; (Ko|.enhagener) 7, 


Höefft 9, 75. 


I f.; (Arnawaldtschc) 9, 132 f.; 10, 5 f, 


Hofcwecht, Freckenhorster 1,97. 



172 



UoffmanD, J. A. 9, 75. 

Hohe Lied, Das 6, 69 ; 6, 70. 

Holden, Die guten 6, 38 ; 6, 54. 

hoUkom 4, 109. 

Holz des heiligen Kreuzes 2,88 f. 

Homilien 6,71. 

hom 6, 182. 

Hotters Störtebeker und Jödgc Michaels 
8,168. 

houeswerne 2, 125. 

hucJU d, 71. 

Hübner, Joh. 9,75. 

hürnsken 9, 73. 

hulck 2, 142. 

hundegelt 4, 110. 

Hundekorn 4, 106 f. 

hundeshoer 2,126. 

hunt (Ackermass) 4, 107. 

Hut, Lobgedicht auf einen 2, 54 f. 

jach 5,25. 

Janhagel 5,12. 

Janmaat 5, 12. 

Jellinghaus, Einteilung der nd. Mund- 
arten 10,158. 

Jeremias, Uebersetzung des 10, 31. 

Jesu dulcis memoria 5, 56 f. 

Jesu Leben 6, 69 ; 6, 70 ; 10, 33 ; 10, 38 ; 
10,39; 10,42. 

Jesus und die Sele 7,3 f. 

Ihr Christenlent 9, 104. 

Ik rede dat 7, 93. 

Ilseben levent 6,70. 

Immesen, Arnold 1, 96 ; 6, 19. 

'ing 9, 68. 

Ingeborg, Herzogin 10,114. 

Inschriften in Lund 9,125 f. 

Inspreken, Die ?ier 10,20. 

Joest, Van sunte 6, 70. 

Johannes Ghrysostomus, Leben des 10, 25. 

Johannes de Essendia 6,34. 

Johannes de Hamborch 6,69. 

Johannesevangelium 10,39. 

Johannes, Klausner 7,80 f. 

Johannes von Hoyme 8,65. 

Jönsson, Arngrim 9,112. 

Jordaens, Wilh. 10, 10. 

Josefs Gedicht von den edelen Steinen 2, 75. 



Josefs Gedicht von den sieben Todsundeu 
4,55. 

Irenaromachia von Rist 7,104 f. 

Irmin und St. Michael 2,114. 

Isaias, Uebersetzung des 10,31. 

Iserlohner Hochzeitsreime 3, 128; Mund- 
art 2, 2. 

Island, Van 9, 110 f. ; 9, 143 f. 

Islandsfahrer 9, 111 ; 9, 143. 

Itinerarium in terram sanctam 1, 15 ; 6, 73. 

Jugemens de Damme 7,34. 

Jütische Sammlung 8,33. 

Juliane, Passio 6, 69. 

Junchvrowen, Lere van einer 8, 33 f. 

Junior, Johannes 6, 26 f. ; 10, 59 f. 

Kai 10. 1 f. ; 10, 103 f. 

kajack 9, 69. 

Kaienberg 1,66 f.; 2,145 f. 

Kalender, Zum nd. 1,110 f.; 4,91 f.; 
9,41 f. 

Kalenderorakel 6, 135. 

kallen = snacken 2, 143. 

Kamers der Rederykers 6, 12. 

Kanoneninschriften 5,189 f. 

kanthaken 3,98. 

kappen 5,5. 

kaprun 1, 107. 

Karl d. Gr., Spiel von 1, 106. 

Karl und Elegast 6, 20. 

Karlssage 6, 20. 

Karlmeinet 6, 21 ; 6, 28. 

Katharina, S. 7, 83 f. 

kattenkrankheii 3,93. 

Katze, Graue 1,103. 

Kavielnägel 5, 5. 

Kerkener, Johannes 9,83. 

Kerkriog, Heinrich 6, 1 ; 6, 10. 

kervele 2, 127. 

Kinderspiele aus Schleswig -Holstciu 8, 
98 f.; 9,60 f.; 10,49 f.; in Süd- 
westfalen 3, 103 f. 

Kindertreck-Discours 9, 77 f. 

