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Full text of "Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich"

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STANFORD UNIVERSITY LIBRARIES 
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LANDESKUNDE von NIEDERÖSTERREICH. 






Dr. ANTON MAYER 

N.-ö. LANDES-ARCHIVAR UND BIBLIOTHEKAR. 



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NEUE llpliQE, '«- . 
ZW^KITER.*AHRGAi5% 

1903. 



WIEN 1904. 

VEBLAO DMD BIOCKTinf DBS VBBKINK8 FÜR LAHDBSKOHDB VOM KIEDtBÖSTEBBBlCH. 
DBUCK TON rBIBOMCil JASPBB IX WIBN. 



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[Ur Q«ldiid 



Institut für Q^diidite 

des Dcutfttl^'.n Volkes 

Abt. Uii^ : -sduchte 

I^-Man^l^vereitat 



H«!st 



INIL^ruT. 



Seite 

Die Babenberjrische Ostmark und ihre »tres comitatnac. Von Dr. Josef 

Lampel 1 

Die niederOsterreichiachen Stände and die französische Bevolntion. Von 

Dr. Viktor Bibl : 77 

Einige Nachrichten über die Zustände im Tullnerfelde sur Zeit des zweiten 

Türkeneinfalles. Von Dr. Laurenz I^rOlI 99 

Qeachichte der iUteren Donanreguliernngsarbeiten bei Wien. I: (Von den 
ältesten Nachrichten bis zum Beginne des XVIII. Jahrhunderts.) 
Von Dr. Viktor Thiel • . 117 

Die katholischen und protestantischen Stände NiederUsterreichs im XVII. Jahr- 
hundert. Ein Beitrag zur Geschichte der ständischen Verfassung. Von 
Dr. Viktor Bibl 166 

Die Urkunden des Sehloßarchives zu Weitra bis zum Jahre 1606. Von 

P. Benedikt Hammerl 325 



DIE 



BABENBERGISCHE OSTMARK 

»TRES COMITATUSc. 

Von 

DR. JOSEF LAMPEL. 



JakrbD«tt d. Y. f. Undeskaade. JMS. 



§ 1. Ein Gedattke, der schon in jenem ersten, der Topo- 
raphie der Gerichts Verwaltung unserer deutschen Donaul&ndcr 
gewidmeten Artikel vorgewaltet hat, die Dreiteilung der Mark 
in gerichtlicher Beziebiinf;^. beziehungäweise die Frage nach 
der Art dieser Dreiteilung, wird auch in den nun folgenden Erör- 
terungen sehr stark in den Vordergrund treten. Denn wie bekannt, 
hat man die drei (.irafscliaften der karolingisohen Ostmark, welche 
den Gegenstand der ersten Betrachtung gebildet habeDj mit den 
drei Grafschaften, von denen Bischof Otto von Freising spricht, 
und diese wieder mit den drei DingstAtten und den vermeintlich 
iiamit verknüpften drei großen Geriehtsbezirken dos spUteren Öster- 
reich in Vnrbindung gebracht. Soweit diese eben in den Mahlstätten 
2U Maateri). Tulln und Korneuburg ihre Mittelpunkte hatten und 
durr:h sie zum AuäLlruck kamen, boten sie einer bestimmten Kieh- 
luog der »Tres comitatus^-Forschung willkommenen Anhiiltspunkt. 
filtere Einrichtung in spüteren wiedoTKutinden, Aufgabe der folgen- 
de» Untersuchung wird es nun sein, diese Anßchanungen auf ihre 
Berechtigung /u prüfen. Es wird dabei wohl auch, und zwar za- 
nächst das rechtsgesehichlliehe, aber doch hauptsächlich das lopo- 
gTapHscHe Moment zur Geltung gelangen. Nicht weit jenes hin- 
löuglicL erürtert, dieses kaum bertlcksichtigt worden su sein scheint 
— auch dort ist man weit entfernt, zu sicher stehenden Ergebnissen 
gelangt au sein — sondern weil aus den topographischen Darle- 
gungen sich gleichsam die Gegenprobe zur Richtigkeit der rechts- 
geschichtlichen Auffassung ergibt. Wird man allerdinga nicht umhin 
künnen« zu der Frage nach der »tres cnraitatus« 8tellung zu nehmen. 
fro wird man doch zur letzten Entscheidung erst auf Grund einer 
Betrachtung des jeweiligen territorialen Standes und vielleicht sogar 
aiiknltpfcnd an eine Fortspionung der so gewonnenen Gedanken- 
faden gelangen können. Selbstverständlich wird mau im Zuge der 
Untersuebung kaum an der noch immer nicht (iberall aufgegebenen 
Ansehaüung vorUber^'ehen können, dal^ jene angeblichen »drei 
Grafschaften« auLferhalb der alten Ostmark zu suchen 4y\e'a. "^sixia-a. 



wir diese Aaffassutig endgiltig ablebnen künnen und wird sieli 
dann zeigen, daß den drei Dingstütten für die Is'otablenversamni- 
lung der Oöttiiark in älterer Zeit auch drei groüe Landgeriutte 
eDtspracben, und daß der Geaamttlftcheninhalt dieser drei ältesten 
Landgericbte jederzeit dem Umfange der Babenbergertnark gleich- 
kam, nun dann mag an der Identität der »drei Cfrafscbaften* des 
Otto von Freiäingmttden vermuteten drei ältesten großen Landgerichten 
nicht weiter gezweifelt werden. Deckeii sieh jedoch diese beiden rltaiTi- 
Hchen Begriffe nicht, bleiben noch aDseliuliche Gebiete außerhalb 
der LandgerichtseinteiluDg stehen, eine Tatsache, die Übrigens nicht 
neu ist'), dann soll untersucht werden, ob nicht auf diese Terri- 
torien die Bezeichnung »Grafschaften« Anwendung finden kann und 
ob nicht etwa sie jenen Bedingungen entsprechen, welche aus den 
Äußerungen Ottos und au3 dem Privilegium Minus-) abgeleitet 
werden künnten, zunächst der alten Zugehörigkeit zur Mark, dann 
in zweiter Linie vielleicht der bayrischen Lehensehaft and endlich 
drittens — der Dreizahl. 

§ 2. Gleich hier aber in den einleitenden Bemerkungen zam 
Hauptgegenatande der Untersuchung, der gerichtlichen Topographie 
der babenbergischen Ostmark, kann eine scharfe Einschrfinkung 
des zu erörternden Themas vorgenommen -werden, welche 
allerdings gleichzeitig eine wenigstens teilweise Zerstörung der 
bisher gütigen Hypothese bedeutet. Mag man also immerhin die 
angebliehen drei ürafschaften des Otto von Freising mit den drei 
Komitaten der Ostmark Aribos zusammenhalten, die drei Malstütten 
der babenbergischen Ostmark haben jedenfalls mit diesen drei 
karolingischen G ratsch aften wenig oder nichts zu tun. Man wird 
sich vielleicht nicht von den vorjährigen Untersuchungen, wonach 
die erste und dritte Grafschaft der alten Ostmark ihren Schwer- 
punkt im Süden der Donau hatten, die mittlere dagegen haupt- 
sächlich im Korden des Stromes gelagert war. überzeugt halten 
wollen, — eines wird man doch zugeben müssen, daü nämlich 
die karoliögische Ostmark, wie sie zu Beginn des X. Jahrhunderts 
im Raffelstätter Zollerlasse un» entgegentritt, den Strom hinauf 
bis an den Passauer Wald heranreichte, femer daß hier Markgraf 



') LuBcbin, Oeschichte lies tilterän Gfiricbtswe.4en8, IQ4. 

•) £ine mustergültig« EditioD desselben bringt jetzt neuerdingi Erben IiD 
Anliiaige zu seinen l'utotanchung'OQ Ober das rrivilegium Friedriche I. ftlr du 
Uergogtism Üfterreich, 8. 137, Tgl. auch 8. 103 f.. Anm. 1 ff. 



AriboB engerer Komitat mit dem Trauiigau als westlichste von drei 
Grafscbaften angrenzte und daß die beiden weiteren Grafschaften 
eine nach der andern dem Laufe der Donau folgend zu suchen 
sind. Nehmen wir nun an, jeder dieser Grafschaften sei nur eine 
MalsttUte zu<^ckatnm8D. sehen wir davon ab, duU wahracheinltcb 
jede von ihneo mehrere Hundertschaften wenig-stens ideell vereinigte 
und jede Grafsc.buft eine entsprechende Zahl von Dingstatten hatte, 
wie auch aas der Grafschaft Aribos drei Vikare begegnen; sehen 
wir von all dem ab, wer wird die Behauptung wagen, die drei 
Maletiitlen für dieaes ganze Gebiet seien in jenen drei Orten zu 
Sachen, wie sie endgrütig im XII. Jahrhundert festgelegt 'i wurden und 
alle im pannoniscben Fiereiche der kiirolingiöcben Ostmark lagen, -j 
Wer wird behaupten wollea. auch zur Zeit Aribos sei zu Mautern. 
Tulln und Neuburg für die Einwohner der Mark Recht gesprochen 
wordleny Oder glaubt jemand, daß die Bewohner des Trauugaues 
und der ganzen westlichen Grafschaft nach Mautern gehen maßten, 
am Klage vorzubringen und Recht ?.u empfangen? Und nicht nur 
sie, auch die Insassen der mittleren Grafschaft waren an dieses 
Forum gewiesen! Doch das eben könnte natürlich erscheinen, wie es ja 
auch in babenbergischer Zeit tatsächlich der Fall war^}; geradezu aus- 
ge-ichloääen aber ist die Kompetenz der Malstalte zu Mautern auch 
für den Traungau. Dagegen wären auf die ostliclic Grafschaft, auf 
pannouisehem Boden, zwei Malstatten entfallen. Mit der einen, Tulln, 
künnte man sich leicht befreunden, aber die andere, Korneuburg, 
dürfte doch wieder gar sehr in Frage kommen. Oder sollte die 
Unterwerfung des linken Donauufera durch die Grafen Wilhelm 
und Engebchalk gleich auch zur Errichtung einer neuen Dingatätte 
fOr das nürdliche Land oder zur Verlegung einer sUdlich gelegenen 

') NsLcii SeiTried Helbling, II, 652 f. wäre dies« FoeUMlung icIiod tuttur 
•etaem* Leopold erfolgt, ob auf dessen Wutiach iist fra{;licb, 'Vg\, dftsa 21. Stieber «^ 
hl ßozitrarj ^ask« Akadeiuio, IX. I. I. (Abbau dl uo^n der biTlimiicb«n Akademi« 
d*T Wi««enschaftoa, Jalirgimg IX, Klasse I, Bd. 1), t^. 197 f. 

-I Die £r5rt«rungen der inutmäßlicbea Grüiide für diene iiL«rkwUrdtge nad 
beacbtunaw^rl« Gnehei&ung »lUsseQ wir uns auf spater vomparon. 

^ 120S wird eine St. Floriaa&r Angelegenheit, nfiovlich VerEicht1«i«tuDg 
de« Aduirara von Perg auf die Vogtci, zu Maudern erledigt: Acta budI hec in 
Miitarn |icr manus Dnoielis noiarii. Mciller, ÜB. 80 Nr. 36, der recbtigcBchichtltcb 
lnUr«iiMaute lubalt der Urkunde gelfing-t noch einmal sur Erurterung, — Eside 
1208 kommt in plairita ousiro Mutam das ZisterzidnuorpTirileg der Vogtfreibeit 
sur Spnob«, betirkuudet wird dartlber und Ubar nocb anderes la Baumgartenberg 
1209. Jüöücr 31; ebenda lOii, Nr, 73. 



■ 



6 

Malstätte auf das nürdlkli© Ufer geführt haben? So Echnell pflegen 
bürgerliche Einrichtunfieii kriegeriecheii Ergebniaaeii Dicht zu folgen; 
auch scheint ja die Unterwerfung jenes Ltindetriclies nur vorüber- 
gehenden Erfolg gehabt zu haben. 

Nun wird man vielleieht vorstehenden Ilinwei« für den 
Ausdruck einer wenig- angebrachten Pedanterie erklären wollen. 
Selbstverstündlich seien in der Wahl und Lage der Malstatten zeit- 
gemäße VerUoderungen eingetreten und es sei überflüssig, nach- 
weisen zu wollen, daß die Dingstätten der Babenbergerzeit nicht 
die der Zeit Aribos gewesen sein dürften. Nun. im großen «fanzen 
hielt sich das Volk ziemlich zähe an die einmal bestimmten Ortlich- 
keiten; wir dürften ftir die mittlere Grafschivft Beweise finden. 
Allein wir sind vorlüuHg mit dem Zug^estttndnisse ganz zufrieden. 
An unmittelbaren Zusammenhang der drei karolin<rischen Komitate 
also mit den vermutlichen drei u:r(>lien Landorerichlen der ersten 
Babenbergerzeit. vermittelt durch die drei Malstiltten der spateren 
Ostmark, soll keineswegs gedacht werden. 

§ 3. Und der Zusammenhang zwischen den drei Graf- 
schaften, über die Aribo zu gebieten hatte, und jeneii an- 
geblich drei Komitalen, von denen Otto von Freising 
spricht, sollte ein innigerer sein? — Yorausigcsetzt, daß der Bruder 
des ersten Herzogs von Österreich nicht bloß an eine literarische 
Reminiszenz anknüpft'), wenn er von jenen »comitatus« spricht. 
>quos tres dicunt« — eine Voraussetzung, die ich bestimmt hege — 
vorausgesetzt also, der gelehrte Bischuf von Freising denke nicht 
irgendwie im die drei aribonischen Grafschaften der letzti-u 
Karolingerzeit, wenn er von den angeblichen drei Komitaten 
sprichtj die vor alten Zeiten zur Mark gehürlen und jetzt. 1156. 
wieder der üerichisgewalt des Markherzogs unterstellt werden 
sollten, vorausgesetzt weiter, daß er nicht an karolingische. sondern 
an zeitgenössische Grafschaften dachte, wer wagt den Bewei», 
daß diese Grafschaften noch geschlossene Amtsgebiete, entsprechend 
den Landgerichten, gewesen sein müssen — Amtsgebiele, deren 
Gesamtbereieb dem Bereiche der Mark gleichkam. Dabei bleibt ganz 
außer Betracht, ob sie auch den Grafschaften der aribonischen 
Mark entsprachen. Können es nicht ebensowohl Teile des alten 
miirkischcn Bodens gewesen sein, die später in den Besitz hoher 
Dynasten gelangten, in die Uilnde von Machlbabcm, die es ver- 

') Siehe meinv AiMmiiruiigeo im J».hTgaag UH}2 diese» Jalirltaah«». f*. 9 ff^ 



^mä^s^^m^OM 



«tandcn, ihr Territorium der mitrkischen Gericlitsbarkeir zu ent- 
ziehen.') In der Zeit eines Otto von Freisinn konnte man solche 
Immunitäten iinbctlenklicb als Grafscbaftt'n bezeit^hnen. Diesen Za- 
ständen hatte dann das .'ahr 1156 ein Ende gemacht. 



a) »Comitatns qnos tres dicunt.« 

§ 4. Ohne daß es meine Absicht wäre, die Erörterung über 
iose angeblichen drei Grafschaften irgendwie in den V^orclergruud 
zu stellen, soll doch »nhon hier einigermaßen die Grenze bloUer 
Andeutung Überschritten werden- Einesteils gescbiebt dies, weil jene 
Ußtersoehungen d^n tupoo^rtip bischen Rahmen nicht verlassen. 
ja vielleicht sogar erst nach der Erürterunjj über die eigentlichen 
Landgerichte eintreten sollen. anderseitiS aber weil es doch nutig 
scheint, etwas tlber die Möglichkeit solcher Grafschaften in der Ost- 
mnrk zu sagen. Kur dergestalt ist zu zeigen, daß es sieh einem Ot tu 
von Freising vielleicht doch nur um solche Immun itllten gebandelt 
ibe, und ebenso wenig um Landgerichte im spateren Sinne wie um 
Irafschaften im fruhe.sten, nii-ht also um Gebiete, in denen ein Graf 
als königlicher, ein Landrichter als herzoglicher Beamter und in solchem 
Xiimen die hohe Gerichtsbarkeit ausübte. ') Ich könnte gleich hier auf 
jeme iüteron Versuche hinweisen, die angestellt worden sind, um für 
die tres onmitatus r-ntspreehende Lokale zu finden, wobei denn auch 
Xiederüsterreich nicht ganz, vergessen wurde. Allein diest'n Ver- 
auoben mangelt so sehr jeder leitende Gedanke, daß ihre Vorführung 
nur ablenken würde; sie sollen daher erst dann nJlher ins Auge gefaßt 
werden, wenn ich meine Meinung von den tros comitatus werde 
dargetan und besser begründet habe. Vorlüufig soll ja nur das 
nächstliegende, das meist in die Augen springende dargelegt werden. 
E:« k<>imten allenfalls nur Bruchstücke sein, deren Fehlstücke 
kaum durch Vermutungen oder Andeutungen ersetzt werden. Lassen 
sich jedoch Lücken unschwer ausfüllen, lassen sich Zusammenhange 
h-iflit erkennen, dann mag schon jetzt ein WOrtchen darüber fallen. 
Tieft^rcr Begründung, mühseligeren Nachweisen aber geben wir 
allerdings vorliiutig überall aus dem Wege. So viel jedoch wird 

) Aucb davoD war Bchon die H«dp, a. s. O. Jivhrltuch, l, S. 13- 
■\ »Die *on yerschied^nen Selten gesdhohenen Verauctie. di*« litg« ili>r "Jri'i 
GrahohBAea innerhalb des liatcnreichischen Msrk^ebiete« reiteuftellen* ron dcnrn 
lIii*eo<<hrL Arciiiv 82, S, 439, spricht, t^iud in KroQjsü, UmrifMe etc., 170, rr 
wfflint tind w«rdcD ans dcRiniicbnt IhcscbilftiVi'«. 



schon jeut erkennen lassen, daß an die Stelle alter grülierer 
Grafschaften, die dem Bischof Otto von FreUing vielleicht vorge- 
schwebt hüben, Cfruppen von solchen weltlichen Immunitaten getreten 
sind, deren einistigo Einheit eben auch erst in späterer UntersQchung 
wird nachgewiesen werden können, 

§ 5. Die erste von diesen Grafschaftsgruppen — jedenfalls 
wird sie in der später folgenden Spezialcrörteryng an erster Stelle ab- 
gehmidelt werden — ist die PerBt^nboug-Peilstein- Weitenecker 
Gruppe. Dtt ist die Grafschaft Peilstein, deren schon um die 
Mitte des Xfll. Jahrhunderts als eines Landgerichtes gedacht wird. ' ) 
Femei' weist auch die idteste Redaktion des Landbuches von (.►stcr- 
roieh und Steier Anhängsel, aus der Mitte der aweiten Hälfte oder ans 
dem letzten Vierte! desselben Zeitraumes auf, u. a. eine Anfzeiehnung 
über die Bestandteile der allerdings nunmehr piain Ischen nerrschaft 
Peilstein. liier ist es, wo die schoji früher genannte Grafschaft 
Peilstein'') in Gesellschaft von noch zwei anderen benachbarten 
("irrtfschaften an letzter Stelle erscheint. Die wenigen Worte, mit 
denen sie gcschildeit wird, können ganz gut hier im Teste Platz 
finden: »Aber ein ander grafachaft da hi diu get in die Erlafle 
mit hin zu Uurben und bin zu Melch in die Tunowe unt get untic 
«n den grozzen walt und gehoil ouch ze Peiktiiyii». Diese »Graf- 
.-^chftft« war, vvie schon erwühnt. von zwei weiteren flankiert, die in 
dtT Darstellung vorangehen, und deren eine an den Namen der 
Burg tSchalla. die andere an den des Strenghergcs anknüpft. Nach 
diT flüchtigen Beschreibung, die hier gegeben wird, reichte das 
ganze Gebiet dieser »drei Grafschaften«') im Süden bis an die 
steirifiche Grenze ^), im Korden \'ielfach bis an die Donau, im Westen 
stieß es an die beiden Landgerichte Enns und Steier. von denen wir 
einstige Zugehörigkeit zum Traungau oder richtiger zur ersten, 
westlichsten aribonischen Grafschaft angenommen haben''), im Osten 
aber reiehte es noch über die Piclach hinüber bis ans Tullner 

'> iJJtiJ. .... cooMSB O. ipsum tudidum proviacia!« iiancuin comiein in 
rciUtain jioctedkiie dinoBcitur, FltA-, XXXI, 25a, 

=) MG. l>Cbr. III, 725, § IB. 

') El^cnda, 7^4 r, § 14 f. Xg], im ergÜDKonden NotUon in dieser Amgnbv 
tuil liOQ llDtorBuchung^en des >G«tnürlcf'S«. 

*\ Vgl. meine Utite'r«tichütigeti Über >Dio Macht der Grufen voa P«tl*lc)D,« 
in: Bl&ttcr «tos Vereine» Tili Landeskitude tou Kiederi^$teiTekh, XXXII l.IRSkH), IIB. 

^) Dum »timiul die aacbweisbare (iMliche Erstreckung des ROgt?nnnnt«Ti 
Volk0»dorfcr Litudgericlite» {Ircundlictie Mitteilung d«« Il«rm Dr. Grund}. 



Landgericbt. Ein ganz ausi^linliches Bereich, wie ein Blick auf jede 
Karte von Niederüäterreich lebrt. war das Gebiet dieser >drei 
Graf6chtU't<?n« böcbst wahrschcinlicli ursprünglich ein einheitliches, 
eine eiozigc Grafschaft, die erst infolge von weiteren Teilungen 
in drei Grafsckrtften zerfiel, ähnlich wie wir solches schon aus der 
fränkischen Periode wissen. Zwar nach der ältesten Redaktion des 
obi^u erwähnten »Landbuches von Osterreich und Steier* ') wären 
Pi.*il3tein und Schülla, jedes f(är sieh durch je eine Tochter Mark- 
graf Leopold III., jenes an Konrad »den Rauhen« aus Bayern, 
dieses an Sigbard. zubenannt Scharsnchs, d. i. Seherineaser. gelangt. 
Aber diese beiden sind Vettern und schon ihr genieinsiiiner Groß- 
vater Graf Friedrich von Tengling nennt sich vom Peihitein.^] Doch 
»(ich nacb Knenkels Berieht raulj die Erwerbung von Peilstein und 
Schalla durch die Genannten noch in die Zeit vor Erbebung der 
Ostmark zürn Herzogtume fallen. Also konnten diese Gebiete durch 
das Ereignis von 11 5ö um ihre judizielle Selbständigkeit gekommen 
eein oder konnten doch seither jederzeit solchvu Verlust gewärtigen. 
Und wenn sie, was ja sehr wabrseheiülioh ist, üur Zeit Ottos von 
FreisJng schon im Besitze verschiedener Linien waren-'), so würden 
t.Htus Zwtiifel über die Zahl der Grafsrhaften vielleicht eine Er- 
kluruug finden.*) In habsburgiscber Zeit kam die mittlere von 
diesen drei Grafacbaften an die Herren von Wallsee und hat sich 

) M(i. DChr.. III. 7 IG, § U. 

*) Witte, in den Mitteilungen des Inalttuteii filr üalerrcichinc^lie Gescliichts- 
forwhBwg. Ergftnüunp^liand V, S. 'A16 ß. Der Widerspruch, d<!n Witle Ö 379, 
Atitß. 4. tt} ^er tJ^rstelliitig 'Eneakels* festlegea la kuniioD glatibt, f3ll1t nur 
der iiichlich um! Ki>itlicL Tprscliiedencu ProreDienz der xwes Btistandteile deH 
J.nndbucbeN v.tir Lo^t. 

') Auch der vormals reugenBche, dann Holienbergsche Hositz tim St. Zeno 
XU Jlohentiifjsr ho «ior Pielai!!! gohlirt in diei>oo Bereich. Vgl, MG. DL'lit,. lll, 717, 
§ 14 (Ä 8) and Witte, a a. O., ä97. 

') Ott Di Bertctit Ober den Inhalt des Minus bat, wenn auch unabhängig 
von dfitnielbeo verfaCt, dach dertieit umsoxnehr erbubte Hedciitiing erlangt, nia 
dtirct» futeMucliungen, die Willielm Erben dem >Pri¥ilegiuci Friedrich I. für diw 
Flrr.-ijjrtaiTi i)äterwich« eben jetit hat angcdeihea lassen, die hiüber fast gar nicht 
beiweifelte Autorität de» Mlnu* einigcrmnljfn ica Wanken konmit. Äwir wird 
nirht Kalttcbiing, wob! aber Interjtotation lie^limmter ^idli'n liehau^itet, Dncti 
■tebt nicht »eher, ob atcli 8olcli«s ni<;hl noch ftlr aiidefe Teile das Minus wird 
BA<^liw<^i»«ti lniit«!], üti ErbeusPablikation kur» vor ÄbUcferuüg Ata M*o«Bkripte» 
vurlre^'emler Arbeit crBchienen i»t, mufl ich eioe gfruauere Uaterauchung nufiparen. 
Jcdanrntlf Aber eist] die diesmAl in Frige »tobondoD Äiißerungea des Sünat durch 
Otto« Bericht gedeckt. 



10 



PO zunächst mit ebiger Einbuße im Süden als Grafschaft Peilstein 
erhalten. Die üstliehe, die wir die Grafschaft Schalk nennen künnten. 
scheint zunächst ins Tiillner LandrrcTicht aüffrefzangcn zn sein. Erst 
im XV. Jahrli linderte haben die Meissa», Xelkinp und Losenstein 
für Schalla und Nachbarschaft eigrenee Landgericht.') In den füllen- 
den Zeitläuften erscheint ein geschlossenes Landgericht Sehalla: ob 
die weiter oben im Pielftcbtale gelegenen Gebiete um Rabenstein, Kireh- 
Iierg und Wciäsenfels seit Jllterer Zeil eigenes Bliitgertcht hatten 
oder zur TnllnerSchranne gehörten, war im XVL Jahrhundert streitig. 
Die westliche Grafschaft, in der Wallsee lag. ^scheint lange Zeit mit 
der mittleren vereinigt gewesen *äu sein und teilte auch tnit ihr 
das gleiche Schickaal endlicher Zersplitterung, Weiter ins einzelne 
einzudringen, muß der he.iun deren Durstellung der alten Gnifsclifift 
Peilstein vorbehalten werden. Auch auf die schon vor der Mitte 
des XI. Jahrhunderts belegte Grafsciiaft Persenbeug^'t sei nur mit 
wrenigen Worten hingewiesen. Zu ihr gehijrte unzweifelhaft auch 
das auf dem rechten Donawufer gelegene Yp?. das dann nach der 
jüngeren Reduktion des babenhiirgiselieri Urbiirs'') im XIIL Jahr- 
hundert Haupt^^itÄ eines jedenfalls größeren und daher aufs linke 
Ufer hinUberreichenden Landeericbtt's war, I>nniitin Zusanunenhan^ 
i?teht endlich die noch ins XV. Jahrhundert herliberragende Graf»! 
Schaft Weiteneck, in deren Bereich übrigens PeiUtciner Gut schon 
naclige wiesen ist*) — alles zusammen ein umfangreiches, geschlossenes 
Gebiet, das mit dem jetzt fdierosterreichisciien Maehlande und der 
Mehrzahl der im folgenden Ab^ehnitto nacbzuweisendon tlraf sc haften 
jene zweite oder mittlere Graf?icbaft der uribnnischen Ostmark vor- 
stellt, von der wir vor Jahresfrist gehandeh h;ibeii. Das inü;:;« 
genügen; wir eilen nnti ttxr fltlehtigen ^Schilderung einer andtren^ 
Gruppe territorialer Imrounitfitcn unseres Kronlande.;', die als die 
zweite Grafschaft des Otto nm Freising gelten künnte und daher 
seinerzeit an zweiter Stelle zu eingehenderer Erürterung ge- 
langen Süll, diee umsü mehr, ak, wie eben bemerkt, sie wohl auch 
noch in die mittlere Grafschaft der KaroHngischen Ostraark mit 
hinein gehört 



'1 Kliitter de» VftTein« fllr LaaileeUunde von Xiedcriisleripich, IflOI, 100 
») ChrofticoB EberspeTg. Mtl. S.*. XX. II: 0^fele, SS «K, HB. II, l> und IJ. 
1 Raut-h, S*?. KK. AA. IJ, 4. 

*| Wiitc, a. a. O,. '^l; BMtter des V«re!i]c«c für LancÜtfHkimde von N'icdor- 
;w«>rreJch. 1901 tXXXlHt, 8. 104 f. 



reic 



§ ß. Der vorerwähnte Nachtrag zum engeren Landbtiche 
leitet zu einer nördlichen, der Ripdenburg-Pernecker Gruppe 
hinüber, Er liring't tiLLtnlich, soweit r-r von einer dem Rciohr* beim- 
gefallenen ürnfschaft oder Herrschaft Peilstcin hiindelt, noch vor 
der Schilderung der drei südlichen Kuniitate einen Passus über die 
Grafschaft Riedenburg «nd ihre Zagehör. Diese Nennung versetzt 
uns in den Nordwesten unseres Herzowtums. Denn die Grafschaft 
Riedenburg ist nichts anderes als das spätere Landgericht Hörn, 
ein Gebiet, das von seinen einstigen Besitzern, den Herren und 
(iRifen von Regft'i- Piagen, Gründern des Klosters Altenburg, den 
Hainen dos Boigrcichea überknninien hat. 't Auch im Sfiden der 
»mittlcreii Grafschaft*, an der Pielaeh finden wir die Piugen.-) Da es 
immerhin mögHch ist. daß dieses Geschlecht auch um Heiden- 
ichistein und Litscbau an der Dreimark von Osterreich, Bühmen umi 
Mahren begUtert war^'), so könnte leicht die Frage entstehen, nb 
nicht sogar die zwischen dem Hornerboden «nd der Umgehung 
von Litscbau gelegene groll« Grafschaft Raab-s, das nacltmalige 
Landgericht Dro&endorf. einst Piugen seher Besitz gewesen oder 
diichul! dieses Gebiet in den Händen von Besitavorgdngern der Piugen 
rieh befunden habe. Vermutungen in der erstgenannten Kichtung 
iußerte schon Fischer in einer Anmerkung zur iJ68. Klosterneu- 
burger Tradition '), nach welcher Graf Gebehardua de Rebegave 
um das Jahr 118f> in seinen letzten Stunden dem Grafen Konrad 
von Rachez — offenbar Raabs — ein Gut in Lad für das Stift 
am Fuße des Leopoldsberges übergeben hatte. Nach Fischers 
ileinung wllre zu jener Zeit Raabs in den Hunden der Piugen 
gewesen. Das ist nun kaum richtig *l, sehr wohl raüglich aber Ver- 
wandseh aft der Raabs mit den Piugen. da sich bei beiden Besitz- 
tiuchbarn der Name Gehhard findet. Und wenn wirklieh Wcn- 



.1 \V endtinsky, in den Blättern rle» Vereine« für IjnndcBkiutde. XIV, 
S- 181 C tint*?r HitboQützung ein>^& von ihm aucIi sitierleB Kxkuracs in .Slrnarlls 
Pcaerbftcb iLin» IfiG^h bifir kann tnmi ouf 8. 109 dna KiHigs »her die Anidch- 
nung äs» Boi^frcichM lesen. Ein^hencle Untersuch uiigen Über einzelne Uiilit^bk^ittn 
d«ui Il<»igrfricfae« dnnkcn wir dorn Altenbufg«r KonvenTiialna Enrll, BiKUer des Vcr- 
oinM rar Lftndcsknmle von NigderfiHterreieb, XXV (1891) ff. 

') l*ielie oben S. W, Anm. 3, 

'} Vgl. Wendrin^ky, b. a. O., 183, ond Witte, n. a. O.. AiMl 

») F. U. A,, IV. 295. 

N V^t. WcDdriDskj. n. a. O., XLl. 18Üff, doch auch die Kotisen aber 
di« f*»niiJieT)verbindinigr?n an der vorher zitierten Stelle. 




drinsky recht bebielto. da er die Regau-Piu|E^n mit den Vögten von 
Perg zusammenstellt, so würde eine halb sagenLafte Naebrieht. die 
un^ im Enenkelschen Ftl raten buebe begegnet, einiges Gewicht 
erlangen und selbst wieder SlQtze geuealogischer liypütheeen werden. 
Dnnach hätte ein Markgraf Ernst oder ein solcher Albreeht zwei 
Söhne. Albrecht und Leopold, gehabt und jenem Peroeck, diesem 
aber, der naehmals Markgraf — Leopold der Schone ? — wurde, 
Gars zugewiesen. ') In welche Zeit dieser Vorgang gehört, ist frag- 
lich; man denkt an zwei gleichbenannte Söhne Leopold IIL, welche, 
wie die dnrt erwjdmten. einen Streit miteinander hatten. ^i Auch von 
ihnen kommt der Leopold genannte zur IJerrschafl. 80 wird Gars 
selbstverständlich wieder mit der Mark vereinigt, wogegen Perneck 
noch bis ins XII L Jahrhunde*rt Sitz eines Dynastengeschlechtes war, 
das im engeren Laudbucbe sogar als grilf lieh bezeichnet wird.'\! Von 
den letzten Regau-Pitigen wissen wir nur. daü sie den fünften Leo- 
pold zum Erben eingesetzt haben. Dagegen erscheint in einer 
Eintragung in die Zwettler 'Hürenhaut« Albrecht von Perg aus- 
drücklich als Verwandter Leopolds \j, und Heinrich IL gedenkt noch 
uls Herzog von Bayern eines getreuen Albrecht, der Vogt mehrerer 
Ivlosterstiftungen war und den Vögten von Perg angehört''), als seinen 
Verwand ten.**) Da nun die ViJgle von Perg und Herren von Machland 
auch um Laa a, d- Thaya begütert'), anderseits die Herren von 
Perneck niit den Grafen von Raabs verwandt waren'*), die ihrer- 
seits wieder als Verwandte der Babenberger bezeichnet werden '*t. 
80 kann man sich das seinersieit. noch in markgriiflieber Zeit, an 
Albrecht »den Leichtsinnigen« gelangte Verwaltungsgebiet als ein 
ausgedehatcs. geschlossenes Territorium denken, das so ziemlich den 
ganzen Norden der Mark ausmachte und an Böhmen und Mähren 



^K *) MG. DCbr.. llt,. S, 603 fl., V. 191 ff. 

^^^^^^ ') Meiller, Dabenbi>rger ßegcBten, 24. Nr. 1 

^^^^ ') MG. DCbr., III, 3. 71», § 16. 

^^^^ *) F. R. A., III. &2. 

^^B ^} über diese ist noch immer St Li 1% in: Climol, Österreichischer Goschichta^ 

W forscher, II, 8. 260 f. 3.u bAfrag-ön, eine Statnintafd bringt Meiller, SaL^bargcr 

^^ KogBstPB, S. 467, 

^^fe <*) UrkandeTibucIi von Nfederiistermcb^ I^ 9. 

^^"^ *) Blä(ter des Vereiiies für LttodeskuBdo von Niedoriistorreieh, XXXV ilOOl). 

I S. 106. wo es Zolle 11 heißen aoU: »Friedrichs 11, von 1241.'.« 

^^L *) Wetiiiriniikv, Bl<tttcr, A. u. ü-, XII, S. l^HJir. 

^^^^^^ ^) Moillor, ßabpnberjj'flr Hpgetten, 197. Nr, Sb. 



grenzte, während es im Sud»?n an nachmalige Landgerichte wie 
Eggenbarg, Gars, Krumatt stieC. Wer dächte dabei nicht sofort 
an die »böhmisiche Mark* und den ganz sicheren Markgrafen 
Konrad, die beide seinerzeit einen kleinen Sturm in die ra.ittel- 
allerliche Geschichte unseres Kronlandes gebracht haben. Witte 
nun müehte dieaee g-eaamte Gebiet schon an den Markgrafen Aribo. 
der letzten Karolingerzeit, den er wieder gerne den Aribonen zu- 
zählen würde, uod zwar als Unterpfand der Freundschaft Herzog 
Swatopluks von Mähren, gelangen äassen,') Allein bloß auf den Be- 
sitz der Herrschaft oder Grafschaft Riedenbürg wird sich Wittes 
Vennut ang wohl nicht stützen lassen. Diese künnte ebenso wühl, wie 
■väel leicht auch die nachmalige Grafschaft Hardeck, von den Fingen, 
an die Äribonischen Burghausen gelangt sein, bei denen sich etwa 
seit Beginn des X[I. .lahrhunderLs der den Aribonen früher fremde,, 
den Regau-Pingen aber schon länger gelSufige Name Gcbhard 
findet.^) Beim Aussterben der Burghansen wäre dann ein Teil ihres 
nlirdlichen Besitzes, nämlich Hardeck, dnrch die Krbtnchter Idu an 
die Plain^), ein anderer aber, die Grufschaft Riedenburg, an die 
Peilstein gediehen. Diese letzte Vermutung triflPt vielleicht nicht 
au; vielleicht sind auch hier die Piain anmittelbar eingetreten. Denn 
ich habe schon oben und bei früherer Gelegenheit hervorgehoben* 
daß uns der Peibteiner Absclinitt des Landhuches von Üsterreieh 
und Steier den Stand der Herrschaft lange nach dem Aussterben 
der Aribonen ( 1219.1. ja sogar nach dem ihrer Beaitznachfolger, der 
Grafen von Flain-Hardeck (1254) überliefert.') Auf verschiedenen 
Wegen also kommt man zu der Annahme eines ausgedehnten ge-. 
Bchldssenen Besitzes an der bühmisch-mährischcn Grenze, der. in 
den Händen einer mächtigen, mit dem Herrscherhause verwandten. 
Dvnastenfamilie, sich wohl auch in judizieller Hinsicht von der 
markgrUf liehen Gewalt frei befunden hat^), und ftlr dessen einzelne 



*) Witte. Mitteilungea des Institutes, ISrglEnxaDg-sb»iid V^ 377. Dtxa kommt 
BubsPernecker Beslts in der Ornfschnft Weitene^g, in uomittellMirer Kn^fa- 
de» dortigäts PciUtetnerg^ite« in Betracht, Wendrinnkv, a. ■. O., 183, 
194 u. «, w. 

*) Vgl. dio EogCBtea in StraadtA Ppuerbadit n. a. O., lO.'i ff. 

*) Witt«, ». k. O., 3b3ff. 

*) D[e Maetit der Qtnfea Ton Poilileio. Blättef dos Verainc» fllr Lande»* 
kund« roti NiederönlerreJch. n. a. O,, 125 ff. 

M An »Kdobsgrafii'Chaft« deok^a wtr de»lialb noclt nicbl, wi« WvndritttkT, 
L a. 0.. äHO. 



Täiie eich die Bezeichnungen »Grafschaft* finden, so daß er füg- 
lich von Otto voll Freising, in dessen Zeit er noch nicht durch 
Heiraten allzusehr zersplittert war. als eine Grafschaft bezeichnet 
werden konnte. Vielleicht war aber auch hier die Gerichtsgewalt 
nicht mehr in einer einzigen Hand vereinigt oder sie mochte nur 
ideal als ein Ganzes erfaßt werden, so daß die Zahl der Graf- 
schaften fragüeh sein konnte. Nun hlitte es aber noch eine dritte 
solche Grafschaft gegeben; welche war dies? 

§ 7. Es kannte die Frage entstehen, ob man noch nach einer 
solchen dritten Grafschaft zu forschen habe. Wir sehen ab Tun 
dem immerhin möglichen Kinwand, daß ja auch für die südliche, 
^le Peilsteiner Groppe. wie für die nördliche Gruppe von Graf- 
schaften, die Litscliau-Raabs-Ferneek*Hardeck-Riedenburger Graf- 
schaft alsoj erst der Nachweis erbracht werden muß, daß sie wirk» 
lieh Grafschaften im Siuue der ^ires comitatus« des Otto von 
Freiaing gewesen. Doch kann auch anter Annahme dieser Voraus- 
setzung auf die schon üfter betonten Zweifel hingewiesen werden, 
ob die au genommene ursprüngliche Einheit dieser Grafschaften 
zur Zeit der Dekretierung des Minus noch bestunden habe, oder ob 
man nielit jene zwei schon als drei, ja mehr Grafschaften zählen 
konnte. So würe die Bedingtheit in Ottos Ausdruck — »quos tres 
dicunt* — YoUfcomnien gerechtfertigt, selljst wenn es uns nicht 
gelingen aollte, noch eine dritte Grafschaft, ahnlich wie die 
Persenbeup-Peilsteiner und die Raabs-Riedenhurger Gruppe auf- 
zutreiben. Das kann uns aber nicht hindern, denn doch Umschau 
nach einem solchen Gebiete zu halten. Es könnte etwa die Graf- 
schaft Klamm*), nachmak Landgericht Machland, gleichfalls 
Bestandtbeil der mittleren arihoniBchen Grafschaft, in Betracht 
kommen, oder vieleicht anderes Gebiet, für das zwar im XII. und 
Xnr. Jahrhundert nicht mehr der Name Grafschaft gebraucht 
wird, wie dies bei den vorgenannten der Fall war, fUr welrbes 
aber zeitweilige Unabhängigkeit von der Mark ganz außer Frage 
steht. Und da ist der Landstrich, den die spüteren Landgerichte 
Marchegg, Stillfried, Feldsberg im Norden, Brück im Süden 
der Donau und noch andere ausfüllen, höchst bemerkenswert. Er 
Imt bekanntlich um die Mitte des XI, .lahrhunderts eine nicht un- 
wichtige Rolle in der Geschichte des Reiches und der Ostmark 




-) MO. DChr., lU, 717, § 13 <A 7). 



■h 



j^espielt. Iin Friedet! von 1031 an LlDgarn abgetreten, dessen König 
Stephan einen siegreichen Krieg gegen Kaiser Konrad II. geführt 
hatte, warde das Land zwischen der Fiscba und der Leilha und 
nürdlich von der Donau das Gebiet westlich von der Mareh bis zu 
einer von der FiscUamtindung bis Tracht an der Thaya gezogenen 
Linie — -dieses Gebiet also wurde 'J zwölf Jahre splUer zurückgegeben. 
v^^rerst jedoch nicht mit der Ostmark wieder vereinigt, »sondern 
«*ü wwd daraus eine neue Mfirkgrafschaft ijebildet* die nach 
mMnnigfaeheD Schicksalen zwanzig Jahre später. 1063. wieder mit 
der Oätuiarb verbunden erscheint.-) Thausing gab ihr den seither 
jjerne gebrauchten Namen der »Neumark Österreieh.s«.''l 
Die Vereinigung war keine so innige, daß nicht eogar im XIII. 
.hihrhundert die Netunark. vielleicht in etwas verändertem Um- 
l'unge. noch als ein besonderes Verwaltungsgebiet erschiene. Vielleicht 
iflt dieses Verhältnis mit bewirkt worden durch das Zusammen- 
fallen eines groi3en Teiles der Neumark mit dem sogenannten 
gro0en Regensburger Lutz, zwischen Thaya. March und Rußbath 
pflegen Vi. ein Besitz Verhältnis, das wohl auf die Mailberger Schlacht 
1U82|, ja vielleicht noch weiter sjurllckgeht. -^) Im engeren Laodbuebe 
al>er bilden, wie ich schon vor Jahren nachweisen konnte'^), die in 
diesem Bereiche gelegenen Erwerbungen der üsterreichiachen Landes- 
herren eine Grup]>e für sich.") Wie in der Verwahung wird dieser 
Boden auch im Gericht seit jeher oder doch seit der »Wieder- 



') fluber, Goachiclite Ötlorreidu, I, S, 13'2, wo «uch ia Anmetkung 3 die 
vinacbltt^g^e Literatur verzeichnet i«t. und S. 18B; Decselbo, Öctetreiebiscbi* 
I{«iclugeBcbrchte (ISOö), (Jf. und Hub er -Dop ach (1901), ö. 7 f. 

-) A. n. O, ISS f. 

'Jl Forachrtageii zur deatschen G^ftcbieble. IV, 3ä5 fl*. 

*| MG, DChr., III, 7lii. 

') üewiü niclit oboe GtujiiI wird jii der Wiedermifbiiu der im »(idüstlichen 
Winkel diesige Gebietes gebgetieii Heiuiburg nkht nur den betrelTebden Itckh»- 
beantlen, alio dem HorEoge von Bayern und — wenn Bü ding er, ÖsterreichiM-be 
Gc»«ijhichlo. 477, Anm. 3, ira Rechte tat — dem Markgrifen von Oslorfeich. 
«ondern «och dem ÜiAchafe Gcbhiird von liegensbnrg ilbertr^geri. Die Schlurbi bei 
MiLxlbtrg ntitde icbun :£ieiii1jch nkhe dem liegensbnrger Luezq geBcbhi^en. Ui.i^'Piis- 
bürg Ncheint »og^ar hervorragendea Anteil dabei g-ebabt leu bttbcn. Mcycr von 
Knonan, Jabrbücber d. DR. unter Heinrich IV. B. 466 f., Anm. Coitnu beicdcbnet 
nierk<rUrdjg;erweiao den danialii geacbt>ig''ineQ Klarkf^rafcn Leopold als »üliuiti Lucx« ; 
»tftUoicht tinc verderlite Stell«? Vgl. MG. S-S., IX, 89. 

^> Die Einleitung zu Eiisnkelis Ft)ri«tenbuch. DoklordJSRertHlioD. S. 10 ff. 

"( MG ncbr., m, 718fr, §§ lä-21 (A. 12-15). 



■ 



Vereinigung € eine besondere Stellung eingenommen haben« wie sieh 
denn auch in keiner Weise dartun Ifißt. duG er aua dem benach- 
barten Landgericht Korneubnrg hervorgpfrang-en sei. Das' wUi'c''e 
schon an sich gentlgen, ihm wenigstens für das Jahr llöö den 
Charakter einer der Mark entgegengesetzten, obwohl ab antiquo zu 
ihr pfehöri'jen Grafschaft zu geben. In späterer Zeit taucht füi 
' einen kleinen Teil dieses Gebietes die Bezeichnung Grafschaft 
Orth auf; doch dürfte diesem Attribut kaum eine andere Bedeutung; 
zukomnien, als den etwa gleichzeitigen ErwöhnuDgen einer »Graf- 
schaft» Lenfjbach oder einer »Orafscbaft* Weitra. Auch hat die 
Grafschaft Orth sich nicht nur auf die nächste Umgebung von 
Orthj sondern noch auf Besitzungen außerhalb der Keumark 
erstreckt soferno sie zur einstmals schaunibergischen Herrschaft 
Orth gehören.') Diese war Lehen von Regensburg, ob auch öchon 
in den Ililnden der Besitzvorläufer der Grafen von Sehauinberg in 
Niederösterreicb. also der PlaLn und der Peilstein, bleibe vorliSuHg 
dahingestellt, Peilsteiner Gut war noch im Suden der Neumark 
jenes Sarasdorf an der Leitha, das jedoch ebeneowohl durch eine 
Familienverbindung mit den Vohburgern an Peilstein gelangt sein 
krinnte-). als vielleicht umgekehrt der umftlngiiche vobburgische Be- 
sitz in die.*iem Bereiche durch eine Peil steinerin an das markgröf- 
liche Haus gediehen sein mochte; herüber und hinüber ist gehei- 
ratet worden. Nach einer von Witte wieder aufgenommenen und 
gut verteidigten Hypothese hiitto man jedoch schon in jenem Mark- 
graf Sigfried in der Keumark Österreichs eigenthch einen [leil- 
steinischen Siegbart vor sich.-'") Das wftre dann freilich merkwürdig 
genug, wenn all die drei Grafschaften, die wir festzulegen ver- 
mochten, von Haus aus als peilsteiniiiche zu gelten bfitteo, jenem 
Hanse gehürig. dem Kaiser Heinrich IlL vielleicht mehr Vertrauen 
entgegenbrachte als den Markgrafen aus dem Hause Babenberg'), 
zumal dem mit einer ungarischen Prinzessin vermählten Adalbert.'') 
^^ Und wiire dieses Haus nicht hochmügend und stulz genug geweseiij 

^^1 *) Blatter dei Vereiao« ftlr LandukuDde tob NiedttSaterräicli, XXXI (1897), 

^^ 8. 329 flf. 

^^_ ') ^ig} Wilte, a. a. U, 4G4, und den StÄmmbattoi. 

^^k *) Witt«, a. jL. 0„ 371 ei. 

^H^ *) Ebenda 376. 

^^^^^P *) Jurittck GoBchichte d«r BabenVergtir und ihrer Länder. 61, lUOt mit 

^ BUdingcr. a. o. 0,, 477, die Vereinjjrung- schon 1048 vor sich gehen: liiuBicIjUieh 

^^^^^^ </<•/- L^e- VKiß Kaabs in d«r Neomark irrt judoch Biidingcr gewiD, 



t7 

im Rabnoen der Ostmark drei eigene Grafschaften zu füliren? und 
wären das nicht Jene »tres comitatus«, von denen Otto von Freist ng 
spricht? — Hier ist nun auch der Platz, jene älteren, oben er- 
wähnten ErklÄrungavcrauche zu würdig'en, welche bereits auf nieder- 
üsterreichiHche Gebiete hingewiesen haben. 



b) Ältere ErklämngBTersTiche. 

§ 8. Da ist es zunächst Lazius, der Altmeister der Ge- 
schichte Österreichs, der schon vor dreihundert Jahren auf der 
Suche nach den »tres comitatust a. a. auch gerade auf jene Graf- 
äcbaft Peilatein hingewiesen hat, die wir an erster Stelle zur Er- 
klärung der drei Grafschaften herangezogen haben. In seineni der 
Völkerwanderung im weitesten Sinne gewidmeten Werke >de Mi- 
^ationibus Gentium* bringt er nach einem Brachst licke des Privi- 
legium Minus und nach der einschlägigen Stelle aus dem Otto 
Friaingensis eino kurze und interessante Notiz.'} »Ex quibus patet*, 
heißt es da mit Bezug auf den Wortlaut des Minus: »Ex quibus 
patet, principes vetustiorea Austri? qu^dara a ducibus Boiari? in 
beneficium possedisse, videlicet marchiani Boiarie inter Anasum et 
Oenum (l) tiuvium comprehensum. Quam Otto Frisingeusis, f rater 
Henrici primi investiti ducis, eandem historiam tractans, in tres 
cnmitatus distingoitj ut arbitrur Styri? sive Anaspnrg, Machlandi? 
€t BUatcyn. Et h?c quidem de marehionibus Boiari? dicta sufficiant ^ i, 
quam hudie vulgato nomine provinctolam Aostri^ supra Anasum 
voc&mos, a peculiari et propio pr^side administratam Austriacorura 
prinoipum nomine. ^ — Wenn nun Laz die angebliche VergrüUerung 
der Oätmark zwischen Enns und Inn sucht, so kann nicht wohl 
die Grafschaft Peitstein eine von den Grafschaften sein, aus denen 
jener Zuwachs bestanden hat. Krones bezeichnet daher mit Recht 
Ltazius' Auffassung ala unhaltbar.') Immerhin lät es merkwürdig. 

') De Gentium alii^aot mi^ntiombas, sedibua fixis .... libri XIL Frnakfurt. 
1600, S. ä83, »chtuß. 

•} Uiivrmit aolllc wohl das K&pit«! «cbtießen; wu noch folgt, galiürt oflvah&r 
•tt dvaäcliluS des ersten Satsea und dürfte duri'b ein MitlventttadniB dt»a Druckers 
hiorhor gelangt sein. Vgl. Michael ^larr-Adlwimg', Wolfgiuig Liusins, der «rieder- 
liolt clc«s<n »ehr schlechte Schrift erwILhnl ; Loviius selbst gestellt MAugel ud<I 
Feblor aotDer Ausgabe ein, ebenda S. 10, 

*) tlm.rti8e do« <ieichicht«lebens de; d«utscli-Oit«rreichiadi«Q t<Mndergrup pe 

(lesfl), s, 170. 

Jthrtiqob 4. V. f. Uiid«fkui)Nl«. 19Q>. "t 



18 

daß Laz aucH Peilstein zu jenem offenbar zusammenbängeiiden 
Komplex rechnet, obwohl er doch wissen mochte. daj3 die ihm 
wohlbekannte Grafschaft Feilstem') ö&tHch von der Eniis lag. Das 
läl5t Tina Angabe von Gründen doppelt vermissen. Oder sollte Peil- 
stein im Mühl viertel gemeint* sein? Aach die Gerichte Steyer und 
Burg-Enns sind in der Folge am rechten Ennisufer zu suchen, und 
das Machtand kHine für die geographische Bestünmung des Lazius ganz 
nnd gar aiiiier Betracht. Aber es wäre doch Lazius der erste und 
bisher einzige, der die abgetretenen bayrischen Komitate innerhalb 
der alteo haben bergisehen Ostmark sacht. Wir würdigen seine Ver- 
mutungen später noch einmal. 

§ 9. Mehr Beifall spendet Krones der Auffassung, die er ans 
Moritz »Kurzer Geschichte der Grafen von Formbaeh etc.« 

geschöpft hat,'-) Darnach ginge die »Meinung des bayerischen Aka- 
demikers Moritz» dahin, daß in den »tres coniitatus« »die drei Graf- 
schaften Formhach, Lnmbach und Putten« zu suchen seien. Allein 
dfts sagt nun Moritz nicht. Er meint wohl, daß durch die Erhebung 
der Ostmark zum Herzoijtume im Jahre 1156 »Graf Ekbert tll. 
wegen der Grafschaft Putten mit dem üaterrcichi sehen Hcrzogtume 
verbunden* worden sei. üann aber beiÜt es ausdrücklich: »wegen 
der Grafschaften im Quinzingau, Windbergj Neuburg. Formbach, 
Reicherdberg und Schürding blieb er i Graf Ekbert) wie vorher, beim 
bayerischen Herzogtume*. So reklamiert Moritz kein oberüsterreichi- 
sches Gebiet für das neue Herzogtum, ja der Grafschaft Lambach 
erwflhnt er nicht einmal; doch witre möglich, daü sie" unter der 
Grafschaft Putten mitzuvoratehen set. Bit'tet sonach Moritz der sieg- 
reichen, von Strnadt vertretenen Auffassung der »tres comitatua» 
keinen Angriffspunkt auf ohorästerreichiachem Bodt?n, so hat er 
doch auüli hinsichtlich der einen niedcrrösterreic bischen Grafschaft, 
Putten näralichf völlig Unrecht, Putten mit dem ganzen Gebiet von 



') Vgl, Blattei doB ^'croineä flir LiindeHkiinde von Niederösterrescli, XXXil, 
ö, I6ß. 

') Der roll« TituL ilifaua ßUclileiua lautet; ^Tosef MoritK, eheRialigen Ocqp> 
ditctinerü im oWrpfaUiacli»!) Btift Ensdotr, kurze Geschichte der (i rufen von 
roriubai?h. Laiubieh und l'Üttun, in Hlii»icbt auf ilire Abstammung, HtsitKungen, 
MitvUtcrmlen nad •Stiftun^'cn. (Eine vun der cburfUrstlichen Akademie mit «ia^r 
goldenen MeditiUe ^krönte tiad von ebenderEelben £nm Dmcke b«n;rderte Prdt» 
•cltrift.) Mttnclten 180:^, im akademiBchen Vrrl&ge Dl« fragliche Steile findet »ich 
aat S. 133. Nr. 8. 



Sa 



fiitfi 



19 



Wiener-Neustadt ist ja erst durcb den Ofner Frieden dauernd an 
Oaterreich gediehen, bia dabin hatte es zu Steiermark gehört.') 

§ 10- Wie Lazius und Moritz je eine von den der Ostmark 
zugewandten drei Grafac-baften innerhalb des beutigen Niederöster- 
reich suchen, so vermutet auch Matthäus Koch in seiner Chro- 
nologischen Geschichte Österreichs^), allerdings auf Grund 
eines Hiljverat?lndniases, Zuwachs zur berzojfliohen Macht auf 
niederöaterreichischein Boden. Gestutzt nicht sowohl auf Hermaun 
Yon Altaich als auf die Interpolationen in Konrad von Wizzcnburgs 
Chronik erwähnt er die Ausdehnung der Ostmark bis zun» »Wald 
Rotenaala (heutzutage Saloth) bei Passau« und deutet die Grafschaft 
Bogen auf das Poigreich bei Hörn. »Getrennte und erat spUter 
erworbene Teile des neuen Herzogtums«, heißt es dann weiter, »nmd 
tler vormalige Traongau mit den Grafschaften Lambach nnd Wels 
Grafs('h.ift Schärding, Neuburg und Putten, Herrschaft Schaumberg 
Grafschaft Retz, Wildcncck und Mondsee*. Mit zwei von diesen 
Kennut)gL-n würde nun Koch meiner Auffassung Vorschub leisten, 
iiamlich mit Erwähnung der Grafschaft Riedeubtirg und der Graf- 
schaft Rotz; diese beiden habe ich für SpreitgstUeke der grolien 
nördlichen Grafschaft gehalten. Aber nichts weist bei Koch auf 
eine solche Krkt-nntiiii^ hin; er ist weit entfernt, die beiden Graf- 
»chaftcii dem nürd liehen Konvitate zuzuweiiäen. Jene, das Poigreich, 
ist, wie wir apHter zeigen, nur falsche Lokalisierung der bayeri- 
schen Grafischaft Bogen, und von dieser, der Grafschaft Retz, 
wisset! wir auch nicht, ob sie Koch am rechten Flecke sucht; 
denn er zählt sie unter lauter oberüsttTreichischcn Nansen auf, und 
bwccichiiet sie überdies als spätere Erwerbung, was sich freilich 
mit den Tatjüichcn nur schwer reimen ließe. Das Minus hatte aber 
den neueji Herzogen grolle Ansprüche eröffnet, deren Verwirklichung 
vnt im Lauf der Zelt eintreten konnte. 

Üborblicken wir nun daa Ergebnis, so zeigt sich noch eine 
solche Unklarheit hinsichtlich defisen, was mit den »tres comitatns» 
gemeitit sein möge, dali man eigentlich nichts erkennen kann als eine 
aUmilhliclie Anbahnung der oberöstcrreichiachen Hypothcaey 
der wir jetzt naher treten wollen und die. indem sie sich wie 
ein erkennbaren Gebilde aus diesen Nebeln emporhebt, obwohl 

't Vgl. moine Uot^rsaichungren über »Die LundoHgreiiKO von 1254«, Archir 
fOr 6Ai«rre>cbi8cti4;t Gescliichic, LXXI, 297 ff. 

*) MatthüuB Koch, ChronqlogiBcbo Qeocbicbte ö*iem»ir-hs U^^)^ S, "2 f. 



selbst sebon wieder abgetan, dock als ein Fortschritt gegen Qberr 
den Aiisehauungen eines La», Moritz und Koch äu betracbten ist. 
llir Hervordrängen hat dann freilich das vollstftndige Zurücktreten 
jener jiied er österreichischen Anklänge zur Folge gehabt — ao voll- ui 
Btändig. daß ihrer in den letzten fünfzig Jahren kaum Erwähnung ^^ 
geschieht '>, zu gesehweigen, daß ein Versuch gemacht worden wilre» " 
jene Anklänge zu entwickeln. Im vorsieh eudeja würt- ein solcher J 
Versuch gemacht worden, zu dessen Rechtfertigung freihch noeb ^M 
* manches geschehen muß und geschehen wird, ein Versuch aber. 
der schon deshalb auf den ersten Blick die Wahrscheinlichkeit für 
gjcb hat, weil es leicht müglich ist und weil ea auch auderwärtf* 
Torkam, daß an den Grcuzen größerer Machtgebietc sich kleinere ent- 
wickelten. In jenen drei Bereichen also, an der Ost-, Nord- und Süd- 
greuze der Mark gelegen, wäre den neuen Herzogen — oder, mit 
Brunner^) zu öprechen. »Markherzogen« — die Gericbtsboheit 
zugesprochen worden, ebenso wie in den ihnen nie entfremdet ge- 
wesenen drei Landgerichten, Ist das der Sinn von Ottos Nach rieht, 
dann wird man zageben müssen, daß es keine überflüssige Er- 
wähnung war. Demi wohl mehr als ein Vierteil, vielleicht der dritte 
Teil der Mark wäre demnach vor ihrer Erhebung zum Herzog- 
tume direkter markgräflicher Gerichtsbarkeit ent^ugcn gewesen. So 
sollte et* jedoch nicht weiter bleiben oder gar jene Grafschaften 
in noch größerem Maße dem Herzogtume entfremdet werden. 



c) Die oberösterreichiscbe Hypothese. 

§ IL Wnr es denn nicht Überflüssig, die »tres comitatus« 
innerhalb der engeren alten Ostmark der Babenberger zu suchen? 
Hat denn nicht nach langem hin und her jene Meinung Oberhand 
behalten, welche die drei Grafschaften der Gesta Frideriei eines 
Otto von Freising in der ersten aribonischcn Grafschaft «zwischen 
der TraQU und dem Passaucrwalde« sucht, Gebiete, »weiche bei 
der Erhebung der Mark ()8terrcich zu einem Herzogtume (1150) 
vollständig mit diesem vereinigt wurden«.'} Nach ihr sind die 

') Kroae«, ». o. O-, vai HaetinQbrl, a. &. 0, At&h'iy LXXXLL, 439. bu 
ADmerkung 125. 

'> In Sitiangsbericht« der Wiener Akadcuiie, XLVII, 320. 

*) Hob er, Oitarräiehltehe ß«ichBg«schictite (ldyä)«ä. 7. So »ucli Jurittch, 
Geschicbte der Babenlit'rjrvr und ihret tünder. 212. Anm. 4, wo aber in «lAiger 
Vortvirrang gtdchseitig ruo der »reraJUtea Aniicbt« gcäinodieii wird, daß duinsl« 



31 



^^I^ei Grafschaften: wahrscheiiiHcli die Grafschaft im Truungaa 
zwischen der Enns und dem WaJde Rotenfiala, dann der Östliche 
Schweinach^au und das Machland«.') Und daa alles, nachdem 
Stmadt die schon früher erschütterte''^), auf dtm von ihm trefflich 
gewürdigten*) irrigen Bericht Hermanns von Altaich"*) und dem ge- 
f)Uschteu Privilegium raajiis*) btTuhoode falsche Ansicht von einer 
im Jahre 1156 erfolgten Abtretung der »M«rk auf der oberen 
Seite der Enns« *) end^iltig beseitigt zu haben schien ') und nach- 
dem noch neuerlich eben im Jahre 1895 Dopsch »Jen schlagendsten 
Beweis gegeo diese IdentifiEitrang« — n^rnlieh die Zusammenlegung 
der »comitatus* bei Otto von Frciaing und der »beneficia« im Privi- 
gium minus*) — und »die Annahme einer Vergrößerung der Ost- 
mark durch drt'i bayerische Grafaebaften« in der > Tatsache* erblickt 
h*it, >daü es bisher nicht gelutigen ist. diese (Grafdchaften?) im 
Sinne jener beiden Nachrichten auch nachzuweisen«.") Viel vorsich- 
tiger, obwohl gewili unabhiingig von Dopsch, drückt sich denn auch 
Laschin aus, wenn er »das Kernland unseres Reiches 115Ö auf 
dem Regensburger Tage durch kaiserlichen Willen als Herzogtum 
Österreich aus der alten Ostmark nnd einigen bayerischen Gebieten 
geschaffen« '**) sein und «im Westen erst bis zur Enns und bis tarn 

äMn gftiuee healig-e Obeiüsterrcicli bis ziitn Wald Kott^nsata zum neuen llerzogthtinie 
gMChUgen «rurde. Diese Ansicht weist JuTitach aaf CSrund von Hubers kUeien 
Arbeiien, auf Grund von Straadt und Bracner scurUek. 

') B a c h m a n n , Lehrbuch der aderroichiichen Reicbfgetchiehte, I , 
(1896). 8. 3«. 

•} Crqnner, Djm gerichtliche Excmtionsrecht der ßabenberger. In : ^itannga' 
b*ricbte der Akadeniie der VVi&senschKften in Wien, XLVII, 3ib. 

^) A.A.O., S. 72; er nimnit Farteilicbkeit fllr die Wilt«lsb&t:her an, Kehr, 
lienutan von Allaich und seine Fortsetser, S. 38. und mit ihm IiDpsch, a.a.O., 
8. 304, solche fitr KSnig fUtoltar II. von Buhmeu, 

') MG. SS., XVfl, b82f. 

^|l Kevester Abdruck bei Schwind und Dopsch, aiehe das folgeade Zitat. 

") iMarchla a luperiori parte SDminiB Anaii«, Schwind und Dopicb, Aui> 
gewählte l^rkunden zur Verfouimg'sgescbichtD der deutufb-UsterreichiscbeQ Erblandb 
Im Mitt«tiiUer ll8Bä}» S. 11. 

-1 Gehurl des Lande» ob der Enns (1886) 687. 

*) Scbtvind and D(»(>icli, a. &, O, 5, Bf. .Ulngtter und be»ter Abdruck bei 
Erben, i. a. 0., 137, 

"y .Mitteilungen dea Inatitnles dir <;»tcrreiobiscbe rj«echicbttfonchung, XVII. 
801, OBt«n. 

^") Hanptifichlich ge^en diesen ZuMatx »und einigen bave riechen: Gebietun« 
wend«< lieh Slrnailt» niajlvatle ilearteilung der AüTraiRnng LusutünH in der »LiDKcr 



Haselt'raben- der 



Donau mündet < 



geofenUber von Linz in c 
reichen, und endlich in Übereinstimmrm^r mit Strnadt') die ober- 
üsterreiehiache Erweiterung- im Norden der Donau »von der Hasel 
bis zar großen Muhl< erat im Jahre 1180 an das Markherzogtum 
fallen bißt^), »•wfthrend das Land zwischen der Enna und dem 
Hausruck zum neuen Herzogtum Steiermark geschlagen wurde« 
■ in dessen Verband es« jedoch nicht »bis über die Mitte des 
XIII. Jahrhunderts verblieb*.') Vielmehr ist dieser Verband schon 
doreh den Anfall der Steiermark an den Babenberger-Besilz ge- 
lockert und der alte Traungau noch in Babenberger Zeit an 
Österreich gefügt worden.^) 

§ 12. Um nun den eigentlichen Grund za erkennen, wjirum 
nach den Ausführungen von Strnadt. denen sich auch der vormals 
anders gesinnte Hasenöbrl angeschlossen bat, und von Dopsch.. die 
Darsteller der rechtsgescb ich tUchen Vorgänge des J^res 1156 eich 
doch für die durch Strnadt begründete Auffassung nicht erwttrnien 
können und nur zögernd an sie Zugeständnisse machen, empfiehlt 
es sich, zunächst die Kontrover.se Strnadt-Bachmann naher 
kennen zu lernen. Indem Baehmann vor allem gegen die von 
Sfrnadt behauptete staatsrechtliche Bedeutungslosigkeit des Jahres 
1 156 f Ur Oberüsterreich zu Felde zieht % hat er selbstverstfindlich 

Zeitungt 1SR5, Kr. 2B0^ jeuer Zusatz fehlt dsnn mucb In: Lutohin, Grundriß der 
iüsterreichischea Reichs^ichichto, B. 44. 

') A. B. O. 

') Lnischiii, Östeireiehiiche HeichsgcacMolite (IS9G), S. 87; Strnadt. 
Geburt, 8. 88 C; Dopuch tnt »obr tfurecht, wenn *r(i». a. 0.. 297. Aniri. ö) Ln- 
scfaia TDit Haber, Geogler und Ilauhtaanu in einen Korb wirft, Im Jahre 
1899 scfaliePt Bich dann Laschin in seinem GnindriO der nslerreicIiiRchen Beichs- 
goBchichte, S. 44, Scrnadt TöUigr an. Endlich bat ancb Do|)«cb in der Ken* 
ausübe von Hubers Ojt«rreichiäche Reichsge»cliichte (1901 ii, B,B, w«g«n der in 
Haber« Text vorgenommenen Änderungen. heeiebungsweHe Weg^IasBungen (rgl. die 
alteio Aufgabe, J^. 7| tediglich auf seine vor/.itierte Arbeit verwicien, mitbin seine 
Anffasaung bis dahin nicht goAndert, 

^) So Lnscbin, ». a. O., mit 8trnadt, a a. tX. lOä ff. 

*) Vgl. mAiceD Kommentar zu j^tmadis Beweiffaimiig in: Blitter d«t 
Vereine« für Landeskundo in Kiedetöitcn'cich, XXt, S. 349 und 27ü ff , besonders 
383. mit Beiug auf die Sakbarger Urkunde von 1331; M ei Her, S. B. 251 
lind 371. »Waren die Qbor Ualkiadi westlich nofaieigenden Berge dJe Grenae des 
Ktevrlandes« (Straadt, a, a. O., 102), so war es (Iberillltsig, dienen Grenszug zu 
l>e»cbreibei), da vorher ohnehia von den itiiuiles dacis Htiriae« die Rede war. 
Doch dies beciebt aieb tedigLtch auf den Dacbstein. 

^) Zeitschrift lUr die ä«terreichtsäh£n Gynuuuten. 1887, S. böl ff. 



mk 



23 



in erster Lioie die eiiiachlägigeD Stellen des Minus und die Worte 
Ottciä von Freisiug ins Treffen geführt. Und da ist ee wahrschein- 
lich die aUerdmgä sehr naheUegende Zusammenstellung der >beae- 
ficia . . . a dacatu Bavarie*. von denen das Privilegium minus 
spricht, mit den comitalus bei Otto, die allenthalben angesprochen 
liaben dllrfte, Bachinann meint, daß die »beneficia*. d. h. »die 
Amter und ÄmtsgUter* der Urkunde sich offenbar mit den Graf- 
sehaften des Chronistei^ decken.') Da im Minus die Bezeichnung 
solcher Grafschaften als » beneficia' schlechtweg immerhin einiger- 
maßen nuffalten muß, so gibt eben Bachmann den »Lehen* einen 
tieferen Sinn, er fatJt sie als Amtslehen auf. Vielleicht gebraucht aber 
die kaiserliche Urkunde jene allgemeine Bezeichnung nur deshalb, 
weil erst die königliche Bannleihe jene Lehen zu Grafschaften 
machte, es sich in diesem Falle aber nur um die bayerische 
Lehenaehtift handelt, Doch wie immer, man kann sich mit Bach- 
manns Kommentar uhtindeu. Freilich folgert er sofort für den neuen 
Herzog von Österreich Muchtauwachs, »nicht so sehr direkten Zu- 
wachs an Land als rechtlichen, indem die Grafschaften 

Bayerns, in denen einem von seinen Vorfahren einst das Grafen- 
nmt zustand, seiner herzoglichen Jurisdiktion unterstellt, seinem 
Heraogtume Österreich einverleibt wurde.«-) Bachmann hat lediglich 
ZQ bemerken vergessen, daß dies im wesentlichen schon Brunners 
Meinung war, der ja auch den österreichischen Herzogen nach 
1156 nmr Gerichts hoheit, aber nicht« was an Landeshoheit erinnern 
[würde, zugesteht,*) »Die fürstlichen Gerechtsame des österreichischen 
Qerzogs«, meint Bachmann weiter, wären in den neuen, bisher bayeri- 
schen Gebieten »selbstverständlich« dieselben gewesen wie in der 
alten Mark, und wenn sie sich schlieUlich im Erfolg anders ge- 
staltet hätten, ao sei die kontinuierliche Entwicklung daran schuld, 
welche die Grafschaftsverfassung seit jeher in den neuen Gebieten 
gefunden und welche den Herzog zu großen Anstrengungen bei 
Durchfilhrang seiner Ansprüche zwang. Darauf deuteten nach 
Bachmann auch die Worte Hermanns von Altaich: »cancta sihi 
Bubiogavit (sc, dux Auatrie) imperatoria Friderlci potencia*. Im 
tibri^n zeige die Übereinstimmung der Auffassung Hermanns mit 

■) A. &. O., S. 553 f. 

») A. I. O., &54. 

*) Q«riebtUcb«( Rs^emtionsrecbt der Babeaber^er. SitEnng'Bbeiicbto, 47. 



24 



der des Interpolators in der Melker Chronik des Kottrad von 
Witzenberge, daß man zu Hermanns Zeiten — also hundert Jahre 
uacli dem Ereignisse — allgemein von der im Jahre 1156 stattge- 
fundenen Abtretung des Landes zwischen Enns and Koten sala 
überzeugt gewesen seV) Das beweiat wohl für das Faktum noch 
nichts tmd, dal3 aus der silva .... Rotensala dei< Hermann von 
Altaich in der Melker Chronik ein — Fluß wird, scheint doch auch 
nicht recht fUr wirkliehe Kenntnisse beim Ii>terpolator zu sprechen. 
Indem ich die Polemik, die Bachmann gegen Strnadts Aaf- 
faBsnng von den >trea comitatus* vorbringt, einstweilen übergehe, 
greife ich sofort auf die Versuche über, die Bachmann anstellt, 
um bayerische Lehensgrafschaften der Babenberger im Lande ob 
der Enns nachzuweisen. Selbstverständlich muß dabei vor ullem 
daa »gesicherte Hinterland* herhalten-), und man kann dem. was 
Baehmann darüber sagt, ganz gut beistimmen, wäre er nur beim 
Traungan geblieben, den tatsächlich der erste Markgraf von (Öster- 
reich inne gehabt bat '), und hätte er wenigstens einen Versuch 
gemacht, für diesen Gau oder diese Grafschaft bayerische Lehen- 
schaft nachzuweisen. Er hat dies nicht getan, geschweige dali er 
ung einen Weg dazu gewiesen hatte. »Anf die Anwesenheit der 
bayerischen Herzoge in Enns lläÜ und 1176« kommt nach Baeh- 
roanns Meinung nicht so viel an, als Strnadt geglaubt habe.^) Wenn 
er aber dann auf das Land nürdlich der Donau übergeht, wo die 
Babenberger. seit sie Markgrafen von Osterreich sind, unentwegt 
gewaltet haben, so überschreitet er die Schranken des Kampf bodens, 
der am linken Ufer des Stromes zwischen Enns und Rotensala 
liegt. Solches Ausbrechen ist aber nicht neu. Man hat sogar, um 
dieses Ausbrechen zu rechtfertigen, den Kamen Koten&aJa für eine 
Zusammensetzung nua Rotel und Salet genommen^« die doch recht 
weit anseinander liegen. So weit geht Baehmann nicht, allein er gehl 

') OjniDiiiialEdtwlirifi, A. n. 0., 5&5. 

'-) A. ». O., 8. 6Ö6. 

*) Mir erscbeis«!! ip dieiein Fall« die AuiftVhtaageti SttaadtA, a, a, O., 
8. 36 H, hinflchülch der Urkimd« von 977, Mü. D. U, 189, Nr. 167, nicht vt 
xwiagend. obwohl er li« zwei J&lire •{uUer in der < (Cnrideniag t anf Bacli- 
maaiis Angriff« wiederliolt hat. GjianacialKeiiBchrlft. 1888, S. 185. Ist ihm dem» 
diuef baj^erjiche Komitat de« «rstea Leopold gar »« antw<in«in? 

*} A. : O., 5&7. 

»> Westooriedtr. BeilrXge. lU, (1790), 8. 4: UutÜeb P«llhaui<(ia 
naer tfitat xa xitierendeo AbhaaiTluay der kSai^ bajer. Akadenii«, 1807, S. 



25 



ins Mü hl viertel. Seine Quellen BprecLen aber nicht von tranadanu- 
bianisehem Gebiete. Hier im Lande zwischen Donau und BöhnierwaM 
tindet Bacfamann aber gleich zwei von den angebliehen drei Graf- 
schaften des Otto von Freising, nämlich den Schweinachgan und die 
Riedraark. Ich würde nun zwar gleichwohl sehr wünschen, daß 
mir die »Westj^renzc des Landgerichtes Mautern* derzeit schon 
ebenso deutlich ersichtlich wäre als sie Buch mann bereits vor drei 
LofitTen gewesen zu sein scheint j aber it*h findf auch hier wieder 
nicht, daß ihm gelungen sei, bayerische Lehenschaft der Baben- 
bergiT am Schweinacbgaue oder an der Rtedmark naehzuweieen. 
Ans dem bloßen Umstände, ^daü dieser Strich einst bayerisches 
Eiinterland für die karoliogischcn ilarkgrafen im Oatlande gewesen«, 
folgt solches noch nicht, auch wenn »als deren Nachfolger sich die 
Babenberger ansehen durften*.') Außerdem scheint doch aus meinen 
vorjährigen Ausführungen hervorzugehen, daß in der Karolingerzeit 
dieaes Gebiet nicht Hinterland der Mark, sondern selbst Markboden 
gewesen'*), es fällt mit der mittleren Grafschaft Aribos, von der 
wir allerdigs am wenigsten wissen, zusammen. In der Hauptsache 
hat solches schon Strnadt in seiner »Entgegnung* geltend ge- 
macht.') Wenn er aber dann vollends auf die Uikande von 1115 
hittweiBt*). in welcher Markgraf Leopold III. die Klostergüler von 
St. Florian »a redibitione vel reditu raei iuris in Ridmarcha vel in 
umoibas locis mei re^^iminis trans Dauubium positis» befreien kann 
XXL einer Zeit, wo keine Spur seines oder irgend eines Babenberger- 
regimentes im Traungau zu finden ist, so bringt er uns so recht 
den Gegensatz dieser zwei Gebiete zum Bewußtsein, in denen Bach- 
mann ohne Wahl seine drei Grafschaften unterzubringen sucht. 
Und wenn Strnadt sieben Jahre später^) mit seiner gegen Hasen- 
öhrl*) gerichteten Erklärung >dajs Machland sei nach allen Kriterien 
arsprüuglich ein integrierender Bestandteil der Riedmark, für deren 
ebenen stldÜchen Teil im Laufe des XII. Jahrhunderts diese Sonder- 

') A- *. O., S. 558. 

-) Jahrl'uoh. 1902, S. 36 und 66, 

>) Gj-mnaftiatBeitschrift. 1888, S. 184, 

') Utkaadeabaeh do» Landes ob der Ennt, tl, 149 Kr. 100. Meiller, 
HEf. 14, Nr. lö. 

*) Lmzer Zeitung, 1895, XII, 7, Nr. 282, Feuilbton, Sp. 5, vgl. ebenda, 
Nr. 283. Sfi. 1 ff, 

*) Dentsehlftodi sUdflstlii'he Mnrken im X., XL und XU. JolirbtinderL 
Archk fttf Süterr. Geachichte, 82, S. 443 tf„ 466—468 (vgl. 8. «7, X.imr. V«4V 



26 



bezeichnuBg aufzukommen anfing, aber erst vom zweiten Drittel 
dfis XIIL .lahrtiunderts angefangen eine feststehende TPUrde* — 
wenn er mit dieser Erklärung recht hatj und es spricht viel 
für eine solche Annahme — dann gehörte die Riedmark schon Im 
X. Jahrhnndert zu Österreich, denn sie reichte üstlich bis zum 
Isper 'K und im Jahre 998 war das zwischen dem heute niederöater* 
roichiachen Isper und der heute oberöaterreiehischen Sanuing ge- 
legene »pr^dium Nocblinga* — - Nöchling, nürdlich von Persenbeng 
— »in p[ago] .... Oster riebe vocitato aß comitata Heinriei mar- 
chlionis]« zu suchen.^) Genau 90 gehörte die Riedmark schon 
damals zu Osterreich, wie sie einhundertdreiundsiebzig Jalire spater. 
1171 laut einer von Strnadt^) gegenüber Hasenöhrl trefflich erklärten 
Urkunde Herzog Heinrichs IL nach Osterreich gehörte, einen Be- 
standteil des Herzogtums ausmachte. Freilich wäre damals eben 
nach Bachmann die Vereinigung der Riedmark mit der Ostmark 
bereits erfolgt, denn wir hätten das Jahr 1156 schon hinter uns. 
Wenn es nun anderseits überhaupt fraglich erscheinen künnte. ob 
die Zugehörigkeit seit (dter Zeit ein Hindernis für die im Minus 
und bei Otto von Freising geschilderte Vorgänge wäre — das 
Gegenteil scheint gesagt zu werden — so muß doch unzweifeihaft 
in der Riedmark ein anderer Vorgang ala im Traungau stattge- 
funden haben. 

§ 13. Es scheint die Hauptsehwiiehe der Baehmannschen Ar- 
gumentation eben die zu seiu, dali er die sehr verschiedene 
staatsrechtliche Stellung des Traungaues und der Ried- 
mark 3£ur Ostmark außer acht läßt, obwohl gerade dieser 
Unterschied aller Orten begegnet und in die Augen spiingt. Es 
würde zu weit fuhren, all das hier zusammenzutrageiu was an 
äolcben Uiuerachieden namhaft gemacht werden künnte; gleichwohl 
soll einiges geschehen, um zu zeigen, daÜ sowohl vor als nach dem 
Jahre 1156 das staatsrechtliche Verhältnis der im Süden und im 
Norden der Donau sich ausbreitenden Teile Ton Oberöaterreich 
zum Markberzogtnm ein durehaue verschiedenartiges geweecn sei. 
Der Traungau war, von den Angaben der Urkunde von 977 ab- 
gesehen, vor 1156 ein von der Mark durchaus nnabhängig ge- 
stellter Gau^ während, wie eben gezeigt wurde, wenigstens die 

>) Strniidt, ft. ft. 0., Nr. 384, 8p. 2. 
') MO. Dipl, 11, 711, Nr. 286. 
*) A. ». 0., Nr. 283, Sp, 4. 



27 



Riedinark in unverkeniibaren Beziehungen zur Odtmark tstaiid, wenn 
man sie achon nicht als einen Teil derselben betrachten will. Dieses 
Verhftitnis aber scheint sich nach 1156 gar nicht geitndert zu 
htiben. Ich sehe dubei, wenigstena vorlilufig", von einzelnen ur- 
kondlichen Zeugnissen, wie etwa der Gerichtsurkunde von 1176 
oder anderen ab, die vorächiedene Deutung gestatten, ja sogar An- 
nahme vor Irrtum nicht ausschließen, und weise nor auf jene offi- 
bellen Aufzeichnungen hin, die in den Dreißiger-Jahren des 
XJIL Jahrhunderts zum Absj-bSuß gekommen und ala landesherr- 
liche Hubbücher und Landbücber bezeichnet werden. Diese ver- 
zeichnen das Anwachsen des herzoglichen Besitzes, jene zühlen 
sein Ertragnis auf; wahrscheinlich sind sie aus derselben Fabrik 
lervorgegangen. Kleine IrrtSimer mügen hier wohl auch vorge- 
jjamen aein; aber zu diesen Irrtümern dürfte es schwerlich ge- 
'Trerden. wenn die ültere Fassung des herzoglichen Hub- 
bncbes, so weit sie in dem von Künig Ottokar IL angelegten 
enthalten ist'), zwar sehr vtel über die Einkünfte aus der Riedmark 
und an anderer t^telle aus dem Machlande -) berichtet, aber irgend 
welcher Aufzeichnungen über Ertragnisse aus dem Tranngau gänz- 
lich entbehrt.'^) Auch in der jüngeren Rudolfini sehen Redaktion, wo 
diesem Jklangel abgehülfen ist, geschieht das in einer solchen 
Weise, daß man selbstAndigen Nachtrag leicht erkennt,*} Das geht 
HO weit, daß so«^ar die Riedmark zweimal vertreten ist*) Und nun 
voUends das Landbuch von Oeterreicb und Steier. Zahlt es nicht 
den üeimfall der gräflich Klammschcn Güter in der Riedmark 
mitten unter jenen Erwerbungen und Heirnfilllen auf, welche in 
dem Bereiche um Melk und jenseits der Donau im Viertel ob dem 
Manhartsberge vorfallen'? Ich werde später dartun, wie doch alle 
diese Erwerbungen in der mittleren karolingiachen Grafschaft 



') Kotizenbluu, V, luhiülaveneiclinic, 8. X, Kr 14 BT. 

'') A. ». O., S. 403 ff.; rgl. Btraadt, in der Linzer Zeitung, ■. a. O. 

') Wenn Dapseh in MttteUuDgna d«> Inntitutos fUr ititerretchiäcb« Ge- 
■chichtiforschung, XIV, 451, gemeint bat, doa ältere L'rbnr greife auch auf das 
L&ad ob der Enn« hinüber, so int Bchon roa ^triiadt, Linztr Zoiiuiig, 1894, 
Xn^ H, Nr. 2böf das Gegenteil bewiesen und iDsbusoDdere gezeigt worden, djtß 
die Erw&hnnng von Linz nur aus dem Bednifai« enttfiranp, eioen ia dvr Bied* 
miirk getegvaen Ort nSher za beotiDimeu. 

V) liaticli, as. KR, AA., U, 41 und ff. 

^) ßlAtter des Vereines für Landeskunde von Niederflglerreich, ÜXXIII 
(IBW), 3K2rt". 



H 



gelegen sind. Daa also ist die eine Gruppe. Und dann folgen Er- 
werbungen im Gebiete lllnga der March und der Leitha und bieraut' 
erst solcbe aua dem Traungau und dem Lande zwischen Rodel und 
Mtlhl, Wenn also Bachmann die drei bayerischen Grafschaften in 
tliesem westlichen Gebiete suchen wollte, wenn er etwa die Grafschaft 
Wachsen berg^ jenseits der Donau nehmen und diesseits, im Traun- 
gau, noch zwei andere GrafKchaften namhaft machen wollte, dann 
läge System in seinen AusfUhrung'en, allein die Riedmark ralißte 
er ünbedi£if,'t außer Betracht lassen, sie darf nicht mit dem Traun- 
gau zusammengeworfen werden. Sie darf um so weniger mit dem 
Traungau zusammengeworfen werden, als nur dieser, nämlich das 
Gebiet zwischen Enns und Rotensala, nach den dem Minus und 
Otto von Freising' zeitlich am nächsten stehenden Quellen im Jahre 
1156 von Bayern an Österreich gekommen ist. Dagegen hatten wir. 
wenn Bachmann jene tres eomitatas nur im Traungau zu ermitteln 
gesucht hätte, den Nachweis bayerischer Lehenshörigkeit allerdings 
erlassen können; denn es scheint selbstverständlich, daß Graf- 
schaften, die irgend ein üslerreie bischer Markgraf in Bayern hatte, 
von Bayern zu Lehen gingen. Vielleicht gilt diea auch noch von 
Grafschaften, die auf engerem Markboden liegen, wie ja die ganze 
Mark bayerisches Lehen war, und daher auch mit einer von 
jenen Fahnen, die Herzog Heinrich der Jüngere dem Kaiser zurück- 
gestellt oder zugestellt hatte, zu Lehen gegeben wurde. Suchen wir 
nun aber die drei Grafschaften im Traungau, so stoßen wir sofort 
auf eine wissenschaftliche AutoritHt, die bereits vor einiger Zeit 
diese Auffassung vertreten hat und mit deren Darlegungen wir uns 
jetzt befassen wollen. 

§ 14. In den ^^emeinsam von Heigel und Riezler bereits im 
Jahre 1867 herausgegebenen Untersuchungen zur Geschichte Bayerns 
im Xn, und XIII. Jahrhunderte hat Riezler unter dem Sonder- 
titel »Verhältnis der Herzoge zu den bayerischen Großen« die 
Gelegenheit wahrgenommen, zum Schlüsse über das Land ob 
der Enns zu sprechen und dabei die Frage nach der Bedeutung 
der strittigen Worte des Minna nnd bei Otto von Freising zum 
Austrage zu bringen.') Dabei beschränkt sich Riezler nichtj den 
bisherigen Stand der gegnerischen AuffassuRgeo von Fall- 



I) HQig>el und Rio£ler, Diu Herxogiun] Bajero aur Zolt HDiaricIu d«a 
Löwon und OtU>a 1. votj Wittekbach, S. 217 — 226. 



hAaseo') and Huber 2) abzulehnen, aufweiche eben Strnadts Versuch 
zurückgeht, der das Jahr 1180 für die Abtrennnng des Traungaues 
vun Bayern an die Stelle des bis in den Beginn des vorigen Jahr- 
hunderts einzig dafür entscheidend gehaltenen Jahres 1 156 setzt. Riezler 
versucht viehnehr die ätltere Hypothese zu begrtinden. Auf seinen 
Widerspruch gegen die Auffassung der comitatus quos tres dieunt 
als bloßer Gerichtiftsprongel komme ich später zu sprechen, hier nur 
auf die Gründe, dif Riczler für die Deutung auf oberUeterreichisehe 
ürafächaften vorbringt. 

Riezler gibt au, daß die bekannte Melker Nachricht und, was 
Hermann von Freising sagt, ihm sehr willkommene Ergänzungen 
der Angaben Ottos sind, gibt auch zu, daß »diese beiden Nachrichten 
allerdings nicht ganz genau siud«^), aus welcher Ungonanigkeit die 
Widersprüche bei Pallhausen und Huber herkümen, Dali die be- 
treffenden Stellen in Konrad von Wizzenbergs Chronik nicht bloß 
ungenau, sondern Überdies interpoliert sind, wußte Riezler noch 
nicht, das hat erst Strnadt dargetan, Riezler gibt ferner zu, daß die 
bekannte Urkunde von 1176 eine "Waife zu Händen seiner Gegner 
sei. Allein aus der Gerichtssitzung des Herzogs von Bayern im 
Jahre 1176 zu Enn* folge nicht, daß der ganze Traungau nicht zu 
Österreich gehört haben könne. Man dürfe sich eben «nicht durch 
die marchia aupra Anesum des gefälschten Privilegium niajus ver- 
leiten llasseji, das Land oh der Knns als eine politische Einheit zu 
betrachten, so daß, was in staatsrechtlicher Beziehung für einen Teil 
desselben gilt, auch für da.*« Ganze gelte. Durch den Gerichtstag 
Heinrichs des Löwen in Enns wird nur bewiesen, daß die Graf- 
schaft, zu der Enns gehörte, 1176 noch unter bayerischer Oberhoheit 
stand; diese Grafschaft ist jene unmittelbar westlich au die Enns 
grenzende, die sich aus dem alten Traungau gebildet hatte und seit 
hinger Zeit den steierischen Ottokaren gehörte.« — Wir sehen schon 
daraus, wie Riezler hofft, alle drei (irafschaften im Traungau unter- 
zubringen, während Eaehmann, anscheinend in Einklang mit den 
ülteretL Zeugnissen, den ganzen Traungau f^r eine einzige Grafschaft 

') Gekraute Äbb&ndlung^ über die Pmge: »Wumund wie l&ngo wurde Bayern 

Norlcuis geaaBBt?< a. ä. w. im ersten Bande der histori»ch(M) Abband- 

Inogen der küniglicb bayeriichen Akademie der WiMeaHcb»fte<i], 18UT, S. o35 fl'. 

') Clier diöEntstebnngHzpit der Öaterreichiii^ben FrciheJtsW riefe. In: Sittuug»- 
ricbte der phllosopiiixch-biiitoriächen Kbsse der kniaoTlichun Akudemto der 
W 1x1.0 nscbaftea in Wien, XXS.IV, S. 17 ff. 

') Hoigel und Kicy.ler, k. a. O.. 219. 



nimmt. In welche Widersprüche er sich dadurch verwickelt "and 
■wie er sich aus diesem Wirrsal hilft, werden wir im n9.chsten 
Paragraphen sehen. Riezler aber betont neuerdings die UngeDauig- 
keit des Melkers und des Altaichers, legt jedoch gegen völlige Ver- 
werfung ihrer Angaben Verwahrting ein. Er geht dann zurBestirunmng 
»des Waldes oder Flasaes Rotensala und des comitatns Pogen« 
und zu den wichtigsten Bemerkungen über die Riedtnark über. *) 
Er entscheidet sich für Lipowskys Erklärung von Rotensala^) und 
für Längs*) Deutung der Grafschaft Bogen auf das Boigreieh, 
indem er »die von Gemeiner versuchte Erklärung, es sei darunter 
die bekannte Grafschaft Bogen zu verstehen, die eich nürdlich der 
Donau von der Gegend Regen sb arg bis Passan erstreckte* — ak 
eine Auffassung verwirft, die »keiner Widerlegung**) mehre bedUrfe. 
Gerade umgekehrt 1 Abgesehen von der Zustund igkeit der Angabe 
zum Jahre 1156 dürfen wir nach Strnadts Ausführungen über die 
Chronik des Chunrad de Wizzenberg nicht zweifeln, dall der Inter- 
polator wirklich die Grafschaft zwischen Regensbarg und Passau 
meinte, ala er die Worte »addito et comitatu Pogen* niederacbrieb.'^) 
Vielleicht auf Grund der Vieldeatbarkeit des Minus hatte Ottokar IL 
auf die Grafschaften Bogen und Deggendorf Anspruch erhoben*) 
und Deggendorf gehurt höchst wahrscheinlich zu den »omnibus bene- 
ficiis«, von den das Minus spricht.^) Dagegen ist Längs Deotuug 
des coraitatua Bogen auf daa Boigreieh vielleicht als wertvoller 
Fingerzeig zu nehmen, vne wir oben *) gesehen haben« an sich aber 
ganz gewiß falsch. Übrigens denkt Riezler augenscheinlich nicht 
an das Boigreieh bei Hörn, stindern an den Regau in Oberösterreich. 
Und vollends seltsam ist die Anwendung, die Riezler selbst von 



») A. lu O. S. 230, 

*) Ton dem Ursprung der Gmf^cJiaft Sthärdm^, Abbandlungen der ebnrfilrst- 
licb bsjerischfln Aksdomle der Wiseieoscbafteu, VU, 2ßO f. 

*) Bavems Grafsc haften, 8. 170, 

*) Die ente »Widerlegung;* erfuhr der Ec^ensbnrgiJiehe Syndikus K»xl 
Theodor GetnciiDer ächoa 1790, im Jnbre nach dum £r&ch«inen seiner «ße* 
schiebte iSnyernB unter Friedrich!, « 178f, dwch L, Westenrieder. Beitrag« zur 
vaterl&QdiAcben Historie, HI, 1 S., und IV, 1 (f. Vgl.; Titscheubucb tut vftter< 
l&ndiache ne»chichi<». 111 (1813), &. 134 f. 

") ÜtrnHdl, Geburt des Ixodes ob der Eans. 76. 

•) KioKler. Geschichte Bayerns, II, 16. 

^ ätrnadt, Unser Zeitung, lS9ö, XU, ä, SpAÜo 2, Anm. 

1 §10. 



äb^a 



3] 



Längs Darlegung für seine Erklärung des Minna und der Stelle bei 
Otto von Freiaing macht. 

§ 15. Nachdem Riezler noch eine Vermutung Über einen 
Komitat der Grafen von Piugen »nürdlich der Donau zwischen 
dem großen Muhlbach nnd der Rodel • aufgestellt bat, entfaltet er 
ganz unvermutet seine Meinung Über die tres comitatus mit den 
Worten: »es werden also die Grafschaften Schaumburg, 
Lambaeh und Wels, Regau und Böigen gewesen sein, die 
1156 von Bayern an Österreich abgetreten wurden.«'} — leh bin 
Riezler ungemein dankbar für die zwei letzten Nennungen, werde 
noch später auf ihre Begründung eingehen, bezweifle jedoch, wie 
ecbon angedeutet, ob er unter Böigen wirklieh das Gebiet versteht, 
uuf welches allein die Langsche Deutung von »Bogen* paßt, näm- 
lich das Boigreieh bei Hörn in NiederiJäterreich.-^) Nach Riezlers 
Meinung wäre »vom Lande zwischen lun und Enns das in der 
Mitte liegende Gebiet« kraft dea aogenannten Privilegium minus 
an Osterreich gelangt. * Das in der Mitte liegende Gebiet!* nicht das 
am Inn anlegende und ebensowenig das von der Enns im Osten 
begrenzte; denn dort sei SchUrding Andechser Gut und Elldlieh 
davon liege berzoglich bayerischer Besitz, hier aber gehörte »die un- 
mittelbar an die Enns grenzende Grafschaft« den steirischen Mark- 
grafen ♦ und kam »mit deren ganzem Herzogtume erst 1192 an 
Österreich», Das ist gewiß richtig, aber wie kommt Riezler zu dem 
positiven Teile seiner Behauptung? Weist er die 'Mitte- des Landes 
ob der Enns deshalb dem Österreicher zu, weil sie weder den Grafen 
von Andechs noch den Herzogen von Bayern noeh den Markgrafen 
von Steier gehUrte? Nein, er sucht aowohl allgemeine wie besondere 
Grtlnde für seine Behauptung, die freilich derselben viel zu lose 
angehängt sind, als dall sie sich auf jene Gründe sttltzen künute. 
Die Worte »in ducalu nostro et in tnarchia nostra« in der Urkunde 
vLvn 1164. wovon jenes ducatas auf das erweiterte Gebiet, diesej 
• marchia» auf die »alten Stammlande (\) unter der Eons« ru be^-l 
ziehen seien ^); dann die Worte des Majus über die marchta sapra 
Anasum, durch welche sich diese »mit Sachkenntnis und Vorsicht 
gefälschte Urkunde t eine Blüße gegeben haben würde, wUre 11 6ü 



') HeT^e) nnd Biesler, s> a, 0.. 22^. 

-> Nftf^h Pallhatiflen, ». a. 0. 54D. iet das Gebiet sm»cb«B des tratdeo 
Mtlh] buchen in OberöstcrreJch gömoint, 

') Ä. a, O.» Amii. 3; Mciller, BK.. 46. Nr. 63. 



32 

nicKt wirkÜcli eine Verraehrung dos Gebietes der Mark erfolgt — 
diese Worte werden ins Treffen geführt, beweisen aber nichts für 
die besondere ÄuswabL die Riezler unter den Grafschaften des 
Traungaues vürgcnommen. »Die Unterbrechung des üsterreicbischen 
Grenzgebietes durcb die Grafscbaft Ottokars sei wohl sonderbar«. 
aber man dürfe darum noch nicht die »so bestimmt (!) lautenden 
Angaben Ottos von Freising* (l quos ti-es dicunt !) u, s, w. verwerfen. 
Ganz richtig aber ist die Erwägung, mit der Kiezler den allgemeinen 
Teil seiner Darlegung schlieDt, nilmlich die Bemerkung hinsichtlich 
der noch fortbestehenden Abhängigkeit der Steiermark von Bayern, h 
Auch die den besonderen Teil einleitenden Bemerltnugen tlber die Graf- 
schaft Schaum barg sind an sich richtig, aber für das Beweisthema 
unzulüngiicb. »Daß die Sehaumburger sieb erat 1361 freiwillig der 
österreiehiachen Oberlebensherrschaft unterwarfen <, widerspreche 
nicht Kiezlers Annahme, die ja binsichtlich der Grafschaft Scbaum- 
burg nur »ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis, nicht aber . . . 
Lehenrtibrigkeit tod Osterreich» bebanpte. Welche weitere 
Lockerungen dieses AbbängigkeitsverhültnisBcs erfolgten, sei nicht 
Sache der Unterauch img; »es genügt ans, zu wisiäen (!). daß das 
Schaimiburgiache Gebiet schon 1156 {[) von Bayern getrennt wurde.« 
Auf weitere Notizen über die Scbaumburger geben wir hier nicht 
ein, vergeblieh aber suchen wir eine Begründung hinsiehllich der 
Wels-Lambacher") und der Regau-Piugener »Grafsebaft» *). Statt 
dessen wieder allgemeine UntersQchungen mit polemischer Spitze 
gegen Huber, — Untersuchungen über den geographischen and 
staatsrechtlichen Umfang Bayerns, ') Aber die Urkunde von 1184 
beweist nichts, weil damals Steiermark bereits Herzogtum und 

») A, a. O., S. 223. 

^) Diese GrafschafC Uberaitumc HJejilei' ruj Josef Moritr.' karzer Qevohlclit« 
der Grafen von Formbach, Lnmbacb uaA Pütton. Hormftyr, Tascheubuch för 
vaterlüodiscbe GoGcbicbte, III, S. 142^ >iträtibt sich gegen d«a Verbuch, mna 
Moritzens BemerknDg«D &uf eico Grafschaft Web-Lambacb oder gar s^woi solebe 
Gmfischaftea «u scblieUen. Es seien die» rielmekr Hemcbaften in der »örnfachafu 
TraungAu. Vg'1- dafegen: Strnadt, Geburt, 43. 

') ätrnudt, a. a. 0., S. t>^, meint, daO d«r GrafentiCel > vielmehr auf dem 
Allode ia. NiedütiUterretcb haftete* . Die Reg-auscbe Erbschaft des ÜnmogA Leo{K»ld V. 
hat gKPK «icher auch Gut iu Oboivisterreich bei Viechtwang umfaCt. Da sie aber 
im Liutdbncb0 von Üftterroii^b und 8teier nicht erwüLal wird, «u tat sie jeden* 
«Uf vor dem Jahre H8U Hilltg ge ivordoo. Tgl. Babenbergor Uegestea, S. 66, Nr. 43» 
und meine Doktor-Dissertation, S. 36 f. 

*) A. ». 0., 8. 224. 



au 



dadurch allein sohoo der steiriÄcbe Traungau aus Bayern ausgeschieden 
war« Gerade aof die im Jahre 1180 »erfolgte vüJlige Trennung des 
Traungaues« weist Riezler am Schlüsse seiner AusfUhrung-eii über 
die Wirkung des Privilegium minus hin. ') Die steirischen Oltokare 
aber Hatten auch den grüßten Teil des Lambachschen Besitzea im 
Tratingau aufgeerbt. ^) Was bleibt dann für die »Grafschaft* der 
babenbergiachen Herzogt^ V Daß Über die babenbergischen Erwer- 
bungen im Regaa um Viechtirang und Vücklabruck ■') das Landbuch 
von Österreich und Steier vollstllndig schweige, habe ich schon vor 
Rwanzig Jahren hervorgehoben') und — die »Grafschaft« Sehaum- 
burgl Doch auf sie wollen wir erst zu sprechen koratnen. vifenn 
wir tins mit anderweitigen Barghausenschen und PlainschenBesit2;ungeii 
beschäftigen werden. Auch spater nach, als Riezler seine Geschichte 
Bayerns schrieb, hat er an jener Erklärung der drei Grafschaften 
festgehalten. *) 

§ 16, Künnen uns nach all dein auch Rieslers ältere Aos- 
flihningen nicht befriedigen, obwohl er nur den Traun gau heran- 
gezogen hat, so wollen wir nun neuerdings nach dem sehen, was 
Bach mann Über den Traungau zusammengestellt hat, den er wenn 
auch nicht allein, ao doch mit zu den »comitatibuä quos tres 
dicant^ des Otto von Freiaing rechnet. Es kommt uns selbstver^ 
stftndlich auch diesmal vor alloro darauf an, zu untersuchen, 
wie Bachmann die auffallende Erscheinung erklttrtj dali die Baben- 
berger erst lange nach dem Jahre 1156 im Traungau gebieten. Baeh- 
mann wirft selbst die Frage auf, um auch gleich selbst die Antwort 
zu geben,') Er gesteht zu, daß die Grafschaft der Babenberger im 
Traungau nur »altes Grafenamt, nicht die neue territoriale Graf- 
schaft« gewesen '^), (*r gibt zu, — indem er »zugleich auch auf die 
wenig praziae Fassung des Briefes« (dea Minus nämlich) »an der 
maßgebenden Stelle hinweist- ^ er gibt zu, daß »Heinrich Jasomirgott 
besniidcra im Traungau einen harten Stand* hatte*), entwickelt dann 
die Be^itzvßrbäkuiäse und aseigt, daLi schon die Macht der Ottokare 

'} Ebfinda 225. 

*) SUoadt, Gehurt, 8. 49. 

»} Ebenda 44. 

') Einleitung su Juiten £nikeU Kilrst«abucli, S. HO C 

•) Geöchiclite Bayerns, I, 663. 

*) Zeitschrift für üntcrreichiiche GjmnasieD, 18B7, S. 559 ff. 

4 Ebenda IS86, S. 186 uut«n, 

*) A. a. O., 19^7. S, ää9 f. 

^•klliQell 4. V. t. Lji(idi>ikDude. IWS. ^ 



34 



»allcHE jene der Grafen des Gaues innerhalb desselben weit über- 
rag, kabeo muß», weist dann auf den Widerstand hia, den sogar 
Herzog HeinrieHs IL »eigene Brüder, naraenUicli Bisehof Konrad 
von Piissau«, gegen, ihn übten nnd nicht zuletzt auf den Umstand, 
daß »auch der mächtige Heinrich der Lüwe, Herzog von Bayern, 
darüber andt^rer Ansicht war als der Babenberger « . ') Das ist um so 
mehr glaublich und beruhigt uns um so mehr, als wir auch heute 
noch veraehiedene Ansichten über die Worte des Minus nnd über 
die Stelle in Otto von Freising begegnen. Wenn «her Bachmann 
weiter auf jene Nachrichten hinweist, die uns von einem in die 
Jahre 1175 und 1176 fallenden blutigen Streit zwischen Stdermark 
und Osterreich Meldung ttin, so hat er damit unstreitig auch 
einen gewaltigen Schritt in seiner Beweisführung getan. Die dritte 
Klosterneuburger Fortsetzung der Melker Annalen und die soge- 
nannten Chronica ft'n marchiönis bringen uns Kunde darüber in 
verschiedenen Worten ^), die hier nebeneinander folgen mögen : 



Cont Clau&toneoburgensis III; 
1175. Heinricus dux Auatrie 
a Bohem.0 Üngaroqiic nee non et 
a Styrensihus raultis lacea- 
situr iniuriis; Austria,Kannthia. 
Bawaria preda et incendio va- 
stiintur, ita ut ministerialeaStyrie 
marchiönis nee ah ecclesia, in qua 
fere treeenti homines igne con- 
äumpti sunt, manus continerent. 



Chronica pii marchiönis: 

Henri cua dux Austrie multis 

minis a Bohemo pro terminis. ab 

Ungaro pro fratre suo pneru ...... 

pukatur. A Styrensihus multis 
quoque lacessitur iniuriis. undc 
indignati ministeriaios ducis Austrie 
Vischa civitatem et illi contigua 
preda et incendio in solitadi- 
nem redegerunt, Fidetes etiam 
ducis Anesim civitatem marehionis 
et circumiacentia incendiis va- 
Btaverunt, 



Wenn nun Bachmann den Konflikt zwischen dem Grafen und 
dem Grundherrn als einzig mögliche Erklärung dieses Grenzkrieges 
hinstellt^), so scheint er die geschichtliche A-ufliellung eines rechtlich 
unverständlichen Gegensatzes gefunden zu haben. Ja, er gebt so weit, 
damit »eine neue Einmischung des Löwen* in Verbindung zu 



■) 8. Ö60, 

») MG. SS., IX, 680 f. 

') A. a, 0., 5&0, >08 fehlt ana jede andere Erkläru&g fiir diesen £iiir»ll 
der Otterräicber in den Trsnngan«, 



3B 



bringen, »der nun mit direkter Mißaehtang des üaterreichiflchen 
Privilegs auch jetzt aop.h als Inhaber der Herzogsgewalt in den 
1156 abgetretenen Gebieten sich zu bentihraen versucht u. &. w.« 
So erkläre sich »jener Gerichtstag zu Enna* ; nur sei Herzog Heinrich 
Dicht als »Gerichtsherr«, sondern als »Vermittler« aufgetreten. Woza 
mit einemmale diese Abschwächung? Weil Bachinann sich besinnt^ 
dal^ hier der Babcnberger oder der Chiemgaucr Graf sein soll? 
Wir nnterauchen diis weiter nicht, verweiaen nur auf die bekanntlich 
dem Herzoge vor allem zustehende Fürsorge für den Landfrieden ') 
and vermügen in der Art, wie sich Herzog Heinrich der Löwe 
1176 zu Enna »benimmt', keinen Unterschied von so vielen benr- 
kandeten Gerichtstagen seiner üsteJiTeichianhen Nachbarn vor and 
nach 1156 zu entdecken, Und da Herzog Heinrich von Osterreich 
dem ganzen Vorgange, den Strnadt anszngsweise geschildert hat'^j. 
auf dem anderen Ennsufer ruhig zusieht, ja sogar den Schlußakt 
dea noch auf herzoglich bayerischem Boden begonnenen Prozesses 
auf österreichischem oder doch anf rechtem Ennsufer iusau ducia 
Bawarie vor sich gehen läßt ') — wir kommen anf dieses auch von 
Strnadt nicht hervorgehobene Moment in den Erörterungen über 
das Landgericht Enns zurück — so scheint es nicht, als ob der 
österreichische Herzog in all dem einen Eingriff in seine herzog- 
lichen Gerechtsame erblickt habe. Auch beattltigt eben jener Herzog 
Heinrich von Bajern ond »Sachsen dem Kloster Kremsmtlnster noch 
im Jahre 1174, Sept, 17 u. a, die seinen Vorfahren gehörigen 
Goter st wischen dem Nattern bach und der Krems ^), was doch keinen 



') Schröder, Deuticbe KechUgwcbiclilc, 2. Aafl., 572 f.; 3. Aafl,, 580; 
4. Aufl., 587. 

') Geburt. S. 82. 

') Ufkuadenbuch d. Kna» I, 349 anteiu: >..,.. poatca nb omnibus traasUo 
(wate IIutH Ano cum iq iinam conveniss&ot dus BnwarU ek Anstrie corntn princi* 
pSbu« utrifiiuo «t treijuecitia partis utriasque, lussti diiclE B&warie prepositui (sc. 
Ketchentjor^enais) manso» predictos tradidit in TnAQum principalia udvoeati aul, 
OOtnHiE Cbuanidi de Fibtoia delegiLödos in rotinus comitis Pertholdi de Andhes . . .t 

*l £b«ndA, II, 348; », . , , quomodo booa illiuä ecclesie que dicitur in viilg»ri 
•emone Cbretneaiuuaatur, caatermina lunt bonii aatecMaomm no^troruni slti* a 
Stuaibe, qui dicitur N'araabacb, seotTAum a»qn« in ChremisaDi ... - Boaü inqüam 
iUa. ileut iam dietuoi eat «ita a tlumiDe Nareubauh äeorBiim asqi« in Cremiaatn, 
qvf ftiurunt ant«ce»gorum no»troriim rid^Ucct parcnlnm o«Htr»rum, boitu privilegü 
aootri lilaLo »tabilita facimui eccl«aia i&m totiena n^MninatHüi^ at «kut ip<i pareotej noatri 
■cQiect in liberam poM&Mtoaem Uli dederuiit ecdemA«, iU ot hob iua possideodi 
|i«rj>Btao Indlioüs («mpore, I Vgl, daati: i^tmadt, Peii^rbncb, 20h, und Uebtirt, 83. 

3« 



36 



Sinn hat, wenn er nicht Machthaber in diesem Bereiche war. So 
muH wohl der Bajernberzog schon vor dem steirisch-üsterreichischen 
Kriege hinsichtlich seiner Herzogsmaeht im Traungan »anderer An- 
sicht« gewesen sei als Heinrich Jasomirgott oder doch als — Pro- 
fessor Bachmann. Und was verschlägt dem gegenüber die Ansähe 
in einer Tradition des steierischen Klosters Admont. wonach Hezi- 
mannisdorf bei Kirchdorf im Traungau inAustria') gelegen gewesen 
sei, und was vollends die Urkunde von 1187. Feb. 24, die ja schon 
nach dem Jahre 1180 fällt. DiesoaJahr ist denn auch für Bach mann 
aehr wichtig, obgleich er ihm nicht die Bedeutung zuerkenoen will 
wie Strnadt. Nach Bachmann hätte eben der Übergang des Herzog- 
tums Bayern von Heinrich dem Löwen auf Otto von Wittelsbacb 
dem Herzoge von Österreich erst die Möglichkeit bereitef, die nenen 
ihm 1156 angeblich, jedenfalls nicht urkundlich zugestandenen 
Grenzen gegen Bayern zu gewinnen. Dtm würde im Erfolg fast 
auf dasselbe hinauskommen, was Strnadt behauptet. Hinzugekommen 
sei eine »enge Familien Verbindung der Herzoge von Österreich und 
der Steiermark« womit doch wohl die Heirat der Elisabeth, Tochter 
Markgraf Leopold IL mit Markgraf Ottokar IV. (f e. 1122) gemeint 
sein wird. Die Georgen berger Handfeste von 1 186 hatte in ganz 
besonderem Sinne den Traungau im Auge, dessen »Insassen und 
Dienstmannen* mit der übrigen Ministerialität des steirischen Herzog- 
tum» gleichgestellt sein sollten. ^) Jeden falls brachteerat dieser Ausgleich 
dem Herzoge von Üi^terreich Aussicht auf wirklichen Machtzuwacbs 
im Traungau, wonach dann den einschlägigen Stellen des Minus 
und bei Otto von Freising allerdings nur sehr platonische Be- 
deutung zukommen würde, wenn es »ich überhaupt hierbei um 
Oberösterreich gehandelt hat. 

§ 17. So finden wir in Bachmanns Ausführungen, wie wenig 
sie uns auch überzeugen können, immerhin mehr als ein beachtens- 
wertes Moment, das ea begreitlieh erscheinen läßt, wenn der heutige 
Stand der oberösterreichischen Frage noch keine wesentliche Ver- 
rücknng gegen früher aufweist und im großen ganzen noch immer 
an der Abtretung dreier im heutigen Oberüsterreicb gelegenen Graf- 
schaften testgehalten wird. Bachmann selbst aber hat meines Er- 
achteuft das meist beachtenswerte nur nebenher ausgesprochen, in- 
dem er auf die Vieldeutbarkeit der einschltlgigen Bestim- 



') Steiermlrkiichet Urkandf^nbuch, T, 401, Kr. 414. 
^ 2eit«3brirt fUr Bstorreicbüobe G^-mtmaien. 1887. 8. 



p61. 



■fi 



Sb 



BiM 



37 



mungen des Minus hinweist. Der gleiche Vorwurf könnte wohl 
auch Otto von Freising genaacht werden und ist auch gegen 
ihn erat jüngst erhoben worden. ') Wahrhaftig, daa scheint eine 
Uauptsache zu aein. Wird jemand glauben, das Minus und Otto von 
Freiaing würden Namen verschwiegen haben, wen n jene drei Graf- 
schaften, auf die es ankam, mit Namen bekannt gewesen wßren, 
Oder glaubt jemand, so laßt sich die andere Seite vernehmon, es würde 
Ott<.> von Freisinc^ so viel und das Minus so wenig oder überhaupt 
welche Worte gebraucht haben, wenn unter jenen drei Grafschaften 
nur die drei Hundertschaften der Mark zu verstehen sind? Auch wer 
die gesmnte politische Lage ins Auge faßt, wird jene Vieldeutigkeit 
verstehen, Strnadt hat recht, wenn er sagt, im Jahre 1156 sei 
Heiinrichs des Lüwen Lage keine solche gewesen, sein Verhältnis 
zum Kaiser kein so schlechtes, da0 man ihm eingreifende Ab- 
tretungen zumuten konnte. Vielmehr war Kaiser Friedrich derjenige, 
der Frieden mit dena Weifen suchte. Dieser Friede war aber nur 
um den Preis der Rtickgabe Bayerns zu haben. War es da nicht 
genug des Zugestiüidnisses, wenn Heinrich von Osterreich den herzog- 
lichen Titel und die Herzogsmacht, die er und sein Bruder Leopold 
so lange geführt, auch weiter führen durfte, indem seine Mark zum 
Herzogtnme erhoben wurde. Freilich, die bayerischen beneficia, die 
trea comitatus, welches sind die? Man nennt sie nicht. Wenn aber 
in einem modernen Friedens vertrage — und als einen Friedens- 
vertrag kann man auch das Minus auffassen — wenn in einem 
hetitigen Friedensvertrage so allgemeine Wendungen stehen, wie im 
Privilegium minus, wo von >oronibas beneticiia quequondam marchio 
Ltupnldus habebat a ducatu Bawarie* die Rede ist, dann gibt ea 
noch Ausführungabestimraungen, vielleicht geheime Artikel, An das 
Vorhaudenaein solcher geheimer Artikel, an ein Sonderabkommen 
Kwiflchen Kaiser Friedrich und dem neuen Herzog mUchte man 
glauben, wenn man Otto von Freisings Darstellung liest, der doch 
offenbar etwas mehr zu wissen scheint, als das Minus sagen will 
oder besser sagen darf. Denn nimmer würde Heinrich der Löwe 
zugegeben haben, daß jene comitatus. jene beneficia in Bayern zu 
ftuehen sein sollen, wohl aber mochte es solch er bayerischer beneficia drei 
geben, die innerhalb der ihm ohnehin entrissenen Mark lagen. Daa 
durfte aber wieder vom österreichischen Standpunkte durchaus nicht 

') Wilbelti] Erben, das PHvIlegicun Friedricbs t. für dai HersogtiUD Öater- 
ratcb, Wien IWi, 8. 99. 



38 

festgelegt werden, sonst hätte man sich fUr immer die Hände ge- 
bunden. Daß Ottu von Freiaing im aUgemeiiien an die tres comitatus 
der Karolinger-Oatmark dachte und eine solche Tradition begründet 
hat, seheint noch im Verhalten des letzten Babenbergers zara Aus- 
druck zu kommen, der sich von dem bedrängten Bela diejenigen 
drei Komitate — auch wieder tres comitatus — abtreten läßt, die 
dem zur alten Ostmark gehörigen Oberpannonien entsprechen. Schon 
actn Vater batte einmal Händel mit Bayern und Ungarn zugleich, 
freilich ans Ursachen, die una nicht ganz klar vorliegen : augenscheinlich 
aber waren es vorwiegend Grenzfehden, die im Grazer Frieden vom 
6. Juni 1225') zum Abschluß kamen. Gegenüber Bayern hat es 
sich sicherlich um die Grafschaft Neuburg am Inn gebandelt, die 
ja auch schon ins weitere Landbucb von (Jstcrreicb und Steier 
Aufnahme gefunden hat.^) Ganz leicht konnte diese im ältesten Archiv 
der Markberzogc von Österreich zu Klosterneu bürg aufbewahrt ge- 
wesene Urkunde Zeugnis ablegen, wie man in Wien das Minus hin- 
sichtlich der Ausdehnung des Herzogtums aufgefaßt hat. Damit 
würde sich freilieb sehr wenig eine Beschränkung der beneficia, der 
comitatus auf den Umfang der Mark zur Zeit, als das Minus er- 
lassen wurde, vertragen. Aber für den Augenblick war es ganz an- 
gezeigt, den Herzog von Bayern in der Meinung zu erhalten, es 
handle sich nur um bayerische Beneäzien. bayerische Lehensgraf- 
scbafton innerhalb der alten Ostmark. Daß es solche gegeben haben 
kann, muß freilieh erst bewiesen werden. Aber warum soll es nichts 
derart gegeben haben, da ja in demselben Raum auch Reichsgut nach- 
gewiesen ist. Jedenfalls hat es ferner innerhalb der Mark Graf- 
schaften gegeben — sie mögen aus welchem Grunde immer diesen 
Namen gefuhrt haben — die der markgrätlioheu Gerichtsbarkeit 
nicht direkt unterstanden. Wenn aber die Mark selbst zufolge des 
Minus bis 1156 Lehen von Bayern war, warum sollten dies nicht 
auch jene Grafschaften, gewesen sein, jene der Gerichtshoheit des 
Markgrafen entrücktun Gebiete, die wir oben in §§ 5 bis 7 zn- 
sammengestellt haben. Freilich ist man unter Hintansetzung der 
bayerischen beneficia^ von denen das Privilegium minus spricht, und 
unter Heirorkehrung der tres comitatus bei Otto von Freising 
darauf verfallen, die alten Dingsprengel oder Hundcrtachaften der 
Ostmark für die Grafschaften zu nehmen, von denen Bischof Otto 

») Meiller, Baljonber^r Regsstoa, 136 Nr. 200. 
-) MG. DCtr.. tu, 7äÖ ff. 



^^i^^Hi^ 




handelt. Zuerst Ist Strnadt 1886 mit diesem Gedanken hervor- 
getreten '), den er dann mit einer nicht ganz unwesentlichen Än- 
derung, aber »nach wie vor« am Schlüsse seiner bereits erwähnten 
Zeitungsartikel gegen Hasenührl Ende 1895 wiederholt. 2) Wir 
konimen auf Strnadts Auffassang alsbald z.urück. Als letzter iat 
Dopscb, trotz mannigfacher angelegentlicher Versuche, sich aelb- 
stündig zu halten, doch auf die von Strnadt geschaffene Basis 
«retreten. ') Noch knapper haben sich schon früher Werunaky *} und 
nach ihm Hasenührl'') der Auffasaong Strnadts anbequemt — wir 
kommen auch auf ihre Darstellung später zu sprechen . bis endlich 
selbst Schröder der neueren Auffassung Raum gab.*} 

Von den Verfechtern der oberOsterreichisehen Hypothese also 
bis in die jüngste Zeit herauf hat. scheint es, meine Auffaasnag 
von den »eomitatus« des Otto von Freising nichts zu befllrehten — • 
sie sind gründlich widerlegt — unerwartete Gc^nergehaft erwachst 
ihr vielmehr von meinen bisherigen Bundesgenossen. 



d) Comitatas und Landgericht. 

§ 18. Es war ja gan» verstUndig und auch selbstverständlich) 
wenn Strnadt und Dopaeh an einem negativen Ergebnisse sich nicht 
genügen lassen wullten und sirh fragtent Was meint der Bruder des 
neuen üeterreichlschen Heraogs, »der vorntühmste Unterbilndler des 
Vertrages« ^, mit jenen »comitatibus ad eam (sc. marchiani) ex antiqao 
pcrtineiitibus« und mit >pracdicti8 comitatibus qnoB tres dicnnt« — 
was meint er damit, wenn er doch nicht im heutigen Oberösterrcieh 
gelegene Grafschaften, Komitate, Gerichtssprengel a. dgl geraeint 
haben kann? Sie haben damit, wie gesagt, ganz recht, allein sie 
irren, wenn sie nun wieder die territoriale Seite der Frage gauK 
außer acht lassen oder doch zurückstellen, unter »comitatibus« nur 

') Geburt des Lsndert ob der Eana, 8). 

') Linser Zeitung, 1895, 14. Dez.. Nr. 289. 

'} MiCtei]tiR;;en de« Inatitutes Dir Siittirreichiiche C^Kchicbtaforscbungf, XYll, 

zsatt. 

') 0«t«rr»ichkcbe Keicbs- und RechtsgäBchicht« (1H94), S. 61, Aam. *. 

^y Dentachlanda südOBtUcb» Marken ^tv., a. ii> 0., 439'. 

•) Lehrbuch d« deutschen Keichsgegchiebte, 3. Autl. (1898). 'iW, Änm. 6; 
4- AqÖ. (1902), 394, Aam. S. 

^) tlaber, Oiterreichiacfae Uechtsg-eäehichte. S. f. Anui. 2. Eriken, Diu 
FriTilAgiam Friedikhs L für dtu Hersoglura ÜBterreicfa (löUÖi. S. &8. 



40 



»Gerichtsfolge*'), ■Grafeuberechtigung« '^)j » Grafschafts- 

rechtf*. »Grafschaften (Gcriebtslehen)* ^) veretehen uiidt da ja auch 
diese nicht iij der Luft häugen bleiben köTinL'u, dahin gelang^en, die 
vermutlichen drei Gerichtabezirke oder Landgerichte der Ostmark für 
jene Grafschaften za nehmen, von denen dann freilich kü den drei 
Grafschaften der Mark Aribos noch iniraer ein weiter Weg ist. Schon 
Bachmaon hat gegen diese Auslegung des Ausdruckes »comitatus« 
Widerspruch gewagt*), ohne sich jedoch näher darauf einzulassen, 
— Die Hauptstütze jener Auffassung von den «tres comitatus* 
des Otto von Freising, die ich nunmehr bekämpfen muß, ist je- 
doch darin zu erblicken, daß man auch anderweitige Anhaltspunkte 
gefunden zu haben glaubte, die Ostmark als Zusammenfassung dreier 
Grafschaften zu betrachten. — Diesen sei zunächst unsere Aufmerk- 
samkeit geschenkt. Ich mu(i jedoch gleich hier bemerkenj daß ich 
bei Ausarbeitung der nun folgenden Paragraphen noch nicht auf 
eine in böhmischer Sprache erschienene Arbeit Stiebers Rücksicht 
nehmten konnte, die erst jetzt, da meine Arbeit die zweite und dritte 
Korrektur durchgeht, in Bespreehungen von Ed. Sebesta und 
B. Bieg er deutschen Lesern einigermaßen zugänglich gemacht wird. 
Nur in sehr bescheidenem Maße konnte diese Kenntnis im Texte 
verwertet werden, meist tritt sie lediglich in einigen Anmerkungen 
zu Tage, und erst in epftteren Artikeln wird, wenn mittlerweile 
Stiehrrs Arbeit in deutscher Sprache verüffentlicht sein sollte, die 
Möglichkeit vorliegen, ihre Ergebnisse vollständig zu verwerten. 
Das Eine läßt sich jedoch schon jetzt erkennen: in Uinkunft wird 
man sich hinsichtlich der alteren Einrichtungen der mftrki&ehen 
Geriehtsverfassung weit mehr auf Durchforschung des erhaltenen 
urkundlichen Materiales stützen müssen, als bislang geschelien ht. 
Die ÜberUeferuDg, welche in den beiden Fassungen des Land rechtes 
vorliegt, darf, weil höchst wahrscheinlich durchaus der zweiten Hälfte 
des XIII. Jahrhunderts entstammend, nur mehr höchst vorsichtig 
herangezogen werden, so weit man, trotz mannigfach anderweitiger 
Einflüsse, die nunmehr nachzuweisen sind, in den Bestimmungen 
der Landrechte I 1,1276) und 11 il26Ö! noch Kiederi^chlJJge aus 
älterer babcnbergiachcr Zeit wird erbhcken kümien. Unter dieÄcm 



f} Strnsdt, a. z. 0., 81. 

•) HA«eD<}hrl, ». a. O., 440. 

^ Dopsch, a. n. O., 305. usi 306. 

'I ZeitEchrifl fllr UyniDitsba, 1887, &. &äö f. 



41 



Gesicbtspnnkte mögen die nachfolgenden Untersuchungen beurteilt 
werden. 

g 19. Unter Hinweis aaf Artikel 1 des babenbergischen ') nnd 
§ 1 di'S ottokarischeii Landrechtes ^) sowie auf Sachsenspiegel I, 2, 
§ 2; III, 61, § l und 65, § 1 wurde zuerst von Brunn er und 
Stmadt in nachstehender Weise geschlossen: »Aus dieser Bestimmung 
dea Landreehtes, daU der Landesherr sein Taiding an drei 11 al- 
ittätten« -^ Korneuburg, TuUn und Mautern — »von sechs zu sechs 
Wochen, also an jeder von 18 «n 18 Wochen (!) zu halten habe 
und dem Ausspruche des Sachsenspiegels, daß der Graf über 
18 Wochen, also dreimal im Jahre, dinge, ergibt sich, wie Brunncr-') 
gefolgert hat, 1. für die Ostmark eine Einteilung in drei, Graf- 

') Seit jütigater Zeit wird diesQ Fatsaang ia dnec acboa oben § I xitiertäa 
bShmiacbGO Abbandlaag rielmebr für db jUagfere erklärt — erat tsach der von 
DopBcli in die Zeit Ottokan IL verlegten entotiinden, etwa 1276 — nnd Kwivr 
von M. Stiebör, •K.dj povstalo kratäi zn^ni rakoaskeho zotnakt^ho brava (Wana 
ist die kürzere Ftiasun^ dee tisterreicbischea Landrechtes >LR 1< entstjtxiden?)« 
ai» Anhang sa einer giUßeren Arbeit: >K vyroji sprävy (Zur Entwidklang der 
Gewere)' itt »HoxprEivy deaki^ okademie pro r£dy a um^ni« (Abtandlungen der 
böholfcben Ak«demie der Wiaienichaften). Prug 1901, S. 171 ff. Die Saupt' 
abhandluD)^ socLt Eiafluß bühmiscber Recbtsanachautingon auf dua Inatitnt der 
Gewere in den (IsterreicJiiacboa Horzogtiimem und ihre Bedeutung für den öster- 
reichiscfaen Exekationsproaieß naclizu weisen. Schon deBhalb, ganz besonders aber 
wegen des Anliangeä ^vAre den öaterreichisclien HechtsbiBtorikem eise dont^cbe 
Übersetzung dea Texte« sebr erwOnaclit. Aach über die sechawiScbenttiobe Dingfriat 
»crbreitct aieb Stieber, a. a. O,, S. 196 ff. Der oben g'oäuOerte Wanacli wird nicht 
UberÜilBBig dtircb ein« mir jetzt, da ich die erste Karrektur diescH Artikeln fertig' 
■teilen wollte, ztigegangeaen Besprechung von äticbers Arbeit durch Ed. Sebesta 
Im Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederüsleireich, 1^03, £?. 167, 
«roEozenseDt anf S. 162 »(Akkusativ)« atatt «(Aceusatioj« stehen gela^sea hat. Die 
BMprechunge- hemht sich Übrigens nur aut Stiebers Exkurs über das Landrecht, 
nicht auf die ntindestena ebenso wichtige Hauptfrage, welche S'Obetta der »Ver- 
waltoag« und nicht der >Gewerec gewiJuiet eein JtllU. — Eine andere, viel ein- 
^heodcr« Besprechung der lätieherichen Arbeit bringt B. Freiherr v. Kieger in 
des Mittdlungen des Institutes iUr Ssterreichiscbe GeachicbtaforHchung, X^IV, 148 
bla 161. leb konnte sie durch die Qtlte dor Herren Fr4]fes8oren Mtlhlbacber und 
liedlich noch in Auahüngebegen und noch vor Erledigung meiner zweitun Korrektur 
banntien; in einigen der folgenden Anmerkungen ist sie verwertet worden. 
^ß, Hün, 1903.) Ahct auch diese so grUadliche und ausführliche Unteriucbung 
kaau des Wunsch oach baldiger Übcneticang von Stieb er s Arbeit nicht nnter- 
drOekeo. 

•) HntenShti, (Jsterreichiscbes Laude«re<!lit, 8. 236 und 263. 

^) Das gerichtliche Exemtionarecht der Babenbergcr äitzungaberichte, 
XLVll, 321. 



42 



schuften (comitatus) entsprechentle Gerichtasprengel^ dcmi 
es ist 2. in hohem Grade un-wahrseheinlich, tlaß sitnitlicbe 
Märker auf allen drei Malstätteu zu erscheinen, also 
neunmal im Jahre das ungobotenß Ding 2U sufhen hatten.') 
Nur den sweiten von den hier in durchscliossener Schrift gedruckten 
Sätzen — welche selbstitodige Zutaten Brunners üiiid» mit denen er 
über den klaren aus den zitierten Quellen sieher zu schöpfenden Tat- 
bestand hiuansgeht — nur die zweite von diesen Zutaten läßt auch 
Strnadt im Texte auffällig machen. Es ist aber zu bedauern, daÜ 
er nicht die ganze Deduktion Brunners zum Abdrucke gtibracbt 
hat. Wäre solches geschehen, dann würde noch ein vierter Satz, 
den aber Brunncr an die Spitze seiner Beweisführung gestellt hat, 
vorliegen und uns zur Erkenntnis bringen, daß auch jene weiteren 
Zusätze auf einer leider irrigen Auffassung Brunners fußen. Mit 
dieser Bemerkung aber ist keinerlei Schmäferung von Brunners 
Verdienst um die Beantwortung einer der wichtigsten Fragen der 
älteren Rechtsgeschichte unseres Kronlandes beabsichtigt. Brunn er 
konnte nicht jede von den Prilmisaen, auf die er das Gebäude 
seiner BewcisfQbrung errichtet, auf ihre Richtigkeit prüfen und 
tinßerte eben die noch heute nicht ganz beseitigten Auffassungen 
seiner Zeit. Übrigens war es ihm ja nicht so sehr um den Nachweis 
dreier Grafschaften zu tun als einem Strnadt, einem Dopsch; von 
diesen hätte man Eingehen auch auf Sohms Darlegung allerdings 
erwarten können. Wir werden die Auffassung eines Sohm und die 
gegenteiligen Anschauungen in der Folge eingehend zu wtlrdigen 
haben. Für jetzt seien Brunners Zutaten zur Erklärung der Be- 
stimmungen des österreichischen Land rechtes nrther ins Augo 
gefasst. 

§ 20. Brunner hat aus der Dreizahl der Malstfitten und 
aus der sechswöehentlichcu Frist^) zwischen zwei Taidiugen 
den Schluß gezogen, daß an jeder der drei Malstälten von 18 zu 
18 Wochen gedingt also beiläufig drei Dinge gebalten worden seie^i. 

') Stroadt, Geburt, 8L 

») V:*l. Ltt, Art. 28 f. (§ S3f.), a- a 0., S. 246 (267 f.). Sliebor, a. a. ü., 
8. 196 ff., will in jenen s«chü Wochen nur eine YürladangBfrist fUr den Beklagten 
erbliekon, was doch &üa der Hauptstetler geirifi niclit burAuaxuleBen ist. Gemeint 
i«t bloß, daß die Voiladun^ &uf kein früheres Taiding ^elien darf als eine«, da« 
miDdAitenH nacli 9«ch> Wochen Hillt; ßele das nächste Taiding berelta vier Wochen 
8p&t«r. dann ksnntc die «rste Verbandlnng frUheslens erst in zehn Wochen statt finden. 
y^l Afbefta, a. a. O., 163, atid Rieger in d«r zw^toächsten Anmerkung. 



gm^ 



Das sa^ nttn seine Quelle lücbt, und man kann nicht gut einsehen, 
warum sie es nicht hätte mit aolchur Deotlirbkeit sagen sollen und 
können, wenn sie es eag^en wollte. Warum konnte das Landrpcbt 
nicht erklären, der Herzog dingt an jeder Malstätte von 18 zu 18 
Wochen^ nachdem doch Snchgenspietjßl I, 2, § 2 und III. 71 , § 1. sowie 
Schwabenspiegel L, 135, achtzehnwüchenlliche Taidingszwischen- 
Zeiten für die Übrigen Grafschaften fordern? ') Mit anderen Worten : das 
Landrccbt liiltte von achtzehnwüchentlichenTaidingstermincn für jede 
Malstätte sprechen können, wenn man nicht geradezu den Ausdruck 
Grafschaft gebrauchen wollte. Aber das eine wie das andere ver- 
meidet die Diktion des Landrechtes in beiden Eiedaktionen und 
liifit nichts weiter erkennen als das Festhalten an den alten sechs- 
wüchentlichen Fristen zwischen je zwei Eebtedingen und das Fest- 
legen bestimmter Gericbtsstüttcn ; einen regelmäßigon Wechsel in 
der Verwendung dieser GerichtastÄtten tüßt das Landrecht ebenso- 
wenig erkennen, wie eine Beschränkung der an jeder solchen Ge- 
richtastätte abzahaltenden Echtedinge auf jährlich drei.-) Es wäre 
luit den Beatiramungen des Landrcchtes ganz gut vereinbar, wenn 
sich etwa nachweisen ließe, daß ein üsterreichiacher Markgraf oder 
Herzog oder der von ihm bestellte Richter unter Einhaltung des 



') Sohm, a. a, O., 434 f. 

Aus Beifried IlelblJng, 11, Vv. 6iJ& ff. (Zeitächrift f. t». Alt., IV. 25«, 
Soliderabdruck, 59) gcbeibt »w&r dreimalige Ding'ung »u j«der voa don drei Mnl- 
■klCtec oder vielleicht nur einmalige benorzugehen. von ISwriclieDtUchen Friitea 
aber swiflcben £wei an derselben Malstatt zu baheodca Eclitediiig«ti VDrlautct 
Bocli bei ibm niubts. Übrigens Bclireibt B. Helbllng id einer Zeit, in iter daa 
Laodtaiding als Landesgericht sehon itark hinter das Uoftaiding zarllcktntt. 
Ltitchin, a. a. O.. S. 50 und 68. — Nftch Bieger« R«ferat, a. a, O., 8. 157, hat 
■ich auch Stieber im Sinne drefnialig«r Dingung aus^jeeproclieD. Rieger berichtet 
aoa Stieber, >daß die Laniitaidiago cur ilreimal dos Jabre» tnicbt neuDmal) abge- 
balten wurden, so zwar, daß der Lnadesherr oder smn Vertreter zwisrbeD den 
drei bt'lEannten ÜingtUltten — tiQter weltbto stritt Kameubur^ irrttlmlicb Klotter- 
Dfruburg geatuaat wird« (der Irrtum iit nicht ao groß, wie ich anderwirts seigeo 
iTcrde. L.1 — »die Wahl hatte (nach Landrecht II, § ^ä). Dabei bat tich freilich 
der biJhmiacbe EinHuQ auf die Laadiaiding-s nicht eratrecVi ^'^' Autor wendet 
die Analogie nur in der Richtung an, daü er die Worte »nur aber eechi wochen 
und nicht darbiader« itn § 1 als fUr die Vorladutigafrist, nicbt Ober dem Wort- 
laute gomftß fUr die Abhaltung des Latidtaidings geltend erklüren will, und 
dann hält« dieser i nrer?) alUrdinga nur dreimal im .tabio atAttgeftinden (im Etn- 
kl«(i]f mit dem i^chwaben^piegel und mit dem Gedichte L^nidariaa; qacb dem 
VorbUdo doA urüpTlinglicben Grafendinge» im Unter^cbied von dem Markgrafen- 
gvricbte nach dem Sacbsennpiegol). 



44 



eechswöcheiitliohen Termines Kweimal nacheinander das Taiding in 

Tulln gehalten habe, ebenso wie etwa der karolingische Graf von 
Autun zweimal nacheinander mit dem Zivischen räume von 
40 Nächten, aber imraer in Autun daa Grafengericht halt.'} Bei 
solcher Auffassung der fraglichen Stellt' kommt dann auch der 
Umfang der Dingpflicht in Frage. Bruiiner hat auch hierzu 
Stellung genummen und eine »sämtliche Miirker« bindende Ver- 
pflichtung, an > allen drei Malstätten zu erscheinen, also neunmal 
im Jahre daa ungebotene Ding zu suchen«, in Zweifel gezogen. 
Dieses Bedenken kann man nicht nur teilen, man kann auch des 
Gegenteils versichert sein. Eine derartige Verpflichtung hat es nie 
gegeben. Nicht in der karolingischen Grafschaft, weil hier, ab- 
gesehen von den *scabini3 et vassis comitum*. die bei jedem Mall us 
sich einzufinden und teilzunehmen hatten '■^j. die Dingpfiieht nur alle 
Gauinsasaen jener Hundertschaft traf, in der die Malstatt lag, an 
der eben Gericht gehalten werden aollte, wenn auch das Echtedi ng 
ftir die ganze Grafschaft kompetent war'^) — in der ottonischen 
Ostmark zur Zeit der Geltung des Landrecbtes nicht, weil das hier 
genannte Taiding nicht mehr ein allgemeines war, sondern nur eine 
»Notabclnvcräammlung**). Darauf hat schon Hasenöhrl hingewiesen^). 
Ob nicht gleichwohl daneben eine besondere Verpflichtung für die 
näheren Anwohner der Dingstatt bestand, mag dahingestellt bleiben. 
Jedenfalls lag in dem Festhalten an den liliiga der Donau in ge- 
wissen Abständen gelegenen Malstatten ein Entgegenkommen für 
die anwohnenden Gaugenossen oder Märker. Daß aber die Ding- 
pflicht am Landtaiding für die märkische Miliz — die hierin genau 
den »vassis comitum« des Aachener Kapitulares entsprechen") — eine 
allgemeine war oder geworden ist, erhellt schon aus dem späteren 
Aufkoramen der Hoftage und Zurücktreten der Landtaidinge. Denn 
ohne Zweifel haben am Hoftaiding alle nach Hofreeht and nach 
Lehenrecht dem Herzoge verpflichteten Markgenossen teilnehmen 

1) So hm. a. a. O., 4'Jl. 

') Capit. Aquiaqu. do anao WB; MG., Capit. I, 148. 

') Sohni, a. a. O., HäOf. 

*) Lüacliio. a, a., O. ilS. 

^ ÖBlcrroicbiiches Landesrecht, L79, Anm. SS. 

*^ Audi ia bayetischsti G^richtof erganiinluQgeii der karoliti^gbea Z«it spielen 
die >vu&i doijunici« eine Ito r vor r Agende Rolle, wie Besolfr (Der Iudex im bs^ri- 
•cbea Vollurecbte Zeitschrift ftlr EechtdgeRcbichu, IX, 248 ff.) aas freüin^echen 
Urktittiien naclig«wieiien bat 



mmtm 



45 

mttseeiiJ) Dabei wäre es von keinerlei Ausschlag, ob man diese 
HoHaidinge den neun Taidingen des Landrecbtes zureclmeii woMe 
oder nicht, so wenig sich auch für eine solche Zusammenwerfung 
mit den Land taidingen vorbringen ließe. Nun haben aber sowohl 
Bmnners Bedenken als Hasenührls Einwand dagegen einen beaon- 
deren Hintergrund^ auf den einzugehen unerläßlich ist. schon weil 
sich daran eine ganze Kette von anderweitigen Bemerkungen knüpft. 
aber auch aus tieferliegenden Gründen. 

§21. Wenn Brunner die Dingpflicht sämtlicher Märker zu 
all den acht bis neun Eehtedingen an all den drei Mabtätten be- 
zweifelt, so sucht er damit einen Wahrscheinlichkeitagrand für 
seine anmittelbar Torher aufgestellten Schlüsse und Behauptungen 
»u erbringen. Denn nach ihm läßt »das Dingen von sechs «u 
aecbs Wochen . , , . darauf schUeßen. daß die Mark ihrem Um- 
fange nach drei gewöhnlichen Grafschaften gleichstand. Für die 
Ostmark ergibt sich des weiteren daraus eine Einteilung in drei 
der Grafschaft entsprechende Gerichtssprengel . . , .* Diese wenigen 
Worte haben genügt, um einer ganzen Reihe hervorragender Ge- 
lehrter, die auch mit Recht in ihren Untersuchungen immer wieder 
auf Branner zurückgehen, die Überzeugung zu verschaffen, die 
Mark Österreich habe »aus drei Grafschaften bestanden«, »ei 
eine »Zusammenfassung dreier Grafschaften«*) gewesen. 
Genau genommen geht nun Brunner in seinen beiden eben zitierten 
Sätzen noch nicht so weit. Das erhellt sofort aus genauer Beobach- 
tung- ~— Die erste von den beiden AulJerungen, die Brunn er ala 
einen Schluß bezeichnet, ist immerhin vorsichtig genug gehalten. 
Denn wenn auch demzufolge »die Mark ihrem Umfange nach 
drei gewöhnlichen Grafschaften gleichstand*, so ist sie damit noch 
nicht als Zusammensetzung dreier Grafschaften erklurt. Sie kann 
noch immer eine einzige Grafschaft sein, aber eine große Graf- 
acbaft. deren »Umfang drei gewöhnlichen Grafschaften gleich- 
kam«. Und gerade die Aufnahme dieses letzten hier auffallig ge- 
druckten Wortes »gewöhnlichen t in das Gefüge des Brunnerschen 
Satzes laßt die Vermutung aufkommen, ala sei er geneigt gewesen 



') Lutebio, a. a, O., 68. Ntdi Stieber hätte, wia RiAgier, a. a. 0., 178, 
berichtet. Landrecht 12Fi6 (bialier II) den vier Landrichlem des LAndfriedeoB Vlbi 
•die Kompciten« jlbor da« Leben der liitler esUog'eD, utid zwar »oll diea zuGoiutcQ 
4m HAttun Hoftnidings goachehea sein«. 

n Hn.onr,lirI, äfoHt, 82, S. 439. 



46 



in der Mark nur eine Grafschaft von QDgewübDlichem Um- 
fange zu erblicken. Jedenfalls lassen seine Worte bis dabin ver- 
schiedene Deutung zu. Wenn er freilicb in der Folge und un- 
mittelbar darauf "fUr die Ostmark ... Einteilung in drei der Graf- 
schaft entsprechende Gcrichtssprengel , . . « folgert^ so deutet er 
damit lachon die Richtung an, in der eeine Nachmlinner gegangen 
sind. Denn von der »Einteilung der Mark*, weiche »ihrem Um- 
fange nach drei ge wohnlichen Grafschaften gleichstand*, »in drei 
der Grafschaft entsprechende GcrichtssprengeU ist bis zur Be- 
ziehung auf die trea comitatqs Ix'i Otto von Freising und vielleicht 
auch die anderen »trea eomitatus« der Raffelstädter ZoUurkunde 
wahrhaftig nicht mehr weit, nur daÜ Brunner selbst noch nicht 
diese Verbindung hergestellt hatte. Der erste, der die Mitteilung 
OttOB den Ausf'tlhrungen Brunners näher gerückt hat, ist Julius 
Strnadt gewesen, Im Jahre 1868 hat er in einer grolJ angelegten 
Abhandlung über Peuerbach in Oberösterreich') zonüchßt Brunners 
Ergebnisse für die Frage nach »Vereinigung des Landes ob der 
Enns mit Niederösterreich« verwertet und ist dann auch auf den 
Bericht des Freisingers eingegangen.-) Ihm hat er für unsere 
niederüsterreiehische Frage eine beherzigenswerte Tatsache ent- 
nommen, die er in folgenden Worten niederlegt: »nur beiläufig wird 
erwähnt, dal'i zur Ostmark drei Komitate gehürten, die selbst- 
verständlich in Niederösterreieh zu suchen, aber kaum 
mehr nachweisbar sind, wenn aie tlberhaa]it mehr als bloße geo- 
graphische Benennungen waren«. Das ist alles, was 1808 gefolgert 
wird. So weit hier Strnadt Behauptungen aufstellt, kann man ihm 
nur beifallen, dort, wo er Zweifel äußert und Fragen aufwirft, 
braucht man ihn nicht zu bekämpfen. Richtig aber ist. daß Strnadt 
seither um einen bedeutenden Schritt weiter gegangen ist und in 
seiner »Geburt des Landes ob der Enns' nicht nur zur Vertiefung 
und Begründung seiner Ansieht in der wichtigsten oberüst erreich i- 
schen Frage Erhebliches geleistet hat — so daß diesy Frage nun- 
mehr für erledigt gelten kann — daß er aber auch, was das 
niederüsterreiehische Problem anlangt, nicht stehen geblieben und 
KU einer Auffassung gelangt ist,, welche die seinerzeit »kaum mehr 



") XSVn Bericht (Iher Jas Musoiim Franeisc<>-Carolinum, nebst XXlL Lie- 
ferung der Bcilritge xiir »Lhndeskund« von Osterraicli ob der £iulsc, LiQZ 1868, 
laint diplomfttiscbQin Anhang. 634 Seiton, ditti «ine Karl«. 

») S. 207 r. 



47 



jhweisbaren drei Komitate« festlegen will. Wir werden uns 
selbätverstRndlich mit dieser Auffassung des eingetenden beschäf- 
tigen, müssen jedoch vorher, um die chronologische Folge der ver- 
schiedenen Stellungnahmen zu Branners gelegentlicher Äußerung 
nicht noch mehr auf den Kopf zu stellen, der Ansicht Hasen Öbrls 
n&ber treten, die er schon ein Jahr vor Strnadts »Peaerbacb«. 
schon 1867, in offenbarem Bezüge zu Brunnera Worten kund- 
gegeben hat.'j 

§ 22. »Für das Herzog9gericht<, heißt es da. »bestehen drei 
Dingstätten, zu Nouburg, Tulln und Mautern I Landrecht I, 70), 
woselbst nicht nur der Landesherr, sondern auch der oberste Land- 
richter seine Gericbtesitzungen abhielt. Dies ergibt sich aus der 
V^ergleichnng von Landrecht, Artikel 70 und § 91.^) Xaeh dem 
Lftndrecht können diese Dingstätten auch nicht als Uauptorte ver- 
schiedener Bezirke aufgefaßt werden, sondern nur als Ding- 
stätten, an welchen ein und dasselbe Geriebt abwechselnd 
gehegt wurde, denn es wird (Landrecht § Uli ausdrücklich gesagt, 
daß sie« (die Dingstätten näinlich) »in den Bezirken der niederen 
Landgcriehte gelegen seien*.') Lange hat Hasenöhrl an dieser 
Anschauung, wenigstens äußerlich, festgehalten, uud erst 28 Jahre 
nachdem er sie kundgetan, hat er sich entschloaeen, sie preis- 
zugeben. Er tut dies, indem er ausdrücklich erklärt. Brnnner zu 
weiehen; aber jedenfalla geschieht ps doch auch im Hinblick auf 
Stmadt und Luschin. Hasenührl also hat zugegeben, er »sehe in 
diesen drei Dingstlitten die ehemaligen Uauptorte verschiedener 
Gerichtsbeairke '.*) Er gibt hiemit seine alte Ansicht preis, obwohl, 
wie er »elbst hervorhebt, ein namhafter seither eines plötzlichen 
Todes und fUr die Geschichte unseres Vaterlandes jedenfalls allzu 

'') OsCcrreicbkcfaei LuDdesrocht im Xlll. and XIV. .TshrhnTidert, eto Bei- 
u*g ein deutschen KeclitspeBchicbte von Dr, Viktor Hanenöbrl, 1867. Jir*u- 
mlUlAr, Wien. 

^'1 >Aitikel* li(?£tclit sich auf die vcirmalii der babenbcrgiscben SCoit xtige- 
wi«»9n« Fuiang, | (Paragraph) dagegen auf jene« I.iaiiijrecbt II, d*a von Si?>gel, 
Lmcbin und Doptcb aehr roracliiedeii angesetzt wird; vgl. Dopucb. £tit- 
Ktehutig tun j diAtikter d^a i^fterreie^Iii^chen Landrecbtea. Archiv fUr iistcrreicbitcbc 
Oftichiclite, 79, 1 IT. Dopecb, dtieeon Atisführungeo jedenfalls sehr eiolwocbtcu, 
««Ul a. n. O.. 8. eOff. di« EntstohuDg von Landrocbt II in da« Jahr 1266, Di« 
xiiitrten Stcltun wflll« nma bei Hasenöbrl, a, a. 0., 8. 263 und 278 nachaebeo. 

') HaienöbrJ, a. n. O., 8. 179. 

*) Artbiv. Hi, fi, 439, Aiim 127. 



48 



früh verschiedener österreichischer Historiker ') sich ihm ange- 
Bchlosaen hatte. Brunner aber, und die eeiner ÄuffasauQg folgen, 
sind die letzten, die an der Kompetenz jeder Malstfttte für die 
ganze Markgrafschaft hutten zweifeln dürfen. Denn wenn sie mit 
ihrer Auffassung — 18 Wüchentliche Fristen zwischen den Land- 
taidingen einer Malstätte — die Bestimmungen vom Landrecht, 
Art. 28 f. (§§ 23 f.) verglichen, so mussten sie zur Überzeugung ge- 
langen, daß nur regehnäßiger Wechsel in den Dingsttttten die Abvriege- 
long eines Prozesses ermöglichte. Kar so kann die Stelle verstanden 
werden: »Si geben . . tag . . als recht int .... über VI wochen 
und nicht darhiuder und geben im der t&g drei tmd snllen auch die 
tAg nacheinander geben in demselben jar und der vater abge- 
storben ist.* Wäre Festhalten derselben Malstätte eine ebenso strenge 
Forderung, eo würde man das zu bemerken nicht unterlassen haben. 
Allerdings sind auch unter dieser Voranaaetzung drei Tage binnen 
Jahresfrist möglich. Doch würde, wenn das nächste Landtaiding in 
fünf Wochen tiel, der Beginn des Prozoeses auf 23 Wochen, d. h. 
bis zum ssweitnäcbsten Taiding an derselben Malstfttte hinanage- 
schoben worden sein. Alles unter der Annahme, daß achtzehn- 
wöchentliche Dingfristen für jede Malstatt galten, und dass der 
Prozess in derjenigen Malstätte zu Ende geführt werden musste, 
woselbst er seinen Anfang genommen hatte. Die im Art. (§) 3 vor- 
gesehene Frist für die Verantwortung eines durch den Landes- 
horrn oder den Landrichter »in den achrann« geforderten »unbe- 
sprochen* Mannes (>kumpt er dann nicht für an dem vierden 
taiding«), würde unter Festhaltung der Malstatte zum mindesten 
54 bis 59 Wochen bedeutet haben. Das alles hätte Haseu'ihrl ent- 
gegenhalten sollen, bevor er Brunner und Strnadt wich. Ich habe 
Bchon in meinen vorjährigen Ausführungen Hasenöhrls Entschluß 
für verfrüht, wo nicht für bedenklich erklicrt^); jedenfalls aber 
kann Hubers zuletzt geäußerte Auffassung zur Genüge zeigen, 
wie schwer es ist. in unserer Frage das Richtige zu treffen. Ich 
nehme daher einstweilen Hasenöhrls sltere Ansicht für noch 
nicht zurückgenommen an und vergleiche zunächst damit Luschins 
erste Entgegnung darauf. Luschin, der wie Brunner »jede 'dieser 



') Hub er, Ostermehiicbe Kcchtfgeschicbte, ÖO, Anm. 2. In der NeasaAag» 
«OD 1901, 8. at, hat Dopacii nunmehr Kubers Anficht vüllstöxidig fallen gelusen 
uod unterdrückt. 

'1 Jabrhuch, 1902, S. 10 f. 



drei echten Din^stätten . . , ihren besonderen, je einer Graf- 
schaft entsprechenden GerichtsspfCügelt haben Isßt'), weist Haöcn- 
üUrls Einwund gög'en Brunner mit einem allerdings sehr vvirk- 
samen VorstoÜ gegen die von Haseniihrl aufgestellte Begründung 
Kordck. »Das Wort Landgericht im § 91 Landrechtsentwurf, auf 
welches er (Hasenührl) sich berufe- um seinen Widerspruch ifegen 
Bruoner (Excmtionsreoht. Ö. 321) zu begründen, sei ein offenbarer 
Schreibverstoß fllr Landrichter und beweitje daher nichts*. '^> Die 
Richtigkeit dieser vorgeschlagenen Emendatton zugegeben, muß ich 
doch bekenoen. daii rair auch ohne dieselbe Haisenührls Argumen- 
tAtion dicht verstitndlich war. Ich habe den § 91 des »Entwnrfes* 
oA and oft gelesen, konnte aber nie hersusbringen, daÜ ea eich 
hier um etwas anderes handle, als um Einsetzung und KompetcD« 
eines oberen Laadrichters. Von der Kompetenz oder, wenn man 
den Ausdruck gebrauchen will, von dem Range der drei MaktHtten 
idt nicht die Rede, auch nicht beiläufig, auch nicht andeutungs- 
weise. So wenig glücklich man mm auch jene, wohl in Hasenöhrla 
Augen selbst gefallene Begründung nennen kann, so wenig braucht 
man schon darum die Behauptung selbst zu bekämpfen, und 
Schröder — ich unterbreche damit wieder die streng chronologiEche 
Folge — i?ch rüder hat Hasenöhrls Ansicht neuerdings in seine 
Deutsche Rechtsgeschichte aufgenommen. Er sagt dies wohl nicht, 
«tützt sich auch vielfach auf Bruuner^), nimmt andererseits oder nahm 
\m vor kurzem die »drei im Lande ob der Eons gelegenen Graf- 
schaften* an.^) Allein er ist auf ganz richtiger Fährte, wenn er für 
Hasenührls Annahme die von Luschin zitierte Urkunde von 1136'") 
ins Treffen fuhrt. Dagegen ist nun wieder Strnadt*) aufgetreten. 
Ea verlohnte wirklich der Mühe, diese immer nur gelegentlich oder 
gar anmerkungsweise angezogene Urkunde und die auf ihr fußon- 
deii Folgerungen genauer ins Auge zu fassen, und nur Rücksicht 
auf den mir diesmal zugewiesenen Kaum hat mich bestimmt, dio 

J Uetcbicbte de» ttlterea GericbtHwei«iiB in Öaterreicb, S. Ö2. 

^ A. s. O., Anmerkung 70. Vgl. Riemer in der Befprechang StUben, 
MilUiluEgtsn, a. jl O,, 158, 

^ 2. Aufl., S. 0ü3, AniD, 142; 3, AnH.. S. 56J. Anm. 137; 4. Aufl., S, »68, 
Anm 137, 

*) 2. Antt, S. 383; Dicht mehr io dor 3. Aufl. (1898), S. mX Anm. iintcD; 
4. Aufl., S. 394; vgl. oben 8. 89, Aam. 6. 

*) Meiller, Babenbergür RägoBlen, 22, Nr. B6, Luscbia, a. u. <»., ri. 48, 

•) Ua»M üeituflg, lÖ9b, Nr. 2Sü, S. 1425. 



50 -- - 

Ujitersnchoug der von HasenöBrl aufgeworfenen Frage für jetzt 
insttweit auszuschalten, als nur Ergebnisise dieser Nebenunter- 
snchung gebracht werden sollen. Dabei soll besonders auf den 
Umstand hingewiepen werden, daü Fortführung des Prozesses anf 
verschiedenen Taidingen auch noch ans anderen uberlieferten Ui^ 
künden hervorzugehen scheint. In einer am 29. September des- 
selben Jahres datierten Stiftungsurkunde für Klosterncuburg') ist 
von ähnlichera die Rede. Es heißt da, bei dieser Übergabe sei 
allen, die es anging, »semel bis terque«, Gelegenheit geboten 
worden. Gegenansprüche geltend zu maeben.''') Will man diese Fri- 
stung nicht als formelhaftes Residuum aus Jllt^iTer Zeit betrachten, 
— und auch für ein solches ktVnnte man volle Beachtung in Anspruch 
nehmen — so muß man an wiederholte öffentücbe, d. h. auf den 
Laiidtaidingen an verschiedenen Malstüttcn erfolgte Bekanntmachung 
der Traditionaabsicht glauben. In dem von Lasehin 'j zuerst hervor- 
gehobenen, von Hasenübrl und Schrötter in gedachtem Sinne ver^ 
werteten Dokument ist die wiederholte Verkündigung der erfolgten 
Tradition allerdings und begreiflicherweise ein nachfolgender 
Akt. der sich aber doch unzweifelhaft immer wieder auf Land- 
taidingen abgespielt hat. Ergibt sich daraus noch nicht die Durch- 
führung ein und desselben Prozesses an mehreren Malstätten in auf- 
einanderfolgenden Landtaidjngen. so scheint sich dennoch das zu 
ergeben, was eben Schrötter sagen wollte: Kompetenz jeder Mal- 
stätte für die ganze Grafschaft. Noch weit mehr aber durfte sich 
Bolches aus einem anderen Beispiele ergeben, das in den Be- 
ginn dea XIII. Jahrhunderts fällt. Ein Streit zwischen Klosterneu- 
burg und Poppo von Spannberg, der doch, bei strenger Scheidung 
der Grafschaften nach ihren zugehürigen Malstßtten. vor die 
Seh ranne zu Neuburg gehört haben würde, wird zu Tnlln »in pla- 
cito nofltro« erledigt^); anhängig ist er höchst wahrscheinlich zu 
Neubarg gemacht worden, das sowohl als forum rei sitae wie als 



f) Mein er. ». a. 0.. 23, Nr 61. 

-) Vgl. da» »dreifscbe Klugen In rerscbfedenon GcricUteii'« in: KlkttBi 
Ocsoliiclite der rseriehtgrerfiusaiig and des Proseisei» in der Mark Br«ideBbtir|p, 
11, hOi ff., dftB sich jedenfdl« auf dereelfaen Gruadl&ge eatwick«U faxt 

''') Qoicliieiite du ^'Iteivn Ocricbtiwesans, 48. 

*) Moiüer. Babcnbergcr Regesten, 90 und 39. Fiicher, GsichicEte res 
Klont^nietiburg 1, 84, »etsct die tuidatierto Urkund« Ina .Inlir 1214, Meillcr ins 
Jahr 1203; vgl. S. 249, Anmerkung 331. 



m 



I 



fortim domicilii in Betraeht kam.*) Wenn dies aber anch nicht gesetehen 
»ein sollte, bo ist der Fall immerhin typisch.^) Doch wir wollen diese 
und sonsti|Ure Fragen, welche sich auf Malstatt ujid Dingsteit in der 
Mark be/Jehen. wie schon gesagt, an anderer iStelle erurtem und 
bolfen dabei außer auf die hier angezogenen Urkunden auch noch 
auf anderes Material fußen zu künnen, FOr jetzt %venden wir 
tinger Augenmerk einer Behauptung %\i. die, erst in jüngster Zeit 
erhoben, uns veranlaßt eine andere Vorfrage in Angriff zu 
nehmen. 

e) Grafschaft oder Hundertschaft. 

§ 23. Die Antwort auf die Frage, ob die drei Malstatten der 
Ostmark drei Grafschaften entsprochen haben, ob alsu die tres 
comitatus <Jttt>s von Freiaing mit gutem Grunde ala die verraeintlichen 
drei späteren großen Landgerichte aufgefaßt worden sind oder ob 
vielmehr nur Hundertschaften. Teile der Grafschaft also, dureh jene 
Mrtlatfltten repräsentiert werden — die Antwort auf diese Frage, sage 
ieh, hflngt nicht bloß von der Stellung ab. die man zur Sohm- 
Waitxachen Streitfrage einnimmt, sondern erfordert auch noch die 
Erledigung so mancher anderen Vorfrage. So ist gleich in albr- 
jUuDgster Zeit durch einen hervorragenden usterretchischen Rechts- 
historiker die Behauptung aufgestellt worden, der Ostmark habe 
der Centenar. der Schultheiß also, gefehlt*^) und da.»* könnte 
zu der weiteren Vermutung fuhren, auch der Amtsbezirk des Schult^ 
beißen, die Hundertschaft, sei der Ostmark fremd gobliobon. Das 
wlird« sieh wieder mit der älteren Anschauung über die Unter- 
teilung Bayerns decken, dem Waltz die Hundert-schaft abgesprochen 
hatte. ••; Wenn aber Adler, indem er »besondere üfifentliche Organe für 



•i Kuhn», a. a. O., Fl, ,340. 

