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Full text of "Jahrbuch für münchener Geschichte"

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« 


^^v  3  9./ 


FROM  THE  FUND  BEQUEATHED  BY  ^ 
ARCHIBALD  GARY  COOLIDGE  1' 
tf AB  1887  PROFESSOR OFHISTORY -5 


i 


I908-I928    DIRECTOR  OFTHE  3 
UNIVERSITY  LIBRARY  I910-I928 


Z\xitittt  3la|gt0an9« 


Ja^rk^) 


für 


ll^ünr§ßntr  (^Eftgitgte, 


bcgrünbct  unb  tievansqeqeben 


von 


^nJBtißr  JiaFrrgang. 


Aüncben. 

3.  £inbauerfd?e  Sud^Iianblung  (Sdjöpping). 

^888. 


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Ücr3cid?ni5  bcr  2Tlitarbcitcr 
* 

€vn^  von  Vesiondtes,  fql  Hat,   qeiiexmev   Scfrctär   im  fgl. 
baycr,    Siaaisavdtw ,    ^vdtwav    unb    (Eljronift    ber    Stabt 

Dr.  3uUu5  (ßroffc,  (5encralfefretär  bcr  Deutfd?cn  SdjiQcrjiiftung 

in  TXlixndien. 
Dr.  Siegmunb  (5üntl)er,  o.  S.  profcffor  an  ber  fgl.  tedjnifdjcn 

^odifdiufe  inündjen. 
Dr.  (Cl^riftian  ^acutlc,  fgl.  Heidjsard^iDrat  in  Znünd^cn. 
Dr.  Karl  Cl^cobor  ^eigcl,  o.  ö.  profcffor   an   ber   fgl.   Uni- 

Dcrjttät  ZHundjen,  Dircftor  bcs   l|ijiorifdicn  Seminars,  2Tlit« 

glicb  ber  fgl.  baycr.  2tfabcmtc  ber  It)iffcnfd]aftcn. 
Dr.  Xtla^  'Ko dt,  o.  5.  profcffor  an  ber  UniDcrjttät  Ztlarburg  i.  ^. 
3ofepIj  2t I.  ZlIaYcr,   fgl.  Scfrctär  unb  Sibliotljcfar  bes  baycr. 

Ztationalmufcums  in  Znünd^cn, 
Dr.  3  0 1)  a  n  n  in  a  Y  ^  r  I)  0  f  c  r ,  fgl,  KrcisardjiD'Sefrctdr  in  Sambcrg. 
Dr.   Cubmig    ZlTuggentl^aUr,   prioatboscnt   unb    ^ibliotljefar 

ber  fgl.  tcdjnifdien  ffodifd^ule  Itlündjen. 
Dr.  3oI|ann  oonZTugbaum,  fgl.  baycr.  (Scl)cimrat,  o.  ö.  pro- 

feffor  an  ber  Uniocrfttät  Ztlündjen,  (ßcncralarst  ä  la  suite  ic. 
Dr.  Karl  Don  Hcinljarbftöttner,  fgl.  profcjfor,  Doscnt  an  ber 

fgl.  tcdjnifd^en  ^odjfdjulc  IHündjcn. 
Dr.  £ucian  Sd^erman  in  Itlündjcn. 
Dr.  £}enrY  Simons felb,  prioatboscnt  an    ber  fgl.  UniDcrjttät 

unb  Sefrctär  ber  fgl.  ^of»  unb  Staatsbibliotljcf  in  TXlnndien. 
Dr.  Karl  Crautmann,  fgl.  Stubicnkijrer;  in  ZlTund^en. 


% 


^njialf  ö(§  iBtlUn  ^4mn^§. 


Seite 

(franj  Crautmann.  (Ein  Ctjarafterbtib  üon  ^nVxns  <5xo\^c  .  .  ♦  ; 
2(cgibius  2(lbertiniis,  ber  t>atcr  bes  beutfc^cn  Sd?cImenromanS/   oon 

Karl  t)on  Heinl^arbjiöttiier {5 

Das  ^ofüetberbud?  ber  bayrifd^en  £)cr5oge  IPiltjelm  IV.,  Jtubipig  (X.) 

unb  (Ernji  com  3^^^^  1508  bis  3um  ^al^rc  ^55;,  he^iefinn^s* 

»ctfe  ^608  oon  Cljrtjitan  ^aeutle 87 

Die   (SefunbljeitsDerl^ältniffe    in   Hlünc^cn    in    ben   lefeten  Pc3ennien 

von  2o^<i^n  ^on  Hugbaum ;26 

Ptc  HTfinc^ener  (Slobcn  pfjilipp  llpians  üon  Siegmunb(5üntfjer    ^3^ 

€ine  IHünc^ener  tPertljenabe  t)on  lUay  Koc^ H9 

König  £ubn?tg  I.   oon  Bayern,    bcr  Jörberer   ooIFstümlic^er  Pflege 

oaterlänbifc^er  (5cfc^id?te,  ber  tPieberbegrünber  bayrifd^er  Stäbte- 

d?roniFen,  oon  (Ern(l  oon  Pestouc^es \69 

Jranjöfifc^e  Sd?aufpie(er  am  bayrifdjen  ijofe  oon  KarICCrautmann  \S5 
Das  projeFt  ber  (Srünbung  einer  Stabt  ,;KarIflabt"  3n?tfc^en  Hlünc^en 

unb  Zlympbenburg  oon  Karl  CCfjeobor  geiget 335 

Tlhübacnns  (Sarbatus),  ein  foptifc^er  0rientaIifl  aus.  bem  jiebseljnten 

3aljrl|unbert,  unb  feine  Besieljungen  3U  Hlünc^en  oon  Cucian 

Sc^erman 3^^ 

€in  UTanuffript  oon  3otjann  pauI  Stimmelmaier,    Dorfc^Iäge  3ur 

t>erfc^önerung  lHünc^ens,  oon  3ofeplj2(l.  Htayer  .  .  .  .  355 
£ubtoig  (fronI|ofer,    ein   bayrifc^er  5d?ulmann   nnb  2tfabemifer   bes 

ac^t3el|nten  3al|rtjunberts,  oon  Cubmigntuggentlialer.    ,    363 

neue  fllitteilun^en. 

Wie  ^er3og  2(Ibrec^t  V»  im  ^aljre  ^562  gereiji  iji,  nnb  was  er  für 

(Sefolge  geljabt  Ijat  oon  3<'^ö'^"  Htayerljofer ^7^ 

€in   Vorläufer   bes   DoIapfiF  in  lHünc^en   oon   fjenry   Simons* 

felb ^75 


VIII  3n^alt. 

Seite 

€r|le  urfunbltc^e  ^rmäljnung  bes  Sunberfle<^en>  ober  £eprofenIjaufes 

(am  (ßapeig)  in  UTüiK^en  üon  Qcnrv  Simonsfelb .   .   .    .    <^78 

2Iu5  alten  Hetfeta9ebü(^etn:  gwet  unbef annte  3ef(^retbungen  inün(^ens 

aus  ben  ^aljren  ^66^  iinb  ^782  »on  Karl  Girautmann    .    ^80 

Dter  Briefe  bes  0rlanbo  bi  £ajfo  an  Qer5og  IPilljelm  r>on  Bayern 

von  Karl  (Crautmann <^90 

Pie  erfle  bentfc^e  Überfe^ung  von  Baldassare  Castigliones  .Cortegiano" 

üon  Karl  üon  Heinliarbftöttner ^^9^ 

€tn  Schreiben  ber  Sdfwe^etn  bes  pötiric^flofters  (\5\2i)  an  ben  König 
Dom  Ulanuel  »on  Portugal  von  Karl  oon  Heintjarb* 
jlöttner ^99 

Xdidfel  Itlontaigne  über  IHunc^en  üon  Karl  von  Heint^arbfidttner    500 

ttac^trSge  nnb  Beri(^tigungen bO\ 


^ 


frans  Crautmann. 

€in  C^aratterbilb. 

t>on 

3ul(u0  (5ro00c. 

(£s  war  in  5cr  XDinterseit  5tDif(^cn  XDct^nac^t  un5  Heu« 
jaljr  \853,  als  ic^  mit  einem  (Empfehlungsbriefe  von  Hobert 
Pru^  5um  erften  ZTTal  ^tawi  tErautmann  in  feinem  elterlichen 
^aufe  neben  6em  (Englifdjen  (£afe  auffu(^te  —  eine  Begegnung, 
bie  uns  beiöen  für  bas  ganse  £el>en  entfdjeibenö  meröen  foUte. 
3clj  traf  einen  fdjeinbar  bereits  ältlic^n;  mittelgrofen  ^errn 
mit  ^o^er  runöer  Stirn,  bcr  neroös  erregt  in  abgeriffenen, 
fprungroeifen  Sai^^n  fogleidj  eine  lebljafte  litterarifdje  Bisfuffion 
begann,  obmotjl  er  an  einer  Staffelei  faf  un6  ftc^  im  ZHalen 
nidjt  ftoren  lief. 

ilüeröings:  öer  Sc^riftfteller  malte,  un5  iwax  an  einer 
breiten,  metergrofen,  pt?antaftif(^en  Canbfdjaft :  ein  unmegbarer 
dfodtwalb  mit  gemaltigen  ^elfentrümmern  in  auffteigenbem  (ße^ 
toitter,  wäifxmb  ein  le^ter  verlorner  Sonnenftra^I  in  6ie  IDilbnis 
fällt,  gleic^fam  als  IDegmeifer  für  einen  greifen  ZHönd?,  6er  6urd? 
6ie  £id)tung  fcljreitet. 

2ln  6iefer  großartigen,  ftilpoU  fomponierten  £an6fcfjaft  malte 
Crautmann  beiläufig  nodj  piele  3^^^^  lan<i:  halb  war  fie 
Hadjtlanbfdjaft  mit  Znonblidjt,  bal5  glutroter  Sommerabenb  — 
fürs,  fie  Mente  iljm  glddjfam  als  tEagebud)  o6er  als  Klarier, 
um  feiner  jeroeiligen  Stimmung  malerifdjen  2tus6rucf  5U  geben. 
Später  Ijat  er  fie  mir  gefdj^nft  unö  erft  an  6er  XDan6  meines 

3ai)tbucl)  für  mand^ner  (Befd;.  II.  \ 


2  ^ron3  Crautmantt 

Stmmcrs  fertig  gemacht,  tüte  Jte  je^t  tft,  unb  tüte  fte  mir  ein 
treues  Symbol  feines  gansen*  tD^fens  geblieben. 

3ene  erfte  Begegmtng  ^f^Ite*;  tüte  gefagt,  für  uns  beiöe 
be6eutungsi>oU  tüeröen.  Crattttnann  ^atte  öamals  nadj  per* 
fd^ieöenen  litterarifdjen  2tnläufen  feinen  „(Eppeletn  oon  (ßmlingen" 
peröffentlt(^t  un6  erlebte  sunt  erften  ZlTal  6te  ^reuöe,  in  einem 
angefeljenen  norbbeutfdjen  ®rgan  6ie  marme  ^tnerfennung  öes 
Herausgebers  5U  finben.  ZHit  jenem  ^erolösruf  im  „Deutfc^en 
ITlufeum"  voav  6ie  Caufbaljn  für  6en  poeten  enbgültig  eröffnet 
un5  feine  Spesialität  ein  für  alle  ZHal  auf  6en  Sdjilö  erhoben  — 
6ie  ^ransofen  nennen  6as  „arrive". 

Don  öiefer  beporfleljenöen  (Entfdjetöung  erfuhr  tErautmann 
6amals  6urc^  mxif  —  fe^r  erflärlid^,  6af  er  feine  ^ersensfreube 
auf  5en  Bringer  guter  Botfdjaft  übertrug,  un6  öiefe  gwneigung 
Ijat  er  mir  unentwegt  bis  an  fein  Cebensenbe  bemaljrt.  2tber 
auc^  fonft  tt>ur6e  mir  6er  Cag  beöeutungspoll ;  benn  Craut  = 
mann  lief  es  beim  freunblidjen  (Empfange  tiic^t  bemenben, 
fonbern  fül^rte  ben  pereinfamten  Heuling  fogleic^  in  feine  litte= 
rarifc^en  ^reunbesfreife  ein ;  biefe  maren  bamals  f(^on  feljr  aus= 
gebeljnte  unb  fluftuierenbe.  3^  ^^^  "^^^  ^^^  Sapljir  unb 
^felbmann,  piö^  unb  Dorfdj  reben,  pon  benen  tErautmann 
oft  unb  gern  ersäljlte.  Diefe  maren  im  3^^?^^  1853  bereits  pon 
ber  Bilbf[ä(^e  perfdjmunben.  piö^  ftarb  \85^-  IDenn  id)  pon 
ausgebeljnten  Kreifen  fpradj,  meine  idj  sunädjft  bie  ^reunbe, 
bie  fxdj  nachmittags,  woiil  audj  abenbs  im  bamaligen  Kaffeeljaus 
„gntn  fdjönen  Curm"  perfammelten.  3<^  nenne  nur  bie  Hamen 
Bonn,  Brocfcier,  ^amm,  Heumann,  Sdjerer  unb 
gagler.  Der  le^te,  urfprünglic^  ein  Sc^ulleljrer  in  Hieber« 
bayern,  Ijatte,  befeelt  pon  litterarifdjen  2Jfpirationen,  feinen 
Beruf  aufgegeben,  um  als  Schüler  Crautmanns  gleid?falls 
^iftorif(^e  Homane  unb  Ztopellen  5U  fdjreiben.  gur  Sicherung 
feiner  (Eyiftens  Ijatten  iljm  Permanbte  unb  ^reunbe  jenes  ermäljnte 
Kaffeeljaus  eingeridjtet,  wo  er  mit  langer  Pfeife  umljerging  unb 
bie  ^onneurs  madjte,  um  bann  plö^lid^  mieber  5U  perfc^minben 
unb  in  einem  ^interftübc^en  weiter  5U  fdjreiben.  —  IDunber= 
bare  2tbenbe  ^aben  mir  in  ber  räudjerigen  Spelunfe  perlebt. 
Der  arme  g agier  freiließ  ift  seljn  3^^?^^  fpäter  traurig  5U 
grunbe  gegangen.  ZTlit  bem  ICaffeeljaus  ging  es  nxdit,  tro^  ber 
guten  £age,  unb  mit  bem  Dichten  ebenfomenig,  tro^bem  ^reunb 
Hot?folb  (^leifd?mann)  im  3^1?^  18^0  brei  bicfe  Bänbe  ge= 
brucft  Ijatte. 

(Ein  smeiter  5aljlrei(^er  Perein  voat  bie  bamals  befteljenbc 
Poetengefellfdjaft,  bie  ftdj  „2tn  ber  31^^"  nannte  unb  allmöd^ent» 


t)on  3ultns  (Srojfe.  5 

lidj  im  ^interfaale  6cs  goföcncn  Qaljns  gegenüber  6er  Poliset 
tljre  SYmpojten  feierte.  Die  befonöere  ^iftorie  Mefes  ein^eimifdjen 
Dic^terfreifes  5U  ersä^Ien,  mag  Berufeneren  porbe^alten  bleiben, 
bod)  fei  ein  flüdjtiges  Streiflidjt  ^ier  geftattet,  6ient  es  bodj  audj 
5ur  3U^f^^^^^^^"  ^^"  tErautmanns  öamaligem  Didjten  unö 
Crad^ten.  IDie  er,  fmö  6ie  meiften  jenes  Bunöes  längft  Ijin» 
übergegangen,  suerft  6er  falbungspoUe  Profeffor  (ßofmann, 
6er  Pater  6er  berühmten  Sdjaufpielerin,  eine  getoic^tpoüe  2tu» 
torität  in  allen  ^ormf ragen,  6ann  6er  originelle  alte  Pang* 
fofer,  6er  6amals  fdjon  lange  por  Kobell  un6  Stieler  6ie 
baYerifdje  Dialeftpoejie  pflegte,  ipeiter  ^erman  S(^mi6,  6er 
berühmte  Didjter  6es  Camoens  un6  an6erer  Dramen,  Hu6oIf 
Znarggraff,  6er  Sefretär  6er  2tfa6emie,  un6  6er  X)orfi^en6e 
2TTe6icus,  6er  unter  6em  Hamen  feiler  ein  Dic^terbuc^  Siefes 
Kreifes  Ijerausgegeben  ijatk,  en6Iid}  nodj  Cljr.  SeY6eI,  6er 
Komponift,  un6^.  Hott  mann,  grof  in  Sonetten  un6  (ß^afelen. 
Von  nod?  £eben6en  feien  Ijier  nur  6ie  Hamen  2luguft  Becfer, 
(£6uar6  3''^/  Karl  Qeigel,  He6er  un6  Heumann  er« 
u>dljnt.  3^^^  ^^  nxdit,  ftan6en  audj  £eonIjar6  IDoIjImut^ 
un6  ^.  ^oHan6  jenem  Kreife  na^e,  6en  felbft  Dingelfte6t 
nad)  6er  iiberfte6elung  pon  Stuttgart  feiner  perfönlidjen  Kap-- 
tipierung  tt>ür6igte. 

IDarum  auc^  nidjt?  (ßrofe  piäne  un6  (Entwürfe  fingen 
gleidjfam  über  je6em  einseinen  —  por  allem  6as  Problem  6es 
nationalen  (£pos.  Bei  er  Ijatte  6amals  feinen  „3ungfrie6el" 
been6et,  Sd)mi6  feinen  „XDin6Ian6sf aljr er"  begonnen. 
He6er  fdjuf  einen  „lDiI6en  3^0^^''/  Heumann  einen 
„Uotfer".  £inggs  „PolfermanSerung''  mar  ebenfalls  im 
iDer6en,  6odj  ftan6  6iefer  Didjter  foa^o^I  jenem  Kreife  als  feiner 
Hidjtung  5U  fern,  um  iljn  in  6iefen  Halmen  einsubesie^en.  IDie 
ange6eutet,  es  maltete  ein  frifdjes,  pielfeitiges  Ö)oIIen  in  jenem 
Perein,  gleidjmoljl  lag  über  allen  jenen  epifdjen  Strebungen  noc^ 
etmas  Perfrfiljtes.  Die  (£mpfänglid)feit  für  6iefe  germaniftifdj= 
biftorifc^e  Homantif  mar  nod?  nidjt  gemecft,  es  mugte  erft  ^rey^ 
tag  mit  feinen  „BiI6ern  aus  6er  6eutfc^en  Dergangen  = 
Ijeit"  fommen,  um  6en2lcfer  un6  Bo6en  im  größeren  Publifum 
aufsulorfern  un6  für  6ie  neue  Saat  porsubereiten.  Deshalb  rno^l 
fin6  6ie  fpäteren  Da^n,  IDoIff,  Baumbad?,  (ßriefebac^  2c. 
pielfa(^  glüiJIidjer  gemefen. 

gu  jenen  porbereiten6en  2lrbeiten  aber  geljorte  in  erfter 
£inie  audj  6er  fulturljiftorifdje,  ardjaiftifdje  Koman,  6er,  nur  in 
an6erer  ^orm,  ebenfalls  6as  Problem  6es  neuen  (Epos  5U  löfen 
perfudjte.    (Es  ift  6urdjaus  nidjt  sufällig,  6af  6amals  gleichseitig 


ij^  ^van^  drautmantt 

Steffels  „^liefjatb"  unö  tErautmanns  „^erjog 
(E^rtftopV'  entftanöen  —  XDerfe,  für  meiere  jtc^.  betöe  Poeten 
i^re  eigene  Kunftform  erfanöen,  eine  Sprache,  öie  öamals  pöUig 
neu  unö  besaubernö  n)irfte»  Sie  mar  öem  trocfenen  Stil  öer 
C^ronifen  nac^$ebiI6et  un6  bodj  eine  freie  ureigene  Sdjöpfung, 
öie  pon  beiben  ITTeiftern  mit  Selbftänbigfeit  un6  ^reiljeit  be^an= 
6elt  tpuröe.  Crautmann  mobeüierte  un6  retouc^ierte  feine  Sä?e 
oft  6rei  unö  pier  TXlal,  bis  jte  We  redjte  Patina  gemannen. 
2tm  liebften  fa^  er  es,  tpenn  i^m  jüngere  ^reunöe,  tpäljrenb  er 
felbft  malte,  einselne  Kapitel  aus  feinen  ZHanuffripten  porlafen, 
um  Me  Klangmirfung  un6  piaftif  6er  Spradje  5U  erproben. 
So  bauerte  es  6enn  freiließ  mehrere  3aljre,  bis  er  fein  grofes 
IDerf  „^er5og  C^riftopljs  2tbenteuer"  fomeit  fertig  bradjte, 
um  öas  ZlTanuffript  perfönlidj  5U  feinem  üerleger  Sauerlänber 
nadi  ^^tantfnxt  5U  bringen. 

Über  Crautmanns  Kunftftil  Ifahc  xdi  fpäter  an  anberer 
Stelle  gef (^rieben:  Crautmann  ^at  es  perftanben,  6urc^  eine 
neue  (ßemanbung  6er  Spxadie  öie  2tus6rucfsmeife  6es  ifTittel- 
alters  uns  mieber  in  fdjlic^tefter  Unmittelbarfeit  na^e  5U  bringen. 
Seine  Homane  gleidjen  altertümlidjen  perfc^ollenen  Stäbten,  in 
6eren  Belagen  mir  6ie  ganje  Unrulje  unferer  ,5eit  pergeffen. 
IDir  füllen  uns  ^eimifdj  in  biefen  bemadjfenen  IlTauern,  unter 
Mefen  Söllern,  (ßiebeln  unö  Ormen,  bis  5um  IDinfel,  mo  6ie 
Feuerleitern  liegen.  2luc^  in  6er  2trt,  mie  er  meite  £an6f(^aften 
malt,  me^t  oft  ein  offianifc^er  ^audj,  un6  menn  feine  (ßcftalten 
audj  6erben  alten  ^olsfdjnitten  gleidjen,  fo  mutet  uns  6ie  Hai= 
petät  un6  6er  ^umor  feiner  genre^aften  Ssenen  fo  traulic^  an, 
mie  Sdjmin6s  ZHärdjen  un6  p 0 cc i s  geiftreic^e  Süssen. 

Daf  bei6e  Sucher,  6er  „€ffeljar6"  mie  „Qersog 
C^riftoplj",  6amals  fofort  6ie  ©unft  6er  £efer  errangen  un6 
5U  üolfsbüdjern  mur6en  in  beftem  Sinne  6es  IDortes,  Ijatte  audj 
feine  tieferen  (ßrün6e.  Dem  begeiftern6en  Kaufc^  ber  grogen 
Semegung  Pon  \8^8  mar  6ie  Reaftion  un6  Keftgnation  gefolgt. 
Der  smecflofen  tren6en5litteratur  mü6e,  fudjte  un6  fan6  man  einen 
Cetljetranf  im  Sdjiummerpunfdj  6er  2(marantIjpoefie.  2tn6erer* 
feits  ging  6er  6eutfc^e  (ßenius  gleidjfam  in  fidj  felbft,  er  per= 
fenfte  jid^  in  6ie  Pergangen Ijeit,  audj  um  5U  pergeffen,  noc^ 
meljr,  um  ftdj  5U  erfjolen  un6  5U  erbauen  an  6er  Cüdjtigfeit 
perfdjoUener  Cage  6e5  ZHittelalters.  3^  unerfreulicher  6ie  <Segen= 
mart,  6efto  troftreidjer  un6  anmutenber  6as  Ke(ien=  un6  Hitter= 
tum,  6as  Klofterleben  un6  6ie  Sürgermadjt  .6er  6eutfd)en  Stä6te, 
un6  mer  6ies  am  fräftigften,  am  ^iftorifdj  getreueften  fjerauf= 
säuberte,    6er   gemann   6ie  ©emüter.     2lufer6em  fan6  man  bei 


Don  3"Iitts  (5ro(fe.  5 

6iefer  IDicbcrbelebimg  ardjaiftifc^er  Cljronifformen  neben  6em 
Jarbengepräng  audj  6ie  Dcrioren  gegangene  Kontinuität  öes 
öeutfc^en  Kunftfttls  lieber,  6er,  feit  5ipei  3^^^^unöerten  unter» 
gegangen,  nodj  sule^t  pon  öer  Hepolution  unö  pom  3mperialts:= 
mus  übermalst  tporben  ipar.  Die  £öfung  6es  Problems  ^ief : 
Jortfe^ung  6er  6eutfd)en  Spätrenaiffance.  Un6  vomn  6iefe  feit 
5tDan5ig  ^aijvm  6ie  fiegen6e  getDor6cn  un6  u>ie  mit  einem  Räuber» 
fdjiage  6as  2tntli^  6er  6eutfdjen  Stä6te  perän6ert  un6  fämtlidjen 
Kunftgeiperben  neues  (ßepräge  un6  neue  Energie  perlie^en,  fo 
a>oUen  mir  nid^t  pergeffen ,  6af  6eutfc^e  Poeten  6iefer  IDie6er» 
geburt  porgearbeitet,  Por  allen  ^reytag,  Sdjeffel  un6  für 
ZHünd^en  fpesiell  Cräutmanm 

Über  feinen  BiI6ungsgang  ^aben  meljrfac^e  biograp^ifc^e 
2tus5üge  befannte  JHitteilungen  gebracht,  un6  6oc^  ifab^n  6ie» 
felben  nur  6ie  (DberPädje  geben  fönnen.  €s  ift  audj  bei  Cr  au  t» 
mann  ein  langes  patljologifcljes  Kapitel,  tpie  er  gefämpft,  bis 
6as  6idjterifcfje  Sd^affen  fein  ausfdjlieflic^er  £ebensberuf  u>ur6e. 
üielfeitig  begabt  un6  faft  in  gleidjer  IDeife  für  JlTalerei,  Poefte 
un6  Vilnfxt  peranlagt;  fcIjujanJte  er  pon  ^Ui^znb  auf  in  6er 
XOaifl  feiner  Baljn.  Sein  Pater,  ^ofjumelier,  befaf  eine  grofe 
erlefene  (ßalerie  italienifdjer  un6  fpanifc^er  ITTeifter,  6aju  !amen . 
ausge6eljnte  Heifen  nad^  (Englan6  un6  3^^^^^";  ^^^^  ^^^  i" 
fpäteren  ^iftorifd)en  I)etailftu6ien,  fin6  6ie  2tnregungen  5U  fudjen, 
6eren  fpäte  ^rucljt  foipo^l  feine  för6ern6e  ZUittljätigfeit  am 
bayerifc^en  Hationalmufeum,  als  fein  Buc^  über  Kunft  un6 
Kunflgemerbe  gett>or6en» 

2lber  er  trieb  6te  ZtTalerei  auclj  mit  pro6uftiper  (Energie 
un6  nidjt  btof  als  Dilettant.  VHh  ift  eine  ftattlic^e  Reilje  tief 
empfun6ener  Bil6er  befannt,  meift  £an6fdjaften  mit  lDäl6ern, 
Reifen  un6  Burgen,  pl^antaftifdje  2trd}ite!turen,  befdjneite  Huinen, 
2non6näd?te  an  perfcfjilften  Ceic^en,  gleidjfam  3ßuftrationen  5U 
feinen  poelifcljen  IDerfen  im  poraus,  befeelt  i?ort  6emfelben  roman= 
tifdjen  Zauber  perfdjollener  ^cxUw.  Seine  fünftlerifc^en  ^un6e, 
Spi^u>eg  un6  Ceidjtein,  Stanley,  €djter  un6  ululft, 
ftan6en  i^ni  bei  6iefen  Sdjöpfungen  mit  Hat  un6  ^Ifat  sur 
Seite,  un6  ftcfjer  ift,  6af  Crautmann,  auc^  a?enn  er  pc^  auf 
6ie  Kunft  allein  befc^ränft  ^ätte,  ein  be6euten6er  JTTaler  ge= 
u>or6en  a>äre* 

3n6es  es  fam  an6ers»  Pielleic^t  einem  Porurteil  ge^orc^en6, 
6a5  fünftlerifc^es  Schaffen  nur  anerfennt,  tpenn  es  gleidjfam 
nur  (Erholung  Pon  6en  JlTüljen  eines  foli6en  Staatsamts  ift,  ^atte 
er  ftc^  mit  IDi6erftreben  entfc^loffen,  3^^^  i^  ftu6ieren  un6  6iefes 
Stu6ium  auc^  abfolpiert.     Sieben  lange  3^^^^  ^^*  ^^  i^  3<>^ 


6  S^<^n^  drautmann 

6er  prafis  am  Ijteftgen  StaMgeric^t  gebulöet,  eine  ^exi  lang 
bavon  als  Sefretdr  im  2)ienfte  6es  prinsen  l{arl;  bis  enblidj 
6ie  Kataftrop^e  fam,  bas  ^eift:  bis  er  eines  Cages  mit  gemalt 
tigem  ^orne  We  2tften  ^infdjleuöerte,  um  nie  meljr  in  6as 
Difaftertum  jurürfsufe^ren»  Von  tpeld^er  serftörenöen  IDirfung 
jene  unfelige  prüfungsseit  gemefen,  öas  mufte  man  von  xijni 
felbp  ^ören*  3clj  erinnere  micij,  6af  Crautmann  felbft  jene 
geit  als  eine  Untnac^tung  beseidjnete.  €r  toa^nte  eine  fc^mere 
Sd)ul6  auf  fidj  gelaben,  ein  Perbredjen  begangen  5U  Ijaben,  unb 
es  bauerte  lange,  bis  er  ron  6iefen  2tnfängen  6es  Perfolgungs* 
uja^ns  genefen  un6  fein  geiftiges  (ßleic^geu^ic^t  tt)ieöergea?onnen 
Ijatte. 

Damit  mar  freilidj  nodj  fein  Sieg  errungen.  €s  famen 
nun  ^ai)xe  raftlofer  einlaufe.  (Er  fc^rieb  (Ersäljlungen,  ©ebidjte, 
Cuftfpiele  (Blemers  ieibm,  ^rauen^ulö  tilgt  jeöe  Sdjulö, 
Caglioftro),  Dramen  (Sdjiof  Catour,  3^0"^*^^)  ^"^  rebigierte  mit 
£  e  n  t  n  e  r  6ie  „£  e  f  e  f  r  ü  c^  t  e"*  Pon  aUebem  ift  menig  geblieben, 
unb  mas  idj  bapon  Jenne,  tragt  bei  allem  unperJennbaren  Calent 
boc^nic^t  bas  (ßepräge  bes  Hota?enbigen  unb  3nnerlidjen.  3" 
biefer  €poc^e  fiebelte  er  auc^  nac^  Hürnberg  über,  wo  er  im 
3a^re  ^8^8  ein  fatirifdjes,  reic^  iüuftriertes  Blatt  grünbete  unb 
faft  allein  mit  feinen  Beiträgen  füllte*  (Es  tpar  ber  „Hürn» 
berger  Cric^ter",  aber  idj  fann  nic^t  fagen,  baf  er  felbft 
fpSter  mit  befonberer  Befriebigung  auf  biefe  feine  Sturm==  unb 
Drangperiobe  surürfblirfte.  Hä^er  fam  er  inbes  feinem  ^iele 
bereits  mit  feinen  Beiträgen  für  bie  „ZlTün^ener  ^aus  = 
djronif"  unb  bie  „^liegenben  Blätter",  ^ier  fdjon 
fanb  er  jene  Klangfarbe,  bie  i^n  sum  üolfsfdjriftfteller  machen 
follte,  aber  ber  Sieg  U)ar  erft  mit  „(Eppelein  pon  (ßailingen" 
unb  mit  bem  „^ersog  (E^riftop^"  errungen.  (Eine  einge^enbe 
XDürbigung  Us  trefflichen  Polfsbucf?s  ift  nac^  breif ig  ^aljxen 
feiner  IDirfung  moljl  überpüfjtg.  (Eigenartig  unb  ^ödjft  c^araf- 
teriftifdj  für  Crautmanns  Stil  mar  fc^on  in  biefem  IDerfe 
bie  2tbmec^slung  unb  Perquidung  pon  berb  fomifc^en  unb  5art 
fentimentalen  (Elementen.  (Ein  magres  Kleinob  Pon  förnigftem 
ßumor  5.  B*  ift  bie  (Epifobe  pom  Klofterfd^reiber  Pon  Selben^ 
tljal,  bie  jic^  tpie  ein  ausgelaffenes  Cuftfpiel  lieft.  2tnberfeits 
finb  beutfc^e  ^rauengeftalten  mo^l  feiten  mit  folc^er  2tnmut, 
Sinnigfeit  unb  lyrifc^er  ^art^eit  gefc^ilbert  tporben.  Diefe  Por= 
5Üge  lehren  andf  in  anberen  IDerfen  Crautmanns  tpieber, 
aber  im  „^er5og  (£l)riftop^"  maren  jie  neu. 

ZHit  biefem  (Erfolge  —  ber  Did^ter  ftanb  bereits  im  pier» 
Sigften  3^^^^  —  btadj  eine  neue  Blüten»  unb  fruc^treic^e  Cebens« 


von  "^ulins  (Sroflfe.  7 

5cit  für  i^n  tfevan,  Me  t^m  mit  loadjfenber  2lnerfennung  nic^t 
blof  (E^ren  un6  Ku^m,  fonbcrn  aud)  bas  (ßlücf  einer  erfeljnten 
^äu5lid)feit  brachte.  €s  a>äre  Ijier  6ie  Stelle,  etwas  ron  Craut» 
manns  ^amilienüertjältniffen  5U  fa^en.  Damals  —  im 
3cit}re  J1853  —  lebten  nodj  ein  Bruöer  unö  6rei  Sc^tDeftern,  fämt» 
lidj  älter  als  unfer  Poet.  (Ein  anöerer  älterer  Bruber,  6er 
Sieidjfalls  3urift  getoefen,  loar  einige  ^alfu  suüor  freimillig  aus 
5em  £eben  gefd^ieöen  infolge  gemütlidjer  Unbefriebigung  in 
feinem  Beruf  —  eine  Kataftroplje,  6ie  allseit  wk  eine  marnenöe 
IHa^nung  por  unferem  Dichter  ftanb  unö  s^eifellos  feinen  retten» 
öen  (Entfd)Iuf  befc^Ieunigte, 

2tuc^  feinen  mürbigen  Pater  ^abe  ic^  noc^  fennen  lernen, 
beror  er  im  Sommer  \S5^  rafc^  unö  uneripartet  ba^infc^ieö, 
gerabe  mä^renö  6ie  Cöc^ter  fid)  in  6er  Sommerfrifc^e  5U  ^eil» 
brunn  befanben.  Jrans  Crautmann  mar  fo  aus  allen 
^ugen,  6af  ic^  mit  iljm  nad)  ^cilbrunn  ^inausfaljren  mugte, 
um  öie  leiöenöen  Sc^n>eftern  auf  öie  Crauer!un6e  rorsubereiten. 
XDir  bradjten  es  aber  beibe  nid)t  fertig,  fonbern  Ralfen  uns  mit 
fingierter  Kranfljeit.  Dies  ging  allenfalls,  bis  mir  mieöer  am 
Senblingertljor  maren,  ba  las  öie  jüngfte,  noc^  lebenöe  Sc^mefter  öie 
IDa^r^eit  aus  unferen  ZHienen.  Tindi  öie  anöeren  Sc^meftern  mie 
öer  smeite  Bruöer,  öer  fidj  ein  beöeutenöes  Permögen  im  Pferöe» 
^anöel  ermorben,  pnö  unferem  Didjter  r orangegangen,  öer  an 
allen  feinen  (ßefd^miftern  mit  fc^märmerifdjer  £iebe  unö  gärt:^ 
lic^feit  Ijing.  3^  3al^re  \859  fanö  Crautmann  öas  (ßlüd 
feines  £ebens  im  (E^ebunö  mit  meiner  Sdjmefter  (Elife.  3<^ 
muf  felbftüerftänölidj  öarauf  persic^ten,  öie  rü^renö  örollige 
^iftorie  öiefes  Homans  mie  namentlidj  öer  fomifc^en  Brautfa^rt 
nac^  (Erfurt  5U  ersä^len,  pon  mo  er  feine  €rforene  am  Cage 
öer  Befreiungsfdjladjt  pon  £eip5ig  ^olte.  2tuf  allen  Bergen 
C^üringens  loöerten  Ijo^e  ^euer,  als  er  feine  ^odjseitsreife  antrat. 
Seiner  €lje  entfprof  ten  fec^s  Kinöer,  Pon  öenen  öie  beiöen  erften 
rafc^  tpieöer  ^eimberufen  tpuröen  —  eine  fc^mere  Prüfung,  öie 
3a^re  lang  öas  £eben  ber  (Eltern  peröüfterte. 

Xiadj  öiefer  2tbfd^meifung  feljre  icff  tpieöer  in  öie  fünfsiger 
3al?re  surüd.  3"  rafdjer  ^olge  erfdjienen  nunmehr:  „Die 
gute  alte  §ext^\  „llTündjener  piauöerftübdjen",  „^ei^ 
tere  Staötgefdjic^ten",  „(C^ronifa  pon  Petrus  tlocfer^^ 
lein,  eines  (ßlücfsritters  aus  alter  geit",  „tCraumunö 
Sage"  unö  manches  anöere*  3"  ^^^f^"  5a^lreic^en  Weinen  unö 
gröferen  ^iftorien  ftedt  eine  ^ülle  Pon  ®eftaltungsfraft,  ^umor 
unö  Farbenpracht.  Die  alte  Staöt  IHünc^en  erftetjt  öem  £efer 
in  au  i^rer  Beljaglic^feit  unö  Homantif.    Der  Dict)tcr  bcpölfert 


8  <f ta«3  (Crantmann 

jte  mit  grapitätifdjcn  unö  fc^nurrisen,  fernisen,  fympatljifc^en 
unö  rü^renben  (ßcftaltcn  aller  StänSe,  fo  6af ,  $umal  alle  Por» 
gän$e  auf  bas  senauefte  lofaüfiert  tperben,  jeöer  alte  Reft  öer 
geliebten  3farftaSt  tpieber  £eben  un6  Beöeutung  $en)innt.  X?on 
öen  fpäteren  srSf cren  IDerfen  ftelle  ic^  „Hie o laus  Prugger" 
un6  „Die  ©locfen  von  St  2tlban"  obenan,  (ßiebt  6er 
erftere  eine  breite  Sdjilberung  öes  ^ofes,  bes  Künftlertreibens, 
Bürgertums  un6  £an6üoIfs  aus  6er  geit  ^er6inan6  ZlTarias, 
fo  bietet  6er  Kölnifc^  Homan  6ie  (ßefcf?ic^te  eines  üolfstribunen. 
IDelc^er  Reichtum  von  beujegten  ^amilienfsenen,  von  lebens= 
pollen  (ßeftalten  aller  2trt,  abrpedjfeln6  mit  n?un6erlic^en  (Origi- 
nalen,  tpeldjer  fünftlerifc^e  2tufbau  einer  meitangelegten  ^an6= 
lungl  ^ier  ift  ein  reidjer  Sdiadjt  aufgefdjloffen.  Die  ^iftorien 
6er  6eutfc^en  Sta6tret)olutionen  bieten  nodj  ungeljobene  Siiäi^e, 
foipo^l  für  6en  Homan,  als  für  6as  6eutfc^e  üolfet^eater  6er 
gufunft. 

IDie  innig  fidj  Cr  autmann  in  6ie  Vergangenheit  eingelebt, 
5eigt  pdj,  tpenn  er  felbft  mo6erne  Stoffe  in  alter  Conmeife  be^an6elt. 
So  ersäljlt  er  pon  „Sdftpant^alers  Reliquien",  als  tpenn 
6er  Künfller  por  6reiljun6ert  ^alivm  gelebt,  eine  tCranspofition 
nidjt  o^ne  ^umoriftifdje  XDeisljeit,  6enn  nur  6urdj  6ie  ^erne 
.  entfteljt  ^ier  6ie  IDirfung  6er  (ßröf e.  ZlTan  fann  6as  ^cdfi 
fold^er  optif^en  3Uwpo"  beflreiten,  aber  man  muf  noc^  einen 
an6ern  Umftan6  berücfjid)tigen»  IDie  6ie  mfin6lic^e  Cra6ition 
im  bayerifc^en  Polf,  im  (ßegenfa^  5U  6en  nor66eutfdjen  Stämmen, 
nic^t  ettpa  auf  6ie  fransöftfc^e  geit  06er  auf  6as  porige  3^^^' 
^un6ert  surücfge^t,  fon6ern  ^eute  nodj  6ireft  an  6en  6reifig= 
jährigen  Krieg  anfnüpft,  fo  audj  6ie  fü66eutfdje  Polfslitteratur, 
für  tpelc^e  6ie  Blüteperio6e  unferer  Klaffifer  feinen  befon6eren 
€influf  geübt  ^at*  Hur  unter  biefem  ®efid)tspunft  erfc^eint 
ein  IDerf  ipie  Crautmanns  „2lbenteuer,  £eben  un6 
tCo6  6es  Dr.  C^eo6ofius  tCa66äus  Donner"  perftdn6lic^. 
Diefes  n?un6erlidje  ®pus  fnüpft  in  ^orm  un6  Stoff  6ireft  tpie6er 
an  (ßrimmels^aufen  un6  llTofc^erofd)  an,  5U  6eren  geit» 
romanen  er  6iefelbe  Kontinuität  IjerfteUt,  mie  unfer  neuefter  Bau» 
ftil  5U  6em  6es  \7.  ^aiixlinnbcxts.  ^a,  idj  mödjte  fagen: 
P^ilan6er  pon  Sittetpal6s  üifionen  fm6  6as  unmittelbare 
Porbil6  5U  Crautmanns  H?erf  getpefen,  6as  gans  aufer^alb 
feiner  an6eren  5U  fte^en  fdjeint. 

tErautmann  befaf,  mie  alle  Homantifer,  eine  tiefe  2lb= 
neigung  gegen  6ie  mo6erne  IDelt  6er  lärmen6en  (ßrofftä6te,  6er 
(Eifenba^nen,  ZHafc^inen  un6  ^abrifen.  2tlles  6as  tpar  iljm 
ein  (ßreuel,  6em  er  oft  6ie  feltfamften  2tusbrüdje  ^umoriftifc^en 


von  3ultus  (ßroffe.  9 

^orns  mt6mete.  (ßletdjmo^l  befcelte  i^n  Me  unausrottbare 
Iteigung,  auc^  allen  Problemen  6er  ©egenipart  gegenüber  Stellung 
5U  neljmen  unö  jie  in  barocfen  p^antafteftücfen  5U  fpiegeln.  (Es 
einfriert  ein  l^alb  I)u^en6  foldjer  ungebrucften  rolunitnöfen  <£nU 
u^ürfe:  eine  2Tlünct)^aufeniaöe,  eineKomöMe  in  Konftantinopel,  ein 
buntfdjerfiges  l\leinfta6t==(Epos  zc.  —  IDerfe,  Me  tro^  6es  barodPften 
Juniors  bodf  frenibartige  Kuriofa  bleiben  meröen.  ^u  berfelben 
(ßruppe  nun  säf^It  jener  Cl?eo6ofius  Donner,  in  ujeldjcr 
,,neuöeutfdjen  göttlidjen  Komöbie"  er  ^öc^ft  ergö^Iidj,  mit  braftifdjer 
Komif  un6  toUften  (Einfallen,  We  Keinen  un6  grofen  IDiber^^ 
ipärtigfeiten  fcljiibert,  5ie  uns  öas  €^bm  5ur  ^öüe  madjen. 
Sd)a6e,  6af  6iefes  bisarr  originelle  IDerf  6oc^  nid^t  öie  ^zadi'- 
tung  gefunden  ^at,  6ie  es  perbient*  Heu  mar  es  auc^  öarin, 
öaf  es  6ie  Sittenfc^ilberung  6er  (Begenmart  mit  i^ren  grögten 
politifdjen  fragen,  allerbings  in  burlesfer  IDeife,  perban6. 
nichts  (geringeres  als  6ie  beutfclje  (Ein^eitsibee  ift  bas  Problem 
öiefer  Dantesfen  Staberltabe.  Sonderbar  genug ,  öaf  6iefelbe 
\S6^  erfdjien,  faft  gleidjseitig,  als  öie  6eutfd?e  ^rage  n)ie6er  ins 
Hollen  fam  unö  fic^  fec^s  3a^re  fpäter  ^errlidj  pollenbete. 

Undj  Crautmann  mibmete  6em  grofen  Siegesja^re  — 
fe^r  im  H)i6erfpruc^  5U  feinen  früljeren  2tfpirationen  —  einen 
San6  fangbarer  Cyrif  unter  5em  Citel  „2tftern  unö  Höfen". 
Se^r  im  (ßegenfa^,  fage  id},  5U  feinem  fonftigen  ^ü^len  un6 
Denfen,  vok  er  überhaupt  in  Heigung  unö  2tbneigung  pon  6en 
U)unöerlid)ften  XDiberfprüdjen  behaftet  voax,  (Er  pereinte  öie 
lei6enfc^aftlid)fte  Sc^n?ärmerei  für  religiöfe  ZltyP^'  ""*  mobern 
pefjtmiftifc^er  IDeltbetrad)tung,  6ie  an  feinen  ^ortfc^ritt  glaubt; 
auf  5er  anberen  Seite  6er  tollfte  ßumor,  6ie  fpru5eln5fte  ^afdjings» 
laune  eines  Kafperl,  6er  allen  Unbil6en  ein  Sc^nippdjen  fdjlägt 
un6  öaneben  6ie  menfc^enfein6lidjften  (Eigenheiten  eines  nerpöfen 
Son6erlings.  U)un6erlic^  por  allem  wav  feine  tiefe,  unüberu>in6» 
lic^e  2tbneigung  Por  allem  fpesififdj  Preufifc^en,  6as  i^m,  vok 
andi  fonft  mancf?em  illtbayer,  als  3nbegriff  aües  (ßemfitlofen, 
(Egoiftifc^en,  ja  aller  mo6erncn  Pergemaltigung  erfc^ien.  Deöuf* 
tionen  un6  Disfufftonen  wann  allseit  frudjtlos,  6enn  gegen 
foldje,  in  6er  3ws^n6  eingefogene  Vorurteile  n?ar  nic^t  5U 
fämpfen.    Hac^Ijer  nodj  ein  n?eiteres  hierüber. 

I)af  Cotenfdjä6el  un6  Knodjen,  audj  ZlTauerfteine  abge^^ 
broc^ener  Sta6tt^ore  feine  Sd)rän!e  sierten,  6af  er  am  liebften 
jtdj  nac^  Klofter  2ln6edjs,  ^oljenafdjau  06er  auf  6as  Sdjlof 
pon  Starnberg  flücf?tete,  um  pon  alter  geit  5U  träumen,  6a0  er 
fotpo^l  auf  6em  £an6e  als  mitten  in  6er  Sta6t  oft  mehrere 
entlegene  ^immer  mietete,  um  Hu^e  ju  ^aben,  6enn  fein  franf» 


\0  ^««3  Crautmann 

ifafi  feines  (ßeljör  fan6  ftc^  fdjon  geftSrt,  loenn  ftunbcnipeit  ein 
Schnitter  feine  Senfe  bengelte,  ober  loenn  int  IDinter  6ie  Sdjul» 
buben  ftd?  im  Schnee  tummelten  —  all  bas  fei  nur  ftüc^tig  ermahnt. 
3enes  fein  feines  (ße^ör  ift  mir  oft  ein  Problem  getDefen,  unö 
id)  ^abe  i^n  me^r  als  einmal  auf  öie  Probe  geftellt.  €r  per» 
modjte  mirflid)  im  belebteften  Saal  6es  englifd^en  Cafes  5U  per- 
fte^en,  tpas  an  stpansig  Schritt  entfernten  ttifc^en  gefprodjen 
tpurbe.  Unter  foldjen  Umftänöen  tpar  es  nidjt  5U  pertpunöern, 
baf  5ie  Cljür  feines  Stuöiersimmers  allseit  mit  einer  fufbiden 
Zrtatra^e  gepolftert  wax,  um  jeben  ftörenben  £aut  absu^alten* 
Unpergeflic^,  um  eine  anbere  Cigen^eit  5U  berühren,  ift  mir 
auclj  ein  Sommernac^mittag  geblieben,  als  tpir  5U  fünf  ober 
fec^s  5U  b^n  Ormen  bes  Jlngert^ors  famen,  bas  nun  aud) 
uerfc^tpunben  ift*  Pol!  3"^^^"P  umarmte  Crautmann  ben 
alten  Curm  als  feinen  perfönlidjen  Jreunb,  unb  mehrere  ber 
anberen  folgten  feinem  Seifpiel  (gegenüber  aber  an  offenen 
^enftern  \tanb  eine  Kaffeegefellfdjaft  pon  einem  Du^enb  Damen, 
bie  mit  Staunen  bem  unerhörten  Sdjaufpiel  folgten,  bis  jte 
i^ren  gefeierten  Stabtpoeten  erfannten  unb  mit  läc^elnbem  ©ruf 
perfc^tpanben. 

Crautmanns  Hinneigung  jur  Kirc^lidifcit  Ijai  ifjn  oft 
als  tenbensiöfen  üorfämpfer  erfc^einen  laffen,  unb  bod}  nidjt  mit 
Ked)t.  IDar  iljm  bie  Heligion  auc^  (ßemütsfac^e,  lag  i^m  nidjts 
ferner  als  Kampf;  pielmef^r  bienten  i^m  biefe  ^rben  nur  als 
poetifdje  ^ülfsmittel  unb  Stimmungstöne.  XDie  zireyerbeer  unb 
anbere  auc^  mo^l  C^oralmotipe  in  i^ren  (Dpern  pertperten,  fo 
ift  bas  religiöfe  (Element  in  Crautmanns  Romanen  aucft  nur 
obligate  Kirdjenmufif  —  audj  ujenn  er  5uu>eilen  Pon  ben  legten 
Dingen  me^r  als  ausgiebigen  (ßebraudj  madjte,  tpie  5.  B*  im 
Homan  „Hicolaus  Prugger",  tpo  er  in  ber  Sd^ilberung 
pon  Sterbefsenen ,  Ceidjenbegängnijfen  unb  firdjlidjen  ^eierlidj« 
Jetten  gerabesu  fdjipelgte*  Diefelbe  Heigung  peranlafte  i^n  ^ie 
unb  ba  5u  miffenfc^aftlic^en  ZlTonograpljien,  tpopon  idi  ^ier  nur 
feine  perbienftlidje  Sd)rift  über  bas  Den! mal  bes  ©rafen  p.  (ßleidjen 
unb  feiner  beiben  ;frauen  im  Dom  pon  (Erfurt  ermäljne.  (Eine 
(ßelegen^eitsfd)rift  Ijeiterfter  Jlrt  bagegen  wac  fein  „jrüljrer  um 
ben  Starnberger  See",  in  fc^alfljaftefter  IDeife  als  broUige  ;Hiftorie 
mit  einem  pljiliftröfen  nürnberger  eingef leibet,  ber  sur  Strafe 
pon  allen  ZlTerftPÜrbigfeiten  ^ören  muf . 

Bei  biefer  Dielfeitigfeit  unb  Dielfarbigfeit  feines  Schaffens 
fann  es  peripunberlic^  erfc^einen,  ipes^alb  feine  Schriften  por» 
5ugsipeife  boc^  nur  in  Bayern  gans  geipürbigt  ipurben  unb  fe^r 
grofe  Verbreitung  fanben»    Jtllerbings  mag  es  richtig  fein,  ba^ 


von  Julius  (Stoffe*  \\ 

geraöe  jene  Porliebe  für  firc^lidje  ^axbe  vok  für  ein^etmtfdje 
(Chronica,  mte  aud)  jene  ertoä^nte,  ftets  6urcljfc^tmmern6e 
2tbnet^un9  gegen  ianb  unb  £eute  Horböeutfdjlanbs  ein  t)aupU 
^inberms  getoefen,  mes^alb  tErautmanns  IDerfe,  tro^  %es 
poetifd)en  IDerts,  nic^t  andf  im  meiten  grofen  2tlI6eutfc^Ian5 
fo  befannt  un6  polfstümlic^  gerporben  jtn6,  mie  in  Bayern  unö 
allenfalls  am  Hinein»  Daf  fein  marmer  Patriotismus  ron 
feinem  ^ürftenf^aufe  ftets  ifodi  geehrt  marb,  6a0  er  bei  6en 
Königen  ZHay  IL,  CuötDig  IL  a?ie  auc^  beim  Prinsregenten 
persona  gratissima  mar,  braudjt  als  allgemein  befannt  faum  Ijer» 
porge^oben  5U  n^eröen.  Xladf  früheren  2tus5eid)nungen  (öurc^  öen 
griec^.  €rlöferor5en  tpie  5en  ZlTic^aelsorben)  überrafdjte  il^n  vov 
peben  ^aiivm  (188^  König  £u6tDig  IL  mit  öem  Citel  eines 
ßofrats,  tpie  am  pebsigften  (ßeburtstage  (t883)  6er  ZlTagiftrat 
Zitünc^ens  mit  einer  ehrenvollen,  fünftlerifclj  reicijen  2l6reffe. 

Perfönlidj  a>ar  Crautmann  eine  öen  ZlTüncIjenern  wol}l 
befannte  ^igur  pon  polfstümlidjer  Beliebtheit.  €r  befaf  ein 
gan5  befonberes,  angeborenes,  nidjt  allsu^äufiges  Calent,  jtc^ 
alleripärts  Jreunbe  5U  machen  unb  fie  6auern5  an  fic^  5U  feffeln, 
Pon  perfonen,  5ie  i^m  nä^er  ftanöen,  feien  aus  frül?eren  2<^ll^^n 
^r^r.  p.  Hettberg,  Prof.  p.  Pogelftein,  Kafpar  p.  ^ii"^' 
bufdj  unb  ^r.  p.  £5l?er  genannt.  IDer  aber  sä^lt  5ie  ^reunöe 
alle,  5ie  täglich  im  €af6  Dengler  um  iljn  gefd^art  fafen,  um 
feinem  IDort  5U  laufd^en.  Da  fe^e  id)  6ie  ^äupter  Pon  Pro= 
feffor  Sepp,  profeffor  Bolgiano,  6ie  ^ofräte  ^örfter  un6 
Crebert,  Dr.  Binber,  ^r.  pedjt,  2trdjiprat  primbs 
unb  5aljlreic^e  anbere.  Itidjt  blof  feine  litterarifc^en  üeröienfte, 
ipeit  me^r  feine  perfonlidjen  üorsüge  erflärten  jene  lOärme,  mit 
6er  iljm  alle  perbunben  u?aren.  Dag  er,  im  gansen  genommen, 
5em  ICreife  6er  fogenannten  Berufenen  ftd)  fern  ^ielt  06er  6od} 
nur  mit  einseinen  ^ü^lung  getpann,  lag  nidjt  etipa  an  einer 
^rontftellung  feinerfeits,  fon6ern  teils  in  6er  Perfdjie6en^eit  6es 
litterarifc^en  IDollcns,  teils  in  feinem  unserftörbaren  ZlTif trauen 
gegen  nor66eutfdje  2trt.  (ßleidju?oljl  wk  immer,  auc^  feinem 
ZlTif trauen,  6as  er  im  tiefften  lDin!el  feines  ^crsens  perbarg, 
geftattete  er  niemals  irgen6tpeld)en  (Einpuf  auf  feine  (ßered)tig= 
feitsliobe  un6  auf ere  Urbanität.  Hei61os  auf  glüdlic^e  Kollegen, 
tPoljlu>oüen6  gegen  je6e  ftreben6e  Kraft,  pon  ^erslic^er  XDärme 
un6  geu?innen6er  £eutfelig!eit  mit  JTtcnfdien  aller  Stan6e,  pon 
unu>an6elbarer  Creue  gegen  feine  ^reun6e,  6abei  ein  anregen6er 
(ßefellfd^aftcr  un6,  wenn  er  bei  £aune  tpar,  ein  ^ödjft  origineller 
3Tttpropifator  —  fo  u>ir6  er  tro^  mandjer  IDun6erlic^feiten  un6 
Iieben5tpür6iger  (ßrillen  allen  feinen  ^reun6en  als  eigenartiger 


^2  ifrön3  tErautmann  von  3uH»s  (ßroffe. 

Cljaraftcr  unpcrgcfitdj  bleiben.  Das  alte  ZlTunc^en  fanf  mit 
feinen  Ormen  unö  (ßräben,  ginnen  unö  XDa^rseic^cn  meljr  unb 
meljr  5aljin;  öie  neuen  Staötteile  mit  iljren  Pradjtbauten  toaren 
Crautmann  un^eimlic^;  nun  ift  auc^  er  als  ^crolö  von  2tlt« 
münc^en  baEjinsegansen.  3n  öen  legten  3^^^^^^  ^^^e  er  fidj 
in  Sc^mabing  eine  anmutige  Piüa  ern?orben,  wo  er  im  glücf» 
lidjften  ;familienleben  jidj  eines  förmigen  Cebensabenös  5U  er» 
freuen  ^offte,  befdjäftigt  mit  einer  ®efamtausgabe  feiner  IDerfe, 
öenen  er  nodj  sule^t  einen  jtnnigen  3anb  Cyrif  „^ell  unb 
Dun  fei"  ^insufügte.  2lber,  u>ie  es  in  öer  CEöba  ^eift:  „<£s 
wirb  vxd  5U  Cetö  gefpart,  was  5ur  ^reuöe  beftimmt  ipar,"  fo 
auc^  i^m.  Unb  6oc^  audj  nidjt;  b^nn  bei  unperfennbarem  Per« 
fall  feiner  Kräfte  ift  iljm  jahrelanges  Siedjtum  erfpart  geblieben. 
Sein  <£nbz  ift  fanft  unb  rafd}  geu>efen. 

IDenn  bie  Kaftanien  unb  £inben  im  ^ofgarten  mieber 
grünen,  ben  er  nodf  sule^t  in  einer  befonberen  Schrift  per^err» 
lidjt  ^at;  bann  n?irb  fein  Stuljl  im  Cafe  Dengler,  wo  er,  wk 
eru>ä^nt,  feit  langen  3aljren  alltaglidj  im  Kreis  ber  „Söfen 
jungen"  Stammgaft  wav,  leer  fein;  aber  fein  milbes  Bilb  tpirb 
in  (Erinnerung  Don  Caufenben  fortleben,  felbfl  als  ein  XDa^r» 
5eidjen  ber  alten  trauten  3farftabt,  bie  er  geliebt  unb  gefeiert 
i^at  tpie  fein  anberer. 


W\t  reprobu3iercn  ^wat  »orftel^enbes  €riiincrungsblatt  mit  gütiger 
(Erlaubnis  ber  Dcrlagsliaitblung  ber  „2lügemcinen  Leitung",  bringen  basfelbe 
jcbod?  mit  nid^t  iinnjefentlid^en  (Ermetterungen  unb  gufäfeen 
feite ns  bes  Perfaffers,  foba§  bas  €l|araftcrbilb  bes  t^eimgegangenen 
Did?ters  in  gegcnipärtigcr  (form  auf  erneutes  3ntere(fe  2litfprud?  l^aben  bürfte. 

D.  H. 


/^^ 


$(legitiiu^  StificrtinuiS,  bcr  tratet  tie^  bcutfcöen 

Von 

Ikarl  von  IRcinbarbstöttncr* 


-3nt  ^alfxz  \66S^  erfc^icn  ein  für  6ie  beutfc^e  fittcratur 
^oc^toidftiöcs  VOei^,  6er  ,,2tbenteuerltdje  Simpltciffimus"  5es 
Sdjultljeifen  5U  Hendjen,  3afob  C^rtftoffel  von  (ßrimmelsljaufen 
(geft.  6en  \7.  Jtuguft  \667)*  g^^^^^^e  2tuf lagen  unö  Had)- 
örude^  Seugen  6afür,mit  melc^em  3"*^r^ff^  ^^^  23udj  in  n>d^ 
teften  Kreifen  gelefen,  ja  perfdjiungen  mürbe;  un6  tpie  immer 
auc^  bas  äflljehfdje  (ßefam turteil  über  basfelbe  lauten  mag,  feine 
^o^fe  fultur^iftorifdje  Beöeutung  ift  nodj  niemals  rerfannt 
06er  unterfdjä^t  a>or6en.  ^eljlt  es  bodf  6er  (Ersä^lung  audj 
nic^t  an  einem  moralif djen  ^intergrun6el 

„Das  ßani^  madjt'',  tpie  (ßerpinus*  fagt,  „rortrefflidj 
anfdjaulic^,  mie  von  Hoheit  gleidjmeit  ift  5U  maljrer  (Einfalt 
un6  5U  magrer  Sdjelmerei ;  vok  ^ntvcxtialtniiie  bei6e5  tped)feln6 
in  6em  ZlTenfc^en  enttpideln,  un6  toie  ein  guter  Kern  ron  Hatur 
fic^  6ennodj  6urdjfc^Iägt."  (Eien?if  ein  unter  allen  llmftän6en 
beachtenswerter  Poru>urf  für  einen  €r5ä^Ier,  6Qppelt  bead)tens* 
a?ert,  menn  man  6en  Simplicifftmus  mit  Pilmar*  als  „eine 
6er  lebenspoüften  un6  ma^rften  Sd)il6erungen  6es  6eutfdjen 
Krieges,  wie  man  6enfelben  6amals  nannte,  un6  als  6ie  einsige 
poetifdje  (ßeflaltung  6esfelben"  anfe^en  un6  iljn  mit  Kober» 
ftein^  „6en  beften  aller  Homane,  6ie  a>ä^ren6  6es  ftebense^nten 
3aljrljun6erts  in  6eutfc^er  Spradje  gefdjrieben  u>or6en  fin6", 
„6ie  innerlidj  gefünbefte  pon  allen   größeren  Didjtungen    6iefes 


[^  iTegtbhis  2llberttnu$ 

Zeitraums''  Reifen  6arf,  un6  tpenn  er  nadj  8  obertags^  Urteil 
berjentge  Homan  6es  ftebenseljnten  3aljrljun6erts  ift,  „öer  es 
bei  tpeitem  am  meiften  reröient,  je^t  nod)  gelefen  5U  irerben/' 
Cro^  6es  büfleren  ^intergrunöes  ift  es  nadj  Cic^enöorff^  noc^ 
immer  „eine  £uft  if^m  susufetjen,  tote  er  öiefe  beftialifdje  XDelt 
^umoriftifd)  511  beipälti^cn  toeif."  (ßemif  nic^t  bas  le^te  Pep 
MenftI  Der  Simplictfftmus  Ijal  alle  (Eigenfdjaften  6er  fogenamiten 
pifarifc^en  ITerfe;  fo^ar  in  6er  ^orm  —  6er  Selbfler5äljlung.  ® 
XDorauf  berufen  nun  6iefe  ptfaresfen  Homane  un6  Sdjelmen^ 
ersä^Iungen  alle,  6eren  beJanntefte  in  (Europa  6er  (ßil  Blas 
6es  Cefage  9eu>or6en  ift?  3^^^  Dorbil6  ift  fpanif^er  2tbfunft 
Un6  tt>ie  gelangten  jte  nac^  Deutfd}lan6,  um  Ijier  nidjt  min6er 
beliebt  un6  Derbreitet  5U  tt)er6en,  als  an  öer  Stätte  il^rer  XDiege? 
3t?r  ^eimatsrec^t  in  6er  6eutfd}en  £itteratur  erioarben  pe  fidj 
in  ZlTündjen,  voo  etmas  meljr  als  ein  Ijalbes  3^^^^""^^^^ 
üor  iljrer  ^öd^ften  Entfaltung  im  Simpliciffimus  2tegi6ius 
2tlbertinus  fie  eingeführt  Ijatte,  6er  Sefretär  6es  nadjmaligcn 
Kurfürften  ilTajim'ilians  6es  (Erften  pon  Bayern,  6effen 
(Srimmels^aufen^  „als  erfaljrenen  ^el6l)errn  un6  meifen 
Kriegsfürften"  ge6enft. 

3Tn  3^^^^^  1^53  erfcljien  5U  Jlntioerpen  6as  „6eben  6es 
Sasarillo  6e  Cörmes",  ein  fpanifc^er  Koman  6es  berül^mten 
Don  Dieg-o  Qurta6o  6e  Znen6o5a^  (jl503— ^575.)  „Diefes 
Sud?  ^atte  {nadi  6er  Cljarafteriftif  6es  fpanifdjen  £itterarljiftorifers 
Carlos  2tribau^®)  in  feiner  2trt  !ein  Porbil6  un6  eröffnete 
mit  gutem  ^umor  begabten  ©eiftern  eine  neue,  Ijoc^ft  unterhalt» 
lidje  8a^n.  Die  (ßeleljrten  un6  Sdjriftfteller  Ratten  nidjt  rer^ 
mutet,  6a0  6ie  2lbenteuer  eines  unter  6er  ^efe  6es  Dolfes  gc» 
bornen  un6  ersogenen  ZlTenfdjen  3^t^^^ff^  erregen  06er  gar,  6af 
6ie  Ssenen  6es  Bettler^  un6  Paganteulebens  (ßegenftan6  ange« 
ne^mer  (Erholung  un6  aufmerJfamen  Stu6iums  tDer6en  fönnten/' 

Dies  gelang  6er  „novela  picaresca"  —  6em  Sd^elmenroman. 

Dem  Dorbil6e  6es  £a5arillo  folgte  6ie  einsige  be6euten6e 
Hadjaljmung  6es  fedjsse^nten  3^^^^^"^^^^^^  ^^^  „picaro 
<ßu5män  6e  2tlfaradje",  fotoie  am  Beginne  6es  ftebem 
5eljnten  3ö^^^wn6erts  {\620)  „6ie  pfcara  3 wfti na"  un6  6er 
„£a5arillo  pon  ZtTansanares"  6es  ^nan  Cortes  6eColofa.^^ 

Den  (ßusmän  6e  2Jlfaradje  nun  ^at  2tegi6ius 
2tlbertinus  im  3^^^^  \^\^  5^  ITTündjcn  6er  6eutfd}cn 
£itteratur  einperleibt.  Der  Perfaffer  6es  &nynin  6e  2tlfarac^e 
ift  ilTateo  2tleman*  Der  Homan  erfc^ien  5U  ina6ri6  im 
3a^re  \599,  6ie  ga^l  6er  lleu6rucfe  6esfelben  ift  5iemltdj 
beträchtlich;    wac   ja    feine    ganse    tEen6en5,    um    mit    Karl 


tjon  Karl  von  HetnFjarbfiÖttner.  ]^5 

Stalfv  $u  fprec^en",  „Mc  svntfc^e  Heaftion  gegen  6en  S^^^^S 
6er  Konreniens  un5  gegen  öie  Unfreiljeit  6es  £ebens."  Der 
(ßrunb,  marum  man  allfetttg  in  Spanien  un6  Deulfdjianö,  fotDie 
in  Jranfreic^  ju  biefer  Ceftüre  fo  freubig  griff,  lag  in  iljrer 
(Eigenart,  in  itjrem  5erben  Realismus.  ZlTan  fann  6en  innersten 
Kern  öiefer  feltfamen,  in  iljrer  ;Jorm  oft  abftofenben,  in  iljrem 
(ßeöanfengange  bodf  fo  intereffanten  Romane  nic^t  treffenber 
fdjilbern  als  es  (ßercinus  ^*  tljut/  ,,3"  ^^"  fpanifc^en  Schelmen« 
romanen,  jener  pon  Quepeöo  unb  ZTlenbosa  aufgebrad)ten 
unb  6ur^  6ie  Scarron  unb  £efage  ber  XDelt  befannter  ge^ 
tporbenen  ©attung  ber  Cebensbefdjreibungen  Don  £anbftreidjern 
unb  (ßejtnbel,  ift  bas  2tuf=  unb  2tbfteigen  ber  Stänbe  eigentlid) 
bie  Seele  unb  3^^^*  ^^  '^i^^  ^^^  Ritter  5um  Dieb,  ber  Dieb 
5um  Ritter;  ber  (Ebelmann  fommt  B^erab,  ber  Dagabunb  empor; 
ber  £anbftreidjer  fpielt  bm  Caballero,  ber  Caballero  ift  ein 
Canbftreic^er,  ber  eine  fjilft  fidj  mit  (ßefc^icflidjfeit  über  ben 
£ump  meg,  ber  anbere  bietet  bie  feine  auf,  bm  £ump  unb  bie 
£umpen  5U  rerbergen;  auf  einerlei  2trt  friften  beibe  itjr  Dafein. 
Die  gelben  biefer  Romane  finb,  gan5  im  ®egenfa^e  5U  bm 
irrenben  gelben  ber  Ritterromane,  in  bie  trocfenfte  IDirflidjfeit 
bes  £ebens  gefegt;  fte  geljen  in  bie  Schule  ber  Hot  unb  bitteren 
(Erfaljrung  unb  u^erben  nidjt  rvu  jene  Ritter  il^rer  Cugenb  megen 
rom  günftigen  (Binde  getragen,  fonbern  ron  iljrer  eigenen  Sdjel» 
merei  nodj  am  eE^eften,  wol}l  gar  bem  ©lüde  5um  Cro^e, 
geförbert.  2tus  bem  (Erhabenen  unb  IDunberbaren  in  ben  Ritter» 
romanen  ift  ^ier  alles  in  bas  (ßemeinfte  unb  Kleinfte  ^erabgerücft* 
Die  Porbilber  5U  biefen  Sdjelmen  ifabzn  mir  am  frü^eften  in 
Deutfdjlanb  gefunben  in  jenem  Pfaffen  2tmis  unb  bem,  tpas 
ftc^  i^m  im  teben  ober  £itteratur  anfd^lof.  Unter  bm  (ße« 
fdjidjten  biefer  2trt  marb  bie  pon  Peter  £eu  noc^  ^6^3  mieber 
gebrucft;  unb  um  biefelbe  geit  erhielten  mir  aus  ber  Jrembe 
eine  ganse  Reil^e  einfdjlägiger  IDerfe  überfe^t,  bie  bem  Simpli» 
cifftmus  porarbeiteten/' 

Das  ^erporragenbfte  unb  poüenbetfte  berfelben  bleibt  nac^ 
unb  mit  bem  £a5arillo  ber  <Su5män  be  2llf aradje  bes  ZHateo 
2tleman,  bie  ^aupturfac^e  ber  reicijen  (Erfolge,  meldje  ber 
Schelmenroman  tm  2tuslanbe  fanb*^*  VDax  er  bodj  nac^ 
Cicfnors^'^  XDorten  „bas  poUftänbigfte  (ßemälbe  berjenigen  2lb» 
teilung,  ber  es  angehört,  bas  in  ber  fpanifdjen  £itteratur  5U  finben 
ift''  unb  bes^alb  „mit  grofer  Begierbe  überall  gelefen."  ^^ 

3m  ©riginal  bes  IlTateo  Ztleman  finben  mir  alle  VHc- 
tipe,  meiere  feine  Hadjf olger  mit  mefjr  ober  minber  (ßefd^icf 
ausgebeutet   ^aben^     Da   fe^en   mir  bas  ZTTufterbilb  jenes  fpi^» 


1^6  ile^ibins  ^Iberttnn^ 

bflbtf^en  f>icaxos,  ein  2lu56rud,  pon  öem  £u6migtCiecf^'  mit 
He^t  fagt,  6af  i^n  ,,feine  anberc  Sprache  überfe^en  fann"; 
aber  fein  Buc^  be^anbelt  nic^t  nur  6en  Sdjelmen  ©usmän,  er 
liat  iljm  eigentlidj  6en  ©tel  „IDartturm  öcs  menfc^Iic^en  Cebens" 
(Atalaya  de  la  vida  humana)  gegeben,  was  iljn  5um  Dorlragc 
enWofer  Sittenlehren  un6  sum  €inpedjten  5ayreidjer  moralifc^er 
(ßefdjidjten  nidjt  nur  ermädjtigt,  Jonbern  geraöesu  aufforöert. 
So  laufen  neben  6en  lofen  Streichen  öes  „pfcaro"  öie  ernft= 
gemeinten  tEugenMeljren  ^er,  unö  6er  Derfaffer  fonnte  mo^I  6em 
£efer  in  feiner  Dorrebe  fagen,  6a|  er  „üieles  gelehrten  unb  ^eiligen 
Znännern  entnommen  ^abe"  ^®.  3nfon)eit  5iefe  ^eilfamen  Ce^ren  pdj 
nidjt  all5ufe^r  in  öen  Dorbergrunö  orangen,  lieft  fic^  öie  (ßefdjic^te, 
auc^  wo  Me  ZlToral  in  6iefelbe  eingreift,  leicht  unö  mit  Spannung. 

ZHateo  2tleman  ^at  fein  Buc^  nidjt  pollenbet,  obwohl 
er  6em  ^erfommen  6er  Seit  gemäf  ^^  eine  ^ortfe^ung  rerfpra^. 
^u  6iefer  fa^  jidj  6enn  ein  an6erer  geitgenoffe,  ein  angeblicher 
ZHateo  £ujän  6e  Sayape6ra  aus  Sepilla,  peranlaft,  un6 
fo  erfd)ien  im  3aljre  ^60^  5u  Brüffel  ein  smeiter  Ceil  6es 
Pfcaro  (ßusmän  6e  2llfarac^e,  6er  ie6oci^  fdjon  eine  aus 
3arago5a  ^602  6atierte  Drucfgene^migung  entljält  un6  pon  einer 
5U  üalencia  peranftalteten  2Jusgabe  fpric^t*^.  Unter  6iefem 
Cujän  6e  SaYape6ra,  über  6en  jidj  Zlleman  bitter  beflagt, 
birgt  fidj  nadj  allgemeiner  2tnna^me  6er  2t6pofat  Pon  Palencia 
3uan2nartf*^  2ludj  er  perfpridjt  am  Sdjluffe  einen  ujeiteren 
6ritten  Ceil,  woi^l  gleichfalls  o^ne  6ie  2tbficl)t,  einen  folc^en  je 
erfc^einen  5U  laffen.  2tn  6ie  Verbreitung  bes  JTtateo  2tleman 
^at  er  niemals  audj  nur  im  entfernteften  l?inreic^en  fönnen* 
Sein  an  gelehrten  Heminissensen  un6  et^ifc^  =^  moralifdjen  Tlb- 
fdjmeifungen  überreiches  Bud^  fiel  alsbal6  6er  Dergeffen^eit  an» 
^eim,  un6  6ie  bei6en  2tusgaben  6esfelben  f ollen  nac^  2tribaus** 
itngabe  $u  6en  Seltenheiten  säljlen. 

XDie  alle  europdifc^en  Kulturpölfer ,  fo  naljmen  aud)  6ie 
Deutfc^en  jene  pifaresJen  2lomanc  mit  ^reu6en  auf*  ZlTag  man 
nun  5n?ar  (Eiö6ef  es  2tnfic^t  beippid)ten,  6af  6iefe  frem6Iän6ifc^en 
(Erseugniffe,  eben  meil  jie  6em  nationalen  fpanifc^en  C^arafter 
treu  blieben  un6  i^re  ^erfunft  nie  pöllig  perleugneten,  nic^t  be« 
fonbers  ^odj  ansufdjiagen  jin6*^,  fo  gilt  6oc^  audj  6er  Blicf, 
bin  fie  auf  6ie  Kulturgefctfidjte  6er  ^ext  eröffnen,  6er  2tuf= 
fcfjluf ,  6en  fie  über  Sitte  un6  ©efd^macfsrid)tung  6er  gansen 
perio6e  erteilen,  fo  piel,  um  6ie  Befc^äftigung  mit  6enfelben 
un6  i^rem  (Eingreifen  in  6ie  Citteratur  5u  lohnen.  Iln6  bei  alle 
bem  ift  ja  itjre  Bebeutung  barin  5U  fudjen,  ba^  jte  bem  Simpli-- 
cifjtmus  unb   b^n  ftmplidanifc^en  Sdjriften  bm  IDeg  bafyxkn. 


öon  Karl  üon  ^etntiarbftcJttnet.  ](? 

Was  alfo  Spanten  auf  öiefem  t^m  ureigenen  (ßebiete  ^eroor» 
brachte,  erlebte  rafc^  Perbreitung  in  (Europa»  Tidft  ^aifv^  nac!j* 
6eni  5er  £a5arilIo  5e  Cörmes  erfdjienen  wax,  las  man  i^n 
bereits  {\56\)  in  fransöftfc^er  Spradje^*,  unö  im  3aljre  \6\7 
mürbe  eine  öeutfc^e  itusgabe  pon  Iticolaus  UIent?art,  „gan^ 
tremlic^"  überfe^t,  5U  Augsburg  peranftaltet  ^*. 

Die  „Pfcara  3^^^"^"^  ^i^  ^l^  0?erf  6es  Cisenjiaten 
Francisco  £ope5  6e  Ubeöa  im  3<^^^^  1^20  herausgegeben 
u)ur6e^^,  6eren  Derf affer  aber  6er  Somintfaner  2t n 6 res 
Peres  aus  £eon  ift,  fanö^alsbalb  (^626),  angeblidj  öurdj  X?er^ 
mittlung  6er  italienifc^en  Überfe^ung  6es  Baresso  Baressi^^ 
i^ren  6eutfc^en  Uberfe^er  un6  u>ar6  als  „6ie  £an6ftor^erin 
3uftina  Diebin  Picara  genan6t"  „jum  legten  aud)  in 
ünfer  Ijodjteufc^e  (I)  Spraac^  perfekt"  ^^.  3^,  6ie  Krone  6er 
fpanifc^en  Roman6id(tung ,  6er  unpergleidjlidje  Don  Quijote 
6es  (terpantes,  betrat  5U  Cöt^en  fd)on  im  !}aiixe  \62\  als 
6er  „tt>un6erfel^ame  2lbentljeu?er  Don  Kidjote  6e  la  2TIantfdja, 
5U  tteutfdj  3^"^^^  ^waxd^ladi^ns  auf  ^Iecfenlan6"  6ie  6eutf(ije 
Citteratur*^. 

Dor  allen  6iefen  Übertragungen  aus  6em  Spanifdjen  er= 
fc^ien  je6odj  jene  6es  (ßusmän  6e  2tlfaradje  6es  ZlTateo 
2tleman,  ^oba^  6er  formell  gelungenfte  Homan  6iefer  2trt  auclj 
Seitlidj  als  6er  erfte  in  DeutfdjIanJ)  auftritt;  fein  Bearbeiter 
ift  2tegi6ius  2tlbertinus,  feine  (ßeburtsftdtte  2Ttünc^en. 
Die  traurigen  üerljältniffe  6er  bayrifd^en  £an6e  Ijatten  ^ er 50g 
IDil^elm  V.  me^r  als  äufere  (ßrün6e*^  (159^)  peranlaft^ 
feinem  Soljne  6ie  Hegierungsgefdjäfte  5U  übertragen,  um  menige 
3aljre  fpäter  {\5^S)  üoUftän6ig  ab5u6anfen.  Die  fdjmeren  (Reiten 
6es  unfeligen  Krieges  Ratten  iljre  Dorboten  bereits  Dor  fidj  Ijer^ 
gefdjicft;  6ie  Zerrüttung  im  3^^"^^^"  mud)s,  un6  6ie  Sd^atten 
6es  fommen6en  Unglücfs  lagerten  bereits  über  6en  bayrifc^en 
£an6en. 

3n  6iefen  gett)itterf(^n?ülen  Cagen  —  im  3^^^^  \^\^  — 
faf  6er  ^ersoglidje  Sefretär,  6er  infolge  6es  (Einblicfes  in  6ic 
politifdje  Cage,  6en  i^m  feine  gefdjäftlidje  C^ätigfeit  am  J^ofe 
gemährte,  6ie  ftürmepolle  ^ufunft  n>o^I  aifnen  moijte,  in  feinem 
Qeim  na^e  6cm  heutigen  PoIi5eigebäu6e  unter  6cm  Sdju^e  6er 
mächtigen  ^rauentürme  un6  bereitete  6ie  2tu5gabe  feines  „<ßus  = 
man  6e  2tlfardje"  Dor,  6eren  IDi6mung  6as  Datum  „IHünc^cn 
6en  \.  ^annaxx]  ]^6^5"  trägt. 

IDer  ift  nun  6iefer  2tegi6ius  2tlbertinus,  6er  Deutfd}= 
Ian6  6en  erften  Sd)cImenroman  gefd)en!t  ifat  ?  IDir  miffen  u?enig 
pon   i^m.     Die  Summe   aller  ZTtitteilungen    entljicit  für  lange 

3al}tbiu^  far  mancf^ener  <5efc^.  II.  2 


1^6  ile^tbitts  Ülhexiinns 

bübtf^en  f>icaxos,  ein  Jlusbrucf,  von  b^m  CubmigtCtecf^^  mit 
Hcc^t  fagt,  öaf  iljn  ,,feine  anöere  Spradje  überfe^en  fann"; 
aber  fein  Buc^  be^anbelt  nic^t  nur  6en  Sdjelmen  (Bus man,  er 
^at  i^m  eigentlidj  6en  Citel  ,,lDartturm  6es  menfdjlidjen  £ebens" 
(Atalaya  de  la  vida  humana)  gegeben,  was  i^n  5um  Dortragc 
enMofer  Sittenlehren  unb  5um  (Einpedjten  5a^lreid)er  moralifc^er 
(ßefdjidjten  nid)t  nur  ermächtigt,  jonöern  gera6e5U  aufforbert. 
So  laufen  neben  6en  lofen  Streidjen  6es  „pfcaro"  6ie  ernft= 
gemeinten  tEugenöIe^ren  fjer,  unö  6er  üerfaffer  fonnte  woiil  öem 
£efer  in  feiner  Porreöe  fagen,  6a|  er  „pieles  geleljrten  unö  ^eiligen 
Znännern  entnommen  ^abe"  ^®»  3nfon)eit  5iefe  Ijeilfamen  Ce^ren  pdj 
nidjt  aÜ5ufe^r  in  6en  Dor6ergrun6  orangen,  lieft  fic^  6ie  ©efc^ic^te, 
auc^  wo  öie  ZHoral  in  öiefelbe  eingreift,  leidjt  un6  mit  Spannung. 

ZlTateo  2lleman  ^at  fein  Bnäj  nicijt  pollenbet,  obwohl 
er  6em  ^rfommen  6er  geit  gemäg^^  eine  ^ortfe^ung  perfprac^, 
3u  öiefer  falj  ftc^  6enn  ein  anberer  ^eitgenoffe,  ein  angeblidjer 
ZHateo  £ujän  öe  Sayareöra  aus  Sepilla,  reranlaft,  un6 
fo  erfc^ien  im  3a^re  ^60^  5U  Brüffel  ein  sn^eiter  Ceil  6es 
Pfcaro  (ßusmän  öe  2llfarac^e,  öer  je6oc^  fc^on  eine  aus 
3arago5a  ^602  datierte  Drucfgene^migung  enthält  un6  pon  einer 
5U  üalencia  peranftalteten  2tusgabe  fpric^t*^.  Unter  Mefem 
£ujän  6e  Sayapebra,  über  6en  fid)  2tleman  bitter  beflagt, 
birgt  jic^  nac^  allgemeiner  2tnna^me  6er  2t6pofat  pon  Dalencia 
3uan2nartf*^  2tuc^  er  perfpric^t  am  Sdjluffe  einen  n^eiteren  ^ 
6ritten  tEeil,  mo^l  gleichfalls  oljne  6ie  itbficljt,  einen  folc^en  je 
erfc^einen  5U  laffen.  Tin  6ie  Verbreitung  bes  ZTtateo  2lleman 
^at  er  niemals  aud)  nur  im  entfernteren  tjinreidjen  fönnen. 
Sein  an  geleljrten  Kemini55en5en  un6  etljifdj^moralifdjen  2tb= 
fc^tpeifungen  überreicijes  Budj  fiel  alsbalb  6er  Dergeffenljeit  an-- 
^eim,  un6  6ie  bei6en  jlusgaben  6esfelben  f ollen  nac^  2tribaus^^ 
itngabe  5U  6en  Seltenheiten  sä^len. 

IDie  alle  europäifdjen  Kulturpölf er ,  fo  naljmen  auc^  6ie 
Deutfc^en  jene  pifaresJen  Homane  mit  ^reu6en  auf*  JTtag  man 
nun  5u>ar  (ßö6ef  es  itnpdjt  beipflichten,  6af  6iefe  frem6län6ifd)en 
(Erseugniffe,  eben  u?eil  fie  6em  nationalen  fpanifdjen  Cljarafter 
treu  blieben  un6  iljre  ^erfunft  nie  Pöllig  perleugneten,  ntdjt  be» 
fon6ers  ^odj  ansufdjlagen  jtn6^^,  fo  gilt  6oc^  audj  6er  Blicf, 
6en  fie  auf  6ie  Kulturgefdjidjte  6er  ^e'xt  eröffnen,  6er  2tuf» 
fdjluf ,  6en  fte  über  Sitte  un6  ©efdjmacfsric^tung  6er  gansen 
perio6e  erteilen,  fo  piel,  um  6ie  Befc^äftigung  mit  6enfelben 
un6  i^rem  (Eingreifen  in  6ie  £itteratur  5U  loljnen.  Iln6  bei  alle 
6em  ift  ja  itjre  Bedeutung  6arin  5U  fuc^en,  6af  fie  6em  Simpli- 
ciffimus   un6   6en  ftmplicianifc^en  Sdjriften   6en  XDeg  baljnten. 


'dort  Karl  von  ÄcintjarbfiÖttnet.  ](? 

Was  alfo  S^pankn  auf  öiefem  i^m  ureigenen  ©ebiete  IjerDor» 
brachte,  erlebte  rafc^  Verbreitung  in  (Europa,  2tdjt  3a^re  nac^-- 
6ent  6er  Casarillo  6e  Cormes  erfc^ienen  tt>ar,  las  man  i^n 
bereits  {\5^\)  in  fransöftfdjer  Spradje^"^,  un6  im  3a{jre  \6\7 
ttjuröe  eine  öeutfdje  Jlusgabe  Don  Icicolaus  Ulenljart,  ,f(iar\ii 
tremlic^"  uberfe^t,  5U  Augsburg  oeranftaltet  ^*. 

Die  „Pfcara  ^n^txrxa",  6ie  als  IDerf  6es  £i5en5iaten 
Francisco  £ope5  6e  Ubeöa  im  3aljre  ^620  herausgegeben 
muröe^^,  öeren  Perf affer  aber  6er  Dominifaner  minores 
Peres  aus  £eon  ift,  fanö^alsbalö  {{626),  angeblidj  öurc^  Per^ 
mittlung  6er  italienifc^en  Überfe^ung  6es  Bare550  Bare55i^'', 
i^ren  öeutfc^en  Uberfe^er  unö  tt>ar6  als  „6ie  £an6ft5r^erin 
3uftina  Diebin  Picara  genanöt"  „5um  legten  audj  in 
pnfer  ^odjteufc^e  (1)  Spraac^  perfekt"  ^^  3^,  6ie  Krone  6er 
fpanifcfjen  Homan6id)tung ,  6er  unDergleidjItdje  Don  Quijote 
6es  (terDantes,  betrat  5U  Cötljen  fc^on  im  ^aijtc  \62\  als 
6er  „tt>un6erfel^ame  Jtbent^emer  Don  Kic^ote  6e  la  2Ttantfdja, 
ju  tteutfdj  3^^^^^  ^voaxd^adims  auf  ^Ie(fenlan6"  6ie  6eutfd)e 
Citteratur*^ 

Por  allen  6iefen  Übertragungen  aus  6em  Spanifdjen  er= 
fdjien  je6odj  jene  6es  ©U5män  6e  Ztlfaradje  6e$  ZTlateo 
itleman,  fo6af  6er  formeÖ  gelungenfte  Homan  6iefer  2trt  auc^ 
Seitlid/  als  6er  erfte  in  Deutfdjlan6  auftritt;  fein  Bearbeiter 
ift  2tegi6ius  itibertinus,  feine  ©eburtsftatte  2Ttündjen. 
Die  traurigen  Perljdltniffe  6er  bayrifd^en  £an6e  l^atten  ^er5og 
IDil^elm  V.  metjr  als  äufere  ©rün6e*''  (^59^)  peranlaft^ 
feinem  Sol^ne  6ie  Hegierungsgefdjäfte  5U  übertragen,  um  tt>entgc 
3a^re  fpater  (\598)  DoIIftän6ig  ab5u6anfen.  Die  fc^meren  Reiten 
6es  unfeligen  Krieges  Ratten  il?re  Porboten  bereits  Dor  fidj  ljer== 
gefcIji(Jt;  6ie  Zerrüttung  im  3"Tteren  mudjs,  un6  6ie  Sd)atten 
6es  fommen6en  Unglücfs  lagerten  bereits  über  6en  bayrifdjen 
£an6en. 

3n  6iefen  gett>itterfdju?ülen  ^agen  —  im  3^^^^^  \^\^  — 
faf  6er  ^er5ogIidje  Sefretär,  6er  infolge  6es  (£inbli(jes  in  6ic 
politifdje  Sage,  6en  il?m  feine  gefdjäftlidje  Ctyatigfeit  am  ^ofe 
gemätjrte,  6ie  ftürmeDoUe  ^ufunft  woiil  al^nen  moijte,  in  feinem 
^eim  natye  6cm  heutigen  PoIi5eigebau6e  unter  6cm  Sdju^e  6er 
mächtigen  ^rauentürme  un6  bereitete  6ie  itusgabe  feines  „©us  = 
man  6e  Ulfardje"  Dor,  6eren  lDi6mung  6as  Datum  „ZITündjcn 
6en  \.  ^annavxi  \6\5"  trägt. 

IDcr  ift  nun  6icfer  2tegi6ius  2tlbertinu5,  6er  Deutfd}^ 
Ian6  6cn  erften  Sdjclmenroman  gefdjenft  l^at?  EDtr  miffen  roenig 
pon   i^m.     Die  Summe  aller  Zllitteilungen    enthielt  für  lange 

3al}cbn(^  f Ar  Xn&nc^ener  <Sefc^.  II.  2 


\S  ilegtbtus  2l(beritnu$ 

<5ett  nur  fein  uns  erhaltenes  Btlö*),  bas  ZlTeifter  CucasKiltan'^ 
im  3^^^^  ^^30  5eftod)en  IjatU,  un6  bas  6ie  3nfd)rift  trägt: 
„Egidivs  Albertinvs:  Daventriensis,  Ser:^»"  Dvcvm  Bavariae 
Secretarivs.  Natvs  A.°  1560.  Mortvvs.  9.  Martij.  A.°  1620." 
Hodjus  ^rei^err  pon  Ciliencron,  6em  bas  Peröicnft  ge^^ 
bu^rt,  5uerft  tt>ie6er  6en  Zleuörucf  eines  IDerfes  6es  itiberttnus 
Deranftaltet  5U  Ijah^n^^,  Ifat  in  öemfelben  biefen  Stidj  reproöujiert. 

Icidjt  alle  dlteren  (Snyfilopabkn  enthalten  6en  Hamen 
6es  Jtibertinus»  IDir  oermiffen  i^n  5.  B*  bei  Bayle,  3oIj. 
^ranc.  Buöbeus*^  Brucfer**  un6  aud)  bei  Spateren,  mie 
bei  ^inauer'^  C^riftop^  ©ottlieb  3öd)er*^'  u)ei0  nur, 
6a§  er  ,,im  Jtnfange  6es  fieb5el?nten  Seculi"  lebte,  ujä^renb  fein 
(Svqanyv  3<>^*  C^rift.  2t6elung*',  geftü^t  auf  Kilians 
Bilö,  bereits  6ie  ^auptbaten  feines  Eebens  anfül^rt  un6  eine 
grofe  Keilte  feiner  Schriften  aufjäljlt.  Huf  i{jm  berufen  natür^ 
lic^  6ie  eingaben  Kobolts^^,  meldje  ^inmieöerum  (ß.  JTl. 
©anöers^ofer'^  DerDoIIftdnbigte,  fott>ie  6ie  2TtitteiIungen  von 
®.  £.  B.  lüolff*«.  lüolffs  eingaben  über  Jtlbertinus 
^aben  o^ne  gmeifel  6en  itrtifel  im  Jtlmanac^  Don®ber== 
ijffel  (\838)*^  peranlaft,  öeffen  "Kenntnis  idj  einer  mir  6urdj 
6en  Bürgermeifter  von  Deoenter,  ^errn  Baron  XD.  tf* 
^.  van  ^eemftra,  oerfdjafften  Jtbfdjrift  6esfelben  peröanfe, 
u>ofür  id)  öemfelben  befonbers  oerpfiicfjtet  bin»  Derfelbe  enthält 
5u>ar  feine  neuen  Daten,  tt>ot|I  aber  ein  treffenöes  (ßefamturteil 
über  unfern  Sdjriftfteller  un6  6ie  Überfe^ung  jenes  Stücfes  aus 
6em  „^irenfd)Ieifer"  {{6\8)  (De  Breinwetsteen)  —  Angerona  — 
6as  IDoIff  als  Probe  feinem  itrtifel  beigab*  Pielleidjt,  06er 
ma^rfc^einlidj,  ift  6ies  6as  einsige  Stüd  6es  Hie6erlan6ers,  6as 
in  feine  ZlTutterfpradje  übertragen  U)ur6e. 

IPeitere  ^inujeife  auf  Jllbertinus  perbanfen  tpir  ^or= 
mayrs  „Slafc^enbudj"*^  ([856.  \857),  tt>o  jtc^  einige  Proben 
aus  6er  „^aufpolicey"  öiefes  „beften  Profaiften  im  legten  Vkr- 
teil  6es  XVI.  un6  im  Beginne  6es  XVII.  3a^^^un6erts''  finben. 
Dies  Urteil  6ectt  fidj  mit  jenem  IDadjIers^^,  6em$ufolge 
2tl bertin  US  „einer  6er  befferen  Profaiften,  aber  mit  6en  nun 
faft  allgemeinen  ^e^Iern  6es  2tus6ru(fs  behaftet"  ift. 

£iIiencrons  Ztrtifel  in  6er  „2tllgemeinen  Scutfc^en  Bio- 
graphie"** un6  6ie  Einleitung  5U  6er  2tusgabe  pon  „Cucifers 
Seelengejai6t''^*  en6lidj  befdjäftigten  ftdj  jule^t  einge^en6er  mit 


*)(Etn  Bilbnts  bcs  2Iegtbius  2Ilberttnus  finbet  ft^  aud?  auf  Karl 
von  ptlotys  Koloffalbilb  im  Hatl^aufc  iju  IHünc^en,  barftellenb  „bic  (Se^ 
fdjid^te  ber  Siabt  IHünd^crt".    (Die  fünfte  bcr  oberften  Figuren  Unfcr  £Jaiib!) 


t>0n  Karl  von  'Äeluiiaxb^oitnet  \^ 

2tegt6tus  itibertinus;  sunäc^ft  in  frtttfdjcr  IDetfe  mit  feinen 
Scfjriften. 

IDä^renö  Me  Nouvelle  Biographie  Generale  *^  i^n  toeni^ftens 
nennt,  fe^It  fein  Harne  in  bat  Biographie  Universelle*^,  un6 
andf  bas  ^rofe  nieberlänMfdje  „B\oq,va\>lix^djc  IDörterbuc^"*® 
ffi^rt„6en  Hamen  feines  Canbsmannes  nidjt  auf» 

Über  Me  ^amilienper^ältniffe  öes  itibertinus  laft  ftdj 
faum  me^r  Beftimmtes  feftflellen.  Den  freunMidjen  Htitteilungep 
6es  %rrn  Barons  Dan  ^eemftra  perbanfe  idj  ferner  6ie 
Hoti5,  6af  Caufbüc^er  von  \560  in  Seoenter  nidjt  mel?r  Dor^ 
^anben  fm6.  Über  feinen  Hamen  permulet  6er  genannte  ^err, 
5af  er  u>a^rfdjeinlic^  urfprüngüdj  (ßilles  Jtiberts,  6.  l}, 
©illes,  2tlberts  So^n,  ^ief.  Über  6en  (Srof Dater  liegen  feine 
Vermutungen  por;  öes  Paters  Hame  märe  bann  2tlbert  ge« 
tDefen*^ 

Die  (ßrün6e  6er  Jtustoanöerung  u>a^rfc^einlidj  6er  gansen 
Familie  fudjt  Baron  pan  ^eemftra^®  in  6er  gemaltfamen 
©nfü^rung  6er  Seformation  5U  Depenter,  im  ^ebruar  \579, 
6ie  fogar  Sie  Jtusfibung  6es  fat^olifdjen  ©ottes6ienftes  unmög» 
lic^  machte  ^^  Diefelbe  2tn(tdjt  pertritt  6er  2trtifel  im  „2tlmanadj 
pon  ©berijffel"^^  So  ^atZtegi6ius  2tlber.tinus  frü^eo6er 
6odj  noc^  als  3ö^sK»S  Deutfc^Ian6  betreten,  tt>as  i^n  5ur  ge» 
nauen  SdjiI6erung  6esfelben  in  feinem  ©usman  peranlaffen 
modjte^'^  pielleidjt  jtc^  auc^  in  ZHünft^r,  6effen  er  fpesiell  ge» 
6enft**,  fürjere  06er  längere  ^üt  aufgehalten,  bis  er  nac^tpeis^ 
lic^  im  3a^re  \593  in  Hlünc^en  erfc^eint*  Hac^  6en  ^of« 
5a^Iamtsred)nungen  trat  er  am  \^.  ^ebruar  \5^5  als  Qoffan5lift 
in  6ie  Dienfte  6es  bayrifc^en  4er5ogs  IDil^elm  V.  mit  einem 
©efamtge^alte  pon  ^un6ert  (Sul6en^*,  fedjsig  (ßuI6en  £iefergeI6 
un6  pier5ig  (Bulben  BefoI6ung^^. 

Hodj  im  ^nnx  6esfelben  3a^res  per^etratete  ftc^  6er  6rei= 
un66reifigjd^rige  UTann,  mobei  i^m  6er  Qer5og  ein  (ßefc^enf 
pon  fflnfse^n  (ßuI6en  pere^rte*^,  6as  erbetene  XDilbbvd  je6oc^ 
ni^t  getpa^rte^^ 

Seine  ^rau,  Hlaria,  muf  aus  gutem  ^aufe  geu>efen  fein; 
6enn  iljr  Bru6er  tpar  2tbt  6es  Klofters  Qo^enaltac^.  3^m 
— :  6em  (£l?npir6igen  in  ©ott  pn6  (£6Ien  ^errn  /  ^errn  (Etjri^ 
ftoptjoro  /  2tbbte  6e^  Clofters  ^o^enaltac^  /  IHeinem  gne6igen 
^errn  pn6  Sdjtpager  —  ipi6met  er  unterm  {S.  ®f tober  H598 
„^wcx  fc^one  Cractätl"  (Contemptus  vitae  aulicae  un6  De 
conviviis  et  compotationibus.)  (1599»     Heu6ru(f  \60^.) 

Uixdi  begann  er  alsbaI6  mit  feiner  nadjipeisbaren  Hie6er^ 
laffung  in  lUündjen  feine  fdjriftfteUertfdje  C^dligfeit,  6ertn  fein 


20  ilegibius  2IIberttnu5 

Budj  „Def  3rrcn6enHittersHait,  Der  lüelt  (gitelfeit  vnb 
6en  iX)eq^  ju  6cr  etDigen  Seltgfeit  begreiffeu6"  —  eine  Bearbeitung 
6e$  Chevalier  Errant  0577)  öes  3e^an  6e  Cart^eny  —  tft 
im  3aljre  \59^  bei  216 am  Berg  in  JlTündjen  erfdjienen'^^ 

ITlit  genanntem  ©efjalteunbin  6er  Stellung  eines  Qoffansliften*'® 
treffen  mir  illbertinus  bis  5um  3^^^^  \d^6.  Don  6a  — 
\6»  Xtlavi  —  an  tt>ir6  er  als  Qofratsfefretär  porgetragen  un6 
fein  (Behalt  auf  5tt)ei^un6ert  (ßuI6en  Der6oppeIt^^  3^  ^^ 
^er5ogs  ZlTay  Dienfte  übergetreten,  erljalt  er  unterm  22.  TXlävi  H597 
eine  ©ratififation  von  fed)5ig  (ßul6en^*. 

Jtibertinus  ^at  feine  geit  Peigig  ausgenu^t.  Heben  feiner 
Dielfad)en  amtlid)en  Cf?atigfeit,  oon  melc^er  saljlreidje  ilften 
5eugen^*,  Dertt)en6ete  er  6ie  je6enfalls  fnappe  iTTugejeit  litterarifdjer 
2trbeit,  un6  wenn  ifjm  6er  l^ersog  am  25.  ^ebruar  \600  für 
einige  Craftate  6ie  Summe  Don  fedjjig  ©uI6en^-*  5utr>en6en 
Ia§t,  fo  Ijatte  211  bertin us  bereits  eine  ftattüdje  Jlnsaljl  folc^er 
IDerfdjen,  junädjft  6es  fpanifdjen Bifdjofs  ©ueoara  ,,Contemptus 
vitae  aulicae  et  Laus  Ruris"  (\d^S\  6esfelben  ;,(ßüI6ene  Sen6t= 
fd)reiben"  (^598.  \599),  „Der  dürften  Dn6  potentaten  Sterbfunft" 
(1599),  6ie  „^ürftli^e  IDecfuBjr  pnn6  £uftgarten"  (1599),  „Den 
geiftlidjen  Spiegel"  (^599),  „Der  ©eiftlid^  IDcttlauffer"  (1599), 
Dielleid^t  au^  fdjon  einige  feiner  im  3^^^^  1^00  erfc^ienenen 
Schriften''*,  feinem  ßerrn  porlegen  fönnen* 

(£in  Dofument^^  oom  \2.  2lpril  \60{  be3eidjnet  2tegi6ius 
2t  I  bertin  US  als  BiblicJt^efar  6es  ^ersogs,  als  tt)elcfjer  er  aud? 
in  einem  an6ern  2tfte  Dom  3^.  TXläv^  \60^  u.  ö.  erfdjeint*^''. 
Cange  por  6iefer  ^exi  {\60\)  muf  er  6ie  Stelle  nidjt  beflei6et 
l^aben;  6enn  ein  2lft  aus  6emfelben  3^^^^^  beridjtet,  6af  er  fein 
2tmt  als  Sefretär  6es  fürftli^en  Defenfionsrates  nie6erlegen 
mu§te,  „6amit  er  6er  Bibliotljef  6effto  ftetter  abmarten  ffjön6e", 
un6  6ie  iljm  infolge  6apon  entfallenen  fedj5ig  (ßuI6en  3^^^^^= 
geI6  tDer6en  i^m  erfe^t^^.  ^ebcn^aüs  wav  es  eine  2lnerfennung 
Ses  litterarifdjen  Strebens  un6  6er  rDiffenfdfaftlidjen  Befdijigung 
6es  ZHannes,  6af  er  5um  Ceiter  6er  fc^on  6amals  ^od)berüf?mten 
Bibliot^ef,  6eren  (ßrun6Iage  2tlbert  V.  fo  freigebig  un6  gefc^icft 
gelegt  l}atk,  ernannt  tt>ur6e.  Seiner  C^ätigfeit  als  Bibliotl^efar 
ift  nirgen6,  tt>e6er  oon  Steigenberger  noc^  pon  ^ar6t®^, 
(£rtpä^nung  gefdjel^en,  moljl  aber  beridjtet  Ulbertinus  in  6er 
Dorre6e  5um  6rittentCeiI  6er  „(ßüI6enen  Sen6tfc^reiben"  (\599), 
6af  er  perfc^i^6ene  Sd)riften  6es  ©uepara  nod)  in  6er  BibliO' 
tl^ef  6es  ^er5ogs  Utayimilian  fan6,  un6  6ies  lägt  pielleid^t  6arauf 
fdjiiefen,  6a|  6iefelbe  fd^on  6amals  feiner  Pertpaltung  anpertraut 
o6er^  i^m  6oc^  leidjt  5ugänglidj  tt>ar. 


con  Karl  pon  Heintjarbftöttncr.  2\ 

Das  ^alfv  \60\  brachte  Jllbertinus  6ie  eben  bemerfte 
ipetlere  (gr^S^ung  feines  bisljerigen  toirMtdjen  ©e^altes  pon 
5tDetl?un6ert'®  auf  5tt>et^un6ertfec^5t9  (ßuI6en^\  5U  6er  ftc^  feit 
Sem  ^alfvc  {602  eine  aüjd^rlidje  Kleibersulage  üon  fteben  ©ulöen 
6reigi9  l{reu5ern'^  gefeilte,  u>eldje  itibertinus  (mie  6ie  übrigen 
ITlitglteöer  6et  Qoffan5lei)  bis  5U  feinem  Cebensenbe  pünftltc^ 
ausbe5a^It  befam.  Bisher  fc^eint  er  ein  „Kleiö"  alljätyrlicfj  pon 
6er  Sd[jnei6erei  erljalten  5U  Ijaben^*.  —  Urfun6en  6es  3a^res  \602 
laffen  uns  einen  Blicf  t^un  in  6as  ^ausltdje  £eben  unferes 
S(^riftfteüers.  Die  Eifte  feiner  IDerfe  u)äd)ft  mit  6iefem  3aljre 
5U  acfjt5e^n  Hummern  an;  er  ijat  fo  Diel  errungen,  um  ftc^  ein 
^aus  an  6er  Sd)äfflerftra§e'^  an5ufaufen;  aber  er  Ijat  auc^ 
reichen  'Kin6erfegen,  un6  fo  bittet  er  6en  ^ersog  angeftdjts  feiner 
„pielljaben6en  l{tn6er"  um  einen  gna6igen  Beitrag  5ur  Jtbsa^Iung 
feines  ^aufes^*. 

Der  ^er5og  perfügt,  6af  i^m  6rei^un6ert  ©uI6en  aus  6en 
einge^en6en  StrafgeI6ern  ausbesa^It  u)er6en.  Dod)  fdjeint  ent^ 
tt?e6er  6ie  Summe  nidjt  gereicht  06er  6ie  (ßna6e  6es  ^er5ogs 
5U  tpeiteren  ©efudjen  eingela6en  5U  Ijaben;  6enn  unterm 
2^.  2TTär5  {60^  bittet  Jtibertinus  um  fernere  5tpei^un6ert 
(ßuI6en  für  fein  ^aus^®,  un6  5ipar  6iesmal  6^n  Pater  lDiI  = 
Ijelm  V.  Der  ^er5og  beipilligte  i^m  nur  6ie  ^älfte,  ^un6ert 
©uI6en,  Pon  einem  fünftigen  StrafgeI6e'',  6oc^  5eigt  aud^  6iefe 
Unterflü^ung,  tpie  piel  6amals  für  6en  ein^eimifdjen  Sdjriftfteller 
gefdjafj,  rpenn  man  be6enft>  6af  in  6erfelben  ^^xi  6er  berühmte 
iTIat^ematifer  Kepler  für  ein  „pere^rtes"  Buc^  —  tt>o^I  6ie 
Epistola  de  solis  deliquio  mense  octobris  1605.  Pragae  1605  — 
pom  ^ersog  fünfse^n  ©uI6en  erhielt '^ 

Das  in  6iefem  Briefe  an  ^^rjog  IDil^elm  V.  genannte 
„Budj  Pom  Seidj  (ßottes  nebft  6er  fpanifd)en  Perfion"  fc^eint 
fein  IDerf  6es  itibertinus  5U  fein;  audj  6ie  fjier  ermähnte 
£ebensgefd)idjte  6es  t}L  ^ranjisfus  u>ur6e  nidjt  unternommen, 
tt?enigftens  ift  nidjts  6apon  befannt. 

3nfoIge  einer  (Dr6onan5  pou  Sc^Iof  Sc^maben  Pom 
^.  2tuguft  \605  Ijaik  Jtibertinus  mit  einem  ^ransisfaner» 
pater  in  Sadjen  6es  lüofters  2tnger  nad)  Hom  5U  reifen,  un6 
6ie  Kammer  tt>ur6e  angeujiefen,  itjm  6ie  „g^^^ung"  5U5ufteIIen''^. 
Über  6ie  ^ö^e  6erfelben  ^abe  idj  in  6en  Elften  6es  fgl  Kreis» 
ardjips  nidjts  fin6en  fönnen.  ^ornpadjer  in  Jlugsburg,  6er 
t^dtige  2tgent  6es  £^erjogs,  ertjielt  Befehl,  IDedjfel  auf  Hom 
ansurpeifen^®. 

3n6effen  fdjeint  2tlbertinus  ftets  auf  6ie  (Er^ö^ung  feines 
©e^alts  be6adjt   06er  6odj  5U  Schritten,   6iefelbe  Ijerbeisufüljren, 


22  ^legtbius  2IIbertinus 

gestpungcn  gcipefcn  5U  fein.  3"  ^^^^^^  Eingabe  pom  30.  Jtuguft  \606 
ftcUcn  Sie  „  unter t^äniöften  ^ofCammerPraftbent  un6  H^äte" 
6em  Qer5og  üor,  6ie  (Einfunfte  6es  2llbertinus  5U  crljö^en. 
Sie  befürtDorten  bas  ©efudj,  6a  er  ,,bei  feinem  Dienft  fein 
fdjulbigen  vnb  ernbftgen  pleif  gebraucht",  „vnb  in  anfeljung  er 
mit  riln  flainen  Kinöern  belaben"  fei^^  3^r  Porfdjiag  ge^t 
baifxn,  i^m  6ie  bisher  getpal^rten  fedj5ig  ©uI5en  un6  rier5ig 
©uI6en  als  Bibliotljefar  un6  Hat  5U  geben,  ^ür  6en  ^aü  Ser 
Hidjtgetoa^rung  feiner  Bitte  betparb  ^c^  Jtiberttnus  um  6ie 
Sentfdjreiberftelle  in  Straubing  ®^  n?as  er  woljl  fdjon  länger  im 
Sinne  trug,  tt>ie  6ie  IDiömung  feiner  „^aufpoHcev"  (\602)  an 
6en  irtagiftrat  Straubing  oermuten  läf  t.  2lllein  laut  (Entfdjlief  ung 
pom  \2.  September  \606  ging  6er  ^erjog  6arauf  nidjt  ein. 
Die  (ßrün6e  6er  2lbtt?etfung  fin6  unbefannt,  6a  6as  ^olio,  auf 
6em  6iefelben  in  6en  ^offammerfefftonsprotofoUen  tpaljrfdjeinlicl} 
ftun6en,  6ort  Iei6er  feljlt^^. 

Haf(^  befonnen  erfan6  ftdj  Jtibertinus  eine  an6ere  finan» 
5ieIIe  Quelle.  (£r  6adjte  nun  6aran,  felbft  feine^^ IDerf e  5U  per« 
legen,  un6  eru^artete  fi^  befon6er5  pon  einer  Öberfe^ung  6es 
Theatrum  mysticum  6e5  ^ranciscus  6e  ^errera 
gtof en  ©eujinn.  Der  ^er5og  follte  i^m  5U  6iefem  gujecfe  ettpa 
5a?eiljun6ert  ©uI6en  Pon  6em  einge^en6en  Strafgel6e  06er  ein 
Darlehen  Pon  6rei^un6ert  (ßuI6en  Pon  6em  o^ne^in  in  6er  fürft= 
liefen  Kaffe  feiern6en  ©eI6e  ge«)ä^ren®^ 

Um  fic^er  5U  geljen,  legte  er  auc^  nodj  ein  (ßutadjten  6er 
©efellfdjaft  3^f^  ^^^^  ^i^5  neue  U)erf  bei®^  Jtllein  6as  ße- 
fudj  fan6  fein  ©eijör.  Unterm  8.  3^"war  H607  beridjteten  6ie 
^offammerräte  an  6en  Qer5og,  6er  ©efudjfteÖer  fei  ab5Utt)eifen, 
6a  i^m  „bereit  etlidje  gna6en  nadj  Pnn6  nac^  befi^e^en,  Vnnb 
3me  6ifes  «^ertflj  bannodf  nit  ein  geringes  eintragen  u>ür6et"^^ 
Um  iljn  nidjt  gänslidj  5U  entmutigen,  fdjlugen  fte  je6od)  vootil- 
u>olIen6  por,  „^iinu  Sann  pon  einem  einge^en6ten  ftraffgelt 
ain^un6ert  guI6en  auf  fon6erbaren  ©na6en  beujilligen"  5U  ujollen. 
itllein  6er  ^er5og  wks  am  \6.  3^"war  ^607  audj  6iefe  Gabe 
ab^\  was  i^m  „mün6Iidj"  je6o(^  „mit  glimpfen"  an5U5eigen 
befohlen  tt>ur6e®^  itibertinus  ^atte  pon  6iefem  ITerfe,  wk  er 
fd)reibt,  bereits  „einen  guten  C^eil  pertiert",  6er  6em  Pater 
®eorg  Sebretelius  porlag.  So  erfdjeint  es  feltfam,  6a§  er  6as 
Buc^  nidjt  peröffentlic^te,  obujo^l  6asfelbe  nac^  6es  paters  Urteil 
u>eniger  populär  tt>ar. 

Bis  5um  3^^^^  \^08  treffen  u>ir  2llbertinus  im  regel» 
mäßigen  Besuge  feines  SoI6es  pon  5«)ei^un6ertfedj5ig  ©uI6en, 
u>oju  6as  „KIei6ergeI6"  fam®^     Tim  2\.  2tpril  6es  genannten 


von  Karl  von  Heinljarbjiöttner.  23 

3a^res  toenbct  er  fxdi  mit  einem  Bittgefudje  an  ben  Qer5og, 
feinen  ©e^alt  um  üiersig  (Bulben  ju  erljo^en®®,  un6  öiefer 
IDunfd?,  6er  einer  6ringen6en  Hotlage  entfprungen  5U  fein  fc^eint, 
u>ur6e  i^m  geujä^rt^^,  fo6af  er  bis  5U  feinem  Cebensenbe  ein^ 
fc^Iteflidj  6er  l{Iei6erseI6er  6rei^un6ert  fteben  (ßuI6en  6reifig 
Kreuser  be^oi^^^. 

Das  eben  genannte  Bittgefudj  pom  2tpril  \60S  ift  6as  le^te 
Dor^an6ene  Sc^riftftüd  im  Perfonalaft  6es  2tegi6ius  2tlber* 
tinus,  obttjo^l  er  nodj  faft  ^wölf  ^aifte  t^dtig  tt>ar. 

Daf  6ie  (Sunft  feines  ^erjogs,  6te  i^m  in  fo  reichem  ZlXafe 
5U  teil  «)ur6e,  erfaltete ;  ift  fdjmerlic^  ansuneljmen.  €r  tDir6 
wolfl  nodj  fo  mandjen  Beitrag  von  fälligen  Strafgel6ern  erhalten 
^aben;  6enn  6ie  Be^arrlidjfeit  im  Bitten  Ratten  jene  £eute  mit 
6em  c^ananaifdjen  IDeibe  im  (Epangelium  gemein,  un6  Bayerns 
^erjog  ertpies  fidj  überaus  ^u16po1I;  5u6em  mar  jaitlbertinus 
ein  ernfter  Kampe  6er  Gegenreformation.  3"^^f^"  liefern  me6er 
6ie  ^offammerfefftonsprotofoUe  noc^  6ie  ^ofsa^lamtsredjnungen 
einen  Belegt®,   un6  6er  Tltt  enthalt  feine  u>eiteren  Sofumente. 

Seit  6em  3a^re  \6\3  (nidjt  erft  \6\8)  5ei(^net  ftdj  2tegi» 
6ius  itlbertinus  audj  als  Qof»  un6  geiftlidjer  H.atsfefretdr 
—  fo  in  6er  pom  25.  (Df tober  \6\5  6atierten  „Historia  Pom 
Prfprung  .  .  ♦  6er  Ke^ereyen"  Üö^^),  ferner  in  6er  pom 
20.  ^ebruar  \6\6  6atierten  „pottill",  in  „£^rifti  Seelen- 
gejai6t"  (\6\8)  —  eine  Citulatur,  tpeldje  ftc^  nie  in  6en  Qofsa^l- 
amtsre^nungen  un6  audj  in  einigen  fpdteren  IPerfen  ipie6er 
ni(^t  me^r  fin6et^^  Sein  le^tes  in  llTünc^en  bei  Hicolaus 
^enricus  erfdjienenes  Budf  ^^Heu^es  5Uuor  pner^ortes  £lofter^ 
pn6  ^of leben",  nac^  6em  Spirituale  monasteriolum  6es  2t6rian 
6e  IDitte  (geft.  \558)  gefertigt,   trägt    6ie  3a^res5a^l  \6\S^K 

2Xm  9.  Znär5  \620  ftarb  er  5U  ZlTündjen;  6as  Datum  ent» 
nehmen  ipir  feinem  oben  befprodjenen  Bil6e,  6as  (Ereignis  felbft 
6em  lafonifc^en  (Eintrag  in  6ie  ^ofsafjlamtsrec^nungen^®. 

Seit  6em  6.  ZTopember  [6 {5  befan6  ftc^  am  ^ofe  ein 
weiterer  ^offan5lift  3^^^^"  2tlbertinus^^,  6er  mit  einem 
3a^resge^alte  pon  ^un6ert  ©ul6en  un6  6em  üblic^m  Klei6er= 
gel6  angeftellt  ipar^^  ZHit  6em  tEo6e  6es  2{egi6ius  perläft 
aud^  3<>^<^nn  6en  ^of,  um  als  Sefcetär  in  ^uggerfdje  Dienfte 
5U  treten^^  2Hogli:^,  6af  6iefer  3^^^""  ^i"  So^n  6e5 
2tegi6ius  mar,  ipenn  an5uneljmen  ift,  6a§  er  (als  erftgeborner 
6es  Satsfefretärs)  mit  neunse^n  Jaifun  in  6ie  Qoffan5lei  ein  = 
trat.  3"^^ff^"  ^^^^"  ^^  ^^^  ^i"  X?era>an6ter  06er  Bru6er  6es 
2tegi6iu5  gemefen  fein;  6enn  Pon  6er  ^amilie  lebten  moljl 
mehrere  in    ZTTündjen.     So   berichten   6ie  2tften    6er  SiabV^^, 


2^  2lecjibtMS  ^(bertinus 

6ag  Jte^iMus  im  2^^!^^  1^99  fö^  feinen  Bru6er  ^einrtdj, 
6er  ©ol6fd)mte6meifter  toerben  un6  eines  JTTeifters  (IDil^elni 
Stmö^aniers)  IDtttDe  heiraten  ipollte,  mit  6en  Ijiefiaen  ©oI6» 
fdjmieben  einen  längeren  Streit  führte,  bis  6iefer  jum  2Tteifterftucf 
5ugelaffen  u)ur6e. 

itegiöius  itiberttnus  ^interlief  eine  IDittpe,  6ie  (\620) 
toegen  Pormun6=  unö  (grbfdjaftsangelegen^eitcn  meljrfadj  mit 
6er  Sta6t  ju  tljun  ^atte^^^  un6  am  7.  ilu^uft  \62\  iijv  ^aus 
um  3050  ©ul6en  Dcrfaufte^^*. 

Da  6ie  Cotcnbüdjer  6er  ^rauenpfarrei  nidjt  t>or^an6en  ftn6^^-'^ 
un6  Df.  3*.  ^»  IDolf  s  Had^tDeife  erft  bei  6em  3^^^^  \^^^ 
beginnen*^*,  ift  es  fdju)er,  ja  Pteüeidjt  unmöglidj,  tpettere  Per- 
fonalien  über  6as  £jaus  6e5  Hie6erlän6ers  feft5uftellen. 

.IDenn  audj  6ie  5aljlreidje  ^amilie  6es  Jllbevtinus  itjn, 
toie  es  fdjeint,  nidjt  5U  redjtem  IDo^Iftan6e  gelangen  lief,  fo 
muf  6odj  anerfannt  tDer6en,  6af  für  itjn  genugfam  geforgt 
mur6e.  Sein  ©e^alt  war  für  jene  ^cxUn,  un6  toenn  man  bei 
PrantI  5.  B.  6ie  BefoI6ung  6er  3Ttgolftä6ter  Profefforen  üer=^ 
gleidjt*®*,  nidjt  gering.  Die  fürftlid)en  Untcrftü^ungen,  6eren 
tt>ir  ja  nur  einige  fennen,  griffen  i^m  pielfadj  un6  nadjljaltig 
unter  6ie  2lrme,  un6  auc^  6ie  Sta6t  ZlTündjen  perfaumte  es 
nid)t,  für  JJlbertinus  6as  3^^^$^  5^  t^^"«  ^^^  ^^  "^^ 
3al?re  \d^S  „6en  (£6Ien  /  Peften  /  (grnueften  /  (grfamen  U)oI» 
tt)eifen  Dn6  fürftc^tigen  Herrn  /  Burgermeifter  pnn6  2?iatlj  6er 
^ürfll:  Qaubtftatt  2Ttünd)en"  6en  erften  Ceti  feiner  „(ßuI6enc 
5en6tfd)reiben  lDeilan6t  6es  ^od)tt)ür6igen  Dnn6  IDoIgebornen 
t^crrn  Antonij  de  Gueuara"  mit  einem  jierlidjen  £obfpruc^  auf 
JTlündjen^^^  ipi6mete,  erijielt  er  „für  6as  transferiert  fen6fdjreibcn 
bud)"  6ie  anfeljnlidje  Summe  von  fedjjig  C^alern*^''.  Iln6 
6a,  ipie  6ie  Porre6e  5um  5tt>etten  Cetle  (8.  September  ^598) 
fagt,  6ie  Pater  6er  Sta6-t  gegen  feine  Perfon  i^re  „magnificentz 
Dnn6  liberalitet  im  IDerdP  erujifen",  ipi6mete  er  iljnen  auc^ 
6iefen  un6  erhielt  6ie  Summe  oon  üiersig  tEtyalern^^^;  en6Itc^ 
für  6en  6ritten  „fdjönften  un6  legten"  Ceil,  6en  er  mit  einem 
lateinifd^en  Cobfpruc^  Civitati  Monacensi  begleitetet^'**,  nodjmal 
piersig  ©ulöen^^^ 

äud)  fonft  fin6en  wxv  in  6en  HatsprotofoIIen  un6  Sta6t= 
fammerred^nungen  Jtibertinus  öfter  mit  Sdjanfungen  be6a(^t; 
fo  ertjielt  er  für  je6en  tEeil  6er  2lb^an6lung  „de  monte  Calvariae" 
je  5tt>an5ig  C^aler  pere^rt^^^ 

Htdjt  min6er  tt>en6ete  ftdj  illbertinus  an  an6ere  Sta6t« 
gemein6en.  3^  3^^^^  \^^\  voxbmde  er  „Der  Kriegfleut  IDecf^ 
u^r"  (unterm  \6.  ^ebruar)  6em  „Bürgermeiftern,  Sta6tpPegern 


von  Karl  t>on  Hcinf^arbpottner.  25 

nnb  HatV  öer  Stabi  itugsburg  toegen  „6cr  fotib^rbaren  guten 
nadjbarfdjafft  vnnb  correspondentz ,  fo  jtc^  5tDtfdjen  6er  fflrftl. 
Surd}!.  ^er^og  Maximiliane  in  Bayern  y  vnb  €.  ^errl.  (ßnaöen 
unnö  ©unften  erhält''.  Die  StaMgemeinbe  pere^rte  i^m  6afür 
fünfsig  (ßulöen^^^.  Diefe  XHitletlung  peröanfe  idj  6er  Hebens* 
tt)ür6igen  ©efalltgfeit  6e$  ^errn  itrdjioars  Dr.  2t6.  Buff. 

Die  im  foIgen6en  3a^re  erfijienene  „^aufpolicey"  ift  6em 
Bfirgermeifter  un6  ^a\  6er  Sta6t  Straubing  gemiSmet,  menigftens 
i^re  erftc«  pier  Gleite;  6er  Heft  (5.  6.  7)  ift  an  6en  2tbt  von 
nie6ern  Jtltadj  geridjtet.  Pielleidjt  tDur6e  er  ^ier  nidjt  berürf (tdjtigt. 
3cfj  fonnte  tyierüber  nidjts  erfahren,  6a  meine  Bitte  an  bas 
6ortige  Sta6tardjiü  um  6iesbe5üglicfje  gefällige  ZlTitteilung  un* 
beantu)ortet  blieb» 

Zllbertinxis,  6effen  Sittenftrenge  un6  as5etifdje  ©eiftes» 
ridjtung  —  man  ermäge  5.  B.  feine  perfc^ie6enen  jiuferungen 
über  6en  Can5^*^  —  gett>if  ie6er  ^eucijelei  ferne  voat,  befan6 
ftdj  am  ^ofe  5U  ZlTändjen  ftdjer  ganj  woijl  lUan  6arf  es 
nid^t  als  Ijöfifdje  lDoI}l6ienerei  auslegen,  wenn  er  in  6er  Por» 
re6e  5U  feinen  „5u>ei  tCractätl"  (\599)  erfldrt,  6ie  Über» 
fe^ung  pon  (ßueparas  IDerf  pon  6er  Peradjtung  6es  Qoflebens 
^abe  er  tro^  6es  Reiften  ^nijalUs  in  ITlünc^en  n>o^l  n>agen 
6ürfen,  tt>etl  (wk  feine  XDorte  lauten)  „ic^  absque  vUa  assentatione 
pn6  mit  gutem  ©emiffen  fagen  pnn6  6art^un  fan  /  6af  /  (als 
pil  id)  an  an6ern  Kayfer  /  Kön  :  pn6  ^ürftlii^en  I^öfen  in  6er 
Cljriften^eit  u?argenommen  pn6  felbft  practisiert  ^ab)  6ifer  pnfer 
Bavrifdj  £)of  /  Pon  u)egen  6ern  6arinn  für  ge^en6en  pn6  ange» 
ftellten  guten  or6nung  /  eingesogenfjeit  /  administrirung  6er  Justici 
pn6  fonften  /  6ermafen  befc^afen  ift  /  6af  er  billidj  pnter  6er 
Sa^l  6er  pnor6enlid)en  £jöfe  nidjt  begriffen  /  nodf  geredjnet 
iper6en  foU." 

Iln6  audj  6as  Bil6,  6as  er  pon  Zllayimilian  I.  entwirft, 
ftimmt  5U  6en  übrigen.  (Er  fdtjrt  nämlidj  ujeiter:  „Darüber 
ftdj  6ann  nieman6t  ju  uertt)un6ern  /  6ann  (u?ie  6as  gemaine 
Spric^ttjort  lautet)  ujie  6er  ^err  ift  /  fo  ift  6er  Kned^t.  inennigflid) 
ttJaift  /  ol?ne  u)eitleuftige  erinnerung  /  wk  pil  l?öd}ftge6ac^ter 
^cr^og  Zriaytmilian  befd)affen  /  mit  tpas  für  animi  &  corporis 
dotibus  er  begabt  /  n>ie  gelert  /  jtnnreidj  /  mefftg  /  nüdjtern  /  einge» 
sogen  /  gottf fördjtig  /  milt  /  geredjt  /  eifferig  pn[6]  forgfältig  er 
fidj  bif  6ato  pnn6  feyt^ero  fein  ^ürft:  Durc^l:  ftdj  an  ftat 
6ero  ^errn  Patters  /  6er  Can6f fürftlic^en  regierung  angemaft  /^ 
erseigt  /  pn6  in  einem  pn[6]  an6erm  perijalten.  2llfo  /  6af  feine 
^ürftl:  Durdjl:  vera[m]  effigiem  auitae  &  paternae  virtutis 
reprefentiren^*'^." 


26  2(egtbtus  2IIbertttius 

mit  ganser  Seele  Ifat  er  [xdi  audj  in  6ie  (ßefdjidjte  feinet 
neuen  ^eimat  ^ineingelebt,  un6  u?ie  fe^r  er  iljr  Slu6ium  p^e^te, 
Seigt  unter  anberm  6ie  Porreöe  feines  6em  2lbt  uon  Cegernfee 
gemiömelen  „Mons  Calvariae"  (H600),  6ie  ein^  8an5e  (ße*= 
fc^idjte  6es  Stiftes  enthalt.  ©etDif,,  ift  andi  feiner  Verbreitung 
geograpljifdjer  Kenntniffe  burcfj  Uberfe^ung  6er  2tUgemeinen 
^iftorifcfjenH)eItbefcfjreibung6es  3oI?annes  Boterus (geft.  \60S) 
5U  gebenfen,  eines  6em  ^ofrat  ^rei^errn  von  Preyfing  getDiö« 
meten  Folianten,  6er  5tpeimal  nadi  einan6er  {\6\\,  \^\2)  auf* 
gelegt  U)ur6e. 

Staunenstt>ert  ift  6ie  litter arifdje  tE^ätigfeit  6es  2tlber* 
tinus,  U)enn  man  feine  meift  über6icfen  Bücher  un6  oft  rei^t 
grogen  Folianten  betradjtet,  an  6enen  über6ies  nodj  gegen  feinen 
IDiUen  gefürst  tDor6en  5U  fein  fc^eint*^^.  Sie  bleibt  es  auc^ 
6ann  noc^,  tpenn  man  gleidjrDO^I  in  (£rn>ägung  5ieljt,  6af  6ie 
ZlTe^rsa^I  feiner  IDerfe  freie  Öberfe^ung  o6er  me^r  o6er  min6er 
gefi^idte  Kompilation  ift.  Sein  ^auptporbiI6  ift  6er  ^ransis» 
f  anerpater  2tntonio6e©uepara,  6er  ^ofpre6iger  6es  Kaifers 
Karls  6es  fünften,  6er  im  3^^^^  \^^^  3^  £a6i|  ftarb.  3^m 
per6anft  er  eine  Ilteiige  üon  „Craftaten''  („fc^öne  Cractätl"), 
foipie  6ie  umfangreichen  „(ßüI6ene  Sen6tfd)reiben",  eine  Hei^e 
6amals  muftergiltiger  Briefe,  tt>elc^e  6er  au^  pon  an6eren  oft 
benähte  un6  überfe^te^^^  ©uepara  bei  perfd^ie6enen  (gelegen* 
tjeiten  an  perfdjiebene  Perfonen  abfaf te»  Überhaupt  ^ält  er  ftc^ 
5umeift  an  fpanifd)e  itutoren,  vok  an  6en  Dominifaner  Antonio 
de  Avila,  6en  ZHinoriten  Francisco  de  Ossuna,  6en  2Ttatfje» 
matifer  Pedro  de  Medina,  Pedro  Malon,  Ludovico  de  Malvenda, 
Alfonso  de  Horosco  (geft.  \d^[),  Joan  de  la  Cerda,  Laurentius 
de  Zamora  u.  a.,  feltener  an  ^ransofen,  u>ie  Jehan  de  Cartheny, 
FlorimondRemond(geft.  \ 602),  Louis  Pierre  de  Besse  (geft.  \63^), 
o6er  3t<ili^ii^t:,  xvk  Augustinus  Vivus,  Antonius  Gallonius  u.  a. 
Tind}  aus  6em  £ateinifdjen  Ijat  er  überfe^t,  un6  felbft  jene  IDerfe, 
6eren  Perfaffer  nidjt  genannt  a>er6en;  füljrt  er  als  „5ufammen 
colligirt"  (vok  „6er  IDelt  tCl?urnierpIa^"  \6\%  „C^tifti  pnfers 
^errn  Königreidj"  \6\8)  ober  „5ufammen  getragen"  (tpie  „£uci» 
fers  Königreidj"  u.  ö.)  ein. 

^aben  n>ir  nun  audj  in  6en  gefamten  Si^riften,  meldje 
2t  I  bertin  US  „in  pnfer  ^o^es  Ceutfdj  perfekt"  (poftill  \6\6) 
o6er  audj  nur  gefammelt  ^at,  feine  originellen  IDerfe  5u  fudfen, 
fo  fönnen  mir  6oc^  6enfelben  einen  ^o^en  IDert  beilegen.  (Ein» 
mal  ift  mit  polier  Beredjtigung  6arauf  Ijingemiefen  vooxb^n^^'^, 
6a0  2tIbertinus5U  einer  geit  Seutfdj  fd^rieb,  tpo  unfere  tUutter» 
fpradje,   noc^  immer  i^on  6er  lateinifd^en  n>eit  überflfigelt,   6en 


von  Karl  von  Ketn!^arbpöttner.  27 

Kampf  um  tljr  Dafein  führte,  un6  6af  er  beim  ©ebraudjc  6er 
5eulfd)en  Sprache  fidj  an  6ie  9e6ie$enften  PorbiI6er  öerfelbert; 
fo  nadi  ©ööefes  UrtetP^»  an  3afob  ^tfc^art,  Ijtelt.  Daf 
en6It(^  feine  IDerfe  tnsgefamt  pon  Ijo^er  Bebeutung  für  6ie 
Kultur»  unö  Sittengefdjti^te  6es  öeutfc^en  Polfes  fm6, 
Ijaben  auc^  jene  nidjt  geleugnet,  Me  feine  litterarifc^e  Stellung 
tt>eniger  Ijerporragenb  fanben^^^,  fomie  i^m  von  allen  Seiten 
5ugeftan6en  tt>ur6e,  6af  er  ein  mit  allen  Gabtn  6es  (Seiftes 
ausgeftatteter  Denfer  unö  ge«)an6ter  Sc^rtftfteller  ift^^^.  Selten 
freiließ  Ijat  ftdj  Jtlbertinus  üon  ben  IDorten  un6  (ßeöanfen 
feiner  fremölänbifdjen  Porbilber  entfernt;  um  fo  intereffanter 
aber  geftaltet  fidj  feine  £eftüre  ba,  voo  er  u>trflic^  Ijeimifdje 
Per^ältniffe  an  6ie  Stelle  6er  ausldnMf^en  fe^t,  un6  6arum  ftn6 
6iefelben,  u>te  5»  B.  feine  Jtuslaffungen  über  C^eater,  IDirts* 
l?äufer,  ^auslidjes  Eeben,  oon  I^o^em  3ntereffe  für  6ie  6eutfdje 
l{ulturgefd)idjte  un6  6ie  Perijältniffe  in  Bayern. 

XDu  fjodi  feine  Sd)riften  gefc^a^t  tt>ur6en,  be5eugen  am 
beften  6te  unerlaubten  tiadibvudc  un6  2tu55Üge,  6ie  von  ben- 
felben  peranftaltet  wnvbcn  un6  6en  „Burger  pnn6  Buc^6rucler 
5U  ZTlünd^en"  2l6am  Berg  peranlaften,  ftdj  Pon  Kaifer 
Hu 60 If  II.  ein  Pripileg  gegen  unerlaubten  Hadj6rucl  „pn6 
(Erfraft  mad^en"  erteilen  5U  laffen^^^  (Eine  foldje  mar  woljl 
auoj  6ie  (^605)  in  Pier  Spradjen  ^ergeftellte  5tt>eite  2lusgabe  6es 
„Contemptus  vitae  aulicae"  6e$  Guevara,  6eren  6eutf^e  Öber= 
tragung  Sie  etmas  erweiterte  6e5  211  bertin us  ift^**. 

Die  tt>eite  Verbreitung  6er  IDerfe  6es  itlberttnus  ^atte 
i^ren  porne^mlidjften  (ßrun6  in  i^rer  assetifdjen  un6  gegen  6ie 
(ßlaubensreformation  eifern6en  Cen6en5.  Pon  feinem  „(ßeiftlidjen 
IDettlauffer"  (^599,  6em  Stadium  cursoris  christiani  6es  Bra= 
banter  Üuguftiners  Antonius  Hulstius)  fagt  er  in  6er  Porre6c 
5U  feinem  „Croft  6er  armen  pn6  IDarnung  6er  Heidjen"  (\602), 
er  fei  ,,allbereit  6ermaffen  abgegangen,  6af  fdjier  nirgents  fein 
(Eyemplar  me^r  5U  fin6en"  fei;  5ur  Per6eutfdjung  6er  Schrift 
6es  Petrus  Beffäus  (Louis  Pierre  de  Besse,  geft.  \639  5U  Paris) 
„Pon  6em  U)un6erbarlidjen,  ^errlidjen  pnb  fürtreffli^en  Panfet 
(\6\8)"  fdjritt  er,  meil  6es  Parifer  ^ofpre6igers  „per6eutfc^te 
pre6igen  („poftiU'V  \6\6)  allbereit  trefflii^  tt>o^l  abgegangen" 
tparen,  u>ie  6ie  Porre6e  fagt. 

^reilidj  fonnte,  ungead^tet  aller  Berüljmt^eit  5U  feinen  £eb* 
Seiten,  neun  Desennien  fpdter  6er  Herausgeber  feines  poft^umen 
IDerfes^*  fagen,  6er  „gefrafftge  geitlDurm"  Ijabe  6ies  Buc^  „6er» 
geftalten  arrodirt,  pn6  abgenu^et,  6af  6effenHaljmenpnn6Befan6ts 
fdjafft  bey  je^igem  IDelt^Eauff  fdjier  gleidjfam  perlofc^en"  fei. 


28  2le9ibtus  2llberttniis 

Cro^  aller  Jtnerfennung  tlagi  jc6oc^  fdjon  Jtlberttnus 
Diel  über  „Hei6^alf ",  „ITTifgönner",  „Zolles"  u.  bo^l,  ux\b  jebes 
feiner  IDerfc  u?i6niet  er,  in  bei6e  ^e^Ier  perfallenö,  irelc^e  Cer» 
Dantes  in  feiner  IDiömung  6er  „ZTlufternoDeUen"  an  6en  ©rafen 
Don  Cemos,  Don  Pebro  ^ernan6e5  6e  (Eaftro,  geifelt,  I^ol^en 
un6  madfttgen  ßerren,  StaMDeriDaltungen ,  (ßetftlic^en ,  llbten 
un6  jibtifftnnen  (ipte  „6a5^^tDun6erbarIi(^e  €eben  6ef  tf.  Hicolai 
Don  Colentin"  [[6\\]  6er  jibtifftn  Don  Piebadj),  ja  felbft  dürften 
un6  J^egenten.  Seine  ftete  Sorge  tft  es,  vok  er  in  feinem  „HetDes 
Clofler^  Dn6  Qof leben"  (\6\S)  ftc^  aus6rücft,  „ipas  idj  6ocfj  für 
einen  Patronum  6ar5u  ertpöljlen  mSdjte",  un6  ftets  fin6et  er 
einen  paffen6en»  (Er  tüagt  ftdj  an  6en  ^er5og  XDil^elm  „als 
Seulen  6er  cat^olifdjen  Heligion"  mit  „Def  3^^^^"^^,n  Hitters 
Haig"  (159^);  an  6en  €r5^er5og  ^  er  6  in  an  6  Don  (Dfterreii^, 
ID05U  iljn  „6ie  fo  gar  naije  D'ertDanMnuf  /  freun6fdjafft  /  fon6er= 
bare  neygung  /  lieb  Dertretplic^feit"  ermuntert,  6ie  5tDifdjen  Bayern 
un6  (Dfterreid)  fjerrfdjt,  (Spiegel  eines  C^riftlidjen  dürften,  \60^); 
6en  „lDeibIid)en  £uftgarten"  eignet  er  6er  Qerjogin  (Elifabet^ 
Don  Bayern  (\605)  5U,  6ie  „allen  an6ern  U)eibsbil6ern  Dn6 
^catDen  /  als  ein  Exemplar  un6  Spiegel  6er  Cugen6en  Dnn6 
l)oIfommenl?eit"  DorIeud)tet.  Pon  an6eren  XDiömungen  tpar 
an  an6erer  Stelle  6ie  Se6e.  <£x  be6urfte  aber  audj  mädjtiger 
„Patrone";  6enn  „6ie  ftumpfirungen  Dn[6]  Kalmeiferey  6er 
gifftige[n]  fle6ermäu|",  6ie  er  fdjon  in  6er  Xt)i6mung  5um 
„ttriumplj  Pber  6ie  ITelt"  {\60\)  ertDäf^nt,  fc^einen  ftdj  be^ 
6enflidj  gegen  ifjn  erhoben  5U  l^aben.  3n  6er  X?orre6e  5um 
„geitfür^er"  (H603)  6räcft  er  ft^  fdjon  6eutlidjer  über  6ie= 
felben  aus.  „I)ife  <ßueuarifct)e  quaestiones",  I?ei§t  es  6a,  „ifab 
idj  gleidjojol  allberait  Dor  6rey  3aren  /  aug  jrem  Qifpanifdjefn] 
idiomate  Dn6  Heymen  /  in  6ie  teutfdje  Sprach  Dertt)en6t  /  6af 
aber  mit  publicir :  Dn6  l^inauf fertigung  6es  Crucfs  big  ^ato 
l^inter^alten  tt>or6en  /  ift  fein  an6ere  Drfadj  /  als  u>eil  nemlic^ 
fte  ftdj  Dor  6en  Aristarchis  /  bey  6enen  fdjier  nieman6t  ftdjer 
ift  /  nodj  redjt  t^un  fan  /  5U  erfdjeinen  nit  tDenig  forc^teten: 
n?ie  6ann  eben  6ife  Aristarchi  bey  mir  6annodj  fo  Dil  Der= 
mögt  traben,  6af  /  ob  fc^on  6er  Citel  6ifes  Bud)s  /  längft  5Uuor 
6em  oJfne[n]  Catalogo  6er  3ärli(^  aufge^en6en  büdjer/  einuer» 
leibt  tt>or6en  /  idj  6odj  6ie  U)ir(Jlidje  publicierung  ujolte  einge* 
ftelt  ^aben," 

Hodj  me^r  auf ert  er  ftdj  in  6er  IDi6mung  feines  „Hortus 
sacer"  (\605):  „ZTTir  5tDeiffelt  gleidjtDol  nit,  6af  fein  £eutlj 
mängel  U)er6en  /  fo  tt>i6er  6ife  meine  Dnauffe^li^e  extraordinaria 
exercitia  Dn6   übung   6e5   Dertirens  /  murren    Dn6   6ie   Hafen 


t)on  Karl  von  Seinfjarbjiöttner.  2^ 

rflmpjfen";  aber,  fä^rt  er  fort,  felbft  „Cicero  vnnb  Terentius  fetnö 
por  f olc^en  Stumpfierern  pnangef od)ten  nit  bltben» "  IDarm  pertetbigl 
er  feine  fc^rtftftellerifc^e  C^atigfeit,  an  6er  aud)  fein  „gnebi^ifter 
^err"  feinen  (ßrunö  jur  Ungnaöe  finbe;  un6  fo  nehmen  tpir 
fein  (^rla^men,  pielnieljr  eine  reidje  (Entfaltung  6erfelben  tpa^r. 

Über  6ie  Bilöung  un6  IDeltanfdjauung  6e$  2legi6ius 
2tlbertinus  ^at  in  trefflidjer  IDeife  ^rei^err  pon  Ciltencron 
in  6er  „JtUgemeinen  Deutfdjen  Biographie"  unö  umfaffenber 
nodj  in  6er  Einleitung  5U  „Cudfers  Königreidj"^^^  ge^an6elt,  ipo 
er  6en  ZTadjipeis  liefert,  6af  6ie  £)auptiperfe  unter  6en  Schriften 
6es  2tlbertinu5  „mit  it^ren  (ßegenftan6en  nodj  P0Üftän6ig 
innerhalb  6es  alten  Sdjemas  6er  fdjolaftifdjen  €n5YFIopä6ie,  tpic 
ipir  es  pon  Pincens  Pon  Beaupais  ^er  fennen",  ftel^en. 

2TTan  6arf  immerljin  annehmen,  6af  ein  Sc^rif tfteller ,  6er 
ein  frem6es  IDerf  überfe^t,  6ie  (ße6anfen,  6ie  er  in  6emfelbcn 
fan6,  für  ridjtig  ^dlt.  So  ftn6  alfo  6ie  36een,  6ie  er  audj  in 
feinen  Übertragungen  un6  Samnietoerfen  bringt,  geujig  6ie 
feinigen,  un6  er  tragt  fte  mit  Hü(Jftcfjt  auf  6as  Publifum  Por, 
6em  er  fein  IDcrf  fdjreibt.  itibertinus,  ein  Sdjüler  6er 
3efuiten,  ift  natürlidj  ein  (ßegner  6er  Deformation.  „Der 
Ceufel"  ^at  „6ie  je^ige  Ke^er  in  6er  Kirdjen  ermccft,  6ie  ftdj 
6er  ^eiligen  Sdjrift  ftattlidj  berüljmen,  5ierlid)  pre6igen,  nur 
jmmen6ar  6a5  IDort  ©©itCES  im  2TTun6t  füljren,  pn6  6as 
Vold  6armit  fegnen,  aber  ipann  maus  rec^t  beim  £iedjt  fieljet, 
fo  befin6t  ftdj,  6af  fte  fagen,  6af  6as  ^aften  pnfräfftig  feye, 
6af  6er  le6ige  pn6  /  feufije  Stan6t  pon  6en  Prieftern  nidjt 
gel^alten  tt>er6en  fonne,  6af  6ie  Beidjt  6er  Sün6en  pnuonnöt^en, 
Sie  gnugtl)uung  pn6ienftlidj ,  6ie  ftrenge  bue^fertigfeitcn  eiti,  6ie 
IDalfatjrten  aberglaubifdj,  pn6  6ie  ®pffer  6er  2Heffen  ein  greipel 
feyen"  u.  f.  rp.*^^  ©egen  6ie  Heformation  ift  ferner  u.  a.  „Der 
^Teutfdjen  recreation  06er  Cuft^auf"  (16\2)  un6  6ie  „Historia 
pom  Prfprung  ...  6er  Ke^ereyen"  {\6\^)  gerid)tet.  3n6effen 
fc^Idgt  er  in  6er  II)i6mung  6er  legten  6rei  Ceile  (5 — 7)  feiner 
„^aufpolicey"  (^602)  an  6en  2lbt  pon  ni6ern  2tltadj  als  befte 
ijebung  6er  fatljolifd^en  Heligion  un6  als  6as  mirffamfte  <ßegen= 
mittel  gegen  6ie  Keformation  ein  c^riftlidj  frommes  £ebm  6es 
Klerus  in  umarmen  2tus6rücfen  Por.  —  2ludj  6er  ^ürft 
muf  fromm  fein.  „(£in  ßerr  /  6er  (L^riften  mill  regieren, 
foU  billidj  felbft  ein  guter  (tljrift  fein  .  .  .  Der  jenig  König  ift 
im  £an6t  6al}eimb  /  tt>eld)er  bematjret  pnn6  erljelt  6as  IDort 
©ottes  /  pn6  6as  ^eilige  (Epangelium.  Dann  mann  id)  frey 
run6  6arff  re6en  /  fage  id)  /  6af  er  nidjt  tt>ür6ig  ift  ein  König 
5u  fein  /  6er  nidjt  ein  (gyfferer  ift  6er  ©öttlidjen  €^r"*^^ 


so  Jlegtbtus  Stlbertinit^ 

üon  6en  Beamten  erfordert  er  polle  3ntegrttät,  Cet6er 
pnbet  man  täqilidi  me^r,  „6af  man  5U  Mefen  unfern  ^€\kn  6ie 
Dtenft  vnb  (£mpter  ntd)t  üerfte^et  mit  Perfonen,  fonbern  6te 
Perfonen  mit  6en  (£mptern*^^". 

^ci^t  Dertetit  man  6ie  Umter  leiöer  nac^  6em  IPillen  6es 
^aooriten,  6er  „am  beften  ift  gefdjmieret  vnb  beftodjen  tooröen"; 
öamit  gerat  6er  £an6e5fürft  un6  6ie  Untert^anen  in  6ie  srof te 
Bebrängnts. 

(£xn  ridjliger  ^ürft  ift,  tDie  Vavib,  ein  Pater  fetner  Unter» 
tränen;  6ie  Caften,  6ie  man  6iefen  auferlegt,  follen  erfcfja>ing= 
bar  fein.  Pieles  6arf  un6  muf  man  von  xifmn  verlangen; 
„6oij  foll  foldjes  mit  foldjer  befd)eY6en^eit  gefdje^en  /  6af  es 
me^r  6as  anfe^en  ^ab  /  6af  fte  befdjoren  /  6ann  gefdjun6en 
tDcr6en"^^^. 

„Hidjt  ftdjer  ifts",  nadj  2llbertinu5^^®,  „üon  6en  Dorff 
Hü6ten  regiert  5U  n>er6en  /  6ic  l{in6er  6er  €6eneut^en  feinM 
in  jfjren  Regierungen  du  gütiger  /  6ann  fte  fein6t  t>on  jugent 
auff  bey  Ijoflidjen  £eutljen  ersogen :  6as  tljun  aber  6ie  Bamren« 
bengel  pnn6  grobe  Cölpel  nid)t." 

Don  6en  itrsten  l?at  2tlbertinu5  feine  gute  ZHeinung. 
3^te  eigenen  Kranffjeiten  furieren  fte  mit  „IDeinbärfaft" ,  jene 
i^rer  Patienten  mit  „^ol^  Dn6  gefottenem  IDaffer".  3^m  ift 
je6er  2Tte6i5iner  per6äcl)tig,  un6  6a5U  foften  fte  nodj  (0el6^^^ 
IDie6er^oIt  greift  er  fte  6arum,  fo  auc^  in  „Der  IDelt  C^urnier» 
pla^'',  ^eftig  an. 

7Xm  intereffanteften  freili^  —  un6  tt>ir  tt>er6en  it)ie6er^oIt 
6arauf  5urücffommen  —  ift  6ie  itnfdjauung,  tt>eldje  Ulbertinus 
vom  IDeibe  Ijat,  un6  mit  6er  er  ftc^  überall  energifc^  Dor= 
6rängt.  Seine  offenbare  (ßeringfdjä^ung  6er  ^rau,  6ic  audj 
nod)  bei  (Srtmmels^aufen  ftarf  5ur  Sdjau  getragen  tt>ir6**^, 
fdjeint  auf  asjetifdjer  <ßrun6Iage  5U  berufen.  Denn  überall  ift 
er  6es  Cobes  Ses  braoen  IDeibes  poll,  6as  aber  Iei6er  ftd^ 
feiten  fin6et.  3^/  ^^^  IDeib,  6a5  „6ef  morgens  6ie  erfte  aus 
6em  Bette  ift  pn6  ifalb  angelegt  /  pngefamplet  o^ne  Sc^u^  / 
mit  auffgeftridjnen  2lrmen  im  Qaus  ^erumb  ge^et/  6ie  (E^e^ 
galten  auff tpecfet  /  6ie  Kin6er  f lei6et  /  reiben  pn6  mafdjen  l?ilfft, 
6es  Krön  pmbfdjüttet  /  bai^en  pn6  fnetten  Ijilfft  /  6ie  ^äfen  $um 
^er6t  fe^et  pnn6  nac^  foldjent  allem  ftc^  pber  6en  Spinnrocfen 
madjet''^'*,  müfte  freilidj  „6em  21Tann  gefallen",  Ztber  itym 
ift  6as  IDeib  nur  „ein  fe^r  bequemes  3nftrument  pn6  IDerf5eug 
6es  tEeufcIs",  „6urc^  tpeldje  er  alles  pbels  in  6ie  IDelt  gebracht, 
pn6  pil  u)eife  pnn6  frontme  ZTiänner  ju  Harren  gemacht  pn6 
per6erbt  ^at."    Diefen  ©e6anfen  ftellt  er  u>ie6er^olt  auf  ^^^,  un6 


t>on  Karl  von  ÄetnfjarbfiSttn^r.  $\^ 

was  XDunöer,  iDcnn  bas  VOcxb  alle  Caftcr  unb  tC^or^eiten  an 
ftc^  ^at,  „alltüeil  (toie  Aristoteles  fagt)  6a$  IDeib  ein  DnuolI= 
fommener  ZlTenfdj  tft"^»^  Die  ^rau  fann  fein  ©eljeimnts 
galten **'^;  „Dil  leidjter  ift  eine  IDanne  polier  ^lo^  5U  fjükn  j 
6enn  ein  lieöerlidjes  (E^etoeib"^^*;  ja  „mofern  alle  öiejenige 
Znänner  peradjt  pnn6  gleidjfamb  für  pnbüc^lig  gehalten  folten 
werben,  tpeldje  ^örner  tragen  ♦  ♦  .  f 0  mürben  bifmeilen  vxl  Hat^s= 
Ijerren  auf  6em  Kat^  muffen"  "^  plato  smeifelt,  ob  bas 
IDeib  „pnber  btn  perftanblidjen  ober  unuerftänblid^en  Silieren 
9e5e^It  vnb  gerechnet  werben  foUe.  (£ben  bifer  meinung  feinb 
andi  ^i^  Orcfen  /  toelc^e  nit  bemilligen  /  ba^  bie  IPeiber  rueber 
in  bürgerlichem  noc^  malefi^  ^änblen  seugnuf  geben.  Sie  fa^en 
auc^,  ba^  bie  Seele[n]  ber  IDeiber  nidjt  /  rrie  bie  Seelen  ber 
Znänner  onfterblic^  /  fonber  bzn  Seelen  bern  anbern  milben  C^ieren 
Dn[b]  bestien  gleidj  feyen"^*^.  3^  ^^^^  einmal  bie  ©alanteric 
unb  Hücfftdjt  ^inbert  i^n  in  ber  IDibmung  feines  „©eiftreidjen 
tEractätlein  pon  bem  breyfadjen  ftanbt  ber  ^L  ZUaria  2Ttagba» 
lenä"  {{60^),  bas  er  bodj  einer  bayrifcljen  Prinseffm,  ber  ^vy- 
^ersogin  ZÜagbalena  oon  (Dfterreidj,  5ueignet,  bas  „lDeib|» 
bilbt  ♦  .  ♦  mit  Ä)eiblidje[n]  neigungen,  gebredjen,  fc^tpadjtyciten 
pnb  blöbigfeiten  begafft"  ^in5uftellen,  ipas  gemif  fein  neuerer 
2tutor  tt>agen  ipürbe. 

Hidjt  minber  tabelt  Zllbertinus  bie  ©efrägigfeit  bes 
IDeibes  mel?rfac^,  unb  por  allem  muffen  i^m  bergleic^en  ^äUe 
pon  IDöc^nerinnen  befannt  getporben  fein,  ba  er  tpieber^olt  ba^ 
pon  fprii^t^®^ 

tOk  fte^t  es  nun  bei  foId)en  (ßrunbanfdjauungen  mit  bem 
£)eiraten?  Die  2{ntn?ort  lautet  fur5:  ,,(£in  IDeib  nemen  /  ift  ein 
f^Iedjter  ^anbel  /  pnnb  ift  balb  gefdjeljen  /  aber  fie  big  5um  enbe 
erne^ren  /  ^alte  idj  für  eine  Kunft"^'^  „3(^  ^alte  für  nidjt  fo 
fdjiper/  mann  fd)on  einer  ftdj  in  ein  Klofter  begibt/  als  menn 
ein  junger  ZHenfc^  ^eyratt?  /  bann  ber  eine  fann  mieber  herauf» 
fommen/  aber  bzn  anbevn  fann  es  nidjt  geretpen"^^^.  Unb 
marum  bies  alles?  „Die  ZlTänner  feynt  pbel  baran*  Dann  ift 
ein  IDeib  ebel  pnnb  mol  geboren/  fo  muf  er  i^re  närrifi^e 
IDeif  gebulben:  3ft  fie  perftänbig  pnnb  bemütljig/  fo  I?at  er 
fte  geipiflid)  nur  im  ^emmet  bapon  bradjt.  3f*  P^  reid),  fo 
muf  er  pil  pon  j^r  fjören  pnnb  leyben :  3P  P^  f^<^"  /  f<^  ^^* 
er  genug  an  j^r  5U  fjüten:  3P  i^^  ^^t'i^  ^"^  pn^ättig,  fo  bleibt 
er  nxdii  lang  im  ^aufe  .  ♦  .  ift  fte  erbar  pnnb  ^äuf  lic^  /  fo  ift  fie 
^ergegcn  fo  ^äfftig  pnnb  bog  /  ba^  fein  (E^e^alt  bey  i^r  bleibt"  *^\ 

Dies  unb  nodj  Sd)limmeres  erinnert  uns  lebhaft  an  bas 
mittelalterliche  „De  conjuge  non  ducenda**^^^  mit  feinem: 


32  ^egibtus  5llbertiiui5 

,,Qui  ducit  conjugem,  rancorem  induit, 
Pascit  adulteram,  quae  se  prostituit** 
un6  seigt,  6ag  ©ueoara,  2Ttatco  2lleman  unö  lllbertinus 
6ie  reiche  iPcibcrfeinMic^c  Cittcratur  6es  IHittelalters^^^  fo  gut 
iptc  6te  (Ensyflopäöien  besfclbcn  gefannt  ^aben.  ®6er  fprtdjt  er 
etipa  aus  eigenen  fdjUmmen  €rfaljrungen  tro^  feiner  „vkU 
{jabenöen"  Kinber?  IDir  fennen  feine  ©attin  nic^t  einmal  bem 
Zlamen  nac^  unb  muffen  uns  ifäUn,  i^r  eteas  ansubtdjten,  nac^= 
bem  es  ber  IDiffenfdjaft  bis  Ijeute  nidjt  gelungen  tft,  3Eant^ippens 
(Ehrenrettung  populär  5U  mac^n. 

Derartig  iparen  bes  2tlbertinus  2lnfidjten  über  Kirdje 
unb  Staat,  tzbcn  unb  (ßefellfdjaft,  unb  in  allen  feinen  Sdjriften 
fcljren  fie  u?teber.  U)o  er  bei  fremblänbifdjen  2lutoren  auf  fie 
ftöf  t,  ^ebt  er  fie  mit  Hadjbrucf  Ijerpor,  erweitert  unb  beleudjtet 
jie  nodj  me^r,  nnb  in  feinen  „5uf ammengetragenen"  IDerfen  per« 
Icifjt  er  i^nen  ben  bcnfbarften  Hadjbrucf.  So  ift  ber  bayrifclje 
Sefretär  eine  immcrljin  ^eroorragenbe  €rfd}einung  in  ber  beutfc^cn 
Citteratur,  unb  unter  bem  blof en  ©efic^tspunfte  feiner 
as$etifdjen  unb  en$Yflopäbtfdjen  2trbeiten  perbtente 
er,  fdjon  als  Permittler  fpanifc^er  ©ele^rfamfeit  unb 
IDeltipeis^eit  unb  als^Jörberer  ber  beutfdjen  Spradje, 
beffen  Profa,  mie  Ciliencron  bemerft^*^*,  nidjt  ro^er  ift  als 
bie  polfstfimlic^e  Spradje  feiner  geit  überhaupt,  jeneBeadjtung 
woifl,  bie  i^m  fein  3^^^^^^^^^^^  nidjt  oerfagle,  unb 
beren  ber  eben  genannte  ©ele^rle  i^n  geipürbigt  ^at. 

Doc^  für  bie  Citteraturgcfdjidjte  als  foldje  im  engften  Sinne 
ift  2t  egibius  Gilbert  in  US  pon  ungleidj  tjö^erer  Bebcutung  burc^ 
feine  beutfdje  Umgeftaltung  bes  JTtateo  2tlcman  gctporben,  burdj 
bie  tE^atfac^e,  ba^  ber  erfte  beutfdje  Sdjelmenroman  aus 
feiner  ;Je ber  ftammt,  ba^  er  esalfo  o^ar,  ber  Deulfdjlanb 
mit  einer  pöllig  neuen  litterarifdjen  ©attung  juerft 
befannt  gemadjt  ^at. 

3m  3^^^^  \^\^  erfdjien  5U  iUündjen:  ,,Der  Canbftor^er: 
I  Gufman  pon  Al-|farche  ober  Picaro  genannt  jf  beffen 
tt)unberbarlidjes  /  abentljeu?r=  |  lidjs  pnb  poffirlic^s  £eben  /  was 
geftallt  er  |  fd?ier  alle  ort  ber  IDelt  burdjloffen  /  aller=  |  ijanbt 
Staubt /Dienft  pnbJIembter  per=  |  fudjt  /  pil  guts  pnb  böfes  begangen 
pnb  auf  =  I  geftanben  /  je^t  reidj  /  balb  arm  /  pnb  u>iber=  |  pmb  reic^i 
pnb  gar  elenbig  o^orben  /  bodj  |  Ic^tlidjen  fidj  befeljrt  ^at  /  l^ierin 
befd?riben  wirbt  \  Durdj  |  iEGIDIVM  ALBERTINVM, 
^ürftl:  Durd^l:  in  Bayrn  Secretarium,  |  tl^eils  auf  bem  Spanifdjcn 
perteutfd?t  / 1  t^eils  geme^r^t  pnb  ge=  |  beffert.  |  ©etrucft  5U 
Znündjen/burdjHi«!  colaum  ^enricum.    Anno  M.DC.XV." 


Doit  Karl  von  Heinl^arbfiÖthtcr.  53 

(723  Seiten,  IX  Domöe,  \0  Hegifter  8^y^K  (Eine  vettere  Uns- 
$abe  folgte  fdjon  im  näc^ften  3a^re  (ZHünc^en  \&\6),  ferner  ^6(8 
(ebenöa),  ^61(9  (Ztugsburg),  \ 622  (manchen),  \63(  (3.tretH632) 
oljne  (Drt  (Ztugsburg),  \670  (^ranffurt)  ^*^ 

IDteöer^olt  tft  bemerft  toorben,  6af  eine  eingehendere  üer^ 
Sleidjung  6er  „für  6ie  öeutfdje  Citteratur  ipidjtigen  Uberfe^ung" 
Ses  2tlbertinus  mit  6em  fpanif c^en  (Originale  Don  3ntereffe 
träre^^^  Perfudjen  ipir  in  Kurse  uns  bas  Perijaltnis  öerfelben 
5um  fpanifdjen  tEeyte  flar  5U  legen» 

I)ie  (grsäljlung  von  6er  E^erfunft  öes  ©usman  6e  Ztlfarc^e 
leitet  6ie  (ßefdjic^te  ein.  Die  einfadje  Kapitelfiberfc^rift  6es 
©riginak:  ,,€rftes  Kapitel.  3^^^"^  er  er$ätjlt,  mer  fein  üater 
toar"  (En  que  cuenta  qui^n  fue  su  padre)  lautet  bei  2tlber  = 
ttnus  u?efentlic^  eru?eitert:  „Gufman  erse^It/  iper  fein  ^err 
Patter  geu?eft/  nemlic^  ein  fel^amer  ©efell  vrxb  fe^r  erbarer 
IHann/'  Sc^on  6ie  (Einleitung  wivb  ftarf  5ufammenge5ogen. 
IDä^renb  fidj  ZHateo  Ztleman  an  6en  „neugierigen  £efer"  menöet 
unö  mandje  Seite  perfdju?en6et,  bis  er  5um  eigentlid^en  Punfte 
gelangt,  fällt  6er  6eutfc^e  (ErsS^ler  mitten  in  6ie  (Ereigniffe 
hinein,  ^xoat  mag  mir,  fagt  er,  6er  eine  06er  an6ere  perÜbeln, 
„6af  tc^  u>t6er  6a5  pier6te  ©ebott  ©©ttes  I?an6le  /  pnn6  in 
Befdjretbung  meiner  fdjän6ltdjen  ©eburt  /  6ie  Cafter  pn6  Sc^an6 
meiner  (Eltern  ent6ecfe",  aber  es  ift  ja  „i^r  Ceben  allermenntg^ 
liefen  6ermaffen  befannt/  6af  es  ein  C^or^eit  o^ere,  wann  idjs 
laugnen  o^olle."  (Demas  que  fue  su  vida  tan  sabida,  y  todo 
ä  todos  tan  manifiesto,  que  pretenderlo  negar  seria  locura.) 
Die  fonftigen  Kursungen  6es  2tlberttnus  geftatten  tl?m  Haum, 
bei  an6ern  ©elegen^eiten  breiter  $u  u>er6en.  tln6  fo  fe^t  er  bei 
6er  Setradjtung  6es  u?udjerifdjen  ©eo^erbes  feines  Paters  6ie 
im  fpamfc^en  ©riginal  ntc^t  por^an6ene  Hepejion  bei:  „(Ein 
jeglici^er  fe^re  für  feiner  eignen  ^auftljür/  fo  voxtbt  er  ptÜeidjt 
befin6en/  6af  feine  (Eltern  ebenfo  u>enig  fein  nu^  pnn6  pne6el 
geweft  feyen,  als  6ie  meintgen".  Dies  peranlaft  i^n,  getreu 
feiner  2trt,  fogletdj  5U  6er  allgemeinen  Semerfung:  „Zhanc^er 
ftol^ieret  pn6  pranget  mit  feinem  2t6eltdjen  ©efc^lec^t/  pralten 
Stammen  pn6  Ijerfommen  /  wann  maus  aber  eigentlich  beym 
Ciec^t  befc^awt  /  fo  befin6t  jic^  6af  fein  2tn^err  etwan  ein  3^6  / 
06er  ein  Pfannenfiicfer  /  06er  ein  Sc^alcfsnarr  /  06er  mann  es 
Dil  ift  /  ein  fdjreiber  06er  wuc^erifc^er  Kaufman  geweft"  (5),  eine 
Bemerfung,  6ie  ftdj  im  ©riginal  nic^t  fin6et. 

Sein  Pater  un6  feine  Btutsf reun6e  waren  ZlTo^ren  (levantiscos). 
Xladf  ©enua  gelangt,  u>ur6en  jte  6ort  als  (E6elleute  aufgenommen. 
UJo^l  wur6e  ©usmans  Pater  pon  einseinen  als  „XDuc^erer  ge» 

3atjrlmdf  für  inünd?ener  (Sefdj.  II.  3 


54  ^cgtbins  2(Iberttnu$ 

fd}olte[n],  aber  er  ^attc  ein  fo  gute  natur,  6af  ers  nidjt  anbete  / 
fonber  diffimulierte  pnnö  jtdj  ftellete/  als  ^ette  ers  nit  gebort." 
So  geftaltet  Ztlbertinus  iPt^ig  6te  einfadjen  IDorte  2IIemans: 
„muchas  veces  lo  oyö  ä  sus  oidos,  y  con  su  buena  condicion 
pasaba  por  ello."  (Jretlic^  fann  6er  ebrlidje  ^anöel  ebenfo= 
ipenig  angegriffen  iperöen,  als  man  jene  perteiöigen  fann,  „u>eldje 
ben  trucfnen  IDedjgl  füEjren"  (6).  IDäljrenb  ber  Spanier  bte 
einfadje  Bemerfung  madjt,  ba^  ber  £janbel  an  fidj  ja  nidjt  bos 
fein  fann  (es  obra  indiferente),  ergebt  fidj  2llbertinus  in  eine 
boftrinäre  unb  mit  feinem  unentbetjrlidjen  Catein  untermengte 
Sd?eibung  ber  brei  ;JäUe,  in  benen  man  „etipas  ex  mutuo  ober 
vltra  fortem ,  o^ne  Sünb  /  nemen  möge  /  erftlidj  ratione  damni 
emergentis :  am  anbern  ratione  lucri  cessantis ,  vnb  brittens 
ratione  gratitudinis", 

2tuf  einer  Seeretfe  tpurbe  ©usmans  Pater  —  nac^  211  ber« 
ttnus  burc^  tEürfen  — gefangen.  (Er  fdjipor  in  2lrgel  feinen 
(ßlauben  ab,  „oereljclidjte  ftdj  mit  einer  feljr  reidjen  Znö^rin", 
bie  er  aber  nadj  ^wd  '^aiixtn  perlief,  nid?t  otjne  gehörige 
Summen  nadj  (ßenua  mit  fidj  5U  neljmen»  3^^^ff^"  ^^"  Jlleman 
fein  Kapitel  mit  einer  breiten  (Ersaljlung  oon  ber  23cftedjlid?feit 
ber  Porgefe^ten,  ber  Käuflidjfeit  ber  Ümter,  bem  Ungeheuer  in 
3talien  u.  a.  abfd} lieft,  greift  2tlbertinus  nur  noctj  einen 
Punft  Iperaus,  bzn  Pormurf,  btn  man  feinem  Pater  wegen 
bcs  Sd?minfens  madjte.  Das  giebt  i^m  toieber  ©elegenl^eit, 
ein  IDortlein  gegen  bie  ^auen  5U  fagen;  benn  „je  meljr  ber:= 
gleichen  IDeiber  }i}t  2tngeftdjt  5ieren  pnnb  befdjamen  /  je  mefjr 
ge^et  jljr  ^auftoefen  5U  grunbt"  (\2), 

IXadi  Seoiüa  surucfgefe^rt,  faufte  ber  Pater  „ein  J^ofmarc^ 
ober  Canbtgut"  (una  heredidad),  Alfarche  genannt,  „weldjes 
bann  fein  ipunber",  fügt  Jllbertinus  bei  (\3),  „bann  5U  Seuilia 
merben  bif  toeilen  auf  oerborbenen  IDudjercrn  /  anfe^enlidje 
€belleut."  2^\  ber  Kirdje  erblicfte  (ßusmans  Pater  bie  fünftige 
JTtutter  bes  Knaben,  ipie  fie  „onb  nodj  ein  feiner  alter  ©eift« 
lidjer  (Drbenslyerr  (un  cierto  caballero  viejo ,  de  häbito  militar 
que  por  serlo  comia  mucha  renta  de  la  iglesia)  bas  Kinbt  auf 
ber  tEauff  liebten/'  Sofort  oerliebte  jtdj  ber  Pater  in  bie  rei$enbe 
^tan  unb  fie  ficfj  nidjt  minber  in  t^n;  benn  eine  ^rau  ift  ja 
bafür  feljr  empfdnglidj.  „Damals  fönbte  mein  Patter  meiner 
ZlTutter  falben  me^r  nit  erfatjren  /  als  allein  /  baf  fie  bes  üor= 
berürten  0rbens^errn  ^^ram  ober  Ztnljang  u>ar  /  (ser  prenda  de 
aquel  caballero,  dania  suya)  pnb  baf  er  fie  ^eimlidj  bey  jidj 
^atte"  (\4).  3^  ^^^  Kirdje  sunädjft  burfte  er  bie  ©eliebte 
wieber  fe^en ;  „bann  leiber  bie  Kirdjen  onb  fjäufer  ©ottes  muffen 


»Ott  Kart  von  Seinf^arbpÖttnct.  35 

big ipeilen  bas  Befte  tljun  /  vnb  Kuppel .  »  .  vnnb  Ceufelsl^äufcr 
oertrctten",  fügt  in  berechtigtem  (Eifer  ber  6eutfd?e  Bearbeiter 
tjin5u.  Balb  traf  (Susmans  Va\ct  „eine  feine  erbare  ,fraip", 
„6ie  fidj  für  ein  Kuplerin  gebraudjen  lief  /  vnb  meiner  ZHutter 
ein  ^olbfeliges  Brieffei .  . .  oberantiportete  /  onnö  benebens  gute 
münMic^e  officia  praestirte"  ((5).  Der  alte  ©röensritter  ipurbe 
fränfer,  unö  6ie  ^rau  fafj  mit  fteigenbem  (Befallen  nadj  6em 
jüngeren  Dere^rer.  So  fudjte  fie  benn  ein  ZlTittel,  einmal  in 
feine  HäEje  5U  gelangen»  Sie  fteüte  ftd?  unmittelbar  por  Jtlfardje 
,franf;  man  trug  fie  in  ben  CEbetljof,  oerpflegte  fte,  unb  „mein 
Datier  .  .  .  oertrieb  jr  jnnerl^alb  sroeyer  ftunbcn  alle[n]  fdjmer^en" 
(\8).  2tlbertinu5  ^at  pielfad^  gefürst  unb  bofonbers  bas  mi^ige 
BDieberfinben  bes  beforgten  2IIten  unb  feiner  treulofen  ©eliebten 
mit  b^n  boppelftnnigen  ironifc^en  ^fragen  unb  2tntiporten  bes 
(Originals  unterbrücft,  fou>ie  er  audj  bie  folgenben  Hefleyionen  ftric^. 

2Ilsbalb  ftarb  ber  Ztlte;  aber  „nodj  in  we^renbem  bef  alten 
(DrbensEjerrn  teben^'  (2\)  gebar  bie  ^rau  einen  So^n,  „ber  wav 
xdj  I  vnb  Ijatte  idj  /  ber  rec^nung  onnb  regel  ber  fcientiae  foemlninae 
(fo  mufte  bas  fpanifc^e  ciencia  femenina  tpieber  lateinifcft 
tperben !)  nac^  /  jtr>een  Datier  .  .  .  vnb  fie  alle  beybe  erf ennten 
midj  für  j^ren  Soljn."  Balb  nadj  ber  £^oc^5eit  ^atte  (ßusmans 
Dater  t}ans  unb  ^of  burdjgebradjt  unb  ftarb  „auf  ßer^leib''  (23). 
Der  Znutter  erging  es  nun  recfjt  fdjledjt,  unb  fo  machte  ftdj 
©usman  auf,  um  fein  (Slücf  in  ber  voziUn  JDelt  5U  fuc^en.  €r 
nannte  ftdj  nacfj  ber  llTutter  (Susman,  nadj  feinem  ©eburtsort 
2Ilfarcfje  unb  begab  fid}  tjinaus ,  „in  meinung  /  bie  IDelt  5U 
befefjen  /  onb  befatjl  midj  ©ott  onnb  guten  Ceuten"  (25)* 

JTtit  biefen  IDorten,  o^elc^e  im  Spanifctjen  bas  €nbe  bes 
5tr>eiten,  bei  itlbertinus  ben  2tnfang  bes  britten  Kapitels 
ausmad^en,  ift  fo  redjt  ein  Ceil  ber  (ßrunblagen  biefer  Sdjelmen* 
romane  $um  Jlusbrucfe  gebradjt. 

„Gufmans  erfter  2tuffjug"  ging  anfänglich  langfam  pon 
ftatten;  er  machte  jidj  Doripürfe,  ba^  er  „mit  einer  groffen  on» 
bebadjtfambfeit  onb  wenig  (Selts  auff  ein  foldje  lange  Heif "  (26) 
ftc^  begeben  Ijatte.  Den  fpanifc^en  ©usman  treibt  bodj  ipenigftens 
bas  Derlangcn,  bie  IDelt  unb  feine  eble  Dern^anbtfdjaft  (mi  noble 
parentela)  in  3t^lien  5U  fefjen.  2lber  ber  beutfctje  fieljt  alsbalb 
ein,  „ipo  nichts  5U  freffen  per^anben  /  (donde  la  comida  falta) 
ba  ge^ets  pno^irfdj  5U".  Sücfftc^tslos  für5t  ber  beutfdje  Bearbeiter 
bie  Betradjtungen  bes  ©riginals  unb  unterbrflcft  por  allem 
manche  eingefügte  Ztnefbote. 

©usman  ift  fdjledjt  5U  ;fuf;  nad)  jn^ei  f leinen  ZlTeilen 
U)egs  glaubt  er  bereits  „bie  antipodes  erraicijt/  pnnb  fampt  bem 


36  ile^tbtns  itlbertmus 

Colonna  ein  netpe  IDell  erfunöen"  (27)  $u  ^aben.  So  wirb 
Columbus,  bei  Ztleman  el  famoso  Colon,  5U  Colonna. 
TXaii  fursem  Jtufent^alte  in  einem  fc^Iedjten  IDirts^aufe  sie^t 
©usman  mit  einem  CEfeltreiber  tpeiter,  nac^öem  er  allerlei  in  6er 
Sc^enfe  erlebt.  Die  Sdjilberung  6er  fc^Iec^ten  Koft  ftimmt  bei 
2tlbertinus  im  grofen  un6  gansen  $ur  fpanifdjen  Dorlage. 
Por  6er  (Ersä^Iung  6es  Ztbenteuers  mit  6em  IDirte  6er  ,,falten 
un6  6firren  ^^rberge"  l?at  211  bertin us  eine  9an$e  Hei^e  morali- 
fieren6er  Blätter  überfc^Iagen.  Doc^  ift  audj  bei  if?m  6as  iany 
pierte  Kapitel  moralifcfj,  was  fic^  im  fünften  fortfe^t,  nac^6em 
(Susman,  6er  ipegen  I?er6adjt5  6e5  Diebftal^Is  fur5e  ^dt  ange^ 
galten  wovben  wat,  tt)ie6er  befreit,  feine  ©efellfdjaft,  6en  €feU 
treiber  un6  sipei  Priefter,  eingeholt  Ifat  Die  äußere  (ßleic^= 
förmigfeit  6er  bei6en  Homane  ift  fc^on  be6euten6  erfc^fittert. 
Die  ©efdjidjte  pon  6er  IDeltfdjöpfung  6urc^  3^PP**^^  ^-^  f«  ^-z 
6ie  im  (Original  6a5  ftebente  Kapitel  bil6et,  ift  bei  2ltbertinus 
bereits  ins  merte  perlegt.  Die  „t^eylfamlidje"  Unter ipeifung  ©U5= 
mans  6urc^  6en  einen  6er  Priefter  ^at  menig  XDirfung.  IDoI?l 
tpäre  es  für  i^n  gut  geipefen,  fie  im  %r5en  5U  behalten;  ,,aber 
ic^  wav  nodj  pil  $u  jung  pnn6  ipil6  /  fie  5U  faffen"  (^5), 
meint  er. 

XDie6er  mac^t  2Ilbertinu5  einen  geipaltigen  Sprung.  Die 
Sa^llofe  Blätter  umfaffen6e  €pifo6e  pon  6er  £iebe  (Djmins  un6 
Darajas,  6ie  felber  einen  Homan  für  fic^  bil6et,  ifai  6er  6eutfdjc 
Bearbeiter  pollig  unter6rücft.  (Erft  mit  6em  erften  Kapitel  6es 
5ipeiten  Buches  (Kap.  6)  nimmt  2t l bertin us  6en  ^aben  6es 
fpanifdjen  (Originals  U)ie6er  auf,  un6  yvav  überfe^t  er  einige 
geit  lang  siemlidj  tportgetreu. 

©usman  Ijat  6ie  2lrmut  fennen  gelernt;  „6amals",  fagt 
er  {^6),  „erfente  ic^  i^re  ^i^^t  j  aber  ^ernac^er  betradjtete  i^ 
jre  effecten  pnn6  ipircfungen  /  was  nemlic^  ^e  für  fdjän6lidje 
Ding  begelje  /  0)5  fie  für  bofe  einbil6unge[n]  perurfad)e  /  ip$  fte 
für  pne^r  pn[6]  böfe  ftucf  foUicitire,  pn6  was  fie  für  pnmüg- 
lic^e  Ding  ftdj  pn6erfa^e",  eine  Sdjil6erung  6er  ilrmut  un6  i^rer 
©efa^ren,  6ie  jum  l>erftän6nis  6es  Schelmenromans  un6  feiner 
36ee  be6eutfam  ift,  in  i^rer  apoftropljifd)en  ;Jorm  im  ©riginal 
je6odj  ungleidj  meljr  ipirft"^*^  (Es  ftn6  ernfte  (Erwägungen,  6ie 
(ßusman  ^ier  auf  6er  ©ren5fc^ei6e  6es  Cafters  un6  6er  tEugen6 
jtdj  Portrait,  un6  iper  mödjte  i^m  Unredjt  geben,  tpenn  er  aus= 
ruft:  „®  tt)ie  glücf feiig  fein6  6ie  Kin6er  /  6enen  (ßott  jljre  (Eltern 
fo  lang  leben  läft  /  Pon  6enen  fte  ©ottsfördjtiglidj  er50gen  u>er6en  / 
pnn6  fo  tpeit  fommen,  6af  fie  j^re  Zla^rung  felbft  gewinnen 
fönnen  /   pn6    nic^t    geswungen   U)er6en  /   6en   frem6en   in  6ie 


»on  Karl  von  Hetnljarbftöttner.  37 

ffänb  5U  feljen  /  onö  Ijin  Dub  totöer  elenMglic^  omb  5uft5r^en"  (^9). 
2tlbertinu5  ^at  biefe  Stelle  pon  6cm  ©lücfe  6cr  guten  (£r5ie^un9 
unb  bie  -Klage  ©usmans  über  feine  (Eltern,  bie  i^n  nidjt  in 
(ßottesfurdjt  unb  ^rommigfeit  er5ogen,  eingefe^t,  o^ne  fte  im 
©riginal  gefunben  5U  ^aben^ 

3n  feiner  Xloi  oerbingt  fidj  nun  (ßusman  bei  einem  IDirte» 
Had}  ben  übereinftimmenben  I)arftellungen  be«  fpantfdjen  unb 
beutfdjen  Tutors  voat  bas  IDirts^aus  bie  ^ofje  Sdjule  b^s  Cafters 
unb  bie  IDirte  ,,fc^ier  nidjts  anbers/  als  offentlidje  Dieb  pnb 
Hauber"  (52.  robando  püblicamente) ;  unb  beibe  (Ersa^ler 
fc^liefen  i^r  Kapitel  mit  ber  ernften  2Tl!a^nung:  „Hidjts  u>ere 
fc^ier  not^ipenbiger  /  als  eben  eine  gute  reformation  ber  IDeegen  / 
Prucfen  pnb  fonberlidj  ber  ibirts^äufer"^*^ 

Das  acfjte  Kapitel  —  ein  ftebentes  fe^lt  ber  2tusgabe  pon 
I6\5  unb  bcn  folgenben  —  entfdjeibet  über  ©usmans  ^ufunft. 
(Er  entpotj  bem  „f^inberifc^en"  IDirt;  freiließ  ging  es  i^m  fcfjledjt; 
niemanb  wollte  Ztlmofen  geben,  weil  „eben  bamals  ber  liebfelig 
(ßetraibt  pbel  gerat^en"  war.  (Fue  el  ano  esteril.)  So  gab 
er  Stücf  um  Stücf  Ijin,  wesljalb  iljm  niemanb  traute;  „bann 
man  tjielt  midj  für  eine[n]  Picaro  ober  Sc^maracfen/  ber  fein 
nu^  were"^*^  „Das  perurfacfjte  mid}",  fä^rt  er  fort,  f,ba^  idj 
midf  in  bie  loblidje  pifarifdje  $unfft  ober  gefelfdjafft  begab  /  bann 
pnmüglidj jfts  /  ba^  ber  junger  pn[b]  bie  fdjam  gute  ^jreunbe 
onb  beyfamen  feyen". 

„Difes  picarifdje  ober  fdjmaracfifc^e  Ubm^'  (55)  gefiel  i^m 
fetjr  wotjl,  unb  er  war  bei  feinem  „picarifc^en  ober  Bernljäu» 
tifc^en"  (57)  tEreiben  ber  Ztrbeit  unb  ber  Sorge  überhoben,  Unb 
bodi  fa^  er  fidf  alsbalb  nad)  einem  anbern  Stanbc  um;  er 
würbe  „ein  rosiger  pnb  fdjmo^iger  Kudjelra^"  (58)» 

3m  fpanifd^en  (Originale  folgen  weitläufige  (Erörterungen 
über  bie  (E^re,  i^re  Porteile,  i^ren  JTtif brauch,  was  alles 
2tlbertinus  in  wenigen  IDorten  noc^  im  adjten  Kapitel  abtaut» 
<5usman  tritt  als  Küdjenjunge  bei  einem  ©rafen  ein.  IDoIjl  erging 
es  i^m  gut,  allein  bas  Spiel  reiste  i^n  $um  Diebfta^L  3^ 
/fl?i^"/  f^9t  er  (60),  „alles  mit  mir  ge^en/  was  id}  im  ^aufe 
fa^e  /  aber  boc^  mit  einer  foldjen  Befd^eiben^eit  onnb  fubtil^eit  / 
ba^  mans  nit  gewar  warb".  (Einft  ftaljl  er  nac^  einem  üppigen 
(Belage  feiner  ^errfdjaft  eine  ftlberne  Sc^üffel.  ZHit  (Entfe^en 
bemerfte  bie  ^usfrau  ben  Perluft  berfelben.  „2tdj  (ßufmänbl", 
(ay  Guzmanicol)  flagte  fie,  „idj  mangle  einer  ftlbernen  Sc^üffel  / 
was  wirb  mein  ^err  barsu  fagen  /  wofern  fte  perlo^ren  ift?"  (6\). 
©bwoljl  man  nun  mit  einer  weinenben  ^rau  nidjt  me^r  zHit» 
leib  liaben  foll,  als  „mit  einer  (ßanf  /  weldje  mitte[n]  im  IDinter 


58  2Ie9tbtus  2I(berttnus 

(por  enero)  barfuf  im  toaffcr  pmbseuc^t"  (62),  nalfm  er  jtdj 
6oc^  ifjrer  an  unb  perfprac^,  iljr  beim  ©olbfc^mieö  eine  gleiche 
5U  perfdjaffen,  voo^vi  ein  ^reunö  bas  (ßelö  Dorfc^iefen  wolle, 
^reuöig  na^m  bie  ^rau  ben  Porfdjlag  an  unb  erfjielt  i^rc 
eigene  nur  etmas  gepu^te  Sc^üffel  als  neu. 

ZlTan  Ijat  bem  Itibertinus  meljrf adj  ben  Portrurf  gemadjt, 
ba^  er  ein  fdjledjter  (Ersä^Ier  fei  unb  5U  piel  auf  HefLefionen  l^alte; 
jebod)  im  Per^ältniffe  ju  feiner  Porlage  geipinnt  er  faft  überall 
burd)  bie  Kür5e,  beren  er  fidj  befleißigt.  IDer  genau  bas  fpanifd^e 
original  mit  ber  Bearbeitung  bes  Deutfdjen  üergleidjt,  ber  finbet 
feiten  einen  moralifc^en  (ßebanf en  bes  Spaniers  ausgelaffen ;  aber 
2llbertinus  »eif  ifjn  einsubämmen.  Das  seigt  gerabe  biefc 
le^te  ©efdjidjte.  3^^^  Kürje  f effelt  uns ,  i^re  Hefleyionen  muten 
uns  an,..  ipät?renb  jie  bei  2tleman  unenblic^  burc^  i^re  Breite 
leibet.  Überall  feljen  u?ir  ben  allgemeinen  (ßebanfen  bes  Spaniers 
nic^t  bloß  ins  Deutfcfje  übertragen,  fonbern  mit  menig  Ünberungen 
pollftänbig  ben  beutfdjen  Perl^ältniffen  angepaft.  IDer  glaubt 
nidjt  ben  langjäljrigen  „^ürftl:  Durdjl:  in  Bayrn  Secretarium" 
etujas  am  ^of e  Selbfterlebtes  ersä^len  5U  ^ören ,  u?enn  ©usman 
berichtet:  „®  tpie  offt  onb  pilmals  tjab  ic^  bef  IHunbt  Kodjs 
ßauf fraip  bie  aller  befte  Pafteten  /  tCorten  onb  anbere  gute 
Biffel  muffen  5U  ^auf  tragen:  <D  wk  offt  Ijab  ic^  auf  befe^l 
bef  Heiners  /  groffe  (Jlafdjen  bes  allerbeften  IDeins  pnb  ITtalpafter 
muffen  ^in  onnb  miber  5U  feinen  guten  ^reunben  pnb  Bafeln  /  y. 
tragen?"  (6^)  ^m  allgemeinen  fpridjt  ber  Spanier  5ipar  woifl 
einen  ätjnlidjen  (ScbanUn  aus,  wk  bie  Diener  i^re  ^erren  be= 
trügen  ^*^;  aber  ber  ZHunbfodj  füljrt  uns  bodj  5U  beutlic^  an 
ben  bayrifc^en  ^of,  unb  ba^  bie  anbann  „enblofen  Dinge" 
(otras  infinitas  cosas)  gerabe  5ur  „Kellerei"  geworben  finb, 
unterftü^t  nur  eine  folc^e  2tnna]^me^^^. 

Das  Dorbilb  feiner  Porgefe^ten  ipirfte  mädjtig  auf  ©usman. 
€r  a^mte  i^nen  im  Diebftaljl  nadf;  freiließ  nic^t  glücflid). 
„2tnbere  meines  ^errn  Diener  ftaljlen  in  grosso  /  onb  würben 
reidj  barburdj  /  id?  aber  5wicfte  Dn[b]  5wadPte  meinem  £jerrn  nur 
tjin  Dn[b]  wiber  etwas  wenigs  ab  /  vnb  blib  bodj  arm  barbey  /  IP5 
berwegen  bey  anbern  ein  läf  lidje  Sünb  war  /  bas  mufte  an  mir 
ein  Cobtfünb  feyn"  (66).  Hadjbem  iljm  nod?  eine  (ßefdjidjte 
mit  feiner  ^rau  begegnet  war,  bie  im  Spanifdjen  unb  Deutfdjen 
$iemlidj  gleidj  berb  lautet,  beging  er  ben  legten  Diebfta^I,  ber 
i^n  aus  bem  ^aufe  bradjte. 

H>eit  ^umoriftifdjer  als  2tleman  fdjlieft  2llbertinus  bies 
(\0.)  Kapitel  ab,  inbem  er  eine  anbere  ©efc^ic^te  erftnnt.  ©us= 
man    fjat   ftc^   alle  tEafdjen   mit   geftoljlenen  (Eiern  unb  ^leifc^ 


üoii  Karl  von  Hciiil^arbftÖttner.  35 

DoIIgepropft,  öen  ^ut  aber  mit  Sdjmals  gefüllt  nnb  auf^efe^t. 
Unteripegs  begegnet  iljm  fein  ^err.  <£v  „erftuniete:  Steteruntque 
comae,  &  (sie!)  vox  faucibus  haesit.  Die  Sonn",  ersä^It  er, 
„ftadj  audj  bamals  bermaffen  ^eif  /  6a§  öie  Butter  /  ipeläje  oben 
auf  meinem  Kopff  im  ^utEj  lag  /  anpng  5U  serge^en  /  5U  per= 
fd^mel^en  pnnö  Iropffenipei^  pber  mein  Jtngefidjt  Ijerunöer  5U 
rinnen  /  6effen  ladjte  mein  Jjerr  ^eimlidj  vnb  fpradj  5U  mir : 
(ßufmanM/  n^as  ift  bas?  aykxi  6ir  6ein  Kopff ?  laf  fe^en  was 
öu  für  einen  grinöigen  Kopff  ^abeft  ?  ^olgenbs  ^ebete  er  meine[n] 
f^ut  ^erunbcr  vnb  fanöt  öen  aUbereit  tjalb  $errunenen  Butter  / 
befgleictjen  alle  anöere  geftoljlene  fadjen  bey  mir"  (72)»  Den 
(Erfolg  mag  man  ftd?  öenfen.  ©usman  fdjmeigt,  perlägt  bas 
ijaus  unb  „nimbt  fein  poriges  picarifdjes  ober  Bern^äuterifc^cs 
iabtn  nnberumb  an." 

ZTIit  einem  £obe  ber  „scienz",  bie  meljr  gilt  als  Heic^tum 
unb  ©ütcr,  beginnt  er  biefen  neuen  Cebensabfc^nitt.  2i\xdf  ber 
Hüdjternljeit  Preis  tpirb  angeftimmt;  benn  „ba^  nun  bie  picari 
ober  Bcrn^äuter  ftdj  poU  fauffen  /  bas  gefjet  mol  ^in  /  bann  fie 
Ijaben  otjne  bas  ipenig  (Sijt  /  ba^  es  aber  bie  ©ele^rten  /  bie 
eble  pnnb  mädjtige  ^erren  pnb  0brigfeiten  t^un/  ift  foldjes  je 
ein  fdjanb  pnb  Spott"  (76). 

(ßusmans  {jödjfte  3^ee  ipar  je^t,  3talien,  bas  £anb  feiner 
2lljnen,  ju  fetjen,  unb  fein  ©runbfa^;  „Bege^rftu  ein  Bapft  5U 
werben,  fo  preffe  bir  jl^ne  in  beinen  Kopff",  mas  er  in  siemlidj 
mangelhaftes  jtalienifrfj  überfe^t:  „Si  (siel)  volete  essere  Papa, 
stampate  lo  en  (siel)  la  testa" ,  u^ä^renb  ber  Spanier  nur  bes 
römifdjen  SpridjtDorts  in  feiner  Spvadi^  ero^ä^nt:  „Si  quieres 
ser  papa,  estämpalo  en  la  testa.*' 

€in  £iebesabenteuer  in  tEolebo,  ipobei  er  geijörig  ausgenü^t 
tt)irb,  bringt  i^n  um  feine  le^te  Qabe,  unb  meil  iljm  btnn  bie 
„Bulerei  5U  Qlolebo"  fo  gar  „pnglüdPlidj  geratljen",  begab  er  fid? 
nad?  Jllmagro.  Dort  melbet  er  fidj  einem  Hauptmann,  ber  Kriegs» 
polt  in  3t<ilien  ju  füljren  ^atte^  Diefer  —  ein  edjter  miles  gloriosus, 
tt?ie  mir  fie  pon  piautus  bis  5um  ^orribilifribrifay  unb  ipeiter 
fennen  ^^^  —  tljat  nid)ts  anberes  als  „bominiren  /  f reffen  /  fauffen 
pnnb  fpielen."  ©usman  u^oUte  es  iljm  natürlidj  gleic^tfjun;  er 
fam  um  fein  „5U  Colebo  gefto^lenes  ©elt".  Die  £iebe  bes  £)aupt= 
manns  erfaltete,  mie  ©usmans  Hilfsquellen  fdju^anben,  unb  als 
er  üfn  nadj  3^^Ken  gebrad}t  ^atte,  ba  fpradj  er  5U  iljm  nidjt 
meljr  „Don  lohan  de  Guzman'S  fonbern  nur  meljr  „©ufmänbl" 
unb  5ule^t:  ,,Du  Bub  /  nunmeljr  fjab  idj  bid)  beinem  begehren 
nac^  /  in  ^^alxa  gebradjt  /  idj  braudje  bid?  ferner  nit  /  berwegen 
magftu  bir  ein  anbere  gelegenljeit  fudjen"  (90)- 


ij^O  2le9tbtus  ^(bertinns 

2luf  ptcr  ftiappcn  Seiten  Ifat  Jtibertinus  (Kap*  \5)  ab" 
gemad)!,  toas  im  fpanifdjen  ©riginal  jipei  fe^r  lange  Kapitel 
(IX,  X)  umf aft.  Der  Spanier  beginnt  nun  bereits  bas  britte 
Bud),  „(ßu$mäns  Sdjicffale  in  2^alkn,'' 

Zlidjt  o^ne  Hoffnung  ^at  ©usman  ©enua  betreten.  IDo^l 
fanö  er  audj  $ulei^t  einen  alten  ZlTann,  6er  i^n  aufnahm,  un6 
er  6ad}te,  fidj's  redjt  vootfl  fdjmecfen  $u  laffen;  bann  fäljrt  er 
fort,  bas  Spanifdje  tro^  6er  (Einleitung  „wxx  Spanier  leben 
gan^  mäfftgflicfj  /  Dnn6  ejfen  fe^r  tt)enig,  u?anns  onfer  eigen  (ßelt 
foftet"  in  gutes  JTtünc^nerifc^  übertragen6,  „aber  wann  anbete 
£eut^  6ie  S^df  für  pns  be$a^len,  als6ann  freffen  tpir  n^ie  6ie 
(Beyer  /  pn[6]  fauffen  u?ie  6ie  Bürftenbin6er"  (93).  BaI6  n?ar6  er 
ju  Bette  geführt,  aber  nadf  2Ti:itternacfjt  überrafdjten  iljn  „mer 
erfdjrocMid^  geftalte[n]  6er  tteufeln  mit  langen  ^aren/  frumen 
Schnäbeln  /  pn6  langen  fc^u?än^en/'  Sie  traten  i^m  allen  Sc^aber^ 
naf  an  un6  fdju^ten  i^n  „länger  als  eine  Ijalbe  Stun6e  in  6ie 
ifölfe  I  allermaffen  n>ie  6ie  ZHe^ger  in  6er  Jafnac^t  6en  ^ädeV^^ 
06er  einen  ^un6t  sufdju^en/  Ijin  un6  u>i6er  5U  u?erffen,  5U 
blencfle[n]  Pn6  5U  peinigen  p^egen"  (9^).  Zllorgens  aber  entflolj 
©usman  un6  wuvbe  ein  Bettler*  Von  (ßenua  bis  Xom  per$e^rte 
er  feinen  geller,  ^n  Hom  6rang  er  tiefer  in  6ie  (ßefd^idjte  un6 
6ie  ©ebräuc^e  6er  Bettler  ein,  6eren  Sdjlidje  er  baI6  los  Ijatte. 
€s^  ift  ein  Betpeis  ffir  6en  alten  Sa^  6es  3en  2lfiba,  6af  fc^on 
alles  einmal  6agetpefen,  wennilleman  un6  nac^  iljm  211  bertin us 
feinen  picaro  er$äljlen  läft:  „Das  meifte  2Ilmufen  tpar  brot  / 
6as  perfauffte  ic^  6enen  Centimen  /  voeldje  6ie  Rennen  /  Kapaunen 
Dnn6  an6ere  6ergleiAen  siglen  /  pn6  löfte  oil  (ßelts  6rauf :  6ef » 
gleichen  bradjte  ic^  ^in  pnn6  wibet  pil  alte  Klei6er  5U  u?egen  / 
Sann  »eil  idj  na(fen6t  pn6  blof  u?ar  /  fo  gab  man  mir  allseit 
etwas  /  6as  perfauffte  ic^  aber  alles  wibex  /  Dn6  famblete  ein 
feines  Sija^geltl"  (\00)* 

Die  „gefdjxiebene  Bettleror6nung",  6ie  ©usman  über  6ie 
„aller  ffirnembften  ge^eimnuffen  /  grandezen  Dnn6  Ijoc^eiten  6ef 
Betlens"  ertjielt,  un6  6ie  als  „ordenanzas  mendicativas"  im 
fpanifc^en  ©riginal  einen  siemlidjen  Haum  einnimmt,  wixb  uns 
Don  2tlbertinus  porent^alten ,  ebenfo  6as  lange  Kapitel  (III), 
in  weldiem  (ßusman  mit  6em  armen  3wriften  5ufammenfommt 
un6  mehrere  folgen6e.  IDir  erfahren  nur,  wie  (ßusman  in  (ßaeta 
übel  u)egfam,  »eil  er  jtc^,  um  Jllmofen  $u  erlangen,  ftellte,  als 
^abe  er  einen  bSfen  Sdjenfel,  un6  wie  er  feinen  VOeq,  wiebet 
nadi  Hom  na^m,  „all6a  man  nidjt  fo  gar ^äcfl  pn6  geftreng  ift/ 
pnn6  nit  fo  fleifjtg  auffmercfet/  wie  5U  Gaeta"  {{03). 

3n  Hom   gelingt   es    i^m  t^atfädjlic^,    6as   Znitlei6    eines 


oott  Karl  von  Hemfiarbftöttner.  ^\ 

Hatbmdls  fec^s  JJTonate  lang  aussunü^n.  Die  itrste  jtn6  t^m 
nämlidj  5U  btefem  Sc^clmenftreic^e  be^ilfUc^  (oergl.  oben  S-  30) ; 
jte  fagen  ftdj:  „Dtfer  Knab  ift  ein  arger  Sdjelm  /  feine  IDunöen 
feinö  falfd)  /  was  tPöUen  wir  aber  tljun?  üerlaffen  ipir  j^ne/ 
fo  ge^et  vns  onfer  £o^n  vnb  nu^  auf  6en  ^änöen/  idj  per« 
meine  /  wir  folten  ons  gegen  öeni  (taröinal  nichts  mercfen  laffen  / 
fonier  6en  UnaUn  aügemac^  mit  langfamer  ^anö  curiren  vnb 
Dil  tEag  onnb  ^ext  mit  j^m  persefjren  /  bamit  pnfer  2tr§tIoIjn 
6efto  grSffer  vnb  mefjrer  iperöe"  (\06).  Zlur  einer  6er  „Balbirer"  ift 
öagegen;  inöeffen  ift  bas  Kollegium  bei  itlbertinus  bodf  etwas 
anftänöiger  als  bei  2lleman;  bort  madjt  einer  6en  Porfc^lag, 
um  einerfeits  nidjt  als  lädjerlidje  39"^^^^^*^"  6a5ufte^en,  an6er* 
feits  6en  Kranfen  nidjt  5U  perlieren,  i^m  mit  äi^enben  ZTlitteln 
fünftlic^e  IDunöen  5u  perurfadjen**^ 

So  u?ur6e  (ßusman  furiert;  sule^t  „naljmen  6ie  Balbierer 
(los  cirujanos)  prlaub/  pnn6  wuröen  wegen  jljrer  gehabten  Be^ 
müljung  reid?Iidj  ergebt  vnb  befriöigt".  ©usman  aber  warb 
unter  6te  (Ebelfnaben  6es  Karöinals  aufgenommen.  Jlllmä^lic^ 
gerät  er  wieöer  in  feine  alten  Streidje,  öodj  weif  er  fic^  öurdj 
^eudjelei  lange  beliebt  5U  erhalten  un6  öurd^  wi^ige  ©efc^ic^ten 
6en  Karbinal  5U  ergoßen. 

3mmer  weiter  entfernt  ftdj  2tlbertinus  pom  ©riginaL 
Bogen  werben  5U  feilen  gefür5t,  lange  ©efdjidjten  in  fursen 
JDorten  erleöigt;  öaffir  fügt  er  gelegentlidj  etwas  ein,  wie 
(Kap.  XVIII)  6ie  Sc^ilöerung  6er  Kirdjen  Homs  un6  itjrer  He» 
liquien,  weld^e  er  6ie  €6elfnaben  bcs  "Karöinals  wodjentlidj  be» 
fud?en  läf  t.  €s  jtnö  wo^I  perfönlidje  (ginörücfe  feiner  Homreife, 
fowie  iWeman  Me  feinigen  pon  ^lorens  breit  fdjtlbert  ***,  3"  ^^^ 
2tbfc^nitten  berichteter  pon  6en  Heiligtümern,  wie:  6ie  U)in6eln 
(£^rifti(H3\),  6er  Ztabel  pnfers  ^(Errn,  „3*^"^  etwas  pon6erZnilcfj/ 
Sc^lair  pn6  Klet6ern  6er  aller^eiligften  3w"9f^^^^^^"  (133). 

Doc^  auc^  in  6en  Dienften  6es  frommen  un6  milSt^ätigen 
l{ar6tnals  blieb  (ßusman  nidjt  lange.  Por  allem  feine  Spielwut 
bradj  6as  gute  Perijältnis,  un6  sulc^t  na^m  er  wie6er  feine 
„gupuc^t  5U  6er  fran^öftfdjenpottfdjafft  06er  (ßefan6ten".  (Einige 
6er  ersä^lten  2tnef6oten,  wie  6ie  mit  6em  „(£ngellen6er"  (^3) 
06er  jene  mit  6em  fpanifd^en  SoI6alen  (1139),  6ie  bei  2tlbcrtinus 
por  6er  erfteren  fte^t,  ftimmen  nod^  5U  2Ilemans  Homan;  pom 
5eljnten  Kapitel  6es  6ritten  Budjes  aber  madjt  6er  6eutfc^e  Be» 
arbeiter  einen  gewaltigen  Sprung.  Die  6rei  Büdjer  6e5  sweiten 
Ceiles,  in  weldjen  ersä^lt  wir6,  wie  ©usman  6em  ©efan6len  6ient, 
bis  er  Hom  perläf  t,  fec^sun65wan$ig  Kapitel,  6ie  in  6er  grof  en, 
engge6rucften  2tusgabe   6er   Biblioteca   de  Autores  Espaiioles 


^2  2legtbius  2(Ibertttm5 

über  l?un6ert  Seiten  betrafen  (263—368),  fjat  Jllbertinus 
nidjt  permertet.  €rft  im  bvitUn  Kapitel  6er  ^ortfc^ung  öes 
©U5mäii,  beren  Perf affer  nidjt  me^r  ZlTateo  2lleman,  fonbern 
ZHateo  Cujan  be  Sayaoeöra  ift,  finöen  tpir  lüieber  porüber» 
Oetjenöe  Jtnnä^erungen  6es  öeutfdjen  Ceytes  an  ben  fpanifdjen 
Homan. 

„Das  £eben  bey  ber  ^ran^öftfdjcn  Bottfc^afft",  leitet 
2llbcrtinus  bie  (grsä^lung  ((^7)  n^eiter,  „gefiel  mir  nit  /  bann 
idj  ^atle  einen  fdjledjten  nu^  pnnb  getoinn  /  aber  ptl  mü^e  pnnb 
gefa^r  bey  jljm»  Dann  nit  allein  mar  idj  fein  Scfjalcfsnarr  vnb 
Briüenreiffer  /  fonbern  audj  fein  Kupier/'  Da  trifft  er  im  Capitolio 
jtoei  junge  Spanier,  bie  im  nieberlänbifc^en  Kriege  gebient  unb 
entlaufen  tparen-  ZlTit  biefen  perläft  er  Som,  ipirb  aber  pon 
il^nen  beftol^len  unb  gewinnt  bann  bm  italtenifd?en  ©rafen  pon 
Zniranbola  für  fid?.  3^m  ersaljlt  er  pon  Spaniens  (ßröfe  unb 
^elbentljaten  genau  bas ,  u>as  er  im  originale  (II,  \ ;  3)  bem 
clerigo  berichtet.  Bemerfensroert  ift,  ba^  unfer  tcieberlänber  gerne 
ersätjlt,  tpie  feine  Canbsleute  Pon  b^n  Spaniern  gefc^lagen 
tperben*^*,  ipo  im  ©riginale  nidjts  bapon  fte^t.  „^at  nit  Don 
lohan  d'Austria  ...  bef  Orcfen  mac^t  auffm  2neer  erlegt 
pnnb  bie  Hiberlänber  por  Namur  fdjei^lid?  gebüßt?"  *^^  (157)* 
Unb  iper  bie  ^ifakn  ber  Spanier  in  ben  Hieberlanben  befielt, 
ber  witb  befennen  muffen,  „ba^  fie  bef  2lbels  wol  mürbig  fmb", 
ipas  audj  im  originale  fte^t^^^ 

Die  lange  unb  tpi^ige  Jtbtjanblung  über  €fel  unb  Pfecb 
(Cavalleri  unb  Asinini  ober  (Efelleuttj,  wo^n  il?n  bas  IDortfpiel 
„€belleute"  peranlagt  l^aben  mag),  gehört  Jllbertinus  gan5 
(\59 — ^70).  3"  sierlidjer  IDeife  lobt  er  alle  €igenfd?aften  biefes 
eblen  ©eres,  bas  burdj  (ßebulb  unb  ^leif  ein  Porbiib  ber  ZlTenfc^» 
tjeit  ift,  unb  es  flingt  mie  perfönlid?,  menn  er  fagt,  ba^  audj 
^ofleuten  oft  ber  (Efclslo^n  blüljt  unb  fte  „mit  Brüglen  ber 
Pngnab  abgebancft"  merben;  „pn[b]  eben  bifes  ift  auc^  mir  be^ 
fdje^en  /  bann  ipeil  idj  meinem  porigen  fjerrn  bem  (Earbinal  pnb 
ber  ^ran^jifd^en  Bottfdjafft  bifipeilen  bie  IDarljeit  5U  perfte^en 
gab  /  fo  würben  fie  mir  feinbt  /  pnb  gaben  mir  ben  Sacf"  {{68). 

(Jaft  in  berfelben  bitteren  Stimmung  giebt  er,  mieber  otjne 
Dorlage  bes  Originals,  (Kap.  22)  ein  Coblieb  ber  3gnoran5, 
nadjbem  iljn  ber  (ßraf  befragt  ^at,  „was  bem  2Tlenf(i)en  beffer 
anftänbe  /  bie  asinitet  pnnb  €felfcl)afft  /  ober  bie  3g"oran^".  <£v 
ift  ber  ZHeinung,  ba^  bie  39^^^^"5  ^^^ben  fo  löblidj  pnb  nu^lidj 
ift/  als  bie  asinitet"  (\7\),  Unb  tjübfdj  fül^rt  er  ben  ZTadjtpeis. 
Die  Berebfamfeit  mirb  in  ber  ^anb  eines  böfen  JTtenfd^en  wie 
ein  Sdiweti  in  ber  ^anb  bes  Harren^  Die  Didjter  fmb  „gemetn= 


von  Karl  von  Heinl^arbflöttncr.  ^3 

Ixd}  cytel  /  oerlogen  vnb  fc^metc^Ier",  Die  Cogifcr  peripirren  6te 
IDaljr^eit;  „6te  Arithmetici  pcrticffen  ftc^  in  jljrer  algebra  6cr» 
niaffen/  ba^  6er  Compaf  jEjres  oerftatibts  allerbinas  perrucft 
rt)ir6  ...  Die  Geometria  distrahirt  öie  2Tlenfdjen  öermaffen  /  5ag 
fte  nit  tDiffen/  ob  fte  lebenöig  oöer  to6t  feyen/  unb  gleic^fam 
6en  Dnftnnigen  gleidj  feiert.  Die  Astrologia  ift  fd?ier  ein  lauters 
CugentDerJ;  öieLegisten  o6er  Juristen  feinö  oeröerber  öer  VOii^ 
wen  vnnb  IDaifen"  u.  f.  w.  „hierauf  erfc^eint  nun/  6af  6ie  fo 
groffe  gclefjrtljeit  ntdjts  anbers  ift  /  als  ein  tribulation  /  pnru^e 
pnnö  reiffung  6es  Kopffs/  ja  ein  oeröerbun^  6ef  £eibs  onnö 
ber  Seelen  /  aber  bie  39"^^^"^  iP  ^^^  jmmeruje^renbe  vnb  füffe 
ruf?e  bes  (ßciftes"  (\7^).  ^ 

JTlan  jteljt,  u>ir  l^aben  nur  me^r  ^unbert  unb  einige  3a^re 
auf  Houffeau  unb  feine  2IntjängerI 

Unb  fo  ftnb  benn  alle  „Ignoranten  /  ongcfc^icfte  grobe 
(ßefellen  onnb  ÖTeutfdje  ZHicIjel  pnnb  Qlölpel"  glücflidj  baran,  ba 
fte  „5u  ^of  onnb  auff  ben  2Imbtern  dominiren  pnnb  trium» 
phiren/  &c."  „(D  ^eilige  39noran^",  fcl?lie§t  er  empl^atifdj  {\76), 
„(D  nü^Itd^e/  (D  ftdjere  39"^^^^fe/  f^I^Ö  if^  ^^^  ^^^  beft^et/  vnb 
wol  braudjet :  Selig  ift  bas  £anbt  /  beffen  Hegenten  pnnb  0fficier 
39noranten  feinb/  ober  ipeldjes  gar  feinen  magistrat  ^at/  unb 
ofjne  ®efe^  ift".  Dies  3^^^^'^"^  if^  i^^  iM  Brefilia",  ipo  bie 
£eute  nur  an  illtersfdjipäc^e  fterben;  benn  „biefe  £eute  per5e^ren 
jEjr  £eben  in  aller  (Einfalt /in  ber  39"^^^^^/  oljne  (ßele^rt^eit/ 
otjne  ©efe^/  o^ne  König  pnnb  oljne  Religion"  (H78). 