Kirchenlieder 6,114 f.; 7,1 f 

Kittel 1, 59. 

Klefecker 9, 75. 

klever 2, 127. 

Kloster, Von einem geistlichen 10, 24. 



173 



Klüfer 5, 15. 

Knittel (Ackermass) 4, 111. 

knudden-kain 9, 73. 

Kock, Reimar 6, 10. 

KoegeU 4, 110. 

koel, romescher 2, 127. 

Kölnische Mundart 2, 1. 

König, Johann Ulrich von 8, 138. — Cal- 

piirnia 8, 138 f. ; Heinrich der Vogler 

8, 139 f. 
Koker 3, 169. 
konfers 5, 184. 

Kopenhagener Handschriften 1, 1 f. 
Kopfständer 5, 6. 
Kopmann- unde Schipper-Bröderschaft zu 

Sude 4, 69 f. 
Komer 3, laS f. ; 6, 26. 
kouele = konele 2, 127. 
krake 6, 24. 

Kräuterbierrecepte 4,89 f. 
Krefelder Mundart 2, 2. 
Kremon, Marqward 6,69. 
krepen für krupen 1,101. 
kretelmore 2, 128. 
Kreuz woche 3, 75 f. 
krevet 2, 128. 
Kronschlangen 1,103. 
krude 3, SH f. 

Krüger, Bartholomäus 9, 102. 
Krüger, Stadt Lübeck 5, 175 f. 
krüselbraden 1,111. 
krummelte 9,69. 
krusebraden 1, 111. 
ktuigen 9, 71. 
kubik »Becher' 2, 140. 
kuckedus 3, 69. 
Kunst wol to stervcnde 6, 72. 
Kunzes 5, 5. 
kux 9,71. 
ladenkrut 3, 86. 
lame 5, 24 ; 6, 132. 
Lange, Heinrich 1, 15. 
La Peyrere 9,114. 
Lapidarius 2, 57 f. 
Lasius, Christoph 9,97. 
Lauremherg 3, 91 f . ; 5, 186. 
Leben des Johannes Chrysostomus 10, 25. 



Leben Jesu 6, 69 ; 6, 70 ; 10, 33 ; 10, 38 ; 

10,39; 10,42. 
Leben und Tod 1,54 f.; 2,131 f.; 3, 

161 f.; 6,70; 6,71. 
Leberreime 10,59 f. 
Le Fe?re 9, 105. 
Legenden 1, 13. 
Leb 5, 15; 5, 184. 

Lehre an eine Jungfrau, St. Bernhards 
6, 70 ; 6, 72. 

Lehrer und Jüngling 7, 6. 
Leichtaue 5, 17. 

Lelie der reinicheit 10,35; 10,40. 
Leopold, Van de Scheide tot de Weichsel 

3, 181. 
Lerbeck, Herman von 6, 73. 
Lere van einer junckvrowen, Eyne gude 

8,33 f. 
Leringe, Een 10, 19. 
Letanien 3, 75. 
Leyen doctrinal 6, 73. 
Liber, Antonius 4, 1. 
Liber vagatorum 7, 16 f. 
Liebe, Die, und der Pfennig 6, 15. 
Liebesgedicht, Westfälisches 4,84. 
Liebesgruss 3, 8. 
Lied: Och Winter koU 2,26; Schülerlied 

2, 28 ; Dar Meyt eyn Undeken 3, 73 ; 

Mühlenlied 3, 86 f. ; 9; 49 f. ; Flachs- 
lieder 3, 154 f.; Osterlieder 5,46 f; 

Ik rede dat 7, 93 ; Min lef heft mi 

vorlaten 7,94; God w mir hoU 7,95; 

von den Trömlingschen Bauern 7, 171 f.; 

niederländisches 10, 157. 
Lieder, historische 1,57; 2,35 f.; 4, 104; 

6,114; 7,11 f.; 9,83 f. 
Lindenbergs Chronicou Rostochiense 1, 58. 
linken 9, 69. 

Lippische Familiennamen 9,1 f. 
Litanei vom Leiden Christi 10, 43. 
Livländische Sammlung 8, 43 ; 8, 73. 
Lobgedicht auf die Stadt Braunschweig 

1,56. 
Low, Joachim 9, 110. 
Lois de Westcapelle 7, 34. 
Lorde 1,100. 
Lotse 5, 8 ; 5, 183. 