•1 So klar freilieb wie m dem vaa Sehri'fder untersucbtcn G«Una^kreUe 
dw 8a«lu«nspiei^eU liegen die VerhiUtiiitse mcbt. Vgl. ; Zeilschrift der Savigny- 
Stiftung ft)r Rechts^flcliicbtt», V (Z£G. XVIII), 2, S. 1 ff. Aber auch Schrttder 
Inmn nkbt auf Foctrubrang^ deiselbeti PrgjiesBea an TonchiedäbeB MalstAtten 
biawbUen. wohl aber auf Kompeteo/. verecbie^eiier Dingstätten fUr Out in ein 
und derselben Ortsebaft, a. a. O., S. 9, SB, 46, und dm genügt rollkomiuän, um 
lilt« Ki'impetenKfragQ ktarKuk'gen, 

) A'ller, Zur EecütsgeHcbichto des adeligen GnindbesitKeA in Öiterreich. 
l.cip/ig 1902, B, 147 f. DoA Uleicbe bobaupt«t ScbrOder, u. a. O. (G«ricbUver- 
fnaraug des Sacbaeaspiegels), S. 48 f. Tür Ottfalen, 

*) YerfaasuDgigenchieLtti (1, Aufl.). II. 2TG, 41B, 431 Vgl. a»cb Beacler, 
A. *. it.. 349, SpJIter hatWaitz aeiae Behauptung cingeBChfänkt (*2. Auä.| II, 404)« 

4* 



die Zentgerichtsbarkeit« vermißt unmiUelbur darfin aßknüpfend auf 
den Landrichter ^rciftt der »uraprüBglicli mit der höheren auch die 
niedere Gcrichtsbfirkeit* geübt habe, su führt er uns damit sofort 
von dem Irrweg zuiUck. auf den wir etwa an der Hand seiner 
oräten Bemerkung gelangen könnten. Freilich kommt es sehr darauf 
an» ob man deu nicderL-n Landrichter in Osterreich .schlechthin al& 
unmittelbaren Erben und Nachfolger des karolingiachen Grafen an- 
sehen will, sein Gericht ab zeitgemäße Umgestaltung des karolin- 
giachen Grafendings, wie vielleicht Luschin') und nach ihm Adler, 
oder ob man ihn als ursprönglifhen Niederrichter nimmt, für den 
Bereich nur einer Malstatt und ohne Bluthann, beziehungsweise sein 
Gericht als solche* Niedergericht, Erst in der Folge hätte dann jener 
Richter Blutgerichtisbarkeit gegen Gemein freie und Unfreie über- 
nehmen müssen. Und diese Frage hangt wohl mit einer weiteren 
zusammen. Wie denkt man sich die beiden Landgerichte, das hiibere 
oder NotAbelngericht und da^ niedere, das Landgericht .schlechthin . 
aus dem alten einen Grafengerieht entwickelt^ Darauf kann er*t 
sjyäter geantwortet werden. Betont muß werden, dali der eigentliche 
Richter in IJaterresch nach wie vor der Markgraf, der Herzog ge- 
weaen ist. Landrichter können, wenn es Je vordem solche gegeben hat. 
und seit es solche gibt, nicht wie er, der Markgraf oder Markherzog, 
auch Grafen im eigentlichen Sinne gewesen sein, denn sie bestehen 
neben jenen, ja noch mehr, sie sind Beamte des Markgrafen nach 
Landrecht §9L Zugegeben nun. daß seit jeher diese Beamte, welche 
Landrichter heißen, gleich mit voller gräflicher Gewalt, wenn auch 
nur für den Sprengel einer Malstatt ernannt waren, dann hat Adler 
recht. Wer beweist aber, daß diese Landrichter gleich »ursprüng- 
lich mit der höheren auch die niedere Geriehtsbarkcit übten?« 
Wie wenn sie vielmehr Nachfolger eines älteren Funktionärs für 
den Malstattbereich gewesen sind, dessen Wirkungskreis wohl nicht. 
dessen Amtsgewalt jedoch erweitert wurde, indem er hinfort, auch 
den Blatbann führt, indem er also umgekehrt mit der niederen 
auch die höhere Gerichtsbarkeit, diese aber nur in beschränktem 
Umfange, ausübt. Ein Blick aus der bayeriaehen Ostmark auf darf 
Stammesherzogtuni, von welchem die Mark zu Leheii ging, kann 
vielleicht Eat schaffen. Auch in Bayern erscheint der Herzog, z. B. 

irielleicht nicht ohne Blicksiclit niiT die Anmerkuag, die Sohni, a. n. 0., 3, 2721. 
Irocbte. Biehe obon, Ü. 29. 
')•&,». 0,. 103. 



■i 



BS 



licinricb der Löwe, als iudex provincie") und so katin man lioiTen 
noch nianeb andere Aualoji^ie zu finden. Der »Landrichter« ist nnmlicb 
durchaus nicht ein spe/.ieil märkischer, ostmiirkf schar, sondern ein 
allgeiuoiu bayerificher Beamter, der durchaus den Grafen vertritt '), 
d(M Landgericht ist die (irafachaft, »dadaa Landgericht el>t*n das Gericht 
iut'. wie Rosenthal in Söhm'aeher Sprechweise vorbringt^) Ob nun 
»dieser Richter« mit Recht als »derAbküniniling des fränkischen Ceiite- 
nars* •) betrachtet wird, berülirt uns hier nicht. Wir sehen aber in Bayern 
den Richtf r. d. k Lmulricliter. an den Platz des uoeb im XIL Jahr- 
hundert nachweisbaren 8chalthei(5en treten*) und finden später 
j^enaii so wie in Osterreich siweiertei Landrichter. In Bayern heißt 
ticr Laodriebter, welcher Stellvertreter des alten Grafen ist, eeit dem 
XIV. .Jahrhundert auch Pfleger'*), und der von ihm bestellte Riebter 
beißt auch Landrichter'}. »Dieser Richter {^Landrichter)*, so meint 
HoHcnthal. »ist wie frUher Stellvertreter des Grafen, nun des Pfleger», 
also der Abk^immling des frilnkisrhen Centcnars • , der Pfle^^r selbst 
Vizegraf des Herzo^a oder eine3 Grafen. Die Einrichtang' wird immer 
allgemeiner, je mehr die Herzoge erledigte Grafschitl"ten eiDKogen. 
Ob der Landrichter, wie in SacJisen, Beisitzer des Grafen. desPflegerSj 
war, kttme zu ermitteln*'); das war auch der fränkische Schultheiß. ") 
Jedenfalls ist der Landrichter stellvertretender Riebter, der aber 

') KiöBlor. ForBch. a. d. Gesch.. XVIII, 526. 

*) Auch Juriisch weist (Gcscbichto der iJabcnber^er, 214) mri die Paniltolitfit 
ri4t«rr6ichi*cher und WyeriBcher VcrhfUtnisse zu zeigen,, auf dus tmch Sotitn schon 
den al^iuAnniscUen uad bayerischen ätammetherzo^ zü^ekomiucDe Recht der Ein* 
Mtzung rou Orafea hin. Er irrt wohl, wenn er biiuichtlich der apüteraa dpuuchen 
SiArujueshemoge diese EiDBctzung, nachmals Belebnung, mit der IJjmnJeihe «u- 
«amnienwirft, die io Bajem nur bei den herisoglichea Vizcgrafeu den Herzogen, eoa»t 
imniür dem KOnJg zasUtnd. Der CBtcireichischQ > höhere« Landrichter iftt eben nur 
Vizemarkgraf, Vizchorzog. 

*) Gc«cbicbt« dea Gericbtsweaeas and d«r Varvraltungforgii.aiiuilioii Üajrem«, 
l. 49 f.. :j3. 

') Ebenda, 54. Vgl. Ifiezkcr, Oeacbichte BajeroB, I, 7Ü2; Luschin, Ge- 
»cbiehto de» lütcron (}erichtgwet)ei)« in KiederOstcrreicIt, 126, 

') Be^i'ler. a. a. O,, 250 f., 2ö7, 

•) Koten lUaL ul &. O., S. 52, 

') ^'gl> den »choQ wtn Luachin, a. a, O., 1'26, Nala 217, ang^zogeneii Arb« 
iodcx comiti« Ekkebc^rli sum Jahr IIW. 

*) Pur bayerisches Misaatgericht lioJ^e aicb solcbei uncbwoiaen licscler, 
a, a, O., 24S, Vgl. ScLrJidor, a, o. 0., 48, 

't ^ohni, a. u. 'K, 405, 418; vgl. iJrunner, l)eutache Kecbtigeachicbte, 3. 
174, Anm. 7 



aaeh den Blutbann Führt, ob erst seit der Zeit, als es den Pflegern 
immer mehr odios wurde, die peinlicbe Gerit-btabarkeit selbst zu 
handhaben '), kann ich nicht entscheiden. Aber auch in ÖÄterreich 
küme erst zu unk" rsy eben, seit wann die sogenannten niederen Land- 
richter Blutbann führten.-) Überlassen konnte man ihnen denselben 
ohne Gefuhr für das oberstrichterliche Amt des Herzogs schon seit 
1156. Jedenfalls war es bereits vor ErWsüög der Landrechte der 
Fall, in Oberösterreich, das Bayern näher liegt, auch ßchon im 
XIII. Jahrhundert; verweigert hier der untere Landrichter das Recht 
so devol viert die Entscheidung über alles »swaz an den tod gat* an 
den höheren Landrichter. ■') Führten aber die niederen Landrichter 
seit jeher den Bluibnun, so doch nur in Stellvertretung oder, richtiger 
gesprochen, auch nur »aU Arm*^) des Grafen, in Osterreich des 
Markgrafen, nachmals des Herzogs. Dieser und sein fiersonlicher 
Stellvertreter im Ädelsge richte, falls er hieftir in Betracht kommt. 
sind, zumal seit 1156. außer stände, in dem großenteils einheitlich ge- 
schlossenen Gebiete die hohe oder grJlf liehe Gerichtsbarkeit in eigener 
Person wirklich auszuüben. So überkommen dieselbe die Kebeiirichter'^j, 
die aus dieeem Grunde vor Verwechslung mit den praecones ge- 
schützt sind, eine Verwechslung, die vielleicht In Bayern möglich. 
aber doch nur im Sehwahenapiegel nachweisbar ist.*) Ja im Gegen- 
teile, sie werden in Bayern mit den Grafen zusammengehalten, ihr 
Gericht »als Überreste der karolingischen Grafengerichte* ange- 
sprochen.') Die Anknüpfung muli auch wieder in Bayern gesucht 
werdeu, wo »noch bis ins XV^. Jahrhundert hinein die Ausdrücke 
Graf und Richter, Grafschaft und Landgericht als identisch ge- 
braucht wurden. *) Von dem bayerischen niederen Landrichter, d. h. 
Unterriehter des Pflegers, unterscheidet sich sein ostroärkischer 

1) Roseothal. 66; rg\. das privUegiuici odiosuin in Öjitcrr&icti, Luichln. 
B. 11,0,, 141, Auch in Öaterreich spricht unter Ümutilnd^n dna landmarscbnttbche 
Üericlit nur Addarerluat aua, worauf t'ber^be an den Land- oder ätadtricltter 
erfolgt, 

-> Die aÄflhsiBchen Gografcn fUbren ihn er*t sah Jir k weiten HSlft? dp* 
Xm. Jahrlinodett». Schröder, a. a. O , V., S. 65. 

=) Luschin, a. a. O., 147 t 

*) LuüchiD, ft a, 0., 1S4. 

*") Vgl, die FiinlilioDöii des 
S. 334, Ü62. 

*) LiuchtB, n. ft. O., 128 f. 

^ Ebenda, 103 ff.. 117. 113 f. 

*) Roientiiäl, S. .70. 



fräukiflcbeo SclmUbeiUca. Sohm, m. o. O., 



Kollege, der öaterreichiäche niedere Landrichter, nur dadurch, duU 
in Bayern in der Regel je einem Pideger-Landricliter je ein Richter- 
Landrichter zugewiesen ist, in Osterreich aber dem Herzoge oder 
dem oberen Lundrichter mehrere sulehe untere Landrichter zu- 
küinmen- Das entspricht genau der festgehaltenen Einheit der Graf- 
sehiift. die uus mehreren Hundertschaften besteht. In Hinsicht des 
ösierreichiBchcn oberen Landrichters ist das Verhältnis gerade um- 
gekehrt. Es besteht eigentlich kein Unterschied vom bayerischen 
Landrichter, außer in der Zahl, indem dort nur einer, hier mehrere 
bestanden. Der üsterreichische Markgraf hat eben nur eine Graf- 
schaft und braucht nur einen PÜeger. den er in der Person des 
«beraten Landrichters auch noch als Herzog beibehält, bis Ottokar 
vier obere Landrichter einfuhrt. Der Herzog von Bayern braucht 
für jede seiner Grafschaften einen Ptieger. 

§ 24, Nan ^ht jedoch unsere Frage nicht so sehr nach dem 
Schultheißen und Landrichter, als vielmehr nach der Hundertschaft^ 
FrÄgen, die freiäich schwer zu trennen sind. Die bayerische Graf- 
schaft hat zwar mehrere Malstätten, ob nun auch ebensoviele Hun- 
dertachaften, das könnte fraglich erscheinen. Der bayerische untere 
Lttodrichter, d. h, der Untergebene des Pflegers, ist nicht bioli 
Rir-hter für den engeren Malstattspren^^el, sondern wie sein Vtir- 
gesetzter, der Pfleger, für daa ganze Landgericht, das der Graf- 
flch&ft entspricht. Darin besteht wohl der stärkste Unterschied 
swbchen ihm nnd dem üsterreichischen unteren Landrichter. Können 
oan die ostmärkischen Dingsp rengel der fränkischen Hun- 
dertschaft, der Zent, gleichgestellt werden? Streng genomnieii 
iHt ea nun wieder für unseren Gegenstand ganx belanglos, wie die 
Antwort auf diese Frage ausfällt. Denn auch das haben wir nicht 
XU beweisen, daß jene Malstattsprengel vielmehr Hundertschaften 
gewesen seien. Wir wollen nur beweisen, daß es nicht Graf- 
schaften waren. Gleichwohl inulJ, wie für Bayern so für Öster- 
reich gerade aus der Existenz mehrerer Schrannen innerhalb der- 
selben Grafscbaft auf Einrichtungen geschlossen werden, welche 
der fränkischen Hundertschaft nahe kommen. Wenn diese auch kein 
ttrs»prünglich bayerisches Institut gewe^en^ ja, wenn es selbst nicht 
einmal unter anderen, auf uns nicht gekammenen Namen bestanden 
haben sollte, sn mul,i es doch gerade im Gefolge der frftnkiachen 
Grafschaft mit eingedrungen sein, Die mehreren Malstälten der 
bayerischen Griifschuft hatten doch unfraglich zum mindesten den 



56 



Zweck, den verschiedenön Teilen eines solchen Gerichtsbezirkea die 
Seguungen fränkischer RechtspÜege emlgermaßen gleich inilDiä^ zu- 
zuwenden. Diese Einrichtung hatte jedoph dann keinen Sinn, wenn 
nicht der einzelnen Malstatt auch ein Dinj^sprengcl zugewiesen wur. 
der. wenn sonst nichts, sn doch den Umstand des örafengerichtcfi 
au besorgen hatte. Daher zweifelt denn auch Rtezler für die frün- 
kieche Zeit gar nicht, »daß diese Einrichtung* (nlimÜch die Hundert- 
schaft) »auch in Bayern bestand*')- nnd Rosenthal hat geradezu 
die Scbrannen des Landgerichtes als »die alten Uundertschaftsmal- 
stätten« bezeichnet.^) Da.^ Schwinden des UrastandciS dürfte die Be- 
deutung verwischt haben oder hat sie nie recht zur Geltung kommen 
lassen. Weist aber Bayern selbst in späterer Zeit mehrere Mnlstütteii 
innerhalb dea Landgerichtes auf, so wird es autdj damals noch Ding- 
sprengel gegeben haben. Doch, wie bereits gesagt, vertritt hier der 
niedere Latidrichter den Pfleger, wie dieser den Grafen, beziehungs- 
weise den Herzog, beim Gericht an allen MalstJltten des einen Land- 
gerichtps, L>ie9e bayerischen Landgerichte sind vielleicht selbst alte 
Hundertschaften, aber der Handerteclmftsbeamte bat Rang und 
Wirkungskreis beibehalten, In l.>sterreich wieder hatten ganz ge* 
wiß die einjselnen Dingstittten ihre Sprengel. Den von Keuborg 
kLinnen wir selbst bis ins XV. Jahrhundert so ziemlich in alter 
Ausdehnung festlegen, der von TuUn reicht noch um 1400 bis an 
die aJte Steiermark heran und bestand selbist in der zweiten Hülfte 
des XVI. .labrliunderta in einem ansehnlichen Rest als kaiserliches 
Ltindgenoht ÄLu'kei-ädorf. Nicht so klar liegen die VerhlUtnisse hin- 
sichtlich der Dtngstätte Mantem, die vielleicht erst sjjüter für die 
Kotablenversammlung der oberen Lande zur Geltung kam; dafür 
aber gab es genug andere Landgerichte. Wenn diese Dingsprengel 
nicht Grafschaften gewesen sind, wie vielfach behauptet wird, so 
müssen sie eine andcrcj wohl die nächst niedrigere Geriohtaeinheit 
vrtrweatellt haben; das wäre eben die Hundertscliaft. An den Mal- 
Stätten dieeer Hundertschaften, wenigstens in Keuburg und Tulln, 
wird auch das Grafending, das hohe Latidtaiding, abwechselnd ge- 
halten. Aber der Tullner, der Neuburger Landrichter und der von 
Jlautern. so hinge es einen solchen gab, hat nur innerhalb seines 
Dingsprengels zn schaffen, er hat hier für das hohe Landtaiding die 
Schranne «n errichten; das ist so recht eine Tätigkeit, die man 

^ Oeschiclite BayEfns, I, 126; vgl. So hm, u a. O.. 273, Aom. 1 
') A. a ü , 9:i 



m 

dum fränkischen Vikar^ dem Schulheißeu zumuten kann. Allein die 
AasdehDUQg des gräflichen Aintsapreng:el9 ftlLrt ihm noch andere 
Arbeit zu. Auch er steigl in gewissom Sinne zum Grafen empor 
ioDcrbalb seines Malstattsprengels, nur dtn lilutbunn hat er dureU- 
ÄO« nicht and niemals »über alle Bewohner eines Bezirkes« gelibt, 
wie Loschio meint'), sondern nur Über (jemeinfreie und Unfreie 
oder nach Bp.lterer Terminologie über Ritter, Bürger und Dauern 
Qiid das immer nur im Sprengel seiner Dingstatt Und zwar hat 
dem odtmjirkischen niederen Landtaiding nicht za ir^iend einer Zeit 
die Korapetenx in peinlichen Sachen der Grafen, Freihoirren und 
Dienstherren zugestanden, sundfrn diese hatten in solcher Iliniiicht 
itnmer nur ihren Gerichtsätand vor dem Landesherrn oder seinem 
.Stellvertreter, dem obersten Landrichter, also vor dem alten Grafen- 
ding. Genau so verhielt es sich auch in Bayern laut dem standischen 
Freiheitsbriefe von 1^1 1 und zwar »als es her von alten rechten 
idingenj ist gestanden«.^) Freilich meint Luacbiu, diese »Landgerichte 
dea Markgrafen» seien ursprünglich nur Landgerichte geweseD, wie 
die übrigen, die neben ibiieu bestanden, »alte eines Ranges«.') »Daa 
änderte sich«, meint Lasehin weiter, »seitdem die Land tai dinge, 
vreJche der Ltindeafiirst an gewissen Dingstiltten persüniicb abhielt 
zum vornehmsteu Gericht im Lande und daraus zum Gericht der 
Vornehmsten des Landes geworden waren f§ 8). Damit waren aJle 
übrigen Landgerichte im Gegensätze zu diesem oberen Liiiidgerichte 
von selbst zu unteren Landgerichten geworden.« Vi Allein der Gegen- 
satz, den Luachin in der Folge zwischen »unteren oder niederen 
Landgerichten* einerseits aäs »vum unteren Landrichter» besorgt, 
und den Taidingen zu Neuburg* TuUn und Mautern andererseits kon- 
struiert, wo »der Herzog, beziehungsweise der Richter an dessen 
Statt entscheidet«, — dieser üegen.satz besteht wohl dem Range nach, 
aber nicht rüumHch, Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß in zwei 
von den drei Dingstätten, an denen Herzogsgericht gelialten wurde, 
auch niedere Landgerichte stattfanden- Das ist schon oben hin- 
sichtlich TuUn und Neuburg hervorgehoben worden und ergibt 
«ch aus dem letzten Absätze der beiden Landrechtsfassungen s!ur 
Fvideiisf. 



■1 A. it. 0., na, vgl. HäT. 

•'i Quellen und ErörteniDgen, VI. 184 

1) A, a ü , 14'^. 

*> Ebenda 




1276) Art. 70. 
. . , , , \Jud sol ain ieglicher rieb- 
ter ze Newnburg. zcTdIh und 
zi" Mauttarn ain scb rann machen, 

sol im der lantrichter au dem die xelien pbund kost, und sol 

end ain scbrann machen, die man dt^m richtcr die phennt«; 

zeben phuiid kosten strl; und wann 

raan auch denn von dem geriebt 

get, so sol der obrist landricb- 

ter damit schaffen, was in trui 



abslaben, und wenn der riehter 
von der scbrann geet, bo sol der 
rir-hter die aehrann tun, wo er 
wil.-^i 



dunket.*) 

ÜalJ im Texte von 12G6 mit »lantrichter> der niedere Land- 
richter gemeint ist. steht ebenso sehr auüer Frftge, wie daß eben 
deshalb in den vom Laudesherrn bevorzugten Dingstittteu auch 
niedere Landrichter in Wirksamkeit waren, selbstveratflndlich mit 
weit engerem Wirkunt;skreia. Wllhrend der Markgraf-Herzog an 
all jenen drei Malstütten das Landtaiding halten konnte — wie 
nicht zu zweifeln ein identisches Landtaiding^) — waren die nie- 
deren Landrichter auf den engeren Dingspreugel beschränkt. Und 
darin liegt eben jener Gegensatz, der an das Verliüitni» der Graf- 
schaft zur Hundertschaft erinnert und die Vermutung nalic legt, 
wir hatten ea in den engeren D in gspr engein der Jlalstiltten für das 
höhere Landtaiding und den vielleicht sonstwie naebweigbarcn ülteren 
Landgerichten nur mit der fränkischen Zent, in den dortaclbst 
sitzenden Landrichtern mit dem fränkischen Schultheiß oder dem 
Vikar zu tun» die allerdings im Laufe der Zeit zu nahezu grilf- 
lieher Bedeutung emporgestiegen wären. 

§ 25. Entspricht dieses Emporsteigen der Österreich ischeu 
Vikare zu Grafen im gewissen Sinne jenem Prozelü, der sieb in der 
itlten fränkischen Grafschaft vollzogen hat, wonach aus Viks^rien 
zuletzt Grafschaften wurden, die nun wieder in Vikarien ?.er fielen. 
so ist das in Österreich unfraglich nur au.^ einem Gebote der 



^) Hasen^hrl, Landesreclit, STB. 

^] Ebenda, 2R3. Ea ist hier ncterscbiedaloa viermal vom Hlchter schlechthin 
die Rede, wülirend doch offoDbar die beiden ersten Maie der niedere LaniJriehteri 
die l^eiden anderen Maltf (le>r obertte Landrichter gemeint tat. Das erlclärt sich 
wohl HUI eiocr gewissen UuBicherheit. die bei Wiederherstellung der VerhÄltniaae 
letzter BnheDbergvri'.eit geherrscht bat 

^) Siebe oben, S. 49 f. (SoniieraUdruck, IIB), § 21. 



üft 



^diitfi^uia 



6» 



Notwendigkeit hervorgegangen, etwa aus fortsct reitender Be- 
siedelong. somit wachsender Inanspruchnahme des Mark- 
grafen, ohne daß hierbei der Blick aufs Ganze abbanden gekommen 
wäre. Daß auch hier hie und da der Wunsch, mehrere Sühne des 
Grafen mit Teilen des ursprünglichen Amtsgebietes zu bedenken, 
rege geworden sein mag, soll nicht bestritten werden. Wir haben 
über Aflsiltze zu solcher Entwicklung halb sagenhafte Ivunde aus 
filtester Zeit') Ob es wirklich je zu eigentlichen Teilungen ge- 
kommen sei, kann hier nicht untersucht werden und ist stark in 
Zweifel zu ziehen. Jedenfalls lagen in früherer Zeit die Verhält- 
nisse anders als seit den Tagen der Vereinigung mit Fürstentümern 
anderweitiger Provenienz, also mit Steiermark, Kärnten, Tirol, die 
zeitweilig eigene Wege gegangen sind. Im Großen und Ganzen war 
die alte Grafschaft intakt geblieben und so konnten die Hojidert- 
((chaften nicht ohneweiters zu Grafschaften, die Vikare nicht ein- 
fach zu Grafen werden. Im übrigen haben sieh, soferne nicht ander- 
weitige Einflüsse zur Geltung kamen, in der Folge ähnlich wie 
vielleicht in frilnkiacher Zeit und im sonstigen Deutschen Reiche, 
J€ nach Bedarf aas den alten Landgerichten neue entwickelt, die 
jedoch wie gesagt, nicht wieder zu Grafschaften werden konnten, 
deren Justiziare. neue Landrichter, Grafengewalt nur in beschränk- 
lera Maße ausübten ^ das fränkische System, doch in märkischer 
Anwendung. Durchbrochen wurde das System, das sich dergestalt 
gebildet hatte, in mancher Hinsicht, zumal durch dan herrachaft- 
liche Landrichtertuui- das dem bayerischen vollkommen glich. 
Das gilt auch von der landesherrlichen Herrschaft, also etwa 
vf>n den in bcideu herzoglichen Urbaren begegnenden Offizien. 
Die (Jffiziale, Amtm Runer, dürften den bayerischen Pflegern ent- 
«prochen haben. Inwieferne die in solchen landesherrlichen Amtern, 
z. ß. in Lengbacb, frühzeitigerschciüenden Landrichter dem bayerischen 
Ptleger oder seinem Unterrichter gleichzusetzen sind, wird cr^t später 
untersucht werden.'-) Was aber den oberen, gpöter obersten Land- 
richtet anlangt, so könnte man ihn, den Landesbeamten, als mit 
«einem Landesherrn vorgerückt betrachten. Früher ein Stellvertreter 
de» Grafen oder Markgrafen, steigt bei der Erhebung der Mark 
»um Herzogt ume auch er. Ebenso muli, was sehon aus der jeden- 
falla erweiterten Machtbefugnis des neuen Herzog» sich ergibt, die 

') {iiehe oben, § (j. 

'■) Vgl.: Luaclnn, a *. O., 132. 



Gerichtßversanitalung; eine erhöhte Bedeutung gewonnen haben. Die 
Gerichtsversammhing besteht nun nur mehr aus den Groligrund- 
besitzem und dem militärischen Adel der Mark; denn diesen all'i-in 
ist es noch iDÖgUch, zu erscheinen, sie sind aber auch s'.utii Er- 
scheinen bei der Gerichtsversammlung verpHichtet. Die Gerichts- 
versaiiimlung wird allgemach zur Notabeinversammlung, hält sieb 
/war noch Kiemlich lange an den Einrichtungen der alten Graf' 
Schaft mit ihren drei Dingstlttten and ihren Tierzigtfigigen Taidingi?- 
Insten, geht aber dann, den Einrichtungen des benachbarten Bayern- 
hindes folgend, unvermerkt in das Wiener Hof lai ding über. Das 
Übergangastadium wird seinerzeit genauer geschildert werden. Was hier 
Beachtung verdient, ist zunächst lediglich die Tatsache, dal,'» die Ostmark 
auch noch ais Herzogtum ntir einen Lnndriebter als herzoglichen 
Ptieger hatte, der freilich in spitteror Zeit als oberster Landrichter 
bezeichnet wird, der aber jedenfalls für die erste Periode, ehe ihm 
der Landmarschail an die Seite trat '), dem Vizegrafen entsprochen 
habeil durfte. Doch auch zu einer genaueren Betrachtung dieser Ver- 
h;iltnif<ae wollen wir erst dort gelangen, wo wir die unmittelbaren 
Zeugnisse für die Einheit der ürafscliaft Österreich heranziehen 
werden. Hier sei viehnebr auf die Folgerungen eingegangen, die man 
aus der Dreizahl der MaktiUten und aus der angeblichen Keuazahl 
der Landtaidinge gezogen hat Wir mtlsaen deshalb auf die Ver- 
bilUnisse der Karolingerzeit eingehen. Das gilt jedoch nicht hin- 
sichtlich der territorialen Einrichtungen der Mark selbst. Solche 
hdtten wir allerdings in diesem Paragraphen heranziehen künnen; 
wir häitten es uns damit leicht gemacht, die Existenz der Hundert- 
schaft in der Ostmark glaublich zu machen, denn die Vikare, d. s. diö 
HundertschaftBvorsteher, und die Harken, d. s. Hundertschaften, die 
wir für die Zeit des Markgrafen Aribo nachzuweisen vermochten '). 
die konnten sich ebenso wold in die ottonische Zeit hinüber gerettet 
haben, wie vielleicht die 'mittlere Grafschaft«. Doch sollte eben 
diesmal die Probe auf gleichzeitige bayerische Vcrhiiltnisse gestellt 
werden. 

§ 26. Man hat also dreimaliges Dingen mit je acbtzehn- 
wöchentlicben Zwischenräumen an jeder der mJlrkißcben Mal- 
otätten angenommen und daraus gefolgert, jeder von den MalütJltlen 
entaprecbe eine Grafschaft, denn in der Grafschaft eben werdo 

!(. Lriödrccht, §§ ab, 57.61. 

•> Vgl, {oben): I, 29, 45, Aom. 1. 



flÜI^ 



nach Sachsenspiegel, 1, 2, § 2, über 18 Wochen gedingt, »also drei- 
mal im Jahr . . . , Schon Karl der Große hatte drei allgemeine 
Dinge für jede Grafschaft angeordnet« J) Und so ^roUen wir denn 
auch bei dem unfraglicheti ZusammenhaDge Kwisclien den karulin- 
gischen und den Einrichtungen des spiitercn Mittelalters auf dem 
Gebiete der Rechtspflege zonäehst auf die fränkische Zeit ein- 
geben. Eier aber begegnen wir sofort dem Widerspruche a\reicr 
hcrrorrflgender Kechtshistorikcr gerade in der Frage über die Zahl 
der Dinge in der Grafschaft, die wieder mit jener anderen über 
die Stellong des Grafengerich tes, ob es nömUfh Gaugericht oder 
llundertschaftsgerieht gewesen, innig zusammenhangt. Denn, wie 
Zallinger mit Hecht hetont; »Die echte Dingslatt ist nur ein 
Requisit des echten Dinges; ein anderes nicht minder wesentliches 
ist die echte l>ingzeit.«-J An beide Bchließt sich Kompetenz des 
Dinges. »Die ältere Lehre« aber^ 8o erklärt Sohm, hielt »dieordeiit* 
ücbe Gerichts versanimluDg (unter dem Vorsitz des Grafen) sohlecbt- 
hio für eine Veri?ammlung aller Gaaeingesessenen«, mithin «für 
eine Gau Versammlung.«'*) Waitz ist der erste, der in dieise Auf- 
fassung Bresche schlugt und für die merovingische Zeit, aber auch 
nar für diese, die Gerichtsversanirolungala Hunderlaebaftsversaram- 
lung nachweist, wogegen er hinsiehtlich der Karolingerperiode bei 
der alten« Lehre bleibt.-') Eiehhorn'*), ferner Thu dich um "), mit dessen 
Beweisführung wir uns noch eingehender bescbftftigen werden, weil 
er »seine Belege voniehmlieh den (Quellen des spateren Mittel- 
alters entnommen«. Eiehborn und Thudichura also widersprechen 
aiieh hin.siehtlich der nachmerovingißchen Zeit der alteren Lehre, 
und Sohm sucht die Berechtigung dieses Widerspruches vorncbm- 
Uch für die Karolingerzeit zu erhärten'), was ihn zu Waitz in 
heftige Gegnerschal't setzt. Er kommt zu dem Schlüsse: »Weil es 
keine Gauversammlung gibt, nimmt die Leistung des üntertanen- 

1) Soi BrQDDer, Esemtion stecht, a. a, O-, 32L 

'f Übel den KSni^Bbann. MitteUun^eo des toBtitutoB für Cisterreiehiscbe 
Oetcbicbtafonchaiig' (ISB'i), 111. 549> Das werdcMi vroM die noch oicht verötTent- 
lieht«) UuteTtuchiingcn gcia, auf dio «ich Scbrudei (QerichtaTerftuuDi; de« 
«^•olwenspiegels USP4), 8. 1, Amo. 3) benift. 

*) Sobm. n. n. 0., 278. 

*) Waitz, VerfuMOUgsgeschichte, IL (2. Atifl.), Wfi H*. 

-) Kecl*i»i?i?Hchicbte> 1, 393 ff. 

*) Gau- iitid MarkverfiMöag, 82 ff. 

■) Sohm, A. a. (»,. 278 ff. 



62 



eides. die Heermusterung, die VerkUndig;ung von Gesetzen die 
Huudertaehaftsveraammlunj^ in Ansprach.*') »Die Hundertschafts- 
versamnilung ist die einzige Vnlksversaranilung im fränkischen 
Reiche.« — »Die Gerichts Versammlung ist die einzige Volksv^ersanim- 
lang im fränkischen Reiche.*^) Die Polemik gegen Waitz erreicht 
dort ihren Höhepunkt, zugleich für unsere Frage den irichtigsten 
Punkt, wo Sohm die Aualcgung. die Waitz dem bekannten aber in 
seinem Wortlaute nicht erhaltenen^) Kapitulare Karls des Großen*) 
gibt, sofern dieses von den tria placita generalin sprielit'"'). wider- 
legt. — Waitz h;it nümlich aus den verschiedenen Wiederholungen 
jener Bestimmung Karls des Grollen in den Kapitularien seiner 
Nachfolger auf eine in der fränkischen Gerichtsordnung durch Karin 
eingefllhrte Änderung geschlossen, niimlich auf «Einführung von 
Gauvoraammlungen als Gerichtaversammluiigen anstatt der bisher 
ausschließlich üblichen Hundertschaftsversammlungen*.'') Sobm 
kann darauf hinweisen und Waitz muß ibm darin recht geben"), 
daß einer solchen Kencrung »nirgends ausdrückliche Erwähnung* 
geschehe. Sohm macht geltend, dir? karolingische Ge.set2gebung 
karge durchaus nicht »mit Bestimmungen über die von ihr neu 
hervorgebrachten Einrichtungen«. »Von d^r karolingischen Gesetz- 
gebung würde die Einberufung von Gauversammlungen nicht durch 
das blüOe Wort: tria placita gcneralia verfügt worden sein.« — 
Waitsi konnte darauf nicht schweigen und nimmt im vierten Baude 
der zweiten Auflage aeiner VerfassungsgeucbJchte Anlall sich mit 
Suhms Angriffen auf seine Anschauung zu beschäftigen. Im großen 
ganzen ist Waitz aber doch von seiner Auffassung Kurückge- 
kommen. Es ist viel für Ihn, wenn er zugibt: »Von einer Gericht«- 
Stätte für den ganzen Gau ist in Denkmälern dieser Zeit nicht die 
Rede«; gleich darauf aber wird es nur als Annahme bezeichnet, 
als habe es solche Gerichtsstlitten für den ganzen Gau. »tlberall 
nicht gegeben**), and damit wird in die alten Bahnen wieder ein- 
geJenkt: *K» muU demnach angenommen werden, daß neben den 

') Ebeiida. 8. 282. 

») Vgl. Waits, IV (2. Aufl.), 368, Änm, 1 und 528. 

•) MG, Leg. Sect. U, CapitulariK I, 290. Aam. 18. 

'") Wftitt, VerfaMüBgÄgMch., IV (I. Aofi.), 312 f.; Söhtu. a, n. O. 288 f., 399 ff, 

«) Sohm, o. a. 0., W&. 

') IV (2. Äüß), Ö37 ima 374, 

«) A. ». O., S 374. 



richten in den Hunderten auch solche für den ganKen Umfang 
einer Grafschaft gehalten wurden, ohne daß sich allerdings mit 
Sicherheit sagen laßt, ob dies bei den drei echten Dingen immer 
der Fall war.«') — Das ist ein recht magerer Vergleich für Waitz. 
Denn Waitz gibt damit einmal die Fortdauer der gerichtliehen 
Bundertfichafts versammlangen zu und wagt nicht zu behaupten, 
daß mit den tria plaeita generaUa, oder wie sie in einer anderen 
Handschrift heil3en, tria placita comitum'^) — die zu suchen hinfort 
nach Karlä Begtimtnung der Freie verpflichtet sein solle — Gan- 
versammlungen und nietit eben wie bisher nur Hundertschafta- 
versaminlungen gemeint seien. Schon damit bleibt Sohm entschieden 
in der Vorhand, In der Anmerkung aber, auf die Wait» am Ende 
seiner »ulotzt zitierten Äußerung verweist, und die über rier volle 
Seiten in kleinen Druck fQllt^). zeigt sich Waitz noch mehr im 
Brtnne der aufgedeckten Wahrheit. liier betont er wohl neuerdings 
seinen and fremden Widerstand gegen Öuhm» Sätze, aber »ohne 
daß die einsehlagenden F'ragen doch nla erledigt gelten können«. 
Kapitularien, Urkunden and FormelbUcher reichten nicht aus, um 
»erbebliche Schwierigkeiten« zu beseitigen- Die meist erhebliche 
bat meines Erachtens Waitz selbst aus dem Wege geräumt. Denn 
im Zuge der Erörterung gesteht er ein. »nicht zu verkennen, daß, 
wenn es bei der Bescbrlinkung der Dingpflicht auf die drei echten 
|>irige galt — wie der Wortlaut der Stellen, die von ihnen handeln, 
nicht zweifelhaft liißt — , die Freien von lästigen Verpflichtungen 
zu befreien, diese Absicht eher erreicht wird, wenn sie sieh nur 
in der Hunderte zu verüaromeln hatten, nicht aus allen Teilen des 
Gaues an einem Ort zusammenzukommen brauchten«,') Und was 
Waitzen am grünen Schreibtisch aufdämmert, das sollte dem großen 
Karl entgangen sein? In der Absicht, den Dingpilichtigen eine Er- 
leichterung 2ü schaffen, sie vor Überbürdung mit Gerichtsversamm- 
lungen frei zu halten, hatte man an sie eine Zumutung gestellt, die 
für die meiateu von ihnen eine noch größere Belastung bedeutet; 
denn sie raußten nnn aas großen Entfernungen sich aar gemein- 
samen Versammlung begeben. Nein, es ist ganz klar, was Kar! 
wollte. Aus Ber^ucmlichkeit oder aua sonst irgend welchen Gründen 



'j Wiiiiif *, A. 0., 375 t. 
») Sobtn, n. a, O., 404. 
^ Waitz, a. a. , 536 ff. 
*. A. a 0., 8. 527. 



64 



hatten die GraUni den Unfug ein go führt, nur in wocigen oder gar 
nur an einer, au der ihrer Burg am niiehäten gelegenen MaUtJitl«r 
das Ding zu halten. Bas bedeutete eine unerträgliche ÜberlaetUDE: 
der betroffenen Hundertschaft mit häufigen und zeitraubcnJeD Zu- 
aamraenkünften. Dieser Unfug sollte aufhöreD, Wenn selion der 
Graf nur an einer llalstiitte das Echteding halten wilJ, dann doch 
nur dreimal im Jahre, das fordert das Kapitiilare vom Grafen. »Es 
wird ihm dadurch unraüglicli gemacht, stetig von sechs au sechs 
Wochen die nämliche Hundertschaft in Anspruch za nehmen«.') 
Aber eine Festlegung der Zahl an Echtedingo für die ganze 
Grafschaft auf jährlich nur drei ist ganz nnd gar nicht benb!*iclitigt 
geweaen. Es erhellt zwar »daß dor Graf nicht nötig hat. in 
jeder Handertächnft alljHhrlicb die drei echten Dinge abxtilialteD, 
Der Reehtssatsi lautet nicht, dal) drei VollgericLte abgehalten 
werden müssen, sondern daß höchstens drei Vollgerichte jährlich 
in der Zent abgehalten werden dürfen.**) Der Graf kann alao alle 
seine für die ganze Grafschaft zust^lndigen Echtedinge an unreiner 
ihm bequemen MaLstiitte, in nur einer ihm gelegenen Huudertachaft 
abhalten. Dann aber konamt es im Jahre Überhaupt nur zu drei 
Vollverflamnilungcn. Und damit ergibt sieb zugleich der Zusammen- 
hang des späteren Dingetis von 18 zu 18 Wochen in der Graf- 
schaft mit der karolingisehen Einrichtung. Nicht als üb diese schon 
darauf ausgegangen wäre, die Frist von 18 Wochen »wischen zwei 
in der Grafschaft gehaltenen Eehtedingeu anzusetzen, sondern si 
beschränkte lediglich für die Ilunflßrtschaft die Zahl der Echtcdiug 
auf jährlich drei nicht vor sechs Wochen, was apfltor zu dr«ima 
sechs wöchentlichen Fri&tcn führte, Die Grafen aber bilrteu nich 
auf, die ihnen bequem gelegene MalstiUte zu begUnotigen, die anderi 
zu vernachlässigen und so konnte es zu nur drei Dingen für die ganst' 
Grafschaft kommen. Es konnte um so leichter dazu kmnraen. al 
ja Vasallitüt und Miniaterialitnt dem Grafen, auch wenn er iiu 
in einer von den alten Hundertschaften, auch wenn er regelmiilii 
nur in der einen Hundertschaft, an der einen Malst^itte Gericht 
hielt, die ihm eben genehm und bequem war — als ihm. sage ich. 
Miniäterialitttt nnd Va&allitllt auch dann den nntigen Umstand 
sichertenj der aus der ganzen Grafschaft üueammengekommen 
wie wir schon oben (§ 20) hervorgehüben haben. Auf solehein 

' ' -i.lioi, a o. O.. 430. 



I 



L 1^. U ^ 

ich. 
tandj 

Umfl 



65 



Wege sind erst in späterer Zeit, im XI. oder gar im XIT. Jahrhundert. 
iGaogerichtsverisftmmlungen eotstaudeu. Unter diesem Gesichtspunkte, 
[«tampft auch Zallingers Widerspruch gegen gewisse Ausfuhr« ngen 
fSoImtä im wesentlichen ab. soweit es sich um die im Sachsenspiegel 
dargelegten Verhäitnisse handelt. Dean wenn Zallinger in seinen 
schon oben'.! zitierteu Untersuchungen »über den Köniefsbann« aiie 
einer Betrachtung der für das sächsische Stammgebiet erhaltenen 
Gerichtsur künden den Schloß zieht, »daß die Dingstatten, an 
welchen ein Graf seine echten Dinge hält, zwar wechseln, daß aber 
doch ein Ort besonders oft. ja fast ausschlielUieh \viederkehrt * '), 
und daß daher »die Grafen ihre Gerichts Versammlungen nicht 
gleichmäßig tlber die einzelnen Hundertschaften verteilt, sondern 
vorwiegend und in der Reget nur nn einer bestimmten, der thretn 
Sitz«; zunächst liegenden Ding statt, welche damit als die eigentliche 
Dingstatt der (irafachaft erscheint, und nur ausnahmsweise 
anderswo, an snnstigeu allen Alalstätten abgehalten haben dürften«'*), 
— Bo muß er selbst »bei der unverluiltnismäßig geringen Zahl 
der Zeugnisse» doch zur grüßten Vorsicht mahnen. Wahrscheinlich 
bat sich auch im Gebiete des Sachsenspiegels ein ähnlicher Prozeß 
vollzogen, wie wir ihn für <.t6terreich schon oben^) ale Übergang 
von Landtaiding zum Hoftaiding erwiihnt haben. Unterstützt wurde 
dieser Vorgang durch die Aufteilung der Grafschaften, welche, 
wenn sie nach Tunlichkeit alte Gerichtsverbfinde schonte, zur Er- 
hebung von Hnndortscliaften in den Rang von Grafschaften führen 
mußte. Innerhalb sulcher kJciuer Grafschaften gab sich das Dingen 
von 18 zu 18 Wochen von selbst. Auch in der Ostmark hat es 
solche Aufteilungen gegeben. Die eine große Grafschaft Peilstein 
erscheint zeitweilig in drei Grafschaften gespalten und auch die 
nördliche Grafschaft an der mithrischen Grenze ist später in 
mehrere Grafschaften zerfallen^); die alten I>ingstätten gaben 
pax^bmals die Namen der neuen Limdgerichte ab. Da nun aber ge* 
nule der Mark-Herzog von Österreich ganz gewiß nicht bloß an 
«tner Mabtätte seine Landtaidinge halt, sondern seit alter Zeit an 



') 8. 61. § 26. 

-) HttteUuBg«n det loititutei fut M«rreiclüicbc GescbiciiUfonchaof. 
ML, 6Ö1. 

*) 8. ßO, ^ *>5. 
») Vgl. oben. 8. 12, § 6. 
J«1lrl>oeli d, V. f. l«iid«ikmnd#. 19011. O 



deren drei, so ainti gerade ZalUngera Äuüführaagen sehr geeignet^ 
den GlanbeQ zu ersdiüttcrn, als liabe jede dieser oatmärkisehen 
Dingätiitten einer tirsprüno;licheti Grafschaft entsproeheii. 

§ 27- Im allgemeinen war aus wcthl begreilüchen GrUnden 
die O^itmark so ang^elegt und eingerichtet, daß sie möglichst lange, 
womöglich für immer jedem Zerfall widerstehen konnte. Es bleibt 
in der Mark bei den alten Dingfristen von vierzig Nächten 
oder sechs Wuchen, ob auch bei den alten Dingstätten, ist eine andere 
Frage; denn die Landtaidinge dienen aach militärischen Zwecken^ 
die MalaÜltten sind Versammlungsplätze der märkischen Landwehr. 
In Kriegazeiten konnten gewisse Malstfttten bevorzugt, andere 
dafür vernachlässigt werden. — Im großen Ganzen aber bleibt 
es in der Mark bei abwechselnden Dingen an verschiedenen iStfltten. 
denn es mnD den räumlichen Verhältnissen dieser großen Grafschaft 
Rechnung getragen werden, während man es doch zu. einer Teilung 
und Schwächung nicht kommen lassen darf. Aber so wenig ist 
diese Markgrafschaft auss drei Grafschaften Äusammengesetzt. daß 
das Landrecht weder drei Dinge für jede Malstätte, noch, was 
damit zueamnienhlingen würde, achtzehnwöehentliche Fristen zwischen 
den an einer Malstatt au haltenden L^ndtaidingen festsetzt. Nur 
gegen eine Verlegung oder Vermehrung der Malstütten und gegen 
jede Verkürzung der Fristen wendet sich die Eingangsbestimmung 
beider Fassungen. Aber dalj an einer von den Dingstatten mehr 
als drei Landtaidinge gehalten wurden oder gehalten werden konnten. 
in einer anderen wieder weniger, schließt das Österreich iscbe Land- 
recht nicht aus. Dabei darf ja nicht vergessen werden, welche 
Stellung im Lande dieses an die Malstjitten Neuburg, Tulln und 
Mautern und an sechswöchentliche Fristen gebundene Gericht ein- 
genommen hat. Gewiß ist es noch ein Bild der ältesten ostmärkischen 
GerichtBveraammlung, das sich in ihr spiegelt. Aber karolingiscbe 
Gerichtsversammlung ist dieses Gericht nicht mehr. Die Anfor- 
derungen an den Hoch- und Dienstadel des XI. und der folgenden 
Jahrhunderte konnten eben strengere sein, als die Zumutungen, die 
man an die Gemeinfreien der Karolingerzeit stellen durfte.') Der 
Dienstadel, ob nun zum Herzogtume gehörige Ministerialititt oder 
die niedere, schlechthin ritterbürtige Miliz, hatte gar keinen ajodereu 
Beruf als unausgesetzt mobil zu sein, was denn auch bei Gerichts- 
versamralungen zum Ausdruck kommen mochte. Wir müssen nns 

'I Vgl. oben, § 20. 



JliHiMHHHll^^^lJi^M 



67 



danach nicht wundem, wenn an den verschiedensten Makt^ltten bei 
verschiedenen Versammlungen, soweit Urkunden über solche Taidinge 
Auskunft geben, fast immer wieder dieselben Leute Zeugenschaft 
leisten, d. h. den Umstund gebildet haben: Diese freien Herren 
und Dienstleute mit ihrer Ritterschaft bildeten sosehr den ständigen 
Hof des Herzüga, dalJ sie auch bei allen (xerichtstagen dabei waren. 
Selbst wenn diese zu sehr unregeluiillUgen Fristen abgehalten wurden, 
konnte immer ein Uraatand zu«fej?i?n sein, l'nd dennoch zeigen die 
wenigen Fälle in denen wir über datierte aufeinanderfolgende Ge- 
richtstage verfügen, ein ziemlich ]?enauea Einholten der Friaten» So 
liegen die Neuburger Taidinge von 2. Februar und vom 29. Sep- 
tember 1136 fast genau sechsmal vierzig, niimlich 239 Tage, die 
Neuburger Taidinge vom 31. Mai 1208 und 7. bis 13. April 1209 
^ichtmul vierzig, niünlich 311 Tage auseinander, wobei es freilich 
fraglich ist. ob in Meiller 09 (8. 98) Neaburg an der Donau und 
nicht vielleicht Keubui'g ara Inn gemeint ist. Zwischen den beiden 
Akten zu Krems vom 31. Jilnner 1240 und dem Kloaterneuhurger 
;Vkt vom 27. März desselben Jahres liegen nicht unter 40 Tagen, 
vielmehr noch 14 Tage mehr, zwischen dem letztgenannten Akt 
aber und dem TuUnerTage am 31. Dezember desselben Jahres fast 
Kenau siebenmal vierzig, näralicli 27K Tage. Die beiden Kremser 
Tage des folgenden Jahrcö, Mui 9 und Septembef 25 und 26, liegen 
dreimal je sechs Wochen und 14 Tage auseinander. Neuburg war 
iti früheren Tagen entschieden bevorzugte Diugat^Ute aus Gründen 
wahrscheinlich, wie wir sie auch andenvfti-t.s und schon in der frän- 
kischen Periode gelautig erkannt haben. Da offenbar doch die 
fc^tzungen hinsichtlieh der DingstiUte und der Geriohtsfrist vielfach 
durchbrochen wurden, -so müßte eine genaue UnterBUehung sich auf 
alle Babenberger-Ujplome und soJehü aus der erstet» Zeit der Hubs- 
burger erst recken, um zu besHmmeu, in welchem Maße man dem 
altcu Gebrauche nachgekommen ist und inwieferue man sifh Ab- 
wcicliüngea erlaubt hat. An der Stelle, wo sulcbe^i zu gtacheheu 
haben winL, muti auch untersucht werden, ob die aufler den drei 
«in Laiidrecht fei^tgelcgten Mabtätten, Neuburg. Tnlb und Matitern. 
noch vorkommenden Gcrichtsorte, z. B. Krems und St, Pulten, auf 
die schon Luschiu ') hingewiesen hat, ältere, durch da.«^ Landrecbt 
asfler Oebraoch gesetzte oder vom Landeshorm willkürlich gewühlte 
Taidiogsorte waren. Bei dem nachweisbaren allmählichen Vordringen 

'> A. a. O., 8. 50. 



m 



der Mark nach Osten mUäseii sich schun aus diesem Grande Äd- 
dei'uiigen ergeben haben, die begreiflicherweise mit dem altuii 
nerkommpQ eine Zeitlang um GeltuDj? rangen. Schwer aber wird 
es seLn, AndeutungeQ für die ältere Periode der Mark zu gewinnen, 
von Bfweisen nicht zu sprechen. Doch nur wenn es gelingen s^ollte, 
Hozusagen Ebenbürtigkeit dieser Siteren, nachmals verschollenen 
DingstHtten neben denjenigen nacl^zuweisen. die durch dos Land- 
recht zu alleiniger Geltung gelangten, nur dtmn k">nnte die Frage 
aufgeworfen werden, oh man es nicht doch in den »Sprengeln dieser 
übriggebliebenen Mnlstfttten mit einstigen Grafschaften »u tun hat, 
die nachmals «ur einen Mark verschmolzen worden sind. Das 
Wahracheinliche bleibt immer ursprüngliches Schwanken im Ge- 
brauche der Gerichtastätteu; wie es sich auch für Bayera schon 
Bur Zeit der Volksgeaetze nachweisen lässtJ) 

§ 28. Jedenfalls machen die drei Malstätten der baye- 
rischen Ostmark, des bayerischen pagus Ostarrichi noch nicht 
ebensoviele Grafschaften. Wir finden genug bayerische Graf- 
eohaften mit mehreren Malstiitten. Ich will deshalb noch nicht auf 
die sieben Landgerichte der Grafschaft Neuburg am Jon hinweisen'). 
die alk*nfalls an die sieben harzgauischen Dingstätten erinnern'}. 
Sie könnten schon Ergebnisse des späteren Zerfalls sein. Denn die 
Nachrieht darüber entstammt der zweiten Hälfte des Xlll. Jahr- 
handerts^), und vollends von der anderen andechsischen Grafschaft 
Schärding ist nur eine Dingstiltte, Raab in Oberösterreich, bekannt*}. 
Allein im Machtbereiche der Grafen von Wasserburg lagen, ab- 
gesehen von dem entfernteren Reichenhall, doch zwei nachweisbare 
Malstätten, bei Wasserburg selbst Bouc, welches man für Buch hält. 
und laolvingen. d. i. Kircheiseifing. '') Im südUchcn Sundergau hatten 
die Grafen von Weihern-Falkenstein gleichfalls zwei nachweiabare 
Malstätten: Birkin und Laintelrcn. ') In der Grafschaft Wolfrata- 
hausen an der Isar und Loisach zählt man vier Gericbtsstätten; 
denn das schon im XI. Jahrhundert begegnende Ober-Haching bei 
München tritt wohl später nicht mehr hervor, ist aber doch buchst 

<) Beieler, a. a. O,, S. ä59, 

*) SchrKder, Gerichtsverfiustmg des S&cbeenapiegete \ZRG., V, 2), g, H, 

') MG. DCbr., III, 727. Z. 10. 

*) A. a, O., 6S9. § 3. 

») Kt«Kl«r, Üwjbicbt« BnyMm, I, 867. 

>) EbsndA, S&4. 

"^I Ebenda, 8ö8. 



e» 



[wiüiritcheiiilich DiBgst£tte geblieben; in späterer Zeit werden 

iniDg und f Iberbiberg. im Landgericht Wolfratshausen g^elegren, 

ineinander ak DingstJtttcn genannt, daza kommt wohl noch Warin- 

Igowe d. i. Wanigau bei Mieabacli. ') Selbst die scheirisebe Grafschaft 

jiun Kelbeini, die aas der Giiugrafaehaft im Kelsgau abgeleitet wird, 

[scheint doch mindestens zwei Alalstfltteii gehabt zu haben, nltmlicb 

Teugen bei Keiheim uitd Upfkofen bei Mallertjdorf. -) Auch fHr die 

weifische Grafächaft im .V.ugstgau wird sich ähnliches nachweisen 

lassen. Auf ein«^aiiz befionders lebrreiebes Beispiel aus dem baYcrischen 

Igau aber, das^ Chmel in den Kegesten König Ruprechts zum 

1404 ■*) bringt, hat Schröder hingewiesen. ') Darnach halt 

lAlbrccht von Eglaffstein. der damalige Landrichter von Auerbach am 

10. Se|)tember zu Auerbach ein Landgericht: von demselben Richter 

wird in derselben Angelegenheit am 8> Oktober zu Schnaitacb 

Landgericht gebalten. ^) Doch genag an diesen Beispielen, denen auch 

aas anderen Teilen des Reiches sich welche zugesellen liefen. Die 

bayerischen Grafschaften hatten mithin regelmäßig mehrere Ding- 

[«tfitten. Ißt dies der Fall und wenn »als geritigates Mali einer sSch- 

iiftohen Grafschaft drei Goe mit drei Dingstiltten erschein enc,') 

warum sollen nun die drei gewiß ansehnlichen »Grafschaften« der 

^Ostmark nur Über je eine DingstfUte verfügt haben? Oder ist e.^ 

I nicht vielmehr su, daß die Markgrafsehaft an der Donau, wie die 

[meisten anderen Grafschaften drei, wo nicht mehr Dingstittten 

|4atte, die drei Gauen oder drei Himdertsehaften oder drei Land- 

jrerichten entsprachen? 

g 29- Dieser Auffa.ssung neigt denn auch Weronsky an, 
furenn er sich über das Wesen der Ostmark in nachstehender Weise 
lergeht: »Wahrscheinlich meint auch die viel bestrittene Steile des 



J'i Ebendji, 8.^6. 

'•1 Ebenda, Hol. 

>) Begeätti liuptTti fogU. S. S2ä tu R«gest 2241. 

«) A. a. 0.. 2. Aufl. 546. Anm. *J9; 3. Aiifl, 552. Ann. 81; 4, Au«. 559, 

"^I Bei einer grüßeten Zahl vgu Matstüitlen ina£teit die Frijttcn jtwMoben je 
^»Wft l Rafeinanderfolgendeii Dingen uclcr aecbo Wochen heruntenteigen; ein Bewoi» 
r, daß diete und die uchiztrhai^üclieiitliclie FriM nur für die isine Malitati, be- 
ioagiweüe di» «ine UiiDderiitcbAfl galt. Vgl Ul>rigeti» K<»0entha], a. $, <),, 
i» 93 f. 

*| Scbrndcr. Geriditavcrfussang des Sadisennpiegtjls. a. a. U., 3 ond 62: 
Lebrbocb, 2. Autl. ä46. Aniu. »3; 3. Aufl. 552. Adjd. 7ä; 4. Ana. bli», Anm. 71$. 



Otto Freisingensis, wonaeli Kaiser Fried rieb 1156 die Ostmark mit 
4en drei zugehörigen Grafschaften zum Herzogtum erhoben habe. 
diese auf Zenten zurückgehenden Landgerichtasprengel. 
zumaJ in der Landrechtsaufzeichnung drei Taidingatfttten (also auch 
drei Zent- oder Landgerichtssprengel) namhaft gemacht werden. Da 
.jedes Herzogtum aus einer Anzfdil Grafschaften bestand, so lag ea 
nahe, auch das neuerriehtete Herzogtum C^sterreieh als aus aolchen 
Orafschaften bestehend sich zu denken und die Zenten als »Graf- 
schaften« zu bezeichnen. Die Versuche, die drei Grafschaften auf 
dem Boden dea späteren Landes ob der Enng ausfindig zu machen. 
haben bisher kein haltbares Ergebnis geliefert.« ') — In begreif- 
licher Befriedigung über diesen letzten Satz übersieht Stmadt, der 
die Stelle zitiert -i, ganz und gar, wflche Gefahr die übrigen Worte 
Werunakj^s für die <■ Drei -Grafschaft^ «-Theorie in sich bergen. Doch 
er seheint vielleicht nur die Gefalir zu übersehen und seheint aeit 
jeher eben Werunakys Überzeugung gehegt zu haben. Wenigstens 
läßt er am Schlüsse jener schon oft zitierten Besprechung, die er 
Haaenöhrl hat angedeihen lassen, sich, wie folgt, vernehmen'): 
Ȇber die Richtigkeit der Theorie HasenOhrls von dem Bestehen 
der Graf3chaft?\'erfa38ung in den Marken, zumal über die Aufstel- 
lung, daL! die Ostmark aus drei uraprünghchen Grafschaften be- 
standen habe. %verden Rechtshtstoriker von Fach urteilen; ich für 
meine Person bekenne mich nach wie vor i!) dazu, in den drei 
Gerichtsstätten der Ostmark die Zenten derselben und demgemäß, 
den damaligen Verhältniäsen entsprechend, in ihnen die ,tres comi- 
tatuB* Ottos von B>eising zu erblicken*. Sehen wir von der etwas 
ungUlcklichen Fassung des Schlußsatzes ab, der ja doch von den 
Mittelpunkten der Zenten. vnn dsn Malstätten der Zenten, nicht 
von den Zenten selbst sprechen mUUte, so fallt doch in Strnadts 
Worten noch manches andere auf. Es ist richtig, daÜ bereits Luächin 
das Vorkummen der Bezeichnung »Grafschaft« für einzelne Land- 
gericlite der Ostmark konstatieren konnte ^j, allein doch erj^it fiir 
das Xm, Jahrhundert. Man darf also jedenfalls »Grafschaft« nicht 
ohneweiters für »Landgericht« einsetzen, ein Gebrauch» der aus 
Bayern Übernommen scheint, wo, wie wir sahen, Gmfachaft und 

*) Weransky, ÖsterroichiHchc Reichä- und KechUgescbicbte, S, 61. 

-) LinzoF Zeitung, 1835, Nr. 2m, Sp. 1. 

^ Ebenda, Nr. 284, Üp. 3. 

*) Luscbin, », m. O., 117 und 143. 



71 



Landgericht identische Begriffe waren. Von »ursprünglichen GrAf- 
Schäften« hat aber aach HaHenOhrl nicht gesprochen, wie anderseits 
Strnadt meines Wissens in jenem Kapite), in welchem er zuerst die 
Anwendung der »tres comitatns« auf die Sprenge! der drei Ding- 
sUltten der Ostmark versuchte ^}. auch nicht ein einzigesmal Aus- 
drücke wie »Zent« oder »Hundertschaft« gebraucht hat. Wenn 
jedoch, was Strnadt Ende 1895 als die Anschauung bezeichnet. 
die er »nach wie vor« hinsichtlich der »tre« comitatus* gehabt 
wirklich sein« unwandelbare Meinung davon gewesen wäre, dann 
müßte er der Auffassung Hasenührls ganz anders begegnen. So darfte 
Strnadt in demselben Artikel^) allerdings sagen, daß die oben. 
4? 2t. erörterte »Behauptung Schröders« durch die Urkunde von 
ll3d. Feh. 3, keineswegs erhärtet wird, aber es müßte doch 
die Richtigkeit dieser Behauptung nicht angezweifelt werden, da die 
Muktntten einer Zent jedenfalls für die ganze Grafschaft kompetent 
waren. Es ist also nicht Sirnadts. sondern Werunakys Meinung, mit 
der Strnadt seine Besprechung Hasenührls schlieÜt, und ist in aller 
Form ein Widerruf seiner früheren Auffassung, sie ist es um so 
mehr, ab .Strnadt gleichzeitig HaseuöhrL der sich ihm doch an- 
geschlossen, nun vor da» P'orum der »Rechtshistoriker von Facht 
wei.'^t. Wie irrt nun aber wieder Werunsky selbst: die angeblichen 
Grafschaften seien von Haus aus Zenten oder Hundertschaften und 
nur weil »jedes Herzogtum aus einer Anzahl Grafschaften bestand* 
und daher auch das neue Herzogtum aus wenigstens drei Graf- 
acbaften bestehen mußte, nur deshalb hätte man die vormaligea' 
Zenten nunmehr zu Grafschaften gemacht. Und dartlber enthielte die 
Urkunde von 1156 kein Wort! Konnte sie, die von der Umwand- 
lung der Markgraf seh aft in ein Herzogtum spricht (noarchiam Austrie 
in ducatum commutavimua), nicht auch von der Umwandlung ihrer 
Hundertschaften oder Zenten in Grafschaften sprechen!'' Vielmehr 
spricht sie von Grafschaften, die »seit jeher* zur Mark gehörten, wohl 
auch seit langem best^iden und nicht erst jetzt kreiert werden rauHten, 
Oder war der Kanzlei diese Titelfrage zu gering; Hegt überhaupt 
«ine bloße Titelfrage vor? Ich glaube nicht; es heißt aber die 
Titelfrage in den Vordergrund stellen, wenn man wie Werunaky 
argumentiert. Dazu kommt noch- daß nach einer Kremsmünaterer 
Quelle des XIII. Jahrhunderts, auf die wir wohl auch noch ein- 

') G«bHrt. D»ä Land ob der EnnR, S. 81 f. 
-) Linier Zeitung, 189r), Nr. 280, Sp. 2. 



n 



I 
I 



gehender werden zu sprecben kommen ' », die Zahl der Grafschaften, 
aus denen ein Herzogtum zu bestehen habe, vielmehr die Zwölfi^hl 
witre. Vielleicht werden wir dieser Zahl in einem gewissen Ent- 
wickhmgsstadium unseres LandgerichtsweBens noch begegnen, Allein 
die Dreizahl bleibt jedenfalls weit hinter ihr zurQcL Und nuch eins; 
Otto von Freisiug: soll für jene Landgerichte oder Zenteii von Ken- 
bürg, Tulln und Mautern den Kamen von Grafscliaften f^ebraucht 
oder gar aufgebracht haben. Bis ina XII. .lahrhundert soll mithin 
diese Bezeichnung zurückgehen. In der Folge aber begegnet sie 
merkwürdiger weise gar nicht. Es ist wohl von einer Grafschaft 
Lambach. von einer Grafschaft Weiten oder von den Grafschaften 
Ort, Peibtein. Raab». Perneek, Hartleck die Rede — aber einer 
Grafächaft Tulln, einer Grafschaft Neuburg, einer Grafschaft 
Mautern oder etwa einer Grafschaft Marcheck begegnet man nie, 
sondern immer nur solchen Landgerichten, Das ist doch auffallend 
und ganz sicher nicht geeignet, der Beziehung der drei Grafschaften 
auf drei Landgerichte des Markherzogtums das Wort zu reden, 
vielmehr geeignet, ihr einen starken Stoli zu geben. 

§ 30. Aber es gibt auch eine Auffassung der Worte Ottws 
von Freising, welche der von Werunsky gehegten durchaus zn- 
widerlfluft und gleichwohl zur Beziehung der »Ccmitatus quos treg 
dieunt« auf die niederüeterreichischen Landgerichte geführt hat. 
Diese gegenteilige Auffassung erachtet die »Grafschaft en« als 
das Gewesene, an ihre Stelle wären drei zu den drei Mal- 
stätten der Mark gehürige Landgerichte getreten. Wahrend als 
Werunsky der Meinung ist. Otto von Freising, der Bruder des 
neuen Herzogs von Osterreich, habe sieh — wohl um dem, Mark- 
herzogtum etwas mehr Lüstre zu verleihen — eine Jfeuerang er- 
laubt, indem er Gerichtsbezirke, die bis dahin nur als Landgerichte 
«der Hundt-r tschaften galteu, für Grafschaften ausgab, sprechen da- 
gegen Hasenührl und Dopsch sieh für das Gegenteil aos. Ich habe 
mich mit ihrer Auslegung schon im vurigen Jahre'^; beschäftigt, 
allerdings nur im Yorlibergehen. und komme nun darauf zurUcl 
faehufa uuheror Würdigung ziinüehst der Ansicht HasenührU. Unter^ 
Preisgebung seiner im Jahre 1K67 geüulierten Meinung, die wir 



•") Loiertb, Die GeBchichtsquellen vou KrennmÖnBler im Xllf, und XIV. 
.lahrhundert (1872), S. 6fl f. 




•y Jahrbuch iles Verein«« tili Lnndeikunde von NiederD^terreicli. 1903, 



ift 



oben kennen gelernt baben uml wonach an den verscbiedenen 
Dingstittt^u der Mtirk »ein und diiseelibe Gerieht abwecbaelnd ge- 
hegt« Wurden wilre'), schÜellt Hasenührl sich im grüßen izanzen 
der Auffassung 8trnadts an. nur daß er in den »comitatibus* dea 
Freisingers nicht • Gerichtsfolge* sondern »'<jrafenberechti^''ung'i 
wrhlicken möchte. Dahinein wollen wir fUr jetzt ihm nicht folgen, 
ubeii so wenig in die weitere Berichtigung, die er Strnttdl hinfiicht- 
lich der beiden Fuhiien zu teil werden täOt. Mehr interessiert es 
«ns, /Ax erfehren. wie Hasenührl, so ausgerüstet, sich zu Ottos Be- 
merkung über die Aiizuhl der Grafschaften stellt. »Durch diese 
Auslegung der Bedeutung von comitatus erklärt es sich auch», 
»leint Httsenührl. »dali Otto von Freising Zweifel tiber die An- 
Kahl der coinitatua hegen konnte (quofi tres dicuot), denn ea war 
leicht möglich, daß er ille Anzahl der eomitatus, ■welche ehedem 
Äur Ostmark Ktisammengeschmolzen (!) waren, nicht mit Sicherheit 
ÄDJiagehen wnßte, wiihrend man von einem den politischen Ange- 
legenheiten der Zeit so na bestehen den ilanne wie Otto annehmen 
muß, dali er da» Gebiet de» neuen üerzogtume genau gekannt 
habe, h1s<.j über neu hinzugekommene Grafschaften mit Bestimmt- 
heit berichtet hatte.-) Über den zweiten Teil dteäer Behauptung, 
»über neu hinzugekommene Grafscbafteo«. wollen wir jetzt noch 
nicht sprechen, wir wissen, daU *ich darüber noch anders urteilen 
läßt Was aber die Erklärung ftlr jene begreiflichen Zweifel Ottos 
imlangt, eo liegt sie ohne alle Frage in einem Hinweise auf die 
Vergangenheit. Nicht wären, wie Werunsky meint, neue Kamen 
fUr alte Dinge eingeführt oder acceptiert worden, sondern es 
wdrde sich vielmehr schon um Iialb vergei^sene Dinge handeln, um 
•coraitatüs, welche ehedem zur Ostmark zusammen geschmolzen 
waren. < Die »Zweifel« gelten nun freilich immer der auch von 
Üttu mit Vorbehalt genannton Dreizahl, selbstverständlich war 
aber auch über da» andere nichts genaues bekannt und nur der 
»Grafschaft« hätte man sich unklar erinnert. Darnach könnte daü 
«pätere Fehlen der Grafscbaftsbezeichnuug fUr die Landgerichte 
von Tülln, Neuburg und Mauteru dadurch erklärt werden. daU 
ilie«e Bezeichnung ganz auiier Gebrauch geraten und schon fi>rm- 
lich ausgerottet war, als für andere kleinere Gebiete, ftlr Teile 
jener Landgerichte oder ehemaliger Grafschaften, ein neuer Graf- 

M OsterreichLscbei Lntiilearecbt im XIII. und XIV. Jnhrhundert. 179, 
'I Archiv Tür Ü8terrclclii«che Hoechictte, 82, 8. 4.4Ü. 



74 



scbaftstitel aufkam. So hat denn aucb Dopscfa, üb wühl er mit 
Hasenöhrls Ausdrucks weise nicht ganz einver^tnnden sein will und 
an Ottos Zweifeln selbst wieder zweifelt, ira Grunde doch zug^egeben, 
>daO damals die Erinnerung an die Tatsache, daß ursprüng- 
lich die Mark eich aus drei Grafächaften zusammensetzte, infolge 
ihrer bereits erfolgten VerschmelÄung zn einem einheitlichen 
Herrschaftsgebiete schon in einer Weise verblnÜt war, daß 
man »ich dessen nur in solch unhestimmter M'eise mehr be- 
wußt war. ') 

§ 31. So faßt auch Dopsch die »tres eomitatiist nicht als eine 
Neuerung oder eine Neubenennung auf. die durch Otto von Freising 
in die Nomenklatur üsterreichischer Verhilltnifise hineinj;obracht 
wurde, wie solches Werunsky tut, sondern im Gegenteile vielmehr 
als ein Residuum aus Ulngst entschwundener Zeit. Beide aber, 
Hasenöhrl nnd Dopseh, dürften damit bewußt oder unbewußt auf 
die *trüs comitatus» der Karolinger- Periode zurilekknmmen. Denn 
ich wüßte nicht, wo sonst in der Zwischenzeit ein unanfechtbarer 
Nachweis für die Existenz solcher drei Grafschaften als Bestand- 
teilen der Mark Usterreit-h zu linden wäre. Freilich meint Dopach 
für seine »Auffassung» *-) aus Hasenöhrls Untersuchungen noch etwas 
beibringen zu können, wobei er wohl bemerken muß, dati ^Hasen- 
öhrl selbst allerdings nicht in diesem Zusammenhange* gedacht habe. 
»Während nflmlich frllher die österreichischen Markgriifen urkundlich 
auch als comites bezeichnet werden und damit also deutlich noch 
die ursprüngliche Stellung derselben zum Ausdrucke gelang^;, ver- 
schwindet bezeichnenderweise diese Üljung bereits gegen die Mitte 
des XI. Jahrhunderts, so dal^ nur mehr die Bezeichnung «marchio'' 
vorkummt« — Soweit lehnt sich Dopseh an Hasenöhrl an; dann führt 
er selbständig fort: >Eben daraus können wir deutlich entnehmen. 
wie tatsächlich die Erinnerung an die ursprüngliche Stellung des 
Markgrafen allmählich verblaßte, daß der Begriü des ,comes- hinter den 
des ,na&rchio' zurücktrat, indem der Markgraf innerhalb des ge- 
samten Markgebietes die Grafenrechte auaechlioßlich übte*. Nun mag 
man immerhin den hohen Wert jener Ausführungen, die Hasen- 
öhrl unter der Überschrift »marchia et c-timitatus» zusammengestellt 



^) Dopseh, Cber die »trea comitstus* liei der Erhebung OBl«rr«iohB zntn 
Heriogtum iltöB) in Mitteilungen des InatituCe» fUi (Jfttermclufieh« Gescbiohtii* 
förscbuag, XVU, ü. 308 f. 

■) A, a. O., B. 309. 



75 

bat. bemtwilltgst anerkennen, Allein aus ihnen ergibt sieb durchaus 
nicht die stattgefundene oder behauptete 'Verschmelzung*; aus 
keinem von Hasenöhrls Zitaten i;«t zu entnehmen, daß die Mark 
»ehedem« aus drei Komitaten bestanden habe, es ist immer nur 
acbleclithin vom Komitat des Markgrafen die Rede, so daD Bian ver- 
nliciftigerweise zunächst nur an eine einzigen Grafschaft denkpn 
kann. Die » VerBchmelzung' müßte demnach in sehr früher Zeit. 
vielleicht noch im K. Jahrhundert, erfolgt sein und dann bleibt wohl 
tiiebts anderes, Übrig, als eben wieder auf die »tres comitatus« der 
Mark Aribos einzugehen. Diese spuken denn auch gewiß in den 
Köpfen herum» decken sich aber, wie schon eingehend dargetan 
wurde, tataUchlich nicht mit dem Gebiete der späteren Ostmark, 
Es wäre nun unsere nächste Atifgabe. den einheitlichen Charakter 
der Grafschaft Uaterreich auch für die illtere Babenbergei'zeit aus 
den Quellen darzutun. Wir wtlrden jedoch dadurch aus dem augen- 
blicklichen Zuge der Untersuchung herausgerissen. Denn zwar die 
Dreizabl der Grafschaften bei Otto von Freising lüt'it sich leicht in 
Frage ziehen, ihr Zusammenhang mit der Raffelstätler ZoUarkunde 
Ifllit sich ertSrtern. Gleichwohl aber spricht Otto in ganz unzweifel- 
hafter Weise von Grafschaften, die. vor alters zur Mark gehörig, 
dem neuen Herzog zurückgestellt wurden. Was meint er mit diesen 
Grafschaften, wenn damit nicht die märkischen Landgerichte ge- 
meint sind'? Das ist unsere nächste Frage, 

§ 32. Denn dall Otto mit den eomitatibus ab antiquo ad mar- 
chiam pertinentibus irgend welche zu den drei Dingstätten gehörige 
Gerichtsbezirke, ob man sie nun Grafschaften oder Landgerichte 
nennen will, nicht wohl geraeint haben kann, ergibt eich ja wohl 
hinlänglich aus dem Vorbehalte, mit dem er über die Dreizahl 
jener Komi täte berichtet. Was sollte es darin gegeben haben, 
worüber er sich erst hätte informieren müeseii oder worin Nach- 
richten, die ihm »auf Grund eigener Intormatioiien* ') zukamen, 
bedenklich erscheinen mochten, weshalb er die Verantwortung dafür 
ablehnt und auf jene Berichterstatter zurückwitlzt? Gerne gebe ich 
zu. dass er nicht gewußt haben wird, aus wievielen Graföchuften 
die Mark einstmals bestanden habe. Allein, wenn doch an deren 
Stelle die spateren Landgerichte getreten sein sollen!? Man wird doch 
id er selbst wird doch gewußt haben, wie viel Landgerichte es 

) Dopsck, a. ft. 0., 3. SOi. 




zu seiner Zeit in Öaterreieli gab. Dies um so mehr, als sich ihre Zahl 
offenbar in der Nähe der Dreizahl hielt. Und wenn ihm. dem ge- 
lehrten und, wie wir sehen, wohl unterrichteten Bruder des Herzogs 
wirklieh dies nun nicht feststand, wie sollte ihm, falls er sieh 
unterrichten wollte, nicht genaue Kunde werden? Allein er scJieint 
sich gar nicht besonders unterrichtet zu haben. Die Nachricht über 
die Dreizahl flog ihm zu, wie ihm die übrige Kunde zugekommen 
war. und sein »quos dicunt* aeheint wirklich, wie Hasenöhrl meint, 
nur Zweifel oder doch mindestens irgend einen Vorbehalt zum Aus- 
druck 7.\x bringen mid nicht, wie Dopscb vermutet, »verblaßte Er- 
innerung«., — Höchstens seine Gewährsmänner könnten sich etwa 
der Dreizahl der Komltate in der alten aribonischen Mark erinnert 
und sie ganz ohne Grund hereingezogen haben. Um jedoch Über all 
diese Mügltchkeiten Gewißheit zu erlangen, muli nun eben unter- 
sucht werden, was Otto mit den »von alters zur Mark gehörigen 
Komitaten«, über deren Existenz er gar keinen Zweifel zu hegen 
scheint oder doch keine Zweifel zum Ausdrucke bringt — was er 
mit diesen »seit jeher zur Mark gehörigen Grafschuften« gemeint 
hat Das ist, wie gesagt, unsere nächste Frage. Indem wir sie stellen, 
werden wir zugleich Antwort heischen auf die weitere Frage: Was 
bat man je zu Zeiten in der Ostmark unter Comitatus oder Graf- 
schaft verstanden? Denn vom X. Jahrhunderte an bis ins XV. Jahr- 
hundert hinein begegnen wir dieser Bezeichnung immerfort, wenn 
auch nicht eben häufig, dafür in offenbar verschiedenem .Sinne. 
Welche Erklärung wir dann jeweils für ein vorkommendes » comi- 
tatus ', für eine uns begegnende »Graf^jchaft^ annehmen werden 
mUssen, stets wollen wir den W*raucb machen, das Ergebnis 
der Untersuchung auf die »comitatus quos tres dicunt« des Otto 
von Freising anzuwenden. Wir folgen darin nur dem Beispiele, 
welches vorangehende Vertreter der »Comitatus «-Forschung gegeben 
haben, und befolgen die Untersuch ungsweise, welche sie mit er- 
folgreich klärender Wirkung angewendet haben. Zu diesem Behufs 
.•iind sogar außerhalb Österreichs geltende Verhältnisse herangezogen 
worden, und zwar mit vollem Rechte. Sollte das nbermals notwendig 
werden, so können wir auch in dieser Richtung bereits gehab nto 
Wege geben. 



DIE 

NIEDERÖSTERREICHISCHEN STÄNDE 

UND DIE 

FRANZÖSISCHE REVOLUTION 

Vo» 

D«- VIKTOR BIBL. 



7. Juni de» Jahres 1790 herrschte in den Häutnon des 
iiiederösterreichischoii Landhauses frendigc Bewegung; pm kaiser- 
liches Reskript wurde verlesea und dabei »rollten«, wie sieh der 
AmtS8til der Wertherzeit angemessen austb'Uckte, *dio Trfineii der 
grrenzfiiloseti Verehrung und des über allen Ausdruck erhabenen 
Dankgefühles über die Wai)^en der ganzen zahlreichen Veraamm- 
lang herab».') llit dem kaiserlichen Reskript'-), das die Stände in 
80 gehobene Stimmung versetzte, war ihre alte, von Kaiser Josef 
aufgehobene Selbstverwaltung wieder hergestellt und sie blieb ihnen 
daiui bis zum Jahre 1848, also bis »um Lebensende. 

Schwerlich wäre indea der Jubel so groß gewesen und Kaiser 
Leopold II. als Wiederhersteller der standiBchen Verfassung in so 
verzückten T<Jneii gefeiert worden, wenn er ihnen nicht noch andere 
Gerechtsame von materiellerem Werte, für welche diese Verfassung 
gleichsam nur den Rahmen abgab, zurückgegeben hätte und wenn 
er nicht — der Nachfolger Kaiser Josefs gewesen wjlrc. von dem 
er sich allerdings aufs vorteilhafteste abhob. 

Kaiser Josef hatte für die Stände, wie fUr die ßegierungen 
der Ära Metternich, einen hüehst onangenehmeti Klang. Sein 
Name war gleichbedeutend mit Revolution. Wenn das Wiener 
Wjlk in den Märzta;i;eii des Jahres 1848 in dem ersten Freuden- 
rausch über die der Regierung abgerungenen Zugestandnisse das 
Reiterstandbild Kaiser Josefs unter stllrraischeni Jubel bekrrtnzte 
und Josef auch heute noch ak Sehutzgott aller freiheitlichen und 
volkstümlichen Bestrebungen gilt, vor dem man mit Vorliebe de- 
monstriert, so hat die« seinen guten Grund. Denn in der Tat, was 
Kaiser Josef schuf, was er noch schaffen wollte, war Revolution: 
alle die Errungenschiiften des Jahres 1848 und der Sechaiger-Jahre 
gehen auf ihn zurtlck. 

'y V^l, JiibI, Die K«atauration der aied«i<>ftt«rreicbw;heD LEadeRrerTassung 
,'gBter Kaisvr Leopold II. 8. 43 f. 
') Diitiert vam 27. Mai, 



80 



Man kann seine großartige Reformtatigkeit nicht besiser 
fharakterisieren. als durch die Worto, die nach der KuiidraacLung 
der berüchtigten Karlsbader Beschlüsse il819) der Großherzug vuii 
Oldenburgs an Metternich sehrieb und die ihm dieaer sehr verübelte: 
»Den Umtrieben revolutionärer Grundsatze kann meines Erachtens 
nicht kräftiger entgegengesteuert werden, alfi ihnen zufriedene 
Untertanen entgegenzustellen. *^} VülÜg durchdrungen von den Ideen 
der von England ausgehenden Freiheitsbewegung, wie sie sich in 
den Schriften der französischen Aufklilrungephilosophen verdichtet 
hatte, war Kaiser Josef das Wort Revolutiun vollkum.me>n geläufig, 
ja er hielt sie für unvermeidüch, falls ihr nicht rechtzeitig durch 
weise Reformen vorgebeugt würde. 

Man weiß ja, wie er 1777, also zwölf Jahre vor dem Aus- 
bruch der franziisischen Revolution, seiner Schwester, der Königin 
Maria Antoinette, Voratellungen über ihr leichtsinniges und ver- 
schwenderisches Leben machte und echltel^lich in die Worte aus- 
brach: »So kann es auf die Länge nicht weiter geben und 
die Revolution wird grausam sein, wenn Ihr derselben nicht 
vorbaut. » ^) 

Nun. Kaiser Josef hat in seinem Staat alles getan, um ihr 
vorzubeugen. Volksbeglückung und Einheitsstaat gingen da Hand 
in Hand: die Staatsgewalt sollte die größtmögliche Ausbildung er- 
halten, um die zur Hebung des Volkswohls erforderlichen Re- 
formen durchfuhren zu können, und der auf das Höchste gesteigerte 
Volksreichtum wjederuni sollte dem Staat die nötigen Mittel bieten, 
um groß nach innen und außen dazustehen. Aber er mochte von 
volkswirtschaftlichen oder von politischen Erwägungen auegelien. 
überall standen ihm der Adel, die Provinzialstände im Wege mit 
ihren Vorrechten und Sonderinteressen, und mit diesen rRumte er 
rasch und gründlich auf — nur zu rasch.*) DalJ die bevorrechteten 
Klaesen von seinen nivellierenden Reformen nicht sehr erbaut wareiu 
ist begreiflich, aber auch das Volk — wenigstens in seiner Gänze — 
war es ntcht,^ namentlich die religiösen Neuerungen machten hier 
böses Blut, und Josef mußte bald die schmerzliche Wahmehraunar 



'} 1B19, September 9; Stern, GeAcliicfatG Europas, I, 8. 586. 

^) ^'GT^ Pournier in der Allgfemeinen DouUcbeD Biographie, Bd. XIV, S. Ö47. 

^ Üb«r feine imf die Stlnde tind den Adel Benig^ Dcbmenden Refortueo 
Tgl. im al (gern ei neu : Bibl, a. a. 0., 8. 9 f.: Loschin, Östorreichifcbe Hetohi- 
/peschiehte, & Ml f, 



ieh«n. daß mau jein^ Volk mit G ewalt — niclit einmfll gllieklich 
machen könne. Als eingefleischter Naturrechtler unterschätzte er 
ehe» die Macht des historisch Gewordenen, das Trägheitsmoment 
in der Geschichte; er war iibei^eugt, das Güte, das Vernünftige 
RiUase sofort Anklang finden und durchdringen. Und wirklich — 
allen Anzeichen nach — hätte man sich schliel^lich nuch au das 
Keue gewühnt, besonders wenn es nicht gar ao überstürzt und mit 
den Fehlern der Haat ins Leben getreten wäre.') Gewagt war aber. 
daU Josef in aeincn Kinheitsstuat auch die beiden Länder einsswän^^tc. 
welche ihre eigenen, florgsam behüteten Verfassungen hatten und 
darcbaus nicht gleich den altüsterreichiscben und böhraifichen Erb- 
landen mit Verehrung und Liebe an der alten Dynastie hingen: 
Ungarn und Belgien, das Nachbarland des gärenden Frankreich, 
Und wie als wnläte er die Flammen des Aufruhrs, die hier bereits 
lichterloh zum Hiuimet äcblugcn. durch glitn^ende Waffentaten unter- 
drücken. liel.5 er sieb zu gleicher Zeit in den russisch-tllrkischen 
Krieg ein. Aber diese glänzenden Waffeiierfolge blieben aus. das 
militAriscfac Ansehen erlitt eine Öchlappc nach der anderen und 
sterbenskrank kehrte der Kaiser heim. Jetzt ging der ätarm los: 
die Rcvolatton brach auch in Ungarn au£i. von FreuOen, da» 
mobiliBierte, unterstützt; in Belgien nahm sie noch bedrobUehere 
Dimensionen an, und selbst in den alten Erblanden fing es an 
allen Ecken und Enden zu gären an. Als nach dem Tode Kaiser 
JoHefs (geet. 20. Februar 1790) sein Bruder Leopold aus Toskana 
herbeieilte ^)j um die Zügel der Regierung zu ergreifen, da hatte 
ed wieder einmal den Anschein, als wollte das große Reich in seine 
einzelnen Teile und Teilehen auseinanderfallen.-'j Mit großer Mühe 
ond Ujcht ohne namhafte KouKessionen gelang es dem neuen 
Monarchen, der sich ob seiner Klugheit des grüUten Ansehens er- 
freute, den allgemeinen Sturm zu beschworen. Die Landtage, die 
in allen Ltindern sofort einberufen wurden, geben ein ganz eigen- 
artigtrs Stiratnungabild. Die öteirer illuminieren zu Ehren ihres 
besten Herz.o£3, die Böhmen holen ihr Staatsrecht hervor, in c^k^ 
Tirol wi rd die A utonomiefrage aufgerollt und gegen die kirchen- 



<) Vgl. für du Fülgeade: Kronen, HMidbucb der Guebiebt« üsterreichi. 
IV, S. 538. 

^) Er traf nui lä. Man d. J. in Wien ein. 

'» Vgl Wolf-SSwiediaeok, öat«rT«ieli uutei Mnria Tliereiia, Josef II. nod 
Leopold II. 

Jtfkrfaiai (f. r. f. fAndMtund*, rV09, ^ 



. 



feindlidieii NeaeruDgeu geeifert: kurz alle die Fragen tauchen auf, 
die heute unser öffentliches Leben be wegen . 

Überall aber wurde die Entrüstung^ über die josetiniäche 
Steuer- und Urbarinlregulierung laut, welche tiitsilchlich die gan^e 
hludlieh-feudale Verfassung auf den Kopf gestellt hatte.') Das 
Prinzip dieser Steuer- und Urbarialregulierung war: alle dem Mittel- 
alter entetam in enden Dienstleistungen, wie die Robot. Laudemien. 
Zebente, Totenpfundgeld. Bergrecht, Markfutter. Vugthaber n. 3. w., 
sind aufgehoben, der Bauer entrichtet der Herrschaft höchstens 
17"4673 7ii ^''" "^^'^ Eruttoertri^ge seines Cfntes in Geld — a!so 
wo die Schuldigkeiten weniger ausmachten, ivurden sie niclit erhöht, 
wo aie hingegen grüßer waren, entsprechend herabgesetzt — und 
das Steuergeachäft besorgt nicht mehr die Herrschaft. Bündcrn der 
iStaat. Das bedeutete nun so viel, daß nicht nur ihr wirtaehaftlicher 
Großbetrieb, sondern anch ihre soziale and öffentlich-rechtliche Stellnng 
in Frage gestellt war- Denn durch die Umwandlung aller Feudal- 
laaten in eine verschwindend kleine Geldsumme, dann durch den 
Verlust der Steuerobrigkeit mußte das G efühl d er UntertAnigkcJt 
langsam aber sicher verblassei^ 

Kaiser Leopold opfcrto dem allgemeinen Ansturm das Lieb- 
lingswerk seines Bruders, das zudem manche HJln^el aufwies, nnd 
stellte mit a. h. Entachlietiung vom IT, März 1790 (Patent vom 
6, April 1790) d^e frühere Ordnung wieder her.^) So sehen wir 
daa merkwürdige Schauspiel, wie die Institutionen dea intttelalteT^ 
liehen Leheasrechtes, die in Frankreich eben erst unter groöerat 
ganz Europa erfüllenden Jubel zu Grabe getragen wurden, hier 
in Österreich bereits ihre glanzvolle Auferstehung feiern. 

Indes wir dürfen Eines nicht vergessen: so groß man aoch 
diese Erfolge des konservativen Prinzips anschlagen mag, sie standen 
in keinem V^crhäUnis zu dem, was alles angestrebt wurde; denn 
die Begehrlichkeit aller Stande war ins Unendliche gestiegen, nnd 
nichts war abenteuerlich und läppisch genug, daß es nicht auf den 
Wnuschzettel gekommen wäre.-') Kaiser Josef war wohl tot, aber 



I) Vgl. Qtüah^tg, Di« Bauernbefreiaag und die AatKnug des guUherr- 
lidn-biiierlichc'ii VcrhültnisBes in UtShmen, Mähren uod BcliUaiCD, 1, S. 314 f.; 
lieidtel, Geäcbichto der üBterreicblicboD StfratsTerwaltuug, I, S, 367 f. 

') Bibl, a. a. O.. S. 33. 

^) Die biiilier verfifFentlicliten De«iderien sind angegeben bet Htib«r, Otter- 
ivichitche ijcichsgtwchiclife, 2- Autl , 8. 28ö f. u. f. w. 



an Geist lebte fort, er lebte gerade in jenen obersten Kreisen, die 
ober die Wünsche and Beschwerden zu Gerieht »aßen, nnd er 
bildete einen müebtigen Damm gegen den Anprall der Reaktion. 
Hatte auch Leopold unter dem ersten Eindrnck der ständischen 
Bewegung das Hauptftrgernis, die Stener- und Ürbariabefurm, be- 
seitigt, die gro l\art i ge Agrar p ol itik, die Un tert a n e 1 1 -Sc h utzgeset zgeb n n g 
Kaiser Josefs blieb doch bestehen und durch ihre konsequente 
Handhahnng, namentlich dadurch, daß die Regierung mit aller 
Gewalt auf die Robotablösung drang, schränkte sie ihr Geschenk 
betrJlchtlieh ein: sie nahm ftirmlich mit der einen Hand, was sie 
mit der andern gab.') Ebenso unerschütterlich hielt man an den 
Grundsätzen der josefinischen Justiz Verfassung fest. Hier war es 
der Referent der obersten JuetiKStelle, Hofrat von KeeH*^), dort 
der Staat.srat von Eger^), die das grolle, cntsr-hcidende Wort führten. 

Keeß wurde von seinen Gegnern ein Jakobiner genannt; wenn 
er «*iner war, dann war es auch Eger. denn ihre Ansichten stimmen 
ganz merkwürdig Uberein. Begreiflich; es waren eben die josefinischen. • 
Und doch wdoben sie von diesen etwas ab; sie tragen bereits dem 
neuen, demokratischen Wind, wie er vom Westen herüberwehte, A 
feinfühlig Rechnung, und das cinterscheidet diese Stantsmftnner mit 
dein jugendlichen Scbwung, dem scharfen Obre von denen der 
folgenden Ära, wo man mit greisen artigem Eigensinn in der einmal 
aIs gut angesehenen Richtnng verharrte und sich !?^ehließlich von . 
"3en Märzereignissen vollstJlndiy; überrumpeln ließ. 

ihre Ideen lassen sich kurz in folgende Sätze zusammenfassen. 
Üat't es im Volke da und dort gltrt, ist eine Tatsache, der man 
«ich nicht verschließen kann, man muß froh sein, wenn es nicht 
Ärger wird. Die Quelle aller Unzurriedenheit ist in der leidigen 
Magenfrage zu suchen. Das Volk ist indes viel zu unmündig, um 
ifSr sich selbst zu sorgen, dies besorgt also der Staat durch weise 
Gesetze. Wenn der Staat alles tut, um das Volk *klageios< zu 
machen, das Volk genug zum Leben hat, dann wird es seine 

') Vgl. Bibl, a. tt. O., 8. 54 f 

') Über ihn vgl. v. MsuRbur^, ücachlchte der obersten JustiKAteüo in Wien. 
156 f.; üidermaoD, DJe VärfASBung^skrisii in SteiermAlk xur Zeit der (tnatiii'f 
«eben Kevalatbi). Mitteilungen des hiRtoriscbfit Teniaes füT äteiermark. XXI, 
H. il, öi. Bü. 

') Bibl, a.. g. O., B. 23 f. Die im f«lfead«o ge«ebil4erten Grundafttse dieser 
beiden Staaumunncr cmä ans den im Wiener Bani', Hof- and Steattarcbiv er- 
tifgenden SciuLtnrxtsaklca gezogeo. 



^ensehonrechte. die es bereits fühlt, nicht rekkmierefl. Nicht gegto 
den Monarchen richtet sich die Unzufriedenheit, der Unwille — 
den liebt und verehrt das Volk als sc-inon Schatzgott — sond ern 
gegen die privilegierten Klassen, unter dert'n » Druck, Erpressungen 

"und EigenjnJicbtigkoiten « die Landbevölkerung schwer leidet und 
am Aufkommen gehindert wird. Aber gerade diese a]s die zahl- 
reichste Klasse bildet die Stärke, den Reichtum des Staates, die 
wenigen Adeligen maehen das Kraut nicht fett. Die den »armen« 
Landinann schindenden Junker finden nun eine verfassungsmäßige 
Vertretung in den sogenannten ♦oberen« Landatiinden (Pridaten, 
Herren und Rittern), die eben nichts anderes sind als eine »Adeligen 
und Gutsherren-Kongregation* und nur »Ein Interesse, das des 
berrscbaftUehen GroÜgrundbesitzes« vertreten, Das Streben der 
Stände lief immer und läui't auf nichts anderes hinaus, als dii* 
Krongewalt zu »beschneiden» — deisbalb verlangen sie Anteil an 
der Geisetzgebung — und ihre Macbt auf Kosten dss Volkes zu 
erhüben. »Aber eine solche vermischte Regierungsform, wobei die 
Aristokratie Anteil hätte, wäre jetzt die bedenklich cite, da sie bei 
der sieh vollziehenden Emanzipation der Herrschaftsuntertanen und 
der produzierenden Klasse die verhalHeste ist.« Eine »dauerhafte 
Konstitution« würde dadurch nicht zu erreichen aein^ aber über 
kurz oder lang die Revolution hereinbrechen. 

Man hat gar nichta gegen eine wahrhafte Volksrepräsentation, 
aber da müssen alle Klassen, also auch der Bürger- und Bauern- 
stand der »arithmetischen Zahl» entsprechend herangezogen werden. 
Eine plötzliche radikale Umgestaltung in diesem Sinne ist vordei^ 
haud — ' Sil darf miin ergänzen — . wo das Volk im allgemeinen 
politisch gänzlich unreif ist oder in seinem dunklen Drangt» nicht 
wei% was es will oder zu viel will, ausgescblossen. Man muß sich 
darauf beschränken, beatiramt formulierten berechtigten Wünschen 
eintr reifen Volksklaase Rechnung zu tragen, wie man eben in der 
Steiermark dem vierten Stand eine verstärkte Vertretung im Land- 
tage (10 statt 1} und einen Sitz im Verordnetenrat — trotz der 
heftigsten Opposition der »oberen» Stände — verschafft halte.') 
So vrird das alle Institut sich langsam von selbi^t korrigieren oder 
zusammenbrechen. Vorläuög muß ei sorgfÄltig überwacht werden. 
namentlich die GeldgebarungT »weil das Vermögen der Suinde 
nicht da& ihre, sonderti das der Nation ist, die gicb diese Gattung 

') Biäeraumn. a. k. O,, S. ?>' f 



Ton Repräsentanten nicht selbst g«wahlt hat, aoch nicht zur Ver- 
.iiitwortaiig ziehen kann«. 

Sehr freundlich war alsd, wie man sieht, die .Stimmung nicht, 
die hohenorts j^egenübcr den Aspirationen der Stände herrschte. 
Das jUngäte Verhalten der uDgarisehen Stände und der Widerhall, 
den es in den Übrigen Provinzen fand, war nicht d«2U angetan, das 
alte Mißtrauen gegen sie, als Hort aller zentrifugalen Beatrebongen, 
20 beseitigen. 

Die Stünde wußten dies; sie konnten es übrigens den ab- 
lehnenden Resolutionen CTitnehmen^ dte^ ala oben eiamal der erst« 
Schreck vorüber und man durch die Reichen bacher Konvention 
mit Preuüen gedeckt war, iminer häufiger wurden. So lange Leo- 
jtold regierte — es wuren dies nur zwei Jahre ') — vermied man 
es gefliseentlich, die Stände durch einen groben Ton zn verhetzen. 
Er war ein gar weiter Herr, der wußte, eine Gttrung sei am besten 
dadurch zu meiütern, daß man »ie austoben lätit. und das geschah 
auch in einer F\nt von Petitionen und Gegenvorstellungen, auf die 
man stets liebevoll einging und sieb — wenn auch abiebnend — 
resolvierte. Aber acblielilich ging den Herren oben doch die Geduld 
aus, besonders als der jugendliche Erzh(Tz()g Franz den Tljr<:jn 
bestieg, dessen Bchärferc Tnnart man kannte- War es nun die 
Wirkung dieser siclitlichen Verstimm ung^ etwa dali sie sich sagten: 
Uas ist es gleichgtlUig, was steh die stÄndisehen Krakeeler denken, 
wenn sie nnr einmal Ruhe goben, oder war es die vom Optimismus 
aller Naturrechtler eingegebene, den vaterlichsten Absichten ent- 
sprungene Überzeugung, die Stände werden sich sofort zur Ruhe 
bf^cben, wenn sie nur einmal unsere Beweggründe kennen lernen, 
wenn sie sehen, daU wir nieht anders handeln können; kurz, um 
die Wende des Jahres 1792 wurde den Resolationen, womit einige 
ihrer Beschwerden ungemein trocken und resolut abgelehnt worden^), 
auch das für den Staatsrat besliinnite Referat der Obersten .Justiz- 
«teile in Abäcbrift beigeschlossen. 

Den einen Zweck erreichte dies Mittel: Gegen die Sache 
selbst wurde keiue Vorstellung mehr erhaben, aber die in den 
Referaten ausgesproehenen Grund-sHtze, die darin enthaltenen Be- 
leidigungen und Anschuldigungen wollte man doch nicht ruhig 

*.l Er »mrb am 1. Mär* 1795? ftn den Blatten». 

') I{ofkaa£l«id^kr(.'<lu vom 30. November und 14. DeMinber lVJ.i und 
4. Jluner 1793, 



\ 




einötecken. Was man frütier nttr ahnen konnte, das hatte man 
jetzt schwarz auf weiß. Der gute Kaiser, so sagte man. wi-iß sicher 
davon nichts. d»s Bind nicht seine Anschauungen 'j, sie können es 
auch ^ar nicht sein, weil er nnmöglich selbst die Majestät des 
Thrones entweihen werde; darum müssen ihm jetzt die Augen ge- 
öffnet, die Minister zur Verantwortung gezogen werden. In den 
Versammlangen vom 16. Jänner und 12. März 1793') kam die 
Erregung der Stände zu lebhaftem Ausdruck; eine von dem be- 
kannten Freiherrn von Prandau ') verfaßte Denk- oder bosRer 
Protestschrift fand allgemein den vollsten Beifall und man beschloU. 
sie dem Kaiser pereönlieh zu überreichen- Der Zeitpunkt war 
der denkbar günstigste. Kurz vorher, am 21. Jänner d. J.. war 
König Ludwig XVI. von Frankreich dem 8chreckensregiment zum 
Opfer gefallen, die republikanische Armeu in vollstem Anmarsch 
gegen die verbündeten Monarehien, bereit, ganz Europa den Ideen 
der Revolutinn dienstbar zu machen und — ein Moment, das auch 
sehr gewichtig in die Wagachale fiel — Kaiser Franz hatte sich 
gezwungen gesehen, die Stände um einen freiwilligen Kriegsbeitrag 
aus ihren eigenen Taschen anzugchen, um nicht den gemeinen 
Mann zu belasten. Als nun am 24. März der Landmarsehall Franz 
Anton Graf von KbevenbuUer mit drei Fürsten (Starhemberg, Colio- 
redo und Rosenbcrg) in der Hofburg erschien, um dem Kaiser im 
Namen der Stände das stattliche Ergebnis ihrer Subscription ein- 
Kuhftndigen, da ward zugleich auch die Denkschrift') Ubei-geben, 
auf die wir hier ihres interessanten Inhaltes wegen niiher eingehen 
ollen. 

Die erwähnten Beschwerdepunkte betrafen drei uralte Vor- 
rechte der Stände: 1. das Recht, vor Gericht statt des Zeugeneides 




') So oxgte Fllrgt Colloredo in der Vcrüatnnilung' vom I^. JJimicr 1793, äaß 
Kaiier I'Yaqx sieb su ihm auf aeino Vorgtellungen bia dahin geäußert habe, or 
wolle den Verfasser beim Kopfe aeJunen, wenn die Keeoltiltaa wirklich »o lixrt 
aa«gefaUeD wftro. 

^) 8tändi8clie äjudikatsprotokoUe 1793; d.-@. Landes^Registriilur. 

^) über ihn und seine litoratifcbe Tätigkeit vgl. A. Mayer, Da« Archiv 
und die KegUtratnr dor d.-ü. Stacde von IblS biü 1848. Jahrbuch dos Vemnei 
fTir Landeikundo von Kicder&iterreich. 11H)2, S. 67, Änm. 1, Bei Uotn gult er 
neben deni gleich faerrorragendeD Stäadoniitgtied .Foeof Pr«ih&rm von PenkJer all 
»lluaptschreien. 

*1 Sie ist datiert vom 26. JlUin«r 1793 iüi. 10S8, Fisx. hb n. ü. Lfttidet- 
rrjrltftTfttur.) 



idfajiwib 



I 



ilir adeliges Ehrennrort schriftlich abzug-eben; 2, das Recht, a paribua. 
d. h, durch StJlniiemit^lieder als Richter abgeurteilt zu werden, und 
3. das Ei nstandgi recht, das TFieder in das laadtniinnische und in das i 
grundohrigkeitliche zerfiel Vermöge des eratereii konnten nur 
StUndemitgUeder im Besitze von Landtafel^Utem sein, so daii ein 
Nichtlandstand, der auf irgend eine Weise in den Besitz eines 
solchen Gates gelangt war, zur Herausgabe desselben, selbst auf 
exekativem Wege, verhalten werden konnte; durch das letztere 
war im Falle. daU ein Bauer einen Grund verkaufen wollte, seiner ^ 
Herrschaft das VorzUfj?ret:ht gewahrt. 

Aus den die Ablehnung begründenden Referaten der Obersten 
Jui»tizstel]e — Referent war, wie wir schon hurten, Hofrat KeeU — 
worden mit grol'iem Geschick die »anstößigsten« Siltzi* heraus- 
gesucht, um ihre gefährliehe Verwandtschaft mit dem Jakobinertum 
gehörig zu belenehten und dem Kaiser die HöUo recht heiLi zu 
machen. 

»Es ist der landesfürstlicheii Wachsamkeit für das gt-mcine 
Wohl*, heißt es in der ersten Resolution bezüglich der adeligen 
Zeugenschaftj *ganz angemessen, bei den Zeugensehaften alle mög- 
liche Vorsicht, alle menschlichen Mittel anzuwenden, die der Wahr- 
heit nur immer diensam sein können. Sind sie es aodann auch 
nicht immer, so kann »ich der LandesfUrat doch beruhigt halten. 
jenes, was in seiner Macht war, tTaehöpft zu haben und er bleibt 
weder Gott noch seinem Volke verantwortlieL* »Dem Volke /\ 
verantwortlich! — Ist das nicht*, fragen sie, »gerade jener Sata, 
welchen man jetzt in dem anarchischen Frankreich wirklich in die 
Ausübung gebracht und zum unseligen Anlat^ benützt hat, um die 
fichwjlrzestr aller Greueltaten zu vollbringen, eine Tat, worüber zu 
geftcbweigen jeder getreue, seinem Fürsten ergebene Untenan in 
einem monarchischen Staate, jeder Menschenfreund bebt und eine 
Tniue voll Unmuts und teilnehmenden Mitleids mit dem Wunsche 
vergießt, daß die Geschichte zur Ehre der Humanitilt diese EreignuuLr 
in ein undurchdringliches Dunkel einhülle?* Sind nicht gerade 
jene Herren, welche derartio;e gefiibrliche Sätze dem Souverfln tur 
Genehmigung vorlegen und »das ängstliche Beatreben auLiern, durch 
Eernichtung aller Bi-gUnatigungen und Vorzüge des Adels. aU aiit 
gcgenwürtige Zeiten nicht mehr anwendbar, jedem auch geringsten 
Funken von Unzufriedenheit des Volkes zuvorzukommen, selbst 
j«nc, tu deren Händen zUndende Fackeln glUhen?« 



WeriB Barke, »einer der aufgeklärtesten StaatRmanDer der 
neuesten Zeiten*, in seinen Betrachtungen über die Revolution in 
Frankreich (Refle^sions on the frcneh revolution) — das Buch wurde 
im Jahre 1792 bezeichnenderweiße von Gentz ins Deutsche tiber- 
setzt und mit Anmerkungen') versehen — sogar für England den 
Satz von der Verantwortlichkeit des Souveräns aJs unwahr hin- 
stellt, um wie viel gefahrvoller und e trafen s werter ist eine solche 
Behauptung, auf die i^sterreiehiachen Staaten angewandt! Zn bedauern 
ist der Staat, zu bedauern der F'tlrst, in dessen Namen solche 
Grandsatze geäußert werilen!* 

An einer anderen Stelle sagte die Resolution : » Wenn also von 
Seite der ständischen Mitglieder keine genUgliehe Ursache obhanden 
ist, selbe von der allgemeinen Vorschrift der Beschwürung der 
Zeuge 11 Schäften zu befreien, so könnte ein Gesetz, das eine solche 
Befreiung zuließe, nicht mehr unter jene gezahlt werden, bei denen 
der Gesetzgeber mit heiterer Stirne den Augen des ganzen 
Volkes darstellen konnte, daß er sich dabei den Ausspruch: 
.salu8 reipubticae suprema lex esto" genau gegenwartig gehalten habe, 
»ondern es träte WillkUrlichkeit an die Stelle der Grundsjttze 
und dann läge in dieser Befreiung von Seite des Schutzes und der 
Beruhigung der übrigen Bürger eine große Beden kliehkeit.* Also 
wieder dieser geffthrliche Satz von der Verantwortlichkeit, sagen 
die Stände. Waa briiucbt ein Souverän den Augen des ganzen Volke» 
darzustellen? »Heißt dies nicht im weaentliehen das Volk zum 
Richter der Handlungen de« Souveräns machen und jene den 
Umsturz der Staaten unvermeidlich nach sich ziehenden Sütfce selbst 
unter gesetzlicher Autorität . . . verbreiten, welche in Frankreich die 
Quelle des Unglück-s jür Hunderttausende wurden, auch eben dies 
unselige Schicksal noch auf künftige Generationen hinöberbringen 
werden, und welche bloß von Privatschriftstellern, einem Voltaire, 
Rousseau. Raynal. Mably u, s. w. festgesetzt, von jedem ver- 
nünftigen Staatsmann als die Vorläufer der grauel vollen Revo- 
lution jenes einst blühenden Reiches angesehen werden?« Künig 
Friedrieh IL von Preußen bat dieses »metaphysische Geschwätz« 
der franzüöiscben Schriftsteller richtig taxiert. Und was soll der 
SatE heißen: «WillkOrlichkeiten an Stelle von Grundsätzen 
stellen«! »Kann man atündische Gerechtsame, die sie rechtmäßig 
erworben und die Jahrhunderte hindurch von den LandcsfUrstea 



»> V^L GogliA, Friedrich von Cent». 8. 101 f. 



I 



itfttigt wurdcfli WillküHichkeiten nennen?« Jfi. im Gegenteil: es 
ist »das charakteris tischt' Merkmal jeder inätiigen ond weisen 
Staats%''erfassniio: und der darnach eingerichteten Legislation, solche 
Gererhtsame uir verrückt zu Easseii.c 

Völlig außer Raod und Band geraten die Stände tiber den 
Schhißpaösus, wo es heißt: »Allein die Gküchhaltung der Bürger 
aller Klassen da, wo es auf Gesetz, aui' Rechte über Ehre, Freihfit 
und Eigentum ankommt; eine Gleich baltung, die alle Privilegien 
aüsHchließt. wo es um Verwaltung der Gerechtigkeit sich han- 
delt, die alle Begriflc von Hoheit hintanhalt, wenn von Wahrheit 
die Frage ist — eine solche Gleichhaltung d^r Bürger aller Klassen 
gebort unter die Rechte der Menechheit, die, seitdem der Ein- 
druck der Leibeigensehaft und des Mü neb tu ms aufgehoben 
ist. von dem Volke in al!fii »Staaten schon zu tnacbtig gefühlt 
werden, am sie unterdrücken zn können.« 

Also man weil.1 in diesen gefährlichen Zeiten, sagen die Stände, 
Dichta besseres, als sich auf die Menschenrechte, diesen »Lieb* 
lingsauadmek aller Scbwindelköpfe«, dieses fürchterliche »Schlag- 
wort der franzüäiöcbeii Revolution«, als Beweggründe der hücliateu 
EoUichlüsise zu berufen? Werden das nicht die Übelgesinnten xura 
willkoramoDOD AnlaB nehmen, ihre gefährlichen Begriffe von diesen 
Rechten gleichsam ztt autorisieren? Warum hat man sich nicht 
dafür auf die Sorgfalt des hüchston Gesetzgebers hinsichtlich der 
tileicbhaltuDg bezogen? Aber ist nicht auch das über die Glcieh- 
haltung Gesagte im höchsten Grade anstößig? Man stellt du als 
allgemtnnea PrinKip auf, daß bei der Gesetzgebung überhaupt — 
denn auf Freiheit, Ehre und Eigentum Ittuft ja achliei.ilich jedt's 
Geaet:« hiiiau« — uUc Bürger im J:?taate gleichgehalten werden 
mUssen. Wohin ein solches Prinzip führt, das kann man an den 
bodftOL'rUchen Vorgängen in Frankreich ersehen. Vollends bösartig 
aber ist die Stelle: »die Rechte der Menschheit werden von 
dem Vidke zu sehr gefühlt, um sie unterdrücken za können«. Das 
beißt also so viel als: der Staat siebt ein, daß er zu schwach sei, 
dicso sogenannten Rechte der Menschheit seibat nach den einzelnen 
LamleBveriassunpen zu bestimmen. MuLl dieses offene Bekenn miä 
nicht das Volk förmlich anstacheln, die Gleich baltung zu erzwingen? 
Und dient nicht auch die gehaasige AnspicluDg auf den Druck dor 
Leiheigen »chaft und des Mönchtams dazu, den Adel und Klerus in 
den Augen dts Volkes herabzusetzen und es gegen &ie aufzabriii gen? 




Nun kam das zweite Dekret bezüglich der stftndisehi'n 
barkeit an die Reihe. 

Hier nur eine kleine Blutenlese: 

»Die Stutze des Thronea beruht etiiKig und allein auf der 
Festigkeit weiser Grundsätze, guter, ernetbafter. aber gelinder uud 
gütiger llejjierun^. Der Adel vermag gegen das Volk, wenn es 
einmal dasselbe aufbringt, nicht sich, geschweige den Throu zu 
rt^tten. noch eher kann die Geistlichkeit, wegen ihrer gehoimeu 
Gewalt auf die Seele eine Stütze des Thrones genannt werden, so 
lange sie dem Thron anhänglieh i.st. Man kann sich nielit auf 
Zeiten berufen, wo der Druck auf den Laudmann nicht so groü 
war, auch er seine Rechte nicht so ftlhlte.« 

»Wirklieb gehurt dii- französische Revülution unter die wich- 
tigsten Ereigniiiae der Jahrhunderte, die Geschichte wird kaum ein 
Merkwürdigeres, für alle Staaten Bedcnkb'cberea aufzuweisen ver- 
mögen.^ Glücklich, wenn nicht tiefere Wunden geschlagen werden, 
als schon jetzt geschlagen sind! Wenn nun rlie Vernunftlehre ge- 
ötattetj von Wirklichkeiten auf Mögliebkeiten zu schÜeOen. wenn 
jeder Geachaftsmann die Zukunft, ao weit Menschetikraft reicht. 
vordenken und ihr vorarbeiten muR. weil Vorwunderting und Weh- 
klagen nach geschehenem Übet zu spRt kommt, so kann auch mit 
Grund aus dieser Zeitgeschichte die Betrachtung abgeleitet werden, 
die Umstände seien so beschaffen, dal.1 jeder Monarch, der seine 
Staaten von Gärungen und ungllicklicben Folgen befreien will, kein 
siehererea Mittel habe, als wenn er in allen seinen Verfassungen, 
haaptsächUeh aber im Justizwege, nur durch wahre bescheidene 
Grundsätze, auf die er standhaft halte, nur durch Gesetze, welche 
die allgemeine Meinung, so weit sie mit dem allgemeiueu Wohle 
nur immer vereinbarlich ist, nicht beleidigen, sondern schonen, 
herrschet: alles, was auf Stolz. Iloheit, Verachtung oder Abwürdi- 
gung der Bürger und Bauern hinausläuft, sorgfältig vermeide und 
daher AQ.snahme. Befreiung. BegUustigong. besonders im Jusriziache. 
hintanhalte. • 

»Es wird eine ewige Wahrheit bleiben. daiL wenn aus den 
Zeit«n der alten Lehensverfassung nuch kluge Staatsmänner die 
Leheusvasallen. welche die Klasse der Gäterbesitzer und des 
Adels ausmachten, als die Stützen des Regenten aujj^eseben und 
hiernach behandelt haben, in jetziger Lage diese Stütze auf jener 
Khaae des Volkes beruhe, die durch Rekrutierung und Besteuerung 



^^i^^i^^^^^^^äfl 



"Jen schworen uad kostbaren Militarfoli erhalten, die Kosten der 
bei öo 8<'hr zersttlcktem Eigentum e verbreiteten Industrie, vermobrter 
Bevülkerang. angewachsenem Bedürfnisse, uiivenueidlteher landete 
fUrrttlicljer Stellen ertx'agen, durch ihren Scbweiti Nahrung und 
Lcbenserforderniäse samt den Bequemlichkeiten herbeischaflfen niuU; 
and es ist gewili. daß in der Klasse dos Bürger- und Bauernstandes 
eine Gewalt und Energie verborgen liege, die in einem unglüek- 
liehen ÄugeubUcke die dermaligen Stünde verschlingen kann, 
and die daher, weil sie doch auf die vorige Unterjochung zurtlck- 
zufuhren nicht mehr möglich ist. allenthalben, vorzüglich aber in 
der Justizverwaltung sr* menagiert werden mulV dat1 kein Vorzug. 
keine Vorliebe, kein Übergewicht auch bei weitem nicht erächeine.* 
Das war für die Stände z\x viel des Guten: also nicht nur. 
daß man ihre Vorrechte nicht mehr anerkennen wollte, man schätzte 
lue aogar geringer ein als den Bürger- and Bauernstand. Dem 
gegenüber wird behauptet: der Ade! ist die Stütze des Thrones. 
Dies lehrte der große Montesquieu nnd in neuester Zeit bezeichnete 
der suhon erwilhnte Barke den Adel als den »möjestatis4'hen Zierat 
in der bürgerlichen Gesellschaft«, wobei er den Satz zitiert: »umnes 
honi nobilitati favemuji*. Und dann Eines: Tnlgt nicht der üetcr- 
reichische Adel die gleiche Kontributionslast and verfügt er nicht 
ober eine ungleich bessere Kultur, weil er mehr Geld hineinstecken 
kannV Was man aber von der Stärke und Energie des vierten 
Standes sagte, da*;, in einer höchsten Resolution ausgesprochen, muß 
die nachteiligsten Folgen haben. Denn angenommen, es würe richtig, 
daii man die Kouätitutionen der Staaten als arithmetigche Probleme 
ttüzuSRhen hiltte — ihre Ansieht ist dies gewiß nicht — . ist es. 
fragen sie. politisch gehantlclt, ihm zu sagen: *In dir liegt eine 
Stärke, von der dn nur Gebrauch machen darfst, um die StiLnde 
XU verschlingen«; »man kann dich nicht zu der vorigen Unter- 
jochung zurückführen*; man muli dich aUenthalben vorzüglich in 
der Justizverwaltung dergestalt schonen, daß kein Vorzug u. s. w. 
erscheine. • 

t~ Wenn solche Grundsiltze publik werden — und sie können 

nicht verborgen bleiben — dann allerdings wird jenes Verschlingen 
der Stände and im Gefolge der Umsturz des Thrones durch das 
Volk zur Tat werden. 
_ Das von den Ständen beanspruchte Recht, heißt es an einer 
pider en Stelle des Motivenberichtes, geht auf eine Za^U. 1.^i\^^::^fc..^ 



92 

*wo ordentliche Gerichte nicht bestellt, die Justizverwaltung kaum 
dem Namen nach bekannt war, Starke für Recht galt . . ,, wo 
MüiichtTiin seine»! vollen Sieg über die Vernunft ausübte und die 
Menschheit in Fesaeln hielt . . .. wo die Fiosternis der Zeiten die 
Begriffe von PHicht und Recht »icht abzusondern wußte und Be- 
günstigung, ATii^nahme. Privilegien, Vorzüge, Hoheiten da unter- 
schob, wo Gesetz, Sicherheit-, landesherrlicher Schutz fUr alle he- 
Btehen sollte,« Höchstens bei einem Voltaire, meinen die Stände, 
werden sich derartig unbillige Besehimpfungen des geistlichen 
Standes finden. Und, * gesetzt auch, die Mönche hJltten die 
.■jchnelleren Fortschritte der Aufklärung bei dem gemeinen Volke 
gehemmet, so mutl man offenherzig gestehen, daß ... sie gewiß 
minder gefahrvoll für den Staat war, als die dammlose gegen- 
wärtige, mehr den Verstand verfinsternde als denselben be- 
leuchtende Aufklärungssueht ist, welche die Köpfe der Völker 
zerrüttet und billig als der Urquell jener fltr die Menschheit 
schauervollen Szenen in Frankreich angesehen werden kann, welche 
die Throne in ihrer einzigen echten Grundfeete. der Religion, er- 
schtlttert, und wenn diesem Übel nicht sogleich Einhalt getan 
wird, jedem auch herzhaften Patrioten die traurige Aussicht vor- 
bereitet, allraühlich auch sein Vaterland in jenes anarchische Chaos 
umgewandelt zQ sehen, in welches Frankreich versank.« Ob die Ver- 
achtung der vergangenen Zeiten, wo man angeblich die Begriffe von 
Ptlicht und Recht nicht abzusondern wnllte, am Platze sei und nicht 
bloß die Folge der Überschiltzung der gegenwllrtigen Zeiten sei, wird 
ein so einsichtsvoller Fürst wie Kaiser Franz am besten beurteilen 
ki^nnen. Selbst das Zeitalter der Barbarei wird wenige Beispiele 
solcher Kannibalenwut liefern, wie die gegenwilrtige Geschichte 
Frankreichs. In jenen Zeiten der Finsternis sollen also die stän- 
dischen Vorrechte unterschoben worden seinl Eine solche Be- 
hauptnng geht auf nichts anderes hinaus, als anf die Beseiiigang 
aller Vorzüge, aller Privilegien, aller Unterschiede derVolksklassen als 
mit dem Gesetze unvereinbar. Da maß man sich denn doch fragen,, 
ob nicht solche Begünstigungen neben den Gesetzen bestehen 
können, nnd bestehen sie — das anselige Frankreich ansgenommen — 
nicht tatsächlich in allen europäischen Staaten'? »Hebet«, sagt der 
grol'ie' MnnteaquJeu, »die Prärogativen der Grolien, des Klerus, des 
Adels und der Stüdte auf und ihr werdet bald eine Volksregierung 
odee woh\ gax eine despotiache Regicrungsfünn haben«. Nun, die 






a 



03 

Ereigniäse iit Frankreich hüben ihm Recht gegeben und so wird 
es auch hier werden, wean derlei verderbliche Grundaütze in den 
leiten deu Kreisen herrschen. 

Seine Majestät inüge alao diese beim Obersten Gerichtshof 
herrschenden Grundsätze nachdrücklichst entfernen und dafUr 
aorgen. daß wiederum die allen Prinzipien, unter dereiv Herrschaft 
die Monarchie so glucklich war. ins Leben traten. » Diese Prinzipien 
sind: daC man die, wie sie Monteäquieu nennt, unteri^eordneten und 
abhängenden Zwiachengewalten in raonarchiischen Staaten, worunter 
vorzüglich der Adel gehöret, aufrecht erhalte, denselben aU das 
Band awiachen dem Fürsten und dem Volke und als einen der 
Mittelkanflle ansehe, durch welche die landesherrliche Maeht Hielit. 
daß man die Vorzüge des Adels und den Klerua als von einer 
monarchischen VerfasBung UDzertrennbare Dinfjc unverletzt lasse, 
daLl man bei der Leg-islation auf die Aufreehthaltong des Adels. 
deren Kind und Vater, wie sich Montesquieu ausdrückt, die Ehr- 
liebe ist, jederzeit die notwendige Rücksicht nehme, weil eben 
diese Ebrliebe, nach dem Ausspruche des Genanüteö, von allen 
Politikern als ein Muster angesehenen Staatsmannes das Grund- 
prinzip der monarchischen Verfassung ist, daÜ man eben deshalb 
bei der Leg'islation und in der Justizverwaltung die Privilegien der 
Kürper respektiere, weil in einem monarchischen Staate notwendig 
ein Unterschied z wischen Personen sein muß. dieser Unterschied 
aber ohne Privilegien nicht bestehen kann, endlich durch die Auf- 
hebung eben dieser Privilegien und Vorzüge das Prinzip der 
Monarchie aafgelüst wird.« 

Noch ärger wird die dritte Resolution bezUglieh des Einstands- 
recJbtea durchgehechelt. Da wird fast jeder Satz als tanstülüg* 
erklärt. »Grund und Buden«, hieß es dort., «hat in der Kultur und 
dem Ertrögnis nie einen höheren Wert als wenn desi^eii Eigentum 
in den Händen desjenigen i.st, der Grund und Boden pflegt. Er 
gibt seinen SchweiJ.^ nicht so in fremdes Gut wie in sein Eigentum. 
bei ihm ist keine Gefahr, daß Acker and Wiesen in englische 
Gärten und Jagdbezirke verwandelt werden. Grund und Boden 
i«t der cInKige Reichtum des Bauern, das Verhältnis seiner Krflfte 
SQ dem Kontributions- und Wehrstand wächst nach dem Verhältnis 
des Urofanges an Grund und Boden, der in den Händen des Bauern 
USL Neboo dem grundherrlichen Einstandsrechte ist das Eigentum 
des Landmannes nicht sicher; denn der Orundhect d&t^ uux %uv\\ 




u 



Äuge auf diesen oder jenen Grund werfec, so worden dem Ver- 
walter die Wege nicht entg^elien, dem Besitzer seinen Grund ahzn- 
ächmeicheln oder abz.mlnthen, eventuell den Untertan abzustiften, 
wenigstens ist eine Spatmung zwischen Herrn und Untertan, die 
jener innerlicheu Familienruhe, jenem wahren Wohlstaode und 
gefühlter Glückseligkeit einer weisen RegieruDg keineswegs ent- 
spricht, welche die einzige solide Basis ist. auf die ein Monarch 
seineu Thron unerschuttert bauen kann.« 

»Wenn die Aufhebung des Einstandsrechtes die Vermehrung 
der ständischen Mitglieder htntaiihalt — dieser Einwurf wurde 
nUmlich .ständiscberseits gemacht — so bat der Staat und das 
gemeine Wohl nichts dabei verloren. Jede Eionahme zur Land- 
mannsehaft setzt beinahe immer die Kreierung citier neuen iideligen 
Familie voraus. Ist die Zahl des Adelatandes gegenüber dem 
Bürger und Bauern in vielen Teilen der österreic Ins eben Monurehie 
schon jetzt in keinem Verhältnis und wird dieses Verhältnis 
dadurch noch ungünstiger, daß mehrere Familien sieh in der Ab- 
stammnng mehr ausbreiten ab aussterben, so ist gar keine Ver- 
anlassung dazu, jene Schritte zu begünstigen, durch die dieses 
Verbflltnis noch mehr gestört werden könnte. 

Herkunft hat auf Fleiß. Geschicklichkeit und Rechtschaffen heit. 
als den wahren Wert des Menschen, keine Beziehung. Ein Blick 
auf die Urheber aller Fabriken und Manufakturen im oster- 
reichischen Staate liefert die (Jberzeugung: der Fremde von Kopf 
und Herzen ist ein Gewinn für den Staat, Wo der Staat Reli- 
gioDen toleriert, kann der Unterschied der Religion in Bostimmung 
der bürgerlichen Rechte, in SchUtxung des Eigentums keine Aus- 
nahme gründen. In Händen von Leuten fremder Religion nnd 
Herkunft, die aber auf ihrem Landgute sitzen nnd ihrem Bezirke 
einen Teil der Einkünfte zurückgeben, den sie aus selbeu gezogen 
hahen. die ihrem Eigentum selbst vorstehen, keines Pflchters. keines 
Inspektors, keines Verwalters, folglich keines Mittelmannes bedürfen. 
der auf Kosten des Landmannes lebt, die ihre Einkünfte nicht in 
dem stärkeren Druck der Untertanen zu suchen, sondern in den 
Xebenzweigeu der Industrie und Spekulatiun zu finden wissen, die 
das Nutzliche und Erträgliche der Ökonomie dem Prilcbtigen und 
Angenehmen vorziehen: in Banden solcher Besitzer wird das Land- 
gut sicherlieh zum besseren Gedeihen kommen, als wenn es in die 
J/ände /lerjenigen gelangt, die ihr Landgut oft durch .lahre mit 



I 



keinem Fuß betreten, ihre Untertanen einem Pächter oder Beamten 
preisgeben, die Erträgnisse in der Hauptstadt verzeliren, das An- 
fjcnchme dem Nützlichen vorziehen und indessen JL-ne mit ihren 
Untertanen zu eigenem und des Staates Vorteil von Tag zu Tag 
die Vermügenskräfte vermehren, diese mit ihren Untertanen immer 
mehr und mehr verarmen und allgemach die Quellen der Kräfte 
vertrocknen, aus denen der Staut in äon wichtigsten uad beklemm- 
te^len Zeiten schupfen ardlte.« 

Nach dieser »empörenden« Darat«llung. replizieren die Stände, 
erscheinen die adeligen Gutsbesitzer als eine »den Erdboden 
drtlckende. annütze Last, bloß geachaifen — wie es hier wenig 
appetitlich heißt — den Schweilj der Untertanen in den Haupt- 
städten zu verzehren« und außerdem tils Tyrannen des Volkes. 

WeiterÄ besagen die Beweggründe: »Wenn die üegchickte, 
diese große Lehrerin in den raeislen Dingen, darstellet, daß der 
Ackersuiann wegen so vielföltigem Zwang und Drang, der auf ihm 
liegt, nicht allenthalben in jenem blühenden Zuatande sei. der zur 
wahren inneren Stärke eines Staates gehört, dann verliert wohl 
das Altertum voriger Gewr>hnheiten alles Empfehlende . . . Das bloße 
Altertum einer Gewohnheit q,der eines Gesetzes beweiset nichts.^ 

Diesen Grundsatz bestreiten die StÄndc entschieden. Sie sagen; 
Bei jeder weisen Legislation muß die Erfahrung oder prak- 
tische Ausübung ihren Wert haben. Es ereignet sich meistens, 
daß neue Gesetze, vorzüglich solche, welche die älteren direkt auf- 
beben, wieder zurückgenommen werden mlissen. Die Anspielung 
•uf die josefinische Steuerverfassung ist deutlich. »In dieser 
g«wiß praktischen Rücksicht und dal^ das Schwankende jeder 
Legislation das größte Gebrechen tn einer Verfassung, die Kon- 
sistenz der Staaten verrücke und schwäche, dürfte das Empfehlende 
des Altertums wohl selbst in die Augen fallen oder wenigstens das 
Bedenkliehe, was mit jeder Reform der Gesetzgebung verknüpft ist.« 

Nicht ihre Sache. i»agt die StUndeechrift zum Schlosse, kommt 
hier zur Sprache, sondern die des Staates. Sie flehen um Genug- 
tuung. Bestrafung der Urheber der aufgestellten Stttze, i?ie Üehen 
»mit kindlicher Zudringlichkeit« solche »gefahrvolle, den Umsturz 
de» Staates und der Verfassung unumgänglich herbei fUhrendon 
Prinzipien« von den obersten Stellen xvt verbannen, dagegen die 
vorhin erwflhnten zur Ausführung zu bringen, -damit einst die 
Geschichte, die die Handlungen der Fürsten eichtet, Hk^^öfeX. \«tow 



sUÜen Namen Franz des Vielgeliebteti auch jenen des Erbalters 
der Monarchie mit un parteilicher Hand aufzeichne«. 

So weit die Denkschrift. Eine schriftliche Erledigung^ darauf 
erfolgte nioht, ') und das war gewiß g-ut denn sie wäre fUr die 
StJtnde nicht sehr schmeichelhaft ansgefallcQ; Kaiser Franz dachte 
eben damals nicht um ein Haar anders als Eger und KeeiS. •) Aber 
viele von denen, die da zu Beginn des Jahres 1793 gegen die 
kaiserlichen Minister demonstrierten und ihre Bestrafung forderten, 
werden noch die Genugtuung genossen haben, zu sehen,, wie zwei 
Jahrzehnte Bpllter, nach den krampfartigen Erschütterungen des 
ganzen Erdballs durch die Franzoseukriege. die stuodiacherseits ao 
warm empfohlenen Grundsätze nicht nur hier, sondern in ganz 
Europa das Evangelium aller Staatsweisheit bildeten; es war dies 
das »altehrwürdige Stabilitätssystem» der Ära Metternich: nur ja 
nichts Neues, keine Reformen, keine Bewegung; das Alte ist gut 
genug und. wenn das Volk damit nicht zufrieden ist, dann sind nur 
die bösen Literaten und Demagogen die Schuld, welchen man eben 
die riü^el stutzen muß. 



') Meine NachforachuDg:ea nach den netterea Schickaaleu diaser Schrift, 
die ich im Wiener Haus-, Hof- uni) Staatgarcfair und in di?r kaiserllcbiMi K^biactl«^ 
kB.DzUi aasteltte, blieben trotz der gütigen Bemühungen des Herrn i!Jektiousr!i.t«i$ 
Dr. K&tI Schrauf und dos Herrn KubinettB-Kegistraturaoffiifiiils Rudolf Paj'er HUt«r 
von Thurn erfolglos. Auch im Archiv dos Ministeriums des Innern fohlte jed« Spur. 

-) Franz hatte am 10. J&uner llVil v.u dem über die Beacbwerden der 
0--ä, Stände verfaßten KonferenzfirotokoU {'A. Dezember 1790) unter anderem 
bemerkt: »Auch Bollten die Stünde erkennen, dsJ^ es auf dem Lande schon so 
weit gekommen, daß der Bauer die Bechte einaieht, welche er *.h Mensch fordern 
kann, und daß er vorlatigeu kann, aJ» «otcber bohandett i.a werden, thu durch 
g&nxliche EinHihrung der alten sittndiachen Rechte wiederum zum Lasttiere herab- 
würdigen wollen, wQrde von den Uhclaten Folgen für die StAnde selbst Pein. Auch 
iflt sehr auffalleiid, daP die St&nde sich bestreben, den EinlluC des Souveräns durch 
toine Htcillen auf das Wohl der Ufarigfin Untertanen *f> viel mSglicb za beseitigen • 
(Staatarat&aktea Kr. 371ä ex INJ). In einer für Kaiser Leo]iotd beatuumton Denk- 
schrift vom Jahre 1791 auAerte »ich Franz: »Endlich, gnädigster Uerr, Abhilfe 
dem allgemeinen Übel, nämlicb dur Keludachaft der Stände untar &ich im Staate, 
nftmlich des Herren-, Hhrger^ und Baue rns tan den, welcbef leider &ua dt-r Diimm- 
bat der tSt&nde und Stole derselben herkommt, Ihnen sind alle Stände gleich 
wert xmd Jone am meJaten, die am voriiSglichsten zum Wohle des Btaatec bei- 
tragen . , . Binar «oll den andern nicht unterdrücken, soadeiti einer dem andern 
, . . ünoere Blande sind besondurti hier erstaunlich in Korderungen tind 

•tch wirklich «t-hon im ganzen den Hau liea Bauern und KUrgora auf sich 
'~-"i«-l< Igen haben kOnote« (Wolfsgruber, Fran» I., Kaiaer 



97 

Adel und Klerus, die im Kampfe gegen den gemeinsamen 
Feind die größten Opfer bereitwilligst gebracht und sich in der 
Tat als mächtige Stützen des Thrones gezeigt hatten *). kamen wieder 
zu Ehren, und das von den Ständen so gepriesene Mittelalter fand 
in der Literatur der Romantik, in der bildenden Kunst und Wissen- 
schaft, namentlich in den Staatswissenschaften (A. Müller) seine 
Verherrlichung und Weihe, 



') Fast regelmäßig wurde von den Ständen die Gemeinsamkeit ihrer 
Interessen mit denen der Krone betont; so begründete der Landmarschall Graf 
Cavriani im Landtag vom 25. April 1799 die kaiserlichen Forderungen mit den 
Worten: es handle sich um Erhaltung der Monarchie, der Religion, der Geistlich- 
keit, des Adels und des Eigentums. 



Jakrbaeh d. V. /. Landeskande. 1908. 



EINIGE NACHRICHTEN 

ClIRIt IHK 

ZUSTÄNDE IM TÜLLNERFELDE 

zeit ZEIT DES ZWEITEN TrRKENEINFALI-ES. 

Von 

1^'* L A TJ K E K Z P R Ö L L. 




Ln den Wcin^ebieteii Nieileröaterreicbs hatten in alter Zeit 
vn;k'. oft weit entlegene weltHche und f^eistlichc Herrsch aflen Be- 
sitzunfren zu erwerben gesucht und wirkliuh t;rwf»rbcn. da der 
Österreicher- Wein von jeher sehr j^eschätzt war. Diese bezogen 
|l>er daraus nicht nur Wein und andere Produkte, besonders den 
'teuren Safran. Mindern erhielten auch stets genaue Nachrichten wie 
ilbßr die wirtschaftliche Lage ihres Besitzes und des gaiijsen Landes 
so auch über seine Geschicke. Daher sammelten sich in ihren Archiven 
nach und nach vlfh* iJnkumente. Rechnungen und Briefe an. die 
fUr Niederüsterreich vielfilltig wichtige Geschicbtsquellen sind. Auch 
im Archive des oberüsterreicbischen Prämoustratenser-Sifte» Sjehblirl 
hat sicJi manches Quellenstüek erbalten. Dieses besali ehemals Höfe 
and Weingarten zu Künigstetten im TuIInerfelde und zu Wüsendorf 
in der Wachau und einen untertänigen Huf zu Winkel in der 
Pfarre Kirchberg am Wagram.') Zum Hofe in Künigstetten. der 
IßSß und 16iJ7 mit einem Kostenaufwande von 2300 H. gana neu 
g^ebaut worden war und die Rechte eines Freihofes genoli. gehi'irten 
1683 28 Viertel Weingürten, 9'/j Joch Ackeiv 17 Tagwerke Wiesen. 
drei Qrundholden, deren Häusel neben dem Hr>fe auf dem Stiftsgrunde 
«rhaut worden waren, und mehrere Zehenthnlden. Der Hof hatJe 
(olgende Freiheiten: L dati man mit gerichtlicher Hand nicht in 
denselben greifen durfte, außer es betraf Malefizsachen, 2. daß er 
weder Dienst noch Robot zum passausehen Rentnmte in Könifr- 
stelten zu leisten hatte, 3. daÜ er nicht mit Quartier außer bei 
großen DurehÄÜgeu belegt werden durfte und 4. dali der Hofmeister 
da!« Recht haben sallte, darauf zu handeln, zu leitgeben und alle 
Rechte wie ein anderer Btlrger des Marktes zu genießen.'-) 

Zum Hofe zu Wüsendorf gehorten 98 Tagwerke Weingärten 
und ein HoIse von vier Joch am Milliingeck. Beide Hufe wurden von 
lIofmeiHtern bewirtschaftet, die für ihre Wube teils inil Geld, leile 

V^l. KliVIter des Verelni'« ftir LundeskiiinJe von NiederilutcuTekh, JMt^.V 
Jura ttud Gritndlmch rem Künigatetlcn, Original im Archiv*, tu« Schlügt, 



102 

durci Überlassung eines Teiles des GrüDderlrägnisses eni&chHdigi 
wurdtn. Gewühnlich butteit tie ihr Amt nls Leib^edinge inne. Ah 
Baiilübn wurden fur die Weingiirten /.n Kfinigstetten seit lö8l 
jährlich 315 tl. ausgegeben- Die&elbon waren damals stets auf dns 
beste büstellt und der Köni^'stetter. vinuiu regiuai. galt als vortreff- 
licher Tropfen, mit dem das Stift bei Verehrungen Elire aufbob. 
Der Wachauer hatte einzelne vi)rtreff]iche Jahr^ilnge, wurdp aber 
gewühnlieb. wie der vuii Aschttch in OLe rüste reich, wo auch das 
Stift Weinberge besah, als geschätzter Mischwein verwendet. 

Den Huf zu Winknl hattp HVSS Hans Ulrieli Wenxel vom 
frtlhereu Besitzer Heinrich Tunhas um 450 ii. gekauft; nach dessen 
Tode war er 1657 mit der Hand seiner Witwe Marie Salomo an 
Matthias Sieß gekommen, der ihn noch 1683 inne hatte und nebst 
den dazu gebürigen 20 Joch Äckern und 20 Tagwerken Wiegen 
noch 19 Joch Acker und S'A Tugworke Wiosen an Uberlilndgruud- 
stücken besaß. Mit dem Landgerichte gehörte der Uof nach Grafen- 
egg. nül der Pfarre nach Kirchberg am Wagram; den Zeheni 
lieferte er teüs nach Grafenegg, teils an die Jesuiten nach Krems. 
»Die Dorfschaft Wiiifcl«. schreibt Abt Andreas Schmidt, der den 
Huf 1683 inspiziert hatte, »ist ein Ort vun 34 Hflusern. gehOreit 
leils unter die Jesuiter auf Krems, teil« unter das Vizodomamt 
nach Wien. Allda i^t eine kleine Kaijelle. so nach Grafenegg ge- 
hUrig. Thuet das ausstehende Wasser von der Donau zum öftereu 
grotU'n Schaden, Verwiehenes Jahr zu End Januarü hat man steh 
gur kUiinnerlieh salviert. daß nit Leut und Vieh ertrunken seind. 
Hat in diesem Hof damak die Mauern in den Ställen niederge- 
waiekt und ist sonsten ganz baufSiUig. Hat aber Sieß auf mein Zu- 
sprechen und Auftrag versprochen, auf den Sommer l^jb3. wenn 
ea die Feindsgefahr nicht hindert, zu hauen. Die HofgrUnd liegen 
gleich an dem Hof gajiz haareben an. Der Safran gerflth allda gar 
gern und wird in einer ziemlichen Menge gebiuit. Neben diesem 
luit aut'h jetziger Stifter 7 Viertel Weingärten zu Felz und Rieden- 
thal bei Krems; seind ziemlich feine Weine. Hat inständig gebeten. 
seiner künftiger Zeit wegen des W'einabkaufes zu gedenken, weileu 
auf Wiukl. allwo ein lauter Traidb<xlen ist. kein Kaufmann hinkommt. 
Da« Ileschwerlich.sle hei diesem Hufe ist, daÜ er sowohl das Brenn- ab 
ßauhülütorkuufen muss.« Der dortige LInlertan zahlte jährlich fürDienst, 
Robut und Landsteuer 12 Ö. und an Landaehaftsgeftdle lÜ ü. Zur 
Lesezeit war er außerdem äu einigen Dienstleistungen verptlichtet. 



te^^^^^^m 



tos 



Auf dem Uot'e zu Kunig;stetten war am Beginne des XVII. Jahr- 
hunderts Thomas Ploch Hofmeister, nach dessen Tode (1637) der 
Uarktrichter Matihilus Timblmayr über den Besit/. die Aiifsioht 
führte, Itis 1640 dieses Amt dem »edl und festen« Herrn Gregor 
Pnpial übertragen wurde. In dessen Instroktion heißt es: »B'^Ur die 
Nutzung der Acker und Wiesengründe, auch des befreiten Sitz 
und Wohnuntj soll er des Gottshans nllda haheude Weingärten in 
seiner HeiUigen Übsioht. Pileg. Verwahrung:, gnetem Nuetz und Hau 
frhftlten, das Geld, das ihm auf den jfthrlichen Ordinari-Weinbau 
gereicht wird, ÜeiUig und nutzlieh anlegen und den angehorigen 
Weinzierlen recht und zu rechter Zeit nU ihren gebürliehon Licd- 
tobn wiederutnb rei<'hen und geben, dargegen fleißige Obsicht haben 
und nachgehen, ob alle Arbeit recht und zu rechter Zeit geschehen, 
absonderlich auf diis Grueben wohl achtgeben.... und das nüthige 
IJjindstruh hergeben. Zur Lesenszeit soll er die Taufelfuhren von 
Lobarn in den Hof und alle Maischfuhren von den Weingarten in 
den Hof und die Preü auf ^eine eigene Wagnuß und Unkosten zu 
fohren ecliuldig sein utid des Gottöhaus Leäineister mit iillen hei 
«ich bähenden Leuten gebUrÜch nnd nottarftigUch Unterkommen, 
Herberg und Liegerstatt guet willig geben, auch mit der Kost umb 
einen btllic;h Pfennig gebtlrüch verschen . . . und das ihm Anvertraute 
Vfrwalten. als wenn es sein selbst Eigentbumb.* 

Da Pnpial bald eine eintrflgliehere Stelle fand, so verließ er 
seinen Puston schon nach einem .Tahre wieder. Denselben erhielt 
1641 Melchior Felhcrmajer und. als derselbe nach drei .Tahrzf»lmten 
wegen hohen Alters in den Ruhestand trat, der vormalige Schal- 
meister und Marktachreiber Andreas Rüdlmayr von Künigt*tetten. 
Vi in dem ein Teil der folgenden Berichte herrührt. Ah sich seine 
Tochter Marie Elisabeth lb73 mit dem ^jassauschen Grundschreiber 
Jakoh Wurzer vermäihlte. wurde auch der damalige Stiftskcller- 
roewter Siard Kügler mit der Bemerkung xur Hochzeit eingeladen, 
er roüge sein bestes t^cbeibenrohr mitnrbmen, denn es werde auch 
fin festliches Hochzeitschießen stattHnden. 

Zur Lesfizoit k^m ausderu Stifte der Kt-dlermcister als Lesemeister 
mit «einen Leuten, der das Lesen und die Heim fllhruiig des Weines 
Äüf der Donau »u besorgen und zu tiberwachen halte. Da sich der^ 
*dhe gewöhnlich mehrere Wichen in der Weingegend aufhielt, 
konnii* er sich über den .Stand des Besitze^, den Wein|treis u. s. w. 
genau unterrichten; er unterlieli ea auch nicht, dtm AliW dÄ,ty«)ö« 



104 



Naclirichton zu überechickeu. Auch die Hofmeister mußten mehrere 
Male im Jahre über die Wirtschaft Bericht erstatten, so daü man 
über dewji Stand im Stifte stets gut uuten'icbtet war. Der grülHe 
Tei! dieser Wirtschaftsberichte ist verloren gegangen; aber aus dt*r 
Zeit vor und nach dem TUrkeneinfalle von 1683 sind noch einige im 
iStiftsarchive vorhanden, die uns vom Anfange des Jabrci^ 1680 an 
über die Seuche und dann die Zustände im Tüllnerfelde beim um! 
nach dem Türkenein fülle einige neue Aufschlüsse bringen. 

Vor dem TUrkeneinfalle ist das Land dorch eine verheerende 
Seuche heimgesucht wonlen. der besonders 1G79 viele erlegen sind. 
i>er KapuainerordeB allein hatte nach einer Notiz in seinen Annalen 
in diesem Jahre 79 Mitglieder verloren. 'j Um Herxogenbürg waren 
an ihr bei 1000 Menschen gestorben.^) Aber auch 16B0 forderte 
die Seuche noch manche Opfer, »Die Kontagion«, schrieb der Hof- 
raeister Andreas Radlmayr von Königstetten am 31. Janner desspÜK-n 
Jahres an den Abt Andreas Schmidt von Schlägl, >2uckt noch immer 
KU Wien und auf dem Lande*, und in einem Briefe desselben vnm 
24. Maidesseiben Jahres heiUt est »Es sind zu Tulbing 5 Hauser ge- 
aperrt und 15 Personen berausgestorben. Auch in Künigatetten starben 
in dem Güttweiger-Häusl der Hauswirt und der Inmann. Dort liefen 
20 Eimer Wein, die ich für Schlögl gekauft, aber nicht heraus- 
nehmen kann, da niemand hineingehet.« Sonst starb in Königstelten 
bis Ende Mai, wo Rädlniayr wieder einen Bericht überschickt hatte. 
niemand mehr an der Seuche, wühl aber in Tulbing, Würdern und 
(.Ttillarn. wo sie in dieser Zeit mehrere Personen hJnweggerafft hatte, 
»JelKt ist es aber wieder stille«, bemerkt er am SchlQs&e des Briefes. 
Aber in dem Berichte vom 8. .luli ruft er gleich am Anfange angst- 
erfüllt aUB; »Möge Gott diese Ruetten wegnehmen. Es regiert bis dato 
außer in Künigstetten. Tulln und Wolfpasßing die Kontagiou in allen 
Dörfernj aber nirgends so stark als kq Tulbtng, Sie nimmt in 
manchem Dorf eins bis drei Häuser; zu Zeiten hört es wiederumben 
etlich W'oehen auf.« Am 25. August meldete er, daß sich der Pfarrer 
von St. Andrit nach Zeisehnauer begeben habe;, da im Dorfe und 
Pfarrhofe die grassierende Pest ausgebrochen sei. >Ea geht in 
manchen Orten des Tullnerfeldes schlimm zu, bestvnders in Tnlbing. 
Kazeblorf und Wilferstorf. aber Künigstetten ist frei, da es abge- 
apeiTt ist; kein Fremder darf herein. < Der Weinstoek stehe gut. 

') Aniules ord. (.'nixtcinortiiu im Archiv d«» Kaptixinet-KIotter* in Wien. 
») 'Tojrtg'MpliiB vou NitdcrUsterreich. III, 228. 



105 



tT bofFe, tlali dü3 Stift in Küiiigatetten bei 450 Eimer fecbsen w^.^rde. 
Nach seinem Briefe vom 8. September war die Seuche noch nielii 
erloschen, nur Tiilln und Königstetten waren verschout geblieben, 
aber am 28. September konnte er melden, dal» es endlieb besser 
«tebe. »Die Konta«:ioii nimmt an manchen Orten noch ein oder 
zwei Persuiien und LOrt wieder auf. Tulln, KcinigstetteD, Greifen- 
Mein und Muckendorf sind zu den sieberaten zu zählen, Lebarn, 
Wördern, Andrfl und Gug-pn^, allwo um fünf Personen mehr ge- 
blieben als gestorben sind, werden wohl in kurzer Zeit frei sein. 
In Klosternenburg und Traisenroauer, besonders aber in Tulbiii«; gebt 
es noch achliniim zu. Der IletT Pfarrtir von Tulhi will resignieren, 
nachdem sein Herr Kaplan an dem Schlag verblieben. Um Krems 
und Langenlois hat nni 10. d. M. der Schauer alles erschlugen.« 
Am Schlüsse dieses Briefes folgen verschiedene Xachrichten über 
die Wirtschaft und das Ersuchen, daß der Lesemeister, Herr Hruuo 
Gebhaidt, damals Kellermeister des Stiftes, den Kellner Georg niit- 
iiehmen müchte, der habe zum Weinkosten ein gutes Maul. 

Der erste Brief des genannten Ketlermeislers an den Abt vom 
1. Oktober 1680 entbfllt keine Erwähnung der Seuehe, sondern nur 
jreschäftliehe Mitteilungen über die Weinpreise <der Eimer NulAdorfer 
kostete 4 fl., der Klosterneuburger 2'/., il. und der Käuigstetter 
l'/j fl.) und Wirtschaft, dali die Lese gut ausfallen und das Stift 
XU Künigstetten, wo damals Reiter im Quartiere lagen, bei 653 Eimer 
und zu Wösendorf bei 387 Eimer feebsen werde; aber am 6. Oktober 
Ächrieb er auch: »zu Tulbing steht es übel, sein in einer Woche 
1U--16 Personen begraben worden. Ztt St. Ändrä iat ein Haus 
gesperrt, zu Klosterneuburg steht es auch nicht gut. aber zu Kuß- 
dorf, Wien. Künigstettcn und Lebarn ist es gut.« Wein sei sehr 
viel . . . . ; er künnte zu Künigstettcn den Eimer samt dem GebUode 
leicht um 1 fl. kaufen, zu Kr itxendorf koste er jetzt 3 fl., zu Kloster- 
ncubürg 4 fl. und zu NuDdorf 4 t1. 30 kr., »welches Gesäte die 
Wituier machen, sie kaufen alles hinweg, den Maisch in der Poding 
ura 3 fl.* Nach seinem Reriehte vom 27. Oktober herrschte die 
Kontagion noch zu Tulbing und Freindorf, in Kunigätetten aber starb 
wAhrend seiner Anwesenheit niemand. Er hatte das gute Weinj,»hr 
bentitzt und zum Eigenbaue noch 300 Eimer Wein und auch 2 Pfund 
Safran, das Lot um 3Ü kr., gekauft Da die Grenze gegen Uberüpter- 
reich wegen der Seuehe gesperrt war, so ersuchte er den Abt, ihm 
vom Landeslmitpinvaniie von Uberöslerreicli einen Schein aussleUen xu. 



■ 



lasseo, rlftmlt er bei der HinauffaLrt nicLt allzu lange Kontumaz zu 
hiihen hatte. In der zweiten Ha Ute des Nnvcrnbers 1680 erluseb 
entilich a«ch iiri Tulljierfelde die Seuche, wie aus einem Briefe des 
Ilitfiiieisterii Kiidlraayr hervorgeht, der am 2, Februar 1681 an Abt 
Andreas meldete: »Seit drilthalb Munatcn sind wir im Tullnerfelde 
von der leidigen Kontagion <|uittiert. Am 15. Koveniber starben bei 
uns in Künigstctteu noch drei Pcrsunen. indem Inwohner des Gutt* 
weigcr-Hofes zuTuIbing, wo 300 Personen verblieben, vcnn Erbteil 
Kleider und auch eine Kuh nilchtlich heimlicherweise geholt haben. 
Als das halbjährige Kind Milch trank, bekam es einen großen 
Düppel, woran es und die Mntter und noch ein Kind starb. Da;* 
Jiarktgerjclit hat dann ulle Familif-nglieder sogleich in das Gebirg 
und ganz uuageschafft.«* Nach und luich kehrte die alte Ordnung 
zurück. Au) 3U. Harz 1681 schrieb Rädlmayr: »Die leidige Kon- 
tagion ist. Gott sei Dank, nunmehr ganz verschwunden und gehen 
die Leute mit Hearaten untereinander. Werden auch wiederum alle 
Kirchtage hinfUrr gt'haken.* 

Dem iSchlagler Hofmeister Jonas Pernaucr zu Wüsendorf war. 
wie er am 29. Februar 1680 meldete, sein Sohn an der Pest ge- 
storben, weshalb er mit den Seinen 'versperrt* wurde. I^at'h einem 
anderen Briefe desselben vom 27. Miirz war dajnab der lialbe Markt 
Wüsendorf infiziert und die Kontagion aueh in Weißenkirchen wieder 
nnfgetreten. Doch seheint sie in der Wachau huld wieder ver- 
schwunden zu sein, da Pertiauer am 27, August meldten konnte, 
daü seit 15 Wochen bei ihnen niemand mehr an der br»sen Seuche 
erkrankt sei. 

Im Jahre 1681 wurde KOnigstetten am 16. August »nach vier- 
stUudigeni Lfiutcn der Glocken« durch einen leichten .Schauer und 
am 28. Jänner 1682 die ganze Donaugegend durch eine grolio Über- 
echwemnuiiig hcimgcsucbt. In Künigstelten war das »grolle Wa^Mcr« 
am 5, Februar, wo Rädlmayr einen Bericht erstattete, noch nicht 
ab<:eäossen. »Es hat viele tausend Klafter Holz abgesehwcinnit. 
Kein Mensch denkt einmal ein so grolics Wasser. In manchen 
Dörfern ging es durch die Fenster.« Zu KOnigstcttcu wuchn iu 
diesem .lahre kein guter Weinj die Trauben waren gefault. In seinem 
Berichte vom 7. Jänner 1683 schreibt der Hofmeister sehun voll 
Besorgnis von der Türkengefahr und ersucht, falls dieselbe gröfter 
würde, seine Suchen in einem Truherl nach Sehhigl tlUchten zu 
dürfen, und am äl. Alarz gehreibt er, daü wohl keine neue Türken- 



107 



j*Teu<-r ausgeschrieben, aber befohlen worden sei, <]a(i im gan»:on 
Lande v<jn jedem Hause drei Tfigwerker. die tflglieli 6 kr. bekoiümen 
»ullen, naoh Wii.'ii zam Schanzen geschickt werden mUssen. An die 
Stiftsuntt?rtanen sei aber bisher noch kein Befehl gekommen, aber 
NarblcjuartitT hätten sie schun üfters geben mUsscn. Im Mrirktge' 
iiy sei ein Rittmeister mit 15 Personen und einigen 2(J Pferden 
Ttnt^naftiert gewesen. 8pJlter schien ihm der politische Himmel wieder 
heller XU werden, denn er berichtet am 20, Mai hauptsächlich über 
Wirlscbaflsangelegenheiten und den damaligen Weinscbildliiig: 
•Weilen wir uns keines Tllrkeneinfalles nicht fürchten. soEdeni einen 
guten, güttliehcii Trost; machen, haben wir uns die Wein garten« rbeit 
ungelegen sein lassen» Die Wei «stocke haben schon angetj'ieben 
und hat ihnen der Winter nicht geacbadet. Aber wir dürfen une 
•loch nicht 7,u viel hoffen. Denn wir haben dergestalten Kiiferl. so das 
)[aodl gelbe und diis Wcibl blabe Flügel hat, und die man 8tüger 
nennen tut und die buhen in einem Teile der Rieden mit Ab- 
«techung der Weinbeer großen Schaden getan, der in manchem 
Vierte! auf 3 — 4 Eimer geschlitzt wird. Dieses geschieht in zwei bis 
drei Wochen; hernach verlieren sie sich, wiederum; und geschieht 
nicht (die *lahr sondern in etliehcii Jahren, und das nennt man das 
Kitferjahr und da hat man die Hnffnuui,'' auf einen gueten Wein. 
In unserem Gebirg haben sie in den ebenen Weingärten nud Aicb- 
leiten den meisten Schaden getan. In den Rüglbergen haben sie nur 
immer einen Stock abgestochen; darum nichts ?,u sagen ist. Die 
Klu*terueiiburger und andere untere Weingärten klagen dieses Käfer- 
jahr hart, dali ihnen großer Schaden geuchehen ist.« Er benüdgte 
lU.ÜOU Weinstecken, kann aber nur 6000 bckummen, da dit; Leute 
im Walde wegen langen und starken Winters nicht haben arbeiten 
können. Zum Schlüsse bemerkt er: *Die starken Durchzug haben 
dem (feterreich anheuer grollen Schaden getan. Den Hofuntertancn 
haben sie aber bisher keinen Kreuzer gekostet. Hat uns viel ge- 
holfen, daü der Markt 5 und das Rentamt im Xamen der Unter- 
tanen auch 5 Eimer von mir erkauft und Herrn OberkommiseHr 
verehrt hat.« 

EflkamalxT andere, als R^dlmayr gehofft hatte. Die Türken üiu- 
lagerteit Wien und bald .streiften tatarische Horden auch durch flas 
Tollnerfeld. Rüdlmayr hatte sich mit seinem Weibe und seinen acht 
Kimlern iiueh rechtzeitig nach Linx geHüclitet, da.^ bereits mit Flucht' 
lic<^en ganz llbcrfullt wur. Aber selbai in dicsier Hedr.ingnisi vergaumlc 



108 



er es niclit, sich um den ihm anvertrauten Hof au kümmern uod Über 
die Zustände im TuUnerfelde nach Schlägl zu bericbten, Id eineiii 
Briefe vom 2, September erwiihnt er, dal'» er am 2. Augiist ßinen 
üusflihi'lichtiii Berit.'ht überseliiekt habe. Leider sind aber seine 
Briefe vom Juli und August verloren gegangen, was um so mehr 
zu bedauern ist, da er teils durch seinen zweiten Schwiegersühn, 
den passHusehen Grundschreiber Fr, Hofer. der öfters nach Tulln 
hiuabfubr, teils durch Kundschafter, die er selbst hinabschickte 
und unter welchen sich der Ötifts Untertan Tobiaa Gundaeker von 
Künigstctten durch besondere Kühnbeit und List auszeichnete, stets 
über die Lage gut unterrichtet war. Er selbst war auch einmal 
auf einige Tage dahingekommen. Im Stifte Schhigl war man. wio 
jnaii aus dem Tagebuche des damaligen Kflmmerers und spilteren 
Abttis Michatd Felder entnehmen kann 'j, bemüht, eich über den 
Gang der Ereignisse stets gut zu unterrichten. Am 11. Juli, am 
Feste des hl. Ordensstifters Norbert, hatte der Abt dem versammelten 
Kapitel die schlimme Lage des V^aterlandes auaführlicb dargelegt. 
Die Armee sei iui Rückzuge, die Kavallerie solle grol'en iSchaden 
erlitten haben, seine kaiserliche Majestät habe sich mit nur wenigen 
Personen »kümmerlieh* salviert. von Wien seien alle in der Flucht 
begriffen, da besorglieh sei, da 15 die Stadt in wenig Zeit und Tagen 
vom Feinde werde belagert werden. Am 13. kam etwas bessere 
Kunde^ aber am 15. entstand unter dem Volke eine grotJe Er- 
regung, da es hieß, die Türken seien schon bis zur Enna vor- 
gedrungen, »Und weil Ihre kaiserliche Majestitt und ganzer Hof- 
staat so urplütÄÜch (von Linz) weggereist, entstand grolle Konfusion, 
Unter dem Volke will alles aasrelßen.« An demselben Tag*? kamen 
auch schon die ersten Flüchtlinge aus Niederiisterrcieh io das Ötift, 
denen bald viele andere nachfolgten. Am 17. kam wieder bessere 
Kachricht. aber am 19. die «ichere Kunde, daß Wien von den 
Türken schon eingescblosseit sei. Am 20. wurde der Befehl der 
Verordneten Uberbracht, Mannschaft in den Freistiidter Wald zu 
schicken. Am 31. hieß ea. die Türken streiften schon durch den 
Freistädter Wald. So grof'i war die Furcht. daLl der Verwalter von 
Hajslach zum Schutze des Marktes um Doppelhakeu ersuchte. Be- 
ruhigend wirkte es aber wieder, als die an demselben Tage mit 
mehreren Ordensbrüdern angekommenen Äbte Haimund von Alten- 
bürg und Franz von Pernegg versicherten, dal» am linken Üonau- 
*) Original im Stifuan-luvD xu Schlügt , 



109 



ufer noch kein Feind erachienen sei und dali unsere Armee bei 
Zwischcnbrüeken stebp. Aber das Kloster Nenburg wfirc schon 
niedergebrannt und die Türken streiften bereits bis St. PöUen. 
Freude berrsehte, als ein polnischer Kaplan des Freiherra Christoph 
von Zierovsky, namens Adam Aloia Fabricius^ der an das kaiser- 
liche Hoflager nach Passau geschickt wurde und am 21. Juli in 
SchlEgl übernachtete, erzühlte. daß wohl noch keine Volker zur 
kÄiserlichen Armee deputiert worden seien, aber ebiat geschickt 
würden. Auch Brandcnbiu*}}; habe eich dazu resolviert. Die Freude 
jiber verschwand wieder, als ein kaiserlicher Hartsr-hier. der an dem- 
selben Abende ankam, die Nachricht brachte, dnü sich die kaiser- 
liche Armee nach Korneubur«^ und dann nach Krems zurück* 
gezogen habe. Derselbe hatte, da sich der kaiserliche Hof zu Passau 
tiicht sicher fühlte, die Straße von Passau ntich Schlügl in Augen- 
schein nehmen mtlasen. 