IDenn  man  bebenft,  6af  bies  alles  bas  ©riginal  nidjt  Ifai, 
VDXTb  man  faum  5U)eifeln  fönnen ,  ba^  bittere  €rfat?rungen 
2tlbertinus  5U  biefer  ©rabe  ^inriffen.  Unb  wer  ^ätte  nic^t 
audj  fdjon  Gelegenheit  gehabt,  mit  bem  Webern  Secretarius 
„®  nü^lidje,  0  fiebere  ^(^noxani^V*  aussuruf cn,  et?e  unb  nadj= 
bem  Hobert  Pru^  fein:  „JDär'  xd}  im  Bann  pon  Hleffas 
Choren"  gefdjrieben. 

IDä^renb  fo  (ßusman  bie  Ciebe  feines  ^errn  burd?  feinen 
feinen  IDii^  geipann,  mürben  iljm  feine  2Tlitbiener  täglid^  mefjr 
auffäfig.  Dod?  fonnten  pe  i^m  nid?t  fdjaben,  pielme^r  madjte 
it?n  fein  ^err  ©raf  (el  clerigo)  5U  feinem  ^aus^ofmeifter  unb 
lief  i^n  in  Heapel  „ftattlidj  fleiben  /  mie  einem  fjofmeifter  ge« 
bü^ret"  (\85).  IDenig  Ijäll  ftd?  Jllbertinus  nod?  an  bas 
fpanifdje  (Original;  bie  Ciebesgefdjidjte  mit  ber  Signora  Li  via,  bie 
(ßusman  oljne  jeben  (Erfolg  bod)  fo  teuer  5U  fte^en  fam,  erfdjeint 
im  Deutfdjen  mefentlidj  gefür5t.  Der  ©raf  perlangt  Sedjenfdjaft 
über  bie  breitjunbert  Kronen  (Ijunbertf ünf$ig  escudos  im  ©riginal), 
bie  ©usman  „perbult  unb  pernarrt"  ^atte  (\95);   er  fonnte  ft^ 


/j^^  2legtbius  2IIbertinus 

nic^t  geben;  ,,6eru>e9e[n]  lief  er  mtdj  gefc^tptnM  auf  6e[m]  Siecht 
in  6ie  ^tnfternuf  /  vnb  mit  einem  peinigen  I^äubel  Dber5te{jen." 
So  IfatU  6te  ilftrolo^ie,  obfc^on  jte  „oilmals  faljlt  pnnö  leugt/ 
fe^temal  fte  fic^  auff  Sie  experientz  6er  oergangnen  effecten 
(ipelcfje  pngeiPtf  feinö  tpegefn]  6er  pn^eipif ^ett  6er  (Elementifc^en 
disposition)  fun6iret",  6oc^  feiner  HTutter  redjt  prop^esett,  6af 
er  „pil  ZlTü^e  /  arbeit  pnn6  letbsflraff  würbe  auf  fte^en"  muffen. 
Sedjs  IDoc^en  lag  er  im  ,,(ßefängfnuf",  wo  6ocij  „6er  ^epffen 
o6er  6er  faum  6er  XDelt"  (^97)  sufammenfommt,  6ann  fdjrieb 
er  eine  Supplifation  für  ftc^  un6  an6ere,  iporauf  i^n  fein  ^err 
„auff  freyen  ^uf  ftellen"  lief, 

IDie6er  Ye6i8  wuxbz  ©usman  Kod)  bei  6em  „fönislic^en 
Stattljalter  5U  ZTeapoIis",  alfo  u)ie6er  aus  „eines  anfe^enlic^en 
Qerrn  ^ofmeifter"  „ein  fdjmo^ic^er  pn6  ro^i^er  Hodti,  Suppm- 
fdjmi6t  Dnn6  2lbfpüler"  (\99).  I)ie  ^rau  feines  ^crrn  ipar  eine 
„^oc^teutfdje''  (de  nacion  tudesca)  un6  tjodj9ra6i«j  6em  tErunf 
ergeben;  „6ann  6ie  PöUerey  tft  in  Qleutfdjlan6t  ipe6er  6en 
ZlTännern  noc^  6en  IDeibern  fein  fdjan6t"  (201)  ^*^  I^^^  Statt-- 
Ejalter  prügelte  fte  6ann  n>ei6Iidj;  „6ann  man  fagt/  6af  6as 
^ingerfraut,  tpan  es  ftarcf  auffn  Kopff  gelegt  ipir6t/  fe^r  gut 
feye  für  6er  XDeiber  boftjeit  pn6  pnE^äuf ligfeit :  5ef gleichen 
^aben  6ie  2TlauIbeer  ein  groffe  ftrafft/  6ie  böfe  €aunen  pn6 
humorn  6er  IDeiber  5U  pertreiben."  IDotjI  rpar  6er  Stattljalter 
5U  entfdjul6igen.  „.®  wu  ein  groffe  ge6ult  muf  ein  foldjer 
ZlTan  ^aben,  6er  ein  foldjes  pn^äuflidjes  perfoffenes  ZTTe^lein 
pberfompt  /  6ann  vxor  ift  entipe6er  ein  tutum  refugium  /  06er 
ein  pcjenale  tormentum"  (202). 

Um  ie6en  Preis  tpollte  nun  ©usman  „5U  pnfer  €♦  ^raipen 
5U  Montferrat",  tpoljin  fic^  piele  Ceute  perlobt  Ratten;  un6  6a 
i^n  6er  Statthalter  nidjt  entlief,  na^m  er  fic^  felbft  „erlaubnuf ". 

i)ier  perläft  2Ilbertinus  fein  ©riginal  etwas,  (ßusman 
ge^t  nadj  ZlTontferrat,  ipo  ein  fpanifdjer  €infte6ler  i^m  ins  <ße^ 
wiffen  re6et,  „pon  feinem  lie6erlidjen  Ceben  absufte^en  /  pn6  jtdj 
5U  6en  studiis  5U  begeben",  ipas  er  tljut.  (Er  getjt  nadj  2tlcala, 
6er  Heftor  nimmt  i^n  auf,  un6  es  folgen  ganse  Seiten  ^alb 
{2\\ — 2H5)  un6  gan$  lateinifdjer  (2\5— 220)  He6en,  wopon  in 
6er  üorlage  ftdj  nichts  fin6et.  Der  Xeftor  Ifai  6en  neu  ange» 
fommenen  Stu6enten  über  alles  iPoEjl  unterrichtet;  6oc^  obujoljl 
er  iljn  ^auptfädjlidj  „por  6er  Bulerey  un6  Cöffelley"  (226) 
gewarnt  ^at,  Ijielt  ftd?  (ßusman  6ennodj  fdjlec^t.  Statt  6em 
Redjtsftu6ium  5U  obliegen  un6  6ie  itjm  anpertrauten  pier  jungen 
^erren  5U  leiten,  ergab  er  ftdj  6em  £after,  6effen^olgen  im 
ferneren  (Kap,  30)  ftarf  realiftifc^  gefc^il6ert  u>er6en,  ein  6üfteres 


oon  Karl  Don  Heinfjaröjiottner,  /^5 

Sittcngemälöe,  bas  pon  ftc^  5U  enttoerfen,  6em  fpantfc^en 
(ßusmän  erfpart  ift. 

3mmer  meljr  fommt  Jllberitnus  oon  feinem  ©riöinal  aK 
3n  tpemg  feilen  (Kap.  3\)  erfahren  n>ir,  wk  (ßusman  oon 
Barcelona  nadi  ©enua ,  von  ba  rxad)  Bononia  in  6ie  Dienfte 
6es  bortigen  Karbinals  gelangt.  So  fte^t  er  tpieber  in  3^<^l^^"/ 
ipo^in  6er  fpanifdje  (ßusman  nidjt  meljr  fam.  Sowie  aber  bic 
ZneIjr$a^I  6er  Kapitel  6cs  6ritten  Budjes  6es  fpanifdjen  Homans 
nur  me^r  moralifd^e  (gyfurfe  fm6,  fo  fügt  auc^  Ulbertinus 
^ier  6rei5e^n  lange  Kapitel  (2(^—399)  ein,  6ie  $ipar  pon 
großer  Belefen^eit  seugen  un6  an  ftdj  gans  ^übfdj  5U  lefen  fm6, 
in  6er  (Ersä^Iung  je6odj  natüvlid?  einen  6a$  ©anse  ^öc^fl  beein^ 
träc^ttgen6en  StiUftan6  ausmadjen.  21 1  b  e  r  t  i  n  u  s  ^at  6ies  f elbft 
gefüllt,  un6  fo  fuc^t  er  —  eine  2lrt  Boccaccio  06er  C^aucer  — 
je  ein  Kapitel  je  einem  bei  einem  ftattlicfjen  Banfette  6es  Kar= 
6tnal5  ann>efen6en  (ßafte  in  6en  inun6  5U  legen.  Demnach 
fpric^t  6er  erfte  pon  6er  Cüge  (Ka\>.  32);  6er  „an6er  Cifdjgenof 
fing  an,  pon  6er  pbermefftgen  menfdjlic^en  forgfeltigfeit  5U  re6en" 
(Kap.  33),  a)obei  er  ipie6er  nidjt  umljin  fann,  gegen  6en  Pu^ 
6er  ^Jrauen,  6en  „IHüffiggang  /  ^Jaultjeit/  ßoffart  pn6  fdjlecferei 
pnferer  IDeiber"  (269)  Ios5U5iel?en;  6er  „6ritte  Cifc^genof  discurrirte 
pon  6er  IPeif^eit"  (Kap.  3^),  6er  pierte  pom  2l6el  (Kap.  35), 
,,6er  fünfft  ©fcijgenof  discurrirte  pn6  re6ete  /  iparumb  6odj  (ßott 
permiüige/  6af  6ie  ©ottlofen  in  6er  IDelt  prosperiren,  floriren 
pn6  triumphiren  (Kap.  36).  Der  „discurs  Pon  6em  ^avot 
vnnb  (ßunp  6er  IDelt"  giebt  6em  fed^ften  (Kap.  37),  6er  „discurs 
pon  6er  Ignorantz  6er  IDelt"  6em  ftebenten  [iiap.  38),  6er 
„discurs  pom  ©eu)iffen"  6em  ad) ten  (Kap,  39),  6er  „discurs 
pon  6er  (Einigfeit  pn6  pnainigfeit"  6em  neunten  (Kap.  ^0),  6er 
„discurs  pom  (Eyfer  pn6  6en  (^yf^rern"  6em  sehnten  (Kap.  ^\), 
6er  „discurs  pon  ZÜüffigge^ern  pn62trbeitern"  6em  elften  (Tiap.  ({2), 
6er  „discurs  6urdj  tpas  mittel  6er  ^imel  erlangt  iper6e"  (Kap.  ^3) 
6em  $tPoIften  üfdjgenoffen  Stoff  5ur  He6e.  Ztls  6er  6rei5e^ntc 
fprac^  (ßusman  „felbft  pnn6  für  ftdj  felbft"  „pon  6em  nu^  pnn6 
not^ipen6tgfeit  6er  eMen  Ct?or^eit"  (Kap.  ^^).  (ßusman  per« 
breitet  jtdj  mit  bei§en6er  Satire  über  alle  Stän6e ;  bitter  ta6elt  er 
6ieIDeiber;  6ie  IDeisIjeit  ^at  piel  per6orben  (pgl.  oben  S.  ^2.  ^3,); 
tpie6er  eifert  er  gegen  6ie  2tftroIogen  06er  Nigromanticos  (pgl. 
6a5U  im  ©riginal  P.  II.  Lib.  III.,  Cap.  IV.),  fürs  un6  gut 
5a§Uofe  ZlTenf^en  Ejaben  „einen  fon6er baren  ^Jreybrieff  pon  6er 
groffen  Sc^Slnfönigin  auf  Naragonia",  un6  „u?er  gern  in  6er 
eyl  einen  Harren  ^aben  mil  /  6er  greiffe  in  feinen  eigenen  Bufen  / 
fo  u>tr6t  er  ptUeidjt  einen  herauf  sieben"  (399). 


/j^6  ^egtbtus  ^(Sertinii^ 

Pon  nun  an  berührt  2tl bertin us  fein  ©rtstnal  nur  me^r 
ftellenujeife  un6  öann  gans  püdjlig.  Sein  ©usman  ge^t  v&üxq, 
anbete  IDese.  (Er  Ifai  im  Sinne  5U  Ijciraten,  6er  KarMnal  giebt 
ifjm  trefflidje  Cebren;  allein  (ßusman  öenft  nicfjt  ernft  baran; 
Dtelme^r  befta^l  er  feine  Braut,  öes  Karöinals  reicfje  Bafe,  um 
itjre  ^abe  unb  erreidjte  in  ©eftalt  „eines  armen/  preft^afften 
vnb  5erriffenen  Betlers"  bas  „eble  Sauoyanifdje  Piemonter 
UnbV*  (^05.) 

^ier  fctjlof  er  u?irflic^  eine  reidje  ^eirat;  er  faufte  jtdj  ein 
£jaus  in  tturin  lebte  flott  unb  „führte  einen  ^reytjerrn  Staubt" 
(^08).  2^  ju)ei  3<^^^*^"  ^<^^  ^ös  ®^J^  burdjget^än,  unb  (Sus- 
man  wntbe  „auf  einem  Nobilisten  onnb  perborbenen  (Ebelmann 
ein  Sdjreiber"  (Kap.  ^7).  „Kein  ftol^ers  C^ier  finbt  man  / 
als  fdjreiber",  fagt  2tlbertinus;  unb  er  mufte  fie  ja  aus  ber 
„Cammercansley"  fennen!  Bas  nädjfte  Kapitel  (^8)  seigt  uns 
(ßusman  als  „IDirtlj,  pnb  benebens  ein  Kuppler  pnb  IDudjerer" ; 
benn  „wer  anje^o  nit  mag  arbeiten  /  ober  fidj  fonften  burd? 
anbere  loblidje  vnb  tugentfame  mittel  erneljren  /  ber  wirbt  ein 
Sdjreiber  ober  IDirtfj  /  ober  ein  2Tl!ünc^  /  ober  ein  Ztldjimift  /  ober 
ein  Singer  /  ober  ein  Spilman  /  ober  ein  Kupier  /  ober  ein 
Sc^alcfsnarr  /  ober  ein  Comediant ,  onb  le^tlidjen  ein  ©algen« 
fc^o^engel"  (^20- 

^ier  ^aben  wir  einen  Ceil  pon  ©usmans  folgenbem  Ceben 
angebeutet;  benn  biefe  IDege  fetjen  wir  Ofn  manbeln,  wenn  wir 
xiin  ferner  als  Ztldjemiften,  als  Klofterbeujoljner,  als  Komöbianten 
unb  enblidj  auf  bem  (ßange  5um  ©algen  crblicfen. 

Znit  bem  (Selbe,  bas  er  bei  feiner  „(Seridjtfdjreiberey" 
„erfdjunben",  begann  er  bie  IDirtfdjaft.  £jat  er  fdjon  oben  (S,  37) 
ben  IDirten  ein  fd?ledjtes  3^U9"is  ausgeftellt,  fo  $ie^t  er  ^ier 
über  bie  „VOxxttf  unb  tEafernirer"  arg  los»  3ljm  ift  „bie  IDirt^* 
fdjafft  ein  efjrlidjer  ZTXantel  j^re  Hauberey  onnb  Betrug  5U 
bebeJen"  (^22).  (Seo^if  nidjt  oljne  einen  Seitenblicf  auf  bie 
bayrifd^e  Polisei^^^  enttoirft  er  ein  Bilb  eines  efjr baren  unb 
reblidjen  „(ßaftgeb",  wie  man  beren  wenige  finbe  unb  „nur  an 
benen  ort^en  /  wo  man  gute  fteiffe  pnnb  Cf?riftlic^e  Stattpolicey 
pnnb  orbnung  ^elt  /  pnnb  foldje  ©aftgeb  feinb  lobenswert^  / 
werben  audj  pilmals  in  ben  Stattratfj  gesogen"  (^23)^^®. 

(Es  ging  ©usman  gans  wo^l,  ba  fam  er  mit  2Ildjemiften 
jufammen.  (Er  wollte  pon  i^nen  bas  (Solbmadjen  lernen  unb 
perliebte  [xif  „bermaffen  in  bife  £eutfj  pnnb  jtjre  Kunft",  ba^  er 
„etliche  taufenb  Ducaten  perbiftillirte  pnb  perfdjmel^te".  Umfonftl 
Seine  ;Jrau  würbe  über  feine  Perlufte  franf  unb  ftarb,  fie  ^atte 
ftc^  „lof  getrucft"(^32).   ©usman  felbft  aber  griff  jur  Kramerei, 


»Ott  Kart  von  Setnt^arbftÖttnet.  /)(,? 

bann  5ur  ^auficrcrei,  ipobct  er  einmal  „befengnuft"  un6  „mit 
Hütten  ausgeftridjen"  ipurbe. 

3uk^t  flopfte  er  an  5en  Pforten  eines  23ene5iftinerfIofters 
,,im  Sd)it>ei^erlan5t"  an,  nnb  6er  Prior  naijm  il?n  nac^  ernfter  Be« 
leljrun^  auf,  um  il?n  ein  ^alft  5U  „probiren".  IDieber  fpielt 
bas  ;,en?iö  IDeibltdje"  ft6ren5  Ijerein,  un6  er  entpie^t  mit  6em 
Sdjaffner  in  u?eiblid?en  Kleibern  permummt.  Sie  ipurben  tro^bem 
eingeljolt;  was  öem  Sdjaffner  c^efdja^^  tt>eif  (ßusman  nic^t  5U 
ersäljlen;  „idj  felbft",  fagt  er,  ,^u?arff  6ie  Kutten  oon  mir  /  pnn5 
u>ar6  U)i5erumb  öer  jenig  /  6er  idj  pon  anfangs  meiner  5arten 
3ugenöt  gett)eft,  nemblidj  ein  Stör^er  /  Sanötläuffer  /  puö  nidjtiger 
Sdjelm"  (^/^6). 

3m  (Original  fagt  (ßu5män  wolfl  audj  6en  (ßeöanfen,  ins 
Klofter  5U  ge^en,  aUein  in  u?enig  Cagen  peranlaft  iljn  fein 
^rei^eitsbrang  u?ie6er,  6ie  ZlTauern  öesfelben  5U  meiöen  (P.  II. 
L.  III.  Cap.  VII)»6^ 

Pon  6er  Sc^tpei5  aus  50g  ©usman  naif  Cirol,  um  ein 
Sergfnappe  5U  meröen.  Dort  ^atte  er  ujödjentliclj  ,^einen  florin 
ober  ©ulSen.  ^olgents  pber  ein  piertel  3aljr  arbeitete  idj  nadj 
Klaff tern/  vnb  ifatk  pon  einer  jeöen  anfangs  \2  vnb  le^tlidjefn] 
20  p.  fönte  aber  nidjts  öarbey  erfparen  /  öann  idj  wat  pnfieiffig 
rn6  faiil/  pnö  modjte  5U  6er  nadjt  nit  arbeiten"  (^5 ^). 

Pom  Bergbau  u?eg  begab  fidj  (Busman  in  6ie  ,,n?eitberümbte 
Statt  3"fP^ucf'^  Dort  fan6  er  „neun  Comedianten,  6ie  u?aren 
pon  allen  nationen  5ufammenFommen  /  pnn6  tljeils  ^rant5ofen  / 
t^eils  (Engellän6er/  tljeils  ni6erlän6er^  tljeils  3*^1^^"^^"  (^52). 
IDas  er  uns  6a  pom  Cljeaterleben  er5äljlt,  u?orauf  audj  (So- 
6efe^^2  Ijingemiefen  Ijat,  ift  pon  3"*^^^ff^  fß^  ^^^  Sdjaufpiel* 
fünft  6er  6amaligen  §zxi.  „3^^^  Music  un6  Comedien"^  ersäljlt 
(ßusman,  „gefielen  mir  aufbun6ig  pn6  6ermaffen  wolj  6a|  idj 
(similis  simili  gaudet,  gleidj  pnn6  gleich  gefellet  ftc^  gern)  *^^  midj 
5u  jljnen  perfügte  pnn6  mit  jljnen  accordirte ,  6af  fie  midj  in 
jljre  (ßefellfdjaft  auffnamen  /  6ann  idj  fon6te  gut  3t<jW«"U<^  / 
Spannifdj  /  Cateinifdj  pn6  ^alb  gebrodjenes  Ceutfdj  re6en  /  benebens 
fc^lug  xdi  treflidj  wol  auff  6er  Sauten  /  pnn6  pertrate  einen 
luftigen  Spannifdjen  Sdjaldfsnarren  mit  feiner  Kitarren  /  pn6 
fon6te  artlidj  6rein  fmgen/  tanken  pnn6  fpringen".  TXlan  fie^t, 
ipeldje  2lnfor6erungen  an  6ie  Komö6ianten  geftellt  tt>ur6en, 
6eren  Kunftleiftungen  2tlbertinus^audj  Pom  lUündiemv  ^ofe 
fennen  muf  te,  u?o  fie,  u?ie  mandje  (Eintrage  in  6en  Qofsaljlamts^ 
rec^nungen  beipeifen,  ftc^  öfter  fe^en  liefen. 

3m  ferneren  ersä^lt  er  pon  6en  Komö6ien  felbft.  Balb 
ftn6   es  fromme  (ßefd^idjten  un6  gottfelige  tjiftorien,    6ie  felbft 


/j(8  ^(egtbtus  2((berttnu5 

5ur  BeFe^run^  von  BSfetDtc^tern  führen;  ;,^er9e9en  finöt  man 
anbere  Comediante[n] ,  meiere  fonften  gute  historien  agiren, 
vx\[b]  bcynebens  lädjerlidje  boffen  unö  (ßaucfdfptl  oerri(^ten  / 
bofferlidje  fc^nacfen  retffen  /  vnb  oom  einen  ort  5um  anbern  pm= 
^ersie^cn".  So  mar  biefe  Cruppe,  mit  öer  ©usman  burc^  gans 
Beulfdjianb  un6  6ie  Hieberlanbe  509,  un6  bei  roeldjer  er  öen  Diener 
eines  alten  perliebten  ^errn,  Pantaleon,  barftellte.  (Er  Ijief  Gusmandl. 

Was  er  als  folc^er  gefpielt,  ift  feinem  Berid^te  nadj  (5.  B. 
^56,  ^58)  6erb  genug  unö  überfc^reitet  meit  6ie  (ßrense  öes 
2tnftan6s.  Ztlit  biefer  (ßefellfc^aft  nun  50g  (ßusman  sunädjft  in 
Deutfc^Ianb  ^erum.  ^reilidj,  fein  Urteil  über  biefes  £an6 
(Kap.  55,  56)  ift  tt>enig  fc^meic^elljaft.  (£s  ift  ein  „^ref :  onnb 
Sdjiauraffenlanöt" ,  bzxin  „man  t^ut  öarin  nidjts  als  freffen  / 
fauffen,  fmgen  vnb  Hingen".  2JIIentI)alben  erblicft  man  nur  IDirts- 
^äufer;  unb  an  6en  IDirten  oermerft  man  ,,biftt>eilen  ein  fe^r 
groffe  ftol^^eit/  ^offart/  grobitet  vnb  pnbefdjeiöen^eit"  (^63).  2Iudj 
fanb  er  „ein  jämmerlidje  vnb  erfc^röcflicfje  perfalfdjung  6ef  lieb^ 
feiigen  (ßetrancfs  pnnb  fonberlidj  6es  IDeins/  pnö  einmifdjung  6er 
unnatürlichen  öingen/  aIs2TtiId)/ 23ran6tu>ein/ Kalc^/Sdjmeffel/ 
2tlaun^®*  Dn6  bergleidjen".  Überall  ift  6as  Cafter  im  IDirts^ 
^aufe  ansutreffen;  am  fc^Iimmften  aber  erfdjeint  ©usman  6as 
„erf(ijr5(flidje  lange  tifc^e[n]  /  ober  lange  ft^en  ober  tEifdj"  (^67), 
öas  fedjs  bis  adjt  Stunben  untertags,  bis  in  bie  erfte,  sioeite, 
ja  britte  Stunbe  ber  Hadjt  wäiixt,  unb  n>o  es,  ©usmans  (Er= 
Saljlung  nadj,  redjt  unanftänbig  ^erge^t. 

So  ift  biefcr  lUifmut  bes  2tlbertinus  gegen  bie  Crunf« 
fud)t  ber  Deutfdjen,  bzn  man,  tro^  bem  Urteil  bes^toentinus 
über  bie  Bayern  ^®^,  auc^  an  feinem  ^ofe  empfanb  ^^^,  biefen 
„Saufteufel",  ber  Deutfdjlanbs  piage  bleiben  u?irb,  bzn  „guten 
IDeinfd^laudj",  ipie  i^n  Cutljer  ^^^  nennt,  bie  „Pöllerei,  bas  alte 
beutfdje  Cafter",  wk  (5.  ^teytag  fagt^^^  unb  bas,  geftü^t  auf 
Cacitus,  fc^on  Dante  (Inf.  XVII.  20  anbeutet,  pieUoicfjt  ber  ein= 
jige  Berüljrungspunft ,  ben  ber  bayrifdje  SdjriftfteUer  mit  bem 
bitter  gesagten  Heformator  aufsumeifen  ifat,  unb  auf  ben  er 
öfter  u?ieber  5urücffommt  ^^^ 

Das  fec^sunbfünfsigfte  Kapitel  fc^ilbert  fürs  bas  beutfc^e 
£anb.  „Ceutfdjlanbt  ift  pberauf  grof  /  pnb  ijat  pnberfdjiblidje 
anfeljenlidje  prouinzen ,  nemlidj  bie  (Defterreic^ifc^e  Sanben  /  f ol== 
gents  Bayrn/  Sdju?aben/  ,fran(fen/  Sac^fen/  IDeftp^alen.  Die 
©efterreidjer  graini^en  jenfeits  mit  Pngern/  pnb  bigfeits  mit 
Boljem  pnb  Bayrn/  ber  Orcf  ift  jljr  pnfreunbtlic^er  Xiaifbat/ 
vnb  visitirt  fte  bifu?eiln/  bermegen  u>ere  5U  münf^en/  ba^  alle 
tEürcfen  ^alb  in  Bayrn  /  pnb  ^alb  in  ©efterreidj  u>eren  /  bas  ift  / 


t)On  Karl  von  Seml^arbfiöttncr.  ^^ 

6af  ein  jeöer  tEürcf  mitten  von  einander  gefäblet  /  ünnö  öer  Ijalb 
£eib  ^ieroben  in  Bayxnj  vnxxb  6er  anöer  inn  (Defterreic^  mere/ 
fo  iDurben  fte  ob  ©ott  tDtU  /  guten  friöen  por  j^m  ^aben  /  öann 
fte  feinbt  6em  tEürc?en  fo  feinbt/  6af  fte  j^ne  nicfjt  anfc^aipen 
mögen." 

„Was  aber  Baym  belangt/  gebuncfte  midij  6af  es  6as 
gelobte  Ijeilige  Canbt  wax  /  ipegen  6er  fo  groffen  anbackt,  6ie  idj 
aller  orten  in  6en  Kirchen  pn6  Kl5ftern  perfpürte/  3*^^  ipegen 
6er  großen  Barm^er^igfeit/  ipelcfje  gegen  6en  2trmen  begangen 
iparS  /  mit  ^ülff  vnb  barreic^ung  6ef  ^,  2(IImufens.  3tem  ipegen 
6er  gar  fo  guten  lustici,  welche  aII6ort  meniglidjen  /  6em  Firmen 
fou>oI  als  6e[mJ  Heidjen  /  o^ne  allen  respect  administriert  Dn[6] 
ertljeilt  u?ir6"  (^70). 

IDenn  ^elif  Bobertag^'o  fin6et,  6af  Bayern  ,,feljr 
^erausgeftridjen"  wivb,  fo  fann  man  6em  faum  beippi^ten.  Der 
Hu^m  6er  ^rSmmigfeit  Bayerns  erflingt  in  6iefer  Perio6e  bei 
allen  Sc^riftftellern  un6  ift  pom  Stan6punfte  6er  (ßegenrefor* 
mation  aus  geu>if  berechtigt  ^'^  TXn  2(nftalten  un6  Stiftungen 
5um  beften  6er  2trmen  fonnte  6as  6amalige  Bayern  mit  allen 
6eutfdjen  Staaten  wetteifern ^^^;  was  für  PPege  6er  3^f*^5  H* 
6reißig  ^alft^n  unter  IDill/elmV.,  un6  me^r  noc^  unter  ZITaf  L, 
gefqa]^,  ^at  auf  6ie  bayrifd^en  5uftän6e  ^Sc^ft  günftig  eingetpirf t ; 
an  6er  Uniperfttät  3"9öift<J^*  lehrte  feit  ^586  ein  eigener  Pro» 
feffor  6es  Kriminalrec^ts^^®,  ipas  an  wenigen  ^odjfi^ulen  Deutfdj« 
Ian6s  6er  ^all  ipar^'*,  6a  man  in  Bayern  juriftifdje  Stu6ien 
überhaupt  eifrig  pflegte  ^  ^* ;  6er  Polisei  u>ar6  eine  befon6ere  Be= 
ai^tung  geu?i6met*^^  un6  6er  Unbeftei^Iic^feit  6es  Hic^terftan6es 
un6  6er  Hedjtsgleii^Ijeit ,  6ie  2tlbertinus  ^ier  ^erpor^ebt,  be* 
fon6ere  Hecfjnung  getragen  ^'^.  So  muf  es  e^er  u>un6eijneljmen, 
6af  2t  I  bertin  US  pon  feiner  5weiten  ^eimat  Bayern  nt^t 
einge^en6er  fpridjt  un6  Por  allem  ZITündjens,  6as  6odj  alle 
5eitgenöffifdjen  Berichte  befon6ers  ^erpor^eben^'®,  mit  feinem 
IDorte  (Erwäljnung  t^ut.  2tuc^  in  feiner  Uberfe^ung  6er  VOdU 
befc^reibung  6es  3<>^^nnes  Boterus  (\6U)  fügt  er  6en  fdjlid^ten 
HTilteilungen  über  HTfinc^en,  „welche  für  6ie  allerfc^Snfte 
^ürften  Statt  in  gan^  Ceutfdjlan6  geljalten  n>ir6"  (S.  6^\  feine 
öeile  bei,  fo  nal^^  i^m  als  Bibliot^efar  ein  ^inweis  auf  6ie  fo 
reidje  Bibliot^ef  liegen  mufte^^^ 

Pon  Bayern  ging  es  nadj  S^waben  un6  ^ranfen,  pon  6a 
nac^  Sac^fen.  ;,Sa(^fen  ift  glei^fals  ein  ^errlidjes  pnnM  fruc^t« 
bares  £an6t/  im  felben  pnn6  fc^ier  aller  an6erer  orten",  fä^rt 
(ßusman  fort,  „in  Ceutfd)lan6t  gefiel  es  mir  aufbün6ig  n?ol  / 
pnn6  ^ette  je  nid^t  gemeint  /  6af  es  folc^e  anfe^enlicfje  prouinzen 

3alirbuc^  für  tnAndjener  (Befdj.  II.  ,^ 


50  itegtbtus  Ülberttnus 

rDcren.  Hur  ein  Wng  aber  nüf fiel  mtr  /  nemlt^  t^r  erf^^ocMtc^es 
fauffen  ^^®  vnrxb  DöUerey...  3n  6en  Sdjiampoöten /  SctjUniereyen / 
collatione[n] ,  BeYlagern  vnb  Sd)Iaftrün(f en  Derbrin9en_  jte 
ein  jamerlic^es  fretten  /  fupen  /  fd^Iemmen  /  vnb  öemen  / 
föc^Ien  vnb  grölten  einanber  5U  e^ren,.*  Xlid(i  allein  fauffen 
fte  auf  öen  grof  mächtigen  /  fel^amen  pnn6  ungeheuren  Bedjern 
vnb  (ßläfern/  fonöern  andij  wann  6ie  Harren  poU  vnb  60U 
u>oröen  /  auf  jl?ren  Sdju^en  /  ^ils^üten  /  Strümpffen  /  Stifeln  / 
ja...  tpie  öie  SarD  vn[b]  Sdjmein"  (^72).  Bei  öiefem  £eben 
fömmt  xljm  nur  eines  feltfam  un6  lädjerlid^  por,  6af  fte  näm- 
lidf  glauben,  ein  21öerlaf  madje  alles  rpieöer  gut. 

So  ftnS  6ie  ZlTänner.  Das  folgende  Kapitel  (57)  aber  er» 
iäiilt  uns,  was  (ßusman  ,,an  6en  tEeutfc^en  IDeibern  pn6  3ungf= 
fransen  gefe^en".  Da  ,, führen  6ie  grauen  6en  Ssepter  6er  Sitte" 
geu?if  nic^t,  fte  fe^en  überhaupt  anöers  aus,  als  Schiller  pon 
iljnen  preift.  grauen  un6  Cöc^ter  trinfen  mit  6en  2Ttänuern  in 
6ie  XDette^^^,  foöaf  fte  „auff  offner  (ßaffen  pnn6  planen/  bli^ 
bla^  poU  Ijerumb  ftörcflen"*  3^r  Vfcxi  fennt  feine  Creue,  ja 
felbft  iljr  iiuferes  ift  unfdjon  un6  perrät  alles  e^er  als  ,,6er 
(ßrasie  5Üc^tigen  Soleier". 

Dod)  genug  6apon  1  ZTtödjte  idf  ja  für  meinen  2Iutor  Sytn^ 
pat^ien  ertpe^fen.  Jtuf  öiefe  U)eife  aber  würbe  idj  i^m  mo^l  6en 
fdjonen  Kreis  6er  Seferinnen  pon  porne^erein  5um  ^ein6e  madjen, 
ob  id?  gleid?  6em  Protefte,  6en  ic^  Pon  sarten  £tppen  5U  Ijören 
glaube:  „Das  gilt  ja  alles  für  unfere  ^exi  nidjt  me^rl"  jum 
grofen  Ceile  5uftimmen  müfte. 

Pon  Sac^fen  ge^t  6er  gug  6er  Komö6ianten  nadf  H)eft^ 
falen.  Beraubt  un6  geplün6ert  pon  u?alonifdjen  Freibeutern, 
fanten  jig  nac^  IHünfter.  Dort  heiratet  (ßusman  6ie  IDitme  feines 
ermor6eten  Prin5ipals.  3"  ^üttidj  prellten  fte  einen  „Jubilierer" 
(3utt)elier)  um  einen  anfe^nlidjen  Sdja^  an  Kleino6ien,  mit  6em 
fte  über  itmiens,  Paris,  6urdj  ©asconien  un6  Hapara  nadj 
Spanien  sogen ;  6enn  in  Palencia  redjneten  fte  „auf  6es  Königs 
Pljilippi  6ef  6ritten  ^ocIj$eit  /  6ie  er  mit  6es  (Er^^er^ogs  Caroli 
tCodjter  ^rämlein  HTargret"  (^82)  feierte.  Dort  l?offten  fte,  mit 
iljren  Komö6ien  piel  ©el6  5U  löfen. 

Die  Sd}il6erung  6er  ^oc^settsfeierlidjfeiten  ZlTargaret^as  Pon 
(Dfterreidj  un6  il?r  feftlidjer  €in5ug  in  Valencia  am  pfeifen 
Sonntag  (\S,  Ztpril)  ^599  tiimmt  bei  ZlTateo  £ujan  6e  SayapeSra 
6as  sehnte  un6  porle^te  Kapitel  6es  gansen  Homanes  ein» 

So  50g  alfo  (ßusman  mit  feiner  Ban6e  nac^  Valencia.  3" 
Ciffabon  erfranfte  feine  ^rau  un6  ftarb ;  „fte  ipar  „ein  tCeutfdjin 
pnn6  6ef  fauffens  gemoljnt",  un6  fo  löfc^te  fte  i^ren  Dürft,  „bif 


üön  Kart  von  i^eint^arbjiöttuct  5  t 

ftdjfungDnöCebertnjIjr  entsünöele"  (^88).  UneuMidjöränstesnun 
2IIber  tinus  5um  Sd?Iuffe,  unb  in  tpcmgen  geilen  roerben  entgegen 
fetner  fonftigen  (SetDo^n^ett  6ie  folgenreic^ften  (Ereigniffe  er5ä^It, 

3n  Valencia  füljrte  er  eine  Komöbte  unb  eine  Cragöbie 
a\xf,  „vnb  waxbi  baröurcfj  fe^r  bdanbi/  berü^mbt/  ünb  pon 
fdjönen  gramen  geliebt  /  Dnb  fonberlicfj  pon  einer  6ie  ^ief  Isabella, 
6ie  tt>ar  aucfj  aufbünbig  pnb  bermaffen  fc^ön  ©nnb  ^olbtfeltg", 
ba^  er  fte  5ur  (£^e  na^ni.  Ztber  bas  wat  fein  Unglücf.  Sie 
^rau  ^atte  alle  fc^Iitnmen  (£igenfc^aften,  unb  was  er  i^r  aüdj 
gab,  ,,fie  ^enrfte  es  alles  jljren  alt  befanbten  feruidorn  pnb 
Galanen  an.^*  So  blieb  (ßusnian  nidjt$  me^r  übrig;  er  begab 
jtc^  „auff  fte^Ien  pnb  rauberey".  „I)tfes  mein  Hac^tgejaibt", 
enbet  er,  „Kappenrucfen  pnnb  Ztläntel  fte^Ien  trib  idj  fo  lang/ 
bif  man  mii^  le^tlidjen  erbapte/  befänfnufte  ernftlic^  befpradjte 
pnb  5um  ©algen  perurtEjeilte"  (^90*  Hidjt  gans  fo  n?eit  gelangte 
ber  Spanier;  er  ipurbe  nur  3U  5e^n  3^^^^^  (ßalere  perurteilt. 
Vodf  anif  ber  beutfi^e  ©usman  finbet  noi^  (ßnabe.  (Er 
„appellirte  pon  bem  pngerei^ten  pnb  pn barmherzigen  Drt^el 
be|  masculini  generis ,  ober  ZHansgefc^Iec^ts  an  bas  gerechte 
pnnb  barmherzige  foemininum  genus,  ober  XDeibsgefdjIed^t"  — 
u>ie  überrafc^enb  gegen  feine  fonftigen  2tuslaffungen  1  —  „pnnb 
fonberlidj  an  bie  Königliche  Sraut:  ZTTit  bitt/  man  tpölle  es 
j^rer  nTajeftät  alfo  für  bringen  pnnb  bey  berfelben  pmb  ein  aller» 
gnäbigfte  intercession  pnb  fürbitt  anhalten"  (50\)- 

SlUein  man  führte  il?n  jur  Kid^tftätte.  Ungeadjtet  feines 
(£infpruc^es,  er  fönne  nicfjts  (£nges  um  bm  Sfals  leiben,  u?oUte 
ber  genfer  feines  2tmtes  ipalten,  ba  tarn  ein  reitenber  Bote. 
„Pnnb  als  er  ^erbey  Fam",  fdjlieft  bas  (6\.)  Kapitel,  „pbcr  gab 
er  bem  Hii^ter  einen  Königlidjen  Befelc^/  bef  jnnljalts/  ba^ 
bie  Konigin  midj  aufgebetten  /  pnnb  idj  anftatt  ber  ipolluerbtenten 
Strangs  Straff  brey  3^^^^"9  ^^ff  bie  (ßaleen  surubern  condem- 
nirt  fein  folte»  Das  iparb  nun  mit  ^ö(^fte[m]  meinem  frolojen 
alfo  exequirt  pnb  Poll5ogen." 

Somit  enbet  ber  erfte  tCeil  bes  beutfdjen  (ßusman  unb  bas 
H)erf  bes  Spaniers.  Hur  oberflädjlic^  ^at  i^n  bisher  in  ben 
legten  Kapiteln  Ztibertinus  benü^t.  Die  2trt  unb  IDeife,  tpie 
©U5män  ber  tEt?eatertruppe  bes  Heredia  aus  £iebe  5ur  fc^önen 
3fabel,  einer  Sc^aufpielerin  berfelben,  ftc^  nähert,  ift  im  ©riginal 
ungleidj  feiner  bargefteüt.  Dort  ift  er  bas  (Dpfer  3f^t>els,  einer 
anfprudjspoUen  KoFette,  bie  er  inbes  ni^t  heiratet.  Der  Schlug 
fteÜt  einen  britten  Ceil  in  Ztusfidjt^^^,  ber  Pon  (5u$mäns  balbiger 
Befreiung  unb  feinem  ferneren  feltfamen  £eben  Bericht  erftattet. 
Doc^  ift  ein  folc^er  ni4t  me^r  erfc^ienen^*^ 


52  ilegtbms  Ülberttnu^ 

IDoi^l  aber  tft  ^(e^tötus  2(lberttnu5  ntc^t  5U  £n6e, 
piclme^r  beginnt  6er  s^ette  2Ibf(^nttt;  un6  5tefer  „anSer  C^eil 
begretfft/  was  (ßeftalt  Gufman  ftc^  befert  pn[6]  was  er  für  ein 
fel^ame  aber  ^errltdje  vnb  fdjone  Keif  gen  3^^wf^^^^  oerric^t 
ünnö  ft^  6ar5u  ftaffiert  vnb  oerfe^en  ifat"  (503). 

3n  biefem  gansen,  nodj  $tx>ei^un6ert5ipan5tg  Seiten  (503 — 723) 
umfaffenöen  5ipeiten  Ceile  erfahren  mir  eigentlich  nichts  meljr, 
was  6ie  ^anMung  irgendwie  fSrberte.  „Xiadf  aufgeftanöener 
brey^d^riger  (ßaleen  (ßefängPnuf ",  ^ebt  6ie  (ßefc^ic^te  an,  „tarn 
idj  in  einen  XDalb  /  fe^te  midj  pnöer  einen  Baum  /  betrachtete 
mein  pergangenes  ttbm  vnb  6en  armfeligen  pn6  gefährlichen 
Stanbt  öer  IDelt  reöete  mit  mir  felbft  pn6  fpract) :  <D  armfeliger 
Gufman  n>as  biftu?  was  n)iltu  anfa^en?  wo  wxl\i  Ijinauf  ?•.. 
7ÜS  idj  6ifer  ©eftalt  mit  mir  felbft  redete/  pn6  mic^  felbft 
fragte  /  rpo  idj  boif  ^ingeljen  pnb  mic^  wznUn  wolie?  ^5rte 
idf  pnuerfe^ens  ein  Stimm/  bk  fpradj:  ad  poenitentiam  eas: 
bas  ift:  ge^e  ^in  pnö  perfüge  6ic^  5U  6er  buf.  3<^  erfc^racf  / 
rpeil  ic^  niemanöt  fa^e:  Ce^tlidjen  aber  froc^e  ein  alter  (Ein= 
ftMer  auf  6er  ^öle  6ef  Baums  (6arinn  er  jtdj  bifn^eilen  pflegte 
auffsu^alten  /  pn6  pn6er  n^elc^em  idj  6amals  faf  pnn6  per= 
ftanSener  maffen  mit  mir  felbft  re6ete)  ^erfflr  /  ladjet  mid)  freun6t» 
lic^  an  pnn6  fpracfj:  XTlein  ^reun6t/  ic^  fpüre/  6af  6u  ein 
groffer  Sün6er  /  pnn6  feljr  tramrig  pnn6  5n?eiffel^afftig  bift  / 
pnn6  nidjt  u?eift  /  n?as  6u  anfa^en  06er  ipo^in  6u  ge^en  foUeft : 
2tber  idj  Ijab  6ir  allbereit  geantmort/  6af  6u  6ic^  5U  6er 
poenitentz  pnn6  Bu|  perfügen  foUeft." 

Damit  ift  6as  tf^ema  gegeben.  (£s  folgt  eine  lange,  faft 
5ur  ^älfte  mit  lateinifdjen  Zitaten  gefättigte  2lb^an6Iung  über 
6ie  ipa^re  Heue,  6ie  Beidjte  un6  i^ren  jtttlid^en  IDert,  6as  ^aften 
un6  2(Imofengeben  u.  a^^K  Hadj  poUbrac^ter  •  Beidjte  erhalt 
©usman  öen  2tuftrag,  nadj  3^J^wfaIem  5U  pilgern;  „6ann",  fagt 
i^m  6er  €infte6Ier,  „u?eil  6u  6ie  gan^e  5eit  6eines  tcbens  alle 
£än6er  6urdjftric^en  /  pnn6  fc^ier  aller  orten  ein  le^e  pnn6  seidjen 
6einer  Büberey  pnn6  Bofljeit  Ijaft  ljin6erlaffen  /  fo  ift  billid^/ 
6af  6u  ein  6ergleic^en  Seif  perric^teft  pn6  etu^as  abbüffeft"  (563). 

Damit  ift  6er  Stoff  6er  legten  2lb^an6Iungen  gegeben,  in 
6enen  6ie  requisita  06er  €igenfdjaften  6es  geifllidjen  Pilgrims 
6er  Heilje  nad^  erörtert  n>er6en.  2tn  6ie  „requisita"  6e5  Pilgers, 
6ie  Cafc^e,  6en  Stab,  6en  Zllantel,  6en  Qut,  6as  (ßeI6,  6ie 
Sdju^e,  6as  fleine  ^ün6Iein  u.  f,  «>.,  werben  moralifc^e  Tibtianb- 
lungen  gefnüpft,  6ie  pon  aUegorif^en  Deutungen  ausgeljen. 

Hadj  all  6iefem  jdjiief  töusman:  „Difes  n>ar  6ie  erjnnerung  / 
u?eldje  mir  6er  from  (£infi6I  t^ate  /  n>ie  pn6  n>as  geftallt  aber 


von  Karl  von  Heinliarbftöttner.  53 

tc^  jtjr  gefolgt  vnnb  midj  ferrncr  per^altcn  /  bas  pernimbt  6er 
günftig  £efer  auf  öem  örttten  tC^etl  /  ipte  es  nemblic^  mir  auff 
Ser  Heif  gen  3^^ufalem  ergangen  /  was  xdi  bafelbft  für  buf 
getljan  /  folgents  vom  Oräen  gefangen  /  gen  iConftantinopel 
gefuljrt  /  aber  ipiber  lebtg  tDorben :  Xladi  folc^em  6ie  3n^i^ntfc^e 
£än5er  befuc^t  /  unnö  was  idj  aller  orten  gefe^en  /  gehört  / 
erfaljren  /  gelitten  pn6  aufgeftanben"  (723). 

Der  2Irbeit  eines  dritten  tCeiles  ^at  fidj  2tegi6ius  Ztiber* 
tinus  nidjt  metjr  unter jogen;  biefelbe  übernahm  ZRartinus 
^reu6en^oI6,  beffen  Porrebe  3um  britten  unb  legten  tEeil  bes 
Canbftör^ers  (ßusman  pon  itlfar^e  bas  Datum  bes  20.  ZHärs  ^626 
trägt  ^^*.  7i\xd(  biefe  Jtrbeit,  pon  ber  ipeiter  5U  fpredjen  ^ier 
nidjt  ber  ®rt  tft,  l^at  (ßrimmels^aufen  gefannt  unb  benü^t*®^ 

Die  (grsätjlung  ipirb  bur^  ben  jipeiten  tEeil  bes  2t  Ib  er  tinus 
allerbings  nidjt  me^r  ipeitergerü(ft;  immerhin  aber  ftnb  biefe 
bogmatifc^^as5etifc^en  2lb^anblungen ,  bie  ein  förmliches  Kom» 
penbium  ber  praftifc^en  Keligionsle^re  bieten,  nic^t  unbebingt  5U 
permerfen.  IDeldje  Itufgabe  biefen  (Erörterungen  in  bem  Schelmen« 
roman  ^ufiel,  ^aben  u>ir  bereits  gefe^en.  2ln  fic^  fmb  fte  uns 
nidjt  unintereffant,  ba  fte,  fo  5U  fagen,  Belege  3ur  ©efdji^te  bes 
Prebigtftiles  liefern;  benn  prebigten  fmb  es  eigentlidj,  n?as  ber 
(ginftebler  feinem  gläubigen  Sd^üler  Ijält.  Unb  fte  ftnb  fo  gans 
in  ber  2trt  jener  ^ext  unb  Ifabzxi  unenblic^  piel  pon  2tbra^am 
a  Sancta  £Iara  an  ftc^.  Tille  bie  fräftigen  Pergleidje,  bie  etipa 
fünfsig  2^tive  fpäter  ber  faiferlic^e  ^ofprebiger  in  feine  Heben 
einPoc^t,  unb  bie  mit  ftarfem  Healismus,  ä^nli^  bem  Simile 
bes  Dante,  mitten  aus  ber  Prayis  bes  Cebens  unb  alltäglicljer 
PorFommniffe  genommen  ftnb,  finben  pdj  bereits  bei  211  ber  tinus 
unb  beleben  feinen  fonft  bfirren  ZHoralportrag.  <Db  ^xdi  nadi 
biefem  (ßeft^tspunfte  ^in  ni^t  bodj  auc^  bem  s^eiten  tEeile 
me^r  als  „erftaunlic^e  2(bgefc^macftl?eit  unb  Onbelei"  na^» 
rühmen  läft,  wie  Bobertag^^''  t^ut,  tpäre  piellei^t  nod?  5U 
unterfud)en.  XDenn  er  ben  läfftgen  Sünbcr  mit  Qausmägben 
pergleidjt,  bie  „bermaffen  faul  fein,  ba^  fte  bas  Keljrfott  etmann 
inn  einem  XDincfel  bef  ^aufes  ligen  laffen"  (523),  u>enn  er  Pon 
Ceuten  rebet,  bie  5ur  Beidjte  unfreiwillig  ge^en,  „nur  jl^ren 
Qerren  sugefaüen  /  bamit  jte  entweber  jl?re  Qof fuppen  ober  bienft 
nidjt  perlieren"  (525),  fo  greift  er  boc^  mitten  ins  £eben  Ijinein. 
Unb  audj  bie  öftere  Beichte  empfieljlt  er  treffenb  bamit,  ba^  es 
„nidjt  genug  ift/  ba^  ein  Sdjüler  bie  Sc^ul  nur  \.  ober  2.  mal 
järlidj  befuc^e  /  bann  er  würbe  rpenig  barmit  letjrnen  /  alfo  fan 
ber  jenig  für  feinen  guten  Stubenten  bef  (ßlaubens  gehalten 
werben/  ber  im  3atjr  bie  Sd^ul  ber  Beiqt  nur  ein  ober  swey 


5/1  2le^ibtu5  2IIbertinus 

mal?l  befudjet"  (527).  IDicöerum  feljrt  er  ftc^  (pgL  oben  S.  3^,  35) 
$e»^en  jene,  6te  in  6cr  Kirdje  ben  frönen  grauen  nadjfe^en. 
3^r  (gebet  bleibt  unerhört,  „toeil  fie  im  ipe^renbem  jljrem  betten 
mit  5en  Ziagen  l?in  pn6  wxbcv  auff  6ie  fc^öne  gramen  fdjatoen  / 
pn6  mit  jljrem  ^er^en  ünn5  (ßebancfen  anberftmo  feinöt  /  alfo 
auf  6em  betten  ein  pudjen  pnnö  fdjroe^en  /  unb  auf  öer  Kirchen 
ein  •  .  •  ,  Kuppel  ^auf  madjen"  (5^5). 

XDäifv^nb  Jtibertinus  fo  in  6er  2lrt  eines  tEauIer  unb 
(Seiler  förmli^e  predigten  fdjreibt,  ift  er  uns  auc^  in  öiefem 
punfte,  tt>ien?o^l  5er  ^aben  6er  (grsalylung  abgefdjnitten  tDir6, 
lüenigftens  nac^  oer  tultur^iftorifc^en  Seite  ^in 
tDidjtig;  6enn  es  unterliegt  gar  feinem  ^^^^f^^  ^^f  Ui^^  2(lle= 
gorien  un6  Bibeleyegefen ,  loie  Bobertag^*'  bemerft,  ,,je6en= 
falls  djarafteriftifc^e  Belege  für  6ie  2luslegungs=  un6  Pre6igtn>eife 
6er  6gmaligen  fatljolifc^en  (ßeiftli^Feit"  fm6. 

Übrigens  ift  illbertinus  von  6em  müften  Poltertone  6er 
Pre6iger  feiner  un6  6er  fpäteren  §^xi,  wk  il?n  nocfj  6er  JTlündjener 
(ßeiftlic^e  2tnton  PonBudjer  in  feiner  Pre6igt  auf  St.  C^rifto» 
pljorus  fo  allerliebft  paro6iert^^^,  u>eit  entfernt,  un6  in  einer 
fe^r  beadjtensu)erten  Stelle  (S.  662),  6ie  tt)ie6er  geeignet  ift,  u?ie 
alles  bei  unferem  Sc^riftfteller,  Sdiaikn  auf  6ie  Sitten  un6  (ße= 
bräudje  feiner  geit  un6  6er  6amaligen  bayrifdjert  Per^ältniffe 
ju  iperfen,  äufert  er  fic^  über  6ie  I{an5elre6ner:  „^üten  aber 
foU  ficfj  pnfer  pilgram  /  6af  er  an  ftatt  eines  fleinen  ^un6ts 
6ef  guten  eyfers"  —  er  ^atte  eben  (656)  6em  Pitgrim  ein 
f  lein  es  ^ün6lein  empfohlen  —  „feinen  u^ütigen  groffen  i?ü6t  6ef 
pnbefdjei6enen  eyfers  5U  ftdj  neme.  Dann  6ergleidjen  ^un6t 
pflegen  6ie  (ßänf  /  2len6ten  /  Sdjaf  /  Sdjtpein  pn6  Rennen  5U 
uerjagen :  2tuff  6ifen  fdjlag  fin6t  man  etlicfje  Pre6iger  /  meldte 
auf  einem  pnbefdjei6enen  eyfer  o^ne  allen  respect  jmmer6ar 
bellen/  beiffen  pn6  pon  fidj  ftedjen/  6ern?egen  nit  allein  nichts 
fruchten  /  fon6er  6ie  ®emüter  6er  ^uljörern  tpiber  jljne  peralieniren, 
abu?en6en  pn6  perbitteren  :  3^^^'^6ar  fdjreyen  fie  /  crucifigatur, 
deponatur,  eijciatur^  fo  gar  nennen  fte  bifmeilen  6ie  £eut^  / 
06er  6cuten  gleic^famb  mit  Ringern  auff  fte  /  laffen  jljr  rad)= 
girigs  gemütl?  auff  6er  Can^el  auf  /  pnn6  referuiren  6em  ©Ott» 
liefen  prtl  nichts :  ZHit  foldjem  jl^rem  pnbefd)ei6enen  eyfer  per= 
fc^onen  fie  u>e6er  6er  alten  nod)  6er  jungen/  n?e6er  Ijoljes  noc^ 
ni6ern  ftan6ts :  IDo^er  entfpringt  aber  foldje  ipütigfeit  6ef  ^un6s? 
2tnttPort:  ©nen  nagen6en  IDurm  Ijaben  fie  pn6er  6er  jungen/ 
nemblic^  6en  vonvm  6er  Ijoffart  pn6  eytln  eljr  /  6erfelb  mad^et  / 
6af  folc^e  Pre6iger  für  lustitiarios  pn[6]  groffe  Ciebijaber  6er 
lustici   pn6  (ßöttlidjen   eljr   gehalten  u?er6en   u?öllen  /  6ermegen 


von  Karl  von  Hcinl|arbftöttuer.  55 

laffen  fte  ftc^  mit  öem  pnbefdjcibencn  corrigiren  pnb  ftraffen  öer 
£after  auff  6er  (£an^el  fo  fteiff  ^oren.  2tn6ere  ^aben  einen  H)nrm 
6ef  neiöts  onö  paffes  /  vnb  öerfelb  ^eift  correctio  mendax  in 
ira  contumeliosi :  (£s  tft  aber  fein  correctio ,  fonöer  ein 
corruptio.  Hoc^  anbere  Ijaben  6en  IDurm  5er  ignorantz  pnöer 
öer  jungen  /  vnb  n>eil  jte  auff  j^re  PreMg  nit  oil  ftuöiert  ifaben  / 
Dnn6  nidjts  anöers  miffen  fürsubringen  /  fo  begeben  fte  ftdj  an 
ftatt  5ef  docircns  vnb  le^rens  auffs  calumnieren,  fdjelten  vnb 
falmeufen". 

So  fe^r  inbes  6ie  ZTÜoralifattonen  bes  2tlberttnus  5en 
^uf^ninien^ang  6er  ©efc^t^te  ftören,  fie  Ijaben  6od)  einen  be> 
fliinmten  ^wed.  VHan  voixb  irre  ge^en,  toenn  man  glaubt,  fte 
Ijätten  öem  SdjriftfteUer,  5er  „nidjts  fdjlec^ter  als  5as  €r5äl?Ien" 
Derftanb^®^,  £ürfenbiffer  für  öie  gefurste  (ßefdjidjte  abgeben 
muffen.  Dielnte^r  ipoUten  alle  biefe  2lutoren  ernftlic^  moralifcfj 
tDirfen.  So  urteilt  ^eröinanölDoIf^^®  über  ZlTateo Zlleman, 
er  Ijabe ,, feinem  IDerfe,  n>enn  aucfj  nidjt  eine  moralifdje  tCenbens, 
6oc^  ein  moraltfdjes  Palliatio  in  ^äufig  moralifterenben  Betradj» 
tungen  beigegeben",  2tlbertinus  füljrt  in  6er  Porrebe  5u 
feinem  „(ßusman"  an  6en  2lbt  6es  (ßottes^aufes  ^arnbadj  6ie 
(ßrün6e  alle  an,  6te  i^n  belogen  ^aben,  „allen  pn6  je6en  Stanbts 
Perfonen  5ur  na^rt^tung  pn6  gutem/  6ie  ^iftori  pom  Ceben 
lohan  Gufmans  in  tCrucf  5U  perfertigen",  un6  6er  Perfaffer  6er 
Picara  Justina  ipür6e  fti^  ^ödjltdj  peripun6ert  un6  belei6tgt 
füllen,,  feinen  Homan  pon  ®räffe^^^  als  eine  ,,ebenfo  lang» 
tpeilige  als  fdjmu^tge  ©efdjidjte"  be5eidjnet  5U  Ijören;  6enn  in 
feiner  für  6as  Perftän6nis  6es  gefamten  Sdjelmenromans  Ijodj^ 
tpidjtigen  (Erflärung  6er  „Ztbftdjt  aller  Bän6e  un6  Büdjer  6er 
Picara  3uftina"  rneift  er  nadj,  6af  in  iljm  6a3  Vilabdim  6ie 
(ßefaljren  tpcibli^er  Ceic^tfertigfeit,  6ie  perljeirateten  grauen  6ie 
böfe  ^olge  fdjledjter  Beifpiele  un6  mangelljafter  Kinöererjte^ung, 
fürs  6af  alle  Stän6e,  Stu6ieren6e,  Sol6aten,  Beamte,  IDirte, 
Hidfter  il^re  ganse  £ebensaufgabe  erfennen  tper6en.  Un6  5um 
5u)e(fe  pollfter  Sidjer^eit  ^at  er  fein  Budj  6er  3nquifition  por« 
gelegt  ^^^ 

ltn6  ^at  ni^t  Ben  3^"fo"  gera6e  6ie  moralifdje  un6 
ftttlic^e  tCenöens  6es  (ßusmän  6e  2tlfaradje,  6en  er  aus  James 
Mabbe's^^3  englifdjer  Überfe^ung  fannte  (3.  2tufl.  \63^),  .rülj== 
men6  ljerporgeljoben^*\  .u?a^ren6  audj  6er  Simplicifitmus  6es 
(ßrimmels^aufen  einen  Dereljrer  ^^^  5u  6en  Derfen  peranlafte: 

fo  blicft  6odj  flar  Ijerfür,  6ag  €r  nur  ^leif  anfeljr, 

mie  (gr  mit  £uft  un6  Hu^  öenlDeg  5urCugen6  leljr. 


56  ^legtbtus  ^Uberttnus 

Diefen  päöasogtfc^en  (ßrunöfa^,  6em  ^orasens  Pater  folgte  ^'•^^, 
bntdi  ^tntpeis  auf  6ie  Cafter  anöerer  6em  So^ne  bas  Cafter 
perac^tlic^  3U  mad^en,  un6  öer  6te  Spartaner  oeranlafte,  5U 
gleichem  gmecfe  t^re  ^eloten  5U  pertDenöen,  tft  andi  ptelfadj  6er^ 
jenige  unferer  2(^nen  setpefen^^^ 

(£5  öürfen  alfo  6te  moralifc^en  (Eripägungen;  6te  Jtegtöius 
illberttnus  5um  teil  nac^  fpanif^en  PorWlöern,  5um  teil  nac^ 
eigener  (grfinöung  einPodjt,  nic^t  unterfc^ä^t  »erben.  Sie  gehörten, 
ipie  C.  2y[ribau  *^®  Seijt,  6em  Zeitalter  Ükmans  an  unS  iDaren, 
iDie  ipir  gefe^en  Ifab^n,  öer  tCenöens  Mefer  Homane  unentbeljrlidj. 

Die  2Irt  un5  IDeife,  toie  itibertinus  ft^  6en  fpanifdjen 
Homan  surec^tgeric^tet  ^at,  ift  (ßegenftanö  mancher  Bemerfung 
getDoröem  Bobertag^*^  fagt:  „Der  öeutfc^e  (ßusman  ift  eine 
gan5  freie  Bearbeitung  6es  fpanifdjen ;  6ie  größere  ^alfte  feines 
3nl?alts  ift  i^m  eigentümlich".  Vinb  5utreffen5  jft,  was  ^rei« 
Ejerr  von  Ciliencron*®®  pon  feinen  fämtlic^en  Übertragungen 
äußert,  auc^  für  feinen  (ßusman :  „Seine  Überlegungen  fmb  5odj 
freie,  oft  fe^r  freie  Bearbeitungen;  er  afflimatiftert  fo  5U  fagen 
feine  originale".  (£r  felbft  perbreitet  jtc^  nur  einmal  über  fein, 
prinjip  6er  Übertragung,  6ort  aber  in  einer  eigenen  Hoti5  por 
feiner  „Historia  Dom  Prfprung...  öer  Ke^ereyen"  (\6\^).  Was 
er  jeöoc^  ^ier  fagt,  gilt  für  feine  fämtlidjen  Überfe^ungsarbeiten. 
„(ßunftiger  £efer",  Ijeift  es  ba,  „n?3ffe,  öaf  öifes  Budj  auf 
feinem  Original  nit  pon  IDort  5U  IDort  /  fonöern  öem  fmn  pnö 
perftanöt  nad)  vertiert:  bifmeilen  au^  pnö  an  etlicf)en  orten 
abgefärbt  /  nadj  notturft  corrigiert ,  pnö  /  fo  pil  müglidj  /  auff 
ein  öefto  annemblic^ern  Ceutfdjen  ^orm  accommodiert  pnnö  ge» 
richtet  ift  moröen".  Por  allem  ^at  er  öas  ©riginal  gefürst,  foöa| 
es  feltfam  erfdjeint,  n?ie  ^.  2tntoine  in  feinem  im  allgemeinen 
ridjtigen  Urteil  über  öiefe  Bearbeitung  öiefelbe  „um  pieles  länger 
als  iljr  fpanifc^es  Porbilö"  nennen  fann*®^  Hidjt  nur  §at 
2tlbertinus  öie  unperljaltnismäfig  langen  €pifoöen  öes  ®ri* 
ginals,  öie  ©efc^i^ten  Pon  ®smin  unö  Daraja  (P.  1, 1.  i.e.  8), 
Pon  Doriöo  unö  Clorinia  fP.1, 1.2.  c  10),  pon  Dorothea  (F.  II, 
I.2.C.9),  pollftänöig  geftri^en,  er  ^at  aud)  öie  ZlToraHfationen 
unenölid^  gefürst.  3^  allgemeinen  ift  öas  Beftreben  einer  (Ent= 
fernung  rein  f p an ifc^er  Dinge  unperfennbar.  Kapitel  u?ie  jenes, 
öas  öen  Hac^u^eis  liefert,  öaf  Spaniens  Konige  pon  öen  ©oten 
ftammen  (F.  11,1. 2.c.  10),  oöer  jenes,  bas  öem  (Einsuge  öer  Königin 
in  Palencia  gemiömet  ift  (F.  II,  1. 3.  c.  10);  ^at  er  einfach  unterörüJt. 
2tn  fdjtt?adjen  Perfudjen,  öas  ©anse  5U  loFaüfteren,  fel^It  es  nic^t. 
So  läf  t  er  bisweilen  2tusörücfe  u>ie  „bei  uns  in  Spanien"  u.  ögL 
aus,  5.  B.  S.  {0:   „Difes  feinöt  öie   stratagemata  pnnö  griffel 


»Ott  Karl  von  Hettit^arbftötttter.  57 

6er  Kauffleuten  /  ipel^e  täglich  practictert  tperöen"  —  Estrata- 
gemas  son  de  mercaderes,  que  donde  quiera  se  practican 
en  Espana  — ;  fo  madjt  er  ebenba  6ie  fec^s  Healen  5U 
„einigen  gefto^Ienen  (Bulben"  un6  fprtdjt  (87)  oon  öret^unbert 
"Kronen  ftatt  5er  etoas  me^r  als  taufenb  Healen  (P.I,U2.  c.9); 
allein  bies  ^efc^iel^t  nur  fe^r  feiten  im  Pertjältnis  5U  6en  ialjU 
lofen  Stellen,  wo  er  (5.  B.  S.  62^  76  u.  5.)  6te  fpanifd^e  tDäl?rung 
beibetjalt. 

Seine  Catintsmen  jtnb  ftSrenö  in  ^o^em  (grab,  unb  Ptel« 
leicht  gilt  bies  u)eniger  von  ben  sa^lreic^en  fürseren  ober  längeren 
lateinifcfjen  Zitaten,  bie  er  befonbers  an  moralijterenben  Stellen 
feiner  TS,eb^  einflickt;  als  oon  ben  perein5elten  Hebeformeln.  3" 
biefer  £)infi^t  fticfjt  ber  ©ebrauc^  bes  Sefretartus  meit  pon  bem 
feines  ^errn  ab;  benn  es  ift  befannt,  ein  n>te  grofer  (ßegner 
biefer  lateinifdjen  ^losfeln  in  beutfdjer  Hebe  Kurfürft  ZRay  I.  mar, 
als  beffen  ridjtiger  (ßrunbfa^  galt:  „Ubi  suppetunt  vocabula  ver- 
nacula,  non  opus  aliis"  ^^^, 

^u  allem  Uberfluffe  aber  toirb  gerabe  bie  fpanifc^e  Porlage 
2tl  ber  t in  US  Quelle  5aljlrei(^er  Satinismen,  unb  fo  fann  er  ber 
Derfu^ung  nidjt  u?iberftel?en,  2tusbrürfe  u>ie  „imaginaciones"  mit 
„imaginationes**  (^9),  „sentencia  definitiva"  mit  „sententiae  dif- 
finitiuae'*  {5\),  bie  „virtud  retentiva**  mit  „virtus  retentiva'*  (70), 
„aunque  sutilizas  el  ingenio,  destruyes  las  potencias"^  mit  „ob 
fc^on  bu  bie  ingenia  subtilisirest ,  fo  5erft5rft  bu  bodj  bie  po- 
tentias'*  (96),  „liciones"  mit  „lectiones"  (98),  „cuidado  solicito" 
mit  „fe^r  sollicitus  unb  forgfältig"  (77)  5U  überfe^en  —  ber  orado- 
res,  philosophos,  poetas  u.  f.  u>.  nid)t  5U  gebenfen,  bie  natürlidj 
ftets  als  oratores ,  philosophi ,  poetae  u.  f»  w.  in  bem  jeweilig 
nötigen  Kafus  mieberfe^ren. 

2Ulein  ungeadjtet  biefer,  iDentger  i^m  als  feinem  Zeitalter 
an^aftenben  (Eigenarten  ifdbzn  u>ir  an  2tlbertinus  einen  Schrift» 
fteller  oon  grofer  Kraft  unb  (ßerpanbt^eit  bes  2tusbru(Jes  5U 
bemunbern  *^^,  ber  bie  beutfc^e  Spradje  pöllig  be^errfdjt.  Himmt 
man  auc^  an,  ba^  er  biefelbe,  n?ie  es  ma^rfd^einlidj  ift,  in 
Dertjältnismäfig  frfiljer  ^zxt  lernte,  unb  ba^  bem  Hieberlänber, 
beffen  Sprac^entalent  gerühmt  mirb^^*,  bie  ^odjbeutfd?e  ^^^S^ 
jiemlidj  na^e  liegt ,  fo  beburf te  es  boc^  befonberer  Begabung, 
biefelbe  bis  5U  folc^er  Be^errfd^ung  ftc^  ansueignen,  unb  biefes 
Bemuf tfein  mag  iljn  andf  yx  ber  befc^eibenen  auf erung  per» 
anlaft  ^aben^^*:  „XDas  aber  meine  geringfügige  Perfon  anbe* 
langt/  bin  i^  gleic^mol  anfangs  nit  gemaint  geu^eft/  anbere 
pnb  mehrere  Bücher  /  als  eben  bie  Senbtfc^reiben  biefes  authoris 
5U  vertiren..*    Pnb  folc^es  iwax  barumb,..  u?eil  3dj  um  ber 


58  21egibtus  2IIbertiniis 

^odjteutfdjen  Sprachen  ntt  öermaffen  verfielt  nodi  abgeführt  bin  / 
5af  tc^  bar^er  ein  grof  tob  5U  erja9e[n]  mir  erträumen  laffen 
öörffte". 

IDic  ferner  es  aber  voav,  ins  Deutfcfje  $u  uberfc^en,  perrät 
uns  andi  6er  Bearbeiter  6es  Don  Quijote,  wmn  er  fagt:  „Danen» 
Ijero  ic^  mir  getraute  mit  brey  Blaten  e^e  fertig  ju  werben  /  fo 
aus  obgefe^ten  breyen  (Spanifdj;  3^^'i^"*f^^  iJ^^^ttSöftfcI))  in  We 
Cateinifc^e  Spradj  ombsufe^en  feynb,  als  mit  beren  einem  in  bie 
Ceutfc^e"206^  y„5  paljfcfj  Baftelns  ©efc^i(JIid(feit  ift  bodf  am 
crfannt^®^ 

K.  C^.  :^  ei  sei  urteilt^®®  über  itlbertinus:  (£r  „roar  einer 
ber  frudjtbarften  ScfjriftfteUer  feiner  3^^*;  ^^\^  i"  neuefter  ^ext 
ifat  man  auf  bie  bisher  unterfc^ä^ten  Ceiftungen  biefes  Sitteraten, 
bie  ftdj  fo  5iemli(i?auf  bie  ganse  Summe  ber  populären 
Silbung   bes  Seitalters  erftrerften,    aufmcrffam  gemacf)t". 

Hun  Ijat  aber  2tlbertinus  für  Bayern  bas  fpesieUe  3n» 
tereffe,  ba^  feine  Sprache  ein  treues  2lbbilb  ber  bamals  gefprodjenen 
HTunbart  ift,  unb  ba^  fpesiell  ber  ZlTünc^ener  in  i{?r  fofort 
fein  heimatliches  3biom  erfennt.  €r  fcfjreibt  oberbeutfdj,  unb  mit 
üoUftem  Sec^te  behauptet  Cilien  er on,  ber  auc^  feinem  DialeFte 
einige  IDorte  gemibmet  ^at^®®,  „ba^  ftc^  ber  Perfaffer  als  eckten 
Sayern  giebt.  2tber  er  fdjreibt  babei  nidjt  etn>a  einen  roljen 
DialeFt,  fonbern  eine,  n>enn  au^  nidjt  fonfequent  burdjgefü^rte, 
fo  boc^  im  gan5en  n^o^Igebilbete  Sc^riftfpradje". 

Seine  oberbayrifcljen  IDorte,  auf  bie  man  überall  ftögt,  feine 
,,€l?eljalten"  (S.  ©usman  95),  „Kud(el"  (70,  „2«mufen"  (20), 
„greinen"  (\89),  „Cettfeigen"  (^),  fein  „Königl"  (80,  „ftarni^el" 
(\9\)M,^angnug,  ©efängnuf"  (^,  ^92,  \9^u-ö.),  „DäntelmariJt" 
(Cuc.  Kön.  S46O,  „Kutteipecf"  (ebenba),  „tCracfe"  (=  Sracfee  22), 
„ber2Ifd)enM=bie2tfd}e38),  „Ceylad!"  (80),  „^a^inetel"(82)2i^ 
„Docfe"  (=  puppe  9^,  93),  „^eim"  (=  Sc^faum  U8),  „anwerben" 
(1^2),  ,^xeyiW  (\50),  „(ßutfd)irer"  (\73),  „3ntlett"  (=  Un= 
fd)Iitt  \9\),  „Cent  augridjten"  (2^8),  „fämplen"  (=  fämmen 
22  ^,  270,  „räf "  (=  beisenb,  fdjarf  2^0/  //f^^^S"  (»^"  IDunben 
2^7),  bie  „IJyen"  (==  21d(feln  255),  „Curf"  (=  Decfel  288), 
„backen"  (=  baJen  290),  ^^Klumfe"  (=  Si^e  29  0,  „garfe^en" 
(bie  §\xng,e  erftarret,  garfe^et  300,  „XDöljr"  (Inst,  vitae  auli- 
cae  f.  60,  „liröf"  (=  Kraufe,  ebenba),  „Znebeyen"  (f.  62), 
„pSfel"  (L  69),  „judj^en"  (f.  72),  ,,BrotI)auf  ober  pfifter", 
(Hernes  Clofterleben  f.  \72Y'\  „Canbftör^er"  unb  ,,St5r^er"  «^^ 
rpie  ^eute  noc^  ein  ^unb,  ber  nidjt  5U  Qaufe  bleibt,  genannt 
n>irb  — ,  alles  bas  erinnert  Iebl?aft  an  ben  oberbayrifc^en,  meift 
mün^enerifc^en  Dialeft,  ben  fidjltlbertinus  treulidj  an* 


pon  Karl  von  Hcint^arbpöttner.  59 

geeignet  ^at.  Urxb  fo  böte  6er  SdjriftfteUer  für  6en  ©ermamftcn 
unb  Dialeftforfdjer  ein  Ijübf^es  liompenbtum  6er  6amab  üb- 
lidjpen  2Ius6rucfsformen. 

^ur  BaYern  ift  fomit  2le9t6tus  2llberttnus  ein  iioAf^ 
be6eutfamer  Scf)riftfteller,  6a  er  uns  im  ©etDan6e  unferer 
6amaIigen2lus6rucfsform  un6  unferes  6amaligen  Tin- 
fdjauungsfreifes  nt^t  nur  ein  BiI6  unferer  Spradje 
aus  6em  2lnfanöe  jenes  perljänsnisDoIIen  ^aiivtinn- 
6erts  ^interlaffen  ^at,  fon6ernaudj  ein  fultur^iftori== 
fdjeS;  in  treueften  färben  entworfenes  (ßemäI6e  jener 
ernften  ^eit  un6  i^rer  fittlidjen,  religiöfen  un6  poIi== 
tifdjen  ITTeinungen.  2tber  audj  für  6ie  6eutfc^e  £itteratur,  für 
6as  Sdjrifttum  6es  gefamten  9rogenX)aterIan6es  ift  211  bertin us 
6urclj  feinen  ,;£an6ftör^er  ©usman"  pon  befon6erer  Be6eutun9 
gemor6en.  Wo  in  6er  litterären  (ßefd^idjte  6er  €ntn>irfelung  6es 
Sdjelmenromans  (Ertpätjnun^  gefdjie^t^  ift  6es  2tlbertinus 
Harne  6er  erfte.  €r  Ifai  jene  (5attun$  in  I)eutfc^Ian6  5uerft  ein» 
gefüljrt,  6ie  faft  ein  3al?r^un6ert  lang  Cieblingsleftüre  unferes 
Polfes  geblie ben,  un6  6ie,  n?ie  wxv  gefeiten  ^aben,  unter  (ßrim< 
melsljaufens  ^e6er  eine  fo  ^o^e  PoIIen6un9  erreicfjt  ^at. 

Un6  tt>enn  manfagen  6arf,  6af  2t I bertin us  6en  Sdjelmen» 
roman  in  I)eütfdjlan6  eingeführt  ^at^^*,  fo  unterliegt  es  feinem 
^meifel,  6af  6er  je6enfalls  genugfam  belefene  ®rimmels  = 
^aufen^^*  feine  Porgänger  n>ol?I  fannte  un6  2tlbertinus  5ur 
^an6  Ijatte^  6em  er  (ßu5mäns  Kenntnis  per6anfte.  Denn  6af  er 
6iefen  lefeteren  me^rfadj  ftdj  5um  X)orbiI6e  na^m,  ift  längft  6ar= 
gettjan  n)or6en^^^ 

Die  Berü^rungspunfte  6er  fpanifdjen  Citteratur  mit  6em 
bayrifdjen  ^ofe  un6  6en  bayrifdjen  Sd^riftftellern  ftn6  nid)t  feljr 
üiele.  ®b  fpanifc^e  StüJe  in  IHünc^en  gefpielt  tt?ur6cn^  06er 
nid)t,  mag  6aljingeftellt  bleiben ^^^  ^^bex\iaUs  ifab^n  6ie 
grofen  Zfleifter  6es  fpanifc^en  Dramas  6as  3^fuiten  = 
6rama  n)efentlidj  beeinflußt  un6  5U  feiner  reichen  €nt» 
faltung  mit  beigetragen,  iporüber  an  einer  an6ern  Stelle  ge^an6elt 
tt?cr6en  foU.  Daß  fpantfdje  Spradje  un6  Citteratur  audj  Ijin  un6 
tt>ie6er  gepflegt  vontbcn,  bemeift  6ie  ^ulcxffung  eines  6er  erften 
„Heup^ilologen",  6es  fpanifdjen  Spradjleljrers  Angelus  de 
Sumaran,  an  6ie  3^S^Ip56ter  Unioerfität  (^625),  nad)6em  er 
fd)on  pier5e^n  ^alixe  in  ITlündjen  —  alfo  gKid?5eittg  mit  2tlber^ 
tinus  —  als  Celjrer  neuerer  Sprayen  gemirft  ^atte^^'^* 

€in  befon6eres  X?er6ienft  6es  bayrifdjen  £an6es 
ipar  es  5U  allen  3^^*^"/  ^^f  i"  ^^^  fü66eutfd)en 
Hefi6en5   aud^   6er  Pflege   6er   frem6en  Kultur  eine 


60  ^legtbtus  2IIberttnus 

Stätte  geiPtömct  wav;  unö  6ie  Ctnfönntgfeit  unferer  in^ 
neren  (Entiptcfelung  unter brtdjt,  ol?ne  jeöoc^  6em  llatio= 
naien  5U  ^djaben,  bas  5äl?er  6enn  anöerstoo  gerade 
bei  uns  fid)  erhielt,  6er  grofe  €tnfluf,  6en  ttaltemfc^e; 
fran56ftfc^e,  fpantfc^e,  nteberlänötfc^e  Kunft  un6  ©ele^rfamfeit, 
tC^eater  un6  ZRufif  porüberge^enö  auf  uns  ausgeübt  Ijaben. 
IDir  finöen  barum  6ie  bayrifc^e  Kultur,  n>ie  Bayerns  Politif; 
ftets  in  XDec^felbesie^ung  mit  irgenö  einer  grof  en  geiftigen  Znac^t 
(Europas,  öeren  mo^It^ätige  (£intt>irfung  in  Kunft  unb  (Bewerbe 
bis  auf  6en  heutigen  tCag  unperfennbar  blieb. 

So  mag  es  6er  Kulturgefc^tc^te  5er  bayrifcljen  ^auptftabt 
geu^if  mit  Jreuben  geöanft  werben,  ba%  fie  im  ^alixtinnUtk 
6es  grauenüoUen  öreifigjä^rigen  Krieges  Sem  ftillen  Denfer  unb 
fleifigen  Citterator  2tegibius  2llbertinus  felbft  am  ^ofe  bes 
gr  of  en  Kriegs^elben  ZlTayimiliansbesCrften  eine  gufludjts» 
ftdtte  gewäljrte,  pon  ber  aus  er  in  frieblic^er  IHufe  feine  ^aljU 
reiben  Schriften  •in  bie  ftürmifc^  erregte  XDelt  ^inausgeben  unb 
Deutfc^Ianb  eine  Bearbeitung  jenes  ^odjwidjtigen  fpanif^en 
Somanes  fdjenfen  fonnte,  ber  Deranlaffung  würbe  5U  jenem 
Ijoc^bebeutenben  IDerFe,  bas  für  alle  ^dt  eine  Sterbe  ber  beutfc^en 
£itteratur  bes  ftebense^nten  ^alixli\xnbeiis  bleiben  wirb. 

Der  befdjeibene  Ku^m,  ben  2JClbertinus  ein  S^itgenoffe^^* 
prop^eseite,  wirb  i^m  barum  wo^I  niemals  ftreitig  gemadjt 
werben  f6nnen: 

„Teutonicis  sie  tu  dignus  celebraberis  oris, 

Pulchraque  post  obitum  fama  superstes  erit.*' 


Üu(fl(nna|»(i|(  und  Mtn^Ut 
* 

0  Stelle  über  biefes  Datum  ^eItj23obertag,  (5cfd?td?te  bes  Homans 
unb  ber  il^m  oerrüanbtcn  Dicf^tungsgattungen  in  Deutfc^Ianb.  gmeitcr  ^an^, 
^mette  ^älftc.  Berlin  ^88^.  5.  22,  23.  —  (Srirnntelstjaufcns  IDerfe,  l^craus* 
gegeben  t>on  (f.  23  ob  er  tag,  (Kürfd?ners  Deutfd^e  Hationallitteratur,  Bb.I). 
5.  XXXYIII. 

2)  Über  biefelben  fiel^e  llusfüt^rltdjes  in  ^cn  einseinen  2Iusgaben  bes 
(grimmelstjaufen,  3unäd?ji  bei  21belbert  Keller.  Bb.  II  (1-85^),  5.  U27  bis 
U80;  unb  Bb.  IV  (t862),  5.  907.  f3b.  33,  3^,  65,  66  ber  Bibltottief  bts 
litterarifdjen Vereins  in  Stuttgart);  bei  I7 ein rid?  Kurs,  Dentfd^e  Bibliott^e!. 
£eip3ig  |863.  23b.  III;  bei  3  (Ei  tt mann,  Deutfd?e  Dichter  bes  XVII. 3al^r« 
l^unberts,  Bb.  VII;  bei  Bobertag  (f.  oben  \.) 

3)  <Sefd?icfate  ber  beutfdjen  Didjtung.  5  ^luflf.,  l^erausgegeben  oon  K  a  r  I 
Sartfc^.  £eip3ig  ^872.  III.  Ob.  5.  ^87* 


\>on  Karl  üon  Heint^arbpöttner.  6  \ 

^)  <5efc^ic^te  ber  beuifc^en  nattonanUteratur.  9.  2(ufl.  lYTarburg  (862. 

S.  366. 

5)  II,    (89. 

6)  <5efdbtc^te  bes  Homans.  II.  Bb.  2.  Qälfte.  S.  26. 

7)  Der  beutfc^e  Homan  bes  ac^tselinten  3ö^r^tt»iberts  in  feinem  Der- 
l^ältnis  3mn  (£I^rijientum  ©on  ^ofeplj  (Jreil^errn  t>on  (Eic^enborff. 
£eip3i9  (85(,  5.  7(. 

8)  <5eroinu5  a.  a.  0.  III,  ^87. 

9)  S.III,  \\€  ber  2Iusg.  ©on  21. Keller  (II,  (M8  bes Springinsfelb). 
(O)  Biblioteca  de  Autores  Espafioles,  desde  la  formacion  del 

lenguaje  hasta  nuestros  dias,  ordenada  ^.  ilustrada  por  D.  Buenaventura 
Carlos  Aribau.  Tomo  Tercero.  Madrid  (Rivadeneyra)  1846.  Discurso  pre- 
liminar.  5.  XXI. 

U)  <£henba  S.  XXIV  unb  Bb.  XXXIII,  5.  LXIX. 

(2)  Deutfdje  3al^rbü(^er  für  Politif  unb  £itteratur.  Dritter  ^anb. 
23erlin  (862.  5.  4U-W«  winenbo3as  £a5ariüo  unb  bie  Bettler*  unb 
S^elmenromane  ber  Spanier." 

(3)  21.  a.  0.  III,  ^8^. 

(<^)  Aribau,  XXVIII.  ,,que  contribuyeron  indudablemente  al  sumo  apre- 
cio  con  que  las  naciones  estranjeras  miraban  los  frutos  de  nuestraliteratura/* 

(5)  (5efc^id?te  ber  fc^Snen  £itteratur  in  Spanien.  Von  (SeorgCirfnor. 
Deutf4  mit  Snfäften  x>on  Hüolaus  Ejeinric^  Julius,  tleue  2Iu5gabe. 
£eip3ig  (867.  II,  2(2—2(7. 

(6)  2IU9emeine  (Sefc^ic^te  bes  Homans  von  beffen  Urfprung  bis  3ur 
neueften^gcit  oon  0.£.23.lDoIff.  Z^n<^  (8^(..,S.  (((.  —  Über  „feine  Der  brei- 
tung in  Überfefeungen  f.  bei  (S  r  ä  f  f e  III,  ^95.  Über  fran3Ö(tfd?e  Übertragungen 
nn^  xlixen  (Hinflug  in  ber  (Sefd^id^te  bes  f ran38(ifdjen  Homans  im  XVII.  Z^^u 
l^unbert  t>on  Dr.phil.  ^etnrid?  Körting.  £eip3ig  (885.  1. 23b.  S.  ^^8— 57. 
II.  ob.,  S.  59. 

(7)  £eben  unb  23egebent^eiten  bes  (Escubero  Ularcos  0bregon  ober 
2lutobiograpt|ie  bes  Spanifc^en  Dichters  Dicente  (Espinel.  2lus  bem  Spanifd?en 
t>on  £ubu)ig  (Eiecf.  2  23be.  Breslau  (827.  1. 23b.  S.  252  unb  253.  2lnm.  (7. 
(Den  fpanifc^cn  (Eejt  enttjält  3Bb.  (8  ber  Biblioteca  de  Autores  Espafioles.) 
Pgl.  inbes  liier3u  23b.  XXXIII,  S.  LXXIV,  LXXV. 

(8)  S.  (86  bes  britten  23anbes  ber  Biblioteca  de  Autores  Espafioles, 
nad^  ber  l^ier  3itiert  ift.  S.  (85 — 362  entl^ält  bie  Aventuras  y  Vida  de  Guzmän 
de  Alfarache ,  Atalaya  de  la  vida  human a ,  por  Mateo  Aleman ,  criado  del 
Rey  nuestro  sefior,  natural  y  vecino  de  Sevilla.  —  Über  2lusgabcn  bes  Mateo 
Aleman  f.  bei  (Jrb.  21  b.  (Ebert,  2lügem.  Bibliogr.  £e5ifon.  Jeipjig  (82(. 
I,  37;  XPad?Ier,  Qanbbuc^.  ^Jranffurt  (82^.  Ill,  (39. 

(9)  S.  &enba  S.  XXVI.  (S.  362  ...veräs  en  la  tercera  y  ultima  parte, 
si  el  cielo  me  la  diere,  antes  de  la  etema  que  todos  esperamos.)  Dgl.  jebod^ 
I^ier3U  Bibl.  de  Aut.  Esp    23ö.  XXXIII,  S.  LXXIV  u.  21. 

20)  S.  (£henba.  S.  XXVII.  —  Die  „Segunda  Parte  de  la  Vida  del 
Picaro  Guzmdn  de  Alfarache,  compuesta  por  Mateo  Lujän  de  Sayavedra 
natural  vecino  de  Sevilla.  Diiigida  ä  Don  Gaspar  Mercader  y  Carroz,  Here- 
dero  legitimo  de  las  Baronfas  de  Bunyol  y  Siete  Aguas**  finbet  ftc^  auf 
S.  363—^30  bes  genannten  britten  23anbes  ber  Biblioteca "  Rivadeneyra. 

2()  S.  (Ebenba  S.  XXVII  nnb  bei  (Sraffe,  2iagem.  £itteraturgefd?id?te. 
£eip3ig  (852.  III,  ^50.  —  Bibl.  de  Aut.  Esp.  23b.  XXX IH,  S.  LXII  ff. 

22)  Biblioteca  de  Autores  Espafioles.  III,  S.  XXVIII.  t)gl.  bagegen 
Füster,  Biblioteca  Valenciana  (I,  (98)  unb  Bibl.  de  Aut.  Esp.  23b.  XXXIII, 
S.  LXXIII. 


62  ^egibtus  JllbertlnuS 

23)  (Srunbrtg  3ur  (Sefc^ic^te  hex  beutfd^en  Dichtung  aus  ben  (Ouellen 
t)on  Karl  (Sobete.  2.2Iufl[.  Presben  I886.  Sb.  II,  S.  575:  „Die  2Romanc 
...bte  aus  Jranfreic^  unb  Spanten  eingefül^rt  n>nrben,  jinb  für  bte  Sitten* 
gefd^idjte  bergeit  unb  für  bie  Kenntnis  ber  (Sefci^macfsrid^tung  Don  großem 
IDerte,  aber  pe  serftörten  oöüig  ben  Sinn  für  einljeimifd?e  Did^tung  unb 
für  ftoffHd?e  poejie  überljaupt.  Die  fpanifc^en  Schäfer-  unb  Schelmenromane, 
in  henen  bie  originalen  Did?ter  perfönlid^e  Sd^icffale  üerntuntmt  fd^ilbertcn 
unb  perfönlic^er  f  einbfc^aft  £uft  mad^ten,  trugen  in  hev  Urfprad^e  bod^  immer 
bas  djarafteriftifd?e  nationale  (Sepräge,  ipäljrenb  bie  Überfc^ungen  basfelbe, 
aud?  n?o  jie  änberten,  n>eber  gans  tjerroifd^en  nod?  treu  beibel^alten  fonnten. 
So  entftanb  eine  gipittergattung ,  bie  fdjeinbar  beutfd^e  guftänbe  mit  enU 
kanten  fremben  §ügen  fdjilberte,  n:)äl^renb  bie  Sd?elmenromane  in  biefer 
geit  immer  nur  eine  untergeorbnete  IPirfung  l^atten  unb  exft  fpäter  an  ben 
fimplicianifd^en  Sd?riften  ebenbürtige  Had^folger  ^anben,  griffen  bie  Sd^äfer* 
romane  balb  um  fxdi  unb  beoölferten  bie  £itteratur  bes  näd^jten  geitraums 
mit  Schäfern  unb  $d?äferinnen  auf  allen  (Sebieten  ber  Did^tung". 
2^)  S.  Ijierüber  Bibl.  de  Aut.  Esp.  III,  XXI.  21.  ^. 

25)  S.  Dr.  Hic^arb  (Sofd?e,  2lrd?ip  für  £itteraturgefd?ic^te.  £eip3ig 
^869.  I,  295  (2lrt.  üon  Heinl^olb  Kollier).  Bobertag,  (Sefd?id?te  b. 
H.  II,  27»   (5öbe!e  a.  a.  (D.  II,  577,  578. 

26)  €ine  neue  2lusgabe  erfc^ien  in  paris:  La  Picara  Justina,  Novela 
compuesta  por  el  Licenciado  Francisco  Lopez  de  Ubeda,  natural  de  Madrid. 
Nueva  edicion,  Paris  (Baudry  1847),  233  S.  (Bibl.  de  Aut.  Esp.  3b.  XXXIII, 
S.  ^7—167.) 

27)  ttad?  Giamb.  Mazzuchelli  (Gli  Scrittori  d'Italia,  Brescia  1752) 
wav  Barezzo  Barezzi,  ein  Pene3ianerbud?bru(fer  bes  fec^S3el^nten  3^^^' 
l^unberts,  ein  befonberer  Verbreiter  ber  fpanifd^en  Sd?elmenromane.  (Vol.  II 

Part.  L  t758,  S.  3^9,  350.)  €r  publi3!erte  J622  (^626  unb  ^635)  ben  Picariglo 
Castigliano  cio^  Lazarillo  de  Torraes  (8^),  frütjer  fd?on,  ^6^5  (^6^6,  1622), 
bie  Vita  del  Picaro  Gusmano  d'Alfarace  osservatore  della  Vita  Umana  de- 
scrilta  da  Matteo  Alemano  da  Siviglia  e  tradotta  da  Barezzo  Barezzi  (8^); 
enblid?  Della  Vida  della  Picara  Giustina  Diez,  \62()  (8°).  tlad?  (5Öbe!e 
(f.  folgenbe  ttote)  ftammt  bie  beut(d?e  lanbftörfecrin  aus  bem  3^^re  i626, 
nac^  l!Ta33ud?elli  bie  italienifc^e  aus  ^629.  für  il^re  fpätere  Hebaftion 
nad?  bem  Dcutfc^en  fpräd^e  aud?  ber  Hame  Giustina  Diez.  XPie  aber  reimt 
ftc^  barauf  bie  Hoti3  auf  ber  beutfc^en  Bearbeitung? 

28)  Über  bie  beutfc^e  Überfefeung  f.  bei  (Söbefe  a.  a.  (D.  II,  578. 
Bobertag,  (Sefd^ic^te  b.  H.  S.  28  unb  21.  \. 

29)  Pgl.  (Söbefe  a.  a.  (D.  11,578.  3 obertag,  (5ef4?.  b.  H.  S.  28  u.29. 

30)  Briefe  unb  2l!ten  3ur  (Sefd?id?te  bes  breigigjäl^rigen  Krieges  in 
ben  geiten  bes  porroaltenben  (2inffuffes  ber  lt)ittelsbad?er  tjon  JelijStieoe. 
niünd^en  1878.  Ißb.  IV,  S.  ^^26. 

30  S.  IHüllers^IllgemeinesKünplerlejüon,  2.2tufl.i)on2(.  Seubert. 
Stuttgart  ^878.  IL  Ißb.  S.  337.  £.  Kilian,  geb.  ^579,  geft.  1637. 

32)  S  IV.  £ucifers  Konigreid?  vnb  Seelengejaibt  oon  2legibius 
2Ilbertinus.  %rausgegeben  oon  Hod^us  ^reil^errn  tJon  £ilien- 
cron.  Berlin  unb  Stuttgart.  (Derlag  uon  W,  Spemann.)  1883.  XXI  u.  379. 
(Banb  26  oon  3.  Kürfc^ners  Deutfc^er  Hationallitteratur.) 

33)  2lllgemeines  l^iftorifc^es  Cejicon.  £eip3ig  \  709,  (bei  Ct^omas  cf ritfd?). 
3^)  €l^ren*tempel  biv  bentfd^en  (Selel^rfamfeit  tJon  3öc^ob  Brucfer. 

2tugsburg  ^7^7. 

35)peter  paul  finauers  Perfud?  einer  bajerifd^en  geleierten 
(Sefc^ic^te.  lUünc^en  ^767. 


t)ott  Kart  üon  Scint^arbftöitttet.  63 

36)  Mgemeincs  (Selel^rten  Ceyicon,  barmnen  bie  (Selel^rten  aller 
Stänbe...  bcfd^rteben  »erben.  £etp3tg  \750.  1. 23b,  S.  \^7. 

37)  fortfe^ung  itnb  (Ergäitjungen  5U  (£((rtfi.  (Sottlieb  35c^ers  2tüge^ 
meinem  (Selel^rtenleyico.  SS^eip3ig  \78^.  I.  3b.  5.  ^^5,  ^46. 

38)  2Inton  IHarta  Kobolts  batertfc^es  <Se(el^rten^£ejtfon.   Canbs« 

l^ltt   ^795.  5.   21      2^  unb  S.  783. 

39)  21.  in.  Kobolts  b.  (Sc(.«£ej.  mit  tlad^trägen  t>on  (5.  IH.  (San» 
berst^ofer.  £anbsl^ut  ^825.  S.  7,  8. 

^o)  (Encynopäbie  ber  beutfc^en  Hationallitteratur  ober  btograpl^ifd?= 
fritifd?es  £ejtcon  ber  beutfcf?en  Dicf^ter  unb  profatjtcn  feit  ben  frül^ejien 
Reiten;  nebjl proben  aus  illrcn  IPerfen.  £eip3ig  1835.  I.  3b.  S.  36,  37  (mit 
proben  aus  Sem  ^irenfd^Ieifer) ;  frcilid?  burd?  Prucffel^Icr  cntftellt,  n>ie 
21.  Bayter  ftatt  3-  Boterus;  ©uerara  ft.  (Sueoara;  2llfaral^n  jt.  21Ifard?e. 

(^{)  Overijsselsche  Almanak  voor  Oudheid  en  Letteren.  Jaar- 
gang  1838  (pag.   262  flf.)  Deventer,  J.  de  Lange.    12°. 

^^2)  Cafd^enbud?  für  bie  paterlänbifdje  (5efd?id?te.  (Segrünbct  unb  f^eraus« 
qe^ehen  pon  3ofepl^  freyl^errn  pon  JJormayr  unb  nac^  beffen  (Eobe  fort' 
gefegt  ron  Dr.  (georg  (El^omas  H  u  b  (^  a  r  t.  XLIL  3öl?rgang  ber  gefamten, 
XXIV.  ber  neuen,  IV.  ber  neueften  folge.  \856,  ^857.  IHünd^en  (^fran^)  i856. 
(5.  238—267.  2lus  bes  bayerifc^eu  Hatl^S'-Secretairs  2[egibtus  2ilber» 
tinus  Sd?riften.) 

^3)  ^anbbuc^  ber  (Sefc^id^te  ber  £itteratur  oon  Dr.  £  u  b  u)  i  g  IP  a  ci?  ( e  r. 
gujeyte  Umarbeitung-  Dritter  (Et^eil.  franffurt  a/IH.  ^82^.  5.  306. 

^^)  2IIIgemeine  Deutfd^e  Biograpljie.  £eip3ig  1875.  I.  3b.  5.  217—219. 

^5)  21.  a.  (D.  S.  VIL 

/^6)  Nouvelle  Biographie  Generale.  Paris  (Firmin  Didot)  1855.  I.  3b. 
5.  623.  (On  ne  sait  rien  de  sa  vie.,.) 

47)  Biographie  universelle,  ancienne  et  moderne...  Nouvelle  edition. 
4.5  Voll.     (Paris  et  Leipzig.) 

^8)  Biographisch  Wordenboek  der  Nederlanden.  Door  A.  J.  van  der 
Aa.  (Haarlem  1852),  mit  einem  (1878  erfc^tenenen)  Supplementsbanbe. 

^9)  ^err  3aron  pan  Qeemftra  fd^reibt  mir:  Zijn  naam  is  waar- 
schijnlijk  geweest  Gilles  Alberts,  dat  wil  zeggen  Gilles  de  zoon  van  Albert ; 
zijn  vader  heette  dus  Albert,  maar  de  naam  zelfs  schuilt  geheel  in  het  duister. 

50)  Waarschijnlijk  heeft  hij  in  1579  of  kort  daarna,  onmiddelijk  na  de 
invoering  der  Hervorming  te  Deventer  (Februari  1579),  de  Stad  verlaten, 
welligt  met  zijne  ouders  en  verdere  betrekkingen,  om  eiders  te  vinden  wat 
Deventer  hem  niet  meer  aanbood :  Vrije  uitoefening  van  de  katholieke 
Godsdienst  en  eene  omgeving  met  welke  hij  in  godsdienstig  opzicht  sym- 
pathiseerde.     Doopboeken  van  1560  zijn  niet  meer. 

5i)  Dg(.  aud?:  (5efd?tc^te  ber  Hieberlanbe  von  K.  (El^.  lPen3eI* 
bürg  er.  ((Sott^a  L  3b.  1879.  H.  3b.  1886.)  II.  3b.  S.  8O8:  ,,3m 
3aljre  1573  löurbe  ber  3cf(^Iug  bes  porigen  ^aiives  3urücf genommen  unb 
bie  öffentliche  2[usübung  ber  !att^oIifd?en  Heligion  perboten  ....  3<^^^"" 
pon  tlajfau  reformierte  mit  Qilfe  feiner  Gruppen  (Selberlanb  unb  0berijffel." 

52)  Daar  Albertinus  het  R.  C.  geloof  toegedaan  bleef,  heeft  dit 
mogelijk  aanleiding  gegeven,  dat  hij  zijn  vaderstad  verliet. 

53)  2(usgabe  Pon  1615.    S.  ^60—^87. 
5^)  (Ehenba.    S.  ^8i. 

55)  Qof3at^Iamtsred?nungen  1593.  Jol.  ^70:  Egidius  Albertinus  £Jof 
(£an3lift  Ijat  bas  ^av  per  Solb  pnb  lifer^elt  ff.  loo.  £autt^  ber  2Infd?aff 
götl  t^iebej,  fo  ben  19.  ^ebruartj  1593  battert.  pnb  foüe  mit  ber  3e3a(ung, 
pon  etngang  big  ^ats  angefangen  »erben.    ^e^aHt  Z^ne  bemnac^  ...  ff.  1 00. 


6/]^  ^egtbius  ^(Bertinns 

56)  ^offammerfefftonsprotofolle.  Tom.  112.  ^ol.  26a.  Der 
Dnrc^lefic^ttgtjl  Dnfer  genebtgtfier  fürji  vrib  fjerr,  Qcr3og  IDiltjelm  in 
Bayrn  j.  Ijat  bero  <£amerpräflbenten ,  vnb  aiibern  (tammcrratt^  gencbigift 
oermclbet  —  tladjbeme  3r.  Prtl.  (E^tbtum  2llbertinum,  für  Veto  <Lan^ey 
oeriöotjnten  öencbigtji  an:  vnb  aufgenomen,  onb  wie  anbexn  Sed^^x^  gulben 
iifergelt  onb  oter5i9  gulben  befolbung  beiPtUigt,  bas  btefelben  bey  bero 
galambt  bte  »crorbnung  t!|Urt  »öden,  bamit  3iw^  2Ilberttno  angeregte  fein 
Befolbung  3U  quartalen  eingetailt  von  Einfang  be§  lauffent  93  3ares 
anfac^ent  alfo  be5a(t  onb  5negeftelt  merbe. 

57)  Qof3alilamtsred?nttngen  ^593.  ^ol.  352.  (Egibio  2I(bertino  fjof 
€an3lif*en  3aUt  Perel^rung  auf  fein  ^od?3cit  fl.  ^5. 

58)  EJoffammerfefjxonsprotofoöe.  Tom.  113.  (Jol.  ^^8»:  Egidio  Alber- 
tino £Jof  Cannjelifien  Sey  von  ^vl  gaüfinben  \5  %  auf  fein  Qod?3eit  3U 
»ereljren  bewilligt  vnb  3U  einem  Sefanbten  Poctor  f  ad?ner  oerorbnet  roorben. 
Das  IDilbtpret  barumben  er  an^etiaüien  3!*  3"^^  absufdjlagen. 

59)  lX)egen  ber  3ibIiograp!|ie  3U  21 1  b  e  r  t  i  n  u  s  f.  bte  überaus  ffeigige 
gufammenPeUung  feiner  WevU  bei  ültencron  (£ucifers  Seelengejaibt 
VIII.  —  XX.) ,  bie  jtc^  !aum  meljr  »irb  erweitern  (äffen.  (Dgl.  unten 
Ztr.  ^22.) 

60)  Qof3aljIamtsrec^nungen  ^59^.  ^o(.  ^32;  ^590.  ^ol  ^91 ;  1596. 
fol.  ^62. 

60  Qoffammerfefjtonsprotofoüe.  Tom.  \26.  Jol.  229^.  Die  frl.  DI. 
£)er3og  IHasiTnilian  in  Bayrn  j.  onfer  gbgfter  Qerr  ticihen  bero  gemeften 
^of  (£ann3eliften  Egidium  Albertinum  für  einen  Secretarien  gbji.  aufnemmen 
onb  200  fl.  3^*^^^  befolbung  fambt  bem  gebreudjigen  (£Iayb  benemen  lajfen. 
Beueld?.  beroweg.  ben  ^of  Camerratl^.  ba  fye  3^"^  Albertinum  mit  fold^er 
befolbung  oon  anfang  jungft  oerfd?inen  IHonats  ^ebruarij  bey  fr(.  gal- 
ftuben  anfc^affen  biefelbe  3U  quartaln  einttjailcn  vnb  raic^en  lajfen  follen. 
WeUen  ftd?  3^^  VI  3ugefd?ec^en  mit  gnab  oerfeljen.    Signatum,  ^6.  Martij  96. 

tlid^t  weniger  31^  3"^^  ^^6  ^^  "^»*  ^^^  daybung  anbern  Secretarien 
gleid?  getrauten  werbe  ein  fonberbarcr  getl  3ur  Scbneiberey  3uegeftellt  iporben. 

^of3aljlamtsred?nungen  ^597.  fol.  su»  "Sgibien  2Ilbertino  l7ofrljats 
Secretario  ebenmaffig  feinen  folbt  guet  gemad^t  fl.  200. 

62)  Qoffammerfefjtonsprotofolle.  Tom.  129.  ^ol.  236b.  Die  frl.  Dtl. 
fJer3og  IHayimilian  in  Bayern  5.  »nfer  gbjicr  ^err  Ijaben  bero  gbfien  ge» 
liebten  JJerrn  Patters  Secretario  Egidio  Albertino  als  ber  ein  geitljero  3U 
Z^ver  Dl.  geljaimen  Hattjsfac^  besoc^,  anjefto  aber  für  feiner  frl.  Dtl.  orbinarj 
^ofratljs  Secretarien  »erorbnet  »orben,  3U  ainer  €rge3lid?feit  unb  ayuta  di 
Costa  bo  fl.  mit  bewilliget.  Diefelbe  maig  3"*^  ^^^  f^^-  <tamer  el^iftens  3U 
uerorbnen  vnb  vollen  3U  laffcn.  (tl^un  jtc^  3^^  ^^I-  J-  Htünd^en,  22.  Martij_97. 

EJierauf  3P  bem  galmaifter  biefem  Decret  mit  gelegen^eit  nac^3uf  Ijomen 
beuelc^  geben  n>orben. 

63)  Dgl.  3.  B.  beiStieoea.  a.  0.  IV,  jssS  \^\\  2^o*,  26i>;  V,  26oS8. 
6^)  Qofamtsregijtratur   Fase.   ^07.      Hr.  27.      Dem   2(Ibertini  60  ff. 

honorarium  gegeben  »egen  etlic^  bebicirter  tractatle.  —  ^of3al^lamtsred?' 
nungen  ^600.  fol.  ^7^.  (Egibien  2llbertin  Qofratl^es  Secretario  pr.  fr.  Dt. 
etlic^  vertirte  (Eractätlein  dedicirt  lautl|  fürplid^en  Decrets  f(.  60.  —  Sielte 
audf  bei  IPeftenrieber,  Beyträge  (1792),  Bb,  ^,  Seite  ^96. 

65)  Bei  £iltencron  S.  X  nnb  XI.    Hr.  8,  %  {o  nnb  \\. 

66)  ßofamtsregiftratur.  Fase.  292.  2In  Z^^^^mex^tev,  bem  Biblio- 
thecario  auf  fein  Begern,  etlid?e  plac^  3ugeftellen.  —  ITTajimilian  j.  Unfer 
befelc^  ifl,  bas  bu  »nnferm  Bibliothecario  t>nb  Secretario  Egidio  Albertino, 
ober  n>ene  er  begn>egen  oerorbnen  n>ärbet,  algbalbt  onnb  in  continentj  etlid;e 
be^e   planen   auf   fein  begern,   bie  wir  bey  ber  Bibliotheca  ein  geitlange 


Don  Karl  oon  HeinfiarbfiÖtiiter.  65 

5U9ebrauc^en   hevoldfen    5njle((efl    haxan    befcf^td^t     ^2.  Apr.    ^60^      2It{n 
3egermetjier. 


67)  Qo 


•amtsregtftratur  Fase.  407.    Hr.  27. 


68)  £Jof!ammcrfcfPonsprotofone.  Tom.  ^^8.  ^ol.  2».  2Iuf  Egidien 
Albertinj  Jrl.  EJofratl^s  Secretarij  rmb  Bibliothecarij  Supplicirett  3r.  Drtl. 
VOohen  3me  3U  böjferer  »iibcrljaltung  fein,  t>nb  ber  fctnigen  3"  heiadfi^ 
man  bie  ocrrtd^tung  beg  Secretartats  bcj  bem  f rl.  Defensions  2?f^at  j.  baimt 
er  ber  BtbltotljeF  bejfto  jletter  ahxoaxten  fljönbe  oon  3me  genomen  »nb  er 
bannen  l^eer  aud?  60  fl.  3^^^^^^  gel^abtc  befolbung  faüen  laffen  muejfcn, 
aus  gb.  atn  addition  ober  3^*^^^^^  böfferung  beipUItgen:  vnb  Zk^^  f^^^«-' 
addition  um  ein  3^^  3uru(f (^  Pafjteren  laffen  5.  3P  3"  bfd^aib  signiert  loorben  : 
Dem  Supplicanten  xoxü  man  aus  gb.  vnb  auf  wiberruffung  3U  ^exlidiet 
Addition  von  einganng  bt§  gegenwärttigen  3örs  60  fl.  bewilligen,  bie  fotten 
3me  3u  quartaleu  eingetf^ailt  neben  feiner  ordinarj  Befolbung  bej  frl.  gal^ls 
jluben  oerraid^t  onb  alba  für2Iuggabpaffiert  »erben.  —  tlod?  im  3^1?^^  16 ^s 
lebte  ber  früljere  Bibliotl^efar,  »ie  es  fd?eint  in  fel^r  tjoljem  2Ilter,  M.  30« 
Ijann  prigglmaier.  (Er  bittet  für  bie  fur3e  §eit  feines  £ebens  um  Bei» 
beljaltung  fetner  Befolbung.    (ßoffammerfeffionsprotoFolle  Tom.  2^5.) 

69)  (ßerl^otj  Steigenberaer,  ^ifiorifd?  litterarifd^er  Perfuc^  »on 
(Entftel^ung  unb  2Iuf nähme  ber  rurfürfllidjen  Bibliotl^e!  in  IHünd^en  ^78^. 
—  39"^3  Qarbt,  Über  ben  gujianb  ber  djurfürjilic^en  ^ofbibliotl^ef. 
inünd^en,  ünbauer  ^803. 

70)  Qof3aljlamtsrec^nungen  U98,  fol.  5^7;  ^599,  I.  Bb.,  ^ol.  565. 
IV.  Bant>,  ^ol.  2^2;  ;600,  ^Jol.  6^0. 

7  0  ^p^tiba  \60\,  ^01.529.  (Egibius  2llbertinus,  Secretarius  l^at 
Ijieruor  200  fl.  befolbung  geljabt,  aber  cor  'einganng  bi§  60{  2<^x%  (bodi 
auf  roiberrueffen)  60  fl.  bejferung  lautl^  ber  0rbinannts,  erlangt,  tlfuet  fo 
xdi  3me  be3allt  260  ff. 

72)  (gbenba  ^602,  f  ol.  ^86.  (Egibio  2Ilbertino  Secretario  200  ff.  befol» 
bung,  60  ff  befferung  onnb  für  ain  claibt  aufn  erften  f  ebruar  big  3^^'^^ 
erffmals  ff.  7.  30 267.  30. 

73)  Qof fammerfefffonsprotofolle  Tom.  U?,  Jol.  ^27b.  Egidio  Albertino 
^of  (£ann3eliften  Ijat  man  oon  (Eingang  bes  t>erfd?inen  93  2^xs  wie  anbexn 
feines  geleic^  ein  (tlayb  ^^xlidf  bey  ^rl.  Sd^neiberey  bar3u  3U  geben  angefAajf t. 

7^)  Pie  Sac^e  mit  bem  ^aufe  bes  2(lbertinus  iff  burd^aus  nic^t  gerlärt. 
Pas  folgenbe  PoFument  (tlr.  75)  entl^ält  beutlidj  (aöerbings  auf  ben  Hanb 
na^träglid?)  gefd^rieben  Sie  Woxte  „in  ber  Sc^äf  lergagen".  Pie  IPitme 
2llbertinus  aber  oerfauft  nac^  bem  Cobc  il^res  Vflannts  i^x  Bepfetum  im 
„Sd^rammengäffel''  (Hr.  ^02).  formell  fönnte  man  (Eaufd?,  Heu» 
fauf  n.  bgl.  »oljl  annel^men,  ob  bies  aud?  (wenigffens  leftteres)  nid?t  »at^r» 
fd^einlid?  iff.  Pte  eingeljenbffen  Unterfud^ungen,  welche  in  liebensmürbigffer 
(Sefälligfeit  Qerr  f.  Hat,  2Ir(^ioar  (iE.  0.  Pesto ud^ es,  in  ben  Steuer* 
büc^ern  anffeüte,  blieben  refultatlos;  nid?t  minber  jene  im  (Srunbbuc^amt. 
IPeber  2llbertinus  nod?  beffen  IPitwe  ffnben  ffd?  l^ier  als  Befffeer  eines  EJaufes 
im  ^Sdyrammengäffel"  (ober  in  ber  SAäff lerftrage)  eingetragen, 
n>ol)l  aber  in  erfferen  ber  im  (5runbbud^protoroU  als  ir^r  Had^bar  genannte 
(E anner,  fobag  an  ber  Hid?tigFeit  bes  bortigen  Eintrags  (Hr.  ^02)  gleidj" 
woljl  ntdjt  3U  3weifeln  iff. 

75)  ßofamtsregtffratur  Fase.  /^07,   Hr.  27. 
Purd^leuc^tigtffer  ;Jürff, 
genebigifter  Qerr. 

Pes  Ijod^Iöblic^ffen  EJaufes  t>nnb  fürffen  in  Bayrn  magnificentz  vnnb 
liberalitet,  bie  ffe  ieberfeeit  »nnb  noc^  teglic^  gegen  iljre  getreuen  Piener 
exerciert  onnb  geübt,   iff  aüer  IPelt  bernia§en  heÜiani,  b%  and^  3<^  gleid^« 

3atjrbudj  für  ntändjener  (Befd?.  II.  5 


66  ^egtbtus  2(Ibertinns 

woU  oniPtrMgcr  gcringPcr  onb  »nuerbtcnter  aber  boc^  getreuer  (E.  ffi  PrI. 
Diener  Kl^ein  fdjcuc^  trage,  gletc^fals  311  biefem  feltgen  portu[m]  clementiae 
et  liberalitatis,  aitie^o  mein  refugium  onb  tro(t  3ttnemen,  vnb  (E.  ffr.  Prl. 
ipegen  aines  3n  meiner  pnumbrengUcf^en  nottburft,  aud^  meinen  oielt^abenben 
Kl{inbern  3nm  troft,  alljie  in  ber  5(^äflerga§en  erfaufften  l^enfels,  omb  ain 
•  genebigijte  Ijilf  rnnb  Stenr  onnbertt^enigip  3«  pttten  vnb  an3urnfen.  Dann 
oh  XDoU,  genebigifier  fürft  vnnb  ^err,  td?  felbfr  erf Ijennen  onb  befljennen 
mues,  bg  omb  (E.  fft.  DrI.  3^  ^ts  bato  Ktjein  fonberbare  extraordinarj 
genab  oerbtent,  fo  n>il  3d^  mtd;  bod^  mit  (^od^fter  mügelic^eit  bearbeiten, 
bamit  3d^s  Ijinfüran  t>nb  alslang  mir  (Sott  ein  gnab  vnb  bas  leben  »er- 
(eilten  wirbet,  mit  meinen  Ijöd^ftbeffiffenen  oniib  getrenepen  Dienjten,  möge 
erftatten,  vnb  l^ereinbringen  berfelben  mtd?  beinebens  jn  beljarrli^  imb 
immerweljrenben  ^naben  geljorfambfi  beuelc^enbt  <E.  fft.  DrI. 

Dnbertt^enig  vnb  geljorfamfler  Diener 
£.  Albertinus. 

76)  (&enba.)    Dttrc^Ieuc^ttgifter  f  ürfi. 

(Senebigtjter  fjerr  j. 

inir  3n)eifelt  t>nnbertl|entgfr  ntd?t,  (£.  f.  D.  »erben  bas  Spanifc^e  Bued? 
00m  Heid?  (Sottes  fambt  ber  version ,  weldie  3^?  bem  Qerrn  Sdjön  an  bem 
(Cag  bero  iüngfters  oerraigens  3ugefrelt,  empfangen  tiahm. 

Sonnjten,  genebigjter  ;Jürjt  t>nnb  Qerr,  berjtelje  3^  »0"  ^^"  Qerrn 
Patribus  Capucinis ,  mas  geftalt  bie  l^ijtori  S'»  Francisci  an  »ielen  ortten, 
in  (Eeutfd?er  fprac^en  ftarcf  desiderirt  onb  »erlangt  wirbet,  onb  bs.  es  ein  feljr 
fd?önes  vnb  nüglid^es  wevfti  fey.  Datier  »ere  id?  nit  ongenetgt,  mic^  ber 
versio  begelben  ebensfals  3unnberpinben,  vnb  alfo  n>as  3U  ber  eljr  (Sottes 
vnb  befurberung  bes  gemeinen  roefens  erbeten  möd?te,  an  Vflix  nit  ermanglen 
3u  laffeh.  ^ber  meiU  bajfelbe  merff^  bannoc^t  3imltd?  gros,  aud?  mel  geit 
mülje  \>nb  arbeit  fd?Iicfl^en  roürbe,  Vnb  bamit  berroegen  3^  foId?es  beflo 
fürberlid?er  vnnb  Beljarrlid^er  oerrid^ten  mödjte,  als  roere  t^iemit  mein 
unbertl|enigft  gel^orfambfl  bitten,  (E.  f.  DrI.  xodUen  mir  fo  genebigijt  erfd^einen 
vnb  bey  bero  geliebten  Sol^n,  ^er^og  IHasimtliano  in  Bayrn  j.  meinem 
auc^  genebigiften  Ijerrn,  mein  genebigifter  Intercessor  vnb  befürberer  fein, 
bamit  il^re  ffr.  DI.  mir  nod?  200  fr.  t>on  bem  eingel^enben  Straffgelt  3U 
befro  begerer  Ijalt  vnnb  beftaiung  ber  mir  »egen  meiner  alltjir  errlfauften 
Bel^augung  angfrel^enbcn  friften  genebigifr  bewilligen  vnnb  »erorbnen  »olten. 
Dann  n>eiQ  t^öd^ftgebac^te  it^re  f.  D.  mir  albereit  por  biefem  3U  fold^em  enbt 
300  fr.  genebigifr  bewilliget,  fo  börfte  idj  mic^  ye  nit  onberfrel^en,  ein  meljrers 
Don  berfelben  3U  begeren  2Iber  €.  ffr.  Dl.  fl^onten  mir  foldjes  bnrd?  bero 
fürbitt  onb  aus  angesogener  orfad?  leic^tlic^  erljalten.  Vnnb  id?  erfljenn 
mid?  fdjulbig  als  willig,  foldje  gnab  omb  beibe  €.  fl.  D.  »nnbertljenigfr 
vnb  geI)orfambfren  ^leiges  3U  uerbienen. 

Befdjlieslid^en,  genebigifrer  fürfr  vnb  ^err,  ttjue  gegen  (£.  ffr.  Dl.  3^ 
mid?  wegen  bes  vov  biefer  gett  genebigifr  oerel|rten  Stucfl^wilbts  »nnber* 
tt^enigfr  bebanft^en  onb  berfelben  mid^  l^infüran  3U  immerwel^renber  gnaben 
Beueld). 

(E.  ffr.  Dl. 

Pnnbertljenig :  geljorfambfrer  Diener 
E.  Albertinus. 

77)  f^offammerfeffronsprotoFolle.  Tom.  (57.  ^ol.  364»-  Demnach  bie 
frfr.  Dljl  $er3og  ITTajimilian.  in  Bayrn  5.  onnfer  gbfr.  ^err,  berofelben 
Qofrljats  Secret^rien  vnb  Bibliothecario  Egidio  Albertino  auf  fein  weiter 
onbertl^enigifr  anljalten  für  bigmal^l  aus  gb.  2lin  Ijunbert  <Slb.,  von  einem 
fl^ünfftig  eingel^enben  frrafgelt  perwilliget.  21lfo  fofle  3^"^^  Albertirfo  bie- 
felben  pon  I|öc^frgebad?ter  3^^^^^  P^*-  ^ofsaljlfruben  angebeuter  maffen  ^ue* 


ton  Karl  von  Heinf^arbftöttner.  6? 

gejlcüt  onb  Crafft  btfcr  2lnf(^affttng  bcrfelbiger  Hed^nnng  für  ein  gnabengelt, 
tnh  rid^ttgc  auggab  pafftcrt  ipcrbcn. 

78)  Qofsaljlamtsrec^nttng  oon  ^605.  Jol.  336. 

79)  IJofamtsrcgifiratttr  a.  a.  0. 

80)  ^offammerfefftonsprotofoUc.  Tom.  \63.  ^ol.  (33»-  Dem  ^ovn* 
pad^er  in  21uggpurg  5.  tlac^bem  ipir  »nfern  ^ofratljs  Secretarien,  pnb 
aud^  lieben  getreuen,  Egidium  Albertinuia,  nad^  Ht^om  abgeförttigt ,  pnb 
wir  nit  roijfen  mügen,  wie  lang  er  flc^  bafelbfi  würbet  auftjalten  müeffen, 
ober  wie  weit  (Er  mit  tjiejtger,  3me  perorbneter  görung  gelangen  Fi^ünbe. 
2Ilfo  beueldjen  wir  bir,  bas  bu  al§balb  bie  pufel^lbare  »erfuegung  tljueft, 
bamit  3me,  Albertino,  fouil  er  Ponnöttcn  pnb  begeren  würbet,  gegen  pljr* 
fljunbt,  bie  notturfft  gelt  burdj  bie  bewüjfte  IDcc^fcl,  in  Hom,  gewiglid^en 
juegefleüte  werbe.  IPann  pns  nul^n  berürte  pljrfljunbt  3uer!ljombt,  wellen 
wir  bir  bie  erjiattung  perorbnen  lajfen  t|ierpon. 

80  ^ofamtsregiftratur  a.  a.  (D. 

82)  ^offammerfefPonsprotofotte.  Tom.  \67.  ^ol.  ^^^a-  2luf  (grwiberung 
2Ilbertins  ac.  ic,  ^ofrtjats  Secretarien  suppliciern  pmb  perbeflferung  feiner 
Befolbung  ober  perlaffung  bes  Hentfd^reiberbienjis  Straubing,  jjl  bem  2c  ic, 
^of  (Lan^kx  mit  einfc^lic|ung  pmb  berid^t  pnb  guetad^ten  gefd?rieben  worben. 

83)  &en^a,  Xladf  Eingabe  bes  alptjabetifc^en  Hegi^ers  auf  bem  felj» 
lenben  ^olio  283. 

84)  ^ofamtsregifiratur  a.  a.  (D. 

Purd?leuc^tigifier  für^, 
genebigifler  Qerr  5. 

Hac^bem  PVanciscus  de  Herrera  Procurator  generalis  ordinis  S^}  Franc i 
3U  Hljom  inir  ein  ^ifpanifc^es  Theatmm  mysticum  ex  diuinis  Hieroglyphicis, 
picturis  et  symbolis  humanis  compositum  mit  biefem  Bebtnge  peret^rt,  ba^ 
nemlic^  id?  benfelben  entweber  latinisiren  ober  aber  perteutfd^en  folte: 
3d?  aud?  befunben,  bg.  baßelbe  mit  pielen  tjotjen  pnnb  fc^öncn  discursen, 
subtiliteten  pnnb  uuftlid^en  fachen  erfüllt,  7l\s  Ijab  ic^  feitl^ero  einen  guten 
ttjeil  bapon  pertiert,  pnnb  burcb  bie  Ijcrrn  Patres  Societatis  alljie  erfel^en 
lajfen,  bie  bann  mir  barfiber  Betligenbes  iudicium  erteilt. 

Hun  Ijab  ic^,  genebigifter  Qerr,  fopiel  nac^rid^tung,  bg.  biefes  wer!l^, 
wofern  es  getrucftjt  were,  woll  abgelten  würbe,  bannenijerr  3dj  porljabens 
were,  es  felbft  5U  uerlegen  pnb  perl^offentlid^  einen  guten  nu^  barbey  3U 
ertjolen.  Vnb  langt  berwegen  auf  €.  fp.  Ptl.  mein  ganft  pnnbertljenigft  pnb 
getjorfampe  pitt,  jxe  geruljen  IHir  3U  folc^em  enbt  pnbt  perlag,  ein  Stenr 
3U  etwa  200  f(.  pon  bem  eingeljenben  Strafgelt  genebigijl  3U  perwilligen, 
ober  aber  ba  (2.  Dlt.  wiber  perljoffen  be%en  bebencfljens  Ijetten,  IHir  auf 
genugfams  perfd^reib:  pnb  perftd?erung,  300  f(.  pon  beme  ol?ne  bas  in  bero 
frl.  Cassa  fe^ernbem  gelt  auf  brey  3arlang  genebigift  fürjire  cfl^en  3U  lagen. 
"Das  gereicijt  nit  allein  3U  befürberung  bes  algemeinen  nufe,  fonbern  aud? 
mir  unb  meinen  piell^abcnben  fo  woll  Klainen  als  aud?  aufwac^fenben 
Üllinbern  fals  welche  id^  fonften  bey  biefen  fo  fc^weren  pnnb  Klemmen 
geiten,  wie  genau  pnb  geffärig  3c^s  aud?  angreife,  ol^ne  genftlic^e  ein* 
bügung  bes  wenig  fo  ic^  bisljero  tl^eils  mit  groger  tag :  pnb  nad?tlid?er  müt^e 
pnb  arbeit,  tljeils  aber  burd?  (E.  fft.  Dlt.  genebigifle  pnnb  miltreic^e  l|ilf 
erobert,  ye  nid?t  ber  gebfir  3U  ernl^eren  pnb  ljin3ubringen  weig)  3U  fonber* 
barn  ^naben,  weld^e  id?  die  §eit  meines  lebens  pnnbertl)enigß  fd^ulbigfl  pnb 
embpgflen  pleis  3U  uerbienen  pnuergegen  fein,  pnb  berfelben  mid?  3U  immer» 
weljrenben  frl.  ^naben  bepelc^  t^ahtn  will. 

<E.  fl.  Plt.  ' 

Dnbertljenig  geljorfamjier  Diener 
E.  Albertinus. 


g8  ^egibius  2I(berttnus 

85)  Den  erften  tl^eil  bes  pertcutfd^ten  Theatri  mystici  fjab  idf  ober* 
Icfen,  onb  hxeweil  ber  j^err  mein  gntad^ten  in  btefem  begert,  gefeit  mir  bte 
inuentio  »nb  tractatio  argumenti  gar  iDOl  vnb  bifcurrtert  ber  Auctor  3tmHcf? 
l^odj  t»nb  geleiert.  SoutI  id?  aud?  aus  bem  Cttl  bifes  bued^s  oerftel?,  was  bte 
nod?  übrigen  tljcile  in  fld?  l^attten,  fo  gebüncfl^t  es  mid?  3n?ar  ein  fd^ön  t>nb 
guett  werdii,  aber  bod?  mel^res  für  bie  geleierten  \>nb  gaiftlid?en,  als  für 
Sen  gemainen  laycn.  Dig  ijl  n\ein  guttac^ten,  t>nb  tfjue  was  bem  ^errn 
lieb  vnb  bienftlid?. 

86)  ^offammerfefjionsprotofolle,  Tom.  ^69.  ^ol.  39.  ^öd?permelt  3l^J^cr 
^k^'  h  3f*  beigelegte  ^.  Dl^l.  fjofrl^ats  Secretarij  €gibij  2llbertins  onber" 
tl^enigfte  supplication,  barinnen  er  gel^orfambi^  bittet,  omb  ein  fteur  ober 
anleljen  3ur  rerlag  eities  teutfd?en  Theatri  mistlci,  barüber  €:  Pl]l:  tjon 
x>nns,  laut  ber  pgnatur,  guetadjten  erforbern,  er3nnbern  €:  Dl^l:  mir 
onbertl^enigift,  \>a%  3leme  Supplicanten  berait  etlid?e  ^r\ai>txy,  Had?  pnb  na&i 
befd^edjen,  x>x(i>  btfes  roercflj  bannod^t  nit  ein  geringes  eintragen  roirbet, 
bal^er  n>ir  ber  tjntertljenigflen  mainung,  er  3ue  biefem  IHal^l  absuroeifen 
fein  möd?te.  €:  Pljl:  ipolle  3t|me  bann  Don  einem  eingel^enben  firafgelt 
\0Q  f[.  aus  fonberbarer  gb.  bewilligen,  rljat  3U  bcro  gb^.  gefallen  j. 

87)  ^ofamtsregijlratur  a   a.  0. 

88)  ^offammerfeffionsproto!oIle.  Tom.  »69.  Jol.  uo^.  €gibj  2llbertin 
^ofrljats  Secretarj  aber  ift  mit  ber  gebetenen  jieur  ober  anleiten  3ur  Der* 
lag  eines  oerteutfd^ten  Theatri  mystici  of  Ijod^ftermelt  3^^^^^  ^M-  gnebigfter 
resolution ,  pnub  bg  Sie  'y^mt  gIeid?n)ol  mit  gnaben  aus  bemegelid^er  Ur* 
fad?  abgenjifen:  x>nb  y^imz  folc^es  mit  glimpfen  münbtlic^  an3tt3eigen  ffg«* 
niert  roorben. 

89)  EJofsal^lamtsredjnungen  ^603  Jol.^85;  ^60^^  Jol.^5^;  ^605  ijol.^36; 

1606  fol.  450;    1607  fol.   530. 

90)  Qofamtsregiftratur  a.  a.  (D. 

Durc^leucl^tigiper  f  ürft 
genebigifler  Qerr! 
€tlid?  iljar  l^ero  l^ab  ic^  mid?  x>ni>  bie  meynigen  mit  ber  mir  oon  (E. 
%  Dlt.  genebigijt  befiimbten  Befolbung,  barnmb  etroas  beger  onnb  eljrlid?er 
i^inausbrad^t,  alweill  ic^  alles  bas  ienig  was  mir  meine  Versiooes  einge» 
tragen,  barneben  eingebüft.  3"^  britte  il^ar  aber  l^ero  idj  fold?e  versiones 
eingepelt;  geltet  es  mir  bey  fo  fd?n>erem  tjausl^aben  x>nn\>  erl^altung  »ieler 
Kl^inber,  bermagen  Kleber,  bag  id?  notroenglid?  bis  in  300  fl.  fdjulben  ge- 
rl^aten,  aud?  lepiid?  brunber  erliggen  »ürbe  mügen.  Damit  aber  id?  mid? 
noc^  ferner  in  (E.  f(.  Dlt.  bienfte  el^rlic^er  Ijinbringen  \>nnb  tjor  genfelic^em 
tjerberben  oerljütet  werben  möge,  So  bitte  €.  f.  Dlt.  ic^  gan3  mnbertljentgft 
tjnb  t^od^ft  flel^entlid? ,  fle  gerulfen  mir  fo  genebigift  3U  erfd^einen  onnb  mir 
obbefagte  mein  befolbung  ber  260  fl.  mit  nod?  '^o  ff.  3Sj^lit^  rerbeffern  t>nnb 
mid?  alfo  begfals  annbern  [annbern]  meinen  Junioribus  onb  extraordinarijs 
mit  collegis  gleid^ljalten.  Beinebens  anc^  genebigjl  bemilligt  bg.  mir  fold?e 
abbition,  3n  meiner  erge^lid^ett  Tonb  ettmas  ablegung  meiner  fd[ulben,  nur 
pon  einem  il^ar  t|ero  3urücfli  passirt  n>erb.  Pmb  €.  ff.  Dlt.  rotll  id?  biefe 
gnab  bie  Seit  meines  lebens  fd^ulbigftes  x)nt>  müglid?jten  uleiges  3uuerbienen 
geffigen  fein»  Derfelben  mid?  beinebens  3U  bei|arlid)en  gnaben  gel^orfamjt 
beuelcbenbt 

<E.  ff.  Dlt. 

Dnnbertljenig :  gefjorfamfier  Diener 
E.  Albertinus. 

90  ^offammerfefflonsprotofoUe.  Tom.  175  ^ol  156^.  Die  frl.  Dtl.  onnfer 
gftr.  ^err  j.  l^aben  Eigidlo  ^(Ibertino,  frl.  ^of^Hl^at  Secretario,  ans  gnab 


ton  Karl  oon  Heinljarbpöttncr.  69 

tnb  fürgcbrac^ten  tjrfad?en,  311  feiner  ber  §cit  t^abenbeti  Sccretariats  be* 
folbung,  nod?  ^0  fl.  tjnnb  alfo  in  aüen,  bes  3örs  300  fi.  gbji.  tjeriDiniget, 
bie  foüm  3mc  t>on  Eingang  big  3ars,  bey  frl.  gaü^uben  bat^ehen  iperben. 
3ninagen  bie  3ur  gallftuben  gegebene  anfd^affung  mit  meljrerem  aujwetfi  j. 
^of3a(^Iamtsred?nungen  1608  fol.  5^8*  (Egtbi  2llbertinus,  ^ecretari 
Solt  fl.  260  —  additioD  permöae  ber  orbinan3  00m  eingange  big  jars  ff.  ^^o.  — 
X^nb  ^o  ^ebruarij  Per  ain  cfaibt  ff.  7.  30.  —  ff.  307.  30. 

92)  fjof3alj(amtsrec^nu?igen    ^609  Jol.   ^^7;    \6[0  Jol.  536;    ^6U 

fol.  ^68;  ^6^2  fol.  590;  16(3  ^ol.  50^;  \6\'k  ^ol.  578;  (6(5  ^ol.  5^9; 
(6(6  I.  3b.  ^Ol.  ^^57.  II.  Bb.  fol.  ^90;  (6^7  ifol.  5^(;  (6(8  Jol.  60^; 
(6(9  fol.  603. 

93)  €benba  (607  ^ol.  398  melbet:  Egidi  ^llbertinus  f^of-Ht^ats* 
Secretarius...  meld^er  mit  einem  Spanifcf^en  (Sefanbten  vom  €r3(^er3og 
Alberto  5.  nad^er  Burcfljaufen  auf  ber  Poji  geritten  laut  gctis  galt  fl[.(3.  33. 

9^)  <Hin  birefter  Beweis ,  wann  er  biefen  Citel  erl^ielt  ift,  aus  feinen 
lt>er!en  nic^t  3U  füt^ren.  Vot  (6(3  le^t  ?r  fic^  benfelben  nid^t  bei.  TXeben 
bem  gen>öl^nlid?en  (Eitel  tjeigt  er  fid?  bisweilen  blog  „bayrtfd^en  Secretarium" 
(fo  in  „ber  IPelt  Cljurnierplaft"  (6(^),  gan3  feiten  einfach  Aegidius  Albertinus 
(fo  in  „Paedia  religiosorum"   (605). 

95)  Über  „Pie  Ijimmlift^en  Cammerljerrn"  ((6^5),  jtel^e  2Iüg.  Peutfc^e 
Biogr.  I,  2(7.  Sie  erfd?ienen  lange  nad^  bem  (Eobe  bes  Derfajjfers.  3»" 
3atjre  (7io  erfd^ien  bei  3<>^'  3^^^«"  in  IHünd^en:  Qimmlifd^e  |  (£ammer- 
^erren  |  (Ober  |  iehen  \  ber  ^eiligen  1  2Ipoftlen  |  (E»ange(ijl.  |  (5ried?ifc^e 

onb  £ateinifd?en  |  Kird^enlel^rern  : burc^  Aegidium  Albertinum  |  lüeylanb 

Bayrif.  ^of-Hatl^s  Secretarivm  &c.  |  oorlängflen  3ufammen  getragen/  |  ttun 
aber  auff  (Erfuc^en  oiler  »ornet|men  per  |  fönen  wiberumb  oon  neuem  auff* 
gelegt.  —  Das  Bud?  mit  bem  £eben  Ct^rifti  unb  neununbfed?3ig  l^eiliger, 
mit  Bilbern  ge3iert,  ifi  bem  (Srafen  Jfriebric^  von  Seeau  geroibmet. 
3äcflin  nennt  es  „l^odjfc^ähbare  €belgeftein"  unb  berichtet:  „Sold^es  Ijat 
AEGIDIÜS  ALBERTINUS  einer  von  politifd?  als  aud?  (Seiftltd?en  ^eber 
l|od?berüI|mt  *  Bayrifc^.  Qof ratlos  Secreiarius,  oor  metjr  als  70  ^atiten  in 
Drucf  »nb  an  bas  üec^t  gegeben."  —  Das  erfte  Imprimatur  von  Caspar 
geillerus  ift  00m  3(.  0ftober  (6^^^  3U  2lugsburg  batiert.  3"  ber  bortigen 
Bibliottjef  flnbet  fid?  aud?  nad?  üliencron  (lucifers  'K^n.S.XX)  biefes 
äugerfi  feltene  ^yemplar. 

96)  f^of3aljlamtsre4nungen  (620  ^ol.  ^^68. 

(Egtbio  2llberttno  Secretario 
Solbt  ff.  260  — 

Addition         ff,     ^0  — 
Claibergelb    ff«      7  50 

307   30. 

3ji  gleic^wol  im  erflen  Quartal  oerfiorben,  yeboc^  baffelb  fambt  bem  Claiber* 
gelt  3ttnl^al  Signatur  3U  rateten  bewilligt  werben      ....    ff.  82.  30. 

97)  QoffammerfefponsprotoFoße.  Tom.  (96.  Jol.  (79b.  3oannes  2Ilber* 
tinus  angenommener  ^of  (Eamelifi  ijt  bey  frl.  ^of  ga^ljiuben  anbern  ge^ 
mag  »om  6.  9bris  angefd^afft  werben.  —  ^of3alilamtsred?nung  (6^^ 
(fol.  58(.  3ol?ann  2Ilbertin  ^of  <£an3eliji  ift  laut  ber  orbinannts  oom  6.  9br 
(6(3  angefd^afft  mit  jerlid?  ff.  (07.  30.  galt  3»"^  berowegen  oon  bemelter 
geit  an  big  3U  enbt  big  jars  pro  rate  (2^.  (.  3. 

98)  <ihenba  (6(5  ^ol.  55(;  (6(6  ^fol.  ^^59  u.  f.  w. 

99)  (Ebenba  (620  (fol.  ^96.  3^^^"  2IIbertin  Solbt  unb  Claibcrgelt 
(07.  30.  trifft  3me  bas  erfte  Cuartal  26.  52.  3.  bann  iji  3»"^  ^<^^  2Inber 


70  ^legibins  2(Ibcrtmus 

(Quartal  3U  feinem  21  b3U9,  »etl  er  Ijernac^  f  uggerifc^r  Secretarj  würbe,  laut 
0rbinan3  beiöiUigt  26.  52.  4  ...  fl.  53.'  ^5.  —  Befonoern  Danf  für  feine  f reunb* 
lic^e  Unterflü^ung  bei  ber  2Ibnal{me  bereiften  bes  fgl. Kreisard^tpes  fcf^ulbe 
td?  EJerrn  Jlrd^iofefretär  Dr.  3olj.  p  e  fe ,  bem  id?  gerne  Ijier  2tusbrucf  oerleilje. 

loo)  Pgl.  Summarifc^eHattis  prot!|ocoUe  ^fir^Iid^er  Qaublflatt  IHünd^eu 
1599  ^ol.  5i>,  8»,  I2b,  ^6a;  (gener Q (rat Ijs  protljocoü  ^599  (fol.  8b,  h», 
25  a,  32».    (Erfl   unterm  28.  2lprtl  »irb   er   3ugelaffen   „uneradjt  ettlid^e 

inängel   [in   feiner  2Irbeit]   erfc^ienen". 21ud?  fonfi  finben  wir  bes 

^Ilbertinns  Hamen  metjrmals  in  »riuaten  2lngelegenljeiten.  (DgL  3.8.Hat(is* 
prottjocottum  be  Anno  (6;o  (fol..  so,  85.) 

^oO  Val  l|ier3tt  Hl^ats  protocol  be  Anno  ^620(fo(.  ^'^3b,  ^69»,  ^9?^, 
202»;  unb  («laffe  an  bie  albertinif(^en  (Erben  Hatljsprotocoö  be  Anno  \62\ 

^02)  Egidius  Albertinus  gem.  f|tl.  Qofi:atf^s  Sefretär.  Maria,  beffen 
IDittib  »erfauft  mit  bem  Dormunb  tl^rer  fünf  Kinber  iljre  eigentljümlid^e 
Bel^aufung  im  5d?rammengäjfel,  fo  ein  <Erf  3ipifd?en  Benebirt  Millers  Bürgers 
unb  Sd^Ioffers  Be^aufung  unb  am  Badt  gegen  ^errn  Joljann  <£t)rijtoptj 
Tanners,  fjll.  P.  in  B.  Hatlj  unb  Hentmeifters  ^aus  fio§enb,  bem  3otj. 
Lang,  gem.  £anbfd?aft  in  Bayern  Secretär  um  3050  ff.  unb  50  fl.  £eifl|auf. 
7/^^.  2lug.  ^62^  Testes:  Georg  MossmüUer,  KÜc^lpac^er  U.  Casp.  Hager, 
beibe  IHitbürger  3U  München.  ((Srunbbuc^sprotoFoü  ber  Stabt  IHün^en 
Don  ^6^9— 162^.    Fol.  229.     Dgl.  tlr.  7^ 

;o3)  Sie  beginnen  erfi  mit  ^630. 

^0^)  Dr.  ^oj,  diexnv.  IDoIf,  Urfunblic^e  CljroniF  . . .  von  Hlünd^en. 
Don  ber  ältefien  bis  3ur  neuefien  geit.  Bb.  I,  5.  72'^.  Sc^äfflergajfe  —  nad? 
bem  Saalbut^  pon  ^63o,  ba  alfo  bie  Jllbertinus  bas  Qaus  ntc^t  met^r  Ijatten. 

;o5)  (gefdjic^te  ber  £.  IIT.  Uniperf.  I.  :Sb.,  3.  B.  5.  5\6,  ^07  u.  ö. 

^06)  Derfelbe  barf  in  einem  XDerfe,  bas  ber  (5efdjid?tc  ITTünd^ens  ge- 
mibmet  iji,  nid^t  feljlen.  Hacbbem  er  er!Iärt,  warum  er  als  „ringfügiger 
bürger"  ber  „fürnembjten  l^aubt-  onnb Hegimentsflabt  (siel)"  berfelben  fein 
IPerf  gewtbmet  Ijabe,  fprid?t  er  von  bem  „Stättl"  in  Achaia,  Molerda,  unb 
aisbann  von  IHünc^en  (Dedicatio  5.  6):  „lüann  roir  biefe  ^ürfil:  ^aubt* 
ftatt  inünd?en  /  vnb  berfelben  gelegenl^eit  anfeilen  /  vnb  erroegen  /  werben 
wir  befinben  /  bas  jte  nit  aüein  an  ber  obbemelten  Stabt  Molerda  /  fonber 
aud?  an  ben  anbern  befagtcn  Stetten  einen  tl^ail  liai.  Dann  gletd?  /  wie  Hom  / 
Carthago ,  Numantia  vnb  Athen  oor  alten  3eiten  bie  Qaubflätt  ber  IDelt  / 
vnnb  am  geben?  /  tjerrlid^feit  /  mad?t  /'  vnb  anfctjen  bie  bejten  waren :  eben 
alfo  obertriefft  nit  allein  biefe  Stabt  IHünd^en  (mennig!lid?s  be!enncn  nad^) 
an  ber  fd^önijeit  /  3ierlid?eit  vnb  ornatu  t>ajt  alle  anbere  Stäbt  in  (Eeufd? : 
Dttnb  IDeifc^en  £anben  /  fonber  fie  fan  ber  Siabt  Molerda ,  (als  oiel  bie 
Senatores,  vnb  barinn  fürgetjenbe  disciplin  in  einem  t>nb  anberm  betriifft /) 
ganft  wol  comparirt  vnb  oergliec^en  werben.  Pann  idf  fan  nit  onberlajfen  / 
biefer  löblid^en  Stabt  3U  biüidjem  Hljuemb  /  (aber  !einswegs  jemanben  nac^ 
gefaüen  /)  3uuermelben  /  bas  /  gleid?  wie  jte  oon  anfang  jl^rer  fundation  jlc^ 
3u  ber  aügemainen  <£atl|olifdjen  2lpo|ioIifd?en  onb  Hömifd^en  Religion  erfent  / 
tjnb  befent  /  niemaln  baruon  auggejtanben  noc^  abgewidjen  /  fonber  jeber3eit  / 
wie  nod?  /  (inmaffen  an  benen  »ielf eltigen  ftattlic^en  fundationen,  Kirnen  / 
Klöftern  /  Spital  onnb  (Sottsl^eufern  3ufelien)  mit  allem  eyfer  /  deuotion 
vnnb  anbad^i  bejlenbigflid?  barbey  oerl^art:  pe  l^ergegen  ben  (göttlichen 
Segen  vnb  benediction_  je  lenger  je  mel^r  ja  oiel  weg  augenfc^einlidj  em» 
pfunben/  in  beme  /  nemlic^  /  weilanbt  Kayfcr  £ubwig/  l^od?löbfeIigflen  änge* 
bencfens  /  fie  nic^t  allein  3U  feiner  Kayferlid^en  refibenfe  vnb  wonung  gewür* 
bigt  /  fonber  aud?  fo  wol  ber  perfpürten  deuotion  gegen  (Sott  /  als  feiner 
"KaY :   IHay :   felbfl   erwiefenen  onbertljenigjien  geljorfamb  /   wilf ertigfeit  / 


von  Karl  oon  Heinljarbpöttncr.  7^ 

trcip  /  lieb  /  affection  vnb  natgung  tjalben  /  mit  ^an^  ftatltc^en  tJttb  oielen 
priuilegien,  frcytieitcn  /  onb  begnabung  bermaffen  begabt  Piib  oerfcl^cn  t?at  / 
bas  flc  jtd?  bittid?  berfelbeit  vov  »telen  anbern  Heid^s  pnb  f ürjtcn  Stätten 
rüt^meu  onnb  erf reroen  tan,  Darbey  es  bann  nic^t  blieben  /  fonber  es  traben 
aud^  bie  nad^folbenbe  löblid^e  ^fürflen  in  Bayrn  auf  biefe  Stabt  /  big  bato  / 
»egen  ber  an  fte  continuirten  onbertljenigiften  tre»  /  ge!|orfamb  onb  w'xU 
fertigfeit  jeber3eit  ein  fonbers  2Iug  geworffen  /  jtjre  Jürjil :  Hefiben^  »n 
^offPatt  in  berfelben  continuirt  /  vnb  fle  por  aüen  anbetn  Stätten  jljrer 
^ürftentl|um  vnb  £enber  /  je  lenger  je  meljr  fauorisirt  /  gefc^üfet  /  t>nb  in 
genebigijten  befelc^  getjalten. 

So  iiai  and?  3n  ber  prosperitet  glücf  pnb  auffnemen  biefer  Stabt  nit 
wenig  /  fonber  ganft  oiel  gel^olffen  /  bas  f!e  jeber3eit  /  onb  »or  300.  t>nb 
me!|r  jal^ren  Ijero  /  von  etlid?en  anfeilen  liefen  /  <£blen  patrittjs,  vnnb  Ijerr* 
liefen  gefd?i(ften  onb  taffern  HTännern  ijt  regirt  /  gubernirt  /  »nb  bnrd? 
berfelben  fnrftd^tigfeit  /  (ttjriftlid^en  wanbel  »nb  gutem  cjempel  in  bem 
jeftigen  flant  /  gottsforc^t  /  guter  policey  /  ainigfeit  /  vnb  getjorfamb  ber* 
maffen  erljalten  vnb  ljergebrad?t  morben  /  bas  id?  für  mein  perfon  faum 
ein  commun  ober  (5emain  gefeiten  /  ha  alle  biefe  qualitates,  nemlid?  fo  wol 
ber  eufferlid?e  splendor,  fd^ön^eit  onb  sierlic^ett  ber  Stabt  /  als  and^  bie 
jnerlid^e  tugenbten  /  fonberbare  deuotion  t>nb  anbackt  gegen  (Sott  /  geljorfamb 
pnb  milferigfeit  gegen  jt^rem  £anbs  Jürfien  vnb  porgefe^ten  Siabt  0brig* 
feit  /  barmljerftigfeit  /  mitleiben  vnb  freigebigfeit  gegen  ben  armen  / 
hospitalitet  vnb  freunblif^eit  gegen  ben  frembben  /  vnb  (»eldjes  bann  t)iel 
tjt/  pnnb  nit  bey  aUen  Stätten  sufinben)  fribt  t>nb  ainigfeit  pnter  pd? 
felb|b  /  gefpürt  vnb  gefnnben  n>irbt.  2llfo  /  bas  es  nunmel^r  nur  an  beme 
erwinben  tfjut  /  wie  jte  in  folc^er  prosperitet,  glücf  /  onb  auffnemen  /  Ijinfuran 
continuirt  vn  beftenbig  erljalten  »erbe:  roclc^es  aber/  (meines  ainfeltigen 
bebuncfens)  je  fugli^^er  noc^  »nfelbarlic^er  nit  befc^eljen  fan  /  als  burd? 
lefung  approbirter  vnb  eyemplarifd^er  guter  Bücher  /  aud^  obferuirung  ber* 
felben.  Dann  fte  3aigen  t>ns  ben  »eg  /  mie  man  (Sott  rec^t  fordeten  / 
bienen  vn  e\:iren  /  auc^  3U  frtbt  /  rulje  /  flc^erl^eit  be§  £etbs  vnb  ber  Seelen 
gelangen  fönne.'' 

^07)  (Seneral  Hatl|S  protl^ocoü  ^598.  Jol.  67».  (^2.  aTär3  ^598.) 
Qerm  Albertin  fl.  Secretario  all^ie  bewilligt  fein  3ud?  benen  pon  ftlünc^en 
3U  bebicieren.  —  ^oL  9;».  ^errn  (Egibio  2IIbertino  fl.  Secretario  ijt  bewilligt 
fec^3ig  Dauer  pro  Honorario  für  bas  transferirt  fenbfd?reibenbuc^  3U  geben 
(22  21pril).  —  Camerbuc^  ^598  ^ol.  uo^  (^8  21prilis).  ^ll^ls  (Egibius  2llber- 
tinus  ffil.  Qofratl^s  secretarius  2Iinem  (Eblen,  (Ernueftcn  tjnb  weifen  Qerrn 
Burgermaifler  onnb  Hatlj  ain  tractatl  (fo  er  gulben  fenbfc^reiben  oon  ^errn 
Antonio  oon  Gueuara  Bifc^ofen  3U  Mondonedo  befd^riben,  intitulirt,  onb  oon 
ber  Spanifd^en  Sprad?  in  Ceutfc^  ©erwenb)  dedicirt,  31^  3*"^  perel^rt  worben 
60  tlalex  §U  72  Kr 72  ff. 

^08)  (Seneral  Hatljs  protl|ocoll  ^598  ^ol.  50b.  ^crr  Egidius  Albertin 
Ijatt  am  Ijeut.  ben  anbern  tt^ail  (Sulbiner  fenbfc^reiben  einem  €rf.  Hatt^  be* 
biciert,  3^^  f^^«  ^0^  ^0  Dauer  ©erel^rt,  alfo  für  beebs  ^oo  Dauer.  Dagegen 
aber  (tamerbud?  {5^8  j^ol.  us»  (3  (Dctobris)  2Ils  €gibius  2llbertinus  frft. 
ßof  secretarius  benv^anbevn  (Eail  ber  gulben  Senbf^reiben  ainem  erbarn 
2iatlj  dedicirt,  31^  3l|me  abermalen  oerel^rt  worben  60  (Ealer  §u  72  kr. 
Ziinen 72  fl. 

^09)        O  Vrbs  Boiariae,  darum  caput,  inclyta  terrae 

A  Monachis  faustu[m]  nomen  &  omen  habes. 
Hie  pietas  ipsis  Monachis  aequabilis  ardet, 

Hie  abit  in  sanctas  noxq[ue]  diesq[ue]  preces. 


72  Jlc^tbius  2IIberttnus 

Hie  pueri  senibus  certant,  hie  filia  matrem, 

Hie  nurus  antevenit  religione  socrum. 
Hie  sua  Justitiae  maiestas  omnibus  aeque 

Ter  MAGNO  AEMILIO  sceptro  gerente  viget. 
Talibus  Vrbs  fato  felix  innixa  columnis 
Perpetua  flore  diuite  pace  fruens. 
Den  3tDetten  (EetI  leiten  5ipet  latetnifd?e  Dichtungen  A.  Thob.Eisenmanno 
Monacen:  (elf  Dtfitc^eu  ad  interpretem,  fcd?s  fappljifd^e  Stroptjen  ad  librum 
unb  breiseljn  f^ejameter  ad  leetorem)  ein.    (Pgl.  Hr.  2\s,) 

Uo)  (Seneral Hattjs prott^ocoll  1599  ^ol.  \7[^'  ^erm Egidio  Albertino 
fein  an  t^eui  dato  für  ben  britten  tti^exl  Gueuara  fenbfc^retben  ^0  ff  oer* 
eljrt  tjnb  jebem  gegenwirttgen  ^errn  ein  Exemplar  sugejlellt.  —  Camcrbud? 
1599  ^ol.  i09^  (30  2Iprilis).  2Iüs  €gtbius  2IIbertinus  frp.  ^of  Secretarius 
ainem  Erbarn  Hatlj  benn  britten  C!|cil  ber  gulben  Senbfc^reiben  dedicin 
3|i  3nte  oerct^rt  loorben  ^0  fl. 

\{{)  (Seneral  Hatljs  prott^ocott  ^6oo  (fol.  J27b  (^3  2IprtI).  ferner 
fein  bem  Secretario  lllbertino  20  Daöer  für  ^  2  Exemplaria  Montis  Caluariae 
oeret^rt.  —  Sumarifc^e  Hl^ats  protf^ocoU  de  Anno  ^6oo  ^ol.  6^  (^'^  2lpril): 
Dem  JJerrn  2tlbertino  fotten  20  (Ealer  oerel^ret  werben.  —  (tamnterbuedj 
^600  ^ol.  ^09b  (^5  2[prtl).  2IÜS  (Egibiiis  ^Ilbcrtinns  fr^l.  fjof  Secretarius 
ainem  (Eblen  tjnnb  Pe^en  Hatl^  fambt  bem  ^errn  Camerer  3^^^nt  ein  ein* 
gepunbencs  Bued?,  fo  er  aus  ©eilanb  Anthoni  de  Gueuera  gefeiten  tractat, 
de  monte  Caluarie  aus  hispanifd^er  fprac^  auf  (Eeutfc^  transferirt  gcl^örfamblid? 
praefentirt  3jt  Z^e  bagegcn  Dercl^rt  worben  20  (Ealer  3U  72  kr.  4t^un  .  2^^  f(. 
—  (Ebenba  ^ol.  uo*  (^9  2Iugufti).  2lIIs  (Egibius  2Ilbertin  ff.  f?of  Hatl^s 
Secretarius  etnem  (Eblcn  onnb  »ejten 3nnern  Hatl)  [2  eingepunbene  tractat  beß 
anbern  Cl^ails  montis  Caluariae  peret^rt,  3P  3"^^  barftr  gegeben  ujorben  .  2^  ff. 
U2)  2[ugsburger  21rd?iD,  ^aumeifterbud?  [eo[  pag.  (20»-  „3  Martii  ff.  L 
oerert    2Iegibio   2IIbertino  ^v^\.  Bayrifd^em  Secretario  wegen  bebicierung 

eines  bue^s  ber  Solbaten  wccful^r,  gcnanntt ff.  50." 

U3)  S.  unter  anberm  £ncifers  Königreid?  (ed.  £iliencron)  S.  2\o. 
2Im  ftär!^en  aber  fol.  ^37—^9  bes  VII.  (Eeiles  ber  „^augpolicey"  {1602), 
befonbers  Jo(.  ^^5»  ff. 

U^)  Sl^nltd?  fd?ilbert  er  ben  I^ersog  in  ber  Dorrebe  3U  bem  iiim  ge« 
tnibmeten  Horologium  Principum,  batiert  tjom  festen  Martij  Anno  99. 

U5)  IDentgPens  flagt  er  am  5d?Iuffe  (^ol.  ^9^)  feines  3ud?cs:  „Don 
ben  fonberbaren  öeljeimnuffen  beg  2[ntid?rifit" ;  „(Sünftiger  lieber  £cfer  es 
gelten  an  biefem  (Tractätl  gIeid?n?ol  nodj  etlid^e  IDunberwercf  oitb  fet^r  fd?öne 
Ding  ah  /  welche  ic^  für  bigmal^I  beim  (Erucferl^errn  /  bas  pe  gleidjfals 
gcbrucft  würben  /  nid?t  erljalten  l\ah  !önncn  /  aber  oieleid^t  befd?td?ts  auff 
ein  anbers  maljl". 

\\6)  (Söbe Fe a.a.0. II,  583.  —  Der  (^ot^en IHeinung,  bie  2IIberttnus 
üon  (Sueijara  Ijat,  gtebt  er  berebt  2lusbrucf  in  ber  Dorrebe  bes  Con- 
temptus  vitae  avlicae.  ausgäbe  oon   ^60^. 

^7)  Nouvelle  Biographie  G6n^rale  1,623.  II  ^crivait  en  alle- 
mand  k  une  ^poque,  oü  presque  tous  les  AUemands  ecrivaient  en  latin.  C'est 
pourquoi  ses  ouvrages  sont  du  plus  haut  int(§r^t  pour  l'histoire  de  la  littera- 
ture  alleraande.  Son  style  est  rüde  et  inculte,  mais  ses  descriptions  ne  man- 
quent  pas  de  certains  attraits. 

\\8)  2(.  a.  (D.  II,  579.  3n  Schriften,  bie  ftc^  als  Dcrbeutfd^ungen 
(Sueoaras  ausgeben,  wirb  mitunter  ^ifdjart  in  ber  unbefangenften  IDeife 
geplünbert.  —  Pgl.  auc^  2tng.  Deutfdje  33iogr.  I,  2^7. 

U9)  <Hbenba:  3"^  £anbftör^er  jtnb  gan3e  2lbfc^nitte  Don  xfyn  l^tn3U- 
gefügt,   in  benen  bie  ganse  Hol^ett  ber  gcit  auftritt.».  Sein  Seelengejaibt 


von  Karl  oott  2Rein(^arbft3ttrter.  73 

£ttctfcrs.*.  tfi  für  bie  Stttengefc^tf^te  von  ausgc3Ct(^neter  Bebentung  unb 
oerbtent  bie  (Fmeucrung,  bie  bas  Buc^  nenerbings  gefunben  t^at. 

^2o)  „(Ein  geiftrei^er  Sd^rif tjleüer  unb  feiner ÜopfAegidius  Albertinus", 
fagt  Cittmann  a.  a.  0.  XXI. 

^21)  gum  erjien  IHal  im  Speculum  Religiosorum  (H599X  bann  im 
3n?eiten  (Eetle  ber  „5enbfd?retben". 

122)  Diefe  bei  £iltencron  nic^t  aufgefül^rte  JInsgabe  finbct  flc^  in 
ber  ITTänd?ener  ^of-  unb  StaatsbiMiott^ef  (Ph.Pr.609)  nn^  fütjrt  ben  (Eitel: 
MESPRIS  DE  I  LA  COVR,  ET  LOV-  |  ange  de  la  vie  rustique:  |  Compos6 
premierement  en  Espagnol  par  dorn  An-  |  toine  de  Guevarre ,  Euesque  de 
Mondognedo,  Pre  |  dicateur,  Historiographe,  &  Conseiller  de  l'Em-  |  pereur: 
&  depiiis  traduit  en  Italien,  Frangois  &  |  Allemand.  Toutes  les  quelles  lan- 
gues  nous  auons  |  joinctes  ensemble  en  ceste  seconde  edition,  pour  |  Tutilit^ 
&  soulagement  de  ceux  qui  prennent  |  plaisir  aux  vulgaires  qui  sont  au- 
jourd'huy  plus  |  pris6s  &  recherch^s  |. 

A  la  ün  du  Hure  sc  voyent  les  vers  frangois  {  des  Euesques  de  Meaux 
&  de  Cambray,  et  |  les  Latins  de  N.  de  Clemenges  docteur  en  |  Theologie 
sur  la  grande  disparit^  de  la  vie  |  rustique  auec  celle  de  cour  |  Dignette. 
Qvod  tibi  fieri  non  vis,  alteri  ne  feceris. 

Par  Jean  de  Tovmes  |  M.DCV.  |   7^(5  Seiten. 

Der  fpanifc^e  (Eejt  ifl  ,,sur  l'exemplaire  imprim^  a  Anuers.  Lltalien 
ie  l'ay^recouur^  a  grande  difficult6  de  l'impression  de  Venize.*' 

Über  ben  beutfd?en  (Ecjt  erfaljren  mir  (im  Dorwort  AV  LECTEVR): 
Svyuant  le  desir  que  j'ay  tousiours  eu,  d'apporter  proffit  au  public  en  tout 
ce  qui  me  seroit  possiVe,  &  voulant  rimprimer  ce  livre  de  dorn  Gueuarre, 
(lequel,  au  jugement  mesme  de  l'auteur,  est  le  plus  beau  &  le  plus  sen- 
tentieux  de  tous  ceux  qu'il  composa  jamais)  j'ay  voulu  adjouster  PAlIemtld 
aux  trois  vulgaires  que  j'auois  joincts  ensemble  en  la  premiere  impression. 
Mais  ayant  rtcouur^  la  version  faicte  par  Gilles  Albertin  Secretaire  du  tres- 
illustre  Prince  le  Duc  de  Bauiere,  &  l'ayant  faict  conferer  auec  les  autres 
trois,  il  s'est  venu  que  ledit  S.  Secretaire  ne  s'estoit  pas  voulu  assubjtctir 
ä  pas  vn  d'iceux,  &  notamment  ä  l'Espagnol,  qui  toutesfois  deuoit  estre 
pour  patron  ä  tous  ceux  qui  le  voudroyent  traduire.  infolge  biefer  be* 
fannten  (Eigenart  bcs  2tlbertinus  bat  ber  Herausgeber  einen  M.  Isaac  le 
Boiteux  ,,restituer  les  lieux  oü  il  verroit  que  1' Allemand  se  seroit  esloigne 
de  l'Espagnol**.  2IIs  Isaac  de  Boiteux  oerljinbert  mürbe,  bie  2Irbcit  3U  ver- 
fetten, manbte  er  fic^  ,,k  vn  sgauant  &  honneste  jeune  homme  Allemand**,  ber 
bann  bas  (San^e  ooHenbete. 

(Sreifen  mir  irgenb  einen  Sa^  3ur  Dergleic^ung  beiber  (Eejte  tjeraus: 

(5.  65.  2Iusg.  oon  160^.)  ((fwn}.  Tlnsq.  t>on  ^605.) 

S^lieglid?  rattje  id?   allen  »nnb  Sd^liegltc^  ratete   id?  allen  tjnnb 

jegflid?en  /  meld?e  ben  Bfof  oerlaffen  jeglichen  /  meld?e  ben  ^of  oerlajfen 
l]aben  /  ba%  fie  \id)  auff  nid^te  fo  fet?r  traben  /  ba^  jle  fxdf  auf  nid?te  fo  feljr 
begeben  noc^  bcflcijfen/  als  mie  fie  begeben  noch  befleiffen,  als  mie  jie 
ftd?  3um  fierben  bereiten  motten.  2Ille  ftc^  3um  flerben  bereiten  motten.  2ltte 
biefe  obuermelbte  Sachen  /  feinb  nid?t  biefe  obuermelbte  fad?en  /  feinb  nid?t 
allein  Ieid?t  3U  lefen/  fonbern  and^  attein  leidet  3U  lefen/  fonber  andf 
nidft  fd^mer  3uuoUn3telfen  /  bann  jwoi  nic^t  fd^mer  3U  t)olln3iel|en  /  bann  / 
fern  mir  anberfi  ons  motten  red?t  mo  ferrn  mir  anberft  »ns  motten  red?t 
angreiffen  onnb  bemfiljen/  fo  feynb  angreiffen  onnb  bemüljen/  fo  feinb/ 
onb  oermögen  mir  meljr  /  als  mir  onb  oermögen  mir  met^r  /  als  mir 
felbjt  oermeynen.  felbft  oermeynen/  nemmlid?  in  bem 

bas  mir  att  onfere  3uflud?t/  3U  ber 
atterl|öc^jien  l|ilff  (Sottes  traben. 


7/]^  ^(egtbins  2(IberHnus 

Die  IPtbrnung  an  ben  Bifd^of  von  Langes  trägt  bas  Datnm :  De  mon 
Imprimerie  ce  lo  May  1591. 

123)  21.  a.  (D.  5.  V. 

^2^)  iudfcrs  Köntgreid?  ed.  tiliencxon,  5.  59. 

\2b)  Antonii  |  de  Guevara  |  ...  Opera  omnia  |  Historico - PoUtica.  | 
Durdj  I  Qerrn  Acgidium  Albertinum  .  .  an%  ber  |  Qifpanifdjen  in  bie  (Eeutfdye 
Sprad?  auffs  fletfjlgjle  oerfetjt.  (Sebrurft  3U  f ranrffurt  am  IHa^n  |  bei 
nTattl^aeo  Kempffern/  3n  Verlegung  |  ^^^owi  (ßottfrieb  Sd^önmetter  | 
Anno  XLIV.  I,  5.  5. 

126)  (Ebenba  TU,  5.  ^59.  Perfelbe  (Sebanfe  jinbet  pd?  ebenba,  I,  73, 
mit  benfelben  IDorten  ausgebrücft,  was  bei  2IIberttnus  öfter  ber  ^all  tft. 

127)  &enba  I,  299, 

<28)  (Susman,  Jlnsg.  oon  ^6^5,  5.  66^. 
429)  Guevara,  Opera  omnia.  I,  5.   U9»   <20,   ^35. 
^30)  Bobertag,  (Sef(^.  b.  H.,  IL  "8b.  2.  fj.  5.  88  ff. 
\5{)  Guevara  >  Opera.  I,   {(^\, 

^32)  £ucifers  Königreich  ed.  f  tliencron,  S.  92  unb  223. 
^33)  (Ebenba   5.  92. 

\5^)  Guevara,  Opera.  I,  ^0^.  (Pgl.  aud?  \{S,  (32,  (33.)  —  ferner 
S.  62,  70,   \7^  in  Institutiones  aulicae.  münd^en   (600. 
135)  (Snsm an,  2lusg.  von  (6(5,  5.  S'^o  u.  f.  n>. 

(36)  Ebenba  5.  (76,  (77  u.  f.  w. 

(37)  (Ebenba*  5.  ^76  n.  f.  n).;  iudfers  Königreich,  5.  (99. 

(38)  Guevara,  Opera.  I,  ^3  ff. 

(39)  (Ebenba  I,  (29. 

(^0)  Ed.  du  M^ril,  Po^sies  populaires  latines  du  moyen  Äge,  Paris 
1847.  S.  (79. 

C^O  Vql  3»  anberem  21.  Qloblers  Proverbia  qu«  dicontur  supra  na- 
tura feminarum  in  ber  „geitfd^rift  ffir  Hom^  pijilologie''  ((885)  IX,  287 — 23(, 
unb  Novatis  Befpredjung  im  ,,Giornale  storico  della  letleratura  italiana'*. 
vil,  ^32—^43.  —  Sogar  oer  (Sebanfe  bes  bosljaften  (Epigramms,  bas  ITT. 
ntontaigne  (Voyages  II,  (09)  anfül^rt:  „Chi  vuol  che  la  sua  donna  impregni, 
Mandila  al  bagno,  e  non  ci  vcgni**,  ffnbet  ftd?  bei  2llbertinus  (EJaußpoHcey 
III,  (25,  mo  über()aupt  viel  oon  ben  IDeibem  5U  lefen  tf^,)  n>teber. 

(^2)  2Ittg.  Peutfd^e  Biogr.  I,  2(7. 

(^3)  Das  breit <Sebrnc!te  finbet  fid?  im  originale  mit  roten  £ettern. 

\  ^'k)  iJälfc^Iid?  sitiert  C  i  1 1  m  a  n  n  (XXI)  eine  2Iusg.  oon  f  ranFf urt  (6(7. 

(45)  Bobertag,  (Sefd?.  bes  Honu  II,  24;  £iIieucron,  iucifers 
Königreid?,  S.  XVIIL 

(46)  Bibl.  de  Aut.  Esp.,  III,  S,  2(7.  Por  cifra  entendi,  aunque  des- 
pues  he  considerado  sus  efetos :  i  cuäotos  torpes  actos  acomete  I  j  cuäntas 
atroces   imaginaciones   representa !    j  cuäntas    infami.is    solicita !     j  d   cuantos 

.disparates  espolea!   ]y  cuäntos  imposibles  atental 

(47)  S.  2(9.  No  es  pues,  prometo,  que  la  reformacion  de  los  caminos, 
puentes  y  ventas,  no  es  lo  que  reqtieria  menos  cuidado  que  las  muy  graves,  por 
el  comercio  y  trato.   Dgl.  andf  £ucifers  Königreid?  ed.  £i  li  e  n  er  0 n  5.  20i  ff. 

(48)  S.  2(9.  Creyeron  ser  algun  picaro  ladroncillo  que  los  habia  de 
robar  y  acogerme  —  Über  bas  beiitfdye  „Sd?maraF"  jicf^e  bti  Sd? melier, 
Bayr.  IDörterb.  II,  6^6  (Sd^roeräf);  über  Bärenljäuter  tbenba  l,  263  unb 
(Sri mm,  IPörterbud?  I,  ((28. 

(49)  5.  227  lOh,  cuäntas  veces  vi  llevar  y  Ueve  tortas  de  manjar 
blanco,  lechones,  pichones,  palominos,  quesos  de  cien  diferencias  y  provincias, 
y  otras  infinitas  cosas  ä  vender,  que  es  prolijidad  referirlas,  y  faltan  tiempo 
y  memoria  para  contarlas  I 


oon  Karl  ron  Heinf^arbpSttner.  75 

150)  rDoljI  ber  2lbfic^t,  foI(^e  nitgflänbe  311  Ijeben,  cntfprangen  Per- 
orbnungen,  toie  btc  bei  ITTaYertjof  er,  (Sefd^tc^te  bes  IHünd^.  ^ofbräuf^aufes 
(ITTd?.  s.  a.)  5.  ;o  21.  ertpäl^nten. 

^50  Hetnljarb|iöttner,  plautus.  £eip3tg  ^886,  5.  ^o^^,  595— 680. 

^52)  Über  ben  Jäfel  unb  bte  Sitte,  il^n  am  ;Jafd?ing  3U  prellen,  petje 
bei  5  dornen  er,  Bayrifc^es  IDörterbud?  ^872.    Bb.  I,  5.  i20^. 

^53)  S.  2^9.  Y  si  fuese  nccesario,  aplicändole  corrosivos  que  le  coman 
de  la  carne  sana,  en  que  nos  ocupemos  algunos  dias. 

^5^)  Bibl.  de  Aut.  Esp.  5.  XXVI. 

^55)  Pgl.  bei  Ü.  (E!|.  lPen3elburger,  (Sefc^ic^te  ber  Hieberlanbe  II, 
807,  wie  „viele  Katl^olifen,  erbittert  über  bie  Perfolgim^en  imb  inig!|aiib* 
lungen,  benen  fie  ffd?  ausgefegt  fallen,  in  beutlic^er  lÖeife  it|re  Sympatt^ien 
für  Spanien  an  hen  Cag  legten." 

^56)  S.  569-  (f,El  nuevo  Märte  don  Juan  de  Austriai  su  hermano, 
siempre  vencedor  y  no  vencido ,  temor  de  turcos  y  asombro  de  paganos : 
cuya  diestra  diö  tinta  roja  de  sangre  turquesca  d  las  soberbias  ondas  de 
Lepanto  ? 

^57)  5  370.  V^anse  los  hechos  de  espafioles  en  Flandes,  que  parecen 
casi  de  increibles  milagrosos,  y  se  conocerä,  que  no  se  les  puede  acriminar 
que  tomen  nombres  y  titulos  honrosos  .   .   . 

^58)  S.  382  ....  que  la  borrachera  no  la  tenia  por  afrenta  afuer 
de  su  nacion.  Mejor  lo  miramos  los  espafioles ,  que  tenemos  por  muy 
infames  los  borrachos. 

159)  S  529—56^  ber  poliseiorbnung  von  ^6i6  enttjalten  jlrenge 
Dorfc^riften  für  bie  IPirte. 

160)  <5en?ig  nic^t  ot^ne  EJinblicf  auf  Htünd^ener  Perfjältniffe  gefd?rteben. 
2Iudj  unter  ben  (geißeln  (gufiao  21boIfs  ( 1 632)  waren  (Sa^geber.  S.  3.  ^.  H?  0 1  f , 
0rtsgefd?ic^te  ber  Kgl.  fjaupt»  unb  Heftbensjlabt  lUünc^en.    (IHd?.  1837.) 

^6  0  S.  ^(6  .  .  .  me  resolvi  de  tomar  el  hdbito  en  aquel  convento  .  .  . 
me  fui  al  convento,  en  ei  cual  estuve  algunos  dias  .  •  (417)  Pues  como 
yo  estaba  tan  habituado  ä  libertad  y  vicios ,  resfri^me  en  pocos  dias  del 
buen  propösito  que  habia  tenido  de  recebir  el  häbito. 

\62)  (Srunbriß  II,  536. 

\  63)  2Ifferbings,  tpenn  es  teute  n>aren,  tDie  fte  im  flebenten  (Teile  ber 
„E^augpoliceY"  (1602)  JoL  ^^9  gefd^ilbert  werben.  Dort  tjeigt  es  pon  btn 
Komöbianten,  Pe  „feinbt  gemeinflic^  eitele,  Iiberlid?e,  oerfd^lagene,  argliflige, 
onuerfd^ambte  onb  gottlofe  leut,  ja  was  met^r  ifi,  man  jinbt  onber  jj^nen 
£anbuern?ifene,  etjruergeffene,  ianbpürfter,  §igeiner  »nb  arge  Kefeer." 

\6^)  Dgl.  £ucifers  Königreich  ed.  £iIiencron  5.  202,  33. 

^65)  „Pas  baierifd?  ool!  . . .  trinft  fer",  S.  ^^2,  Bb.  IV  oon  , Johannes 
Turmaiers  genahnt  Aventinus  Sämtlicbe  IDerfe",  IHcb.  1882.  (Rsg.  von  Dr. 
m.  £ejer.) 

\66)  PgL  21  retin,  (Sefd?ic^te  bes  bayerifc^en  ^ersogs  unb  Kurfür^cn 
IHajimilian  bes  (Er^en.  (Paffau  ^8'^2)  I,  S.  233.  Demnad?  fd^eint  ber 
Soljn  Kaifer  ^erbinanbs  bes  (Er^en ,  IHaj  II ,  einmal  am  bayrifc^en  ^ofe 
2lnfto6  erregt  3U  ^ahtn*  IDenigjiens  fd^reibt  i!|m  fein  Pater:  ynprimis 
quod  delectaris  vino  et  bibis  vina  forcia  et  magnos  haustus  et  tali  modo 
(luod  aliquando  visum  est  in  te  et  principaliter  apudt  ducem 
bauarie  vestigia  ebrietatis  et  videtur  quod  si  eses  liber  quod  te  multocies 
ioebriares  (Brief  00m  ^.  febrnar  i5^7  f.  bei  ^.  8,  00 n  8nd?olfe,  (Se» 
fd>td?te  ber  Hegierung  ferbmanb  bes  (Erfien.  IDien  1838.  Urfunbenbanb 
S.  ^68.)  —  Die  poIi3eiorbnung  von  \6\6  madjt  es  (S.  7oo)  befonbers  ben 
prebigern  3ur  pffid^t,  gegen  bie  (Erunffud^t  3U  wirfen. 


76  2Icgtbms  2IIbertinus 

(67)  Dr.  inarttn  £utf?ers  fowol^l  in  beutfd^cr  als  latcttufd^er 
Sprad^e  rcrfertigte  unb  aus  ber  Ictjteren  tn  bic  erjiere  überfeftte  Sämtlid^e 
Sd^riften.  €b.  Jol^an  (Scorg  iPaId?D.  (Qalle  im  niagbeburgifd^cn, 
(Scbauer)  V.  Bb.,  5.  t28(  ((7^0;  XII.  Bb.,  5.  788  (ocrbrucfi  878)  ((7^2). 
Vq{.  andi  Albertinus  De  conuiuijs  ic.  ic.  (2Isg.  von  \60^),  ^ol.  B^b; 
Dann  aü  arbeit  wir  (Eeutfc^cn  ©ertragen 
0t^n  Dürft  /  baxan  tl|un  roir  »ersagen. 

l68)(Suftap  ijreytag;  23ilber  aus  ber  beutfd?cn  Vergangenheit. 
(5. 2(uf[.  £p^.  (867),  3.  Bb.    2lus  bem  Jöl^rl^unbert  bes  großen  Krieges.  5.  90. 

169)  §.  33.  £ucifers  Königreid?  ed.  üliencron.  5.  (88,  3. 

(70)  (Sefc^.  bes  2?om.  II,  2(. 

170  I>gl.  3.  B.  3al^rbud?  für  inünd?ener  (5efd?id?te.  (Erjter  3al|r- 
gang,  5.  (0(,  (05,  ((2,  \\^,  (2(,  (85  u.  ö. 

(72)  Dgl.  Söltl,  Die  frommen  unb  milben  Stiftungen  ber  IPittels* 
bac^er  über  einen  großen  (Teil  von  Deutf d?Ianb.  £anbsfiut  (858.  Por- 
neljmlid?  S.  86—99 

(73)  H.  Stinfting,  (Scfd?id?te  ber  beutfd^en  2Re(^tsn?iffenfd?aft. 
inünd^en  (88O.  ^anh  l,  S.  657.  K.  oon  pranti,  (5efd?idjtc  ber  Cub- 
n)igsjmajiiniIians-Uniperfität.  münd^en  (372.  I,  3((.  (20.  (Dft  (586.) 
—  Über  bie  PortreffIid?!eit  ber  bayvifd^en  (Sefefee  unb  3»f*i3  gegenüber 
anbern  f.  im  Pornjort  „2In  ben  £efer"  bes  (Sefe^buc^es  »on  (6(6. 

(7^)  Had?  Stin^tng  a.  a.  0.  I,  635  nur  in  (Tübingen,  3ena,  Hoftorf 
unb  3ngoIflabt. 

(75)  5.  pranti  I,  308  oon  ber  juriftifd?en  ^a!ultät,  roeld^e  ber 
Regierung  unleugbar  . . .  immer  fel^r  am  £Jer5en  lag.    €benfo  I,  ^c*. 

(76)  Die  mol^lmollenbe  3Ib|td?t  bes  (Sefe^gebers,  ITIaj  I,  feTjn3eid?nct 
treffenb  bie  (Hinleitung  3u:  £anbrec^t  |  policey  (Sertd?ts^  UTaleftö*  |  tjnnb 
anbere  (Drbnungen.  |  Der  ^ürftentl^umben  0bern  |  vnb  Hibern  bayrn.  | 
niünd^en  (6(6.  Dort  l^eigt  es:  „Damit  in  onfern  ^ürftentl^umben  vnb 
£anb.en  /  ned?ft  befürberung  ber  (Hljren  beg  2inert^öd?ften  /  vnb  t^anbl^abung 
rnfcrer  Dl^ralten  roal^ren  allein  feligmad^enben  catl^olifd^en  Heligion  /  bie 
t^aylfame  lustitia  administrirt ,  gute  policey  angebellt  /  onb  Dnfcre  Dnber* 
tl^anen  /  fo  n?ol  aud?  allen  anberen  barein  Ijanblenben  vnb  roanblenbeu 
ünpartl^evifd^cs  gleid?es  3,e(iit  vnb  (5erid?t  erl^alten"  u.  f.  u?.  —  Dgl.  ferner 
IDefienrieber  (Beiträge  vilt,  5.302—3(3)  unb  vor  allem  ben  smeiten 
Banb  oon  „pragmatifc^e  (Sefd?id?te  ber  bayerifd^en  (Sefe^gebung  unb  Staats* 
oeripaltung  feit  ben  geiten  IHajimilian  I."  oon  lUay  (Jrciljerrn  tjon 
Jreyberg.  £p3.  (836.  —  ferner  S.  60— 93  (befonbers  S.  69)  bei  Dr. 
Jr.  2Int.  IPill^.  Sd?reiber,  Xnajimilian  L  ber  Katl^oIifd?e,  Kurfür jl  von 
Bayern  unb  ber  breigigjäl^rige  Krieg.  IHünd^en  (868.  —  Selbft  in  einer 
Kriti!  bes  poliseiregiments  (Das  Kird^Iic^e  poIi3eiregiment  in  Bayern  unter 
IHajimilian  I.  (595— (65l)  fömmt  Stieoe  (S.  62)  3U  bem  Sc^luffe,  ba^ 
ber  Kurfürft  ,,nad?  beftem  IPiffen  unb  (Semiffen  mit  äußerftem  Bemühen 
unb  eiferner  Konfequen3  auf  !ird)lid?em  (gebiete,  loie  in  feiner  gansen 
übrigen  Regierung  bas  tl^at,  was  er  für  feine  Pflicht  unb  für  bem  IDot^Ie 
ber  Untertl^anen  bienlid?  l^ielt." 

(77)  Pgl.  bann  im  £anbred?t  S  95  unb  96  bie  Perorbnungen  über 
ben  Hid^tereib. 

(78)S.  J.  Stieoe,  Elften  u.  f.  m.  V,  2.  21.^  3 a l^ r b u d?  f ür  IHünc^ener 
(Sefd^id^te  I,  3(3  ff.  Sd^on  im  Reperto|rivm  librorum  trijvm  Joannis  Boemi  de 
om|nivm  gentivm  ritibvs  |  Item  index  rerum  scitii  digniorum  in  |  eosdem|; 
Cum  priuilegio  Pa|pali  ac  Imperiali.  |  MDXX  t^eigt  es  im  XVIII.  Kapitel, 
bas  Bayern  bel^anbelt  (^ol.  LXIb),  pon  bemfclben:  Nulla  Germaniae  pro- 
vincia  pluribus  cultioribiis  urbibus  illustratur. 


von  Karl  von  Hetnl^arbftöttncr. 


77 


179)  IPtebcrt^olt  tj^aben  frembe  (ügl.  bei  ^arbt,  Bianconi  u.  a.)  bte« 
fclbc   gcrütjmt.     2iud?  in   einer  gcograpijifc^en,  Benebift  XIV.  geipibmeten 
Spielerei    ,,TrattenimeDti    eruditi    sopra     la    Geografia    da    Enea    Gaetano 
Melani  (Eresto  Elercanteo  Pastore  Arcade)  t^ei§t  es: 
Baviera,  ch'ha  per  Capital«  Monaco 
CoUa  gran  Biblioteca,  ed  Antiquario. 

^80)  Die  Saxoniam  potatorum  ern)ät{nt  auc^Boemus,  de  omniuni 
gentium  ritibus  ^520.  JoL  LXIb,  freilid?  andf  bie  Boiariam  furum,  unb 
nodimal  fo  f  ol.  LXIIII. 

^80  3tt  ber  Srfyrift  Guevaras  „De  Conuiuijs  &  Compotationibus** 
(IHc^.  j(604)  fommt  er  auf  ^fol.  86  f.  mieber  auf  biefes  Q^ljema,  unb  bort 
fül^rt  iljn  bas  (2tfern  gegen  bie  Crunffuc^t  ber  IXJetber  fogar  3u  poetifdjen 
Ctraben  Jol.  87^:  „2luf  ben  ^angärten  vnt>  (Suncflen  /  tl^un  fie  (bie  ^frauen) 
Känbelen  vnb  munrflen.  Das  IDeinlein  tt^un  fie  gern  fupf  en  /  ben  füffen 
IVeiw  nemmen  jie  gern  ein  /  vnb  brorfen  fogar  gut  Semmeln  brein.  /  ®  b\i 
eble  Wav^  /  n?ie  bringcji  bu  manche  ^vavo  ümb  Sc^Iayr  vn[b]  Sturft  /  ®  bn 
cbler  gefc^marf  /  mac^cp  üil  gute  IPeiber  vnb  Bettelfäd". 

^82)  S.  4  30.  Pero  el  cömo  me  escap6  de  las  galeras,  y  lo  demäs  de 
mi  vida,  que  fueron  cosas  estrafias,  te  dir6  en  la  tercera  parte  de  mi  historia, 
para  la  cual  te  convido,  si  esta  no  te  deja  cansado  y  enfadado. 

183)  tZid^t  unroiUfommen  mag  eine  gufammenfteHung  ber  auf  cinanber 
be3Üglid?en  Kapitel  bes  fpantfc^en  Originals  unb  ber  beutfc^en  Überfefeung 
fein.    Sie  ergiebt: 

Parte  Primera. 

Libro  primero. 

Cap.  I.      En   que    cuenta   quien 
fu*  SU  padre. 


Cap.  II.  En  que  Guzmän  de 
Alfarache  prusigue  contando  quienes 
fueron  sus  padrcs ,  y  ])rincipio  de 
conocimiento  y  amores  de  su  madie. 


Cap.  III.  Cömo  Guzmdn  saliö 
de  SU  casa  un  viernes  por  la  tarde, 
y  lo  que  le  sucediö  en  una  venta. 

Cap.  IV.  En  que  Guzmdn  de 
Alfarache  refiere  lo  que  un  arriero  le 
conto  que  le  habia  pasado  ä  la  ventera 
de  donde  habia  salido  aquel  dia,  y 
una  plätica  que  le  hizieron. 

Cap.  V.  De  lo  que  d  Guzmdn 
de  Alfarache  le  aconteciö  en  Cantillana 
con  un  mesonero. 


Cap.  VI.  En  que  Guzmdn  de 
Alfarache  acaba  de  contar  lo  que  le 
sucediö  con  el  mesonero. 


C  a  p  V  t  I.  Gufman  er5ef|It  /  roer 
fein  £}err  Datter  geroeft  /  nemlicb  ein 
fel^amer  (Sefett  vnb  fetjr  erbarer 
KXlann. 

Capvt  II.  Gufman  erjctjlt  n?ie 
ünnb  was  gejlalt  fein  Patter  anfangs 
omb  fein  ^xaw  IHutter  gebuelt  /  vnb 
au§  n?as  für  einem  el^rlidjen  Stammen 
er  geboren  roorben  /  ^tem  /  was  fein 
^vaw  IHutter  für  ein  erbare  ^raxo 
geroejl. 

Capvt  III.  Gufmans  erjler  2Iuff> 

5W9- 


Capvt  IV.  Gufman  difcurriret 
artlic^  von  ber  (Slücffeligfeit  vnb  vn- 
glücffeligfeit  ber  IHenfcfaen  /  vnb  was 
gepalt  er  onfc^ulbigfiic^  gefangen 
»orben. 


78 


^egtbius  2IIberttnns 


Cap.  VII.  Cömo,  creyendo  ser 
ladron  Guzmän  de  Alfarache,  fu^ 
preso ,  y  habi6ndolo  conocido  lo 
soltaron.  Promete  uno  de  los  cl6rigos 
contar  una  historia  para  entreteni- 
miento  del  Camino. 

Cap.  Vin.  En  que  Guzmän  de 
Alfarache  refiere  la  historia  de  los 
dos  enamorados  Ozmin  y  Daraja, 
segun  se  la  contaron. 


Capvt  V.  Gufman  tptrb  bttrc^ 
etncii  frommen  prtefter  J^evIfamUd? 
onberiptfen. 


Libro  segundo« 

Trätase  conto  vino  d  ser  picaro,  y  lo 
que  siendolo  le  sucedio, 

Cap  L  Cömo Guzmdn de  Alfarache, 
saliendo  de  Cazalla  ä  la  vuelta  de 
Madrid ,  en  el  Camino  sirviö  ä  un 
ventero. 

Cap.  11.  Cömo  Guzmän  de  Al- 
farache, dejando  al  ventero,  se  fu6 
ä  Madrid  y  Uegö  hecho  pfcaro. 

Cap.  III.  En  que  Guzmän  de 
Alfarache  prosigue  contra  las  vanas 
honras.  Declara  una  consideracion  que 
hizo  de  cuäl  debe  ser  el  hombre  con 
la  dignidad  que  tiene. 

Cap.  IV.  En  que  Guzmän  de 
Alfarache  refiere  un  soliloquio  que 
hizo,  y  prosigue  contra  las  vanidades 
de  la  honra. 

Cap.  V.  Cömo  Guzmän  de  Al- 
farache sirviö  un  cocinero. 


Cap.  VI.  En  que  Guzmän  de 
Alfarache  prosigue  lo  que  le  pasö 
con  SU  amo  el  cocinero  hasta  salir 
despedido  d^l. 

Cap.  VII.  Cömo  despedido  Guz- 
män de  Alfarache  de  su  amo  volviö 
ä  ser  pfcaro,  y  de  un  hurto  que  hizo 
ä  un  especiero. 

Cap.  VIII.  Cömo  Guzmän  de 
Alfarache,  vistiendose  muy  galän  en 
Toledo,  tratö  amores  con  unas  damas. 
Cuenta  lo  que  pasö  con  ellas,  y  las 
burlas,  que  le  hicieron,  y  despues  en 
Malagon. 


Capvt  VI.  Gufman  btenet  einem 
IPtrtli  aufm  (Sey. 

(Kapitel  7  feljlt  tn  biefer  unb  \>z\k 
näc^Pen  Druden.) 

Capvt  VIII.  Gufman  fompt  gen 
Madril  /  cnb  wirbt  ein  Picaro  /  ober 
ein  Sc^marad. 


Capvt  IX.  Gufman  btenet  für 
einen  Kuc^elbuben  /  fallet  an  /  (t^ 
mit  ber  tjnbegerten  2Irbett  /  bas  ift  / 
mit  <iet|len/  3u  ernel^ren. 

Capvt  X.  Was  bem  Gufman/ 
als  einem  Ku^elbuben  /  für  ein  roercf • 
lieber  po§  rotberfal^ren. 

Capvt  XI.  Gufman  ntmbt  fein 
ooriges  picarifc^es  ober  B^rnt^äute* 
rifdjes  iehen  roiberumb  an/  wirb 
burc^  ein  fonberbares  get^ebiges  mittel 
reic^. 

Capvt  XII.  Was  geftalt  Gufman 
3U  Toledo  ftd?  ftaltlid)  i^cfletbet  cnnb 
fein  (Seit  oerbuelt. 


oon  Karl  oon  HetnljarbjlÖttncr* 


79 


Ca p.  IX.  Cömo  Guzmän  de  Al- 
farache, llegando  ä  Almagro,  asentö 
por  soldado  en  una  compailia.  Re- 
fiörese  de  dönde  tuvo  origen  la  mala 
voz:  ,,£n  Malagon  en  cada  casa  un 
ladron,  y  en  la  del  alcalde,  hijo  y 
padre.*' 

Cap.  X.  De  lo  que  ä  Guzmän 
de  Alfarache  le  sucediö  sirviendo  al 
capitdn  hasta  Uegar  ä  Italia. 


C  a  p  V  t  XIII.  Gufman  f ompt  gen 
Almagro  3U  einem  £}auptmatin  /  vrib 
tPtrb  ein  Solbat. 


Libro  tercero. 

Trata   en   il  de  su  mendiguez^   y   de 
lo  que  con  ella  le  sucedio  en  Italia, 

Cap.  I.  Cömo  hallando  Guz- 
män de  Alfarache  los  parientes  que 
buscaba  en  J^nova,  se  fu6  ä  Roma, 
y  la  burla  que  antes  de  partirse  le 
hicieron. 

Cap.  IL  Cömo  saliendo  deJ6nova 
Guzmän  de  Alfarache ,  comenzö  ä 
mendigar,  y  juntändose  con  otros 
pobres  aprendiö  sus  estatutos  y  leyes. 

Cap.  III.  Cömo  Guzmän  de  Al- 
farache fu€  reprehendido  de  un  pobre 
jurisperito  y  lo  que  mas  le  pasö 
mendigando. 

Cap.  IV.  En  que  Guzmän  de 
Alfarache  cuenta  lo  que  le  sucediö 
con  un  Caballero  y  las  libertades  de 
los  pobres. 

Cap.  V.  En  que  Guzmän  de 
Alfarache  cuenta  lo  que  aconteciö  en 
SU  tiempo  con  un  mendigo  que 
falleciö  en  Florencia. 

Cap.  VI  Cömo  vuelto  ä  Roma 
Guzmän  de  Alfarache,  un  cardenal, 
compadecido  d^l,  mandö  que  fuese 
curado  en  su  casa  y  cama. 

Cap.  VII.  Cömo  Guzmän  de 
Alfarache  sirviö  de  paje  a  monsefior 
ilustrfsimo  cardenal,  y  lo  que  le 
sucediö. 

Cap.  VIII.  Cömo  Guzmän  de 
Alfarache  vengö  una  burla  que  el 
secretario  hizo  al  camarero  ä  quien 
servia,  y  el  ardid  que  t  uvo  para  hurta 
un  baiTil  de  conserva* 

Cap.  IX.  De  otro  hurto  de  con- 
servas  que  hizo  Guzmän  de  Alfaräche 
ä  monsefior,  y  cömo  por  el  juego 
el  mismo  se  fu6  de  su  casa* 


C  a  p  V  t  XIV.  Gufman  f ömpt  gen 
Genua  /  fragt  feiner  Jrennbtfc^fft 
nac^/  wirbt  aber  obel  pon  jl^nen 
tractirt. 

CapvtXV.  Gufman  fat^et  an  3U 
\>ziit\xi  I  gefeüet  ftc^  3»  anbern  Bet* 
lern/  let^rnet  jl^re  Statuta/  (Sefefe 
x>x(t>  ©rbnungen. 


Capvt  XVI.  VOas  geftalt  Guf- 
man 3u  Hom  burc^  einen  Carbiiial 
a\x%  mitleiben  /  in  feinem  eignen 
Qaug  nnb  Betl^  curirt  n)orben. 

Capvt  XVII.  VOas  gepalt  Guf- 
man bem  <£arbinal  für  einen  (Ebel* 
'^nahtn  gebienet. 


80 


^(e^tbius  ^(bertinns 


Cap.  X.  Cömo  despedido  Guz- 
mdn  de  Alfarache  de  la  casa  del 
cardenal,  asentö  con  el  embajador 
de  Francia,  donde  hizo  algunas  burlas. 
Refieie  una  historia  que  oyö  ä  un 
gentil    hombre  napolitano ,    con    que 


Capvt  XVIII.  Gufman  »irbt 
feinem  fjerrn  bem  Carbtnal  je  lenger 
je  Heber/  {iitbteret  onnb  fkeüet  ^d? 
fel^r  anbät^tig  /  betreibt  and^  bie  für- 
nem|ie  Hömift^e  Kirchen  /  fampt  benen 
bartn  oertjanbenen  Reliquien,  &c. 

Capvt  XIX.  Gufman  erseljlt  fer« 
ner  /  was  geftalt  er  aud?  loegeit  fei* 
ncs  fpielens  rom  (Earbinal  beurlaubt  / 
pnnb  miberumb  tu  beg  ji^an^öft^ 
fd?en  (Sefanbten  -bienp  angenommen 
roorbm  /  n?as  er  aud?  bey  bemfelben 
für  artlid^e  pojfcn  gcrtffen. 


dd  fin  la  primera  parte  de  su  vida. 

Die  folgcnben  brei  23üd?er    mit   26  Kapiteln   pimmen  nic^t  3ur 
beutfc^en  Bearbeitung. 

Segunda  Parte. 
Por  Mateo  Lujdn  de  Sayavedra. 

Libro  primero. 

Cap.  I.  De  cömo  Guzmdn  de 
Alfarache  se  fu6  de  Roma,  y  lo  que 
le  sucediö  al  salir. 


Cap.  II.  De  lo  que  le  sucediö 
ä  Guzmän  de  Alfarache  en  el  viaje 
de  Näpoles. 

Cap.  III.  De  lo  que  hizo  Guzmdn 
de  Alfarache  en  la  venta,  y  cömo 
quedö  recebido  por  criado  del  cl6rigo. 

Cap.  IV.  De  lo  que  pasaron 
Guzmän  de  Alfaraclie  y  su  amo  hasta 
entrar  en  Napoles. 

Cap.  V.  De  cömo  vestido  Guz- 
män, y  siendo  mayordomo  del  cl^rigo 
trata  amores  con  unas  mujeres,  y  lo 
que  pasö  con  ellas. 

Cap.  VI.  En  que  se  prosigue 
la  materia  del  capitulo  pasado,  y 
cuenta  Guzmän  los  favores  que  recebiö 
de  SU  dama ,  y  la  inquietud  que  le 
causaban. 

Cap.  VII.  De  cömo  Guzmän  de 
Alfarache  fu6  puesto.  en  la  cärcel,  y 
lo  que  en  ella  le  sucediö. 

Cap.  VIII.  En  que  Guzmän  pro-" 
sigue  los  trabajos  que  tuvo  en  la 
cärcel,  y  cömo  saliö  y  asentö  con  un 
cocinero. 

Libro  segundo. 

Cap.  I.  De  lo  que  pasö  Guz- 
män en  el  viaje  ä  Espaüa  siguiendo 
la  cocina  del  virey. 


Capvt  XXI.  Gufman  trifft  einen 
^talienifc^en  (Srafen  an  /  erlangt 
bienft  bey  il^m  /  x>x(b  er3et^lt  aller» 
t^anbt  artlit^e  St^narfen. 

Capvt  XX.  Gufman  rebet  ferner 
Don  ber  Ignorantz. 

Capvt  XXIII,  Gufman  eräeljlt/ 
was  i^m  feines  ^errn  Qofmeifter 
für  einen  poffen  geriffen. 


Capvt  XVIV.  Gufman  ujirbt 
jlattlid?  wie  ein  ^ofmeifter  gef leibt/ 
x>v)y  fallet  roiberumb  an  3U  buelen. 


Capvt  XXV. 
fengfnujl. 


Gufman  ipirbt  be* 


Capvt  XXVI.  Gufmann  bienet 
roiberumb  für  einen  Koc^  /  x>x(b  fompt 
gen  Montferat. 


von  Karl  von  Hetnl)arb|l3ttner. 


81 


Cap.  V«  En  que  Guzmän  cuenta 
SU  Camino  de  Alcalä  de  Henares,  y 
el  asiento  que  hizo  con  unos  estudian- 
tes  para  proseguir  sus  estudios. 


Capvt  XXVII.  Gufman  witbi 
buxd^  einen  <Etnj!ebIer  3U  Montferrat 
crjnnert  /  von  feinem  liberlid^en 
£eben  ah^u^el^en  /  vnb  fid^  311  ben 
ftudiis  3u  begehen  /  fo  befc^el^en  /  onnb 
er  oter  junger  ^errn  Poedagogus 
u)orbcn. 

Capvt  XXVIII.  Gufman  wirbt 
ein  Stubent/  cnb  etlicher  jungen 
Ferren  Prseceptor/  pnb  benebens  in 
bem  modo  be|  studii  Juridici  puber* 
u)iefen. 


Capvt  LIX.  Gufman  t)nb  fein 
<£omebiantij[c^e  (SefeUfc^afft  fombt 
gen  Amiens  in  ^rancf reic^  /  3eud?t  oon 
bannen  in  Qifpanien  gen  Valentz  &c. 
u)trbt  bafelbp  gefangen  vnb  3um 
(5a(gen  t>erurti{ei(t. 


Cap.  VI.  En  que  refiere  Guz- 
män  de  Alfarache  lo  que  le  pasö  en 
Alcald  de  Henares. 

Cap.  VII.  Prosigue  Guzmän  su 
vida  en  Alcald,  y  cömo  se  (ue  a 
Madrid. 

Libro  tercero. 

Cap.  VIL  Trata  Guzmän  cömo^ 
mudö  de  parecer  de  hacerse  fraile, 
y  asentö  de  nuevo  con  otro  amo, 
y  cömo  por  haber  leido  libros  pro- 
fanos,  y  por  amores  de  una  farsante, 
quiso  profesar  el  arte  cömico. 

Cap.  VIII.  En  que  prosigue 
Guzmän  su  designio,  asienta  en  la 
compafiia  de  Heredia,  y  cuenta  lo 
que  le  sucediö  Camino  de  Valencia.    > 

Cap.  IX.  En  que  cuenta  Guz- 
män  los  celos  que  tuvo  de  Isabela, 
y  lo  que  pasö  con  un  mal  poeta,  y 
como  se  atrevio  ä  capear  por  acudir 
d  las  locuras  de  su  ninfa. 

Cap.  X.  En  que  Guzmän  refiere 
la  entrada  de  la  reina  nuestra  seilora 
en  la  ciudad  de  Valencia,  y  fiestas 
que  se  hicieron. 

Cap.  XI.     En   que   refiere  Guz-'  Capvt  LX.  Gufman  roirb  in  bcr 

man  el  suceso  de  su  captura,  y  cömo  (Sefäncinug  I|eimbgefuc^t  /  getrSp  / 
fu6  condenado  ä  galeras  y  Uevado  tjinaug  3um  (Salgen  gefiltert/  aber 
ä  ellas.  erbetten  t>nnb  auff  bie  <5aUen  vev 

urtljeilt. 

Capvt  LXI.  Gufman  ipirb  noc^ 
burc^  einen  anbern  (5eißlic^en  tieimb« 
gefud^t/  vnb  getröji/  3ur  Beicht  onnb 
Kommunion  beroegi  Dor  (Sevid^t  ge- 
filtert /  3um  Strang  perurtl{eilt  /  aber 
erbetten  vnb  auf  bie  (5aleen  ge« 
fc^mibt. 

^s^)  Um  bem  £efer  iljren  ^^l^ali  furforifc^  3U  geben,  folge  Ijier  bie 
2Ingabe  ber  bcljanbelten  HTorallet^ren. 

Die  ein3e(nen  moralifc^en  21bl)anblungen  (Untern>eifungen  bes  <Etn' 
fteblers)  finb  folge'nbe: 

Der  (Einjtbel  onberujeifet  ben  Gufman  was  yi  ber  wal^ren  contrition 
get^dre.  5.  5^2.  —  Von  ber  anbern  Cagrei§  ber  poenitenz,  nemblid?  von 
ber  Beicht   vnnb   was  3U   berfclben  getjört.    5.  52^.   —   Von  ber  brittcn 

3af)rbttd}  far  mänc^ener  (Refc^.  II  6 


82  ilegtbtus  illberttnnd 

(Eagretg  ber  poenitentz,  ipelc^e  ba  tfl  bte  Satbfactio  ober  genngtitunng.  S.  530.  — 
Don  bem  fajien.  5. 535.  —  Pom  2lUmn(cn.  S.  5'ti.  —  Dom  (Scbett.  5.  5'^3. 

—  Pom  VOetntn.  5.  5^6.  —  Gufman  erfänbiget  ffd^  bey  be[m]  (Einjtbler  /  ob 
ber  jcntg  /  treuer  mit  Cobtfünben  betraft  tjl  /  cnbcrlaffen  foUe  jubetten 
üunb  JlUmufen  3ugebcn.  5.  553.  —  Gufman  erseljlt  /  was  im  nadf  rolbrac^ter 
Beidjt  onnb  Communion  /  für  ein  peregrination  ober  IPaufaljrt  3uuerrid?ten 
auferlegt  rnnb  geratljen  worben.  S.  5(»2.  —  Pon  bem  er^en  requifito  ober 
eygenfc^afft  be§  (Sei|ili4?en  pilgrams.  5.  565.  —  Pon  (Seltfdjulben.  5.  566. 

—  Pon  Straf f(^ulben.  5.  568.  —  Continuatio  oon  Strafffdjulben.  5.  573.  — 
Pon  <5egenf(^ulben  onnb  was  (Sefialt  mix  onferm  ttädjften  t)er3etljen  vnnb 
©ergeben  follen.  5.  577.  —  Pom  anbem  requifito  onfers  geiftlic^en  WaU' 
faljrters  vnb  was  (Sejlattt  er  fein  £}augn>efen  difponieren  folle.  S.  580.  — 
Pom  britten  requifito  beg  pilgrams;  ©on  ber  (tafc^en.  B.  585.  —  Pom 
rierbten  requfito  beg  pilgrams/  nemblic^  bem  Stab.  S.  592,  —  Pon  be§ 
(Ceuffels  Stab  ber  falfc^en  Hoffnung.  S.  597.  —  Pom  fünften  requifito 
nemblic^  bem  IlTantel  bts  pilgrams.  S.  60t  —  Pom  fec^fien  requifito  nem» 
lic^  bem  fjut  beg  pilgrams.  S.  60^.  —  Pom  fibenben  requifito  nemlid? 
bem  (Seit  beg  pilgrams.  S.  6O8.  —  Pon  bem  acf?ten  requifito  nemblid?  ben 
Sdjutjen  bes  pilgrams.  S.  6^7.  —  Das  nennbte  requisitum  ©on  ben  Qänbt- 
fdjuljen  beg  pilgrams.  S.  627.  —  Pom  3et|enben  requifito  beß  pilgrams/ 
nemblic^  ber  ringfcrtigfeit.  S.  632.  —  Pom  eyliften  requifito  ber  IParnem* 
mung  ber  IPegweifern  eines  pilgrams.  S.  639.  —  Das  3iDölffte  requifitum 
©on  ber  guten  ©nnb  böfen  (SefeUfc^afft  beg  pilgrams.  5.6^^9.  —  Das  brey* 
3elfenbe  requifitum  ©on  bem  f leinen  f^ünbtlein  beg  pilgrams.  S.  656.  — 
Continuatio  btfer  materi  /  ©nnb  ©on  einem  groffen  roütenben  Dorf»Hübt. 
S.  662.  —  Das  ©ier3el?enbe  requifitum  ©on  beg  pilgrams  Q^ej^amentsauffs 
riAtung.  5.  667.  —  Das  fünf3elienbe  requifitum  ©om  frülj  auffjteljn  beg 
pilgrams.  S.  670.  —  Pom  fet^3el|enben  requifito  ober  notwenbigfeit  beg 
pilgrams.  S.  675.  —  Pom  ftbensel^enben  requifiio  ©on  ber  Peradjtung  ber 
Spötter.  S.  679.  —  Pom  ad?3et^enben  requifito  ©on  ber  ©erac^tung  ber 
fc^önen  gegenben  /  bag  er  ftc^  biefelben  nit  auftjalten  lajfe.  S.  682.  —  Pom 
neun3etjenben  requifito/  bag  er  feinen  Scbaft  ©erborgen  Ijalte.  S.  689.  — 
Pom  3n?ain^ig{ten  requifito  /  bag  er  fic^  tn  Verbergen  fing  ©nnb  meiglic^ 
©erl^alte.  S.  69^.  —  Pom  ein  ©nb  3u>ainftigjten  requifito/  von  ber  mübig" 
feit  vrib  erquicfung.  S.  697.  —  Pom  ^wey  vnb  3n>ainftigjien  requifito  /  ©om 
bettlen.  S.  702.  —  Pom  brey  vnb  3n)ain^igjten  requifito/  berpilgram  foü 
mit  bem  gemüt  im  Patterianot  fein.  S.  706.  —  Pom  ©ier  vnb  3i©ainftig|ien 
requifito/  ©on  ber  auff erbaulichen  conuerfirung.  S.  7^5.  —  Pom  fünff  ©nb 
Sroainftigften  requifito/  ©on  ber  Indulgentz/  bie  ber  pilgram  ©on  feiner 
Heig  erlangt.  S.  720. 