^^ 


174 ^^^^^^^1 


Lotteriereime 1, lOfi t. 




Malrwie 5, 10 f. ■ h, 183. 


Love der apostele «, 70. 




MiUlheson «, 115 f. 


loife 2, 128. 




Maufahrleibrig h, 13. 


Luckeradt, Dat (I, 2». 




Mechdea, Van den XI dusent 10, 38. 


Ludolphus de Suchpo (i, T.1. 




Mecblbildia, Von der gdstlirbeii Giud« 


Ludwig von Ungarn 7,11 T. 




10, 12. 


Lftüben, Heinrich August (Nekrolog) 




9, 149 f. 




Medlainiache» 3, (i4. 


Lllbeckw Dodesdana 1, 100 ; FaBlnafht- 


Mertulla animae 10, 22. 




3, 83; 


Meiderirb li, 32. 


PaBsioiial 1, 13j Recbl 1, 5; 


1, 11; 


Meiater und Cuno, Carneval von Venpdig 


VMlobuugsgebrauche .% *> f.; 


Zirkel- 


8,124 f 


gesellschaft 8, 38i 6,1. 




M#land, Schmied 1, 104. 


Lüneburg r,, 137. 




MeroÄtoria, Nicolaiia 3, 161 ; 6, 7. 


Lüneburger Chronik G,72-, Mundart .H, 


Merkelike leringhe 10, 10. 


160; Oerttichkeiten :., IB? f, 


Sfllee 


Merswin 9, 111 ; 9, 1.39. 


5,10« f. 




Meaabetraclilungen für tille Tage 9, \m. 


luinak 9,71. 




Metronymica G, 146. 


Luis 9, 75. 




Meyer, Abraham 6,111. 


Mt 9,73. 




mryhmd :>, 185. 


Lunder Insehriftcn », 125. 




Mirbael und Irmin 2,114 f. 


furfrif 2, 12«. 




oiik 9, 711. 




Teatrt- 


mik-iU-Unl 7, 72. 


menta H, 109. 




Min ief htft mi wrMm 7, 94. 


Lujiusordnnrji, Liibecker 3, 8.3. 




Minne. Van geealliker 10, .W. 


Lyra 1,97, 




Hinnen ona Heien, Van der 10,80. 


tyOthei/t Ü, 144. 




Minuera Anklagen 8, 42 f. 


Macaroniachea 2,28; 4.27. 




Miscbgesang 2, 28. 


Märchen 8, 106 f. 




vme 9, 73. 


Magasin, WeatfällBclies 4,79. 




MistevojuB von Müller 8, 169. 


Magdeburger Bibel 2,119 f. 




Miltelfränk-acbea nnbiet 2,5, 


Magnus Kiichaon 10, U.'i. 




Mittel gegRA Pferdehrankheiten 2,19 f.; 


maUän 5, 15. 




6, 74 f. 


Mala fraozoaa 4, 95. 






mandaeh, de brede 1, 111. 




M.dlniann, Stepban l,.J8; 10,61. 


mai.je?9,71. 




Mohnkopf-nru'-kprei 3,26 f.; 10,91. 


Mantel (SchifTerausdriirk) ö, Ö. 




Mjort 8,32. 


Marcua von der Lindauwe 7, m. 




MSrder» nm Crill/e, Gelove des 3, 183. 


Marik Magdalena *!,70; 10,8. 




Mordhorst 8, 27. 


Maria, Freuden der 7, 8« f. 




Morgen (Ackermasa) 4, 108. 


MariengriisB (!, 71. 




morgenkor« 4,110. 


Marienleben 6, 70. 




Mühlenlied 3,86 f.; 9,49 t. 


Marienpredigten 10,8. 




MQlgau 2,5. 


Marien Roaenkrani ß, 100 f. 




Miihlbeitner Mundart 2,3. 


Mariena MiÜeideu i), 134. 




Müller, Joh, Samuel 9, 75. 


Marienspiegel 0,69. 




Münstersche Grammatik 3, 36 f. 


Matthaeus Paria 10, 167. 




Muluerinnen, Van ejner hilghen 6, 72. 