Da sich in den folgenden Tagen die schlechten Nachrichten 
hlluFcen, die man nach Krumaii und an den G rufen Boucquoi zu 
llberÄchicken nicht versäiumtc, dachte man schon daran, die alten 
Schwedenschanzen an der StraUe oberhalb Aigens auf dem soge- 
nanntpn SehlJlgler Passe wiederherzustelli/n. Für alle Fülle sah man 
hich bereits um einen Ztitlucht.sürt um. wozu man die StiftsglashUtte. 
die am Fülle dea Plückensteins inmitten des grollen Waldes lag. 
besonders geeignet hielt, weshalb der Abt Ende Juli 95 Metzen 
Mehl dahin führen lielV 

Anfangs August wurde die Stimmung wieder ruhiger, als man 
erfuhr, dall die churbayriachen V<>lker bereits auf der Donau gegen 
Tulln gefdhrt und die Polen daselbst erwartet würden. Trütüdem 
schlug die •Stimmung noch mehrere Male um, besonders als man 
einmal einige Tage keine Zeitung erhielt. Einmal hieß es. man 
httbe wieder stark schießen gehört, ein andermal, die Studenten 
hatten pjni'n gelungenen Ausfall gemacht und dann (am 17. Augnst) 
die Türken luüten auch Tulln mit »ttlrmender Hand genommen, 
wa» sich aber wie die Xachricht Über die Einnahme von 
Klosterneuburg zur Mllgcmeinen Freude nicht bestätigte. Die An- 
kunft des kaiserlichen (n-sandten, Grafen Caprara, in Linz, wohin 
derselbe anfangs August in tllrkiecher Kleidunf]c gekommen war, 
«owie die Durchreise des Grafen Paar, der am 22. August von 
Passan über Schlifirl nach Prag eilte, um die hrthmischen Völker 
stur Eili* im7.tt>piiraen. bot reichen 8t«ff für verschiedene Mut- 



raaüungt'D. Am 1, September erzählte Graf Sinzendorf bei seiner 
Durchreise, dali der polnische König mit seinem juii|;en Prinzen 
bereitH angerückt sei. am 2. kam ^ute Zeitung, daü Obrist HoitUer 
mit 8000 A[ann die Donauaueu bei Tulln besetzt babe, um den 
Übergang der dritten und vierten Armee »u decken; am 6., einem 
Sonntiifre, giaubte man, ilaß bei Tulln die entscheidende Schlacht 
(Stattfinden wertle. An diesem Tage fand in der Mariu Angerkirche 
beim Stifte ein feierlicher Gotl^esdienBt statt den P. Oddo von 
Altenburg hielt und bei dem der wegen der TUrkennot aus- 
geschrißbene Ablali verkündet und von der überaus großen Vnlks- 
menge inbrünstig um Sieg für die kaiserlichen Waffen gebetet 
wurde. Nach langem Harren brachte endlich am 15. Morgens ein 
Eilbüte von Linz die Freuden botschaft, daU Wien befreit und der 
Türke in voller Flucht sei. Freudevollen Herzens vernahm das V%ilk 
den frohen Glockenk!ang, der es zum feierlichen Dankgottesdienste 
in die Stiftskirche rief. Sehotv in den nächsten Tagen reisten die 
Fremden, ivelcho sich in das abgelegene Waldstil't gefltiehtct 
hatten, wieder in ihre Heimat zurück, darunter auch die Äbte von 
Altenburg und Pemegg. Nur zwei Knaben, deren Eltern und Ver- 
wandte umgekommen oder gefangen fortgeschlcpjit worden waren, 
blieben zurQck. 

In den folgenden Wochen kamen genaue Berichte von Wien. 
die mit grüUter liegier erwartet wurden, darunter mehrere Briefe 
eineu .SekretJlrs des edlen Rüdiger von 8tnrheinberg, der mit 
mehreren Ötiftsberreii befruuiidtt war. Auch ein aus der Gegend 
gebürtiger Zimmermann, der die Belagerung mitgemacht hatte, 
kam an und wulite viele» zu erxfihlen. 

Drurh kehren wir wiedi^r zum TuUnerfelJe KUrUck. Den Hof' 
meister RMlmaNT treffen wir am 2. September in Struden (Stnnnbi 
bei Grein, von wo er dem Alite mit Trauer den Tod einer Tochter. 
die mit dem passauschen Grutidsehreiber Fr. Uider vermishlt ge- 
wesen war. iinsceigt. Sein Schwiegersohn habe auf Befehl von Passau 
die Schriften der passauschen Kanzlei in Königstetten in sieben 
l'^aPchen verpackt und zuerst nach Greifenstein, dann aber, da 
auch difises in Gefahr gekommen, nach PasRuu grbn^eht. Derselbe 
M;i unliingst wieder in Tulln gewesen und habe dort auch mit 
Kunigt^tettnpru gesprochen, »welche äu dem öfteren niiehtlicberweil 
hinaus sind und zugesehen haben, davon etlich ertuppi und nieder- 
gebaut worden«, sie haben erssühlL »dali (in Königstetten) alle». 



nicht allein der Sclilüglhof. ab- und aus^ebrennt «ei, alle Ge- 
wölben und PressüH inwendig ausg^Lrennt worden seien, tluü 
nicht ein yt-hindcl oder BJiuinel llbri^ geblieben, datl es ein Kleiid 
sei. welches niciit zu bcüchreiben ii^t. Wir haben anjetzt Nachricht. 
daß die Tataren vom TuUnerfeld hinweg und sieh in den Wiener- 
wald besrebeii haben sollen, hingegen sollen unsere Vulker nach- 
flicken, -welche die Weingärten, welche, wie der Grundst-hreiber 
BAgU van ferne zu sehen noch g^anz grün sind, gar ruinieren werdi'n. 
daU nicht ein Tropfen zu hoifen wird. Wenn nur Gott uns die 
Gnade gäbe, daß der Feind einmal von Wien wäre. Ich werde 
bald nach Tulln reisen, um Kachrieht zu geben. Ich bin vor lauter 
Gedanken und Trübsal bald kein Mensch mehr.* Er war damals 
t53 .Tahre nit und immer krimkiteh. Am 27. September hielt er sich 
bei dem Vater seines Schwiegersahnes zu Uberüdurf bei PUehlarn 
auf. sein Schwiegersohn war inzwiseben wieder mehrere Male zu 
Küoigötetien und Wien gewesen» worüber er nach Schliigl dreimal 
berichtet hiitte. Zudem hatte er den ritiftsuiitertan Gundacker hinauf- 
gcacbickt. um über alles mUndlich Nachricht zu geben, ü^cin 
Schwiegersohn habe ihm jetzt geftchrieben. daß in Krinigatetteii da» 
Weingebirge in den h*thereu Lagen D<j('h ziemlich gut Mehe. so 
daU er dem Hochstifte 5ÜÜ Eimer Eigenbau schütze. Aber der Lese- 
tueister solle vom Stifte Brot, Jlchl. \\'eiu- und LeäegeseliiiT mit- 
nehmen, da alles vernichtet worden sei; der Wein sei sehr teuer, 
da.s Achtel kf»ste 16 kr., Brot sei nicht «n bekommen und alleti 
Lcöpge.schirr sei verbrannt, von allen Pressen in Königstetten seien 
nar fünf tlbrig geblieben, bo daß sie beim Pressen abwechseln 
müßten. Er werde am letzten September binabreisen, wisse aber 
nicht wo er wohnen werde: in Tidhi sei kein Zimmer zn be- 
kommen. 

I>« inzwischen die Lesezfit heranrtlckte. «o wurde al» Lese- 
meister der Laienbruder Gottfried Pemesberger geschickt, der am 
3. Oktober in Küntgstettni ankam und schon am fnlgendeu Tage 
kurz berichtete. daU er den t'rt in ziemlich elendem Zustande 
gefunden habe, Dt-r Hof war vc>n den Tataren niederg<'b rannt 
worden, dttcb hniftf* er ihn, da die iJuuptmauern nach dum tiut- 
achten des llaurermeistcrs von St. Andrä. den er sogleich halle 
rufen lassen, noch gut waren, wieder herslellen zu künncn. Von 
d*'n üiebebnauern \v;ir eine eiugestilrzt, eine stand aber noch. Auf 
ilen (lewulben i;xg viel Schutt, der bald abgeräumt werden sollte, 



112 



we.shalb er ersuc-hi. Leute zu jscbickea, >dti bis dato alibier Oficl 
keine Leute vorhanden sind«. Alle hatten sich geflüchtet, manche 
waren umgekommen. Da auch die Häuser der Untertanen gaoz^ 
iiiederjrobrannt waren, hatte er ira Hofe, so weit noch Käutne be-i 
wohnbar waren, mehreren. Familien, darunter auch der des Hofmeister 
von St. Florian, der sich Mitte Juli naeh Schlei getlu<'htet ItutteJ 
Unterstand gegeben. »Die Weingarten sind ztemlieh schlecht, b< 
sonders die Raßing. Durch die Aicbleiten führt eine ganze Straß,! 
alle Weinst<>ck sein verwüestet. daß gar wenig davon kommen 
werden. In der Steiosfitz ist alles uberritten, aber der Weinstock 
ist zujit Teil noch g'ut. Die Artbamer ö Viertel sind j^an?. ver^J 
wüestet und abgeschnitten, daü nichts zo hoflFen ist. Die Röglberg^ 
2 Viertel, sind vuUig durch den Feind abgelesen worden, aber 
am Stock h% nichts verwUestet worden. Die Planken sind vi'iUig 
weggekommen. Was aber an Weiagtlrten noch stehet- ist alles] 
schön. Es wäre heuer ein reiches Lösen zu hoffen gewesen. Derj 
Wein möchte ein Hier werden. Das Lösen beginnt am 6. AlLhief 
kann man weder Fleisch noch Brot nicht bekommen, und was man 
bekommt, ist alles teuer. Der Schiffmeister, der am 14. oder Ib. 
von Obermübl (zwischen Passan und Ascliaeb) wegfahren soll, »oll 
daher auch 30 Pfund Fleisch mitnehmen.* Zum Schlosse ent- 
schuldigt er sieh wegen der schlechten Schrift: »Es ist die Wahr- 
heit, daß ich keinen Finger mehr rtlbren kann vor lauter Frost. »i 
Er hatte nftmlieb auch keine Wohnung und mutke beinahe auf der! 
Gasse schreiben. Am O.Oktober schrieb er: »Das Leseu will nichl 
von statten gehen, weil eine Abwechslung wegen Mangels an Leuten 
geschehen mul». Einen Tag lesen die Florianer. den anderen wir. 
Da.« Lesen hatte gar wohl noch acht Tage aufgeschoben werden 
koiineti. Der Stock ist noch aller grOn. daraus wohl zu ersehen, 
daß der Most nicht aufs beste werden wird, zudem auch die letzte j 
Arbeit mangelt. Was von Weinbeeren aus unseren Weingarten 
verloren ist, ist durch heJmblJche Leut. teils den Feind und Waldj 
vencuckt und verwQestet worden. Von des Reisinger (eines Unter-] 
laiienf der umgekommen warf seinem Gereut ist nichts zu holTea.,] 
i^t alles durch heiiiiblichü Leut verzogen worden. Der Fuhrinann| 
kann nicht klecken. er bat nur Kwei schlechte Pferd, die ednen] 
20 Eimer nicht führen können. Auch der Wagen ist nicht tauglich. 
Ich mnU noch einen Fuhrmann dingen. Wenn die Herren Florianei 
ihren Zug nicht von Kritaeudorf briogen. weil» ich nicht, wie wir! 



unsiTe Müst zum Wasser bringeu. Von deitea HansleuU^n und 
Ijedigen ist zu Küüjgjjtetten nicht der dritte Teil vorhandeü. Es 
liegen doch viel Tote, halbverweste Leut in denen W'eingarten, 
wie ich selber mit Aajsen fünf Personen gesehen hab. Von Tulln 
bid auf Königstetten wird s. v. ein totes Pferd oact dem «Ddern 
Utrgcn, dahern nuch Krankheiten herum bgohen. Ein groUes Elend ist 
zu. sehen unter den vorhandenen Leuten, Es kommen immerdar Leut. 
wt^ich« dem Feind n.Uchtlie.herweia ausreißen, Alle Hiluser im ganzen 
Markt .sind im GritJid verbruiinen, daß sieh diesen Winter kein Mensch 
recht anfhalteu kann. Die umlieg-enden Dörfer sind deiiglGicben in 
Grund vervvtlestet; aus denen Gottshrtusern hat der Feind s. v. 
Ko&^tall gemacht und bei seiner Äbreis alles inwendig ausgebrennt, 
alle Altäre und Bilder, sogar die Kreuz auf den Gottsückeru tlber 
einen Haufen geworfen und alles zerhackt, dai.1 sie gar nicht mehr 
denen Gottshausern gleich sein, die toten Leut, welche vor etlieben 
Tag bff^niben worden- wiederumb aus der Erd genommen nud 
lc3 zerhackt. Vor vier Wochen hat der Feind in unscrm Hof 
im Fenster ausgeschaut und gleich anfangs das Dach weggebrennt, 
«unach inwendig die Zimmer angezündet, daLi aUea eingebrunnen 
bin auf die Hauptmauern. Kuchl und den oberigen Gang, zwei 
Gewölber und die Press, welche recht durch den göttlichen Schutz 
übersehen worden, dal) sie ihnen nit so viel Zeit genomben, soüchejs 
zu verwUesten. Durch die beimblichen Leut sind viel Fflsscr und 
Üröttsch affer und andere Suchen aus dem Hof entzogen worden. 
Um die Press hat sich bis dato noch kein Mensch angemeldet. Es 
bekommt oft mancher in seinem Weingarten nicht ein Butten voll 
Weinbeer; hab<i in unscriu Arthamer dergleichen Augenschein ein- 
genommen. Wenn wir uns 14 Tag aufhalten, so wollt ich wohl 
etwas Maisch bekumiuen und um ein rechts Geld. Wie aber die 
Weingarten gebaut worden, könnt' ich nicht erkennen und in Er- 
fahrung bringen. Von dem Weiiikauf könnt ich noeh bis dato 
keinen Bericht einholen. Wie ich von H. Gruiulschreiber ver- 
Ok>mm<;n. soll auch im Marcbfeld alles verwüestet sein. Herr Küdl- 
mair ist /u NuDdorf Passau'sdher Lüameister. Ich brauche zum 
Uofe noch 30 Laden.« 

Die Lese war. wie er am 13, Oktober berichtet, am 11. 
vollendet worden. Auch die Hersleiluiig des Hofes haltt? er be- 
ginnen lassen. • Wfir gar keine Hoffnung gewest, daß die 
Scbatxung sollte so reichlich zunehmen, daß ich über Dienst und 



114 



Zeltel 2-14: Eimer gefeckset liab. Von Wösendorf hab ich noch 
kernen Bericht, ich hoffe abiT auch dort eine gute Ernte, weil alle* 
schön im Stocke g^estanden ist. Von Weinkauf habe ich auch »och 
nicbts erfuhren, weil bisher nicht viel gelesen wurtifn wegren der 
liabgflngigen Leut. Leser und Preaser. Von fertigem Wein ist gar 
nichts vorhanden. Neues bericht ich. dat» den 12. Oktober allhicr 
ein grausamber Wind in der Xacht entstanden ist nnd das Dach, 
welches durch den Zitnmerpaul aufgerichtet worden, über dt-n 
Haufen g^eworfen bat. Es i»t aber gleich wieder repariert worden. 
Eben in dieser Nacht iiSt in dem Renthof ein erbarm liches Unheil 
dnn'b den grollen Wind entstanden. Weilen noch ein übriges Zimmer 
vorhanden gewest, babcn sich darinnen Herr Rentmei&ter. Herr 
Pfarrer \*on Königstetten «nd zwei Herren Patres Kapiixiner von 
Tulln zur Ruhe begeben. Der «tark Wind bat zur Anbrt'chnnj» 
des Tags eine Dippelmauer auf das Zimmer f^eworfen und allcf« 
eingeschlagen., daß die armen vier Herren in einem Augenblick 
ihren Geist darinnen aufgeben mUäsen. welches ünglUck erbärmlich 
anzusehen gewest ist.« 

Über den Hof zu Wüssendorf hatte der dortige Hofmeister 
Christoph Kloderer am 10. Septembrr 16B3 beri«*btct. daß alles 
wohl stfbe und >dal.i es Gott Lob in dieser Zeit auch mit dem Kriege 
wohl steht. Denn der abgesagte Feind der Christen ist schier ganz 
ruiniert, hat auch mit Verla.^t aller seiner GexcUe und Stück sputt- 
lieb abziehen müssen, sind auch noch über 6000 JanJtscharen ge- 
fangen eingebracht worden*. 

Der Hof au Winkel am W.'^gram. der 1645 durch die 
shweden zeratürt worden war. hat auch IfJSB diircli die durch- 
lelienden polnischen Völker Schaden erlitten. Am 3. November 
berichtete der Lesemeister Gottfried an den Abt. daß der dortige 
Untertan am 20. Oktober zu ihm nach Kücigstctten gekommen sei 
und ihm sein Elend geklagt habe. Vir habe sich dann selbst dahin 
)egeben. den Augenschein eingeholt und den Schaden, der aber 
doch nicht aUzagrol^ gewe-Ben zq aein scheint^ da jeder Zue^atz 
fehlt, aufgenommen. Er hatte dort damals auch öl Eimer Wein 
gekauft, die er aber nicht nach Krems liefern konnte, dn k<-in 
Fuhrmann aufzutreiben war. 

Der Lesemeidter hatte Überhaupt in diesem Herbste 8cinc 
liebe Not. da an Leuten und Pferdpu ^-roßer Mangel war und auch 
die ricbiffleute an der Donau den Anfordfruiigcn. die \*on den 



IIÖ 



sarQckkebrendeD FlüchtliDgen und der Armee an sie gestellt wurdeo, 
nar schwer naohkommen könnten. Nur mit MuUe hatte er den 
Wein nach Lang'lebarn schaffen können, wo er auf den Sebitf- 
meister von Obermüh l wieder eine Woche warten rauüte, bis er 
einschlagen konnte. Da derselbe auch dann mit zu wenigen 
Schiffen fUr die Bergfalirt kam, mußte er au Wösendorf 335 Eimer 
in dfm Keller zurllcklaaaen, weshalb er auf ihn nieht gut zu 
aprechen war. 'Bei ihm ist viel im Maul, aber wenig im Werk.« 
«chreibt er in seinem Unmute, da er nur 399 Eimer hatte laden 
können. Über den Wein hatte er am Schlussts des Briefes vom 
3. November nueh gemeldet; »Uer Wein ist aller Orten heuer teuer. 
aber die Hoffnung, dali er gut werde. Zu Küiiigatetten ist der Mögt 
ohne Faß um 2 fl. verkauft worden, und auf jeden Eimer noeh 
Leitkauf, im Lande der Eimer um 14 — 20 Schillinge, Mancher 
Hauer hat aber den Wein nit liefern können wegen achlimnier 
Wege. Zu Nußdorf ist kein Eimer gelesen worden. Dasselblge 
Gebirg alles verwUestet worden. Zu Klosterneuburg ist etwas 
w*'nigee gelesen worden. Ist alles in Maisch verkauft worden, in 
gleichi>n zu Kritzendorf, weilen ein großer Abgang gewest an Pressen. 
Vom Marehfeld ist gar nichts in Anzug geführt worden; ist mir nicht 
wiüsend. ob etwas oder gar nichts gelesen worden. Von fertigen 
< vorjährige tii Weinen ist gar nichts zu bekommen gewest.* 

Im nächsten ,lahre gab es in Königstetten und dem TuUner- 
felde noch viel zu tun, um die traurigen Spuren, welche die 
Tartaren in Durf nnd Feld KurUckgclassen hattenj allmählich z\x 
verwischen. Der Lesemeister Gottfried von Schlagl hatte den ganzen 
Sommer tiberj wie wir aus seinen Briefen vom 21. Mai, 1. Juni 
und 16. Juli ersehen, viele Arbeit, um den abgebrannten Hof 
wiederherzustellen, die Weingärten, in denen in diesem Jßhre »die 
etechenden \Vllirmer* und das Wild aus dem Walde, besonders die 
V\'iliUfhweine. großen Schaden verursachten, aufsiurichten, ein- 
zuphinken und 2u bearbeiten. Da ein Teil der Bevölkerung um- 
gekommen war, ao fehlte es an Arbeitskrilften, weshalb er genötigt 
war, vom Stifte den Maier samt Zimmer leuten, Knechten und 
Pferden mitzunehmen. Auch Holz und Lebensmittel mußte er von, 
Oberöaterreich biuabftlhren lassen, da im TuUnerfelde alles aehf"1 
teuer und vieles itueh um teures Geld kaum xu bekommen war. 
^or mit Muhe konnte er 500 Läden, das Pfund (240 Stücke) um 
2H fl. hokommen. Der Weinstock stund in diesem Julire nicht gut, 

8* 



110 



er fürchtete, daU er von den Stiftaweingürten in Künigstetten. von 
denen ein Teil überritten war, nicht einmal 100 Eimer werde 
ernten kflnnen. ubwolil er 362 fl. an Baulohn ausgeKahlt hatte. Auch 
ein sehlinimer tjatst war vom Vorjahre nuch zurück^ebJiebent »das 
Fieber*, schreibt er am 16. Juli, »regiert unter groll und klein 
allhier stark.» 

Hatte aber auch in diesem Jahre der Ketlermeister des Stiftes 
wegen des geringen Erfcrägnisaes der Weingärten grofe Sorgen, 
noch schlechter erging es dem Stiftskftmmerer, der in diesem Jahre 
zu der vom Prölutenatande Oberftaterreichs bewilligten Tlirkensteuer 
von 19.000 tl. 500 Ü. und im folgenden Jahre nach der vom 
Risclir>fe Leopold von KoIJoiiitsch erwirkten päpstlichen Bulle, 
wonach der dritte Teil des Wertes aller von den Klöstern seit 
60 Jahren erworbenea Güter dem Vaterlande in seiner Kot als 
Opfer darzubringen war, 15.600 fl. &h Türkensteuer zu zahlen 
hatte. Dadurch kam das Stift, das damals ungeftlhr *>000 fl. jähr- 
liehe Einkünfte hatte, in große Bedrängnis. Da dieser Betrag, ob- 
wohl man alle Kisten und Truhen umgedreht hatte, nieht auf- 
gebracht werden konnte, mußte man den grölken Teil aufnehmen 
und mehrere Stiftsherren anderwärts unterbringen. Die Sotmne 
warde im Jäuncr 168b an den Trachseti vun Wezhausen abgeliefert. 
der mit seinem Kürassierregimente. das damals in Prachatit« lag. 
darauf angewiesen war. 

Kur allmtthlich kotmten die aufgenommenen Gelder abgezahlt 
und in Konigstetten die alten geordneten Verhältnisse herge.'iteHt 
werden. Aber noch schwerer als der materielle Verlust konnte der 
Verlust an Menschen, die Pest und Feind weggerJinmt hatten, 
wettgemacht werdun. Wie in den ersten Zeiten der Ostmark wurden 
damals aus allen deutschen Gebieten, besonders aus dem »LandN 
(Oberüsterreicb), Steiermark und BaYrrn Kolonisten herbeigerufen, 
nm die entvölkerten Höfe und Dörfer wieder aufzustiften. Die Bp- 
driingoisse des Jahres 1683 charakterisieren die lakoutschen Worte 
eines alten WeiDbuchos, in dem steht: »In diesem Jahre hat der 
Ttlrk "fefechaet.* 



GESCHICHTE 

DER ÄLTRREN' 

DONAUREGULIERUNGSARBErrEN 

BEI WIEN. 
I. 

(VON DEN ÄLTESTEN NACHRICHTEN BIS ZUM BEGINNE DES XVIII. JAHU- 

HUNDEKTS.) 

Von 

D« VIKTOR THIEL. 




Die veranlasgiiTulrn Umstainle zu i-iiier Regulierung der 
Donau hei Wien. Ursache der frUherpii M i 13 r-r folge. 

Währt:^nd oberhalb Wiens durch die Talbild ung zwtsrhen dem 
Kahleiigebirg^e und deiti Bisamberge. unterhalb Wiens durch di«^ 
Knge zwisohen dem Leithap^ebirjie und den kleinen Karpaten die 
Natur den Lauf diT Donau vtir^eaeichnet bal, war der Strora bis 
»ur jüngsten Regulierung tu der Ebene bei Wien sich frei über- 
lassen. Kr tt'iltf sich in viele Anne, welche infolge von Ge- 
*scbiebeablageruiiisren und Bildung von Sandbänken fortwährende 
Veränderungen Jdres Lnufegi erfuhren; sogar der Hauptarm d^r 
iJontiu wryhsL'ltL' im Lanfe der Jahrhunderte aliinähtieh s^ein Hettj 
bei Hoehwjissprn und Eisgängen endlich war durch dit? ongescügelte 
Elementarkraft des Stromes die Ebene bei Wien schutzlos der Ver- 
weist ung preisgegfben. 

War die Donau einerseits als tiatUrliche, das Weichbild Wiens 
dureh^iehende Hauptverkehrsader berufen, auf die Entwicklung dos 
wirtschaftlieben Lebrns der Stadt einen eminent fordernden EinHuli 
zu üben, so setzte anderseits die Verwilderung des Stromeäj seiner 
Verwertung als Handelsweg bedeutende Sehwierigkeiten entgegen, 
deren Beseitigung als eine vülks wirtschaftliche Aufgabe von unab- 
weisbarer Nut wendigkeit sich fühlbar machte» So setzt denn aueh 
die Geschichte der Dorauregulierung schon in den Zeiten ein. ata 
die Stadt Wien durch die kluge HandeUpulitik Leopolds des Gh>r- 
reichen und Friedrichs des SchtJnen zu einem Hauptstiipelplatz und 
NiederUigsort für allen donauabwartti gehenden Verkehr geworden 
war. Es ist ein Jahrhunderte dauerndes. mUhectiges Ringen menech- 
Heher Teehnik mit der Eleinentiirkraft des Strorttes; bedeutende 
niateriello Opfer wurden von Seite des Staatswesen», der Stände 
de» Lande» und der Kürgersehaft der Stadt im Dienste dieser 
Kulmraufgabe gebracht. Gleichwohl waren die erzielten Erfolge 
bis zur Mitte dos 11). Jahrhundertti tttets nur geringe und von kurzer 
Dauer und die Rewilltiguug des I'roblejnsi schien eine Dauiiiden- 
orboit zu sein. Daß man trotz aller Mißerfolge den Gedanken der 



120 

Regulierung nicht fallen ließ, läßt ermessen, einem wie tiefgehenden 
wirtschaftlichen Bedürfnisse er entsprang. 

Die Ursache des Fehlschlagens der Regelungsversuche lag 
darin, daü die Hydrotechnik unserer Vorfahren der Durchführung 
einer so schwierigen Aufgabe nicht gewachsen war. Die Donau- 
regulierungsarbeiten der früheren Jahrhunderte waren und blieben 
nur Versuche und Stückwerk. Es muIJ jedoch hervorgehoben werden, 
daß man auch anderwärts mit ähnlichen Unternehmungen vielfach 
nicht glücklicher gewesen ist; so, um ein Beispiel anzuführen, er^ 
wiesen sich die am Rheine bei Düsseldorf im XVIII. Jahrhundert 
ausgeführten Strombauten als verfehlt, obwohl gerade am unteren 
Rheine sich die Wasserbaukunst früher entwickelte als bei uns.') 
Und noch gegenwärtig ist ja die Wasserbautechnik nach dem Aus- 
spruche eines der ersten Fachmänner unserer Zeit, Girardon, »eine 
ziemlich unvollständige Wissenschaft und der Kampf gegen die 
hydraulische Gewalt eines Stromes nicht nur ein schwerer und kost- 
spieliger, sondern in seinem Erfolge nur zu oft zweifelhafter.«'^) 
Dies müssen wir uns bei Beurteilung des Wertes und Nutzens der 
älteren Regulierungsarbeiten an der Donau bei Wien vor Augen 
halten, welche sich demnach als die Entwicklungsstufen einer erst 
im Werden begriffenen technischen Kunst darstellen ; wenn sie auch 
nicht unmittelbar ihrem Zwecke entsprochen haben, so ist ihnen 
doch die allmähliche Erkenntnis der Eigenheiten des Stromes bei 
Wien und die stufenweise Ausbildung der heimischen Hydrotechnik 
zu danken. Doch nicht nur die heimische Wasserbaukunst wuchs 
an der Bewältigung des Problems empor; es läßt sich vielmehr die 
Lösung der Aufgabe schon seit dem Ausgange des XVI. Jahr- 
hunderts als eine Leistungsprobe europäischer Technik ansehen. 
Denn schon seit dieser Zeit erregte die Frage das Interesse auch 
der ausländischen Techniker und im Laufe des XVII. und XVIII. 
Jahrhunderts kamen ihrer viele aus den Niederlanden, aus Frank- 
reich und Italien nach Wien, um hier Studien und Projekte zu 
machen, wodurch ein für den Ausbau der Wasserbaukunst nutz- 
und fruchtbringender Austausch der Kenntnisse und Erfahrungen 
entstand. 

^) Hagen. Wasserbaukunst, II, 1, S. 381. 

-) Die Regulierung der KbOne in Frankreich. Vortrag, gehalten am 
22. Oktober 190() von Erich Graf Kielmansegg, S. 11 und 14. ISeparat- 
abdruck aas der »Wiener Zeitungc, Nr. 244 und 245. 



Kapitel 2. 
Allfremeine Einteilang des Stoffes. 

Drei Haupt Perioden lassen sieh in der Geschichte der Donau- 
regulierunor bei Wien unterscheiden, deren Hlte^re bis zum Beginne 
des XViri., die folgende bis zur Slitte des XIX. Jahrhunderts reicht 
wahrend die jüngste Strouiregulierung sich erst gegenwärtig ihrer 
V^iüendung zuneigt. Btuß auf die Stronihauten bis zur Mitte des 
vertlos.?enen Jahrhunderts erstreckt sich die vorliegende Arbeit, 
welche der ehronologischen Scheidung gemäß in zwei Abschnitten 
erscheinen suU. ' ) 

Zwischen den zwei ersten Bnupcrioden liegt eine Pause von 
iiiehrer'en Jahrzehnten; es ist kein gänzlieber iStiltstand in den Arbeiten, 
doch grüllere Kauführungen wurden nicht unternommen. Abgesehen von 
dieser rein zeitlichen Trennung bestehen aber auch sachliche Unter- 
Kchiede in der Knnstruktion der einzelnen Bauten, Besonders die 
HcsiinineruDg der Piloten war in der Alleren IJauzeit von eigen- 
tümlicher Art.'^J Im einzelnen sind wir Über die technische Aus- 
führung der Wtisfierbauten dieser EpMche nur sehr dürftig unter- 
richtet, da Konstruktionsplane und Zeichnungen derselben nicht 
Vorhanden sind, Bei den liS71 — 1874 vorgenommenen Buggerun«:«- 
«rbeiten der Rudimente der Wasserwerke, welche ohnehin durch die 
üftmdigi'n Zersturungcn und Ausbesserungen nur mehr wenig von 
der ursprllugliehen Konstruktion aufwiesen, konnte selbst einaufnierk- 
0amer Beobaehtur wie Prokesch nicht mehr die Bauweise heraus- 
finiien, »weil die einzelnen Koustruktionsteile gebrochen und zer- 
rissen, mit Schotter, alten vermorschten Faschinen und Steinen zu 
einem Cfasoä vermengt, zu Tage gefordert wurden*. 



Kapitel 3. 

Geschichte der Laufveränderungen des Strome» bei Wien, 

Da die beständigen Veränderungen im Strombette bei Wien 
Ursache und Anlal^ zu den Regidierongsversuchen gegeben haben, 
gehe ich zunächst eine übersiehtlichc Geschichte des Donaulaufes 
bei Wien. 



«) Dmt tvtvUv!\ Abaclinltl wird der nächato J*lo-jtaa|ij de» Jahrbuclies briDgen. 

•) Vgl da» Kabere liin Anton Prokescb, >Dio alten Nufldorfcr Wa«»crbau- 
•Pffkc«, in dt'O ]Mrvttern des Vereine» ft'ir Landeskunde, IHTtl, S. S7. iaibeMiadflr» 
dir Alt^iUnngen von Swinkflsten und i'ütHen an» die»«m Zeitravime. 



122 

Über den Lauf der Donau in vorhistorischer Zeit gibt uns 
die Hodengestaltung Wiens einigen Aufschluß. 

In der Bodenbeschaffenheit der Stadt lassen sich zwei Haupt- 
Htufen unterscheiden. Die tiefere Stufe ist fast eben und besteht 
au8 den jüngsten Anschwemmungen der Donau; auf ihr liegen der 
II. und XX Bezirk sowie die tiefgelegenen, dem Donaukanale 
anliegenden Teile des IX.. I. und III. Bezirkes. Diese Stufe, das 
Alluvialgebiet der Donau, ist von der höheren Stufe durch einen 
Steilrand getrennt, welcher sich von den Abhängen des Leopolds- 
und Nuliberges über die Hohe Warte, die Döblinger Hauptstraße, 
die Nußdorfer- und Wflhringerstraße bis zum bchottenring hin- 
zieht. Hier wird der Steilrand durch einen sanfteren Abfall unter- 
brochen, tritt jedoch deutlich wieder durch die abschüssigen Gassen 
und Stiegen hervor, welche zum Salzgries und Franz-Josefs-Kai 
fuhren. Jenseits des Wienflusses läßt sich der Steilrand vom In- 
validenhause quer über die Rasumofskygasse bis in die Nfthe der 
Erdbergstraßo und von hier, in zwei Abstufungen zerfallend, bis 
zur St. Marxerlinie verfolgen. Derartige Steilrfinde nun entstehen 
infolge der Unter waschung der Ufer durch Flüsse; ein solcher Ab- 
sturz ist durch den Donaustrom zwischen Fischamend und Hain- 
burg am rechten Ufer erzeugt worden, ein Absturz, welcher den 
von Nußdorf her durch Wien sich hinziehenden Abfall unmittelbar 
fortsetzt. Es kann mit Sicherheit angenommen werden, daß der 
Wiener Stoilrand gleichfalls durch Unterwaschung entstanden ist 
und somit den Lauf kennzeichnet, welchen der Strom in vorgeschicht- 
licher Zeit genommen hat.') 

Es war ein wasserreicher, schiffbarer Arm. wie der Umstand 
schlicl\en läßt, daß man bei den Grabungen für den Bau der Salzgries- 
kaserne im Jahre 174G auf starke hölzerne Wehren gegen den An- 
drang des Wassors stieß: im Jahre 1770 sollen ferner an einem 
Turme des Passaue rhofe-^ in der Nähe der Kirche Maria am Ge- 
stade noch starke Eisenringe zum Befestigen der Fahrzeuge gesehen 
worden sein.-) 

') SueC Eduard. Der Boden der Stadt Wien. Wien v^'ilhdm Brau- 
mUllor^ 1862, S. 21 ff. nnd 27 ff. — Doch »chon Hormavr. Wiens Geschichte 
und DonkwUrdipkeiten, Wien 1825. II. 3, $. 29. ist auf den Strich der Hflgel- 
reihe von Nußdorf nach Erdberfr aufmerksam geworden. 

-^ Hormavr. a. a. O.. S. 31: Kirchliche Topographie. XV. Bd., S. 315 f.; 
Ilofbaucr Karl, Die Hoßan and das FischerdOrfchen am oberen Werd. Wien 
ISrtO, S. 4. 



123 

In roniisclier Zt'it, durfte dor Hafen i'ür die DonauHottille »aus 
einer langen, schmal et i, zum Teilp ia den Steilrand eingetieften 
Bach.t zwischen doi* Rotenturmritniüc, GriecheDfiassG und dem 
ftwas vorspringcudeu Laurenzerberg^ bestanden haben*.') 

In historischer Zeit läßt sich ein allniähHches Zurücktreten 
des Donaustromes vom Steilrande verfolgen, wodurch einach neidende 
Veränderangen des Latidsebaftsbildeti sich ergeben haben, Von dieser 
Erscheinuii«' wurde natargemäU der uraprUiij^lieh lilnga des rfteil- 
randes fließende Arm am meisten in Mitleidenschaft j^ezogen und 
da dieser mit der Geschichte der Stadt in melirfacher enger Be- 



-^ 



"■y '^ "»»- 



l,>«f der l>Dj(l4ri}, ticl Kafirlorf ab«iriil^eu<1eii Don»iiftrm«. Maeti elnam unsanbr ItfiO harffeaNlIt^^p. 



lieiinng steht. Bind wir über die einzelnen Phasen des Zarüektretena 
im wusentUchen unterrichtet. 

Die Abzweigung bei KuUdnrf erfolgte noch in historisclier 
Zeit in »wei Armen, von denen der stärkere längs des Steilrande« etwa 
durch die heutige Heiligenstädteretrat'e, LicchtensteinstraUe, Porzcllfin- 
gHRse und den unteren Teil der Berggasse lief, der schwilcbere 
aber uiigeftlhr das Bett des sogeDanoten Donaukanals einniilitn- 
In der Kidic der ehemaligen Lamplniaut ") vollzog sich die Ver- 
i'inigimg der beiden ^\jme. welche dur<'h eine Reihe von Waaser- 

^\ Fr, Kann er in »Geschiehle der Stadt Wu-ii-, JiefÄUngogvb«» vom 
AltenumirerciB, I, 8, d2. 

'■) Dft» G«h£tide ItflfAiiii sk'li KunÄchsl *ler Au^artcnttrilck« tiiid wurdt- 
«liUtfili«h «tca Baii(5« «i«r Donaukannllinie Atft Wiener Stadtbulin dcmolie'rt. 



124 



adei'D miteinander verbunden waren.') Von diesen ist jener her- 
vorzuheben, welcher SEunUchst der alten NuHdorferlinie in die 
.Spittelauergasst! abzweigte und oberhalb der heutigen Brigitta- 
brücke mündete, 

Der Lauf in der Liechteiisteinstnilk trocknete am frühesten 
aus und nunmehr vereinigten sich die Arme bereits oberhalb der 
Briwittabrlleke. Avie dies auf dem Plane Angaissolas vom Jahre 1706 
zu sehen ist. 

Iin XI V^. und XV. Jahrhundert machte sieh die fortschreitende 
Versandung der zur Stadt führenden Dnnauarme bereits in so 
bedcnklif'bcr Weise geltend, dal' man künstliche Vorkehrungen 
trüifen iDul'vte. L'inen der Arme in .schiffbarem Zustande zh erhalten. 
Man wühlte den nürdlieh<*D Lauf als die kürzere Verbindung, 
wahrend der Arm lüngs des Steilraivdes .winem Schicksale Ober- 
lasBCu wurde. Doch noch fluf Plänen aus der zweiten Hftifte de* 

XVIII. Jahrhunderts ist er als Wasserkuf ersichtlich gemacht -j. und 
Bein Rinnsal erhielt sich zum Teile bis in die ersten Jahrzehnte des 

XIX. Jahrhunderts.') 



'Ti Die flo gebildeten tnsela hießen der obere Werd, det Altlietfhtenwettl, di<? 
Spittelan und dio KIoBterneuburgeir' oder Ualterau. 

'-') Hu aof der Ktirte des DonciugebLeteft bei Wien, Ue'ig^eheftct eiaer Detk 
»chrift des IngeaScurs Spallurt Über die KcguHerüug der Donau b<ii Nußdori 
aus dem J»hrB 1762 (StanL<!arcbiv. Bühm, Supplement, Kodex 397l. — Der 
?iagelsche I'lan aus dem Jabru 1770. vüü Jlyrnia^r, Gescbicbte Wien*, IL 3, 
reprodaziert. bezeichnet den Wasaerlaiir bIr deo »allea KaDal«, 

^) Über das Hiontial nihrte iu der sewciien lla.lfce des XVIll. Jahrhuuderi« 
zaaXchst der Kulidorferlinie eiao DrQcke von LiccLtenthal in die Spittebu. 
In d«r Nabe der uraprünglicbeD Yereinigung dor Anoe bei der LKtnplmaut 
wurde der WaaacrgraUen idi XV'II. Jahrhundert mit drei steinernen Brücken 
Uiteninert; 1628 wurde je eine Brtlckei Ui»i der Lamplmaul und bei der lieutigen 
Hahng'asse, iQbB eine dritte KimäcUet der Servilen gaste errichtet HI oH) an er, n, 
a. O. @. '21}. Als lH3(i,lB37 hier die Kauaiisierung durchgefilhrt wurde, ver- 
«ibwaudea die BrUcketi tsod das UinDsal wurde llberv^&lkt (Hofbattvr, 6. 2U). 
Auf eiHCT vgn Schimmer verütfentlichten Ansicht der ßoßau aus dorn XVIll. 
Jahfltundert sind die Ijrllcken ku sebon. £<> ist kein Zweifel, daß dieser Teil des 
■.Itan Oonanaraue» rmic jenein WasBerj^raben identificli i^t. nelf^her gingen Cud« 
des HitteUltert die Rüßau von Jem Fischerdorfeben tit. Johann trennte (Hof» 
bauer. a a. O., S. 9). Weiß (Topogrupbie von NiederOsterrdcb, II, 8- 17) vor* 
tnntet. daP in dte*en Waüser^rraben 145M jene Ab/weigtiirg der Als geleilet wurde, 
welche üeit der Wende- des XIL und XllJ .InhrUuudcrt« durch die AIiertlmAa und 
den tiefen Graben gegangen und «pliter. II j5, in den !?tiidigraben pdeitft wurden 
war, Dies ist jedoch nicht zutreffend Donn in rloü Rechminpen der S;tjid(kaniiner 



Von iltT Verein igiinp elfi- beiden, bei Kottdorf abÄweifri'nfleii 
Anno abwiirts nahm tler Wiener Arm wohl noch in der Jlitte des 
XII. Julirhuiulerts Heitien Lauf tlber den heutigen Salzgries. Ilie- 
für lipHciit dfT UmsUmd, dul.i in der Stiftung^surkundf des Sehotten- 
klosters. 1158 atisprefertict, zur näheren Bezeichnung der Lage einer 
Maj'ienkajielle der Äiipdruck »in litore,'« »am Gestade* gewählt 
wird.') Doch zur Zeit der zweiten Stadterweiterun^ durch Hcrzoj^ 
Leopold VI. um 1219 hat die Donau ihren Lauf bereits mehrnneh 
Nftrden verlegt, da die LJferstriche des spflteren Salzgrieses damals 
bereit» in die neue Slauerumwrdlung: einbexosfen wurden. Aus der 
fk'?.fichnun£c »in dem jrrioKe,« welche zuerst 1276 auftaucht, und 
-»RtiUgrieze«, zuerst 1322 naeli weisbar, kann «jeschlassen werden. 
daÜ die Donau auch noch im späteren Mittelalter naher der Stadt 
viirbeittoll als gejrenwärtig, '^) Die aus dem XV. Jahrhunderte itam- 
nieiiden Stadtansiehten weisen jedoch schon einen breiten Land- 
streifen zwischen dem roten Turme und dem Flußufer auf.^) 

heißt es tei Xachweieuüg der OclduuRlflgen: >14ö5 auf New Kinne« zur Als |>6i 
A.I»errtor; lihÜ [ieiaemng de« WriAHcrIauf» der AU in deu Stadtgraben; 1J5Ü die 
AI» |Mi Maria Magdftknu hereinzuhrippvn ; 1466 fWr RintKMi, dn die AU in den 
HrftWn fAllti (i^clilftger, Wkoer äkietcen uns dem Miueinlter, I, i^. b^}, Dieae 
Noliii^G lassen lich in swnugloser Weite nur daliin erklären, daß es bei der 
Loiivnjr Atx All iti den Stadtgrulieri gebliebeQ war 

Der «bere Lfttif in der HttiligeDstAdterBtroß« wat in der Zeil L\n.iti<^r 
JoKf tl. flo weit ancgecrocknet, daß das Bett bepAsnst werden konnte (Hör- 
niayr. OcRcbichle Wiens, II, 3, S, äü). 

Ala 1831 in der LtechteiuteinitruOe zunEobst dem Dietrichoteingaften Kanal- 
grabnngeii votgeDOTnmeD tvurden, iiieD man in einer Tiefe tdd etwa rier PuO auf 
grobkOmigeq FluUftchotter (^Kircliticbe T(j|Ktgr8iihie, XV, Bd., S, 315). 

Um die Mitte de» XIX. JabrhuDderts deutete ein kleiner Waäeergraben in 
der heutigen SpittcLauergaaae die letetcn Koste dei alten Donauarmes an (8ueü, 
Der Hl -den d*r Stadt Wien, 8, 27, N, t). Doch noch in unseren Tagen Itann 
man in dem bogean>rmigen Verlaafe der Spittelauergasse, tawio der Porzeflang«a«e 
nnd des anschließenden Teiteii der Berggnsse toiuo LAufricbtnng erkennen. 

*) Fem, rcr, Austr., II, 18, S. 3. 

-1 M II Her R. in »Geicbichte der Stadt Wien«, I, 8. 23?, 247; vgl den 
»Pia«! der Stadt Wien 1137—1^10« nach S. 2h2. 

') AU mnn im Jabro 1819 gelegentlich der Krbtititmß: der Ferdinandsbrttcke 
Graliiingon Tomalim. »tioU man in einer Tiefe Tun etwa 3 m auf dn* alte Khifl- 
beu (IJormajr. H. 3, S. 'SOl). 

lii* in Hai XVIl. Jahrhundert loil eicb am Imken llfvr dei Donnukanali 
ia clwr \Alif der !*cbiflf»nits|rft!Be die »Paderinael' befanden haben; utu diesp Zpit 
ver«aiidetc der die ln«el rem unteren; Werd trennende scbmntc WaimeTnrm 
(W««chel, Gucbicbto der LcopoldaUdt. &. §92). 



126 



Der Lauf ili> Doimuarmes vuq der V\ ii^aÖuliuiUndtmg alv 
H'jlrts hat sein Bett bereits im XIV, Jalirbunderte nonhvärt* vom 
Steilrande verlegt, wie aus Urkunden aus den Jahren J347. 1^99 
und spateren hervorsreht, welcbe die BeaeicliDung »alt-tunawi (Alt- 
donau) für das Gebiet der ehemaligen Vorstadt Woitigarber an- 
wenden.') Am Ende des XVII. Jabrbitnderts war das alte Rinns.'il 
zum grotien Teile nicht mehr sichtbar, wie eine Beschreibung der 
Gerichtsgrenzen der Vorstadt WeiLSgfirber vom .Tahre 1C93 fest- 
stellt. Nur jener Teil des alten Gerinnes, welcher in einem ^rolien 
Bojren um das Erdberwermaia Hoß und in aeinr-iu Verlaufe eine 






<^. 



jilili«« dar RmiunaitDitg drj Dontiaiiraie« vur und nacli der 6ermfeilTt«liuD|! d«« Lnufe«. Kaeb 
eln«r HaadxeLcIinDng voo Anon TtioDJvjr IlSKä) Im k. k. Arrblr tdii ^'ledei-flitvrreleb. 



Insel, Schrantenbäufel. bildete, erhielt .sich bis Ende des XVIII- Juhr- 
buuderts und wird noch aof eiueui Plane aus dem .Tabre 18t}0 als »aus^- 
getrockneter Ann» bezeichnet, -i DerS-fürmigen Windung de» unteren 
Laufes wurde durch eine 1836 vorgennuiroene Geradelt reckung ein 

') Qu«ll«n sar Getcbtehte der Stadt Wien, I, 4. ^'^. 3736, 42t7, 4iOü; 
II, 1, St. 313; U, 2, Kr. 2198. 

^\ WeiO in >ToipogTa[ihie to& Ni«<lcr">storr«teh<, II, ^. üt. Bi» otwii in die 
Mitte de* XVlIl. Jahrhundertä zweigte oberhiilb der liculig'en Sopliienbrncke vom 
linken Ufer de» •DoDaukaoaLs' ein Spiteag^rinne »b, M'«lcbe,<i ia einctn bogonf^rmi- 
gen TerUufe »icli lief in den Prater fa^t bis laiti HcaatadelwSMet onireckte iOiA 
gegenüber der alten Erdbcrgerlinie mit dem »Kiinflle* sich wieder rereiajglp. 
ATagcls Plan (1770.1 deutet du Gerinae nur mehr an. 



Endt-' gemacht und dem Donauarme die jetzige RichtuDg gegeben. 
tHe Freudenau. vordem Äor 8imnaeringer Haide gehörig, bildete 
nonmelir einen Teil des Praters. Ein Überrest des alten Laufes ist 
der sUdlicli desLustkaiises «cegenwürtig noch vorbeiziehende tute Arm. 

Weyendicb ktlrzer als mit den Laufverönderungeii des 
Donanarmes bei Wien kennen wir uns mit jenen des Haupt- 
stronie» befassen. Die frühesten Nachrichten über den Lauf des- 
selben ^eben die Rundan sieht Meldemanns von Wien aus dem 
ire 1529 tiod der aus 1549 stammende Lobspruch auf Wien, 

Schnlmei&ter Wolfgang Scbmelzl verfal.it, 'j Danach Hol'i zu 
dieser Zeit der Hauptstrom in der Richtung des hinter dem Augarten 
sich hinziehenden Fahnen8tangenwa!=iserß; nürdlich vom Haupt- 
.Htrome lagen noch mehrere Arme. AVolfgang Scbmelzl erzAlilt, dali 
man. von Kornenburg kounnend. zuert»t über die WolfabrUcke kam, 
wi'lche 13 Joch und 260 Srhritte ziiblte'-i. hierauf über eine kleine 
Hrllcke von 8 Joch und löO Schritten, sodann über die lange Brücke 
von BO Joch und öt)0 Schritten, welche zum Tabf>r führte, und 
endlich über die 8ch!agbrticke von .'j Juch und 96 Schritten, bei 
welcher damals die Kriegsfabrseuge lagen. 

Wie avis dieser Mitteilung zu seliließen ist. war damals schon 
der niVrdlichste Arm von erhebliehcr Breite; anfangs des XVIII. 
Jahrhunderts ist er bereiti? zum Hauptstrome geworden, 'wie die 
Karte Anguissidas vom Jahre 1706 zeigt und wie dies bis zur 
jüngsten Donauregulierung der Fall war. 

Von den vielen kleineren Armen sei nur der Fugbach her- 
vorgehoben. Von welchem der Plan Suttingera (1684) die erste Kunde 
jL'ibt. Er zweigte vom Fahnenstangen wasaer durch die heutige Fug- 
bachgasse ab. tioß über den Praterstern und durch die Franzens- 
brückenstraße und mündete beim Schütte! in den Donaukarial, 
den Frater von der Leopoldstadt scheidend; zwei Brücken stellten 
die Verbindung über den Bach her. Wiederholt wurde die Leopold- 
stadt bei hohem Wasserstande der Donau durch den Fugbaeh 
überschwemmt und im Janner 1743 drängte der EisÄtoIl solche 
Waasermasaen in den Bach, daß sieh die Donau durch ihn einen 
neuen Lauf zu bahnen drohte. Seither wurde durch eine Einengung 
seines Bettes der Wasserzuflul^ zu mindern gesucbt; da sich aber 
diese Versuche als fruchtlos erwiesen, lieU Kaiser Josef IL im 

I) Sehnmixl WoIfgang^, Lobspruch dur Sladt Wien, 1549, Vera 69— 104. 
*) T561 beJitami *li* WoJfsbrUcke hereil» aus »»ehr als 24 Juch. Vgl. S, 1S3, 



128 



Jidire 1775 den AusßuL» zunilchst der Taborhrtlcke abdflmmeii und 
das Bett alloiählich verschütten- ') 

Auf die übrigen Arme sei eicht nlther eingegangen, da sie 
kein weiteres Interesse bieten. Hinreichenden AulW'hliil.1 über die 
topogrraphiseheD Benennungen von KulJdfirf bis ÖtatUau. wie sie 
zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts bestanden und teilweise, isoweit 
die letzte Stroinregulierung nicht verändernd ein<rugriffen, bis in die 
Gegenwart bcstehenj hietet die beigefügte Reprodaktion des Planes 
von Anguiösola, Marinoni und Steinhaus.-) 

Überblicken wir die Verilnderunj^en, welclxe der Donaustroni im 
VVeiehbikle der Stadt Wien im Laufe der Zeiten erfahren hiit, so Ijittt 
sieht '^ mannigfach diese Veränderungen auch waren, ein einbr'it- 
licher Grund?.ug nicht verkennen; es ist das Bestreben des 
Stromes, seinen Lauf mehr nach Norden, von Wien weg dem 
Marehfelde zu. zu vorlegen. '*) Wllhrend am linken Ufer infolge 
de.s heftigL*n Waaserandranges fortwilhrend Brüche und Risse ent- 
standen, welche in weiterer Folge zur Bildung neuer Arme ftlhrten, 
lagerte der Strom gegen das reche Ufer zu infolge des geringeren 
Gefälles sein Gerülle und Geschiebe ab. Der Wasserreichtum des 
Stromes wandte sich den iifirdUchen Armen zu. wrthrenddie 
«Udlichea, bei Wien gelegenen 7A1 versanden drohten. Diese 



] Beigen «tttiuiD, ('{»»chicihte des unteren Werdun, Wien IBIS. $. &0t., 
168 r. Weschcl, Die LwpoIdHUclt bei Wien, Wien 1834, i*. 4Ö0 f. 

') Dl« TolUtitidif^ste lieieeichaang der UrttJchk^ten im Donaugi^blete nflchit 
Wien eolti&U der »Attaa des kaiEertichen Wildbannes in NlederS^temsich 1726« von 
MorinoD), in der IIofbib|io(ht>k befindlicb. 

*) Obcrh«)b der Enge iswischen dem Koblonberge und dem BlunBi bergu 
dftg^gen gritf die Dboa^i in hibtüridcher Zeit ihre beiden L'fer an. Am rcehtea' 
t'for Ael die ftUeat« Stedlun^f von Kenburg iiui die Wende des XI. Jfthf hundert» 
den Fluten der Dot13.11 zqm OpTcr. Aach die ^luckeräu, welche gkicbtall» h« wohnt 
WUT, würde im XI), Jahrhunderte vonj Strome zeratLirt. X^li lag- noch twiiu 
Leojtoidsberge die GieDenau ; 1530 war sie versdiwanden (Starker, Geurhiehte 
Kornetibur^s, 8. 19, 22 iT.; Gruud, Verftndernngen der Topographie ini Wten<>r- 
wttld und Wiener Becken, 8- 65), Durch den certtürenden Andrang der WcigsaJ 
gegen das linke Ufer sAh«n sich am Beginne de« XYIIL Jährbunderts dio B^l 
w<»lm«r dea ilftmaligeo Kornetibiirg reranlaßt, voju Strande hinweg neiter land- 
ein ivttrte XU ticben; nni die Mitte des XV, Jahrhunderts fanil der xüdi'isilich miuJ 
Kornetiburg gelegene Ort Höfen durch den Strom seinen Votergäng (.StaiKi^r, 
a. II. O., 8^ 28, 690). SefauUbauten begann man im XVI. Jahrhundert bei Klosler- 
spubtirg, Korneiibui'g tutd Tulln su «mchten. Hierüber findet sich nlihcres in disj 
Dtmteitniig dei llauLiitgr^^n^tandct eingefloclitcn. 



129 

Gefahr nun, flereu Verwirklichung Lk-n Wiener Donaiihandel in 
Bfiiiem Lebensnerv getroffen hätte, gab das Mntiv «u den filteren 
Keguliernn^aarbeiteii Vorzüglich zu dem Zwecke, eine geregelte, 
jauch VüQ großen Ilandelaschiffen benutz-bare WaBSiTFerbindung bis 
un mittel liai' an die Stadt heran zu erhalten, wurden die Wasser- 
bauteit im XVI. und XVII. .luhrbundcrte aufg'eftihrt. Aber iiueh 
militjirisch-strategtftcbe Rücksichten waren biebei wirkisam, da 
hl dem Waeaerreichtum des hei der Stadt vorbeiziehenden Armes eine 
Verstilrkung der Positinn Wiens gegen feindliche Bedrohungen lag, 
lUe ÜedacbtnHhme, der Stadt Sehutz gegen Ühurschweinmungen 
XU bieten, wurde in zweite Li uie gerückt. Erst im Laufe dee XVllL 
Jahrhunderts, beäonderB unter Josef II, nach den verbeerendon 
CberschwemniuDgeii der Jahre 1784 bis 1787 wurden Inundations- 
bttutcfi an beidtsn .Seitun der Donau im groÜen Stile errichh't. 
Waren diese Vorkehrungen mehr defensiver Natur, so tauchte 
anfangs de» XIX. Jalirliunderts (1810), der Gedanke an eine 
nidikaie Äbhilfi* auf. der (ledarike, sämtliche Arme, mit Aub- 
imhme dos Wien zunächstHegeuden, in ein Normalhett zusanimen- 
Äu faBsen, ein Projekt, welche« sowohl die Behebung der Cberaehwem- 
muiigsgefahr als auch die V^erbesserung des Sehifi'ahrts Verkehres 
bciihsi cht igte. An die Verwirklichung dieser Idee wurde jedoeh 
er.Ht unter dem Eindrucke des grußen Hochwaesers im Jahre 1862 
geschritten. 



Kapitel 4. 

Von den Ältesten Regelungsverauchen bis zur Berufung 

Gasteigers. 

Ich gehe nun auf die Geschichte der Regulierung(*versuchc ein. 

Die rtltente Nachricht stammt ans dem .lahre 1370, aus welchem 
uns eine 8tadtrechuuug über die Vor nähme von Baggerarbeiten im 
Wiener Donauarme unter Anwendung von Wasserpflügen, eine Art 
von 11 and baggern, vorliegt. ') Durch diese primitive Maliregel konnte 
jedoch der fortjschreilonden Versandung kein Einhalt geboten werden 
und der Verlust der unmittelbar 'zur 8tndt führenden W'asserverbin- 
dnug schien anauf baltsam. Da bot sich der Wiener Bürgerschaft ein 

*) Notiseiciblau der kniflnrlkheti Akndenii«, 185d, g. 373; FToka»ob. Die 
'fllt«*t«n Xöüdoffei Wa«i)erJi»uwoTke. in den Blättern d«a Yonme* fMt Liadcskuiide. 
IH7G, S. SX 



130 

Rottet' in der Not indem Herzog Sigmund von Tirol 1455 der Sind 
den WaBSfrbaukünstler Kaspar Hartneid aus Aagsburfr aiigeleseTit 
liehst empfahl. Hartticid halte sieh bei den Wiisserbtuiten im untere 
luntal aU si^hr geschickt erwiesen und er erbüt .sich nun. dt-u Düiumi 
jirm beim Dübliugerbaehe derart zu vertiefen. daU selbst die gri'lk'a 
Hohenauerschifte mit ihrer Ladung bis zur Stadt fahren könnten 
^"'erniutlich hatte Hartiieid im Aoge, zunilcbst den Lauf Jänj^ des Steil 
»des bis zur Mtlndung des Dublin ^erbacbes zu regulieren, dann aber 
iene Wasserader tm ervveitern. welche der Jltlndun«; des Haches 
gegenüber begann und die Spittelau vtm der Halterau tn-nnte. Die 
Wiener gingen auf das Anerbieten ein; doch Hiirtneid hatte keinen 
Erfolg. Ada nicht weniger als 800 Pfund Wiener Pfennige nutzlos auf 
den Bau verbraucht worden wj\ren, rin den Bürgern die Geduld und 
sie wilren dem ungltlckJiehen Baumeister, der seinen Kopf für das 
Gelingen der Unteniebmnng eing:e9etzt hatte, scharf zu Leibe ge- 
gangen, wenn sieb nicht Herzog Sigmund seiner ungenonamcn 
und seine Freigebuiig erwirkt hätte, 'j 

Liegen uns bis zum Beginne der Neuzeit nur vereinzelt 
Nachrichten tlber Regulierungsversuebe vor. so setzt von da ab di 
zusnnimenhilngpnde Geschii'bte derselben ein. Unter der Regicrungs- 
zeit Ferdinaiids L macbt sich bereits ein hüherer Gesichtspunkt 
in den bydrotechniscben Arbeiten an der Donau geltend. Es wird 
nun nicht mehr blotl dem Wiener Arme, sondern auch den Ve 
h.'Ütuissen des Hauptstromes Beaelitung geschenkt. Im .Jahre lö^i* 
wurde eine Vursohrift betreffend die Reinhaltung de;* Strombettes 
ron Stücken, rauben Bäumen und Uhn liehen Scbiffahrtshindernissen 
erlasssen.^t eine Vorschrift, welche in der Folgezeit mehrmals (1540. 
1541, L549, 1558. 1551^, ibTSj enieuert wurde. 

Um diese Zeit M'nrden die ersten Wasserbau werke bei Null 
dorf errichtet, welche den Zweck hatten, das nördliche Ufer zn 
Stehern, die Strörimng gegen da* südliche Ufer zu treiben und so 
die Wasserverbtndung bis zur Ötadt aufrecht zu erhalten. Über 
die Örtlichkeit dieser Bauten (Buhnen. Schlachten)^! lassen sich 
nur ganz allgemeine Angaben machen. Sie befanden sich gegen ül)er 
Walldorf stromabwärts von Lang-Enzersdorf. Die .nlttste Karte, 

») Qaelloa mt Geüchichls der «mdt Wien. II. 2. Nr. 3631. 
*) Cöd. Austr 1, .^. 282 f. 

') Schlftcht«n i;Uahn«n) sind vom Vtet aus In den Slrotn rortretend« Süa- 
baoe nnn Srliatce dvr Vtet und Erhiilung der Tief«. 



4 



mm 



wt'lciie hierüber einigen Aufschiuli gibt, stamrat aus item Jahre 
1623. ') Im Jahre 1548 fand eine kommissionelle Besiohtigung der 
Bauten statt, welcher als SachverstJltiditje liehst Sehiffleuteu unrl 
Fi:*r.herii Wiens auch Schiffleute aas Gtnuiiden. lächl, Laufen. 
Hallstatt^ Enns und Wels beigezogen waren. Als Baumeister wird 
Franciscu.s de Potzo (Francesco de Poco) genannt.^ welcher au- 
IJll'tlirh der fttrtifikatoriacheu Umgestaltung Wieos aus Mailand be- 
rufen worden war. Der Umstand, daß mit dem Festung^s- und 
Wasserbau derselbe Baumeister betraut wurde, ist kein zuffilUj^er. 
Er erklärt sich daraus, daß einen weseotürhen Antrieb zur Er- 
richtung der Waaserbauteix neben den Rücksichten auf Handel und 
Verkehr militärisrh-strategische Gründe bildeten, worauf schün oben 
bin gewiesen wurde, Xwei Dritteile der Kosten des Wasserbaues sollte 
die Stadt Wien trag'en. den Restt die Hofkamraer.-*j Von vier zu vier 
Monatfui sollte die Stadt je 2000 fl-, die Kammer je 1000 fl. beisteuern, 
bis der Bau beendet sei. wobei man annahm, daß wüchentlich durch- 
«•hnittlieh 20(J H. aufg:ebraacht wUrden. Da jedoch die staatliche 
Beitrugsleietung nicht eingehalten wurde, fiel die ganze Last der 
Kosten, welche eich von 1548 bis 1553 auf 13.000 B. beliefen, auf 
die Bürgerschaft. Ci)cr ihre Bitte wurde 1552 den Bürgern nach 
dem Tode Ulrichs Christoph von Tschernahnr, welcher jllhrlich 
500 fi. aus der Wiener Schatzsteuer bezogen hatte, diese Summe 
durch zwei Jahre erlassen, jedoch mit der Verptiichtung, sie auf den 
Wasserbau zu verwenden und hierüber Rechnung zu legen, *J Für 
das persönliche Interesse Ferdinands L an dem Fortschreiten der 
{Bauten legt eine 1553 durch ihn vorgenommene Besichtigung der- 
aelben Zeugnis ab. 



Kapitel 5. 
Die Tätigkeit Hans Gasteigers. 

Im Jahre 1555 wurde Hans Ga-nteiger, Wusaerbaumeister aus 
MütichcD, nach Wien berufen, welcher durch faat zwei Jahrzehnte 
im Vordergrunde der ReirulierungstJltigkeit stand. Von den ihm 



') Vgl. die Kujiroiiriktioti desselben 8, 152. B«aser odterricbtet eine zweite 
Cuto Ha» dirra Jahre 176^, wüLclie Htm IL Teile der Arbeit beigefügt werden wird. 
•\ Uüichtfinanaarchiv, t'>st<>rroich, W. fnao, 41, AucL du folgeade bii S. 14(> 
borulit, nenn kci&c undcr« Quelle uig^gcbeo ht, «uC diesen Akten. 
^'i Dekret Ferdinands I. vom 12. Soptenjber lööO. 
') Dekr»! Ferdiimüd« I. vom 2], A\n\i Inh'i, 



zunächst übertragenen Missioaen stand nur die eine in Zusammen- 
hang mit der Re^^'UÜcrung^ö frage; Gasteiger sollte uJimlieh das Douau- 
bett zwischen Wien und Krems von Sekiffahrtshindernissea räumen, 
wofür er am 24. Janaer lööÖ 1600 Taler erhielt. Die andere Auf- 
gabe bestand in der Zuleitung; vnn Wasser auf die Basteien und 
in die Gassen der Stadt, zu welehem Zwecke er drei Brunneti- 
werke zwischen der RinjL,''mauer und dem Stadtwalle errichtete,') 

Als im September 1558 eine Kommission zar Beratsehla<ijung 
über die Ausbesserung uud Ausgestaltung der Wasserbauten bei 
Nul^durt" zusammentrat, befand sieb in ihr auch Gasteig^er als Sach- 
verständiger.^) Die Bauleitung: hatte damals noch Francesco de Poeo 
und neben Ihm Benedikt Külbl überJ) Der Befund der Kom- 
mission ginjr dahin, daß die vor Jahren hergiestelJten zwei Htiupt- 
schlachten ober und um KuÜdorf sieh zwar bewährt hatten, je- 
doeh in den letzten zwei Jahren an mehreren Stellen gerissen Beieii: 
es sei die Äusbeasernng der Schlachten sowie eine VerUln^erung" 
derselben, der einen um 24. der anderen um 'dö Klafter crftirderlich. 
Schwierigkeiten bot die Wiederherstellung der »Gegenschlacht«, unter 
welcher durch die W^asaergUsse des verflossenen Jahrea 1568 ein 
gTolies Loch gerissen worden war. Gasteiger erbot sich, »wasser- 
gtUben oder sennckwercK in das loch zu sennckhen. und mit dem 
griess dagegen über au bet^ch wären, darzuo Er ain Rud wie an 
ainer Mül aufrichten welle, das ainen Eieenscblegl selbe aulÄJehen 
öol, damit Er die steekhen in gemelts seiinckhwerch schlahen und 



') Die Wa^iortrerke notltfia im stmide sein, tagUch 2äU0 Eimsr gut fitePendea, 
lAateret BrütmenTFageer auf die t^tadtmauern zu liofera; liei Bründca oder b»i 
»onsd'gem Hedarfo »oLIte das Wasser auch in die GauoD der Stadt geleitet werden 
könoen. Zur VVartuog^ der Leitung wurd& eine Fer^sn bestellt, welche jährlich 
SO Taler erhielt. Für die Uentetlung der Werk« forderte Gaiiteiger 20ÜO Takr, 
wobei ihm jedoch auch am Material beigcitctlt werden mußte, desien Kosten aul 
40(J Taler voranschlagt wurden. Der \'crtrag>bricf üasteigera iet vom 12, November 
lÖD} datiert. (Origiiia! im Bciciivfiniintarcbitr ) 

Gasteiger leitete nucb I5.i5 mittel« einer Wiifserhebmaiicliine daj Wasser 
der Wien in den kuis^rjicfaen LuBigarten in der Borg (Weiß, Geschichte d«r 
Stadt Wien, n, S. 322). 

^) In d«r Kommis;iion befanden sieb ferner: Hans von KharUng; der Viie^ 
dotn Uati* Widenpeunter: der Saltamtmann Johann .iorttan, der Hsindgrof C'hri^toith 
Z{ip{)l; Thomas Praundorlfer; H«nDes ScLallauiixer, S^Jiierintcndvpi d?r itStaig^peti 
hio« ; der HDrgermeiater von Wien mit etlioheti Ratsberreo. 

') Knibi iit durch «eine Mitwirkung am WoJoutoeluci BtaStpIane twkaBiU. 
(Weiß. aeschit;ht(j der Stadt Wi*o, 11, 3H;» 



mit 7.ehen personen sovil richten als mit hundert an lUii prtiok- 
wercben.t Er übergab ein Modell zur Veranschaalichung seines 
Verfahrens der Hofkammer, welche den Vorschlag ajinahm und 
im Frühjahr 1559 durchführen lieft. Zwei Jahre spilter wurde 
Gaüteiger auch mit der Ausbesserung der Wolfsbrtleke betraut, an 
welcher <J4 Joch neu einzusetzen wareii. Er führte diese Arbeit in 
der Zeit vom 23. April bis 12. Juni 1561 durch, wofür er 3000 Taler. 
utid ttU die Stadt, Wien diese Summe zu hoch fand, sogar 4000 Taler 
forderte,') Die Kosten der Reparatnr sollten aus dem BrUekeng'efälle 
bostritton werden, dessen Erträgnis zur Hfllfte dem LimdesfUrsten. 
stur Htllfte der Stadt Wien zufiel. -J Da der LandesfUrst sieb jedoch 
in ewiger Geldnot befand. mulUe die Stadt für die gesaraten Aas- 
lagen aufkommen; sie streckte der Regierung für den Brückenbau 
2417 fl. vor, mit welcher Forderung sie auf die neae Salzsteigcrung 
von einem Heller per KüflVl verwiesen wurde, deren jöhrJiches Mehr- 
ertriljrnis auf 4838 f1. veranschlagt wurde.*) Für die Wasserbauten 
bei NuÜdnrf. auf welche von 1548 — 1558 Wien aus Eigenem 
16.00Ü tl. auf;^eweiidet hatte, mutiten sieh auch andere Orte des 
Landes xu Darlehen bequemen; so liehen 1558 Kloste^neubllrg^ 
Mrtdling und Perchtnidsdorf je 1000 tl„ Brunn a. Geb. 400 fl., 
(Lang-jKnzersdorf und Nußdorf je 300 fl.; auch sie sollten aus dar 
neuen Halzeteigerung bezahlt werden. 

Gttsteigcr scheint ein sehr erhndiingsreicher Kopf gewesen 
zu sein. Er erfand eine Raggerm aachine, auf welche er sich und 
seinen Nachkuramen von Kaiser Ferdinand 1, 1563 ein Privilegium 
ausstellen lieÜ. welches ihm 1565 von Maximilian 11. erneuert wurde. 
Mit Hilfe seiner Errindung erbot er &.icb 1563, das Bett des Wiener 
Annes zu reinigen und s(> die Schiffbarkeit desselben wieder her- 
zustellen. Zur Durchführung der Arbeiten äollteu ihm einige Schiffe, 
Tagwerker sowie das nötige Material an Eisen, H0I2 und Seilen 
Eor Verfügung gestellt werden. Als Honorar bedang er sieb för 

') Die St&dt Wien wollte ihn mit BOU THlern oatscbAdij^sn; über Ein- 
•chreitem des K&isera wurde dieae >^uni)ii« von der Regientüg auf titvta. das Dopj>elie 
orbObt-, in welclier VVeiue eia« Eini^uni; etvJtlt wnnl«, ist nicht faukaant 

•) Quellen zur Geschieht» der Sladt Wien, II. 2, Kr. 270& und 27.^3. Heit 
IMO b»UG Wien »ü entliehe Einnabmett tmd Aiiägab«& der »lattgen« BrQcke ia 
•l{fMi«r Kechoung über (IlcjrniÄyr. Oenchichtc Wietw, IV, 8, 217 f), 

*) Eia© weitere öalzatcigrcrung um drei rfenn![?e per Kllflol ^jÄbrlich« 
llohnTtrAgnis 3:-t8ßHii,l i»olUe l'Ur die Vcrmehriiug^ der StadtwaoUo uad die Er- 
ricbtnng der Stadthaiijitirt&rmacbaft verwoudet werden. 



134 



den Fall des Erfolgres 4000 Taler h 68 kr. Das Projekt wurde am 
10. Mai 1563 von Ferdinand I. iuigpnommen, doch an seine Durch- 
führung; erst 1567 geschritten, als Gaateiger seine Bajrgi.'rmascbine 
vollendi3t hatte. 

Mittlerweile trat im Spätsommer 1566 durch anhaltende Eegen- 
tftlsse eine Hochwasserkatastrophe ein. infolge deren der Lauf der 
Donau giinzlich von Wien sich hinweg zu wenden und der Wiener Arm 
zu verschwtndou drohte; 'i bei der »Scheiben * '-) hatte sich eioe Wasser- 
rinne gegen den Tabor zu gebildet. Die durch das Hochwasser ver- 
ursachte Versandung des Anues ließ die geplante liaggerung am so jmt- 
weodigereracheinen und so wurde im Herbste lo67 liiemit begonnen. Um 
den Schiffahrtsverkelir während der Arbeiten zu ermöglichen, wurden 
diese während der Tagesstunden von 8 — 10 und 3- — 5 Ühr eingestellt 
und durch eine weiße Fahne die freie Fahrt angezeigt. Zuerst wurde 
bei der > Seheiben« die Raamung des Bettes vorgenommen und das 
gegenüber liegende brüchige Ufer durch eine Stein würfe festgelegt. 



Ga steifer 



begnügte 



sich nicht mit der Reinigung des Bettes, die 



mehr ala ein Jahr in Anspruch nahm, sondern versnchte auch 
mittels zweier neuer Werke bei der Kußdorfer Abzweigung, »die 
Donau zur Stadt hereinzutreiben*. Das eine dieser Bauwerke dtlrtte 
jene Schlacht gewesen sein, über welche 1820 der Schwarzlacken sporn 
erbaut wurde.*) Näheres ist über die Beischafienheit der Werke nicht 
bekannt, aulier dal.l zu ihnen Eisenzeug erforderlieh war, welches 
bei dem Tochtermanne Gasteigers, Hans Pia wanger, und Tobias Weift 
in Steyr um 200 fl. bestellt wurde.') 

Am 16. Februar 1568 erhielt Gasteiger für seine vieljlihrigen 
treuen Dienste, lusbeaoudere mit Hinsicht auf seine vielfache nn- 
entgeltliche Verwendung als Sachverständiger hei Kommissionen, 
von Maxirailian IL za freiem erblicheni Eigentum ein Häuschen, 
welches der gewesene Baumeister Continella iunegohabt hatte. 



') Kekhslinaitz&rcliiv und n.-ü. Laudcsarcliiv. t^l]f.iQkircfaii«rl:>iich M., Nr. 66. 

•) t.4itf der i@choibet)< vciirde die {(oßauerlJmde zwi«cli«n der Prameri^'nitBe 
und der La.mplmaut bMeichDct (Hofbauer, a. «. 0„ S. 127), 

'^ V^gl. hiesu Prokeach S. 84, welcher ciqc hifefmit Ubereinstiinmende Ver- 
mtitup^ flusapTicht. 

'") Einen Bericbt aas dieser Zeit Itber aeluo Arbeiten liei Nußdorf datiert 
Giwl<rig«r mit: Iteißinf, 27, November 156H, und unterzeichnet ibn hU BrnDcen- 
laeii-ter des »neuen gepens« stt% Roifling, ciQ l'mstand, il<<r daratif binweiEt, daß 
leitTPT (Tam:ili mifh WKSKerbuaar bei teil im Enn*'i»I<' vtirnahni. 



Im Jahre löö7 boßtund bereite ein ganzes Svätem von Bubnen 
im 8tr'»nn: bei Ntißdnrf- Es werden iiiiterscliicdent eine Jaii<'f Haupt- 
Hfhlacbt, eine ( ffijen.splilaeht. eine Naohdehlfteht, eine Seesehlacht, 
bi'i welcher das Wa-iser auf den »Wolf* foHeiibar die WolfsschanKe, 
den befestijrteii Brüpkonkopf der von der Wolfsau Über den öörd- 
lielisten r>r>ßaiinrm fülirenden Wulfs brücke) rinnt, dns »AU-Sebllicbtl« 
und die in Erricbtung berittene »neue« Schlacht. Nach dem Iloch- 
wABser von löBG raupten die Hau werke wieder in stand gesetzt 
%verdi^n, was an SOOt) H. kostete; als Baumeister waren damals Külbl 
nnd Valentin Renner tJUi^f; als Arbeitet' wurden im Summer 15ö7 
Leute aus den umliegenden OrtöcbAfteii ') ^egeii Taglohn beordert. 
Über eine Anzei|E:e des Bauschreiberfi Kux wurde am 14. Mai 1568 
ü&» Verbot erlassen, die Rosse und Schiffzüge bei der Bergfahrt 
über die un B«u betindliche neue Sehlacbt um linken Donauufer 
zu führen, da hiednrcb das Gehülz und Steinwerk de» Waaser- 
banej* verdürben würde. Auch knapp unterhalb Klosternenbnrg be- 
fand sieh eine Schlacht. FUxl"^) genannt, welche 1567 neu gebaut 
werden inuUte. Zu den Kosten von HOü ti. wurden auch die Stadt 
und das Stift Klosterneuburg um Beitragsleistung angegangen. 

Die Landstmlie von Kbistemeuburg nach Wien wurde 1568 
mit einem KuKtenaufwande von 250 fl. wieder in stand gesetzt. 

Wlihrend das Hochwasser vom Jahre 1566 eine fast voll- 
stilndige Veraanilung des sUdliehsten Donauarmes herbeizuführen 
drohte, hatte ea am Xordufor des Stromes mehrere gefahrdrohende 
ßruebstellen verursacht und die Schlachten daselbat arg rait- 
genommen. Auch bei Kürueuburg-Tuttendorf beim > Wolfshaupte« 
hatte sich eia Ausbruch gegen <las Marehfeld zu gebildet. 
U »Steiger wies auf die Notwendigkeit von Sehutzbauten an 
dJeaor Stelle bin und erbot sich zur Ausführung derselben. Ob- 
wohl er bei den hierüber gepflogenen Vorerhebungen in den 

') Hernalü, Dombach, \Vfthrin(|r. Weinhüus, GoMthof. Pfitzlemsilorf, Senfltift, 
SAliiiftnnsdürr, tjievering, LVibling, GrinKiag'. IloiligonsUidt. Xutidorf, Kahleoberper- 
tlurf »m recbten Donauufer; Lang Enncrscloff, Bisamberg, Hagenbrimn, SJrebcrs- 
dorf. Statiimcrsdorf. .ledlesee, .ledlemdorr, Oerudurf, Eipetdau, Kk^'ran, Uirscb- 
atetten. A»p«rn. äCadtmi am linkoD Uft^r. 

-"^1 Zwiäcbeii KlüDtertieubaT^ und NuDdorf bestanden bis ztini jHhrw IKIG 
•tn« Holb» von losulo. welch« bi» auf die Kvicheluu damals reiscbwandeii. 'Awei 
itifter Au(<n wnrdvD der ^tafh und der kleine Puchs geoaiiDi; icu ikrem Scbntxe 
Jdrft« die Schlacht »Filxl« «rbaut worden sein, wie in Hhnlicbsr Weisp di* Kuchc.-I> 
UQ IHiJl geiftii l'erjierc l'ferbrik'lie intUels *inefi UferKclmtr.bftuo» gesichert wurde. 



186 



oieistpii Fragen einen ftmleren Standpunkt einnahm als die Re- 
gierungsorgane, wurdn ihm durch die Dekrete vom 14. November 
15t^8 und IL Mai 1569 der Bau übertragen und ihm eine •statt- 
liche summe gelts- für seine Kunst zugesicliert,, ein Beweis, wie 
aebr er sich der kaiserlichen Gunst erfreute. Er versprach, noch 
1569 den Bau fertigzustellen, hatte jedoch im Herbste 1570 noch 
nicht einmal begonnen. Am 22. September 1570 besiclrtigte der Statt- 
halter .loachim Freih, V. Schönkirehen die immer gefilhrlicher werdende 
AusbrachsteUe und erhob Beschwerde beim Kaiser über üasteigers 
Zeitversäum uis. Auf eine neuerliche Klage im Frühjahr 157]. dati der 
Bau noch immer nicht in Angriff' genommen worden sei und Gasteiger 
auf eine Anfrage erklärt habe* »nichts khan furgenommen werden«, 
erhielt Gasteigcr am 20. Mai den Auftrag, sich eheatena nach 
Tuttendorf zu begeben. Über die tatsächliche Durchführung den 
Baues findet sich jedoch keine Kachricbt vor; vielmehr erscheint 
der Baumeister in der nächste n Zeit mit einer anderen Unter- 
nehmung beschäftigt. Kr errichtete nftmlieh 1571 — 1575 auf An- 
ordnung Maximilians II. eine Wasserieiiung von der ftchwechat (bei 
der LorenzenmUhle) in den kaiserlichen Fasangarten in Laxenburg. 
Es scheint also das geplante Wasserbauwerk bei Tuttendorf fallen 
gelassen worden äu sein. 

Die Wasaerleitungr nach Laxenhurg war Gasteigers letzte 
Leistung. 1579 suchten seine Erben um Begleichung einer von 
dieser Arbeit her noch ausstandigen »Schuld von 35i> fl. 56 kr. an, 
konnten dies jedoch erst nach achtjährigen Verhacdlungen erreichen. 



Kapitel 6. 

Die Bautätigkeit vom Tode Gasteigers bis kuiii Projekte 

des Frh. v. Huyoö. 

Im Sommer 1583 begann sich unterhalb der BrUcke tiber die 
fichwarze Lacke eine Abzweigung gegen Leopoldau xu zu bilden. 
Da ein solcher Arm die Cberschwemtnungsgefahr für das March- 
feld erhöhte, wurde an der Auabrncii.?telle ein Damm errichtet. 
WOJ5U die Orte im Marchfeld zunRchst der Donau Kobot leisfetr 
muUten. '] 

In enger Verbindung mit der Re;iulicrungsfrage .stand .schon 
seit dem X.VL Jahrhunderte eine zweite, ftlr den Handel und die 



*i N. Ö. LandeitjiTchiv, Scbrinkirchnerbuch M.. Nr U'J. lüO. 151. 



137 



Appfovisioriierun^ der .Stadt Wien nicht tnindor wichiige Angt^legren- 
hfit, die Erbauuno^ einer stabilen Brücke über die Donau. Die seit 
1440 über die Donanunne bei Wien unterhaltenen BrUckon waren 
von Holz und muütcn, da sie bei Eisgilngcn und Hoeh wässern nicht 
hinreichenden Widerstimd za leisten vermochten, hHufig neu ia stand ■ 
gesetiüt werden; wührend der Unbrauchbarkeit der Brücken wurde 
dU'. Verbindung über den Strom durch eine Überfuhr bei Nuildorf ^ 
aufrecht erhalten, welche jedoch mit großen Kosten verbunden war. f 
Beim Wiedcrtiufhaa der Brücken wurde nicht immer der gleicht' 
Standort pjewiihlt: eine beträchtliche Verschiebung" des Zuges der 
Strafte und der Brücken über die Donau, welcher ui'sprUnglich etwas 
westlicher, etwa durch die heutige Aügartenstraße und durch die 
Bricrittenau bei der Britcittakapelle vorüber ^ing. fand gegen Ende M 
des XVII. Jahrhunderts Blatt. Auch die Brtickenfrage zog sich durch ■ 
Jahrhunderte und ftind erst mit der jüngsten Stroniregulierung ihre 
endgültige Lüsung. Ich gehe des N.^thcren auf sie nicht ein. da sie fl 
vitr der Mitte des XIX Jahrhunderts über das Stadium der Projekte 
nicht hiiiausgekomnieu ist. führe jedoch das We^sentliche im Zu- 
sammenhange mit der Geschieht« der Regulierung an. 'j 

Arge Verheerungen an den Wasserbauten und BrOcken bei 
Wion richtete der Eisetol» im Frühjahre 1586 an. Die lange Brücke 
und jene über die schwarze Lacke wurden vollÄtüudig weggerissen. 
wahrend die Tabor- und .Schlagbrücke unversehrt blieben -). ein Um- 
stand, weleher zeigt, daß damals schon die HauptPtrümuug sich den 



nürdlicheti Armen zugewendet hatte. 



Die Wiederhenstelluug leiteten 



der Oberbaunieiäter des Nuüdorfer Wasserbaues Hans Gaat und der 
Brückenmeister Peter Krebs.-') Da das Salzamt den bedeutenden 
Geldanforderuugen für diese Bauten nicht nachkommen kunnte'. 



') ffesebiehtliclie Nachrichten Uber <lje Brlickenbanten und projekte lindca 
sieb xerstreut im llcichilinaiivarchir. Osterrctcti, W. fast. 41 au* den JaUren löäll, 
läfiä, ir>67, 1569. 1603, J60M, 1646, 1683 Rl, 1701 Oö und 1744 vor. fern«r im 
II- a. LaHd«Biirehive, SchrVnkiTcliuerbucIi M.. Nt. «9, 72-91, t9 bi» 1U2, Wä bis 
107, 113 bis 115, 123 bU i:i!. 135. Vi'J bis 142. 145 bU 118 »us den J»hreti 
1076, 15Hü,87, loWÜ und lädb. Vgl. nucb PrökMcli ii, a. O., &. 93 ff, ferner Feil. 
die Scliwedeti in Öiterreich. Ö. Ü7, X. I 

•) Scbiiakirelinerbiicb M., Nr. 142 — 147. 

') 'Scli^Vokirchoerlmch M,, Nr. 112. £ineni liesiiche des bliuineiater» Hicroby- 
nua ßrodttigani au» Daaiig um Vomeadimg beim KiiÜdorfi>r Wasserbmn wurde 
Mut Folge gegeben. ÖchSnkirchnerbucb M.i Nr. 108—111. 

' I Scb-jn ij ircljin;rbuch M , Nr 11 — 14. 



138 

verfiel die Mofkammer auf den Ausweg, allen Interessenten mn 
Doiimihandel eine Kontribution aul>,uerle{feii. Im FrübjaltrC' 1587 
wurdp diese durch die Gemeinde Wien im übertragenen Wirkun^^s- 
kreise eingehoben und erreg^te namentlich in den Kreisen der fremden 
liandelslente viel böses BlutJ) 

Im Zeiträume 1580 bis 1Ö90 wurde auf die Räumung des 
»Nußdorfer Wassergrabens* 81111. ä ^ 20 * ausgegeben ^); ob mit 
diesem Graben der damals in Versandung betri'itFene Donauarm 
lilnsrs des Steilnandes geraeint isr. der etwa für kleineres Fahrzeug 
benutzbar gemacht werden sollte, laßt sich nur mutmafien. 

Große Schwierigkeiten bot eine, durch die Hochwasserkata- 
strophe im Jahre 1586 verursachte Bruchstelle unterhalb Lang- 
enzersdorf an einer Ortliclikcit. welche als »Lacbstampf* bezeicfmet 
wird. Schon vor 1593 war hier eine Schlacht erbaut worden, welche 
in diesem Jahre so sehr beschildigt wurde, daß alle weiter abwärts be- 
findlichen Schlachten in die Gefahr der Vernichtung gerieten. Bei der 
kamniissionellcn Bejicbttgung: erhoben die als Sachverständige bei- 
gezoj^'cnen Wiener Schiffleute ge^en den Btiumeister Gast den Vor- 
wurf, dai'i seine langsame und schlechte Arbeit den Schaden ver- 
ursacht habe. ^ Die Schlacht wurde wieder hergestellt, doch auch iu 
der Folgezeit zu wiederholten Jlalen zerstört. 

Seit dem letzten Jahrzehnte des XVI. Jahrhunderts biö in die 
ersten drei Jahrzehnte des XVH. Jahrhunderts hatten die oberste 
Leitung der Wasserbauten bei Wien zwei Bauin^pektions-Kommiasüre 
über, deren einer votn niederüsterreichischen Reginiente, der andere 
von der nicderöaterreiehischen Kammer entnommen wurde. Sie hatten 
in erster Linie die administrative und finanzielle Gebarung zu über- 
wachen, doch waren ihnen üuch die technischen Beamten unter- 
stellt. Zur Beratung und Begutuchtung in wichtigen Fragen wurden 
übrigens auch dann noch falhveiae Kümmissioneu aus den ver- 
schiedenen Behörden (Hofkriegsrat, Hof kämm er. n.-ü. Regiment, n.-ü. 
Kammer, n.-ö. Stände und Stadt Wien) sowie aus? Sachverständigen 
einberufen. Die erste derartige Komrais^iun ist, wie erwähnt, sschim 
1548 nachzuwciäen. Am 30. Junner 1593 wurden als Wasserbau- 



'; Sohr.nfctTflioerbueb .M.. Kr. l — 10. 15 --22, 27—20, 31, :12, löH-lüO. 168, 
166-170. 

•I Sciiüakirchnerbucb M„ Xr. 6S. 

') ädiüakirdiDüfbuclu M., Xr. 5U, 5ä, bb, öfi. 1 Ui, 118. 



Komtniüääre der n.-ö, Regimentsrat Alexander Freiherr von Sprinzen- 
«eio und der Vizedom Wolf Fürth bestellt'). 

Im Frtilvjiihre 1599 trat ein Wechsel in der technisehen 
Leitung; der Wasserbauten ein, welche bis zu dieser Zeit Hans Gast 
in De hatte. Es. bewarben äicL um die Stolle der Augsburger Wasser- 
künstU-r Jaknb Schw^vrz, der Münchener Hans Reiftenstuel und der 
Straliburger Konrad Kiesel; ea wurde jedoch der Wiener Baumeister 
ßalfajünr Stainperger mit der Leitung betraut-}, welchem 1G02 
Hieronymus Knaps (Knops) folgte, der 90 fl. monatlichen Gebalt 
bezog. 

Seit der Mitte des XVI, Jahrhunderts bis etwa zum Beginne 
des Süjflhrigen Krieges wurde ohne Unterbrechiinrj an den Ötrom- 
banten gearbeitet; treilich .stellen «ich diese Arbeiten als keine plan- 
müßige Ausgestaltung der Waaserbauwerke dar. vielmehr bloli als 
ein endloses Ausbessern an denselben. Funkfiouierte eine Schlacht 
nicht mehr, suchte man durch Anbriitgung von Seiten- oder Gegen- 
spornen abÄultelfen oder legte weiter stromaufwärts einen neuen 
Einbau in den Strom an. Zur Besorgung der laufenden Reparatur- 
Arbeiten unterhielt man ein ständiges ArbcStisspersoDal. welches lö03 
aus 2 iiiederliindischen Teichuieistern. 4 Übergehern, 1 Zimmerpolier, 
1 Zengknecht 1 Zimniergesellen, 1 Sehiffmeister. ti SchifFknechtt-n, 
1 Steinbrt'cher. l i:!chuiied mit 2 Gesellen bestand, welche durch- 
sehiiittlicli wöeheutlich 1 Ü, 30 kr. bis 2 H, pro Mann erhielten. 
Selbstredend wechselte die Anzahl der Arbeiter nach dem Umfange 
der Arbeiten. 

Kapitel 7. 

Das Projekt des Frh. v. Hoyos. 

Der geringe Erfolg der bisherigen Strombanten zeiligte eine 
Reihe von neuen Projekten, welche von Seite in- und ausländ i.<<cher 
Uydrotechnikor der Regierung vorgelegt wurden. Unter den Offerenten 
befand sich auch der Mathematiker Ferdinand Albrecht Freiherr 



') Schenkircbnerbucb M., Nr. H7. Übet AteiAnder Kreiherm von jf^prinjt&ti- 
«t«in Tgl. »Die n,-», Staithalterei 1501 — 1896«, S. 427 f. Nicht eo verwechseln mit 
Alexander von ^prinxenntoia itt jea«r tinta Albrfcht FrAiherr von SprinzeQstein 
auf N'«tihtiUB, wekber lööb dem Erv-hereog Mattbitia die ErrJeblottg «Iner £eb!ff- 
■•rilcko bei Wien vorschlup; da« Projekt wurde jcdncb nnf diw Guiiiphtcn Fürib« 
nnd dc£ Itriickenm«islbTH üuhk Slpf^bofcr .ibget«hiii, tSch^pukirchb^rbuclj M , Nr. 4^, 
4». 122, 123.1 

-1 Hchrtnkircliiicrbucb M,. Nr. 34-36, 38, U, 47. 



vuii Hövos-Stixenstein, welcher als der Erbauer des Wiener »Donau- 
kanals* gilt,') Doch der so bezeichnete Donauarm ist kein künst- 
licher .ScLiflahrtskanal, Sündern fließt in einem natürlichen Hctte, 
wfleht^s als solches durch die st recken weijie starken Krtimrouniien 
und diirch die Aufnahme mehrerer nicht unbedeutender Oobirgs- 
wflsser gekernzeiohni;t erscheint-*) Die Benennung stammt von den 
im letzten Viertel des XYII. Jahrhunderts ausgeführten Bauten zur 
Hebung des Wasserziiflusses in diesen Arm her, ist aber, da sich 
diese -Arbeiten Woß auf die Festlegung seiner Äusmüridung aus dem 
Hrtuptstronio bfi Kußdorf und die Regulierung seiner Ufer be- 
aehrilnkten, nicht gerechtfertigt,"') Vordt-m wurde der Arm als 
»Wiener-« oder »Nußdorfer-Arm« bezeichnet. 

Welcher Art der Anteil des Freiherrn von Hoyus an den Wasser- 
bauten bei Nußdorf war. soll nun im folgenden klargelegt werden. 

Ferdinand Albrecht von Hoyos war in den Jalireo 1591 bis 
1593 n -ü. Regimentsrat und er begleitete Erzherzog Ernst auf 
seiner Keisc nach den Niederlanden als Hofmarsch alH), wo er die 



^) Wi»gr)ll, ScbAuplatz de« landtäasigeu niedarüRterreichiacheu Adel», 
Bd. IV, 8. 450; Miti«. Gosohichto des Wiener Donaukanales, S. 9; Kircbücie 
Titiiijgratihie, PJ, XV, 8.317, und nuch dieser t^iielle Prokeich, a. ft. O., S. So, 
neluiien üu, daQ Hovoa bloÜ eiDea Diirclistich xvriacheti der LSrigittenaii und d«r 
Hfiitrr" aad Spittclau gegraben bub«; dneli auch Uicvon Hndet sieb in dt^m tinr 
zur VerfG^ung stehenden AkternniLlerial« niclitii vor. 

*) Schon Mitii, B, 3. ist hiedurcli bedenklich geiOKcht worden, 

') l'm die Mitto dei XVlIl. .laljrbunderts wuPto man noch, daß der 
• Kanal* eigcntUch in einem alteu FUiDliette lließo. Fuhrmann, Üeächreihung 
von Wien i VVien 176.i), Bd. 1. S, 2711 f , erfühlt: »Da wir vom Cinnl. ao 
die Leopoldstadt von der SUtit »cheydot and durch die einiigo 8chlag»Hruckeo 
Tereiniget, itielden, ist zn wissen, das» itwar vor langen Jahren schon ein 
starcker Arm der Donau d« rorbey^oitriebon, aber nach der Zeit, als 
sich das niei<ttc> Ui?w»ä$er bey Noviidorf in die grolle Donau ergoa« und dieses 
Kiatt'Saat in gtmzlicbe« Abnebmen gekommen, fileo da«a kein Schif mehr nacJi 
der Stadt herein pasairen kocate, war mun daranr liedacbt, einen Cftnal . . . 
in ^tand za Lring-on, und in «olcben zu erliutten. Ks haben dabero Ihre Excelienx 
Herr Graf von Weiß . . , . . mittels vieler Ingenieurs stattlicher Projecten, du» 
Wasser bej gedachtes Nuäsdorf abzuschneiden und von der groüen Dooan in dun 
Canai hereinzuleiten, mit grossen Unkosten hierzu den Anfang gemacht« ■ - liezeich- 
neaderweise Na^t Fuhrinaun S. 276« daß die Leo]>uldAladt >duicb einen Canal oder 
RcUinahi«o Amt dieses Fluaaes> toq dsr Btsidt getrennt iverde; es ist also datnaU 
dl« Benennung noeh nicht %'üIUg cingchfirgert. Der Älteste Gebrauch derf<elb?n kam 
mir bei der au# äem Jahre lti84> Btammcndeu Projektakixee Sebastian Galls unter. 

*) Geschichte der n -ü. Statthaliere-i i loOl — 181>6t, .S 428. — Eine Lebcns- 
beschreibang des Ferdiaand Albrecht von Hovo», Kioihemi von StixonttoJn, liegt 



uiederländiMclien Wasserbau werke kennen lernte. Die auf dieser Reise 
gesammelten Kenntnisse und Erfahrungen ließen in Ihm ein Projekt 
zur Erbauung einer stabilen Brllnke über die Donau bei Wien mid 
zur Schiff barmach ung des Xußdorfer Armes reifen. Im Jahre 1007 
legte er seinen Plan der nied er üsterreiehi sehen Regierung vor; doch diese 
maß dem Plane keinen Wert bei und die Ilofkammer schloü sieh diesem 
♦jntaehten an.') Gleichwohl fiel die Entsclieadung des Kaiserä Rudolf II. 
»u Gunsten des Freiherrn von Hoyoa aus und es kam am 28. Juni 1607 
ein Vertrag zu stände, nach welchem sich Iloyos verpHichtete. ku- 
nach«t aus eigeURn Mitteln eine Brtk'ke über die Donau sowie 
einen »Hafen (poito) oder Kanal zu bauen, daß genug Wasser nach 
Wien hereinkomme«, wofür er naeh Vollendungf de» Werkes 
80.000 Taler erhalten sollte. Da Hoyos im Ge^Ljeiisatze zur nieder- 
üsterreichiBchen Regierung mit der großen Aufgabe betraut worden 
war. kann es nicht TVTindernehmen. daß ihm bei der Durchführung' 
des Projektes nicht nur jede Unterstützung versagt, sondern ihm 
vielmehr mehrfache Schwierigkeiten bereitet wurden. Einen Anlaß 

dereeit noch nicht im Drucke vor. Eine im KahmeD omer »Octitrliichte de» lltiMS<>i 
Hoyos in ÜBterreich« von Dr. Karl Leeder gearbeitete ßio^raphi& d«s Freiherrn 
wmr mir durch die außerordoütüche Güte Sr. Exielleßz dea Grafen Erti*t Hoyo«- 
Sprinzcusteii} im Manuakript« eJnsasdli«!] ermnj^liclit. In Kürze gebe ich die 
wichtigitea Lebenüdaten wieder. 

Ferdinand Albrecbt, der Stifter der j Unseren Hatiptluiie des HanaeB, wurde 
aiu 13- Februar 1öd3 aU der Sohn de» Hans von Hoyos und der Judith Elisabeth 
l''rdin von Ungnad geboren. Nach >'ollcndQDg seiner Studien, wefche er anl*ir der 
Leitung de« Bichterä Kaspar Hitnick (Sitbius) in Wien betrieben hatte, trat er 
am Hofe der EnhcrEoge Kndolf und Ernst als Mundschenk ein, blieb, als 1.^76 
die Hofhaltung geteilt wurde, alfi Kämmerer, ajjSter auch als Knt bei Ers^bcr^.og 
F.mst, bekleidete von läBl bis Ib^'S die Stelle aineü Kate» beim niedeittster* 
reichischen liegimeDte, begleitete ErKberisog Emat als Hafmaischall in die Nieder- 
lande, war wdann bis eu Beioem Tode Rat des Eaiters Rudotf IL und Kat und 
KHnirneri^r des Ensherzoge Matthiai;. Auf die V'crg'rijßerun^ und Arrondierong ävs 
Uauvbe&ititei war er erfolgreicli btdaeht; li>93 erwarb er die Herrschaften Pcrsen- 
b«tig und Emnicrüdorf, welche wenige Jahre spAter ein Hnuptüchauplatz des 
BauerBaafmhr« waren, Ferdinand Albrecht war ein gewiegter Finanzmann ; er 
vurliöh oftmals (.ield an di«; Uegieruag und un Private. OroDe Summen verwendete 
^^^^^n^ aof alcbimistiRche und mechanisch« Expeciniento, weshalb er der > Mathematiker« 
^^^^B^nanut wurde. Er wurde in der von ibui gestifteten Graft bei den Minoriten in 
W Wien tictgesetxt. Seiner Ehe mit Kogina von Lobkowita entsprossen vier Siihne 

I und vier Tochter, von welchen drei äüboe und eine Tochter in xartem Kiiidesalter 

I starben. 

I ') Auf dai» Projekt bezügliche Kehriflten und Flitne befanden sich aoch 1795 

K im grütl. Hn;ro!i'gchen llausarchivt*; ««ither sind si« v^rtchoUen. 



i 



Zu einem Konäikte bot die Frage, ob Hoyos auch zur Inötaßd- 
setzung der früher errichteten und nun wieder scliadbaft gewordenen 
Wasserbauten bei Langeriüersdorf verpflichtet sei oder nicht, Floyos 
mfichte die Wasserbaukommissillre darauf aufmerksam. dalJ die schlecki 
gebauten uüd unvollendet gelaBsenen Schlachten im Eisenkülhl') und 
im Lachstiimpf dringendst ausgebessert und vollendet werden mUtiten. 
worauf die Regierung erklärte, diese Arbeiten fielen nunmehr ver- 
trag^smößig ihm selbst zu. Da Hoyos dies ablehnte, ■wurde die Eut- 
scheidung des in Prag weilenden Kaisers angerufen; doch ehe diese 
kam. war der Winter angebrochen und der Eisgang stand bevor. 
Uei dein vernachliissigten Zustande der Sebutzbauten war eine Katn- 
ßtt'oplie unvermeidlich. In diesen Stunden der Gefahr setzte Iloyos 
kleinltehc Bedenken beiseite und HeU auf eigene Kosten die n<it* 
wendigen Vorkehrungen treffen, soweit solche die Kürze der Zeit zu- 
ließ. Erst nach dem Eisgange kam der kaiserliche Besciieid herab, daß 
die Inatandhaltuiig der schon bestehenden Wasserbauten nicht Hoyos. 
sondern üaeh wie vor die niederüsterreichische Regierung treffe; gleich- 
wiibl erhielt Hoyos für seine Auslagen nicht nur keine Ei)tacluidigung. 
anndern erntete ftlr seine Opfer nur schnöden Undank. Im Berichte 
über den durch den Eisgang verursachten Schaden versltumicn die 
WasserbaukommissUre nicht, anzuführen, daß die Uferbauten trotz 
des Eingreifens des Freiherrn von Iloyos großen Schaden erlitten 
halten, ohne hervorzubebeDj dal* Hoyos ohne jede Verpflichtung 
gehandelt und ja nur Notmaßnahmen hatte treffen künnen.'-) 

Die Zeit vom riommer 1607 bis zum Herbste 1608 verbrachte 
Hoyos mit Vorbereitungen zur Regulierung der AusniUndang des 
Wiener Annes bei Nulidorf. Er gedachte, von dem durch den Bau- 
meister Knaps btTgestellten Sporn angefangen stromaufwärts in einer 
Liingentiusdebnung von 300 Klaftern Senkwerke zu legen. Besondere 
Sorgfalt wollte er den Köpfen der Buhneu zuwenden, um dem Ab- 
schleifen derselben durch Eis und Strömung vorzubeugen. Die Werke. 
16 an der Zahl, sollten 18 Klafter lang und etwa 5 Klafter breit 
und hoch werden. Bei dem bevorstehenden niedrigen Wasserstande 
im heraunahendeu Winter 1Ö08 bea-bsichtigte Hoyos. die .Stein- 
kUslen des ersten Werkes versenken zu lassen. Da setzten seine 
Gegner nochmals alle Hebel in Bewegung, um ihn an der Aus- 
führung des Werkes zu hindern. Eine am 25, September 1G08 

>) Oberhalb äea Lachst.impfa betiadlich, niDterhalb TMllenriorf. 

'■) Bericht Über die kommiiisioMelle Iletii-htigung runi 3. Ajitü 1606. 



143 



slattgL'fundeiie Geiierulkoirnuission 'j erklärte die Anlage der .Senk- 
werke als für die Schiffahrt höfhst «rr fahrt ich; üherdies sei das bei 
den Sk'inkästeii Yerwendett" Hok s<> schleclit. dnO durch das Gewicht 
diT Steint' die Holzwäudc durcho'edrUckt werden iiilllpten. infolge- 
dessen durch das Gestein Strudel uud Furten entstehen würden. 
Es wurdi^ im Interesse der Erhaltung des Donauarme», welcher 
in Friedens- und Kiiegszeiten das grüliie Kleitmd der Stadt sei. 
auf sofortige Einstellang der Arbeiten des Freiiierrn v. Hoyos 
und auf tiochtuulttic Überprüfung des Projcktea angetragen, -j 

'j Milglltder der KumuiJsaioü waren: Mars Freiherr vun Beck, von -Soiii« 
ili^a UofkricgrirAts t'OtsOüdet: der Froi>st von KlusteroeuLurg von den SlÄnden: 
VitiCenx MuacJuTit;er von der Hofkaiuitier; ITans Cbrihtoph L'rsenLcck und Micliael 
rndlt'T von iJer nitrderösterreicliiscliea Hegricrung: Verordüctc v^m Wk-n; ferner Et- 
pcrteti Vom \V'a*»crt»m)fiiclie und stromkuDdige öthiffleiite, Zweck der KominJssioi] 
wat die Ue*icliligung der Arbeilen de^ Hoyos eotvie der schon bcotetienden 
\VAägerbaiit«n. 

-I Herrn von Itioves gepevv betreffend. 

Davon aclirüibcn die von \\"l<?iin »ub l> uusfterlicli. denen wier iimitml ge- 
hnlltaer berat üchlagung sncb in aiaern und «ndem beifallun und befuüdea. dtua 
er herr von Mojres bernit ein «onckwerch iiagefang«n, «a nach nm "San- 
torffcr iiintidt »teunt, ohngTar 18 cliifrter in d«r Unng, 5 in der 
praii(«n und in der hecU Aticb 5 cluffter, deas«a anTang in form 
»iner niAuor. daran Kich das eusa vud nllldü Wtiflser abscbneudeo 
aoll, deri^n werckb er Iti, ja Arne» isoür drei«B w«ofaen, doch somer«- 
myi zu V erste er Q, ferttig Kti machen und asjesd dtai ertte werkb eh«it 
und io ball sich ein niders wajstr orxaigt, xu tonckben vor* 
babpna wer, welche werckb «ioJi in die dreihundert claffter lang or- 
»treckfaon «ollen, die er alle Iti claffter von Nustorffer land hindan 
und damit den nnfanng uegut Ml)i?rhaib bcmeltcB Knapsen Sporn aemen 
Und liishbraban dieEuckhiacbsc'hlncbtficnkbQn und schliegBenwollii.. 

Weilen dann auclt vorig unsechliclie beratbschlagungen kvi erkhennen geben, 
dass Eciin hfrrn von lio^'e» anfiings an^ebotne prob lo tvenig als sein noch vor- 
habent gepctv nienial« raihxüiub b^fondcn u'ordcn; wtis u.ucb dabei fUr 
• c baden und gfsir Kubeanrichlen, ermelte von Wienn ao,)etao wider um ti 
gcnugfamlj aufltuern, AU lassen ^vler e» dabei allerdings bewendten. unnatb davon 
alotonderliche widerbollung Kuerxelen beflint sieh khainesweege raliamb, diss sein 
licrrn von Ua.rea vorbabeni werkb in die Thueaa.vr khoiuen zalasaen, wurde dieeelb 
dadrtn'li <>ey obnedi« «Idurten wesentlicher («gt^t^itt derm»s*en fengt, dasa nicltu 
nnder«t« xubafahrn, dann das luaiste alherkbünibne KcblifTiing au die« xrin seuck- 
wcrkh [iiigbeeit und allerdingii £u de» gaiucen lanndtwerckhlicben si-hadtiin 
ju »rbeuUem ghen wurden Wie dann a«c»h solcb werkb alle« von Bchk-cht 
geringeui lioU, dA«setb gleicbvrol Mtne» aujezo dabcj befundtnen hofmaisten an> 
xatgen nach aoIcIica werkb, wenn ea jetzt gescnkht wiert, bernacii erst Inwendtig 
Btii iitioroni Kiarlch hol»: verwahrt und mit üuuderu »clin«r vou Ruinen gMeaktil 



Dieser Sclaritt erhöhte noch mehr die Spannung zwischen Hovo» 
und den Regienmgsorganen. Ein geringfügiger AnlaU genügte, daß 
es SU Niißdorf zwischen Hoyoä und zwei Baubeamten üu einem 
heftigen Auftritte kam, bei welchem schwere Beleidigungen fielen 
und THtiichkeiten zu befürchten standen.') Auf die Bescliwerdeu 
beider Teile bei Hofe griff Erzherzog Maximilian ein.^) Gleiehwohl 

iverden tiuUe, so betiEit ?h nicIi doch in g'ebnltnor berntschlag^uDg, dass neben nuricrn 
lind merem be-denkhen {liniche bestontigkheit dabei nit za lioffen, sondern, das« 
Bolche achtrer dorch kEInfftig« easB und waBser^^tUs diss werkli ron einaoder 
druckhen, die atam zu strütcr tlaligen bleiben und g^leichBunb ein neuer (referlicher 
ntrudl oder äueth daraus entataen, auch »olches, da e» gat für niia erkbeot werden 
toW, in vilen Jaren ueia endtitchafft nicbt errnichen wurde. 

Werden demnach eur gftl. : uud gl,: dls» iiuBer rätLltcb gucdäcbtän m 
weatwe beratüchlagiing ohne maBBgebang stiziecliftn und ierer khun: wrd zu d*ro 
Terereu gonedigstea resolution zuibergelien wiesen. ÜDBCrB g'eborBamen eraoiitcns 
were der hml und sichcr^to wceg f^veüen sooderlicli wier li]8püc;tionscc)iiui)iKj>a,ry 
im« bcn-ö vöh Hojes jederzeit ««pect) ob sich ihie khua: wrd: di<er liaulitsUitt 
Wiena und dem gADKcn v&tterlnndt wie aach g'emainein weBen aum beteten, nuch 
KU erliaUang des Thnenawatroinba, welcher zu frUdt uad kriegs»eitten itts da« 
gr^Bste khiiiinotb bej der statt io hechster acht zuncmen ijt, dero gpenedigistem ge* 
fallen und glegiaer zejt uticlt neben dero anaechtieh herrn rJlth eelbit genedigisien 
nitgenecbein und bericht erinaero wollen , damit ny fticb desto licherer diese« 
ttottigen TTerakhB btilber genedigiit zu reEolviern und der von Hoyes dawider tu 
tunendieren oder sich in khoafftig^ wtder una t,ii beschwerea ait unnch beltc. 
StOkn demnach eu der kbunig w«tt«ren genedigistotn geif&ll«ii, ob ty aus criteJtco 
ursaehea mnd beiligentdcn von Wieon telation ime herrn von Hoyes lein aenkh- 
wercb, welche« er, wie obguuelt, in wenigen lagen in dio Tlme&ba »abringen 
Vorhabens, bi« auf dora:elben, nach gehattnem ang'enscbiim weiter genedtgtbien 
rorderung Buspendicrcn oder gar etiiBtelle>n ^vollen. 

'> Btisch^vvrdo da Hovod an die Kegicning vom 20. November 1608 über 
den Brtlck«nmi>i«t«r Stäghofer und den Gegcngchreiber Pallingi^r: Als er einen 
Schte^ol, welcher vor dem Unuatadl schon seit Jahren unbeailtzt gesUmden, be- 
nutzen wollte, da er ihn gerade dringend beniUigle, mi ihm der Gobrancb des- 
sellien von den Genannten mit luibuiBchen Worten verweigert und er in (Gegen- 
wart violer Personen in beloidigendster Weise behandelt worden; it feilte tun 
MaCregelung der beiden Betuntett, 

Bejclimerde der t&äpektionAkommi^itäre vom glekhen Datato nber Uo^os: 
• Dieser habe im BaustJidl •^n Nußdorf die Baubeamten mit Sehelteil nnd l'luchen 
gröblich beleidigt; sie hätten Bi-bon njehrmals des Hovoa weg^o um Ealbebucg 
vbu ihrer Dienstleistung gebeten: obwohl auf EinstelluDg der Arbeiten des Hoyoii 
angetragen wordea sei, arbefte dieier an seinem Senkwerke fort; sie bitten, den» 
HuvoB aufzutragen, den Bau^tadl zu meidtjo imd die Beamtea unbeheütgt za ItMeo; 
e« würde loiiBt sia Schlägereien komnieQ.« 

-> Dekret des Entherxog» Maximilian vom 2?. November 1#jU8 im Wege 
der niedertidterretclitKiebea Regierung sd Uejos und an die Bau^ieanrtiii Liim 



145 



war es auch fernerhin ein anhaltbarer Zustaodi Diesem setzte der 
Tod dvs Freiherrn von Hoyos sin Ende. Am 2. März 1609 sank 
er ine Grab, ohne sein großes Werk auch nur begonnen zu haben. 
Mit ihm wurde auch sein Projekt begraben, wie ea ja bei der 
f^tellungnühme der Regierunef nicht iinders zu erwarten war. 



Kapitel 8. 

Die Strombauten in den ersten Jahrzehnten des XVII. Jahr- 
hunderts. ^ Finanzielle IIeranz.iehuiig der Stände, 

Da3 Arbeitsprogramm für die nächsten Jahre bildeten die 
Vorschläge der am 25, September 1608 abgehaltenen General- 
kommissioiJ. Diese gingen dahin, daß 1. die zwei dem Stifte Klo st er- 
iieuburg gehörigen iScliiffmühleii unterhalb Tuttendorf, oberhalb der 
Schlacht im EisenkülbL anderwärts anzubringen seien^ da die Muhten 
das Wa«ser von der Nußdorfer Lfindc hinweg an das linkt* Ufer 
Eugen; an Stelle dt-r Schiffmühlen sei ein Sporn, 10 — 15 Klafter 
lang und 3 Klafter breit, anzulegen; beim Durehbruehe der Schlacht 
im Eisenkölbl ein Sporn von gleichen Dimensionen. Falls die beiden 
Sporne nicht misrcichen sollten, solle ober dem Einflüsse in den 
Lachstampf der Fuchsau gegenüber ein dritter Sporn gebaut werden, 
t'berdieä solle die Lände vom Eisenki'ilbl bia zum Luchstampf mit 
Mörtel und •Peu8Gh< auageattumt werden, auf welche Arbeit sich 
ein Fischer in N'uÜdorf, Othl genannt, wohl verstehe. 2. Die Schlacht 
inj Lachatampf, welche durch den letzten Eisatoß au die 20 Klafter 
geriässeii sei, mUsse zugebaut und verwahrt werden, wenn nicht die 
Donati an dieser Stelle völlig ihren Lauf dem Murchfeld zu nehmen 
solle. 3. Die alten, von Gasteiger und Gast in der oberen und unteren 
Schttferau gebauten Schlachten sowie der Sporn des Knaps müßten 
ausgebessert, an den letzteren ein neuer Sporn angebaut werden. 
Die Herstellung der neuen und die Ausbesserung der alten Sporne 
solle dem Polier Hans Reytter übertragen werden, welcher nur eine 
wöchentliche Besoldung verlange. Der schlesische Baumeißter Hans 
Claus, welcher gleichfalls ein Offert eingereicht und durch nützliche 
Katachlage die Sache gcfitrdert habe, müge mit 50 H. für seine 
Reiseauslagen entschitdigt werden. Da Holz- und Eisenmatbrial nicht 

WaBaerttau in NuMorf: E« werde beiden TeUoB nftohdrilcklich aufgetragen, bei 
itrenger gtnire und der kiiiserlictieD llngnAde aiüh jeder (iewaUtfttigkeit zu ent- 
halten. 

Jtbtbo«h J. V f. LftD>t(>«ki)n<li>. IWIt. 1'^ 



t 



mehr vorhanden sei und Steyr. wiihin man schtin 1030 fl- schulde, 
ohne BpzahluTiar nichts weiter liefern wolle, müsse an GcldbcschaflPung 
gedacht werden; für den Anfang- seien 200 — 300 ö, per Woche 
nötig; als Geldquellen werden liltiutüufschlag beim Tabor und Roten- 
turm, Salzsteige rang und Judenatcuer vorgcsch läget). 

Die Regierung entschied sieh für eine Salzateigerung. indem 
auf 99 Jahre der PiTis eines kleinen Küflcls Salz um 2 Pfennige 
erhöht werden aüUte, wodurch man eine jährliche Mehreinnübme 
von 16.185 d. im Mittel zu erzielen hoffte. Für den augenhliok- 
lichen Bedarf sei das Geld wochentHcli im Salzamte zu beheben. ') 

Obwohl so für die Strombauten bei Wien eine eigene Finanz- 
quelle geschaffen wurde, traten gleichwohl bei deü Arbeiten, ins- 
besondere da sie durch Wasserkataatrophen mehrmals bedeotenden 
Schaden erlitten, infolge Geldmangels Stockungen ein. Die Finanznoi 
zwang die Regierung, die Stände um besondere Beitragsleistungen 
zum Nußdorfer Wasaerbau anzugehen. Schon 1602 und 1604 hatten 
diese, freilich erst nach langem Widerstreben-), je 5000 fl. be- 
willigt. Als die Wasserbauten am linken Donauufer. uamentHch in 
den Jahren 1614 und 1615. in einen bedrohlichen Zustand geraten 
waren, wandte sich die Regierung aberroals an die Stündet dem 
BeschlÄcbte beim Eisen kölbl und Lacbstanapf stünde die vrilüge 
Vernichtung bevor; der Enzeradorfer Graben, der vordem 8 Klafter 
breit gewesen, sei um l'/.^ Klafter breiter geworden; es drohe der 
Strom seinen Lauf völlig durch den Graben auf die schwarze Lacke 
zu nehmen.*) Die Stände bewilligten IfJU und 1615 je 10.000 tl. 
und 1617 5000 fl., doch nur unter der Bedingung, daß das Geld 
von einem den Standen unterstehenden Beamten verwaltet werde.*) 



") Verord&oög vom 6. Novätnbär 160H, 

*} 1604 wollten sich die Stände nur dazu iiutintfutiu, d&ü die gefQrde<rlea 
CQOO fl. von den 70.00U fl., welche das VixedatiiAmC änn Stürdon aach scbuldete, 
abgwvogcn werden; doch seien dio reis.ÜicbeQ fö.OOO H. samt j^inepii «bt^i nugcn- 
scheialicher gemaincr LimdtDoÜj and entblöüster L'iUisAc baldigst zurUcksucritatten. 
(Nieder^^Hterreicbiiiches Landeiarcliiv, L. A. 8. 16.; auch du folgende bit «niu 
Seblasve fufit fast aussclilittßlich auf dioaer Quelle.) 

^) Boricbt dcB Vizedotua Chrialoph ätrauC (s- d.) Hber die Beiiolitigaiig der 
WuMrlmaten. 

*) Anirtorttcbreihfin der 8tSnde vom 31, MÄns »md II. April lülb. Im 
letxteren wei&eci die Stände darauf lila, daß diere Ü<>di(iguag pcbon im Vüriahre 
e«at«llt, Ton Eniherzog Kerdinand acccftticrt »nd rotn KAiB«r approbii^rc worden 
•ei — Die Gewährung die»cr Forderung bedeutete fiJr die nieilerftstericicltischeu 



wm^mm 



* 



Als solcher wurde Georg Flatz bestellt, welcher jedocb im Früh- 
jtihre 1G15 aaf sein Amt resignierte, worauf Eraaniua Fürth, der 
Sohn des schon genannten Vizedoms Wolf Fürth, zum ständischen 
Zahlmeister ausei'sehen wurde. Am 22. Mai 1615 trat dieser den 
Dienst an, nachdem er aich mit Revers verpflichtet battOj sich aua- 
schlieülich an die ihm erteilte Instruktion ') zu halten und nur 
die Anordnungen der Stünde zu befolgen. 

Nar notgedrungen hatte die Regierung in die Bedingung der 
gesonderten Verwaltung des ständischen Beitrages eingewilligt, da 
liierdureh dem Gedeihen der »Sache, welche einer einheitlichen, rasch 
handelnden Leitung bedurfte, nur Eintrag gebracht werden konnte, 
X>ie getrennte Verrechnung machte die Gcachflftsgebarung schwer- 
fällig und barg den Keim von Verwicklungen in sich, welche auf 
das Fortschreiten der Bauten hemmend und störend einwirkten. 
Hangels einer genauen Abgrenzung de» Wirkungskreises ent- 
wickelten sich überdies noch persönliche Diiferenzen zwischen den 
kaiserlichen und dem stilndiachen Beamten, bis schließlich ein offener 
Konflikt zwischen ihnen zu Tage trat. Die Inspektionskommissilre 
Sebastian Greisa von Wald, Georg Schrötl und Christoph Strauß 
erhoben gegen das » eigen niälchtige« Vorgehen Fürths beim Ankaufe 
der Baumateriahen Einsprache und beklagten sieh über dessen an* 
malzendes, fahriges Wesen, welches er auch gegen die Organe der 



Stünde, welch« aich in den enten x'wei .TabirxeliDt«n des XVII. J&hrhundefts auf 
4«r HiSbe ibrei Macht lieftiiiden« einea fl«br bedeuisamea Vorstoß Biegen die Be- 
#ngaJM« der Herrschergewalt; (^B üt der Anfang su einer äesitzerg'jrcifmig der 
•tkatlicbet) VerwaltmigsiMigk^il. Einer weiteren Ausl^iidaug des gtjindi«cbeD Eia- 
ÄDstes »etste wenige Jahre darauf der 8ieg der kaiwrlicben Waffen um Weiüen 
^^^ Biei*^ (1620) ein Ziel; IccineBwegf! »ber war die Macht lior IStAude gebrocbeu. 

^^H Ancb fernerbin waren sie mit Nachdruck auf die WabruQg Ibrer QerecliUaiiie be- 
^" dacht. VgJ. S. 157 ff. 

I ^) Der vreBontllcl'ie Inhalt der Infttraktioii fUr den »ZahlofäAjer der Stftnd« 

I 6ei den NuQdorfer WaHserbatiten« int folgender: !> £)r hat nur den itäDdiscbBn 

^^^ Ver«>rdnet6n seu geborcben ; 'I. er bat wöchentlich einen eingehenden Kechenichaft»' 

^^B beriebt llher die (jetdauegaben den Ständen tu liefum; er bat darauf tu acbleii, 
^^H 4ait da« BaamateriaL in einer dem Preise entsprechenden Qualitüt geliefert und 
^^H j«der übcrduQ vermieden werde; Material und Wcrkzeugo bat er in leloer Ver- 
^^H «abrung £n halten; 3. er hat auf pünktliche Eiuhaltung der Arbeitezeit und Klelß 

^^H i»t Arbeiter zu sehen, die tügUcbe Auszahlung derselben TOfCtmebmen, 4)rduimg»> 
^^M Widrigkeiten und LrndelO xn b«ttr»fea; 4. auEier auf ArbeiCstilhne darf er keine 
^^M anderen Atiignben ohne OeheiQ tifid Wiisen der Stände machen, widrigenfalls er 
^^M die»e i«lb«t bcTahleu müßte. 



t 



Rt'g:iening zur Schau trage. Der kaiserliche Zahlmeister Stephan 
Wiegstpr nahm sich der Bauarbeiter an, welche sich über schlechte 
Behandlung und Lohnverkürzung von Soite Fürths beschwerten, und 
[itellte einen Streik derselben in Aussiebt. Diese ßeschwerden nahm 
die Hofkaramer Äum Anlaß, an die Stände um Abstellung der ge- 
trennten Verrechnung im Interesse des Werkes, an dessen Zustande- 
kommen dem Kaiser und dem Lande so viel gelegen sei, heranzu- 
treten; das wöchentliche Gelderfordernis möge vom standischeo 
Einnehmeramt dem kaiserlichen Zahlmeister gegen wöchentliche 
Recliensehaftslegung verabfolgt werden; eiue Kontrolle über die 
richtige Verwendung des Geldes sowie über den Fortschritt der 
Bauarbeiten sei ja den ständischen Verordneten jederzeit unbe- 
nommen. ') Die Stände beharrten jedoch bei dem ihnen einge- 
rRumten Zugeständnisse mit dem Hinweise, daß die Oberleitung der 
Bauten ohnehin den kaiserlichen Inspektionskommissären zustehe. 
Nicht ohne Gereiztheit wiesen sie die Verantwortlichkeit für den 
schleppenden Gang der Arbeiten von sich, welchen jene verschulden, 
welche »dergleichen difficulteten and disputen verursachten «.^j 

Die 80 eingetretene Spannung zwischen der Regierung und 
den Ständen mußte verschärfend auf den schon bestehenden 
Konflikt zwischen ihren Organen einwirken. Die VerhRltniaäe worden 
immer unleidlicher; persönliche gegenseitige Beleidigungen der 
Beamten kamen vor und des Geplänkels wurde kein Ende. 
SchlieÜlich sah man doch auf beiden Seiten ein, daß unter eok'hen 
Umständen eine gemeinsame Arbeit auf die Dauer unmöglich sei, 
und so führte man im Herbste 1615 eine genaue Regelung des 
Dienstverhältnisses durch, worauf bei beiderseitiger Isachgiebigkeit 
ein geordnetes Zusammen wirken erfolgte. Ein solches war damals 
um 80 mehr von nöten, als durch ein Hochwasser die kaum wieder 
in Stand gesetzte Schlacht im Laehstampf neuerlich »von Grund 
ans* zerrissen wurde; der Schaden betrug gegen 20OO fl. rheinisch 
und war hauptstichltch durch die Nachlässigkeit eines Baubeamten 
verschuldet worden.') 

Ais im Sommer 1616 die iron den Ständen bewilligten Bei- 
träge erschöpft waren, legte Fürth eine eingehende Rechenschnft 



') Schreib en d«r Hofkammer an die DiederQrtftmichUchon StAnde vom 

H. Juni 1613. 

-) Antwort der Stindo vom 15. Juni 161Ö. 

^\ Bericht FiiTths ua die Stände vom 15. Dnember 1615. 



^^'^i^' 


■ 


■ 


149 1 


^H über dieselbeD ab') imd Übergab die Geldgebaru 


Dg dem kaiscr- 
eine eräame landt- 


^^M *) LUta oder khurtzer extract, m6 djejenigeti '— f., »o 


^^H tch&fn diu erz!i«rxog:tbuinbti Oeiterfeich under det Euns 7.nm Nus 


idorf ansehen J 


^^H woaiergepew verwilligt, spendirl und sn^ewendt Hordeu, 








^^H EratUchen h&ben die ziutmerteutL 19B4' ^ tngJohu auf 








^^M den schlacbten and pawstadt iedes tags lä kr verdient 


491 f. 


7 kr. 


2. 


^^1 Item b&ben die ratgeber 1299 ttglobn iedei i&gt 12 kr. 








^^H rordieat 


29Ö f. 


48 kr. 




^^H Die tagnercher babeD im atainprucb und nuf den 








^^1 «chlftcbtea l6.334i tag'lolia zu 10 kr. verdient 


2722 f. 


20 kr. 




^^^^ Item auf crkhautfaia^ zjlla und eaill per < . , 


322 f. 


31 kr. 




^^^^^^ Aur erkbauSTung Aübb und andern balz«s ...... 


1795 f. 


n kr. 




^^^^^P Stftcbl und eysen khaitfT per 


1133 f. 


39 kr 




^^^f Auf gnadengabeti, CDTumiosioii, zeerun^ea. wein, deA 








^^H vbergoberi und polliers adiuDcten besoldung . 


671 f. 


15 kr. 




^H Item 593 stiblcüi kbolL kbautf, teder per 14 kr. ... 


124 f. 


4 kr. 


2. 


^^H Item habet) die BtaiapTDcber, jiflasterer und scbinidt- 








^^H kbnecUl 1383 taglobn iedea per 12 und 14 kr. verdient 


318 r. 


26 kr. 




^^H Item auf ab'£alluo|^ piater, pader, sehen tdtü zerrung, 








^^M nibinger «chmidt trinkb ^eh, den acbülfleutct] und tagwerdiern, 








^^1 10 woU conducieruagf der verstorbenen 


52 f. 


35 kr. 


2 


^^H Item bolz- und eyseDfuehrti ton Wlcan uüd nusti walt 








^^H io kajBl: paustadl albie eu Nujsdortf ; item ecbeibtrucben und 








^^H actiiner kbaull' per ................... 


62 t 


42 kr 


2. 


^^M Item fliiibtsuneottei], abgaog am gelt 


34 f. 


22 kr. 




^^^ D«« Cotmau Neuilt verrichte ataiti, schidt und hoU- 








^^H fuohrii, auf die neue achlacht nnderhalb radtendorff nnd ina 








^^H Eiftkbi^lbl «ein 861, vod ieder d ß, macbec in gth ..... 


968 r. 


37 kr, 


2. 


^^H An obgemelte orth hat er 104'/^ fuehr peuaeb gefuert. 








^^M i«de [ter 4 f. 4 ß. . . , 


470 f. 


15 kr. 




^^M Item bat er im Laehitampf vom 16*:^ ma; bii 6'*" ati- 








^^M giiatl anno 1616*7 ''00 scain und sebitruehrn verriebt, voa 








^H ■iner 30 kr . 


350 f. 


— kr. 




^^H Au g«inelt«B orth öl ainfache pea«chfuebm v^erricht, 








^^H voa ieder 3 f. 


153 f. 


- kr. 




^^H Von obbeBohrlbeaen fnehm, so Neusl icn Lacliaiampf 








^^H verriebt, tbt ibme kbeSne ordiaanz gemacht worden. Wan 








^^H ini]U ab«r bey dem alten lohn, wie es andere gvfilrtb vnd 








^^H dftbey gnr voll bestanten, verbleitwn lest, to ^ebürt ime von 








^^H «tner toppelteti p^uMcbrnebr 6 f., von einer Mtaia vmJ tclut- 








^^H fnabr vom atainpruck bis im L^achstampf 30 kr. vnd inebrers 








^^1 Dicht, wie dan äolcbts di« wocb«u particuLar, «o in doa herrn 








^^H WotäTen Fuertb«n, gewesiea viadomba »eeligeti, raittungon vod 








^^H anno 80'*" Ina anno 1605"'" toaeriert, mit niehreni, da niftu 








^^^^^ bojr dvr N: U: cumiuer buecbhulterey uaL'hicivlagen wierdl. 






^ 



150 



lieben Zahlmeister Wiegster. Infolge GeldniaDgele koDote jedoch 
auch im Jahre 1617 die Herstellung des Beschläcbtes am linken 
)onanafer nicht vollendet werden, und so bewilligen die Stände 
jermala 5000 fl., deren Verrechnung im Frühjahre 1618 wieder 
Fürth übernahm. Die Wasaerbaaten waren damals durch den Eis- 
gang in ©inen recht schlimmen Zustand geraten; die Schlacht im 
Laehstainpf war in einer Ausdehnung von etwa 20 Klaftern zerrissen 
worden. Kaum wieder hergestellt, wurden durch das Hochwasser 
im Sommer 1618 die Schlachten im Enzeradorfer Graben, Eisen» 
külbl und Lachstampf abermals arg beschildigt: sie wurden wieder 
ausgebessert; dann scheint die DaufUhrung durch Jahrzehnte hindurch 
gfinzlich eingestellt gewesen zu sein. 

Der andauernde Mißerfolg war nicht geeignet, eur heimischen 
Wasserbautechiiik Vertrauen gewinnen zu lassen. Da -trotz der 
bisher aufgewandten grossen Unkosten nichts befriedigendes ver- 
riebt worden* sei, ließ Kaiser Matthias, welcher den Strombauten bei 
NuHdorf großes Interesse entgegenbrachte, im Herbste 1615 »vier 
berUombte Maister aus den Niederlanden, welche eich aof das 
Wiissergepeu ansehenltch verstehen sollen«, nach Wien kommen.') 
Der errtte Verhandlungspunkt mit den Niederhlndem betraf ihre 
BesKjldung; die Regierung wandte sich hiermit an die Stände, da 
weder der Vizcdoni noch das Salzamt >iimbwillen derselben hc'ichsten 
erschöpf ung und überladenen büuffigen ausgaben* das erforderliche 
Geld auftreiben künnten.^) Die Stände aber beriefen sich auf das 

&uiweiieB werden; dabe^ er Nenal ohno aindge difficultet in 
erweguBg, du* ime von den audera fuehro ein groaaer aner- 
liülrter [olin pueiert worde'n, es auch verbleibet) iasseQ khan. 
Summa tambt dem rest aller vernchten ausgaben 



9966 f. 34 kr. 2 ». 



^^^ Des Cot man NeusU verriclite penaefa-, oehidt* and 

I lUiinfuebm tbüen in einer »timma , . 1941 f. n2 kr. 

I Darauf hat er von mier \a barem gelt inhalt qaiUung 

I empfuagen &078 f. 19 kr. 2. 

I Rentiert al<ö Nousl vbw allen seinen verdienst . , . 137 f. 32 kr. 2. 

^^L Nota. 

^^V Waa er »vit Ata 6. angtuti anno 1616V fu^f fuefarn 

W verrieht, hat der 'wauersablmeiiter Stephan Wiegaler and 

I sein ge^nichreiber zaverantw orten. 



E. Fuert. 
') Kaiserliches Dekret an die Stande vom 8. Oktotjer l$lö. 
•) Dekret der Regterong an die ßtinde roni 8. März 1616. 




151 



ZugestAndni?^ daß ihre Beitrüge nur auf MaterialbfgchaöUDg und 
Arbeitslöhne, keineaweirß naf Besoldung von iDgenieuren verwendet 
werden dürften; sollte dies trutzdem peschehen, seien Stockungen 
in der BaufüLninj!: zu befürchten. 'ji Die Verban dl untren kamen über 
die Gehaitafrage nicht hinaus; und so zogen die Meister uover- 
rich teter Dingo wieder in ihre Heimat. 

Im Sommor 161H lejitf der kaiserliche OberstaÜtneister Maxi- 
miliiin V. Lieehteiisteiu durch den Kardinal Kiesel dem Kaiser das 
Anerbieten einer ungenannten Ferstin vor. die Donau dchiflTbar bis 
Jtur 8fadt zu leiten.'-) In einem BriefR aus Prag-') legte Kaiser 
Matthias dein Erj;herzi>ge Maximilian die DurehführUDg des Projektes 
warm ans Herz, da der Anonymus im Zusammenhange mit der 
Regulierung des Donauarmes die Umgestaltung der Leopoldstiidt 
j!u einer Insetfestung plante. Oie Stünde bewilligten, freilich nur 
mit Widerstreben, ira Frühjahre 1617 5000 fl. zur Ermöglichung 
dcÄ Projektes*); gleichwohl würde ea — aue nieht näher aufge- 
klarten Ursachen — eicht ven'rirfclicht, ja nicht einmal begonnen. 

Auf die Kunde von der frjrtsehreitenden Auötrockiiung des 
Donauarme!« bei Wien fand sich 1623 — es führte damals der 
Arm fast kein Wasser mehr — der Architekt Hans Konrad Asper 
aus Salzburg in Wien ein und bot der niederOsterrei cht sehen Kamtüer 
und. als er hier kein GehOr fand, den niederüsterreichiscben StSndeD 
seine Dienste an. Seinem Ofl'erte legte er eine auf der Höhe de» 
Leopoldsberges von ihm aufirtnomraene Skizze des Donautales bei. 
Er warnte vor ."Saumseligkeit, da diese das viillige Verachwinden 
des Armes verschulden würde. IJber Verhandlungen mit Asper Liegen 
keine Nachrichten vor. 



') Antwort der Stande vom 21. Mätk iGlß. 

*) Der Anoitymus verwei«! auf don J^chndeo, den die Stadt Wien ali 
HftndeUitadt iiod FcRtting' durch die zunebinende AuütrDt-knusg^ des DonKotiriMC!» 
erleide. Er «rbietot sieb xur BeheliiiD^ de# übeliiandes und verspricht, im t'all« 
d«i» Mißling^enB die Kosten rlickiuerststten. Er verweist «nf die bei der Hegulieruog 
de« Armes lich ergebend« rreleganheit, die Vorvtadt zwischen d«r Tabor- und der 
Btblagbrilcke tnil tsUirken Bollwerken und Gräben zu veraeben; er beruft sich 
htrii<irhllii>b doH Htriili-gischei] Werte« einer solchen Fe'^tung^iianlagB anf t.Hxar 
€vbiv(«ndi, (■riifen M«n»fetdi. ChrisUipb v. Tiefenbach u. &■ Klk den Wasser- und 
tVeltingsbiiu seien jttbrlich BüOO — lOJXlO fl. erforderlich. — Der Geduike. eine 
befeitigte Doniiuittidt ftasttlegeti, uuctite lebon lf»T7 auf (Weiß, Geaebiebte der 
»tadt Wie», U.. 315 f ) 

») Vom 8. Juni 16 Iß. 

*) BewiKtgttng der i^tünde vom 31. Mai 1617, 



152 



Nicht viel mehr Beachtung als Asper faod 1626 der Bao- 

nieister der oberüaterrei eh i sehen Staude Anton Fungier, welcher 
schon 1604 den V"orschlap gemacht hatte, »mit gewissen Instru- 
menten« die Donau bis zur Stadt aehiffbar zu machen. Vun den 
Schicksalen des Projekte» wissen wir nur, daß zu seiner Prüfung 
eine KommJäsion einberufen wurde i dann scheint es ad acta gele^ 
worden zu sein. 

Endlich seien der VoUatlJndigkeit halber zwei Projektanten 
dem Namen nach angeführt: Sofiano Melelti de Candia (1607 und 
1613) und Heinrich Bruce, gleichfalls ein Ausländer (1614). 'i Auch 
ihre Plane fanden bei der Re^'erunfj keinen Anklang. 



W^. 



Die Dotiin, v«D dar BSbe d» LMpotdfljvTgi-« iteiM'lieii, i» Jabr« iCiS. 
(Ki«d«r«fll«rri<l«til»«bM L»m(l«*«t«faiv. I,. A, S. 16.} 

Kapitel 0, 

Die Hemmungen des dreißigjährigen Krieges, — Folgen 

derselben. 

Durch die Wirren des dreißigjUhrigen Kriegres erlitten die 
Wasserbauarbeiten hei Wien eine Irtn^'ere üuleibrechunff. AU eine 
Folge diei^er Vernachlässigung stellte sich die Versandung des Wiener 
Armes ein und die Anzeichen, daß der Donaustrcia sich einen neuen 
Lauf durch das Marcbfeld bahnen werde, wurden immer bedrohlicher. 
Es wurde Kwar r.\i wiederholten Malen ein Anlauf gennrnnien. diesen 
fUr Wiens Handel und Appro\nsionierung so gefahrdrohenden und 

') ReichißnKnxuchir, Österreich^ W. ra$e. 41. 



I 



im 

nachteiligen Erscheiiiuofren entgegen au treten, doch blieb man infolge 
der Hemmnisae der unruhigen Zeiten immer wieder stecken. 

Im Winter 1634 wurde eine Kommission einbernfen, um den 
Strom durch den »alten Arm bei Nuüdorf -^ kontinuierlich zur Stadt 
zu leiten. ') Doch führten die Beratungen zu nichts. Im nächsten 
Winter (1635) faßte die Regierung die Sache energischer an, Es 
erging an die Verordneten der StJinde ein kaiserliches Dekret ^!, in 
welchem der Kaiser seine Absicht kund tat, an den demnäehBt ein- 
zuberufenden Landtag mit einer Geldforderung zu den Nußdorfer 
Wa-sserba Uten heranziitreten. daß jedoch unterdessen bei dem da- 
maligen Wasserstande, welcher sc/ klein sei, wie er seit Menschen- 
gedenken nicht gewesen, die gtlnstige Gelegenheit zu einer Bagge- 
rung des Annes benutzt werden müsse; es sei diese sofort in Angriff 
2U nehmen, die notvvendigen Kenuisiten durch eine »allgemeine Hilfe 
aufzubringen und als Arbeitsleute von den nächst gelegenen Orten 
»eine ergübige anzahl Personen < zur Hondrobut zu stellen, wogegen 
diese Leute bei der nilchsteu LandtagshewilUguug entsprechend 
ver.schont werden sollten. Das energische Vorgehen der Regierung 
paUte der selbstsüchtigen Interessen politik der Stitnde nicht; ob- 
wohl die siifnrtige Inangriffnahme der ein Lebenainteresse der Stadt 
berührenden Arbeiten dringend geboten schien, machten die Stünde. 
um ja keines ihrer Gerechtsame antasten zu lassen, »Schwierigkeiten. 
indem »ie erklarten, sie kiinnteu dem kaiserliehen Begehren nicht 
nachkommen, da ohnf^ einen Beschluß der Stünde dem Lande keine 
Lasten aufgebürdet werden dürften; die Regierung wolle sich daher 
die kurze Frist bis zur Tagung des nächsten Landtages gedulden. ^) 

') Die nioderflflterreicbigchcQ Släa^ie eotsendleten je einen Vertreter: Abi 
JobABD TOD den Schottvii, Gundaker Herrn von PolbHtin nad Mtuimilian von SerDdein. 

') V^om l'i. I>eiembt«r 16;i5, 

'J Antwort der stnadiacbon Verordneten vom 18. Deecmber 1635. — 
•. , . Nun wultlea diasem eur kavterlicbea mxyestaet allergeuedig'iateti b^gcrn wir 
tmaers tbjiila tn tioderthenikhait gern nvcbgeleben: Es wiaien nber dieifllbe celbst 
Bllerpeaodigist, wie vill und otTtmaU. gondorlich aber erat jungstlicb, als die be> 
wuHNt« nu7,&ll nioel van Rai nncher Creiubs eh liftm durcb dero aa«eh«nllvht! 
herm gehainibe rSth, jeilgan bcrrn Statthalter und berni landtm&racbalch ge- 
eacebt worden, wir tins j«de«eit mjt dem« cntschaldigt, dji»i crRfft der lob- 
liehen alikndt «chlnsa und darüber gefertigten iottructioQ uan 
gemetBen inbibirt sei, Autisr der itAndt irArwiBien und beichrei- 
bung fiinige dergl«icben rerwillij^ung tlb«r nni so Beinben, weniger 
ainem oder denn nDd<>ri] vierll den Uodt» dvrgleicben onera auf- 
XII Irnge n. 






154 



Zttif Baggerung de* Armes dürfte es endlich doch gekfjmmen sein, 
da wir hfiren, daß ungefähr im Jahre 1647 ein Schiffahrtsverkehr 
von Nuüdorf zur Stadt wieder bestand. 

Noch gL'fährliehere Folgen traten durch die Unzulünglichkeit 
und den aehlechten Zustand der Scbutzbauten am lioken Stromufer 
KU Tage. Ei riß der Strom 16^5 von der Kuhau bei Tuttendorf etwa 
2QQ KJaiter weg und brach in ein »altes, kleines Rinnsal« ein, welches 
hinter dem Üorfe Enzersdorf (Langenzeradorf) gegen Jedlesee zurann; 
der neue Arm vergrijßerte sieh von Jahr zu Jahr und war 1638 bereits 
so wasserreich, dal,) ziemlieh große Schiffe ihn befahren konnten. 
Es wurde befürchtet, dali die Donau ihren Lauf zwischen Strebers- 
doii' nnd Jedlersdorf sowie Gerasdorf und Eipeldaii durch das 
Marchfeld ungefähr gegen die Stadt Enzersdorf (G roden zersdorf) 
nehmen werde') »zum ungeheuren Schaden für dai Marchfeld. aber 
auch für Wien«.'') 



Weila uns dan aus diK^er der «tändt cogemeftsvnen iahibitiDD zu schreiten 
khninesweegs gebieren wiH. di,«iser bescbreliiBOg od*r citation anth kli&iu landts- 
mitglldt )}arIreQ vnd also Bfhlecfater clT^ectus unferLoSTeo teia wtlr<ie und über 
der von eiir kayaerlichea ma^'eBtät ausgogcbribene allg'emAiDe landtai^. olda dia* 
sclllLie wegen fijrtsezuDg dieses w&sscr^ebetie« die gei^ombten »laudt taul oh«IIigirt«n 
decretd olmedie»» atiifiisuecbea alltigeoedig^ist eutscblusneu, bcrait an d« bandt: 
Als bitten eur kayserliche inayestÄt wir hiomit ulleranderthenigiit. *y geruchen 
am «r«tgemelten umsehen und itnpediineDten nnaer mit dissem befnem fiir difimiil 
allergeciedi^ät lu rer^choDcn, die« entschuldigt] ag^ m kajaertiebtfii Ungnaden nit xo 
vermeikben und disg werkb auf Etchiemt khunti'iigen landtasr. dabin noch ain 
cUiae eeit. allergenedigiil anüteben cn laatea. 

Zu d«ro kavseTlioben Luiden und getiaden itrir uns in aiienindenbetiigifiteii 
gehorssmb entpfeblen 

verordtneie. 

Die Verordneten waren be*fthlt« B*anite der Stände; sie waren Mitglieder 
der Stände, \e awei bu9 jedem der drei oberen StSnde, und vermittoltot» den Ver- 
kehr mit der Uegierung, Die wiederholten Versiicbe der Krone, die Verordneten 
aU Beamte d^s Staates aufKcifasgen, wteaeo die Stände auch in der Folgezeit ent- 
schieden Earilck. V(fl. Pfibram, »Die niederiisterreichigcben ötlnde und die Krone 
in der Zeit Kaiser Leopold 1.« in den Mitteitungen det Institutes Cüt österreichisch« 
QefchidjtsfoTschung. XIV,. S. 629. 

') Tnt^ücblicb 6ndet sich noch auf der 1818 aufgeDommenen SituationR- 
karte der Donau ron der EniiJ bi« zur March fdexzeit iin Beüitxe der Donau- 
rogulierangtkömmission) ein Wassergraben von Langenaeridorf zur icb«rarxen 
Lacke und von dieser nach Jodlosee su vor; von .fedlesee streicht eine Furcbeu- 
tinie nach Leopoldau. «odunn nürdlfcb von fCngran. IISreich«tetten und .49pera 
gfj^'en die Donau zu: der obere Gjabcn »iid aU ,1edIese*T Graben, der untere als 
Pfaifen lacken bezeichnet 

-I Bericht der fvUlu.ie dq Ueu Kaiiier vtjnj -J. Müry. 16'JR. 



Durch den Andrang der Donau gegen den Biaamberg wurde 
Tuttendorf zum Teile zerstört, der Rest des Ortes dem Untergange 
niihe gebraeht. Propst Bernhard des iStiftes Klosterneuburg, welches 
hier die Grundobrigkeit, das Urfahr und einen Meierhof (den Tutten- 
hof) besaß, eoivie die Stadt Korneuburg, welcher der Ort mit dem 
Landgerichte unterstand, schritten bei der Regierung — der erstere 
im Wege der Stände — um Errichtung von Schutzbauten obc-r 
Tuttendorf ein. Im Herbste 1641 fand sich eine Kommission im 
Orte ein, welche die Garten desselben iveggerissen. zwei Häuser 
unter Wasser, die übrigen Gebiiude aber in großer Gefahr vorfand; 
gleichwohl sprach sie sich gegen die Aufführung von Bauten aus, 
da diese mehr kosten würden aU das ganze Dorf wert wfire; das 
Stift Klosterneubürg könne seinen Meierhof und das Urfahr, welches 
ohnehin nicht mehr als 100 tl. jährlich trage, auch anders wohin 
vorlegen, 'j Infolge des Blangels an Vorkehrungen fielen noch weitere 
vier Hü User des Ortes den Finten der Donau zum Opfer. *J 

Dagegen wurden bei Langenzersdorf zur Abwehr des Stromes 
die Sehutzbaaten erneuert und ausgestaltet. Über die niehrjührige 
Bautätigkeit, welche hier entfaltet wurde, fehlen nähere Angaben. 
Wie notwendig diese Strombauten bereits waren, zeigt sich aus dem 
Umstände, da IS sie selbst zur Zeit der Schwedenbedrangnis 1645/46 
nicht auller acht gelassen wurden und zu Neujahr 1646 von den 
nie^leröaterreichischen Ständen »außer den jüngst bewilligten 5000 fl.* 
noch eine weitere Beihilfe zur Fortsetzung der Wasserbauten bei 
Naßdorf bewilligt wurde.'') 

Im Herbste 1647 zerstörte ein Hochwasser fast alle Schatz- 
bauten um linken Ffer. Bei Naßdorf hingegen bildete sich eine 
große Sandbank, welche die Einfahrt der SchiflFe in den Wiener 
Arm nur mit großer Gefahr zuließ. Da die Gefilhrdnng des Ver- 
kehres eine dringende Abhilfe erforderte, wurde die Sandbank in 
kurzer Zeit beseitigt, wnhrend die Wiederherstellung der Strom- 
bauten am jenseitigen Ufer mehrere Jahre erforderte, 

Kaum vollendet, worden sie durch eine neuerliche Überflutung 
Iti.Tl vernichtet. 



^> Beriebt der KoBmiiasioD an die Regienang vom 19 Nü?emliör 1B41. 
{BüiicfastiDaDK^rchtr, üsierr VV. f. 4]j; Starzer, Gescblchte der Su«lt Komcuburg 

8. mi f. 

') Starker, a. a. O. 8, 691, 

') Feil, Die Schwedeii in Niaderüateneich^ in »Qu«Ueti und Foncbuflg^D 
«ur v«t9rlltiiii*ch«n Geachiclite«, ISIS, S. 45B. 



106 



Kapitel 10. 

Die Errichtung- eines Teilungswerkes bei NuiSdorf. — 
Widerstand der StHnde gegen fernere Beitrage, 

Derartige Verlegungen des Wiener Armes, wie eine solelic 
1647 stattgefunden hatte, traten regeliuflßig im Gefolge eines Hoch- 
waaaera auf und wiederholten sich um die Mitte des XVH. Jahr- 
hundfrta in einer raschen Aufeinanderfolge; so insbesondere nach 
der verheerenden Üherachwemmung im Sommer 1656; 1665 war 
das Bett derart mit Sand und Gerüll angefüllt, daß kein Schitf ein- 
fahren konnte und eine empfindhche Stockung in der Approvi- 
sionierung der Stadt eintrat; 1667 endlich war der Lauf so ver- 
sandet, daß man ihn an mehreren Stellen *sine vestigiO' trockenen 
Fußes passieren konnte. ') 

Da durch die Schwierigkcitea und die häutigen gänzlichen 
Unterbrechungen im Schifl'ahrtsverkehre zur Stadt das tvirtschaftliche 
Leben Wiens in fühlbarer Weise litt, trat die Regulierung des 
Wiener Donauarmes wieder in den Vordergrund der ößentHchen 
Aufmerksamkeit und wurde zum Gegenstande einer mehrere 
Jahrzehnte langen Bautätigkeit gemacht. Die Anlage von Buhnen 
ftm linken Donau ufer hatte sich als nicht genUgend erwiesen, um 
den Stroraätrich auf das entgegengesetzte Ufer zu verschieben und 
hierdurch den Wasserreichtum des Wiener Armes zu erhöhen. Im 
Jahre 16G5 schlug Philibcrt Lnchese vor. durch Errichtung von 
mit groDen Steinen ausgefüllten Wehren an gewissen Orten Abhilfe 
zu schaffen; im Sommer dieses Jahres wurden Erhebungen über die 
Durehfuhrbarkoit des Projektes gepflogen, welche jedoch zu keinem 
Eesultate führten. Die Regierung entschied sieh für den Bau eines 
Teilangswerkes an der Ausmündung des Armes bei Nußdorf, welche 
sich damals bedeutend weiter abwürts von der gegenwärtigen Aus- 
mündungöstclle befand. Es bezweckte, die Strümnng gegen den Arm 
zu zu vergrößern und so den Abbruch des Gerölles und Geschiebes 
zu veraulasäen. In welchem Jahre der Bau begonnen wurde, dessen 
Leitung der kaiserliche Schiffmeister .Simon Peter Langsteger über 
hatte, konnte nicht genau festgeatellt werden; im Jönucr 1672 war 
er »schon seit geraumer Zeit stark in Arbeit begriffen«. Auf Über- 



*) Weiß, Geschichte der Stadl Wien. II., ü. 847, bericblöt, daß 1656 Ana 
Projekt auftauchte, h«i NuUdorf vom I1ftü}»t»U'ome aus einet» neuen KumlI «u grab«u, 
d»s«ea Bau aber nicht za itaade^ gekomtnea wäre; er fiilirt jedoeh kebw Quelle »n. 



157 



reste dieses Separatioiiswerkes. welches das erste bei Kußdorf an- 

f ele{;te war '). stieß man vor kurzem bei der Errichtung^ der Noß- 
dorfer Wehraulage. 

Bei der BeschaffuDg der für den Wasserbau erforderliclien 
Geldmittel kam es wieder zu mehrfachen Differenzen zwischen der 
Regierun|r und den Ständen, welche f^cradc unter Kaiser Leopold I. 
flicht ohne Erfolg- ihre Recbte und FreiLeiten zu wahren wußten.^) 
Auf dem am 1,0. Januar 1662 eröffneten Landtage bewilligten zwar die 
Stflnde, durch die Tlirkengefahr gefügig gemacht, nebst der •ordinari 
steu&r« und 300.000 H. >zu freyer disposition* nooh 200.000 ii. »auf 
daa schleinigst antieipato zu entrichten* auf die Kriegsrüatungen. 
die Fortsetzung der Befestigung Wiens sowie zur »prosequierung 
der Nußdurfer und Tullner Wassergebau*.'') Wie man aus der An- 
führung des Wasserbaues im ZiisammenhagB mit den kriegerischen 
Vorbereitungen ersehen kann, war für die Regierung weseutüeh 
der milililrischc Gesichtspunkt bei der Betreibung des Banes maß- 
gebend. Auf die Bereitwilligkeit der Stände mochte auch das Ver- 
sprechen der Regierung von Einfluß gewesen sein, nach einem 
FriedensscblusBe eine Erleichterung der Lasten eintreten zu lassen. 
eine Zusage, welche aber nicht eingehalten werden konnte. Aus 
Unmut hierüber lehnten sie, als sie im Juli 1665 eingeladen wurden, 
in die Kommission zur Beratung über den Wasserbau Vertreter und 
Sachverständige zu entsenden, jede Teilnahme an den Verhandlungen, 
aber atich jeden finanziellen Beitrag ab. Bei der Begründung ihrer 
Haltung nahmen sie es, bewußt oder unbewußt, mit der Wahrheit 
nicht ganz genau. Sie erklärten, sie seien nie zu solchen Kom- 
missionen beigezogen worden; auch hotten sie keine SachverstHn- 
digen in ihrer Milte, solche würden übrigens ohnehin von der 
Regierung aus entsendet j endlich falle die Herstellung der Bauten 
ausschließlich in die Kompetenz der Hofkammer. welche sie aus 
dem Maut- und AufsehlaggcfäUe bestreiten solle; die Stände hätten 
zu de» Nußdorfer und Tullner Wasserbauten schon viele tausende 

■) Die «Kirchl. To[K)gr.€, Bd. 15, 8. 317 — nach diaser Qu«ll« PttsVteeh, 
». *. O. &. 85 — berichtet, dafi Hoyo» bereits an der Auwoündnng dea von ihm 
gegrabenen Kaoales ein festes Teiluö|^werk erricbtet btthe. In dam mir verfüg* 
baren Aktenmateriale finilet sich Über eme derartige Tfttigkoit dea Hoja« nichts 
TOT, Hiermit «töht im Einklang, daß in der Skü«e Aipere voto Jahr« 1623 ein 
lolcliea Werk nicht ttiogeseiähnet iit. 

I) Pfibr&Rj, a. a. 0., S. 58i) ff,, inabeKondere H. ßI9 ff. 

^ Starzer. GcHcfaiclite der Sladl Komenburg, S. 180. 



Gulden unter dem Titel »aur freyen digposition « bewilligt. Es be- 
durfte längerer Verhandlungen, bis sich die Stände Mitte September 
des Jabres zur Bewilligung von 3000 fl. »in abaeblag von der 
heurigen, demnUehst zu erwartenden Landtagsbewilligung« herbei- 
lieOen. 

Einen anderen Anlaß zu einer Ausein an dersetznng' fanden die 
Stande, als sie im April 1666*) »unib der stachen Ihnen selbst am 
besten bewussten hohen iinportanz und wicht igkkeit willen« z\xt »eil- 
fertigen« HerbeiBcliaffung von IJ.OOO fl. in Abschlag der nächsten 
Landtagsbewilligung aufgefordert wurden; »e^ sei kein minuten Zeit 
mehr zu verliehren« und es mODten >alle dahin benötbigten mate- 
rialien bis auf das lezte stuck b unvermeidentltch zur Handt ver- 
schafft werden«. Nun hatten aber die Suinde, schon seit längerer 
Zeit mit Reform planen des atttndischen Finanzwesens beschftftigt. 
den Beschluß gefaßt, keine Antizipationen mehr »u bewilligen, 2) In 
Aast'uhrung dieses Beschlusses erklärten sie auf das kaiserliche 
Dekret hin, daß sie, uro kein Präjudiz zu schaffen, sich in keine 
Teilbewilligungen vor dem definitiven Landtagsbesehlusse einlassen 
wollten, da sie hierdurch zu Anlehen gezwungen würden, wodurch 
ihre Schuldenlast eine immer größere würde; sie bäten um Aufschub 
bis zum Landtag, da die Tallner und Nußdorfer Strombauteu 
ohnehin in die Bewilligung eingestellt wären und durch den im 
Fnihjahr sich erhöhenden "Wasserstand der Donau eine Unter- 
brechung der Arbeiten stattfinden müßte- *') Tatsöchlieh scheint eine 
solche Unterbrechung stattgefunden zu haben ; denn erst im Herbst 
dieses Jahres wiederholte der Kaiser seine Forderung') und stellte. 
um die StJlnde willffihrig zu machen, die GrewUhrung einer Schiffs- 
maut in Nußdorf in Aussicht, von deren Ertragnis sie sich bezabh 
machen sollten. Die Stände trauten aber einem solchen Danaer- 
geschenke nicht; sie befürchteten, die Maut künne ständig werden 
und zogen es daher vor, 6000 fl- in Abschlag der Bewilligung für 
das Jahr 1667 zu bewilligen.^) Durch die langen Verhandlungen 
war jedoch abormals die günstige Bauzeit versäumt worden, weshalb 
die bewilligte Summe länger als ein halbes Jahr im Einnehmeramte 



*) Kaiierliches Dekret an die StSnde voin 5. April 1666. 

') Pfibram, a, a. U., S. 609. 

^) Antwort der Stände vom 10, AngciBt 16G6' 

*) Am 26. Oktober nnd 13. Nurember 1666. 

") BesohloÜ der Stand« rom 17. Juisnar 1667. 



Alft 



ifl 



liegen blieb, ohne daß vom Hofe aus über sie verfügt worden wäre. 
wodurch die Stiinde die Interessen verloren. 

Obwiihl so die Httindische Politik für die Waaaerbauten die nach- 
teiligsten F'oJj^n gezeigt hatte, ließen die Stände, als im januur 1672 
7000 — 8000 H, nötig waren, um den Bau bei dem günstigen Wasser- 
stande mit geringen Kosten zu fördern, ruhig wieder die Zeit bis 
zum FrUhjabre verstreichen. Erst auf ein Ur^ieruogsdekret vom 
4, April, in welchem die Befürchtung ausgesprochen wurde, daü der 
Bau infolge Geldmangel ins Stocken geraten und die wachsende 
Donau das bisher Crebaute zerstören werde, bewilligte der damals 
tagende Landtag die geforderte Summe. 