^85)  Bobertag,  (Sefc^.  b.  H.  II,  ^7  2t.  Diefer  britte  (Eeil  finbet  fic^ 
erjt  in  ben  2t«sgaben  von  ^63^  unb  ^67o:  Der  Janbftörfter  |  Gufman,  ©on 
AI-  I  farche ,  ober  Picaro ,  genant.  |  Dritter  ©nb  £eftter  tZ^eil  /  |  barinnen 
feine  Heyg  nac^  Je^  |  rufalem  in  bieOrcfey/  ©nb  inorgenlän*  |  ber/  and^ 
wie  <Er  ©on  bem  ^nvden  gefangen  /  wiber-  \  umb  edebiget  /  bie  Jnbianifc^en 
£anbfd^afften  befud^et/  vnb  \  in  Ceutfd^lanbt  felbft  aüe  Stätte  burc^manbert  / 
auc^  allerl^anb  |  ©nberfd^ieblic^e  Dienfte  /  ©nb  i^anbwevd  ©erfuc^et  /  ©nnb 
balb  3U  I  groffem  Heid^tl^nmb  auffgeftiegen  /  balb  viberumb  in  l{dc^fte  |  Tlt* 
muti)  geratijen/  augfül^rlic^en  befd^rie«  |  hen  wirb.  \  Beneben  anmüt^iger 
©nnb  eygentlic^er  Befd^rei"  |  bung  ber  inorgenlänber|  beg  Q.  £anbs/  ©nnb 
ber  3«'  I  bianifdjen  3«f«I^«  /  ^^dj  ©ieler  artigen  tjerrltdjen  |  Discurfen  /  ©nb 
(Erinnerungen.  |  2tug  bem  Spanifdjen  original  erftmals  |  an  jefeo  ©erteutfc^t  | 
Durc^  I  MARTINVM  frewbenl^olb.  |  (Sebrucft  im  3alir,  |  MDC.XXXII. 
(4^57  S.;  6  S.  Hegifter.) 


öon  Karl  von  »etnliarbftöttrter.  83 

3n  ^8  Kapiteln  eilt  (gusmann  raf^f  burc^  ade  möglichen  £änber. 
Heic^er  BaQajl  matljemattfc^er  nnb  aftronomtfc^er  eingaben  tjl  überall  ein^ 
geflochten,  fo  im  Kapitel  vom  Kalenberfdjreiben  (5.  263  ff.)-  ^ad?  flap^t 
nidfi  aües  3U  ben  beiben  erj^en  (Teilen,  wie  n>enn  (Susman  (5.  260  fagt: 
;,Die»etl  id^  aber  bas  (Eeutf4?e  Kevfertljnmb  ©nnb  £5nber 
noc^  nttbnrc^reYfet,  boc^  aber  oo[n]  bejfen  f ruc^tbarfeit . .  ♦  geljört", 
nac^bem  uns  bod^  im  erflen  (Teile  fo  otel  t>on  X)eutf(^lanb  mar  berichtet 
Q>orben. 

^86)  Bob  er  tag,  <Sef4f.  b.  H.  II.  Bb.  Sweite  Qälfte.  S.  65. 

187)  (Ebenba  II,  22. 

^88)  51.  0.  Buc^ers  Sämtliche  IPerfe.  (ßef.  unb  Ijerausg.  oon  3of. 
oon  Kleffing.  UTünc^en  ^82o.  IV.  :Sb.  5,  28. 

^  89)  Bob  er  tag,  (ßrimmelsliattfens  IPerfe.  I.  ^b.  S.  XXVIII. 

190)  3a^rbfic^er  ber  Citteratur.  (IDien,  <£.  (Serolb).   ISb.  ^22  (\8'^8), 

S.   ^03  —  ^06. 

^90  51.  a.  0.  III,  ^0» 

1(92)  Prologe  al  Lector,  en  el  cual  declara  el  autor  el  in- 
tento  de  todos  los  tomos  y  libros  de  la  Pfcara  Justina. 

(5.  3)  [^9].  Si  este  libro  ftiera  todo  de  vanidades,  no  era  justo  im- 
primirse;  si  todo  fuera  de  santidades,  ley6ranle  pocos  (que  ya  se  tiene 
per  tiempo  ocioso,  segun  se  gasta  poco).  Pues  para  que  le  lean  todos,  y 
juntamente  parezca  bien,  ä  los  cuerdos  y  prudentes,  y  deseosos  de  apro- 
vechar,  df  en  un  mevlio,  y  fu^,  que  despues  de  hacer  un  largo  alarde  de 
las  ordinarias  vanidades,  en  que  una  mujer  libre  se  suele  distraer  desde  sus 
principios,  afladf,  como  por  via  de  presuncion,  ö  moralidad  (al  tono  de 
las  fäbulas  de  Esopo,  y  geroglificos  de  Agaton)  consejos  y  advertencias 
ütiles,  sacadas,  y  hechas  ä  propösito  de  lo  que  se  dice  y  trata. 

(5*  ^)  [^9].  £n  este  libro  hallarä  la  doncella  el  conocimiento  de  su 
perdicion,  los  peligros  en  que  se  pone  una  libre  mujer ,  que  no  se  rinde 
al  consejo  de  otros:  aprenderän  las  casadas  los  inconvenientes  de  los  ma- 
los  ejemplos,  y  mala  crianza  de  sus  hijas:  los  estudiantes,  los  soldados, 
los  oficiales,  los  mesoneros,  los  ministros  de  justicia,  y  finalmente  todos  los 
bombres  de  cualquier  calidad  y  estado,  aprenderän  los  enredos  de  que  se 
han  de  librar,  los  peligros  que  han  de  huir,  los  pecados  que  les  pueden 
saltear  las  almas.  Aquf  hallaräs  todos  cuantos  sucesos  pueden  venir  y  acaecer 
ä  una  mujer  libre ;  y  si  no  me  engafio,  veräs  que  no  hay  estado  de  hombre 
humano,  ni  enredo,  ni  marafla,  para  lo  cual  no  halles  desengaflo  en  esta 
lectura:  aun  lo  mismo  que  huele  ä  estilo  vano,  no  saldrä  todo  junto,  aten- 
diendo  al  gusto  propio,  y  al  gusto  ageno.  No  doy  este  libro  por  muestra; 
antes  prometo  que  lo  que  no  estä  impreso  es  aun  mejor :  que  Dios  comenzö 
por  lo  mejor,  pero  los  hombres  vamos  de  menos  ä  mas. 

(5.  5)  [50].  Sin  esta  utilidad  tiene  mi  libro  otra,  y  es,  que  no  piensen 
los  mundanos  engafiadores  que  tienen  ciencia,  que  no  se  alcanze  de  los 
buenos  y  sencillos ,  por  especulacion  y  buen  discurso ,  ya  que  no  por  ex- 
periencia:  y  para  conseguir  este  santo  fin,  que  prometo,  habia  determinado 
hacer  un  tratado  al  fin  de  este  libro,  en  el  cual  pusiese  solas  las  resunciones 
y  aplicaciones  al  propösito  espiritual,  y  moviöme  el  pretender  que  estuviese 
cada  cosa  por  sf,  y  no  ocupase  un  mismo  lugar  uno  que  otro;  pero  mejor 
mirado,  me  pareciö  cosa  impertinente :  lo  uno,  porque  el  mundo  —  despues 
de  leido  lo  que  ä  su  gusto  toca,  no  harä  caso  de  las  aplicaciones  ni  ensefian- 
zas  espirituales,  que  son  muy  fuera  de  su  intento,  siendo  este  el  mio  princi- 
pal:  lo  otro,  porque  despues  de  leidos  tantos  nümeros  y  capftulos,  no  se  podria 
percibir  bien  mi  suficiente  distincion  ,    ä  donde  viene  cada  cosa:  y  por  esto 

6* 


8^  ^egtbtus  ^Ibertinus 

me  determin^  de  encajar  cada  cosa  en  su  lugar,  que  es  al  fin  del  capitulo  y 
nümero,  lo  cual  puse  muy  breve  y  sucinlamente ,  no  porque  sea  lo  que 
menos  yo  preteDdo,  sino  porque,  si  pusiera  .esto  difusa  y  largamente ,  de- 
stniyera  mi  mismo  iDtento,  que  quien  hoy  dia  dice  cosas  espirituales  larga 
y  difusamente  puede  intender  que  no  serä  oido;  ca  en  estos  tiempos  estas 
cosas  de  espiritu ,  aun  dichas  brevemente ,  cansan ,  y  aun  enojan.  Quiera 
Dios  que  yo  haya  acertado  con  el  fin  verdadero,  y  el  pio  lector  con  el  que 
mi  buen  zelo  le  ofrece,  ä  honra  y  gloria  de  Dios,  que  es  el  fin  de  nuestros  fines. 

(5.  233)  [\67]  Todo  lo  que  en  este  libro  se  contiene  sujeto  A  la  cor-, 
reccion  de  la  santa  Iglesia  romana,  y  de  la  santa  inquisicion.  Y  advierto  al 
lector  que  siempre  que  encontrare  algun  dicho  en  que  parece  que  hay  un  mal 
ejemplo ,  repare  que  se  pone  para  quemar  en  estatua  aquello  mismo,  y  en 
tal  caso  se  recorra  al  aprovechamiento  que  he  puesto  en  el  fin  de  cada 
nümero,  que  si  ansf  se  hace,  sacärseha  utilidad  de  ver  esta  estatua  de  11- 
bertad  que  aqu(  he  pintado,  y  en  ella  los  Vicios  que  hoy  dia  corren  por  el 
mundo.    Vale. 

^93)  Über  James  Mabbe  (ntdjt  Mable,  jpte  im  beutfc^cn  Ctrfnor 
auf  5.  2\6  5n?eimal  3itiert  mixb,  rid^tig  jeboc^  in  ber  engl.  2Iusg.  ^863. 
III,  ^03)  pel^e  Retrospective  Review  (V,  ^89)  unb  in  Athenae 
Oxonienses.  An  exact  history  of  all  the  writers  and  Bishops,  who  have 
had  their  education  in  the  university  of  Oxford.  By  Anthony  Wood.  (It. 
2Isg..  von  Bliss.)  London  ^8^7.  tZad?  III,  53,  5^^  überfeftte  Mabbe 
unter  bem  pfeubonym  DonDiego  Puede-Ser(=  Kann  fein)  ©erfc^iebene 
fpanifdje  IDerfe,  bie  (Eeiejitna  ^63^  nnb  The  Rogue;  or  the  Life  of  Guz- 
man  de  Alfarache.  3  edit.  London  ^63^.  Xtad^  ©rSffe  (III,  ^95)  jlammt 
bie  erfle  2Iusgabe  com  3<i^re  ^622;  fälfd^lic^  verlegt  fie  Zxdnov  ins  3at{r 
^656.    (Had?  bem  englifdjen  Ticknor  ifl  bie  v'ievie  ^656  erfdjienen.) 

^9^)       The  spanish  Proteus,  which,  though  writ, 

But  in  one  tongue,  was  formed  with  the  world's  wit, 
And  hath  the  noblest  mark  of  a  good  booke, 
That  an  ill  man  doth  not  securely  looke 
Upon  it;  but  with  loathe  or  let  it  passe, 
As  a  de  formed  face  doth  a  true  glasse. 

(Supplement  3U  Ticknor  (^867)  5.  ^60.  Die  Derfe  petjen  vor  ber 
Uberfeftung  Mabbe's.) 

^95)  5.  in  ^en  2tusgaben  oon  Kurs  (5.  X),  O^itttnann  (I,  p.  IX), 
Bobertag  (XXV). 

^96)  Sat.  lib.  I;  4,   ^05 

insuevit  pater  optimus  hoc  me 
Vt  fugerem  exemplis  vitiorum  quaeque  notando. 

^97)  S.  Aribau  (Bibl.  de  Aut.  III)  5.  XXV.  La  novela  picaresca 
....  debiö  parecer  peligrosa  para  la  moral  ä  los  ojos  de  los  hombres  graves 
que  empezaban  ä  conocer  la  inmensa  influencia  que  este  g^nero  de  escritos 
habia  de  ejercer  sobre  las  costumbres  populäres.  Para  que  el  lector  poco 
reflexivo  no  tomase  por  ejemplo  de  imitacion  lo  que  era  aviso  para  escarmiento, 
un  escritor  de  buen  ingenio  y  grande  estudio  emprendiö  la  relacion  de  los 
hechos  de  un  pfcaro,  acompafiändola  con  reflexiones  provechosas  y  capaces 
de  remediar  el  dafio,  aplicando  el  bdlsamo  en  el  momento  de  causar  la  herida. 

^98)  (£hen^a  5.  XXVI. 

199)  2tusgabe  bes  (Srimmelstjaufen  I,  p.  XXVIII. 

200)  Cucifers  K3nigreid?  5.  VII. 

20  0  ^tude  sur  le  Simplicissimus  de  Grimmeishausen  par  Ferd.  An- 
toine.  Paris  (Klincksieck  1882),  5.  55.  Le  Guzman  allemand  est  beaucoup 
plus  long  que  son  modele  espagnol. 


von  Karl  oon  Hetnl|arbjlöttner.  85 

202)  Vg^l  Stieoc,  Tiden  ic.  V,  25.  —  IPepenricber,  Beyträge 
3nr  oaterlänbifc^en  EJtftorte,  (Seograpljtc,  Stattfttf.  llTünd?en  ^806.  23b.  VIII, 
S.  ^55,  ipo  ber  ^erjog  „Quartier"  ^att  ^^Cartell"  (^62^)  ©erlangt. 

203)  gutrcffenb  ip  nac^  aUen  Seiten  bos  (ßefamturteil  im  Ober« 
ijffelfc^en  2tlmanadj  (1.  c.)  Terwijl  zijne  geschriften  overal  de  zucht 
aanduiden  om  kennis  te  verbreiden  en  braafheid  en  goede  zeden  te  bevor- 
deren,  moeten  zij  echter  uit  den  geest  en  smaak  van  zijnen  tijd  beoordeeld 
worden.  Daaraan  is  het  te  nijten,  dat  hij  doorgaans  te  veel  met  geleerdheid 
prenkt  en  een  lief  hebber  is  van  latijn  onder  zijne  populaire  taal  te  mengen : 
maar  hij  heeft,  als  blijvende  Verdienste  om  dit  te  vergoeden:  iets  levendigs, 
iets  satirieks,  dat  de  aandacht  boeit  en  de  belangstelling  gaande  houdt;  en 
ongetwijfeld  vele  zijner  opstellen  vrij  wat  beter  doel  heeft  doen  treffen  dan 
de  meeste  dorre  en  dwoge  zedelijke  vertoeningen  waar  later  tijd  zoo  rijk 
aan  is,  hoe  ongeschikt  die  dan  ook  mögen  wezen  om  het  grootste  gedeelde 
van't  lezend  publiek  en  vooral  jonge  Heden  uit  den  slaap  te  hvaden. 

20^)  5.  bei  n.  <S.  van  Kampen,  <5efd?ic^te  ber  tlicberlanbe  (Qam" 
bürg  ^830  I,  609  ^C^S  §itat  nac^  Hug.  Groote,  Parallel.  Rerum  public. 
Ed.  Meer  mann  (T.  III,  p.  50=  /,Ketn  Pol!  lernt  bcjfer  nnt>  letzter  frembe 
Spradjen;  üiele  fennen  beren  fünf  ober  fec^s  mit  gleicher  £etc^tigfeit." 

205)  5.  6  ber  Porrebe  an  ben  „f?erftogen  in  0bern  vnb  Hibern  baYrn", 
btn  ,;pfal6grauen  bev  Htjayn"  ^erbitianb  tn  ben  INSTITVTIONES  YITJE 
AVLICiE,  (Dber  ^of  Sc^ul  .  .  .  (Sebrucft  3U  HTfinc^en,  burdj  tticolaum 
ijenrium  (sie!)  M.DC. 

206)  2{n  ben  £efer  5.  9  in:  Don  Kichote  de  laMantscha,  |  bas  t{l: 
3nnder  ßarnifd?  ans  jfle«  |  denlanb  / 1  2tus  Qifpanifc^er  Sprad^  in  t|od?' 
teutfc^e  überfe^t.  |  Kauff  mic^ :  Unb  lig  mic^.  |  Heuts  bic^ :  So  fri§  midff 
0br  tc^  Besat^I  bic^.  |  ^rancfurt  /J  3n  Pericgnng  Thomae  Mathiae  (Soften 
^669.  —  (Da3U  ein  3toeiter  ©tel:)  Die  |  2tbentljeurlid?e  (Sefc^ic^te  t>es  \ 
fc^arpfftnnigen  Celans-  nnb  |  Hitterfaffen  /  |  3uncfer  |  ^arnifdjes  |  aus 
jlerfenlanb  / 1  2in%  bem  Spanifc^en  ins  |  ßodjteutfdje  oerfeftt  |  burc^  patjfcb 
Bafeln  |  von  ber  Sotjle.  |  f  ranrffurt  /  |  (öebrucft  bey  Blaftum  Jlgnern  /  ] 
3m  3atjr  i669.  —  [22  Kapitel  auf  339  Seiten  \2^  mit  Bilbern.] 

207)  Bobertag,  <5efc^.  b.  H.  II,  29.. 

208)  IHünc^ens  (Sefc^ic^te  U58— 1806.  (Ein  Kommentar  5U  Karl  oon 
pilotys  Koloffalgemälbe  im  neuen Hatljaus  3U  HTünc^en  oon  KarKEfieobor 
fjeigel.    IHünc^en  1882.    S.  30. 

209)  £ucifers  Königreich.     S.  XXI. 

210)  Qeigel,  f?iporifd?e  Porträge  nnb  Stubten.  Dritte  folge.  HTc^. 
^887.     S.  269. 

2\\)  Sielic  bei  3.  2tnbr.  Sc^ melier,  Bayerifc^es  IPorterbuc??. 
Xdnndien  (01benbourg  1872),  ber   bes   2IIbertinus  öfter  (3,  23.  l,  ^72, 

569,  999r   ^0^9,   ^038,    U30,    ^360,    1367,   ^39^    1625;  11,^^9,  193. '^ 5 8,  6^6) 

gebenft,  über  biefe  IPörter :  I,  8;  I,  122(;  1,68;  I,  999;  I,  \533;  I,  ^238; 
II,  783;  I,  728;  I,  6^0  {anbexs  freilic??  erflärt  bas  IPort  „tänbeln"  ber 
föjtlic^e  3otj.  Konr.  IParf  in  feiner  „^Injeigung,  IPie  nemlic^  bie  uralte 
Deutfd^e  Sprache  UTeiftentt^etls  3ljren  Urfprung  aus  bem  Celtifc^«  ober 
Chaldaeifc^en  Ijabe,  Unb  bas  Bayrifc^e  com  Syrifc^en  Ijerfomme."  Hegcnfpurg, 
Bey  3o^(»«n  UTartin  Etagen  MDCCXIII,  S.  203  in  feiner  eigenen  2Irt, 
^n>eil  bie  Bayern   ber  Sprad^   nac^  Syrer  ftnb"    S.  27);  I,  ^3^2;   I,  565; 

I,  ^66;   I,  \q.\7;  I,  780;  I,  ^88;  I,  718;  I,  8^;  I,  830;  I,  966;  I,  U3; 

II,  39;  I,  I25t;  II,  ^37;  II,  323;  I,  25;  I,  \^5^;  l,  \n;  1/  \^H;  h  936; 
II,  97U  I,  1382;  I,  ^570;  I,  38^;  I,  U99;  l  '^'^s. 

2^2)  &mba  II,  786. 


86  2Iegtbius  2IIberttnus  von  Karl  von  Hetnl^arbflöttner. 

2 \ 3)  ^Ugemetne (Sefd^ic^te ber £titeratttr con Dr.  peter  ttorrenberg 
(infinjier  ^88^^).  III.  23b.,  5.  ^37.  —  Antoine  S.  55. 

2^^)  Bobertag,  (5efc^.  b.  H*    IL  3b.    Stoette  C^SIfte,  S.  90. 

2115)  Pgl.  ebenba  II.  3b.  3ix>ette  Qaifie,  S.  27  (Seile  9  t).  u.), 
S.  30  (g.  ^0  ©.  «Of  5.  6^^,  65;  5.  73.  —  Antoine.  S.  55.  Grimmeis- 
hausen avait  lu  sans  doute  ces  traducteurs  des  romans  picaresques.  II 
connaissait  du  moins  les  deux  plus  cöl^bres,  le  Guzman  et  le  Lazarillo. 
(5.  58.)  D'une  part  donc  les  romans  espagnols ,  Guzman  et  Lazarillo , 
que  Grimmeishausen  connaissait,  d'autre  part  l'^tat  de  la  soci6t6  et  des 
moeurs  allemandes  au  XVII  si^cle,  tels  sont  les  deux  facteurs  dont  il  faut 
tenir  compte  pour  appr^cier  exactement  le  Simplicissimus.  (P^L  aud^  S.  1(00 
nnb  5.  \73.) 

216)  J.  C.  L.  Simonde  de  Sismondi,  De  la  litt^ratnre  du  midi 
de  TEurope.  (A  Paris  181(3.  ^  volL)  IV,  3.  Au  milieu  de  ce  zMe  uni- 
versel  pour  la  po^sie  dramatique,  qu*on  pense  quel  ötonnement,  quelle 
admiration  devait  causer  l'homme  qui  semblait  vouloir  suffire  loi  seul  (£ope 
be  Ve^d)  k  la  passion  pour  le  thiätre  de  toute  l'Europe  .  .  «  et  qui  dans 
le  temps  oü  la  langue  castillane  6tait  le  plus  en  vogue,  remplissait  k  la 
fois  de  pi^ces  de  tous  les  genres  tous  les  th^ätres  de  toutes  les  E^pagnes, 
de  Milan,  de  Naples,  de  Vienne,  de  Munich  et  de  Bruxelles.  —  21  b. 
^rteb.  von  Sd^aä,  öefc^tc^te  ber  bramattfc^en  £ttteratur  unb  Hun^  in 
Spanten.  (Berlin  1(8^5)  II,  688.  Ob  es  ftc^  mit  ber  Betiauptnng  Sts* 
monbis,  ba%  an  ben  Bdfen  von  IDicn  nnb  lITünc^en  fpanifc^e  Komöbten 
aufdefüt^rt  n>orben  feten,  richtig  oerijalte,  mdge  baiiin  gefieQt  bleiben,  ba 
n?ir  l|terüber  nichts  anfsnfinben  oermot^t  traben. 

2^7)  c.  pranil,  (Sefc^ic^te  ber  £.  IIT.  U.  1, 4^38.  (2Inc^  bei  Kobolt, 
5.  676.)  (Etwa  3letd?3eitt3  lebten  ju  3^d<>lf*ö^*  bie  betben  Spanter 
(3efntten)  Valencia  de  Gregor  ^598  (Kobolt,  702)  unb  Hieronymus 
Torr  es,  gejl.  {6U  3«  IHünc^en  ((Ebenba,  69't). 

2^8)  (Tob.  (Etfenmann  in  ben  oben  (S.  7^  ttote  ^09)  eru)5ljnten 
DtfHc^en.  €s  ip  ujo^  berfelbe  poet,  beffen  Dr.  K a r l  (Crantmann  0<^k^^ 
hudf,  (Erjler  Jafjrgang,  S.  207)  gebenft. 


«y 


^a^  l|0fft!dticrfiucö   öer    fiaprifcöm  llcrsogc 
WiiWm  IV.,  ICuötais  (X.)  unö  Crnft 

pom  3<if?te  1(508  bis  $um  3^^^^  ^55^,  beste^ungsioetfe  11608* 
{la(^  Win^entv  'hanbf^viiten  3ttm  evßen  male  ^evauegegeten 

pon 

Cbriötian  Ibaeutle* 

I/om  ^offletöerbuc^e  ^ersogs  tDU^elm  IV.,  auf  öos 
tc^  5uerft  6ur^  6es  ^etftgen  Sluguftinermonc^es  ^Ignellus 
KanWer^)  KoUef taneen  in  oer  früheren  ZITanuffriptenfammlung 
6er  Hetd}5arc^tpbibIiot^e{  aufmerffam  gemacht  tpurbe,  ftn6  auf 
6er  fgl.  ^of«  un6  Staatsbibliot^ef  öa^ter  6ret  (Ejemplare,  6te 
Codices  Germanici  \950,  \95\  un6  \952,  por^anöen*)* 


*)  KI.  511.  Baaber  In  feinem  „(Selefjrten  23atern  n.  f.  w."  S.  (80  ff* 
nennt  tt^n  3n>ar  „(Eänbler^,  aber  fc^on  feine  gettgenoffen  fc^rteben,  ix>as  auq 
tptr  tt^un  motten,  burc^get^enbs  „Kanbler''.  Derfelbe  war  am  ii6.  2Iuguß  (692 
in  Hegensburg  geboren,  trat  fc^on  ^707  in  ben  2(ugujlinerorben  suIlTün^en, 
n)urbe  bort  erft  profeffor,  oann  BibIiotI|ef ar ,  fpäter  erj^er  Sefretär  ber 
bayrifc^en  2(ugujtinerpropin3  nnb  am  3.  Juni  ^7^3  0rbenspro©in3tal ,  als 
n>elc^er  er  am  ^9.  ^ebruar  (74^5  in  lITünc^en  {larb.  Seit  ^720  voat  Kanbler 
HTttglicb  ber  befannten  (Scfeüfc^aft  „Academia  Carolo-Albertina"  (nac^  bem 
bayr.  Kurprinjen  Karl  ^tlbrec^t  benannt),  welche  bie  £}erausgabe  bes 
Parnassus  Boicus  bett^Stigte.  Unter  ben  5at^Ireic^en  gelef^rten  2(rbeiten  Kanb* 
lers,  über  nielc^e  KI.  21,  Baaber  a,  a.  (D.  5U  Dergleichen,  ift  wo^l  am  be^ 
Fannteften  fein:  Amulphus  male  malus  cognominatus ,  Monachii  1735.  — 
-)  2Iuf  ber  fgl.  Uniüerfttätsbibliotlje! ,  fomie  in  ben  Bibliotljefen  ber  fgl. 
2Ifabemie  ber  IDiffenfc^often,  bann  bes  fgl.  Hationalmufeums  liahe  id^  midf 
umfonjt  nac^  Q>eiteren  ^^emplaren  umgetljan. 


88  X^ös  fjof flctbcrbuc^  b.  ^ersoge  IDUfielm  IV.,  Cubrotg  (X.)  u.  (Ernl^ 

Die  ®rt9tnalf?an6fd)rtft  6es  lüetöerbuijcs  ift  uns 
o^ne  3w?eifel  im  (Coöcy  \952  crljalten,  beffen  erfte  6ret$eljn 
Joltoblätter  fte  btlöet.  Ceiber  muffen  mir  fte  als  lücfen^aft  be= 
jeic^nen,  in6cm  bavon  elf  Blatter  gänslid)  feljlen.  2lber  audj 
eines  tEitelblattes  ermangelt  6iefe  ^anöfd^rift. 

Znit  anbern  ^unbertpebense^n  Blattern,  6te  perfdjieöenarttg^^ 
ften  folorierten  IDappen  ent^altenö,  in  6en  Cod.  Germ.  \952  per- 
einigt,  ginge  fie  in  öeffen  2luffd)rift  „IDappen^Buec^  S^  9^" 
mainer  loblidjen  £an6fdjafts«£an$leY  gehörig"  fpur^ 
los  perloren,  menn  nidjt  6er  (gebrucfte)  Katalog  6er  6eutfc^en 
^an6fd}riften  i^rer  fpe5ieU  ge6äc^te. 

Die  Ijübfc^  un6  je6enfalls  naturgetreu  folorierten  ein5elnen 
Crad)tenbiI6er  jtn6  ju  je  pier  Stücfen  auf  einem  Blatte  perteilt. 
2lus  6er  2lrt,  tpie  6er  tEeyt  jeöem  einjelnen  Bil6e  angepaft  ift, 
folgt  leid)t  6er  Sd)luf,  6af  man  e^epor  6ie  Bil6er  malte  un6 
6ann  erft,  mie  es  6er  übrige  Haum  erlaubte,  jenen  6aneben 
anbradjte.  3"^  gansen  sa^lte  man  96  fold)er  Crac^tenbtl6er,  pon 
6enen  aber,  mie  gefagt,  ^^  (auf  \  \  perloren  gegangenen  Blättern) 
fehlen.  Was  6agegen  6en  Ceyt  als  foldjen  betrifft,  fo  entftammt 
er  ^öc^ft  ma^rfc^etnlic^  6er  Je6er  eines  nie6eren  ^ofbe6ienfteten 
^er5ogs  U)ilf/elm  IV.,  tpie  6ie,  felbft  für  jene  ^dt  nodf  ganj  eigen» 
tümli^e  ©rt^ograpljie  6art^un  m5cf)te.  Da  aber  audj  im  IDappen*' 
teile  6es  £o6es  ^952  fic^  pielfad^  6ie  gleidje  ^an6  tt>ie6er  fin6et, 
fo  fann  fie  tpo^l  aud)  einem  in  6er  Qoffanslei^)  befdjäftigt  ge» 
tpefenen  3Tt6ipi6uum  angehört  ^aben,  6em  6ie  ^eidjen»  un6  IXlaU 
fünft  nidit  gans  frem6  geblieben. 

Betradften  mir  je^t  6en  (Co6ej  ^950.  (Er  ^at  gleidjf aus 
^Jolioformat,  ift  in  6enfelben  fc^mar$en  £e6ereinban6  gebun6en, 
u)ie  ^er$ogs  IDil^elm  IV.  berühmtes  Curnierbud)*),  übrigens 
o^ne  irgen6ipeld)e  2luffc^rift.  Hur  6ie  3^^^5^^^  l^^O  lägt  ftd) 
noc^  6eutlic^  auf  6er  por6eren  €tnban66ecfe  tpa^rne^men. 

Sie  tErac^tenbil6er  pn6  ^ier  im  (um  6as  Doppelte)  per«= 
grSferten  ZHafftabe,  aber  gans  getreu  tDie6ergegeben.  Der  tEejt 
fte^t  6em  Bil6e  je  redjts  auf  6em  folgen6en  Blatte  gegenüber. 
Ce^terer  jä^lt  man  im  gan5en  ^02,  un6  was  erfteren  betrifft, 
fo  meiert  er  pom  ^^Ijalk  6es  (to6ey  \952  faft  gar  nic^t  ab. 
Die  wenigen  ^älle,  tpo  es  6ennoc^  gefc^ieljt,  fin6  in  unferem 
2lb6rucfe  forgfam  per$eic^net. 

tDä^ren6  6er  (Eo6ej  \952  menigftens  fpater  6er  bayrifc^en 


*)  VieUtid^t  el|er  noc^   in   ber   £}offcbnetberei.    —   *)  t>ergl.  f  riebr. 
Sc^ltd^tegrolls  Zurnkxhnö^  ^et^OQS  Wiilielm  ic.  IHünc^en  ^8^7.  1,5.  \. 


von  (Elirijitan  Qaeutle.  89 

Canöfdjaft  an^c^örte,  bcfanb  fic^  (Eoöey  \950  in  6er  5ipeiten 
Qälfte  öes  fed)$c^nten  ^aifvlivinbzvts  im  Bep^e  6es  ^erjoglic^en 
^offc^neiöers  Zheiftcr  2^cob,  6er  i^n  feinem  ©eoatter  Stepljan 
^ifdjer  fdjenfte.  Hadj  6em  tEo6e  biefes  leiteten,  tpeldjer  ^9  3al?re 
lang  „6er  firftlidjen  paterifdjen  ^errfdjafft"  ^of6tener  toar,  fam 
6as  „mansparfdjan  (Perfon)  C^Iai6erpucdj"  an  6effen 
IDittDe  Barbara. 

XDir  entneljmen  6iefe  Had)ric^ten  6em  legten  auf  6ie  Ijintere 
€tnban66ecfe  geflebten  Blatte  unferer  ^an6fc^rift.  2luf  6em  erften 
Blatte  6a9e9en  fteljt  5U  lefen:  ,,I)iefes  Manuscript  aus  6em 
eljemal.  ;Jranjisfaner=*2tr(^tpe  in  ZHündjen  ipur6e  als 
(ßefdjenf  S.  Kon.  2TTaj.  pon  Baiern  6er  f.  €znivaUSfof^ 
Bibliotljef  überfen6et  am  26  ZHärs  ^81(2". 

Der  €o6ey  ^59^  en6Iid),  ein  fefter,  in  braunes  fe6er  ge» 
bun6ener,  mit  (ßoI6fd^nitt  perfe^ener  ;JoIioban6  ipeift  foIgen6e 
Uberfc^riftaus:  „Sifes£Iäu6er='Bue(^,  u?ie(es)por3eitten 
Bey  6en  ^ernad)  benanten  in  Cebtseiten  He9ieren6en 
^flrften  mit  (CIai6ung,  als  man  ^508  $elt  Ijat,  ge^ 
galten  tDor6en:  Hemblic^cn  6er  €rft  Jllbredjt  (IV.  resp.  III.), 
6er  an6er  XDil^elm  (IV.),  Der  6ritt  £u6tt>ig  (X.),  Der  piert  €rneft 
(nadjmaliger  (Ersbifdjof  pon  Saljburg),  Der  fünfft  audj  Zllbredjt 
(V.,  resp.  IV.)*)  alle  He9ieren6e  fürften  3"  Bayrn  ic.  ic." 

Die  Crad}tenbiI6er  {\H  an  6er  ^a^I)  ftn6  in  6iefem£o6ey, 
namentlidj  6ie  erften  90,  mit  befon6erer  Sorgfalt  gemalt,  un6 
ftimmt  6eren  ©röfe  genau  mit  jener  im  £o6ey  \950  überein, 
u)äljren6  6er  ie6em  BiI6e  redjts  gegenüberfte^en6e  Ceyt  pon  6em 
in  6en  porerojä^nten  bei6en  ^an6fdjriften  pielf ad),  befon6ers  in 
6en  ^aliUn,  abmeidjt»  3"^  gan5en  ift  er  Ijier  überhaupt  ge^ 
6rangter  gehalten  un6  6esljalb  auc^  fürser.  €r  mag  pon  einer 
ifanb  pom  (£n6e  6es  fec^5e^nten  06er  Anfang  6es  fteben5e^nten 
3a^r^un6erts  ^errflljren. 

2ln  feinem  Sd^luffe  bringt  6iefer  £o6ej  noc^  2tbbiI6ungen  Pon 
Pier  bayrifdjen  Krieg sfa^nen  aus  6er  5^it  IDil^elms  IV. 
nämlid)  aus  6en  3^^^^^  l^^O,  ^5^2  un6  ^5^7«  Die  le^te  6er' 
felben,  in  einem  Kriegssuge  gegen  6ie  Cürfen  permen6et,  ^at 
feine  ^aljvialil,  pe  mag  in6es  6em  3a^te  ^5^9  angeljört  Ijaben, 
in    ipelc^em,    mie   tt>ir  unten  ^5ren  iper6en,    5um  erften  TXlaU 


*)  Über  btefe  2lrt,  bie  gleichnamigen  bavrtfdjen  fjersoge  5U  sätjlen, 
©ergletc^e  man  meine  ,,KIeinen  Hilfsmittel  beim  Stubium  ber  bayerifc^en 
<Sefd?ic^te'',  5.  9  f.  (Befonberer  2Ibbru(!  aus  bem  XXVI.  Banbe  bes  Ober* 
barerifd^en  ^Irc^ios). 


90        I^ös  ^of f Ietberbu4f  b.  ijersoge  IPtllielm  IV.,  Üvhwxq  (X.)  u.  €rn jl 

bayrifc^e  ßilfsiruppen  iDtöer  6en  fog.  (Erbfelnö  un6  5U)ttr  $um 
£ntfa^e  iPiens  ausgesogen  ftnö.^) 

Uber  6te  beremfttge  S^S^^^rigfett  ötefes  (Co6ej  (^950  loiffen 
mir  ntc^te,  als  6af  er,  u>te  es  im  Dorftof Watte  ^eift,  im  3a^re 
^770  6er  Bibliot^ef  6es  befannten  bayrifc^en  ^of» 
rates  (Carl  pon  Pacc^iery  eiriperleibt  U)ur6e^  3^ 
3a^re  1(850  auf  \S5{  lief  ^reiljerr  ^ans  pon  2tuffef  öapon, 
tt>ie  eine  Bleiftiftnote  daneben  befagt,  eine  Kopie  abnehmen,  6ie 
tt>o^I  für  bas  germanifc^e  ITTufeum  beftimmt  fein  mochte*). 

So  piel  pon  öiefen  6rei  ^anöfc^riften  6es  ^offleiöerbud^es. 
Va^  öeren  noc^  ipeitere  eyiftierten,  ge^t  einmal  aus  6em  Um» 
ftanbe  ^erpor,  6af  6ie  2lbfd)rtft,  ipeldje  2tgneIIus  Kanöler  für 
feine  Koüeftaneen  ^erfteüte,  pielfac^  pon  obigen  örei  CEyempIaren 
öifferiert  un6  namentlich  gans  anbers  fc^Keft,  bann  6af  (Co6ej 
\^5\  ^äufig  6er  Darianten  eines  (gyemplares  6es  l{ki6erbud)es 
ge6enft,  n>elc^es  immer  Exemplar  Pollinganum  genannt 
n:>ir6,  alfo  permutlid^  6em  Klofter  PoUing  ange^rt  ffat 

Sorgfältige  Dergleic^ungen  6rängten  mir  6ie  Uberseugung 
auf,  6af  unter  6iefen  €yemplaren  aud)  feiner  6er  6rei  oben  be^ 
fc^riebenen  Codices  perftan6en  iper6en  6ürfe,  6enn  6en  Speier  er 
Reichstag  pom  3^^^^  1^29  $.B. perlegt  feiner  6erfelben  nac^ 
Ztugsburg,  tpie  6ies  nad^  6em  PoUinger  (Eyemplar  im  (Co6e| 
\5^\  (auf  Blatt  68  in  Hote  t)  behauptet  ipir6. 

€s  ift  fomit  6ie  €yiften$  Pon  ipenigftens  fünf 
perfd}ie6enen  ^an6fc^riften  6es  l{Iei6erbudjes  nac^^ 
geu)iefen. 

Iln6  nun  ge^en  wir  5um  XDefen  un6  (Behalt  6esfelben  über, 
n>obei  aUer6ings  5U)ifc^en  6en  BiI6ern,  6eren  U)ie6ergabe  Ijier 
aus  perfd)ie6enen  (ßrün6en  untljunlic^  erfc^eint,  un6  6em  fie  b(t' 
gleiten6en  tüe^i^  unterfc^ie6en  u)er6en  muf* 

5upör6erft  bemerfe  ic^,  6af  6em  2lb6rucfe  6es  le^teren  6ie 
®riginal^an6fd)rift  im  Co6ej  ^952  5U  grunSe  gelegt 
n>or6en  ift.  Da  wo  fie  Cücfen  ^at,  tpur6e,  ipte  pc^  6as  gegebenen 
®rtes.  immer  angemerft  fin6et,  (to6ey  \950  su^ilfe  genommen. 
Die  Jarbenbemerfungen  $u  Beginn  6es  tEeytes  entftammen 


^)  gipet  von  Mefen  Seltnen,  2  unb  3,  flnb  and^  im  (Eobej  ^952  gletc^ 
nad^  ben  er^en  Q^rac^tenbilbern  entljalten,  aber  lange  ntdjt  fo  fc^ön  unb 
forgfältig  ausgefüljrt,  wie  m  obigem  (Eobej  ^95^.  —  Bc3ttgltdj  anberer 
bayrifc^er  jjat^nen,  ©elc^e  1529  benüftt  »urben,  cal.  man  Bb.  I  ber  bayrtfc^en 
Kriegsgefc^tc^te  twn  ^508—^651.  5.  3^3.  —  ^)  <cs  oerWIt  jic^  in  ber  tliiat 
fo ,  nnb  tji  anberes  einfcfalägiges  material,  nac^  bort  angepeüten  (Erfunbig* 
ungen,  fmd^  beim  germanifc^en  HTufeum  nic^t  üorf^anben. 


von  CI)rt{|{an  QaeutU«  ^1^ 

hingegen  6er  Kanölerfc^n  2tbfc^rtft  6es  Kletberbuc^es  beim 
Hetc^sarc^tpe* 

Die  Silber  felbfl  tfabtri  junäc^fl  als  getreue  Koftflmöar- 
ftellungen  i^rer  geit  für  öie  Kulturgefc^ic^te  Weibenöen  ITert* 
Betrad^ten  trir  nur  $.  B.  6en  fteten  XDedjfel  6es  ^offleiies  in 
bunter  Reihenfolge ,  6ie  guthat  an  XDaffen  un6  fonftigen 
Hüftungsgegenftänben,  bas  allmähliche  2luf treten  öes  Si^ief* 
getreljres^)  u.  f.  n>. 

Sac^perftänöige  werben  6ie  Bilberrei^en  ber  brei  Codices, 
nic^t  o^ne  ^o^es  3ntereffe  batan  gefunben  5U  liabcn,  loieber 
beifeite  legen  unb  mit  uns  btbamm,  fte  biefer  2tb^anblung  am 
Sc^Iuf  e  nid)t  angereiljt  $u  finben» 

^um  tteil  gilt  bies  auc^  von  bcn  oben  ermähnten  bayrifc^en 
Kriegsfaljnen. 

Da  erfc^eint  uns  5.  B*  auf  bem  erften  tEradjtenbilbe  bts 
^oiitcs  \5\9  ^erjog  XDil^elm  IV*  fclbft  als  oberfter  Jelb^aupt^^ 
mann  bes  f^ioäbifc^en  Bunbes  n>iber  feinen  u>firttembergifc^en 
Sc^u>ager  Ülric^  mit  bem  ^Jelb^errnftabe  in  ber  t^anb  unb  auf 
ber  linfen  Bruft  bas  rote  Kreu$  im  u)eif en  ^elbe,  einem  je^igen 
®rben  nic^t  gan$  unä^nlic^*)* 

Unb  intereffant  mare  auc^  ber  ^er$ogIic^e  „itinfpennige"  pom 
3ö^re  ^52^,  beffen  Darftellung  ber  Sc^meüer^Jrommannfc^en 
Definition  feinesn>egs  entfpred^en  möchte* 

Die  eine  ^^ne  bann,  beren  man  jtd)  in  ben  perfc^iebenen 
gügen  gegen  Württemberg  bebient  ^atte,  füljrt  auf  i^rer  linfen 
(roten)  ^älfte'),  burc^  ipeif  blaue  Querbalfen  geteilt,  auf  er  bem 
W.  H.  L  B.  (XDil^elm  ^erjog  in  Bayern)  noc^  bie  Bu^ftaben : 
H.  G.  M.,  ipelc^e  pieHei^t  mit  ,,  ^eilige  ©ottes-ZITutter"  erflärt 
werben  fSnnen* 

Stuffadenber  noc^  finb  bie  Buc^ftaben,  tpeldje  ftc^  ^äufig 
auf  ben  Ürmeln  ber  perfd^iebenen  ^ofifleiber  unter  XDil^elm  IV. 
finben.  Sie  fpielen  neben  bem  pielfadj  babei  abgeWIbeten  ^er$en 
^ier  eine  grofe  Hofle  unb  mec^feln  in  mannigfacher  2trt. 

So  trifft  man  auf  bie  Buc^ftaben:  G.  N.,  M.  pon  einem 
^er$en  burcf)fc^Iungen,  bann  E.  H.,  E.  M.  H.  G.,  ipieber  M.  G.  H. 
unb  M.  H.  G. 

J)a  man  felbftperftänblic^  bie  Buc^fiaben  auf  ber  Hficffeite 
bes  Ürmels  nici^t  pe^t,  fo  fdjeint  bie  eine  ober  anbere  biefer  3n* 
ober  2tuffc^riften  nic^t  poUftänbig  $u  fein*  3mmer^in  aber  mag 
babei   bie    befannte   Depife  ber   (ßema^Iin   ^ersogs   XDil^elm: 

*)  guerp  im  Jaljre  ^536.  ^  Wtt  erfaljren  weiter  unten,  ba%  bles 
bas  jfelbsetc^en  bes  f6n>äbtfc^en  Bunbes,  ber  feg.  (Seorgenf^tlb,  voau  — 
3)  Die  rechte  vorbere  qSIfte  iß  fiebenmal  blau  nnb  n)et§  gefiretft. 


92         X)as  Qoff (eiberbu(^?  b.  Qersoge  IPilljelm  IV.,  iubipicj  (X.)  n.  «ritfl 

M.  H.  G.  D.  E.  (ZTIein  ^cr5  tft  gans  6cin  (Eigen)  mit  ins  S^jicl 
f  ommcn  ^). 

Daf  es  am  bayrifd^en  ßofe  bereits  früljseitig  Beftimmungen 
über  6ie  u?ed^feln6e  ©eujanöung  6er  ^ofleute  gegeben  tjabe,  läf t 
ftdj  aus  6rei  Urfunien  ^ersogs  Cuöioig  (IX.  6es  Seidjen)  von 
Canös^ut  üom  \8,  Vflaxi  \^7\,  feines  Sotjnes,  ^er5og  (ßeorg 
(6es  Seidjen)  pom  25.  2^l\  \({S\  un6  6es  Sentmeifters  ^anns 
Paipmgartner  5U  IDafferburg  un6  imöebirg  pom  9.  3""^  \^^^t 
alle  6rei  je^t  im  allgemeinen  Seidjsardjipe  un6  pormals  6em 
^oljenafdjauer  Ztrdjioe  sugeljörig  *),  betpeifen;  tpeldje  fämtltdj  an 
6en  Ijersoglidjen  Pfleger  pon  Kufftein,  (Eljriftoplj  pon  ^reyberg 
$u  2tfdjau,  geridjtet  ftn6. 

3n  6em  Briefe  pom  \8:2när5  \^7\  forbert  ^ersog  Cuöipig 
feinen  Pfleger  auf,  iljn,  „felb  Siben6  mit  fnedjten  pf erben  pnS 
Ijarnafdj"  nadj  Segensburg  5U  begleiten,  tpoljin  6er  Kaifer  il^n 
un6  anbere  Seidjsfürften  auf  ben  nädjften  St.  (ßeorgstag  berufen 
Ijabe.  Der  ^rsog  fäljrt  bann  fort:  „audj  bein  fuedjt  flaiben  in 
pnnfer  parb/ nemlic^  gann^  Sot  pnb  an  bem  anfa^  bes  linden 
ermls  brey  pmbgeenb  ftri4  ber  parb  pratpn  tpeys  pnb  grab, 
inmaffen  bie  ettlidj  ^av^  tjer  gefurtt  Ijaben,  So  tpellen  mir  bir 
auf  bein  perfon  fur^lidj  pnnfer  ^offlaib  ^uUnnbcn*'. 

Die  5a>eite  Urfunbe  pom  23.  3uli  HS\  entljält  ben  Befeljl 
Qersogs  ©eorg  an  (Cljriftop^  pon  ^^eyberg,  auf  Frauentag 
Assumtionis  (\5.  2tuguft)  fidj  in  3"9olftabt  „felb  fünf  molgerüft" 
einsuflnben,  um  ben  ßersog  5um  ßeibelberger  Curnier,  u?eldjes 
Sonntag  nac^  Bartljolomäi  (26.  Jluguft)  beginnt,    $u  begleiten. 

3n  bem  Sdjreiben  ^eift  es  bann  u?eiter:  „Pnb  bas  btp  in 
pnnser  färb  3""^^fs  f<>  ^^^  ^i^  Y^  fö^"  geclaibet,  auc^  ber 
Cumirfattl,  Degf  berfelben  parb  fey". 

Unb  im  brittcn  Sdjriftftüd  pom  9.  3uni  \^86  teilt  ^anns 
Paumgartner  bem  metjr  genannten  Pon  ^reyberg  „ein  IHufter" 
mit,  „u>ie  fidj  fein  furftlic^  gnab  in  bas  Somer  ^ofclaib  claiben 
tpirbet,  beg  ^dj  vd)  audj  ein  mufter  ^ierinn  ligenb  mit  fdjigflj". 


*)  Dgl.  meine  lDitte(sbac^tfd?e  Genealogie  B.  ^^.  --  IPiltjelms  Peoifc 
felbji  lautete:  „Ich  Habs  Im  Herzen."  2Inbere  Pecifen,  iDeld?c  w'vc  auf  feinen 
Haftungen  im  Curnierbud^e  atK^ehradit  flnben,  lauten:  „Ich  wart  der  Zeit, 
Die  Zeit  schickts  (15 lo),  Ihr  zu  Lieb  Geduld,  Ich  leid  williglich,  Wir  sind  nicht 
allein  (1512)  etc."  Tluij  bie  Deutung  ber  oerfd^iebenen  Bud?jtaben  auf  biefen 
Haftungen  i^erjogs  IPiltjelm  mad?t  Ijarte  ihülje,  ber  ftd?  ;fr.  Sd^lid^te- 
groll,  u)ie  mir  bändet,  mit  (Sefd?icf  nn^  <5Iücf  untersog.  21lles  lagt  fld? 
freilid?  nid?t  erraten!  —  ^)  ITTein  fet?r  üereljrter  Jfreunb  unb  Kollege,  ^err 
Heicfasard^iorat  K.  primbs,  tjatte  bie  (Süte,  mid?  auf  biefe  interejfanten 
Stticfe  aufmerffam  3U  machen. 


Dort  (£t|nft!an  ^acutle.  ^5 

(Eine  Jtbbtlöung  ötcfes  originellen  ZlTufterfleibes  wax  oor 
einigen  3^^^^"  i^"  ^otjenafcfjauer  Jtrdjio  noc^  Dorljanöen  ^). 

JDeitere  Beifpiele  oon  foldj  ipedjfelnöen  ^oftrac^ten  bietet 
uns  Me  berüljmte  £an6s^uter  ^oc^seit  com  ja^re  \^75,  bei 
meieret  als  färben  6es  (ßefolges  ^erjogs  ©eorg:  fjalb  braun, 
^alb  grau  un6  tpeig  in  2tnu?en6ung  famen*). 

2tufer  6ie[en  bayrifcljen  Seifpielen  früherer  ^oftradjten 
begegnen  uns  foldje  nodj  in  Reffen,  in  6er  Kurpfals,  im 
ZTTarfgrafentum  Branöenburg  unb  in  6er  (ßraffc^aft  ^enne» 
berg» 

^ür  Reffen  liefert  6en  Hadjmeis  öie  Hegensburger  Cfjronif 
6es  £eon^.  XDiömann  in  folgen6er  Stelle  üom  3aljre  \5^\: 
£an6tgraff  oon  Reffen  (Philipp  6er  ©rofntütige)  tarn  fontag 
letare,  öen  27  marci  bei  öritt^alb^unbert  pferöen  in  grauer 
färb,  auff  6em  einen  erbü  2  peyffeni  Rannen,  öarob  ein  5etl, 
öarin  6ife  puc^ftaben:  v.  d.  m.  i.,  6as  ift:  verbum  domini 
manet  in  etemum  '). 

Von  öen  tEradjtenbilbern  bei  3-  2t.  oon  ßefner«2tltene J  *) 
fommen  aus  Abteilung  III  für  unfere  2trbeit  folgenie  6rei  in 
Betracht: 

2luf  ttafel  28  eine  c^urpfäl5ifd)e  ^oftrad)t  von  ^562, 
meldje  pon  folgenöeni  Briefe  6es  Kurf^rften  ^yrieöridj  III.  Don 
6er  Pfal5  an  Bernfjar6  (^rei^errn  v.)  (ßöler  5U  Haoensburg 
begleitet  ift: 

&c.  Cieber  (ßetretoer.  Hadjöem  u?ir,  fambt  anöern  unfern 
Znittdjurfürften  ein  Cag  5U  ^ranffurt  an  ZlTein  5U  befuec^en 
^aben  —  .  .  * .  fo  ift  Pnnfers  Bepeldj.  Du  ujolleft  mit  Deiner  .  .  ♦ . 
Pfer6t  3^"  Pnnfer  f^unfftigen  u?innterfart^,  noc^  auftoeifung 
^iebey  Iiegen6en  Zltenöleins.  aber  für  Dein  Perfon  mit  efjr^ 
flayöern  gefaxt,  uff  Sontag  6en  \S  Octobris  fdjirft  gegen  aben6t, 
all^ie  einf^ommen.  geftalt  mit  uns  furtfjer  uff  bemelten  Cag.  5U 
reyfen  u.  f.  w. 

^ai6elberg  6en  7*en  Septembrts  Anno  \562*). 

2iuf  Cafel  36  begegnet  uns  eine  marf  gräf  liq  bran6en» 
burgtfdje  ^^ftrac^t  pom  3^^^^  1^26,  5U  u?elc^er  es  im  tCeyte 
6ann  Ijeif t,  fie  fei  com  ZTTarf grafen  Kaftmir  feinem  (Dljeim,  6em 

*)  mein  fc^on  eripätintcr  Jreunb  nnb  Kollege  ic,  prtmbs  I^at  mir 
eine  folorierte  Kopie  besfelben  gefäüigjl  3ur  Perfügung  gejleüt. —  ^)  Dcrgl. 
£.  IDeflenriebers  Beytr.  3ur  oaterlanb.  Qijlorie.  II,  203.  —  3)  Die  oon 
(£bm.  ifretlj.  oon  (Defeie  bearbeitete  Cl|roni!  ftnbet  ftc^  im  ^anbe  XV. 
ber  CljroniFen  ber  beutfc^en  Stäbte,  5.  ^68.  —  *)  (Erad^tcn  bes  d^rijllic^cn 
Mittelalters  :c.  Dritte  2Ibteilung.  5ed?s3e^ntes  3al|rt^unbert.  jf ranffurt  a^IK., 
Parmftabt  ^8^o— 185^.  —  «*)  Pergl.  5.  28  f.  (Eine  prinzipielle  23emeirung 
über  ^oftradjten  in  unferm  Sinne  mad?t  ber  berüljmte  2lutor  Ijier  nid^t. 


9^       tas  ^of Heiberbucf?  b.  IJerjoge  tt)illielm  IV.,  iubvri^  (X.)  u.  (2m(i 

(Brafen  <Beor$  5U  XOert^^eim  als  HTufter  ffir  bte  5c^net6er  nnb 
U)affcnfdimte6c  mit  einem  Sd^retben  un6  6er  2tuffor6eruns  5ugc» 
fanöt  tporien,  mit  feinen  Ceuten  5U  i^m  nad^  Jtnsbac^  5U 
fommen,  um  üon  6a  nac^  IDien  5U  König  ^Jeröinanö  5U  $ie^en, 
von  wo  aus  ein  f  eI65uft  nadj  Ungarn  unternommen  u>er6en  foüte. 

3n  6em  Jtnljange  6es  betreffenöen  Briefes  mvb  bann  unter 
anöerm  bemerft:  „So  fdjicfen  wir  Dir  Ijiemit  ein  mufterlein  onnfer 
Kleiöung  Me  tpir  uff  foüic^em  5^9  madjenn  laffen  werben,  vnnb 
ip  öanebenn  audj  onnfer  gneMgs  begerenn,  6u  tpoüeft  6eine  Knecht 
onn6  Diener  öemfelben  gemejf,  pnns  5U  onnöert^anigem  gefallen, 
auc^  6arin  fleiöen  laffen"  ^). 

2tuf  Cafel  6\  enölic^  finden  tpir,  wU  fcfy>n  oben  bemerft, 
aud)  eine  gräflid)  Qennebergfdfe  Boftrac^t  aus  6er  erften  Qalfte 
6es  fedjse^nten  3aljr^un6erts.  Sie  oiente  nadj  6em  begleitenien 
Cejte*)  als  Sc^neibermufter  für  6ie  3""'^^/  wm  iljre  Knedjte 
6arnac^  fleiöen  5U  laffen,  u?enn  fie  bei  ^of  5U  erfdjeinen  Ratten. 

„Dergleidjen  ZTlufter",  fä^rt  0.  ^efner»2tltenecf  fort,  „5ur 
Derfertigung  6er  2tn5Üge  befonSers  für  Untergebene  mürben  in  ba^ 
maliger  ^ext  Ijaufig  6en  fdjriftUdjen  Derorönungen  beigefügt/' 

Diefe  Bemerfung  flingt  yoav  fc^on  aBgemeiner,  liefert  uns 
aber  5U  gleidjer  ^ext  6en  Betpeis,  6af  6er  Perfaffer  6es  Cpodje 
mac^en6en  XDerfes  ein  (Exemplar  unferes  bayrifcljen  ^offIei6er» 
budfes  Iei6er  nie  5U  (ßefidft  belommen  ^at.  2(uc^  aus  6er  (Ein« 
leitung  5ur  erften  2tbteilung  feines  U)erfes'),  wo  er  üon  ^of* 
tradften  als  folc^en  PoIIft&n6ig  fc^meigt,  ge^t  6ies  jur  (Benüge 
^eroor  *). 

2tngefic^ts  6er  oben  gefd)iI6erten  E^erjoglic^  Ian6sE;utifd;en 
Beifpiele,  6ann  6er  ^Jarbenbeftimmungen  u.  f.  w.  unferes  in 
^rage  fte^en6en  ^ofHei6erbudjes  foüte  man  nun  woifl  glauben, 
es  müf  ten  in  irgen6  einem  bayrifc^en  Staatsardjipe  foldje  generelle 


^)  Vet^l  5.  ^0,  2(u(^  I)ter  fei{(i  eine  $enera(tflerenbe  2Ieugerung  bes 
Derfajfers.  Pie  betr.  3e3ugnaljmert  geljen  auf  ^an^  anbete  Dinge.  —  *)  2Iuf 
5.  67.  —  ^)  5.  U  bis  ^0.  —  *)  Seit  ^879  erf(^eint,  abermals  3U  ^tanh 
fürt  a.lUl,,  bie  3ipeite  permelirte  unb  oerbejferte  2Iuflage  bes  meljr  ^ebaditen 
(Erad^teniperfes  unter  bem  (Eitel  „Zvad^ien,  Kunjliperfe  unb  (5e* 
rätfd^aften  pom  frütjen  Mittelalter  bis  ^nbe  bes  ad^i^elinten  ^atjr^ 
Ijnnberts  nad^  gleid^jeüigen  originalen  von  Dr.  3  ^.  t)on  ^efner'2lltenerf." 
"Das  DortPort  5U  biefer  2(uf!age  gei{t  fpesiell  auf  ^oftrad^ten  überi^aupt 
nid^t  ein,  unb  erjtBanbs  (erfc^ienen  im  3al?re  ^887)  bringt  von  ben  oben 
angeffiljrten  (Era(^tenbilbem  ber  britten  2lbteilung  ber  altern  21uflage  nur 
meljr  3n>ei,  bie  marfgräflid?  branbenburgifd?e  Qoftrad^t  von  ^526  auf 
G^afel  5^3  nnb  bie  gräflich  ^ennebergfd^e  (s^ifc^en  115^0  nnb  ^550)  auf 
Cafel  506.  Per  Cejt  ba3U  ift  ber  alte  geblieben  unb  nur  noc^  fnapper 
getjalten,  als  in  ber  erften  2luflage. 


t>on  Äljrtjiian  ^aeutle.  ^5 

Beftimmungcn  Ijtntcritegen.  Dem  tft  aber  leiöcr  nic^t  fo,  un6 
felbft  im  f onislidjen  s^^^tmcn  ^ausardjtDe  f üljrten  unfere  besüg» 
Itdjen  Zladjforfc^ungcn  5U  fctnerlei  (Ergebnis. 

PieUeidjt  mögen  6afür  noc^  in  Pripatbibliotfjefen  un6  namenfc 
lidj  in  6en  Jtrdjipen  unferes  altbayrifc^en  Tlbds  pereinselte  Xiadj^ 
ipeife  über  bayrifclje  ßof trachten  ftc^  porpnben,  eine  überl?aupt 
bis  je^t,  felbft  oon  oem  illtmeifter  in  Mefen  Dingen,  für  6ie 
Kulturgefdjic^te  noc^  nic^t  nadf  ©ebül?r  getoüröigte  Quelle  1 

XDir  ipenöen  uns  fdjlieflid^  5um  Ceyte  unferes  ßoffleiöer* 
budjes,  u?elc^en  u?ir  in  6iefem  ^aiitbndi  ein  erftes  Ulal  woxU 
getreu  auf  Me  u?eiter  oben  fcfjon  angegebene  IDeife  5um  2tb» 
Srude  bringen. 

3n  erfter  £inie  wxvb  6urc^  i^n  6ie  o^ne^n  fo  befdjranfte 
^dl}l  bayrifdjer  Cl^ronifen  um  ein  nidjt  geraöe  unintereffantes 
Stücf  geitgefc^ic^te  bereichert.  2^sbc\onSeve  für  6ie  fe^r  betoegte 
Hegierungsperio6e  ^ersogs  XDiIl?eIm  IV.  un6  feines  l^ronlüfternen 
Sru6ers  ^ersogs  Cuömig  (X.)  bietet  uns  6er  tEeyt  6es  Kleiber» 
budjes  pon  5ö>eifeUos  fe^r  gut  unterrichteter  Seite  teilmeife 
neuen  un6  öesljalb  fe^r  toillfommenen  Stoff  6ar.  Dtefer 
Stoff  fpielt  fogar  ^äufig  un6  bebeutungsooll  in  6ie  Heic^s* 
gef(^i(^te  hinüber. 

2tudj  MelDitteIsbacf}ifd)e©eneaIogie  oeröanft  6em  befproc^enen 
tEeyte  nicfjt  minier  mandjes  neue  Datum,  un6  fpesieÜ  Me  ©e» 
fdjidjte  unferer  lieben  Sta6t  ZITünc^en  tpirö  6urdj  6as 
Kleifcerbudj  6a  un6  6ort  in  toünfdjensmertefter  IDeife  ergan5t. 

Pon  6iefen  perfdjie6enen  (ßefldjtspunften  aus  alfo  6ürfte  ftc^ 
6er  üoUftän6ige  2tb6rucf  6es  me^reru?ä^nten  Cejtes  immerhin 
rechtfertigen  laffen» 

3dj  bemerfe  5um  Sdjiuffe  nur  noc^  eines:  6ie  färben« 
angaben  über  6em  Ceyte  ftammen,  fomeit  pe  gefperrt  ge6ruc!t  ftn6  ^), 
Don  2t.  Kan6Ier  ^er;  6ie  eingeflammerten  6agegen  oon  mir. 
Sie  foüen  6em  freun6Iic^en  Cefer  ein  annä^erungsmeifes  Der= 
ftän6nis  6er  einseinen  Crac^tenbil6er  6es  ^offIei6erbuc^es  oer» 
mittein,  6eren  getreue  IDie6ergabe,  fo  intereffant  jte  aud^  fein 
mögen,  nic^t  in  6er  Cenbens  unferes  ^^ijvbvidies  liegt. 

Un6  fomit  (ßott  befohlen! 


1608.    Sd^öjara. 
2tls  man  seit  oon  6er  geburtt  Crifti  \508  3ar,  am  fam^tag 
Reminiscere  jn  6er  faften  jn  6er  \  \  ftun6t  6er  nac^t  ift  geftorben 

^)  Unb  wie  fc^on  oben  bemerft  watb. 


^6        ^ös  8offIetbcrbu(^  b.  ^ersoge  WiltiümlV.,  lubmig  (X.)  u.  €rnfl 

Ijoc^leWic^er  gebec^tnus  6er  fcurc^Ictdjtig  ^odjgebornn  furft  vnb 
ifev  Ijcr  2tlbrec^t  6cr  tpeis^)  pfal^grauc  bey  H^cin  ^er^og  jn 
(Dbern  onb  Hibern  J3airn  ic.  ic.  am  ainigcr  Hcfttercnöer  ^er  *) 
(pn6)  lanötsfurft. 

^508. 

3n  öifem  3^^  ^^^t  ^"^  ^^i"  geneötger  ^cr  Ijer^og  IDil» 
Ijclm  fein  erfte  f^Iatöung  auf  laffen  geben  feiner  gnaben  ^off^ 
gefmöt  vnb  feiner  gnaben  Ijern  vatkx  bodjleblidjer  geiecfjtnus 
fljlagtt  5u')  folidjer  mas,  toie  ^ier  neben  gemalt  ftett  2C.  ic. 

1609.  Sd^iDars  (mit  bnnUn  Streifen,  folc^en  2(ermelf ran3en  unb  gelb 
nnb  »eigen  ^utfebern). 

Der  öurdjleic^tig  ^oc^geborn  furft  onfer  geneöiger  ^r  ^er^og 
UJil^elm  pfal^graue  bey  Kein  I^er^og  jnn  Bairn  ic,  2C.  Ijatt  fein 
furftlic^  Ijofgefinbt  gefljlaitt,  2tls  man  5ölt  \509  vnb  jn  folidjer 
riftung,  u?ie  6ies  gemalt*)  ^ie  neben  ansaigt,  mit  fambt  200 
gerifter  pförtt*)  6es®)  lannös  Bairn  vnb  ^va  gnaben  furften* 
tljum  eingenumen,  audj  ift  öes^)  feiner  gnaben  6ie  an6er  Ijoff» 
f^Iaiöung  gebefen  ic, 

ZHer^)  6er  öurcfjleic^tig  Ijodjgeborti  furft  vnb  ^er  l?er^og 
IDil^alm  jn  Bairn  ic.  Ijatt  6ife  f t?Iai6ung  ausgeben  5ur  ainem  (ner) 
IDinöerffjlaiöung  vnb  ift  fein  furftlic^en  ghaöen  6as  3ar  ninbert 
Ijin  sogen,  ban  ^n  lanbi  tfin  vnb  wxbtt  allain  bas  (öes)  regimenöts 
Ijalben  ansuric^ten  vnb  ift  ^cx  (3^^^^)^)  furftlic^^n  gnaöen  Me 
6ritt  Ijoff  f£?tai6ung  gebefen,  toie  man  $elt  nac^  (Crifti  geburt  ^^) 
\509  3^^  i^-  i^- 
1511. 

Ttts  man  jölt  oon  (Crifti  geburtt  \5\\  ^av,  ^at  mein 
geneöiger  furft  vnb  ^er  ^er^og  XDilljelm  jn  Bairn  feiner  fürft» 
lidjen  gn6.  (gnaöenj  2  fc^beftern  (Sdjroeftern)  perfprodjen  preitt 
(Bräute),  6ie  erft  Stbila  ^  ^)  genanöt  6em  burc^Ieidjt.  ^oc^gebornen 
furften  vnb  Ijern  ^ern  £uöbigen  pfal^graue  pey  Hljein  vnb  ^er^og 
jn  Bairn  6es  ^eiligen  Hemifdjen  Heic^s  €r^6rud)fes  vnb  Cur* 
furfft  ^*),  6ie  an 6er  fdjbofter  Sibila  genanöt  ^')  6em  öurdjleic^tigen 

1)  Sapiens,  ber  IPeife.  2II6red?ts  IV.  (III.)  Stevhia^  trifft  Ijier  auf  bie 
Stunbe  3U.  —  ")  3m  Cod.  1950  fetjlt  biefes  IDort.  —  ')  Der  Cod.  1950  tjat 
„3n  foüid^cr  :c."  —  *)  P.  Ij.  <5emälbe,  »ie  auc^  Cod.  1950  unb  1951  Ijaben. 

—  &)  Cod.  1950  unb  1951  traben :  gerijien  pfertten.  —  ^)  Cod.  1950  unb  195 1 
l\aben:  bas  ic,  —  '^)  Desgleid^en.  —  ®)  Cod.  1950  }:(at:  „3tcm".  —  ^  Cod.  1950 
unb  51  tjaben:  fein,  frftl.  ^nb»  —  **^)  Icftterer  Beifaft  fetjlt  im  Cod.  1951  gan3. 

—  *^)  Sibylle  ift  Qersogs  IPiltjelm  IV.  3tPeitgeborne  Sd^mefter.  Sie  erblicf  te 
bas  £ic^t  ber  IPelt  am  ^6.  3uni  ^^89.  —  *2)  2IIs  fold^er  iubroig  V.,  ber 
Jriebfertige  genannt.  €r  mar  3uerjt  mit  IPifliefms  älterer  Sd^mefier  Sibonie 
oerlobt,  bie  fd?on  im  ^aljre  1505  mieber  jtarb.  —  ^^)  HTug,  mie  bies  auc^  in 
ben  Cod.  1950  unb  1951  gefc^iel^t,  Sabina  t^eigen. 


Don  (EiirtfHan  Qaeutle.  ^7 

^oc^Sebomen  furften  vnb  ^ern  ^er^oft  Pleric^en  oon  IDiertenbers 
jm  f ^raufen  ^aar^)  vnb  (^ersoft  $u)  tC^Scf^,  auc^  graue  ju 
Znumpigartt* 

Vnb  6te  erft  ^oc^scitt  tft  5ue  ^aibelburg  (berg)  2tm  funötag 
vov  VflatifZ}  *)  geljalten  tportten,  öarauf  mein  gnb.  furft  onb  ^err 
Ijer^og  IDilljalm  mit  feiner  ^tü.  (ßnaien  ^offmatfter  ©regorij 
pon  (Egel^offtain  (€gIoffftein)  ain  öreflid}  (trefflic^j  guett  renen 
ge6an '). 

](5U«    Hotl)  (aber  bte  HEfhtng  mit  hxcaxmn  Kappenfttefeln  unb  tpetgen 
^utfebem). 

Die  anber  ^odj$eitt  ift  $u  Stuettgart  gehalten  tportten  am 
funötag  5er  ^ern  fafnadjt  vnb  mein  geneöiger  ^er  ^er^og  XDxU 
ijelm  mit  ^er^g  ^riöeridjen  oon  bairn  2C.  ic.  *)  auc^  ein  gar  *) 
Hiierlic^s  Henen  oerpradjt  jn  aller  5ier  pn5  gefdjmucf^  *),  vnb 
jn  folic^er  geftalt,  tpie  bis  gemel  anjaigt,  ift  ZITeines  gn6.  ^ern 
^ofgefinöt  f^Iaitt  vnb  f^rift  (gerflftet)  gebefen. 
\5\\.    Hoii{  (tPte  oben  aber  oi^ne  Sitefei). 

Zriein  gneMger  furft  vnb  ^er  ^er^og  XDil^elm  jn  Bairn  ^at 
folidje  f I^laiöung  jm  fumer  auf  geben  vnb  (in) ')  folidjer  Äiftung 
ötlidje  pfert  f^aifer  ZHafimilianus  fein  f ^aiferlidjer  ZTlajeftait  jn 
bas  IDöIfdjIanbt  n>i6er  6ie  Penöbiger  gefc^icfl^t  vnb  ift  gefc^edien 
alf  man  5SIt  oon  6er  geburt  (Erifti  \5\\  2<^t. 

\5\{,    Hotl}   (mit  braunen  Sitefe(n),   Brufl  nnb  2(rmel  $e(b   geflretft 
nnb  gemerft.    ^n  ber  Hechten  eine  fur3e  peltf(^e. 

3tem  Zflein  geneMger  furft  vnb  Ijer  ^er^og  XDil^elm  jn 
Saint  IC.  ic.  ift  jn  folic^er  Äiftung  5uem  faiffer  Znayimilian  gen 
Ztugfpurg  auf  ainen  Äeic^s  6ag  $ogen,  6arauf  (Me)®)  flj.  ZlTjt. 
Dom  Keic^  ^ilf  begert  wiöer  Me  DenSöiger,  aber  fein  f^.  UTaj. 

*)  Diefer  Betname  ffir  Ber5og  Ulrtc^  fc^etni  nic^t  ({äufig  ^ebrauc^t  5» 
merben.  —  ')  3P  in  atten  bret  Qanb[c^rif ten  Schreibt eljler  für :  Matthiae.  — 
^)  Pasfelbe  fanb  am  (Eag  nadf  ber  Bod}5ett,  am  i^.^ehxnax,  ftati,  nnb  tft 
in  ^eraogs  XDilljelm  berüJ^mtem  (Eurmerbucf?  (^8^7  ponjr.  Sd^Iic^tegron 
unter  ber  fünftlerifd^en  mitroirfung  t)on  (El^eobalb  nnb  Klemens  Stne* 
felber  (jcrausgegeben)  sub  VI  befc^rieben  nnb  he^.  abgebilbet.  —  *)  Des  pfäl3. 
Kurfärficn  unb  Bräutigams  jüngerer  Bruber,  als  beffen  tlad^f olger  unter 
bem  tlamen  Jriebrtc^  IL,  ber  IDeife,  in  ber  Daterlanbsgefc^i(^te  gar  tDotj! 
befannt  —  ^)  Piefes  Wdxidfen  feljlt  in  Cod.  1950  unb  1951.  —  ®)  Diefes 
(Curnier  ifi  in  Qer5ogs  XPiltielm  Curnierbuc^  gleid^faUs  bilbltc^  (bis  in  bie 
fleinfien  Details)  auf  uns  gefommen.  Bei  5  (^  I  i  c^  t  e  g  r  0  ( ( (a.  a.  0.)  bilbet 
CS  Nro.  VII.  —  ')  gufaö  in  betben  genannten  Codices.  3"  ^er  (Drtgtnal* 
ljanbfd?rift  bes  Kleiberbu(^s  (Cod.  1952)  feljlt  berfelbe.  —  ®)  f  et|It  im  ori- 
ginal, »äljrenb  es  bie  beiben  anbern  Qanbfd^riften  übereinjümmenb  ^ahen. 
—  für  bie  gufunft  f(^alte  id?  fold?  unbebcutenbe  2(uslaffungen  ber  einen 
ober  anbern  Qanbfc^rift  otjne  »eitere  Bemerfung  ein. 

3at}rbn(^  fflr  znftnc^er  <Bef(^.  II.  7 


98        tas  Qoffleibcrbud?  b.  ^erso^e  lütllielm  IV.,  £ubn)ig(X.)  u.  <£mfl 

nichts  erlangt     3P  9«fc^«^n  als  man  55It  oon  Criftt  geburt 
\5\\  3ar. 

1612.  (Selb  (über  ben  ^atni^df,  mit  bunten  Streifen  nnb  meigen  Qut- 
febern.    Strömpfe  anc^  gelb). 

Hier  (3tent)  3t  S*  <&nb.  ^er$og  XDilljalm  jn  Batrn  ic.  2c. 
^att  6ife  färb  vnb  f^Iatöer  5ue  Can^l?uett  ausgeben,  als  man 
55It  \5\2  2<^x  vnb  fein  ^.  ©n6.  ^aben  pts  jnns  3t_  3^^  ^^ 
lyoff  gehalten  aus  2tnmuettung  6er  pnöern  lanbfc^aff t  ^) ,  6an 
5ifer  geitt  öte  2  furften  Ijer^og  Cuöbig  vnb  (Ernft*)  nit  jm 
lanb  tparn,  audj  ftdj  2tn6erftbo  (ic.  ipo)  erhalten  *)  vnb  nod)  nit 
oeratnigtt  *).  (£s  tft  5ifer  g^i*  ^"^  5^  ZHinc^en  gar  f Ijatn  ^off» 
Ijaltung  gebefen  2C.*). 

1(51(2.  IDetg  (über  ben  f^arnifd^  mit  meinen  Qutfebem  unb  ic.  Stiefeln. 
Brufk  unb  2(ermel  gejheift  unb  gemerft). 

Zlter  ^att  mein  geneöiger  furft  vnb  ^er  feiner  furflL  genaöen 
^ofgejtnöt  5U  Can^^uett  6er  lDin6er  f^Iet6ung  6ifer  parb  geben 
Dn6  miefen*)  Stücke  pförtt  tPt6er  6ie  ^Jrancftjen  fdjtcf^en  6em 
fdjböbifdjen  (fc^toäbtfdjen)  pun6t  5U  Ijtiff,  gefdjec^en  als  man 
5ölt  Don  IC.  IC.  \5\2  ^av  ic,  ic.  •  , 

^5^2.  Braun  (über  ben  fjarnifc^  mit  ic.  Stiefeln.  Strümpfe  meig. 
Bruft  nnb  2(ermel  gefireift  unb  gemecÜ^  3n  ber  Hechten  einen 
Strettljammer). 

Zrier  mein  gene6iger  ^er  ^er^og  U)il^elm  jn  Batrn  ic  ic. 
Ifait  folic^e  f^Iai6er  ausgeben  ün6  folidjer  Siftung  feiner  (ß6n.  ic. 
2tn$al  Dolcf^s  5U  rog  6em  fdjböbifdjen  pun6t  5ugefdjicf^t,  als 
man  pir  (für)  ^oc^enfräen  ge5ogen  ift  ün6  jn  3  tagen  gebunen 
Dn6  perprent  toortten,  als  man  jölt  pon  6er  geburt  (Erifti 
\5^2  3ar  ic.  ic.^) 


*)  Unter  ber  untern  Canbfc^aft  ocrpeljt  man  bie  nieberbayrift^e.  — 
*)  IDilt^elms  IV.  jüngerer  Bruber  fubmig  (X.)  »ar  am  ^8.  Septbr.  ^^^95 
unb  €rnjl  am  ^3.  ^nnx  ^500  geboren.  —  ^)  „2luc^  jic^  anbersmo  ertjalten" 
fetiflt  im  Cod.  1951  gan3.  Cod.  f95o  Ijat  rid?tiger:  fi(^  enttjielten.  — 
*)  fjicrmit  jtnb  bie  €rbfolge3a)ijlig!eiten  namentlid?  5mifd?en  IDill^elm  nnb 
lubmig  gemeint,  beren  meitcr  unten  nod?  eingeljenber  gebac^t  merben  foU. 
—  ^)  3n  biefe  geit  .bes  2Iufenttjalts  fJer3ogs  IDiltjelm  in  £anbstjut  fallen 
fein  (5.,  ^6.,  ^7.  nnb  \&.  Curnier.  Dergl.  bei  xc.  ic.  Sc^lid^tegroII  bie 
tlummern  XV— XVIII  incl.  —  ^}  Die  beiben  anbcm  Cod.  traben :  mueft.  — 
"0  Pie  gerftörung  bicfes  Haubnejles,  auf  melc^em  bamals  bie  von  ^ribingen 
t^aufleti,  erfolgte,  meil  bie  Beft^er  bas  lUegelagerergefd^äft  namentlich  gegen 
reic^sftäbtifd?e  Bürger  im  grogen  betrieben  tjatten.  (Eine  ausfül^rlid^e  Sd^il« 
berung  bes  gan3en  Herganges  bietet  bas  Sed^jie  Buc^  bes  Spiegels  ber 
(Eieren  bes  Keyf.  <£r3ljaufes  (Defterreid?  pag.  1290  f. 


ton  £i{rtfitan  Qaettile.  ^^ 

1514.  j^ei$e(6Iau  (b.  ^.  mel)r  grati  mti  ic.  Sitefefn  unb  oetgen  Qut^ 
febern,   3"  ^^f  ünfen  eine  £an5e,  in  ber  ^td^ien  eine  peitfd^e). 

3tem  mer  Ifaii  mein  gnö*  zc.  0.  vnb  ^er  ^er^os  IDtl^elm 
jn  Bairn  2c.  2c.  fein  ^offseftnöt  jn  foKc^e  ipets  f ^laitt  vnb  palt 
nadf  6er  oaftnac^t  5U  f ^aifer  Maximilianus  sogen  mit  38  ^)  pförtten 
von  toegen  fetner  ^.  ©n»  prueöers  ^er^og  Cuöbigs,  auc^  ainer 
lanifdjafft  falben,  ban  jt  iparn  totöer  ^ersog  Ö)il^elm*)  pn6 
ift  gefc^edjen  tPte  man  $elt  \dH  ^^tic.icJ). 

\5\^,  Braun  mit  Q>eig  unb  roiI)en  ^rSnsIein  nnb  Bortlein 
(2c.  Stief eltt,  grauen  Quifebern  unb  einem  Qer5en  über  einem  M 
auf  bem  2Irmel). 

Die  2  durften*)  ^er^og  IDil^elm  vnb  ^er^g  £u6btg  oon 
Bairn  ic.  ic.  [xnb  mit  ainanber  jn  6em  ^5\^3^r  5ue  5em  faifer 
Zria^milian  2  mal  gen  2tugfpurg  $ogen,  bas  ainmal  auf  ain 
reic^stag,  bas  2tn5ermal  jn  2tn6er  gefdjSften. 

5c^n)ar3  (mit  ic,  Stiefeln,  einen  grünen  S»eig  in  ber  Hechten). 

i3^^m)  Dife  flaibung  ^alt  man  aug  geben,  als  6er  6urd}» 
leidftig  t)Oc^gebom  furft  pn6  ^er  ^er^g  IDoIfgang  pon 
Bairn  ic.  ic*  ^er^og  2(lbred)ten  ^od)(ebKc^er  gebedftnus  brueber 
geftorben  ift*). 

palt  6amac^  ift  mein  geneö.  ^er  ^er^og  iDil^elm  mit  \00  *) 
pferten  5U  6em  faifer  gen  Cinc5  sogen  vnb  6arnac^  tpiberum 
herauf  gen  Purcf^^aufen,  auc^  ain  jeit  ba  pliben  vnb  nadf-- 
mals  gen  3nsprucfij  mer  suem  faifer  $ogen.  (Es  ift  audj  ^er^og 
Cu6tDig  6aljin  fumen  pn6  5ie  alt  furftin  3^^  (3^^^^^)  S^^^^en 
frau  Zftuetter.  Dasumal  finöt  6ie  prieöer  mit  ainanber  oerbragen 
morben  pn6  nadjmals  mit  ain  2tn6er  ^aimiper^  gen  ZTlinc^en 
sogen  ao.  \5\^  3^r  ic.^). 

NB.  Von  Ijier  an  bis  5um  Jaljre  ^522  feljlt  im  Original 
(Cod.  1952)  ber  de^i  fami  Bilbern,  weshalb  ic^  erßem 
aus  Cod.  1950  ergänse  nnh  bemnad}  fortfal^re: 


1)  Cod.  195 1  Ijat:  mit  800  pferbten,  mos  offenbar  falf4?  ijl.  —  ^  Cod. 
195 1  fügt  bei:  ben  lanbsfnrjien  ge»efi.  —  *)  Ütan  pgl.  über  biefen  ^miji 
ber  £anbfc^aft  mit  ^rsog  IDill^elm  Dr.  2(nbr.  Büchners  (5efd?id?te  o.  B. 
Siebentes Buc^,  5.  ^2ff.  —  *)  Cod.  1950  u.  1951  beginnen  biefen  2lbfaö  mit: 
3tem  meine  heb^  genebige  J.onb  ^ern  ic  —  ^)  ©efd^alj  3U  £anbsberg  am  2'^.nTai 
\5\^,  —  «)  Cod  1951  mad^t  300  pferbe  barans.  —  '')  Don  feiner  ntutter 
Kunigunbe  unb  ber  bayrifd^en  Canbfd^aft  begünftigt,  mad^te  Qer5og*  £nbn>ig 
befanntlic^  ^Infprud^  auf  bie  IHitregierung,  obmoql  bereits  bas  Primogenitur* 
red?t  bejlanb.  X)ie  Brüber  pcrglic^en  fidj  bur(^  ben  Hattenberger  Dertrag  pom 
{^.  Oftober  \5{^  iniSüte,  unb  pom  \5.  Vftai  \5[6  an  fc^Iug Cubmtg  feinen 
Hegierungsft^  in  £anbsi{ut  auf.  DgL  meine  (5enealogie  bes  er(.  Stammtiaufes 
IDittelsbac^  k.,  S,  36. 

7* 


\00       5as  QofFIetberbu(<?  b.  fjeraoge  Willjelm  IV.,  iubipig  (X.) ».  €rnjl 

1515.  Srann,  anf  bem  erml  ein  iDetg  t^terletn  P.O.M.  (IDetge 
^utfebern,  f(^ii>ar5e  zc.  Stiefel.  Cter  ttnb  Buc^fiaBen  nnbeutlic^ J 

3*^^  ^^i^^  ^^"  gcneMge  ^ertn  ^er^og  HHHjelm  vrib  ^er^og 
Cuttotg oon  Baten  fein  bettmtt  aln  anber  in  6er  flatöung^) 
Senn  3fsbrucf^  Qnsprucf^)  5U  6cn  3w"S^"  fintginen  (finnigen) 
jDxnb  He^tmef  cn  sogen,  öarnadj  tft  ^er^og  Cutiptg  gen  Can^^uet 
^Sogen  vnb  bafelbft  bas  Hegtment  (Etngenumen.  Hadfmals  ift  5ue 
3nte  gen  Can^ljuet  fumen  in  6en  fler  (pier)  tagen  in  6er  Daften 
feiner  p»  ©m  ^err  brueöer  ^er^g  IDilljalm  vnb  ift  an  6em 
U)eiffen  Suntag  ain  geffellen  geftac^  (fog.  ©efellenftedjen)  inn 
f Übeln  gel^alten  ujoröen  ic.  ic.^).  Anno  \5^5. 

^5^5»  Braun  (über  ^en  Qamifc^,  mit  roten  Strümpfen  nnb  %Im  mit 
reid^m  iDei§en  ^eberfd^mucf.  Das  dier  anf  bem  redeten  ärmel  ift 
moljl  ein  Juc^s,  barüber  bie  Bndi^ahen:  S.  V.  T.  I.  M.). 

3tem  jnn  foUic^er  flaiöung  vnb  Suftung  50g  mein  geneöiger 
furft  vnb  ^err  ^er^og  IPilfjelm  jnn  Bairn  ic.  ic.  auff  6en  groffen 
6ag  genn  IDien  in  <Dfter»Heidj  •) ,  tpöllidjen  faiffer  Znayimilian 
gehalten  ^att  mit  bem  finig  üon  Dngern  vnb  finig  oon  Pollen, 
auc^  anbem  furften  {bes)  Seidjs*). 

Hac^mals  mart  fein  gnabt  ipiberum  pon  Kaif.  7X1.  mit 
200*)  geriftenn  pfertten  in  bas  U)elfc^lanbt  beftelt,  Darin  plib 
alle  Hüflung  lenger  ban  ain  ^albs3^t.  Darnadj  50g  fein  gnabt 
Pon  2^sbtvidli  gen  Can^^uett  $ue  ainer  Cantfdjafft,  ba  waxit  pl 
(piel)  ZTlie  (Zilülje)  pnb  groffe  (ßeferlicaitt  per^annben  *).  JPeiter 
5ug  feine  gnabt  5um  faiffer  genn  ZTlemingen,  barnadj  liberum 
(gen)  3"^^^^^"9  ^^^  ^^^  UTargraff  Caffimirus  pon  Branbenburg 
mit  y^m  2c.  IC. 


1)  Der  Cod.  igsx  M  richtiger:  balbt  nadfliev  in  bifer  ft^IaYbung  ic. 
—  ^  Cod  1951 :  ein  gro§  fl^ibl  gejled?  geljaHtcn  morben.  Das  Mbeljiet^en 
n>ar  eine  2(rt  launigen  Q!umierfptels ,  bas  befonbers  bie  Sd^äfflergefeUen 
trieben.  Dgl.  Sd^meller-f  rommann,  I,  1218.  —  »)  Cod.  1951  fefet 
tjin3u:  mit  ^00  pf erbten.  —  *)  Dgl.  über  biefe  Jürjten3ufammen!unft  D. 
6.  Qegewifd}^  (Sefc^td^te  ber  Hegierung  Kaifer  tna^imilians  bes  (Erften. 
a.  II,  S.  ^51  ff.  —  Don  bem  großen  (Turnier,  n>el(^es  ^er3og  IDilljelmlV. 
3U  IDien  um  St.  ^afobstage  (15^5)  als  21nfüljrer  auf  bes  Kaifers  Seite 
mitmad^te,  er5ät}It  unb  bringt  2lbbilbungen  ic.  Sc^Iid^tegroII  a.  a.  0. 
sub  XXIX—  XXXI.  Xiadf  bem  Spiegel  ber  (Eljren  ic,  Sed?jtes  Bu4  S.  ;322  ff., 
wäre  aud;  ^er5og  £ubn>tg  bamals  in  IPien  mit  ann>efenb  gen>efen.  Don  bem 
ermSIjnten  Cumiere  ^ersogs  IDilljelm  ift  bafelbft  5.  1335  m  lefen.  — 
^)  400  fagt  Cod.  1951.  —  ®)  offenbar  n)irb  Ijiermit  auf  bie  enogiltige  Der» 
einigung  ber  fürfllid?en  Brüber  liinpc^tHd?  iljrer  gemeinfd?aftlic^en  Hegierung 
angefpieli 


von  <£t{rtßtan  Qaeutle.  j^Oi^ 

3nn  Mjfer  3^itt  tpartt  6te  oonn  U)ierttenberg  ^)  pmb  fant 
Jtnbreastag  *)  6urc^  Diettridj  Spettcn  vnb  ^tlprarten  Ki^fc^er*) 
von  Stuetsartt  ^inipög  gcfiertt  genn  ZUtnic^en*).  Dif  alles  tft  qz^ 
fdjedjen  2tls  man  seilt  \d{5  ^at  ic.  ic.  ^). 

1516.  Braun  mit  mex%  nnb  roit^en  gx&nilein,  tin  W9x% 
d  t{  t  e  r  I  e  t  n  P«  L.  M.  (Braune  Strümpfe ,  meige  ^utf ebern  uno 
einen  grünen  gmetg  in  berHed^ten.  dter  unbBu^fiaben  n>ie  oben.) 

7ÜS  man  seit  pon  Crifty  geburtt  \d\6  2<^h  «^^^^  von  6em 
^od}lobItd}en  fc^tpebtfdfen  Punött  ain  ^ug  tptber  ^er^og 
DIridjen  oon  XDierttenberg  angefc^Iagen,  öarsue  audj  mein  gnö. 
^err  fein  ^ilff  vnb  itnsall  gefdficft  tpolt  ^aben  in  follicf^er  Hüftung, 
ipie  ^ieneben  gemalt  ftet.  3Ji  aber  follic^er  gug  onberfumen 
tDorben,  bas  (er)  nit  für  itdj  gangenn  ift,  auc^  ^t  ^er^g  PIridj 
nit  ful  (piel)  auf  fcasmal  6arum  göben. 

Wie  oben  (aber  zc.  Stiefel  unb  fein  grüner  Sweig). 
3tem  au^  ^at  ^er^og  Plric^  in  Mfem  3^^  If^ttn  Cutmigen 
von  Qutten  Hitters  eleiblid)en  Sune  Qanfen  genantt,  ellentbigilid) 
audj  erpermblic^  ermSrtt  *).  €r  ift  auc^  in  6er  3«it  $«  Jtugfpurg 
6urd^  ii*  TXlal  offenlid)  in  pan  vnb  ad}t  aud)  aberadft  aus« 
grieffet  (ausgerufen)^)  iporbenn» 

3tem  mein  geneöiger  ^err  ^er^og  IDil^elm  in  J3aim  ic.  2C. 
^at  Seiner  gnaöen  lyoffgefinöt  in  oer  geftaltt  flaitt  vnb  im  IDillens 
gemoft  %  auf  I^ern  3ö*^S«n«  ^ucf^ers  ^oc^seitt  gen  2tugfpurg  $ue 
jiedjen,  ^at  pc^  aber  fein  gnatt  (©naben)  in  anöer  tpög  mieffen 
Kuften  vnb  ift  gefc^ec^n  als  man  jelt  oon  Crifty  geburt  \5\6 
3ar  IC.  IC. 

Hec^ter  Qanbgans  blau(9rau)  Itnfs  rotl)  nnb  gelb  ge^retft 
(^ut  mit  meigen  ^ebern,  in  ber  £in!en  ein  grüner  gmeig,  ic.  Stiefel). 

3tem   mein   gneMger  ^urft  vnb  ^ere  ^er^og  IDil^elm  in 


*)  Qersogin  Sabina,  lDi(I)eIms  nnb  Cnbmigs  Sdi^weftev,  bie  (SemaliHn 
Ulrichs  Don  IDürttemberg.  —  ^)  Cod.  195 1  fagt :  an  St.  2(nbreastag.  —  •)  Der- 
felbe  Hitter  fjilbebranb  Kitf(^er,  mit  bem  fjersog  IDilljelm  öfters  tumicrte. 
Pgl.  IC,  Sd^Iid^tegroU  ic.  sub  XIV,  XVIII  nnb  XX.  —  *)  Cod.  1951 
fifgt  hei:  Ijaimblid?.  —  ^  Über  biefe  flucht  ber  Jürfiin  nnb  beten  Be« 
meggrünbe,  bann  über  bie  (crmorbung  bes  ^anns  von  ^niten  nnb  ben  gegen 
Qersog  Ulrid?  gefolgten  Krieg  ogl.  man  bie  Sammlung  »id^tiger  Urfunben 
3nr  bairifc^smirtemberg.  (Scfc^idjte  (von  1(5 15  ff.)  bei  3ol?.  Cljr.  Jrljm.  von 
21  r  et  in,  Beytr.  snr  (Sefd?.  u.  £iteratur  B.  IV,  S.  385  ff,  —  O)  3m  Cod. 
1951  ip  noc^  beigefügt:  felbfl  mit  feiner  eignen  Bjannbt  sei.  ermorbet.  — 
Über  biefen  burc^  (Eiferfndjt  Ijeroorgeruf enen  Ölorb  fann  Genaueres  in  €l?r. 
Jr.  Sattlers  (Sefc^.  lOürtembergs  unter  2c.  ^erjogen,  (Eeill,  ^85jf.  nad^* 
gefeiten  werben.  JXian  fann  auc^  nod?  tlote  5  oben  pergleiqen.  — 
')  Per  Cod.  1951  I^at  noc^:  pnnb  (oogel)  f rey  gefproc^en  »orben.  —  ®)  Cod. 
195 1  k<^t:  vnb  jm  IDintter  auggeben  morben  ic. 


^02     X^as  ^offIetberbu(^  b.  EJcrsoge  IPilljelm  IV.,  Cubipig  (X.)  u.  €ntp 

J3atrn  :c.  2C.  ift  mit  \20  Pfertten*)  audj  in  foüidjcr  flaiöung  vnb 
Huflung,  tt>ic  Ijie  juegcgen  ftet  *),  audj  mit  3"^«  f«in«J^  f^^^L  ®n^- 
^err  fdjtoager  ZTlargraue  Kaffimirus  oon  Branöenburg ')  5ue  6em 
faiffcr  Znayyminian  3"  ^^^  Hiöerlanöt  jogen  *)  5uc  finig  Karin 
aus  ^ifpamen,  vnb  bafelb  piU  guettes  ZlTuets  ge^abtt  vnb  groffe 
(£r  vnb  Heferen^  bemiffen  n>or6en,  andj  am  fjalb  ^at  aus 
gctpeffen* 
1517. 
(£s  ^at  auc^  faiffl.  ZHajeftatt  meinem  geneMgen  ßerrn 
Cedjen  (Ce^en)  geliehen  5U  ^rancffurtt  über  5as  gan^  Bairlannt 
pnn6  grafffdjaften  darinnen  ünnb  ift  gefc^c^en,  wie  man  seit 
Donn  (Criftij  geburtt  \5\7  ^alft  ic.  Tlixdi  ift  man  (pn6)  meinem 
gnb.  ^erm  auff  6as  mal  6ie  purger  famt  6en  Hatts^errn  vnb 
pon  6er  gemain  ain  fenlein*)  wolgerufter  mitburger  auf  ain 
Ijalbe  meil  ipögs  in  ainer  ortnung  entgSgen  sogen  vnb  {IfaUn 
i^n)  mit  freiöen  (Entpfangen  xc.  Pber  bas  fo  ^at  Sein  furftlidje 
gnaöen  Ijinsögen  3««  ^H«  S^^f*^"  ^^^  ^antwerc^,  fo  oil  perfon 
gangen  fein,  auff  jebe  perfon  ain  frifc^  pfunbt  XDilbrdtt,  auc^ 
3e6em  atnen  pa^en  laffen  gSben  ^m  ainer  €rung,  ujöllic^e 
nad^mals  mit  Sunbern  freuten  t)er$örtt  tporöen* 

Hoil).  j[Sranner  J^nt  mit  tueigen  ^ebern,  zc.  Sitefei  xc.  2(nf  bem  rechten 
ärmel  5001  Qersen  tnetnanber.) 

3tem  mer  ^att  mein  geneMger  furft  vnb  Ijerr  ^er^og  IDil* 
Ijelm  üon  Bairn  ic  ic.  öifer  geftaltt  flaiöung  aufgäben  2tnno 
(triftij  \5\7  vnb  ift  fein  furftlidi  genabt  gen  2tugfpurg  auf  ainen 
BunMstag  sogen  vnb  föy  IDoc^en  öarauff  geu?6ffen  pnnö  barnac^ 
tt)i6erum  gen  ZTlinic^en  f^umen  % 

1518.  Sc^tpars.  (Qut  mit  gelben  ^ebem,  Sitefei  ic) 

3tem  baibe  mein  geneMge  durften  Pnn6  ^errn  ^er^og 
IDil^elm  auc^  Ijer^og  Cutu>ig  in  Baim  ic.  ic^  gebrueöer  fein  in 
folidjer  IDinterflaiSung  5ue  faiffer  Zltafimilian  gen  2tugfpurg 
jnn  6ie  ^afnadjt  sogen,  auc^  ^att  mein  genebiger  ^err  ^er^og 
Cutwig  mit  ainem  graffen  oonn  ^ennenberg  ain  guet  löbliches 
Hennen  ünb  gue^  breffen  perpradjt  Anno  ic.  ic.  \5\8^). 

^5^8.  I^oilf  (nber  bett  ßamtfc^  mti  tpetgett  Quifebemic.  2(uf  bem  rec^ien 
ärmel  ein  boppelies  Qers.) 

Permörftt  aus  man  $elltt  oon  ber  geburtt  (Eriftij  \5\8  3^^ 


*)  Itlti  200  pferben,  fagi  Cod.  195 1.  —  «)  Derfelbe  Cod.  liaii  wie  ic,  ge« 
matti  fieei  —  ^)  ^ter  greift  bas  Kletbcrbuc^  bcr  geit  ettpas  cor.  Kafimir 
l^etraiete  IDilljelms  IV.  Sc^ipeßer  Sufantta  erjt  am  25.  2lugujl  \5t8.  — 
*)  Cod.  195 1  fdgt:  pnb  jum  K^üntg  Carl  2c.  —  *)  Perfelbe  Cod.  fagt:  breu 
fänbl  ic.  —  •)  Der  glet(^e  Cod.  ^aU  vnb  Ijerttad?  ipiber  attljatmb  jc.  — 
'^)  p.  p. S  t  eit  e  n  tljut  Ijierpon  in  feiner  (Sefd^ic^te  Zlugsburgs  feine  (Eripäljnung. 


von  <£i{rtßtan  ^aeutle.  1^03 

liaUn  baibc  meine  geneöige  furften  vnb  ^errn  ^er^g  IDtl^elm 
vnb  Cuttoig  gebrueber  ^er^ogen  jnn  J3airn  ic.  ic.  foUtdje  flatber 
jue  £an^Ijuet  ausgäben  vnb  ifaben  ^x.  f[.  gn.  ^ern  brueber 
l?er^og  (Ernften  in  bas  piftumb  Paffaip  eingefo^t,  vnb  fmt  nac^» 
mals  6te  furften  all  örey  in  biffer  Hüftung  auff  6en  Heic^fbag 
gen  Jtugfpurg  vnb  auff  ierer  gnaö.  fc^ipeftern  grauen  Suffana  ^) 
^od)$eitt  mit  margrauen  Caffimirus  pon  Branöenburg  2C.  ic.  am 
mitaodjen  nac^  parttolomej*)  3"^  beyfein  faiffer  Maximiliani, 
auc^  aUer  Curfürften  vnb  Heic^sftenöen^)  mit  groffem  pradjtt 
vnb  ^erlicaitt  eingeflaiö  (einbegleitet).  Vnb  auff  6er  Ijodjseit  ^at 
mein  gncöiger  ^err  ^er^og  XDil^elm  mit  feiner  fit.  gn.  ^ern 
fdjtDaget  margraffen  als  preitgams  ain  fer  guet  Hennen  vnb 
Dreffen  geban,  audj  tpol  erpu^t  getpoffen*)* 

1518. 

Pnb  Doh  bamn  ift  ^er^og  Cuttpig  mit  feiner  gnab.  fdjmefter 
onb  (be5.  als)  prautt  famt  anbern  furften  mer  mit  (i^nen)  gen 
2tnfpac^  $ogen  pnb  bafelb  auc^  pil  gue^  muets  gehabt*).  Dnb 
Ijer^og  IDilfjelm  pnb  €rnft  fein  bey  faif.  Znajet.  noc^  lenger 
auff  bem  Äeidjstag  beliben  $ue  Jtugfpurg  ic. 

\b\s.  Sdiwaxi  (resp.  iSvan,  ic,  Stiefel  nnb  tpet§e  Qutfebem). 

3tem  bife  f laiber  ^att  mein  genebiger  Ijer  ^er^og  XDil^elm 
in  Bairn  ic.  ic.  jue  ainer  XDinterflaibung  ausgeben,  pnb  ift  fein 
furftlic^  genabt  gen  Can^^uet  5ur  feiner  furftl.  genaben  prueber 
^er^og  Cutwigen  $ogen  als  man  seit  \5{S  ^av  ic. 

1519«  ^te5uBtIb  \.  Sd^waxi,  auf  ber  Itnfen  Brufl  ein  roil^es 
+  in  tx>ei%  (wie  bas  oilb  seigi)  (Sc^iparje  IjerabiPaHenbe  ^ut* 
febern,  Haftung  perjtibert;  in  ber  Hechten  ben  Jelbljerrnflab). 

3tem  follic^e  flaiber  ^at  aufgäben  mein  genebiger  ^urft 
pnb  ^err  ^erj^og  IDil^elm  jn  Bairn  ic.  als  Kaiffer  Maximilianus 
$u  XDelf  in  (Dfterreic^  perfdjaiben  ift  pmb  ber  ^eilligen  brey  f inig 


*J  Snfanna  IL,  ber  fyt^oge  von  Bayern  jüngjle  Sc^mejler,  geb.  am 
2.  2(prtl  1502.  —  ^  Pas  Dermäljlungsbatum  in  meiner  (Senealogie,  bisher 
öfters  irrig  angefefet,  erl^alt  burd?  obige  Eingabe  nene  Befräftigung.  — 
3)  Cod.  195  J  l?at :  3m  Beyfein  zc.jiben  Cljurfürjten  vnb  aller  Heid?s(tenbt  ic.  — 
*)  Diefes  Curnier  iji  bei  ic.  SqUc^tegroII  sub  XXVI  ermäljnt  unb  ah* 
gebilbet.  (Es  fanb  am  Ca^e  nad^  ber  ^od^^exi  ftatt.  (5enauer  nod^  ift  es  he* 
((^rieben  in  ber  (^518  erfd^tenenen)  DrudPfdbrif t :  Die  Stenb  bes  I|,  H.  Heic^s  ic. 
fo  3a  2Iugfpurg  in  ber  Kayf.  Heic^ftat  auff  ben  vefeu  ucrganngen  lobl.  Hei(^s- 
tag  erfAinen,  mit  sierl.  freuben  ber  frftl.  ^oqseit  ic.  —  Pie  gan3e  ^oc^- 
jeit  ijt  oarin  fetjr  eingeljenb  gefc^ilbert  nnb  in  Sljnltc^er  XDeife  im  Spiegel 
ber  (Eilten  ic,  5ed?ftes  Buc^,  5.  1359  ff.  —  ^)  Über  bie  Had?feier  in  2Insbac^ 
berichtet  getreulid?  bie  ehen  ermäljnte  Drucffc^rift.  fjersog  £ubmig  rannte 
bafelbft  mit  feinem  marfgräffic^en  Sd^mager,  „traffen  ferc  tpol  vnnb 
vielen  batb". 


^0^      X^as  f^offleiberbuc^  b.  Qersoge  IPtllielm  IV.,  Cubmig  (X.)  u.  (Emfl 

ta^  ^)  als  man  seit  \5\9  3^^/  ^"^  H*  f^in  f^^-  S"^»  9«"  J?I^ 
auff  atnen  punbtstag  $05en,  6a  tpartt  fein  quabt  5ue  ainem  ^aubt* 
man  6es  ö^n^^n  fc^ipebifdjen  punöts  ermSIt  toibcr  Ijer^o$  Plric^ew 
von  IDiertenberg  fetner  snaben  fdftpaser.  Tlndj  fjat  fein  gnaM 
^50*)  IDoIgerifter  pfertt  vnb  bis  in  6ie  ftben  fenletn  fnec^t  vnb 
getpann  bas  gan^  lanM  jue  ZPiertenberg  in  S5|  IPoc^n'). 

Vatnaii  509  fein  genaöt  gen  (Epngen  auff  ainen  puntstas, 
5a  tpart  geljanSlet,  tpie  man  bas  tanbi  6en  finöern  (Ulric^  un6 
feiner  bayrifc^en  ©ema^Iin  Sabxna)  $ue  guetem  erhalten  medjte. 

€s  ift  jnn  6em  ^at  bau  \2  Dag  3^^"^^^  faiffer  ZTIayimi« 
lian  ^odjloblidjer  gebdc^tnus  mit  6ott  ©ergangen  zc.*). 

^5^9.  Sd^wax^,  recbter  Qanb,  PteIIet(^ibetberfeit5(netn)bas 
Creu^  iDte  oben.  (Unier  bem  HodP  5iai{(t|am4fc^  mit  £|elm, 
»orauf  f(^tpar3  nnb  weige  febern,  fc^marse  Strümpfe.  3n  ber 
He4?ten  bie  Üanit.) 

3tem  mer  fyxben  baiöe  meine  geneMge  ^urftm  vnb  ^errn 
^er^og  XDiIl?eIm  vnb  Cutö>ig  gebrueber  ^er^ogen  jnn  Bairn  2c. 
foUicfje  flaiöer  aus  goben  vnb  barinen  auf  ainen  puntslag  gen 
Herling  (HorMingen)  sogen,  vnb  ijat  250  pfert  *)  tpol  gerift  vnb 
lagen  ba  fier  (^)  IDodjen  vnb  raöfc^Iagten,  tpte  man  6as  laut 
6en  finöern  erhalten  mSc^t. 

3n6em  madjt  fid)  jr^)  Patter  tpiöerum  anff  vnb  nam  vxl 
ftett  vnb  flScfljen  ein,  alfo  mac^t  ftdj  6er  punt  miberomb  auf 
Dn6  martt  ^er^og  IDil^elm  abermals  $un  obergiften  felttljaubt» 
man  oeror6ntt  ün6  ^et  200^)  pfertt  on6  ^et  6ie  grafffc^aft 
Düroü  (tTiroI)  pn6er  feiner  gna6en  \dO  pfert®),  auc^  ifot  fein 
gna6  per  fenlein  fnedjt  onn6  jog  fein  gna6  $um  an6ernmal  in 
6es  IDiertenberger  lant  mit  ^00  pfer6ten*)  pn6  ötlidje  fenlein 
fnec^ten  on6  getanen  aber  («>ie6erum)  6as  gan^  lant  in  \^  tagen. 


1)  Der 
t)I.  3  ftjdntg 


^)  Der  genattere  Zobesta^  folgt  gleic^  unten.  Cod.  195 1  I^at:  an  ber 
fl?3nig  tag  sue  Tlbeni  pmb  2  Dljr,  was,  XDenx^^ens  bem  Cage  nac^, 
unrichtig  ift  —  ^)  3n  Cod.  1951  Ijei^t  es:  looo.  —  **)  Die  <5efc^id?te  biefes 
„mtlitärif(^en  Spaziergangs"  ersäljlt  bte  Kriegsgefc^id^te  üon  Bayern,  ^ranfen, 
pfal3  nnb  Sd^wahen  oon  i506— jes^,  I.  Ob.  S.  8  ff.  —  Das  rote  Kreus 
im  meigen  ^f elb,  »eld^es  IPilljelm  IV.  auf  bem  Bilbe,  beffen  loir  in  ber  €in* 
leitung  gebac^t,  n>ie  einen  0rben  an  ber  linfen  Bruft  trägt,  n^ar  bas  geicben 
bes  fc^mäbifd^en  Bunbes  ober  ber  St.  (5eorgenfd?tIb.  —  *)  Diefer  gan3e  2Ibfaö 
feljlt  im  Cod.  1951.  —  ^)  Cod.  1951  tjat:  /^50  pferbt.  —  ^)  Cod.  1951 
fefet  I|in3u:  oertribner  Patter  2c.  —  *'')  Cod.  1951  Ijat:  500.  —  ^)  Dies  mar 
Qerjogs  IPilljelm  2IntciI  an  bem  Heid?sf ontingente ,  »cld?cs  ben  naö;^ 
Kaifer  Itlaj  I.  tlob  in  (Tirol  ent^anbenen  gemaltigen  2Iufru(jr  bämpfen 
tjelfen  foUte.  XPürttemberg  mar  babei  nod^  t^öl^er  angelegt,  nemlic^  5U 
250  Heitern  nnb  2500  IXiann  3U  fug.  Pergl.  Sattler  a.  a.  0.  S.  ^26.  — 
*)  Cod.  1951  l^aU  2030  Pf  erbten. 


von  ^^viftian  ^aeniU.  1(05 

Der  von  IDicrtenberg  entbran  (entrann)  pSfItdjen   baruon   vnb 
waren  3^^^  Pl  (*>i^0  öarunber  erfc^Iagen  ^). 

TXaiimals  wart  ein  puntstag  5U  Cflingen,  öarnadj  ainer 
5U  ^lugfpurg,  ba  gab  man  fintg  Karl  bas  gan^  lant  pber  pn6 
gefc^acf}  als  man  5alt  \5\9  3ar. 

(5 tan  (Sc^marjgrütt,  zc.  Stiefel,  fc^toarj  unb  »etße  ^utfebern). 

3tem  6ife  IDinter  flatöer  gab  mein  geneötger  ^err  ^er^g 
IDil^elm  in  Baim  ic,  ic.  vnb  50g  fein  gnaSt  auf  ain  punts  6ag 
gen  2tugfpurg,  öarnadj  5ue  feiner  gnaöen  prueber  ^er^og  Cut- 
nngen  gen  Can^Ijuet  in  6ie  Paf  nac^t,  ba  Henet  man  vnb  ftac^ 
vnb  ^eten  gueten  muet*)  Darnadj  50g  fein  gna6  gen  3"SoI' 
ftatt  5U  miterfaften  vnb  reigiert  6en  ganzen  Äatt  vnb  (ßemain 
vnb  f am  auf  ©ftern  u?i6er  gen  Zninidjen.  Xtadj  6en  feirtagen  50g 
fein  gna6  gen  (Ötting,  prauna(u),  purcfl^aufen,  in  l{iemfe(e)  vnb 
IDafferburg  vnb  überall  ge^anölet,  tpo  mangl  ift  geipöft»  ©e» 
fc^d^en  als  man  $elt  {d\^  2<^t  ic.  ic. 

1620.-   Hot^  anf  bem  (Ermel  F.  B.  (Cod.  1950  Ijat:  E.  B.  Cod.  1951 
liat:  E.  H.;  ^utfebern  grau). 

3tem  meine  brey  geneöigen  durften  vnb  Ijerrn  Ijer^og  XDil* 
Ijelm,  Cutipig  vnb  (Ernft  Ijaben  öiffe  flaibung  aufgöben  vnb 
^er^og  IDilfjelm  vnb  Ijer^og  £utu>ig  fein  auff  ainen  Canötag 
genn  Straubing  sogen  oon  u?egen  6es  fdjipebifc^en  punts»  Do 
u?art  6en  Ijerrn  pon  ainer  Canöfc^aft  geratten,  6as  Sy  in  6em 
puntt  pleiben  folten,  öarnac^  5ogen  3^^^  gnaöen  u?i6erum  gen 
Znindjen  vnb  ujurben  6ie  flaiöer  nit  lenger  gefiert  6en  5U  bem 
Sennen. 

Senöag  omb  ^acob}  als  man  5eltt  \520  ^at  ic.  it.*). 

^520. 

3tem  Mfe  fc^toar^e  flaiöung  gab  mein  gneMger  ^err  ^er^og 
U)il^elm  in  Bairn  ic,  ic^,  als  feiner  furftlidjen  gnaöen  ^ratp 
Cunigunbt  feiner  gnaöen  frau  mueter,  ain  bodjter  faiffer  ^riebric^en 
6es  Dritten  (gemöft  ift  vnb)  an  fant  Siyytentag,  als  man  seit 
nadj  6cr  geburt  (Criftij  \520  3^^/  i"  ^^^  Putridj  Segl^aus 
feüigflidj  perfc^aiöen  ift*). 


^ 


*)  Cod.  1951  t^at  noA^:  pttnb  ermört.  Dtefen  stoetten  ipürttembergtfd^en 
elb3ug  fd^ilberl  bie  Kriegsgefd?id?te  oon  Bayern  ic.  a.  a.  (D.  I,  H  ff.  — 
j  ^^^3095  lOiltjelm  Curnierbud?  tpeiji  für  ^5^9  rein  Curnier  besfelben  nad^.  — 
3)  iXn&i  Ijierüber  f^toeigt  bas  Curnierbud?.  —  *)  2Iiic^  für  ^er3ogin  Kuni* 
gunbes  ^ob  iji  obiges  Sterbebatum,  \>as  fo  l^äuflg  falfd^  angegeben  mirb, 
üoUfommen  richtig.  Dergl.  m.  (ßenealogie  ic,  5.  36.  Pie  feenauigfeit 
folc^er  Daten  erl{di{i  'bzn  VOtxi  nnferer  Xfliiteilungen. 


^06     X>as  ^offleibcrbuc^  b.  fjei^oge  rDiUjelm  IV.,  iubmig  (X.)  u.  €mjl 

Dn6  6amac^  509  fein  gnabt  gen  DaüngenM  tntt  \20*) 
gerifter  pfert  als  fd^iesseugs  *)  ün6  n>olt  fein  gnaöt  auf  ftnig 
Karls  CrSnung  5ogen  fein  gen  TiAf.  Do  fam  ain  ^wibvaiii 
öarein,  bas  Sein  frftl.  gn6»  tpiberum  sue  Hucflj  sieljen  mueft*), 
vnb  fam  am  funtag  por  fant  gallen  tag  aufatme  in  obgemelter 
3ar5aII  ic.  k. 

(Qelm  mit  fc^iüar3  nnh  meigen  Jebern.) 
3tem  6ife  IDinterfarb  fdjujar^  gab  auf  mein  geneöiger 
,furft  vnb  Ijerr  Ijer^og  IDilljelm  in  J3airn  ic,  audj  Ijer^og 
£uttt)ig  $ue  Can^^uet  vnb  ^er^og  (Ernft  5U  paffam  vnb  sogen 
all  örey  prieber  gerift  gen  IDurmbs  auff  6en  Heic^tag  vnb 
treten  alle  örey  dürften  350  pfertt  *)  vnb  entpflengen  6ie  Kaif.  2X1. 

1521. 
Palt  barnac^  tpart  mein  gn6.  ^err  ^er^og  IDil^lm  oon 
6em  faiffer  miber  gen  2tugfpurg  auff  ainen  puntstag  gefdjicft. 
Do  ^anölet  fein  gna6t  oon  6es  faiffers  mögen  vnb  pon  feiner 
gnaöen  u?ögen.  2tuc^  tt>art  6te  fadj  nit  gar  befc^loffen  vnb  tarn 
fein  frftl.  gnaö  tpiöerum  ^aim  am  aufart«2tbent,  als  man  5alt 
Don  Criftij  geburt  \52\  2^v. 

^52U    Sä^wat^,   aber  ber  rechte  (Ermel  bunfelrotl),   Itec^t^ 
roit{  vnb  tpet§  $eßrüemt.     (Cod.  1951   I^ai  andi  noc^  gelb 
baan.) 
3tem  Sie  brey  Prueber  meine  genebigen  ^errn  pnb  durften 
fjer^og  U)il^elm,  Cutmig  onnb  (£rnft  gaben  aus  bife  färb  vnb 
50g  mein  genebiger  ^err  ^er^og  IDilljelm  auf  ainen  punbtstag 
genn  2(ugfpurg  pnb  plib  fein  genabt  barauf  Sö|  It)od)en  pnb 
$og  nadjmals  ^in   auff  (ßrienenmalt  pnbbie  Hätt  gen  Vadfaw 
vnb  bliben  bis  in  bie  2^  IDodjen  ba,  ban  es  ftarb  fer  paft  5U 
HTinic^en  pnb  fein  in  ainem  3ar  bis  in  bie  ^  baufent  menfc^en 
geftorben.  *) 
^52^. 
(£s  ftarb  im  ganzen  £ant  in  ftätten,  märcften  pnb  borffern, 
alfo  entljielt  ftdj  mein  genebiger  ^err  ^er^og  XDtHjelm  pnb  feiner 
gnaben    Brueber    ^er^og     Cutipig    5um    (ßrienipalt    pnb    5ur 
ZITen^ing  2c.  pnb  Ijer^og  €rnnft  entfjielt  ftdj  sum  (Dbernperg  bey 
Sdjerbing.    Dis  alles  ift  gefdjec^en,  als  man  seit  pon  ber  geburt 
Criftij  \52\  3ar. 

*)  Cod.  1951  fc^reibt:  IDalntngen.  Kanblers  2(bfc^rift  Ijat  »otjl  rich- 
tiger: Wänden  l  e.  IPangen.  —  •)  Cod.  195 1  fd^rcibt:  350.  —  ^)  Cod.  195 1 
liat  gan3  falfd?  unb  unrerftätibUd? :  2II6  fic^  3U^en.  Kanbler  tjat  bie  Steile 
etnfac^  mit:  :c.  ic.  abgcmad^t.  —  *)  Diefer  giPifc^cnfafe :  bas  5.  f.  ^nb,  ic. 
feljlt  im  Cod.  1951  qan^.  —  ^)  Cod.  1951  fcbreibt  in  feiner  2Irt:  vnb  Ijot 
ein  3ebli(^er  fnrji  350  pferbt  bei  Jm.  —  •)  Der  Cod.  1951  lägt  iljrer 
6000  gerben. 


von  (£i{rtfHan  Qaeutle.  ^07 

Dortge  Klaibung.     (2Iber  flatt  bes  f(^n>ar5en  ^teites  JJcIm  mit 
»eigen  Jebern  unb  flatt  ber  fd^iparjen  Strümpfe  ic.  2C.  Stiefel ) 

3tcm  öiffe  IDinttcrflaibung  ijat  mein  gencötger  ^urft  vnb 
^cr  aufgöbcn  pnb  ©mb  fant  Zlnöresöag  50g  fein  genaöt  auff 
ainen  punbtsbag  genn  Z)Im  vnb  plib  6a  pis  naii  6en  IPeinac^t 
feiröagen  ©nö  50g  fein  gnaö  von  ban  genn  Paöen. 
1522. 
Dafelbs  permec^Iet  ftc^  Sein  furftlic^  genaöt  5ue  Zttargauen 
P^illipfen  von  paöen  tCI>oc^ter  grauen  2^<^^^^^)'  HJeiter  tarn 
fein  gnaM  5um  (ßrientpalt.  2TTer  50g  er  iDiöerum  genn  DIm 
auff  6en  pnnbts  6ag  pmb  Cied^tmef ,  vnb  wolt  6ie  Dagnac^t  6a 
gehalten  ^aben,  aber  6ie  pon  Z7Im  tpolten  nit  pla^  gäben. 

Darnach  50g  fein  gna6t  gen  lDen6Iingen  •),  6a  fam  feiner 
gna6en  ^ofgefünt  5ue  3me  wol  geriftet  mit  200  pfertten*),  6a« 
mit  fam  fein  gna6t  auf  6en  Seic^s6ag  gen  Hiernberg  pn6  plib 
ain  DiertI  3^^  <^U5  pn6  50g  6arnac^  auf  2^q\^iait,  nachmals 
gen  ZHirndjen.    ©efc^ec^  als  man  seltt  (522  3^r  ic.  ic. 

NB.    Von  jefet  beginnt  ber  (Eejt  tpteber  im  Codex  1952  unb 
^wax  in  ber  gleid^en  IDeife  mit  Bilbern  loie  früi^er. 
3d?    fa^re   mit    biefem   —    ältejten  —  (Cejte   fort, 
tpie  folgt: 
(522.    Sd^tpars* 

3tem  mein  gene6iger  furft  pn6  ^er  ^er^og  IDil^elm  I>att 
folidje  flai6ung  jm  Sumer  jtug  lagen  geben  pn6  6arjnen  feiner 
furftlic^en  gna6en  ^rau  fd^böfter  (Sc^tpefter)  flagt*),  6ie  alt 
gebefne  (geipefene)  llTargröfpn  5U  Ba6en  ^odjleblic^er  ge6ec^tnus. 

2tudj  ift  fein  furftlic^  gna6t  6te  §eit  nin6ert  Einsogen  pn6 
ift  gefc^ed^en,  als  man  sölt  (522  3^^  ^^^ 

(522. 

3«  6ifem  obgemelten  3^^^  ^**  ^^^  Curcf^lfc^  faiffer  6ie 
3nfel  Ho6is  mit  grofem  ^ör  (^eer)  belegertt  pn6  nac^  ri6er» 
lic^r  t^att  6er  pon  So6is  pbergeben  tpor6en  an  6em  ^eiligen 
IDeinnac^tag  (eingenumen)  pn6  alle  triften  mit  ^ab  pn6  gutt 
laffen  absied^en,  ©ott  fey  es  geflagt  ic.  ic.*). 
(522.    Sd^ioarj  (über  ben  Qarnifc^). 

3tem  6ie  3  prie6er  meine  gne6.  furften  pn6  ^errn  ^er^og 
IDil^elm,  Cu6u?ig  pn6  €rnft  ^ben  folic^e  flai6er  pn6  Siftung 

*)  Die  Verlobung  ^er3og5  lüill^elm  IV.  mit  JJtarfgrSfin  3ö^<>^5ö 
Xdaxta  fanb  am  2.  3anuar  (522  3U  Baben^^aben  fiatt.  —  ^)  Cod.  195 1 
\:iat:  lUenlingen.  —  ^  Cod.  195 1  tiat:  ^00  pferbt.  —  *)  Cod.  1950  ^at 
rid^tiger:  fdjroiger  ('Hlutter),  ebenfo  Cod.  1951.  3öFobäas  HTutter  €It* 
fabet^e,  eine  geb.  pfalsgröfin  am  Hinein,  flarb  am  2^.  3»"<  1522.  — 
^)  3.  D.  fjämmer  in  feiner  (Sefd?id?te  bes  osmanifd?en  Heic^es,  Bb.  II,  5\  f. 
jeigt  uns,  wie  fd?Iedjt  oon  ben  Orfen  bie  Kapitulationsbebingnngen  ge* 
[{alten  morben  finb. 


9 

^08    ^as  Qoffletberbuc^  b.  Qeraoge  lOilljelm  IV.,  lubiPtg  (X.)  u.  (Emjl 

gefiert  pnö  ^att  mein  gneötgcr  ^er  ^er^g  IDil^elm  an  Sanbt 
irtic^clstag  mit  feiner  furftl.  gnaöen  *)  frauen  3<»coba  ain  Doc^ter 
JTlargraffen  P^tütpfen  pon  f)aban  (&abzr()  ic.  ic.  (^oc^$eit)  *), 
vnb  ift  Hiemant  auf  6ie  fyoc^$eitt  fumen,  ban  feiner  furftl 
gnaöen  fbager  (fc^mager)  vnb  feiner^  {be^.  i^rer)  gnaöen  Brueöer, 
auii  ain  Znargraue  pon  3aben,  ban  es  wav  nit  pü  freiöen  per* 
lianbtn  Vx^adi  I>alben,  6as  6ie  alt  ^rau  6ie  Xnarggreffin  pon 
3aben  als  ain  fdjbiger  (fc^tpiger)  geftorben  tpar. 

Had^mals  50g  fein  gnaöt  gen  Can^^uett  mit  6em  frau« 
Simer,  Bis  ift  gefd^ec^en,  als  man  5ölt  pon  £riftij  geburtt 
\522  2^^  i^'  ^^^ 

1528.  Hotli  (über  ben  Qamifd?  mit  bunt  gefc^uppten  2l(^felbe(fen  unb 
^elm  mit  fd^roarser  Jebcr). 

3tem  öifer  flaibung  ^aben  fidj  6ie  örey  prieber  meine 
gneöige  ^errn  pn6  furften  ^er^og  IDil^elm,  Cuötpig  pnö  €rnft 
Wat6t  3^^^^  ©"^*  ^offgeftnöt,  2tuc^  fdjicf^t  mein  gnebig  I>er 
Ijer^og  Xüil^elm  6em  fdjböbifdjen  (fc^u)äbifc^en)  punM  5U  ^ilff 
tpiber  ben  fränt^ifd^en  TXbzü  200  molgerifter  pförtt  pn6  3  fäniein 
fnec^t  pn6  getpunen  25  fc^Iofer  pn6  $erftörttens,  aud^  sbungen 
(Stpungen)  6en  frencf^ifc^en  aSel  nad^  6es  punöts  gefallen  •). 

1523, 

Darnach  50g  mein  gneöig  ^er  mit  6em  ^rausimer  gen 
(Dtingen  pnnö  Purcf Raufen,  Praunam,  IDafferburg,  nachmals 
miöerum  gen  Xflinc^en  pn6  madjt  6em  ^rau$imer  pil  luft  mit 
3agen.     Anno  ^523  3^^  ^^*  ^^* 

NB.    Von  Ijter  ah  feljlt  im  Cod.  1952  ipteber  ber  Cejt  nebfl 

ben  entfpred^enben  3t(bem,    mesf^alb  id;   nad^  hen 

2luf3etdjnungen  bes  Cod.  1950  alfo  fortfaljre: 

1524.    (5xau  unb  rot^  Unterflatb.     (Qut  mit  fd^marsen  gebetn, 

auf   ber  rechten  Sd^ulter   buntgefd^uppte  0bertetIe,      3n    ber 

Hechten  ben  f  elbt^errnftab.) 

3tem  foUic^e  tDinter  flaiöung  gaben  baiöe  mein  geneöig 
furften  pnö  ^ern  ^er^og  IDil^elm  pn6  Cuttpig  gebrueöer  pnö 
sogen  gen  Hiernberg  auf  ain  Seichs  6ag  mit  ^00  gerifter  Pfert*). 
Tlndf  tpie  man  5U  Zninic^en  aus  ift  sogen,  fein  6ie  XDaffer  fo 
grof  gerpoffen*),  pn6  muefften  5U  Heidjer^tjoffen  stt>o  nec^t 
bleiben    pn6    6ie   furften   auf  ainem    fdjSff  ain  ^albe  meil  gen 

*)  ^ter  fc^altet  Cod.  1950  ein:  gemad^el.  Cod.  195 1  tt|ut  bescjletd^en. 
—  2)  Z)iefes  Datum  beridjtigt  bie  bistferige  falfd?e  2lnnal^me,  als  Ijätte  bje 
^od?3Ctt  erft  am  5.  0!tober  fiattgefunben,  wie  aud?  meine  (Senealogie 
(a.  a.  (D.  5.  ^^)  nod?  beljauptei  —  3)  Diefer  gug  gegen  bie  frän!.  Hitter- 
fd?aft  n?irb  in  ber  ofjis.  bayr.  Kriegsgefc^.  a.  a.  (D,  I,  29  ff.  ausfiil)rlt(^ 
befc^rieben.  —  *)  Cod.  195 1  tjat  jooo  Pf  erbe.  —  ^)  Dag  man,  fdl^rt 
Cod.  195 1  fort,  sroo  nec^t  jue  H.  bliben  i^. 


i 


3ngelftat  faren  vnb  tft  gefc^cc^en  pmb  6er  ^etüigen  örcy  ftnig 
bag,  als  man  iölt  \d2^  3^^* 

^52^.  Knrje  grane  ftttlen,  ber  Itnfe(ErmI  grien,  Strimpff 
onb  l|ofen  fd?ipar3.    (2luf  bem  JJelm  fc^ipar3e  Jfebern.) 

3tem  foIKc^e  fittlen*)  ^aben  6tc  paiöe  furften  pn6  ^crm 
^cr^og  HJil^elm  pnö  Cuttptg  sebrueöer  3'^^'^  fu^pl-  snaben  Jttn* 
fpenningen  *)  sSben  Dn6  6ie  ^crn  vnb  fncdjt  lang  Kitin  pn6 
fc^tefseug  gcpertt  bis  in  6te  90  pfert  gehabt,  TXndi  ^bcn 
meines  gneöigen  Ijern  fc^i^en  bis  in  6ie  \6  fanen  getpunen. 
Hac^mals  $ogen  baiöe  ^errn  gen  Segenfpurg  auff  ainen  öag  ponn 
6es  Cutters  pnö  anöerer  aufruer  tpögen  im  Heic^  Anno ^ 52^  icic.  •). 

1(52^.  Hotf),  ber  obere  (Cl)eil  bes  redeten  ermels  otelfSrbig 
aefd?upph  (Hoter  gefd^Iifeter  Qut  mit  reid^em  roeigen  feber» 
fc^mutf.) 

3tem  ain  foHi^e  flaiöung  gab  auf  mein  geneöiger  ^urft 
pnö  ^er  ^er^og  Xüil^elm*)  jnn  Bairn  ic.  5ue  Sumern  ^^i^ten 
feiner  gnaöen  ]^ofgejtnt;  pn6  ift  fein  gnaöt  öiffer  geitt  Hinöert 
auffert^alb  6es  Cannts  gesogen  Anno  \52^  ic. 

3t«m  in  obgemeltem  Z<^v  ift  öer  finig  pon  ^rancfreic^ 
^an^ifsfus  genant,  im  ^erbftmonat  mit  groffem  t>oIcf^  für 
ZRaillant  $ogen  pn6  nac^  n>enig  öagen  eingenumen  :c. 

NB.  J^ier  folgt  ber  (Cejt  »ieber  nad^  bem  Cod.  1952,  1P03U 
inbeffen  bie  Bilber  fetalen.  €s  ^ei§t: 
1526.  ^eiglblau  yber  ben  J^arnifd?.  (Der  obere  rechte Srmel  bnnt 
gefd?ttppt,  fd?ipar3e  ic  Stiefel,  auf  bem  ^elm  fc^iDar3e  f ebern.) 

^ernac^  polgt,  was  ftc^  in  öiffer  flaiöung  auf  6as  25  2^i 
5ue  gebragen  ^att  ic, 

€rftlic^  als  fic^  ^er^og  Dleric^  5ue  tDiertenberg  abermals 
u>i6er  6en  pun6t  ertjebt  ^att  mein  gneöiger  Ijer  5U  ^ilf  &em  punöt 
200*)  gerifter  pfort  auc^  2  fenlein  fned^t  gefdjicft,  alfo  ^at  6er 
punöt  ge&ac^ten  ^er^og  5uem  3(*^">  mal  perjagt  pn&  perbriben. 

3uem  2tn6ern  iidben  fidj  ain  grofer  Raufen  paurn  por 
Ceibijaim  $ue  ainanöer  gefc^Iagen,  3^^"  ZiTuettroilen  gepflegt 
pnö  6urc^  bm  punt  jr  ftraff  enpfangen» 


«)  Cod.  1951  tjatflatt  Kittel:  fljlaiber.  —  •)  tla(^  Sd^meßer^f  rommann 
(II,  673)  gemeine  unberittene  Kriegs!nec^te.  Hac^  bem  betr.  Öilbe  Ijingegen,  auf 
ipelc^em  ein  fog.  (Einfpänniger  fogar  eine  £an3e  fül|rt  (oergl.  bie  met^r'- 
eripäljnte  bayr.  Kriegsgefc^.  a.  a.  (D.  I,  297),  erfd?einen  bie  (Einfpännigen 
beritten.  D^l.  bafelbfl  5.  362:  „€infpännige  9  ITTann,  9  Pf  erbe".  —  8)  Diefer 
Codex  ift  m  ber  Diftion  aud^  l|ier  roieber,  mie  fd?on  öfters,  gebrängter 
unb  besljalb  etmas  für3er.  —  *)  Don  bem  Curnier  bes  £Jer3ogs  mit  feinem 
23ruber  £ubipig  00m  9.  (Jebruar  biefes  Z^^^^^  erfaljren  mir  tlät^eres  nur 
allein  aus  bem  Curnicrbuc^e  sub  XXVIII  ber  Sd?Iic^tegroIIf4en  2tus* 
gäbe.  —  *)  Cod.  1951  t^at:  300  pferbt. 


{ \0      ^^  ^ofHeiberbudf  b.  fyx^o^t  lPtlf{eIm  IV.,  Cnbiptg  (X.)  u.  (Ernfi 

5nem  Dritten  als  ftc^  am  mentg  5^1  6cr  paum  $u  IDetn« 
fperg  auc^  erhoben  vnb  miöer  alle  pilifattt  bem  (ben)  grauen 
pon  ^elfenftain  ©nb  ^8  pom  2tbel  ^)  ermort  (ermorbet),  ^att  bcr 
punbt  bte  ^tatt  IDeinfperg  perprentt  $u  serfc^Iatft,  auc^  am  grof  e 
anjal  paurn  erftoc^n*). 

^unt  Ptrtten  por  IDtr^burg,  ba  andi  atn  grofer  Raufen 
paum  tpiber  3^^"  ^^^"  ^^^  bifd^off  aufgebefen  (gemefen)  pnb 
(tfjn)  pert^riben  ^aben  pnnb  gebac^ten  bifcfyjff  mibcrum  etnge* 
fe^t  pnb  ain  groffe  ansal  ber  paum  erftoc^en  tportten.  Des 
gleichen  ber  23ifc^off  pon  Bambenperg  (Bamberg)  auc^  pon  (ben) 
feinen  (paum)')  perbrtben  pnb  mit  gebaut  (gewalt)  burc^  bzn  punbt 
u)iber  eingelegt,  auc^  pil  paum  entleibtt  »orten. 

guem  fünften  feinbt  jm  Ztlgey  auc^  ain  mercf^Iic^e  ansal 
paum  auf  gebefen,  pber  ben  £e^  gefalen,  bas  Clofter  Stain* 
gaben  2tusgeprenbt  pnb  bamit  meinen  gnebigen  ^ern  bemegt, 
bas  fic^  3^^  furftlic^  gnabt  mit  ainem  groffen  Dolcf^  5U  Hof 
pnb  fues  5U  ber  g5genn>er  gerift  ^att,  aber  bie  fac^  ift  an  funber 
pluettpergieffen  geftiUt  pnb  ftc^  bie  paum  jn  genabt  ergeben* 

§uem  fegften  ^aben  fy  (ftd?)  bie  2tic^ftöttifc^en  paum 
auc^  auf  erhöbt  miber  3^^"  23ifc^ff  pnb  bas  Clofter  piancen» 
ftetten  (pianfftetten)  perprenbt  an  ber  Ztitmil,  auc^  ber  merer 
beil  paum,  bie  am  maiften  fcftulbig  baran  gebefen,  entleibtt 
mortten  *). 

§uem  fibetten  (Siebenten)  ^ben  fyc^  ain  mec^tige*)  gal 
paum  aus  bem  gepirg  pnb  ain  lanbfc^afft  u)iber  ^xm  ^ern  ben 
Bif d^off  pon  Salzburg  aufer^ebt  pnb  n)iber  ®)  bm  Btfdjoff  nimmer 
fir  ainen  tjern  5U  ^aben,  alfo  ift  mein  guebiger  ^er  ermeltem 
Bifc^off  aus  nachbarlichem  IDillen  mit  einem  grofen  Dolcflj  5U 
Hof  pnb  fues  5U  ^ilf  fumen  pnb  fo  pil  erobert,  bas  bie  lanb* 
fd^aft  n>iber  ge^ulbigt  Ifatt,  aadi  ber  Bifc^off  jnmaf  n)ie  Por 
eingefe^t  morben  ift'). 


^)  Cod.  195 1  t)at:  30  vomTlbtl  unb  fügt  bann  ein:  erbärmltd;  k. 
onb  eriDtrgi.  —  ^)  Cod.  195 1  l(at:  ettetibtlic^  ermert  V^l  fiber  btefe 
traurtgftc  (Eptfobe  bes  Bauernfneges  ben  Deutfd?en  Baucrnfrieg  von 
Dr.  fjeinr.  Sd^teihex,  ßaljr  152'*,  5.  XIX  f.;  Dr.  ß.  W.  BenfensCSe- 
fdjtdjte  bes  öauern!rtegs  in  ©ftfranfen,  5.  \^2  ff,  l|ier  S.  ^50  ff.  —  ')  (Jel|It 
im  Cod.  1952  biefes  Woxt  —  Die  ein3elnen  €rei9nijfe  bes  Banern!rtegs  im 
IDürjburgifcben  unb  Bambergifc^en  fd?ilbert  unter  anbeten  Dr  ^r.  2(.  D  e  u  b  e  r 
in  fetner  (Sefd?ic^te :  Die  Bauernfriege  ic.  Jfreiburg  ^833.  5.  ^^8-  192;  bann 
Dr.  Benfen  (a.  a.  0.  5.  \<^^  ff.,  bann  5.  372  ff.).  —  *)  Dgl.  Ijierübcr 
Dr.  Den  ber  a.  a.  (D  5  256  ff.  unb  IDillj.  Dogt,  Die  bayrifd^e  Politi!  im 
Bauemfrieg,  5.  28^*  ff.  —  ^)  Cod.  1950  t^at:  ein  mid?el  gal,  b.  Ij.  eine 
große  §al]I  —  •)  Cod.  1950  i(ai:  weiter.  —  ')  Dgl.  Dr.  Denber  a.  o.  0. 
5.  2^7  ff. 


von  (tlirijitan  ^aeutle.  [\\ 

NB.  ^ter  feljlen  im  Cod.  1952,   ber  0rtgtnaltjanbf(^rift  bes 

Kletberbud^s,  mteber  einige  Blätter,  fo  ba%  Ce$t  fomot)! 

als  (Crad^ten  bis  5um  3al{re  1(532  aus  Cod    1590  et" 

gänst  ©erben  muffen» 

^525.   Hotlf,  ber  obere  (Clieil  bes  redeten  ermels  ütelfSrbig 

aefc^ueppt.    (Hoter  gefd^Iiftter  Qut  mit  reichem  ©eigen i/^Jeber« 

fc^mutf.) 

3tem  foüic^e  flmöung  Qab  {man)  aus  5ue  atnem  Sumer» 
flattt  mein  sneöiser  ^err  i^er^og  IDtl^alm  vnb  Ifat  fein  furftl 
genaöt  fatn  gug  06er  Saif  geljabt,  aber  fein  snaöt  fünft  mit 
vxl  mie  (ZTlü^e)  pnö  Hatfc^ISgen  belaöen  getpöft  pon  porgemeltenn 
^anWungen  tpögen  suuerrtdjten  ic.  Anno  \525. 

3tem  in  obgemeltem  3^^  if*  ^^^  '^"^9  *><>«  ^tanctreic^  an 
fant  irtat^iastag;  als  er  Pauia  belegert  ijatt,  von  Caiffer  Karls 
IDenigem  friegs^XJoIcf^,  (öas)  6er  ftat  $ue  Setluns  gefc^icft  tpaS; 
jm  Diergarten  por  Pauia  erlögt  pn6  felbft  perfonlic^  famt  6em 
finig  pon  Nauern  (Navarra)  puö  pil  anöern  durften  pn6  tjerrn 
aus  ^rancfreidj  gefangen  pn6  (pon)  6em  faiffer  in  ^tfpanien 
gefc^idt  moröen.  €s  ftnt  auc^  ob  8000  Deutfdjen  in  6er  fc^Iad^t 
erfc^Iagen  vootben  vnb  vxl  an  6er  puc^tt  fic^  felbft  er6rencf t  zc.  *)• 
;525.  Detgelblan  mitbem  9efd?ür3ten  (Hrmel.  (lüie oben S.  \09.) 

3tem  foUidje  flai6ung  gab  mein  gne6iger  ^err  ^er^og 
IDilljelm  5U  IDinters  geitten  als  man  seilt  \525  3^^  ^"^  Wcft 
mein  gene6iger  ^eer  6em  pun6t  u>i6er  6ie  paurn  90  pfertt*], 
pn6  6er  pun6t  ^ielt  6er  geitt  auf  6er  ftraiff  ^00  pfertt,  6amtt 
man  fy  (6ie  Bauern)')  6aljaimen  behielt. 

Haojmab  ftun6en  6ie  Sal^burger  Paurn  5um  an6ern  mal 
auff,  6a  mueft  mein  gne6iger  Ijerr  200  pfertt  pn6  2  fenlein 
fnec^t  fc^icfljen,  6amit  6a5  piftumb  u)i6erum  erobert  mart,  pn6 
gieng  meinem  gene6igen  ^erm  pil  Dncoften  6aruber  ic.  pn6  fein 
frftl.  gn6.  sogen  6arnac^  mit  6em  frauensimer  gen  Can^^uet  pn6 
5um  pifdfoff  pon  ^reifpng  pn6  fetten  ainen  gueten  ZHuet  ic. 

1526.Hotf{  mit  gefd^uppten  obern  tl{ei(  bes  rechten  (Srmels. 
(Sd^wars  nnb  roter  ^ut  mit  fc^iparser  ;Jeber,  gelbe  Knietjofen, 
rote  Striimpfe.) 

2tls  man  seit  (526  3<?^f  S^^  *"^"  gene6iger  ^err  ^er^g 
IDil^elm  aus  ain  foUic^e  Sumer^flai6ung  pn6  50g  fein  ^rftl.  gn6. 
mit6  em  ^rauen$imer  gen  Can^^uet  pn6  fetten  füll  (piel)  gue^ 


^)  ^öl-  3-  ^-  n^cirnfdnigs  Jlufseid^nungen  bes  Kaifer  Karls  bes 
fünften,  leipsig  ^862.  5.  ^3  f.,  nnb  Dr.  (E.  2llej.  5d?mibt,  (Sefd?id?te  oon 
Jranfreid?.  Bb.  II,  626  ff.  3nbem  ber  Cejt  t>es  Kleibcrbud^s  oben  von  8000 
erfdjlagenen  ober  ertrunfenen  Deutfdjen  fpric^t,  oern>ed?feIt  er  biefe  mit 
ben  <^ran3ofen.  Dr.  5d?mibt,  S.  628.  —  ^)  Cod.  1951  l^at:  ^oo  pferbt.  — 
^)  Dtefe  übrigens  felb{tt>erfiänblic^e  (Sr^änsung  giebt  Cod.  2951. 


l  \2       ^os  QofKeiberbu(^  b.  ^ersoge  lOtlWm  IV.,  lubiotg  (X.)  u.  (Ernji 

muets  mit  3^S^^*  2tuc^  rtftet  jtc^  fein  furftlic^  senaöt  mit  200 
pfertten  auf  ain  Heic^söag  gen  Speir,  »artt  aber  nit  pil  auf» 
gerieft  IC, 

\526.  (Sran.  (%fen  rot  unb  fd?ioar5e  enge  Stiefel,  ber  obere  (Ceti 
bes  redeten  ärmels  bunt  gefd^uppt,  auf  bem  fc^iDar5en  d^ni  fc^mar5e 
Jebern.) 

3tem  Mffe  IDintterflaiöung  Qah  ans  mein  sene&iser  ^urft 
vnb  ^err  ^er^og  IDil^elm  von  23airn  ic.,  Dnnö  $og  fein  furftlid^ 
genaö  gen  ^nnglftatt  auf  ain  Cantfc^afft*),  ba  watt  auferlögt, 
3eöerman  5ue  fteuren,  allain  6er  pom  Tibi  Diener  nitt*  2tuc^ 
50g  fein  frti*  (5nb,  gen  2tugfpurg  auff  ainen  Heic^stag,  ipart 
aber  nit  pil  ausgeri^t  vnb  nadjmals  $og  fein  frftL  gnS.  u)i6er 
gen  XlTint^en,  alba  gebar  mein  gn6.  Jr»  Jacoba  margreffin 
von  Paöen  meines  gneöigen  ^errn  gemadjel  6en  erften  Sun 
Theodo  am  fc^mal^igen  Samstag  pmb  ^  Vt  nadfmiltag  *)  Vnb 
voavt  geöauft  am  gailmontag  5ue  pnfer  Cieben  grauen  mit  ster* 
lieber  ^erlicait  pn6  Sulemiteten  (Solemnitäten) ,  auc^  an  Sem 
pia^  ain  funber  fdjens  (fc^öns)  ^reiöenfeuer  geprent  iporöen  pnö 
aller  ZTlufica  famt  Z)rumetern  6ar5ue  prauc^t  u)or6en  •),  als  man 
5elt  pon  6er  geburt  Criftij  \526  2^v^  ic.  vnb  ift  nadjmals  5ue 
IDolferl^auffen  perfc^iöen  6en  8*"^"  tag  3uIIy  öes  ^53^  3^^^^  ^^^ 

1527.HotIi  mit  ah^an^enben  Ärmeln,  (^lieberer ^grüner  £Jut, 
ber  rechte  obere  ärmel  bunt  gefc^uppi  Das  rote  Überfleib  ift 
l|ier  blog  um  bie  5d?ultern  geworfen,  ^ofe  unb  Strümpfe  eben^ 
falls  rot.    Die  beljanbfdjut^te  £tnfe  Ijält  ben  Ralfen.) 

3tem  als  man  seit  ^527  2^x,  Ijdben  halbe  mein  geneöige 
^ern  ^er^og  UJil^elm  pn6  Cutu)ig  follic^e  flaiöung  ausgeben 
pnö  fein  3^^  gnaöen  mit  6em  frauensimer  gen  ^reifing  pn& 
Can^^uet  auc^  Straubing  $ogen  pn6  tjaten  fül  (piel)  freiö  pn& 
ujolufr  Darnach  $ogen  6ie  pai&e  ^errn  gen  Zlmberg  auf  ain 
fdjieffeu;  ba  getpun  meines  gnö^  ^errn  ^er^og  lDilI>elms  fdji^en 
ainer  mit  Hamen  Cunraöt  Se^offer  6as  pöft,  ift  50  gulöen  ge» 
ipoft  pnö  fünft  meins  gnö»  ^errn  (anöer)*)  fc^i^en  geipunen  \5 
fanen* 

2Xad}mals  famen  paiöe  ^erm  ipi6er  gen  ZHinidjen,  6a  fam 
^er^og  ^riöeri^  *)  pnö  6er  pifc^of  pon  ^reiffmg  5U  3"^"  ^"^ 
5ogen  all  pier  furften  famt  6em  frauensimer  gen  Praunam  auf 


*)  Die  ungleid?  für3ere  <Jajfung  bes  Cod.  1951  fagt  richtiger:  auf  ein 
lannbttag.  —  ^)  Der  (Seburtsort  bes  prinsen  Theodo  ift  für  bie  IDittels* 
bad?ifd?e  (Senealogie  ein  Zlooum.  —  ^)  ^ter  roirb  ber  Cod.  1951  gans  nn*> 
oerjtänblic^.  —  *)  gufaft  bes  Cod.  1951.  —  0)  Der  fc^on  oben  erroSt^nte 
pfalsgraf  nnb  nad?l|erige  Kurfürp  von  ber  pfal3,  Jriebridj  II. 


von  £f)rt{Han  Qaeutle.  \\Z 

am  fc^ieffen»   Tlnd)  tft  6er  pifc^ff  von  Sall^burg  ^)  6a  $u  3««" 
fumen  pn6  Ptl  9ue^  mue^  mit  atn  an6er  gehabt. 

1528.  Hotl|,  ber  redete  (grmel  oben  gefc^^upt  (bes.  ae3arft) 
barin  bteBnc^jlaben  I.  M.  H.  G.  (^n^e,  fd^roarje  Stiefel  unb 
rote,  grüngemecfte  ^ofen,  auf  bem  roten  JJnt  grünes  faub.  Die 
Bud^fiaben  ({eigen:  E.  M.  H.  G.) 

3tem  6tfe  flaiöung  gab  $ue  fumersgeitten  aus  mejn  geneöiger 
^urft  vnb  Ifzvt  Ijer^og  HJtl^elm  in  Baim  ic.  ic,  als  man  sollt 
^528  3ar  vnb  wavt  tarn  gug  vzvfyxnbm,  öes  falben  fein  furft- 
lic^  genab  mit  jagen  fein  luft  liat. 

3nn  obgemeltem  3^^  tft  an  fant  petter  vnb  Pauls  6ag  pm 
Defper  g^it  fo  ain  graufams  pngeftiems  IDötter  pn6  ^agel  5ue 
Zlugfpurg  entftanöen  pnö  ains  guetten  t^ails  ins  23airlant  gerai^t, 
6as  ptl  beforgt  ^aben,  ef  »erben  ft5tt(Stä6te)  pnö  gSgent((ßegen6en) 
pnöergen,  pn6  faft  ain  ^albe  ftunt  getpert,  auc^  grof  ftain  ge» 
iporffen,  öaröurc^  6em  forn,  fruchten,  pamen  (Bäumen)  pnö  ^6I^ern 
pnö  glöffern  ((ßläfern)  groffer  fc^aöen*)  gefean,  öaröurdj  ain 
groffe  Ceurung  erfolgtt  ift,  6as  6as  forn  ^  gulöen  gölten  ^att  ic. 

(528.   (Stau,  ber  erml  mie  oben.     (Die  Bud^fiahen  finb  je^t:  M. 

H.  G.  Hote  ^ofen,  enge,  ft^roarje  Stiefel,  auf  bem  JJelm  2  fd^roarje 

^ebern.) 

3tem  öiffe  IDintter  flaiöer  gab  auf  mein  gnö.  ^urft  pn6 

^err  ^er^og  HJil^elm  in  Baim  ic,  alf  man  sSIt  1528  ^av  ic. 

3n  Wfer  ^zxt  ift  5ue  Deneöig  pn6  in  2^vet  ^erfc^afft  pnö  gebiet 

geujoffen  fo  groffer  junger,  bas  vxl  ^unöert  menfc^en,  befunöer 

arms  Dolcf^  por  junger  geftorben  fein  k. 

lo29.Hotl{  mit  ben  Bnäf^ahen  M.  H.  G.  auf  bem  rechten 
(Hrml.  ((graues  Barett  mit  weiggrau  unb  ^d^wat^ev  ^eber,  rote 
^ofen  nnh  enge  fd^roarse  Stiefel,  in  ber  l^ed^ten  ein  grüner  groeig.) 

2lls  man  sSüt  pon  Criftij  geburt  \529  3^^^/  ^<tt  mein  ge» 
neöiger  furft  pn6  ^err  ^er^og  XX)il^aIm  in  Bayrn  ic.  foUidje 
tiaiöungen  goben  pnö  ift  ain  Heic^stag  gen  Speir  gelSgt  wotb^n, 
fein  fiel  (piel)  durften  6a  ^in  fumen,  pn6  6em  funig  Pon  Dngern 
Ferdinando  auf  fein  2(nrueffen  pn6  Begeren  pon  6em  Heic^  ^ilf 
pn6  Beyftant  wiUt  ben  Curd^en  erfent  pn6  $u  gefagt  morgen, 
fünft  ift  aud^  6es  glaubens  falben  ge^anMet,  aber  ni;  fumem* 
liebes  ausgeric^t  n>or6en  k. 

(529.  (grau.  Die  Bud^ftaben  M.  H.  G.  S.  (resp.  M.  H.  S.)  (mit  Tlns^ 
nat^me  ber  fc^n>ar5  unb  meigen  Qelmfebern  n^ie  oben,) 

3tem  SoUidje  IDinterflaiöung  gab  mein  gneöiger  ^urfl  pn6 
Ijerr  Ijer^g  tDil^elm,  2tb  man  $5fit  \529  3^^^  ^^^  f^^cft  fein 

*)  Diefer  Beifafe  „Don  5al3burg"  fehlt  im  Cod.  195 1.  (Hr3bifAof  von 
Salsburg  mar  ba3umal  ber  hefannie  Karbinal  HIattt|äus  lang.  —  ^)  Jetjlt 
im  Cod.  1950  unb  roarb  aus  195 1  ergän3t. 

3af)rbu(^  für  m&ndtenet  ®efd?.  II.  (^ 


^  /^       t)as  ^of Hetberbud?  b.  ^ersoge  tötltjclm  IV.,  CubiDtg  (X.) ».  ^rnfl 

gnaöt  Sttltc^e  gerufte  pfertt,  andj  Sttlic^e  fenlein  fnec^t  Rnigfltc^er 
2TTatftat  $ue  ^ilff  wxbzt  öen  tC^urcf^en  ic.  2tuc^  ^att  6er  tCf?ur^ 
f^tfc^  fatffer  SuUimanus  auff  6en  22  tag  Sembtembris  obgemelter 
3^1  6te  ftatt  IDten  belegert  vnb  5um  (turnt  ^efttgflic^  befdjoffen  % 
aud;  pnöergraben,  aber  6urc^  bas  Hitterlic^  Öderen  öurd;  6en 
©briften  auc^  lan^fec^te,  fo  in  6er  jtaü  gelegen,  3"^"  "^J  mugen 
abge«>tnnen,  Son6er  ^att  pngefc^aft  f^entlic^  6arpon  ntueffen 
absiedjen^    (ßott  fey  gelobt  feiner  gna6enl*) 

ibeitter  fo  ifat  and)  6er  6urd^leud^ttg  ^urft  ^er^og  ®tt 
^ainridj  pfal^graff  bey  Sein  ic  5U  Heuburg  ^oc^seit  gehalten 
an  Sant  ©aUentag  obgemelter  §al  mit  meines  gn6.  ^errn 
fdftpefter  grauen  Sidonia  2tTargraffen  Caffimirus  pon  Bran6en*= 
burgs  löblidjer  ge6ec^tnu5  perlafnen  IDitib'). 

15S0.  ^oth.  (Kurjer  roter  Hocf  über  bem  Qarnifd;.  Der  rechte  2(rmel 
oben  bunt  qe^adi,  barin  M.  H.  G.  Hote  Strümpfe,  enge  fc^marse 
Sttetel  unb  auf  bem  Qelm  fd^marje  Jebern,  tn  ber  Hechten  ein 
Streitl^ammer). 

2tlf  man  $elt  por  Crifty  geburt  ^530  2<^t,  l|ab^n  pdf  Bai6e 
mein  gene6ige  furften  pn6  Ijern  ^er^og  IDil^elm  pn6  Cuttpig 
gebrie6er  in  foUic^er  flai6ung  pn6  Huftung  gefc^icft  6em  gro| 
medjtigen  faiffer  Karin  6em  5  6es  namens,  als  Sein  Kaif*  7X1. 
6e5  erftnmals  auf  minidjen  suefumen  ift  am  freitag  in  6er 
Pflngft«>oc^en  obgemelter  gall  ic.  bis  in  6ie  560*)  pfertt  tpol 
gerift,  tpie  ^ie  neben  gemalt  ftett,  auc^  bis  in  6ie  {600  wol  ge» 
pu^ter  mitburger  pe  fues  mit  per  {^)  fenlein  Seiner  2TTaj.  bis 
auf  ain  fjolbe  meil  IDögs  auf  perlad^er  Qaitt  (Qai6e)  entgegen 
gesogen.*)  2H6a  ift  auf  ainem  tpeiten  pla^  ain  gar  ^ipf  (^übfc^) 
fc^Io|  mit  ginen  pn6  Durnen  (tC^ürmen)  tpercflic^  5u  gerieft 
getpSfen  Pon  ^ol^tper^®),  auc^  ^at  man  6as  feit  gefdji^  bis  in 
&ie  \00  ftucf^  auff  He6ern  (Ha6ern)  ^inausgefiert,  6as  fd^lof 
6amit  belegert,  n>dUid;es  6ie  fned;t,  fo  aus  6em  ^auffen  6es 
fues  DoWs  6ar  5ue  perorntt  iPor6en,  mit  ainem  gefcffray  gleidf» 
fam  5um  fturm  angeloffen  pn6  nadjmals  perprennt. 

^530. 

IDeiter  als  6ie  K*  ZU.  jnn  6ie  ftatt  hinein  fumen  ift,  6a 


*)  Cod.  1951  fe^t  nod?  hd:  r>nb  angloffen.  —  *)  Das  3ur  ^broel^r  ber 
Belagerung  lüiens  bepimmte  bayrifdje  Kontingent  l^atte  loo  Heiter  unb 
^  Jfät^nlein  3U  ^Jug  unter  füt^rung  lüolfs  »on  TOeidiS  betragen.  Dgl.  bie 
bayrifc^e  Kriegsgefd^.  a,  a.  Q),,  S.  172  f.  Über  bie  Belagerung  felbjl  fann  bie 
(gcfc^idjte  bes  0smanifd?en  Heic^es  üon  3of.  r>on  Jammer,  ^b.  II,  5.  69  ff. 
nad^gelefen  werben.  —  *)  Seit  2\.  September  ^527.  Statt  Sidonia  mug 
es  felbjloerpänblid?  Susanna  Ijeigen.  —  *)  Der  Cod.  1951  l|at  bie  gans  un= 
rid^tige  ga^I  6016!  —  ^)  €rgän3ung  aus  Cod.  195 1.  —  0)  ^Pon  Bfoi^wevd^** 
feljlt  im  Cod.  195 1. 


t)on  £f)n^ian  ^aeuite.  ^5 

finö  6reY  jierlic^  ^tftorienn  gehalten  tporöen-  Die  €rft  auff  6er 
^oc^prucf^en^)  Pom  finig  Afchwerus  mit  6er  ^efter,  6ie  anöer 
pcY  öer  tbag  *)  pom  finig  Cirro  vnb  Thamor ,  6ie  örit  an  6er 
purcf ^gaffen  Pom  Kombifes  mit  öem  falfc^en  Hidfter*]  all  örey 
gar  funftlic^  pn6  ipunöerbarlic^  5uegcric^t  getpöffen,  oarob  ftd) 
Me  Kaif*  TXlay  Sunöerlic^  grof  perrputitertt  andj  grojfes  IDoU 
gefallen  öaran  gehabt  ^at  ic^*) 

^530.  (ßrau.  i^oU  ßofen,  f(^ipar3e  Kappen jliefel,  ber  ärmel  veä^is 
oben  bunt  ge3a(ft  mit  M.  KL  Srannes  gejiälptes  3arett  mit 
fd^marjer  nno  meiner  ^cber.) 

3tem  mein  geneöiger  ^urft  pnö.  ^ere  ^er^  IDil^elm  ^t 

ain  \oUxdie  UHnterflaiöung  ausgöben  in  6em  ^530  ^at.    Vnb 

in  Mjfem  3^^  ^^^  IDeinacIften  famen  pil  furfurften  pnö  anöer 

durften  gen  Kdinn,  ainen  HSmifc^en  KSnnig  öafelbft  $ue  ertPöHen, 

ipie  6an  ^ernac^  befc^ec^en  3P/  ^^^  ^ernac^  polgen  IDiert  ic. 

1531.  Hotlj.  (Der  obere  Ceil  bes  rechten  Sirmels  bunt  gejatft  mit  M. 

H.  G.  Öieberes  grünes  23arett  mit  fc^roorjer,  meiner  unb  grauer 

^eber,  gelbe  gemecfte  Qofen  unb  Kappenßtefel.) 

3tem  ain  foIKc^e  flaiöung  ^at  mein  geneöiger  ^urft  pn6 
Ijerr  ^er^og  XDil^elm  in  Bairnn  ic.  aufgäben  Anno  £riftij  \53\, 
vnb  ift  finig  Ferdinandus  5ue  Dngern  pn6  23e^am  ic.  5ue  So» 
mifd;em  fSnnig  ern>51t  n>or6en  6urc^  6ie  furfurften  an  6er  ^eilligen 
6reY  ffining  abent  6en  5  6ag  3^ww^nj,  auc^  6en  f eibigen  6ag 
offentlidf  in  6er  firc^en  perfun6igt  iPor6en,  Z?n6  nachmals  am 
mitrooc^en  nac^  6er  ^eiHigen  6reY  fining  6ag  6en  \\  6ag  3^' 
nuarij  5ue  2tc^  mit*  6es  groffen  faiffer  Karlls  fronn  nac^  6em 
altem  geprauc^  gefrSnnet  wotben  ic. 

\55\.  (grau.  (IDie  oben.  2luf  bem  ^nte  griineslanb.  Hote  fjofen  unb 
enge,  fc^n>ar3e  Stiefel.) 
3tem  ain  foUidje  IDintter  f Iai6ung  ffat  mein  gene6iger  ^urft 
pn6  ^err  ^er^og  IDU^elm  in  Bairn  ic.  aufgeben,  mie  man  $elt 
\53\  2^^*  I?"^  iw  6ifer  §eit  ^att  ftc^  ein  groffer  auflauff  o6er 
Humor  pnter  6en  Sc^mei^ern  begSben  am  Sibenten  tag 
©ctobris  obgemelter  gall,  6as  ftdf  6ie  fünf  (Örtter  u)i6er  6ie 


*)  Z^  Ctjale.  —  ^  Die  Stabtwage  hefanb  flcb  nthen  ben  alten,  Je^t 
abgeriffenen  ^leifc^bänfen  auf  ber  0ftfeite  bes  Hatqausturmes.  —  *)  rftan 
liebte  es  alfo  fd^on  in  jener  §eit,  (5efc^id}ten  aus  bem  grauen  2((tertume 
tljeatralifd?  bar3ufteöen,  n>ie  Ijier  €pifoben  aus  bem  iehen  bes  perferfdnigs 
Ahasverus  mit  ber  Esther,  bes  Cyrus,  mie  iljn  bie  majfagetenftirftin  Tomyris 
eniliaupien  lieg,  bann  bes  Kdttt^s  Kambyfes,  ber  ben  he^ed^lid^en  Hid^ter 
Sisamnis  bei  lebenbigem  £eibe  fd?tnben  unb  feine  Qaut  über  ben  Hic^terfhit|l 
fpannen  lieg.  —  *)  Sine  5ljnlid?e  3efc^reibnng  bes  (Einsugs  Kaifers  Karl  V. 
in  Hlünc^en  am  xo.  3uni  ^530  publi3ierte  aus  Seb.  Jranrfs  pon  IPörb 
Chronica  ic,  ber  Heid?sard?iobirertor  Dr.  Ct|.  (5.  oon  Hubl^art  im  XLII. 
3aljr9an9e  bes  Cafc^enbud^s  für  r>aterlänbifd?e  (Sefd?id?te  pro  1856/57  S  233  ff. 

8* 


\\e     X^as  QoffIetberbtt(^ b.  Qerjoge  lOtlfielm IV.,  f nbiDig (X.)  il  (Emjl 

anöcrn  ©rtter  in  S^tpct^„mtt  frlcg  er^btt  pon  6er  Preötger 
tpögen*  2tuc^  fein  6ie  funff  ©rtter  bis  in  6ie  7000  *)  ftarcf^  $ue 
feit  9e509en  pn6  ^eben  5U  baiöen  feiten  (an)  ainanöer  gar  ge^ 
tpaltig  angriffen,  alfo  bas  6ie  fdflac^t  pon  gmaien  bis  auff  flere 
(Piere  =  Dieru^r)  geipertt  liat  vnb  6ie  6er  Pon  gurc^  (3üric^) 
mer  6an  200  TXlan  6ott  pliben,  pn6er  6ifen  ift  auc^  getp5ffen 
ZlTaigifter  Z?Iric^  Swing^lxn  vnb  fünft  bis  in  {6^)  pre6icantten 
aus  6en  ftdtten,  auc^  auf  6em  Ian6t  zc.  •)♦ 

NB.  tlunmelir  fäl^rt  ber  (Ceji  bes  Cod.  1952  alfo  fort: 

1532.  ^ot\^.  (Der  redete  Tlvmel  rote  oben.  Brauner  nieberer  J^ut  mit 
ipetgen  Jfebern.    'Eote  ^ofen,  gelb  geroetft,  nnb  Kappenfitefel.) 

3tem  folic^e  flai6un9  ^attZTlein  gn6*  ^.  vnb  ^er  ^er^og 
IDil^elm  jn  Bayvn  ic.  5ue  fumers  geitt  ausgeben ;  als  man 
551t  pon  Crifty  geburt  ^532  2<^v. 

3n  6iffer  ^^it  ^att  ftdi  6er  Dierfljifc^  (tCürfifdj)  faiffer  ic. 
er^ebtt  mit  ainem  groffen  ^auffen  pn6  6as  ian6t  (Dfterreic^  5ue 
pbersiec^en,  aber  nit  pil  gefd^afft  2c*). 

(5rau  (blau),  (ic.  branner  Qut  mit  grau^Iben  Jebem.  ^ott  f^ofen  unb 
Kappenfitefel.) 

3tem  6ife  IDinterfIai6ung  ift  auc^  6urc^  Ztteinen  gneWgen 
furften  pn6  ^ern  I>er^og  HHI^elm  aufgeben  mortten  3n  6em 
32  2^v  vnb  6iffer  geit  ift  5ue  Hiermberg  audf  ain  grof er  fterb 
gebeffen  ic. 

1533.  Hotf).  (ic.  ffac^er  fd^marser  f^ut  mit  graugelber  ;feber,  fc^iparses 
lüamS;  blau  nnb  roeige  Knieljofen,  »eige  Strümpfe  uno  leidste 
5d?ul|e.) 

3tem  mer  ijatt  mein  gne6iger  ^er  ^er^og  HHI^elm  jn 
Bairn  ic.  ic.  ain  folic^e  fumer  flai6ung  geben  als  man  $5It 
^533  3^^  ^^* 

1534.  S<bmar5.    (Dunfler  Bfnt  mit  meigen  ^ebern*    Sd^marse  Qofe 

unb  weit  i^eraufgei^enbe  braune  Kappen]^iefel,  fotpie  Qanbfc^ufje 
Dom  gleid^en  £eber.) 

3tem  folic^  fc^«>ar^e  tDin6er  flai6er  ijat  man  ausgeben 
HIs  6er  jung  ^er  ßer^og  tC^eo6o  meines  gn6.  ^.  pn6  l^errn 
^er^og  IDil^elm  jn  Bairn  ic.  fune  5U  IDoIfar^^aufen  mit  6ott 
perfc^i6t»  3f*  f^^"^^  Ztiters  jm  9  2^x,  6en  8  tag  p^HJ  <^^ 
man  ^ölt  \53^  3^*^  ^"^  ^P  nachmals  auf  6en  ^eiligen  perg 
gefiert  pn6  6afelbft  begraben  tporten, 

1)  Cod.  1951  fefet  70000.  —  ^  Derfelbe  Ijat:  60.  —  •)  €s  ift  Ijtermit 
bie  befannte  S^Iad^t  bei  Kappe!  00m  u*CDftober  ^53^  gemeint,  in  melc^er 
bte  fatl^oIifd?en  Kantone  ben  Sieg  über  bie  groinglianer  errangen,  groingli 
felbft  fiel  pon  ber  Qanb  bes  Hauptmanns  Bocfinger  aus  Untermalben.  Sein 
leic^nam  mürbe  auf  bem  Sdjeiterljaufen  ©erbrannt  unb  feine  2Ifd?e  in  aße 
VOinbe  5erftreut.  —  *)  DgL  3.  von  fjammer  a.  a.  ©.  n,  S.  87  ff. 


von  ^fyciftxan  Qaentle*  ^7 

Hotlf.    (Hed^ter  2(rmel  iPte  oben  ic.  ic.     Hoier  aufgefiülpter  J^ut  ot^ne 
f eber,  gelbe  fd^warj  geipecüe  JJofe  unb  braune  Kappenfltefel) 

3tem  öife  flatöung  geben  morten  5U  fumers  ^titUn,  als 
man  $elt  (53^  2<^v  ic.  3"  ^tffcm  3ar  ^aben  6te  XDtöeröäuffer 
ainen  fintg  pttöer  ^mn  $ue  ZTHnfter  aufgetporffcn  vnb  eripelt, 
aber  fein  ftmgretc^  nit  lang  gebertt  (getoertt)  vnb  batoh  ju 
(ßrunöt  gangen  tft  2c*  2C 

<5rau.  (ic.  (grauer  pehfiut  mit  grfinem  £aubn>er!,  f^oi^e  braune 
Kapj)enfitefel  unb  oitto  ^anbf^u^e.  3«  ^«^^  Herten  ein  grüner 
Sn>etg.) 

3tem  bas  ift  5te  IDtnöer  flaiöung  geipeft  auc^  jn  6cm 
3^  3^^*  2(uc^  ift  (in)  6em  obgemeltem  ^av  ^er^og  Dlertc^  pon 
IDiertcnberg  tptöerum  jn  fein  lanöt  pn6  ^urftentum  ein  f unten  ic.  *). 

1535«  Hot({.  (ic.  Scbmarser  nieberer  Qnt  mit  f(^n)ar5er  maUenber 
^eber  unb  einer  braunen  unb  fc^marjen  [{inausfiet^enben  Qat^nen' 
feber.  Unterfleib  blangrün,  meige  Qofenfirümpfe  unb  niebere 
Sd^ulje.) 

3tem  als  man  $5It  ^535  3^^/  ^^tt  man  pber  ßoff  ju  6er 
fumer  flaiöung  6ife  färb  geben  pn6  ift  faiffer  Karü  oer  5  pber 
mer  (2TTeer)  jn  Zlfrtca  $ogen  pn6  C^anis  (Cunis)  *)  eingenumen, 
auc^  6en  Barbarofdfa  peröriben  Pttö  6en  ftntg  pon  Dants  ipiöer 
etngefc^t  jn  obgemeltem  3^*^  ^^^  *)• 

<5rau.  (ic,  (grauer  ^ut  mit  roeiggrauen  Jebem,  JJofe  rot.  lüeit 
f)eraufreic^enbe  braune  Kappenftiefel  unb  bitto  ^anbfc^ufte.) 

3tem  6ife  flaiöung  ift  jue  ainer  IDinöer  gettt  geben  tporöen 
6urc^  meinen  gneöigen  durften  pnö  ^ern  ^er^og  HHI^elm  in 
Baxtn  IC.  bts  2^t  als  man  iölt  \535. 

1586.  Hotli.  {IC.  Spider  grüner  Bfui  mit  brei  ^al^nenfebem  ic. 
(grüne,  gelb  gemecfte  t^ofe  unb  htaune  KappenftiefeL  2(n  ber 
Itnfen  Seite  l|ängt  an  htannen  Kiemen  eine  roeige  Cafd^e. 
Die  Hechte  ißiQt  ftc^  auf  bie  Hlünbung  ber  am  ISoben  ^etitnben 
3üd?fe.) 

3tem  als  man  501t  (536  3^^^  "^4  Crtfttj  geburtt  liatt  mein 
gneötger  furft  pnö  ^er  ^er^og  IDil^elm  jn  Baim  ic.  ötffe 
flatöung  ausgeben  pn6  auf  6as  mal  fain  XDinber  flatbt  geben 
tporien  ic. 

1537.  Hotl{.  (ic.  (grüner  nieberer  Qut  mit  £anbn>erf,  braunes  Unter- 
fleib, bitto  Strümpfe  unb  niebere  Sc^ulje.) 

3tcm  folt(^e  fumer  flatöung  ^att  llTein  gnö,  ^,  pnö  ^, 
^er^g  IDilt^elm  in  Bairn   ausgeben,    als   man  5ölt  Pon  6er 


^)  Cod»  195 1  Ijat  bafür:  eingefefet  roorben.  —  2)  Cod.  1950  tiat  nod): 
geujunen  vnb  ic,  ic,  —  ')  Z)er  oon  <£tjairebbin  Barbaroffa  oertriebene  Kdntg 
IlIuIei'Qafan  Don  Zdgier  unb  Zunx^  l\atte  bes  beutfc^en  Kaifers  Qilfe  nac^* 
gefuc^t  unb  erl^alten;  f.  v,  Jammer  II,  ^3o  f. 


\  20    ^CL^  ^of f letberbudj  b.  ^cr509e  lütllielm  IV.,  lubiptg  (X.)  u.  (Ernfi 

1542.  Braun  (Qut  braun  mit  grünem  Caubmerf.  (Selbe  Qofe,  braune 
StuIpjHefel.    Die  Deoife  ic.) 

Tlls  man  $5It  von  6er  geburt  Crtftij  ^5^2  3<»*^f  ^^*  ^^^ 
gnö.  ^.  Dttö  ^err  ^er^og  IDtl^Im  jnn  Baitn  tc.  am  foIHc^s 
fumer  ilait  aus  gSbcn  vnb  auf  öas  3ar  fatn  IDtnter  tlaxbt  gSben 
tDoröen. 

1548.  Braun.  (Über  btn  Qarntfd;.  6ni  blau  mit  braunen  unb 
»eigen  ;febern;  hxanne  enge  Stiefel.  3n  ber  Hechten  ein  ^elb* 
fjermfiab  (?),  in  ber  £in!en  ein  Crinfbec^er.    Die  Derife  ic.  2C.) 

3tem  mcr  Ifat  mein  gneMger  furft  vnb  ^err  ^er^  IDit 
^clm  pon  23aim  ic.  atn  foltere  Sumer  flatöung  ausgäben  Amio 
\5^3  vnb  fein  6tf  3^^  ^^^  ^eufdjrecf^en  ge«>6fen;  auc^  groffen 
fcfyiöen  gefean  ic. 

Blau,  mui  blau  mit  grönem ianh,  Qofe  farmoiflnrot,  l{eraufge5*  braune 
Stulpjtiefel.    Dte  Derife  ic.) 

Zner  ^at  mein  genebiger  ^urft  vnb  ^err  ^er^g  IDil^elm 
jnn  Baim  ic.  ic,  foHic^e  IDinterflaiöer  ausgäben,  als  man  $ölt 
\d^3  3ar. 

NB.   ifolgt  ber  Cejt  nac^  Cod.  1952  bis  3um  ^afye  ^5^5  incl. 

1544.  Braun.  (Qut  fcbn)ar3  mit  ujeiger  ^eber.  Unterfleib  grün. 
Braun 'gelb  gefiretfte  p(uberl{ofe;  Strümpfe  braun.  (SoTbene 
Kette  um  ben  ^als.    Die  Deptfe  ic.) 

3tem  mer  Ifat  mein  geneötger  furft  pn6  I?er  ain  foUic^e 
fumer  färb  vnb  flaiöung  aus  göben  vnb  ift  biffer  geit  gcftorben 
6er  öurc^Ieuc^tig  ^od^geborn^urft  vnb  ^er  Ijer^og  £utu?ig  pfal§= 
graff  bey  Sein,  ^er^og  in  Sairn  ic.  vnb  Curfurft  am  Sein  5UC 
^ai6elu)erg  meines  geneöigen  ^errn  ^er^og  lbilt?elms  fdju?ager 
ge«>6ft,  6em  gott  genat  ic.  ^)  es  ift  aud^  6es  3^^  '^^^  tDinter 
flait  göben  n>or6en,  man  fyxt  öes  3^r  $ölt  (5^^  ic. 

1545.  Sc^warser  manti  big  auf  bie  fnie.  (^ut  otjne  ^ebern, 
pInberi{ofe  ic,  a0es  fd^mars.) 

2tls  man  sSIt  nac^  Criftij  geburtt  \5^5  2^t  6en  22  tag 
ilprilis  ift  5U  Can^tjuett  perfc^iöen  6er  6urc^letc^tig  ^oc^gebom 
furft  pn6  ^er  ^er  £u6n>ig  Pfal^graue  bey  Hein  ^er^og  jn  obern 
vnb  Hi6crbairn  feines  Ztlttcrs  jm  50  ^avs  ^odfleblidjer  ge6ec^t* 
nus  pn6  ain  Brue6er  pnfers  gne6igen  furften  pn6  ^ern  ^ern 
IDil^elm  pfa%raue  bey  Sein  ^er^g  jn  ©bern«  pn6  ni6er 
Baim  ic.  ic.  gebofen  (geroefen). 

€s  ift  nachmals  feiner  ^rftl.  gna6t  leidj  gen  SeiIig6aII 
(Seligent^al)  jn  6as  Clofter  aujer^alb  6er  fta6t  *)  nac^  furftlic^en 
€rn  (€t?ren)  ge6ragen  pn6  loblidjen  $u  6er  er6en  beftött  n)or6en. 


*)  £ubn)ig  V.  von  ber  pfals  jlarb  am  ^6.  IHärs   \5^^.  —  *)  Hefp. 
£anbsl{ut. 


oott  (£f{rtfltan  Qaentle.  \2\ 

(ßott  6cr  almec^ttg  melc  3^^  f^"^*  ^^^^^  ^^^"  ^"^  grauen  pon 
6cm  löblichen  Ifans  Bairn  perfc^iöen  (fttiäötg)  fein  vnb  mit  freltc^e 
ütftenöt  perlet^en  2tmen*), 

Blau  (biinfel).     ((gleicher  Qut  mit   braunen  ^ebem,   rote   ^ofe  unb 
braune  Stulppicfel.    Die  Deoife  ic.) 

3tem  öer  geftalt  liat  TXlün  gneötser  ^urft  vnb  ffev  ^er^og 
IDtl^elm  jn  Bairn  ic.  k.  6te  IDinöer  flaiöung  geben  jn  6em 
^5  3ar, 

NB.  abermals  mu§  bei  ber  lücfenliafttgfett  ber  0rtginal« 
Ijanbfd^rtft  (Cod.  1952)  auf  Cod.  195 1  surütfgegriffen 
roerbcn.    Dtefer  fäl^rt  jfort: 

1546.  Braun,    (ßrauer  ^ut  mit  »eigen  unb  braunen  febern,  braune 

^ofe,  fd?n>ar3e  Stuipptefel.    Die  Depife  ic.) 

3tem  jnn  foHi^er  Haiöung  vnb  Suftung  ift  mein  geneöiger 
furft  pn6  ^err  ^er^og  IDilfjelm  jnn  Bairn  ic.  auf  ainen  Heii^s« 
6ag  gen  Hegenfpurg  sogen.  (Es  Ifat  and)  auf  öasmal  feiner 
furftL  genaöen  Sune  ^er^og  2tlbredjt*)  mein  geneöiger  ^err  mit 
bes  HSmifdjen  fonigs  ^eröinanöo  Doc^ter  grauen  2tnna  5ue 
Regenfpurg  auf  6en  6  tag  3^ÖYf  ^^^  ^^"  J^'*  ^^"  ^^^  geburt 
Criftij  15^6  3^^/  ^odj$eit  gehalten  •)♦  (Es  Ifat  audf  6ie  faiffer« 
lid^e  2TTajeftat  6ie  praut  5U  pn6  fon  (pon  6er)  firdjen  gefiert. 
Die  Ijod^5eit  ift  im  Softer  5U  Sant  ßaimeran  gehalten  n>or6en 
pn6  5ue  6er  erften  malseit  ift  an  6es  faifers  6af[  (ttafel)  gefefen 
6ie  taif.  2TTaj.,  6er  Hömifc^  funig  pn6  funigin  famt  fünf  funig» 
liefen  fyn6ern,  mein  gne6iger  ^err  tjer^og  tDil^elm,  feiner  gna6en 
gemadjel,  6as  jung  ^reiUein  2TledjiI6i5  *),  5«>en  jung  ^urften  Pon 
Braunfc^tpeig,  ainer  pon  HTäctlburg,  Znargraff  2llbredjt  pon 
Bran6enburg;  atn  lantgraff  p<vi  Ceu^tenberg  pn6  6er  Bifdfoff 
pon  2(ugfpurg* 

Zllein  gne6iger  ^err  ^er^og  2tlbrec^t  als  preittigam  af  in 
ainem  an6ern  gimer  bey  Sttltd^en  durften  pn6  ^errn. 

1547.  Sd^wax}.    (Sd^roars  geroecfter  Qut  mit  ©eigen  unb  fd^roarsen 
Jebern,  braune  ^ofe,  fd^warse  Stulpftiefel.    Die  Depife  ic.) 

3tem  mein  gn6.  ^.  vnb  ^er  ^er^og  XDil^elm  jn  Bairn  ic.  ic. 
I>at  folic^e  lDin6er  flai6t  ausgeben,  als  man  seit  \5^7  jar  pn6 
ift  fain  fumer  flai6t  geben  u)or6en  ic.  2^cm  and)  ift  jnn  por» 
gemeltem  ^6  ^ax  6er  Sdjmalfaltifc^  pun6t  U)i6er  6ie  faiferlic^ 

*)  Der  ganae  Had^fafe:  (Sott  2c.  ic.  fe^t  im  Cod.  195 1.  —  ^)  2IIbred?tIV. 
(V.),  IDilljelms  sroeitgeborner  So^n  unb  tlad^folger.  —  ^)  HIeine  (5tnea* 
logie  IC.  ic.  S.  ^8  I^at  bas  unrichtige  Datum:  '^.  2^11  So  aud?  €ti.  (8. 
(Sumpeljl^atmer  in  feiner  (5efd?ic^te  oon  Hegensburg  2lbt.  II,  S.  873, 
ber  überbtes  bas  fjocbseitsmatjl  irrtümlid?  auf  bem  Hatljaufe  ftattfinben 
lägt.  -—  *)  ITTedjtilbe,  Die  einsige  Cod?ter  Qersogs  IDillielm  IV.,  bie  ^557 
ben  niarfgrafen  pi{ilibert  oon  ^btn  I^eirateie* 


\\Q     X^as  Qoffletberbud;  ber  Qersoge  lPtIi{eIm IV.,  CubiPtg  (X.)  n.  (Ernß 

gcburt  Criftij  ^537  3^^  ^"^  J"  ^^^"^  3^*^  *f*  ^^^  Ka^tancr 
jn  Ptigem  pon  atnem  sraffen  pon  Sertn  (§rini)^)  erftoc^en 
vootbtn  vnb  vxl  friftüc^s  pluet  an  3m*)  gerodfen. 

<5rau.  (ic,  <5rauer  ßut  mit  brauner  ^eber,  farmoiflnrote  ^ofe  nnb 
f{inanfgel{enbe  oraune  KappenfiiefeL) 

3tem  in  6em  porgemelten  37  3<»^  ^<»tt  mein  gneöiger  furjl 
pnö  ^er  ^er^os  XPtl^elm  in  Battn  ic.  zc.  atn  folic^e  IDinöer 
flatöung  ans^eben. 

1688.  3raun.  (Über  htn  ^arntfd?.  Tlnd^  Qofe  unb  Stulpfliefel 
braun.  2(uf  bem  Qelm  meige  unb  graue  (febem*  Dtfier  offen. 
DteDemfe:  M.  H.  G.  i{i  auf  ben  redeten  2ImteI  9e{ü(!t.) 

3tem  ab  man  $ölt  pon  Criftij  geburt  (538  3^^^  ^^^  XlTein 
gnö.  ^.  pn6  Ijer  ^er^og  IDil^elm  jn  Bairn  atn  folidje  fiai&uns 
ausgeben  fumers  ^eitt,  tpie  ^te  (5U*)  gegen  gmalt  ftebt  pn6  fein 
furftlidf  gnaöt  6tlic^  pfSrtt  6em  finig  pon  Dngarn  ipiöer  öen 
Curcf^en  sugefc^tcf^t  ic. 

Braun,  (tlteberer  branner  Qut  mit  bret  gefdbipeiften  £^al}nenfebern. 
Karmotjinrote  ^ofe  nnb  br.  Stulpfltefel    vie  ieoffe  ic.  roie  oben,) 

3tem  fo  ^at  mein  gnö.  ^er  foltere  IDinöer  flaiöung  aus» 
geben  3^  porgemeltem  3^^  «>i^  ^^^  neben  JInsaig*)  ift*  2tudj 
ift  6ie  faifferlid^e  ZTljt  mit  6em  finig  pon  ^rancf^reic^  perainigt 
pnö  atn  frit  angeftölt  mort^en  zc,  im  (538  3^^  ^^* 

1589.  Braun.  (Ditto  ßut  mit  roetger  ^Jeber,  gelbes,  rot  geroerftes 
IDams ,  blaue ,  gelb  gemecfte  J^ofe  mit  hl  Strümpfen  nnb  blau 
gemecften  fjalbf^nljen.    Die  ärmel  finb  meig-rot.) 

3tem  mein  gneöiger  furft  pnö  ^er  ^er^g  IDtl^elm  jn 
Bairn  jn  folidfer  geftaü  fumer  flaiöer  ausgeben  pn6  jn  öifem 
3«  ifahen  fic^  öie  Zltorttprener  5ue  famen  geftelt  pn6  pil  ftött 
pnö  mSrcf^  mit  feur  peröerbt  ^ah^n,  als  man  $dlt  pon  Criftij 
geburt  (539  2^^  ^^* 

Braun.  (Porn  aufgefHilpter  brauner  ^ut  mit  »eigen  ^febern,  rotgelbe 
JJofe  nnb  Ijeraufge3ogene  hxanm  Stulpjiiefel.  Die  Deoife  2c. 
mie  4>htn) 

3tem  jn  öem  porgmeltem  ^at  liat  man  öte  XDinöers  flaiöung 
ausgeben  Anno  (539  ^^'  ^^^ 

3n  öifem  ^ax  ^aben  ftc^  öie  Zttortbrenner  5ufamen  gefeit 
pnö  gerottet,  auc^  jn  ftStten,  märf ^ten  pnö  öerffern  pil  pnö 
grofen  fdjaöen  geöan  ic.*). 

*)  ^anns  Kafeianer  ifreit|.  ©.  Kafeenjiein  »urbe,  meil  er  'Ktoatien  an 
bie  dürfen  ©erraten  moUte,  r>on  bem  berüljmten  Kriegsljelben  (Srafen  HicoL 
0.  griny  bei  ber  Cafel  erf erlagen  nnb  fein  Kopf  bem  Katfer  nad?  IDien  über» 
fenbet.  r>.  ßammera  a.Q)  II,  \^5.  —  ^)  Cod.  1951  fügt  t|ier  ein:  gott 
fei  lob.  -—  ^)  Cod.  1950  Ijat:  anjaigt  i%  —  *)  Diefe  IPieberl^oIung  feljlt 
im  Cod.  195 1. 


von  <£f{n{lian  ^aeuiU.  ^9 

NB.   2lbermals  fefjlt  ber  (Eejt  famt  ötlbern  im  Cod.  1952, 
mest^alb  td^  exftexn  aus  Cod.  1950  ergön5e,  iPte  folgt: 

1640.  3raun  yber  vollen  Qarntfd;.  (Beim  retd;  mit  meinen 
jebern  aefc^mücft.  Pifler  ofen.  Strumpfe  roi  Sd^marse 
Stulpßiefel.) 

3tem  SoUtc^e  fumcr  flaiber  ^aben  Batöe  meine  fteneöijc 
furften  pn6  ^errn  ^er^og  IDil^elm  pnb  CuttPtg  gebrieb'er  pn6 
^er^gen  jnn  Bairn  ic*  ic.  ^lufgöben  pnö  in  foUic^er  Kflftung 
3eren  furftlic^n  genaöen  ^errn  Brueöer  ^er^og  (Emften  jnn 
bas  piftumb  Salzburg  ein  gefönt  vnb  ift  gefc^ec^en,  als  man 
5alt  nad^  £rifKj  geburt  ^5^0  3^^^  ^^*  ^)- 

(Sran.    (iE^ut  braun  mit  £anbQ>er!.     Qofe  roi    Qeraufretc^enbe  Siulp« 
jiiefel  fc^warj.    Die  Demfe  ic.) 

3tem  öifes  ift  6ie  IDinterf^Iaiöung  geroSffen  in  6em  ^0  3^^ 
meines  geneöigen  ^errn  vnb  furften  ^er^og  IDil^elms  jnn 
Bairn  ic  ic.  €f  ift  auc^  6.es  ^at  ain  ^aiffer  Sumer  vnb 
gueter  ^erbft  getpöffen,  bas  pil  tDeins  gemoyen  ift,  auc^  faft  guet 
vnb  wolfail  getpöft  ic.  ic. 

1641.  23r aun.  (ßut  grün  mit  weißen  Jebern.  fjofe  gelb  unb  htann 
gewetft,  Strumpfe  htann.    Die  Deoife  ic.) 

2IIs  man  sSlt  pon  öer  geburt  (Eriftij  ^5^^  3<»^/  J^*  ^^*" 
genebtger  furft  pnö  ^rr  ^er^og  IDil^elm  foÜidje  fumerflaiber 
ausgSben  pn6  ifl  5U  IDurms  6es  3^^  ^^^  6ifd}pu6a^ian  (dis- 
putation)  gel^alten  «>or6en  Pon  mögen  öer  Seligion  ic.  ic,  Ündi 
Ijat  öer  PauIIiner^ZTIinicIf  in  Dngem  in  öes  Durcf^en  Hamen 
öie  ftatt  ©ffen  eingenumen  *)♦ 

23 lau.  (^ut  unb  ^ebetn  fAjpars.  Qofe  rot,  fd^warje  Stulpjtiefel,  in 
ber  Hechten  einen  grünen  §n)eig.    Die  Deoife  ic.) 

3tem  fo  ift  auc^  öergleidjen  öie  IDinter  flaiöung  in  öem 
^{  ^av  pon  meinem  gneöigen  furften  pnö  ^errn  ^er^og  WxU 
Reimen  in  Bairn  xc.  gSben  moröen  pnö  ift  Sein  furftlid^  genaöt 
auf  ainen  Seic^söag  genn  Hegenfpurg  $ogen. 


*)  lüar  bereits  feit  \5.  JXtäx^  i5^o  Koabjutor  bes  (Ersbifc^^ofs  tXtat* 
ttiatüs,  welcher  aber  fd?on  am  3o.  biefes  Htoitats  oerfc^ieb.  —  ^)  Darunter 
ift  ber  be!annte  KarbinaWlTönd?  unb  (Er^bifd?of  oon  <Sran  ic.  ic,  (Seorg 
utYffenic3,  wie  €ngel  iljn  ncnni,  ober  Utiffenooid/,  rid?tiger  inarttinu33i 
3U  oerjiel^en,  roeldjen  ber  ftebenbürgifd?e  ^ürfk  unb  roeilanb  Konig  oon 
Ungarn,  3^^^«"  Säpolyö,  3um  Htitoormünber  feines  Sotjnes  benimmt  tjatte, 
unb  ben  fpäter  (^8.  Des.  (55  0  ^^ifer  ferbinanb  I.  toegen  feiner  melcn  Der* 
rätereien  ermorben  Iie§.  Dergl.  3.  C^r.  r>.  €  n  g  e  I  s  ©efdj.  bes  Ungarifd^en 
Keid^es,  (Eeil  IV,  S.  66  ff,  unb  ^20  ff.,  bann  3.  v.  l^ammer  (a,  a,  0.  II, 
2^7  ff.).    (Erjierer  l^at  ben  {7,  Desember  als  Cobestag. 


H20    X^as  Qoffletberbud?  b.  Qersoge  IPillielm  IV.,  iubwtg  (X.)  u.  €rnjl 

1542.  Braun.  (Qut  braun  mit  grfinein  Cantoerf.  (Selbe  Qofe,  braune 
StuIpjHefel.    Die  Decife  ic.) 

Tlls  man  $5It  pon  6er  geburt  £rifttj  \5^2  3<^'^/  ^^t  ^^i" 
gn6.  ^.  PTt6  ^err  ^er^og  IDil^elm  jnn  Baim  ic.  ain  folltdjs 
fumer  tlaxt  aus  göben  vnb  auf  6as  3ar  fatn  JDtnter  tlaxbt  gSbert 
tt>or6en. 

1543.  Braun.  (Über  ben  Qamifc^.  6ut  blau  mit  braunen  unh 
n>eiSen  feSern;  braune  enge  Stiefel.  3n  ber  ^td^im  ein  ^felb* 
Iiermpab  (?),  in  ber  £in!en  ein  Ctrinfbec^er.    Die  Deuife  ic.  je.) 

3tem  mer  Ifot  mein  gneMger  furft  PTt6  ^err  ^er^  VOil 
^elm  pon  Baim  ic.  ain  foli^e  Sumer  flaibung  aushoben  Anno 
^5^3  vnb  fein  6if  3ar  pil  ^eufdjred^en  gewöfen,  au^  groffen 
fc^aöen  geban  ic. 

Blau.  (Qut  blau  mit  arfinem  £anb,  Qofe  farmoifinrot,  I)erauf ge^.  braune 
StuIpjliefeL    Die  Decife  ic.) 

ZTler  ^at  mein  geneWger  ^urft  vnb  ^err  ^er^g  IDil^elm 
jnn  Baim  ic.  ic,  folli^e  XDinterfIai6er  aushöben,  als  man  $ölt 
\5^3  3ar* 

NB.   ^olgt  ber  CCejt  nac^  Cod.  1952  bis  3um  Jöljre  15^5  incl. 

1544.  Braun.  (Qut  fcbn:>ar5  mit  n>eiger  jeber.  Unterfleib  arnn. 
Braun  «gelb  geftretfte  pIuberi{ofe;  Strümpfe  braun.  (SoTbene 
Kette  um  ben  qals.    Die  Deotfe  ic.) 

3tem  mer  fyxt  mein  geneöiger  furft  vnb  ^er  ain  follidjc 
fumer  färb  vnb  flaiöung  aus  göben  vnb  ift  btffer  ^eit  geftorben 
ber  6urc^(eud)tig  ^od^geborn^urft  vnb  ^er  ^er^og  £utn)ig  pfal^^ 
graff  beY  Kein,  ^er^og  in  Öairn  ic.  vnb  (Eurfurft  am  Hein  5ue 
^aibetoerg  meines  genebigen  ^errn  ^er^og  ZPil^elms  fd)n>ager 
gemoft,  6em  gott  genat  ic.  ^)  es  ift  audj  6es  3^^  '^i"  EDinter 
flait  göben  morben,  man  liat  b^  ^av  $5It  \5^^  ic. 

1545*  Sd^waxitv  manti  big  auf  bie  fnie.  (Qut  oljne  ^ebern, 
p(uberI{ofe  ic,  aUts  fd^war^.) 

Tils  man  551t  nac^  Criftij  geburtt  \5^5  3^^  ^^^  ^^  ^i 
Tipnlxs  ift  }u  Can^^uett  üerfd)iben  ber  burc^Ietc^tig  ^oc^geborn 
furft  pnb  ^er  ^er  Cubwig  Pfal^raue  bey  Kein  ^er^og  jn  obern 
onb  Zliberbaim  feines  2tltters  jm  50  3^^^  ^oc^Ieblidfer  gebec^t^ 
nus  onb  ain  Brueber  onfers  gnebigen  furften  vnb  ^ern  ^ern 
tDil^elm  pfal^raue  bey  Kein  ^er^g  jn  0bern«  vnb  niber 
Baim  ic.  ic.  gebSfen  (gemefen)» 

€s  ift  nachmals  feiner  ^rftl.  gnabt  leidj  gen  Seiligball 
(Seligent^al)  jn  bas  Clofter  aufer^alb  ber  ftabt  *)  nadj  furftlic^en 
€m  (€^ren)  gebragen  onb  IobIid}en  $u  ber  erben  beftött  u>orben. 


*)  £ubn)ig  V.  von  ber  pfalj  jtarb  am  {6.  Xfiäxi  \5'k'k*  —  *)  Hefp. 
£anbsl(nt 


üon  Ctjrtfltan  Qaeutle.  \2\ 

©Ott  6er  almec^tig  mele  3mc  famt  alen  ^errt  onö  grauen  oon 
öcm  löblichen  ^aus  Batm  oerfdjt6en  (gnäötg)  fein  vnb  axn  frelidje 
prftenöt  üerlei^en  Jtmen^)» 

Blatt  (bttnfel).     ((Steterer  Qut  tnit   braunen  ^febent,    rote   Qofe  unb 
braune  Stulppiefel.    Die  De^ife  ic.) 

3tem  6er  ^eftalt  l^at  ZRetn  9ne6t9er  ^urft  pn6  ^er  ^er^og 
IDil^elm  jn  Batm  ic.  ic.  6ie  IDin6er  flat6un9  geben  jn  6em 
^5  3ar. 

NB.  21bermals  mug  bei  ber  fHrfenljafttdfett  ber  (Drtginal« 
ljanbfd?rtft  (Cod.  1952)  auf  Cod.  1951   surürfgegrtffen 
n)erben.    Ptefer  fäljrt  fort: 
1546.    Braun.    (Srauer  ^ut  mit  »eigen  unb  braunen  ^ebern,  braune 
Qofe,  fd?«)ar3e  Stulpfiiefel.    Die  De^ife  k.) 

3tem  jnn  foIK<^er  Hat6ung  vnb  Suftung  tft  mein  gene6iger 
furft  ün6  Ijerr  ^er^og  IDil^elm  jnn  Bairn  ic.  auf  ainen  Heic^s« 
6ag  gen  Scgenfpurg  sogen.  (Es  liat  andj  auf  6a5mal  feiner 
furftl.  gena6en  Sune  ^er^og  Jtibredjt*)  mein  gene6iger  ^err  mit 
6es  Sömifdjen  fonigs  ^er6inan6o  Boc^ter  grauen  2tnna  jue 
Kegenfpurg  auf  6en  6  tag  ^nüy,  als  man  seit  pon  6er  geburt 
Criftij  \5^6  2<^x,  Ifoiiyxt  geljalten')*  (Es  ^at  auc^  6ie  faiffer» 
lidjc  ZTlajeflat  6ie  praut  $u  on6  fon  (pon  6er)  firdjen  gefiert. 
Die  ^od>5eit  ift  im  flofter  ju  Sant  ßaimeran  gel?alten  wovbzn 
vnb  $ue  6er  erften  malseit  ift  an  6e5  raifers  6a^  (tafel)  gefefen 
6ie  faif.  TXlaj.,  6er  Hömifdj  funig  pn6  funigin  famt  fünf  tunig» 
li^en  fvn6ern,  mein  gne6iger  ^err  ^er^og  IDil^elm,  feiner  gna6en 
gemadjel,  6as  jung  ^reillein  2nedjiI6is  *),  s^en  jung  ^urften  oon 
Braunfc^u>eig,  ainer  pon  Znäcfiburg,  ZTlargraff  iUbredjt  pon 
Bran6enburg,  ain  lantgraff  vc^  Ceu^tenberg  pn6  6er  Bifc^off 
pon  Ztugfpurg^ 

Znein  gne6iger  ^err  ^er^og  JJIbrec^t  als  preittigam  ag  in 
ainem  an6ern  gimer  bey  öttlid^en  durften  pn6  ^errn. 

1647.    5  (^  mar  5.    (Sd^wati  ^ewtdtet  Qut  mit  n)eigen  unb  ^diwar^en 
^ebem,  braune  fjofe,  fc^warse  Stulpj^iefel.    Die  Depife  ic.) 

3tem  mein  gn6.  ^.  pn6  ^er  ^er^og  EDil^elm  jn  Bairn  ic.  ic. 
fyxi  folidje  lDin6er  flai6t  ausgeben,  als  man  5elt  H5^7  jar  pn6 
ift  fain  fumer  flai6t  geben  u?or6en  2c.  3*^"^  ^^d?  *P  J""  ^^^* 
gemeltem  ^6  3^^^  ^^^  S^malfaltif^  pun6t  u?i6er  6ie  faiferlidj 

1)  Der  ^ame  ZTac^fafe:  <Sott  2c.  ic.  feljlt  im  Cod.  1951.  —  ^)  2IIbrec^tIV. 
(V.),  IDilljelms  sroeitgeborncr  Soljn  unb  tladjfolger.  —  ^)  ITIeine  (Senea- 
logie  tc.  tc.  S.  ^8  i^at  bas  unnötige  Datum:  ^.  3uli.  So  andi  Clj.  <ß. 
(ßumpeljl^aimer  in  feiner  (Sefc^id?te  oon  Hegensburg  2lbt.  II,  5.  873, 
ber  überbtes  bas  QoAseitsmal^I  irrtümlid?  auf  bem  Hatl^aufe  ftattftnben 
lägt.  —  *)  ITTed^tilbe,  hie  ein3ige  Cod?ter  f?er3ogs  rDilljelm  IV.,  bte  ^557 
ben  niarfgrafen  pljilibert  Pon  ^ben  Ijeiratete. 


^22     Das  £|ofnetberbnd?  b.  f^erso^e  IPtlttelm  IV.,  £ubtptd  (X.)  u.  €rnfl 

Zneyftat  oir  (für)  3"S^Ipö^t  5^  feltt  mit  grofcr  ZHac^t  gesoscn, 
aber  wenig  ausgerid)t  pn6  ^n6t  bavob  gefangen  moröen  vnb 
vmb  lanb  vnb  leib  (£eute)  fumen.  2tuc^  ift  6ie  Semifc^  f^inigin 
^rau  Tinna  am  gebome  finigin  pon  Pngern  mit  6ott  abgangen 
jn  6em  ^7  2<vc. 

ZDeitter  fo  ift  meines  gnb.  ^m  ^er^og  2(Iberec^ts  jn  Bairn 
gemac^el  5ue  Straubing  *)  ien  6  tag  September  3"  ^^^  ^^  3^^ 
3tes  erften  funs  Carls  niierfumen  vnb  geborn  mit  freiöen  ic 

1548«  Srauit'BIauIec^t  (£tla).  (Ctla-^ut  mit  fd}tDar3en  u.  tpetgen 
jjebern,  ^ofe  braun,  fdynHxrje  Stulpfttefel.  Unter  bem  fursen 
lila  Horf  ber  Brujipan3cr.    Pte  Depife  ic.) 

3tem  ain  foHc^e  Haiöung  ^att  Znein  gn6.  ^er  ^erjog  IDil» 
^elm  jn  Bairn  ic.  5ur  fumers  geitt,  als  man  55It  \5^8  3^^/ 
ausgeben,  ^km  mer  3"  obgemeltem  2^t  ift  mein  gneWgen 
^ern  ^erj^ogs  Ztibredjt  jn  Bairn  ic.  ic.  gemacht  5U  Can^^uet 
$uem  anöer  mal  niöer  fumen  vnb  mer  ainen  jungen  ^ern  ge» 
bracht  mit  namen  IDil^elm  genannt,  6en  29  tag  Septembris 
jn  obgemelter  ^atial  ic  *). 

1549.  Brann.  (2Iuf  bem  braunen  ßut  ©eig-graue  febern.  fjerauf* 
ge30^ene  fc^warje  StuIp^Stiefein.  £Jofe  »ie  Horf  braun.  Die 
DetJtfe  2C.) 

3tem  mer  ^att  mein  gnö.  Ijer  ^er^g  IDil^elm  jn  Bairn  ic. 
öergleic^en  Bai6er  5U  fumers  $eiten,  als  man  $5It  \5^9  3^^/ 
geben  vnb  taxn  IDinier  flaiöt,  €s  ift  auc^  jn  bifem  2^t  vmb 
liedjtmeffen  $ue  6em  (Erften  mal  Ijieljer  fumen  pijiUipus  ain 
iprin5  aus  ^ifpanien  ain  fun  faifers  £arls  6es  fünften  •)  feines 
namens  onö  ift  mit  grofen  €rn  von  meinem  gnebigen  ^ern 
^er^og  IDil^elm  empfangen  vnb  ge^altten  »orben  ic.  ic. 

1550.  Sdiwax\.  (Übet  ben  ^arnifd?.  Qelm  mit  f4?war3en  ^ebem. 
Pifler  o^m,    Qofe  fd?n?ar3.    5d?n)ar3e  Stnlppicfel.) 

3tem  ber  burd)Ieid)tig  ^odjgeborn  furft  vnb  ^er  ^r  XDxV 
^elm  pfal^raue  bey  Hein  Ijer^og  jn  ®bern  onb  Hibern  Bairn  ic.  ic. 
benn  jtbetten  bag  ZTler^enS;  als  man  sSIt  üonn  £^riftus  geburt 
^550  ^ax  jbifi^en  ber  ailften  onb  jbölften  punbt  jn  ber  na<^t 
feines  alters  3^  57  3^^  ^"^  Ui^^^  Keigiments  jm  3^  ^ax 
aus  bifem  2^^^^ttial  (EriftHc^  onb  leblidj  oerfc^iben  *).  <ßott 
ber  2llme<^tig  u?ele  biefem  Criftlic^em  onb  loblidjen  furften  fein 

*)  Cod.  1950  nnb  1951  liaben  Starnberg,  was  {ebenfalls  richtiger  3U 
fein  fd?eint.  Pergl.  meine  (Sencalogte  2c.  5.  ^8,  beren  7.  September  urfunb^ 
lid?  ip.  —  2)  Der  fpäterc  fJer3og  IDilijelm  V.  —  ^)  pi^ilipp  II.  als  nach- 
maliger König  oon  Spanien.  —  *)  2IIfo  i^  IDilbelm  IV.  am  7.  inär3  geworben. 
Dgl.  m.  (Scnealogie  S.  42  tlote  j.  —  Das  nichtigere  ift(nad^  ber  beim 
allg.  Heid^sarc^io  t?or!|anbenen  0riginaltobesan3eige),  ba%  lüilljelin  in  ber 
ITac^t  00m  6.  auf  7.  inar3  oerfc^ieb.    (Pgl.  3aljrbudj  I.  5.  ^\6  ff.) 


von  €l{tt{Uan  Qaetttle.  \25 

$otKd;e  %nabt  vnb  Batm^er^tgfait,  auc^  am  frelic^e  auferfteung 
pcrlcic^n  famöt  alen  glauMscrt  feUen  2tmcn* 

3nn  6tfem  3^^  ^^^  ^^^^  giteöigift  frau  metrtes  gncbigcTt 
^ern  ^er^og  2(Ibrec^ts  gemac^cl  6en  6rtttcn  Sune  5U  Can^^uett 
6en  \9  tag  3^""^^!  ft^t^^tn  mit  namcn  Ferdinandus  zc.  *). 
1551.  Säfwax^.   (Qut  ol{ne  febern,  Hocf  ttnb  Qofe  f(^n>ar3.   Seltnere 
StalpfliefeL) 

3tem  am  foltere  flatöung  tft  5U  atnem  IDinber  flaitt  geben 
iporten  öes  5\  3^^^*)/  ^'^  ^^^"  9"^-  ^»  ^^^  ^^^  il^tl^i  VOiU 
Ijelm  ^o(^IebIic^er  geiedjtrtus  geftorbert  tft.  üudj  mein  geneö. 
durften  onö  ^em  gemac^el  5uem  fierten  mal  5U  ZRinc^en  6en 
2\  ta<i  ZITer^en  jn  obgemelter  3^*^$^!  ^i"  Dod}tet  mit  Zlamen 
Maria  geboren  2C.')  — 

NB.  folgen    je^t   €tntr5$e    ins    (Dridtnalfletberbuc^    von 
ftäterer  tjanb,  bte  mit  feinem  eigentHcben  3n^alt  in 
feinem  ^ufamment^ange  mel^r  {leiten,   aoer  l{ter  boc^ 
Beacbtnna  oerbienen. 
1558. 

^553  3^*^  ift  ^et^og  Jtlbrec^ts  gemadjel  nitetf^umben  vnb 
ain  (to(^ter  geporen  pn6  Maria  Maximiliana  genan6t  bor6en^). 
3ft  jm  \6H  ^at  6en  9  tTag  3wlius*)  geporben  nnb  6en  20 
Cag  3ulius  jn  pnffer  grauen  Stiftt  $ue  i^rem  patet  pnöt  muetter 
gegraben  moröen,  3ft  ^\  3^^  21^  morötenn.  — 
1608. 
Anno  \608  6en  30  tag  3ö«ttörii  ^n  ainem  Znitu?odjen 
5ue  2tben5t  pmb  2  Vt  ift  öiffer  obgemelöt  genaöigft  ^urft  pnöt 
^er  (^eröinanö  Bru6er  IDilljelm's  V.)  frifd}  pnöt  gefunöt  2luf 
Seiner  pron  (Brunn)  ftuben  iber  ain  fal  gangen  pn6  orpli^Ii^en 
(urplS^Iidj)  in  ain  fd^were  franf^ait  gefallen  on6t  perfdjiöen.  (ßott 
wolle  feiner  fflrftlic^en  gna6ten  geneMg  pn6  parm^er^ig  fein. 
Jtmen*).  — 

1608. 

2tuc^  6ef  \608  (3ö^5)  6en  7  t^eg  (tag)  ^ebruarij  $ue  feinem 
pattern  pn6t  Zrtuetter  in  pnfer  grauen  ftiftt  ftaötlic^  pegraben 
tporöen.  3P  ^I^*  u?or6ten  58  ^axe.  (ßott  gebe  6em  gansen  ^auf 
ein  frelic^  2luferfteljung.  ümen.  — 

\608  imb  2tperiII  6iffe  obersellte  ^at  Wffe  aI6te  ^rau  pon 

^)  Urfunbltc^  am  20.  Januar.  Cod.  195 1  Ijat:  ben  22ften.  —  ^)  3fl 
im  Cod.  195a  aus  50  forrtgtert:  51.  Cod.  1950  u.  195 1  beljalten  oas  3al?r  I550. 
—  ^  3n  ber  Z^at  wax  jprtnsefftn  Vfiatxa  3U  IHünd^en  am  2^.  irtärj  ^55^ 
geboren.  —  *)  Vfiaxxa  IHajimtliana  tfl:  am  ^.  2^ü  ^552  geboren.  —  ^)  Starb 
am  \\,  ^u\\.  Pgl.  meine  (Senealogie,  S.  50.  —  *)  Dtefe  genaue  2(ngabe 
über  bte  2(rt  von  Qer3ogs  ferbinanb  Ableben  fielet  siemltc^  ©eretnselt  ha. 