175 ^^^^^^^^1 


Mummelied ß, UO. 




Osterscbc sprake. De 1, 116. 


Muskalblüt 9, 5«. 




ostfrünkiscb 2, 2. 


mullen 9, Kit. 






Mylianiler 1,M, 




jw.Wi*r«« 2,12*) 


MystiBcbe Schritten 10, 22. 




Pidagogischer Sprucb 2, M. 


Nachfolge CliriBli ti, 71); «,7ä; 10,24, 


pailtn 9, 72 


tiach für noch 1, 101. 




Pape. .*mbro«iu8 9,97. 


Niirrpnschiff, N)i. 1, 100; .">, 187 


10,91. 


Pu3)yrio praetexlatn, IliaUirie van ilem 6, S. 


Nwivilas Cbristi von Pape 9,97 






Jieddei -Nader 2, Ul. 




Paradiese, Von dem irdisrlien 10, 3H, 


Ncoconis 2, 134 f. ; 10, 90. 




pmch 9, (;9, 


netUlenkarnrn 2, 129. 




Pascheburg fi, 11. 


Neues TesUment iii LutliPrs 


Ucber. 


Passio Juliane fi,(>»; Nicodemi li, i.U 


Setzung H. 109. 




Passion ß,li9; «,7ü; 10, .Hl; (Von der) 


N<>uu Felsen, Von den 9, 1:H ; 9 


i;(9. 


10,41; {Leeringn van der paraien 






Christi) 10,43, 






Passioiml. I-dbecker 1, 13. 


Niederfränkiichps Gebiet 2, i. 




Patriot, Hamburger 9, 7n f. 


uiederrheinisch 2, 2. 




Putriotiscbe Gesellscbafl 9, 75. 


tiochlan 1, 101. 




Paula, S. (1,71. 


Non 8um, Pre.ligt ahflr 2.11 f. 




PeersP, Gories 9,110 f.; 9, U3 f. 


nordfränkisrh 2,2. 




peiUn 5,9. 


norürbeinfrUnkisrh 2, 2. 






nu 9,(19-, mr n«, ni 1,99. 




Perchtag, PrccbUg 1,111. ^^^1 


«Me 9, 72. 




;»r»2,129, .^^H 


Nutzen der Leiden 10, :«. 




PerseuB von Rist 7, 140 f. ^^^1 


0, kurzes, in offener Sübo 1, 98. 




Pfrtäihine 5, 5. 


nnd U in Wismamhen Stadtbürhem 


Pestilenz, Wider die ^, 74. 


:(, 1 f. 






Dberfränkiscb 2,2. 




Pfarrberr von Kal.-nberg 1, (Mi f. ; 2, 145 f. 


Och Winter kok 2, 2e. 




Pfei(rer,Eraamus 7,11)7." Pscudoatratiotae 




^2. 


7, lütJ f. 


Oeffeniuge met Muria end Jbesui, 


Epistel 


Pfonoig, Der, und die Liebe 6, 15. 


van eure devoter 10,11. 




Pferdekraokheiten, Mittel gepn ü, 74 f. 


Öbhtein 1,1U. 






Öppelken 10,112 f. 




Pfl,clU (SrhilTerausdruck) ö, 17. 




Pbiliberti, ViBio 5,21 f.; 6,71; 6,73; 


Oldekop 1,95. 




6.130 f.; 7,24 f. 


Oldenburg, Jobann Graf zu G, 7 




Philipps Marienleben 6, 70. 


Oll^aet 6, 20. 




pickerl 9,71. 


Omicbius 9.1&1. 




Pilot ö, « f. 


OpdiramiDgea, Van gheesteüken 


10, 13. 


piipogfft a,ii. 


Opera. Hamburgisrhe S, 115 f. 




pilk 9, 71. ^^ 


Ordinancie 7,34. 






Ornamenlo virginum, De 10, 37. 




Flaetbo leggen 3, 17 3, 20. ^^^^1 


Osterlieder 6,4ü f.; 7,1 f. 




Planeten Macht, Der 6, 72. "^^^H 


Osterpredigt 9, 133. 


■ 


plaa 1,100. ^^^H 



^^^^^^^^^f 176 


^^V FUMdtuüch 1,114 


Recbtferligkeil, Von der 3,9 f.; 5. 173 f. 