Das Teilungawerk Langstegers hatte nicht den gewünschten 
Erfolg; .-^chon mich wenigen Jahren zeigten sich die alten Übelstande 
wieder. Zur Abhilfe sehlag Langateger die Errichtung eines Gegen- 
ppornes »in der vi>lligen Naufarth« oberhalb des vor einigen Jahren 
gehauten Teilungswerkes vor. Diesem Vorschlage gegenüber stand 
das Pntjekt des Wasserbau meiste ra aus Brixen. Sebastian Gall. 
welcher unterhalb des Teilungswerkes beim »{»gekannten 'Waseha- 
kittl« einen Durehötich graben wollte, durch welchen das Wasser 
ohne Anwendung von Gewalt geraden Laufes der Stadt Wien zu- 
fließen sollte. Behufs einer Entscheidung zwischen beiden Pro- 
positionen nahm am 4, August I689 eine Kommission den Lokal- 
augensehein in Nußdorf vor, Gall führte zu Gunsten seines Projektes 
ins TreÖen. daß er ssur Anlage des Kanales nur einen kleinen 
Grabt-'n ziehen werde, über welclien die Buben noch springen könnten; 
«r werde ihn Jedücli derart anlegen, daß das W^aaser sieh selbst sein 
Bett bahnen werde. Dennoch wurde sein Vorschlag als zu kostspielig 
befunden, da er die Beseitigung des Teilungswerkes notwendig ge- 
macht hatte, welche mehr als seine Herstellung gekostet hätte, 

Die Kommission entschied sich für das Projekt Langstegers 
ond erstattete an die Regierung folgendes Gutachten: 1. Das Teilungs- 
werk Langategers. welches als festes, starkes Werk befunden worden 
aei und \*oni Wasser nicht unterwaschen werden könne. mUsse aus- 
gebessert werden; 2. es aei ein Gegensporn nach dem Plane Lang- 
ßtcgera zu errichten; B. ein etwa ein Jahrhundert altes Beschlächte 
an der Nußdorfer Aui, welches Üferrisse verursache, müsse entfernt 
Werden; 4. da Langateger sieh von ferneren Arbeiten zurückziehe, 
aei Gall mit der Ausführung der Wasserbauten zu betrauen, welcher 
durch seine SOjfthrigen Erfahrungen empfohlen werde; 5. die Stelle 



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161 

eines Waaserbauinspektors mit einer JÄhrlichea Besoldung sei zn schaf- 
fen, welcher über wahrgenommene Schäden zu berichten and über 
ihre Ausbesserung Vorschläge au machen^ Reparaturen bis zo 500 fl. 
selbständig, über diese Suiume hinaus roit Genehmigung der Regierung 
dnrehzufültren hätte; als Inspektor sei Gall in Aassicht zu nehmend) 
Am 9. Oktober 1685 erfolgte die kaiserliehe Genehmigung 
dieser Vorschlage, und ea erübrigte nunmehr noch, die Frage der 
rinanziellen Bedeckung zu lösen. Diesmal weigerten sich die Stände 
mit aller Entschiedenheit, für die Wasserbauten eine Partikular- 
bewilligung zu leisten, und als der Kaiser darauf bestand, daß die 
Stande Vertreter in die koramisaionellen Beratungen zu entsenden 
hatten, ordneten sie die Ältesten aus jedem Stande nebst dem Land- 
achaftss^'ndikns ab, jedoch nur »ad audiendum etreferendum«, mit 
dem strikten Befehle, flieh in keine TeilbewiUigungen einzulassen. 
Am 26. Januar 1686 wurde unter der Führung des Regimenta- 
rates Ferdinand Karl Freiherrii von Welz nochmals ein Lokal- 
aiigenschein vorgenommen, worauf am 1. Februar in der Kom- 
miesionsslube des niederüsterreichisehen Regiments unter dem Vor- 
sitze des Statthalters eine > unverfängliche« Beratung stattfand. Nach 
einem Referate des Freiherrn von Welz erklärte der Hofkammerrat 
von Aißhpüchl, dati die Hofkammer zu den iStrombauten finanziell 
beitragen werde und bereits den Beginn der Arbeiten, die Räumung 
des Bettes zwischen Nußdorf und dem Langstegersporne, ermöglicht 
habe, dali jedoch zur Durchführung der Bauten, deren Kosten auf 
etwa 20.000 M, veranschlagt wurden, seitens der .Stände eine Par- 
tikularbewilligung oder eine Erhühung der Pauschalbewillignng für 
das Jahr 1685 um 10.000 fl. notig wäre, so daß diese im ganzen 
L25.000 fl. betragen würde. Aiohpüchl stellte auch die Gewahrung 
einer SchiSämaut an die Stände in Aussicht; doch sowohl dieses 
Zugeständnis als auch Vermittlungsvorschläge des Statthalters und 
des Regimen tsratea Welz acheiterten an dem Widerstände der 
Stündischen Vertreter. Da so die Verhandlungen mit den Ständen 
re^altatlos verliefen, mußte die Regierung sich beqnemen, vorläuäg 
ane dem Pauschale den Wasserbau zn bestreiten; zur ferneren finanziel- 
len Sicherstellung desselben führte sie einen »fundo und neuen zillen- 
aufachlag« ein, welcher jedoch auch nach Beendigung der Arbeiten 
eingehüben wurde, wogegen 1712 die Stände Einspruch erhoben.^) 

') B«rlc)it dot KomiutifiiOD ao ilie Kegierting vam 11. Ao^twt 1685. 
*) Code& Austriftciu. UI, 8. 672. 
JdHtaob d. V. r. UndAkDiide IMS. It 



J 



Durch etwa zwei Jakrzeliiite, bis zur Wende des XVII. Jahr- 
hunderts, herrschte rege Bautätigkeit bei Nußdorf. Insbesondere 
Freiherr (seit 1694 Graf) von Welz, welcher 1697 Vizestatthaher, 
170B Statthalter wurde, widmete sich mit Eifer und Hingebung dem 
Regulierungswerke.') Die Stromarbeiten beschränkten sich nicht 
auf die Ausgestaltung des Teilungswerkes; es wurden auch die 
Buhnen am linken Donauufer wieder ausgebessert. Neue Uferschutz- 
bauten wurden 1693 am retjhten Ufer des Fahnenatangenwaasei's 
hinter dem Augarten. 1692 und 1695 am rechten Ufer des Wiener 
Armes bei Erdberg errichtet."*) 

Trotz der enurmen Kosten'), welche auf die Regelung des 
WasserzuflussBs in den Wiener Arm oder Donaukanal, wie er seit 
dieser Zeit genannt wird, verwendet wurden, war der Erfolg ein 
sehr trauriger. Schon 1714 war der Arm so verfallen, daß bei 
niederem Wasserstande die Schiffe und Flüüe nicht mit ihrer vollen 
Ladnng einfahren konnten. Nach dem Berichte eines anonymen 
Zeitgenossen verschuldete den Mißerfolg der Umstand, daß Graf 
Welz, obwohl er »bis an sein endt tag und nacht vil jar gar keinen 
tleisB noch raUe und sorg gespart, einigen ingeniren getrauet, die 
diesen werk bei weiten nicht gewachsen und ausser scblagung einer 
brücken niemai in wassersachen eine besondere uxperienz gehabt; 
und weillcn selbe den grafen durch ire aus den büehenv gezogene 
theorie eingenommen, die sie niemal in praxi gesetzt haben, so 
konnte er bei undterschiedlichen remonstrationen vor diesem werk 
nicht abgebracht werden.* ^) 

Die Erfolglosigkeit der langjährigen, kostspieligen Reguüerungs- 
tätigkeit mußte eine tiefe Entmutigung hervorrufen. Man scheute 
nunmehr vor umfangreicheren Strombauten zurtlck; ein langer 
Stillstand trat in den Arbeiten ein. Erst in der zweiten Hälfte des 
XVI II. Jahrhunderte brach eine neue Bauperiode an, welche fast 
ohne Unterbrechung bis in die Mitte des XIX. Jahrhunderte wührte. 

■) Die QäederOsterreicbiscbe Statllmlterei von 1501 — 1896, S. 293. 

^) HeichefiaanKarcMv. a, A. 0. — Der AugaxtQn retclite bis an dm Falmeii- 
fitsogpnwftsiior. Im Jiihre 1693 unterwusch der Sttx^m ins Ufer deraTtig, dafi ^r 
Gutenzaan am il Klartef weiter Utidcinwärts verlegt werdon maßte. 

') Eine nichtamtliche Quelle (NicderÜiflterTeiclutcbe» LaaäesuohlT, a. & 0., 
Offeit Fr&ntz.«UB aus dem J&hre 1714) gibt 400.000 Q, an; ein anonymer Zeit* 
genösse {Museom Fr&ncisco'C-Volinuio in Line, Mantukr. 124. Fol. 29(t) gibt »rillmal 
100,000 Gulden« mt. 

*} Die nied«r{!Btorr«iotiUcbe Ststthslterei roD l&Ol— 1S96, 8, 293. 
(IL. T*il folgt ^ 



163 



Nachtrag. 

Der hier am Schiaase beigefügte Plan von Wien ist der Uteste, welcher 
ans Über die Laafverhältnisse des Donaostromes im Weichbilde der Stadt 
nähere Aoskanft gibt. Der Plan gibt ein Bild der Stadt nnd ihrer Vorstidte nach 
der im Jahre 1704 erfolgten Anlage der LönienwXlle und wnrde anf Befehl Kaiser 
Josef I. von Leander Angaissola, kaiserlichem Oberst and Oberingenieor der Stadt 
Wien, and Jakob Marinoni, kaiserlichem Hofmathematiker, mit Beihilfe des Hof- 
architekten L. Hildebrandt und des städtischen Unteringeniears A. W. y. Stein- 
haaser verfaßt; er warde 1706 beim UniTersitätsbuchdrucker Christ. Lercher ge- 
stochen; das Original ist im Besitze der Hof bibliothek, eine Nachbildang im 
Historischen Maseom der Stadt Wien. 



II* 



DIE 

KATHOLISCHEN und PROTESTANTISCHEN STÄNDE 

NIEDERÖSTERREICHS 

IM XVIL JAHRHUNDERT. 

EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER STÄNDISCHEN VERFASSUNG. 

VON 

DB. VIKTOR BIBL. 




I. Lage des ProteBtantiamua zu Beginn dea XVII. Jahrhunderfcs. 

Kampf um die Majorität im Verordnetenrat und Intervention 

des Kaisers zu Gunsten der Katholiken (1600—1607). 

Die Geschichte unseres StÄndewesena kann von jener der 
grüßen Glaiibenakampfe des XVI. und XVII. Jahrhunderts nicht 
getrennt werden, ') Man darf es heute als einen bberwan denen 
Standpunkt bezeichnen, letztere auf rein religiöse Motive zurUck' 
zuführen. Nur derjenige wird den Geist dieser religiüa-politisr.hen 
Bewegung voll und ganz erfassen, der den Kampf der auf strebenden 
Stände mit dem Landeaherm vom Mittelalter her verfolgt und sich 
mit ihren Beschwerden über das Eindringen des römischen Rechts, 
Über die Doktoren, die von den Landesbräuehen nichts verstünden, 
über die landesfllrstliche Behürdenorganisation a. s. w., wie sie seit 
Beginn des XVI. Jahrhundert« immer hautiger ond stllrker auf den 
verschiedenen Ausschußlandtagen erschollen, vertraut gemacht hat. 
Mit feiner Nase haben die Stände darin die Vorboten des landes- 
herrliehnn Abaulutiamus, daa Ende ihrer Freiheiten verspürt. Man 
muß sich nur die Situation nach dem Tode Kaiser Maximilians T. 
vergegenwärtigen, nm die tiefgehende Erregung der Stände, und 
nicht etwa der Adeligen allein, zu verstehen. Mit dem Blutgericht 
von Wiener*Neu3tadt (1522) war sie natürlich nicht aus der Welt 
gesebaffi, sondern nur noch ärger geworden; und nun setzt mit 
dem Auftreten Luthora ein neues Gravamen ein, das eine ganz 
wesentliche Verschärfung der Situation herbeifuhren mußte, 

Ea soll hier nicht niiher untersucht werden, inwieweit der 
massenhafte Übertritt des Adels und der Bürgerschaft zur neuen 
Lehre ein Akt der politischen Opposition war^); das Eine aber ist 



\ 



') Vgl. Jea habsclien Aufsali von: G, Wolf, Forichungcn nnd Fonchnng*- 
JiufgaboQ auf d«Q] Gebiets der Gefeorofonnntioii. Deoticii« Geadbichtibtütter. IV, 
~ . 81 f. 

^ Lasch iD i^üstäneicliisclie Ueichigeschicht«. ^. 404^ ^Vc^V ^ ^x'w^'ä '«.^^> 
vfMg wohl gescbebea wäre, wenn damaU lS.tifeftit.oij, Y«i\ii«tt?i ^»fLwi. *sS, ?tite ■%!»:.**• 



sicher: sobald einmal der Landeaftirat eine andere Religion hat, als 
die Mehrheit des Landes, er sich das Recht anmaßt, dem Gewissen 
Gesetze zu diktieren, da mußte die das ganze Mittelalter hindurch 
nie zur Ruhe gelangte Frage nach den Grenzen seiner Macht aufs 
neue aufflammen, mußte der alte, auf die Äutoritüt des Aristotoles 
gestutzte Grundsatz der Stände: »Princeps siugulis maior, universis 
minor* neue Bedeutung gewinnen. 

Der »Haupträdelsführer« der neuen standischen Bewegung, der 
oberösterreichiscbe Freiherr von Tsehemcmbl, gelangte im V^erlaufe 
des Kampfes zu Theorien, die ihn seinerzeit »um ein paar Jahr- 
hunderte« vorausgeeilt ersebeinen ließen '}; aber sie waren dem 
Wesen nach doch nichts anderes als die mittelalterlichen Lehren 
von dem HerrsehaPtsvertrag und der diesem zugrunde liegenden 
SouverHnetHt des Volkes, wie sie in dem erbitterten Ringen zwischen 
Staat und Kirche, namentlich zur Zeit des Investituratreitea. von 
den Parteigängern der Kurie sowohl als denen dos Kaiserturas, 
von Mannegold von Lauterbacji, Johannes von Salisbury, Thomas 
von Aquino, Gerson ii, s. w. verkündet wurden ^) — Lehren, die eigent- 
lich nur im Calvinismus Eingang fanden, wahrend bekanntlich das 
Luthertom den Satz vom leidenden Gehoi-sam predigte; »Du mußt 
der Übrigkeit gehorchen, auch der schlechten*, und so vielmehr 
einen starken Hemmschuh für die politischen Leidenschaften abgab. •') 

Wenn noch lange nach der Epoche der Gegonreforroation, in 
der Blutezeit des Absolutismus, in den oberen Kreisen Proteatantismus 
und Staatsumwälzung für gleichbedeutend angesehen wurden, so war 
dies nach dem »Nebeneinander* der Erscheinungen gewiß wohl 
begründet, doch der stets auf das »Aufeinunder« sehende Geschiehts- 
foracher wird sich sagen müssen: die protestantischen Stände traten 



d«i kirchlicbeo Reformatioa getreten wlre, und sAj^ dann: »Uudetikbar ist &» 
aicbt, daß dann die PrÄlateabaiik den KriataUiBtttioaskera fUr die widerttrebenden 
Stand« abgegeben bitte and duO der Katnpf Uta db Vorherrncliaft der fQnlUchen 
0«wftlt TOD FerdiDADd im Verein mit dem Bltrger* und BatieriutAad gegen Adel 
nod katholisch« Geistlichkeit h&tte ausgefochten Trerden miiiteo.* 

') StftI«, Zut CharakteTistik de» Freiherra G. E, ». TscheraembL ArchiT 
fttr {l«t«rreichitehD Geschichte. IX, 8. 174. 

^f Bexoid, Die L«hr« Yoa der Völkdsouverinelät im Mittelalter. Historisch« 
ZtitoohHft XXXVI. 

*) Mit Htcbt meint Loierth (K9fonn«.li(ifi tind Gegenrelörroadoo la den 
iaiLer3«terrdchi*«hen Lflqdeni. 8. 363), es sei kein Zweifel, daä der Protettutisma» 
in TitiiivrBsterreich, wie Üe Dinge blor I«g«D, nimnirrmehr bfttte gicbeagt wetden 
können, wetitx niletst ein Aii[ietl na die Waffen erfölf ( wfire, es »oi nnch weiter 



169 



txt ihrem Laiideslierrn in Oppoaitionj ein Teil v(»n ihnen Tvurde 
schlieKlich zu offenen Rubellen, nicht weil sie Protestanten, sondern 
weil sie — Stände waren, die durch ihre ganze hiatoriöche Ent- 
wicklung, ihre Erziehung zu dem geworden, was sie waren; groiie. 
eigenmächtige Herren, die eirersllchtig auf ihre FrciLeiten und 
Rechte saheu, sich als die eigentlichen Hüter des Landes betrachteten, 
die sieh seit Beginn des XVI. Jahrhunderts organisierten und, 
bevor man noch von protestantiaehen Ständen sprechen konnte, 
dem Laodesftlrfiten mit den Waffen in der Hand gegenüber ge- 
standen waren. UnU'r ihreu Freiheiten nimmt dann natürlich die 
Religionsfreiheit als ihr »größter Seelenschatz *j ihr »hUehsteB 
Kleinod«, einen ersten Platz ein. und so wird ProtestantigmQs, 
etändiBchc Autonomie und Füderativstaat einerseits, Katholizisratis 
nnd abeolutiatiseher Zentralstaat anderseits gleichbedeutend. 

In den folgenden Blättern, die uns den Schlußakt der Gegen- 
reformation vorführen, soll dieser Zusammenhang näher beleuchtet 
werden. Da das Bollwerk des Protestantismus die Landsehaft war, 
die Landächaft aber auf so wichtige Dinge wie daa Steuer- und 
Militärwesen bestimmenden Einfloß nahm, so waren für die adeligen 
Stunde die ungcschmülerte Handhabung der MilitHr- und Steuer- 
hoheit, der Besitz der Landesverwaltung unstreitbar eine Lebens- 
fra^, und der Verzweiflungakampf beginnt in dem Moment, wo 
ihnen aus ihrem eigenen Lager der Krieg auf Tod und Leben er- 
klärt wird. Die Darstellung reicht daher von 1600, da von Seite 
der katholischen Stände zuerst der nachhaltige Versuch gemacht 
wird, den Protestanten die MajoritÄt im geschäftsführenden Aus- 
schuß, dem Verordneten rate, zu entwinden, bis zu dem Zeitpunkte 
(zirka 1630). wo die Katholisierung des ständischen Beamten- 
personals durchgefulirt ist. 



kfein Zwaifel^ daD ein Aolcher Appell erfolgt vr&ie, vtean statt d«r Angabtirger 
KonfeiSLOD der CalrioiRiDaa eine HeimsUktte g^efunden b&tte. Treitackke (Historiicb- 
politische AnfiAtze. &. Aufl., II, S. 410) nennt d&ihalb die Lebre rom leidenden Gebor- 
wra tttnaittlicb«, weil al« den Bekenti&ra »diif Mark dot Will^tiB hub den Knoclien K>g*> 
und bezeichnet den CulvinUiniui nli den tlioEten Pfotestiintiniiu»«. Eh gab übrigen« 
auch in der lutbemchen Klich« Saktoa, wlo z. B. der Flncianisiaui, die gegen 
die «veitliche Obrigk«it auftraten, und «s iai gewiß kein Znfall, daß in jenen 
Daterr»tcbiscbcD Lbndern, die am weiteiten in der Opposition grgea den Landet* 
herm gin^^eo. die Calviniiten nnd Flncianer itark verbreitet waren und die 
Pbhrenckuft isnebrnttoa. Sa war *. ti Tichornembl Cah-initt. 



170 



In diesen Zeitraum von dreißig Jahren drängen gteb alle 
Wünat'he und FnrderuDgen. die wir von Anfang an aus dem Munde 
der Stände vernehmen, zusammen; in der gewitterschwülen, leiden- 
schaftlich erreg1;eii AtmosphÄre, die über ganz Europa lagerte, ge- 
winnen die iüteti Ideen neaeg Leben, schärfere Prägang, sie setzen 
Bich in Taten um und aus den Ereignissen wieder werden Theorien 
gebildet; die Waffe, die der eine Teil zu seinem Schatze achraiedet, 
wird gegen ihn selbst gekehrt. Man darf nicht vergessen: dos staata- 
rechtliche Verhültnia zwischen den Standen und dem Landesherrn 
war durch kein Grandgesetz geregelt, hüben und drüben konnte 
man aus der gleichen Quelle, dem geschiehtlichen Herkommen mit 
den wechselvollen Machtverbältniasen, das Recht für sieh in An- 
spruch nehmen cnd nur die Gewalt des Stilrkeren koimte aua 
diesem Wirrsal von entgegenstrebenden Interessen herauafubreu- 
Immer mehr bekommen die proteatantisehen Stände unter dem ge- 
waltigen Druck der Zeitereignisse und Wirren, der eine Liluteruiig 
der unklaren, schwankenden VorateHungen von ständischen und 
monarchischen Rechten schuf, den Charakter eines Parlaments; 
es fehlt nicht an Männern, die mit genialem Blick die Notwendig- 
keit des Zusammengehens mit der breiten Masse dea Bürger- und 
Bauernstandeä erkennenj es fehlt nicht an wirklichen, greifbart-n 
Ansätzen zu einem gemeinnützigen Wirken der Stande: fast scheint 
es. als wäre die Zeit nicht mehr ferne, wo ihr stolzes Wort: »Vox 
populi, vox Dei*, keine bloße Phrase und unter »populus« nicht 
nur der Adel zu verstehen sein sollte. 

Auf der anderen Seite sehen wir das interessante Sehaujjpiel, 
wie die katholischen Stünde, nur von dem einen begreiflichen 
Wunsche beseelt, ihren Gegner aus der Schanze zu schlagen, die 
Macht ihrer bedrohten Kirche zu heben, zndem fast durchgehends 
ans höheren WUrdentrilgern des Hofes bestehend, also an dem Be- 
stände und Gedeihen der Monarchie aufs lebhafteste interessiert, 
die eifrigsten Förderer des Staatsabsolutisraus werden, indem sie, 
ihre geschichtliche Stellung vergessend, die wichtigsten stilndiarheQ 
Rechte preiägeben, und sich aaf diese Weise selbst den Lebensnerv 
unterbinden. Sie sollten gar bald die Eigentümlichkeit des Stllnde- 
staates an sich erfuhren: die Situation, die unter dem Zwange des 
Augenblicks geschliffen wird, die bleibt, wenn sie dem machtigerea 
Teil behsgt. Bfld äaQ der Landcsfürst die höchste Stufe staatlicher 
-^laeJitrollkommeiiheit erreichte, daztt baUeu sW UeuV\c\i ^;el\olfcn. 



.So hatte dieser einen leichten Standpunkt: er brauchte dem Lande, 
das nicht zu den eroberten gehörte, keine »vernewerte« Landes- 
Ordnung aufzunötigen; die Grundsittze, welche die Stände selbst im 
Kampfe gegen ihre Stand esgenossen vertraten, wurden einfach als 
!Nomi für die Zakunft bestimmt, und damit war die vollstilndige 
Bedeutungslosigkeit des Ständewesena besiegelt. Wenn wir sehen, 
wie noch im XVII, Jahrhundert der Landesherr das wichtigste 
Recht der Stünde, das der SteuerbewiUiguiig, so wenig respektirte, 
daß er ohne ihr Vorwissen Steuern ausschrieb und eintrieb, and es 
nur s(,'iner Kohlease anbei mgeateUt war, nacbträglich zu erklären, 
daU durch diesen Vorgang ihren Recbttin nichts prfljudiziert sein 
»olle '), wenn sich im XVIIL Jahrhundert ein Minister der Kaiserin 
Maria There3ia das Bonmot leigten durfte: der Hof befehle, daW 
die Stände freiwillig die geforderten Gelder bewilligen sollten '^), so 
wird man die Vorlagen dazu in dem folgenden Kapitel der Gegen- 
reformation finden . 

Um die Wende des XVI. und XVll. Jahrhunderts war in 
Österreich die Gegenreformation im vollsten Zug. der Protestantiamus 
in einer Lage, die sein nahes Ende erwarten lieii. ^) Ein Bück in 
die an Zahl nnd Schwere der Anklagen stetig zunehmenden Be- 
schwerde sehr iften der Stände zeigt uns ihre harte Hedröngnis. ihre 
verzweiflungsvolle Stimmung; und daß ihre von Todesahnungen 
erfüllten Wehklagen nicht ungerechtfertigt waren, das beweisen die 
darauf verlauten Gutachten der Hofkanzlei^ die nichts geringeres 
beantragen, als die Aufhebung des großen Freibriefes der Pro- 
testanten^ der ReligionskonzessioB Kaiser Maximilians IL vom 
Jahre 1568 (Aj^sokuratioii vom Jahre 1571). AIb in den ersten 
Jahren nach der Thronbesteigung seines Nachfolgera Hudolf IL 
jene denkwürdigen Kouferonzen stattfanden (1578 und 1579). in 
denen über die Mittel zur Wiederbelebung der alten Kirche beraten 
wurde, da wagte niemand, auch der schneidige Herzog Albrecht 
voa Bayern nicht, die Kassierung der Konzession anzuempfehlen ') 

') Haselbach, Über üntoieielte Zustande in Nicdorüeterreich im XVII. Jahr- 
hundert. Bltitler das V«reities tut Laadetkunde von NiodvrQutiiiTeicb. 1896, 
XXX, 9. 283. 

-) LuachiD^ 8. 532. 

^) V^t. nir d&a Folg-ende im ftllgf meinen: Bitter. Coutsclie Ucechichte tm 
JSoitaltvr der negenreformatioB und des Dreißigjülirigeii Krieges. U, S. 81 f. 

*) BibI, Die Einflihritog^ der katholischen Geg«or«fonn)ilion \a Ni9d«r< 
niterfcich nnt^r Kniicr Rudolf II, H, 21 ft. 



— und schon zwanzig Jahre spater fühlt man sich kräftig genug, 
diese letzte Konäequens ans dem damals aufgestellten Regierungs- 
prugramm zu ziehen. 

Dieses Programm war ein Meisterstück katholischer Restau- 
rati onspülitik: hesonderB das wiederholt und eindringlich ans Herz 
gelegte »gradatim«, »nichts übereilen «, hat sich in der Folgi: 
glJtnzend bewUhrt. Indes mit einem großartigen Programm allein 
ist wenig gebolfen, es müssen anch die Mitte! zu dessen Durch- 
führung, der günstige Boden vorhanden sein, und da war es nun 
von großer Bedeutung, daß der katholiaelien Kirche in dem jungen 
Khk'sl ein gowaltigtir Reformator und kluger Streiter, ein Kristalli- 
sationspunkt für die kirchlichen Restaurationsbestrebungen. erstand, 
und daß dieser Feuergeist an den österreichiaehen Statthaltern. denKrz- 
berzogen Ernst und Matthias witlftihrige Werkzetige fand. Was 
Matthias seinem älteren Bruder an religiöser Überzeugung nnd 
echtem Glaubenseifer nachgab, das machte er durch seine Charakter- 
weichheit, seine größere Empfänglichkeit fUr einen fremden WÜien 
wett*, hier wie dort gab Khlesl den Ton an, Matthias ist so recht 
das Schulbeispiel für einen Regenten, der ganz von seiner Um- 
gebung, seinen Ratgebern, abhangig ist. Auch er liebäugelte in 
seiner Jugend stark mit der neuen Lehre und machte der Restaurations- 
partei lange Zeit nicht geringe Sorgen; er schwenkte aber bahl um, 
die veränderte Windrichtung bemerkend, und füllte nach dem Abgang 
seines Bruders den Statthalterposten zur vollsten Zufriedenheit aller 
gutgesinnten Katholiken aus: die unter seinem Vorgänger begonnene 
Arbeit schritt rüstig weiter. 

Neben dem rollchtigen Aufschwung der katholischen Restau- 
rationsmächte fttUt ein Ereignis schwer ins Gewicht, an das sich 
nicht zufällig das kräftige Einsetzen der Gegenreformation knüpft: 
es ist das der Bauernkrieg am Ende des XVL Jahrhunderts. Nicbts 
hatte den von Jahr zu Jahr mehr bedrängten protestantiBchen 
Ständen ungelegener daherkommen können, als diese ßauern- 
erhebung. Sie hatte so schiin angefangen, mit der Forderung der 
evangelischen Freiheit, hatte sieh dann gegen einige Stifter ge- 
wendet, um mit einem Mal einen regelrecht agrarischen Charakter 
anzunehmen und sich gegen alle Grundherrachaften überhaupt zu 
richten, die eben, wenn wir von den Klöstern absehen, fast aus- 
schließlich in den HJtnden der Protestanten waren. Wären diese 
kla^ g-ewe&eiif so biltten sie sofort alles anfgeboten^ am den Feuer- 



brand, der sich mit Windeseile durch ganz, Oberößterreict und von 
da nach Ntederüsterreicb fortpflauzte, durch einige Konzessionen 
— sie hatten im Anfang gewili nicht groß sein brauchen — im 
Keime zu ersticken. 

Es gab auch in diesem und in jenem Lande Münner, welche 
die Tragweite der Bewegung erkannten und zum schleunigen Ein- 
lenken mahntenj um einem Generaliiufstand vorzubeugen: hier war 
es der Freiherr von Strein '), dort der Freiherr von Tschernembi, 
Dieser schrieb damals von Prag aus die schünen Worte: »Künneii 
wir Fried und Ruhe dem lieben Vaterland, unserer Untertanen 
Gehorsam und Vertrauen mit Zedicrung dessen, was vielleicht mehr 
auf hergebrachte Gerechtigkeit als auf Billigkeit gebaut, erkaufen, 
80 gewinnen wir dadurch am Segen Gottes mehr als wir an Privat- 
raetzen verlieren. Es werdc-n demnach die Herren raten und helfen, 
dftU mit voller Gewalt nicht nur gute Wirte, äondern vielmehr 
quibuB salus poputi suprema lex Het baldigst herein verordnet 
werden.»^) Allein ihre Stimmen verhallten ungehiVrt; von materiellen 
Konzessionen wollten die engherzigen Junkor nichts wissen und 
griffen zn einem für sie hüehat verderblichen Mittel: aie riefen die 
landesfürstliche Gewalt zur Hilfe auf. Diese ließ sich das nicht 
zweimal sagen, und im Bunde mit ihr wurde die Bauernerhebung 
mit blutiger Hand niedergeschlagen. 

Das hatte nun fUr die Stände ebenso wie für die von ihnen 
verfüchteue Sache die schlimmsten Folgen, Sie stonden jetzt nahezu 
ganz isoliert da; dem Rtlfkhalt in der BUrgerachaft war durch die 
zielbewulSte Politik der Regierung tüchtig der Boden entzogen 
worden, und die Stände hatten m hier ebensowenig verstanden, 
durch Verzichtleistung auf adelige Vorrechte, durch gleiches Mit^ 
leiden bei den städtischen Lasten die alte Miijgunat und Eifersucht 
der Btlrgerflchaften zu beseitigen^*); nun verloren sie auch den Anp 
hang in der breiten Masse des Bauern Volkes, dessen Lage nach der 
Unterdrückung des Aufetandea womöglich noch schlimmer geworden 
war, das von der Regierung alles, von den StJlnden nichts zu er- 
hoffen hatte. Der vorhin erwähnte Freiherr von Tschemembl er^ 
kmnte mit seinem scharfen Ange die Bedeutung jener Kraft, die 



*) Friefi, Der Aafat&tid dsi Baaera in NkderitateReich tm Setlaue d«! 
XTl. J^rbund^rte, 8. IQ9f, 

^Ji CxefBf, D«r tweite Bsa«ms.uf8Und in Ober9«l«fT«tcb. S. 909. 

*) Bdipifil* b«i K«ticbbdkmn0r, 6e««biebte det glblt K.tti'oD». %.^isÄ, 



man Bpltter ao ungemein schätzen und fürchten lernte: des Volkes 
in Waffen; als es zwanzig Jahre später zum großen Entscbeidun^s- 
kampfe kam. da rief er den Böhmen die Mahnung zur »Hebt die 
Leibeigenschaft auf, dann werden Euch Geld und Waffen nicht 
fehlen*. ') Wie sehr er Recht hatte, zeigt die Geschichte des 
Jahres 1848: die Revolutionsmllnnpr und die Regierung buhlen um 
die Gunst der Bauernschaft, der konstitiderende Reichstag, die 
einzehien Provinziallandtage gleichen Bauerntagen, und die einzig 
bleibende Tat, an der auch die Reaktion nicht zu rütteln wagte, 
war die Bauernbefreiung. 

Die zweite verhängnisvolle Folge des Bauernkrieges war das 
Erscheitieii landeafürstlicher Truppen im Lande. Einmal hier, waren 
sie nicht so bald wieder herauszubringen, galt es doch auch ferner- 
hin, auf Ruhe und Ordnung zu sehen. Nun soll man gar nicht 
glauben, was fUr eine groÜe Rolle in der Geschichte der Gegen- 
reformation so ein Dutzend handfester Musketiere spielte; da konnte 
die Regierung ganz anders auftreten, die kaiserlichen Verordnungen 
Hngen auf einmal an. mehr als bloßen Papierwert zu haben. 

Eines steht jedenfalls fest: unmittelbar nach der Nieder- 
werfung des Bauernkrieges (1597) wurde für Oberösterreicb» das 
bisher allen gegcnreformatoriachen Maßregeln Trotz geboten hatte, 
das Reformationaedikt vom Jahre 1598 erlassen, und nun beginnt 
in beiden Ländern ein regelrechtes Kesseltreiben gegen den Pro- 
testantismus und seine Schildträger. Das gleichzeitige resolute Vor- 
gehen des steirischen Vetters, des Erzherzogs Ferdinand, konnte 
ebenfalls nicht ohne Rtlckwirkung bleiben; Ferdinand hatte den 
glänzendsten Beweis erbracht, daß man mit etwab Strenge und 
einigen Musketieren die großen Herren wie das Volk in ktirze&ter 
Zeit zu Paaren treiben könne. Darf es uns da Wunder nehmen, 
wenn in dieser Zeit, da zum entscheidenden Sturm auf den von 
allen Seiten bedrängten Gegner geblasen wurde, auch der katholische 
Teil der niederü^sterreichiachen Stande den Moment gekommen sah, 
auf den Schauplatz zu treten? Das kleine Häuflein von Stande- 
initgliedern, wie es sich in dem Landtag von 1580 von den pro- 
testantischen Ständen unter dem Frohlocken des Hofe* abgesondert 
hatte '), war im Laufe der Zeit zu einer stattlichen Partei — wenn 
ihr auch zur Majorität noch sehr viel fehlte — angewachsen: einer 

^) » ConsuUntiones oder Underachiodliche BatlischJllg' etc. 4, 1624. 
^ Bibl, Einiühruag der k&tbolischen Gegenreformtition. ^. 167 f. 



175 

nach dem andern hatte die Fahnoa verkäsen und war in das andere 
Lag;er gewandert, wo ihm die Aussicht auf eine glanzende Kfirriere. 
auf eine ungehemmte Befriedigung seiner religiüeen Bedürfnisse 
winkte, wobei noch ein Momeut wtark in Betracht kommt: der 
immer mehr sieh offenbarende Verfall der evangelischen Kirche in 
Österreich- das wüste Pastorengczänke, das schlechte und un_ y 
gentJgende Predigermaterial auf der einen Seite, der ghinz volle Auf- 
schwung der sittlich verjüngten, dogmatisch geeinigten, machtvoll 
und imponierend auftretenden katholischen Kirche auf der anderen 
Seite. Im Jahre 1599 ereignete alch dvv merkwürdige Fall, da(i 
einer der Häupter der evangelischen Partei, Karl von Liechtenstein, 
dar in Feldsberg eine protestantische Schule gegründet hatte, in 
den Schoß der katholischen Kirche zurückkehrte und nun an die 
StÄnde mit dem Verlangen herantrat, dit- bisherige Schulsubvention 
(500 fl.) auch fernerhin für die katholiache Schule aus der stiindiächeii * 
£aase flüssig zu machen. ') 

Gerade im Jahr 1600 war es nun, dali der katholische Herren- 
stand »sich konjungierte« und den katholischen Ritter- wie den 
Prälatenstand »pro assiatentia* ersuchte.') Die Herren, die da den 
Ton angaben, waren zumeist hohe Wurdentrftger und Vertrauens- 
mäimor des Hofes. Wenn es auch damals noch nicht zu einem 
formellen Btlndnis kam, so war doch endlich einmal der Anstoß 
gegeben; man sieht jedenfalls daraus, dali schon ein innigerer 
Zusammenschlut^ der katholischen Laiidlcute zur Wahrung ihrer 
Interessen bestand. Sehr bald bekamen ihn die protestantiöcheti 
Stande zu fühlen. Als im selben Jahr sowohl im Herren- als im 
Ritterstand ein Protestant zum Verordneten gewühlt wurde (Adam 
vim Pucheim und Ehrenreich von Warmbrand), schlugen die 
Katholiken Lürm, sie beseh werten sich bei Hof über diese Aus- 
echliel-iung ihrer Mitglieder von den ständischen Geschäften und 
drohten mit der Separation der Kasse. Die kaiserliche Entscheidung 
fiel natürlich für sie günstig aus; näheres darüber, was die Stünde 
in ihrer Anklage sagten, was der Hof erwiderte, wer diese Aktion 
in Szene setzte, konnten wir leider nicht erfahren. Wir wissen nur, 

t) Si« wurde auch anegefolgt, doch vertkros licb über die Feld«bergcr 
Seilille j«it 1604 die Sporen; vgl.: A. Mn^er, Geicbiehte der geütigeit Kultur in 
Niederfisterretcb, S, 95. 

') Erwälint im BuudeKbrief von IBOßj lliuinikri|)t der meder&tlerr«icliiaclieii 
LmdMbjbUotliek 149. 



J 



176 

daß der prote&tanÜBclie Herren- und Ritteratand am 15. MtLrz 1601 
eine Sitzung abhielt, in der beraten wurde,^ »wie die KatlioUken 
der Verordneten Wähl wegen zu bescixelden wären«. 

Die Katholiken berufen sich, ftlhite da Panl Jakob von Starhem- 
berg, eines der hervorragendsten Mitglieder des protc«taiiti sehen 
Herrenstandes M, auä, auf die kaiserliche Resolution, die Evangelischen 
aber ant die Pluralitaa votorum. Es handelt aieh also darum, ob 
man von dem alten Brancb weichen oder sich Ihnen akkommodierea 
wolle. Seiner Ansicht nach wäre es nicht ratäam, vom alten Her- 
kommen abzugehen; man sollte daher die Katholiken an ihre 
Zusicherung der Vertrauhchkeit erinnern und aemeJ pro semper 
bei ihrer Gewohnheit verbleiben. Der Kaiser ist schuldig, ihre 
Privilegien zu halten. In gleichem Sinn sprachen sich die llbrigen 
Votantcn aus. Das Ergebnis der zwischen den beiden Ständeparteien 
geführten Verhantilung war: es blieb alles beim ÄJten — vorliäafig/-) 
Auf dem Landtag des Jahres 1603 kam der Punkt wieder zur 
Sprache. In einem Zusatzartikel zur Laadtagsproposition sprach 
Kaiser Rudolf seiaen Tadel darüber ans, daß man im Herren- and 
Ritterstand die katholischen Mitglieder vom Verordneten amt be- 
ständig aasschüeiSe, »ungeacht es an tauglichen und wol qualifi eierten 
Personen dies Orta niemalen gemangelt.« Man erwarte, hieß es 
weiter, die Stände werden sich diese Mahnung zn Gemüt führen 
und bei den künftigen Wahlen so vorgehen, da LI diesfalls, 
»gebürliche Gleichheit« und »gute Vertraulichkeit« gehalten 
werde. '') 

Die Protestanten blieben die Antwort nicht schuldig. Zur Ver- 
ordnetenwahl, sagten sie. würden alle Mitglieder ohne Unterschied 
der Religion eingeladen, das künne der Landober- und Unter- 
marschall bezeugen. Wenn nun die Katholiken entweder gar nicht 
oder in geringer Anzahl er.<M?.hienen, so liege nicht an den Pro- 
testanten die Schuld. Für aiy sei nur die Qualifikation utid Sach- 
kenjitnis matlgebend. Dagegen sei es bekannt, meinten sie spitz, 
daß ihnen durch ihre »Widerwärtigen« der Weg z.u den hohen 
kaiserlichen Ratsdiensten und Offizien versperrt werde.*) 



') A, Hayer, Das Archiv und die Eegütnior dor tiioderCiAtetri'eicbiacheD 
gtlade. 3. 2ö, Anm. 2. 

*) SiteuDgsprotokoll vom lä. März bis 1. April 1601. Landeiarcbiv A. 3. 2, 
') 160a, MAn 16. Lxnd^uircbiT. L&ndte|^Eiprolokoll« FoL 200. 
^ 1603, Man 2-i. Ebend». FeJ. 892. 



m^m 



fii 



177 



: 



Was eie da äa^tec. war vollkommea richtig; woher aber die 
Katholiken ihre Sachkenntöia nehmen sollten, darüber schwiegen 
sie. Äacii diesmal erreichten die Katholiken nichts: wieder wurde 
ein Protestant. Wolf Freiherr von Hofkirchen, zum Verordneten 
des Herrenätands gewählt. 

Erst das Jahr 1604 führte einen bedeutungsvollen Umechwung 
herbei. Adam von Puchoim resignierte anf sein V"erordnet€nanit 
im Herrenßtand und am 16. Februar sollte die Neuwahl stattünden. 
Die Sitzung, bei der 57 Herren anwesend waren, nahm einen sehr 
»türmisehen Verlauf. Niemand geringerer als Melchior Khlesl, der 
uIb Bi.schof von Wien im Herrenstand Sit^ und Stimme hatte, trat 
hier mit der gaiijten Wucht seiner PersünUchkeit fUr den katlioliachen 
Kandidaten Johann Eusebius Freiherrn von Khuen in die Schranken. 
Die Wahl, führte er aus, sei eine rein politische Sache und beruhe 
einzig und allein auf der Tauglichkeit des zu Wählenden. Die 
Katholiken habe man aber prinzipiell voa dem Verordnetenamte 
aoBgescbloäsen, trotzdem sie, wie es der Augenschein zeige, zu den 
höchsten Amtern befähigt seien. Von Seite des Kaisers werde es da 
gans ander.^i gehalten, denn niemand lasse er seine Heligion ent- 
gelten. Überdies verlange es der Wortlaut der ReligionakonKessiou, 
daß es ein Teil mit dem andern brüderlich und väterlich meine. 
Im Interesse der Gleichheit, der Vertraulichkeit und des guten Ver- 
standes sei die Wahl des Freiherrn von Khuen notwendig. 

Der Generalredner der andern Partei, Wolf Freiherr von Hof- 
kirchen, war nur in»o ferne dieser Ansicht, als auch er auf dem 
Grundsatz der Tauglichkeit bestand. Doch sei diea, sagte er, bei 
den Katholiken absolut niebt der Fall. Sie haben in Landesaugelegen- 
heiten keine Erfahrung, kommen nicht zu den Landtagen und wer 
ans ihnen qualitiziert wäre, der wird stracks zu Hof gezogen. Was 
da für das Landscliaftswesen abfallt, das kann maa leicht erraten. 
Als ihr Kandidat wurde Ludwig von Starhemherg bezeichnet. Als 
man hierauf zur Wahl schritt, erhielt Starhemherg mit acht Stimmen 
die absolute Majorität.') Allein die Verkündigung des Wablresultats 
unterblieb: trotz des heftigen Protestes der Protestanten verließ der 
Landmarschall Siegmund von Lamberg mit den Stimmzetteln den 
Sitzun^saal und begab sich nach Hause. 

Das war in der Tat ein in des ständischen Annalen ganz 
unerhörtor Schritt. Die Protestanten machten dafür den Kammer- 

'l Die VerzeidiDii«e der Wibler und StlroiaeTa, \m'Liui^tvu«^\Y-. >t. ^.%. 

JUtTbueb d. V. f Luiiflnnia. iMt, ^^ 



m 

prilaidenten Seifried Christoph von BrüoDer verantwortlich, der deu 
Landniarschall, einen TOjährigeu Greis, zam Mißbrauch seiner Amts- 
gewalt verleitet habe. Er habe bei diesem, sagten sie^ unter Beratung 
auf einen Befehl des Erzherzogs Matthias gegon die Wahlpro- 
klamiernng Protest eingelegt and ihn echließlicb »bei dem Mantel« 
aus der Ratsstube gezogen. Nach der amtlichen Darstellung der 
Katholiken wäre Brauner, als er merkte, daß sie überstimmt worden, 
zum Landmarschall geg^angen und hätte folgendes zu ihm gesprochi-n: 
• Herr Landmarschall! Ihre Durchlaucht haben mich Aeva katholischen 
Herron stand befohlen, dieser Wahl beizuwohnen, daher ich hiemit 
protestier, weil die Sachen in diese Ungelegenheit gerathen, der 
Herr wolle ohne Vorwiaaen Ihrer Durchlaucht nit achliessen.« Und 
aU auf diese Worte hin ein grolier Tumult sich erhob, habe 
dann Brauner zu ihm geaagt: »Herr Landmarschall 1 Der Herr sieht 
das Tumultuieren und die grosse insoleatiara von Jungen und Alten. 
daß der Herr weiter auf diesmal keinen Nutzen schaffen kami. 
daher ich rate, der Herr retirier sich und referier diesen casum 
Ihrer Durchlaucht.« 

Mit dem Landmarachall entfernten sich sHmtUche Katholiken, 
mit Ausnahme KhlesU. Er suchte die aufgeregten Protestanten zu 
beschwichtigen und machte nich erbütig. den Landmarschall wieder 
herbeizurufen, um die Sitzung zu schließen, Lamherg erachten tat- 
sächlich wieder und rechtfertigte eein Entfernen damit daß bei den 
Anwesenden eine derart aufgeregte Stimmung Platz gegriffen, er 
auch bin und wieder »gezupft* worden sei, weshalb er sich dann 
nach Hause hegeben habe, um in Hohe die Stimmen %u zählen. 
Diese Erklärung fand lebhaften Widerspruch: kein Mensch habe 
ihn gerupft, wohl aber habe man gesehen, wie ihn Brilnner aus 
dem öaale gezogen habe. Der Landmarschall gab hierauf das WabJ- 
re&oltat bekannt; doch vermied er es, die Wahl Starhembergs als 
£Qrecht bestehend anzuerkennen. 

An dem Kern der Tatsache Änderte also auch die Darstellung 
der Katholiken nichts, dali ein StÄiidemitglied als Vertroueiismann 
der Krongewalt den Landmarschall als den berufenen Vertreter der 
ständidch-autoDomen Interessen zu einem Vorgehen driingte. das dem 
alten Recht und Herkommen Hohn sprach. Ein anderer Weg war 
freilich nicht müglich. Die protestantischen Mitglieder des Herren- 
standea setzten unverztlglich den Ritterstand von diesem Vorfall in 
Kenntnis und forderten ihn tu einer gemeinsamen Beratung auf. 



^m 



■M 



179 



Da worde nun eine Petition an den Erzherzog beschlossen, die im 
Namen der beiden Stände ausgefertigt wurde. Obwohl der Land- 
DtArschall, erklärten sie darin nach einer kurzen Schilderang der 
WahWurgifnge. den Schluß auf Starhemberg ergehen ließ, seien sie 
durok die vorausgehenden Ereignisse in ihren adeligen ÖemUteni 
so hoch beleidigt worden, da0 sie ihn für keine »genügsame Satis- 
faction« halten konnten. Nun folgen wieder die uns beknnnten 
Grttnde, warum sie keinen Katholiken zam Verordneten machen 
könnten, und stellen schließlich die Bitte, dem Landmarechiill auf- 
zutragen, daß er klinftighiD dem bisherigen Gebrauche gemüß die 
Stimmenmehrheit als WahigrnndFatz, anerkenne; auch möge dem 
Freiherrn von Bräuner wegen seines in diesem Lande unerhörten 
Exzesses ein Verweis erteilt werden,') 

Der Erzherzog wird Über das Vorgehen der Katholiken nicht 
sehr ungehalten gewesen sein, denn Bräuner hatte, das ist erwiesen. 
nur in seiner Intention, in seinem ausdrücklichen Auftrag ge- 
handelt; man könnte hüchstens fragen, ob er sich ihn vom Erz- 
herzog erwirkt oder der Hof aus eigener Initiative gebandelt habe. 
Um jedoch der Form zu genügen, den Schein des unparteiischen 
Richters zu wahren, versprach Matthias den Fall einer gründlichen 
Untersuchung zu unterziehen. Mittlerweile mögen die Stände, befahl 
er, die Beratung der Landtagavorhigen fortsetzen.^) 

Der katholiftcho Herrenstand, zur Berichterstattung aufge- 
fordert*}, rechtfertigte sich in der umfiissondsten Weise. Zunächst 
verwahrte er sieh gegen die Bezeichnung der Beschwerdeführer 
als »Herren- und Rittefstand*, da doch die lutherische Konfession 
keinen Stand auamache und sie sich gerade so gut, ja mit mehr 
Recht, so nennen konntoo. Den Ritterstand gehe übrigens die 
ganze Sache gar nichts an. Aber der Zweck dieser Vereinigung 
liege auf der Hand: sie wollen zusammen ein corpus bilden, um so 
ihre Religionsinteresaen nachdrtlcklicber verfolgen zu können; die 
Wahrung ihrer angeblieh verletzten Privilegien bilde dafür nur den 
Aushilngcschild. Jeder der vier Stünde besitzt sein »caput«; der 
Prfllatenstaiid hat seinen Präsidenten, der Herrenstand den Land- 
marschall, der Bitterstand den Landuntermnrachall und der vierte 
Stand den Bürgermeister von Wien; dieselben proponieren und 

') Petirnar 18. Ebenda. 
*> Febnmr 2b. Ebendii. 

*) F«bruu S6, Wien. StafttsAreliir. Üttefr«ichtictiA Akten. N!ed»iflaterreicb, 9. 

12« 



180 



handeln in einem jeden ätand das ihrige. Kommt es atm Etim 
Landtag, dann ist der Landmaräcball Generaldirektor und es kann 
kein Stand ohne sein Haupt als solcher bezeichnet werden. Sowohl 
der Landmarachall als der Laadunttfrmar&cball sind KatboUkern und 
stehen auf ihrer Seite; kann man eä da dulden, daß ihre Gegen- 
partei sich den Titel »Herren- and Ritterstund* anmaße? Ihre 
Differenz hat also mit dem Stand als solchem gar nichts zu tun. 
sondern nur mit etlichen Personen de^ Herren- und Kitterstandes, 
die sie mit ihrem • gesuchten« Prozeß nöd.g'ten, die katholisclie 
Religion zu wahren. Nun folgt eine ausführliche Darstellung der 
Wahlvorgäoge. Daß Brauner den Ländmarschall beim Mantel atw 
dem Saale gezerrt habe, stellen sie entschieden in Abrede, ebenso 
die Anerkennung der Wahl des Protestanten seitens Lambergs. Er 
sagte bloß, Starhemberg habe um acht Stimmen mehr erhalten als 
Khuen, >sei es nun der Brauch, daß die meisten sollen voigeheOf 
wisseten sie den alten Brauch^« und das tat er auf Khlesls Rat 
nur zu dem Zweck, um den Tumult zu stiUeu. Wie hätte er auch 
die Sitzung rechtskräftig schließen können, wenn die Katholiken 
fort waren? Daß die beschwerdeführende Partei selbst die 
Worte des Landmarschalla für keinen ordentlichen Schluß hült. be- 
weist deren Eingabe, in der sie sagt, sie könnte ihn für keine 
gentlgende Satisfaktion halten. 

Der große Zweck, der die Katholiken bei ihrem Auftreten 
leitete, war: dem Hof die Entscheidung vorzubehalten, ihm das 
Schwert in die Hand zu geben, daß dieser nun hoffentlich >zur 
Aufbehmung der katholischen Religion« fahren werde. Die Evan- 
gelischen sagen^ die freie Wahl eines Verordneten sei eines der 
standischen Privilegien: wo steht das geschrieben? Wohl war ea 
bia jetzt Usus, daß die Wahl der Verordneten von seinem Stand 
durch Sdnunenmehrheit erfolgte, und dieser Vorgang wurde auch 
immer von Seite des Hofes taeiter anerkannt; doch bedingt diese 
Gewohnheit durchaus nicht, daß e^ der Kaiser oder der Erzherzog 
dabei belassen müßte^ 

Aber selbst wenn man den Grundsatz der freien Wiihl hu- 
erkenne, muß die letzte Wahl aus mehreren formalen üründeu 
angefochten werden: 1. ist sie von den Protestanten allein aus- 
gegangen; 2. haben deren Verordnete ihre Glaubensgenossen durch 
eigene Boten zum zahlreichen Erscheinen Bufgefordert ; 3. haben 
sie Stvhemberg schon in einer Vorbesprechung die Stimme ge- 



181 



geben; 4. haben sicii mehrere Landleute vüllig »unwiaaend* der 
Majorität angeschlossen und, als sie für Khueo zu stioiinen aof- 
gefordert wurden, erklärt, sie hätten ihr Wort bereits verpfändet, 
sonst würden sie für den katholischen Kandidaten stimmen t 5. ec- 
ging^ die Aasachreibung nicht vom Landmarschall, der allein das 
Recht dazu bat. sondern von Seite der protestantiachen Verordneten 
und 6. iat die Wahl überhaupt nicht rechtskräftig geschlossen 
worden. Sie verstößt zu allem wider den Geist jeder Wahlordnung. 
da das wesentliche Moment, die Qualißkation des zu Wahlenden, 
aaßeracht gelassen wurde; denn Starhcmberg selbst — nar seiner 
Frau g'ehört etwas — besitzt kein liegendes Gut im Land, versteht 
nichts von den Landesgeschaftea und treibt üflFentlich und insgeheim 
allerlei Gescbilfte, womit er Sebastian Grabner fast um sein ganzes 
Gut brachte. 

Wenn sie sich diesmal mit aller Macht für den kathoHschen 
Kandidaten einsetzen, so hat dies seine guten Gründe: sie besitzen 
im Lande »um drei Teile fast mehr« Gründe, entnchten dement- 
sprechend auch gröf'ere Abgaben als die Protestanten und können 
füglich in jedem Stand einen Verordneten beanspruchen, um zu 
wissen, wie mit ihrem Gelde gehaust werde. Es hat sich durch die 
seit Dezennien fortgesetzte Wahl von Protestanten die Anschauung 
herausgebiidet, daß nur diese die Administration des Landes zu 
fuhren berufen, daß die Akatholiken mit dem Herren- und Ritter- 
stand identisch wären. Und wie haben nun diese das Verordncten- 
amt mißbraucht! Die Katholiken wurden zur Bezahlung ihrer 
Landenanlagen mit den »Äußersten« Mitteln angehalten, zur Ver- 
pfändung ihrer Güter gezwungen. Dagegen haben sich die Ver- 
ordneten, meistens arme Schlucker, durch Wechselgeschäfte be- ir 
reichert, ihren Religiousgenossen Steuerreste bis zur Höhe von 
30,000 tl. nachgelassen. Das Ehrengeschenk für die vier Ver- 
ordneten der Adelsstande betrügt jetzt schon 40.000 fl., wöhrend 
man für die Pralatenstandsverordnclen nur 2000 H. passieren 
läßt. Die KeligionskonzeBsion wurde den Protestanten von Kaiser 
Maximilian II. unter der Bedingung verliehen, daß sie die Zahlung \ 
von 2.500.000 tl. auf sich nehmen. Davon zahlten sie aber nur 
den vierten Teil, für die anderen drei Teile mußten sie. die Katholiken, 
aufkommen, und trotzdem führten jene bei jeder Gelegenheit das 
Argument ins Treffen, daß sie die Konzession so teuer hätten erkaufen 
mUssen. Damit nicht genug, haben sie aus der geroeinsamen Land- 



182 



schaftskasse alle die Auslagen für die lutherische Religion, wie 1 
Stellung des Landhausgottesdiensteß. der evangelischen i5clialen, 
Stipendien. EhreogeacheDJie, Reisegelder u. s. w. bestritten und 
darauf viele hunderttausend Gulden ausgegeben. Der KriegsoberBt» 
die Offiziere und alle Angestellten der Landschaft bis uuf den Tor- 
wart herab sind Protestanten. Ihre Ritte geht also dahin: Der Erz- 
herzog inüge in Hinkunft bei allen strittigeu Wahlen den Ausschlag 
geben und in diesem Sinu auoh die Proteetanten bescheiden. Die Wahl 
Starhembergs wäre durch ein Dekret zu kassieren, diejenige Khuens 
hingegen zu beötlltigen. Ini Interesse der Gerechtigkeit wäre auch 
die 1/er Ordnung zu tretfon, daß künftighin sowohl im Herren- als 
im Ritteratand katholische Verordnete erwählt werden sollten. Der 
vierte Stand, der vor 30 Jahren seine eigenen Verordneten gehabt, 
sollte durch kaiserliche Verordnung wieder sein altes Recht das 
ihm nur seiner Schulden wegen entzogen ward, zurückerhalten, tun 
die katholische Partei zu stärken. Sollte jedoch der Erzherzog auf 
ihr Begehren nicht eingehen, dann müge er die Entscheidung treffen, 
daß alle ihre Steueranlagen von denen der Evangelischen separiert 
würden und sie ihre eigenen Verordneten, Einnehmer und Offiziere 
bestellen köonten, denn sie wören. wie sie das hier kategorisch 
erklären müßten, nicht gesonnen, weiterhin ihre Einlagen wider 
ihre Religion und ihr Gewissen vergeuden zu lassen. ') 

Diese langatmige Schrift regt zu allerlei Betrachtungen au. 
Wenn die katholischen Stände fragen: Wo steht das geächriebeu, 
daß die Stünde ihre Verordneten frei erwählen können ; was braucht 
sich die Krone um die ständischen Gewohnheiten und Bräuche, mit 
einem Wort: um die ständische Verfassung zu kümmern? — in 
dem Moment fühlten sie sich nicht mehr als Stande, hatten sie mit 
ihrer ganzen Vergangenheit gebrochen, in welcher der Ha£) gegen 
das geschriebene Recht und die Juristen im Vordergrund stand. 
Noch eines Punktes muß hier gedacht werden, der in der bezeich- 
nendsten Weise die Tatsache beleuchtet, wie die katholischen Stllnde 
über den augenblicklichen Wunsch, ihren Gegner su vernichten, 
im Zustand leidenschaltlieher Erregung handelnd, vergasscD. datl 
sie Adelstäude waren. In ihrer Recht fertigungsschrift bitten sie in 
aller Form um die Zalaseung des vierten Standes zum Verordneten- 
amt. Das wäre in der Tat ein auageaeichnetes Mittel gewesen, ujn 

n lindAtiert. Laadeiarclüv. A. 4. i, — Wien. Staatikrchiv. üsterreicbiicbe 
Akiea. NiederöEtorteidi. 9. 



uiH 



den Katholiken mit einem Schlaff did Majorität im Verordnetenamt 
und im Landtag zu sichern. Dank des systematiachcn, vun der Re- 
gierung auf die Städte ansgeübten Druckes waren ja — von einig:en 
Ruck fällen abgesehen — die Stadtobrigkeiten, der Mehrheit 
ihrer Mitglieder nach, fast überall katholisch geworden; schon 1580 
konnte man da auf schüne Erfolge hinweisen. 

Von den katholischen Stünden wird jetzt also das gute Recht 
des vierten .Standes auf Sitz und Stimme im Verordneteorat an- 
erkannt und behauptet, noch vor 30 Jahren hätte er seine eigenen 
Verordneten gehabt. Damit rührten sie ftn einer Frage, die viel 
büses Blut gemacht, viel Tinte und Papier gekoötet hatte und nun 
im Handumdrehen gelöst sein sollte. Gleich hier soll erwHhnt werden- 
dall wenige .lolire später (1610, 1617) die Stünde in ihrer Gesamt- 
heit, ohne Unterschied der Konfession, entschieden in Abrede stellten, 
daÜ der vierte Stand je im »küntinuierlicheu« Beäitz des Verordneten- 
amtes gestanden sei. Was von den Ständen zugegeben wurde und 
EDgesicbts unwiderleglicher geschichtlicher Zeugnisse zugegeben 
werden mnlJte, war, dall im XV. Jahrhundert zur Einbringung der 
Anschläge wie ?ur Musterung des Kriegsvolks Verordnete aus allen 
vier Ständen gewählt'), ebenso daß auch noch im XVI. Jahrhundert 
ffill weise zur Erledigung gemeinsamer Angelegenheitenj so wenn es 
sich um eine allgemeine Steuer handelte, im Interesse eines einheitlichen 
Vorgehens Verordnüte des vierten Standes herangezogen wurden.^) 
LTberhaupt wenn die oberen Stünde den vierten Stand brauchten. 
dann wurde er immer herangezogen, in der Form von »Verordneten t 
oder »Verordneten Ausschüssen«, so erst kürzlich im Bauernkrieg, 
wo ja tatsächlich sein Eingreifen die besten Folgen hatte.*) 

Die Berufung auf die Verordneten im XV. Jahrhundert wurde 
nicht ernst genommen. Man ist in der Tat nicht gezwungen, die- 
Helben als die unmittelbaren AratsvorgÄoger des VerordnetenkoUegs 
der fülgenden Zeiten aufzufassen: die Einkassierung der Ansehlflge 
besorgten im XVI. Jahrhundert zeitweilig die Einnehmer; die Mu- 
sterung des Kriegsvolks die Viertelhauptleute. Das Institut des Ver- 



') Zdir Bsispiel 1442, 1174, Cbroel, Getcbichte Kniaer Friedrieb IV. 11, 
8. Söö f. — Kollat, Anidecta, 11, S. 1112 f. — FrieJJ, Einige Behrä^e mr Oe- 
■chicfato NiedefOaterreichB. BlUtter de« Vereines filr Landeftkimde. ILU^ 8. 11^. — 
WeronAlcj. öilerreicliitch« Heichs- uad Rechtsgescbiclite. I, S. 143 f, 

-i Da« Fallende auch den Luudtagdakten und Protokollus de» Landeiarchiv«. 

') Frieli, Der BftuerQ>afitftad in XiederuBt«ireicb 15D7. 



ordnetenkoUegs — - seinen FunktioneD nach unseren heutigen Landes- 
auiachüsaen gleichkommend — datiert doch wohl erst aus den ersten 
Jahren des XVI, Jahrhunderts, aus der Zeit, da die Stände in den 
einzelnen Erbianden sich nach dem Vorbild der landeafUrstlichen 
Org;anisation koneolidierten, eig^ene Häuser bauten tiBW.; da bildet 
Bich dieses Organ aus, das in der Zwischenzeit von einem Landtag 
zum anderen die laufenden Geschäfte führte. 

Verfolgen wir da die Anteilnahme des vierten Standea. ao 
werden wir vergebens nach festen VerbÄltnissen^ nach einer Kon- 
tinaität spähen. Im Jahre 1502, wo jener denkwürdige Ausschniti- 
kudtag der fünf niederöaterreichiscben Länder zu Wiener^Neustadt 
stattfand, der die Grundsätze ftlr die Steucrfatierung festsetzte, er- 
scheinen acht Verordnete, darunter zwei Bürger,') Aber in den 
folgenden Jahren vermissen wir sie wieder und erst von 1528 — 1532 
haben wir wieder unter acht Verordneten zwei des BUrgerstandea. 
Allein die Verordneteninstruktion des Jahres 1528 setzt bei diesen 
ausdrücklich hinzu: >als von Städten, soviel dieselben berührt.«*) 
Damais war angesichts des TUrkenkrieges eine allgemeine Steuer 
ausgeschrieben worden, die Beiziehung des vierten Standes, der den 
vierten Teil der Landesanlagen beizusteuern hatte, nur recht und 
billig. Indes die materielle Lage der Städte verschlimmerte sich 
infolge der Türkeneinbrüche rapid und im Jahre 1539 gahen sie 
sieh zu der Erklärung veranlaßt, daü sie nicht mehr imstande wären, 
den gleichen Teil beizusteuern. Damit war nun ihre Stellung als 
gleichberechtigter vierter Stand wankend geworden, allerlei Reibe- 
reien und Mißhelligkeiteu kamen dasu und im Jahre 1537 verfielen 
sie in ihrer GereiÄlbeit auf die unglückliche Idee, fürralich ihre 
Zugehfirigkeit zu deu oberen Stflndeii zu bestreiten. In der Ver- 
ordneteninstruktiön dieses Jahrea hatte es nämlich geheißen, der 
LandTOarschall habe das Recht, alle sfl umigen Zahler vor eich «u 
fordern^ das verein lolUe sie nun zurErklärung: ihre ordentliche Obrigkeit 
sei nicht der Landmarschaii, sondern der König und dieEegierung»*) 

^^f ') Generftlm&ndftt rom &. Oktober 1502, £a bat unter den im L&nde»arcbir 

^^^ «rliegenden VerordncteDp&teDteii die Xtimmer 1. Vgl.: Vaticaa, Dio ältesten Stouer- 

I bekeantaiBeB der Stände in NiederUaterreicb. Mitteila&gen des TaatitutB Tür Uater- 

■ reichiBcbe Geschichta forsch ang', TI, Erg&iiEaiig:BbBiid, S, 459 f. 

I ^) Auch da ^ab «s Klagsn llb«r Zu;ilck*etiLU]i^; eo begehrten die bilrger* 

I Heben Verordneten «baafülU nu* sich «loen KaitftschlQfsel (1530, iö3T». 

I ^) 1&37, Mai IS. Landesarchir. 0- 21, 1. — Auch der Knaig «rklärte 

L zu wiederbolten Malen die Smdte ata »eia Kammergdt. 



Von da an finden wir keine Verordneten des Bürgepstandes 
mehr, aber auch keine Spur, daß er irgendwie bemüht gewesen 
wäre, dieses Recht, wenn es bestanden, geltend zu machen. '^) Erst 
1568 brachte die leidige Geldfrage diese Angelegenheit ins Rollen. 
Wie wir schon gehört haben, hatte damals Kaiser Maximilian II. den 
beiden Adelsständen die Religioiiskonzession gegeben nnd dafür eino 
Samme von 2,500.000 H. gefordert. Die Stände waren aber stets 
gute Geschilftsleute und wußten auch bei diesem Geschenk ihren 
tinanziellen Vorteil sich wohl zu wahren: sie erhielten vom Kaiser 
beträchtliche Gefälle wie den Wochenpfennig und die ZapfenmaÜ 
Uberlafißen. Jetzt ging der Streit loa. Die Städte beschwerten sich 
beim Kaiser und erklärten : auch sie wollten in die ßebakrang mit 
der ZapfenmaÖ und den übrigen Anlagen einen Einblick haben 
und verlangten deshalb ihren »sondern* Verordneten, wie das vor- 
her 80 gewesen und sonst in allen anderen Landern der Fall wäre.') 
Der Hof fand dies Verlangen vollkommen berechtigt und auf sein 
fortgesetztes, nachdrückliches Drangen-*) willigten die Stände endlich 
in die Zulassung eines bürgerlichen Verordneten ein, doch unter der 
Bedingung, daß er außer der Schuldenlastskontribution im Kollegium 
nichts zu scchen habe.^) Der vierte Stand erklärte sich damit voll- 
komnien zufrieden.') 

Auf diesen einen Verordneten, dessen Amt nur fUr einen be- 
stiinmten Zweck geschaffen wurde, überdies, wie die Stände später 
versicherten, schlieL^Iich doch gar nicht besetzt wurde ^), spielten 
also offenbar die kathoHachen Stande an. wenn i^ie in ihrer Recht- 
fertigungsschrift sagten, der vierte Stand hatte noch vor 30 Jahren 
ine Verordneten gehabt. Ob die vorhin geschilderte Stellung dem 

^) Difl YerordiiflteniaetniktiODeD der folgoodeti Z«it sind in d«r Regel für 
die Verordneten der dfel oberein Stände ausg'efertLg't. Doch war dies auch schau 
Iber der Fftll; 1535, Mars 9, heißt «a: Einnebmer dor drei Stindo, eis Moost 
It»: Kinnehmei' der vUr Stünde, Die folgenden YerbandluDg-ca im Lande«- 
»rchiv. G. 21. I, 

') 1668, Sejitonaber 27, 

3) Kaiaerlich« Dekrete 1668, Svpteiiiber 37; 1Ö69, Januar 1, F«)>raiii' IS. 
MÄra 8, 15, 27, April 18. Mai 30. 

•> lößlÜ. April 29, 

') 1083 brach antAUlich der neuen, den ätAnden Überlasieiien Hilfämittel 
wieder ein Streit atu, der rieh darch ein ganzes Jahrhundert hineiebt, doch *on 
den VeTordni>tei) int nicht die Rede. 

'') Der lotste utkßerordentlicbe Verordnete dei BUrgerttundes soll nach der 
Darstellung der Stünde im Jabrs 1556 fangiert haben. 



186 



von den Katholiken verfolgten Zweck entsprochen hätte, ist wohl 
sehr fraj^lieh. Dem bloßen Namen nuch hatten sie Recht, dem 
Weseii naob aber gewiß nicht, und sio scheinen es sehr bald be- 
reut zu haben, die Gciater gerufen zu haben. Ale nümlich der vierte 
Stand unmittelbar nach dem Erlaf.^ der kaiserlichen Entacbeidungt 
die seine Zulassung dekretierte'), seine Verordneten inetallieren 
wollte, da etieli er auf den einmütigen, gehamiaehten Widerstand 
aller Stände, nicht etwa nur der protestantiseheri.^) Alle die im 
voraEsgegangenen Jahrhundert g:elterid gemachten Gründe wurden 
gegen sein »hinterrUcklich annotwendig FUrkommen*, seine »un- 
befugten Prätensionen« los^^elassea: man habe über die Städte kein 
Kommando; sie seien ja Kammergut, über das der Kaiser verfüge; 
überhaupt könnten sie dieselben nicht als »vollkommen« vierten 
Stand ansehen, weil sie nicht mehr den vierten Teil der Landes- 
anlager erlegten; die oberen Stände fragten ja auch nicht nach der 
Getdgebahrung der Studte; dieselben hatten zu groUe Restanten, als 
dalli täie dem herrschenden Brauch, Schuldner vom Amte au&zu- 
schlielku. Verordnete atellen können usw. Nachdem sich der 
Streit viele Jahre herumgezogen hatte ^). erklärten sieb die Stände 
im Jahre 1617 endlich bereit, einen bürgerlicheu Verordnetem in 
ihren Rat aufzunehmen, wenn die Städte wieder regelmüDig den 
vierten Teil kontribuieren und die rückständige Quote (seit 1544), 
also mehrere hunderttausend Gulden, zahlen wollten.') 

Man wußte recht gut, dai.\ die armen Städte, die sich vor 
lauter Schulden — ihre rückständigen Landeaanlagen allein beliefen 
sich schon auf zirka 300.0000. — gar nicht auskannten, auf diese 
Bedingung unmöglich eingehen konnten. Um den Hof für ihre 
Gründe geneigter zu stimmen, erhielt Ivhlesl die Mission, dort Vor- 
stellungen j!u machen, wie durch die Heranziehung des vierten 
Standes der akatholisehen Partei Vorschub geleistet werde.*) 

Daß durch die Bewegung der Homer im Jahre 1609 der 
Protestantismus in den Städten stellen weise wieder emporschnellte, 
eoH nicht bestritten werden, doch der eigentliche Grund war es 



') 1604, Jali 7. 

') ReriiZbt dei drei oUären Stünde an den Kaiiier, 1605. 
^) Im Juiu6 1610 (Jaouar I) reklamierten die 8ISdte wieder ihr Kecht und 
«rUärtea, lie wottt^o >ketii blofier Schatten« lein. 
•) Veriifdoetea-Relatiaii vom 6. Mai 1617. 
') Kutholiiicbe Vorcräaetä an Kblc»!. 1617^ >Iai 10,31. jLandeiuchiv. A.d L 



gewiß nicht, denn die katholischen Stände hatten, wie wir eben 
hurten, schon vorher (1605) gegen die Installation der bürgerlichen 
Verordneten Verwahrung eingelegt. 

Wie grafj muß also damals, im Jahre 1604, nach der 
f^tUrmLächen Wablveraainmlung, die Erbitterang, der Haß gegen ihre 
Gegner gewesen sein, wenn sie selbst diese heikle Frage auf die 
Bahn brachten. Daß der Hof mit tausend Freuden auf ihren Vor- 
schlag eingehen werde, daran konnten sie nicht eine Sekunde 
xweifeln, denn in der Bürgerschaft ein Gegengewicht gegen die 
prJlpotente Adelaklasse zu finden, das war schon lange das ersehnte 
Ziel der nach einer starken Zentralgewalt dürstenden Habs- 
burger. 

Erzherzog Matthias trat die ganze Angelegenheit rait Rück- 
sicht auf deren »Wichtigkeit« dem Kaiser zur Entscheidung ab.') 
Mittlerweile hatte er den Stunden gegenüber einen harten Stand, 
iSie hatten sich wohl zu einer gemeinsamen Landtagssitzung ein- 
gefunden, als aber die Protestanten die Ausschlieüung Brfiunera^ 
der den ganzen Streit provoziert hätte, verlangten-) und die Ka- 
tholiken dieser Forderung nachzukommen sich weigerten, ging sie 
resultatlos auseinander. Matthias fuhr »ehr schneidig drein. Er ließ 
die im Lande bisher unerhörte Drohung fallen; wenn die Stände 
seiner Aufforderung zur Fortsetzung ihrer Landtagsberatungen nicht 
nachkämen, so werde er die dringendsten Sachen mit den gehor- 
samen Ständemitgliedem allein beraten,-*) Das wirkte; am 16. März 
übergaben die Stande ihre Schi uljont wort. ^) Nun hatte der ErzhersEog 
wieder freie Hand. Da er erfahren hatte, dali die evangelischen 
Herren zur Installation ihres Verordneten schreiten wollten, siatierte 
er sie bis zum Herablangen der kaiserlichen Entscheidung.'') Sie 
antworteten apitz; nicht um eine »andere« Resolution, sondern um 
Satisfaktion und Remedieruug des »unerhörten« Wahlproaesees 
liHtten sie angehalten. Starhembergs Wahl sei vom Landmarschall 
ordentlich verkündigt und jeuer sei auch anf dessen Ancjrdnung 
bereite in sein Amt eingeführt worden^ so daß es weiter gar keiner 



*) Erzherzogliclie« Dekret an den Lanännu-icliiül, 1604, MOxx K. hitaäea- 
arelijr. A. 3. 2. 

') Prot est HD d«n ErzbenEog. tä04, Mars o, Eb«tid«, 

>) Erxberioglichet Dekret aii die i^tüud«. 1604, Hin 6. EiMada. 

*) IwinitHU.rchiv. Landtogshandlusgen. 

'■') EF<hierz«g an lile ätäiide. 1604, Mürz 1@. LutdAurdiiv, A. 3. 2. 



188 



Installation bedürfe. ') Matthias forderte sie nochmals auf, die kaiser- 
liehe Resolution iii Geduld zu erwarten.^ 

Die Protestanten hatten gleich zwei Tage nach der Wahl den 
Prager Hof in ihrem Sinne zu bearbeiten angefangen. ''j Das Gleiche 
taten die Katholiken*); der Erzherzog welbst verwendete sich fUr 
ihre Sache bei dem kaiserlichen Geheimaekretar Unverzagt. ^) Sehr 
günstig müssen nicht die Nachrichten gewesen seia, welche die 
Protestanten vom Prager Hof erhielten, denn sie erklarten sich be- 
reit, mit der Gegenpartei einen Vergleich zu schheßen, der für jene 
gerade nicht glimpflich war. Starhembergs Wahl sollte fallen ge- 
lassen werden, unter der Bedingung, daÜ auch Khuen zurückträte, 
dann sollte der Kaiser einen neuen Verordneten aua der Mitte der 
Katholiken nehmen. Doch gingen diese in ihrer zuversichtlichen 
Sümmung nicht darauf ein.*"') Am 7. Juli erfolgte endlich die Ent- 
scheidung des Kaisers, der wir in der Folge noch öfter werden 
zu begegnen haben. 

Sie bestimmte, > da 1.1 jetzo und hinfüran jederzeit, so oft sich 
die Gelegenheit begibt und zutriigtj bis zu unserer gnädigsten 
weiteren Disposition in beiden vom Herren- und Ritteratand zam 
wenigsten ein katholischer Verordneter erwählt werden sollte, und 
weilen diesmal die KathoUsehen vom Herrenstand unserer Intention 
und vor einem Jahr beschehener Andeutung nachgelebt, auch dies 
Jahr eine qualifizierte Person erwählt haben, so lassen wir es bei 
solcher Wahl und unseren hievor ergangenen Dekreten gn&digst 
verbleiben«. Auch sollten die landesfürstlichen Städte, da sie ebenfalls 
ihrer Landosanlagen halber hoch interessiert wären, nonmchr auch 
ihre zwei Verordneten, so wie früher, haben, »denn wir nit bedacht 
mit unseren KammergUtern weniger als die anderen Stände zu sein 
i>der den una zugehörigen eigenen Stand also entsetzen zu lassen«.') 



Am 37. März dam Erzhersog durcb Andreas von TboBrftdl Elberreicbt. £bead&. 

«) MSr« 29. Elieuda. 

*) Schreiben an Unverzag-t vom 18. Februar, an Gotthard von Starhemberg 
and Helmhard ron Jörf^er vom 19. Februar; Schreiben an die ivfii Ictztg^naanten 
vom 6. März, lui Ehrenreich von Pucheim vom 7, Mai. Ebeada, 

') 1604, Mai S, tia UnvercagE. StaaUarchiv. Osterreicbiscbe Akten. Nieder- 
Österreich, ^. 

">) 1604, April 29. Ebenda. 

^ KfttfaolikeD an ünreneugt, Mai 8. Ebenda. 

^) Kaiierlichei OrigänJÜschreiben Anden ErRhenog mit h'MoUitirtn, im Arcüjv 
des Minitteriam» des Innern IV. H. 4, — Landessrchiv. A. 3. S. 



Vom Standpunkte des Verfasa ungerechtes verdient füglich dieise 
ResolatioD hervorgehoben au werden; die Krone nimmt, wie dies 
ja später tatsllchlich ihr anerkanntea Recht wird, die Bestätigung 
der Verordnetenwahlen für sieb in ^Ajispruch und stellt eine be- 
stimmte Norm für die Qaaliiikation der zu Wählenden auf, 

Als Erzherzog Matthias den Ständen am 9. August diese kaiser- 
liche Resolution einhändigte, befahl er, sie ohne einigen Verzug 
oder Verweigerung ins Werk zd" setzen. ') Die Protestanten, die 
ihren Verordneten bereits am 27, Juli offiziell ins Amt eingeführt 
hatten^), ergriifen dagegen den Rekurs, doeh ward er vom Kaiser 
zurückgewiesen, ^) 

Der Ljindtag des nächsten Jahres (1605) brachte neue Schwierig- 
keiten. Wolfgang Freiherr von Hofkirchen, der Verordnete des 
protestantischen Herrenötandes, war we^t^n Hochverrats^) in den 
Anklagezustand versetzt worden und mußte, wie alle Amter, so auch 
die Verordnctenstelle niederlegen. ^) Erzherzog Matthias ordnete eine 
Neuwahl im Sinne der kaiserlichen Resolution vom 7. Juli 1604 
aa.^\ In einer auffallend spärlich besuchten Versammlung ^- mit 
dem Landmarschall waren es 14 Personen^) — wurde der katho- 
lische Kandidat Gundacker von Liechtenstein nahezu einstimmig 
gewählt (Februar 3). Es acheinen, überhaupt nur zwei Protestanten 
anwesend gewesen zu sein. Einer von diesen, Andreas Thonrädl, 
stellte auch mit Rücksicht auf die geringe Anzahl der Anwesenden 
den Antrag auf Vertagung, der jedoch abgelehnt wurde. Am 21. 
desselben Monats wurde Liechtenstein installiert*): die Katholiken 
hatten also jetzt beide VerordnetensteUen des Herrenstandee^ somit 
schon die MajoritSt im Verordnetenrat inne. 

Die Protestanten waren aufa äußerste erbittert und beschwerten 
sich darüber beim Erzherzog. Die Wahl ist nicht gtütig, sagten sie, 

^> KaUcrlkhe« Dekret vom 9. Auguit Lsodeditrcliiv. A. 3, 2. 

') Erxherxog an Unverzagt, 1604^ Augast 5. ätaaUftrchtv. ("»slcrreiehiscbe 
Aktea. &. 

^ Png, 1604, Dezember 2. Landestucbiv. A. 3. 2. 

*) tb«E den bekamstva HocbrerratBprDzeß titho unten. 

'') Kaiser Rudolf aa den Herrenstand. Prag, 1604, Deietuber ä. Luideaucbir. 
A. 8. 2, Kaiser Rudolf an MaltluM. irudatieTt. Archiv des MiniiteriujjM de» Inneni. 
IV. H. 4. 

*) Krzhersog so den HerretiBtJiDd. 1605, Januu 2$. la,aiwaxcbiY, A. 3. 2. 

'^} Verzeichnis der ätünmen. Ebeada. 

*) Ebenda. 



190 



weil sie wohl zu der RatesitKung eingeladen^ nicht aber ron ihrer 
Tagesordnung m Kenntnis gesetzt worden seiend Qnd dann, weil der 
kaiserliche ErlaLi vom 7. Juli 1604 — jotzt beriefen sie sicli docli 
darauf, während sie ihn spliter stets ignorierten — nur von einem 
(es heiüt dort aber »wenigstem einem*) Katholiken spreche.') Die 
Stimmung war derart, daß sich Matthias verankOt sah, zur Be- 
schwichtigung der Protestanten eine Konferenz einzuberufen, za 
welcher beide Teile sieben bis acht Personen delegieren sollten.') 
Am 3. März 1605 fand sie statt und es kam hier zwischen den 
beiden Parteien ein Vergleich zustande. Den alten Bräuchen und 
Gewohnheiten, wurde bestimmt, sollte durch die jüngsten Ereignisse 
in keiner Weise prüjndiziert werden: die Erwäblung und Installie- 
rung der Verordneten ist ausschließlich Sache der Stände, die ja 
auch ihre Organe bezahlen. FUr diesmal wurden Khuen nud Liechten- 
stein als solche anerkannt, die Entschuldigung des Land marschalles 
wegen des Nicbtvollztiges der vorjährigen Wahl akzeptiert und die 
Beanstandung der Wahl Starhembergs damit aufgeklärt, da(^ er als 
Kämmerer des Erzherzogs vorher dessen Konsens einzuholen ge- 
habt hätte. 

Die Protestanten setzten femer die Bestimmung durch, daß 
die gegenwärtigen Verordneten nicht länger als vier Jahre im Amt 
zu verbleiben und nach Ablauf dieser Zeit beide Parteien ans ihrer 
Mitte einen Nachfolger zu erwtthlen hätten.') Was dann weiter zu 
geschehen habej darüber ward »zum Bedauern'» des Hofes keine 
Einigung erzielt. Es scheint bei keinem der vertragsschließenden 
Teile der Wille vorhanden gewesen zu sein, sich für die Zukunft 
die Hände zu binden. Offenbar rechnete Jeder mit der Müglichkeit. 
dal'i bia dahin die Dinge so lägen, daß er dem Anderen den Wahl- 
modus einfach diktieren könne: Die Protestanten konnten sich dann 
füglich auf die Vergleichsbestimmuug berufen, daß die Wahl der 
katholischen Verordneten ihren alten Gewohnheiten, also auch dem 



') Aus dem imtea angefilhirteD Memorial vom 3. U&rz. 

*) Erzberzog an die F rote« tonten, 1605, Februar S4, Mlrs 1, Die Katholiken 
dolegiartfln: Or&r Trsutsobn, Statthalter EniBt FreÜbeir von Uollart, den Land- 
tnanehall, Bräuaer, Karl von Harrach, Khuen, LeonbciTd von Mtg^tm, Gundaeker 
von Lioehtenstcin, (Katholiken an dea Eraherzog, 1605, Pebrviar 24. Ebenda). Di* 
Protestanten enuendeten: Wolf von Eixing. Erasmua von Eising, Gall, von Landau, 
von 8tarhe<mberg,Thonr&dl, von Kdulgfsberg. von Uofkircbea. (Eran{fi»liächc> an den 
Erxherzog. 1605, Mürz 1, Ebenda.) 

^} YergleicbBinEtrumont {Momoml) vom '3. und 5. MArz, Ebenda. 



Prinzip der Ötimmeniuchrlieit, nichts präjudizieren soIJte, die Ka- 
tholiken aber konnten unter Hinweis anf die kaiserliche Resolution 
vom 7. Juli 1604 getrost beide Verordneten stellen aus ihren Reihen 
besetzen, denn die Auslegung der Protestanten, ab ki.tnnte ihr zu- 
folge in jedem Stande nur je ein Katholik gewählt werden, war eine 
ganz irrige.') Die Protestanten wollten, um die Sache woraügJich 
jetzt sehon zu ihren Gunsten ine Reine zu bringen, eine eigene 
Gresandtschaft an den Prager Hof schicken, doch wußte der Erz- 
herzog sie unter Hinweis auf die »schwebende B'eindeggefabr* davon 
tiljzubringen.''') 

ülücklicher waren die Proteatanten bei der im nächsten Jahr 
(1606) erfolgten Ritferatands- Verordneten wähl. Hier waren sie auch 
in ungleich größerer Majoritilt. Im Sommer dieses Jahres schied 
der bisherige protestantische Verordnete Khrenreich von Wnnnbrand 
definitiv ans dem Amte, Schon im Vorjalire wollte er, da seine 
Dienätzeit zu Ende war. gehen, doch der ßitterstaud snchte ihn 
»um Wt'iterdienen ru bewegen, Withrend der Unterhandlungen hatte 
der Erzherzog an jenen die Aufforderung ergehen lassen, sich nach 
der kaiserlichen Entscheidung vom 7. Juli 1604 zu richten J*) Die 
Stände hatten darauf erwidert, es wären fast lauter nene, nit'bt 
eingearbeitete Herren im Verordnetcnkollegium. weshalb sie sich 
genötigt gesehen hätten, Wurmbrand zu halten. Es eoll ihnen, fügten 
sie hinzn, künftig nicht zuwider sein, auf ein katholisches, quali- 
fiziertes Subjekt zu denken, doch vorderhand sehe es mit ihrer 
Qualifikation traurig aus. Der Erzherzog hatte sieh damit zu- 
frieden gegeben.*) Als es jetzt. Mitte Juni 1606, zur Neuwahl 
kam, wählte die Majorität, trotzdem Matthias neuerdings die kaiser- 
iche Resolution in Erinnerung brachte '')5 den Protestanten Hann 
Siegmund von Greiß. Der Ritterstand setzte davon den Erzherzog 
in KenntniB und gab seiner bestimmten Erwartung Ausdruck, dal< 
man oben nichts werde einzuwenden haben. Die Wahl der 
Verordneten stehe aliein den Ständen zu, auch wäre sie ihren »ur- 
alten« Gewohnheiten gemäÜ nach der Stimmenmehrheit vollzogen 
worden. Die entge^genstehende Resolution des Kaisera wäre von 



') Vgl oben, 8. 190. 

^) Enhenog nn d«n II<?rr«QstaDd. 1605, ÜKn 8. LutdesKrobiT. A. 3. H. 

*) Dökret, 16U5, Februar 1 Lntsdesferchir. R. I. Verordnett. 

*) Ebenda. 

^) 1606, Juoi IS. LAndttMrcMir. A. i. 2. 



192 

ihnen nie anerkannt, vielmehr immer dagegen protestiert worden. 
Da übrigens im Herrenstand derzeit alle zwei Verordneteustellen 
in äen Händen der Katholiken wären, so eei ja der Zweck der 
Resolation. die »Gleichheit«, erfüllt') 

Matthias beanständete tatsächlich diese Wahl und trat die Ent- 
scheidung wieder dem Kaiser ab- Diese fiel nun diesmal für die 
Protestanten günstig aus, und Greiß, der auf Befehl des Erzherzogs 
voai Amte suspendiert worden war, wurde am 27. September 1607 
wieder in sein Amt eiugefülirt.^) Daß der Wiener Hof schon zwei 
Jahre vorher versühnend einlenkte und einen Vergleich der strei- 
tenden Teile herbeiführte, daü jetzt gar der Kaiser gegen seine 
eigene Entacheidung vom Jahre 1604 entschied, wird uns nicht be- 
fremden, wenn wir die gleichzeitigen politischen Verhältnisse ins 
Auge fassen. Die hatten mittlerweile eine solche Wendung geuommeuj 
daß es sowohl der Erzherzog als der Kaiser angezeigt finden mußten. 
die Protestanten — und sie waren ja noch immer in der großen 
Majorität — nicht allzusehr zu reizen, sondern im Gegenteil sie 
für sich zu gewinnen. 



n. Beginn des KaBsestreitee. Bund der katholischen Stände, 
Der Bruderawiet im Hause Habsburg, Forderungen der prote- 
stantischen Stände und Erteilung der Kapitulations-ResolutioD 
vom 19. März 1609. 

Die Zustande am Kaiserhof zu Prag waren damals gänzlich 
unhaltbar geworden und forderten zur Abwehr heraas, ^) Der Gesund- 
heitszustand Kaiser Rudolfs verschlimmerte sich zu sehend 8, die 
Minister und Räte fielen durchwegs in Ungnade und die Regierunga- 
geschäfte stockten, uud das zu einer Zeit, wo energischea Handeln 
mehr denn je not tat. Kein Wunder, wenn man da ernatUch daran 
dachte, die Regierungsgewalt in andere Häude zu geben. Schon im 
April des Jahres 1605 waren Matthias, sein Bruder Maximilian und 
zwei Vettern von der steirischen Linie zu Linz zusammengetreten 
und hatten dort über Mittel zur Rettung ihres Hauses Beratung 

') 1606, .lani 19. Ebenda. 

*) 1606, Juli 19. £benda. LundeBarchiv. A. 2. ä— 5. 

*) FUr du Folj^esdfl verweis« ich im allgemuiioD auf: Ritter, Deutscha 
' GMchicht« im Zeitalter ätt Oegeateformatioa un«} de» Dretßigjührigen Krieges. 
U. S. lödf. — Häher. Uiterreicblsche Ucächtchte. IV, S. 482 f. 



I 



gepriogen. Kaiser Rudolf hatte sieh dann veranlasst gesehen, dem Erz- 
herzog Matthias unbesehrHnkte Voll marht zur Leitang des ungarischen 
Kriegswesens und zu Friedens verhandlang-en mit Hocskay zn geben. 
Im April des nächsten Jahres (1606 J waren die Erzherzoge um einen 
kSchritt weiter gegangen; auf einer zu Wien abgofaalteuen Versammlung 
hatten sie offen gesagt, der Kaiser sei durch fteine Geisteskrankheit 
Kur Regierung unfähig, weshalb Matthias »das Raupt und die Säule« 
ihres Hauses sein solle und sie ihm auch alle mögliehe Unterstützung 
angedeiheu lassen wollten. Hatte Kaiser Rudolf seinen Bruder ab 
prädeetinierten Na(*hf olger, der darauf lauere, seines Thrones eich 
zu. bemächtigen, schon vordem mit wachsendem !Mi('itrauen verfolgt. ., 
80 geätaltete sich jetzt nach dieser Wiener Zusammenkunft das 
beiderseitige Verlülltuia noch unorquieklicher, wenn es auch offiKiell 
noch zu keinem Brueh kam. 

Matthias hatte vollauf mit der Ordnung der ungarischen Wirren 
/.u tun. Dort hatt« der gesteigerte Druck der Gegenreformation 
einen gefährlichen Aufstand hervorgerufen, den die Türken selbstver- 
ständlich treH' lieh auszunützen verstanden. In dem Wiener Frieden vom 
23. Juni 1606 niulite sich Matthias zu weitgehenden ZugestRndnieaen 
herbeilassen: den Adeligen, den Freistftdten und klSnigliehen Markt- 
Hecken ward freie RcligionsUbung gewährleistet Es wäre, nach der 
bisher an den Tag gelegten Rührigkeit der ü-sterrciehischen Pro- 
testanten zu urteilen, ein blaues Wunder gewesen, wenn sie ange- 
sichts der durch die Kriegsercigniaae geschaffenen Zwangslagp des 
Hofes, der Erfolge ihrer Nachbarstttnde und nicht zuletzt der greif- 
baren Spannung zwischen dem Wiener und dem Prager Hof nicht 
eifrig bestrebt gewesen wören, dem Netze, das bereits über Ihren 
H^aptern schwebte, zu entrinnen. 

Sie hatten ja schon früher, als die Sachlage nicht entfernt so 
günstig war, nicht mit verschränkten Armen zogeschaat. Wir wissen. 
wie im Auftrag der protestantischen Stände eines ihrer angesehensten 
und reielisten Mitglieder, Wolfgang Freiherr von Hofkircben, ein 
halbes Jahr in fremden Landen herumzog, um von dort Hilfe und 
Intervention für den Fall der Not zugesichert zu erhalten. Hof- 
kirchen galt als der »Hauptrftdelaführer in der Religion«, als der 
»Papst« der Protestanten, und bevor er noch die Reise antrat, war 
er ziemlich unfreiwillig ans seiner hohen Stellung als Statth alter am ts- 
verwalter geschieden. Der Erfolg seiner Mission machte sich bald 
bemerkbar: einige deutsche Reichs fürsten ließe« devsv \EÄ\'i!*st\\0&."is^ 

Jftfarbodli li, V f. Tjui4mkvQ4e. IMS, V% 



^ 



194 



Hof reclit kräftige Vorstell äugen ob seines Vorgehens ge'^en die 
AkathoUken zukoimneti, und auf dem Reichstag von 1606 fand 
Kaiser Rudolfs Ansuchen um eine Türkentilfe abschlägigen Bescheid, 
eben aus diesem Grunde, wie der stichsische Gesandte epKter den 
kaiserlichen Ritten vc^:?^iehe^te5 mit Genugtuung konnten die Stände 
sich sagen, daß ihre Sache weit über die Grenzen der habsbnrg'ischen 
Lande bmaus eine allgemeine Heligionsangelegenheit geworden 
war. ') 

Während nun der Wiener Hof gerade diese hochverräterischen 
Umtriebe zum willkommenen Anlaß nahm, nm mit der äußersten 
Strenge gegen die Protestanten vorzugehen und direkt auf die Auf- 
hebung der Religionskonsesaion dröngto^). machten die Vorstellungen 
der deutschen Fürsten den angstlichen Kaiser, den man dort schon 
endgUltig^ für seine Anträge gewonnen zu haben wähnt*^, wieder 
kopfscheu: die hoißersehnte Resolution, die da von Prag herablangte. 
ließ jede energische Maßregel vermissen; deutlicher denn je sprach 
daraus der so oft gerügte Geist des »Connivierens und Dissimulierens*. 
Man müsse, hieß es da ebenso vorsichtig wie unklar, das Religions- 
werk von der Strafe trennen, jenes mit Vermeidung jeder Gefahr 
ins Werk setzen und nur gegen Privatpersonen mit Strafe vor- 
gehen. '') Der Erzherzog machte dem armen Kaiser die Hölle ordent- 
lich heiß und verlangte nichts geringeres, als daß ihm das Religions- 
weaen ganz überlassen werde. Der Ausbruch der Wirren in Ungarn 
machte den weitauaaehenden Plänen des Erzherzogs ein vorschnelles 
Ende, Matthias brauchte jetzt die Stände; was man gerade zu ver- 
nichten vorhatte, das wurde mit eineraraal der Gegenstand de« 
eifrigen Wettbewerbes seitens der beiden Rivalen. 

Nicht denselben Weg ging das Verhältnis der proteBtantiaehen 
Stände zu den katholischen: es verschlimraerte sich jetzt merklich. 
Mit scheelen Augen betrachteten diese die geschäftige Agitation ihrer 



') Kar«, Beitrage zur Geschieht« dei Luidet gb der £nns. IV, 8. Xif, 
S. 273—345. — Statser. Beitrage *ur Gftstbidito der oiederö»teiTticlii«cheo Statt- 
luülorei. S. 200 1. (liehe dort die weitere Ütcratar). 

"^ Gutachten dos ErKhersog« Matthias an Eudolf, 1601, August ä, Ari^hir d» 
MiDiBteritiiu« ftlr Knltaa and Unterncht. iV, A. 3^ ohne Angabe de« nAheren Dituma 
toüweis« abgedruckt b«i: KbevenbUller, VI, &. 21M t — Gutachten der GeheitneD 
Säte, 1604, September 20. Wien. 8t»ats»rchiv. OBterrelchiische Akten. Nieder- 
Oeterreieh, 9. 

^ Wiedemann, Geschicbte der Kefonuation und OegenreformAtion. 



StandesgenoRaen, verfolgten sie deren geteime Zu^mmetikUnfte '); 
wQssten sie doch recht wohl, daß es galt, ihoeo die schon fast er- 
run^ene Siegespalme wieder zu entreißen. Noch weniger gefiel ihnen 
dabei, daß sie dazu noch aus eigener Tasche mithelfen sollten. Der 
Oebarungsausweis des Ob er einnehme rs über die in der Zeit vom 
3. Mai 1603 bis 30. April 1G04 bestrittenen Religionsauslagen weist 
die hübsche Summe von 30,190 fl. aus; Hofkirchen allein hatte ftlr 
seine »enäprießUche« Tätigkeit 15.000 fl. erhalten. -) Wir haben schon 
gehört, wie sich die katholischen Stünde über diese sonderbare Ver- 
wendung der gemeinsamen Landschaftisgelder beacb werten. Solche 
Auslagen fUr Gesandtschaften wurden, wenn vielleicht nicht in dem 
gleicher» Malie, auch für die Mchste Zeit erforderlich; denn die 
Protestanten knüpften, wie wir diee aua verschiedenen Quellen wissen, 
mit den Stunden der benachbarten Länder und auch mit dem Eeich, 
Damentlich mit dem rührigen Agitator ftlr eine große protestantische 
Union, dem Fürsten Christian von Anhalt, Beziehungen an, ^J 

Da scheint nun doch einmal den Katholiken die Geduld ge- 
rissen und sie mit erneuten VorBtellungeu an ihre Standesgenosaen 
herangetreten zu sein, entschloasen, die Trennung der Kasse, mit der 
Äie früher nur den Hof zu schrecken gesucht, zur Tat werden zu 
lassen: denn am 26. Februar 1606 fand im Landhans eine Sitzung 
der Protestanten statt, auf deren Tagesordnung die Frage stand: 
»wie und waa Gestalt zu allerhand notwendigen Religtonsausgaben 
«ine sonderbare Cassa angerichtet und bestellt werden möchte, * Ein 
AöBschuß wurde hier eingesetzt, der nach einer Weile sein Gut- 
achten dahin erstattete: man hatte es nicht für ratsam, ohne weiters 
den Katholiken nachzugeben, »sintemal die Oassa oder Einnehmtr- 
«mt denen oberen dreien Ständen beider Religion indifferenter, gemein 
«ind bis dato den Katholischen auf Begehreu und Anhalten gleich 
60 viel und etwa ein mehrere verehrt und herausza nehmen nie ver- 



') 8ie wurden wiederboU vom Hof untersigl; zuletzt mit kaiierllcfaem Dekret, 
1606, Aagust 31, und erzhereog^tichem Dekret, 1606, Augast 22. Mnnnakript der 
aiaderörterreichlscben IjindeBbibliothek 149, Fol. 298 f. 

'^] Der KnrfUit toh Sacbien >. D. hatte fUr 3041 ä. Weio erbulteti. Die 
Jleligtoiisonil&geii für das nSchste Jalir machten 5994 fl. aiu. Berichte dei £ia< 
jaehmein. Liindeaarcbiv. B, f. £4. 

'1 Hittor, Deut8elieGeBCblcbte.II,8. 191. — KheveDhUller, yi,& 3028. — 
Huber, IV, S. 48G. — Rittor, Briefe und Akten. 1, H. &90t 606. — Giadely, 
Bodoini, I, S. 141 f — Chlometsky, Eierotio I. S. 398 f. 




J 



196 



wehrt worden.« ') Erführen die Katholiken, däU sie mrklieh eine 
eigene Kasse aufrichten wollten, so wftre das Wasser auf ihre 
Mühle, lind sie würden dann auf vollstälndigo Separation dringen. 
Zuerst wJiren also nach seiner Meinung die Katholiken mündlich 
und schriftlich an das alte Herkommen zu erinnern, und erst dann, 
wenn sie hei ihrer Forderung heharrten, die nütigen Mittel im Weg© i 
einer unter den Adeligen zu veroUBtalteDden Sohskription aufza-j 
bringen. '^) 

Dem Antrage gemäfi richteten die Protestanten an die ander© 
Partei ein Sehreiben, irorin sie in beweglichen Worten, unter Hin- 
weis auf das alte Sprichwort »concordia parvae res crescunt, dis.- 
cordia nxagnae dilahuntur« für die Einheit des Herren- und Ritter- 
staudea etutrateiL Es i&t eine hochgefährliche Zeit herangebrochen. 
sagen sie, wo es gilt, alle für Einen zu stehen, ein »feätes corpus* 
zu bilden. Kommt es zur Separat! L>n, so erklären sie hiermit feier- 
lich, daß sie an ihr und dem daraus folgenden »weitreichenden 
Unheil und Sinkung, ja Fällung unserer lieben Freiheiten« keine 
Schuld hätten. 

Natürlich fehlt auch nicht das alte Leitmotiv : die Klage über 
die Einsehranknngen ihrer Religionsfreiheit, die alle ihre Schritt© 
als Akte der Notwehr herausforderten. Besonders seit den letzteu 
vier .lahrcn. sagen sie, hatten sie spüren müssen, wie aie durch 
»etliche« Landeami tglieder der katholischen Religion aufa be~ 
schwerlichste in ihrem Gewissen graviert würden; man habe ihnen 
dann auch noch den Zutritt zum Kaiser, ja sogar die Berat ach lag ung^ 
ihrer Bedrängnisse verboten. ^) 

Auch au die Prälaten sandten sie eine Vorstellung und er- 
mahnten sie, auf ihr laagj {ihriges einträchtiges Zusamraen wirken 
sich berufend, eindringlichst, nicht auf »etUche friedhässige« Luut© 
zu hören und zur Trennung der Kasse sich bewegen zu lassen. ■*> 

Die katholischen Stände blieben die Antwort nicht schuldig. 
Auch fernerhin, erklärten sie, wollten sie mit ihnen in allen politischen 
Dingen »zur Erhaltung ihres Vaterlandes und Erzeigung ihrer ge- 



I) So wurde x. B. dem Fftrston Kail ron Liechtemtein ilb&r eein Ansueben 
MOftt^U Dotfttion für die Schule in Feldsberg (siebe oben, 3. iTä) gewftbrt. 

*) AasHchuCrelation, 1606, April 30. LandeiarcJiiT, A. 4. 9. 

') 1606, Mitn 1 1 ; Aoeb erst «in 27. Jtini Übergeben. Ebeada &Ianuskri|it 
der Landeibibliathiik }4^), Fol. 303 f. 

Vt MtQuskript 143, Fol. 300, 



197 

horsameu Affection gegen den LandeafUrsteD« treulicli ssussummen- 
stehen. AlleJD, was die Religion betrifft, da YL'rlangen sie nur gleiches 
ßeeht. Sie, die proteataütiaeben SUiüde. liaben in ihrer Zuscbrift 
«inige ibrer katboliscben Mitglieder »mit sehr liitKigen und zwischen 
■dergleieben lUblichen Ständen ungebräucbigen Anzügen* angegriffen; 
die Katholikeo selbst aber haben noch mehr Ursache, sicii zu be- 
schweren, lind da erinnern sie, wie — nicht etwa bloß seit vier Jahren — • 
sondern seit vielen Jahren mit ihrer Kasse »gehaust* wurde. Die 
Landschaftsgefälle können und dürfen nicht fUr andere Zwecke 
ausgegeben werden, als wofür sie von den gesamten Stilnden bcstinimt 
wurden. Es ktinn daher nicht geduldet werden, daß ein jeder Stand, 
©ine jede Religion ohne BewiUigung der Gesamtheit in die Kasse 
greife. Wollen es so die Protestanten halten, dann ist die Sache 
erledigt und es bedarf keiner Trennung. ') 

Als die kathüliechcn Stände — der Prälatenatand war auch 
einbezogen — diese Antwort ausfertigten, wax bereits ein hoch- 
wiclitiger Akt vollzogen: ihre feste Vereinigung zu einem offiziellen 
fiund. Am 31. Mai 1606 fand eine Versammlung der Katholiken 
statt, wobei im Hinblick auf die Umtriebe der Gegenpartei »zur 
Verhütung des Untergangs der katholischen Religion oder doch des 
Abbruchs* beschlossen ward, sich ebenfalls zusammenzusetzen und 
die bedrohte Keligion «mit Gottes, der Rom. Kais. M'- und der Fürst, 
Durch!, Hilf in suo esse et vigore zu erhalten*. Bei diesem Bund, wurde 
da erklärt, wulle man lebeti und sterben. Zur Führung der Buudes- 
ge^schfifte wurde ein ansehnlicher Ausschult gewählt, und zwar vom 
PftUatcnstand: Kaspar Abt von Melk, Präsident des KlosterrateB ; 
Dr. Thomas, Propst von Klosterneubarg, Verordneter; Ulrich Abt 
von Zwettl, Vize Statthalter, und Thomas Abt von Altenburg, eben- 
falle Verordneter; vom Herren stand, der >ala Principal und des 
Werks fundament und Anfanger« (S, 175) »billig« eine verstärkte 
Vertretung fand: Melchior Khleal. Bisehof von Wien, Siegraund 
■von Lamberg, Landmarschall, Seifried Christoph Freiherr von Brauner, 
niodertisterreichischor Kammerpräsident, Karl Freiherr von Uarrachi 
aioderösterroichischer Karamcrrat, Ernst Freiherr von Eck und 
Hungersbach, Hofkamraerrat, Leonhard Helfrich Freiherr von Meggau, 
niederüsterreichischer Regimentarat, Johann Euftebiua Khuen Freiherr 
von Belasy, Verordneter, Gundacker Herr von Liechtetistein, eben- 
ikll» Verordneter, Heinrich Freiherr von Thonriidl. und aus dem 



') 1606, Jiai. Ebenda, Fvl. 309. 



198 



Ritterstand: GÜbertas von Santailir, kaiserlicher Arsenalhnuptmaiiiiy 
Christopli Pirkhaiiner von Pirkenau, Reichshofrat und niederuster- 
rcichisclier Kanzler, Wolf Ernst Fatzi. kaiserlicher Regimenter at und 
Christoph Ötrauss, kaiserlicher Rat, Vizedom in Niederäster- 
reich. ^} 

DalS dies BUndnia nicht bloß auf dem Papier stand, vielmehr 
die katholischen Stände entschlossen waren, ihr Interesse kräftig 
zu wahren, das beweisen die umfangreichen Schriften, die im Laufe 
des folgenden Jahres Übergeben wurden. Es galt natürlich zunächst 
den geschlossenen Bund dem Hof zu notifizieren, aber es handelte 
sich auch darum, den Bemühungen der protestantischen Stande, die j, 
Freistething der Augsburger Konfession durchzusetzen, wirksam ent-^H 
gegenzuarbeiten. Diese hatten schon eine Menge alter Beschwerdeii 
vom JaUre 1603 her, auf die noch immer keiue Erledigung ge- 
kommen war, und neue gesammelt; man wußte, daO sie nichts un- 
versucht lassen würden, um am Prager Hof mit ihren Wtlnschea 
und Forderungen durchzudringen; daher bemühte mtm eich noch 
einmal recht eindringlich, diesem all die Gewalttaten der Protestanteo 
and die bisherigen Erfolge der Ab wehr maßregeln au Gemüt zu 
führen, ihn des Beistandes der katholischen Stünde, »welche Gott 
Lob nicht die wenigsten, sondern die meisten in dem Lande sein», 
zu verBichem und zur Stand haftigkelt zu bewegen.-) 

') Ebenda, VoL 315 f. 

') KhevenhUHer, Annalgn Ferdinands VI. 8. 31öl f. Dort ist dte ftir de» 
ErsheTieog beistimmte Sehrift aum JahrlGü? abgedruckt worden. O.KIopp(DerDrpißig- 
jäbrigc Krieg'. I,>S, 'ä", Anmorkang^jglnubte sie indes in&JahrlG04verlfgeiiza mUssen, 
ohne dafü t einen genügenden Beweis £n erbringen. Ihm folgt^^ Kilt«r(D9ut8cbeOe6chicbts. 
II, S. 173, Anmerkung- ä), indem er nnn ahm, daß «ine »mit solcher BeBtlmmtheiC vor- 
getragene Behauptung^ auf eine archiv aligehe Vorlage« KurQckgeben mCs««. £a irtj 
wob! sehr am Platz, dea Datierungen KhevenbiUIer.s nicht ohne Deiters Glanbeii] 
zu scbeoken (vgl. z. B. meine Untersuchung Über d»it angebliclie Keformntioni- 
e4ikt vom Jahre 1579 im Jabrbucbe filr Geschieht« des Protestantiamua in Öster^ 
r«ich. 1HÜ2), aber Iq diesem Fall Ut auin ihm Unrecht; die Schrift kann nur in 
dis Jabr 1607 fallen. In der Schrift wird erwübnt, daU der eben tagende Landtag^ 
der dritte ««it AbstbluP ihrer Vereinigung sei (8. 31fi7). Dieie Vereinigung fJÜli 
nun in den Mai lEüo (Landtag- Februur Ina JuU) — dena was im Jahre I6OO1 
von äeite de« Herreuatandea allein geschah, war doch aar eia Vorsacb («iebc ^. 176). j 
l>er dritte Landtag ivUre dann der toid September bia f Oktober lt^Q7. Du ArgiUDeiit|^l 
daa Bitter fdr die Einreihung io das Jahr 1B04 anführt, dalJ namlicb die k«bor-J 
Itcbe Beedutioa rom 7. Joli 1604 als seit >kletnei Zeit« in Krtutt «tehend 
withnt wird, hat nifbt viel fUr aich; denn nach Zeitangaben, wie 'Vor KO Jahren«^ 
(S. 3l.^ti Dtxnmt sich eis Zeitraum von drei Jahrt-tt nicht lebr groC au«. — Dil 



199 



Zu einer Entscheidung kam es nitht; <lie folgenden Erei^nisae 
drängten ftUe Fragen der inneren Politik weit in den Hinter*»rund. 
£s brachen nämlich die ungarischen Wirren, die Erzherzog Matthina 
durch die Friedensschlüäse von Wien und Zsitva Torok zur Not 
beschworen, infolge der eigenttlmliehen Politik des Kaisers, der vom 
Frieden nichts wissen wollte, aufs neue aus. Von dem türkischen 
Pascha in Ofen aufprereizt. erhoben sieh im Oktober 1607 gegen 
ÖOOO Heiducken, die Boeskay auf seinen Herrschaften angesiedelt 
hatte. Der kriegerischen Stimmung des Kaisers entsprachen aber 
durchaus nicht seine railitJlrischen Vorbereitungen; iseine geringen 
Streitkräfte Hefen bei dem Mangel an Sold und Proviant auseinander. 
Die Lage des Erzherzogs MEitthiiis wsir verzweifelt' die wilden 
Horden der Heiducken wüteten schrecklich im Lande. Eindring- 
lich suchte er bei seinem, kaiserlichen Bruder Hilfe; umsonst, er 
bekam nicht einmal eine Antwort. Nun betrat er den Weg der 
Selbsthilfe. Ohne Vorwissen Kaiser Rudolfs, und sicherlich nicht 
mit üutheiüung der andtTt-n Erzhorzcge ') versammelte er nach 
Kelljahr 1608 in Wien die niederösterreichischen Ötünde. desgleichen 
einen Ausachat» der obcröslerreiehiachen und reiste dann mit den 
AusachUssen beider Länder nach ProÜburg, wo et am 21. Jaiuuir 
den Reichstag eröffnete. Hier forderte er die Stände auf, Mittel 
aasifindig zu machen, wie die drohende Gefahr abzuwenden wäre. 

Im weiteren Vtrlauf der Verhandlungen kam es am 1. Februar 
zum AbschluLi eines BUnduisses, in dem sich der Erzherzog und 
die Stünde der drei Länder verpflichteten, sich gegenseitig im 
GenuU der beiden Friedensschi Us.se von 160G gegou jede Gewalt 
und Stürung bis zum ituLiersten zu verteidigen. Vergebens hatte der 
Kaker die Stände zum Kachhausegehen und zur Beschickung des 
von ihm fllr deii U. März einberufenen Reichstages aufgefordert. 

Es war das ein Schritt von folgenschwerer Bedeutung. Nun folgten 
die Ereignisse Schlug auf Schlag, Der Bewegungspartei hatte sich 
im April auch Milhreu angeschloi^gen. Was auf dem Tag zu Eiben- 
schutz als Zweck des BUntlnissea ausgesprochen ward, war nicht 
mehr die Aufrechtbaltung der FriedenescblUsse; man sicherte sich 
auch ftir den Fall Uilfe zu, wenn eines der konroderierteu Lander 
wegen einer anderen gerechten und gesetzlichen Sache (ivel qualeni- 

Scbrift na den Kuser erwlUiBt Wi»d«tnaan, ßefonafttbg und Geg«ar&f«rnifttion. 
I, S, »20. 

') Vgl.: TurbE, Ocichicblo dci Thfonfolr«recbtei. H. 192 f. 



200 



(•UfTique aliam ob eauaam iustnra et Icgitimam« ) angegriffen wtlrde — 
eine Klausel, die bald niilier präzisiert wurde. Mit oJnem raacli ge- 
worbenen Heer von etwa 15.000 Mann brach Matthias im selbe ii 
Monat gegen Böhmen auf. Von Znaim aus berief er die Stände 
Böhmens und seiner Nebenlünder, wie auch Ausschüsse der ver- 
bündeten Lünder auf den 4. Mai zu tiner Versammlung nach ^'aslau. 
Ein Rundschreiben vom 26. April an die Kurfürsten und Fürsten 
des Reiches rechtfertigte sein Auftreten gegen den Kaiser: Dieser 
habe von »widerwärtigen, friedhässigen Leuten«, verleitet, die PreU- 
burgcr Einigung kassiert und den Frieden mit der Pforte unter 
anlchen beschwerlichen Bedingungen begtfttigt, daß es den Anschein 
btltte, als wollte er nur Zeit damit gewinnen. Sein an der mahrischen 
Grtinste versammeltes Kriegevolk habe den Ländern grollen Schaden 
zugefügt und die »Nobilitat« auszurotten eich unterätanden, so daLj 
die ( >sterreicherj Ungarn und Mähren genötigt waren, ein Bündnis 
abzuschließen und nicht allein den gedachten Frieden, eundern zu- 
gleich auch die ßestttution ihrer viel geschwächten Freiheiten, ins- 
besondere aber eine Besserung des Regimentea zu suchen. 

Als der Kaiser das drohende Unheil damit beschwuren wollte. 
dall er dem Erzherzog die bedingungslose Beetiltigung des Friedens 
anbot, war ea zu spät: Matthias, schon vollständig in den Hunden 
der Unierteii, begnügte sich damit nicht mehr; man hatte es auf 
den voUstiindigen Sturz des Kaiser? abgesehen. So scheiterten denn 
alle weiteren Verhandlungen, Maithiaa rückte in Böhmen ein nud 
im Vertrag von Lieben (1608, Juni 25) erhielt er die Regierung 
<>3terreiehs, Ungarns und Mnhrena, sowie die Anwart.schaft auf die 
Krone Böhmens.-) 

Es liegt auf der Hand, daß sich die protestantischen Stande 
<->sterreieha bei der Schilderhebung des Erzherzogs Matthias nicht 
von rein dynastischen Gefühlen leiten licLien, sondern, daü sie daraus 
für ihre Öaehe Kapital schlagen wollten. Matthias war ihnen im 
Onmde ebenso unsvmpathisch wie der Kaiser, wenn nicht mehr 
Er war indeli der schwilehere Teil, von ihm standen also noch 
größere Vergünstigungen zu gewftrligen^ auf Erhöhung ihrer 
Macht, vor allem geäetzliehe Sicherstellung ihrer Religion-s- 
freiheit, war alles angelegt. Vollends deutlich tritt diese Absichi 



') Abgedruckt bei: Hammer-Purgstall, Khlesl. 11, Urkundött, Ä 991. 
*) Der für üsterreicb ausgefertigte VeftrAg, vom 29. Jani dntkrt, im 
Lftodwiircbiv. A. 10. 5. 



■ü 



201 



hervor, als sio wenige Tage »ach dem Vertrag von Lieben im Feld- 
lager zu Stf'rbohol (29. iam> mit den Aassc-hüsseD der anierten 
Liiidor einen gelieitnen Bund schlosseu, worin ohne Umschweife 
[erklärt ward, diii\ bei der dem neuen Regenten zu leistenden 
Idigung ia jedem Land volle Grew-bsens- und Kultusfreilieit ge- 
'Tordert werden solle, wie man sie ja bei dem Eibensehitzer Vertrag 
unter der »gerechten und geaetzlichen Sache» verstanden habe 
(S. 19d). Käme es deshalb in einem oder dem andern Land zum 
Konflikt, eo mUase man sich gegenseitig Hülfe leisten und eher die 
Huldigung verweigern.*) 

Dilatthias t^ah sich in eine buchst unangenehme Lage versetzt. 
aU er jetzt von allen Seiten daran gemahnt wurde, man habe ihm 
nicht umsonst, aus persönlicher Begeisterung für ihn oder die 
dynastische Sache, zur Krone verholfen. Die Denkschrift, die ihm 
sehr rasch nach dem Liebener Vertrag von flen vereinigten pro- 
testantischen Ständen von Ober- und Nicde rüsterreich übergeben 
ward, ließ in dieser Hinsicht an Deutlichkeit nichts zu wünschen 
übrig. Der ihrem Lande drohende Ruin, wird da ausgeführt, ver- 
anlaßte sie, mit den Stunden Mflhrenä und Ungarns eine Union zu 
schließen. Man tat dies in der Absicht, mit vereinten KrWften dahin 
zu arbeiten, dajJ die Landesbeschwerden remediert, alle Zerrüttung 
und Tnkonvenientien korrigiert, die Justitia verbesaert, vor allein 
die »gefallenen und geschwlleliten« Landesfreiheiteti und Gewohn- 
heiten, unter denen sie das »freie, ungeengte exercitium religionis» 
fdlen anderen Vorzügen, in den vorigen Stand gesetzt würden, wie 
dies ja Matthias selbst in seinem Kundsehreiben an die Keich&fdrsten 
(Ö. 200j als Zweck angegeben halte. 

Nun prasseln hageldicht dte Anklagen wider das Regierungs- 
system des Nachfolgers Kaiser Ma^Limiliana II. hernieder; alle seit dessen 
Ableben vorgefallenen, von ihrer .Seite völlig »unverschuldeten« 
Bedrängnisse in geistlichen und weltlichen Sachen bekam Matthias 
wieder einmal zu hören. Mau hat sie in dem freien Religions- 
exerzitium vielfach eingeengt, es ihnen an vielen Orten gar ent- 
zogen, ihre Glaubensgenossen in den Städten. Mürkten und Dr>rfern 
von dem Beauch desselben durch schwere Strafen abgehalten, sie 



') Hammer-Purgstall. II, UrkuD<le Nr. 22!». S, 116. — Lo«erth. Die 
Stiade Mtihr«ni and die ijrotestaatischen i^ttlnde Önterrolehi ob ond unter der 
Unna In der zweiten HjÜftc de» Jahres 1608. ZeiticUrift <l« Veteine« ßlr die Oo- 
k«cM6h.t« Mabreu» uad Schlesien». IV, 1900, H. 2(K}. 



202 



von den vornehmsten Ämtero und Ratstellen »unerachtet der Qualität, 
^Uetn der Ri^ligion halber ' ausgeschlossen und Katholiken hingeatellL 
Diese »cngleiche* Be&etzung hat nun zur Folge gehabt, dali sie 
mehr ex affectu reUgionia als pro jure et justitia geriebtet werden. 
Damit nicht genug, hat man den ordentlichen Instanzengang verletzt 
und sie wegen jeder Kleinigkeit, sofern sie nur halbwegs das Gebiet 
der Religion berührte, ad secuudam inatantiam in mere ecclesiasticis 
oder gar %'or die Hofkansslei gezogen, wo man dann gegen sie 
prwetermisso jaris ordine snmniarisch verfuhr.'} 

Sie verlangen also jetzt, da man glücklich am Ziel angelangt, 
alle ihre Freiheiten, die sie bei Kaiser Radolfs II. Kegierangsantritt 
besauen, zurück, vor allem den ruhigen Genuß ihres Gottesdienstes, ] 
Bestellung der Justiz mit wohlaffektionierteji Pereonen ohne Ansehen 
der Religion, ebenso Wahrung ihrer InstanZj wie ihrer aonKtig6ii| 
Freilieiten. 

Zu den Räten, welche über die Klagen zu entscheiden 
haben, sollen »Unparteiische beider Religinnsgeuossen in gleicher, 
Anzahl« genommen und so die Ursache alles Zwiespalts und Hadera, 
beseitigt werden. In den Pazifikationsartikeln des Wiener Friedens i 
vom 23. Juni 1606 (S- 193} ist das »freie, ungeengte* Exerzitium 
der erste und wichtigste Punkt gewesen, au dem die ungarischen 
Stande ßo »öteif* gehalten, daf» sie vor dessen Annahme auf keinen 
anderen eingehen wollten. Hat man den Ungarn Gewissensfreiheitj 
zugestanden, so müge raan sie auch ihnen, die sie doch mit jenen 
unicrt aind. geben, damit es nicht so aussehe, als stünden sie in 
»geringerer Konsideration«.^ 

Ihre iSchluUwurte zeigten dem neuen König ihre Bereitwillig- 
keit au, die Bitte gegebenen Falles äu ertrotzen: »Seind daneben 1 
als andere unierte Lande bei ob verstandener uuserer recht mflüigen 
Intention bestiludiglich, unausBetzUch za verbleiben gäiidich ent- 
schlossen, gehorsamster Hoffnung. E. K, W, «ns darüber nicht 
dringen, noch ichtes beschwerliches anmuthen, und damit die nächst 
vorstehende Huldigung, die wir nicht gern verhindern wollten und 
doch so wenig als andere unierte Lande vor eigentlicher willfährigen] 
Erklärung statt thuu könnten, nicht binterstellig machen werdenj' 



*) Vgl.; Bib), Erzherzog £fd st und die Oi^^eDrefarmatioii ia Niedecf^steireicb. j 
]!>XitteUnDgeii da» InistltuteB für üsterraicbi.scbe Geacbtcbtsfarschnn^^ Erg. Bd. ^tJ 
a. 583 f. 



derowegen auch gehorsamst bitten, E. K. W. sich noch vor der 
VerhiikliguBg' gnädigst erklliren wollen. 'J 

Bevor noch die Antwort erfolgte. seLloasen die Adelsstände 
beider Länder und die oberüsterreichischen Stüdte am 30. August 
zu Linz einen Bund, iu dem sie sich verpflichteten, nur nach Kr* 
ledigung ihrer Gravaraina und Herstellung ihrer Freiheiten, vor 
allem der Gewissensfreiheit, die Huldigung zu tun, in beiden Ljiüderil 
den kirchlichen Besitzstand, wie er unter Kaiser Maximilian II. war, 
wiederherzustellen, so daU aUi> jeder befugt sei, jene Kirchen und 
Schulen, die er frtiher beseasen, aber im Laufe der Rudolfinisohen 
Ära wieder verloren hatte, wieder an sich zu nehmen. Kein Land 
sollte ohne Vor wissen des anderen etwas unternehmen, niemand 
einer Zitation Folge leisten, sie mag von wem immer erfolgen. Da- 
gegen wollten sie die Rechte der Kathotikeu an jenen Orten, wo 
sie das Exerzitium bei Kaiser Maximilians IL Tod gehabt, wahren.^ 

Die Forderung bezüglich der Huldigung mit den daraus ge- 
aiogenen praktischen Konsequenzen entstand nicht am Ende erat 
unter dem Eindruck der jüngjäten. allerdings ganz eigenartigen Ver- 
hilltnisse, in der Erregung des Kampfes, die etwa noch nachzitterte. 
Die Frage, ob die Huldigung eine hlolie Anerkennung oder eine 
Übertragung der Regierung an den Landesherrn sei, war lungst 
schon in letzterem Sinne gelöst worden. Bald ein Jahrhundert früher, 
nach Kaiser Maximilians I. Tod (1519) waren nämlich die Stände 
der fünf Herzogtümer zu dem einmütigen Resultat gekommen: der 
Huldigung muß die eidliehe Bestätigung der Land handfesten seitens^ 
des Landesfürsten vorhergehen, und vur der Huldigung gibt es 
auch keine Regierung; diese wird mittlerweile von denSiflndcu be- 
tturgt. Wenn damals die in ihren Anfängen su imposante ständii^che 
BewegUDg angesichts der entschlosg^eueD Haltung der neuen R&* 
gierung einen ungemein k lüglichen Verlauf nahm und die Kieder- 
t>sterreicherj schlieLjUch ganz isoliert, froh sein muüten, daß jene 
ibnen eine goldene Brücke baute, und nur zwei von ihnen den 
Kopf cinbUtUeo, so war damit die Frage nicht aus der Welt gcschaSt. ',) 

') IGOP, Atigugt 1. Abgedruckt: Uanfinch, Evuigälisehes Üsteireicfa. Cont. 
HI. Beilagen 8. 48 f.; vgl. Loserth, S. 93» f. 

•) Lüni^^ lieiclmarchiv. V. g. 62. — Löodotp, Com. I, 8. 420. VgJ. 
daztt. Haber, IV, S. 52ü. — Loäeitl). S. 331. 

>) Kraus, Zur QeMliietite ÖtterrvIchA 1519—1525*. — Vadcs*. PoUtitcb* 
Grtchirhte der Stadt Wien. Oe»cUchtft der Stftdt Wien. II. S. öHO f. — Ritter, 
I>eiU«cb« titiücliiclit«. I, S, ci9. 



Sie tauchte jetzt aufs neue anf und fand an Georg Erasmus 
Freiherrn von TsehernL*mb], einem der ntig'eseliensti?!! Mitglieder 
des oberüsterreichieclien Herren stand«, einen ebenso gre wandten wie 
energischen Anwiilt; er ist fUr die nächsten Jahre das treibende, 
führende Element, die Seele der neuen ständischen Bevvegung, ') 
Von r>berüsterreich. wo Überdies keine starke Opposition aus der 
Mitte der Stände selbst hemmend gegenüberstand, geht jetxt eine 
radikale StrÜmung ans. von der das Nachbarland mitgerissen wird. 
Es ivar nur eine Konsequenz jenes ständiseherseits festgehaltenen 
Standpunktes, dalJ ntimlich, anlange dera Landesherrn nicht ge- 
huldigt ist, er auch keine Regierung fuhrt, und die Stande bis 
dabin die berufenen Verwalter des Landes sind, wenn sie sieh jetzt 
im Bundesbeecijlüß vom 30. August dabin verabredeten, die Regelung 
der kirchlichen MachtverhaUnisse nach dem Stande, in welchem 
Bie der Regierungsantritt Kaiser Rudolfs vorfand, selbständig in die 
Hand zu nehmen. •Schnell folgte der papierenen Akte die Tat. 
Wilhrend die Überösterreicher in ihrer Hauptstadt den Landhaus- 
gotteadienat wieder einrichteten, Heß hier in der unmittelbaren Kfthe 
von Wien, zu Inzersdorf. der Ritter Hans Adam Geyer die schon 
geraume Zeit vorher von der Regieruog gesperrte Kirche öffnen 
und evangelischen Gottesdienst abhalten. Die über Auftrag Kaiser 
Rudolfs erfolgte Sperre, lieli er sich vernehmen, ist ftlr ihn nicht 
mehr rechtsknlftig, da die Üstorreichiächen Stflnde aller Pflichten 
gegen ihn enthoben wurden. 

Die Regierung teilte indcss nicht diesen Standpunkt: die 
Kirche wurde wieder gesperrt und tieyer verhaftet (.September 6). 
Wie eine Bombe wirkte die Kunde von der Verhaftung eines Edel- 
mannes auf die StJInde, die sich eben zu dera für den 8, September 
auägesehriebeneu Holdigungslandtag versammelten. 2) Sie wutHen 
jetzt, was sie vom neuen Künig zu erwarten hatten, und wurden 
angesichts der Verhandlung über die 



E r bh u kli gu n gsf ra ge 



zu 



doppelter Vorsieht gemahnt. Der Landtag begann al&o gleich mit einer 
yjemlich resolut gehaltenen Eingabe an den Kfjnig, worin sie gegen 
den »gewaltsamen, hocbbeächwerlichen*, ihren Lajidesfrfiheiten ent- 
gegenstehenden Prozeü protestierten. Matthias müge ihnen, heitlt es 
darin, das freie Religionsexerzitium in ihren Schlüssern, Kirchen, 

') rb*r ihn siehe: Ritter, DeiUsehe öescluclitf«, 13, 8. 102. :;&?, ^- 
KronoB, AlEfemeiBe deutsche Biflgrapbie. XXiVIlI. 8. 711. 

*> AiuBciireibung»patent, 1608, At]gn«t 4. Läiidcifirehiv. A. 3. J4. 



HHu3ern unxl anderen Orten nicht sperren. Sie wollten wissen, wessen sie 
sich jetzt bei dei* Landtagsversammlung und Huldigung zu versehen 
hdtten, denn es dlLrften nicht wenige der dazu beschriebenen »nuller 
vergewiäseter Verstcherheit* gar nicht herkommen und die bereits 
erschienenen wieder nach Hauee reisen J) 

Auf diese »hitzige* Schrift kam bald die Antwort, und zwar 
gaua nach den Vorlagen der früheren Regierung. Die SehlieL'mng 
der Inzersdorfer Kirche sei in vollkommen berechtigter Weise UberJ 
Anordnung des Kaisera durch ihn, seinen Statthalter vorgenommen 
worden, und Geyer habe nicht daa Recht gehabt, eigenmächfig die 
.Sperre aufzuheben. Gegen ihn werde man ordnungsmäßig verfahren, 
die Stande nber gehe dieser Prozeß gar nichts an. In ebenso her- 
kömmlichen Geleisen bewegte eich die gleichzeitig herabgelangte 
Resolution auf jene erste Eingabe vom August {S. 201), worin sie 
mit der Verweigerung der Huldigung gedroht hatten.-) Die üster- 
reichischen Länder, heißt es hier scharf und deutlich, sind Erbl,1nder, 
die StJlnde Erb Untertanen, und ihre Partikulargravamina haben mit 
der Erbhuldigung, an der sich alle vier Stünde ohne Unterschied 
der Religion beteiligen, nichts zu schaffen. Sie haben daher die 
Erbhuldigung zu leisten, wogegen der KOnig bereit ist, ihre Frei- 
heiten zu bestätigen und hierauf die Beschwerden nach Müglichkeit 
zu erledigen. ^) Also der Vorgang, wie er von Kaiser Rudolf II. 
beobachtet wurde, sollte auch jetzt platzgreifen.'') 

Die Stände antworteten in sehr entschiedenem Ton: Sie wollen 
die Zession des Ivaisers, ihres frühereu Erbherren, zu der sie ja 
«©Ibflt beigetragen, nicht in Frage steifen, aber sieh nicht dadurch 
in noch »tiefere Dienstbarkeit« stecken. Sukzession und Erbge- 
rechtigkeit des Königs sollen von ihnen ohne weiteres anerkannt 
werden; doch ist wohl leicht einzusehen, daß sie es, wenn ikuen nicht 
die Abstellung ihrer Beschwerden gewinkt und ihnen auch ver- 
sprochen worden wäre, wahrhaftig nicht notwendig gehabt hätten. 
Bich der älteren Gelübde zu entledigen und sich mit den anderen 
Landen ku aliieren. Denn eben diese Landesbesehwerden, vor allem 

*) liftupiich, Cont, UI, Beiluden 8, 60, — LoBerlh (8. 232) beaeichnet 
den U. September all den Tag der Übergabe, Itnapvch g'ibt wohl irrtümlieh den 
li. September aU Datum an. 

•) aopteraber 12. Loserth, S, 2A:{. 

*) RKupncb, S. 63 f. 

*) Vgl. HibI, Die £{anihiung der kiitfaolitcbon Geg enrefbriDatioD inKied«r' 
Ofteireich, S. 25 f. 



206 



die reUgiösenj haben ja diese ganze Aktion ine Leben gerafen. 
Erbiiütertaaen ainil sie wohl, das soll nicht bestritten werden -^ 
aber erst nach der Huldigung. Aber auch dann sind sie ztim 
Unterschied von dem geraeinen Banersmann freie Stilnde, weshalb 
sie auch allen oder den meisten Vertrügen — um nur auf ein Bei- 
spiel der jüngsten Vergangenheit hinzuweisen; dem Wiener Frieden 
vom Jahre 1606 — zugezogen worden. 

Wenn me die Erledigung ihrer Religionsbeschwerden in specie 
vor der Huldigung verlangen und sich nicht mit dem General- 
erbieten, alle ihre Freiheiten zu bestätigen und sie dabei zu schützeu. 
begnügen können, so hat dies seine guten Grtlnde; hat man sich 
doch bei der letzten Huldigung (tinter Kaiser Rudolf) auch mit 
einer mündlichen Zaeage zufrieden gegeben und dann die traurige 
Erfahrung gemacht, daß sie nichts genützt hat. Sie bestehen aUo 
aaf unbedingter Si eher stell an g. Ihre Religionsgravamina isind keine 
Partikular-, sondern eine GcnerrtlsacbCj welche die gesamten evan- 
gelischen Stande betritt't. und denigemaO müssen sie der Huldigung 
vorausgeben. Daß sie in der Inzersdorfer Angelegenheit zu allem 
Schimpf und Spott noch einen Verweis erhielten, kommt ihnen 
höchst befremdlich vor. Geyer selbst trifft gar kein Verschulden, 
denn die Inzersdorfer Kirche ist mitsamt der Vogtei und Lehen- 
Bchaft das freie Eigentum der evangelischen Stande, und Geyer 
hat nur aein gutes Reoht ausgeübt. Wenn aber ein wirkliches Mit- 
glied der StJtndeschaft ohne Vorladung und gericlitliches Erkenntnis 
bei Nacht überfallen und wie ein gemeiner Verbrecher eingeführt, 
wird, dann dürfen aueh sie sich in ihren Häusern nicht mehr eicher 
fühlen. Da zudem bereits allerlei bedrohliche Reden gefallen'), die 
Gemüter hochgradig erregt sind, haben sie »zu Verhütung alles 
beao'rgenden Unratha« beschloasen, die Stadt zu verlassen und von 
einem andern Ort »ua die Resolution zu erwarten.^) 

Gesagt, getan! Am 14. September verliefen ungefähr 26ü Adelige") 
die Residenz und zogen nach dem Städtchen Uorn, Eigentum der 

^) P. Hitterdorfer (Conipect. bittor. ütdv, ViaiiQ. P. ni, pag. 100) be- 
merkt: >qaia timebjiiit, ne homiij^ium praestare comp^lUrenlur, quia rideibast, 
Priadpein habere äOO equites, e ci vitale VieanetiBi disceddBt.« 

•) Kaupich, Com. in, Beilage B. 6öf. — Loserth, S. 233. — Uuher, 
IV, S. 521. 

') 116 Herren und 144 Ritt«r nach dem Stand vom 22. Saftemhöi. Lande«' 
archm K. O, O, I. Dagegen b»tte ee nach einer »on TBchernembl im MSr^t 
lü0dgehAlteueaR6deiDÖBterreicbnar80k4thoU»eteLtindleategt<g«boQ. Huber,&.52:J. 



207 



Familie Pueheim. Hora war gut befestigt und lag gerade in der 
Mitte zwischen den uniei-ten Ländero Oberösterreich und Mahren. 
zum Verhandiungsort also wohl geeignet. Nur ein dreiköpfig^er Aus- 
Bchutl blieb in Wien zurück, um die Öacbe der evaugeliBchen 
Smnde, die man von diesem ^lomrnt an in der Geschichte schlechtweg 
die »ITorner« nennt, zu vertreten. Vor ihrem Abzug hatten sie die 
Katholiken zweimal ermahnt, sieh von ihnen nicht zu trennen, keine 
Landtagsberatung oder Huldigung vorzunehmen. Für die Folgen 
einer derartigen Zertrennung, erklaren sie, wolleii sie nicht die 
Verantwort ung übernehmen, 'j 

Die Katholiken stellten sich in ihrer Antwort ganz auf den 
Standpunkt des Königs: die Partikulargravamina haben mit dem 
Erbliuldigungsakt nichts zu tun; Matthias ist durch die Verzieht- 
leistung de!*» Kaisers, als ältester Erzherzog sein ürdentlicher Nach- 
folger, äUH allen österreichischen Historien, den Nachforschungen 
Richurds von Strein^) geht zur Evidenz hervor, daÜ Osterreich 
ein Erbland, die Stunde Erbontertanen seien, die Erbhuldignng also 
nicht ihnen, sondern dem LandesfQrsten zustehe und nichts anderes 
bedeute, als eine »öffentliche Zusag des ohne des schuldigen Ge- 
horsams«. Für sie ist auch gar kein Grund vorhanden, weshalb sie 
um einiger Partikularsachen willen das schuldige General werk 
sperren sollten. Nicht sie, die Katholiken, denen ebensowohl Friede 
und Einigkeit am Herzen liegen, sondern die evangelischen Stande 
haben sich von ihnen getrennt, und su trifft jene, die an dem ge- 
wohnten Orte ordnungsmäßig die Landtagageschftfte weiterführen, 
nicht die mindeste Schuld. Die Evangelisehen mögen sich also 
wieder mit ihnen vereinigen, wenn nicht, dann mtlssen auch sie 
für die Folgen jede Verantwortung ablehnen.^} 

*) Hurter, VI, S. 638. — Raupach, Beilagen, S.70. 

*} Über diecen hervorragenden StAatsmann und Gelehrten (geat. 8. Noreüiber 
1600) vgl,; IlDflftltikcb, Rtch&rd Freiherr von Streia Blätter des Vereine! Tir 
Lii&deskuDde von Kiedeiöat«rreicb. U, (1863). — Btbl, Die Organisadon dna 
•TiAgellscbeti Kircben wesena im Erzherzogtum Oiterreich unte^r der £nna. Archiv 
Itir tiaterreichiBche Gosdiicbte. LXXXVn, ä. 143. Bein Work: TLandbandreit, 
FrejbaJt, 6«rechtigkait uad brlcfTlich« Lfrkunden niner Ervamen Landacbafft des 
EnfaersogthumbeÖitertäich u. d. Ennaa etd (1Ö08) helindet siefa in der ManuBkripten- 
■i,mliing der iiiederl^iterreichiBChea Lundecbibliothek; vgl.: A. M»jrer, D&s Ärcbiv 
und die Uegiitr&Cür Aar abderlViterreicIüacIieii Stände. J&brbbch d«» Vereines fUr 
XiftDdeskimde von Niederü«tcrreich, I90ä, 8. 11), Änm, 2, 

*i Land&ftftrchiT. LacLdtttgsprotokolle 1608, Fol. S07 f. — HnrUr, VI, 
8. 104, 637 t 



fi08 



Die Homer vi'rharrten auf ihrem Standpunkt. Nun griff Erz- 
herzog' Maximilian'), ein jüngerer Bruder des Königs, der sich des 
Rufes grijllerer Toleranz erfreute-), vermittelnd eio. Siegmund von 
Herberstein ond Woif Siegmund von Losenstein,^ zwei Protestanten. 
verhandelten in seinem Kamen mit ihnen, Zum Erscheinen auf dem 
Landtag waren sie nicht zu bewegen, früher müssen sie. äo erklärten 
sie, die Antwort des Königs in Händen haben. Doch wählten aie 
einen Äusächuli, der mit dem Erzherzog in Verhandlung trat. Sie 
präzisierten ihre Forderung^en: Bestätigung der Religion sasseknration 
Kaiser ilaximilian IL uud seiner Konzesiäiou an die oberöster- 
reichiachen Städte, Gewährung von Zugeständnissen an die nieder- 
österreichischen, freie Ausübung der evaugelischen Religion anf 
dem Lande, Gleichstellung in den Amtern, Mttferti£rung der neuen 
Asaekut'ation von Seite der ungarischen und mHhriachen Stände. 
Ein Funkt fällt dabei auf, er ist neu dazugekommen: die Mit- 
fertigung der zu erwartenden KonKCäsionsiirkunde seitens der 
unierten Stande als Garanten. 

Zur Huldigung, die bereits einmal auf den 30. September ver- 
schoben und nun fllr den 6, Oktober anberaumt worden war, 
erschienen sie nicht, trotz des Ver.sprcehens des Erzherzogs, nach 
der Huldigung Wi ilatthiad dahin %virken zu wollen, daß die 
Protestanten in ihren Rechten nicht besehwert würden. Kur zwei 
Protestanten, Karl von Teufel und Friedrich von WindischgrHtz, 
leisteten mit den Katholiken am 16, Oktober — der Termin war 
wiederum verlängert worden — die Huldigung. Die anderen erklarten 
steif und fest; bevor aie nicht eine willfährige Resolution in Händen 
hätten, könnten sie nicht huldigen, und das um so weniger, als sie 
den nnierten Stünden nicht »präjudizieren« könnten. 

Das Band mit Oberösterreieh war mittlerweile neuerdinirs 
98tigt worden: am 3, Oktober verpflichteten sich zu Hörn. 
166 Adelige au8 beiden Ländern aufs feierlichste dahin, nur nacli 
Abstellung ihrer Beschwerden und Herstellung ihrer Landesfreiheiten 
Matthias zu huldigen. Jedermann sollte es freistehen, alle Kirchen 
und Schulen, die er oder seine Vorfahren innegehabt, wieder zu 
erüfinen und mit evangelischen Predigern und Lehrern zu besetzen. 
Ein Land sollte dem anderen^ jedes einzelne Mitglied dem anderen 
treu zur Seite stehen. Der gegenwärtige Bund sollte auch für die 

^) über Ihn liehe: Zei&^erg, Allgemeine deutecli« Biogt-dgilii«. XXI, S. 72 f. 
=) Huber, IV. S. Ö05. 



4 




Abwesenden g-elten und wer die Unterschrift verweigere oder die 
Bestimm ung^en nicht halte, als ein "abgeachnittenes Glied* aus ihrer 
Mitte ausgeschlossen sein und sich in keiuer Gefahr ihrea Beistandes 
and Schutzes zu getrosten haben, "^j 

Die Lage nahm von Tag zu Tag eine bedrohlichere Wendung. 
Beiderseits mutete man sich die Bcblechtesten Abwchten zu: am 
Wiener Hof war mau sich darüber im klaren, dall dicHorner auf eine 
»freie Republik* hinausateuerten^) nud die Horner waren vollkommen 
davon überzeugt, daii man nur auf den geeigneten Moment lauerte, um 
sie mit Gewalt zu Paaren zu treiben, Sie fingen au zu rtlaten-*^) 
und nun sahen sieh auch die Katholiken vor'); aber kein Teil fand 
es für angezeigt, es zum Äußersten kommen zu lassen und so gingen 
die Verhandlungen weiter. Am 16. t>ktober, dem Tag dpr Erb- 
huldigung, schrieb Erzherzog llaxirailian den Hörnern: die Huldi- 
gung hätte leider nicht länger aufgeschoben werden künnen. doch 
solle sie ihnen nicht zum Nachteil gereichen. Er hoffe, sie würden, 
wenn schon nicht alle kamen, wenigsten.«« einen Ausschuß zu weiteren 
Unterhandlungen nach Wien senden. Ihre RUfitungen aber, von 
denen er mit Bedauern vernommen, müßten sie einstellen.^) Auch 
KiSnig Matthias richtete an sie ein gnädiges Schreiben, in dem er 
der Erwartung Ausdruck gab, aie würden ihre Separation aufgeben 
und ihm huldigen.^) 

Die Horner blieben den Vorwurf über ihre Rüätungen nicht 
sohnidig. In mehreren Htadten und Klüstorn seien Truppen eingelegt 
worden, sagen sie. Der Erzherzog bemerkte dagegen: das sei eine 
für Ungarn bestimmte Truppenmaclit. Nun Btockte wieder der Gang 
der Verhandlungen, denn die Horner warteten, bis die Oheriister- 
reicber ihren Au.sschuii zu ihnen gesandt hatten, obwohl der Erz- 
herzog jenen ziemlich deutlich zu vereteben gab, da LI er nur mit 
ihnen unterhandeln wolle, die Ober Österreicher aber die ganze Sache 
nichts angehe. Anfangs November endlich fand sich die Gesandt- 



1) LosQFth, B, £14 f. 

<) Khleel tut Künig Utttliias, 160H, üktobcr IL HAmmer-Putgstiill, 11, 
Urkund« 138. 

*) Mitta November faattoD tio zwei ßugimonter zu je 1500 Maaa zu Faß 
ttod lOOO Mann zu Pferij bereit. Hub&r. IV, ä. Ö24. 

») Loiertfa, 3. 2U, 27$ f. 

») Ebendi, 9. 241. 

") Oktober 19, Eb«t)d&, 8. 241. 
Jkhtbucb i. V. 1. iMiA-ttmic, 190^. 14 



Schaft der beiden Läader in Wien ein') und oun hab beiderseits 
eine gründliche Aussprache an, 

Ihre Rüstungen, führten die Protestanten an, seien einzig tmd 
altein ein Akt der Kotwehr; man habe nämlich erfahren, daU der 
König 2000 Wallonen unter dem Vorwand, sie für die ungarische 
Krönung 7a\ verwenden* in mehrere StUdte Niederösterrclchs gelegt, 
dilti auch die katholischen Stande hei ra lieh Kriegs volk geworben 
und sich im Ausland um Hilfe umgesehen hätten. Schon soll ein 
Gütachten vorliegen, wie man sie zur Iluldigong zwingen könnte. 
Die Huldigung der katboHsthen Stände eei, da sie in ihrer Ab- 
Tvesenheit erfolgte, ungültig. Sie verlangen eine günstige Erledigung 
ihrer zwei Bittschriften ^) ; vor allem natürlich soll ihnen »dasexer^ 
eitinm religionis A. C. wo und welcher Orten es tempore llaxi- 
milifini und in jetziger regierender kaiserlicher Majestät antretenden 
Regierung viele Jahre lang in wirklichem Gebrauch und Übung 
gewesen, sowohl auf dem Land ala in StKdten und Mfirkten (welche 
m zuvor gehabt) ungeengt und unver wehrt jemand s Zugang« ge- 
lassen werden, wie aich der König dem Vernehmen nach ohnehin 
schon zu den Mähren und Ungarn geäußert hätte. Bei der Wahl 
ihrer Verordneten soll das alte Herkommen Vioobachtet werden, bei 
der Besetzung der obersten Ratstellen vollkommene Pari tat eintreten, 
nnd zwar keine Fremden, sondern eingeborene, wirkliehe Landleute 
dazu ausersehen werden. Weiter fordern sie; Bestiltigung aller 
Privilegien und Abstellung aller diesen entgegenstehenden Anord- 
nungen, eine genügsame schriftliche Assekaration, endlieh ausnahms- 
lose Amnestie.**) 

Man darf nicht immer dem anderen Teil die Schuld beilegen, 
meinte Erzherzog Maximilian. Sie sollten ihre Waffen niederlegen, 
da sie niemand bekämpfe, und er werde sich schon dann bei dem 
König für den Frieden einsetzen. Aber auf ihre Forderung: zuerst 
Erfüllung ihrer Ansprüche und dann erst Huldigung, kann man 
nicht eingehen; kein Rcichsstand würde bich einem solchen Ver- 
langen fügen, denn das käme einer Herabwürdigang der fürstlichen 
Hoheit und einer Schmälerung der »unwiderspreehlichen* Erb- 
gerechtigkeit gleich. Er versprach ihnen, sie im ungeatllrten Besitz 

*) Kredenuchreibea vom 1. Korember. Die Mamen der SO QettnodtQO 
ebondA, S. 945. \ 

') Vgl S. 201 f., iOi. 
^) Loaerth, B. £4ö f 



^ler Freiheiten, aucii der HeligionäaBsekuration Kaiser Maximilian IL 
ihreta » buchstäblichen, klaren« Inhalt gemäß zu belassen und aie 
darüber nach Vollzug der Huldigung zu versichern. Zur Partei- 
nahme für die Städte und Markte seien sie durch nichts befnoft*, 
Übrigens haben die Städte Niederes terreichs bereits gehuldigt und 
die anderen gingen eie nichts an.') 

Darauf wieder die Horner: Was den Vorwurf ihrer Rüstungen 
anbelangt, so könnten sie sich wohl auch auf den vergangenen Zug- 
nach Bühnien berufen, wo sie von den ReichsfUräfen selbst auf- 
gefordert wurden, solange in Waffen zu bleiben, bis es zum er- 
wünschten Vergleich kfliue: trotzdem wollen aie gerne die Wehren 
aas der Hand legen, wenn man in den Hauptpunkten verglichen 
TVäre. Es füllt ihnen nicht ein, die 1 an des fürstlichen Gerechtigkeiten 
irgendwie anKUtaateji; allein durch zahlreiche Beispiele könnten sie 
dartun, wie sich auch in den hahsburgiachen Erbtanden — um nicht 
von anderen Ländern wie Bui^nd und Aragunten zu reden — 
der Landesfürst vor der Huldigung mit deu Ständen sich verglichen 
habe. ^) Sein Anerbieten, die ßeUgionsaBsekuration zu bestätigen, 
nimmt man gerne an; sie soll ihrem lauteren Buchstaben nach 
und wie sie zu Kaiser Maximilians Zeiten im Gebrauch war^ ge- 
hundhabt %verden, und sonach ein jeder im Lande, »wer der auch 
fiel«, in seinem Gewissen »ungeengt und ungestört* bleiben. 

Wenn sie sich des vierten Standes annehmen, so geschieht 
die» aus christlicher Liebe: ist es doch bekannt, wie ihre Glaubens- 
hrüdor in den Städten alle möglichen Verfolgungen erdulden mußten, 
daß es einen Stein hiltte erbarmen mögen. Außerdem geht aus der 
Konzession Kaiser Maximiliauä hervor, »daU zwischen den Städten 
und den zwei Ständen, so viel die Substanz, auch die AnsteilöDg 
des cxercitji religionis betrifft, kein Unterschied sei und dali Ihre 
Majestät die Städte, wie in anderen so auch in diesen Dingen, 
Tiieht absondern wollte».^) Die traurigen Folgen eines solchen Vor- 



<> Sigaion vom U. Kevember. Locerth, 8. 247. 

') Die bedingte Huldigung war hier ita gönzea XV. J&hrliUDdert Ublicb, wemt 
aoeb auf ein ausdrückliches Trivüeg nur die Stcirer berufen konnten; 
Tjfl.: Wer uns ky, Osterroicbi;ücbo Keicbs- und Recbugeschichte. S. 181. 

^) Diese Auffassung iit entschieden nicht richtig, Aach fQr Oberüsterreicb 
nicht ; Kaiser Maximilian erklärt« aundrllcklitih, er habe keinen Grand, die Stldt« 
«b der EfiDs aadtr« %ü bebaadela, all jeoe unter der Enm und sc» wenig et «• 
dieicQ gestatte, lo wenig werde er ea ihnen erlauben. Vgl.: Prttz, Geticbicht« 



212 



gehena zeigen sici in der Steiermark, wo nun die Eestäntea von 
den Stüdten and Märkten auf die oberen *StäJide gelegt werden. 
Neuerdings verlangen sie vollständige Gleichstellung mit den Ka- 
tholiken und genügende Garantierung der Vertragsartikel. und zwar 
nicht nur von Seite der unierten Länder, sondern auch von Seite 
der ReichsfUretcn. Will der Erzherzog auf diese Bedingungen ein- 
gehen, so werden sie ihi'e Truppen entlassen und huldigen. ') 

Hatten die Horner sich wirklich mit der Bestätigung der 
Religionsaasekuratioii begnügt, so wären jetzt die Verhandlungen 
(*hne Zweifel ruäch zum Abschluß gekommen. Dali dies indea nicht 
der Fall war und sie ihr eine Auslegung gegeben wissen wollten, 
wie ßie tatsächlich unter der toleranten Regierang Maximilians 
praktisch gehandhabt, von Kaiser Rudolf und seinen Statthaltern 
stets zurückgewiesen wurde, dies zeigen die Worte, mit denen sie 
sich bereit erklarten, auf des Erzherzogiä Anerbieten einzugehen. 

Immer mehr zeigte sich, daß es den Hörnern nicht um die 
Bestätigung der Religionskonzession, sondern um ihre Auislegung 
zu tun war. Maximilian hatte dort für sieb und seine Nachkommen 
dem Herren- und Ritteratand das Recht eingeräumt, die evangelische 
Lehre der Augsburger Konfession »auf und in allen ihren 
Schlössern, Hiludern und Gütern (doch außer unser Stadt und Mftrkt) 
ftlr sich selbst, ihr Gesind und ihre Zugehörige, auf dem Lande 
aber and bei ihren zugehürigen Kirchen zugleich auch für ihre 
Untertanen frei auszuüben *.-) Wie wurde nun dieser Freibrief von 
Matthias, als er noch StattJialter war, ausgelegt? Unter allen ihren 
Häusern verstand man nur die von den Adeligen selbst bewohnten, 
unter ihren zugehörigen Kirchen nur tlie Pfarrkirchen (also keine 
Kapeilen und Filialkirchen) und zugehörig waren nur jene Kirchen, 
über die sie das Patron atsreeht besalien (eine bloße Vogtei gentigte 
d aller nicht). Nicht besser stand es mit der Deutung dee Begriffes 
> ihrer Untertanen*. Die Regierung nahm alle jene Untertanen pro- 
testantischer Adeliger, die zu einem katholischen Pfarrdistrikt ge- 
hörten, aus und berief sich auf die fatale Bestimniung der Kon- 
zession, daß dorch sie der katholischen Kirche keinerlei Schaden 
erwachsen solle. 



de* LAndes ob der Ennii. 11, S. 274. — Bibl, die OrguUaiioa äea »vAagtiiachtn 
KirchenweBeDA. S. läiQ f., S. 161 f. 

i) Hanpscb, Cont. lU, S. 190 t — Loaerlh, S. 247 f. 

-) ßibl, Die Organisatiöb d«c «THogetUcbea Kircbenwcsena. S. 149. 




Untertanen anderer Herren, vor aüem den %ielen Hunderten 
von Einwohnern der landesfürstlichen Städte und Mürkte, wurde 
schon gar nicht der »Auslactf* zum evangelischen Gottesdienst ge- 
stattet. Die Protestanten hingegen sagten bezüglich des letzten 
Punktes: Erstens könnten sie ihrem Gewissen nach niemand, der 
Gottes Wort suche. abschafFen, schon aus rein technischen Gründen 
sei dies uiiinuglich, und dann aeien in dem Wort »Zugehürige« 
(Tür sich selbst, ihr Gesind und ihre Zugehörige) alle ihre Glaubens- 
genossen inbegriffen, welche Auffassung ja auch in dem Begriffe 
der 'freien* Ausübung liege. Die natürliche Folge dieser grund- 
sätzlich verschiedenen Auslegung war eine endlose Reihe von Pro- 
zessen. Nun wurdt' der Kampf auf das Gebiet des Gerichtswesens 
hinübergespielt und hier, auf dem schwankenden Boden der Justiz- 
organisation, fiel es der Elegierun g nicht ach wer, den Protestanten unter 
Berufung auf analoge Beatimmungen früherer Regenten den Rang 
abzulaufen. So verloren diese durch das einfache Mittel, daü man 
die Streitigkeiten um kirchlichen Besitz der ersten Instanz, dem 
Landmarschalkchen Gerieht (worin selbstverständlich durchwegs 
Protestanten saÜeu), wegnahm und womöglich vor die Hofkanzlei 
KOg, in einem Zeitraum von 20 Jahren nicht weniger als 200 Kirchen. 
Um der evangelischen Lehre vollends den Boden zu entziehen, 
legte man den Pastoren die V^erptiichtung auf. alle Fremden von 
dem Gottesdienst ab^oweiaen oder das Land zu verlassen; man 
wußte, daü sie Heber das letztere tun würden; die Adeligen selbst 
sowie die auslaufende Bürgerschaft wurden unnachsichtlich mit hohen 
Geld- und Freiheitsstrafen belegt. ') 

Dieser praktischen Auslegung der Religionskonzession war 
durch die kaiserliche Resolution vom 15. Juni 1599, also unmittel- 
bar nach dem Bauernaufstand erschienen. Rechtskraft verliehen 
jrden''^) und gegen sie, die von ihnen niemals >akzeptiert« 
forden war, richtete sieh hts zum Ausbruch der ungarischen Wirren 
der Sturiidauf der Stände. Diese Resolution, durch die ja übrigens 
die Konzession als zu Recht bestehend anerkannt ward, mußte sisticrt 
len und eine andere Auslegung ihr zugrunde gelegt werden, 
silte Jene nicht bloLJen Papierwert haben. In diesem Sinne sprach 

*) Vgl. duUber: fiibl, Enheizog £nist und die GegenrefonDation iD Nieder- 
a(tetT«icb (1576--159C). la: MitteÜTiiigeii d«B Inatitutes fUr ^«terreichiecbe Geocbicbts- 
foncbang. VI. Erganzutig^baiid. 3. 582 f. 

') KheveabliUeT, Tom. V, S. 20gS f. — WiedemaDii, I, S. 50ö t. 



214 



sieb scharf and deutlich die »endliche and scbließlicbe Erkkmng»- 
schrift« der Uoraer aus. Für die Stfidte in Niederüsterreieh, die 
nicht in die Konzession einbezogen waren, verlangen sie kein ••exer- 
citiom intra mnros«, sie wollen sich mit der »Konnivenz.« begnüj^eu, 
die ihneo. wenn der K^nig schon darchaas keine schriftliche Be- 
aoladon darüber ausstellen wollte, mtindlich vor den Ausschüssen der 
□ngarischen and mfllirischen Stände zugesagt werden soll. Sie ver- 
langen weiter^ daß als oberste Instanz in allen Justiz- nnd Religions- 
sochen ein unpai'teüscher. paritätisch zustamniengesetzter Hofrat ein- 
gesetzt werde und daß bei Beaitzstreitigkeiten, wo sie die Beweis- 
dokumente nicht auftreiben konnten, der NachweiiJ des vierzi^- 
jährig-en Besitzes das Eigentumsrecht zu begründen habe. Wollte 
der König, so schlössen sie drohend, auf ihre Forderungen, die sie 
ohnebin schon sehr herabgestimmt hätten, nicht eitjgehen. so müßten 
sie die Intervention des Kaisers, als des Hauptes der Christenheit 
und ältesten des Hauses Öatetrmch, anrufen.') 

Detn allen hatte Erzherzog llaximilian nur die eine etwas 
weite Zusage entgegenzusetzen: man wolle die Stände zur Aus- 
schließung der Fremden nicht verhalten und ihnen auch sonst nichts 
zumuten, was sie bedenklieh finden könnten, und so ächeitertf seine 
Vcrraittlungsaktion. ^) Nun setzte König Matthias, der die Königs- 
krönung in Ungarn glücklich hinter sich hatte, selbst ein. Er schien die 
Homer zum Gehorsam zwingen zu wollen. Ohne viel Umschweife be- 
stimmte er den 21. Januar als letzten Huldigangstermin and befahl de>u 
evangelischen Kriegsvuik bei Strafe der Acht aus dem Dienst der 
Horner zu treten.') Gleichzeitig verstärkte er Beine Truppenmacbt, 
Ein Bürgerkrieg erschien unvermeidlich. *) 

Wenn es nun trotzdem nicht dazu kam und der Faden di r 
Verhandlungen neuerlieh aufgenommen wurde, so war gewiß nicht 
reine Liebe zum Frieden das bestimmende Moment: hier wie dort 
hatte man alle möglichen Anstrengungen gemacht, den Gegner 
•chaelimatt zu setjien, aber beiderseits war der Aufgang nicht be- 
friedigend. Sehen wir zuerst ins Lager der Homer: im Herbst des 



'} Am 14. Deumber 160S Übergeben, Baapack, Cont. Ilf, Beil^gea, S. 73 f, 

'i £n;iterxogllcbe Dekrete rom ä7, November and 27. Dezembel' 1608. 
Ebend», S. B& f. — Horter Vi. S. 163. 

»t Hobtr. IV. S. 538. 

*) TKberofembluiAAlialt. 1609, J3bui«r 19. Kilter. Dent<ch« Q«*ebichte, [l, 
& 8S9. 



21 & 



JaLrea 1608 waren da die Verhandlungen einerseits mit den Verbündeten 
von StJ^rbohoP), nndereeits mit der im vergangenen FrtlbjaLr ins 
Leben getretenen deutschen Union in vollstem Gang. Beziehungen 
55Ü ihr lasäen sieh bereits im August nuchweisen, untl zwar war es 
Filrat (Jbristian von Anhalt, der leitende Staatsmann der Kurpfalz, 
ein ungemein kühner und unerscliopfHcher Projekteiischmied. der 
die Krise in Österreich auszunützen eifrig !>estrebt war. Schon in 
dem Konflikt zwischen dem Kaiser und MattbiaB hatte er seine 
Minen spielen lassen: Maximilian sollte die Kaiserkrone erhalten, 
dadurch wiire ein vollkoinmener Bruch zwisehen diesem und Matthias 
eingetreten und der Untergang des Hausea Österreich, der »dies 
fatalis*, besiegelt gewesen.-) Als der Vertrag von Lit'ben seinen 
schönen Plan gestürt hatte, ergriff er mit tausend Freuden die neuo 
Crelegenheit, Politik scu machen. Im November fand mit Tsehernembl 
bei dem Herrn von Rosen berg auf Schloß Wittingau eine Konferenz 
statt. Hier verabredete man: Osterreich sollte wieder an Rudolf 
kommen. Der rachelüsterne Kaiser, in diesen P*lan eingeweiht. Hell 
sich das natürlich nicht zweimal sagen*'); er knüpfte insgeheim mit 
den Hörnern Unterhandlungen an*} und ea dürfte nicht an ver- 
einzelten Zustimmungen gefehlt haben. Indes die Mehrzahl wollte 
doch nur im äußersten Kotfall diesen Ausweg betrelen.^} Dann 
war noch Eines: die Stände der übrigen Länder, deren Bundes- 
genossenscbaft man suchte, wolltea von einer Rückkehr unter die 
Herrschaft Rudolfe absolut nichts wissen. Lieber wollten sie sich, 
hieU e» von den Mähren, den Türken unterwerfen.*) 

So war schon eine Vorauasetzung des Anbalt'scheu Flanea 
da£ nämlich die Sutride die kaiserliche Intervention anriefen^ ins 
Wasser gefallen. Wie stand es nun mit der zweiten, der Verbindung 
mit Mühren und Ungarn? Schon vor der Huldigung der Katholiken 
hatten die Homer mit den dortigen Ständen Fühlung genommen 
und standen nun in stand igem Verkehr. Ihre Erwartung, die Un- 
garn würden Matthias die Krönung verweigern, scheiterte, als dies© 

>) LoB«rtb, B. S43 (. 

*) Huber, IV, 8. 504!. 

*) Ebenda S. 534 f. — Rittor, Deutiche Geichicbte. 11, S. äG2 f. 

*) Hurt er. VI, S. 168 f. 

'■) T*ch6niemhl ao Anhalt. ICüO, Jänner 28. liitter, Briefe und Akten. U. 
S. 182, Anm, 1, 

*) Ticliernetabl an Aulmltt 1609, Pobruai 8, — Zierotin an Anhalt. Iß09. 
Februar 11. Ebenda, S. 179 f„ 187. 



216 



trotz eiDer anfangs nicht anbedcntenden Opposition am 16. No' 
vember in Szene ^ing. Hätten sich die Ung'am, klagen sie, vor der 
Krönung für ihre Forderungen ordentlich eingesetzt so w^reo die- 
ilben jetzt bL^willigt and der Friede hergestellt. ') Ja, sie bekamen 
von dort extra noch eine salbungsvolle ErmahDang. die Folgen 
eines inneren Krieges sieh wohl zu überlegen.^) Man klärte auch 
das Mi£ä Verhältnis zwischen dem St^rboholer Beschluß und ihrem 
jetzigen Vorgehen auf: dieser Band sei nur für allgemeiae Zwecke 
f geschlossen worden, das Begehren der Homer aber sei eine »par- 
tikulare« Sache. '^j 

Aber auch Zierotin, das friedliebende Haupt der mithrischen 

Stände, gab ihnen in nicht mißzuverstehender Weise zu erkenDen, 

rda£ sie von dort auf keine bewaffnete Hilfe zu rechnen hätten.*) 

lAlso auf die erhlttiidiacheii Unierten war kein Ver!a0. Konnten sie 

nun auf die deutsche Union bauen? Auch diese dritte Voraussetzimg 

Ifitisunte nicht. Denn hinter dem Anhalt'schen Projekt stand nicht 

*am Ende die Union selbst, bereit, daftir mit bewaflfoeter Hand ein- 

latreten. Einen derartigen Wagemut, noch dazu fUr eine Sache. 

die sieht ganz zu verantworten war ^ denn jene bezog sich ja 

doch nur auf das Reich — konnte man der schwerfälligen und 

zauderhaften Union nicht zumuten. Auch hier beschrankte man 

fiich auf eine Interzession bei Matthius zugunsten der ständischen 

Forderungen; eine bestimmte Zusage, ihnen für den Fall einer ab- 

achlägigen Resolution werktätige Hilfe zukommen zu lassen, wurde 

jedeni'alls nicht gegeben.*) 

Wir sehen also: zur kritischen Zeit, als König Matthias nach 
dem Scheitern des Venuittlungsversttches Erzherzog Maximilians 
die Homer in entschiedenem Ton zur Huldigung aufforderte, hatten 
eie so gut wie gar keine Aussicht auf fremde Unterstützung. 