\2^     Dcis  Qoffletberbu(^  b.  fyxio^e  IPtllicIm  IV.,  fnbiptg  (X.)  u.  (grnjt 

(ßra^,   STlaria  (Er^^ersogin  in  (ßott  perfc^iö^)  an  atnem  auf« 
gcnMcn  letbfdjaben.  — 

3P  3I?te  ^.  B^t  alöl  tt)or6tcn  57  3ar,  onöt  ift  3^r.  D^t 
vnb  i^r»  B.  ^er  prueöter  ^ersog  ^cr6tnan6  in  aincm  3^^  9^* 
poren  n?or6ten ')  t>n6  n?i6erumb  \608  falb  nad;ainan6er  per» 
fc^cben.  — 

1608. 

Anno  \608.  3n  öiffcmb  ^at  ift  pon  6cm  D.  ^.  vnb  ^errn 
(Znarimilian)  6en  22  Dag  Septtemberf  an  ainemb  ftetbtag  mit 
20000  ZHan  tEannan>dr6t  (Donaun)drt^)  eingenumbcn  tpotöten. 

3n  6iffem  ^ax  ift  ^cr^og  DerWnanbt  geftotben,  6er  ^er^og 
Donn  lDierMenn?erg*j,  6er  Pifc^of  pon  Straf purg  ainer  auf 
Cuttringen*),  6ie  alot  ^rau  pon  (ßräi^  6ef  ^er^g  ^erMnanS 
fc^tt)5fter,  6er  aI6t  ^er  auf  Cuttringen  *),  6ef  ^er^og  ^er6inan6fs 
Tochter  im  C^Iofter*).  — 

NB.  Spätere  ^intrSge. 

Qerl^og  2tlbre<^t  liat  29  3^^  geregier6t.    ^er^og  IDil^elm 
^att  lenger  nit  geregier6t  alf  \5  ^at  vnb  feimb  Sonn  6ie  re« 
gierung  jber  gSben*  — 
1606. 

\606  6en  23  TXlay  ift  6er  ^er^g  Pon  Znan6ua  mit  2  ftnen 
pn6  gema^el  pn6  fein  bodfkv  6ie  praut  jn  ^rand Ijreic^  gen  Paris 
auf  jer  perfpro^en  mit  6em  jungen  ^errn  pon  Cutering  ^)  audj 
ift  al^ie  jn  ZITinc^en  einpelait  (einbegleitet)  iporten,  6ie  Qurbiner  ®) 
jn  folidjer  Siftung  pn6  f^Iaioungen  suem  erften  TXlal  geprauc^t 
u>orten.  

Xiad^  2(.  Kanblers  2Ibfd}nft  bes  Kleibungen*  unb  2(nf' 
1668.  äüöMes: 

3*  3*  3.  An.  \558.  fln6e  ic^  6af  UiU  (EapfltP).    Solche 


309s  Karl  II.  {bts  (ßrogen)  von  Cotljrtngen,  fein,  ber  aber  fc^n  am  2^  Ho- 
üember  i6o7  gejlorben  war.  —  *)  ^er3og  Karl  II.,  welcher  am  i'^.  IHat 
^608  bas  geitlic^e  f ebnete.  —  ^)  €tne  Coc^ter  fjersogs  ^erbinanb,  xoeld^e 
um  btefe  §eit  (^608)  im  Klojier  geworben  märe,  fenne  tc^  nic^t.  P9I.  meine 
(Senealogie  2c.,  5.  20it  f.  —  '')  hierunter  tji  ^einrtc^?  ber  <5ute  3U  per- 
fieljen ,  ber  ftd?  in  3ipeiter  €I^e  in  biefem  3al^re  mit  margaretlje ,  CCoc^ter 
%r309S  Pinceu3  I.  von  Vfianiua,  oermäl^Ite.  —  ^)  D9I.  über  bie  Trabanten- 
unb  Corbinerleibgarben  meine  ,,Heifen  bes  ^lugsburgers  pt{ilipp  Qainl^of er''  ic. 
im  8.  2o^^^^<^nQ  ^^x  geitfc^rift  bes  IjiPorifd^en  Pereins  pon  Sd^ipaben  unb 
tteubnrg,  5.  59,  tlote  3,  unb^riebr.  IHünic^scSefd?.  ber  €ntiptrfelung  ber 
ba^erifd^en  2(rmee  »•  f.  w.,  S.  7.  —  *)  Die  (Hrflärung  biefes  IPortes  folgt 
gletc^  tpeiter  unten. 


von  Cljrijlian  Qaeutlc.  \25 

tlaxbet  gab  metrt  gcncöigcr  ^irft  vnb  ^crr  2tlbrec^t  Pfalsgraf 
pcy  Hein  ^er^g  in  (Dbtm  vnb  nibcrn  patrn  feines  Suns  Ijer^og 
XDtl^elms  gepnSt  pn6  509  auf  3^  Burc^I.  Derfpredjen  in  Cutetin 
(Cot^ringen)  Anno  66  3ar  vmb  aller  ^eiligen  t^ag^ 

1566. 

NB.  Hotlj,  Mau  vnb  XDei%  au%^enelit,  fd?mar3C  ^rimpf  vnb 
rotljer  l^net  mit  blauen  ^ebern  vnb  hlan  vnb  metger 
f(^nuet. 


1558. 
1548. 


NB.  Die  Caputletn*)  finbe  td?  big  \558.  Qernad?  bte  fur3en 
mSntletn. 

Die  Buc^fiaben  M.  H.  G»  auf  ben  ermlen  finbe  id^  (S^^s  bag 
le^te  may^). 


*)  Unter  biefcn  „(lapütlein"  ftnb  rooljl,  wie  aus  obiger  Stelle  jid?  er* 
gibt,  lange  fog.  IlTannsmäntel  im  (Segenfa^  3U  ben  „furjen  niäntlein"  3U 
perfteljen.  l?gl.  Sc^meller-'^frommann,  I,  \268  f.  unter  „Kappen".— 
^)  Wtil  ja,  wit  wh  oben  (S.  \22,  21.  ^.)  geljört,  ^er3og  IDilljelm  IV. 
am  7.  niärs  ^550  gejiorben  ijt. 


/^^ 


^ie  (^efunbj^eitfilietj^ältniffe  in  üHüntj^en  in  tien 
legten  ^esennien. 

Don 

3obann  von  ißuaöbaum. 


ZHänc^n  wo,  bb  in  M<  legten  jiDei  Desenmen  in  be. 
treff  6cr  (ßcfunö^eitsperljältniffe  eine  ^effirc^tete  Stabt 

Diele  Hetfenie,  meiere  Me  grofen  Kunftfc^fi^e  Znflnc^ens 
gerne  länger  betrachtet  un6  ftuöiert  Ratten,  mad^ten  ft^  wieöer 
fdjnell  bavon,  wenn  fte  pom  fleinften  Untoo^lfein  befallen 
tporöen  waren,  bas  fie  in  einer  anöem  Sta6t  gar  nic^t  beachtet 
matten. 

3n  Znflnc^n  fürchtete  man,  ernft  franf  $u  meröen.  ZITunc^en 
wat  als  ein  Cyp^usneft  perf<^rteen;  obtpo^l  genaue  Serec^« 
nungen  nad^tDiefen,  6af  6er  tTyp^us  aud)  nid)t  me^r  un6  nic^t 
fc^Iimmer  mar,  als  in  an6ern  grofen  Stdbten» 

(Ein  berühmter  ZHann  erflärte  Wefen  bofen  Huf  mit 
öen  EDorten:  ,,Znflnc^en  ift  eine  fo  grofe  Staöt,  6af  Me  JJuf« 
regung,  ier  ttumult,  6ie  Verunreinigung  fo  beieutenö  ift,  fo 
günftige  Seöingungen  fflr  6en  tEypIjus  fdjafft,  u?ie  es  in  6en 
grofen  Stäbten  Conöon,  paris,  Berlin,  IDien  ic.  6er  ^aü  ift; 
aber  auf  6er  an6ern  Seite  ift  ZTlünd^en  noc^  fo  fleinftäbtifdj,  6af 
je6er  perfönlidje  Porfall,  je6e5  Porfommnis,  je6er  SterbfaU  in 
6er  gan$en  Stabt  befprodjen  u?ir6/' 


Die  (Sefttnbl{eii5t)erI{&Itntffe  in  Dtünc^en  xc.  oon  3.  v*  Hugbanm.    ]^2? 

Vobuxii  fyxtk  es  bert  2(nfd)ein,  als  ot>  in  ZTlänc^en  6er 
tTyp^us  ptel  ärger  ^aufe,  als  in  trgenö  einer  an6em  grof  en  Stobt 

TXlan  gab  fi^  natürlich  alle  ZITü^e  heraus  ^u  finöen,  »0» 
öurc^  6enn  6tefe  ^dupgen  tEYP^usept6emien  ^erporgerufen 
iDur6en;  6enn  fennt  man  6ie  Urfa(^e  einer  Kranf^eit,  fo  lägt 
ftc^  auc^  oft  abhelfen* 

Unfer  beöeutenöfter  Znat^ematifer,  profeffor  Scxbl,  ijat 
nun  por  jtDansig  3a^ren  ungefähr  nac^gen)iefen^  6ag  6te  größte 
IDa^rfdjeinltc^feit  por^anöen  fei,  6af  6ie  pon  unferm  tpelt- 
berüljmten  ^yQkniUx,  (ße^eimrat  pon  Pettenfofer,  auf» 
geftellte  (ßrunömaffert^eorie  bas  Stetgen  un6  fallen  6es  (Typhus 
begrfinbe. 

Pon  Pettenfofer  mies  nac^,  6ag  folc^e  Kranf^eitsfeime 
wie  jene  bet  Cholera  ober  6es  tEyp^us  nur  }u  fd)ä6(i^er  (Ent» 
ujtcfelung  fommen  un6  eine  €piöemte  peranlaffen,  menn  6as 
<ßrun6tpaf[er  jurflcfmeic^t  un6  ein  feuchter  Boben  bemo^nt  voxtb. 
2tuf  trocfnem  ^elfengrun6  un6  auf  naffem  Ce^mboben  entfte^t 
uje6er  Typhus  nod}  Cholera. 

(Es  waten  andf  bereits  in  andern  Stäöten  grof  e  Seifpiele 
geliefert,  wk  man  Mefe  per^eerenöen  epibemtfdjen  ICranf Reiten 
öur4  Kanalifterung,  burc^  Jtustrocfnung  öes  ben>oIjnten  ©runöes 
nnb  nebenbei  6urc^  reidje  Ben^äfferung  einer  Stabt,  momit  alle 
2tbfäUe  raf^  fortgefd>u?emmt  tperöen  fSnnen,  fe^r  permtn6ern  fann. 

IDte  unenölic^  u?ertPoII  Pon  Pettenfofers  2tnftdft  in 
betreff  6er  Sein^eit  6es  betpo^nten  ^ausgrunöes  ift,  mürbe  audj 
öu^nbmal  an  etnselnen  Qäufem  betptefen. 

3c^  fenne  imex  (Ersie^ungsanftalten  in  TXlündfexx,  wo  6er 
Cyp^us  immer»d^ren6er  (ßaft  mar.  (En6Iic^  u?ar6  6er  (ßrun6  6e5 
^aufes  un6  anliegen6en  ^ofes  genau  unterfud}t,  un6  man  fan6,  6af 
6as  2tbu?affer,  06er  gar  6ie  2tbtrtttgrube,  permeable  IDdn6e  ^afte 
un6  6er  Bo6en  feit  50  ^aljvzn  Pon  ^andie  6urc^tränft  u?ur6e.  Seit» 
6em  man  in  6iefer  2tnftalt  6te  (ßruben»än6e  mSglidjft  impermeabel 
machte,  in  einer  an6ern  2tnftalt  6ie  2tbtrtttgruben  gan$  fafjterte 
un6  jtdj  $u  6er  beften  ZnetI?o6e  6er  Raffer  erfdjrpang,  feit  6tefer 
§ett  ift  in  6er  einen  2tnftalt  6er  tCyp^us  eine  grof  e  Karität,  un6 
in  6er  an6ern  ift  er  t^atfdc^Ii^  feit  6em  3a^re  6er  2(bän6erung 
perfdju?un6en. 

3ft  6ie  neue  IDafferperforgung  in  ZITünc^en  auc^  nodj 
feine  i6eale,  fo  Ifat  pe  6oc^  fdjon  re^t  ptel  geleiftet,  un6  id)  gel?e 
nic^t  $u  u?eit;  ipenn  ic^  6er  U)iffenfdjaft  6ie  (E^re  gebe,  6aJ  fie 
in  6en  legten  jipei  Dejennien  6ie  Sterblic^feit  in  unferer  5ta6t 
fe^r*  ijerabfel^te* 


1(28     ^i^  (SefunbiI)etisDerl{ä(intjfe  in  lYtünc^en  in  htn  legten  Dezennien 

(Ein  noc^  bSferer  IDürgengel  Raufte  aber  im  grof en  allge* 
meinen  StaMfranfen^aufe  por  iem  Senölingert^re.  Seit 
28  3^^^^^  ^^^  i^  ^^^^  0bettpun6ar5t  btt  c^irurgtfc^en  Üb- 
tetlun^^  un6  6te  erften  \5  3a^re  muf  ic^  geraöesu  als  fc^rec!- 
lic^e  besetc^nen« 

3e6en  Tag  ftarben  junge,  frdftige  £eute,  »elc^e  mit  6en 
unbe6euten6ften  Verlegungen  in  bas  Kranten^aus  gefommen 
Omaren.  Ctne  fleine  Quetf<^ung,  ein  Stid}  ober  Schnitt  an  einer 
JRngerfpt^e  genfigte/  um  ien  ftob  $u  bringen.  2^ba  tCropfen 
Cciter,  m5d}te  ic^  fagen,  na^m  eine  fible  Bef<^affen^eit  an^  n^uröe 
in  bas  Blut  aufgenommen  unö  pergiftete  6asfelbe  fo,  6af  in 
ipenigen  tCagen  6urc^  50  — \00  aufgetretene  fleine  ^andim^ 
tfitbc  oöer  pY^ntifdie  Keile  in  Cunge,  Ceber,  ^irn  un6  ^^^5 
5er  fZob  eintrat.  ZDä^renb  aufer^alb  6es  Kranfen^aufes  in 
6en  fd)mu^igften  tDinfeln  folc^  ZDunöen  rafd}  unö  gefahrlos 
feilten,  führten  pe  im  Spitale  tro^  6er  pon  jebem  Sefuc^er 
angeftaunten  Heinlidjfeit  in  furser  geit  5um  tCoöe,  un6  jmar 
au^  bei  6en  jängften  nnb  fc^onften  Ceuten. 

(ßrofere  0perationen,  tPte  ^Imputationen  nnb  Hefettion^ 
n^agte  ic^  ftets  nur  mit  ^agen;  6enn  auc^  bei  forgfältigfter  2(us» 
ffl^rung  iparen  6ie  Hoffnungen  fe^r  gering» 

Die  Pyämie  u?ar  es,  bas  fogenannte  pernisiöfe  ZDunb» 
fieber,  u?a5  fol^  traurige  Per^ältniffe  im  Spitale  piele  Desennien 
unterhielt. 

3^  3^^^^  ^870  fam  nun  noc^  6er  fogenannte  ^ofpital« 
branö  6a5U,  u?elc^er  in  2^  Stunden  gans  fleine,  unbeoeutenbe 
EDunien  grün  un6  fdjipars,  lang  un6  breit  un6  tief  ma^te,.  fo= 
6af  Knoten  un6  2l6ern  angefreffen  u?ur6en  unö  6er  tEo6  oft 
in  fünf  Zninuten  6urc^  Perblutung  aus  einer  angefreffenen 
Pulsa6er  eintrat,  n^eil  fogar  6er  im  Qaufe  n?o^nen6e  2tr5t,  wenn 
er  auc^  fofort  alarmiert  tpur6e,  6od}  5u  fpdt  fam. 

Bei  grofen  pulsa6ern  genügt  eben  V»— \  ZHinute,  um 
6ur^  2tnamie  $u  töten.  2tn6ere  Kranfe,  u?eldje  mit  einem 
oberflä^Iidfen  ^autgefc^mür  in  6a5  Kranfen^aus  famen,  per« 
loren  6ie  rafc^  bran6ig  geu?or6enen  Knodjen  un6  u?ur6en  5U 
Krüppeln. 

JJIIes,  u?as  man  gegen  6iefe  giftigen  Kranf Reiten  perfuc^t 
^atte,  u?ar  erfolglos  geblieben.  €n61ic^  fam  6ie  grofe  €r^ 
pn6ung  6e5  €nglän6ers 3of«P^  Cifter,  »eldjer  nadju^ies,  6af  es  6er 
Sianb  6er  Cuft,  6af  es  ZTlifroorganismen  jtn6,  ©eldje  in  IDun6en 
ein  (ßift  (Ptomain)  erseugen,  u?eld)es  alle  Unglücfe,  Kotlauf, 
Bip^tfferie,  Septifämie,  Pyämie  un6  Hofpitalbran6  ^erporbritige. 


von  ^of^ann  von  Xtu%haum.  \2^ 

Die  Ztrbettert  öes  (Englänbers  Ctfler  un6  6cs  ^ransofen 
Paftcur  ^abcn  es  gans  ftdjcr  beriefen,  iaf  6er  Staub  6er  £uft, 
weld^cr  ja  üon  Caufenöen  von  perfaulten  ©rganismen  gebilöet 
wxxb,  Urfadje  all  Mefer  (Erfranfungen  un6  (ßefaljreu  tft,  unö 
Ctfter  gab  auc^  fofort  ZHittel  unö  fijege,  um  ötefen  Staub  Don 
IDunöen  teils  absu^alten,  teils  oor  Perpielfdltiguns  un6  fdjaöen^ 
bringenöer  C^attgfeit  5U  berpa^ren,  foöaf  für  6ie  (El^irurgie 
gleidjfam  eine  neue  Sonne  aufging* 

Das  ganse  Kranfen^aus,  fomeit  es  meiner  djtrurgifdjen 
2tbteilung  angehörte,  pon  unten  bis  oben,  riJitete  i^  in  einer 
IDo^e  na^  £ifterfc^en  (ßrunöfd^en  ein. 

2tIIe  IDunöen  würben  fo  5esinfijiert  unö  gerpafc^en  unö  per* 
bunöen,  alle  Perbänöe  fo  abgef^Ioffen  unö  meit  über  öie  IDunö» 
ränöer  ausgeöe^nt,  unfere  (ßerätf(^aften,  (Eifere  unö  Stühle, 
unfere  3wp^umente,  unfere  ^änöe,  unfere  Sdjmämme  muröen  fo 
gereinigt,  wie  Cifter  riet;  5U  jeöer  Operation  sogen  mir  neu» 
gewafc^ene  weife  Socfe  an,  wopon  ic^  unö  meine  Jtfftftenten 
72  5ur  Perfflgung  I?aben. 

ZHit  €inem  IDorte:  tc^  ridjtete  öie  ganse  c^irurgifc^e  2tb« 
teilung  ftreng  antifeptifc^  ein,  unö  nac^  pier  EDod^en  fonnte  idj 
öer  Porftanöfdjaft  öes  Kranten^aufes,  öem  Direftorium  unö  öem 
tjo^Iöblidfen  ZlTagiftrate  perftijern,  öaf  feit  öem  Cage,  als  idj 
öas  ganse  ^aus  antifeptifd;  georönet  ^atte,  ni<^t  meljr  ein  ein=^ 
$iger  Kranfer  an  Pyämie  unö  ^ofpitalbranö  5U  grunöe  ging. 

3n  liebenswürötgfter  EDeife  ^at  öas  Direftorium,  fowie  öer 
^odflöbli^e  ZTlagiftrat  meine  XDenigfeit  mit  allem  reic^lic^  aus« 
gerüftet,  was  jur  Durdjfü^rung  ötefer  ZTlet^oöe  nötig  war.  €s 
lo\\zit  5war  ptele  Caufenöe,  aber  öer  (Erfolg  war  ein  fo  grofcr, 
öaf  öie  früher  fo  gefürc^tete  2tnftalt  5U  einer  waljren  XDo^U 
t^ätigteitsanftalt  geworöen  ift.  Die  pernaijläfftgtften  unö  furcht« 
barften  Perwunöungen,  germalmungen  unö  gerfplitterungen, 
weldje  man  fonft  fofort  ffdtte  amputieren  muffen,  Ijeilen  je^t  rafq 
unö  fdfön,  oljne  öaf  ^jio  ©raö  Cemperaturfteigung,  o^ne  öaf 
Sdjmers  unö  ^ieber  eintritt. 

XDenn  man  beöenft,  öaf  fid;  folc^e  ZlTifroorgantsmen  in 
2^  Stunöen  trillionenfadj  perme^ren,  fobalö  fie  gutes  Zlä^r*= 
material,  Blut,  (Eiter  2c.  finöen,  fo  fann  man  ftd)  wo^I  por^ 
ftellen,  welche  fegensreid^e  XDirtuug  Cifters  Znetl^oöe  bringt, 
woöurdj  es  gelingt,  öie  Perpielfdltigung  unö  tC^atigfeit  öiefer 
ZHifroorganismen  gans  ju  perljinöern. 

2tlte  £eute,  Selbftmöröer ,  Cungenfüc^tige  unö  Krebsfranfe 
allein  finöet  man  je^t  im  Ceidjen^aufe ,   aber  nie  me^r  junge, 

3af)rbud^  für  mand^ener  (Sefc^.  II.  9 


H30    I^«  (Scfunbljeitsoerljältntfre  in  IRÄnd^en  ic.  von  3olj.  ©.  Hnftbatttn. 

fräfttge  Ceute,  meiere  medcn  einer  XDnnbe  ober  eines  {(einen 
(ßcfdjtpürs  im  Kranfen^aufe  ^tlfe  fudjten» 

Seit  6em  3^^^«  1875  ift  ^erburc^  bas  Kranfen^aus  wk 
umgejau&ert;  un6  andj  bas  ift  ein  Sieg  6er  2Pif[enfd)aft. 

So  oft  ^5rt  man  im  ZlTunöe  6es  Dolfes  6ie  falfc^e  8e» 
^auptung,  6af  in  6er  ^eilfunöe  alles  auf  empirifdiem  IDcge 
gefunben  n>ir6.  IlTeine  t>et5en  obigen  (Erjä^Iungen  aber  ftnö 
ein  Beweis  6afflr,  6af  es  5te  wiffenfc^aftltdien  ^orfc^ungen 
allein  jtn6,  welken  je^t  piele  tTaufenöe  i^r  Ceben  oerbanfen. 


^^^ 


^ie  Mixn^tmt  (6lo6cn  ^WW  5llpiani§. 


Don 


Sicömun&  6üntbcr. 


Der  ^nfnnahtln^aal  6er  f.  ^of*  nnb  Staatsbtbltot^ef 
perwa^rt  ctnert  (Er6«  unö  ^intmelsslobus  oon  beträdjtlidjen 
Dimenftonen  un6  fdjönet  tünftlerifdjcr  itusffi^rung  ^).  So  feljr 
aber  betöe  ©bjefte  in  6ie  2tugen  fallen,  fo  ift  t^nen  6oc^  bisher 
nur  geringe  2tufmerffamteit  gefc^enft  iporöen,  unö  ipeöer  Me 
©efdfidjte  6er  IDiffenfdjaft  no^  6ie  lofalljiftorifdje  ^orfdjung 
^at  fic^  irgen6wie  eingeljen6er  mit  i^nen  befdjäftigt;  ja  in  rmfy 
reren  $ufammenfajfen6en  2lrbeiten  über  merftt>ur6ige  2tpparale 
6iefer  2trt  ift  i^rer  nic^t  einmal  (Erwähnung  get^an  u?or6en*). 
ZlTan  I?at  ftd)  im  allgemeinen  mit  6er  2tnna^me  5ufrie6en  ge- 
geben, 6af  fidj  bei  6er  Anfertigung  bei6er  ©loben,  je  nadj6em 

0  ^er  (fug  ber  (Sloben  tft  —  nnb  ^wat  hex  beiben  übcretnjitmmenb 
—  in  gefc^marfpollem  SpStrenaijfancejiile  ausgcfüljrt;  £.  (Smcitn  Ijat  eine 
treffliche- Hadjbilbung  biefes  Unterfa^es  auf  (Eafel  62  bts  Z^l^t^an^es  ^885 
ber  Stuttgarter  „(Seiperbetjalle"  ueröffentlic^t. 

*)  (2ine  berartige  §ufammenjlellung  gemalert  beifpielsipcife  33  r  a  n  b  e  s' 
^IrtifeUßimmelsfugel"  in  ber  sroeiten  2luflage  von  (Sel^Iers  ,,piiYJifalifc^em 
rDörterbuc^"  (5.  33anb,  I.  2lbteilung,  £eip3ig  1829.  5«  270  ff.);  reid^ljaltiger 
noc^  tp  eine  anonym  erfc^ienene  Jlbljanblung  ber  ,,Encyclopaedia 
Britannica*»,  tjort  ipeld^er  bie  ,/§ettfd?rift  für  wiffenfc^af tli^e 
(Seograpl^ie"  (Die  älteften  €rbfugeln,  \*  Jöfjrgang,  5.  ^79  ff.)  eine 
beutfc^e  Überfefeung  gebrad?t  Ijat,  Hlan  fann  bei  beren  £efung  5n?ifc^en 
Dan  £attgren  unb  IHercator  einer*,  Qonbtus  unb  VXolyneu]c 
anberfeits  eine  £ücfe  fon^atieren,  in  »elc^e  eben  ber  tlame  2lpians  feljr 
gut  {{ineinpagt. 

9* 


1^32  Z)te  Znünc^ener  <5(oben  ptitltpp  Tlpxans 

Mc  »iffertfc^aftlic^e  o5cr  6te  fünfllertfc^c  Seite  bcfortbers  in  betrac^t 
iam,  6er  Znat^emalüer  Philipp  2tptan  un6  6er  ZHaler  tfans 
Zn fielt c^  beteiligten.  (Es  wxtb  jt^  jeigen,  6af  6iefe  2tnna^me 
nidjt  als  eine  nadj  je6er  ^inftdjt  feftfte^en6e  betradjtet  iper6en 
fann.  Die  (Eintragungen  in  6ie  Kataloge  waren  üor  alters 
äuferft  6ürfti9,  foSag  von  i^nen  befon6ere  2tuffdjlüffe  nid}t 
erwartet  n>er6en  fönnen  %  un6  aud)  6ie  arc^ioalifdjen  Zlotisen, 
meiere  $ur  Derfügung  fte^en,  geben  nur  über  einige  äuferli^e 
Znomente  2tuff^Iuf  *).  §u?ecf  6iefes  Keinen  2tuffa^es  foU  es 
nun  fein,  6ie  CBntfte^ungsgefdjic^te  6er  bei6en  (ßloben,  u?ie  aud; 
6eren  Be6etttung  für  6ie  EDiffenfc^aft  i^rer  geit  infoweit  flar^ 
juftellen,  als  6ies  mit  6en  unpollfommenen,  5u  geböte  fte^en6en 
Znitteln  t^unlidj  erfd}ien. 

^ören  unr  sunäc^ft  u?as  6ie  wenigen  (ßefd)id)tfc^reiber,  auf 
u?eld)e  wir  überhaupt  5urücf5ugreifen  Derm6gen6  ftn6,  über  6en 
(ßegenftan6  berieten.  Der  erfte  6erfelben  ift  6er  tEübinger  Pro» 
feffor  (Erl?ar6  Cellius,  2tpians  6ereinftiger  Zlmtsgenoffe, 
un6  6iefer  lägt  jtc^  in  feinem,  für  mandje  biograp^ifdje  ^rage 
6te  einsige  Quelle  6arfteIIen6en  Hefrologe  oeme^men,  wie  folgt*): 


^)  gum  Betpetfe  baf ür,  ba%  fc^on  in  einer  ber  (Epoche  ber  (£ntflel{un9 
rafc^  befolgten  gett  (1598)  fein  befonberes  Jnterejfe  meljr  für  btefe  Kunfi* 
toerfe  uor^^anben  mar,  cermcifen  n>tr  auf  bas  von  bem  bcfannten  ^efniten 
^tcfler  über  bte  l^er3ogItd?''bayrtfc^en  Sammlungen  aufgenommene  ^n* 
uentar,  ipeld^es  I^anbfdjrtftltd?  einen  ^attltd^en  ^oliobanb  (Cod.  germ.  ober 
Cod.  bav.  Nr.  2134  ber  öibliotl^ef)  in  jterltd^fter  Sd^rift  erfüllt.  21b  unb 
3U,  bei  (Dbjeften  von  feljr  sufäHigem  Werte,  ijl  bte  Katalogifterung  eine 
jiemlidj  »ortretc^e,  aber  bte  matljematifc^en  3"i^^w^ß"te,  beren  ein  reicher 
borrat  ejijiierte ,  f amen  utel  f ürser  meg.  Drei  tlummern  ber  53ef(^retbung, 
beren  IDortlaut  wir  I^ter  mörtltc^  rotebergeben ,  fommen  für  uns  Ijier  in 
ijrage.  5.  H7.  ,,^oIget  bte  Za^  Hr.  3^.  Ji776.  Darauf  ftel^n  brey  groger 
t)ul5inen  (Slobt  Coeleftes,  baroon  b.  ain  in  einem  mefftngen  gefteU,  mit 
atnem  mefftngen  §obiaco,  ber  brttt  pon  ITtettall.  ^777.  Sed^s  groger  (Slobi 
terrejires  oon  ^013,  mit  mettallinen  §obiads.  (778.  gmen  claine  (Slobi 
ber  ain  Caelef^is,  ber  anber  Cerreftris,  auf  gebrätelten  t^ö(3en  füeglen." 
21  p  t  a  n  tDtrb  ebenfomenig  naml^aft  gemacht ,  rote  IH  ü  e  l  i  d? ,  obfdjon  ein 
anberes  Z^x^^^ment  ausbrücfltd?  als  uon  erfterem  Ijerrül^renb  heviidinenb 
u)irb.  Statt  „gobtafus"  mug  es  aUeni\\alhen  Bioxx^ont  Ijetgen;  bte 
Permed^slung  begegnete  bem  in  ber  matt^emaiifd^en  (5eograpt{ie  n>ol{I  ntc^t 
befonbers  erfal^renen  Konferrator  aus  bem  (Srunbe,  n?eil  ja  auc^  bie  Qort- 
3ontaIrtnge  bie  3m6If  Cierfreis3etc^en  abgebilbet  3U  3eigen  pflegen. 

*)  ^ür  biefe  tloti3en  ift  ber  Perfaflfer  bem  fjerausgeber,  ^errn  Dr.  Karl 
Crautmann,  3U  Danfe  oerpflidjtet,  ©egen  anbermeitiger  ITac^meifungen 
auc^  ßerrn  Heid?sarc^ii>rat  Dr.  ^aeutle  unb  %rrn  Dr.  IPetmann. 

^)  Celli  US,  Oratio  de  vita,  et  morte  nobilis,  et  praeclarissimi  viri 
Philippi  Apiani  Ingolstadensis ,  Tübingen  (591.  5.  (5.  €s  war  porljer 
bauon  bte  l^tbe,  bag  2lpians  fonftrufttpe  ^Ijättgfeit  aud?  burc^  feine 
grogarttgen  Permeffungsarbeiten  feine  Sd^mälerung  erfaljren  li&tte. 


Don  Ste^mnitb  (Söntl^er.  1^35 

„Trientem  et  ejus  usum  interea  descripsit  et  absolvit:  duos 
maximos  caeli  terraeque  globos  incepit  et  anno  ^6.  perfecit: 
planisphaeria  sua  delineavit."  XDa^rfc^einlid)  pon  Celli us 
cntIcIjTtt  tft  eine  ä^nlidje  Stelle  bei  6em  Poly^iftor  (ßer^arö 
Doffius^):  „Idem  duos  ingentes  caeli  terraeque  globos 
elaboravit."  (Ettoas  meffr  erfahren  iDtr  pon  6em  tpacfertt 
Kobolt  ^tpar  in  6er  eigenllidjen  Cebensbefc^retbung  6es  pet- 
öienten  Canösmannes  faft  ftdj,  ipos  Me  ©loben  anlangt,  6er 
Dater  6er  bayrifc^en  (ßele^rlengefdjidjte  nodj  jiemlidj  fürs,  in6em 
er  pon  2tpian  nur  6a5  nad)fte^en6e  beridjtet*):  „€r  perferligte 
aUerley  mat^ematifc^e  3nflrumente,  als  (Eofmolabium,  (ßlobos 
6uos  Caeli  et  Cerrae  ma^mos,  un6  pianifp^aerium/'  2(ber 
in  6em  Supplementban6e  fommt  Kobolt  nochmals  auf  6ie  Sac^e 
$u  fprec^en;  er  \\(xi  jtdj  offenbar  6ie  ©bjefte,  6eren  er  9e6enft, 
in  6er  gmifc^enseit  felbft  etu?as  nä^er  angefe^en  un6  »eif  mit 
Kücfftc^t  6arauf  nun  fol5en6e5  $u  mel6en'):  „3n  6er  f.  b. 
Central»8ibliot^ef  befin6en  jtdj  swey  grofe,  Pon  2tpian  per» 
fertigte  un6  pon  3o^ann  ZTIielidjs  gemalte  ©lobt  Coeleftes 
et  Cerreftres,  worauf  fol9en6e  3nfc^rift  5U  lefen  ift:  lUustrss. 
Seren.  Principi  ac  Domino  D.  Alberto  Com.  Pal.  Rheni.  Sup. 
Inf.  que  Bav»  Duci  Domino  suo  Clementissimo  Globum  hunc 
geographicum  Cels.  ejus  jussu  juxta  veterum  ac  recentium 
Historiographorum  Observationes  Tradicionesque  Descr.  et 
Ded.  Philippus  Apianus  M.  D.  Anno  salutis  I576*|." 

Kobolt  ern)ä^nt  ^ier  aller6ing5  nur  6ie  2luffc^rift  6er 
{änftli(^en  (Er6fu3el,  un6  n^enn  man  ni^t  aus  6en  gleid)  nad)» 
^er  5U  5itieren6en  Permerfen  6es  ^ofsa^lamtes  wfif te,  6af  bei6e 
©loben  annä^erTt6  9leid)5eiti9  5uftan6e  famen,  fo  fonnte  eine 
faft  jeitgenöfjtfc^e  2tngabe  eines  fefjr  fac^fun6igen  ZTlannes  auf 
6ie  Permutung  bringen,  6af  n)enigftens  6ie  ^immelsfugel 
beträc^tli^  älter  fei  un6  i^ren  Urfprung  pon  6em  Pater  Philipps, 

*)  Vossius,  De  universae  matheseos  natura  et  constitutione  liber, 
2lmflerbam  ^65o.    S.  258. 

^)  Kobolt,  Batertfcf^es  <5eIeI^rten'£ejifon,  £anbst^ut  t795.    S.  52  ff. 

^)  Kobolt,  (Er9än3ungen  wvib  Berichtigungen  3um  baiertfc^en  (Seleljrten« 
Cejifon,  £anbs(jut  ^82^.    S.  2^ 

*)  IHerfmürbig  geringen  2luffc^Iug  geipSljren  bie  oerfc^iebenen  Schriften 
über  bie  (Sefc^ic^te  unb  bas  oUmäljlidye  2Inipac^fen  ber  f.  Bibhotl^ef. 
Steigenbergers  2Ifabemierebe  unb  0.  2lretins  neunbänbige  ,,Bei' 
träge"  entljalten  gar  nichts  Ijierauf  be3ÜgItc^es.  Sc^meller  (Jlttgemeine 
2lusfunft  über  bie  föniglid^e  ^of*  unS  Staatsbibliotl^ef ,  HTünc^cn  ^85^. 
5.  20)  giebt  eine  furse  noti3:  ein  geipijfer  (ßeorg  Huetjfamer  —  ber 
tlame  ftnbet  ftc^ nid^t  in  ben Künfilerlejüen  H a g I e r s  unb  0.  £tpon)s!Ys 
—  \{i3A>z  bie  Sdyrift  auf  "btn  2lptanfd?en  (Sloben  geliefert,  unb  bie  malerifdye 
^nsßattung  berfelben  räl{re  Don  müelid^  I)er. 


]^5^  ^t^  Itlflnd^ener  (Sloben  pl{iltpp  2IptaTis 

pon  6cm  Btterarifc^  berühmteren  2tftronomen  Peter  2lptan, 
herleite.  Die  fraglidje  Eingabe  wirb  üort  feinem  geringem 
als  oon  3o^ann  Kepler  gemadjt.  3^  ZHdrs  bes  3a^res 
\59^  reifte  öerfelbe  Pon  Obingen  nadj  ©ras,  pon  ipo  aus 
(jn  6en  erft  ireiunöstpansisjä^rigen  ein  feljr  e^renpoUer  Huf  sur 
Übernahme  einer  Profeffur  am  dortigen  ftänöifdjen  &ymna^\xm 
ergangen  tpar,  un6  fa^  ftc^  bei  6em  Burc^mege  6urc^  ZTlündfen 
6ie  6amals  fc^on  in  gan5  Deutfdjianö  5u  peröientem  Sufe  ge» 
langte  ^er50glid}e  Kunftfammer  an.  2lls  er  6ann  6rei  3^^^^^ 
fpäter  mit  feinem  Ce^rer  ZHaeftlin  über  ein  aftronomifdjes 
Kunfttperf  jtdj  beriet,  u?eld)es  öer  ^ersog  Pon  EDürttemberg  nadj 
Keplers  2lnu?eifung  Pon  Stuttgarter  (ßolöfdjmieöen  ^erftellen 
5U  laffen  n>iUens  ipar^),  er^ob  ftd}  auc^  öie  ^rage,  ob  6er  6a5u 
gehörige  (ßlobus  in  erhabener  2Irbeit  ausgefätjrt  n?er6en  foUe. 
2tuf  eine  in  6iefem  Sinne  gehaltene  Jtnregung  6e5  Obinger 
Znat^ematifers  antu?ortet  Kepler  im  September  \597*):  „Globo 
vero  quid  sculpto  opus  est?  Pingatur,  ut  ille,  quem  Monachii 
vidi ,  Apiani  opus ,  qui  quidem  etiam  Stellas  fecit  exemtibiles 
propter  praecessionem  aequinoctionim/*  Un6  bal6  nac^^er 
fommt  er  in  feiner  Korrefpon6en5  ein  5u>eites  ZHal  auf  feine 
IHündjener  Heifeerinnerung  5U  fpredjen.  Der  bayrifc^e  Kansler 
^eru?art  pon  ^o^enburg  nämlid},  einer  6er  be6euten6ften 
fatljolifc^en  Staatsmänner  jener  geit,  aber  auc^  ein  Ijodjgebil6eter 
ZITann  un6  auf  ^ronologifc^em  u?ie  arit^metifd^em  (ßebiete  felbft 
als  Sdjriftfteller  t^atig,  erholte  ftdj  bei  6em  jungen  fd^wäbifc^en 
(Belehrten  gar  gerne  Hats  über  6ie  perfc^ie6enften  Singe  un6 
erfun6igte  fidf  u.  a.  audj  einmal  nadj  6em  IDefen  6er  mag« 
netifdjen  Znifmeifung,  6eren  PorI?an6enfein  6er  fpanifc^e  Hautifer 
Pe6ro  6e  ZlTeMna  pöllig  in  2Ibre6e  gesogen  Ijabe.  Darauf 
^in  lief  Kepler  im  September  \5^S  einen  fe^r  umfänglichen 
Sc^reibebrief  pom  Stapel,  aus  6em  wir  ^ier  natürlidj  6as  uns 
unmittelbar  berü^ren6e  herausgeben'):  „Venio  ad  libellum 
nauticum,  de  quo  quod  scribam,  non  eruditio,  sed  respondendi 
necessitas  mihi  suppeditat.     Etenim  Monachium  aliud  hac  de 

*)  3n  feinem  erflen  grSgem  Wexfe,  bem  „Prodromus  dissertationum 
cosmographicarum**  (Cübtngen  ^596)  t|atte  Kepler  tJOÜjlänbtg  neue  lln» 
Pesten  über  hie  2lrd?iteftonif  unfers  pianetenfYftems  oorgetragen,  welche  er 
iwat  felbft  halb  tDteber  aufsah,  meiere  aber  5nerfi  allenit^alben  in  Deutfc^^ 
lanb  großen  ^Inflang  fanben,  unb  loeld^e  eben  ^ersog  (f  rtebrtc^  burc^ 
ein  mobell  oerfinnlic^en  3U  laffen  ftd?  ©orgefefet  Ijatte.  PgL  Keitlitiger' 
neumann«(Sruner,  Z^^^'^^nes  Kepler,  i.  Ceti,  Stuttgart  ^868.  S.  ^39  ff. 

')Joannis  Kepler!  Opera  Omnia,  ed.  Frisch.  Vol.  I,  ^ranffurt 
unb  €rlangen  ^858.  5.  7^  ff. 

»)  Ibid.  Vol.  II,  ^ranffurt  unb  (Erlangen  ^859.    S.  8i2. 


von  Sxe^munh  <9ünit)er.  ^35 

re  certiusque  scribere  non  possum,  quam  quod  abhinc  biennio  *) 
Monachii  didici ,  cum  enim  custos  bibliothecae  seu  quisquis 
ille  fuit,  astronomiae  cognitione  imbutus,  globum  Apiani  mihi 
monstraret,  addiditque,  instituisse  Apianum  novam  longitu- 
dinum  discendarum  doctrinam  ex  declinatione  magnetis.  Id 
si  ita  est,  Apiano  utique  exploratum  seu  constitutum  fuisse 
punctum  oportet,  ad  quod  (loco  poli)  magnes  tenderet.*' 
Derjenige  nun,  n^cldjer  in  öer  C^at  an  Me  ZnSsIidjfeit  öadjte, 
bas  bamals  fc^on  piel  berufene  Problem  öer  ZHeeresIänge  öurc^ 
erbmagnetifc^e  Beobachtungen  5U  löfen,  mat  in  XDa^r^eit  nic^t 
Philipp,  fonöern  peter  2lpian*),  unö  es  gen^innt  öen  2In» 
fc^ein,  6a0  man  felbft  in  ZRünc^ener  (ßele^ttenf reifen,  öie  tpo^l 
Ratten  orientiert  fein  fonnen,  bereits  gegen  öen  2tusgang  6es 
XVI.  ^alixlinnbexts  ^in  öie  öen  beiöen  2tpian  $U5ufc^reibenöen 
Deröienfte  grünölic^ft  öur(^einanöergebrac^t  ^atte. 

Philipp  2tpian,  öer  So^n,  war  in  jenen  3^»^^«"/  <^i^  ^^ 
öie  ©loben  in  Eingriff  na^m,  nidit  me^r  in  bayrifc^en  Bienften, 
fonöern  tpirfte  als  profeffor  öer  ZHat^ematif  an  öer  tpurttem» 
bergifc^en  Canöesuniperptät.  Die  Per^ältniffe,  welche  i^n  an 
öiefe  gebracht  Ratten,  beöürfen  einer  befonöern  Erörterung,  welche 
i^nen  fpdter  5U  teil  iperöen  foU;  für  je^t  ^anöelt  es  fic^  öarum, 
öie  urfunölic^en  Hac^tpeife  5U  fammeln  unö  5U  permerten,  welche 
fic^  besüglidj  öer  perfSnlic^en  Ceiftungen  2tpians  unö  i^rer  Se» 
lo^nung  in  öen  Elften  öes  (•  allgemeinen  Heic^sarc^ipes  por« 
finöen.  Diefelben  entflammen  öerjenigen  2tbteilung,  tpelc^e  mit 
„^ürftenfac^en,  Specialia"  be$eidfnet  ift  (Lit.  C.  Fase.  XXX, 
Nr.  365),  unö  iwat  trägt  öer  uns  ange^enöe  Tltt  öiefe  SpesiaU 
auffdjrift:  „^ersog  2llbrec^t  V.  pon  Sayem  erfu(^t  öie  ^er» 
$oge  (C^riftop^  unö  Cuöu^tg  $u  IDürttemberg,  $u  bewilligen, 

*)  Dtefe  Settbepimmung  Keplers  beruljt,  wenn  bas  oben  gcfagte 
3Utrtfft,  anf  einem  Derfeljen  bts  Schreibers.  I)oc^  bfirfen  wir  aüerbings 
nid?t  ©erfd?ipeigen,  ba%  berfclbe  andj  im  3aljre  ^596  3U  fur3cm  3efud?e  in 
bcr  Qeimat  wax,  um  fid?  bort  geiDtffe  für  feine  Perljeiratung  erforberlic^e 
Dofumente  3U  perfd?affen.  2lbcr  freiließ  wax  biefe  Heife,  mag  jie  aud?  burc^ 
niünc^en  gefüljrt  l^ahen,  eine  feljr  eilige,  3um  ruijigen  Öefeljen  ©on  mufeen 
tpenig  geeignete. 

*)  3e3ÜgIid?  ber  übrigens  fd/on  ©or  2Ipt an  nnb  feinem  Kommentator 
(ßemma  Frisius  aufgctaud^ten  3bee,  ans  bem  als  unceränberlic^  ©oraus* 
gefefetcn  IDinfcI  bes  aftronomifdjen  nnb  magnetifd?en  IReribianes  auf  bie 
geograpljifdjc  £änge  3n  fd?Iiegen,  fann  man  pc^  informieren  bei  pefc^el* 
Huge  ((5efd?id/te  ber  (Erbfunbe,  IRünc^en  (877.  5.  ^o^  nnb  poggen* 
borff  (<ßef4ic^tc  ber  pl^yP'»  ^«iP3id  I879.  5.  27^^  ff.),  peter  2iptan 
burfte  in  biefer  2ingelegent|eit  mit  allem  Hechte  reeüere  Derbienjle  als  bie 
iljm  Don  Kepler  beigelegten  für  fic^  in  2lnfprtt4?  neljmen,  wie  von  'B. 
IPoIf  ((Sefc^idjte  ber  äjtronomie,  IRündjen  ^879*    5.  37^^)  bargetljan  ijl. 


\Z6  ^<^  münc^ener  (5Ioben  ptt^^PP  ^ptatis 

öaf  Dr.  Philipp  Tlpxanns,  profeffor  in  OWngcn,  auf 
etnisc  gett  nadj  ZTlflnd^en  $ur  ^«rfteüuns  eines  (ßlobi  terreftris 
fomme.  ^55^.  \575."  I)ie  erftere  3a^res$a^l  ift  felbftreöenö 
perfc^rieben.  Damals  begannen  geraöe  öie  erften  Per^anölungen 
bes  Qersogs  mit  Tipxan  aber  bie  bayrif^e  Canbesaufnat^me; 
unb  Prins  Cubrois  pon  IDürttembers,  welcher  feinem  Pater 
(t^riftop^  anno  \56S  im  Segimente  folgte,  rpar  noc^  ein  un» 
mflnbiges  Kinb.  Daf  ftatt  5^  pielme^r  7^  gelefen  werben  muffe, 
ift  tpo^l  bie  nädffte  Vermutung,  bodf  fmb  überhaupt  bie  noc^ 
erhaltenen  Sd^riftftücfe  fdmtlic^  erft  aus  bem  3a^re  \575. 

2(Uerbings  fe^It  bas  erfte  ber  Sdimben,  tpelc^e  2(Ibrec^t 
an  Cubtpig  richtete;  benn  es  ipirb  auf  basfelbe  in  bemjenisen 
Se5U9  genommen,  tpelc^es  in  unferm  gegentpärtigen  Beft^ftanbe 
ben  Sriefipec^fel  eröffnet:  „Datum  Cransperg*)  ben  27.  3i*Kj 
2tnno  75."  €r  ^abe  jtc^,  fo  läft  ber  ^er$og  fd^reiben,  jüngft 
an  feinen  fürftUc^en  Bruber  ,,Pon  Starnberg  aus  ipegen  bes 
profeffors  $u  Dibingen  Philip  2tpiani,  uns  bene  5U  mac^ung 
eines  (ßlobj  tCerreftris  auf  ain  monat  6.  5U  freunbllic^em  gefallen 
5U  erlauben"  getpenbet,  bisher  aber  feinen  Sefc^eib  auf  fein  2tn= 
fudjen  erhalten.  Deshalb  fomme  er  je^t  aufs  neue  mit  ber 
Bitte,  ben  genannten  ,,5U  peric^tung  folc^en  iperd^s  5U  pergonnen 
unb  3me  bie  gebeten  geit  angeregter  maffen  guetmillig  unnb 
gnebig  5U  erlauben",  (ßleic^seitig  erging  eine  „ibentifc^e  Hote" 
an  ben  Senat  ber  fc^u^dbifc^en  Qoc^fc^ule.  (Er,  Qer5og  2Ilbredjt, 
ifab^  [xdi  bereits  an  ben  Canbes^errn  ber  tCübinger  gemenbet, 
bamit  berfelbe  i^m  ein  ZHitglieb  i^res  Kollegiums  überlaffe;  in 
berfelben  Sac^e  tpenbe  er  jtc^  felbft  an  bie  gelehrten  ^erren, 
„umb  bero  Profeffom  bei  euc^,  Doctor(em)  2lpianum,  unns  bene 
ain  geitlang  gu  madfung  aines  tCerreftris  (ßlobi  freunbtiidjen 
5U  pergonnen."  €r  ^offe  superjtc^tlic^,  ba^  ^er$og  Cubmig  feinen 
XDunfd^  5U  erfüllen  geneigt  fein  u>erbe,  unb  ebenfo  bitte  er  2tpians 
Kollegen,  biefem  nic^t  nur  nxdits  in  ben  IDeg  5U  legen,  „fonnbern 
bey  3me,  2tpiano,  barob  feyn,  bamit  er  fidj  auf  unnfer  erporbem, 
u>eil  er  unns  noc^  annbere  3"ft^wment  me^r  ^e  machen,  unnb 
foldj  u>erdj,  bas  fic^  bamibn,  u>eil  es  an  fc^abn  über  lannbt, 
fennblidj  ain  fo  weiter  u>^g  gar  nit  ge  bringen*),  unnber  bie 

*)  Kranjberg,  ein  in  ber  Häfje  f  retfings  gelegenes  unb  t>on 
il^nen  gerne  anfgefnd^tes  3agbfc^Iog  ber  bayrifd/en  Jürgen;  von  Ijier  aus 
fefete  (^.  Sfdjoffe,  3aierifc^e  (5efd?id/ten,„2.  Banb,  2larau  ^82^.  5.  ^57) 
Qer3og  (Lljrijloplj  feinen  berüd^tigten  Uberfaü  auf  ben  lefetcn  llbens* 
berger  ins  IDerf. 

^)  3nfofern  an  biefer  Stelle  ber  beutfc^e  2(usbrurf  ein  etwas  fc^roer 
üerflänblt(^er  ijl,   moüen  wir  nur  bemerfeu,   bag  auf  bie  Sd?n?ierigfeit  bes 


von  Stegmunb  (Sönii}er.  1(37 

^ennö  nemme."  —  2tus  5cm  gleichen  3a^re  (\575)  ift  uns  noc^ 
ein  5!Pcitcr  Srief  2IIbrec^ts  an  Cuötptg,  o^ne  näheres  Datums» 
notat^  aufbehalten,  ber  als  eine  (Ergänsung  sum  erften  5U  be* 
trauten  fein  öürfte.  ^ür  6en  ansufertigenöen  (gröglobus  bewarf 
öer  bayrif(^e  Efetio^  6rin$en5  6es  Philipp  Tip i an,  bmdi  6en 
öiefes  XDerf  „aus5fird^let  unö  auf$eic^net"  iperben  foU,  allein  es 
fei  5U  fürchten ;  ba^  ber  (ßele^rte,  felbft  menn  er  bie  (Erlaubnis 
feines  ^errn  erhalten  ^abe,  „5U  fold)en  nit  gern  fi^  merbe  be- 
u>egen  ober  gebraud)en  laffen",  menn  man  ifjm  nid^t  feitens  ber 
afabemifc^en  Sefjörbe  fein  Cefjramt  offen  ^alte  unb  aud)  für  bie 
Dauer  feiner  2Ibtpefen^eit  bas  (ßef^alt  aus5aE;Ie.  XDenn  fomit 
^er5og  £ub«)ig  ben  Profeffor  für  ein  Ijalbes  3aljr,  ,,baljin  fic^ 
foldj  tperc^  ungeperli^  erftredfjen  mochte",  $u  beurlauben  jtc^ 
bereitfinben  laffe,  fo  möge  er  auc^  bie  pefuniäre  ^rage  im 
beregten  Sinne  5U  orbnen  bie  ©üte  Ifab^n.  —  ZHan  lieg  pd}  in 
Stuttgart  unb  Cübingen  u>irflic^  beftimmen,  bem  2Inftnnen  bes 
bayrifdjen  Hadjbars  Jpolge  5U  leiflen,  2Ipian  befam  Urlaub 
unb  begab  fidj  nadj  iflfindjen;  allein  wf  ben  erften  ^ieb  fdllt 
befanntlic^  jfein  Saum,  unb  bei  feinem  erften  21ufent^alte  per^^ 
mod)te  er  bas  freilidj  grofe  unb  fd)U)ierige  IDerf  nic^t  bis  5um 
(Enbe  burdj5uf ü^ren ;  barüber,  fo«)ie  über  ben  fanften  ©emaltaft, 
ber  211  brecht  V.  enblidj  bas  3iel  feiner  XDünfdje  erreichen  lief, 
giebt  ber  pierte  ber  Ijerjoglidjen  Briefe,  perfaft  5U  IHündjen  am 
\5.  ®f tober  \576,  bie  nötige  Husfunft.  Derfelbe  ift  mieberum 
an  ben  Cübinger  Ce^rförper  abreffiert  unb  beginnt  mit  einem 
Hüdblide;  bie  ^erren  mürben  fid^  erinnern,  ba^  2lpian  ein 
3a^r  porfjer  ben  (ßlobus  angefangen  unb  bie  2Irbeit  „bamaln 
jimlic^  meit  gebradjt,  alfo  ba^  ber  ZHaler  ain  guette  meil  fjernad^ 
noc^  baran  ge  madjen  gehabt."  Pöüig  suftanbe  fei  fte  aber  fürs 
erfte  nodj  nxdii  gefommen,  unb  fo  fjabe  er  benn,  als  2tpian 
burdj  eine  (ßefc^äftsreife  mieber  nac^  ber  bayrifdjen  ^auptftabt 
geführt  morben  fei,  benfelben  glei^  ba  befjalten,  auf  3nbemnitat 
pon  feiten  bes  XDürttembergers  fjoffenb»  (Er  ftelle  andj  biesmal 
bie  Bitte,  2Ipians  Sefolbung  u)egen  feines  unfreiwilligen  IDeg» 
bleibens  pon  feinem  IDo^norte  nic^t  5U  fdjmälern. 

Der  freunblic^en  2tufforberung  Pon  fo  einflußreicher  Seite 
burf ten  Qer5og  £  u  b  u?  i  g  unb  feine  getreue  fjo^e  Sdiuk  fic^erlidj 
feinen  IDiberftanb  entgegenfe^en«  Ztaturgemäf  aber  lief  es 
itlbrec^t   bei  bem  2tppeü  an  frembe  Kaffen  nidjt  bemenben. 


(Transportes  folc^cr  Kunjiiperfe  angefplelt  wixb;  auf  grögerc  (Entfernungen 
laffe  ftc^  bergleid^en  oljne  große  Had?teilc  gar  nid^t  oerfenben.  Bei  ben  ba« 
maltgen  popoerl^ältnijfen  ipol^l  glaublid?. 


]^38  ^t^  münd^ener  (Sloben  pi)tltpp  2(ptans 

fonbcm  lohnte  5cm  pon  i^m  berufenen  ZtTanne  5er  IDiffenfc^aft 
feine  Jtnftrengungen  in  fürftlic^er  XDeife,  2Iuc^  öarüber  geben 
2trc^ipalien  ^uffc^Iuf.  Tim  2^.  Desember  ^575  rouröe  über 
eine  Si^ung  6er  Qoffammer  ein  ProtofoU  aufgenommen,  weldies 
im  ^3.  3anbz,  jfol.  288^,  biefer  Protofoüfammlung  5U  finden 
ift  un6  nadjfolgenöen  XDortlaut  ^at:  „Doctor  2Ipiano  ^ab(en) 
3r  ^(ürfllid)e)  9n(a5en)  Pon  tpegen  feiner  p(er)ridjtun9  mit  6en 
globen  \00  f[.  ^)  p(erje^run9  fambt  6(er)  S^vnnQ  ^ielj(er)  unb 
ipiö(er)  ^in  5e  geben  pep(ol(^en)".  Dag  6ie  Summe  audj  in  6ie 
ridjtigen  ^än5e  gelangt  ift,  beseugt  5ie  ßofsa^Iamtsrec^nung  6es 
3a^re5  \575;  ^ol.  3\^b  ip  unter  öer'  Hubrif  „Zlbperttigung 
unnö  gnabengeut"  6ie  Cinseic^nung  5U  lefen:  „Boctor  p^iüip 
Tippxano  für  ein  gemacht  tperd^  aus  gn(a6en)  fi.  ^00."  Dabei 
iparen  Me  Diäten  nic^t  mit  inbegriffen,  öenn  joL  3^^a  {jeift  es 
unter  „Körungen"  wie  folgt:  „pljüllipen  2lppiano.  per  5*J^w"9 
be$alt:  Cautt  ^errn  ^uggers  getl  p.  50".  —  €tmas  fpäter 
{\%  Ban6  6er  protofoUe,  ;JoL  5\\^)  fagen  5ie  Derseic^niffe  ein 
neues  (Bef(^enf  aus(3j.  Desember  11576):  „Dem  Doctor  2Ipiano 
3ft  Pon  unnfers  gn(ä5igen)  f  (ürften)  unn5  ^(errn)  u>eg(en)  für 
fein  all^ie  get^one  perric^tung  ju  einer  pere^rung  aus  g(na5en) 
\50  fl.  suegeftellen  bepoId>(en).  Dar$ue  3ft  3^^  ^^^  ^^"  P^<^(^^) 
p.  33  f[.  pere^rt  u>or6en".  Der  .Qofsa^Imeifter  ratifi5iert  6ie  an 
ifjn  ergangene  2tntpeifung  (f.  ^ofsafjlamtsrec^nung  pon  \576, 
^oL  277b)  unter  öer  Hubrif  „itbferttigung  unn6  gnaben  ©cUt", 
U)ie  ^ier  5U  lefen:  „Doftor  pfjillippen  2Ippiano  megen  mac^ung 
eins  merrf^s  lautt  öer  getl  besalt .  .  .  fl.  ^50".  Unb  ^ol.  288  ^ 
ipirö  unter  „Dereljrungen"  ^ierju  nachgetragen:  „3^^^  bejallt 
umb  einen  p(er)guI5ten  pec^er,  fo  6em  boctor  itppiano  Perert 
morben  •  .  ,  ff.  33.  Kr.  ^5". 

XDas  «>ir  porfte^enb  mitgeteilt  Ijaben,  ift  alles,  mas  aus 
6en  2Iften  5U  entnehmen  tpar.  VOiv  erfe^en  baraus,  6af  auf 
mef?rmalige,  6ringlid)e  Bittf (^reiben  ^er5og  211  b rechts  5er 
Obinger  (ßelefjrte  Pon  feiner  Uniperfität  un5  5em  £an5es^errn 
5en  geu>ünfdjten  Urlaub  erijalten  ^aben  muf,  5a0  aber  5as 
^albe  2^lix,  meldjes  5er  ^ersog  für  5ie  Jlusfüljrung  5er  2lrbeit 
in  2lusft(^t  genommen  Ijaik,  fic^  nidjt  als  genügen5  ermies, 
un5  5af  Sesmegen  noc^  fpäter  ein  porüberge^en5er  Zlufentljalt 
Ztpians  in  ZlTündjen  jtdj  ert^eblidj  perlängerte.  ZHan  tpar  ja  in 
jenen  tEagen  an  Ijäufige  un5  5eitrauben5e  Heifen  Pon  UXännern 

*)  Vflan  tjat  jid?  bei  biefer  gal^I  ju  »ergcgentpärtigen,  ba%  ber  (Selb- 
tpcrt  um  1600  ^wax  ntd?t  mel^r  bas  3ipan3igf ac^e  bes  gegen ipärtigen,  wie 
im  inittelalter ,  aber  boc^  noc^  gerne  bas  3n)ölf'  bis  fünf3el^nfad?e  bes- 
felben  betrug. 


oon  Stegmnnb  <9fintt)er.  1^3^ 

öcr  IDiffenfc^aft  actpö^nt,  aber  im  porliegenben  ^aUe  m6scn 
Center  unö  Stuöicrenbe  öer  fdjtpdbifc^cn  ^oc^fdjule  öoc^  nic^t 
fc^r  bavon  cnt5Üdt  getDefcn  fein,  baf  5er  (Dröinarius  öer  ZlTat^e» 
matif  fo  lange  S^xt  iljnen  entsogen  unö  öurdj  Subftituten  in 
mal^rfc^einlidj  nic^t  immer  muftergiltiger  XDeife  erfe^t  u>ur5e  ^). 
Celli  US  fpielt  tpo^l  auf  öiefe  ÜmftänSe  an,  wenn  er,  nac^öem 
er  2(pian5  mannigfadjer  2Iusfiäge  in  3uc^6rucferangelegen^eiten 
gebadjt  fjat,  in  5ie  IDorte  ausbricht*):  „Quoties  Jubinga  in 
Bavariam  vel  a  principe  suo,  causis  in  mathematicis ,  fuit 
evocatus?"  (Es  muf  alfo  jebenfaüs  bas  (gntgegenfommen  öer 
IDürltemberger  gegen  5ie  von  bayrifcljer  Seite  geäußerten  IDünfdje 
unummunöen  anerfannt  u^eröen,  unö  öiefe  2lnerfennung  ipirö 
fic^  noc^  fteigern,  tpenn  voit  bavan  öenfen,  öaf  öer  nämliche 
UTann,  öeffen  u>iffenfc^aftlic^e  Unterftü^ung  2llbredjt  V.  nic^t 
öringenö  genug  erbitten  5U  fönnen  glaubte,  nic^t  allsulange  Dor» 
^er  nodj  öer  Untertf^an  eben  öiefes  dürften  wat  unö,  falls  nid}! 
religiofe  3"tol^^ö"5  i^"  gemaltfam  von  feinem  Paterlanöe  los* 
geriffen  ^ätte,  für  öeffen  Dienft  jeöen  itugenblid,  unö  of?ne  öaf 
es  beweglicher  2Infd?reiben  an  fremöe  3"Pö"S^"  beöurft  Ijätte, 
ju  ^aben  geu>efen  wäre.  Da  pijilipp  2tpian  in  öer  (ßef^iijte 
öer  Deformation,  fott>eit  Sayern  öabei  in  betradjt  fommt,  eine 
gan5  eigenartige  Holle  fpielt,  in  lueiteren  l{reifen  aber,  loie  ipir 
uns  fiberseugt  galten  öürfen^),  nur  menig  pon  feinem  (ßefdjicf 
befannt  ift,   fo  glauben   mir  uns  eine  furse  2lbfd)ipeifung  auf 


M  Von  einem  btefer  Derfreter,  unb  3tpar  ipal^rfdjeinlic^  gerabe  oon 
bcm ,  ocr  bei  ber  I^ier  in  Hebe  ftcljenben  langem  Jlbioefenljeit  einfprang, 
ftnb  wir  etwas  genauer  unterrid^tet,  unb  ^XDax  burdf  ben  betreffenben  felbfl. 
(Es  ift  bies  ber  befannte  l^umaniftifc^e  Did?ter  Hifobemus  frifd^Iin, 
ber  uns  (Poppysmus  grammaticus ,  pro  strigula  sua  grammatica ,  adversus 
M,  Crusii  antistrigilem,  2.  Dial.,  Prag  (587.  5.  287)  bies  felber  berid?tet. 
„Rectore  Valentino  Voltio ,  J.  u.  Doctore**,  fo  er3ä!^lt  er,  „viro  clarissimo 
et  optime  de  Academia  Tübingens!  merito,  abfuerat  diutius  a  schola  vestra 
D.  Philippus  Apianus :  Professor  Mathematum  :  nee  erat  rediturus  ante  mensem, 
unumque  atque  alterum.  .  .  Quid  fit?  Ego  mihi  persuaderi  hoc  patior,  ut 
istam  provinciam  suscipiam  et  doctrinam  sphaericam  ad  eum  fere  modum 
proponam,  quo  vides  in  lucem  jam  prodisse.**  £e^ere  IDortc  perroeifen 
barauf,  bag  f  rifdjitn  bas  Kollegien I^cft,  ujcld^es  er  fld?  jum  groecfe 
ber  2lb!ialtung  biefer  Vorträge  angelegt,  fpätcr  in  Kompenbicnform  bruden 
lieg;  bem  sufolge,  was  über  bicfes  IDerfdpcn  Daoib  Strang  in  feinem 
fc^önen  (Effay  über  J rifc^Iin  (Jranffurt  a.  m.  (856.  5.  335  ff.)  mit* 
teilt,  bürfte  2Ipian  t>on  ber  2Irt  ber  Suppitcrung  feines  2lmtes  nic^t 
att3ufel^r  erbaut  gen?efen  fein^ 

2)  Celltus,  a.  a.  0.,  5.  20. 

•)  IDir  glauben  3U  biefer  Dorausfe^ung  befotibers  besl^alb  ermächtigt 
3»  fein,  n?etl  ber  trefflid^e  nrib  um  Bayern  Ijoc^cerbiente  mann  nid?t  einmal  in 
Sie  „2ingemeine  Deutfd^e  Biograpl^ic"  2lufnaljme  gefunben  Ijat. 


l^qfi  X)te  mfinc^ener  (Sieben  pi)tHpp  Kpmns 

Mefe,  mit  öem  ^toecfe  unfers  2(uffa^es  allerbtngs  nur  mittelbar  in 
Perbinbung  fte^enbe  ZITaterie  tpo^l  seftatten  5U  öflrfen*). 

Philipp  2tpian  folgte  feinem  berühmten  Pater  peter 
auf  6em  3«9oIpäöter  Ce^rftu^Ie  6er  ZlTal^ematif  un5  2tftronomie 
am  \\,  2^lx  ^552,  in  6em  für  eine  fold^e  Stellung  gett>i§  fe^r 
jugenölidien  2tlter  pon  einunbsmansig  ^alfven.  XDar  es  aber  sunädjft 
aud;  natärli^  6er  Segen  bes  Paters,  tpel^er  t^ier  bem  So^ne 
bas  Sfans  baute,  fo  seigte  festerer  bod)  fc^on  balb,  ba^  in  i^m 
ber  ttJÜrbige  Hac^folger  eines  Peter  2Ipian  erftanben  fei,  benn 
obmo^l  i^m  bas  nadjträglidj  ergriffene  Stubium  ber  ^eilfunbe 
piele  freie  geit  u>egna^m,  er5ielte  er  bod}  balb  ausgeseic^nete 
Ce^rerfolge  unb  brachte  pom  3^^^^  ^^5^  an  perljältnismäfig 
rafc^  bas  KarteniDerf  ber  „bayerifdljen  Canbtafeln"  $uflanbe,  bem 
Don  berufenen  Kennern  bas  ^ödjfte  tob  gefpenbet  tt>orben  ift*). 
Die  foUegialen  Sesie^ungen  2Ipians  5U  ben  3"9<>W^^^t^^  pro» 
fefforen  tparen  länge  bk  beften  unb  fonnten  es  aud^  nidjt  anbers 
fein,  ba  bie  Perfönlidjfeit  bes  ZHannes  aüfeitig  als  eine  überaus 
einne^menbe  gefc^ilbert  voixb,  ilüein  —  es  fatm  ber  frömmfte 
nic^t  in  ^rieben  bleiben,  menn  es  bem  böfen  Zlad)bar  nic^t  gefdüt. 
2tls  biefer  Xiadibav  erf^eint  ber  befannte  Konpertit  StapfjY^ii^/ 
tpelc^er  ber  ^oc^fc^ule  im  3ö^re  \560  als  „Superintenbent" 
ujefentlic^  5U  bem  ^mecfe  porgefe^t  morben  u>ar,  um  über  bie 
Sed)tgldubigfeit  aller  Uniperptätsange^Srigen  5U  u)ad}en;  ivoax 
ftarb  berfelbe,  ipenig  betrauert,  bereits  ^56^,  allein  es  tpar  iljm 
bodf  gelungen,  „dolosas  machinationes"  gegen  ben  i^m  als 
Ke^er  perbäc^tigen  ZHatfjematifer  ins  IDerf  5U  fe^en,  unb  merf» 
ipürbigeru>eife  ipar  es  bie  fonft  geipo^nlic^  ben  freien  (ßebanfen 
pertretenbe  mebijinifc^e  ^Jafultät ,  meldje  ben  ©^renbläfereien  bes 
Stap^Y^w^  Haum  gab  unb  5uerft  in  einem  2tftenftücfe  i^ren 


*)  Porsitgltc^  nnb  ftreng  quettenmagtg  gel^dten  tfl  ©.  prantls  Dar* 
iieflung  ((Sefc^tc^te  ber  £ubiPtg  s  inajtmtlians *  Unberjttät ,  müncben  (872; 
{.  3anb.  5.  320  ff.;  2.  Banb.  5.  258  ff.).  —  Vq^l  ferner  bes  berfaffers 
Spe3talfdjnft  „peter  unb  pl^ilipp  2lptan,  3ipet  bcutfd^e  UTattje* 
mattfer  unb  Kartograpl^en"  (prag  (882.    5.  89  ff.). 

^)  pefc^el  (<ßef4  b.  (Erb!.,  5.  680  nennt  Sayern  als  basjentge 
ianb,  ©eldjes  gegen  (Enbe  bes  XVI.  ^atjrljunberfs,  banf  ber  HTütjroaltung 
unfers  2lptan,  von  fämtltd?en  (grbräumen  fld?  ber  ooüfommeiiften  ITIappierung 
erfreute.  Unb  btcfem  fjiftorifer  ber  (Erbfunbe  pflichtet  poüftänbig  bei  (E. 
V.  Sybou),  ber  2lpian  ntd?t  allein  als  Begrünber  ber  baYrifd^en  Copo» 
grapl^ie,  fonbern  audj  als  einen  ber  erjien  Cypograpl^en  aller  geiten  gefeiert 
»iffen  roiü.  Pgl.  bes  erjtern  2lbtjanblung  „Die  Kartograpljie  (Europas  bis 
3um  3alire  (857"  (petermanns  (ßeogr.  lUttteilun^en,  1857.  5.  73  ff.). 
3P  bod?  fogar,  na^  v,  21  retin,  bei  ber  Hcprobuftion  biefer  Karten  3um 
erjlenmale  in  ber  peroielfältigenben  Kunjt  ein  Stereotypieroerfal^ren  3ur 
2lnu>enbung  gefommenl 


vou  Stegmnnb  (5ünit)er«  *  \n\ 

Beöcnfen  über  2tptans  Kat^oHsität  2tus6rucf  perlte^.  3mmer» 
^in  ,5auerte  es  no^  einige  ^a^te,  bis  öiefe  (ßegnerfdiaft  in 
6ie  (Dffentlidifeit  trat,  un5  5u>ar  sefc^a^  öies  erft,  als  ^568  aus 
Znünd)en  6er  Sefefjl  eintraf,  6af  pdj  fdmtlidje  ^nliabet  eines 
Celjramtes  auf  6as  triöenttnifc^e  ©laubensbefenntnis  perpfiidjten 
laffen  mflften.  Hunme^r  ^atte  2Ipian,  6er  mit  größter  Be» 
f (Reiben  Ijeit  eine  C^arafterftärfe  perbanö,  6ie  in  jener  3^it  6es 
geroerbsmagigen  Relisionsroedjfels  doppelt  »o^I  t^ut,  feine  IDa^l 
me^r;  er  mufte  ;Jarbe  befennen  un6  tfjat  Mes  aud}  in  einer 
5eutf^en  (Eingabe,  toeldje  er  am  8*  2lpril  genannten  ^alives  an 
5en  Reftor  rid^tete,  unö  u)orin  er  —  wir  gebrauchen  6ie  treffenden 
IDorte  p.  Prantls^)  —  „in  5er  u)ür6igften  IDeife  un5  eöelften 
Sprache  feinen  Stanbpunft  öarlegte,  ba^in  ge^enb,  6ag  er  6er 
augsburgifdjen  Konfeffton  von  fersen  suget^an  fei  unö  bei 
berfelben,  fomme  toas  ba  moüe,  5U  t?er^arren  gebenfe".  XDxt 
fonnen  an  biefem  ®rte  auf  ben  tDeitern  Derlauf  bes  mit  biefer 
Deflaration  eröffneten  Sdjriftentaufc^es  smifc^en  2lpian,  Senat 
unb  Regierung  ni^t  nd^er  eingeben  unb  begnügen  uns  mit  ber 
Eingabe  bes  (Enbausganges.  2tpian  würbe  feiner  Ce^rftelle  ent» 
^oben  unb  aus  3ngoIftabt  permiefen;  bereits  am  2^.  2tpril  \568 
muf  te  er  bie  Siabt  perlaffen  liaben*  Die  ^drte  bes  ^ersogs 
mu|  ben  flberrafc^en,  ber  ba  U)eif ,  wk  piel  berfelbe  auf  ben  i^m 
perf6nlic^  befreunbeten  ©ele^rten  gehalten  ^atte  unb  noc^  in  bem 
2lugenblide  ^ielt,  als  er  i^m  feine  ^ödjfte  Ungnabe  5U  erfennen 
gab;  aus  ben  pon  2llbredjt  jum  Ceil  felbft  gefdjriebenen 
Briefen,  n>eld)e  in  biefer  Sad)e  nadj  3"S^lft^^*  ergingen,  fpric^t 
ftc^  bis  5ule^t  ber  lebfjafte  IDunfdi  unb  bie  fidjere  Hoffnung  aus, 
2tpian  »erbe  es  ni^t  bis  5um  duferften  fommen  laffen,  unb 
wate  nxdft  beffen  fta^I^arte  €ntfd)Iof[enf?eit  ein  5U  grofes  ^in» 
bemis  gemefen,  fo  mürbe  man  iljm  gerne  eine  golbene  Brücfe 
gebaut  fjaben.  Tlndf  wat  bie  Derbannung  eine  relalip  milbe; 
bas  „Ceibgebinge",  u)elc^es  fidj  2Jpian  als  Belofjnung  für  feine 
geobdtifc^en  Ceiftungen  erworben  ^atte,  foüte  iljm  unperfürst 
perbleiben,  unb  nur  ber  fünftige  Zlufentfjaltsort  foUte  fein  frei« 
willig  5U  wd^lenber  fein.  Der  ^firft  Ijanbelte  unter  bem  Drucfe 
feiner  ©ewiffensrdte,  unb  wir  werben,  wenn  wir  nur  perfudjen, 
uns  in  bie  ganse  ^eitrid^tung  ^ineinsuperfe^en ,  besljalb  nodj 
feinen  Stein  auf  i^n  werfen  bürfen,  weil  er  bem  entfe^lic^en, 
bamals  eben  auftaudjenben  Sprud)e  „Cujus  regio,  ejus  religio" 
ein  pon  il?m  felbft  nidjt  sum  wenigften  beflagtes  ®pfer  bar» 
brachte.     Der  2lbrunbung  falber  fei  bemerft,  ba^  ber  gemaf*» 


*)  V.  pranti,  a.  a.  (D.,  \,  ^anh,  S.  329. 


H2  ^i^  mSnd^ener  iSlohen  ptiiHpp  2Iptans 

regelte  Sayent  pertteg  unö,  nac^bem  i^n  eine  gelehrte  Hetfe  bnxdf 
einen  großen  tCeil  Deutfc^Ianbs  geführt  ^atte,  6en  gerade  red^t^ 
Seitig  an  xtfn  ergangenen  Huf  als  Profeffor  an  bte  Uniperfttät 
Cfibingen  annahm;  in  öiefer  Stabt  ijat  er  auc^  (\589)  fein  eöles, 
pon  Schritt  5U  Schritt  6en  Biographen  erfreulid^  anmutenöes 
Ceben  befdjloffen  %  nnb  von  ^ier  aus  fa^en  mir  i^n  oben  feine 
Schritte  öem  Canöe  tpieöer  sulenfen,  in  melc^em  er  noc^  fein 
3<»^^5«^"*  5wt>or  fo  trflbe  Erfahrungen  ^atte  madj^n  muffen. 

XDenn  ber  Cefer  biefer  (Er5ä^Iung  bas,  was  er  auf  ben 
legten  Seiten  gelernt,  mit  feinen  (Erinnerungen  Pon  früher  5U» 
fammenljdit,  fo  wirb  er  pc^  bcs  €inbrucfes  nidjt  entfd^lagen 
fönnen,  ba^  ^ersog  2tlbredjt  bei  feinem  2lnjtnnen  an  ilp.ian 
unb  bie  S^maben  etmas  ftarfe  2Inforberungen  an  beren  <&uU 
mfitigfeit  gemadjt  Ijat.  (Er  ^ätte  jtc^  faum  tpunbern  bürfen, 
a?enn  jener  entfdjieben  ablefjnenb  geantwortet  unb  wenn  bie  Se» 
t^örbe  geäußert  ^aben  wfirbe,  fie  fe^e  feinen  (ßrunb  ein,  bem 
nact)barlanbe  einen  ZMann  5ur  Dienftleiftung  5U  äberlaffen,  ben 
fte  felbft  fe^r  tpo^l  brauchen  fönne,  unb  ben  ja  Bayern  felbft 


*)  €s  ijl  unmögltd?  unb  wäre  and^  im  ^ntereffe  ber  Parität  nic^t 
angcjetgt,  bapon  3U  fdjipeigen,  ha%  21  p tan  mit  bem  einen  UTartyrium, 
meld^es  ii{m  feine  d^riftlid^e  äber5eu9ung  auferlegte;  nid^t  baoon  fam,  ha^ 
oielmeljr  feine  eigenen  (ßlaubcnsgenoifen  tjinter  ben  papiflifd^en  (Eiferern 
nic^t  3ttrürfjlanben.  3"^  3a!^re  1582  mad/te  fic^  ber  Cübinger  Ünioerjttäts- 
fan5ler  2lnbreae  baxan,  feine  Untergebenen  auf  bie  neue,  mefentlic^  unter 
feiner  mitn^irfung  3ujtanbe  gebradjte  „Konforbienformel"  3U  ©ereibigen, 
allein  21  p  i  a  n ,  ber  Dorn  Ueolutt^eranismus  ebenfomenig  etmas  vox^en  vooüie 
wie  vom  Cribentinum,  oerroeigerte  bie  Unterfd?rift  mit  ber  fd^on  bem 
bayrifc^en  ^er3oge  gegenüber  gegebenen  (Erfläruug,  in  (ßlaubensfad^en 
Pönne  er  nid?t  bisputieren.  Dabyrd?  füljlte  fld?  2lnbreae  um  fo  mcl^r 
oerleftt,  als  ber  f riebfertige  unb  burd?  feine  Crabition  an  ber  Umoerfttät 
tjodj  angefetjene  IHatliematifer  bie  etroas  fpifee  Bcmcrfung  anfügte,  auf 
^Erörterungen  über  bie  Hid^tigfeit  ober  Unrid?tig!eit  ber  formel  fld?  nid/t 
einlaffen  3U  moQen;  er  n^ijfe  nod/  3U  gut  pon  3ngoIftabt  t)er,  wie  es  einem 
beim  Streite  mit  (ßottesgeletjrten  ergeije.  Der  bamals  aUmäd?tige  Kanjier 
fefete  es  bei  bem  ebenfo  gut«  mie  fd^mac^mütigen  ^cr3oge  iubmig  burd?, 
i>a%  2lpian  mit  2Iblauf  bes  Stubienjaljres  „beurlaubt",  b.  l^.,  gut  beutfd^ 
gefproc^en,  abgefegt  ©urbe  Ulan  fann  bies  unglaublid?e  Dorgel^cn  nur 
uerjietjen,  ©enn  man  fid?  entftnnt/  ha%  ber  treffliche  IHelanc^tl^on  bamals 
fdjon  feit  meljr  benn  ^wan^i^  ^^l^rcn  tot  unb  mit  il?m  aud?  bie  irenifd^e 
Kid^tung  inncrtjalb  ber  eoangelifc^en  Kird?e  beifeitegefc^obcn  mar,  mäljrcnb 
bie  Vertreter  einer  rücfpdjtslofen  Kontroocrstl^eologie ,  ein  jlacius, 
^est)ufius^  IDiganb  unb  mie  fie  alle  l?iegen,  immer  füt^ner  bas  Qaupt 
ert)oben.  Crmägt  man,  ^a%  ber  Katl7oli3ismus  burd^  2lpians  2Iuf treten 
in  3ngoIftabt  ftc^  gerabe  in  feiner  f^odjburg  bebrol^t  fetjen  mugte,  ba'^  aber 
Cutt^er  in  lüorms  bas  groge  prin3ip  ber  proteftantifdjcn  (ßemiffensfreil^eit 
üerfünbet  Ijatte,  fo  mirb  man  bie  Derfünbigung  ber  mürttembergifd^cn 
Ct^eologen  gegen  bie  Coleran3  nod;  t^erber  empfinben  als  biejenige  ber  bay* 
rifd^en,  bie  tpenigfiens  ein  gefc^id^tlic^es  Hed^t  für  ftd;  geltenb  mad^en  fonnten. 


von  Stegmunb  (Säntl^er.  ^^3 

eben  erft  mit  unperanttportltc^r  Strenge  pon  flc^  geftofen  ^obe, 
Baf  6ie  ^auptbeteiligten  milier  iac^ten,  als  mo^I  mit  6er 
mo6ernen  ^nfdjauungsiDeife  perträsüc^  ift,  bas  fann  uns  freute 
nur  freuen,  öenn  o^ne  t^re  Kunft  im  Dergeffen  u>ür6en  wir 
^ute  nic^t  im  Bejt^e  jener  wijfenfd^aftlidien  Kunfttperfe  uns 
befinöeu;  6eren  (Epftens  uns  5U  unferm  gefdjic^tlic^en  €yfurfe 
üeranlaffung  bot,  un6  $u  5enen  5urücf5ufe^ren  je^t  ^olje  geit  ift. 

Die  itufseic^nungen  6es  ITlündjener  ^ofsa^Imeifters  fe^en 
uns  öarüber  ins  flare,  öaf  2lpian  nic^t  für  einen  (ßlobus, 
fonöern  für  iwex  ©loben  Ijonoriert  ipuröe  (f,  0.).  Da,  joie  mir 
erfuhren,  5ie  Briefe  6er  fjersoglic^en  Kanslei  nur  eines  €r6» 
globus  (Ermahnung  tljun,  öeffen  2tnfertigung  jenem  eben  anper^ 
traut  u>er6en  foUte,  fo  fonnte,  tpäre  jene  Zlotis  nidjt  por^anben,* 
beinahe  ein  ^meifel  öarüber  entfielen,  ob  audj  öie  ^immelsfugel 
5U  gleicher  geit  unb  Pon  öemfelben  ZHanne  fertiggefteüt  u>uröe. 
Denn  es  fe^It  auc^  merfmürbigermeife  6iefem  le^tern  (ßlobus  öie 
Zueignung,  auf  meiere  mir,  als  auf  öer  (Eröfugel  angebracht,  " 
fdjon  früher  ^inmiefen.  Heben  6em  bayrifcljen  IDappen,  u>elc^es 
beiöe  in  gans  gleii^er  2Xusffifjrung  aufmeifen,  fe^en  mir  5tpei 
offenbar  5ur  2tufna^me  6er  IDtömungstPorte  beftimmte  Cafein 
per5eic^net,  allein  fie  fin5  poüftänMg  leer*  Diefe  IDa^rneljmung 
legt  uns  öie  —  felbftperflanWic^  in  feiner  IDeife  über  6en  XDert 
einer  ^fpotfjefe  fxdi  er^ebenöe  Vermutung  nafje,  öaf  5es  ^crjogs 
itbfeljen  urfprünglic^  nur  auf  einen  (Erbglobus  gerichtet  mar, 
6af  aber,  nad)5em  biefes  ZReiftermerf  gefd^affen  mar,  in  6em 
Befi^er  6ie  Heigung  nac^  6em  aftronomifdjen  gmillingsbruber 
feines  (Eröglobus  ermadjte.  Der  Himmelsglobus  märe  Ijiernad) 
5er  fpäter  entftanbene;  2tpian  führte  i^n,  fo  öenfen  mir,  bei 
feinem  legten  Ijalb  gesmungenen  21ufentfjalte  in  5er  bayrifcljcn 
Seft5en5  (f.  0.)  fomeit  aus,  5af  nur  nodj  unfünftlerifdje  Ztadj» 
arbeit  5U  t^un  übrig  blieb,  un5  überlief  insbefon5ere  feinem  ©e« 
I?ilfen  öie  Ausfüllung  5er  De5ifationstafeln.  2lus  irgen5  meldjem, 
für  uns  nidit  me^r  erftd)tlic^em  <ßrun5e  mur5e  aber  5ie  le^te 
Han5  ni^t  me^r  ans  IDerf  gelegt. 

IDenn  5iefe  unfere  ZlTutmafung  mirflidj  5em  gefdjic^tlidjen 
Hergänge  entfpridjt,  fo  muf  aller5ings  auf  ^ans  2Hüelidjs 
artiftifdje  ZTlitarbeit  en5giltig  persic^tet  mer5en,  5enn  5iefer  Ireff» 
lidje  ZHeifter  5er  ^einmalerei,  5effen  Sc^pfungen  mir  Ijeute  nodj 
im  Cimelienfaale  5er  f.  Bibliotfjef  bemun5ern,  mar  im  3aljre  \576 
bereits  nic^t  me^r  unter  5en  £eben5en.  Dürfte  man  5agegen 
annehmen,  5er  ^i^ttmelsglobus  märe  früljer  begonnen  mor5en, 
als  5er  (Eröglobus  —  un5  ein  paar  3afjre  2Irbeitsjeit  5arf  man 
fc^on  auf  ein  folc^es  IDerf  redjnen  — ,  fo  fSnnte  5ie  ältere  £es» 


l^H/}^  Die  münd^ener  (Sloben  ptitlipp  2Iptans 

art  aufrecht  erhalten  u>er6en  *),  un6  5U  fc^ämcn  ^atte  fxdj  ipa^r« 
Hc^  6as  2ln6enfen  Wcfcs  porsüslic^en  Zniniaturmalers  nic^t, 
tpenn  öiefem  öie  ^tgurenscidjnungen  öcs  21  pi  an  fc^n  ^immels» 
globus  nodj  5U9ere^net  tpfirben.  Der  Centaur  ^),  ber  Schlangelte 
träger ,  Perfeus  mit  6em  ZTIebufen^aupte  fmb  lebenspoüe  un6 
fein  fK$$ierte  ^iguren,  un5  auc^  6ie  ^arbengebung  fiberrafc^t 
nodi  ^^eute,  naq  meljr  als  6rei^un6ert  3a^ren,  öurc^  i^re  ^rifc^e 
unö  Ceb^aftigfeit  XDenn  nic^t  ZlTfielic^  felbft,  fo  öflrfen  mir 
uns  bodi  fi(^er  einen  tüi^tigen,  mit  öer  (Eigenart  öes  ZHeifters 
DoUauf  per  trauten  Sdiükt  öesfelben  als  2(pians  (flnftlerifc^en 
2tmanuenft5  öenfen®). 

IDir  ge^en  nunmehr  noc^  auf  bte  allfaOftge  Bebeutung 
•beiöer  ©loben  für  6te  (ßefc^i(^te  öer  XDiffenf(^aft  ettpas  nä^er 
ein.  XDas  6ie  ^immelsfugel  anlangt,  fo  franft  fie  ja  eben,  u>ie 
6ies  alle  älteren  2Jpparate  t^un,  an  5em  fte  belaftenben  fünft*« 
lerifdjen  Beimerfe,  öenn  mer  mirflidj  mittelft  öiefer  Hac^bilbung 
5es  ^immelsge«)ölbes  fidj  eine  Kenntnis  öer  Sternbilöer  unS 
einseinen  ^iyfterne  aneignen  wollte,  tpüröe  „por  Bäumen  6en 
XDal5  nidit  fe^en",  6.  Ij.  neben  6en  ft(^  gerpaltfam  in  6en  Doröer* 
grunb  6rängen6en  ZITalereien,  5U  öeren  lDie5erauffin5ung  am 
^irmamente  andj  eine  übermenfdjlic^e  P^antafie  nic^t  ausreicht,  6ie 
(ßeftirne  felbft  nur  fc^a?er  herausfinden*  Ce^tere  nun  ftnö  ^oc^ft 
anmutig  burc^   Heine  unb   gröfere   mef^rftra^lige  (ßebilbe   aus 

*)  Die  2lnPc^ten  über  müelic^s  Steüiing  3U  ben  (ßloben  flnb  geteilt; 
5 c^ melier  tjat  jid?,  tpie  wir  fallen,  rürfl^altslos  für  bie  Überlieferung 
cntfd^ieben,  aber  bte  unlättgft  erfd^ienene,  forgfaltig  gearbeitete  Dtffertation 
von  m.  gimmermann  (j^ans  HTüelic^  unb  ^ersog,  2l(bred?t  V.  von 
Bayern,  IHündjen  (885)  ermät^nt  mit  feiner  Silbe  biefer  frage,  b.  Ij.  beant* 
»ortet  fte  pon  pornl^erein  im  oerneincnben  Sinne.  2lnberer  IHeinung  tt>ar 
n>ieber  ber  ©crjlorbene  f.  Crautmann;  ©gl.  biefes  3aljrbud?  {.  23anb. 
S.  29  ff.  „Pon  inüelic^s  gleid?artigen  UTalereien  nennen  wir  bie  an 
3n>ei  <ßebetbüd?ern  ber  ^ersogin  21  nn a  (^556),  welchen  nod?  mel^rere  folgten, 
unb  jene  3U  ben  großen  ,(5lobufen'  ©on  Kpian  für  bie  bamals  im  ,alten 
Qof  beflnblid?  gcmefene  Bibliotl^ef  ^ersog  Klbrcd?ts  V."  ijöd/ji  tt>aljrfd?ein' 
lid^  trifft  man  ^as  rid?tige  mit  ber  Zlnnaljme,  einer  ber  jal^Ireid^en  Schüler 
inüelic^s  kabe  bie  malerei  ganj  in  be^en  Sinn  unb  (ßeij!  ausgef ül^rt.  2lls 
fold?e  Sd?üler  nennt  Hagler  (Heues  allgemeines  Künjller'£ejifon,  9.  ^anb. 
inänd^en  18^0.  S.  263)  IHen,  geljentmayr,  Krapf  unb  Qunber  aus 
IDallfee.  2ittd^  eines  Soljnes  ^  a  n  s ,  ber  als  Irtaler  tt^ätig  ipar,  ©irb  bort* 
felbji  aebad^t 

^)  (Ll^arafterijiifd?  ijl  es,  ba^  bei  biefem  Sternbilbe  burd?  befonbere 
2luffd?rift  bie  „pars  equina"  pon  ber  ,,P"s  humana*'  3U  unterfd^eiben  für 
nötig  befunben  warb. 

•)  (Ein  Kunftfreunb  iptrb  neben  ben  gemalten  Bilbern  nnb  neben  ben 
fc^on  eingangs  erroäljnten  (Slobusfügen  insbefonbere  auc^  an  ber  Ijübfd^en 
IHeffingäftung  fid?  erfreuen,  meldte  in  ben  UTeribianring  eingelaffen  ip. 
(Segen^anb  berfelben  iß  ber  bie  IDeltfugel  tragenbe  2Itlas. 


von  Sie^mntib  <9nnit)er  ]^/^5 

gidnsenbem  IHetall  öargcftellt  nnb  mit  einer  feinen  Spi^  — 
ä^nlid)  tpie  6ie  5ur  itufljeftuns  öes  Papieres  auf  bas  geidjen* 
brett  beflimntten  Hagel  —  üerfefjen,  fo5af  man  fte  oljne  ZRulje 
^erausnefjmen  unö  anöern  ®rts  tpieöer  einfe^en  fann;  man 
erinnert  ft(^  nodj,  6ag  Kepler  (f.  o.)  gefagt  ^at,  öiefelben  feien 
„leidjt  aus5Ujie^en  tregen  öer  Praeseffion"  ^).  I)ie  Sternbilier, 
tüelc^e  Zlpian  perseic^nete,  fmö  natürlich  nur  6ie  alten  ptolemdi« 
fc^en;  Me  neuen  ©ruppen^  mel^e  Petrus  C^eoöori  aus 
(Emöen  am  Sfib^immel  biföete,  gehören  einer  etipas  fpätern 
(Epodie  an.  Don  wiffenfdjaftlidiem  Sinne  aber  seugt  es,  5af 
überall,  voo  es  möglich  war,  6ie  arabifdjen  Hamen  öer  Sterne 
neben  öen  befannteren  gräfolatinifc^en  angegeben  u>ur5en,  5.  B. 
Has  2tIgol  =  ß  perfei,  ^omal^aut  (eigentlich  fum-el-haut  el 
g^nübi)  =  a  pifds  auftralis*). 

Ungleich  merfmüröiger  als  öer  Himmelsglobus  ift  unter 
6em  u>iffenfc^aftsgefc^iditlic^en  ©eftc^tspunfte,  ipie  fic^  pon  felbft 
Derfte^t,  öeffen  terreftrifc^r  ©enoffe.  UTit  Pergnfigen  fonftatiert 
öer  Befc^auer,  öag  Philipp  2(pians  geograp^tfc^e Sac^fenntnis 
auf  öer  ^ö^e  i^rer  ^cxi  ftanö.  X?ielfa^  ftnö  Cegenöen  mit  ent- 
öecfungsgefdjic^tlidjen  eingaben  an  (Drten  untergebracht,  tpeldje 
öod)  nur  leer  gelaffen  u>eröen  mugten;  öie  befannte  Demarfations« 
linie,  öurc^  u^elc^e  papft  Hleyanöer  V.  öen  €röbaü  in  eine 
fpanifc^e  unö  in  eine  portugieftfc^e  ^älfte  5U  serlegen  im  Sinne 
^atte,  ift  öurc^  örei  Suffolen  angeöeutet  ^).    Ceiöer  jtnö  öie  Polar« 


*)  Die  fogenannte  prä3efflon  bewirft,  bag  ber  Durc^fd/ntttspunft  bes 
Qtmmelsäqnators  unb  oer  (Efliptt!  ntdjt  fejl  am  Qimmel  ftelitn  bleibt, 
fonbem  mit  fonjianter  (ßefc^iptnbigfeit,  unb  3ipar  ge^en  bte  (Drbnung  ber 
§cid?en,  auf  ber  fc^einbaren  Sonnenbal^n  fortfdjreitet.  Daburd?  werben  bie 
ajironomifc^en  Breiten  ber  Sterne  3tpar  nid?t  berül^rt,  bte  £ängen  aber 
»ac^fen  unaufljorüc^,  unb  bas  2(usfeljen  bes  Firmamentes  wirb  allerbings 
nac^  Umflug  einer  längern  Jrij^  in  gewijfem  Sinne  ein^anberes.  Had? 
2lpians  3bee  foflte  alfo  ein  f  ad?mann  von  geit  3U  geit  bie  Ubereinftimmung 
3U>ifc^en  fünjllic^er  nnb  wirflic^er  fj^immclsfugel  burdj  Perfd?icbung  ber 
Sterne  um  ein  paar  3ogenminuten  wiebertjerPcUcn.  Beffer  wäre  es  woljl 
gewefen,  oon  2infang  an  ben  Urfprung  ber  gäl^Iung  burc^  irgcnbweld?e 
Porridjtung  beweglid;  3U  mad^en. 

^)  Pgl.  t{ie3U  2Irmtn  lüittßein,  Über  einige  aus  bem  2Irabtf6en 
entlel^nte  Sternnamen,  gcitfd^rift  für  älattjematif  unb  pf^yP^/  ^iporifd?« 
litterarifd?e  2lbteilung,  29.  3anb.  S.  ^69  ff. 

®)  Irtan  wäljlte,  um  jid?  möglic^jl  an  naturlid?e  Derljältniffe  an3ufc^Iie6en, 
als  Ceilungslinie  jenen  Irteribian,  in  weld?em  (£oIumbus  bie  magnetifd?e 
Deflination  TXuü  gefunben  ^atte,  inbem  man  erftens  glaubte,  ba%  jebe 
3fogone  annäljernb  mit  einem  Irteribiane  3ufammenfaIIen  muffe,  nnb  zweitens, 
ba%  ber  betreffenbe  IDinf el  für  einunbbenfelben  (Drt  unt>eränber(id?  fet.  Beibe 
Porausfefeungen  waren  un3utreff enb ,  unb  fo  trug  bie  päpfHid?e  2lnorbnung 
in  ftc^  fc^on  ben  Keim  ber  Unburdjfüljrbarfeit     Halberes  über  bie  Demar- 

3af}rbitc(}  fdr  mAnc^ener  ^efd}.  II.  ^0 


H6  X)ie  münd^ener  (Sloben  pi)tltpp  Tizians 

gesenbcn  5em  ©nflujfc  öes  Tiltcts  etwas  flarf  erlegen,  fobaf 
man  Me  Canöumriffe  un6  £ofalbe$eic^nunsen  nur  fc^mer  oöer 
gar  nidjt  me^r  $u  erfennen  permag.  Der  (Db  uni  St.  Corens* 
Strom  Ijaben  gan5  ungeheure  Crtd^teröffnungen  erhalten,  tpie 
öenn  überhaupt  5er  geic^ner  2leftuarien  gerne  6a  anbringt,  wo 
folc^e  in  ber  Hatur  nic^t  por^anöen  ftnö.  ^mifc^en  (ßtönlanb 
unö  (ßrofbritannien  befinöet  fi(^  natürlich  5er  fagenfjafte  2trc^tpel 
„^rislant";  tpeldjerauf  feiner  Karte  6es  fec^e^ntenSdfulums  fe^It^). 
J)ie  Konturen  35lön65  unb  ©rönlanös  ftn5  fe^r  gut  5ur  Var-- 
fteOung  gebracht,  nur  erfc^eint  (ßronlanbs  2(c^fe  beträchtlich  aus 
i^rer  n>a^ren  Hic^tung  ^erausgeöre^t.  Die  europäifct^en  Kfiften 
laffen,  wenn  man  pon  Details  abfielt,  u>enig  $u  tpunfcfjen  flbrig ; 
dagegen  fjat  bas  fc^n>ar5e  ZReer  einen  piel  5U  fleinen  ZReribional« 
öurd^meffer,  unö  ganjlic^  perseic^net  ift  6as  fafpifc^.  tEro^  5er 
ungenügenöen  ©rtsbeftimmungen,  melc^  man  aus  jenen  (ßegenöen ' 
^atte,  traf  bagegen  2lpi an  besäglid)  ber  befannten  (Enge  Pon 
^ari^n,  biefer  für  bie  Perfe^rsgeograp^ie  bes  ZlTittelalters  fo 
überaus  n>id}tigen  Canbenge  smif^en  Don  unb  tDoIga,  poO* 
fommen  bas  ridjtige.  —  ilfrifas  Umriffe  pnb  pon  anerfennens» 
tperter  Hic^tigfeit,  bagegen  ift  bie  ^ybrograp^ie  biefes  Kontinentes 
nidjt  piel  beffer,  als  wxv  fte  auf  ben  arabifc^en  unb  penetiani* 
fdjen  (Erbbilbern  früherer  §ext  pnben,  unb  bie  befanntUc^  in  ber 
(Erflnbung  pljantaftifc^er  ^uffyfteme  bas  menfcljenmöglic^ 
leifteten').  Hur  barin  tritt  ein  ^ortfc^ritt  sutage,  ba^  Zliger 
unb  Hil  nic^t  meljr  einem  gemeinfamen  Cßuellfee  entftammen, 
ba^  pielme^r  bie  Quellen  beiber  ^lüffe  burc^  eine  als  IDaffer* 
f(^eibe  bienenbe  fdjmale  (ßebirgsfette,  bie  pon  Süben  nac^  Horben 
ftreidjt,  getrennt  ftnb.  —  2lftens  (Dftfüfte,  fomeit  fie  ba$umal 
über^upt  im  Berei(^e  ber  Sc^iffa^rt  lag,  entfpric^t  gans  gut 
ber  IDirflic^feit;  an  ber  Stelle  ber  Beringsftrafe  erblirfen  ipir 
bie  Ijalb  fagen^afte  ZITeerenge   „2lnian".     2TKt  ber  ^auptinfel 


fationsitnte ,  tpelc^e  2Iptans  bret  Kompaffe  eben  babnrd/  oeranft^anltc^en, 
bag  bereit  Habein  toeftltd;,  öfiltc^  unb  gar  ntd^t  von  ber  mittagslmte  ah" 
weid^en,  ftnbet  man  in  pef  djels  „<ßefc^id?te  bes  Zeitalters  ber  ^ntberfungen* 
(Stuttgart  unb  2lugsburg  ^858   5.  230  ff.). 

»)  Ibid.  5.  10 1.  Das  IDort  „Jfrtslanba"  foü  entpanbcn  fein  aus 
,„f errts  Canb''  =  f  är  (Der.  €tne  fcl{r  grünblic^e,  burd?  tlac^bilbungen 
alter  Karten  unterftüfete  Stubie  über  bcn  Urfprung  ber  erbfunblic^en  IHytl^e 
pon  einem  3nfcI^ompIej  in  beni  nörblic^en  Ceile  l>es  beutfc^en  IHeeres  per* 
banft  man  21.  €.  ©.  Horbensfiölb  {Sinbxen  unb  forfc^ungen,  üeranlaßt 
bnrd?  meine  Helfen  unb^^forfd^ungen  im  Ijoljen  Horben,  £eip3tg  (885.  S.  X  ff.). 
Der  Spestaltitel  ijl:  Über  bie  Keife  ber  (ßebrüber  geno  unb  bte  ältejten 
Karten  über  bm  Horben. 

»)  pefd?eI.Huge,  (ßefd?.  b.  €rb!.  5.  \5\. 


von  Sie^munb  (Süntl^er.  ^^7 

öes  japanifdjen  3nfelretc^cs  wÄ%  Tlpxan  Befdjetö,  was  nidjt 
wvLwbex  nehmen  fann,  6a  We  €liakn  un5  £ei5cn  6es  ^eiligen 
^ranj  Xavct  in  3n$olfta6t  fe^r  ptel  befproc^en  tDorben  waren; 
pon  3^f^  Ijtngcsen  ift  i^m  nichts  befannt,  unö  6er  Don  Hipon 
gegen  Me  Philippinen  ft(^  ^inuberste^nben  3nfel9uirlanöe  tpir6 
irrtflmlic^  arxdi  ,;^ermofa"  etngereifjt.  3"^  nöröltdien  Birma 
befinbet  fic^  ein  (imaginärer)  (ßebirgsfee,  aus  ipel^em  aüe  hinter» 
inöifdjen  IDafferläufe  Ijerporge^en.  Die  ^oUdnbifc^en  Heifeberic^te 
^at  fic^  itpian  offenbar  gut  angefe^en;  bas  bemeift  6ie  Dar- 
fleüung  öes  Sunöa*  unö  ZHoluffen^Zneeres :  Sumatra,  ^ava, 
Sali  (^ier  Pale),  ^lores,  tEimor,  bas  als  grofe  runöe  ^n^d 
aufgefaßte  Heu^^^uinea  ^eben  fic^  gut  unb  5eutli(^  heraus. 

Znit  3^^^  übrigens  ^at  es  eine  etmas  eigentümlidie  Be« 
u>an6tnis.  Das  u>irflic^e  3^^^  f^^^t  6en  Beinamen  „major", 
auf  eröem  ift  aber,  füömeftlic^  oon  erfterm,  no^  ein  „Java  minor" 
por^anöen ;  Me  Entfernung  beider  gleichnamiger  ^viUln  wirb  als 
nid}t  genau  befannt  beseic^net«  Direft  an  bas  Heinere  3^^^ 
fc^lief  t  ftc^  bas  ^vP^t^etifdje  ,,2(uftraUanb^'  an,  welches  öem  fec^> 
sehnten  3Ä^^^wnöert  als  gefiederter  geograp^ifc^r  Bcft^ftanö  galt^). 
IDeitere  2luffc^lüffe  foü,  fo  fagt  eine  f leine  3"f^riftf  Marcus 
Paulus  Venetus  erteilen  f6nnen,  allein  6em  ift  nic^t  fo,  öenn 
Marco  Polo  ift  niemals  in  6ie  Hd^e  öes  jiquators  ober  gar 
über  öenfelben  ^inausgefommen»  3"^  2luftrallan6e  felbft  fü^rt 
ein  tCeil  6en  Hamen  „Bcaii^*  unö  foü  eine  ^unbftelle  pon  (ßolö 
fein;  an  einer  anöern  Stelle  ^eift  es:  „Malcher  regnum,  in 
quo  maxima  copia  auromatum".  Don  6en  Ilamenseinseid)« 
nungen  öes  weiten  €röraumes,  welcher  in  öer  ^eiityit  Polyttefien 
genannt  mirö,  ift  fdjmer  5U  fagen,  ob  fte  eine  reelle  Beöeutung 
beanfpruc^en  öürfen,  fo  5.  B.  pom  2tr(^ipelagus  „De  San  Lazaro". 
(grfennbarer  für  uns  ift  öie  „Restringa  de  ladrones"  (Caöronen 
oöer  inarianen).  3"^  pasififc^en  Sleere  begegnen  mir  öem 
folgenöen  Paffus*) :  „Totus  ille  Oceanus,  quiestinter  Panamaidem 
et  Moluccas  insulas,  nbnnuUis  in  locis  adeo  est  herbifera ,  ut 
navigantes  non  per  maria,  sed  viridissima  prata  vehi  videantur." 


*)  Die  bejle  (Drtentterung  über  bas  IjYpotliettfc^e  Süblanb  ^tw&litt 
IPiefers  ITTonograpttie  über  btcfen  (Segen jlanb  (jnnsbrnrf  1880- 

*)  Seit  bem  „penplus"  hes  (5r teilen  Sfylaj  fpuft  in  ber  (D^eano' 
grapl{te  bte  bur^  bte  Übertretbenben  Sd^ilberungen  bes  (tolumbus  genfit^rte 
inä^r  von  ^en  ^Krautroiefen"  ober  bem  „Sargaffo-IHeere".  Die  nü4^terne 
Prüfung  bes  beutfd?en  Haturforfc^ers  Tinn^e  (3otanifc^es  3at?rbuc^  für 
Sypematif,  pflansengefc^tc^te  unb  pjlansengcograpliie,  \.  23anb.  S.  \9\  ff.) 
tiat  ben  mand/erlei  ausfc^meifenben  €r3ä^Ittn9en  hierüber  bie  (Eljatfad?e 
entgegengejlent,  ba%  lebiglic^  an  einseluen  Stellen  im  IHcere  größere  mengen 
ber  com  benadjbarten  f  erlaube  losgeriffenen  Sargaffumpflanse  jid?  anfammeln. 

10* 


\^S     I^i^  münc^ener  (Sieben  p!}tltpp  2lptans  von  Siegmunb  (Sünif^er. 

Sübamerifas  l{flftenumrif  ift  beffer  ausgefallen  als  auf 
mancher  anbem  gleichseitigen  unö  fpdtern  Havk.  Horbamerifa 
dagegen  erleiöet  am  (ßeftabe  öes  „regnum  Anian",  b.  fj.  in 
2IIasfa  nnb  CoIumHen,  eine  piel  5U  energifc^e  2(usbuc^tung  nadj 
XDeften,  fobaf  alfo  5er  nSrWic^e  Ceil  6es  ftillen  ®$eans  min» 
öeftens  um  We  ^älfte  $u  fc^mal  ausgefallen  ift.  Bemunöerns» 
wert  gut  ift  dagegen  6as  ganse  ZRittelamerifa  meggefommen; 
tnsbefonbere  gilt  bxes  für  öie  2Jntiüen  unö  unter  öiefen  u>ie5erum 
^uptfäc^Iic^  fär  Qaiti«  Sogar  ber  Ilicaragua«5ee  ift  gan5  am 
rii^tigen  pia^e  eingetragen« 

IDir  refapitulieren  5um  Sc^Iuffe  mit  fur$en  IDorten  unfere 
mefentlic^ften  Crgebniffe: 

Die  in  ben  3a^ren  (575  VLXxb  \576  unter  Philipp 
itpians  ©berleitung  ^ergeftellten  ©loben  entfprac^en 
poll  unö  gan5  öen  pon  öer  öa.maligen  IPiffenfc^aft 
5U  ftellenöen  2(nforöerungen.  Haturgemäg  max  in 
öiefer  ^infidjt  öurd^  öie  €röfugel  öie  weitaus 
fc^wierigere  2(ufgabe  geftellt,  unö  geraöe  i^r  ift 
2lpian  porsflglic^  gerecht  gemoröen.  2tn  öer  ^immels* 
fugel  fommt  me^röie  fc^öne  funftlerifc^e  2tusffifjrung 
in  betrad^t;  welche  alleröings  nid)t  öem  bereits  1(573 
perftorbenen  ^ans  Zltüelic^  felbft,  »o^I  aber  einem 
öurc^aus  in  öen  ^uf tapfen  öes  Ce^rers  manöelnöen 
3ünger  öiefes  2iltmeifters  öer  Kleinmalerei  5uge^ 
fc^rieben  weröen  muf* 


♦^ 


€ine  4iläünt|enec  D^ertj^ectatie« 

Don 

HDai:  Ikocb. 

On  einem  5er^  folgenben  Särtöe  6es  ^alivbndis  ^offe  ic^ 
©oet^es  3e5ie^ungen  5U  HTünc^en  unö  XHunc^enern  im 
^ufammen^ange  borfteüen  5U  formen.  Von  einer  ftd}  felbftdnMg 
abI5fen6en  €pifo6e  möchte  ic^  im  fol^enben  fur$  berichten, 

^n  feiner  ,,3talienifc^en  Helfe"  ermähnt  (ßoet^e,  5af 
er  in  ZRündjen  bei  faltem  XDinbe  „vom  tC^urm"  nadi  5em 
von  Hebel  bebecften  tEiroIer  ©ebirge  ausgefc^aut  ^abe.  £5  wat 
nidtfi  5er  Curm  5er  petersfirc^e,  mie  Bunker  in  feinem  per» 
öienftpoüen  Kommentare  5ur  italienifc^en  Heife  (^877)  meinte, 
fonöern  5er  tCurm  5er  ^tanenthdi^ ,  5en  ©oet^e  beftiegen 
^at.  3n  5em  feit  fursem  peroffentIi(^ten  Cagebuc^e  5er  italieni= 
fc^en  Seife  (Schriften  5er  (ßoet^egefellfdjaft  II,  2\;  XDeimarer 
Zlusgabe  Don  (ßoet^es  IDerfen  3.  2tbtt  I,  \55)  berichtet  5er 
Seifen5e  ausführlicher:  ,,2nan  flagt  wk  überall  über  Kälte 
un5  Haffe,  '©n  Hebel,  5er  für  einen  Hegen  gelten  fonnte, 
empfing  mic^  Ijeute  (5en  6.  September  ^786)  frü^  por  ZTlünc^en, 
5en  gansen  Cag  blies  5er  lDin5  fe^r  falt  pom  Cyroler  ©ebirg, 
5er  ^immel  ipar  be5ecft.  3^  P^^S  ^^f  ^^"  tCurm,  pon  5em 
ftdj  5ie  ^räulein  ^erabftür$te  un5  fa^  midj  nadj  5en  Cyroler 
Bergen  um.  Sie  tparen  be5ecft  un5  5er  ganje  ^immel  über« 
sogen.  Hun  f^eint  5ie  Sonne  im  Unterge^n  no<^  an  5en  alten 
Curm  5er  mir  por  5em  ^enfter  fte^t.  £ebe  tpofjl.  Du  bift  mir 
immer  gegenipärtig." 


1^50  ^in^  mdnc^ener  lPerif{ertabe 

(Eri^  Sc^mtöt  Ifat  in  feinen  reichhaltigen  2(nmerfungen 
$u  (ßoet^es  ttagebflc^m  unb  Briefen  aus  Italien  feine  €r» 
ISuterungen  $u  biefer  SteBe  gegeben.  Die  ZITflncftener  tofah 
forf^ung  öagegen  Ifat,  bereits  e^e  (ßoet^es  2(uf5eic^nungen 
befannt  waren,  5ie  nöttge  2tufflärung  bereit  gefteüt^ 

(Es  tpar  (ßoet^es  (ßenDo^n^eit  an  fremden  0rten  tpo 
möglich  fofort  einen  tturm  5U  befteigen,  um  pon  5er  ^5^e  aus 
einen  be^errfc^enfeen  orientierenben  Uberblicf  5U  gcminnen,  u>ie 
er  anberfeits  per  allem  5ie  geologif^e  unb  mineralogtfc^e  Be» 
f^affen^eit  5es  Boöens,  auf  Sem  5ie  ZITenfc^en  öaljinwanöelten, 
fennen  lernen  wollte;  e^e  er  bas  Ceben  un5  ttreiben  5er  ZlTenfdjen 
felbft  $u  beobachten  anfing.  Seine  Befteigung  öes^rauenturmes 
ift  alfo  nic^t;  o5er  5oc^  ni^t  in  erfter  Cinie  aus  <teilnaljme  an 
6em  Sc^icffale  öes  ^räulein  erfolgt,  itnöererfeits  fe^t  6ie  2trt 
un6  IDeife  5er  (Ermahnung  ^rau  Pon  Stein  gegenüber  un* 
$n)eifel^aft  poraus,  5af  5iefe  5ie  traurige  (ßefdjic^te  bereits  fannte, 
$n>ifc^en  i^r  un5  (ßoet^e  alfo  in  IDeimar  fd^on  5ie  Sac^e  5ur 
Sprad^e  gefommen  fein  muf te. 

Befon5ere  Unglfldsfalle  ge^en  au^  in  5er  (ßegenwart  nod; 
5U  grof er  Befrie5igung  $a^Ireic^er  Cefer  un5  Ceferinnen ,  5ie  im 
„Sc^au5ern  5er  ZHenf^^eit  beftes  tEeil"  finden,  rafc^  5urdj  alle 
Blätter.  3"^  porigen  3a^r^un5ert;  5a  5ie  politifdjen  Xteuig- 
feiten  un5  Betra^tungen  in  5en  5eutfdjen  SAiunq^zn  noc^  menig 
Haum  einnahmen,  fpielten  5erartige  Zladjric^ten  noc^  eine  piel 
gröf ere  Holle.  Die  (ßeiftlic^feit  liebte  es,  an  2Juffe^en  erregen5c 
Unglficfsfälle  in  i^ren  Pre5igten  ansufnüpfen.  So  blieb  5e^n 
auc^  5ie  l{un5e,  5af  jtc^  ein  fdjönes  porne^mes  ^räulein  am 
H*  3cmuar  (785  5urc^  einen  Sturs  pom  tEurme  in  Zn  uneben 
5as  tebtn  genommen,  ni^t  auf  5ie  Qauptfta5t  o5er  5as  £an5 
befdjränft,  fon5ern  perbreitete  pc^  rafq  un5  in  allen  möglidjen 
Raffungen  5urd)  gans  Deutfc^lan5.  Selbft  in  5ie  Kerfer  5es 
bo^enafperg  5U  5em  gefangenen  Did)ter  Sd)ubart  5rang  5ie 
Leitung  pon  „5iefem  fc^rSflic^en  Dorfall".  (Einige  3a^re  früher 
Ijätte  Sc^ubart  fic^  pielleic^t  felbft  peranlaft  gefüllt,  5as 
(Ereignis  5ic^terifc^  $u  penperten.  Ztoc^  (783  ^atte  er  eine  in 
in  uneben  i^ren  itbfc^luf  fin5en5e  Kriminalgefdii^te  pon  einem 
„(E5elmann  aus  Bayer lan5"  5U  5er  Homanse  5er  „^luc^ 
5es  t?atermör5ers"  perarbeitet.  IDeltridj  ^at  es  rpa^r= 
fc^einlic^  gemacht,  5af  5ie  5er  Homanse  5U  grun5e  ltegen5e  ©e» 
fc^i^te  für  5ie  (Entfte^ung  pon  Schillers  Hdubern  pon  (Ein» 
fluf  geipefen  ift^  (ßera5e  5U  5er  ^ext,  in  ipeldjer  Sdjubart 
in  ZlTund^en  meilte*,  (773,  ^atte  5ie  Beftrafung  5es  unnatür« 
lid)en  Sohnes   in   ZTIünc^en   ftattgefun5en.      Sdjubart   aber 


von  Xriaj  l^odi.  ^51^ 

ifatU  in  ZtTfin^en  6ie  nähere  Befanntfc^aft  bes  5U  trauriger 
Berflfjmt^eit  gelangten  ^^rauletn  unb  iljrer  ZlTutter  gemalt,  un5 
5ies  veranlagte  i^n  gegen  öiejentgen  Partei  5U  ergreifen,  meiere 
bas  traurige  (Ereignis  litterarifc^  fruchtbar  $u  mad)en  fuc^ten,  im 
(ßlauben,  ftc^  babei  auf  (ßoct^es  Umbi^tung  pon  3erufalems 
Ceibensgefc^ic^te  berufen  5U  fSnnen. 

IHaria  ^ransisfa,  nac^  bem  Hamen  i^rer  ZlTutter 
^anny,  geb.  IDeinbac^,  ^anny  genannt,  war  bie  ältefte 
Coc^ter  b^s  am  \5*  TXiax  (77^  in  jugenblid)em  2Hter  per=^ 
ftorbenen  peter  3<*P^tt*  3"  3ngoIftabt,  wo  i^r  t?ater 
feit  \76^  Uniperfitätsprofeffor  mar,  würbe  fte  \76S  geboren. 
Xiadi  3cfftatts  tCobe  permä^Ite  ftd)  bie  IDititje  in  sweiter  (£^e 
mit  bem  furfürftli^en  ^ofrate  pon  ^eppenftein.  Sc^on  naci^ 
bem  Cobe  i^res  ©atten  mar  fte,  mie  es  fdjeint,  nac^  ZITünd^en 
übergefiebelt.  Tlls  IlTäb^en  mar  fte  im  4^wfe  bes  berühmten 
3o^ann  2tbam  ^rei^errn  Pon  3cfftatt  (geft.  \776)  er» 
sogen  morben.  „3^^  Beifpiel",  fagt  ^d^tatts  älterer  Biograph*, 
„bemeifts,  mas  ber  JUenfä)  unter  feiner  2tnfü^rung  merben 
fonnte.  €r  nannte  fte  nur  feine  ^anni  unb  permanbte  fo  piel 
€r5ie^ungsforgfalt  auf  fte,  ba^  fte  nun  eine  gierbe  i^res  ©e« 
fd)Iedjts  ift."  3^^^  ungemS^nli^e  (ßeiftesbilbung  mürbe  allgemein 
bemunbert;  (E^riftian  Daniel  Sdjubart,  ber  im  ^eppem 
fteinfc^en  ^aufe  piel  perfe^rte,  rühmte  mie  i^ren  Derftanb  fo 
auc^  bas  „^immlifc^e  ^ers"  bes  ,,Iieben,  grofen,  ^oc^geprüften 
IDetbes",  feiner  „f5ftlid)en  ^reunbin".  3^^  Urenfel  eriPIärt,  mie 
ic^  einer  mir  freuitblic^ft  5ur  Derfügung  gefteUten  ZlTitteilung 
entnehmen  barf :  „3c^  na^m  2tnlaf ,  mieber  Ürgrof  mutters  Cefta= 
ment  unb  bie  Briefe  an  i^ren  So^n  5U  lefen,  unb  ba  fann  ic^ 
faum  glauben,  baJ^  fte  eine  fo  falte  unb  ^errifc^e  Perfon  ge:^ 
mefen  fein  foü;  benn  mer  fo  an  feine  Kinber  benft  unb  für  fte 
forgt,  fte  mit  fo  por5ügIi(^en  Ce^ren  ermuntert,  mie  bies  in 
befagten  Briefen  gefdjie^t,  fann  unmöglich  falten  ^ersens  fein. 
Dielme^r  ma^en  bie  Briefe  ben  (Einbrucf ,  ba^  ein  ebles  ZHutter» 
^er5  biefer  ^rau  5U  eigen  mar."  ^^beti^aüs  berechtigt  bas  im 
I)ru(Je  porlicgenbe  ZTTaterial  fo  menig  5U  einem  tabeinbcn  Urteile 
gegen  ^rau  pon^eppenftein,  mie  dwa  bie  (Beftalt  Gilberts  im 
Smeiten  Ceile  Pon  IDert^ers  Ceiben  5U  einem  Dormurfe  gegen 
Keftner  benu^t  merben  bürfte*  Sie  Coc^ter  bagegen  perbanfte 
i^re  litterarifc^e  Bilbung  i^rer  HTutter.  Diefe  fonnte  fpäter 
Sdjubart  baran  erinnern,  mie  er  fdjon  an  bem  fünfjährigen 
Kinbe  (ßenie  unb  ausge5eid)nete  Bilbung  bemunbert  ^abe.  „IHit 
pier$e^n  ^alfven  mar  ^e  bas  ZTlufter  eines  pollfommenen  grauen» 
5immers.     Sie    fpielte  noc^   mit  Kinbern   unb  bisputierte   mit 


1^52  ^tn^  Xnönc^ener  U)ertf{enabe 

P^tlofop^n/'  ^err  Direftor  Caubmann,  öcr  sucrft  wubet 
auf  öen  (ßegenftanö  unb  feine  litterarifc^en  Denfmale  aufmcrf* 
fam  gemacht  Ijat,  eripä^nt,  5aJ  ^anny  pon  3(fftatt  fc^on 
in  iljrem  neunten  3a^re  Me  bfi55e  5U  einem  paterlänbifc^en 
tCrauerfpiele  ,;€u5n>tg  öer  Strenge"  entworfen  Ijabe;  ans 
6em  3aljre  ^783  ftamme  „eine  Ijübfc^e  (Ersd^Iung  ,5er 
le^te  ©raf  pon  Dachau',  aus  5em  folgenden  3a^re  5n>ei 
^Y^"^^  ^^  Petrarca  als  Sänger  5er  Caura  un5  an  5en 
jungen  Sömer  Curtius,  5er  5ur  Hettung  5es  Paterlan6es  \xdi  in 
5en  2tbgrun5  ftürste."  Der  patriotif^en  ain5  ^tftorifc^en  Vxdi^ 
tung  $u  begegnen,  5iirfen  mir  uns  bei  t)er  (ßrofnidjte  5es  ^rei* 
^errn  pon  3^^^**  "i<^*  n>un5ern.  Itirgen5s  mur5e  feit  5em 
(Erfdfeinen  5es  (55^  pon  Berlic^ingen  5te  ^erfteüung  pon 
Dramen  aus  5er  paterlän5ifci^en  (ßefdjidjte  eifriger  betrieben  als 
in  5er  bayrifc^en  Pfal5  un5  in  2tItbaYern.  (Eine  5ufammen= 
^ängen5e  Betrachtung  5iefer  bayrif^en  Dramatif  märe  wolfl  5er 
I^ü^emert^  Die  €r$ä^Iung  „5er  Ie^te(ßraf  pon  Dad^au" 
beseugt  5ie  gleite  Hic^tung  5ur  paterlän5if^en  (ßefc^ic^te  mie 
5as  Drama.  Petrarca  5agegen  mar  \78^  in  Deutf^Ian5  nod? 
$iemlid)  unbefannt.®  IDenn  ßanny  von  ^d^iattilixx  als  Sänger 
5er  Ciebe  feiert,  fo  erfennen  mir  5araus,  5af  fte  eine  eifrige 
Pere^rerin  Klopftocts  mar,  5effen  ®5e  „Petrarca  un5 
Caura"  (^7^8)  $um  erften  2TTaIe  5as  itaüenifclje  Ciebespaar  in 
5en  (ßejtdjtsfreis  5er  5eutf^en  Cefermelt  geführt  ^atte.  3^^^ 
Porliebe  für  Klopftorf  bemeift  $ugleic^,  5af  fte  pon  5er  in 
ltor55eutfc^Ian5  ^errf^en5en  empfin5famen  (fentimentalen)  Stro- 
mung  ergriffen  mar*  ^m  Hamen  Klopftocfs  fanben  fic^ 
überall  5ie  empfinbfamen  Seelen  5ufammen-  IDie  oft  ift  fdjon 
auf  5en  Sdjiuf  Pon  IDert^ers  Brief  pom  \6.  ^nnx  ^ingemiefen 
mor5enI  Uls  Cotte  un5  IDert^er  ftc^  auf  5em  Balle  5uerft 
5ufammengefun5en,  5a  traten  jie  nac^  5em  (ßemitter  ans  ^enfter. 
„(£s  5onnerte  abfeitmärts,  un5  5er  Ijerrlidje  Hegen  fäufelte  auf 
5as  £an5,  un5  5er  erquidfenbfte  IDo^Igeruc^  ftieg  in  aller  ^üUe 
einer  marmen  £uft  5U  uns  auf.  Sie  ftan5  auf  il?rem  (Ellen- 
bogen geftü^t,  un5  i^rBlirf  5urclj5rang  5ie  ©egen5,  fte  fa^  gen 
-^immel  un5  auf  ntic^,  ic^  fa^  i^r  2tuge  t^ränenpoü,  fle  legte 
i^re  ^an5  auf  5ie  meinige  un5  fagte  — Klopftod  1  3^'  perfojif 
in  5em  Strome  pon  (Empfin5ungen,  5en  fte  in  5iefer  £ofung 
über  midj  ausgoß*  ^di  ertrug's  nidjt,  neigte  midj  auf  iljre 
^an5  un5  fügte  ^e  unter  5en  monnepoUeften  Cl^räncn."  IDir 
fe^en  5araus,  mie  5ie  Begeifterung  für  5en  Sänger  5er  göttlidjen 
£i5li  un5  ^anny  —  unter  5iefem  Itamen  perljerrlic^te  ja  Klop= 
ftorf  feine  erfte  ©eliebte  —  auf  junge  ©emüter  mirfte.     gmar 


von  Zltoj  Koc^.  ^53 

gab  es  in  7X1  ün dien  feine  Klopftotfgemetnöe  wk  in  IDien, 
allein  S^ubart  fül?Ite  fic^  gerade  für  Sü66eutf^Ian6  5um 
2JpofteI  Klopftods  berufen;  er  Ifat  and)  in  6er  ^amilie  ^eppen» 
ftein  fein  poetifd)es  (Eoangelium  gepreMgt. 

3^  3al?re  \78^  permeilte  ^anny  t?on  3dftatt  5U  längerem 
Befuc^e  bei  i^rer  (Broftante  in  jngolftaöt.  Da  tarn  fie,  .fo  ersä^lt 
i^re  ZHutter  in  einem  Briefe  pom  2^.  2tpril  ^785,  in  5ie  l{on5erte 
pom  Statthalter  (ßraf  Pappen^eim,  fc^Iug  Klapier  unö  fang 
meiflerlic^.  Sie  lernte  in  5er  (Befellfc^aft  einen  jungen,  artigen 
Ceutnant  fennen,  5er  il?r  affompagnierte;  „unö  nun  mar  fcfy>n 
iljre  erfte  Ciebe  fifiert."  Bei6e  Seelen  fanöen  unter  fic^  ^armonif^e 
(ßleic^ftimnmng;  fie  fdjmuren  einander  emige  Ciebe.  2JIs  ^rau» 
lein  pon  3cfftatt  nac^  IHündjen  5urü(ffeljrte,  ging  aud^  ^t^an$ 
pon  t?incenti;  Ceutnant  im  Regiment  Deuxponts,  auf 
Urlaub  nac^  ZlTün^en*  Die  £ieben5en  trafen  jt4  tägli^  in 
6er  ^rauenfirc^e.  Die  Kirche  5U  einem  perliebten  Steil6id^ein 
$u  benu^eU;  ift  alfo  nic^t  nur  6as  Porredjt  italienifc^er  un6 
fpanifc^er  Icopellen ;  6as  gleiche  ereignet  fic^  ab  un6  5U  auc^  „im 
fälteren  Deutfc^lan6".  2Juc^  in  6er  Q)per,  un6  noc^  am  9. 3^"ttar 
auf  einer  Se6oute,  famen  6ie  £ieben6en,  5mifc^en  6enen  ein 
eifriger  Brief mec^fel  ftattfan6,  5ufammen.  ^reilidj  gab  es  xn- 
folge6effen  mandje  (Ermahnung  5U  ^aufe,  6ie  6as  ,,aufbraufen6e 
inä6c^en,  6eren  Seele  5U  ftol$  mar,  nur  einen  2trgmo^n  5U 
6ul6en,  belei6igte".  Die  IHutter  erftaunte  über  i^ren  perän6er» 
li^en  ^umor.  „(Ein  ^erslidjes  (Belädjtcr  mec^felte  fte  mandjmal 
mit  einem  fc^auerpollen,  faft  un^armonifc^en  2t6agio  auf  6em 
Klapier  6a^er  —  un6  p^antafierte  ftc^  mie6er  bis  5um  feurigften 
2tllegro.  (Dft  fieFs  mir  auf,  mie  gan5  ZTTeifterin  fte  6ie  Cöne 
—  faft  neu  gefun6ene  Cöne  6a^er  säuberte  —  aber  ic^  mar  5U 
gut  um  3U  6enfen,  6af  iljre  Seele  pielleic^t  eben  fo  perfc^ie6en 
p^antafierte".  €^e  fte  ant  ^reitag  6en  \^.  3^""^*^  ^^^  ^^^^ 
perlief,  arbeitete  fie  noc^  an  einem  2nasfenflei6e  5ur  Sonntags» 
re6oute;  fte  mollte,  mie  gemo^nlic^,  mit  Ceutnant  pon  Pin» 
centi  in  6er  ^rauenfirdje  5ufammcntreffen;  als  6iefer  ausblieb, 
beftieg  fte,  pom  ZlTesner  geführt,  mit  iljrem  Stubenmä6d}en  6en 
Curm,  „um  6as  (ßemimmel  Pon  ZTTenfc^en  5U  fe^en,  6ie  eben 
am  Sc^rannentag  un6  5ur  ZHefseit  beifammen  mären".  Der 
Qiftorifer  Corens  IDeftenrie6er  bemerft  nac^  Caubmanns 
ZHitteilung  in  feinen  Tagebüchern  5um  \^.  j^^^ar:  „Itac^» 
mittag  ein  menig  por  Ijalb  6rei  Uijt  ftürste  Kl.  ^ransisfa 
^reiin  Pon  3^^^**/  ^I^  U  3^^^/  ^^"  ^^^  ^rauent^urm 
melc^er  nor6märts  fte^t,  5U  ^ödjft,  tpo  6er  C^ürmer  mo^nt, 
^erab.    2tllen  nadjridjten  5ufolge  ^at  fte  6ies  aus  eigenem  €nt- 


^5^  <2ine  mflnd^ener  Wttitiexxabe 

f^Iuf  ietfyxnJ*  IMefer  leiteten  Be^auptunj  sesenflber  Ift  je5en= 
falls  $u  bcmerfen,  6af  es  6em  Stiefpatcr  ^yannys  nic^t  nur 
gelang  „(ßegenseugfc^aften''  aufsuftellen,  fonbem  mit  biefcn  audj 
an  entf(^ei6en5cr  Stelle,  beim  i/^reYftnger  Bifd)of",  (ßlauben  $u 
flnöem  IDeftenrieber  ermähnt  auc^  6ie  in  5er  StaM  per= 
breitete  (grsä^Iung;  6af  man  ^anny  bmii  5ie  Drohung,  pe 
nac^  einem  ICIofter  $u  f^icfen,  5um  äuferflen  getrieben  ^be. 
Kein  3n>eifel,  6af  öas  ©erüc^l;  pon  5er  C^alfac^e  5es  Sturses 
ausgeljenö,  fofort  au^  (ßrün6e  für  We  C^al  ansugeben  wufte. 
Die  (Erflärungen  5er  ^amilie  lauten  aber  in  5iefem  Punfte  5oc^ 
5U  beftimmt  u>i5erfprec^en5 ,  als  5af  wir  eine  folc^e  Drohung 
für  mirflic^  erfolgt  annehmen  5ürften.  Pon  5en  Ittterarifc^en 
Bearbeitern  tpur5e  freili^  gera5e  5ies  (ßerfld^t  mit  befon5erem 
(Eifer  aufgegriffen.  3m  Kampfe  gegen  5en  Klofterswang  u>aren 
2tufflärer  un5  ©riginalgenies  einig,  Biefter  un5  (ße5ife 
buchten  forgfam  alle  i^nen  5ugetragenen  (ßefc^idjten,  meiere  Pon 
5en  Übeln  5es  Klofterlebens  ersäljiten.  €in  ZHitglieb  5es  (Bot- 
tinger  tjains  fc^rieb  5en  t^ränenrei^en  un5  überall  C^ränen 
ipedPen5en  Homan  „SiegtPart.  (Eine  Kloftergefc^ic^te".  Das 
5eutfc^e  ZlTufeum  peröffentli^te  Spricfmanns  ten5en5iöfe  (Erjälj^ 
lung  „Das  Strumpfban5,  eine  Ktoftergefc^ic^te".  Das  in 
ZHünd^en  entftan5ene,  ja  auc^  Pon  U)eftenrie5er  ertpä^ntc 
(Berückt  genügte,  um  ^anny  als  ®pfer  5es  lüoftersmanges  5U 
bejammern.  So  5eflamierte  IDil^elm  £u5n>ig  IDefl^erlin 
in  feiner  5«i*ung  „Das  graue  Ungeljeuer"  (III.  Ban5,  9.  Hop.)  : 
„2trme  ZHutterl  ^at  fic^  5ein  Temperament  fo  gans  un5  gar 
geän5ert?  €rinnerft  5u  5ic^  nimmer  5es  (ßefü^ls,  5a  5u  \7  3al^re 
alt  warft?  u>ie:  (ßeljorfam  o5er  ins  Klofterl  iTTan  muf  fürs 
Klofter  gebo^ren  fein:  Dies  ift  eine  eben  fo  ^eilige  IDaljr^eit 
als  jene  ift,  5af  man  für  einen  IHann  geboren  fein  muf. 
Hi^t  je5em  inä5c^en  ifts  gegeben,  einen  Kopf  5U  ^aben  un5 
ni^t  5U  5enfen,  2tugen  un5  nidjt  5U  fe^en,  ein  Crommelfell  por 
5en  (Dljren,  um  5as  ewige  (ßefeife  5er  (Dberin  nid^t  5U  empfin5en, 
^än5e  5ie  ni^ts  als  ^ü^ner  füttern,  Kropf  gen  baden,  priefter» 
frdgc^en  fteppen  un5  ^ödjftens  Znefgetpan5e  ftiden  fönnen,  eine 
^aut,  welche  we5er  Cili$  noc^  (ßeifel  fü^lt  .  .  .  ITIisfannteft  5u, 
5ag  fte  eine  Drol^ung  mit  5em  Klofter  aufs  ituferfte  bringen 
müf  te.  3^?^  Znütter  alle,  nehmet  ein  (Eyempel  l  Caffet  euc^  5urdj 
5as  ITTufter  5iefer  fdjrörfli^en  Begebenljeit  pon  eurer  ©raufam« 
feit  un5  ^errfc^aft  gegen  eure  Cödjtern  feilen.  IHöge  5er 
bluttriefen5e  Sdiatkn  5es  ^räuleins  3***  ^^^  erfc^einen  un5 
fein  Bil5  $urücflaffen  1  ZHöget  i^r  5ie  Schlangen  stfdjen  ^ören, 
weldje  5as  ^er5  i^rer  Zltutter  nagen  1" 


von  inaj  "Kodi.  \Q5 

Diefe  Parteinahme  für  6ie  ftürmifc^e,  letöenfc^aftlic^e  3ugen6 
gegen  5ie  alte  ,5uc^t  entfpric^t  gans  6em  (ßeifte  6er  Sturm»  unö 
I)rangperio6e.  So  ^atte  Sd^ubart  felbft  in  feiner  öeutfc^en 
C^ronif,  in  5er  er  gegen  5en  Kloftergeift  fyftematifc^  Krieg  führte, 
gefproc^en»  Seine  ^reun6fdjaft  für  Me  IHutter  aber  lief  i^n  5en 
menfc^Iic^en  ^n^etkn,  bie  mit  bem  XDurme  ^annys  Cetebe  be» 
frieden,  ^eftig  jürnen.  Der  ^Jamilie  muf te  bie  2trt  unb  U)eife, 
in  meldjer  man  über  bas  traurige  (Ereignis  fc^rieb  unb  ber  ^ärte 
ber  ZlTutter  alles  $ur  £aft  legte,  ^öc^ft  unangeneljm  fein.  IDas 
^alf  es,  ba^  ber  Bifc^of  pon  jjreiftng  ^räulein  von  3dftatts 
Cob  für  einen  unglüdflic^en  §ufaU  erfiärt  ^atte  unb  i^re  3e^ 
erbigung  am  Sabatorfrieb^ofe,  am  \7. 3^"^^^^  in  einer  im  gansen 
sufriebenftellenben  IDeife  erfolgt  war,  w^nn  fo  plele  ^ebern  biefen 
unglüdlidjen  ^xx^aü  als  freie  C^at  tabelten  ober  lobenb  entfc^ul» 
bigten?  Die  in  ZHün^en  unert)5rte  ©efc^ic^te  ^ielt  2tbel  unb 
3ürgerfc^aft  in  Ztufregung,  noie  uns  ber  pon  Karl  Cr  autmann 
Suerft  ans  Cic^t  gesogene  amllidje  Eintrag  bes  Pfarrers  belehrt  \ 
Der  Pfarrer  felbft  fonnte  ftdj  feine  fefte  Jtnficijt  bilben  unb 
ö)ünf(^te,  ba^  bie  Büdjer  b^s  Znäbdjens  unterfudjt  mürben,  jene 
heutigen  Sc^riftfteüer,  bie  Selbftmorb  unb  Ciebelei  lehren.  ZlTit 
(Entrüftung  gebenft  ber  Pfarrljerr  ber  Pamphlete,  mel^e  bei  €r» 
$äljlung  ber  (ßefc^idjte  2JnHagen  gegen  bie  IlTutter  bes  IlTäb^ens 
porbringen.  IDenn  (ßo etiles  Didjtung  mit  ben  befannten 
IDorten  fdjiieft:  „^anbmerfer  trugen  iljn.  Kein  (ßeiftlidjer  Ifat 
i^n  begleitet",  fo  barf  man  bagegen  ^erpor^eben,  ba^  bie  pon 
Sc^ubart  unb  auc^  ben  Jtufflärern  fonft  fo  Ijart  angegriffene 
bayrifc^e  (ßeiftlic^feit  ftd?  in  biefer  ZHünd^ener  IDertl^eriabe 
burdjaus  mit  toleranter  ZlTilbe  betragen  ^at.  2tuf  biefen  ©egen» 
fa^  5U  IDert^ers  Begräbnis  ^at  fdjon  Heffelrobe  aufmerf« 
fam  gemacht,  ber  ^annys  (ßefc^ic^te  fonft  möglidjft  ber  IDert^ers 
an5unä^ern  beftrebt  mar.  „Der  Bifdjof  befahl,  ba^  man  fie 
nac^  (gebrauch  ber  Kirdje  beerbigen  unb  iljr  bas  Cotenamt  galten 
foüe.  Das  gefdja^,  unb  nic^t  tpie  IDertljer  iparb  fie  in  ber 
Stiüe  o^ne  Begleitung  eingegraben,  fonbern  mit  allen  gen>ö^n= 
li^en  (ßebräu^en  ber  Kirdje  5ur  (Erbe  gebradjt.  2Ttan  mar  über* 
jeugt,  ba^  nur  bie  Kranf^eit  bes  (ßemüt^cs  bas  arme  IHäbdjen 
$u  einem  fo  auf erorbentlidjen  (Entfdjiuf  bur^  Beraubung  ber 
Sinnen  gebracht  Ijatte".  ^reili^  mar  ber  IDille  5ur  tC^at  ^ier 
nic^t  fo  unsmeifel^aft  mie  bei  '^^tn^aUm-Wcrtliex  crmicfen.  Die 
Klage  bes  Pfarrers  über  bie  mobernen  pijilofop^eme,  nadf  btnen 
falfdje  (Ersie^ungsgrunbfä^c  blül?en,  bietEljeaterftürfe  unb  fdjäblidjen 
Büdjer  enbet  aus  in  ber  Selbftbefdjeibung,  bas  Urteil  ftelje  ©ott 
anljeim.    IDie  anbers  lauten  bie  Kraftfprüc^e,   meldje  IDert^ers 


\56  ^tn^  mtönc^ner  IPerttieriabe 

Cetöen  6em  eifrigen  ^auptpaftor  in  Hamburg;  2rtelc^tor(ßoe$e, 
entlodten.  2tuf  5te  P^ilofopljie  fc^mä^te  aud^  6er  am  ^oljenafperg 
5ur  ^rSmmigfeit  ^ingequdlte  Sc^ubart  „Hi^t  aus  6em  eis* 
falten  Besirfe  6er  P^tlofopljie",  fc^rieb  er  ^  an  ^rau  pon  fiep^ptn- 
ftein ,  y  Idolen  Sie  gefrornen  Croft  für  3^t  tief  per  n>un6ete5  ^ers;  — 
in  6em  allerleuc^teten,  an6urd^rpärmten  ©ebiete  6er  (C^riftus^ 
Heligion,  ift  allein  tpa^rer  tEroft  für  Sie.  ,Deine  ^anny  ift  bei 
mir',  lifpelt  3^nen  6er  (ßeift  j^f^  5^/  ^foüp  Pe  bei  mir  ipie6er 
fin6en'.  Choren  mögen  jte  alfo  per6ammen,  Pfaffen  fopffc^ütteIn6 
an  iljrem  (ßrabe  porbeige^en,  früppel^afte  Jtutoren  mögen  auf 
Stelsen  um  i^ren  Cö6es^fi9el  ^infen;  —  ^anny  ift  bei  (ßott, 
fc^aut  Ijoc^  ^erab  pom  Sonnent^rone  un6  belächelt  6ie  Harren 
im  €r6ftaube.  Dort  fin6en  wxx  jte  u>ie6er,  liebe  (Bnä6ige,  auf 
emig  u>ie6er;  un6  fc^ämen  uns  6er  langen,  fengen6en  tE^rdnen, 
im  €r6t^ale  um  fie  geu)eint'^ 

2tUein  in  6iefem  „€r6t^ale"  faxten  6ie  früppel^aften  2tutoren 
6ie  (Bcf^ic^te  in  i^rer  IDeife  auf  un6  bereiteten  6amit  ^rau  Pon 
^eppenftein  piel  Ürger.  IDef Berlin,  6er  feinen  2tnf lagen 
gegen  6ie  fü^Uofe  ZHutter  6as  fe^r  profaif^  (ße6i^t  eines  2tno* 
nymus:  „ttänie  über  6en  tragifc^en  Co6  6es  graulen 
pon  3t"  ^^tte  folgen  laffen,  na^m  in  Zlr.  \2  feiner  geitung 
6ie  (Erflärung  6er  ^Jrau  Pon  ^eppenftein  bereitwillig  auf  un6 
be6auerle,  6a5  ^er5  einer  gef rauften  2Tlutter  belei6igt  5U  ^aben; 
er  lief  aber  6iefer  Hidjtigfteüung  fofort  eine  (ßefc^i^te  folgen, 
meldje  ftc^  fdjarf  gegen  6ie  ZTlütter  n>en6et,  6ie  für  i^re  ttöc^ter 
reiche  Znänner  fuc^en,  un6  ^annys  ZlTutter  ^atte  erflärt,  man 
„fonnte  ja  6as  2Ttä6cIjen  feinen  Cieutenant  mit  6er  menigen  (ßage 
betraten  laffen".  3^^-  (Seorg  Prän6el5  (ße6ic^t  über  ^annys 
tragifd^es  (En6e,  auf  6as  Caubmann  ^ingemiefen  ^at,  ift  nxdit 
piel  be6euten6er  als  6ie  Hdnie  im  „Ungeheuer".  Dagegen  liefern 
6ie  2trbeiten  5U)eier  IHünc^ener  Sc^riftfteller^^  beadjtenswerte 
Beiträge  5ur  fi)ert^erlitteratur*    . 

^anny  6ie  6en  ^*^"  IDintermonat  1(785.  in  ZtTünc^en  Pom 
^rauent^urm  ftürste.  (Ein  Craumgefic^t.  Pon  2tnton  Baum- 
gart n  er,  2Ju6itor  6es  Kurfürftl.  Ceib^Hegiments.  (Dignette:  ein 
2tmor  mit  perbun6enen  2tugcn,  in  6er  redjten  ^an6  6en  ge^ 
5Ücften  Dolc^,  in  6er  linfen  6ie  lo6ern6e  ^adcl)  ZlTündjen  \7S5. 
bei  3ol?ann  Baptift  Strobl.  (70  S.  S'^yK  —  Das  g;itelbil6  fteüt 
6ie  .frauenfir^e  6ar;  eine  weibliche,  gan5  ftein  eingeseic^nete 
^igur  ftürst  ^erab,  un6  Punfte  besei^nen  6ie  ^aülinie  pom  Curm 
auf  6as  l{ir^en6adj,  pon  6a  auf  6as  Pfarrljaus. 

Die  £ei6en  6er  jungen  ^anni.  (Eine  (ßefc^ic^te  unferer 
Reiten  in  Briefen  pon  ^.  ©.  Pon  Heffelro6e.    (Vignette:  unter 


von  ITTaj  Koc^.  H57 

Bäumen  ein  0belisf  mit  befrän5tem  itfc^enfruge,  an  6em  ein 
trauernber  3ö"9li"9  Ulint  3m  ^intersrunöe  5ie  ^rauenfirdje. 
Habermann,  del.  Rein,  sc.)  Jtugsburg,  bey  Conraö  ^einrid^ 
Stage  ^785.  (80  S.  8<*). 

2tnton  Baumgartnet;  6er  ^c^  ^785  als  Hegtments» 
au5itor  unter5et^nete ,  mar  ^o^ft  ma^rfc^einlic^  in  3"SoIf^^^t, 
wo  er  \789  als  Cisentiat  6er  He(^te  am  €n6e  feines  juriftifc^en 
Kurfus  ftd)  auffielt,  mit  ^räulein  pon  3<Jft^tt  befannt  semorfeen. 
Die  fgL  ^»  un5  Staatsbibüot^ef  in  ZlTünc^en  beft^t  pon  i^m 
Sa^Irei^e  iPerfe;  ob  er  mit  5em  fpäteren  PoliseiMreftor  unter 
Konig  ZlTai  I.  eine  unö  Mefelbe  Perfönlic^feit  ift,  läft  fidj  nadj 
^errn  Profeffor  pon  Kein^ar5ft5ttners  Unterfuc^ung  nidjt 
mit  poUer  Bcftimmt^eit  behaupten  (pgl.  ZHaillinger,  3iI6er= 
c^ronif  6er  Sta6t  ITlün^en  \876).  Der  Kurfürftli^e  Kämmerer 
un6  0beramtmann  (ßraf  pon  lleffeIro6ci  n>ir6  pon  6en 
_^amilien  ^eppenftein  un6  t?incenti  mit  auffälliger  (Bering» 
fdjä^ung  be^an6elt*  <£s  wixb  il^m  Porgeu>orfen,  6af  er  nur  6es 
(0eI6es  megen  Bücher  fc^reibe,  unb  meil  feine  bisherigen  itrbeiten 
erfolglos  geblieben,  nun  nac^  einem  (ßeminne  ftrebe,  in6em  er  eine 
peinliche  ^amiliengefc^i^te  in  unanftän6iger  IDeife  por  6ie  (Dffent= 
Iid)feit  5erre.  lDä^ren6  Baumgartners  IHadjnjerf  pon  6er 
^amilie  gar  nid)t  ermähnt  u?ir6,  lägt  fte  jid)  mit  ©raf  Heffel* 
ro6e  in  einen  litterarifdjen  un6  geri^tli^en  Kampf  ein.  ^reilidj 
fin6  bei6e  Sdjriften  aud^  fe^r  perfc^ie6en*  Baumgartners 
moralifc^e  Salba6erei  erinnert  an  6ie  pielen  Sdjriften,  welche 
(Boet^es  Sichtung  5um  Ceyte  i^rer  langweiligen  Pre6igten  na^» 
men;  ZteffeIro6es  VHadjvoevt  fudjt  ein  (ßegenftücf  5U  IDert^ers 
£ei6en  in  ttitel,  ^form  un6  3n^<jW  5U  liefern.  Baumgartners 
Craumgejtc^t  ^at  6ie  meifte  Ü^nlid^feit  mit  6er  Sdjrift  „6es  jungen 
IDert^ers  guruf  aus  6er  (Emigfeit  an  6ie  nodj  Ieben6e  ZlTenfc^en 
auf  6er  €r6e",  pon  6er  mir  ein  Karlsruher  Drucf  Pon  ^775 
porliegt.  Die  C^atfac^e  n>ir6  in  einem  Porberic^te  Pon  \  3  feilen 
ab^ti^arif  in  6em  es  ^eift:  „Sie  wax  fdjSn»  un6  ipo^lgebaut, 
^atte  eine  gewiffe  (Entfd^Ioffenljeit  in  i^rer  ITliene,  äuferte  piele 
^ä^igfeiten  un6  piele  ittunterfeit  im  gefellf^aftlidjen  Ceben". 
Das  Craumgefidjt  felbft  beginnt  mit  einer  u)ortreic^en  Klage 
über  6a5  (Ereignis,  6as  Ijun6erttaufen6  jungen  in  Bewegung 
gefegt.  „Bei  allen  6ergleidjen  öffentlichen  un6  auffallen6en  Be:» 
geben^eiten,  6ie  6as  ganse  Dolf  erfc^üttern"  gelte  es,  6en  2Ttit-- 
bürgern  6en  wahren  (ßejtdjtspunft  5U  seigen  un6  nü^Iic^e  ZHei» 
nungen  6araus  5U  5ie^en.  ^\x  6iefer  Jtufgabe  muf  Baumgartner 
pdj  wirflic^  gans  befon6ers  berufen  gefüllt  Ijaben,  6enn  faft 
je6es  in  Bayern  ftattfin6en6e  (Ereignis  ^at  er  in  Profa  noie  in 


](58  <Stne  IRünc^ener  IPectf^rta^e 

Derfen  feöergeioanM  begleitet.  €s  ift  f^aöe,  meint  er,  5af  5ie 
tote  ^anny  ni^t  felbft  i^re  ZHeinung  un5  nunmehrige  (Er:» 
fa^rung  Aber  i^ren  Co5  uns  mitteilen  fSnne*  (Er  ge^t  auf  5en 
Kirc^fy)f  unb  Idf  t  i^ren  (Seift  erfc^einen.  Der  ^5^eren  Citteratur 
ge^rt  unfer  Hegimentsaubiteur  nid^t^  an,  aberßoungs  XiadfU 
geöanfen,  feit  lange  in  (Eberts  Überfe^ung  porliegenb;  waren 
iljm  befannt.  <Db  ^anny  freiwillig  o6er  öurc^  ^wfall  5en  Co5 
gefunden,  läft  5er  erfc^einen6e  ©eift  ^annys  in  Zweifel;  er 
u>en5et  fic^  preWgenfe  gegen  6iejenigen,  meiere  i^ren  Co5  als 
einen  aus  Ciebesgram  gefudjten  preifen.  Die  ^rage,  inwieweit 
6er  Selbftmorö  berechtigt  fei,  bildete  feit  6em  (Erfc^einen  6er 
Nouvelle  H^loise  ein  Cieblingst^ema  6es  ac^tse^nten  3^1?*^* 
I}un6ert5.  Die  t^eologifdje  ^afultät  $u  (ßöttingen  ftellte  es  als 
Preisaufgabe,  un6  faft  alle  6eutf^en  geitfc^riften  ftritten  für  un6 
wi6er.  IPert^ers  £ei6en  wur6en,  fo  albern  6ie  ituffaffung  auc^ 
war,  meift  pon  6iefem  5tan6punfte  aus  betradjtet.  <ßan5  im 
(Einf lange  mit  feinen  geitgenoffen  lägt  Baumgartner  6enn 
auc^  ^annys  Schatten  mit  6en  gewölinlidjen  (ßemeinplä^en 
6arüber  pre6igen.  (D^ne  6en  IDert^er  aus6rücflic^  5u  nennen,  b^- 
Seic^net  fte  „empfin6eln6e  Homane"  un6  S^aufpiele  als  Quelle 
6er  t?erirrung.  „Die  gutmüt^igen  Cefer  un6  Ceferinen,  ^n^diamt 
un6  Sufc^auerinen  perbrennen  fic^  i^re  (Einbil6ung5fraft  un6 
glauben,  6ie  auf eror6entli^en  Dinge,  6ie  fie  gefe^en  un6  gelefen 
Ijaben,  wären  im  gemeinfcfyiftlidjen  Ceben  ebenfo  anwen6bar. 
ITIit  6emienigen,  was  fie  umgibt,  ni^t  me^r  5ufrie6en,  fc^affen 
6ie  3fl«sK"9^  fi<^  36eale  Pon  inä6djen,  un6  6tefe  Pon  3ung* 
lingen,  wie  fte  fc^werli^  fie  fin6en  wer6en;  un6  wenns  6ann 
nic^t  fo  hinauswill,  wie  fie  ftdjs  porgeftellt  ^aben,  fo  ^aben  jte 
ja  pon  6en  ^el6en  6er  Bü^ne"  —  IDert^ers  £ei6en  fin6  in 
Deutfc^lan6  un6  ^ranfreicfe  öfters  6ramatiftert  wor6en  —  „un6 
i^rer  Homane  gelernt,  wie  man  mit  piftolen  umgeben  muffe, 
un6  was  (ßift  un6  Dolc^  in  6er  auf erften  Derlegenljeit  für  ^err» 
lidje  Stufen  fm6". 

Baumgartner  läft  feinen  (Beift  gans  richtig  bemerfen, 
anftatt  über  6ie  0pfer  6es  falfdjen  (Ehrbegriffes  un6  6er  Hot  5U 
lamentieren,  folle  man  an  eine  Befestigung  6er  Urfac^en  6enfen, 
Seiner  tCen6en5  nadf  ift  aber  bas  Craumgefic^t  oljne  weiteres  6en 
gegen  IDert^er  erf^ienenen  Schriften  einsurei^en,  Baumgartner 
Seigt,  6af  (ßoetljes  Di^tung,  6ie  bei  i^rem  erften^erportreten 
in  £eip5ig  un6  Kopenhagen  als  unfittlidj  perboten  wor6en  war, 
au^  elf  ^aifu  fpäter  noc^  nidjt  auf  I?erftän6nis  in  weiteren 
Kreifen  redjnen  fonnte.  2tn6erfeits  beweift  neffelro6cs  ZTIad)* 
werf,    6af  auc^  elf  ^alivz  nac^  6em  (Erf<^einen  pon  IDert^s 


von  ZRaj  üodi.  ^59 

Cetöen  6er  (Etnörutf  nodj  ein  fo  ftarfer  war,  öaf  jeöe  ttac^» 
a^mung  öes  Zneifteriperfes,  mochte  fie  noc^  fo  ftfimper^aft  unö 
niarftf^reterifc^  fein,  auf  eifrige  Cefer  un6  Käufer  redjnen  fonnte. 
Daf  5er  plumpe  Zlac^a^mer  5abei  noc^  auf  5en  moralifc^en  Dor« 
5U9  feines  Bud^es  (ßoett^e  gegenfiber  pocijen  mo^te,  5eigt  freilid^ 
5ur  genüge,  meffen  (ßeiftesfinb  er  mar.  Zleffelrobe  Ijatte  be» 
retts  1178^  in  feinem  einaftigen  ZITelobrama**  „Dirimel  unb 
Caura"  (münden,  bei  3o^*  Baplift  Strobl)  einen  erften  Schritt 
auf  6em  ©ebiete  5er  IDertljerWdjtung  perfuc^t  Diefes  überaus 
fentimentale  Drama  in  profa  —  ic^  folge  ^ier  6er  freunWic^en 
JTTitteilung  pon  Sein^aröftöttners  —  be^an6elt  eine  ma^re 
(Sefc^ic^te.  ^wex  Ciebenöc  muffen  fid)  trennen.  €r  (Dirimel)  ftirbt 
aus  (ßram.  Das  ßanit  foü  seigen,  ,;ipie  gefaljrlid^  6ie  tiebe" 
a>ir5,  menn  fie  5U  feljr  mä^tig  u?ir6."  „Die  Ceiben  5er  jungen 
^nni"  fteüen  ftc^  als  pöüigcs  (ßegenflücf  5en  „£ei5en  5es  jungen 
u)ert^rs"  gegenüber.  „Vflan  IfaV,  beginnt  5as  Bü^Iein,  ;,5ie 
®efd)ic^te  5er  unglücflid^en  ^anni  merfipür5ig  genug  gefun5en, 
lim  jte  als  5en  Pen5ant  5er  £ei5en  5es  jungen  IPert^ers  ju 
fdjiI5ern".  (Eine  ^eI5in  an  Stelle  5e5  3fl"Sttngs  5U  fe^n, 
mar  fdjon  \775  pon  2tuguft  Cornelius  Stocfmann,  „5ie 
£ei5en  5er  jungen  ä)ert^erin",  unternommen  morben, 
mie  noc^  \797  30^.  (ßottfrie5  ^oc^e  „5es  2tmtmanns 
Cod]ter  pon  £ü5e,  eine  IDertljeria5e",  angeblich  auf  grun5 
einer  mirf liefen  Begebenheit,  peröffentli^te.  €ine  5ramatifd)e 
Paro5ie  5es  (ßoett^efc^n  IDerfes  „Werther  ou  les  £garements 
d*un  coeur  sensible",  5ie  ^8\7  in  Paris  grofe  2tn5ie^ungs- 
fraft  ausübte,  perlegte  5en  Sdjaupla^  in  ein  Dorf  nalje  bei 
Znünc^en.  ^ 

neffelro5e  midj  pon  feinem  unerrei^baren  Dorbilöe  fluger 
IDeife  fo  meit  ab,  5af  er  einen  mirfli^en  Briefmec^fel  5mifdjen 
^ran$  un5  ^anny  gab,  5ie  Kü^nljeit  un5  S^mierigfeil  5es 
grof  en  IDert^erf^en  ZHonologes  permei5en5.  Der  £ieb^aber  ift 
es,  5er  in  5iefem  Brief mec^fel  ftets  jur  Hläfigung  rät;  5as 
inä5c^en  erfeljnt  5ie  €^e  un5  ängftigt  ftdj  ob  5er  Drohungen 
5er  ITlutter,  entme5er  einen  bejahrten,  falten  ZITann  heiraten  $u 
muffen  o5er  ins  Klofter  gefperrt  5U  mer5en.  Die  (Einfdjadjtelung 
5er  langen  (Befdjid)te  pon  einem  ^räulein  pon  £ilien^ain, 
5as  ft^  pergiftet,  um  einer  per^aften  Qeirat  fic^  5U  ent5ie^en, 
in  ^annys  Brief,  foü  auf  iljr  eigenes  (En5e  porbereiten;  5ie 
Kunft  5er  porbauen5en  ZHotipierung  mar  aber  neffelro5e  perfagt, 
un5  5iefe  Dorfpiegelung  5es  tragifdjen  S^luffes  fSmmt  unge^ 
fc^idt  fyeraus,  obmo^l  5er  Derfaffer  pon  einem  ridjtigen  ©efü^le 
geleitet  mar.   Tlnd)  (ßoet^e  füllte  bei  5er  Überarbeitung  feines 


^60  €»«e  lYlündfener  tt>ert!^ertabc 

3u9en6n>erfcs  bas  Bcfeürfms,  6urc^  eine  ParaUelgefc^i^te 
ZPert^ers  eigene  Ciebesgefc^id^te  noieöersufpiegeln  un5  fc^altete  6ie 
d5efc^id)le  pon  5em  perliebten  Bauernfnec^te ,  eine  5er  erften 
Borfvjefc^idjten  in  unferer  Citteratur,  5U  Mefem  ^wtdc  ein.  HJie 
U)er%r  6te  (Emilie  (ßalotti;  fo  tjat  ^anny  por  i^rem  (En5e 
5en  auten  IDertljer  auf  i^rem  tEifc^e  Por  ftc^  aufgefdjiagen. 
,,®,  mie  be6aure  i^  i^n",  ruft  fte,  ,,tpie  fe^r  gleichet  fein  ^\x* 
ftanb  6em  meinen  1  ^offnungslofe  Ciebe  u>ar  5ie  Urfa^e  bts 
(Enbes  feiner  Cage  unö  feiner  ZTIarter,  2Tun  ffi^It  er  nichts  me^r, 
feyn  un5  nidjt  feyn  (^amlet!)  beunruhigt  feinen  (ßeift  nic^t  me^r". 
Xicbtn  IDertljer  ift  es  Sapp^o,  an  5eren  3eifpiel  ^anny  fxdj 
jum  Co5e  begeiftert;  nic^t  unpaffeni  ipir5  gerabe  5ie  Dichterin, 
noel^e  6urc^  einen  Stur5  i^rem  Ceben  ein  €n6e  fe^t,  pon  5em 
M^tenfeen  2nä6d)en  angerufen.  Der  pernünftige  Ceutnant  6a« 
gegen  miü  meöer  pon  IDert^er  noc^  Sapp^o  etmas  tpiffen. 
„iflädjtig;  meine  ^annil  fm6  Me  Croftgrünöe  einer  aufgeflarten 
Heligion,  mädjtig  5ie  ©runöfä^e  5er  Cugen5.  Hur  bey  einem 
fd^rpadjen  Zierpenbaue  eines  ^rauensimmers  fann  eine  heftige 
(ßemüt^sfranf ^eit  eine  tT^or^eit  entfc^uI5igen,  5ie  feinem  ITTanne 
pon  Kenntnif,  mie  IDert^ent;  $u  persei^en  ift".  3^/  !^^  fin5et, 
ein  ^rauensimmer  foUe  gar  feine  Bücher  lefen,  ,,5ie  5ie  folgen 
unüberlegter  £ei5enfc^aften  seigen". 

Dem  2tbfc^ie5sbriefe  ^annys  ift  fürs  5er  Bericht  über  Co5 
un5  Begräbnis  angefügt. 

Die  Zlac^aljmung  pon  5en  £ei5en  5es  jungen  IDert^er  wirb 
pon  neffelro5e  me^r  o5er  min5er  5eutlic^  5U  einer  Jtnflage 
gegen  fein  PorbiI5  sugefpi^t.  (Es  ift  (ßoetljes  Dichtung,  5ie 
beftimmen5  auf  5en  unglücflidjen  €ntfdjluf  ^annys  eingemirft 
^aben  foU.  Iln5  wenn  nidjt  früher,  fo  mufte  (Soet^e  5oc^ 
5urdj  5en  im  „3ow^"<^I  ^<>"  ^"^  fö*^  Deutfd)Ian5"  (3uli' 
^eft  \785)  gefüljrten  Streit  pon  5iefer  IDert^eriaöe  Kenntnis  er- 
Ijalten.  Das  Pon  Sigmun5  freite rrn  Pon  Bibra  ^eraus:^ 
gegebene  3o^^"^I  n>ur5e*in  IDeimar  gelefen;  5as  3w"^^^f*  ^^^ 
3a^res  ^786  bradjte  fogar  einen  Beitrag  pon  (ßoetlje  felbft, 
einen  Brief  über  5ie  geplante  2tusgabe  feiner  IDerfe  in  ©öfc^ens 
llnfün5igung  5erfelben.  €s  u?ar  nidjt  5as  erfte  ZlTal,  5af  man 
5em  (Einfluf e  pon  IDert^ers  £ei5en  5en  SeIbftmor5  junger  Ceute 
5ur  £aft  legte,  ^df  erinnere  nur  an  Criftel  Pon  Casberg, 
Sie  ftdj;  5en  IDert^er  in  5er  Cafc^e,  am  \6.  3^""^^  l^^8  i" 
5er  31"^/  wi^t  unferne  pon  (ßoet^es  (Barten,  aus  Ciebesgram 
ertränfte.  tEieferfdjüttert  fdjrieb  (ßoet^e  5arüber  am  ^9.  feiner 
^reun5in  (Cfearlotte  pon  Stein,  5as  £ie5  an  5en  2non5  bei« 
legen5: 


von  IXias  Koc^.  l^^l^ 

Wenn  tn  ober  VOmUtnad^i 
€r  (bcr  (fing)  oom  Cobc  fd^wtflt, 
Unb  hex  ^rü^Hngs  Cebensprac^t 
2ln  ben  Knospen  quillt 

Selig,  iper  f{<^  vot  bet  Wtli 

(Dkne  ^a%  oerfd^Iießt, 

€inen  XXiann  am  Bufen  f{ält 

Unb  mit  bem  geniegi  ^ 

€5  mufte  (ßoet^e  eine  alte  Harbe  mteber  aufretfen,  als 
\785  beim  Co5e  öes  ^räuleins  pon  3cfftalt  iljre  Ciebesgefdjüte 
nic^t  nur  nac^  2trt  unö  IDeife  UJert^ers  be^anöelt,  fonöern  aud? 
5cffen  (Einpuf  6ie  Sc^uI6  an  6em  Untergänge  öes  TXl&bdicns 
betgelegt  wuröe^  Unö  gerade  beim  Beginne  fetner  italienifdfen 
Heife,  auf  öer  er  alles  itlte  pon  ftc^  abf^ütteln  iPoUte;  trat  i^m 
in  Znfin^en  auf  öem  Curme,  uon  öem  fidf  bas  ^rdulein  ^erab^ 
geftürst,  5ie  öfiftere  ZITa^nung  an  fein  3ugen5n>erf  peinlich  ent» 
gegen^  IDir  öürfen  piellei^t  an  6iefen  €in5rucf  beim  Beginne 
6er  italienifdjen  Seife  öenfen,  ipenn  wir  in  einer  älteren  Raffung 
5er  5n>eiten  römif^en  (Elegie  lefen: 

Tldi  wie  iiah  ic^  fo  oft  bie  tl^drigten  :SlMet  oern^Anfc^et, 
Die  mein  jugenbhdb  £eib  unter  bie  IRenfc^en  gebracht. 

Wlixe  lPertl{er  mein  trüber  aen>efen,  idf  f{ätt  xfyx  erfc^kgen, 
Kaum  verfolgte  mic^  fo  rad^enb  fein  trauriger  <9eiß. 

IDenn  au^  beibe  ftreitenöe  Ceile,  ^rau  pon  ^eppenftein 
tt)ie  (ßraf  Heffelroöe,  in  i^rer  Polemif  öen  berühmten  (ßoet^e 
mit  Hüdjtc^t  eru>ä^nten,  fo  muf te  i^m  bodf  Mefe  ganse  ^inein» 
5errung  feines  UJerfes  un5  Hamens  in  5en  Streit  ^5d^ft  ipiöer» 
tpdrtig  feim  ^rau  pon  ^eppenftein  empfanö  Hef  felrobes 
Dichtung  un5  IDa^r^eit  als  eine  BeleiMgung.  Über  We  35entität 
5er  jungen  ^ an ny  in  Heffelrobes  (ßef^id^te  mit  i^rer  tEoc^ter 
fonnte  fein  ^wex\el  fein;  $ugleic^  waren  tjier  aber  2tnMagen 
gegen  5ie  ZHutter  enthalten,  We  ^e  tief  perlenen  muften.  ^m 
erften  2tugenblide  fc^eint  pe  gefürchtet  5U  ^aben,  5af  5er  wirf- 
Kc^  Stpifc^en  iljrer  ttodjter  un5  Ceutnant  pon  Dincentt  ge» 
führte  Brief tpec^fel  5er  Dichtung  5U  grun5e  liege.  2tls  Pincenti 
fie  5arüber  beruhigen  fonnte,  reid^ten  bei5e  ^amilien  bei  5er 
KurffirftL  ®bern  £an5es--Hegierung  eine  Klage  ein,  5er  Perfauf 
5iefer  piece  mochte  inhibiert  un5  5em  Derfaffer  5erfelben  fein 
ftrafbares,  IjSc^ft  belet5igen5es  Unternehmen  gefdjärfeft  un5  un- 
gnä5igft  peripiefen,  5as  Publifum  aber  über  5ie  Unec^t^eit  5er 
neffelro5ifdjen  Briefe  apertiert  xoevben.  3n  feiner  Perantroortung 
fteHt  Heffelro5e  je5e  Belei5igung  in  2tbre5e-    ©riginalbriefe 

3at}rf)nc^  für  tnahc^encr  0efc^.  II.  \  { 


\62  £tne  HTönc^ener  Weti^exiahe 

Ifdbt  er  ju  feinem  Homane  ebenfoiwmg  nötig  gehabt,  „als  öer 
Perfaffer  5er  Ceiöen  öes  jungen  IDertljers,  obfc^on  Mefer  Homan 
andi  in  Briefen  gefc^rieben  ift,  wovon  i^m  jeöoc^  meines  IDiffens 
von  6er  lüert^erifc^n  ^amilie  6ie  ©riginalbriefe  nie  abgeforöert 
moxben.  Die  gegen  midj  porgebradjte  feltene  Klage  mu^  5em 
iDi^igen  2luslän6er  Stoff  sur  Unterhaltung  machen,  wmn  6ie 
^(ßef<^c^te  nd^er  befannt  u?er6en  foUte". 

3n  einer  5U)eiten  Klagef^rift  tt?eifen  ßeppenftein  un5 
t?incenti  6ie  Dergleic^ung  surücf,  „meiere  oer  Homanen*  unö 
Komoöienperf affer  $tt?ifd)en  fxdj  unö  ©öt^e  5U  machen  jtc^ 
erfü^net.  ^reilic^  fonnte  5ie  IDert^erifc^e  ^amilie  gegen  öas 
Buc^:  Ceiöen  öes  jungen  IDertl?ers  nidjt  fo  n>ie  n>ir  Hagen. 
Pie  ^amilie  bes  jungen  3«^wfalem  xvat  ^ierinnen  nidjt  an  i^rer 
(E^re  angegriffen;  es  ift  feine  Stelle  6arin,  wo  auf  jte  ein  Por» 
njurf  5urücf fällt;  bei  6em  jungen  3^^ufalem  war  5er  Selbftmorö 
gett)if,  unö  ebenfo  auc^  We  2tbfdjie5sbriefe,  nur  (ßöt^e  änöerte 
Sen  Styl  öerfelben.  2tIIes  6as  trifft  bei  unferm  ^aü  nic^t  5U. 
3u6em  fonnte  ftc^  We  ^amilie  bes  ^^tu^akm  nodj  einiger» 
magen  öamit  tröften,  5af  6as  Sdjidfal  i^res  Sohnes  pon  einem 
(ßoet^e  gefdjilbert  tt?or6en;  uns  trifft  aber  noc^  Mefer  Schimpf, 
6af  ein  Imitatonim  servum  pecus  feine  unfelige  Caune  uns 
auförang."  Befanntlidj  maren  bie  Beteiligten  nac^  bem  (£rfdjeinen 
pon  IDert^ers  Ceiben  nidjt  biefer  2Jnftdjt;  Cef  fing  unb  €fc^en« 
bürg  grollten  über  fol^e  (Entftellung  bes  i^nen  befreundeten 
jungen  3erufalem,  bie  ^amilie  ICeftner  per^e^lte  i^rem 
f^riftftellerif^en  ^reunbe  i^ren  Unmut  nidjt.  2tus  il?rem  Kreife 
l^eraus  erfdjien  im  3^^^^  U'^^  ^^^  „Berichtigung  ber  (Befc^ic^te 
bes  jungen  IDert^ers",  meldje  mir  in  einem  Hadjbrurfe  (S^aff* 
Raufen  ^775)  porliegt.  gutreff enb  bagegen  unb  für  ©oet^e 
c^arafteriftif4  ift  eine  Bemerfung  ber  Kläger:  tteffelrobe 
ujufte  nxdit  anbers  $u  motipieren,  als  ba^  er  nac^  gemö^n» 
lidjer  Sdjablone  bie  tyrannif^e  ZlTutter  ä  la  Pater  Capulet 
Seidjnete,  u?obei  er  aüerbings  ber  in  ZTlündjen  perbreiteten  2tn» 
fdjauung  folgte,  (ßoet^e  lief  U)ert^er=3^^ufalems  ^amilie  fein» 
füljlig  gan5  aus  bem  Spiele. 

Da  bie  eingereichten  Klagen  nic^t  gans  btn  von  ber  ^Jamilie 
gerpünfc^ten  (Erfolg  ersielten,  münfdjte  ^rau  Pon  ^eppenftein 
i^re  Derteibigung  gegen  Iteffelrobes  i^r  nadjteilige  Sdjilberung 
in  ber  Öffentlic^feit  5U  fül^ren.  Unb  fo  erfdjien  im  7.  Stüde 
bes  „3<^w^"^l^  ^^^  ^^^  fö^  Beutfdjlanb"  eine  umfang^^ 
reiche  ZHitteilung  „7ln  bas  Publicum,  über  bie  Broc^üre:  Die 
Ceiben  ber  jungen  ^anni".  Bei  näherer  Betra^tung  5eigt 
jiclj  nun,  ba^  biefe  ^ier  5ufammengeftellten  Briefe  stpifc^en  Jrau 


oon  mal  Koc^.  1^63 

pon  ^eppenftcin  un5  einem  ^reuuöe  feinesnoegs  5er  Ko^* 
5rucf  eines  tptrfUc^  geführten  BrieftDec^fels  ftn5;  fonbern  tptr  es 
mit  einer  litterarifdjen  itusarbeitung  5U  t^un  Ijabcn.  Bei  Mefer 
Überarbeitung  6er  Briefe  un5  itftenftücfe  ift  5em  Bearbeiter 
6er  3^^tum  mituntergelaufen,  6ie  erfte  Klagefc^rift  pom  20^  2lpril, 
neffelro6es  6arauf  foIgen6e Peranttportung  Pom  \({.7ipnl  \785 
5U  datieren»  3"^  übrigen  ift  je6o^  6ie  ganse  itppellation  ans 
Publifum  mtt  unperfennbarem  litterarifdjem  ©efdji  j  sufammen» 
geftellt»  IDer  aber  ^at  6ies  get^an?  3n  feinem  Briefe  an  ^van 
von  ^eppenftein  fdjreibt  Sc^ubart:  „Kann  id)  5U  €tp. 
(ßna6en  Beruhigung  auc^  etmas  beitragen,  fo  befehlen  Sie  mir 
6le  2trt  un6  IDeife,  tpie?  tt>ann?  un6  wo  6if  gefdjeljen  foü?? 
—  3n6effen  iiaV  xd)  einigen  meiner  tpic^tigften  ^reun6e  6en 
3nn^alt  2^v^s  portrefflidjen  Schreibens  mitgetljeilt  un6  auc^  fie 
aufgefor6ert,  ftc^  gegen  alles  5U  fesen,  was  6ie  ZHanen  3^^^^^ 
^anny  beunrul?igen  will*  (Einftnoeilcn  ^arren  Sie,  liebe  ältere 
Sanny,  in  <0e6ult  I"  Der  Stil  int  ,,3^"^^'  ^^"  ^^^  f  ö^  Deutfc^lan6" 
ft?ridjt  6urc^au5  für  Sdjubarts  2tutorfdjaft;  besüglic^  Uberv 
arbeitung»  lln6  tpenn  ^rau  pon  Meppen ft ein  (im  3<>wrnal) 
\785  an  6en  ;yreun6  fdjreibt:  „ttidjt  ma^r,  als  Kin6  Pon  fünf 
3a^ren  be«>un6erten  Sie  f^on  i^r  (ßenie,  i^re  ausgesetdjnete 
Bil6ung",  fo  erinnern  rpir  uns  auc^,  6af  S^ubart  gera6e  im 
fünften  Cebensja^re  Dannys  in  ZlTün^en  im  ^aufe  i^rer 
ZHutter  perfe^rte» 

3c^  ^alte  in  6er  C^at  Sc^ubart  für  6en  t?erf affer  6e5 
itufrufs  an  6as  Publifum.  Das  7.  Stücf  bts  „'^outnals  pon 
un6  für  I)eutfc^lan6"  ift  ni^t  im  3^^  erf^ienen,  u?ie  es 
aller6ings  ^ätte  erfdjeinen  foUen,  fon6ern  je6enfalls  nidjt  por 
6em  \.  Xlopember  ^785,  fo6af  6er  fc^einbare  IDi6erfpruc^  in 
6er  ^^xt  5U)ifdjen  6em  Briefe  (3uli)  un6  6em  (Erfdjeinen  6es 
2lrtifels  Scn  nur  ein  fdjeinbarer  bleibt,  ^nbtm  beseugt  6er 
Brief  felbft;  6af  Sc^ubart  fc^on  früher  megen  einer  5ffentli^en 
gurücfnoeifung  neffelro6es  Sdjritte  getrau  ^atte» 

Das  Croftge6idjt,  noeldjes  Sc^ubart  feinem  Briefe  beifügte, 
^at  er  nidjt  in  6ie  Sammlung  feiner  IDerfe  aufgenommen^®. 
3m  (ßegenfa^e  $u  Heffelro6e  ftellt  ftc^  fein  (ße6ic^t  natürlich 
gan$  auf  Seite  6er  ZlTutter. 

^anny,  bas  Wflltc^^fle  (Scfietn 
tm  Brautfc^mud  ocr  Xtaint, 

wat  2k^tt  HTuitcr  f  ufl. 
Sie  f^ielte  um  6ie  Wmfe  tl^rer  Htutter^ 

tt)te  bas  £Smmletn 
unt  ben  rofenBetPunbenen  QtrtenflaB. 

U* 


\6^  (Eine  ITlfinc^ener  XPertt^eriabe 

(Ein  f6ftlid^s  Vfiäbdicn  wat  ^anny! 
Beim  Tlnhßd  ber  <9rdge  t^ob  fi^  xl^t  <0etil, 

tranf  2Itl{er{iraf{me,  fonnte  fid^ 

im  Udtc^te  etptger  <9r5ge« 
Unb  nur  bte  (Cf{räne  ber  letbenben  IRenfd^liett 

DermocHe  fie  ({emnter  3»  loifen 
in  «rbpaub. 

(Einfl  trat  fie  auf  eines  tlfyitmts  SpÜ^e, 

um  nSI^er  5U  [eifn 

bem  hlanwoo^XQtn  QtmmeL 

Sie  backte  (Sottes  (Srögel  — 

Unb  ac^!  bte  t^immlifc^e  ^anny  fc^vinbelte. 

herunter  fanf  fie  an  bes  (Cljnrmes 

felfigen  Hippen.    (£s  hxad^  tl{r  (SeBein, 

unb  Qirn  unb  Blut  Befpriste  hen  Sanb. 

Vinb  {iel^e!  bie  Htutter 
fati  bte  jerfc^metterte  Cetebe  (fannfs 
unb  oerfanf  nidjtl  — 

^odi  Blicfte  fie  gen  Qimmel  —  fc^n>ieg  lange  — 
bann  {lärmte  fie  bte  IPorte  t^in: 
Dein  IPiUe  gefd/et^e,  3ef{0])af{I 
Jannys  entfeffelte  Seele 
pog  gen  Qimmel  empor. 
(Snabeläc^ienb  fprac^  ber  (Eoige: 
^ier  Bin  ic^,  fannyl  — 
TXnn  fnieet  fie  in  Sonnenfiralen, 
hos  l{immlifc^e  Kinb  —  unh  ern>ariet 
—  bie  größere  mutier! 

(ßraf  tteffelroöe  ^at  pon  öer  Jtufforöerung,  ftc^  im 
/,3ournaI  pon  unb  für  Deutfd)Ian5"  $u  perteiöigen,  feinen  (ße* 
brauch  gemalt  Die  geipS^nlic^c  2tnna^me,  5af  bie  ungarifcljc 
XDert^criafee  „^annys  Hadjlaf"**  pon  3ofcf  Kärmän 
(\77\~(795)  unter  öem  Cinflufe  pon  Iteffelroöes  ;,£ei5cn 
5er  junsen^anny"  entftanöcn  fei,  ift  entf  Rieben  irri^.  ^ipar 
ge^t  CS  nadj  5er  anöem  Seite  5U  tpeit,  wenn  €.  p.  IDur$:^ 
badj  fbiograp^ifdjes  Ceyifon  öes  Kaifertums  (Dfterreic^  X,  /^80) 
pon  liärmäns  3riefipedjfel  mit  ^anni  f priest,  „einer  Unbe» 
fannten,  Me  aus  Ciebe  $u  5em  Dichter  ftarb,  ba  i^re  Dereinigung 
mit  5em  Dichter  unmöglich  ipar".  IDenn  wirflic^  in  6er  \7^^ 
in  Peft  erfc^ienenen  ZlopeUe  Kärmäns  eigene  Ciebesgefdjidjte 
5U  grunöe  gelegt  ift,  fo  mifc^t  bie  ZlopeUe  felbft  bodj  Didjtung 
unb  IDa^r^eit,  wk  6ies  6ic  Derfaffer  pon  IDert^ers  unb  Pon 
^annys  Ceiben  getrau  ^aben.  ZTTit  ber  pon  Heffelrobe 
e^a^lten  (ßefc^i^te  ^räulein  ^annys  pon  3cfftatt  ijat  aber 
bie  ungarifdje  IDert^eriabe  nichts  als  ben  Zlamen  ,,^anny" 
gemeinfam.    Unb  biefer  felbft  tft  ja  feit  Klopftods  erftem  2luf» 


treten  ein  frei  geipä^Iter  Ctebesname",  ipte  Me  Doris  un5  (E^Ioe 
6er  porange^enöen  Jtnafreontifer  es  loaren»  Dagegen  Ifat  ein 
2Tlflnc^ener  Sc^riftfteüer  6es  ^9.  3a^r^un6erts  ^rdulein  von 
3cf ftatt  un6  i^r  tragifcljes  (ßefdjicf  5nm  (ßegenftanöe  fetner 
Dichtung  erwählt.  €s  ift,  für  6en  fijec^fel  6es  (ßefc^macfes 
be5eidjnen5;  nun  nidjt  me^r  ein  pfydjologifc^er  Soman  in  Briefen, 
fonöem  ein  ^iftorifc^er  Soman,  in  5em.  mir  ^anny  eine  Hoüe 
fpielen  fe^en*  ZlUein  ^ermann  ponSc^miö^^  fonnte  6en 
begonnenen  Soman  „5  um  grünen  Baum"  (ogl.  ,,5  am  ml  er" 
Zlr.  \^8--\50im3a^rgang  ^880  6er  „Jlugsburger  2tben5' 
$eitung")  nic^t  me^r  PoUenben. 

3n  6er  allgemeinen  6eutfc^en  Citteraturgefdjidjte  fin6  6ie 
litterorifc^en  (Erseugniffe ,  welche  fic^  an  6en  Hamen  un6  6as 
traurige  Sdjicffal  6es  ^rSuIein  »on  3*P^t*  fnüpfen,  pon 
feiner  Be6eutung.  Die  Sulturgefdjic^te  ZlTünc^ens  fjat  UrfadEje 
i^rer  5U  ge6enfen.  Die  fentimentale  Perftimmung  ift  im  ac^t» 
sehnten  3^^^^""^^^*  ^i^^  allgemein  europäifc^e  gemefen;  6er 
gröf te  Didjter  6er  ^ext  Ijat  i^r  in  „JPert^ers  £ei6en"  6en  tiefflen 
un6  gemaltigften  2(us6rucf  verliefen;  nac^  friner  Dichtung  wnvbe 
6ie  IDert^erftimmung  benannt* 

IDie  ^at  ftc^  nun  6iefer  allgemeine  gug  6er  geit  gera6e 
in  Zn  Andren  befon6ers  bemerfbar  gemadjt,  loie  ^ier  feinen 
fc^drfften  2tus6rucf  gefun6en?  Diefe  ^rage  wxtb  bntdj  einen 
Qinblicf  auf  6ie  £ei6en  6er  jungen  ^anny  beantwortet  Das 
an  |idi  unbe6euten6e  €reignis  erregt  unfer  er^ö^tes  3"*^^^ff^/ 
wenn  mir  es  im  ^ufammen^ange  mit  jener  allgemeinen  Strömung 
erfennen* 

Znit  6er  Erinnerung  an  6as  ^räulein,  6as  fidj  in  ZlTündjen 
Dom  tCurme  geftür$t,  taniiU  (ßoet^e  noc^  einmal  feine  3us^n6= 
$eit  un6  3wS^^Mti^^wng,  6er  „pielbemeinte  Schatten",  Dor  6en 
Ztugen  auf,  als  er,  auf  6em  ^rauenturme  fte^en6,  feine  2tugen 
feljnfüditig  nadj  Sü6en  fdjmeifen  lief,  mo  baI6  jp^ö^^i^  ^"^ 
Zlaufifaa  i^m  JPert^er  un6  6ie  JI>ert^eria6en  in  6en  Qinter^ 
grun6  6rangten. 


^66  ^^"^  mfind^ener  IPertiiertabe 


\)  3<^  »eripetfe  biermtt  natürUt^  auf  Qerm  Dtreftor  Dr.  (5.  iaub- 
manns  Illtttetlungen  tn  tlr.  ^^,  ^8  unb  (9  bes  f^utöetons  bcr  „IXlmd)enet 
tXene^en  Xlad^xid^ien"  tom  ^.  unb  |8.  3anuar  ^885.  „^Jannys  Sturj  ootn 
jfrauentl|urm  am  H-  3<^w>i<i>^  ^785"  unb  „^ann^^s  Stax^  oom  ^raucntljurm. 
tlttc^trag*"  Die  2lbljängtgf  eit  meines  2luf  faftes  oon  iaubmanns 
j^orfc^ung  brauche  idf  nic^t  er^l  eigens  5U  eripäljnen,  wol^I  aber  ben 
Danf,  ipeld^en  ic^  iljm  für  ^tnregung  unb  Öelelirung  fd?ulbig  bin,  fotpie 
für  mannigfache  freie  53enü^ung  ber  Hilfsmittel  ber  !.  ^of-  unb  Staats» 
bibIioti)ef. 

2)  Hit^arb  Q^eltric^,  f^iebrid?  Sd/iöer.  (Sefd^irfjte  feines  £ebens 
unb  <£^arafterijtif  feiner  IPerfe.  Unter  !ritifd?em  TXadjxotxs  ber  biograplji- 
fc^en  (Queüen,    Stuttgart  ^885.    I,  \^7. 

3)  3.  JJer3feIber,  Sd^ubart  in  inünd|en.  HTfinc^ener  Heuere  Had;* 
richten  XS86  7Xx.  2&% 

^)  fLehcn  bes  ^reyl^errn  i?on  3fflabt  Cljurfürpi.  Bairifd^en 
<5ef{eimben  Hatl^s  von  UTagifter  Sc^ubari  Ulm  ;776.  Dgl  über  biefe 
2lrbeit  Sd^uhaxts  (5u^av  ^auff,  Cfjr.  ^x,  Daniel  Sd^uhaxt  in  feinem 
iiehen  unb  feinen  IPerfen.  Stuttgart  (885.    S.  x^o. 

5)  XXux  einen  ber  bayrifc^en  Dramatiker,  3<>f^P^  2luguji  t?on 
(Cdrring,  l|at  0tto  Brabm  in  feinem  Bud?e  ,;Das  beutfc^e  Hitterbrama 
bts  \s.  3a^rljunberts",  Strasburg  (880,  eingeljenber  betrachtet.  Die  2Irbeit 
müßte  freiließ  mit  £iebe  für  bie  Sefd^ic^te  bes  engeren  Vaiexlanbes  unb  mit 
pietöt  für  ade,  aucf|  bidjterifc^  red^t  mangelf^afte  2(ugerungen  bes  patriotis" 
mus  unternommen  werben. 

6)  ID.  Söb er Ijjelm,  petrarca  in  ber  beutfd^en  Dichtung.  J^eljing* 
fors  (886. 

7)  2ll5  U?ertl|ers  £eiben  erfd^ienen,  (77/^,  tjerftanb  jebermann  t?on 
felbfl  bie  21nfpielung  auf  KIop<ioc!s  prac^troHe  (Dbe  „Jrül^Iingsfeier". 
2lls  (ßoetlje  IHitte  ber  ad;t3iger  3al^re  feine  3>i9^ttbbid?tung  umarbeitete, 
wax  Klopflocfs  poefle  fd^on  fo  u>eit  3urücf gebrängt,  ba%  ex  es  notujenbig 
3um  Perftänbnijfe  fanb,  einsufc^alten :  „3d?  erinnerte  mid?  fogleic^  ber  Ijerr- 
liefen  (Dbe,  bie  il^r  in  <&ebanhn  lag,  unb  perfanf  .  .  J' 

8)  Der  Ijier  3um  erjten  IHale  oeröffentli^te  (Eintrag  bes  Pfarrers  ip 
ßerm  Dr.  KarICrautmann  in  gefäüigfter  IDeife  ton  ben  ftrd?Iid?en 
Öeijörben  3ur  Perfügung  gejieüt  roorben,  u>ofür  ic^  forool^l  biefen,  n>ie 
Herrn  Dr.  (trautmann  3U  grogem  Danfe  pcrpflid^tet  bin.  Dag  n>ir 
il|n  poUftSnbig  3um  2lbbru(f  bringen,  wirb  burd?  feinen  in  mefjrfac^er  ?ixn* 
fld^t  intereffanten  3nljalt  gered^tfertigt.  (Er  lautet  im  (Eotenbud?  ber 
^rauenpfarre  ron  ;78(  — (793  incl,  JoL  23:  Unter  Januarius  1785. 
de  Ickstad  (17)  M.  Francisca  Baron essa  de  Ikstad  16^/3  annorum  ex  Indulto 
Rvdmi   Ordinarij  ad  D.  Salvatoris  cum  Process. 

Haec  Illustris  puella  14.  huiu[s],  casu  hactenus  Monachij  inaudito,  ex 
Turri  Basilicae  nostrae  praeceps,  eliso,  confractoq.  cerebro,  caeteris  membris 
illaesis,  per  planum  inclinatum  templi  primum,  dein  vi  motus  accelerati 
adeo  vehementer  acta  est  in  aedes  Revndi  D.  coeremoniarij  Trauner,  ut 
tegulis  confractis.  fractisq.  asseribus  irrueret,  bene  tarnen  vestita  adhuendum, 
post  2.  'pomeridianam. 


von  Vfiai  Koc^.  ^67 

Tristissima  haec  historia  excitaverat  Nobiles,  civesq.  —  Quare  voces 
diversae!  —  Erant,  qui  consulto  meditatoq.  ob  amores,  malamq.  domi 
disciplinam  id  factum  assererent.  —  Expedire,  ut  puellae  Lihri,  hodiemiq. 
Suicidiu[m],  amorculosq.  docentes  autores  examinarentur :  Esse  hanc  necem 
Philosophie.  Nee  deerant,  qui  adfirmarenti  hanc  Illustrem  Virginem  morum 
fuisse  optimorum,  animi  hilaris  et  excitati  xx.,  nisi  quod  jam  olim  Ingol- 
stadij  maniae  benignae  signa  ostendisset  —  puerili  audacia  muliebri  curiosi- 
täte,  aut  quorumq.  casu  fortuito  fallente  pede,  vestigioq.,  cum  testes  deessent, 
ex  tum  fuisse  per  vertiginis  .  vim  .  prolapsam.  —  In  re  itaque  ancipiti,  et 
dubia,  In  qua  Jus  favet  reo,  magisq.  Mater  Ecclesia,  veniam  aetatis 
tenerae  deinceps  pariter  habendam  ratus,  Ego  Parochus  utroq.  Judice  et 
Aulae  et  Urbis  ad  me  rogatis^  ut  testimonium  facti  et  Morum 
ederent  authenticum,  Frisingam  cito  transmittendum  istud  epistolis  meis 
comprehensum  ad  Reverendum  ordinarium  Submisi  per  cursorem  expre§sum. 
Quo  altero  mox  die  Sub  vesperas  redeunte,  rescriptum  est  in  favorem 
benigni.     His  verbis,  ad  memoriam  posterorum  adnexis. 

2(uf  euren  We^en  ber  rotn  borttgen  Stiftstl^nrtne  IjerabgefaHenen 
Saroneffe  Jrancisfa  von  3(f jiab,  l|iel^er  erjiattelen  3erid?t,  iPtrb  3ur  HefO" 
lutton  Ijtemit  gnabigfi  angefügt,  ba%  Z^v  hen  entfeeltcn  Körper  Ct^rips 
fatt^oUfd^em  gebraut  nadj  3ur  (Erbe  befiSttigen  [foHet.  {frcij^ng  ben 
\5,  3änner   ^785.     Ex  comiss.  R.rai  J.  Hofmann. 

Cautelae  autem  ergo,  donec  respondisset  Frisinga,  cadaver  puellae  non 
concessi  capellae  inferri  benedictae,  sed  ut  fieret  distinctio,  jussi,  ut  in  loco 
tertio,  ubi  vespertilio  instrumenta  sua,  interim  reponeretur, 

Egit  Ecclesia  favens  suum,  jam  vero  Magistratuum  est  indagäre,  Quare  ? 
Quomodo  res  contigisset.  En  Exemplum  forte  Philosophismi  hodiemi  et 
educationis  mollissimae  inter  theatra ,  per  versosq.  Libros.  Deus  autem 
dijudicabit  et  hos  et  Illos.     Scripsi  can.  Parochq.  de  Scherer.  21»  jan. 

Hoc  de  casu  ao,  1786.  mox  in  publicum,  pro  aevi  nostri  mollitie 
et  audacia ,  comparuere  Libelli  publici  —  adcusabatur  Mater  filiae  saltantis, 
ac  si  vero  illa  perditum  isset  hanc  puellam  minis  —  fore,  ut  nisi 
desisteret  ab    adfectandis    nuptiis,   in    Monast.   detruderetur.  xx. 

Mater,  me  Parochu[m],  quasi  extrema  in  hoc  casu  moventem,  in 
Responsis  ad  amicissimas  sibi  datis  adcusaverat  xx.  En  nugas  muliebresl 
En  mores I  En  temporal 

9)  Cljr.  ^r.  Daniel  Sd^nhatis  liehen  in  feinen  Briefen.  (Se« 
fammelt,  bearbeitet  nnb  fjer ausgegeben  ton  Dacib  ^r.  Strang;  in 
Strauß'  gefammelten  S^riften.  Bonn  ;878.  IX,  ^^2. 

^o)  Beibe  ftnb  nid?t  eripäl^nt  in  bem  bibliograpljifcben  fjaupttperfe, 
bas  bie  jaljlreic^en  IPertt^eriaben  üer3eid?net:  30$.  lPiIqeIm2IppeII, 
IPertljer  unb  feine  geit.  gur  <5oett^e«£iteratur.  Dritte,  gänslic^  umge* 
arbeitete  unb  permet^rte  21uflage.    ©Ibenburg  ^882. 

U)  Ttehen  biefem  IHünd^ener  Drurfe  tft,  tpie  mir  fjerr  profeffor  von 
Heinl^arbft5ttner  nac^getpiefen  l\ai,  bejfen  nie  ermübenber  <5efäüig!eit 
id?  alle  ipeitern  ^n^ahen  über  3aumgartners  unb  Heffelrobes  per» 
fönlid?!eit  unb  Cl^ätigfcit  oerbanfe,  auc^  eine  2Iusgabe  pon  Baumgartners 
2lrbeit  „f ranffurt  unb  £eip3ig''  erfd?ienen. 

^2)  Das  VOetf  wax  wie  anbete  bramatifc^e  2lrbeiten  Heffelrobes 
für  bas  fürjtlid?  (Eajisfd?e  (El^eater  in  Hegensburg  gefd?rieben.  2Iu^er  bem 
IHelobram  fanb  ponKeinliarbjtöttner  auf  ber  IHünc^ener  Btbliotl^ef 
nod?:  IPer  Ifätie  bas  gebac^t?  €in  £uftfpiel  in  brei  2Iuf3Ügen.  Per- 
faffer  ^.  (5.  p.  Heffelrobe.  Hegensburg,  in  ber  Hlontagifc^cn  23ud?l|anb' 
lung.  (779.  —  3ulie  ober  bie  banf  bare  dod^ter,  ein  £uftfpiel  (länb* 
Iid?es  (Semälbe)  mit  (Sefang.     Von  S-  ®'  ^*  Hejfelrobe.     Die  rHuji!   i|l 


1(68  ^in^  tnünc^ner  XVetifietiabe  von  Utas  Koc^. 

9om  ^ärfll.  (Ca^isfc^en  Opent^DirePteur  Qerm  Kirsinder.  Hegensbura  1780* 
—  Dte  ntupf  jtt  £attra  unb  Dirimel  i<l  oon  bcm  KurfärfU.  pfalsbatrtfc^cn 
Concertmetfiec  Qerm  (Confd^i.  2(u(^  bie  Hegensbur^er  BibItott)efen  ent* 
Italien  ntc^t  mel|r.  —  3n  bcm  Briefe  an  ^tan  von  Stein  am  \.  Zinnat 
(780  exwä^ni  (0oetf{e  (0raf  tleffelrobe  nnb  qitid^  barauf,  ha^  bie 
<Erbprin3efPn  am  3.  3annar  hos  Htelobram  geben  »erbe.  3P  ««  btefem 
(Srafen  tteffelro^e  nnfer  Dichter  nnb  im  lllelobram  tfwa  „Canra  nnb 
Dirimel"  jn  vermuten?  J>a%  biefes  erfl  xis^k  im  Drnde  erfc^ienen  ifl, 
[(fliegt  feinesmegs  ans,  ba%  es  bereits  einige  3aiire  frfif^er  anfgefnf^rt 
n>erben  fonnte. 

^3)  Crfl  (gnflao  Qanff  f^ai  es  in  bie  I)i{iorif(^'fritif(^e  2{nsgabe 
Don  Sc^nbarts  (Sebic^ten  (Ceipjig,  Heclam  jun.  Ztr.  ^82^— 2/^)  anf« 
genommen* 

A^)  Dannys  Ha(^la§.     Hopefle    ©on  3^^f  Kärmän.     2Ius  bem 
Ungarift^en  oon  XHanrns  Höjfa.    (£eip3ig,  «eclam  jun.  Ztr.  1378.) 

^5)  ijrans  IHunrfer,  jriebrid?  (gottlieb  Klopftocf.  (Se- 
fc^id?te  feines  £ebens  unb  feiner  Schriften.    Stuttgart,  (888.    S.  195. 

1(6)  gur  (Erinnerung  an  ^ermann  oon  S(bmib  oon  Dr.  inb^ 
n>ig  (Er oft  Tlus  bem  n^iffenfc^aftlic^en  nnh  funßlerifc^en  £eben  Bayerns, 
inünc^en  ^887.    S.  ^06. 


/-^jC» 


bet  <iSörberer  D0lt6tttmtt(^er  Pflege   Daterlfinbifc^ev  ®efc^ic^te; 
bcv  VOiebcvUivünbev  ba^rifc^er  Stfibtec^roniten. 

Von 

£rn0t  von  2)e0toucbe0. 


,,(D^ne  üaterlanbsgefdiic^te  feine  XJaterlanbs» 
liebe I"  —  IDer  wav  wolil  tiefer  pon  ber  erhabenen  IDa^r^eit 
biefes  lOortes  über$eu9t  unb  bur^brun^en;  n>er  ^at  glfi^enber 
fein  angeflammtes  Bayerlanb  unb  bas  große  „teutfc^"  tJater» 
lanb  geliebt,  wer  Ifat  aber  auc^  beffer  feine  (ßefc^ic^te  perftanben, 
jte  treuer  geppegt  unb  Dolfstümlid}  gefSrbert,  als  König 
£ubtt)ig  L,  beffen  gentenarfeier  in  iDürbeDOÜer  IDeife  511  begeben 
fein  Volt  unb  bie  Bürger  feiner  Qaupt*  unb  Hefibensftabt  eben 
jtc^  ruften? 

IDo^I  ^aben  fc^on  3^^^""  Sepp  unb  Karl  tC^eobor 
Qeigel  in  i^ren  Biographien  König  Cubtpigs  L,  Cubtpig 
pon  Sorfinger  in  feiner  afabemifc^en  ^eftfc^rift  5ur  ^eier  bes 
HHttelsbac^r  3"^*^""^^*  n^i^  PPege  ber  (ßef^i^te  ourc^  bie 
tDittelsbadjer"  unb  Karl  tC^eobor  ^eigel  in  feinem,  am 
h  3"H  ^886  im  ^iftorifdjen  Dereine  pon  ©berbayern  gehaltenen 
Portrage  ,,König  Cubipig  I.  als  ^reunb  ber  (ßefdjic^te"  ber 
grof en  Derbienfte  bes  Königs  auf  biefem  (ßebiete  in  ausfü^rli^er 
IDeife  unb  e^renb  erwähnt. 

Znögen  au^  bie  nad^folgenben  menigen  feilen  basu  beitragen, 
aüäberaQ,  wo  immer  fte  im  fc^önen  Bayerlanbe  gelefen  toerben 
mögen,  bas  Bilb  bes  verewigten  Königs  als  ^reunbes,  als  eifrigen 
^örberers  üolfstfim lieber  Pflege   vaterlänbifc^er  (ßefc^id^te 


^70  König  iubtPtö  I.  Don  Saycrn 

in  6ie  €rinnerun9  feines  bantbaun  Polfes  5urürf$urufen,  mochten 
fte  i^m  als  ZlTa^nung  gelten,  6es  grofen  Königs  paterlänMfc^^ 
^iftorifc^e  Beftrebungen  $u  e^ren  un6  t^m  5arin  für  alle  ^ufunft 
gelreue  ^eeresfolge  5U  leiften,  auf  6af  6as  ^euer  ^eiliger  Patern 
lanösliebe  in  allen  fersen  immer  nod}  geller,  immer  noc^ 
Io6ern5er  entfacht  un6  ent5Ün5et  weröel 

Sc^on  als  3ö"9K^Ö  ^<itt^  £u6«)ig  feine  entfc^iebene  Por» 
liebe  für  (ßefc^idjte  öofumentiert,  fdjon  als  3üngling  ^atte  er 
5en  ißeöanfen  gefaft^  jur  Peremigung  6er  Perbienfte  grofer 
Znänner  einen  €^rentempel  5U  bauen,  un6  fo  fmö  alle  pidne, 
aüe  Kunftfc^Spf ungen ,  5urd^  5ie  nacfjmals  6er  König  als 
Kunftmäcen  jenen  unpergänglic^en  Huljmesfrans  ftd)  erworben, 
mögen  es  Bauten,  Denfmale,  ^resfen,  BiI6niffe,  Sfulpturen 
gemefen  fein,  einem  Ijiftorifc^en,  einem  paterlän6ifdjen  ©e» 
Sanfen  entfprungen,  beftimmt,  6as  (ßrofe,  6as  ^errlidje  6er 
Pergangen^eit  un6  ißegentpart  5U  e^ren,  5U  peretpigen,  feinem 
Polfe  es  teuer  un6  u>ert  5U  mad^en  un6  es  6a6urd^  feine  eigene 
Pergangen^eit  un6  fein  fdjönes  4^imatlan6  um  fo  beffer  fennen 
un6  lieben  5U  lehren. 

(Einen  ^erporragen6en  Schritt,  6en  König  Cu6u)ig  I.  nad) 
feiner  tC^ronbefteigung  5ur  Peru>irflid)ung  jenes  i6ealen  Zieles 
t^at,  mir  6ürfen  iljn  in  6er  ®rganifationsurfun6e  6er  f.  2tfa* 
6emie  6er  tDiffenfc^aften  pom  2\.7Xlavi  \827  erblicfen.  3"^^^ 
er  als  eine  6er  Hauptaufgaben  6iefer  gelehrten  Korporation 
„(ßefc^ic^te ,  un6  ivoat  porsüglic^  6ie  paterlän6ifd)e  in  i^rem 
gansen  Umfange,  mit  i^ren  ßilfsu)iffenfc^aften",  erflärt,  be« 
ftimmt  er,  „6af  in  6en  5U)et  feftlidjen  ^aljtes^ii^ving^m  am 
Stiftungstage  6er  2lfa6emie  un6  am  Zlamenstage  6es  regieren6en 
Königs  2lb^an6Iungen  über  ipiffenfc^aftlidje  ©egenftän6e  pon 
allgemeinerem  ^nUva^^z  un6  (ße6äd)tnif  re6en  über  ausgeseic^nele 
perftorbene  Znitglie6er  porgetragen  rper6en",  ferner,  „6af  6ie 
Sammlung  6er  für  6ie  paterlän6ifc^e  (ßefc^ic^te  mic^» 
tigen  Urfun6en  weldje,  unter  6en  ZXamen  Monumenta  boica 
befannt,  unter  befon6erer  Berüc!fid)ttgung  6er  Stä6te« 
urfun6en  mit  2tus6e^nung  auf  gefdjic^tlic^e  Ur» 
fun6en  aus  6en  neuermorbenen  ©ebietst^eilen  6es 
Königreichs  fortsufe^en  fei." 

lJn6  ivocx  ZHonate  fpäter,  am  29.  ZlTai  \827,  erlief  König 
£u6n?ig  L,  6er  6amals  unter  ^^alkns  fonnigem  ^immel  meilte, 
aus  Villa  Colombella  einen  Kabinettsbefe^l  besüglic^  6er  €r^ 
Haltung  6er  gefdjiditlicfjen  Denfmale  un6  Kunftüber» 
refte  in  Bayern. 


von  ^rnfl  von  Desiouc^es.  1(7^ 

Jtls  gwerfe  Mefer  K6m(jlt(^  2tIIer^5(^ften  €ntfdjltef  ung  aber 
waren  folgenöe  besetc^net: 

„a.  ^fir  6te  (Erhaltung  un6  Betpa^rung  altert^ümlic^er 
Ueberrefte  6e5  gefc^d}tlid}en  ober  Kunftfac^s  aus  6er  Homer» 
vodt,   o6er  aus  öem  Ztlittelalter  6ie  mSglic^fte  Sorge  5U  tragen^ 

b.  Befc^reibungen  un5  Perseidiniffe  öerfelben  Don  öen  (ße= 
fc^tc^ts«  06er  Kunftfreunöen  perfaffen  5U  laffen. 

c.  Kunftwerfe  je6er  2trt  ntdjt  nur  u>o^i  5U  erhalten,  fonöern 
auc^  Dor  ungefc^tcften  Heftaurations^Derfudjen  $u  bewahren* 

d.  3"fo^^^^^^i*  We  (ßrabntäler  genealogifdjen,  artiflifc^en 
o6er  fonp  gefdjtc^tltc^en  IDert^es  mo^I  in  ®b^ut  5U  nehmen, 
un6  gegen  öie  Unbilöen  6er  IPittcrung  5U  (djü^en,  o^ne  fte  je6oc^ 
pon  i^rer  Stelle,  als  pon  i^rem  etgenllic^  be6eutungspoüen; 
Hafjtfc^en  Bo6en  5U  rflcfen* 

e.  Befon6ers  in  pormaligen  bifdjSflidjen  Std6ten,  5*  B. 
^reffing;  2lugsburg,  paffau,  Bamberg ,  IDürsburg,  2tfd}affen» 
bürg  IC,  6a^in  5U  tradjten,  6ie  (Epitaphien  6er  eljemaligen  fürffc 
bifc^öflic^en  Segenten  in  moglic^fter  ^olgerei^e  5U  erhalten, 
6agegen  in  6en  großem  pormaligen  Hei^sftä6ten  (namentlich  in 
Zlugsburg,  Nürnberg,  Kegensburg,  ZHemmingen  2c0  auf  6ie 
Hefte  6er  (Entmirfelung  6es  HTunisipatoefens,  6er  commercieüen 
un6  an6ern  be6euten6en  ftä6tifd^en  Per^dltniffe  porsüglic^e  2tuf- 
merffamfeit  5U  richten''. 

Sc^on  6iefe  Deror6nung  6es,  feine  geit,  ipie  Bayerns  Dor» 
$eit  fo  fdjarfftnnig  ergrün6en6en  2TTonarc^en,  ipelc^e  an  fämt» 
lic^e  Kreisregierungen  erging,  un6  mit  welcher  gleichseitig  6ie 
erfte  2tnregung  5ur  (ßrfln6ung  un6  (Entfte^ung  6er  ^iftorifcljen 
Per  eine  gegeben  ipur6e,  ^atte  nidit  blof  in  Bayern,  fon6ern 
aud}  auf  er  Bayern  me^rfadlj  als  preiswertes  ZTTufter  6er  Xladi* 
a^muTig  ge6ient. 