^^H Polnischer Hafer S, läfi. 


Redeo, Van hoversehen fi, 72. 


^^H Pondo, Geors ». i)i. 


Rederjkers 6,12. 


^^H poolbobben 2, 138 f. 


Regel der Minne 10,5; 10,8; 10,3ß. . 




RpReln, Diatelische für die Monate d« 


^^^ Poatel.Chr. H. 8, 11!). — Xerxea in Aliidus 


Jahres 4, 19 f. 


^^^ H, 118 f. 




Poatilk Beil Gloasa in Evnngülia et Kpi- 




BtoUs 4, »fi. 


Regula laicorum B, 72. 


Prartica Baecularü Joliaimis Hasfurt 4,91. 


Reigentanz 10,157. 


Praptorius, Joh. Philipp 8, 141. - Ham- 


Reimhrechnng 10, 142, ; 


burger Jahrmarkt 8, 141 f. ; Hamburger 


Reitnchronihen 1,7. 


SchlachtEeit 8, l.'i2 f ; Alis 8. Ißt f.; 


ReimsprUche 2,24 f. 




ReinkeVoB 1,8 f.; Mundartliches 1,92; 


»ie verkphrte Well 8, löl (, 


Protealantische OloBse 3,24; Ankl&nge 


Predigten a, 11 f.; «J, 140; 10,S f.; 10, 


10,91; Zu R. V. 10,107 f. 


ler; 10,24; 10,2lif ; 10,:l4; 10, 44 f. 


Reiter, Schworaer 1, 102. 


Freaeiining 5, 5. 


Reuters Verakunst 1,7. 


Priamelu 7, 9 f. 


ReyUinge der leue, De fi, 7Ü. 


Proeesaien der krueeweken 3, 78 f. 


Rhein und Meer, Zwischen 5, 25 ; 6, 330. 


PrnressioD mit dem Drachenbilite 3, 75. 


Rlijtmi meosBica 10,61 f. 


Profecliis religioaorura, Van 10,10. 


ribbet 9, 73 ; 9. 74. 


Prologe des Hieronymus 10, 'M. 


Ricardi Synonyma ß, 7.H. 


Prosa 1, 10 f. 


Richard von S. Victor 10,34. 


pmU i), 72. 


Richcy. Mich. 9, 75. 


Psttlmboek fi,114. 


Richolf, Jürgen 1,67. 


Psalier mit der glose G, 73. 


Riesen 1, ICH. 


Pseudo- Gerhard von Minden 4,98 f.: 


rine 3, 88. 


ß,188. 


Ripimriichc Mundart 2, S. 


Pieiido-MarcellinuB 2, fi. 


Rist, Johann 7, lOl f. - Aller Kdelate 


Paeudostratiotae 7, I0(> 1. 


Belustigung 7, 1U2 f. ; Depositio Cor- 


pülke 9, fiSi. 


nuti Typographie! 7,172; Friede, 


puitk 9, 71. 


jauehlzendcB Teulachland 7, 108; 7, 


PyramuB und Thisbe 8. 122 f. 






laud 7, 158; Herodes 7. 102; 


quaken 9, 72. 


Irenaromacbia 7, 104 f.; Perseua- 


QuinfehlH Rosen- G eh Qsrh 9, 78. 


7, 140 f. 


radeke G, 16. 


Rübelcr Spiel 6,7. 


Rälael 3, 155. 


Rolevink, Werner 7, 14. 


^^ Jiaht 5, Iß. 


romtscher kod 2, 127, 


^^L rake 1,99. 


RooIm ou Jugemens d'Ol^Ton 7,34. 


^^H TMk 


Rosengarten unseres Herrn und Marina 


j^^r Rantzowe, Ke;e van 10, 4. 


9, 135. 


F- Raüo Status 7, 135 f. 


Roseu-Gehüech, Historiscbes 9, 78. 


' Itatsv ersammlung der Tierd 1,!KI. 


Rosenkranz Marien G, 100 f. 


1 Reeepte 2,1» f.; 3,64; 3,74; (fDr Be- 


Rostocker hiBtorisches Lied 1, 57 f.; 


' reilung von Kräuterbier) 4,89 f. 