Es war nun ein Glück für sie, dali auch Matthias zu dieser 
Zeit in keiner besonders kampfes frohen Stimmung war. Denn auch 
bei ihm hatten alle diplomatischen Künste zu keinem befriedigenden 
Resultat gefuhrt. Für Khlesl, den leitenden Minister, war es klar: 
die Bewilligung der von den Hörnern aufgestellten Forderungen 



') Homer &D Georg- Tburzö, 1608, Dezember 10. Loserth, S. 2Ö1 f. 
') Tburatü a.n die Horner, 16(18, Novetnber 29. LoBetth, S, SÖ7. 
>) Gindely, Rudolf II. und («ins Zeit. I, 8. 295. 
*) Ritter, Deutsche Oescbichte. 11. B. 264. 
=^) Kitt er. Briefe und Akten. U, S. 156. 



würde alle seine in den letzten Dezeimieii niübsam errnngenen Fort- 
scliritte znnichte machen, Gregen daa »conni vieren, dissimulieren*, 
um den Frieden zu erhalten, sagte er dem Kilnig. habe er nichts 
einzuwenden, aber unter keinen Umstanden durfe es zu einer Kon- 
firmation oder Assekuratiou kämmen, »denn solches heifkn wir gar 
nicht conniviern und assecuriern, sondern approbiern und also de 
novo concediern und asisecuriern*. ^i Da or wulHe, daß die Horner 
sich mit der Konnivenz nicht zufrieden geben und eher zu den 
Waffen greifen würden, so streckte auch er seine Fühler aus. Nahe- 
liegend war der Gedanke an das benachbarte mächtif^e Bayern; 
aber Herzog Maximilian, gerade beschäftigt mit der Bildung eines 
Bundes der katholischen ReichsfUrsten, mochte sich, wohl aus den- 
selben Gründen wie die Union, nicht in die öaterreichi sehen Ver- 
bJlltnisBe einmischen, Kaiser Rudolf, mit dem Khlesl ein besseres 
Einvernehmen herstellen wollte, antwortete auf sein Anklopfen 
damit, daß er mit Anhalt und den Hörnern in Verbindung trat. 
Und auch die katholischen Landstände zeigten keine besondere 
Lnat, es zum liuljergten kommen zu lassen. "■') 

Selbst unter den Ritten des Königs gab es eine starke Friedens- 
purtei, wie Liechtenstein. Brfluuer, Trautäon, Mollart, Harrach uttd 
Krenhurg; ganz auf Seite KhlesU standen eigentlich nur Khuen 
und Meggau. Nebenbei werden auch die Vorstellungen der ungari- 
fichen und mährischen Stände nicht ohne Eindruck geblieben sein ^): 
kurs, man war auch hier in etwas deprimierter Stimmung, als den 
evangelischen Ständen der Uuldiguugstermin gesetzt wurde. 

So wurde denn neuerdings der Weg der Güte betreten. 
Zierotin. vom Künig gerufen, kam mit einigen Abgesandten Mährens 
am die Mitte des Monates Jänner nach Wien, und es gelang ihm^ 
die Horner zu bewegen, ebenfalls ihre Gesandtschaft hereinzuseuden. 
I^nge zogen sich die Verhandlungen hin; vom 22. Februar bis 
zum 19. März. Es war ein erbitterter Kampf, der da in der Land- 
stube und Hofburg ausgetragen wurde. Die Horner hielten ihre 
Streitkräfte denen des Königs für weit überlegen*) und dem- 
entsprechend war ihr Auftreten. 

t) Gat&chten vom G, Oktober 160S. Hamrner-ruig stall, It, Urkunden, 
8, 133 f. 

') Bittor, Deutsche Guncbichte. U, 8. 265. 

*) Ruber, IV, S. 537 f. 

*) Ritter, D«Qtscbo Gniclilcbte, II, S. 220. Überdu Fol^ad« vgl.; B&upKoh, 
Coai lll, S. 202 f. 



2iB 



Tschernembl führte eine sehr scharfe Sprache und drang mit 
ÜDgeätUm auf eLrte baldige LüBungr. Bezüglicli der AusUbüDg des 
Gottesdienstes hielten sie ihre früheren Ansprüche vollkommen fiuf- 
recht: unter den »Zugehürigen« habe mau nicht nur "VVt?ib, Kind 
und BrotgenosBen, sondern alle Untertanen ihrer Giaabensgenoasen 
ohne Ansehung ihres Pfarrdistriktes, zu verstehen. Die grollte 
Schwierigkeit setzte wieder die Frage der Gewährung von Ver- 
günstigungen an die Städte und Markte. 

Am 9, März gab der König die Erklärung abt man wolle die 
Städte und Märkte unter und ob der Enns in keiner Süohe wider die 
Billigkeit beschweren, sondern sie also in allem halten, daJl sie bei 
Ihrer Majestät Regierung keine Unbilligkeit und Bedrängnis zu be- 
fahren haben werden. Daa genügte den Ständen nicht; schon wollten 
Hie abi*eisen, doch bewog läie der Geheime Rat Liechtenstein zum 
Bleiben. Die vorigen Worte wurden dahin prflzisiert, dali damit 
den Stadtbewohnern persönliche ReligiOEsfreiheit und das Recht 
zum Besuch auswärtigen Gottesdienstes zugestanden werden solle. 
»Gebrauchet Euch, meine Herren, dieser Freiheit«, sprach er, »aber 
sprechet nicht davon.« 

Jetzt gingen die Verhandlungen wieder langsam weiter. Am 
14. Mflrz hatte man sich glücklich über einen Entwurf geeinigt. 
Aber nun trat \rieder eine Stockung ein: von Seite der katholischen 
BeweguEgspartei begann ein f&rmlicher SturmJauf auf das Gewissen 
des Königs und alle Schrecken dos »ewigen Verderbens« wurden 
entfesselt. ^) 

Der schwache König war in einer verzweifelten Lage. 
»Mein Gott! was soll ich tun?'^ soll er ausgerafen haben. »Halte 
ich nicht, was ich ihnen bewilligt, so komme ich um Land und 
Leute, halte ieh's, so hin ich verdammt.« ^) 

Schließlich mochte er doch sein Gewissen damit beruhigt 
haben, dait er einem Zwange gehcrche and im Grunde genommen 
nur die Zugeständnisse seines Vaters ratifiziere, die man Ja bei 

') Der Protest des Erzherzogs Leopold. Buchofa von Passau, im I>|u)de«nrchiv, 
R. r. r- 1. Auflzng bei; H unsits, üennaaiiie sacrae. Tora, t, S. 685 t Die Schrift der 
katboUscheD i^tände vom D. MUrsimLaiideiarehiT. A. 4.9 ; vgl, ; H a mm e r-Pargst nl l. tl, 
S. I3fi, Anmerkung 1. Aach die Pr&Iitteii fllr aich legten Verwahrung ein, Ebenda. 
B. 2. 33, 

-) Hericlil der nüiQUFg'«sandleD nn die FUrMeOi ]G09, ^prlt 13. Rittor, 
Briefe und Akten. II, ä. ä;::!. 



passender Gelc^renlicit wieder zarUckoehmen küimte '). und so er- 
folgte am 19. Mttrz die Ausstellung der sogenannten Kapitulatione- 
Reöülation. 

Sehen wir uns den Inhalt dieser Resolution au, welche die 
Protostanten stets nur als eine Erläuterung zu der Maximilianeiscben 
Konzession, als keine neue Errungenschaft aufgefaßt wissen wollten. 
so ging sie in der Tat über den Rahmen derselben hinaus, soweit 
es wenigstens auf den starren Buchstaben ankommt. Die Konzession 
soll sich, 80 wurde beBtimmt, auf alle Schlüssen Hituser, Mühlen und 
Besitzungen auf dem Lande, die den Adelig-en »mit Eigentum und 
Obrigkeit* zugebüren. erstreckeu, sie mögen von ihnen bewohnt 
werden oder nicht. An der Eteligionsübung dürfen nicht bloß ihre 
Frauen, Kinder und Hausgenossen, sondern alle ihre Glaubens- 
genossen und Untertanen, wohin immer sie gepfarrt wären, 
teilnehmen. 

Die Frage der Exklusion wird dahin entschieden, dali sie 
nicht verpflichtet sein eollen, jemanden von ihrem Gottesdienst ab- 
zuweisen. Jedem Untertanen, der sich in Religionssaebefi besehwert 
ftlhlt, Btäht das Recht zu, bei seiner Obrigkeit oder dem Ktinig 
selbst Abhilfe zu suchen oder binnen Jahr und Tag sein Gut zu 
vcräuliern. Die Verstorbenen können gegen Erla^ der herkümm- 
lichen Stolgebühr en an jedem beliebigen Ort begraben werden, 
und bez liglich der ErbbegrUbnisse bleibt ea bei dem alten Her- 
kommen und ihren Gerechtigkeiten. 

Was die Stfldte und Märkte betrilft, läßt es der KOnig bei 
seiner vor den mfthrischen Abgesandten abgegebenen ErkUlrung 
(Mftrz 9)"|) beruhen. Die Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlcn, 
dann die Aufnahme der Stadtscbreiber und Bürger haben wieder 
nach den alten Privilegien und dem früheren Herkommen zu 
geschehen. Bei Besetzung der Ämter sollen die »angesessenen 
quahtizierten Laudleut und die alten Geschlechter« vor allen anderen 
herangezogen werden, und zwar ohne Unterschied der Religion. 

Der Errichtung eines Hofrates wird zugestimmt; über die 
Modalitäten sollen die Stände im nttchsten Landtag beraten und die 
geeigneten Vorschläge machen. Ebendort soll auch die Norm fUr 

*) Khttnl a& die Pflorib de« Himmelpfortklosters. 1609, Mai 3, Hammer- 
Porgtlftll, 11, UrkuDden, 9. 167 f. — KtilesI aaZufiiga, 1609, Mal 3. Giadelj, 
Kkb»r Rudolf IL I, ^. 3Ü^. 

t) Siehe obed, @. 218. 



220 



die Verordnetenwahlen festgestellt werden. Alle Eechtsstreitigkeiten 

wegen der Spital-. »Schloß-, Filialkircheii und Kapellen würen voni 
einpiii unparttiisclien Geriebt zu entscheiden, und zwar in Er- 
manglung von Urkuttdon durch Kachweisung der vierzigjährigen 
Posseß. Eben dieses Gericht wird sich auch über die in der Nähe . 
der Städte gelegenen Kirchen, die gesperrt worden, zu aulAern flj 
taben. Das Nähere Über die Zusammensetzung dieaea unparteiischen ^^ 
Geriehtahofes sowie das dann einzuschlagendy ProzeLWerfahren wird ^i 
gleichfalls der Landtag zu beraten haben. Schließlich wird eine ^M 
allgemeine Amnestie verkündigt, worauf beiderseits die Abdanknug ^^ 
des Kriegsvolkes zu erfolgen hat. ^J 

Auf dem Papier nimmt sich diese Kapitulationa-Resulation groß- ^H 
artig aus; es fragt sich nun, ob sie eich auch in alten Einzelheiten 
durchfuhren lieJi. Derartige Gedanken mochten dem Freiherm von 
Tschernerab] vorgeschwebt aeiD, als er in der Absehiedsaudjenz 
(März 23) beim Kaiser den schwangvollen Dankesworten die I^ 
raerkung hinzufügtet nun handle es sich aber um die wirkliche Voll- 
ziehung. Und dazu, meinte er, gäbe es kein besseres Mittel, als, 
daß der König den Einflüsterungen ihrer Gegner sein Ohr ver-| 
schließe. Wen er hier ganz besonders meinte, sagte er am Schlüsse,! 
wo er sehr entschieden Khleals Entfernung aus dem Lande ver- 
langte: »denn die Stiind mit dem keine Gemeinschaft haben, noch 
in RMlien und anderswo neben ihm sitzen wollen«. Dieselbe Forde- ] 
rong stellte dann die Gesamtheit der evangelischen Stande.-) Sie 
hatten das richtige Gefühl, daß, solange ein Mann wie Khlesl am 
Ruder stand, an die Ausführung der kaiserlichen Resolution lüeht 
zu denken war. 

Am 2&. April leisteten sie. lOQ Herren und 128 Ritter, die 
Huldigung. ') War so mit dem Landesfürsten der Friede geschlossen, 
so sollte der nächste Landtag die Gelegenheit zu einer VerstUndi- 
gung mit den katholischen Stünden darbieten. Indem diesem, wie 
wir eben hurten, die Beratung über die Errichtung des unparteiischen 
Gerichtes, des Hofrates, aulierdem die Ansarbeitung einer Ver-j 

^) Wiederholt abgedruckt, n, a. bei: Kaupach, Beilagen, S. b2. — Haromer- 
PurgBtall (D, ß, 137, ADmerkong 3) Bpricht irttUnilich von einem im L&ndet- 
arcliiT «rliegeadeo Original, Dasselbe' ist vericbwiioden und ea sind niif Kopien 
vorbanden (A. 4. 8; A. 4, 13; tS, 2 $3). 

J) April28. Raup ach, Coat. Ol, S. 233 f., Beilagen,». 134 f. — Hurt er, V1,J 
g. lÜO. 

') Be«chreibaiig der Haldigang tm Laadesarchiv. A. 3. 18. 



ordneten -Wahlordnung anheimgestollt wurde, so lagen gerade die 
wesentüclisten Vorbedingungen zur Realisierung der kaiserlichen 
Resolution in dem einträchtigen Zusammenwirken der beiden Stände- 
parteien. 



in. Der Landtag 1609. Streit am die Äuaführiuig der 
KapitulationB-ResoIution. 

Am 5. September 1609 wurde der Landtag durch den Känig 
eröffnet. Montag den 7. sollte in die Beratung der kaiBerHchen 
Proposition eingegangen werden; es verging die erste Sitzung, die 
zweite, aber die Protestanten erschienen nicht. Erst am 9. kamen 
sie ins Landhaua und rechtfertigten durch ihren Sprecher Wolf 
Freiherm von Hofkircheu ihr Fembleiben. Aus der kaiserlichen 
Resolution vom 19. Mllrz, sagten sie, sind zum Teil einige Punkte 
noch iinertjrtert geblieben, zum Teil sind die Protestanten bereits 
auf mehrerlei Art dawider beschwert worden. Sie stehen deshalb 
im Begriff, dem Künig eine diesbezügliche Petition zu übergeben, 
und können sich vor Erledigung derselben in keine Beratungen 
einlassen. Man erwarte von den Katholiken, daß sie alles tun werden, 
was 2ur Erhaltung «guter Einigkeit und Freundschaft« dienen werde, 
da sie sich ja selbst seinerzeit in diesem Sinne ihnen gegenüber 
geäußert hätten. ') Man wolle nun wissen, ob sie bereit seieUj die 
küniglkhe Kapitulation zu halten. Diese sei ein gemeinsames Werk 
und erfordere demgemäß eine gemeinaame Beratschlagung. Zunttcbst 
wilre also der unparteiische Gerichtshof zu konstituieren und pari- 
ttttisch aus den oberen Ständen zu beaetÄtin. Sodann möchten sie 
von ihnen ein Gutachten über die Organisierung des Hofrates 
haben. Und endlich sollte die Besetzung der Verordnetcnstellen zu 
gleichen Teilen mit Katholiken und Protestanten erfolgen.^) 

Klingt schon aus diesen Worten deutlich der Zweifel heraus 
ob die katholischen Stände wirklich zur Ausführung der Kapitulations- 
resolution ihre Hand zu reichen geneigt sein würden, so goUteu sie 
bald volle Gewißheit erlangen. Auch sie wollten nichts anderes als 
Friede und Eintracht, antworteten die Katholiken, and bedauerten 
aufs lebhafteste den unheilvollen Zwist^ aber einer mit ihnen ge- 

>) Siebe oben, S, 207. 

^) MemorUl. Landoiarchtv, Lbodtagabttudlüa^oa ; vgl.; Hurter, VI, B. 200- 



222 



ßobloaaenen Kapitulation wut'itoii sie sich nicht zu erinnern. Weder 
vom Künig, noch von den Protestanten sind sie zu den der Kon- ' 
Zession vorausgehenden Verhandlungen herangezogen worden, folg- 
lich ist das für sie kein gemeinsames Werk, geht sie die ganze ^J 
Sache gar nichts an. Für sio ist nur die kaiserliche Landtags- ^| 
proposition maßgehend und darin steht kein Wort von der Bildung 
eines unparteiischen Gericlitcs oder der Bestellung eines Hofrates, 
Die Verordnetenwahl ist durch die kaiserliche Resolution vom i 
7. Juli 1Ü04 '} geregelt worden und danach wollen sie sieh auch ^| 
richten. Die Protestanten mögen, so schloß ihre Antwort, zur Be- ^^ 
ratung der Land tagsvorlagen schreiten und dergleichen » Partikular- ^J 
prätenaionen« den üff entlichen Interessen hiutanaets*n. 'J ^H 

Wenn die katholischen Stände also ganz offiziell den Stand- 
punkt vertreten: eine vom Künig legal ausgefertigte, aber ohne ihr 
Wissen und Zutun zustande gekommene Urkunde ist fUr sie nicht 
bindend, ao werden wir uns nicht weiter darüber w andern j in der 
damalfgeu Zeit der Gührung wurden die rechtlichen Anschauungen 
aus der Situation entwickelt, wie man sie eheu brauchte, und wir 
vernabmeu ja auch aus dem Munde der protestantischen Stände . 
den merkwürdigen Rechtasatzi diese oder jene kaiserlicho Resolution '')^| 
ist niemals von uns »akzeptiert» worden, wir haben immer dagegen ^i 
protestiert, folglich besteht sie für uns nicht zu Recht. Das Inter- 
essante aber an der ganzen Sache ist, daß Matthias nicht das 
Geringste einzuwenden fand gegen die von Seite der Katlirdlkcn ^Hj 
an den Tag gelegte Mißachtung eines königlichen Willensaktes, ja, ^^ 
daß sie ihm anscheinend sehr gelegen kam. Es wäre buchst nahe- | 
liegend gewesen, den sonst so loyalen katholischen Ständen den { 
Standpunkt entgegenzusetzen: sie volo, sie jubeo. aber das geschah 
nicht. Indes, dieser Machtspruch wäre vielleicht gar nicht nütwendig 
gewesen; es hätte den Protestanten genügt, wenn der König seinel 
Resolution den Behörden sowohl, wie den katholischen StJtnden 
einfach kundgemacht hatte, so daß sie nicht mehr sogen konnten: 
wir wissen ja gar nichts davon. 



<> Siehe oben, 5. 188. 

') 1609, September U. Landeaarcbtv. Ä. i. 10. 

') No, um nur einige Beiji]>]e1e der letzten Zeit xu «rwühaeo, die kataerlicliOj 
Reaolntioii vom 15. Juni 159') (Erklärung der Proteatanteo vom H. Desembafl 
IWH; vgl. ohen S. 2\3r, Ah' RoBolution vom 7 JitU 16Ü4 (der prate«taiitificha' 
Bittentand an Erzherzog MftUbia», 1606, Juni 19^ vgi, ob«n S. 1^2). 



Als die proteatantiachen Stände, denen si^h auch die Ober- 
österreicher — sie waren gleich zu Beginn des Landtages dureli 
eine Gesandtschaft, darunter Tschernenibl» vertreten ') — ang'e- 
schlössen hatten, den König iu der angekündigten Vorstellang au 
die Erfüllung seiner Zusagen erinnerten nnd ihm den Weg dazu 
zeigten: Publikation der Kapitulatioos-Resolutton -). wurden pie sehr 
rauh ani^elassen. Auch er fand es höchst iin schicklich, daß sie ihrer 
»absonderlichen Prlitensionen« wegen ein »bo heiliges Gesammt- 
werk«, wie die gegenwärtigen Landtagsvorlagen, sperrten. Warum 
man die Organisierung der unparteii.schen Gerichtsbehürde nicht 
unter die Artikel der küniglichen Landtagspostulate einstellte y Eben 
a.ua diesem Grundi damit die Erledigung dieser Artikel, an denen 
der Gesamtheit der Stande und dem Vaterland »allermeist« gelegen 
Bci, nicht aufgeschoben würde. Später sollen schon die Stände mittels 
Dekretes zur Beratung über die anderen Funkte aufgefordert 
werden. Die oftizielle Kundinachung der Reaolation wird als eine 
»unnotwendige« Sache abgelehnt: »sintemalen solche für sich selbst 
denen, so sie gegeben, publicirt genug ist.« Scharf wird gegen die 
Bezeichnung »Kapitulation« Stellung genommen: das sieht ja gerade 
80 aus, als wfln^ ein. Vertrag vod einander ebenbürtigen Parteien 
(•a paribus*) geschlossen worden, als existierte zwischen dem 
Landeafilrsten und den Untertanen kein Unterschied! Die Pro- 
testanten hatten sich darüber beschwert, dali der KOnig entgegen 
der Resolution noch einige Filhnlein Kriegsvolk halte: er antwortete 
ihnen, es stehe nicht mehr auf österreichischem Boden, sondern an 
der ungarischen Grenze, und als König von Ungarn brauche er 
eich von ihnen nichts vorschreiben zu lassen. Sie hatten aach einige Be- 
schwerden Über Verletzungen der Resolution angebracht t jedem 
Einzelnen, hieß es darauf, steht das Recht zu, »ich zu beschweren, 
tind das weitere wird schon dann verfügt werden. DaÜ die Vor- 
stellungen die üiitunterfertigten OberÖsterreicber nichts angehen, 
wird gleich in der Adressierung des Dekretes, das nämlich nur an 
die zwei oberen evangelischen StSnde des Landes unter der Elina 
gerichtet iart, deutlich genug au verstehen gegeben. M 



') Vpl : Bin!*, Zur Charakteristik de» Frdbpfrn Georg E, v. Tachernombl. 
Arcbn- fUr Öiterrdchiscbe Geachichle. IS, S. 1H2, 

*) Metnörinl, dem E5&ig ntUndlicb und schrifttich Km 11. September ItiÖO 
Bit. Kuu|p6eh. Cont. HI, Beilagen, S. 144 f. 
JßOy, äcjiieiuber 17. Eb&nd», S. 148 1. 



224 



Alles in alJfm konnten die Protestanten aus dieser Antwoi 
des Künigs deutlich genug erkennen, daß man bei Hof keine be-" 
sondere Ltist verspürte, die ilirö abg'efungeiien Zugeständnisse ins 
praktiselie Leben umzusetzen und sieb für deren Anerkennung voa] 
Seite der Katholiken tatkräftig einzusetzen. Das einfachste Mittel! 
dazu, die öffentliche Kundmachung der Urkunde, wurde ihnen ver-j 
weigert, aüeb auf ein abermaliges Einschreiten hin. 

Was hilft uns. replizierten sie dem Kütiig, die neuerliche An-j 
erkennuDg des Beschwerderechtes jedes Untertans, wenn öiehtj 
das unparteiische Gericht konstituiert ist, vor dem er sein Recht] 
tinden kann. ') 

Da aber davon die Katholiken absolut nichts wissen wollten 
so hielten sie atn der Obstruktion fest; zuerst Beratung tlber 
die unerledigten Artikel, die Grundvoraussetzungen ihrer Konzessions- 
erläuterung, dann erst Bewilligung der königlichen Postalate. Älittler- 
weile war die Weinlesezeit horangebrochen, und die evangelischen 
Stände baten um die Erlaubnis, nach Hauso reisen zu dürfen. 
Gleichzeitig gaben sie wieder dem König zu verstehen, daß, sfilange 
Khtesl unter den Standen sitze, an die Rückkehr normaler Zastünde 
nicht zu denken sei.-^) Der Urlaub wurde ihnen nicht gewährt, und 
nun baten sie um eine Audienz. Die wurde ihnen bewilligt; als 
aber die Deputation in der PJof bürg erschien, ward sie nicht vor- 
gelassen, denn es war auch der vierte Stand vertreten. Jetzt ^ng 
der Oberste Georg Andreas von Hofkirchen allein zum Künig und 
trug ihm ihr Anliegen vor (Oktober 2), er unterlieD es aber auch 
nicht, sich für das gute Recht des vierten Standes und zwar auf 
Grund der Kapitulations-Resolation einzusetzen. *) 

Wieder war der Kampf um die Bürgerschaften entbrannt. 
Der König, erst vor einigen Tagen von Khlesl gemahnt, zur Be- 
seitigung der schlimmen Folgen der Kapitulation der Städte sich 
zu versichern *), hielt zäh an seiner Position fest: die Stndtc und 
Markte sind Kammergüter, nie sind eie weder unter den früheren 
Regenten, noch unter ihm in Partikular- und Religionsaachen zu- 
gelassen worden. W'as Matthias von den früheren Regenten sagte. 



1173. 



<) Üliergebeo &m 22. Septotober, Rat; p ach. Cgut. \U, S, 245 f. 

') Übergeben am 2S, Soptambsr. Kaupacb, Coat. 111, Beilage Nr. £8, 

^ Über da« Folgende eiehe ebenda^ ij, 2Üi f. 

') Ontacbteo vom 24. September 1609. Hamtaer-Purgetfln, 11. Drknndfi 



ist aostreitig richtig: selbst der tolerante Maximilian 11. war nicht 
zu bewegen, in diesem Punkte eine Gleichstellung des vierten Standes 
mit den Adelsständen anzuerkennen; wiederholt bat er sich aus- 
drücklich dahin ausgesprochen. daU, was für diese gelte, nicht auch 
auf jene Bezug habe. ') Weniger einwandfrei iat aber, was Matthias 
von seiner Regierung safrte, er müßte sieh höchstens erst nach 
der Erteilung der Kapitulations-Resolution, da die Huldigung der 
protestantischen Stande erfolgte, als Regent gefühlt haben. 

Die Kapitulations-Resolution war an die zwei AdelsatÄnde und 
den vierten Stjuid von Nieder- und Oberüsterreich gerichtet und so 
durften sie in der Tat annehmen, daß man oben endlich dem Btirger- 
»tand das Recht zuerkannt habe, in einer PartJkularaache mit den 
oberen Stünden zusammenzustehen.^) Das aagten sie ihm auch in 
ihrer weitlau tigen Entgegnung, worin sie nochmals alle ihre Forderungen 
und Wünsche bekanntgaben: Die StÄdte und Märkte sind, weil sie die 
freie Bewilligung der Landtagspostulate haben, als vierter Stand und 
nicht als kaiserliche KammergUter zu betrachten, und deshalb lassen 
sie sich von diesen als unwidersprechlich »dritten« evangelischen 
Stand auf keinerlei Weise absondern. 

Der König hatte in seiner letzten Resolution den Ständen die 
neuerliche Versicherung gegeben, seine Zusagen halten zu wollen: 
daran wollten sie nicht zweifeln, entgegnen sie, wohl aber trauten 
sie seinen Räten nicht, deren Ratschläge mehr als genug bewiesen 
hätten, daß man sich an die kaiserliche »Kapitulations-Reaolntion« 
— der Ausdruck tindet sich hier wieder^ trotzdem sich Matthias 
dagegen verwahrt hatte — ^} nicht kehren will An der Uinaus- 
«iehung des Landtages sind nicht sie die Schuld, sondern jene, die 
ihnen beharrlich eine annehmbare Resolution verweigern, Sie baten. 
ihnen eine solche noch vor Wiederausammentritt des Landtages zu 
geben. ^1 

Der Landtag war nflmlich unterdessen, nachdem auch die 
katholi&cheu Stände mit Rücksicht auf die Weinlese um Urlaub ge- 



I) 8i6h« o1)«ii, S. SIl.Aiim. 3. 

») Haber, Vi, 8. lo. 

^1 Siebe oban, B, 223. 

*) Üborreioht »m L Novetiibec 1609. Die gaoze Schrift ist ^druckt in : 
Hetsliua d«r uater- und oberüilerreicliiicbei] evuigtlUcheD Stftnd'e Abgesandten 
ntich Wi« cte. 16J0, Anh&ng, S. 3—45. Die BeUpiele d«raui bezUg^lkh VorleUnog 
4«r KapitulatioQ bei: Raupacb, Oobt. III, Beil*^ Nr. 29. 

Jkkfbix'b il. V, f. hniitrittai». 1903. '\b 



TerUct wordea, MaXtkiM 



gvtiOgv 



wAit dripgikh n beiuiadeln. Zwölf Tage nd der Übecg»be 
Besekvcrdeaduift Im^ «r ika«» ■itteBe«, er mfiMe zun 
Bdebati^ imm Ji Lii , äse H bj,! Ufc! ak ir sei aber so 
■iifclifc, 4a0 er erst bei «eber Rttekkvaft esse Eataebadnis trefien 
kOne; im tbrigcB erktlre er nodunaK meiam Zsatgc» balleii sm 
woilem. Die Proteüsiilen sebiektea ibiii^ «k er sieb ibron w«llereo 
Dringen dareb die Abreiee naeb Pkx^bvi^ eatzop, dea kaiaetfiebeti Rat 
Scarzer oacb. ab«r isebr als emen dSatonseben Besebod bnebl 
asdi er nkbt mit ') 

Mittlerweile bstim «e wieder einen aDderen W^ cü^esebkgeo,] 
der ne sebon emmal zürn Ziele fahrte: äe cielen die Interreotiui 
dsr nnganseben imd nalbnaebes stände an. Aoeb mit der deotaebett ' 
Union traten sie wieder in Yerbindang. Sie Tera br e d e t e n mit ibr»J 
100.000 iL bei ibr auf eine gewisse Zabl roa Jabien m deponieren,] 
damit mit diesem Geld flQr den Fall eines Angriffes Ton seiteii der] 
fCatboIiken ein Kriegsrolk in ihren Landen je^ewiorben nnd drei Monate 
t&j)^ anteibatten werden könne. Der Kurfürst vom der Pfalz sandte] 
attcb bereits Waffen nacb Osterreicb. * i 

Am 3. Februar 1610 soUie der Landtag wieder angeben. Es' 
war ein «timmnngsvoUer Prolog da^u^ daC die Proieslanten dem 
KSnig rondwega erkUrten: Bevor nicht die Kapitalation&*ResolQtion 
publiziert und ihren Beschwerden abgeholfen «ei. werden sie nicht 
daxa erseheinen ^}. and daU die Katholiken auderseitä wenige Tage 
später aas »unainganglieiier Nftdarft« anf die Kooftjderation von 
1606 zarück greifend, einen Bund »zor Defension Gottes, des All-j 
m&chtigen Ehre nnd seiner Kirchen« schlössen. Ein mehrgliedrigei 
AusächuB faus jedem Stande sechs) unter dem Vorsitz des Bisebof«! 
Khlesl wurde mit der Führung der Bandesgesch.trte betraut. 

Für den Fall eines Anschlages von weiten der Protestanten 
sollten sie die nötigen Rüstungen veranstalten, zn welchem Zweck© 
ihnen eine ätunme bis zu 100.000 Ü. bewilligt wurde. AuL^erdem sollten sie 
jetzt schon im Einvernehmen mit dem König Bündnisse mit auswärtigen 
Staaten abs-ebließen. Dagegen sollten sie nnter keinen Umstünden er- 
mächtigt sein, die Resolution vom 19, März 16U9 anznnehmcn* oder eine 
Verordnetenwah! aof einer anderen Grundlage, als jener der kaiser-* 

') Huri«, VI, 8. 205 f. 

*y Ritter, Brief« and Akleo. II, S, 4fl7. — Haber, YI. S. 13 f., S. R\ 

^ J610, Jätuicjr 10. B&DpHcb. Coat UI, U«Uii£ea, 8. 1701 



227 



liehen Resolution vom 7. Jali 1604 vorzunehmen,') Dieses BUcdnis, 
das mit Yorwismn des Königs auf drei Jahre geschlossen worden 
war, ward am 11. Februar von diesem ratifiziert Er für aeine 
Person sei entschlossen, erklärte er dabei, fUr die Katholiken »als 
in einer gerechten Sachen zu leben ^nd zu sterben nnd dabei sein 
inzes Verroügen aufzusetzen*,^) 



IV. Der Landtag 1610 und Ausgleich der beiden Ständeparteien. 
Nene Differenzen bezüglich der Verordneten wähl und Beilegung. 

Als der Landtag am 15. Februar wieder eröffnet wurde, lagen 
die Dinge eher zum Losschlagen reif, als zu einer friedliehen Bei- 
legang der schwebenden Differenzen. Trot^denj gelang es den 
vereinten, nachdrücklichen Bemllhnngen des Palatins Tbarzo und 
der mährischen Gesandten, die Ende Jänner nach Wien gekommen 
waren, unter den beiden streitenden Parteien einen Ausgleich herbei- 
zuführen. Zwar waren die Protestanten mit ihrer Forderung, daß 
die Kapitulations-Resolution publiziert werde, nicht durchgedrungen, 
dagegen erklärte ihnen Matthias in einem vom äL Februar datierten 
Dekret: 1, alle in dieser Resolution gemachten Zugeständnisse wolle 
er halten*, 2. die durch den Palatin erfolgte Verlesung des gegen- 
wartigen Dekretes soll der Publikation gleichkommen; 3. die Städte 
und Milrkte sollen von den oberen kStäuden beständig als vierter Stand 
aerkannt und ihnen gegenüber ebenfalls die in der erwähnten 
.'Solution gemachten Zusage» gehalten werden, und 4. keine Partei 
darf von der anderen der Religion wegen gestört werdeu. ■*) 

Die Katholiken hinwiederum gaben vor dem Palatin die Er- 
klärung ab, daÜ sie mit den anderen in allen politischen Sachen 
getreulich zusammenstehen und auch in religiUaen Dingen niemand 
Jarbieren wollten. Dasselbe geschah dann am 1. Hilrz in einer von 
len vier Ständen beiderlei Bekenntnisses besuchten Sitzung im 
jandhause. Als dann noch der König zwei Tage später die drei evan- 
gelischen Stände in Audienz empfing und alle seine früheren Ver- 

') Datiert vom 1. FebruAr 1610 und uoterscfarieben voB 16 Prftlstcn, 
29 ITerren uod 18 RJUero, Original im Landewrcliiv. A. 4. 10. OngJoftl de« 
<3ewAUbrt«fei ebenda. 

'} OriftinnJ «b«iida. A, 10. S. 

») Räup«cb, Cont, 111, a 287, Beilage Nr. H Das Attest de» Palatin» 
Über die lutl&dliebo ErU&raag det Königs ebenda, ür 35. 



heißuD|;en wiederholte, auch versprach, daü wegen der Organ i- 
sierang des Hofrates an die Stande ein Dekret eichen, femer da« 
Darapieire'sche Kriegsvolk abgedankt werden sollte '►. schien sich 
itlleB LD eitel Wohlgefallen auflus^n zu wollen. Eä kam nor darauf 
an. ob dieser Friede anch ein dauerhafter war und der Landtag 
wieder flott gemacht werden konnte. 

Bevor die Protestanten die Beratungen über die Landtags- 
vorlagen wieder aufnahmen, wollten sie die Verordneteofrage, die 
bereits aktuell geworden war, ins Reine bringeu. Wir werden uns 
zu erinnern wissen, daU 1605 im Kompromiß weg zwei Katholiken — 
Khaen und Liechtenstein — die Verordneten des Herrenstandes wurden 
und daß dabei ausgemacht wurde, noch vor Ablauf von vier Jahren 
sollten beide Parteien aus ihrer Mitte je einen Nachfolger wählen. ^) 
Die Dieüstzeit war also schon mit dem Vorjahre abgelaufen, aber 
die von den Protestanten wiederholt geforderte Neuwahl war infolge 
des Zwistes der beiden Parteien nicht zustande gekommen. Nach- 
dem endlich die Differenz beigelegt war, ordnete König Matthias 
die Vornahme der Neuwahl au. Kraft der Kapitulations^Resolution 
sollte die Verordnctenwahl. wie wir wisseo. auf dem Landtag, in 
freiem, gegenseitigem Einvernehmen geregelt werden. ^) 

Für den 13. März waren im Namen der Protestanten die 
W^ahten angesagt worden, uad zwar durch den Laudunterinarsehall. 
nicht darch den Landmarschall. ein Vorgang, der schon einmal (1604) 
den btürechtigten Protest der Katholiken hervorgerufen hatte. *) 

An diesem Tag versammelten eich die Mitglieder des pro- 
tes tau tischen Herrenstandes dem Brauche nach in der Herrenstube. 
Die des katholischen Herrenstandes fanden sich hier nieht ein. 
Bondem kamen in der Prälatenstube zusammen, sandten aber zwei 
Herren hinüber, die über den ungesetzlichen Modus der Wahl- 
ausschreibung Beschwerde führten. Die VerordnetenwabL sagten sie, 
geht den ganzen Herrenatand an und kann in Ermangln ng seines 
»capo«j des Landmarscballes. nur von dem >Eltern«, d, l dem ältesten 
Herrenstandsmitglied, angesagt werden. Nur mit Rücksicht auf das 
königliche Dekret, das lui die Geaamtheit der Stünde gerichtet sei. 
wären sie der Aufforderung nachgekommen. Femer waren einem 



') Ebenda, S. g90. 
') Vgl. oben, S. 190 f, 
») Vgl, oben, S. 219 f. 
«I Vgl oboa, 6. 181. 



»alten* Herkuminen zufolge früher die Verordneten- Amtsrelation 
und die Lantlta^sproposition vorzu nehmen, weshalb sie um Ver- 
Bchifbung der Wahl ersuchten, 

Feldmarachall Freiherr von Herberstein untlHelmhard Freiherr 
von Jörger entschnldigten sich im Namen der Protestanten bezüglich des 
ersten Punktes; der Landuntermarachall habedic Wahl »auf Anspreehen 
etlicher Herren* und durchaus nicht »fureetzlich« getan. Was aber den 
zweiten Punkt anbelangt, da wußten sie nicht, daQ die Wahl an 
irgend eine Zeit gebunden wäre, wohl aber. dafJ sie auch während 
des Landtages vorgenommen werden könne. Die Katholiken möchten 
also, weil es sonst einer Separation gleiehaehe, mit ihnen zur \Vahl 
achreiten. 

Die Katholiken erinnerten nun, zum Gegenstand Übergehend, 
die Protestanten daran, daü beziiglich der Verordnetenwahl vor 
Jahren eine kaiserliche Entscheidung er flössen sei, die sie als Privi- 
legium halten und auch jetzt für sie ah bindend anerkennen müßten. 
Sie meinten natürlich die ßesolution vom 7. Juli 1604, kraft welcher 
sowohl im Herren- als im Ritterstande TOindesteDs ein katholischer 
VerordnettT erwiihlt werden sollte. Weil zudem, erklflrten sie weiter, 
seit einigen Jahren allerlei Inkonvenientien mit der gemeinen Kasse 
und anderen Dingen vorgefallen seien, so möchten sie beantragen, 
einen AusschaJJ aus beiden Teilen einzuaetzenj wo dann Über die 
ganze Angelegenheit friedlieh traktiert werden sollte. 

Die Protestanten witterten VerBchleppungsabsichten und ver- 
wahrten sich sehr energisch gegen die * unatatthabenden p raten sion es«: 
wozu »so lautere Sachen« erst durch Ausschüsse beraten? Nun 
wurden auch die Katholiken heftiger: Gut, sagten sie, wenn die 
Protestanten auf ihrem »Standpunkt beharren, so mUQten sie zugleich 
mit den Priilaten die Kasse »umb vieler gepflegter üblen Wirtschaft 
willen* trennen; nimmer aber werden sie von der kaiserlichen 
Resolution abgehend sich den majoribua votia fügen. ') 

Jetzt riefen die Protestanten des Herrenatandes wieder diA 
des RitterBtandes zu Hilfe und beide pritz-isierten darauf scharf 
ihren Standpunkt. Die kaiaerliehe Resolution vom Jahre lß04, er- 
klärten sie, sei »ganz und gar kraftlos und verwilrflich«, und zwar 
aus folgenden Gründen: 1. ist sie von ihnen nie angenommen, voa 
den anderen nur »per malanarrata et in praejudicium« erpraktiziert 
worden; 2. bildete gerade diese Resolution einen nicht unwesent- 

•) 1610, ME« 13. Lwide«»rchiv. A. 4. 10. 



i 



830 



liclieii Teil ihrer Graramina. über die man ja nun infoli^ der 
Kapitulations-Resolution und des Ausgleiches in Ordnung- gekommen 
iatj und 3. haben die Kathuliken die besagte Resolution auch nur 
zum Teil angenommen, indem sie nämlich die daria geforderfe 
Zulassung des vierten Standes zum Verordnetenamt unberücksichtigt 
gelassen haben. ') 

Wiederum führten sie aus, wie das Majoritätsvotum ihr wohl- 
begrUndetes gutes Recht sei, von dem sie nicht weichen künnten, 
wie femer eine Trennung der Stände dem Gemeinwesen im höchsten 
Grade naebtcilig wiire. Sind in der Kasscgcharung Unregelmäßig- 
keiten vorgekommen, so könnte man ja darüber reden; der Prälaten- 
stand aber habe sich in diese Angelegenheit nicht einzumischen, 
weil derselbe nicht im mindesten davon berührt sei. ^) 

Tags darauf (MürK 16) beschwerten eich die protestantischen 
Stande beim König selbst über das Vorgehen der Katholiken, ni&ht 
ohne von diesem Schritt ihre Partner in Kenntnis gesetzt zu. habeo. 
Diese Beschwerde verfolgte nebenbei wieder den Zweck, sich wegen 
der Obatruierung der Landtagsvorlagen äu salvieren, die jetzt einen 
ganzen Monat liegen geblieben waren. 

Es wiederholt sich nun das alte Spiel. Der Hof steckt eine 
sehr ernste Miene auf und bctiehlt, die dringenden Vorlagen an- 
gesichts der bedenklichen »fremden Werbungen« — der Erzherzog 
Leopold hatte vom Kaiser die Vollmacht erhalten, in Passau Kriegs- 
volk zu werben, und bald munkelte man, daß die Spitze gegen 
Matthias gerichtet sei^) — in die Hand zu. nehmen^ Privatsachen 
dem General werke gegenüber zurückzustellen.^) Darauf die Pro- 
testanten : bei derartigen schwei'en Diflerenzen ist es schade um^ jede 
Minute, die man mit Beratungen verbringt, denn was nutzen alle 
Bewilligungen der Welt, das Geld kann ja doch nicht aufgetrieben 
werden, weil der nOtige Kredit fehlt; dann ist die Erst'tzung der 
Verordnetenatellea durchaus keine so geringfügige Privatsacbej wie 
man oben glaubt.^) 

Und wieder nähern sich die beiden streitenden Parteien. Die 
Protestanten -=- ihre Mehrzahl nämlich, ein Teil wollte sich über- 

■) Hiebe oben, R, 188. 
-) 1610, M&rz 15. Ebenda. 

^) Üb«r den EtafaU de< Pasiauer Kriogsvolkes vg\. im allgBmeinen: Huber, 
V, 8. 25. 

*) KüDiglichca Dekret, T610, Marx !8. LandtngeprotokoUe. Fol. 2H 
>) 1610, Mir« 20, Ebendo, Fol, 233, 



liaupt in keinen Disput mehr eiiilas&en — erklarten sich bereit, 
in eint>m gemeinsamen Ausscbuß die Verordnetenfrage zu berat- 
scblagen. und nominierten auch ihre Vertreter'), aber die Kathülikcn 
mUsien die kaiserliche Resolution vom Jahre 1604 aufgebeu.'^J Der 
Vorschlag fand bei diesen eine schroffe Zurtlckweiaung. Unter solchen 
Verhältnissen, erklärten sie, bleibt kein anderer Weg übrig als Teilung 
der Kasse und dies möge man nun im Ausschuß in Verhandlung 
tiebraen.*) 

Von einer Teilung aber wollten die Protestanten durchaus 
nicht» wissen. Am 2$. Mnrz setzten sie durch Feldmarschall Herberstein 
den versammelten Katholiken noch einmal ihren Standpunkt gründ- 
lich auseinander und teilten ihnen mit, daß am nächsten Tag un- 
widerruflich die Wahl vorgenommen werde. Knch einer langen 
Beratung wurde dieses Ultimatum verwürfen. Nun ersuchten die 
Protestanten den Landmarachall Grafen Ltimberg, die Wahl für den 
folgenden Tag ansagen zu lassen. Als sich dieser weigerte, befahlen 
sie einfach dem FUrbitter und dem TUrhüter das Nötige z« veran- 
lassen; dem Ritteratand ließ die Tagesordnung das rechtmätiige Haupt, 
der Land Untermarschall Christoph von GrciD, der ein Protestant 
war^jj bekanntgeben. 

Die Katholiken hatten nur darauf gewartet; als sich daher am 
folgenden Tage (März 24) die Protestanten des Herren- und Ritter- 
standos in der Ritteratube versammelten, kam der Landmarschall 
als Abgesandter der katholischen Stände, die sich in der Herreti- 
stube eingefunden hatten, zu ihnen und beschwerte sieh darüber, 
daß sie ihm in sein Recht, die Versammlungen anzusagen, ein- 
gegriffen hatten. Er übergab ihnen auch ein Schreiben seiner Partei- 
genossen, worin sie im vorhinein gegen jede Wahl protestierten, und 
entfernte sich rasch aus dem Saal. Die Protestanten ließen aber die 
Schrift aneröffnet sofort dtirch zwei Herren ans ihrer Mitte in die 
Herrenstube nachtragen, die Verweigerung der Annahme damit 
begründend, daß sie an den Landmarschall adressiert war. Noch- 
mals suchten «de die anderen, die sich zum Aufbruch erhoben^ 

'J YoiD nerren»taiid : Georg Andren* toq Ilofkirchen, Hclmhftrd von Jürger, 
EbreRTeicb von Warmbrund ; vom Ritterstanil; Max von Mfijnmin^, Hau» Siegmund 
von Qrfrftien, SabMtiui Günther Hm^r aai CbrUtoph roo Lejatti, 

*> Am 21. Win den KaÜiolikea sogBitollt. 

*) 1610, MÜr«: m. Landtogsprotokcille. Fol. 234 t 

*} Vor ihm hKtte das Amt ein KathaUJc, Georg Berabard von Uricb«nb0clc,iB.ii«. 



23-3 



Buaeiillieli den Landmarschall^ zum Bleiben and zur Vornahme 
der Wahl zn bewegen^ doch ninsonst. 

Aof das bin nahmen sie. uaeh den zwei Standen getrennt, die 
Wahlen vor. Gewählt wurden im Herrensiand^ Ludwig von Stariiem- 
bcTf and Hana Freiherr Ton Jöi^r; im Ritterstand: Christoph von 
Leywer. Da der andere Ritterstandsverordnete, Siegmnnd von Grei0, 
«neh dn Protestant war. so hatten sie auf diese Weise wieder 
«amtliche Verordoetenfitellen der weltlichen StSnde in ihren Händen. 

Selbfltrerständlich ließ sich das die Ge^npartei nicht bieten. 
Noch am «elben Tage führte sie bei Matthias über die nnrecht- 
mäl3ige Wahl Beschwerde. Aach sie drohen mit der Obslraktion: 
nur anter der Bedingung, daß die Kassege bahrung und das V"er- 
ordnetenamt getrennt würden, wollten sie sich wieder mit den 
anderen za gemeinsamer Beratnng zusammensetzen. Sie wnÜten 
daß das oben wirkte; denn auch bei Hof ^'eraprach man sich von 
einer Trennung für den ständischen Kredit nicht viel gates — auf 
diesen war er aber bei den ständigen Finanznuten angewiesen. Wenige 
Tage spater erhielten auch die Protestanten einen geharnischten 
Protest sagestellt. Der Verordnete Freiherr von Ehuen, sagten jene, 
habe noch gar nicht aof sein Amt resigniert, auch sei die Amts- 
relation dem Herkommen gemiiß noch nicht vüUig abgehört worden. 
Alles in allem könnten sie die nenen »vermeintlich erwählten* V^er- 
ordneten absolut nicht als solche anerkennen und sich auch nicht 
frtlher mit ihnen im Landtage zusammensetzen, bevor nicht die 
Kasse geteilt sei. Nur diese Separation könne Friede und Einigkeit 
wiederbringen, weshalb man erwarte, daß die Gegenpartei ihre Aas- 
schüsse nominiere, nm darüber gemeinsam beraten zu künneii. ') 

Der König schwankte nicht lange, welche Partei er zu ergreifen 
habe. Er hätte mit einigem Recht den Katholiken die Nichtbefolgnng 
der königlichen Aufforderung zur Vornahme der Wahl verweisen 
können. Unrecht hatte er natürlich auch nicht, wenn er den anderen 
die Folge davon, ihre eigenmächtige Ansage, ausstellte; und zwar 
bekam die Rüge eine geschickt gewählte persönlich-autokratisehe 
Spitze: der Landmarschall, wurde gesagt, fungiert in diesem publico 
loco nicht als Privatperson, sondern als Vertreter des KUnigs. und 
man hätte deshalb nicht erwartet, daß sie ihr »fürgesetzt Haupt« 



') Kurzer Aattug aaa den V«rbitadlaiigeQ zwiichea den beidea St&ndi 
pftrteten vom 13.— 24. Mirs im Liuidegarcbiv. Laodtagtprfitvkoiie. Fol. 222. 



in AueUbung seiner Amtügewalt durch dergleichen »gewalttätige 
Mittel« befainderii würden,') 

Die Protestanten drehten acfalauer Weise den Spieß um: Be- 
schwerten aicJi die Katholiken, erklärten sie dem Kim ig-, über die 
Präterierung- des Landinarschalls, so haben sie ebenfalls gentlgend 
Grund, sich über die Gegenpartei aufzuhalten; dem Landunter- 
marschall nämlich, der als Obmann des Ritteratandes das ßecht hatte, 
dieaem die Wahl anzusagen^ wurde von Seite der katholisehen Mitglieder 
desselben der Gehorsam verweigert. Matthias müge sie bei ihren 
Privilegien und Gewohnheiten schützen und der Katholiken Prä- 
tenaionen und Protestationen abweisen.') 

In demselben Sinne lautete ihre Erwiderung, die sie den Katho- 
liken zukommen ließen; man erwarte von dem Landmarschall, er 
werde künftig darauf sehen, dali den Anordnungen des Landunter- 
marschalls gebührliche Folge geleistet werde.^) Im tlbrigen, sagten sie 
wolle man sich mit ihnen in keinen Disputat einlassen oder sich 
durch ihre Proteatationen beirren lassen. Mittlerweile war Über dem 
Hin und Her des Wortgepltlnkels schon fast der zweite Monat seit 
der Eröffnung des Landtages verstrichen und noch immer lagen die 
königlichen Poatalate unbertihrt in den Beratungsstuben, obwohl 
schon zum fünften Male von oben die dringende Aufforderung 
herabgelangt war, sie endlich einmal ins Reine zu bringen. 

Jetzt, gegen Schluß des Monates, da die von dem Passauer 
Kriegsvolk drohende Gefahr so nahe gertlckt war, dali sich auch 
die Stande ihr gegenüber nicht mehr passiv verhalten konnten und 
Matthias wiederum, nun zam sechsten Male, in der eindringlichsten 
Weise die Erledigung des Defensionswerkes betrieb*}, fanden sich 
endlich am 28. April die gesamten Stände zu einer gem.einsamen 
Sitzung zusammen und hier beantragte sofort nach Verlesung des 
königlichen Dekretes der Landuntermarschall in einer längeren 
Rede die Beilegung der Diflerenzen. Die Mehrheit willigte in die 
Wahl eines Ausschusses und am folgenden Tage versamraelte sich 
dieser. 

Zunächst platzten die Gegensätze unvermittelt aneinander: 
Der katholische Teil bestritt die Hechtmnßigkcit der letzten 



*) 1610, März BO. Landtag«protDkolle. Fol, 239. 

*) 1610, AprU 2. Ebenda, Fol. 240 f. 

*) April 2. Ebenda, Fol. 247. 

<) Matthiftf Jkti die StlLade. IGIO^ April 26. Ebenda, Fol, 248. 



J 



VerordaetejawahleD^ der proteBtantische Teil Tertcidigte sie mit den 
Uüs schon bekannten Gründen. Dieser meinte, die anderen Hätten 
ohneMn jet^t sechs Jahre hindurch dua Verordnetenamt fast aas- 
ßchließh'ch innegehabt, jener erklart dagegen, die Katholiken kannten 
nur Verordneten aus ihrer Hitte den Beutel anvertrauen. Darauf 
rückte man sich näher. Die Protestanten machten sieh erbötig. bei 
der nächsten Vakanz das Verordnetenamt gleich zu machen, also 
daß samt dem Pralatenatand drei katholische und drei evangelische 
Verordnete wären. ') Übrigens hätten sie auch nichts dagegen, wenn 
der kathüüsehe Herrenatand gleich jetzt jemanden aus seiner Mitte 
wählen wollte, der den zwei bereits Gewählten beigeordnet werden 
würde. 

Nicht um die Zahl der Verordneten sei es ihnen zu tun, 
erwiderten die Katholiken, sondern darum, daß öle in jedem Stand 
vertreten wären. Da die anderen auf diese Forderung nieht ein- 
schlugen, ging man un verrichteter Sache auseinander.^) 

Während sich sti die Stände herumstritten, war Künig Matthias 
auf ein famoses Auskunftsmittel verfallen. Er nahm auf eigene 
Faust die Bildung einer Armee in die Hand: Die Dampierresehen 
Keiter und das Dornsche Fußvolk ans dem vergangenen Feldzug 
waren ohnehin, trotz der wiederholten Vorstellungen der protestanti- 
schen Stände^ nicht abgedankt; nun lieU er noch dazu neues Kriegs- 
volk werben. Es fiel ihm nicht schwer, diesen Sehritt zu recht- 
fertigen; Bei so augenscheinlicher Kot sei ihm mit dergleichen 
»unnotwendigen Schriftenwechseln« wenig geholfen, folglich müsse er 
seibat durch eine ►eilende« Werbung dem bedrohten Vaterlande zu 
Hilfe kommen.-*) 

Die Bildung einer selbständigen lau des fürs tU eben Armee, Ub^r 
die der Landesfürst in eigener Person das unbeschränkte VerfUgungs- 
recht*) besaß, in der nicht aus ihren Reihen entnctromene Befehls- 
haber und Offiziere standen, das war für die Stände stets das rote 



') Audi früher ■crbon verlangten sie sur di« iPartlät« im Vergrdneten* 
kollegiao). Vgl, oben, 8. 221. 

-) Die Protoatam«!! tili Mjinbi», 1610, Mni 3. IvandtagAprotokoüe. Fol. 249. 

^) LandtagiprotokoUe. Fol, 249. 

*) Nach dem xiraltea« K«rkomni«n stand die »HaaptdispositioD« tibrir das 
Lsodesatifgebot, aUo di« >Kriegadisxiplin nüä Kegi«rang< dem von d^m Landes- 
nintea «ruftnaten Feldmarschall — and der war kus d«>r Mitte d«r 8tIode ^e- 
aommen — zu, wahrend diesen Eelbat die Bestellung, Musteruag and Bezahlung 
oblag. 



■"'^ ■*-*'^' 



Tuch gewesen: nur das nicht! Beg^reiflich; denn wer Über die Armee 
verfügt, der hat auch die Macht in Händen und da man sieb schon 
seit einer langen Reihe von Jahren her gegenseitig das Schlechteste 
zutraute, so mußte das königliche Kriegsvolk allerdings eine schwer 
drohende Gefahr bilden. 

Die Nachricht davon wirkte aufs prompteste: die protestanti- 
schen Stände lenkten schnell ein und erklärten sich im Prinzip 
bereit, die Werbung der Truppen vorzunehmen,') Die Katholiken 
hingegen taten gleich die Bewilligung, und zwar, dem geheimsten 
Herzenswunsch der Regierung zartsinnig entgegenkotninend : in Geld/-^) 
Sie überließen dem König überdies die volle Disposition über die 
Armee. Ab Vorwand fUr diesen Schritt, mit dem sie sich freiwillig 
der so sorgsam behutcten, vielumätrittenen Militürhoheit^) entsehlagen, 
wurde die Absonderung der protestantischen StJLnde angegeben. Die 
Katholiken hatten gar oft schon mit ihrer Trennung gedroht, nun 
da sie damit Ernst gemacht hatten, der Überrumpelung von Seite 
des Künigä eine neue folgen ließen, waren die anderen nicht wenig 
betroffen und unzweifelhaft in eine recht schwierige Lage godrllngt. 
Es gewann den Ansehein, als sollte sich erfüllen, was einst der treue 
Mentor des habsburgischen Hauses:, der Herzog Albrecht von Bayern, 
der in seinem Land mit starker Hand die ständische Opposition zu 
knebeln verstanden hatte und überall als Fachmann auf diesem 
Gebiete angestaunt wurde, dum Kaiser Rudolf riet: wenn die Stande 
ihre Geldbewilligung von der Gewflhrung ihrer Roligionsfordcrungen 
abhängig macheu, solle er dieselbe dann einfach von den gehorsamen 
StUndemitglicdern allein vornehmen lassen.'*) 

Noch waren sie indos keine zu unterflchntzendc Größe, immer 
noch die Mclirzabl und in diesem Bewußtsein drangen sie wieder in 
den König ein: Der Bruch der Landesverfassung muß vermieden 
werden. Gerade in diesem geftlhrliohen Augenblick würde die 
Trennung der Stilndeschaft die schwersten Folgen haben. Die Gegen- 
partei wäre vom Künig dahin zu verhalten, daß die schädlichen 
Kontroversen beseitigt und von den Stunden in ihrer Ge&amtheit 
die LandtagaverhandlungsgegenstÄnde vorgenommen würden.*) 

^) Mni 3. I^andesarchiT. Landtagsptob^kolte. ä. S'19. 
:) Mai 4. Ebeadk, A. 4. 10. 

') Vgl.' Luschin, Öst^rreicbiiche Beichigeschichte S. 463 f. 
*) Bibl, Di« Einfuhr uDg der katbolitebeo Gegcareformation. 8. 154. 
''I Die ProteBtanteia an Matthias, 161U, Mai 10, 11, H, 16. Landeiarcliiv. 
Laadtügaprotokollo. Fol. 353 f. 






Erst am 19. Mai, nach einem fieberhaft erregten Schriftweetsel 
mit dem König, nachdem er mit der Anwendung des »niißersten« 
gedroht, zugleich aber auch wiederholt zugesagt hatte, jedes Mittel 
zar Vergleicbung der Stände in Anwendung bringen zu wollen 'X 
nahmen die Protestanten da» Defensioiiswerk in die Hand und 
erklärten sich bereit, 500 Pferde und 1500 Mann zu Fuü zu stellen.*) 
Sie fühlten aueh das Bedürfnis zu sagen, warum sie nicht ebenfalls 
ihre Bewilligung in Geld geleistet hatten: bei so naber Gefahr »ei 
dem Lande gewili mehr mit Volk als mit Geld gedient and dann 
mllUten sie auf die benachbarten Lander Rücksicht nehmen, die sie 
bereits an ihre Konföderation erinnert und die Kamhaftmachung 
ihrer Hilfe begehrt hätten; denn nur so wären sie in der Lage, 
ihnen rasch beizuspringen. Der König- müge, wie gewöhnlich, aus 
den von ilinen vorgeächlagenen Landleuten zwei Oberste ernennen 
und den Ständen die Disposition über das Kriegsvolk überlftssen. 
Nur einmal, im Jahre 1604, hätten sie diese Disposition im Kriege 
aus der Hand gegeben* da aber der erhoffte Effekt ausblieb und 
das Land zwei Jahre hindurch von den ulibezahlten Truppen Schaden 
erleiden mußte, sei sie ihnen wiederum eingeräumt worden. 

Allein es war das nicht ihr letztes Wort. BoiderseitiS war ja 
angesichts der drohenden Gefahr daa Bedürfnis zur Vereinigung 
vorhanden und so kam ea, fast drei Monate nach der Verlesung 
der Landtagsproposition, zu einer geraeinäamen Beratung darüber; 
am 15. Juni übergaben die Stände ihre Antwort, worin, *weileu 
nunmehr der vier geaammton Stände Verwilligung in eine Kassa 
dem vorigen Gebrauch nach zusammgetragen wird*, alle wesent- 
lichen Forderungen bewilligt wurden. Auch die proteatan tischen 
Stande hatten jetzt gleich den Katholiken zur Anwerbung des Kriegs- 
Tolkea — auüer den 500 Dampierreschen Reitern und dem Dornschen 
Fähnlein noch ein Regiment zu Fuß und 1000 Mann zu Pferde — ' 
ihren Geldanachlag getan, zudem stellten sie ein eigenes Krieg-svolk 
in der Stärke von 1500 Mann ins Feld, Sie setzten auch durch, dali 
das Landoberstenamt und die Oberstenstellen nach ihrem Vorschlag 
besetzt wurden.^) Zuvor aber waren von Seite des Königs tatsächlich 
Schritte zur Beilegung des Streites gemacht worden: am 23. Mai 
erklärte er alle Differenzen für aufgehoben und fünf Tage später 

') Untthiai Ati die Prot«itafit«n, 1610, Mai 13, 17. Ebesda, Fol 263. 3G7. 

*) Eben Ja. Fol. 271'. 

>) Ebenda, Pul. 276 t Vgl. Hort er, VI, S. 222. 



ordnete er für den ö. Juni eine Konferenz an.*) Ihr Beginn ver- 
zögerte sicB bis zoni 9. Juni. 

An diesem Tage traten die beiderseitigen Auaschüsse im Land- 
hauBe zusammen. Nach langem Hin- und Herdebattieren erklärten 
sich die Protestanten damit einverstanden, dall fUr diesmal die 
Katholiken auch zwei Verordnete, je einen im Herren- und im 
Rittt-^rstande, erwählten, damit also die Protestanten und Katholiken 
gleiche Stimmenanzabi hätten. Es handle sich hier, warfen diese ein, 
nur um die Verordneten des Herren- und Ritterstandes und 
nifht auch auch um jene der Prälaten. Wieder reihten sich daran 
die Klagen über die üble Wirtschaft, welche die evangelischen Ver- 
ordneten durch 80 viele Jahre hindurch führten. Da wiederum kein 
Teil dem andern nachgeben wollte, rief man die Interrentinn der 
Lrone an und unter dieser Einwirkung gelang es endlich, wieder 
inen Vergteicb herbeizuführen. Man kam einem früheren von den 
^cotestanteti gemachten Vorschlag gemalt dahin Uberein, da(.i die 
Katholiken »auf diesmal allein* zwei Verordnete, den einen im 
Herrenstand, dun andern im Ritterstaiid fUr die nächsten vier Jahre 
2U Wählen und die Protestanten ihre bereita erwählten für diese 
Zeit beizubehalten bütten. Keinem Teil sollte dieser Vergleich nach 
Ablauf der vier Jahre verbindlich sein. Für den Fall, dal.) man sich 
wflbrend dieses Terminea über einen besseren Modus eu einigen 
autierstiuide wftre, würden dann neuerliche Unterhandinngen platz- 
zugreifen haben. ^} 

Also wieder nur ein Friede auf Xeit und statt der seit einem 
halben Jahrbandert konstant gebliebenen Sechszahl die Achtzahl. 



V. Wiederausbruch dee Kasseetreitee. UnpaHeüschea Gericht. 
Der Prager Geuerallandtag und die Frage der Konföderation. 
Verordnetenwahl und Streit um das Präsidium im Verord- 
ne tenrat. Beschwerden über Verletzung der Kapitulations- 
Eeeolution, Verschärfung der Sitaation infolge des Ausbruches 
der böhmischen Resolution. 
War diese Aussöhnung der streitenden Teile unter dem Ein- 
druck der vom Kaiiser Rudolf drohenden Kriegsgefahr erfolgt, so 

1) Ebend», Fol, 280'. S93. 

^ 1610t Atigutt 14. Origioal mit dam k<>iii^Ucheii Si«|^el im LudeiatcIiiT. 
A. 2. 'i^b. Kopie im Archiv dei Ministenuros d« liui«rQ. IV. H. 4. 



J 



erfordertea aach die Ereignisse der nächsten Zeit ein friedhcbes 
und einträcbtliches Zuj^ammeDgehea. Nor ganz kurz möge hier der 
Verlauf des neaerliehen Zwistes zwischen Rudolf and Matthias 
berührt werden. Der Einfall des Passauet* Kriegsvolkes hatte in 
dem letzteren den Entschluß gereift^ den Kaiser roUstlindig lahm 
2u legen; buchst wahrscheinlich kam Matthias der Einbruch g&r 
nicht so ungelegen^ weil er jetzt eine willkommene Handhabe g;e- 
wonnen hatte, den letzten Rest seiner ehrgeizigen Pläne zn rer- 
wirklicbeu. ') Gerne folgte er diiher dem Hilfsg^aach der böhmischen 
Stände and brach luifaogs Mür^ 1611 gegen Prag auf. 

Rudolf war nach dem Abzog der Passauer völlig wehrlos, 
Qjul fto erfolgte am 24. Milrz der Einzug des Künigs Matthias. Jener 
sah sich veranlaßt, einen General landtag der bühmischen Kronlander 
einzubcrafen und hier zugunsten seines Bruders auf die Krone 
Vi verzichten. Am 2S, ^lai wurde Matthias als Künig von Bühmen 
ausgerufen und gekrönt, und im Sommer begannen die Stände von 
Niederösterreich abzurüsten, obwohl erst mit dem bald darauf f 161 2. 
Jänner 20) eingetretenen Tod des nuglUckUchen Kaisers die Gefahr 
von neuerlichen Umtrieben ganz geschwunden war. 

Gegen Ende Mutz des Jahres 1612 trat nach einer fast zwei- 
jährigen Pause der niederösterreichische Landtag zusammen, um 
'endlich einmal« die nun >zum andern Mal reassumierte« Landtags- 
propnsition vom 5. September 1609 zu Ende zn beraten.'^) 

Das geschah auch, aber sehr bald bmchen wieder die Differenzen 
zwischen den beiden Ständeparteieii aus. Die protestantischen ätünde 
hatten, als sie in dem *lnzidenzstreit* vor vier Jahren nach Hom 
zogen und rüsteten, Schulden gemacht und zur Tilgung derselben 
beschlossen, eine Kontribution einzuheben, und zwar sollten sie 
selbst aus ihrem eigenen Säckel vom Pfundgeld 1 H. und ihre 
Untertanen 12 SebiUing fttr drei Jahre hindurch zahlen. Weil sie 
nun besorgten, daß diese Gelder nicht so bald und leicht einge- 
trieben werden künnten, wenn die Forderung keinen üffcntlich- 
rechtlichen, sondern mehr einen privaten Charakter hatte — die 
Landschaft hatte aftnmigen Zahlern gegenüber doch wenigstens 
die Exekution sordnuug zu Gebote - — so traten sie an die anderen 
mit dem Ansuchen heran, es möge ihnen dieser Anschlag ebenso 

*) Vgl. darüber Im «Uj^oroeänen : Huber, V. S. 32 f., auch; Turba, S. 195. 
') Vg;t. fropoBitioa» März 30, Landta^abandlaiigeD. Die erste ReHjssuini«rung 
bAtte am 15. Februar 1610 (vgl. oben 3. 221) «lattgefundeo. 



jBäasim^^m 



wie eise vor drei Jahren von ihnen separat bewilligte halbe Gülte 
ans der gemeinsamen Kasse, dem Einnehmeramt ausgt^folgt werden, 
wogegen in daßselhe die Kontributionsgelder einfließen sollten, ') 
In einer zweiten Eingabe ersuchten sie, es mOge die seiner- 
zeit (1610) dem Palatin für seine Intervention^) versprochene Re- 
muneration fltissig gemacht werden.') 

Die kathotischen Stande zeigten selbstredend weder zu dem 
einen noch zu dem andern eine besondere Lust. Zunächst zogen sie 
die Angelegenheit auf die lange Bank: erst auf die zweite Er- 
mahnung ') hin holten sie das Gutachten des Emnehmers Martin 
EilJeprand ein"") Obwohl sich dieser für das Begehren der Pro- 
testanten aussprach''), sehlugen sie es doch mit Rücksicht anf ihr 
GewiBseii und die Gefahr der Exkommunikation sehr hüf lieh, aber 
bestimmt ab.') 

Als Antwort darauf atellten die Protestanten sie kurzwegs vor 
die Alternative; entweder vollständige Konjangicrung oder Separation 
der Kaase. ?^ür den letzteren Fall sollten die Katholiken ihre Ana- 
schUsse erwählen. **! Lfti Kathuliken erwiderten: sie müßten in An- 
betracht dessen, daß bei einer Teilung der Kasse auch der Landes- 
fürst merklich interessiert sei. vorerst dessen Entscheidung ein- 
holen.^) 

"Wie man sieht, hatte sich das Blatt vollkommen gewendet. 
Früher waren die Katholiken für die Teilung, während die Pro- 
testanten dagegen lebhaft protestierten und die Intervention des 
Lande&fUrsten unter Hinweis auf die Schädigung des fitfentlichen 
Wohles anriefen: jetzt sind es diese seihst, die den Ruf nach Kasse- 
trennung erheben, und die Katholiken weigern sich, auf eigene 
Faust einen derartigen folgenschweren Schritt zu tun.'") Hier wie 
dort ist natürlich das Verlantren nach der Trennuni; mehr als Demon- 



^) t^rotestaaten an die Kaibaliken, 161S, April 6. Luideiuchiv. A, i. IS, 
•) Siebe oben @. 227. 

^) OleichfiillB vom 6. April datiort, wie aus dem Urgenzschceibcn vom 
b. Jtini l€1ä — di« Emgabe lelbst ist nicliit crbjitt«D — eu eatDehmeD ist, 
*) 1612, Ja&l, 0, Juli 2. LandBMrcbir. A 4. 12. , 
'; 1612, Juli 13. Ebead*. 
») 1612, Jalf 14 Ebenda. 
^ 1613, F^brntir 14. Ebenda. 
•) 1613, Februar 19. EbeatI». 
«) 1613, Mutz 6, Ebenda. 
'«) 1Ö13, Mftrz 16. Ebead». 



S40 

itmiciKii Mi&iifiuseiL Matthias beantragte die Beiehaliofrite Ehreo- 
reieh Freiherr ron Mtnckwitz^ Pet^r Heiorielü von StrmhleDdorf 
und JcJiana toq der Reck, die Beil^nng dieses neaen ZenrQrf- 
ninani mit allem Fleifi in Angriff* zu nehmen. ',l 

Die kaiserlichen Kommiȣte laden die beidecaeitigeii Ans- 
schttsae ftlr den 8. Mai zo einer EoDierenz ein.^) Die Katkoliken 
fanden inde«. daß »e tu 2u geringer Anzahi Tersamm^t wären. 
and baten deshalb um eine Verilngeran^ des Termins bis 2. Joni. 
die ihnen bewilligt wurde. DarQber waren die anderen sehr un- 
gehalten, weil sie »us dti^G^ni. Vorgehen erkaonien, daC jene «wenig 
Last' hätten, auf ihr Begehren ein^ngehen. and beschwerten sieh 
aoch beim Kaiser mit der angehängten Drohang. dalS sie des Ungeo 
Wartens mlide. die Separation der Kasse ernstlich in Angriff «u 
nebmen eotsehlosaen ■wären. "^^ 

Die Proteätanten erreichten damit nar das eine, daß jetzt, da 
die Sache beim KaL^r anhängig gemacht wtirde. auch der zweite 
for die Konferenz anberaumte Terrain (Jorni 2) Torüberging. Es 
ward Dun das Gntachten der Kammer eingeholt aod diesea fiel auf 
leicht erklärliche Weise gegen die Separation aos. Der schwächere 
Teil, »agte man. würde dadurch in seinem Kredit beeintrachtigl 
werden und dieser Umataacl bei dringenden Geldan forderongen des 
Kaisers schwer ins Gewicht fallen. Aach riefe eine solche Teilnog 
Unsichtlicb der Rückzahlung alter Schulden die schwierigsten Kom- 
pÜkationen hervor, and kUnute endlich bei anderen Behörden Kaeh-- 
ahmang finden. Deshalb habe es bei dem alten Herkommen an 
verbleiben. 

Die kaiserliche ResoUition war nicht an die protestantischen 
Stande, sondern an die katholischen gerichtet*), welche jene erst 
davon in Kenntnis setzten, mit der Bemerkung, daß sie mit dieser 
Estächeidung im aUgemeineo Interesse vollkommen einrerstandeii 
seien. ') 

Wiederum wendeten sich die Protestanten, über die stete 
HiaansschleppuQg äußerst gereizt, an den Kaiser. Daß die Zer- 
retßnng der Landseiiaftskasse, sagten sie, allerlei Ungelegenheiten 

7 1613, April 27. Ebeodi. 
») 1613, Mai 4, Ebend* 
^ 1613, Mw 21. Ebendft. 
«) 1613, Juni 7 Ebecd» 
•) 1613, Jani 12. Ebenda, 



Ü^ 



itu Gefolge habe, das wüteten sie selbst recht gat, indea sei ihnen, 
da die Katholiken trotz wiederholter Amnalinunpfen iLr Verlangen 
beRüglicb der Konjunktion der Kasse noch immer nicht beantwortet 
hätten, kein anderer Ausweg Übrift, als damit zu droben. Der Kaiser 
möge ihneii seine gnädige Assistenz gewähren, damit endlieh einmal 
die unter einem ganz nichtigen Vorwand hinausgeschobene Konferenz 
stattfünde. ') Damit hatte ea nun seine goten Wege. Erst-) am 
18. März 1615, angefkhr z%Tei Jahre nach dem ursprünglichen 
Termin, fand sie in der kaiserlichen Burg unter dem Vorsitz des 
ReiehsvLzekanzlers Ulm statt. •') 

Nach vielem Hin- uud Herreden erklärte endlich Bischof Khlesl: 
Wohl wäre dieünteratützu tig vou Ketzern contra buUam coenae domioi *\ 
und von diesem Gesichtspunkt aus künnte kein Cbristkatholiseher 
das Vorgehen der Horner. die gegen sie Werbungen veranstalteteUj 
billigen. Indel» hätten die Protostanten die Erklärung abgegeben, 
daß ihr Kriegsvoik, durch dessen Aufstell ong und Erhaitang sie 
eben in diese Schuldenlast geraten wären, nicht wider die Katholiken 
geworben wurde, sondern lediglich zur Aufreehthaltung ihrer 
ständischen Privilegien wie zu ihrem persönlichen Schutz vor den 
500 Puchcim'achen Reitern, die sie gegen sieh aufgestellt wähnten. 
Zum Beweis dafUr könne gelten, dali vom Kriegsvolk der pro- 
testantischen Stande der Prälat von Altenburg ebenso andere, die in 
ihre Hände ausgeliefert waren, ungeschoren blieben. Wenn dies 
aber konstatiert ist. so sei es fUr die Katholiken keine Gowiäaens- 
saehe mehr, auf das Verlangen der Evangeliachen näher einzugehen 
und mit ihnen in Verhandlungen zu treten.*) 

Nun konnte das Werk wieder vorwärts achreiten. Als aber der 
Kaiser die katholischen Stände zur Wahl ihrer Deputierten auf- 
forderte *''), fanden sie wiederum allerlei Ausfluchte: Da der Kaiser, 



') 1613, Junä n, Ebendii, 

^ Die Protflitanten botrioben die Angelegeofaeit wiederholt^ «o tun 24, .loJI 
1613, am 9. Juni 1614. Ehendn. 

^) Kaiaerliche» Dekret an die drei kathoÜichen Stande, 1615, Febrau' 2h. 
£b«Qdn, 

*| Über die«o Bulle, deren Ursprung ins tiefa Mittelalter T-nrUckreicbt, uad 
die dnnn gog«ii üUe Arten von llHresion aufg-ebutea vrurde, vgl,: Welxer naä 
Weite's Kirchenlexikün. U, S. 1474 f, 

^) Rel&tion der kntholiscbeu BUinde, 1615, Mftrx 19. Ebenda. 

■) 1615, Mure 28. Ebenda. 
JMrVneb d. V. (. ruidetkende. 190«. \<ik 



mm^t^ 



wie sie gehört hätten, von den hiesigen Theologen ein Gutachten 
abverlangt habe, so wollten sie dieses abwarten,') Da der Wiener 
theologischen Faknltät erat am 23. April die Frageartikel vorgelegt 
Würden, verging wieder ein gutes Stüek Zeit. Von den Katholiken. 
ließ sieh die Fakultät vernehmen, darf kein Pfennig zum Vorteil 
oder zar Schal den tilsrang der »Häretici* aasgelegt werden, wohl 
aber steht nicbts im Weg, daß die anf die protestantischen Stände- 
mitglieder umgelegte Kontribution von der Gesaintheit der Suinde 
eingetrieben und daü die von dort einlaufenden Summen in der 
gemeinsamen Kasse hinterlegt wUrden. Den Gläubigern aber kannte 
man mit Rücksicht darauf, daÜ aie ihr Geld zu Rehellionszweckeu 
bcrgeliehen, fügUch einen Teil ihres Darlehens abziehen.^) 

Nun gaben auch die katholischen Stände ihre »condicJones« 
bekannt, und so konnte endlich am 12. Mai 1(J15 die kaiserliche 
Resolution erfotgen. die dem Begebren der Protestanten gegen nach- 
folgende Bedingungen stattgab: es eoHen 1. die Protestanten 
die Namen der Gläubiger, die Hüho der einzelnen Scbuldposten 
und die Summe der ausständigen Kontribution bekanntgeben; 

2. die Katholiken durch diese in keiner Weise belastet werden ; 

3. die einlaufendeo Gelder durch den Landscbaftseinnebmer 
abgesondert von den übrigen Beständen aufljewabrt, verrechnet und 
nur zur Befriedigung der Gläubiger verwendet und 4. die Katholiken 
durch Schadlos verschreibungen dahin sichergestellt werden, daß die 
anderen diesen Bedingungen wirklich nachkommen und ia Zukunft 
ohne Vorwissien des Landesfüraten keine derartige Kontribution 
mehr aufnehmen wUrden, ■') 

Wenn der Kaiser in dieser Resolution die Hoffnung aussprach, 
daß nunmehr alle Differenzen auegoglichen wären, so war dies — um 
nur von dera Kassestreit zu reden — noch etwas verfrüht. Die 
Schadlosverschreibung. welche die Protestanten ausstellten, war den 
andern zu »atigemein und unverbindlich*, und der Streit ging noch 
ein Jahr weiter, bis endlich am 23. April 1616 unter neuerlicher 
Vermittlung des Hofes ein Vergleich zustande kam. Es wurde dabei 
fiilgendes ausgemacht: Die protestantischen Stünde habpn vom 
Anfang des Jahres 1615 angefangen die nächstfolgenden f[inf,labre 



') tein, ApTil 4. Ebendn. 

'') Reiiponfia (kcult, tbeolog. oatbol, arebigyainwii Vieao etc. e. d. Ebcoda. 



A. 4. 4. 



>) Ebenda. A. 4. 12. 



von ihren Gütern und Untertanen eine Kontribution etnzuheben, 
und zw&v einen GulJen auf dua Pfundgeld gemäßigter Herrengiilt 
und einen Gulden auf jeden behausten Untertan. ') Jene Landleute. 
die zwar der Augsborger Konfeßsion angehören, aber zugleich mit 
den Katholiken gehuldigt haben utid die Kontribution nicht leisten 
wollen, sollen namhaft gemacht werden. Von dem Anschlag bleiben 
die Untertanen der Kiitholiken unberührt, aufgenommen jene Vogt- 
holden, die ihre Steuer an eine evangelische Obrigkeit entrichten. 
Die protestantischen Mitglieder der Schuldenkoramiseion verjifliehten 
sich, der gemeinsamen Kasse zur Hinauszahlüng an die Gläubiger 
jährlich nur so \4el zu. entnehmen, daß die Ausgaben durch die 
Eingänge «us der Kontribution gedeckt sind. Von dem in der 
vorigen Eesotutton ausgesprochenen Verbot, ohne landesfUrstliehe 
Oeimhmigung eine Kontribution einKuhobenj wird Umgang genommen, 
und sollen darüber gegebenenfalls weitere Verhandlungen eingeleitet 
werden. Dieser Vergleich wurde dann am 20. Juni 161 G vom 
Kaiser ratifiziejt, - j 

Indes war dieses »Homerische Schuldenwesen«, das vier volle 
Jahre die beiden Stjlndeparteien in Atem hielt, nicht der einzige 
and sicherlich nicht der gewichtigste DiffereuKpunkt. Nebenher zog 
«ich eine Angelegenheit hin, die gleichfalls in die Horner Zeil zurück- 
reichte und weit büseres ßlut machte: die Organisierung eines un- 
parteiischen Gerichtshofes. Wir werden uns zu erinnern wissen, 

') Dem Vergleich \ag folgende ßcrecbnuDg Kugronde: 
Stand der Scfauldeo mit ], Jänner 1615 ........ . 611.377 Ü. Rbein. 

JntorMsen 59.875 > > 

:£uiaminen . . . 071,252 ä. Uh«tii. 
Dagegen: Ausetäiidi^ Kontribution pro 1610— 161S ... 197.^86 fl. 02 ^ 
JK«ro«T' büben sie an dar Card, Dietncbsteinsctien ÄnweiBung 
tu der Zapf^uniaßUate vom 1. Jänner 1615 nocb «ia- 
taoebßien 44.3^7 H. 



zuiAmmen . . . ä42.^2:t Ü. 2 fi 
vifthlvihffv. . . . 329.038 t 6 ^ 
Zu B«%Alilttng dieier i^aldeo wurde ein AntcblAg auf f&uf Jahr« f eniat;ht : 

*am eigeoem per Jubr äß,474 fl. l ^ 12 ^ 

von den L'ntertuucQ per Jaht > . . 36,97B fl. 

zuaammen . ■ . 68.452 ll. 1 '? 12 3 
daher auf fünf JaJire . . 317.200 fl. 7 Ji 
▼ «tbieibea nlio boeh filnf JAhren nor tnohr kh entrichten 11.767 A. 7 ß 

'\ £hendA, A, 4. 4, Hclattoo der kalho1!>ob«a Verordneten nnd Ati»teh11tae 
an diu Staude. 1616. August i. Ebenda, A, 4. d. 

\^ 



IdtS die Kapilulatiyns-Resolution die näheren Bestimmimgei] darüber 

[.einem Landtage überließ, dafi sicli auch jrleich im nächsten Landtag 

L(1609j die Protestanten bei der Gegen pur lei anmeldeten, um die 

l8aehe ins Reine zu bringen,'; Wenn die Katholiken damals davoo 

nichts wiaaen wollten und es darüber wieder fast tu einem Btlrgei^ 

krieg gekommen wSre, ßo war mit dem durch Vermitttiing des FnlatinB 

tind der mnhrischen Gesandten üuötandegekommenen Verglctcli 

(1010, durch daa dann folgende eintröchtäge Znsammengehen 

beidt^r Parteien anlalMich des Einbruchs der Passaner und der 

(Überwindung des Kaisers eine Basis geschaffen worden, \ito den 

Gegenstand bei uiiehstbester Gelegenheit im Landbig, wieder auf» 

Tapet zu setzen. 

Da Matthias damals vor dem Palatin ävi wiederholten Malen 
versichert hatte, alle seine Zusagen halten zu wollen, die katholischeD 
Suuide hingegen mehr nicht versprachen, als die anderen im Punkte 
der Religion nicht turbieren zu wollen, so war es das einzig richtige, 
wenn sich die protestantischen StJlnde mit ihrem Begehren unmittelbar 
an die Adresse dea Königs Matthias wendeten. '■') Seine Sache w&re 
es ja gewesen, die Mittel und Wege ausfindig zu machen, um seine 
S^usagen zu erfüllen; von den Katholiken konnte man in der Tat 
nicht gut verlangenj dal> sie hilfsbereit zu einem Werke die Hand 
reichten, das sie binnen kurzem um die schönsten Erfolge gebracht 
hatte. 

Aber gerade dazu wollte er sich nicht entschließen, und es 
mßte die Prutestanteu wie die reinste Ironie anmuten, wenn sie 
vom Hof zur Antwnrt beknincn: die kaiserliehe Resolution vom 
19. März 1609 habe ohnehin ftlr das Erforderliche vorgesorgt und 
die Erstattung vmn Vorschlagen seitens eines aus beiden Religions- 
parteien 2U wählenden Ausschusses verfügt; wenn eich dieser nock 
immer nicht kun^itituiert hätte, so treffe die Schuld nicht den Kaiser;- 
sondern sie selbst. ') 

So war man also glücklich wieder auf dem alten Fleck an- 
gekommen: Was können wir machen, erwiderten sie. wenn die 
anderen die Kapitulations-Resolution nicht anerkennen? Matthia« 
möge aUu. nur so kann die Sache ffott werden^ deren Publikation 

•) 8ieln obea. S. äld> 221. 

') Kmm Mrauniil ftnd sich nicfat vor, doch geht di« Tatsache der Ühst- 
«M der falg«aid«n BMoIntion hervor. 
'-) 1613, JaU 8. Laadcsardtiv. A. 4. lä. 



245 



veranlassen und die katboUschen Stiinde zur Benennaog ibrer 
Deputierten verhalten. ') Bis sich der Kaiser dazu entschloß, die^e 
Aufforderung an die Katholiken wirklich ergehen zu lasst?n. ver- 
strichen wieder nahezu zwei Jahre ^). und jetzt, wo eich die Pro- 
testanten tindlich am Ziele wähnten, kam von dort ein krüftigea, 
«ntschiedeneä Nein. Wenn auch in diesem Gerichtshof, sagte man, 
«ine gleiche Anzahl von Vertretern der katholischen Adelsatilnde 
saUen, so weiß man ja doch, daß diese Herren fast alle mit den 
Anderen blutsverwandt sind und sich von diesen mitziehen lassen 
werden. Aher nicht nur dieser eine Punkt der Kapitulations- 
Resulution ist für sie unannehmbar, sondern diese im ganzen. Wenn 
«inige kaiserliche Rate aus ihrer Mitte ihr zustimmten, so kann da» 
fUr sie nicht verbindlieh sein; die sollen ja anch dafür, wie man 
liQrt, aus der Gemeinschaft der christlichen Kirche ausgestoßen 
worden sein. Der Schluß war der: Matthias mtige sie mit dieser 
Zumutung verschonen; wenn nicht, so sehen sie sich gezwungen, 
feierlich dagegen zu protestieren und alle Konsequenzen zu tragen. ') 

Der Kaiser bemühte sich nicht weiter, sie umzustimmen: er 
^luKtte seinen guten Willen öffentlich bekundet, wenn er auf solchen 
Widerstand stoßt, kann er nichts weiter machen; das sollten die 
Pnitcstanten schwarz auf weiß haben, aber die vorige Protestschrift 
war ihm doch etwa» zu scharf, und er verlangte eine kürzere*); 
die in dllrren Worten dasselbe sagte; Wir wollen von dem un- 
parteiischen Gerichtshof nichts wissen.*) Das geschah, und damit war 
dieser Punkt wieder erledigt. Kurz vorher hatten die drei katholischen 
Stände ihren Bund vom Jahre 1610') auf weitere drei Jahre er- 
neuert ^\ und damit war auch nach aussen hin die zunehmende 
Spannung und Kampfesstimmung festgelegt. 

Wie ungemein gelegen mußte nun den protestantischen Ständen 
kommen., daJJ um diese Zeit die Einladung zur ßeschickung des 

>) 1613, Juli 24. Ebenda. 

') KaUerltcbea D«krot, 1B15, Februar 27. Urgent der prot«itasti<cben Stinde 
mm 22. Jnnl 1614. Ebenda. 

^) Dio dem Kaiset- Ub^fgebena rfoteittflchrirt fihd sich oicht vor; dvr ohiga 
Inluüt Ut aag Qiüer im April dei Jahrea 161Ö verf&üten Schrift (ebenda) cbtnoiutiienj, 
die den Vormerk trif.^: »tiicht Übergeben«. 

*} 1615, April S. £l>6iida. 

■") April 21. Ebenda. 

') Siehe oben, 8. 226. 

^ 1615, hlkTz 1; kuserlicbe Koatirmatioo votu 29. Aq clL £i^%%'&ik,. k., V.^S^, 



Prüfer Generaltaadtages erging. ') Mit diesem Landtsg batte es s^ne 
«ige&e Bewandtnlft. AI» lÜattbi&a am 23. Mai 1611 aueh vt>ii den 
ßchmen zum K5üig gekrönt wurde, da geitchali dies selbstrerstflndüob 
nicht bcdino^uiigsjog. Einige Forderungen warde» gteicli bewilligt, 
▼ter andere aber vertagt : beim njlcbsten Landtag sollte darüber ver- 
hatii1e!t werden. Es handelte »ich dabei in erster Linie daroi». ein 
BUtidiüs sämtlicher unter der Herrschaft des Matthias slchendi'n 
Länder und eine deren Verteidigung ordnende gemeinsame Kriegs- 
rerfassung txt schaffen. Näheres warde nicht gesagt: es kotinte 
diese Vereinigung sflmtHcher Länder den Zweck haben, durch die- 
Au fÄtellungelner imposanten Kriegsmacht den fortgesetzten Plackereien 
de* Erbfeinde» ein Ziel zu setzen; es konnte aber auch damit nach 
dem Master des Stfirboholer Vertrage» vom Jahre 1608^ eine Ver- 
einigung der Laiidatände und zwar der protestantischen Mehrheiten 
zum Zwecke der Aufrechtbaltung und Wahrung der ständischen 
nnd religiUsen Freiheiten beabsichtigt sein, und die Kriegsverfassnng^ 
dünn diesem Zwecke dienen. Was das aber bedeutete', war leicht zu 
errocssen. Es ist für die damalige Situation bezeichnend» dat^ Mattliias 
nicht au das erstere glaubte, und weil er nicht daran glaubte, so 
beeilte er sich nicht im geringsten mit der Einberufung des Land- 
tagen, und er bekundete hier dasselbe Geschick, eine mißliebige 
Sache immer und immer wieder hinauszuschieben, wie wir das bei 
der Ausführung der Kapitulations- Resolution gesehen haben. 

Nun kam das Jahr 1613 heran, und der politische Horizont 
im Osten verfinsterte sich bedenklich: man war jedei-zeit auf einen 
Angriff Bethlene. des Fürsten von Siebenbürgen, und der Türken 
gefaßt. Wie schljn wäre es gewesen, wenn jetzt im Drange der Kot 
ä.t.<r alte Lieblingsgedanke, die Bildung einer groLSen kaiserlichen 
Armee •*) seine Verwirklichung gefunden hilttc. aber wie traurig 
wieder die Finanzlage des Kaisers warj geht aus den Worten hervor, 
die damals KhlcHl nn den Hofkriegaratspräsidenten Mollart schrieb: 
»Leihen ivill uns niemand, schuldig ist uns niemand, wir selbst 
hüben auch nichts« *r, und die Helfer von auswärts versagten nahe- 
in ToUstündig. Papst Paul V. war nicht von dem Opfermut und 



1) KaijtrUcfaei Delei^t, I6I5, Fel>raar ^. Er war für den 29. April at»- 

geidiriöbcD, wati nLer ttH um 15, Juui erSffaet. 
') aiehtt oben, S, äOl. 
^) äi«fae oben, S. 231. 
^) n<iiDm»r>Purg8ttiII, III, BeilageD, S. 69. 



247 




politiscbeu Fernblick eines InnozenssX!. beseelt, auch diti verlockend© 
Andeutung dos kaiserliclien Gesandten, was für »g'anz wunderbare 
Wirkungen« man mit der Armee wider den inneren Feind hervor- 
brinj;;en könne, verfehlte ihre Wirkung:. So wnre Matthias scKließlieh 
froli gewesen, wenn ihm die eiDielnen Liinder ihre Trappenkontingente 
stellt hätten. 

Von dem Pragor Generalkonvent indes wollte er nichts wiseen; 
denn fllr die Bühmen und ihre Nachbarn wäre die gegenwärtige 
.Situation WaBser auf ihre Mühle «gewesen, und so verfiel er auf 
die schlaue Idee, zur Beratung der großen Aktion wider die Türken 
einen Reichstag nach Linz ausRuschreiben, Da hätte er zwei Fliegen 
mit einem Hehlag erwischt. Aber die Stände rochen den Braten i 
einige, wie die Buhmen, beschickten ihn überhaupt nicht, die Aus- 
schüsse der übrigen Lötider sprachen eich fast ausnaliniBlos für die 
hallnng des Friedens aus, und der mit so großen Erwartungen 
geleitete Reichstag (eröffnet im August 1614) nahm ein recht 
kläglieheö Ende, ') Mattliias sali sich nun gezwungen, auf den lange 
hinausgeschübenen Prager Generallandtag zurückzukommen, und 
ieti dementsprechend an die einzelnen Länder die Ausschreibung 
ergehen. 

Die niederüäterreiehischen Stünde wählten wie üblich eint-n 
Ausschuß, dem die Ausfertigung der den Deputierten mitzugebenden 
Instruktion oblag, und da kam es alsbald zwischen den hier ver- 
tretenen Parteien zum Konflikt. Die Katholiken weigerten sich, die 
W^orte «Union und Konföderation der Lttnder«. die das Ausschreibt'n 
der Bühmen enthalten hatte. hineinzunehmcDj und da sich die 
Stimmen die Wagschale hielten, entschied der Vorsitzende Land- 
marscLall zu Gunsten der Katholiken. Trotzdem kamen die beiden 
W^orte — angeblich durch ein Versehen des Konscipisten — in den 
Inatrnktionsentwurf und nun versagten ihm die Katholiken ihre 
Unterschrift. Im Plenum wurde weitergestrilten und dann griff 
man wieder zur i'eder. 

Die zwei Punkte »Konföderation* und »Geueraldefension^ 
Ordnung*, rechtfertigten sich die Prolestanten, seien konform dem 
Ausschreiben der böhmischen Stände aufgenommen worden; es handle 
»ich drjch um die »Konservierung des geliebten Vaterlands, Nutz 

1) 8iebe: Gindel j, Der erst« ötttorrdcliiKlie Reidiitig' in Linz im jAhrelSH. 
SUzuiifib«riclilc der k&iserlicbeQ AJcftdemie der Wiueiitc haften. XL, B. 330 f. ^ 
EUtcsr^ Deutsche Geflcbicbte. II, 8. 388 f. 



248 



und Wolt'ahrt Ihrer M', Ötabilieruag guter erwüascbter Defcusion 
wider den Erbfeind.« ') 

Die Kiitholiken hinwiederum sagten- In dem für sie 
allein maßgebenden Einladungsdekret des Kaiser» steht kein 
Wort von der Konfuderation und zudem weiß man, daß er »jeder- 
zeit besondere Bedenken» diigegen hatte, Sie ätellen ihnen fulgende 
Gewissensfrage; Bedeutet für die Protestanten die Konfüderatiun 
soviel wie, daß sie sich mit ihren Glaubenägenosaen aus den kaisei*- 
lichen Landen ihrer Religion zum besten wider sie konföderieren 
wollen, kann man da von ihnen verlangen, daß sie eine derartig' 
ausgefertigte Instruktion unterfertigen? Hat aber das Wort » Kon- 
föderation «, wie die anderen sagen, gar nichts auf sich, dann ist 
68 ja überflüsaig und man kann es ruhig ansiaasen. *) 

Schließlich beschwerteu sie sich auch beim Kaiser darüber ^), 
und dieser Mumte nicht, den Verordneten die Korrektur der In- 
struktion sowie eine Auswechslung der gewählten Deputierten im 
Sinne der Parität aufzutragen. *) Als die Deputation endlich abginge 
tla hatte sie glücklich die ^'eiaung auf den Weg bekommen, »vor- 
nehmlich mit I. M*- Vorwissen zu verhandeln, und zwar über eine 
gegen die Türken gerichtete Defenaionsordnung«. ^) Das tlhri«^ 
tat dann die Haltung der Bühmen selbst, um die ganze Frage nach 
einigen unfruchtbaren Debatten einzusargen: diese verlangten, dali 
die Österreicher, bevor man in Verhandlang trete, ein förmliches 
Gesuch an sie richten sollten, und tlber diese Zumutung verging 



I) 1615, April 12. Landsiarchir. A. 4, b. 

^) 161ä, Mai S. Lsindoj^ardhiv, A. 4. 1, 

') 1615, Mai 10. LmdoBaJchiv, Ä, 4, 5. 

*] l&lö, Mai 12. Ebendli. Unpriiaglicb wnrco dazu vom HeiretiaCluid 
delegiert: llan» Wilbelm tob SchWakirehen (Proi.), Hana Jörger (Prot,), Georg 
Andreu von Hofkiruben (Prot.) and Hftns Balth&sar von Hoyot (Katb.); vom 
RitteraUnd: Christoph Loyaser (Prot.), Sobastiaii Gilothcr Hag-er (Prot.), Bamlaard 
Weber (KnÜi.) und Helmhard von Friedeabaim (Prot.). An Stell« ron Hojoi und 
Uager, die dienttUcb verbiödcrt waren, und von SchBnkirchen k»Bio« bbu dl« 
drei Katholiken: Johann Eusebitii von Kliuea, U&ns Chriato|>h voa Uraehenb^dc 
and Er&smus Gold, ao da£ algo im Kerrenitand sowohl wie im l£itter»läad je xwei 
Katholiken saßen, wozu dann noch die «echa katholiecht^n VcrtreteT des Präla.t«n- 
and det rierten Sttindes traten. Das Wort »Konföderation« ward beibehalten. 
(•ewaJtbriof im Wiener Baus-, lloT' und StaatBarqbiv. Kep, I. 

^) Initzuktion votn 17, Juni, towt« die VentstworttiDg der Stinde, im 
Dmde&er ArcMir, 8^39. — Zeidlcrs Belationeo, iDuch. — Kttter, D«uUche Oe- 
•chicbte. 11. S. 392. 



ihnen die Lust an der Konföderation. ') Es mußte erst Blut fließen, 
um diesen Bund zum AbBchlul^ zu bringen. 

Mittlerweile war wieder das alte Schmerzenskind, die Zusaramen- 
detzung des Verordnetenrates. aüfgetai:icht. Wir erinnern uns. wie 
im Jahre 1610 ein Vergleich zustande kam. demzufolge die Katho- 
liken »auf diesmal* je einen Verordneten im Herren- und Ritter- 
stand neben den bereits fjewählten zwei Protestanten erlangten, so 
dal^ also in jedem der weltlicbeu StJtnde zwei Protestanten und ein 
Katholik saßen und das Verhältnis der Parteien ira Verordnetenrat 
— . die zwei Verordneten des Pralatcnstandea hinzugerechnet — 4:4 
war.'-*) Im Landtag desi Jahres 1612 war der Besehlutl gefaßt worden. 
daß bei den zwei weltliehen Ständen in Zukunft die Verordneten- 
wähl von ihnen »gesammt und auf die mehreren Stimmen beeder 
ReÜponsTcrsvohntpn zugleieh« Torzunehmen wilre. ^) Bei diesem 
Modus wären unter Umstanden die Katholiken nicht g^ut daraus- 
gekommon und so kam es denn im Landtaj^ von 1614. als die zwei 
protestan tischen Verordneten des Herrenstandes. Ludwig von Starhem- 
berg und Georg Wilhelm Freiherr von Jürger, aus dem Amte traten, 
tind so die Verordneten frage aktuell wurde, zu den üblichen Streitig- 
keitfin, weil rtie darin niebt den »besseren Modus« sahen. Da dar Üb«* r 
der Landtilg auseinanderzugehen drohte und die Protestanten offen- 
bar im Hinblick auf die erwartete günstige Lösung der Schiedst 
geriehtsfruge versöhnlich gestimmt waren, so verglich man sich dahin. 
daß »bieftlr bei Ermanglung eines oder mehrer der Herrn Ver- 
ordneten die Erbandlung der künftigen in jedem beider Stilnd, 
darin der Abgang erscheint, nicht conjunctim, BODdern vorhero 
separat im von denen Religions- oder Confesaionagenossen allein 
förgeben und alsdaan allererst derjenige, mit dem künftiger Ver- 
ordnetenamtsbedienung halber traktiert worden, dem gesamten Stand 
vorgestellt und da \nele sonders erhebliche Bedenken heikHmen, 

') ÜbereinitiiBm«D(] wurde von d»n nicdornättyrrejcliischrn Ätigesunftiei} 
betont, dftß jft dii^ Beg<>brct) nach einer Kon/^derftiicn von dvn Böhmen 
geatolU wurde, nad sie j«tEt iin Auftrage des KaUera da. wiren, um mit i}iB«ti 
djtrüber zn vaTh&udeln, daß man daher ketnon Grund eiq^ehe, weshalb die Öster- 
reicher darum erat aniiicheii sollten. BitznngaprotokoUe d«r Gesandten vooj 
18. Juli bi« J?0. Aüguai im Wiener StaatiftrcbiT, Bep. I. Vgl. auch Kitter, 
D«uUch« Gescbiebte. lt. S. 392. 
^) Siehe oben, 8. 237. 
*) 1B12, Jani 2b. (Jeidruckter La&dtii;««cbluß. Landcsarchiv. Landtags- 
btndlttiig«t). 



J 



von (leroselbeo geitamtuten Stand conjunctim elegiert und angenommen] 
werden sollte.« 'l 

An Stelle von Starbeniberg und Jürger — ihre Dienstieit lief J 
am 12, Juni 1614 ab — mirden tlie Protfstanten Siegmund Atlant' 
von Traun und Max von F*<llieim auf zwei Jnkre »erhandelt.« 
Die Dienstzeit des katholiscben Herrenstands verordneten Hans 
BaJthasar von Hoyoslief erst mit 20. April 1616ab. Mit dem Jahre 1 C 1 6 
hatten also alle drei Verordneten des Herrenstandea abzutreten. In 
diesemJahre, da;^erade keine versöhnliehe, sondern eine recht erbitterte 
Stimmung herrschte^ verhandelte der katholische Herrenstand mit 
Hoyos, um ihn zur Fortführung der Geschlifte zu beweisen. Das- 
selbe taten die Protestanten, und Traun und Polheim zogen ihre 
Resignation zurück. Die Katholiken hatten für ihr Vorgehen gTite 
Gründe. Dem Herkommen zufolge führten im Verordnetenrat die 
zwei Mitglieder des Herrenstandes abwechselnd den Vorsitz. Nach- 
dem durrh den Vergleich vom Jahre 1610 die Sachlage g'eändprt 
war, T\'ui"de das Abkommen getroffen, daß von den beiden Religions- 
partden je einer ein halbes Jahr abwechselnd — und zwar nach 
dem Dienstesalter — präsidiere. Zu der Zeit als Uovüb abtreten 
»ollte. hatte aber gerade er den Vorsitz, und diesen wollten sie be- 
greif liehet' weise nicht aus der Hand geben. 

Trotzdem nahm der protestantische Verordnete Polheim, ala 
das VcrorduetenkoUeg^ium zur ersten Sitzung zusammentrat, den 
Präsidentenstuhl ein, Hoyos protestierte dagegen, PolheJm aber 
machte folgendes für sich geltend: Er sei der Ältere im Dienst, 
denn Hoyos habe seine vier Jahre bereits ausgedient, sei daher 
nicht im fünften, sondern wieder im ersten Jahre. w.»»hrend er (Pol- 
heinij schon zwei DJenatjahre habe und mit dem Entliebungsgesucb 
seine Amtszeit nicht zu Ende gegangen sei. Selbst wenn man beider- 
seits ihre Dienstzeit als abgelaufen betrachten -wollte, so kifmute 
doch Hoyos nicht den Vorsitz prätendieren, weil er nicht älter sei. ^) 
Der Streit wurde durch einen Vergleich gldckhch beigelegt.') Alsi 
aber im nächsten Jahre Hoyos wirklich resignierte und der pro- 
tesiantJBche Verordnete Jörger starb, wurde die Frage wieder aktuell. 
Die Katholiken Latten am 21. November 1617 Hana Christoph Frei- j 



') 1615, Juni 11, Der Prftlaten- und katholisch« HerroasUnd an dou katbo- 
Uich«a R)ttetBt»ad, 1616, Angtut 3. L&ades&TcbiT. A. 4. Ö. 

') Poihdm Bit den pratettoatiMben Herrenttaad. 1616. Landeearchir. A.4.S, 

^i IGiii, April 26. Eboadft. 




251 



berrn von Ürschenbeck. die Proteslanten einige Tage später Paol 
Jakob von Starhemberg ^'ewählt. Darauf sollte die Prüaentation 
stattfinden, aber da beide den Vorrang beanspruchten, mußte sie 
unterbleiben. Wiederum stand raan vor einem sjchweren Konflikt. 
Da ließen die Protestanten ganz wider alles Ervrarten am 
27. November den anderen sagen, flie wären bereit, den Vorsitz 
dem katholischen Veroi-dneteii, weil er statt des Hoyos, der ihn 
zulet^t führte, eingetreten. z;u überlassen. Die Katholiken witterten 
eine Falle, sie fanden das Anerbieten etwas »unlauter und darum 
eben bedenklich», weil die Evangelischen naeh Ablauf diese» Halb- 
jahrcä das Präsidium für längere Zeit an sich reißen könnten, und 
schlugen es ab. Der Kaiser wurde von ihnen wieder um seinen 
Schutz angegangen, aber das kaiserliche Machtwort ließ auf sich 
warten. Mittlerweile einigten sich die beiden Parteien dahin^ daß 
dena uraprUnglichen Vorschlag der Protestanten gemäß Urschonbeck 
das Präsidium zu fuhren habe; auf dem nächsten Landtag sollten 
übet* diese Frage die weiteren Verhandlungen gepflogen werden. ') 
Am 14. Mai 1618 war das erste halbe Jahr um und demgemäß — 
eine kaiserliche Resolution war nicht erfolgt — Übernahm der pro- 
testantiBche Verordnete Starhemberg den Vorsitz.-} Als nun dieser 
eine Sitzung ausschrieb, blieben die Katholiken fern. Er beschwerte 
sich beim Kaiser, und diese, zur Berichterstattung aufgefordert-') 
rechtfertigten sich dahin, daß ihnen von ihren Ständen verboten 
«ei, vor Beilegung des Prflaidenzstreites der Einladung eines pro- 
teetantischen Verordneten Folge zu leisten. Matthias möge die Ka- 
tholiken, baten sie, bei dem überall beobachteten Brauche schützenj 
daß stets der »vorerwählte und ersterhandeltet den Vorsitz habe. 
Starhemberg. der protesf an tische Verordnete, sei erat zwei Tage 
nach Ürschenbeck gewühlt worden, folglich der Anspruch der Pro- 
testanten »gänzlich« ab/-uwei8en.^J Matthias war aber diesmal nicht 
ftlr eine VerfassungsJindernng zugunsten der Katholiken zu haben 
und entschied, daß »für diesmal und sonsten jedes Teils habenden 
oder priltendierenden Rechtens unverfänglich* Starhemberg die 



I) Kittboliiclie StSpde an ibreVerordoetea, 1617, Döjeetnber 3.— Katbdiidi« 
Stand« an Ma,tthi!i,i,1617,Det«inbcr 3. ^Evuigelitcfae SUnde an kailiolifClie BtNtidd, 
1C17, Dezember 4. Ebenda. 

■) Katbolieche Stnnda un Khuen, 1618, Ajiril 27. Ebenda. 

*l 1618, Jtioi 3. Ebonda. 

*} 1618, Juni 5. Ebenda. 



PrÄzedenz haben und die getneinsame Beratung aufgeQommen werdt*« 

solle. '> 

Witren für Jlatthiaä nicht rechtliche Itedenken aussrhlaggebend 
gewesen, so hätte er sonst giite Gründe gehabt, dem Eifer der ku- 
tholischea Stünde in die Zügel zu fahren. Ein Ereignis von welt- 
historischer Bedeutung, das sich kurz vorher ereignet hatte: der 
Prager Fenstersturz, rautite ihn nachdenklich stimmen und ein Ein- 
lenken den Protestanten gegenüber angezeigt erscheinen lassen. Daß 
die Spannung zwischen den beiden Parteien gerade damals wieder 
bis zur Siedehitze gediehen war» daa beweisen die schweren und 
erbitterten Anklagen, womit mau sieh gegenseitig überhäufte. 

Die protestantischen Stände, hüren wir ihre Partner sagen, 
ziehen zu ihren Beratungen die Abgeordneten des \nerten Stande* 
zu sich, welches Vorgehen -zu merklichem praejudicio. Nachteil 
und Schaden unserer hochheiligen, katholischen Religion« gereiche. 
SÄintliche Befehlshaberposten und gerade die obersten, haben die 
Protestanten inne. Weil nun die Katholiken nicht weniger Geld 
zahlen, also ist es nur recht und billig, daö hier eine gewisse 
üleichheit herrsche. Die Protestanten haben im Landhause ihre 
eigene Kanzlei; da angeblich für eine solche der Katholiken nicht 
mehr dort Platz, ist. so mOgen jene wenigstens dazu verhalten 
werden, auch die ihrige anderswo unterzubringen. 

Ebenso erfordere die Gerechtigkeit, dali künftig mindestens 
einer der katholischen Verordneten, gleich den protestantischen 
Herren, seine Natural wohn ung im Landhauae habe. Die Protestanten, 
sagen sie weiter, sollen den einstimmigen Beschlul^ gefaßt haben^ 
kein Gut mehr, namentlich keines mit einem Pfarrlehen an einen 
Katholiken zu verkaufen, dagegen wenn von diesen eines feilgeboten 
wtlrde. alles aufzubieten, um in deasen Besitz zu kommen.^) 

Beriefen sieh die Katholiken zumeist auf die Stimme der Ge- 
rechtigkeit, welche die anderen nicbt hüren wüllten, so waren die 
Protestanten anscheinend in einer günstigeren Position: sie konnten 
auf wiederholte und in der bestimmtesten Form gegebene Zusagen 
hinweisen, die ihnen nicht gehalten worden wjtren. Da war in der 
nächsten Nahe der Stadt Wien das Gut St. Ulrich, woselbst dessen 
Eigentümer, der Ritter Johann Baptist Pachelebj evangelischen 
Gottesdienst hielt. SelbstverstHndlich war jeder evangelische Kuh 

') 161&, Juni 13, £beadii. 

^') BelaticQ der lutholUcliea Verordaeten, 1617. Ko^'cmber 18. A 4. lü. 



in der Nähe der Ötadt — und gar der Haupt- und Residenzstadt — 
den Uäaptem der Restauration ein Dom im Ange, weil dadurch 
der Protestantismus unter der Stddtbevülkeirung immer wieder neue 
Nahrung erhielt, selbst weun man ihn schon ganz erstickt wilbnte, 
und weil die Stadt für das Land als vorhUdtich angesehen werden 
kann, m zielten von allem Anfang an die Bemühungen der Re- 
stauratoren dahin, dieae Nahruncfgqaelle zu verstopfen. Es handelte 
8tcb dabei nur darum, immer den geeigneten Mudus zu finden. Im 
Falle St. Ulrich war es sehr leicht: der Schottenabt strengte hei 
der Regierung eine Klage an. dal! die dortige Pfarre ihm zustehe; 
der Gottesdienst wurde eingestellt, der Pastor raulite den Ort ver- 
lasaea nnd Pneheleb erhielt obendrein eine Arrestatrafe. ' ) Natürlich 
machten die protestantischen St.'hido sofort wieder eine gemeinsame 
Sache darau» und eine Deputation au3 den drei der Augsburger 
Konfe.söion zugetanea Ständen ging zum Kaiser, um ihn zu bitten, 
nicht nur dieses der Kapitulation zuwiderlaufende Verbot aufzuheben, 
sondern Uberhaupt alle Landleute bei ihrer von Matthias selbst »de 
novo ivpprobierteiM Religionsfreiheit zu schützen and unbeirrt zu 
lassen. Wie wenig aber wieder Matthias von der Kapitulation etwas 
wissen wollte, bewies gleich der Empfang, welcher der Deputation 
zuteil wurde, indem die Vortreter des Blirgerstandea zurückgewiesen 
wurden.^) Es begann also wieder das alte Manöver: die proteötantischen 
Stände wiederholen ihre Besehwerde und fUgen eine neue hinzu: 
die AbweieuDg des vierten Standes, und bekamen dann zu hören, 
man htttte nicht erwartet, daß sie »Ihrer Majestilt an geerbte Gerech- 
tigkeit in ihrer Bürgerschaft« angreifen wurden, im übrigen wurden 
sie auf den Ausgang de» Prozessea verwiesen.') 

Es kam aber noch Ärger; im nSchsten Jahre (1615) wurde das 
Haupt bell werk des Protestantismusi, das dem bekannten Freiherrn 
Helmhard Jörger gehürige Gut Hernals, zugleich das letzte Refogium 
der Wiener Bürgerschaft — denn Inzeredorf war auch schon ge- 
sperrt — weggenommen. Vom Standpunkte der Kapitulations- 
Resolutiou konnte man dem ärgerlichen Auslauf, der nach Hunderten 
zuhlte^ nicht beikommen, mit der Lehengerechtigkeit hatte es auch 
seine Richtigkeit, aber man fand ein anderes Mittel: es wurde die 
Rechtmäßigkeit des Lehenbeaitzes bestritten und Jörger von Seite 

•) KaiAsrlichea Dekret, 16U, Oktober II. ßsupaeh, Goot. U, B. 321 f. 

3) 1614, Norember VX Ebenda. 6. 322, BeiU^e 36. 
»} £beDdft. Beilud Stic. 



254 



der Regierung auf Felonie geklagt.') Jörger. dem nattlrlicL die 
Sperrung seiner Kirche aufgetragen wurde, beatritt ilie Kntnpetcn» 
der Regierung- und verlangte, dali dieser Fall vor das iinparteii&cbe 
Geriebt käme. Damit hatte es nun freilich seine guten Wege, denn 
um diese Zeit hatten, nde wir gehört haben, die Stände auf ihre 
diesbezügliche Anmuhnung vom Kaiser den wenig troatvdllen Be- 
scheid erhalten, es ließe sich da nichts machen, weil die Katholiken 
gewissenahalber gegen die Aufrichtung dieses Gerichtshofes feierlichst 
protestiert hatten.^) 

Wie der Hof über den Inhalt der Kapitulation dachte, das 
bewies eine Reihe von Dekreten, die zur selben Zeit auf eine Be^ 
^Boh werde des Wiener Bisehofs hin herablangten and worin den 
Standen strenge aufgetragen wurde, jedweden evaogeliächen Gottes- 
dienst in der Stadt oder in den Vorstitdten als der Kapitulations- 
Reaolution entgegen abzustellen.") Gereizt erwiderten darauf die 
awei oberen protestantischen Stände: von einem der kaiserlichen 
Resolution zuwiderlaufenden Religionsexerzitium in der Stadt Wien 
sei ihnen nichts bekannt, infolgedeesen künnten sie aucJa keine Ab- 
stellung vornehmen. Wenn ihre Prediger aber ihren Glaoben»- 
genossen. die krank sind und zu dem öffeiitliehen Gottesdienst 
nicht hinauskommen, auch nicht geführt werden konnenj hier in 
der Stadt den letzten Trost und die Sakramente reichen, so können 
sie darin keine Verletzung der Kapitulation erblicken, in der es 
doch auisdrücklich heiße: »daß sie ea wegen der mitleidigen Stadt 
tind Markt unter und ob der Enns, für welche die mäbi'crischen 
Herrn Abgesandten gehoreamat interzediert ; wie auch beide oben» 
politische Stund Augsburger Konfession mit tmd neben denen Städten 
bievor gesamt und miteinander angebracht und gebeten, bei dem. 
^wessen sie sieh gegen die mähreriscben Abgesandten zu Gnaden er- 
klärt, allerdings bewenden ließen«. Der Kaiser werde sich wohl 
an die der Kapitulation vorausgegangenen Verhandlungen, denen 
er zum Teil perst^nlich beiwohnte, erinnern können und wissen, daß 
es sich dabei hauptsächlich um die Gewissensfreiheit des vierten 
Standes gehandelt habe. Da habe er stell nun im Beisein des Erz- 



*) Ferdinnud Geyer, der frlLBere Benitiser, hntte ä&ä Out löS7 ohae lande»» 
faerrlicbeii Könaens nts Wolfgang Jörger Ubt>rti»geti, der nur einen Lflietniriaab, 
aber keine Belchotmg erhielt. Vgl.; Topogr^ihie von NtedetUAterrdcb. IV. 6. 191. 

') äicli« ubea, S. S45. 

') 1615, April 23, Dezember 3 mud lä. LaodeisrciliiT. B. '6. '2l. 



4 



Iiiil Hll^JlfiHiiiili III iliren Abgc^ordneten gegenüber im Sinne der 
mit den mährischen Deputierten verglichenen Erklttrung dabin re- 
solricrt, er wulle. »die Stitdt unter und ob der Enns in alicm so 
traktieren und halten, dall sie sich in keiner Sache zu beschwären 
ond keiner Unbilligkeit und Bedrängnis« werden za beklagen haben. 
Weiter haben donn die kaiserliehen Rute iliren Abgeordneten, die 
über die Verbindlichkeit dieser Erklurnng ihre Bedenken äußerten, 
die Versicherung gegeben, dati sie mcht daa mindeste zu besorgen 
hätten, ja. daß Ihre Majestilt »weit ein mehrers als sie Tersproehen. 
*u halten gesonnen < wäre. ' i 

Dali die jüngsten kaiserlichen Dekrete, die ihnen verbieten, 
ihren Reli^fionsgenossen in deren Todesnöten beizustehen, ein Ein- 
griff in ihre Gewi säen sfreiheit sei, liege auf der Hand. Sechs Jahre 
habe man sie eingedenk dieser Zusicherungen ungeschoren gelassen 
and nun sollen auf einmal ihre Angehörigen, die hier in der Stadt 
ZV leben genötigt sind, zum Lohne für ihre Dienste, das ganze Jahr 
hindurch der Seelaorge verlustig gehen. Man möge sie aber darin 
nicht weiter beengen, wofür sie sich ge^rne verpflichten wüllten. 
Alle Ungebühr seitens ihrer Prediger abzustellen. 

In dieser Tonart ging es weiter, jahrelang; zur Abhilfe ihrer 
Beschwerden gesehiih nichts, dafür kamen neue hinzu, und dabei 
handelte es sich nicht mehr um blolie Verstöße gegen den Geist 
der Kapitulations-Resolution, sondern um solche gegen ihren direkten 
Wortlaut. Auf allen Linien macht sich wieder das energische Vor- 
dringen der Gegenreformation bemerkbar: es waren Zustande 
hereingebrochen, die genau an die bedrilngte Lage der Protestanten 
zu Beginn des XVH. Jahrhunderts, vor dem Ausbruche des Bruder* 
krieges, erinnern, und auch jetzt drflngte sich der allgemeine Not- 
schrei in einer umfangreichen Schrift zusammen, wo dem Kaisei* 
das ganze, seit Jahren angehäufte Beschwerdematerial eindringlieh 
vorgehalten wird. Zu oberat prangt die Anklage, daß man ihnen 
eine Menge zugesagt und versprochettj nichts aber gehalten habe. 
Der Kapitulations-Resülution entgegen wurde der Gottesdienst zu 
Hemals, Inzersdorf und St. Ulrich eingestellt, werden ihnen ihre 
Erbbegräbnisse verweigert, Untertanen der Religion wegen aus dem 
Lande geschafft, wird der vierte Stand, obwohl er mit ihnen ein 
Korpus bilde, nicht als solcher anerkannt und von den AudieuÄen 

'J Siehe üben. S. 216. 



256 



AutsgescblosseiL, werden in vielen .Städten ihre GlanbeDs^nosaeii sar 
Auswanderung genötigt und selbst die Haus}j;i'bete verboten, zu d 
Richter- und Ratsposten Katholiken, auch wenn sie daaa gar nie; 
taugten, gewählt, im Ilofrat so wohl wie in den anderen Ämtern di 
Katbüliken vorgezogen, obwohl ihaen paritätische Besetaung zu- 
gesagt wurde usw. Matthias müge all diesen schweren l}edi11a{ 
cisseu abhelfen, damit Friede und Wobkiand ins Land znrack-^ 
kehre. Vor allem iät ea natUrlieh notwendig, dat^ die KapitultilioBs- 
Reanlutbn gleich den anderen JaudesfUrstUchen Edikten den Gerichten 
ordnangäinaijig iutiraiert wtlrde, weil sonst immer wieder 
Gegner dch dahin ausreden werden, Bie wUl'iten von der ganze 
Sache nichts. ^) 

Diese Petition wurde dem Kaiser am 22. Mai 1618 überreicli 
Am nächBten Tag gesehab das große Ereignis: der Präger Fenster 
storz^ der Ausbruch der böhmischen EebelUoi). Am Wiener Hofi 
war man sich sofort darüber klar, worauf die Aufständischen binaus 
wollten, dfll! ihr Ziel auf nichts anderes gerichtet war^ als auf di 
Unterwerfung dtT landesfurstlichen Regierung unter die Herrschnfi 
der protestantischen titilnde und Vereinigung dieser Stünde von 
allen kaiserlichen Erbländerii in einem grotien, organisierten Bunde 
Äum Zwecke der Unterdrückung der katholischen Religion und^- 
landeshcrrliehen Macht, '^) Für die allgemeine Entwieklong ^^^^| 
Dinge hatte der Prager tiewalt streich die sehwer-wiegendsteu Folgen, ^fl 
Zunächst bekam jene Partei im Katbolikeniager, welche schon ge- 
raume Zeit vom Hintergründe aus die schwächliehe Politik des 
Lavieren» und Hiuauaschiebens verurteilte, die Oberhand: der all-, 
mächtige Minister des Kaisers, Kardinal Khlesl. der. vollauf Über- 
zeugt von der Uuzuliingltchkeit der äußeren und inneren Macht-i 
mittel, jahrzehntGlang die Geschicke des üsterreicbischeu Staates ii 
diesem Sinne geleitet hatte, wurde zwei Monate spater aufgehobeu 
und als Gefangener nach Tirol gebracht; Matthias erfuhr im Kleinen 
dasselbe Geschick, das er Kaiser Rudolf bereitet; nominell war e: 
wohl noch der Lenker des Staates und kam als retardierende 
Element noch ziemlich in Betracht, in Wirklichkeit aber herrschteu 
die Häupter der Kriegspartei^ Erzherzog Maximilian, und vor allem 
der Mann der Zukunft, Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich; 
Kampf bis aufs Messer, lautete ihr Losungöwort, und in fieberhafter 

') Abg^dfUckt bei Londorp,Acta publica. 8.559 f.Kaopach.IIl, S. 343 f.— 
') Vgl.; KiUer, Deutsche Geicktclite. 111, 8. öf. 




257 



Eile wnmS^m: Heer auf die Beine gebracht, um die Bühmen, die 
es gewagt, die Krongewalt anzutasten und auf eigene Faust eine 
Triippenwerbuiig xu venxnstalten, ?-u Paaren zu treiben. Und wahrend 
dertin Truppen mit den Kaiserlichen handgemein wurden, erfuhr 
selbst v'erstandlicb der Parteienhader hier in ( Jstorreioh eine bedenk- 
liehe VersehJtrfung. Der Sieg der radikalen Richtung machte sich 
hier wie dort fuhlbar. das MilStraucn. womit sich «in halbes Jahr- 
hundert hindurch die beiden Parteien verfolgt, erreichte den 
hücbstcn Punkt, und in Wahrheit wären die protestantischen Sülnde 
Ftchli'chte PolitiktT gewesen, wenn sie die Situation nicht in ihrem 
Interesse ausgenützt hätten. Eine Erhebung ihrerseits im Rücken 
der gegen die Bübmen operierenden Armee hätte dem Kaiser die 
gröUte Verlegenheit bereitet, um so mehr, als man dann mit Be- 
stimmtheit den Ausbruch von Wirren jenseits der Leitha erwarten 
konnte. Das wußte man bei Hofe sehr gut und so machten sich 
im 8cbolie des Geheimen Rates g'ewichtige Stimmen für eine nach- 
giebige Haltung den Protestanten gegenüber bemerkbar. Man sprach 
davon, daü das in der Hernalser Streitsache gefilllle Urteil — es 
hatte gegen JiJrger entschieden, während die Angelegenheit St. Ulrich 
noch schwebte — möglicher weise nicht zu halten sei, und für diesen 
Fall wird die Zulassung der evauj^eli.sehcn Predigt in der dortigen 
Kirche empfohlen. Der Kaiser werde dann zu einer »Volkahilfe* 
gelangen, man werde überdies damit verhindern, dai'p sieh die öater- 
teichischen Protestanten mit den Rebellen Böhmens verbänden oder 
in der Nahe von Wien ein neues Religionsexerzitium anrichteten^ 
»allermassen sie inhalt der Resolution a'- 1609 zu S*' Ulrich, Wind- 
mtilüt S'- Margarethen und andern Orten befugt«. ') Aber ebenso 
gut wie der Hof wußten die protestantischen Stände, was sie in 
der gegenwärtigen Lage der Dinge bedeuteten, und demgemftß war 
ihr Auftreten. Nicht daß sie etwa Anstalten getroffen hätten, sich 
mit den Böhmen zu verbinden, im Gegenteil, nie machten sich ihren 
Mitständen gegenüber zu einer gemeinsamen Defension erb<)tig. ^) 
Aber der Politik des Hinhaltens wollten sie einen Riegel vorsetaec 
und drftngten auf eine Entscheidung. Am 28. September begaben 
sich 8ö Adelige zum Kaiser nach Ebersdorf and erbaten sich in Kiemlich 
resolutem Tone eine Erledigung auf ihre Iteschwerdeschriftvum 22. Mai. 

I) Aq Tranttmftiitdorff adreaaiert Wleßw RAtia-, Hof- and StaAU&rcliW. 
49«lBrr«icbiache Ak|»n. Niederßit«rreicb, 10 ft. 

-) 1618, Juni 18. LandemircliiT', A. 4. Ib, 

Jbbrhnir)) it. V. r, I^BniJvtlniTiil«. IWOfl, V\ 



Die IlMiabtto«. üe Uefsaf tm adbes Ta^ n des db» ftr 
WdEea utglltUieiK TreCsn nm l<omiiitr icstlfand. 
(HoTifBibtr 9j^ ««r m cn«H «ba««> ■öHImi and be- 
Toae f^dieau Die Ki|riiiilirin M ff i w i lwtinii beiAt 
es bier. Mt mit der üvtenehrift and dcia Sie^ des jetzigea Kttser» 
kcgfetbis^ MmA den Sttadea o ft a t iieh voegeleeea worden; -voza 
dta» dwtt Aoeb etne Publtkafioa, die u die«ia Falie eine Henb- 
Mteva^ des Aoielieiu der kaiBertiehen fiandadinft und eeiaee 
Sic^pela bedeoien wurde. Dem Kaiser m kein Fall bekumt dafl 
Üioen. lien ProttMleBteii, von Sehe der BeliJlirdeii infolge von Un- 
kenntnis dicver »landeakoiidigetic Sesolimon em Uaredtt wider- 1 
fjUirma nei: uralte ein sokdies trotxdem eingetreten eeia. dann stehe 
ibneo j» der Eekors an ihn offen. Was die Einsetzaiig des Scbied»- 
geriebtahofe« aabdongt, da wiesen sie sieh ja wohl adbst xn er 
ionem. wie er im Jahre 16lä die Katholiken aa%efurdert habe. ! 
die n'Higea Schritte dazu einzuleiten, and waa sie danufhin ein- 
gewendet habea. 2a ailein Überflufi wolle er bei dieeen eine neuer- 
Bebe AnniJthouttff tun und die VerfdguDg treflen. daß die Pro- 
testanten mit der DurcbfUbrungr der anhängigen Proseese nicht 
hfMfhyi.'i'ri wUr<Ien, doch unter der BedLogung. daß ancb sie sich 
nlUrr Keaeruiigen enthieltea. Bezüglich der ErbbegTSbolsse soll es 
beim alten Recht and Herkommen verbldben. Den pariiätiscben 
Hof rat hat man au« dem Grande noch nicht konstituiert. weU von 
Seite der vier Stünde noch nichts veranlalit wurde. Cbrigenä hult 
man diosert Institut aus dem Grunde für überflüssig, 'weil die kaiser- 
liche tiiid die landesfUrstliehe Regierung verbunden sind und also so 
Mcbon ein Ilofrat existiert. Doch wolle man, wenn die Stünde die 
ui'ii'i;riij] Mitti'l dazu aufbrttchten, die Bestellung in die Hand nehmen. 
W«j» dann die Städte und Markte betrifft, da werden die Stunde 
wirtHcn, datli hicIi der jetzige Landpsfürst sowohl als seine Vorgänger jede 
Kinmiitcliung als EingritFiii die lau des fUrstUchL<n Rechte verbeten hätten. 

Sollten ein« Gemeinde oder einzelne BUrger sich irgendwie I 
bwchwert fühlen, «o mögen sie dies im ordnungsmaüigen Wege an 
den LnntleMfUrsten gelangen lassen. Ebenso wolle er alle Bcdrftng- 
ni»«o von Uiiti^rtanen der katholischen Landleute und Obrigkeiten 
abstellcu und einen jeden bei der innerhalb Jahr und Tag zu-j 
gestandenen Zuatiftung »chUtzoii. Der Fall Hernais ist ein Lehens- 
prozi'ü, kfiiit! Kirehenan^elegenheit, und gehurt demgemäÜ vor die 
licgicrung, welcher Instanz sich auch der beklagte Teil unterworfen 



259 



hat; der endliche Ausgang der Sache wird die Stände isicherlicK 
zufrieden stellen. Beschwerten sich die Protestantec darüber, daß 
sie bei der Stellenbcsetzung benachteijligft würden, so rerweise nxan 
Auf die Tatsache, daß fast keine einzige Behörde im Lande existiere, 
dBi nicht irgend ein Angehöriger der Augsburger Konfession an* 
gestellt wäre. ' ) 

Und zum Beweise dafür, daß es nicht bloß achüne Worte 
waren, kam vier Tage darauf den Jörgerschen Erben der Bescheid 
zu: Der Kaiser habe ihnen den Pusseß des Lehens Hernais zu- 
erkannt und fordere sie zur Leistung der Lehenspflicht auf. ^) Im 
übrigen freilich war man wieder auf den guten Willen der Re- 
gierungsorgane, wie der katholiseben Stfinde angewiesen ; die Kund- 
machung der Kapitulation-Resolution war ihnen auch diesmal, wenn 
Auch in der mildesten Funn, abgeschlagen worden. Es frug aieh 
aber, ob der Hof, namentlich wenn die kais^erliehen Waffen in 
Böhmen keine besseren Fortschritte machten, dem — wie zu er- 
warten stand — unausgesetzten Anaturme der proteatantiscben 
Stände auf die Dauer Widerstand werde leisten kennen; und 
daß die katholische Beweguiigspartei tatsflehlich wieder von den 
schwersten Besorgnissen erfüllt war, das beweist der energische 
Protest gegen jede eventuelle Konzession, den der Erzherzog Leopold 
a\& Diözeaanbischof von Österreich dem Kaiser Matthias überreichte. ") 

Der Landtag, der schon in wenigen Tagen zusammentreten 
sollte, um einige — angesichts der bühmischen Wirren — hücbüt 
dringliche Vorlagen in Verbandlung zu nehmen, gab den pn>- 
teatantischen Stünden die beste Gelegenheit, auf den Hof den nritigen 
Druck auszuüben, die katholischen Stände zur Anerkennung der 
Kapitulationa-Resolution und zur Mitwirkung bei der Errichtung 
des Schiedsgerichtes, wie des Hofratea zu bew^en, 

W TL Neuerliche Äusgleichsverhandlungen zwischen den katlioli- 
^H «chen und protestantischen Ständen. Bemühungen d«s Kaisers 
^H Matthias tun die Einigung und sein Tod. 

^V Gleich am Tage der Landtagserüffnung i November 21) forderten 

■ «lie drei evangelischen Stfltide von Ober- und Niederösterreich durch 



') Loadorp, I, S. 563. — HiiEt*r, Vll, 8. 429 f. 

») HnrUn VII, 8. 430, 

*) 1618. November lt. Landeiatoliir. A. 4. Vi. 



W* 



pAoI Jakob von ßtarhemberg vom LandmarsciiaLl als Vertreter d« 
jvier kftthoHseben Stande eine strikte und bändige Erklämiirr. ol>| 
•io gewillt wären, die EvaDgelkchen bei den k^serli^fben Re*»oItmoiieD 
— sie wtirden ihnen gleichzeitig abschriftlieh eingehändigt — on- 
bcirre verbleibeit zu lassen und die Bestellung des nnparteüäcbcu 
Gerichtes und Hofrates io Angrifit zu ncbtnen. ^) Die KstlKilikeni 
wandten da« altbewährte Mittel an, die Sache vorerst auf die lange ^ 
Bank zu ziehen, nnd redeten sieh auf ihre geringe Zahl vo» An- 
wesenden ftus.^i Die Annii'ort war entsprechend den Intentionen de» 
Kaisers, dem der Zusammenschlofi der zwei Länder und die 
Bfljzieliuig de« vierten Standes stets ein Dom im Ange waren, an 
die zwei obt-ren Stande der Augsburger Konfession von Kieder^ 
r^menweb gerielitet. In etwas gereiztem Tone erwiderten tags 
daraof die gesamten evangelischtin Stände; Daß man in der Zn- 
«ebrift da* Land Oberösterreich und den vierten Stand mit 
Aiüerselitlassung de« im Jahre 1610 vor dem Patatin abgeschlogsenen 
Vcrifteinbea v^Jllig ignoriere, sei jedenfalls ein Irrtum, der berichtigt 
werden mllMe. Was nun ihre Entschuldigung anbelangt, so ßtnden 
«fe dieae nichts weniger als stichhältig: man wisse sehr wohl, daß 
der grOfite und vornehmste Teil ihrer Standesgenossen aDweseud 
mI mad von den Adeligen bücbstenB Tier abgingen. Augenscheinlieh 
iei ۥ alao wieder nur auf einen Aufzug abgesehen. Wenn die Katlio- 
eto Interesse daran haben, daß die Landtagsvorlagen bald er^ 
FMi|(f werden, so mngen &ie sich auf ihre Anfrage »rtind und 
|l«l*foriaeb«') erklären. 

Es rllfcrte sie wenig, als ihnen Matthias seine prekäre Lage 

und aie zur schleunigen Erledigung der Vorlagen mahnte*): 

Pil* MMitiMun nicht zur Beratung. Das hatte zunScb^t den Erfolg, 

AmU ibiien die katholischen 8tSnde einen Schritt entgegenkamen. 

1^ n\tfdim »ich, /,u erklären. daÜ sie die Protestanten, dem künig- 

JiaJmtw l><!kri?t vom 21. Februar 1610*) gemiiß. in der Atisübung 

^idfi^r l£«ligion nicht turbieren wollten, vielmehr »in nachbarlicher, 

|f«fflr«uli^«r Frcondschaft, Treue, Lieb und Einigkeit« zu ver- 

i^Mf#*rti ffewmnen wären. Sie erklärten sich auch bereit, zur Bc- 



^ WIH, Mortmbcr 2^ Ebeods. 
^ lAIII, Hormthtf 8S. Ebndi. 
ff t^i%, )ror«nb«r 37. 28. EbMida. 



ratong über das Schiedsgericht und den Hofrat geeignete Personen 
vorzuächlagen^ wenn es der Kaiser befehle. Auch die Adressiernag 
der Zuschrift war in dem gewünschten Sinne g:eyndert Nunmehr 
erwarte rnan, sagten sie zum Schlüsse, dati sie sofort in die Be- 
ratnng der Landtagaforde rangen eingingen J) 

Aber die Protestanten waren sehr mißtrauisch geworden aml 
die Erklärnng, mit der sie sich vor Jahren zufrieden gegeben 
hätten '^\ genügte ihnen jetzt nicht mehr. Da die katholiBchen Stßndc 
in ihrer letzten Zuschrift die Bemerkung fallen ließen, daÜ ihnen 
Ton vorgefallenen Bedrtlngnissen der Protestanten nichts bekannt 
sei, säumten sie nicht, ihnen eine Mußterkarte Ton solrhcn einzu- 
händigen. Vornean finden wir das Verbot des Gottesdienatea zu 
St. Ulrich, Dann kommt ein neues Gravamen: Der Abt von Gött- 
weig hat der Gemeinde Güsing den Pfarrhof. wo lutherischer Gottes- 
dienst gehalten wurde, gesperrt.') Einigen Bürgern von Kreme und 
Stein hat man den Beanch der Predigt außerhalb der Stadt uater- 
eagt. An vielen Orten wird ihren Glaubensgenossen die Beerdigung 
auf dem Gottesacker verweigert. Ihren Predigern will man das Be- 
treten der Stadt Wien verbieten- iMitglieder der Adelsstände ziehen 
im Lande aU Persekutionskommissflre herum und machen ihnen 
ihre Glaubensgenossen durch Anwendung aller mögUcIien Mitte! 
abspenstig. Bestrafungen derselben um iLrer Religion willen stehen 
an der Tagesordnung, Der Zutritt zu den Stadtilmtern wird ihnen 
verweigert; so hat man zu Wien im inneren Rat nur einen, im 
tSehrannengericht zwei Protestanten, auch im Slußercn Rat seien 
diese seit fünf Jahren bereits in der Minderzahl. Einem Apotheker 
verweigerte man unlängst das Bürgerrecht, bevor er nicht einen 
Boichtzettel beigebracht hatte. Trotz der in der letzten kaiserliehen 
Resolution vom 9. November gegebenen Versicherung, sie mit der 
Durchführung der anhängigen Pr<izesae nicht beschweren zu wollen, 
ist man doch wieder in mehreren Fällen bei der Regiernng gegen 
sie vorgegangen. Kein Protestant kann an der biosigen Universität 
den Doktorgrad erlangen. In den Städten wird der Verkauf von 
evangelischen Büchern verboten und darnach inquiriert. Auf Be- 
treiben der Katholiken läßt man die Landeshauptmannschaft in 

') 1618, DujseTOber 1. EbcadB 

*\ Siehe oben. 8, 227. 

') Tgl.: Dangel, Onaing etc. Ulätlar du VAniae« tut LandevkundQ. IX, 

8ia. 




J 



262 



Oberösterreieh unbesetzt, weil man keinen tauglichen Katliolikp 
dafUr ausfindig macLen kann; ebensowenig hat man daa Eier in 

Kiellerösterreich erledigte Landuntermarschallanit mit eint-m Prot 
stallten besetzt.') Die katiiolischen Stände setzten der Ansfllhrung d 
Kapitalatiun bezüglich des Schiedsgeriehtes alle möglichen Hinder 
niäie entgegen und sagen jetzt, sie wollten ihrerseits die Hand dazu 
reiehen, wenn es der Kaiser anschaffe, als ob ihnen diese* nich 
schon oft genüg befohlen worden wäre. Einige Herren, die bei de; 
Verhandlungen über die Kapitulation zagegen waren, schenten aicl 
nicht zu sagen, als kaiserliche Räte wtlOtcn sie darum, als Land-' 
Jeute aber nicht. Wenn also den Protestanten, wie katholiseherseit 
bemerkt worden war, keinerlei Bedrängnisse widerfahren, doonj 



itt 



.ei^j 



mtlssen sie von den Katholiken eine dezidierte Beantwortung d« 
Frage verlangen, ob sie die im vorausgehenden aufgeführten Be-' 
achwerden «lä solche anzuerkennen und auch ahzusielleu geeonnei 
wären. ^ 

Aber zu mehjj als dem vorigen Anbot wollten sich die Käthe 
Hken nicht verstehen und erklärten, für den Fall, daß die anderen^ 
die Landtagaberatungen weiter aulzögen, alle Verantwortung ftlr dos 
darnuä entspringende Unheil ablehnen zu müsaen.^) Doch die 
Protestanten ließen nicht locker, zum dritten Male fordern sie diö' 
Abgabe einer bindenden Erklärung, Die anderen mögen sich nicht 
immer auf den Kaiser ausreden; man wisse recht gut, daß immt 
sie den ersten Im[)üls gegeben hätten. Bevor sie nicht die Erklärung 
in Händen haben, werden sie keiner LandtagSäitzung beiwohnen, j 
xmd die Schuld an den Konsequenzen müssen diejenigen trugen,] 
die ikr wohlbegrtlndetes und gerechtes Verlangen zu erfüllen be- 
harrlich sich weigerten. Die Erklärung, welche sie ihrerseits den] 
Katholiken abgeben wollen, soll folgenden Wortlaut haben: »So er-j 
klären wir für uns selbst, unsere Erben und Kachkommen gegea| 
E. G. und Euch hiermit rund und deutsch, aufrichtig, ohne allen 
Falsch auf ewig dahin, daß wir weder sie noch üire Mitglieder, ^^ 
auch keinen katholischen Inwohner weder in noch auiJer Raths weder^| 
mit Worten noch Werken wegen der Religion oder Unterschied 



*) An St«Ue des ProtettfttHän ChrittopJi von Gretsä war der Kittbolik Eraiamiu 
Gold getreten, 

») 1618. Dezember 4. Khevenhüller, IX. S. 138 f. - Londotp, 
S. S67. — RaupucK S. 2561 Coat. DI, S. 349. 

*) 1618, Dexember IS. LAndeanrcliit'. A. 4. 8. 



^iUi 



263 



derselben nit anfeinden, wenig'er verfulgen noch verjagen, sondern 
ihnen alle gute Vertraulichkeit, wie die bei unseren Voreltern ge- 
pflogen worden, leisten wollen mit diesem ausdrücklichen Anhang, 
wer oder welcher unter uns Lierwider täte oder die lübüchen katho- 
lischen Stände, ihre Mitglieder und Glaubensgenossen in ihrer 
Religion turbieren würde, daß derselbe für keinen Biedermann ge- 
halten, von uns ausgeachlossen, der Landesfreiheit priviert und im 
Lande nit geduldet werden solle.« Eine analoge Erklärong wird von 
dem anderen Teil erwartet, worauf die Ansscbüsse zur Einignngs- 
konferenz erwählt werden sollten.') 

Die Katholiken waren in einer recht fatalen Situation. Znnjtcbst 
steckten sie sich hinter den Kaiser: was sie nicht zu erreichen ver- 
mochten, das sollte die Autorität des Landesfürsten bewirken. Das 
zweite war. daß sie ebenfalls ihre Gravamina zusammenstellten - — 
das ist immer ein vortrefnichcä Mittel, die anderen unwirksam zu 
machen — und sich zvl diesem Zwecke mit den katholiaehcn Ständen 
von C>berüsterreich, mit denen sie eich, dem Beispiel der anderen 
folgend, koaliert hatten, in Verbindung setzten,-) Matthias säouite 
nicht mit der Aufforderung an die protestantischen Stände, doch 
endlich mit der Beratung weiterzukommen. *) Doch die Protestanten 
blieben dabei: vor der runden and kategorischen Beantwortung 
ihrer Frage keine gemeinsame Landtagsverbaudlung. Sit; veHaugten 
nicht mehr als wozu sie sich selbst erboten. Kommt die verlangte 
Ejrklfining nicht innerhalb drei bis vier Tagen, so mltjjten sie für 
sich selbst handeln. "•) .Sie konnten so resolut auftreten, denn die 
Kaiserlichen hatten nicht den geringsten Erfolg den ßöbmen gegen- 
über aufzuweiäen, ja Ende November war Thurn, der Heerfdhrer 
der letzteren, sogar bis knapp vor die Tore Wiens gekommen und 
bereits hatten sie sowohl als ihre katholischen MitstHnde von Seite 
der böhmischen Direktoren die Aufforderung zum Anschlüsse an 
die Konföderierten erhalten.'') 

Matthias sah sich jetzt genötigt, wiederum einen Schritt naber 
KU treten; er teilte ihnen mit. daß er über die beiderseits einge- 



') 161&, D«£«mb«r 15 (Jlb«rgeb«D Dezember 16K LondcsarcMv, A, 4. 13, 
») 1618, Deei'Ojbcr 2-J, 2«, 28. L«nde**rcbiv. A. 4. 8, 
'') ItjlS, DeKoBiber 31. Ebead», 

*) Protosttinten AQ die Katbdiken. ProtMtaaten ao Mattliia,«. 1619. jRnu«,F 4. 
Xbea^a. 

'■') 1618, Dex«mber 8 aad 11. Harter, VIl, fi. 443 t 



len Schriften ein« »ABsetmiiielie« Kommüanon anznordnen] 
Iwdacht peL Mitdenmle aber mOgen sie ihre Benrilligiins tan, '> 

Aber mneli die Komniigaion zog oieht cnebr. geschweige die] 
hiofie Veriietftang- etnear solehen: räe woUten vun den kathüUftchen 
Stlndes «elb^ die Erkläron^ baben. Sie fandea es Qbrig«»s h5cbsi { 
Modlefbar. dafi diese in einer die Stünde selbst bertüuenden Sache 
die EataehetdiiDg des Kaisers anriefen. Eine Konunisdoti hat nach 
ibrer Aascbamnii^ erwidem sie diesen), wenig Simu Die Erfahmitg 
Idkre, daD bei einer solchen fsst immer der im Recht befindliehei 
Tei] leide und in irgend i-Loer Weise nachgeben mtlase. Von ihren 
Konzessionen and Nachtragsreäolutionen aber zu wetcben, wAren 
sie konform ihrer letzten ErklJuning ein f&r alle Male nicht ge- 
ao&sen: s« was also dann die riet Zeit aod Gdd Tecachling^vde 
Kömzusiion? Es würde Qbngens der Autorität des Landeeffireten 
nicht wenig schaden, weon Über seine mit Handschrift und 5te|^ 
bekräftigten Dekrete erst verhandelt werden soUte. ob sie fflr die 
Untertauen verbindlich waren oder nicht Vielmehr erfordere die 
augenblickliche Not, dai^ die Evangelischen, da die anderen ihrem 
»so billigen« Begehren nicht stattgeben wollten, separat das Er-i 
forderliehe l>erieten.*) 

Der Kaiser griff nun angesichts der immer nAber rückenden Gefahr 
zQ einem Mittel, das er schon einmal (1610). als das Passaner Kriog»* 
Volk im Anznge war'), mit gioliem Erfolge angewendet hatte: er 
traf selbständig, ohne ZahiJfenahme der StAnde, V^orbereittingen zara 
Feldzng. Aber wie die protestarttischen Stände vernahmen, daß in 
ihrem Lande kaiserliche Truppen Einquartierung tinden sollten ^X 
so setzten sie diesem Ansinnen — wie damals — sofort die schärfste 
Opposition entgegen *) und ihnen sekundierten eifrig die Oberüster- 
reicher. Aber wahrend jene damals nicht gegen die BUstung als 
solche, sondern nur gegen die Organisierung einer selb«4Andigen 
kaiserlichen Armee Sturm liefen, so wollen sie jetzt überhaupt nicht« 
rom Krieg wissen. In einer sehr umfangreichen Sclirift sagen sie dem 

>> 2S19, JüBoar 5. LsndesvcliiT A. 4. 8. 

') 1619, Januar 8. £b«BdA« 

*) Sitk* ob«n, g. 334. 

*) Eia kauerlielie« Dekret vom 8, J&otiar forderte dU Stlnd« auf. tat 
qnutUrttag der PuggeriscIicD Musketiere in der 8tJUk« you SOOO Uium Kon- 
injwiln xn b*»tell«tt. £aLhoiik«n an Mi,tlliiaft. 1619, Janau 9'. Laadiiiareltlr. 
A. 4. & 

») Siehe obpa. S. 334. 



m 



Kaiser ihre Meinung offen heraus. Von den Katbol iken« heißt e& da, haben 
ie noch immer keine kategorische Erklärung erhalten und künnen 
lach infolgedessen nicht in gemeinsame Beratungen einlassen. Aber 
leibst wenn diese zu stände kämen, so müssen sie aus innerster 
Cberzeagung zum Frieden raten. Einige Kurfürsten des Reiches 
laben dasselbe getan und da der Kaiser selbst deren Intervention 
F*n gerufen hat, somit die Hoffnung besteht, da 11 man bald aum 
Frieden gelange, so .können sie nicht einsehen, warum er noch 
mehr Kriegsvolk benytige. Seine neuen Werbungen werden Öl statt 
Wasser ins Feuer tragen, und weil überdies das Volk gar nichf 
bezahlt werden kann, so eutsehudigt es sich natürlich an den Gütern 
ler Adeligen. Da ist der Kaiser nicht gut beraten worden. Und 
woher kommt das? Weil man auf einige fremde Räte und nicht 
^^anf die Landständc hört. Consiliu von Privatpersonen können einem 
^Hjandesfürsten, wenn sie auch gut gemeint sind, leicht zum Nachteil 
^■g^ereichen, »Was aber Eurer kais. Maj. Ihre Länder gerathen, daa 
^^liat je und allweg, wie Eure kais. Maj. gut wissen, einen glück- 
lichen Fort- und Ausgang erreicht, deswegen nit ohne sondere er- 
hebliche Ursachen Eurer kais. Maj. hochg. Vorfordern (welches 
E. K. M, bei derer Erbbutdigung gleichfalls gnJldigat confinniertl 
dieäe Land dahin befreiet, dass von dem Landesfürsten ohne Dero 
Landrflth Wissen und Willen kein Krieg anzufangen.« ') Prirat- 
^bonsilia sind öfter der Person halber, die daraus einen Vorteil sucht, 
^^uspekt. die Stande hingegen, die hier erbgeseasen sind, haben ein 
starkes und jedenfalls unverdächtiges Interesse an dem Gedeihen 
des Landes. Man verlliUt sich auf die Geistlichen, und das ist nicht 
der sicherste Weg; denn diese haben ira Lande, weil sie meist nur 
^^ein Benutizium, abLrr kein Eigentum haben, nichts zu verlieren; 
^■Pfründen können sie anderswo auch haben, ^) Die Länder aber 
^Betzt man beiseite, wo es doch heiUt: »Vos populi, vox Dei.« 
^™t)as Kommandtt über die Truppen vertraut man ausländischen 
Obersten an. 

Diesen Bescbw^erden rein politischer Katar» die ganz im Geisti^ 

StUndctnms lagen und schon zu einer Zeit laut wurden, da man 

*) Inaabrucker Liliell Tom Jahr« |äl8, Vgl,; Zeibi^, Drr Aaiiachußländtng 

gMamtea »«terrekhisebea Erbland« k» Innabraek. Archiv rar 5st«rr«icltiieb« 

khte Xlll, S. 311. 

^i Abalich ttafleften licli im Jübre ISBO di« iteiiiscbon Adeligen zu £rz- 

Eo^ KArl. Lodorth, ReformatioD naii (ieg-emreformaiiotL in Innerütterreicb. 

331. 



, PrcKestuttiiiniu nielttt tn— m « koBBte'iL reib 
Ytm religiüKii mn: ttjt sUem wkder die Xicltt{itiblikBtic 
der Kat'ttttlaticn. Wird Tielkäeiit den Kftiaer ron etaigeB 
Rite emgerediet. d&ß durch SutftiBiik lail pttige AIÜec 
ictae Repntfttion Embiuse «rieöden kC&ne, ao sind si« da andere! 
Mwaang: der Milde uad Gute bnoeht neli niemand xn sdtftmen; 
^ hSehite und ceha^Mte RepmtBtJon gewlhivn die 
Jnatttüi, die Liebe leiner rnteitiinen. Jetzt «ber wird ein BiaU»( 
aagericlilet. die Leute werden verbtttett und in» Elend gecneb«iL- 
Da sieti aber der Kaiser um alle ilire Vorstelliuij^en lächi 
kfbmaefte^ gingen die protestantischen St&nde oon auch, ihTer_ 
Drobong gemiC. eelbstandig vor. FOra erste yeranstalteten ai( 
Tnippenwerbongen. Wiedenim war das Motiv: Schatz tct de 
preoEcben PlQDdemngeii des kaiserlichen Krie^sTolkes i:>der bc 
getagt '• — last sagte man es nicht gerne — vor diesem Kriegsvolke 
selbst. Vor der böhmischen Armee. ge«:en welche ja — offiziell — 
ZQoAchst die »Defensioa« gerichtet war. scheint man weniger Ai^st 
gehabt zu haben; denn sie hatten sich ^ und das war der zweite 
eigenmächtige Akt — mit der angebotenen Eonföderation einrei 
ittaoden erktfirt. allerdings nur unter der Bedingung, daß de nichl 
* wider Ihre Maj. oder das kais. Haus, nuch zur Unterdrflcki 
der katholischen Beligion« gerichtet seL*} So war also im Drangt 
der Not jene vom kaiserlichen Hofe schwer verpönte Verbisdnnj 
wieder angebahnt worden, die vor einigen Jahren an dem Hoehmal 
der Bühmen gescheitert war. Damals konnte gegen die Konfüderaliou 
fu glich nicht viel mehr eingewendet werden, als daß sie de 
Kaiser aus gewissen Gründen nicht wollte. Jetzt aber lagen dieP 
Dinge doch ganz anders. Die protestantischen Stünde konnten 
hundertmal erklären, der Kaiser Matthias habe, namentlich als Eras.-^ 
herzofr, Lttndervereinigungen ganz gerne gesehen: er selbst hahedieEin- 
berufung eines Generallandtages versprochen, wo über die Fraget 
einer Union und Generaldefensionsordnong verhandelt werden sollte; 
ihre Abeicht sei einzig und allein nur die, Ruhe und Frieden im^ 
Laade wieder herzustellen, ihr und ihrer Untertanen Hab und Gut 

') Z. B. I5ü8, NoTembeT 10: Du wird dem Kai#er Mi« iom Friedoo g«-i 
mten und er ror oigenndtEtfen und ränkeeUchtigen Persoaea gren-iinit. Limile«»] 
«rchir. Lündtagsb^iidlungen. 

-) Undmti«rt. Wiener Hans-, Hof- und ßtaatsiu-cbiv. Oiterreitliisfihe Akten.^ 
lfi«der»«terreicJi. IClA. 

-[) 1612, Januar Ib. Harter, VH, & 44S. 



267 



zn schützen, wofür sie als Vftter des Landes verantwortlich 
wären usw.: gegnerin^cherseits sagte man sich doeh^ zuerst leise, 
dann immer lauter: »Ihr habt euch mit offenkundigen Rebellen 
verbunden, folglich seid ihr selbst Rebellen.* 

Vorderhand freilieh war man noch nicht so weit Von der 
bloßen Ankündigung der prinzipiellen Geneigtheit zum Abschlüsse 
eines Oeschilftes bis zum wirklichen Abschlull hat es noch seine 
guten Wege. Und wenn sie in einem Angenblick^ wo die Truppen 
der Böhmen aehüa Munatc lange gegen die Kaiserlichen im Felde 
standen und ganz regelrecht auf sie losschlugen, die Klausel hinzu- 
ftlgen; »Der Bund darf nicht gegen den Kiiiser gerichtet sein*, dann 
darf man annehmen^ dnÜ es ihnen für den Augenblick nur um eine 
Demonstration zu tan war, um auf den Kaiser und ihre MitatAnde 
den nötigen Druck auszuüben. 

Bei dem hohen Grad© des gegenseitigen Mißtrauens zweifelten 
naturlieh die katholischen Stünde ebensowenig einen Moment daran, 
dali die in den Vierteln ob dem ManhnrtBbcrg und ob dem Wiener 
Walde angeordnete Bewaffnung der Untertanen ~ wovon sie sich 
durch einen isend boten überzeugt hatten — gcgfcß sie, auf die Ver- 
nichtung der katholischen Religion »ieie'); nnd sie trafen jetzt eben- 
falls Vorbereitungen zu ihrem Schutze, arbeiteten eine neue Bundes- 
verfasÄung aus, wobei ein Teil den Anschluß an die in Obcrwesel 
gcsehloäsen© Union der katholischen Reichsfürsten ins Ange faßte.') 
Auch sie gaben separat den Böhmen ihre Antwort, die zugleich als 
huchoffiziös gelten konnte Der Kaiser wUre zum Frieden goueigt, 
doch müliten auch die Aufständischen sich zum Frieden bekennen 
und vor allem ihr Kriegsvulk zurückziehen.-') Das Schreiben wurde 
vur der Abfertigung dem Kaiser zur ^Approbation vorgelegt, was 
die Protestanten, deren Antwort einer solchen eher bedurft hätte, 
nicht taten. Der Kaiser lieÜ es sieh auch nicht nehmen, diesen 
seine Millbilligung iiuszusprechen : Erstens schon wegen der Separa- 
tion, dann weil sie eine »neue* Konföderation anstrebten und an- 
statt beim Landes fUrsten vertrauensvoll Schutz zu suchen, seine sur 
Abwendung der böhmischen Invasion getroffenen Maßregeln be- 
anstJindcten imd weil sie sich endlich durch Kommunikation ihrer 
Beschwerden der Aufreizung schuldig machten.^) 

*) Katholiken aa Matthias, 1619, Jannar 18. LandeMircbi'r. A. 4. 8. 

M Aasschaase au die katholiachea »SUinde, 1619, Februar 15. Ebenda. 

') I6iy, Januar 22. Ebenda. Vgl.; Uurter, Vll, B. «8. 

*1 161^, Februar b. Landes nrclitv. A. 4. B, 




Dir 

Senriipd urtttfeer. ObuMt 
TOB BkijoK. JiEfr Teafei, 
Gold. Joktts 
B^ptM Weber« Bcn^rd Wdoer. Emt Fstad. Gvoi^ SrbOdL Y»- 
asBS Mt fc l i gLr «id des Yweifai. swl vxm riefte« Sfeuid: M^khinr 
PrtgL Geotf Fkeher, Hm» SKspfer. Habs EMbeek »d IGehad 
oie AMI eniee evs n^xs. die kteliB xvei s^ KuiueiF- 
Die PmifaiplgB a oi MÜ e rte a yq«! Herres«taad: Hjn» Frei- 
TCMB itirpx, Obentl Oentj^ Amdri Ton HnfUrebea. S S ii gwp d 
TOD Tnioiu Ensrass FreÜMmi ^«a lüadav; tcnb Bittrntend: 

Weber. kAam tob Xeodegir: «ad rccn B aig c iBto nd: WilWIo» Reidi> 
kart. loaelnm Pfknoer. ?nv-MtP.r Pe^vr Andr« Fraas; tob Ober- 
Qelemeieli: Helmliard Fr - on Jorgcr. Otto BolMaÜBider Dsd 

(!Thrt<t/>ph Poeliner. Von äeitc des Hofics wvfden dazo. delegievt: 
IfAzimiUam ron TranttmaDsdor£ Kari ron Zieratm, der aSbnMlie 
H&iu TacbetekA und Otto tob Xtüttt-*^ 
Zsgleieii mit der Liste d^r ketliciKirhen Depatietira kjon detB 
Fitigibn der »tob Wien mid «ndefe« wt rt e id cB dwi Stidt 
vad Itarictea Ah^tModfeB« la, die bseksl bceeliteBi bjh iai. D« 
wifd lebhaft dagegen pfroCestiat. dafi die eTangeÜselieti Abgeord n et ea 
als ein beeoiiderer Stead aebea deti swn Addartlndm fi gmkf e a . 
W^na ach eia Teil der AhgeeaadteUf eAhtten äe. Ton ihrem 
HBapl& dem Sladt^agiatnt, troBBt und aadeica Kua^ectec bet- 
wohnL sei ihre AbeeodiiBir »ip^o facto expciirt«. Es sei ja rie l n ^ 
dafi die fiOrgerBebaft nicht in allen Stfidten tiad Hifkten aosecblieO* 

'» Ktiitiriidwi ItAm n £c Slia&k. 1619, Jnvr 1. Bkupaeh, C«ttL 111. 
%.ißi>. — KwMdkhM DaknM as K«l Fant «-«a liwIbteuaeiB. 1619. Jkaoar 16. 
LndMBdkrr. A. 4. 2 

») FeWur 2L 23. EbeadL Vgl: B•ap«el^ Oftat. Hit S. 367. — Hort»r, 
vn, 8. 4ä0. 



I 



licli der katholisclieD Religion angehöre, naiuentlich in Wien bc- 

kenne sich >der mehrere und vermöglichere Teil' zur evangeliseheo 

Lehre; doch werde dieser e%-angel!sch gesinjite Teil m seiner Jlehrheit 

stbta zu ihnen und dem Kaiser halten. Nur einige »ftlrwitdge« Leate, 

Ue ihren Wohlstand nicht ertrugen können, wären es, die sich nun 

'als den vierten Stand auag'eben und dem Stadtmagistrat gleiohgehalten 

^werden woHen, Weil sie nun in der bevorstehenden Keligionskon- 

ferenz ihre Vertretung finden aollten, also in einer Sache, die doch 

nur — wie sii.« feinfühlig bemerkten — Ihre Majestät, nicht aber 

1 die Bürgerschaft angehe, so wollten sie lieber darauf verziehten, um 

fliicht am Ende dem anderen Teil, den »ungehorsamen« Bürgern 

Gelegenheit zu geben, ebenfalls in der Kommiaaion an der Seite 

der protesttintischen Stünde zu erscheinen, und als Obrigkeit mit 

ihnen pari paaau verhandeln zu müssen. Übrigens stellten sie dies 

dem Kaiser ganz anbeim. ') 

Dirne Schrift ist deshalb so ungemein interessant, weil sie 

[Xeigt, wohin der tilaüben^hati und die Liebedienerei führten. Lieber 

ferzichten die Bürgerschaften auf allen politificben Einfluß, anstatt 

iinit beiden Händen nach einer Gelegenheit zu greifen, die sich 

^hnen da bot, ans ihrem Dunkel herauirizutreten ; uiid &o finden wir 

lier ein passendes Seitenstüek zu dem Verhalten der oberen katho- 

shen Stünde, die ebenfalls, wie wir des öi^teren gezeigt haben ^), 

ihre wichtigsten Rechte, ja die ganze Grundlage ihrer Verfassung 

im Stiche liejien, nur um ihren Gegnern eines am Zeug zu flicken 

So verlockend dieses Anerbieten war, »o ging doch der Kaiser im 

Hinblick auf seine im hUehäten Grade mißliche Lage nicht darauf 

ein; sonst hätte er ea Übrigens ücbon selbst besorgt. Die Konferenz 

.wurde für den 28. Februar früh anberaumt. 