Überaus  ftnnpoü  mit  6er  (Erhaltung  6er  Kunftüberrefte  un6 
6er  gefc^id}tlic^en  Denfmale  6ie  ^flrforge  für  6ie  gefc^ic^tlic^en 
Quellen  6er  größeren  <ßemein6en  un6  Körperfdjaften  perbin6en6, 
gab  König  £u6u>ig  I.  baI6  6arauf,  am  \9*  3änner  ^829,  im 
2lnfd)Iuf  an  jenen  Kabinettsbefe^I  6en  Königlichen  JPunfd}  laut, 
6af  bei  6en  ZlTagiftraten  6er  Stä6te  un6  2Tlärfte  geitbüc^er  06er 
C^ronifen  angelegt  un6  fortgeführt  voevben  möchten. 

2tm  \5.  ®f tober  ^835  erfdjien  eine  weitere  Königlid}  2tüer« 
^öc^fte  Peror6nung,  6ie  ^iftorifdEjen  ^orfc^ungen  un6  6ie 
gefd}id)tlic^en  I)enfu>ür6igfeiten  un6  Denfmale  in 
Bayern  betreffen6. 

„Sc^on  bei  (ßrün6ung  6er  ^iftorifc^en  Pereine  (29.  ZlTai 
\827)"  —  alfo  lautet  6er  Eingang  6iefer  Peror6nung  —  ^war 


\72  Kdnig  iubtptö  I.  von  Bayern 

Unfer  IDunfc^  auf  eine  nd^cre  Berfl^run(j  6erfclben  mit  Unferer 
2Ifa6emte  6er  IDiffenfc^aften  urt6  baijxn  gerichtet,  in  liefet  erften 
wiffenfc^aftKc^en  l(5rperfc^aft  6es  Heic^es  6en  JTlittelpunft  öes 
rpieöererrpac^ten  ^iftorifc^en  Strebens  un5  6er  pon  Uns  gebotenen 
Cr^altung  6er  gefdfic^tlid^en  Denfi»flr6igfeiten  erblicfen  $u  fönnen. 
3n6em  IDir  6a^er  6ie  Uns  üorgelegten  neuerlichen  €ntfc^Iüffe 
benanntet  2(fa6emie  mit  lebhaftem  ZDo^Igefallen  entgegennehmen, 
un6  Uns  6iefe5  Beweifes  Ieben6i9en  (Eingehens  in  Unfere  räter» 
lic^n  2tbjtc^ten  freuen,  i>eror6nen  lOir  ^iemit,  wie  folgt .  • .  •" 
lJn6  am  Sc^Iuffe  äufert  itdj  6er  König:  ,,lJnfere  2lfa6emie 
6er  IDiffenfc^aften  wxtb  ftc^  6urd)  nac^6rficnic^e  Unterftfi^ung 
6er  in  i^ren  Sweden  un6  Beftrebungen  fo  achtbaren  ^iflorifdjen 
Dereine  neue  Zlnfprfldje  auf  Unfere  fortgefe^te  2lnerfennung 
ermerben*  Die  ^tftorifdjen  Deretne  i^rerfeits  wevbcn  in  6em 
i^nen  6argebotenen  6ireften  Benehmen  mit  6em  erften  gelehrten 
3nftitute  6er  ZTTonarc^ie  einen  fprec^en6en  Beweis  Unferes 
Königli^en  Sc^u^es  erfennen  un6  ftc^  6esfelben  6urc^  Benü^ung 
6es  i^nen  freiwillig  entgegenfommen6en  ZTlittelpunftes,  6urc^ 
eifriges  ^ortfd^reiten  auf  6er  Ba^n  grfin6Iic^er  gefc^ic^tlic^er 
^orfc^ung  un6  insbefon^ere  6urc^  fuccefjtpes  ^erporrufen  ent» 
fprec^en6er,  aümo^Iig  pon  felbft  5U  einem  i>oBftän6igen  ^iftorifc^* 
topograp^ifc^en  Cejifon  6es  Setdjs  fic^  geftalten6er  Zftonograp^ien 
aller  <ßemein6en  6es  Königreichs  aud)  fortan  ftets  n>ür6ig  er* 
galten". 

(Einen  weiteren  2(us6ru(f  feines  t>aterlän6ifc{/en  ^iftorifcl/en 
Sinnes  biI6et  6ie  pon  König  £u6tt)tg  L  unterm  \8.  ®f tober 
\835  erlaffene  ZHIer^öc^fte  Deror6nung,  womit  er  ein  neues,  6ie 
Bereinigung  6er  £an6e  Bayern,  pfal$,  ^ranfen  un6  Sdjwaben 
unter  feinem  Ssepter  5um  fymbolifc^en  2lus6rucfe  bringen6es 
föniglic^es  IDappen  un6  Siegel  einführte  un6  6abei  6en 
IDunfc^  ausfprac^,  „6af  6ie  Can6e,  welche  6ie  göttliche  Dor^ 
fe^ung  in  6em  bayerifdien  Heic^e  5U  einem  innig  perbun6enen 
ßanim  pereinigt  ^at,  einen  fprec^en6en  Beweis  feines  König» 
licljen  IDo^Iwoüens  6artn  fe^en  möchten". 

(Ein  3a^r  supor  f^on  (\83^)  ^atte  König  £u6wig  L 
„6as  (ßefud)  feiner  treuen  Qaupt«  un6  Hejt6en5fta6t  ZRünc^en  um 
IDie6erperIei^ung  i^res  alten,  feit  ^808  abgefc^afften 
Stabtwappens  mit  ^reu6en  bewilligt",  un6  hierbei  eigen- 
^5n6ig  bemerft,  „wie  gerne  er  6te  pon  feinem  erhabenen  Vot> 
fairer  Kaifer  £u6wig  6em  Bayer  feiner  ^auptfta6t  ZlTflnc^en 
als  ^usseic^nung  perlie^enen  fc^war$  un6  gelben  ZDecfen  6iefer 
brapen  Stabt  surücferftatte,  um  fo  me^r,  als  Bayern  mit  Selbft» 
gefü^I  auf  feine  (ßefc^ic^te  fe^en  fönne,  un6  als  es  feine  fönig» 


üon  (Ernjl  oon  Destonc^es.  ^73 

Kc^e  2tbftc^t  ifl,  6af  alte  Hamen  ixnb  ^«tc^^n  6urc^  3a^r^un6erte 
fortleben  bis  5U  6en  fpäteften  (ßefc^Iec^tern"* 

Tlüs  feinem  marmen  (ßefüljle  für  bas  Deutfc^tum  entfprang 
eine  itnorSnung;  6ie  als  gefd^rltd^  für  öie  Konfoliöierung  6es 
bayrifc^en  Staates  in  ftaatsmdnnifc^en  Kreifen  riele  (ßegner 
fani.  I)ie  Cerritorialeinteilung  ZlTontgelas*  mit  6en  Benennungen: 
3farfreiS;  3üerfreis  xc.  murie  nämlid}  aufgehoben,  un5  6ie 
propinsen  erhielten  6ie  alten  Hamen  surürf* 

ßören  wir  u>ie6er  6ie  ^errlic^en  Eingangsworte  6er  be^ 
treffenoen,  am  29.  Hopember  ^837  erfdjienenen  Königlid}  2tüer- 
^^ften  Perorönung: 

„Die  göttliche  Porfetjung  ^at  unter  Unferefi  Scepter  mehrere 
öer  eSelften  teutfcljen  Polfsftdmme  pereiniget,  5eren  Vergangen» 
lieit  reic^  an  6en  er^abenften  Porbilöern  je6er  ?Eugen5  un5  jeg» 
lid}en  Su^mes  ift. 

3n  6er  2tbftc^t,  6ie  (Erinnerung  an  6iefe  er^eben6e  Per^ 
gangen^eit  mit  6er  (ßegenwart  6urc^  fortIeben6e  San6e  enger  5U 
perfnüpfen,  6ie  alten,  gefc^idjtlic^  geheiligten  ZlTarfen 
6er  Uns  untergebenen  Can6e  möglidift  wie6er  ^er5U* 
ft eilen,  6ie  €int^eilung  Unferes  Heidjes  un6  6ie  Benennung 
6er  ein$elnen  ^aupt ^^ £an6est^eile  auf  6ie  e^rwär6ige 
®run6Iage  6er  ©efdjic^te  5urücf5uffi^ren,  un6  fo  6te 
6urc^  alle  Reiten  bewährte  treue  2tn^änglidjfeit  Unferer  Unter» 
tränen  an  C^ron  un6  Paterlan6,  6ie  Polfsl^ümlic^feit 
un6  6as  Hationalgefü^I  5U  erhallen  un6  immer  me^r 
5U  befeftigen,  lidben  JPir  befc^Ioffen  un6  peror6nen,  was 
folgt .  .  /' 

lJn6  als  Konig  £u6ipig  L  6ie  auf  (ßrun6  6iefer  neuen 
£an6eseinteilung  neugewä^Iten  Stän6e  5um  erften  ITIal  um  feinen 
tEljron  perfammelt  fa^,  6a  begrüßte  er  fte  mit  f oIgen6en  XDorten : 

„Bayern,  pfdlser,  Sdivoaben  un6  ;Jranfen, 
ru^mpoll  nennt  fie  6ie  (ßefc^ic^te;  5U  fd)5n  gldn$en 
6iefe  Hamen  6urd^  eine  Sei^e  pon  3^^^^^"^^^^*^"/ 
als  6af  fie  erlofdjen  follten,  un6  freu6ig  ert^eilte 
xdl  6en  £än6ern  u>ie6er  i^re  angeftammten  Be* 
nennungen." 

Hoc^  im  I)e$ember  6esfelben  3^^^^^  \837,  in  welchem 
Konig  Cu6wig  I.  6ie  (Einteilung  6es  Seiches  einer  lJmbiI6ung 
auf  gefdjic^tlidier  ®run6lage  unterftellt  ^atte,  fa^  er  feinen  u>ie6er» 
^olt  un6  lebhaft  ausgefproc^enen  XDunfd)  erfüllt,  in6em,  wie 
foldjes  bereits  in  ^ranfen  un6  5d}rx>abm  6er  ^aü  gewefen  war, 
nunmehr  auc^  in  6em  wie6er  ins  £eben  gerufenen  ©berbayern 


\7^  König  £ubtDt9  I.  von  Bayern 

eine  2tn$a^l  von  (ßefdjtc^lsfreunöen  jtc^  sufammettl^at ,  loeldje 
6er  PPe^e  paterldnMfc^er  (ßefc^tc^le  ftc^  ju  tpiömen  entfc^loffen 
waxm,  un6  im  ß^bvnav  \S5S  fonnte  er  aud}  6em  ^iftori» 
fdjen  Dereine  pon  un6  für  ©berbayern  5ie  Zlllerljoc^fte 
Seftätigung  erteilen«  2tber  nic^t  blof  auf  6en  Kreis  ron  ©e» 
lehrten  un6  Fachmännern,  ja  nid)t  blof  auf  6en  nodj  mei» 
teren  6er  (ßefc^i4tsfreun6e  foüte  nadj  6es  Königs  2tnfid)t  6ie 
ppege  6er  (ßefdiic^le  befdjrdnft  fein*  Sein  ganjes  Volt  wo 
mSglid),  fo  mar  es  fein  ^^sensmunfc^,  follte  an  i^r  teil« 
nehmen. 

Die  ZlationaI6enfmaIe  un6  alle  6ie  an6ern  firc^Iic^en  un6 
profanbauten,  6te  er  aufführte,  6ie  lJrfun6en,  6ie  er  in  i^ren 
(ßrun6fteinen  nie6erlegte;  6ie  Süften  un6  6ie  ^resfen,  6ie  3"* 
fdjriften  un6  6ie  3<J^^^s$ö^kn/  ^it  6enen  er  i^re  (ßiebel,  Faffa6en 
un6  Por^aüen  fc^müctte,  6ie  Sc^anf ungsurf un6en ,  6ie  er  über 
6eren  Dergabung  ausfertigte,  6ie  (ßefdiic^tsttjaler,  6te  er  auf 
6ie  6enfn?ür6igften  €reigniffe  feiner  Regierung  prägen  lief  — 
fm6  |te  nic^t  aUe  bere6te  ^eugniffe  für  6es  Königs  unermü6Iicfjes 
Streben,  fein  ganses  Pott  mit  ^iftorifc^en  Denfmälern  un6 
(Erinnerungen  ju  umgeben,  feinen  ^iftorifc^en  Sinn  6a6urc^  5u 
mecfen,  5U  ^egen  un6  5U  p^egen,  un6  mit  6er  ^eimatfun6e  i^m 
6ie  ^eimatliebe  ins  ^er5  5U  legen? 

IPie  aber  ein  jeglidjer  Bau  aus  fo  ptelen  ^un6erten  un6 
taufen6en  pon  Steinen  fxdf  sufammenfügt,  fo  baut  ft(^  aud^  6ie 
(ßefd)id)te  eines  £an6es,  eines  Dottes  nur  aus  6er  (ßefc^idjte  6er 
einjelnen  3"^i^i^wen,  6er  einseinen  ©efc^Iedjter  un6  ^amilien, 
6er  einseinen  €iemeinu>efen  auf;  un6  ;Jamilienfinn,  £iebe  ju 
ßaus,  ^eim«  un6  ^er6ftatt  un6  5ur  Paterfta6t  —  fte  ftn6  6ie 
(Brun6be6ingungen,  o^ne  meiere  Paterlan6sliebe  tt)e6er  entfte^en 
nod)  befielen  tann. 

Das  Ijat  6es  grof en  Königs  IDeis^eit  mo^I  erfannt,  6arum 
iiat  er  fo  grofen  ä)ert  auf  6ie  Pflege  6er  ©rtsgefc^ic^te 
oeru)en6et,  un6  6arum  ^at  er  es  auc^  nidjt  bei  feiner  erften  Kun6« 
iah^  besüglid)  6er  2lnlegung  pon  ©rtsdjronifen  bett)en6en 
laffen.  ^m  Jtuftrage  6es  f.  Staatsminifteriums  6es  3"^^^ 
erging  im  3^^^^  1^37  an  6ie  Kreisregierungen  eine  u>eitere 
(Entfd^Iiefung,  u>orin  neuer6ing5  betont  u>ir6,  „6af  es  fomo^I 
6en  3wtereffen  6er  einseinen  (ßemein6en,  als  jenen  6er  ©efc^ic^ts» 
Kun6e  un6  6er  allgemeinen  Staatssu)ec!e  entfprec^en6  erfdjeine, 
nad^  6em  Beifpiele  6er  in  an6ern  6eutfdjen  Staaten,  u>ie  nament* 
lic^  in  JPürttemberg,  getroffenen  (Einridjtungen,  in  je6er  (ßemein6e 
eine  ©rtsdjronit  fertigen  un6  fortführen  $u  laffen. 
Bepor  je6odj   hierüber  tpeitere  2tnor6nung   ergebe,    follten   6ie 


von  €rnjl  ton  Destout^es.  H75 

Ztnfic^ten  erfahrener  (ßefc^äf tsmänner  gefammelt  loeröen :  a.  über 
5te  Jtusfü^runs  Wefer  ZHaaf re^el  überhaupt,  b.  6ie  srperfmäf  igfte 
IDeife  bts  öte  Znitmirfung  5er  <£\xtateU  nnb  PoIt5eibe^5r6en, 
unö  besüglic^  6er  ©rtsdironifen  6er  (ßeiftlic^en  erfor6ern6en  PoII« 
Suges  insbefon6ere ;  fo6ann  c.  ^injtdjtüc^  6er  erflen  Zlnleguns 
6er  Statutenbüdjer  un6  ©rtsd^ronifen,  6er  Hepifton  6es  £nt« 
rpurfes  un6  6er  ^ortfe^ung  6iefer  Bücher"* 

23e5Ü9lic^  6er  Jfü^rung  6iefer  ®rts*  un6  Stä6tec^romfen 
waten  fol9en6e  DirertiDen  aufgeftellt  n)or6en: 

„\.  Pom  \.  ®f tober  ^829  an  wirb  in  je6er  StabU  un6 
2narh5s(ßemein6e  ein  ^^i^l^ii^  (C^rontf)  angelegt  un6 
unter  Jtufftdjt  6e5  ZTtagiftrats  fortgeführt. 

2.  Diefes  (ßefcfjäft  ift  nac^  6er  JPa^I  6es  ZUagtftrats  einem 
2TTitglie6e  6esfelben  o6er  6em  Sta6t*  o6er  UTarftfd^reiber,  o6er 
nadf  Umftdn6en  einem  an6ern,  ^ieju  fähigen  <5emein6eglie6e 
an5ui>ertrauen* 

XDo  gefdiäftsfun6ige  (ßeiftlic^e  pn6,  fSnnen  6iefelben  um 
i^re  UTitiDirfung  angefproc^en  werben. 

3.  Die  C^ronif  ift  (Eigent^um  6er  (ßemein6e.  Sie 
muf  6a^er  in  6er  Hegel  in  6em  <ßemein6e^aufe  aufbeuja^rt, 
un6  im  ^alle  6er  Cl?roniffdjreiber  aus  6er  (ßemein6e,  o6er  pon 
6er  i^m  übertragenen  2trbeit  abtritt,  pon  6emfelben  6em  TXla- 
giftrate  unperle^t  fibergeben  iper6en. 

^.  (Es  ift  5U  ipünfdjen;  6af  6ie  €i)tonxt  in  geiro^nlic^em 
;JoIio»^ormat  ^albbrüdiig,  o6er  6ocIi  mit  einem  3  Ringer  breiten 
leeren  Han6e  perfe^en,  gefc^rieben  iper6e,  un6  am  (Eingange  6ie 
Semerfung  6er  3a^re55a^I,  mann  fte  begonnen  n>or6en,  6es 
Hamens  un6  6es  2lmtes  6es  C^roniften  enthalte. 

(Ebenfo  muf ,  wenn  ein  an6erer  (£^ronift  an  6effen  Stelle 
tritt,  6effen  Hame  un6  2Imt  am  itnfange  feiner  Ztufsetc^nungen 
un6  6ie  geit  6iefes  2lnfangs  bemerft  fein. 

Die  (Eljronif  muf  mit  einem  (£inban6e  perfe^en  iper6en. 
Dasfelbe  perfte^/t  ftc^  aud^  pon  6en  Hat^sprotofoUen  6er  (ße» 
mein6e,  weldje  als  ihaterialien  5ur  (ßefc^idite  6erfelben  6ienen. 

5.  Die  (ßemein6e«(E^ronif  foll  6as  <ße6enf budj  für 
6ie  ©emein6e,  alfo  6as  23ud}  feyn,  in  weldies  alle 
Denfipür6igfeiten,  tpeldje  fic^  in  Besie^ung  auf  6ie 
®emein6e  ergeben,  ein$utragen  fin6. 

6.  (Es  u>ir6  iwedmä^xQ  fein,  am  (Eingange  6er  C^ronif 
auf  6ie  allenfalls  Por^anSenen  älteren  gefc^riebenen  C^ronifen, 
lJrfun6en,  2tften,  Saalbüc^er  u.  6gL,  u>eldje  in  6em  ©emein6e* 
2trc^ipe  aufbewahrt  jtn6,  o6er  auf  6ie  im  Drucfe  erfc^ienenen 
©efdjidjten  6er  <ßemein6en  ^in5uu>eifen» 


^76  Kdniö  tubiDtg  I,  von  Bafern 

TXlan  mxb  es  gerne  fe^en,  6af  6iejentgen  (ßemeinöen;  meiere 
Me  im  Drurfe  erfc^tenene  (ßefc^idjte  t^rer  Stabt  o6er  i^res 
ZlTarfteS;  fo  tote  Me  PropinsiatCefc^tc^ten  6es  tanbes,  yx  weiden 
fte  früher  gehörten  unb  6ie  bayerifc^e  (ßefc^idite  n<fdf  nic^t  be» 
ft^eTt;  ein  (£^emplar  6iefer  <ßefc^id)tbäc^er  anfaufen. 

£öWic^  ift  es  befonöers,  6er  (tljronif  felbft  einen  f ursen  2tb» 
rif  6er  StabU  oöer  ZTlarfts-Cefc^ic^te  unter  7ln%ab^  6er  Quellen, 
Dorausjufdjirfen*  Derlei  i>er6ienftlic^e  ilrbeiten  iper6en  mit  be» 
fon6erem  IPo^Igefaüen  aufgenommen  n>er6en* 

7*  3"  itnfe^ung  6er  JPa^I  6er  (ßegenftän6e, 
»elc^e  in  6ie  (t^ronifen  aufsune^men  fin6;  ift  eine 
in  6as  (Einselne  ge^en6e  Porfd^rift  nidjt  u>o^I  möglic^. 
TXlan  muf  in  6iefer  Besie^ung  6er  Perftän6igfeit  6es 
C^roniften  pertrauen.  3m  allgemeinen  eignen  fid}  alle 
Porf&He  un6  Qan6lungen,  meldte  6en  3eftan6  un6 
6ie  (Eigent^ümlidjfeit  6er(ßemein6e  seigen,  o6er  per» 
än6ern,  ein  3il6  6er  Sitten,  (ßebräuc^e  un6  6er 
5eitper^ältntffe  überhaupt  6arftenen,  5ur2tufna^me 
in  6as  <ße6enfbuc^;  6a^er: 

(Ereigniffe,  meiere  6ie  (ßemein6e*Perfaffung  un6 
Deripaltung  betreffen,  6ie  Befe^ung  6er  ZUagiftrats» 
ftellen  un6  jener  6er  (ßemein6ebeponmäc^tigten  (6es 
ehemaligen  {(einen  un6  grofen  Hat^es),  6ie  XDa^Ien 
5um  £an6rat^e  un6  5ur  Stän6eperfammlung,  tpic^« 
tige  2t6miniftratip»Znaf regeln,  2tnor6nungen,  6as 
Sd^ul-  un6  2lrmenrpefen  u.  f»  ip.  betreffen6,  2lus» 
fü^rung  pon  Bauten,  Stiftungen,  5eitu)eife  Xladi* 
richten  über  6en  5uftan6  6es  (ßemein6e»Permögens, 
be6euten6e  Perbefferungen  o6er  Perfc^limmerungen, 
Perän6erungen  an  6en  <ßemein6egren$en  un6  in  6er 
ZRarfung  o6er  an  6en  <ßemein6e-Sediten,  be6euten6e 
Culturen,  Co6esfäIIe  ausge$eic^neter  JTldnner,  2tuf« 
enthalt  fürftlidier  perfonen,  6ie  Befdjreibung  pon 
^eftlic^feiten,  auffaIIen6enatur-(Ereigniffe,  Beifpiele 
großer  tE^euerung  o6er  IDo^Ifeil^eit  u.  f.  ip. 

8.  Die  Dorf  alle,  ipelc^e  in  6er  (ßemein6e»(£^ronif  aufsu^ 
nehmen  fm6,  follen  fic^  $unäc^ft  auf  6ie  <ßemein6e  bejie^en; 
fo  ipie  aber  je6e  ein$elne  (ßemein6e  mit  6en  i^r  benadjbarten 
(ßemein6en  un6  mit  allen  übrigen  6es  Kreifes  un6  6es  gansen 
KSnigreidjs  6urc^  ein  gemeinfames  Ban6  pereinigt  ift,  fo  ftn6 
6ie  (Ereigniffe,  tpeldje  fxdf  iwav  $unäd)ft  auf  benachbarte  (ße- 
mein6en  o6er  auf  6as  ganse  Daterlan6  besiegen,  un6  6ie  (ße» 
mein6e  mit  betreffen,  Pon  6er  (E^ronif  nic^t  ausgefc^Ioffen. 


ton  (2rnp  von  Destond^es.  ^77 

9*  £tn  porsfiglic^er  tDert^  5er  (E^rontfcn  bcfte^t 
in  6er  treuen  Jltnaabe  aller  einseinen  Umflänbe  — 
oft  f^einbarer  Kleinigfeiten  —  un6  in  6er  Sicher» 
^ett,  mit  ipelc^er  eben  aus  6en  ersd^Iten,  ins  (Ein« 
seine  ge^en6en  ^fjat^adien  ein  wahres  BiI6  6er  per» 
fc^te6enen  Reiten,  enttdufc^t  von  aller  eingebiI6eten; 
^iftorifc^'P^ilofop^if^en  Sypematifirung  gewonnen 
voivb.  Die  (tl?roniflen  iiaben  fic^  6a^er  5U  beftreben,  6ie  (Ein* 
Seln^eiten  6er  Vorfälle,  6er  ^eftlidifeiten  u.  f.  w.,  woraus  6ie 
Sitten  6er  geit  erljeüen;  redjt  genau  aufsuseic^nen.  tDeit*' 
fc^weifigfeit  ift  ^iepon  Derfd^ie6en;  6ennodi  ift  jie  beffer,  als  leere 
2tIIgemein^eit. 

\0.  Vtxdit  eine  pragmatifc^e  (ßefc^idjte,  nic^t  6as 
Url^eil  6es  C^roniften  über  bie  Swedmä^xileii  einer 
(Einrid)tung  06er  über  eine  Qan6Iung,  noc^  auc^  eine 
Sierlic^e,  gefudjte  06er  gar  fdiwülftige  Sdjreibart  tt)ir6 
gefor6ert»  Diefe  foll  üielme^r  t>ermie6en  u>er6en; 
un6  6ie  Schreibart  6er  befferen  C^roniften  6es  ZlTittelalters  sunt 
ZlTufler  6ienen.  Die  einfac^fte  €r$ä^Iung  6er  tCIjatfac^en  ift  6ie 
befte  un6  alles,  was  begehrt  ipir6*  Sie  fin6  aufsuseidjnen 
nac^  6er  Zeitfolge.  3c6e  einselne  ift  am  Han6e  6er  C^ronif 
mit  6er  ^aifxesiaifl ,  wenn  nic^t  6iefelbe  3a^res5a^I  bey  6en 
i>or^erge^en6en  bemerf t  ift,  un6  im  £aufe  6er  (Erjä^Iung  ZlTonat 
un6  tEag  6eutlic^  5U  bejeid^nen. 

\\.  Der  £^ronift  wxxb  wolfi  Ifjun,  6ie  2tuf5eic^nung  un- 
mittelbar na^  6em  Vorfalle  porsune^men.  Diefe  pünftlic^feit 
in  6er  (ßefc^aftsfü^rung  ift  eine  Bürgfd}aft  für  6ie  tUreue  6er 
C^ronif, 

^2.  3e6er  Sta6t«  un6  ZITarfts*(ßemein6e  wirb  ein  (Eyemplar 
6iefer  itnweifung  mit  6em  2tuf trage  mitget^eilt,  6a5felbe  6er 
(ßemeln6e»(E^ronif  beysuffigen''*  — 

lJn6  in  6er  QT^at,  beffer,  pe!:ftän6nispoIIer  un6  erfdjopfen6er 
^atte  ipoljl  fein  Programm  für  6ie  itniegung  6er  ©rts^ronifen 
aufgeflellt,  richtiger  un6  flarer  nimmermehr  6es  IDortes  „Cljronif" 
urfprünglic^e  Be6eutung  un6  iljr  eigentlidier  un6  i6ealer  ^wed 
nnb  6er  ffinftigen  Cljroniften  Beruf  un6  2lufgabe  6argelegt 
u>er6en  fSnnen. 

Hidjt  eine  pragmatifc^e  (Sefc^ic^te  follte  gefc^rieben  iper6en, 
—  6as  ;,(ße6enfbud}  für  6ie  (ßemein6e"  foIIte  6ie  Cljronif 
fein  un6  6arfteIIen,  alfo  6asjenige  Budj,  in  welchem  alle  Den^ 
u>ür6igfeiten,  welche  in  Besiel^ung  auf  6ie  (ßefamtgemein6e 
un6  i^re  Znitglie6er  fic^  ergeben,  ^ronologifc^,  6«  i.  6er  ^exU 
folge  nac^,   Cag   um   tCag,   gera6e   wie  in  einem  Qlagebuc^e 


1(78  K^ni^  JtubiPtg  I.  Don  Sayertt 

bes  (Ein$eImMpt5uums,  einftetragen  unb  persetc^net  merben  foBten, 
un6  5eren  por$ügIidifter  IDert  befte^en  foUte  „in  6er  treuen  2tn» 
gäbe  aller  einselnen  Umfldnbe  —  oft  fdjeinbarer  Kleinigkeiten 
—  unb  in  6er  Sidjer^eit,  mit  welcher  eben  aus  6en  ersäfjiten,  ins 
ein$elne  ge^en6en  C^atfad^en  ein  tpa^res  BiI6  6er  Derfdiie6enen 
geiteU;  enltäufdjt  pon  aller  eingebiI6eten;  ^iftorif^^p^ilofopf^if^en 
Syftematifierung  gewonnen  ipir6''. 

(Eigentum  6er  ©emein6e  ferner  foDte  jte  fein  un6  bleiben, 
foüte  in  6er  Segel  nur  im  (ßemein6e^aufe,  alfo  wie  ein  wert» 
poüer  Sdfai^,  6erfelben  nur  am  jidjerften  (Orte,  in  treuer  ^ut  auf* 
bewahrt  wer6en. 

J)af  6er  fSniglic^e  XDunfc^  (ßeftaltung  angenommen  un6 
wie  er  sunSc^ft  in  6er  £an6es^auptfta6t  Perwirflic^ung  gefun6en, 
möge  6en  na^folgen6en  geilen  entnommen  wer6en* 

Die  Sta6t  ZlTünc^en  ^atte  ftd}  bislang  nidjt  in  6er  glürf*^ 
liefen  £age  befun6en,  eine  PoIIflän6ige  Ctjronif  we6er  aus  6er 
älteren,  noc^  aus  6er  neueren  geit  5U  bejt^en*  Über  6iefen 
ZUangel  ^atte  fic^  fc^on  por  me^r  als  ^unSert  3^^^^^"  Karl 
2tnton  pon  Bart^  be6auern6  geäufert,  welcher  ^775  $um 
innern  ^at  6er  Sta6t  erwäfjlt,  \777  mit  6er  2trc^iparfteüe 
betraut  wor6en  war  un6  fpäter  auc^  6as  Bürgermeifter«  un6 
Sta6toberric^teramt  perfa^,  bis  er  \786  aus  6em  Dienfte  6er 
Sta6tgemein6e  trat,  6a  er  Kansler  6er  £an6fdjaft  in  Savcrn 
©ber^*  un6  Unterlan6s  gewor6en  war.  3"  feiner  (Eigenfc^aft 
als  Sta6tarc^ipar  ^atte  er  im  3^^^^  l^^O  es  unternommen, 
eine  ^iftorifc^e  Denff^rift:  „^ortgefe^te  Beyträge  5ur  (ßefdjic^te 
6er  Sta6t  ilTänd^en  Pon  3^^^  ^^^  Stiftung  6er.befant  Znün^» 
nerifdjen  £inie  pom  3^^^^  ^^92  an,  bis  auf  6as  3^^^  \^03" 
5U  fdjreiben,  6eren  ZlTanuffript  noc^  im  Sta6tarc^ip  Ijinterlegt 
ift»  3^  ^^^  (Einleitung  I?ier5U  aber  ^atte  er  fic^  foIgen6ermaf en 
pernetjmen  laffen: 

„(Es  ipürbc  überfTüfflg  feyn,  wenn  id^  von  bemjcmgen  Zinsen  reben 
rvoUie,  ber  nhexlianhts  aus  bcr  21ufflärung  fomoljl  ber  aUgemein  als 
Ijaubtfäd^Itc^  ber  fonberbarcn  £anbes«  unb  Stabts-cSefdjic^te  entfpringi  Die 
täglid^e  €rfaljrung,  unb  bte  beftänbigcn  DorfaHent^eitcn  ^ehen  Ijierinnen 
bie  untpiebcrfprec^ltc^jicn  Beipctfe.  So  ric^ti^  unb  genjtg  aber  biefes  tfc 
fo  befant  ip  leiber,  iPie  ungemein  weit  man  nod?  immer  befonbers  mit 
biefer  ^we^ten  in  unferem  f>ater'£anbe  unb  oorjüglid?  felbfl  in  unferer 
I^icftgen  VattvStabt  in-  ber  baierifc^en  ^aubt«  unb  Kefiben3-5tabt  Hlünc^en 
5urücf  jinb. 

€s  liahen  biefes  fc^on  anbere  unb  geleierte  IHänner  vor  mir  gefagt. 
Unb  baF^er  Ijabe  xdf  es  mir  fd^on  jeljer  jeber3eit,  fonberl^eitlic^  aber  feit 
jener  §eit  3um  2(ugenmer!e  genofjmen,  mic^  gebadeter  (ßefd^ic^te  nac^ 
Kräften  3U  mibmen,  von  ber  mir  an  aUev  erpen  bie  erforberlic^e  auffid^t 
unb  Einrichtung  fammentHd?er  Stabt'Ur!unben,  unb  23rief*3eliältnijfe  üoer* 
tragen  ujorben 


t?on  <£m{i  von  Destouc^es.  1(79 

TXut  t^  5U  bebauern,  bag  bte  (5efc^tc^ifc^retber  auc^  ^ter, 
tpie  fafl  bur^gelients  von  berStabt  IHüno^ener  (Sefc^tc^te  3U 
fnt^,  nnb  General,  audf  nid^t  allzeit  vo(I!ommen  äd^t  ae« 
((^rieben  i^ahen,  nnb  bag  auc^  bey  ({teftger  Stabt  t^etls 
mcgen  öfters  erlttljenen  Jfcners^Brunfien,  t^eils  aber  burc^ 
»ibcrtgcs  Sc^icffal  ber  gelten  un^  IHenfdjen  auger  benen 
beträchtlichen  Urfunben  nur  »entge  Fragmente  alterDerorb- 
nnn^en  unb  berTey  Kammer-Hed^nungen,  unb  bergletc^en, 
feine  Kronicfcn  ober  2^k^'^^<^^^  aber  gar  ntc^t  porljanben, 
auc^  bie  förmlichen  Hat^s-protofoIIen  erp  oom  3a^r  ^^59 
ttiren  2lnfang  nehmen.'' 

So  fteüt  6enn  andj  bas  „Fragment  einer  (E^ronif  ber  Stabt 
HTündjen  von  \({60-\^6S",  u>eldjes  Bayerns  ^odjDerötenter 
(ßefc^idjtf^reiber  Corens  von  IDeftenrteber  im  V.  ISanb^ 
feiner  „Beyträge  $ur  Daterldnbifdjen  ^iftorie  zc."  veröffentlichte, 
nichts  anöeres  bar,  als  einen  2tusjug  aus  biefem  erflen  unb 
älteften,  von  ZTTeifter  QansKirc^mair,  ber  päpftl.  Sec^te 
£i$entiaten,  im  ^aiiu  (^59  begonnenen  SatsprotofoU  de  annis 
H59 — l^ö8,  bestp.  eine  ^^fammenfteüung  ber  pon  biefem 
»arfern  ZHunc^ener  Stabtfc^reiber  in  gebautem  Protofoübanb  in 
c^roniftifc^er  ^orm  einge^oc^tenen  ^iftorifc^en  (Einträge.  — 

itm  \0*  juni  \837  nun  ^atte  Bürgermeifter  port  tCeng  Pon 
mfind^en  auf  jene  oben  ertpä^nte  Hegierungsentfc^Iiefung  mit 
einem  ausführlichen  (ßutac^ten  geantwortet  unb  barin  bie  7ln» 
legung  pon  (ßemeinbeftatuten  unb  ©rtsc^ronifen  ipärmftens 
begutaci}tet*  ^n  Befolgung  bes  2IUer^5c^ft  funbgegebenen 
ZPiQens  befd)Iof  bann  ber  ZTÜagiftrat  ber  f.  Qaupt«  unb  Heftbens^ 
ftabt  HTündien  im  3a^re  ^8^5  bie  Ztniegung  einer  Stabtc^ronif, 

Snäc^ft  pom  3a^re  \8^2  an,  nadj  ben  oben  angefütjrten 
ireftipen,  unb  betraute  mit  biefer  Ztufgabe  ben  bamaligen 
ftäbtif c^en  Bibliot^efar  Ulrid}  Pon  Destoui^es*  Unterm 
\2.  De$ember  ^856  erteilte  er  bemfelben  b^n  weiteren  2tuftrag, 
bie  2<^lixbüii^t  ber  Stabt  HTünc^en  auc^  für  bie  ^^xt  pon  ^8^8 
Öa^r  ber  IDiebereinfü^rung  ber  ZUagiftraturen)  bis  \8^2  nad^- 
träglic^  ^ersufteüen. 

2lls  Ulrid}  pon  Destoucljes  am  27.  33nner  \S65  mit 
Cob  abging,  ba  lagen  bie  3^^J^9änge  \8\8— \835  unb  \8^2 
bis  ](86\  PoOenbet  por.  Die  ZIusfflQung  ber  Cucfe  unb  auc^ 
bie  Fortführung  ber  (E^ronif  bis  5ur  ©egenipart,  fowie  bie 
^erftellung  pon  Hegifterbdnben  ^ier$u  tparb  bem  So^ne  bes  Per» 
lebten,  bem  Derfaffer  biefer  geilen,  burd}  ZlTagiftratsentfdilief  ungen 
pom  \2,  2Tldr$  unb  27.  ©ftober  ^863  übertragen,  welcher  benn 
auc^  b^s  Zimtes  eines  (Ctjroniften  ber  Stabt  ZlTüncijen  feit 
25  ^aiixtn  ununterbrochen  gewaltet  ^at,  unb  nodj  waltet. 

IDas  nun  bie  Ztrt  ber  Ztniegung  unb  ^ü^rung  ber  StabU 

\2* 


H80  König  iubmig  I.  von  ^ayetn 

c^rontf  anbelartöt,  fo  ipuröe  fc^on  bei  Beginn  Mefer  2Jrbett  6te 
S^töung  6e5  einselnen  ^^litian^es  in  stpei  ^auptteile,  6eren 
erfterer  bas  eigentliche  tCagebuc^  6er  Stabt  öarfteüt,  ipä^renö 
in  5en  smeiten  Ceil  6ie  ©egenflänöe  von  allgemein  Ijtftorifdier  unb 
ftatiflifdjer  Hatur  pertpiefen  fin6,  als  stoerfmäfig  erachtet. 

Xlnb  wk  alles  auf  €r5en  von  Keinen  2tnfangen  beginnt, 
fo  seigt  auc%  ZlTünc^ens  Staötc^ronif,  ein  lebhaftes  Konterfei  bes 
bamaligen  Umfanges  6er  Stabt,  in  i^ren  2lnfdngen  5tt>ei  un6  6rei 
3a^rgänge  in  einem  mäf igen  ^oliobanbe  pereinigt.  Später  füllte 
6ie  Darfteüung  eines  2alixQan<ies  einen  foldjen  Banb  aus;  6ie  in 
6er  JPeltgefdjidjte  fo  be6eutungspoIIen  3a^re  (sTO  un6  \87\  erfor* 
6erten  fc^on  iwex  mädjtige  ^oliobän6e,  \872  6rei  folc^e  nebft  einem 
Beilagenban6e  in  Hoyalfolio,  6ie  3aljre  jl873— 76  je  pier  Ban6e. 

Vas  ungeahnt  raf^e,  ja  gera6e5U  exorbitante  JPad^stum 
6er  5ta6t  ZHünc^en  im  ftebenten  un6  aditen  Desennium  unferes 
3a^r^un6erts,  6ie  ungeahnt  geftiegene  Be6eutung  6erfelben  als 
6er  5ipeiten  ^auptfta6t  6es  neuerftan6enen  6eutfc^en  Seiches,  als 
^auptpflegeftätte  6eutf(^er  Kunft  un6  als  (grün6erin  6er  neuen  TXta 
6er  Blüte  6eutfc^en  KunftgetperbeS;  un6  6er  6urc^  all  6as 
rafc^er,  ja  *  ftürmifc^er  geu)or6ene  ^er5*  un6  pulsfc^Iag  6iefes, 
5ur  (£^re  6es  bayrifc^en  ^eimatlan6es  un6  6es  grof en  Seutfc^en 
Paterlan6es  5ur  (gropa6t  fic^  auffc%a)ingen6en  (ßemeinipefens 
einerfeits,  un6  6as  Streben,  6te  C^ronif  6iefer  ru^m*  un6  5U* 
fünf tsreidjen  Sta6t  moglic^ft  ausführlich  5U  geftalten  un6  i^r  ein 
(ge6enfbuclj  5U  fdjaffen,  6as  i^r  nadj  je6er  Sichtung  ^in 
n)ür6ig  fein  un6  5ur  €^re  un6  ^reu6e  gereidjen  foll,  an6erfeits, 
Ijdbm  es  peranlaft,  6af  pom  3^^^^^  \877  an  fec^  mächtige 
Folianten  mit  einem  Beilagenban6e  in  Royalfolio  un6  5  bis 
6000  ^oliofeiten  ZTlanuffript  nic^t  me^r  ausreichen,  um  einen 
einsigen  ^aifXQanii  von  Hlünc^ens  C^ronif  5ur  Darfteüung  5U 
bringen. 

Da  aber  6as  gefc^riebene  IDort  in  pielen  fällen  6urc^  Bei* 
fügung  pon  3öuf*^^tionen  nur  an  £eben6igfeit  getoinnt,  fo  tpur6e 
es  fctjon  bei  6er  2tnlegung  6er  (Eijronif  por  piersig  3^1?^^"  ^Is 
i^rer  gmecfbeftimmung  entfprec^en6  eradjtet,  6en  Ceyt  6urc^ 
Porträts  6er  in  iljr  eru:>äljnten  Perfönlidjfeiten,  6urd)  2tbbil6ung  6er 
in  i^r  gefc^iI6erten  (£reigniffe  u.  ögl.  nodj  anfdjaulidjer  5U  madjen 
un6  6amit  6ie  (Erinnerung  an  Sie  befproc^enen  Perfönlidjfeitert 
un6  (Ereigniffe  noc^  beffer  für  6ie  fünftigen  Reiten  5U  erhalten. 

Deshalb  n)ur6e  6em  tCeyte  Pon  3^^^  5^  3^^^  immer  me^r 
pon  alle  6em  beigefügt,  was  ftdj  fo5ufagen  als  pragmatif(^es 
Dofument  6er  5^itS^f5?i<i?te  6arftent,  als  5.  B.  aufer  6en  eben 
ermähnten  porträts  un6  bil6Iic^en  Darfteüungen  audj  2Inft^ten 


von  €rit{i  von  Destouc^es.  ]^8\ 

neuer  ober  6urc^  Tlbbtnii  Derfdjmtnbenöer  .<ßebäu6e,  ^eroor- 
ragenbe  plafate,  6te  in  fpäterer  ^tit,  fc^on  iljrer  äufern  ^orm 
un6  2tu5ftattung  tpegen,  als  Signatur  6er  (gegenmart  gelten 
fdnnen,  Me  widjtigften  ^lugfc^riften,  fofern  fie  Me  Stimmung 
6e5  tEages  beseic^nen,  6ann  was  an  Programmen,  (£tnla6ungen, 
Jtufrufen,  (Eintrittsfarten  :c*  bas  fo$iaIe  £eben  djarafterijteren 
wirb,  fürs  eine  ZRenge,  für  bas  ^eute  anfc^einenb  aütäglidje 
Kleinigfeiten,  6ie  aber  nadi  ^un6ert  unb  aber  ^unbert  3^^^^^^ 
für  eine  in  bas  Detail  einge^enbe  ^iftorifdje  ^orfc^ung  unb  für 
Me  Kulturgefdjic^te  pon  JPert  fein  fonnen  unb  merben. 

X?on  ben  fteben  Bänben,  meiere  5ur  ^^xt  5ur  Darftellung 
eines  3a^rgangs  ber  Stabtc^ronif  erforberlic^  finb,  bilben  bie 
Bänbe  I— IV,  quartaliter  abgefdjioffen,  als  I.  (Qiftorifdjer)  tEeil, 
bas  Diarium  ber  Stabt  Die  Bänbe  V  unb  VI  bringen  als 
II.  (2lUgemeiner  unb  ftatiftifc^er)  tEeil  alles,  was  ft^  ni^t 
unter  bie  (ßefdjic^te  eines  fpesiellen  Cages  fubfumieren  lägt,  unb 
fomit,  fvftematifi^  in  Kapiteln  georbnet,  bas  JPic^tigfte  über: 

^lügetnetn  ^tflonfc^es;  Stobtgebtet;  Bobenperljältnlflfe;  Htmottfc^e 
Peritältntfe;  BeDötferung;  <5ebänbe  unb  IPoljnuTtgsDer^ältTttffe;  ^an* 
wefen;  ^euercerftc^erung  nnb  Jf cuerlöfd^mefen ;  Stragen-  nnb  Der" 
btnbungstpefen;  privat*  unb  Qansmirtfc^aftsmefen ;  ^cf erbau,  tanb" 
wtrtfAaft  unb  ^clbmcfen;  ^ogelperfld^erung;  Dtefjjuc^t,  CterpoH3et, 
2lbbecrerei  unb  Pietjoerfld^erung ;  Z^qlb  unb  ^tfd^erei;  (Sarienbau, 
(Semüfe",  (Dhfk*  unb  53Iumen3ud?t:  2lnpfran3ungen ,  53aum3U^t 
unb  (jforflmtrtfc^aft;  (Semcrbs«  unb  ^abrtfmcfen;  ifanbels-  unb 
Perfeqrsmefen,  ^thzits*  nnb  Dienflpertiältniffe ;  Bepfe»,  Vermögens', 
(Etnfommens-',  Derbrauc^S"  nnb  pretsoerljältnijfe ;  VOolil^anbsp^e^t 
nnb  Perforgungsmefen;  löoljltljättgfeit,  Dermäd^tniffe  unb  Stiftungen; 
Jlrmenmefen ;  Unterrichts«  unb  Sc^ulroefen;  Pormunbfc^afts-  nnb  (Er- 
3ietjungsmefen ;  IDiffenfc^aft  unb  Kunp;  preg-  unb  Citteratur-* 
erfd^einungen;  Heligions- unb  Kirc^enmefen ;  <SefunbIietts(nTebi3inaIs) 
n>efenunb(ßefunbljeits(ntebi3inal0poli3et;  53egräbnisn>efen;  Sittlic^fett 
unbSittenpoli3et;  Sic^erljeitsmefen  nnb  5ic^erl^eitspoIi3ei ;  Kec^tspflege ; 
Straf poIi3ei«  unb  (ßef ängnismefen ;  <Senoffenfd?aften ,  (SefeÜfdJaften, 
Pereine,  gemeinnüftige  Seprebungen;  (Semeinbeoerbanbs-  (Difirüts-) 
nnb  Kretspertiältnijfe;  Staatsperl^ältniffe;  53ürgerfd?aft,  (Semeinbeoer* 
tretung  unb  (Semetnbeoorftanb ;  Öemetnbepermögen  unb  (Semeinbe- 
fd?ulben,  (Einnaljmen  unb  2Iusgaben,  Kajfen-  nnb  Hed^nungswefen ; 
befonbere  53emer!ungen   über   (Semeinbeperljältniffe    unb   SuPnbe. 

3n  bem  Hoyalfoliobanbe  VII  enblidj  werben  alle  jene  Porträts, 
2tnfidjten  unb  fonftigen  ^iftorifc^en,  fünftlerifc^en  unb  funftgen>erb» 
liefen  Beilagen  pereinigt,  »elc^e,  5umeift  pon  Sdjanfungen  ^er* 
rü^renb,  permoge  i^res  *jrmates  nic^t  ben  erften  fedjs,  im 
Heic^sformat  ^ergeftellten  Bänben  einperleibt  u:>erben  fonnen. 

3ebem  einseinen  3^^^8^"S^  ^^^  Stabtc^ronif  ift  ferner  ein 
Segifter  beigefügt;  ber3n^alt  biefer  3^^^^«s»regifter  aber  wirb  in 


][82  K5nt9  £nbtDt9  I.  von  Bayern 

eigene  Segifterbatiöe  übertragen^  von  6enen  6er  erfte  We  fünfslg» 
jährige  perioöe  pon  \8t8— \867  umfaßt,  xväfjvenb  für  Me  nac^» 
folgenöen  stpei  DefaSen  je  em  folc^  djronologtfc^er  Hegtfterban6 
^ergefteüt  ift;  auferbem  tragt  nodj  ein  5ie  erfte  ^albfdfular^ 
perioSe  umfaffenöer  alp^abetifc^er  Perfonal*  un5  ein  folc^er 
®rt5^  un5  Sac^regifterbanö  5em  praftifc^en  unb  Itac^fc^Iage» 
beöürfnis  weiter  Hec^nung, 

X)iefe  ^nnalirm  il^res  Umfanges  un6  6amit  auc^  ber  Heic^» 
^Itigfeit  i^res  ^^ffalUs  perbanft  Me  (E^ronif  5undd)ft  htm 
mit  5em  H)ie6erern>adjen  öes  ^iftorifdjen  Sinnes  6er  Bepolferung 
gleichseitig  angeregten  3ntereffe  für  öiefes  ,,(ße6enfbudj  i^rer 
Staöt",  welches  ^ntevtWc  6urc^  immer  sa^lreic^er  iperbenöe 
Sd^anfungen  un6  ^un>en6ungen  fotpo^l  einselner  Bürger  als 
pon  Korporationen  un6  XJereinen  un6  pon  föniglic^en  Stellen 
fic^  in  ftets  erljö^terem  ZTTage  öofumentiert,  unb,  —  ba  Mefe 
Beilagen  meift  nid^t  blof  einen  ^iftorifd^en  unb  miffenfd^aftlid^en, 
fonbern  audj  einen  fünftlerifc^en  unb  funftgemerblic^en  IDert 
repräfentieren,  —  ber  (E^ronif  ein  eigenartiges  (geprdge,.unb  auf  er 
bem  ibeellen  unb  fulturgefd)idjtlic^en,  nebenbei  auA  noc^  einen 
nic^t  unbebeutenben  reellen  IPert  perlei^t. 

Unb  wenn  bie  me^rermä^nten  Direftipen  porfc^reiben,  ba^ 
bie  ©rtsc^ronifen  mit  einem  €inbanb  perfe^en  unb  in  ber  Hegel 
im  (gemeinbe^aufe  aufbewahrt  werben  muffen,  fo  mag  ^ier  nod^ 
erwähnt  fein,  ba^  bie  Bdnbe  ber  ZHün^ener  Stabtdjronif  in 
i^rem  blauweifen  (ßewanbe  mit  bem  aufgebrucften  Stadtwappen 
in  Silber  in  bem  in  ben  3ö^ren  \88^  — (883  reftaurierten  Stabt» 
arc^ipe  am  Peterspla^e  i^ren  angemeffenen  2(ufbewa^rungsort 
erhalten  ^aben.  2tn  ber  Ztorbwanb  biefes  traulidjen  gotifd^en 
(ßelaffes,  beffen  JPdnbe  mit  ftilpoüen  ZHalereien,  mit  bem  alten 
bayrifcljen  unb  bem  Stabtwappen  unb  ben  Sinnfprüc^en 

„XOas  Iflünc^en  bie  ^eit  bringt  im  tpec^felnben  £anf: 
<£i}ront{ieni}anb  seic^nefs  ber  Hac^melt  t{ier  anf  I" 
unb 

^m5s'  (Eljr'  erblfi^n 

Dem  piKen  IRä^nl« 

gesiert  finb,  in  btn  mit  Busenfc^eiben  perfe^enen  gotifc^en 
Sd^rdnfen  fte^en  fie  ba,  bie  balb  bie  PoIIsa^I  Qunbert  erreic^enben 
^olianten,  ZHün^ens  (ßefc^ic^te  bes  neunse^nten  3a^r^unberts 
rünftigen  (ßefdjiedjtem  überliefernb. 

Ter  praftifd^e  JPert  ber  Stabtdjronif  ift  bereits  5U  tEage 
getreten  unb  5ur  (ßeltung  gefommen  in  bm  wieber^olten  ©e» 
fud)en,  weldje  bem  Stabtar^ipe  unb  bem  iHagiftrate  um  beren 
Benü^ung  5U  ^iftorifd^en  ^we^en  porgelegen  ^aben. 


von  Cm{i  von  Destouc^es.  1^83 

IDert  nnb  Bc6eutun$  5er  StaMc^rontf  fmb  aber  audj  bereits 
öffentlidj  pon  5er  tCages»  unb  ^adjprejfe  anerfannt  unb  semüröigt 
moröert,  fo  sunt  erften  Ztlak  am  7.  Desember  \877  in  einer  iljr  pon 
6emt  b.  Zflinifletialrate  Dr.  ®tto  ^rei^errn  Pon  P5I6ern» 
6orff-H)ara6ein  getpibmeten  itb^anWung  in  6er  „Mgemeinen 
Leitung",  6ann  Pon  6em  f.  (Beweinten  Qaus»  un5  Staatsatdiivat, 
©e^eimen  ^ofrate  Dr.  tnbvoiq  Sitter  Pon  Horfinger  in 
5er  pon  iljm  5um  IDittelsbac^er  3iiWIäum  \880  perfagten  ^eft 
un6  Denffc^rift  5er  f.  K  Jtfabemie  5er  IDijfenfdjaften  ;,Die 
Pflege  5er  (gefdjic^te  5urdj  5ie  JPittelsbac^er",  ebenfo  Pon  5em 
f.  pr.  Hniperittätsprofejfor  Dr.  iHaj  liodf  in  ZTTarburg  in  einer 
5er  ZHündjener  5ta5tc^ronif  getPtbmeten  Jtb^an5lun9  5er  geit» 
fc^rift  ;,X?om  ^ek  5um  ZlTeer"  \885  u.  a.  m. 

IDert  un5  Be5eutun9  5er  lTlfin(^ener  5ta5tc^ronif  jtn5  aber 
audj  fonft  noc^  im  iluslan5e  seipflr5i3t  wovbm.  ßat  5oc^  ü.  a. 
5ie  l{aiferfta5t  IDien  5urc%  i^ren  2trd^ip5ireftor  H?eig  un5  5ie 
Sta5t  £eip5ig  5urdj  iljren  Hatsardjipar  Koe^Ier  pon  i^r  €in» 
fxdft  nehmen  un5  {tc^  über  5eren  Cinrid^tung  un5  Einlage  Seridjt 
erftatten  laffen. 

2tber  nid)t  blof ,  5af  aus  ^adjfreifen  5er  (E^ronif  2^kuWc 
entgegen  getragen  tPor5en  ift,  in  erfreulic^fter  JPeife  ift  ein  folc^es 
andf  in  5en  Kreifen  5er  Burger*  un5  (Einipo^nerfc^aft  im  fleten 
JPac^fen  begriffen.  Bemeis  5afür  ftn5  5ie  oben  ermäljnten,  immer 
$a^Ireidjer  tper5en5en  3wu>en5ungen  un5  Sdjanfungen  für  5iefelbe, 
Beweis  5afür  ift,  5af  ^un5erte  Pon  Bürgern  un5  Bemo^nern 
5iefer  5ta5t,  ja  5ag  5ie  erlauchten  Znitglie5er  5es  bayrifc^en 
KÖnigs^aufes  felbft  fdjon  ZTlünc^ens  Sta5tarc%ip  aufgefu^t  un5 
pon  Sem  5ort  peripa^rten  ,,(ße5enfbudj  5er  (ßemein5e''  €injtc^t 
genommen  Ifaben.  — 

(getreu  nac^  5en  3^*^^*^^"^^  ^"^  Direftipen 
König  £u5ipig5  L  angelegt  un5  fortgeführt;  reprä» 
fentiert2nünc^en5  5ta5t-c^ronifni(ijt  biofeine  ureigene 
S^Spfung  5es  perewigten  tRonarc^en,  ein  tpeiteres 
Dofument  feiner  ^ürforge  für  5ie  polfstümlic^e 
pflege  paterldn5ifd5er  (gefc^idjte,  fon5ern  fie  fteüt  sugleic^ 
audj  ein  Denf mal  5anf barer  pietät  5er  Sta5t  ZHündjen  gegen  i^ren 
grof  en  König  5ar,  u:>eldje  es  ftc^  nun  baI5  ein  falbes  3a^r^un5ert 
lang  angelegen  fein  lief,  5urc^  iljre  ^ürforge  5es  Königs  IDunfdj 
un5  (ße5anfen  lebenspoüe  un5  in  alle  gufunft  5auern5e  ©eftaltung 
gewinnen  5U  laffen. 

Daf  taufen5  un5  aber  taufen5  Blatter  pon  ZHünc^ens  Sta5t« 
c^ronif  feinen  Hamen,  feine  C^aten,  gans  befon5ers  aber  fein 
unfterblic^es  JPirfen   für   5ie  Sta5t  ZlTünc^en  per$eic^nen;   5af 


^8^       Kdntg  £ttbtpt9  I.  von  Ißa^exn  von  Crnfl  von  Pestonc^es. 

aus  irrten  allein  ein  Cebensabtif  6es  grof en  ^firften  von  bem 
tCa^e  an,  ba  er  am  27.  ZRai  \8\8  ds  Kronprinj  6er  £in* 
fü^runs  5er  Derfaffung  beiwohnte;  bis  $u  jenem;  ba  ZlTflnc^n, 
6er  tiefften  tCrauer  voü,  am  9.  ZlTärj  ^868„  feines .  größten 
IDo^It^aters,  feines  Iteube8rfin6ers  fterblid^e  Überrefte  5U  i^rer 
legten  Su^eftatte  in  6ie  Bajtlifa  geleitete,  in  unperlöfc^Iidjen 
Cettern  ^erausleu^tet,  6as  be6arf  xvolil  feiner  befon6eren  Be» 
fräftigung. 

Sie  fommen6en  t£aQ^  6er  ^^ntenatU*^^^  ober 
follen  un6tt>er6en  einen  weiteren  sldn5en6en  Beweis 
6afflr  erbringen,  6af  6es  Königs  Streben,  6ie  pflege 
paterian6ifc^er  (Sefc^ic^te  polfstfimlic^  5U  machen, 
von  feinem  Volte  anerfannt  tt>or6en  ift,  6af  fie  in 
feinem  DoUe  IDurseln  gefdjiagen  un6  6ie  pon  i^m 
beabfic^tigten  goI6enen  Segensfrflc^te  getragen  ^at: 
6enn  nic^t  blof  ein  Danf»  un6  (ße6dc^tnisfeft  für  6en 
grof  en  König  foU  jene  ^eier  fein;  6as  tt>ir6  i^r  polle 
IDei^e  un6  in  6en  2(ugen  6er  gansen  JPelt  Bedeutung 
geben,  6af  6ie  pon  6en  ^eftaltären  auffteigen6en 
Jlammehseidjen  6es  ^eftes  llrgrun6  weithin  Io6ern6 
un6  perflären6  fün6en: 

Die  ^eiTge  £ieb'  5um  teuren  Üaterlan6el 


/^jC» 


jFtansöjIfcöe  ^cöaufpieler  am  fiaprifcöen  #ofc. 


Von 


Itarl  tIra'Utmann« 

ßutfütjl  nrajimtltan  6er  €rftc  mav  nic^tme^r.  2tm 
27*  September  (65\  ^atte  5er  vielgeprüfte  ^errfc^er  bas  ^^xU 
lic^e  gefegnet,  unb  als  ber  öamals  getpalttgfte  unter  Deutfd;(anös 
Dichtern,  als  3^'^^  BaI6e  am  Sarge  6es  XJerftorbenen  in 
madjtpoüer  Hebe  *  6ie  Summe  50g  aus  bes  dürften  (Erbenmallen, 
ba  mod^ten  n>o^l  mentge  a^nen,  ba^  ^ier  me^r  5U  (grabe  ge* 
gangen,  als  ein  fturmbemegtes,  l^atenretc^es  ZHeufd^enleben.  €5 
tft  eine  lange  ^iftortfd)e  €nttt>t(f lung ,  bie  mit  ZlTaytmtltan 
i^ren  2tbfc^luf  ^nbd;  an  Stelle  ^absburgs  tritt  fortan  ber 
Cin^uf  ber  Bourbonen,  unb  jene  Strömung  beginnt,  welche 
Bayern  fflr  ein  3a^r^unbert  lang,  politif4*  nidjt  minber 
mie  fulturelP,  an  ^ranfretc^  gefeffelt  fjat 

Die  Porfämpferin  fflr  biefen  Syftemwec^fel  tft  2tbelaibe 
von  SaDoyen*  gemefen,  bes  ICurf ürften  ^erbinanb  ZlTaria 
{\65\ — ^679)  ©ema^lin;  i^r  muffen  mir  sunädjft  unfere  ituf* 
merffamfeit  fc^enfen  unb  bas  um  fo  me^r,  tt>eil  pon  2tbelatben 
bie  erften  Perfu^e  ausgeben,  bem  fransöftfc^en  Sc^aufpiele  eine 
bauernbe  ^eimftätte  am  ^ofe  ber  JPittelsbadjer  5U  beretten, 
^reilic^,  biefes  rei$enbe  ^rauenbilb  5U  seidjnen,  muf  uns  ^ier 
perfagt  bleiben,  fo  lodenb  audj  bie  itufgabe  tt>äre;  n>ir  mflffen 
uns  bamit  begnügen,  aus  bem  Cebensgange  ber  ^ürftin  bie» 
jenigen  ZlTomente  ^erporsu^eben,  meiere  bebeutfam  geworben 
ftnb  für  bie  (geftaltung  ber  bramatifdjen  Kunft  in  i^rem  neuen 
XJaterlanbe, 


^86  ^ransöjtfc^e  Sc^oufpteler  am  bafcx^d^tn  fjofe 

2Hs  2l6elat6e  am  25*  3um  ^652  in  6er  Kapelle  6er 
ZRündjener  Sefiöens  6em  Soljne  Znayimiltans  permä^lt  xvnxbe, 
Ijatit  fte  6a5  fec^seljnte  3a^r  noc^  nidjt  erretd)t  *.  2tm  ^of e  von 
Savoyen,  6em  Si^e  feiner  (gefeüiöfeit  un6  prunfenöer  ifeftes» 
freu6e®,  war  fie  als  paterlofe  IDaife  aufgetpadjfen  an  Seite  6er 
ZHutter,  un6  6iefe  iHulter,  (C^riftine  pon^ranfr^idj^  6es 
grofen  ßeinrid)5  6e5  Pierten  un6  6er  OTaria  von  ZHe« 
6icis  (Tochter,  ift  ^ransoftn  getpefen  6urc^  un6  6urc^.  X)er 
„ch^re  et  adorable  et  bonne  maman"  blieb  2t6elat6e  i^r 
9an$e5  Ceben  lang  in  fdjmärmerifc^er  XJere^rung  sugel^an^  fte 
ift  i^r  ein  JPefen  üon  i6ealer  Poüfommen^eit,  ein  Ieud^ten6e5 
Vovbxlb^,  iann  es  alfo  mun6er  neunten,  6af  auc^  6ie  Codjter 
,f  ran5öfin  9en>or6en  nidjt  nur  in  Sitte,  fon6ern  aud}  in  ©e» 
ftnnung?  Da5u  trat  nodj  etwas:  2t6elai6e  als  ©emaljlin 
£u6wigs  6es  Pierse^nten  auf  6em  tC^rone  6es  mädjtigen 
Hadjbarreidjes  5U  fe^en,  n>ar  6er  fe^nlidjfte  IDunfdj  €l?riftinens^, 
un6  tt>ie  feine  an6ere  ^firftentoc^ter  ^ätte  gera6e  fte  6ie  (Eigen* 
fdjaften  befeffen,  £u6n)ig  6auern6  5u  feffeln.  Die  ^eirat  tarn 
nidjt  5u  ftan6e,  6em  ITTanne  aber,  6er  iljr  beftimmt  geipefen 
un6  6er  für  fte,  6eren  (Erachten  ja  audj  überall  nad)  Hu^m  un6 
©lans  ging,  fo  redjt  6en  ^errfdjgeu)altigcn^el6en  perförperte, 
fin6  aüeseit  i^re  Sympathien  geblieben.  Seine  piäne  ^at  fte 
in  6er  ^olge  5U  6en  irrigen  gemadjt,  un6  getoig  fonnte  6amals 
6er  Roi-Soleil  feinen  eifrigeren  Perfedjter  jin6en  als  2l6elai6e, 
fo  eifrig,  6af  im  3a^re  1658  6es  Königs  (ßefan6tcr,  6er  be^* 
ifannte  ZTTarfc^an  von  (ßramont,  nadj  einer  2tu6ien5  bei 
6er  Kurfürftin  an  ZlTasarin  beridjtete^^  er  Ijabe  bisljer  ge* 
glaubt,  feinen  ^errn  su  lieben  wie  fein  $weiter,  je^t  muffe  er 
ju  feiner  Sc^an6e  befennen,  6af  er  hierin  pon  2t6elai6e  in 
6en  Schatten  gefteüt  wer6e*  Diefe  Heigung  für  ^ranfreidj  un6 
für  £u6wig  6en  XJierse^nten  ift  ein  ma(^tig  Ijerportreten6er 
5ug  im  IDefen  6er  Kurfürftin,  6er  Ceitftern  i^rer  politif,  6ie 
—  ec^t  ipeiblic^  —  eben  nie  etipas  an6eres  geipefen,  als  <ße» 
fü^lspolitif. 

Tlndi  6as  (geiftes leben  ^ranfreic^s  fan6  am  ^ofe  5U 
Curin  eifrige  Pflege  un6  gerechte  li)ür6igung.  3"  Sapoyen  ^atte 
por6em  Honor6  d'Urf^**  gelebt,  6er  Perfaffer  6es  Sdjäfer» 
romanes  Astree**,  6effen  erfterBan6  anno  \6\0  erfdjien  un6 
alsbal6  6es  2(utors  un6  feines  Qel6en  Cela6on  Hame  bmdi 
gans  (Europa  trug*';  un6  nidjt  min6er  tpar  Frangois  de 
Sales^*  6em  ßofe  na^e  geftan6en,  6er  fromme  Btfdjof  pon 
(ßenf,  6er  5wei  jaifxe  Por^er  ((608)  mit  feiner  „Introduction  ä 
la  Vie  devote"   (p^ilotljea)  faum  min6ercn  €rfolg  gehabt  ^\ 


von  Karl  Croutmann.  ^87 

XDxt  xv&xben  6et  betbcn  XDetfe  an  6tefer  Stelle  tttc^t  Crtpä^nung 
t^un,  wenn  t^r  Cin^uf  auf  Jtöelaiöe  fein  fo  tiefge^enöer 
getpefen  tpäre.  Die  P^ilot^ea  ^e^örte  5U  6en  CieWingsbflc^ern 
6er  IKurfürftin,  un6  2t5elai5en5  ^römmigfeit,  6ie  fxdf  in  Stif- 
tungen, n>ie  6em  3öS^"öI5(fIein  un6  6en  2trmenbe$rdbniffen  *®, 
betljätigte,  5ei3t  gans  jenen  liebenstDüröigen  un6  sartftnnisen 
C^arafter,  6er  in  6en  IDerfen  i^res  £an6smannes  fo  n)o^It^uen6 
berührt  un6  fo  ^er59fn?innen6, 

lln6  n>ie  Frangois  de  Sales  i^rem  frommen  (gemüte, 
fo  entfpradj  d'Ur{6  i^ren  romantifc^en  Heigungen*^  2tn  6er 
Ceftüre  6er  Astr^e  Ijat  jene  ^reu6e  an  6er  t6YUifdjen  JPelt 
6er  Sc^dfer  un6  6er  Hymp^en  ualjrung  9efun6en,  weldjer  jte 
in  i^ren  ^eften  "  2tu56rurf  ^ab,  un6  für  6ie  ^eute  noc^  6er  Hame 
i^rer  Ciebltngsfc^pfung  Itvmpljenburö**  geugnis  ablegt. 

Don  Honor6  d'Urf^  5um  Precieufentume*^  ift  nur 
einschritt,  un6  n^enn  uns  Pater  ZlXeneftri  er**  ersd^It,  6af  6ie 
Kurf flrftin,  meiere  an  Jtüegorien  (Befallen  fan6,  in  6er  ZTIündjener 
Hejt6en5  ein  „Cabinet  des  Mysteres  du  coeur**  fdj  ein* 
geridjtet  ^atte,  ein  mit  finnigen  (Emblemen,  Depifen,  Symbolen 
un6  t^iffren  ausgemaltes  Sanftuarium,  un6  in  6en  \668  gehal- 
tenen „Festes  de  Lucine"  6ie  „Carte  de  Tendre"  6er 
befannten  Somanf^riftftellerin  Mademoiselle  de  Scud^ry** 
n>ie6er  auflebte,  6a  erfd^eint  uns  2(6elai6e  gans  als  parifer 
ZTTo6e6ame  Don  anno  (650,  6ie  ido^I  in  6en  efpritreic^en  ^xttzln 
6es  Hotel  de  Rambouillet  einen  (E^renpla^  eingenommen 
^atte;  un6  n>er  u?eif,  ob  bei  genauerem  ^rfdjen  nidjt  6irefte 
Besieljungen  6er  Kurffirftin  5U  6en  Precieufen  fic^  nac^n^eifen 
liegen,  —  n>o^lgemerft,  nid^t  5U  6em  bürgerlidjen  un6  propiti» 
Sielien  Precieufentume,  welches  Moli^re  fo  föftlid^  per«» 
fpottet  ^at*',  fon6ern  5U  jenen  Kreifen,  welche  6ie  2lriftofratie 
6es  ©eiftes  un6  6er  (geburt  in  ungestrungenem  XJerfe^re  per» 
einigten  un6  6as  ^kl  anftrebten,  6ie  Citteratur  5U  för6ern  un6 
6ie  ©efelligfeit  5U  pere6eln* 

Jtls  C^riftine  pon  ^ranfreic^  eine  X?erbin6ung  mit 
Cu6tt>ig  6em  Dier5e^nten  plante,  l?atte  6er  greife  Kurfürft 
ZHafimilian  6er  (grfte  bereits  2t6elai6e  feinem  So^ne 
un6  tCljronerben  ^er6inan6  ZTlaria  als  Braut  5uge6adjt. 
Xladj  mannigfaltigen  go^if^^f^^Möen  un6  X?cr^an6lungen  **  fam 
6ie  €Ije  en6lid)  5U  ftan6e,  am  22.  3uni  (652  ^ielt  6ie  fapoyifc^e 
prinseffin  il^ren  €in5ug  in  6ie  ^auptfta6t  Bayerns.  €s  n>ar 
ein  tcbzn  voll  Weiterer  Pergnügungen ,  Pon  6em  6as  Znä6djen 
2(bfd}ie6  genommen  ^atte,  ein  ^errlic^es  £an6,  n>o  6ie  (ßrof* 
artigfeit  6er  2tlpennatur  mit  ffl6lidjer  ^arbenfüüe  pc^  paarte**, 


1(88  (fran5dftf(^e  Sc^aufpteler  am  bayrtfc^en  Qofe 

ein  ^of,  tt>o  Kunft  nnb  Cttteratur**  6er  beiöen  damals  tortart» 
gebenöen  Kulturnationen  groggünftige  ^Sröerung  fanben,  eine 
^amilie,  6ie  pe  mit  rü^renber  Eingebung  liebte.  Die  CEinbrürfe, 
welche  pe  in  ZMün^en  empfing,  u^aren  alleröings  ntc^t  ba^n  an- 
getljan,  bks  alles  pergeffen  5U  machen  un6  6ie  tCraurigfeit  5U 
oerfdjeuc^en,  6te  jtc^  t^rer  fd^on  auf  6er  Seife  von  Curin  Ijer 
bemäd;tigt  ^atte. 

2tnt  tpenigften  fonnte  i^r  ^er6inan6  ZTlaria^^  €rfa^ 
bieten  für  605  XJerlorene^  Der  junge  Kurfürft  mar  ein  fc^fld)» 
terner,  melanc^olifc^er  ^err,  ungelenf  un6  unfrei  in  feinem 
gansen  2Iuf treten,  geiftig  wenig  be6euten6  un6  alfo  gans  gemig 
nic^t  im  ftanöe,  eine  fo  lebhafte,  geiftreidje  un6  6er  2tnregung 
be6ürflige  ^uennatur,  wie  2t6elai6e,  6auern6  5U  feffeln.  So 
befam  6ie  ZHutter  bal6  bittere  Klagen  über  6en  Sdjwiegerfo^n 
5U  Ijören,  6er  6urdjau5  nidjt  ä  la  mode  fei,  mit  6em  jebe 
PIau6erei  ein  rafc^es  €n6e  ne^me*^,  6a  er  fo  gar  nichts  5U 
fagen  n>iffe,  —  mit  einem  IDorte,  6a§  man  fie  nic^t  einem 
ZHanne  permä^It  lidbe,  fon6ern  einem  unfelbftän6igen  Knaben; 
un6  als  it6elai6e  am  \5.  2tuguft  5um  erften  ZHale  6ie  e^r» 
tt)ür6ige  JPallfa^rtsfirc^e  5U  2tltötting  auffuc^te,  6a  er^e^te  fie 
pon  6er  gna6enreidjen  2na6onna  6ie  Kraft,  i^ren  (ßemaljl  lieben 
$u  fönnenP^ 

Da5U  famen  forttt)ä^ren6e  Setwüt^m^z  mit  i^rer  Sc^mieger» 
mutter,  6er  ftolsen  Kaifertodjter  ZlTaria  Zlnna'^,  n>eldje  6urc^ 
6ie  politifc^e  Hipalität  6er  bei6en  grauen  nodj  pcrfc^ärft  a)ur6en; 
6enn  6ie  energifc^e  ^absburgerin  un6  i^r  einflugreic^fter  Hat^ 
geber  (graf  Kurs  pertraten  eifrigft  6ie  5fterreid)ifc^en  jntereffen, 
n>ä^ren6  2I6eIai6e  alles  6aranfe^te,  6en  (ßemaljl  für  ^ranf» 
reic^  $u  gewinnen  ^^  So  waren  6ie  erften  3a^re,  wel^e  6ie 
^ürftentodjter  am  bayrifdjen  ^ofe  perlebte,  3^^?^^  ^^^  Unglürfs 
un6  6er  Unfreiheit,  in  6enen  6er  (ße6anfe  oftmals  fc^wer  auf 
i^rer  Seele  laftete,  6af  i^r  Cebensglüd  für  immer  6a^in  fei* 

2tber  auc^  6iefe  traurigen  tEage  gingen  porüber»  3fjr  (ge» 
ma^I  war  i^r  pon  fersen  5ugetljan,  6as  gegenfeitige  Per^dltnis 
6er  (gatten  befferte  ftd^  im  £aufe  6er  3^^^^/  wn6  il?re  (E^e  ift 
fpäter  eine  glücflic^e  gewor6en,  fo  glücflic^  als  eben  eine  €^e 
fein  fann,  in  weldjer  6ie  ^rau  Pon  6em  geiftigen  Znin6erwerte 
6es  ZHannes  6urc^6rungen  ift.  Iln6  als  im  3^^^^  1^65  ZHaria 
2tnna  ftarb,  war  2t6elai6e  jeglidjen  ^wan^es  le6ig.  IPirf. 
lic^  Kurfürftin,  nic^t  wie  bisljer  blof  6em  Hamen  nadi,  fonnte 
fie  ungeftSrt  i^rem  ^ange  5ur  Kunft  un6  5U  Ijeiterem  ^eftes» 
gepränge  jtdj  Eingeben;  nun  fam  6er  ent5Ü(fen6e  Kei5  i^rer 
liebenswür6igen.perfönltc^feit  poü  5ur  (ßeltung,  un6  es  ift  feine 


von  Karl  Crautmann.  ^89 

S^mctc^elei,  fonöem  bas  überetnftitnmenbe  Urteil  bcr  geifc 
genoffen'*,  U)enn  6er  ^ran$ofe  Chappuzeau^'  Don  t^r  fc^reibt: 

„C*est  une  Princesse  de  la  riche  taiUe,  qui  a  un  grand 
air  &  beaucoup  de  Majeste.  Elle  a  du  coeur,  de  Tesprit 
&  de  la  generosit^  dans  un  degr^  que  peu  de  personnes 
peuvent  atteindre ,  &  eile  en  a  donn6  de  bonnes  marques  en 
quelques  rencontres»  Cet  esprit  a  toüjours  est6  en  ferme 
assiete;  &  comme  eile  est  capable  des  grandes  resolutions 
&  des  plus  grandes  affaires,  si  eile  eust  est6  n6e  pour  regner 
seule,  eile  n*auroit  pas  fait  moins  de  bruit  qu*une  EH  z  ab  et 
Tous  ceux  qui  connoissent  l'Electrice  de  Baviere  tombent 
d'accord  qu*elle  a  un  tres-grand  genie,  qu*elle  entend  par- 
faitement  les  affaires,  pour  lesquelles  eile  a  de  belles  lumi^res; 
&  TElecteur  est  souvent  tres-aise  d'^couter  ses  sentiments. 
Pour  la  conversation  ordinaire,  c*est  une  facilit^  &  un  brillant 
qui  se  trouvent  rarement  dans  les  genies  les  plus  eclairez; 
&-bien  loin  que  ces  grandes  qualitez,  &  le  haut  faite  de 
grandeur  oü  eile  se  void,  luy  donnent  le  moindre  orgueil,  eile 
a  un  abord  doux  &  affable,  ce  qui  sied  bien  aux-Princesses 
de  son  rang.  Elle  regoit  les  Etrangers  de  Tair  le  plus  obligeant 
du  monde,  &  est  si  engageante  generalement  envers  tous 
ceux  qui  ont  l'honneur  de  Tapprocher,  qu'il  n*y  a  personne 
qui  ne  souhaitat  passionnement  d'etre  pour  jamais  ^attach^ 
ä  son  Service." 

3n  6er  C^at  it6elai6e  wat  eine  6er  fc^Snflen'*  un6  ge* 
biI6etften  grauen  i^rer  geit;  eine  hochbegabte  Hatur,  ipeldje  nur 
6er  ftdjeren  ^u^rung  eines  energifc^en,  geiftig  reifen  un6  geift» 
reichen  ZHannes  be6urft  ^ätte,  um  in  wirflic^  be6eutfamer  IDeife 
ftd}  5U  cnttt)ideln'**  Dodj  genug  pon  6er  ^ürftin  felbft;  per« 
folgen  n>ir  nun,  »ie  fte  auf  6en  ^of  umgeftalten6  gen>irf t,  6effen 
gldn5en6er  ZTIittelpunft  fie  fortan  n)er6en  foüte. 

Jtls  2t6elai6e  nac^  ITTünc^en  tarn,  lebte  ftc^'s  rec^t  ru^ig 
6ort  un6  eingesogen,  es  n>ar,  als  ob  6ie  (Erinnerung  an  6ie 
Drangfale  6e5  faum  erft  5U  €n6e  gegangenen  Krieges  noc^  Aber 
6er  ^ofburg  lagere  un6  6er  Sdiattm  6es  perjlorbenen  ZRafi» 
milian  in  6iefen  Säumen  n>eile,  6es  dürften,  6er  n>o^I  5U 
Kunft  un6  Künftlern  Zleigung  ^atte,  nidjt  aber  5U  „pber^üfftgen 
effen  pn6  trind^en,  fpilen,  5U  pilen  jagen,  Hitterfpilen  pn6 
an6ern  furstmeiüen  pn6  paniteten"*^  un6  an  6effen  ^of,  iPte 
uns  6er  2tugsburger  patrisier  ^ain^ofer'^  berichtet,  „ein 
nued)ter  ftiles  pn6  fri6Iidj5  £eben"  ^errfdjte,  lln6  6es  ^flrften 
(geift  ipar's  in  6er  C^at,  6er  ^ier  noc^  gebieten6  ipaltete,  6enn 
ftrenge  befolgte  feine  IDitme  ZlTaria  ilnna  6ie  ilnor6nungen 


1^90  (fran39|if(^e  Sc^aufpteler  am  bayrtfc^en  Qofe 

6es  (Sema^Is  fibet  6te  (Beftattung  bes  Qofftaates  n>d^ten6  5er 
Segcntfc^aft'®,  tpelc^e  i^r  in  allen  gipeigen  Me  größte  (Ein* 
fc^rdnfung  un6  Sparfamfeit  sur  Pflid)t  madjten.  2^  ZHünc^en 
wav  5u5em  im  (ßegenfa^e  5U  5er  ungestpungenen  fransöjtfdjen 
Sitte  6es  tCuriner  ^ofes  6ie  flrenge  fpanifdje  €tifette  mit  iljrer 
fteifen  ©ran6e55a  maggebenö'^  Bitter  beflagt  ftdj  2t6elai6e*® 
über  5en  ^wariQ,  6er  t^r  tC^un  unb  Caffen  regelt,  un6  als  5er 
Abb6  de  Coulanges*\  5er  ®nfel  5er  bef annten  ZHarquife 
von  Sepign^,  im  ©ftober  \6d7  in  unferer  Sta5t  ftc^  auf ^ielt, 
perfe^Ite  auc^  er  nid^t  aber  5iefe  (löfterlid^e  Cebenstpeife  5es 
Znfinc^ener  Qofes  fein  Crftaunen  5U  augern: 

„II  n*est  point  de  cloitre  oü  Ton  vive  plus  r^guU^rement  et 
avec  plus  de  s6v6nt6  que  dans  cette  cour;  on  s'y  Ifeve  tous 
les  jours  ä  six  heures  du  matin,  on  y  entend  la  messe  ä 
neuf,  on  y  dlne  ä  dix  ou  dix  et  demie;  on  est  une  heure 
et  demie  ä  table;  on  y  assiste  ä  v6pres  tous  les  jours,  et  il 
n'y  a  plus  personne  au  palais  ä  six  heures  du  soir,  hors 
quelques  domestiques  n^cessaires;  on  soupe  ä  cette  meme 
heure,  on  se  couche  ä  neuf,  ou  ä  dix,  tout  au  plus  tard,  et 
par-dessus  tout  cela,  ils  ont  tous  les  avents  un  rorate  qui 
finit  seulement  ä  Noel,  et  oü  il  faut  se  trouver  d^s  les  sept 
heures  du  matin,  Cest  ainsi  que  la  belle  Adelaide  passe 
sa  vie  qui  doit  lui  etre  bien  penible,  aprfes  avoir  6t6  ^levee 
dans  la  cour  de  Savoie,  la  plus  agr^able  et  la  plus  divertissante 
de  toutes  les  cours." 

JPelc^  ein  (gegenfa^  5U  5er  ben>un5ern5en  Sdjil5erung,  5ie 
üierse^n  3a^re  fpater  Chappuzeau**  pon  5em  prunfpollen, 
farbenpräd}tigen  Ceben  5es  gleichen  Qofes  entwirft,  5en  er  einen 
5er  glän5en5ften  un5  gaftfreieften  Europas  nennt,  einen  ßof,  n>o 
^eft  an  ^eft  fic^  reifte,  un5  5er  5cn  ^reun5en  5es  C^eaters 
neben  5er  italienifdjen  ©per  ein  5eutfdjes  Sdjaufpiel  bot  un5 
eine  Com^die  frangaisel  Dies  alles  mar  2i5elai5ens  IPerf. 

3^t  (Eingreifen  galt  5UPÖr5erft  5er  Umgeftaltung  5es  ^eftes» 
lebens.  IDenn  mir  in  5en  Befdjreibungen  blättern,  meiere 
uns  pon  XJermdljlungen,  €mpfang  un5  2tufent^alt  fürftlidjer 
PerfSnlidjfeiten,  Pon  ^eftfdjief en  un5  an5eren  feierlichen  Jtnläffen 
am  2Ttundjener  ^ofe  wäifvenb  5er  Hegierung  Znayimilians 
5e5  €rften  l{un5e  bringen,  un5  5eren  eine  erflecflidje  itnsa^l 
unfern  „iTIitburger"  30^^"^^  ZHaver*',  feines  g^ic^^ns  £e5er» 
fd)nei5er  un5  „lieb^aber  Ceutfdjer  Poeterey",  5um  Perfaffer  ^at, 
fo  ift  5a  meift  pon  „^edjtfdjuelen,  (ßeiai5en,  Pogelfdjiefen"  5ie 
Re5e,  „pon  Kr5n5l  pn5  Kübelgeftedj",  „On^  pn5  ^ewrmerrf'', 
un5  5af  es  befon5ers  fein  5abei  5ugegangen,  ift  audj  nic^t  gera5e 


von  Karl  Crautmann*  \^\ 

5U  crfe^en  nodi  ansunc^mcn.  ^e^lten  6oc^  fclbft  We  ^of» 
narren**  nidjt  mit  i^rein  unpstigcn  C^un  un6  (ßerebe. .  So 
fü^rt  uns  ^ain^ofer**  anno  \6\\  an  6te  tEafel  6cs  dürften 
un6  feiner  (gatlin,  (Elifabet^  von  Cot^ringen.  Jtües 
;,8eljet  gar  ftille  5ue'^  bis  6em  ^^fnarren  JPölfflein  6ie  ^eit 
5U  lange  voxtb  unb  er  mit  feinen  IDi^en  loslegt.  Da  Ijeigt  er 
€  I if ab et^,  tpeil  fte  iljn  nerfen  voiü,  „eine  grünne  ZHerc^"  (grflne 
Znä^re)  un6  gibt  t^r  5en  lS,at,  ,,fte  folle  für  Sidf  freffen",  unb 
als  er  gar  „ainen  mit  ainem  roten  angefleht  fteljet,  fagt  er  5u 
3^me;  Du  bift  eben  fo  perfoffen  als  id^,  wann  idj  Didj  anjt^e, 
fo  burftet  midj".  Unb  fein  iJColIege,  6er  Sc^alfsnarr  3onas**, 
treibt's  faum  feiner,  wenn  er  ;,in  geftalt  aines  alten  n>eibs  mit 
ainem  äffen  aufgesogen,  bemfelben  ainen  frifc^Iing  an  ben  fuef 
gebunben,  bas  bann  faft  pifterlidj  pnb  feltsam  5u  fe^en  gemefen, 
n>as  bie  Satp  mit  bem  äffen  für  ain  ^anbel  gehabt". 

^Soldje  (Elemente  werben  je^t  freiließ  in  ben  ^intergrunb 
gebrängt.  IDie  es  in  i^rer  ^eimat,  in  tEurtn*',  Sitte  war, 
legte  man  jeber  feftlidjen  Peranftaltung,  modjte  es  ftc^  nun  um 
Ballette,  Ritterfpiele,  Sdjlittenfa^rten  ober  ZHasferaben  ^anbeln, 
eine  einljeitli^e  3^^^  myt^ologifdjen  ober  paftoralen  ^^IfalUs  5U 
grunbe,  unb  biefen,  oft  pon  ber  Kurfurftin  felbft*.®  ausge^enben 
^»runbgebanten  in  {inniger  ZPeife  aussugeftalten ,  lag  bm  TXlxU 
gliebern  ber  italienifc^en  Didjterfolonie*^  ob,  welche,  pon  ber 
^reigebigfeit  2tbelaibens  unterijalten,  am  bayrifc^en  ^ofe  pc^ 
5U  bilben  begann.  JPir  fonnen  natürlidj  bie  Ümwanblung  bcs 
l?6fifdjen  ^efteslebens  nac^  bem  Porbilbe  tCurins*^  an  biefer 
Stelle  nidjt  einge^enb  perfolgen,  wollen  aber  bemerfen,  ba^  bie 
Pon  alters  ^er  in  ZTlünc^en  ^eimifdjen  Cuftbarfeiten ,  wie  bie 
Sdjlittenfa^rten^*  unb  fonberlic^  bie  IDirtfdjaften**,  ntc^t 
etwa  perfc^wanben,  fonbern  in  neuem  ß^wanb^  wieber  auflebten. 

3n  engfter  Besie^ung  5U  biefer  Umgeftaltung  bes  ^eftes« 
lebens  fte^t  bie  Pflege  ber  ZHufif  unb  in  erfter  Cinie  bie 
(Einbürgerung  bes  „dramma  per  musica",  ber  italienif  c^en 
©per*',  in  ber  ^auptftabt  ber  bayrifc^en  £anbe. 

2tl5  einft  2tbelaibe  in  büfterer  Schwermut  ftc^  perse^rte 
über  i^rem,  wie  fte  bamals  meinte,  unabwenbbar  unb  unfagbar 
traurigen  Sdjicffale,  ba  fjatU  iljr  bie  ZHutter  eine  ^arfe  ge» 
fenbet  unb  b^s  ^rans  Pon  Sales  P^ilot^ea**,  wo^l  um 
ber  tCo^ter  bamit  ansubeuten,  ba^  neben  ber  Selig  ton  fonber^^ 
lic^  bie  JPelt  ber  C5ne  es  fei,  in  welcher  ein  perbüftertes 
©emüt  (Croft  finben  fSnne  unb  neue  Cebensfreube.  Jtbelaibe 
^at  ben  Sat  befolgt,  fie  ift  eine  leibenfc^aftlic^e  ^reunbin  ber 
ZlTufif  geworben,     (gar  meifter^aft  fc^lug  {te  bie  Caute  unb  bie 


\^2  ijran33|!f(^e  Sc^aufpieler  am  bafrifc^en  Qofe 

^arfe;  andj  wav  jte  6es  (ßefanscs  furtötg^^  un6  es  mag  ein 
anmuten&es  BH6  getoefcn  fein,  vomn  6ie  furfürftlidje  ^amtlie 
5u  einem  ^äuslic^en  Kon$erte  fxdi  pereinte,  in  »elc^em  ^erbi- 
nanb  TXlaxia  bas  Spinett  fpielte,  fein  Bruber  ZTlayimilian 
Philipp  6ie  Querpfeife  unb  6ie  Kurfürfttn  6en  Cef  angspart 
übernahm  *^  3^  ^^^  ^^^^^  $^^  iTluftf  ftimmte  2t6elai5e 
mit  i^rem  (ßatten*^  überein,  welcher  barin  nur  ben  tCrabitionen 
feines  Qaufes  folgte,  ba,  wk  männiglic^  befannt,  bie  IDittels^ 
bac^er  ftets  eifrig  unb  oerftänbnispoU  bie  Confunft  geforbert, 
audj  Kurfflrft  ZHafimilian  ber  CErfte,  ber  bie  ®rgel  ^atte 
fpielen  gelernt^®,  ein  3nftrument,  bas  feinem  ernften  unb  frommen 
Sinne  befonbers  5ufagen  mochte.  H)äl?renb  ber  traurigen  ^exUn 
bes  breigigjä^rigen  Krieges  n>ar  bie  einft  weltberühmte  ^offapelle 
Zllbredjts  bes  ^ünften^^  unb  feines  Sohnes  IDil^elm 
ftarf  perminbert  morben,  unb  nodj  in  feinem  Ceftamente  ^atte 
Zriayimilian  tpeitere  Sefc^ränfungen  porgefe^en,  inbem  er  befahl, 
ba^  nadj  feinem  2tbleben  ;,auc^  pnnfer  ^of  ZlTufica  ofs  meriigist 
bif  auf  pierse^en  Perfoljnen  geringeret  pnb  baraus  folc^e  Vocah 
vnb  3^P^wmentaI  ZlTujtcanten  behalten  werben ,  bamit  pnnfer 
(ßema^Iin  bannoc^  5U  ^of  einen  (ßottsbienft  liaben  möge,  tpie 
mit  foldjer  ansall  gar  u>oI  befc^edjen  Kjan®^.  ..."  2tber  ein 
bemäljrter  (ßrunbfto^  pon  Sängern  unb  Znuftfern^^*  unb  eine 
fefte  fünftlerifc^e  Crabition  waren  por^anben,  unb  mit  beiben 
lief  fidj  in  f urser  ^ext  ipieber  Qerporragenbes  erreidjen.  Bereits  im 
^ebruar  \65^  tarn  eine  tpelfc^e  ©per  „La  Ninfa  ritrosa**, 
auf  einer  im  ^erfulesfaale  ber  Reftbens  erridjteten  Bü^ne  5ur 
2tuffüljrung  **•  Die  erfte  ©per  übrigens,  bie  in  ZlTündjen  über 
bie  Bretter  ging,  fdjeint  mir  biefes  „paftorat  ober  poctifd)  ^irten» 
(ßebidjt,  fo  in  ber  ^urfürftlidjen  Seftbens  5U  ZHünc^en  in  Zuuftca 
repräfentiret  iporben",  tro^  Kub^arts  Behauptung  nic^t  ge* 
tpefen  5U  fein.  2tls  man  im  ZHai  \6^\  über  bie  ^eftlic^feiten 
beratfdjiagte,  mit  benen  man  bie  (ßegenwart  Kaifer  ^erbinanbs 
bcs  Dritten  in  ZTlünc^en  e^ren  wollte,  ift  Pon  „einer  abfonber* 
lidjen  .  inpention"  bie  lS.^be,  welche  ber  Kapellmeifter  —  biefe 
Stelle  befldbete  bamals  ber  3tciliener  Porro  ^*  —  im  ^of garten 
por  bcn  ^o^en  ^errfdjaften  „5U  Heprefentirn"  permeinte.  Daf 
bie  3ni>^nti<^"  gerabe  eine  ©per  gewefen,  getraue  ic^  mir  nidjt 
5U  behaupten,  wo^l  aber  ^alte  idj  biefe  C^atfac^e  für  bas 
^aijt  \6d\,  alfo  por  bem  Eintreffen  2tbelaibensin  ITtündjen, 
für  beglaubigt  2tm  \6.  ^ebruar  \65\  nämlid)  weilte  ber 
Bifdjof  Pon  ^reifing,  Peit  ilbam,  bei  ^ofe  unb  teilte  pon  ^ier 
aus,  unter  anb^vtn  Heuigfeiten,  bem  Dombec^anten  ^rei^errn 
ppn  Puec^  inIDien**  mit,  ba^  „suHadjts  por  bem  effen  (ift) 


von  Karl  (Erauimann.  \^5 

Don  bm  tpclfc^en  ZlTuficts  eine  fc^one  Comoedia  cantata 
uf  6em  Saal,  n>o  fonften  5er  ©e^Iberg  gemacht  tt>ir&et,  gesalbten 
n>or6en."  JDie  6em  nun  fei,  von  \65^  an  reifte  ft4  2luf» 
füljrung  an  2tuffü^rung,  un6  als  im  3a^re  ^662  6ie  (ßeburl  5es 
Cljronerben  2nay€manuel5u  ^erporragenöer  Prac^tentfaltung 
Peranlaffung  bot^*,  6a  na^m  hierbei  6ie  italienifd^e  ©per  fc^on 
eine  bebeutenbe  Stelle  ein.  Hur  eines  noc^  permiffen  wir,  n>enn 
tt>ir  in  6em  munberlidjen  Poem  6es  2^^^^  Sturm  pon 
Spreenberg®^  5ie  Sdjilöerung  jener  ^feftestage  nadjlefen,  — 
eine  Vertretung  5es  resitierenben  Dramas.  Dief e  Vertretung 
ju  fc^affen,  ^at  Me  Kurfürftin  in  5en  näc^ften  3^^^««  P^  5"^ 
itufgabe  gemacht. 

3n  ben  C^eaterper^dltniffen  ZTtündjens  bei  Stabt  un6  ^of 
^atte  pd)  feit  5em  2tusgange  5es  fedj5e^nten  ^alfvlinnbetts,  ba 
ilTayimiHan  6er€rfte6ie  Hegierung  übernommen,  menig 
oerdnöert®^  Der  6ramatifc^e  Sdjmerpunft  lag  in  6en  Ituf* 
füljrungen  6er  3^f"it^^/  »eichen,  fon6erli^  pon  feiten 
6e5  ^ofes,  rei^Iid^e  Jtnerfennung  un6  tt>eitge^en6e  materielle 
Unterftü^ung  5U  teil  n>ur6e;  6aneben  laffen  ftdj  6ie  ebenfalls  in 
lateinifc^er  Spradje  gehaltenen  l{om56ien  6er  Pfarrfc^ulen 
Pon  Unfer  Cieben  grauen  un6  Santt  Peter,  ^erab  bis 
5um  3^^^^  \^\^f  urfun6lid)  perfolgen,  un6  meiters  treffen  mir 
neben  6iefen  gelehrten  (Elementen  6eutfc^e  un6  englifc^e 
H)an6ertruppen,  fpanifdje  Buffonen  06er  Scfyilfsnarren  un6 
italienifdje  (ßaufler  un6  l{om56ianten.  2tudj  pon  einem 
IDei^nadjtsfpiele  ift  5U  berichten,  un6  wir  t^un  6as  um  fo 
freu6iger,  als  ja  befanntlic^  6ie  ur!un6lidjen  Hadjmeife  über 
Mefe  fc^6ne  un6  jtnnige  6ramatifd^e  ©ep^ogen^eit  in  6er  £an6es== 
^auptfta6t  auferft  fpärlic^  ftn6  un6  ftc^  bis  je^t  eigentlich  auf 
6ie  IHitteilungen  befc^rdnfen,  n>eldje  aus  6en  ^ieftgen  Kammer^^ 
rec^nungen  5U  erholen  waren ^®.  2lus  i^nen  erfaljren  wir,  6af 
JPei^nac^tsfpiele  bereits  im  fedj5eljnten  3^^^^"^^^^*  ^^^  ^^" 
„Discipeln"  6es  ftd6tifdjen  ©ymnafiums  un6  6er  pfarr» 
fc^ule  bei  St.  Peter  im  grofen  Saale  6es  Hatljaufes  6arge» 
ftellt  wur6en.  2tm  Sonntag  6en  20.  3ö^uar  \553  ging  6ort* 
felbft  eine  „€ome6i  pon  6en  ^eiligen  6reYn  f^önig 
pnn6  fonig  ^ero6es"  einem  „erbarn  Hat^  $u  e^rn"  über 
6ie  Bretter  un6  $war  in  lateinifdjer  un6  in  6eutfdjer 
Sipradjc,   ein  JPerf  6es   per6ienten  Keftors   6er  „Poetenfc^ule" 

fieronymus  ^xe^Ut^^;  anno  \600  gab  ZlTagifter  ®swal6 
ta6ler'^,  „Sd^ulmeifter  5U  St.  peter",  eine  „(tome6j  Pon 
6er  gepurt  3^1^  (E^rifti  pn6  6er  ^eiligen  6rei  funig 
tag";    i^m    folgte    im   3^"^^^    \ö\5    fein    Kollege    Kafpar 

3al)tbuc(f  far  niAnc^ener  (Befc^  II.  ][3 


1^9^  ^ran3Öflfc^e  Sc^oufpieler  am  6oYrifd?en  f^ofc 

Znerflin'*  mit  einer  ,,Comedia  de  Nativitate  Christi"; 
un6  6ag  auc^  5ie  6eutfc^en  Schulen  in  biefem  öramatifc^en 
JPettflreite  nic^t  5urücf blieben ,  erfe^en  mir  baxans,  ba^  am 
3^  Sesember  \593  6er  Hat  5er  5ta6t  2Ttünc^en  6em  6eutfdjen 
Sc^ul^alter  Jtnöre  ©rimperger  adjt  (8ul6en  besa^Ite,  meil 
er  „6ie(Eommeöi  ponben  ^eiligen  5rei  finig"  a9iert''^ 
Das  waren  freilidj  feine  polfstümlidjen  Spiele,  in  6er  alt» 
^erfömmli^en  JPeife  6es  Um^ersie^ens  pon  ^aus  $u 
^aus  gel?alten,  fon6ern  meift  Slücfe  oon  gelehrten  Uerfaffern. 
Diefen  Hadjridjten  reiben  ipir  je^t  eine  tpeitere  an,  bei  6er  es 
ie6od)  nic^t  feftfte^t,  ob  es  ftdj  um  ein  polfstümlidjes  Spiel 
^an6elt  o6er  um  ein  Kunft6rama^  itm  28.  Hopember  \625 
bittet  6er  Stu6ieren6e  6er  Ct^eologie  (ßeorgius  Pobinger  mit 
feinen  ©enoffen,  ,,man  ipolle  i^nen  oergunnen,  6as  jte  ^\xv  if. 
JPeynädjt^^^^it  ein  Comediolam  de  Christo  nato  in  6en 
^eufern  galten  mögen."  Tiefe  l{omo6ie  pon  unfers  ^eilan6s 
©eburt  5u  geben,  „3P  i^"^"  pergunt  vooxbm"  '*.  ®b  fte  es  in 
6eutfc^er  o6er  in  lateinifdjer  Sprad^e  t^ten,  permag  ic^  nidjt  5u 
beftimmen* 

Pon  einer  weiteren  polfstümlic^en  2tuffüljrung,  un6  5n>ar 
pon  2tgierung  einer  trrago6ie,  giebt  uns  6as  HatsprotofoII  6es 
3a^res  \606  Kenntnis.  Dort  ift  namlic^  unterm  30.  3^"* 
5U  lefen: 

„Qanns  7X1  ayv  Ie6erfdjnei6er  bittet  3^^  ^wuergonnen, 
6af  er  fein  Cragoe6i  pon  6er  g^^fSrung  Croia  medjt 
ey^ibieren,  Zn(agifter]  Sta6ler^*  melt  mit  pn6  neben  3"^^ 
occupiert  fein.  Vfl.  Sta6Ier  fagter  mell  3^^  ^elffen  6ie  leüt^ 
o6er  perfonas  abridjten,  fo  pil  er  6ienfts  falben  f^un6e  ab* 
frommen. 

Conclusum;  6if  foU  nadj  or6enl(ic^er)  reuifton'^*  3"^" 
6er  geftalt  g^S^Iaffen  fein,  6as  er  6ife  6an  3^  ^^^  ^^^^  ^^^^ 
^asnadjt  galten,  aber  6en  ZTT.  Sta6Ier  o6er  einen  an6ern 
ZTTagifter  gu  ftdtj  nemmen  foll  pon  6en  pfarr  Sc^ueln". 

Tiefer  3^P^^f^riö/  5"  ^^ff^"  Regiffeurfä^igfeiten  6er  Sat 
fo  wenig  Pertrauen  I?atte,  6af  er  i^m  5U  feinem  23eginnen  einen 
Sdjulmeifter  beior6nete,  —  6ie  Sc^ulmeifter  waren  ja  6amals 
in  Ijieftger  Sta6t,  wie  überall''^,  6ie  6efignierten  £eiter  un6  Tlb- 
ridjter  fc^aufpielern6er  Bürger  —  war  nieman6  an6ers  als  unfer 
fdjon  erwäljnter  „Cieb^aber  Ceutfdjer  Poeterey^'  3  ^  ^  ^ "  " 
ZHaver'^',  6er  fein  6id)terif djes  3"9^"i^^  ie6esmal  leuchten 
lief  in  6er  e^rfamen  Pritfc^enmeifter  '*  ilrt  un6  2Ttanier,  wenn 
was  Son6erlic^es  fid)  ereignete  in  Jtltmündjen,  fei  es  ein  feft= 
lidjer  €insug  o6er  ein  illuftrer  Co6esfalI,  ein  pielbefuc^tes  Sta^l» 


oon  Karl  Crautmann.  ^^5 

fc^tcfen  ober  ein  Canbtag.  Vnxdi  einen  Sn^aü  ift  6as  gereimte 
2trgument  feines  XDerfes  einem  6er  Petiodjenbänöe  btsTXlürX" 
d^ener  3^futtenfone5s''®  beigebunben  tporben  unb  fo  ber  Ver- 
nichtung entgangen,  tpelc^er  es  als  fliegenbes  ^eftc^en  unstpeifel- 
^aft  anheimgefallen  rpare®^ 

Der  tCttel  lautet:  2tuf$ug  |  ober  Summarifc^er  3"H  ^^J*/ 
ber  tCragoebien  |  oon  ber  |  gerftörung  ber  Ijerrlidfen  Statt  |  Croya. 
I  ©ehalten  |  3n  ber  ^ürftlic^en  I^auptftatt  ZHündjen  |  Durc^  3o* 
^ann  Zirayer.  |  3"  bem  ^aljt  C^rifti  /  ^607.  |  Cum  licentia. 
I  (ßebrucft  5u  ZUünc^en  bur^  Hico*  |  laum  ^enricum. 

3«  elf  2tften  bet^anbelt  Zriaver  bie  befannten  Begeben* 
Reiten  oom  Urteile  bes  Paris  an  bis  5um  Cobe  Poly^enas, 
bie  feiner  geit  ^ans  Sac^s®^  in  einer  fed^saftigen  „Cragebia  mit 
\5  perfonen,  bie  gerftörung  ber  ftatt  Croya  pon  ben  ©riechen" 
bargeftellt  Ijatte;  unb  gan5  in  ber  IDeife  bes  Itfirnberger  Dichters 
muf  auc^  bes  Diepgen  „Zflitburgers"  XDerf  oor  btn  2Itünc^enern 
ftc^  abgefpielt  ^aben,  in  bem  glelcl}en  Z^ifve,  in  wzHi^m  eng* 
lifii^e  Komöbianten^*  auf.  bem  Katljaufe  i^re  Scl}aubfi^ne  auf* 
gef dalagen*  ^flljren  u)ir  noc^  an,  baf  anno  \6\6  in  ber  Perfon 
b^s  ^^VQ^^almayt  ein  Komobiant  als  Bürger  aufgenommen 
würbe®',  fo  iiabm  wxt  alles  ermäljnt,  was  an  Sc^aufpielnoti5en 
bis  $ur  2lnfunft  ber  Kurfürftin  2lbelaibe  {\652)  aufsufinben 
wax,  unb  ba^  es  nur  menig  ift,  fann  ni(^t  u>unber  nehmen, 
u^enn  man  bebenft,  ba^  ber  Zeitraum  oon  \6\8  bis  \6^S  burdj 
bie  unfeligen  3^^^^  bes  breifigjä^rigen  Ifrieges  ausgefüllt 
wax,  ber  ja  auc^  über  Bayern  fo  traurige  Derobung  gebracht  ^at 

(Erft  bei  ber  Permäljlung  ^erbinanb  ZlTarias  im  3^"^ 
\652  ift  toieber  oon  Komöbien  bie  Hebe,  freiließ,  o^ne  ba^  wix 
näheres  über  bie  Stücfe  erfahren  unb  bie  Sdjaufpieler,  wzldiz 
fte  barftellten®^  TlvLäj  walixenb  bzt  ^^lixitlinU  bis  \669  fehlen 
uns  beftimmte  urfunblic^e  Hac^ric^ten,  bie  Hatsprofolle  unb 
Stabtifammerredjnungen  fdjmeigen  Doflftänbig,  unb  mit  ben€in» 
trägen  ber  ^ofsaljlamtsrec^nungen  ift  nichts  ansufangen,  ba  alles 
u>as  bort  unter  ber  Beseidjnung  „(tomebi"  figuriert,  fomeit  jtc^ 
feftftellen  lief,  nic^t  auf  liomöbien  Besug  ^at,  fonbern  auf  bie  ©per. 

IDie  nun  machte  ber  Kurfürfttn  perfönlidjer  €inf[uf  auf 
bem  (ßebiete  bes  Sc^aufpietoefens  fidj  geltenb?  I)af  2tbelaibe 
nidjt  nur- ber  ZITufif  fonbern  auc^  ber  Citteratur  eine  freigebige 
(ßonnerin  gemefen,  bemeifen  i^re  Besie^ungen  5ur  italienifdjen 
poetenfolonie  am  ZUünc^ener  Qofe®^  unb  5U  manchem  S(^rift» 
fteller  iljrer  ^eimat®^;  aber  me^r  noc^,  fte  xoax  felbft  Didjterin®', 
unb  voas  für  unfere  ZTTaterie  fonberlidj  oon  Belang  ift,  Dramen» 
bitter  in*     gu   mandjer  ©per   ^at  fte  ben  Stoff  angegeben, 

^3* 


]^^6  (^tanjdftfd^e  Sc^aufpteler  am  Sayrifc^en  ^ofe 

im  3aljre  ^667  f(^tcft  fte  an  t^ren  sdicbtcn  Bruder  eine  KomöMe, 
5ie  jte  felbft  oerfaft  ^atte®*,  unS  6as  jebenfalls,  $let^  i^ren 
anderen  XDerfen,  in  italienifc^er  Sprache.  Die  porijanbenen 
^eimifc^en  tC^eaterelemente  boten  6er  tpo^l  nodj  5er  öeutfd^en  un6 
lateinifdjen  Spradje  unfunöigen  ^ürftin®^  feine  Jtnfnupfungspunf  te, 
un5  fo  fommt  es,  6af  totr  5uerft  oon  6er  ituffü^rung  toelfc^er 
Kom56ien  erfahren,  tro|6em  mit  (ßetoif^eit  ftd}  behaupten  läft, 
baf  iamals  feine  italienifc^en  Berufsfc^aufpieler  in 
Dienften  6es  furfürftlidjen  ^aufes  geftanben^^  €$  tourbe  eben  von 
^ofange^rigen  gefpielt,  benn  es  ift  faum  ansune^men,  ba^  Stücfe 
toie  La  Bella  Adelasia**  ober  Benedetto  Giustanis 
KomSbienfc^ers®*,  in  bem  ber  jugenblidje  Kurprins  7X1  ajc 
(Emanuel  felbft  auftrat,  anbersmo,  als  in  ben  £  er  des 
21belaibens  5ur  DarfteUung  gelangtem 

3^  3<^^^^  \^^9  ^^n"  «>i*^^  ^i"^  beutfc^e  Sc^aufpiet« 
gefellfc^aft  unter  ber  Ceitung  ZlTic^ael  Daniel  tCreus^*  für 
ben  ZITünc^ener  ^of  engagiert.  3dj  ge^e  über  biefes  dttefte 
bayrifc^e  Qoft^eater®*  ^ier  rafc^  ^inu)eg,  ba  xd)  beffen 
€ntfte^ung  unb  toeitere  Sdjicffale  im  gwfammen^ange  mit  ber 
€ntu)irfetung  bes  beutfc^en  Sc^aufpietoefens  in  unferer  Stabt 
überhaupt  im  britten  Banbe  bes  ^^^litbudits  einge^enb  5U  be» 
^anbeln  gebenfe,  möchte  aber  boc^  bemerfen,  ba^  feine  (ßrünbung 
mir  e^er  eine  Konseffion  an  bie  bayrifcljen  (Elemente 
bes  ^ofes  gemefen  5U  fein  fc^eint,  benn  eine  perfSnlic^e 
Schöpfung  ber  Kurfürftin. 

iCbelaibens  eigenftes  IDerf  toar  bie  Berufung  fran« 
5öjifc^er  Sc^aufpieler,  u^elc^e  im  Sommer  bes  3<^^^^^  \^'^\ 
erfolgte.  Diefe  Berufung  ift  für  bie  Signatur  bes  ^ofes  bemerfens» 
toert;  fte  ift  ein  Beweis  bafür,  ba^  bem  bisher  tonangebenben 
italienif(^en  (Einpuffe,  ber  feine  glänsenbfte  Vertretung  in  ber 
PPege  ber  italienifc^en  ©per  gefunben  ^atte,  fortan  bas 
fransSfifc^e  (Element  in  entfdjiebener  IDeife  5ur  Seite  tritt;  unb 
bas  gerabe  5U  ber  geit,  ba  ber  politifdje  2infc^luf  Bayerns  an 
£ubu)ig  ben  Pierse^nten  5ur  tEIjatfac^e  geworben  voat^^. 

(£lje  voix  aber  mit  ben  fran$öfifc^en  Komobianten  einsieden 
in  Bayerns  ^auptftabt,  u)ollen  mit  einen  Blid  auf  bie  IDanber*' 
jüge  u>erfen,  u)elc^e  biefe  ZHimen  porbem  fc^on  in  Deutfdjlanb 
unternommen. 

XDo^l  in  feinem  £anbe  (Europas  ift  u)äljrenb  bes  ZITittel» 
alters  bie  ^reube  an  bramattfc^en  Darftellungen  lebljafter  ent» 
u)icfelt  gemefen  als  in  ^ranfreidj^^  Die  Puys,  u^eldje  ja  nidjts 
anberes  waten,  als  fransöftfdje  Zneifterfmgerfdjulen*^,  bie  Con- 
freries,   in   erfter  £inie   bie   Parifer    Confr^rie   de   la 


von  Karl  (Erantmann,  ]^^7 

Passion,  Me  Basochiens,  Me  Enfants-Sans-Souci  u.  a» 
Ratten  5ort  bas  (ßenoffenfd^aftsiDefen  5U  f(^aufptelert:== 
fdjcn  gtoecfen  frflijer  un6  tntenjtDer  ausgebildet  als  anbevswo. 
tEro^öem  ift  von  Serufsfc^aufpielern  erft  in  ber  sipetten 
^dlfte  6es  fec^seljnten  3öl?r^un6erts  6te  Äe6e.  Itidjt  5um  beften 
toeröen  fie  pon  5en  ©brtgfetten  6er  Stäbk  beljanbelt,  6enen  jie 
i^r  Können  seigen  tooUen^®:  tpie  fpäter  in  Deutfc^Ianö  ftn6  i^re 
Stücfe  öer  genfur  unterworfen ,  oon  amtsmegen  wivb  6er 
Eintrittspreis  feftgefe^t,  un6  manchmal  madjt  man  6ie  Spiet 
erlaubnis  fogar  pon  einer  Probeporftellung  por  IlTitglieSern 
6es  tpoljtoeifen  Äates  abhängig»  ^mx^i  nennen  jic^  6iefe 
l{omö6ianten  ,joueurs  d'histoires,  trag^dies,  moralitez 
et  farces",  fpäter  6ann  pertaufc^en  fte,  6er  Uman6erung  i^res 
Repertoires  Hec^nung  tragen6,  6iefe  Beseic^nung  mit  6em  tCitel 
,joueurs  et  reciteurs  d'histoires,  tragedies  et 
com e dies",  fie  ^aben  ftc^  in  6ie  „€ome6i  un6  tCrage6ifpiIer" 
peru>an6elt,  als  tpelc^e  fte  uns  in  I)eutfc^Ian6  entgegentreten. 

3talien,  6effen  Sc^aufpieler  6amals  allerorten  5U  fin6en 
tparen  an  6en  ^ürften^öfen  (Europas,  un6  6ie  i^nen  im  eigenen 
£an6e  fo  gefäljrlic^e  Konfurrens  mad^ten  ^^,  wax  6er  aufftreben6en 
Kunft  6er  fransöftfc^en  Kom56ianten  perfcfjloffen,  ebenfo  porerft 
€nglan6,  ipo  Drama  un6  Büljnentpefen  6urdj  S^afefpeares 
un6  feiner  getpaltigen  Porläufer  un6  §ettgenoffen  Beftrebungen 
fidj  fo  mac^tpoU  entrpicfelt  Ijatte,  6af  es  felbft  im  ftan6e  wax, 
fdjaufpielerifdjen  €yport  nac^  Deutfc^Ian6^®®,  nic^t  min6er 
als  nad}  ^ranfreidj^®*  un6  pieUeic^t  au^  3talien^®*  5U 
treiben,  un6  fo  iparen  6enn  6ie  oftlic^en  Hac^barn  6ie  einsigen, 
bei  6enen  fie  auf  (Erfolg  redjnen  fonnten  un6  6as  umfomeljr, 
als  6ie  §eiten  por  6em  2tusbrudj  6es  un^eilpoUen  6reif  igjätjrigen 
Krieges  für  unfer  Paterlan6  3^^^^  perijältnismäfiger  Hu^e 
un6  emfiger  Kulturarbeit  geu^efen  fin6. 

IDenn  tpir  pon  fransöfifc^en  Komö6ianten  Kun6e  bringen 
ujollen,  tpelc^e  Por  \6^8  in  Deutfc^lan6  jic^  geseigt^®^,  fo  muffen 
voix  5uerft  ^ranffurt  berühren,  6ie  IjanSelsmädjtige  IDa^l» 
un6  Krönungsfta6t  am  ZlTain,  ipo  um  6ie  lDen6e  6es  fedjse^nten 
3<x^r^un6erts  6urdj  6ie  fo  lebhaft  befuc^ten  ZUeffen  ein  ipirflic^ 
internationales  £eben  fic^  entfaltet  ^atte.  Das  ipur6e  6amals 
allüberall  anerfannt,  5um  legten  nidjt  in  ^ranfreid},  un6  fein 
geringerer  als  6er  berühmte  fran$5jif(^e  pijilologe  un6  Bud}. 
Srucfer  Henri  Estienne^®*  (Henricus  Stephanus)  ^at 
in  begeifterten  IDorten  g^ug^is  hierfür  abgelegt.  3"  ^^"^^  Meinen, 
fulturgefc^ic^tlidj  ^oc^intereffanten  S(^rift,  tpeldje  er  im  3^^^^ 
\5H  5U  Paris  Verausgab  ^<**,    un6   6ie   gleidj5eitig   ein   fdjöner 


H58  iJran3Ö|tf<^c  Sd^aufpieler  am  SaYrifd^en  ^ofe 

Beweis  ift  für  We  freunMtc^en  Besie^ungett;  Me  auf  geifttgem 
©ebtete  siDtfc^en  6en  beibett  PöHern  jic^  angebahnt  Ratten, 
geöenfl  6er  gefc^aftsfunötge  ©ele^rte  6er  froren  tage,  meiere  er 
in  6er  gaftfreien  Heidjsfta6t  5Ugebrac^t  un6  6es  fc^af ensfreuMgen 
tCretbens,  6a5  6ort  wäljxtnb  6er  ZtTeffe  feinen  ZCugen  ftc^  erfc^Iof . 
IDir  toan6ern  mit  i^m  an  6en  23u6en  un6  KaufgewSlben  por» 
über,  6ie  alles  5u  bieten  permögen,  tpas  Deutfc^lan6  ^erpor* 
bringt,  fo6af  6er  ^ransofe  behauptet,  tper  um  6iefe  §eit  ^ranf» 
fürt  gefe^en,  au^  Nürnberg  fennen  gelernt  Ifat,  2(ugsburg, 
Ulm,  Strafburg  un6  6ie  übrigen  ^an6eIsemporien,  rpir 
beu>un6ern  6ie  farbenfc^immern6en  (Erseugniffe  6er  6eutfc^en 
Klein! unft,  6ie  ja  6a5umal  6en  IDettftreit  ftegrei^  aufgenommen, 
mit  6en  (5oI6fdjmie6en  2^(dxtns,  wxt  befudjen  6en  Büc^ermarft, 
ipo  Drucfer,  Perleger  un6  (Belehrte  aus  aller  Qerren  £än6er  ftc^ 
5ufammenfan6en,  nic^t  btof  5U  Kauf  un6  2tbrec^nung,  fon6ern 
auc^  5U  geiftigem  Perfe^re.  Iln6  neben  6er  lebenspoUen  Sc^il» 
6erung  6er  ZHeffe  fetbft,  tpeif  Estienne  in  bere6ten  IDorten 
6en  Bürgerjtnn  6er  ^ranf furter  5U  rüljmen,  i^r  «)eltgeipan6tes 
Benehmen  gegen  6ie  ^rem6en,  6ie  IDeis^eit  un6  ^ürforge  6er 
©brigfeit  jener  Sta6t,  meldte  man  mit  ^reu6en  auffudjt,  un6  6er 
man  nur  ungeme  6en  Kflcfen  fe^rt. 

Daf  bei  6iefem  (ßeipoge  pon  ^rem6en,  n>ie  es  6ie  ZHeffen 
mit  pc^  brachten,  unfere  Komö6ianten  eines  fieif igen  un6  getpinn» 
bringen6en  gufprudjes  ftc^er  fein  6urften,  ift  fetbftperftan6li(^ ; 
neben  6er  ZHeffe  aber  n^irfte  unsmeifet^aft  nod^  ein  an6erer  Um» 
ftan6  mit,  6er  jte  gera6e  ^ranffurt  mit  Porliebe  auffuc^en  lief: 
6ie  6ort  n>eilen6e  (ßemein6e  6er  fransöfifc^en  Hefugies 
reformierten  Befenntniffes*®^ 

3m  TXläti  \55^  wavzn  6ie  erften  6iefer  ^lü(^tlinge  in  6er 
Heic^sfta6t  eingetroffen,  fransSfifc^  re6en6e  UJallonen, 
meift  arbeitsfun6ige  tEuc^weber,  6ie  um  i^res  (ßlaubens  n>illen 
aus  6er  ^eimat  nac^  (Englan6  gefommen,  nun  auc^  auf  Befehl 
6er  fat^olifdjen  Königin  ZRaria  tCu6or  6ie  6ort  eben  gegrün» 
6ete  ^eimftätte  wkbcv  Ratten  perlaffen  muffen*  2tn  i^rer  Spi^e 
ftan6  Valeran  Poulain,  ein  €6elmann  aus  £ille,  6er  fid^ 
6er  Deformation  angefcI}loffen  un6  Cljeologie  ftu6iert  Ijatte. 
U?eitere  Scharen  Pon  Flüchtlingen  famen  fpater  ^insu,  fo6af 
6iefe  (ßemein6e  im  ^atjxe  \56\  bereits  \\6\  Köpfe  sdljlte  — 
getpif  eine  ftattlidje  ZUenge  fransöftfc^  re6en6en  Polfes  —  un6 
unter  iljnen,  n^as  für  unfern  (5egenftan6  befon6er5  wichtig 
ift,  £eute,  meiere  6er  6ramatifc^en  £itteratur  ein  reges  ^nktt^c 
entgegenbrachten.  Denn  als  6er  (ßenfer  Buc^6rurfer  un6  (ße*= 
lehrte  Jean   Crespin^^'',    6er  3ugen6freun6   un6   Kampfes» 


pon  Karl  (Erauhnann.  ][99 

Senoffe  6es  Theodore  de  B^ze  Me  Heic^sftabt  befuc^te, 
tpuröe  er  oon  mehreren  5cr  bort  lebenden  He  fugt  es  aufge^ 
foröert;  bas  im  ^^Ijvt  \5^0  erfc^renene  lateinifc^e  Sc^aufptel 
„Mercator  seu  Judicium**  ins  JransSfifc^e  5U  über» 
traget!;  jettes  Sind,  itt  tpelc^ettt  tE^otitas  Zlaogeorgus^*^® 
,/6er  ftreitbare  Schüler  Cutlje.rs  utt6  sugletc^  ein  genialer  Vta- 
Titatifer;  bk  proteftanttfc^e  Ce^re  pon  6er  Hedjtfertigung  6es 
ZHenj^en  buxif  6en  ©lauben  allein  öic^tcrifc^  geftaltet  ^atte"^®^ 
Jean  Crespin  entfpradj  Mefem  IDunfc^e  un&  miötnete  6as 
IDerf  unter  6etn  tCitel  „Le  Marchan t  Converti"  ^*®  feinen 
lieben  (ßlaubensbrüöem  in  ^ranffurt,  „Avx  Fideles  de  Flandres, 
Arthois,  Hainaut  &  pays  bas,  qui  sont  ä  Francfort,  ses  freres 
bien-aimez  en  nostre  Seigneur." 

Doc^  es  ift  geit,  enblic^  auf  6ie  fran5öjif(^en  Komoötanten 
felbft  5u  fomtnen.  Die  erfte  befttmmte  Had^ric^t;  meldje  pon 
i^nen  in  ^ranffurt^^*  jtc^  erhalten  Ijat,  ftammt  aus  6em  2^l)u 
\583.  €ine  ©efellfc^aft  Pon  „VO c l f  dj  e  n"  bat  unterm  \%  ^ebruar 
6en  Hat;  6af  man  für  6ie  „^ransofifc^e  Comoebia"  Spiefc 
erlaubnis  gewahren  möge*  Die  Se^öröen  machten  feine  grof en 
Sc^wierigfeiten,  Me  2tuffütjrung  6es  nic^t  genauer  benannten 
Stucfes  fan6  unter  6em  Porbe^alte  Genehmigung,  baf  6er 
Prdöifant  ZTTattljiasHitter  nac^  genommener  Durc^fidjt  feine 
weitere  €infprac^e  dagegen  ergeben  u>ür6e**^ 

2tuf  Mefe  Sdjaufpieltruppe  besiegt  fic^  jedenfalls  eine  nic^t 
öatierte  Zloti5  aus  ^ranffurter  Hatsaften,  wüöje  berichtet,  öaf 
„Die  melfen  fo  in  me5,  (traf  bourg  pn6  anöer  ort  a^n 
r^ine  meljrmalen  en6  fteb5ig  pn6  allernyl  •  •  ♦  biblifc^  comö* 
bias  pn6  anber  agiret,  wollen  .  ♦  •  ein  comöbia  pffflljren". 
IDer  mögen  voolfl  biefe  ID  eiferen  gewefen  fein,  nebenbei  bemerft 
bie  erften  berufsmäfigen  Komöbianten,  bie  in  ber  alten 
Heic^sftabt  i^ren  €in5ug  gehalten,  wo  man  bisher  nur  Sürger^ 
fpiele  fennen  gelernt  unb  Sdjülerfomöbien?*^'  IDir  ^aben 
Pergebens  nac^  i^nen  geforfd}t,  aber  weber  am  Hljeine,  noc^ 
in  ZHe^  *^\  ber  t^eaterfreubigen  Stabt,  tpo  fo  manches  ZTtYft^re 
in  fransöfifc^er  Sprache  über  bie  Bretter  gegangen,  unb  wo 
bie  Enfants  sans  souci  einft  iljre  ^arcen  gefpielt,  weif  man 
um  biefe  5^it  etwas  Pon  ^erumsieljenben  Sc^aufpielern.  2tn» 
geftc^ts  biefes  ZHangels  an  Ztac^ric^ten,  wollen  wir  ba^er  nidjt 
unterlaffen,  auf  ben  lot^ringifc^en  ^ürften^of  aufmerffam 
5u  machen,  ber  ja  mannigfaltige  Besieljungen  5U  Deutfd)lanb 
unterljielt,  insbefonbere  5U  Bayern^**,  unb  auf  bie  Komöbianten, 
weldje  in  Xlancy  i^re  Stücfe  sum  beften  gaben ^^^»  Ceiber  ift 
bie  2tu5beute   nur  gering;   waliunb   ber   für   uns   in   betrac^t 


200  f ransöjtfc^e  Sc^aufpteler  am  bayrifc^en  Qofe 

fommenben  3^^^^  treffen  wiv,  neben  ttaUentf(^en  un5  fpant» 
fc^en  Sc^aufpielern  nur  smeimal  ^ransofen  Ijier  an:  \572 
bis  \575  6en  Nicolas  Bource,  6er  als  „maitre  joueur 
d*histoires'*  figurtert,  unb  fpäter  einen  $etptffen  Chasteau 
Vieil  (\57&y  IDenn  man  nic^t  für  einen  öiefer  betöen  fid^ 
entf (Reiben  miü,  bleibt  nidjts  flbrig,  als  erneuter  ^orfc^uns  Me 
Suc^e  nadj  6em  ^üljrer  6er  (ßefellfc^aft  5U  fiberlaffen,  »eldje 
\583  in  ^ranffurt  aufgetreten* 

Dodj  nic^t  Sc^aufpieler  allein,  auc^  fran55jtf(^e  Biester 
ober  tpenisftens  Su^brucfer  Ratten  bamals  iljr  2tugenmerf 
auf  bie  Äei(^5ftabt  am  ZlTain  geridjtet  unb  fu(^ten,  burdj  IDib^ 
mungen  bes  e^renfeften  unb  ^odjgele^rten  Äates  (ßanft  5U  er- 
ringen, tpas  ja  nidjt  unflug  tpar,  ba  in  biefem  ^aüe  meift  eine 
ftattlidje  Pere^rung  für  ben  Bittfteüer  abfiel.  Pon  einem  folc^en 
Dermelbet  am  \6.  September  \585  bas  HatsprotofoII:  „(Es  ^ab 
einer  einem  €rb.  Uatlf  ein  f ransofifc^e  (Eomoebien,  u)eldjer» 
maf  en  ermelter  Spradj  compenbiofe  erlernet  «werben  folte,  pber» 
geben  pnb  pereret."  PieÜeic^t  ^anbelt's  ftc^  roieber  um  ben 
„Marchant  converti",  pon  u?eldjem  gerabe  anno  \585  $u 
©enf  ein  ZTeubrud  ^erausgefommen  tvax. 

3ntereffanter  nod)  als  biefe  Hotis  ift  bie  Kunbe,  u)elc^e  uns 
bas  3a^r  j[587  bringt,  namlic^  nidjts  geringeres  als  ben  Be* 
meis  für  bie  2tuffül?rung  fransofifdjer  Sc^ulfomobien  in 
^ranffurt.  Die  Kefugiesgemeinbe  I^atte  in  ber  Heic^sftabt  i^re 
eigene  Sdjule  errichtet"',  eine  Sdjule  im  fe(^$eljnten  3^^^^unbert 
o^ne  Sc^ulfdmöbie  lagt  jtc^  überhaupt  nicfjt  benfen,  unb  fo  u^äre 
es  e^er  perrpunberli(^,  u)enn  bie  fransoftfc^en  Sc^ulmeifter,  ent» 
gegen  bem  Porgange  i^rer  beutfd)en  ICollegen,  fidj  biefes  wxxh 
famen  ZHittels  nic^t  bebient  Ijätten,  um  für  iljre  religiSfe  Saift 
Stimmung  5U  machen.  Zlid}t  unu>efentlidj  mag  basu  ber  beutfd)e 
Sc^ulmeifter  ZHatt^ias  Heuter*^®  beigetragen  ^aben,  ein  in 
bramatifd^en  Dingen  pielerprobter  ZITann,  ber  als  2tuffet>er  über 
bie  u)elfc^en  prebigten  5U  ben  Sefugies  in  fortipa^renben  Be^ 
jiel?ungen  ftanb*  2tuffüi^rungen  fanben  alfo  ftatt  unb  iwax  mit 
foldj  Ijeftiger  Polemif  gegen  Hom,  ba^  bie  beforgten  Stabtpater, 
aus  Kücfftdjt  für  ben  (grsbifdjof  unb  Kurfürften  pon  ZHains,  bm 
Komtur  bes  beutfdjen  ©rbens  in  Sacf|fenljaufen  unb  anbere 
benad)barte  „papiftifdje  prelaten",  bie  „bapon  offenbiret 
U)erben  mocI}ten",  am  28.  TXläti  fic^  peranlaf t  faljen,  bem  fran» 
5öfifc^en  Sc^ulmeifter  peter  (ßofen,  bem  Peranftalter  ber 
„(tomebia",  in  meldjer  „bas  Babf ftumb  etu>as  fc^melj- 
lidj  pnb  fdjimpflic^  tracbiret  morben",  5U  perbieten**^, 
„foldje  pnb  dergleichen  ^infürber  gu  Spilen  on  eines  €rb,  Sat^s 


von  Karl  (Erautmann.  2011 

I?oru)t|fen".  ^reiüc^  erfahren  tt>tr  nic^t,  toelc^e  Kom5Me  bav^ 
gcftellt  woxbm,  ob  es  ptelleic^t  6er  „Marchant  converti" 
getoefeit;  ber  aüer6tn$s  an  fc^arfer  polemif  gegen  bas  Papfttum 
nichts  5U  toünfdjen  übrig  lief;  o5er  gar  6es  Theodore  de 
Bfeze^*^  „Comedie  Dv  Pape  Malade,  Et  Tirant  A 
La  Fin,  Oü  ses  regrets,  &  complaintes  sont  au  vif 
exprimees,  &  les  entreprises  &  machinations  qu*il 
fait  auec  Satan  &  ses  supposts  pour  maintenir  son 
siege  Apostatique,  &  empescher  le  cours  de  l'Euan- 
gile,  sont  cathegoriquement  descouuertes*%  ein 
Sind,  aus  beffen  tCitel  fc^on  5ur  (ßenüge  ^erDorgeljt,  6af  in  i^m 
„bas  Babfftumb"  faum  anbers  als  ;;fc^me^Ii4  t>nb  fd^impflid^ 
tracöiret  tporöen".  Tlndj  bas  IDerf  Ses  Theodore  de  B^ze 
wax  6en  ^ranffurter  Äefugiös  wolilbdannt,  ba  es  it\,  mehreren 
2tusgaben  einen  Ban6  biI6et  mit  Jean  Crespins  Uberfe^ung 
bcs  ZlXercator* 

Peter  (ßofen  aber  lief  ft^  6ur^  6as  gegen  t^n  erlajfene 
Perbot  nic^t  abfc^reden»  (Einige  tCage  fpäter  u>en6et  er  ft^ 
tpleber  an  5en  Äat,  öiesmal  mit  öer  Sitte,  „3"^^  f^^"  angeftellte 
Comoeöiam  pom  Seichen  ZlTann  pn6  Casaro  nac^  6er 
ZHeffen  clausis  Januis  mit  feinen  Sdjulfinöern  5U  agiren  5U 
erlauben";  öoc^  umfonft:  Cro^  6er  beru^igen6en  Perfic^erung, 
bei  perfc^Ioffenen  tC^üren  5U  fpielen  un6  alfo  6ie  Unberufenen 
fernsu^alten,  entfc^ie6  6ie  ©brigfeit,  6af  es  bei  6em  por^erigen 
Bef^Iuffe  fein  Perbleiben  liab^n  folle**^ 

(Es  n>ar  am  27.  ZlXärs  \5^5,  als  Valeran  le  Comte 
,,Pon  Znon6i6ier  3"  Picar6eY"  für  fidf  un6  feine  „mitgefellfc^aft 
^ran^öftfc^e  (Comoe6ianten"  um  6ie  (Erlaubnis  einfam,  „!}xt 
Sibltfc^e  (tomoe6ias  &  Cragoe6ias"  w&lix^nb  6er  ©ftermeffe 
//3^  fran^öfifc^er  Sprach"  aufsufü^ren.  ZlTan  willfaljrte 
fofort  feinem  Begetjr,  aber  mit  6em  aus6rücflic^en  Befc^ei6,  6af 
er  nic^t  mel^r  als  pier  Pfennige  pon  einer  Perfon  ne^me  unS 
fi^  einen  (Drt  fucfje,  ipo  nieman6  6urd^  i^n  befc^mert  voüxbe. 
3m  Tlpxil  bann  bittet  Valeran  le  Comte  6en  ^odimeifen 
un6  ^odje6Ien  Hat,  er  „tpolle  in  gnatten  pergonftigen,  feine 
biblifdje  comoe6ias  pn6  tragö6ias  al^ie  nodj  agiren  5U 
6örfen";  un6  fügte  bei,  6af  er  in  „Houen,  Strafbourg, 
D'2lngres(2tngers  06er  Cangres?)"  nic^t  nur  BiblifdjeS; 
fon6ern  audj  Stüde  „Pon  5 dj 06 allen"  5ur  Darftellung  ge- 
bracht ^abe***,  eine  u)icljtige  menn  audj  nur  fpärlidje  2tn6eutung 
über  6ie  3wf^"^"i«"f«^ung  feines  Repertoires.  Die  C^atfac^e, 
6af  neben  Jodelle"',  6em  Dramatifer  6er  pieja6e,  6em 
Dichter  6er  Cleopatra,  6er  Di6o  un6  6es  Cuftfpieles  Eugene, 


202  ^ran5dftf(^e  Sd^anfpteler  am  baYtifc^en  f^ofe 

fo  eifrig  auf  6te  Dramen  geift liefen  ^^lialtes  ^insetpiefen 
wxtb,  ffalt  Znen^eP**  mit  Sedjt  fürnidjts  ipeiter,  als  ffir  6ie 
in  anberen  IDorten  ausgebrücfte  Derjtc^erung;  öag  öer  Sdjtper» 
punft  5es  IDtrfens  6er  Komoöianten  in  5er  Porfül^rung 
©Ott  wohlgefälliger  (ßegenftanöe  5u  fuc^en  fei,  eine  Per« 
jic^erung;  auf  u^eldje  6er  ^at  grofes  (ßemid^t  legte,  un6  tpelc^e 
auc^  6ie  in  I)eutfc^Ian6  umljersie^enöen  Komo6ianten  in  i^ren 
eingaben  niemals  aufer  adjt  laffen  5U  6ürfen  glaubten* 

Die  Porftellungen  Pal  er  ans  erfreuten  ftdj  regen  Sefudjes 
feitcns  6er  ^ranf furter  un6  6er  5a^lreid)en  ZHefgafte^**,  un6  ob» 
gleid}  i^nen  6er  etwas  anticaluiniftifc^e  Jodelle**^  nicfjt  fon6er» 
lic^  $ufagen  mochte,  tper6en  aud^  6ie  Kefugi6s  nidft  ©erfaumt 
Ijaben,  6ie  ^ortfdjritte  5U  perfolgen,  welche  i^^  £an6sleute  jen* 
feits  6es  Steines  auf  6ramattf4em  un6  fdjaufpielerif(^em  (ße^ 
biete  gemadjt  Ratten.  Dasu  bot  jt^  aller6ings  günftige  (ßelegen* 
^eit,  6enn  Valeran  le  Comte^",  6er  erfte  in  Deutfd(lan6 
mit  Hamen  auftreten6e  ^ransofe,  6er  nadjmalige  £eiter  6er 
feit  \599  im  Hotel  de  Bourgogne  5U  paris  fpielen6en 
„comödiens  frangois  ordinaires  du  Roi",  war  einer  6er 
beften  un6  befannteften  Komö6ianten  feiner  ^txt 

2tuf  Valeran  le  Comte  folgen  nun  in  meljr  06er  min6er 
grofen  3"^Ud?enräumen  an6ere  fran$6fifc^e  Sc^aufpielgefell' 
fd)aften,  pon  weldjen  tpir  faum  meljr  erfahren  als  6ie  Hamen  6er 
^ü^rer,  lauter  Hamen  bisher  unbefannt  in  6er 
Sutjnengefdjid)te  unferer  weftlic^en  Hadjbarn*  Den 
U.  ZHärs  ^595  erfc^einen  „Carle  Chaudron  &  (Eonforten, 
ComoeSianten"  un6  bitten  „pmb  g^llaffung  3res  Spils  (pf) 
anfte^en6e  ©ftermeffe",  Sie  erhalten  günftigen  Bef(f|ei6^2».  „Da 
aber;  wie  ZHen^eP*®  fc^reibt,  6er  :S.at  6em  ^ü^rer  Carlo 
Ch  au  tro  n  o^ne  jegliche  €inwen6unggeftattete,  einen  2llbus  (2  Kr.), 
alfo  nac^  unferm  (ßel6wert  ungefähr  50  Pf.,  me^r  als  feine  Dor» 
ganger  5U  neljmen,  fo  ift  wo^l  ein  begrün6eter  2tn^alt  für  6ie 
ZHeinung  Porljan6en,  6af  6iefer  fransöfifdfe  Komö6tant,  weldjer 
in  6er  ©ftermeffe  \595  mit  feinen  Konforten  in  Jfranffurt 
fpielte,  etwas  Befferes  als  feine  Dorgänger  leiftete  un6  i6entifdj 
ift  mit  jenem  Chautron,  6er  am  €n6e  6er  ad}t5iger  un6  am 
Jtnfang  6er  neunsiger  3^^^^  ^^^  fiebenscljnten  3^^^^wn6erts 
in  6en  ofllidjen  Propinsen  ^ranfreidjs  befon6ers  Stücfe  mit 
gefänglichen  un6  inftrumentalen  (ginlagen  gab.  Diefer 
Chautron  führte  auc^  oft  6ie  erfte  fransöjifc^e  Paftorale 
„La  Sultane**  pon  Gabriel  Bounin  06er  Bounijn 
(15^9—^600)  auf,  weld}e  ftc^  überall  6es  grofartigften  Seifalles 
erfreute*80". 


von  Karl  (Erautmann.  203 

Die  ©ftermeffe  bes  ^alixzs  \602  bringt  uns  Me  ©efellf(^aft 
6es  Johann  le  Boeuff^'^  Supplifationen  fransöpfc^er 
Komöötanten  ftn6  feiten,  wir  tpoUen  6a^er  ntc^t  perfäumen;  eine 
6er  älteften  unter  benfelben,  ies  befagten  Le  Boeuff  (Eingabe 
an  bm  2Jat,  ^ier  im  IDortlaute  an$ufü^ren.    (Er  fc^reibt: 

„(E6Ie,  (E^rnDefte,  ^oc^geldrte,  fürftdjtige;  (Erfame  Dn5t 
IDeffe,  gepietenbe  onb  grof günftige  Qerren* 

<E.  <£.  vnnb  VO.  foU  idj  5U  enbbenanter  pnbert^änig 
nic^t  per^alteU;  toeyln  3^  ^^^b  meine  (Company  3u 
me^rmalen  al^ie  gewefen  vnb  Comoebien  ge» 
fpielett;  vnb  abermals  ^u  fpielen  Dor^abens  jinöt,  tDo  fern 
onnf  foldje,  wu  wxt  pnöert^dnig  l?offen,  nod^malen  per» 
gflnftiget  u^eröen  fann. 

IDeYln  bann  bey  folc^en  pnferen  €omoe6ien  einige 
leic^tfertigfeit  ober  pppigfeyt,  piel  «weniger  pnsuc^t  nic^t 
5U  fpuren,  fonöern  6iefelben  pornemlic^  gu  (Erbarfeyt 
anleytung  geben,  auc^  6em  Znenfdjen  ^n  recreation  pn6 
freuSen  geridjtet* 

So  ift  an  (E.  (E.  pnb  ^,  VO.  mein  pnbert^äniges  pnn6 
^ec^ftpeifiges  pitten,  tpeilen  3c^  mit  meiner  gefeUfc^afft 
mit  fdjtperen  Koften  baljer  Kommen,  audj  aÜIjie  eyn 
Qerberg  pn5  Spielplan  beftellet,  öiefelben  mir  Mefe  ZHef 
über  abermals  al^ie  gu  fpielen  grofgfinftigIi(^  geftatten 
ipöllen. 

(E.  (E.   pn6  ^*  VO.  ^iermitt  ben  gnadenreichen  fegen 
(ßottes  (5ur)  3^^^^^5ö^^"^^(sicl)  pnb  grofgünftigen,  geper- 
lieber  Äefolution  pnöert^äntg  ertpartenb,  (E.  (E.  Pn6  ^.  VO* 
Pnbert^änig  pn6  ge^orfame 

Johann  le  Boeuff 
un6  Compagnie  fransSjtfc^e  Comoeöianten." 
2Hfo  früher  ift  Wefe  (ßefellfc^aft  mehrmals  fd)on  in  6er 
Hei(^sfta5t  getpefen;  tpann,  erfaljren  xx>xt  freiließ  ni^t,  weil 
iarüber  Had^ridjten  por  \602  fehlen.  Htdjt  unertpä^nt  möge 
bleiben ,  6af  gleichseitig  6er  berüljmte  fransSjtfc^e  „Seylfa^rer" 
3afob  ^rey  6en  ^ranf furtern  feine  Künfte  feljen  lief^'*. 

Un6  nun  eine  lange  paufe;  erft  im  3^^^^  \^\^  tauchen 
tt)ie6er  fransSjifdie  Komö6ianten  auf.  €s  wat  *eine  Cruppe, 
»eldje  pom  furpfät$ifd)en  ^ofe  5U  ^ei6elberg  fam,  6a5U  noc^ 
perfcljie6ene  ^urftenft^e  6er  Umgegen6  befuc^t  ^atte  un6  nun 
u>illens  wax,  nadj  Kaffel  5U  sieben.  Sie  führten  U)ä^ren6  6er 
^erbftmeffe  i^re  ^iftorien  auf,  madjten  aber  6amit  fc^lec^te 
©efdjäfte,  fo6af  fte  nictjt  einmal  im  ftan6e  u>aren,  6ie  gebräudj» 
lic^e  2tbgabe  an    6ie  Jtrmenfaffe  5U  sa^len,   un6   auf er6em   fo 


20^  ^ran3öfif<^e  Sc^aufpicler  am  bayrifc^en  ^ofc 

piele  Sc^uI6en  Ratten,  6af  ber  Hat  aus  ^ntdit  vov  nodti  grof  crer 
itn^dufung  öcrfelben  gerne  auf  „bas  Beftimmte  für  bas  Jlerario" 
oersidjtetc  *'*.  3"  ^^^  Cetter  tiefer  fdjul6enbela6enen  ZTltmen 
glaube  tc^  5en  fransSfifdjen  ^offomSötanten  ^lorian  5U  er» 
fennen,  5er  uns  im  gletdien  3^^^^  ^0^  i"  Strafburg 
begegnen  wxtb. 

IDenn  u>tr  traöitionellen  Zladjric^ten  (ßlauben  fdjenfen, 
toelc^e  auf  Seffrieö,  öen  im  oortgen  3^^^^"^^^^*  lebenien 
^iftortograpljcn  5er  ^ranffurter  Sd^aubütjue,  }urüd$ufü^ren  ftn6, 
fo  Omaren  in  5en  nädjften  ^aliv^n  vov  un5  nac^  ^600  nodj  andere 
berühmte  fran$5ftfc^e  tCruppenfüIjrer  nadj  5er  Heidjsfta5t  ge» 
fommeu;  pon  Senen  aber  in  5en  2lften  bis  je^t  feine  Spur  jid} 
auffin5en  lief^**.  IDir  fönnen  alfo  nic^t  angeben,  ob  Noel 
Le  Breton,  sieur  de  Hauteroche  ^**  unter  i^nen  ge= 
mefen,  5er  fruchtbare  l{omö5ien5ic^ter  un5  gefc^ä^te  Sd)aufpieler, 
u>eld)er  oor  feinem  (Eintritte  in  5as  Th^ätre  du  Marals  5U 
Paris  (\65^)  Spanien  5urclfftreifte  un5  Deutfc^Ian5  als 
£eiter  einer  IDan5ertruppe.  Iln5  5amit  fagen  wiv  5er  alten 
Krönungsfta5t  mit  i^rem  fo  reidj  entujicfelten  CI?eaterIeben 
Dalet  un5  sieben  hinaus  in  5ie  gefegneten  (Baue  5es  Hljeines 
auf  u)eitere  Su(^e  nadj  fran5öfifdjen  Komoöianten  un5  i^ren 
XDan5erfpuren. 

Da  foU's  5enn  suerft  nadj  Bafel  ge^en,  einem  5er2nittel» 

puntte  ipiffenfclfaftlid)en  un5  fünftlerifdjen  £ebens  im  fedjseljnten 

3aljrljun5ert  un5   gleid)  ^ranffurt   un5  Strafburg   eine   fidjere 

I^eimftätte  für  5ie  proteftantifc^en  ^lüd?tlinge  aus  ^tantreidj  ^'^; 

(cnglan5^''  un5  3*^'i^^^^'^'     3^  3wni  5es  3^^^^^  i^O^ 

trafen  in  5er  tljeaterfreu5igen**^  Sta5t  „Dapi5  ^lorice  un5 

feine  gefpanen"  Pon  Paris  ein,   „5er  Koniglidjen  Htft: 

5U   ^rancfljreid)  (£om55i,   un5  Crag55ifpiler"  un5  er* 

fuc^ten  in  5em  na^foIgen5en  Schreiben  um  Spielerlaubnis:  ^^^ 

„(ßeftreng,  €5el,  €Ijrenpeft,  ^rom,  ^ürnem,  ^ürfic^tig, 

(grfam,   un5  tDeif*     (£.  g.  Strg.   un5   (£.   XDift  feyen 

unfer  un5ertl?enig  «billig  5ienft,  bereit  5UPor,  gne5ige  Qerren. 

XDir   5U   en5ernante   Supplicantes   5er   Königlichen 

ITtft:   5u   ^rancf ^reidj   (£ome5i,    un5    tCragS5i» 

fpiler,  Ijaben  pon  i^r  Koniglicij  HTft :  unferem  gne5igften 

^errn   tCeutfc^lan5    5U    perluftrirn,    un5    5U   be- 

fe^en,  ettlidje  monat  lang  gne5igfte  erlaubnus  ufgebraci)t; 

IDeil  mir  5ann  unfer  redjnung  5a^n  gemadjt,   5af  wir 

namlidjen,  in  5em  tpir  5ur^  ^ürneme  Statt  reifen  tper5en, 

(£omoe5ia5  un5  tCragoe5ia5  galten,  un5  alfo  5a^ero 

uns  5ie  geljrung   5U   meegen   bringen    U)er5en   fönnen, 


von  Karl  (Erautmann.  205 

liabexx  wxv  oon  Paris  uf  unöertDecgctt  ©aft  in  allen 
Statten,  unb  öas  letfte  maljl  5U  Znfimpelgart**^  toas 
für  ein  Uebung  wxv  in  folc^en  fadjen.  ^aben 
(o^ne  r^um  5U  mel6en)  nit  5U  Kleiner  6ef 
bolcf^s  pertpunöeruns  an  tag  geben  uniKunö» 
bar  gemad^t.  Deg^alben  toir  aud^  5U  unferer  al^ieftgen 
anfunft  unns  erf uniiget,  ob  nit  ebenmeftg  attjie  unns 
iafelbige  sugelaffen  irerien  modjte.  Sittema^len  nun 
tt>ir  pcrftenbiget  tporben,  6af  folc^es  bif  bal^cro  von  €. 
g.  Strg.  un6  €.  XDtjt.  audj  anderen  gnebig  oergont  tporben, 
unb  bann  bie  gemelten  Comoebiae  unb  tEragoebiae 
(fo  ttjeits,  u?ie  in  beiligenber  Defignation  ^^^ 
5U  fe^en,  uf  ber  Ijeiligen  fdjrift,  tlyeils  aber 
uf  ben  ^iftoricis  gesogen  finb)  ^\x  ber  Spectatom 
unb  gufe^ern  unbertoeifung  bienen  unb  alfo  otjne  grof  en 
nu^  nit  abgeljn  tperben,  XJOiv  auc^  uns  (u)ie  (£.  g.  Strg. 
unb  €.  XDljt.  uffer  bes  Qerren  Can^lers  unb  ber  Äat^en 
5u  ZHümpetgart  atteftation  5U  fe^en)  bergeftalten  perljalten, 
ba^  xoxv  an  benen  ©rten,  ba  wxv  foldje  agirt  ^aben, 
eljer  lang  ufge^alten  bann  batbt  fortgefc^icft  morben,  So 
^aben  €•  g.  Strg.  unb  €.  VOfjt  wxv  ^iemit  unbert^enig 
erfuec^en  tPöUen,  unns  gnebig  5U  oergonnen  unb  JU5U^ 
laffen,  ba^  voxt  bero  burgerfd^aft  5U  e^ren  unb  nu^en, 
bie  in  beiliegenber  Deftgnation  begriffene  Cragoebias 
unb  (Eomoebias  agirn  unb  fpilen  mögen;  IDöllen  wxv 
uns  mit  ber  ^ulf  (ßottes  alfo  perljalten,  ba^  €,  g.  Str. 
unb  €.  VOlil  ^folc^es  unns  bewilliget  5U  ^aben  nimmer* 
meljr  gereuten  mürbt,  2tu(^  baf eibige  umb  €.  g.  Strg. 
unb  €.  IDljt.  in  Unbertljenigfeit  5UDerbienen  uns  ieberseit 
befleifen  €.  g.  Strg.  unb  VOiit  unns  5U  gnaben  unber*» 
t^enig  befe^lenbt 

(E.  g.  Strg.  unb  €.  VOfjl 

Unbertljenige  bienjimillige 
Daoib  ^lorice  unnb  feine  gefpanen". 
®ljne  Hücffidjt  auf  bas  in  bem  Schreiben  5U  tCage  tretenbe 
eble  Selbftbeipuf  tfein,  mies  ber  Hat  am  30.  3uni  i^r  Sege^ren 
ab^^^,  unb  bie  Komobianten  $ogen  pon  Safel  u)eg.  2tu^  wxv 
Perlaffen  bie  Sdjmeiserftabt  unb  treten  unfere  Hineinfahrt  an,  unb 
leiber  fc^neller  nodj,  als  u^eilanb  bas  „(ßlüd^aft  Sdjiff"  mit 
bem  marmen  I^irfebrei,  gelangen  n>ir  nadj  Strafburg,  benn 
nirgenbs  gebieten  uns  arc^ipalifdje  Hac^ridjten  innesu^alten; 
wxv  muffen  ^reiburg  im  Breisgau ^**  feitab  liegen  laffen, 
bie   alte  Uniperfttat,    IRü^l^aufen^**  unb  Sdjlettftabt^*«, 


206  ^ransöjtfc^e  Sc^aufpieler  am  bafrif(^en  ^ofe 

nidjt  Ijält  uns  bas  ftatiH(^e  Colmar**',  wo  im  fec^se^nten 
3a^r^un6ert;  mit  35tg  IDidrams  öramatif^cm  IDirfen  Der» 
fnüpft,  eine  rege  fdjaufpielerifdje  tC^atisfeit**®  fic^  entfaltet  haue, 
2tber  felbft  in  bem  getDaltigen  Pororte  6es  (Dberr^eines  finben 
mir  unfere  fransofifcljen  ©efellen  nic^t  fo  oft,  als  man  bei  6er 
künftigen  ta^z  unb  ber  ^eruorragenben  Bebeutung  Straf* 
bur9s**^  bei  ber  Kraft  unb  ^üUe  feines  geiftigen  unb 
fo5iaIen  Cebens  in  jenen  gIan5DoUen  rei^sftäbtifdjen 
tCagen^*^^  ^atte  ertDarten  foUen,  unb  trenn  man  bie  2tufna^me 
in  betraft  sie^t,  meldje  bort  gleichseitig  ben  englifc^en  Komö« 
bianten"^  tpurbe,  fo  fann  man  ftdj  u>irflic^  bes  ©ebanfens  nic^t 
eripe^ren,  ba^  ber  Hat  ben  fransöfifc^en  ZHimen  nidjt  fonber« 
lic^  ^olb  geiDefen.  Ztur  breimal  seigen  jie  ^xdf  vox  bem  3^^^^ 
\6^8,  unb  5U)eimal  u^irb  i^r  ©efuc^  abgefc^lagen**^ 

Der  erfte,  n^elc^en  biefes  Sdjicffal  trifft  —  es  wav  am 
2\.  ^nni  \593  —  ift  unfer  „Valeran  le  Comt  pon  2tmiens 
auf  ^randPreic^",  ber  „ettlid^e  fdjone  Comoetias,  geiftlidje 
onb  ipeltlic^e"  aufführen  «sollte.  3^^  Mö*  ^^  20.  ITTai  ^6^5 
;Joann  Floran  D(on)  Cieon  ain  ^ran^ofe  ©nb  Comoebiant 
fo  mit  8  perfonen  al^er  fommen".  Cro^bem  er  „gutte  ZHuficam" 
bei  fic^  Ijat  unb  n>illens  ift,  ;,(5eift*  pnnb  u^elbtlidje 
Comoebias"  5U  fpielen,  tpirb  er  abgeipiefen,  erreicht  aber 
einige  tCage  fpater  bie  erfe^nte  Spielerlaubnis,  ba  ic^  i^n  für 
ibentifc^  ^alte  mit^^lorian  ber  König  ^ran^ifc^  Comoe» 
biant  famb  \0  perfonen",  u>elcl}em  man  unterm  {.  3^1^  {^\^ 
geftattet,  „etmas  geiftlidis"  5um  beften  5U  geben **^** 

Unb  nun  weiter  rljeinabmärts ,  porüber  an  bzn  reidjen 
^anbelsemporien ,  aus  beren  ^äufergemoge  romanifdje  Dome 
Pergebens  uns  entgegengrüfen,  mit  i^ren  pielgeftaltigen  Kuppeln 
unb  Ormen,  porüber  an  Speyer^'*,  ber  alteljrmürbigen 
Kaiferftabt,  bem  fagenumraufdjten  IDorms^**,  bem  golbenen 
ZHains^*^,  ber  er5bifd)5f liefen  Hefibens,  an  ben  pielen  (£bel» 
ft^en  unb  Keinen  ^flrften^öfen,  wo  bie  ^ransofen  gemif  freunb« 
iid^  aufgenommen  würben,  porüber  audj  anßeibelberg^*', 
benn  mir  Ijahm  bereits  ermäljnt,  ba^  am  pracptliebenben  Qofe 
bes  fransoftfc^  er5ogenen  Kurfürften  ^riebri<^  V.  pon  ber 
Pfal5  unb  feiner  fdjönen  (ßema^lin  (glifabetlj  Stuart  anno 
\6\5^lorian  feine  Qiftorien  gefpielt  ^atte. 

(Erft  in  Köln  ftofen  wir  wieber  auf  franiöfifc^e  Sc^au» 
fpieler.  €s  ftnb  alte  Befannte  pon  Bafel  Ijer,  pon  benen  bas 
Hatsprotofoll**^®  ber  ^anfeftabt  am  Hljeine,  am  26.  Desember  \60^, 
5U  permelben  weif: 

„Florentino  pnb feinen  socijs,  Gallis  et  Comedis, 


von  Karl  drautmann»  207 

ift  pergunt,  ^ift orten  5U  fpillen,  gleic^tDoII  Mc  nichts 
fc^anboloifc  jnnen  Ijaben,  nod}  frau50pfcl}e  exempla  cala- 
mitosa  fein,  vnb  6te  Ijiftorien  5U  eyamineren  ift  ^erman 

'  IDiibig  vnb  Peter  von  Cins  befollen". 

Zlteine  Jlnnat^me,  6af  Dapiö^Iorice  —  5enn  er  ift's 
6odj  woiil,  ipeldjer  uns  §ier  als  ^lorentin  entgegentritt  — 
pon  Bafel  r^etnabmärts  gesogen  ^^^,  Ifat  jtc^  öemnad^  beipa^r* 
I^eitet;  nur  erf^eint  es  feltfam,  Saf  feiner  in  Wefem  ^aiixz  tpeöer 
in  Straf  burg  €ru>äljnung  gettjan  tpir6,  nod^  in  ^ ran f fürt. 
ZHit  öiefer  Hotis  ift  Köln  erf^öpft,  mir  müßten  nur  in  Fran- 
ciscus  Ferrar  dictus  Mondorus  medicus  Pargiricus", 
6er  am  20.  2tuguft  \627  gebeten  Ijatte,  „i^m  5U  erlauben  feine 
medicamenta  alltjier  5U  Siftribuiren  un6  5U  6em  €n5e  ein 
t^eatrum  auf  freien  ZHarft,  um  öarauf  etliche  comoeiias 
5U  repräfentiren,  aufrid)ten  5U  laffen"!^®,  5en  befannten  Parifer 
Cljarlatan  Mondor*^^  tDieöererfennen,  6er  mit  Tabarin  im 
(Befolge  Ijerab  pon  einer  (Eftrabe  auf  6er  Place  Dauphine  6en 
Parifern  6urclj  feine  tollen  un6  mitunter  me^r  als  6erben  ^arcen 
fo  piel  Stoff  5um  £acl}en  gab. 

Pon  Köln  ifl's  nidjt  fon6erli(^  tpeit  nadj  Tlaiftn^^*,  aber 
6ie  Heife  ift  pergeblidj,  6a  auc^  6ort,  tro^  6er  Ztä^e  ^ranfreic^S; 
nidjts  Pon  fran5öjtfd)en  KomoWanten  5U  erfun6en  wav,  ebenfo« 
menig  tpie  am  ^ofe  5U  DüffeI6orf  ^*^^  Da  n>ir  nun  einmal 
im  Hor6en  fin6;  foll  gleich  in  6iefen  £an6en  unfere  Suc^e  fort^ 
gefegt  tt)er6en. 

€in  Eitteratur,  ZTTuftf  un6  Sdjaufpietoefen  f6r6ern6er 
^firftenfi^  ift  in  jenen  tCagen  KaffeP^*  gemefen,  u)0  £an6graf 
ZHori^  6er  (ßeleljrte  Pon  Reffen  (\ 592 — \627j  6a5  Regiment 
führte,  einer  6er  geiftig  I?erporragen6ften  Qerrfqer  feiner  geit. 
XDelc^  ein  grofgünftiger  (Bonner  er  6en  englifd?^"  l{omo6ianten 
war,  fönnen  u>ir  als  befannt  porausfe^en,  ebenfo,  6af  er  nadj 
6em  Dorbil6e  6es  tEerens  tateinifdje  Dramen  6id}tete  un6  bei 
Sdjulfeftlidjfeiten  6urclj  6ie  ^^günge  6es  CoUegium  Mauri- 
tianum,  6er  pon  iljm  errichteten  ^of*  un6  Hitterfc^ule  auf^* 
führen  lief.  Don  fran$öfifc^en  Sc^aufpielern  in  ICaffel  er* 
fahren  ipir  nidjts*^*,  es  ift  aud)  nidjt  nadjsumeifen,  ob  ^lorian 
\6^5  pon  ^ranffurt  aus  »irflidj  6ort^in  gejogen,  jtc^er  bagegen 
bleibt,  6af  6ie  ^offdjüler  mitunter  in  fransofifdjer  Spradje 
fpielten^^^,  un6  6ag  6er  (ßenfer  Catherin  Le  Doux  für  6ie* 
felben  \60^  eine  fransöjtfc^e  i{omö6ie  Tobie  perfaft  ^at^®^ 

3m  Zlor6en  fommt  6ann  neben  Kaffel  nur  noc^  Dres6en 
in  betradft.  ^m  3anuar  \6\\  „tansten  pn6  fprangen"  6ort 
5U)ei '^ran5ofen^^^,    alfo   wolfl   nur   geu)öljnli<^e   Seilfal^rer, 


208  f ran3oPfc^e  Sc^aufpieler  am  Sayrifc^en  ^ofe 

tpa^renb  t^r  Can&smann  H ab  cP^^  mit  feinen  ©enojfen;  u>eldje 
am  \7.  3w"i  1^20  por  öem  Kurfürften  iwav  ebenfalls  auf  5er 
£eine  tanjten,  Ijterauf  aber  Komööien  fptelten,  fdjon  eljer  6en 
Sc^aufpielern  beisusä^Ien  fein  önrften. 

3m  fränfifdjen  Kreife  ragt  Hürnberg  ^erpor  6urc^  ZHac^t» 
fülle,  ^anöel  un6  Kunftfieif,  Deuifc^Ianös  Korint^;  n^ie  es 
Hicoöemus  ^rifc^Iin  preifenb  nennt*'^  £et5er  fini  6ie 
2trdjipe  6er  ehemaligen  Heic^sftaöt  in  Sachen  5er  Sc^aufpiel- 
gefdjic^te  bisljer  tpenig  ausgebeutet  u)or5en^^^  un5  5ie  ge* 
Srucften  Quellen  un5  5ie  ^an5fc^riftlicljen  C^ronifen,  fou^eit  id^ 
5ie  Unteren  5urc^gefeljen,  als  ic^  in  Zlfirnberg  nadf  5en  eng» 
Iifd)en  Komö5ianten  fa^n5ete;  bieten  nur  einige  fparlic^e  ltoti5en 
über  fransofifdje  Seiltänser  aus  5en  3^^^^^  1^02 
un5  xeo^^'^K 

So  muffen  u^ir  5enn  felbft,  gleidj  einem  Kom55ianten, 
tpcldjem  5er  geftrenge  Hat  5ie  Spielerlaubnis  permeigert  Ifat, 
unperri^teter  Öinge  5er  Sta5t  5en  Hücfen  fe^ren  un5  unfern 
IDeg  aUgemac^  ins  Sc^mabifdje  Ijerein  fortfe^n,  5a  in 
^rantens  Bifd}ofsft^en,„5U  lDür$burg  un5  5u  Bamberg^''', 
nichts  5U  erholen  ift.  Über  Hor5Iingen;  tpo  am  \0.  3wli  \^\\ 
5em  „Francisco  Sc^Iof  ^rancSfifd^en  feilfa^rer  pn5  fpringer" 
abgefdjlagen  wixb,  „fein  fpil  öffentlich  su^allten"^^*,  gelangen 
mir  nac^  Ulm,  aber  ebenfalls  nur,  um  5ie  gleiche  (Enttaufc^ung 
5U  erfahren  wie  in  Nürnberg, 

34  ^^^^  ^^5  Sriefgeujölbe  5er  ehemals  fo  einfiufreidjen 
un5  ^an5elsgen)altigen  Hei^sfta5t  an  5er  Donau,  5as  je^t  in 
einem  Seitenturme  5es  ITIünfters,  in  5er  ehemaligen  Hüftfammer 
tpeilan5  Kaifers  ZHaj-imilians  5es  €rften  fein  Untertommen 
gefun5en,  gar  emjtg  nac^  Sdjaufpielnotisen  5urcIjforfdjt,  un5  fo 
reic^  5ie  Jtusbeute  fonft  gemefen*^*,  für  unfern  (ßegenftan5  nur 
eine  ein5ige  armfelige  ttoti5  gefun5en  über  „^ran^Ijofen  ufm 
Saill  lauffen".  Sie  ftel?t  im  KatsprototoU  unterm  9.  2tpril  ^602 : 
„Den  ^ran^^ofen  3ft  3^  Spil  pff  5em  Sayl  ^nlan^en)  vnb 
an5ere  Kur^meil  $u  yben  p(er)gont,  5(odj)  follen  Sie  pon  einer 
Perfoljn  meljr  nit  als  2  51.  nemmen  pn5  3"»^"  ^^^  Wa^  pffm 
pre5iger  Kirc^Ijof  5a5U  eingeben  n:>er5en."  ®b  mit  5er  an5ern 
l{ur5n>eil  pieUeic^t,  u)ie  in  Dres5en,  Komö5ien  gemeint  fin5, 
permag  idj  nidjt  ansugeben. 

3m  ^erbfte  5es  3^^^^s  \6\5  tvav  in  Hegensburg  unter 
5em  Porfi^e  5e5  Kaifers  ZUatttjias  JJeidjstag  geljalten 
wovb^n.  (£ine  folc^  prächtige  (ßelegen^eit  glän5en5e  ©nna^men 
einsuftreic^en,  Ratten  natfirlid^  5ie  5amals  in  Deutfdjlan5  ^erum^ 
$ie$en5en  l{omö5ianten   ft^   nic^t  entgeljen   taffen,    un5   neben 


von  Karl  Crautmann.  209 

6en  ensUfc^en  Sd)aufptclcrn*'^;  italientfc^en  Buffonen^''', 
Seiltänsern  nnb  anöern  faljrenöen  •©cfeücn,  tDar  axxdj  eine 
fran5Öfifd)e  ©efeUfdjaft  5ur  Stelle  gefornmen,  öeren  ^fütjrer 
am  20.  September  aus  6er  faiferlic^en  ^offaffe  vkv^eifn  ©ul6en 
erljielt^''^  €s  ipar  öie  Sdjaufpieltruppe  bes  Pierre  Gillet 
aus  Paris,  Dielleidjt  öie  gleiche,  6ie  anno  \60^  am  ^ofe  5U 
XXancy  fpielte^'^^ 

tlodi  etje  5er  l{aifer  Kegensburg  perlaffen  tjatte,  naljmen 
unfere  ITtimen  iljre  Seife  ipieber  auf  unb  iDanMen  fidj  5UDör6erft 
Jlugsburg  5U,  in  jenen  Reiten  eine  6er  ^auptpflegeftätten  6es 
Cljeaterlebens  in  beutfdjen  £an6en^^®  unö  öa^er  eine  gefudjte 
Station  für  IDanbertruppen.  Bereits  am  \,  0f tober  \6\5 
reidjten  fie  itjr  (ßefuc^  um  Spielpergünftigung  ein:^^^ 

„lDol?IgeI?orn,  (E6el  pnb  Pöft,  ^^ürfidjtige,  €rfame  vnb 
XDeif,  (ßünftige,  (ßnebige  vnb  (ßebietenbe  fjerren. 

Demnadj  jd^  Peter  (Bxldti  p(on)  Parif,  ein  comeöiant 

por  3r.  Kaif .   ZHaj.    pn6    anberer   fürjten    pn6    Ferren 

anje^o   5U  Hegenspurg   meine    comebia  gehalten    pn6 

gefpilet  meiere,  one  ru^m  meniglid)en  tpolgefallen ;  meiln 

aber   ettroa    bei  öifer  löblichen    reic^ftatt  Jtugspurg  in 

meffen    pnb   anöeren   seitten   allerlei  biüidfen  fachen  pn6 

f unftmerc!  perüebt  pn6  getriben  tDoröen,  alf  gelangt  auc^ 

mein   aller pnbertljenigft    bitten,    €ur  ^-r    (5:    pn6    &% 

ipellen  mir  öifer  angeljenber  mef  meine  fdjöne  comeöia 

5uljalten  pn6  meniglid^en  fürsumeifen  günftig  pn6  gneöig 

pergunnen,   baf  tpelle  jdj   meines  geringen  öienftes  gan^ 

pnbertljenigft   tpiberumb   befd)ul6(en);   tljue  midj  €:^: 

(ß:  pn6  ©ft.  l)öd}fter  biemut  befel^(en)* 

(£:  ^:  pnb  (ßft.  biemüetiger 

Peter  ©ildj  p(on)  Parif  auf  ^francfreidj"» 

XDie  es  bamals  in  2tugsburg  Braudj,  ging  bas  (ßefudj  an 

bie  Perorbneten  über  bas  Sdjutoefen,  benen  bie  genfur  ber  auf- 

jufü^renben  Stücfe  an^eimgeftellt  tpurbe^®^*     Die  Hüdäuferung 

biefer  ^erren  lautete  begutadjtenb: 

„(£bel,  lüolgeborn,  Pöfte,  ^Jürftc^tig,  (grfam  pnnb 
XDeife  £^errn,  Pflegere,  Bürgermaifter  pnb  ein  €.  lS.atfj, 
(ßebüettenbt,  (ßnebig  pnb  ©ünftige  Qerrn. 

€.  ^.  (ß.  pnnb  ©ft»  traben  pns  Peter  (ßildjen 
^fransoftfc^en  comoebtantens  biemüettiges  anlangen  per 
decretum  firtjalten  laffen.  IDeiln  ban  in  benen  pon  inte 
pns  fürgetpifnen  getrurftjten  ^Jransofifdjen  tragoe^ 
bien,  bie  er  5U  fpilens  fürtjabens,  nidjts  pnerbars  ober 
pngebürlidjs   5U   fünben,    er  au^    als   ein  auslänbifcl}er 

^atjrbudj  fflr  ttldndjenex  <5efdf.  II.  ^/^ 


2^0  f»ön3<>Pf^^  5cf?aiifpieler  am  bayrifc^en  Qofe 

mit  5tmHc^er  ftard^er  gefelfc^aft  ratfenber  mann 
^rof en  oncof tcn,  bis  er  al^ero  gelangt,  aufa>en6en  müeffen, 
alfo  Dermeinen  u>ir,  es  möchten  ime  bei  ie^t  tpe^renber 
firc^metEjcn  2  taQ  5U  fpilen  pergunbt  u>er6en. 

€.  ^.  <ß.    pn6  (ßft.   Dns   benebens   ge^orfambs  pfeif 
beuel^enöt 

(£.£}.  <ß.  pnnb  (ßft.  geljorfame 

6ie  perorbnete  obern  pber  6te  fc^uefen". 

2tuf  folc^  günftigen  Bericht  ^in  ipuröen  öem  Supplifanten 
5ipei  Cage  berpilligt,  eine  u^eitere  Bitte  aber,  ipa^rfdjeinlic^  um 
Perlängerung  öer  Spieferlaubnis,  fanö  abfdjiägigen  Befdjeiö^**. 

3n  Stuttgart^®*  5eigen  im  gktdjen  3^^re  ebenfalls 
fran$öfifc^e  liomöbtanten  i^re  ICunft  por  öen  fürftüdjen  Per^ 
fönen,  un6  nidjts  ^inöert  uns,  audj  in  i^nen  Pierre  Gillet 
un6  feine  (ßefellfdjaft  5U  permuten/  Unb  ipeiter  nodj  etipas. 
3n  ZHündjen  refiöierte  feit  \595  €Iifabet^,  öes  Qersogs  pon 
Cot^ringen  ^oc^ter,  als  6ie  (ßema^Iin  ies  nadjmaligen  Kur^ 
fürften  lUayimilian  6es  (Erften^^*.  Ilun  fpielt  aber 
Gillet  längere  ^cxt  in  ier  Hä^e  6er  bayrifc^en  ^auptfta5t, 
5U  2tugsburg  unö  Hegensburg,  unb  es  u>äre  mirtlic^  felt= 
fam,  u>enn  er  mit  feiner  ©efellfdjaft  gerade  jenen  ^of  umgangen 
Ijätte,  an  ipeldjem  eine  fran5Öfifc^e  Prinseffin  lebte.  IPenn  auc^ 
bie  bayrifd^en  ^ofsaljlamtsredjnungen  aus  öem  3^^^^  \^\^ 
nidjts  öarüber  bringen,  fo  fann  man  in  öiefem  ^alle  gemif  öie 
2tnu'efen^eit  fransöfifd^er  Sc^aufpieler  in  ZRünc^en  als  feft» 
fte^enb,  ipenn  auc^  nidjt  urfunölic^  ermiefen  anneljmen^***. 

Por  6em  Kaifer  2TlattIjias  Ijaben  ^ransofen  in  Segens^* 
bürg  gefpielt;  pom  Kaiferijofe  in  XDien  bagegen,  u)elc^er  fo 
reidje  2tusbeute  liefert  5ur  ©efc^idjte  6er  Comici  italiani^*' 
jenfcits  öer  2llpen  fe^It  je5e  2ln5eutung,  öaf  öort  jemals  um 
Mefe  geit  fransöfifdje  Komöbianten  aufgetreten ^®^  Unö  bamit 
ipdren  mir  öer  Uberfidjt  leöig  über  5ie  XDanöersüge  öer  fremben 
(ßefellen  in  beutfdjen  Canben,  unb  beeilen  uns  nun  5urficf5ufe^ren 
nad)  unferm  ZHündjen. 

XDenn  u>ir  am  fc^Iuffe  unferer  Keife  bie  Hac^ric^ten  über« 
blicfen,  meldje  ipir  aufgefunben,  fo  muf  man  sugefte^en,  ba^  es 
feine  ausgiebige  (Ernte  geipefen,  befonbers  mcnn  ipir  im  gu« 
fammen^alte  bamit  an  bas  fo  ungemein  umfangreidje  2TlateriaI 
beuten,  tt?eldjes  in  ben  Pon  uns  befudjten  Stäbten  über  bie  eng  = 
lifdjen  Komöbianten  5U  Cage  geförbert  u?orben  ift.  ZlTan 
fönnte  uns  allerbings  b^n  (gintpurf  madjen,.  ba^  eben  bie  Cofal» 
forfc^ung  in  ben  legten  ^aliv^n  bie  Spuren  biefer  erften  2lpofteI 
S^afefpeares  befonbers  einge^enb  perfolgt,  mdljrenb  man  mit 


von  Karl  Crautmann.  2\\ 

öcn  fransoftf^en  S^aufpielcrn  bislang  arc^tpalifc^  faft 
noc^  gar  nxdjt  {xdf  bcfdjäfttgt  liat  Dies  mag  ja  in  getPtffem 
Sinne  anerfannt  meröen,  unb  tdj  glaube  feft,  öaf  für  unfern 
©egenftanb,  befonöers  in  6en  itrc^ioen  6er  H^einlanöe,  noc^ 
nianc^  intereffante  Xiotii  auf  €rlöfung  ^arrt,  aber  6er  eigentliche 
<ßrun6  für  Mefes  ^^rücftreten  fdjeint  mir  —  gera6e  toie  bei 
6en  italienifc^en  l{omo6ianten^®'  —  6arin  $u  liegen,  6af  es 
6en  ^ran5ofen  Dorerft  pcrfagt  u>ar,  öurd)  6ie  Spradje  auf  .6ie 
grofe  7Xla\^^  6es  Pol!es  5U  mirfen.  2tber  nic^t  6ur<^  6ie 
Sprache  allein,  fonöern  me^r  nodj  6urc^  „mölfc^e  tan^e  mit 
u>un6erlic^em  pertreljen,  Rupfen,  Ijinter  vnb  für  fic^  fpringen, 
Dbermorffen,  Dn6  anöern  fel^amen  gebcrten"  ^^®,  öurdj  6en 
Ztarren,  „6er  mit  Soffen  u>ar  fo  eyellent"  ^^^,  überijaupt  6urc^ 
jene  Permifdjung  6e5  2l!robatentums  mit  6er  Sc^aufpielfunft, 
u>elc^e  pon  6en  l{om66ianten ,  „6ie  übers  ZTleer  herüber* 
gefommen"^^^,  fo  eifrig  fultipiert  u>ur6e,  un6  u>eldje  6er  Popu» 
larität  6er  englifdjen  ZHimen  in  Deutfdjlan6  getpif  meljr  noc^ 
f6r6erlidj  getpefen,  als  6ie  in  gebrochenem  Beutfc^^*'  porgetragenen 
üerfe  Cears  un6  Qamlets.  ^n  6en  ^ransofen  treten  uns 
eben  nidjt,  n^ie  6ies  sumeift  bei  6en  €nglän6ern  6er  ^aü 
wav,  min6eru>ertige  Bü^nenelemente  entgegen.  €s  jtn6  ^of» 
fc^aufpieler,  „Comediens  ordinaires  du  Roi",  meiere 
in  i^rer  ^eimat  einer  feften  Stellung  ftc^  erfreuten  un6  nur  i^re 
C^eaterferien  6a5U  benü^ten,  „Ceutfd)Ian6  5U  perluftrirn",  Sie 
berufsmäßigen  lDan6ertruppen  6agegen,  u>ie  man  jte  ja 
auc^  in  ^rantreic^  auf  allen  Qeerftrafen  pn6en  fonnte,  fc^einen, 
in  jenen  Cagen  tpenigftens,  6urcij  6ie  er6rücfen6e  Konfurren$ 
6er  „(Eng eilen 6 er"  Pon  I)eutfd?Ian6  ferne  gehalten  u>or6en  5U 
fein,  un6  gera6e  6iefe  (ßefellfdjaften  Ratten  6er  oben  ermähnten 
für  6ie  Büljnenfunft  geipif  cljer  Ijin6erlic^en  als  för6ern6en  Be» 
^elfe  5ur  2tn5iel?ung  6es  publifums  nict)t  entbehren  fönnen,  6a 
i^re  geringeren •  fc^aufpielerifcijen  Ceiftungen  jte  nidjt  an  6ie^öfe 
u>iefen,  fonöern  an  6ie  6es  ^ransöftfdjen  un!un6ige  Bepölferung 
6er  Stä6te,  Dabnvd)  ift  bas  ^eI6  i^rer  ^Ijätigfeit  porerft 
aller6ings  ein  befc^ränftes,  6ocij  nic^t  ju  i^rem  Hac^teile:  fie 
^aben  ficij  entfctjieöen  in  feinerer  lüeife  bei  uns  eingeführt,  als 
iijre  Kollegen  aus  6cm  3"f^II<in6e.  Un6  als  nadj  6em  6reif ig«= 
jährigen  Kriege  I)eutfd]Ian6  im  Banntreife  fransöfifdjer  Kunft 
un6  Sitte  micöereru^actite^^**  un6  6ie  fransofifc^e  Sprache  allen 
©ebiI6eten  5um  ©emeingute  geipor6en,  6a  ift  es  5UPör6erft  jene 
bei  i^rem  erften  (Erfc^einen  bereits  erfennbare  Ilobleffe  6es  2Xuf* 
tretens  geipefen,  u>clcije  es  6en  fran5ofifc^en  KomS6ianten 
ermSglidjte,  über  ein  3a^rljun6ert  lang  nid^t  nur  in  I)eutfc^Ian6 


2\2  ;fran3Öftfc^e  Sc^aufpicler  am  bayrifc^cn  Qofc 

fonbcrn  in  gans  (Europa  öie  Qofbü^nen  fcfjaufptelerifc^  5U  be« 
^crrfc^cn,  un6  bas  mit  einer  Steti^feit  unö  2tusfdjlief  Iid)feit,  toie 
es  u>e6er  6en  funftgeiDanbten  3t^H^"^^n  gelungen,  nod)  öen  (Eng» 
länbern  5ur  geit  öer  glän5en6ften  Blüte  i^res  Dramas. 

3m  Sommer  \67\  —  im  2Ttai  06er  3^"*  —  t^^f  ^i^ 
fransöftfdje  Sdjaufpielgefellfdjaft  ein,  meldje  für  6en  bayrifcljen 
^of  u>ar  engagiert  u>or6en.  2ln  iljrer  Spi^e  ftanb  Philippe 
Millot,  ein  öamals  bereits  pielgereifter  unö  oielerfa^rener 
Komööiant,  öer  uns  \6^^  suerft  in  Paris  begegnet. 

Dort,  in  öcr  lebensluftigen  £an6estjauptftaöt  an  6er  Seine, 
Ijatten  furse  geit  poriger  metjrere  BürgersföEjne  ftdj  5ufammen» 
getljan  unS  eine  Dilettantenbüljne  errid)tet.  2tber  wie  bas 
gemeinigltdj  5U  ge^en  pflegt,  mas  5uerft  nur  als  ein  angeneljmer 
Zeitvertreib  erfdjien,  muröe  fc^Iieglidj  Cebensaufgabe,  un6  als 
man  3^'^  \^^'^  fdjrieb,  säljlte  Paris  um  eine  Sdjaufpieltruppe 
me^r.  Sie  nannte  ftdj  füljn  öie  ^odjberü^mte  ©efellfc^aft, 
1' Illustre  Theätre^^*,  ein  Citel  alleröings,  6er  eljer  pon 
iljren  Hoffnungen  Zeugnis  ablegte,  als  pon  i^rer  Befdjei6enl?eit. 
Die  Seele  6e$  Unterneljmens  u>ar  Jean  Poquelin,  eines 
Cape5ierers  Kin6,  6em  es  5U  enge  gett?or6en  in  6en  fleinlidjen 
Perljältniffen  6es  Pater^aufes,  un6  6er  nun,  6er  tofetten  Sdjau^ 
fpielerin  Made  leine  Bejart  5uliebe,  6ie  3wrifterei  aufgegeben, 
jtc^  gans  6em  Ctjeater  gemiömet  un6  6en  Büljnennamen  Moli^re 
angenommen  I?atte.  3^  September  \6^5  mietete  6ie  (ßefell* 
fdjaft  ein  SaUfpiellofal  im  Faubourg  Saint-Germain, 
traf  2tnor6nungen,  es  in  ein  Sc^aufpiel^aus  umsumanöeln,  un6 
fpielte,.  u?dljren6  6ie  2trbeiten  6a5U  im  ©ange  tparen,  einftu?eilen 
in  Houen. 

2lm  3^  De5ember  \6^3  naijmen  6te  Dorfteüungen  in  Paris 
iljren  2lnfang,  un6  am  \.  3"'^  ^^^  foIgen6en  3^^^^^  unterseidjnet 
unfer  Philippe  Millot  als  neuangeu?orbener  Sdjaufpieler 
neben  Moli^re  un6  an6eren  Kollegen  einen  Hotariatspertrag^®^, 
in  ipelc^em  bereits  pon  6en  SdjuI6en  6er  ©efellfdjaft  6ie  He6e 
ift.  Un6  6iefe  ScfjuI6en  meierten  ftdj  pon  Cag  5U  Cag,  fo6af 
faum  5u?ei  IHonate  fpater  Millot,  6iesmal  mit  6cm  polItönen6en 
tEitel  eines  Znitglie6es  „de  l'Illustre  Theatre  entretenu 
par  son  Altesse  Royale"  neuer6ings  6as  Vergnügen 
^atte,  einen  auf  elf^un6ert  £ipres  Iauten6en  SdjuI6fdjein  mit 
feiner  Unterfdjrift  5U  fdjmürfen^^^  Das  feine  Publifum,  u>elc^es 
man  fidjer  erwartet  Ijatte,  n?ar  eben  ausgeblieben,  un6  6iefe 
traurige  Sage  än6erte  fidj  nidjt,  als  man  in  ein  Spiellofal  auf 
6em  an6crn  Seineufer  überfte6elte.  So  fam  fdjiief lidj  6er  ZTloment, 
tpo   6er  (ßeridjtspoUsie^er   feinen   (Einsug  in   6ie   ö6en   Häume 


Don  Karl  Crautmann.  2 13 

Ijielt,  meil  bas  &clb  fel^Ite,  um  6ie  5ur  Beleuchtung  nötigen  Calg« 
lidjter  5U  bziaifUn.  Moli^re  ipanberte  ins  Sdjulögefängniö, 
un6  als  man  nad)  feiner  ^rcilaffung  in  einem  öritten  Cofale 
6ie  erträumten  Kaffenerfolge  nidjt  fanö,  6a  befdjiog  6cr  ^füljrer 
gegen  €nöe  6es  ^aijxes  \6^6  mit  feiner  ©efellfdjaft  Paris  5U 
Derlaffen  un6  porerft  in  öerProDtns  fein  ©lürf  5U  fudjen.  (Db 
Millot  öiefe  traurige  g^it  üBer  bei  Moli  er  e  ausgel^alten, 
ipiffen  u>ir  nidjt,  ftdjer  dagegen  ift,  öaf  er  6en  grofen  Pidjter 
auf  feinen  medjfelreic^en  n?an6er5Ügen  öurc^  ^ran!reidj  nidjt 
begleitet  l|ai^^^ 

Xiun  gelten  3aljre  baljin,  e^e  u?ir  mieöer  etmas  Don  Philip  pe 
Millot  5u  ^ören  befommen.  (£nölidj  taudjt  er  11659  in  £y<>" 
auf,  als  ITlitglieb  öer  Comediens  de  Mademoiselle^'-^^, 
ber  Sc^aufpieler  öer  t^eaterliebenbcn  ^ersogin  von  VHonU 
penfter,  6er  Cante  König  £u6u:> ig  6es  Pierseljnten, 
un6  6er  ^reun6in  6er  Kurfürftin  2t6elai6e  von  Bayern. 

Befagte  ^ersogin  ujar  nadj  Unter6rücfung  6es  2lufftan6es 
6er  ^ron6e,  an  toeldjem  fte  fo  ljerporragcn6en  Jlnteil  genommen, 
nadj  iljrem  Sd?Ioffe  Saint»^argeau  perujiefen  n?or6en.  IDie  fie 
uns  in  i^ren  ZITemoiren  ersäljlt,  Ijatte  fie  bei  einem  Befuc^e  in 
®rI6ans  eine  feEjr  gute  Sdjaufpieltruppe  angetroffen^^®,  u?eld}e 
Dortjer  in  Poitiers  un6  Saumur  Dor  6em  Qofe  gefpielt 
(Zlopember  \65\  bis  ^ebruar  1652)  un6  5mar  mit  pielem  Bei» 
falle.  Xladf  5aint»^argeau  surücfgefeljrt,  lief  fte  einen  grofen 
Saal  in  ein  C^eater  Dermanöeln  un6  berief  in  6en  erften  ZlTonaten 
6es  3^^^^^^  \653  6iefe  Komööianten,  um  ftdj  öurdj  iljr  Spiel 
6ie  langen  lDinteraben6e  5U  pertürsen^^^  Den  ^wzd  muffen 
fie  trefflic^  erreidjt  Ijaben,  6enn  in  6en  foIgen6en  3^^^^"  (1^5^, 
11655)  tt)er6en  fte  nodj  smeimal  an  bas  Qoflager  6er  ^ürftin 
ge5ogen^"^  un6  erhalten  5u6em  6ie  (Erlaubnis,  6en  tEitel 
„Comediens  de  Mademoiselle"  füljren  5U  6ürfen,  ipas 
für  6ie  Cruppe  immerljin  eine  €mpfeljlung  voav,  meldje  gegenüber 
6en  oftmals  6en  ZlTimen  nidfi  gera6e  fon6erIidj  gewogenen  ®brig» 
feiten  mit  gutem  (Erfolge  fidj  gelten6  madjen  lief.  Millot 
geijörte  woljl  6amals  fdjon  6er  Cruppe  an,  mir  6ürfen  alfo 
nidjt  perfaumcn,  6en  Spuren  6iefer  ©efeüfdjaft  etmas  nadjsu» 
gelten,  u?eldje  eine  6er  Ijerporragen6ften  fransöfifdjen  H)an6er» 
truppen  6es  fiebense^nten  3^^^^^"^^^*^  gemefen» 

ITidjt  nur  in  Saint^^argeau  aUein,  audj  in  Cours, 
6as  Mademoiselle  de  Montpensier  rpä^ren6  6es  Sommers 
1653  auffudjte^**^  un6  ebenfo  in  Blois^»^  (®!tober  \654),  folgte 
fte  6en  Porfteüungen  6iefer  Cruppe,  u^eldje  fidj  5u6em  6er  Pro^ 
tettion  ©aftons   pon  (Drieans,   6es   Paters   6er  ^ersogin 


2\(}^  ifran36Pfc^c  Sc^aufpielcr  am  baYrifc^eti  Qofe 

pon  Znontpenfter  erfreut  5U  Ijaben  fc^tnt.  Dies  erljellt 
baraus,  6af  bie  Sd)aufpieler  in  Dtjon,  u>o  t^nen  im  2lprU 
^655  SpielDerjünfti^ung  gemährt  ipirö*®*,  öie  Beseic^nung 
„Comediens  ordinaires  de  Son  Altesse  Mgr  le  duc 
d'0rl6ans  et  de  Madem  ois  eile ,  souveraine  de 
Dombes"  anneljmen.  Biefen  ©tel  „Comediens  de  Son 
Altesse"  füljren  aber  bereits  in  6en  3^^^<^"  l^^ö  bis  \650 
oerfdjieöene  in  Cvon*®^  anioefenbe  ober  auftreten be  Komöbianten, 
von  benen  mehrere  fpäter  unter  ben  Comediens  de  Made- 
m  o  i  s  e  1 1  e  erfc^einen.  3^  f  ^^^^^  berfelben ,  Abraham 
Mitallat«o7^    5^^.   „^^  y^^^   j„   Brüffel   il?r  ^ül^rer  ge» 

tt)efen,  taudjt  bereits  \6^^  in  ber  H^oneftabt  auf.  So  per» 
lodenb  es  aud^  fein  mag,  Mitallat  als  btn  l{ernpunft  5U 
betrauten,  um  ben  über  5ipei  3öl?r5el)nte  ^inburc^  bie  Comediens 
de  Mademoiselle  jtd)  frYftaüijierten ,  fo  erlaubt  uns  ber 
gegenwärtige  Stanb  ber  arc^ipalifdjen  ^orfc^ung  in  biefer 
^rage  nod)  nidjt,  mit  Sic^erljeit  bie  Behauptung  aufsuftellen, 
oa^  bie  um  \6^^  ober  pieüeic^t  fdjon  früljer  befte^enben 
Comediens  de  Son  Altesse  eins  fmb  mit  jener  tEruppe, 
u>elc^e  in  ber  ^olge  als  Comediens  de  Mademoiselle 
unfern  Phillippe  Millot  5U  i^ren  2TtitgIiebern  läiflk. 

Um  feften  Boben  5U  erreichen,  muffen  tpir  5um  3^^*^^  1^58 
5urü(i!e^ren.  Damals,  gegen  €nbe  Hopember,  Ijerrfdjte  reges 
Creiben  in  Cyon,  Der  Qof  tpar  angefommen,,,  Cubtpig  ber 
Pierse^nte  mit  feiner  ZlTutter  2tnna  Pon  (Dfterreidj  unb 
bem  Karbinal  lUasarin,  um  bie  ^ersogin  Cljriftine  pon 
Sapoyen  ju  begrüben ,  u>eldje  in  ber  Hoffnung,  bes  Königs 
pon  ^ran!reic^  Sdjmiegermutter  5U  werben,  mit  iljrer  Cod)ter 
ZlTargaret^e  fidj  eingefunben  ^atte.  Daf  bei  biefem  2tnlaffe 
natürlidj  Sdjaufpieler  5ur  Stelle  fein  muf  ten,  ift  felbftperftanblid^, 
unbfo  beridjtet  uns  benn  Mademoiselle  de  Montpensier^^s 
pon  5U?ei  in  Cy^n  fpielenben  (ßefeüfc^aften  unb  ertpäljnt  basu, 
ba^  eine  berfelben  mit  Kedjt  ben  ©tel  Comediens  de 
Mademoiselle  jic^  beilegte,  rneil  fte  brei  XDinter  auf  iljrem 
Schlöffe  Saint^^argeau  sugebrac^t.  €^e  unfere  Comediens 
de  Mademoiselle  nadj  ber  Htjoneftabt  famen,  waren  jie  in 
ben  ^aifven  \6d6  unb  \657  in  Brüffel  aufgetreten  unb  Ratten 
bort  am  2.  3^^ war  \657  einen  Paf  erhalten,  ber  i^nen  erlaubte, 
in  allen  Stabkn  ber  Hieberlanbe  Üufentljalt  5U  neljmen*®^ 

3n  £y^^  ^ww  blieben  bie  Säjaufpieler  bis  5um  ^rüljja^re 
\659/  um  bann,  im  IHai  ober  3^"^^  porerft  nadj  Cljambery 
5u  5ie^en^^^  Der  Qersog  pon  Saroyen  Ijatte  in  Cyon  ©elegen« 
^eit  gehabt,  bie  Ceiftungen  ber ©efellfc^af t,  welche  Mademoiselle 


ooii  Karl  Crautmatin.  2\5 

de  Montpensier  als  porsügltc^  bejeic^net,  fennen  5U  lernen, 
unb  öaf  er  burc^  öiefelben  woifl  befrieöigt  mar,  bewies  er, 
inbem  er  6er  tCruppe  erlaubte,  6te  Be5eic^nung  „Comediens 
de  S,  A.  R.  le  duc  de  Savoie"  5U  tragen.  Philippe 
Mi  Hot  befanb  jtdj  unter  i^nen.  Wxv  erfahren  bei  ötefer  <ße* 
legen^eit,  6af  er  aus  Pijon  ftammte,  un5  baf  feine  Sdjmefter 
Anne  Millot  als  Sc^aufpielerin  bei  6er  tCruppe  engagiert  mar, 
unb  ferner  noc^,  6af  er  in  öiefem  3^^^^  ^^^  Marguerite 
Prunier,  6er  IDitme  feines  Kollegen  Hugues  de  Lan,  ftc^ 
per^eiratete,  meiere  i^m  nic^t  fon6erIic^  oiel  (ßlücfsgüter  in  6ie 
€Ije  brachte,  moljl  aber  einige  Kinöcr,  6arunter  einen  Soljn 
2lbra^am,  6er  erft  am  H.  Hopember  \659  in  €yon  getauft 
mor6en  mar*". 

Die  XDan6er5Üge  6er  (ßefellfd^aft  nef^men  iljren  ununter» 
brodjenen Fortgang.  Von  C^ambery  geljt^s  nadj  Curin^^*, 
an  6en  Qof  6es  ^ersogs  pon  Sapoyen,  6es  23ru6ers  6er  Kur» 
fürftin  2l6elai6e  pon  Bayern,  wo  man  pon  ®!tober  ^659 
bis  2Tlai  \660  permcilt;  am  28.  ZlTai  ift  man  fdjon  mie6er  in 
Dijon*^^  un6erljält  6ort  Spielerlaubnis,  un6am  ^.3^""^^  \^^\ 
peranftalten  6ie  Comediens  de  Mademoiselle  5U  Paris *^* 
im  Faubourg  Saint-Germain  PorftcIIungen.  DoJ)  6ie  Kon» 
furrens  6er  ^auptftä6tifc^en  Bnljmn  muf  5U  6rücfen6  gemefen 
fein,  man  perläft  Paris  un6  menbet  fidj  6en  nie6erlan6en 
ju.  Brüffel*^*  mir6  in  6en  nun  foIgen6en  3^^^^^"  ^^^  geminn*» 
bringen6es  Hauptquartier  un6  6er  2lusgangspun!t  für  ©aftfpiele 
in  6en  Stä6tcn  6es  nor6ens,  fon6erIidj  im  ^aag**^,  pieüeidjt 
fogar  auc^  in  £on6on*^^  3"^  ^Tlai  11667  bittet  6ie  ©efeU» 
fdjaft,  pon  2He^  fommen6,  in  Dijon*^®  um  Sptelpergünftigung. 
Di  Jon  ift  6ie  le^te  nadjmeisbare  (Etappe  Millots  por  feinem 
Eintreffen  in  2Hünd)en,  6a  mir  bis  je^t  nodj  nic^t  mtffen,  in 
meieren  Stä6ten  er  pon  ^667  bis  \67\  ftc^  aufgehalten  Ijat. 

(Eine  mel?r  als  fünfun65man5igjdl?rige  Künftlerlaufba^n 
mar's,  auf  meldte  unfer  Kom56iant  6amals  5urücffdjauen  fonnte, 
un6  moljl  moc^t'  es  ftdj  anhören  mie  6ie  Seiten  eines  piel» 
bevot(ikn  Komans,  menn  er  in  trautem  ^reun6esf reife  Kun6e 
gab  Pon  feinen  (Erlebniffen  un6  (Erfahrungen  un6  6ie  ©eftalten 
aufleben  lief,  6enen  er  naije  getreten  auf  feinen  lDan6er5Ügen, 
menn  er  pon  feinen  (ßönnern  fpradj  un6  Kollegen,  Pon  6em  Ieid?t= 
fertigen  un6  6oc^  fo  to6esmutigen  2t6cl  6er  ^ron6e5eit,  Pon  Moli  er e 
un6  Pon  Dorimond*^^,  6em  pielgefc^äftigen  comedien- 
auteur,  6er  mit  feinem  Festin  de  Pierre  6ie  Don^3^^^" 
fage^*®  eingebürgert  Ijatte  auf  6er  fransöjtfc^en  Büljne.  Dodj 
meieren  Keij  6as  freie  IPan6erleben  feiner  ^äi  6em  jungen  Künftler 


21 6  irart3oftfc^e  Sd^aufptelcr  am  bayri^en  Qofe 

geboten  ^aben  modjte,  je^t  backte  Mi  Hot  getpif  anöers.  €r 
tDar  nun,  gering  geredjnet,  ein  Pter5i9er,  feit  5ir>ölf  3^^*^^" 
^atte  er  für  IDeib  un5  Kino  5U  forgen,  unö  fo  u>irö  er  mit 
jfreu6en  6ie  2iufforöerung  entgegengenommen  Ijaben,  nadj 
Zllfinc^en  5U  sieben,  öie  i^n  öes  fortöauernöen  Umljermanöerns 
entljob  unö  nidjt  nur  für  feine  ^amilie,  fonöern  audj  für  feine 
Kunft  ein  feftes  Qeim  in  Husjtc^t  ftellte  un6  beiöes  an  einem 
^ofe,  beffen  jfreigebigfeit  un5  feinjtnnige  Prac^tliebe  allerorten 
gepriefen  u>ur5e. 

I)af  man  gerabe  Mi  Hot  mit  6er  Bilöung  öer  ©efellfdjaft 
betraute,  fann  nadj  ben  eingaben  über  feine  bisljerige  C^ätigfeit 
nidjt  ujunber  neljmen,  war  er  ja  6odj  am  ^ofe  Don  SaDoyen 
a>oI?lbe!annt  unb  geu?if  Don  feiner  Befdjü^erin,  MademoiseUe 
de  Montpensier,  i^rer  ^reunöin,  öer  Kurfürftin  pon 
BayevUf  aufs  n^ärmfte  anempfoljlen.  HJa^rfc^einlidj  ^at 
Millot  inllancY*^^  feine  Cruppe  gefammett»  Sdjaufpieler 
öes  Theätre  de  MademoiseUe  bilöeten  öen  (ßrunöftocf, 
anöere  büljnenfreuöige  (Elemente  madjten  öas  ^auflein  reife» 
fertig,  unö  fort  ging's,  doU  fro^lic^en  ZTiutes  ZlTündjen  5U,  u>o 
öie  pon  öer  fransöfifc^en  Kolonie  jeöenfalls  fe^nlic^  erujar* 
teten  Komoöianten  im  3uni  öes  3a^res  \67[  il?ren  €in5ug  Ijielten. 

3a,  an  fransöfifdjen  (Elementen  bei  ^ofe,  meiere  für 
unfere  Sc^aufpieler  ein  öanfbares  Publifum  bilöeten,  mat  öamals 
fein  ZlTangeL  Da  glänste  in  öen  Cercles  öer  Kurfürftin  Dor 
allem  öie  J)er5ogin  Mauritia  Febronia  de  la  Tour 
d' Auvergne^^^,  öie  Sdjn?ägerin  2töelaiöens,  „ein  allere 
liebftes  geiftpolles  Perföndjen"  ^^^,  öas  mit  öem  grofen  ^abel=* 
öidjter  La  Fontaine***  in  Besieljungen  ftauö,  meiters  öer 
Marquis  de  Beauveau,  öes  l{urprin5en  211  ay  (Emanuel 
(Ersicljer**^,  ein  mcltgemanöter  Qofmann,  öeffen  ZTlemoiren***^ 
npdi  ^eute  mit  Hu^en  gelefen  n?eröen,  öie  ^amitien  öer  la 
Perouse,  öer  Creange,  öer  Harancourt,  öer  Saint- 
Maurice  unö  piele  italienifdje  unö  öeutfdje  2löelige,  u?eldje 
öes  fremöen  3^i^"i5  öurd)aus  mädjtig  u>aren»  Da5U  famen 
nodj  $aljlreidje  ^ransofen  in  öer  2lrmee  unö  im  ^oföienfte,  öer 
Spradjmeifter,  Kammeröiener  unö  öes  minöeren  Dottes  gar  nidjt 
5u  geöenten**^ 

Die  Dorftellungen  öer  (ßefellfdjaft  naljmen  alsbalö  i^ren 
2lnfang;  fc^on  am  ^9.  3uni  tonnte  Mi  Hot  feine  erfte  Quittung**^ 
in  Porlage  bringen,  auf  \20  ©ulöen  lautenö  für  öie  2luffü^rung 
pon  örei  Komööien,  Dom  \^.  3^^^  ^^^  26,  ^\xlx  wivb  nidjt 
weniger  als  ör  eis  einmal  g^fpi^H/  in  Summa  ujieöer  eine 
(£innal?me   pon    520  (ßulöen,    unö    alfo   geljt's   n^eiter,   foöaf 


von  Karl  Crautmamt.  2\7 

unterm  20.  Zlopember  \67\  bas  furffirftUc^e  Qofsa^Iantt  bereits 
eine  2lu5gabe  von  2^00  (Bulben  5U  regiftrieren  I^atte  für  6ie 
„Troupe  Frangoise  de  l'Electeur  de  Baviere".  Das 
©lücf  u>ar  übrigens  unfern  Komööianten  geipogen.  €n6e  ^^rxx 
nämlidj  traf  (Ersbifc^of  ©an 60 If  pon  Sal$burg  5um  Bt^ 
fuc^e  ein^^^  am  ZlTündjener  ^ofe,  unb  öas  ^ürftenpaar  Ijlatte,  roie 
in  öen  Sdjilöerungen  öes  meitgereiften  Citteraten  Chappuzeau^*® 
5U  lefen,  alles  aufgeboten,  um  6em  Ijoljen  (ßaft  6en  2lufent^alt 
in  öer  3fö'^P^bt  fo  angenehm  als  möglich  $u  geftalten.  Da  gab's 
benn  gemaltige  ^efteffen,  italienifd^e  Opern  unb  beutfc^e 
Sdjaufpiele,  2lusflüge  nadf  bem  Starnberger  See  unb  ben  nalfz^ 
gelegenen  £uftfd?Iöffern ,  ^euermerfe,  tEurniere,  unb  u>as  ber« 
gleid^en  ^öfifdje  Kur5a>eil  meljr  ift.  Daf  unfere  ^ransofen  eine 
©elegenljeit  fidj  nidjt  entgelten  liefen,  fo  günftig  u?ie  feine  5u:>eite, 
bas  Pertrauen  in  iljre  "Kunft  5U  red^tfertigen,  bem  fie  i^r  ^ier« 
fein  perbanften,  braucht  nidjt  erft  perjtc^ert  5U  merben.  Da5U 
aber  reidjte  bas  geu?ö^nlidje  Kepertoire  nic^t,  meljr  aus,  bd 
mufte  ein  ^eftfpiel  gefdjaffen  merben,  eine  Uberrafc^ung  gan5 
befonberer  2trt.  Unb  bie  mürbe  auc^  b^n  ^o^en  ^ix^dianetn, 
als  am  2tbenb  bes  ^7.  3wli  ber  Dorl^ang  jic^  ge^oben^*^  Der 
IDirflidjteit  abgelaufc^t,  entfaltete  jtc^  bas  bunte  treiben  ber 
3afobibult  auf  ber  Büljne,  genau  fo,  mie  es  um  biefe  5^it 
fic^  abfpielte  in  ber  Canbes^auptftabt ,  gemif  ein  prächtiger 
^intergrunb  für  bie  intrigues  d'amour,  bie  nun  i^r  fc^altljaft 
Xbefen  trieben.  Ceiber  ift  biefe  Komöbie,  meldje  einen  ^reunb 
Chappuzeaus  5um  Perf affer  Ijatte,  pollftänbig  perfc^oUen; 
tro^  eifrigften  Itadjforfdjens  fonnte  xdi  fte  meber  gebrucft  auf* 
finben,  nodj  Ijanbfd^riftlid).  Selbft  bie  J^ofsa^lamtsrec^nungen, 
bie  bod)  fonft  bie  (ßratififationen  für  berartige  Dinge  pün!tlic^ 
ausmeifen,  I^üllen  jic^  in  perljangnispolles  Sdjmeigen  unb  rauben 
uns  bamit  bie  ^Jreube,  bcn  fransöfifdjen  Parnaf  b^s  Siecle  de 
Louis  Quatorze  um  einen  neuen,  für  ben  bayrifctjen  ^of 
mirfenben  Poeten  5U  permeljren.  IDenn  bas  ®pus  nidjt  pon 
einem  ber  Sdjaufpieler  Ijerrütjrt,  fonnte  man  pielleidjt  ^errn 
.jLudovicus  Bondar"  5um  Perfajfer  besfelben  ftempeln,  ber 
ftdj  feit  bem  \0.  ®f tober  \66[  als  „fransofifc^er  Sprad?maifter" 
mit  Unterridjtung  ber  Pagen  einen  3aljresgel?alt  pon  200  ©ulben 
perbiente  ^**,  unb  es  ift  ja  befannt,  ba^  berartige  Poften  an 
beutfdjen  ^öfen  meiftens  fransöfifd^en  Citteraten  anljeim» 
fielen,  meldje  am  Stranbe  ber  Seine  Sdjiffbrudj  gelitten;  i}at  ja 
bod)  felbft  ber  illuftre  Chappuzeau  in  feinen  alten  Cagen  am 
I^ofe  5U  Celle  bie  (Ebelfnaben  in  bie  Znyfterien  ber  Grammaire 
frangoise   einmei^en   müffen^^'   unb   ift  fic^rlic^   fro^   gemefen 


2^8  Jran3öftfc^e  Sc^aufpieler  dm  bayrifc^en  ^ofe 

6arum.  (Eine  folc^  gemaltige  Htterarifc^e  tC^ätigfeit,  u>ie  biefer 
fein  pielfc^reibenber  KoUega,  Ijai  nun  Bon  dar  allerbings  nic^t 
entu>icfelt.  Hur  einmal  ^abe  idf  gefunben,  6af  er  ^5  (ßulöen 
„Recompens**  erljält,  u?eil  er  bem  Kurfürfteu  ein  „Sprach  Buedjel" 
geioibmet*^'^,  too^I  eine  6er  älteften  fransSftfc^en  (ßrammatifen, 
mit  benen  unfer  pielliebes  2Tlün4en  beglücft  morben,  Ijoffentlidj 
aber  feine  „miffenfdjaftlidf  ba^nbrec^enbe",  tpie  fte  ^eutsutage, 
meift  5um  „  Sdjrecf en  ber  Perleger,  alliier  bas  £ic^t  ber  IDelt 
erblicf cn.  Übrigens  ift  Monsieur  Bondar,  geroif  nur,  u?eil  er 
gan5  feinem  Berufe  lebte  unb  jeber  ujirflid^  fc^riftftellerifdjen 
Jtrbeit  forglic^  aus  bem  XPege  ging,  $u  Ijoljen  2^^^^^  9^' 
fommen;  erft  anno  117(7  am  22.  tCag  Jtugufti*'^  ^aben  fie 
biefen  llTünc^ener  „Heufpradfler"  ber  guten  alten  ^eit?*^  5ur 
eujigen  Hulje  hinausgetragen  auf  ben  ^riebljof  5um  IjeiUgen 
Kreu5.  IDer  nun  aud^  ber  Perfaffer  fein  mag,  bas  Stücf  mürbe 
als  (ßelegen^eitsprobuft  faum  meljr  als  lofales  3"*^^^^ff^ 
beanfpruc^en.  Komöbien  toie  Dancourts  „La  Foire  de 
Saint-Germain"  ^^'^  geben  uns  eine  2lnfd)auung,  mie  man 
bamals  folc^c  Sujets  burdjjufü^ren  beliebte. 