Zuofirollen 6, 73. 



177 



Ruchamer 4, 97. 
Ruderkommando ö, 185. 
Ramracldeus 3, 67 f. * 

Rusbroec, Johan 9,136 f; 9,140; 10,5; 

10, 14 ; 10. 22 ; 10, 23 ; 10, 25 ; 10, 29 ; 

10, 35 
Riissesche K illektaneen 10,90. 
Rymsproeke to vermaninge der Richteren 

S, 97. 
Sachs, Hans 5, 173 f. 
Sacramento altaris, De 7, 13. 
Sacrament, Van deme 9,13«; 10,40. 
saghet 6, 144. 
sal 9, 109. 
salen 9, 72. 

Salomonis, Paraboles 6, 69. 
Salomon und Markolf 6, 19. 
Salter to dude 1, 100. 
Salung 5, 19. 

Sarcerius, Erasmus 6, 123. 
Sassine, Die hülfflose 8, 7 f. 
Sassische sprake 8, 10i>. 
Saterlandische Mundart 2, 45. 
Saurbrey, Johann Heinrich 8, 130. 
8C und 8ch 6, 143. 
Scala coeli 6, 26. 
8ch und sc 6, 143. 
Scliafdiebe, Aufzug vom 7, 157. 
Schambachs Idiotikon, Nachträge zu 

8, 27 f. 
schawper 9, 72. 

Schaumburgische Chronik 6, 73. 
Schelten, Südwestfälische 3, 110 f. 
Schembart laufen 6,11. 
Scher, Hermann Heinrich 7, 157. — Hans 

Hohn 7,169 f. 
Scheveklot 6,8 f. 

Schichtbuch, Braunschweigisches 1, 95. 
schielt 9, 72. 
Schillers Gang nach dem Eisenhammer 

4, 56. 
Schlag (Schiffersprache) 5,17. 
Schlesische Mundart 7, 134. 
Schleswig- holsteinsche Kinderspiele 8, 

98 f. ; 9, 60 f. ; 10, 49 f. 
schlingern 5, 18. 
Schmied Hack 1, 103. 

Niederdentiohei Jabrbaoh. X. 



Schmied Meland oder Ammeland 1, 104. 

Schnortison 1, lt)6. 

schodüvel lopen 3,75; 6, 11. 

Schote 5, 19. 

Schott, Gerhard 8, 115. 

Schriftsprache 1, 13. 

Schröder 8, 122. — Pyramus und Thisbc 

8, 122 f. 
Schubart 9, 75. 
Schülerlied 2, 28. 
Schuner 5, 20. 
Schwarzer Reiter 1, 102. 
Schwerttanz 1,105 f.; 6,11. 
Scierheiden der jonc, XIII : 10, 37. 
sei 6, 143. 

Seebuch 2, 80 f. ; 5, 184 f. 
Seemannssprache 5, 1 f. ; 5, 180 f. 
Seentrecht der 7 Münsterschen Probsteien 

in Ostfriesland 8, 86 f. 
Seerecht, Das Wisbysche 7,35. 
seghe 6, 144. 

Seid fröhlich und jubiliert 9, 104. 
Selentrost 1,13; 6,69. 
Sequencie van deme sacrament 9, 138. 
serapen 4, 21. 
seukatte 9, 71. 
Seuse 9,132; 10,36. 
Sic servetur interdictum 2, 27. 
Sieben Todsünden, Josefs Gedicht von 

den 4, 55 ; 6, 72. 
Siegerländer Mundart 2,2. 
Sierheit der geesteliker bruloft 9,138; 

9, 140. 
Sigamber 2, 4. 

Simson, Drama von 6, 137 ; 9, 48. 
sin = schuldich sin 3, 68. 
Skippers Sankje 2,45. 
sl und schl 9, 76. 
släif 9, 72. 
slik 1, 101. 

Sloten, Die seven 10,23. 
snacke 9, 72. 

Soester Daniel 3,128; 6,8. 
Sommer, Johann 10,60 f. 
Sontagsevangelien mit Erklärungen 10, 31. 
Spangen, Hinricus 9,84. 
Sparghe 2, 130. 