Die Katholiken hatten inzwischen nicht weniger als 96 Be- 
ichwerdep unkte Äusaro mengebracht, die ihreji Deputierten als Grund- 
lage ihrer Verhandlungen, als entsprechendem Gegengewicht zu den 
voraussichtlichen Anklagen der Gegner dienen sollten. E« wird ge- 
nügen, nur die wichtigsten, auch einige alte bekannte, heraus^ 
zugreifen. Die Unkatholischen, sagte man, nehmen Klagen von 
Untertanen katholiischer Herrschaften an und mengen sich in ihre 
Recbtahilndel ein. Das ganze Defensionswesen von Österreich ab 
und unter der Enn« ruht iiist ausschlicriiich in den Händen der 

') ünclHtl»rt. Lutdflsurchiv. A. 4. 8. 
>) »»lie obea, ä. im, 230. 



proteatantiächen Adeligen. Ebenso sind im Landsdii^ltodieBst fkat 
aater Protest-aateD. nnd wird hier im Landhause eine eigene Kanzlei 
□nterbalten, als wären de die alleinigen Herren im Lande- Dasselbe 
gilt von den protestantischen Stünden Oberü^erreichs. die im Land- 
hatise zn Linz nach ihrem Belieben schalten und -n^ten.') 
katholischen Stünde müssen gich dort auf eigene Kosten einen 
kretAr h^teo. weii die Unkathulischen beide Sekretflrspoeten fQr sielt 
in Anspruch nahmen. Es verlautet daß die Protestanten den Be- 
BcbluQ gefaßt hatten, es sollten keine mit Untertanen, Pfarrlehen 
oder Kirchen verbundenen Landgüter an Katholikea verkauft werden. ^^ 
Zur höchsten SchmAlerang: ihrer katholischen Religion werden ihjiea^B 
Pfarrlehen and Pfarrfilialen entzogen nnd dort Pradikanlen 'ein- 
gesetzt., wie denn Erasmus (Veiherr vod Landau die zur Pfarre 
StUlfried gehörige Filiale EbeöthaL wovon der Prior von Manerbach 
unzweifelhaft der Lehen sberr ist, lutherifieh eingerichtet hat. Ähn- 
liche Falle ereigneten eich bei den Kirchen in Munstetten, Hasel- 
bach, WUrmla und Riedenthal. Fällt ein Pfarrer vom katbolidclien 
Glauben ab, so wollen sie diese Pfarre ohne jeden Rechtsgrund 
behaupten. Dagegen werden ihnen, wenn sie irgendwo ganz recht- 
mäßiger Weiße einen katliolischen Pfarrer einsetzen wollen, vonl 
Seite der Protestanten alle möglichen Bedrängnisse tmd Gewaltakte ] 
bereitet. Zahlreiche Schändungen ihrer Religion müssen sie sieh ge-j 
fallen lassen. Ein Konventuale von Jlariazell wird ermordet; Jörgers 
Pfleger läßt den Mörder laufen. Katholische UntertaneD werden von , 
ihren evangelischeo Herren stoin Abfall genöthigt und, bei V'erlnsl 
von Hab aud Gut, an der Ausübung ihrer Seelsorge gehindert. 
GrolA ißt die Anzahl der Fälle, wo die evangelischen Landleatc den 
katboliscbeu Pfarrberrn den Zehent wegnahmen. Infolge ihrer Wei- 
gerung, über die Abhilfe der Not des Landes zu beraten, haben die 
prote.stan tischen Stande dena Einfall der Böhmen nicht nur Vorscbubd 
geleistet, sondern diesen auch zur Verbitterung gegen sie alle mit 
ihnen ansgetaaschten Schriften kommuniziert.^) 

Gegenüber diesem Rekord von 96 Beschwerdepankten fd{ 
die Protestanten ihren 18 alten 14 neue hinzti. Diejenigeu. welch« 
die Evangelischen in ihrer Religionsfreiheit bedrängen, klagen sieJ 
gehen straflos aus, In vielen Herrschaften werden die evangelisch 

') Bort konnte mAn auch die KAtbollken an den Fing'ern absälÜAO, «äJurood 
In Ki«der9Bterreicti doch nehoa eiae ganx ttattlicbe Minuriiät w^r. 

«) Landeiarchiv, A, 4. 8, Vgl.: Hurter, Vll, S- 434 f., S- 613 t 



ää^k 



^^Ünnten Utitertaaen genötigt, an den Prozessionen und anderen 
kirclilicheii Veranstaltungen teilzunehmen. Man verweigert ihnen in 
manchen Spitälern die Aufnahme, oder behandelt sie dort schlecht 
und enthält ihnen die Kommunion vor. Ebenso versagt man ihnen 
das Geläute, Die Pupillen eyangelischer Religion werden den evan- 
gelisch gesinnten Gerhabcn weggenommen, an katholische Orte ge- 
bracht and ungeachtet etwaiger früherer Vcrlübnisse an Katholiken 
verheiratet. Ihren ins Gefängnis geratenen oder zum Tode ver- 
nrteilten Glaubensgenossen verweigert man die Kommunion. Werden 
ihre Prediger zu Sterbenden in der Stadt geholt, so wird ihnen der 
Einlaß verwehrt U9w. ') 

Wie man sieht, warf man sich gegenseitig so ziemlich das- 
selbe vor: Einengung der anderen Konfession zu Gunsten der eigenen. 
Si(?.herli("h konnte sich da ein geeigneter Modna vivendi finden 
lassen, wenn man bei einer längeren und ruhigen Aussprache end- 
lich einnia! genau die Grenzen der beiderseitigen Macbtfiphftre ab- 
geateckt hatte, wenn man sich hüben nnd drüben zu mehr oder 
minder großen Konzessionen bereit zeigte. 

Als an dem bezeichneten Tage (Februar 28) die Konferenz im 
Landhause zusammentrat, da gaben die katholisehen Deputierten 
instrüktionsgemüli''*) wieder die Erklärung ab, man wäre bereit, sie 
weder in der Aueühung ihrer Konfession, noch in der Handhabutig 
der Reljgioni^konzeagion, Kapitulation nnd den anderen Inndesfürst- 
iichen Resolutionen tarbieren zu wollen. Aber was den Protestanten 
einst gut genug war. war ihnen jetzt zu wenig. So etwas ähnliches. 
sagten sie, haben sie schon einmal gehört, nnd haben dann trotsdem 
diese stattliehe Anzahl von Besehwerdepunkten zusammengebracht. 
Sie wollen das. was sie jetzt schon zu wiederholten Malen von den 
Katholiken verlangt haben: eine runde Erklärung, >ob sie das- 
jenige, was der Religionskonzession der Evangelischen so vielfältig 
bisher zuwider gehandelt worden, für Beschwer- und Bedrängnisse 
halten, diese förderst einstellen, die Verfolgungen gänzlich abschaflen 
und sich gegen ihnen reeiproce dessen obligieren wollten oder nicht* 
(März 2). Die kaiserhchen Kommissftro glaubten der Sache dadurch 
am besten und kürzesten beizukommen, daß sie das verwickelte 
Kapitel der Besehwerden in da» Ressort der Regierung hinUber- 
apielten; denn sie wußten, daß die Haupterbitterung der Protestanten 

') Landeaarctiv, A. 4. H. Vgl; Rnupach, Cont. lU, 8. .S71 f. 
-) Iü«truktioii roiu 25. F«bra»r 1(}19. LuideswcliiT. A. 4. 13. 



272 

gegen ihre stj^ndischen Kollegen herrscbte, Sie sagten also: Die Be- 
ächwerdeartikeU um die es sich ja bei dieser Konferenz Handelt, 
gehen mit einer einzigen Ausnahme die katholischen Stände gar 
nichts an, -sondern sind »Sache der Justizverwaltung, der Regierung 
und des Landesftirsten in Person ; und diese einzige Ausnahme bilde 
die bisher unterlassene Bestellung des paritätisch zasamraeiigesetKten 
.Schiedsgerichtes, Dazu •wflren aber jetzt die Katholiken bereit, so- 
bald man die nötigen Vorbereitungen getroffen hätte (Mar» 4). 

Wenige Tage darauf erhielten die protestantischen Stände die 
Erledigung auf ihre Besehwerdeschrift. Neben höchst beruhigenden 
Versicherungen enthielt sie die wertvolle Zusage, daß die Kapitu- 
lations-Rcaolution der niederösterreic bis eben Regierung mitgeteilt 
werden sollte, damit bei ReehtsfilUen darauf HUckaicht genommen 
werde'), nnd tatsächlich erfolgte noch am selben Tage diese In* ^^ 
tiraation.^) Und wieder einige Tage später erfolgte auf eine dring^'^H 
liehe Aufforderung des Kaisers ') hin von >Seite der katholischen *^ 
Adelsstände — der Prälatenstand war nicht eingeladen worden — 
die Nominierung der Deputierten zur Schiedsgerichtäkommission: 
Seifried Christoph Freiherr von Briiuner. Gundacker von Liechten- 
stein, Erasmus Gold, Wolf Ernst Fatzi und als Rechtsanwalt Dr. 
Kaspar Schwab. Die Protestanten wurden auch ersucht, alle jene 
Kirchen, deren Restitution sie begehrten, namhaft zu machen, damit 
ilie anderen vor die Regierung gehiVrigen Prozesse keinen Aufzug 
erlitten. *) Alle Anzeichen waren da, daß nun das Einig ungs werk 
rasch von statten geben werde. Freilich, die katbüliseben .Stftnde 
griffen nicht sehr begeistert zu, wie man dies auB ihrer Inatruktion 
ersehen kann^ da verlangten sie z. B., daü bei dem Schiedsgerichte 
ein Geistlicher oder wenigstens ein Mitglied des katholischen Herren- 
Standes den Vorsitz führe (Ponkt 2) und daß ihnen durch 6i^ee 
Gericht keinerlei Auslagen erwüchsen, »weder viel noch wenig« 
(Punkt 8].'') 

Aber unter dem beständigen Hochdrack von Seite des alternden, 
durch die Gestaltung der Lage in Böhmen höchst beanrubigten 
Kaisers wäre wohl trotzdem eine Einigung — auf wie lang^ daa 



>) 1619, Müxz y. Laadosarchiv. A, l, 8, Hurter, VU, S. 451. 

-) Ijandosarehiv. A. 4. IH. 

^ 1619, Müxi 11. Landesarebiv. A. 4. 8. 

*) Mftrz lä. LduidftBaxcliiv. A. t, 13. 

-') Ebenda. 



A 



273 



war wieder eine andere Frage — erzielt worden, uinsomehr als es 
jetzt über die Gravamina der Protestanten zu einer gründlichen 
Ausapraehe kam'), und es auch sonst nicht an Stimmen fehlte, tlie 
zur Einsieht und ^sachgiebigkeit mahnten.^) Da mitten im besten 
Zuge der Verhandlungen, am 20. Milrz 1619, starb ganz unerwartet 
rasch der Kaiser, und mit seinem Tode drflngte die Entwicklung der 
Dinge rasch einer radikalen Lösung zu. 



TU. Tronbesteigung Ferdinands. Fortsetzung der Einigungs- 
Verhandlungen, Thurn vor Wien. Die sogenannte Sturm petition 
der protestantischen Stände. Abzug Thurns and zweite Se- 
zession nach Hörn, 

Dem verstorbenen Kaiser hing seine ganze Vergangenheit wie 
Bcbwere Ketten nach, und zudem von Haua aus eine dureb und durch 
passive Natur, gefiel er sich in einer Politik, die. bei5t*1;ndig zwischen 
den grojien Gegensiltzen vermittelnd, jeder Entscbeidung sorgsam aus 
dem Wege ging. Selbst die Bübmen hatten ihm gegenüber noch den 
Schein der Loyalität gewahrt: iliru KriegsrUstung war, wie sie sagten. 
nur zur Verteidigung der Landesrechte vorgenommen worden und 
wenn aie mit den Truppen des Kaisers die Waffen kreuzten, so 
geschah dies zur verfassungumal'iigen Abwehr eines in ihr Land 
eingudrungeneDt fremden Heeres, Ab sie aber die Kunde erhifltcn. 
daß einer der Haaptakteure der gegen sie eingeleiteten Kriegsaklion. 
das Haupt der katholiseben Bewegungsfnirtei. als Nachfolger dta 
Kaisers Matthias den Thron besteigen sollte, da ergriffen sie sofort 
die Offensive und suchten mit Gewalt die noch zügernden StHnde 
der benachbarten Erblande zum Anschluß zu bringen. Jener Fürst, 
dessen bbtüer Name bei den Bühuien suwobl wie bei den prote- 
stantiachen Stünden der anderen Lander wie eine Kriegsfackel wirkte. 
war der Erzherzog Ferdinand von Inne rüsterreich. 

Ferdinand war am 9.Jali 1578 zu Gmz als Sühn Erzherzog Karls 
und der ba\ riaeben Herziigin Marie geboren und hatte von seinem Vater 
daa großeVerraüchtnis erbalten. dieSünden. die er darch Nachgiebigkeit 

'} Die GravairiinA nkit der Antwort und Gäg«tia&twDtt bei: Raupt.cb, Codi. 
111, Beiln^e 40. 

^) Knrl FUrst von Liecbteneteio aa die kAtKolUeben SUnd«» 1619, Mfti 6: 
»Vor viel Manxten liJltt« man mir g'cfolgt, ^rllre man «us don SAQhfin gQirest. wa^ 
Dtiua damit gewuaaeo. iiebt man.« LundoforcbiT. A, 4, 7. 

JarbueH 4. r. t, I«mlc*kiii><]a, 1908. IH 



274 



den Protestanten gegen über auf sich geladen^ wieder gotzocaachen . 
Und ptltiktlicU hatte er es erfüllt; kaum hatte er — im Jahre 159^H 

— die Regierong Übernommen, bejrann er in seinen Landen di^^ 
Gegenreformation in grotSem Stil ins Werk zo setzen: die evan- 
gelischen Prediger und Schallehrer wurden aasgewiesen, die Kirchen 
gesperrt oder zerstörtj die Bürger- und Bauernschaft zum Übertritt ode^ 
zur Ana Wanderung genötig't; selbst den Adeligen wurde dieAustibi 
des Gottesdienstes verboten. Mit dem Jahre 1602 konnte man 
Werk der Restauration im wesentlichen als abgeschlossen betrachtei 
Durch die Auswanderung der Blute der Bürgerschaft ging setnei 
Landen eine Summe von geistiger Kraft und Intelligenz unwide 
bringlieh verloren, und er selbst konstatierte diese betrübende Tat 
sache. als er 1001 seinem bayrischen Vetter Maximilian schrieb: 
»Diu Auswanderung ist mehr uns als den Abgezogenen naehteilig, 
denn sie waren fast die Vermüglichsten und nahmen viel Güld mit 
hinaus.« Allein staatswirtschaftliche Bedenken kamen für ihn era 
an zweiter Stelle in Betracht. Persönlich war er der liebenswürdigste 
und gutmütigste Mensch, aber in der Vernichtung des Protestantismu« 
kannte er keine Rücksichten. Die verirrten Schaf lein in den Schof 
der altCDj alleinseligmachenden Kirche zurückzuführen und so ihre 
Seelen vor dem Verderben zu retten, war für ihn eine Uerzenssachei,^yi 
ein Gebot der christlichen Nüchstenliebe; und da Ketzerei und Ein-fl| 
sehränkung der landesherrlichen Macht als eines und dasselbe galten. 
so war ihm die Vurfülgung der Ketzer zugleich auch ein Erfordernis 
des politischen Interesses.') 

Durch eine ganz seltsame Fügung war nun Ferdinand der 
Anwärter des großen, von Kaiser Matthias beherrschten Länder- 
komplexe» geworden, indem n^imlich keiner der vielen Brüder des 
Kaisers Nachkommen — wenigstens keine legitimen — hatte und der 
einzige noch überlebende Erzherzog Albert auf die Erbfolge zu Gunsteaj 
der steiriaclien Linie Verzicht leistete, Kaum wird je ein Fürst uuterj 
schwierigeren Umständen die Regierung angetreten haben, aber auch] 
kaum einer eine bessere Eignung gehabt haben, um über die vi 
zweiflungsvoHe Lage des Reiches frohen Mutes hinwegzukommen,! 
als gerade Ferdinand mit seinem unerschütterlichen Glauben an di« 

*ll Über Ferdinand v^l. deo Artikel von W. 6«iet£ in: Uancke Real- 
QQzjklopädie fUr pToteatantiBche Tticologi« und Kirche. VI i,3. Aufl.), 8. 37 f. — 
Ritter, üe«t«cbe Gwjhichto III, l*. 23r. — Huber, V. 8 123 f. — Krone», 
111, S. 432, bQb. — Stieve ta: Allgemeine Denudie Biographie. IV. S. £44 t 



I r. ^^ 



275 



M&cht seines Hanaes und der katholischen Kirche, der festen Zu- 
rersicht in den Beistand Gottes und den Sieg der gerechten Sache, 
'qder, besser vielleicht, mit jenem FataliBniiiüi. der in den schwersten 
^Schicksalen eine heilsame Prüfung Gottes erblickt. 

Wie beilSafig die Niederi5sterreieher tlber Ferdinand dachten, 
zeigt die Äußerung, die eines ihrer hervorragendsten iStftndomitglieder, 
der schon erwähnte Wolf Freiherr von Hof kJrehen um das Jahr 1601 
über ihn gemaclit hatte, jenem auch zu Ohren gekommen war: er 
sei »ein Kind, Sklave der Jeäuiten, der gar nichts verstünde, zum 
Blutvergießen und Tyrannisieren geneigt etc.« '} Seitdem hatte sich 
wenig ereignet, was die Stände zu einer milderen Beurteilung be- 
lehrt hlltte; und um wie viel verbitterter und leidenschaftlich erregter 
waren sie in den ununterbrochenen harten Kitmpfen geworden! 

Kein Wunder, wenn jetzt, da die Frage der Huldigung au sie 
berantnit. dit.' alten radikalen Theorien, womüglich verschärft, wieder 
auftauchten '■'), wenn wiederum jener Mann in den Vordergrund trat, 
der schon vor zehn Jahren ala da.-? tonangebende und treibende 
Element aufgetreten war: Freiherr von Tschernembl. Wie er in 
diesem Moment über die Huldigung im aligemeinen, Über die An- 
erkennung Ferdinands im speziellen dachte, das inügen die folgenden 
Sätze illustrieren. »Ein Land«, sagt er, »macht sich selbst zum 
Erbland um seines eigenen Respektes wiÜen, and obwohl Gott 
LeLnder austeilt, so tut er doch solches nur durch das Volk des 
Landes, wie es ihm gefllllt. Wer nnn den Erbherrn macht, der 
kann auch den Erbherrn rejizieren.* »Das Vulk wühlt sich seinen 
Fürsten und kann ihn auch wieder verwerfen.« »Wir halten dem 
Kaiser Ferdinand s^ein Erbrecht nicht vor, sondern er macht sich 
selbst unfähig der üsterreichischen Regierung durch die steirische 
Persecütion, Gebrauch der vorigen bösen Ruth, Zumuthung unmOg- 
^cher Sachen und Verwüstung von Land und Leat. * ') 

Bereits fünf Tage narh dem Abloben des Kaisers Matthias, am 
i5. Miirz. trat hier in Wien der Landtag zusammen, um die er- 
forderlichen Anstalten zur Huldigung zu treffen. \) Den Protestanten 

') Ferdinand nn Mutthias, Grus 1601, Angutt 11. Hofkajumeritrcbiv. Öiter- 
eiehiacbe JicHgioni^kteD. 14- 

3) Siehe oben, ä. 203. 

^) rCoDSdltationeB oder IlDderschidliche Ratfatchlttg' tte,* 1634; aoeh int 
Londorp, Acta publ. III. S. 183 f. 

*) EinberufLin^dekret, 1619, Mars ä2. LftndeBtrchiv, A. 3. 10. Für Ab.» 
^folgende vgl. Hurler, VII, S. ä02f. 

18* 



gab er wieder die enraoscbte Gelegenheit, auf die religiöa-politüch^ 
Vef^aadlnngieju die bei dem Tode des Kaisers fallen gelassen wii 
xttrfiekzakoiDineii. Sofort nacb d^^ Verlesung^ der küoiglicbeii Ladc 
tagsproposidon enifeniten sie sich and forderten äann rcn de] 
kAtboIiiebep Mitatasdes darcb eines aDsehnlicben AnsschnO die m 
«hon so oft bi^triebene kategorische Antwort auf ihre Frage, ob si 
die von ihnen aofgezühlten Be-schwerden als solche imzuerkcniien not 
ibr© AbBielInng ztj garantieren gesonnen waren.') Die Katbulikei 
griffen wiederom zu Acsflüchten: da mit dem Ableben des Kaisei 
der vorige Landtag als beendigt anznsehen ond infolnfe dessen di 
meisten ihrer Slitg^lioder nach Baase gereist würen. ttberdiea 
die oberOsterreicbischen Stände davon benacbrichtifft werden mUDteii 
so möchten sieh die Protestanten bis Mitte April gedulden; za die 
Zeitpankte sei vom Hof eine Versammlang der Stünde auAgescbriebei 
worden und eine trrößere Zahl von Anwesenden zu erwarten. Gleicl 
«eiti|f setEten »ie den König von der "Wiederaufnahme der Obstruktioi 
in Kenntnis tind erbaten sich die weiteren Dispoi^itinnfn.') Als »bordf 
15. April kam and die Protestanten noch immer keine Erledigung 
harten, meldeten sie sich mit der abermali^n Drohung an. sie mtllitc 
sonst im Hinblick anf die dringende Gefahr, namentlich von Seit< 
des im Lande eingelegten und noch einzalegf uden kriniplieben Kriegs 
Volkes, selbständig vorgehen.') Knn gaben die Katholiken die Er 
klflruDg ab. daß sie mit ihren Hausgenossen und Untertanen di« 
evangelischen Stände samt deren Hausgenossen und ITntertane 
»in der von K. Maximillano II. angedeutten CoDc«?.ssion, dj^nn ii 
der IL Mattbiae höchstseligistcn Änged. sub dato 19. Martii a. IBOfl] 
erteilten Erläuterungsresolution und in dessen von denen Mährv- 
rischen Herrn und Herrn Paktino in Hungarn erlangten Attestate! 
Äoviel an ihnen« so wenig turbieren ■wollten, als die Evangelischer 
sie dip Katholiken turbieren werden. Auch wären sie gewillt, ihrct 
mcbtkatholischen Untertanen ktlnftig ihrer Konfession halber 
Fristeines ganzen Jahres« nicht« beschwerliches aufzudringen, sondert 
ihnen, wenn sie tl ber glimpfliche Vermahn ung zur Rückkehr «um alt« 
Glauben: nicht zu bewegen wären, mit landesbriluchiger Ordnung unt 
keinerKeligionsvorfolgungtlieZustiftungund den Abzug z« gestatten.*] 



') iei9. Mira 35. ElMBda. A. 4. 7. 

') 161 y, Mira 2Ö. Ebenda. 

-'') ProtertiAtitMi DU die Katholiken, T319, April S5. Eh«i3da, 

*} 1G19, Apiil 31». Ebend», 



Diese Erklärung bewegte sich so ziemlich auf derselben Liaie 
wie ihfe früheren. Vor allom verrailiten die Protestanten wieder die 
Antwort auf die Frage, ob die anderen iiire Beäch werden als solche 
anerkennen wollten oder nicht, Auch stleLlen sie sieh daran, daÜ 
»ar voji den Standen, ihren Hausgenossen und Untertanen, nicht 
, aber von ihren Glaubenagenosssen die Sprache war und gerade daran» war 
es ihnen mit Rücksicht auf die Studte zu tun. Weiters fanden sie in der 
Ktausel: »soviel an ihnen ' keinen (jeüUfirenden Schutz vor ferneren Ver- 
folgungen. Die katholischen Stünde, sagten sie. haben ja selbst ein- 
mal (Dezember 12| erklärt, daß sie an den wenigsten Beschwerden 
Schuld trügen; kunnttn sie sich bei einem sich neuerdings zutragenden 
Falle von ßtidrüekung nicht wiederum auf den Hof oder andere 
Faktoren ausreden? Endlich waren sie. anch mit der Art und Weise. 
wie die Frage der Duldung ihrer Glanbenögenossen auf den Gütern 
der Katholiken geregelt werden sollte, nicht einverstanden; die Zu- 
atiftuQg. sagten aie, steht vermüge der Kapitulation-Resolution nicht 
in der Macht des Herren, sondern in der Willkür seiner Unter- 
tanen. ') »Weil sie nun«, lautete ihr vSchluli. -dieses fllr keine kate- 
gorische Antwort auf ihr Begehren ansehen könnten.* so sei ea 
ihnen tinniüglich, wie geneigt sie auch sonst dazu wären, »mit und 
neben den Katholiken desVaterlan des Obliegen zu beratschlagen, sondern 
sie müßten nunmehr, weil sie aicb doch keiner besseren Antwort zu 
getrösten hätten, alles absonderlich, doch notgedrungen konsultieren; 
proteistieren aber dabei solenmssime. dall sie au allem Unheil, eo 
aus der Katholiken Tergiversation herÜietJen möchte, vor Gott und 
[der ganzen Christenheit entschuldigt sein \vollten.< *) 

Die Katholiken erkannten den Ernst der Situation. Am 23. April 
war Graf Thurn, der Heerführer der Bühmen. mit einer ansehnlichen 
Kriegsmacht in Mahren eingebrochen und nilherte sich mit Rieaen- 
schritten den Landesgrenzen. Da galt es ?.u handeln, und nun war 
es Ferdinand, der mit Hochdruck auf das schleunigste Zusammen- 
treten der Stünde hinarbeitete. Sie teilten den Protestanten unver- 
sUglich ihre Bereitwilligkeit mit, über die Angelegenheit eine gut- 
iche Unterredung einzuleiten.') Dagegen hatten diese nichts ein- 
tnwenden. nur sollten sie vorher rundheraus erklären: einmal ob 
sie künftighin alle die bisherigen Verletzungen ihrer Religionsfreiheit 

M Siehe oben, g. 219. 

«) 1619, Mai 2. Lttsdesarebiv. A. 4, 7. 

*} 1619, Mal 3. Ebenda. 



278 



Ton ihrer Seite abstellen. zwekeDs ihre GlAtibeDsverwandtea. aticli 
wenn sie Untertanen katliolisclier Herren wären, bei ibrem Glanbeo 
lassen, sie nicht zur Zuatiftung nötigen und von jeder Verfol| 
abstehen wollten oder nicht. ') 

Die Katholiken erwiderten darauf: Über die Frage der ktii 
zu unterlassenden Gravierung werde man iji der freundlichen Unter- 
rediing zu traktieren haben, wobei es ihrerseits nicht am Ent 
gegenkommen ermangeln werde, Sie sind auch bereit, ei 
kategorische Erklärung abzugehen^ daß sie die evangelischen Glanbeoa 
genossen nicht tnrbieren wollten, doch nitlliten sich die Protestanten" 
vorher auch in den übrigen Pankten — woran sie übrigens nicht 
Kwejfelten — mit ihnen verglichen haben und ohne jeden Aufschub in 
die gemeinsame Beratung der Vorlagen eingetreten sein; anch hätt^^B 
dieselbe Erklärung dann auch die Protestanten abzugeben, und endlich™ 
raüfJten ihre Glaubensgenossen sich aller Veranlassung zum Ärgernis 
besonders aller hitzigen Reden, enthalten und die >civilische^| 
Schuldigkeit auch weiter erfüllen,'*) ^i 

Die Protestanten fanden diese Antwort viel zu »conditioniert^ 
um aaf ihr Anerbieten einzugehen.*) Nun mirden die katholische 
Stünde etwas deutlicher. Sie erklärten »wolraeinend, aufrecht, 
herzig und kategorisch*, daß sie sich für das erste, »soviel die* 
künftige Gravierung betrifft«, hievon enthalten würden und wo11icil_ 
Bezüglich des zweiten Punktes aber, der >Turbierung« der proti 
etantischen StiSnde und ihrer Glaubensgenossen, da erboten Bie aicl 
dieselben einBchlielUicb der Untertanen von katholischen Obrigkeit 
wider die Angshurger Konfession nicht tnrbieren, niemanden «ui 
Übertritt oder zur Znstiftung zwingen zu wollen,*) Die Proteatantc 
waren nun zufrieden, doch um völlig sicher zu gehen, verlangte^ 
aie noch eine kleine »Erhiuternng«. Sie verstünden, sagten sie. nnte 
der verlangten Erklärung folgendes: 1. Sollen die vier Stande A< 
beiden Erzherzogtümer Osterreich unter und ob der Enns. Pralatci 
Herren. Bitterschaft, StJidte und Märkte für ein Korpus gehalt« 
werden. 2, Soll ein jeder Stand bei seinem Herkommen sowohl al 
bei den neu erlangten, schriftlich oder mündlich erteilten Freihoitc 



>) 1619, M&i 7. Ebenda. 

^) 1E)!9, Mb! H. EbotidH. Zwei Tftf« votbAt halten «le auch wiftder dloltl! 

Ueiie IntorpoaittoQ ungcrufen. £b«nda. 
^) IBI9, M&I iD'. Ebenda. 
*) 1619. Mal IG. Ebenda. 



279 



I zette 

■■ri 



und Resolutionen felasseo werden, also daß %. B. der vierte Stand 
bei den Bürgermeister-, Richter-, Rata- und Stadtsclireiber wählen 
und anderen Freiheiten verbliebe, die Evangelischen ohne Beicht- 
zettel und Revers zu Bürgern aufgenommea werden und daß. wofern 
einer oder der andere dawider besehwert werde, die anderen Stände 
er Reli^on insgesamt für ihn einstehen durften. 3. Soll in BezUj? 
Beerdigunij;, Behandlung im Spital oder Siechenhans kein Unter- 
achied der Religion stattfinden, die »übermachten« Stolgebüren ganz 
aufgehoben werden und von den geaamlen Ständen ein diesbezüg- 
licher Vorecblag gemacht werden. 4. Hütten sieb diese dahin zu 
bemühen, dnß die Universität wieder ^ii den alten Stand geäetzt und 
die Bücher beider Religion üneingeechrünkt in den Handel gebracht 
würden. 5. Niemand darf einen anderen wider die Gewissensfreiheit 
turbieren. 6. Alle Verfolgungen der Religion wegen müssen gttnzlich 

[eingestellt werden, und 7. alle« was in diesem Punkte zuwiderge- 
handelt wurde, soll voUstflndig aufgehoben öein. Faßten die katho- 
lischen Stände die Erklärung, die sie jetzt abgeben wollten, in allen 
Punkten genau so auf, dann werden sie gerne ihre Deputierten zur 
Einigungskonferenz abordnen. *) 

Die katholischen Stände hatten sich aber dabei doch etwas 

Panderes gedacht und sie sahen in diesen »Erläuterungen« aHerhand 
»neue«, ihnen »hoehpräjudizierliche* Begehren, die sie zu weitereni 
Kachdenken veranlaUteii. So fanden sie es sehr bedenklich, daß die 
Spezialp rivilegien die Gesamtheit der Stünde binden sollten: Der 
einzelne Stand oder ein Mitglied desselben könne ja auf die Er- 

[lialtung seiner Privilegitni bedacht sein, aber die Gesamtheit gehe dies 
gar nichts an. Dasselbe gelte von den Brauchen und Resolutionen 
Aber gerade an diesem Puukt waren die Protestanten so ungemein 

[intereeisiert, weil ja sonst ihre reÜgiüeen Freibriefe und Resolutionen 
bestandig in der Luft hingen; und da die Katholiken ebenso eifrig 
an ihrem Standpunkt festhielten, so würden sich auch daran aller 
Wahrscheinlichkeit nach dte Verhandlungen zerschlagen haben, wenn 

luicht die i5chon von langeher drohende Gefahr plützlich in greifbare 
Kähe gerückt wrtre. Graf Thurn hatte Mähren, dessen Stünde sich 
im Landtag vom 4. Mai der Konfüderation angeschlossen hatten j 



■) 1B19, Mui %2, (Ubei&ntwortDt am Tage danuf). Vg). Über nUe diese V«r- 
haürüangeo; RftapAoh, Gont I1I,S, SSI, nach derSckrift: •Oit«rraicli)»che Auf den 
boDbidMcheo Schlag aogeftitnmt« WunderSrommel etc.« Wien 1620. — Hnrter, VII. 
[& 5I2f. 



280 



verifisäen und stand mit einem Heere in der beiläufigen Starke vc 
10.000 5Iann bereits in Kiederusterreich, vor dem Suidtcben La« 
der Tbaya. Die protestantischen Stflnde hatten am II. Mai ein« 
vierzehnköpfi^e Gesandtschaft naeti Laa geschickt, am den Feldherr 
aum Abzüge ans dem Lande zu bewegen. Wiederum versicherten 
sie ihre Bereitwilligkeit zum Abschluß der Konftlderation. Doch dürf« 
sie nicht, fügten sit* abermals hinzu, viidcr ihren Landesherrn d< 
Erzherzog Atbrecht gerichtet sein, der ja niemals den Böhmen etwasl 
zuleide getan habe.') Dünn erschienen auch die Abgesandten der 
katholischen Stände im feindlichen Lager und versuchten Thurn 
znra Abzug zu bewegen; doch •febeufalls ohne Erfolg. Thurn ver&land 
es. sie vollständig Uber seine wahren Absiebten zu tttuschen, so dai 
sie Ferdinand bestimmten, die Biaatzung von Laa zurUckzuziehenJ 
Die protebtantischeii fcltände ^^erhandelten dann mit den Kathoükeal 
wegen der Besetzung von Laa and am 3L Mai kam mit Thiaral 
der Stinkenbruuncr Vertrag zustande. Aber am selben Tage besetzt« 
er Laa und zog nach Wien. Am 2. und 3, Juni setzte er hei Fischa- 
mend über die Donau. Da Wien wohlbefestigt war und Thurn kpii 
Belagerungägeschtlta mitfuhrte, so wiir für die Hauptstadt die Gefahr 
nicht ao groß. 

Wie aber, wenn die protestantischen Stflnde und die 
noch immer überwiegende protestantische Bürgerschaft mit d«a 
Böhmen gemeinsame Sache machten? Daß mau ihnen das xutraat« 
darüber besteht kein Zweifel.^) 

Die Katholiken fanden es jetzt — am 2. Juni war in Wi« 
die Annäherung des feindlichen Heeres Bchon bekannt — geraten, 
die unterbrocheneu Verhandlungen mit ihren Mitstftndeu wied(?r auf-^ 
zunehmen. Sie entschuldigten die lange Verziigorung ihrer Antwort^ 
mit dem Hinweis auf die Unterhandlungen mit Thurn und Schlägel 
nun voi% man möge den schriftlichen Auseinandersetzungen ein Ende 
machen und die Konferenz endlich einmal beginnen.*) Wenn mal 

') Hurter. VII, S. äÜÖf. 

-) Vgl, die AiiJl«rting dee veaeKiaDiBcben Gesandten voin S5, M&i b«i : Habet 
V, S. läl; die Worte Ferdinands ; Thurn ist zu schwacb, nm Wien ta b«l»p?r 
• da nit scmdero oonsptrstioneB wK.rC'O« bei Huber in den MittuUungvo de* Inititut« 
für öaterreicbigcheGeocbicbtaforBcbang. XV, S. 666, Vgl. ftucb die des fpaniuchen-j 
GeflAadtea, ebenda, S. 395, und: Gind«Iy, Gesebtcht« des Dreißtgjäbn^ea Knegct, 

n, &. 79. 

3) Urg«Dz d«r Pruteitiuiten, 16:1^, Mai 28. Ljindetucbir. A. i, 7. 
*/ 1619, Jaoi 2. Ebenda. 



281 

einen Blick in die Instraktion') wirft, welche den katboliscben De- 
putierten mitgegeben wurde, dann muß man allerdings berechtigte 
Zweifel begen. ob ca ihren Mandataren mit der Einicrung besonders 
Ernst war. So sollte alles, was d*iv katholi-schen Religion oder ihrem 
Gewissen prtijudizierlich wäre, verhütet und nichts verhandelt werden, 
was in die Kompetenz des Landesherrn — und das war ja nach 
ihrer Auffassung so ziemlit?.h alles — gehöre. Und überdies sollte 
die Konferenz ganz »unverfänglich« sein. 

Ein Teil der protestantischen Stände hielt daran fest, Torerst 
die ErkÜirung in Hunden zu haben, indes die Majorität entschied 
Bicli für die unverzügliche Beschickung der Konferenz und so wurde 
für den nilchsten Morgen (Juni 4) der Beginn derselben anberaumt. 2) 
An diesem Tage traten die beiderseitigen Vertreter im Landhaus« 
zusammen. Zuerst kam der dringendste Punkt, die Frage der Kon- 
föderation mit den Böhmen, zur Sprache. Urschenbeck ergriff im 
Namen der Katholiken das Wort. Alle Bündnisse, sagte er, müssen 
mit Vorwissen des Landesherrn geschlossen und darüber Jni offenen 
Landtag verhandelt werden. So habe es Kaiser Matthias gehalten, 
als er einen Generallandtag nach Prag ausschrieb. Aach die Goldene 
Bulle Karls IV. unthsilte, bei sonstigem Pünfall, das Verbot aller 
eigenmächtigen Unionen ohne Zuätimmung der Reichsfürsten. Zudem 
sei dieses Konfüderationsbegehren nicht einmal von den gesamten 
Stiiudeii, sondern nur von den atraquistischen gestellt worden. Der 
ordnungsmäßige Weg wäre also der: die Stünde der böhmischen Krone 
sollten zunäclist ihr Bündnis dem KOnig anmelden und darüber nach 
erfolgter Huldigung in einem von diesem auege^Kriebenen Landtag 
verhandeln. Das geschah Vormittags, Am Nachmittag erwiderte 
im N«men der Protestanten Traun : Die Konföderation sei kein 
nf?UGs Werk, sondern schon vor fünf Jahren von Kaiser Matthias g&- 
nehmigt und zu diesem Zweck ein Generali and tag ausgeschrieben 
worden, zu dem auch die niederösterreichiscben Stflnde ihre Depu- 
tierten abordneten. '•') 



^) 1619, Juni ä, Eliuada. E« ist tum tnindeitea «ehr fraglich, ob nindelj 
berechtigt iat kii »ngtsa il[, 8. 7b) >mun kana wobJ aaneliujeti, diß <)ie Riitbaliken 
j^tzt XU den vveitosten Koiiaieijftiuni:ti cnticIiloageD warem. 

*) Prat es tauten an die Kxtbglikcn. 16 li), Juni 3. LAnd^snrehiv. A. 4, 8, Siehe 
nach den Bericht des Cbrirtoph Puecb&vr an die oberiiaterreichischen Slünde bei: 
Klein, Geacbicbte ile» Chriat«ntuma. V, S. ^82. 

*) Siehe oliva, S. 24? f. 



282 



Wenn damals die KonfSderation ecMiefilich dodi aiefat 
k;|kRnde kAm. so k^Snne da« ob der Tatsache aelbst niehts 
Sehr unanfenehm berührte sie die Erwäfanimg der Gotdeoea 
und des dort aasgesproebeiieii Prmfall^: das äA6 gende m 
als mvtte man ihnen die Absicht zq, im Bnnde mit den «adoK» 
LilnderD gegen das Haus <>sterreich feindlich aäfxtttreIaL Wj 
aber das Meritum der Sache anbelangt, da sind sie «ich 
derselben Meinung. Hat sich z. B. Matthias, fragen sie iroi 
beim Äbschluü des PreiSborger Bündnisses vom Jahre 1608 ^) 
die angeführten Be^timtnongen gehalten? Xieht mehr Ironie ^ 
es, wenn sie jetzt für die Berecbtig-ung der Union denselben Groad ' 
anftlhren. den damals Matthias zu seiner Rechtferiigaiig geg gg- 
llber dem Reiche ins Treffen «refuhrt hatte: die beste Gamniie fÄr 
den Schutz und das Wohl des Landes. Die Katholiken hatten sich, 
noch desselben Tags zu entscheiden, ob sie mit ibneQ der Koe^ 
föderation beitreten wollten oder nicht; doch bewilligte man üiaen' 
aof ihr Ersuchen eine Frist bis znm nächsten Blorgen. Wena al 
auch dann nicht, erklflrtea dabei die Protestanten, in dem HaB| 
punkte ihrer Differenzen dne befriedigende ResolatioD erfolgte. 
waren sie steif und feat entachlossen, sich Ton ihnen zu creiiaeii.1 

Gleich in der FrOh© des nächsten Tages also (Juni 5i wnrdeal 
die Besprecbnngen fortgesetzt, DaÜ die gegenwärtig in Verbaod' 
Jung stehende Konföderation, begann der Sprecher der Katholiken. 
eine bloJJe Fortsetzung der anno 1614 auf dem Präger General- 
LAudt&g verhandelten Union wäre, dies liesse sich nicht akten< 
raftSBig nachweisen, wohl aber das Gegenteil, daß sie ilamals einJ 
Ende gefunden. Mit dem Hinweis aaf die Bulle war in keiner^ 
Weise eine beleidigende Absicht verbunden. Die Protestanten j 
mOgen also, schlugen sie vor. mit ihnen zusammen zum Giafea] 
Thnrn hinausschicken und ihn unter Androhung der Strafe^ die 
diejenigen treffe, welche die Kurfürsten an der Reise zum W ahlt 
hindern, znm Abzug ermahnen. Den Einwurf wegen des Prel 
burger ßUndnisses lassen sie nicht gehen: Matthias war von dei 
Hause Österreich als * Haupt« dazu bevollmächtigt. Und wenn die 
Protestanten sagen, es sei die Konföderation das beste Mittel nur 
Aufrechthaltung des Friedens, so wBßten sie etwas, das gerade 
so gut zu diesem Ziele führe: Thtirn möge ersucht werden^ det 
ganzen Handel einstweilen ruhen zu lassen, bis die Konfi>deratioi 

>} Siehe oben. S 199. 



283 



von dem KUcig und den gesamten Sutnden Böhmens im üffentUchen 
Landtag der <.)rdnung nach begehrt werde. Zudem gebe es doch 
wohl nicht gut an, eine Konfikleration — sie soli ja aas freien 
iStücken, mit Lüat nnd Liebe erfolgen — im Angesichte einet 
Kfiegemncht zu schlioüen. 

Gewiß entsprach dieser Vorschlag auch den Intentionen der 
protestantischen Stünde, zum mindesten der über wiegenden Mehr- 
heit, aber die Gelegenheit war zu schön, um sie ohne weiteres aus 
der Hand zu lassen. Man denke nur: unweit der Haupt- und 
Residenzstadt ein feindliches Heer, weit und breit keine nur halb- 
wegs e-benbUrtige kaiserliche Armee, fast keine Besatzung und 
dazu die Mehrheit der Berölkerung protestantisch ! Wenn sie jetzt 
nichts erreichten, dann erreichten sie überhaupt nichts mehr. Da 
für die Protestanten die KonfödiTation nicht so dringend war — 
denn ohne ihr Zutun konnte Thum der Stadt nicht leicht, jeden- 
falls nicht so bald etwas anhaben — so drängte Traun darauf, 
dati diese Frage vorläufig von der Tagesordnung abgesetzt und 
der Hauptpunkt, der Ausgleich ihrer Differenzen auf Grundlage 
fegenseitiger Zusicherung der Religionsfreiheit, zur Sprache ge- 
bracht werde. Schon am Vortage hatte man die Drohung fallen 
lassenj daU die unverzügliche Trennung erfolgen werde, wenn 
innerhalb der näctsten Stunden keine Einigung erzielt wäre; sie 
wurde jetzt wiederholt. Die Delegierten gingen jetzt auseinander. 
um mit ihren Mandataren Rücksprache zu halten. Aber als sie 
nach einer Weile wiederkamen, brachten sie keine Reaolation mit, 
sondern fanden wieder allerlei Ausflüchte, ') Währenddem traf die 
^bricht ein. daü Thurn mit einem Teil seines Heeres bereits in 
te nnmittflbaro Nahe von Wien gerückt sei und noch am selben 
Tag die Stadt belagern wolle. Die protestantischen Stände, die aus 
dem ganzen Verhalten ihrer Partner und einer Äusserung aus 
ihrem Kreise, die endhche Vergleiehung werde Monate in ^Vn- 
Spruch nehmen, den bestimmten Eindruck erhalten hatten, daß es 
ihnen nur darum zu tun wHre, die Sache in die Lunge zu schieben 
und Zeit zu gewinnen, machten nun mit ihrer wiederholten 
Drohung Ernst. Sic iiessen die Katholiken in ihreu Beratungasaal 
herö herbitten und erklärten ihnen »dffentlieh in der Landstube, 
rund und deutsch«, daß sie sich von dieser Stunde an von ihnen 
völlig trennen und sowohl im Verordnetenamte als mit der Kasse 

') Auäsug Aua dea Koufereiueii vom 4. und 0. Jaai. Lftndcaiirehiv. A. 4. 7i 



284 



l 



für sich selbet handelxi würden. äaÜ sie aucli sofort bei dem Künij 
vorzusprechen und ihm die nahende Gefahr zu OemUte zu führen j 
entschloäscn iväreii. Denn sie künnten nicht ruhig zusehen, \riej 
ihr geliebtes Vaterland »in die Aschen gelegt* werde. Vor Gott 
und der Welt protestierten sie aber, daß sie an dem jetzigen Ver- 
derben des Landes irgendeine Schuld treife. 

Ursehenbeck erwiderte dur^uf kurz : Er sei auüer Stande, auf 
diesen ßeschlulS hin ex tempore zu antworten, er wolle ihn aber 
den Ständen in grüiJerer Verf^ammlnng mitteilen, doch gep:enwiirtig, 
da einzelne Mitglieder bei Hof, andere in der Kirche weilten, sei 
die& unmöglich Trann erklttrte nun die Sache ein ftir allemal ab 
abgetan, und Terzichtete auf jede weitere Antwort. ^) Sie verfügten 
sich sodann — es waren über 50 Adelige — in die Barg lu 
Ferdinand und setzten ihn von diesem Besebluß in Kenntnis. Sie' 
drangen in ihn. ihrem öfteren Vorschlage nach zum Frieden zu 
greifen und Versicherten ihn für diesen Fall ihrer äusseraten Unter- 
stützung. Dali ihre Sprache eine energiscbe war, das lälJt sieb ver- 
muten. Daß aber der Freiherr von Thonrudl dabei den Künig beim 
Waiimis gefallt und ihm die Feder in die Hand gedrückt habe, 
damit er ihre Forderungen beatutige, ist nichts anderes als eine 
schone Legende, wie sie öfters bei denk würdigen Geschehnissen 
die freischaffende Phantasie des Volkes erzeugt. Dagegen 
ist das dieser Szene in der Erziihlung unmittelbar folgende 
Ereignis richtig: Wahrend die protestantischen Stünde noch im 
Aadienzsaal versüararaelt waren, ritten einige Kompagnien Küraaaiere 
in der boililufigen Stärke von 400 Mann in scharfem Galopp und 
»mit aufgezogenen Röhren« in den Burghof ein, wodurch die 
Stande nicht wenig beunruhigt wurden, weil sie begreiil icherweise 
im ersten Moment an einen Anschlag gegen sie dachten, wie sich 
ja auch, bevor sie die Burg betraten, warnende Stimmen ver- 
nehmen Hessen. Die Stände mögen immerbin dann, nach diesem 
unerwarteten Auftreten des Milita.r8, ihren Ton geändert haben; 
jedenfalls schloü diese sogenannte Sturm petition nach Uberein- 
stimmenden Berichten sehr friedlich. '•^) Ferdinand verwies ihnen wohl 

') Auisug BUS der mündlichen Erkllmng, Liiade»(»rchjv. A. 4. 8. 

') Üb6r die Starmp«ütiöa t^I. Uub«r, V, S. Iä4 f. Den Tug derselbon. 
den Hurter tind andere auf den 11. Jant, und er^t ftindelv mit triftigen i.irnndtii 
auf den .i. .Tiini an|;^eaet£C liittteD, bat Ihibar (vgl. dessen Kootroversc uiil Kt«pp 
tn den MitteLI nagen den InatituteB filr CBterreicliischa GescshicijtBforacbung. XV, J 
S. 394 f., 664 r.) endgültig festgelegt. 



285 



ihre ohne Konsens des Landosfü raten abgeschlossene Konföderation, 
erklärte aber, er wolle diese wichtige Sache in reifliche Erwligiing 
ziehen und in einer für sie zufriedenstelletiden Weise erledigen.') 
Bald nachilem die Deputation die Burg vcrlajssen hatte, ließ Fer- 
diniind Traun und Starhemberg holen und schlug ihnen vor; er 
sei bereit, zwischen den beiden Parteien zm vermitteln ; wollten sie 
diea jedoch nicht, so rauchten sie wenigstens für die nächste Zt^it ihre 
Differenzen beiseite setzen und neben den anderen mit Thurn unter- 
I handeln. Nachmittags sollten sie sich darüber erklären. 

Das plötzliche Erscheinen der KUrassiere anter dem Kommando 
des Arsenalhauptmanna Gilbert von Saint-Hillicr liatte seinen be- 
sonderen Grund gehabt. König Ferdinand hatte nilmlich am 
2, .lani, als ihm Thurns Vormarsch schon bekannt war. eiligst zu 
dem Obersten Dampierre geschickt, der mit seiner zur Verstnrkang 
des kaiserlichen, unter Bucqaoy in Böhmen stehenden und von 
Mantisfeld in Schach gehaltenen Heeres bestimmten Abteilung bis 
Krerad gekommen war, und Ordre gegeben, schleunigst alle seine 
Truppen mit Aasnahme der Ungarn — mit diesen sollte er weiter 
marschieren — nach Wien zu senden; dort Übernahm dann iSaint- 
Ilillior das Kommando und ließ sie in die Burg einrücken. Da 
die erste Audienz bis 11 Uhr, tlber eine Stunde, wahrte, und alle 
Zogilnge zur Borg darch Militilr abgesperrt wurden, so verbreitete 
sich alsbald das Gerücht, die Stunde wtirden gefangen gehalten. 
Mit dieser zweifellosen Demonstration war zugleich ein anderer 
ungleich wichtigerer Zweck erreicht worden: Wien bekam noch 
knapp vor dem Eintreffen Thurns eine ausgiebige Besiatanng. 
Thurn langte erst gegen Abend mit einem Teil des Heeres vor 
Wien ein, und da er noch mehrere Tage benötigte, bis er alle 
seine Truppen zusammengezogen und die Stadt zernicrt hatte, so 
konnten noch weitere Vcrstttrkungen herangezogen werden, und 
die Stärke der Besatzungsmann seh aft belief sich sehlielllieh auf 
ungefiihr 5000 Mann. Die frtlhere Aufregung machte gar bald 
einer ruhigen Beurteilung der Sachlage Platz; man konnte, da 
Thurn. wie schon erwähnt, kein Belagerungsgeschütz bei sich 
hatte, die Gefahr als übern-undon ansehen. Die Erwartung der 
Bühraen. die Protestanten würden ihnen ein Staditor uffnen. ging 
nicht inFJrfüUung. Noch hotften diese — wenigstens der Mehrzahl 



') Nicht erst abcncK Gindotj-, II. ». 78. 



286 



nach — auf eine friedlicbe Lösung und setstten aufs eifrigste die 
Verliandlungen mit dem Hofe fort. 

An dem der sogenamit&n Sturmpetition folg^eiiden Tage 
(Juni 6) scheinen sich die beiden Parteien wieder recht nahe ge- 
kommen zu sein ; denn es wurde ein Schriftstück aufgesetKt, worin. 
von Seite der Katholiken die dezidierte Erklärung abgegeben war, 
dal5 sie »die der Augsb. Coiifesaion Zugethanen wider ihre er- 
langten Privilegia weder hiez und hüni'tig keineswegs nicht tur- 
bieren. noch denen so solches thuu würden, einige Assistenz nicht 
leisten wollen <.'j Diese Erklärung lieli Ferdinand durch seinen Oberathof- 
moister Eggenberg den protestantischen Stünden vorlesen und abends 
dann durch einen Sekretär zuatellen') ;dochroagiL>rteü diese nichtdarauf. 

Am folgenden Tage (Juni 7) sandten die Protestanten im 
EinTerst^ndnis mit Ferdinand zu Thurn hinaus, um ihn zum 
Frieden zu bewegen. Doch dieser zeigte sich dafUr wenig eni- 
pfHiiglieh; er wies auf die unerhörten Greueltaten der Kaiserlichen 
in Böhmen hin und begehrte nochmals die Konftideration, Wenn 
das kaiserliche Kriegs vülk, erklUrte er drohend, nicht sofort aus 
Böhmen herausgeführt werde, eo wolle er mit gleichtr Münze be- 
zahlen. Die Stände erstatteten dem König über den Ausgang ihr«r 
Hission Beiicht und drangen, wie sie dies von allem Anfang an ^H 
getan hatten, zum Frieden. Wolle sieh der König, fügten sie ^^ 
drohend hinzu, nicht dazu bewegen lassen, so mUssten sie darauf 
bedacht sein, zum Schlitze ihrer eigenen Person, ihrer Angehörigen 
und Untertanen ihre »Defension« tun. 

Ferdinand erwiderte ausweichend: Mehrmals schon wären 
die Stände angegangen worden, die erforderlichen Mittel »nr De- 
fension an die Hand zu geben : da sie sich aber nicht rührten, so 
sei naan gezwungen gewesen, das ungarische Kriegsvoik zu werben, 
und wenn dieses jetzt Schaden im Lande anrichte, so sei das nicht 
»eine Schuld. Von der Konföderation sei ihm bisher noch gar 
nichts vorgebracht worden, und was die geplante Defenaion der 
Stände anheknge, da könne er deren Zweck nicht gut einsehen 
und möchte gerne wissen, ob diese mit seinem Vorwissen, von den 
gesamten Ständen oder nur von einem Teile derselben ins Werk 
gesetzt werden solle. ') 

') LttndeiAicbiv, A. 4. 7, 

<) F«rdinftnd üo die Kftlholiken, 1619, Juni 13, Ebe&dn. 

»? J6J3, Joni 9, Kanpach, Con». UI, H. 396 r. 



287 



Zwei Tage darauf (Jani 11) begab sich eine sechzehngliedrige 
Deputation der Protestautoa znv Audienz und erklärte hier dem 
König, sie könnten von ihrem Beschlüsse der Konföderation mit 
den Bülimen, wie der Werbung eigener Truppen nicht abgehpo, 
doch bezeugten sie mit ihrer Ädelsehre, daß diese Defension weder 
g^egen das Haus Österreich noch znr Unterdrückung der Katho- 
liken gemtlnzt sei. sondern einzig und allein den Zweck veriblgc. 
sich und ihre Untertanen vor dt'tn im Lande herumliegenden und 
durchstreifenden schad liehen Volke zu. retten und den Untergang 
ihres lieben Vaterlandes zu verhtiten. *) Unwillkürlich drüugl sich 
hier wieder die Erinnerung an das mehrmals erwähnte Rund- 
schreiben des damaligen Erzherzogs Matthias vom 26. April 1608 
auft worin er sein Vorgehen gegen, den Kaiser rechtfortigte : die 
greuJichen Verwüstungen des kaiserlichen Kriegsvolkes haben sie 
/,iir Vereinigung der bedroht^^n Länder und zu ihren kriegeriscbeii 
Rüstungen veranlatit. -) In der Tat kann man sich das WUthen 
dieser rohen und — wus bei dem traurisren Stand der kaiserlichen 
Kassen selbst^'erattiudlich war — unbezahlten Soldateska nicht arg 
genug vorstellen, gar wenn in der kaiserliehen Armee, wie es 
bei der von König Ferdinand geworbenen der Fall warj ein ganzea 
Korps waschechter Kosaken diente. 

Die protestantischen Stände machten auch Ernst mit ihrer 
Drohung und nahmen die Werbung eines eigenen Volkes zur nicht 
geringen Beunruhigung der katholischen Stände ^) in Angriff. Da 
man nun zur Werbuug Geld benütigte, bo beauftragten sie ihre 
Verordneton, sofort 60.000 bis 70.000 Gulden aus der gemein- 
schaftlichen Laudschaftakasae »in Abschlag künftiger Teilung« 
fltissig zu macbeo. ') Die letzteren verständigten davon ihre Amts- 
genosst'U der Gegenpartei, doch diese erhoben Schwierigkeiten: 
ohne Kinwüligung ihrer Kärperschaft könnten sie dazu nicht ihre 
Hand bergeben,*) Die Sache ward also vor die katholischen Stande 
gebracht und diese lehuten das Begehren ebenso bliilieh wie ent- 
schieden ab. Da schon zwei Jahre, erklarten sie, kein Landtag ab- 
gebalteo worden, infolge dessen auch keine Bewilligung erfolgt. 



)} Ebenda. 

s> Siehe oben, S. 200. 

*1 RütboUach« Stände aa Tenlinand, 1619, Juni 13^ LindeBardiiT. A, 4. 7. 

<) 1619. Jani 15. Ebenda. 

*) Votv gleichem Datum. Ebenda. 



288 



sndem dn guter Teil der Kontributionen noch aasstAndig sei, di< 
Außkgen aber beständig fortliefen, so kUnne man tinmuglieh der 
Barbestande entraten. Der LandschaftBeinnehmer erbielt gemessenen , 
Befehl, keiner Partei separat Geld aus der Kasse au?»afolgt-*ti. *) 

Die katholischen Stande konnten so cntsrhiedcn auftreten, | 
denn kurz vorher, in der Nacht zum 13. Juni, hatte der Seh reckens- 
mann Thürn die Belagerung Wiens abgebrochen und den Rtickzng 
angetreten. Die andauernden Erfolge der kaiserlichen Waft'en auf) 
dem höhmischen Kriegsschauplatz hatten ihn dazu bewogen^), und 
nun konnte die katholische Partei orloichtert aufatmen. 

Mit der Verweigerung der zu den Werbungen erforderlichen 
Geldmiitel war es aber nicht abgetan, sie wandten sich auch an 
Konig Ferdinand und drilngten ihn zu raschen Gegenmaßregchi. 
Schrecklich hause das Volk der Rühmen in ihrem Lande und auf, 
die Katholiken oUeiü gehe das Verderben aus, denn es werdOj 
zwischen ihcen und den Protestanten ein »merklicher« Unterschied! 
gemacht. Der König, baten sie, müge unverzüglich den Landobersten 
vorfordem und die Defciision in Angriff nehmen, außerdem aher-, 
ihren protestantischen Mitständen deren ungebührliche Werbungen' 
auf das strengste untersagen. Gleichzeitig, aber in einer separaten 
Eingabe, betrieben sie das nun bald drei Monate beiseite gefletate 
Iluldigungswerk und baten Ferdinand, ihnen die vom Erzheraog 
Albrecht als derzeitigen Landesfürsten ausgestellte Volliiiacht. wcili 
an der gegenwärtigen Form die Protestanten Anstand nehmen] 
könnten, neu ausfertigen und den StElnden zukommen zu lassen,')' 
Solche Bitten lielSen sich hüren. Schon am nüchsten Tag (Juni 2l') 
erging ein Patent, das jede eigenmächtige Trupjjenwerbung streng- 
stens verbot,') Auch erhielten die protestantischen Verordneten denl 
Auftrag, die Stftude zur Anhörung der Vollmacht des Erzherzogs^ 
Alhrecht Imldigst einzuberufen.*) Doch wahrte man den friedfertigen] 
Charakter und verlangte von den Protestanten eine Antwort aul 
die letzte Erklärung der Katholiken vom 6. Juni.*} 



') Katholiaclie Stände aii die kutholincLen VerordneleD, diecfi an die tvua^ 
gcUachen YerardDütea. 1610, Juai lä. Ebenda. 
'•) Hu her, V. S. 126 f, 
') 1619, Juni la. Landosarchii-, Ä, 4. 10, 
*\ Ebenda. 

*) LandeftRrcliiv. A. 3, 17. 
■^j 1619, Juni 20 i,Qbexgebea S2}. L«ndoaardüv. A. i. 10. 



ä89 



Allein den Pffitestanten war der Boden in der Hauptstadt zu 
heiß geworden und sie griffen zu einem Mittel, das ihnen einmal 
schon gute Dienste erwiesen hatte: sie verließen Wien. Ihre Ver- 
ordneten, die zurUckblieben. rechtfertigten dem König- g-ew-entlber in 
einer weitlüutigen Schrift ihren Sehritt. Gerne würdrn wie. heißt es 
a. der Aufforderung zur Einberufung der liistKude nachgekommen 
in, doch konnten sie sieh nicht der ^irge ent?ehlagen. da LI die 
bwescuden ebensowenig eri^chienen, als die noch Anwesenden ihrer 
geringen Zahl wegen Besehlüose zu fassen in der Luge wären, und 
zwar aus folgenden triftigen Gründen. AU sie vor wenigen Wochen 
(Juni b) in der Burg bei der Audienz weilten, seien plötzlich einige 
Kompagnien Reiter in Karriere »mit aufgezogenen Rühren und zum 
Angriff gohürigen annis« in den Burghof eingeritten und dort bis 
zum Abend verblieben. Dieser unerhörte Vorgang habe bei ihnen 

!ein solches Militrauen hervorgerufen, daß die meisten ihrer Mit- 
glieder bald darauf Wien verließen. Man habe zum zweiten gesehen, 
wie sehr sie von ihren Widersachern bei Hofe angeschwärzt und 
wie übel alle ihre gut geraeinten Handlungen ansgelegi würden, 
ßie müßten zum dritten Bedenken trngen, hier in Wien zu er- 
«eheinen, das mit bo vielem aualftndischen Kriegsvolk belegt sei, 
andereeitö aber erforderten die »tyrannischen« Taten der kiinig- 
liehen Soldaten auf dem Lande ihre persönliche Anwesenheit zum 
Schutze ihrer Angehörigen und Untertanen. Zum vierten gäbe ihnen 
das friedhiissige und bedrohliche Vorgehen der Katholiken zu 
denken; so habe unUingat der Bürgermeister die evangelischen 
[ Bürger, die ihrer Religionsfreiheit gerafiß zu den Beratungen der 
^WStAnde gingen, »meineidige« Leute genannt und ihnen den Prozeß 
I gemacht. Zum fünften habe man ihnen die zu ihrem Schutze not- 
wendige Dofension durch Mandate verboten und tUe Konföderation 
übel gedeutet. 

Aus diesen und anderen Gründen hielten sie es daher für an- 
gezeigt, einen anderen Versammlungsort aU Wien zu wiihlen. wie 
ja die« schon oft geschehen sei. Zum Schluase versicherten sie 
ocbmaU, sie wtirden dort keinen anderen Zweck verfolgen, als die 
[acht des LandesfUrfttcn und das Gedeihen ihres Vaterlandes zu 
heben, und baten, man niüge ihnen die VoUmachtserkUlrung dea 
Erzherssogs Albrecht zuschicken. Würden alle diese Obstacula, er- 
klilrten »ie, au* dem Wege gerftuiut, das älißtranen gegen sie, daa 
fremde Krieg» volk beseitigt und ihnen gegen Iktc Lvco.iv^äXt^'^'KÄRtv 



290 

nichts zu^remutel werden, dann wollten sie sich wieder ohne jedi 
Bedt^nken nach Wien vor fügen.') 

Wieder wUhlten sie. wie vor eilf Jahren, das befestigte Stttdt»] 
ohen Horu -j zum Beratuugsort und schon in den nächsten Tagei 
war dort eine gar stattliche Anzahl versamiaelt. Am 5. und 6. Juli 
fanden «odann wichtigfe Beratungen statt. Es ward beflchlosaen, weil 
eich nieht alles -in publico* traktieren lieüc. ein Direktorium mit 
dem sttiudigen Sitae in Hörn einzusetzen, das alle zur Defensioa^ 
erforderlichen Anstalten zü. treffiän hahe. Zuerst wHren. um dem 
Morden und Brennen der kaiserlichen Söldni.'r zu steuern, HOO Mus- 
ketiere und 100 Reiter »zu einer eilenden Hilfe« gofoi't aufzu- 
bringen und von dieser Werbung der Künig zu avisieren. Man 
mUsse ferner zu Thurn senden, ihm die Landesnot klagen und zoJ 
ihrer Entschuldigung die »mancanienti- ausführen, deretwegeuj 
die versprochene Werbung noch nicht ins Werk gesetzt werdeQ] 
konnte, außerdem ihn fragen, ob sie aui' die von ihm im vorigen] 
Monat zu Hernais angebotenen 1000 Musketiere und 400 Pferde] 
rechnen könnten. Kcuerdiiig.s wurde die Resolution gefaJit, mit den] 
Katholiken sich nicht früher in einen Vergleich einzulassen, bevc 
sich diese nicht den ihnen zugestellten »Erläuterungen* ^.1 gemlll 
erklärt hntten. Mun könne aber doch, falls ihnen der Künig ihi 
Privilegien konfirmiere und ihre Beschwerdenabötelle. zur Huldigung 
greifen. Nach Wien aber könnten sie nicht eher kommen, bevor^ 
nicht beim König die Beseitigung der »Obstacula» durehgeseiÄt seLJ 
Zu diesem Zwecke sollte ein ansehnlicher Ausachuü, der auch glcicUJ 
ernannt wurde, an den Hof gesendet werden.*) 

Es waren also, wie man sieht, auch mit diesem iSchritt noch 
nicht alle Brücken abgebrochen; denn auch jetzt war es den Hörnern 
zunächat wieder nur darum zu tun. daß sie hei der bevorstehendeni 
Huldigung^ vor jedem Zwange geschützt, vollständig freie Hanc 
hatten, die nötigen Verbindungen mit den Konfüderierten ungestör 
unterhalten und so auf den Hof imd die Kathnlikenpartei den er- 
forderlichen Druck ausüben konnten. Unterdessen war der Huldi- 
guiigslandtttg — zum zweiten Mijle — einberufen worden, diesmal 



') 1619, Juni 25. LAttdesarcbiv LandtAgshandlna^eQ. 
") Siehe oben, S- 306 f. 
») Siehp oben. 8. 27» f. 

*) Undatiert, Wien. Hau*-, Hof- oad SUatcarcliir. öaterreiciiiMchf 
Xieder5«U-neicb, lü^. 



ib 



291 



für den 5. Jdi '); Ferditiftnd war cntschlosacE, die Huldigung vor- 
Annehmen, auch wenn die Protestanten dazu uicht ersehienen,^) Der 
Eröffnung des Landtages, die erst am 10, Juli stattfand, wohnte auch 
eine Anzahl Protestanten bei, die sich aber naeh der Verlesung der 
PropoBition wieder entfernten und erklHrten. darüber sejiarat be- 
raten zu wollen. Man versachte nochmals die Horner auin Er- 
scheinen zu bewegen, doch umsonst, Das Zust^indekommen der 
Huldigung wurde jetzt sehr energisch betrieben, und da Ferdinand 
leam Wahltag nach Frankfurt abreiste, so sollte an seiner statt sein 
energischer Bruder Erzherzog Leopold. Bischof von Paasau, der 
«ich schon eiuige Male durch öeine kraftigen Verwahrungen gegen 
jedes religiöee Zugeständnis bemerkbar gemacht hatte, die Huldigung 
entgegennehmen. Gleich eine seiner ersten Handlungen als 
Statthalter war jetz.t, dat^ er, die Differenzen unter der Wiener 
Bürgerschaft und die gefilhrlichen Zeiten zum Vorwand nehmend, 
die Ablieferung der Waffen und Munition anordnete und eine Kom- 
misfiion znr Hausdorchsuchung einsotÄteJ') Die Spitze war natürlich 
gegen die Horner gerichtet, um einem eventuellen Anschlag der- 
selben auf die Residenzstadt vorzubeugen, und diese erklärten darsaf, 
daß ihnen nun vollends die Lust nach Wien zu kommen vergangen 
sei. um so mehr ala die Ungarn, wie sie soeben vernommen, »haufeu- 
weiße« plündernd in ihr Land eingebrochen seien.*) In der Tat be- 
reitete »ich im Osten ein grolier Sturm vor und nur infolge der un- 
verzüglich in die Hand genommenen Abwehrmaßregeln veraögerte 
sich wieder die Erbhuldigung. Alf* sie endlich für den 2Ö. August 
angesetzt war, fand sich in Wien ein Ausschuß der Horner ein, 
dtT mit dem Erzherzog über die Bedingungen zu verhandeln hatte. 
W'orin diese bestanden, ist nach allem vorausgegangenen unschwel" 
ZV erraten. 

Zu oberst sreht natürlich wieder die Forderung: vor- 
Ivorigt' Bestätigung ihrer Keligionsprivilcgien, acht Stücke, und zwar 
<lie Religionsas^ekuration Kaiser Maximilians 11. vom 1 4. Januar 1 57 1 ^l, 
<lie Erläuterung dazu vom 19. März 1609^'), die landesfürstlichen 



•) Königliche» Dekfet, 1619, Jani 2ö, Lim4«iM-chir. A. 9. 

-) K-"j3Sg)ichc« Dekret, 1619. Juni 28. A. 3. 16. 

") 1BI9 Juli IH, Ebenda. A. 4. 10. 

•► 1619 Juli 18. Ebend*. t.Andt»ffihftndlung<fn 

*) Sielie oben, f4. 212 1. 

•) Bhht oben. H 21Ü r. 



20. 



VS" 



292 



Resolutionen vom 21. Februar 1610'), 30. April 1612'), 9. No-j 
veuiber 1618^) und 9, MJtrz 1619*), endlich die beiden Attesta'^ 
tionen der mftbrischen Gesandten vom Jahre 1009 ^t und des Pala^ 
tins vom Jahre 1610.*) Ihr Verlangen wird durrh eine grolie Liati 
von Verletzungen dieser Freiheiten eingehend beleuchtet^) Allein tiei 
ErzherzofT vertrat den Standpunkt, das seien »Privatbegehren«, die 
mit dem Erbbuldigungsakt nichts zu tun hatten.'') Vergebens beriefei 
sich die Horner auf die letzte Huldigung vom Jahre 1609, die and 
so lange aufgeschoben wurde, bis die Konfirmation der ReligionsH 
konzession erfolfjte.") Der Erzhorzn^ erklärte, nie habe vor der Hui-' 
digung' eine Bestätigung von Spewalfreiheiten. weder politischer 
noch religiüser. stattgefunden . dies sei das alte Herkommen.'*^» 

Daß vor lOOnnd raebr Jahren die stfindlschen Privilegien in genei 
bestätigt worden, das stellten die Horner nicht in Abrede. Da seH 
aber auch, meinten sie spitz, keinerlei Zweifel und Disputat eiopc 
fallen, man habe sie dabei geschützt und jede Verletzung ab^eatellt. 
Später haben sich jedoch die Verhältnisse geändert und sie sebeiii 
sich genötigt, auf die Öicherötellung ihres »edelsten Kleinodes« zuj 
dringen; denn auch Kaiser Rudolf habe ihnen ln77 vor der Erb« 
hukiigüng eine solche General bestfttignng gegeben, "i Die Gesandten' 
der Horner betrachteten ihre Mission als beendet und reisten ab. 
Nicht aU »Untreue und Üngehoream« möchte man es ihnen aus-| 
legen, baten sie, wenn ihre Prinzipale an dem Huidigungstiige nicht 
erschienen. Und sie ktimen nicht, als. der Erzherzog Leopold an»' 
10. September die Huldigung entgegennahm: außer den Katholiken 
hatten sich nur vier protestantische Adelige eingefunden.'^) 

') Hiebe oben, S. 227. 

*> Tgl.: Kftiipaeh, Cent III, S. 312 f, 

^) Siehe oben, S. 2hS. 

*) Siehe oben. 8. 272. 

») Siehe oben, S. 218. 

<^1 Siehe oben. S. 327 

^) 16111, Aaga«t 21K Landeinrchiv. K. r. t. I. Wien. ätAaUUfcbiv Ö£ter>| 
retcliiacbe Akten. Niederusterreich, 10 f*. 

^) Jfil9, September 1. Landesarchiv. A. 3. 20. 

») lül9. September 2. Ebenda. 

'") ItilÜ. September 3. Ebenln. 

") 1613, September 5. Ebenda. 

^^) Voa den zurHaldi^ung delegierten Vertretern derStSdte waren euiige luthe- 
' IJach: ewei vgti Krema, cwei voa Stein, einer von Langenloin und zwei *'Oii Percbtold*- 
n<|||sf, Düi Vexzeichnif der Iluldigeniien im Landesarcbiv, A. 3. 20, 



293 



Instwischen hatten sich auforhalb der Grenzen Niederüster- 
reicha Ereignisse voll weittragender Bedeutung vollzogen, welche 
die Homer auf der abscUüenigen Bahn rasch weitertneben. Am 
16- August war auf dem in Prag abgehaltenen Genorallandtag die 
Konföderation zwischen den Lündern der böhmischen Krone und 
den evaugelieehen Ständen von Ober- und Niederösterreich in aller 
Form geschlossen worden. Sie war ibrem Wortlaut gemäß gegen 
alle Feinde gerichtet, welche die Freiheiten der Stände, wie die 
Rsligion derselben und ihrer Untertanen antasten würden. Den 
katholischen Stünden wurde der Zutritt offengehalten und der 
Landesherr sollte bei der Huldigung den Bund bestätigen.') Dieser 
Schritt war nichts ungeheuerliches, wur er doch nur der formale 
Abschluß eines schon längere Zeit bestehenden tatsftchlichen Ver- 
hältDiäsea. 

Wenige Tage darauf aber, am 19. August, wurde König 
Ferdinand von den BCibmen feierlieh abge*^et7it und am 26. d. M. 
der Kurftirat Friedrich von der Pfalz zum König ausgerufen. Mit 
diesem Schritte war jede friedliche LtSsung der bühmischen Frage 
ausgcsclUüssen : nur die Waffen konnten da entscheiden, Dcreelbe 
Tag, an welchem der Pfkizer zum König erhoben wurde, brachte 
FerJinand eine neuerliche Überraschung und ernstliche Verlegen- 
heit' Bethlcn Gabor» der Fürst von Siebenbürgen, setzte sich von 
Klausenburg aus gegen Ungarn in Bewegung, auf dessen Anschluß 
t»r vermöge der hier herrschenden Gärung rechnen konnte. Tat- 

I sächlich wühlten den Fürsten die oberungariacheu Adeligen und 
Süidte auf einem zu Kascbau am 21, September abgehaltenen Tage 
la ihrem »Vorgeher und Verweser«. Die Kaiserlichen, auf den 
Kinfall nicht gefaüt, zogen sich überall zurück und Preßburg fiel 
am 14, Oktober mitsamt der Stephanakrone in Bethlens Hände. Hier 
in seinem Lager kamen die Führer der stftndiächen Bewegungs- 
partei Thtirn. Hohenlolie, Tschcrnembl und andere stusammen und 
faßten deji Beschluß, durch einen kombinierten Angriff der Haupt- 
stadt Wien sich zu bemächtigen, und zwar sollten dabei die böhmisch- 
mähriacheu Truppen von Norden, die Ungarn von Osten, die Öster- 
reicher von Westen vorrücken. Die Oberösterreieher, welche sich 
viel fruher und weit energischer auf die Seite der Gegner Ferdi- 
nands srestellt und ihren niederö&terreichischen Kachbarn ihr nn- 



Ritt«r, iJeuUchD i^etciiicfate. III, ä. 43^ 45, 



^94 



entsc-biedeneiä and saiun seliges Verhalten zum Vorwurfe maehteo, 
üherschritten am 13. November die Landesgreniseii und zogen längs 
der Donau gegen die Residenzsiadt. Sie hatten vornebmlich die 
Aufgabej "Wien vun Bayern lier jede Zufuhr abzuschneiden. 

Es war für die Sache Ferdinands von hoher Bedcatuug, dat^ 
es ihm in der Zwischenzeit gegluckt war, auf dem Wahltage durch- 
zudringen (Au^'ust 28), und er als Ohorhaupt des Deutschen Reiches 
Ton Frankfurt zurückkehrte. Sein Feldherr Buequoy wurde auf 
die Kunde von Bethlens Einfall nach Österreich zurückbeürdert 
und kam. von den Bühmeri unter Iltihenlohe nur sehr flau verfolgt, 
über Weitra und Hom glttcklich nach Lundenburg, wo er sich tuit 
Danipierre vereinigte. Ende Oktober traf er mit diesem vor Wiea 
ein. Die Operationen der Verbündeten gingen nur sehr langsam 
vorwärts. Erst gegen Ende November übersetzte das bübmische 
Korps die Donau, um mit Bethlen vereint gegen Wien vorau- 



I 



dringen. 



ä^^^ 



;| 



Am 27. d.M. stand dieser schon in Kaiser-Ebersdorf t nachdeiHi 
am Vortage Buequoy bt'i Brück zurückgcdrüngt hatte. Die Uberuster- ^j 
reicher lagerten zudieserZeit vor Melkt dieNiederösterreicberoperierten ^M 
ihnen von der Nordseite her entgegen und rückten mit einem Kriogsvolk ^ 
in der beiläutigen Stftrke von 3U00 Mann gegen die 8tadt Krems vor, 
die sie belagerten. Um die Sache der kaiserlichen Partei stand es] 
bei der entschiedenen Überlegenheit der verbündeten Truppen — , 
sie %varen gerade noch einmal so stark — nicht günstig. Wien, in 
das knapp vor der Zernierung der Kaiser, über München und 
Steiermark kommend, eingetroffen war, würde ganz regelrecht be- 
lagert und die Gefahr war groll, daU sie sich, von aller Zufuhr ab- 
geschnitten, hätte ergeben müssen. Da nahte auch schon die Rettung, 
und zwar von derselben Seite, von wo die grolie Gefahr gekommen 
war: von Osten her. Im Rucken Bethlens war eine Bewegung ans-1 
gebrochen, an deren Spitze sein alter Oegoer, der Graf Drugeth 
von Homonna, stand, und die Bethlen Kwang, die Belagerung auf- 
zuheben, und ao trat er anfangs Dezember den Rückzug an. Das] 
Gleiche muilten jetzt die Böhmen und Mähren tun. Auch die Ober- 
üsterreicher wurden auf die Nachricht von dem Anzüge der italio-j 
nisch'Spanischen Truppen, die Künig Pliilipp III. seinem kaiser- 
lichen Vetter zu Uilfe sandte, zurückberufen, Die kaiäerlichet 
Truppen hatten jetzt das Feld frei und rückten ihnen langsara aa^ 
die Grenze nach. Das Korps der Nioderüsterreicher hatte bei ihreraj 



d^ 



Herannahen diö Belagerung vuii Krems anfgefreben und sich nach 
Langcnlois zurückgezogen. ') 

Nach diesem kriegerischen Intermezzo tatc-n die Horner äo- 
wohl als die LandeÄregierunt; als ob nichts geschehen wäre. Die 
erateren schickten gegen Schluli de.* Jahres zwei Gesandte nach 
Wien, um Ferdinand ihre GlUrkwUnsche zur Thronhesteigiing zu 
tlherreichen. und der Kaiser gab ihnen in gnädiger Weise das Ver- 
sprechen, nichts gegen ihre Privilegien vornehmen imd für die Her- 
stellung der Ruhe sorgen zu wollen. Und wahrhaftig, die Horner 
htilten den triftigsten Grund, nicht alle Bande mit der Regierang 
zu zerschneiden; denn ihr llilfsgeauch, mit dem sich Hans von 
Kuefstein auf den Unionstag zu Nürnberg begeben, hatte eine nicht 
mißzüverstehende Ablehnung gefunden. 

Aber auch Ferdinand wußt»^ reeht wcilil. warnm er die Nieder- 
österreicher nicht als Rebellen behandelte, tlie sie ja doch seiner 
innersten Überzeugung nach waren. Um dies zu verstehen, muß 

seine damalige Politik ins Auge fassen. Ferdinands ganzes 
igen merk war auf Böhmen gerichtet. Daß dieses Land, das es 
gewag;t hatte, ihn abzusetzeii und den Pfälzer zum KOnig ausKurufen. 
niedergerungen und geztlchtigt werden mußte, darüber war er sich 
vr>n altem Anfang an klar, ebentsogut aber sah er ein. dali er all«?in 
diese Aufgabe nicht bewältigen konnte. Kr war also darauf an- 
gewiesen, sich Bundesgenossen zu suchen, und fand sie auch. Die 
habsburgische Monarchie bekundete wieder einmal die Macht der 
Ideen, die sich an ihren Bestand knüpfen. In dem Augeji blick, 
da sie in ihren GrnndveBten wankte, erstanden ihr im Reiche zwei 
mächtige Helfershelfer: der bayrische Herzog Maximilian, dem die 
Bewegung in seinem Nachbarland nicht gleichgültig tiein konntCj 
auwohl vom Standpunkt der Sclbstherrlichkeit als von dem der 
Religion, und als zweiter: der Kurfürst von Sachsen als Schutzherr 
der konservativen Interessen, der Erhaltung des Roichsbestandes 
und Friedens, zum gfolien Ted aber aus Ha(i gegen die calviiiischu 
Pfab. Ferdinand geizte nicht mit dem Lühii und teilte vom Keichsgut 
wie von seinen Erblanden mit vullen Händen aus: Maximilian von 
Bayern sollte Oberösterreicb, Johann Georg von Sachsen die Ober- 



') FriäP, Der ElafKlI der Ofaefruterreicbei in Niederes terreieh im Jahre 
1619. la. BUttcr des Vereint« fUr Land^iikqnde von Nicderdiiterteidi. XXllI 
(1809), 8. 171 f. 



296 



laueitz als Pfimdbesitz erhalten. ' i Ln dem Augenblick also, wo er 
zu dem großen .Selila;*e uusholtf und sich anschickte, den beiden 
Reichsfürsten ihre Vollmachten zur Unterwerfung Oberösterrdchs, 
bezieh ungö weise der Lausitz und Schlesiens auszustellen ^j. um dann 
selbst von Süden her in Bühmen einzurtlcken, wollte er den RUcken 
frei haben, und wie er aus diesem Grande den lustigen Siel)enbUrgvr 
P'Ursten Bethlen Gabor mit Oberungaru abzufinden geneigt war, so 
führte er mit den niederüsterreichischen Protestanten in wohlwollender 
Weise die Verhaadlunge« fort. IVenn es ihm g'elingen sollte, in die 
geschloasene Masse dea protestantischen Adels einen Keil zu treiben, so 
ivar für Ferdinand schon viel gewonnen. Die bevorstehende Erbhuld igmig 
bot die erwünschte Gelegenheit dazti. Ferdinand war nämlich mittler- 
weile Landesherr geworden, indem ihm am B. Oktober 1619 der 
Erzherzog Albrecht Osterreich abgetreten hatte-'); dementsprechend 
wurden sofort die nötigen Schritte zur Huldigung eingeleitet und der 
Huldignngslandtag für den 8. April anberaumt. Alle die dazu nicht 
erschienen, hieß es in dem Ausschreibungsdekret, sollten für un- 
gehorsame nnd untreue Untertanen angesehen und mit Gewalt dazu 
gezwungen werden.*) Dem Erzherzog Leopold war die Haldig^ng 
verweigert wurden; nun di'ängte sich die Frage auf, wie sich die 
protestantischen Stände zu Kaiser Ferdinands Aufforderung stellen 
würden. 



1 



Vm. Die kaiserliche Schlttßresolution vom 28. Mai 1620 tind 
ZerBpaltuug der protestantischen Stände; der eine Teil huldigt 
dem Kaiser (13. Juli 1620), der andere geht zum Feinde tib«r. 

Zunächst drangen die protestantischen Stünde wieder auf Be- 
stätigung ihrer Privilegien vor Leistung der Huldigung. Eine andere 
Forderung ging dahin, den Waffenetillstand mit Bethlen Gabor zu 
verlängern und die kaiserlichen Truppen aus Kiederüsterreich ab-j 
zuführen i April 3). Einer ihrer Äbgesandten,HansLudwigvonKuef8tein. | 
versüumte es auch nicht^ persönlich bei Hof in versöhnender Weise 



t> Ritter, Deutsche Geschichte, tll, S. 87. 
•) Dem n«rzog tod Büy^iTi (varde bI« am 17, Mai übersendet, dl« für ätn 
sKcbgifiChDii Knrflknten bestinimte Ut vom 22. April dntiert. Vgl.: Ebenda, S. 
^} LAndMBrdtlv. A. 3, 17. 
') 1619, fiaTtmhet 20. Ebenda. A. 3. ÜU. 




297 

einzuwirken. Der Kaiser möge, meinte er, seine Truppen an die 

steirisclie Grenze gegen die Türken senden^ die »Polaken« entlassen, 
dünn würden auch sie ihr Kriegsvolk abdanken und bei den Bühraen 
den Abzug zu erwirken iractten. Änch die Differenz zwischen dem 
Kaiser und dem Pfalzgrafen könne noch auf friedlichem Wege 
beigelegt und alles BlatvergieÜen vermieden werden. ') Doch Ferdinand 
ping auf das Bekehren der Horncr nicht weiter ein; das erate 
Mittel, dem Unwesen abzuhelfen, erklärte er. »ei die Leistung der 
Erbhuldigung. Die Homer konnten fUglich annehmen, dai^ das nicht 
sein letztes Wort war. Aber eines war dabei voraosgesetzt, daß sie 
alle Mann für Mann zusamraenstünden. und deshalb Uclien die 
in Hörn versammelten Deputierten an sämtliche protestantiaehei» 
Adeligen ein offenes Schreiben ergehen, worin sie dieselben von 
ihrem nnabilnderlichen Ejitechlusse, vor Abstellung der Beschwerden 
und Bestiiligung ihrer Freiheiten nicht jeu huldigen, in Kenntnis 
seteten und zn gleicher Htandhaftigkeit ermunterten.*) Selbst die 
vier katholischen Stände suchten sie in einer beweglichen Zu.scbrift 
für die Saebe zu gewinnen. Ein solches Ausschreiben zur Huldigung 
wie das letzte, sagten sie, welches kein Wort über ihre Freiheiten, 
dagegen die Androhung des Sehwertzwangps enthalte, wJlre noch 
nicht da gewesen, noch weniger hätte man freien Stünden undKdelleuten 
jemals zugemutet, eich ohne vorausgehende Verhandlung oder Er- 
innerung ao mir nichts dir nichts verschenken zu lassen.^) Man erwarte 
d^-rnuach von den Katholiken trotz ihrer derzeit noch bestehenden 
Differenzen, sie wtlrden, von derselben Gefahr bedroht, als gute 
Patrioten zugleich mit ihnen dahin wirken, daß vorher wenigstens 
alle ihre Freiheiten, religiöse wie pnli tische, bestätigt, die vielfftltigen 
Üravamina gilnzlich behüben, die von Kaiser Matthias zugelassene," 
nun erneuerte, den »kontinuierlichen« Frieden und Versicherung' 
ihrer Privilegien bezweckende Konföderation mit den benachbarten 
Königreichen und Ländern, »worin sie. wie sie hüHich hinzufügten, 
die Katholiken nicht ungern« sehen wollten, approbiert und dem 
Ivorderblichen Krieg, der wider der Stände Freiheiten, «allein aus 
»tiicher blutgierigen und hitzigen Ratsch lügen » angefangen worden, 



') Wolf, Geicbicbtliclie Bilder au» Österreich. I, 377, 

»> 1620, Ajiril 2, Kaupucb. lU. 8. 4C>.Tf. 

*) Ea üt das ein bemerkenswerter FkU, wie die IjmxdslMud« gegen die den 
ibaolmUtiftGlien Hegiierungen so greliinfigi^e Auffiunang des 8tuices als persönlicbos 
JtjfOBtnm de« Kürtteo Stetlung nebnien 



298 



ein Ende gemacht werde. Für den Fall aber, dalS sich die katbuUschei 
Stunde ihren Freiheiten zuwider der Huldigung fügten, da woUtei 
sie vor Gott und Jedermann feierlich gegen alles daransi entspringende 
Unheil protestiert hiibenJ) 

Bei der Eröffnung des Huldigongslandtages (April 11) fandet 
igich neben den katholischen St-Jinden die Homer Gesandten and 
außerdem 79 proteatan tische Adelige ein; man sieht ako, wie die, 
protestantischen Stände bereits in zwei Lager geteilt waren. Zunächst 
nahmen jene protestantischen Edelherren eine buchst reserviert« 
abwartende Haltung ein. und nach wie Tor hielten sie, auch beim' 
Empfang in der Burg, ihre St^paration von den katholischen StHtideo 
aufrecht; während nach der Empfangnahme der kaiaorlichen Pro- 
position der Landmarschall Graf Ursenbeck im Namen der vierj 
.Stände eine ErkUlrung abgab, sprach Paul Jakob von Starhemberp 
im Namen der p rotes tan tischen Stflnde, Doch zur selben Stunde 
wurde wiederum eine Annäherung vorbereitet: der Landtagapropositioi 
lag ein Dekret bei, worin Ferdinand den Landmarschall auffordert« 
alle Kur Beilegung der Separation erforderlichen Schritte zu tun.^)! 
Bevor von Seite der Katholiken diese Schritte eingeleitet wurdenj 
bemühten sich die in Wien veraammelten Protestanten, die Horner' 
zum Aufgeben ihrer Separation zu vermögen, und zu diesem Zwecke, 
begab eich in ihrem Namen Fernberger vom Rittcretand nach Horo^ 
Auf der anderen Seite waren die Gesandten der Horner in Wiei 
für das ZuBtandekomnaen des Friedens eifrigst tätig. 

Gegen Ende dfs Monates April trat die Einigungskonferens 
xusammen; es war schon viel gewonnen, daü ihr die Gesandten dei 
HoTner beiwohnten. Die Protestanten erklärten sich nur unter der' 
Bedingung zu einem Vergleich bereit, wenn auf ihr<i im Vorjahr 
gegebenen »Erläuterungen«^) eine zufriedenstellende Antwort erfolgte. 
Einige Tage später (Mai 2) gaben die Katholiken durch Karl FUrsteaJ 
Liechtenstein und Seifried Christoph Freiberrn von Brauner diei 
Erklärung ab: »Weilen Uns Unserm LandeafUrstcn vorzugreifen, 
weniger MatJ und Ordnung zu geben nicht geboren will, so erklären 
wir unn dahin, daU in allem dem, was Ihre kaiserliche Majestät als 
Lande»fürst ihnen in Religion ssachen und was zu Fortpflanzung 
guter Einigkeit gedeihen tut. bewilligen, wir in solchem sie dielüblicbeüi 

') 1620, April 4. LandesMchi^r. A. 3. 20, 
') Datiert vom '*. April. Ebenda. 
^) Siehe oben, S. 270 £. 



299 



Stünde Augsburger Konfession urperturbiert verbleiben lassen wollen, 
dea Versehens, sie werden auch ihres Teils sich gegen Uns ebeamJÜäig 
friedliebend erklären.« ^) Die Protestanteo fanden diese Erklärung 
noch dunkler und tjehaltloser als diL* vorjöbrige, and auch weitaus 
bedenklicher, insofern sie auf eine neue kaiserliche Resolution 
hinauslief, die ja gar nicht gesucht wurde. Es handle sich dofh für 
sie, sagte man, nur darum, ob man ihre alten Freiheiten anerkennen 
und sie dabei unbtjirrt lassen wolle, und so beschlossen sie, diese 
Erklärung nicht anzunehmen. Die Eimgungafrage ward also wieder 
bis auf weiteres eingesttdlt. aber infolge der Differenzen kam auch 
die Huidigungsangelegenheit nicht vom Fleck. Die Katholiken wurden 
wieder über das kostspielige Warten ungeduldig und betrieben die 
Inangriifnahme der Huldigung. *^) Daraufhin wurde diese vom Kaiser 
für den 1. Juni festgesetzt uud die Aufforderung daran gekntlpft, 
drei Tage früher sich in Wien einzufinden. Derselbe Befehl erging 
gleichzeitig an die Protestanten mit dem Anhange, da0 sie dann 
auch auf ihre Bittschrift eine Resolution eingehändigt erhalten 
wUrden.'^j Inzwischen war der nach Hörn entsendete Ritter Fern- 
berger zurückgekommen. Sein Bericht lautete nicht ungünstig: die 
meisten seien dem Kaiser noch treu ergeben und würden, wofern 
Uinen die BestÄtigung der Koufüderation und ihrer Freiheiten erteilt 
werde, zurtlekkehren. Auf das hin erneuerten ihre Abgesandten die 
Friedensvorsehlüge bei Ferdinand, namentlich Kuefstein, dem der 
Kaiser großes Vertrauen schenkte, trat dabei hervor. Aber mehr 
als die Anktlndigüiig, man werde ihnen eine Resolution erteilen, 
mit der sie zufrieden sein würden, erreichten sie nicht. 80 kam der 
für das Eintreffen der Stände bestimmte Termin heran, ohne dali 
die Horntir erschienen. 

An diesem Tage, am 28. Mai. kam nun die verbeiÜene Ent- 
scheidung. Sie wurde ausdrücklich als »endliche« bezeichnet und 
hat über das fernere Schicksal der protestantischen Stände entschieden. 
Der Kaiser erklarte sich hier dazu bereit, nicht nur den gc-amten 
Standen ihre Freiheiten und Gewohnheiten vor der Erbhuldignng 
ÄU IjestJltigen. sriridern auch die der Augfburger Konfession Zu- 
gettincn bei ihrem Religionsexercitium »so viel sie dessen vermüg 
der Conceseion im Gebrauch haben,« verbleiben zu lassen und sie 




«) LiBdw«rch»r. A. 4. S. K«ppnch, Com, III, S. 40Hf. 
') 1620. Mtii 8. Landesaichiv. A. 3. 20. 
h lfj20. JUi 13. Etiendn. 



800 



dawider nicht tarbieren zu wollen. Aber eines verlangte er! vorher" 

mußte die Konföderation mit den meineidigen Rebellen, überhaupt 
alle Bündnisse und Verpdielitungen auf|ere<^eben und widerrufen 
werden. Erst wenn diese Renunziation erfolgt wäre, sollte die Be- 
atütigung- der Freiheiten vor sich gehen. Zum Schlüsse wird die 
bestimmte Erwartuno'ausgesproehen, die evangelischen Stände würden 
mit Hintausetzung: aller ihrer Differenzen die zum Schutz des Laudeä 
erforderUchen Beratung'en anstellen, ihre Ausschüsse zur Vorbereitung! 
der ErbhukUgung deputieren und diese selbst Bodann leiBten. 
^vidrigen falls man gs'gen die Ungehoraum^en die fernere Gebühr in 
Obacht werde zu nehmen wissen. ') 

Das war in der Tat ein weitgehendes Zugeatündnis. und 
Ferdinand konnte sich erst dazu entsehließen. nachdem sein Gewissefi 
durch die Zustimmung des Papates Paul V. und seines Beichtvaters 
F. Beccanus beruhigt worden war.^) Die .Staatsraison hatte diesmal | 
über das Gewissen gesiegt, aber der Zweck wurde erreicht: es gab 
jetzt zwei scharf geschiedene Protestantenlager. Die kaiserliche | 
Entscheidung wurde den in Wien versammelten p rotes tantischeiii 
Ständen am 1, Juni erötfnet. Es galt nun die iSeparatisten zu gewinnen 
und zu diesem Zweck begab &ich ein sechsgliederiger Ausschuß au 
deren Versaninilüngsort nach Retz. Sie hatten nämlich zur selben 
Zeit (Juni 9) ans Besorgnis, von den kaiserlichen Truppen Uberfnlleu 
zu werden. Hörn verlassen und in der Stadt Retz ihrHauptiiuartier 
aufgeschlagen. Die dort tagende Versammlung falitc am 2i). Juni 
den Beschluß, die Resolution nicht anzunehmen. Nur dann wollten 
sie die Huldigung leisten, wenn der Kaiser die Konfüdenition und 
ihre Privilegien ohne jede Ausnahme »vollkommen« bcstiitjge und 
mit den Nachbarländern Frieden mache; wenn nicht, so uUll.»ten sie 
auf Mittel zur Erhaltung ihrer Freiheit denken. Aber schon zeigt! 
sich der Bruch innerhalb ihrer Partei. Wiibrend ein Teil darauf 
drang, den König Friedrich von Bübmen als Schutzherrn anzuerkennen, , 
wolhen andere — und dies war die Majorität — vorerst noch eine 
weitere Eutschließung des Kaisers abwarten: sie scheinen noch 
immer auf eine friedliche Beilegung der böhmischen Krise gehofll 
EU haben. Manch einer aber fand es geraten. davouKureieen und die 
Ketzer ihrem Schicksal zu Überlassen, 

'i Wien. Hau«-, Hof- uad Stiutearchiv. Usterreichische Akten. 106. — 
LuadeiarcMv. A.. 3. 20. — Londorp, II. 8. 31. 

-} Klo|»[(, Geschichte des BrAiQigj ährige d Kriägei. I, S. Ö»BC 



äi^l^Mii 




301 

Kuefstein nalira es nochmals auf sieh, die Sache beim KaiKer 

Izu vertreten und ihm persönlich die Resolution des Retzer Tages 
lu öbermitteln. Er trafam4. Juli in Wien ein. Die hier befindliehen 
Protestanten, an die er sich zunächst wendete, lehnten berRits die 
Geraeiuscbaft ab. Knefstein httttt' zwei Sehretben mitgebracht: das 

[eine w*r an den Kaiser gerichtet nnd enthielt unter anderem die 
um einen vierzehntägigen Anfsehub der lluldip;ung; da« andere 
an die Geheimen Rflte adressiert, gab ihrem Unmut über deren 
»hitzige RatsehlUge* in kräftigen Worten Ausdruck und machte sie 
für alles Unglück verantwortlich. 'k Doch diese Schriften hatten 
nicht den gewünschten Etfekt: der K^iiser war über die darin ent- 
haltenen > unziemlichen, groben und ungegrüodeten Anzüge* ent- 

[ttlBtet und fühlte sich durch die Zumutung, daß er sich von seinen 
Rjlten regieren lasse, persönlich beleidigt. Auf Kuefstein als Über- 
bringer entlud sich sein ganzer Unmut und er erhielt die Weisung* 

^fioch vor Sonnenuntergang die Stadt zu verlassen. ^j Mit MUhe und 
Not bekam er einige Tage Aufschub. 

Mittlerweile hatte Kaiser Ferdinand die t>tände zum vierten 
Ma.1 zur Vornahme der Huldigung einberufen nnd den 6. Juli dazu 
festgesetzt. Alle, die an diesem nunmehr unwiderruflich beatimmten 
Termin nicht erschienen, wurden nun offiziell für Rebellen erklJtrt,") 

.Man darf indes nicht glauben, daß die evangelischen Standemitglieder, 

[welche dem Rufe Folge leisteten — es waren vom Herrenstand 34. 
mm Ritterstand 41 erschienen') — durch die kaiserliche Keäolution 

JTora 28. Mai vollkommen befriedigt waren. Ferdinand hatte zugesagt, 
sie bei dem Religion sexerzitium, »so viel sie dessen vermög der 
mceHsioQ im Gebrauch haben«, verbleiben au lassen. Das war 
viel und wenig, je nachdem man die Koozesaion so auslegte, wie 
es die Regierung oder wie es die Stünde taten. Die im unausgesetzten 
hartnackigen Kampf mit Matthias errungenen Resolutionen, vor 
allem die Kapitulation vom 19. März 1609, hatten ja, wie wir uns 
KU erinnern haben, nur den einen Zweck, der Religionskonzession 
Kaiaer Ma.ximilians 11. die von den Standen gewünschte Geltung zu 

|ver»chaffen. War also Ferdinand bereit, diese »Erläuterungen' an- 
rkennen? 



') »6i»0, Juni 24. Raapach, Cont. IH, B«i1iig« Nr. 41 

»} 1620. Juli 9. LMdesarchir. Ä. 3. 16, 

>) 162Ü, Jnni 20. Landes^rehiv. Ä. 3. 20. 

*) Ihre Nomen bei; Londorp, II. png. 33f. 



ao2 



Drei Tage vor dem anberaumten Termin, am 3. Juli, tral 
die Stände altem Gebrauch nach zu einer Vorbesprechuiig Kusammenu] 
aber die Protestanten benützten den Umstand, daß noch wi 
Mitglieder eingetroffen waren, dazu, um sich wiedcTum aus demi 
Staub zu intichen. entsehuldigien sieh auch deswegen heim Kaiser. ')] 
Zwei Tage spater schritten sie aus demselben Grund um eineaj 
neuerlichen Aufschub ein.*') Ihren katholischen Kollegen gegentlberj 
deren Unterstützung sie »um mehrerer Freundacbaft, Lieb und] 
Einigkeit willen* anriefen, druckten sie sieh etwas deutlicher au$J 
Sie wollten vorher, erklürten sie. alles dasjenige bestätigt haben, 
•was sie in ihren Religions- und Gewissenssachen bei vorigen Kaisern ^J 
erlangt und was auch den Gerichten iutimäert worden«, aUo mit^f 
einem Wort: die KapitulatiunB-Resolution, und außerdem von den 
katholischen Ständen die wiederholt urgierte Erklärung^) erhalten. 
Als der Kaiser auf ihr Ansuchen nicht einging und erklärte, dall 
diese Woche noch die Huldigung vorgenommen werden mtisse, 
wurden sie auch ihm gegenüber verständlicher. Die jüngste Resolution 
vom 28. Mai, sagten sie, sei ihrem Inhalt nach derart »eonditioniert 
und restringiert«, daß ihnen, woferne es dabei sein Verbleiben 
haben sollte» ihre bis zu Kaiser Matthias' Ableben erlangten und 
den Gerichten intimierten Konzessionen entzogen wUrden. Vorher 
müßten auch unbedingt die DiflFerenzen mit den katholischen Ständen 
beigelegt werden, weil sonst wenig NütReu autn der Vornahme de 
Huldigung herausschaue. Mau erwarte endlich, der Kaiser wen!» 
sie mit einer solchen gnildigen Resolution erfreuen, dtiU sie diese 
noch vor der Huldigung den in Retz Versammelten zuaehickea 
könnten, und diesen so Gelegenheit geboten wäre, sich ebenfalls 
einzufinden. |) 

Ferdinand erwiderte: Über seine Reeolution könnten sie sich 
doch wohl nicht beklagen, da sie in klaren Worten besage. daU et 
die Stände der Augeburger Konfession bei der Konzession und ihrem 
Beligionsexercitium, wie er es »bei Ableben weiland Kaisers Matthiac« 
gefunden^ verbleiben lasisen und aie dawider nicht einengen wolle. 
Weil überdies nunmehr, wie er berichtet worden, eine gute Anzahl 
ihrer Standesgenossen eingetroflen sei und ihre Difl'erenz hoflentlich 



") 1B20, Juli 3, L»ade«ftrchir. A. 3. Iti. 

*) 1620, .Tüli 5. Ebenda. 

>) Vergleiche oben, S. 278 f. 

^\ l'bfrgebeii tm (i. Juli. 



308 

'bald, wenn es nicht bchon geschehen, ausgeglichen sein durfte, so 
süUten sie nicht Ifioger mehr zügem nnd sieh am 13. Juli zur 

fLeiölung der Huldig^uug, die nun schtin vier Monate ausstehe, ein- 
finden. Mit den ic Retz versammeUen Landesmitgliedern, die trotz 
aller väterlichen Äbraahntingen dort geblieben, die Rebellen zu ihren 

I Versomiulimgen ziehen, und die er nicht mehr &h Stände ansehen 
künne, wolle er nicht weiter mehr unterhandeln und ihretwegen die 
Huldigung verschieben. ') 

Bei dieser Rescdution fallt eines sofort auf: eie enthielt be- 

[«Uglißh der Bestiitigiing der Religionsfreiheit einen sehr bedeutungs- 
vollen Kommentar, indem nämlich jetzt Ferdinand ausdrtlckÜeh 
auch die unter Matthiiis erlangten Zagestündnisse hereinzog, über 

[welche die frühere vollständig geaehwiegen hatte. Mehr wollten ja 

^die protestantischen Stande nicht hüben und es hat seine gnte Be- 
rechtigung, wenn bei der Beratung tlber diese Resolution gesagt 
wurde, die in Retz Versammeltr.n h stten. wenn diese früher erfolgt 
wäre, ohne Zweifel ganz andere Beschlüsse gefaßt und keine so 
echarfen Schriften ergehen lassen. Trotzdem gaben die Protestanten 
jii.ich keine Ruhe. 

Zu unerwartet war ihnen das Geschenk gekommen, 

|tdd daß sie nicht, ohnehin schon sehr mißtrauisch gemacht, eine 
Falle vernvutet hatten. Um also vollkoramen eicher zu gehen, präzi- 
eierten sie iinchmnls die Bedingungen, unter welchen sie dem Kaiser 

[ohne weiteres zu huldigen bereit waren i Bestätigung aller ihrer nnter 
Beinen Vorgflugern bis zu Kaiser Mattbiais' Tude erlangten Religions- 
freiheiten. Resolutionen und Altestate, ferner die Versicherung, sie 
dabei au achützen. nicht dawider zu beeinträchtigen oder durch 
andere beeintrilcbtigen zu lasaen, wie die^ alles sowohl in ihrer 
Hauptschrift vom S.April-), als auch in der unlängst von dem Ge- 
sandten der Retzer überreichten Petition ausführlich enthahen war. 

"Wegen der noch fortbestehenden Separation der Katholiken und 
Protestanten, meinton sie weiter, könnten sie allerdings nifht gemein- 
schaftlich dif lluldjgungsvorboreitungon anstellen, sondern wollten 
dies Geschäft, da jene ohnedies bei ihrem Religionswesen nichts zu 
tun hatten, separat mit den Geheimen Reifen, beziehungsweise mit 

jXhrer Majestät selbst, abmachen und zu diesem Zweck einen Ans- 



'} 1620, .Juli 8. Raupaeh, III. 415, 
*) Vgl oln'n. S 2*M 



304 



schoß, »vier aas jedem Stand, also aus den drei politischpn Evaa-j 
geliselien zwölf Mitglieder« zu Hofe achieken. ') 

Wenn die Protestanten dem Hofe die gewiü einfache Reehuußf H 
3X4=12 selbst ausführten, so geschah dies sicherlich nicht aus] 
einem besonderem Entgregenkommen, das übrigens in diesem Fall] 
einer Beleidigung gleichgekommen wäre. Vielmehr wollten sie auf] 
eine feine Art die heikle und schwierige Frjtge beantwortet habea,^ 
ob die protestantischen Abgeordneten der Städte und Märkte al8< 
selbständiger Stand angeeehen würden und neben ihnen bei Hof er^ ' 
acheinen dürften — eine Frage, die schon, wie wir wissen, vielj 
Staub aufgewirbelt hatte. Von ihrem Standpunkt aus betrachteten sioi 
es im Sinne der Kapitulations-Resolution als selbätverständlich. daß 
die Vertreter des vierten Standes an ihrer Seite erschienen, darum 
vermieden sie eine direkte Anfrage, anderseits wollten sie dieselben 
doch nicht einer Zurückweisung aussetzen. Nimmt der Hof daranJ 
Än&toß, dachten sie sich, so muß er darauf reagieren; reagiert erj 
nicht und es erregt dann dort die Vertretung des vierten Standes* 
Ärgernis, so trifft uns keine Schuld : wir haben es ja dem Uofe 
gesagt. Aber der Hof ließ sich nicht ins Bockshorn jagen; er ver- 
stand recht gut, daß die protestantischen Stände bei den Huldigungs- 
vorbereitnngen die Religionsfrage aufrollen und dazu den vierten 
Stand heranziehen wollten, und erklarte daher ebenso fein und doch 
deutlich: »Weil sich Ihre Majestät bereits dermaßen resolviert, dafi 
sie sich vollkommen zu erfreuen hätten und weiter keine Tractatirm 
von Nothen sei, so lasse Sie es bei Ihrer den evangelischen 8t;(nden 
erteilten Resolution ein fur alle Mal verbleiben und erwarte, daß 
noch heute um 4 Uhr neben den Aussehüssen der gesammteu vierj 
Staude Hie ihrigen aus dem Herren- und Ritterstande bei Hofi 
erseheinen würden.«'-') 

Die Protestanten konnten sich auf dies Dekret hin keinem 
Zweifel darüber hingeben, daß ihre Wunsche abgelehnt waren. Ihr 
Sekretär Lehner begab sich alshald zn den Geheimen Räten und 
machte ihnen darüber Vorstellungen. Trautson erwiderte, er habe' 

t) Übergeben am 10. Juli 1620. Über alle diete *nf die Erlihntdigung b«- 
Biignehmänden Scbriften vergleiche das auardfaf liebe ProtakoÜ ■ Verlauf uad He- 
achreibnog, was xwischflQ llirer rCJinisch-kaiserlicbeEi Majestät und denen zu Wien 
Rtch befuudeDca Herren und LaDdletite& der A. C. znegetbnn, vor der £rbbaldifao|^ 
pro et contra ia Scbrifften geweslel worden«, LändesarciiiT. Ä. 8. U'k Vgl. 
KbevenhQller, tX, 1034 f. 

'> 1630, Juli 10. Landesarchiv. A. 3. 16. 



305 



allein liefeU von den Zeremonien zu reden, der vierte Stand habe 
I bereits seine Aasschüaee erwählt. Am Abeud achickte der Kaiser 

seinen Sekretilr Grupler zu Starkem berg, dem Wortführer der prote- 
L^stanti sehen Stände, und lieü ihm sagen, er habe sich >bei so lanter 
|Bsathegorice gegebenen Resolution* keiner weiteren DiftikultÄten ver- 
^Behen. Sie sollten morgen Samstag den 11. Juli um 8 Uhr Früh 
^^hre ÄtiBschUsae in die Burg senden und die Vorbereitungen zur 

IHuldifjung treffen, die auf jeden Fall, sie stellten isieb dazu ein oder 
glicht, am 13. vor sich gehen werde. Starhemberg erwiderte, er 
(Iferde den Ständen die Sache vortrugen. Wührond sie nun am 
lbl*?ondcu Tu^ darüber beratschlagten, lieiSeu sich bei ihnen die 
Beheimen R?lte FUrst Liechtenstein und Graf Trautson anmelden. 
Liechten.'^tein führte das Wort. In seiner Anrede gebrauchte er — 
Was den Ständen gleich angenehm anföel — auch die dem vierten 
Stande zukoiniiiende Tituhitur; »Fdrsiehtig und weise*. Der Kaiser, 
I meinte er. zweifle nicht, sie, die Stande, werden wohl mit seinen viel- 
filltigen EntsehHelJunpen zufrieden eein künnen. l^ie sollten doeh 
endlich einmal dtis Mißtrauen beiseite setzen, nicht weiter in ihn 
dringen and ihm zur Scharfe keinen Anbiß geben. Darauf StÄrhem- 
berg: Gerne würden aie zur Huldigung gegriffen haben, wenn sie 
^_liur des Ihrigen gentlgeiid viTsicherf sein könnten; aus diesem Gruud 
^fwAren aie eben im Werk, ihre Wünsche zu Papier zu bringen und 
noch am selben Tag durch die Gesamtheit der Stünde dem Kaiser 
I vorEUtriigeu. 

^^ Die Schrift, die nun im Namen der drei evangelischen Stände 

^fcertiggeatellt würde, zeigt, wie wenig sie geneigt waren, dem Kaiser 
' ViiUes Vertrauen xu schenken. Noch einmal wird, um allen MiÜ- 
^—yersttlndüisseu für die Zukunft vorzubeugen, ihre Auslegung der 
^Betzten kaiserlichen Resolntion haarscharf und umständlich vor- 
^Htetragen. Es fehlt auch nicht der feierliche Protest, daü sie sich 
^^^r den Fall, als ihren Freiheiten and Rechten Ȇber kurz oder 
lang« ein Abbruci» geschehe, durch ihre Erbpäicht nieht würden 
inden lassen. Zum .Scbluage erklärten sie nut Beziehung auf 
/iechtennteins Mahnung; Sie wUUten >«u gänzlicher AbschneiduDg 
ler schudlichen Diffidenz kein besseres und bequemeres Mittel«, als 
man ihnen »mit klaren, runden und teutschen undisputierliehen 
Porten gcbetenermaßen« entgegenkomme. ') Hierauf hielten sie um 
iGesamtaudienz an; doch es wurde nur ein Ausschnli zugelassen. 
"j Landetarchir. A, 3, 16. Rftupucb, Cont, Ilt, B«ll«^« t^t. V^. 



Jstirimcb 4. V. r. LindMkan'lp IMU. 



m 



rffita 



306 



So begaben sich denn nachmittags zwanzig Adelige ') mit die 
Schrift zu Hofe. Starhemberg überreichte sie Kaiser Ferdinand mit 
der Bitte, ihnen mit »klaren« Worten die gewünschte Versicherung 
ihrer ReligionsUbung nach der Konzession Kaiser Maxim iliana 
und der ErläutemngBresolution dos Königs Matthias zu geben, wora« 
der Kaiser folgendes ex tempore erwiderte: »Ich hab allweg gnädig; 
vernommen, was Ihr im Namen der anwesenden Stand, der Au^ 
burger Konfession zugetan, angebracht habt. Und soviel die Schri; 
belangt, laß iohs danait an seinem Ort beruhen. Das Exerzitium 
aber der An gshurger Konfession betreffend hab ich mich also heroiscl 
fürstlich und kaiserlich gnädip-st resol viert, dali eich die ötänd. de 
Augsburger Konfesaion mit Fug dawider zu beschweren nit Uraac 
haben sollen, in Erwägung ich sie bei dem Esercitio erinelter Koi 
feasion, aliennassen eie zu Kaiser Matthiae Zeiten gehabt, unperturbic 
verbleiben lassen will. Deswegen sie dann einiges MilJtranen in mii 
nit setzen sollen. Glaubt meinen Worten« — hier legte er die Han^ 
auf die Brust — >denJi ich ihnen alles., eo wahr ich ein geborene 
Erzherzog tmd erwählter Komischer Kaiser bin, gewiL'ilicheu halt* 
will, mich auch in einem und anderm gegen ihnen also erzeiget 
wie ein Vater gegen seinen Kindern, und bei ihnen leben und sterben 
will. !) 

Diese Erklärung wurde abends den im Landhaus Versam- 
melten referiert und darauf der Beschluß gefatlt: Sie wollten 
des Kaisers Worten nicht zweifeln und sich damit zufrieden gebel 
doch wäre er zu ersuchen, seine Erklärung Bcliriftlieh auafprtigel 
zu lassen, und zwar zu dem Zwecke, damit die Ferngebliehenei 
leichter zum Gehorsam bewogen werden könnten. Ebenso 
Ferdinand gebeten werden, nicht nur die Huldigung auf viereehl 
Tage zu prolongieren, sondern auch eine Amnestie, wie dies ants 
Matthias geschehen, zu erteilen. Noch am selben Abend brachi 
Starbemberg dies Begehren bei Hofe vor. Am folgendere Tag (Juli 11 
erhielten sie den Bescheid: Die schriftliche Ausfertigung werde ci 
folgen; in die Verlängerung des Huldigungatermina aber kOnne ni< 
eingewilligt werden, übrigens würden auch diejenigeii, die dennitlc 
nicht zugegen wären, doch spllter sich anmelden würden, jederj 
Gnade linden; die Arauestiegewährung wolle er in Beratung sichei 

') Di« Lisle in d«r fieilkg« 15 de« oben (8,304! frwnbnteti ProlokoU«. 
XiSsdMkrcMv. A. B. 16. 

'} Beilage >6. Ebenda, Vgl. Kanpach, S, 270. 



307 



Die protestantischen Stunde graben sich nunmehr zufrieden and 
I^Baiidten ihre Äusachüsse in die Burg, wo auch die der katholischeo 
Stünde anwesend waren. Was da noch zwischen jenen und den 
Geheimen Räten verhandelt ward, betraf nur mehr unwesentliche 
Punkte, wobei der Hof ebenfalls den Protestanten entgegenkaoi. 
Abends wurde der Beschluß gefaßt, am nächsten Tage zu huldigen 
^ dem Kaiser aber doch noch vorher den Inhalt seiner Zasagcn, 
in WL'lche ihrer Auffassung nach die Kapitulations-Resolution und 
die Attestate eingeschlossen waren, zu Gemüt zu führen. Das geschah 
auch. Bevor der Kaiser in den Stephansdom ausritt, überbrachte ihm 
Starhemberg ein diesbezügliches Memorandum, * Traut mir«, gab 
der Kaiser zur Antwort, »ich will Euer treuer Vater sein, bleibt 
Ihr meine treuen Kinder«. Hierauf vollzog sich die Huldigung untor 
den althergebrachten Formen. Es huldigten 19 Prälaten, 32 katho- 
lische Herren und 30 ßitter, 39 protestantische Herren und 47 Ritter ') 
oad 18 bürgerliche Abgeordnete. Gegen anderthalb Hundert prote- 
etantische Edelleute waren aiiegeblieben^ die Gesandten der Hörne r, 
Hans von Kuefstein und Siegmund Adam von Traun, sahen dem 
Zug von einem Fenster aus zu. Den nicht Erschienenen wurde eine 
Gnadenfrist von vierzehn Tagen gewahrt, ^) 

Es war die höchste Zeit. Wenige Tage darauf (Juli 24) rückte 
die Vorhut der bayrischen Armee in Ober Österreich ein, •■) Von 
einem ernsthaften Widerstand konnte bei den trostlosen Verhältnissen 
im Lager der böhmischen Armee keine Rede sein. Die Oherüster- 
reicher wurden zur Huldigung gezwungen und nun gieng es rasch 
auf Bühmen los. Die Schlacht am Weißen Berge (1620, November 8), 
die mit der schmählichen Flucht der böhmischen Truppen endete, 
besiegelte das Schicksal der stand ischcn Freiheit wie des Prote- 
stantismus. Schon vorher, unmittelbar nach der glUekHch bewerk- 
stelligten Vereinigung der Ligatruppen mit der kaiserlichen Armee 
bei Neupiilla (September 8), da man also schon mit einiger Be- 
ruhigung in die Zukunft blicken konnte, war das Strafgericht gegen 
jene Edelleute niedergegangen, welche die Huldigung verweigert 

>) Liste ebenda in ScUage Nr. *20. Die Angaben bezüglich der Proteat&nteo 
bei KbevenbllUer (AsQulei, IX, S, lOBtif.) andLondorp (U, 3.33) scImAnkeo 
cwiaehen 32—34 Herren und 38—42 Bittera. Vgl: Hittor, Deutscbe Geschicbte. 
lll, S. 101. Die Hamen d«r Katholiken bei RhevenhUUer (S. t0ß5). 

') KaUorliclie» Dekret vom 15. Juli 1620. 

^) Ritter. Deutsche Qeecliichte. Ill, 8. 97 f. 




308 



Imtten and mit ihren Truppen zum Femd übergegaBgen waren. 
Mit dem ersten Generale vom 12. September 1620 wurden 31 M, miti 
dem zweiten Generale vom 14, Oktober 35 Personen^!, darunter 
auch einige Wiener Bürger, als Rebellen in die Acht erklart uodj 
ihre Güter konfisziert. "M 

Das feierliche Gelöbnis, das die protestantischen Stünde dem 
Kaiser abgerungen hatten, war der Grund, dal! die nioder«5st.er-. 
reichiöcUen Adeligen in der Folgezeit in religiöser Hinsicht eine Aub-| 
nabmsstellung einnahmen: sie behielten ebenso wie die Schlesier, du 
man mit Rücksicht auf Kursjichsen sehonte. pereOnlich ihre Glaubens- 
und Gewissensfreiheit, wenn sie auch durch die mir kaiserlichem] 
Hefehl vom 14. September 1627 verfügte Ausweisung samtUcherl 
protestantischen Geistlichen und Seh ullchrer empfindlich eingcBchränkt 
wurde. *j Sollte der mit dem Landesherrn geschlossene Friede fürj 

*) Es waren die«: Heinritrh Mstthce Graf von Tburn, Oenrg AndreaB Frei- 
herr von Hofklrcheti, Ladwig and Mnrtia voo Starb emlierg, Witlielm and UmuJ 
Bernhard von Hofkircben, Georg und ErasmuB von Landau. AndroM der ÄltoreJ 
heiclmrd und Dietrich vop. FucheiniT Hans Bcrnburd von Künfkirchen, Uudolf] 
Murukscli^. Aüdrcais von Tboarlidl, Hana Andreas von ^tndel, Uang tieorg von 
Strein, Melciiior von Wnrmbraad, Georg £brenreich von Kogendart', Fraue Bcru-l 
htird von Thurn, Hiiob Georg* Ton Nejdeck, Andreas von Gera, Wolf $teg«rJ 
Wolf Chriitoph RUmer, Kaspir ArtstEltter. Matthias ron Woll£og:et], Han» Sebttsli&n^ 
Spät, Georg Chrifitoph Räuber, Helmbard und Karl von Friedeshaim, Leonhsrd to« 
Lembäilz, Zacliarift» Starker. 

-) Haau Witbelm Graf von Hardogg, Uam, Gottfried, Harttnitaa undl 
Andrea» der Jüngere von Pücheim. Wolf Jakob and Julius von Herberateiti, ' 
Rudolf Ton Groisj, Hana Dislaw von HeiQcinstein, Georg Ehretireich von PrTtüing, 
Hang von Scb&rfTeolierg;, Han« Maxiiriilinn und Hans Uelfreich van J5rger, R«in- 
bard von der Goltz, CkriBtoph VVe!/.er, Joachim Stockhorner, Melchior Khain, Josaa 
Hillebraad, fihrenreicb Ebranreitter, Otto t'riedncb Gejer, l'lrich Levssor, Hiuia 
Wendet Poiger, Georg Wo|>linger, Adam und Wolf Polani, Zacharia« t^cfaweinipeck, 
Qane Stoben votl, Georg Ebenbeigcir, Ilaltbusar von Pmck, Georg WeiCxtaeher» 
Josef Forest, Christoph Uaffner. P«ul Gold, Karl Sulibeck, Hans Georg von PemsdoHirr. 

*) Beide Patente im LandesorcbiT. (Kaiserliche Patente/I Voti iiinen ist bi«- 
hn nnr diu erste bekannt geworden. Von den licbetleu wurden £cbon iin fo)- 
g«oden Jahre nde pardonnitirt, die GUterkoDliBkatione& teiUveiie in Goldetrarea 
nmge wandelt. Von den proklamierton gingen ins Ausland: Andren« von Tlioarttdl. 
Georg Andrea* von Uofkirclieii, Ludwig von Htnrhembcrg. Jonas HilloprnnJ, 
Melehior von Wnrmprand, Frana Ikrnhard OrafThurn, Kudolf ilÄrakschj-, fUiren- 
reich Ebrenreitler. H<^llIlharti von Friedeshaitn. Georg und Ernsmui von Landau. 
Zacliarias Starrer, Karl Subbeck, Keinbard von der (Jolla, Wolf ChriBtojthj 
B^mor. — Diese auf die Rebellen bexUgliclien Akten bedaden sich im [iof kamnieriircliiT.J 

*) Hub er, V, 8. 242. 



309 



I 



Land einen bleibenden Wert haben, Ruhe und Ordnung der 
schwer erachlitterten Finanzen eintreten, dann galt es auch, daa 
friedliche Einvernebraen der beiden Ständefraktionen herbeizT) führen, 
die Arbeitsftiingkeit des Landtags, auf den eine Reihe der drin- 
gendsten Aufgaben wartete, wieder her zutatellen. 



^ 



IX. Gemeinsamer Landtag 1620—1621. Verhandlungen wegen 
Anerkennung der Kapitulations-Resolution und der Resolution 
vom 11. Juli 1620. Streit wegen des Hornerschen Schulden- 
wesens und Vergleich 

Der Landtag: begann unter keinen günstigen Auspizien. Als 
der Landmarechall am 17. Juli den Ständen im Landhaus die 
kaiserliche Proposition verlesen hatte, entfernten sich die proteätan- 
tiaehen Stände wieder und anstatt in ihre Beratung einzugehenj 
verfasaten sie eine Eingabe an den Kaiser, worin sie ihn am Ver- 
schiebung des Landtages auf zwei bis drei Wochen baten. Der 
Inhalt der Landtagavorlagen, meinten sie, wHre so wichtig, dali er 
einer reiflichen Beratung bedürfe, und »war womöglich im Vereine 
mit den katholiäKhen Standen. Da niUsse also vorher die Differenz 
mit diesen, ausgeglichen werden, zu welchem Zweck aie bereits ein 
Versichernngskouzept de non turbando verfaßt bUlten- Mittlerweile 
könnten auch jene Landher reti, die noch nicht gehuldigt, er- 
aeheini'n, ■) Ganz gerne, erwiderte König Ferdinand, würde er dem 
Ansuchen willfahren, aber die Zeit drünge: es mtlssten ohne Ver- 
zug die in Ungarn weilenden Gesandten der üsterreichischen 
Stände^) zurückbeordert und die Ungarn von ihren Feindselig- 
keiten abgebracht, ferner die von den Protestanten geworbenen 
Truppen von den Rebellen weggeführt und dem Kaiser unterstellt 
werden. ■') Aber die Proteatiinteu fanden neue Ausflüchte. Es sei 
wider die bisherige Ordnung, sagten sie, daß dem Huldigiingsakte 
gleich der Landtag folge, olinc vorher ausgeschrieben worden zu 
Bein; es sei auch inimer üblich gewefien, daß v&r Inangriffnahme 
der Proposition die Verordneten-Aratarelation und die Wirtschafta- 

*) übergeben am 17. JalL Lnudesarcbir. A. 3. lü. 

Über lien I#itndtag in Neiuohl unii die &e«cl].werdeii der iViterreiobipcben 
vgl : Harter, VUI, S, 382 f 
»■) 16S0, Jali 17. LAndegarehiv. A. $ 16. 



310 



Sachen, gleichsam der Schlüssel zu den Bewilli^tingeit, «'orgenommen 
wurden. Und ßchließitch wÄre ee erwünscht, vorher die Erledigang 
ihrer Beschwerden in Händen zu baben. ') Der Kaiser hohe dÄfüher 
die Äulierang der katholischen Stände ein ^), und diese beantragten 
jetzt ebenfalls einen Aufschub, und zwar bis Äum September. ') 
Denn auch bei ihnen war der beste Wille vorhanden, den Streitig- 
keiten ein Ende zu machen. Die protestantischen Stände hatten 
ihnen gleich zu Beginn des Landtages ein Vergleichs in atrument 
im Konzepte zukommen lassen. Darin bezog man sich auf die 
letzte Erklärung der Katholiken vom 2. Mai *\ worin sich die- 
selben dahin erklärt hatten, die der Augsburger Konfeesion 
zugetanen Stände, worunter auch die Bürgerschaft zQ verstehen, 
in all dem, was ihnen der Kaiser als Landesf{]rst in Religions^ 
Sachen bewilligen werde, unperturbiert zu lassen. Damals waren 
die protestantischen Stände von der Erklärung nicht sonderlich 
erbaut Weil ihnen aber jetzt Ferdinand die Religionsfreiheit in 
dem weiten Umfang der Kapitulation gewährt hatte (1620, Juli 11^, 
ao mußte diese nach ihrer Ansieht folgerichtig auch von den ^^ 
katholischen Ständen anerkannt werden. Die Katholiken glaubten Hj 
die anderen zufriedenzustellen, wenn sie die Erklärung abgaben^ 
sie wollten die Protestanten bei der kaiserlichen Resolution vom 
11. Juli 1620:') unperturbiert verbleiben lassen,") Das genügte 
diesen aber nicht; sie verlangten einen Vergleich auf Grundlage 
der von Seite der Katholiken am 16. Mai 1619 abgegebenen Er- 
klärung '), an der sie absolut festhalten müßten.') Erst als der^^ 
Kaiser selbst den Ausgleich in die Hand nahm und immer dringendera^H 
Aufforderungen an die protestantischen Stände ergingen, gaben ^^ 
diese nach und erklärten sich »auf diesmal« mit der vorgeschlagenen 
Vergleichftformel einverstanden, vergaßen indes nicht, nochmals zu 
betonen, daß unter der kaiserlichen Resolution vom 11. Juli die 
Anerkennung ihrer ReligionsUbang nach der Religionakonzessioi 
und der Kapitulations-Resolation samt den Attestaten verstandet 

>) 16^0, Juli 19. Ebenda. 

^) LKndesftrchir. Landts^ibKEdlnngcn. 

^) 1620, Jali 21, Luidesixchir. A. 4. S. 

*} Vgl. oben, S. tSS. 

») Vgl. oben, S. 306. 

*) 1620, Augast 29. LandeMrchiv. A. 4. 8. 

•) Vgl. oben, S, 278. 

*) 1630, Aagtut 31. Lftndefarcbiv. A. 4. 8- 



311 



N 



sei.') Nun konnte endlieh die Laudtagaberatung vor sich geben- 
Die Verbandlun|?en betrafen in erster Linie die Ühernahme des 
fitandiachen Kneg^svolkes in die kaiaerliehen Diensfe, am welche die 
Stande angehalten hatten, und am 18. Dezeraher konnte die de- 
finitive Antwort der Stände auf die kaiserlichen Forderongen er- 
folgen. ^) Bei den jetzt folgenden Beratungen über die Bezahlung 
tmd Abdankung des slilndischen Kriegsvolkes kam es zwischen 
den eben TersUhnten Stttndeparteieu zu neuen und langwierigen 
Auseinandersetzungen- 

Beide Teile hatten bei Ausbruch der böhmischen Wirren 
Trappen geworben und erhalten. Nun kamen die Protestanten und 
■Verlangten die Bezahlung der ihrigen ebenfalls aus der gemein- 
Hchai'tlichen Kasse. Das lehnten die katholischen Stände ab, und 
zwar aus folgenden Gründen; 1, War die Werbung des evan- 
geliselieo Kriegs Volkes wiederholt vom Landesfüraten durch schrift- 
liehe Resolutionen und offene Edikte verboten; 2. geschah sie zu- 
wider der von Seite der Protestanten nach dem Horner Aufstand 
vom Jahre 1609 gegebenen Zusage, keinen derartigen Krieg mehr 
zu fuhren; 3. hat diese Werbung das ganze gegenwartige Laades- 
elend verursacht, weil dadurch der Kaiser genütigt wnrde, allerlei 
fremde Truppen tns Land zu führen und hier aufzahalten; 4. lehrte 
der Ausgang, daß dieses Volk lediglich gegen den Kaiser und die 
katholische Religion geworben war ; 5. haben ihre Landesmitglieder 
durch dasselbe arg gelitten, sind viele Tausende ins Elend ge- 
stürzt und uiedergeraacht wordt^n ; 6. sind die Truppen schließlich, 
ungeachtet der Abforderung ihrer Bestallherren, ganz offen zum 
Feind übergetreten und haben vor Prag gegen den Kaiser ge- 

I fochten ; 7. haben die katholischen Stände dem infolge Boucquoys 
Bemühungen tu den kaiserlichen Dienst übergetretenen Oberst 
Traun die Soldrückstiinde beglichen und dasselbe ist 8. mit dem 
Oberst tJpät geschehen. 
Die Evangelischeu werden es also wohl begreiflieh finden^ 
daß sie in die Bezahlung einee solchen Kriegs volkea aus gemein- 
Rchaftlichcn Mitteln nicht willigen könnten. i5teta haben auch die 
l Katholiken diesen Standpunkt vertreten und sich ausdrücklich 
vorbehalten^ daß die Bezahlung der zum Kaiser übergetretenett 



1620, S«ptember ä3, 2b. EbendA, 
') Landesarcliiv, LuidtugsbaDdlungon. 







312 



Truppen vom Tage der Übernahme za erfolgen habe. Übrigfiöi 
müsse man annehmen, daß die Evangelischen das Geld, daa «ie! 
seinerzeit vermöge der Kaasedeklaration aus der gemeinschaftUclien 
Kassa behoben, ohuebin zur BezaJilang ihres Volkes aufwendeten. ')j 

Die Protestenten blieben dieser »mit scharfen Anzügen« er-l 
füllten Schrift die Antwort nicht schuldig, Ihre Werbunc;. führten! 
sie aus. sei gerade so gut im Interesse des Landesfürslen ver- 
anstaltet worden, wie die der anderen Partei. Dali man dabei selbst- 
ständig- vorging, daran sei niemand anderer als die Katholiken die! 
Schuld, weil sie sich trots wiederholter Aufforderung geweigert 
hatten, die verlangte kategorische Erklärung abzugeben. Machten 
die Katholiken ihnen den Vorwurf, daß ilnr Volk gegen den Kaiser 
und die katholische Religion geworben sei und den Anhängern 
derselben empfindlichen Schaden zugefügt hätte, so muCten 8ie( 
konstatieren, dajä auch sie durch das katholische und kaiserliche] 
Militär sdiwer gelitten, also die intentio ab offectu hinfiiUig sei. 
Der endliche Übertritt eines Teiles ihrer Truppen zu den Bohnienl 
sei trotz der Zurückberufung ihrer Befehlshaber ohne ihr Wissen 
und Wollen geschehen, und sie hätten sich deshalb auch beim 
Kaiser entschuldigt. Entschieden müsse man den V'orwurf zurticj^-j 
weisen, sie hütten aus der Landschaftskasse mehr Hierausgenommon^j 
als wozu man würe befugt gewesen: man werde beweisen^ daß sia 
diese Anschuldigung nicht vertiient hätten. Die Katkoliken möchten 
den Sehaden bedenken, der den Ständen durch weiteren Aufzug der 
Sache erwachse, die Verbandlungen nnverzüglich in Angriü' nehmen 
und alles ein »gemeines Werk« sein lasseUj widrigenfalls sie jedoj 
Bezahlung der katholiacheu Truppen sowie die vom Kaiser ver- 
langte Unterhaltung des Sehwendisehen Regiments und der drei- 
hundert Reiter verweigern müßten. ^) 

Die Protestanten riefen auch die Intervention des Kaigera 
In drastischer W^eise werden diesem die Konsequenzen vor Äuget 
gefuhrt, die eine Ablehnung ihres Verlangen» nach sich ziygeJ, 
Erstens einmal müßten sie dann darauf bestehen, tkiß ihnen voi 
Seite der Katholiken das ganze Geld, das diese zur Bezahlung ihr^j 
Kriegsvolkes bisher aus der gemeinächaftUchen Kasse genommen^ 
zurückerstattet werde, denn diese Kasse gehöre ihnen ebensogut. 
Dann sei aber auch eine Vereinigung der Ständeparteien, wie si< 

1} 1631, JSimer 19. Ludesarchtv. Ä 4. 8. 
^ 1621, J&DQeT 21, Landesuchir, A 4 2. 



315 



der Kaiser wünscht, ausgesclilossen und die notwendige Folge: 
vollstfladige Treaüang der Kasaeü. Sie müßten weitera verlangea, 
daß alle im Gühbuch eingetragenen Guter utid Gülten, die jetzt als 
dem Fiskus verfallen erklärt worden, so lange in ihrer Verwaltung 
blieben^ bis alle Schulden, alte und neue, abgezahlt würen, weil sie 
niclit einsehen, warum sie allein die Last tragen und die »eigent- 
lichen Ursacher* leer ausgehen sollten, daß ihnen die auf itrc 
eigenen Kosten angelegten Proviantkammern in Hörn und Ziaters- 
dorf zurückgegeben und 'sie in Zukunft von allen Zahlungen 
aut^h von der letzten Landtagsbewilligung, enthoben würden, 
weil sie dazu ünanziell einfach nicht mehr in der Lage wären. 
Nichts andere» als gleiches Recht verlangten sie, ') Der Appell hatte 
die Wirkang, daß der Kaiser beide Teile ermahnte, sich wegen 
<ler Bezahlung des evangehsohen Kriegsvolkes zu vergleichen, weil 
sonst er den Ausschlag geben müßte,-) Aber nur langsam gingen 
die Verhandlungen unter bestilndigem Feikchen von statten. '*) Ende 
1621 ward ein Interimsvergleich geschlossen^) und am 30, April 
1627 erhielten die protestantischen Stände 78.486 Gulden 2 Schillinge 
24 Pfennige ausbezahlt. Eine endgültige Regelung kam erst unter 
Vermittlung dea Hofes mit dem Vergleich vom 13. Juni IG37 und 
Lundtagsschiuß vom 15. Dexember 1G38 zustande.*) 

Danach hatten die katholischen Stände den EvaDgelischen 
54,000 Gulden aus dem pro 1638 gemachten Anschlag sofort und 
24.000 Gulden in den nächsten Jahren auäiauzahlen. Es dauerten 
aber die Korrespondenzen in dieser verwickelten Angelegenheit 
noch etliche Dezennien fort.') 

Der lanp"wierige Kassestreit konnte im We«;e eines gütlichen 
Ausgleiches erledigt werden» nicht so die Verordnetenfroge, deren 
Losung unter dem Druck der veränderten Machtlage im Sinne der 

') 1Ö31, rebfUftt 1-3. LftDdesttrcbiv. A. i. 17. 
') 1621, Februar ]6. Lfindesarchiv. A. 4. 4. 



*) Laut liceliQUQ^ ilor prutcätiuitiachen Stände hatteu sio 



IdOta iiuil 1^)10—1612 in die Hauptk&tee eingezahh . . 

1615-161« 

* Siunjua . 

Dagtgea lütten lic bis 3U. April 1620 enipffingea . . . 
Daher «Summa ibret Fordomiig^ . 



. 148 831 fl. IM?! 

. 34e.i&oa. 3^ es 



494.9B1 e. & p 3 $ 

4iJ4.g20fi. Igt 10 8 

a0.76lfl, 3ß 23» 

') 8l&ndfl hu Kaiser Ferdinand, 1321, Dezember IS. LandesarchJT. A. 4. 4. 

') LaDd«earchiv. A. 4. HG. 

"■) Vergleich vom HO. April 1671. Ebendn. 



314 

siegreichen katholiscben Stltndepartei den anderen aufoktroyiert 
wurde. Mit der Verordnetenfrage hing das geBamte Landäcbafb- 
wesen, das staatsrechtliche VerhöltniR zwischen Landesherro ond 
Ständen Kusamment 2U viel lag da im Spiele, als daß der Kaiser 
die Früchte der Schlacht am Weißen Berge ans der Hand ge- 
geben hfttte. 



X. Endgültige Regelung der Verordnetenfrage. E&thoUsiernng^ 
der ständischen BeamtenBchaft. Schlu£. 



Seit dem Jahre 1610, da man den Verordiietenstreit damit 
geschlichtet halte, daJ3 man sowohl im Herren' als im Ritterstand 
»auf diesmal« je einen Katholiken den zwei protestantischen Ver- 
ordneten zur Seite stellte, und somit die Zahl der Verordneten von 
eecha auf acht erhöht worden war'), halte sieh auch jetzt, nach 
dem großen Umschwung, nichts geündert. So wurden 1622 voia 
katholischen Herrenstand an Stelle des Freiherrn von Ursehenbeck | 
llanB Jakob Kuefsteiner und vom evangelischen Herrenstand an 
Stelle des Paul Jakob von Ötarhemberg Ferdinand Freiherr von 
Herberstein, ein Jahr darauf an Stelle des Siegmund Adam von 
Traun Gundacker Hans von Polheim gewählt.*) Es waren alsoi 
wieder vom Herrenatand zwei Protestanten und ein Katholik im 
VerordnetenkoUegium und nicht anders war das Verhältnis bei 
den Verordneten des Ritterstandea. ^) Nun wurde freilich diefies Miß- 1 
Verhältnis durch die zwei Verordneten des Prillatenstandes wett- 
gemacht, aber trotzdem war den Katholiken bei dem Verhaltnisse 
4:4 die Majorität noch lange nicht dauernd gesichert. Es ist unter 
diesen Verhältnissen mehr als begreiflich, daß da eine Änderung 
angestrebt wurde, umsomehr als jetzt ein starker Nachschub von 
katholischen Stttndemitgliedern im Gange war.'') Von wem die 
erste Anregung dazu ausging, wissen wir nicht; möglicherweise 
vom Hofe selbst. 

Vgl. obea, S. 237 und 249. 

'} LaDdHUTchir. A. 2, 4 — b. 

^) Hier kauen die Kwei Protest&alaii Christoph Lejuer and NikiM UitoifM', 
der dritte, Jobsnn Baptist Weber, nar Kntbotik. Ebenda. 

*) In den in politischer Hiniicbt tonsngebenden KerreBitand kAtnee f««t 
aoBScblieGlich ^utlKnder, und zwar tamtitt Homanen. Benondere grell tritt dleiM 
aneh anderwUrts vrfthrKunehmeiKie EncheinuAg (vgl. Zfthni Atifcata »Walach« 



315 



Am 4. Oktober 1623 verfalAten die katholiBchen Slflnde ein 
ausfuhrlicbes Gutachten^ »was Gestalt für d&R erste in dem nieder- 
Öaterreichischen Verortlnetenamt die Pnlaidiertiiig jederzeit bei denen 
katholischen verbleiben kann, zum andern, da (3 sie die majora. wie 
auch drittens die Bewohn ung allzeit im Landhaus haben, viertens, 
daß zu dem Einnehmeramt und der Buchhalterei katholische Per- 
sonen gebraucht und fünftens, daß ia allen anderen gemeiner Land- 
Bchaft-Diensten katholische Offiziere genommen werden mögen*. Die 
Begründung' der Notwendigkeit dieser Veränderung fiel ihnen nicht 
Bchwer. Wir kennen das Klagematerial zur GenUge aus ihren 
früheren Schriften. Mehr als vierzig Jahre, sagen sie, haben die 
Protestanten das Präsidium im Verordneten rat nnunterbroehen inne- 
gehabt und diese Stellung weidlich- an sgenntzt: Vom obersten Befehls- 
haber bis zum Torwart hinunter waren alle Angestellten des Landes 
Protestanten, Millionen gingen aus Landesmitteln für ihre Religions- 
zwecke darauf und bei der Eintreibung der Landesanlageu be- 
kamen die katholischen Herren den Unterschied der Konfession 
empfindlich zu fühlen. Solange die derzeit noch in t'bung stehende 
Altemiernng im Präsidium aufrecht bleibt, werden sieh diese Miß- 
stände ao oft wiederholen, als das Präsidium in die Hände der 
Protestanten kommt. Weil zudem mit diesem Wechsel eine Menge 
von Ungelegenheiten und Verzögerangen in der Erledigung der 



Gi«t9< )d: St^riacft. 3. 159) satBg'e, wenn man die Uate d^r unter Ferdmond II, 
aufgenommen OD Mitglieder durchgebt. 1620: Der ObeistbofmeUter JobAoa Chrietopb 
Freiherr von PtLar mit lieben VorwündtEin (Bcrgjuno), Wilbetm Graf von Wratii» 
!&w (Bitlicaen), Frit>drtcb Reicbtgraf Tun C&vriani (Mantaa), der Aracaftihauptm^nn 
Oilbort von Saint-Hi liier (Fiemont); 16^2: der Geheime Rat Jobann ßaptiat Web« 
(Öatorreich); 16^3: der Generalfeidze'Ugiiieieter Ernst Graf tod Montecuccoll mit 
seinem Bruder Uivrou^mas (Modena^ Graf Peter Strotcii {Florenz), Andresia Wll- 
belm ton Brandi» (Tirol). Karl Fuchs Freiherr von Fuobaenberg (Tirol); 1684: 
der OeneraJfoidwachtmeiiter Hudolf Graf von CoSloredo mit zwei Brüdern (Friaul), 
.Tobftnn Freiherr von Montricfaier (Schweiz), dJo Freiherren Kart und H&n« Jakob 
Ton KilÜ (Krain), Johann Baptist Freiherr Ton Verda (Görz), Max von Wald- 
•tein (Böhmen), Qeorg Kaspar Freiherr von Schrattenbacb (Öalerreicb), die Frei- 
herren Ott« Josef und Kart vöü Kirehberg (Österreich); 1626: Niklas von Oikfl- 
kowtes (Kroatien), Friedrich Freiherr von Attemi (Friaul), Bernhard Barbo (KraiD)^ 
Adam von Waldstein (B?Jhmoia) usw. Auch der Ritterstand wnrde gewaltig ver^ 
Millrkt, grßDteateiU durch i^egieruDgabeamte, doch amd hier die fremden Qe- 
sehleehter nicht auffallend vertreten, und hier erlangt auch noch at) und xu ein 

[Latheristifaer die Landtnaansoh&ft, so Siaitb«« L^bner {16241 und Hans Adiun 

|o«b«lhoT6n (162B). 



3ie 



AmtsgeechJtfte verbunden ist. so wäre es Sache des Lande^fUrsteoj 
hier einzuachreiten mid die Verfügung zq treffen, daß in Zukunft] 
die Katholiken das Präsidium ebensolange continue innehaben sollei 
als es die Protestanten gehabt haben. Von alters her, sagen sie weiter^ 
auf den zweiten Punkt, die Majorität im Verordnetenrat, übergehend, 
sind nie mehr aU sechs Verordnete gewesen. Nach einer Verftiguni 
des Kaisers Rudolf IL vom Jahre 1604 sollte in den beiden Adels-^ 
standen mindestens je ein Katholik sitzen. Wenn nun die Evange-J 
lischen des Herrenatandes im Jahre 1610 zwei unkatholische Ver 
ordnete wählten, so war das ein ganz geschüftsordnungswidri gel 
Vorgang, weil erstens der katholische Verordnete Khuen auf »oii 
Amt noch gar nicht resigniert hatte, aulierdeni die Wahl nicht durcl 
den Landmarschali ausgeschrieben war. Nur der kaiserlichen Inter-? 
vention hatten es die Protestanten zu verdanken, daß damals diese 
Wahl anerkannt wurde, doch mit dem Vorbehalt, daß auch die K^thr 
liken mit je einer Stimme ira Herren- und Ritterstand vertret 
sein sollten. Der Termin für die Gültigkeit dieses Übereinkommeni 
— vier Jahre — ist nun heute langst abgelaufen, aulierdem muß^ 
sirrh aber der Pröiatenstand, der nur zwei Verordnete besitz^ durch 
die Dreizahl in den weltlichen Ständen verkürzt fühlen'); es wird alao 
beantragt, den [Totcstantischen Ständen die kaiserliche Reeolutioi 
vom 7. Juii 1604 in Eriunerung zu bringen. 

Hat man diesen Punkt auegcfübrt, dann fällt es auch nicht schwerj 
möglichst viele Katholiken im Landhaus zu bequartieren, was ii 
diesen unruhigen Zeiten zum Zweck der Sicherheit unbedingt not-'' 
wendig ist, denn man hat ja gesehen, auf wen man sich verla«8eu 
künne. Den Abachlnß^des ganzen Werkshat dann die Katholisierung d< 
Kanaleipersonales und der IJefehlshaberstellen, die zum grol 
Schaden der katholischen Stunde und des Landea durch viele Jahre 
ausschlieülich in den Händen der Protestanten gelegen, zn machen.'^ 

Die katholischen Stände waren loyal genug, ihre Kollegen voi 
ihren geplanten Schritten im kommenden Landtag in Kenntnis xi 
setzen. Und zwar verlangten sie im Sinne ihrer wiederholten An* 
dentungen eine Reform des Kanzlei wesene, zu welchem Zwe!ck< 
noch vor dem Landtag gemeinsame Besprechungen gepflogen werdet 
sollen. Sie gäben eich auch, bemerkten sie weiter, keinem Zweif« 

') Tatnächlich T«rlaagteii »[läter die PrU&tea auab eineB dritten V'erof 
qetfini, Hofaciirift 1626, Xorember 22. LsadesaTcrhiv, A. 2. 3—5, 
•') Landeesrchiv. B. 3. 2?. A. 2, 3— ö. 



317 



hin, die evangeliscben Verordneten t^erden wiasen. wie eine ge- 
raume Zeit hindurcb bei der Besetzung der landschaftlichen Stellen 
die Katholiken »ganz and gar» prüteriert worden, and alle Aniter 
und Dienste, wie das ganze Landbaus in den Hunden der Prote- 

[stanten wären, daher es ihnen wohl nicht zu verdenken sei, wenn 
sie diese einseitige Administration ebensolan^' oder eine andere Ent- 

Isch^ldignng fUr sich in Anspruch zunehmen gedenken. Wenigstens 

|der halbe Teil der Ämter süllte in die Hände der Katbüliken ge- 

' langen. ') 

Die protestantischen Vorordneten erwiderten: Sie wüßten sich 

'keiner derärti^ren Andcatnitg zu eriimern, ebensowenig, daß auch 

tuöT eine Steile ohne Vnr wissen ihrer katholischen Kollegen besetzt 
worden sei. Vielmehr wird sich hcHnden. dal3 alle oder doch die 
meisten ihrer Beamten auch von diesen vorgesehlagen wurden, Das 

.war in der Tat richtig: aber um dieser Zwangslage in der Zukunft 
aus dem Weg au geben, war eben notwejsdig, daÜ die Katholiken 
im Verofdnetenamt die Majorität erlangten, und aaf dieses Ziel 
steuerten dies>o unentwegt zu, wflhrend die sebriftlichen Auseinander- 

[,Betzüugen wegen der paritflUschen Besetzung der Ämter, die e.l>en 
nur darauf vorbereiten sullten. ihren Fortgang nabinen.') 

Der entßcheidende Sehritt dazu erfolgte im Landtag des Jahres 
1624. Hier wurde, wie da» Üblich war, durch einen AusschuLi eine 
Instruktion fUr das Verordnetetiamt ausgearbeitet. Sie enthielt gegen- 
über der früheren wesontHche Neuerungen, Unter anderen war sie 
für die künftigen »sechs Verordneten, au& jedem -Stande zwei«. 

[nusgesteUt. allerdings war der Zusat;; dabei: »Im Fall eich auf 
frenndliche Unterredung beederseits Religion und Confes&ion 
lübUche Stünde dahin vergleichen können,« Nun mit dieser freund- 
lichen Unterredung ging das Werk nicht gut weiter. Die neue Amts- 

linstruktion enthielt aber auch einige Punkte, die auf den Wideretand 

"der Verordneten und einzelner Stilndernitglieder ohne Unterschied 
der Konfession stielW-n.^) Unter solchen Umständen konnte sie, in 

*) 1623. Dexeinber H. Litodeiucbir. B. 3. 27. 

^ Kaili«nk«a iLU diö GviiBgoHtclieQ. I@S<f, Desauber 20, — KvaBgeljtehe 
an iliD KuihoUkcn, 1624. Februar L Laudeurehiv. A. 4. 2. 

') Kamentlieb flel ihnen betchwerlich. daß sie von nuo :in auflbre lüstrak- 

ttion b^^idt^t werden eiilltt-n. und «le to cmca acisg-esprochenea tieniutencharKkter 

bekaincLt. In äem f.htrAnieat* sahen sie cid Zeichen de» tMißtraiiens', dat tit a,lt 

»ehrlieb«nde, j^eivigitenbiirte LasdesmiCgEieder« nicht verdient hüCteti. Verordaete 

(»n Stftnde- 1627, M»r» II. Landetarchiv. A. 2. 3— ö. 



318 



manchem modifiziert, erst zwei Jahre spnter, im Landtag von 1626 
den drei Ständen vorgelegt werden J) Die Reduzierung der Zahl 
von acht auf sechs, womit den Katholiken die Majorittit endgültig 
gesichert war. wurde auf eine Weise begründet, die nuf alle Par- 
teien zu allen Zeiten Eindruck zu machen geeignet ist: es ward« 
unter Hinweis auf die schlechten Zeiten die Notwendigkeit von Er- 
öparungen ins Treffen geführt. Trotzdem waren damit die Prote- 
stanten nicht einverstanden und leisteten kräftigen Widerstand. Di 
Landtag wurde geschlossen, bevor über diesen kritischen Punkt ein 
Entscheidung getroflen werden konnte. Erst im nächsten Land* 
tag von 1627 wurde die neue Ordnung den Verordneten intimiert-) 
und einige Tage später entgegen den Vorstellungen derselben als 
vollkommen beschloasene Tatsache bezeichnet.-') 

Die protestantischen Stände beschwerten sieh deshalb bei 
Kaiser Ferdinand, Die frühere Ordnung könne vermöge der aus- 
drückliehen Bestimmung des im Jahre 1610 geschlossenen und vo: 
Kaiser Matthias ratifizierten Übereinkommens — dasselbe soll 
danach so lange in üeltung bleiben, »bis sieh die Stünde beid 
Religionen eines anderen vergleichen werden« — nicht ohne gege: 
seitiges Einverständnis, nur auf dem Wege eines gütlichen Ve 
gleiches umgestoJJen werden, und darauf gestützt habe man in d 
1624 verfaßten und 1626 revidierten Verordneten-Instraktion dei 
entsprechenden Vorbehalt hinzugefügt. Also durch eine freundliche 
Unterredung, nicht aber, wie dies hier geschehen, durch Stiinmen- 
mehrbeit künne man einen Vergleich zustande bringen. Der Kais 
wird daher gebeten, sie bei der Handhabung der alten Ordnung 
ilitzen. M Ferdinand gab dieses SehriftstUck dem LÄndmarscb 
br Berichterstattung.*) 

Der Landmarschall Graf Hoyos äußerte sich darauf: M 
habe mit Rücksicht auf die großen, durch die Kriege verursachten 
Auslagen, das »abge würdigte« Geld') und die große 8chuldeal 

') Der Entwurf ist vom H*. Juni 1626 datiurt. L%Ddea»rchir. A. "i. t. 

-) Dekret vom 3. Mätz 1627. A. 2. 3-5. 

') 1627, März 2(>. Ebenda. 

*) Prisentiert am 31. M&r* 1627. Ebenda. 

') 1G27. AprU 10. £b«ndft. 

't In dor AnascbuQcrledigiin^ des KUter^tandes über di« VerordneteB^Ai 
retatioa vom Jihre 1627 wird über die Einfuhraog der langen Mftox« gokl« 
doi dl« Stünde tTeffeüd» Schaden mit 1,667.141 fl. bmsifTsrt. 



1 

nd^H 



319 

alles in Bewegung gesetzt, um ihren traurigen Finanzen aufzu- 
helfen, und da haben es im Juni des Jahres 1 624 die Stände beider 
Religion für gut befunden, die Anzahl der Verordneten auf Bci'bs 
zu reduzieren. Die Zusatzklausel in der neiaeji Instruktion habe man 
aus dem Grunde eiügefllgt, weil man primo intuita glaubte, die 
«vangelisehen Stande würden in der Reduktion der Verordneten zahl 
etwas ihrer Religion prUjudizierliehes sehen. 

Im Landtag des Jahres ] 626, wo man die ganze Angelegen- 
heit nochmals reiflich erwog und durchbesprach, sei dann geltend 
gemacht worden, dali diese Verordnelenanfrelegenbeit ab reine Wirt- 
scbaftasacbc, mit der Religion gar nicht in Zusammen bang stehend, 
aufzufassen sei, und daraufhin sei denn der neue Instruktions- 
entwurf von den Stflnden per majora akzeptiert und unterfertigt 
worden. 

Durch ein ihm unbekanntes Versehen aber sei die Klausel^' 
■die doch nach dieser Unterfertigung gegenstandslos geworden war, 
wieder aufgetaucht. In dem gegenwärtigen Landtag habe man dann 
Ijber diese ganze Angelegenheit neuerdings debattiert und sie. als 
es in dem dafür eingesetzten großen Aussehuß zu keinem Vergleich 
kam, wiederum vor das Plenum gebracht. Er, der Landmarschall, 
habe nun hier, in der Sitzung vom 19. Februar, den Ständen die 
Frage vorgelegt, ob sie es bei der neuen Instruktion verbleiben 
la^en oder eine Unterredung anstellen wollten. Daraufhin haben 
sich 25 für das erste re, 15 für das letztere entschieden und bei 
diesem Schluß iet es auch geblieben, trotzdem sofort im Namen der 
evangoliachen Stände Ferdinand Freiherr von Herherstein und 
später ein eigener Ausschuß dagegeo protestiert hat. Die Sache kam 
wieder in die Sitzung vom 25. Februar und hier wurde die Unter- 
redung neuerdings mit großer Majorität (25:5) abgelehnt, worauf 
dann der Beschluß den Verordneten intimiert wurde. Der Kaiser 
sehe also, daß ganz der Ordnung gemäß vorgegangen wurde, und 
möge ihneu dazu verhelfen, daß sich die Protestanten diesem 
Schlüsse fügen J) 

Die Beschwerde der protestantischen Stände hatte nichts ge- 
fruchtet, Vom Jahre 1627 angefangen finden wir nur mehr sechs 
Verordnete und so blieb ea bis zur Aufhebung der atandisehen Ver- 
fassung im Jahre 1848. Wenn auch noch lange ein oder der andere 



<) Pr&ieDtUrt lun t6, Aptil 1627. A. 2. ä— 5. 



320 



Anhänger der lutherischen Konfession im Verordneten rat sali') 
mit der Führerschaft war es vorbei. Offiziell gab es nur V'^erord- 
nete des Prälaten-, des Herren-, und des Ritterstande», keine Ver^ 
ordneten der evangelischen Stfindi'. Wenn &ich trotzdem fast bis 
ans Ende des XVII. Jalirhunderta (i671j die Formel findet: »Wir 
endsanterschriebene der löbl. n. ü. A. C. und teils katholischer Re- 
ligion zngethanne Stand Verordnete und erkieste Ausschuß* ^). und 
diese Bezeichnung auch in den vom Hof ausg^egangenen Zusehriften 
angewendet wird, so bezieht sich das nicht auf das Verordneren- 
koUegiura. sondern auf die im Jahre 1616 znv Ordnung »des Hor- 
nerischen Schulden Wesens* eingesetzte Kommission. ") 

In diesem Zusammenbang steht jedenfalls die Tatsache, dtili 
auch nach der Durch fuhrung der Restauration in offiÄJellen Akten- 
stücken ei|]fene Beamte der evangelischen Stände ^i, ja noL'h in den 
achtziger Jahren des XVU. Jahrhunderts eine eigene Registratur *> 
derselben erwähnt werden. 

') So wurde gleiek 1628 der Protestant Paiil Jbkob 1,11) von Sterheinborg 
fv|^l. Über ihn: A. Majrer, Dfis Arcbiv und die H«gistra.tur der nieder^sterreiciii- 
Beben Strinde, .S. 25) zum Verordneten des Ilorrengtundea g;ewkkl(. Von 1G42 bi* 
IB&U linden wir im Ritterstand den FrotCBtanten Chri«to]ilj Adam Geyer, der bei 
seiaem Abgang von den Ständen ob seinss irUbmlichat gelragenen AmteR« belobt 
wnrd«. An seino ^Stelle rtlckte wieder ein Protestant, Ferdintiad von Motiuoreld, , 
und erst als er 16äl auf icio Amt resignierte, interTcnierte der Hof ttnd gab mit' 
Dekret rom 25. Juni seinen Willen IcQnd, es solle die erledigte Stelle wie b?im 
H«rren»taud mit ciinam kätbotiachen Landesmitglied besetzt werden, ohne iod«0 
dem RitterstB.nd aa «einer >gLibräuchig<<n« Wo-hl etwas zu benebaicn, lifii d«r< 
Wahl fielen 17 Voten äuf die VVioderwiiUI des Hohenfeld. 21 auf Hana Ernst voa 
UtltKeaberg, Der Land -LlDtermarRcball teilte das Keaultat dem Kcucer Kerdinaiidlll. 
mit nnd erbat aich die Weisung', Dnraur erfol^rte am B, Juli iit Beiotutiou; Man 
habe bezDgticfa des Hohonreld kein Uedenken, ida man mit meiner biabcrifen Be- 
dienung Kufricden, nacbdem aber »onstou des Landes ^'utz und I. MaJ, DieuBt er- 
fordert, daß auch anjetzo bei dieser gegenwärtigen Occasion die erledigte Sletla 
nilc einem kathüliachen äubject besetzt werde«, ao tuüge der Landuntermargchall 
darauf beducbt sein, dois der Sehluü den »ergangenen« Stimmen nacb gemacht 
werde. Hierauf wurde Häta^enberg initalliert. (L&ndeiarchir. li. I. Verardnete, ) ^ 

^) Landcaarchiv, A. 4. 3ti. 

3) Vgl oben. S. 2i3. 

*) tio Michael Kingbamtnet, Sekretür der evaiig«Ut<;ben .Stande (^1636). Lande«- ^ 
arehiv. k, 4, 36. 

'1 In dem An^achuPg-atachten Ubar die Amtsrelation l(i!^0 8] wird noter! 
P, 11 der Syradikua beauftragt, nAchxn»ebeaj ob nicht io der Kegistratur der Sliind»^ 
Augaburger Konfe«s>c>n Platz zur An&ahme vaa Akten dea RaitkoUeginms vorbmn- 
deo w&io. Landeoarcbiv, StäfidcpiotokoU« 1661— 1666. 



321 



Naclidem die Verordnetenftag-e zu Ungunsten der Profeataiiteii 
gelöst war, lieU die Katholisierang des stäDdlschen Beamten perso- 
nales nicht lange auf «ich warten. Mit Dekret vom 19. Juli 1628 
gab Kaiser Ferdinand den Stauden bekannt, daß er die für die 
Bürgerschaft Wiens verfügte Keligionsreformation auf alle dur 
Landschaft mittelbar oder unmittelbar unterstellenden Beamten aus- 
gedehnt haben wolle. Er befehle daherj daß die Verordneten allen 
Unkalholisehen einen 'gewissen und kurzen Peremplorl-Termiti« 
stellten, bis zu welehem sie »ich Kur katholiäcben Religiün zu be^ 
kehren hinten, widrigenfalls sie entlassen werden sntItcQ.') Die 
Stände beeilten sich nicht. mit der Ausführung dieses kaiserlifrhen 
Befehles, offenbar weil sie die Beamten nicht entbehren konnten ; 
daher wenige Wochen darauf eine neuerliche Aufforderung vom 
Hofe erging.^} Erst jetzt wurden alte protestantischen Beamten vor 
die Verordoeten gerufen, ihnen die Resolution vorgehalteu und ein 
Termin von drei Monaten gesetzt. Einer davon, der Sekretär Daniel 
Walthen scheint deshalb beim Kaiser Vorstellungen gemacht zu 
haben, denn ein kaiserliches Dekret vom 12. September 1Ü2S gilit 
den Verordneten zu verstehen, daß man nicht gesonnen sei, von 
dem Sekretär in dachen, »ao immediate ex arbitrio principis de- 
pendieren». irgendwelche Kondition sich »fürschreiben« zu lassen, 
und datl dieser ebenso wie die anderen Beamten, die sich nicht 
während der drei Mun&te in, reli^ciune cathulica informieren luäaen 
wollten, zu behandeln sei.-') 

Die schriftlichen Erklärungen, die nach Ablauf des Termines 
von den Beamten einliefen, waren durchaus nicht befriedigend. Mau 
erkannte auch recht wohl, dati die plütKlicht.' Entlussung so vieler 
und auf deu verantwortungsvollsten Posten betindlicben Personen 
ohne cuipfindliche Störung des Amtsbetriebes unmöglich sei, und 
so Iteü sich der Kaiser dazu herbei, daß den Kentnieistera, Konzi- 
pisten. Registraturen und KanKleipersonen, wie auch den Viertel- 
medicis, Apothekern und Barbieren der Terrain auf nächsten 
Frühling, dem Einnehmer, dem Gegenschreiber und Buchhalter 
aber, weil ihre Rechnungen vor dem L Mai nicht abgeschlossen 
werden konnton. bis zu diesem Tage erstreckt werde. Df.tch sollten 
sie mittlerweile »die katholischen Predigten fleiliig besuchen und 

() LdMidüBsrcliiv. B. 3. 27. 
<) 16^8, Augu»t 5. £beada. 