€s  mar  «ine  Heine,  aber  auserlefene  (ßcfellfc^aft,  meld)e  in 
bes  Kurfürften  Don  Bayern  Dienfte  getreten  mar,  Sd^aufpielcr, 
bie  nidjts  gemein  Ijatten  mit  gemo^nlid^cn  ^erumsie^enbon 
IDanbertruppen.  Hidjt  mir  beljaupten  bas,  fonbern  ber  me^r» 
ermähnte  Chappuze au ,  ber  unfere  Komöbianten  5U  perfc^iebenen 
ZRalen  in  ZTlündjen  tjatte  fpielen  feljen,  unb  mclc^er  uns  bie 
Mitteilung  madjt,  ba^  bie  ttl?eaterfreunie  bes  ^ofes  Don  itjren 
Ceiftungen  in  Ijoljem  ©rabe  fid?  befriebigt  seigten.  Befagter 
Beridjt  finbet  fidj  in  biefes  Zlutors  IDerf  „Le  Theätre 
Frangois",  bas  (67^  in  Cyon  Ijerausfam ^*^  unb  eine  Ijod)» 
fdjä^bare  2tus!unftsquelle  bilbet  für  bie  fransöftfdjen  C^eater» 
5uftänbe  5U  Seiten  Molieres.  IPir  fönuen  uns  nic^t  oerfagen, 
bie  Stelle  ^ier  ansufüljren*^^.  Hadjbem  Chappuzeau  ertlärt 
^at,  ba^  man  bie  Don  bm  dürften  Don  SaDoyen,  Braun« 
fdjmeig*£üneburg  unb  Bayern  unterhaltenen  fransö» 
fifdjen  Sc^aufpielgefellfdjaften  ja  nidjt  5U  ben  IDanbertruppen 
Säulen  bürfe,  fä^rt  er  fort: 

„La  Troupe  Frangoise  qu'entretient  Son  Altesse  Electorale 
de  Bauiere  n'est  pas  forte  en  nombre  de  personnes,  mais  eile 
est  bien  concertee,  &  l'ayant  veüe  ä  Munich,  en  deux  voyages 
que  j'y  ay  faits,  ie  reconnus  que  la  Cour  en  estoit  fort  satis- 
faite.  Chacun  sgait  qu'elle  est  des  plus  magnifiques  de 
l'Europe,  qu'il  y  a  des  esprits  fort  eclairez,  &  qu'outre 
plusieurs  Seigneurs  Alemans  qui  entendent  parfaitement  notre 


0011  Karl  Crautmatin.  2](9 

langue,  il  y  en  a  de  Lorrains  &  de  Sauoyards  qui  en 
connoissent  toutes  les  beautez.  Madame  rElectrice  les  passe 
tous  de  bien  loin,  &  ce  n'est  pas  ici  le  Heu  de  poursuivre 
son  Eloge." 

Unb  nun  fü^rt  er  als  5ur  tTruppe  se^örig  an  un6  5tDar 
„par  ordre  d'anciennete'^ :  „Actevrs.  Les  Sievrs  de  Lan, 
Milo Actrices.    Les  Demoiselles  de  Lan,  Milo " 

3n  6cm  ©rtginalntanuffripte  Chappuzeaus,  bas  gegen^ 
u?ärtig  im  2Ttufeum  Houmtantfeff  5U  ZlTosfau  aufbeioa^rt 
voxtb^^^f  unö  bas  öer  Troupe  du  Roy  sugeeignet  tft,  6en  ^of» 
fc^aufpielern  Cubtoigs  bzs  Pierse^nten,  fc^tteft  6cr  Bericht 
in  nodj  fdjmeic^elljafterer  IDeife  mit  öen  XDorten:  „et  je  puis 
icy  faire  l'eloge  des  princes  et  des  princesses  en  ce  qui  regarde 
leur  bon  goust  pour  la  comedie  et  les  comediens". 

Die  3nfü^rung  öer  eben  beigebrachten  Hamen  bringt  uns 
auf  6ie  Perfonalperljdltniffe  unferer  tEruppe,  tCro^öem  in 
6en  Hften  fein-  poUftänbiges  Perseidjnis  öer  Sdjaufpieler  jic^ 
porfinbet  unb  auc^  Chappuzeau  nur  pier  IHitglieber  erioä^nt, 
jinb  loir  mit  Qilfe  ber  Unterfdjriften  auf  Quittungen  unb  niedrerer 
(Eintrage  in  ben  ^ofsaljlamtsre^nungen  bodj  im  ftanbe  gemefen, 
bie  ac^t  Perfonen  aufsufinbcn,  aus  benen  laut  einem  fpäter  5U 
era>al?nenben  2lftenftüdfe  bie  ©efellfdjaft  ftdj  sufammenfe^te. 

Va  ift  benn  als  erfter  ansufü^ren  Philippe  Millot,  ber 
bereits  ^inlanglidj  befannte  £eiter  ber  Cruppe,  u>eldjer  aus 
Dijon  ftammte  unb,  elje  er  5ur  Büljne  gegangen,  bas  (ßeu^erbe 
eines  „graveur  en  metaux"  ausgeübt  ^atte**^  3^^  $^^  ^^^^^ 
erfc^eint  bie  Demoiselle  Millot,  entu?eber  bie  ©attin  bes  Prin* 
$ipals  —  bie  perljeirateten  Sdjaufpielerinnen  mürben  ja  befannte 
li(^  Mademoiselle  betitelt  unb  nic^t  Madame  —  ober  beffen 
Sc^tt?efter  Anne  Millot.  Die  u?eiters  pon  Chappuzeau 
ertpäljnten  ZUitglieber  de  Lan  unb  Mademoiselle  de  Lan 
fmb  wolil  ^xan  Millots  Kinber  aus  i^rer  erften  (£^e  mit 
bem  Sdjaufpieler  Hugues  de  Lan^^*» 

(£in  galjlungsausujeis  pom  26.  3wK  \^'^\  madjt  uns  mit 
bm  Sc^aufpielern  Po  lande,  (3<itob)  Duplessiez  unb 
Caderousse  befannt,  5U  benen  ein  (Eintrag  in  ber  Sfof^aiiU 
amtsredjnung  bes  3^^^^^  \673  nodj  ben  „3^^^^^"  Deseffars 
(Des  Essars)  fran5öftfd?en  Comoebianten"  Ijinsuffigt. 

XDie  ftanb's  nun  mit  ber  Besaljlung?  Itnfangs  Ijatten 
bie  Komöbianten  piersig  (Bulben  für  jebe  Dorftellung  erijalten, 
fpäter  bann,  im  UTai  \672,  wnvbz  ber  ©efeUfc^aft  ein  fefter 
3al}resgeljalt  pon  breiseljn^unbert  (ßulben  ausgeujorfen.  Das 
u?ar  ni^t  aU3UPieP*',    fonberlic^  u>enn  adjt  Perfon  jtc^  barein 


220  Jran3ö|lfd?e  Sc^aufpicler  am  bayrifc^en  f^ofc 

$u  teilen  Ijatten.  €s  feljite  6emnac^  nic^t  an  Bittfc^riften,  in 
Senen  öie  „pauvres  estrangers",  öie  armen  ^remMinge,  in 
bereiten  XDorten  i^re  bebrängte  Cage  fdjtlöern.  Der  erfte,  ipeldjer 
6en  2lnfturm  auf  öer  Kurfürftin  Üöelaibe  gutes  fyti  ipagte, 
tDar  6er  eljemalige  Keiteroffi$icr  Caderousse,  6er,  aus  6en 
foIgen6en  geilen  5U  fdjliefen,  eine  redjt  beilegte  Dergangenljeit 
Ijinter  ftc^  Ijaben  modjte.     <ßar  einfdjmeic^eln6  ^ebt  er  an: 

„Les  bontez  de  Votre  Altesse  Electorale  ce  faisant 
cognoistre  tous  le  Jours  en  sy  grand  nombre  a  l'endroit  des 
pauvres  Estrangers  et  particulierement  de  ceux  que  vostre 
A.  E.  cognoist  estre  affectionne  a  son  seruice,  et  comme 
depuis  huict  ou  neuf  mois  je  me  suis  arrest^  en  cette 
Ville  avec  les  comesdien  que  V.  A.  Electorale  a  fait  venir 
de  France  sans  toutefois  avoir  tire  qu'Une  demie  part  avec 
la  quelle  Jay  eu  bien  de  la  peine  a  mentre  tenir,  quand  au 
present  lesieur  milot  mayant  fait  Scavoir  qu'il  estoit  accomode 
au  Service  de  Vos  Altesse  Elect^  et  que  les  comedies  estoient 
reglee  a  Vingt  cinq  florins  pour  chasqune  semaine, 
estant  huict  a  partager  II  me  seroit  Imposible  de  subsister, 
ce  qui  ma  fait  avoir  recours  a  V.  A.  Electorale  Dans 
l'esperance  que  Jay  que  par  ses  bontez  ordinaire  V.  A. 
Ellectorale  agrera  loffre  de  mes  tres  humble  seruice  dans 
lemploy  que  V.  A.  Electorale  ont  donne  au  sieur  Duplessy 
Tun  de  nos  Camarade  assurant  Vostre  Altesse  Ellectorale 
que  ce  nest  pas  d'Aujourdhuy  que  Jay  porte  les  armes  ayant 
este  cornette  en  France  dans  le  Regiment  des  Royaux 
Rousillon  puis  officier  reforme  dans  le  regiment  de  Liuourne 
enSauoye  soubs  le  Commandern*,  de  mon sieur  de  Cagnolle 
et  depuis  la  reforme  Jay  este  chevaux  legers  de  Monseig. 
le  Prince^e  Vaudemont  en  Lorraine  soubs  le  commen- 
dement  de  Monsieur  le  Chevalier  de  Verru  ce  que 
Vostre  Altesse  Electorale  peut  scavoir  par  les  Principaux 
officiers  de  Vostre  cour  Ellectorale  et  en  suitte  m'honorer 
de  Ihonneur  de  ses  commandements  que  Je  proteste  garder 
Religieusement ,  Minclinant  auec  profond  respect  aux  pieds 
de  V.  A.  Ell^  Je  prirez  Dieu  pour  la  sante  et  prosperitez  de 
Vostre  lUt  ^*  maison.  De  V.  A.  Ellectorale  Madame  Le  plus 
humble  et  plus  obligez  seruiteur  Caderousse." 

Das  Sd?reiben  blieb  nidjt  oljne  (Erfolg.  Unterm  3.  TXlai  \672 
erging  ein  furfürftlidjes  Signat  an  6en  Kriegsrat,  in  ujeldjem 
es  ^ief:  „Der  C^urfürftl  Kriegsrijat  Ijat  5U  Perfiegen,  6as 
6er  Supplicant  lln6er  6ef  obrift  Znacfai|s  Compagnia  5U 
einent  reiterspla^  accomo6irt  a)er6e,  gleic^n^ollen  fol  6erfelbe  fein 


oon  Karl  Crautttvinn.  22  ^ 

too^nung  folattg  altjier  bcftenötg  Ijaben,  bif  feinerseit  dwa  öie 
tompagnia  loeiter  niardjteren  myfte".  Sicfer  Heiterspla^  mar 
übrigens  nur  eine  Sinefure,  unb  5U  fonberlic^en  ^elöent^aten 
gab  man  öem  Komöbianten  nur  auf  öer  Bütjne  ©elegenljeit, 
6enn  als  bte  Kompagnie  am  6.  JUai  \675  von  XDoIferts^aufen 
in  6ie  ®berpfal5  abrücfte^'^*,  blieb  Monsieur  Caderousse 
ruijig  in  ZlTünc^en,  be5og  aber  tro^öem  feine  Cö^nung  meiter. 

Das  ZHittel,  6ie  Sdjaufpieler  bei  einseinen  ^ofämlern  unter* 
5ubringen  unb  auf  biefe  XDeife  iljre  Subftftensmiltel  5U  er^öljen, 
wddizs  früher  fc^on  bei  (£rridjtung  eines  beutfc^en  ^oftljeaters 
fid?  erprobt  Ijatte*'**,  foUte  audj  je^t  mieöer  mit  €rfoIg  ange* 
u>enöet  u?er6en.  Caderousse  alfo  u>ar,  auf  6em  Papier 
ujcnigftens,  ein  ftrammer  bayrifc^er  Heitersmann,  fein  Kollege 
Duplessier,  6er  ebenfalls  militärifc^e  tCalente  5U  Deru?erten 
I^atte,  u>ur6e  unter  öas  Kriegspolf  geftedt,  un6  öaf  man  öen 
Sireftor  Mi  Hot  nidjt  pergaf,  lägt  ftdj  öenfen.  (Ein  Defret  öes 
Kurffirften  ernannte  iljn  unterm  \5.  Desember  \67\  „5U  berö 
Hütter-Stuben*Portter"^*^  mit  einem  (Behalte  pon  oier« 
Ijunbert  (ßulben^^^,  ein  Hepräfentationspopen^**®,  meldjen  6er 
ftattlic^e  ZlTann  — .  Thourneusen  ^*^  ^at  ja  fein  Bilb  in 
Kupfer  geftoc^en  —  gett)tf  prächtig  ausfüllte,  u>enn  er  bei 
^ulbigungen*^®  un6  ^offeftlidjfeiten  Wadjc  ^ielt  in  glänsen&er 
©alauniform.  VLnb  als  bann  fdjlieflidj  audj  Des  Essars 
behauptete,  nic^t  me^r  o^ne  ^ufdjuf  leben  5U  fönnen,  bewilligte 
man  iljm  porübergeIjen5  eine  jäljrUdje  Beiljtlfe  pon  Ijunbertunö» 
fünfsig  (ßul5en**^  Die  Ijätte  er  nun  gar  5U  gerne  in  einen 
ftän6igen  ©eljalt  umgeujanöelt;  barob,  im  Zhai  \67^  „Tres 
humble  suplique",  ein  gans  bepotes  aber  erfolglofes  (ßnaben* 
gefudj  an  ben  Kurffirften: 

„Suplie  tres  humblement  Des'  essars  lun  des  comediens 
francois  de  vostre  altesse  Electorale,  disant  que  depuis  le 
temps  quelle  a  eu  la  bonte  de  luy  accorder  vne-petite  pension 
pour  ayder  a  le  faire  subsister  a  Ihonneur  de  vostre  Seruice, 
11  a  est^  oblige  de  Se  rendre  Importun  plusieurs  fois  pour 
estre  pay6  de  ses  quartiers  n'ayant  point  vn  decret  permanant, 
Cest  pourquoy  pour  empescher  les  frequentes  Importunitez, 
II  prie  vostre  altesse  Electoralle  de  luy  en  donner  vn,  tant 
pour  ce  qui  est  echeu  que  pour  ce  qui  viendra,  et  quil  soit 
durable  autant  quil  aura  Ihonneur  destre  a  vostre  Seruice, 
en  cas  que  vostre  altesse  luy  veuille  bien  continuer  la  mesme 
grace,  Et  Ledit  Desessarce  Sera  oblige  de  faire  des  voeux 
pour  La  prosperite  et  santd  de  toute  la  maison  Electorale, 
Desessarce." 


222  (Jran3o|lfc^e  Sc^jaufpteler  am  bayrifc^en  Qofe 

Die  ©c^altsfragc  mar  nun  in  sufrieöenfteUenöer  IDetfe 
gcISft,  unö  fo  mo<^t'  es  6em  KomSWantenpöIfdjen  ntc^t  all5u« 
fdjiedjt  ge^en  in  6er  bayrifc^en  £an6es^auptfta5t,  wo  jic^'s  bamals 
fo  billig  öa^inlebte  unb  fo  gemütlic^.  Ceiöer  fehlen  6ie  Quellen, 
meldje  uns  Cinblicf  gemä^^ren  fonnten  in  bas  Prioatleben  unferer 
Sdjaufpieler,  un6  fo  muffen  ipir  es  uns  perfagen,  fte  öem  £efer 
menfdjlidj  nä^er  $u  bringen,  fo  anmutend  es  gemefen  märe,  bas 
Sfexm  6er  ^amilie  Millot  ausjumalen  un6  6amit  Dielleidjt 
einen  neuen  Beleg  5U  bringen  für  Chappuzeaus^*^  Be^aup» 
tung>  6af  andj  in  6iefen  Kreifen  (E^rbarfeit  geljerrfdjt  un6 
fdjlic^te  bürgerlidfe  Sitte,  06er  Don  iljrem  Der!eljre  5U  beridjten 
mit  6en  bie6ern  2Tlünc^nern  un6  fon6erIidj  mit  i^ren  6eutfd^en 
Kollegen,  mit  ZTlic^ael  Daniel  ttreu  un6  feinen  ©enoffen. 

^b  un6  5U  fdjeint's  einmal  eine  PerfonaIperän6erung 
gegeben  5U  Ijaben.  So  fin6cn  mir  in  6er  ^ofsaljlamtsredjnung 
pon  167^  unter  6en  „ilbfertttgungen  un6  Sdjanfljungen"  6ie 
folgenben  bei6en  Poften:    „Dem  Deffar  fransSf.  (tome6ianten 

5ur  abferttigung  laut^  §eil p.  1137-30.     ^wg^Uxiftn  6em 

üileot   (£omme6iantcn    crafft    ^dl p.  69."       Die  Be- 

Seic^nung  2lbfertigung  6eutet  auf  Dienftesentlaffung,  es 
mären  bemnac^  Des  Essars,  6enn  er  ift's  6oc^,  meldjer  ^ier  in 
perfür5ter  Sdjreibung  auftritt,  un6  ein  an6erer  Sc^aufpieler 
Vileot  aus  6em  Perban6e  6er  fransSjifc^en  Qoffom56ianten  aus^^ 
gefc^ie6en.  IPas  6ies  noc^  meljr  ma^rfdjeinlic^  mac^t,  ift  6er 
llmftan6,  6af  gcra6e  mit  6em  \.  ^anuav  \675  in  tCurin  ein 
Des  Esserts  unter  6en  Sdjaufpielern  6es  ^ersogs  pon 
Sapoyen  auftaud)t  un6  neben  i^m  ein  gemiffer  Valois^^*, 
6er  moljl  mit  6em  Ijier  angefüljrten  Vileot  i6entifdj  fein  fönnte. 
geitlidj  lägt  jtc^  gegen  le^tere  2lnna^me  ebenfalls  nidjts  ein« 
men6en,  6a  Valois  pon  11672  bis  \67^  in  Cur  in  fe^lt  un6 
erft  \675,  6as  ^eift  nad)  feiner  2tbfertigung  in  ZTlündjen, 
6ortfelbft  mte6er  auftaucht.  Iln6  mo  mären  pon  ZlTünc^en  fommen6e 
Sdjaufpieler  beffer  aufgenommen  mor6en,  als  am  Qofe  6es  23ru6ers 
6er  Kurfflrftin  2i6elai6e? 

Über  6as  Kepertoire  6er  fran5Öjifcijen  l{omö6ianten  feljlt, 
6ie  Hoti5  pon  6er  anno  \67\  aufgeführten  £ofalfomö6ie  aus» 
genommen,  je6e  Hac^ridjt,  6odj  mir6  man  faum  fe^lge^en,  wtnn 
man  annimmt,  6af  Millots  Repertoire  Pon  6em  6er  großen 
Parifer  Bühnen  menig  perfdjie6en  gemefen.  Daf  6te  ©efell^ 
fdjaft  6em  ^errfc^en6en  ©efc^macfe  6es  ^ofes  Hedjnung  tragen 
muf te,  ift  felbftperftän6lidj,  un6  6iefer  ©efc^macf  ^atte  6urdj  6ie 
Kurfürftin  eine  ftar!e  Hinneigung  5um:  2Illegorifdjen  un6 
Precieufen.     So   mögen   ab   un6   5U   neben   6en   Haffifc^en 


oon  Karl  Crautmann,  223 

Zlutoren,  unter  öenen  Moliere  an  öen  öcutfdjcu  ^öfen  be^ 
fonbcrer  BeUebtIjett  ftdj  erfreute***^  audj  Sc^äferöramen  über 
Me  Bretter  6es  fran5öftfdjen  ^^eaters  gegangen  fein  unb  Öa5u 
mandje  pi^ce  ä  machines,  n?te  fte  Millot  mit  großem 
Seifalle  bereits  in  BrüffeP^^  gegeben,  benn  in  ilTündjen,  wo 
®pern,  IDaffenfpiele,  Ballette  mit  ungeheurem  2lufu?an6e  infseniert 
mürben,  Ijatte  er  in  Besug  auf  ZHuftf,  Beforation  unb  inaf(^inerie 
über  ein  ZUaterial  5U  perfügen,  u>ie  man  es  reidj^altiger  bamals 
auf  feiner  Parifer  Bütjne  finben  fonnte. 

Bei  biefem  poUftänbigen  ZITangel  an  Hac^ric^ten  muffen 
mir  felbft  ferner  liegenbe  ^^^ilfsmittel  in  ISetxadji  sieben.  (£ih 
foldjes  ift  bie  „Specification  Über  bie  (£omebie»Büc^er,  meiere 
gndbigfter  2lnbefeI?Iung  5U  folge  aus  ber  Cljurfrl.  Heftbenj«BibIiot^ec 
£)errn  ßerrn  (ßrafen  pon  Seau  (Eycellens  be^änbiget  iporben" 
(ol^ne  Vatum,  aber  nac^  \7^6)^*^  Da  pnben  u>ir  in  (£injet 
ausgaben  aus  ber  ^qH  por  \677  Moli^res  Tartuffe; 
Chappuzeaus  Dame  d'Intrigue**',  ein  Cuftfpiel,  welches 
2lbelaibens  Sdju?ägerin  gemibmet  toar^^^;  Co  rn  ei  lies 
Rodogune;  einen Themistocle,  ma^rfdjeinlidj  bietCragöbie 
bes  Du  Ryer;  Rotrous  Cosroes;  ben  Prince  Restably 
pon  Guerin  de  Boscal;  La  Descente  d'Orph^e  aux 
Enfers,  woijl  jenes  Stücf,  bas  bie  Comediens  de  Made- 
moiselle  im  Karnepal  \66\  511  Brüffel  aufgeführt *^^,  unb 
eine  fransöfifc^e  Perfion  pon  Caffos  pielbemunberter 
Paftorale  L'Aminta.  lüie  gefagt,  bie  Dramen  fonnten  pon 
Millot  5ur  Darftellung  gebradjt  morben  fein,  etwas  weiteres 
aber,  als  biefe  ZTTöglidjfeit,  wollen  wir  mit  unferer  Zlufsä^Iung 
nid)t  angebeutet  ^aben» 

(Ebenfowenig  wie  über  bas  Hepertoire  wiffen  wir  über  ben 
®rt  5U  berichten,  wo  gefpielt  würbe.  2tn  paffenben  C^eater« 
lo!aIen  feljite  es  bei  ^of  burc^aus  nic^t.  Da  war  einmal  bas 
Comöbitjaus  bei  St  Salpators  ^reit^of  ^^®,  5war  fein 
Heubau,  wie  bisljer  allgemein  angenommen  worben,  fonbern 
ein  grofer  ©etreibefpeic^er ,  welchen  Kurfürft  ZlTayimilian 
ber  (£rfte  Ijatte  umbauen  laffen,  als  man  baxan  badete,  feines 
Soljnes  ^erbinanbJTtaria  J^odjseit  f  eftlidj  $u  begeljen,  unb 
ber  je^t  mannidjfadj  peränbert  unb  perfc^önert  btn  italienifdjen 
®pern  5um  Sc^aupla^  bleute,  ferner  für  ^eftlic^feiten  mit  grof er 
Pradjtentfaltung  bas  gewaltige  Curnier^aus^^^  am  ^of* 
garten  unb  auferbem  nodj  eine  fleinere  Bü^ne  im  ^erfules^» 
faale^^^  3^  Sommer  wirb  bann  aud^  in  bm  ©arten  ber 
Keftben5  gefpielt  worben  fein,  faft  fieser  aber  glaube  idj  an» 
nehmen  5U  bürfen,  baf  Millots  (ßefellfc^aft  gleic^  i^ren  beutfdjen 


22^  ^ran3Öpfd?e  Sd^aufpieler  am  bayrifcf^en  ^ofe 

Kollegen  5em  ^ofe  nadj  5en  Cuftfc^Iöffern  in  ZlTun^ens 
Umgegenb  folgte,  nadj  6cm  joalbumraufdjten,  bamals  noc^  fo 
länMtdj'ftillen  Sd?Ietf  Ijeim,  nadi  öem  ausfidytsreic^en  5 ad) au 
un6  ptelletdjt  nid^t  minöer  nad)  Hymp^enburg  unbStarnberg. 

Über  5ie  ^aijl  6er  Porftellungen ,  toeldje  6ie  ^ransofen 
alKjier  oeranftalteten,  fei  noc^  bcmerft,  6a|  fic  pon  iljrer  2lnPunft 
(3uni  ^67^)  bis  5um  20.  Itopember.  fünfun6fünf5igmal  un6  pon 
6tefem  Datum  bis  5um  6.  Znar5  1672  5ipeiun65ipau5igmal 
fpielten.  ^ür  6ie  ^oIge5eit  tritt  6ann,  ipie  oben  eripätjnt,  6er 
fefte  ^aiix^sq,zlialt  ein  un6  madjt  6urdj  6as  ^e^Ien  6er  Sp^siaU 
quittungen  6ie  ipeitere  Beredjnung  unmöglidj. 

mit  6em  20.  3^'^  neljmen  6ie  auf  fransöfifdje  l{omö6tanten 
be5üglid)en  (Einträge  in  6en  ^ofsa^Iamtsredjnungen  ein  €n6e, 
obgleidj  6ie  Cruppe  in  bayrifdjen  Dienften  pcrblieb  un6  ins- 
befon6erc  Mi  Hot  an  feinem  ©eljalte  als  Hitterftubenportier 
feine  (Einbuße  erlitt.  (Einen  urfun6Iic^en  2luffdjluf  über  6iefe 
Perän6erung  ^abe  idj  nidjt  ftn6en  fönnen;  ftn6  6ie  ^aljlurKi^n 
einer  an6eren  Kaffe  fibermiefen  n)or6en,  o6er  l}at  6ie  (ßefellfdjaft 
pielleidjt  Urlaub  erl^alten  5U  (ßaftfpielreifen  nadj  benadjbarten 
Stä6ten^^^  un6  dürften Ijöfen?*^*  Ce^teres  gefc^alj  am  ^ofe  pon 
SapoYen,  tpo  6ie  „Comediens  entretenus  par  le  D.uc 
de  Sauoye"  6en  IDinter  über  5U  tEurin  agierten  un6  in  6en 
Sommermonaten  6ie  Std6te  ^ranfreidjs  auffuc^ten*^^.  ®6er 
follte  6er  Bran6,  meldjer  am  9.  2lpril  \674  in  fo  furdjtbarer 
IDeife  6ie  prädjtigen  (ßelaffe  6er  ZJTündjener  2Xefi6en5  perljeerte^^^ 
6amit  in  ^niamrmniianQ  fte^en?  Sem  ipi6erfpric^t,  6af  6ie 
I^offeftlidjfeiten  in  6er  ^olge  i^ren  ungeftörten  Fortgang  neljmcn. 
ibir  muffen  uns  6amit  begnügen,  6ie  tE^atfac^e  einfadj  $u 
regiftrieren, 

Schmer  ^atte  6ie  2tufregung  beim  Bran6e  6er  Hefi6en5  6cr 
Kurfürftin  oljneljin  fdjtpädjlidje  (ßefun6^eit**''  angegriffen,  un6 
als  furse  g^it  6arauf  6es  i^ersogs  Karl  (Emanuel  6es 
gleiten,  6es  fo  5ärtlidj  geliebten  Bru6ers,  tEo6  neues  ^er5elei6 
über  6ie  ^olje  ^rau  bradjte^®^,  6a  fiedjte  jie  langfam  6aljin. 
2lm  \S,  TXlävi  \^'^^  perfün6eten  6ie  langgesogenen  tC$ne  6er 
Salpeglocfe  pon  Unfer  Cicben  grauen,  6a§  2I6elai6e  Pon 
Sapoyen  6a^ingegangen  wav  aus  6iefer  IDelt. 

ITIit  6er  Kurfürftin  tEo6e  fdjie6  6as  alles  belebcn6e  (Element 
6es  llTündjener ^ofes,  un6  audj  6ie  fransofifdjen  Sc^aufpieler 
Ijatten  fortan  i^re  ^auptftü^e  perloren.  Kurse  geit  6arauf,  gegen 
(En6e  bzs  ^di}x^s  \676,  tt>ur6e  Philippe  Millot  feiner  Stelle 
als  Kitterftubenportier  entljoben  un6  Sie  (ßefellfdjaft  aus 
bayrifäjen  Dienften  entlaffen^^^ 


von  Karl  Crdutmartn.  225 

Die  2tbretfe  oersogertc  ftc^  aber  bis  $um  Sommer  ^677. 
(Es  %ab  2Inftdn6e  tpegen  2(üS5a^Iung  6es  beöungenen  HeifegelöeS; 
VLxxb  Millot  wanbU  ftd^  öes^alb  in  einem  örin^enöen  Schreiben 
an  6en  Kurfürften: 

Durdjleidjtigifter  £^urfürft; 
(ßeneöigifter  ^err. 
Die  (gügerifte  Hotlj  tCrinst  mid?  (Eur  c^urfrl.  Drl. 
I)iemit  sue  beijölligen,  Unnb  öerofelben  Unötertljänigift 
Porsubringen,  H)ie  6af  idj  big  dato  örey  ZTlonat^  lanng 
mein  (ß(na)bi(gi)ft  Perfprod^ene  gStjrung  5U  raif en  nit 
^abe  ertjalten  Önö  ic^  Ünöerbeffen  mit  Heün  Perfo^nen 
in  Scljn?ären  Uncoften  al^ier  5U  5ö^ren  ges^ungen  Unb 
gelt  öarsue  $u  entlegnen  genotiget  n?or6en. 

(Eür  d^urfrL  Drl.  bemnac^  Önöertljänigift  unb  gannc$ 
fle^entlid?  bittenöt,  öiefelben  gerue^en  mir  6ie  obgeföcste 
herauf  Haifsötjrung  Perfprodjenermaf en  abermaljlen  mit- 
fambt  öiefen  Perflüef  enben  Quartal  geneöigift  ansufc^affen. 
Soldje  ^odje  ©nab  ipiU  idj  bie  §eit  meines  lebens  mit 
fambt  ben  meinigen  in  ber  ganncsen  IPelt  r^üemen  Unb 
mit  meinen  ftätten  gebett  oor  bero  c^urfrl.  ^auf  $u  oer» 
fdjulben  nit  Unberlaffen. 

(Eür  djurfrl.  Drl.  Unberttjänigifter 

Philipp  Millot,  Comoebiant. 
Dem  2tnfucljen  Millots  n?urbe  laut  Defret  00m  5. 3""^  1^77 
^olge  geleiftet: 

„Demnach  mit  Philippen  Milot  (Comebianten  oon 
£ot ^ringen  oortjin  bei  feiner  herauf  (raif)  für  8  Per» 
fotjnen  unber  anbern  gebingt  n?orben,  ba^  man  Sie 
fonfftig  von  ^ier  n?iber  ab  unb  nadjer  ^auf  raifen 
»erben,  i^nen  fambtlidjen  ain^unbert  PiftoUen  Haif  fogten 
be5alt  iperben  follen,  pon  bzmn  fidj  bereits  brey  per« 
foljnen  von  Ijir  ipiber  ^inn?egcflj  begeben  unb  i^r  gebür 
batan  empfangen  Unb  nun  bermalen  gebadeter  Milot 
felb  vierter  ftdj  audf  n?iber  nadjer  ^auf  5U  begeben 
por^abens,  2tlf  beueldjen  ^u  Ctjrfrl.  Drl.  beto  £fof^ 
camerrijat  unb4of5aIjIm(aifter)3o^ann  ^rans  Camer«- 
loljr  ^iemit  gbift.,  i^me  Milot  für  fol^e  ^  Perfo^nen 
3r  gebürnus  alf  b^n  falben  C^eil,  nemblid^  fünffsig 
PiftoIIen,  fo  in  Heidjs  Znünc$  275  fl.  austberffen  gegen 
einen  Quitfdjein  aufuolgen  3"I<Jff^"}  beffen  t^uen  biefelbe 
fxdl  gbift*  perfeljen  unb  feinbt  3^"^^  ^"^^i  "^i*  ©naben 
gerpogen." 
Damit  n?ar  bie  Jtngelegen^eit  feineswegs  erlebigt.    Millot 

3af)tl>n4(  fAr  mand^nec  <Sefc<f.  II.  ^5 


22^  ^ransoftfcije  Sdjaufptcler  am  bayrifd^en  f^ofe 

Kollegen  6em  ^ofe  nadj  6en  EuftfdjlSffern  in  ZITünc^ens 
Utngegenb  folgte,  nadj  6cm  jpalöumraufdjten,  öamals  noc^  fo 
Idn61id?.ftillen  Sd?Ieif  Ijeim,  nadj  6em  ausftd^tsreic^en  Dadjau 
un6  pielleidjt  nic^t  minSer  nadj  HYTnp^enburgunbStarnberg. 

Über  bie  gatjl  ber  Porftellungen ,  n?eldje  Me  ^ran$ofen 
aütjier  peranftalteten,  fei  nodj  bcniertt,  6a§  fic  pon  ifjrer  2tnfunft 
(3""^  1^7^)  bis  5um  20.  Hopeniber.fünfunbfünfsigmal  un6  pon 
ötefem  Datum  bis  5um  6.  Xn&Yi  {672  5meiun65ipan3igmal 
fpielten.  ^üx  bk  (Jolgeseit  tritt  bann,  mie  oben  eripäljnt,  6er 
fefte  ^atfv^SQzlialt  ein  un6  madjt  6urdj  6as  ^JetjUn  6er  Spesial» 
quittungen  bie  ipeitere  Beredjnung  unmöglidj. 

Zrtit  bem  20.  3^'*  nehmen  bie  auf  fransöftfdje  Komobianten 
be5üglid)en  (Einträge  in  ben  ^ofsatjlamtsredjnungen  ein  Snb^, 
obgleidj  bie  Cruppe  in  baYrifdjen  Dienften  perblieb  unb  ins» 
befonberc  Mi  Hot  an  feinem  ©el^alte  als  Hitterftubenportier 
feine  (Einbufe  erlitt.  (Einen  urfunblic^en  2tuffdjluf  über  biefe 
Peränberung  tjabe  idj  nidjt  finben  fönnen;  fmb  bie  ^aiilnnitn 
einer  anberen  Kaffe  überliefen  UJorbeU;  ober  I?at  bie  ©efellfdjaft 
pielleidjt  Urlaub  erhalten  5U  (Baftfpielreifen  nadj  benadjbarten 
StabUn^^^  unb  (Jürftentjöfen?^^*  Ce^teres  gefdjalj  am  ^ofe  pon 
SaDoyen,  wo  bie  „Comediens  entretenus  par  le  Duc 
de  Sauoye"  ben  IDinter  über  5U  tCurin  agierten  unb  in  ben 
Sommermonaten  bie  Stäbte  ^ranfretdjs  auffudjten*^*.  ®ber 
follte  ber  Branb,  ipeldjer  am  9.  2tpril  \67^  in  fo  furdjtbarer 
IDeife  bie  prädjtigen  (ßelaffe  ber  IlTündjener  Heftben5  perljeerte^^^ 
bamit  in  guf^namenljang  ftetjen?  Dem  n)iberfpridft,  baf  bie 
^offeftlidjfeiten  in  ber  ^olge  iljren  ungeftörten  Fortgang  netjmcn. 
VOk  muffen  uns  bamit  begnügen,  bie  Ctjatfadje  einfadj  5U 
regiftrieren. 

Sd)n?er  ^atte  bie  2tufregung  beim  Branbe  ber  Hefibens  ber 
Kurfürftin  oljneljin  fdjmddjlidje  (ßefunbtjeit*^^  angegriffen,  unb 
als  fur5e  geit  barauf  bes  ijer5ogs  Karl  (Em an uel  bes 
gujeiten,  bes  fo  5ärtlidj  geliebten  Brubers,  Cob  neues  Qer5eleib 
über  bie  ^otje  ^rau  bradjte*^*,  ba  fiedjte  fte  langfam  bal?in. 
TXm  \S.  TXläxi  \676  perfünbeten  bie  langgesogenen  Cöne  ber 
Salpeglode  pon  Unfer  £ieben  grauen,  ba^  2Xbelaibe  Pon 
Sapoyen  bafjingegangen  wav  aus  biefer  IDelt. 

ZTlit  ber  Kurfürftin  tCobe  fc^ieb  bas  alles  belebcnbe  (Element 
bes  ZHündjener ^ofes,  unb  audj  bie  fransöfifdjen  Sdjaufpieler 
I^atten  fortan  iljre  ^auptftü^e  perloren.  Kurse  geit  barauf,  gegen 
(Enbe  bes  ^alfves  {676,  u?urbe  Philippe  Millot  feiner  Stelle 
als  Hitterftubenportier  entljoben  unb  bie  (ßefellfdjaft  aus 
bayrifcfjen  Dienften  entlaffen^^^ 


von  Karl  Crdutmartn.  225 

Die  2tbreife  oersSgertc  ftc^  aber  bis  5um  Sommer  ^677. 
(Es  qab  2tnftän6e  toegen  2tüS5a^Iung  öes  beöungenen  Heifegelöes, 
VLxxb  Millot  ipanöte  ftdj  öes^alb  in  einem  örin^enöen  Sdjreiben 
an  6en  Kurfürften: 

Durdjletdjtigifter  £^urfürft; 
(ßeneöigifter  ^err. 
Die  (Eüferifte  Hott?  Crinst  mid?  (Eür  djurfrl.  DrL 
I)iemit  5ue  be^ölligen,  Unnb  öerofelben  UnMerttjänigift 
Porsubringen,  XDxe  6af  idj  bif  dato  örey  ZHonatl?  lanng 
mein  (ß(nä)6i(gi)ft  Perfprodjene  götjrung  5U  raif en  nit 
^abe  erljalten  Uno  ic^  Ünöerbeffen  mit  Ileün  Perfo^nen 
in  Sdjiüdren  Uncöften  al^ier  5U  56tjren  gesmungen  Unb 
gelt  öarsue  $u  entlegnen  genötiget  n?or6en. 

(Eür  djurfrL  Drl.  öemnadj  Un6ertljänigift  unö  ganncs 
fle^entlid?  bittenöt,  öiefelben  gerue^en  mir  6ie  obgeföcste 
Ijerauf  Haigsoljrung  Perfproc^enermaf en  aberma^Ien  mit« 
fambt  öiefen  Derflüef  enben  Quartal  geneöigift  ansufdjaffen. 
Soldje  ^oc^e  ©nab  ipill  idj  6ie  §eit  meines  lebens  mit 
fambt  öen  meinigen  in  6er  gannc$en  IPelt  r^üemen  Unb 
mit  meinen  ftdtten  gebett  por  6ero  c^urfrl.  ^auf  5U  per» 
fdjulöen  nit  Unöerlaffen. 

(Eür  d^urfrl.  Drl.  Unöert^anigifter 

Philipp  Millot,  (Eomoeöiant* 
Dem  itnfudjen  Millots  n?ur6e  laut  Defret  00m  5.  ^nnx  \677 
^olge  geleiftet: 

,;Demnadj  mit  Philippen  Milot  (Comeöianten  pon 
£ot ^ringen  por^in  bei  feiner  herauf  (raif)  für  8  Per« 
fo^nen  unber  anöern  geöingt  n?or6en,  öaf  n?an  Sie 
fonfftig  pon  I^ier  n?iber  ab  unb  nadjer  ^auf  raifen 
tperben,  i^nen  fambtlidjen  ain^unöert  Piftoüen  Haif fof ten 
besalt  werben  foUen,  pon  benen  fidj  bereits  brey  Per« 
fo^nen  pon  ^ir  miber  ^inn?egcflj  begeben  unb  i^r  gebür 
baran  empfangen  Unb  nun  bermalen  gebadeter  Milot 
felb  pierter  pc^  aud?  n?iber  nadjer  ^auf  5U  begeben 
por^abens,  Tili  beueldjen  3re  £^rfrL  Drl.  beto  Sfof^ 
camerrijat  unb4of5aljIm(aifter)3o^ann  ^ran5(Camer«- 
lo^r  ^iemit  gbtft.,  iljme  Milot  für  fol^e  ^  Perfo^nen 
3r  gebürnus  alf  ben  falben  C^eil,  nemblidj  fünffsig 
PiftoUen,  fo  in  Heidjs  ZTlüncs  275  fl.  austberffen  gegen 
einen  Quitfdjein  aufuolgen  5"I<iffß";  be^zn  t^uen  biefelbe 
pdj  gbift*  perfeljen  unb  feinbt  3^me  anbei  mit  ©naben 
geujogen." 
Damit  wax  bie  Jtngelegen^eit  feineswegs  erlebigt.    Millot 

3af)rbn(^  fAr  manc^ner  ^efcff.  II.  ^5 


226  Jransöflfc^e  Sc^aufpieler  am  bayrtfc^en  fjofe 

muf te  bie  ausbe$a^Ite  Summe  sur  tEtl9un9  feiner  Sdjnlben  per« 
tDenöett;  unö  als  5ief^  Sc^ulben  setilgt  loaren,  machte  er  6te 
letöige  Beobachtung,  6af  nun  abermals  öie  ZTltttel  5ur  ßeim* 
reife  fehlten.  Blieb  öemnad)  nid^ts  flbrig;  als  tpieöer  6ie  (ßnaöe 
^eröinanö  ZTlarias  ansurufen: 

Durc^Ieidjtigifter  (C^urfflrft, 
(ßneöigifter  ^err. 
(Eur  c^urfrL  DrI.  tC^ue  ^iemit  Unöert^enigiften  Dand^ 
fagen  »egen  (ßöift  angefc^affter  Haig  Unf^often.  IDeillen 
idj  aber  albereitlj  sn^ey  ganncser  Htonnatlj  6arauf  Ifab 
ipart^en  mflefen  lln6  mit  Heun  Perfo^nen  bif  dato 
folcf^e  Sdju^äre  Und^often  gemacht,  6ag  ic^  6as  ange« 
fdjaffte  Haisgelt  beraitlj  fc^n  PersS^rt  Unb  mir  alfo 
5U  meiner  Porfte^enbten  Haif  nichts  in^änbten  bßbe 
Unb  fonften  andere  guete  gelegen^eiten  mit  ipenigen  Un» 
fljoften  ^aimsuraif en,  fo  xAi  in  geübten  gehabt,  Perfäumen 
müeffen,  2tlf  gelanngt  an  Cur  c^urfrl.  DrI.  angeboljrner 
gegen  ö^en  JrembMing  ZniI6igf  ^eit,  mein  Unöer^ 
t^anigiftes,  fle^entlidjes  bitten,  6ie  gerufen  mir  eintmeöers 
6if  5u  entlauffenbes  Quartal  ober  aber  fonften  öero  an* 
geboljrener  2TliIbtgf^eit  nac^,  anöer  ZlTitl  5U  meiner 
beuorfte^enöten  Haif  (bie  ic^  fonften  o^ne  miti  nit  Doli* 
bringen  f^an)  gbift.  ansufc^affen  Solche  ^oc^e  (ßnabt 
n?irbt  xdi  in  6er  ganncsen  melt  alleseit  H^üemen  Unöt 
mit  meinen  ftetten  gebett  für  bero  djurfrl.  ^auf  bie  geit 
meines  lebens  5U  uerfdjulben  nit  Unberlaffen  Vinb  barbey 
5U  djurfrL  ^ulben  unbt  (ßnaben  folcfter  gejlalt  beuelc^e 
(Euer  c^urfrl.  DrI.  Unbert^änig  unb  geljorfambifter 

Phillip  Millot  £omoebiant. 
Darauf  erging  am  \^.  ^\xnx  \677  ein  Befdjeib:  „3^^  ^^* 
D.  ^aben  bem  fuppl(ican)ten  sur  abfertigung  noc^  ein  quartal 
mit  2tin^unbert  gulben  pern?illiget,  fo  i^me  förberli(^  ausuolgen 
gelaffen,  bamit  er  nit  aufgehalten  n?erbe".  Damit  enben  bie 
Hadjric^ten  über  bie  erfte  ftänbige  ©efellfc^aft  fransöfifc^er  Sc^au« 
fpieler  am  bayrifcljen  ^ofe.  IDas  in  ber  ^olge  aus  i^ren  ZTtit* 
*gliebern  geujorben,  ift  mir  unbefannt* 

Sec^s  3^^^^^  ^^"9  ^^*^^  Millot  in  Htünc^en  gen?eilt  unb 
burdf  fein  fünftlerifdjes  IDirfen  bie  beutfc^en  KomSbianten 
pollftänbig  in  ben  ßintergrunb  gebrangt  ^'^  ^ür  Jtbelaibe 
unb  bie  geiftig  fdjaffenben  unb  litterarifc^  geniefenben  Kreife, 
ipelc^e  ftdj  um  bie  feinfinnige  Kurfürftin  f Charten,  n?ar  bas  in 
jenen  Cagen  5U  flaffifc^er  PoIIenbung  gereifte  Drama  ^ranf* 
reidfs  allerbings  ein  £ebenselement  gen?efen  —  nidjt  fo  für 


Don  Karl  (Erautmonn.  227 

^erbtnanö  TXlatia.  ^ür  pdf  perfönlidj  rxrxb  ffir  feine  Um» 
gebun^  erachtete  er  bas  tpeitere  Perbleiben  6er  Cruppe  als 
jioecflos,  unö  fo  tarn  es,  6af  auf  6er  Bfll?ne,  loo  oor  fursem 
noc^  Moli^res  fo  feine  un6  lebenswahre  Komif  unö  Racines 
meloMfc^e  Derfe  ge^errfdjt,  alsbalö  ZTItc^ael  DanieltEreu  in 
feine  Hedjte  trat:  Jtuf  Tartuffe  unö  Andromaque  folgte 
6er  ^Durdjleudjtige  Ko^Ibrenner"  un6  6ie  „beftdn6ti9e 
C^riftabella".  <Db  bas  einen  ^ortfc^ritt  be6eutete,  mag  6er 
Cefer  felbft  entfdjei6en. 

2tuf  6as  tt^eaterleben  6er  Sta6t  fdjeint  Millots 
un6  feiner  ©efellfc^aft  2tnipefenl?eit  otjne  (Einfluf  gebliebeti  5U 
fein;  es  ift  niemals  oon  fransSfif^c^en  Porftellungen  oor  einem 
ftä6tifc^en  Publifum  6ie  He6e.  Ubertjaupt  läft  pdf  oon  6en 
Büljnengenüffen ,  n?elc^e  6en  ZTlünc^enern  n?atfren6  6er  Hegierung 
^er6inan6  ZJTarias  geboten  ipur6en;  nic^t  fon6erIidj  oiel 
berichten.  Das  ftabile  (Element  6erfelben  biI6en  6ie  Sc^aufpiele 
6er  3^fwiten*'S  5U  i^nen  gefellen  fidj,  pon  \65S  ab  auf 
eigener  Bü^ne,  6ie  lateinif^en  Kom66ien  6er  3nfaffen  6es 
©regori^aufes*'*,  6es  furfürftlidjen  Seminars  für  arme 
Stu6ieren6e  un6  an6erer  Schulen* '^  un6  n?eiters  6ie  Paffions» 
trag56ien  6er  Sta6tmufif anten*^*  un6  6ie  DOei^nadfts» 
fpiele*'*,  6ie  meift  in  IDirtstfäufern  $ur  Darftellung  gelangten 
un6  6en  fdjaufpielerifc^en  23e6ürfniffen  polfstümlic^er  Hatur 
genüge  leifteten*  Don  befagten  Paffionstragö6ien  un6  H)ei^» 
nac^tsfpielen  foU  im  näc^ften  San6e  6es  2<^livbix(ii^s  eingetfen6 
6ie  He6e  fein.  Heben  6iefen  regelmdfig  n?ie6erfe^ren6en  Ztuf» 
fü^rungen  fommt  nur  noc^  6ie  tEreufc^e  €ntreprife  in  be«- 
trac^t.  IDie  fdjon  ertpä^nt*'*;  ^atte  6er  furfürftlidje  ßof» 
fom56iant  ZTlic^ael  Daniel  (Creu  im  grofen  Saale  6es  2tat» 
Kaufes  eine  Bü^ne  aufgefc^Iagen  un6  peranftaltete  6ort  für  6ie 
Bürger  6er  Sta6t  Dorfteüungen  in  6eutfdjer  Spradje,  lei6er  mit 
feinem  fon6erIidjen  (Erfolge.  Anno  ^670  fpielt  er  6reiun66rei0ig» 
mal,  \675  neunun66rei|igmal,  \67^  aber  mugte  er  feine  2Iuf» 
fütjrungen  einftellen,  „ipeiln  es  6armit  fdjledjt  ^ergangen  un6 
ipenig  leit^  6ar5ue  fljommen".  (Erft  nac^  me^rjätjriger  Paufe 
na^m  (Creu  6as  Unternetfmen  iDie6er  auf  un6  gab  gegen  (En6e 
6es  3a^res  \677  elf  DorfteUungen*'^  um  6ann  abermals  bis  \6^6 
5U  oerftummen*'®. 

Xiadi  6em  tCo6e  ^er6inan6  ZITarias  {26.  TXlax  \679) 
^atte  für  6en  minberjä^rigen  Kurprinsen  2Tlay  (Emanuel, 
^ersog  ZITafimilian  pijilipp^'®  6ie  §ügel  6er  Hegentfdjaft 
ergriffen,  6er  (ßema^I  Mauritia  Febronias  de  la  Tour 
d'Auvergne^®^   ein  gelehrter,   6er  Citteratur  freun6lidj 

^5* 


228  Jran3oftfc^e  Sc^aufpteler  am  bayrifc^en  fjofe 

geftnnter  Qerr,  unö  loenn  audj  feine  fransöfifc^en  Sdjau^ 
fpieler  mel?r  in  baYrifd?en  Bienften  ftanöen,  fo  ma^  tro^bcm 
mandjes  StfidP  in  öiefer  Sprache  bei  ^ofe  sur  3)arfteUung  gelangt 
fein,  benn  an  2TIayimtIian  Philipps  unö  feiner  geiftreic^en 
(ßematjlin  Harne  fnüpft  ftc^  6te.  ältefte  Kunöe  oon  einem  (ße=^ 
fellfdjaftst^eater,  meldjes  ftdj  5ur  2tufgabe  madfte/  6en 
I>oIjen  ^errfc^af ten  fransöfifc^e  Stüdz  porsufüljren.  Uls  es 
fic^  ndmiid)  im  Karneoal  \669  öarum  I>an6elte,  5U  (E^ren  6er 
beiöen  ^ürftenperfonen  irgenö  eine  feftlid^e  Deranftaltung  ins 
IDerf  5U  fe^en,  w&lflk  man  6a5U  Pierre  Corneilles  Drama 
Nicom^de*®^  Die  3"f5^"iß^wng  geraöe  öiefes  Stücfes  ujuröc 
oon  5en  „Tldoves  vnb  2tctrices  Ser  Crageöi"  folgenbermafen 
motipiert:*** 

„<Db  iwat  €.  (£.  Qoc^fl.  Durc^I.  5as  ujenigfte  fo  öero 
Durd^leudjtigften  (ßemüt^er  5U  gndöigftem  (Befallen  ge» 
raidjen  möchte  /  per  Scenas  oor5uftelIen  /  mir  ©ns  al5U 
fdjmadj  vnb  incapable  befinöen  /  So  ^aben  »ir  6oc^ 
biefelbe  5U  beseugung  onferer  ob^abenöer  ^Sdjften  SdjuI6ig» 
feit  vnb  Segieröe  /  gIeidjn?oIn  in  ettoas  onbert^änigft 
5ube6ienen  cns  porgenommen  /  pnö  auff  6as  fleif igft 
nadfftnnnen  enblidj  befunben  /  6af  öero  ^oc^fürftlk^en 
Cugenöen  nidjts  ätjnlidj :  nodj  annemblic^ers  reprcEsentirt 
n?er6en  fönbte  /  als  ein  pon  6er  ßo<^mfitigfeit  pnnö 
beftänbiger  £iebe  erhaltener  Sig  /  pno  öarauff  folgende 
tTriumptj:  meldjer  über  alle  maffen  fdfön  erfdjeinet  in 
6em  Königlichen  Prinzen*  Nico  med,  n?eiln  er  fo  ^er^ 
Ijafft  /  ein  einige  (Cron  /  fo  j^m  6ie  £ieb  in  Laodice 
Perfo^n  anbietet  /  piern  anöeren  porsidjen  t^ut. 

Sed  facere  laus  est  quod  decet,  non  quod  licet. 
Seneca. 

So  ^at  6ie  Ciebe  niemals  j^ren  ^errlic^en  Schein  fo 
mädftig  Pon  ftdf  geben  als  in  6er  (ßegenlieb  feiner 
Laodice/  in  6eme  pe  fidf  nic^t  fdjeu^et/  nic^t  allein 
jljr  Königreidj  /  fonöern  6as  izb^n  felbften  fflr  6ie  ^rey» 
Ijeit  jljres  geliebten  Nicomedis,  als  in  tpeldjer  fein  ^eyl 
beftünbe  /  pnerfdjrocfen  in  6ie  ©efa^r  sufe^en. 
Quis  enim  modus  adsit  Amori?  Virgilius. 
5lfo  6af  man  billidf  fagen  fann  /  6a|  6ie  £iebe  pnnö 
6er  Huljm  niemalen  beffer  pn6  mit  größerer  I^errlic^feit 
pereinigt  geu^efen  feye  als  6a5umaln.  Die  grofe  Der* 
U)un6erung  fo  über  6ife  sn^ey  perliebte  Perfotjnen  ge» 
faf t  fan  n)er6en  /  ift  nidjts  an6ers  /  als  ein  falfc^er 
lüoljn  gegen  6erjenigen  /  tpar$u  6ie  pngleidj^eit  €.  €• 


von  Karl  (Erauttnonn.  229 

ßoc^fflrftltd^en  DurdjI.  Durc^l.  ra^rer  (Cugcnöen  6te  Qani^e 
Welt  besiDtngen  t^ut  /  vnb  obipoln  6er  ^tmmel  bif  bato 
fo  ^olje  tCugenben  mit  6em  gebü^renbcn  Prey^  einer 
(Cron***  itic^t  begnaöet  /  ift  allein  5ie  Prfadj  /  öaf  er 
foldjen  tCugenöglan^  /  welcher  alle  Cronen  auff  Sifer 
IDelt  loeit  übertrifft  /  mit  einem  fo  geringen  Recompens 
einer  £ron  nic^t  peröuncflen  wollen  :  ^^malen  audj  glor* 
iDÜröiger  6er  ganzen  IPelt  Be^errfdjung  5U  meritirn  als 
nur  ein  Ztnt^etl  6apon  subeft^en. 

Ipsa  quidem  virtus  pretium  tibi.     Claudianus. 

©leic^  ipie  nun  6effen  XDar^eit  nidjts  an6ers  /  als  ein 

u?i6erfIingeTi6er  Schall  einer  allgemeinen  Pbereinftimmung  / 

alfo   ift  6asjenige  /  fo  tpir   6erfelben  beyfe^en  /  allein  5U 

Seseugung  onfers  eyfferigen  Derlangens  /  einem  fo  grof » 

müt^igen   ^ürften    pn6    Durdjleudjtigiften    Princeffin, 

aUer^an6  l^oc^ffirftlid^e  5^"f^i6en^eiten  beysubringen  /  5U 

6em  (£n6e  /  n?ie  audj  5U  aü  an6ern  ^odjfürftlidjen  ^uI6 

pn6  ©na6en  pns  allsumal  pn6ertljanig :  treu):  ge^orfambift 

empfe^lent"* 

Die  Sc^aufpieler   gehörten   6er  Ztriftofratie  an   un6  6em 

Kreife  6er  ^ofbeamten^®*;  6ie  Hauptrollen  6er  Laodice  un6  6es 

Nicom^de   njur6en   pon  Mademoiselle  de  Beauval  un6 

pon  Monsieur  Noblet  5ur  Darftellung   gebradjt.     gn?ifd)en 

6en   einseinen   2tften   6es   Corneillefc^en  Stücfes   I?atte   man 

„Intermedes"    eingefdjoben ,    Balleteinlagen*®*,   n^elc^e   auf   6er 

^an6Iung   6es   Dramas   ftdj   aufbauten    un6   pon   ZTlufif   un6 

friegerifc^em  Sc^augeprdnge    begleitet   n^aren.     Das    beim  ^of* 

budj6rucfer  30^^""  3*dPIin*®*  ge6rucfte  Ssenarium^®'«  ift  in 

6eutfdfer  un6  in  fransSfifdjer  Spradje  abgefaft,  ujoljl  ein 

Berpeis  6affir,  6af  nic^t  alle  gufdjauer*®*  6es  frem6en  36iomes 

6erart  mädjtig  waren,  um  einer  6ramatifcljen  2tuffüljrung  folgen 

$u  fSnnen. 

2tm  \\.  3wR  ^680  war  Htayimilian  (EmanueP'^^ 
grof  jährig  erfidrt  wor6en»  Der  fransoftfdj  ersogene*^®  Kurfürft, 
lebensluftig,  prunflieben6  un6  feftesfreu6ig,  Pon  frfiljefter  3iiS^"6 
an  bei  welfc^en  Sc^wänfen^^*  un6  bei  Balletten  ^^^  mit  wirf  en6, 
folgte  gans  6emDorbil6e  feiner  ITIutter  2t6elai6e;  un6  fo  ^ob 
6enn  baI6  wie6er  ein  reges  fc^aufpielerifdjes  Ceben  an  in  6er 
^ofburg. 

gu  6er  italienifdjen*®*  un6  fransofifcften^^*  ©per  un6 
5U  6em  6eutfdjen  ^oft^eater,  6effen  ftärffte  ^^an^^tndjnaijxm  gera6e 
in  6ie  erften  Hegierungsja^re  6es  jungen  dürften  fällt* ^^  ttakn 
italienifc^e  Komö6ianten*^^,  un6  audj  6as  fransofifdje 


230  ifran3SPfc^e  Sc^aufpteler  am  bayrtfc^^en  fjofe 

Drama  wnvbt  sepflegt,  tDcnn  ntc^t  oon  Beruf sfc^aufptelern, 
fo  boif  von  Kapalteren  auf  einer  £ieb^aberbü^ne.  23e« 
fonbere  guneiftung  fc^etnt  Htay  (gmanuels  Bruber,  3^Uf^ 
Kieme ns^  biefcm  Pergnflgen  gefc^enft  5U  ^aben,  6er  nad^malige 
Kurfürft  oonKoIn**',  n?elc^er,  wu  befannt,  mufifalifd?  ntc^t 
unbegabt  n?ar,  fpäter  fransöfifc^e  Komoöten  fdjrteb*®®  un6 
öeffen  Hame  audj  fonft  nodj  im  ^u^ammenlfarxi^  mit  fc^au^ 
fpielerifdjen  (Jeftlidjfeiten  (Ermahnung  pnöet*^®. 

2tm  7.  ^ebruar  \686  wnvbe  von  6em  pierse^njd^rigen*®® 
Prinsen  „fambt  bemn  ^ier$u  gesogenen  Qof=*Damefen  vnb 
Caoalliern",  5U  (E^ren  6es  Kurfürften  7X1  a je  (Emanuel  un6 
feiner  neuvermählten  ©attin,  6er  Kaifertodjter  ZRaria^tntonia, 
Racines  Andromaque^®^  „3n  (Jran^öjtfdjer  Sprach"  vot^^ 
geftellt,  „Der  getreten  tCrojanerin  Andromachae  ZPiöer 
6ef  Pyrrhi  onbefuegt:  angemaßte  Ciebs^^Iammen  / 
pert^aöigte  Unfdjulö",  n?ie  bas  öeutfdj  gefdjriebene 
Ssenarium'®*  erläuternb  ausführt,  unö  als  Weiteres  Xtac^fpiel 
eine  „Farce",  öeren  Sdjaupla4„in  „€in  IDälölein  aufer  Parif 
mit  Käufern"  perlegt  n?ir6.  Über  6ie  n^eiteren  Sdjicffale  öiefes 
fransSfifc^en  Eieb^abert^eaters  fetjlen  uns  beftimmte 
Hac^ri^ten ;  in  6en  Belegen  5U  6en  ^ofsa^Iamtsredjnungen  *^^ 
ift  ivoax  in  öen  3^^^^"  ^685  bis  ^688  pon  „gehaltenen 
fran5öfifdjen  Comoebien"  6ie  Hebe,  einmal  fogar,  am 
\i5t.^ebruar  \688,  pon  ber  „Heuaufgeric^tenfrs.  Comoebia", 
aber  bas  ift  au4  alles. 

3nt  großen  unb  gan$en  tragen  bie  fremblänbifc^en 
(C^eaterelemente  bes  ZTIünc^ener  ^ofes  ipä^renb  ber  Hegierungs» 
ja^re  bes  Kurfürften  por  (70\  entfdfieben  italienifd^es  ©e» 
präge;  bas  fran$öfifc^e  Drama  finbet  eine  offisielle  Vertretung 
bur^  Berufsfc^aufpieler  nidjt,  felbft  5U  ber  g^it  nic^t,  als  ber 
nachmalige  ZHarfcIjall  Villars,  meldjen  7Jla]c  (Emanuel  in 
IDien  I?atte  fennen  lernen'®*,  unb  ber  i^m  im  2tuf trage  £ub* 
tt)igs  bes  Pierse^nten  nadj  Bayerns  ^auptftabt  folgte,  bas 
2TTünc^ener  ^eftestreiben  gans  in  fransofifdjem  (ßeifte  leitete 
unb  über  aU  bie  „bals,  concerts,  festiiis,  jeux,  parties  de 
chasse,  spectacles'*,  beren  Seele  er  war,  ben  „vernis  de  la 
galanterie  frangoise"  perbreitete.  Unb  an  itnfnüpfungs* 
punften  mit  ber  Parifer  Sdjaufpielern?elt  ^ätte  es  gerabe  bamals 
nidjt  gefehlt;  mar  bodj  Htaria  2tnna  C^riftine'®*,  bes  Kur« 
fürften  Sdjujefter,  bie  am  7.  ZHärs  \6S0  bts  C^ronerben  pon 
^ranfreidf  (Bemaljlin  geujorben,  nominell  ujenigftens  mit  ber 
Oberleitung  ber  Parifer  ^ofbüI?nen**^®  betraut,  3^ 
ijabt  audj   nadf   biefer  Sichtung  ^in  meine  ^orfc^ungen  ausge» 


von  Karl  drautmann.  23  \ 

öe^nt'®^,  aber  nic^t  finben  fSnnen,  6af  2JTa|  (Emanuel  in 
irgenö  einer  IDeife  6ie  Permittlung  fetner  t^eaterf unöigen  Sdjmefter 
in  2Infpruc^  genommen« 

(Erft  in  B  ruf  fei,  wo  er  feit  6em  26.  ZTlai  \692  für  öen 
finöerlofen  KSnis  oon  Spanien  Me  Hegieruns  fütjrte,  ^aben  6es 
Kurfärften  C^eaterneigungen  eine  UmmanMung  erfahren,  ober, 
um  uns  öeutlic^er  aussubrüden,  erft  6ort  tft  er  gans  5um  eifrigen 
^reunöe  f ransöfifc^er  Bfl^nenfunft  geujoröen.  IHay 
€  manu  eis  (Einfluf  auf  6ie  (Entmicfelung  6es  Cljeatermefens 
6er  Zlieöerlanöe  ift  beöeutenb^®*,  ja  man  fann  bel>aupten,  6af 
6as  2Iuf leben  6er  Brüffeler  Büljne  als  eines  ICunftinftitutes 
porne^mlidf  feiner  2tnregung  sugefdjrieben  iper6en  muf ,  un6  6er 
befannte  £uftfpieI6i^ter  Dancourt^^®,  n?el<^er  6es  Kurfürften 
fon6erIic^e  proteftion'^®  fic^  errungen,  ^atte  fo  llnre<^t  nidjt, 
menn  er  ZHay  (Emanuels  ^reu6e  an  6ramatifdjen  Darftel» 
lungen  un6  feine  Bemühungen,  6iefelben  $u  för6ern,  in  6en  nac^« 
foIgen6en,  aller6ings  meniger  guten  als  gutgemeinten  Z)erfen>^^ 
$um  2tus6rucle  brachte: 

Ses  innocens  plaisirs,  ont  pour  toi  des  appas; 
Et  Ton  t'a  vü  cent  fois  au  sortir  des  combats, 
Tempresser  ä  les  prendre,  et  tranqnille,  sottrire 
Des  traits  ing^nieux  d'une  heureuse  satire. 
Tes  peuples,  du  spectacle  ainsi  que  Toi  charmös, 
Par  ton  exemple  instruits,  par  ton  goöt  aniin^s, 
De  tout  ce  qui  te  platt  sagement  idoldtres, 
Ont  ^lev^  chez  eux  de  süperbes  theätres. 
Tel  on  vit  autrefois  cet  illustre  Romain, 
Qui  le  premier  porta  le  surnom  d'Africain, 
De  Terence  naissant  appronvant  les  Ouvrages, 
Pour  lui,  de  Rome  enti^re  entratner  les  sufTrages. 
Plus  fameux,  plus  h^ros  que  ne  fut  Scipion, 
Grand  Prince,  honore  moi  de  ta  protection, 
Tu  me  feras  par  eile,  un  sort  digne  d'envie. 

£s  n>är6e  uns  5u  meit  führen,  sollten  mir  pon  jenen  Cagen 
un6  6eren  (Jeftesglans  berichten,  oom  Qofe  in  Brfiffel,  wo  es 
nac^  6er  £eute  ZTleinung  $uging,  u>ie  „im  emigen  Ceben",  un6  von 
6en  6ortigen  C^eateroer^ältnijfen.  Dies  auf  (8run6  bayrifcljer 
2trc^ioaIien  mannigfaltiger  aussugeftalten  un6  5u  begrün6en,  als 
^aber  in  feiner  Histoire  du  theätre  frangais  en  Bel- 
giqueget^an,  foll  2tuf gäbe  neuer  Stu6ien  fein;  ^ier  muffen  u?ir 
uns  6arauf  befd^rdnfen,  6ie  (ßefc^icfe  6er  fransSftfc^en  Komö^ 
6ianten  auf  6em  23o6en  unfers  ^eimifc^en  2tltmundjens  5u  per« 
folgen* 

^ür  6en  Htflnc^ener  ^of  tritt  6ie  Derdn6erung  in  2JTay 
Emanuels    C^eaterneigungen    alsbal6    nad^    feiner  Hücffe^r 


232  ifransöftfc^e  Sc^aufpteler  am  bayrifc^en  Qofe 

Don  Brflffel  im  3a^re  ^70\  su  tCa^c,  6a  eine  fransöfifc^e 
Sc^aufpielgefellfc^aft'^*  öem  Kurffirften  auf  6em  ^ufe 
folgte.  Die  erften  Sluffc^Iflffe  bavübtt  gtebt  uns  ein  Defret  t>om 
28.  ©«ober  \70\: 

„"^v^  c^urfrL  DrI.  in  Baym  ic.  onfer  gbifter  ^err  ^aben 
mit  6em  Chateauneuf  fransSfifc^en  Comoeöianten  5U 
ßanouer  auf  6  ZTlonat^  lang  al^ie  öerlei  f  ranjSfifc^e 
(Lomoeöien  5U  fpi^Ien,  öaljin  göift.  tractieren  laffen, 
bas  3^"^"  öarfür  Tldit  taufent  fünfhundert  vnb  Zleunsig 
fransSftfdje  Ciuers  gegeben:  vnb  für  6en  Haif  pncoften 
5n?ölf  ^un6ert  Patagon  06er  fpectes  tC^aler  besaljlet,  felbige 
aud;  fämbt  6er  Qelffte  pon  befagten  8590  Ciuers  gleich 
nadjer  2tntu)erppen  gelifert  meröen  foUen. 

Sie  befeldjen  foldjemnad^  öero  ^offammer^H^t  onö 

^of sa^Imaifter  ©eorgenDnertl  ^iemit  gMft ;  obberrierten 

falben  t^ail  ber  bedingten  befolbung  06er  Summa,  fambt 

öenen   \200  Patagon   Haiffpefa  6er   gan$en  tTrouppen, 

meiere  fidj  de  facto  5U  2tntu?erppen  aufhaltet,  in 

specie  06er  Principaliter  aber  6em  Prefleuri  pnö  du 

C  o  r  m  i  e  r  alsbalö  5upbermac^en  oöer  an$ufc^affen*  Deffen 

Sie  fic^   göft.  perfedjen  pnb  feinö  3^^^  anbei  mit  <ßn. 

gen)ogen". 

Der  (Empfang  6er  befagten  Summe  n?ur6e  unterm  25.  Xlo* 

pember  \70\  in  Brüffel  pon  6en  Komödianten  Prefleury, 

Ducormier,    Prevost,   De  la  Garde,    un5  D'Artenai 

befdjeinigt.  (Ein  weiteres  furfürfllidjes  Schreiben  pom  \3*  3^"W<J^ 

\702  orSnet  6te  2tu55a^Iung  6es  Heftes  mit  öem  Beöeuten  an, 

6af  „Me  geit  fotl^an  auf geu?orffnen  SoIös  nunmehr  perfloffen 

unS  6ie£omoe6ianten  im  Spilen  mürcf^Iic^  begriffen". 

ferner   erfahren    von  aus  biefem  Sdjriftftficfe,   5af  ber  Kurfürft 

5ur   DerpoUftänöigung    6er    (ßef eüf djaf t    „5U?ei    muficalifc^e 

£omoe6ianten'"  aus  3t^^i^  berueffen  laffen,  öenen  eben» 

falf  für  5ie  Haifcoften  smei  ^unbert,  ban  por  Sec^s  UTonat^ 

5ur  befolöung  Dier  Ijunbert  Patacon  beftimmet  u?or5en". 

Die  ©efellfdfaft  muf  fidj  öen  Beifall  6es  Kurfürften  in 
poUem  Zriafe  erujorben  ^aben;  ein  Signat  pom  20.  2^m  \702 
ordnete  6aljer  öen  U)eiteren  Perbletb  6er  Sdjaufpieler  in  bayrifd^en 
Dienften  un6  öie  befinitipe  Hegelung  6er  ©e^altsfrage  an: 

„Demnadj  ^xz  [(EIjurfrL  Drl.  in  Bayrn  ic,  pnfer  g6ifter. 
^err  6enen  im  peru?ici^enen  IDüntter  Ijie^Äo  IPommenen 
fran$öftfdjen  Comoe6ianten  ins  gefambt  für  iljre  bemüe^* 
ung  Quartaliter  ^^^^itöufent,  2td)t  ^un6ert  (ßuI6en;  6an 
por  6eren  ^ierjue  ge0rauc^ente  ®agiftes  abfonöerlic^  2?ier 


von  Karl  (Erautinann.  233 

^un6ert  6ret  vnb  Sedjstg  (Bulben,  50  fr,  ^rx^amen  aber 
miteinanber  örey  tEaufent,  ^wzy  ^unöert  örey  vnb  Sec^sig 
©ulöen  öerma^len  unö   bis  auf  »eitere  refolution  göift 
bewilliget.  2tIfo  ^at  bie  (C^urfrL  ^of»(Cammer  suDerfüegen, 
bas  3^^^^"  foldje  Quartalsbelo^nung  6er  3263  fl.  30  fr. 
bei   öem  ^ofsa^Iambt   alfogleic^   nadj   perfiieffung  ieben 
Quartals  alle  geit  pnb  o^ne  2tnftan6  auf  gefolgt  duö  hier- 
mit  6er   2tnfang    Dom   €rften   Znarty  6if.   3^^^ 
(n?eilen  ftd)  6ie  porige  in  6em  Beeret  angesogene  Sedfs 
[monat]   5U   en6   6es  ZlTonats  (Jebruarij   en6en)  gemad^t 
n?er6e>  Sie  perfedjen  fidf  6effen  g6ift.  pn6  fein6t  6erfelben 
anbei  mit  (ßn.  getpogen." 
Die  Cruppe  fe^te  jidj  aus  fteben  Scfyiufpielern  un6  eben  fo 
pielen  2tctricen  sufammen.    (Es  maren  6ies,   6er  Beilage  eines 
Defretes  sufolge,  6ie  ^erren  de  Prevot'^*,  (Richandeau)  Du 
Cormier,    de    la    Garde'^*,    Prefleury,    D'Artenay, 
Prevot  fils,  6ie  Damen  la  Garde  m^re,  la  Garde  fille, 
la  Vieille,  Prevot,  Du  Cormier,  Prefleury;  6a5U  famen 
noc^  6as  aus  3*^1^«"  berufene  &)€paat  Dalois  un6  fieben 
,;<ß  a  g  i  ft  e  s"  ^  ^  ^,  6as  ^eif  t  nie6eres  DienftperfonaL  ^ebes  ovbcnt» 
lic^e  Znitglie6  erhielt  eine  3<i^J^ß5befol6ung  pon  adjt^un6ert  <ßuI6en, 
6en  famtlidjen  ©agiftes  tt)ur6e  i^re  Znü^ewaltung  mit  quartaliter 
^63  p.  30  fr*  pergütet. 

Die  ^ier  erujäljnten  Perfonli^feiten  gehörten  6en  „Come- 
diens  du  duc  d'H  anno  vre"  an,  n?eldje  im  3^^^^  \^^0  ^^ 
BrüffeP^'  mit  grofem  Seif  alle  aufgetreten  maren  un6  je6en» 
falls  bei  einem  fpäteren  (ßaftfpiele^^®  6es  Kurfürften  Pon  Bayern 
2tufmerffamfeit  erregt  Ratten. 

Das  fransöftfdfe  ^oft^eater  $u  Qannopcr*^^  fonnte  6a» 
mals  auf  eine  eljrenpolle  fdjaufpielerifc^e  Dergangen^eit  surficf» 
blicfen.  Um  einige  2<^livt  früher  begrfln6et  als  6ie  ftammper« 
n?an6te  2n unebene r  Bütjne  unter  Htillots  Ceitung,  fin6et  6as 
nor6ifc^e  Kunftinftitut  bereits  {66^  in  Chappuzeaus  Heife» 
befdjreibung  „L'Europe  Vivante"*^®  rfil?men6e2tnerfennung: 
„L'Eueque  d'Osnabruc,  et  les  Ducs  de  Cell  et  d'Hannouer 
entretiennent  depuis  plusieurs  ann^es  une  excellente  Troupe 
de  Comediens  frangois  riches  en  habits  et  qui  executent  ad- 
mirablement  leurs  roles ;  et  lorsque  leurs  trois  bandes  de  vio- 
lons  se  trouvent  ensemble,  on  les  peut  nommer  la  bände  des 
vingt  quatre,  la  plus  part  frangois  et  des  meilleurs  maitres  de 
cette  profession.  Comme  on  se  lasse  des  plus  doux  diver- 
tissements ,  et  que  dans  le  sentiment  d*un  Poete  ancien  qui  en 
cherchoit  de  tous  costez:  Les  plaisirs  moderez  sont  les  plus 


23^  iransSpfd^e  S^/aufpieler  am  bayrifd^en  Qofc 

agreables  cette  troupe  suit  quatre  mois  TEueque ,  quatre  mois 
le  Duc  de  Cell,  et  quatre  mois  le  Duc  de  Hannouer.  Mais 
comme  je  Tay  dit,  ces  princes  se  rencontrent  quelquefois  en- 
semble  pour  les  affaires  communes  ou  pöur  se  mieux  diuertir ; 
et  il  y  a  trois  ans  qu'ils  passerent  Thyuer  äLunebourg  l'une 
des  grandes  villes  d'AUemagne  au  Duc  de  Cell,  oü  le  bal,  le 
ballet,  la  Comedie,  les  courses  de  bague,  les  festins  et  toutes 
les  galanteries  imaginables  faisoient  le  diuertissement  ordinaire 
de  ces  belles  Cours/* 

Chappuzeau  urteilt  als  ^(ugenseu^e,  unö  was  nodti  me^r 
fagen  wiÜ,  als  Dichter,  6er  oon  ötefen  KomSöianten  gefpielt 
iporöen;  gemeint  ift  öamtt  6as  Cuftfpiel  „Les.Eaux  de  Pyr- 
mont''**^  tDeldjes  er  in  Mer5e^n  tEagen  gefdjrieben,  unö  über 
öeffen  Stuffü^rung  oor  perfammeltem  ^ofe,  er  in  5er  „Europe 
Vivante**  eine  einge^enöe  Sdjilberung  tjinterlaffen  •**.  Hidjt  minöer 
lobenö  flingt,  was  5er  oielgefdjäftige  2Jutor  einige  3^^^^  fpdter 
(\67^)  in  feinem  „Theätre  Frangois**  über  6ie  „Troupe 
des  Ducs  de  Brunsvic  &  Lunebourg'  fdjreibt'**: 

„Les  Ducs  de  Brunsvic  &  Lunebourg  de  la  branche  de 
Cell  entretiennent  aussi  vne  Troupe,  que  le  grand  nombre  & 
le  merite  des  personnes  qui  la  composent  rendent  tres  acom- 
pHe,  &  en  estat  de  pouuoir  paretre  auec  gloire  en  quelque 
lieu  que  ce  fust.  Elle  execute  parfaitement  bien  toutes  les  pie- 
ces  les  plus  difficiles,  soit  dans  le  Serieux,  soit  dans  le  Comique, 
&  eile  a  aussi  ä  faire  ä  des  esprits  eclairez  &  delicats,  dont 
les  Maisons  de  ces  Princes  sont  remplies." 

Tlndi  perfdumt  er  nidjt;  uns  mit  6en  „Actevrs  et  Actrices" 
6er  ©efeüfdfaft  oertraut  5U  machen,  mit  6en  „Sievrs  Benard; 
de  Boncourt;  de  Bruneval;  le  Coq;  de  Lauoys;  de 
N  anteuil",  mit  itjren  Partnerinnen  6en  „demoiselles  Benard; 
de  Boncourt;  leCoq;  de  Lauoys;  de  la  Meterie"  unö 
mit  6em  „comedien  autheur  de  la  meme  troupe:  NantheuiP" 
Don  öeffen  Stücfen  er  „La  prise  de  Brunswic  et  quelques 
autres  pi^ces"  anfflijrt'**. 

Diefes  fransöftfdje  ^oft^eater  erfreute  pc^  eines  meitperbreiteten 
Hufes,  5u  beffen  JTleljrung  satjlreic^e,  meift  auf  IDunfdj  frember 
^ürftlidjCeiten  unternommene  ©aftfpielreifen  nic^t  n?enig  mögen 
beigetragen  ^aben.  2tls  bie  Königin  C^riftine  ponSc§ipe6en 
im  ^ebruar  \668  5U  Hamburg  n?eilte,  peranlafte  fie  6ie 
„Troupe  Frängaise  de  Comediens  qu'avoit  M.  le  Duc 
de  Zell"  por  i^r  aufsutreten,  ipobei  6er  6urdj  feine  UTemoiren 
befannt  geu)or6ene  Gourville  6ie  DermittlerroUe  übernahm  ^**; 
6as  3a^r  \6Q0  bringen  6ie  Sc^aufpieler ,    ipie  bereits  befannt, 


von  Karl  (Erautmann.  235 

• 

5ur  großen  gufrieöen^cit  5es  (ßoupcrneurs  un6  öcs  2t6els  in 
Brfiffel  5U,  unö  faft  fd^etnt  es,  als  ob  Me  pom  Bifdjof  pon 
Strafburg  anempfoljlene  (ßefellfd)af t ,  mit  ipeldjer  Kurfürft 
Karl  Cuöipig  oon  6er  Pfal$^^*  im  gleidjen  3^^^^  unter« 
^anöelte,  unö  Me  Pon  ^annoper  nac^  1(6 In  gegangen  ipar, 
ebenfalls  5U  liefen  Kreifen  Besie^ungen  ^atte.  Anno  ^692  (fielt 
6er  ^annoperfc^e  S^aufpieler  Passera(t)  por  £u6tt)ig  6em 
Dierse^nten  $u  ^ontainebleau*^'  un6  ipäljrenö  6es  Kar» 
nepals  {6^6  enSlic^  giebt  6ie  3Iruppe  am  fädfftf^en  ^ofe  5U 
Dresden'*®  ein  (Baftfpiel  Pon  piersetjn Porftellungen,  für  wddfzs, 
einfdjlief lidj  6er  Heifefoften,  6ie  be6euten6e  Summe  pon  6583 
tC^alern  besal^It  tpur6e. 

2tuf er6em  fei  noc^  eripätjnt,  6af  mehrere  fransSpfc^e  Sc^au» 
fpiele  Pon  Chappuzeau,  Narlteuil•^^  Passerat '^^  a*  a» 
auf  6iefer  Büljne  suerft  6en  IDeg  in  6ie  (Dffentlic^feit  fan6en. 
£ei6er  muffen  tpir  uns  mit  6iefen  fpärlic^en  ttotisen  begnügen, 
6a  6ie  (ßefc^ic^te  6es  dlteften  fransöfifdjen  ^oft^eaters 
in  Deutfc^Ian6  eine  einge^en6e  ard^ipalifdje  23e^an6Iung 
bis  je^t  nod;  nid^t  gefun6en  ^at,  fo  6an{ensu>ert  aud;  6iefes 
Beginnen  ipäre. 

3^3^^^^  \680^ob  ^er5og(Ernft2tuguft  pon^annoper 
6ie  bisherige  (Einridjtung  auf,  na^  u^el^er  nur  eine  (ßefeUfd)aft 
für  6ie  bei6en  Hefi6en5en  ^annoper  un6  Celle  beftan6,  un6 
erteilte  6em  ©ber^ofmarfdjalle  ©rafen  piaten  6en  Befehl, 
eine  neue  tEruppe  5U  biI6en^*^  (ßraf  piaten  betraute  6en  Sc^au^* 
fpieler  Chateauneuf  mit  6iefer  2tufgabe,  6eren  (Ergebnis  wat, 
6af  nodj  in  6em  ermähnten  3<^Ijre  6ie  ^erren  Chateauneuf 
(Könige),  Passeval  (erfte  Hollen),  Le  Coq  (6esgL),  Du- 
cornier  (fomifdje  Hollen),  Marcel  (6esgL),  Beauveuil, 
Longe val  (5tpeite  Hollen),  un6  6ie  Damen  Chateauneuf 
(fomifdje  Hollen),  Passeval,  Le  Cocq  (erfte  Hollen),  Du- 
cornier,  Subuisson  (5U?eite  HoUen)  6em  neuen  ßoftljeater 
als  Znitglie6er  beitraten.  £in  3^^^  ivSd^v  tt)ur6e  6ie  (ßefellfdjaft 
pergrö0ert  un6  umgebil6et,  un6  6a  6er  PerfonaIftan6  n  a  dj  6iefer 
Heformation  nidjt  5U  ermitteln  roar*^*),  muffen  n?ir  6ie  ^rage 
porerft  unentfdjie6en  laffen,  ob  \70\  6ie  ganse  6amalige 
^annoperfc^e  Qoftruppe  06er  nur  ein  Ceil  6erfelben  in 
bayrif^e  J)ienfte  aufgenommen  vouxbt. 

XDas  6ie  bei6en  aus  3talien  berufenen  „JTtufxcalifdje  Comoe* 
6ianten''  betrifft,  6en  Valois  un6  feine  (ßattin,  fo  mödjte  idj 
am  e^eften  annetjmen,  6af  fie  mit  6em  Künftlerpaare  i6entifdj 
n?aren,  melc^es  nodj  im  3<J^^^  1698  6er  (ßefeüf^aft  6es  ^ersogs 
pon  Sapoyen  suge^örte'^^ 


236  f ran3öpfc^e  Sc^anfpieler  am  bayrtfc^en  Qofe 

3mmer  frieserifc^er  wavtn  unteröeffen  6te  S^Un  gemorbcn, 
bas  fc^aurigc  Unheil  einlcitenö,  toelc^es  mit  6cm  fp an tfdjen 
(Erbfolsefriegc  übetBayevn  un6  insbefonöcrc  überZnündjcn 
^ercinbrc^en  foUte.  2tm  8.  September  \702  ^atte  6te  Über» 
rumpelung  6er  Hetc^sftabt  Ulm*'*)  bie  ^etnöfeügfetten  eröffnet, 
un5  tDenn  nun  6ie  IComoöianten  oftmals  5U  langer  Untl^atigfeit 
oerurtetit  ujuröen,  perlor  7X1  a je  (Emanuel  tro^öem  feine  ^of* 
bfl^ne  nidjt  aus  6en  itugen.  2Tlitten  in  öen  IDirren  6es  Krieges, 
im  ^unx  ^703,  ipenige  Cage  bepor  er  ausjog  5U  feinem  unglücf» 
lidjen  (Einfall  nac^  Cyrol,  orbnete  er  an,  „6af  in  öero  Hepöen$ 
auf  5em  St.  (Beörge^Saal**'*  öurc^  öen  KammerMener  un6 
Hofmaler  3o^ann  2tnton  (ßumpp**^  Me  2lrbeiten  $u  einem 
„fran5öfifc^en  Comedi  Teatro"  fdjieunigft  in  Eingriff  ge» 
nommen  »werben  foUten,  alfo  5U  einer  Bä^ne,  n^elc^e  ausf erlieg« 
lidj  für  6ie  Dorftellungen  unferer  ZTlimen  beftimmt  mar.  Die 
Koften  ^iefür  beüefen  fidj  auf  550  ©ulben» 

Die  (Dfterreidjer  Orangen  in  Bayern  ein,  ein  tCeil  6es  £an6es 
mar  bereits  in  itjren  (fänbtn.  Die  (ßelber  blieben  aus,  bie  Befot» 
bungen  fonnten  nur  me^r  mit  ZTlä^e  besal^lt  merben,  unb  ba  ans- 
brficflidjer  Befehl  porlag,  ben  fransöfifdjen  Sdjaufpielern  „por 
anbernV  i^renöefyalt  regelmäßig  aus5ufolgen,  fo  lief  bie  Qoffammer 
Porftellung  auf  Porftellung  an  bzn  Kurfürften  abgelten,  ba^  „bei 
berma^ligen  ^zxkn,  wo  bie  intraben  aller  orten  paft  genslidjen 
geljemet  unb  bie  allernotmenbigifte  aufgaben  nitmeljr  beftritten 
merben  fönnen,  bie  Comoebianten,  fo  3äl?riidj  ^3000  fl. 
erf orbern,  nebenftber  parforce  3^9^*/  Y^^^  meldje  bef  3^rs 
mit  pnber^altung  ber  Hog,  barsue  bebörfftigen  Ceut^en,  ber  3äger, 
livre,  17015  unb  Ciedjt  gegen  \6000  p.  ergeben,  abgeftellet  unb 
biefer  uncoften  eingesogen  merben  mödfte". 

Da  feine  Hefolution  erfolgte  unb  am  \.  Desember  \70^ 
abermals  ein  Befolbungsquartal  fällig  mürbe,  rafften  pc^  bie 
Beworben  5U  einer  legten  ituferung  auf,  in  ber  fte  in  (Erinner» 
ung  bradjten,  ba^  „bie  Qofauf gaben  Ijernedjft  nitme^r  beftritten 
merben  f gönnen,  mie  kidjtlidj  gbift.  5U  ermefen  ift,  mofern  ber 
mehrere  tljail  bef  lanbts  in  ainen  anbenr  gemallt  fljomen  folte", 
5ur  enblidjen  (Entlaffung  „bemelt  unnötigen  bodj  coftbaren  leutlj" 
mahnten  unb  auferbem  bemerften,  ba|  in  bzn  Uttm  nidjt  5U 
finben  fei,  „ba^  me^r  ernannten  Comoebianten  megen  3^^^  ^"*^ 
lafung  eine  ^albe  ia^rs  seit,  mie  fye  unb  3^?^«  faporiten  Por* 
geben,  bie  anbeutung  unb  abfertigung  barauf  gefdjeljen  folle". 
Znit  bem  legten  Qinmeis  mollte  man  „injinuiren",  ba^  einer  äugen» 
blicflidjen  ilbfertigung  —  oljne  porljerge^enbe  Künbigung  — 
redjtlic^  nichts  im  IDege  fte^e. 


von  Karl  Crautmann.  237 

(Es  gereichte  5en  fransöfifdjen  Koniöbianten  nur  5um  eigenen 
Sc^aöen,  6ag  i^re  ;,^aporiten"  6te  Jtngelegen^eit  in  6ie  fange 
sogen. 

2Jm  ^3. 2tuguft  \70^  ^atte  6ie  blutige  Hieöerlage  bei  ^öc^« 
ftdöt  Zltay  €  manu  eis  Schief  fal  entfdjieben.  Der  Kurffirft 
muf  te  als  (Jlüdjtling  Bayern  perlaffen,  unb  als  audj  feine  ©ema^Iin 
tE^erefe  Kunegunöe,  an  n?eldje  er  6ie  Hegierung  übertragen 
^atte,  im  ^ebruar  \705plö^Iidj  nadjDenebig  ftc^  surücfsog**', 
fiel  nidjt  nur  5as  ganse  Canbesgebict,  fonbern  felbft  Sie  Canbes^aupt^ 
ftabt  in  bie  ^änbe  ber  Kaiferlidien.  (Dfterreidjifdje  Sefjorben 
traten  an  Stelle  ber  bayrifd^en,  eine  S^xt  maflofer  Bebrucf» 
ung  unb  2Iusfaugung  begann.  Dag  je^t,  »weniger  nod;  als  früher, 
ein  günftiger  geitpunft  für  Hegelung  oon  ©e^altsrücfftänben  n?ar, 
follten  bie  ^ransofen  alsbalb  erfahren. 

äberaü  in  Bayern  gal^rte  es,  unb  auc^  bie  Htfinc^ener 
Bepölferung  ^atte  beim  Cinsuge  ber  Kaiferli^en  in  allerlei  Pro» 
pofationen  unb  Cfieffen  i^rer  gereisten  Stimmung  £uft  gemacht. 
Dies  fc^ilbert  uns  in  braftifc^er  IDetfe  bie  nodi  erijaltene  „Deftg- 
nation"  eines  „£alumnian  ten",  Hamens  S^erer,  tpeldje 
Destouc^es  in  feinem  XDerfe  ;,2Itündjener  Bürgertreue" 
ans  Cidjt  gesogen  ^at'"®.  Befagter  Sdjerer  ^atte  eingaben 
gemadjt  ;;über  einige  berer,  fo  jebermanniglic^  oon  ber  Kaifer» 
liefen  unb  Königlichen  Zriajeftät  ic,  andi  ^oljen  ilUiirten  ic.  gans 
Dulgär  unb  notorifc^  fe^r  übel  gerebet,  ^öc^ft  fc^äblidje  unb 
fdjimpfiidje  geitungen,  $ur  Perfüljrung  bes  Pöbels,  pcrbäc^tigt  unb 
biDuIgirt  ^aben"  unb  melbete  in  feinem  Beridjte  mie  folgt: 

„Unter  allen  ben  ärgerlidjften  ber  erfte  wäre  ein  ^of» 
mufifant  gen?efen,  fo  Hie  ber  genannt  wirb,  bann  ein 
anberer  ^ofmufifant  Hamens  Blum,  bann  ein  fdjtpars 
Hein  altes  ^oftrompeterl  ic,  ferner  ber  fogenannte  tt^ ürl« 
baber,  ber  ^lof  mann,  ein  Kaufmann  auf  bem  pia^e 
bei  ber  ^auptipadje  unb  ber  ^ersogfpitatpfleger*  Diefe 
Ratten  beim  (ginrücfen  ber  Kaiferlidjen  in  ITIündjen  auf 
offenem  ZTlarf t  in  ©egenn?art  un$d^liger  Perfonen  beiberlei 
©efc^ledjts  ftc^  permeffen,  bie  Bürgerfdjaft  sur  ©egen- 
ipe^r  ansu^e^en,  ba  es  ja  ru^mlic^er  fei,  baf  bie  ZTlündjener 
bie  Kaiferlidjen  angreifen  unb  maffacriren,  obfc^on  ein 
tC^eil  babei  $u  (ßrunbe  ge^en  follte,  als  i^nen  ftc^  ergeben. 
2(uf  foldjen  ^ufprud;  ^in  ^abe  bann  felbigen  ttages  ber 
IDeber  Cibtel  einen  faiferlidjen  ^euern?erfer  pom  Hoffe 
^erabgerijfen  unb  unter  ber  beiben  ^ofmufifanten  2Jn=* 
füt?rung  mit  Scf^lagen  graufam  sugerid^tet  unb  tobt  f^lagen 
wollen*    IDäljrenb  biefes  Cumultes  aber  fjabe  ber  C^ürl» 


238  ;fran3öpfc^c  Sc^aufptelcr  am  SaYrifc^cn  Qofc 

habet,  6er  ftdj  felbft  notorifdj  eines  itn^an^s  Don 
200  Sürgern  geprogelt,  bei  6er  ^auptmac^e  6urdj  einen 
Suben  eine  ^Trommel  ^eimlici^  ersmacPen  un6  bamit  Jlüarm 
fdjiagcn  tDOÜen»  Soldjes  aber  Ijabe  6er  ^offflrfdjner  in 
in  6er  Sofengaffe,  als  6amali9er  Corporal  auf  6er  ^aupt* 
loadje,  bei  geiten  erfeljen  un6  6en  Cärm  abgeftellt;  6er 
^Jlofmann  aber  ^abe  jtc^  einige  ZTlale,  loie  fta6tfun6ig, 
,  erfecft,  ft(^  allerärgerlidjft  au55ulaffen,  6ag  man  6ie 
Kaiferlidjen  aufljängen  follte  un6  toenn  man  Ijie5U  nic^t 
genug  genfer  »üfte,  ipoüte  er  felbft  es  t^un.  Soldjen 
©eli^ters  (ßefellen  feien  aber  nodj  meljrere,  als  6er 
Straubinger  ein  ZTlaler,  6er  Setterframer  Hoff ignol 
in  6er  Kaupngergaffe,  ein  pried)Ier  o6er  £einu)an6framer 
unterm  Hatljaustljurm,  ein  ©eiftlidjer  bei  St.  Peter, 
Kuedjel  genannt  un6  gar  ein  geiftlidjer  IS^aÜi,  Hamens 
©artner,  ein  2l6pofat,  Hamens  Petter  un6  nodj  un« 
5äljlig  Diele  an6ere,  pon  meieren  je6esmal  6ie  aufridjtig 
faiferlidj  (ßejtnnten,  ^erren  un6  (gemeine,  (Seift»  un6 
IDeltlidje  foldjergeftalt  oerfolgt  u>ür6en,  6ag  6er  fdjä6« 
lic^e  (Effeft  unidngft  fogar  an  einem  ^off  aplan, 
6e  2nujenljar6t;  ärgerlic^ft  ausgebrodjen  fei.  I)urdj 
6ergleid}en  Ceute,  5u  n>e(d}en  aud;  6er  in  ZHunc^en  {tc^  auf« 
^alten6e  ;Jran5ofen»£om56iant  un6  £afeljäusler 
Srie6er**®  geijöre,  tt)ür6en  nodj  immer  allerljan6  JTlittel 
u)t6er  6ie  Kaiferlidjen  ausgefonnen,  un6  ob  es  fdjon  6er^ 
malen  feljr  permtrrt  ^erge^e,  fo  U)er6e  6oc^  gar  bal6  6en 
Kaiferlidjen  aUentlyalben  un6  audj  alHjier  Dera?trrtes 
genug  gefdjeljen;  6enn  Stücf,  (ßeweljr  un6  Pulper  fei  nodj 
genug  perborgen;  fo  fönne  man  ein  un6  an6eres  noc^ 
5ur  2lbtljuung  6er  Kaiferlidjen  im  Can6e  peranftalten, 
inmaffen  eine  fe^r  saljlretdje  ZlTannfdjaft  redjtfdjaffener 
bayerifdjer  Sol6aten  in  unfenntlidjen  l{lei6ern  annod^  im 
£an6e  ftdj  ^in  un6  u?ie6er  aufljalte,  auf  6eren  abge5a)ungenen 
(Ei6,  tt)i6er  6ie  Kaiferlidjen  un6  2lIIiirten  nic^t  su  ftreiten, 
nic^t  fo  piel,  fon6ern  ZlTeljreres  auf  iljr  treues,  beftän6ige5, 
generofes  (ßemütlj  pdj  5u  perlaffen  fei,  beporab  fein  einjiger 
£an6^(DfficiaIi  pom  £ljurfürften  abfte^en  u?er6e". 
IDie  man  peljt,  perme^rten  ^of  mufif er  un6  fran$öfifc^e 
Komö6ianten  6ie  galjl  6er  Un5ufrie6enen,  tpas  nidjt  erftaun« 
lidj  ift,  menn  man  be6enft,  6ag  pe  ZRonate  ^in6urc^  feine  8e« 
foI6ung  me^r  genoffen  Ratten  un6  feit  6em  (ginrücfen  6er  (Dfter* 
reidjer  auf  meitere  Pertt)en6ung  nidjt  me^r  rechnen  6urften.  I)en 
faiferlidjen  Selj5r6en   mugte   6a^er   6aran    gelegen  fein,   foldje 


von  Karl  Crautmann.  239 

demente  bal6möglidjft  aus  6er  Siabt  511  entfernen,  un6  fte  tljaten 

es  in  6er  fc^roffften  IDetfe* 

2tm    \6.  TXlax   wav   6er   Sfterreic^ifc^e   Statthalter    ©raf 

DonCöiDenftein    in  JTlünc^en   angefommen'*^,   einen  ZRonat 

fpfiter   bereits   tDur6e  an  i^n  in  Sachen  6er  fransSftfdjen  Sfof^ 

ifom56ianten  Seric^t  erftattet: 

,,3n  Ao.  ^7oi  feint  6ie  am  f rftL  Qofe  5U  ^anouer 
getoefte  fransSfifdje  (Comoe6ianten  gegen  2^00  p* 
Haifcoften  al^ero  erfor6ert  un6  5U  3^?"^"  ^^^  3^^Y 
muficalif(^e  comoe6ianten  auf  3talia  i3erueffen,  6enen 
ebenmefig  6ie  Saigcoften  mit  ^00  p.  entridjtet;  audj  iljnen 
fambentlidj  un6erm  20.  3^"?  210.  ^702  Big  auf  weitere 
Äefolution  alle  quartall  3263  p.  recompens  angefdjafft 
u>or6en,  toelc^  Sye  Sif  ju  en6e  6ef  monats 
Hopembris  Porigen  3^^^^  ^Sey  6em  ^ofsa^Iambt 
empfangen  ^aben,  Von  folc^er  §ext  ^ero  aber  big  5U 
en6t  6ef  monats  TXlay  feint  3^"^«  ^^^^  "it/  <»lt  300  fl. 
in  abfc^Iag  entrichtet  n?or6en,  6ag  yberige,  al%  6227  p. 
ift  toegen  mängl  6eg  gelts  in  au|ftan6t  perbliben  un6 
u>er6en  fye  oljne  5n>eifel  auc^  für  gegentoertiges  monat^ 
Satisfaction  Sege^ren ,  u>ieu>o^Ien  Sye  ain  gan5es 
3<»I?t  ^ero  nur  etlidjma^I  gefpillet  ^aben. 

Xtun  ^at  man  ^mar  an  feit^en  6er  ^ofcammer  n>egen 
abftSüung  6ifer  unnettigen  un6  6odj  coftbaren  Ceut^ 
^iebeuor  f(^on  un6erfc^i6Iic^  erin6erungen  getljann,  worauf 
aber  f Ijein  g6fte.  refolution  eruolgt,  6a^ero  8ey  (ßne6iger 
Äefolution  fte^et,  mie  man  jtc^  gegen  6ifen  Ceit^en,  fo 
6ie  8e5aüung  3^^^^  Ijoc^en  8efoI6tung,  man  Sye  nit 
6imittiert,  Begeljren  u>er6en,  5U  ©erhalten  liabzV^' 
Die  (Entfc^ei6ung  lief  nlc^t  lange  auf  fxii  warten,   jte  fiel 

ungünftig  genug  aus  für  Sie  Sc^aufpieler: 

„2luf  befeldj  6er  alljier  Subjtftieren6ten  ^odjf^ayf. 
a6miniftration,  n>är6t  ^iemit  6enen  alliier  fic^  noc^  be» 
fin6enten,  in  SoI6t  geftanÖtnen  Comoe6ianten  be6eutet, 
6af  man  6eren  Dienfte  nitme^r  ponnötten,  fon6ern  Sye 
6erfelben  würctljlic^  begebe.  Sye  wifen  fic^  6annen^ero 
umb  6ie  §u  3^^^J^  abrais  benötigte  paf,  (ip etilen  6as 
f^ay.  ^ofsd^Iambt  6eren  befoI6ung  absefie^ren 
nit  im  ftan6t,  poigfamb  audj  6a^in  nit  ansutragen  ift), 
bey  Ijodjge6ac^t  fljay.  a6miniftration  geljorfambft  5U 
infmuiren." 
Zladjträglic^  tpur6e  6er  am  6.  3^^  ^705  erlaffene,  fo  Ijarte 

Befc^Iuf  einigermaf  en  gemil6ert,  tpie  aus  6er  ^of  ja^Iamtsredjnung 


2i(0  ;fran5df!f<^e  S<^aufpieler  am  bayrifc^en  Qofe 

erftc^tltc^,    welche   in   6iefcm   3^^^^^    **"*^^   ^^"   2tbferttgungen 
folgenben  (Eintrag  budjtc: 

„Venen  al^ier  gemcften  franjöf*  £omoe6ianten  sui^rer  gens» 

lid^cnabferligung,  DcmtSg  anfc^affung  un6  fdjcin  . .  p.  600/' 

2tIfo  eine  £tqui5ation  mit  neunsig  projent  (ßewinn,  —  bk 

(Dfterreic^er   t)erftan5en   es,   ^aus^älterifd;   umsuge^en   mit   6en 

bayrifc^en  Kontributionsgelöern  1 

I)te  (ßefellfdjaft  perlief  nun,  toie  porgefc^rieben  „o^ne  geit 
Derluft"  Znündjen  un6  jipar  in  folc^er  €ile,  5af  fie  pergaf, 
einem  öer  3^rigen ,  6em  Sdjaufpieler  Philipp  deiaRue, 
6effen  ;Jrau  i^rer  Hieberfunft  entgegenfa^,  feinen  2tnteil  an  öer 
2(bferti9ungsfumme  aussut^änMgen ;  6ie  ^ran5ofen  Ratten  ftd; 
eben  6es  ^errn  pon  Cömenftein  ©efc^äftsgeba^ren  5um 
Porbilöe  genommen  un6  darüber  jene  fdjon  pon  Chappuzeau 
6en  JTlimen  nac^gerüljmte  Punftlidjfeit  im  3^^^^"**^  öiesmal 
auger  ac^t  gelaffen.  3"  feiner  Hot  u>an5te  ftdj  öer  UnglücHic^e 
um  Unterftu^ung  an  5ie  faiferlidje  2l6miniftration.  Das 
Schreiben  mag,  als  ein  Beitrag  5ur  ©efdjidjte  6es  Komööianten* 
elenbes  in  Ultmunc^en,  ^ier  eine  Stelle  finöen: 

„Cur  ^oc^gräfl.  €fceL  mit  Unöert^eniger  Dimifion, 
^ugleic^  fiel^entlidjift  «gube^elligen,  fann  id^  öermal^l  gan^ 
Perlaffner  nit  Umbge^n,  Umb  in  meiner  fo  grofen 
tTrangfall  Un5  Hot^,  Ijilf  5efuec^en,  meillen,  n>ie  mir 
gan^  moll  bemuf  t,  öie  geweft  fransSf»  ba^*  Commeöianten, 
Pon  6ennen  ic^  als  bey^elffer  gegen  ftellung  eines 
Porgen  aufgenommen  morben,  aud?  felbe  mit  mir  ^60  p. 
35^riic^e  befolöung,  jeöodj  alle  quartall  mit  ^0  p.  §u» 
beja^len,  padirt  Ijaben,  folc^es  aber  Pon  itjnen  tpiber 
Per^offen  Un6  Perfpre^en  nit  befc^edjen  ift,  fonöern  fye 
fambentlidj  auf  ©öigfte.  ert^eillung  600  p.  i^re  g^ru* 
Unb  abreis  gegen  ^rancfreidj  genommen  Ijaben,  midj  aber 
nebft  lüeib  un5  Kin6  in  gröf ter  notlj ,  o^n  einigen 
freuier  besa^lung,  tDiier  alle  billidjfeit  im  ftic^  allein 
Unb  ^inöer  i^nen  gelaffen»  lüann  nun  bey  foldj  fc^iperen 
Umbftänöten  ic^,  nebft  einem  grog  fdyipangern  IDeib  Unb 
2  f  tjinbern  oljneI)ienft  unb  folglidj  oljneöelt  Unb  Ha^rungs* 
mittlen  feinestpeegs  länger  fteljen  fann,  meillen  auc^  bereits 
meine  Porijin  geljabt  (£t)rlidje  mobilien  Unnb  ^augfa^rnug 
nadj  Unnb  nadj  Peralieniern  Unb  beyfesen  mügen,  mit« 
^in  mir  unb  ben  meinigen  nidjts  als  ber  elenbifte  petlftab 
me^r  ybrig  Unb  in  Rauben  Perbleiben  toill,  n>ann  nit 
auc^,  gleidj  anbern,  mir  menigip  mit  2  ober  3  quartallen 
tpiberumb  aüergbip.  ge^olffen  u>irbet,  (Belangt  folc^emnac^ 


von  Karl  Crautmann.  2^\ 

an  (Eur*  ^od^^rdfl*  €yceL  mein,  Umb  (ßottesiDillen  fucf • 
fällig,  Swgkidj  UnM^.  ©cljorf,  Bitten,  Sye  gerue^en  5o% 
fo  (ß5ig.  Unn6  barrntjersig  5U  fein,  mir  in  anfe^ung;  6ef 
^odjfdjioangern  lüeibs  Unn5  meines  iest  gan^  entblöf  ten 
iXnb  mittlofen  Stanbts  mit  2  o5er  3  QuartaU  5er  all  5U 
grofen  XloÜ}  aufsufteuren,  6amit  idj  mein  3^^^^^^" 
^aug3ün5,  6ie  creöitores  Unb  anöers  entridjten  Un6 
enötlidj  nadj  ©ottes  anorbtnung  meinen  XDeeg  andf  nadj 
^aus  Pornemmen  fönne.  ^u  ©big.  gewe^rlidjer  erfjör 
midj  gans  Unbert^Snig,  geljorfambift  empfeldjen  mollen". 
Dag  6ie  Kaiferlidjen  !ein  ^er5  Ijatten  für  öen  armen  Sc^au» 
fpieler,  braucht  faum  eigens  bemerft  3U  werben. 

„€s  ift  6em  Supplicanten  5U  bebeutten",  —  lautete  bie  2lnt» 
»ort  —  „ba^  er  i^me  umb  fein  portion  Don  bennen,  feinen 
(Eammeraten  bewilligten  abferttigungs  ©eitern  beffer  vov  fein  foüen 
unb  u>eiU  man  bar^berf^in  nidjts  weiter  abfolgen  gulaffen  ge» 
bencf^t,  fo  ^at  i^me  Supplicant  umb  feinen  Unber^alt  gleic^. 
wollen  anberweittig  5U  pigilieren/'  Spätere  Kunbe  über  ben 
armen  ^ransofen  unb  feine  ^amilie  fe^It'*^ 

3a,  bas  waren  traurige  geiten  im  tanb  Bayern  für  bie 
Komöbianten  unb  ITTufttcr  bes  ^ofes,  unb  es  liege  ft^  ein  langes 
Kapitel  ^ier  einfdjalten ,  wenn  wir  berichten  wollten,  wie  elenb 
es  manchem  JTlitgliebe  basumal  ergangen,  wie  ber  tTenorift 
Pontano,  weldjer  „36  3^^^^  i"  ^^^  Kapelle  gebient  ^atte", 
fein  Brob  erbetteln  mugte  pon  d?ür  3U  d?ür^**,  wie  ber  alte 
Znic^ael  Heuner,  ben  „bie  Perftorbene  djurfürftin  ZHaria 
2tnna  Ijedjftfel.  angebencf^ens  Celjrnen  laffen",  nac^  5weiunb» 
fünfsig  in  (E^ren  5urücfgelegten  Dienftjatjren  „in  gref  ter  2trmut^ 
perftorben"^*^  bes  wacfern  ZlTidjael  Daniel  Creu  nidjt  5U 
gebenfen,  bes  Ceiters  ber  beutfdjen  ^oftruppe,  ber  „alliier  alf  ein 
Ceutfc^er  Comoebiant  36  iaijr  lang  geftanben  Unb  Unber  foldjer 
geit  ba^  ein  Unb  Siebensigifte  iaIjr  erreidjet"  unb  je^t  nichts 
meljr  fein  eigen  nannte,  als  f,bzn  fümmerlic^en  Petlftab"***. 

Die  ^of bü^ne  als  feftgefügte  ^eimftätte  mufifalifdjer 
unb  bramatifdjer  Kunft,  ^atte  aufgeijört  5U  befte^em  Per* 
öbet  lagen  bie  prächtigen  5äle  ber  UTünc^ener  Äejibens,  peröbet 
nic^t  minber  bie  ^errlidjen  Cuftfdjlöffer  braufen,  inmitten  i^rer 
nun  perwilberten  £aubl?ecfen  unb  Blumenparterres ;  auf  bie  feftes« 
froren  Reiten  UTay  (Emanuels  waren  bie  ftillen,  traurigen 
Cage  ber  öfterreidjifc^en  ©Mupation  gefolgt.  IDir  wollen 
biefe  Äu^epaufe  perwenben,  um  einen  rüctfc^auenben  Blicf  ju 
werfen  auf  bie  (Entwicfelung  bes  ftäbtifdjen  Cljcaterlebens 
feit  bem  ^i^gange  ^erbinanb  ZTlarias  (\679)  unb  auf  bie 


2/^2  ifran35ftf(^e  5(^aufpleler  am  bayrtfc^en  ^ofe 

fc^aufptclerifdjen  Porfommmffe  bei  ^ofe  toä^renö  jener  3a^re, 
ba  ZlTay  (gmanuel  öer  Canöes^auptftabt  ferne  u>ar  (^692  bis 
^70\  unö  \70^  bis  ^7\5). 

lüas  Sem  ftabtifc^en  C^eaterleben  in  6em  ermähnten  S^iU 
raunte  feine  Signatur  perleif^t,  ift  bas  nun  ^dufiger  u>er6en6e 
(Erfdjeinen  6eutfdjer  XDanöertruppem  IDir  führen  Mcfe 
©efellfdjaften  un6  i^re  Prin3ipale  ^ier  nur  fur3  an,  ba  i^nen 
im  näc^ften  San5e  bes  3^^*^^^^^^/  jumeift  mit  ^ilfe  bisher 
unbenü^ter  tT^eateraÜen  6es  Jlugsburger  5ta6tardjipe5^*^, 
einge^enöe  IDfirbigung  5U  teil  n>er6en  foll. 

Va  tritt  uns  öenn  als  erfter  un5  sugleidj  als  beöeutenöfter 
2Hagifter  3oIjannes  Pelten  entgegen,  jener  melertoä^nte  Sc^au« 
fpieler,   6effen   bislang   fo    menig   befanntes   Ceben   nun    5urc^ 
^eine^*'  eine  grünMidje  Durdjforfc^ung  erfaljren  ^at.  Sein  2tuf« 
enthalt  in  unferer  Stabt^**  fallt  Dor  ©ftern  ^682.    3^  gleidjen 
3a^re   geben    audj    „Hiberlenöifdje   Commeöianten"**^ 
i^re  Porftellungen   im   grogen  Saale   5es  Hat^aufes,    6er   über« 
Ijaupt  öen   meiften   5er  nun   5U  eru)al?nen5en  (ßefellfc^aften  als 
„Theatrum"  Mente.     Anno  \695  fpieltßafob  Kuj^lmann^^^^ 
aus   Bauten   5ort;    ^699   erfc^einen   6ie   ^ersoglidj   merfe» 
burgifc^en^offd^aufpieler  unter  5er  ^üljrung  Baltljafar 
prunbac^s^^^;    einige    Cage    fpäter    3öf^P|?    2tnton 
Stranisfy***  aus  itugsburg  mit  feinem  „poUicionelafpiU"; 
meiters  \709  „^anns  ©eorg  pliembl  et  Cons.;  Bifd^offl 
2lidjft5t.  ^of  ZlTuftfanten"^^*,  um  einun55U)an5ig  l{omö5ien  5U 
Ijalten.  3^3^^^^  {"^{^  benü^en  fadjfifc^e  Sc^aufpieler*^*  5ie 
Crinfftube  als  Bäl?nenIofaI;  5as  deiche  gefc^ie^t  in  5en  erften 
lüoc^en  5es  3^niiar  \7\5  pon  feiten  einer  nic^t  näljer  benannten 
©efeUfdjaft^^^,  unter  treldjer  ftdj  übrigens  andf  einige  Spi^buben 
befun5en    ^aben   muffen,   6enn   5er  ZlTündjener    Bürgermetfter 
3ofeplj  Pon  Pacdjiery  fdjreibt  in  feinem  tTagebud^e***^  — 
tEagebud^  ift  eigentlicfj  ein  5u  fc^wädjlic^er  2lus5ruä  für  5ie  5icf^ 
leibigen  .^olianten,   in   5enen   befagter  ^err  feine  (Erlebniffe  5er 
Zlad^a?elt   überlieferte    un5   mitunter   5ramatifdje   Dorfommniffe 
eines    Iei5er    nur    3U    fursen    (Eintrages    u>ür5igte    —    unterm 
\3.  3^"Uö^  l'^\5:  „Die  Beittlfdjnei5er  5erobiern  etlic^  Capalier 
in  5er  Comoe5i   auf  5er  Cringftuben,   als  Conte  5i  Starn» 
berg,    Baron  Stein,    Cornet   pon  5er  Ieibgar5e,    le  Baron 
^ill;  disordine  percio  seguito,  5ie  ^r.  Capaliers  neljmben  5ie 
wadit  pon  5er  Ijaubt  EDac^t  pn5  ic^  fc^igge  auf  5ero  begehren 
2  ambts5iener  ^inauf,  5ie  5an  2  pon  £omoe5ianten  pn5  i j  gleitie 
pueben  in  5ie  f c^örgenftuben  einfe^en  laffen. "    Daß  i  t  a  I  i  e  n  i  f  c^  e 
Sd^aufpieler  in  5en  3^^^^"  \6^^  un5  \697  auf  5em  Hat^aufe 


von  Karl  CCrautmann.  2^3 

agierten,  tft  an  einem  anöern  ®rte  fdjon  nac^getoiefen  toorben'*^; 
was  aber  aufer6em  an  Dramen  in  XDirts^äufern  gefpielt  n>ur5e 
ober  toä^renb  6er  Dultseiten  in  eigens  5a5u  aufgeflogenen  Bretter* 
bu5en,,,u)eif  ic^  bis  je^t  nodj  nic^t  ansugeben* 

Übrigens  mug  unfere  3f^^f*ö^t  5amals  ein  geeigneter  ®rt 
5ur  BiI5ung  von  lüanöertruppen  gemefen  fein,  ein  Sammel« 
pla^  für  (Engagement  fudjenSe  Komoöianten,  loie  aus 
^ranffurter  2tften**®  erfic^tlidj  ift,  loeld^e  uns  ersäufen,  5af 
oer  berühmte  itnöreas  (Elenfon  im  3aljre  \685  eigens 
öen  grogen  lüeg  pon  ^ranffurt  nac^  Zn Andren  5urficf» 
gelegt  I^at,  um  ftc^  ^ier  „eine  neue  wacfere  Compagnte 
5U  erwerben". 

Diefe  pon  auswärts  fommenöe  Konfurrens  regte  audj  6ie 
einljeimifd^en  Sdjaufpieler  5U  erneuter  C^ätigfeit  an  un5  es  ift 
folglidj  auf  biefem  ©ebiete  allerlei  ZTlerfenswertes  5U  perseidjnen. 
3uD6r6erft  einmal  6ie  Porftellungen  6es  beutfcfjen  ^offomö6ianten 
Zni(^ael  Daniel  Creu"^  im  3a^re  11696;  6ie  fec^s  auf 
„(ßemainer  Statt  rljat^aus  geljaltenen  Comoebien"  6es  „(ßeSrg 
3ofepIj  Steiger  al^iefigen  Comoebianten"^^^,  bann 
bie  beutfdjen  ®pern,  meiere  ber  furffirftlidj  bayrifdje  ^of* 
unb  Kammerorganift  Dominifus  Deic^el'^^  in  bm  3^^*^^n 
\70\  unb  \7\0  peranftaltete*^^,  ber  toäljrenb  ber  (Dffupation 
in  fal5burgif4e  Dienfte  trat*^*  unb  \7\0  als  „Capeümaifter 
5U  ititen  *  (Dtting"  auftaudjt.  (Eines  biefer  Stücfe,  „ZlTaria 
ZHagbalena  ober  bas  perlorne  unb  miebergef unbene 
Sc^äflein",  beffen  le^te  2tuffüljrung  Pacc^iery  am  \6.  2Har$ 
\7\0  ermäljnt,  Ijat  unter  ben  ^anbf(^riften  ber  Diepgen  ^of»  unb 
Staatsbibliot^f  pia^  genommen  ^^*.  Den  Befdjiuf  madjt 
ein  anberer  tfofmixfxtns,  3^f<>^  Seerieber,  mit  feinen  Kon- 
forten'^^;  audj  fte  perfudjen  es  mit  ,,®peren  pfm  JJ^atljaus", 
boc^  mit  fo  u?enig  (Erfolg,  ba^  felbft  ber  burc^aus  nic^t  fritifdj 
angelegte  ZHündjener  Bürgermeifter  Pon  einem  biefer  Stücfe  in 
feinen  2luffd}reibungen  bemerfte,  bie  „opera  ber  ©enofepa" 
tt)dre  „fdjledjt,  fd^Iec^tior,  fdjledjtissime  herauf  f^omben, 
cui  vna  cum  mea  Consorte  interfui",  unb  ber  Jlrme  Ijatte  ba5U 
am  Cage  porljer,  Samstag  ben  9.  3^"^/  ^^^  „Prob  ber 
©enofepa  (Eomoebi"  angea?o^nt;  biesmal  freiließ  oljne  feine 
(EI?e^älfte. 

Der  3"^^^  fi^^^  ^i^  Befreiung  IDiens  pon  ber 
tEürfengefa^r  (^683)  ^at  jtd}  befanntlic^  in  mandjem  brama» 
tif^en  IDerfe  £uft  gemadjt^^^,  unb  audj  bie  ^auptftabt  bes 
„blauen  Königs",  meldjer  fo  ruijmpollen  itnteil  genommen  an 
biefer  IDaffent^at'^',  ift  barin  nxdit  surücf geblieben. 

16* 


2^^  ;fran3öjifc^e  5(^aufpieler  am  bayrtfc^en  ^ofe 

Du  tapfrer  fjclb  /  ber  ganzen  VOelt 

Dem  ilMer  eine  Stuften  / 
Der  ßimmel  ift  betn  (Snaben-'gelt 

Dem  UTonb  3ei9fl  beine  Spiften: 
2Iujf  freyer  €rb  /  im  freyen  lufft 

3P  30>«V  2<^k^  Won  bein  Heben  j 
(£5  fradbt  /  vnb  fnalt  ümb  bic^  bag  pup 

Dil  ©faljren  omb  bid^  fc^roeben. 

Der  Blutfjunb  /  fjält  bic^  felbji  im  IDertli 

IDie  (Er  bann  aud?  tljuet  fagen  / 
Daft  bu  ein  jnnger  lön?  auff  £rb  ^ 

(Sefäljrlic^  bi($  tfjufi  wagen: 
Du  jagji  jt|m  folc^en  Sc^röcfen  ein, 

(Sanft  d)rient  mu^  flagen  / 
Dag  beine  Üentii  wxe  (Eeuffel  (eyn 

Unb  liaxt  mit  jf^nen  fc^Iagen* 

IDeil  bann  bie  ^t>^ben  felbfien  big 

Derrüffen  /  pno  augfd^reyen  /   • 
So  ip  mein  guegang  ^imblid?  gwig 

Unb  werbt  mir  tool  gebeyen: 
?(ah  alfo  ba  5U  beiner  (Ei^r 

IDas  wenigs  wollen  fc^reiben-/ 
IDas  Ijätt  gebüljrt  /  nod?  freYlid?  mel|r  / 

Das  t!{ue  id;  fd^ulbig  bleiben. 

2tIfo  lauten  6te  Pcrfe,  tpelc^e  6em  „Thoma  Bernardo 
de  Lillis^^^  ^odj»^ürj!l.  ^reyf*  tErompetem  /  pnn6  Ccutfdjen 
Poeten"  in  6ie  ^e5er  gepoffen,  ba  er  anno  \685  feine  bei  tntas 
Straub  in  ZRünc^en  geörucfte  „tEürcfifdje  Tragoedia*^^ 
Unö  Cljriftlidje  Comoedia  ®6er  Ceben  /  pnn6  tEo6t 
6ef  Cürcfifc^en  IDütteridjs  /  vnb  flrangulierten  ©rof « 
Pe5iers  Cara  Mvstapha"  5em  Kurfürften  ZRay  (Emanuel, 
feinem  „Jtllerjnäötgiften  ^Jürften  pn5  ^errn  /  :c.  2t uf  Sc^ulöigift« 
Unbertljdnigifter  Devotion  dediciret  onn5  offeriret",  unö  6af 
ftc^  allljier  feine  Sdjaufpieltruppe  gefunben  ifabm  follte,  um 
Mefes  patriotifdje  ®pus  auf5ufü^ren,  ift  faum  an$une^men,  felbft 
wenn  bis  5ur  Stunöe  6er  urfun6Iicfje  Xlaiiweis  hierüber  fe^It. 

3ntereffant  öürfte  ferner  5U  perne^men  fein,  6af  am 
8.  ^ebruar  \6^0,  ipäljrenö  öer  Itnwefen^eit  Kaifer  Ceopolbs,  6es 
Paters  5er 'Kurfürftin  ZHarie  21  ntonia,  6ie  fjoljen  ^errfc^aften 
„5U  5enen  OEnglifdjen  ^räulein  bey  pnfer  lieben  grauen 
©rufft"  jtdj  begdberif  „tpofelbften  eine  artige  Comoedia 
burdj  lauter  3ungfrau)en  praesentiret  würbe/  pn6  6ie 
Agenten  grofen  Huljm  erlangten"*  Die  „^olbfeelige  Action" 
^alte  pon  fec^s  U^r  abenbs  bis  um  5e^n  U^r  gewä^rt^'^ 
Znan   fte^t,    6as   C^eater   5er  ^rau   Pon   ZTlaintenon   in 


von  Karl  Zxautmann, 


2^5 


Saint^Cyr*''^,  wo  ein  3aljr  por^er  (Januar  \689)  Racines 
Esther'"'*  5ur  Darftelluns  tarn,  wat  nic^t  o^nc  uac^tDtrfung 
in  Bayern  geblieben. 

IDas  fonft  nocfj  pon  6ramatifcfjen  Dergnügungen  wäljrenb 
6er  ®ttupations5eit  berichtet  toirö,  ift  in  ^errn  pon  Pacdjierys 
Cagebuc^  5u  lefen.  itm  \5.  ^annat  \7\0  befucfjte  er  5ie 
;,Come6i",  ob  bei  5en  3^fwiten^^^  ober  anbersipo,  erfaljren  mir 
nic^t,  un6  bemerft  6a5u:  „werben  bie  3ean  un5  Com  eil  De 
IDit  unb  bas  2Tlafacre  in  SfaaQ  a°.  \672  eyljibirt";  am 
2.  September  bes  gleicfjen  2<^ifYcs  fdjreibf  er:  „.  . .  Ijcint  mar 
bie  (Erfte  opera  Musicale'^^,  fo  bem  Sft.  (ßrafcn  pon 
lötpenftein  unb  graf  Starnberg  dedicirt  tporben";  am 
26.  Januar  \7\3  gibt  er  felbft  ein  ^amilienfouper  unb  lä^t  bei 
biefem  Jtnlaffe  „bie  (Comebi  pon  5.  Sebaftian  eyljibiern"; 
am  \5.  2tuguft  \7\3  per^inbert  er  als  2tmtsperfon  „bie  ^eint 
angefe5te  (Comoebien",  beflagt  ftcfj  einige  ^^xt  barauf,  am 
2.  September,  baf  bie  „£omifjion  mit  ben  £omoebianten"  ftdj 
persSgere,  melbet  aber  jtpei  Cage  fpäter,  es  „Ijabzn  Jljro  Drl. 
Princeffm  bie  Comebi  bepdjtiget".  Anno  \7\^,  am  3\.  3^"^^^/ 
ge^t  er  nachmittags  mit  feinen  Hngel^örigen  „in  ^offgart^en*'* 
in  bie  bafelbft  ge^altne  Comoebi  Bacdjus",  fte  belPommt  i^m 
aber  nic^t  gut:  „mir  ift  puber  ber  Comoebi  gans  ybl  tporben, 
ftoft  mid^  mein  Diarea  an,  befentipillen  ein  paar  ayr  3^  '?'^ff' 
gart^en  ne^mbe  pnb  miber  hinauf  5ur  Comoebi  f^ere",  —  lauter 
Zlac^ridjten,  bie  in  i^rer  Unpollfommenljeit  porerft  nur  5U 
erneuter  ^orfcfjung  anregen  bürften. 

€s  tparen  gar  ftille  Cage  bei  ^ofe,  nacfjbem  2Ttay 
€manuel  im.  3^^^^  \^9^  f^i"^  Äepbens  nadj  Brüffel  perlegt 
^atte.  2tm  23,  JTlai  {6^3  trifft  ber  Kurprins  in  ZRündjen  ein,  ber 
am  28.  ©ftober  ^692  5U  XDien  geborene  ^oUpil  ^Jerbinanb*'^, 
unb  wxxb  fogleidj,  ofpsiell  ipenigftens,  ZHittelpunft  bes  Cljeater* 
lebens,  bas  nun  natürlidj  bem  (ßeficfjtsf reife  ber  Keinen  IDelt 
JJec^nung  tragen  muf . 

„(ßroge  Comebien",  fo  ^eift  es  in  einem  Berichte'"''' 
pom  8.  Zrtai  \697,  werben  je^t  „nit  meljr"  gegeben,  por  bem 
Kurprinsen  aber  „ctaine  Comoebien  pnnb  pridjenella» 
fpill"»  ZnicIjaelDanielCreu  barf  wieber  beißofe  agieren^'*, 
pon  lüanbertruppen  jene  bes  fc^on  erwähnten  jat ob  Kfiljl- 
mann'^^  {{6^5),  ber,  nebenbei  bemerW,  im  3^^^^^  1^85  in 
^ranffurt  am  ZTlain  b^n  Citel  „Principal  ber  bayrifc^en 
^offomSbianten"  fidj  beilegt*®^,  unb  b^s  itnbreas  €len» 
fon'*^  (^698)  unb  auferbem  noc^  „3oIjann  3öcob  Pranbt 
pollitinellfpiUer"*®*  unb  ein  gewiffer  ,,C^omas  ZHacculla''*^^ 


2^6  f ransöjifc^c  5(^aufpteler  am  bayrifc^cn  JJofe 

Tindf  ein  Dichter  ^atte  ftdj  für  bcn  Kleinen  gefunben;  ^err  €rtl, 
C^or^err  bei  Unfer  Cieben  grauen  ^^^,  fedtgte  5um  Hamenstage 
3of  eplj^eröinanbs  anno  \6^S  „eine  glficf  ^toinfdjung  £omoe6i" 
un6  braute  biefelbe  por  6em  Ifurprtnsen  smeimal  5ur  Jluf^ 
fü^runj^**;  3^f^P^  ^Jeröinanö,  an  loeld^en  als  (grben  6er 
fpanifc^en  ZlTonardjie,  fo  grofe  Hoffnungen  jtc^  fnüpften,  wat 
bamals  gerabe  fedjs  3at)re  alt! 

Um  öie  Znitte  6es  2lpril  \706  fjaite  man  6ie  Dier  difeflen 
Soljne  6e5  geächteten  Kurfürften  nac^  Klagenfurt  gebrad^t'®^ 
Prin5  C^eo6or  un5  feine  Sdjtoefter  JTlaria  2tnna  blieben 
allein  in  ZTlündjen,  un6  Pac djiery  toeif  mehrere  ZITale  5U  per» 
melben,  5af  bei  ^ofe  por  6er  jungen  ^errfdjaft  2tuf:* 
fü^rungen  ftattfan6en;  fo  u>ir6  am  Dienstag  6en  8»  2tpril  ^7\0 
„ein  gleines  Drama  ascetico  Morale  ey^ibirt",  am  \2.2tpril 
ge^t  eine  „Ceutfdje  eyljibition"  in  Ssene,  „fo  6er  ^err 
Heuner  6er  jungen  ^errfc^aft  ZRuficaliter  gemadjt",  un6 
am  \2.  3uH  \'^\\f  ungefäljr  ein  3^^^/  «^^  Prins  C^eo6or 
nac^  (ßra5  überjie6eln  mugte,  u)er6en  Sie  bei6en  furfürftlic^en 
Hinbev  mit  „PoIIicionelln  pn6erljalten"^®^ 

Xiadj  6er  ungificflidjen  Sc^lac^t  bei  Höc^ftä6t  (\70^)  l^atte 
Kurfürft  JTlay  (Emanuel  mit  6en  Crummern  feines  ^eeres 
nac^  6en  Hie6erlan6en  ftc^  5urücf gesogen ,  wo  er  nunmehr  als 
Souperän  mit  poller  fürftlidjer  ZRadjtpoIIfommenljeit  fdjaltete'®®. 
Pergnügungsfüdjtig  un6  prunflieben6  toie  er  war,  6adjte  er 
alsbaI6  6aran,  feinen  ^of  in  Brfiffel  auf  glan5en6en  ^uf  5U  fe^en 
un6  audj  6em  tTljeater  freigebige  ^ör6erung  5U  teil  »erSen 
5U  laffen.  Die  Academie  de  musique  in  Brüffel  tt)ur6e 
erricfjtet'^®.  Bei  6iefem  itniaffe  seigte  ftc^  u)ie6er  einmal  fo  redjt, 
u>ie  polfstümlidj  6es  Kurfürften  Hame  in  Künftlerheifen 
geu>or6en;  äugerte  ftc^  6ocfj  6as  im  3^^^^  \^0ö  erfdjienene 
njerf  „Parnasse  Belgique*^ '^^  foIgen6ermagen  über  6iefes 
Unternehmen : 

„Son  Altesse  Electorale  de  Baviere,  aiant  formd  le  dessein 
de  se  delasser  pendant  l'hiver  des  fatigues  de  la  guerre,  et 
voulant  rendre  sa  cour,  dejä  fort  brillante  d'elle-meme,  encore 
plus  magnifique,  proposa,  sur  la  fin  de  1704  l'^tablissement 
d*une  Academie  de  musique,  et  y  joignant  une  somme  con- 
siderable  pour  engager  plus  aisement  et  aider  en  meme  tems 
celui  qui  se  croiroit  capable  d'une  teile  entreprise,  trouva  ä 
propos,  que  celui  que  je  nommerai  le  Trop  bon'^^  en  füt  le 
chef,  aiant  non  seulement  la  capacite  d'etablir  ladite  mais 
6tant  encore  tr^s-recommandable  pour  son  merite  personnel 
dans  Tart  de  la  musique. 


von  Karl  Crautinann.  2^7 

Le  bruit  de  cet  Etablissement  s^etant  bientot  repandu  de 
tous  cotes,  les  sujets  s'offrirent  d'autant  plus  volontiers,  que 
Son  Altesse  Electorale  etant  la  cause  premiere  de  cet  eta- 
blissement,  ce  fut  un  empressement  general  ä  vouloir  contri- 
buer  aux  plaisirs  d'un  si  grand  prince;  on  ne  trouvoit  plus 
sur  les  routes  de  Paris,  d'Hollande  et  du  pais  de  Liege,  que 
musiciens,  musicienneSj  danseurs,  et  enfin  tout  ce  que  Ton  crut 
necessaire  pour  rendre  cette  ^cademie  au  moins  aussi  parfaite 
en  bons  sujets  que  celle  de  Paris." 

2tber  neben  6er  ©per  follte  auc^  bas  fransöfifdje  Sdjau* 
fptel  Pflege  pnöen.  2Iuf  5em  legieren  ©ebtete  ftnb  es  öie  ^of^ 
fomobtanten  iJTaf  (gmanuels,  weldje  \705  in  ZHündjen 
abgefertigt  tpuröen,  öie  uns  in  23  ruf  fei  toieöer  entgegentreten; 
tpenigftens  geljt  aus  einem  pon  Faber  mitgeteilten  Perfonen:== 
Derseidyniffe*^*  iietvov,  öaf  Prevost  mit  feiner  ^amilie,  Pre- 
fleury  mitSattin  un5  6a5(£l?cpaar  Ducormier  im3a^re  \706 
6em  Perbanöe  5er  Brüffeler  i3ütjne  angehörten. 

itber  nic^t  in  8  ruf  fei  allein,  überall,  wo  5as  wecfjfelDoUe 
XDaffenglücf  feiner  fransöftfdjen  Bunbesgenoffen  6en  Kurfürften 
5tDang,  2IufentI)alt  5U  nehmen,  ift  alsbalö  pon  öramatifdjen 
Peranftaltungen  öie  Hebe :  3u2non5,  wo  PorZHay(£manueI 
eine  Paftorale  aufgefüljrt  ipuröe,  „Les  Plaisirs  deMarimont", 
tpeldje  ein  gemiffer  Vaillant  in  ZHufif  gefegt  lyatte®^^,  unb  ipo 
in  öen  3^^^^"  (^06  bis  \709  öie  Cruppe  ber  ^offomoöianten 
regelmäßige  Porftellungen  gab*^*;  ju  Paris,  tpo  5er  fdjon  ge»» 
nannte  Dancourt  im  3al?re  \7\5  bas  Dipertiffement  „L'Im- 
promptu  de  Suresnes"  für  i^n  5idjtete^^^  fon5erIic^  aber 
5U  tlamur*^^,  wo  5er  Kurfürft  feinen  fransöfifdjen  Sdjau« 
fpielern,  5ie  pom  6.  3uli  \'^\^  an  mit  einem  ^aiixcsg^zlialk  pon 
^2000  Cipres  neuer5ings  engagiert  wotbm  iparen,  ein  eigenes 
C^eater  errichten  lief. 

iiberfyaupt  mu|  ZlTay  €manuel  in  5en  Hie5erlan5en 
meift  eine  fransoftfdye  Komö5iantentruppe  in  feinem  ©efolge  gehabt 
^aben,  un5  nodj  unterm  20.  Jlpril  \738  wxvb  5em  uns  pon 
iJTünd^en  Ijer  befannten  Richandeau  du  Cormier  „auf 
gesimmentes  erfuedjen"  pom  ®berftl)ofmeifter  (ßrafen  ZTTayi* 
milian  pon  Cörring«SeefeI5  beftätigt*^'',  „5af  2^  5ifen, 
5a  (£r  3^^^^  £^urfrl.  DrI.  ZRayimilian  (Emanuel  ^ödjftfeel 
ge5äcfjtnif  als  fransSfifc^er  Come5iant  ^ier  in  Bayrn 
alf  ni5erlan5t  Pon  ao.  ^70\  Bif  \7\\,  alfo  Beyleüffig 
ailf  3^^?^  ge5ient,  5as  minSifte  Unrecht  pon  feiner  Perfo^n, 
t^uen  lln5  Caffen  gehöret,  fon5ern  i^n  alle  ^di  por  einen  €I?r= 
liefen  Un5  U)acf^eren  2Ttan  erfen5t  ifaUJ' 


2^8  ifranjöjtfc^e  Sc^aufpieler  am  ha^ti^dfen  ^ofe 

Xladf  elfjähriger  Perbannung  ^atte  7X1  at  €manuel  am 
^0.  2lpril  ^7\5  feinen  ebenfo  ,,eriDünfc^t  (ßlorreic^  als  (ßltcff^elts 
^o(^fferfreulicljen  (Einsug"^^^  in  6ie  ^auptftaW  fetner  «neber^* 
gewonnenen  £an6e  gehalten.  Des  dürften  Heigungen  toaren  6ie 
gleichen  geblieben,  ja,  loie  es  fc^eint,  ^atte  6er  2tufentl^alt  in 
^ranfreic^  un6  6er  2lnblicf  6es  ßofes  in  Derfailles  feinen 
^ang  sur  Pracfjtentfaltung  noc^  gefteigert,  un6  glan$en6er  6enn 
je  ^ob  6as  fro^e  Ceben  pon  elje6efit  u)ie6er  an. 

Der  ^offtaat  n?ur6e  akbaI6  reorganifiert,  un6  6a  Ijierbei  eine 
fransSfifdje  Sc^aufpieltruppe  unerläflic^  voat,  fo  fann 
es  nidjt  n>un6er  nehmen,  6af  f(^on  im  3aljre  \7\5  6ie  Konto» 
6ianten  eintreffen,  loelc^e  6er  Kurfürft  geipif  felbft  noc^  in  Paris 
angetDorben.  itm  26.  3"K  ^^^^  ^^^  St^iplian  Pertfc^ 
pon  ©ünsbac^,  6er  „6enen  aus  ^ranfljreic^  an^ero  nadj  Qoff 
berueffenen  £omoe6ianlen  6ie  iljnen  ange^örige  ^als*  audj  anoere 
flai6ung  un6  bagages  mit  einem  wagen  in  Sibense^en  6arauf 
gela6enen  fäften  gelieffert",  ein  Paß  5ur  ^eimreife  ausgeftellt, 
un6  am  \.  September  6es  gleichen  ^atfizs  ergebt  pon  Schleif* 
^eim  aus  6as  Defret,  auf  grun6  6effen  6ie  ©efellfdjaft  in  bayrifc^e 
Dienfte  tritt. 

,,Demnac^  3^^^  £IjurfrI.  Drl  in  Sayrn,  Unf er  (ß6ifter. 
^err,  für  6te  unberm  (.  itpril  6if  ja^rs  neu  aufgeftolte 
comoe6ianten  un6  an6ere  6ar5ue  benöt^igte  perfoljnen  einen 
refpectipe  jä^r liefen  unber^alt  in  6reY  un6  6reYiig 
taufent  Livres  de  France  befteljent,  wie  beyligente 
Specification  repartierter  mafen  weifet,  g6ft.  Per  williget; 
2tIfo  befeldjen  Sye  6ero  ^ofcammer  ^iemit  g6ft.  6efent* 
wegen  gehörigen  ort^s  6ie  weitljere  notljurfft  5uperffiegen, 
6amit  ie6em  pon  obbemelten  comoe6ianten  6er  in  befagter 
Specification  auf  gesaigtes  SoI6t,  5U  quartaln  eingetljailter, 
gegen  fc^ein  auf  gefolget  un6  Crafft  6if  in  Sec^nung  pr. 
aufgab  paf iert  wer6e,  Perfel?en  jtd)  6effen  g6ft»  un6  feYn6t 
6ero  ^ofcammer,  Directori  un6  Ä^äten  anUy  mit  (ßna6en 
gewogen." 
Die  erwähnte  „Specification"  seigt  uns  an,  welche  ©emenle 
ponnöten  waren,  um  eine  fransöjtfdje  Sc^aufpieltruppe  5U  biI6en, 
un6  wie  6ie  einseinen  Znitglie6er  befoI6et  wur6en: 

„Les  comediens  de  S{on).  A(ltesse).  E{lectorale).  sont  En- 
gagez  a  son  seruice  le  premier  d'auril  1715. 

La  Troupe  Est  composee  de  15  acteurs  ou  actrices, 
chaqu'un  a  raison  de  1600  ^  (livres)  monoye  de  France 
par  an,  Ce  qui  monte  pour  le  total  Annuel  a  la 
somme  de 24000  ^ 


pon  Karl  Crautmann. 


2^9 


Plus  il  y  a  trois  danceurs  chaqu^un  a  raison 
de  1600  ^  monoye  France,  ainsy  que  les 
comediens,  ce  qui  fait  pour  le  total  annuel 
la  somme  de 48CX)  ^ 

Plus  septGagistes,  scavoir  un  violon  pour  les 
repetitions  de  dances  a  raisons  de     8cX)  ^ 

Un  decorateur  a  raison  de     .     .     .     800  ^ 

Une  Souffleuse  a  raison  de     .     .     .     600  * 

Deux  habilleuses  a  raison  de  500  ^  42CX)  ^ 

chaqu*une     ...*....  1000  ^ 

Deux  porteuses  de  pacquets  a  raison 

de  5CX)  ^  chaqu*un iocx>  ®^ 

Total  de  gages  des  la  Troupe  des  comediens 
par  chaqu'un  an 

Total  des  gages  des  Danceurs  idem      .     . 

Total  des  gages  des  Gagistes  idem   .     .     . 


24000  * 
4800» 
4200  ^ 


Total  general     33000  ^" 

Um  unfere  Kenntnis  ber  pcrfonalper^dltntffc  befagter  ©cfell:» 
fc^aft  tft  es  freiließ  fdjiedjt  beftellt.  Die  ^ofsa^Iamtsrec^nungen 
für  6en  Zeitraum  von  \7^5  bis  \750  jin6  abijanben  gefommen, 
nidjt  minber  5ie  2lften  6es  fransöftfdjen  Cljeaters,  infoipeit  fte 
auf  öte  fpäteren  Äegierungsja^re  ZTTayCmanuelsjtdj  besiegen; 
tDtr  fin6  leöiglidj  auf  5ie  Defretenfammlung  5es  HeidjsardjiDes, 
auf  nodf  erhaltene  perfonalaften  einselner  JTlitglieber  un6  auf 
5ie  Cotenbüdjer  5er  beiben  StaWpfarreien  pon  Unfer  Cieben  ^Jrauen 
un5  St.  Peter  angewiefen  unb  aus  biefen  Quellen  Ijat  {xdf  menig« 
ftens ergeben,  ba^ bamals bte Sdjauf pieler  Beaüpr^^^^,  Champ- 
vallon*oo  iiiit  (gattin,  Clavel^^S  Andre  Duclos^^«, 
Grandval*^*,  Pierre  Gravier*^*,  Louis  Le  Sage*®*,  Pierre 
Rey406.  5j^  Sdjaufpielerin  Vassy*<^^,  bie  tEänserinnen  La 
Feuvre*^^  (Lefövre?)  unb  Crem  er  s*®^,  ber  Cansmeifter 
Pierre  Dubreuil*^^  bie  Sängerin  Baptist e*^^  ber  Hluftfus 
Jean  Baptiste*^^  unb  ber  ZHafdjinift  Pierre  Laurent *^^ 
menn  nidjt  gleidjseitig ,  fo  bod}  in  ben  ^^^ren  \7\5  bis  \722 
ber  fransSjtfc^en  ^ofbüljne  in  JTlündjen  angehörten. 

2luc^  einen  comedien-auteur  ^atte  bie  Cruppe  in  ber  Perfon 
bes  Sc^aufpielers  Dauvilliers  auf5uu?eifen. 

Über  Dauvilliers  nun,  ftnb  wir  beffer  unterrichtet,  als 
über  feine  Kollegen  unb  Molleginnen ;  5«>ar  tljun  bie2tften  feines 
tlamens  feine  (gra?ä^nung,  tDO^I  aber  ijat  er  jwei  Komobien 
^interlaffen,  in  benen  er  g^ugnis  ablegte,  ba^  man  ni(^t  gerabe 
Siebter  5U  fein  braucht,    um  Perfe  madjen  ju  f$nnen,  unb  bie, 


250  iJtanjöjtfc^e  Sc^aufptcler  am  baYrtf(^cn  Qofe 

Don  öem  e^renfeften  Zltatt^ias  Hieöl  mtt  sa^Ircic^en  DruJf eitlem 
ausgeftaftet,  in  ZHündjen  bas  Cic^t  6er  IDelt  erblicften. 

„LeFaucon  |  ou  LaConstance|Comedie  |  ParM. 
Dauvilliers  |  Comedien  [  De  S.  A.  E.  De  Baviere  |  Re- 
presentee  pour  la  premier  fois  |  le  2.  Januier  1718.I 
AMunich,  |  Chez  Mathiae  Riedl",  |  (8^  ^\  BL)*^*/  tftaut 
öem  Citel  öes  umfangreidjeren  5er  beiöen  U)erfe  5U  lefen. 

3«  6er  XDeife  5er  alten  Fabliaux,  alleröings  5urc^fe^t  mit 
5em  feinften  esprit  gaulois,  liat  La  Fontaine  im  Sritten 
Buc^e  feinerContes  et  Nouvelles^^*  5ie  aus  Boccacios 
Decamerone  entlehnte  (ßefdyidjte  pom  Ralfen  (Le  Faucon) 
er$d^It,  jene  ^iftorie,  in  meldjer  von  5er  aus5auern5en  Ciebe  5es 
jungen  Florentiners  Federic  5ur  ftolsen  Clitie  beridjtet  wirb. 
Sec^s  3atjre  lang  fjat  5er  (£5elmann  erfolglos  um  5ie  (ßunft 
5er  Sdjonen  geworben,  feine  reidje  Sfabe  ift  5arüber  perloren 
gegangen,  un5  nun  lebt  er  5rauf en  auf  5em  einsigen  ZlTaierfjofe, 
5er  iljm  geblieben,  ein  freu51os  ärmlidjes,  Don  fel}ren5er  Seljn* 
fuc^t  serqualtes  £eben.  J)ie  3<^9^  if^  f'^i"^  I^^^^  Kursmeil,  ein 
trefflidjer  ^alfe  fein  unerläglidyer  un5  lieber  Begleiter.  Da  erfdjeint . 
eines Cages  Clitie  bei  i^m.  Sie  ift  in5effen  VOiiw^  gea>or5en, 
itjr  einsiges  Soljndjen  liegt  fterbensfranf  5arnic5er  un5  Ijängt  in 
feinem  ICinöestro^e  an  5em  einsigen  lüunfc^e,  5en  3^9^f^lf*^" 
fein  eigen  ^n  nennen,  pon  5effen  ©efc^icflidjf eit  es.  fo  wunöerbare 
Kunöe  erijalten,  Cange  I^at  Clitie  mit  ftd)  felbft  gefämpft,  pon 
5em  ZlTanne  einen  foldjen  Dienft  $u  perlangen,  5em  fte  tro^ 
feiner  innigen  Ciebe  alleseit  falt  un5  abipeifen5  entgegengetreten, 
un5  nur  5er  ©eöanfe,  5af  i^res  Kleinen  t<ibtn  an  5er  (£r« 
füUung  5es  IDunfcfjes  Ijänge,  ijat  5ie  HTutter  $u  5iefem  Schritte 
permoc^t.  Federic  la5et  5ie  (Beliebte  $um  ZTTat^le  ein,  un5  als 
nun  Clitie  s5gern5  i^re  Bitte  porbringt,  wivb  il?r  sur  2tntu>ort, 
5af,  um  fie  nid^t  allsu  ärmlicfj  $u  beipirten,  5er  ^alfe  subereitet 
iPor5en.  2)ag  er  i^r  ^u  €^ren  in  ^Jeften  fein  Permögen  per» 
fc^tpen5et,  ^at  fie  falt  gelaffen,  5af  er  aber,  nur  um  5er  (Beliebten 
eine  geringfügige  ZCufmerffamfeit  su  era?eifen,  fein  Ce^tes  un5 
tEeuerftes  oljne  Beftnnen  ^ingiebt,  ift  ifjr  eine  fibertt)ältigen5e 
©ffenbarung  feiner  tiefen  £ei5enfc^aft,  un5  Clitie  tpeigert  ftdj 
nid^t  länger  me^r,  Feder i es  lüeib  $u  u)er5en. 

SonSerlic^  geeignet  $u  5ramatifcljer  Beljan5lung  fann  man 
5iefe  ^ersensgefdjidjte  gera5e  nidjt  beseic^nen,  un5  n?enn  allenfalls 
ein  ZHeifter  pfyc^ologifdjer  Pertief ung,  ipie  (ßoetlje*^^,  i^r  geredjt 
ge»or5en  märe,  ift  ^ier  nur  $u  fonftatieren,  5af  Dauvilliers 
fläglidj  5aran  5djiffbrudj  gelitten.  (£r  ^at  ftdj  5ie  Saiie  aber 
aud^  leidet  gemacht. 


©on  Karl  Crautmann.  25  ^ 

„Le  faucon  —  fc^rcibt  er  in  6er  Porrebe  —  est  un  conte 
de  bocace  si  connu,  par  la  delicatesse  dont  le  celebre,  Monsieur 
de  la  fontaine,  Ta  mis  en  vers ;  que  je  ne  feray  point  d'argumeiit 
a  ma  Comedie,  je  diray  seulement;  que  j'ay  suivi  le  conte 
de  point  en  point.  Mais  comme  il  est  necessaire  de  faire 
rire  dans  le  comicfüe,  &  que  le  sujet  est  fort  serieux  de  luy 
mesme.  Je  Tay  reveille  de  quelques  incidents  ou  Ton  trouve 
un  peu  de  plaisant,  toutefois  beaucoup  plus  sensible  a  la 
representation  qu*  ä  la  lecture.  II  y  a  quelques  scenes  qui 
ne  sont  päs  veritablement  du  sujet,  mais  je  les  ay  nienzigees 
avec  tant  de  soin  qu'il  y  paroist  de  la  liaison,  puis  qu'elles 
fönt  connoitre  qu'aucun  domestique  de  la  mere  de  Federic 
n'a  d'argent,  &  que  le  point  essentiel  est  de  mettre  Federic 
dans  la  necessite  de  tuer  son  faucon  pour  donner  a  diner  a 
sa  maitresse  faute  d'autres  secours.** 

2tIfo  ^erbet5teljen  von  fomifc^en  Hebenperfonen  anftatt 
pfYc^oIogtfdjer  Perlief ungl  Dem  ^eI6en  tritt  6er  nadj  einem 
e^rlidjen  ZHittageffen  fti^  fe^nen6e  Diener  Merlin  5ur  Seite, 
6er  ^eI6in  bas  fd^alfl^afte  Kammerfä^d^en  Lisette,  ein  renom** 
mieren6er  €6elmann  aus  6er  (ßascogne  6arf  nidjt  fehlen, 
un6  um  Federics  ©pfermut  befon6ers  ^eroorsu^eben ,  loeig 
D  au  vi  liier s  ftdj  nidyt  beffer  ju  Ijelfen,  als  in6em  er  ein  reidjes 
2nd6c^en  in  i^n  perliebt  fein  läft: 

En  6pousant  lucfesse,  il  deviendroit  heureux 
Elle  est  aimable,  riche,  &  peut  combler  ses  voeux; 
Tout  conspire  a  luy  faire,  un  destin  favorable; 
Et  luy  seul  obstin^  veut  estre  miserable  **'''. 

Daf  6ie  (ßefdjidjte  in  Paris  fpielt  un6  nidjt  me^r  in  ^lorens, 
ift  eiaentlidj  feIbftoerftan6üc^. 

Das  iberf  ift  6em  Kurprinjen  Karl  Gilbert  sugeei^net, 
6er  fur5  Por^er  aus  feiner  erften  Kampagne  ^egen  6ie  Cürfen 
5urücf gelehrt  tpar,  ipas  unferm  Poeten  Peranlaffung  gibt, 
i^n  als  Sialhq^oit  5U  preifen  —  welcfje  Summe  er  6afür  er^^^ 
Ijalten,  ift  aus  6en  ^ofsa^Iamtsrec^nungen  Iei6er  nidjt  meljr 
5U  erfel^en, 

2ludj  6as  an6ere  Drama  aus  Dauvilliers  ^e6er:  „La 
Feste  I  De  Delos  |  Comedie  Par  M.  Dauvilliers  | 
Comedien,  |  De  S.  A.  E.  De  Baviere.  |  Ornee  de 
dances  &  de  Musique  de  la  Composition  |  de  M, 
Grandual  Comedien  |  De  S.  A.  E.  de  Baviere.  |  Re- 
present^e  aMunich,  le  30.  |Aoust  M.DCCXVI.  |  Chez 
Mathieu  Riedl",  |  (8^  28  Bl.)*^^  tpeldjes  6er  Sdjaufpieler 
ZTlaj  (Emanuel  felbft  tDi6mete,  fnüpft;  toie  6er  „Auant-Propos''^ 


252.  Jtön35Pf(^c  Sc^aufpieler  am  bayrifc^eu  Qofe 

permelbct,  feine  (Entfte^ung  an  ein  Porfommnis  in  6es  Kur« 
prinsen  Ceben: 

„Son  Altesse  Serenissime  Monseigneur  Le  Prince  Electoral 
Parti t  le  4  decembre  de  l'anöe  171 5.  pour  voyager  dans 
ritalie  a  Taproche  de  son  retour  Venuie  de  luy  marquer  mon 
zelle  &  la  joye  de  le  revoir,  me  fit  ejitreprendre  de  composer 
ce  divertissement  que  jay  titre  de  petite  comedie,  quoy  que 
les  scenes  ne  soient  proprement  qu'une  introduction,  a  la 
dance  &  au  chant  qui  ont  ^te  mon  seul  objet  je  ne  crois  pas 
estre  blam6  du  dessin  puis  que  le  succez  ma  ete  favorable  mes 
camarades  m'ont  procure  cette  avantage  par  les  peines  qui 
ce  sont  donnes  pour  rendre  l'execution  agreable»  mais  si  le 
tout  merite  quelqu'  attention  jen  ay  rentiere  obligatio  a  un 
seigneur  des  premiers  de  la  cour  qui  a  daignd  m'honnorer  de 
sa  protection  &  de  ses  avis,  soit  pour  marquer  avec  plus  de 
justesse  les  pensees  que  je  voulois  rendre,  ou  pour  reformer 
ce  qui  auroit  pu  paroitre  un  peu  trivial  je  n'ay  jamais 
improuu6  les  gens  qui  ecrivent  &  cherchent  les  conseils  des 
personnes  d'esprit,  je  m'entrouve  trop  bien  pour  changer 
jamais  de  sentiment  je  suis  redevable  par  bien  d'autres  endroits 
au  seigneur  dont  je  viens  de  parier  &  je  ne  manquerois  pas 
de  le  nommer  s'il  n*etoit  assez  connu  par  le  sang  illustre 
dont  il  sort  &  je  crois  faire  son  panegirique  apres  ce  mot 
en  disant  que  son  esprit  &  sa  politesse  ne  cedent  en  rien  a 
sa  bravovre  &  a  sa  noblesse. 

Au  reste  ce  petit  ouvrage  ce  devait  representer  le  6.  aoust 
jour  de  la  naissance  de  S.  A.  S.  ce  qui  avoit  occasione  mon 
allegorie  jour  au  quel  S.  A.  S.  etoit  attendüe  a  Munich  & 
pour  n'avoir  ete  execute  que  le  30.  du  mesme  mois  je  ne 
crois  pas  que  mon  idee  soit  assez  eloignee  pour  n'este  pas 
comprise  sur  tout  a  pres  l'honneur  que  jay  de  plaire  a 
lAuguste  Prince  que  je  sers  &  dont  l'Aprobation  a  entrainee 
Celle  de  toute  la  cour." 

Das  (ßan$e  ift  ein  rafc^  ^ingen^orfenes  ©elegen^eitspoem 
mit  6em  geioo^nten  mYt^oIo9ifc^:=paftoraIen  2tufpu^e  unö  mit  all 
6en  ^abaifen,  in  tt>eldje  folc^e  IDerfe  ftets  perfaüeu;  menn  nic^t 
6er  ©enius  eines  waift^n  Dichters  5ie  ^ergebradjte  ;Jorm  mit 
neuem  (Seifte  5U  erfüllen  permag. 

3upiter  Ijat  befohlen,  auf  2)eIos  6es  (ßotterfoljnes  2lpoII 
©eburtsfeft  5U  feiern  —  biefe  sarte  'Jtnfpielung  auf  Karl 
Gilbert  ift  von  5en  ^offapalieren  bei  6er  2tuffü^rung  gea?if 
mit  beifälligem  ©emurmel  marfiert  a?or6en  —  un5  5a  giebt's 
5es  Caufens  genug  für  ZHerfur  unö  für  ^omus,  feinen  fpott^ 


von  Karl  Crautmann.  253 

füc^ttgen  Kollegen.  2tmor  in  Perfon  gefeilt  jic^  ju  i^nen^  un6 
mä^renb  6te  ©ötterboten  6ie  2tnor6nungen  5um  ^efte  treffen, 
erteilt  6er  Schelm  2tuöien$,  öenn  er  Ifat  überall  perMnöen  laffen, 
6ag,  tper  in  Ciebesfac^en  ein  2(nliegen  Ifab^,  bei  i^m  ftc^  iS.at 
erholen  möge  un6  ^ülfe.  2tllerlei  Polf  ftrömt  ^erbei,  ^irte  unb 
^irtenmäöc^en,  ein  eiferfüdjtiger  tErunfenboIb  mit  feiner  (E^e* 
Ijälfte,  6er  unpermei6Iidje  (E6elmann  t>on  6en  Ufern  6er  ©aronne, 
6er  Cölpel  pierrot,  melc^er  gerne  ein  IDeib  freien  mödjte,  menn 
es  nidjt  ein  gar  fo  gefä^rlidj  Beginnen  tpdre;  jeglic^m  Bitt» 
fteUer  giebt  ümor  treffen6cn  Befdjei6,  auc^  6er  faum  se^njä^rigen 
Bauern6irne  IHimi,  6ie  ebenfalls  ^erbeigetroüt  fommt,  um  ^c^ 
einen  ZTTann  5U  erbitten.  IDas  6ie  bei6en  per^an6eln,  mag 
^ier  als  Probe  pon  Dauvilliers'  Poeterei* ^^  eine  Stelle  fin6en: 

L'Amour. 
•  .  .  Que  cherchez  vous  la  belle  enfant, 
Venez  que  regardez  vous  taut, 

Mimi. 
Je  crains,  que  Ton  ne  me  surprene, 
Je  n'nay  qu'un  moment  a  parier; 
Si  Qa  ne  vous  fait  point  de  peine, 
Autrement  je  uais  m*en  aller. 

L'Amour. 
Parlez  je  veux  bien  vous  entendre, 
Voyons  que  voulez  vous  m'aprendre. 

Mimi, 
On  dit  que  les  Dieux  s^auent  tout, 
Et  qui  connoissent  toute  chose; 
S'il  est  vray  vous  s^avez  la  cause, 
Qui  m^aroeine  icy. 

L'Amour. 
Point  du  tout 
Je  ne  sgay  ce  qui  vous  attire. 

Mimi 
Je  suis  trop  honteuse  a  le  dire. 

L'Amour. 
Dite  ne  craignez  rien  I 
Mimi 

Monsieur  .  .  • 
Ce  matin  .  .  . 

L'Amour. 
Quoi : 
Mimi. 

Ma  grande  Soeur. 
L'Amour. 
Elle  est  fort  bien  apari^e: 


25^  Jtan33jif(^e  Sc^aufpicler  am  baYrtfc^cn  Qofe 


M  i  m  i. 
Vous  TAuez  presque  Marine: 

L*Amour. 
D' Acord  ; 

Mimi. 
Devinez  vous  ce  qui  m'ameine  icy, 
L '  A  m  o  u  r. 

NOD. 

Mimi. 
Je  Youdrois  bien  Testre  aussi. 
Je  vous  parle  avec  confiance. 

L' Amour. 
Vous  aures  votre  tour  donnez  vous  patience, 
On  ne  peut  marier,  de  si  jeunes  enfants, 
Et  quel  age  avez  vouz: 
Mimi. 

J'auray  bientost  dix  ans; 
Pour  metre  ma  soeur  en  menage. 
On  ne  demende  pas  son  age. 

L*Amour. 
Ce  n'est  point  penser  a  demi, 
Comment  vous  nome-t-on. 
Mimi, 

Je  m'apelle  mimi 
L'Amour. 
Mais  pour  yous  marier  .  .  . 
Mimi. 

^h  pour  quoi  non  oh  dame, 
Les  garonsgons  du  hameau,  veulent  de  jeune  ftmme, 
&t  nous  avons  certains  apas  .  . 

L'Amour. 
D*Acord,  mais  ne  voiez  vous  pas, 
Que  vous  n'etes  pas  assez  grande, 
Que  feriez  vous : 

Mimi. 

Belle  demende, 
Je  ferois  ce  que  fait  ma  Soeur. 

L'Amour« 
Ovy: 

Mimi. 
Helas  qu'eir  a  de  bonheur, 
Je  ne  seray.    Jamals  comme  eile. 

L'Amour. 
Cont^s  vous  pour  Rien  d'estre  belle, 
Que  me  dir^s  vous  la  dessus, 


von  Karl  Crautmann.  255 

Mimi. 

Ce  n'est  pas  un  grand  avantage, 

Si  je  n'cn  fais  un  promt  usage; 

Le  temps  perdu  ne  revient  plus, 
Oq  dit  quand  on  me  voit  eile  est  assez  gentille ; 
Mais  pour  tant;  on  m'apelle  encor  petite  fille, 
Ce  nom  petite  ülle,   est  petit  si  petit, 
Que  je  voudrois  jamais,  n'estre  venüe  au  monde, 

Si  tost  que  quel  qu'un  me  le  dit. 

L '  A  m  o  u  r. 

Que  ma  sur  prise  est  sans  seconde. 
Vous  av^s  trop  d'esprit,  pour  manquer  de  raison, 

Tout  doit  venir  dans  sa  saison, 
Pour  vous  grandir  sitost,  il  fraudroit  un  miracle, 
Mais  il  ne  se  peut  faire,  &  j'y  vois  trop  d'obstacle, 

Peut  estre  dans  quatre  ou  cinq  ans  .  .  . 

Mimi. 
Les  nuits  me  sont  deja,  d'une  longeur  horrible, 
Comment  peut  il  m'estre  possible, 
D'attendre  encore  un  si  lontemps. 

L'Amour. 
Je  les  racourciray;  mais  enfin  pour  vous  plaire, 
Voila  tout  ce  que  je  puis  faire. 

Mimi, 
Monsieur,  faite  le  promtement, 
Quelles  ne  durent  qu^un  moment. 

L'Amour. 
AlMs  donc,  vous  ser^s  contente, 
Et  je  rempliray  votre  attente. 

Deti  5tt>i^94P^ädjen  mit  2tmor,  6te  übrigens  bas  Befte  an 
6cm  Stücfe  ftnö,  mac^t  ZlTomus  mit  6en  XDorten  ein  (En6e: 

Du  plaisir,  de  la  joye,  allons  qu'on  fasse  place, 
Je  vous  ameine  icy,  dans  la  dance  &  le  chant, 

Le  plus  sublime  du  talant, 

Silence,  qu'on  prete  Toreillc, 

Et  que  chdcun  fasse  merveille. 

Die  Statue  2tpoIls,  t>on  ©rangenbäumen  umgeben,  erfdjeint 
in  einer  Hifc^e,  bas  „Divertissement  en  Musique"  t^t  an* 
3n  raufc^enben  €I}oren  erflingt  aus  öer  Hymp^en  unö  vvfaben 
ZTIunöe  bas  begeifterte  £ob  6e5  „fils  du  maitre  du  tonnerre**, 
öer  Beifall  fpenöenö  in  6er  ^ofloge  6er  X?orfteUung  anmo^nt; 
3ri5  erfdjeint  auf  einem  Hegenbogen  un6  fpric^t  allen  tteil« 
ne^mern  3upiter5  befonöeres  XDo^IgefaUen  aus,  worauf  ein 
tCan$,  „un  chaconne  suivie  d'un  passepied",  6as  (San^e  feinem 
(En6e  $ufü^rt. 


256  ifran35jif(^e  Sc^aufptclcr  am  bayrtfc^en  Qofe 

llnö  nun  laffen  mir  öes  Monsieur  Dauvilliers  t>erfifi3lerte 
©efc^madloftgfcitcn  fdjieuntgft  tpteöer  in  6ie  Pergeffen^ett  surflcf* 
^nfen,  tpeldjer  fte  mit  fo  pielem  Hechte  anl^cimgcfallcn» 

©lüdlidjer  IDcifc  bcfdjränfcn  fic^  unfere  Hadjric^ten  über 
ias  Hepertoire  6er  fransöfifdfen  i(omö6tanten  nidjt  auf  öie 
Stfide  pon  Dauvilliers  allein.  Da  ersä^It  5uerft  einmal 
X?acdjierY  in  feinem  Cagebudje,  baf  er  am  Sonntag  6en 
22.  Znär5  ^7^6  ,/nadj  ^off  in  öie  Comoeöi  gangen,  La  Piece 
Le  Malade  Imaginaire,  representatio  finit  parum  ante 
horam  lo";  ferner  am  29.  ZTTai  ^7^9:  „Xiaii  6em  Te  Deum 
(n^egen  6er  IDa^I  6es  ^ersogs  Klemens  5um  Bifc^of  von 
ZHünfter  unb  Paberbom)  n^urbe  6ie  fransöftfc^e  (Eomoeöie  Le 
Saul**®  betitelt  gehalten,  toarsue  mflr  beybe  (Dac^iery  unö 
feine  (ßattin)  auc^  gefahren  pnö  uns  eingefunben",  unb  basu 
erfdjiief t  ftc^  uns  in  ben  Kalenberaufseic^nungen  bes  (ßrafen 
Preyfing  für  biefe  2TIaterie  eine  Queue  poh  grofer  Äeid^« 
^altigfeit. 

3n  ber  ßanbf^riftenfammlung  ber  ZTTünc^ener  ^of»  unb 
Staatsbibliot^er*^^  liegt  ein  Stof  unfdjeinbarer  S^reibfalenber 
aus  ber  erften  Qälfte  bas  adjt5e^nten  3^^^^ttnberts,  mie  fol^e 
bie  befannte  3ä<*li"f<^^  ^ofbuc^bruderei  alljä^rltdj  in  ber 
Canbes^auptftabt  5U  tEage  forberte.  I)iefe  Südjlein  gehörten  feiner« 
seit  bem  (ßrafen  ZRayimilian  Preffing***,  bem  treuen  Berater 
unb  Ciebling  bes  Kurprinsen  unb  nadjmaligen  Kurfürften  Karl 
iCIbert  Daran  märe  nun  nichts  fonberlic^  ZTIerfensmerteS;  toenn 
ber  Ijocijgeftellte  ^err  nic^t  burdj  fe^sunbr)ier$ig  3a^re  auf  ben 
leeren  Seiten  ber  aalenber,  je  nadj  £aune  mit  me^r  ober  weniger 
Jlusfü^rlidjfeit,  alle  X?orfommniffe  bei  :^ofe  aufgescidjnet  ^ätte 
unb  berart  in  befdjeibenem  2TIafe  fonberltoj  fürJTlayCmanuel 
unb  Karl  2tlbert  bas  geworben,  n>as  fein  fransöftfdfer  geit* 
genoffe,  ber  befannte  Marquis  de  Dangeau*^^,  für  Cubwig 
benX?ier5eIjnten  geipefen.  So  geftalten  ftdj  biefe  unfdjeinbaren 
Kalenber,  n>eldje  uns  in  i^ren  Umf^lägen  aus  geblümtem  ©olb« 
papier  fo  altpäterlic^  anblicfen,  5U  einem  Cagebudje  bes  bayrifc^en 
^ofes  gerabe  aus  jener  §äif  pon  welcher  uns  bislang  fo  geringe 
Kunbe  geworben;  Ijunbert  Weine  (Einselljeiten,  bie  o^nebem  fc^on 
längft  perfdjollen  wären,  erwadjen  in  ben  pergilbten  Blättern, 
es  ift  ein  Stücf  Jlltmün^ener  Cofalgef^ic^te  aus  ber 
prunfpollften  Periobe  ber  Hofofoseit.  ^reilic^  ge» 
winnen  biefe  Zladjridjten  erft  ^arbe  unb  £eben,  wenn  wir  uns  Sie 
Stätten  por  2tugen  füljren,  bmm  bie  (Ereigniffe  5ur  Staffage 
gebient,  jene  golbfc^immernben,  tro^  i^rer  unermef  liefen  Pracht* 
entfaltung  fo  ^armonifc^  unb  traulidj  wirfenben  Kaifersimmer 


von  Karl  Zxauimann.  257 

&cr  Hefi6en5,  bic  ZTTünc^cner  Stabtpaläfte  öes  bayrifclfen  Jlöels 
mit  iljrcn  rei5cn6en  Stiegen^aufcrrt,  fo  red)t  ^efdjaffen,  öteZlTengc 
6er  feflltdj  ^cfdjmüd tcn  (ßäftc  5ur  ©eltung  5U  bringen  unb  empor» 
Sugcleiten  in  grasiöfer  IDinbung;  bie  £uftfd)Iöffer  un6  ©arten 
bes  ^ofes,  u?ie  fie  in  bes  3"9^"i^"^^  IXlaitlixas  Dtfel*^* 
Stid^en  üor  uns  erftel^en  mit  iljren  meitfc^attenben  jllleen, 
blütenbuftenben  Parterres  unb  nimmerruljenben  ^Jontänen;  jene 
laufdfigen  Hebuits  im  IlYmpljenburger  Parfe,  bie  Babenburg, 
bie  Maison  des  Indes,  bie  Jimalienburg,  wo  jeber  IDinfel  5U 
,;l{onfiben5en"  einlub,  5U  perliebtem  (ßetänbel,  5U  fein  pointierter, 
fo!etter  Kauferie  —  mit  einem  IDorte,  all  bie  Sdjöpfungen, 
in  benen  bes  feinfül^Iigen  Jtrdjiteften  unb  Deforateurs  Frangois 
de  Cuvillies*^*.  pielfeitige  Begabung,  uns  perftel^en  läft, 
„welcher  ^ierlidjfeit  unb  porne^men  IDürbe  sugleidj,  welcher 
Cinienfc^önljeit  unb  formalen  ©raste'' *^^  bie  Kunft  bes  Äofofo 
fdijig  gett?efen. 

Znit  bem  ^aifxe  V^l?  I?ebt  bie  Äei^e  ber  Kalenber  an, 
bod?  fmb  bes  ©rafen  Jtufseic^nungen  porerft  gar  fpdrlidj.  Tlb 
unb  5U  bemerft  er,  ba^  ein  liaruffell  gel^alten  morben,  ein  Curnier, 
ba^  „commebie,  bal  unb  soupee  bey  ^off"  gemefen  ober  „aca- 
demie  de  Musique'*.  X?om  ^\xm  an  u?erben  bie  Hotisen  interef:== 
fanter,  leiber  nidjt  für  unferen  ^mecf ;  ber  Kalenber  perfekt  uns 
in  bie  £auf graben  Belgrabs,  u?o  ber  greife  Prin5  (Eugen  pon 
Sa  PO  Yen  Sie  militärifc^en  Belegungen  leitet.  Ztidjt  fonberlid) 
reidjer  ift  bas  3^^^  17  \  8  bebadjt;  tüobesfälle  finben  (Ermahnung, 
Beförberungen,  Heifen,  ^fefte,  aber  meift  nur  in  fnappfter  ;form, 
basu  anbere  für  einen  ^ö^ing  Ijoifft  u?id)tige  (Ereigniffe:  ba^  ber 
Kurfürft  am  2\.  2tpril  ZHebisin  genommen,  ba^  am  \^.  ^nnx 
,,ber  (Si?urprin5  bie  €felsmilc^  angefangen",  ferner,  im  bunten 
I)urd)einanber  eingeftreut,  Kriegsbulletins,  ^ausl^altungspermerfe, 
Hadjridjten  über  bie  eigene  ©efunbfjeit.  So  erfal^ren  u?ir  genau, 
an  u?eld)em  tEage  ber  ^err  ©raf  „bas  englifc^e  Sal^  genommen" 
ober  ban  „Sauerbrunn  angefangen "♦ 

iinbers  fte^t's  mit  bem  3^^?^^  \'^\9\  f^^^  ^<^^  ^'^  Blätter 
6es  Kalenbers  Haum  genug  bieten,  um  all  bie  ^errlic^!eiten  an^u-- 
fdljren,  tt?eld)e  bes Bayernfürften  Jlufmanb  ins  Dafein  ruft*  \7\^\ 
CS  ift  ber  Cebensabenb  Znay(Emanuels,  pier  3^^^^^  P"^  ba^in 
gegangen,  feit  er  ^eimgefel^rt  aus  langer,  entbel^rungsreicijer*^^ 
üerbannung»  Kein  IDunber,  ba^  er  je^t  für  biefe  traurigen  geiten 
(Entfcl)äbigung  fuc^t  in  ^eften  Pon  feenfjafter  Pradjt,  in  beren  2tn= 
orbnung  er  ja  felbft  JTleifter  mar,  unb  bei  melden  fol^  ausgeführter 
©efdjmad  ^errfdjte,  ba^  man,  mie  ein  meitgereifter  3^i^9^"^ff^*^^ 
beridjtet,  auf  einer  persauberten  ^n^^l  5U  tpeilen  permeinte» 

3aficbttci?  für  OTandjener  (5efc^.  IL  ^7 


258  ^ran3<>nf*ß  5d?aiifpiclcr  am  ba^v\\<ben  ^ofe 

©erne  möchten  mir  nun  innehalten  un^  ein  3^^^  'u^* 
baytifctjen  ^oflebens  an  unfern  £efern  porüberste^en  laffen  unö 
öurdj  öeffen  Sdjilöerung  seigen,  melden  ^erporragenben  pia^ 
bas  fransSfifdje  Sdjaufpiel  eigentlidj  eingenommen  in  6er 
(ßefamt^eit  6er  ^efte  un6  Porfommniffe  bei  ^ofe»  Das  foU 
gefdfeljen,  u?enn  uns  feinersett  einmal  pergonnt  ift,  6ie  (ßefdjidjte 
6es  Zltflndjener  Sdjaufptetoefens  bei  ^of  un6  Sta6t  auf  breitefter 
fultureller  (ßrun6Iage  aufjubauen,  t^ier  u?olIen  n>ir  6es  (ßrafen 
Jtufseidjnungen  nur  beilüden ,  um  l{un6e  5U  bringen  pon  6en 
aufgefül?rten  Stüden*'^ 

J)a  ftn6  6enn  in  erfter  £inie,  ipie  es  jidj  für  eine  ^ofbü^ne 
Siemt,  6ie  flafftfd)en  2tutoren  6es  Si^cle  de  Louis  Quatorze 
pertreten,  Pierre  Coraeille*^  mit  Nico  med  e  (28.  3^^^uar  \7\^)f 
Polyeucte  (26.  ^februar  \7\^),  Heraclius  (öriTTärs  \7\^, 
22.  un6  28.  (Dftober  \725),  Rodogune  (\2.  ITTärj  \7\% 
Le  Menteur  (25.  3anuar  \7{^);  Racine  mit  Iphigenie 
(^5.  3^""^^  \'^\9)  un6  Andromaque  (22.  3^""^^  \7\9); 
Moliere  mit  60m  Medecin  malgre  lui  (^8.  3^"^^^  l^\9)/ 
Les  Fourberies  de  Scapin  (\S.  3^""^^^  l^\9)/  Le 
Mariage  force  (22.3önuar  \7\^),  Le  Bourgeois  gentil- 
homme  (^9.^ebruar  \7\9),  LeMalade  imaginaire  (2.2Tlär5 
;7^9),  Madame  d'Escarbagnas  (\9.2när5  \7\%  l'Etourdi 
(7.  un6  ^8.  (Dftober  \723);  ferner  6ie  fulturgefc^idftltd}  fo  intcref» 
tauten  nadjmolterefc^en  £uftfpieI6id)ter,  6er  6em  bayri* 
fdjen  ^ofe  naljeftet^en6c  Dancourt*^^  mit  feinen  IDerfen  Le 
Moulixi  dejavel  {2S.  ^^nxxav  \7\^),  L'Opera  de  village 
(^2.^ebruar^7\9),  Le  Mari  retrouve  (\9.  ITtärs  \7^9),  Les 
Troiscousines(6. 2tuguft  \7\^);  Lafont  mitLesTrois  freres 
rivaux  (5.2Trär5  \7\9);  Boindin*'^mit  feinem  LePort  dt  mer 
(HS.  3^Tiu^^  17\9);  Boursault^^'mit  6em  Esope  ä  la  cour 
(4  3wli  1^19);  Campistron*^  mit  6em  Jaloux  detrompe 
(8.  ^ebruar  \7^9);  Dufresny*^^  mit  L'Esprit  de  contra- 
diction  (5.  ^ebruar  \7{^)\  Hauteroche**^mit  6en  Cuftfpielen 
Le  Deuil  (\2.  ZHärs  \7\^)  un6  L'Esprit  follet  (\S.  3uni 
\7^9);  Regnard*''  mit  Le  Joueur  (9.  IHärs  \7^9)  un6 
Attendez-moi  sous  l'orme  (26.  ^ebruar  \7\^)  un6  fc^Iieglid^ 
nodj  als  tEragifer  5tt?eiten  Hanges  Thomas  Corneille*'^ 
mit  feinem  Comte  d'Essex  (\2. ^ebruar  \7\9)  un6  Cr^billon 
pere*'^  mit  Electre  (5.  ^ebruar  ^7\9)  unö  Rhadamiste 
(^6.  ZHärs  ^7\9). 

Heben  6em  Hepertoire  bringen  Preyfings  Kalcn6er= 
auffc^reibungen  allerlei  fonft  für  6as  fransöftfdje  tEfjeater  am 
Znünd^ener  ^ofe  intereffante  Details.     So  teilt  er  mit,  6af  6ie 


oon  Karl  (Crantmann.  259 

Porftellungen  meift  stotfdjcn  fe^s  unb  fteben  U^r  abenbs  i^ren 
Zlnfang  nal^men,  un6  6af  hierbei  6ie  ^eute  noc^  in  Paris  bei 
Ztuffüt?rungen  bcs  flafftfdjen  Kerpertoires  befteljenbe  (Bcpftogcn» 
t?eit  eingel^alten  rourbc,  6er  pi^ce  serieuse,  eine  Komöbie  als 
Ijeitere  petite  piece  folgen  5U  laffen.  Jlls  SpielIo!aI  erfc^eint 
„öas  fleine  theatrum  bey  l?off',  woifl  6ie  von  ^olfann 
iinton  (Sumpp  anno  \70^3  im  (ßeorgifaale  6er  Kefi6en5 
erridjtete  ^äitm,  öaneben  mir6  mitunter  6as  „©pera^auf" 
benü^t,  unö  als  mieöer  einmal  6er  junge  ComtedeCharolais 
5um  Sefuc^e  bei  ^ofe  arigefommen  u?ar,  6er  Soljn  6es  ^er509S 
pon  ©rieans,  6es  Regent,  roeldjer  bis  5ur  (ßrofjä^rigfeit  £u6* 
tt>i96e5^ünf5e^nten  ^ranf  reidjs  6ef  djicf e  lenf  te,  fpielte  man 
am  6.  iluguft  \7\^  auf  6er  ^errlic^  erleudjteten  ©arten» 
bnifm^^^  6es  nymp^enburger  Parfes:  „TXadf  6er  taffei  gienge 
alles  gleidj  naii  Himpljenburg,  wo  umb  9  Uljr  6ie  fran^öpfc^e 
commedieauf  6em  off enen  theatro,  les  trois  cousines 
gefjalten  un6  mit  Dil  ^un6ert  ämperl  illuminiert  «:>or6cn". 

Doc^  6ie  Cage  6er  Com^die  frangaise  in  ZlTündjen  waten 
6amals  fdjon  gesä^It.  Die  Pradjtliebe  ZTIayCmanuels,  6ie 
befon6ers  in  6er  grofen  Sautljdtig!eit  an  6en  SdjISffern  5U 
Hympljenburg***  un6  Sdjleifljeim**^  jtc^  äuferte  un6  in  6em 
Zluftt>an6e  für  6ie  ^ofljaltung,  tjatte  ;finan55uftän6e  geseitigt,  6eren 
2tn6auern  gans  einfach  unmöglidj  tpar.  „3^re  C^urfrl.  I)rL  in 
Sayrn  ic.  —  fo  ift  in  einem  Defrete  pom  26.  Jlpril  ^72\  5U 
lefen**^  —  Ijaben  fiij  pber  iljren  Cameral  Statum  5U  meljr» 
mahlen  un6ertfjenigift  referiren  laffen  un6  Ijieraus  befunSten,  tpie 
Ifodti  un6  fe^r  6ie  3ärlidje  ausgaben  6ie  Cfjurfrl.  ordinari  ^aifU 
ambts  (Einamb  pberfteigen,  fo  6ie  Urfad?  ift,  6as  mit  besaljlung 
6er  befol6ungen;  nita>2niger  bey  6enen  ^ofdmbtern  einige  3a^r 
Ijer  man  in  fo  grof  en  ausftan6t  perfaljlen,  6af  6effen  entric^tung, 
a>an  nit  remedirt  tt)er6e,  nadj  6er  Ijan6t  gar  unerfdjipinglidj 
fallen,  nebenbei  aber  audj  6as  lauffente  in  pöUige  ftod^ung 
geratt?en  foüte".  Da  Ijief  es  nun  fidj  einfdjrän!en,  un6  in  6er 
Cfjat  or6nete  6as  eben  beigesogene  Defret  auf  feinen  fünfun6* 
6reifig  ^oliofeiten  6ie  umfaffen6ften  (Erfparungen  an^^^  un6 
ging  6abei  6erart  ins  Detail,  6af  es  fogar  porfdjrieb,  mit  6em 
8rennt?ol5  ^ausfjälterifc^  5u  fein,  fintemalen  es  6urdjaus  nidjt 
5U  billigen,  6af ,  wk  bisher,  „6ie  5^^^^^  pnnöt^igar  rpeis 
folc^ergeftalten  yber^aiset  a>er6en,  6as  ^ierinnen  faumb  5U 
bleiben"* 

3«  6icfem  (Erlaffe  ift  pon  fransöftfc^en  Sdjaufpielern  feine 
He6e  meljr,  fte  waren  fc^on  früher  6em  Drängen  6er  £an6ftän6e 
5um  ®pfer  gefallen,  6ie  gefor6ert  Ratten,  6af  ItTay  (Emanuel 

\7* 


260  ^ranjöftfd^c  Sc^anfpictcr  am  bayrifd^en  ^ofe 

feine  foftfpteligen  Kontöbtanteit  abfc^affe*^*.  Der  genaue  ^ettpunft 
iljrer  €ntlaffung  lägt  ftdj  nid^t  beftimmen,  mehrere  Zlnöeutungen 
in  amtlidjen  Sdjriftftücfen  madjen  es  aber  tpaljrfdjeinlidj,  baf  mir 
ifjn  in  bas  3^t?^  1*^20  oerlegen  muffen;  Ijetft  es  6odj  unter 
anbereni  in  einem  Defrete  üom  \.  ^\xlx  ^720,  es  mödjten  „6er 
Danserin  La  cremers  5U  ifjrer  jäljrlic^en  onber^altung  Heun» 
Ijunöert  Dterjeljen  (ßulbcn"  ausge5at^lt  u?er6en,  „gleic^toie  fye  es 
gcnofen,  6a  6ie  fransöfifdje  comoeöianten  annoc^  bey 
Ijof  in  öienft  unö  befolbt  tpaljren''.  Daf  6ie  Sdjau^ 
fpielcr  6er  fdjlimmen  ^inan5la9e  suerft  sum  ®pfer  fielen,  ift 
natürlidj,  öenn  an  JTtufifern  unö  Sängern  5U  fparen,  erlaubte 
6as  Jtnfeljen  bes  ^ofes  nidjt,  6a  „6er  decor  erforbert,  6as 
man  bergleic^en  Pirtuofen  auf  all  Begebente  ^aijl  5U  l?an6en 
Ijabe"**«. 

Die  fransöftfc^en  Komo6ianten  u?aren  alfo  u>ie6er  in  iljre 
£)eimat  gesogen,  un6  als  im  (Dftober  H722  6es  tn?ronerben 
Karl  Gilbert  Permätjlung  mit  6er  Kaifertodjter  lUaria 
ilmalia  gefeiert  ir>ur6e,  6a  fonnte  6er  P^re  de  Bretagne, 
6es  Kurfürften  BeidjtDater,  in  feiner  fransöfifdjen  ^eftes» 
befdjreibung^*''  u?oljl  6er  prunfDoU  infsenierten  italienifd^en 
(Dpern  (ErtDät^nung  tljun,  nic^t  aber  metjr  einer  fonftigen  Der-- 
tretuug  6er  Sc^aufpielf  unft.  IDenn  tro^6em  (ßraf  Preyfing 
im  ^erbft  H723  üon  2luffü^rung  iwmt  fransöftfdjer  Stücfe  bei 
^ofe  fpric^t,  6es  Etourdi  pon  Moli^re  un6  6esHeraclius 
pon  Corneille,  fo  Ijaben  u?ir  je6enfaUs  ein  ©efellfcfyafts» 
t^eater  por  uns,  n?eld)es  feine  2Tlttglie6er  in  6en  Kreifen 
6es  bayrifcljen  2t6els  refrutierte,  un6  6em  pieüeid^t  6er  l\ur= 
prins  Karl  Jtlbert  felbft  angeijörte,  tpeldjer,  u?ie  gleid)  5U 
crtpäl^nen  fein  u>ir6,  ein  gett)an6ter  Darfteller  Corneillefdjer 
un6  Molierefdjer  Koüen  geroefen. 

Heben  6en  fran5ofifd}en  l{omö6ianten  mu0  übrigens 
6er  ^of  in  6iefen  3^^?^^"  ^^"  Vertretern  6es  6eutfdjen  Sdjau^ 
fpieles  einige  2tufmerffam!eit  gefd)enft  Ijaben.  2tm  ^7.  3anuar 
17V9  «tu?äljnt  Preyfing  in  feinen  ifufseic^nungen'*-^^  6af  6ie 
Prinjen  6ie  „teutfdje  comme6ie"  befudjt,  ebenfo  am 
2^.  3^"^^^/  ^"  tpeldjem  tEage  6ie  ZHimen  6es  ^errn  ©rafen 
befon6ere5  Zllif fallen  erregten:  „©eljeten  6ie  g6fte.  prinsen 
abents»in  6ie  teutfdje  comme6ie  auf  6as  ratljljaus,  fo 
umb  5  Ul?r  anfangt  un6  6urdj  un6  6urclj  Don  Ijer^en  ,  .  .  . 
abgefdjmadjt  ift".  IDie  aus  6er  Sta6tfammerredjnung*^^  un6 
un6  aus  Pacdjierys^*'*  Hotisen  erftdjtlidj,  ftan6  6iefe  Sd^au* 
fpielentreprife  unter  £eitung  6er  bei6en  furfürftlic^en  Kammer^ 
6iener  Lespillies  un6  Blanchard,  6ie  am  8.  3^nuar  ^7^9 


uon  Karl  Crantmann.  26\ 

tljr  Cfjeater  im  grofen  Katfjausfaale  eröffneten,  bortfelbft  fünf» 
unöstDansig  Dorfteüungen  peranftalteten,  öann  aber  in  bas  Ball» 
^aus  6er  211  ay bürg  überfteöelten,  wo  am  20*  ZTTärs  bie 
„Comoedi  Pappinianus"  aufgeführt  tDurbe. 

Tlrxii  für  bie  KarneDal&seit  6er  folgenben  bei6en  3a^re 
beridjtet  Preyfing  von  6er  prinsen  Zlnteilnafjme  an  6eutfdjen 
tEtjeateroergnügungen»  2tm  5.  ^ebruar  \720  ^^abents  nadf 
5  Uljr  fahrten  fie  masquierter  5ur  come6ie  im  tljal  un6 
engagierten  ^inab  eine  compagnie  Von  et^lidj  30  masquen,  t^eils 
capaliers,  tljeils  6ames" ;  ebenfo  begab  man  ftc^  am  6.  ^ebruar 
„masquierter  5um  toeifer  in  tljal  in  6ie  comme6ie",  nidjt 
min6er  am  7.  un6  8.  gleidjen  ITTonats  un6  am  ^5.  3^"war  H72^ 
„  abents  f aljrten  6er  Cfjurprin^  -  ün6  fjer^og  ^  e  r  6  i  n  a  n  t ,  ie6er 
mit  feiner  parti  X?on  ^  big  5  Dämmen  masquiert  ins  tl^all 
5ur  teutfdjen  commeSie".  3^  ^M  brunten  ift  6emnadj 
agiert  mor6en,  beim  XDeiferbräu,  6effen  „Ceutfd^es 
tE^eatrum"  nodj  anno  \752  6er  melbefannte  Sdjaufpiel6ireftor 
(ßertt)al6  Don  XDallerotti  an  ftc^  bringen  tDoUte**^ 

^eitmeife  muffen  6eutfc^e  Kom56ianten  fogar  n:>ie6er  in 
Dienften  6es  ^ofes  gemefen  fein.  Unterm  20.  2tuguft  (720 
nämlic^  petitioniert  ^oljann  ^einridj  Prunius,  Direftor 
6er  Kurfürftl.  Sayrifcljcn  beftallten  Qoffomö6ianten  ,,insgemein 
6ie  teutfd)  XDienerifdje  Ban6e  genannt",  ein  übrigens  aud?  in 
an6eren  5tä6ten  nac^gemiefener  XDan6erprin5ipaI,  in^ranffurt 
am  ZHain  um  Spielerlaubnis***»  Jlus  6iefem  Citel  allein 
ginge  aller6ings  nodj  nidft  5ur  (ßenüge  fjeroor,  6a§  6er  S^au- 
fpieler  n?irflidj  im  Sol6e  ZHay  (Emanuels  geftan6en  —  ein 
gemiffer  Sitpijan  IViayev,  6er  nur  „Don  ^ifto  CI?ur»^firftI. 
DurdjL  aus  Bayern  per  decretum  mit  einem  beftän6igen 
Confens  in  6ero  Kefi6en5  5U  agiren  begnä6iget  ll)or6en"**^ 
legte  fic^  ebenfalls  6ie  Beseidjnung  „Principal  6er  Cl?ur= 
bayerifdjen  Comoe6ianten"  bei,  —  tt?enn  von  befagte  tE^at» 
fad^e  nidjt  je^t  fdjon  bntdj  ein  Don  uns  im  ftä6tifdjen 
2trdjir)e  5U  Ztör6lingen  aufgefuh6enes  Sc^riftftücf  erwarten 
fönntcn,  in  u?eld)em  Prunius  am  27.  September  (7(9  6em 
Kak  6er  fc^mdbifc^en  Heic^sfta6t  gegenüber  folgenbermaf en  pdj 
auf  erte : 

„Qo(^e6eI  ©eboljrne,  ©eftrenge,  ^oc^gele^rte,  XDof?le6Ie, 

X?efte,  ^ürpdjtige,  £)odj>  un6  IDoljtoeif e,  3"f^"^^^^  ©rof » 

günftige,  ^odjgeneigte  ^errn. 
€s   ^aben  3^^^    C^urfürftL   D^L   in    Bayrn,    mein 

(ßnä6ftr.  Cfjurfürft  t>n6  ^err,  in  6ero  ^ofjen  Dienfte 

jc^   5U    fte^en   6erma^I    begna6iget,    mit   meiner 


262  Jran3öPfd?c  5d?aufpieler  am  bayrifd^en  ^ofc 

banb^  ^oc^tefltfc^r  Commeöianten  mir  bie  Untcrtljänigfte 

(Erlaubnus  ^iKi^^tanben,  uf  3  2TIonat^  anberer  ©rt^en 

meine   X?on    \6  Ccbenbigen  Pcrfo^nen   t^eatralifdjc   unö 

Znoralifdfe    fc^cnsmüröige    Tlctxoms    offentlidj    fürftellen 

3u  iörffcn»     ©Icic^iDte  nun  ßicrauff  6ie  €l)rc  erlanget, 

ein  un6  anöern  ©rtijs  XJermSg  Beysebogenen  ^  2tteftationen 

bergleic^en .  piecen   mit  größtem  Contento   an  tEage  gu* 

legen  un6  6armit  ufsuirartten,  2tlfo  lebe  6er  Unteröienftl. 

5uDerftcl)t,  (Ein  ßodjeöler  unö  ^odjmeifer  Hljat  biefer, 

6ef  ^eyl.  Höm.  Heid^s   Statt  Hörölingen   n^erbe,    n^eiln 

meine  gnbft.  erlaubte  geit  innerljalb  3  XOodfixi  aufgebet, 

mir  öie  6nabz  geben,  bamit  al^ter  meine  mit  ben  aller- 

5ierlidjften  Kleibern  unb  Dielen  ergö^Iic^en  X?eränberungen 

bes  tE^eatri  audj  bergleidjen  niemaljls  ^iergeroefenen  fe^ens» 

mflrbigen  praefentationen  unb  DorfteUungen  ebenfak  nur 

auf  einige  \^  ttag  auffuhren  möge.    IDie  bann  ^ierumben 

nodjma^Ien    unter    an^offenber    (ßrofgnabiger    IDillfaE^r 

geE^orfambl.  nac^gefucfet  Ijaben  unb  mit  ergebenften  refpect 

X?er^arren  tpollen. 

(gper  ^oc^ebel.  ^errn,  ^ürpc^t.,  £)odj*  unb  XDoljtoeife 

3ofjann  ßeinridj  Prunius 

3^ro  C^urfurftl.  Durdjl.  ^off»Comoebianten  Principal." 

TXlan   fie^t,    baf   felbft   in  ben  tEagen    bes    unbe» 

bingten  X?or«)aItens  auslänbifdjen  unb  in  erfter  £inie 

fransöfifdjen  Bü^neneinfluffes  bie^eimifc^entE^eater* 

elemente   bei   ^ofe   niemals   pöllig   aufer   Udjt   unb 

aufer  Dermenbung  gelaffen  tpurben. 

IDenn  mir  5um  Sdjiuffe  biefes  ^^xivanm^s  bes  ftäbtifdjen 
Bflijnenlebens  gebenfen  «sollen,  fo  fönnen  wxv  uns  barauf 
befc^ranfen  feft5ufteUen,  ba^  in  Be5ug  auf  bie  Ijergebrac^ten 
Vergnügungen  —  3^f^i^^"'ö"iöbien,  Jtuffüljrungen  im 
(ßregori^aufe,  paffionstragobien,  XDei^nac^tsfpiele 
—  alles  beim  alten  bleibt,  unb  ba^  im  grofen  Hat^ausfaale 
nur  5tt>eimal  Dorfteüungen  ftattfinben,  im  2tuguft  \7^8  burdj 
^rans  Seyfribt***,  „fo  aber  nur  2  Commebien  ofm  ^IjaU 
^aus  gehalten,  5umaüen  er  foban  erttjranctt  unb  geftorben,  fo 
6  p.  gemadjt  Ijettc,  onb  aber  pf  beffen  Bitten  feiner  Befljanbten 
2trmuetlj  fjalber,  I^at  man  beme  ain  Dritl  nac^gefed^en",  unb  int 
3a^re  ][72^  pon  feiten  ber  „alliier  Jtntpefent  ÖTrierifdjen 
^ofCommebianten"*^*.  Ce^terer  Umftanb  ben^eift  aber 
nur,  ba^  ber  Hat^ausfaal  als  Spiellofal  pon  ben  IDanbertruppen 
«weniger  oft  in  Jtnfprudj  genommen  tpurbe,  als  früljer;  fie 
tperben  eben  porgesogen  Ifabm,  bas  fte^enbe  „C^eatrum"  beim 


von  Karl  (Crautmann.  263 

XDetfer  imCfjal  5U  benü^ett;  wo  pe  nic^t,  wu  im  Hatljaufe, 
gestoungen  roaren,  jebesmal  auf  eigene  Koften  bie  ISüiim  auf»* 
fdjiasen  un6  abbre^en  }u  laffen» 

2lm  Jtbenb  bes  26.  ^ebruar  ^726  ^atte  7X1  aj:  €manuel 
bas  ^ciüiiie  9efe9net*^^  (Es  roaren  troftlofe  guftdnbe,  roelc^e 
fein  Hadjfolger,  6er  jugenölidje  Kurfürft  Karl  2tlbert**'  (^726 
bis  ^7^5),  porfanb;  Sie  ^inanslage,  wdifz  fc^on  im  2^lin  ^72\ 
5U  roeitge^enben  (Erfparungsmaf  regeln  geörängt,  ^atte  fi<^  burdj* 
aus  nidft  gebeffert,  unb  es  erfdjienen  neue  Derorbnungen,  meldje 
bie  Dorfc^riften  von  ^72\  perfc^ärften  ober  tpieber  in  Erinnerung 
brachten,  unb  barin  muf  bie  Dermaltung  roirflidf  im  Kleinen 
grof  gemcfen  fein,  ^atte  man  bamals  anbefohlen,  „bas  pf 
bieienige  Perfo^nen,  fo  bas  XDay,  3"^'^*  ^"^  anbers  unter 
l)anbten  ^aben,  beffer  auffielt  genommen,  in  fonber^eit  aber  per* 
fiegt  wzxbk,  bas  bie  piü  ober  tpenig  abgeprente  forsen  o^ne 
abgang  tpiber  5ur  Silber  Camnier  gelifert  unb  folc^es  bey 
entfe5ung  bes  Dienft  o^ne  Unterbrechung  continuirt  merbte",  fo 
fam  je^t,  am  \8.  (Df tober  ^727,  fpesiell  für  bas  tEf?eater  ber 
Befehl  heraus,  „fortan  pon  bm  Kersen  bie  St  impf  ein,  fomo^I 
beim  t^eatro,  als  ben  Znufifanteri  jebesmal  5urüd5unel?men  unb 
5u  tpeiterem  Hu^en  5U  per menben"*^®;  freiließ  oI?ne  befonberen 
(Erfolg,  ba  bie  ^ausf ammerei  forttt?ä^renb  bei  bem  ^ofttjeater» 
intenbanten  anfragen  mufte,  wo  benn  bie  St  impf  ein  geblieben 
feien,  unb  einmal  fogar,  anno  ^732,  ben  Eintrag  fteUte,  „ba^ 
(ßraf  pon  £obron  ber  por  be^bz  3a^r  5urucf^geblibnen 
Stimpfel  I^alber  5ur  perantu?orttung  unb  reftitution  angeljalten 
u?erben  u?olIe"  *^^.  IDie  fd)on  biefes  einsige  (Eyempel  bemeift,  Ijatte 
bas  Sparfyftem  bei  ^ofe  nic^t  allsulange  feine  ^errfc^aft  be» 
Rauptet;  basu  wav  Karl  Zllbert  felbft  piel  5U  lebensluftig  unb 
feftcsbebürftig  unb  5ur  Hepräfentation  fdjon  aus  politifc^en 
©rünben  genötigt;  es  follte  ja  ber  Beipeis  geliefert  merben, 
ba^  man  an  fürftlidjer  Pradjtentfaltung  bem  Kaifer^ofe  5U  XDien 
nic^t  nadjftanb,  beffen  (Erbfdjaft  man  nadj  Karls  bes  Sedjften 
Cobe  ansutreten  Ijoffte. 

Unb  tljeaterfreubig  mar  ber  Kurfürft  audj ,  menn 
möglich  nodj  tl^eaterfreubiger  als  fein  Dater  ZUa^c  (Emanuel. 
Heben  ber  italienifdjen  ®per*^  gen^ann  ^auptfädjlic^  bas 
fransöfifdje  S^aufpiel  feine  Zuneigung,  unb  felbft  in  bzn 
grogen  tragif^en  Hollen  Corneilles  unb  Cr^billons  auf* 
5utreten  ober  als  Moli^res  Misanthrope,  batte  bereits 
bem  neunse^njä^rigen  dürften  mandje  Stunbe  perfürst,  als 
er  auf  feiner  erften  italienifdjen  Seife  in  Schloß  C^iepo 
na^e  bei  X?erona  pom  2{.  Desember  \7\5  bis  5um  29.  3anuar 


26^  (fran3ö(tfd?e  Sd?aufpielcr  am  bayrtfc^en  £)ofe 

einer  ftrcngcn  un6  lanstoeiltsen  Peft!arantäne  ftdj  untersic^en 
mufte*'\ 

„Touttes  ces  visites",  permelbet  öarflber  bas  je^t  im  baYttfdjen 
Hattonalmufeum  aufbctoaE^rte  l?an6fc^riftlidje  Diarium,  „qui  pro- 
curoient  a.  S.  A.  quelque  entretien  pendant  cet  ennuyant 
sejour  n'auroient  pas  ete  suffisants  pour  luy  faire  passer 
insensiblement  le  temps  du  sequestre,  S'il  ne  se  fut  auise 
luy  mesme  d'un  autre  entretien  plus  noble,  qui  fut  celuy  de 
reciter  les  comedies  de  Corneille  auec  les  Caualiers  de  Sa 
Suitte,  et  d'en  representer  dans  Sa  chambre  une  espece  de 
comedie ;  jl  en  fit  tirer  les  roeles  Separes,  comme  celuy  du 
Cid,  de  Rodogune,  du  Cinna,  du  Rhadamiste,  du 
misantroppe  etc.  et  les  distribua  a  tous  les  Caualiers,  qui 
les  ayant  etudies  pendant  quelque  temps,  comparurent  sur  la 
Scene.  La  chambre  de  S.  A.  etoit  destinee  pour  ce  passe- 
temps.  Les  chaises  seules  en  formoient  le  Teatre,  et  nonobstant 
cette  simplicite  l'action  et  le  geste  des  acteurs  en  rendoit  le 
recit  tres  agreable. 

Monseig^  le  Prince  prenant  tousiours  pour  son  roole  le 
principal  de  la  piece,  S'acquitat  parfaittement  bien  de 
cette  fonction.  C'est  ainsy  que  se  passat  une  bonne  partie 
du  temps  . .  /* 

Diefe  fo  frü^seitig  fi(^  äufernöe  Heigung  5ur  fransöf  ifdjen 
Bü^ncnfunft  ift  in  öem  liurprinsen  jedenfalls  nodf  Derftärft  tporSen, 
als  er  im  ^erbfte  bzs^aijxzs  ^725,  anläflid)  öer  Permäfjlungsfeier 
Cuötpigs  6es  ^ünfsefjnten,  ©elegen^eit  fanb,  nadi  Paris 
fidj  5U  begeben  un6  Dom  2.  September  bis  5um  22.  ©ftober  in 
^franfreidjs  ^auptftaöt  5U  pertt)eilen.  <Sar  Peifig  befudjte  er 
bort,  tt)ie  Preyfing*®^  uns  mitteilt,  neben  öer  ©per  6ie 
Comedie  frangaise  bei  ^of  un6 Sta6t;  am  ^^.  September  fal^ 
er  Racines  Iphigenie,  am  {^,  gleidjen  2Ttonats  Molieres 
Tartuffe  un6  Dancourts  L'Ete  des  coquettes,  ja  fogar 
eine  Premiere  Ijat  er  erlebt  un6  eine  redjt  ftürmifdje  6a5u,  als  er 
am  ^7*  (Dftober  5er  2tuffül)rung  von  „Les  Petes  d'automne** 
antpo^nte,  „fo  ein  neues  ftüdlj,  Don  6em  parterre  fogleid)  im 
änderten  act  fiffliret  rpare''.  2tuf  öie  bamals  pielberü^mte  Foire 
Saint-Laurent*^^  ift  er  ebenfalls  5U  meljreren  ZHalen gegangen, 
tpo  er  nid)t  blof  in  6er  „opera  com i que,  fo  repraefentiret 
gefjabt  la  mort  de  la  foire  et  le  monde  renvers,a'*, 
porfprac^,  fonbern  audj  bei  6en  „6rei  tpil6en  mannern'',  bei 
öem  „öafdjenfpiller  tmö  marioneten",  unö  tpeiters  „in  etfjlic^en 
boutiquen", 

2tm  9.  2när5  ^729  fc^rieb  Preyfing  in  feinen  Kalenöer: 


von  Karl  (Erautmann.  265 

„Die  fr5»  Comebianten  aufgew>mmcn  unö  von  mir  iljiten  6er  Per* 
trag  gemadjt  moröen".  €s  ftanben  bemnadj  roteöer  fransöfifdje 
Sc^aufpieler  fontraf  tlidj  im  Dienfte  bes  Qofes,  nadjöem  bereits 
Dom  29.  2när5  \728  an  2luffüE^run$cn  in  ZHünc^en  ftattgefunben 
ljatten*^S  XDas  gegeben  tpuröe,  erfaljren  n?ir  aus  bes  ©rafen 
tCagebudjnott5en. 

üorab  nalürltdj  tCragifdjes*  Pierre  Corneille  ift 
mit  Rodogune  pertreten  (^»  3^^^^^^  ^^3\);  Racine  mit 
Andromaque  (29.  2Ttär5  \728  unb  \8.3uni  \729),  Ph^dre 
(^.Jlprü  ^728),  Alexandre  le  Grand  (22*  3anuar  \730), 
Britannicus  (»7»  3anuar  {75\),  Athalie  (\\.2när5  \75\), 
Iphigenie  (26*2Ti;är5  \85\  unb  25.  3^""^^  i^39),  Bajazet 
(^0.3uli  ^735);Voltaire*'^mit  feinem  Brut  US  (\0.3uli\732); 
Thomas  Corneille  mit  6em  Comte  d'Essex  (^7*  iluguft 
\739);  auferbem  fommen  weniger  befannte  DidjtertDerfe  5ur 
Darftellung;  6er  Regulus  öes  Pfadon*^^  (29.  3ö"uar  1(730); 
6er  Pylade  et  Oreste  6es  Le  Clerc*^^  (7.  ^ebruar  11730); 
6ie  Machab^es  6es  Lamotte*^®  06er  6es  Abbe  Nadal 
(;2.2Trär5\730);6iePenelope6esGenest*''(\.(Dftober\733); 
6er  Alcibiade  6es  Poisson*'^  (6.  Jtuguft  \735). 

Unter  6en  Komifern  fte^t  Moli^re  obenan  mit  6em  Cocu 
imaginaire  (\8.  3uH  ^729),  6em  Misanthrope  (25*  3^^^^^ 
^730)  un6  6em  Don  Juan  ou  le  Festin  de  Pierre 
(\^.;februar  H730);  nebeniljmerfdjeinen  6er oielgefpielte  Dancourt 
mit  6enl{omö6ien  L'Ete  des  coquettes  (2^,  ^anxxat  \730), 
Le  Chevalier  ä  la  mode  (\.  3^^^^^  l^3\);  Le  Mari 
retrouv6  (\7.  3^""^^  U^\)f  Les  Eaux  de  Bourbon 
{\0.  3^1*  1^32),  Les  Bourgeoises  ä  la  mode  (2.  3^""^^ 
\735);  Les  Vendanges  de  Suresnes  (6.  2tuguft  ^735]; 
Boissy*'*  mit  Le  Frangais  ä  Londres  (25.  3^""^^  \^39); 
Boursault  mit6en  Pen6ants  Esope  älacour(3\.3^""^^^^^ö 
un6  27.HoDember  ^7^0)un6  Esope  ä  la  ville  (2.3^nuar  \730); 
Destouches*'^^mitLe  Philosoph e  marie  (2.;Jebruar  \739), 
Le  Glorieux  (\8.  3uli  ^7^0)  un6  Le  Medisant  (6.  2tuguft 
\7^H);  Dufresny  mit  L'Esprit  de  contradi  c  tion 
{\7.  2tuguft  \739)  un6  pielleidjt  mit  Le  Mariage  fait  et 
rompu  —  menn  an6ers  6iefes  Cuftfpiel  i6entifd?  ift  mit  Le 
mariage  fait  en  un  moment  (29.  ZTTärs  \728)  —  un6  Le 
Grand*"'*  mit  6em  Aveugle  clairvoyant  (^.(Dftober  \733), 
roelc^en  Stücfen  noc^  6ie  am  U.  3^""^^  ^"^  8-  ^ebruar  {7^\ 
aufgefül^rte  Ecole  des  Hommes*'*  beisufügen  toäre. 

Jlud?  in  6en  C^ur»fürftlidj  Bayrtfdjen  Qof^Calen» 
6ern*''^  06er  melme^r  in  6en  6ortfeIbft  enthaltenen  rücff^auen6en 


266  ifran3ojifd?e  Sc^aufptcler  am  bayrifd^cn  £Jofe 

Bemcrfungen  über  bas  Qofleben  6is  jewetls  pcrfloffenen  3a^res 
^ören  voxv  ab  nnb  5U  pon  fransöftfc^en  Sdfaufpielen;  einmal  fogar 
von  einer  ,;neucomponierten  fran^öfifdjen  Comoebie";  n?eldje 
am  \0.  3uU  \737  sur  ^eier  öes  „Principal  Hamens  tEa$es" 
6er  Kurfurflin  JTlaria  amalia  in  Xiympiienbnvi  aber  öie 
Bretter  ging.  Ceiber  erfaljren  toir  meber  Citel  noc^  Derfaffer 
öes  neuen  Ö)pus. 

Über  6en  Perfonalftanb  ber  (ßefellfdjaft  unb  über  Me 
©eljaltsper^altniffe  q,ebm  uns  Quittungen  aus  ben  3al?ren 
\732  unb  \733  2tuffd)lu§.  Diefen  2Iftenftüdfen  sufolge  voavan 
bamals  im  üerbanbe  ber  ZlTündjener  ^^f'^'?"^  ^^^  ^erren 
Duclos(Quartalbefolbung  \ 87  p. 30 fr.)*'',  Dulondel  (;50p.)*'', 
Prefleuryraine(^50p.)*'^Prefleury  lecadet(\87p.30fr.), 
D'Artenay  (\50p.)*^«,  Le  Grand  l'aine  (\50fl.)*%  Le 
Grand  le  cadet  (^SOp.);  bie  Damen  La  Motte  (\50p.)*^S 
Denis  (^50P.)*«^  Federic  (\50  p.)*^  Prefleury  (\50p.)*^ 
Le  Grand  (\50p.),  Dulondel  (75  p.),  Jacinthe  (75  p.); 
berSoufPeur  Lejeune  (75  p.);  bie  2TIutter  ber  Denis  (30 P*), 
unb,  n^aljrfc^einlic^  als  Bebienter,  ein  gemiffer  Joseph  mit 
feinem  XDeib  (60  p.). 