12 



^^^^B 178 ^^^^^ 


' gfMkmius 9, 7;i 


*(rHa(. 9,71. 1 


Spegel der samwitliiheit K, liü. 


Süderiändisclie Mundart 2, 2. 1 




Sadwtstmtische Kinderipielc .H, Uö f. -, 1 


Spiegel der ioncfrouwen !l, 13« ; der Natur 


Schelten 3, HO f.; AbergUnbe unil 


1,7; 10, 114 f; der salichdt fi,73; 


Gebräuche 3, 127 f. fl 


10,14; der volcomenheit 10,30; der 


Sülze, Lüneburger 5, 109 f. M 


xonden 4,54 f. 


Sflndenfall 1,96; 6,19. fl 


Spielleute 1,1). 


Sünden Spiegel 4, 54 f. fl 


Spiel von Karl d. Gr. 1. HKi; Claua- 


Snidbert 2,6. B 


thaler 1, 10«. 


aulfmester 5, 154. ^^^| 




Surland, J. 3. ^^^H 


spleisaen 5, l!l. 


atoeoen ^^^^| 


splitim b, 19. 


inmckh9,m. ^^H 




syneckd 2, 139. ■ 


Sponsus und Sponsa, (jCB]'räch üwiscbcn 


Synonyma Ricardi 6, 73. 1 


6, 7«. 


Tabernakel, Van den geesteliken 10, 25 ; 1 


Spottschrift auf den Hamburger Palriolen 


10, 29. 1 


9, 75 f. 


Tagzeiten der bl. Anna 5,56 f.; vtT. 1 


Sprache des Tisclilergcwerhes in Uambur;; 


BcUedeoer Feste 10, 42. 1 


und Uohtciu 1, 72 f. 


Takd .->,.'>. J 


Sprachgrenzen zwischeu Elbe und Weser 


Talje 5, h. M 


7, 71 f. 


tasler 9,69. M 


Sprichwörter, Weslfälische 4, 79 f. 


Taufgebräucho 3, 146. ^^^M 


Sprüche 2,24 f.; 2,29 f.; 2.34; 2, 51 f,; 


TnlpmauD, Georg Philipp 8, IBS^^^^^H 


3,8; .1,60 f.; 3,73; 4,27; 6,122; 


Ulk 'Korb' ^^^^1 


8,97; 9,126 f.; 10,7. 


ttllet -^^^H 


StaderAnloniuB-Brudersthaft4,«!l; Koji- 


Temperaroentc, Die 10,116 f. ^^^ 


mann- unde Sthipper-BriKlerscliaft 4, 


Teulsch-Übende Gesellscbitft 9, 75. 1 


69 f. ; Statuten fi, 7.S. 


Tewes 9, 69. 1 


stampfen (Schiffersprachej 5, lü. 


Theerjacke 5, 13. M 


1 Stapel. Ernst 7, 105. 


Therander, HuldricIiUä 10, 60 f. M 


Stapelholmer Mundart 4, 87 f. 


Thomas de Argenlina 6,69. ■ 


StÄTkader 1, 106. 


Thomas, Job. 9,76. ^^^H 


Status mundi 9, 1(J4 f. 


ThorlaksoD, Theodor 9, 114. ^^^1 


1 Statuten und Gebrauche der Kopmaon- 


UekAauntn ^^^H 


unde Schipper-firöder«chaft xu Stade 


Tierkreises, Zeichen des 1, 27, ^^^^H 


4,69 f. 


Tischlersprache, Hamburg. 1, 78"^^" 


Steeo, Van den blickenden 10, 14. 


Tobte bock G, 71. 


»leHpae 9,69. 


Todaünden, Gedicht von d«n 4,56. 


Stevens, Joh. Hl, 37. 


Todsünden, Sieben 6, 72 


SümuluB amoria 6, 70. 


Tölehof 9, 3. 


, Stäkken, ChriBti&n von 5, 2A. 


toibm 9, 72. 


Stortebeker 6, löl. 


tolle 9,69. 


Ml 9,69. 


TütenUnz, Berliner 3,178 f.; 4, lOß. 




toltmn 5, 69. 


tlrawölm 9, 71. 


TrankrlUel 5, 1. 


atroetc ^ strate 2, 143. 


Trensen 5, 5. 



.4*