Jaliibneli li. V. f. I,*fidto> iijndit, i$0$. ^V 



322 



hören, auch andere der geistlichen Pereonen Vermahnaugeu und 
Informationea in Religionssachen nicht ausschlagen. Bündern die- 
selben mit emsigem Eifer freqnentiereti und annehmen.« ') Ein Vei 
ordnetendekret vom 3. Mäi'z lti29 verfügte, dali die Beamten nocl 
vor Ablauf dieses Monates ihre endgültige Erklärung vorzulegel 
hätten. 

Für den 19. Mai v^urden dann alle Beamten, die sich noci 
nicht da^u bereit erklärt hatten, sich unterweisen zu lassen, vorg« 
laden. Aber trotzdem die Verordneten dem Hofe versicherten, dt 
jetzt alle Akathoüken entfernt oder znm KatholizismuB übcrgeti'erfi 
wären, mit Ausnahme eines einzigen, des Buchhalters Leopolc 
Schnitzer^ für den sie bisher ungeachtet aller Bemühungen keinei 
Ersatz gefunden, bemerkte jener. daK es noch immer im L«ii< 
schaftadienst etliche Personen gäbe, die nicht der katholischen Rc 
ligion zugetan seien und auch nicht die geringste Hoffnung auf Kon- 
version gewährten. Diese wären bis ku Lichtmeß aufzufordern, zum 
KathtiliKiämus eich zu bekehren, widrigenfalls sie den Abzug »t 
allen Ihrer Majeatiit Königreichen und Ländern zu nehmen hätten.^ 
Auch der Buchhalter ward von diesem Dekret in Kenntnis gesotxt ' 
doch die Stünde seibat setzten sich bei Ferdinand dafür ein, 
der erfahrene Beamte, der 20 Jahre gedient, in diesen schwierige! 
Zeiten im Amte belassen werde, wo nicht für sein ganzes Leben^ 
so doch für einige Jahre, bis die Krieg^akoramisstonen zu End< 
und die Rechnungen der Kommissäre in Orduunjj gebracht waren. *ll 
Im Gnadenweg wurde den Standen ein neuerlicher Termin voi 
zwei Monaten cingeritumt, damit sie sich mittlerweile nach ein« 
Ersatz umsehen könnten,'') Wiederum schritten die Stünde für ihi 
ein "j, und er scheint denn tatsäehlich noch längere Zeit als In- 
stroktor für den neuen Buchhalter Matthias Pöttl ') in Verwendung 
gestanden zu sein, wie sie sich auch wiederholt au ihn acbriftlieh 
um Auskünfte wendeten. Auch für den Einnehmer Balthasar Thurneri 
verwendeten sieh die Stände, damit er länger im Amte bhnbra* 

') 1028, NwemboT 22. Dezember 14. B. 3. 27. 
*) 1633, Dexember 9. Ljindesaxchiv. Khenda. 
^ 1632, Deeeiuber 13. Ebenda. 
•) 1633, April 26. Ebenda. 

^) R«)gieriingaLnttmatioi]. 1633, Mai 24. £l>6nd&. 
8) 1633, Juli 31. Ebenda. 

^) lBä2 erecbdiit er aU Buebhalter. LandeiitrchiT. K. 1. V«rorda«te. 
taucltt aber oebon Uun wieder SchnUcer tut. 



323 

künnei duch \yurde dieses Gesuch abschlägig bescbieden,'} EiB 
Dekret der Verordneten vom 9. Januar 1634 verbot den Kanzlei- 
peraonen, sieh ohne Erlaubnis in Geschäften der evangelischen 
S^tÄnde gebrauchen zu lassen.*) 

Als oaeh der Erkssung des Reformatiouspatentea vom 4. Ja- 
nuar 1 652 die Stände vom Kaiser aufgefordert wurden ■*), alle un- 
kathoUschen BeAmlen namhaft au machen, da fanden sich drei 
Personen vor, von denen aber zwei einen Beiehtzettel beibrachten.^) 

Die Katholisierung der ständiseben Aktivitätsorgane bildet 
den Schlußakt des großen Dramas, das sieh Über einen Zeitraum 
von mehr als einem Jahrhundert erstreckt. Unter dem ständischen 
Adel lobte der Protestantismus noch lange weiter. Wir haben aus 
dem Jahre 1 647 eine Liste der protestantist!h gebliebenen Adeligen : 
75 Geschlechter mit über 200 Personen; fast lauter stolze Kamen 
sind es, deren Hilferuf auf dem denkwürdigen FriedetiskongreR zu 
Munster und Osnabrück erscholl. Die Hoftiiung, in das Friedens- 
werk einbezogen zu werden, ging nicht in Erfüllung, und meist 
ächun die nftchste Generation unterlag den unausgesetzten Placke- 
reien von Seite der Behörden, der schönen Augsicht auf Glanz und 
Ehren; gegen Schluß des XVII. Jahrhunderts lichteten sich gC" 
waltig ihre Reihen, Indes uh prütestantiseh oder katholisch, als 
politische Machthaber spielten die Staude nach der Schlacht am 
Weißen Berge keine Rolle mehr; die Kraft des Uradels war ge^ 
brochen, in die durch Tod oder Exil gerissenen Ltickeu trat viel- 
fach eiu tandfremder, dem Kaiser treu und dankbar ergebener 
Dienstadel, 

>) IBm, U&n 14. LAadetarehiv. O. o. I, 
>) LandeiiarcliJT. A. 2. 7. 

*) Weitore Befehle von) 7. Deseml^er 1652 und 2Ü. MSrz 1653, Lftndei- 
archiv. B, 3, 27. 

*) Relation des Laud!iuhüftsaekrc>t£ra, tüä2, Dezember 20. Ebenda. 



;;i 



DIE 

URKUNDEN DES SCHLOSSARCHIVES ZU WEITRA 

BIS ZUM JAHRE 1606. 

Vos 

I*. BENEDIKT HAMMERL, 

STIFTSAKCHIVAR ZC ZWETTL. 



Anlitßlich der Saimnlungsarbeiten für die »Habsburg^r-Re- 
gesten* eriittnek- mir der Edelsinn 8r. Exzellenz Eduard Egon 
Landgrafen zu Ftlretenberg, des gegenwärtigen Besitzers der Herr- 
schaft Weitra, den Zutritt zum Archive des Schlosses Weitra. 

Es sei gestattet. Sr. Eszellenz an dieser Stelle erneuteD Dank 
hierftlr zu sagen. 

Wie 80 häufig, sind auch hier die frohen Hoffnungen, welche 
die Forschung von vornherein auf den Archivsinhalt einer in das 
XJl. Jahrhundert Äurückreichenden Burg zu setzen pflegt, durch 
den Befand herabgestimmt worden, was im vürliegenden Falle sich 
teilweise erklären lußt, indem die Archivalien aus der Kuenringerzeit 
in der Zeit, als Weitra landes fürstlich war (seit 1296). in daa 
heutige Staat sarehiv zu Wien wanderten, die maDgebendsten Urkunden 
aus der Pfandschaftsperiode (XIV, bis XVT. Jahrhundert) hingegen 
in den Archiven der betreffenden Adelsfiunilien ruhen, welche Weitra 
bis Kum Besitzalltritte des Hauses Furatenberg (1606) innehatten. 
Endlich ist ein nicht mehr kontrollierbarer Bestand an Urkunden 
vor zirka 50 Jahren vörloren gegangen. 

Immerhin acheint das Wenige, was sich bis zum genannten 
Jahre der Erwerbung W^eitras durch das Haus FUrRtenb<*rg an 
(tfigina! Urkunden im Schloßarchive erhalten hat, der Verüffentliehung 
wert ZU sein, indem es, abgesehen vom topographij^chen und kultur- 
bistorischen Inhalte, wertvolle Kachrichten bringt über den Umfang 
und die Bestandteik^ des alten Grenzgates Weitra sowie über die 
Sitze des alten kuenringiachen Lehcnsadels in der Umgebung und 
damit eine dankenswerte Ergänzung der diesbezüglichen älteren 
Angaben des Zwettler Stiftungenbuche« bildet, ') 

Wenn unter letzterem Gesichtspunkte schon die Publikation 
Plessers aus dem Stadt- und Pfarrarchive' zu Weitra-) als gt^botene 
ErmOglichung der Festlegung besonders topogrnphiacher Momente 

') Vgl in Konto* II, 3, 95. 

■) Qeschicbtliche Bcilftgen «um St. Pnltii«r Di»ftesAnblii(t Od. VI, 



328 

aus den alteren Zwettler Urkunden zu begrüßen war, so bieten 
diesen Vorteil noch mehr die Originalien des Schloßarchives. 

Allerdings ist uns auch hier eine wertvolle Seite der Urkunde 
als Geschichtsquelle verloren gegangen, nämlich die Siegel fast 
sämmtlicher Urkunden, welche offensichtlich ein gelehrter oder un- 
gelehrter Siegelmarder irgendwann ganz kunstgerecht von den 
Pergamentstreifei) gelöst und wahrscheinlich einer Sammlung ein- 
verleibt hat. 

Eine Fortsetzung und Ergänzung der oben angeführten Arbeit 
Plessers bildend, nehmen die nachfolgenden Regesten selbstredend 
mehrfach auf dieselbe Bezug, besonders bei jenen Urkunden, welche 
in doppelter Ausfertigung im Schloß- und Pfarrarchive vorliegen 
oder von welchen die Gegenurkunden das Pfarrarchiv enthält. 



1. 

1339, März 12, o. O. 

Die BrUder Wulting und Kapoto von Puchberg verkaufen ihren rechten, 
freien, von den Eltern ererbten Eigens zwei gestiftete und sewei öde Lehen „in 
ilem dorfe zu Siebenlhiden tu dem laiityerichte Weitrn . . . dem erbem mann 
Chonraten dem Sachzen, z den czeiten pfieger des edlen herren graf iMdweigem 
rnn Otingen" (auf Weitra) und dessen Mausfrau Anna. 

Siegler: Die Aussteller. 

Zeugen: „her Kudolf von Bauhenstayu , Arnolt der iMt/ner von Jaringz, 
liotfrid von Siceykerz, Fridreich der Loher, z deti czeiten kintrichter ze Weytra." 

„An fand (iregorien tag." 

Orig. Perg. — An Fergamentstreifcn die Siegel (beschädigt). 1. schild- 
förmig, Wappen = Hanthaler, KeconsuB II, tab. XLI, Fig. 14. Umschrift: „f S. [WLJ- 
FINOI . DK . I'VC'HPERII." 2. Spitzoval, Bild des hl. Ägid (Kirchenpatron 
zu .Schweiggers). Aufschrift: „S. i!,'«7-I>/T'5", Umschrift: „f S. RA[POTO]NIS 
l'VVIIlPERHAkll . PLBAI . I) . SWIKEIiS." 

Indorsat saec. XV. : „Ayn lirieff aber die yueter zu Sibenlinden zu »pital 
yehorendt." ') 

2. 

1340, Mai 3, Weitra. 

„Chunrat Marchart, etesuan richter ze Weytra, und vraw Margareta, 
ineijnhann/raw,Lndwfiy von Tzwetlern %ete8wan lantrichter daselbes, undChunrat 
der Sachse, hofcmayatcr m^ynes herren des yraffen von Otingen" beorkundenf 
daß sie alle zusammen „ayii spitnl vor der stat tze Weytra an der Luenanitz 

1. 'i VkI. duzu: Frnst, Kiicblicbo Topoftrapbii', IC, 2.1U, 247, nndiPlesscr, Oesekiehtliehe Bei- 
lagen zum St. Pöltcner Diözessiihlatt. VI, 52(j. 

8. ') KU'in-Zwettl. (!.-B. Dobersherg. * 



329 



fit'Hki'H . . . tjnDtij't^t/rpßtuizI Httii ifewittetnet habtii itiH tirht j>f'i'>'tf>' p/ftmiif jfi'Uf^ 
iti/i/nns ffiiftr» (ttn ::tt ir!ilrmutti/i fjehnrC , und zwar 5' j jj/^ gclepen „e^um 
iiut-hri'»'-\ intf nrititstfhn huidfn, lU mit atUm rvr.kh- ariii ift-rirktr tiir tsn tin» 
ftfiitnl tfeteidv»u't hnhm", 2' .. //. gelegen au „iirhrn Lindni", Desselben (JeMes 
und der Holden liaKen lie „hrrn Jukaiinm zu dr^r i'Z^it jt/artvi' St- Wei/trn'^ 
nnd aelii« AiutsDscbfolger gew&hig gemacht, welcher lich und die Ffarre ver- 
binde, wöchentlich um Dienstag, Mittwoch und ^amaing im Spit&Le je «ine Megse 
■Mt leien ohne Hchuden und Stlamung der Pffirrkirche und der SL OnwaUikatretle. 
„Mit inti.fSfffcwani and mit pucheni" und anderen für den Gottesdienst nol- 
weiidigeD Sacbett habe der Pfarrer nichts zu ncbatfen, aul^er veinen fiat tu geben; 
in der Bpit&likircbe «olle „ehninerkand* hailkhait sein, tcnn weifihfiruH tttut 
•/tirriht^t Httlrz." Das auf den Aitbr gelegte Opfer gebore laut ZusttmiDaiiff der 
Bürger gan» dem Pfarror; vom 0[}f&T „<%>*{ tttr (affin od fr in iti-Jt ntfich i>frn»ift 
lidff gilhn'" sowie tod dem Spitule vertnatihten GetdlegftteQ gebJAro de^r dritte Teil 
dem Pfarrer, llei der Ansstellung eines Spitalmeisters sei die ZastimmuDg des 
Pfarrer» erforderlith. 

Siegler; I. „Mitrrhttft." 2. „Mtiftmtedi." 3. „Lndirit/ ran TztCfllfi-n," 
4. „(-'huiirnt der Siifbun" b, Dto (Stadt VVeitm. 

Zeugen; ^Fvtdrfii'h lifarrcr ein Vns«r Vraiv^a, lUjiolt pfurrtr i-su »and 
Mettrin, Ebri'hat't iifat'ref zu !{nhfnprt'gi\ Vlrirh drr ti'iiUliiitisrr purnhyrttjff, 
itri' Liihfff Uintrichtpf, Artnlph drr pnrtjtr, Jamh drr l'iii/er&fte, Memhnrt 
der ptiri/er.* 

— „an de* htniüjnt t^-rfUvzf« tiif/ ftts rx rimdfu n'ftft^, 
Orig. PeJTg. - lödorsat saec. XIV: „lilfftnt fioxpi/nlin }>ni frif/iis minsis'\ 
Von drei SiogeLn our mobr die dr«i Pergatnentstreiifen %'orbiiiideti ; xvrei 
Bi«g»l — nach der Heibe wären es du Margareteni und I^udwif s — wttrdea aber- 
bftupt nkht angehängt. ■') 



1343, DtizemlK^r 20, o. 0. 

^(!t;t/«rl drtr ,\ft'rlfrin, purtjrriii zr Wrtjtrn" beurkundet, der jswisehen ihr 
«iiierssitfl iind Konrad von Woitr», ihrem Oheime, und dessen Brlldera ftnder- 
seita sehwcbende Streit um einen Holden qj<< dfin [VirHhurtz" ') sei giUlich dahin 
geichlichlet worden, daD der Holde auf ihre Lebzeiten Ibr, nncb ihrem Tode aber 
dem Konrad von VVeitra oder doiiün Brlldem g^hi^ren sotlo gegen dem. daO die 
letzteren den Kindern der „firi/xfl" 2//^ Wiener Pfennige nusiühlen sollten, 

Siegler; Die Stadt Wcitru 

„rtn »atit Thomas abend Urs zwet/ptjtcn'^, 

Orig. P«rg. — Das Siegel feblt. 



t. ') BleKK<-n, Q.-ü. Xncttl. 

') Vgl. ri« •»!!?. I.i> riSe,, KcifiiK jii'tiK. fel1w6r«4<iiiiiceltiJncte, n^l.Min Ü&, trnit l[jir|w«(s Sil 
Witi«<> und tbicm ><oh«AK'r LuJwil!. <l''Ui kllru Limilricliii'i, iiu>|(i>nliiU(» MiDiinHiiiirlbuhd« naak dsa 
liri|{inKlp df>« Wi>itr>or ]^ta<tU«bivi>« Krhrarhl »•!. Au< dar VingtleictliiinK bviili<r rrkniKln» i'rylM sioh, 
4ivä Kotirud dor H«chM< tii>b V(ii> iter Uateiliiruiik' an ilnr Uealiflimir lurQclituir. «tidniu Ar tleb mKd« 
Oftll iti ^irhimtiiiilori rriii U«rt(«)vtB ttlr iIm j4pilal ili^ttufsii. lii'll, ilttd or totnil «teil nalkrM)ii>tt»lie1i 
afefib dir FI««in|;niitnR dvr ««rlt»K«ndcit Orkundi.' i<ij|hi#1i. 
.1. 'I W.'inihftrt., Ü ■!(. VV.ifin, 



33t) 

i. 
1348, Jnli 3, Wien. 
Herzog Albreebt n. schenkt der Kirche zu Unser Fran die Eigeneehafl tob 
Äckern and Girten, welche Niklaa and deuen Geschwister, „des Erangeliiten 
zu Weitra khinder", ron ihm za lehen gehabt und welche den letzteren Bern- 
hard, Kaplan zo Unser Fran, am 8^.3 abgekauft habe. 
Siegler: Der Aussteller. 

- - ^nn phincztag ror «and Ulrichstay" . 

Orig. Perg. — Ohne Kanzleivermerk. Das Siegel fehlt. 

5. 
1352, März 4, o. O. 

„Chrnlolt roH IfVrr/ und Margret", seine Hausfrau, verkaufen „dem 
irbf-rn manu Gotfridrn ron dem Siretfchern" ihre Eigenschaft auf einem Hofe, 
„i/ennnnt der Ketnhof, gelegen beij Winthag ') ze Manshalben", welchen GotfHd 
von ihnen zu Lehen gehabt hatte, um 14 ß o Wiener MQnze und geben die 
Eigenschaft dieses Hofes „uf das erber spital ze Wegira". 

Siegler: 1. „CJiadolt von Werd". 2. „der edel uuner gnediger herre graf 
Albrecht ron Ötingen". 3. „unner lieber retter Oundacker der Werder row 
('hambekh''. 

— „an dem nunlag, ho man Hinget retniniscere". 

Orig. Perg. Indorsat saec. XVI.: „der lehenbrieff den hoft, gelegen bejfm 
AitHHeren Winthng, ho der upt") verleiht und den nif recht hat." 

An Pergamentstreifen dieSiegel: 1. 30'""', Wappen = H an thal er, Becensus 
II, teb. XLVIII. Fig. 12. Umschrift: „f S . CIIADOLDI . DE . WERD." 2. be- 
sch&digt, 24""", Wappen der Öttingen noch erkenntlich, Umschrift: „f . . . 
„COMIT. D' oriyc." 'A. beschädigt, Wappen wie in Siegel 1, doch sind die 
zwei Schrägbalken gebogen wie: G ritzner. Handbuch, Taf. 8, Fig. 22. 

6. 
1374, Mai 19, Wien. 

„i/rtwuH der Stikchs ron Tratctmanntorf" verkauft „der erbern vroten 
(icjfseln, Wrikcharta nelige.n ron dem Perichtolts ') tcittiben und ir'n sfin«» 
Xiclanen and Jacoben" seine zwei Dritteile Zehents auf i) Lehen und 2 Hofstitten 
/.ii „IJiltpoltz" •), auf 10 Leben und 1 Hofstfttte zu „Stijerberch" ^), auf 2 Lehen and 
2 Hofstätten zu „Dgeppoltz" *), auf 2 gestifteten und 1 öden Lehen und 1 Oden 
Ilofstätto /.u „Mittvlperg''''),ti\ii \ Lehen und 1 Hofstätte „datz dem HenPtlern'"') 
und auf „einer hde in dem Ilerrantz" '') um 29 ^. Wiener Pfennige in der Weise. 

ft. >) HoaU Wiiidhof bei Manshalm. O.-B. Zwettl. 

'I Von Zni'ttl f^cmpint. /wcttl hott« in Maniisbalm hei Kchwpigi^rs Besitz seit 1890, wonwK 
die lrruii|;en onsUiideii »eiti mlSgon. 
«. ') Uroü-Portholi, (J.-B. Wcitr». 

») lUpolz. »J.-B. CiroB-tiiTunifs. 

') SlicrhiTif, (i.-B. (iruB-Geruiiifs. 

') Verödi't. «i.-B. OroMiorungs. 

M Mittelbiric. (i.-B. (iroO-UoruiiR". 

') lUnslcrn, (i.-B. (irofi-<ieraii|;K. 

' llorMis, )Uu$lern. (J.-B. (.irüÖ-(ieniiiK^. K.-(.!. 



331 



daß di» Kaufer diesen Zttheot v«q ätm Terklafer nai ä^mn Erben »Ut« in 
Leben haben aotkn. 

Siegler: 1. der AiiBsteller, 2. „mein t'ettrr hin AHifeuht litr Sttich* 
roH IVaiPtmnitfttor'/.'', 

— „tli'M Hffh>ttn) frrifhti/n )•'»• iifiiiii/Hlpn". 

Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 



1376, Mai 22, o. O. 

„Jtiua tl'ti-: ilttH Sn'rikk'^rrs itittt Ilniui'ü'U liitr: tli'iii \i luf m^r nullit: i'ii'^ ver- 
kaufea ihres rreiea Ei^eni n/ma „i/eHii/tiiteii rritt ilacs drm lernet') pftf Writ/trit" 
mit dem Jahreüdiensre von 'A f*i Wiener MUnxe. 3 Viertel Mobn, 1 Schott Ilar. 
6 Kftsen oder daiüt 6 o, 6 Hübnern oder fUr jedes Huhn 2i und £wei Teilen 
Zebents, h) die Gült jührÜcher 75 5, welche „Jam rf«r Vi/urh-rr </rlHii>i>ii'u dt-r 
faimehri ffcje'if'U ze iVriftm cor dftr »Int in J«r Hfi/HcnfUfAim" zu Allerheiligen 
rtficht, r) die jährliche Gült von 45 5, welebo ^Dietr&it^h ihf Vh!u'(»)nii' 
^r/ntiMxm dfrf Hi-rhiihnimrr t/e»ü»ift'H in drf Rittrr {faHMt-n" dient, dem „hn-rrt 
Thamii», z tfii trtfert jifitu'i'ri' :ii il'riftnt" und deiaeB Nachfolgern gegen die 
Vcrp{liehtiin|:>'. jiihrlicb nm Sonntag nach Allerheiligen fUr die Verkäufer elnea 
JabrtOj; stu faaltun. 

Sieglet: 1.* 2. die AüasleDer. 3, „Jumh rtm Si/titu Lindni'^^ 4. „Aimiit 
rntt Zrll*'.'')b. „ytii'hrl (tut *ifm Sfitinpfirlt^),: h'n zritf.n hrmirirlfttr durz Wfiffrn". 
6. „MfiHrhni'l der ChlttnOim iltiz drm It'ifkkeri". 

— ifdH di'm hriliiji'n iiiiß'ri'i tmf'*. 

Orig. Perg'. — Inüorsat aaec, XV.: „rtiii tlr.fi huidru imji-ii im t'nuil. 
HiMnnn fiiii Strrifkcr* lim/net ditr jikurvet' iimt timniitm entirturMiti". — Von 
Siegel 3 e.in Real vorhanden mit der Umschrift: „f S. lAC", die Uhrigen fehlen. 



1B77, Juni ^4, u, O. 

„Chttiifftt drf llttrlnntf" verkauft leinem „hhrm I'rftrnreichKfi r»« 
drm WuntH '■) und ('htftrfn", dessen Hausfrau . mit Zuatimniung seinen Ijehene* 
b^rrn Herzogs Albreyht «einen Zehent „dar; drm fitihfiuit'') in Windit^chteiirr 
pharr" »uf 7 Leben, 3 Hof»tatton, 6 Breiten und öinem Aclccr „in ditn Zeitini 
yihpl", und „durz Li<hUtipvtiii" *) auf 2 Iinfeti uod 2 llofulAtten. 

Siejfler: 1. ^dii^ rrbt'itt mvin Vntti>r Niri»n difv limht, dt« zrtl juin/mf 
zf H'ntfdhofrn". S. „Andri' dfr Gntf von ftrninsfi*". 

— ^dif» mitirhrrig nn »ii»d Johnnne*ta(/ zr simrbtiidfu''. 

Orig. Pwg. — Die Sieget nbgcfiiUen. 



»M. 



r ') Bi'flhI, (i.-B. Wm(r». 

') Zell, O.-B. PrntartDn. Ob.^i-»,!.. »jl. ; P|..»»cr. 1. f. 
•) !^(.-iiil)«?ti, 0,-tt. W#i»iti. 
N. *l Wahd« Iture uii<I i'iUei-nUflijc«« I.vlinii ivr [\titt*e)t».tt WcJIrii, ii« ui Jrr liattiitc «Ivi Üurfci 
0nl«r-l.aiiibiifli. nii Unitt« iwtsi Tvii-liu. 8i!hli>0l«(i'li<i ([(tniiiiiil, )i»>lrbt>u, Sali iM» (Eck- ^f. Hl) *>( 
Wmoii, iliu 1S9T fruiv* Kig«ik k'wu'Joii, mit dar HtiiTkclitn Wfitrn v«icini|Ct, fcli Iflio irrttel dir« 
8«hloB: *u» (km Mrii>iliofc «tinrc rJütilkklfrmniT, 
, ») IUU«s», rr.-B. W»iJb"fOii n. 4. TliÄjii, 



332 

9. 
1377, Juli 16, Wien. 

Herzog Leopold III. belehnt den Preinreich von Wasen nnd Clara, detsen Haiu- 
frau, mit dem Zehent „zu Lichtenberg und zemRevehis ') inderpharrWindisehteig", 
welchen „Chmitzel der Harlan!/" ihm aafj^esandet und Preinreich verkauft habe. 
so daß Preinreich den Zehent von ihm tmd seinem Bruder Herzog Albredht ID. 
zu Lehen nutzen und tragen möge. 

Siegler: Der AuBsteller. 

- „am phhizfaff nach tand Margareten tag''. 

Orig. Perg. — Unter der Plica rechts: „Hentel Gereller'*, An Pergament- 
streifen das Siegel, rot in ungefärbter Schale^ Sa va, Kegentensiegel, Fig. 49. 

10. 

1378, Dezember 15. o. O. 

« 
„Mtininarf Clnubun . . . dlara seht elichew houncraw . . . XicUt» sein 

gioi . . . und Llenhart ir paijder nun" verkaufen „dem heiligen geiste «wrf 

unaer vrairn gotzhause des spitaleti, <las gelegen ist ze Weytra in dem Leder- 

tale" um Tl <tf. ^^ ^ Wiener Mttnze ihre GUter „/'» dem lantgerieht ze Ztretel 

in dem Dorfe dacz dem Rueggera" als: „ainen ereien eigen gestiften hofe, der 

gelegen ist ze nächste dem ereithof oben peg der chirchen mit allen fren 

rechten und nuczen vreihuiten und geironhaiten . . . dar zu allen zehent inner 

haute auf dem obgcnannten hofe, dar zu auch dreg geslift hofstet" mit je 61 i 

Michaelisdienst, Alles freies Eigen; femer 5 3 Burgr echtdienst in den obigen 

Hof von zwei gestifteten Halblehen, 2 S von einem Acker „in dem Ilyerssen- 

groben", 3 von einem Acker „ror der Monuise" ; dar zu ainen hden hofe", 

der dem Kloster Zwettl jährlich ö 2 zu Burgrecht dient, und eine zu dem öden 

Hofe gehörige, jährliche öl 3 reichende Hofstätte. 

Siegler: 1. Marquard und 2. Niclas Clauban. 3. „den erbern veste^^ 

ritter unsrni cetvrn hern llaiiireichi'ii den Clauban ron Ifain reichaJag". 

i. „. . . unseru f reimt Perichtolden den Hadmarstorjfer'^. 5. ,. . . unaernfreunt 

Chunrad den Ilndniarstorffer''. 6. .,. . . Sirlaaen den Schaler vom Purken".*) 

7, ,. . . Micheln untt dem Stainpuch, die zeit burggraf und pfleger zu Weitra". 

- „des mitichem in der chotempmer :e ireyehennachten" . 

Orig. Perg. — An Pergamentstreifen die Siegel: 1. beschädigt, Dr«ieck> 
Schild linkgeacbrägt, spitzenförmig. 2. beschädigt, ebenso. 3. abgefallen. 4. be- 
schädigt, im Dreieckschilde zwei Pfuhle. 5. abgefallen. 6. beschädigt, im Dreieck- 
schilde eine runde Schale. 7. beschädigt. 

U. 

1379, .MUrz 30. o. O. 

„Siklus Hendel, purgrr zi- (innnnd, und Anna'', seine Hausfrau Ter- 
kaufen mit Zustimmung ihres Lehensherrn. „de; vrbern Ortolfen Chiriehperger 
von Holnstein^ ihren Zehent „dacz dim WrizzfU Albern in dem lantgerieht ze 

9. ') Kaling^, wio iiln'ii. 

10. <l Viirkcn. (i.-i*.. Znottl. 



333 



}'hlau fiiif xi'chn tßfiftif'tfit Irhi'ii . , . iiiid itnfz tlrm \)i$ii'i'H AUx't'n^) th'ittaii 
^fhent , , . »nd littrz lifm itd^ti Strritj>neh dt'Ut»il zrhrnt . . . Ifatiifen drin 
Bunipfe, ptirgff zr Wrilrci und Anna gfinrr haunfrmcn'' um 36 (^^ S rechter 
Wiener MtlDae und „jfAni ffvozz zu hikchatif". 

Siegler: ). „drr- t'det it»int>r i/n/'ifii/rr hrrrr Amin'» i'on hiiechtfuxtain^ , 
2, „rfie »tut ze Gmünd". 

— „dts midt'hrn* uacfi df-m mrffrrzn Kimtntj in dei' vantni", 

Ony. Perg. — An PerjaramonUtreifon die Siegel: 1. 4ä""", im Siegelfeldc 
Helm rait Decke nnd Helmxier (Eeiherfederl Umschrift: „f S . ANDIiEE . DE . 
LI ECHT KNSTA IX.'- Aahchim : ReehUvoin Helm dreim»! Baterein»nder, JjtfMink« 
Tom Helm vierniid UDtereioBiidet „lEN** (JibnlicL wie bei Hantlialer, Kec. II. 
Tab. XXXVI, Pif{. 16.> ä. ^Lind. Gßmeinde»i©eel, Fig. 13. 

12. 
1370. Jnli 22, u. O. 

Die „jjfeitwttm pnfgitf, dtr rttt und dtff t/mtii/n drt' iftai zu HVyir«* be- 
urkuodeti, oa habe „ftuhri/dt dfr neli;/ iinti ifll arin t'fhen*' ihnon lÜ ^, J guter 
Wiener Münze gH^ebt>n, auf daß !<)$ als Verwalter des i^pit&les £i)ni heiligen Oei^U 
in dein Ledortale ftlr dan Seelenheil des Sehenker« „nin fii-it/vn -liclirn hnhen in 
drr p/fimd" and nach dem Tode des jeweiligen Siechen einen andern oia- 
seiMB. Täten aie die« nicht, so Bollen >ie fllr „Gutsififdl»' Erben „nidfr legfn 
subn nchillini/ tjeti'^z da:: dnit linfk*}'» nnf drm tjHt, dttis uxni t^htiuß't hui tun 
Vhlitti'mnn" '); die Erben miigen dieae GHh dann an oipe bdiubige Kirche vorgaben. 

Siegler: Die Stadt Weitra. 

— ^dt* /feittif/N i'f/j* Jiirobi^. 
Oiig. Perg. — Das aurgedrückte Siegel abgefallen. 



13 
1SH2, Oktober 23, *». O. 

Der Rat der Stadt Weitr« und Ulrich too Wien, Pfarrer zu Weitr»! 
einigen »ich von wogen dee .lährtagoB, welchen „der erhrr nwn Fridfi'rich drr 
Mtiif uttd nt'ine hiiuafmii K^thf^i" r.a dem Spitale in Weitra gestiftet baben. 
Dieser lei ku balten in der Pfarrkirche mil Vigil, Laudee und sieben Messen am 
Tage S. KattmrinU oder in deiuten Oktav und am Bonntag xqvot vom Pfarrer ed 
verkünden .,««/ '''■'»» l^rklr". Am Jfthrtago soUe der Spitalmeister dem Pfarrer 
geben 3 ß (<, dieser dnvon jedem seiner drei ,gt»ellen' 6 $, dem „9e:kHhnfisli'i" 
X'iK und dem ^mtifiter" 6 8. 

Siegler: 1. die Stadt Weitra, 2. Pfarrer Ulrich. 

Orig Perg. — Die Siegel fehlen. 

1384, Jati 10. Weitra. Pfarrliof. 

„Annit tt luttivilatm (aominj) miltfsimo ttremth^imn wtHagi-»tmo iiHni-tt» 
itidictionr Hcptima dif dtit^ima inrnsi^i ulii hora ifiittui ininft" erklKren in Gegen- 
wart de« gefertigten Notnrs nnd der Zougea „corttm honttntftiti riro dotttiii*> 



334 



Mtchttrltf ftni'oirhiiiliti itcclciif m SchoHnnw '} trelHt'r n rteerrml» dftmin't ilnmin» 
Jiihititnf Hijii-tKliifß'vy t-itHuf Pttltiriensiis nfßrinU . . , nj/rciolit^r liffftitato' ia 
der zwiacben „tliiiiiiiiuin \'[rinnti ftrliimn pann'hinlis ^mlfnff itt Wrtftrui tx una 
ft dtimifinm Genrimn pcrprUimH rirariutn }iarm-hiiiUf( veclrnir Hnutf Vinjmtt^ 
MfH'ir prnp« Wi'tjfrn rt atifffi purt)'^ icbwobendeo StreitsRche um das iB«giilboi*- 
lutd Zehentrecht ianerballi des PfaTfRebietos von Unser Krau dt« eiiiverB«mtit9iieB 
(lewfihrBmilaner ,,,\tirhiifi, Jithmiuis iiti Prurl, Nicnlaim dt (iamtindia^ Johannt* 
rirni'ttttt I« Spitttl fifiipf [l'i'ifti'ii jirtiHhtjift'i, Nir^nltius nfßeinliü dn ÄHti^a 
H'ejftrtt. Nicohtif Khenltitt im Pruel^ yicoUtus Saffat' df Anliiiun M'^tfirn, 
Georlu« Pruffimtitiifr de ftriitd Virtfhif, Ittiri Pataeienisi/' diiH-fHfos' nnf die 
vorgelegton Fragourtikel im Weaenüicben ouchfolgendeo Tatbestand; 

Der Priester Michael sagt aas, ^ijund nfuiif/eri rrl t'itiitici hubrntrs riiriai. 
laHftns" im ITarrgebietc von llnaor Frau be^rabun werden müssen bei der Pfüft- 
kirche an Weitrn, doch künne jeder, der „tu; lU-iuitinti/^" sein UegTttbni« in l'^oser 
Fivu wünsche« mit Zustimujung des Pfarrers von Weitra dort begraben werden, 
wob«i das „offt-rlorhim ft ttUa om)iM rvt^Hteneitt ab sodem" am Begrabnlstaf:« 
dem Pfarrer von Weitra, am siebenten und droißi^toa Tage jedocb dem Vilturiii« 
von Unser Frau gebühre. Bei dt>m nm Montage oaäb Kosmns und Damian 1^83 
durch „Xk'olitiiH dt- ftamundiit, ijni fifii Uini; «i'tit nof'm» «irctt lii'/ititni Virijiiit-in" 
m Unser Frau vorgenommeaen Be^äbnUee des Vaters des vorgenannten Fcieatert 
Michael habe der ^rirnWi««" Johann von Spital die Leichenrede gehalten, dac 
Opfer habe „nnti tiutla :e.lo i<ed (a»tif( eom'ordlf , . . quidnin Ifainrifti^ dtrttui 
l'fr lirafiit-s ciHndfin epfltr.iif'' jtu sieb genommen and an „(iforiuH rirra tirntnm 
Vit'ijiiiriu pl■)•p^•tuns cii-oriits*' Übergeben. Seine Aüsaage wird von dan beiden 
anderen Pfiealera boatätigt. 

BexUglicb der Zebentfrage Bagen die llbrigen OewAbrsmäBner *a«^ diej 
Kirche von Unser Frau sei eine Filiale von Weitra; dem Pfarrer von WeitTAI 
gebühre de! Drittekebent im Gebiete der Kirche von Unaor Frau, vqb einigen 
Hätu«m der gaaxe Zebeat, der Drittelzehent auch v<m jenem Leben, welebas 
NUcolaud Ebeolieit der Kirche zu Unser Frau vermacht faabe, der DreiOIgstelEebent 
„in Perehtolzhnf el a Ptitif Rundel"^, welch letzteren der Gewahrsraan ,G«oriu»\ 
Pruehnainfff" nftors seibit oiugefilhrt und vom Pfarrer Tboma» von Weitra gepacbt«! 
babe. Der Vikar von Unser Frau genieQe bloC den Zehen t von einer kleiiivil 
Uofitätte, welche „fiff [V'tilfmmum dirttirn Teuffl" seiner Kirche legiert worden »ei. 

Zeugen: „Ada ^tiitt hrc in domo hnhitncionta kifiiombiliit ein domini\ 
Y'lfici plrbaiii in W'ptjtra . . , prrsifn filmt d itict'ff ts vifh ri dintiinin: Hh'}s,J»Kn»mit\ 
df WaifdhoffH, P^-tfn tlartirrala if de DrUcfudorf^jf Kihflfi*', iCiidnlß dr (Jamuniiü%,\ 
prr.sbiftrriH, Stepharin, Jiihnnmx drt Wrijtru, rc-foritf ffmlantin in [l'r;/tr<i, ctrrir/ii 
Itrr/atf PitlufifuxiH dinnsiH teiiHliim" . 

Von gleicher Hand das eignet and die Publikationsklsusel des „Jjfturencim*^ 
ipiandam Otloiiiit de Sits nati, clft'icuti OlomHczeHMi» dincr^tett», piihlUtt^ iinpt^iafi] 
ititrto/'iint^' fiiytariitg", welcher das Instnimentam eigenhändig geschrieben (iat,i 

War nie besiegelt 

Orig. Perg, (A). Verderbte Copie im Pfarrarchive Weitra (B); aus B; Pletser^ 
l. o„ 397. 

li. •) Ürofl-SahAtuiit. Q.-B. W«)irs. 
') t>egg«adorf, Ucyem. 



335 



15. 



1385, April 13. Zwettl. 

^,Anno »fifivitnfig dtttnini MVt'CLXXX I'. Idn» vrrn Apfili»" wird in Oeg^Q- 
wftTt der goJ'ertigtcn NotAro und der J^ougen der zwischen Ulrich, Pfftrrer su 
St. Peter in Weilra, und Georg, „jit-rpeUaim pru tuttc ad Bt^atam Virifinem in 
Alten Wriflrtt''} ciraritirn" wegen der [ifarrlicben Rechte und de« BegrÄbniaie« in 
Alt-Wüitro sctwebeEdo Streit durch ^Andmis Chrutnkhefr", Ffarrsr inZwettl, dahin 
jfevoblivtitet, dnÜ di« Kirche sa Unser Frau i» Alt-Weitra der rfa-rrkirche zn 
Weitra jährlich 3^,5 ninspflichtig »ei als ihrer Mutterkifche. über Jen Zehent 
and das UegrUbnU aua den strittigen H&aaern wird der Vergleicli von 1384, 
Jufi 10 (Nr. U) b6itfiti|^t 

Siegler: Ulrich, Pfarrer zu Weitrs, 

Zeugen' „drif» p!flmHUti in Uwhrnpfrtftf, Udttlfiius plfftnnus in Huspuch 
minori, Ej/idiHtt de hhpf>'»tit.irf. prcitpitfri tluii\i-»i* Pittiififtt^in; Prlrim Ilninn- 
laffff ttf Ttkchrmht'ff, Ratispmtfnil» dÜKtsm pifubilrrt NicotaHn cupHlttnui 
aUann saMCte Annr in l^ttna, MtZfiHfUKis diocfnis pre»piter, •foann Fahcr de 
Ciwettl, Nieoliniif Lttihrr officialis in Altfts H'rilra, yicolans Evanf/elitla im 

Notanatatnatnimetit, gesehrieben von der Ifaud dci „Jucahun lUispui-h, 
Patuvi^n^i« dioi'f^is ftr^rien«, myni4m iirttemtnHrttitM, puliiifiin imptti'inii niicMfitati" 
notariuis'^ , heatfttigt von ^Gr«[fariu4, Tfionw de Zu-eti, pn-thitfr dyncfnie Pata- 
ri4fn»it, pubticuif impfrinli nuctoritfttf notariaii; danoben die beiden Signete, 

Orig, Feig. — Dfti Biege) fehlt. 

Iß. 
1387, Mttrz 15, », O, 

„Atic/irl iiHti drill Strii/ipitcli, dir idt ptirgkraf :r Wetjti'tt, Und Kathi'ey" , 
Mine ÜAUJtfrau, verkaufen ihres rechtes freien Eigena die GllU roa 7^ 2&$ 
^ftchtrf fftiriKf ll'i>*t»i* iitdHiz", (^elegeo auf 1 gestifteten Leben „2f Alien- 
u'rfftfd in drm titnitffi'irhf zr Wtttfti'it und itt drr phtn'i' ;»: {'iint-r {'fmccn" 
lind auf S? gestifteten Kentera „:r Lrmppaih in dt<f »bfttfnantpn phnrtr , , , drn 
rrbüfti letttr.n Ft'idreirhcn dctit WeishaHbt, pui'fftt' :c Gmiindf^ und Margifeten 
Avinei" hau«Ft'au>n und SffmtiHH foin Wirtaiiin, ChunrateH du» Atnletannn »ntUy 
cettet; und At/tttArn tfitirf haii^ri-inrn" um 18(^,5 5ß weniger fi 8, 

Siegiur: 1, der AusBlelLcr, 2. „dn' ttr'hnr fhitrcht Stcphutm def <iukk« 
«om Wietantn".^) 

- „dfit ilr(fslnl J'fe^tctfis iu>r mit tri' ruxli^ii"^ 

Orig. Perg. — Die Siegel fohlen. 



17. 

„Ffidrrich Wt'iihnitpi pnriirr sf Omnttd" und ^Mayyred", ieioo 
Hiiiafrau, und ^iümo», Chuttratti den Amman» iteUgtm eettr vom Wirlttnts" und 

lA. ■) üiv ■■furo Vti»«T Fn.u. 

IC. ') l>(irr.WinI»ii[|ii, (J.-B, Sebrom«. 



336 

Agnes seine Hausfrau vermachen ihres freien Eigens 1 ^. 3 weniger 5 i, „das 
gelegen ist ze Alten Weytra in detn Umtgericht ze Wegtra und in der pharr 
dacz Un/taer Vratcti" aaf einem gestifteten Lehen, dessen gegenwärtiger Inhaber 
„Hanns Eberhart" von demselben jährlich dient 3 ß 3 Georgi, 24 8 Michaelis, 
13 3 zu Weihnachten, 4 8 zn Ostern, 4 8 zu Pfingsten, „und auf ztcayen ge- 
stifteten ratctern dacz Lempach in der obgenannten pharr", deren gegen- 
wärtige Inhaber „Chunrat Periger" und „Heinreieh Kunig" jed&r bO i iiichuiu 
dienen, der Pfarre Gmünd zu Händen des „Haunsen Garas, dt zeit pharrer ze 
Gmnnd". Dafür soll dieser Pfarrer und seine Nachkommen fUr die Eheleute 
„Weizhawl" am Sonntage nach Michaelis einen Jahrtag begehen mit gesungener 
Vigilie, einem Seelamte und vier Messen, und „seinen gesellen geben desselben 
tag» zicelif phenig ron der rigili und dem niesner vier phenig von dem 
laitten". Am darauffolgenden Sonntage soll er den gleichen Jahrtag feiern für 
den „erbern mann Chunraleti dem Amman seligen rom Wielants und Geyslein 
seiner hau^fraint'' . 

Siegler: 1. die Stadt Gmünd. 2. „Michel ron dem Siainpach, di zeit 
purgraf ze Wegtra". 

— „des snntags so man singt laelare in der rasten''. 

Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. — Indorsat saec. XVI: „AV. 2 des 
Friedreich Weishunp stilfft auf den holden zu Altenweitra und Lempach". 

18. 
1387, April 21, o. O. 

„Margret Welchklinn rom Streiggers" und „Mert, Fridreich, Hensel und 
Elspeht", deren Kinder, entsagen ihren ErbansprUchen auf die „m^le, detr 
gelegen ist in dem Oberen Lemppache in dem lantgericht ze Weytra und in der 
pharre zu Unser Vrairen, da die zeit auf ist Thomnn der Wernhartinn sun" 
gegen Zahlung von 6 ß 8 Wiener Münze, welche ihnen genuinter Thomas 
erlegt habe. 

Siegler: Die Stadt Weitra. 

— „des snntags vor sande Jbrigen tag". 

Orig.-Perg. — An Pergamentstreifen das Siegel, beschädigt. 

19. 
1389, März 27, o. O. 

„Christian Trunkchel" , Bürger zu Weitra, und „Elspet", seine Hauafrao, 
verkaufen ihres freien Eifrons den dritten Teil einer Wiese dem Pfarrer Ulrich 
und der Pfarrkirche von Weitra um lP/'jß8 „rechter gueter Wiener münze, der 
(h-tel Weher selig und Elspet nein hausvroic czehen phunt dar gegeben habennt", 
auf daß iririch und dessen Nachfolger laut Stiftbriefes einen Jahrtag halten. 

Siegler: 1. „der erber Michel aus dem Stainpach, die ezeit purkgraf ze 
Weijtra''. 2. die Stadt Weitra. 

— „an sande liueprechcztage des heiligeti peichtiger". 

Orig. Perg. — Indorsat saec. XIV: „Kespekchin tvisen umb den dritte» 
tnil. Ortolfs Weher iartag." ') Die Siegel fehlen. 

1». ■) Vgl. dazu: Pl(>sser, 1. c, 8»8. 



337 

20. 
1394, Jnli 22, o.O. 

^Ilaiins der Scheftnan ron Saud Meriten" und „Elsbeth", seine Haas- 
frau, verkaufen „mit burkhrechts recht und handelt GerboUs des Vischer von 
Sand Meriten" ihre Wiese, die „zechtcys" genannt, weiche Gerbolt dem Vischer 
jährlich je 12 3 zu Qeorgi und Michelis dient, am B'/, fi. S „dem erbern Nielaxen 
vom Berichtolds, die zeit phleger und lantriehter ze Weytra". 

Siegler: „die erbern 1. Ott der Widernperyer 2. „Amolt vom 
Sweikkers" . 

— „an Hand Marie Magdalenentag" . 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

21. 
1894, September 1. 

„Fr id reich der Loher, die zeit cerster ze dem Otten" ') erklärt einen in 
Verlust geratenen „gemacht brief, mit welchem „Stephan der Tepphan" ihm 
und seiner Hausfrau Agnes zwei Weingärten zu „Lewbs", den einen, 1 Joch 
groß, gelegen „an den Steinhaics" , den anderen, ö Viertel groß, gelegen „an den 
Kueperg", vermacht habe, für „ganz tod und ze nicht", da Stephan diese Wein- 
gärten dem „erbem Niclasen vom Berichtolds, diezeif lantriehter ze Weitra" 
Terkauft habe, weshalb Nicias von Friedrich den genannten „gemichtbrief" 
abfordere. 

Siegter: 1. „der erber Ott der Widersperger". 2. die Stadt Weitra. 

— „an «and Giligen tag". 

Orig. Perg. — Indorsat saec. XV: „ Vernicht prief über ein gemecht prieff". 
Die Siegel fehlen. 

22. 
1394, September 8, o. O. 

„Stephan der Tiphan verkauft Dienste „ze dem Vlreichs in Vnser 
Frawn pharr und in dem lantgericht ze Weytra", die er von der Herrschaft 
Weitra zu Lehen gehabt hat, „dem erbern Niclasen ron Berichtolds, die zeit 
lantriehter ze Weitra" um ^2ff,i. 

Siegler: J. „der erber Ott der Widersperger", 2. die Stadt Weitra. 

— „an unser frawntag als si geporn wart." 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

2:{. 
1394, November 11, o. O. 

„Fridrcich Lacher, diezeit forster zu dem Otten und . . . Stephan 
Thephan" verkaufen Dienste „ze Lempach in dem lantgericht ze Weitra, lehen 
roH der herrschuft ze Weitra, . . . dem erbem chnecht yiclaaen com Perichtolds, 
die zeit landrichter ze Weitra" um 47 £f, o. 



tl. ■) Orofi-Otten. (i.-B. Weitra. 

Jahrbach i. T. f. Landeikonde. 1903. 22 



338 

Siegler: 1. „der erber chnecht Ott der Ifidersperger, die zeit gesessen iti 
dem Stainbach," 2. die Stadt Weitra. 

— „an sand Mertten tag". 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

24. 
1395, April 24, o. O. 

„Preinreieh vom Wasen" versetzt mit Händen seines Lebensherrn Herzogs 
Albrecht seines „reckten Lehens von der herrschaft Weitra ein zehent, der ge- 
legen ist in Windisteiger landgericht und in der pharr daselbs dacz dem 
Rkbeins . . . und ze Liechtenperig . . . Niclasen vom Perichtold», diezeit 
burkgraf und landtrichter ze Weitra" für 50 ^, 8 Wiener MQnze. Der Ein- 
lOsungstetmin ist begrenzt auf sieben Tage Tor und acht Tage nach Georgi. 

Siegler: „die erbern 1. Ott der Widersperger, die zeit gesessen in dein 
Stainbach. 2. Hoyir Sprinczettstainer vom Wielants". 

— „an sand Jhrigen tag". 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

25. 
1396, Oktober 2, Kloster Hradisch. 

„ Wikerius . . , abbas monasterii Gradicensis prope Olemntz ordinis 
Premonstratensis iudex . . . a sede apostolica specialiter deputatus" fordert die 
KirchenvorstSnde der Diözese Passaa auf, das von ihm über die Gesammtheit der 
Bürger von Weitra verhängte Interdikt und die im Besonderen Über sieben 
Bürger wegen der von diesen an dem in Weitra durchreisenden Priester Johannes 
von Rakonitz verUbten Gewalttätigkeiten von ihm ausgesprochene Exkommunikation 
ihren Kirchen besuchern an Sonn- und Feiertagen beim Hauptgottesdienste zu 
verkünden und den Empfang dieses seines Befehlschreibens durch Anhängung 
ihrer einzelnen Siegel zu bestätigen. 

Zeugen: „preeentibus . . . Benessio plebano de Hranicz monasterii 
predieti professo, Marcone de Stephanoir et Ztciestone de Topolan armigeri*, 
Olomucensis dioceseos." 

Siegler: Der Aussteller. 

Von anderer Hand das Signet nnd die Publikationsklausel des „Jacobus 
qitondam Johannis de Pyeska, Pragensis dioceseos, auctoritate imperiali 
publicus notarius scribaqiie causarum vertentium coram domino abbate memorato", 
welcher der Abfassung des Befehlschreibens beigewohnt nnd das Siegel des Abtes 
angeh&ngt hat. 

Orig. Perg. — Das Siegel des Abtes abgefallen, zu beiden Seiten desselben 
hängen die Siegel der Pfarren Weitra, Unser Frau und W^aidhofen a. d. Thaja; 
das Siegel der Pfarre Freistadt ist abgefallen. *) 

26. 
1396, November 26, o. O. 

„Hans Vngelter", Bürger zu Weitra, und sein Sohn Peter verkaufen 
Dienste nnd Zehent „in dem dorfe zu dem Vlreiehs in Vnser Vraum pharr 

ii. >) Tgl.: Fl««ser, 1. c, 401. 



339 

UHd in dem lantgericht zu Weitra", welche sie von der Herrschaft Woitra zu 
Leben gehabt, „dem erbern Niclasen von dem PenehtoU$, die zeit latidtrichttr 
ze Weitra" um 47 (Q(. 8 Wiener Münze. 

Siegler: 1. „Preinreich vom Wasen". 2. „Uoyir Sprinzenstaitier rom 
Wifelants". 3. „Ott Widersperger, diezeit r/esfusen in dem Slaitipach'', 

— „an sand Kathreyn tag". 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

27. 
1397, AprU 24, o. O. 

Schiedsspruch der Pfarrer Andreas von Zwettl, Georg von Vitis, Niclas von 
Spital bei Weitra und Heinrich von Exenbach in der zwischen der Stadt Weitra 
and dem Pfarrer Ulrich von Weitra schwebenden Frage um die Bestellung eines 
FrQhmessers in der Pfarrkirche zu Weitra. '} 

Siegler: Die vier Schiedsmänner und Pfarrer Ulrich. 

— „an sand Jorgentag". 

Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

28. 
1402, März 5, o. O. 

„Artolf Fleinchhakcher" und sein Sohn Heinrich verkaufen Dienste und 
Zehent „zu dem Vlreichs . . . und ze Lotnpach in dem lantgericht ze Weitra", 
welche sie von der Herrschaft Weitra zu Lehen gehabt, „dem erbeni Niclasen 
ton dem Perchtoltz" um 31 ^. 8 Wiener Münze. 

Siegler: 1. „der erber Chunrat der Czink, die zeit phleger ze Weitra". 
2. die Stadt Weitra. 

— „an auntag ze mitter rasten als man xingt letare". 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

29. 
1402, MErz 18, o. O. 

„Chunrat der Zink, die czeit phleger ze Weiftra . . . an statt des edlen 
meines gnedigen herren herren Leutoldts rnn Megssow, obrister schenkch in 
Österreich und die czeit her ze Weytra" belehnt „Niclasen ron Perichtolds" mit 
Diensten und Zehent „zu dem Vlreichs" und „ze Lempach", Lehen der Herr- 
schaft Weitra. 

Siegler: Der Aussteller. 

— „an dem palmen ohent in der rasten". 
Orig. Perg. — Das Siegel fehlt. 

30. 

1402, April 13, o. 0. 

Die Stadt Weitra, Ulrich von Wien, Pfarrer zu Weitra, und das Spital da- 
selbst treffen ein Abkommen wegen des von „Peter Tym, purger ze Weytra, und 

n. ') ADsf&hrlifli : Plcssvr, 1. c, 403. nach d<-m gleiohlautenden Originslc dvs Pfur- 
•rehives W«itra. 



340 

Elapet aeiv Hausfrau" sn dem Spitale za Weitra gestifteten Jkfartagea. Zu dem- 
selben haben die Stifter dem Spitale geschafft einen Zehent, groß and klein „dacz 
dem Preinreichs" *), eine halbe Wiese „ze Hohenperig, davon man jirleieh dini 
auf Band Jirigett alter auf das haus ze Weytra" 1 Wiener Pfennig, einen Acker 
gegen Alt-Weitra „ze nächst dem Yngelter" und «ine Breite daselbst „in ainem 
rain", welche jährlich dem Zechmeister der Pfarre Weitra 5 Wiener Pfennig dient, and 
einen Garten „auf der Widern" •), Summe aller OUlten „zum ringist" 3 ^, S Wiener 
MQnze. Der Jahrtag sei zd begehen in der Pfarrkirche za Weitra in den acht 
Tagen vor Maria Himmelfahrt, Sonntags zuvor „auf dem letter" zu verkünden 
nnd za feiern vom Pfarrer mit „vigilig mit sein gesellen und mit tlem sehul- 
maister, neun leczen, und der mesner soll in ausleuten und auf paren", mit 
einem Seelamt, einem Amte de assomptione B M. V. und sechs Messen; der 
Spitalmeister solle 4 pfändige Kerzen „zu der par" stecken. Nach Persolvienuig 
des Jahrtages habe der Spitalmeister dem Pfarrer zu geben 12 ß 3, der Pfarrer 
davon „drin gesellen idem" 6 \ dem Schulmeister 12 2, dem Mesner 6 o. 
Bei Nichtbefolgnng der Verbindlichkeiten sei eine Partei der anderen ver- 
faUen 12ß8.>) 

Siegler: 1. die Stadt Weitra. 2. Pfarrer Ulrich. 3. „der erber K^nrat 
der Zinkk, die zeit phleger der herschaft ze Wegtra". 

— „des phincztags rar Tyburcii et Valeriani der heiligen »Mririr." 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

31. 
1405, Angnst 18, o. O. 

Der Rat der Stadt Weitra beurkundet, es haben mit seiner Zustimmung 
.yChunrat Swertfurb und Menndl Tesch, die zeit spitahnaister, . . . Steffan dem 
Ifobukker von Hochenperig und Elspeten seiner hauifraun , . . ain wis halbe, 
genant die Jacobin, gelegen ze Hochenperig, davon man jerleich dint ain 
\V\nner phenig geliz auf sand Jörgen alter im haus ze Weytra" um 16^. 
Wiener Pfennige und zwei Groschen Leutkanf verkauft und imi den Kanf- 
schiUing für das Spital eine andere Wiese, „gelegen im Erleich *), von Anna, 
Nicla des Stuppler seligen witib", erkauft. 

Siegler: Die Stadt Weitra. 

— „an sand Polten tag des heiligen etc.". 
Orig. Perg. — Das Siegel fehlt. 

32. 
1406, Febniar 24, o. O. 

„Thaman ron Windischteig und Agnes sein hausfraw, Peter vom 
(iotschalichs^) und Sophey sein hausfratp, Michel Ileczz mitpurger ze Weytra 
und Magret sein hausfraw" verkaufen Dienste und Zehent „in dem dorf ze 

30. ') Froinrpicils, G.-B. Groß-Gornngr». 

■) DiT (inind nm Kirehe aud Pfarrbof: s. Nr. 69 und: Plcsscr, 1. c. ill. 

') Pli>Rser, 1. c, 531, aai dem gleichlaatenden Originale des Stadtarchives xa Weitra. 

31. ■) Ried. K.-i}. Höhenberg. 

3t. ') A'nt.tcballiugs, G.-B. Waidhofen a d. Th%ja. 



341 



VulscAn ituti in iVet/fntrf tittiti/efivkt" , Leh«it der Ht;rr»ctisft Woitra, „dt-ni 
Xirlfutm lletit KrtHhirr t>iim Pti'ifhfotl/t ii/iil uUm xcinni rrfifit" um 
lOT ff,i „ttnii »tut* drt^ yttlilru phntini/ z*i hyrlutuf". 

Siegler: 1. „dtfr frbfj' Hotf^r der Sprinrzentftttintn', die eseit phlfi/rr ;r 
Vtytra". 2. die Stndt Weiua. 

•^ „tru Mtilfi Mitihimttng den hA^it^m zttrtffpotrn". 
Otig- Perg. — Die Siegel fehlen. 

33. 
I40(t, Fi^irnar 24, o. O. 

^Uittfn' def S{pjt'iHcsvt\>iUiiiifr, die <:zfi( phtfi/rt sv H'f^t)'»", bel^but „an 
tt dif» fidtiti iHt'ine» gtififligeti huffen hermt Vlruichm tnn Mfimftue obrislru 
Wi'achttlkh iit Ontpfrcich tuul die e^^it hrr ^n Wv^ira" den „mrhmt Xiclnmn 
fotu Pnucbtotdif lind ttll ii*iH nt'hrn" mit 2//, 7^ ^Vj ^ QelrleA Wiener Mdnz« 
ind den Diootten von 4 Metzen Mohn, 12 Metzen Kom, 16 Metzen llftfer, ^e> 
egen ^c ^''aiftrhu i» dfw fanlt/f^fieht ;*■ H'i-iti'a^ Irhrn der ih'ffnchafl 
^titra". 

8teglA: Der Auis teilen 

^ „nit ititid Attithiittt tiitf den hei/Utfrti cztr^tUfpftrtitn", 
Otig-. Perg. — Das Siegel abgeriilleti, £« handelt »icli hier um die in der 
^Tontukgehenden Nr. 32 verkauften GUJten. 

1406. Seplc'ml>«r 7, o. O. 

^Stjiniui liti- Li'drff", Btlirger 7.n Weitra, tjod Anmi, s^ino Hausifrftu, stiften 
Pfarrkir{^e ia VVeitia zu Händen des Pfiinera Uiciiael Junkbeir auf oinen 
['tchl T&ge vor odor auch. Mnrtioi mit VigjJ, zwei Ämtera und acht Meueo zu 
liiallendeo JabrUg eine Wiese, gelegen ^prtf drm Ihmniiehaehi^i ') srin^chr» 
BnmiKriti.i ['iii/iltff mul Ft'idffkfi» ifi:t J'iiHfH hchk'rni", vieUbe dem Zech- 
IJaeUter der genannton ITarrkirche jährlich 7 ^ dient. Am .Tahrtage solle der 
IPfirrer geben dem i^chnlmeiBler 12 5, eeiiien drei „yn^n'tlrn" je 10 i, dem 
levner 6$, dem Spitalnieiister '/^(QC^ >^°' ^^"^ ^wtttuUunn eh^rnfH", 4|!Jf Wachs 
'wliwer.') 

Sttgler: J. die Stadt Weitra. 2. „Sictua mm Pffehtfilfz", 
-^ „flu nftnurf frmi' ithrttt rth »if /ffprirn ixt", 
Orig. Perg. Die Siegel fehlen 



.ib. 
1408, Aat^DHt ÜO. Gratzeo. 

W«(, wt/Uittd Pt'i'irni'fifhy rot» lIV/.vw ^iilnjtt fofhir^r uttd IV(V; k">i-*- 
efchtet unter Zuatinmiung ihres flutten Veit gegen ihren „finidfr Sirlin' 

?« Ffff-htole: ffrMrKArn zu drm iVnitiit und yi/en iill Mt» rrbru wnrf giftf«» ntt 
)t^iH if^MiriMlfM/dtfn (ilt d'^'i rt'httiSls, fx »etj vdtti^fMch, m\ttt'H^ifh, nwfutfrlrrifii 

timuttir mlrr wurifniffnli" , irclohei ihr jemals noch zufallen kSnnte. 

U. ') WaU. K..U. Weilm. Vf\. du« Nr. a.<t. 

'^1 Die liMirmiurkHilil«' Ju* rilftri«(ii MJeliutl. h»i : Plctitn. l. r., itM. 



342 

Siegler: 1. Veit. 2. „die erbern Hans Zubko, die ezeit purgkraff zu dein 
Gretzn". 3. „Peter der Schestawer von Czwetlern". 4. Zacharem sein aun". 
— „an dem mutag var Band PartlnteStag" . 
Orig. Perg. — Die Siegel feblen. 



1409, Januer 23, o. O. 

„Atma, Prewnreichs von Wasen seligen tochter, Hoyr des Sprinczestainer 
hausfraw" verzichtet mit Zustin.mung ihres Gatten gegen ihren „bruder Niclas 
von Perchtolcz und gegen all sein erben" auf ihr Täterliches Erbgut gegen die 
an sie Ton Seite Niclas' erfolgte Auszahlung von 100 ^. 2 Wiener Mttnze, behält 
sich jedoch für den Fall, daß Niclas ohne Leibeserben sterben sollte, alle Rechte 
sowie den Anspruch auf ihr mütterliches Erbe vor. 

Siegler: 1. „Hoyr der Sprinzenstainer" . 2. „Tkoman Schaler, die czeit 
phleger zu Weitra". 3. „Marchart vom Priill". 

— „des mittichen vor sand Paulstag so er tcechert ist worden". 

Orig. Perg. — Di« Siegel fehlen. 

« 

37. 
1409, Angust 15, Weitra. 

„Anno a nativitate (domini) millesiino quadringenlesimo nono indicttone 
prima die quintadecima mensis Augusti hora quasi ve-tperorum, pontificatus etc.Q)" 
sagen die „discreti viri dominus Nicolaus plebunus in Hadmarslag presbiter, 

W'eykchardus im Graben, Nikolaus in der Maicr, Dietricus Emring, Michel im 
Mos, Wenzeslaus Drescher, Nicolaus Neumulner, Nicolaus Sutor, Johannes 
(iebhard, Henricus Knoll, Johannes antiqmts officialis, Johannes Thjetmaru«, 
Johannes Mosmulner, Nicolaus Eckhart, Otto Molitor, Vlricus lAmpel, 

Johannes in Fora, Vlricus Okker, Conradus Vegrtager, Sinmn Pisfor, Jacobus 
Spiez, Nicolaus Smalcz, Stephanus Haidvogel, Johannes Gut, Simon an der 
Czeil, Petrus Regtner laici et plebesani parrochialis ecclesie ad Sunctutn Mar- 
tinum prope Weytra" vor dem Notar und den Zeugen aus, daß „universalis 
minuta decima" in der Pfarre St Martin zu dieser Pfarre von altorsher, nemlich 
nach der beziehungsweisen Erinnerung der Gewährsmänner seit 20 — 70 Jahren, 
gehöre und von den jeweiligen Pfarrern /.n St. Martin bis zur Gegenwart gehoben 
worden sei. 

Auf Bitten des ,,dominnx Fridericus pre/ute parochialis ecclesie ad 
snnctum Martinum rvctor pro tunc ibidem presens" sei dieses Instrument ver- 
faßt worden „in Weytra in domo habitacionis Petri dicti Vngelter civis ibidem 
. . . presentibus ibidem honorabilibus et discretis viris dominis Johanne, plebano 
in Waltenstain ac capellano sancti Wolfgungi in Pfaffenslag, Nicoiao rectore 
cnpelle sancte Georii site in Castro in Weytra, Nicoiao dicto Kastnir de 
Wusen, Marquardo de Pr&.l, Jacobo de GijiHcz armigeris, Petro dicto 
Hierzz, Jacobo dicto Burkgraf et Petro Doleatore". ') 

37. V) Eine Dorsaalnotiz, goschrieben am 1450, vorwirft dinLvgaliUt dieses Notoriat8instrumeiit<>s, 
<la dasiielbe ohne Mitwirkung des Pfarrers von Weitra aafiergerirlitlieh abgeftfit sei, und beansprucht 
auf Orund der alten Dienstregister der Pfkrre Weitra vom Jabre 1141 und 1408 f&r die Pfarre Weitra 



343 

Notariatssignet und Pablikationsklansel des „Stephatiu» dictus Treperg, 
rUtrieus Patavienai« diocesia, puhlicu« hnperiali aiictoritate notarius". 
Orig. Perg. — Unbesiegelt. 

38. 
1410, Jänner 12, o. O. 

„Xielas Kastner, die ezeit yeitejssen zc dem IVasen", verkauft seines 
^tjuetes ain hoff ze Lempach" dem „Schoiin Nikleiti com Pruel" um 7',^ ^. o 
Wiener MUnze. 

Siegler: 1. der Aussteller. 2. „der erber Marichart im Pruel". 

— „des suntagn nach der heiligen dreij Khiiuig tage". 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

39. 
1411, Dezember 5, Wien. 

Herzog Albrecht V. belehnt „Niclas den Kästner von Wagen" mit der 
denselben erblich angefallenen Veste Wasen und den dassn gehürigen Lehenstilcken 
als: „die Vente ze Wasen mit der manschaft, dienest, zchent und wandeln auf 
Heinen (Nidas') gründen, die vischireide auf der Lunnitz aU cerr sein grünt 
geent, die vischweide auf dem Lempach uncz an die Ilurtpekkin" (Wiese), 
ö ß 4 8 Gelder zu „ Windigsteiy" , Zehent zu „Rediceins" und zu „Lichtenberg'', 
12 ß 8 samt Zehent, Wildbann and Wandeln im „Aichberger feld", 12 Hetzen 
Hohn, 3 ß 8 und drei Hühner zu Oriesbach und Freitzenschlag. 

Siegler: Der Aussteller. 

— „an sampcztag nach sant Barbaren tag''. 

Orig. Perg. — Unter der Plica rechts: „d. dar in connilio". An Pergament- 
itreifen das Siegel =:^ Sa va, 1. c. Fig. 78, rotes Wachs in ungefärbter Schale. 

40. 
1412, Februar 24, o. O. 

„Michel der Purgir, mitpur yir ze Wegtrn" verkauft dem Kiclas 
von Wasen Gülten zu Lembach, Lehen der Herrschaft Weitra. 

Siegler: 1. „Mnrchnrt vom Pritll". 2. „Petrrin der Vortlir ze Alten- 
weitra". 

— „des phincztags in der kotemmer in der ^r-ifen rasst tcochen". 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

41. 
1412, März 20, o. O. 

„Sgman Meireser, dierzeit b^krggraf ze Weytra" belehnt „an stat des 
«dein meines genedigen heren herren Ottrn ron Meissau, »bristen marschall 



dM kMoea Zehent zu St. Martin oder wenig'<teiis den im Ijiufc der Zeit fllr die Zchrntaborlsssniifr 
ttifoUerten Jahrenins von »duobus modus siliKini» et aveiic«.. 



344 

und obristen acJtenkh in Oesteti'eich" aaf Bitten des Michel Purger Niclas den 
Kastner mit den (laut Nr. 40) erkanften Gülten zu Lembach. 
Siegler: Der Aassteller. 

— „an Buntag nach mi tter rasten" . ') 
Orig. Perg. — Das Siegel fehlt. 

42. 

1412, Dezember 13, o. 0. 

„Thaman Schaler" verkauft seines „unrerkumerten yueta'' die GUlte von 
2 ^. 1 ß 6 8 2 Helbling, gelegen aaf 4 Leben and 2 Keuten „ze dem Meinharta ') 
und inn Oczinger pharr . . . freya purkchrecht", von dem man dem Kloster 
Zwettl jährlich 12 3 Michaelis za freiem Burgrecht dient, „def erhem fratrn 

Barbara der Khunrada Sirertfhrbin" um 42 ff, 8 Wiener Mttnze and 2 Galden 
Leutkauf. 

Siegler: 1. der Aussteller. 2. „Hanns der Schaler mein lieher prueder"- 
3. „Xiclu» der Walich". 

— „an aand Liicie tag". 

Orig. Perg. — Die Siegel fohlen. 

43. 

1413, Dezember 9, Wien. 

„ Wilhalm der Derr" beurkundet, es haben „die. edeln herren /«;;• Lewpolt 
roH Ekcharczair, her Sigmund von Chranichperg und die erbern Philii>p der 
Iliinczhaimer, Seyfrid der Riczendorffer, Jhrig der Greuel, Wenczla der 
NewnlMuer, Jlann» Zeller und Chuenrat Vogt" als angerufene Schiedsrichter 
zwischen ihm und seinem Schwager „Niclas dem Chastner rom Wa»eti . . . 
getaydirtgi und genprochen, dasx dan haus zu dem Waseu mit seiner zuege- 
hürung", welches ihm Herzog Albrecht zwar, verliehen and welches er mit Recht 
gehabt hätte, weiterhin seinem obgenannten Schwager verbleiben solle, and fügt 
sich diesem Schiedssprüche. 

Siegler: 1. der Aussteller, 2. „der edel Hanns (i(>tesj>ninner, die.czeit 
des . . . herzog Albrecht ze Osterreich klainer schenkch" . 

— „an sambsfag nach sand Niclastag" . 

Orig. Perg. Indorsat s. : XVI saec. „Ahtrett prief ton dem Derr umb den 
Wasett". — Die Siegel fehlen. 

44. 
1414, Juni 27, Weitra. 

„Kaspar Chalbschoph ron Weh ains taih und ich Jacob von Xofnlitz^) 
und Wafzlab sein sun und ich Sygmnnd liichfer, all gesessen zu dem W&d- 
veins-), des andern taila" verbinden sich „ron der scheden, zuespruch und lern 

41. ') NMb: Orotcfciid, Zoitrechnang, I, 124, ist im vorliegend«!! Crkundongebiete miltervcutm 
für den Sonntag I<&Urr za deuten. 

4:. ■) Grofi-Uoinlurti, U.-B. «.iroU-Ooroiig». Pfarre Kteeii. 
44. ■) Nftolitz, Bahmen. 
') Badweis, Böhmen. 



34S 

ittijrn", FV'elche Kaspar vob Watsliib und dMMO Helfera empfangen bati untor 
dviu Kpructip der liei^Jcrseite gewählten äcbiedaleute, nämlich für Kaspar; „MkhrU, 
pfiti-rffit", und „ftfftf Vhniit'tittrni litt- Zftt in'niitfir rr Vi tifittt*' , Rlr Jakob und 
Wntdab and Siegmund ßichter: de» „ttbn'u hi^rr^i Athtfchh'it, kapplan in d*fu 
tyiffil zu ilfm tt'Mirriiix" und dea „ft'h^'rn Thoman drH Viirkken jlhicj^W gr 
tt'ri/trn", und ala Obmannes deo „eiiirnn hnrvrn S^mim drit Mr*tnt<n<rt' dircseit 
phlr-i/rt' ZI- Wriftfu", alle Feindschaft einitiitellen. Überdies «ollen Jakob und 
Watatalj an Kai^par .^/'V ^fU> trttt, 'vttcdrn toxi mur i/rhrti .frchlzfhiH nchok-vh 
tffniz Ff'Hi/ei- inünMs" und xwar K Schock am nächsten St. Paters- und 
10 Schock ats nitcbslen St. Micbol^tag, diu letzteren eu Händen des PfHrrers 
Michel von Weitra. Der Übertreter des };<cbtedBS[iriiche8 sei Heiner Herrschaft ver- 
^Ueti phuiithrt tiehitkch ifffiz:". 

Siedler. 1. Pfarrer Michel van Weitra. 2. PYlegei Mevraaaer. 

— „if Wetjtt'u . . . um mitticki^u ror mir/ii frtrt'n nnri mnnl I'rmitf tnr/ 
ilrr hrt/tif/fU zH'ffijf'pitfli-n". 

Orig. Perg. - lndorsat8»ec. XV, : „tihi iirfi-hiUtriif". — PI ester, 1, c,, 409, aus 
WpjrjngerH Manuekript mit irriger An|r&b« des Pfarrnrchivea Weitra al» I^ag-er-J 
ort dea Original es. — An Pergameatstreif«!! das erste Siegel grün, in ( nbgo fallen er). | 
Schde, Bwei Wollenbalken, Umecbrift, gotische HSniukel : ^f t>. Mkhatit {»Hgh 
III iraitfti", — Zweites Siegel ahgafallen. 

46. 
1416. Milrz IJ. II. O. 

„Jitt'iih (Srrmfiihi" beurkundet, er sage nach Empfang eiuet gewiieen 
'pldsnmine „Xifhi^rii dm Knattirr" imd ^Pi-ftrlinfr", dcaiien Sohn, i(uitt abd 
Udig von allen AnsprUcben, die er gegen Niklo* gehabt habe „tun urijtit ciitr-f 
fjrltsrhaltl ttiiih nenn phuut W'ie««* jthritniiftui, drn tift' tftt'ijntant Kantnrr 
iii/nuut iifm Lmiriff httii tffhvn »nit^n , , ,, «ti roii Sinmti rtem tieiirrt' tiuf mich j/r- 
Kfirm-hrtf ninff . . . und atirh r»tt ircffert fhirtt ztirttpnii-k» . . - hinrt dem rori/n- 
inmt/fii Kn»tnt'V , . , umli ftin reitk» »«••<, <<" »irtii Urittdcf ["tiurh lliuiixfl mit im 
iffiini/rit miif u^nrdfH <fn>i VrifHf" . 

Siegler: 1. „Afinrlttirt ;pu fruit". 2. „.htfoh dn' iitiptifin'". 

— „un *iiitii:hpii FD)' nuHil firrytit'tfeif t'ii/". 
Orig. Pcrg. — Die Siegel fehlen. 



um. Mui äl. M. O. 

,Mftt utnl \i'-hi^ l^ttrrttn, jiniyr c finmt4tf" und ihre Hautfrauen 
liltwf/rfd" imd „Pofnthea'' rerksqfen „hi-rrrti Oriolff», fthni'rrr zr C.'iiiu/m/" , 
tind iillrH gf^inr'it rrihen" ihren ganzen Zebcnt ouf 6 ganzen ge«tifteten und 
Kl halben gestiAeten Burgrechten, 1 Üd^n Buigrecbt, 1 gcBliftoteß ttnd iiden tlor- 
«UUten und ihrvn hniben Zefaent atif h ganzen und 14 halben Ourgrechten und 
3 Hafatüilcn „»mi> dir niut zf ftinfuid". Alle» Lehen von der Herrachn.fi 
Weitra. vor „rf'M ^rf/cin JlniurrichH tlfn IVtftftiri'r utid I'fruhin'l dfn llnmndui', 
f/*«* i'cWf fihlftfff tr Wrißra itiitttttH dn idirii hrfrfti (Hleti rmi Mkiinsttir, 



346 

Siegler: 1. „Heinrich der Wtjtawer". 2. die Stadt GmOnd. 

— „an 8and Petronellen tag". 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

47. 
1417, Febrnar 24, o. O. 

„ Wolffyang, pharrer ze Waltotstain" verkauft seine drei Viertel Wein- 
garten, „gelegen ze Heynttdorf^) zwischen den Bergen", yrelchb Lehen sind „von 
der erber frawn Anna, Seydleins Chtinigs seligen icitib" und 16 o jährlich 
Michaelis dienen, dem „hernt Ortolfen, pharrer ze dmund, und allen seinen 
erben" um 14 ^. 8 Wiener Mtlnze. 

Siegler: 1. der Aussteller, 5. „der erber weis Hans Schaler, die czeit 
gesessen ze Weyssenalbem" . 

— „an sand Mathiastag des heiligen zicelfpoten" . 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

48. 

1417, Harz 4, o. O. 

„Andre Druniler von Greuendorf" und „Margareth", dessen Haus- 
frau, verkaufen ein halbes Joch Weingarten, „gelegen an dem Ilellenstain ') in 
detn (iraeblein^) zu nagst Albrechts des Queller tceingarten, die czeit richter ze 
Oberen Leubs"-), doran man allew iar den weschaiden Niklasen dem G^gler 
lind Albrechten dem Sfrobl, payd ze Chambaren^), yegleichen fünf helbling ze 
purkrecht in sein lehen dient und dem weschaiden (iiligen dem Prenntlein von 
Xewing*) ain phennig in einen ukcher , . . dem erbern herrn Artolfen dem 
Gn&d, pharrer ze Onidnd, und allen seinen erben" um 15 ^. § und einen 

Gulden. 

Siegler: 1. „Hanns der Pleyschlein" , 2. „Ulrich der ('heyler, payd 
purger ze Leubs in dem Xydern Aigen".') 

■— „des phincztags in der Chnttember in der rasten". 

Orig. Perg. - Die Siegel fehlen. 

49. 

1418, Mai 18, o. O. 

„Hans ferner, di czeit pßeger zum Wasen" beurkundet, er habe, von 
seinen Schwager „Jorig dem „Grifel" als Gerhaben „Partlnw's des 
(.'hnstner zum richter gesaczt", unter Beisitz von „erbern mannen" zu Wasen 
offenes Gericht gehalten über die zur Veste Wasen gehörigen Lehenstücke, im 
Besonderen über ein strittiges Feld, das gegenwärtig ohne Belehnung die Ge- 
meinde Eichberg widerrechtlich innehabe, das aber na<üi Ansicht „Grifels" als 
Lehen zur Veste Wasen, nach Ansicht des „Ulrich von Kewscha", der namens 

47. 'I Heindorf, <>.-t!. Lnngrnloix. 

48. ') Wfingartoiiriodi'ii, l<ciil<? in K.-U., Kammrrii uiiJ Zöbing. (J.-B. Laiigculois. 
') Langculois. 

') Kammeru. 
V Zibing. 



347 



da* Berohard ron Licbtonsteia auf Gmünd oricbienea lei, iüs Durgrocht xnr 
HcmchaFt Omtind gotiür« Das Gericht entschied ta G matten ^Gf^frlH'. 
8ieg]er; Üer Ausateller. 

— 1,««* mitU'.hitn IM tieu jiliiuffst retjrintjm*' , 
Orig. Perg. Deu Bieget fehlt. 

5(). 
1418, Ättgnsjtt m, 0. U. 

„Fr.miKirt tier Kirichpertfer" ''} beurkusdetr daü »r/iV rrbf'ru'leui tiii> tmrgvr 
"oh W'pjf/r« Itiifen tiiirh mit rlrien, da» ich die Siren zerhrnt «/rlfffn» zn dem 
Wmisfttfnalhri-H itiiii zu Strfitjtitrh, die weilfiit f'hnni'fit det' Sirtrt/tti'b zu 
ll'rtjtftt, df.r mit lud ist <tliijttn<fi-u, rutt mrintti vardrrn und mir zr !rchru jr«- 
/utftl hilft, i/rr»rhrtt u'rit *it (tiyrn dem hfiliyttt griyt zu dr$n fpititl lu WKijtra" . 
D» ihn darum aach „xundn- die niti/»t>fn rrhen (Chunrftta) iit»o i/rjirtrit*' hjitt«ti, 
■H) «ifn« er „r/'V Irchfitucfut/t und itflr rrrhtt'n" des g^ennnnteD ZebebU dem 
SljitaJ« la Weitm. 

ÖiegJer: 1. der AiiBtteller. 2. ^drr nli vmt fiitrt' hrr Widßiitf dn' Ihtch- 
/fffMi". 3. ^WilhtiM der E(ißttfiKtaitirf''. 

— „an rrittit/ r^tl■ i^tttid Cnls/ru tntf. 

Orig', Perg, — An Pergaraentstreifen Ke«te der drei SiegeL 1. Oriln in 
VOI^färbter Sckile, Bilil: Pferd«kujif, rechtH gewendet— trblirs, Das Archiv der 
8tadt Zwettl, '22. S. Uran in ungefärbter iScbala, 3. Ebenso. Siegelbilder bei 
2 He»t einer Hetnnes mit Uelmdecke, bei 3 verloren. 

51 
1418. TleKenibev 2, V^'eitra, 

Atma, tiTilriil .Vaihcif dfi* Sehi^fu piir-i/rr st' Wenfirn leittib", «tiftet In 
ilor l'farrkirchc ku Woitra „in dem hfiilti/fn ttdfr.ul nllf ttnj nin fnteantpt . . . 
'Inf dem uiittln-rtt tiltiir in dv.r kirichrn mit srAu/m«i>'/fv' und nchiili-nt" 
«ti Kbren der Mutter Gottea and übergibt mit Zustimmung ihrer Kinder und 
Krben dafür d«m gegenwärtigen Pfarrer Michu*! von VVeitra ihre ,uwtf(i, ^t^legttt 
iitfdffhtitb der ptitr-ful/iii hitf dr.r Ltkvhrn vor dtm tibrn'ti tor a»f dtrm graben", 
von welcher man jährlich dient dem Pfarrer eii VVeitr* 10 3 fUr den Zahent tind 
dem Kaplan .,i'n dtr rcsie :e latiti Jitri/rn nltitr' 9 S zu Grundrecht, und 
ihr^'n „yur/fi-w, ift'h't/m yeff» drn tkii'chi'n ubrr" , vun welchen man jährlich „nt-n 
hnf ainitn it/UiehtH hurf/i/rarrn" dient li 5, Hingege» aoU der jeweilige Pfarrer 
,ifl drr firi/euuff di-n eurtjeimulrn ampfy j/fbrti dm drvin tfttidlvn und dtm 
tiipjtlan ii/lichrn Sfi i und drm Hchiiltnainter II ^ nud dem meant^f ^Ö 3 . . . 
und mit. »ritlfn i/rj^rltm nrli.fiffru, doH Mi »tl mOtita*J tu drnttftbrtf l'irf llUUfhrlt 
f)Htnt stitlen" fUr die FainiJip der rj(ift«rtn. 

Sifglcr: 1, flrff' ''drl Ca^fiar Itftimrort, difrzr.il jiklrtirr er Wr.iftrii*'. 
- Vfarrer Midi&el sa Weitra. 3. „drr rrhfr hrr XirfoM Vrkftnff, üinzfit htjtplitti 
ho/». 

- ^5i» Wriflrrt II*' f'rri/fiitf mtili xnad Aiidfi-h toif" . 

Orig. Porg, — Die Siegel fehlen. Gloichsteitigea Indynat: „litn-utr, litrra 
'fnndatiotiif, per aäre»tuiu domiiii", 

SO. 'I Kirch lixre am Wiitdi<. 



348 

Ö2. 
1421, Jnni 14, o. O. 

„Dorothea di Tflr/Zin von Gm^nd" verkauft ihren von der Herrwhaft 
zu Weitra za Lehen getragenen Zehent auf 14 gestifteten and einem Öden Burg- 
recht um die Stadt Gmünd, von denen ein Bargrecht innehat „herr Michel, 
kapplan zu hof ze Gmünd", dem Pfarrer Ortolf von Gmünd „und all sein 
erben" um 10 j5(, Wiener Pfennige und „umb zice» grozz zu leykauf." 

Siegler:.!, „der edel Kaspar der Renmcart vom Waltreichs, yez phleger 
ze Weytra". 2. die Stadt Gmünd. 

— „an sand Veyts abent". 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

Ö3. 
1422, AngDSt 27, o. O. 

„Kathrey, dew Symatis Sneyder witib mitpurgerin ze Weitra, und ich 
Warbara ir tochier, des Tummer hausfraw, dieczeit burgraff ze Waidhof enn" 
verkaufen ihre „gull und gueter, detc gelegen sind ze dem Meinhnrts ') und in 
Oczinger pharr", freies Bargrecht, von dem man dem Kloster Zwettl j&hrlich 
Michaelis 12 8 „ze freyem purkreehi" dient, „da dieczeit auf gesessen sind Mert 
Czadel, dienet 8 fi 10 ^ ron ainem lechen, Mert Heytnader dienet '/i €f. ^0 ? 
von ainem gestiften lechen, Ulreich Trhstel, dienet 6o 8 von ainem gestiften 
reut, Niclas Klocher dienet 60 5 von ainem gestiften reut, Hainzel Sogner und 
Jekel Klocher" mit je 36 8 von einem Öden Beat, den „erbern den prttedern 
gemainichleich in deir czech gann Unter Frawn" am SH ^, 8 Wiener Münze. 

Siegler: Die Stadt Weitra. 

— „an phincztag vor sand Gilgen tag". 
Orig. Perg. — Das Siegel fehlt. 

54. 
1423, Mai 15, o. O. 

„Hanns, pharrier cze Weytra, chapplan cze Sand Wolfgang" beur- 
kundet, es sei zwischen dem seligen Pfarrer Michael von Weitra* einesteils und 
dem „erber treys Georig Grefl, phleger cze Rajtpotenstain" als Gerhaben der 
Kinder des seligen „Niclas des Chastner" andernteils ein Streit gewesen wegen 
etlicher Holden zu „Lempach", welche Michael als Widerlage des Jahrtages „für 
defi Pistus und den Bürger" für die Pfarrkirche beanspruchte, w&hrend Grefl 
meinte, „Niclas der Chastner" hätte dieselben für sich um baares Geld von 
„Bürge)-" erkauft. Im Vereine mit „Kaspar den liemnrart, phleger zu Weitra" 
zum Schiedsrichter von Herzog Albrecht V. aufgestellt, hätten Hanns und Kaspar 
den Grefl schuldig gesprochen zur Zahlung von 14 ^. S Wiener Münze an Pfarrer 
Michael, welche Summe von Grefl auch bei einem Bürger von Weitra hinterlegt 
worden sei. Als Nachfolger Michaels in der Pfarre Weitra übernehme er nun diese 
Geldsumme zum Ankaufe eines Grundstückes im Einverständnisse mit den Erben 

JA 'j Vgl. ». 42. 



1U9 

Am Pbtiu Rod du Batget, buf weldbem weiterhin die Pttidit des Jaiirtage» 
liegen solle. 

Siöglof: 1, der AundelUr. 2. „rttr frhnr trfffig Hnun« Vhrnmivher^^ 
phififri' f'tr Wrtßrtt'*. 

-- ^lieit Hamjicz (<!{/'* lutch tirttt hf\fiigrH ttiif/itfttag"^ 
Orif. Perg. — iJio Skgel feblen. 

ob. 

Uta. Mai 16. o. O. 

^//fi;i««, phdt't'rr zf M'ritffi tirtit rhttplnnn dacz noMft Wulfgnnij" Torksufl 
„di> «irity fkchfi- t/rlerffn in dreii jmtyrrvelti cztt Weitrn, yflff nkcht-r zc ungut 
tim hftfpraytfeii, die mein irnd meiner n'iben kaufft« ffuet ffncese^it find und diu 
iln mit rftjtfrrht iHgrhorrat fze lo*neti in tnein irf, tjrlfffen in der Ufifttffifnnxm 
gf^fn drin infsutiKr über, und die ron mit und mri» nnckkiumnrtt f^r Uhrn tfrnt 
und dtt nut nuirt tmtt jf-rUich»'» dirttf li Wirner phfniHif fzf vchtr» ftttrkt'fcht , , . 
Jofiffrn dem (fllhr, pnrtjrr czf Wi'itra, nttd Mfirrigrcien", iejner Httuafraö 
um 28 (V, i „d*r »wnresfn H'*w»i"r m^m:*' fn bracbem Zuitaade. I-'Unde sich 
„trin frum'-f man", der die obgeoanstei Öde bentiftcD wollte, s<t sollen die KAaTer 
ihm dieselbe ia gleichem Zustande um gleichen Prt*ii! verkHQfeD. 

Siedler: 1. der Awsateller, 2. „hrr Honiix ph/trfrr rtw UAhfintich" . 

— „nn milif}ien var fforz nuß'nrt lui/". 
Orfg. Perg. — Die Siegel fehlen. 

56. 
1439, DeK«mber 6. o. O. 

^Jnritf firrß" bIs üerhnb dei ^Perilmr rotm iVtnu^ft" belohnt „Vlrrifh 
WJM Jl'eifr«, t/rMfuitrn tu df:m Stisfhtt/^), nii utaf Dfifottten »eirter hnimfrutufti 
tptiflmt 7''hiimuMs dttn WfMfhl ttichter" , mit dem ihr erLHcb ■llge^al]«^Den Zvhect 
Mut $echt Lehen und eine HoffttÄtle ^ze stritt TAwrrKCv ''). MVjVrfior landtiifriehl 
nnd in Schonairer phiirr" . 

Siegler; Der AuRHtellier 

— „riH sand Xtciiistftff'', 
OHg. Perg. - UM Siegel fehlt 



ä7. 
U£7, Anglist 17, o. O. 

„Miu-ijfr't, wr>jl»iid Juctilti'ii ih<s VhuMtHf't' rttn Perchtoldv »rtiff tHtib* 
bearkaQd(.<(, lie habe sich über den KachlaB ihrei Uatten mit „Ptrtlme, Nicla* 
des ViMutner nun vom Wagen", durch «inen Sdiieduprucb, Inut welchem ihr 
eine Summe Gddes ood Oetreide« £n«rkuiat worden fei, vollead« geeint und 
fprichi mit Ziistimmuiig ibrei irweltcD Oemals „Pfrfhtttld Sttnb" den „Pnrilmr" 
«il«r Fordernngon ledig. 



Üt, U ll«iil« ilin» Xr. ita in W<ilr>. iiicbt loi S<:hAti«a (IN*«»»! i. <:.. ri9a>, vi(l. \r. Tl 
4«* O^MU^-üiit «lur Htfltit t«)i 8kw «lab« l'oiikl««. U, S, SC «| (iMaim. 



^b*t 




350 

Siegler: 1. „der edel Jost Enidorffer, phleger zu Gmünd und burggruff 
ze Rosnaiv". ') 2. „ Wilhalm der Cheyawer", Bruder des „Perchtold Stcab". 

— „de» aiintags vor aannd Pertlmeatag" . 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

58. 
1427, Dezember 23, o. O. 

„Jakob Seebekk", Burggraf und Hauptmann zu Weitra. beurkundet, er habe 
„an stxitt den . . . herczog Albrechten, herczogen ze Österreich . . . meinex 
genedigen und lieben herreti" über Bitten des „Ulreich im PSwficA, burgei- 
ze Beitra", dessen Hausfrau „Margredien zu rechter margengab fiir hundert 
phunt Pfennig nach dem lands rechten in Österreich den czecheut . . . ze Jakn- 
pach auf vierczehen lehen und auf vier hofsteten überall ganczen czechent 
grassen und klain, der gelegen ist in Czewttler gricht und zu lehen beruet von 
der herschaft ze Weitra" verliehen. Nach deren Tode solle der Zefaent „her wid^r 
erben und gevallen auf den benanten Ulreichen und sein erben, als gemacht» 
lehens des lands ze Osterreich und der herschaft ze Weitra recht ist". 

Siogler: Der Aussteller. 

— „am eritag cor Beiehnachten" . 
Orig. Perg. — Das Siegel fehlt. 

59. 
1428, Februar 21, o. O. 

„Sijmon, rieht er ze Hörn, und Barbara sein hausvraw" verkaufen ihren 
Weingarten, „des sechs virtail ist und ist genant dg Rodl ze Lewtakcher 
zenachst , , , dem Span gelegen mit Hannsens des Grashofer handen daselbs, 
Stifter dieczeit und storer an des edlen Kolmans des Grasser stat, zu de» 
Zeiten venceser des von Maydtrurg herschaft", dem man davon j&hrlich 18 8 zu 
Burgrecht und 18 Tudingpfennige dient, „dem erbern herreti Hannseti pharrer, 
ze Wegtra" und depsen Nachfolgern um 84 /X. Wiener Pfennige und einen 
Qulden. 

Siegelzeugen: 1, „Kolman der Grasser" . 2. „Hanns der Bekchein, burger 
und des rats ze Egenburg". 3. „Lietihart der Rokendorfer, richter ze Egenburg". 

— „an dem ersten suntag in der rnsteti als man singet invocavit". 
Orig.Perg. — Gleichzeitiges IniotitA: „litera pro cinia Rodl". — Das Siegel 1 

war nie angehängt, die zwei anderen fehlen. 

60. 

1480, Februar 1, o. O. 

„Jiirig Gr^ffl, die zeit pfieger ze Rapottenstein, als gerhab Pertlme. 
des Niklas des Kastner sun" belehnt den „Michl Reinbot" mit einem Zehent 
auf vier gestifteten Lehen und zwei Oden Hofstftten „zu dem Reinbolzs in 
Hochenperiger pharr und in den landtgerieht ze Weitra", welcher Lehen von 

VI, ') Darnach dürfte die fttr das J»hr 1465 belegte Vereinigung ren Omftnd nnd BotenMi (Topogr., 
W, 470) schon frfihor erfolgt sein. 



351 

der Veete Wasen ist and welchen Reinbot frtther mit seinem rerstorbenen Bruder 
Hans gemeinsam inne hatte nnd nan allein ganz geerbt hat. 
Siegler: Der Aussteller. 

— „an unser lieben frnwn abent zu der liechtniesif'' . 
Orig. Perg. — Das Siegel fehlt. 

61. 
1431, Jnni 14, Wien. 

Herzog Albrecht V. belehnt „Barthne den Kästner rom Wasen" mit der 
Fischweide auf dem Lembache „uncz an die Harpekhin''.^ 
Siegler: Der Aassteller. 

— „an phincztag Tor sant Veitz tag". 

Orig. Perg. — Plesser, 1. c, 630. Unter der Plica rechts: „d. d. in cons." — 
Das Siegel fehlt. 

62. 

1482, April 1, o. O. 

„Andre Nhpndlinger" beurkundet, er sei „irol verschuli mit warer tkt 
vom Boytnir gevenkchnusst, zu Weitra in rinkchnuss kommen und gelegen, 
durch erber lewt vleyssiger gepet icillen" aber von dem „erber treys Nictns 
Chastnh' siatrichter und Jorig rom Roytten" freigelassen worden, schwört 
Urfehde und begibt sich jeglicher „freyung geistlicher noch ireltlicher inner oder 
ausser lannds". 

Siegelzeugen: 1. „der edle Woytgich von Oybobicz^), 2. Hanns der 
Sprinczenstainer" . 

— „an eritay nach letare in der vasteti". 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

63 
1434, November 10, Weitra. 

Hans Tesch, Pfarrer zu Hoheneich und Kaplan am Magdalenen-Altare in 
der St. Peters-Pfarrkirche zu Weitra, widmet zur Besserung der Kaplanstiftang 
am genannten Magdalenenaltare seine freieigenen Gülten zu „Engeigars ')..., 
Dieppolts^) . . . nnd von der Cheffermul . . , (alles) »m der herschaft Weitra'', 
wogegen der jeweilige Kaplan im Advente für ihn einen Jahrtag mit Vigilie und 
Seelamt halten und dazu „das Opfer, prat, wein und fleisch, den sankchern 12 1, 
dem sehuehnaister 12 8 und dem mesnir 7 5 als ron den getronUicheti 
iartegen" geben und im Gebete aaf der Kanzel „Hannses Teschen meins vaters, 
Margreden meiner mueier, Annen meiner swester, Mertleins Teschen meins 
vettern, Katrein seiner hausfrawn, Chunraten Mullnir meins vettern, Annen 
seiner hausfrawn, Annen des Nicolae des richterschreibers mueter" gedenken 
solle. Der Pfarre Weitra schenkt er zu Händen des Pfarrers Johann seines 



Cl. •) Vgl. Nr. 39. 

n. ') Iwowits in Kr. 181, in BObmen. Pangerl (Fontes, 11,23) vennutrt darunter HitakreU hei 
Sehweinitx. 

M. >) Engelstein, O.-B. Weitra. 
') Siebe Nr. 6, bei Oberkircheu. 



852 

„vitterleichtfM und muetterleichen eriblail aUi irisen" vor dem oberen Tore 
ober dem Siechenhause zunXchst der Ijandstraße, wogegen der jeweilige Pfarrer 
an dem obigen Jahrtage „under dem aelampt und dem rechten ampt, das von 
unser lieben Fratcn ah die czeit gebondleich ist gesungen sehol werden" , sechs 
Messen darch die ^naehpern pharrer und priester vom giu>" lesen lassen 
solle. Bei Nichteinhaltung der Stiftungsverbindlichkeiten fallen beide Vergabungen 
dem Spitale zu Weitra zu. 

Siegler: 1. der Aussteller. 2. der „edle Vlreich HarroeMr von 
Bolfframstarff" . 3. „der erber weis Eberhart Lanuelder stat- und lantrichter 
zu Weitra". 

- „an des heiligen heren sand Merlen ubent". 

Orig. Perg. stockfleckig. — Die Siegel fehlen. ^) 

64. 
1435, Jnni 28, o. O. 

„Pertelme Chastner vom Wassen" belehnt den „Jacob von Nacoliz^), mit- 
purger ze Weytra, und sein hausrrairn Anna" mit zwei Teilen Zuhents aaf 
zwei Oden Lehen seiner „manscha/t" zu „Sybenlinden in der pharr zum Sweygkers 
und in dem landigericht ze Weytra". 

Siegler: Der Aussteller. 
— „an sand Fetter und sand Pauls abentt". 

Orig. Perg. - Das Siegel fehlt. 

6.0. 
1435, Juni 12, <>. O. 

„Hanns, pharrer und pruedennaister zu Weitra'^ und „Hanns, pharer 
zu sand Merten, gelegen in dem lantgerieht zu Weitra" beurkunden, es sei 
„der Pekchenhof gelegen in der benannten sand Mertener phar oben neben der 
Mosmill, dar auf die czeit gesessen ist Mirhel dt-r Feyrtng", von „eitern erbern 
ireisett edlen und unedlen teufen beschaut" und dabei befunden worden, dafi 
dessen Grundstücke die bisherigen Dienste, nähmlich an die Pfarre Weitra 7 ß 3 
Michaelis und an die Pfarre St. Martin 20 Motzen Korn „gesaczten czehent" nicht 
abwerfen. Zur Entlastung der Hofbesitzer erniedrigen die Aussteller die obigen 
Dienste auf 3 ß o Georgi und 3 ß 3 Michaelis fUr die Pfarre Weitra und auf 
10 Motzen Korn and 10 Motzen Hafer Michaelis fUr die Pfarre St. Martin. 

Siegler: 1. Pfarrer Hanns von Weitra für sich und den Pfarrer Hans von 
St. Martin, der den ersteren seinen „lieben rettern" nennt. 2. „der erber ireis 
Eberhart Lanuelder, die czeit statrichter und lantrichter :u Weitro". 

-— „zu sand Marigreden tag". 

Orig. Perg. — Von Siegel l ausdrucksloser Siegelrcst, grün, an Pergament- 
streifen. Siegel 2 abgefallen. 

M. ') Vgl.: riOKser. I. c, 558, wo lt34, .SoptemtKT 14, Pfarrer Johsnii von Weitra seinerseits 
die Sclienkanfcon Tesch« >>enrkundet, und ebenda. ii~. 
M. M N'a«litz. ii.-B. Weitra. 



353 



66. 



14»», Aii^iiHt 2'd, n. O. 

„Marffrfth, Nielnff» dr'S •^itriinfui'ttn' urliijfti (nfiiirr iiiirf f'niipff>-n dr* 
YdungapfH^rr ritrhr hftus/t'ftiF", beurkundet, ihr Mann und deflson Brüder „Iln/tHti 
titul Quit'fin" hätten sich mit ihr we^en der ihr scbuldigen Summe von üiM //^ K 
geeinigt, uod »]>ricfat die^elbea und deren Erben der Schuld ledtg, 

8iegler: 1. Die Auaittillerin. 2. „lii'r mM Wutfiinny Zisft'fnt>trß'i-r, .</»•• 
jirMKfrn 2tt Kh^fttorf" . 3, „fir.r rtift M^rt firiirUt", 

— „((» nttmhütng »u/f *(ind l'rriltnriHftuf ftra hegtiffen sirrtifiintm'* . 
Orig. Ir'erg, - Die Siegel fehteii. 

67. 
1444, Februar 24. u. O. 

^'i'immiiix Sfivhr'rr :il Altrinl-rifi'n iintl MiiHnn iiiiil Miti'itfrlt pitijiir <fv 
mtiAli'fii , Michrlg Sarht'ff" «f.litif/t'n i^himlf^r", verkaitfen iliru Wiese, „j/f.ivijfn jn-tf 
di>m Wtixev, deic ühn'lenii tinil Irhrtt i»i nm ilrm t'tli'tifii fertr-im'- Kuttl'-^trt' mit 
2i au/ Hnil mil J^ S alt und dk'nl atwh tla *tlh» hin cu ^tt»il äVuhrUtrti/ 
16 Z Wmier mfinzr, tteai Afiwr und ritt huthfn tag mitnin phlxiff ainmiufl 
itn itif t'fihot/'tt auf tifü Ifasw" den Brüdern „/**b und Amirrf ihydm; (jf 
«»ititeH ZH fiimpfutrti" , utii 21 (jy_ Wiener Pfennige ,'/'•/' »«vt/VTr« nmmz". 

Riegler: „liurfUnr Kiiitffnri- rui» Wnnrn*'. 

— „ftn Hftnd Mathir« nhetil". 
Orig. Per«. — Das Sieg'el fehlt. 

68. 
1444, Juni :i. o. O. 

„Gtity Churlhtijftf , /ihtifff ::ii (■nst-r Lirttrn Ffftirrn k-irirbm in 
ftff hpfxr.futft :r Jiritio", verkauft für «ich und Peine Erben GUlton ^zutti Hfinhntii» 
in der hruttmitrn hrrurliftfl'" , anrl iwar von drei Lefaen je 3 fi ö ?, von eineni ' 
l^ben ti6 i. von zwei Hofstütten je 4H t, Egididienst und den Drittelsehent xu 
Feld und ku Derf voq einem Hofe, «ieben Lehen und jiwei Hofitttiten, welch« 
er von König Friedrich IV. nl« dem Vormunde K, I.adlslaus' und Besilaer der 
Herrschaft Weitra /.u Lehen gehabt, mit Händen des Lehennherm dem „rrhern 
terinr» t'Hrru Fl^dri-itr^' \ Htlrger i.u Weitra und Hrndenneietor der Liebfraaen- 
jt^ihe ün äer Pfarrktrt^he xti Tiiiur Frau. Htr die Zeche. 

Siepelaeuge ; Die Stadt Weitrn. 
- „am miticfiti in phiirr/^trrii'fnt/n" . 

Orig, Perg. — D*a Siegel fehlt. 



89. 
1444. .Toli II, u. O. 

„JtyhiitiUM rti» ifiilrK ffliitdrii fii/Mihuff rtr. u'rirlipixrdinff dfX ftitttlnit^ Zfl 

l'a-Kinnr find pharrh- stf Writfn*' «chenkt „ffttm/. Uurmi>i' und tifhttrt 

dtm Tiifff UHiirrr hitldrn f/mfimrji auf drn zirniii huff^rn, »ttxrrr chirick'tt 

Widern, ffrlfifirn im jnifkchfrid zu Writfii" in Horiirk«1rhtigiing detien. daß ^ntir 

.liklirLucli .1. V, / I^aiiilHthmiitK. «!HVh "!2> 



354 

tly feint und eheczer ron Pehetn meniger mal beraubet und in ier hoff terprant 
und cerbuechsl habent" zu ihren gestifteten Höfen je einen Oden, ihnen an- 
grenzenden Hof, bestimmt ihren jährlichen Dienst von diesen beiden Höfen mit 
je 7 ß 8 Michaelis, 10 Hetzen Korn, 10 Hetzen Hafer, '/i Hetzen Mohn, 6 Käsen, 
6 Vaschanghuener und 60 Eiern zu Ostern und TerfOgt, daß die öden Höfe fUr 
immer bei den bestifteten verbleiben sollen. 

Siegler: 1. der Aussteller. 2. die Stadt Weitra. 

— „an snnd Marigreden abent der kegligen junkchfruirn". 

Orig. Perg. — Indorsat saec. XV: „Die Widenhof^) betreffenf". Die Siegel 
fehlen . 

70. 
1446, Februar 7, o. O. 

„Ortolf (iriot, rencexer sand Maria Magdaleen aller in der pfnrrkircheit 
211 Weithra gelegen" stiftet der Pfarrkirche St. Stephan zu Gmünd „in iler ttUtt" 
zwei Zehente, die er um .^5 ^. 3 „alter Wiener mnnnss" gekauft hnt „ron Merteni 
dem Laurent und Dorotheeti der alten Wierflin" gegen folgende Verbindlich- 
keiten: „Der emam geixtleich her Hannx Ganthatrser, dg zeit pharrer ze 
Gmünd" und dessen Nachfolger sollen ihm jährlich einen Jahrtag halten am 
Dienstag nach Harift Himmelfahrt mit Vigilie und Landes, am nächsten Mittwoch 
mit einem Seelenamte, einem Amte de Assumptione B M. V. und acht Messen, 
dnnn auf der Kanzel beten für den Stifter und die obgenannten Vorbesitzer des 
geschenkten Zehents und „jedem gesellen" geben 12 5 und den Armen 12 2 auf 
Brot. Bei Nichtbeobachtung des Jahrtages falle der Stiftungsertrag dem Spitale 
zu Weitra zu. Dem Aussteller seien für seine Lebzeiten jährlich zu reichen 
je 14 ß S zu Ostern und zu Weihnachten und am Mittwoch nach Maria Himmel- 
fahrt ein Jahrtag zu halten mit Vigilie, Seelamt und Bitten auf der Kanzel. 

Siegler: 1. der Aussteller. 2. „der eraam geistleich her Jacob, rapeUin za 
Kand Wolffgang und offenschreiber" . 3. „Kberhnrf La nnf eider, dg zeit burger- 
maister ze Weitra". 

— „an mnntag nach sand Durotheen tag der heiligenn jnnnchfravn". 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

71. 
1449, Mai 20. Weitra. 

„Ilannn ron Keurncha nnd Marigred sein hansfrair" verkaufen „dem 
edlen Pertehm- ('hastner com Basen" ihre Wieso, genannt „die Ledrerin, ye- 
h-gen SH Wuldscha am perig oberhalb der Karate". 

Siegler: 1. „Hanns run Keirscha" , 2. „der edel Hanns Chlnkchi-n, purger 
zu Weitra". 

— „an eritag inn der funftt-n n-orh>: nach osfern". 
Orig. Perg. - Die Siegel fehlen. 

72. 
1451, Jnni 8, Wien. 

König Friedrich III. beurkundet, er habe das von BartholomäuR Kastner 
zu L<-hen besessene „haus zum Wasen", welches in die Hände der Feinde ge- 
rn. ') Vgl. ». 30: daher niebt Weidenhof. 



355 



fallen uad von welch^iu aiia dor Usag'eigvBd durch d«n Veinii viel Schaden xu- 
^ctQffl vtofdca «ei, dem Feinde abgenoinnieu wnd „irrfn'tiffn-H". Über Biltcii KstslnerE 
«itlij^oraU Voriniiuil K LndJAlaii«' in de» Wiod« rauf bau der Hu rg durch Kiutner. 
8ii»g1er: Def Aii«»l eller. ^ 

— „(!»» fi'ittit/ inii'/i nttmitl tiritHrm tni/", 

Orig. Perg. — Auf d«r l^lion imfioB recbt*: „Ctimmimiit domini ffgi« in 
<'»«*.'* — An Perijiinientstreifon dm Säpg-cl = •'faTo, 1. c., Fig, Nf. 108, rote» Waclm 
In ungefärbter äcbftle; Ifilrkeiegcl Fig. Nr. 117, rote« Wanchs in der ting^nirbtea 
Scbol«. 

73. 
U52, Jltnner SJ. Wpitra. 

„Jih'tf im i'riHm-h'' , seine llaiist'niu Mnftffrlh und «eine Mutter Min-ijrrth 
einigen siel» niit „l\'<itj'rf(tni/, terii-hjiisrhitjf' z^ I'nxnuti' tun! phnrftr sf U\4trn" 
w«j(en den StreileH um eine Wiese, genannt ,f/Vr litulru mit ff itfH obcrrn tfnrttn 
zu tnif/Mi d"Hi IViif'/'iiiitft im Lrtlfi'tnl", und tiherta«»en die Wic«p der l'ftfre 
Woltta auf einen Jabrläg für Jilrgs Vater „VUr-irftm im fhufi-h' . 

^iegler: „'lir rtMti i. Jfir;/ lirr Kntitfftr, liirinit rrrhr>.ti-f ilt-r fihltnj 7*' 
II >«/rvi". 2. „Hntiita Ktah-h j*'t>* Ituti/rmuttMl^t'", 

— rw dt-m :iniimtf»nfr.ziifi»ten iui' tut tHonlfiy tim-h dfui umn int-, ') 
Orig. I'org. — I>ie Siegel fehlen. 



74. 
]4f>2. yi&r£ 18, Weitra. 

WotrgaDg, Bischof Ton Hipponia und Pfarrer zu Weiirn, beurkundet, «« 
holio ^Mifhel dtftr ChlniHfiral" , BUrg^er zu Weilra, und (!«fi«oa Gattin Kalbarina 
d#r Pfarre Weitra gegeben einen Weier neben d<jr LandasraÜe im ^pufi/er/eld" 
swiachen Weitra und Alt- Weitra, efoe Breite dabei und einen Garten, ^i/eUfftn 
rjff dem jifnrvhitf jteif dir futdsftthrn und Onhwh*i tifin^ hient" , damit eT 
ut» dieser Stiftnng durch «eine „ifrur-tlfu" die durch Verlust der Stiftungsorkunda 
und der BtiftungBentieii H«;t Heinei* AmtAvorgüngerfl Pfarrets Chaatel Tagen m Ab^ 
gang gekuninieuen wilchantltchen drei Megaen „zu gttnd OAirultm, t:kujifU^M, i/tdet/tM 
in dttf ttt»l zf W'iitrn in drm Sitifitho/" ') wieder teBeo 1as»e. Auf ««-jr« «vhtuiht in 
»nnd Hrriihnrdin 'hdiiprlln" in der Pfarrkirche »a Weitra oder fsll« ein „ihtrufr" 
gebaut werden «ollte. in letzterem » atifteten dieselben Jätifler der I 'flirre Weitra 
awai Weingarten xu I£<j(» ,.»(« drtn (itiUirnlin'*!", von denen der «sino jHhrlicb 
S<K iti dos Kloiter Melk, der andere 10' , o in das Kkster AUenburg, den Zehent 
beid« der Pfarre Rote dienen. 

Woifgaug tlberciiiiinit beide Stiftungen fUr die Pfarre Weitr.i uitd tvlle der 
kat von Weitra doreu Einlialliing kontrollieren. 

Sieglur: 1. dar AuMHtelLer, 2. „f/fi" ftiie und vtHlr (.'iiUfHir Si-hiilri', t/rKruitrii 
SM»! Enfif-htriti" . 3. Jiirii/ t'hnm(f)6r, dij zrit rrrheart' der fifttni zu li'ritm'' 

— ,nw iiam»taff var tnittttt'Viiittn'' . 

Orig. PeFg. — An Pergamontatruifen die Biogel: I. 'Ah mut. loi, in ungc- 
fitrbter äclmlo, uutur «iaani gutiirbcn, drijitetligeD Ualdachiu i^in Wappen, eecht- 

11, 't >)i>|je tirotKtrml, /.p||r«H.'liiitDnY I, VI mul 191, 
H, ') <'«' Nr, ili. 



356 

Btrahiiger Stern; im Baldachinmittelteil Bischof mit Stab und Buch. Umschrift: 
>S.WOLFO. ePI-yFP01\:« 2. 33 mm, grUn in ongef&rbter Schale, im Dreieck- 
Bchilde eine vertiefte Schale, deren Henkel in die linke Oberecke gerichtet ist; 
Umschrift in gotischerMinuskehvtfiafpar-Sl^aUet-«. 3.28 mm, grOn, in ungefftrbter 
Schale, im Wappenschilde Dreiberg, darauf sitzt ein Vogel (Specht). Umschrift in 
gotischer Minuskel: »iorg- canit^.« 

75. 
1456, März 16. o. O. 

König Ladislaus beurkundet, es habe Dorothea, die Hausfrau des Matthias 
Oibmer auf der Mühle zu Beichenbach ihm aufgesandt zwei Teile Zehents atif 
dem »Kamishof« '), dem öden »Knollenhof« daneben, „zu Weiden auf des Eysuer 
und des Zozl^) höfen, einer uiilhle und zirei reuten", Lehen seiner Herrschaft 
Weitra, und belehnt mit diesem Zehent Dorotheens Töchter: „Maryaretha, 
Hanttsens auf dem liery zu Beichenhach hausfrau; Kuthreyn, Micl^els Stieger 
am hof zu Weiden hnuafrau und Kafhrei/n (!), des Andre zu Seichenbitch 
hausfrau". 

Siegler: Der Aussteller. 

— „an montay nach dem Hitniay iudica in der rasten". 

Orig. Perg. — Unter der Plica rechts: „Comniissio". — Das Siegel fehlt. 

76. 
1459, August 17, Weitra. 

Kaiser Friedrich III. belehnt den ^ Wolfyuny im I'emech", Bürger zu 
Freistadt, mit dem von seiner Herrschaft Weitra lehenbaren Zehent zu Feld und 
zu Dorf auf 14 Lehen und 4 HofstXtten zu Jagenbach in seinem Landgerichte 
Zwettl, welchen Wolfgang schon von König Ladislaus zu Lehen gehabt hatte. 

Siegler: Der Aussteller. 

— „an Freitay nach unxerr lieben fruicntay axsumptioitia" . 

Orig. Perg. — Auf der Plica iiuflen rechts : „Commiasio domini inij/eratoris in 
consilio". — Das Siegel fehlt. 

77. 
1461, Febnutr 6, Weiti-a. 

„Hanns Schilii-hir zu Freyberch und Mariyred", seine Hausfrau, ver- 
kaufen mit Händen des Lehensherrn K. Friedrich III. ihr Zehentdrittel an den 
zwei Teilen Zehents ,««/ dem hoff zu Weyden, item am Gananhoff, auf ain 
udm hoff, auf des Chnollen hoff, auf des Eysner hof, auf des Czoczels hoff, 
daselbs auf ain mul und auf czwain rewter . . . yrossen und chlain zu fehl 
und zu darf, yeleyen in der pharr zum Sireykkers im luniyericht zu Weitra", 
Lehen der Herrschaft Weitra, welchen Marigred von ihren Eltern Albrecht und 
Dorothea Olmer geerbt hat, ihren Schwftgern und Schwestern „Andre dem» 

7». ') EiiiiTviiii den Woideiibnft'u, 0.-(i. Spital beiWi'itra, das alt<- (iaoayii iu Fontes, II, S, 96, 506. 
') Eb<-nda, Zizzllinf. 



357 

Jj*%fkkehf>' /tun citt Ri'ichcnhin'h, Kttfhi'fiu *<iiti't' it<i>i\fi-<iuit lutil Attrhrlm Stut/t-r, 
■nurh Knth>'''itt Ki'htrr ftttu^ft'fui})". ') 
Siegler; Die Stadt Weltn. 

— ^ZU HViVr« iiti Hntt'i Ihti'ofhft Uiy ihr hryth/tn iuHl'chjriiiiti' 
Orinr. Perg. — Das Siegel fthll. 

78. 
1464, April 30. Weitra. 

Zdeiiko von St«rtiberg, oberster Burggraf ta Prag und tttlet Herr t\x 
Weitra, belelint den Pater Poguer, Bürger 7.u Weitr», \mA deHiien HmiBfrau Agnes 
mit ^phfHttiiuj iJ^U, zrhful nttil ranffytittiii^hhnrt' mif tlvtit <h»'f zu Wultm-hu 
fftlfgi^t", Lehen der Herrecbaft Weitra, wie dieüeiben diese nuiteu von den 
frnheren Herren aul' Weitr». den Herzogen von *.^terreicb, itu Lehen gehabt nnd 
kanfweite erworben hätten. 

Siegler: Der Aussteller 

— „JM li' fitftt'it Hill tminUif/ iHtfh xiciititi iliii'iffii tut/". 

Orig. Petg. — An 'Pergamentslreifen da» Siegelj rotei Wach» in iinge- 
niibtar Schale, 31 mm, Wappen, achtttrahliger Stern, tlber dem f^childe ^techhelm. 
Kleinod zwei FUlgel rechts gekehrt. Uttkschrift in f^otischer Minoskel: „Zilmknni* 

79. 
14I>4. A|td1 IW, Weitra. 

Zdenko von Stomberg, ohetster Burggrar tu Prag und freier Herr mx 
Weitrsi, helehnt „Bnrffihin- KnJhufry iinnittt ihr sti-hHStfi't'iech tiiul bnutpi-nt'tuift 
hif :h \Vrii,-n" mit , //. S fioldtw, l\j Metxen Mohn. 2 Schott Har und 8 K&sen. 
„nuf dm yietiiiiitfii X'hrnflioffn ') ffrlrgat*' , Lehen der Herrschaft Weitra, 

Riegler: Der Aussteller. 

— qfu IfViy/n» nm Humtaff tmch unutitt Joi'ff'-tt t'if/". 
inip, Pwg. — Da» Siegel fehlt. 

ao. 
14611, Ntivembet' 5, ». O. 

„Mii'tii-l hftlivi', 'lii' Z^it f/rtttfgArn zu VUls, itiiil irli K'lfrrtf HfiH Arn/H» 
frati'" beurkunden, sie habpn dem ^ImigifmniiiFr, t'irh/i'i' muf t'oi" nu Weitra 
in deren Heiligeugeist-Rpitnl 28^^^ liegender (juEten gegeben, wogegen sie in 
da« genannte Siiital nufgenouiraen und auf ihr „MtUtij f/fx^rinl HHltfti irtuil^'n 
In» tpitat fits ihi niftlrfn iintmi Irut", (Ijerdiee vermachen sie ihren ganzen 
NachlaD dem Hpitale. 

Si«ijr!cr Der Mtirkt Viti«. 

„II tl ntthchrii rot' xnuif M'flrn Itttj". 

Orig. Perg. — An Porf^jimeDtiilreifen das Siegelt grlln, in ungeflirhter 
S«hal». :]Ontin, Bildt Kirche mit Turm, l'msehräft in gottscher Minufkel : „S. VUix 
nnf ff fr Tfi" (Thuja). 
I?. '* V«l. Sr. 76. 



358 

81. 
1470, Mai 30, o. O. 

„Vertelme Kastner com Wagen" belebnt mit dem ihm beimgefallenen zwei 
Teilen Zehent auf zwei öden Lehen „zu Sybenlinden in det- pharr Streijghers 
lind in lantgericht Weitra . . . die erber Frau Barbara, weillendt Fridricften 
an der Oberen Zeil zu Weitra tochler und des erbern Wolfgangen Fächer, 
bitnjer zu Weitra, hausfrati*'. 

Siegler: Der Aussteller. 

— „an dem heiligen gotz auffart abent". 
Orig. Perg, — Das Siegel fehlt. 

82! 
1476, Jnni 19, o. O. 

,,Fridrich Schlamastorffer zu Grnb, Hanns FfaimpKder, pfleger zum 
(Irauenberde, und Ifanna Pranntner, pfieger zu Flosa" entscheiden als Schieds- 
richter zwischen Kaspar von Königsfeld zu Bemdorf einerseits and dessen Brüdern 
Ulrich und Hans von Königsfeld zu Berndorf andererseits, daß Kaspar von 
Königsfeld „den Einlass sanunt zuegehiirung und der herberg zu Berendorf 
laut Yerschreibang seiner Mutter erblich innehaben und auch alles andere väter- 
liche oder mütterliche Erbgut unbelastet besitzen solle. ') 

Siegler: Die Aassteller. 

— „uf ntittiroch nach sanct Veitzstag des heiligen niertrers". 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

Vgl. dazu Nr. 87. 

83. 
1477, .Tibiner 13, o. O. 

„Zdeslair von Sternberg" beurkundet für sich und seinen Bruder „Jeros- 
lair von Sternberg" den Vergleich, welchen beide „nach geschfijft" ihres seligen 
Vaters mit „Thantan Kijbann, die Zfit pharrer zu Weitra", wegen einer Wiese 
und Äckern, „geh^gen vor dem Haicsschiichen" und Lehen der Pfarrkirche 
St. Peter zu Weitra, welcher diese Stücke „laut nines briß's" ') fUr einen Jahr- 
t8g mit Vigilie, zwei Ämtern, acht Messen und einer Gabe von V2 ^. ^ "■^ ^^^ 
Spital zu Weitra vermacht worden seien, getroffen haben. Aus dieser Wiese und 
den Äckern habe ihr Vater einen Teich gemacht. Sie geben dem Pfarrer zum 
Ersätze zwei Tagwerk Wiesen, die „Topplerin" genannt, „gelegen bei der 
Slhttergassen, und nlnen ackcher gelegen neben des l'hi'ilsmidtz und Florian 
Kramer gartten" und bei jeder Abfischung dieses Teiches ein Schock Fische. 
Im Falle der Xichtratifizierung dieses Vertrages seitens „unser nachkhnum des 
gesloss und herrsrhaft Weitra" fallen Wiese und Äcker beim Hausschachen der 
I'farre wieder heim. 

Siegler: Der Aussteller. 

— „an dnn achtisten tag der heicligen drew knniij". 

Orig. Perg. — Indorsate saec. XVI : „Ilansschachenteieht betreffunt", 
saec. XVIII: „Den teiirht beim Ilausschachen befreß'ent". Das Siegel fehlt. 

8t. ') Uic hia-r gonikniiteii Orte licfroii Hlle iu Kaymi, Ubcnifnk. 
S3. ') Sii-bi- Sr. 34. 



64. 
TleT Septpmiier 14, Wien, 

Kolaer Friedricli 111. bdstatigt die durcli den verstorbenen Burtbolomäuft 
Ka4tQer *an Wasen tegtamentariach VQ\hogene Zuscbreibang von dtsHett Veste 
WueQ, Lelien Beiner Herrschaft W^itra, an deBscMi fiattin Margarelii, di« 
Tnchter „inihoi/l i'hrinfitiAhx Mtii^fbrr ron Juilmnu", und ihre Kirder, 

Siegler: Der ÄUMtelter. 

— „tin Ft'ritfitj ttf-n hriligr-n kt'r'Ht: t/tg rxiiUinniet", 

Orig l'erg. — PiecBer. 1. c, 631. — Auf der Plica außen recht»; „i'iuti- 
miiisin fiotniiii imfim-afnri.'t propt-iit" . An Pergamentstreifen da« Siegel = Sa va. 1. c, 
Pig. Nr. 1J3. rotes Wach» in ungefärbter Hcbale. Riickaiegel: Sav», Fig. Nr. 117, 
in tier ungofÄrbten Schale. 

85. 
14M4, April m. ». O. 

„Jiu'HniuntM f<ui iiarbinh" ^ \ verkauft n'^tii* ttdi^irn ttii'l i-rMtfn l'nxpin't» 
KhniffKftldt'r von» Ifdasrn«, mrhifm strai/rt\ und Margarvthtfn itxinrf hau»fratuti\, 
iiirirrrr lifbfH mitemrii . . . mtinrn hoff, gnuiiiitt tifr Tttpetihof, itt Sami Xrrin 
lihfirr . . . mnin fretft^x n^gen'', 

iSieglor; \. der AuBBtelle)'. 2. ^<lfr rdfi utnl pcn(r Wolfgnnii rtnti Iturhtirh, 
mrin i'fttfr", 3, ^>lrr i.'fhi vtstf It'itlfr/iiiu/ V&tnmtnrß'tif im Tatl", 

— „ntt frii'hhiij in mtet'ltit^kf.» ft^tfrUtiffH" . 
Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

86, 
1484, Dezetnb«r M, Grtus. 

KatMr Friedrich 111, bearkuiidet, e» habe Margarcta. die Oattin des 
KacpAr KÖDigsfeJdef, ibai die vt^u seiner Herrschaft Weitra %m Lehen riibrend« 
Ve«te Wasen mit offenem Briefe aufgesandet, und belehnt (Iber ihre Bitten ihren 
Gatten mit der Veste, 

Biegler: Der Aussteller, 
— „flfi mitifhen cor ticm tieimt int'Staff". ') 

Orig. Perg. — Auf der Pltca recbta: „t'ommi^nii) liomini impifntorim 
pfnjifiit'^ - An PcsrgamoiitBtreifen das Siegel :=^ äatra, l, c, Fig. 1 13, rutes Wachs 
in nngefArl>ter Hchale, RnckaiegoL, Fig, Nr. 117 in der nngerürbren Schale. 

87. 
148«, Jftimer 23, o. O. 

' „Kndt'fiS Fftinkent'rutn', f^ic/iter tuitl hn/iftittftrr im a/iifit Wultlrk Uhd 
Adam t'uli-nrfiietfr zu Ti'aunjuiH^ eon tretft-n HnnuM^n von KSniffitfrld aifi»^, 
iitinu» Ohrntiidi'ß'ti' und Sfiff'aii 'fftlhofif, buiyrr 2n Kffmpnrtt, ron wryett fV« 
»r*fhrtt tun Kfhnijsft*U cu Jifi>ti<lijrJ' ttudn-K tniin" «chlicbten ali erwählte Schted»- 
riehter den Streit der gctnannten Brflder ,,*'"» KOtnffn/flld" um das rKlerlicfa« 

tu. 'I AU« urle li»j<'ii in tJnyrm. iiu>gtjnnini»>>n Wii»n(, 

M. 'y Fiki dn- UsUi rtiiif kAI int tu }ir. 7» ßi't»i)r1ite, 1(1. Nr. 84, fß. 



360 

und mütterliche l^rbe nach ihres Vaters „Haiti ric/i ron KSnitfgfeUl" erfolgtem Ab- 
leben also: 

1. Dem „Ulrich von Köuigsfeld" verbleibt „der sieze zu Berendorf tiüt 
zuyehorung zu dorf und zu relde, pawe, winmat, male, vier herberg daselist, 
der weyer, der Pletcer mit samnit den HochhoUz und deu zeheiiteti zu Bereii- 
dorf und Zweifelawe, auch der garten zu Obentdorf . 

2. „Hantiseii von Konigafeld" füllt zu „der Liiiluuss mit zugehSrung, 
Hemlich vier höfe mit dreyen seldnerin und ayner mule daselbst, auch die 
innuschaft uf dem Htthauss, der zehent zu Oberndorf mit allen trisen, 
wnyem . . ., alles gelegen uf dem Hart". 

B. Die 140 fl. rhein., welche Ulrich ond Hans ihrem Bruder „Campar 
von Königsfelt" ') schuldig sind, sollen sie gemeinsam zu gleichen Teilen zahlen. 

4. Ebenso viel solle Ulrich an Hanns zahlen and ihm darum einen Schuld- 
brief geben. 

5. Jeder der Brüder hat das Yorkaufrecht auf den Gütern des anderen. 

6. „Es gibt auch der tieff weyer, gelegen uf dem Hart, jerlich uf unseres 
getiedigen herren des phaltzgraven curfUrsteii etc. Castor zu Wuldeck ampt 22^ j^ 3. 

Siegler: Die Schiedsrichter. 

— „ uf doiierstag vor Pauli cini Version is". 

Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

88. 
1489, Mai 9, o. O. 

„Fridericus dei gralia postulatus et conßniintux l'afauientiis t'X c-omitihu» 
de (Hing" bestätigt die den Besuchern der „capella sancti spiritus sita extra 
muros oppidi Weitra" durch „Bodericum Portuensem, Oliverium Sabinensem 
Marcum Prenestinensem, Julium Ostiensem, Johannetn Alhanensem episcopos, 
Johannetn Michaelem tituli sancti Marcelli, Georgium tituli sancte Marie in 
Transtiberim, Iheronimum tituli sancti Grisogoni, Dominicum tituli sancti 
Clementis, Johannem tituli sancti vitalis, Laurentium tituli sancte Swianne 
preshyteros, Baphaelem »ancti Georgii ad Velum aureum et Johannem sanete 
Marie in Aquiro diaconos miseracione diviua sacrosancte Bomane ecclesie ear- 
dinales" laut deren Ablaßbriefen verliehenen Abl&sse und verleiht seinerseits 
unter den üblichen Bedingungen den Besuchern der genannten Kapelle einen 
Ablaß von 40 Tagen. 

Siegler: Der Aussteller. 

Latein. Orig. Perg. — Das Siegel fehlt. 

89. 

1492, April 3, Linz. 

Kaiser Friedrich III. beurkundet, es habe Margareta, des „Kaspar 
Kiutignfelder" Hausfrau, welche in erster Ehe mit Bartholomäus Kastner von 

H7. ') Di<-8v Urkundn beweist, ömB der in mebrer(>n Urkandeu ti» Inhaber der Vest« Waaen gt- 
iiaiiiit<- Kaspar von Kiiügafeld dem frfcnkisehen Oesohleebh* diuaci yamooa (Zedier, UniTaraal- 
Li'xikon, XV, 1S80: Erseh und Ornbcr, Encycl II, M, 253) eutstammt«-, wofBr weiten aaeh das 
Waiipcu am Siegel Kaipars in Nr. 105 spricht. Die hier gwiianntcu Orte liegen alle in Bayern. 
IVA aufb yr. »2. 



861 



Wu«a rera&hll war, die Veate Wjimii, Lehen seiner ll^rncliart Weilm, und ihr 
■ndtrwlrdges Gut ihrem «wetten (Jatten Kni>i|iar KuDig'srelder vermaciit, uod be- 
itrügt di«i« VerachrcibuDg. 

Sie^1i<r' Der Aussteller. 

„nn n'itiijf mn-h tiem xnnfii^ irtftrf in drr raAUti", 

Orif. Perg. — Plc«ier, 1, &, 631, mit Irrttimertu In dor«fi in der 

Mitte: „ß^"". An Perg&menlatreifeit diu Sie^l— gmva, l. c, Fig. Nr. US, rvlee 
Wach» In ungefrirbter Schale, Rtlcksiegel Ktg^, Nr. llT in der ttngef&rbten ächftle. 

I4ö2. ynrpinber 24, o. D, 

,,y/(i«H I'i'nre)\ ^rAr.nnrn zhih itriiihnlta, itinl Kittliiri/n'' , sein« Maiiifrau, 

IrcfkAufon ihren .Jff^n kitlhu hitß im Hbt^i' Ltuttjnmh, ihr zti In-hru j'ftrV tum 

ifr hfi'urhiift Win/tva, mit ntlrn nfini'H PfKifhnitr», u'itt littm* ifff tfefi'tyt ixt 

lU nnder fvai/hnff der hrrr»cha/t H'itilrn, . ^ . ilrw r^An mui rfurtni Cfuijuir 

KuMiffituultlfrr urtit .Ittirf/rnttt xginrr hattMfritu" . 

Siedler; 1, „dfr fdfl vfnt Joritj lifinbntt rmi Urittfnths". 2. „IV'ir^tinr 
VnJkmttc/'". 

- „mi !ittmiinU»t/ vor mitiil Krithmii titi/" , 
Ölig. Perp. — Die Siegel Teblen. 

91. 
14HS, April K, o. U. 

„^fii'lirl Ktii'iiji, fiifijihin itrr jinu'tlfi'Hi-hiiff'l drr httfrtt' tn Unser ttati, 

rboiirlcondfll, er h&be der gieiQa,tißten BruderschAf), «U sie ihm Vi einem Iel>fit)^ 

linglicben Caplnn Hufgenommen und ihm „ir htm« tfftrgim nt Uniter AVaim mit 

it^inff cnifjfh'innt'/, . , , JIM iff^ifi Cfhnit itlitfti hkhfi' haidtndinHt iniff' phrning fftilf 

Üborgeb^Ti habe, genclioukt: einen Kelch, ein halbe« Joch Weingarten „t/plr^ftt 

\fii l,ncn nni 'tWhittitjirfie/" , wplchor der BUrgcrscclie ,,-m hi^r/t" 12 J Michk«li* 

diene, und einen BBumgorten .,(/i-lr</m :u Lrir* nr.brn drr SLutUn", der dem 

Pfki^er „:it fji-irs" 'i i Michaelia diene, unter Vorbebalt det KnlxgenutseB djesor 

r Gitter fflr *ich »uf Beine Lebeoezeit, Mit Aiiänähme seines „tfica»fh uttii }ietffuiiiittr" . 

[vetcheii seiner .M'httjfrriu" zufallen aolle, rerntachc er nacb »einem Tode «einen 

f|BmeD KacblaÜ der Brudenuihaft, dagegen habe die Bradortichafl ihm die Aufnahme 

ftinaa Bmder« Hun^ als neinea Nachfolgers in der Kaplan«t«lle tugeeicbert. 

Siegler: Die Stadt Weitm, 

— „tili uwHinif in ii»ti hffiliffg» mtKrceii-tat/r»". 
Orig- Perg. — Das Siegel fehlt. 

14^3, iMz«m1>er 2i. ». 0. 

Rltchof Chrittophoruii van Paasau bestiitigi die durch die Bürger xa W«ttrii 
[vullsogene Htirtung des BenaliDiuoas am Marienaltare im BpiUle %u Weitra. ') 
SiegUr: Der AoHteUer. 
Ijiteiit.Orig. Parg. — Siegelre«t,rot, in angefllrbtt'r8cba]e,anPergamenUb'eireti. 



362 

93. 
1494, Janner 83, Wien. 

König Maximilian I. verleiht seinem „yefreumt Cas2>nr Kwiigsfelder . . . 
Htid sein erben sitn und ron nondern gnaden tochter . . . die cexteti zum Wagen 
mit allen iren ntueken yuetern und zuegehontnymi, unnaer lehetischafft unnser 
herschafft Wei/tra, . . . wann im die. auf «einer hauxfrauen übergab von 
iceylennd unserm liehen Hern und vater dem römischen Kayser loblicher ge- 
derhtens verliehen were". 

Siegler: Der Aussteller. 
- „^M Wienn an phhitztng nach sannd Sebastianstay" . 

Orig. Perg. — Plesser, 1. c, 631. -- Auf der Plica rechts: „Commissio 
doinini reyis propria". In dorso: „R*^". — An Pergamen tetreifen Siegelrest, rot. 
in angefärbter Schale. 

94. 
1496, April 4, (I. O. 

„Katharintr, de» Michel Petachenhtiymer treilent yesessen zu Eybnstain 
saeliyen tochter und ye.tz des Caspar FleiKchakher weilleiit yesessen zu ToUers- 
heim skiigen gelassen wittib" verkauft ihren vom Vater ererbten Drittelzehent 
auf 11 Leben und 3 Hofstätten, „gelegen in dem dorff zu dem Dietmars in 
(imunder pharr'', Lehen der Herrschaft Weitra, den „erbern pruedern der zech 
der laye.n zu Unser Lieben Fraweti". 

•Siegler: 1. „f>fr edel cest Wolffyany Arndorffer zum Bielant*". 2. „Waczlair 
Valkenairer, buryer und des rats zu Weitra". 

—- „an montay Ambrosii". 

Orig Perg. — Die Siegel fehlen. 

95. 
1499, April Sl. o. O. 

„Laurents Steyer zu Niderdnrnpach" verkauft sein Dritteil Oetreidezehent, 
, yeleyen zu St^derstoi'f^) in Pirhinyer pharr, der halber ron meinem genedigen 
herrn rou Craniperg und halber von meinem herren hern Christoffen von 
Topel lehen rhrt . . . auf der höfen und ztcai lehen und burgrechtsackern 
nächst dem dnrfe im Prttel und In der A»r . . . dem edeln Caspar Kuttigs- 
feldrr und Maryare.then seiner hausfrawu". 

Siegler: 1. der Aussteller. 2. „die edeln Hanns Geroltxtorfer zum 
Schotten zu Wien". .3. „Hanns Jiedepritnner zu Hauelspach". 

— „im suntag iubilate". 

(.)rig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

96. 

1502, Augnst 18. Wien. 

„(ieory linhnhaupt und Elsbeth sein eeliche hausfraw, weilennd Berie- 
lomeen Caster zum Wasen gelassen tochter", beurkunden, der Streit, den sie 

M. ') St«ttersdorf, l'fiirre Pyhra O.-B. St. Polten. 



363 



,,f/rri" ritlrii itnhii ( 'impttrii KtUlii/x/t'ttit.f iltlii Mdl't/tti'fthtl «ritn r hillti^f/'iiU'itt 
99 tttnt ytim»(rit ittixffH ntfr-tn-r u)hI nilt-f ror micfi rfii<-hr-n if>.habt'\ weg'en 
„Ehhfthi" välcrlicben imd niJiUerlictien Erbteil«» gefUhrl haben, tei llber An- 
•uches beider l'artei^a tlcirch „('hriKiufm ruii tJeehfeniffriii nm A"iro/«/itir^, 
landtiHtriurhu! in Oiftcn'fii'h, ntiHfrn tfrnfiiiffrti hfrrn . , , sttiHt tlfii, »« rr zu 
iui rrroi'dfr/i uiftint^ tfutUrh dammh m rikrunni'^ , durch Zuefkeiinong ciftef 
von „K»tfi4fnfeldrr''' Ifanen au»/:u£uli1endBn üetdAumme gescblichtet wordeu. 

Siegler' 1., 2, die AuBstellcir. 3. „tiir rdrlii rrgtft) nmi i/rxtr>'Uf/tti rittr-y 
btrr iiit/»i>inif Httf/cr sit Wirihlhfi'ff-, dt»' i-fniii«i^heu kimij/tu'hm iunieglt<t H»^^c- 
wnraehalfh ui iitthrreffh" 4. „Zttfhufitig titniuhrri/fr, brifKitzfr drn 
IftHniirrchtm". 

— ,fttn fifiintzltn/ nach lutirt' lirftrti fi'ntt'n (nt/ irrf riliiilniiif*', 

Orig. t'»ig Die Siegel fehlen. 

97. 
150S. Aitgnst ld< Wien. 

„Gvo)'!/ Iinlietihni>i/I ntid KtsMh". »eme Hau^fnu, beurkuDden den Bntp' 
tuTtg von rifiil ^r, IttHiirmrrruHi/ . . . fitH fftsjtftr KttuitfHffltli-r Hilf! Mdi'fffrfrth'^, 
deteen llau^fran, liiQt abi^eD Spmcb«» (ntehe Nr. ÜB). 

äiegler: 1., 2. dio AuBstoller. 3. „>lr>- nirl ctxt ('hriftuß Uh4'fhiiimri\ hry, 
Mtltft' tif» SiittHltfi'r'fhtftt iti (Mrrrfich" - 

„uti ffiiiftay nm'h iiH(t/<r Uebi'u ffuirnta/f irtf xi-hinlmiif" . 

Orig Perg. — Die Siegel fehlen. 



98. 
loUr», An^st 9, Ebreicbsdorf. 

.tCht'tMtuff 11)1111 'Piiftfif' belehnt den „ttteht Vfidjtui' Kltuttiijfffithf uiul 
Atatffttffthn" , deMcn llaui^frau mit etaem DFttlelKeheiit a.ül 4 JJnfeu und 2 Lehen 
zu „Stutfrfffuf/ in l^ii'ichiiif/rr itftirr, für »ir- ifrlcituff huinti nm tlnn itfUti 
lAfnts Str^fV eu Birhrlhach" . 

8tegler' Der Aussteller. 

— „;ii Hebi'rii'h>ilorf ft» Hftmhatttf/ i'rtt' »tuifi Lfifrnczm frti/". 
Orig. Perg, - Die Siegel fehlen. 
Vgl. Nr. 95. 

99. 
I51ß, April üti, ». O. 
Kaisur .Ma^imtliim I. geoehniigt, diu „('Hfifutr KttnitjafrUiri'** die 
.ÖUO tl, „htfitiiHcit" , weiche er ..AffHcMru, uiiHnify ijrh'rnau lirbrii SitfiitilrtfinH 
li'fflfzn' iiiin-tfr* i'/ftis tin-hlfi-, uriiirr /'/•lii-hi'it titiinftfintrii" nur WiderleKiinif 
ihres lleirnlAgcitcs und (da Morgeng)i.be verniiichl und in ErmnDgelung de* Ke- 
«itxen von Treieigenem Oute aut die vom K-iiter tu Lehen bewMaeno Veat« 
WaMD laut „r/r'iiitffhUiri/ii"' Von „iHiitttii;/ t'fir ilrtn hritif/rn itnfftift tttt/" (Mai 14 J 
d. J. lölö »Dgevvietien hsbe. hii xu utwaig«r Erwuibuu^' rreicigciioo Oute» auf 
deiu genauntcs Lehengule liegen lAasun bAnuo. 

— „ati Atimlmftiff iHirli /unnl fjfi>ri)r'nUtff*\ 



364 

Orig. Perg. (A) — Pleaaer, 1. n., ß3l, — Auf der Plica »ehts: 

J.'nittDii^Hi't) titttnitii impfrntttriit in roiixUin". TransBumiert in Nr. 106 (B). 
An l'erganiont»treif«D Bicgelreat» rot. in ungefärbter 8cfaaJe. 

100. 
1517, M!liz B, o, a. 

t^Ctuifwi' i'fiti Kuiitffn/ftil ziitn M'iiHfn" Modert die in emRiu. „t/^m^fiktübfi^C' 
von.ihui getroffene Verfllgung. daü seine £rben eeiner tvmieQ T\&nttnn „Affti rtifift, 
ttrH fiile.ht tmd vc^ie» StytuttndiH Wrltz*"!', rnntiiicht'r Ü-aixrrlichrr nutjettat raiM, 
ff liehet' iQtrhfff", f&lls er vor ihrsterbon flolUe, seineVesteWiuen am &00 f/^ 5 abcals»«« 
hUiten, dabin, daü Waien Agne&en, so lange sie Wittwe blielie. nls •witibfltul« 
verbleiben soll«; heiriitc sie aber wiader. so hritten seinu Erben ihr i{A)//^i niis- 
wihton lind anf eine fromme 'Stiftung für ihn und Agnes 100^, i an erlagen. 

Siegler: 1. der AuBsteller. 2, „dü^ nili'n f/i^xtrenfff» rittfr herr fUmnn rnn 
l/rimbery und 3. hfrr Alhreoht eon H'olftilain, httid rämiacker kaMfrlichrr 
mtfirsfat frtf iittil retffntfn df» rftfimeHt« drr ttidfrSgterr'nchinchtfi Iftnrli^'', 

— ,,ti)i freitntf t'tir drm xnntag reminigti'rr in dvf vasffti'', 

Orig. pBTg, — Die Siegel fehlen, 

101. 
1517, April 15, a. O. 

„.Titnofi f/rt'ftlit, drr nihtitt fretffit Lhniisxtfii Utttl ijrintlifhri' ffchtm 
dtifJtir, rrtmim'het" kttiitt'i'iit'hi^r innientäi vajilttn utid j>hi»i'ff>' zu HViVr«" stiftet 
dar Pfarre Weit™ einen „aufjfzaitjte» fle^khf^u ffttlf//fn ftfif drm iiftnrrhoffu'Httnf:» 
und hinitb nehfn meinet' pfidstuljni, ttarrttif ich ar» nfirr^i riri-hnttil rutrh mUtUl 
und dttH Unti dnfhft; ^Mefat(«««i! j/fyjurt-^Artir". Für letzteren Zweck «ei JieBor Platss 
von den Bl)r^ern frei von Stener und Wacht gemacht worden, falU aber oin 
Haus auf dieüem Plfttze gebaut wUrdei aei itJeaea „iji'ittwiitri' iftut nln titindff 
ttfimfr'ii diiHfUmiitin" unterworfen, aber nur zur halben Wncht verpflichtet Düfiif 
HoUe jeder nachfolgende Pfarrer; 

1. Wöchentlich „ttm frf.itntf nach dem fftmnmbt 7»j mitUit/ du» htflt/Ucii 
rf-tpoH/in tfruttinii tltig Tr-nritre" darch den „itrhiwlmnixtfr odrr nnrkmttijxlrf mit 
dvH khnithfti" unter Binnchiebiiag von drei Vateninwr oach den einselnen Teilen 
fingen lasBen, uiicli dem Tenebre der anithiltende Priester Vertikcl und Kollekte' 
de [»uflione singen and der Mesner wkhrend de» ganzen , Tctifhrr" die groBe 
Glocke läuten. 

2. Jibrlicb „ttu "mtdf YpoUtr/, in;/ drM hKt/lii/rii uiHi-fffit'" eitlen tTthrti^ 
halt«ii fllr den Stifter und deRsen rieacblecht „der (irnillrn" mit Vigil, Land««, 
„ilrtcimdlifh'-f' hrhm'tttUHtj'' , Friedbüfgong „z*t den tatruiiniti" am VorÄhend, 
einem Amt de itasnmptione B., „drr ffmn*ndUi\hrti nhlft\f prot irriii JlntHrh', und 
tiiiten am Ta^e selbst. 

Ottgegcn «olle d«r Pfarrer jeden „khi'vhifetttdtfn" geben 3 jJ. dem Scbiü- 
tneistcr 60 5, dem Mesner, der sich obendrein noch „»n» fftrif.htitfkait ron drr 
ithUiif" nemen solle. 40 5 und (nach einem eigen blind igen HeiMatze des Stifter* 
auf der Plica) jedem unweaenden Weitraer Priester für wine Prüsenis lä 5. Bei 



mmk 



^m 



365 



Kicbt«in)i»ltuag der Stiftungivt»rbitidllicbkeiteii verfUUt c]i.e ^»tiftele RouUtftt dem 
Atke xii WeUrsi. 

aSIcglerr Der Aiugteller. 

— ,«»« ntitii/'hrH IM uKift'friff'tnijrn". 

Orig. Perg. — l'leiifter, 1 c, 436, aus emeni Öiiginale dec Pfarrarclnve» 
Writ;a mit der Beniorknng. daü lU« Feier der Teneb'iiie aich bi» t7B3 in Wdit» 
erhulteii habe. — Uli« Siegel Ttiblt. 

102. 
1518. Jiül 4, u. O. 

Antta Mciflettl ttrs Erhai'ttrn j^Wrtjfef ctH'tiiiti Zittn f't'idficha ;/raKritrn r«*" 
txm- teittiti"' verkaaft dem Wolfg^ang UamermUlltier, ßeQofijsiiiteii im Spttiü nu 
Weitra. eine Wieee, „i/rnaani <tif lirxjl^iuiseu, ztcint-Ueti Witt-ztHttttntf mitt Sri//fifis 
hri Abtaln'f in ilrr pharr Schitftnmr amt lurirtifti/rrtrhl MVi/r« i/rü-i/ni" , die xu 
Lehon röhrt „von tinnn brnefitiuten drr htmi-dtrscbitft UHnatr tifbrn fi'uum auf 
Miinnili Mntiti Matfilalenrn altrt' in (irr pharrklfchrn ze Weitra" utb 13^ GÜ? 
and fiO 5 Leykauf in Gegenwart de» „.frrntme Schachamer, die ieit bettf/kiat 
ohhrrnrtter liiitilii'^rhufl der hHfstrf", dM AmtmaDDes und der N'achbarschaft 
111 WftKiDADDs, in deren „sttlinitf" die Wiese liegt. 

Sieglcrr: 1, der Leheneherr, 2. ,,Atifhf( Titmh'i\ Amiwan» zu Wnzmunni«", 
3. „fVolfyiinfi Pintri\ i/rnfsurii fW \l'n'mitnii>^" . 

— „Hfl inintai/ nttnttt Vlt'ichtfttii/'. 

Orig, Piip, — In dorso unter Papierdecke uufgcdrQckt die drei Siegel. 
grUnei Wach«, Btttempetung uicht mehr kcantlicb- 

103. 

.,Sebiii>ti(i>t hiniftUlpt', hufffrr if Gtnttmit, uml Aumt, rf" rrminrn Mit'hiirl 
W^az&til, 2tnt/isHrr iittd hurytr :\i M'fUra ifr.laniiuf tciUih", varknufen 60 ß 
7 8, Vi Motzen Mobn, l Huba^ 1 KiUe, 30 Eier Diea»t auf einvm gestifteten und 
acbt Aden „frulttn znm Si-ftttlc»tH iti Viitcrr Vrtniii phitrr tinti Irnnit/rrirhl MV/fr«", 
Lehen von dtir Veste Wimen, welcbe vor ilin«n ihr Vator Han» und tiroüvater 
Ebcrbiirt Lonffil der gehabt haben, „dmt fdl'n (\ttpnr ntn K^hti^x/eld umi Atiun", 
dessen Hnuafiau, 

Siegier: Di« Htadt Weitra. 

— „Hit rriiffili) drs hititii/rn zirülf/totfrn sttiittt TttntHdM Itii/," '} 

Orig. Perg, Das Sbgel felilt. 



104 

„Jahunn fifuj, fiimitvhtir Jl'(iüirj'li>Ar/' iimü'ntiif t'ntf, Itrohät im ftiechtfinftit 
£u Zic/tl und i>htifft:i' zu WtUrn" und d« K»t der Stadt Weitr« erricbttm nach 

Iü3, 'i Lti'i •Tliiiuiiktta^« Qi'l im Jtliri' ISIS «uf linaii MlU«ui*b. Irli gUu1<«, ilt-ii t<iili«f<'iiil<<n 
«hrniuj|c<iri(cbfii WMlcnijrMdli Huri'li i)<-lti-nliW9«n J«'« »■■cl||l«(< *l» Wufhfiilofi« timl 4iinkltia> >ia»« 
lÄtilirctbfi'kluii III ..TKunwwta'y' ttatX „TTuuiuu n^mi'' ittwa ig luUrli- 



366 

dem Tode des Weitraer Spitalkaplanei Wolfgang^ HamermUlliier die Stiftung sweier 
Wiesen zum Spitale in Weitra, an deren Darchfilhrang der Stifter durch den Tod 
gehindert worden war. ') 

Siegler: Die Aussteller. 

„an monntag vor des heiligen riter und uuxrtrer ganndt Jörgen tag". 

Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

105. 
1621, September 10, o. O. 

„Caspar von Khuniysfeld zum Wasen" stiftet zu der Pfarrkirche Weitra 
B ^ 8 S, */2 Hetzen Mohn, 1 „ Vaschanghen" 1 K&se und 30 Eier auf einem ge- 
stifteten and acht öden Reutern „in detn dorf zu dem Schakas in Unser liebelt 
frawn pharr" sowie den Zehent von obigen Reutern und von zwei gestifteten 
Lehen zu Siebenlinden, alles Gülten der Veste Wasen, damit jeder Zechmeister 
auf dem Friedhofe um die Pfarrkirche täglich von Sonnenuntergang bis Sonnen- 
aufgang ein ewiges Licht fUr die armen Seelen brenne. ') 

Siegler: 1. der Aussteller, 2. die Stadt Weitra. 

Orig. Perg. — An Pergamentstreifen die beiden Siegel. 

1 . 34 mm, grün, in ungefärbter Schale, im Tartschenschilde zwei Dresch- 
flegel (Waffen), gpegenständig zum Schildrand gewendet, Helm über dem Schilde, 
Kleinod weibliche Figur, gekrönt. Umschrift in gotischer Minuskel. „Caspar 
Kiaiigsf eider". 

2. 28 mm, grttn, in ungefärbter Schale, im Siegelfelde zwei Türme, durch 
ein niedriges Dach verbunden, unter diesem Dache zwischen den Tttrmen rechts- 
Bchräg gestellt ein Bindenschild, Umschrift in goti^^icher Minuskel: »SECRTVM . 
CIVIVM . IN . WEITKA.« 

106. 
1523. Jnni 15, Wiener-Neustadt. 

„Ferdinand, von gotes gnaden printz in Hispanien, ertzhertzog ze Öster- 
reich" transsumiert und bestätigt die Urkunde Kaiser Maximilians I. von 1516, 
April 26. (Nr. 99.) 

Orig. Perg. — An Pergamentstreifen das Siegel des Ausstellers, rot in un- 
gefärbter Schale. 

Unter der Plica links: „V. Terg." Rechts: „U. von Schönkirchen U. von 
Lamberg J. von Harroch". Auf der Plica: „Commissi» Serenissimi domini principis 
archiducis in consilio". Von anderer Hand darunter: „Treuzuatterivein" . In dorso: 
„H'<^- If. Hofman". 

107. 
1Ö26, Nov« mber 11, o. O. 

„Hanns Pekh, burger zu Weitra als gewalttrager und die zeit zech- 
lunisster der zech und bruederschaft gotsleichmams daselbs, Michael gesessen 

104. ■) Flösse r. I.e., 540, aas drm gInichlaatr[i<lon Originale im Pfarroroliive sa Woitr» 
»nsfbbrlich. 

106. *) Plesser, 1. c, MO, aus dem gleichlautenden Originale des Pfarrareliives in Wcitn. 



367 

tüuflbg an der Hindern Zeil, Lienhart Smid yesegsen an der Oberen Zeil bei 
detn imderen tor, bede barger zu Weitra, Wolfyang Schapas, Veit llensl, 
Michel Hoffler und Andre Weber, alle vier gemessen im dorff zu Spital" be- 
urkunden, es babe „Thoman Silberpnmr, burger za Weitra" , auf seinem „ausser- 
httlb der Widdenhoff^) beij Spifaler irege zunagst an der obbemelten zech gots- 
leichnams luns" gelegenen Acker sieb mit Zustimmung „der obrigkait Mailberg 
und Weitra" einen Teicb gemacbt und ihnen statt ihrer der Austränkungsgefahr 
ausgesetzten angrenzenden Grui^dstücke an anderen Orten Äcker und Wiesen 
gegeben, auch wegen des Grunddienstes mit „snnnd Jürgen altnr im geslnsu 
zit Weitra" und dem Pfarrer von Spital sich verglichen. 

Siegler: 1. „der edle ritler herr Joxeph Khhldrer, die zeit commentator zu 
Meilperg". 2. „der edle Wolf gang Emdorffer zum Wielandts, diser zeit phleger 
und ceriretter des gejtloss und herrschaft Weitra" und ;$. die Stadt Weitra. 

„an xandt Mertlen des heiligen bischof" tag". 

Orig. Perg. — Die Siegel fehlen. 

108. 
1528, März 5, Wien. 

König Ferdinand I. bestätigt das von „Caspar Kunigsf eider" ihm vor- 
gelegte „geschüft und letzten uillen", datiert vom 25. M&rz 1625, in welchem 
(■'aspar Kunigsfelder seiner Gattin „Agnes Weltzerin und Anna, irer baider 
leiplichen tochter, . . . seine veste zum Wuseu unserer lehenschafft uuserei' 
herrschafft Wegttra" vermacht 

Orig. Perg. — An rotgelber Scidenschnur das Siegel des Ausstellers, rot, 
in ungefärber Schale. 

Unter der i'lica links: J. ron Pucham Freiherr Statthalter P. Pabmh . . . 
Vannzler. Rechts: fiuedolff Herr von Hohen feld, Hanns von Gregsnneckh, Achaz 
Schratt. Auf der I'lica: Commissi» domini regis in ronsilio. In dorso: W*" J. 
Khauas. 

109. 
1538, Mai 23, Wien. 

KOnig Ferdinand I. verleiht der Anna, Tochter „iceillent Casparn Khunigs- 
fellders" und Gattin „Leonhardten Stogkharnera" , zu Händen dieses ihres 
Gemahls als Lebensträgers die Veste Wasen, Lehen der Herrschaft Weitra, für sie. 
ihre Söhne und „ron smindern gnaden" auch Töchter. 

Orig. Perg. — Plesser, 1. c, 631 unrichtig. — Unter der Plica links: ,/'. 
Bischof zu Ijayhach, Stathalter, P. Pabmh . . . Caunzler"; recbta: „liuedolff, Herr 
von Hhhenfeld, V. ron Auersperg, Philipp Preytier". Auf der Plica: „Commissio 
domini regis in riin>iilio'\ In dorso: ,,//'" //. Thoman". 

An Pergamontstreifen Siegelrest, rot, in ungefärbter .'^chale. 

110. 

1550, Aognst 8, Wien. 

König Ferdinand I. belehnt „Anna", die Tochter des weiland „Kaspar 
Khuuiyfelders" und Gattin des „Anton Ganiwalt" mit der Veste Wasen, Lehen 

101. ■) Weidcnbufe, o.-G. Spital. 



368 

der Herrschaft Weitra, wie dieselbe von ihrem Vater erblich an sie gekommen 
und ihr zu Händen ihres ersten Gemahls „wetflandt Leonhardn Stockhartiern" 
als Lehensträgers verliehen worden war, nenerdings eu Händen ihres jetzigen 
Gemals „Anton (ranihnlil" als Lehensträgers. 

Orig. Perg. — Links: 'Unter der Plica: „G. Kreyczer Ritter. Statthalter 
Ambtsvencnlter ; M. B, ron Leopoldstor/, Cunzler". Rechts: „Commissio domitti 
regis in conailio. Ertimn von Windischfirüz. S. Schirnrtz". In dorso: „B««« H. 
Rei/tter". 

An Pergamentstreifen das Siegel des Ausstellers, rot. in ungefärbter Schale. 

111. 
-1567, Dezember 16, Wien. 

Kaiser Maximilian IL belehnt den „Christoff Ganiicatdt" , dessen Sohne 
„und von Honndern gnaden tichter" mit der Veste Waaen, wie sie demselben von 
„iceillendt Anna Ganiwaldin »ein niuetter, tceMendt Caspam Khunigsfeldt^r 
celich gelaisanen tochter", welcher sie laut Lehensbrief (Nr. 110) „zw hannden 
Anthonien Ganiiralds ire» haumrierta, »ein Chrintoffett vatters" verliehen worden 
war, als einzig hinterlassenen Sohne testamentarisch vermacht worden sei. 

Orig. Perg. — Plesser, 1. c, 631. — Unter der Plica rechts: „CommisHio 
domini electi intperatoris in consilio"; links: „Joachim freiherr von Sehon- 
khirchen, Stnttfutlter ; Joseph Zoppl von IIiiun, Canzler; Jlainrich Herr ron 
Stnrhemberg, Siyismund von Ödt, Doctor". 

Das Siegel des Ausstellers fehlt. 

112. 
1569, November 11, o. O. 

„Chrigfoff Khanitcaldt zum Wasen" belehnt mit zwei Teilen Zehent auf 
vier Lehen und zwei Hofstitten im Dorfe „zto/i Beinicolt»", Lehen der Veste 
Wasen, „f/i> rdl frutc Christina, tceillendt des edlen und gestrengen herm Hanns 
Christoffen Schrotten zu Khintperg sdlligen gelassne wittih'', welche diesen 
Zehent von ihrem Vater „Georg lieiniroldfeti selig'' geerbt hat. 

Siegler: Der Aussteller. 

— „an sandt Mertten tag". 

Orig. Perg. — Das Siegel fehlt. 

113. 
1579, Jnni 5, Wien. 

Kaiser Rudolf U. belehnt den „Christof GnnitcaW, dessen Söhne und „ron 
.■iiitiudeni t/ntiden" Töchter, mit der Veste Wasen, „unnserer Mienschaft der herr- 
sihafi U'iitrn", wie „Guniwalt" dieselbe laut Lehenbrief von Kaiser Maximilian II. 
innegehabt hatte, mit Ausnahme „eines zehents zu Riifing und Liechtenperg , 
auch iiin un<lerthini zu Windisehstaig, alles zu Meijres gelegeti, so er kheufflir.h 
ron sieh gehen". 

Orig. Perg. — Unter der Plica rechts: „Commissio domini electi impera- 
//>/•/« IM roMsHio. Hanns ron Presing. Stephan Engelmuir, doctor". lAnkm: „Oswald 



369 

iFftihrn- roit E^tzintj, Vivf-Stalthaltitr. Jane/ Züppl ftt» i/o«», Cmislttt'^' Auf 
[der l'lica rwlil«: „dUL" — In dorso; „ß"» Thmattn Ztllff". — Dm IBOO: „Au/ 
1 f/iV (ivfhabtm *it« fiattiitHtlls Ki'hfii Utiti ly, D^cifmbri» 'JH. Jtw« uin« Itfhriiltntf/ 
l^fe/rrtifft it-ordfii." Ad PLTga.[Qentitroifen Slpgelrest, rot. 

iu. 

15SI, Oktober üh Prag. 