3m  großen  unb  gansen  blieb  biefe  gufammenfe^ung  bie 
gleite  bis  5um  2<^iivt  \7^0.  2tufer  ben  genannten  Sc^aufpielern 
pnben  mir  nodj  seitmeilig  befdjäftigt:  Clavel*^,  perabfdjiebet 
anno  ^735;  Duchemin*^^  unb  De  vor  re*^',  beibe  pom  fran= 
}öpfc^en  ^oftl^eater  in  ^an noper  fommenb;  La  Jumiere*^^, 
Birochon*®^;  bie  Sdjaufpielerin  Scio**^,  beren  ITTann,  ber 
furpfäl5ifcl)e  ^oftansmeifter  Scio,  ebenfalls  nadj  ZHündjen  über» 
ftebelte;   Louis  Lef^vre*^^  unb  bas  (El)epaar  Defforges*®^ 

Defforges  unb  feine  (ßattin  traten  fpäter  an  bie  fr  an* 
5ofifcIje  ijofbüljne  ^riebridjs  bes  (ßro§en  über,  unb  beibe 
u?erben  in  piümires  ^7811  erfd)ienenem  (Entwurf  einer 
tC^eatergefdjidjte  pon  Berlin*®^  unter  jenen  Scl?aufpielern 
angeführt,  bie  n>ät?renb  bes  Zeitraumes  pon  (7^^  bis  \756  pdj 
„porsüglidj  berüfjmt  gemadjt'',  er,  „vodifzt  pdj  in  ben  erften 
Hollen,  befonbers  als  Ciebijabet  seigte",  unb  2Ttabame  Defforges 
als  eine  „megen  il^rer  grof en  Klugtfeit,  als  porsüglidjen  (ßefc^icf* 
li^feit  in  C^arafterrollen  berül^mten  ilftrise''. 

Der  Didjter  ber  tCruppe  ift  einer  ber  beiben  Legrand 
gen^efen,  unb  ipas  pon  feinen  IDerfen  unter  bzn  fransöpfc^en 
Jjanbfdfriften  ber  ZTTünc^ener  ^of»  unb  Staatsbibliotljef  ftd)  er== 
l^alten*^,  giebt  uns  burdjaus  nidjt  üeranlaffung  5U  bebauern,  ba^ 
feine  weiteren  (Er5eugniffe  feiner  poetifc^en  Begabung  auf  bie  Hac^» 
weit  ge!ommen. 


©ort  Karl  Crautmann.  267 

€r  ^anöelt  jtc^  um  einen  ^eftprolog  5um  (ßeburtstage 
6es  Kurfürften  Karl  2tlbert  aus  öcm  3aljre  17^0:  „Dia- 
loguePourLe  Jour  de  La  Naissance  De  Son  Altesse 
Serenissime  Electorale  de  Baviere  etc.  etc.  1740". 
©er  ©idjter  betritt  6ie  Sdjaubfi^ne,  6ie  ZlTufe  folgt  i^m: 

Triomphez,  Charle  Albert;  triomphez  k  jamais. 

Que  mes  voeux,  mes  souhaits 

Volent  au  bout  du  Monde; 

Et  que  L'Echo  r^ponde. 
Triomphez,  Charle  Albert;  et  vivez  ä  jamais. 

Die  Zriufe  ift  Ijödjlic^  erftaunt  über  biefe  fo  plS^Iic^  fic^ 
äufernbe  Begeifterung  iljres  Sdjü^Iings: 

Honteux  de  v6tre  oisivet^ 
Quel  glorieux  dessein  vous  fait  prendre  la  Lyre  ? 
Qui  chaotetz  vous?  quel  sujet  vous  inspire 

Tant  de  vivacit^? 

Hun  beginnen  bei6e  ein  intereffantes  3«)iegefprä(^,  in  n>eldjem 
6ie  JTlufe  6em  Didjter  pormirft,  öaf  iljm  porerft  nod)  6ie  nötige 
Begabung  feljle,  um  6es  dürften  tC^aten  unö  tCugenöen  5U  be» 
fingen.  Legrand  —  er  felbft  bürfte  rPoI?l  6ie  Holle  bargefteUt 
^aben  —  perteibigt  fein  Unterfangen  in  fo  berebter  IDeife,  ba^ 
bie  (ßöttin  5ule^t  in  bie  IDorte.  ausbrid?t : 

Je  vous  ne  retiens  plus,  mortel  audacieux 
Un  poete  impun^ment  a  droit  d'6tre  ennuieux. 

Dag  ber  Dichter  pon  biefer  (Erlaubnis  feinen  5U  ausgiebigen 
(Sebtandf  madjt,  fonbern  fidf  ber  Kurse  unb  baneben  frer  (Ein» 
fac^^eit  bepeifigt,  mag  5U  feinem  £obe  angefüljrt  »erben,  benn 
feine  poetifc^en  2TIittel  Ratten  ifjm  ja  ebenfogut,  wie  feinerseit 
Dauvilliers  erlaubt,  3U  (El?ren  Karl  2tlberts  b^n  gönsen 
©lymp  5U  mobilifieren  unb  bie  Xiyrwplitn  unb  Dryabeif  basu. 

Heben  ber  fransöfifdjen  ^ofbüljne  beftel^t  b^s  fran» 
Sofifdje  (ßefellfc^af tstfjeater  bei  ^ofe,  unb  bak  bem  fo 
war,  ift  bei  ber  Heigung  bes  Kurfürften  5um  KomöMenfpielen 
gan5  in  ber  ©rbnung.  „Die  frs.  Comebie  ber  iungen  E^errfc^afft", 
^eift  es  bei  Preyfing  unterm  25.  3^"^  X'^^^f  ur^b  gerabe 
über  biefe  Porftellung,  in  welcher  bie  junge  ^errfdjaft,  bas  ^eif t 
bie  Kinber  Karl  Gilberts,  i^re  Hollen  trefflid^  agierten,  ^at 
uns  ber  Pater  felbft  in  feinem  eigen^dnbig  gefül?rten  Diarium*®^ 
Bericht  erftattet. 

3^1  3wni  bes  3^^^^^  l<39  fanb  in  bem  I^errlid)  über 
ber  Donau  gelegenen  Stift  7X1  oll  in  Hieberöfterreic^  eine  gu» 
fammenfunft  ber  furfürftlic^en  ^amilie  mit  ber  Kaiferin-ZTIutter 


268  ^rQn3Öfifd/e  St^aufpieler  am  bayrtfc^en  EJofc 

IDtl^elmine  21  malte  ftatt;  ^ter  wat  es,  loo  6ie  2tuffül?rung 
por  jtdj  ging;  6te  Hauptprobe  ^atte  man  am  \^.  3^"^  ^"  ^^^ 
Heft6en5  5U  ZTTünc^en  gehalten: 

,,Le  Theatre  a  ete  construit  en  4  jours  de  tems  dans  un 
emplassement  sans  toit,  qui  jusqu'au  murs  a  ete  consomme 
du  feu  l'annee  passee,  cependant  on  a  trouve  le  tout  si  bien 
arrange  et  illumine  aiant  fait  apporter  les  Scenes  de  Munic, 
qu'on  auroit  cru  que  c'etoit  une  veritable  Säle  de  comedie 
en  tout  tems  a  cette  fin  destinee.  Enfin  la  piece  nommee 
Athalie  des  oeuvres  deRacines  futcomencee.  L'Imperatrice 
eu  son  fauteuil  place  en  fasse,  nous  avions  les  notres  de  deux 
cotes,  la  Noblesse  derriere  nous,  et  tout  le  reste  du  monde 
encore  plus  en  arriere  et  au  tour  sur  un  amphiteatre;  tous 
les  acteurs  et  actrices  si  j'en  dois  croire  au  bruit  comun  firent 
tres  bien  leurs  rolles,  la  petite  Duchesse  Marie*®^  avoit  celuy 
de  Joas;  la  Duchesse  Marie  Antoine*^'  d'Athalie,  la 
Duchesse  Therese*^^  Josabeth,  le  Prince  Electoral  Abner, 
le  Co(mte)  D'envie  Joad,  le  Co{mte)  Max  Terring 
Mathan,  le  jeune  Comte  Daun  Zacharie,  le  Baron 
Haslang  Ismael,  le  Baron  de  Seissel  Azarie.  Cette 
Tragedie  a  ete  suivie  de  la  petite  piece  nommee  le  mari 
retrouve  (pon  Dancourt)  qui  eut  egale  approbation , 
c'etoit  le  Baron  Mairhofen  qui  faisoit  le  Meunier, 
MUe.  Scharf  hausen  Mme.  Jullienne  sa  femme,  Mlle. 
Frauhofen  Collette  Sa  Niece,  Mlle.  Frisenhausen 
la  Commere  Agate,  le  Baron  de  Haslang  Clitandre, 
Baron  Seissel  Charlot  garcon  Meunier  et  le  Co(mte) 
D'arco  Mr.  de  L'Epine  le  Comique;  apres  la  petite  piece 
on  finit  avec  un  Ballet  ou  les  Princes  et  Princesses  danserent 
ce  qu'il  y  avoit  de  plus  fort;  apres  la  comedie  toute  la 
trouppe  baisa  la  main  ä  Tlmperatrice,  Elle  en  a  temoigne 
une  Satisfaction  parfaitte  de  meme  que  tout  le  puplique  et 
en  demanda  la  repetition  pour  un  autre  jour". 

gipet  3^^^^^  fpäter  {\7^\)  509  öer  l(urfürft  öen  gleichen 
XPeg,  lüten  5U,  öiesmal  aber  nic^t  5U  tjetterem  i{omö6tenfpteIe, 
fonöern  um  ftdj  öte  tjabsburgtfc^en  £an6e  5U  erfämpfen,  auf 
6eren  Beft^  er  ja  begrünbete  Jtnfprüdje  5U  ^aben  glaubte.  Die 
5^tten  öes  öfterretc^ifc^en  Crbfolgefrieges  iparen  ange» 
brodjen  un5  mit  t^nen  tpteöer  neues  Unheil  für  unfer  Bayern. 
2tm  nämlichen  Cage,  an  tpeldjem Karl  Gilbert  in  ^ranffurt  5um 
öeutjc^en  Kaifer  gefrönt  tpuröe  (^2*  ^ebruar  \H2),  nahmen 
bie  ©fterretdjer  ZTIünc^en  ein  unb  hielten  bie  £anbesljauptftabt, 
fur5e  Unterbrechungen  abgeredjnet,  bis  5um  ^erbfte  \7^^  befe^t*^^ 


ton  Karl  Crautmann.  .  269 

Dtefe  3^^^^  waren  für  6te  fransSfifdJen  Komöbianten  traurig 
genug;  öte  Befolöungen  touröen  ntdjt  me^r  ausgesa^It,  unb  es  fudjte 
öa^er  ein  Ceti  6er  tEruppe  an  anberen  ^ofen,  in  Engagement 
5U  treten^.  Die  Brüber  Pröfleury  tpanbten  fic^  \7^2  nac^ 
ITTosf  au,  tDoIjin  i^nen  bie  bereits  früfjer  aus  bayrifc^en  Dienften 
getretene  Sdjaufpielerin  J  a  c  i  n  t  h  e  folgte ,  D  u  c  1  o  s ,  ber 
artiftifdje  Diref  tor  bes  C^eaters,  fam  nad^  Straf  bürg,  Lefevre 
unb  bas  (Efjepaar  Defforges  erhielten  Stellung  in  Berlin,  ber 
Souffleur  Lejeune  begleitete  ben  ^Jelbmarfdjaü  ©rafentEörring 
als  Sefretär  auf  feinen  ;Jelb5Ügen;  5mei  ITTitglieber  ber  (ßefell^s 
fd)aft,  Marie  Anne  Dulondel  unb  Jean  D'Artenay, 
gingen  mit  tEob  ab. 

Unterbeffen  tjielt  Kaifer  Karl  ber  Siebente  5u  ^ranf^ 
fürt  £)of,  unb  in  ber  alten  Seidysftabt  entfaltete  ftdj  irä^renb 
ber  XDaljU  unb  Krönungstage  burdj  bie  2lntpefen^eit  einer 
frans öfifdjen  tEruppe  unb  beutfc^er  Sc^aufpieler  unter 
(ßermalb  ponlDallerottis  Ceitung  ein  reid^es  tt^eater leben, 
welches  ZHenl^el*^^  quellenmäßig  fo  eingetjenb  betjanbelt  ^at, 
ba^  mir  nidjt  metjr  barauf  5urücf5ufommen  braudjen. 

2tm  23,  ®f tober  ^7^^  tpar  es  bem  dürften  enblic^  per^ 
gönnt,  5um  legten  2tuf enthalte  in  bas  pon  feinen  ©egnern 
geräumte  ITIündjen  5urücf5uf e^ren  ^°\  €in  5afj(reidjes  ©efolge 
pon^ürften  unb  fran5Öfifd?en  ©eneralen  begleitete  i^n,  unb  ipätjrenb 
bie  Gruppen  bie  IDinterquartiere  besogen,  rüftete  man  ftc^  bei 
^ofe,  um  bie  Hu^epaufe  5tt)ifdjen  5tt)ei  ^elbsügen  fo  angenefjm 
als  möglidj  fjinsubringen.  ^tpei  ®pern  mürben  5ur  2tuf== 
fül?rung  porbereitet,  Iphigenia  im  Komöbientjaus  bei  St. 
Salpator  unb  Agrippa  auf  ber  Bü^ne  bes  (ßeorgifaales  ber 
Kefibens;  in  le^terem  Stücfe  liaikn,  u>ie  ber  Sc^aufpieler 
Legrand ^^  fc^reibt,  bie  Prinsen  unb  Prinseffinnen  felbft  bie 
Hauptrollen  übernommen:  „A  La  Sal  St.  George  il  ce  doit 
represente  agripa,  opera,  Les  princes  et  princesses  Repre- 
senterons  Les  principeaux  Roles  (sur)  notre  theatre  ordinaire 
pour  La  Comedie  frangoise,  a  moins  quon  ne  change  de 
dessin  Et  quil  ne  soit  trouve  trop  petit'*.  Va^ix  fpradj  man 
pon  Sebouten,  ^reibällen  unb  fogar  Pon  Berufung  einer  italienifdjen 
Sdjaufpielgefelifdjaft^^,  „outre  Les  redouttes,  bals  francs  Et 
autres  Diuertissements,  on  parle  dune  comedie  italienne  que 
Sa  Majest6  doit  prendre  a  son  seruisse,  mais  cela  nest  pas 
bien  fonde". 

2l\xdi  bas  in5tpifdjen  fläglidj  ^erabgefommene  fransöfifc^e 
tCl?eater  foUte  aftionsfäfjig  gemacht  tperben.  2ils  Karl  2Ilbert 
nodj  in  ^Jranffurt  refibierte,  Ijatte  ber  früljere  Direftor  Duclos 


270  .if'^^^nS^PW^  Sd^aufpielcr  am  bayrifc^eit  Qofe 

eine  hierauf  besfislic^  2tnfrage  ergeben  laffen,  pom  (Brafen 
^ugser  aber  5te  Tlntwoxt  erhalten,  öaf  6ie  geit  noc^  nic^t 
gcfommen,  „ou  S.  M.  Imperiale  puisse  ou  juge  ä  propos  de 
faire  reuenir  Les  plaisirs  de  La  Commedie  frangaise  äSa  cour". 
Hun  louröe  bic  Sadjz  eifriger  betrieben;  nadj  Itieberfämpfuncj 
oerfc^ieöener  Konfurrenten  erhielt  öer  in  Strafburg  u)eilen6e 
Duclos  6en  gemeffenen  2tuftrag,  6ie  tEruppe  5U  ergansen  unö 
mit  6en  neuangeioorbenen  ZHitglieöern  balömöglidjft  in  2Tlünc^en 
einsutreffen ;  unö  (Eile  loar  mirflidj  auc^  anöerrpeitig  ponnoten, 
6a  bie  Diepgen  Sdjaufpieler  toä^renb  öer  fdjiedjten  S^xUn  i^re 
ganse  (ßaröerobe  Ratten  perfe^en  muffen  un6  nur  auf  6te  IDieber^ 
aufnähme  6er  Dorftellungen  u>arteten,  um  fte  auslöfen  5U  fönnen* 
£ei6er  iparteten  fte  oergebens,  Duclos  perlor  feine  ^txt  mit 
nu^Iofen  Schreibereien  un6  Jtnfragen,  6er  Kaifer  tt>ur6e  unge== 
6uI6ig  un6  erteilte  am  \%  3^"uar  \7^5  6en  Befehl,  6en  2Iuf= 
trag  rüdgängig  5U  machen. 

Cags  6arauf  —  am  20.  3anuar  ^7^5  —  enöete  ein  ^er5= 
lei6en  Karl  Gilberts  an  fdjujeren  Sdjicffalsfdjlägen  fo  reidjes 
geben  ^^;  6e5  Heimgegangenen  So^n,  6er  adjtse^njäljrige  7X1  aj: 
3ofep^,  wav  Kurfürft  pon  BaYern. 

^ier  ipollen  u>ir  innehalten,  6enn  mit  6e5  jungen  ^errfdjers 
Regierungsantritte  beginnt,  n?ie  auf  fo  pielen  (ßebieten  fuItureUen 
Sdjaffens  in  unferem  Daterlan6e,  für  6ie  Sdjaufpielfunft  ein  neues 
Zeitalter,  ^wav  bleibt  6as  fransöfifdje  Sl^eater  3^^^J^^"^^  I^"9 
nodj  befte^en,  aber  pon  e6elfter  Begeifterung  getragen^  nimmt 
je^t  6as  6eutfdje  Sc^aufpiel  6en  Kampf  auf  mit  6em  überlegenen 
(ßegner  un6  füljrt  i^n  ftegreidj  5U  €n6e. 

Das  allmäljlidje  (£mporringen  6er  Hationalbü^ne  aus  be^ 
fc^ei6enen  ilnfängen  un6  i^r  2Inftreben  gegen  6ie  bei  ^ofe  fo 
madjtig  tpirfen6en  auslän6ifc^en  Sl^eaterelemente ,  6iefen  voolfl 
intereffanteften  2Ibfc^nitt  6er  Sdjaufpielgefdjidjte  Jlltmündjens  5um 
erften  ZTtale  eingeljen6  un6  quellenmäßig  5U  fdjil6ern,  foU 
6em  6ritten  Ban6e  6es  3^^^^^^^^^  sugetpiefen  fein. 


ton  Karl  Crautmann.  27  \ 

* 

\)  (5.  IDefiermayer,  Z^^^^^^  Balbe,  fein  £eben  unb  feine  IDerfe, 
niündjm  \868.  5.  \96  Über  halbes  IPirFen  als  EJofprebiger  oergletd^e 
man  bes  2lutors  BemerFungen  auf  5»  76  ff. 

2)  Über  bte  Bc3tcliungen  Bayerns  3U  ^JranFretc^  nad?  bem  brcigig^ 
jäljrigen  Kriege  ^ehen  u.  a.  2luffd?lu§  bte  neueren  ilrbetten  üon  K.  (Ei^. 
I7eigel,  Die  Be3tcljungen  3n)tfd?en  Bayern  unb  Saooyen  ^6^8— \653. 
(5iöungsbcrid?te  ber  pi?tIofopljifd?^pl^t(oIogifd?en  unb  Ijifiorifd^en  Clajfe  ber 
f.  b.  2lfabemie  ber  IPiffenfd?af ten  3U  IHünd^en.  J887.  5.  ns  ff.);  von 
^eibe,  Die  Walii  £eopoIbs  I.  3um  römifc^en  Kaifer  (^Jorfd^ungen  3ur 
beutfd^ert  (5efd?td?tc,  25.  Banb);  von  J.  Valfrey,  La  Diplomatie  frangaise 
au  XVIIe  siecle,  Hugues  de  Lionne,  scs  ambassades  en  Espagne  et  en 
AUemagne,  la  paix  des  Pyren^es  d'apr^s  sa  correspondance  conserv^e  aux 
archives  du  minisl^re  des  affaires  ^trangferes.  Paris  ^88^.  5.  67  ff.  —  Unter 
t>en  älteren  lüerfen  mag  auf  bie  einfd^Iagigen  Kapitel  in  Sugenljeim, 
Jranfreid^s  (Hinflufi  auf  unb  Be3ieljungen  3U  Deut)d?Ianb  feit  ber  Keformation 
bis  3ur  erften  fran3ofif(^en  5taatsumn)äl3ung  (\5i7  — ^789)  Banb  II  (^856) 
Ijingemiefen  ©erben. 

3)  Die  3ai^lreid?en  Be3iel^ungen  Bayerns  3U  JranFreid?  bar3ufienen, 
foü  einer  fpätcren,  alle  fulturellen  Jaftoren  eingel^enb  berürfftd?tigenben 
Stubie  Dorbel^alten  bleiben.  2lbgefel^eu  von  ben  Sagen,  ba  bxe  bayrifd^e 
^ürftentod^ter  I  s  a  b  e  a  u  auf  Jranfreid?s  Königstl^rone  faß  (ogl.  (£1^.  Q  a  e  u  1 1  e , 
(ßenealogie  bes  erlaud^ten  Stamml^aufes  lüittelsbad?.  Illünd^en  ^870.  5.  ;2^), 
beginnt  fran3Ö(ifd?er  Kultureinflug,  befonbers  feit  IDill^elm  bem  (fünften 

.  ftd?  geltenb  3U  madjen,  ber  ja  im  3^^^«  1568  eine  Jürftentod^ter  aus  ber 
tonangebenben  Maison  de  Lorraine  Ijeimgcfüljrt  l^atte.  Damals 
erfd^ienen  3um  erften  IHale  fran3C)fifd?e  Diener  im  Qofftaate.  Dag  aud? 
fran3Öftfd?e  2Ibelige  an  ber  in  fatl^olifd^en  Kreifen  »citberüljmten  Unioerfitat 
3ngolftabt  ftubierten,  ift  hefannt  (Pgl.  Journal  de  ma  vie.  M^moires  du 
mar^chal  de  Bassompierre.  Premiere  Edition  conforme  au  manuscrit  original 
publice  avec  fragmenls  in^dits  pour  la  Societe  de  l'histoire  de  France  par 
le  Mts  de,,Chant6rac.     paris   ^870.     Banb  l,  5.  ^^  ff.) 

^)  Über  iebensgang,  Cl^araFter  unb  tteigun^en  biefer  ^ürftin  oer« 
gleid?e  man  bie  IHonograpl^ie  von  Gaudenzio  Claretta,  Adelaide  di 
Savoia,  duchessa  di  Baviera,  e  i  suoi  tempi.  Torino  1877;  ba3U  bie  n>enig 
tiefgel^cnbe  Stubie  Don  (Suftao  ^eibe,  Kurfür jiin  2lbelljeib  von  Bayern 
(§ettfd?rift  für  2lllgemeine  <ßefd?id?te,  Kultur«,  Citteratur*  unb  Kunftgefd?td?te 
^886.  5.  3^3  ff.);  Heinljarbftöttner,  3al?rbud?  für  IHünd^ener  (&e* 
fd?id>te,  (Erjier  3<Jlirgang.  5.  ^06  ff.;  K.  Sl^.  Q  ei  gel,  Die  Be3iel^ungen 
3n)ifdjen  Bayern  unb  Sauoyen  ^6'^8— ^653,  a.  a.  0.  5.  J56  ff.  (gin3elnes 
aud?  m  Clarettas  umfaffenben  Ü^erfen,  Storia  della  reggenza  di  Cristina 
di  Francia,  duchessa  di  Savoia.  Torino  1868.  2  "Bbc;  Storia  del  regno 
e  dei  tempi  di  Carlo  Emanuele  II,  duca  di  Savoia.  Genova  1877.  2  ^be.l 
Sugli  principali  storici  Piemontesi  e  particolarmente  sugli  storiografi 
della  casa  di  Savoia.  —  Von  älteren  2lrbeiten  feien  evwätint:  Kolliers 
lji(lorifd?e  inün3beluiiigung ,  fed?ster  (El^eil.  Nürnberg  \75^.  S.  95; 
((Softe)  Die  burd^laud^tigften  (ttjurfürjiinnen  oon  Bayern  2c.  Dresben  17^7. 
5»  ^^  ff.;  S*  3-  tiporosFy,  Des  ^erbinanb  IHaria  ic.  £ebens^  nnb 
Hegierungs*ißefd?id?te.    Vfinndien  ^83^. 


272  (Jran3Öjtfc^c  Sd^aufpieler  am  bayrifc^en  ^ofe 

5)  Sic  toat  am  6.  Hoocmber  ^636  3U  (Eurin  geboren  iporben. 
Claretta,  Adelaide  di  Savoia.     5.   \2. 

6)  Über  bas  leben  am  £Jofe  oon  Saroyen  unb  bie  bort  oeranpalteten 
JeftUd^fetten  ^ehen  2luffd?Iug:  (Menestrier)  Traite  des  tovrnois ,  jovstes, 
carrovsels ,  et  avtres  spectacles  publics.  Lyon  1669.  5.  ^^3,  56,  68,  70, 
7^,  78,  8[,  83,  89,  93,  U5,  239,  28i,  357,  365;  bes  aleid^en  2lutors  IDerF 
Des  Representations  en  musique  anciennes  et  modernes.  Paris  i68i. 
5.  30\  jf.;  M^moires  de  M,  de  Coulanges  etc.  publics  parM.  de  Monmerqu6. 
Paris  1820.  5.  60  ff.;  M6moires  de  MUe.  de  Montpensier  petite-fiUe  de 
Henri  IV.  collationn6s  sur  le  manuscrit  autographe  etc  par  A.  Cheruel. 
:5anb  III  (paris  i859),  S.  302  ff.;  Chapuzeau,  Relation  de  Testat 
present  de  la  maison  royale  et  de  la  cour  de  Savoye.  Paris  1673;  F. 
Mugnier,   Le  Theätre  en  Savoie  etc.     Paris  1887.     5.   \\7  ff. 

7)  Über  (Ll^rtftine  pon  ^f ranfreic^  oergleic^e  man  G.  Clarettas  fc^on 
evtväiinies  VOevf  Sioria  della  reggenza  di  Cristina  di  Francia. 

8)  Die  Briefe  2lbelaibensan  Hlutter  nrib Brnber,  welche  G.  Cl a r e 1 1 a 
3um  2lbbru(fe  gebrad^t  l^at  (Adelaide  di  Savoia.  5.  193  ff.),  geben  hevebtes 
geugnis  Ijierfür. 

9)  ^eigel.  Die  Be3teljungen  3iDtfc^en  Bayern  unb  Savo^en,  S.  ;27  ff.; 
Montpensier  a.  a.  0.  3anb  3,  5.   301   ff. 

\o)  Valfrey  a.  a  0.  5.  ^06.  Piefer  Berid?t  ftammt  aus  ber  in  ben 
Archives  du  minist^re  des  affaires  6trang^res  aufberoal^rten  offt3ieüen  Korre* 
fponben3  Gramonts  unb  ift  in  ben  Memoires  du  marechal  de  Gramont  etc. 
^anb  II  (llmjierbam  \7\7)  5.  82  nur  angebeutet.  (Er  lautet:  ,,L'on  ne 
doutera  point  de  la  joie  qu'eut  la  jeune  Electrice  de  me  voir.  Ce  que  je 
puis  dire  sur  son  siijet  est  qu'on  ne  saurait  trop  louer  la  beaut!  de  son 
Corps  et  Celle  de  son  esprit,  et  je  puis  dire  que  la  passion  qu'elle  a  pour 
le  Roi  et  pour  l'Etat  me  fit  honte.  Car,  en  v^rilÄ,  les  sentiments  que  j'ai 
pour  Tun  et  pour  l'autre  paraissent,  s'il  se  peut,  inf^rieurs  aux  siens,  et  je 
suis  tr^s  persuade  qu'elle  soufTrirait  le  martyre,  je  dis  sans  exag^ration,  pour 
la  grandeur  et  l'avanlage  de  Sa  Majeste  ...  Je  lui  dis  que  le  Roi ,  ne 
l'ayant  pu  faire  Reine  de  France,  la  voulait  faire  Imp6ratrice.  Elle  me 
r^pondit  de  la  meilleure  grdce  du  monde  que,  si  eile  avait  quelque  ambition 
de  cette  couronne,  ce  n'etait  que  pour  la  mettre  aux  pieds  de  Sa  Majest6\ 

\\)  Über  bie  fran3öjtfd?e  £itteratur  in  Saroyen  oergleid^e  man  bie 
etnfd^Iägigen  Kapitel  im  erjien  3anbe  ron  A.  Sayous,  Histoire  de  la 
litt^rature  frangaise  a  l'etranger.  Paris  1853;  über  Honor^  d'Urf^; 
Demogeot,  Tableau  de  la  litterature  frangaise  au  XVIIe  si^cle  avant 
Corneille  et  Descartes.  Paris  1859.  5.  [2  ff.;  J.  Cotl^eißen,  (6efd?id?te 
ber  franjöjtfd^en  £itteratur  im  XVII.  3alirl|unbert.  I.  Banb  {tOkn  ns78), 
5.  \55  jf.;  Vapereau,  Dictionnaire  universel  des  litt^ratures.  Paris  1876. 
5.  2007  unb  bie  bortfelbft  angefül^rten  Quellen. 

;2)  Der  erfte  Banb  ber  Astr^e  erfdjien  im  3^^^^  16 'O»  ^^^ 
Sroeite  ^6^6,  ber  britte  ^620.  Der  oierte  Banb  he^anb  flc^  bei  d'Urf^s 
^ob  als  IHanuffript  im  Beftft  bes  f7er3ogs  pon  Saüoyen  nnb  würbe 
erft  \627  gebrurft.    Dgl.  £otl?etgen  a.  a.  0.  Banb  I,  S.  {'^2. 

\5)  Befonberer  Beliebtl^eit  erfreute  ftd?  ber  Homan  in  Deutfc^lanb. 
UTan  pergleidje  barüber  £otl|eigen  a.  a.  0.  Banb  I,  5.  U8;  J.  W, 
Bartl^olb,  <Sefd?id/te  ber  frud?tbringenben  (Sefeüfd/aft.  Berlin  18^8. 
5.  \55  ff.;  £J.  IPelti,  Die  As.tree  bes  Honor^  d'ürf^  unb  il^re  beutfd?en 
Derel^rer»    (§eitfd?rift  für  neufran3Öjtfd?e-5prad?e  unb  litteratur,  Banb  V.) 

X^)  BibIiograpl|tfd?e  2Ingaben  flnbet  man  bei  Vapereau  a.  a.  0. 
5.  \809.  Befonbers  l^ingeroiefen  fei  auf  bie  fc^öne  Stubie  oon  Sainte- 
Beuve  im  VII.  Banbe  ber  Causeries  du  Lundi,   5.   266  ff. 


von  Karl  (Erautmann.  273 

\5)  Sainte-Beuve  a.  a.  (D.,  S.  273.  (Ereffenb  c^araftenftert  bicfir 
2Iutor  bte  (Eenbcns  bes  IDerfes  mit  ^en  Woxten:  „Le  livre  de  saint  Fran^ois 
de  Salesr  en  paraissant,  fit  une  revolution  heureuse  :  il  reconcilia  la  d^votion 
avec  le  monde,  la  piete  avec  la  politesse  et  avec  une  certaine  humanite  ; 
il  remplit,  assure-t-on,  un  voeu  de  Henri  IV  lui-meme,  lequel,  causant  avec 
Deshayes,  cet  ami  intime  du  saint  ev6que,  avait  exprime  le  desir  que  Ton 
composät  un  lel  ouvrage  qui  remlt  ä  la  Cour  la  religio»  en  honneur  et  ne 
la  presentat  aux  laiques  ni  comme  vaine,  ni  coLiiine  farouche". 

^6)  £tpoiPsPY  a.  a.  (D.  fd?reibt  (5.  (^^2):  „.  .  .  fic  legte  ein  "Kapital 
ntcber,  aus  beffen  giufen  bic  Kooperatoren  ber  pfarrert  311  HTünd^en  unb 
3tpar  jcber  50  (Sulben  ^e(^en  bte  ©bliegenl^ctt  jäl^rHd^  bcjogen,  bie  rcr» 
mögcnlos  geftorbencn  UTenfd^cn,  betberici  (Sefd?Ied?tcs,  unentgelbltd?  3a  bc^^ 
graben.  (Eben  fo  mad^te  fte  bte  fd^one  Stiftung,  ba%,  wenn  3emanb  aus 
ber  Heftben3ftabt  IRünd^en  jierben  roiirbe,  man,  fo  wie  ber  UTenfd?  in  bie 
legten  güge  fällt,  bie  Sterbeglorfe  —  gleid?rie(  bei  (Lage,  ober  njöf^renb 
ber  Ztad?t  —  fogleid?  läuten  foüe,  bann  ba^  bei  ausgefegtem  f^oc^roürbigften 
ungefäumt  ^wei  Cljeatiner  für  ben  mit  bem  (Tobe  ringenben  Ct^riften  betf^en, 
an  bemfelben,  ober,  nadf  Umftänben,  am  folgenben  (Lage  aber  eine  i^exl, 
HTcffe  für  ben  2lbg«ftorbenen  lefen  follen".  2lugerbem  oergIeid?e  man 
3.  HI.  Söltl,  Die  frommen  unb  milben  Stiftungen  ber  IDittelsbad^er  ic. 
Canbstjut  \858.  S.  \o^  ff.  unb  Marimont,  Die  l^od?I8blid?e  X>nb  (Sott- 
feelige  Stiftung/  fo  tüeylanb  Die  Durc^Ieuc^ttgifte  ^fürftin  onb  (Jrau)  /  ^xaw 
£^enrietta  2lbelljaib  2c.  Bey  benen  (El^ripr:  P.  P.  Theatinis  in  ITtünc^en  für 
bte  in  gügen  (igenbe  perfonen  eingelegt  onb  auffgerid^t.    (inünd^en  (676.) 

\7)  Befannt  i(l  bas  Urteil,  bas  bie  £Jer3ogin  Don  IHontpenfier  in 
il^ren  ITIemoiren  über  2lbelaibe  fällt:  „Elle  etait  de  Savoie  et  ma  cousine 
germaine :  eile  avait  pris  une  arniti^  pour  moi  fort  grande ,  eile  m'^crivait 
souvent,  je  lui  faisais  r^ponse,  eile  me  faisait  des  pr^sents,  je  lui  en  envoyais 
de  plus  beaux :  eile  me  faisait  tenir  les  livres  de  tous  les  ballets  qu'elle 
dansait,  dont  eile  avait  fait  les  vers,  eile  avait  l'esprit  un  peu 
romanesque.  On  dit  que  la  coür  de  Savoie  avait  fort  de  cette  air  et 
Celle  de  Bavi^re  peu  de  politesse.  Ce  qu'elle  avait  trouv6  k  la  cour  de 
Bavi^re  et  la  mani^re,  dont  on  y  vivait,  qui  tenait  beaucoup  de  celle 
d'Espagne,  l'avait  confirm^  dans  les  mani^res;  eile  ne  faisait  que  lire  tous 
les  romans^  en  toutes  langues  et  des  vers". 

\8)  Über  biefe  ^Jefte  geben  bie  beiben  bereits  angefül^rten  IPerfe  pon 
Menestrier  2luffd?Iu§.  tJgl.  ba3U  Ketnljarbftöttner  im  3ö^rbud?  für 
inünd?ener„  (Sefd/icf?te,  Banb  I,  S.  Ul  ff. 

\9)  Über    bie  Öefd?td?te    biefes  £uftfd?loffes    rergleid^e  man   K,  Clj. 
I7eigels  rei3enben  2liiffag:  Xlymp\:ienhmQ  (Heue  Ijiftorifd^e  Porträge  unb 
2(uffäge).     lriünd?en  1883.      S.  289  ff.    unb    G.  Claretta,    Nymphenburg 
"ed  Agli^,  reminiscenze  antiche  e  moderne.     Torino   1883, 

20)  Die  reid?e  £itteratur  über  biefe  Kulturerfd^einung  oer3etc^net 
Vapereau  a.  a.  <b.  S.  (695*  €inen  gut  gefd^riebenen  Uberblicf  bieten 
Breitinger,  Der  Salon  Rambouillet  unb  feine  cuIturgefd?id?tHd?e  53e« 
beutung.  (2Ius  neuern  ütteraturen.  gürid?  (879.  S.  ^  ff.),  unb  £otljeigen 
a.  a.  0.    Banb  I,  S.  (53  ff. 

2O  Des  Representations  en  musique   anciennes  et  modernes.     S.  332. 

22)  Über  Mademoiselle  de  Scud^ry  geben  2(usFunft  Victor 
Cousin,  La  soci^t6  frangaise  au  XVIIe  si^cle,  d'apr^s  le  Cyrus  de  Made- 
moiselle de  Scud6ry.  2  B'dnbe.  Paris  <858  nnb  V.  Fournels  Stubie: 
Du  Roman  clievaleresque  et  poetique  au  XVIIe  si^cle,  et  de  son  influenae. 
(La  litterature  ind^pendante  et  les  ecrivains  oublies.  Essais  de  critique  et 
d'erudition  sur  le  XVIIe  si^cle.     Paris   1862.     S.   ^63  ff.) 

3atjrbu<^  für  müiM^ener  <5efd?.  II.  18 


2?H  ^ransoftfc^e  Sd^aufpicler  am  bayrifc^en  Qofc 

23)  Über  Moli^res,  Les  Pr6cieuses  ridicules  nnb  il^r  Der« 
l^ältnis  3um  Presteufcntumc  pergleid^e  man  C.  D  e  s  p  o  i  s'  Notice  311  bicfcm 
Stüde  in  feiner  Moli^re-2lusgabe  in  ber  Sammlung  ber  Grands  6crivains 
de  la  France.  Banb  II,  Paris,  Hachette  1875,  S.  3  ff.;  £ottjeigcn, 
Moli^re,  fein  Üthen  unb  feine  IDerfe.  (Jranffurt  a.  HI.  1880.  S.  9?  ff.  nnb 
5.  U6  ff.;  H.  UTaljrenl^oIft,  Moli^res  £eben  unb  IDerfe  t)om  Sianb* 
punfte  ber  l^eutigen  ^Jorfd^ung.    ^eilbronn  (88 u    S,  80  ff. 

2^)  <5enaue  eingaben  bringt  Qeigels  2Ibltanb(ung:  Die  Be5ieliungen 
3iDtfd?en  Bayern  unb  Sacoyen,  a.  a.  0.  5.  (27  ff. 

25)  UTan  uergleid^e  barüber  Chappuzeau,  Relation  de  Testat  present 
de  la  maison  royale  et  de  la  cour  de  Savoye.     S,  8  ff. 

26)  Über  bie  pflege  von  Kunjl  unb  £itteratur  am  ^ofe  3U  Saooyen 
unter  ber  Hegentfd^aft  Cf^rijtinens  von  franfreid?  j!nb  nad?3ulefen 
G.  Claretta,  Storia  della  reggenza  di  Cristina  di  Francia.  Banb  II, 
Kapitel  (6  unb  [i;  (L,  (gurlitt,  <gefd?id?te  bts  Barocf»StiIes,  bes  Kococo 
unb  bes  Klafftcismus.    ^anb  I  (Stuttgart  (887),  S.  (57  ff. 

27)  tJgl.  ©feles  2IrtifeI  in  ber  2lIIgemeinen  Deutft^en  Biograptjie. 
Banb  6,  S.  677  ff.  unb  bie  bortfelbjt  angefüljrten  IDerfe.  X)ie  geitgeuoffen 
ujiffen  nid/t  fonberlid?  piel  von  feinen  Dorsügen  3U  beridjteu,  nid?t  einmal 
ber  fo  lobesfreubige  Chappuzeau,  n?eld?cr  in  feiner  Relation  de  Testat 
present  de  la  Maison  Electorale  et  de  la  Cour  de  Baviere  (Paris  (673) 
fd^reibt  (S.  66  ff.):  „C'est  un  Prince  de  la  riche  taille  &  de  grande  mine, 
poil  chastain,  &  qui  n*a  pas  plus  d'enbonpoint  qu'il  ne  luy  en  faut  pour 
etre  bien  fait.  II  se  montre  doux  &  affable  ä  tont  le  monde,  &  particuliere- 
ment  aux  Etrangers  qu'il  regoit  d'une  maniere  tres-obligeante.  Comme  il 
a  este  ^eve  avec  grand  soin,  sur  le  pied  de  Teducation  de  TElecteur  son 
pere  qui  fut  parfaitement  bien  instruit,  il  a  de  tres-belles  connoissances,  & 
autant  qu'il  reüssit  bien  dans  tous  les  exercices  du  corps,  autant  sgait-il 
faiie  valoir  les  lumieres  de  Tarne  dans  les  occurrences  des  affaires.  II  est 
magnifique  en  toutes  ses  actions,  comme  11  se  verra  dans  la  suite  de  mon 
Discours.  II  s'est  appliqu6  avec  soin  ä  toules  les  sciences  dignes  d'un 
Prince,  &  il  entend  particulierement  la  Fortification,  en  ayant  donn^,  comme 
j'ay  dit,  de  bonnes  marques  dans  les  Forteresses  d'Ingolslat,  de  Brunavv 
&  de  Scharding.  Tous  ces  avantages  sont  accompagnez  d'un  grand  fonds 
de  piet^,  de  laquelle  il  ne  s'eloigne  Jamals,  &  il  est  exemple  k  toute  sa 
Cour  &  k  tous  ses  peuples". 

Strenger,  aber  mie  es  fc^eint,  rid^tiger  fd^ilbert  ber  fd?on  erwäljntc 
XHarfd^aü  von  Gramont  (a.  a.  ®.  Banb  II,  S.  83)  ben  Kurfürjten: 

„L^Electeur  etoit  grand  sans  etre  de  belle  taille,  qu'il  avoit  extr6mement 
contrainte,  Ton  ne  peut  pas  dire  que  son  visage  füt  tout-ä-fait  desagr^able, 
mais  il  s'en  falloit  aussi  beaucoup  qu'il  fut  advenant,  mauvai<e  grace  k  ce 
qu'il  faisoit,  &  le  rüde  dans  sa  personne  de  la  Nation  Tudesque:  il  savoit 
fort  bien  la  Langue  Italienne,  &  ses  discours  etoient  assez  suivis ,  &  ne 
s'eloignoient  pas  du  bon  sens:  il  n'avoit  aucun  plaisir  de  tous  ceux  que  les 
jeunes  gens  ont  accoütum6  de  prendre ,  &  n'agissoit  presque  jamais  de 
lui  m^me  sur  rien,  ^tant  entierement  resign^  aux  volontez  de  ses  Ministres: 
du  reste,  devot  &  pieux  autant  qu'on  le  peut  6tre,  &  tr^s-convaincu  que 
suivant  la  conduite  de  ses  Directeurs,  il  pouvoit  aussi  peu  errer  que  le  Pape" 

2Iud?  ber  bayrifd^e  Heidpstagsgefanbte  Dr.  0ejle  fd?reibt  am  9.  I)e3ember 
(653  an  ben  (ßrafen  Kurs  (^ßigel  a.  a.  0.  S,  (70),  ba%  man  in  Heic^s- 
tagsfreifen  rermeine,  „ba^  biefelbe  mel^rers  ad  otia,  quam  negotia  incitnirt 
feyen  unb  ba^  Sie,  wann  Sie  3U  ber  Hegierung  fl^ommen,  ben  recreationibus 
fa^er,   bau  rebus  seriis  nad^fesen  werben,   sumal^Ien  »eil  Sie  melancholici 


von  Karl  Crautmantt.  275 

et  variabilis  humoris,  ^tn  erqutcflt^fetten  nad^jircbert  nnb  bie  gefd^äfft  hen 
Hatljen  oertrauen". 

28)  Cläre tta,  Adelaide  di  Savoia,  5.  58. 

29)  Cläre  tta,  Adelaide  di  Savoia,   5,  5^. 

30)  HTarta  Tlnna  füljrte  bic  Hcgentfd^aft  oom  27.  September  165 ( 
Ms  27.  September  \65'^  (X)gl.  ^aeutle  a.  a.  (D.  S.  68),  übte  aber  bis  3U 
il^rem  (Tobe  entfd/eibenben  (Einfiug  aus  auf  bie  Kegieruug  iljres  Sol^nes.  Über 
x^te  perfönIid?Feit  erfaf^ren  mir  Halberes  bei  fjeigel  a.  a.  (Ö.  S«  ^58; 
(Softe,  Die  burd?Iaud?ttgften  (Etjurfürftinnen  von  Bayern  S.  30  ff.  unb 
Cod.  bav.  1622  ber  inüud^ener  f^of"  unb  Staatsbibltotl^ef :  tthen  nnb  2lb* 
leben  ber  €l|urfür(tiu  IHaria  2lnna,  IDittme  UTaji mutans  h,  geborne 
€r3ljer309tn  von  <&perreid?. 

30  fjeigel  a.  a   (Dl  S.  (58. 

32)  Coulanges  a.  a.  0.  S.  U  f^^reibt  uon  iljr:  „Elle  est  une  des 
plus  heiles  princesses  du  monde,  et  des  plus  accomplies;  mais  je  crois  qu'il 
se  peut  dire,  en  mSme  temps  des  plus  malheureuses ;  eile  vit  dans  une 
contrainte  continuelle  et  n'a  pas  la  moindre  libertö*'.  Gramonts  Urteil 
I^aben  mir  bereits  ermätjnt.  (Ein  ^Inonymus  (Mene  strier?),  ber  bcm  Kur* 
prinsen  HXaj  (Emanuel  ein  IDappenfpiel  „Le  Chemin  de  Thonneur  jev 
d'armoiries"  (Lyon  1672)  mibmete,  oerglcid^t  f!e  gar  mit  Latona:  „Vous 
voyant  auec  Madame  la  Princesse  vostre  Soeur  k  ses  costez,  ie  la  considerois 
comme  cette  Ancienne  Deesse  que  les  Poetes  ont  fait  mere  d'ApoUon  & 
de  Diane". 

33)  Relation  de  Testat  present  de  la  Maison  Electorale  et  de  la  Cour 
de  Baviere.  S.  73.  (Ein  jmeitcs  Bilb  ber  Kurfürpin  entljSIt  Chappuzeaus 
Relation  de  Testat  present  de  la  maison  royale  et  de  la  cour  de  Savoye. 
S.  77;  ein  brittes  bes  gleid^cn  2lutors  L'Europe  vivante  etc.  Geneve  167 1. 
S.   3^^. 

3^^)  Das  portrejflid^e  lebensgroße  porträt  ber  Kurfürjiin  angeblid? 
gemalt  von  Kneöer  befinbet  pd?  im  IL  Stocf  bes  Hationalmufeums,  Saal  XIII. 
(Dgl.  ifüf^rer  burd?  bas  föntglid?  bayerift^e  Hationalmufeum  in  ITlünd^en. 
0ff[3ietle  2lusgabe.    Pierte,  oermetjrte  2luflage.    ITlünd^en  (88^^.    S.  (25). 

35)  (Einen  Pormurf  möd^ten  mir  3um  Sd?Iuffc  3urü(fmeifen.*  ^etbe 
in  feiner  oberpd?lid?en  (tl^arafterfd^ilberung  ber  f  ürflin  berichtet  von  iljrem 
grensenlos  egoiftifd^en  Qer3en,  von  iljrer  oölligen  Unempfänglic^feit  unb 
Perpänbnislofigfeit  für  bie  (Jürft  nnb  6oIf  cerbinbenben  pttlid^en  pffid^ten. 
3dj  Ijabe  vergebens  nad?  einem  Belege  für  biefe  Betjauptunöj  gefud^t.  Das 
geizige  IPoljI  bes  PolFes  mar  iljr  burd^aus  nid?t  gleid^gültig,  burd?  Per* 
befferung  ber  ^rauenersieljung  fud?te  jte  auf  bie  ^amilie  etn3umirfen,  nnb 
fie  tl^at  es  burd?  bie  Berufung  ber  Salefianer-tlonnen,  meldte  es  flc^ 
3ur  2lufgabe  mad^ten,  im  (Seifte  Fran^ois  de  Sales  nnb  ber  ^rau  von 
Chantal  biefe  (Ersiei^ung  beffernb  um3uge(taltm.  Pgl.  iipomsfy  a.  a.  0. 
5.  \o^'f  Xnaver-lDeftermaYer,  Statipifd^e  Bcfd?reibung  bes  (Ersbistf^ums 
inänd?en«Jreiftng.    II.  :Sanb  (Hegensburg  l88o)  S.  3^4  ff. 

36)  geitfd^rift  bes  ^ijiorifc^en  Pereins  für  Sdiwahen  unb  Heuburg. 
2ld?ter  3<i||rgang  (^880»  5-  "^8. 

37)  geitfd^rift  bes  Qijtorifd^en  Pereins  für  Sd^wahen  nnb  Heuburg. 
2Id?ter  3aljrgang  (i880,  S.  \6^. 

38)  K.  b.  Hei(i?sar(i^iü.  jürjtenfad^en  IL  Specialia.  Lit.  C.  Fase.  XLIX. 
No  537.  ((Eljurfürjl  HXaj  L  ?|offtaatsfad?en  in  genere  betr  de  1631— 1648. 
lll.  Fase.)  in  einer  1639  ausgefteüten,  \6^8  neu  betätigten  unb  in  einigen 
punften  oeränberten  „3nPruction  onb  orbnung.  IPeldjergeftalt  nit  aüain 
ünnfer  ITlajimtlians,  von  (Sottesgenaben  pfal3grafens  bey  Hinein  ic,  Qof jtatt 

18* 


276  (Jransofifd^e  Scbaiifpiefer  am  bayrifd^en  EJofe 

nad^  Dttnferm   abjlcrben  gcringert,  fonnber  and^  betfelbigc  Piib  anbers,   bei 
ipel]renber  (Eutcl  pnnb  2lbmintfiration  angeftclt  onb  gcljalten  »erben  foüe". 

39)  ^eigel  a.  a.  0.  S.  \56. 

^o)  3n  ben  Briefen  an  iljrc  IHutter  bei  Claretta  (Adelaide  di 
Savoia,  S.   ^95  ff.) 

^\)  Coulanges  a.  a.  (D.  S.  15. 

^2)  3n  ber  anno  ^673  erfdjtenenen  Relation  de  Testat  present  de  la 
Maison  Electorale  et  de  la  Cour  de  Baviere. 

^3)  (Jür  unfere  gipecfe  Fommen  folgenbe  (Jejlesfc^ilberungen  tXta^ets 
in  betradjt: 

0  0rbenItd?e  |  Vxib  fur^tpeilige  Be»  |  fd^reibung  beg  »eitberl^ümbten 
Sia^U  I  fd?ie§ens  /  fo  ber  Durd^leud^tigijl  (fürfl  vnh  ^err  |  I^er^og  IlTaji- 
milian  /  Kegierenber  lanbtg^  1  fürfl  in  Bayrn  /  ic.  ben  2^.  2(pril  /  Anno  |  99. 
in  3l?r  Purd?I:  £^aupt)latt/  |  3U  münd^en  getial*  |  ten.  |  gu  IHünc^en  brucfts 
ITiclag  ^ainrid?  /  |  3m  3ar  /  ba  man  3et|lt  |  M.D.IC.  |  6  BI.  ^. 

2)  0rbenlid?e  befd?reibung  /  beg  ljerrlid?en  |  ^ynsugs  /  |  XPie  ber 
Durd?Ieud?ti*  1  gift  ,-fürft  vnb  ^err  /  fjerr  fjer^og  IRajimi*  |  lian  /  Hegierenber 
tanbtgfürft  in  Bayrn  /  2c.  3l|r  |  ^ürftl:  Dnrd?I:  aug  Cotl^ring  /  als  feinen 
öieliebten  fjerrn  |  Sd^mäi^er  /  mit  swölff  Ijunbert  pferben  an  ber  (gränife  | 
5»»g  Canbts  /  entgegen  sogen  /  pnb  in  bie  fürpi:  fjauptftatt  IHündjen 
cinbe*  |  (aytet.  |  Darneben  ein  erüärung  /  beg  l^errlid^en  ^Jelötsugs  /  bamit 
ein  c£bler  /  (Et^niDefter  'Eai\:i  /  3r  |  (Jürftl:  Purd^I:  ftattlid?  ^aben  empfangen. 
I  IPeiter  roirb  angesaigt  /  aüe  Fitr^njeü  rnb  freu*  |  benfpiel  /  als  (tomebi  / 
Krönbl  vnb  Kübelgefted?  /  |  (Sejaiber  /  Cänfe  vnb  ^ewvwexd  fo  in  :  onb 
anger  |  ber  Statt  fein  gel^alten  n^orbcn.  |  2lnc^  ein  £obfprud?  ber  ^ürftlid^en 
^auptftatt  I  HTünd/en  |  Cum  liceniia  superiorum.  |  (Sebrucft  3U  IHünd^en  / 
burc^  rticias  Qainrid?.  |  M.  DCIV.  |  2^  BI.  ^. 

3.  Dialogus:  I  0ber  I  (Sefpräd?  /  |  Deg  3üngft  ge«  |  l^altnen  Bayrifd^en 
£anbtags  /  |  3"  ^^^  weitberümbten  (fürftlid?en  |  EJauptftatt  Hlündjen  / 
Anno  I  \605.  |  §u  (Eieren  /  glücf feiiger  He»  |  gierung  /  and^  glürfmünfd^ung 
eines  1  fren)benreid?en  Uewen  3ßl?rs:  |  Dem  Durd?Ieud?tigiften  (Jürften  vü 
f^errn  /  |  ^errn  Maximiliano ,  pfal^grafe  bey  |  Hel^yn  /  ^er^og  in  (Dbern 
pnb  Ztibern  Bayrn  /  ic.  bebiciert:  Dnb  nad?  '  poetifci^er  art  befd/riben  / 
Durd?  3^^^""  HTayer.  |  Cum  licentia  Superiorum,  |  <Sebruc!t  3U  ITtünd^en  / 
Durd?  Hicias  |  ^ainric^  /  Anno  |  M.DC.VI.  ^6  Bl.  ^, 

^)  Compendium,  j  Das  ift  /  |  Kurier  Bcrid^t  /  roie  |  ber  Durdjleud?tigifl 
(Jiirft  vnnb  fjerr  /  |  Qerr  IHajimilianus  /  pfalfegraue  bey  2?l^ein  /  |  ^er^og 
in  0bern  pnb  Hibern  Bayern  /  ic.  3r  ^ürftlid^en  |  Durd?l,  ^r^l^er^og  ron 
(Sräft  vnnb  0efterreid?  /  fambt  •  feinem  l^od^geliebten  (Semal^el  /  vnb  ^vaw 
XTTutter  /  |  aud?  anbern  (Sefd?n?tftern  entgegen  gesogen  /  |  onb  in  bie  {Jiirftl. 
I^auptftat  inünd^en  |  ben  30.  2lugufti  /  Anno  \607.  |  einbeleitet  |  Sambt 
!ur^er  (Er3et|lung  ber  überaug  |  grogen  pancf et  /  barinn  19.  ^fürftenperfo'  | 
ncn  bey  einanber  gemefen  |  IDeittcr  u?irb  angeseigt  /  alle  Kur^meil  vnb 
frew  I  benfpiel  /  als  CEragebi  /  ^ed?tfd)uelen  /  (Seiaber  /  |  Pogelfd^iegen  /  fo 
in  vnb  auger  ber  Statt  feynb  |  gel^alten  worben.  |  Durd?  30^?^""  IHayer  / 
(Eeutfdjen  poeten  t>ub  |  Burgern 'in  IHünd^en.  |  <ßebruc!t  ju  inändjen  bey 
21bam  Berg.  |  Anno  M.  DC.  VII.  |  2^  BI.  ^.  —  Die  üier  oorliegenben  Drucfe 
bcftnben  ftd?  in  ber  f.  £^of*  rnb  StaatsbibliotlieF. 

5)  fioc^3eitIid?e  be*  |  fd?reibung  |  Des  Durd^Ieid^tigi^en  ^^ürflen  cnnb  | 
^errn,  ^errn  U?oIfganng  IPill^elm  pfalftgrau  |  en  am  Hein,  (Jürft  in  Bayrn, 
güllj,  Berg,  |  pnnb  (£Ieuen.  |  iPie  aud?  ber  Durd?Ieidjtigiften  ^ürftin  |  onnb 
Jrauen,  grauen  Magdalenas  pfal^*  |  gräuin  bey  Hein,  J^ersbgin  in  0bern  | 
vnnb  ITibcrn  Bayrn.  |  (Sel^allten  in  ber  Jürj^Iid?en  l^aubtftatt  |  IHünd^en  benn 


von  Karl  (Erautmann.  277 

\o,  (Eag  Nouvem:  |  Anno  1613.  \  Purc^  3o^Änn  Vfiayev  Burger  |  bafelbjien. 
28  BI.  JoL    (Cod.  bav.  1958  bcr  f.  ^of.  unb  Staatsbtbltotf^cF.) 

^'^)  2iner(ci  tloti3ert  über  bie  beutfd^en  ^Jofnarren  am  bayrtfc^en  fjofe 
entljalten  bie  ^of3aljIamtsrcd?nungem  porträts  folc^er  £ujligmad?er  befanben 
(td?  in  ber  l^ersogltdjen  Kunftfammer  (ogl.  ^tcflers  3"ü<^"törium  bcr 
Kunjifammer  aus  bem  3^^^^  1598.  Cod.  bav.  2133  bcr  f.  ^of»  unb 
Staatsbibliotljef )  unb  auf  Sc^Iog Crausni^  bei  £aribsljut  (ä.  Staubenraus, 
(Eopograpf^ifc^*$tatiftifd?e  Befd^reibung  bcr  Siabt  £anbsl|ut  in  Bayern  unb 
il^rer  Umgebung,  lanbsl^ut  ^835,  5.  6\  unb  62).  2lud?  fran3öftf(^e 
Harren  tauchen  3un)eilen  auf;  fo  wirb  burc^  0rbonnan3  pom  \.  Pe3ember 
1585  ein  geroijfcr  UTartin  Heitter  ,,für  bcn  ^rannc3oifd?en  Harren 
auf  benfelben  3efel^en  vnnb  mit  aller  notujennbiger  roart  3uuerforgen",  3U 
einem  Diener  aufgenommen.  (Cod.  bav.  2537  —  0rbonannc3  Buec^  von 
Anno  (^5)  82.  83.  8^^.  85.  86.  —  ber  F.  ^of«  unb  StaatsbibliottjcF.) 

^5)  geitfd^rift  t>es  ^ifiorifd^en  Pereins  für  Sdjwahen  unb  Heuburg. 
2ld?ter  3a5rgang  (\880f  S.  66. 

^6)  (Ebenbort  5.  2^6. 

^^7)  Pgl.  bie  in  2lnmerFung  6  angefüljrten  IPerFe. 

^8)  3ö^rbud?  für  HTünd^ener  <Sefd?id?te,  (Erjier  Z^k^^^^^i  5.  \09. 

^9)  Über  biefe  italienifd^e  Pid?terfo(onie„  unb  iljr  IDirfen  am 
bayrifd^en  ^ofe  giebtKeinljarbftöttners2Irbeit:  ^Über  bie  Be3iel^ungen 
ber  italienifc^en  £itteratur  3um  bayrifd^en  fjofe  unb  itjre  pjlege  an  bemfelben" 
(Jaljrbud?  für  IHünd^ener  (5efd?id?te,  (Erper  3aljrgang,  5.  93  ff.)  2luffd?Iug. 

50)  Menestrier,  Des  Representations  en  musique  anciennes  et 
modernes.     S.  28^  unb  33  \. 

5  0  Sd^Iittenfatjrten  waren  in  ^Itmünc^en  eine  fJauptlujlbarFeit 
bei  Stabt  unb  ^of.  JXlan  rergleid?e  barüber:  Kegnet,  Hlünd^en  in 
guter  alter  geit.  IRünd^en  1879.  S.  U9  nnb  ^2o;  IDejienrieber,  Bey* 
träge  3ur  raterlänbifd^en  ^iftorie  zc.  Banb  VII  (HTünc^en  ^803),  Heber  bas 
jäl^rli^e  Sd^littenfaljren  bes  niagijlrats  3U  IHünc^en,  S.  28  ^  ff.  2lud?  bie 
Sd^üler  bes  3^fiii*^"3Y"^"^fi^"^s  reranftalteten  in  ber  ^Jaftnac^t 
große  masfierte  Sd^Iittagen  (ogl.  Bauer,  2lus  bem  Diarium  gymnasii  S.  J. 
Monacensis.  HTünd^en  i878.  5.  23,  3aljlreid?e  gebrückte  Programme  ba3u 
in  ber  f.  d^oj^  unb  Staatsbibliotl^eF.)  Das  <&an^e  mürbe  Stoff  3U  einer 
f^übfd^en  Fulturgefd?id?t(id?en  ITtonograpt^ie  bieten. 

52)  Menestrier,  Des  representations  en  musique  anciennes  et  mo- 
dernes. S.  283  ff. 

53)  ^.  Vfi,  Hubtjart,  (Sefd^ic^te  ber  0per  am  ^ofe  3U  IHünd^en. 
(Erjter  Ceil:  Die  italienifd^e  0per  ron  \65^  —  \787.  (Jreiftng  ^865.  Der- 
ftänbnisDoüe  Beitjilfe  in  iljren  Bejtrebungcn  fanb  bie  Kurfürftin  oon  feiten 
bes  0berftl|ofmeifters  fjermann  (Egon  oon  (Jü  rjtenberg.  (Jicfler 
((5efd?id?te  bes  Kaufes  unb  £anbes  Jürftenberg  Don  Dr.  (E r n jt  XTT und?. 
(Jortgefeftt  oon  (£.  B  21.  Jicfler.  ICarlsrutje  \8'^7.  Banb  VI,  S.  5\  — 53) 
fd^reibt  hierüber:  „€r  wax  es,  meld^er  bie  (Jreubenfefte  anorbnete,  meldte 
3ur  ifeier  ber  (ßeburt  bes  Kronprin3en  oeranpaltet  mürben,  namentlid?  mar 
bas  Curnierl^aus  mit  feinen  fünjllid/en  IHafd^inen,  maren  bie  überrafd^enben 
2Inorbnungen  ber  Sc^aufpiele  unb  0pern  meiftens  feine  (Erjinbung  unb 
fein  IDerf".  (fürjienberg  fonnte  bies  um  fo  el^er  tljun,  als  bie  oberjle 
£eitung  bes  (Iljeatermefens  bis  3um  Z^tive  ^689  bem  jemeiligen  (Dberft- 
I^ofmeifter  übertragen  mar  unb  er  biefe  SieÜe  von  (662  bis  (67^  he* 
f leibete.  £aut  gefälliger  IHitteilung,  meldte  id?  ber  üorftanbfd^aft  bes  fürftlid? 
(fürftenbergifd^en  ^auptard^ioes  3U  Donauefc^ingen  oerbanfe,  \:iahen  ftd? 
im  bortigen  ^amilienard^iue  feinerlei  auf  bie  (Eljeaterleitung  bes  (Jürften 


278  ifran3örtfd?e  Sc^aufpielcr  am  bayrifc^en  ^ofe 

^ermann  €goit  von  ^örjlenberg  in  Vflünd^tn  besüglit^e  Sc^riftjlücfe 
porgefunben. 

ö't)  Claretta,  Adelaide  di  Savoia.  5.  59. 

55)  Claretta,  Adelaide  di  Savoia.  S.  ^98,  Gramont  a.  a,  ©. 
3anb  II.  S.  83. 

56)  ^eibe  a.  a.  0.  5.  329. 

57)  Per  Pamassus  Boicus  (IRünc^en  ^722.  Sec^jle  Untcrrebung,  S.5U) 
berichtet  „<Er  n>ar  ein  befonberer  £ieb^aber  ber  fd^önen  Künjlen  unb  IPtffen« 
fd^aften,  ber  (ßeometrte,  2iproTtomte,  Musique  wnb  ^aufunft". 

58)  ;,Pcm  ipigreiter  (Drganigten  bei  Unfcr  £ieben  gramen  allste,  fo 
^en  jungen  J^errn  ^erftog  IHajimtlian  auf  ber  orgl  unnberrid^tet,  §u 
einer  Perel^rung,  laut  ber  getl  galt...  ff.  30"  ifi  in  ber  ^of3al^Iamts= 
red^nung  bes  ^aljres  \585  unter  ben  Perel^rungen  (B(.  3^0*»)  3U  lefen. 

59)  V^l  meine  Bemerfungen  im  erjien  Banbe  bes  ^aljrbud^es  für 
inünd^ener  (Sefd^ic^te.  S.  2(8  ff. 

60)  PgL  2lnmerfun9  38. 

6  0  Had^folgenb  ber  perfonalflanb  ber  l^offapelle,  wie  er 
aus  ben  ^ofsa^Iamtsred^nungen  bes  ^alixes  ;650  (Bl  587  ff.  unb  Bl.  603  ff. 
erjtc^tlid?:  I. Hluficanten.  ^err 3 oljann  3acobPorro  Curfrl«  £)of'€apeü' 
mai^er  bes  3ölirs  f(.  ^ooo;  Befferung  ff.  loo;  Vnb  weqen  abfc^reibung 
ber  (5efenger  fi.  74,  ff.  ^7^^.  —  petern  Sansoni  Bafjtften,  monatlich 
20  H(eid?s)tlialer,  tljuett  bes3aljrs  fambt  120  ff.  für  bte  (Eaf l  3U  Qof  ff.  ^80. 
—  Ludovico  Aromantario  ^of  Musico,  monatlid?  25  H.tl^aler,  tljuet 
^^6  3o^^^  fani^t  288  ff.  für  bie  (Eaff  3U  fjof  738  ff.;  IDeilen  er  aber  für 
ein  Seit  lang  nit  bey  ber  Stell  geu^eft,  So  fein  3^^^^  ^ß"*  orbinan3  Dom 
.24.  IRai  big  Z^k^%  ö^s  pro  rato  be3alt  tt>orbcn  ff.  ^^6,  (fr)  2  (bl)  ^.  — 
Baltljafern  Pistrini  Baffljien,  IHonatlid?  Solbt  35,  tljuet  bes  3aljr§ 
ff.  3^0 ;  J)ann  für  ben  (Eifd?  monatlid?  2'^,  ff.  288 ;  Unb  wegen  bes  ange» 
nommnen  Cantorej  Kljnabens  IHid^aelnHeumayrs  (Eofftgelt,  be§  2^^^^ 
{0^%,  ff.  932.  —  (georgen  £upp erger  fjof  (Drganijlcn,  3^^^^  ff.  250; 
Addition  ff.  50;  Unb  wegen  Stimung  ber  Kegal  nnb  3«^'«»"^«*»  0»^  3^ 
erfljauffung  ber  Saitten  beg  2^h^%  fr  30f  ff-  330  —  (2  I  i  a  £J  e  I  m  mit  ber 
Befferung  ff.  300;  Addition  folang  bie  tljeurung  roertlj  ff.  \oo,  ff.  400.  — 
IDoIf  en  illber  (Eenoriffen,  3^*^^^^"  ff.'^8^  —  Cl^riffopl^  (Saiglmaver 
^of  ihuficus  ff.  475;  Dann  Addition  com  \.  2lpril  bi^  3al^rs,  bod?  bas 
fol^e,  man  ber  XPeinn  ins  fl^onfftig  in  einen  redeten  preig  fl^ommen  roirbet, 
wiber  fallen  unb  nit  meljr  be3alt  iperben  folln  ff.  50,  ff.  525;  IDarb  3"i^ 
alfo  in  allem  pro  rato  besalt  ff.  5^2,  (fr.)  30  —  3ol?ö"^  Baptiff  £ang 
Curfrl«  ^of  Bafjlff,  Z^^^^^  ff»  ^00;  Dann  laut  orbinan3  üom  \.  2lprilts 
big  3*^^^^^  Addition  ff.  50,  ff.  ^50;  (Empfteng  alfo  pro  ratione  temporis 
ff.  437,  (fr.)  30  —  Bfanns  £ubn)ig  IDembblinger  Curfrl.  ^of  0rganiff, 
3erlic^  ff.  300;  Franciscus  Sandi  (Eaffrat  Qof  IHuficus,  monatlid?  39 
tl^uet  bes  3ö^»^s,  fambt  288  ff.  für  bie  Za^  3U  fjof  ff.  756;"3ol|annes 
PöII  unb  ^anns  friberic?  Bliembl,  Cljriffoplj  Ji^t^g  »«b 
Dominicus  ?iänbl,  aü  ^  Cantorej  fljnaben,  fo  3U  ben  Qerrn  2^]miexn 
in  bas  Ccfftf^aug  all^ie  transferirt  worben,  für  yeben  wod^entlid?  2,  tl^uet 
3erlid?  ff.  ^^6  Unb  auf  ainen  Praeceptor  ff.  ;oo,  ff.  5(6;  U^eilen  aber 
IRatljias  ^ainbl  unb  IPoIfgang  (frieg  anffatt  bes  Dölg  onnb 
Bliemblg  00m  4.  2lug.  bleg3flW  angefc^afft  unb  bahev  beuoId?en  roorben, 
ermelten  Bliembl,  »eilen  er  porljero  bereit  6  wocben  tn  ber  (tofft  unber= 
l|alten  morben,  bas  Cofftgelt  pro  rato  3ube3alen,  2llg  warb  für  l^eur  pro 
rato  guetgemad^t  ff.  528  —  Benno  Burdjjo(3er  Cantoret  fljnab,  bes 
Zdkvs  ff.  (O'^;   (Empffenge  aber  tjieran  aüein  pro  brey  famb  6  ff.  rf  bas 


von  KatI  Crautmann.  279 

^.  (Quartal  ff.  s-^.  33artI^oIme  Sorlisius  Qof  J>xscanix%  monatlich  Solbt 
20  H.tl^alcr,  tl^uet  bes  3alirs,  fambt  t^^  ff.  für  bteCofft,  ff.  50^.  —  Pietro 
Zambolini  Curfrl"  f)ofmu|icus,  Solbt  monatlid?  30,  tbuet  bes  3aljrs, 
nehm  288  ff.  für  bte  Cojft,  fl«  6^8  —  Bandino  Bandini  tfl  laut  orbi- 
nanj  oom  \.  sbris  bieg  3fl^rs  für  3r.  Curfrl.  DrI.  £)of  Musicum  ange« 
fd^afft  TOorben  mit  3^^^^^^^^  f^»  525;  Be3alt  Z^m  alfo  pro  bas  Pierbe 
Quartal  fl.  t3i,  (fr.)  [5,  —  Summa  ber  Cljurfrl.  £)ofmu§tfanten  33efo(bungen 
ff» 809^,  (fr.)  ^7,  (bl.)  '^.  —  II.  3nftrumentiften.  ^InbrelPilbtperger^of 
paugger,  in  allem  fl.  220  —  3öi?ö""  £ e b e r e r  3" jtrumenti ji,  bes  3<Jl?J^s 
in  allem  fl.  350  —  3otiann  Starletjner  (Erometer  unb  3"Pr""^^"tift, 
für  aUes  ff.  5\^  —  dobtas  lünbermayr  Calcant,  ^exVxdi  ff.  i37  — 
2llbred?t  Xlibermayr  (Erometer,  3^*^^»^  i"  aüem  ff.  370  —  301?^"« 
IPtIbtperger  3"f*'^w"^^n*tft  ^^s  ji^l^rs  ff.  250  —  ^ranctscus  Siber 
3njirumentift,  bes  3<i^rs  ff.  330.  —  £eonljarb  Ktiremponer  3"^^»" 
menttjt,  für  alles  nnb  alles  f[.  290  —  ^anns  (Seorg  £eberer  3"' 
(trumentiji  unb  Crometer,  Z^^^^^  fr  200 ;  Pann  laut  orbtnans  uon  etngang 
big  "3<J^»^s  Addition  ff.  50,  ff.  250 ;  IDarb  3me  alfo  l^eur  bejalt  ff.  250  — 
(Seorg  dljrtftopl^  (Erometer  ff.  (72  —  Sebajtian  Burrfljol3er  (Erometer, 
ber  3»«9^r  ff.  \72  —  (Jriberid?Qol3ütl  3"f*fi*»"^"*ift  ^^5  Z^k^^  fambt 
30  ff.  addition  ff.  250  —  peter^Jrans  (Eaefar  (Eornettp  unb  üiolin 
öetger,  Z^xVxdf  ff.  250  Urxh,  laut  orbinans  com  27.  3wtitj  big  Z<^^^^  Ad- 
dition ff.  30,  ff.  280 ;  (Empfieng  alfo  oon  gemelter  geit  big  ju  befd?lug  3^^rs 
pro  rato  ff.  265,  (fr.)  (9  (bl )  5  —  Summa  ber  3"prumentiften  Befolbungen 
ff.  3370,  (fr.)  19  (bl.)  5." 

62)  Hubijart  a.  a.  (D.  5.  29. 

63)  Hubljart  a.  a.  (D.  S.  28.  3"  ^^^^  2lnorbnung,  u?ie  Kaifer 
(Jerbinanb  ber  Dritte  in  Itlüncf/en  empfangen  »erben  foU  (K.  b.  Heic^s^' 
ard^iD.  ^ürjienfad^en.  I.  Generalia.  Fase.  XVI.  No.  126.  Durd?retfen  frember 
(Jürjlen,  (5efanbtfd?aften  2c.  »äl^renb  ber  Hegierung  bes  ^erjogs  unb  dl^ur* 
fär[ten  IRaytmilian  I.  unb  (Seleite  ljter5u.  \  595  — 1 650),  l^eigt  es  u.  21.: 
„Vxe  IHufic  l^at  ber  Capellmaifter,  forooll  in  ber  CapeUn  als  bei  ber  (Eafel, 
in  befeld?  he^iexxs  3U  bestellen,  wa%  er  aber  permaint  in  berx  garten  für  ein 
abfonberlid^e  inoention  3U  Keprefenttrn,  gibt  ber  beifd^lug  Zto.  6".  £etber 
fetjlt  biefe,  roaljrfc^einlid^^bas  £ibretto  bes  (Jeftfpieles  in  jtd?  fd^liegenbe 
Beilage;  es  bürfte  wol^l  2iljnlid?feit  mit  bem  (Opus  gel^abt  traben,  u?cld?es 
für  bie  2lnfunft  bes  Kaifers  im  3^^re  (65^  oorbereitet  würbe.  £eöteres 
ifi  eine  in  italientfc^er  Sprad^e  oerfagte  53ene  für  Soli  unb  Cljöre ;  Dorxan, 
3far,  3""  treten  auf  unb  begrüßen  bie  l^ol^en  Qerrfd^aften.  (K.  b.  Heid?s* 
ard^io.  ^ürftenfad^en  I.  Generalia.  Fase.  XVII  No.  127.  Durd^reifen  frember 
dürften,  (Sefanbtfc^aften  tc,  ipäljrenb  ber  Hegierung  bes  (Ll^urfürjten 
Jerbinanb  IRaria  unb  (Seleite  Jc.  ljtC3U.  ^652— ^679.) 

6^^)  UTitgeteilt  in  f^ormayers  (Eafd?enbud?  für  bie  uaterlänbifd^e 
(Sefc^id^te.  Heue  folge.  \,  3^^rd^"9-  1830.  5.  \?o  ff. 

65)  Hubljart  a.  a.  0.  S.  ^7  ff. 

66)  Jrolj*  begangenes  f^erfeergegen  |  Deg  Kvl^r-^avfes  |  Baiern  | 
XnSnnlieh .  gebornen  (Erbens/  |  als  |  Per  Durd^Ieuc^tigijte  fürjt  unb  EJerr/ 
^err  |  MaximilianEmmanuel  (  in  0ber»  unb  Ittber  -  Bayern  aud?  ber  0bern..| 
pfal3  •  Qer3og/  pfalsgraf  bey  Hinein/  i,anb'  \  (Sraf  3U  £eud?tenberg/  ic,  \  3um 
gnäbigften  Kuljr*£anbes*fürjlen.  |  Den  II.  £)eumonats/  am  (Eage  pius/  in 
Pero  fjaupt'Hefibenö'Stabt  IHünd^en/  |  ljer3  •  erf reulid^  3ur  IPelt  geboren 
morben:  |  IPas  alfo  I  Dom  (Eage  ber  ^freubenreic^en  (Seburt/  big  3um  I 
glücflic^  geenbeten  Befd^lug/  I  für  oortrefflicfae  Kuljr«fürftlid^*angejlellte  1 
grojfe  ^reuben  |  benfirürbig  oorgegangen:  |    ^olc^e  Ijat  |  nad^  ber  §eit  Per- 


280  ^röftjöfift^c  Sc^onfpteler  am  6ayrtf<^ett  ^ofe 

lauff  I  orbentUc^  »crf äffet  |  unb  |  glürfmänft^enb  befc^riebcn  |  3öcob  Sturm 
»Ott  bpreenbcrg.  |  (6  BL  i^.) 

(2me  Beft^retbung  biefer  (Jejte  in  italtenifc^er  5prad?e  entflammt 
ber  (Jeber  bes  befannten  Galeazzo  Gualdo  Priorato  (ogl,  3^^^^^"^ 
für  inütic^etter  (Sefd?td?te,  Banb  I,  S.  327). 

67)  Über  bas  dt^eaterleben  Vfimd^ens  bis  5u  biefem  geitpunfte  per^ 
gleid?e  man  meine  ITlttteilungen  im  erjten  ^anbe  bes  3öt?rbu(^es,  S.  (95  ff. 

68)  Per  fjerber^*  ober  f^irtenbialoge,  welche  ju  IPeil^na d^ten 
burd?  bie  3«! ttit^nfd^iiler  jur  Jlufffiljrung  gebrad?t  »urben,  tljut  (Ermälj' 
nung  Beba  StubencoII,  ©efd^tc^te  bes  föntgl.  (Er3teljungS'3Ttftitutes  für 
Stubirenbe  (Qottanbfd^es  3"Pitut)  in  Xti^ndien  ic.  HTünd^en  (874.  5.  208. 
21.  Qartmanns  fc^öne  Deröffentitdjungen :  lDetlinad)lslieb  unb  IDeiljnad^tS' 
fpiel  in  0berbavern  (Separatabbrucf  aus  bem  XXXIV.  ISanbe  bes  (Dber= 
bayerifd^en  2lrd?iijes).  Hlünc^en  1875,  unb  Polfsfd^aufpiele.  3"  Bayern  unb 
0ejterreid?'Ungarn  gefammelt.  £eip3ig  (880,  bringen  fein  ard^ioalifc^es 
Ittaterial  über  ben  Segenftanb. 

69)  „xiij  ff.,  V  ß,  jalt  Magistro  Iheronimo  giegler  poeten,  erung 
oon  megen  ainer  Comebj  £ateinifd?  x>nnb  (Eeutfc^  pon  benl^eiigenbreyer 
fl^önig  pnnb  fönig  Ijerobes,  ainem  (Erbern  Hatl^  3U  eljrn  gel^alten, 
Sontag  20  januarij  Ao.  54.  Actum  bie  galung  2lm  27.  Januarii".  (Stabt» 
fammerred?nung  für  (553,  BI.  95^  Stabtärc^tp  IHünd^en.)  Die  ^luffütir»» 
ung  fanb.  alfo  J554  jtatt. 

70)  „Adi.  29.  Januarij  (1600).  2105  Vfl,  ©smalb  Stabler,  Sd?uel» 
maijter  gu  St.  petcr,  ain  Comebj  von  ber  gepurt  3^fw  Cljrijti 
pnbber  l^eiligen  brei  funig  t a g  gel^alten,  3P  3"^^  ^^tem  gebrauch 
nad^  oerel^rt  worben ...  (3  fl.  5  /*."  (5tabtfammerred?nung  für  (599.) 

7()  ;;Ad.  17,  Januarij  (1615)  3aljlt  aus  Hatl^sbeuelc^  bem  (Caspar 
UTercft^Iin/  Ludimagistro  ad  S.  Petrum,  pro  exhibita  Comoedia  de 
Nativitate  Christi  auf  bem  Hatf^ljaug  . . .  (2fl."  (Stabtfammerred^nung 
für  (6(4,  BI.  ((4M 

72)  3al^rbuc^  für  IHünd^ener  (ßefc^id^te,  ISanb  l,  S.  276,    2lnmerf.  59. 

73)  HatsprotofoII  (BI.  8(»,  Siabiaxdiiv  Vflündien):  »(Seorgius 
Po  binger,  Theologiae  studiosus  et  Consort.,  bitten,  man  roott  ii^nen  per« 
gunnen,  bas  fte  3ur  ^.  IDepädjt'geit  ein  Comediolam  de  Christo 
nato  in  beji  Ijeufern  Ijalten  mögen.    31^  iljnen  pergunt  roorben. 

74)  über  bie  bramaiurgifd^e  dl^ätigfeit  bes  XHagifters  0sn>alb 
Stabler,  ber  amtlid?  als  „Notarius  pnb  5d?uelmaijter  §u  St.  peter"  erfd^eint, 
fann  id?  bas  nac^folgenbe  ard?ipalifd?e  IHaterial  aus  bem  Stabtarc^ipe  bei- 
bringen : 

(593.  „Ad.  27.  Martij  dito,  (&ehen  Vfl.  ©sroalben  Stabler,  Sc^uel- 
maifter  gu  St.  peter,  fo  bieCommebj  pon  St.  Catljarina 
gel^alten  (2  ®  bl.  ...  (3  fl.,  5  /?."  (Stabtfammerred^nung  für  (593, 
BI.  (08.) 
(594.  „Ad.  19.  Martij  dito,  (Sehen  Vfl.  (Dswalben  Stabler,  fd^uelmaijter 
3U  St.  Peter,  fo  bie  Tragediam  pon  ber  Sufanna  getjalten 
. .  ♦  (3  ff.,  5  ß/'  (Stabtfammerred?nung  für  (594,  BI.  (08). 
(593.  „Ad.  18. (Februarij)dito,  2IIIsin.®sn)aIb  Stabler  bieCommebi 
Pon  bem  3ofepI^  in  (Egipten  gel^alten,  3P  bemfelben  auf  fein 
bef^eljens  Supplicirn  pereljrt  »orben  (2  S^  bl,  tl^uet ...  \5  %  5  ß." 
(Stabtfammerred^nung  für  (595,  BI.  (05.) 

Die  Supplifation,  »eld^e  unter  ben  „Elften  bas  Unterric^tswefen  be- 
treff enb",  fid?  porgefunben,  I^at  folgenben  IDortlaut: 

„€bl,  (gljrnueft,  (fürfld^tig,  IDeis,  (Sunftig,  gebiettenbe  fjerren.  3^  ^^^ 
pergangne   ^asnac^t   3U   pnberweifung   pnnb   abric^tung   ber  3ttg^nt    bie 


»Ott  Karl  Crautmann»  28  ^ 

Comoebi  von  bem  fromben  pnb  g3ttsf ör c^ttgen  3ungltn$ 
3ofepf^  angeridjt,  auc^  (2.  (E.  <E.  ^.  €.  ID.  ottb  ber  ganscn  33urgerfc^ajft, 
auf  berfelben  Hatl|l|aus  geljorfambltc^  cjt|tbicrt  onb  gel^alten;  IDetl  mir  han 
nit  gipctflet  €.  (E.  €.  (J.  (E.  IP.  loerben  ein  gunftig  ipolgefallen  ob  fold?er 
abric^tutig  ber  ^va^eni  tragen  pnb  fonbcrlid?,  »eil  gemeltes  fpil  3imblid? 
lang  geroeji  unb  beroioegen  nit  geringe  muel^  onb  arbait,  and}  simblic^en 
vncoftcn  gebrandet,  So  l^ab  td?  mid?  besiegen  bei  (E.  €.  €  (f.  (E.  W,  anmelben 
ipeüen,  ber  t)n3n)eiffcnlid?en  l^offnung,  (E.  (E.  €.  ^.  (E  ID.  »erben  mir  mit 
einer  erge3lid?Fliait  entgegen  gan  vnb  nadf  iljrer  naigligfljeit  gegen  ber  3ugent 
unb  bergletd^en  ejercitien  vrib  nu3baren  obungen  nod?  wie  bißl^cro  befc^e^en, 
ein  oerel^rung  bei  berfelben  damer  oerfd^affen.  (El^ue  mid?  tjierauf  (E.  <E.  (E. 
(f.  (E.  ID.  gan3  bienftlid?  beuell^en.  (E,  (E.  (E.  (f.  (E.  ID.  bienftn^illiger  Vfi. 
(Dswalb  Stabler,  Sd^uelmaijter  bei  5i  peter."  —  2Iuf  ber Hücf feite  bes 
<ßefud?es  ijt  3U  lefenr  „Sd?uelmai(ter  bei  St.  peter  betr.  (Ein  (Erfamer  2?atl^ 
liat  bem  Supplicantm  bie  (Etjrung,  »ie  fie  im  anbern  3ar  gegeben  »erben, 
auff  bi§  mal  »iber  üon  gemainer  (tat  camer  3U  geben,  actum  12.  Februarij 
anno  etc.  95." 

1597.  „Ad.  I.  Marty  dito.  <5ehen  bem  Sd^uelmaifter  3U  St.  peter,  So  bie 
(Eragebiam  oon  benn  6  römifd?en  Kempfern  getjalten 
|2  S:  bl,  iiinen  ...  ff.  ^3,  5  ß,"    (5tabt!ammerred?nung  für  ^597.) 

\598.  „Ad.  (21.  February)  dito.  (Sehen  IR.  ®sn)alben  Stabler,  Sd?uel« 
maijter  3U  St.  peter,  fo  bie  CComebi  pon  ber  aufopferung 
bes  rjfaac  geljalten  \2  W  bl.,  tl^uet  ...  \3  ff.,  5  ß/'  (Stabt* 
fammerrec^nung  für  U98,  BI.  ;o9) 

„HI.  (Dsw  Stabler,  fd?uelmaifter  bei  S.  peter,  wegen  feiner  §u 
^asnadii  gel^altnen  Comoeoi,  fein  (2  Daler  Dernjitligt."  (Kats* 
protoFotl,  für  ^598,  Siftung  rom  is.  (februar,  ^I   ^5^.) 

1599.  „Adi.  (6.  Marty)  dito.  2105  HI.  (Dswalb  Stabler,  Sd^uelmaijter 
3U  St.  peter,  bieCommebi  oon  bem  gebultigen  3^^  geljalten, 
3me  geben  .  .  .  ^3  fl.,  5  ß."  (Stabtfammerred/nung  für  (599, 
31.  (09.) 

„%rr  (Dswaib  Stabler,  fd?uelmai(ters  bey  S.  peter  alljie,  liaii 
erbauten  auf  Ijerrn  Burgermaifters  relation,  3*"^  bie  (Eeütfc^e 
(tomoebiam  3^^  ^^  publice  exhibendum  3uueru)illigen :  3^^^^ 
follen  bie  Ceutfc^e  3ntermebia  vnn\>  paurnfpil  genslid? 
abgefd^afft,  wie  audj  bife  (Eomoebiam  cor  vnb  ber  (Er^I^er3og  von 
bannen  »iberumb  uerraijt,  3utjalten  3"ic  "^*  Pergont  fein.  —  Ulit 
bem  lautern  fd^lug,  bas  3"*^  Ijinfüro  fl^ain  (Eeütfd/e  Comoebj 
3eljalten  pergont,  fonbern  alle  latteinifd?  gel^alten  follen  »erben, 
bamit  ber  3i>9^""*  bamit  Hatl^  g^f^öfft  »erbe."  (HatsprotoFoII  für 
1599,  (Erftes  Semefter,  Siftung  oom  \.  (Jebruar,  Bl.  48.) 

„inagiftro  Stabler,  fc^uelmaijier  bei  S.  peter,  ip  fein  Comoebi 
3  0  b  am  2Ifd?ermttt»od?  3el^alten  t)er»illigt,  bod?  bas  er  bie  fpil  ober 
(ErumI  vnb  3Tttermebia  onberlaffe."  (Hatsprotoü  für  (599,  (Erjies 
Semejter,  Si^ung  com  23.  ^Jebruar,  Bl.  8^^.) 

„HI.  St  abier,  fd^uelmaifter  bey  5.  peter,  bitt  »egen  ber  Comoebi 
umb  ein  Perel^rung.  3P  3"^^  ^^^  guuor  be»ittiget."  (HatsprotofoH 
für  1599,  Kon3ept,  Bl   39.) 

^600.  „Adi.  29.  Januarij  (1600).  Tlüs  IH.  ©s»alb  Stabler,  Sc^uel- 
maijter  §u  St  peter  ain  <£omebj  von  ber  gepurt  3^ftt 
d^rifti  vnb  ber  tjeiligen  brei  funig  tag  gel^alten,  3ft  3"^^ 
altem  gebrauc^  nad?  cerelirt  »orben  ...  ^3  ff.,  5  ß."  (Stabt* 
fammerred^nung  für  \5990 


282  (Jran3Öfifd?e  Sc^aufpieler  am  bayrifd^en  ^ofe 

\60{,  „Adi.  23.  Martij.  (geben  bein  UT.  (Dswalb  Stabicr,  fo  aiii 
(Eragebtam  pon  St.  )3arbara  geljalten  ,  ,  .  \2  fl." 

„Stattmiberric^ter  referiert,  »eld^ermajfen  besITt.  Stablers  Comoe- 
dia  De  S.  Barbara  oolgeitbe  mengl  l^ab,  2lls  erflltd?,  bas  (El^rtpus  S. 
Barbaram  3"  <törcere  uiptiert  rnb  5.  3o-  Baptijta  fle  getauft,  fei  contra 
ueritatem  Historiae,  beroipegen  bi§  gu  corrigiern  vrib  mit  anbern  perfonen 
guerfe^en  [fo  fei  bife  Carminibus  Eligiani  (unleferlid^ :  nonam?)  diu  justis 
(unieferlid/ :  componi  ?),  fo  leic^tlic^  (unleferlid? :  3uerfeöcn  ?)].  Conclusum  : 
Pnberridjtcr  foU  bife  mengl  bem  HT.  Stabler  attjaigen,  folc^e  3uerfeöen, 
vnt>  ob  t)iib  mo  er  bife  aud^  gul^alteit  erlaubnus,  bo  foU  er  bei  l?»  burger- 
maijter  ümb  »eitern  befd?eibt  an}:ia\ien."  (Hatsprotofoö  für  \60i,  (Erftcs 
Semejter,  Sifewng  00m  9.  (Jebruar,  23L  ^5^.) 

„in.  Stabler,  fd^uelmaijter  bei  S.  peter,  Jbittet  3me  bas  alle 
gebreuc^ige  Honorarium  megen  ejljibierter  Comoebia  oolgen  3ulajfen. 
Bfd^aibt  figniert;  IHan  »tffe  ftc^  ftjaines  fold^en  alten  gebraud?s  3U' 
erinnern,  fonbern  Ijieuor  Ijab  mann  au§  lautterer  gunftcn  3me  xDa%  la^en 
rolgen;  foü  beromegen  3^"^  12  fl.  an  ber  Cl^amer  aug  lantter  (^naben  onnb 
aus  fljainer  gered^tigfl^ait  polgen."  (Hatsprotofoü  für  \60{,  (Erftes  Semeper, 
Siönng  com  22.  inär3,  BL  9'^a.) 

3ni  3^^^^^  1^02  »ibmet  er  bem  IRate  einige  (Sebid?te  auf  ben  (Eob 
ber  ^er3ogin  Kenata:  „Adi  17.  Augusti,  2ins  IHagifter  (Dstoalb  Stabler 
ainem  (Erfamen  "^Ratii  etlid^e  Carmina,  bie  er  in  obitum  Ducisse 
Rennate  Bauariae  geftelt,  peretjrt,  ift  3^^  geben  n)orben  .  .  .  6  fl." 
(StabtFammerrec^nung  für  ;602.) 

3m  3^^^^^  \^06  oeranftaltet  bie  Schule  oon  St.  peter  nad^  me^r- 
jäl^rtgcr  paufe  abermals  eine  bramatifd^e  iluf f ül^rung ,  als  £eiter  erfd^eint 
aber  Ulagifter  IHid^ael  Barttenjlain,  benn  Stabler  l^atte  fein  2lmt 
im  3^^*^^  1^02  aufgegeben. 

£aut  freunblid^ec  IHitteilung  bes  Pfarramtes  St  peter  iiahm  pd?  im 
Pfarrard^ioe  Feinerlei  Elften  u.  2(.  über  bas  Komöbienfpielen  ber  Sd^ul- 
meifter  üon  St.  peter  rorgefunben. 

75)  Don  ber  ftäbtifc^en  §enfur  in  bramatifd^en  Dingen  giebt  uns  bas 
in  2lnmerfung  7^  angefütjrte  gitat  ans  bem  Hatsproto!o(Ie  bes  "^ahves  |60i 
ein  )3eifpiel. 

76)  DgL  3.  33.  über  biefe  Perl^ättnijfe  in  Hörblingen  meine  23e- 
merFungen  tnSd^norrs  2Ird?ir  für  £itteraturgefd?id)te.  3anb  XIII,  S.  5^  ff. 

77)  Biograpljifd^es  über  biefen  poeten  ift  nid^t  fonberlid?  üiel  oor* 
l^anben.  2lus  bem,  u?as  bie  Hatsprotofoöe  enthalten,  gel^t  Ijerpor,  ba%  er 
im  IHai  \609  gefänglich  einge3ogen  u?urbe,  meil  er  lutf^erifd?  fein  foü;  ba% 
er  am  2[»  Z<^nüav  \6\\  ben  Hat  um  ein  2lnleljen  bittet,  bafür  aber  ^voex 
(Sulben  2IImofen  erl^ält,  unb  bag  er  mel^rmals  roegen  2lrbeitens  am  Sonnia^ 
Strafe  erleibet.  2^  Z^k^^  1^26  befc^äftigt  jtd?  bie  0brig!eit  3um  legten 
UTale  mit  il^m;  3UD<)rberfl  am  28. 2Iuguft:  „^ans  IFlayr,  löberfd^neiber,  fo 
oljne  erlaubnus  Don  l^ie  mit  Ijaus  liinn)egge3ogen  Vnb  feine  glaubiger  nit 
befriebiget,  t^altet  Pmb  eröfnung  ber  Siait  an.  3f^  "^^*  feinem  begern  ah* 
gewifen",  unb  roeiters  bann  am  ^.  September:  „^ans  IRayr,  £öber» 
fd^neiber,  l^altct  an  ^me  fein  beim  Ijeiligen  (Seift  alt^ie  mit  bemitligung 
eines  €rf  Hatljs  auferpautes  läbl  mibcrumben  eruolgen  Vnb  barinnen  fein 
l^anbtierung  treiben  3U  laffen,  er  liab  pd?  mit  bem  Ceifd^I  IRö^ger  feiner 
fc^ulb  Ijalber  Pergli(^en." 

2lb  unb  3u  erl^ält  er  für  feine  bid^terifc^en  £eiftungen  eine  (gratipfation 
aus  ber  Stabtfaffe: 


Don  Karl  Craiitmann.  283 

„Adi.  19.  (Julij)  dito.  gal^It  bem  ^antts  Hlayr,  £eberfc^nctber 
onnb  ITTitburger  2III|te,  fo  2linem  (Erfamcn  2Satli  von  bcm  Ijeurtg  gcJ^aütnen 
gansen  Umbganng  in  festo  Corporis  Christi,  2lin  (Eewtfd?  poetengebid?t  r>nb 
carmtna  3n  2(in  Büedjl  ocrfagt,  Deretjrt  .  .  .  12  fl."  (StabtFammerrcd?nuncj 
für   ^603,  231.   U3a.) 

„Ad.  22.  Nouembris.  §atjlt  bcm  Biaxin s  Utayr,  £eberfd?netber,  fo 
2ltnem  (Erfamcn  ^aiii  von  5.  Benno,  HTel^r  oon  bes  ^er3ogen  2(u6 
£ottrtngen  l^eurtgcn  (Etn3ug,  sipay  onberfdjtbltdye  teutfd?c  poeten* 
gebidjt  ocretjrt  .  .  .  6  fl."    (Stabtfammerred?nung  für  ^603,  BI.  US''*) 

„Ad.  5.  Junij.  Had^bem  B^annfi  UTayr,  leberfd?neiber  ^ilixe,  von 
ber  (Translation  Sancti  Castuli  3"  ianbt%linet  teutfc^e  Heimen 
r>nb  Perfus  gejlelt  rnnb  foHid^e  ainem  (Erfamen  Hatlj  bebtciert,  fein  2^e 
barfür,  laut  ertl^ailter  Signatur,  cerel^rt  n?orben  ♦  .  .  ^  fl."  (Stabtfammer* 
rcc^nung  für  ^604:.) 

„Ad.  5.  May  dito.  gal^It  bem  Qanug  Hlayr,  (Eeutfd^en  poeten 
2III^te,  für  feine  Ceutfd^e  Derg  ober  23efd)retbung  ber  2Ittf3äg  onb 
Hitterfpil,  fo3n  iex  ^ainad^i  big  ^6073arsbes  27.February, 
2111^1  e  auf  bem  UTarrfl^t  ^üiyberganngen  ...  6  %" 

Hu%ex  ben  xn  2(nmerfung  43  angefüljrten  It^erfen,  jtnb  mir  oon 
IHav^rs  Did^tnngen  noc^  folgenbe  ju  (i5eftd?t  gefommen  (f.  ^of«  unb 
Staatsbibliottje!): 

(Sen?iffe  cnb  üormals  in  Crucf  nie  aug*  |  gangne  23efd?reibung  /  |  Deg 
ganzen  onb  tjalben  |  Dmbgangs  /  ober  Procession ,  IDeld^er  3ärlid?  |  in  ber 
Jürpiic^en  ^auptftatt  IHÜnd^en  auff  bas  ^olje  |  Fest  Corporis  Christi,  solenniter 
onb  fiattlic^  I  gel^alten  ipirbt.  |  Darneben  ein  wäre  anjeigung  aüer  perfonen  | 
in  hen  ^Jiguren  /  mit  jrer  redeten  Kleibung  /  n?eld?e  pon  |  tnandjerley 
färben  /  gan^  (gulben  vnl>  Silbern  StucFen  /  Sammet  |  cnb  Seyben  /  auc^ 
üon  (5oIt  vnb  Silber  fünjllid^em  gen?ircf  feinb  gemadjt  |  gen>efen  /  IDie  aud? 
bic  tjerrlic^cn  ^nnbi  /  fo  bie  Z^ng^f^varven  \  Ijaben  auftragen  /  mit  fambt 
aller  sierl^eit  /  |  beybes  3U  Hog  r>nb  f  ueg  /  ic,  \  2IuA  eigentlid^c  erflärung 
ber  ^errlid^en  cnnb  iDeitbe*  |  raubten  Statt  Hom  /  lutt  aller  jt|rer  gelegen» 
tjett  /  wie  fie  je^t  |  3U  cnferer  3eit  gefetjen  roirbt  /  ic.  \  IPeitter  n?irbt  ev^efyt  / 
wie  ber  ^.  äpofiel  ^acohns  /  in  bas  Königreid?  |  Kompofieü  in  (Saüicia  / 
3U  feiner  Begrebnug  fommen  ijl  /  2c.  2lües  3U  CEI^ren  |  bem  ^eyltgen  ^oc^« 
iDirbigen  Sacrament  /  |  Durc^  ^ang  irTaycrn  /  in  (teutfd?e  Heimen  |  perfafi.  | 
Cum  licentia  superiorum  permissu.  |  (Sebrucft  3U  UTünd^en  /  burd?  Hicias 
fjatnrid?.  |  3m  3atjr  |  M.  DCIV.  |  (^6  BI.  4.)  —  Die  in  Cod.  germ.  2995 
ber  f.  ^of*  unb  Staatsbibliotl^e!  enttjaltene  „Befd^reibung  ber  Iflünc^ener 
^ronleic^namS'Procefjion  oon  ^624;  in  Heimen''  ij^  mit  bem  eben  angefül^rten 
SrucFe  tbentifd?. 

(Ertumptj  /  I  Deg  jlanbtjafftigen  (Eb«»  |  len  Hitters  vn  IHartyrerg  (El^rifti  / 
beg  I  ^.  (Ea^ult.  I  IPeld^er  3ur  geit  beg  grimmigen  (Eyrannen  Diocletiano 
onb  Maximiano  im  Z^^v  (Eljrifti  287.  I  ben  26.  IHartij  /  r>mb  beg  <£tjrtflUc^en 
(Slaubens  roiüen  /  3ur  3eit  |  Babfls  (tay  /  an  einet  Ham  fd?mer^Iid?  aug* 
gefpant  /  onb  jämmerlich  |  mit  Bley  Kolben  gefd?Iagen  /  leftled?  lebenbtg 
begraben  |  r>nb  mit  Sanbt  erjiorft  |  roorben.  |  Qernac^er  burd?  Offenbarung 
(Sottes  00m  Babft  |  Eugenio  bem  II.  Anno  826.  in  Hom  3ipeyen  0rbens« 
perfonen  für  |  ein  groges  ^eyligtl^umb  gefd?encft  roorben  /  Weldfes  fte  aus 
fon*  I  berbarer  anfc^tcfung  öottes  gen  HTogburg  in  Bayrn  |  btadtt  /  ^lllba 
bann  fein  erfle  pifftung  ©nb  |  ©il  IPunberroercf  befc^e-  |  tjen.  I  2In  je^o  aber 
Anno  1604.  ben  3.  ITTay  /  auff  erlaubnug  Bäbfilic^er  Qeyligfeit  (Elementen 
beg  VIII.  3u  mogburg  erl^ebt  /  ©nb  alfo  |  ben  \5.  big  /  nad^  Caubgl^ut  / 
solenniter  iras-  |  ferirt   »orben.  |  2luc^    ein  lobfpruc^  ber  Statt  Caubgl^ut  / 


28^  fran3of!fc^e  Sd^awfpieler  am  bayrtfc^en  EJofe 

Durc^  I  ^ans  nTayrn  befc^riben.  |  Cum  licentia  superiorum.  |  (Sebrucft  311 
manchen  /  burc^  Xliclas  fjatnrid?.  |  M.DC.IV.  |  (\5  BI.,  ^.) 

Speculum  peccatorum  mortalium.  |  Pas  ifi:  |  Spiegel  bcr  Sibeit  | 
^auptlafler  /  vnß'then  Zu^enien  /  Da«  |  rinn  eysentlic^  befd?riben  wirbt 
iDie  bie  tugent  du  I  putugent  u)iber  ein  anber  jireitten  /  was  ein  jebn?ebere 
für  frafft  !  Ijabe  /  3n  ipeld^em  pil  fd?öne  fjijiorien  /  Celjr  vn  IDarnungen  / 1 
in  benen  fld?  jebermannigf Iid?s  /  3uerfpieglen  /  vnnb  \_  feine  menge!  vnb 
gebred^en  erfe*  |  l^en  fan  \  (Sanfe  Furfeweitig  3U  (efen  /  vn  nad?  poe»!  tifd^er 
art  befd?riben  /  Durc^  3ofiann  niayer.  |  Cum  licentia  Superiorum.  |  (gebrurft 
3tt  inünd?en  /  burc^  Hicias  ^ainrid?.  |  3m  3alir  /  M.DC.V.  |  (55  Bl.  4.) 

(Srabfc^rifft  |  De§  Purd?Ieud?ti*  |  giften  ^odjgebornen  Jfürften  vunb  \ 
^crrn  /  Qerrn  ^erbinanbi  pfal^arafe  bey  Hljein  /  ^erftog  |  in  0bern  x>nb 
Hibern  Bayrn  ic.  ^odpfeügijier  gebäd^tnug  |  meld^er  ben  30.  Januarij  Anno  1608. 
nac^  I  (5ottes  roiflen  entfd^Iaffen  iji.  |  Seines  lllters  58.  2^v  t>nb  ^o.  (Eag.  | 
Durd?  3ö^öW"  irtayer  /  (Eeutfd^en  Poeten.  |  Cvm  Licentia  Svperiorum  '  (Se* 
brucft  3u  2Iugspurg  /  bey  (£tjrifioff  HTang.  |  3»"  3ar  /  l^os.  |  (4;  BI.  ^.) 

(Ein  fobfprud?  /  groger  IPunberbing  /,  welche  in  ber  gnabenreid?en 
nad^t  I ,  bavan  bcr  lang  oerfproc^ene  /  vri  t>il  eru)ünfd?te  ITTeffias  vnb  ^eylanbt 
beg  inenfd?tid?en  <Sefd?Ied?ts  /  (Ltirifius  3efus  /  (5ott  vnb  IHenfd?  /  in  bife  IDelt 
geborn,  /  jid?  tjaben  perloffen  rnb  3ugetragen.  Cum  licentia  Superiorum. 
gu  inünd?en  /  bey  2Ibam  Berg.    3»"  3^^^^  l^io.    (8  BI.  ^.) 

78)  Dgl.  bariiber  K.  (Soebefe,  (grunbrig  3ur  (Sefdjid^te  ber  beutfc^en 
Dichtung,    groeite  21uflage  (\886).    Banb  II,  S.  32 (. 

79)  K.  ^of*  unb  Staatsbibtiott^ef.    Bav.  2197.  4.     Banb  V,  No.  49. 

80)  (Emil  ID  eil  er,  21nnalen  ber  poetifd^en  HationaMiteratur  ber 
Deutfc^en  im  XVI.  unb  XVII.  3alirtjunbert.  ZTad?  \>en  (Queflen  bearbeitet, 
groeiter  ^arib.  ^86^.    S.  579,  fennt  nur  bas  IHünd^ener  (Ejemplar. 

80  ^ans  5ad?s,  tjerausgegeben  Don  21belbert  oon  Keller. 
(Bibliottjef  bes  litterarifc^en  Dereins.)    Banb  XII,  S.  279  ff. 

82)  Über  bie  englifd?en  Komöbianten  in  HTünc^en  r>ergleid?e  mau 
meine  BemerFungen  inSd?norrs  ^trc^in  für  £itteraturgefd?id?te  Banb  XII, 
S.  319.  n:>at^rfc^einlid?  gel^örten  biefe  „(Engellenber"  ber  fcrwppe  Greens 
an,  n)eld?e  im  fjerbjle  bes  gleichen  3al?rcs  an  ben  (Stauet  Qof  ging,  unb 
über  beren  IDirffamFeit  bortfelbji  3o^annes  Ifleigner  fo  interejfantes 
IHaterial  3U  (Eage  geförbert  (pgl.  3ol^annes  IHeigner,  Die  englifc^en 
Komöbianten  3ur  geit  Sl^aFefpeares  in  Äfterreid?.  IPien  \ss^).  (Trifft 
bies  3U,  fo  Fönnte  fogar  %r3og  Iflajimili an  biefe  in  HTünd^en  fpielenben 
Komöbianten  an  bie  it|m  fo  natje  perroanbte  er3lier3oglic^e  ^amilie  ge« 
U)iefen  l^aben. 

83)  „3  ^ r g  (E  t|a  Im ay r  (Eomebiant  (bas  3uerp  gefc^riebene  „f pr  i n ge r" 
ift  ausgefiric^en  unb  burd?  „(Eomebiant"  erfefet)  ttjuet  burgerlid?e  pffid^t" 
(HatsprotoFoII  für  ^6^6,  Sitjung  rom  18.  inar3,  BI.  55»).  3"  ^^"  anberen 
Stellen,  wo  von  il^m  bie  ^ebe  x%  whb  er  als  „(Eafd?enfpiler"  be3eid?net. 
^n  biefer  Bürgeraufnal^me  fdjeint  übrigens  ber  ^ersog  llnftanb  genommen 
3U  l^aben,  benn  in  ber  Siftung  rom  26.  3auuar  ^6^8  w'ixb  ein  Befetjl  bes 
lanbesljerrn  abgelefen,  meldjer  3U  miffen  begel^rt,  u)ie  (Seorg  Ctjalmayer 
Bürger  geworben. 

84:)  Der  beFannte  KammerprSfibent  pon  ITTänbl  fd^retbt  in  ben  von 
IPeflenrieber  Ijerausgegebenen  Had^rid^ten  aus  feinem  iehen  (Beyträge 
3ur  t>aterlänbifd?en  fjiftorie  :c.  geljnter  ^anb.  IHünd^en  I8i7.  S.  (7: 
„Anno  1652  i(l  bie  (tl^urfrtl.  prin3ePn  2lbelljeit  r>on  Savoia  ben  22.  3»"« 
3U  münd^en  glücFIid^  unb  flattlid;  eingerollt,  vnb  ben  25  barauf  bas  (Et^urfrtl. 
Beylager   geljalten,   auc^   Pill   Dornembe  (Lavaliev   in*   rxnb   auger   £anbt 


von  Karl  Crautmann.  285 

bcfc^nben,  feuripcrrfl^,  (Eomoebtcn,  3ttgMen,  onb  bergletc^cn  eingesogene 
j^cfttns  angej^ellt,  aber  ipegen  bes  (Erancr  3a^rs  anbere  freubenfptel  onter* 
lajfen  iporben."  Pas  Ssenarium  für  ein  bei  biefer  öelegenljett  aufäu* 
fül^renbcs  (fejifpiel  l^at  ftd^  unter  ben  ^anbfd?riften  ber  f.  Qof*  üxib  Staats* 
bibliottjef  (Dellingrana  13:  ^eierlic^f eiten ,  (Eomoebia,  (Turnier  5U  (Eljren 
ber  fapoyifd^en  princefjln)  oorgefunben.  Va^  ein  jefuitenfpiel  3ur 
2luffülirung  farn,  ifl  felbftoerftänblid? :  „Exhibita  fuit  a  Gymnasii  Societatis 
Jesu  Juventute  Corooedia  Ferdinandina"*,  t^ermelben  bie  Annales  Boicae  gentis. 
(Partis  in.  Liber  XXXIIII,  5.  587  ber  ^ns^ahe  oon  ^662.) 

85)  Heinl^arbftöttner  a.  a.  0.  5.  t09  ff- 

86)  Dcjl.  3. 23.  bie  anerfennenben  IPorte,  mit  welchen  jie  ber  Derbtenjie 
bes  (Euriner  ßijtorifers  Tesauro  gebenft  (Claretta,  Adelaide  di  Savoia, 
S.  2^9.)  2lu(^'  bie  (5efd?id?te  il^res  neuen  Daterlanbes  wav  it^r  nid?t  gletd?* 
gültig.  Sie  beauftragte  bm  Saooyifd^en  f|iftoriograplien  Thomas  Blanc, 
eine  Sefc^id^te  Bayerns  in  f ran3Öftfd?er  Spxadfe  ab3uf aflfen  (pgl.  £.  H  0  rf  i  n  g  e  r, 
Die  pfl[ege  ber  (öcfd?id?te  burd?  bie  lPitt»lsbad?er.  2Ifabcmifd?e  ^cftfc^rift 
3ur  feier  bes  IDittelsbad^erOtt^iläw^^s.  ^880.  S.  69.);  ^on  biefem  lUerfe 
pnb  oier  23änbe  erfd^ienen,  öer  erjte  fül^rt  btn  (Eitel:  Histoire  de  Bavi^re 
qui  traite  de  l'Origine  des  Peuples;  qui  les  Premiers  habiterent  la  Baviere, 
du  commencement  et  du  progres  de  la  Religion  et  des  Piinces  qui  ont 
regn^  jusqu'ä  Charlemagne.  Par  le  Sieur  Blanc,  Conseiller  et  llistoriographe 
de  S.  A,  R.  Monseigneur  le  Duc  de  Savoye.  To:ne  I.  A  Paris,  chez  la 
Veuve  Mille  de  Beaujeu,  rue  Dauphine,  au  Dauphin,  etc.  M.  DCLXXX. 
IDie  aus  ber  Dorrebe  erfid^tlid?,  follte  ein  fünfter  Banb  folgen:  Je  divise 
mon  ouvrage  en  cinq  Volumes  ...  —  fd^reibt  Blanc  —  Le  cinquieme 
qui  ne  parottra  pas  si-tost,  contiendra  une  description  exacte  de  tous  les 
Etats  de  Baviere  TEtat  present  de  ceite  Auguste  Maison,  avec  toutes  les 
Branches,  et  les  appanages  de  ces  Branches,  la  description  de  la  Cour  soüs 
l'Electeur  Ferdinand  Marie,  et  tout  ce  qui  s'est  fait  de  plus  considerable 
sous  le  Regne  de  cet  Electeur,  depuis  son  Mariage  avec  la  Princesse 
Adelaide  de  Savoye,  jusqu'au  Mariage  de  Madame  la  Dauphine,  et  ä  la 
Majorit^  de  Monseigneur  l'Electeur  Maximilien  Emanuel  a  present  regnant." 
<£in3elne  Porarbeiten  3U  biefem  Banbe  liahen  fidj  Ijanbfd^riftüc^  im  f.  b. 
geheimen  ^ünsarc^iüe  erljalten  (ngl.  Horfinger,  Heber  ältere  2lrbeiten 
3ur  bayrifdyen  unb  pfäl3if^en  <5efd}i(^te  im  getjeimen  Bfaus'  unb  Staats« 
arc^ioe.  IHünd^en  1879  II,  S  258).  €me  3 u) ei te  2lusgabe  oon  ^ 682  ift, nur 
(Eitelauflage.  Von  einer  auf  21belaibens  IDunfd?  gefertigten  Über" 
fe^ung  ber  befannten  Monita  Patema  bes  Knrfürften  inajimtlian 
ins  3talienifd?e  berichtet  Itporosfy  (a.  a.  (D.  S.  5i). 

87)  Dgl.  Hcinl^arbjiöttner  a.  a.  0.  S.  ^08  ff.,  unb  ^eigel,  Die 
Besieljungen  3n)ifd?en  Bayern  unb  Sacoyen,  S.  \57. 

88)  Claretta,  Adelaide  di  Savoia,  S.  ^^9.  Sie  bemerft  ba3U:  ,Je  vous 
envoye  en  contrechange  une  com^die  que  j*ai  fait  dimanche  et  hier  au 
soir.** 

89)  init  il^ren  2Inge!]8rigen  in  Curin  perf eierte  21  belaibe,  wie  bie  bei 
Claretta  abgebrucFten  Briefe  beipeifen,  in  fransöfifd^er  Spradje. 
ferbinanb  Htaria  feinerfeits  fprad?  ausge3eid?net  ttalienifd?  (Gram ont 
a.  a.  0.  ^anb  II,  S.  83)  unb  n?ar  ba3u  bes  ^ramöfifd^en  funbig.  3n  feinem 
(Eejtamente  (pgl.  Jlnmerfnng  38)  [lat  ITTa 51  mili an  ber  (Erfte  aud?  bie 
fprad^Iic^c  2Insbilbung  feines  Sol^nes  nic^t  cergeffen:  „...Damit  »nnfer 
Sol^n  bie  frembbe  fprad?,  als  fonberlic^  bie  IPelfd^e  r>nnb  fran3öfifd^e 
bcfto  beffer  ergreiffen  onnb  aud^  reben  r>nnb  fc^reiben  lel^rnen  mög,  foU  jnie 
bei  geiten  onnb  fobalb  er  fouil  oerjianbt,  bas  ers  f äffen  tnöge,  ein  guetter 
Sprac^maifier  ht^elt  werben''. 


286  ^ran33ftfc^e  S(^aufpieler  am  bayrtfci^en  ^ofe 


,    90)  P9I.  meine  Bemerfunoicn  im  3alirbttc^,  23anb  I,  5.  252« 
9O  Claretta,  Adelaide  di  Savoia,   5.   ^9. 

92)  Hctnliarbftöttner  a.  a.  0,  5.  X55. 

93)  Uttd^aelDanielCreu  war  frül^er  puppenfpieler  getpefen,  roenn 
anbers  er  mit  ber  gleichnamigen  perfönlid?feit  ibentifd?  tft,  tDeld?e  (2.  Hie  bei 
in  £üneburg  nac^ipeift  ((Erica,  SonntagsWatt  3ur  £üneburger  geitung.  \883. 
Hr.  35,  5.  HO). 

9^)  Pgl.  einflrpeilen  meine  Bemerfungen  im  erflen  ^aribe  bes  Jatjr* 
bnc^es,  S.  25^^  ff. 

95)  K.  (Elj.  fjeigel,  (QueUen  unb  2(bl|anMungert  jur  neueren  (Sefc^ic^te 
Bayerns.  UTündpen  i88<^,  5.  7. 

96)  21m  Ijanblic^jlen  unb  juoerläfftgfien  finb  bie  ^orfd^ungsrefnltate 
auf  biefem  (Sebtcte  in  bem  IPerfe  Petit  de  Julevilles  ßufammenge^eUt : 
Les  Comediens  en  France  au  moyen  age.  Paris   1885. 

97)  (2s  n?äre  intereffant,  bie  Be3ie5ungen  5U  Derfolgen,  meiere  3n>if^en 
fran3öfifd?en  unb  bentfd?en  Hleifterfingern  bejianben,  benn  ba§  öesietj" 
ungen,  im  (6. 3fll?r^unbert  roeuigftens,  üorljanben  waren,  getjt  aus  managen 
Einbeulungen  in  Elrd^ipalien  t^eroor. 

98)  Petit  de  Juleville  a.  a,  <D.  5.  3^2  ff. 

99)  Dgl.  meine  21btjanblung  „3taltenifdje  Sdjaufpieler  am 
bayrifd^en  ^of  e"  Oaljrbud?,  ^anb  I,  5.  ^93  ff.,  unb  fpe3iell  für  ^ranf- 
reic^  5.  22^^  unb  bie  bortfelbft  ermäljnten  2Irbeiten). 

^00)  (Eine  Uberfidjt  giebt  21.  (£otjn:  „(Englifd^e  Komoebianten  in  Köln 
(\592  —  ^666)''  im  Jaljrbud?  ber  beutfd?en  Stiafespeare*<5cfeIIfd?aft.  2^.  3atjr- 
gang  (1886),  5.  2^5  ff.  Dasu  über  „(Englifd^e  Komoebianten  in  Dänemarf 
unb  Schweben"  bie  PeröffenMid?ung  3oI?annes  öoltes  im  3oI?rbuc^e 
ber  beutfd?en  SI|a!espeare'(Sefeflfd;aft.  23.  3öl]rgang  (^888),  5.  \  ff. 

^op  Über  englifd^e  Komöbianten  in  ^ranfreidj  oerglei^e  man 
meine HTitteilungen  inSc^norrs  2lrc^io  für  £itteraturgefd^id?te.  23anb  XIV, 
5.  3^8  ff. 

\02)  HTeine  2Inregung,  bie  (forfc^ung  über  biefen  (5egenjianb  aud?  auf 
i ta li enif d?  e m  Boben  auf3unelimen  (ogl.  Sd?norrs  2Ird?iD  für  £itteratur* 
gefd?id?te,  Banb  XIV,  5.  32o),  ij^  bis  je^t  leiber  otjne  (Erfolg  geblieben, 
obgleid?  eine  neuerbings  von  Bolte  (a.  a.  0.  S.  3)  beigebrad^te  Hotis, 
welche  von  bem  2luf entffalte  bes  Sd^aufpiclers  Kempe  in 'Italien  fpridjt, 
meine  Dermutung,  t>a%  englifd^e  IHimen  über  bie  2IIpen  gebrungen,  beftätigt. 

^03)  Pgl.  meine  Porarbeiten  in  5d?norrs  2Ird?it>  für  litteratur* 
gefc^id?te:  „^ran3Öfifd?e  Komoebianten  in  2Iugsburg  {\6{5)",  Banb  XIV, 
5.4^2  ff.;  „Pie  Sd^aufpieler  bes  Hotel  de  Bourgogne  in  Bafel  (^604)", 
Bani  XV,  5. 102  ff.;  „^ran3Öjifc^e  Komoebianten  in  Stuttgart  2c.",  ^anb  XV, 
5.  2^8  ff.  Über  bie  Be3tef]ungen  ^ranfreic^s  3U  Deutfdjlanb  auf  bramatifd^em 
(Sebiete  wirb  bie  bemuäd?ft  in  f^errigs  2Irc^io  erfd^cinenbe  Stubie  Boltes, 
„§wei  unbefannte  ITToIi^reüberfe^ungen.  (Ein  Beitrag  3ur  (öefc^ic^te  bes 
beutfd^en  Dramas  im  ^7.  3(^^fl]U"bert",  neue  2Iuffd?lüffe  bringen. 

\o^)  Übet  HenrlEstienne  cergleid^e  man  u.  21.  L^onFeugfere 
Caract^res  et  portraits  litt^raires  du  XVI^  si^cle.  ^anb  II.  Paris  1859,  S.  \  ff.; 
Ant.  Aug.  Renouard,  Annales  de  rimprimerie  des  Estienne  2«  Edition. 
Paris  ^8^3.  5.  36^  ff.;  A.  Sayous,  Etudes  litteraires  sur  les  ecrivains 
frangais  de  la  Information.  Tome  second.  Paris   ^8^^.  5.  63  ff. 

^05)  Francofordiense  emporium,  sive  Francofordienses  nundinae  etc. 
(Paris  157^).  (Einen  Heubrucf  bes  lDercfd?ens  mit  gegenüberfteljenber  fran= 
3Öfifc^er  Überfefeung  Ijat  Isidore  Liseux  Ijerausgegeben :  La  Foire  de 
l-'rancfort  [Exposition  universelle  et  permanente  au  XVI«   siMe]  par  Henri 


von  Karl  Crautmanrt.  287 

Estienne.  Traduit  en  Frangais  pour  la  premi^re  fois  sur  l'^dition  originale 
de  1574  par  Isidore  Liseux.  Avec  le  Texte  Latin  en  regard.  Paris  1875. 
Vql  aud?  (Elj.  Süpf  le,  (5cfd?id?te  bcr  beutfdjen  Kultttreinpjfe  auf  (franfs 
retc^  mit  befonbererBerücfftd^ttgung  ber  tttteranfd^en  (Eintpirfung.  (Sollja  ^886. 
5.  29  bem  übrigens  bie  bereits  im  ^6.  3^^/^""^^^*  auf  fd?aufpiclerifd?em 
(gebiete  bejlel^enben  lPec^feIbe3tel^ttngen  ber  beiben  Vblfex  unhetanni  geblieben 
3U  fein  fd?eijien. 

^06)  Über  bie  (gemeinbe  bcr  fran3<5ftfd?en  Refugi^s  in  franffurt  oer^ 
gleiche  man:  f.  5d?arff ,  Die  Zlieberlänbifd^e  unb  bie  ;fran3öjtfd?e  (Semeinbc 
in  (franffurt  am  IlTain  (Ut(bw  für  f ranffurts  (gefcbi^tc  nnb  Kunjt.  Heue 
folge,  gtpeiteröanb.  franffiirt  a.Vft.  ^862.  5.2^5^.);  Sc^roeber,  Troi- 
si^me  jubil^  seculaire  de  la  fondatidn  de  Teglise  reform^e  frangaise  de  Franc- 
fort s.  M.   1854.  H.  Dalton,   Johannes  a  Lasco.    (gotlja   ^88J.  S.  ^62  ff. 

^07)  Über  Jean  Crespin,  u)eld?er  Theodore  de  B^ze  im  'fällte 
\5^s  von  Paris  nad?(Senf  begleitete,  bortfelbji  eine  Drucferei  erri^tete  nnb 
nadf  emjigem  Sd^ajfen  auf  ben  (Sebieten  bcs  Bud^brucFes  unb  ber  (Selcljrfam« 
feit,  \572  flarb,  giebi  2luffc^Iu§  La  France  l'rotestante  par  Eug.  et  Em.  Haag. 
3anb  IV.  (\853)  5.  \\8  ff.  Befonbers  befannt  ifi  er  burd?  ben  Li  vre  des 
martyrs  geworben,  iDe^cr  3uerft  im  3alire  (55^  feine  Prejfe  ©erlieg. 

^08)  Über  Cl^omas  Kird^meyer,  genanntHaogeorgus  (geb.  \5{{, 
geft.  ^563),  üergleid^e  man  ben  2IrtifeI  von  (Erid?  Sd^mibt  in  ber  2lügc' 
meinen  Deutfd?en  Biograptjie.  ^anb  23  (^886),  S.  2^5  ff.  unb  bie  bortfelbp 
beigesogenen  (Quellen. 

lo9)3oljannes  öolte,  (Eine  nieberbeutfc^e  Überfe^ung  von 
Haogeorgs  ITTercator  (3at?rbuc^  bes  Dereins  für  nicbcrbeulfc^e  Spradj* 
forfd?ung.  J^l^rgang  ^8ss.  XI.  Herben  unb  £eip3ig  ^886,  S.  {5\). 

(Erid?  Sc^mibts  ^Inalyfe  bes  Stfirfes  (a.  a.  0.  5.  2^8)  bürfte  an 
biefer  Steüe  nic^t  unroiüfommen  fein.  (Erfd^reibt:  „IPie  Haogeorgus  im 
pammad?ius  bas  alte  (Etjema  t>om  2lntid?rip  fül^n  aufgreift,  fo  tjat  er 
Ijier  ben  Stojffreis  ber  IHoralitäten  Don  Every-man  Homulus  unb  Hecastus, 
wovxn  ber  (Snabenroeg  in  ben  EJimmel  bargefteUt  rourbe,  mit  ariftopl^anifd?er 
£aune  bereid?ert.  Der  protej^antismus^  niugte  fidj  biefer  morality  um  fo 
lieber  bemächtigen,  als  ber  Stoff  bie  Überbietung  ber  alleinfeligmac^enben 
guten  IDerfe  burd?  bie  alleinfeligmad^enbe  innere  Heinigung  gerabesu  forberte. 
Unb  biefe  Heiniguna  fagt  ilaogeorg  ot^ne  über  feiner  ferfen  profanation 
ben  inneren  potemifc^en  (Ernft  einsubüffen,  fd^n^anfroeis  als  eine  Förperlidje, 
wie  iriurner  gefdjmacFIos  3U  einem  aUegortfd?en  ^abe  fid?  cerirrt  tjatte, 
roie  pirfl^eimer  launig  bie  fymbolifd^e  Depojltion  imEcciusdedolatus 
oern>ertt|ete  unb  u)ie  ^ansSad^sbas  2Iustreiben  bes  £afiers  unb  (Sebrec^en 
finnlic^  als  ein  ZTarrenfc^neiben  barpeüte.  2(uc^  an  p.  (Sengenbac^ 
fei  erinnert.  —  Der  (Eobesbote  ly^^dyares  beginnt  mit  einer  gebetjnten  Hebe, 
bann  aber  entroicPelt  ftd^  ein  frifd^es  (Treiben  an  bem  aud;  bie  aQegorifd^en 
(Jiguren,  wie  (öcwiffen  unb  ibud^er  tt^eilne!]men.  Dem  reid^en  Kaufmann 
roirb  fein  le^tes  Stünblein  angefagt.  llUes  Sd^adiern  um  2Iuffd?ub  ift  Der« 
geblic^.  3»n  2.  2Iuf3ug  rürft  ber  Satan  gegen  ben  (Eobescanbibaten  los,  ber 
feinen  Pfarrer  als  Reifer  beruft,  groifdjen  bie  versagten  IPorte  bes  einen 
unb  bie  pfäfflfc^en  bes  anbern  fd^reit  bas  (5cn)iffen  unb  ber  (Teufel  ,,far3t" 
fein  papay  tjinein,  eine  föftlid^e  Scene:  ber  Pfarrer  als  QJuarffalber,  bie 
(Snabenu)er!e  als  greulid?e  IHijturen,  bie  pein  ber  Patienten  als  furd^tbar 
3unetimenbes  Bauc^roel?.  Satan  fd^lägt  einen  legten  Eingriff  bes  Pfaffen 
unb  bes  IHegners  nur  burc^  fein  (gebrumm  3urürf.  Der  2Ict  fd^liegt  mit 
einer  tollen  ^Jarce,  3ugleidj  aber  mit  ber  Der3n?eiflung  bes  Kaufmanns.  Der 
britte  2Iuf3ug   bilbet  ben  (Segenfa^:    (Lljrijlus  eni^enbei  paulus   unb  ben 


288  ^ran33f!fc^e  Sc^aufpteler  am  bayrtfc^en  ^ofc 

fjtmmclsant  Cosmas  sunt  Beijlanbe.  Der  Kaufmann  witb  nic^t  für  fctne 
guten  IPerre,  fonbern  als  ^luserroät^Iter  (£t;rtf^i  allein  burd;  bie  (Sndbe  erlöfi. 
€in  üerroegenes  (öemifd?  bes  Burlesfften  unb  bes  Strengften :  2Iuscinanbcr- 
fefeung  ber  epangelifdyen  f|eilslelire  nnb  bie  grünblidjen  IDirfungen  einer 
purgan3;  Cosmas  Ijält  bas  Becf cn,  paulus  fiü^t  ben  Kopf  bes  Kauf- 
manns, ber  unter  fd?rerflid?en  ZTaturlauten  (mooc)  alle  lüattfal^rten.  Mafien, 
2lbläffe,  Ker3en,  IHeffe  u.  f.  u).  l^erausfpeit  unb  enblid?  nac^  einem  tüd^tigen 
Sd?neu3en  genefen  i^.  Der  ^,  2lct  fdyilbert  mit  Polemif  gegen  fd?limme 
fattjolifd^e  dürften,  Bifdjöfe  unb  Sdjolaftifer  ben  IPeg  3um  grogen  (Seridjte, 
ber  bes  5.  Kaufmanns  (Ertjörung  im  proceg  3U)ifd?en  (Ll^rijius  unb  5aian\  bod? 
iji  bie  Derljanblung  3U  breit  gerattjen  unb  wie  überall  geroat^rt  man  gegen 
(Enbe  bie  (Ermübung  unb  Unluft  bes  rafd?en  2Iutorsr  3mmerl|in  bleibt  biefes 
Stücf  bie  Krone  ber  ZTaogeorg'fd?en  Dramatif,  ein  bialogifdjes  irTeijierftücf." 
Dag  Haogeorgus  auf  bem  anno  \569  l^erausgefommenen  Jnbej 
ber  in  Bayern  perbotenen  Büdner  nid^t  fel^It,  ift  eigentlich  feIb|loerftänbIid?. 
Über  biefen  bayrifd^en  3"^^J  ^on  \56^  oergleid^e  man  3.  <£tjripopt|or 
^freyl^err  r>ou  2Iretin,  Pon  ben  ältepen  Denfmälilern  ber  Bud^brurfer* 
funji  in  Baiern,  unb  bem  Hüften  itjrer  naiveren  Kenntnig,  üorgelefen  in 
einer  öffentlichen  Derfammlung  ber  c^urfftl.  2lfabemie  ber  IPiffenfdjaften. 
ntüncijen  \80\.  5.  \7;  übet  „(Lenfurmefcn  in  ^lltbaYern",  überl^aupt  ^eigels 
initteilungen   (Heue    tjij^orifd^e   Porträge    unb   ^luffäfee.     IHündjen    1883. 

5.   23  \   ff.) 

U  0)  Die  3at^Ireid?en  f  ran3Ö  jifdjen  2Iusgaben  besMarchantConverti 
per3eici?net  Brunet  im  Manuel  du  Libraire.  Banb  IV  (5.  2luflage  ^863) 
Col.  7  ff. 

Von  biegen  2Iusgaben  finb  mir  burd?  bie  freunblid^e  Vermittlung  ber 
BibHott?e!st>eru)altungen  3U  Stuttgart  (f.  öffentliche  Bibliottjef)  unb  ^Jran!* 
fürt  (Stabtbibliotl^ef)  ^wex  3U  Qanben  gefommen: 

Le  I  Marchant  |  Converti.  |  Tragedie  Excel-  |  Lente.  |  En  laquelle  la 
vraye  &  fausse  reli-  |  gion,  au  parangon  l'vne  de  l'autre,  |  sont  au  vif  repre- 
sentees:  pour  en-  |  tendre  quelle  est  leur  vertu  &  •  effort  au  combat  de  la 
conscien-  |  ce,  &  quelle  doit  estre  leur  issue  |  au  dernier  iugement  de  Dieu.  | 
Item  suit  apres  la  Comedie  du  Pape  |  malade,  &  tirant  ä  la  fin.  |  Chez  Jean 
DvraDt.  I  M.D  LXXXIIII.  |  (8.  96  unge3älilte  Blatter.)  —  Diefem  Stücfe 
folgt:  Comedie  Dv  |  Pape  Malade,  |  Et  Tirant  A  |  La  Fin.  |  Oü  ses  regrets, 
&  complaintes  sont  au  |  vif  exprimees,  &  les  entreprises  &  |  macbinations 
qu'il  fait  auec  Satan  |  &  ses  supposts  pour  maintenir  son  |  siege  Apostatique, 
&  empescber  le  |  cours  de  l'Euangile,  sont  cathego-  |  riquement  descouvertes.  | 
Traduite  du  vulgaire  Arabic  en  bon  |  Roman  &  intelligible,  par  Thrasibu-  |  le 
Phenice.  Chez  Jean  Dvrant.  |  M.D.C. LXXXIIII.  |  (8.  38  gesäljlte  Blätter; 
Stabtbibliotl^ef  ^franffurt  a.  m.) 

Dem  erftcn  Stücfe  ift  eine  lUibmung  in  Derfen  oorgebrucft:  Jean 
Crespin  |  Avx  Fideles  de  |  Flandres,  Arthois,  |  Hainaut  &  pays  bas,  qui  sont 
ä  I  Francfort    ses  freres  bien-  |  aimez  en  nostre  Sei-  |  gneur,  S.  | 

Ov  est-celuy  qui  dire  s'osera 

Estre  Chrestien,  &  point  n'auancera 

De  ce  grand  Dieu  la  gloire  superftelle? 

Oii  est  celui  qui  se  dira  fidele, 

Qui  les  abus  de  ce  monde  verra, 

Sans  y  pouruoir  en  tout  ce  qu'il  pourra? 

Pourtant,  Amis,  de  toute  ma  puissance, 

D'autant  que  Dieu  m'a  donne  cognoissance 

De  son  sainct  Nom,  pour  ma  pnrt  ie  m'efforce. 


oon  Karl  Crautmann.  289 

A  ruiner  &  abattre  la  force 

De  TAntechrist,  &  tous  ces  vicieux, 

Qui  par  leurs  faits  pensent  voler  aux  cieux : 

N'ayaDS  esgard  au  Sauueur  pur  &  monde, 

Qui  a  port^  tous  les  pechez  du  monde. 

Et  par  ainsi,  Eglise  de  Franc  fort 
Du  pays  bas,  pour  te  donner  confort 
Je  t'ay  choisi  ce  liure-ci  present, 
Dont  ie  te  fay  de  bon  coeur  vn  present. 

Tu  y  verras  d'vn  gros  Marchant  la  vie: 
Tu  y  verras  comment  Dieu  le  conuie 
Par  sa  Parole,  k  faire  penitence : 
Tu  lui  verras  pardonner  son  offence: 
Tu  y  verras  comme  il  est  aduerti 
De  ce  grand  Dieu,  &  k  lui  conuerti : 
Tu  lui  verras  reietter  la  fiance 
De  tout  merite,  &  auoir  confiance, 
Par  Jesus  Christ,  en  la  diuine  grace, 
Qui  les  pechez  de  tous  Chrestiens  efface. 

Semblablement  trois  autres  sont  mis, 
Dont  les  pechez  n'ont  point  est6  remis: 
D'autant  qu'ils  ont  en  leurs  oeuures  fond6 
Leur  esperance,  &  en  mal  abond^. 

Bref,  tu  verras  comment  eil  qui  se  fie 
En  ce  grand  Dieu,  &  qui  le  glorifie, 
A  la  parfin  k  la  vie  eternelle ; 
Comment  aussi  flamme  sempiternelle 
Attend  celuy,  qui  l'esperance  fonde. 
De  son  salut,  ^s  oeuures  de  ce  monde. 

Ce  qu'en  effect  k  l'Eglise  presente, 
De  toy  Francfort,  de  bon  coeur  ie  presente. 

Le  I  Marchant  |  Converli.  |  Tragedie  |  Novvelle,  |  En  laquelle  la  vraye 
&  fausse  religion ,  au  pa-  |  rangon  Tvne  de  l'autre ,  sont  au  vif  represen-  | 
tees :  pour  entendre  quelle  est  leur  vertu  &  |  efFort ,  au  combat  de  la  Con- 
science,  &  quelle  |  doit  estre  leur  issue  au  dernier  iugement  de  |  Dieu.  | 
3ud?brucFer3eid?en  |  M.D.LXI.  |  (8»,  88  gcsäl^Ite  Blätter,  f.  öffentliche 
Btbliotl^ef  3U  Stuttgart). 

3n  ber  Porrebe:  ,Jean  Crespin  avx  Lecteurs  ou  Spectateurs  de 
ceste  Tragedie  S.'*  l^eigt  es  am  Sdjiuffe:  ,,Or  en  ceste  tragedie,  on  y  aura 
auec  le  plaisir  vne  singuliere  instruction  &  doctrine.  Elle  a  est^  premiere- 
ment  escrite  en  Vers  Latins  par  un  sauant  homme,  &  bien  renomme  en 
Allemaigne,  ämi  de  Jean  ä  Lasco  (.)  Baron  de  Pouloigne,  lequel  me  bailla 
(il  y  a  pass6  dcux  ans  &  demi)  estant  k  Francfort ,  ceste  Tragedie  ,  k  la 
requeste  de  quelques  amis ,  pour  la  donner  en  Frangois  k  ceux  de  nostre 
nation  qui  \k  estoient :  auxquels  partant  ie  l*ay  adress6e  ,  les  suppliant  tous 
la  receuoir  d'aussi  entiere  affection  qu'elle  leur  est  present^e". 

Ztaogeorgs  Bejteljungen  3u  franfreic^  unb  ber  (Hinflug  bes 
beutfd^en  Hcf ormationsbramas  auf  bie  £itteratur  unferer  roeft'* 
lidien  Xladibatn  traben  bis  je^t  eine  quellcnmägige  Bel^anblung  nid?t 
gefunben»  ^ür  (Entlaub  liegt  bie  griinbüd?e  Unterf uc^ung  j^ e r f  o r b s  por. 
(Studies  in  the  literary  relations  of  England  and  Germany  in  the  sixteenth 
Century.  Cambridge  i886.  S.  70  ff.) 

3af{rbuc^  für  Znancf)ener  Cefcf).  II.  \^ 


2^0  fran3öfifd?c  Sd^aufpicler  am  bayrifc^en  ^ofc 

\\\)  Die  nadpfolgenbcn  ard^toaltfd^cn  TXoix^en  iDurbcn  mir  Don 
<E.  nienftel,  Derfaffcr  ber  fo  rcid^t^altigen  (5cfd?id?te  ber  Sd^anfpiclfunfl 
in  ^ranffurt  a.  IH.,  mit  iperftljätiger  unb  fad^funbigcr  CiebensiPÜrbigfeit 
3nr  Verfügung  gcfleüt,  tDofür  ic^  an  bicfer  Stelle  meinen  bejlen  Danf 
ausfprec^e. 

\[2)  „fran3ojtf(te  Comoebta  3jl  anbrad^t,  (Es  I^aben  bie  IDelfc^en  ein 
Comoebia  3U  agiren  für.  Vnb  bitten  Dmb  (Erlaubnus  biefef^Ibige  3U  Ijalten." 
(KatsprotofoII  pom  \%  februar  1583,  BI.  89.) 

„211%  anprad?t,  es  l^aben  bie  IPclfd^en  ein  Comoebia  3U  agiren  für 
nnb  bitten  omb  erlaubnus.  Sofl  man  fold^e  matljiam  Hitter,  präbifanten 
3nDor  erfctjen  laffen."  (Bürgermeifter^Bud^  com  felben  Sage,  BI.  20^).  Pgl. 
aud?  IHen^el,  (5efd?idjte  ber  Sd?aufpielfunjt  in  ^ranffurt  a.  UT.  franffurt 

^882.  5.    ^7. 

U3)  rnenfeel  a.  a»  Ö).  5.  3— w* 

^/^)  H.  Lepage,  Etudes  sur  le  fh^dtre  en  Lorraine  et  sur  Pierre 
Gringore.  (M6moires  de  la  sociale  des  sciences,  lettres  et  arts  de  Nancy.  1848, 
Nancy,  1849.)  5.  ^9?  ff.  Die  Enfants  sans  souci  fpielten  bcrtfelbft  im 
3al^re  ^49^  (S.  208).  Heben  nXvfterien  unb  ^arcen  rourbe  im  Z^^ve  150^ 
eine  Komöbie  bes  (Eeren3  in  Iateinifd?er  Spxadie  aufgefüljrt;  über 
fran3Öfifd?e  IPanbertruppen  oor  {6^h  erfatjren  wxt  nid?ts.  (Einer  freunb* 
lid^en  iflitteilung  bes  ^errn  21rd?iDbireFtors  Sauer  3ufoIge  \]ai  jid?  roeber 
im  3e3irfsardjiDe  von  £otI^ringen,  nod?  im  Hleöer  Stabtard^ioe  auf  unfern 
(Segenftanb  be3ÜgIid?es  2IFtenmateriaI  uorgefunben. 

U5)  3"  inünd^en  lebte  ja  feit  ^568  als  bes  prin3en  IPilljelm 
(Semai^lin,  Renata,  ^er3ogsfran3  bes(Erften  pon  £ottfringen  Cod^ter. 
(Dgl.  fjaeutle  a.  a.  (D.  S.  5^  unb  Jatjrbud?  für  IHünd^ener  (Sefd^ic^te, 
Banb  I,  S..,236  ff.) 

U6)  Über  bie  üor  ^6^8  am  £^of e  von  £otl^ringen  erfd^einenben  Sd?au* 
fpielgefellfd^aften  fd^reibt  Lepage  (S.  278):  ,,.  .  .ron  voit  successivement 
paraltre,  sur  le  th^atre  dressö  dans  le  palais  de  nos  ducs,  Nicolas  Bource, 
maitre  joueur  d'histoires  (1572  —  73);  Francisquin,  joueur  de 
com^dies  Italien,  avec  sa  troupe,  et  ChasteauVieil  (1578),  dont  le  nom 
indique  une  origine  frangaise;  Ventourin  Gasparin  et  Jacques  Guir- 
lande,  Italiens,  qui  semblent  avoir  fait  un  assez  long  s^jour  ä Nancy  pen- 
dant  Tannee  1584,  avec  une  troupe  de  com^diens  espagnols  dont  le  chef 
est  appel6  dorn  Diego  deMedina;  en  1597  c'est  Gaspard  Barbette, 
Italien  ,  qui  ne  se  borne  pas  k  jouer  avec  sa  suite  des  com^dies  devant 
le  duc,  mais  qui  lui  donne  encore  le  spectacle  de  tours  de  force  et  saute 
en  sa  pr^sence ;  puis  Adriani  Thalmy  (1598),  Robert  Diapp,  Rudul- 
phus  Recanis  et  Jean  Meuffert  (1600),  maitre  de  la  compagnie  des  com6- 
diens  frangais ;  Antoine  Varnod  (1602),  egalement  comedien  frangais,  Pom- 
peo  Salomon,  maitre  comedien  italien,  et  Pablo  de  Castanida  (1604)". 

IDir  fütjren  biefe  IHitteilungen  l^ier  an,  weil  unter  ben  in  Ztancy 
auftretcnben  italienifd^en  Komöbianten  ftc^  foId?e  beftnben,  roeld^e  uns 
bereits  in  Deutfd^Ianb  unb  fpe3icll  am  bayrifc^en  ^ofe  begegnet 
finb.  Ventourin  Gasparin  bürfte  u)oljI  mit  bem  i58^  xn  JXlvLnd}en 
fpielenben  Venturino  Gasparino  Venetiano  ibentifd?  fein  (ogl.  Jaljr- 
bud?,  ^anb  I,  S.  2^9),  ^en  Hamen  Barbeta  fütjrt  ein  in  £anbst?ut  be^ 
bienjteter  italienifc^er  Springer  (ogl.  3al?rbud?,  Banb  I,  S.  2^5),  unb  in  bem 
Francisquin,  joueur  de  com^dies  italien  ben  anno  1575  in  IDien  fic^ 
3eigenben  melfd^en  Komöbianten  Franciscina  n?ieber3uerf ennen  (ugl. 
3al?rbud?,  3anb  I,  S.  229)  j^etjt  ebenfalls  nid?ts  im  IPege. 

\\7)  Sd?arff  a.  a»  0.  S.  267. 


von  Karl  Crautmann.  291 

H8)  j^rcunMtc^c  IHtttetlung  (2.  IHcnfeels. 

U9)  »/frönsopffc^e  (Eomoebia  3ft  anbracht,  Had^bcm  in  bero  ncc^jies 
Sontags  3«  ber  Bcljaufung  §ur  (Slocfe  celebrtrten  comoebia  bas  Babgftumb 
etiPds  fd^meljHc^  x>nb  fdjimpflid?  tracbtret  iporben.  2Ilg  3U  beforgen,  ber  (£13* 
bij'd^off  DTtb  (El^urf.  §u  nTayrtj,  besgleid^en  bcr  f}.  (Eeutfd^meifter  onb  anber 
paptftifd^e  prclatcn  öa  es  für  Sy  fornmctt  foltc  baoon  offenbiret  iperben 
möd^tcn.  0b  foId?e  <£omoebia  oerner  ^e^tattei  werben  folte."  (HatsprotofoU, 
Dienstag  ben  28.  lrtär3  ^587.) 

„Pub  bemnadi  obiter  aud?  anregung  befdyel^en  einer  <£omocbien  fo 
Peter  (5ofenns  (ober  (ßofems)  3U  fran3Öjtfdjer  Sprad^en  nedjjlen  Sontag 
^ilen  lajfen,  barinnen  bas  Bapstum  angetaftet  werben,  iDeld?es  einem  €rb. 
Satl^  etn>an  §n  Ztac^tljcil  gereid^en  möd?te.  Soü  man  3»»^^  foldje  vnt>  ber* 
gleiten  l^infürber  §u  Spilen  on  eines  (Erb.  ?latt^s  Dorroiffen  Perpieten. 
(Bürgermeij^erbud?,  28.inär3  ^587,  Bt.^os.).  Pgl.  auc^  lUen^ei  a.  a.0.  5.  \^. 

\20)  Über  bes  Theodore  deB^ze  £eben  unb  IPerfe  oergleid^e  man; 
J.  Senebior,  Histoire  litteraire  deGeneve.  ^anb  I  (Geneve  1786),  5.  266  ff.; 
3.  n?.  Baum,  Cl^eobor  Be3a  nad?  ljanbfd?riftlid?en  (QucUen.  2  Bänbe. 
(£eip3ig  ;8'^3  —  1852);  A.  Sayous,  Etudes  (iit^raires  sur  les  ^crivains 
fraogais  de  la  r^forraation.  Banb  I  (Geneve  1841),  S.  227  ff.;  Jules  Bonnet, 
R^cits  du  seizi^me  si^cle.  Paris  1875.  5.  163  ff.  —  J)cL^n  übet  feine  brama« 
tifdje  (Ltjättgfeit  U.  a.  H.  Tivier,  Histoire  de  la  litt^rature  dramatique  en 
France  depuis  ses  origines  jusqu'au  Cid.  Paris  1873.  5.  ^^85  ff.;  eine  Zleu« 
ausgäbe  feiner  ,,Trasedie  frangoise  dv  Sacrifice  d' Abraham**  fam  \856  bei 
Joel  Cherbuliez  in  (Senf  tjeraus. 

Von  mancher  Seite  tpirb  jeboc^  B^zes  2lutorfc^aft  in  Betreff  ber 
Comedie  Dv  Pape  Malade  in  2Ibrebe  gej^ettt.  (Dgl.  3.  B.  (Ll^eobor  Be3a. 
'iehen  unb  ausgeroät^lte  5d?riften.  Don  Dr.  Qeinrid?  ^eppe.  (Elberfelb 
\S6\;  teben  unb  ausgeu)äljite  Schriften  ber  Pater  nnb  Begrünber  ber  ref or- 
mirten  Kirche,  ^anb  VII,  5.  38^^.  —  (Eine  Perbeutfd^ung  bes  Abraham 
sacrifiant  (1550),  unb  3mar  btreft  nad?  bem  fran3Öfifdjen  originale,  unter* 
natjm  ber  Bremer  5d?uIreftor  Hatl^an  (Etjyträus.  (^reunblid^e  HTit* 
teilung  bes  ^errn  Dr.  '^olianneslSoUe  in  Berlin.) 

X2\)  ,,peter  (5ofen  fran3Öjifd?cr  Sulmeijier  (ogl.  Sc^arff  a.  a.  (D. 
5.265)  ijat  fupplicirt  Z^e  fein  angefteflte  (Eomoebiam  00m  Heid^en 
niann  vnb  Casaro  nad^  ber  niejfen  clausis  Januis  mit  feinen  Sd?ul* 
finbern   3U  agiren  3U  erlauben".    (HatsprotoFoII ,  Donnerstag  ^3.  2ipril 

1587,   BI.    ^00.) 

„2IIs  peter  (gofens  fran3Öfifc^er  5d?ulmeifter  gepctten,  3»"^ 
3U  oergünftigen,  ba%  €r  bie  (Eomoebiam  com  Heic^en  ITlann  mit  r>nb  burc^ 
feine  Sdjulfinber  in  bi§er  ITTeg  agiren  vnb  fpilen  möge,  legt  man  es  bey  bem 
am  28.  IHartY  Z^n^^t  gemadjten  Hatl^sbefd?Iu§  perbleiben."  (Bürgermeifter* 
budj,  Donnerstag  \5.  2Ipril  \587,  BI.  \96.) 

^22j  „Paleran  le  (£omte  r>on  ITTonbibier  3n  picarbey  5:  (Lonforten 
(tomoebien  Spiler  Ijaben  fupplicirt  vnb  gepetten,  3nen  3^^  Biblifd^e 
(£omoebias  8c  (Eragoebias  bife  ITteg  über  alt^ie  3n  fran^öfifc^er  Sprac^ 
3u  agiren  vnb  3U  Ijalten  (freunb?)  lid?  §u  gulaffen."  (Hatsprotofoü  ron 
^592  —  ^593,  27.  inär3.) 

,,2IIg  Paleron  le  comte  au§. pycarbi  Pnb  mit  gefeflfd?aft  franko« 
fifd?e  (tomoebianten  gepetten  ba%  man  3^nen  bige  UTeg  ober  alljie  §u  fpilen 
ertauben  wollen,  Soü  man  So  fern  Sy  nid?ts  ergerlidjs  vnb  an  einem  ort 
ba  niemanb  burd?  pe  befd^roert  roirb  fpilen  »erben,  3^rcr  pitt  ftat  geben. 
Dod?  ba%  Sy  von  ber  perfon  mer  nit  benn  ^  pfg.  nemen."  (Bürger meifter* 
buc^  ^592- 1593,27.  rnär3.) 

\9* 


292  ^rön35jtfc^e  5d?aufpielcr  am  Sayrtfc^en  ^ofc 

„Daleron  le  comte  belHonbittcr  ,begerret*"  oon  einem  Ijod^tDeifen 
imb  tjod^eblen  Hat,  er  „roöfle  in  gnatten  cergönftigen ,  feine  bibHfd?e 
comobiasDnbtragöbias  allste  nod?  agiren  5U  börfen.  (Er  tjat  in „H 0 u e n, 
Strasbourg,  D'2lngres,  Ilteg  (Hleö)  biblifdyc  comobias  vnb 
tragöbias  awcb  . . .  (unlesbar)  von  5 d? 0 b ä 1 1 e n  agiret."  (^lusjug  aus  einer 
fal^renben  Supplikation  pom  2lpriU593.)  Pgl.  aud? inende I  a.a.  0.  S.<to. 

U3)  2Iuger  beti  einfd?lägigcn  Kapiteln  bei  (Ebe.rt,  (Entroicflungs* 
(5efd?icf?te  ber  fransöfifc^en  (Eragöbie  oornel|mlid?  im  XVI.  Jat^rtjunbert. 
(Sotl^a  ;856,  unb  E.  Faguet,  La  Tragödie  frangaise  au  XVP  si^cle 
(1550 — 1600),  Paris  1883  pergleid^e  man  3ur  Orientierung  über  Jodelle 
aud^  Darmesteter  unb  Hatzfeld,  Le  seizi^me  si^cle  en  France,  Paris  1878. 
S.   \5^  unb  S.  326  ff. 

^2^)  nienfeel  a.  a.  Ö).  S.  ^\. 

125)  Va^  ber  Befuc^  ein  fetjr  reger  war,  gel^t  baraus  tjerpor,  baß  es 
einmal  roegen  ftarfcn  (Sebränges  „por  ber  roelf d?en  <£omöbienljütt"  3U  einer 
Hauferei  fam.   (UTen^el  a.  o.  0.  S.  ^u) 

\  26)  Über  J  o  d  e  11  e  s  anticalüini jiifdje  tLeriben^en  oergleid^e  man  <E  b  e  r  t 
a.  a.  0.  S.  99. 

^27)  Valeran  le  Comte  j^ammte  aus  UTontbibier,  einem  Stabtd^en 
in  ber  picarbie  (in  ber  XXä^e  von  llmiens),  batjer  fein  Beiname  le  Picard 
(I>.  Moland,  Moli^re  et  la  com^die  italienne.  Paris  1867.  S.  ^20).  Diefe 
0rtfd?aft  befag  bereits  im  Z^livt  ^529  eine  aus  tjeimifd^cn  (Elementen  gebilbete 
Sdjaufpielgenojjfcnfdyaft  (Georges  Lecocq,  Histoire  du  th^ätre  en  Picardie. 
Paris   1880.  S.   ^50). 

Über  bie  IPanberjal^re  biefes  HTimen  ift  ans  fran3Öjtfd?en  2Ird?iüen 
bist^cr  nod?  menig  erfunbct  roorben.  lüie  mir  ber  2IrdjiDar  ber  Com^die- 
Frangaise  in  Paris,  ^err  Georges  Monval,  ber  meine  Had^forfd^ungen 
über  öic  fran3Öfifd?en  Sd^aufpieler  in  Deutfd?lanb  in  liebensmürbigjter  IPeife 
unterftüfete,  mitsuteilen  bie  (5üte  \]aite,  fpielte  Valeran  anno  1592  in 
3orbeauj  ,,les  roles  d'amoureux  dans  une  bände  dont  le  chef  6tait  bour- 
guignon  et  mari  d'une  com^dienne  fiUe  d'un  avocat  de  Paris,  unb  ferner, 
tt>ie  er  ja  aud?  in  feiner  ^Jranf furter  (Eingabe  anfüljrt,  in  Houen  unb  in 
2Ingers.  Pom  3al)re  »599  an  füljrt  er  in  amtlid^en  Sc^riftftücFen  ben  (Eitel: 
,,com^dien  frangois  ordinaire  du  Roi"  (ogl.  Eud.  Souliöf  Recherches  sur 
Moli^re.  Paris  .1863.  S.  ^5^  ff.).  Über  feine  (El^ätigfeit  auf  ber  Büt^ne  bes 
Hotel  deBourgogne  giebt  bie  überjtd?tlid?  getjaltene  2Irbeit  pon  Eugene 
Rigal,  Esquisse  d'une  histoire  des  th^dtres  de  Paris  de  1548  a  1635. 
Paris  1887.  5.  32  ff.  lluffd?lu§.  Sein  ^ob  erfolgte  um  bas  ^al^r  ^632.  3n 
ben  Chansons  de  Gaultier  Gargouille  (21usgabe  ber  Biblioth^que  elzevirienne  ; 
S.  150,  2InmerFung  \)  n?erben  einige  Daten  unb  Urteile  über  Valeran  ' 
3Ufammengeftellt:  Tallemant  parie  ainsi  de  Valleran,  dont  Le  Comte  6tait 
le  vrai  nom.  „C'^toit,  dit-il,  un  grand  homrae,  de  bonne  mine;  il  ^tait  chef 
de  la  troupe ;  il  ne  savoit  que  donner  ä  chacun  de  ses  acteurs,  et  il  recevoit 
l'argent  lui-meme  äla  porte".  (Historiettes,  2«  ed.,  Tome  10.  p.  40.)  L'Es  tolle 
parie  de  lui,  sous  la  date  du  31  may  1607  (^dit.  du  Pantheon,  t.  2,  p.  424). 
11  est  aussi  nommö  dans  l'Espadon  satyrique  (Cologne,  1680,  in  12,  p.  25). 
L'Abbö  deMarolles,  en  ses  M^moires  (in-fol.,  p.  31),  le  eile  avec  honneur; 
et  il  est  nomm^  comme  jouant  encore  ä  la  page  62  du  Voyage  de  maistre 
Guillaume  en  l'autre  monde,  vers  Henry  le  Grand.  Or,  cette  pi^ce  est  de 
16t 2]  eile  suffiroit  donc  ä  prouver  que  De  Mouhy  s'est  tromp6"  quand  il 
a  dit  (Tablettes  dramat.,  2«  partie,  p.  09)  qu'en  1608  Valeran  avait  pass6 
ä  la  troup6  du  Marals**.  Dgl.  ferner  noc^  Fournel,  Les  Contemporains  de 
Meliere.  Banb  I,  S.  XXXVIII,  XXXIX,  XL. 


von  Karl  Crautmann.  293 

^28)  „Carle  Cfjdubron  8c  Conforten,  Comoebianten ,  l|aben  omb 
guflajfung  3^^^^  Sptls  anjiteljenbe  0jiermcfl[e  fupplictrt  r>nb  gepettcn  "  (Hats»» 
protofoU  com  U-  IHärs  ^595,  BI.  77.) 

„2116  Carlo  <£t?autron  &  Confortcn,  Comocbtanten  Pmb  gnlaffung 
3res  Sptls  of  anftcl^enbe  UTeg  gcpetten,  Solle  man  2^^^  gegen  §tmblid?en 
£aj,  nembltd?  pon  Jeber  perfon  ein  2IIbus,  ipiüfarcn."  (Bürgermeifterbud? 
pom  \\.  IHärj  ^595,  BL'ZO'^.) 

^29)  nien^el  a.  a.  0.  S.  ^\, 

\50)  Die  Had?rtd?t,  über  bie  2luffül^rung  r>on  Gabriel  Bounins 
Crauerfpicl  La  Soltane  (ogl.  (2bert  a.  a.  ®.  5.  ^3^;)  entna!]m  <E. 
irien^el  trabittonellen  Büt^nenmitteilungen,  loelcfae  auf  ben  in  ber  3tDeiten 

fälfte  bes  porigen  3fl^r!]unberts  lebenden  (frankfurter  Ctieaterf^riftj^eller 
eyfrteb  3urürfgeljcn. 

\^\)  „3ol]ann  £e  Boeuff  8c  conforten,  ^fraußöftfc^e  Comoebtanten 
pitten  l)mb  Dergnnft  btefe  IHeg  ober  alljie  §u  fpieten."  (Katsprotofoö 
r>om  (8.  inär3  ^602.) 

„  2lls  ettltd^e  3"  Suppitfatione  otiberfc^riebene  ^Jran^oiifc^e  commoebianten 
gepetten,  l>a%  man  3"^"  ^^f^  "^^6  ^^^^  comoebien  §u  fpielen  ©ergünjiigen 
roSIIe,  Solle  man  3rer  pitt  ^iatt  geben  Pnb  ben  taj  of  ^  albus  fe^en,  bey 
ftraff  20  fl.  So  Sy  ein  mel^reres  üon  einiger  perfon  netjmen  rourben." 
(Bürgermeij^erbud?,  ^8.  inär3  \602.)    Dgl.  au^  (2.  HTen^el  a.  a.  0.  S.  ^^9. 

132)  (freunbltc^e  IHittcilung  (E.  Ht enteis. 

\55)  ,,(Jranööjtfd?e  Comoebianten  bitten  pmb  §ulaffung  if^re  Comoebien 
3u  agieren."    (KatsprotofoH  00m  ^2.  September  ^6^5,  31.  38.) 

„2Ils  etlid?e  fran^öfifd?e  Comoebianten  Tln^etialten  vnb  ^ebetten,  ba% 
man  ^tinen  bey  3^0*9^^  IHeg  3t|re  Comoebias  onb  (Eragoebias  §u  l^alten 
Perftatten  wolle,  Soll  man  3^"^"  i"  3^^»"  begerren  roiüfatjren,  2lbcr  metjr 
nit  bann  ein  2llbus  pon  3ßber  perfon  §u  nemen  Derjtatten".  (Bürger* 
metjterbud?  pom  i2.  September  ^6^5.) 

Das  Bittgefuc^  biefer  5d?aufpielgefellfd?aft  an  ben  'S.at  l|at  folgenben 
XPortlaut: 

„Plaise,  A  Messieurs  Les  Bourgmaistres  de  permettre  aux  comediens 
frangois  de  representer  leurs  histoires  en  cette  ville  de  Frankfort  pendant  la 
foire  au  contentement  d'un  chascun  aiosy  que  lez  ont  fait  en  dautres  lieux 
et  mesme  devant  Monseigneur  L'electeur  Palatin  a  Hidelberg  d'ouviennent 
maintenant,  Et  plusieurs  autres  princes  de  ces  pays,  ce  faisant  ils  prieront 
pour  nos  prosperitez."     (Pgl.  (E.  IXlen^el,  S.  59  unb  60.) 

^34;)  (Jreunbltd^e  IHitteilung  (2.  ITT cnft eis. 

\35)  Über  biefe  perfönlidjfeit  pcrgleic^e  man  V.  Fournel,  Les 
Contemporains  de  Moli^re.  Banb  II.  paris  ^866.  S.  90;  P.  D.  Lemazurier, 
Galerie  historique  des  acteurs  du  theätre  frangais,  depuis  1600  jusqu'ä.  nos 
jours.  ^anb  I.  Paris  ^8^0.  5.  283  ff  ;  Campardon,  Les  Comediens  du 
Roi  de  la  troupe  frangaise.     Paris   ^879      S.   ^^3. 

136)  Sc^arff  a.  a.  0.  S.  283. 

^37)  über  bie  englifd^e  Hefugi^sfolonie  in  Bafel  pergleic^e  man 
f^erforb  a.  a.  0.  u.  a.  S.  138. 

^38)  Bonnet  a.  a.  0.  S.  2'^rff- 

^39)  Über  Bafels  (Eljeaterleben  in  alter  geit  geben  2Iuffd?lug  £  21. 
Burrfl^arbts  (5cfc^id?te  ber  bramatifc^en  Knnjl  3U  Bafel  (Beiträge  3ur 
(5efd?id?te  Bafels,  Ijerausgegeben  pon  ber  tjiftorifd^en  (Sefellfc^aft  3U  Bafel. 
Bafel  ^839),  unb  (£,  IX> eller,  Das  alte  Dolfs-tEl^eater  ber  Sc^n?ei3.  grauen- 
felb  ^863.  5.  <t  ff. 


29^  ^ran3Öfifc^e  Sc^aufpieler  am  bayrtfc^en  £Jofe 

X  40)  Ptefc  «nbatierte  Suppitf attott  beflnbet  fid?  gegeniDärtig  im  Staats* 
ard?tpc  ^afel-Stabt.  (Dgl.  Sc^norrs  2Ird?io  für  £ittcraturgefdjtd^te,  BanbXV, 
5.   ^05.) 

^^0  Damals  im  Bcfi^c  einer  Seitenlinie  bes  Kaufes  IPürttemberg. 

\^2)  Diefe  Defignation  mit  bem  Der3eid?nijfc  ber  3u  fpielenben  Stürfe 
l^at  P4  "i^t  ^^^^^  porgefttnben. 

^^3)  „DaDibt  jjlorice  unbt  feine  mit  Conforten  a\%  KS:  IHt:  n% 
^ranrfljretd?  (£omebifpieIer,  begeren  3n  unbertt^enigfeit  3"^"  ^^^^  lujtige 
aragebiag  3u  fpilen,  ug  tjeilig  gfdjrift  3U  fpielen  g.  ccrgünftigen  iDofic. 
Seinbt  färgipifen  tporben." 

X^^)  Das  Stabtard?iD  3U  ^reiburj  i.  B.  entljält,  einer  gefälligen  ITTit« 
teilung  ber  PorPanbfd?aft  3ufolge,  fein  für  unfere  groecfe  rerroenbbares 
IHaterial;  and?  bie  Dard?fid?t  ber  3unäd?fi  in  ^Jrage  fommenben  3a!]rgänge 
1593,  (60^^  unb  ^615  ber  HatsprotofoUe  ifl  ol^ne  (Erfolg  geblieben» 

^^5)  %rr  Stabtard?ioar  Jos.  Coudre  in  ITTül^lljaufen  tjatte  bie  (5üte, 
mir  mit3utetlen,  ba%  „in  bem  biesfeitigen  2Irc^iD  feinerlei  2IFten  ober  Daten 
über  fran3öftfd?e  Sd?aufpieler  con  ben  ^ai^iven  1 580— (6^8  oortjanben  flnb'\ 
glaubt  andi  als  ftd^er  annel^men  3U  bürfen,  „ba%  bamals  feine  Komoebianten 
—  3umal  fran3Öfifd?e  —  l^iertjer  gefommen  jinb,  ba  gerabe  in  jenem  Zeitraum 
UTülilliaufen  (roeld?es  übrigens  bei  tpcitem  nidjt  fo  hebzuierib  wav  als  Straß» 
bürg  ober  Bafel)  bie  tjärteften  Prüfungen,  einen  blutigen  Bürgerfrieg  unb 
alles  bamit  rerbunbene  (Elenb  3U  befteJjen  ^aiie," 

^^6)  Das  Stabtard?it>  in  Sc^lettflabt  roirb  gegenwärtig  einer  Heu« 
orbnung  unterioorfen  unb  tparen  besl^alb  genaue  ^luffc^lüjfe  nic^t  3U  erl^alten. 

(^7)  laut  freunblic^er  ITTitteilung  bes  fjerrn  Stabtardyioars  HI og mann 
in  (Eolmar  l|at  jid?  „iDeber  in  btn  Hatsprotof ollen ,  nod?  in  ben  inifjtD= 
büd^ern  unb  Stabtrcc^nungen  irgenb  eine  (EriDäl^nung  r>on  bem  2Iuftreten 
fran3Öftfd?er  Comöbianten  gefunben". 

^^8)  ITTan  oergleid^c  Ijierüber  bie  Schrift  pon  ITTogmann,  Les  Origines 
du  th^Ätre  k  Colmar.     Colmar  1878» 

{^(^)  2luf  grunb  eingel^enber  ard^ipalifd^cr  Jorfd^ungen  roirb  bie  (ße* 
fc^id?te  bes  Dramas  unb  ber  Sd?aufpielfunjt  in  Strasburg  pon  3öficinnes 
(Erüger  bargefteflt  u?erben.  2ln  biefer  Stelle  möge  bemerft  fein,  ba%  bie 
Heid^sftabt  ebenfalls  itjre  f ran3Öfifd?e  (öemeinbe  befaß.  (Dgl.  Alfred 
Erich  so  n,  L'^glise  frauQaise  de  Strasbourg  au  seizi^me  si^cle  d'apr^s  des 
documents  in^dits.     Paris  1886.) 

\  50)  Bef  annt  iji  bas  begeijterte  £ob,  u?eld?es  Htcobemus^Jrifdplin 
in  feinem  Julius  redivivus  ber  Stabt  3oIIt,  bie  er  bie  fd)önfte  oon  ben 
beutfdjen  Stäbten  nennt.  (Pgl.  D.  f.  Strang,  £eben  unb  Sd?rif ten  bes 
Dichters  unb  pljilologen  Hicobemus  ^rifdjlin.  franffurt  a.  UT.  1856. 
S.  136.)  nian  pergleid?e  aud?  21.  3 unbt,  Die  bramatifdjen  2luffüf]rungen 
im  (gymnaflum  3U  Stragburg.    Stragburg  188^.    S.  ^5  ff. 

\5\)  Übet  bie  2lntDefenlieit  ber  englifd?en  Komöbianten  in  Stragburg 
geben  2o\:iannes  (Ltn^exs  urfunblid^e  Mitteilungen  in  S d? n 0 r r s  2Ird?ip 
für  £itteraturgefd?id?te,  Banb  XV,  S.  \X5  ff.,  2luffd?lug. 

^52)  3^  perbanfe  biefe  Hoti3en  aus  ben  Stragburger  Hatsprotof  ollen 
ber  freunblid^en  Beiljilfe  bes  fjerrn  Dr  3ot?annes  (trüger  bortfelbft. 
(Dgl.  audj  Sdjnorrs  2lrd?ip  für   £itteraturgefd?id?te.    Banb  XV,    S.  2;8) 

^53)  Hid^t  unerroäl^nt  barf  an  biefer  Stelle  bleiben,  bag  ein  (Elfäffer 
Sdjriftfteüer,  bejfen  Hame  jld?  I?inter  ben  3nitialen  3.  B.  B.  B.  perbirgt, 
bes  Nicolas  de  Montreux,  Diane  ((6^6)  unb  Isabelle  (\607)  über» 
fefet.    ((freunblic^e  ITTitteilung  bes  fjerrn  Dr.  30 Cannes  Bolte  aus  beffen 


oon  Karl  Crautmann.  295 

bemnäd^ft  erfc^einenber  21blianblung :  groei  unbekannte  IHoIt^reüberfe^ungen. 
(Ein  Beitrag  3ur  (Sefd^idjte  bes  beutfc^en  Dramas  im  \7,  Jatjrl^unbert.) 

^5^)  Das  Stabtard?it>  3U  Speyer,  melc^es  id?  felbjl  auf  Sd^au» 
fpielnac^rid?ten  tjin  burc^forfc^t  Ijabe,  enttjält  fein  jwecfbienlic^es  IHaterial 
für  bas  fed?3etjnte  nnb  fieben3eljnte  3öt?rliunbert. 

^55)  2luf  eine  biesbe3ii9lid?e  2lnfrage  Ijatte  bie  Dorftanbfd^aft  bes 
IPormfer  Stabtarc^ioes  bie  (5üte  mir  mif3utetlen,  ba%  „übet  Sd?au* 
fpieltruppen  2Iften  aus  bem  ^e*«"  unb  ^7*«"  3aljr!]unbert  im  tjiefigen  ^Ird^ioe 
j!c^  ntd?t  oorflnben,  unb  ba%  tnsbefonbere  bie  Stabtred^nungen  unb  'S.ais* 
protofoile  bis  3ur  §erftörung  ber  Stabt  IPorms  im  3aljre  ^689  nic^t  met^r 
porljanben  finb". 

^56)  Dom  Stabtarc^ioe  in  inatn3  ^^^  ^^^  j^6*  ^'^^  ^«fW^ß  t« 
biefem  Betreffe  nicfct  3U  er!]alten» 

^37)  Über  bas  fi;an3öftfd?e  IPefen  am  ^ofe  bes  Kurfurjien  von  ber 
pfal3  uergleidje  man  S-  ^*  Bartljolb,  (5efc^id?te  ber  frudjtbringenben 
(Sefeüfd^aft.  Berlin  \i:^&.  5.  40  ff;  über  „Die  ^od?3ett  (friebric^s  V. 
oon  ber  pfal3"  unb  bie  babei  oeranftalteten  (feftlidjfeiten,  K.  (Elj.  fjeigel, 
Heue  I^iftorifc^e  Vorträge  ufib  ^luffäfte.  IHündjen  ^883.  5.  65  ff^ 

Urfunblid^es  ITTaterial  Ijat  pd?  im  (Sro6tjer3ognd?  Babifd^en 
<Seneral'£an bes »21  rdjit)  3U  Karls rut^e  ntdjt  oorgefunben.  2luf 
meine  «Eingabe  tjatte  bas  Direftorium  bie  (5üte,  mir  mit3nteilen,  „ba% 
unter  ben  biesfeits  beroat^rten  einfcblägigen  ilrdjioalien  jtd?  keinerlei  Xtadi' 
roeife  über  bas  Perroeilen  fran3Öflfd?er  Sd?aufpieler  am  furpfäl3ifd?en  Qofe 
in  ber  §eit  Don  ^590— ^6^9  l^aben  aufftnben  laffen,  unb  ba%  tnsbefonbere  in 
bm  tjier  uorf^anbenen  Kammermeiftereired^nungen  Don  ^593,  ^597,  ^599 
&  \602  !]ierauf  be3ÜgIid?e  Einträge  nid?t  oorfommen". 

^58)  34  oerbanfe  biefen  (Eintrag,  ber  in  bem  2(uffafee  oon  <Ennen 
((Ef^eatralifd^e  Dor^eüungen  in  ber  Heic^sftabt  Köln,  §eitfd?rift  für  preugifd^e 
®efd?id?te  unb  £anbesfunbe.  Sedjfter  Z<^[ix^anq,,  Berlin  \&6%  S.  5  ff.) 
feljlt,  ber  freunblid?!eit  bes  ^errn  3-  3-  HTerlo  in  Köln.  —  iani  gefälliger 
IHittetlung  bes  Stabiard^ioars  profeffors  Dr.  ^öl^Ibaum  enttjält  bas 
Stabtard^io  nid^ts  auf  fran3Öfifdje  Komöbianten  Besüglid^es. 

159)  Sdjnorrs  2lrc^iD  für  £itteraturgefd?ic^te.    ^anb  XV,  5.  ^07. 

^60)  €nnen  a.  a.  0.  5.  8. 

^60  Über  nXonbor  oergleic^e  man  bie  in  Sc^norrs  2lrc^ip  für 
£itteraturgefd?id?te,  ^anb  XV,  5.  103  angegebenen  IDerFe;  ba3u  nodj 
E.  Des  Chanel,  La  vie  des  com^diens.  Paris  s.  a.  5.  ^^9,  unb  Vapereau 
a.  a.  0.  5.  i'^22. 

^62)  Qerr  Stabtardjicar  H.  picf  in  ^ad^en  l^at  bie  freunblid?feit, 
mir  3U  fc^reiben,  ba%  im  bortigen  Stabtarc^ioe  „Elften,  welche  über  bie  2ln* 
roefenljeit  fran3öjtfdjer  Sd^aufpieler  3U  2Iaci?en  in  ben  3ö^rcn  ^580— 16^8 
2Iuffd?Iu§  geben  Unnten,  bisher  nid^t  aufgefunben  roorben  finb.  Die  nod? 
Dortjanbenen  HatsprotoFoUe  beginnen  er^  mit  bem  Z^^^^  ^^56,  unb  ob 
Stabtred^nungen  aus  ber  fraglid?en  §eit  jtd?  noc^  erljalten  traben,  lägt  ftdj 
bei  ber  Unorbnung,  in  roeldjer  flc^  3ur  geit  ber  2lFtenbepanb  bes  2lrd?it)es 
beflnbet,  nid?t  einmal  angeben". 

^63)  Dgl.  3al^rbud?  für  münd?ener  (5efd?ic^te.    I.  ^anb.  5.  227. 

^6^)  Dgl.  Gilbert  Duncfer,  £anbgraf  UTorife  oon  Reffen  unb  bie 
engltfc^en  Komöbianten.  (Deutfd^e  Hunbfc^au.  Zwölfter  3ö^>^9ong.  ^886. 
5.  260  ffO  Da3U  i^nf  er,  (5efc^id?te  bes  Cljeaters  unb  ber  IHuflf  in  Kaffel. 
Kajfel  \865.    S.  235  ff.,   unb  r^.  ^abic^t,   (Ein   falbes  3(i^«^^öwbert  aus 


296  (fröii3oftfd?e  Sc^aufpicler  am  Bayrifc^en  £Jofe 

bem  Ctjeaterleben  Sc^malfalbens.  (S^itfc^J^tfi  bes  Dereins  für  Qenne^ 
beratfd^e  ^efd^ic^te  unb  lanbesfnnbe  5U  Sc^malfalben.  Drittes  f^efi  I88O. 
5.  3  ff) 

165)  Pas  fdnigHc^e  Stabtarc^b  3U  Dtarburg  Sen>at{rt,  n>te  bas 
Dtreftorium  mit3nte!leti  bte  (Süte  Ijatte,  fetnerlet  auf  fran3öpfd?e  Komobianten 
am  Qofe  bes  £anbgrafen  HTort^  Besägltc^e  Hac^rtd^ten. 

1166)  Dnncfer  a.  a.  0.  S.  262. 

167)  3o^önnes  Bolie  in  ber  Settf%ift  für  beutfc^e  pijilologie  20, 
82,  ttttb  in  ber  2lbtjanblung  ^§u)ei  unbekannte  UToli^renbcrfefeungen". 

^68)  m.  (fürftenau,  gur  (Sefc^td?te  ber  rTTuft!  nnb  bes  (Etjeaters 
am  £Jofe  3n  Bresben.    (Erfter  (Eeil.    Bresben  \86^.    S.  79. 

1^9)  m.  ^ürpenau  a.  a.  0»  5.  79. 

^70^  D.  f.  Strauß  a.  a.  0.  5.  137. 

UO  Die  urfnnblic^en  Hac^rid?ten  über  ^ans  5ad?s  unb  bie  fd?au' 
fptelerifc^e  (El^ätigfeit  ber  nürnberger  IlTeifterjinger,  welche  ^err  Dr.  IP. 
£oofc  in  nürnberger  2lrd?ioen  gefammelt  tjat,  unb  bie  H.  (5en6e  in 
feinen  leljr*  unb  tPanberjalJren  bes  beutfd^en  Sd^aufpiels.  (Berlin  ^882 
5.  ^26  ff.)  benü^te,  ftnb  bis  je^t  leiber  nod?  nidjt  3ur  Deröffentlid?ung 
gelangt.  2^  ^^^^  ^^^  meiner  ^tbt^anblung  „<Engtifd?e  Komobianten  in 
Nürnberg  bis  3um  Sd^Iujfe  bes  DreigigjSljrigen  Krieges  1593—^6^8" 
(Sd?norrs  2Irc^it)  für  £itteraturgefd?id?te.  ^anb  XIV,  S.  U3  ff.)  eine 
fypematifdje  Purd?forfc^ung  ber  HatsprotofoIIe  ^nad?  biefer  Hid^tung  l^in 
begonnen,  meldte  ic^  bis  3U  bem  geitpunfte  bes  Überganges  ber  Heid^sjiabt 
an  bie  Krone  Bayern  (^806)  fortsufe^en  gebenfe. 

^72)  niaterialien  3ur  Hürnbergifd^en  <5efd?idjte,  I^erausgegeben  dou 
3.  <Etj.  Siebenfee s.  ^anb  III,  Nürnberg  ^79'^.  Dort  Ijeißt  es  auf 
S.  52:  (iniscellaneen  aus  einer  gleid?3eitigen  nürnbergifcben  <£tjronif  aus 
bem  2lnfange  bes  XVII.  3aljrl|nnberts)  „Seiltän3er.  ^602.  (Einem  5eiltän3er 
von  Paris  erlaubte  man  etHd?e  VOodien  lang  feine  Kunftj^ücfe  in  bem 
lPirtt|stjaus  3um  golbenen  Stern  3U  3cigen.  —  leo'^.  (Einem  (fran3ofifd?en 
Seiltän3er  rourbe  einige  (Eage  erlaubt,  feine  Kunjt  auf  bem  Seil  3U  seigen". 

(73)  Stabtard?it>  nnb  Kreisard?it>  IDürsburg  ent!]alten  f einerlei 
.  Hoti3en  über  bramatifd^e  Dorjieüungen  mäljrenb  bes  (6.  unb  \7,  3ölirl^unberts, 
bas  (5Ietd?e  iji  in  Bamberg  ber  ^aü. 

174)  V^l  Sd^norrs  2lrd?io  für  £itteraturgefd?id?te.  Banb  XIII. 
S.  66.  Das  tlörblinger  Hatsprotofoü  (3al?tdang  \6X\,  Siftung  pom  (o.  3wn, 
BI.  3(5»  fd?reibt  barüber:  „^tanctsco  Sdylog,  francöftfd^en  feilfaljrer 
vnb  fpringer  ijt  fein  fpil  offentlid?  gul^aUten,  weil  ie^t  nit  gelegenljeit, 
abgef  plagen". 

(75)  Das  reid?e,  tjierauf  be3Ü^Iid?e  UTaterial  foü  bemnäd?ft  in  B. 
Seufferis  Dicrteljatjresfd?rift  für  £ttteraturgefd?ic^te  3ur  Veröffentlichung 
gelangen. 

(76)  3ol^annes  IlTeigner  a.  a.  0.  S.  53  ff. 

(77)  3atjrbud?  für  ITTündjener  <5efd?ic^te.    ^anb  I,  S.  23(. 

(78)  3otjannes  IHeigner  a.  a.  0.  S.  52. 

(79)  Henri  Lepage  a.  a,  (D.  S.  28p  fd^reibt:  „Dans  le  courant  des 
ann^es  suivantes,  on  voit  reparattre  fr6quemment  des  troupes  de  com^diens  ; 
mais  presque  tous  sont  Frangais,  et  c'est  tantot  au  palais  de  Nancy,  dans 
la  salle  Saint- Georges,  tantot  au  chdteau  de  la  Malgrange,  quHls  donnent 
leurs  repr^sentations ,  destinöes  special ement  aux  plaisirs  de  la  duchesse, 
ainsi,  que  l'indiquent  les  mentions  des  d^penses  faites  k  ce  sujet.  Parmi 
les  artistes  appeWs   k   divertir  la  cour,    figurent  Thomas  Poirier  (1606); 


von  Karl  Crautmann^  29? 

la  Fortune,  Gillet  et  Vassagne  (1609);  Jean  Gazotte,   qualifi6  de 
mattre  des  paladins  com^diens  (1611),  et  enfin  Jean  Garco  (1614).'* 

^80)  3^  ^<^^^  ^ös  ungemein  xe'xdfe  auf  Jlugsburgs  (El|eater* 
leben  roäl^renb  fetner  reic^sftäbtifdjen  §eit  besüglic^e  Elften* 
material  bes  bortigen  Stabtard^bes  5um  großen  (Eeile  bereits  gefammelt  unb 
ge(td?tet  unb  roerbe  bcjfen  Teröffentlid^ung  bemnäd^fl  in  Eingriff  netjmen. 

;80  Dgl.  meine  ZIoti3  ,,(Jran3Ö(tfd?e  Kömöbianten  in  2lugsburg  (^6^3) 
in  Sdjnorrs  2lrd?iD  für  £itteraturgefd?id?te,  Banb  XIV,  5.  ^^^^2  ff. 

^82)  1.  (Sreiff,  Beiträge  3ur  (Sefd?ic^te  ber  beutfc^en  Schulen  2lugs» 
burgs.    2Iugsburg  ^858.   5.  (52. 

183)  „Peter  (Silg.  peter  (Silgen  feien  3u?een  tag  beroiüigt."  (2lugs- 
burger  Hatserfenntniffe  pon  ^6^3,  Siftung  oom  3.  0f tober  16; 3.) 

„Peter  (gilg.  Bärtig.  5d?ref t^snötel  peter  (gilgen,  Bartlj. 
Sc^refljsnötel  foll  jr  begeren  abgefc^lagen  u)erb(en)."  (€benbort  Si^ung  com 
5.  0f tober  161 3.) 

18^)  Pgl.  meine  Hoti3  „fran3öfifd?e  Komobianten  in  Stuttgart  ic. 
(S^norrs  2Ird?ix)  für  £itteraturgefc^id?te.  Banb  XV,  5.  2;8  ff.)  —  »3tem 
I  f.  etlid^en  ;fran3Öjifd?en  commebianten,  fo  3U  tjof  gefpielt,  3U  itjrer  ah* 
fertigung  laut  3ebels  3ugepelt . .  .  .  L  ff.",  iji  in  ber  roürttembergifc^en  £anb* 
fd?reibereired?nung  biefes  3atjres  3U  lefen. 

^85)  Dgl.  C !].  Biaeviile  a.  a.  (D.  5.  62. 

{86)  Sonft  finbet  fld?  in  ben  ITTündyener  ^of3aljIamtsre(^nuhgen 
nur  ein  einsiger  auf  fran3oftfd?e  Springer  be3ÜgIid?er  (Eintrag  aus  bem 
3alire  ^602:  „2linem  fran3öpfd)en  Sprinnger  .  .  .  ^  ft",  t^eigt  es  unter  ber 
Hubrif  „2lbferttigung  unb  gnaben-gellt". 

3»  ben  Katsprotofoflen  roirb  im  3^^^^  ^626  (Sifeung  rom  9.  3<Jnuar/ 
BI.  6)  „^ans  pecfl^er  Sailfarer  aus  franncfljreid^"  erroäl^nt  unb  ein 
geroijfer  ,j3acob  pabel  Sailtanset"  (Sifeung  com  2\.  unb  23.  3önuar), 
ber  r>iefleid?t  mit  bem  in  Vvesben  auftretenben  fran3Öfifd?en  Seiltänser  nnt> 
Komöbienfpieler  ibentifd?  fein  !önnte. 

^87)  Dgl.  meine  ITTitteilungen  im  3ötirbud?e  für  IHünd^ener  (Sefd?id?te, 
Banb  I,  S.  228  ff.  2lls  Hadjtrag  ba3U  möge  ans  2lnton  UTayers 
XPer!,  IPtens  Bud?brucfer-(Sefd?ic^te  n82  — ;882.  (Erfter  Banb  ^^82— ;682. 
IPien  ^883.  S.  22^,  Xix.  ^20;  erroatjnt  fein,  l>a%  ein  Drama  bes  am 
Kaiferljofe  fpielenben  Sc^aufpielers  Giovanni  Battista  Andreini  in 
IDien  erfc^ien: 

„Drama  La  Maddalena.  Compositione  Rappresentativa  Di  Giov: 
Battista  Andreini ,  Florentino ,  della  Seren :  Casa  Gonzaga  Diuotissimo 
Seruitore.  All'  Illustrissimo,  e  Reverendissimo  Signore  MoDsig :  Gio  :  Battista 
Pallotto  Arcivescouo  di  Tessalonica,  Nuntio  dl  N.  S.  alla  Maesta  dell' 
Imperatore.  Viennae  Austriae,  Typis  Casparis  ab  Rath,  Bibliopolae,  1629.  12®. 
20  unnumer.  BI.  unb  ^25  num.  S.  Signat.  (Euftob.  (K.  K.  ^ofbibliotl^ef  unb 
Karmeliterbibliotljef  in  XPien;  K.  K.  Unioerfttätsbibliot!]e!  in  (5xa^,)" 

188)  Had?(2.  IPIaffacf,  <E!]roni!  bes  f .  f. fjof .Burgtt^caters.  IDien  1876. 
5.  9  ff.,  erhielt  lüien  ein  pSnbiges  fran3Öfifd?es  (Eljeater  crft  im  3^^^^^  l'?52. 
—  Perfc^ieoene  bereits  im  £aufe  bes  pebensetjnten  3ö^r^ii"^^J^*s  in  ber 
Kaiferflaot  erfd^eiiienbe  fransofifc^e  Prurf roerfe,  baruntcr  aud?  (Srammatifen, 
rerseic^net  nTayer  a.  a.  0.  Banb  I,  S.  220,  266,  277,  326,  335. 

189)  3atjrbuc^  für  ITTünd^ener  <5efc^id?te,  Banb  I,  S.  236. 

190)  So  berid?tet  ber  Nürnberger  patri3ier  Sta  rf  in  feiner  Ijanbfdprift* 
liefen  (tlivonit.  (Dgl.  Sc^norrs  2Ird?ic  für  £itteraturgefd?id?te  ^anb  XIV, 
5.  ^27.) 


298  Jran3oPfc^e  Sc^aufpiefer  am  Bayrifc^en  ^ofe 

^90  So  fjetgt  es  tnlUarjrnangoIbs  „HTarffc^iffs^Hac^en"  ans 
bem  3al?re  1597.    (D9I.  (E.  lUenfeel  q.  a.  0.  S.  29.) 

^92)  So  nennt  ber  ^franffurter  öürgermetjler  ^teronymus  311  m 
3ungen  in  feinem  Berichte  an  btc  Väiex  ber  Stabt  biefe  ITtimen,  als  fic 
am  30.  Jluguji  1592  3um  erften  IHale  in  ber  alten  Heid?sftabt  um  Spiel« 
erlaubnts  einfamen.    (Dgl.  (E.  IHenftel,  a.  a.  0.  S.  23.) 

^93)  Dg(.  bie  ^x^Stlilnn^  (Susmans  pon  feinen  Komöbiantenfa!irtcit 
in  bes  ^legibius  2(Iber  tinus  Itad^bilbung  bes  Guzmän  de  Alfarache 
im  porliegenben  ^anbe  bes  ^at^rbuc^es  (S.  ^7). 

19^)  Piefe  Dert^ältnijfe  fd?ilbert  in  überjtci?tlici?er  öleife  bas  IPerf 
üon  3.  3*  Qonegger,  Kritifcfee  (ßefc^icijte  ber  fran3Öftfc^en  (tultureinflüjfc 
in  ben  legten  3öliriiunberten.    Berlin  J875. 

195)  Über  bas  Illustre  Th^dtre  nnb  feine  Derljältnijfe  orientieren 
bie  beutfc^en  IPerfc  pon  £ottjeiffen,  nioli^rc  fein  £eben  unb  feine  IPerfe. 
Jranffurt a.  in.  x&&o.  S.'k^  ff.,  IHal^rentjolö  a.  a.  <D.  S.  3\  ff.;  bann  Jules 
Loiseleur,  Les  Points  obscurs  de  la  vie  de  Moli^re.  Paris   ^877  5.  U^  ff* 

^96)  EudoreSouli6in  ber  Correspondance  litt^raire.  ^865.  3an8  IX, 
S.  8^.  VqI.  aud^  Loiseleur  a.  a.  <D.  S.  378. 

^97)  Loiseleur  a.  a.  <D.  S.  379. 

^98)  ÜberMoli^res  IPanbersüge  oerglcic^e  man  bie  3ufammenfajfenbe 
2Irbeit  ©on  ID.  IHangoIb,  IHoIi^res  IPanberungen  in  ber  propin3.  ^6^6 
bis  ^658.  (geitfc^rift  für  neufran^öpfd^e  Sprad^e  nnb  £itteratur,  l^erausgeg. 
©on  Körting  unb  Kofdjmife.  Öanb  11,  S.  26  ff.) 

^99)  Über  bie  Com^diens  de  Mademoiselle  geben  2luffd?lug  bie 
grunblegenbe  2lrbeit  pon  Henri  Chardon,  La  Troupe  du  Roman  comique 
devoil^e  et  les  com^diens  de  campagne  au  XVII«  si^cle.  Paris  1876  S.  XA-^  ff.; 
bann  Mugnier  S.  {^  ff.;  Brouchoud,  Les  Origines  du  th^ätre  ä  Lyon. 
Lyon  1855;  Faber,  Histoire  du  th6ätre  frangais  en  Belgique.  3anb  I 
(Brüffel  1878),  S.  56ff.;3anbIII(|879),  S.  3^7  ff.;  öanb  IV  (i880),S.  225  ff. 

200)  Memoires  a.  a.  0.  ^anb  II,  S.  2^9:  ,Je  partis  de  Saint-Fargeau, 
et  je  m'en  allai  k  Orleans.  Monsieur  et  Madame  me  regurent  fort  bien ;  je 
n'y  fus  qu'un  jour.  J'y  trouvai  des  com^diens;  [c'ctoit]  une  tr^s-bonne 
troupe  qui  avoit  6t6  tout  l'hiver  de  devant  avec  la  cour  ä  Poitiers  et  ä 
Saumur,  et  qui  avoit  eu  beaucoup  d'approbation  de  toute  la  cour.  Je  les  fis 
jouer  un  soir  a  mon  logis,  oü  Son  Altesse  royale  vint." 

20O  Memoires  a.  a.  0.  23anb  II,  S.  2'^9:  „Monsieur  et  Madame 
s'en  all^rent  ä  Blois,  et  moi  h.  Saint-Fargeau.  Je  passai  par  SuUy,  oü  je  fus 
un  jour.  A  mon  arriv^e,  je  ne  songeai  qu'ä  faire  accomoder  un  th^ätre  en 
diligence.  II  y  a  ä  Saint-Fargeau  une  grande  salle  qui  est  un  Heu  fort  propre 
pour  cela ;  j'ecoutois  la  com6die  avec  plus  de  plaisir  que  je  n'avois  jamais 
fait.  Le  th^ätre  ^toit  bien  ^claire  et  bien  d^core;  la  compagnie  k  la  v6rite 
n'^toit  pas  grande,  mais  il  y  avoit  des  femmes  assez  bien  faites  .  .  .  Apr^s 
le  plaisir  de  la  com6die,  que  le  car6me  fit  finir,  le  jeu  du  volant  y  succ^da." 

202)  Memoires  a.  a.  0.  öanb  II,  S.  29^^:  ,,.  .  .  Cela  n'empecha  pas 
que  je  ne  fisse  venir  les  com^diens  h.  Saint-Fargeau,  qui  y  demeur^rent  deux 
mois.  (IDinter  ^653  auf  I6.i^.)  —  (Banb  II,  S.  32^:)  „J'eus  les  com^diens 
ä  mon  ordinaire**.  (IDinter   \65^  auf   ;655.) 

203)  Memoires  a.  a.  0.  Banb  II,  S.  275:  ,,Les  com6diens,  que  j'avois 
eus  h.  Saint-Fargeau  tout  Thiver,  se  rencontr^rent  ä  Tours;  de  sorte  qu'en 
arrivant  je  fus  ä  la  com^die.*' 

20*^)  Memoires  a.  a.  0.  öanb  II,  S.  323:  ,Je  demeurai  tout  le  mois 
d'octobre    ä  Blois;    il  y   avoit   des   com^diens  ,    dont   Monsieur   et  Madame 


üon  Karl  Ctautmann.  299 

n'avoient  point  le  divertissement ;   il  n'y  avoit  qiie   moi  qui  y  allois   et   mes 
soeurs  qui  en  ^toient  ravies,  n'ayant  aucun  divertissement/* 

205)  Chardon  a.  a.  0.  5.   \^8. 

206)  Brouchoud  a.  a.  0.  S.  ^5  ff.;  Chardon  a  a.  <D.  S.  \5\  ff.; 
Loiseleur  a.  a.  0.  S.   H9  ff. 

207)  Pen  Crauungsaft  Abraham  Mittallats  pom  27.  (februar 
^63^    l^at   Monval    in  Sens  aufgcfunben.    (Moli6riste.   2Id?ter  3al^rgang 

(^886),   5.    183  ff.)  / 

208)  M^moires  a.  a.  0.  öanb  III,  S.  302:  ,J'oubliois  de  dire  qu'il 
y  avoit  k  Lyon  deux  troupes  de  com^diens,  dont  l'une  ^toit  tr^s-bonne.  Ils 
afüchent  les  com^diens  de  Mademoiselle  ,  avec  raison;  car  ils  avoient 
joue  trois  hivers  de  suite  ä  Saint-Fargeau.*' 

20 9)  (faber  a.  a.  0.  ^anb  III,  5,  3^7. 

2^o)  Mugnier  a.  a.  0.  S.  H,  n)eld?er  über  bte  gufammenfefeung 
bcr  Gruppe  fc^reibt:  ,,Les  Com^diens  partirent  pour  Chamb^ry,  en  mai  ou 
en  juin,  au  nombre  de  douze  k  quatorze.  C'^taient  le  pohe  auteur  et  acteur 
Nicolas  Dorimond  et  sa  femme  Marie  Dumont,  Abraham  Mit- 
tallat  dit  La  Source,  de  Metz  en  Lorraine;  Jeanne  de  Ronserre,  sa 
femme^  Nicolas  Biet  dit  de  Beauchamp,  de  Senlis  en  Picardie,  et 
FranQoise  Petit  sa  femme ;  Joseph  Dupin  de  Nantes  en  Bretagne; 
Philippe  Millot,  de  Dijon,  et  Anne  Millot,  sa  soeur;  Louis  Dori- 
mond; Marguerite  Prunier,  veuve  de  Hugues  deLan;  Catherine 
Bidaut,  veuve  de  Charles  Perroux;  Gu^rin  (Frangois  Isaac), 
gagiste  peut-^tre;  Frangois  de  Beaulville,  d6corateur  de  Paris;  enfin, 
Pierre  Oyzillon,  de  Montpellier,  gagiste  ou  sigisb^e  de  la  femme  de 
Dorimond,  ou  peut-6tre  d^jä  portier  de  la  troupe,  comme  il  le  fut  plus  tard 
k  Paris/' 

2U)  Mugnier  a.  a.  0.  S.  28  ff.;  Brouchoud  a.  a.  0.  5.  53.  — 
Pen  ^ciratsfontraft  t|at  Mugnier  (a.  a.  0.  5.  276)  anf^efunben.  Da  er 
uns  über  bie  ^Jamilienperl^ältniffe  Millots  eingel^enb  unterrid?tet,  mag  er 
l^ter  im  IDortlaute  folgen: 

,,L'an  1659  et  le  8™*  jour  de  septembre  par  devant  moy  notaire  ducal 
et  Procureur  au  souverain  S^nat  de  Savoye  se  sont  personnellement  estably 
et  constitu^s  le  sieur  Philippe  fils  de  feu  s'"  Philippe  Millot  de  Dijon,  d'une 
part,  et  damoiselle  Marguerite  fiUe  de  feu  s'^  Pierre  Prunier  de  Soissons  en 
Picardie,  vesve  du  s'  de  Lans  tous  deux  com^diens  de  S.  A.  R.  et  de  Made- 
moiselle d'0rl6ans,  estant  k  präsent  avec  leur  trouppe  residente  en  cette 
ville,  lesquels  ensuitte  du  traite  de  mariage  faict  entre  eux  ont  promis  et 
promettent  par  foy  et  serment  de  se  repr^senter  touttefois  et  quantes  que 
Tun  d'eux  en  sera  requis  par  l'aultre  et  au  contraire  en  face  de  nostre 
saincte  mere  Eglise  pour  y  recevoir  la  benediction  nuptiale  a  paine  de  tous 
d^pens  dommages  et  interets. 

Et  parce  qu'il  est  de  coustume  que  les  femmes  constituent  dot  aux 
marys  pour  leur  ayder  a  supporter  les  charges  du  mariage,  h.  c'est  efFect  la 
dite  damoiselle  Marguerite  Prunier  a  constitue  et  constitue  en  dot  au  dit 
s'^  Philippe  Millot,  son  futur  epoux  present  et  acceptant,  ä  scavoir  tous  et 
uny  chascuns  ses  biens  meubles  et  immeubles  en  quoy  qu'ils  puissent  con- 
sister  et  particuli^rement  tous  ses  habits  de  com^die  sans  rien  se  r^server  ni 
retenir.  Le  tout  entre  eux  6valu^  k  la  somme  de  douze  cents  livres  tournoises 
vallant  quatre  cents  escuz  de  Roy ,  dont  le  dit  s'  Millot  s'est  contente  et 
[se]  contente,  et  a  le  tout  affect6,  oblig^  et  hypoth6qu6  sur  tous  et  uny 
chascuns  ses  biens  presens  et  advenir  avec  la  clause  de  constitut  en  bonne 
forme,  desquels  biens  en  cas  de  predeces  du  dit  s^  Millot,  ou  comme  encore 


300  vfrö"35pfd?e  Sdjaufpieler  am  bayrtfc^en  ^ofe 

le  cas  de  restitution  arriv^  1a  dite  damoiselle  Marguerite  Prunier  pourra  de- 
meurer  saisie  et  nantie  jusques  ä  plaine  et  enti^re  restitution  de  tout  ce  qu'a 
est^  par  eile  constitu^,  k  la  charge  n^anmoins,  au  dit  cas  de  predeces  tant 
seulement,  que  ses  hardes  qui  consistent  particulierement  en  ses  habits  de 
com^die  seront  partagees  avec  damoiselle  Anne  Millot  sa  sceur  qui  demeure 
maintenant  avec  luy  a  l'arbitrage  de  messieurs  de  leur  trouppe  qui  s^avent 
leur  valeur  et  en  quoy  ils  consistent:  et  venant  la  dite  soeur  £  se  loger 
ou  par  mariage  ou  autrement  avant  la  mort  du  dit  s'  Philippe  Millot  son 
fr^re,  ledit  Philippe  Millot  promet  luy  donner  au  terrae  qui  sera  par  luy 
pris  et  convenu  la  somme  de  six  cents  livres  toumoises  soit  deux  cenls 
escus  de  Roy,  auquel  cas  ladite  damoiselle  Anne  Millot  ne  pourra  pretendre 
appr^s  le  d^ces  de  son  dit  frere  au  partage  de  ses  dites  hardes  pour  tenir 
les  dites  six  cents  livres  en  place  de  sa  portion  moyennant  quoy  la  dite 
Millot  ne  pourra  pretendre  aulcune  chose  es  biens  de  son  dit  fr^re. 

Le  tout  quoy  a  este  par  eile  ainsy  accepte  et  convenu  entre  eux. 
Ayant  encore  este  expressement  convenu  ä  cause  des  nopces  entre  le  dit 
s'  Philippe  Millot  et  damoiselle  Prunier  que  tous  les  proufficts  qui  se  feront 
par  eux  respectivement  pendant  leur  mariage  seront  communs  entre  eux  et 
se  partageront  egalement  k  !a  Charge  que  sur  iceux  seront  entretenus  les 
enfants  de  ladite  demoiselle  Prunier  et  de  feu  s'  de  Lans  son  premier  mary, 
jusqu'ä  ce  qu'ils  soient  loges  et  en  estat  de  s'entretenir  de  leur  Industrie. 

Fait  et  prononc^  h.  Chamb^ry  dans  la  maison  du  s'"  d'Autheville  en 
pr6sence  de  noble  Gaspard  Thomassin,  cons"  d'Estat  de  S.  A.  R.  et  s^nateur 
au  souverain  S^nat  de  Savoye,  de  spectable  Pierre  Thomassin,  advocat  au 
S^nat,  du  s^  Abraam,  fils  de  feu  Jean  Mittalas  de  Metz  en  Lorraine,  du  sieur 
Nicolas  fils  de  feu  s'  Nicolas  Droin,  du  s'  Nicolas  fils  de  feu  s*"  Jean  Biet, 
de  Sanlis  en  Picardie ,  et  du  sieur  Joseph  fils  de  feu  s'^  Guillaume  Dupin, 
de  Nantes  en  Bretagne ,  tous  com6diens ,  t^moins  requis  et  appel^s.  Ont 
sign6:  Philippe  Millot;  Marguerite  Prunier;  Anne  Millot;  G.  Thomassin; 
P.  Thomassin;  Dorimond ;  La  Source ;  Gu^rin  J. ;  N.  Biet  de  Beauchamp  ; 
J,  Dupin;  De  Louis;  Bonaud  et  Humbert  Georges,  notaire.**  (En  marge  est 
cette  annotation:  Lev6  pour  les  epoux.) 

:,.       2\2)  Mugnier  a,  a    0.  S.  3^. 

2(3)  Chardon  a.  a.  0.  S.  \52;  M  u  g  n  i  e  r  a.  a  0.  S.  36. 
2(^)  Chardon  a.  a.  0.  S.  (53;  M  u  g  n  i  e  r  a.  a.  0.  S.  36. 
2(5)  f  a  b  e  r  a.  a.  0.  Banb  I,  S.  66  ff ;  :3anb  m,  S.  3^7  ff, ;  ^Sanh  IV, 

S.   225  ff. 

2(6)  2Im  (,  2Iprti  (662  fc^Itegen  Philippe  Millot  unb  Abraham 
Mittallat  mit  bem  23ootsmanne  O.  Wauters  in  Brüffel  einen  Dertrag 
ah,  monac^  leftterer  pc^  perpfltd^tet,  für  bie  Summe  pon  (50  (Sulbcn  bie 
Com^diens  de  Mademoiselle  mit  (Sepäcf  unb  §ubet|ör  (touts  leurs 
dits  hardes  et  bagages ,  unb  IDetters  toutes  leurs  personnes  tant  hommes, 
femmes,  valets  que  servantes  et  enfans)  nad?  bem  Qaag  3U  überfütjren.  (faber 
a,a.<D.  Banb  IV,  S.  228.)  Über  ben  2lufentt^alt  bei*  Cruppe  im  B^aa^ 
oergletd^e  man  bie  UTittetlungen  bes  ^errn  A.  J.  Servaas  van  Ropyen 
im  Interm6diaire  des  chercheurs  et  curieux.  XVII«  ann^e  (1884),  Gel.  434 
«•  435;  556  u.  623.  IPie  Qerr  A.  J.  Servaas  van  Royen,  Pireftor 
bes  ^aager  (Semeinbearc^tües,  mir  mtt3uteilen  bie  ^reunbüd^fett  I^atte,  tjl 
es  tl^m  bis  jefet  ntc^t  gelungen,  weiteres  IHatertal  ijber  bie  Com^diens 
de  Mademoiselle  auf3uPnben. 

2C7)  IDas  mir  3U  biefer  Vermutung  Einlaß  giebt,  tjt  ein  Hotartatsaft 
pom   (6.  Januar   (66*^  (f  aber  a.  a.  0.  23anb  IV,  S.  23(),    in  welchem 


_,,J 


von  Karl  Crautmann.  Z0\ 

Jean  Fallet  dict  Bellefleur,  ,,un  de  la  trouppe  des  commMiens  de 
Son  Alt^ze  Mademoiselle  d'Orl^ans**  erflärt,  bäg  befagte  Komöbtatlteit  ü^tt 
für  eine  (jebenfaös  im  2Iuftrage  ber  <SefelIfd?aft  unternommene)  Heife  na^ 
^nglanb  entfdjäbtgt  Ijätten.  Bereits  in  ben  ^al^ren  \62^  unb  ^635  treffen 
mir  fran3öjtfc^e  Sd^aufpieler  in  £onbon,  ipo  befonbers  ber  beriü^mte  Floridor 
am  ^ofe  Karls  bes  (Erflen  unb  feiner  fran35Pfd?en  (ßcmatjlin  reid?en 
Beifall  (id?  erwirbt.  (Pgl.  Sd?norrs  ^Ird^io  für  ütteraturgefAic^te, 
Banb  XV,  S.  {Oif.) 

2^8)  Chardon  a.  a.  0.  5.   \56  U.   \57;  Mugnier,   5.   ^^2. 

2^9)  Über  Dorimond  oergleid^e  man  Victor  Foumel,  Petites 
com^dies  rares  et  curieuses  du  XVII«  si^cle.  23anb  I  (Paris  ^88^),  S,   15  ff. 

220)  Dgl.  Knörid^s  (Einleitung  3ur  2(usgabe  ©on  De  Villiers 
Le  Festin  de  Pierre  {\,  %ft  von  K.  PoIImöIIers  Sammlung  fran» 
3öftfc^er  Heubrucfe,  ^eilbronn  (88 U» 

22  0  wX)er  IHabam  poupo  in  Han3Y  unb  tjerrn  pl^illippen  IHibt  Caut 
§etl  be3alt  .».fl.  573-— 5.",  I^eigt  es  unter  ber  Hubri!  „Tlüexlay  axn^x^e 
2lu§gaben"  in  ber  ^of3alilamtsred?nung  bes  Jal^res  (67^.  Qunbert  piftolen 
(550  (5u!ben)  mußten  laut  einem  fpäter  3U  ertDäl^nenben  2l!tenftücfe  3ur 
Beflreitnng  ber  Heifefoften  an  bie  Sd?aufpieler  entrid?tet  merben;  ber  Hejl 
fiel  bemnac^  „UTabam  pouoo*  3U.  IDer  biefe  Dame  wav,  t^abe  id?  nid?t  3U 
erfunben  permod^t,  ipiö  aber  nid?t  perfäumen  barauf  liin5unjeifen,  \>a^  ber 
am  nrünc^ener  ^of  lebenbe  Marquis  de  Beauveau  eine  Q^od^ter  ijatte, 
meldte  als  Chanoinesse  in  Hanqp  lebte,  (ügl.  M6moires  du  marquis  de 
Beauveau,  pour  servir  ä  l'histoire  de  Charles  IV,  Duc  de  Lorraine  et  de 
Bar.  A  Cologne,  chez  Pierre  Marteau.    1688.  5.  352.) 

IDaljrf^einlid?  bürften  bie  bis  je^t  nod?  nid^t  burc^forfd?ten  Hotariats« 
arc^ipe  in  ZTancy  mand?es  2Iftenftüc!  über  bie  gemig  fontraftlid?  erfolgte 
Bilbung  ber  Cruppe  Millots  entl|alten. 