KAiüer Radele 11. bäuj-kundct, er habe ia Aaez-kennDiijf dar tränen i>Leoite, 

iv«lcll9 „iltr >'il'-l ttnMfi' olir'itittii' i'nmrrff um! lifbet' r/rt>'eitrt' il'olß' iiiunpf zum 

If'iVIr'tSH f'Wijhrrr" seinen Vorgängern Kaiser V'erijitiaiid I. und Masimilian II. ') 

^unä ibro lelbst als Lunde»filrBtcn bewieteti hube, mit Yerechreibuug vom 34. No- 

^v«inb«r 1580 Wottf Kampf „nla ein wohurdimt* unieideffa/lick tjHndenijf.lt dir 

\*ummf- Vit» tOJMKl ß. lihp'inisch, Jedi'f zu CO krnuser f/t^rechttft" , Hngswiefien, 

I die ihm bis aar Erlegting- dos Cäpjtaies dutch »ein „hf>/ct(t(fmltt" »u verziaa^o, 

hti. Statt obiger Geldstiuiiue, deren VerKinsung' hiermit aufh&re, wetjse er ihm titin 

»eioe Herrschaft Weitra, wolcbe Uli jetifit ,,uu-ile.n<lt Chfkloß'r» vnn Gt'rtfss erben 

\ jt/a$tdtifiniia intietnihnn", mit Aunti&bine der dazugehltrigen Uitterslchcnt als Leben 

»U und zwar ^re/'uuti/ ilrV ttfiiten lehrtti)tiudf, (»ttmfiaru diu niijtits» in Onin-ftfifh 

umlrr der Etufn If^ufßij mC. Uuropf babo dio Herncbaft VVeilra ohne des Kaie«n 

f^chadcn von den OreyÜBcben Erben xti liiseu, doch -wolle der Kataer die 6000 0. 

Kbeiniscb, welcbo diese Erben noc-h pfaudtveite auf Weltra Itegen haben, andnr- 

weitif^ liezablen. Der ICaisar wahrt Hieb »säbätz und perkvrerch« «owie dan Vor- 

kaat'areebt, fall» Rumpf oder dessen Erben daa Lehcntigiit VVeitra Terkaufco 

»olltan, Ein b«iiondors gefertigter Leben brief bestimme doa NÜhere. 

Orig. Perg, —Unter der PLicalinka; ,,RHd<>lf"^i r*cht»: „.S", Ho/mnnn, Ans- 
htlm eon fW«" ,* auf der Plica; ,,Atl iHnnJittitm tioinini cleeii im^eratnHi jtJ*o- 
ftfiuiH, Ki-fi/eliim." — An goldener Schnur dait Sieg«! dai Anättellärs, rot, in un- 
gi^fdrhter Sc b nie. 

115. 
1381, Dezember 13, Wien. 

Kaiser Rudolf II. belehnt in Durohfilhrung' der in Nr. tt4 gegebenen Vor- 
I «ebfeibung den Wolf Rumpf Freiherrn 7.um Wielroaa mit »einer KerrscbaTWeitra. 

Orig. Perg. — Unter der Plica links: „Ol. Froihtrr p»n Kifctittf/, Vici*- 
ütatthdttf'f, Gi-fffor roti Ödl, Dr., Cnnnzler," Rechtii: „Comttiisitio duinini fttcti 
utip^t'ut'tn'it m contUin." Rtmtaeh rmt Atfhan, Elia» Carnittg, Dr." — lo dorio: 
„/f'o .*?. Uo/hiri'hvi'" . An Pergamentstraifen du Siegel des Aii«itte))ori. 

116. 
laSß, April 24. o. O. 

D*t Rat der Stadt Wöitra v^erkauft dem „ Wulj linmpffen suiu Wiflross, 
FWihrt't'n nit/ n'eitra" die „SteinmiiU unter den» Stainj/uchrl", wekhe der Bat 
,<« der ßiirbarn Schite/tterin ciitiahandhtrtff nn j/ett statt atiiirhmrn" inuPte. 

ttl. ') Ok>«> AnpiiW 1)cw<<lil <lia Ur)ilicti1)»ltii;k>«l 4rr Nnr^iriclit t>ni l'rAkS t'Mitt'Han;i>n 4i>i Vor- 
hlAM fbr frvAi'bii'ht« <1kt Dciilach«n in ItAhmn;, ^IV, |Kt)3), fdimpf >k\ t.\n mtartictioi SokD K«ia«T 
And«ir n. g-i -^-i-«!»«. 

Jklirbucti it V, f. l.«n<li>*lEundo. lUOS. ""IV 



370 

Siegler: Die Stadt Weitra. 

— „am tag Georgi". 

Orig. Perg, — An Pergamentstreifen das Siegel, grün, in Holzkapsel. 
Gegen das in Nr. 105 (1521) überlieferte ein neuer Stempel; Siegelbild das 
gleiche, nur ist der Bindenschild gerade gestellt. Ausstattung und Umschrift: 
„Sigillum seeretum civitatis Weitra" in Renaissance gehalten. 

117. 

1592, Dezember 4, Wien. 

Kaiser Budolf II. verzichtet Wolf Bnmpf Freiherm von Wielross gegenüber 
auf sein Einstands- und Vorkaufsrecht betreffs der Herrschaft Weitra, übergibt 
dieses bisherige Lehensgnt dem Wolf Rumpf als „erbliches und freieigentumlich 
Eigengut" und behält sich als Landesfürst bloß vor: Urbarsteuer, Landesanlagen, 
Schätze und Bergwerk. 

Orig. Perg. — Unter der Plica links: „C. Pirkhaimer, Canzler" ; rechts: 
„CommisHio domini electi imperatoris in consilio catnerae. Helmhart von JSrger. 
B. von Thanradl. M. Pruggner." 

An Pergamentstreifen das Siegel des Ausstellers. 

118. 

1593, Dezember 10, Wien. 

Kaiser Rudolf II. belehnt den „Joachim Stockhorner und Zacharia», 
Wogtich als weillendt Christoffen Ganiwalts erben gerhaben" für ihre Pupillen 
mit der Veste Wasen. 

Orig. Perg. — Unter dem Urkundentexte rechts: „Commisaio domini electi 
imperatoris in consilio. M. Seemann von Mangern. V. Spindler, doctor"; links: 
„R. Freiherr von Stotzingen, Stathalter, C. Pirkhaimer, Camler." In dorso: 
„Ä«ö Zäsler." 

An Pergamentstreifen das Siegel des Ausstellers, rot, in ungefärbter Schale. 

119. 
1593, Dezember 14, Wien. 

Kaiser Rudolf II. erlaubt dem „Joachim Stockhorner unnd Zacharias 
Woijäi als iceillmt Christoffen Khaniiralls gelassenen giiets unnd khinder ger- 
haben . . ., auf gedachts Kaniwalts belehnete vesteit zum Wasen sambt ierer 
zuegehörung wegen heznllung irer pupillen schiildenlasts" Geld aufzunehmen, 
indem „sie gedacht lehengiiet andern lehensfiihigen personen verseczen mHgen . . . 
mit urkundt ditz brieffs mit unnserm kayserlichen innsiegl durch unnaer Uider 
Osterreichische regierung und camer verferttigt" . 

Orig. Perg. — Unter dem Urkundentexte rechts: „Co/nmtssio domini electi 
Imperatoris in consilio. M. Seeman von Mangern V. Spindler, doctor." Links : 
„H. Freiherr von Stotzingen, Stathalter C. Pirkhaimer Canzler." In dorso: 
„Jii'' Züaler." An Pergamentstreifen das Siegel des Ausstellers, rot, in Sohal«b 



371 

120. 
1597, Dezember 31, Wien. 

Kaiser Rudolf II. Überläßt dem Joachim Stockhorner und Zacbarias Woytich 
all Gerhaben der Kinder weiland „Christophen Khanabaldts" behufs Bezahlung 
vorhandener Schulden das Lehengut Wasen als „erlich und freies etfgen" fQr 
deren Papillen gegen Erlag eines „kaufgelt" von (>00 ü., welche sie nach vor- 
ausgegangener Schätzung „fUr dieselb leheiigerechtigkhait in parem gelt bezalt 
haben". 

Orig. Perg. (A). Vidimus von 1706 (B). Unter der Plica rechts: „Commissio 
dtunini clecti imperatoris in consilio; catnerae. Hanns Wilhelmb Herr von 
Scheu nkhirchen deröltere. Mi. Pruggner"; links: „C. Pirkhaiiner, Canzler". 
Auf der Plica: „Ä«" Hartman." Dotaalnotiz »aecWll: ,yA.igenbrieff ilber die vesten 
Wasen, so der herrschaft Wei/tra incorporiert worden". Das Siegel des Aus- 
stellers abgefallen. 

lil. 
1598, Oktober 3, Schloß Weitra. 

„Joachitn Stockhamer zu Sturein auf Reingers und Zacharias Woitich 
von Iwowitz ') zum Tuxn" als Qerhaben der „Christoph CanibaVschen zum 
Waasen gesessen" Kinder verkaufen die Veste Wasen, nachdem sie Über Ver- 
langen des Käufers durch Zahlung von 6(X) fl. an den Kaiser Rudolf II. die 
Lehenschaft von dieser Veste weggebracht und dieselbe zu freiem Eigen gemacht 
hatten, in Rücksicht auf die Schuldenlast ihrer Pupillen dem Wolf Sompf Frei- 
herm von WielroQ auf Weitra um 9000 fl. Rheinisch. 

Siegler: 1. und 2. die Aussteller, 3. „Sigmund von Lamberg, landmarschall 
in Niederösterreich." 

Orig. Perg. — Plesser, 1. c, 632. — An Pergamentstreifen die drei Siegel. 

122. 
1606, April 30, o. O. 

„Maria Rumpfßn, ain geborne gräfßn ron Arch, Frau auf Weitra, 
wittib" belehnt den Christoph von Prag, Freiherm zu Winthag and Herren auf 
Eogelstein mit folgenden Gülten, Lehen der Herrschatt Weitra, welche „Christoph 
von Prag von den brüdern der schuster zech zu Weitra keuflichen an sich ge- 
bracht" habe: '/j &. h, 1'/, Motzen Mohn, 2 Schott Haar und 8 Käse, „auf den 
Nideren Zehenthöfen gelegen", so wie er diese Gülten schon von ihrem seligen 
Gemal „Wolff Rumpffen Freyherrn" zu Lehen gehabt habe. 

Siegler: Die Ausstellerin. 

Orig. Perg. — An Pergamentstreifen Siegelrest in Holzkapsel. 

«1. ') 8. Nr. C2. 



24* 



Die Grenzen Niederösterreichs. 

(Berichtigung.) 

In dem anter dem Titel >Die Grenzen Niederösterreichsc im Jahrbuche 
dieses Vereines, Band I, S. 169, veröffentlichten Aufsätze sind folgende sinn- 
störende Versehen zu berichtigen: 

Seite 174 — 175 ist zu lesen: >Allein ein Grenzverlauf, wie er hier vorliegt, 
. . . . . zersplittert (statt: erschwert) den Verkehr« usw. 

Seite 201, Anmerkung 1, ist zu lesen: »Wenn Meiller .... in ihm, be- 
ziehungsweise im Kastanizabach, die »Gosteyzc des Landbnches erblicken, 
ist diese unregelmäßige Grenze alt«. 

Wien. Prof. Dr. Rob. Sieger. 



R E G 1 S T E R. 



ZUSAMMENGESTELLT VON 



Dh. VIKTOR THIEL. 



(Das Register za den »Urkunden des Schloßarchives zn Weitra« von P. Benedikt 
Hamm er 1 ist im Anhang gesondert beigegeben.) 



Adalbert, Mftrkgr&f der O^tmurk 16. 

Admont, Kluster 36- 

AichpticlLJ, T„ kalaerlicber Hofk&inmerrmt 

161. 
Aige»r Oboröfiterreich 109. 
Albracht, Ers^herr.og von Österreich 27<}, 

380, 288, 29tl. 

— Htircbg von lijijem 171, 23,^. 
Aliatcb, Hermsuu v. IH, 21, 23 f. 
Alteaburg, Ktostor 11. 

— — Äbte; 8. Kalmand, TbomAs. 
Aoäecb», Grafen v. 31. 

Aadrft, ist., vot dem Hagoatale, BeuiJu- 
bauptmannscbaftTulln 104 f., 103,111. 

AadifSM (ächmidt), Abt voa Scblügl 102, 
104. 

AaguiBioln, T..e&nder, kaiserlicher Obeint 
und Oberingeaicui der Stadt Wien 16B. 

Aag-atBsolas l'Iün von Wien 124, 127 f., 
IGB. 

Jk&bftH, Chriütiaa Fütat von 195, 21&. 

Aquloo, Tbomu von ItiS. 

Amgonieu 21 1 , 

Aribo, j^Ltrkgtai' der Ostmark 4 ff,, lü, 6Ü. 

ArtaUtter, K&spv, Mitglied der n.-S.Stljade 
306 Aam. 1. 

Ajebaeb, OberCaterroicb lÖB. 

Aflper, Hau» Konrad, Architekt aus Salz- 
burg lal, läT Aam 1. 

Aipern &. d. Donau, 13» Anin. 1. lo4 
AjacD. 1. 

Atlem», Friedrieb, Freiherr v. 314 Aiiiii,4. 

Auerbach^ a. EgloA'dtcIu. 

Augütgau, Gratichaft im 69. 

Autua, Ötttf V. 44. 

Batbo, ücrnliard 314 Aum. 4. 
Btyna a2f., 3»> ff.. 3S. 110, 217. 

— Utrsoge roü 31. 



' BeccauBB, T., Bok'htvator Kaiser Ferdi- 

naudsll, 300. 
, lieck, Marx Freib«rr v. 14ä, Aum. 1. 
' Bclpi<jQ 81- 
Berobard, Prop»l de« SÜftes Klostemeu- 

bürg 1Ö&. 
Bethlcn, Gabor, Füntt Ton Siebenbürgen 

246, 293. 296. 
Biberg, Ober-, Dingütätte im Lnndirericbt 

WülfratibaufleD, Bajern GB. 
Birkiu, Mabitätte im sUdlicben ßuudergaui 

68. 
BiBomber^ IIU, I2S Anm. 8, 1B5 Ant». 1, 

150. 
Bücekay, Stephan, Flirrt von Sieb*tibürg«i 

lys, lyj. 

Bogen, Oraficbaft 19, 30 f. 
; Böhmen 11, 12, 81, 174, 21)0. 211. 238. 
i 246 f., 257, 259, 267, 273, 277, 280, 
I 285 f., 294 ff., 297, 307, 312. 
I BUbmerwatd 2b. 

Boigroicb 11, 19, 30. 
I Boue, MatsUitto 38. 
I Boucquoi, Graf v. 109, 2»5, 294, 311. 

Bmndeaburg 109. 
I Brandls, Andrea« Wilhelm v. 3 14 Aura. 4. 

Brfkaner, Seifried Cbri^topli. Freiherr v,, 
Kammerpr&iidoDt 178, 180, 187, 190 
Aam- 2, 197, 217, 268, £72, 298. 

Breattigam, Ilieron^iuns, Baumeister in 
Daoxl^ 137 Atita. 3. 

BruM, HeiDricb, Baeuneüter 152. 

Brück a. d. Leitha, Laadgerleht 14. 

Brück a. d. Laitba 294. 

Bruan am Gebttge. Bv^irkahauiitniana- 
acb&ft Mödlibg 133, 

BurgbauaC'D, Grafea von lä. 

Burgund 211. 
I Burke« englischer J^cbfUtaleUer 86, 91. 



^^^^^^^^^™ 


^^^^H 


Caprara, Gnf v., kaiaerlicber GcAandter, 


Engelachalk, Graf in der Ottmarli fi> ^^M 


109. 


England 80. 88. ^H 


C'avriaai.Graf V., Land manch all 97Anm,l. 


Eni», ObeTSBt1^^^eich 24, Sd, S5, 131. ^H 


— Friedrich, Reichagraf v. 314 Anin. 4- 


" Bitrg. Landgericht 6, 18, So. ^^M 


Claus, Hau s, Baumeiater aus Schlesieü 145. 


- FInö 17, 22. 28, 3!, 134 Anm. 4. ^M 


Colloredo, Fürat 8G. 


EDzersdorf, Groß-, 154. ^H 


— Kndolf, Graf v,, Ofeuerulfelilwacbt- 


— Lang-, B«xirkshauptxnaunech!ift Kör- ^^| 


moister 3t 4 Anm, 4, 


neuburg 130, 133, 135 Auin. L 138. ^H 


Contiitollii, Baumeister in Wita 134 


142, 1Ö4 Anm. 1, 15Ö. ^M 




EnzierEdorfcr Graben 146. töO. ^H 


Dampierre, Oberst 285, 294. 


Ernst, Erzhersog von Öcterreicli 140. ^^M 


Uuggendorf, Orafschafc, Bayern 30. 


140 Adql. 4. 172. ^H 


DMbling 135 Anm. 1, 


— M&rkgr.-«r der 0$tm«rk 12. ^| 


DDblingerbach 130. 


Egfib^ck Ilana. BElrger roa KorBeuhatig ^^M 


Donim 119^161, 294. 


268. ^M 


Üonttukanal 123, 125 Anm. 3, 129 f,, 


^1 


140 ff., 152, 155-164. 


Fabricius, Adam Alois, polniEcher Kapl&o ^^J 


Dortjbach 13ö Anm. 1. 


^H 


Uritsilcowicz, Niklaa v. 314 Anm. 4. 


Fatiti. Wolf Ernst, kaiserlicher Regimeni»- ^^M 


Drotendorf, Landgeiicbt 11, 


rat 198, 268, 272. ^H 


DQmIdorf 120. 


Felbcrmajer, Jtolcbior, Amtmann in König- ^^M 


Stettin 103. ^H 


Elienberger George Mitgliod der a,-^. 


Felder, b. Michael Felder, Abt dei Stiftea 1 


Stünde 308 Anm. 2. 


äcblägl. ^J 


Ebentbal, BoicirksbauptmanuGcbaft Uoter- 


Peldtfaerg, BozirkshauptmoQiiBchAft Miitei- ^^| 


gÄnflerndorf 270. 


bach 175, 196 Anm. 1. ^H 


1 Eborsdorf, Kaiser-, Bössirkihauptmftnn- 


— Landgericht 14. ^^B 


ichaft Flaridsdoff 257, 294. 


Felr., Ort bei Krema lüi. ^H 


Eck und JIunger«bach, Ernst Freiherr v,, 


Ferdinand I., deutHchei Kaiser 1 30 f., 193 f. ^^ 


Hofkaninierrat 197, 


— IL, deiit»chor Kfti««r 146 Antn. 4, 174. ^H 


Eger^ Staatsrat v. 83 Ü\, Ofi. 


roG, 273 ff., 277, 280, 284 If., 288, ^1 


Egfenburg, BoKirkBhauiJtmannBcbaft Hora 


291 ff., 295 fr., 298 ff., 301, 303 ff., ^H 


' 13. 


305 ff., 308 ff, 321-323. ^H 


Eglöffstein, Albreeht v,. Lindrithter von 


— 1J[., doutacUer Kaiser 32^0 Anm. I. ^^M 


Auerbach 69. 


Fernberger,. Mitglied des n.-O, Kitteratande* ^H 


1 Ehrenreitter, Ehfeureich, Mitglied der 


2^8. T 


n..ft. StSndB 308 Anm. i und 3. 


Fiächamcnd, BeEirkshauplmAnnschaft J 


Eibenicbtlts, 2llahr«n Kd. 


Brück a. d. Leitha 122, 280. ^M 


Eip«ldftu, ». Leopoldi^. 


FiKcher Georg, Bärger ron Wien 268. ^^M 


ElMBkeibl, Örtlichkeit noterhalb Tutten- 


Fkriaa, St., Btift 25, 113. ^H 


dorf« 142, 146 f., 149 Abw. 1, IbO. 


Foroat, Josef, Mitglied der n.-Ö. StSiide ^^% 


Eizing-, Eraamua r. 190 Anno.- 3. 


309 Anm. 2. J 


— Wulf V. 190 Anm. 2. 


Formbach, Gfufschaft 18. ^H 


Elisabeth, Tochter Markgraf Leopold 11. 


Frankfurt »m Mais 291, 204. ^^^H 


36. 


Frankroieb 81 f., 88, 92 f., 180. ^^^| 


Eiainersdürf, HcrrÄChafl, BezirkshMipt- 


Fr ans, Abt von Peru egg 108 ff. ^^^^B 


iDA&Dechaft KreinB HO Anm. 4. 


- 11., deuf«dh«i Kauer 85 f., »2, 96, ^^^| 


_ 





377 



Vreisdorf, Ort ta TuUnerWd lOä. 
FroUiitg, Bischof von, a, Otto, 
t'rkde^baim, Il«lmhar<t v. if48 Atmi. 4, 

aus Aom. 1 und ^i. 
- Kur! r. 30R Äam. I, 
Kmdrieb Gfnf v. Tengläng 9: 
rriedricli I., dmitscber Kaiser 37, 70. 
'^ Kfiutg von Böhmen, Kurfilrst toh der 

Pf4]8 293, 300, 
L— II.. Köniff vou PceaCen Sa 
^qcbiaa (bei Kloitemeuburg) 14b, 
Fuclt«euberg, Karl Facht Freiterr v. 314 

Anaj, 4, 
fUnfkircbeDfUBiid Ucrnhnrd v. 30S Aom. L 
l'Urtb, ErAsmus, filKudischer Zftblmdtter 

beim Nußdiii'fer Wasserbau 147 ff., InO. 
— Wolf, Ywedom 139, 139 Anm, 1. 149 

Ann. 1. 
Fnx, Bauschrfibof bolmNaAdorferWtsaer- 

bnu 135. 

flabelboveo, Hnaa Adsin. Mitglied d«r 

D.-n. Stünde 314 At)>iu 4, 
Gtll, .HebatUati, Watserb au me Ister aus 

BriMB HO Anm. 3, 159, 161 t 
Gar«T BezirkihftuptmannRofaart Hörn 13 T 
Gut, Hans, Baumäiater des Naßdorffr 

Wasierbftuea 137 ff., 145, 
Oajstei^er, Hans, Wasserbiiunieister aus 

Mfiachen 131—136, 145. 
Gobhard, Btachof von ßegensbnrg 15 

Aum. 5, 
Gehhard(, BruBo, KfitlormeiBtor de» Stiftes 

•ScbUgl lüö. 
lenta. Friedrieh v. 88 Anm, 1, 

rgcn berger Ilandfesle Tom Jiibre 1186 
36. 

Gera, Andreaj v, 308 Anm. 1, 
{eraadarf, B«zirksliiitiptninT)DKckaft Florids- 

dflrf läö Anm. ), l.i4, 
UTtfaof 135 Anm, 1. 
tjn Christoph Adam 330 Anm. 1. 
-^ P«rdinaod 2H Anm. I. i 

— Hans Adam, Kitter v. 204 ff. j 

j~ Otta Friedrich, Jlitglied der ti.-ü. 
StAode 308 Anm. 2. 
6Bgef Njklas IUI 4 Anm. 3. 



Gießetiau, Dtisauaa bei Wiea läS Adiu. 3. 
Girardon, fransTisigcljer Wasserbatiloch- 

t«chnik«r 120. 
Gmaad«D, Oberiteterreidi 131. 
GKcing, BozirkshauptmannfiehaflTutluäOl . 
Onttweii,^ Stift 261, 268. 
Gold Erasmus 248 Aum. 4, 262 Anm. 1, 

26Ö. 272. 
"- Faul, Mitglied der nA\. 8tlii)do 308 

Anm. 3. 
Oollani, Ort im Tullneffeld 104. 
Golu, Keinard ron der 3ü8 Anm. 2 and 3. 
Gottfried, Leictucistcr de« Stiftes Schlfigl 

114 ff. 
Graren^gg, Land|^rtoht 102. 
Gr&pleTr Sekretär KiiieerFerdiniutdB 1L305. 
Grauer Frieden (1225) 38. 
Greifenstein, BetzirkttbaujitmiuaiiBcbafcTuKn 

lü5, 110. 
Gr«i0, CbriBtoph v., LandunterroarKhatl 

231, 262 Anm. 1. 
~ Uan« Sieg^mund t. 131 Anm. 1. 

— Kiiduif *•. 308 Anm. 2. 

— Sil! gm und v. 232. 

— vom Wald, Sebastian, n.^S. latpcktiant- 
kommisatr 147 

Grinxiog' 13ä Anm, I. 
Quggipg, Ort im Tullnerfeld 105, 
Gundneker, Tobias, SeblfigUcher Stifls- 
untertan in KUnigetetten 108, 

Backing', Ober-, bei Mllnchen 6S, 
Hätzenborg, llnn« Ernat v. 3^0 Anm, 1. 
Halfner, Christoph, Mitglied der n,-w. 

Stände 308 Anm. 2, 
Ilageabrann, BezirkabtuiptmaonscbAft Kor- 

ncuburg 13ä Anm, 1. 
Hagor, öebaetäan Günther 231 Anm. 1, 

24H Anm, 4. 
Hain bürg, Bezirks h au ptmamiscbaft Brack 

«. a. Leitha 123. 
Hftlktatt, Oberiisterrcicb 131. 
Haiteran, s. KlosierDonburger An, 
Ilardeck, Orafichaft 13, 72. 
IJ ardeck, Ida, Gräfin v. 13 
llardegg, H»ne Wilb«lm Graf v. 808 

Anm. 2. 





^^M }Ianftet], KarJ Freiherr v., □.•<!}. Kanunet- 


Hofkircben Wolf, Freiherr*, 177. 18Ö, 190 


^H rat 190 Anrn. 2, 197, 217. 


Aam. 2, 193, 195, 221. 27o. 


^^M HuTtneid, Kaüpar. Wuitirb&ukütiitlor aus 


Hohenfeld, Ferdinand v. 320 Anm. 1. 


^^M Augsburg 13ü. 


Hohenfelder Otto, Mitglied der o.-tt. Stände 


^H Uasclbacl) 270. 


268. 


^^H lIoaelgT&bott (milndet i^egenllber Lins ia 


Hohonlobe 293 f. 


^H die Donau) 23. 


Homonna. Drugeth. Graf v. 294, 


^H llaalacL. Oberösterrdch 108. 


Hom 20tiff., 238, 290, 294, 3U0. 


^B Hausruck 22. 


— Landgericht 11. 


^^H PleideDretcbsteln, BezirliabaQptniniLnschj^t 


HojTo«, Graf t., Landmazaciiall 318. 


^H Gmünd 11. 


— Uans V. 140 Ania. 4. 


^H Helli^eiilcreux, Stift ä6S. 


— Hau« Balthasar r. 248 Äma. 4, 250,278. 


^^H HeiligtiHBtadt K^5, Abm. t. 


— -SiiTinKenitein, Emil, fJraf v. 141 


^^H Heiorich iL, Jasomirgott, Herzog von 


Aom. 


^H Öaterreich 12, 26, 6d f.. 3ü fT. 


— •Stixenstein, Ferdinand Albrecht Frei- 


^^H — der JJiwt, Hunog von Bavern Sä, 


herr T. 136. 139—145. L')* Anni. 1, 


^H :44jT., 37. 


Hung'frfibach, h. Eck. 


^^H — in., douUohor Kaiser 16. 




^^m H«iß«Bitem, HubB iJidav v, 30B Anm. S. 


Znti 17, 3L 13J. 


^H Ii»ieler, Qbriat 110. 


Innozenz XI, Fftpftt 247. 


^^M Herberslein, Freiherr v., FeldmarfchaJl 


Innsbruck 265 Anm. 1, 


^H 22^, 231. 


Iniersdorf bei Wian 2Ü4 ff.. 253, 255. 


^^H — Ferdinand Freiherr v. 314, 319, 


Ipa, BeKirkshauptmannach.ift Melk 10. 


^H — Julius r. Sm Aam. 2. 


Iftchl, Obertisterreich 131. 


^^H — 6tegma&d v. 208. 


leolringen (KircheiBelfing^ MalaUite 6Jft. 


^H - Wolf Jakob V. 308 Anm. 2. 


Uper, KebenfluB der Donau 26, 


^H HoroaU 135 Aum. 1. 253. 255. '257, 


Italien 120. 


^H 




^^V Herw^unburg. Be^lrkahouptmanaicbaft 


Jödkrsdorf bei Wien X35 Anm. I, 154. 


^M St. PültoQ 104. 


Jedlesee bei Wien 135 Anm. 1, 154 Anm. 1, 


^^H ll«/imADnisdorr 36. 


Jodlesosr Grabes 154 Anm. 1. 


^H Hildebraadt, L,, kainerlicher Hofarchitekt 


Jör^er, Üeor^ Withelm Freiherr v. 249 f. 


^M 


— Hans, Freiherr r. 232, 248 Anni. 4, 


^^m Hillebraod, Jonas, Mitglied der a. ». ätAade 


268. 


^H 308 AniiL 2 und 3. 


— IlaüB Helfteicb v, 306 Anm, 2. 


^^1 HiUepriind, Martin, Einnehmer 239. 


— Hans Maxiraüian v. 30S Anm. 2. 


^^B HirschstetteD, ßeEtrkshaupttuatiajiohaft 


— Helmhard Freiherr v. 188 Anm. 3, 


^H Florididorf 13ö, 154 Anm. 1. 


229, 231 Anm. 1, 253 f., 26«, 270. 


^^1 Hefen, verichoUener Ort bei Koraeuburg 


— Wolfgang 254 Anw». 1. 


^H 128 Anm, 3. 


Johaan, Abi des Schottenklostcrs in Wien 


^^H tlofer, Fr., pafisaui^cber Grand («hreib^r 


153 Anm. L 


^m 108, 110, 


— Georg, KurfUrst Yon Sachsen 295. 


^H Hof kirehen, Georg Aedreas t., Obemt g24, 


Johann, St., im Ward, verBehollcöe» Fi*di«r- 


^H 231 Anm. 1, 24S Aam, 4, 2GH, 908 


dorfcljcn bei Wien 124 Anm, 2. 


^^B Anm, 1 und 3. 


JoTiian, Jans, Salzamtmann, 132 Anm. 2. 


^H — linua Bcrahard r. 208 Anm. 1. 


Josef I., deotacher Kaiser 163. 


^^^^- WUbeltn r. 303 Anm. 1. 


- II., deuUcber Kaiwr 79 ff, 82f,. litS. 



379 



•fort' 135 Änm. 1, Ibi Anm, 1, 
tCahloiiberg'erduif l3ö Anni. 1. 
Kahlengebirg^e 119, ISH Anm. 3. 
Kapuzinerorden 104, 
ICurl , Eriberstog von Üatorreich 26& Adiu. 2, 

273. 

— der Groflo 61, 

i— IV., deiitscber Kaiser 281. 
KMlsbflder BcBChlüsse (1819^ 80, 
Kärnten 59. 
Karp&tIj«D 119. 
Kaicb:i(), Ungarn 2^'A, 
Kftiptr, Abt von Melk 197. 
KfttseUtorf, Ort im Talln«rreld 104. 
Km&, Hofr&t V,, Referent der pbersteo 

JnaüiiBlelle 83 &' , 87, 9[i. 
Kelhdm, scheieriacbe Grafschaft um, 69, i 
tv«lignu, Gftugrafächttft 69, 
KbAin, ileleiibr, Mitglied der n.-O, Stände 

ai* Anm. 2. 
Kbarliof, llatiR v. 132 Anm. 2. 
Khevenhtlller, Fraaz Anton, Graf v-, Laod- 

mnmchatl 86, 
Khlesl, Melchior, Bischof von Wien 173, 

177 f., 186, 197, 216 f., 2ä4, 241, 246, 

266. 
Klinen, •ToLacn Eueebiiu, PV(vi)ierr r. Ue- 

laay, Verordneter, Oberat 177, lIJÜiL, 

18S. 19U, 197, 217, a2S, 232, 24H 

Anm. 4, 268, 316. 
Kiesel, Konmd, Wa»serhaumeister in 8iraJ- 

bnrg 139. 
Kircbberg &. d. Fjekcfa, BoEirkabaupt- 

mannatihäft Hl. PSlton lU. 
Kirclitiprg^ am Wagram, Pfarre 102. 
Kircbberg, Karl Freiherr v, 314 Anm. 4. 

— Otto Joaef, Proiberr v, 314 Aana. 4. 
Kirchdorf, Ort im Traungau 36. 
Kircheiäelßog, 9. laolTicgoo. 
Kircbstelter. Micbael, BQrger ta Korneu- 

btirg 2Ö8. 
KiOI. Hanji Jnkob, Fn^tberi v. 314 Anm, 4. 

— Karl, Freiherr v. 314 Anm. 4. 
Kluuin, Qrat'icbaft 14 
Ktauienlurg. Hieb«DbUrgen 2^3. 



Kloderer, Christoph, Uofmeiiter in WUseo 

dorf lU. 
Kloäierneuburg 38, 50, 106. 115, 128, 

Anm, 3, 133, 135> ISä. Anm. 2. 

— Stift 11, 109, 135, 145, lö5. 

— B, Thomas, Dr., Propst von. 
KloHterneuburcertii] 124 Anm. 2, 130, 140 

Anm. 1. 
Knapi (Knop«), HieronymuB, Baumeister 

in Wien 139, 142, 14^ Anm. 9, 145. 
K«cb, Math^uB, VerfaiAer der »Chmnolo- 

giaeben Ge«ebidite üslerreid»« (1S46) 

Ifl. 
EQgler, Siard, ^tiftslceltermeiater iron 

HcblKg] 10:i 
KrUbl. Bonedikt, Baumeiater in Wien 132, 

135 
Königsberg, v., Mitglied der n.^iS. Stünde 

190 Anm. 2. 
Königatetten, Ort im Tnlinerfeld 101.103f., 

105 f., 110 f., llSff. 11«. 
Kollonit*eb, Leopold r.^ Bischof von Wien 

116. 
Konrad, Bischof von Passaa 34. 

— H.. deutacher Kaiser 15. 

— Markgraf der Ostmark 18, 

— der Kauhe 9. 

Kornaubnrg 3, 41, 47, 50, 109, 127, 128 
Anm. 3, 135, 155, 288. 

— Landgericht 16, 56 C, ß6 f., 72 f. 
Kreba, Peter, BrUckenmeiater In Wien 1H7. 
Krem» 67, 105. 109, 133, 153 Aom. 3, 

261, 285, 294 f. 

— Fluß 35, 

— Jcamten in Wien 102, 
KremsinllDSter, Kloster 85. 
Krenburg, Mitglied der n.-U. Stände 217, 
Kritjsendorf, BeaiirkshauptmunBiicbaft Tullo 

105» 112, 115. 
Krnmau, ßa^hmen lOi;). 
Krumau aro Kamp, Boiürkthauptmann- 

«chaft Kreina 13. 
Kucfaelau (bei Ktoaleraeuburg) 135 Anm. 2. 
Kiiefstein, Han» Ludwig v, 295 f., 2B6, 

299, 301, 307. 
Kaef*teif)er, Haus Jakob 314. 
Kobau (bfti TuUetJtldrf) 154. 




Tä.Ra. », d. Thaf a, Beifirkafaauptmnnnscliaft 

MiEtelbach 11 f,. 2S0. 
LochstaiitFif, Ortttcbkeit uDterbalb Lang- 

Enaeradorf 13^. 142, 145 f., 148, U9 

Aoro. 1. 150, 
L&iQtelren, HaUtätte im BÜdlicheo Snnder- 

gau fi8. 
Lombach, Grafsclaft 18 r„ 31 f., 72. 
Li«mberg-, SiQgmuad v., n.-ö. Landnmrachall 

177 f., 180, 197. 231. 
Lacüau, £rA5ii) US Freiherr v. 190 Amn. 2, 

268, 270, 308 Amn. 1 und 3. 
^- Georg V. 308 Anm. 1 und 3. 
Laudl ( OberötiUrmcb) llü. 
LeiQgenlors.BedrkabauptmdantchaftKrems 

lOff, 295. 
Lanjjibtugbr. Simon Pctor,kaÜ6rlIcherScbiff- 

meistfcr 1Ö6 f., 159 I". 
Laafen, Oberiisterroich 131, 
Lausitx, Obor-, 2^5 f. 
I^auterbacli, Manegold v. 168. 
l^^enburg, BezirkshAU]>tmBQnacbn.ft Müd> 

lidg 13ti. 
Lazius 17 f. 

J.ebaru, Ort im TulIo«ff6ld lud. 
Lohner, Mattbi&a, Sekretär dar □,-! 

304, 3U Anm. 4. 
Leitba 2'A. 
Leithagebirge IIa, 
LembiitE, Leonhard v. 308 Anm 
Lengbach, Grufscbaft 16, 59. 
I,ieopöld, Erxboncog von Öatorrcicb, BUchof 

tvoa Paasau 23Ü, 259. 291 f, 296. 
— V,, der Tugendbuf te, Beraog von Öster- 
reich 12, H2 Amn, 3. 
— VL, Herzog, von Österreich 125. 
— L, cl«utacbe<r Kaiser 15^ Anm. ü, 157 f., 
lei. 
— IL, d«ut»dier Kaiser 7J^, Hl f., 83. So. 
96 Anm. 2. 
— 11. Markgraf der Ottmark 36. 
— III., Markgrraf der Ostmark St. 13, 25. 
— IV.. Markgraf der Ostmark 37. 
Leopoldau, IJeiirkshaiiptmannachaft Flo- 
ridsdorf 135 Anm. 1, 136, 154. 164 
Anm. 1. 
Leopoldaberg 11, 122, läS Aaoi. 3, 151 f. 



Stände 



1. 



Lert!her,€'hristiAn,lIiiiversit&labu(ilidruc;kcr. 

163, 
Lejeser, Cliristoph v. 2H1 Anm . 1, 232 

248 Anm, 4. 268, 314 Anm. 3. 

— Ulncb, Mitglied der ».-ö. Stande 308 
Anm. 2, 

Lieben, Vertrug rnn 21X1 f , 21.i. 
Lrechienstuin, Gandacker von 18flf,19f' 

Anm. 2, 197, 217 f., 22B, 272. 
~ Karl Fürst v., Gebeimer Rnt 175, 196 

Aam. 1, 268, 268 Anin, 1, 273 Anm. i(, 

■^m, 30jf. 

— Mii.tiiLiiliaii V., kBiaerllcber ObcretAll- 
DDcister 151, 

LinE 107. 109 f,, 203, 247, 270. 
Litftchau, Bezirkab&Dptmaiiniiiabafi GraQod 

n. 

Lwbkowita, Kegina v. 140 Anm. 4. 
Lomnits, Treß'eD von ^^61^'t 2ö8. 
Lore uiC(^aEn Üble an der Schwecbat 13". 
LosenBt«iD, Herren voq lO. 

— Wulf öiegmiiöd V, 208. 

Lucbeee, rhilibort, Baumeister in Wien 

156. 
Ludwig XVI., Konig von Friinkreicli 8ß, 
Lundenburg, Mähren 2^4. 
Luther, Martin 167. 
Lutz, BegoDSburger 15, 

Mkbly, f^an^Daischer ScbrifUteller 88. 
Machland. Orafacbaft 10, 21, 25. 27. 

— Herren von 12. 

— Landgericht 14. 

Mähren 11, 12, 200, 207, 210, 215, 217, 

277, 279, 294. 
Miimming, Mas v. 331 Anin. 1. 
Mailand 131. 

Mailberg. Schlacht bei tl082) 15. 
Manhartsborg. Viertel ob dem 27, 
MansfelJt. Graf v., Heerfilhrer im dreißig- 

JUbrigea Kriege 151 Antn. S, 2t)&. 
Marakschj, ftudolf, Mitglied der n.-a. 

StKade 303 Anm. 1 und 3. 
Marcb 28. 

Marchegg, Landgericht 14, 
Marcbfeld llö, 128, 136 r„ 145, 152, 

154. 



381 



M»ria Antoinette, Königin von Frank* 
reich 80. 

M^riaseU- Steiermjirk 270. 

Marie, bayrische Her«o|^n 273. 

Mftrlnoui, Jakob, kaiserticber Hofraatbe- 
i^iatiker 163. 

M4rkendorf. Lnndgcrlcht 56. 

Matthint, ErichcrKog von Österreich, d«ui- 
«cher Kai*er 139 Anm. 1, 14Q Anm. 4, 
ymt., 172. l7Rr„ 187rr.. lH0lT,.193ff„ 
199 ff., 204 IT., L'07ff. 213 ff,, 216 ff., 
276, 281 f., 387, 297, 301 ff„ 306, 
318. 

ilanerbach, Stift 270 

Maiitt^m, BuxirksbatiptiriKiinsehiift Krem» 
a. 5 Aom, iJ, 41, 47. 

— Landgericht 2j, c6 Jf"., 66 T, 72 f. 
Maximilian, Eriherj:og von Österreich 144, 

151, 208 f., 210, 214 ff., 255, 256. 

— Herzng Ton Bayern 217, 274, 22b, 

— l., dcntfich«r Kaiser 167, 203, 2ö6 
Anm. I. 

-- IL, deutsclier Kniser 133 f., 136, 171, 

181, 185, 192, 201, 203, 208, 211 f., 

225, 276, 291, 301, WG. 
Meggau, Leonbard, Fteiherr v,, n.-B. Re- 

ginmntsrat 190 Anm. 2, 197, 217. 
MeiOaii, Herren von 10. 
Meltlemaubs Knndansichl: von Wien 1^7. 
Holotti de Candia, Soffiano. Baameiiter 

152 
Melk 27. 234. 

— Stift 268. 

— — B, Kaspar, Abt von. 
Metternich, Fürit, Staatflkanzler 80, 96. 
Michuel Felder, Abt des Stiften Sctilil^^H 

108, 
MJnckwiti, Ehrenreich, Freiherr v., Keiobi- 

Siofrat 240. 
M(idltn{i^ 133. 
MolliiTt, Hofkriog8rttt.<iprttaideat 346, 

— Ernst, Freihenr v., SintlbaUer 190 
Anm. 2, 217. 

Mondueo, Grafschaft 19, 
Munleenccöli, Ernst, Graf v,, General- 
feld«cnginei«t9r 314 Anm. 4. 

— tfieronyiDUB, Graf t, 314 Aom, 4. 



Montenqaiea, friinEdaicher SchriftiteUer 

91 f. 93. 
Montri«faier, Johann, Freiberr v. 314 

Anm. 4. 
Moritz, Joier, Benediktuier Im oberpf£I«i- 

«cben Stift Ensdorf 1@ Anm, 2. 
Muckendorf* Ort »m Tiilloerfeld 105. 
Mackeran (bei Klaecerneubnrg) 128 Annn. 3. 
MUbl, große, KäbenauO der Botiaa 32, 

2K, BI, 
Milhl viertelt 25. 
MdnoLen 131. 294. 
H Unit er aad Oanabrilck, Frieden von 

323. 
KurgteUun 270. 
Mitsrhin^r. Vinsenz, liofkammerrat 143 

Anm, 1, 268. 

Vageis Plan von Wien 126 Anm. 2. 

Nattornbach, Zutluß der Danan 3ö. 

Neoburg am Inn, Grafschaft 18 f., 38, 
«7, 68. 

Neudeg^, Adam v, 268. 

Neumark 15. 

Nea^l, Kolman. Fuhrmann in NnOdorf 
14S, Anm. 1. 

Heaacibl, ITngani SOt) Anm^ 2. 

Nenstift 135 Anm. 1. 

Keydeck, Han« Geor^ v, 306 Anm, 1. 

Nioderlimde 12(1, 140 f., 150 f, 

N5ehling, Ort nurdlicb von FerMnbetig 
26, 

Nordg^au, bayrischer 69. 

NoBti«, Otto r, 268. 

NUrnbetg 2^0. 

Nußberg 121. 

Nußdorf I0r>, 115. 123, 124 Anm. 2, 125, 
128, 130, 132 f., 135, 135 Anm. 1 
and 2, 140 ff.. 144 Anm. I, 153 ff„ 
155 ff„ 15B AWD. 1. 158 ff., 162 f. 

Xußdorfer Wuaser graben 138. 

Obarmtlbl, Ort zwiicheo Paasaa und 

A«ehaeh 112. 
Oboradorf. Ort bei Pöchlarn 111. 
Oddo, Mitglied de» Stiftea Altenburg; U». 



382 



Österreich, Ober- 26, 28, 36, Ö4, 173 f., 
204, 207 f., 225, 259 f., 270, 278, 
294 ff., 307. 

Ofen 199. 

Ofiier Frieden (1264) 19. 

Oldenburg, Gro0herzog von 80. 

Orth, Grafschaft 16, 72. 

Ostmark 3 ff., 7, 18, 40, 60, 66, 63 f. 

Othl, Fischer in Naßdorf 145. 

Otto, Bischof von Freising 3 f., 6 ff., 9, 
11, 20 f., 23, 25, 2t), 28 f., 31, 32 ff., 
36 ff.. 40, 46, 51, 70, 72 ff., 75. 

Ottokar IV., Markgraf von Steier 36. 

— II., König von Böhmen 27, 30. 

Paar, Graf v. 109. 

— Johann Christoph, Freiherr v., Oberst, 
Hofmeister 314 Anm. 4. 

Pacheleb, Johann Baptist, Ritter v. 252. 
Pallinger, Gegenschr eiber beim Nnßdorfer 

Wasserbau 144 Änm. 1. 
Pannonien, Ober- 38. 
Passau 30, 109, 110, 230. 

— Bischof von, s. Konrad, Leopold. 
Passauer Wald 4. 

Paul V., Papst 246 f., 300. 

Peger, Silvester, Mitglied der n.-ö. Stände 

268. 
Peilstein im MUhlviertel 18. 
Peilstein, Grafen von 13, 16. 

— Grafschaft 8 ff., 11, 17 f., 72. 
Pennesberger, Gottfried, Laienbruder des 

Stiftes Schlägl 111. 
Penkler, Josef, Freiherr v. 86, Anm. 3. 
Perchtoldsdorf, Bezirkshauptroannschaft 

Müdling 133. 
Perg, Adelram v. 5 Anm. 3. 

— Albrecht v. 12. 

— Vögte v. 12. 

Peruaner, Jonas, Schlägler Hofmeister zu 

Wösendorf 106. 
rerneck, Herren v. 12. 
Perneck, Grafschaft 12, 72. 

— Stift, 8. Franz, Abt von. 
Pcrnsdorfer, Hans Georg v. SOS Anm. 2. 
Pernstorter, Christoph Wilhelm, Mitglied 

der n.-ö. Stände 268. 



Persenbeug, Grafschaft 10. 

— Herrschaft 140 Anm. 3. 
Peuerbach, Oberösterreich 46. 
Pfaffenlacken, Waaserfurche bei Aspern 

a. d. Donau 154 Anm. 1. 
Pfanner, Joachim, Mitglied der n.-5. Stände 

268. 
Pfalz, Kurfürst von der 226. 
Philipp III., König von Spanien 294. 
Pielach-Flnß 8. 
Pielachtal 10. 
Pirkhaimer von Pirkenau, Christoph, 

Reichshofrat und n.-ö. Kanzler 19;<. 
Piswanger, Hans, Schwiegersohn Hans 

Gasteigers 134. 
Piugen, Grafen von 13, 31. 
Piugen, Gebhard, Graf v. 11. 
-- 8. Regau-Piugen. 
Piain, Grafen von 13, 16. 
Plain-Hardeck, Grafen von 13. 
Pioch, Thomas, Hofmeister des Stiftes 

Schlägl 103. 
Poco, Francesco de, Baumeister aus Mai- 
land 131 f. 
Plöckenstein (Böhmerwald) 109. 
Pölla,Neu-, Bezirkshauptmannschaft Zwettl 

307. 
Polten, St. 67, 109. 
Pöttl, Matthias, Buchhalter der n.-ö. 

Stände 322. 
Pötzleinsdorf 135 Anm. 1. 
Poiger, Hans Wenzel, Mitglied der n.-ö. 

Stände i08 Anm. 2. 
Poigreich, s. Boigreich. 
Polani, Adam, Mitglied der n.-ö. Stände 

308 Anm. 2. 

— Wolf, Mitglied der n.-ö. Stände 3C8 
j Anm. 2. 

Polen 109. 

I Polhaim, Gundaker, Herr v. 153 Anm. 1. 
I — Gundaker Hans v. 314. 
I — Max v. 250. 

Popial, Gregor, Amtmann in Königstetten 
' 103. 

I PotzO, 8. Poco. 

' Prachatita, Böhmen 116. 

' Piack, Balthasar v. 308 Anm. 2. 



^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^38^^^n 


^^SS^109, I&l, 173, 1%. 194, ä3$, 2m. RayaaJ, franz^sigcter Sdirirtsleiler m. \ 


Pfundaii, Freiherr v. 86. 


Reb^u (Rebeg-ave), b. PiD^a^, Regau, 


FnundorlTcr, Tbomu 132 Anm. 2. 


Kegau-riugen. 


PreUhurg, Ungarn 226, 293. 


Reck. JöbaaD Ton der, Reiehihofrat 240, 


IVeebtiT^r Bündnis vom Jalrro IfiOS 282. 


2152. 


PfeaCen 81, Hb. 


Regati, Grafschaft 30 ff., Hl f.. 33. 


Y'iütiag, Genf g Ehreuretch v. 308 Anm 2. 


Rfigau'Piugeiii, Herren und Grafen von 


l'rrjkeech, Anton 121. 


11 f. 


>'ri'igl, Melchior, Mitglied dar n.-». Siäaäc 


Regeasburg 30. 


209. 


— a. Gebhard, Bischof von iCe^nsbur^. 


PrnD3, Aodreais, Mitglied der d -ü. Stände 


R«ichenbaeher Konvention (1792) 85. 


•268. 


Keicbenhal), Malutätts m. 


Pudieim, Familie 207. 


RttichettibtTg. Grafschaft 11^, 


- Adam, Graf t. 175, 177, 'im. 


Heicbhart. Wilhelm, Mitglied der n.-R. 


— Andrea« d. Ä. v. 3U8 Anm 1. 


Stände 268. 


d. J. T. ai)8 Anm. a. 


R«iflenitueL, Han^, W&aa«rbaumeiiter in 


Dietrich v. ÜÜÖ Anin, l. 


München 139. 


- £lir«iireieb t. i8H Anm. 3. 


lidfHng, Steiermark 134 Anm. 4. 


— Gottfried v. 30R Anm. 2. 


Räti&er, Valentin, Baumeister in Wien 


- Hans V. 308 Anin. 2. 


130, 


— Uartmonn y. 308 Aam. ?. 


Rfltx, Bezirkshauptmanntchaft Ob«rbolla- 


-^ KEichfird v. 30^^ Anm, 1, 


brunn 153 Anm, 3, 300, 303. 


Ptichner. Ciirifttoph '>iiS, iS\ Aniti. ä. 


— Grafschatt 19. 


Piidler. .Michael, n -f». Kegierüngsboaiuter 


Rentier, Hans, Bauimlier beim NuPdoffer 


Ul Anm. 1. , 


Wasserbau 145. 


PiUten, Ekbort lU., Graf v. 18. 


Rhein 120. 


Putten, Grafschaft l« f. 


Uiedooburg, Grafschaft 11, IH, 19 


Fungier, Anton, Bu.iimei8tc<r dor o.it. 


Rjedenthal 270. 


SUndö 152. 


^- Ürt boi Krem» 102. 




Riedmark 25 IT., Jf8, m. 




Hinghanimer, Michael, Sekretär der »van- 


Quinzingau, Grnficba^t 18. 


geliacbon Stände 330 Anm. 4. 




Rodel, Zufluß der Donau 28, 31. 




Rnmer, Wolf Chriatoiib, Mitglied der 


Ka&b, Oberii»terre)oh fjB. 


n,n. Stände 308 Anm. 1 und 3.. 


Raabi, Grafea von IS. 


Ro^Bdorf, Georg Ehrenreieh v. SU8 


— Ginfschaft 11, 72, 


Antn. I. 


— « Kitchc?., 


Roienberg, Ftlirtt 86. 


Kftbenatoia, HeKirltshatiptrojinnBchalt Bt. 


— Herr von 216, 


roltrn lU. 


Koteniala (beutxutages j^aktb), Wald hei 


Iiacb«s (Haabe), Konrad, Graf v. 11. 


Pawan 19. S), 24, 28, 30. 


lladlmayr, Andreas, Marklschrdber von 


Koilaseau, franüöiiacher SchriftalcUer 8^. 


Könjg8ti>tt«n 1(13 f., lOiJf.. IIU, 113. 


Rndolf 11,, deutscher Kaiser 140 Anm, 4, 


U*fl*l«Utler ZrtlbrlaiJ 4, 46, 7.*). 


141, 171. 176. litäff, imrff.. 2li2. 


liaitmind, Abt vnn .Mtonbufg 108 f. 


20iff., älä, 21&, 217, i3.i, 3-17 f. 


Raabor, Georg ChrSotoph, Mitglied der 


202, 316. 


n.-ö. Stünde mH Anm. J. Ruprecht. deutiich«r K«oig 69. 1 

h_ J 



384 



Safran 101, 105. 

Saint-Hillier, Gilbert v., kaiserlicber Ar- 
senalhanptmann 198, 285, 314 Anm. 4. 
Saleth, 8. Rosensala. 
Salisburj, Johannes v. 168. 
Salmannsdorf IHö Anm. 1. 
Sarasdorf a. d. Leitha 16. 
Sarmin^, Oberüsterreich 26. 
Schäferau (bei Klostemeuburg) 145. 
Scbnrding, Grafschaft 18 f.. 31. 
Schärftenberg, Hang v. 308 Anm. 2. 
Schalla, Burg, Landgericht 8 ff. 
Schallannzcr, Hermes 132 Anm. 2. 
Scharsachs, s. Sieghard. 
Schanmberg, Grafen von 16. 
Schaamberg, Herrschaft 19. 

— Grafschaft 31 ff. 

Schlägl, b.-S. Prämonstratenser-Stift 101 ff., 
108 f., 112. 

— 8. Felder, Gebhardt, Gottfried, Kögler, 
Pennesberger, Pernauer, Ploch. 

Schlesien 296. 

Schmelz], Wolfgang 127: 

Schmidt, s. Andreas Schmidt, Abt ron 

Schlägl. 
Schnaitacb, Bayern 69. 
Schnitzer, Leopold, Bacbhalter der n.-ö. 

Stände 322. 
Schünkirchen, Hans Wilhelm t. 248 

Anm. 4. 

— Joachim, Freiherr v., n.-ö. Statthalter 
136. 

Schöttl. Georg 268. 

Schrankenhäufel, ehemalige Donauiosel 

bei Wien 126. 
Schrattenbach, Georg Kaspar, Freiherr t. 

314 Anm. 4. 
Schrötl, Georg, n.-ö. Inspektiongkommissär 

147. 
Schwab, Kaspar, Dr. 272. 
Schwarz, Jakob, Wasserbaameister in 

Augsburg 139. 
Schwarze Lacke, ehemaliger Donauarm 

136 f., Iö4 Anm. 1. 
- 184. 



Schweinspeck. Zacharias, Mitglied der 

n.-ö. Stände 308 Anm. 2. 
Schwendi, Lazar, kaiserlicher Heerführer 

im dreißigjährigen Kriege 151 Anm. 2. 
Semdein, Maximilian r. 153 Anm. 1. 
Siegfried, Markgraf in der Neumark 16. 
Sieghard, der Scharsachs 9. 
Siegmund, Herzog von Tirol 130. 
Sieß, Matthias, Besitzer eines Hofes in 

Winkel 102. 
Sierering 135 Anm. 1. 
Simmeringer Heide 127. 
Sinzendorf, Graf v. 110. 
Sitnick (Sithius), Kaspar, Wiener Poet 

140 Anm. 4. 
Spät, Hans Sebastian, Mitglied der n.-ö. 

Stände, Oberst 308 Anm. 1, 311. 
Spallarts Plan der Donauregnliernng 124 

Anm. 2. 
Spannberg, Poppe v. 50. 
Sprinzenstein, Alexander, Freiherr v., n.-5. 

Regimentsrat 139. 

— auf Neuhaus, Hans Albrecht, Frei- 
herr v. 139 Anm. 1. 

Stadel, Hans Andreas v. 308 Anm. 1. 
Stadlau 128, 135 Anm. 1. 
Stände Niederösterreichs 163 ff. 
Stainperger, Baltbasar, Baameister in 

Wien 139. 
Stammersdorf, Bezirkshauptmannschaft 

Floridsdorf 135 Anm. 1. 
Stapfer, Hans, Mitglied der n.-Q. Stände 

268. 
Starhemberg, Fürst 86. 

— Gotthard v. 188 Anm. 3. 

— Ludwig v. 177 ff., 180 f., 187 f., 232, 
249 f., 285, 3C8 Anm. 1 und 3. 

— Martin v. 308 Anm. 1. 

— Paul Jakob v. 176, 251, 260, 298, 
305 ff., 314, 320 Anm. 1. 

— Rüdigor v. 110. 

Starzer, Zacharias, Mitglied der n.-ö — 

Stände 308 Anm. 1 und 3. 
Steger, Wolf, Mitglied der n.-». Stind^ 

308 Anm. 1. 
Steghofer, Hans, Brückenmeister in Wi»"^ 

139 Anm. 1. 144 Anm. 1. 



ftteknnarlc 19, 22, 32, 34. 59. 84. Uli. 

212. 294. 
Stein. BcnrkRhKuptmnnaBcbart Krem« 

261. 
Steinhäuser. A. VV. v,, Llnteringonteiir der 

.Sl»dt WioQ 1G3, 
Stc]ih&n, Künig von Ungam t5. 
Si^rboboJ, BalimeTi 201, 215 f. 
ätdrbcboler Vertrag vom Jahre 1608 246. 
Sicyr* Oberöaterreich 8. 18, 13+, 146. 

— Markgrafen von 31. 
8til|fried, LBudgericht 14. 

— Pfarre 270. 

Stinlteobrunner Vertrag vom Jahre 1J519 

280. 
^Stoctüiorner, Joucbim, Mitglied der n.-ö. 

8täiDde 308 Aom. 2. 
!»trahl«ndoTf., Pet«r Heinrich v, Heiofat~ 

hofrat 24Ü. 
Stnwi, ChrtsCopb, koiaerlicher Hat, Vtste- 

dom iD Xiederristerreich 146 Anm. 3. 

147, 198. 
•Strsberadorf, Bc^sirksbAuptmannKchurt Flo- 

ridtsdorf 13ö A,did. 1, 154. 
iHrAia, Han« Gmrg v. 308 Anin. 1. 

— Kicliard, Freiherr v. 178, 207 Amn, S, 
ätrengberg, LaDdgericht 8, 

Strpaii. Peter, Orsif v. H14 Anm. 4. 

Ötruden, Ort bei Grein IIÜ. 

Stiibenvoll, HanSt Mitglied dor n.-«. Stände 

aOS Anni. 2. 
Hutitbeck. Karl, Mitglied der a.-a. ätände 

aü8 Anm. 2 und 3. 
Süädergftti 68, 

t^ultingers Plan von Wien 127. 
^wratopltik, llerzog von MAhren 13, 

Fengling. Prof v., t, Friodrieh. 
Teufel, JJ^rg 268, 

— Karl V. 208. 

Ceugen, Din^stfttte bei Ke)heiin.lUi;eni69. 

Phanniag, Ding^tJaie io Bayern 69. 
"nioraaj. Abt von Ahenburg 197. 
-* Dr., Propst von Klostomeiiburg 197. 
Thoiir&d), AnilrL'iM v. 169, 308 Aun. 1 
tmd 3. 

— Heinrich, Krollicrr v. 197, 284. 
Jabilnt^b 4. r. L lAiiilwkoate. 1M9. 



Thnrn, Fr»ni Bernhard, Graf r. 
Anm, 1 und 3, 

— Heinrich Miittbjaa. Graf v. 263, 277, 
27y C. 282 ff., 285 f., 288. 290, 293. 
308 Anm. 1, 

Thurner, Balthasar, Einnehmer der n.-ö. 

8lÄnde 322. 
Thurzo, Paiattn von Ungarn 227. 
Tiofenhach. Christoph v., HeerfUhrer im 

dreißigjährigen Kriege 151 Anm. 2. 
Timblmaii'r, MatCb.-iiiB, Marktrichter in 

Ki'i nietet ten 103. 
Tirol äfl, 81, 250. 
Tracht a. d, Thajs, Milbron lü, 
Traiiinauer. Besirk»hiiuptiiiannschaft ät. 

Polten 105. 
Traun, ^iiegmand Adam, Qraf r,, kaiser- 
licher Oberst 250. 268^ 281. 284 f.. 

30T, 311, 314. 
Trauögau 5, 19, 21 f., 24 ff.. 28 f. 32 f.. 

36. 
Trautoohn, Graf v., Gefaeituer Uat UIO 

Anm. 2, 217. 304 f., 305. 
TrauttuiansdorS'. Maximilian v. 268. 
Tscheitka, Hans. mÄUrioober Landacbrei- 

ber 2«H. 
TncliernaLor, (Jlrieh Chrigtoph t. 131. 
Tsfihernembt, Genrg Eraamun, Freiherr v. 

ItfS, 173 f,. 204. 21.>, 218, 220, 275. 

293. 
Tulbing, Ort im TuHnerfeld 104 f., 106, 
Tulln 3, 5, 41, 44, 47, 50, 104 f., 108, 

109 f.. 113 f., 128 Anm. 3, 157 f. 

— Landgericht 8 IT.. ÖÖ H'., 6B f., 72 C 
TtUlnerfeld 99 fT, lOBf., 106, 110 f., IIB. 
Tttubaa, Heinrich, tJeeitxer eines Hofe» 

ia Winkel 102. 
Tllrkfln, die 107 f., 109, 1Ö3, 21&, 216 f., 

248, 297. 
TiitteDdcrf, BtizirkjhauptnjannAchaft Kor- 

noubnrg 135 f., 145, l»ö. 
Tuttenhof, Mfiierhol' in Tiiltendorf tbo, 

Ulm« BetchsvixcikuDxler 241, 
Ulrich, Abt *en Zwcttl 197. 
Ungarn lö, 38, 81, 194, 200, 2U2, 210. 
214 ff.. 291, 293. 309. 



Ungnad. .luditb Eiiaabeth, Freün v. 140 


Weißpacher, Georg. Mitglied der s.-bT^^H 


Anni. 4. 


Stände HOB Anm, 2. ^H 


iTaverxiigC, kftifl«rliclier Oeheimselcretär 


Weiten, Qrafaehaft 72. ^H 


188. 


Weiteneck, OrafscbaOt 10. 13 Anm. 1. ^M 


L'jrfkorDn, bei Malleredorr, Dingstätte in 


Weiirn, Bezirkshatiptmaniuchaft GmQad ^^^ 


Bayern 69. 


^H 


Ursehenbock, Georg Berobard v. 231, 


— Grafschaft 16. ^^^H 


Anm. 4. 


Wels, OberöGterreich 131. ^^^^^H 


~ Han« Christoph, Freiherr v. 248 


— Grafschaft 19, 31 f. ^^^^ 


Anm. 4, 2öO f., 268, Ü84. 314. 


Well, Ferdinand Karl, Graf v.. Statt- 1 


Uitonbeck, Graf v., t*ndmarchall 298^ 


balter in Niederes terreich 140 Anm. 3, 1 




lölf- ^J 


Verda, Jofaiuin Baptist, Freiherr v. 314 


Welzer,' Berahard 248 Anm. 4, S6S. ^H 
— Chrietonb, Uttgtied der a.-tt. StXade ^H 


AniD. 4, 


Viechtwang, QberiJgtemicb 3S Aani, 3, 


308 Anin. 2. ^^H 


»3. 


— Gebhart Wilbetm, Mitglied der n.-O. ^^| 


VUcklafarack, OberiJflteneicb 33, 


Stande 268. ^H 


Vohharg, Grar^u von 16. 


Wenzol, HsLDB Ulrich, Bealtüer eiau Uöfea 1 


Voltair«, franiEösiBcher SchriftstcsUer 88, 


in Winkel 1U2. 1 


92. 


— Marie 8alome, BeRitseiin eia«it Hofes J 




in Winkel 102. ^m 


Wachan 106. 


WezhnuRen, Tcuchselt von llß. ^^H 


Wachsenberg, Grafschaft 28, 


Widenpe unter, Uan«, Tizedom 13^ Anm. 2. 1 


Währing 135 Anm. 1. 


Wiegster, Stephan, kaieeHicberZahbneiiter ^J 


Wuiasteie. Adam v. aU Anm. 4. 


beim KaQdarfer Wassc^rban 148. ISO. ^| 


— Max V. 314 Anm. 4. 


Wien 102, 105, 107, 110. 119 ff.. 193. ^M 


WalUees, Oberösterreich lü. 


280 f. 283 IT.. 28.^ 28a 321. ^1 


— Herren von 9. 


— siehe DUbling, Düblingerbach, Donau. ^^| 


Walthor. Danid, Sekretär der n.-ö. Stände 


Donaakana], Dombach, Genthof, Grin- ^^ 


321. 


zing, Heiligenatadt, Hernais. St. Jobano J 


W&rngan, Ort bei Miesbsch, Dingslitte 


im Word, Kahlenbergerdorf, Kloeter- ^H 


in Bayeni 69. 


neaburgeraa, Leopoldiberg, NenEtift. ^^M 


Wuchnkittl, Donauaa bei Nußdorf 159. 


Naüberg, NuÜdorf. Pötileinsdorf, Sal- 1 


WasBorbarg, Malstatte 68. 


tnannsdorf, SchraDkonhätuel, SieverinnTk ^^m 


— Grafen too 68. 


äimmeringer Haide, WShring, Weia- ^^M 


Weber. Jobann Baptiit, Geheimer Rat 


haus. ^^H 


268, 314 Anm. 3 und 4. 


^ Alsbtch 124 Anm. 3. ^^H 


Wolhern-FslkeBstein, Grafen Ton 68. 


— - AUerBtmQe 124 Anm, 3. ^^^^H 


Wein 101 tf- 


- Alt-Donau 126. ^^^| 


Weinhaua 130 Asni. 1. 


— Alt-Ltechtemverd 124 Anm. S. ^^H 


Weiß, Tobiai, EiBeawerkibfl«its«r in Stejr 


— Augarten 127. 162, 162 Anm. 2. ^H 


134. 


~ Augarten brücke 123. ^^^^| 


WeiÜeo Berge, Schlacht am (1620) 146 


— AugartenBtrnOe 137. ^^^^^^ 


Anm. 4. 307, 314, 


- Berggiuse 123, 124 Anm. 3. ^^^H 


Weißeafeh im Kelaehtale 10. 


— Biachnfe, b. Kleiel. KoloniticU. ^^| 


Weiflenklrcben bei Kirchberg am WagT«n) 


— Brigittabrtlcke 124, 124 Anm. 3 ^H 


KXl. 


1 — Bri^ttakapolle IZI. 16Q. ^^^| 







^^^^M 


^^^^^^^^^ ^ 


Wien. BrigUtenan 137. 140 A«un. 1. 


Wien, Roßau \22, Aam. 2, 124 Arn». 9, 


— Burg 13S Anm, 1. 


160. 


— D«bIiDger Ilauptairafl« \22. 


— RoCauerlUnde 134 Aam. 2. 


— St. Dorothfl», Stift 288. 


— Rotentiirmiitraße 123. 


- Erdbefg 122 Anm, 1, 16^. 


^ Salagrieii 122, 


— Erdbarger Linie 126 Anm. 2. 


— SakgrieskaMnie 122. 


— Erdbärgennais 126. 


— SohiffamtggaaBe 12Ö Am». 3. 


— Erdbergatraüe 122. 


— SehlagbrUcke 127, 137, UO Arno. 3, 


— Fihiuitangen wftBser 127, 162, 162 


160. 


Anm. 2. 


— Schottenkloster 12&, 268, i. Johann 


— Ferdiöandabrücke 135 Anm. 3. 


Abt. 


— Fr»TizenBbrilckenstTiL[ie 127. 


— Schottenring 122. 


— Vxtiaz Josefs-Kai 122, 


— Schütte! 127. 


— Kfeudonnu 127, 


— SerTitenga&Be 124 Änro. 3. 


— priedenüachliUs« 19i^. 


^ SophJenbrilcka 126 Anm. 2. 


— Frieden von 1606 193, «02, 206. 


^ Spittelaii 124 Anm. 3, 130, 140 


— Fiigbseh 137. 


Aiiin, 1 


— Fugbachgaase IS7. 


— Spittelauergasse 124. 124 Anm. 3. 


^^K GrJcchoD^iUi<e 133. 


^ iSiadtbahti 123 Anm, 3. 


^^g - llabng&sire 134 Autn, 3. 


- Tahor 127, 134, 146. 160, 


— H eilig« nslädteratra£e 123, 1^4 Asm. 3. 


— Tabörbrücke 128, 137. 


— Heust»delwa9Bcr 126 Änm. 2. 


— Tiefet Graben 124 Anm. 3. 


— bi8t«riiches Miittenm der Stadt 163. 


— 8t. miich 252 f., 25&, 2&7. 261, 


— Hofbibliathek 163. 


— Wahringer»traß« 122. 


— H<»he Warte 122. 


^ Wdßgerher 126. 


— lovalidenhutis 122. 


— Werd, Oberer 122Antn.2, 124Anm. 2. 


— LampoliHftut 123, 124 Anm. '6, 134 


- — Tnterer, l*Jö Anm. 3. 


^H Aom. 2. 


— Windmühl 257. 


^"^ — Unge Btllcke 127, 137. 


-^ Wolftau 135, 


1 — Laureti-i^erberg 123, 


- Wolfibrücke 127. 133, ISO. 


1 — Leoi«>]datiuit 127, 140 Anm, 3, 151, 


— ZwiKhenbrÜckcn 109, 


^^ 151 Anm. 3, im. 


Wienflufl 122, 126. 


^H - LicchteD«teinBt/atle 123, 124, 124 


Wiener-NousUdt 167, 184. 


^B 


Wiener Wald 111. 


^H — Liechtental 124 Anm. 3. 


Wildeneck, Grafschaft 19. 


^^M — MftrgiiretboD 267. 


Wilferstorf, Urt in TuUnerfeld 104. 


^H — HariA um Gestiide, Kirche 122, 125. 


1 Wiibeim, Graf in der Ostmark n. 


^H — 8t. Marver Linie 122. 


1 Windberg, GTafachart 18, 


^P — Minoriienkirche 140 Aüm. 4. 


WindiMhgrttlj, Friedrich v. 208. 


— Niitidorfer Linie 124, 134 Änm. 3. 


Winkel, Ort bei Kirchberg am Wagram 


— Nußdorfcrstraae 122. 


im f., 114. 


— Pasiauerhof 122. 


Wittetsbach, Otto *. 36. 


— Por^eltangasae 123, 124 Anm. 3. 


. Wittingau, BcbloS iu Böhmen 215. 


— PramergM»e 134 Anm, 2, 


Wiijonburg, Konrad v. M), 24, 29 f. 


— Prater Viä Anm. 2, 127. 


wardorn. Ort im Tullnerfeld 104 f. 


— Fraterstern 127. 


WOäendorf, Ort in der Wscbau 101 f. 105, 


— HiwuiiiofskjgdsFo 122. 


lUf. 


L 


86* 







388 



Wolfpaaaing, Ort im Tullnerfeld 104. , 
Wolfratahaasen a. d. Isar and Loisach, 

GrafBcbaft 68. 
Wollzogen, Matthias v. 309 Anm. 1. 
Wopfinger Georg, Mitglied der n.-8. Stände 

308 Anm. 2. 
Wratislaw, Wilhelm Graf v. 814 Anm. 4. 
Wiirmla 270. 
Warmbrand, Ehienreich t. 17ö, 191, 231 

Anm. l. 
— Melchior v. 308 Anm. 1 und 3. 



Warzer, Jakob, paasauiHCher Grundschrei- 

ber 103. 
— Marie Elisabeth 103. 

Zeiselmaaer, Ort im Tullnerfeld 1U4. 

Zelking, Herren von 10. 

Zierotin, Karl v. 216 f., 268. 

Zierowsky, Christoph, Freiherr v. 109. 

Znaim, Mähren '200. 

Zoppl, Christoph, Hansgraf 132, Anm. 2. 

Zsitva-Torok Friede von 199. 

Zwettl, Stift 268, siehe Ulrich, Abt von. 



REGISTER-ANHANG. 

(Register 7.11: »Die Urkunden des Schloßarchives zu Weitra bis zum Jahre 
1606c von P. Benedikt Hammerl.') 




: 



Hin«iL'htlk-h dat ulph&betiselien Anardaung wurden die von Uhlirz:, Quellen 
jtur Goichichte der 8tadt Wiea 11,'!, S, 383 f,, BUBelDaadergeaetxten GrucdsSUei be- 
achtet; oa eracljeinen idso i, I« und / oicfat geschieden, € ist entweder K oder 'A 
gUichg^telH, eil gleich K; K nni F, D und T sind vereinigt; V i;;t F odir W 
gleichgohalten. 

Entaprochcüd der von UhliR a. a, O. hervorgehobenen Wichtigkeit der Vor- 
namen wurden iiuub diese in dfts Hcgister aufgenommen. 

IJei den Ortsnamen warde als Hnujjterdnung'Bwort die moderne Form ge- 
wUIt, welcher in Klanunern die wichtigeren älteren Formen folgen. 

Der Seiten^^lil wurde in runden Klammern noch die Ueipstemiunnier bei- 
gefeb«n. In eckigen Klammern folgt sodann bei Penooennainen die Jafaressahl, be- 
xiehaagwei^je die Grän/.]£[ihten der ErwAhntiiif ; ein voij^eHtztes f bedentet, daß die 
Person za diesem Jahre bIa vcratorbea erwähnt wird. 

Bei Fersoßennamen wurde Überdies auch noch naS die den Kegesten b«tge- 
gebenen Si^gelbesühreibungen verwieaen. 



\hi5chlag (ÄbUlag), GerichtabB7,irk Weitia 
36Ö (102), Wiese bei — , »die Eejt- 
vtiten*, twischm Watzmaons nnd 8ei- 
friods 365 (102). 

Acbiu, a. BchrnCt. 

AduD, s, PoJenion'ter. 

Agnes, s. Pogner, KSQig»f«I<F, Wtueo. 

Aiehbcrgcr Feld, Hied bei Lembach 3^ 
(39). 

Albrecht U., Herzog von Osterreich 330 

— UL, HetÄOg von Ötterreich 331 (8), 
332 (9), 33B (24). 

— V., Herzog von Oaterreiiib 343 (39), 
344 (13), 34R (54 >, 350 (58), 3ol 
[61) — SiegelhescUr. 343 (39), 

Albm'lit, Kaplan im Spital »n Budweia 

34& (44) [1414]. 

9, GuoUer, Olbmer, Üttingen, Strobl, 

TrÄuttm»n»toi-ff, WoU'stsin. 
Altenburg, Kloster B&5 (74). 



lAUhan, EuBtacli v 369 (Hö) [1581). 
Amtsnian, Chunrat der 335 (16. 17) 

[t 1387]. 
■Andrei«. Pfarrer von Zwettt 339 (27) 
j [1397]. 
' — s. Dribnler, Frankenreuter, Geningr, 

Chnimicher, Haider, Liechtenstein, 

Kewn4])nger, Weber. 
Anna, ■. Te«ch, GauiwaU, K^nigsfelder, 

Cbunig, Bendell Lodrer, MulJnCr, Öt- 

tiogBii, Scborn, Sprinzenstainer. Bt«gk- 

harner, Stuppler, Wasen, WeiuKQdl, 

Zwelffer. 

Anaulm, g. Vok. 

Anton« s, GiiniwaU. 

Arndorffer, »iEum Bielants«, Wolfgaug 

362 (91) 1 1496J. 
Arnold, a, Layner, Schweigger:^. 
Art«lph, »der parger* in W»1tra 329 (2) 

11340]. 
' «. Fleiachfaukcber, tioJld, Ortolf. 
Äuersiierg, V. v. 3fi7 (109) [1538]. 



r 392 ^^^^^^^^^B 


^^^^H 


^fe 


Berahurd. b. Ktrlcfai»erger. Hii(Tocb«r. 


Liechtenstein. 


Blcker. «. ristor. 


Perthok. Groü' vPerchtölez, PerichtolUj, 


F&mucb, a. F^rnSch. 


(jeTLchtshexirk Weitrar 


Barbara, b. Fucher, Tamnier, Schusteriu, 


Weikchart v. 330 (6) [f 13741. 


älmon, SneydeT, &w(e)ertf&Tbüi. 


Oeyael v.. sein^ Witwe 330 (6i 


ßartoloiuüiLt, s. Kulhofer, Wftten. 


I1374J, 


Pa»au, BiEtutn 33B {2n). 


8»hne: 1. Jakob, Kaitner t. BSD 


— Bischöfe, s. Cbriütopborufi, Friedrich. 


(G), 349 (67) [1374. t 1<27|. 


— Oflflseial, ». Hipolstortfen 


Margred, «eine GemaMin 349 (67) 


— Priester, s, Eaperidorf, (irogor, Ha- 


[U27]. a. Svf&b. — 2. Kikia« v. 


merslag-, Huipcich, Stephan. 


33Ü (6), Pfleger und Landriehtor 


— Weihbischr>r. p. .Johann. Woltgang. 


TU Weitra 337 (20 23), 338 (24), 


P«acb, HeimB«!^ Brnder Jttcob Qrviiwalds 


339 (26. 28, 29), Kästner 341 


346 (45) 11416]. 


(32—35), 342 (36). Kaitner vo» 


Paur, Fridreicb der, Einwohner von 


Wasen 342 (37). 343 (38-40), 


Weitra 341 (34)|I4f)6]. 


344 (41, 43), 345 (45), 358 (54). 


Pekh, Hans, Bürger in Wcitra. Zecli- 


349 (57), 350 (59) [1374 bis 


^^^ raeister dwr Zeche und BruderBchaft 


1416. t 1425). 


^H >golBLotchi]aiirB< düselb^e 366 (107) 


Sohn des Tfiklss: PartcUoe Kästner 


^ [1526]. 


von Walten 345 (45), 346 (49). 


1 B^kcheln, HaoFs der, Bürger tmd H«t«- 


349 (Ö6, 57), 35U (59). 361 (61). 


1 lierr m Eggenlmrg 350 (ö9) [1428], 


352 (64). 353 (67). 354 (70. 71). 


^^ Pokchcabtif, in der Pfarre St. Martin 


358 (81), 3.59 (84). 360 (89). 


^^H (GericbUbpziik Weitrs), »neben der 


362 (96) [1416—1470, f 1481]: 


" MosmilU 352 (65). 


Margareta, »oineGeniahlLn, Tochter 


— ». Fejrtiig. 


Christoph« Matheber von Jademau. 


PSmAcb. Jiirg im 355 (73) [1452]. 


in /.ÄVBJterEhe verraSblt mit KnApar 


— Mar(jreth, seme Hausfrau 35ö (73) 


Königefelder 3.50 (84, 85, 86), 


[Uö2]. 


360 (89), 361 (90), 362 (9.'j), 3ß3 


«eise Mutter 355 (73} [1452]. 


(96, 97, 98) [1481-150rj]. Elshctü, 


P&nidi (PÄraech), Ulreich im, Vater 


seine Tochter, b^ Babnhaupt. 


^^^ JSrg« im Peinlich, Bürger zu Wettra 


Bertöld, s. HadmofstorfTor, Swab, 


^1 330 (&8), 355 (73) [14S7, -;- 1453]. 


Peter, genannt der Hier« (Hicrzz) 342 


— MargTcdt, seine Hausfrau 350 (58), 


(37) (U09J. 


355 (73) (H27-1462]. 


— *. P»gner. Tym. Doleator. Vor»t^r. 


Pemech, Wollgang im, Bürger eu Frei- 


KotBchallinga, Flldrein, Huemer. Ueyv 


stadt 356 (76) [1459]. 


ner, Scheslawer. Ungolter. 


Beneasiio, Pfarrer in HronicE (Hradiach, 


PetBcfaeahavmer. Alichel, «geaeueii %u 


Diöiese OlmUtz) 398 (25) [139G]. 


ETbnBtaiü- 363 (94) [t 1496]. 


Per, s. Heinrieh. 


^ B. FleiBchakher. 


Berendorf, Bayern, Oherpfals 360 (87 >. 


PfaffeDSchlag. GtrichtsbeTiirk Waidbofcn 


Pericbtolts, t. Pcrtholsfi, Groß-. 


a. d. Thftja, Kaplan bei 8t. Wolfgtog, 


Prngw, Chanrat 33Ö (17) [1387]. 


s. Johann. 


6eni4orf, t. Berendorf, Kilnigsfdd. 


Pfaimpedor, Hans, Pfleger »*um Granen- 


Derabud, Kaplan eu Ttiser Frau 330 


berde. 358 (82) [I47ß]. 


^k^ (4) [1348). 


Phoilsmidt, b. Weitra. 


^■^ 


„ ^ 



Uipp, «. HrpvBer. Huncxliattner. 

JoQts, ■. Wieionds. 
VftikM, a. Jakob. 
Pinteff Wolfgang, gcsesBCD zu Watxmanns 

365 (lOS) [1518]. gie^elbeichr 
J^irkhftimer, C, kaifl. KirtiEter 370 f. (117 

bi» \m) [lö9ä-1597]. 
['iitor. ^iiDDti, £m<tvofan«r roa Bt. Martin 

342 (37). 348 {iti) [1409. t 14231. 
Pl«wei, Bayern. OberpfaU 360 (87), 
Flejscblein, Hansa der, Bürgeren »Leabs* 

U^ngenloia] 346 (48) [1417]. 
Pognar, Peter, Borger an Woitr« 357 

i78) [U64], 

— Agnes. Reine Hausfrau 3&7 (78) [1464]. 
BolffranistarlF, s. HarrochSr, 

PüIU. handgaricht ^33 (11). 

Päiner. Hass. Pfleg-er »eum Wiaam 346 

(19) [U18]. 
Pöiucliel, ». Vtfsehor. 
Pra^f 369 (114). 
['raif TM WiDtbag, Herr «uf En^Utein, 

Christoph. Freiherr v. 371 (122) [1G06], 
PrAßatner, Hatm», Pllcger an PloD 358 

|82) [1476], 
Breyner. Philipp 367 (10fl( [15331. 
Preiareich. a. Wasen. 
Freintelch?. (ierichtBliesirk Groß^Gerunge 

340 (30) 
Prenntleio, Oillg der. »von Zewing« 346 

aS) (1417|. 
PreiiDg, Hu» v. 368 (113) [1579]. 
Prewer. llook^ igeaessen xam KeinbolU« 

361 (90) (14921. 

— KathrevD. seine Oemahlin 361 (90) 
[1492]. 

I'raggiier, M. 370 (117), 371 (120V 

11592—1597], 
Brühl (Pruol). (ierictUlMitifk Weit« 331 

<7). 

— Johann im 334 (14) 11384]. 

- M*r.|nart rom 3(2 (36, 37), 343 (88, 
40), 345 {4b] [1409-1416]. 

— Schonn Niklein rgm 313 {38) [1410]. 

— R. £b«TllUt, EvangeÜRte. 
Pruelmai»t«r. GeoriuB, »de BeB.tR virgino 

prop« We.vtra* 334 (14} [1384J. 



Pncbam J., tVciherr *■.. 8tatth(i.!ter 367 
I (108) [1528]. 
|Puchberg, Kapolo v. 328 (1) [1339], 

Siegelbescfar, 
^ — Wolfing V. 329 (1) 11339]. Siege!- 

beHiihr. 
I Pilcber. Wolfgung, Bürger su Weitra 358 
\ (81 V fl470J. 

— BubarK, «eine Getanlilin 356 (81) 
[1470]. 

Badweis 344 (44!. 

Palenrovrter 2u »Tr&ueiuw« (Bayern). Adam 

359 (87) |1488j. 
Pnrger, «. Artolph. 
Ptirg^r. Michel der, Bürger zu Weitra 

343 (40), 344 (41), 348 (54) [1412. 

t 1423], 
Pnrgorfeld, g. Weitrft. 
Parken, Urt im Gerichtsboscirk JSwettl, 

■. Schaler. 
Bnrfcgraf. Jakob der 342 (37) [1409]. 

Oacbpeckcfa, WulfiDg der 347 (50) [1418] 

Siegelbetcibr, 
Thanradl. B, v. 370 (117) [1692]. 
Thaures (Thawrü««), Gericbtsbeeirk Wcttm 

349 (56). 
T&sa, e. WoTtich, 

BeggeDdoif, Ort in Bayern, a. Ilamerstag, 
Tepphan (TSphaa. Thephan), Stephan der 

337 (21-23) [1394], 
Derr, WilhftJm der 344 (43) (1413). 
Tescb, Hans. Vater des Pftirrers TeHeb 

351 (631 [f 1434]. Mai^rod. seine Ge- 

mithlin 35t (63) [t 1434]. Anna, »eine 

Tochter 351 (63) [f 1434]. 

— Hans, Prarrer »u Hobencich und Kap- 
lan am Magdalenen-Altare In der 
St. Petera'ITarrkirche zu Weitra 351 
(63) [1434]. 

-~ Henndlt Spttalmeister xn Weitra 340 
(31) 114051- 

— Mertlein, Vetter dos Pfarrors Tescb 
Y. Hobencich351 {63)[t 1434].liatTein. 
•eine Gemnbltn 3&I (63 [t H.'UJ, 



H ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H 


^^M Teufel, s. Wolfram. 


TrAstel, lUreicii, Einwoboer von Hein- ' 


^^m Diepold, t'farrer xu St. Martia bei Wpilra 


hartä 348 (53) [1422]. 


^1 329 (2) [1340]. 


DrAmler von Orenendoif^ Audio 446 [ifi) 


^^1 Dyeppolts (Dieppohs), verschollDneT Ort 


[1417.] ^^ 


^^B im Gorichtabeiirke GroC-Gernng« 330 


— Morgaretb, «eine Hauiriran 346 <'4^^^| 


■ (6), 351 (63). 


^1 


^^^ Dietmfmns (Dietmare), Gerichtibezirk 


Tninkchel, Cbrittian, Bilrgcr zvt WetU^f 


^H Weitra Mi (94). 


336 (19) [138^]. ^M 


^H Ujetaiarui. Johuanes, Kinwohner von 


- Elspet, Mino Hauüfran 336(19) [1389^^ 


^M St. Martin ^842 (37) [U09|. 


Tnlln, Kaplan de» Altars der bt. Abu*. 1 


^^M Dietrich, 8, EoirLag, C^hi'irsn^r. 


s, Nikolaus. ^^H 


^H Tym, Peter, Bürger ku Weitra 339 (30) 


Tummer. Hurggraf zn Waidbofen a, t^^M 


■ [1402]. 


Tbaja 348 (53) [1422). ^M 


^B — Eispet, »eine H»u*frftu 310 (3<J) [ UÜ2\. 


— Warbara, leine Froa, Tochter 6;miii^^| 


^M iMkatar. Peter 342 (37) [imi]. Soeyd«» in Weitra 348 (ää) [H2^H 


^H lolbopf, 8te(fan, Bllrger m Kempmat Dtlrnbnch, Unter- (Niijemdi\mbiicb>, Rt^^| 


^H (Bayern) 3ö9 (87) [MBSj. 


den: »In der kwt, »Im Pmel* 30^^H 


^^1 ]>?Jller»beirn (Tollcraheinr), Goricbtftb«Kirk 


^M 


^^M Allentiteig. s. Flei^chakber, 


— i, Ötcger. ^^M 


^H Thoman, H., kaia. Registratur 367 1 109) 


TiiRcher, Miehe), Amtmann au Watsmantu 1 


^1 [1533]. 


365 (1Ü2) [1518], Siegelbesebr, ^J 


^^^ 'rbomM, Pfarrer in Weitrn 331 (7). 334 


Tawetlern, s. 2wettl ^^^H 


^^^^ (14) [1376-1364J. 


^^^^1 


^^^r - »der Wemhartinn.un. 336 (18) 11387],' 


^^^1 


^m — TOD Zweltl 33ä (15) [13B.7|. 


Ebeuliat, Xikolau?, >iiii Prtlt< 334 (I^^| 


^^M ~- *. Eybaan, Virekken, i^ncbrer, i^chnler. 


[1384]. ^H 


^^M Silberpawr, Wesuhl, 


Eberhart. Hanna 336 (17) [1387J. ^H 


^^1 Uoitiioikiu. KardinalpreBbj'ter »tttult 


— Pfarrer i» Hohonbefg 33U iZ) |134(]^^| 


^H saacti Cletnentig« 360 (88) |14BSj. 


— s. Lanuelder. ^^H 


^H Topel, Erhnrt der, Holde der Pfarre 


Eberslorf, s. Ziat^ratorfl'er. ^^H 


^M Weitra 3&3 (69) (1444). 


Ebreicfaadorf (Bzb. Mödling) 363 (98'. ^M 


^H ToptiUiof, Pfarre ».Sand Zena< (BayerD) 


Eckhart, Nfkolaus, Einwoboer von 9^^| 


^m 359 (86). 


Martin 34ä (37) (1409]. ^M 


^m Tgpolaii, Zwiwlo de 338 (2b) (1396J. 


Eggenburg, Bij^rger und Ka(«borr, a. 6el^^| 


^H Dopptt (Topel). Chrittopb v. B62 (95) 


^^^ 


^M [1499]. 


~ Riebter. e. Kokcbcndorfer, ^^M 


^^1 Dorothea, 8. hawrsti, Uirtch von WeitrA, 


£gidius, ■, Prenntlein, Espursdorf. ^^H 


^B 


Eybann, Thamaun, Pfarrer cu Weitrt^^ 


^H i'ran»aai3, Bavem 3ö9 (87). 


368 t83) [1477]. ^J 


^^M — B, Pulenrewter. 


Eibenatein, GeTicbtsbeKirk Scbremi, i|. Pt^^f 


^^M Trauihnanitcrtfr, Albrecht der i!»tuühs voo 


icb^iihaymer ^^M 


^M Ml iß) [1374f. 


£ib«i»täitier, Wilhelm dor 347 (30) [i41ä^| 


^H — Haas der ütocha roti 330 ('«>) [13741. 


Sieg^eibe^ebr. ^^M 


^^M Trobergr« Stepbnn der, Kleriker, Notar 


Eichberg. Gorielittbexitk Weitra .^46 (49J^^ 


^B 343 (37) 11409]. 


Eyftnerbaf (»kü Weiden auf de» Eyiaer 1 


^^^^^ Droicher, Wenz«a1«m. Einwobner vod nnd de» Zozl Hilfen«), LeliOQ de^^J 


^^^H 81. Martin 342 (37) [1409]. Hurrscbaft Weitra 35l> [7b, 77). ^H 



£ytz.iiigi U^w^Jd, Freiherr v,, Viz»-SlAtt< 

hsller 369 (113, 11 jj [iaT9— 1581]. 
Ekchircxaw. Lewpolt v. 344 143) [HVd]. 
£iiiu, s. Coming. 
EÜMibet, >. Tjm. Hobukkeri ßAlinhftopt, 

Emring, Dielricu«, Eiawohner vob St. 

Martin 343 (37) [1409], 
EngeSgars, s. Eogelstein. 
Engelmair, Stephan, Doktar 368 (113) 

[1579]. 
Engelstein {Kngelgarij, Qerichttbesirk 

Weitni 351 (6S). 

— H. Peag. 

Erftiitnaa, a, WindiBctcgrätz. 
Krliurt, B. Topd, ZweJtfer, 
Er]«icb^ », Huhenberg. 
Erndoftfer, Joat, Ptl«ger £u Gintind und 
Uurggr-if Sil Hoseaau 350 [i>7) [1427]. 

— Kam Wi«lftndtB, Wolfgang, Päcgef und 
Värweser des BcbJDasoa und dor Herr« 
•Ghaft Weitra 367 (107) [1526], 

Eapendorf, Egidiua de, Priester der Paui- 

iniier Diüzcae 315 ll.V) [1385] 
EoBlach, s. Althan. 

ETaLDgetiste. Niklait der, au Weitrai 33t> 
(4), [1348]. 

— — im Pnil 33r> (15) [1385]. 
Exenbftch, Pfiirrer, ». Heinrich. 

'li'iibor, Jobann, «■du Czwettl* 315 (In) 
|l3Küj. 

Valkcßtmer, Wac^law, PtUrger und Kats- 
herr itu Waitrft mi ißi} [1496J. 

VJinnetortrer im Tal], Wolfgaeg 359 (85) 
(1484). 

Feyrtäg, MJchtl der, Inhaber dea «Pek- 
chenbof' in 8t. Martin S52 (65) 
1 14351. 

Vojrrtagar, Conradu», Einwohner vun 
St. Marlin 3J2 (37) [1409]. 

V«it, Eidani l'reinreich* von Woscn 341 

— iL K«nsl. 

Vela, An^hdtu v. M^d (1U> {1481 1. 



Ferdinand, Enfaerzog ron Osterreich 36Ö 

(tü6). Siegelbeschr. 

— 1., Deutscher Kaiser 369 (114). 

-- t. Üeutacber Küoig 367 (108- HU). 

Siegelbeachr. 
Vifekksn. Thantiin der, liQrger sa Weltra 

Uö (44 1 [1414]. 
Viicher, Gerbolts der. vqu »Sand Mert* 

ten* 337 (20.1 [1394]. 
Tjachtr, Jaas der, geheimen der E*5ujch«I, 

Ein wohner von Weitia 331 (7) [1376], 
Viti«, Markt, Gcrichtsbeyirk Schremi 357 

(80). 

— Einwohner, ». Ledrer, 

— Pfarrei, e, Georg. 

FlidreiB. Peter, Btlrger £u Weitra und 

Brudermeifter der Liebfraiiea-Zedie 

an der Pfarrkirche »n l'nierer lieben 

Frau 353 im 11441]. 

Fleischhakcher, A.rtolf 339 (J?8) lllOaj. 

^ - Heinrich, ArtoIfeSolin 339(3») [1402]. 

Floiscbakher, Ka«pnr, »gesessen zu Tftl- 

lersheim. 362 (94) [t M9ö|- 
^ Katharina, «eine Witwe, Toohtsr des 
Michel Petschenhaymer 3€S (94) 
I1496J. 
Florian, s. Krämer. 
Flöß, s. Pi'anntner, 
Vo^t, Chuonrat 344 (43) ]1413|. 
; Fora, Jobaunes in, Einwghaer von Üt. 
Martin 34ä (37) [1409], 
VorstÜr, PetreiD der, za ALten-Weitru 343 

(40) 11412]. 
Fraokenreut«r, Endree, Bichter und Hof- 
kantDur im Amt Waldek (Bayern) 359 
(87) [14S8] 
I Froybetdh, •. Schüichfr, 
j Freitienachlng, Gerichtsbezirk Oroß-Ge- 
' rungB 343 (39). 
FrietEreicha (Fridriub»), ircvriehltbeicirk 

Weitra, «. Zwelrter. 
I Friedrich, Or»f toh Ötiiogen, Biachof von 
I Pasiau 360 (88) 1 1489]. 
i — m., Deutacher Karier 366 (76, 77). 
I 369 (84, 86). 860 (89|. SJegelbeschr. 

— IV., DeutKher Kfinig 3-'jH1 (68), 3ii4 
(72). Siegclheachr. 



J 



Friedrich, Pfarrer cu St. Mnrtin bei Wettm 
342 (37) [141191, 

— Pfarrer tn unser Frau bei Weüra 
»2S (2) [1340], 

Friedricfa an der Oberen Zail KU Weilf« 
308 (81) It U70]. 

— R, Paur, Lnfaer, Mair, Scblftmasbirä'er, 
Weifibaabt. 

Flirst^nberg, Edu&rd Egun, Ltincigrnf •/.» 
327. 

O, K (O, Oh). 

Kadolt, a. W«ird. 

Kaja, B. Chejawer, 

ChHlbicbopb von Weis, Kaspur 344 f44) 

[1414]. 
G*lfenber^, ». Kctz 
Chümbaren, s. Kammern. 
Chnmtvekke, t. Werder. 
Ka.i&meni (CbniobtiFCD i, (Tericht«b««irk 

Langenlols 34C (iH). 

— Einwoiiner: s. Gtigler, 8trobl, 

— Bieden: Qrnbbin, UelleDstiün, s. d. 
KaiDTCr, Jörg, Verweser der Pflege in 

Weitnt 365 (74) [1452J. Siegetbe»chr. 
Gatnnadia, b. Gmliad. 
CiHuasbof. s. Karnishof. 
(■ftniwalt (KhaaiwaJiJt, Canibii), Kbftna- 

baldti, Atitaa 367 (110}. 36» flll) 

[1650-15G71. 

— Anna, seine GemahliD, Tochter Kftspar 
KöBisafeldera 367 f, (108— lll) [152i* 
Ms 1550, t 1«<>71- 

— Ktuii Wasen, Chriatoff', Antone Sohn 
:W8 (111-1 13), 370f. (118^121) [15G7 
bia I57y, T 1593]. 

Gara», Hans, Pf«rrcr zu Gmünd 336 (17) 

[1387]. 
Kamialiof (Ganaabof), einer too dea 

Weidenlirjfen 35ö i7ö, 77). 
KiMpar, 6. Fleistibakber, Chalb»cboph, K9- 

nfj?*feld. Ydiing-fipeug-er. Kennwort. 
ChMtel, Pfan-pr 5111 Weitra 3n.T (74) 

[1452] 
Gaatbawstr, Hans. Pfarrer zu Gmünd 

3fr4 (70) [I446j. 



l'baatttrr. Njclas, s^tadtrlehter vxm Wrft 

351 (62) [143a]. 
Katharina, s, PrewCT, Twcb. |<^eiB(?bakherJ 
i Li?dr«r. Mair, Saeyder, Ricinha^'h, 

Sti*(r«r. 
Gebbard, Johannrit», Eiowoliner 'von i^t 

Martin 342 (37) [1409J. 
GcTftlier, Heniel 332 (9\ [1377J. 
Cbeffermol, nur ITerrachaft Weitra jco 

hörig 351 (63k 
i Chcyawer, Wilbalm der, Hruder d« 

Perchtold Swah 3öO ,57) [14271 
Chejler, Ulrich der, Üilrger nn «Leubs« 

(Langenlois) 346 (48) |1417!, 
Kempnat, Bayern 359 (87). 
^ s, Tolbopf. 
Georg, Kardiimlpreibyter .tituJi üancte 

Marie in Tranatiberim« 310 (88)[1489J. 
~ Pfarrer voa Vitia 339 läT) |1397]. 

— Vikar der Pfarre Uaaerfraa (»B««!« 
Tir^inifi Marie prop« Woytra) 
(14), 335 (IfO |1384. 1385]. 

— ■. Prülmöi»tef, Kamrer. Cljudhofföf 
Grefl, Greuel, OIIAr, Rabnhaupt, Rein^ 
woldt, Roy t ton. 

Gfplitji, Jakob v. 'M2 (37), 345 (4 

[1409 — 1416]. 
Gerholt, s. Viscber. 
Gerold, Jakob. Dr., kaiacrlicbor KapUt 

und Pfarrer m Weitr* 364 (101} 

fl517J. 
Oeroltitorffer. llane, »Knni Schotten 

Wie». 362 (95) [1499]. 
Gening», Andreas, der Graf v, 331 (E 

[1377], 
Kcwscha. Haas v. 354 (71) [1449J. 

— Marigred,ieineHBtiifraa3ö4(71)[1449j 
KewBclia, Ulrich v, 346 f49> [1418]. 
Kfaauti'i .)„ kAiaerliclieT Reg-intrntor 36^ 

(108> [1528]. 
KhCldiBr, Josef, Konuiientatof m 

berjf 367 (107) [1536]. 
Khaning^fHder, s. K'inigifeld, 
Gybobicü. Woytgich v., 351 <«2) |1433|, 
Kirctberg am Wnldo. *, Ririebpergftr, 
Kirichfierger, Periihart der 347 (äO) [I418J 

^teg-ellietchr. 



■!■ 



m^mä 



bperger, <.>Ttolf, van Holasteiii äS2 

01) [1379J. 
üiMla, «. PertbolK, MerJerin. 
Cblaiaprat, Michel dei, Bürger «u Weitra 

3ÖÖ (74) [1452]. 

— K»th&rina, seine Genifthlin 3äö (74) 
[1452), 

Kl&kch Uno», ßiirKonneistor xa Weitr» 
354 (71), 35Ö (73) [1449^1452]. 

Clit»kelifiii, a. KlakcJi. 

Klara, », Chlaubiin^ Waaen. 

Chlaub^vn (ClünbjwiJ Heiuricb der. von 
UftiDreictuGfalng 332 (10) (1378|. 

— Lionhari, Maricharta äohn 332 (10) 
11376-137S]. 

^ Marichttrt. der Vetter Heinricbi ä31 (7), 
^32 (lUj [1376-13J8J. ÖiegelbBichr, 
Klara, Marie Larti« Uauafraa SSi (10) 
H37«|. 

— Niklaa. Mariüharts ^ohn 332 (10) 
[1378j. StegelheMhr 

Chtawmnn, g. l'hUubaa. 
KJcMüher, Jukel, Emwohner von Mciahftrtä 
34S (53j [1422]. 

— KiUas, Binwobnvr vnn MeiiahaTtB 348 
(Ö3) [1422j! 

Gmitiid mZ (U), 845 (4ti), 348 (Ö2). 
Siegel bekehr. 333 (11). 

— a. LichtenateLu, Wkrtlin. 

— Bürger, >• Hend«], Lanfelder, Lawran, 
Weiflhttufcit. 

— Herrschaft 347 (49). 

— Kuplaa '/.n hof«, s. Michael. 

— Pfarre 362 ißi). 

— PfsJTer, a. Garas, !.iMth*wier, Ortolf. 

— Pfarrkirdie Ht fitephan ^54 (70). 

— PÜei^i^r, *. Eradorifor. 

— Nikolaua et Itiidolfus da Gamuodiii, 
praflbyteri 334 (14). 

GnAd, Artelph der, Pfiirrer tu (imimd, t, 

I >rtalf. 
Küapp, H»D» 301 (91) {1493J. 

— Mlcbel, Bruder llmiaenei. Kaplan der 
Laieobniderschaft in LTtiserfraa 3B1 
(91 j fHlWj 

Kooll, lIoaricuB, Etuwobtier von ät Murtia 
M2 (37) I1409|. 



K&ollenfaof, verödeter Hof neben 

Karmlibofe 356 (7ö, 77). 
Kolomaa, », Griuser. 
Ktintg, b. Kiluig. 
Königafeld, Bayern 353 (87). 

— Heinrich v. 360 (87) [f 1488t. 

— (Küui^sfeldec, Küuigsfelder. Ktini^^s- 
uelder. Kuaigsfeider), Kaspar tu, Bem> 
dorf 3ä8 (S2), vom Waion 3dB (85, 
86), 360 {87, 89), 361 (90>, 362 (93, 
95), 363 (96, 99), 364 (100), 365 (103). 
366 (105), 367 (108, HO), 368 (111) 
[1476—1528, t 1533]. Siegelbeschr, 
366 (105). Margarete, «eine 1. Go- 
mtthli», Tochter Christoph Matseber» 
ron Judenau 359 (8a) [1484], a PerthoU. 
Agnes, «eine 2, Oemahlin. Tochter Sig- 
mund WeUtzers 363 (99), 364 (100), 
3Öä (103), 367 (lOH) 1 1516 - 1&38]. 
Anna. Kaspar« and der Agnes Tochter, 
in erater Ehe mit l^enhard Stock- 
homer. in zweiter £be mit Anton 
GMiwalt vermählt 367 f. (108—111) 
[15^8 15f)0, t Jä671, 

- Hans r., su Bemdorf 358 (8ä), 359 
(87) [1476^1 488 J. 

- Ulrich V., lu Bemdorf 358 (.82), 369 
<87) 11476-1488], 

Konrnd von Woitra 329 (3) |1343J. 

- Prediger »n Weitra Uh (44) [1414]. 

- ». Amtsman, Pcriger, Vevrtagec, Vwyt, 
Hftdmerstorffer, Hurlung, ilarchiirt, 
Midln^r, Saelise, Swertfurb, 

Corning, Elias. Dr 369 (116) [1581). 
GAte«prunner, Hans, herzoglicher Schenk 

344 (43) [1413]. 
Rotäcbullings ( G9tBelialicbs),Geric;htabe)itrk 

Waidbofen a. d, Thajr* 340 (32). 

- Peter v. 340 (32) [1406]. 

- ijophej, «eine Ituuärrau 340(33) [1406], 
Gottfried •- Suhweißger». 

Graben, Weykchardu« im, Einwohner von 
St. Martin 342 (37i [HOB]. 

Graf, Johann, kaiaerlic^her fUt, Prop»t in 
Lieehtental zu Ifiwettl und Pfarrer in 
Weitra .%5 (ini) 11521) 

Grnuenberde, ». Pfttiin}>edtr. 



^ 



98 



Kramu-, Floriaa, Emwaliner von Weitrs 

358 (83) [1477J. 
Kranichborg' (Crftaiper^J, Herr von 3S3 

(9o) 11499]. 

— Siegmund v. 344 (43) 11413]. 
Graahofer, Hanoi der 350 (59*) [1428]. 
Rranser, Kolman der, Verweser der Herr* 

Bcban Mftidburg 350 (59) [1428]. 
Qrat»9ii, Bhhmeti 311 (35). 
Greft (Oi*fn, Grmi&l, GrAefel), Jorig der, 

Pdeger 2u HaptiotensUln 344 (43), 346 

i49), 348 (54), 349 (56), 350 (60) 

[1413— U30]. 
Grouendorf, b. DrAmlcr, 
Kregeliuä 36B (1]5) [1581] 
Gre^r, Priester der DÜJxese PaBsan, Notar 
335 (15) [1385J. 

— B. Ödt. 

Oreyfl, ChriHtoff t. 36it (114) [1&81J. 
OreyinTiockb, Ilane v. 367 (108) [16281. 
KreycKfir G.. Kittef v 368 (110) [1560], 
Grieabacli, (lehchtsbe^iTk LitEchan 343 

(39). 
GriTo, Pfaxrer in Hobenbc^rg 335 {15} 

[1386]. 
Griot. ÜTtolf, s. Ortolf, 
Cbristitin, s. Triiflkchel. 
CbriHtiue, s. Schrotten. 
Christopb, s. Doppel, (tfuj-ü, Liechtenstein, 

Mataeber, Oborhaloier, Prag. 
Chrifltaphorne, Bischof von PftRitii 361 

(S2) [14113] 
({rueltl, Mert 353 (66) [1438]. 
(jr&b, s. Sschllimsstorffer. 
GraebleiD, fiied bei Kaminenti Gerichti- 

besirk Langaaloi» 346 (48). 
Chramicber, Andreasj Pfarrer in Zwettl 

335 (15) [1385]. 
ChruRiicber, IJuni, Pä«g«r zu Wejtra 349 

(54) [1423] 
Grt'Oifald, Jakob, Bruder des Paacb Heasel 

345 (46) [1416]. 
Kiiepsrg, H. Langenloit;. 
Cbüelhoflftr, GArg, Pfarrer t» Ifnserfra» 

(»an Unser Lieben IVawen kiriehen*) 

353 (ßH) [1444|. 

— s. Kulhorer. 



Gneller. Albrecht dor 346 (48) [1447]. 
G&gler, Niklas der 346 (48) [1447| 
Gakkc, «der erber ckmecbt ätephann dor^ 

vom Wielants. 335 (16) (13871 
Kulhofer. Bartelroe 357 (7«) [1464). 
Gundaker, s. Werder. 
Kaaig, Heinrich 336 (17) [1387]. 
CboBig, SeydSein 346 (48) [t 1417], 
-^ Anna, seine Witwe 348 l48) [HIT], 
K&nigsfelder, a. Klinigsfelder. 
Chflrsnßr, Dietreicb der. geheißen del 

Ii:ocbBbttimt?r 3il (7) 11376]. 
Gut, JohanneB, Einwohner von Bt. Martiiii 

34a (37) [14Ü9], 
GutBoydl, Wobltäter 4le» BpitalB sn Weitr 

333 (12) 1137H]. 



Hadmaralag, a. Nikolani. 
Hadmatätorffer, Pericblold der 3^ ll 
[1378]. Siegulbascbr, 

— Chanrad der 332 (10) 11378], 
Hager ku Winklberg, Siegmund, Unter- 

niftTBclidl in Ö^terreicb 363 (96) [1602]. 
Hajder, Andre, rgeseiaon m Lewppaeb« 
353 (67) [1444], 

— Leb, Andrua» Bruder ^53 (67ii [1444] 
Hüidvogel, .Stopbanua, Einwohner von S 

Martin 342 (37) [1409]. 
HttmermUlloer, Wolfganjjf, Benetb&iat i 

tipital an Weit« 365 (102), 366 (10 

J1518, t 1521], 
Hamer^og i,ilainfilager), Peter, de Dek- 

kendorf, Priester der Kegenaburgor 

DiöMtfe 334 (14),335(1Ö)[1384,13«G]. 
Barlung. Chunrat der 331 (8) [1377]. 
HBrro<di, J. v. 386 (106) [1523], 
llarrocbur, Perahart der, Pfloger 

Weitra 345 (46) [1416], 

— V. Bolfframsterff, Ulreick 352 (6? 
IL431]. 

Hart, Bayern, Oborpfak 360 (87). 
Hartmann, ka!«erUcher Kegietrator 3' 

(120) J 15971. 
Enrtpekkin, Wiese bei Lembacb 343 (39*] 

351 i(jli. 



I 



iäMta 




i Lliuswslcn]). GeriebUbeeirk 

HuntBChftchon, Wald bei Weitra 341 (34), 

358 (83). 
Hecht, KikoStitu tler, Burggraf ku Wiiid' 

ho/en .1. d. Thuyn 331 (8) 11377J. 
Iloymader, Uert, Eiawohaer von HeintuirtB 

348 (53) [1432], 
Hemdorr (Ueyamlorfl, Gerich(sbfl£irk 

Lang<?nloii 346 (47). 
Heinrich, der I'or, Vikar in Sttital 334 

(14) (13Ö*1. 

— Pfamr von Ext^nbiMsb 339 (27) [1397]. 

— 9. FleiBChhftkcher. ClftHljoB, Kaoll, 
K&Dii^, kogaer, Starbemberg, Wejsaea- 
albero, Wytawer. 

UetnrichschlAg, ». ChUnban. 
HeUeiiBtaiii. Ried b«i KiituuierD, Gericht»- 

bestrk LaDgeolois 346 (48). 
Helmbart, a. Jörger. 
Hendel, Kiklas der, BUrger xa OmOnd 

B32 (U) [1379]. 

— Anna, seine Gemablio 332 (11) [1406] 
HobbI, V«U, »gea«8sen im l}oT(f xn Spital« 

367 (107) (15-26] 
UfirrUktx, s, HUrftnü. 
Hecsjc, Micbt;!. Bürg«>f zu Weit!» 310 

(32) II406]. 

— Margret, eeioe Gemahlin 340 (33) 1 1406]. 
Hieronymu», Kardinatpresbyi.er, »tituli 

sancü <;ri!ogoQi« 360 (88) [1489J, 
~- ». Rarbach, Scbacbamer. 
Hiors (Uirs, Hierzi). Peter der 334 (14), 

342 (37) 11384-1409], 
HyefBieiQgraben, a. Rieggen. 
HiltpolW, H. Hjpolt. 
MipeladorfTer, Johann, bischöflich pauau- 

lachet OfßRial 334 (14) (1384], 
Uypok (HiUpoltst), Gericbtsbeätk GioO- 

Gnuags 330 (6). 
Bif^ftotkia, Bischof von, s. Wolfgäsg, 
Hobukker, Steffan der 340 (31'l [1405]. 

— Elspct, seine Hausfrau 340(31) [140&]. 
HofFler, Michel, »geaeiaen im Dorff nu 

SpitaU 367 (107) [1556]. 
Hofkirchur, S., kaiaerlich^r Be^strator 
369 1115) JloS]] 



Hofmao, S,. kaifterlictier lve^i«trator 3(>G 
(107), 369 (116) [1526- 1531 J. 

HObenberg (Hucbenperig), Oericlitübffxirk 
Weitra 340 (30), 350 (60). 
Pfarrer, a. Eberhard, Grlfo. 

- lUed »Erleich« 340 (31). 

»Jiicobin« 340 (31). 

Iloheiieich (HAheaaich), GerichtabeKlrk 

Schremi), Pfarrer, b. Johann. Tcsch. 
Hohonfold, BuedoliT, Herr von 3G7 (108, 

109) [1528-1533]. 
Uojrer, s. Spriazenataiaer. 
HolnsteiD, s. Cbiricbperger. 
Oörons (Ilerrants), GerichtibeEirk Gräß- 

Geninga 330 (6), 
Uom, Kichter, ». Simon, 
ilradifich (Mähren), Kloster 338 i2b). 
AN, ». Wiker. 

— 9. Beneaaio, 

HuemEr, Peter, Holde der Pfarre WeJtr» 

353 ^69) [1444]. 
Manczhainier, Philipp der 344 (43] [1413], 
Baiiiten, s. Weitra. 

I, T. 

Ydungspeuger, Caepar 303 (66) [1438], 
1^1 argret, Gemahlin, »Nikiae das Bweiu* 
wartter Tochter* 353 (66) [I438j. 

- Hani, Bruder Kaspare 353 (66) [1438]. 

— Quireln, Broder Kaspars 363 (66) [1438]. 
Ynnetn Albern, Tert3det* Siedlung bei 

Weißenalhem 333 (11). 
IwowitK, s. Woyttcli. 



JAg^tibat'h (Jakopach), G«ricbt«lie£irk 

Zwettl 350 (58), 356 (7ß). 
Jakob, genannt der »fiorkgraf« 313} (37) 

[1409). 

— Kaplan «d SI. Wolfgang und lOfren- 
«cfareiberr 354 (70) [1446]. 

— Sohn Jobannea de P^eska, Notar 838 
(26) 11396], 

— i. Pericbtolta, OljiticE, Gerold, Or«i- 
wald, Kloeber, Naglitc, Netolitx, See- 
bekk, Stebenlindeu, Bpiex, 



4UÜ 



Ja^b, a. L^ngefuge, 
Jtutobai, 8. HShenberg, 
J&ringx, s, LäytiBr. 
J&rujilaw, B, Stern berg. 
Joachim, ■. Schoakhircheo, ätQqkharBer^ 
Jörger, IWinhart v. 370 fll7) (1592 j. 
Jobnou, iftntiqüUB ofücijilis* m St H«rtia 
bei Weiö-ft 342 (37) 11400] 

— *aaf dem Berg zu lieicheabacb« ^^56 
(75) [1456], MargareUi, setD« llauifrau 
3Ö6 (75) [1456]. 

— KKrdiDoJbiBCbor von Alba 960 (88) 
[14891. 

— KardiaKldiaküt) »sancte Mari« ia 
Aqairo. 360 i88| (1489]. 

- KnrdmalprDsbjrtor »titoli sancti Vitalie» 
360 (8«) 11489]. 

— Prärre»r von Hohcneiicb (Güricblslj«£irk 
.Schrema) 349 (Ö5) [H25j. 

— St. Martin bei Weitra 352 (05} 

[1435}. 

— — — Waldoo»t«in und Kaplaa bei 
St. WolfgiiBg in Pfaffenscblag 342 (37) 
[14Ü91, 

— I., Pfarr«r von Woitra 32a (2; [1340]. 

— 11., Pfarrer von Weitra, Kaplan nu St. 
Wolfgang 348 (&4), 319 (05), 350 (50 1, 
3.^1 (ti3), »pruedvrmaigtor« 35ä ('6äii, 
WeihbiBchofdea Bistums Paa^au 353 (60) 
[1423—1444]. Sio^elbesclir. 352 (65). 

— Prieiter von Itakonits 338 (2&> jlSflöj- 

— Vikar von Spital, GeriehtsbcKirk Wdtra 
334 (14) [1384]. 

— deWeyUa, rectorBcbolarum in Wey-tra 
3a4 (14) 113Ö4J. 

— ». Pauch, Pekh, Hekchein, Pfaiiii|)eder, 
Pleyachleia, P&tner, Prautitaer. Pre^iag, 
Ptevrer, Brübl, Te»cb, OjetmaruH, 
Trauttroanedorlf, ifberbart, Faber, 
Vyscher, Foro, Uaras, Gasthatuer, 
Gebbard, Oeroltstorffer, Kewach*, 
Klskch, Knapp, Künigsfeld G&tcs* 
prunner, Gruf, Crrashofor. Gr^j^sancckli, 
Chrimichor, Hüi, UipcUtoröor, YdungB- 
petiger,Lamber^,Laimfelder,Mo«mfÜDer, 
Obemdorffer, Redejtrujm«r, Ritinbut, 
äncbrer, Schaler, bcbefnian, SchiUchfr, 



Schweig|g«rt$. SimnczeaAtainar, ua- 
■relter, Waidbot'en. Zitller, Ziabko. 
Christoph, 8. Schrotte». 

— Michael, KardinalpreBbjter »(itoU 
aancti Marc«lU< 360 (88) [148dj. 

— Wilbelna, i. ächßnkircbeft. 
Josef, a. Khöldrer, ZoppL 
JoBt, e. Emdortl'er. 
Judeoau, a. Mataeber. 

Jaliiu. Kardiraalbisi-hof von •.•^tiu ^60 

(88) [1489]. 
Jankb^rr, Michael, Pfeurrer ia Woitru xu 

St. l'eter 341 (34), 345 (44), 347 (51), 

348 (54) [14ÖIJ-U18. v 1423|. Siegel- 

beschr. 345 (44). 



lieber, Nikolaus, Oflizixl in Alt-Weitra 

335 (15) [13851. 
Lach er. 8, Lofaer. 
Ladtalaus. Rflnig von BtJbmen and Dn^orn. 

Erihewog von Üiiterreioh 353 (ßR), 

3&a (72), 356 (75. 76 1. 
Lajner von Jaringz, Amolt dar 328 { I ) 

[1339]. 
Lamberg, Uno» v.. küb. Rat und K«g«nk 

de» KegimeiiiB dsr o,-J$. Lande 364 

(100), ?m (10«) [1517-15^3]. 
- Siegmund v., LAndmarachall ia Nicder- 

Qiteirelch 3?! (121 1 '_lö98]. 
Labgenloia (Lewb«, Lewa, Leuba, in oberen 

Leuba* 337 (21 K 346 \i»). 

Bürger: s, Plejsehlein, Cheyler. 

Bürgerzecbe 3B1 (91). 

Pfarre 361 (91). 

Kvclitär: s. Gu«l]er. 

Wtiagarten, »am TechaD{j>»rtg« 361 

(91), an den Kneperg« 337 <21), 

nxn de» ^teiiiUan.H< 337 [Sl), »di» 

Säntliiv. 361 (91). 

Lannfelder (Lanaelder. LonfelderK Kber< 

hart, Stadt- oud Luodrlcbter uad 

Bürge rmsister 2a Wehra '.ib'A (H3, 60), 

354 (70), 365 [103) |_1 434— 1446, 

t 1519]. 

Uans.EberhartsSohn 365(103)[f 1518]. 



i^^X. 




l^B.nnfelder gebs«tiab, Uftoiei» Sohn, 
Blirger lu Gmünd 365 (103) ibld], 

Lanrnu (Laureiii/, Mert, tiurger xu timUad 
Mb {.m, 3öi (70) ru 16 -1440], 
MurgxQd, «eine Tlan^fraa 345 (46) 
[1416]. 

— Nictks. Borger zu üttiüEd 34ä (46) 
[14161 Dorothea, «ein« H&asfrau S4ö 
(46), >dte nite WiertleiD' 354 (70) 
[1416-14461. 

Lfttarentüis, Kmrdmalpreitbyter »tituli skocte 

SuBanne» 360 (88) [14891- 
LiiQrdQz, gohti OttoR >de Sicx« 334 (14). 

— B, Steger. 

Ledrer. Michel, »gesesseQ zu Vitis< 3&7 
(80) [1466]. KKtrey. svine Hausfrau 
aö7 (80) [1466]. 

— %(tioii der, UUrger zu Weitra H41 
(»4), 345 (4ä) [1406—1416]. Anna, 
8«in« Haunfrna 341 (34) [14<J6]. 

Jjedr^rin, a, Wultschaii. 

Lcmbnch (Lenpach, Lemppach, ia dem 

Oberen Lemppache), Uerichtsbesirk 

Weitra, 335 {1&\ BM (17, 18), 337 

f22), 339 (20. 39). 343 (38, 39. H)\ 

348 (54). 351 (61), 3Ö3 (B7), 36 1 (90). 

Ki«d: AichbeTg<>rre1d 3<13 (39). 

WiM« : Hartpekkia 343 (39). 351 (61). 
L£miiäl, Ulricna, F.inwohaer von Üt, Martiu 

313 (37) [1409]. 
Leadajfi^er (Lewtakcherl, GerichtshoKirk 

\ieu 350 (59). 

Einwohner, s. Graahofer. 

Weingartoa: Ȋy BodU 360 (59). 
Lcoshard. g. Chlncibnii, Kekchendorfer, 

8mid, Stogkharner. 
Leopold m. HerKog von Österreich 332 

(9) Sieg^elbeschr. 
Leo[>cild, i. Ekcliarczaw, Uofdet. 
Leopoldatorf, M. li. v., KanxUr 368 (110) 

[I6,t0], 
LoQtold. a. Meidau. 
Licbtenberg |Lil^chteDpe^g, Lichtcnpeng), 

Geriohwbczirk WmdhofcQ a. d, Thay» 

331 (8), 332 (9), 338 (24), 343 (39), 

368 (113). 

J&li(1iueb d. V. f L«nd«*ltttiiil«. ISOB. 



Liecbt«ii*t«in, Andr«« i^. 333 (11) [1379) 

Siegelbe Etchr. 
^ aof GroiiBd, Bernhard v.. Ml (49l 

(1418], 

— TOD Nikolihurg'i Christoph v., Landmar- 
■diall in Österreich 363 (96) [lä02]. 

LinttiusB. Ba^rern. Oberpfalx 3tiÜ (87). 

Linz 360 (89). 

Leber (Lacher), Frtdreich der, Landrichter 
an Weitra 328 (1), 329 (3) |1339, 
1340], 
I - — Fonter »a« dem Ottea* 337 (21), 
j B37 (23) [1394]. 

Lonfelder, s. Lannfelder. 
' Ludwig, s. Öttingen. 
' LuDfiiu 343 (39), 

M. 

Maidbuig, Herrschaft, Verweier, «. Qrauer. 
Mailberg (Meilperg) 3G7 (107). 

— Kommentator, f. Kbötdrer. 

Mair, Fridereich der 333 (13) [1382]. 

— Kathroi, «eine Hausfrau 333 (13) 
[1382]. 

Mangem, ». Seemaon. 
Marcbart, Cbunral, Hichter ^u Weitra 
328 (2) [1340], 

— Margants, seino Hatufrat) 338 (2) 
[1340]. 

Slarcu«, Kardinalbiiebof von Pr«neite 
360 (88) [1489]. 

— K, ü>t«phanow. 

Margarete, a. FSm^ch. Perthak, Teacb, 
DrÜBiler, Rowgcba, Ki^nigafeldertHeezz, 
Ydungapenger, Jobann auf dem Berg 
zu Reichenbach, Lawraa, Marchart, 
Üllär. 8acbrer, SobüichÄr, Weiahauht, 
Werd. 

Maria, a ttumpf, 

Manjaard, t. PrfiU, Cbtaiiban, Marchart, 

Harlin, St, (aand Mactein), GericbUbezirk 
Weitra, Pfnrre 349 (37). 352 (64). 

— Pfarrer, 8. Diepold, Friedricb, Johann, 

— s. Pekcbenbuf, Viscber, Johann, 
Sehe f man. 

Martin, ». Teach. üro^ltl, Hevmader, 
Lawian, gehorn, CzadoL 



402 



MaUebtr von Judenau, Chriitoph 359 

(84) 11- 1481]. 
-' •. I'ertbolE. 
Blawr, Nikolaus in der, Einwohner von 

8t. Martin 342 (87) [1400J. 
Maximilian I., Deuticber Kaiser 368 (99), 

86ti (106) Hiegelbetchr. 868 (99). 

— Deutiober KOnig 362 (93) Siegel- 
beiohr. 

IL, Deiitaoher Kaiser 868 (111, 113) 

869 (114). 
Meinbart, »der purger« in Weitra 329 

(3) (1840). 
Meinharts, Uni; Geriobtebesirk Groß- 
Uerungs. I'farre Ktsen 344 (42), 348 

(68). 
Meires (Meyres), Gwriobtsbesirk Waid- 

bofen a. d. Tbaya 368 (113). 
Meir«««r, Syman, Burggraf tu Weitra 

348 (41), 845 (44) 11413-1414]. 
Merlerin, Gejrsel die. Bttrgerin von 

Weitra 839 (8) [1343], 
MeilUu, Leutold v. 389 (39) [1403]. 

— Otto V. 843 (41K 346 (46) [1413 bis 
1416). 

Ulriob V. 341 (83) [1406]. 
Melk, Kloster 355 (74X 
Mioba»!, HUrgvr in Weitra. »geeeesen an 

der Hindern Zeil* 367 «^107) (1536]. 

— Ka}vlan >su bof se Gmünd« 348 [02) 
[1536;. 

— likirwr in liroli»^'h9naa 334 (14> 
[ISWl. 

— Pf^irT<»r von W«Itr». s. Junkheir. 

— Pri«M«r in oder bei Wcitzm 334 \14> 
.1884', 

«. I>tstfbeBb«jBt«r. rurg^v Tosebar. 

Fü-TTtag. K.ma|»{\. Ui»cix. H«>dn«r. 

L«4rvr. Mcnk Keinbot. S«cbrer. S«eia- 

b«cb $tk«^r W«iaiiLiiL 
31in*tb«rg. 0«ncltt»NMirk Groift-i««c«igs 

3:*.» ,«V 
M<>tiii.^;. v^ctc. KiswcluMr «oa Sc. Marua 

X^Mk Mi\:h«I lau. Kiswv&a^r vva St. Martüa 

Mmwü:, ^ t>»k«bMbp.>f. 



Mosmulner, Jobannes, Einwohner von 8t. 

Martin 342 (37) [1409]. 
Moswise, s. Rieggers. 
MnllnAr,Chunrat, Vetter des Pfarrers Tesch 

von Hoheneich 35t (63) [1434]. 

— Anna, seine Hausfrau, Mutter »Nicolae 
des richterschreibers« in Weitra 361 
(63) [1484]. 

H. 
NaglitB (NacoUz), Gerichtsbezirk Weitra 
352 (64). 

— Jakob v.. Barger eu Weitra 352 (64) 
[1435]. 

Netolitz (Notalitc), Bfihmen 344 (44). 

— Jakob V. 344 (44) [1414]. 

— Watalab, sein Sohn 344 (44) [1414]. 
Nfiwndiinger, Andre, Borger von Weitra 

351 (62) [1438]. 
Newnboner, Wencsla der 344 (43) [1413]. 
Nevnbof bei Winthag 330 (5). 
Neumolner, Nikolaus, Einwohner von St. 

Martin 342 (37) [1409]. 
Niedere ZehentbOfe (mediemen Ze- 

benthofen), Lehen der HenschafI 

Weitra 357 (79). 371 (132). 
Nikolaus, Gerichtsschreiber in Weitns 

351 (63^ [1434]. 

— s. Mulln^r. 

— Kaplan de« hl. Annenaltaxs in TuOm 
335 (15) (1385]. 

— Pfiorer in Hadmarslag S43 i^ST- .1309]. 
-- Pfturer von Spital bei Weitrs 339 

(27) [1397]. 

— Kektor der K^>elle Sc G«x;g üi 4er 
Borg xa Weitra 343 yJTi 1-lOF. 

— s. Ebealiet. Eckhart. EvaagcCii«. F^ 
richtoita. Chartaer. Chlaaban. E&Kfaar. 
Gmünd. G&gi«r. Hecht. He»deL IjHatar. 
Lavran. Mawr. MiiL&4r. X«am.3i^Hr 
Saitor.Schaler. SchffBa.SaBftIcx«Scapgu(r. 
S<ttor. UrkseadL W&Iieh. 

Nf-^caiita. s^ Xecoilitt. 



i"^rrft-ifsii-r- C&rärta^ Bwäanc .fa« Lmt- 



403 



Oberndorf, Bftjern, Ob^fak 360 (87). 
Obemdorffer. Hans 359 (87) [1488]. 
(idl, Grogot v„ Dr.. Kanzler 369 (116) 
[1681]. 

— SifiBmBiid Y., Dr, 368 (111) [1667], 
Öttiagep (Oting), Albrecht, Graf v. 330 

(6) [1352], Siegelbe»chf. 

— Ludwig, Graf V. 328(1) [1339]; Aoaa 
aeiüö Gemahlin 327 (1) fl339]. 

— B. Friedrich v, Pasian, 

Oklier, UIxicaii, Einwohner von 8t HRrtin 

343 (37) [1409]. 
Otbmer (Olmer), Albrocht 356 (77) [1461], 

— - MaUhtas 356 (76) [1456]. DoroÖw», 
Gemahlin 356 (75, 77) [1456— 1461]. 

Oliveriüa, KardinalbiBchor von Sabine 360 

(S8) [14891. 
OIlAr, Jorig der. Bürger asu Weitrs 349 

(oö) [1425]. 

— Matri^ret, aeine Haugfrau 349 (56) 
[1425]. 

Olmer, s. Olbmer, 

Ortolf, Oriot, Pfarrer m GmUnd 346 (46), 
346 (47, 48), 348 (52). Verwencr des 
Maria Magdalenen-Ahni's in der Pfarr- 
kirche xa Weitra 3&4 (70) [1416 lis 
1446]. 

— s. Artolph, Chirichperger, 
I >flwnld, 8. EjtiiBg, 

Otten, OroÜ», GerichtÄbeairk Weitra, a. 

Lohtr. 
Otlo, 1. Meißan, Sfolitor, Sice, Widert- 

perger. 

Qu» 

LJuirin, t. Vitutig'«|)euger, 



RAbbin«, a, Bafing». 

Uubnbaupt. Oootk SG2 (96), 368 (97) 

[1502]. 
— Elsbeth, seine HatuErau, Tochter »Ber- 

toJotneoQ Caster kuid Wnseni 362: (96), 

363 (97) [1502]. 
Raphael, Kardinaldiakan •g:tnc(i Oeorj^it 

ad reluiu auroum« 3ü0 (88) [1489], 



B&fing, «. Rafisg*. 

Bafiags (Räveios, Kedweins, Rfibeins, 
RKliag), OericbtKbeBirk Waidhof^n 
a, d, Thaya 331 (8), 332 (9), 338 (24), 
343 (39), 368 (113). 

— Kied; »Zeissl puhel« 331 (8). 
Bakonitx, FriMter, i. Jobania. 
Rapoto, B, Puchberg. 
Kappotten stein, Pfleger, s. Hrftäl. 
Kataw, e. WntUchäu. 

Karbacb, JerobimuB v. 359 (85) [1484]. 

— Wolfgan^ V. 359 (85) [1484]. 
IJauhenBtÄj-n, Kodoif v. 328 (l> [1339J. 
Rauelspach, s, Redepriinner, 
KecbibaiiBer, s. Cfa&rsnfir. 
Redeprcimior zu Kauelepaeb, Hans 362 

(95) [1499], 
R^weins, i, Rafinga. 
R«ichenbar.b, Andre, 'dei Leykkelier san«. 

Bu 3ö6 (75, 77) [1456—1461]. 

— Kathroy, «eine Bauafrau 366 (76, 77) 
[1456—1461], 

— H. Jobaan, 

Hoinbot, Hans 360 (60) [1430]. 

— Mich], »in Bruder 351 (60) [1430]. 
Heinffin, i. Stockborner. 

Kainpolz (Heinbolzs), Genchlgb^Eirk Weitra 
350 (60). 353 (68) 368 (112). 

— s, Prower, 
Keinwoldt, 0«org 368 (112). 

KejNner, Pctruc, Einwoliner f on St. Martin 

342 (37) [1409]. 
Rojtter, H., kaiaerlither Regietratar 368 

(110) (1560], 
RajiwiBen, a, AbBchlag. 
Bflsnwort (Renawart) vom Waltr«idia, 

Eaapar, Päeger eu Weitra 347 ^61), 

348 (62, 54) [1418-1423] 
R«t2, Pfarre. 355 (74). 

— Weingarten >au dem Oalgäoberg* 
356 (74). 

Kevetai, s. Raßngi. 

Hiebtor, &jrgtinQnd, ÜHnwolt&er vea Bud- 

weU 344 (44) [14t4J. 
Kieggeri (Kiieggen, Rucheri, Kiikker»), 

Oericbtfibezjrk ZwetlE 329 (2), 3S1 (7), 

332 (10), 333 (12). 

26* 



mm 



Rieggor«*, Hied: »in d^m Ujersaengruben 

vor der ^loawiaot 332 (IQ). 
Kiczendorfler, i^eyMä der 344 (411) [1413j. 
KoderiCQB, Kiirdiaulbischof von Porto 3GÜ 

(88) [14»9], 
KQgoer, Hsio^el, Einvrobuer tob Mein- 

IiartB 348 (&3) [14221. 
Roytten, Jorlg v,, Blirger von Weitr» 

:55l (62) [14321 . 
Hokübendorfer, Lionbart dor, Hichter ku 

Eggenbarg 3&0 (59) [1428]. 
Roaenau, Bm-gg^raf. s. Emdorffer. 
Kudülf JI., Doutseher Kaiser 368 f. (!I3, 

n.">), 370f. (117—131). Siegelbeachr. 

.^69 (113^]lo>, 370 (117— 1 19). 
Hudoir, s. Gmüud, Udheefeld, Rawben- 

stcin. 
HuejETgers, a. Kieggera. 
liukkcrs. E. Kie^gen. 
Kunipf, Hana der, Bürger zu Weitra 333 

lU) [1379], 

— Anna, seine Haasfrau 333 <111 [1379]. 

— zum Wielroß, VYtjtfif, Freiherr auf 
Weitfa, Oberstkämmerer 369 (114, 
116, 116), 370 (117). 371 (121, 122) 
[1681—1598, t 1606]. 

— • - — Maria, «eine Geutahllaj geb. 

Gräfin T. Arch 371 (122) [160B]. 
IfuBpatb, .lAkob V., Pricäter der FajsBuer 

Diözese, Notar 33ä (15) [1385]. 
KaAbach, Pfarrer, b, Udalrich. 



Sach»r zu AlUnwettrA, IJans 353 (67) 

[1444]. 

^ _ Margret 3.^33 (67t 11444). 

^ — — Micbel, Vater IlanBeiis, Mar* 

Ijreto imd TbamAn« 353 (67) [f 1444]. 

Tharnaa 353 107} 11444]. 

Sachae, Cbuurut der, Ptteger in Weitra 

328 (1, 2) [13H9, 1340J. 
Bartor, Nikoluuj, »de Anli<[uaWeitrac 334 

(14) [1384]. 
SaÜbol; B. Woitriv. 
Scbagge»(Schakaj), Gerichtabsairk Weitra 

36Ö f)03K 366 (lOöl. 
— *. t'neerü-ati, 



JScbaier, Caspar, «goaeaseii £uni Enge Istein« 
'Abb (74) [1452]. Si«g«lbeaclir. 

— Hau» der 344 (42) »gesegBen xa Wev«- 
senalbernc 346 ("47) [1412—1417]. 

— Niklai d<>r, vom Parken 332 (10) 
[1378] Siegelbeschr. 

— Thoiiiftn, Pfleger zu Weitra 342 (36), 
344 (42) [1409-1412]. 

Scbiuuvr, JeroEine, Beoefixint der Kruder" 
strii&ft unserer lieben Frau an d<r 
Pfarrkirube an Weitra 3B5 (102) [ 16181. 

Sebapa«, Wo^fgang, »g&Bessen im Durif 
sn Spitals H67 (107) [15261. 

äcbaänan, Hans, der. voti »Sand Mortteti« 
837 (20) [1304], 

— Elsbeth, seine Hnuafran 337 (20) [1394}. 
Scbeetawert Peter der, >voa L'^eweilern« 

342 (35) [1408]. 

— S!:4ebaria8, sein Sobo 342 (3ö) [140S]. 
Sebifl'maiia, ». Schefman. 

Schilich^r ȟ Frejrberob, Hau 356 (77) 
[1461]. 

— Marigred, Boine Haiiifrau 3nB (77) 
|U61]. 

ScblanjaBtorffer eu Grub, Friedrich 358 

(82 1 [1476J. 
Schneider, n. Sartor. 
Scbiinau, (iroß-(Scbi)naaw), Gericbtsbeicirk 

Weitra, Pfarre 365 (102). 
.— Pfarrer, s. Michael 
Scbfmkircben. Herr von 3G6 (106) [1523). 

— Hans Wilbelju, Herr von, der .\ltere 
371 (120) [1697]. 

— Joachim, Freiherr v , Statlhaltor 368 
■ (lU) 11567], 

äcboüit Nikiein, s. BrQbl. 
S^bom, Matthea der, Bürger na Weitra 
347 (51) [t 141 W], 

— Anna, seine Hauaffiku 347 (51) 11118), 
Schratt, Achaz 367 (108) [ISäB]. 
Schrotteti zu Kbim^mr^, Fnnit ChriBtolT 

368 (112) it 1569]. 

— — — Chriatina, ieino Gctnahlin, 
Twhter Georg Reinwoldd 368 (112) 
[l&fiS]. 

^huestfrtn, Ftarbara, Einwohneria von 
1 \Y<,VUa 3Viy a\<i\ [Xr-fih] 



405 




itehueter, i. Sator. 

«diwum» &. 36Ö (110) [15o0]. 

Schweiggers (Sweikkors, Sweyche«. 8wey- 

ke»), GerlehtsbeKtrlc Zwettl, Araoid t, 

337 <20) llSyij. 

— Gottfried V. 328 (1). 330 (5) [t339bäi 
1352]. 

— Jobann tu 331 (7) [!376J. 

— Pfftrre 3ö2 (64), 3ö6 (77), 358 (81). 

— », Wolehklinn. 
Sebnsti&T), t. Lonfeldor. 

8e«bekk, Jnkob, Burgrgraf unil ilaaptmKnn 

za WeitTB 350 (im J1427]. 
8eemnnD v. Mangern. M. 370 (118, 119). 
Bejdleiii, s. Chuiiig. 
iJeifmd, «, KiczendorWor. 
<*^«ifriedfl,, G«rieht3Üc8!rk Sehretni SBo 

(102),' 
SieLenÜndiMi (Sybenticiden, Srben Linäeu) 

328 (1), 329 (2j. 352 (64), 358 (St), 

366 (105). 

— Jakob V. 335 f7) f|376]. 
Sicbelbach, a, Sieger. 

Sigmund, s Chraniehperg, Hager, Ödt, 

Richter, Welter. 
Silberpawr, Thoman, Btirger »u Weitfa 

367 (107) |16S6]. 

Simon. Klchter 211 Horn 350 (b9) [14:38]. 

— Barbara, seine Uatufrau SbO (59) 
\H2S]. 

— », Ledfer, MuireBer, Piator, 9neyd«r, 
Wielands. Czeil. 

8iej5. Otto V, 334 (14 ^ [1384), 

I.aareßie, stsin i'obo 334 (T4) [1384]. 

bIcz. Nikoldus, Einwohner 7011 8t. 

Martin 342 (37) [1409]. 
Btnid, Lienbart, Itürger in WettTA, *gc- 

BeBiBH an der Oberen Zeil bei dem 

nnderen tor« 367 (107| [1626]. 
Sneyder, 8yman, Bürger «u VVeitTtt 348 

{»3) [+ 1422], 

— Kbthrej, deine Witwe 348 1,53)- 

— Warbkr«, ae'iii« Tochter, »des Tummer 
HntKfrÄw* 348 (53) (14221. 

Sujibie, 6. Kots«.'hnIlin)^». 

ifs, Jacobus, Knwohaor von dt. Mortiu 
824 (37J [H09|. 



gpindler, V., Dr. 370 (118, 119) 

Spital, Gerichtsbeiirk Wcitro, Einwohner, 
B. Henel, Hoffler, Schapis, Weber. 

— Pfarrer, t. Nikoltmi, 

— Vik»r, I. Johann. 
BpriRczenEtaiiier, ilana der 351 (62) [1432], 
BpriazeMtaloar, Hover (Hojir). vom Wi«- 

UntB 338 (24), 339 (36). l'Üeget tu 
Weitr» 341 (32, 33), 342 (36) 
[1395^1409]. 

— Anna, leiDe Haüarnur Tochter Prein* 
reich« von Wasen 342 (3«i [1409]. 

I 8lKinbti.ch(St»)iipach),a. BteJnbitcb, Wider»- 

perg«c. 
i Stuinberfer, EachArias, Üeisitser deü LaehI- 
I n«btes 363 (96) [1502]. 
Starein, n. Stockhomer. 
atarbemlierg, Heinrich, Herr vna 'MH 

(Hl) [1567]. 
I Statter»dorf (Ötlderstorf), Pfarre Pyhru, 
j Geriehtabedrk St. Polten 362 (96), 
I 363 (98). 
I Steger za Niederd&riipa<cli, Laiirents 352 

(95), m Sichelbacb 363 (98) [1499 bis 
I 1505]. 

.Stein t>s4:b (Stxinpach), Gericht sbevlrk 
j Weitra 331 (7). 

— Michel au» dem, Barggraf, Pfleger nnd 
I Landrichter tu Weitra 331 (7), 332(10), 

3S5 (16)^ 336 (17, 19) (1376—1389], 
=^ Kathrej, aeine Hausfraa 33& (16) 
[1387]. 

— ■. Widereperger. 
i^tctnbiiws, 9. Langenlois. 

äteInmUble (SleinmnU) »unter dem Btain- 

puchel« 369 (116). 
Stephan, genannt Treberg, Kleriker der 

Diüxese PouNu. Notar 343 (37) [1409]. 

— «, Tepphnn, Engelmuir. Gnkke. Üaid- 
yoge). Hubnkker. 

»tephftnow, Markus de 338 (25) [1414], 
Sieraberg, Jeroilav v. 3ft8 (88) fI47T|. 

— Zdenko v , oberster Burggraf zt\ Pra^ 
and freier Herr ku Weitra 357 (78, 
79) [1464]. Siogelbeschr. 

— jtde«lAw V., Bmder Jaroclitwi 858 
(83) [1477]. 



l 



406 



Stl«ger, Ubhel, i&ni Hüf en Weiden« 

356 (7&, 77) [1456-1461J. 

— Kathreyn, seine H&aifrftü 3Ö6 (7&, 
77) [1456-1461]. 

8to<;khornor(8tockliarTier), Jo«cliim 370 f. 
(118-120), ztt Stereia »of Heinger» 
371 (121) [1593-1698]. 

— Uonhardt mi (109), 368 (110) 
[1533, t 1Ö50], Anim, seine Hnuäfrau, 
Tochter Kaspar KOnigüreldera 367 
[109) \lhm\, ia »weiter Ehe mit 
Auton (Tämiwalt vennÜhU, a. d. 

Stotiinger R., Freihen v,, Stalthalter 370 

{118, 119) [1693], 
Streiiiittch, verödete Si«dlang bei Weitra 

333 (11). 347 (60). 
Strobl, Älbrecht der 346 (48) [1417], 
8tuch«a, a. Trautmanofidorf, 
Stappier, Niklft 340 (31) [f 1405], 

— Anna, Mine Witwo 3(0 (31) [1406]. 
Satof, Nikoiau», Eiowohoer von St. Uartin 

342 (37) [1401>], 
Swab, Perchtold 349 (57) [142?]. 

— Margred, seine HauslVau^ «Jacoben de« 
Chastner von fercbtolda selijr witib« 
349 (ö7) [1427), 

— e. Cheyawer. 
BvF^ycben, »- Schweiggers. 
SwBjkers, 8. Scfawei^ßra. 
Sweinwartter, Niclas der 353 (6S) [f 1438], 

— ». Ydangspeugor. 

äwertforb, Chaurat^Spitalmaisterisa Weitru 
340 (31), 344 \i2\ lAl (äO> [140öbb 
1412, t 1418], 

S fr anf ur b i n ,Barb ara,UaU8 fran > K b iinra d« « 
344 (42) [1412]. 

IT. 

Udalrich, Pfarroi in Rnübach 335 (15) 

[I38ä]. 
Ulrich V. Woä^tra. »gescsBen in dem SaÜ- 

bof« 349 (56) 1425J Uotothea. leine 

GAmahlio» Thomans des Weschl TMbter 

349 <56) [1425]. 

— j. Wmlch, Cheylei, Kewscba, Könjg»- 
feld, Harroch^r, l.dttipel. MeiÜau. 
ükk«r, Tr&»tel, WaithaiintT. Wi#n. 



Ultiche, GericbtBbedrk Wc^itrn 337 (2Sf), 

338 (26, 2«, 29). 
Ungeltfiir, Hani, Barger au Wehta 33« 

t26), 340 (30), 341 (34 \ [1396^1406]. 

— Peter, sein Sohn, Bürger «u Weitr» 
338 (26), 342 (37) [1396-1409J. 

iTng-oTilge, Jftkob der, Bürger in Woilra 
329 (2) [1340| 

l'nserfrau (»ÜBBer frawen«, »d« beftte 
virgine*), Gerichtsbexirk Weitia, 
Pfnrrc 336 (17. 18), 337 (22), 33« 
(2&), 353 (68). 3(50 (103), 366 (105). 

— Kaplan, ». Bernhard. 

— Pffttrer, b. Friedrich, Georg, Chuel- 
hoffBr. 

~- Laienbruderschaft 361 (91), 362 (941. 
■^ Liebfraaenaeche, BrudeTmetater der. 

B, FlÄdrein. 

8. Pruelmai9t«r. 
ITrkftutf, Niklai, Bnrgkaplui in Wettra, 

347 (61) [1418], 



Waidbofen, Johann v. 364 (14) [1384]. 

— a. d. Tbaja 331 (8), 

Pfarre 336 (25). 

= Burggraf, R. Tummer. 

Wiildeck. Amt, Bayern 3Ö9 (87). 

— B. Frankenreuler. 

Waldenatein (Waltenatain). Uericbtab^airlc 
Weitra, Pfarrer, b. Johann. W«li|guif. 

Walthaimer, Ulrich der, Bafggraf io 
Weitra 3S9 (2) [1340]. 

Wttltreiichs, s. liennwort, 

WfllJch. Niklaa der 344 (42) [1412]. 

Wasen, «henialige F«ste im Dorfe Unter- 
Lembaoh, Gerich tsbesirk Weitra 331 
(8), 332 (9), 343 (39), 344 (43), 346 
(49), 361 ((jO), 353 (67), 3ö4 (71), 
35« (84, 86). 361 (89), 362 (93), 3ß» 
(99), 364 (100), 36ö (103), 366 UOS), 
367 f. (108—113), 3701 iUÖ-lÄl). 

— Pfleger, «. PSmer. 

Waien, l'reinreich von dem 331 (8)i 
332 t9), 338 (24». Sa'.i »26), 84 L 
(35) [1377-1396, \ 14i»H] Klara, 



4l^tk 



407 



Hbinoljieinahtm BAI (6), 332 (9) [1377J. 
Agnes, seine Tochter, Hausfrau »Vßicz€ 
341 (36) [UQ8]. Ann«, »eine Tochter, 
Hausfrau >Ho^*r de» S^princx^stainer« 
341 (36) [HOd]. NikUi v. Pcrthtolcx, 
BtiefiobD, s. Pertholi. 
Wiisen, I. Perthol«, Kiinis'Hfeld, 
\V&t£mai]D9, (lericlitsbezirk W«itra 365 

(103). 
'- Anttwsnp, s, Tusch^r. 

— üinwofuier, », Piiiter. 

Weber, An^re, »gesemed im DarflT su 
SpUftU 367 {1Ü7) [»6S6]. 

— örtel H3ß (19) [f I38tf]. Elapct, «iue 
HftuBfrau 336 {IH) [13t)9]. 

'WeidenhOfe ( WlddenliolF, sm hof zu 
Wwdenl, Kaiastratgem. UlricHB, Ge- 
riehtsbejcirk Weitra 366 {75, 7T), 367 
(107), 

— t, Eysntfhor Kiirnishof, Knollenhof, 
ZizzlboT. 

— ■, Stieger. 

W«lkart, B. Pericbtolt», Graben. 
WemKÜdl, Michael, Zinngie£er und Bürger 
%u Weitra 36j> (103) [f 1519]. 

— Anna, aelDe Witive 365 (103) [1619] 
Weiihaolit (Wei^tbawpt), Fridreich der. 

BllTger EiiGmlliid 33ö (16, 17) [1387], 

— Margred, Beine Gemahlin 33ä (16, 
17) 11387). 

WeiBsenalbern (Weiaaeu Alberaj Bezirks 
hauptmasnschafc Gmünd 33S (11). 
347 (ÖD). 

— Heinrich m 331 i-l) [1376], 

— ». Schaler, 

Weitra, Buditulue 355 (74), 

— Berahardskapi'Ue 355 (74). 

— Bürger, fi. Artolph, Pekh, l'Ämftcb, 
Fogner, Fiicber, Purgdr, T,vin, Tniuk* 
chel, Vtrekkon, Flldrein, Chleinprat, 
Konrad, Uecsz, Ledrer, Mäinhard, 
Merlerin, Michael, Kag^litz, NÄwnd- 
Unger. OllAr, Rojtten, Rumpf, i^chom, 
SilberpBirr, L'ngevtSige, ÜDgvlUr, Weis- 

— BUrgermeiator, a. Klakch, Launfelder. 
Richter and ßat 367 (80), 



Weitra, Burgfrisde 353 (69). 

— Biirggrdfen, b. Meire»er, fleebefck, 
Kteiobftcb, Walth&user. 

— Burgkapelle 340 {SO, 31), 347 (51). 
- 8t. Georpsaltar 367 (107). 

— — KapIüB s. NikoUn», Urkauff. 

— Hrudersdhaft 357 (79). 

— — »gotsleichnamg« 366 (107), 

— — unserer lieben Frau auf dem Maria- 
MagdalenenalUr 365 (102). 

— — — ■ Beneficiat der BmderBchaft, s. 
Srhnchaaier. 

— Einwohner, b. Paar, Vyscher, Schuegte- 
rin, Ulrich. 

— Heiligcnj^eistkapelJ«: »siia extra in nrosc 
360 (S8). 

— Herrschaft 3:^7 (22, 23), 338 (24), 
339 (26, 28, 29), 341 (32), 343 (40), 
345 (46), 348 (52), 350 (58), 351 (63), 
353 (68), 356 (76, 77), 357 (78, 79), 
358 <83), 359 (84, 86), 361 (90), 362 
(93. y4), 367 (107, 106, 109), 368 
(110. 113), 369 (114, 115), 370 (117), 
371 (lüO, 122). 

— — B. Niedere Zehen thttf«. 

— Huaaiten, Einfall der 353 (69). 

— Kapellen, I BemhardRküpelle, Burg- 
kapelle, Heiligeng'eiBtkapelle, 8t. (>•• 
waldkapelU), •. d. 

— Kaplan des HarU-Uagdaleaenaltus, ». 
Tbteb, Qrittt. 

— Kamer 355 (74). 

— I^iidg-«richt 328 (1), 'ASb (16), 336 
(17, 18). 337 (32, 23), 339 (26, 28), 
341 (32), 319 (56j, 362 (64, 65), 3Ö6 
(77), 358 (81), 365 (102, la^). 

— Landrichter, h. Fertholj! Niklaa r., 
Lannfelder, Loher, Steinbach. 

— rirtlichkuiten : •purgerfeld< 349 (55), 
355 (74). 

— — »die Topplerinc (Wiege) 358 (83). 

— — »de« FheilfOLidU gartteot 358 (83). 

— — »Gnämhertleüu tuera* 365 (74). 

— — »des Florian Krämer gartten« 358 
(83). 

— — HafnergSAeie 331 (7). 

— — UauuMchfflchenteich 358 (83). 



1 



Weitra, 4 irüicbkoiten : HttUBMcItAchenwalcl 
341 (34). 308 (83), 

— — *fM na^t den kofpfftjdten* 349 

— — »im Lsaertale. 332 (lOl, 3oB (73). 
^ ^^ ^ — 8, Spital sTim hl, (JeUt. 

— — »(lie lenten» (Wiese) 365 (73)i 

— — H«yttefgiisfio 349 (65). 
RittergMse 3^1 {7). 

— — .SlAttergaase« 358 (f3). 

— — t/.A Dngatd^m WeyerpBcbim l^der- 
ut«< 355 (73), 

— — taiuf d»r Wideoi« (tiriuid um 
Kirch« und Pftirrliof^ 340 (30). S53 

im. 

»an der Hindern Zeil« 367 (107). 

— — »w» der Oberen Zell« 358 (öl) 
367 (107). 

— St. OBwmldkHiiolle im S&fihor 355 (74). 

— Pfarre m St, Peter 329 (S), 333 (13, 
14), 338 (25), 340 (30), 341 (34). 347 
(öl), 351 (63), 362 (64), 3Ö3 (69)» 3öä 
(73, 74), 358 (83>, 364 (101), 3BH 
(105). 

— Pfarrer, s. Thomas, Eybaiiii, Cbut«I, 
Qerold, Graf, JobaDn, Jimkherr, Wien 
ITIricb V., W'Qlfgang, 

— Pfarrhof 365 (74). 

— PrarrhoWeo, ». Topel. HuemÄr, 

-^ PflBg'er, », Kaniror, Cbn'jroichor, Har- 
rocber, Heunwort, Sachae, Sclialer, 
aprinienstainor, Steinbach, Wytawer, 
ZiBk. 

— Prediger, s. Koorad. 

— Eal der ei*dt 366 (10 1,104), 369(116). 

— Bateherr, s. Vaikenawer 

— fiichter, >. Marcharl. 

— KichterMhraiber, »Nicola der< 351 
(R3) [1434], 

— Saßbof 349 (56). 
■, St <)«waidkapella, 

— — *. Ulrich V. WeStra, 

— Schloß 371 (131). 

— — Verwe«er, ■ Emdorffer. 

— Schloßarchiv zn 325, 371, 

— Schale 341 (31), 347 (51), 364 (1011. 
^- SobuliaQÜUr, a. Johann »d« Wejtia« 



Weitra, Schtiatervecho 357(79) 371 (U2\. 

— Siegelbe*chreibußg 366 (lO.i), 37i> 
(116). 

— Spital zum heiligen Geiste im Leder- 
tale 328 (S), 3311 (ä), 332 ^O], 333 
(IsJ, 13), 339 (27, 38), 340 i30). 341 
(*4), 347 (öO), 352 (63), .354 (70). 
357 (80), 358 (83). 361 t'JB). 

— — Beneßiiftt. s. namerinftllner. 
MariBDaltat 361 (92), 

— — Wohltäter, s. Giitwydl. 

— Sjiitnimeister, s. Swertfürb, Tesch 

— Stadt 92S (2), 329 (3), 333 (12. 
IS), S36 (19), 337 (21, 32), 338 (25)» 
339 (27, 28, 30), 340 (30, 31), 341 
(32, 34), 318 (53), 353 (68), 3Ö4 (l>8, 
71), 355 (73, 74), 366 (76. 77), 367 
{77, 78, 78), 361 (91, 92), 365 (103), 
366 (105), 367 (107), 870 (116). 

— IStBdtricht«r, B, ChsstnSr^ Lannfelder. 

— Zinn^eßer, •. Weiniuiil. 

Weitra, Alt-, tiericbtibedrk Weitra :^55 
(74). 

— a, Lacher, Sachror. Sartor, gteisinühle. 
Weizzon Albern, e. Weißenalberu. 
Welchklinn, Margret, »vom Swcigger«». 

Mrrt. Ftidreich, Heniel nud Elspebt^ 
deren Kinder 336 (18) [1387J. 

Wela, B. Chalh schöpf, 

Wels!« (Welltier), Siegmutid, Itat Eaiaer 
Masirailian. I. 363 (99), 364 (100) 
[1516—1517], B. KBnigBfelder. 

Wetmel, b. Dreschet, Vslkeoawer, Nelo- 
lit^e, NewtiliQuer. 

Werd, Kadoli v. 330 (5) [1369]. Sieg«U 
bc«ubr. 

— Margarete v., selae Hausfran 330 (ö) 
[1352] 

Werder v. Ckambekke, Onudnkor der 

330 (5) [13Ö2). 
Wernherds. Ort bei Weitra 329 (3). 
Weachl, Thoman der 349 t&C) [f 1-125J. 

— •. Ulrich T. Weit™. 

Wrtawer. Hatnreich der, P0eg*r a« 
' Weitra 345 ^46) [1416], 



M^^j^^ 



409 



-•idetsperger, Ott der 337 (30-22), 
«gesfiftsen in dem ätainb»ch( 338 {23, 
34), 339 (26) [1391—1396]. 
i, Oerichtshesirk ScbrenoA 3Ö7 (80). 

Pfarrer, a. Georg, 

— t. Lederer. 

Wiker. Abt dee KIOBters Hra4i>rJi 
(Mähren) ä38 {2b) [!396j, 
^ Wielimdfi, Ober-, Oeri cht« bezirk Scbrema 
^ft 33n (16, 17). 

^B~ Sjtaann v. 335 (16, 17) [1387]; 
^H Agacg, leine Hftusfrmn 33ö (16, 17) 
^^ [1387]. 

WielAndii, s. ÄmdorlTor, Oakke, SpritiEen- 
Btftin^T. 
I Wilheiin, i, Derr, Elbenstainer, Cheyawer. 
I Wielroü, s. Kuaapf. 

Wien 3&4 (72), 359 (Si), 362 (93, 96), 
I 363 (97). 367 (lOH. 109), 368 (lll, 

^H 113), 369 (11&), 370 (117, 118, 119), 
^V 371 (120). 
I — Btaate&rchiT zu 3s!7. 
^»— inrieb *., Pf&rr«t EU St, PetoT in 
^1 Wettr»333fif. (13— 16), 336 (19), 339 
^ (27, 29), 340 (30) [1382-1402]. 
I -^ t. GtToltstorffer. 
i Wintbft^, s. Prag. 

Windhof bei Mansbatin. Gericbtsbesirk 
> j^wettl, 8. Nemhof. 

Windii^teig (WindiBcbtei^), Gericbts- 

k bezirk Waidhofeti a. d.Tbaya 366(113). 
1^ Tbanmn r. 340 (32) [1406]. 
i- Agnee. seine Hsuafrau 340(32) [1406|. 
Windigitaig, Landgerlcfat 338 (24). 
WindiächgritK, Erftsin r. 368 (110) 

[1650]. 
Wieaer-Neuütadt 366 (106). 
Wiaklberg. ü. H&g<>r. 
WtrtllD, Dorothea die, 348 (52), 354 

(70) (1421-1446], ». Law ran. 
Weytfidi, s. Gybobic/.. 
Woyticli (Woytgich, Woiücb, Wuydij, Za- 
charia» 370f, (118—120). r. Iwowite 
(BJ>Jiraeii) KiuB Tttxii 371 (121) [1693 
bis 1&98]. 
olf. «. Ifunipf, * 



, Wolfgang, Bischof voa Hipponla, Woib- 

biBchof von Paisaa, Pfarrer von Weitra 

35Ö (73, 74) [1452], Sicgelbeschr. 

1— Pfarrer RuWaltenataiD 346(47) [1417], 

Wolfgang, St., Gericht« bewirk Woitra, 

— ' EiDwohaer, », Arndorffer, Petuacb, 

Pinter.Pücber. Erodorffer, V'^AoiKitorffer. 

HamermUllDer, Rarbach, Scbapa^, 

— Kapläae, s. Jakob, .lohaon. 
Wolfram, dictu« Tourel 334 (14) [1384]. 

I Wolfiiaia, Albrecbt v., ka.iierlicher Rat 
und Kegent des Regiments der D.*i}. 
Lande 364 (100) [1Ö17]. 
Wudw«iai, a. Bndweil. 

' Wulöüg, s. Pachbßrg, Dachpeckch. 
Wiilticbau f Wulseha, Wutdscha), Gerichts- 
bezirk Weitra 341 (32, 33), 354 (71), 
357 (78), 361 (92) Anw. 
Wiese; »die Ledreiin* ««m porig ober- 
halb der Karaw« 3d4 (71). 

Z (C). 
Zacbaritia, », Scfaestawer, Stainberger, 

Woyticb. 
Czadel, Mert, Kinwobner von Meinbarts 

348 (63) fl42gj. 
ZUler, kadserlicher Kegistrator 370 (118, 

119) [1693], 
Zdenko, a. Steroberg, 
Zd^elaw, s. Blembcrg, 
Zeil, Hindern, MicbeJ an der, zn Weitra 

367 (107) [1526];. 

— Oberen, Fridrich ao der, eu Weitra 

368 (81) it 1470]. Seine Tochter 
Etarburit ». Piieher, 

- — Smid, Lienhart an der, zu Weitra 

3G7 (107) [1Ö26J. 
CseiS, Simon an der, Einwohner von ät, 

Martin 342 (37) [1409]. 
Zelss! puehel, Kied hei KaBngt 331 (8)„ 
Zell, UerichtftbeEifk Pregarten, Obor- 

Ö8t erreich 331 (7). 

— Arnolt V. 331 (7) [1376]. 
Keller Hans 344 (43) [UlSj. 

— TbomaOf kat»erlicher Hegietrator 369 
(113) I1&791. 

Zewing, a. Zöbing. 



M 



410 



Zink (Czink), Chunrat der, Pfleger so 

Weit» 339 t (28—30) [1402]. 
SQsterstorffer, Wolfgang, >geBe8Ben zu 

Eberstorf« 363 (66) [1438]. 
Zizzlhof (zu Weiden auf des Eysner und 

des Zozl hSÜen), Lehen der Herrschaft 

Weitra 366 (76, 77). 
ZCbing (Zewing), Geriehtsbezirk Langen- 

lois, Einwohner, s. PrennÜein.^ 
Zoppl T. Haus, Josef, Kanzler 368 (111), 

369 (113) [1667-1579]. 
Zozihof, s. Zizzlhof. 
Znbko, Hans, Burggraf »zu dem Gretzn« 

342 (36) [1406]. 



Zweifelawe, Bayern, Oberpfalz 360 (87). 
Zwelffer, Erhart 366 (102) [f 1518]. 

— Anna, Haosfran »zum Fridrichs ge- 
sessen« 366 (102) [1518]. 

Zwettl, Kloster 332 (10), 344 (42), 348 
53). 

— Landgericht 332 (10), 350 (58), 356 
(76). 

— Ludwig T. »Tzwetlem«, Landrichter 
328 (2) [1840]. 

— Pfarrer, s. Andreas, Chmmicher. 

— Propst im Liechtental, s. Gkaf. 

— s. Faber, Schestawer, Thomas. 
Zwettler Stiftongsbuch 327. 
Zwiesto, s. Topolan. 






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