222)  Pgl.  ^aeutle  a.  a.  <D.  S.  62.;  Chappuzeau  (Relation  5.92) 
fagt  Pon  itjr:  ,,Maurice-Phebronie  de  la  Tour  d'Auvergne,  dite 
la  Princesse  d'Evreux,  fille  de  Frederic-Maurice  de  la  Tour  d'Auvergne,  Duc 
de  Bouillon,  mort  ä  Pontoise  le  19.  d'Aoust  1652.  &  d'Eleonor  Febronie  de 
Bergh,  qui  mourut  le  14.  Juillet  1657.  C'est  une  jeune  Princesse  de  la  laille 
mediocre  mais  tres-bien  proportionn^e ,  belle,  de  beaucoup  d'esprit,  de 
laquelle    le  Prince  Maximilian  n'a  pas  encore  d'enfans.*' 

223)  So  nennt  jteS.  Sugenl^eim  (^tuffäfte  unb  biograpl^ifc^e  Sfi33en 
3ur  fran3dftfd?en  (Sefd^ic^te.    Berlin  ^882.     5.  85). 

22^)  Die  CEuvres  compl^tes  de  La  Fontaine  pub.  par  M.  Louis 
Mol  and.  3anb  VII,  Paris  s.  a.  enttjalten  auf  S.  {o\  ff.  bie  ßpitre  VI 
A  Son  Altesse  Ser^nissime  Madame  la  Princesse  de  Bavi^re  (Juillet  1669), 
meldte  folgenbermagen  ani^M: 

Votre  altesse  s6r^nissime 

A,  dit-on,  pour  moi  quelque  estime, 

Et  veut  que  je  lui  mande  en  vers 

Les  affaires  de  l'univers, 

J'entends  les  affaires  de  France: 

J'ob^is  et  romps  mon  silence.  .  . 

225)  Qeinric^  IHarquis  be  23eaupeau  ipirb  burd?  Defret  pom 
9.  3wli  1668  3um  ^ofmeifter  bes  Kurprin3en  mit  2000  (ßulben  öefolbung 
aufgenommen.  (K.  b.  Heid?sard?ip ,  Defretcnfammlung.)  Dgl.  aixd^ 
Chappuzeau,  Relation.    5.  87. 

226)  Dgl.  2Inmer!ung  22 ^. 


302  Jransöjtfd^c  Sd?aufpieler  am  bayrifd^en  ^ofe 

227)  Dies  aöes  fott  bes  HStjeren  in  meiner  Stubic  über  bie  ^taxt" 
jofen  in  IHünd^en  bei  Qof  unb  Stabt  urfunbltd?  beljanbelt  nnb 
belebt  tperben. 

228)  3m  gan3en  [^ahen  ftd?  fünf3et^n  oon  Philippe  Millots  ^anb 
gefc^riebene  (Quittungen  im  f.  Kreisardjioc  Hlünd^en  erljalten,  beren  erjle 
folgenben  IDortlaut  ijat: 

Je  confesse  auoir  reccu  La  sommes  de  Cent  et  uint  florins,  et  ce 
pour  les  representatioDs  de  trois  Comedies,  a  sauoir  quarante  fiorins  par 
Comedie  suiuant  les  Conuantions  accord^es, 

fait  a  Munic  ce   19  Juin   16  71.  Philippe  Millot  " 

Cro^  eifrigen  Hadjforfd^ens  tft  es  mir  bis  jc^t  nid^t  gelungen,  biefe 
„Conuantions",  bas  l^ei§t  bie  Bebingungen,  unter  meldten  bie  Sd^aufpieler  in 
bayrifd^e  Picnfte  traten,  ausftnbig  3U  madjen. 

229)  Diefe  feftesfreubigcn  Cage  fd^ilbert  lebensüoü  im  Hal^men  einer 
rci3mben  Hooelle  Karl  von  ^eigel  („(Hs  regnet.  (Eine  IHünd^ener  <5e- 
fd?id?te."  gmeite  2luflage.  Stuttgart,  Deutfd?e  Perlagsanftalt),  einem  IPerfe, 
njclc^es  lebtjaft  bebauern  lägt,  bafeber  Dichter  [auger  für  „IPalpurg.  (Eine 
(Sefd^id^te  aus  ber  §eit  ITlaf  (Hmanuels."  (f^annoocr,  ^859)]  feine  ZToüeUen* 
fioffe  nidjt  fürber  meijr  aus  ber  paterjiab tif d?en  Dergangent^eit  gefdjopft. 

230)  Chappuzeau  Relation  S.  US  ff.  —  Über  Samuel  Chappu- 
zeaus,  biefes  oielgereiften  £itteraten,  iehen  nnb  IDerfe  oergleid^e  man  u.  a. 
bie  Einleitung  Georges  Monvals  3um  Heubrucfe  bes  Tli6atre  Fra  ngois. 
Paris  \875);  Jal,  Dictionnaire  critique  de  biographie  et  d'histoire  2.  ^luf- 
läge,  paris  J872.  5.  362);  inaljren!|olö  a,  a.  (D.  S.  5;  unb  Bordiers 
3iograpl|ie  in  ber  neuen  21uflage  ber  France  protestante.  —  ^Jeuilletonipifd^ 
umriffen  t^abe  id?  biefes  fd?riftftellernben  2Ibenteurers  2Iufentt|alt  in  unferer 
Stabt  in  ben  IHünd^ener  ZTeueften  tTad?rid?ten  (\88^,  Ztv.  2^).  2lrd?ipalifd? 
lebt  er  nur  in  einem  (Eintrage  ber  ^of3al^lamtsred?nung  \>es  3öi?res  \67\ 
fort:  „Xlodi  jenem  (nämlic^  bem  l^iejlgen  (Saftgeber  ITlid^ael  5tol3)  megett 
l7erm  Samuel  Sapufty  aus  paris  laut  §etl  .  ♦  .  fl.  75." 

23 ^)  „La  veille  du  dei)art  de  TArchev^que ,  &  pour  la  cloture  de 
toutes  ces  Festes,  leurs  Altesses  Electorales  luy  donnerent  le  divertissement 
d'une  Comedie  Frangoise  qu'un  de  mes  amis  composa  en  trois  Actes,  prenant 
pour  sujet  les  Intrigues  de  la  Foire  qui  se  tenoit  alors  k  Munich  durant 
quinze  jours,  &  qui  est  une  des  plus  belies  d'Alemagne".  (Chappuzeau, 
Relation.  S.   [5^.) 

232)  ^of3at|lamtsred?nung  für  1662.  „§u  ainem  Sprad^maijler"  aber 
n)irb  er  erft  burc^  Defret  oom  22.  Ve^embex  (66^  ernannt  unb  ^wav  erl^alt 
er  200(Sulben  (Sel^alt,  unb  foll  bie  2Ius3al^Iung  ber  Befolbung  am  \.  3""^ 
it^ren  2lnfang  nel^men.    (Heid^sard^io,  Defretenfammlung.) 

233)  Vq\,  Chappuzeau,  Le  Th6dtre  fran^ois  (6d.  Monval)  5.  V 
unb  bie  Öorrebe  3u:  „Idee  du  monde  etc.  par  S.  Chappvzeau  Gouverneur 
des  Pages  dv  S.  A.  S.  Monseigneur  le  duc  de  Brunswic  et  Lunebourg. 
A  Cell  Chez  Andr6  Holvein,  Imprimeur  de  la  Cour.  M.  DC.XC.« 

23^^)  „luboüicus  Bonbar  megen  3^»  (£l]urfrl.  Drl.  Unferm  (Sbifien. 
f^errn  bebtcierter  gmayer  Sprad?  Bued?el,  (Et^rung  laut  getl."  (^of3aljI- 
amtsred^nung  für  ^665.) 

235)  Cotenbud?  ber  Pfarrei  St.  Peter  3U  Hlünc^en. 

236)  3<^  njerbe  gelegentlid^  einmal  bas  reiche  ard?ir)alifd?e  ITtaterial, 
njeld?es  id?  über  bas  Stubium  ber  neueren  Sprad^en  in  HTünc^en  gefammelt 
babe,  3ur  Deröffentlid?ung  bringen  unb  babei  andi  iljres  erften  Dertreters 
aw  ber  bayrifdjen  Canbesuniüerfität ,  Angelus  de  Sumeran,  eingel^enber 
gebenden,   als   im   erjlen  öanbc   bes   Z<^k^^^^^s  (S»  25  0»     ^i^r  f^i  «o<^ 


pon  Karl  Crautmann.  303 

evwäfyxt,  ^a%  befaßter  Sumeran  ^63^  in  Wien  eine  „Gramatica  y 
Pronunciacion  alemana  y  espafiola.  Espanola  y  aleman»  Compuesta  en 
beneficio  de  estas  dos  naciones,  que  quieren  aprender  iina  d'estas  lenguas.* 
(inaYer  a.  a.  <D.  S.  228,  TXx.  \2^\.)  üerfaßt  t^at.     (Dgl.  aud?  5.  59.  86.) 

237)  Vq,l.  Ch.  Barth^lcmy,  La  Com^die  de  Dancourt.  Paris  1882, 
5.   22^  if. 

238)  Le  Theatre  Frangois  Diuise  En  Trois  Liures  ou  11  est  trait6 
I.  De  rVsage  de  la  Comedie.  II.  Des  Autheurs  qui  soütiennent  le  Theätre. 
III.  De  la  Conduite  des  Comediens.  A  Lion,  &  se  vend  A  Paris  Chez  Rene 
Guignard,  Rue  Saint  Jacques,  k  Tlmage  saint  Basüe  vis  ä  vis  saint  Yves 
MDC.LXXIV.  Auec  Permission.  (ZTeubrucfe:  0  ^?on  Eduard  Fournier 
UTib  Paul  Lacroix,   BrÜffeHSö?;  2)  üOn  Georges  Monval,  Paris  ^875. 

239)  Chappuzeau,  ed.  Monval  S.   ^37. 

2^0)  Dgl.  bie  üon  G.  Monval  angeregte  Kollation  bcs  PrucFes  pon 
\67^  mit  bem  ©riginalmanuffripte,  beren  Hefultat  2I(c5is  Deffelopsfy 
im  Moli^riste  Oal^rgaiig  III  [^88^  5.  8^  ff.)  oeröffentlidjt  l^at. 

2^0  Brouchoud  a.  a.  0.  5.  29,  Mugnier  a.  a    <D.  S.   136. 

2^2)  Mugnier  a.  a.  0.  5.  ^35.  —  Hid?t  unerujäl^nt  mag  bleiben, 
t>a%  ^686  in  Dienjlen  bes  %r3ogs  3ofept^  Klemens  ein  Kammerbiener 
£)cinrid{  Dclan  erfdjeint  (f.  Kreisard^iü  IHünd^en,  pcrfonalaftcn  ber 
Kammerbiener),  ber  oor  biefer  Dermenbnng  furfürftlic^cr  „^ätfd^ier"  gcmefen. 
(2r  erl^ält  bie  Kammeibienerfteöe  burd?  Defret  00m  J8.  februar  ^686,  fein 
(Scl^alt  beträgt  ^00  (Sulben  (Heid^sarc^tD,  Defrcteiifammlung). 

2'k^)  Z^  ^<*^^  ^is  j^fe*  f^i"^  2lnl^altspunfte  barüber  gefunben,  ob  bie 
Sd^aufpieler  üon  ^e\i  bie  Komöbie  be^nä^^enben  Kaoalieren  (Eintrittsgelb 
erl^oben,  unb  ob  fte,  gleid?  il^ren  parifer  Kollegen,  in  ben  Pajäften  bes  21bels 
Prioatoorfleüungen,  fogenannte  visites,  oeranftalteten.  (Über  bie  Visites 
ogl.  Chappuzeau,   l.e  Th^dtre  franQois,  ^d.  Monval,  5.   X\0). 

2^^)  Perfonalaft  bes  Sd^aufpielers  Caderousse.  (K.  Kreisard^io 
rnünd^en.) 

2'^5)  Dgl.  meine  IHitteilüngen  im  3^^^^"^  f"*^  Hlündjener  <Sefd?id?te. 
23anb  I,  5.  25^. 

246)  „Demnad?  bie  Cl^urfrl.  Pl^rl.  in  23ayrn  ic.  Unfer  genebigifter 
(£l^urfürft  unb  ^crr  ic,  pi^ilippen  ITlilot  311  bero  Hütter-Stitben-portier 
gbiji.  an«  unb  aufgenommen  unb  il^me  3U  3el^rlid?cm  Solb  Dier^unbert 
gulben  oermiöiget ;  21I§  beueld^en  Sye  bero  ^of^Camer-Pirectori  unb 
Ht^äten  l^iemit  gbift.  (§u  üerfiegen)  bas  itjme  IHilot  fotl^ane  üierl^unbert 
gulben  befolbung  ^infüran  §u  ÖJuartaln  eingetl^ailter-  iel^rlid?  ausgeoolgt 
unb  barmit  ber  anfang  com  l^cintigcn  Dato  gemad?t  merbe.  CCl^uen  l^cd^ft« 
ernant  S^.  (Lt^urfrl  Dl^rl.  ftdj  gbiji  oerfel^en  unb  feinbt  3^"^"  ^^^^i  "^it 
gnaben  geujogen.  Sig.  ben  15.  Xbris  ao.  1671.  f  erbinanbt  ITlaria  Ctjurfürjt 
Ma(nu  prop)ria."     (K.  Heid^sardjiü,  Defretenfammlung ) 

Über  bie  Hitterpube  fdpreibt  ^ainl^ofer  (^eitfd?rift  bes  ^iftorifc^en 
Pereins  für  Sdiwaben  unb  Heuburg.  2Id?ter  3at^rgang  [1881]  5.  59):  „2lus 
bifem  Saal  geltet  man  inn  eine  groge  jiubcn  bie  Hitterftuben,  barinn  ein 
fdpöner  ofen,  auc^  bie  lange  tafel  onber  bem  Balbadjino,  an  ber  3^^^  ^^l*- 
tafel  l^alten  3"«  bifer  ftuben  märten  bie  Hätt^  t>nb  officier  auf,  big  3^^^ 
Dt^lt.  aug  3^^"^  gimmer  l^eraug  3ur  ITTcg  gelten,  t>a  bann,  fobalb  Sie  bie 
tt^ür  3l?'^^s  gimmers  auftt^uen,  alles  l^ofgefünblein  fort  mib  oortjero  geltet  ♦ . ." 

2^7)  Pie  23efolbung  eines  Qofmupfers  ,de  prima  classe"  betrug  im 
3al^re  ^66^  993  (Sulben  (Heid^sard^io,  Dcfretenfammlung,  2Inftellungsorbre 
bes  3oIiann  ^nton  Piuiba  00m  (8»  inär3  \66U. 


30^  ^raii3öPfc^e  Sc^aufptelcr  am  bayrtfc^en  ^ofe 

2<t8)  Dag  btefe  HitterportierfleKe  nur  eine  Stnefure  mar,  tjl  leicht 
na(^3iimetfcn.  3«  ^^"  Befolbungsbüdjcrn  bes  ^of3a!iIamles  für  bas  3aljr 
i67^  finben  (tc^  bei  ber  Hitterftube  angeheilt:  Palenttn  Cf^äber  als 
Portier  unb  ^etnrid?  HlaYer  als  C!|ürljütcr,  beibe  mit  je  neun3rg  (Sulben 
3alires9et[alt.  3"^  3^^^«  1677,  nad^bem  Millot  HTändjen  oerlajfen  l^atte, 
fommen  tn  ben  He^nungen  nur  ein  Cljürliüter  unb  ein  Portier  mit  bem 
oben  ermäl^nten  (Setjalte  por;  bie  für  Millot  nengefd^affene  Steüe  mit 
^00  (5ulben  Hemuneration  mtrb  nid^t  mieber  befe^t. 

Da%  ^ofmufifer  nebenbei  als  Kammerbiener  bei  ber  furfürßlic^en 
(familie  pgurieren,  ijl  begannt.  2lis  Beleg  l^abe  id?  mir  aus  ber  Defreten» 
fammlung  bes  Heid?sard?iocs  nadj^etjenbe  perfönlic^feiten  notiert:  Julius 
Rossoni  (V  September  1665);  IDoIfgang  (ferbinanb  Crübner 
(^8.  IHai  1666);  Anton  Pistorini  {\5,  September  1668);  Benedikt 
Giusani  (\5.  September  \668);  3-  23enno  Sayler  (^5.  September  1668); 
Thomas  Maculini  (\.  0Ptober  (676);  Peter  Zambonini  {\,  Jebruar 
1678). 

2<t9)  Monval  a.  a.  <D.  S.   ^82. 

250)  Bei  \>en  ^ulbigungen  im  Hatl^ausfaale  parabiert  auc^  ber 
Hitterfbibenportier  unb  erljält  bafür  aus  ber  Stabtfajfe  eine  Deretjrung. 

251)  „Demnad?  bie  Cl^urfrl.  Dl^d.  in  ^Sayrn  ic.  Unfer  gbifier.  ßerr  ic. 
Jacoben  Desessars  fran3Öjtfd?en  €omeb'tanten  3u  einer  beyljilff  ^lin" 
l^unbert  fünffstg  gulben  auf  ain3<^}?Jf  öbift.  oerroiöiget,  2(Is .  beueld^en 
Sye  bero  ^of  (£amer  Directori  uiib  Ht^äten  l^temit,  bie  üerfiegung  guttjuen, 
bas  Ü^me  Desessars  fotljane  150  fl.  oon  extraordinari  mitln,  3U  Oter 
(Quartaln  eingetljailter,  ausgeoolgt  unb  barmit  ber  2lnfang  unber  t^eintigem 
Dato  gemacht  werbe.  Cljuen  t^ed^jternant  S\  (Eljurfrl.  DrI.  jid?  gbijt.  per* 
feigen  unb  fetnbt  Zk^ien  anbei  mit  gnaben  gewogen.  Sig.  ben  er^en  ^prtl 
ao  1672.  (ferbinanbt  IHaria  (tt^urfürft  Manu  propria".  —  Durd?  ein  Pefret 
pom  10.  3"«^  (673  behält  er  aud?  für  bas  gan3e  3^^^  1673  biefe  Der» 
günftigung.  2luf  bas  23ittgefud?  Desessars  tpirb  bann  unterm  29.  lÜai 
167^  perfügt,  „bas  bcm  Supplicanten  bas  il^me  porl^in  auf  ein  gewife  §eit 
pon  extraordinari  mitln  angefd?affte  gnabengelt,  neben  beme,  mas  pd?  feit 
beffen  (Erfpirierung  perfallen,  aud?  nod^  big  tnjletjenbe  Quartal  auggepolgt 
werbe."  ^  (K  Hcid^sard^ip,  Defretenfammlung  unb  !.  Kretsard?ip  Hlünd^en, 
Perfonalaft  Desessars). 

252)  Chappuzeau,  Le  Th^dtre  frangois,  ^d.  Monval,  S.  89. 

253)  Mugnier  a.  a.  0.  S.    l^^^. 

25^)  Pgl.  fiotljetffen,  IHoliere  S.  390. 

255)  So  fptelten  3.  3.  bie  Com^diens  de  Mademoiselle  in 
Brüffel,  mie  bie  Relations  v^ritables  unterm  i^.  2Ipril  1663  anfül^ren,  eine 
,,magnifique  com^die  intitulee :  Les  plus  grand  charme  est  l'Amour'*  in 
weld^er  ,,les  rares  machines  et  les  changemeiits  de  seines  merveilleux  avec 
les  balleLs  et  autres  diversitez  des  plus  ing^nieuses  et  parfaitement  ex^cut^es, 
ravirent  d'admiration  tous  les  spectateurs".  (Jaber  a.  a.  0.  S,  58.) 

256)  K  Kreisard^ip  IHünd^en. 

257)  ZTeubrucf  pon  Fournel  im  erpen  23anbe  feiner  Contemporains 
de  Moliere.  2IIs  (2rgän3ung  ber  bort  aufgefüt^rten  3emerfungen  über 
Chappuzeau  als  Pramatifer  pgl.  man  bes  gleidjen  IDerfes  brttten  Banb, 
S.  207  ff. 

258)  Mugnier  ä.  a.  0.  S.  56;  Fournel  a.  a.  0.;  23anb I,  S.  360. 

259)  3m  Karnepal  i66i.    P9I.  ^aber  a,  a.  0.  23anb  I,  S.  56.) 

260)  Bis  je^t  ift  es  mir  nid?t  gelungen,  ^^nen^  ober  Zlugenanpd^ten 
bes   alten  KomÖbtentjaufes  auf3upnben.    Per  lobesfreubige  Chappuzeau 


von  Karl  Crautmann.  305 

fagt  barüber  nur  (Relation,  5  ^6):  ,La  sale  des  Comedies  et  le  jeu  de 
paume  ne  sont  pas  loin  du  quartier  du  Prince  Electoral."  Pas  Hefultat 
meiner  ardjioaUfd^en  (forfdjungen  über  bie  Baitgefd^id^te  bicfes  Ctjeater« 
raumes  foll  im  näd^ften  23anbe  bcs  3aljrbud?es  eine  Steüe  ftnben.  Hod? 
fei  bemcrft,  ba^  bie  pon  Hubl^art  (a.  a.  0.  S»  ^o  ff.)  beigebrachten  Daten 
teil^  falfd;,  teils  nn^enau  {tub. 

260  Chappuzeau  (Relation  S.  58)  fd^reibt  über  btefen  grogartigen 
Bau:  „Le  Manege  touche  l'Arsenal,  et^l'on  peut  dire  de  m^me  que  c'est 
un  des  plus  beaux  qui  se  puissent  voir.  La  Lice  ou  se  fönt  les  Carrousels 
est  un  long  et  large  couvert,  autour  duquel  regne  un  double  rang  de  tres 
belles  galeries  peintes  et  enjoliv^es,  et  dans  toutc  l'Alemagne  on  ne  voit 
rien  d'aprochant".  (Eine  2lnRd?t  bes  (Sebäubes  oon  äugen  bejiubct  jtd?  in 
ber  ITTaiüingerfammlung  (ügt  Jofepl^  Ulaillinger,  Bilber»€t^ronif  ber 
föniglid?en  ^aupt-  nnb  Heftbensftabt  Hlünd^en  pom  XV.  bis  in  bas  XIX. 
3at^rtjunbert.  Barib  I  [IHünd^en  ^876]  5.  ^6,  Hr.  ^90;  ^i"^  3""^"' 
anfid?t  ift  bem  IPerfe  Don  (Zii.  £JaeutIe,  Z)ie  IPittelsbad^er  aIs„Qer3oge, 
Kurfürften  unb  Könige  in  23ayern.  2(ugsburg  ^880,  beigegeben.  Über  hen 
gujianb  bes  (Sebäubes  gegen  (Enbe  bes  oorigen  3Ä^'^tju"^^rts  ogl.  IPejIen* 
rieb  er,  3efd;reibung  ber  Qaupt"  unb  Heftben5f)abt  IITünd^en.  Xtlünd^en 
^782.     5.  8^. 

262)  Hubt^art  a.  a.  0.  S.  29. 

263)  Unter  ben  benachbarten  Stäbten  mürbe  bie  Sc^aufpieler  in  erfler 
£inie  2lugsburg  angesogen  l^aben.  Z^  l^abe  im  bortigen  Stabtard^io 
nad?  iljnen  gefat^nbet,  aber  nid^ts  3U  Cage  geförbert. 

26^)  ^ier  !ämen  juoörberjl  bie  ^öfe  ©on  3nnsbrucf  unb  Sal3- 
bürg  in  hcixadii,  bod?  rennte  id;  in  ben  gebrucf ten  (Quellen  nid^ts  barüber 
auffinben. 

265)  Chappuzeau,  Le  Th^dtre  fran^ois,  ^d.  Monval.  5.   ^36. 

266)  Über  ben  Heftbensbranb  oergIeid?e  man  neben  ben  Bemerkungen 
in(L!i.  f^aeutles,  (5efd?id?te  ber  Hejtbens  in  Illünd^en.  Xladi  ard^ioalifc^en 
(Quellen  l^erausgegeben  £eip3ig.  Seemann  ^883.  (Cejt  3U  ber  5eibe!fd?en 
Publikation  berfelben),  S.  82|f.,  (fransCrautmanns  2Iuffaö  ;,Per  groge 
Hejlbensbranb  3U  lUünd^en  am  9.  2Ipril  I67<t"  (Beilage  3ur  [2lugsburger] 
2(ngemeinen  §eitung,  3^l?^9<*n9  ^8^^,  Hr.  99). 

267)  Die  Kurfürftin  litt  an  f^er3musfelfrämpfen  (Claretta,  Adelaide 
di  Savoia,   5.    ^6^). 

268)  Des  grogen  Sd?mer3es  ber  Kurfürftin  über  ben  Cob  il^res  Brubers 
gebenft  aud?  Beauveau  in  feinen  UTemoiren  (a.  a.  0.  S.  ^^0). 

269)  ^»^  fonft  ujurben  (2rfparungen  angeorbnet.  So  tjeigt  es  in 
einem  Defrete  t>om  23.  September  ^676  (bie  „ßoffd^neiberey,  ^aug'(£amereY 
Unb  Capescrey"  betr.) :  „Die  üon  ber  Zape^exey  §u  ben  umbgängen,  (Eomebien 
Unnb  anbern  gufamen  fljunfften,  aud?  gu  fagnad?t3eiten  unb  fonjien  mie 
es  nammen  Ijaben  möchte,  bisl^ero  ©on  felbften  angemafte  Capesereyen  Unb 
(£laiberaugleid?ung  foUe  l^iemit  (ujfer  Special  (ßbijter  Dermtlligung)  gen3lid?en 
abgefd?ajft  fein".    (Heid^sardjio,  Defretenfammlung.) 

270)  3m  3a!ire  ;669,  alfo  por  ber  2(n!unft  Millots  fpielten  bie 
beutfd^en  Komöbianten  neunsetjnmal ;  ;67^  3U)an3igmal;  1672  smeimal; 
i673  bis  1676  gar  nid^t;  ^677,  nad^  Millots  2lbf ertigung ,  sel^nmal; 
^678  Dier3et^nmal;  1679  fünfmal;  ^680  pierunbbreigigmal ;  ^68i  fünfjet^n* 
mal;  ^682  breiunbsujansigmal ;  ^683  nennunbsmanjigmal ;  ^68^  breiuub* 
3n)an3igmal;  \685  fünfmal;  ^686  gar  nid?t;  ^687  einmal;  1688  bis  ^695 
gar  nid?t;  ^696  ^toeimal;  ^697  breimaL  (K,  Kreisard^io,  (Quittungen 
älid^ael  Daniel  Creus  unb  ^ofsaljlamtsred^nungen.) 

3at)rbud)  far  Znandjener  ^efdj.  II.  20 


306  ^rans^Pf^«  Sd^aufpiefer  um  bayrtfc^en  ^ofe 

27  0  t)^!.  3aljrbMc^  für  IHündjener  <ßefci?td?te,  öanb  I,  S.  208  nnb 
bic  bortfclbft  angefül^rtcn  (Quellen,  befonbers  bas  Diarium  gymnasü  soc.  Jes. 
Monacensis  (Cod.  lat.  1550—1553  ber  ÜTund^ener  ^of"  unb  Staatsbtbliottjef). 

272)  StubenpoII  o.  a.  0.  208  ff. 

273)  3o^<Ä""^s  öolte,  Kleine  23etträge  3ttr  (5efd>id?te  bes  Dramas» 
(geitfc^rift  für  beutfd?es  ^Iltertl^um,  XXXII.  Sanb,  5.  6  ff.)  enpäl^nt,  baß 
ein  geiDiffer  ^ol^ann  UTid^ael  (Sali  im  3al^re  ^658  in  einer  ITlünd^ener 
Schule  (in  Paedagogio  Allmayriano)  ein  von  il^m  gebic^tetes  Spiel  vom  fjl. 
(Seorg  auffüi^rte  unb  \66o  ebenba  in  einem  IPirtsl^aufe  eine  anbere  Cragobte 
(„Cragoebia  ober  ein  fläglid?g  Spil  Don  einem  3ünglin9,  weither  jt%  in 
ein  Heligion  begeben,  aber  burd?  fmaid^len  vnb  liebft^ofen  ber  (Eltterit 
3iDaimal|l  biefelbe  fünblid?  perlaffen,  feinen  Patter  ermörbet,  vn^  er  felber 
entlid?  entl^auptet  morben.  Von  mir  3^^^.  IHid?.  (Satt  (Eafi^ä  5U  IHünd^en 
in  Baycrlaubt  ejl^ibiret  ünb  offcntlid?  gefpilet  morben  in  einem  IPirtgl^aug 
bafelbften  ^660,  meld^er  2Iction  pon  tjot^en  vnb  niberen  ftanbeg  perfonen 
bey  500  aufs  n^enigifi  beigeujol^net  I^aben,  vnb  id?  felber  l^ab  ben  oatter, 
ber  von  bem  Soljn  ermörbet  ift  n^orben,  agiret.)  (öeibe  Stücfe  I|anbfc^rift* 
lid?  in  Donauefd^ingen.) 

27^)  3"  einer  (Eingabe  ber  Hlün ebener  Stabtmu fif antcn  an 
bie  faiferli($e  2(bminiftration,  welche  im  ITTärs  ^7'^3  in  Porlage  fam,  I^eißt 
es:  „31?^^  Hörn.  fayferL  Hlay.  »ürbet  von  felbften  aüergnäbigftes  IDiffert 
tragen,  wie  bas  eine  üerburgerte  Banba  ber  aÜl^iejigen  StattslTtuftfanten 
fd?on  oor  mel^r  bann  90  3<^l?re"  h^^  ^^^  attergnäbigijie  Iicen3  erl^alten 
l^aben,  in  ber  l^eiUigen  (faften3eit  bie  fo  genante  Siragoebj  begt^eilligen 
pagions  bem  gemeinen  publico  3ur  21ufferbaulid?er  (Erinerung  bes  bitereu 
£eiberis  eic.  offentltd?  aufftet|ren  3uberffen".  (K.  Kreisard^io  IHünd^cn, 
^cia  bie  geiftlic^en  Sd?aufpiele  in  flTündjen  ^ 726— (797.) 

275)  3^"  Horember  ^750  bittet  (fran3  (felij  t>on  Sd?arffeebt^ 
„(£omoebiant  unb  IHal^Ier  ob  ber  ^n"  um  Spielerlaubnis  unb  fd^reibt  bei 
biefem  21nlaffe,  bag  „bie  all^iejtge  (Eomebianten  ob  ber  2Iu  in  all^iejiger 
I^aubt  Statt  ITTünd^en  in  benen  IDeinnjirtl^sI^eu^ern  unb  l^errfd?afft  l^eufern 
in  ber  l^eiUigen  2lbuents  vnh  Jaften  geit,  |d^on  yber  bie  ad?t3ig  3^^*^ 
bie  erlaubnus  getrabt  mit  atterijanbt  geiftltd^en  (Lommebien  bebient  ju 
mad^en".  (K  Kreisardjio  IHünd^en,  2I!ta  bie  geiftlid^en  Sd?aufpiele  in 
rnünd^en  ^726—^797.) 

276)  3ö^^^Ji^  für  inünc^ener  (Sefc^id^te  3anb  I,  S.  255. 

277)  „Ad.  8.3enner  ^678:  €ingenommen  ooninid?aeIPanieI  Prey, 
(£I?urfrL  (tomebianten,  als  meld^er  auf  (Semainer  Stattratl^I^ang  \  \  Comebicn 
get^alten,  üon  iebr  \  fl.,  30  fr.,  trifft  ^6  ff.,  3o  fr.  .  Daüon  l^at  man  bem 
ratl^bienner  3öcoben  berffi,  n)egen  feinet  bemic^ung  unb  tjiermit  t^abenter 
üngelcgenl^eit,  bas  brittl^ail,  als  5  ff.,  30  fr.  gegeben,  ber  yberreff  iff  (Semainer 
Statt  üerbliben,  nemblid? . . .  u  ff."  (Stabtfammerrec^nung  für  ^677,  BI.  77.) 

278)  „Adi  6.  0ctob.  1696  bat  IHic^ael  Daniel  Dreyer,  cl^urfrl. 
fjof  (Eomoebiant  all^ie  et  Cons.  ab  bennen  mit  oorgangner  (S.  üermiüigung 
üf  (Semainer  Stattrl^atl^aug  gel^altnen  38  (£omoebicn,  tajiertermaffer  ab 
ieber  2  3efammen  76  ff.  entric^t,  maruon  bem  Stattrl^atbienner,  feiner  bereut« 
mitten  geliebter  miel^e  vnnb  üngelegenl^eit  wegen,  bas  Dritt^ail  mit  25  ff., 
20  fr.  geraid^t  morben,  Der  yberrcff  fombt  big  0l^rts  in  (Empfang  mit 
.*.50ff.,  ^ß,,  20 bl" 

„Adi.  dito  So  ift  auc^  pon  erfagten  (£omoebianten  bas  taglol^n,  fo 
yber  abbred?nng  bes  Theatrij  burd?  bie  Statt  gimmerleutlj  pnb  Cagwerd^cr 


von  Karl  Crautmann.  307 

he^d^edien,  altjcro  erflattet  morben  mit  ...5^.,  6^,  2  bl."    (Stabtfammcr* 
redjnung  für  ^696.) 

279)  irTaytiniltan  pt^iltpp  fgcb.  ^638,  gcji.  ^705)  fül^rte  bie 
Hcgentfd^aft  com  26.  IHai  t679  bis  3um  \\.  3uli  ^680.  (Dgl.  ^^acutlc 
a.  a,  ®.  5.  62  u.  5.  7'^). 

C happuze au  (Relation,  S  90  fd?ilbert  il|ii  mic  folgt:  „Maximilian 
Philippe-Jerosme,  Duc  des  deux  Bavieres,  Landgrave  de  Lichtemberg 
(tcud^tcnberg),  fr^re  unique  de  l'Electear,  ne  le  30.  Septembre  1638.  entre 
les  huit  &  neuf  heures  du  matin,  est  un  Prince  de  belle  taille,  tres-vertueux 
&  sgavant.  II  aime  l'etude  &  les  gens  de  lettres,  &  juge  tres-solideraent  de 
toutes  choses.  II  reüssit  admirablement  dans  tous  les  exercices  du  corps,  & 
aime  la  chasse  qui  l'occupe,  tandis  qu'il  n'a  pas  Toccasion  de  faire  laguere, 
pour  laquelle  il  a  toutes  les  grandes  qualitez  de  l'Electeur  Maximilian  son 
peie ,  qui  a  si  long-tems  conduit  des  armees  avec  tant  de  gloire  et  de 
succez."  —  (Sleid^cs  £ob  ^oüt  itjm  andf  21.  (5.  (ErtI  in  ber  IDibmung  feiner 
Relationes  Cnriosae  Bavaricae  etc.  2lugsburg  ^685.  —  (Eine  ^(njal^I 
l^anbfd^rif tlid?er  Befd^reibungen  üon  Heifen,  ujcld^e  IH  a  j  i  m  i  l  i  a  n  p  l^  i  I  i  P  p 
itntcrnominen,  bemal^rt  bie  !.  ^of*  unb  Staatsbibliotl^ef.  (Cod.  Germ. 
1973— 1977  unb  Cod  gall.  536;  pgl.  aud?  Sd^noxxs  2Ird^io  für  £itteratur- 
gef^id^te,  :Sanb  XIV,  5.  320.) 

280)  Dgl.  JInmerfung  222. 

281)  Das  Stücf  erfdpien  3nerj^  im  3^^^^  \^^\  (^9^-  lottjeiffen, 
<Scfd?id?te  ber  fran3Öftfdjcn  £itteratur  im  XVII.  3öt^rt?u"bert.  ^meiter  iSanb, 
1879,  5.  282).  Dgl,  bie  Notice  3U  Nicom^de  in  ber  Corneille-2lusgabe 
von  Ch.  Marty-Laveaux  in  ber  5am?nlung  ber  Grands  ^crivains  de  la 
France  (Paris,  Hachette).  Über  beutfd^e  Überfe^ungen  Pierre  Corneilles 
mirb  3ol?annes  Boltes  fd^on  ermät^nte  2l[rbeit  2luffd?Iug  geben. 

282)  ZXid^i  unintereffant  bürfte  es  fein,  aud^  \>en  fran3Öftfd^en  Cejt 
biefer  IDibmmig  fennen  3U  lernen, 

„A  Levrs  Altesses  Serenissimes.  Monseigneur  &  Madame.  Apres  auoir 
longtemps  cherche  ce  que  nous  pourrions  exposer  aux  yeux  de  VV.  AA.  SS. 
pour  les  diuertir  dans  cette  saison ;  Nous  auons  creu  ne  leur  pouuoir  donner 
rien  de  plus  agreable,  rien  de  plus  grand,  &  rien  de  plus  proportion6  a 
la  vertii  de  VV.  AA.  SS.  que  le  Triomphe  de  la  Gloire  &  Celuy  de  l'Amour. 
La  Gloire  paroist  en  son  plus  bei  eclat  dans  la  conduite  du  Prince  Nicomede ; 
puis  qu'il  prefere  genereusement  la  seule  couronne,  que  l'Amour  luy  presente, 
aux  quatre  autres  que  ce  m^me  Amour  arrache  a  son  pere  d^natur^ ,  pour 
Ten  faire  le  maistre. 

Id  facere  laus  est  quod  decet,  non  quod  licet.  Seneca. 

Et  TAraour  n'a  jamais  paru  plus  glorieux ,  que  dans  la  conduite  de 
Laodice;  puis  qu'il  luy  fait  exposer  son  royaume,  &  sa  vie,  pour  m^nager 
la  libert^  de  Nicomede. 

Quis  enim  modus  adsit  Amori?  Virgilius. 

De  Sorte  que  si  Ton  peut  dire  que  l'Amour  n'eut  jamais  tant  de  Gloire, 
on  peut  bien  dire  aussy  que  jamais  la  Gloire  n'eut  tant  d'amour.  L'admira- 
tion  que  nous  avons  eu  pour  la  vertu  de  ces  deux  illustres  Personnes,  est 
la  meme  que  toute  la  Terre  a  pour  la  vertu  de  VV.  AA.  SS.  Et  si  le  Ciel  ne 
les  a  pas  jusqu'a  present  couronn6  des  plus  brillans  Diad^mes  de  la  Terre, 
c'est  parce  qu'elle  n'en  a  point  qui  seul  soit  capable  de  couronner  tant  de 
merites  unis  ensemble,  &  qu'il  est  bien  plus  glorieux  a  VV.  AA.  SS.  de 
meriter  toutes  les  couronnes,  que  d'en  posseder  une  seule. 

20* 


308 


(fran33ftfc^e  Sc^aufpieler  am  bayrtfc^cn  EJofe 


Ipsa  quidem  virtus  pretium  sibi.  Claudianus. 

Cette  grande  verit6  n'est  que  l'^cho  de  la  voix  publique :  Tout  ce  que 
la  nostre  y  peut  ajoüter,  c'est  que  la  Gloire  que  nous  receuons  de  contribuer 
au  divertissement  d'un  si  grand  Prince ,  &  d'une  si  grande  Princesse ,  est 
une  suitte  de  TAmour  &  de  la  forte  passion  qui  nous  fait  estre.  Monseigneur 
&  Madame  De  vos  Altesses  Serenissimes  Les  tres  humbles,  tres  obeissans, 
&  tres  fidelles  seruiteurs  &  seruantes.  Les  Actevrs  et  Les  Actrices  de  la 
Tragedie  de  Nicomede." 

283)  inajtmiltan  pl|t(tpp  f^atte  jtc^  ^668  um  bte  polmfc^e  Krone 
beworben,  allein  oljne  gebei^üd^en  (2rfo(g.  (DgL  itpoms^Yf  ^^s  (ferbtnanb 
Vdatxa  2C.  £ebens*  unb  Kegierungsgcfd^tdyte.  5.  25.) 


284) 
Prusias. 


Mons.  Noblet. 


Actevrs 

Roy  de  Bithynie  |  Monsieur  de  Tournhoffen. 

König  tn  jSittimxenl  J 

^    r  "Ü^Ia'       cf   /   }  Mademoiselle  de  Rosoy. 
pruftas  (öematjun/  J  ^ 

Nicomede.   Fils-  de  Prusias  du  premier  lit.        \ 

Prnftas  Sot^n  oom  erjien  ^ariHI  J 

Reine  d'Armenie  |  Mademoiselle  de  Beauual. 

Königin  tn  2Irmenten/  J 

Fils  de  Prusias  &  d*Arsinö6  \  ,,  ^     , 

Deg  pruPas  »nb  ^ttfinoe  So{,n/    )  ^°"'-  ^°"'°°- 

Flaminius.    Ambassadeur  des  Romains    )  n,  j'r\L       j     r 

«öv    .fr       -.ft     f     V.     /  }  Moiis.  a  UDernaori. 

Hömifd^er  2Ibgcfanbter/        J 

Confidente  d'ArsinÖe         |  ,.  j     x»  t> 

}  Mons.  de  Berguere  Page. 


Arsinö6. 


Laodice. 


Attale. 


Cleone. 


Araspe. 
Gardes. 


Per  2Irjtnoe  vexitawiej 
Capitaine  des  gardes  de  Prusias ,    \ 
prujtas  £eibquarbi«Qauptmann/     J 
X)ie  Wad^t 

Entr^es, 

Premiere, 

Deux  Furies.    2  gurten. 
Deuxi^me 


Mons.  Paty. 


L'Ambition. 

La  Dissimulation. 

L'Enuie. 

La  Finesse. 

Troisi^me, 
L'Amour.  Die  £ieb. 
I.  Furie.  (Hin  ^uri. 

Quatri6me, 
De  Combattans, 

Party  de  Laodice. 
I.  N.  N. 
2,.  Mons    Charles  Constantin  Comte  de  Fougre.  (Fugger) 

3.  Mons.  Pistorini. 

4.  Mons.  Paty. 

Party  De  Prusias.  prujtas  partliey. 

1.  Mons.  Noblet. 

2.  Mons.  d' Oberndorf, 

3.  Mons.  de  Tournhoffen. 

4.  Mons.  Coulon. 


(folgen  5.  Zän^. 
(Erfier. 

IMons.  Noblet. 
Mons.  Pistorini. 

Der  anber. 
Mademoiselle  Notthafft. 
Mademoiselle  de  Lerchenfeld. 
Mademoiselle  de  Fougre.  (Fugger) 
Mademoiselle  de  Tauffkirch. 

Der  britte. 
Mons.  de  Boiluisant  Page. 
Mons.  Noblet. 

Der  üterbte. 
Von  Streitienben. 

ioabice  partl^ey. 


von  Karl  Crautmann.  309 

Cinquieme,  Per  (ftttlffte. 

Des  Guittares,  lUit  (Quttaretl. 

1.  N.  N.  I.  N.  N. 

2.  Mons.  le  Comte  de  Fougre.     2.  Mademoiselle  de  Beaaual. 

3.  Mons.  Noblet.  3.  Mademoiselle  Notthafft. 
öemerfensipert  i%  ha%  eine  (frauenrolle,  bie  ber  Confidente  Cleone, 

von  einem  jungen  Hlanne,  Monsieur  de  Bergerac  barge^eüt  n)trb. 

285)  Xlad^  bem  erfien  2I!te  ifl  folgenbes  „Intermede"  (bie  beutfc^e 
Überfefeung  be3eid^net  es  als  „Chorus*)  eingefd^altet :  „Deux  furies  entrent 
dans  le  palais  pour  y  mettre  la  diuision,  &  apres  l'y  auoir  allum^e  dans  le 
coeur  de  Prusias,  d*Arsinö^,  de  Laodice,  de  Nicomede,  d'Attale ,  &  de 
Flaminius,  EUes  s'en  rejouissent  par  les  sauts  qu'elles  fönt  dans  la  salle  royalle". 

ZXad^  bem  3mciten  2lfte:  .La  dissimulation,  Tambition,  l'enuie,  &  la 
6nesse,  qui  se  sont  donn6  rendez  vous  au  palais,  estans  demeurees  d'accord 
de  regner  toutes  quatre  ensemble  dans  cette  Cour,  temoignent  par  leur  danse 
la  joye  qu'elles  ont  de  se  voir  si  bien  vnies". 

XXadf  bem  brüten  2lfte:  „L'Amour  vient  au  secours  de  Nicomede,  11 
inspire  dans  le  cceur  de  Laodice  ce  qu'elle  doit  faire  pour  ce  Prince;  II 
danse  de  joye  d'avoir  dispos^  Tesprit  de  la  Princesse  a  ce  qu'il  en  souhaitte ; 
vne  des  furies,  qui  se  sont  empar6es  du  palais,  Ten  veut  chasser;  Mais 
Tamour  s'estant  echapp6  de  ses  mains  luy  tire  des  fleches  du  ciel  ou  11 
s*enuole,  &  la  fait  abysmer  aux  yeux  de  tout  le  monde.** 

Xtadf  bem  Pterten  ^fie:  „Le  jardin  disparoist,  &  Ton  volt  a  sa  place 
d'un  cost6  la  ville  de  Nicomedie,  de  l'autre  un  bois,  &  dans  l'eloignement 
vne  mer:  Du  bois  &  de  la  ville  sortent  deux  partis,  Tun  du  peuple,  a  la 
teste  duquel  paroissent  les  gens  de  Laodice,  Tautre  du  Roy:  la  place  ou 
se  fait  le  combat  demeure  ensenglantee  par  la  mort  de  Zenon  &  de 
Metrobate :  Le  Party  de  Laodice  met  Tautre  en  fuitte,  &  reuenant  auec  des 
prisonniers,  les  oblige  en  leur  rendant  la  liberte  de  se  r6joülr  auec  eux 
de  leur  victoire,  &  de  la  deliurance  de  Nicomede". 

Xladf  bem  fünften  2Ifte:  ,Toute  la  Cour  se  r6jouit  de  cette  paix  par 
une  danse  auec  des  guitarres,  dont  les  accords  fönt  connoistre,  celuy  de 
leurs  esprits". 

286)  ^otjann  3äcfHn  brucFte  aud?  Ptcl  ^taüeniid^es  (ogL  3al^rbud? 
für  inünd?ener  (Sefd?ic^te,  öanb  I,  S.  9^).  Va^  3«^^^"  feinen  (ßefeöen 
ein  gar  ftrenger  £el^rl^err  gemefen,  erfel^en  mir  aus  2lnton  Hlayers  Wexf 
(IPiens  3ud?brucfergefd?id?te.    (Erper  23anb,  5.  356). 

287)  Nicomede  |  Tragedle.  |  Representee  |  DeuantSon  AltessesSerenissime,  | 
Monseignevr  |  Maximilian  |  Philippe,  |  Duc  des  Deux  Bauieres  &  |  Du  haut 
Palatinat,  Comte  Pala-  |  tin  Du  Rhin  &  Landgraue  de  |  Leicht enberg,  etc.  | 
Son  Altesse  Serenissime  |  Madame  |  Mavrice  |  Phebronie  |  Duchesse  des  Deux 
Bauieres,  etc.  N^e  Duchesse  |  de  Bouillon,  Et  de  la  Tour  d'Auuergne,  etc  | 
LeLundy  19.  Feurier,  1669.  |  Inprim^  a  Munich,  |  Par  Jean  Jecklin,  Imprimeur 
de  S.  A.  Electo-  |  ralle  des  Bauleres   |  26  öl.  ^^, 

(Das  öüd^lein  entl|ält  ben  Citel  [fran3öflfc^],  bie  IPibmung  [fr3.],  ben 
©tel  [beutfd?],  bie  IPibmung  [beutfd?!  bas  2Irgument  [fr3.  unb  beutfd?, 
gegenüberj^etjenb],  bas  Ssenarium  [fr3.  unb  beutfc^,  gegenüberjiet^enb],  bas 
l)er3eid^nis  ber  mitroirfenben  Perfonen.) 

288)  (Es  bürfte  oieHeid^t  an  biefer  Stelle  von  3nterejfe  fein  ju  erfal^ren, 
meldte  fran35Pfd?e  IDerfe  bamals  in  ber  Bücherei  eines  altbayrifd^en  (Ebel" 
mannes  fidj  oorfanben.  €in  „3"^^"tö^i>*"^"  aber  bie  Derlajfenfd^aft  bes 
(ßrafen  3o^ötin  ^erbinanb  von  preyfing,  „gemepen  (Ll^urfürfll. 
(Eammerers  nnb  oiceooms  3U  Burgljaufen,  aud^  £anbtric^ters  gu  Sc^ärbting  ic. " 


3\0  ^ransöftfc^e  Sc^aufpieler  am  bayrtfci^en  ^ofe 

aufgenommen  im  JöH  ^683(K.  Heid?sard?iü,  2lbelsfeleft,  preyling,  tlac^träge, 
2.  ^as3ifcl  oon  I650— ^77o)  gtebt  uns  ben  geipünfd^ten  2Iuffd?lu6.  Befaßtes 
Sd^riftftücf  ermätjnt  an  franjöjifd^en  23üdjern  meistere  Hcifebefd^reibungcn, 
„fran3Öjlfd^e  Hebten,  Francis ci  de  Salei'';  „La  Cauallerie  Francoise  et 
Italiane  de  ao  MDCXXI.";  „Artamene  vu  le  grand  Cyry  de  Die  (?)  de  ao. 
^'JDCLII.";  „La  guide  de  Barri  Parle  Sieor  De  chuges  lyonnois  de  ao. 
MDCLIV;  „Lettres  Du  Sieur  de  Balzac  de  ao.  MDCXXXXIV  "  2lIfo 
aud?  in  ber  ptovin^  braugen  bie  am  IHündjeuer  J)ofe  in  ben  Kreifen  bcr 
Kurfürftin  2lbelaibe  beliebten  Sdjriftfteller  unb  Sc^riftmerf c :  Frangois 
de  Sales  mit  feinen  religiöfen  Craftaten,  Mademoiselle  de  Scudery 
mit  it|ren  uielbänbigen  ^elbenromancu  unb  ber  bem  Hotel  Rambouillet 
nal^eftel^enbe  Balzac  mit  feinen  bamals  l^od^benjunberten  Briefen. 

289)  €i"^  miffenfd?aftlid?  get^altene  tebensbefd^reibung  biefes  (füri^en 
fel^It  bis  jeöt  nod?.  Umfaffenbe  l^erporragenbe  Dorarbeiten  ba3U  in  K.  1 1|. 
^e  ig  eis,  Quellen  unb^  Übl^anblungen  3ur  neueren  <Sefd?id?te  Bayerns. 
inünd?en  ^88'^.  —  (Eine  Überjidjt  aus  ber  gleid^en  Jcber  in  bem  2Irtifel  ber 
2lllgenieinen  Deutfdjen Biograpl^ie.  Banb XXI,  5. 22 ff .  Über inaj<£manucl 
als  Knaben  pergleid^e  man  bie  fd?on  ermäl^nte  Öorrebe  3um  Chemin  de 
l'honneur,  Lyon  1672  unb  bie  Sd^ilberung  Chappuzeaus  (Relation,  5.8^). 
€ine  Heilje  3eitgenöffifd?er  Urteile  über  ben  (fürften  finbet  man  3ufammen« 
geftellt  bei  (£.  v.  21  retin,  Had?rid?ten  3ur  baierifdjen  (Sefdjidjte  aus  nod? 
unbenü^ten  Quellen     gmeite  Sammlung.    IHünd^cn  \8;o. 

290)  Der  bereits  mel^rfad?  ermät^nte  Marquis  de  Beauveau  mar 
fein  €r3ief|cr  gcmefen.  (Dgl.  be^en  XHemoiren  a.  a.  <D.,  5.  3i5.)  —  (Eine 
„3nftruction  (JcrbinanbÖIarias  für  bie  fjofmeifter  finbet  ftd?  in  Cod. 
germ.  3298  ber  Hlünd^ener  ^of«  unb  Staatsbibliotljef. 

29  0  t>gl.  3alirbud?  für  Hlünd^ener  (5efd?id?te,  Banb  I,  S.  ;33. 
292)  Hubl^art  a.  a.  0.    S.  5^    unb    55.    —    Sd?on    Chappuzeau 
(Relation  5.  85)  er3ät^lt  pon  il^m:   „II  danse  avec  une  grace,  un  degagement 
&  une  justesse,   dont  ses  maitres  ne  peuvent  se  loüer  assez". 
295)  Hubt^art  a.  a.  ®.  3.  69  ff. 

29^)  3m  Z<^lixe  ^686  mirb  bie  „fran3Öftfd?  opera"  bei  fjofe  ermäf^nt. 
(Hubl^art  a  a.  (D,  5.  79.)  Befonbere  pflege  manbte  ITTaj  (Emanuel 
biefem  (Sebtete  ber  Confunp  in  ben  tlteberlanben  3U.  (Dgl.  ^aber  a.  a  (D. 
S  51  ff.) 

205)  Pgl.  2lnmerfung  270  unb   3^^^^"^   für   IHünd^ener  (5efd?id?te. 

Banb  I,    5.  257.    —   2Iud?  fei  bemerft,   ba^   3U  Beginn  bes  3aljres  1683 

„3ol|an  Sd?ud?mad?ern  (Lomoebianten ,  Umb  (£r  Vox  l^e^ftgebadjt  3l?r. 

d?urfrl.  Drl.  auf  bem  Sil^eatro  gefpilt   unb  eine  üerfton  üon  einer  comoebi 

bebtcirt"  3U)ölf  Heid?stl]aler  be3al^lt  mürben,   (Krcisard?it>  £anbst^ut,  l]of3al|l- 

amtsrcd?nungsbelcge.)  (Er  t^atte  bem  Kurfürften  folgenbe  Bittf d?rift  überrcid?t: 

Durd?leud}tigiper  (£l^urfürft. 

(Senebigifter  ^err  2c. 

€uer  c^urfrl.  Dl|l.  fann  tc5^  Pnbertl^änigift  nid?t  bergen,   ha%  id? 

etlid/mal^l  bie  l^ot^e  (Snabt  (Senogen,   cor  <£uer  (El^urfrl.  Drl.  meine 

menige  perfol^h  in  (Lommebien  3U  pracfentirn,   2llfo   erfüt^ne  mic^, 

nod?   oor  meiner   abreig,    berofelben   mit  (Segenmärtiger  (tommoebj 

Unbertl?änigift   2luf3umarten ,    IPeld^e   Pnlengften   üon   ber   fürftlic^ 

(gggen bergif d?en   (£ommoebianten  (Lomp,  3U  (Sromau  y^nt)   noc^   an 

feinem  an'bnn   ortl?   iji  2Igirt  morben.    IPerffc  mi^  anbey  3U  bero 

(Snaben  (fügen,  Dnbertl^änigifter  l^ofnung  Uhtn\>\,  €ur  d?urfrl.  Dl^l. 

merben   bieger,   UTein   obmoln   (Seringes,    ieboc^   aug   Unberltjänig» 


von  Karl  drantmann. 


3U 


(Sel^orfamtjlen  ^f eberopff er ,  mit  c^urfrl.  <5naben  2Iugen  bejlral^len, 
UTid?  anbey  €ur  c^urfrL  PrI.  Pnbertliäntgifl  empfet^Idjenbt.  (£nr 
ci?urfrL  DrL  Dnbertljäniötfier 

3ofjann  Sc^ul^mac^er 
fürjll.  (Eggenbergtfc^cr  (£omocbiant. 

296)  Über  ttaltenifdje  Sc^aufpieler  am  lUünc^ener  ^ofe  oergletd^e 
man  3al^rbuci?  für  IHündjener  (Sefci?id?te,  ^arib  I,  S.  258  ff. 

297)  Über  bicfeii  dürften  pcrgletc^e  man  neben  ber  älteren  2(rbett  von 
(Ennen,  Der  Spanifc^e  (Erbfolgefrteg  nnb  ber  (El^urfurj^  ^ofepl^  Clemens 
von  (Zbln.  3ena  I85i,  bas  eben  erfc^ienene  IDer!  oon  £.  CCroft,  Die 
<Sefc^ici?te  bes  St.  Hlid^aelS'CDrbens  in  Bayern  unb  ber  5i  Znic^aels-Bruber" 
fd?aft  feit  bem  3a!ire  ^693  bis  auf  bie  (Segenwart  nadj  amtlichen  Quellen 
bearbeitet.  IHünc^en  isss  unb  ^ aeu tie  a.  a.  0.  S.  70.  —  Über  feine 
mujtfalifd^en  Kompofttionen  (f.  3-  tfipomfy,  öaterifd?es  ITTufü'gesifon. 
mündjen  \8\\  5.  135;  IPefienrieber,  Beyträge  Banb  X,  5.  257  ff. 

298)  EJacutle  a.  a.  ®.  5.  70,  JInmerfung  8. 

299)  3m  3ö^r^  ^693  erfdjien  3U  IHünc^en:  «inu|tcalifc^es  Dorfpifjl, 
Weldfes  Öey  2Inf  ang  ber  crften  §ufammenf  unff  t  Von  ...JösephClemens, 
(Er^'Bifd^offen  3U  <Lbün ,  ...  3"  bero  Ct^urfürjtl.  ^of'(£apeIIn  3U  Berg  am 
£aimb,  t>en  29.  September  im  1693.  iften  3<J^r  ij^  gel^alten  vnb  oorgefteüt 
iporben  (ßebrurft  3U  IHünd^en,  Bey  3ol?ann  3ärfUn,  (£ljurfürftl.  Qof* 
bued?trucfer,  unb  öuec^!ianb!er".  (Pgl.  ID  e  U  e r  s  2lnnalen,  Banb  II,  S.  275.) 
-  Die  ^of3al^Iamtsreci?nungsbe(ege  von  \ 682— ^ 687  oer3eid?nen  allerlei 
2(usgaben  über  „wa%  3ur  geljaltenen  (Eomeby  Z^t.  ^od?  (fürftl.  DrI.  ^er3ogen 
3ofep!|  (Element  üon  ainem  unb  anbern  ijt  gemad^t  unb  abgegeben 
morbten.'' 

300)  (geboren  3U  ITlünd^en  am  5.  De3ember  ^67^.  (^aeutlea.  a.  0. 

S.   70.) 

30 0  §um  erjten  Hlale  aufgefiü^rt  ben  ^7  Houember  ^667.  (Dgl. 
bie  Notice  3U  Andromaque  in  Paul  Mesnards  Racine ^ ZCusgabe 
in  ber  Sammlung  ber  Grands  6crivains  de  la  France.  (23anb  II.  Paris, 
Hachette,   1865.) 

302)  Der  getreten  Trojaner  in  |  Andromachae  J  IDiber  beg  Pyrrhi 
onbefuegt:  angemaßte  |  £iebs«^Iammen  /  oertl^äbigte  Unfd^ulb.  |  öeeben 
(El^urfürftl.  Durd?I.  Durd?l.  |  Dem  Durd^Ieud^tigPen  (f ürften  /  |  onnb  ^errn/ 
ijerrn  |  Maximilian  |  Emanuel,  |  3n  (Db :  vn\>  Hibern  Bayrn/  aud?  ber  |  (Dbern 
pfal^  ^erftogen  /  pfalfegraf en  bey  Ht|ein  /  |  beg  ^eil.  Höm  Heic^s  (2rö= 
trud^feg:  onnb  (tl^urfürften  /  |  £anbgrafen  3U  £eid?tenberg  /  ic.  ic.  \  Wie 
aud?  I  Der  Durd?leuc^tigijien  (fürftin  vnb  ^xawenj  ßxawen  \  Maria  Antonia,  | 
f^erftogin  in  ®bern  vnnb  ZTibern  Bayrn  2c.  2c.  f  (Sebornen  (Hrfel^er^ogin  3U 
0efterreic^/  ic.  |  3n  (franfeöftfd?er  Sprad?  üorgeftellt.  |  Durd?  3t^re  Qoc^fürftl. 
Durd^I.  Qpr^og  |  Joseph  Clement,  |  3n  ®bern  vnnb  Hibern  Bayrn/  2c. 
fambt  benen  \  liieren  gesogenen  Qof^Damesen  onnb  Cavalliern.  |  Den  7.;Jebruarij/ 
Anno  1686.  I  rnünd?en/  gebrucft  bey  £ucas  Straub.  |  (^  BI.  ^.  —  K.  Qof« 
unb  Staatsbibliott^ef,  IHünd^en.)  Das  ^eftd^en  entl^ält  in  beutfd?er  Sprad^e 
bie  3ufamment^ängenbe  3"^ö!tsangabe ;  bas  Der3eid?nis  ber  „perfonen"  unb 
„Scenen"  (an  lefeteren  merben  angefüt^rt:  <£in  Saal.  (Hin  Dort^of.  €in 
(Sarten.  €in  Galerie.  €in  gimmer;  alfo  feine  IDat^rung  ber<£inl^eit  bes 
0rtes!);  bie  Scene  ber  Farce;  bie  perfonen  bes  „Ballet"  unb  bas  nadj 
„Qanblungen"  unb  ;, (Hintritten''  geglieberte  Ssenarium  ber  Andromaque. 

303)  Qofsaljlamtsrec^nungsbelege  oon  \685  bis  ^688.  (K.  Kreisarc^io 
ianbslint.) 


3^2  JratijöPfc^e  Sc^aitfpleler  am  bayrifc^en  ^ofe 

30^)  Vie  du  Mar^clitl  Duc  de  Villars  dcrite  par  lui-meme  et  donnee 
au  public  par  M.  Anquetil.  Paris   1784.  öanb  I,  5«  27  ff. 

305)  3d?  arbeite  an  einer  umfaffenben  Stubie  über  bie  Sd^icFfale  bicfer 
baYri[d?en  (für(lentod?ter  am  ^ofe  Cubroigs  bes  Diersetjnten.  (feuifle* 
tonijltfd?  t^abe  \df  il^re  perfönlid?fett  unb  il^r  iehtn  einjlmeilen  in  einem 
2lrti!el  bcr  lUündjener  Xlenefken  Hac^ri^ten  (\886,  Hr.  63)  gefd^ilbert.  Dgl. 
andf  Imbert  de  Saint- Amand,  La  Cour  de  Louis  XIV.  Paris  1882. 
5.  129  ff.        ^ 

306)  Dgl.  Jules  Bonnassies,  La  Com^die-Frangaise.  Histoire  ad- 
ministrative (1658 — 1757).  Paris  1874.  5.  75  ff.  unb  Eugene  Despois, 
Le  Th^ätre  frangais  sous  Louis  XIV.  Paris   1874.  5.  3^6  ff. 

307)  XDie  ber  Dorftanb  bes  !.  (Sel^eimen  Bfaus*  unb  Staatsard?tpcs, 
(5.  Qofrat  unb  profeffor  von  Hocfinger,  mir  mitsuteilen  bie  (ßüte  t^atte, 
fjaben  jid?  im  (ßeljeimen  J)ausard?it)e  feine  23riefe  biefer  f ürflin  porgcfunben. 

308)  IHan  ©eröileic^e  barüber  bie  von  Jaber  a.  a.  0.  Banb  I  gc* 
fammelten  Hac^rid?ten. 

309)  PgL  über  biefen Pi(^ter  Ch»Barth61emys  fd^on  ermätintes Wert 
5X0)  Über  bie  Besieljungen  Dancourts  3«  HlajcEmanuel  fd?retbt 

bie  Dorrebe  ber  „CEuvres  de  Th6ätre  de  M.  D'Ancourt."  Paris  1760: 
„Ayant  fait  un  voyage  h.  Dunkerque,  pour  y  voir  sa  fiUe  ain^e,  qui  y  de- 
meuroit  alors  il  en  prit  occasion  d'aller  faire  sa  Cour  k  TElecteur  de  Bavi^re, 
qui  se  trouvoit  a  Bruxelles.  Ce  prince  le  regut  fort  bien;  et  apres  Tavoir 
retenu  assez  long-tems  pour  qu'il  eut  besoin  d'une  Prolongation  du  conge 
qui  lui  avoit  6t6  donne,  il  le  renvoya,  en  lui  faisant  präsent  d*un  Diamant 
de  mille  pistoles.  II  ne  le  r^compensa  pas  moins  genereusement,  lorsqu'^tant 
venu  k  Paris,  d'Ancourt  fit  un  Divertissement  pour  lui." 

3U)  T>xe^e  Perfe  ftnb  ber  IPibmung  entnommen,  meiere  Dancourt 
mit  feinem  iujifpiele  „Les  Enfans  de  Paris"  an  Vflaic  (Emanuel  rid^tete 
(CEuvres  de  TMätre  de  M.  Dancourt.  Paris  1760.  Banb  VII,  S.  5).  Xlad^ 
Pa.rfaict  (Histoire  du  Th^atre  frangois ,  ^ant>  \^,  5,  338)  mibmete  ber 
Did?ter  bas  Stücf  im  ^^t^re  \70^  bem  Kurfürften. 

3^2)  Die  nad^folgenben  Daten  berufnen,  wenn  nid^t  eigens  bemerft, 
auf  2Ird?ioaIien  bes  f.  Hei^sard^ipes  (Defretenfammlung)  unb  bes  !.  Kreis* 
ard?ipes  (I^auptfäd^lid?  auf  ben  2Iften,  bas  fran3öpfc^e  Ct^eater  betreffenb, 
unb  ben  Perfonalaften  ein3elner  5d?aufpieler). 

3^3)  Darnach  jtnb  bie  eingaben  bei  Hubt^art  a.  a.  <D.  S.  88  ff.  richtig 
5U  {leUen. 

3^^)  Über  ©erfdjiebene  Sc^aufpieler  biefes  ttamens  pergletc^e  man 
Mugnier  a.  a.  0.  S.  ^^0. 

315)  Über  bie  Jfamilie  La  Garde  og(.  ^aber  a.  a.  <D.  23anb  I, 
5.  62  ff.  unb  :Sanb  IV,  5.  ^  ff.  —  €in  Kinb  ber  Sd^aufpielerin  La  Vieille 
flarb  ^u  HTünd^en.  3"^  totenbud^e  ber  peterspfarrei  ftnbet  jid?  unterm 
26.  Jebruar  ^70^  per3eid?net:  „llTaria  Ct|erefia  Dielin,  comoebianten* 
finbt,  sepulta  est  ad  S.  Salvatoris  coemet". 

3^6)  Chappuzeau,  Le  Th^ätre  frangois  (6d.  Monval  5.  145),  fc^reibt 
über  bie  Gagist  es:  „Les  Bas  Officiers  portent  entre  les  Comediens  le 
nom  de  Gagistes,  parce  qu'ils  tirent  des  gages,  qui  leur  sont  ponctuellement 
payez."  €r  rechnet  ba3u  ben  concierge;  ben  copiste  ober  souffleur; 
bie  violons;  ben  receveur  au  bureau;  bie  controleurs  des  portes; 
bieportiers;  biedecorateurs;  biemoucheurs:  (pour  les  lumi^res); 
bie  assistans  (domestiques  des  comediens);  bie  ouvreurs  de  loges  de 
th^ätre  &  d'amphith^ätre;  ben  chandelier  (welcher  bie  lichter 
liefert);  l'imprimeur  unb  Tafficheur. 


von  Karl  (Eraittntattrt.  3^3 

31?)  if  aber  a.  a.  0.  Sanb  I,  5.  60.  Dtc  Relations  v^ritables 
fc^retben  über  eine  von  tljnen  aufgefäljrte  pi^ce  ä  machines  pon  Pierre 
Corneille:  „i68o,  le  2  novembre.  —  S.  A.  le  prince  de  Parme  fit  l'honneur, 
mardy  demier,  k  la  troupe  de  com^diens  du  duc  d*Hannovre,  d*aller  avec  toute 
la  cour  voir,  k  leur  theätre,  la  repr^sentation  de  la  pi^ce  ä  machines  intital^e : 
la  Toison  d'or,  qui  reussit  fort  bien  ä  la  satisfaction  de  ce  prince." 

318)  t)ieüeic^t  besietjt  ftc^  auf  ein  folc^es  ber  unter  ber  Hubri! 
„Commocbien,  paüet"  ftel^enbe  t)ermerf  in  ber  £Jof3aljIamtsred?nung  bes 
3aljres  ^70^:  , Monsieur  Chateauneuf  et  Compag.  fran35jif(^e  Commoe*- 
biantcn,  feint  loo  Specie  Ducaten  nac^er  ^anouer  burd?  ^errn  Jran3cn 
(Sugler  ybermad^t  unb  bem  mit  einfc^Iug,  fomol  beg  agio,  alg  ber  IDejIfpefa 
errafft  gbjl.  unber3ci9neter  Conto,  andf  barbei  ligenten  fc^eins,  entrid^tet 
werben ...  ff.  ^^35,  —  37." 

3^9)  Über  biefes  pon  ben  brei  ^öfen  von  Celle,  0snabrücf  unb 
^annoper  anfangs  gemeinfc^aftlid?  untertjaltene  (Etjeater  »ergleid?e  man 
bte  Hoti3en  bei  ^.  iflüner,  Cljront!  bes  Königlid^en  Qofttjeaters  3U 
j^annopcr.  ^annooer  1876.  5.  ^o ff.;  ben  2luffa^  „tL^eaiet  in ^annooer  1680" 
in  nialorties  33eiträgen  3ur  (5efd?id?te  bes  33raunfd?n)ei9ifd?«£üneburgifc^en 
£Jaufes  unb  Qoffs.  Diertes  £Jeft  £Jannooer  ^86^.  5.  \\5  ff.;  bes  gleid^en 
2lutors  IDerf :  Der  Qannooerifd^e  ^of  unter  Crnjl  Jluguft  ^8^7.  5.  152.;  ferner 
V.  Fournel,  Curiosit^s  th^dtrales.  Paris  1878.  5.  ^8,  unb  G.  De snoir es- 
st err  es,  Les  Cours  galantes.  33anb  II,  Paris  1862.  S  286  u.  287.  Da3U 
über  bie  Be3ieljungen  bes  Qofes  in  Celle  3U  ^franfreic^:  Desnoiresterres 
a.  a.  (D.,  ^anb  II,  5.  277  ff.,  unb  Beaucaire,  Une  Mesalliance  dans  la 
maison  de  Brunswick  (El.  d'Olbreuze).  Paris  1884.  —  (Ein3elne  Daten  über 
fran3Öftfd?e  Sd?aufpieler,  meldte  in  Qannoper  fpielten,  finben  ft(^  in  G.  Monyals 
inlereff anter  Stubie,  Le  Laquais  de  Moli^re.  Paris  1887.  —  Über 
f ran3Öjifd?e  Stücf e ,  meldte  3U  IDoIf enbüttel  gefpielt  würben ,  ogl."  (Sefd?id?te 
ber  Braunfc^meig-IDoIfenbüttelfc^en  Capelle  unb  0per  00m  fed?3ef?nten  bis 
3um  ac^t3el|nten  3^^^^""^^^^*-  (3öJ?>^büd?er  für  iflujüalifc^e  IPiffenfc^aft. 
(Hrjier  ISanb.  £eip3ig  H863.  5.   X^i^-,  fonberlid?  S.  200.) 

320)  Chappuzeau,  L'Allemagne  Protestante.  (Suite  de  L'Europe 
Vivante  contenant  La  kelation  d'un  Voyage  fait  en  Allemagne  Aux  mois 
d'Avril,  May,  Juin,  Juillet  et  Aous!  de  l'ann^e  1669  etc.)  A  Geneve  Chez 
Jean  Herman  Widerhold.   1671.     S.  3'^8  ff. 

320  t)gl.  Monvals  (Einleitung  3um  Th^ätre  frangois  5.  X,  unb 
Fournel  a.  a.  0.  Banb  I;  ba3U  bas  ältere  IDerf  oon  M.  de  Beauchamps, 
Recherches  sur  les  Theatres  de  France.  Paris   1735.     5.  230  unb  23;. 

322)  Chappuzeau,  L'Allemagne  Protestante,  5.  38 ;. 

2(ud?  einer  2Iuffütjrung  von  Moli^res  Amphitrion  burd?  biefe 
Cruppe  ipoljnte  er  an  (ebenbort  5.  379):  „Le  21  (juin)  Je  fus  k  la  coraedie 
au  cbateau,  et  n'ayant  pas  dessein  de  faire  la  reuerence  a  leurs  Altesses  que 
lors  qu'elles  seroient  h.  Pirmont ,  ie  me  mis  dans  vne  des  ailes  du  theatre, 
d'oü  ie  ne  pouvois  ^tre  vcu.  La  Troupe  me  parut  excellente,  et  aussi  forte 
dans  vn  sexe  que  dans  l'autre.     Elle  ioua  ce  iour  \k  1* Amphitrion". 

323)  Chappuzeau,  Le  Thedtre  frangois  (ed.  Monval,  5.   ^38). 
32^^)  Moli^riste  a.  a.  (D.  3al|rgang  III,  5.  8^. 

325)  M6moires  de  monsieur  de  Gourville,  concernant  les  Affaires 
auxquelles  il  a  6i6  employ^  par  la  Cour,  depuis  1642,  jusqu'en  1698. 
A  Paris,  chez  Estienne  Ganeau,  rue  S.  Jacques  vis-ä-vis  la  fontaine  S.  Severin, 
aux  armes  de  Dombes.  2  Bänbe  ((72^).  <Hr  fd?reibt  (Banb  I,  5.  38): 
„Quelque  tems  apr^s  £tre  revenü  d' Hollande,   la  Reine  de  Suede   qui  ^toit 


zu  fran33ftfc^c  Sc^anfpteler  am  bayrifd^en  f^ofe 

pour  lors  k  Hambourg,  m'ayant  fait  dire,  que  je  lui  ferois  plaisir,  si  je 
pouYois  lui  envoyer  la  Troupe-Frangoise  de  Comediens  qn'avoit  M.  le  Duc 
de  Zell.  Apr^s  en  avoir  obtenu  la  permission  de  S.  A.  je  les  fis  partir,  et  je 
m'y  rendis  aassi-tot.  Comme  j'avois  eu  l'honnear  de  voir  cette  princesse 
en  France,  j'en  regus  beaucoup  d'honn^tetez  aussi-bien  que  de  M.  de 
Wrangel,  personnage  tr^s-consd^rable.  Nous  nous  trouvions  tous  les  soirs 
chez  la  Reine,  ou  tl  y  avoit  grand  nombre  de  femmes  de  Suede  et  de  deux 
jours  Tun  Comedie*. 

326)  Bobemann,  23rtefiped?fel  ber  Biex^o^in  Soptjtc  oon  ^annoDer 
mit  Karl  inbmtg  pon  bcr  pfal3  (883.  S.  385—393,  ^02.  (^freunblid^c 
Utitteilung  hes  ^errii  Dr.  3ollö"ttßs  23oltc  in  23erlin.) 

327)  Despois  a.  a.  0.  5.  95. 

328)  Jürfienau,  gur  <5cf^id?te  bcr  Vflnfxf  mtb  bes  Cf^eatcrs  am 
fjofc  3»  Dresben.  gmeiter  d|cil,  Dresben  (862,  5.  9.  —  2(ud?  in 
lDarfd?au  fpielten  mäljrenb  bes  Karneoals  (699  „bie  gelHfd^en 
(tomoebianten",  mofür  folgenbe Summen  berechnet iDurben:  „(Te^^  Kaifer* 
gulben  für  Quartier,  5669  ^fö-  'ko  fr.  £Jonorar,  2905  Kfg.  für  (Sarberobe 
nnh  3600  Kfg.  für  bie  Hücfreife,  —  5.  S.  \3938  Kaifergulbeu".  (^ür  jtenau 
a.  a.  0.  gmeiter  (Teil,  5.  22. 

329)  Über  N  a  n  t  e  u  i  1  oergleid^e  man  bie  älteren  IDerfe  pon  Beauchamps 
a.  a.  0.  5.  257,  unb  Mouhy,  Abr^g^  de  l'histoire  du  th^dtre  frangois  etc. 
Banb  I  (Paris  (78o),  5.  22,  32,  7^  ^22,  unb  23anb  II,  5.  250,  unb  G. 
Monvals  2(rtifel:  La  Troupe  de  Nanteuil  ä  AngoulSme  en  1685. 
(Moli^riste  3aljr9.  X  [^888],  5.  57  ff.) 

330)  Über  Passe  rat  pgl.  Jabera.  a.  0.,  Sanbl,  S.  35;  Beauchamps 
a.  a.  0.  5.  287;  Mouhy  a.  a.  0.  23anb  I,  S.  (90  unb  23anb  II,  5,  26^^. 
330  IHalortie,  Beiträge  a.  a.  0.  S.  {\7  ff. 

332)  IDie  ßerr  Baron  con  Hlalortie,  mol^l  ber  grünblid?fte  Kenner 
^annooerfd^er  l^ofgefc^id?te,  bie  (Säte  Ijatte  mir  mtt3uteilen,  ftnb  in  ben 
2lrd?ipen  3U  fjannoper  meitere  tlad^ric^ten  über  bas  fran3Öftfd?e  Cf^eatcr 
bortfelbfl  faum  meljr  3U  ertjolen. 

333)  Mugnier  a.  0.  S.  \^. 

33^)  Spruner,  CljaraFterbilber  ans  ber  bayerifc^en  (5efd?td?te  ic. 
irtünc^en  H878»    S.  (70. 

535)  Pgl.  über  biefen  Saal  (L^,  f^aeutle,  (5ef(^id?te  ber  Hepbenj 
in  inünd?en,  S.  U5  ff. 

336)  3ot|ann  21  n ton  (Sump,  ans  einer  (Eyroler  Künjilerfamilie 
jtammenb  unb  piel  3ur  fjerjteüung  pon  ^eftesbeforationen  peru>enbet,  mürbe, 
mic  id^  aus  ben  Cotenbü cbe rn  ber  (frauenpfarrei  gefunben,  am 
29.  inär3  (7i9  auf  bem  ^friebljofe  Pon  St.  Salpator  begraben.  (Haglers 
KünftIer-£ejt!on  (Banb  V,  S.  ^^52)  lägt  if^n  fälfd^lid?  im  ^atjre  H720  flerben.) 

337)  Über  aüe  biefe  Vorgänge  geben  bie  pon  fjeigel  burd^forfc^ten 
Briefe  IHay  (Emanuels  an  feine  (Semaljlin  Cl^erefe  Kunegunbe 
2(uffd?lu§  (pgl.  Die  Korrefponben3  bes  Kurfürften  ITtay  €manuel  Pon  Bayern 
mit  feiner  smeiten  (Semaljlin  Q^ljerefe  Kunegunbe  mit  itjren  (Eltern,  in  ben 
ÖJueÜen  unb  2(bl^anblungen  3ur  neueren  (5ef(^id?te  Bayerns.  IHündjen  i88^, 
S.  ^69  ff.;  fonberlid?  S.  179.) 

338)  (Ernft  Pon  Destouc^es,  HTünc^ener  Bürgertreue.  Urfunblid?er 
Beitrag  3ur  (gefd^ic^te  ber  IHünd^ener  inorbipeit|nad?ten  ;705.  IHünd^en  1880. 
S.  6;  mo  über  bie  guftänbe  in  IHündjen  mä^renb  ber  öjterreic^ifd^en 
0f!upatton„bas  meitere  nad?3ulefen. 

339)  Über  biefen  Faffeeflebenben  Httmen  f^abe  id?  nichts  3U  exHnben 
permod^t.     Unter   ben  mit  Hamen  angefüf^rten  fran33fifd?en  Komöbianten 


von  Karl  tLvanimann.  3^5 

fommt  er  ntd^t  cor;  er  gel^örte  alfo  woiil  entroeber  311  ben  Gagistes  ober 
gletd?  bem  nod?  3U  etwäfyxenben  Philippe  de  la  Rue  311  bcn  probeioeife 
aufgenommenen  unb  pon  ber  (Sefellfc^aft  felbft  befolbeten  Pensionnaires. 

3^0)  Destoud^es  a.  a.  0.  S.  ^. 

5Q(\)  Chappuzeau,  Le  Thedtre  fran^ois  (ed.  Monval,  5.   HS). 

3^2)  3tn  Q^otenbud^e  ber  pfarrei  oon  St.  peter  l^eigt  es  unterm 
6.  3MTit  \7\5:  „Philippe  de  la  Rue  d^urfrl.  Jelbfd?erer  bei  bem  Ijoffftab. 
SS.  Sa(cramen)tis  munitus  extra  sepultus  est".  0b  biefer  ^elbfd^erer  ibentifd? 
tft  mit  bem  etiemaltgen  fran3Öftfd?en  Komöbtanten,  vermag  td?  ntd^t  an« 
3ugeben. 

3<^3)  Hubljart  a.  a.  0.  S.  90. 

3^^)  3n  einer  „Befd^reibung  yber  bie  bey  porig  (Sbigjier.  £anbts- 
f^errfd?aft  geroeften  Qofmufifanten.  Perfagt  ben  ns*^»»  7bris  1706"  (K.Kreis* 
ard?io  IHünd^en,  2ifia.  Die  fjofmufifer  in  genere,  Status^Sad^en  u.  bgL 
1610-180^)  Ijeigt  es  u.  a.;  „IHid^ael  Heuner,  ain  6^  3^J?^»9^^  ^^"»i/ 
bient  fd?on  52  3öf?r  onnb  I^at  2^me  bie  Derflorbene  (^urfürftin  ITTaria 
anna  l|ed)ftfel.  angebencff^ens  £el^rnen  laffen,  beffen  Solbt  ifl  350  fl. 
genjeji.  —  3f*  bereits  in  grefter  2Irmuettj  perftorben".  Später  cerful^r  bie 
äbminijtration  etwas  milber.  Durc^  Signat  com  2^  iftai  ^706  werben 
aüe  Dofals  unb  3nftrumentalmu|ici  entlaffen,  bie  nac^  auswärts  2(bgef^enben 
erl^alten  il^re  päffe,  bie  wegen  2liter  unb  Kranfl^eit  3U  anberweitigen  Dienjien 
Unfät^igen  ert^alten  penfionen.  (K.  b.  allgemeines  Keid?sard?iD,  dürften« 
fad?en.  II.  Specialia.  Lit.  C.  Fase.  LXXVI.  Hr.  7^0.  IHof  (Ertianuel,  ber 
21ufentl^alt  ber  jungen  Prin3en  unb  Prinsefftnen  in  IHünd^en  wäl^renb  ber 
!aiferli(^en  2Ibminiftration ,  beren  fowie  ber  übrigen  Düafterien  unb  Be- 
bxenten  Untert^alt  unb  Befolbungen.  ;706).  Bebeutenb  freiließ  jxnb  biefe 
Penftonen  nid^t  gewefen,  benn  als  im  3^^^^  l'^X^  ^^^  ^^fPP  Seerieber 
um  eine  Bcil^tlfe  bat,  ba  er  fed?s  Kinber  i^ahe  unb  bermalen  brotlos  fei, 
mürben  il^m  monatlid?  fcd?s  (Sulben  bewilligt.  (K.  Kreisarc^ip  IHünd^en, 
perfonalaft  Seeriebers.) 

3^5)  23ittfd?rift  Creus  an  bie  faiferlic^e  2Ibminijiration  00m 
26.  0!tober  ;705.  (K.  Kretsard?ir>  IHünd^en,  perfonala!t  tireus.) 

3'^6)  Pgl.  2(nmerfung  nso. 

3'^7)  <£arl  ^eine,  Z^lianms  Delten.  €tn  23eitrag  3ur  (5efd?ic^te 
bes  beutfd?en  Q;i?eaters  im  XVII.  3aljrljunbert.    f^alle  a.  b.  5.  ^887. 

3^8)  €.  IHen^el  a.  a.  0.    S.  x\o. 

349)  „(Eingenommen  pon  bennen  Hiberlenbifd^en  (tomme' 
bianten,  welche  auf  öemainer  Stattrf^atl^auß  20  <£ommebien  gef^alten, 
iebe  pactirtermajfen  ^,  in  allen  80  fi.  Pauon  l^at  man  aber  bem  Statt* 
rt^atbienner  l^crfljomnermaffen  ber  bahe'f  geliebten  bemieljeung  I^alber  28  fl. 
gegeben,  ber  yberreft  würb  biffer  0I^rten  in  (Einnamb  getragen  mit .  ♦ .  52  fl.'' 
(Stabt!ammerred?nung  für  \682,  Bl.  89.) 

350)  „Adi.  ^3.  2(uguft  ^695.  IDolfgang  Heitter  Stattonbter- 
paumaifter  Ijat  oon  3<^coben  Kuglmann  oon  pausen,  aus  Sec^s* 
ftetten  (?),  (lomebianten,  cor  bas  mit  (S.  ©erwtlligung  aines  £obl.  Statt 
Hljats  ic.  auf  bem  Hl|atl^aus  aufgeritzte  Sljeatrum,  omb  t^ergebne  pau 
niaterialien  onb  taglol|n  69,  bann  cor  ainer  (Ellepl^anten  [jitten  »nb 
2(r3tensftanb  \5,  andi  ausbefferung  etlid^er  (Lrämmer  Stenbt  in  ber  '^acohi 
Dult  3  fl.  4-0  !r.,  vnb  sefammen  87  fl.  40  !r.  eingenommen,  IPelc^e  €r 
nun  alt^ero  erlegt  l^at,  fo  big  ol^rts  l?iemit  in  €mpfang  fommen,  id  est  *  *  . 
87  f.,  4  ß.,  20  bl." 

„Adi.  ;^.  3ßnner  ^696.  £egtlid?en  von  oorgemeltem  Z^^^^  Kugel« 
mann,    (Lomebianten ,    00m   2^.  3^^^   perfc^inen   Z^vs    bis   anljero    auf 


o\6  fran3ö|tf(^e  Sc^mifpielcr  am  bayrifc^en  £Jofe 

(Scmainer  Statt  Hl^atl^aus  gef^altneu  ^5  Comebtcn,  iebe  pacttertermajfen  3, 
gcfammen  empfangen  ^35  p.  Daoon  bem  Hljatbtenner,  megen  feiner  bis* 
fal^Is  geliebten  mief^e  t>nb  ongelegentjeit,  bas  brittl  mit  ^5  fl  ^e(iehen 
werben,  ber  yberregt  fombt  big  0t^rts  in  €!nnamb  mit  .  .  .  90  ff."  (Stabt* 
fanimerred^niing  von  1695).  —  3n  bes  gleid?  3U  etv>ä}:inenben  23ürger- 
metfters  Z^\^Vk  ^^^  Dacc^icry  Cagebud^auffc^reibungen  ift  unterm 
[6.  (Dftober  ;695  311  lefen:  „.  .  .  Die  Kud^Imannfdje  compagnie  fangt 
of  (Erl^altene  3monatIid?e  (Hrlaubnus,  bas  €rjie  mal^I  ipieber  tjeut  <£omoebt 
ofm  Hl^atl^ans  §u  fpillen  ..." 

35  0  //Adi.  22.  2Iug.  anno  1699.  Von  33aItI|afarM  pr unbac^, 
ljer3og.  IHorsburg.  ^offcomoebianten  ab  \2  auf  (Semainer  Staii  Hl^atljaus 
gel^altner  comoebicn,  ieber  pactiertermaffen  2  fl.  \5  !r.,  3efammen  27  fl. 
empfangen;  Dauon  bem  Hl^atbienner  roegen  feiner  bisfal^Is  geliebter  enge- 
legculjeit  bas  brittljail  mit  9  fl.  3ugeftelt  loorben,  ber  yberregt  mürbet  alba 
in  empfang  gefe3t  mit  .  .  .  H8  ff.'' 

„Adi.  dito.  (Erleget  erfagter  prump ad?  megen  anfrid?t=  unb  mieber 
abprcd^ung  be§  (El^eatrY,  vov  tag-  vnb  (Jurlol^n,  fo  alljer  in  €innamb  gc» 
tragen  mürb  .  .  .  6  fl.,  6  /?,  9  bl."  (Stabt!ammerred?nung  für  1699.) 

552)  „Adi  J9.  7bris  ^699,  besgleid?en  oon  3öfepi|  2(ntl^ont 
5trani3fY  oon  2lugspurg,  oon  6  auf  (gemainer  Stattrljatl^aus  gel^altner 
Potticionelafpill,  ainem  2  fl.,  alfo  in  aüem  |2fl.  eingenommen,  l^ieuon  mann 
bem  Ki^atbienner  ebenfal^Is  bas  brittl^aiU  mit  ^  fl.  gegeben,  oerbleibt 
fold^cmnad?  alba  in  (Einnamb  3ebringen  ...  8  fl."  (Stabtfammerrec^nung 
für  ^699.) 

353)  „Adi.  20.  (September)  dito.  Pon  ßanns  <5eorgen  pliembl 
et  Cons,  Bifcf^offl.  2Iid?ftett.  Qof  HTufifanten,  Don  2^  2Iuf  (Semainner  Statt 
Hl^atl^aus  gel^altnen  (Lomoebien,  ieber  2,  3efammen  ^2  fl.  eingenommen, 
IDarpon  man  aber  bem  Statt  Hl^atbienner  (ßabrieln  £u3en  gemot^nlid?er- 
maffcn  ben  brüten  tl^aiü  mit  i^  fl.  eruolgen  laffen,  ber  tjbcrregt  !ombt 
alba  pr.  (Empfang  mit  28  fl."  (Stabt!ammerred?nung  für  i709.) 

354)  „Adi.  5.  2IpriI,  eingenommen  oon  benen  (Eommebianten  loegen 
uf  ber  Q;rinnfl?fluben  geljaltnen  \o  fpiüen,  k  \  fl.,  30  fr.,  3ufamb . . .  \d  %" 
(Stabtfammcrred^nung  für  l7io.)  Da^u  bie  Bemerkung  Pacc^ierys  unterm 
8.  (Jebruar  \7\oi  „  .  .  .ben  Söd?fifd?en  (Eomoebianten  Intuitu  H.  Admini- 
stratorn  Ex.  bie  Q^ringfluben  3U  ejl^ibirung  3uegeftanben." 

355)  Über  bie  (Sefellfc^aft  Ijaben  ftd?  t)ermer!e  in  ftäbtifc^en  Urd^ioalien 
nic^t  oorgefunben. 

356)  Cod.  germ.  \<)q.^  ber  IHünc^ener  ^of»  unb  Staatsbibliotljef : 
Des  niünd^ener  Bürgermeifters  Utay  3of-  ^>on  Pacd^iery  eigent^änbiges  Q^agc 
buc^  über  bie  ^al^xe  ](7;o— t7i6,  unb  Cod.  germ.  1946:  Dasfelbe  über  bie 

^aljre   ^7^7— \72](,    ^723. 

357)  Z^^xhüdi  für  inünc^ener  (Sefc^ic^te,  33anb  I,  S.  263. 

358)  ITTenfeel  a.  a.  (2).  5.  U6. 

359)  t)gl.  2Inmerfung  278. 

360)  „Adi.  ^7.  2(uguft  t697  l^at  (Seorg  3<^f^P^  Steiger  allt^iefiger 
(£ommoe6iant  auc^  oon  6  uf  miberl^olt  (Semainer  Stattrl^atljaus  geljaltnen 
(Zomoebkn,  ieber  \  fl.  3o  !r.,  in  allem  9  fl.  be3alt,  l^ieuon  ebenfals  bem 
Hl^atbienner  bas  brittf^ail  mit  3  fl.  gegeben  morben,  bas  ybrige  mirbet  neben 
\  fl.,  fo  €r  Steiger  megen  2(bbrec^ung  bes  (El^eatrij  oor  taglol^n  erftattet, 
in  €mpfang  genommen,  tf|uet . . .  7  fl."  (Stabtfammerred^nung  für  1697). 

560DominifusDeic^eI  mar  ein  Schüler  bes  berütjmten Komponijien 
Kafpiar  Ki^erl  (ogl.  Hub^art  a.  a.  <D,  S.  37). 


von  Karl  Crantmann.  3^7 

362)  „Adi  ^2.  ^ehxnax  H70U  Httirenigßr  Ijat  man  von  bem  Curfrf. 
^of«  unb  (£ammer«3nPrtt'"ßnttpen  £J.  Domtnt co  Deyd^I  ob  20  auf  (Sc* 
mainer  Statt  Hl^atljaug  gel^altncr  domoebicn,  tebe  pacticrtermaffen  2,  sefammen 
'^o  fl.  empfangen,  bauon  bem  Kl^atbienner  megen  feiner  bigfat^Is  geliebten 
ongelegent^cit  bas  brittljati  mit  ^3  p»  20  !r.  guegeftelt  morben,  ber  yberreft 
würbet  alba  in  empfang  gefest  mit  ...  26  f.,  ^  ß,  20  bl."  (Stabtfammer* 
red^nung  für  utoo.) 

„Adi.  ^8.  3^«"^^^  l^^o  (Erlegt  £Jerr  Dominicas  Detd^I,  (tapell" 
maijier  3U  2IIten  0etting,  ob  ^o  of  (Semainner  Statt  Hl|atl^aus  get|altenen 
Commebien,  h  3  tl^uett  30  fi.,  bauon  bem  Ht^atbienner  bas  ^/s*^  »"tt  lo  fl. 
gegeben  morben,  ber  regt  fombt  all^ero  . . .  20  fi."  (Stabtfammerrec^nung 
für  ^709.) 

363)  3«  ^^ni  in  2(nmerfung  3^^^  erroätjnten  Sd^riftfiücfe  I^eigt  es: 
„Z^^^n^  Dominicus  D^id?el,  (Drganijl,  50  2a}:ix  alt,  t^at  ^  Kinber 
unb  23  3^^^^  gebieut;  bejfen  Solb  waxe  '^oo  p.  i^at  falsburgifd^e  Dienji 
angenommen." 

36^)  2Im  ^6.  inär3  17](0  fd?reibt  Dacc^iery  in  fein  Sagebuc^: 
„  . . .  D e i d? I  t|at  feine  UTagbalena  (£omoebi  bas  lejftc  IHal?!/'  Das 
StücP  felbft  Ijat  bie  Signatur  Cod.  geim.  4064:  Dominic  Deid^el, 
d?urfürjtlt4ßr  £Jof'  nnb  (Eammerorganift :  UTaria  IHagbalena  ober  bas  oer* 
lorne  unb   u)iebergefunbene  Sc^äflein,  Comöbie  in  Heimen  für  IHufi!. 

365)  „Adi.  2i.3»^^i-  Empfangen  pon  3<i<^ob  Seerieber,  Qof  ITtufico 
et  cons ,  ah  3U  oerfd^ibencn  6  maßen  gel^altenen  0peren  ofm  Hl^atl^aus  (2  fl., 
loaruon  bem  Hl^atbienner  bas  briti  l^erban  geben  iporben,  pr.  ^  f(.;  Perbleibt 
alfo  ant^ero  gubringen...  8  fl."  (Stabt!ammerred?nung  für  ^7^^.) 

366)  Pgl.  bie  bibliograpl^ifd^en  Hotisen  im  8.  Qefte  berlDiencrHeu* 
brucfe,  ijerausgegeben  oon  2(.  Sauer  (IPien,  CKonegen):  Pier  bramatifd?e 
Spiele  über  bie  sroette  (Eürfenbelagerung  IDiens  aus  ben  3al^ren  \ 683— 86. 

367)  23ereits  in  IDien  fam  ^685  eine  Ijierauf  be3Üglid?e  Komöbie  cor 
bem  Kurfürften  3ur  Darftcüung.  Pgl.  Cod.  germ.  3169  ber  !.  ^of«  unb 
Staatsbibliotl^ef  in  ITTündyen :  P.  5  d?  e  r  e  r  s  S.  J.  Austria  armata,  (£omöbie 
in  Heimen  1685,   nad?  bem  (Entfafe  IDiens  cor  IHaj  €manuel  probu3iert. 

368)  Pon  biefem  poeten,  ber  aud?  mand^e  ^feftesbcfd^reibung  oerfagt, 
foK  im  näd?ften  Banbe  bes  Z^k^^^^^^  eingel^enber  bie  Hebe  fein. 

369)  ,,Q;ürcf  ifd?e  Tragoedia  I  ll^b  |  (£l|riftltd?e  Comoedia  |  (Dbcr  |  £eben/ 
onnb  Sobt  bes  Sürcfifd^en  I  lPüttcrid?s  /  vnb  ftrangulierten  (ßrog«  |  Pesiers  1 
Cara  Mustapha.  |  Dem  |  Durdjlcuc^tigijten  (Jürjlen  |  onnb  fjerrn  /  £Jerrn  | 
Maximiliane  |  Emanveli ,  |  3«  <Dber  vnb  Hibem  Baym  /  |  aud?  ber  0bern 
pfalö  f^erfeogen/  |  pfalfegrafen  bey  Ht^ein/  beg  f?.  Höm.  Heid^s  |  €r^  Srucf- 
feffen  /  onb  (Lt^urfürften  /  £anbgrafen  |  3U  £eud?tenbcrg  /  ic.  ic.  |  IHeinem 
2Iüergnäbigtjien  (Jürften  onb  Qerrn  /  ic.  \  2Iug  |  Sd^ulbigift^Pntertl^änigifter 
Devo-  I  tion  dediciret  pnnb  offeriret  j  Pon  mir  |  Thema  Bernardo  De  Lillis,  | 
^od?-(Jürftl.  (f reys.  (Trompetern  /  rnnb  |  (Ecutfdien  Poeten.  |  IHündjen  /  bey 
£ucas  Straub/  ^685."  |  (32  231.  8.  —  K.  Qof.  unb  Staatsbibliotl^ef,  ITTünd^en). 

Diefes  Opus  Ijat  (Ebuarb  Seig  in  bem  Qefte  ,,^umorifti!a.  Satyrifd?e 
Dialoge  unb  St^eater  aus  ber  §eit  ber  3n5eiten  Ör!en'BeIagerung  IPiens" 
(IPien  H883)  abbrucfen  laffen. 

370)  Der  I  Höm.  Keyferl.  vnb  Königlichen  j  UTajejtäten  |  (5n5bigi|ier 
(Einfetji;  |  IPeld^e  bife  l?ot|e  perfol^nen  in  Begleitung  einiger  |  (Ltiur*  r>nb 
(Jürften:  |  Xladi  bero  2lb3ug  aug  ilugspurg  |  23ey  bem  |  Durd?Iend?tigjien 
Pnüberujinb'  |  (id?ften  |  gelben  /  |  Maximilian  |  Emanvel ,  |  (Ll^urfürften  in 
Bayrn/  ic»  |  3«  bero  Hepbenft'Statt  HTünd^en/  Anno  |  1690.  ben  ^.  Februarij 


31(8  frönjöjtfc^e  Sc^aufpteler  am  bayrtfd^ert  fjofe 

genommen.  |  2(nffgemercft/  |  Durc^  Thomam  Bernardum  De  Lilliis,  |  gemcften 
iljnpCöü.  obriflen  Crompeter/  Directoren  j  £n^'^etDx*Wctdsl  vnb  (Eeutfd^en 
Poeten.  |  (gebrucft  bey  Joljann  3äcflin/  Ct|urfürjiL  ^ofbud?- 1  trucfern/  vnb 


370  Ö^^^  ^M^  penjtonatsbüljne  oergletd^e  man  bas  IDerf  oon  A. 
Taphanel,  Le  Th^dtre  de  Saint-Cvr,  d'aprSs  les  documents  iD^dits.  Paris, 
L.  Ccrf. 

372)  §um  erjien  Vflale  aufgefüt|rt  3U  Saint^Cyr  am  26. 'Januar  H689. 
(Dgl.  bie  ttottce  3U  Esther  in  bcr  Racine-Husgabe  von  Paul  Mesnard 
in  ber  Sammlung  des  Grands  ^crivains  de  la  France,  ^anb  III.  paris 
Hachette   (865). 

373)  Dag  bte  Z^^mUnfombbien  unperänbert  il|ren  (fortgang  ncf^men 
brauchen  w'n  eigcntitdj  gar  ntd?t  mct|r  3U  criDäl^nen.  Ungefü^rt  jebod^  fei, 
ba%  andi  in  beutfdjcr  Sprad^e  gefptelt  tt)irb;^fo  fii^reibt  Dacd^tery  am 
(9.  2(ujup  H710:  „.,  .XDixhi  bie  (Ergt  <£omoebt  ht>^  htn  3^futten  getjalten, 
ncljmbltd?  IDalter  von  perlac^  (?)  Kitter,  in  (Eeutfd?/' 

37^)  IDaf^rfd?einIid?  mürbe  tm  (Dpernl^ans  bei  St.  Salrator  gefpielt, 
benn  in  ber  ^of3at^Iamtsred?nung  bes  2a\:tves  i7\o  ijl  auf  Blatt  593  b  3U 
lefen:  „Denen  beim  (£ommoebianten*f|au§  aufgej^eüten  It>ad?teru  £oren3en 
<L{a%  et  cons  ,  roeil  fye  oon  t>enen  (£omoebien  einen  geringen  Hujen  gesogen, 
l^ingegen  bie  befteüung  ber  IDadyten  wegen  ber  ^feuersgcfal^r  notrocnbig 
gemefen,  iji  bie  nod?  reftierente  IPac^t  angefd^afft,  befag  fjoffammer  orbonan3 
unb  Sd^ein  besalt  morben ...  fl.  7,  (!r.)  48." 

375)  ITTid^ael  IPening,  Historico - topographica  Descriptio.  Das 
tfl:  23efd?reibung  bes3  (Ll^urfürften  unb  Qersogtfjumbs  Ober*-  unb  Hibern 
Bayern  ic.  Anno  MDCCI.  (Hentümt  HTünc^en  S.9O  erroäl^nt  ein  (Lomoebi- 
l|aus  im  ßof garten. 

376)  l)gl.  Qeigels  2(uffaö:  „Kurprins  3ofeplj  ^Jerbinanb  oon  Bayern 
unb  bie  fpanifd^e  (Erbfolge.  ^692— (699."  ((Quellen  unb  2(bt|anblungen  3ur 
neueren  (Sefdjid?te  Bayerns.  S.  91  ff.) 

377)  K.  Kreisard^ip  Hlünc^en  {2lHa,  Die  Qofmufifer  in  genere,  Status- 
Sad^en  u.  bgl.  (i6io— (80^). 

378)  Pgl.  2Inmerfung  270. 

379)  ^of3at|Iamtsre(^nung  unb  Qof3aljIamtsred?nungs*BeIege  für  (695. 

380)  irtenöel  a.  a   0.  S.  U7. 

380  ^Ictifon  lub  ben  ^of  in  folgenbem  Sdjreiben  (^ofsal^Iamts* 
rec^nungs*BeIege)  3U  einer  DorfteÜung  ein: 

Durc^Ieuc^tigifter  (£ljurfürjt, 
(Senebigijier  (fürft  unb  Qerr,  £Jerr  etc* 
Vflan  pflegt  in  (Semeins  Sprid^roortt  3U  fagen,   unbanfbal^rfeitt^ 
3ii  ba%  (Srefte  lajier,   bamit  id?  aber  biges  lafters  mid?  nid?t  toiU 
tl^eiUt|aftig  mad^en,  liah  ic^  cor  ermigene  l^od^e  (Lt^urfürftl.  (&nat>te, 
meiere  id?  nid?t  aöein  cor  nngefel^r  \o  ober  \2  3aljre,  aud?  anie3o 
in  agir'  unb  praefentirung  meiner  (Eomoebien  genogen,   3ur  unter* 
ttjenigften  Danfbarfeitl^  €uer  (£l^urfrl.  Durc^I.  3U  bieger  Hö mif c^en 
^iftory  einlaben  UJoUen,    wie  Beyligenbte  Senopfis  ( —  nid^t  mef^r 
oorl^anben  —)  ausmeigen,  bemüttigft  bittenbt  Fünftigen  ITTonbag  ol^nc 
inaggebung  (Eine  Siunbi  3U  beftimmen,   in  u)eld?er  wir  Bercitf?  fein 
motten  anf3umarten,  €ntmöbter  auf  bcm  ratl^l^aug  ober  mo  bie  ijoc^ 
2(belid?e   gefellfd^aft   beyfamen  3ft;    ober  in   unfern   orbinary   pla3. 
^etrejien  uns  einer  gneb.  Hefolution  Unbi  Derbleiben 
€uer  (£l^urfürftl.  Durd?I.  Untertlj.  (Sel^orfambjl. 

2(nbreas  €Ienfon  principal  nebjl  feiner  ^anbie 
Ijoc^teutfd^er  (Comoebianten. 


von  Karl  Crautmann.  3^^ 

Die  „fambtltd^en  Comoebtanten"  erl^alten  Ijterauf  unterm  s.^febrnar  ^698 
Seljn  5pe3testt^aler  ans  ber  Qoffaffe. 

382)  „3oljann3öcobpranbt,  poüttmenfptKer,  fo  cor  3^r»  l?od?f rl. 
BrI.  bem  d?urprtn3en  2  mal  gefptit,  recompens  inl^ali  geti  .  .  .  fl.  60." 
(Qof3aljIamtsred?nung  für  H697.) 

383)  „(Eljomag  IHaccuIIa,  fo  eine  Comoebi  gefptHet,  t)ermög  geti 
,  ♦  .  ff.  30."    (ßof3al|Iamtsrecf?nung  für  1697.) 

38^)  D9I.  21  n ton  ITTaver,  Die  Domfirc^e  3U  H.  £.  (frau  in  IHitnc^en. 
rnünd?cn  1868.    5.  195  unb  ^52. 

385)  „Qerrn  (ErtI,  (El^orl^errn  bey  bem  Stüfft  Unfer  lieben  (frauen 
alliier,  loeld^er  beg  <£f?urprin3en  DrI.  3U  bcro  Hat^menstage  eine  glücflj« 
minfd^ung  (tomoebi  gemad^t  unb  cor  berfelben  3n)eYmal?l  ejl^ibirt,  3um 
Hecompens,  gaig.  Unberfc^ribenen  fc^eins  ...  f.  ^^o."  (^of3atjIamtsrec^' 
nung  für  ^698.) 

386)  Spruner  a.  a.  (D.  5.  H87. 

387)  ^f  aber  a.  a.  (D.  33anb  II,  5  58  fc^reibt:  „Ce  ne  fut  qu'en  1706 
que  parut  la  premi^re  oeuvre  dramatique.  Elle  est  due  ä  un  certain  D  e 
Valentin  et  a  pour  titre:  Le  Franc  Bourgeois,  com^die  en  cinq 
actes  et  en  vers.  En  cette  m6me  ann^e,  cette  pi^ce  fut  represent^e  ä 
Munich,  quoiqu'ayant  €t6  ^ditee  a  Bruxelles".  lüeitere  tTad^ric^ten  über 
biefes  IDer!  finben  fid?  in  Banb  IV,  5.  276:  „Le  Franc  Bourgeois,  Com^die 
(5  a.  V.),  dediee  ä  S.  A.  Electorale  de  Bavi^re,  par  G  T  de  Valentin. 
Bruxelles,  Antoine  Claudinot,  1706.  In  —  12  de  94  pp.  plus  4  pp.  non 
chifF.  pour  l'^pitre  d^dicatoire.  Fig.  d'Harrewyn.  —  Rare.  —  Dans  les 
feuillets  pr^liminaires,  l'auteur  nous  dit  qu'il  s'est  propos^  »de  tourner  en 
ridicule  les  mani^res  dures  d'un  franc  bourgeois,  l'aversion  qu'il  a  pour  les 
gens  de  qualit6,  son  avarice,  son  attachement  aux  vieilles  modes,  sa  haine 
pour  tout  ce  qui  sent  la  nouveaut^,  son  ignorance,  son  peu  de  politesse  .  .« 
Le  caract^re  de  son  heros  est  parfaitement  trac6."  —  (Einen  urfunblid^en 
Unljaltspunft   für   biefe  2(uffütjrung   I^abe  id?  bis  jefet  nid^t  finben  fönnen. 

388)  ^eigel,  (Quellen  unb  ^Ibt^anblungen,  5.  \72. 

389)  iaber  a.  <i.  0.  Banb  I,  5.  79  ff. 

390)  Jaber  a.  a.  0.  23anb  I,  5.  82. 

39O  Piere-Antoine  Fiocco,  KapeKmeifter  IHaj  (Emanuels. 
(t)gl.  über  iljn  ;f  aber  a.  a.  0.  S.  73  ff.) 

392)  if  aber  a.  a.  0.  3anb  I,  5.  90. 

393)  Jaber  a.  a.  0.  33anb  I,  5.  67. 
39^)  Jaber  a.  a.  0   ^anb  1,  5.  ^25. 

395)  L'Impromptu  deSur^ne,  Com^die-Ballet ;  Repr^sent^e  pour 
la  premiere  fois,  devant  Son  Altesse  Electorale  Monseigneur  le  Duc  de 
Baviere,  k  Surßne,  le  2  Mai  17 13.  (Oeuvres  de  Dancourt,  Paris  1760, 
Banb  XI,  5.  297.)  —  Der  prolog  feiert  bie  21nnel^mlid?feiten  bes  ^friebens. 
Dgl.  aud?  Mouhy  a.  a.  0.  23anb  I,  5.  253. 

396)  (faber  a.  a.  0.  Banb  l,  5.  68  ff.  unb  U6  ff. 

397)  K.  Kreisard^io  Illünd^en  (Elften,  bas  fran3Öfifd?e  Q^l^eatcr  betreffenb). 

398)  So  l^eigt  es  in  ber  Stabtfammerred^nung  bes  3al^res  ^7^5,  wo 
unter  ber  Hubri!  „Hatl^sgcfd^efft"  eine  eingel^enbe  Befc^reibung  ber  bei 
biefem  21nlaffe  erfolgten  feftlid^en  2Iusfd?müdPung  ber  Stabt  3U  lefen  ift. 
2Ibbilbungen  biefer  (feftes3ier  finben  jid?  in  bem  \7<6  bei  ITTattjias  Hieb! 
erfd^ienenen  IDerfe  „(Et^rn-33e3eugung  So  bem  I)nrd?Iaud?tigiften  ^Jürften 
unb  f^errn  Utayimilian  (Emanuel  ....  IDie  aud?  3^^^  grauen  (Semal^Iin 
Sljereftae  Kunigunbi  ....  errid^tet  roorben  x%     Von  23urgermeifter  unb 


320  ijtart3öpfc^c  Sc^aufpielcr  am  bavrifc^en  Qofe 

Katlj  ber  Cf^urf.  EJaubt»  u.  Kepbenfe»  IHünc^en  ben   u.  3uli  Anno  171 5. 
(niailHngcr  a.  a.  0.  Barth  l,  5.  83,  Hr.  832.) 

(Hljc  ber  Kurfür ji  fraufreid?  perUe§,  fegte  er  bem  Kebafteur  ber  be- 
kannten gcttnng  „Le  Mercure  galant*  einen  J^l^resgeljalt  aus:  ,;3nbeme 
3ljro  Cljurfürftl.  Drd?I.  ic  onnfer  gbtjier  l^err,  ben  2Iutl^or  Von  bem  Dero* 
fclben  bebicterten  Mercurio  Galant  3U  einer  beftanbtgen  penpon  Dom 
(Eingang  bi§  3^^'^,  3älirlid?e  breyt^unbert  Liures  'de  France  Specialtter 
gbift  PermiUiget;  2Ilfo  befel^en  t|öc^ftgebad?t  31|ro  '  d?urfürftL  Dd.  Dero 
t^of  (Lammet  §u  IlTänd^en  Ijtemtt  gbijl.,  megen  bero  Pcrabpolglajfnng  bcy 
bem  Qof  §al)I'2Imbt  bafelbfi  t>as  meitt^ere  guoerflegen  .  .  .  Sig.  5t.  (Llonb, 
ben  22t5w  IHersen  Anno  17 16".    (Heidjsard^it»,  Defretenfammlung.) 

399)  »3^^^  (£t|urfrl.  DljL  in  Bayern,  Ungcr  gbfter.  £Jerr,  Ijaben  au% 
befonberer  conftbcratton  gbft.  refoicieret  t>nb  ujollen,  bas  bem  beabfdjibten 
comoebianten  Beaupr6  3U  beflreittung  feiner  abraig  nad?  jjran!tjreicä[?,  eine 
jaljrsbefolbung  ocrabfolget  werben  foüe;  Die  dljurfürjil.  t7of  (Lammer  Ijat 
folc^emnad^  biger  gbiften  tntention  5U  gel^oifambjier  folge,  gef^örigen  orts 
bas  ujeitliere  §uuerfügen.  Perfet^en  Sye  ftd?  gbift  t>nb  feynbt  anhe^  bero 
^of  (Lammet  Directorn  vnb  Ht^äten  mit  ^naben  geujogen.  Sig.  IlTund^en 
ben  30.  2IpriI  ^720.    (K.  Heid^sarc^io,  Dcfretenfammlung.) 

^00)  3"  ^^^^^  unterm  5.  ITTai  \7[^  erlajfenen  0rbonnan3  an  bas 
!urfürftlid?e  ^of3atjIamt  l^eigt  es:  ba^  „ben  bei  bero  fjofmufic  etlid?e  Z^k^ 
geftanbtenen  3"ft^""^^"**f*^"  ^^  Buisson  unb  bie  iwei  Comoebianten, 
Öenantlid?en  champvalon  unb  Pierre  Gravier,  auf  3^^  befd^ec^en 
Unbertlj.  21nlangen,  3^^^^,  Dienft  gbft.  entlajfen  unb  anbei  befoldjen,  bas 
3U  'Z):ixex  balbtigen  abraig  bie  il^nen  noc^  ausjienbtige  Befolbtung  perabuolget 
merben  foKe".    (K.  Krctsard?ip,  2Iftcn,  bas  fran3Öftfd?e  Cl^eater  betreffend.) 

Da3u  ein  Defret  oom  ^o.  September  H72o:  „Zk^^  (£t|urfürftL  Dt^I.  in 
^Sayrn,  Unger  gbijier.  Qerr  l^aben  fpecialiter  gbift.  refolrieret,  bero  geroeflen 
commebianten  chanvalon  annod?  Dier  fjunbert  gulben,  mie  be%en  CEtietoetb 
bigl^ero  alg  eine  penfton  jäl^rlid^  genoffen,  ain  für  alle  mat|I  3U  feiner 
abförtigung  ©nb  raig  §öt^rung  oerabfolgcn  §u  laffen;  ^od^flgeb.  biefelbe 
befeld?en  fold?emnad?  bero  ^of  (Lammet  l^iemit  gbift.  bcffentrocgcn  geljörigen 
orts  bas  meitcre  3uuerfucgen;  Derfel^en  Sye  ftd?  beffen  pnb  feynbt  anbey 
bero  ^of  (Lammer  Directorn  vnb  Ht^äten  mit  ^naben  gett)ogen.  Sig.  Hympt^en* 
bürg  ben  ^o.  September  \72o".  (Keic^sard^io,  Defretenfammlung.)  Über 
einen  Sd^aufpieler  gleid^en  Hamens  t^ergleic^e  man  Lemazurier  a.  a.  (D* 
Banb  I,  S.  ^85,  unb  G.  Monval  im  Moli^riste  (3cil|rg(m9  X,  S.  60- 

^oO  Z^  Cotenbuc^e  ber  pfarrei  St.  peter  l^eigt  es  unterm  27. 2IpriI  ^7^7 : 
„nr.  2Cnna  ^tancisca  Clapellin,  Comoebiantenfünbt,  sepulta  est 
Dfm  (Ereu3". 

^^02)  2lm  22.  Desember  t7i9  roirb  „2inbteas  Diclo  fr3.  (Lomebiant" 
auf  bem  (Jriebljofe  bei  St.  Saloator  begraben. 

^03)  Unterm  \.  3"^»  ^720..ergeljt  pom  ^offriegsrate  an  bie  ^of« 
!ammer  ein  Signat  megen  ber  Uberlafjung  einer  Summe  pon  neun3ig 
(gulben,  roeld^e  ber  fran3Öftfd^e  Sd?aufpteler  Grandval  bem  „bimittterten 
(fenbric^  Maquaire''  fd?ulbig  ift,  unb  bie  erfterem  oon  feinem  23efolbungs' 
ans^anbe  abge3ogen  »erben  foü. 

^O'^)  Pgl.  2Inmerfung  ^00. 

^^05)  „3^re  (El^urfürpi  Dt^I.  in  Bayrn,  t)nger  gbifler  ^err,  moUcn 
Specialiter  gbift.,  bas  bero  gemeften  (Eommebianten  Le  Sage  3U  feiner  ah» 
förtigung  vnb  raig3Öl|rung  aint^unbertfttnff3ig  gulben,  iebodj  oljne  confequen3, 
el^en^ens  Perabfolget  werben  foden.  r^odjgeb.  biefelbe  befelc^en  alfo  bero 
^of  Cammer  l^iemit  gbift.  beffentwegen  geljörigen  orts  bie  meitljere  oerfüegung 


von  Karl  Craittmann.  32  ^ 

3U  tljucn;  Derfci|cn  Sye  jtc^  beffcn  onb  feynbt  anbey  bcro  Qof  (Kammer, 
Dircctorn  unb  Hljäten,  mit  ^naben  getpogen.  Sig.  Hümpl^enburg  ben 
^8.  September  ^72o."  (Heid?sard?tD ,  Defretenfammlung.)  Q)b  btefer 
Le  Sage  mit  bem  brittcu  So^ne  bes  bcrül^mten  Homanciers,  roeld^er  ja 
acteur  dans  les  Proviuces  gemefen  (ogl.  Parfaict  a.  a.  0.  23anb  XV,  5.  7), 
ibentifc^  ijlt,  tjabe  ic^  nic^t  fepjleüen  !önnen. 

^06)  ,,3f^rc  Cf^nrfürftl.  Dl^I.  in  ^Sayrn,  Uiiger  gbij^er.  £Jerr,  traben 
gbift.  refoloieret,  bas  anjiatt.bes  commcbiantcn  Gravier,  fo  in  oerrid^tungen 
nad?er  paris  oerraigct,  Pierre  Rey  angeftöUet  vnb  mit  ber  t^elfften  gage, 
fo  crmeltem.  gravier  oerraid^et  ruorben  onb  3n?ar  von  §eit  ie%en  abrai§ 
von  Ijier,  oerpfleget,  ban  it^me  Rey  roeitl^ers  ain  t^unbcrt  fiinffjig  (Bulben 
raig  oncofien  antjero  guetgemad?t  merben  foöen  .  .  .  Sig.  HTünd^en  ben 
{0.  inär3  i720/'    (Heid^sard^ip,  Defretenfammlung.) 

407)  „3^^^^  Cl^urfürjil.  DM.  in  Bayrn,  Unger  (Sbijler  Qerr,  l\ahen 
bero  etliche  jat^r  geroeften  EJof^Comoebiantin  Vassy  §u  it^rer  abförtigung 
Pier  f^unbert  gulben  alg  eine  grattfication  gbijlt.  ©erroiüiget  .  .  .  ITTünd^en 
ben  22.  3enner  ^722."    (Heic^sarc^io,  De!retenfammlung.) 

^08)  „Der  La  Feuvre  gemejien  Dan^ertn  in  benen  commoebien" 
foll  ,,ein  befolbnngsquartal,  fo  iV  annod?  tjon  (tompiegne  t^er  augflänbig, 
eljcjiens  bejaljlet  merben."  (Heic^sarc^tr,  Defretenfammlung.)  Befanntli^ 
wies  £ubn>ig  ber  Dierseljnte  bem  Kurfür jten  bas  5d?Iog  (Eompiegne 
3um  2(uf enthalt  an,  unb  bort  lebte  ITIaj  (Emanuel,  n>ie  er  am  20.  (Dftober 
1709  an  feine  (Semal^Iin  fd^reibt  (Qeigel,  Quellen  unb  21bljanblungen, 
5.  ^93),  „u>ie  ein  Kapuciner".  Dag  an  befagtem  (Einfteblerleben  aud? 
BaIIettcin3erinnen  teilnat^men,  Ijat  er  ber  <5atttn  freilid?  nid^t  gemelbet. 

409)  ,,3l?rc  <£l^ttrfürjil.  Dbl.  in  iSayern,  Unger  gbijter  ^err,  Ijaben 
ber  Dan3erin  La  Cremers  §u  it^rer  jäl)r(id?en  ünberljaltung  Hennljnnbert 
Dier3eljen  (gulben,  gleid?n)ie  fye  es  genogen,  ba  bie  fran3öflfd?e  comoebianten 
annod?  bey  Ijof  in  bienfi-  vnb  befolbt  roal^ren,  roiberumben  gbifl.  agignieret 
.  .  .  IHünc^en  ben  \.  3"!?  ^^-  U^o,"  (Heid?sard?io,  Defretenfammlung.) 
Diefer,  ber  „fran3öf.  Dan^erin  La  Cremers"  angeroiefene  (Set^alt  „foll 
t)erreid?t  merben'',  melbet  ein  De!ret  oom  6.  3ttli  (723.  gum  britten  ITtalc 
tt|ut  iljrer  bie  Defretenfammlung  am  22.  2Iuguii  i725>  (grroäl^nung,  inbem 
Pcrorbnung  gefc^iet^t,  bag  bie  ausjtänbige  23efoIbung  ber  oerflorbenen 
(Eän3erin  an  i^xe  (Eltern  ausbesat^lt  werbe,  bamit  biefe  nac^  ^xanfxexdi 
3urücf feieren  fönnen.  —  3^"  Cotenbuc^e  ber  ^f raucnpfarrei  finbct  pd?  unterm 
\o.  inär3  ^72^  ber  Dermer!:  „ITTaria  (£atlj.  (Eremerin  <£omoebianten« 
bod?ter.    D.  V." 

'^^o)  „Zk^^  (Lt|urfürfll.  Drl.  in  23ayern  jc,  Dnfer  genäbtgfter  ^err, 
l^aben  bero  ben  erjten  (Df tober  ^7^5  aufgcflelten  £Jof  Dan3*2TTaijiern  Peter 
Dubreil  3U  3^»^^^  Drl.  bes  (El^ur'Prin3en  Cammer-Diener  gbgft.  beclariert 
vnb  iljme  Beynebens  als  Dans  nTaijtern  3U  feinem  2^\:ix{\ö;ien  Sel^alt  5ed?s 
l|unbert  (5ulben  bergejtalt  genäbigjl  Bej^immet,  bas  ii^me  fel|rner  rerbleibcn 
folle,  was  gebac^tem  Dubreil  oon  bem  plaft  ber  (£omoebicinten 
Suegcl^et  .  .  .  Sig.  ben  \^.  (februar  i7^8."  Dgl.  über  biefe  perfönlid^feit 
Hubljart  a.  a.  0.  5.  98  nnb  \05.  —  (Ein  Ballet  Don  Dubreil  aus  bem 
3al^re  1730  beroal^rt  bie  !.  Qof-  unb  Staatsbibliotl^ef  (Cod.  gall.  541): 
^Dubreil,  la  Carlstadt,  danse  figuree,  compos^e  pour  le  jour  de  naissance 
de  Charles  Albert,  Duc  de  Bavi^re". 

^U)  »Dag  c^urfürjil.  f^ofsaljlambt  Ijat  3U  abferttigung  ber  onber 
ben  (iomoebianten  compagnie  begriffnen  Sengerin  Baptiste 
Chanteuse   gegen  Zk^^^  Schein   vnb   bes   c^urfürftl.    0brift*5tallmaijlers 

3abrbuc^  fflr  tn&ndjener  <ßefd}.  II.  2^ 


322  ifran3Öjifc^c  Sc^aitfpteler  am  Bayrtfc^en  Qofc 

önberfd^rtfft  PterE^unbert  (Sulbcn  gubesalcn  .  .  .  Sig.  ben  28.  Oct.  ao.  ^7\5»" 
(Hetd^sard^io,  Pefretcnfammlung.) 

^12^  „3{|re  (tf^ttrfürjil.  Drl.  in  Bayrcn  zc,  ©nnfer  <5btjier  %rr,  traben 
bem  ITTuftco  bey  bcnen  fransöftfc^en  (Eomocbtanten  Jean  Bapt». 
yber  bag  fc^on  empfangene,  nod^  vnb  a\n  für  aüe  mai|I  gu  feiner  216- 
fertigung  PierE^unbert  Bulben  ^bift  PermiQiget  .  .  .  Sig.  HTünd^en  t>tn 
lo.  Decembris  Anno  17 15."    (Hetc^sarc^to,  Def retenfammlung ) 

'^^3)  „Z^xe  df^urfürjll.  Pljl.  in  ^Sayrn,  Unger  gbijler.  Qerr,  iiahen 
gbift.  refoloieret,  bem  gemefien  comocbianten  Pierre  Laurent  ffir 
einen  fo  genanbten  Q^ljeatcrs*  onb  Scenenbecoratorn  mit  jä(^r(ic^en  Sed^s* 
t^nnbert  (5ulben  befolbnng  anjiötten  vnh  §mar  mit  bifem  get^alt  t>en  anfang 
00m  erjien  3"^Y  *^o.  ^720  machen  gulaffen  .  ♦  .  Sig.  manchen  ben 
15.  (februar  ^722."  (Heid^sardjio,  X>ef retenfammlung )  Von  bm  weiteren 
Streid^cn  biefes  ^crrn  im  furfiirftlid^en  0pernl^aus  J^ahe  idj  feuiUetoniftifc^ 
bcridjtet  (IHünd^ener  tleuefte-ttad^ridjten,  ^887,  Hr.  3^). 

^{^)  K.  üjof*  unb  Staatsbibliotl^ef  in  IlTünAen.  Über  Dauvilliers 
oergleid^e  man  u.  2(.  Mouhy  a.  a.  (D.,  23anb  I,  5.  \8^,  wo  aud?  ber  Be* 
arbeitung  bes  gleid^en  Stoffes  burd?  bcn  AbW  Pellegrin  <Hru>ätjnung 
gefd?iet|t,  nnb  Banb  II,  5.  \[7, 

^\5)  CEuvres  compUtes  de  La  Fontaine  etc.  par  Louis  Moland. 
Paris  1875.  Banb  IV,  5.  60  |f. 

^\e)  (Soetlje  wollte  ja  ben  Stoff  ebenfalls  bramatifd?  htt(anbeln. 
Über  bie  Bearbeitungen  biefer  (5efd?id?te  in  bramatifdjer  nnb  nopellipifc^er 
^orm  üergleid^e  man  £itteraturblatt  für  germanifd^e  unb  romanifc^e  ptjilo- 
logie,  l^erausg.  oon  Bet^agel  unb  ZT eu mann.  ^^Ijrgaiig  ^885.  Sp.  ^5\ 
unb  ^52. 

4^7)  Dauvilliers,  Le  Faucon.  S.  8. 

^\s)  K.  ^of"  unb  Staatsbibliotl^ef  in  IHünd^en. 

^19)  XX?ir  geben  bicfe  Steüe  (Ssene  IX,  S.  ^e  ff.)  getreu  nac^  bem 
(originale,  um  bamtt  gleid?3eitig  anfd?aulid?  ju  machen,  u>ie  bamals  fran« 
3Öfifd?e  Cejte  in  ITtünd^en  gebrurft  mürben. 

^20)  Dielleid^t:  Saül,  bie  Tragedie  sainte  bes  Abb^  Na  dal  (ogl, 
Vapereau  a.  a.  0.  S.  H^Of  ^^^  Stücf,  melc^es  mot|I  bem  geifllid^en 
Sianbe  bes  3U  Jeiernben  entfpred^en  mochte. 

^20  Cod.  germ.  5026.  Piefe  Kalenbcr,  fünfunbbreigig  an  ber  gal^l, 
ftammen  aus  ber  BibliotE^ef  bes  et^emals  preyfingifc^en  Sd?loffes  Heu« 
beuren  unb  mürben  im  3^1?^^  \^^^  ^on  Kofent^eim  aus  an  bie  t  Qof-  unb 
Staatsbtbliotl^c!  ücrfauft. 

^22)  fjeigcl,  Heue  {|ijlorifd?e  Vorträge  unb  2(uffä^e.  IHünd^en  i883. 
S.  259,  unb  Qiftorifd^e  Vorträge  unb  Stubien.  Dritte  ^olge.  IHünd^en 
\887.  S;   H06. 

^23)  Über  Dangeau  (^638 — ^72o)  oergleic^e  man  Vapereau  a.  a.<D» 
S.  573  unb  bie  bortfelbft  angefül^rten  Quellen,  fonberlid?  Sainte-Beuves 
Stubte  (Causeries  du  Lundi.  Banb  XI,  S.  \  ff.).  Seine  2Iuf3eid?nungen  reidjen 
Don  ^68^  bis  ;720  unb  finb  im  3^^rc  \85'^  oon  Soulie,  Dussieux,  de 
Chenne vieres  unb  Feuillet  deConches  in  neun3el|n  Bänbcn  l^eraus« 
gegeben  morben. 

^2^)  (Eine  Heilte  foId?cr  Debuten  oon  Diefels  Qanb  entf^ält  bas  23uc^ 
von  F.  Pierre  de  Bretagne,  Augustin,  Confesseur  et  Theologien  de  S. 
A.  E.  de  Baviere  „R^jouissances  et  F^tes  Magnifiques  que  se  sont  faites  en 
Bavi^re  l'an  1722.  Au  Mariage  de  Monseigneur  Le  Prince  Electoral  avec 
Madame  la  Princesse  Marie  Amelie  . . .  ä  Munique,  de  l'imprimerie  de  Marie 
Magd.  Riedline  Veuve,  Tan  1723. 


von  Karl  Crautmann,  323 

^25)  3^^  berette  eine  ITTonograpt^te  cor,  in  meld^r  id^  biefes  inetjiers 
unb  feines  gleid^namigen  unb  gleid?fd?affent>en  Sohnes  £ebensgang  auf 
(Srunb  ard?ioaIif4er  (Jorfdjung  feftftellen  merbe. 

^26)  D  0  Ij  m  e ,    <5efc^id?te   ber    beutfc^en    Baufun^.    Berlin ,    (Srote 

1887.  5.  388. 

^27)  irtit  meldten  <£nihelitnn^en  ber  (fürft  roäl^renb  feines  (Ejiles  mit* 
unter  ju  !ämp|en  l^atte,  ij^  in  t>en  Briefen  an  feine  (SemaljHn  nad^3ulefen, 
oon  benen  fjeigel  Kunbe  gebrad^t  (Quellen  unb  2lbl^anblungen  5.  ^95). 

^28)  So  berichtet  ber  hefannie  Baron  ron  pöllnife  in  feinen 
niemoirert.  {Vql  (E.  Def^fe,  (5efd?id?te  ber  ^öfe  bes  Qaufes  Baiern, 
IDürtemberg,  ^aben  unb  fjejfen.  €rfter  Q^l^eil  [Hamburg  ^853].  S.  259.) 

^29)  IDir  <izhen   Ijier  in  d^ronologifdjer  (folgie  alle  auf  fran3öfif(^es 
Cljeater  be3Üglid?en  (Hinträge  in  bes  (Srafen  Kalenberauffd?reibungen : 
I7)7»    4.  Horember:  „commebie,  bal  nnb  soup6  bey  (|off." 
IW*  15.  3^"ii^r:  „abents  oesper,  barauf  franftöfifd^e  commebie,  ein  piece 
serieuse,   genanbt  Iphigenie,    neb^  bem  nad^fpitt  le  port  de 
Mer ;  bie  commebie  lourbe  in  bem  operaljaug  gefpilt  unb  wegen 
bes  ceremoniel,  fo  man  mit  bem  Comte  charolais  eoitieren 
mollen,  bas  f leine  CCt^eatrum  bey  l{o{f  gar  nit  aufgemacht;  bie 
ftunb  5ur  commebie  oare  nac^  ber  pesper,  gegen  ^alh  7  Uljr 
abents." 
^8.  3^">iöJ^*  ;,abents  foban  fran^öjifc^e  commebie  umb  6  Ul|r,  waren 
2  fleine  pieces,  als  le  Medecin  malgr^  lui  unb  les  four- 
beries  de  scanarelle/' 
22.  3önuar:  „abents  wate  fran^ftfc^e   commebie  Andromaque 

mit  bem  nadjfpill  le  mariage  foroi." 
25.  3^">i<^r:  „um  6  Ut^r  in  bie  fran^öflfc^e  commebie,   in  ber  nur 
ein  petite  piece,  als  le  menteur  repraefentiret  mürbe,  urfac^en 
folc^es  ein  ftucfl^  ©on  5  acten  x%" 
28.  3<iwuar:  „nad^  6  Ul^r  commebie  Nicomede,   bas  nad^fpitt  le 
moulin  de  Schavel.'' 
5.  (februar:  „ahenis  5  Uljr  pesper  unb  l^ernad?  commebie  Electre, 
bas  nad?fpill  l'Esprit  de  contradiction." 

8.  (febrnar:  „abents ^bod?  in  bie  f ran^öfifc^e  commebie,  1  e  j a  1  o u x 

detromp^,  gangen." 
;2.  ^ebruar:  „6  Ul^r  fran^öjtfc^e  <£ommebie,  le  Comte  d'Essex, 

bas  nad?fpill  Topera  du  vilage." 
^9.  (febrnar:  „6  Uljr  commebie  bourgois  gentil-homme." 
2.  mär 3:  „(ber  Kurfürjt  ijt)  über  bie  gang  in  bie  commebie  gangen, 

wo   and^   bie  2  tier^oginen,    nit  aber   bie  c^urfürftin  jtd?  ein* 

gefunben,  man  fpilte  le  malade  imaginaire." 
5.  IlTär3:  „gegen  6  Ül^r  fangte  erjt  bie  cefper  nnb  nad^geetjnts  btc 

commebie  an,   Heraclius,  bie   Heine  piece  mare  les  trois 

fr  er  es  riyeaux." 

9.  inär3:  „commebie,  le  joueur." 

(2.  inär3:  „umb  ^6  Ut^r  mare  pcfper,  barauf  bie  fran^öjifc^e  commebie 
nomm^e  Rodogune,  bas  nac^fpiÜ  le   deuil  * 

^6.  inär3:  „nad?  l^alb  7  Ul^r  mare  bie  commebie  Radami  sie,  fein 
nad?fpil  nod?  ballet  mürbe  barauf  nit  mel^r  gel^alten." 

^9.  inär3:  „bie  commebie,  fo  le  mari  retrouv^  et  Mde  scarbi- 
gnac  l^ätte  feyn  foHen,  mürbe  eingeteilt."  (ba  bie  Ztac^rid^t 
pon  bem  in  Hom  erfolgten  2Ibleben  bes  JJer3ogs  PM^^PP 
eingetroffen  mar.) 

21* 


52^  ijran3öftfc^c  Sdjaufpteler  am  bayrifc^en  ^ofc 

^.  3ttni:  ,,umb  6  Ul^r  wate  fo  ban  commebte  Esope  de  cour." 
^8.  3>iwi*  ffUnib  6}  Uljr  in  bie  commebte  l'esprit  io\\6," 

6.  ^lugnfi:  „nadi  ber  taffei  gtenge  aQes  gletd^  nad?  Himpi^enbur^, 

mo  umb  9  Ui)r  bie  fran^d^fd^e  commebte  auf  bem  offiten 
tE^eatro,  les  trois  cousines,  gefjalten  uttb  mit  Dil  Ijunbert 
ämperl  illuminiert  tDorben." 
3.  September:  ,,anfiatt  ber  commebie  Ijat^ber  failtanser  um  6  Utjr 
§n  fpitten  angefangen,  barauf  ein  nac^fpiel  beym  fa^f)In  gemad^t, 
fo  big  8  Ul^r  getljauret;  ber  fpill  plafe  n>ar  auf  bem  offenen 
tljeatro." 
17^3.  8.  September:  „Xladfis  bie  CI?urprin3cfPn  nac^  tlimpfienburg; 
prob  ber  franko jtfdjen  commebie." 

7.  (Df tober:  ;,abents,  prob  Pom  etourdi." 
^8.  0ftober:  ^f^aubf  prob  bes  etourdi." 

22.  (Df tober:   ,,umb    7  Uf^r  fangt  bie   Cragebie   Qeraclius   an, 
tl^aurte  bei  '^  j^unb." 

28.  0!  tob  er:  „tragebie  Heraclius  umb  5  Uljr  abents." 
}725.  22.  3anuar:  „bie  oöllifd^e  comoebte  umb  5  Ul^r  auf  bem  grogen 
(Eljeatro,  foban  accabemie."  (IDaljrfd^einlic^  }:(anbe\i  es  jt^  Ijicr 
um  2luffüt{rung  einer  ita(ienif(^en  Komdbie.) 

430)  IDie  aus  ben  eben  angefnljrten  2lus3iigen  ju  erfetjen,  u>irb  ber 
Derfaffer  bes  Stücfes  niemals  genannt,  mir  Ijaben  iljn  aus  ben  meijt  richtig 
gegebenen  Citeln  bejlimmt. 

^^30  Über  Dancourt  oergleic^e  man  2InmerFung  3io;  fiber  Lafont 
(\686 — ^725),  ben  Did?ter  ber  Trois  fr^res  rivaux,  Vapereau  a.  a.  (D. 
5.  ^60  unb  bie  bort  angefül^rten  Quellen. 

^52)  Übet  Boindin  (^676  — 175;)   ©gl.  Vapereau  a.  a.  0.  S.  288. 

433)  Über  Boursault  (\633—^700  03I.  Vapereau  a.a,  0.5.  3^7. 

^34)  Über  Campistron  (^656 — ^723)  ogl.  Vapereau  a.  a,  0.  5.  370. 

^35)  Über  Dufresny  (^6^8— ^72^)  ogl.  Vapereau  a.  a.  0.  5.  668. 

/^36)  Über  Hauteroche  (^6^7  —  ^707)  pgl.  Vapereau  a*  a.  (D. 
5.  977.  unb  2(nmerfung  ^35. 

/^37)  Über  Regnard  (1(655—1709)  ogl.  Vapereau  a  a.  0.  S.  ^707 
unb  bie  bortfclbft  nic^t  angefül^rte  (Sefamtbusgabe  feiner  IPcrfe  öon 
Edouard  Fournier.    Paris,  Laplace,  Sanchez  et  Ci«.   1875. 

^^38)  Über  Thomas  Corneille  (^625— \709)  ogl.  Vapereau  a,a*  0. 
S.   525. 

^39)  Uber  Cr^billon  ben  Pater  (^67^^  — ^I62)  ©gl.  Vapereau 
a.  a.  0.  5.  5^5. 

^^0)  Die  21bbilbung  biefes  „Cl^eatrum"  oon  ber  ^anb  Diefels  ifl 
bem  in  2Intner!ung  ^24  ermähnten  IPerfe  bes  P.  de  Bretagne  beigegebetu 

'^^O  Über  bie  Baugefd?id?te  Hympl^enburgs  ©gl.  ^eigels  2Iuffa^ 
(Heue  ^!jiorifd?e  Porträge  unb  2Iuffa^e.  S.  289  ff) 

^^^^2)  Die  53augcfd?id?tc  Sc^leigl^eims  beljanbelt  auf  (Srunb  arc^ioalifc^er 
(f orfc^ung  3 0 f^ a n n e s  IHayerl^ofers  fc^öncs  IPerf :  <5cf c^id^te  bes  König- 
Itd^en  £uftfd?loffes  Sd?Icigl^eim.    £eip3ig,  Seemann  ^885. 

^^^^3)  K.  Heid?sard?to,  Defretenfammlung. 

W)  So  foll  —  um  einiges  an3ufül^ren  —  bas  ^offüc^en*  unb  Keller- 
amt  mit  looooo  (Sulben  feinen  2Iusgaben  genügen;  bem  „0brip«Statt« 
maifterambt  mit  €infc^lug  ber  ^anbtn)erd?s-£eutli,  befolbungen  nnb  tibereYen" 
werben  nur  meljr  \69  j  \^  (Sulben  3ur  Perfügung  gefteüt ;  „bas  0bri jl 
Jägermaifterambt  mit  einfd^Ius  ber  f alcfl^nerey  unb  fran3Öjtfd^en  ^agerev" 


von  Karl  Crautmann.  325 

wirb  Don  78000  (ßulbcn  auf  50000  (Snfben  befd?rän!t;.  bas  fjofbauamt 
»on  46000  (gulbcn  auf  25000  (gulben.  Wexiexs  wirb  auf  uiöglid^j^e  Hebu* 
3ierun9  ber  Beamtensaf^I  unb  ber  Pienerfc^aft  ein  2Iugennier!  gertd?tct,  am 
beften  fommt  I^terbei  bte  f^ofmujtf  weg:  „Bey  bencn  bcfolbungen  ber 
(El^urfrl.  f^of  ITTuftcanten,  ©elc^e  bes  3aljrs  31568  fl.  betragen  tl|uen,  l|at 
es  bermaljlen  fein  oerbleiben,  wan  aber  tene  abgelten,  benen  3^re  (Ef^urfrl. 
DrI.,  tl^ails  ujegen  tt^rer  (engern  Dtenjien,  tt^ails  aud?  it^rer  btftinquirten 
besatgung  rUetn,  ptr  unb  Brob  gbiji.  angef^aft,  I^at  bie  (El^urfrl.  ^of 
Kammer  bcffen  abti^ucung  bey  bero  nad^folgern  gebül^rent  3U  23eobac^ten" ; 
bagegen  werben  bie  Kammerbiener ,  „bern  unber  il^res  I^crrn  Pattern, 
€tjurfrl.  DrI.  glorreic^jien  gebec^tnus,  Hegierung  nur  ^6  geroefen,  iesto  aber 
^2  fetnb",  oerminbert,  ebenfo  roerben  ftatt  60  fjoflarfaien  fortan  nur  met^r 
30  perroenbet,  „bei  weldjem  numero  es  fonfftigsl^in  »mb  fo  melir  fein  oer* 
bleiben  t^o^n  fotte,  als  fonpen  nur  ^5  geroefen.'' 

^^^5)  Pgl.  ifr.  21.  IDiliielm  Schreiber,  ITTay  ^manuel,  Kurfürji 
»on  23aYcrn.    HTünc^en  {86\.    5.  \\z. 

<t46)  So  f^eigt  es  in  einem  Defrete  com  ^7.  IHai  ^7^9  (Heic^sard^iu, 
Defretenfammlung) ,  als  bem  Kurfürften  „Beebe  t)irtuofen  ben  pt^ilippo 
23alatt?ri  Unb  Öartljolomeo  partolli  ontertf^änigfi  porgeftelt,  mie 
bem  €rpern  nnb  feinem  23ruber  ^eranbo  bie  Befolbungsquartall  Pon 
^ejten  3unY  pnb  £e3ten  7br.  abge©id?enen  3aljrs,  ban  bem  2lnbern  von 
Herten  3»^?  Jl^l^  ausjienbig  feyen,  berentroegen  felbige  umb  2^xe  entlajfung 
(Sel^orf.  2(ngefue(^t  Ijaben",  unb  man  nun  il^re  Husftänbe  alsbalb  in  (Er^ 
lebigung  brachte,  ba  „^way  bergleid^en  t)irtuofen  nic^t  £eid?t  met^r  §uv 
dljurfrl.  ^of  Capelen  jubef^omben  meren.*' 

^^7)  Pgl.  2(nmerfung  424. 

4^8)  tt>ir  lajfen    t^ier  in  c^ronologifd^er  0rbnung   bie  auf  beutfc^es 

Sc^aufpiel  be3ÜgIid?en  (Einträge  tn  ben  Kalenberauf3ei^nungen  folgen: 

J7JÖ.   \7,  3ö«tt(^r:  „ahtnis  giengen  bie  prinfeen  in  bie  teutfd^e  commebie." 

24.  3öW"^J^*  ^gel^eten    bie    gbfte.    Prin3en    ahents    in    bie    teutfcf^e 

commebie  auf  bas  ratljtfaus,  fo  umb  5  Uljr  anfangt  nnb  burc^ 

unb  burd^  Pon  Ijer^en  .  .  .  (unleferlid?)  unb  abgefc^mad^t  ijt." 

1720.    5.  (februar:  „ahenis  nad^  5  Ut^r  f  alerten  jte  {bu  prin3enj  masquierter 

gur  comebie   im  i^ail   nnb   engagierten  Ijtnab  eine  compagnie 

Pon  etljlic^  30  masquen,  tljeils  caraliers,  tt^etls  Dames." 

6.  (februar:  „abenis  bie  Prin3en  masquierter  gum  roeiffer  in  tljal 

in  bie  commebie." 

7.  (februar:.  „abents  in  bie  teutfc^e  commebie." 

8.  (februar:  ;,abents  bie  prin3en  masquierter  in  bie  commebie." 
I72J.    15.  3^«ttö^^*  „abenis  faf^rten  ber  (Et^urprin^  unb  t^erfeog  ^Jerbtinant, 

ieber   mit  feiner  parti  Pon   ^    bi§  5  Dämmen  masquiert  ins 
Ctjall  3ur  teutfd^en  commebie." 

449)  ,,Adi.  (4.  Marty  anno  1719)  dito.  Eingenommen  oon  benen 
Beeben  Cl^urfrl.  Cammerbiennern,  als  iespillier  vnnb  planc^art,  üon 
roegen  bennen  pfm  Statt  Ht|atljaus  (Srg.  perroittigtermaffen  get^altnen  25 
<£ommebien,  ah  ieber  ^  ft.  unb  gufammen  (oo  fl.  IParuon  man  aber  bem 
Statt  Hljatbienner,  megen  feiner  oahe^  2IbfonberIid?  geliebten  Bemüet|ung 
f^alber,  ben  britten  tljaill  mit  33  ff.  20  fr.  abgeben,  ba%  alfo  noc^  ant^ero 
gnuerrec^nen  oerbleiben  .  .  .  66  f[.,  /^  /?.,  20  bL"  (Stabtfammerred?nung 
für  ^7^90 


326  f rön3öpfd?e  Sd^aufpteler  am  bayrtfc^cn  ^ofc 

^^50)  Vacdftet^  fd^rttbt  am  8.  ^artnar  ^7^9^  «Jtem  I^at  btfen  tTa<^ 
mtta^  ober  9tQmel)r  ahcnt  £esptllte  unb  ^(anc^arb  il^r  (El^eatrum  bas 
crr^c  maljl  eröffnet.  Dio  ci  guardi  di  tutti  Mallanni";  am  \7.  '^annat: 
«...  mar  ben  gan3en  (Eag  ein  graufamber  Sturm  »inbt  .  .  .  man  Ijat 
berentmtUen  gefnec^t,  bie  (£omoebi  im  Hf^atljaug  ein5«jilöllen ,  serenissimus 
Princeps  Electoralis  t^abens  aber  abfolute  anbefold^en  t^nbt  feinbt  felber 
barjne  tjerausgefaljren  .  .  .";  am  ^9.  3önuar  ^7^9:  „.  .  .  Umb  5  Ul^r  in 
bie  (£omoebi  ofs  Hl^atljaiis,  bahe^  nebji  ber  (fr.  (Scneralin  auc^  bie  ^rau 
(Sräfin  von  fjaimbf|aufm  gemeft;  id?  vnb  IHein  2Iblljett  gelten  nad^  ber 
Comoebi  nad?  ^aiis";  am  26.  Jebruar:  „.  .  .  IDar  3U  fjof  in  <£omoebi,  of 
bem  Kljatl^ans  aber  i^ai  mans  perl^inbtert" ;  am  27.  ^Jebruar:  „. .  .  conferiere 
^mit  Ijr.  Dr.  5tattfd?reiber  yber  bie  (bittfd?rift)  ad  Intimum  n?egen  ab jiöllung 
ber  (Eeutfc^en  Comoebien  ofm  Kljätljans  onb  raumbung  besfelben;  auf 
befelc^  pnfers  gfl.  I^errns,  auc^  ^l^t»  Drl.  <£t|urprin3ens  I^at  man  »l^eint  bem 
£espilHe  unb  b(and?arb  bas  Hljatf^aus  eröffnen  mueffen,  aud?  morgen, 
es  »erbe  rofolution  f^inad?  oolgen.  Cosa  nella  quaresima  mal  sentita" ;  am 
28,  (Jebruar:  „.  •  ♦  Had^mitag  mit  ß.  Dr.  Stattfd^reiber  megen  einrid^tung 
bes  beri^ts  ad  manus,  omb  bie  öffentlichen  Sd^aufpüU  ufm  H(}atf}ans  §u 
oerljinbern,  meitl^crs  conferiert,  Pergleid?en  uns";  am  \.  Xtläv^:  „.  .  .  con« 
ftgniere  nebfl  Ij.  Stattfc^reiber  ben  onbertl^änigften  berid?t  miber  bie  Comoebien 
3m  Hljatl^aus  Sr.  (Hjcell.  ßerrn  (Dbrift'Jammerer  .  .  .";  am  6.  Vfläx^: 
„tespillie  et  33Iand?arb  fangen  an  bas  St^eatrum  3m  Hl^atl^aus  ah" 
bred^en  §elaffen ,  ob  Sye  nod?  am  Samstag  gefued?t  mit  bem  Votwant  y:ttev 
VxU  (£f^urprin3ens  onb  bes  liex^o^  vf  {^k  Q^ag  gufpitten,  hoc  addito,  bas 
3t|nen  t^inac^  bas  £Jer3og  IHajifd^e  pallljaus  3U  it^ren  Sd?aufpiIIen,  n?ar3ue 
Sye  nod^  ^  Sad?fen  befd^riben  tieften,  gbft.  permiUiget  feye  .  .  .";  ben 
20.  inär3  ^7^9»  «mare  (Eeutfd^e  Comoebi  pappinianus  in  ber  ^er3og 
irtojifd^en  33urg." 

^fi\)  (Eine  aftenmägige  Darfiellung  ber  Be3ief?ungen  IDallerottis 
3um  inünc^ener  Cl^eaterleben  foü  im  nädjflen  Ißanbe  bes  2<^h^^^^^^  9^" 
geben  werben.  Seine  Huljeftätte  l\at  er  auf  bem  ^fricbl^ofe  bei  St.  Saloator 
gefunben.  (Dgl.  mein  nadi  ben  (Eotenbiidjern  ber  Jrauenpfarrei  gearbeitetes 
Jeuilletort  über  biefe  <5räbcrftätte ,  „€in  oerfd?oüener  IDin!cl  aus  2llt' 
Öliinc^en",  in  ben  IHünd^ener  Heneflen  Hac^ric^ten,  ^888,  Hr.  39O 

452)  ITTenfeel  a.  a.  0.  S»  \^7. 

^53)  5tabtard?io  3U  Hörblingen.  Das  Sd^reiben  l^at  folgenben  IDortlaut: 

ßod?  (Ebelgebobrene,  £Jod?  ^bel,  (Seflrenge  unb  £Jod?geIeI^rte,  IPoljI 
(Ebel,  Defte,  Jürpd^tige,  ijoc^«  onb  IPol^Imeife,  gnäbige,  f^od^gebietl^enbe 
^errn,  ^errn. 

IDagmagen  IDir  fd^on  an  Derfd?tebnen  ^fürpi.  t|öfen,  als  Dor- 
netjmen  Hcid?s-  unb  anbern  Stäbten  bie  gnäbigfte  £icen3  ertjalten, 
unfere,  tl^eils  m 0 r a li f d? e ,  tl^eils  (5 e i ft l i d? e  (£omoebien  auf 3uf üE^ren, 
IDegen  probucirung  berfelben  als  aud?  unfcr  eigen  aufül^rung  nic^t 
aüein  Don  einer  Kayferl.  (Dber«(&fterreid?ifdjen  Hegirung,  Perfd?iebnen 
jjürpen,  Heid^s*-  unb  anberen  Stäbien  unfere  2Itteftatcn  erljalten 
t{aben,  fonbern  aud?  Pon  3^r<>  dl^ur^-^f ürftl.  Durd?I.  aus 
Bayern  per  decretum  mit  einem  beftänbigen  (Lonfens 
in  bcro  Hefiben3  3U  agiren  begnäbiget  ÜC>orben  {Wie 
beyliegenber  bezeiget),  gelanget  bemnad^  aud?  unfer  Untertl^änigft 
bcmüt^figjtes  Bitten  an  (Eur  ^od?abI.  t^errlig!eiten ,  uns  fünftige 
ine§3eit  Ijinburd?  eine  gnäbigfte  £icen3  3U  ertt^eilen,  unfere  <£omoebien 
3u  eyljibiren.     IPir  fönnen  uns  l^iebey  DerpjUid^ten ,   ba^  bergleid^en 


von  Karl  Crautmann.  327 

^anhe,  fo  IDof^I  in  propren  fkyfi>nn^,  (E{|eatris  unb  Piüfac^en  t)cr- 
änberung,  aüt^ier  nid^t  Ä>trb  fefit  gefeiten  Woxhen,    Uebcr  btfes,  ba 
DtOeic^t  ein   unb  anbere  Vaganten,   Wxü  nic^t  fagen  Comoebianten, 
bntd^   ihre   üble  proceburen,    tljeils  andj  gemad^te  Sd^ulben,   anbern, 
Weldie  qonnet  ftc^  begef^ren  aufsufüljren,  bie  gnäbigfte  £icen3en  Piß» 
ma^ls   Derberben,   fo   erbietljen  ibir   uns    ^oo  Heidjstl^Ir.   (Eaution 
absule^en,  aixdf  aüe  Uncojien  anticipando  3ube3aljlen,  nebft  ber  Deften 
Derpfl[i(^tung,   hafi  nic^t  ba%  aUergeringfte   ber   mobejite,   IDeber   in . 
anfüiirung  berer  Comoebien,  nod?  in  uns  foüe  suftnben  (eyn.     IPtr 
getröften    uns    \>emna(ii    in    anfet^ung    unferer    2(tteftationen ,    al% 
getl^anen    Offerten   (ba    wir   Ijieburd?  auc^    in    ber   t^eyL   Homifd?» 
Heidjs  «"Stabt  2lngspurg,    XOo    w'ix   annodj   agiren,   unnb  in   Ulm 
bife  permission  erl^alten   F^aben)  burd?  bie  ineg3eit,   al§  einer  fonft 
gen>ö{|nlid?en   (freylieit,    einer    gnäbigjien  €ri|örung,    bie  IPir   uns 
Unermübet  nennen 
(Euer  Qoc^abl,  ^errligfeiten  UntertljänigP  Demütl^igjic 
Stefiian  niayr  principal, 
neben  ber  fämbti.  23anba  (£t|ur«baYerifd?er  Comoebianten. 
2Iud?   biefer   fo   felbjlbemugt  auftretenbe  Komöbiantenfülirer   foU   im 

nädjfien  3aljrgange  bes  3aljrbu(^es  auf  (Srunb  bistjer  unbenü^ter  Hlünc^ener 

unb  ianbsl^uter  ärd^icaTien  näl?er  betradjtet  »erben. 

^5^)  „Adi.  20.  2luguji  dito.  (Jranj  Seyfribt,  gen^efler  Commebiant, 
fo  aber  nur  2  Commebien  pfm  Hf^atijaus  gel^alten,  3umaKen  er  foban 
erfE^rancflit  unb  gej^orben,  fo  6  ft.  gemadjt  Ijette  cnb  aber  of  bejfen  Bitten, 
feiner  Befljanbten  ^Irmuetlj  Ijalber,  l^at  man  beme  atn  DritI  nac^gefedjen 
vnb  bem  Hl^atbienner  3um  gerooljnlic^en  beputat  bas  anberte  PritI  abgeben, 
oerbleibt  alfo  anl^ero  ...  2  fl."    (5tabtfammerred?nung  für  ^7^8.) 

^55)  „Adi.  19.  Currentis  (Jebruar  ^72^).  (Eingenommen  von  bennen 
alliier  2ln©efenten  Crierifdjen  ^of  (Eommeb  ian'ten,  von  wegen  r>fn 
großen  Statt  Hljatl^aus  Saal,  (5rg.  üermiUigtermajfen  get^altnen  ^2  (£ommoe- 
bien,  ah  ieber  3,  3ufammen  36  fl.,  baruon  aber  bem  Statt  Hl^atbienner 
megen*  feiner  bi§fa(s  geEjebten  Bemieljeung  Ijalber,  gerool^nlic^ermalfen  ber 
britte  tl^aill  mit  \2  ff.  abgegeben  toorben.  J>as  alfo  nod?  anljero  3uuerred?nen 
,  Derbleiben.  .  .  2^  fl "  (5tabt!ammerred?nung  oon  ^723.).  —  „Adi.  ^.  2IpriI. 
(Eingenommen  pon  bennen  angeroejien  (Erierifd?en  ^of  (Lommebianten, 
pon  megen  ofm  (Srogen  Htjatl^aus  Saal  DermiUigtermaffen  nun  gct^allnen 
£e3ten  £omoebi  3  %;  baruon  bem  Statt  Hljatbienner  ber  gerool^nlic^  brite 
tljatü  pr.  \  fl.  abgegeben  morben,  bas  alfo  nod?  anljero  3uuerred?nen 
Derbleiben  .  .  .  2  p."    (Stabtfammerred?nung  für  ^72^.) 

^56)  preyfing  a.  a.  0.  Eintrag  unterm  26.  ^ebruar. 

457)  Dgl.  2Iügemeine  Deutfc^e  Biograpf^te.  Banb  XV,  S.  2(9  jf.  I^ie 
genaue  €r!enntnis  biefes  Dieloerläfterten  (fürften  unb  feiner  polifif  Der- 
banfen  mir  befonbers  ßeigels  trefflidjen  2lrbeiten.  (für  unfere  groecfe 
fommen  befonbers  in  Betracht:  Das  (Eagebud?  Kaifer  Karls  VII.  (Heue 
l|iftorifd?e  Dorträge  unb  2Iuffä^e  5.  258  ff.)  nnb  Heu  aufgefunbene  (Tage- 
büd?cr  Kaifer  Karls  VII.  (^iftorifc^e  Dorträge  unb  Stubien.  Dritte  (folge. 
S.  105  ff.) 

/^58)  Hubf^art  a.  a.  (D.  S.  U3. 

<t59)  K.  Kreisardjio  ITTünc^en  (2Ift:  Ökonomie*  unb  Stains^ad^en  bes 
Cljeaters  unb  ber  (Dpern  ^689 — ^^7). 

^60)  Hubfia rt  a.  a.  0.  S.  \{2, 


328  Jran3öjlf(^c  Sc^aufpleler  am  ha^vi^d^en  ^ofc 

(k6x)  Dgl.  über  biefe  Hetfe  unb  has  fransSflfc^c  Dtartum  berfelben 
^ctgel  Qtjlonfc^e  Vorträge  unb  Stubten.  Dritte  ^olge.  5.  ^06.  —  XPtr 
geben  f)ier  ben  IDortlaut  bes  originales. 

^62)  Had^folgenb  bie  auf  Ci)eater  be3ttgHd^en  Einträge  pre^fings: 

1725.    u-  September:  „foban  (nad?  ber  £Jtrfd?jagb  in  Derfaiües)  (Eomoebie, 

bie  Iphigenie.'' 
X^k'  September:  „fo  ban  (in  Derfaiües)  in  bie  commebie.  Tartuffe 

unb  £t^  des  coquettes/' 
2^.  September:  „nad?  foldjer  {nadf  einer  Dorjteüung  in  ber  (Dper) 

a  la  foire  St.  Laurent  in  bie  opera  comique  (juerfl  fjatte  prey" 

fing   gefd^rieben:   gefungne  comoebie),   barauf  ju  brei  ojilben 

männern  unb  in  etfjlid^en  boutiquen." 

22.  September:  ^^ol^enis  a  la  foire  St.  Laurent  ju  einem  bafd^en* 

fpiüer  unb  marioneten." 

23.  September:  „abents  opera,  wo  bie  prevot  gebanst." 

2^.  September:   „lefelid?  a  la  foire  St.  laurent  unb   albort   in  bte 

opera  comique,  fo  repraefentiret  gefjabt  la  mort  de  la  foire 

et  le  monde  renvers6." 
25.  September:   „folgents    bie   opera   comique   au   grand»  Theatre, 

WO  es  ber  Comte  charolais   fpitten  machen   unb  mürben  bte 

gefirige  piece  repraefentiret." 
30.  September:  „bie  opera  les  4.  Elemens." 

\.  (Dftober:  „folgents  a  l'opera  comique  au  Palais  royal." 
^3.  (Df tober:  ,,abenbs  (3U  f ontainebleau ?)  bie  mäüifdje  commebie." 
^7.  (Dftober:  „folgents  in  bie  commebie   les  f^tes   d'automne, 

fo  ein   neues  fkü(f({   von  bem  parterre  fogleid;  im  anberten  act 

ftffliret  mare." 

^63)  über  bie  Spectacles  forains  unb  il^re  (8efd?id?te  oergleid^e  man 
bie  ard^ioalifd^e  Publikation  Don  Jules  Bonnassies,  Les  Spectacles 
Forains  et  la  Comedie  Fran^aise  d'apr^s  des  documents  in^dits.  Paris  1875. 

^6^)  IDir  jteüen  fjier  fiir  bie  Segierungsjal^re  Karl  Gilberts  bie  auf 
fran3öfifd?es  Cljeater  Be3ug  tjabenben  (Einträge  bes  <5rafen  preyfing 
3ufammen. 
J7Z$.  ^8.  3öwuar:  „Commebie  im  opera  l^aug." 

29.  inär3:    „erfte    franftöflfd^e    commebie    andromaque    unb    bie 
mariage  fait  en  an  moment." 
^.  2lpril:  ,,fr3.  Comoebt  fedre  et  Hipolitte.'' 
^3.  2lpril:  „ahenis  commebie." 
i?.  2lprtl:  „ein  franftöfifc^e  comebie." 

2.  IHai:  „ahenis  commebie." 

23.  Utai:  „fr.  comebie,  mo  man  Pon  ttimgl^enburg  fjineingefal^ren/' 

3.  3^*wi-  „ahenis  in  bie  comebie  nac^  ITTunc^en." 

6.  3uni:  „in  bie  commebie  nac^  Ittünd^en»" 
^/(.  3**^i*  „ahenis  in  bie  Comebie." 

^7.  3uni:  „in  bie  fr.  comebie." 
20.  3uni:  „abents  fr.  comebie." 
22.  3uni:  „ahenis  in  bie  fr.  comebie." 
2^.  3»"*»  „ahenis  in  bie  fr.  comebie." 
27.  3uni:  „ahenis  ift  ber  ganfte  tjof  in  bie  comebie." 
/(.  3«Ji'  /fi"  ^^^  Commebie." 

7.  3uH:  „in  bie  Comebie." 
\^'  3ult:  „comebie." 


von  Karl  (Crautmonn.  339 

25.  ^nli:  „m  bte  comebtc." 
^6.  2luguft:  „in  bte  comebie  nadymtttag." 
^9.  2lugu^:  ^tn  bie  comebie." 
5.  September:  „nad?er  IHünc^en  in  bie  Comebie." 
{2,  September:  „in  bie  fr.  comebie." 
J7Ä9.    9.  inär3:  „bie  fr3   Comebianten  aufgenommen  unb  Pon  mir  iljnen 
ber  Vertrag  gemacht  morben. 

^8.  3"!^-   /^wmb    5  Utjr    (3u   Hympfjenburg)    franftöfifd?e   Comebie, 
andromaque  unb  cocu  imaginaire." 

1730.    2.  3<itiuar:  „abents  comebie,  Esope  en  ville." 
8.  3ö"Wör-  »fCommebte  umb  -Je  Ufir." 
\\.  3ötiuar:  „Commebie." 
^5.  Januar:  „comebie." 

22,  3ötiuar:  „comebie,  al exandre. " 

25.  3anuar:  „abents  commebie,  Misantrope.*' 

29.  3önuar:  „abents  ©efper,  fr3.  commebie  regulus  et  l'Et^  des 

coquettes." 
3^.  3önuar:  „ahtnts  commebie  Esope  k  la  cour." 

7.  Jebruar:  „fr3.  comebie,  Pilate  et  oreste." 

\ik.  Jebruar:  „ahtnis  fr3.  commebie  fest  in  Pierre." 

5.  IlTär3:  „commebie." 

^2.  inär3:  „Comebie  les  Machabees." 

6.  2lugujl:  „franftöf.  commebie." 

I73|.     X'  2^^^<^^»   „abents   oefper,    flunb   unb   comebie.   le   Chevalier 
k  la  mode." 
^.  3ött»ör«  »l**  comebie  rodogune." 
^5.  3ötiuar:  „commebie." 

i?.  3ötiuar:  „abents  commebie  britanicus  et  le  mari  relrpuv^.* 
\\.  inär3:  „franftof.  comebie  athalie." 

26.  inär3:  „Iphigenies. " 

8.  2lpril:  „Commebie.'' 

2^.  IHai:  „abents  refper  umb  5  Utjr  unb  fr.  Comebie." 

J73Ä.    6.  3ött»a»f*  »fJ^»  commebie"; 

9.  3öwttör:  „fr.  commebie"; 
^5.  3ötiuar:  „fr.  comebie"; 
16.  3önuar:  „fr.  commebie"; 
20.  3ö«ttar:  „fr.  comebie"; 

23.  3öWttöJ^*  wfr»  Comebie"; 

27.  3önuar:  ,,fr.  comebie"; 

30.  3ö"ttö'^«  wf^  comoebie"; 


3.  ^ebruar:  „fr.  commebie"; 
15.  2lj    " 


Ipril:  „fr.  commebie"; 
^0.  3wli:  „abents  commebie  Brutus  Pnb  les  eaux  de  bourbon." 

1733.  25.  2Iugu^:  „Comebie." 

3.  September;  „fr.  comebie." 

\.  0!tober:  „nad?ts  bie  comebie  3U  IHündjen,  mare  Penelope  et 
l'aveugle  clair  voyant" 

1734.  ^0.  3wtii:  ,;<:omebie.'' 

1735.  2.  3önuar:  „commebie,  les  bourgeoises." 
6.  3ö"J*ö*f-  «öbents  refper  unb  fr.  comebie." 

^0,  3'*^^*  »franfe.  comebie  bajaceth." 


350  f  raiisSfifd^e  Sd?aufpicler  am  bayrtfc^en  Qofe 

6.  2Iugu{l:     „comebte    alcibiade     unb     les     vendanges     de 

Surenes* 

7.  2lit9ujl:   „abcnts  bte  erfl  wStttfdjc  burlesque  im    opera  Iiang." 

(5cbetifaüs  italtentfdyc  Komöbie.) 

27.  ^(uguft:  „ahents  commebi." 

28.  2luguji:  „nad?ts  (tm  £ager  bei  3n9oIjlabt)  ^*«  ipaüifdjecommebie". 

29.  ^lugnjl:  „abents  (im  Cager  bei  3"do^f^öbt)  ipäüifc^e  comebie". 

(3n  beiben  f äßen  ipolil  italienifc^e  Komöbie ) 
I73S.  ^0.  Januar:  ^fr.  commebie." 

1750.  25.  Januar:  „abents  umb  7  U(^r  fr.  commebie  Iphigenie,   bas 
nac^fpill,  le  frangois  k  Londre." 
2.  ^ebruar:  „nmb  7  Ul^r  fr.  commebie  le  Philosophe  mariö" 
25.  5«tti^  «bie  fr3.  Comebie  ber  iungen  fjerrfdjafft"  (3U  ITTöl!). 

30.  Juni:  ^rcpctilion  ber  fr.  comebie." 

^7.  Jlugujl:  „abenis  fr.  (Eomebie  le  C(omte)  d'Essex   et  la  petitc 

piece  l'Esprit  de  contradiction''  (in  Hympfjenburg). 
9.  December:  „ojeillen  ber  Ct^urfürfl  nit  gn   n>oljI  pc^  bef anben, 
ijl  bie  comebie  ah^e^a^i  n>orben." 
J740.  18.  Juli:  „umb  6  Ufjr  fr.  comebie  le  glorieux." 

27.  Hooember:  ,,umb  7  Ul^r  fr.  comebie  Esope  a  la  cour.'' 
J74I*  U»  Januar:  „fr.  commebie  l'Ecole  des  hommes." 

8.  ^ebru.ar:  „fr.  comebie  l'Ecole  des  hommes." 
fi.  IHars:  „2  fr.  commebieu." 

6.  2lugujl:  „fr.  comebie  le  Medisant." 
^7.  Jluguft:  „fr.  comebie." 

465)  Der  BruberKarl  Gilberts,  Kuffürfl  Klemens  :iuguft  von 
Köln,  liebte  es,  bie  Sc^aufpiele  Voltaires  3U  fiberfeften  unb  für  bie  Büfinc 
3U  bearbeiten.  (Pgl.  Qeigel,  Ittänd^ens  (5efc^id?te  ^58—^806.  inünd^en 
;882.  5.  36,  ba3U  auc^  Qaeutle  a.  a.  (D.  5.  78.) 

466)  Pradon  ((632—^698),  ogl.  Vapereau  a.  a.  0.  5.   ^6^2. 

467)  Michel  Le  Clerc  (^622  —  ^690»  ^9^-  Vapereau  a.  a.  (D. 
5.  ^2;3. 

468)  Lamotte  (^672—^730,  t)gl.  Vapereau  a.  a.  (D.  5.   U79. 

469)  Genest  (^039—^7^9),  rgl.  Vapereau  a.  a.  (D.  5.  867. 

470)  Poisson  (^633-1690),  pgl.  Vapereau  a.  a.  0.  5.   ^62\. 
47O  Boissy  (^694—^758),  rgl.  Vapereau  a.  a.  0.  5.  290. 

472)  Destouches  (^680-^754),  ogl.  Vapereau  a.  a.  0.  5.  62^. 

473)  Pgl.  iiber  ifjn  Lemazurier  a.  a.  0.,  Banb  I,  5.  32\  ff. 

474)  Woi^l  ibentifd?  mit  Moli^res  Ecole  des  Maris. 

475)  Sufammengeftettt  finb  biefe  tToti3en  in  bem  Jluffafte  Qaeutles, 
2lus  bem  FurbaYcr.  ^ojf^Cebcn  unb  treiben  unter  Karl  2IIbrec^t.  (0ber- 
bayerifc^es  2Ird?iD  für  oaterlänbifd^e  (5efd?id?te,  l^erausgcgeben  dou  bem  Ijifto- 
rifd?en  Pereine  dou  0berbafern.  35.  Banb.  HTünc^en  1(875— ^876.  5  ^58 ff.) 

476)  Diefe  Befolbung  ift  nid?t  fonberlid?  l^od?,  wenn  man  bebenft, 
\>a%bet  „n)ürcfljlid?e  (Eammer'Pirtuofe"  Johann  Carestini  einen  Jaljres. 
geijalt  von  2000  (Sulben  be3og.^  (K.  Hei^sard?io,  Def retenfammlung :  De!rct 
00m  2^.  rtooember  J740.)  —  Über  Duclos' perfonalien  entljalten  bie^lrd^i- 
oalien  nur  eine  tToti3,  ujcld^e  in  ber  fjofjal^lamtsrec^nung  bes  Jafjres  ^735 
unter  ber  Hubrif  „^Abfertigung  unb  c^urfiirjll.  (Snabcnfd?encfungen"  3U  lefen 
ip:  /^Jl^ro  Cfjurfrl.  DrI.  Ijaben  bero  Comoebianten  Duclos  3U  Be3aüung 


t>on  Karl  Girantmann.  33  ^ 

feiner  in  ^oKanb  gemachten  Sc^ulben,  ang  befonberer  .<5nab ,  Bey  bero  in 
fjottanbt  jtd?  Befünbenten  (Sefanbtcn  Van  (Sanftnot  '^oo  ^eixt^d^e  gniben 
anfd^affen  lajfen;  fo  (Er  aud?  genojfcn,  fag  anfd^affung  unb  Scheins  . . .  '^oo  ff." 

^^77)  Der  im  !.  Kreisard^ioe  Vflnnd^en  üorl^anbcne  pcrfonalaft  bcs 
„Renau«l  genannt  Londel"  cntl^ält  Icbiglid?  Sc^riftftücfc,  njelc^e  (Sel^alts- 
öb3Üge  3ur  Besal^lung  eingegangener  Sd^ulben  betreffen. 

^^78)  €in  Prefleury  gcl^örte,  mie  n>tr  gefeiten  liahen,  3u  ben  fjof» 
fomobtanten  IHaj  (Emanuels  in  IHünd^en  nnt>  in  ben  tlieberlanben ; 
er  bürfte,  einem  Pergleid^e  ber  Dorl^anbenen  Unterfd^riften  sufolge,  mit 
Prefleury  l'aln^  ibcntifc^  fein.  €benfo  hefanb  fid?  bamals  n>ie  je^t  eine 
Sc^aufptelerin  btefes  Hamens  bei  ber  Cruppe;  ob  bie  gleid?e,  mar  triebt 
feftsnjtellen. 

IDeiters  i)t  nodf  in  betreff  ber  Jamilie  Prefleury  3U  bemerfen,  ba% 
anno  ^735.  „Dem  (Eomoebianten  Prefleury  Le  Cadet  für  feinen  Stief 
Brnebcrn  3nr  gratification,  um  mitten  (Er  fic^  ain  unb  anbersmal^I  auf  bem 
Cl^eatro  gebraud?en  laffen,  £aut  anfc^affung  unb  5d?eins  .  .  .  ff.  50."  aus- 
be3a(^It  merben  (JJof^al^Iamtsrcd^nung  für  ^735);  ferner,  ba^  ,/3l?ro  (£t^urfrl. 
DrI."  unterm  2^.  inär3  ^ 739,  mit  ^50fi.  Jal^resfolb,  „bcn  Lovis  Prefleury 
als  einen  (Eommebianten  Bey  benen  fran3df.  (Eommebien  (Snäbigifi  ari'  vnnb 
aufgenoljmcn"  (f.  Keid?sard?iü,  Defretenfammlung),  unb  fd?lieglid?,  ba%  im 
3at^re  ^737  „2^vo  DrI.  prin3eff[n  ITTaria  2Intonia  furst^in  beg  fran* 
3öfifd?en  (Eomoebianten  Preffloris  (El^emürtl^in ,  burc^  bero  Cammerfrau 
Mad.  Faignon  ein  fünbt  au§  ber  fjl.  (Eauff  tiehen  laffen."  (K.  Kreisard^io 
inünc^en,  perfonalaft  bes  Komöblanten  Prefleury.) 

^79)  Wie  ein  X)ergleid?  ber  Unterfd^riftm  ergiebt,  ift  ber  l^ier  auftretenbe 
D'Artenay  ibentifd?  mit  bem  Sc^aufpieler  gleid^en  Hamens,  meld^er  in 
Dienften  IHaj  (Emanuels  jianb. 

Von  D'Artenays  Q[od?tern,  meldte  ebenfalls  3U  ben  Ittitgliebern  säf^Iten, 
erfdjeinen  3mei  nur  mit  il^ren  Pornamen  in  ben  £tften  —  F^deric  unb 
T  a c i n th e.  (Db  bie  „Cod^ter  bes  fransöf.  (£ommoebianten  Dartenay,  Hammens 
Tonton,  fo  ftc^  in  bie  7  3at?r  l^er  in  benen  (£ommoebien  oljne  Befolbung 
ober  anbere  genug  gebraud^en  laffen",  unb  bie  bafür  im  3öl|re  ^735  ^unberl 
(Sulben  3ur  ,,grati^cation  unb  abferttigung"  erl?telt  (^of3at^lamtsred?nung) 
nnb  burd?  Defret  com  7.  Hopember  ^737  abermals  „Ijunbert  fünf3ig  (Sulben 
recompens  unb  abfertigung"  (Heid?sard?io,  Defretenfammlung),  eine  perfon 
mit  Jacinthe  ift,  !ann  id^  aus  bem  Dor l^anbenen  fpärlid^en  ilftenmateriol 
nic^t  erfet^en. 

3m  3öl?re  ^737  reid?te  Hyacinthe  D'Artenay  bei  bem  Kurftirften 
ein  (Sefud?  folgenben  ^ni^alis  ein:  „Hyacinte  Dartenay  represente 
auec  un  tres  prüfend  respect  a  Votre  Altesse  Serenissime  Electoralle,  que  la 
crainte  de  L'importuner  l'a  fait  demeurer  depuis  neuf  ans  qu'eUe  a 
l'honneur  de  luy  appartenir  dans  le  silence,  eile  a  cru  que  V.  A.  E. 
trouveroit  qu'elle  merite  aussy  bien  600  fl.  que  Prefleury  l'aisnö,  la  Legrand 
et  autres,  cependant  eile  n'en  a  Monseigneur  que  trois  cent ;  auroit-elle  pü 
viure  et  S'entretenir  pour  le  theatre ,  si  Son  Pere  ,  qui  s'est  Epuis^ ,  ne  luy 
eut  fourny  d'habits ;  ellejoue  tous  lesjours  et  dans  toutes  les  pieces, 
grandes  et  petites,  et  danse,  eile  a  recours  aux  bontez  de  V.  A.  S.  E.  pour 
auoir  600  fl.  comme  quelques  autres,  car  il  y  en  a  cinq  qui  ont  d'avantage, 
eile  espere  cette  faueur,  eile  la  demande  auec  jnstance ,  Elle  et  toute  sa 
famille  redoubleront  leurs  voeux  et  prieres  pour  la  sant6  et  prosperite  de 
V.  A.  S.  E.  et  de  Son  auguste  famille.**  —  Diefer  Supplikation  l^at  bie  Bitt- 
fteüerin  ben  perfonalftanb  ber  Gruppe  beigelegt  unb  mit  Hanbbemerfungen 


332  5ran36flfd?c  Sd^aufptefer  am  bayrift^en  Qofe 

©crfeljen,  aus  »eichen  bic  Hotwenbigfeit  ber  <ErfjdI|un9  tljres  öcfjaltcs  Ijer- 
porgel^en  foQ: 

,Etat  de  U  trouppe  de  S.  A.  E. :  La  I.amothe  a  900  fl.;  Duchemin 
a  900  (ce  sont  les  moins  utiles,  puisqu'ils  jouent  moins  que  les  autres  et 
ne  sont  pas  meilicurs)  ;  Duclos  a  750  fl. ;  Prefleury  le  cadet  750; 
La  Denis  a720  (Sont  ils  plus  utiles  et  jouent  ils  plus  souvent  qae 
Datenay  qui  n'a  que  600  et  que  sa  Alle  aisn^e  qui  n'a  aussi  que  600)  ; 
Prefleury  l*aisne  600;  Sa  femme  600  (Elle  les  a  eus  en  commen^ant 
La  Comedie) ;  Dulondel  600;  Sa  femme  300  (eile  ne  joue  point);  La 
seulle  Hyacinthe  n'a  que  300  (II  y  a  13  ans  qu'elle  joue  La  Comedie  et 
eile  joue  partout  et  danse)  —  fait  8820  fl." 

^80)  (Ein  pcrfonalaÜ  über  bic  beiben  Le  Grand  ijl  ntc^t  rorljanben. 

^80  Quittungen  beftättgen,  ba%  biefe  Sd^anfptelerin  t>om  2IpriI  (73( 
an,  brettjunbcrt  (Sulbcn  jätjrlic^e  „grattfication"  ertjtelt.  (K.  Kreisard^ip, 
inünc^en,  21!ten,  bas  fransSPfdyc  dCJjeater  beive^enb.) 

^82)  3«  eitler  Bittfd?rift  com  Juli  \748  (!.  Kretsard^ir  ITTfinc^en, 
Elften,  bas  fransöftfc^e  Cl^eater  betreffenb)  berichtet  bie  Sd^aufpielertn  La 
Denis,  ba%  fie  bereits  ad?t3eljn  IJa^re  in  bayrifc^en  Pienjlen  pel^e,  alfo 
ungefäfjr  fett  ;730. 

^83)  Dgl.  2Inmer!ung  479. 

<(84)  X)g(.  2(nmer!nng  ^78. 

^85)  „Dem  Derabfd?ibteten  fransöf.  Commoebianten  Clavel  bas 
ratum  fürs  IHonat  2lprt(  mit  50,  bann  3U  einem  Haiggelb  loo,  3ufammen 
fag.  gbjter.  2lnfd?affung  unb  Steins  ...  ff.  ^50."  (^ofsai^Iamtsrec^nung 
für   ^735.) 

^86)  „Dem  Don  ^annouer  l^icl^er  gefomnen  franftoflfc^en  comme- 
bianten  Du  Che  min"  werben  itnterm  ^.  Januar  (736  I^unbertffinfjig  (Sulben 
Heifefofien  ausbe3al?It  (Qof3al^lamtsred?nungs«23eIege);  burc^  Signat  pom 
16.  3a"ttor  ^736  wirb  er  mit  einer  Dom  \.  3uU  an  (aufenben  3atjress 
befolbung  Don  neunt^unbert  (ßulben  in  bie  (5efeUfd?aft  aufgenommen. 
(Über  einen  Sd^aufpieler  biefes  Hamens  ogl.  Lemazurier  a.  a.  0. 
Banb  I,  5.  2/^7.) 

^87)  Dnrc^  Defret  Dom  2\.  2^l\  \739  »erben  „bem  fran3öf  Comoe- 
bianten  Devorreju  beftreittung  feiner  üon  Qannoner  fjiefjero  gemachten 
rais"  breil^unbert  (öulben  beujtttigt. 

^88)  Unterm  9.  Ittai  \730  melbet  ,,3ol^ann  IHartin  StroH,  burger 
unb  Sdjneiber  allster",  „ba%  bero  fran3Öf.  (Eommebiant  Lajumi^re  ben 
\s.  oct  iungjl  ©erwiesenes  3^^*^  üerfiorben,  weld^er  mir  wegen  mit  itjmc 
groß  getrabten  Sorg  unb  9  gan3er  3^^*^  Derraid?ter  Koft  aud?  augwarttjung 
in  feiner  langwürigen  franft^eit,  bas  legte  ober  jlerb  CQuaxiai  Yberlajfen." 
(K.  Kretsarc^iD  HTünd^en,  perfonalaft  bes  Komöbianten  La  Jumiere.) 

^89)  Durc^  Defret  rom  7.  Hooember  1737  erfjält  „Birochon,  fo 
ein  2^^^  k^^  ^^^  Souffleur  ober  etnfager  Sei  benen  fran3öftfd^en  Comoebien 
gebraud^t  worben,  für  einen  rccompens  aint^unbert  gulben  yberf^aupt  gbfl. 
rerwiüiget."  (K.  Kreisarzt©  IHün^en,  (Set^eime  l^aisafien,  bas  Ct^eater 
betreffenb.) 

^90)  3^*^^  „<£l^urfürjil.  DrL  in  Bayern  ic,  Unfer  (Snäbigtfter  Qerr, 
traben  ben  gewesen  <L^ux  Pfäl3.  fJoffsDan3maifter  Sigmunb  Scio,  in 
betrad?t  beffen  et^ewetb  allbereitt^s  etliche  jal^r  bey  bero 
^off  Comoebianten   partljey  allster  in  Dienjten   itefjet,    al§ 


von  Karl  Cranttnann«  333 

Qoff'Dan3matfiern  genebtgfi  an^nnb  aufgenommen  vnh  tf)me  3tim  jaftrltd^en 
get^alt  breyfjunbert  (Sulben  in  Q3uatemberlid?cn  nnb'  gleic^  bencn  Comoe« 
biantcn  3U  besallen  f aücntcn  ratts  vexvaid^en  selaffcn  öenäbigijl  rcfoloteret. " 
(K.  Ket4sard?tD,  Def retenfammlung :  Defret  00m  ^8.  februar  ;7'^o.) 

^^91)  Dnrc^  Defret  oom  28.  3onuar  \7^0  wirb  „Louis  leFeure 
für  einen  fran3öjtfc^en  (tommoebianten  gbiji.  aufgenol^men  unb  beme  3ur 
iäfjrlicf^en  befolbung,  00m  ^t«"  october  bes  iungfi  abgeiDtc^enen  ;739ten3ö^rs 
lauffent,  Sed?s(^unbert  (Sniben  (Sbtjl.  beftimbet".  (K.  Heid?sard?it),  Defreten* 
fammlnng.) 

^92)  „3^^^  di^urfrl.  DrI.  in  Bayern  2c.  Unnfer  <5nabtgjler  ^err,  i^aben 
ben  Pierre  de  Forsche  als  (£omoebianten,  ban  beffen  €lie  Confortin  als 
Comoebiantin,  Bei  benen  fran3Öftfc^cn  Comoebien  Bereitt^s  Dnterm  ^*«»  2lpri( 
t^eurigen  3^^^^  Ö^ifr  anfteüen  laffen  unb  iljme  Pierre  de  Forsche 
Heunljunbert,  gemelt  befjen  (Efjegattin  aber  5cd?s J|unbert ,  sufammen  alfo 
fünff3eJjenljunbert  gulben  Befolbung  in  quatemberlid^en  ratts  eingctl^ailter 
üom  obigen  bato  gegen  jebers  fonberbaljren  iebesmafjltgen  Befd^einungen 
aus  bem  (Efjurf rl  fjof 3aljlambt  oeru)iüigct ..."  (K.  Heidjsard?tD,  Def reten» 
fammlung:   Defret  00m  3o.  3wli  ^739.) 

^^93)  Cni.plümicfe,  €nta)urf  einer  Cljeatergefc^ic^te  oon  Berlin  xc. 
Berlin  ;78;.  S.  i^5. 

/(9^)  Cod.  gall.  567.  ber  ItlHnd^ener  fjof-  unb  Staatsbibliotl^e! :  „Dia- 
logue  ponr  le  jour  de  la  naissance  de  S.  A.  Elect.  de  Bavi^re.  1740  In  fine: 
Le  Grand.  An  nomen  auctoris?  Diefe  (frage  bes  Kataloges  Surfte  fomit 
beantwortet  fein. 

^95)  Cod.  gall.  857  ber  !.  fjof-  unb  Staatsbibltotl^ef  in  ItTünc^en. 
Dgl.  Qeigel,  f^iftorifd?e  Porträge  unb  Stubien.  Dritte  folge.  S.  ^2;  ff. 

^96)  IHaria  21nna  3<>f^P^^  (9^^-  X'^^'kf  üermäljlt  1755  mit  bem 
UTarfgrafen  tubmig  (Seorg  von  ^aben-^aben*  Pgl.  ^aeutle  a.  a.  <D, 
5.  86). 

^97)  2Intonia  IHaria  IDalpurga  (geb.  \72^,  ocrmäljlt  ^7^7  mit 
bem  Kurfürjlen  Jricbrid?  Don  Sad^fen.    Pgl.  Qaeutle  a.  a.  0.  5.  8^^). 

^98)  Ct^erefia  ^enebxcie  llTaria  (geb.  ^72'^,  geji.  I7^3in  Jran!* 
fürt.  X)gl.  ^aeutle  a.  a.  (D.  5.  8^,  unb  fjeigel,  Heue  Ijiftorifc^e  Per* 
träge  unb  2luffäfte.  S.  280- 

^99)  Über  biefe  traurigen  Cage  giebt  eingel^enbeu  Berid?t  bas  im 
!.  Hei^sardjtüe  aufben>at^rte  „Chronicon  Monacensc  über  Unterfd?ieblid?e 
merfn>ürbige  Begebent^eiten  in  Bayern  unb  Dorsüglid?  in  IHünd^en  ic.  von 
l'^03  bis  1756  gefammelt  Don  einem  aus  ber  familie  oon  Heinbl  gen>ejten 
Stabtfammerer  3U  IHünd^en". 

500)  Diefe  ^^at^adien  erfat^ren  xvxx  aus  ben  2l!tcn,  in  benen  im  3öl?re 
17'^9  2Ibred?nung  get^alten  u>irb  über  bie  Befolbungsausjtänbe  ber  fran3Ö- 
ftfc^en  Komöbiantcn.  (K.  Kreisard^to  IHünc^en,  Elften,  bas  fransöfifdje 
Cljeater  betreffenb.) 

5oO  ntenftel  a.  a.  <D,  5.  177  ff. 

502)  ^eigel,  Heue  (?ijiorifd?e  Porträge  uwb  2(uffä^e.  S.  287. 

503)  (Eine  Hetlje  Don  Briefen  Legrands,  in  u>eld?en  er  feinem 
Kollegen  Duclos  in  Strasburg  Kunbe  giebt  über  feine  Bemüfjungen,  bem 
le^tercn  bie  IPerbung  unb  £eitung  ber  für  IHünd^en  beffimmten  franso« 
ftfd?en  Sc^aufpieler  3U  oerfd^affen,  beffnbet  fid?  im  f.  Kreisard^ioe  Ittünc^en 
(Elften,    bas   fran3öpfc^e    Cljeater   betreffenb;   Lettres  justificatives   de   La 


33^     Jransdjifdje  5d?aufpieler  am  bayrtfcljen  ^ofe  von  Karl  Crouttnann. 

Conduite  du  Sieur  Duclos).  Jtjtien  ftnb  Mcfe  nnh  bte  n(X^  f olgenbcn  UTit* 
teilungen  entnommen. 

50^)  Dgl.  3a(^rbud?  für  IHündjencr  (8efd?td?te,  öanb'l,  S.  266. 

505)  Pgl.  Hctnbl,  Chronicon  Monacense:  ,,2Im  St.  Sebaftianj  Cag, 
abents  umb  I^albe  ^  Uiiv  Periped^sleten  5^  Kayfl.  IttaY.  Dolfomen  bag 
gcitlidje  mit  bem  (Eujigen,  ipobei  fonberbaljr  5n  cottflbertcren  fommct,  bag 
an  benen  (tSßen,  ba  aüert^öd^ji  biefelbe  in  t>a%  (fclb  unb  nad?cr  (francftj- 
furtfj  Don  l^ier  abrctfcten,  bie  Cljurn  Pljr  3u  fjof  alseit  auf  ^  mal^I 
ablanffete,  Por  bero  ableibcn  aber  swey  Cäg  bie  gro§e  Cl^urn  Ptjr  in 
Pnfer  lieben  Jrauen  Stäfft  Kürd^en  alljier  gleid^fat^Ig  ganft  Pnoerljofft  ab- 
geloffen  feye.  (Sott  Derleilje  .  Dero  2lrmcn  Seelen  bie  €n>ige  f  renb  unb 
glüdfeeligfeit.    2Imen." 


^^^ 


^a^  jptojeftt  öct  (6rtinbun0  einet  ^tabt 

„itfarlftatit" 

3taif£|&en  Mün&itn  iinh  JÖpmpöenfturs, 


Don 

Ikarl  ^bcobor  IbciöcL 
* 

Unter  Jlrc^balten,  toelc^e  aus  6em  ehemals  Preyf ins fc^en 
Sdjiof  ^o^enafc^au  in  bas  fömglidje  allgemeine  Heid/sarc^io 
perbrad/t  morben  waren,  fanö  ic^  por  etma  5tt>5lf  ^^Ijven  ein 
Sdjriftflücf;  beffen  3nl?alt  moljl  geeignet  tpar,  meine  2tufmerf* 
famfeit  5U  feffeln^). 

3dj  glaubte  öamals,  6en  (Entwurf  einer  Urfunöe  por  mir 
5U  ^aben,  wobntdf  einer  neuen  Sta6t  smifdjen  Hymp^enburg 
un6  Znündjen  Stabtrec^t  perlieljen  oeröen  follte* 

Das  undatierte  Sc^riftftürf  mit  öer  Überfd/rift:  „Von  (ßottes 
©enaben  IDür  Carl  2tlbredjt  in  ®bern^  un6  nie5ern:^BaYrn 
^er^og  :c.  zc",  menbet  fidj,  mie  ätyniidje  Defrete  ber  furfürft» 
lid/en  Regierung,  an  bie  ^ofratsprdftbenten,  Disebomen,  Kansler, 
Hentmeifter,  P^eger  unb  beren  üermalter,  Hidjter,  Kaftner, 
ZRautner  unb  alle  anbern  Beamten. 

Die  (Einleitung  tt>eift  barauf  ^in,  weldj  eifrige  Pflege  bie 
bafrifdje  Regierung  bisher  ber  Bobenfultur  sugemenbet  ^abe,  mie 
für  „(£xlfeb^  unb  anbauung  einer  grof  en  mdnge  unb  meite  in  Unferen 
£anben   ber    fogenanten   gamblos*)    (£IIenb   ober  IDaifeläcfer •), 

*)  3^  90b  von  biefem  Junb  fm^e  ttad^nd^t  im  „2(n5ctger  für 
Kunbc  ber  Dcutfc^en  l)or3eit",  ^atjrgang  1877,  Hr.  \,  S.  \&. 

^)(Samblos  =  gaumlos,  ol?ne  2Iuf pd?t,  ad^tlos,  renDafjrlojl 
(5d? melier,  Bayr.  IPörterbud?,  I,  9^2). 

^)  Xüaifelacfer  =  Qatbc,  ITToos  (Sc^mcIIer,  II,  ^020). 


336  ^as  projeÜ  bet  (grünbung  einer  Stabt  «Karijiabt" 

^ayöen,  ^tl^n,  ZlTöfcr  unö  ankern  5U  feines  21Tenfdjen  nu^en 
(^ebeyenb,  perfc^iöenen  56en  ©rünöten"  Sorge  getragen  n>or5en 
fei,  auf  gletdje  tDeife  aber  auc^  für  ,,6te  guette  Känft  unb 
IDiffenfdjaften  fambt  aller^anö  eljrltdfen  gemerb  unö  Ifaxib^ 
t^ierungen".  Da  6iefe  aber  ,,6urc^  6te  et^emalig  unö  leso  aberma^Is 
in  bas  tje^Kge  Hömifdje  Hetc^  etngertffene  peröerblicfje  Kriegs« 
läuffte  in  feljr  grofen  abfc^tpung,  Hutn  unö  perberben  gerat^en'% 
fei,  um  ^an6el  un6  (ßeu>erbe  beffer  in  ^lor  5U  bringen,  6er 
pian  gefaf  t  u>or6en,  „ein  neues  2TIunicipaIftabtß>efen  5U  funbiren 
un6  an5ulegen  un6  bafelbft  eine  freie  Haljrung,  ^anöel  unb 
IDanöel  5U  ftiften  un6  aufsuric^ ten". 

Die  neue  Stabt,  5U>tfcf/en  HTünc^en  unb  Hymp^enbur^ 
angelegt,  foU  ben  Hamen  Karl ftabt  füt^ren.  2^^^VV^^  f^Ö 
fte  5U  befonberer  (£^r  unb  ^ier  bie  blaumeigen  IPeden  fuhren 
bürfen,  barin  eine  von  pier  Choren  umfdjloffene,  mit  bem  Kur* 
^ut  beberfte  Burg,  flanfiert  burd}  je  einen  golbenen  mit  Hubin 
gefrönten  £ött)en. 

3n  geiftlidjen  unb  meltlic^en  Dingen  foU  bem  ZITunisipiunt 
alle  unb  jebe  ^retljeit  eingeräumt  merben. 

gutritt  ftelpe  offen  jeber  „Perfon  oon  c^riftfat^olifdjer  ZXation, 
meffen  Canbes,  Stanbes,  Dignttat  unb  IDefens  fie  fonft  fein 
möge,  fo  nidjt  ein  öffentlicher  ^einb  ober  ZTliffet^äter".  ^^bzr* 
mann  fjat  bas  Hed^t,  bort  ^anbel  unb  IDanbel  5U  treiben*  IDer 
£uft  ^at,  jic^  anfäffig  5U  machen,  erljält  brei  ober  pier  3au(ijert 
5ur  ^offtatt  unentgeltlid^,  mu^  ftd/  aber  perpflidjten,  binnen  brci 
3a^ren  nad)  ber  pom  furfürftltc^en  Bauamt  porgefc^riebenen 
I^ö^e,  IDeite  unb  JTIanier  fein  (ßebdu  auf5urid)ten  ober  u>enigftens 
ben  Bau  ernftlidj  ansufangen. 

Dagegen  foUen  bie  Bürger  in  ben  erften  3a^ren  „pon  allen 
unb  jeben  Canbtbefdjmdrben,  orbinari  unb  extrasorbinari»Steuren, 
2tnlagen,  2tuffdjlägen,  (Einquartierungen,  Serpifen,  Peftungsbau 
unb  anbren  bergleic^en  £aft  unb  Contributionen  exempt  unb 
gänslid}  befreiet  fein",  audj  für  (Erteilung  bes  Bürgerrechtes  feine 
Jtusgaben  traben.  2tus  anbren  Stäbten  nad}  Karlftabt  sie^enben 
Künftlern  unb  ^anbiperfern  foll  feinerlei  Hadjfteuer  auferlegt, 
ebenfou>enig  benjenigen,  voddft  Karlftabt  mieber  perlaffen  mollen, 
ein  2lb5uggelb  abperlangt  werben. 

^anbel  unb  ©emerbe  follen  pöüig  frei,  fdfäblidje  ZHonopoIe 
unb  anbere  ber  gemeinen  Ha^rung,  ©emerbfc^aft  unb  ^anbels» 
frei^eit  nadjtcilige  ^mangsbebrücfungen  nid/t  gebulbet  fein;  bie 
fünfte  foIIen  „nit  5U  Unterbrücfung  unb  Huinirung  bes  gemeinen 
IDefens"  aufgeridjtet,  fonbern  es  foII  jebermann  freigeftellt  werben, 
ob  er  in  eine  ^ixn^t  eintreten  moüe  ober  nic^t. 


von  Karl  Cljeobor  Qetgel.  337 

„Da  6te  (ßott  geliebte  3wf^i5  ^^^  ftarcfe  (ßrunöpefte  eines  ieöen 
tPoI?I  auf^  unö  eingerichteten  Staats,  Regiments  un6  gemainen 
HJefens  ift  unb  bleibet",  foü  3ufti5«  ün6  Poliseitpefen  „auf  einen 
folc^en  4uf  gefe^et  tperöen ,  5af  einem  jeben  fdjieunig  unö 
unparteiifd}  Hedjt  un6  ^ilfe  ot?ne  2tnfet?ung  5er  Perfon  ipiberfaljren 
un6  ertljeilet  merben  möge". 

über  bas  Staötregiment  bleiben  näljere  Beftimmungen  vov^ 
beljalten;  bis  6ie  Sta&t  5U  i^rer  pöüigen  (ßröfe  unö  Jrequens 
geipac^fen  fei,  follen  obrigfeitlic^e  2tufjtd}t  unb  (ßeioalt  stüifdjen 
Sem  furfürftlid/en  ßoffammerrat  unö  6em  Canbridjter  un6  PPegs= 
abminiftrator  5U  X)acf/au  geteilt  merben,  bamit  fte  „in  guter 
©rbnung  regieren  unb  barüber  wadicrif  ba^  bie  SetDo^ner  in 
i^ren  porgenannten  Privilegien  nidjt  ge^inbert  ober  perfür5t 
tperben". 

Der  Sdjiuf  lautet :  „gu  Urf unb  unb  mehrerer  X)erftd)erung 
Ijaben  wir  biefes  gegentpärtige  Patent  eigen^änbig  unterfd}rieben 
unb  mit  Unfrem  3nftegel  befeftigt,  aud}  bamit  es  5U  ^^bet- 
manns  IDiffenfdjaft  fomme,  $um  Drurf  beförbern,  publicirn'unb 
überall  affigiren  laffen". 

Die  ganse  Raffung  bes  Sc^riftftücfes  lief  midj,  ipie  gefagt, 
vermuten,  ba^  man  es  mit  bem  (Entwurf  eines  offisieüen  Patents 
$u  t^un  ^abe,  menn  idj  auc^  u>eber  ein  amtltc^  ausgefertigtes 
(Original,  nodj  einen  Tlbbtvid  aufsufinben,  nod/  bei  ber  erften 
f[üd)tigen  Hadjforfdjung  über  bie  Umftdnbe,  tpeldje  bas  Projeft 
fdjeitern   machten,    näheres  in  (Erfahrung  5U  5ie^en  vermochte« 

X?or  fursem  ^atte  aber  ^err  Heidjsarc^iüaffeffor  (Ebmunb 
^rei^err  oon  (Defeie  bie  ©üte,  mir  aus  bem  Hadjlaf  feines 
Urgrof Daters ,  bes  berühmten  Herausgebers  ber  „Scriptores 
Rerum  Boicarum",  ^eliy  oon  ®efele,  ein  Sdjriftftücf 
mit5uteilen,  bas  mit  jenem  im  ^oljenafdjauer  2trdjiDe  gefunbenen 
offenbar  im  engften  gufammen^ang  ftet?t. 

€in  Stiefbruber  ^eliy  von  (Defeles,  3ot?ann  2tbam 
Spatlf,  ber  ^7^0  furbayrifcljer  ßoffammerrat  ipurbe  unb  \770 
5U  2Ttünd}en  ftarb,  fdjreibt  am  25»  ®f tober  ^735  an  einen 
nidjt  nä^er  beseidjneten  „^oc^gebornen  Heic^sgrafen,  Ijodfgenäbig 
gebiettenben  ßerrn".  Hadj  allgemeinen  empfe^Ienben  P^rafen 
ge^t  er  auf  bm  eigentlichen  ^vo^d  ein:  „♦ .  »fo  mirb  ja  mandjem 
fe^r  einfältig  fdjeinen,  bas  idj  benen  übrigen  fdjmadjtjeiten  meines 
lebens  audj  biefe  noc^  bevgefeüe  unb  midj  aberma^I  unterfange, 
€uer  ßoc^gräflidjen  (gycellens  ^oc^e  Staatsgefdjäfte  in  etipas  5U 
unterbred/en  unb  5U>ar  mit  unseittig  unb  otjnperlangter  bey» 
tragüng  eines  fd}Iec^ten  ftains  5U  bem  gnebigft  por» 
Ijabenten  gebäu  ber  Zleüen  Carlftatt,  ba  idj  boc^  aufer 

3ai)tbttc^  f  Ar  mand^ner  (Sefd^.  II.  22 


538  t)as  projeft  ber  (Srunbung  einer  Stabt  „Kariflabt" 

Ceutfc^Ianö  fein  geringes  Bauern^üttlein,  gefc^tpcigens  6enn  eine 
gan^e  IDelt  in  einer  Statt  beylammen  5U  fedjen  Sie  IHittel  un6 
gelegen^eit  iemal^Ien  geljabt  Ifabz  un6  pielleic^t  in  meinem  Patter» 
lanb  felbften  nod^  Ijin  un6  U)ie6er  als  ein  Peregrinus  in  Israel 
angefe^en  werben  berffte  :c." 

2tuf  5en  erften  Blicf  fteljt  man,  6af  6as  (Driginalfc^retben 
b^s  ^oijann  Späiii  bie  nämlichen  Scf/rift5Üge  aufmeift,  u>ie 
ber  oben  befprod/ene  (Enttpurf.  Bei  bm  IDorten  „beytragung 
eines  fdjiedjten  ftains  2c. "  ift  ein  2tIIegicrungsftric^  angebracht. 
2tuc^  bie  im  Sdjluffa^  enttjaltene  2tnfpielung  ift,  wenn  man  bie 
beiben  Sdjriftftücfe  sufammenljält,  unperfennbar:  ber  Perfajfer 
entfdjulbigt  ftd},  baf  er,  ber  nidjt  oiele  frembe  Stäbte  fennen  ge-- 
lernt  Ijabe,  fidj  anmaf en  ipolle,  für  bzxx  Jtuf fc^rpung  einer  neuen 
Stabt  nü^Iidje  X?orf(^riften  aufsufteüen. 

Die  im  (Entwurf  erwdfjnten  „ie50  aberma^Is  in  bas  ^I. 
Hömifc^e  Heidj  eingeriffene  Derberblidje  Kriegsläuffte"  besiegen 
fxdf  auf  ben  polnifdjen  ttljronfolgefrieg,  an  weldjem  Bayern  5war 
nidjt'  unmittelbar  teilnatjm,  ber  aber  ftarfe  Lüftungen  notwenbig 
mad}te  unb  b^n  Durdjmarfdj  ber  Huffen  burc^  bie  (Dberpfals 
unb  mandjerlei  Kriegsbrangfal  im  ©efolge  IfatU. 

Kein  Zweifel:  ber  (Entwurf  5um  Stabtredjt  pon  HatU 
ftabt  ift  nur  eine  Pfeantafteleiftung  unb  nur  eine  Pripatarbeit 
Spätljs,  bie  er  mit  bem  Begleitfdjreiben  pom  25.  ®f tober  ^735 
bem  (ßrafen  2Xla^  (Emanuel  pon  Preyfing,  (Dberftftall^^ 
meifter  unb  Konferensminifter  bts  Kurfürften,  in  Porlage  btadjU. 

3mmerljin  erljeUt  aber  aus  bem  Begleitfdjreiben,  ba^  bas 
Projeft  „ber  neuen  Karl ftatt"  tljatfädjiidj  beftanb,  ja  es  liefen 
ftdj  noc^  anbere  geugniffe  auffinben  5um  Beweife,  ba'^  wenigftens 
ein  2tnfang  gemadjt  würbe,  bin  pian  ins  IDerf  5U  fe^en. 

Befanntlic^  war  Hvmpljenburg  ber  £ieblingsaufentljalt 
bes  Kurfürften  KarI2tIbert.  (£r  lief  im  Parf  5U  (£^ren  feiner 
(ßemal}lin  bie  2tmalienburg,  eine  ber  glücflidjften  Sdjöpfungen 
bes  Hofofo,  auffüljren,  an  ben  2TtitteIbau  bas  Sdjioffes  ^lügel« 
bauten  anfügen,  bzn  Kanal  nad}  Heul?aufen  bis  in  bie  Hät^e 
bas  furfürftlidjen  35gerl}aufe5  anlegen*  3"  ^^"}  ^<^^  ZHeilen  im 
Umfang  meffenben  Cierparf  würben  grof e  pärforcejagben  per* 
anftaltet,  für  bie  Heine  3^g^  tot  fidj  reidje  Beute  im  (ßet^öls,  bas 
bie  fransöfifdjen  Blumenanlagen  einljegte.  Der  pielgereifte  PöII« 
ni^  perftdjert,  an  Prad]t  unb  ©efc^macf  wetteifere  Hympl?en» 
bürg  mit  Perfqilles,  fein  beutfdjer  Parf  fSnne  bamit  per» 
glichen  werben,  iiljnlidjes  £ob  sollt  ber  2Jeifenbe  Keysler,  .ber 
im  3^^^^  1^29  Bayern  befudjte,  ber  Sommerreftbens  Karl 
2tlberts^ 


von  Karl  (Elieobor  ^etgcl.  33^ 

3n  Keyslers  Sc^iI6erung  tDtr6  nun  aucfj  ermähnt;  6er 
Kurfürft  beabftdjtige ,  (ßarten  unb  ^dufer,  jeöes  Don  befonberer 
Bauart,  5tt)ifdjen  Hympljenburg  un5  ZTlündjen  ansulegen, 
5U  nidjt  geringem  Deröruf  6er  Bepölferung  ZTTünc^ens,  meldje 
Surij  6ie  neue  Sdjöpfung  öes  Kurfürften  überflügelt  5U  merben 
beforge. 

2ludj  urfunbUdje  TXadtitxdikn  über  bte  geplante  Zlnlage  liefen 
ftdj  auffpüren,  freilidj  nur  von  fet^r  bürftiger  Hatur* 

3n  einem  im  föniglid/en 'Kreisardjip  ZlTüncf/en  oerma^rten 
Sdjriftftücf  Dom  20.  Hooember  ^729  ift  Don  einem  ®bjeft  „in 
ber  fogenannten  Karlftatt  5U  Hymp^enburg"  bie  Hebe»  ^n 
einem  anbern  Itrdjipale  00m  3^^*^^  U^^  ^^^^  ^i^  2tus5eigung 
eines  Planes  5U  Karlsburg  bel?anbelt,  ber  bem  Stuffator 
©eorg  ^incf^  unb  bem  ITtaurer  2Tti(^aeI  VxetUiex  5ur 
(Erbauung  eines  ^aufes  überlaffen  ipirb,  ipeil  bes  Kurfürften 
3ntention  bat?in  get?e,  Karlsburg  mit  ^dusli(^en  IDo^nungen 
5u  befe^en. 

ZHe^r  £idjt  perbreitet  ein  an  bie  £anbfd}aft  geridjtetes  Unter» 
ftü^ungsgefuc^  bes  „^offontrolors"  ^rans  C^tiftop^  ^ieber. 

3n  bem  nidjt  batierten,  jebenfalls  smifc^en  ^7^5  —  ^776 
ausgeftellten  S(^riftftücf  fe^t  ber  ©efuc^fteller  auseinanber,  er  ifabt 
ftc^  auf  „pielfaltiges  unb  heftiges"  einbringen  tpeilanb  Caroli  VIL 
animieren  unb  bereben  laffen,  mit  2tufne^mung  einer  fonpberablen 
Summe  ©elbes  auf  einem  i^m  pon  ber  furfürftlidjen  Scfjmaige 
geometrice  tjintangemeffenen  unb  brei  tTagmerf  in  fi4  begreifenben 
(ßrunb,  ben  it?mi£arl  2tlbert  gefdjenft  Ijatte,  „bie  allererfte 
Be^aufung  in  bero  bafelbft  neu  ansulegen  por«* 
gehabten  Statt  Carlftatt"  5U  erbauen;  5U  befferem  2tuf» 
fommen  Ijabe  ber  Kurfürft  auc^  mittels  Defrets  pom  ^5.  3^"^^^ 
^730  iljm  unb  feinen  Xiadtitomrmn  auf  jener  Bel?aufung  eine 
Caferngerec^tigfeit  nebft  einer  Bäcferftatt  jure  reali  für  je^t  unb 
aüeseit  perlietyen*). 

Da  ^ran5  (tfjriftopt?  ^ieber  (ßoff ontrolor ,  fpater  ^of* 
f ammerrat,  geftorben  \776)  in  smeiter  (c^e  mit  Klara  ©efele, 
Sdjmefter  bes  ^eliy  pon  ©efele,  permd^It  war,  lief  fidj  ^offen, 

*)  3"  ^ttter  Urfunbe  00m  27»  3anuar  1730,  burc^  ipeld^e  bte  Per* 
leti^ung  ber  Caferngered^tigfett  jc.  befannt  ^t<^ehen  würbe,  unb  tpelc^e  jtd? 
nod?  Ijeutc  im  Bcfifte  ber  (Eigentümer  ber  Saftipirtfc^aft  „jum  Kontrolor" 
beftnbet,  tpirb  bte  £age  ber  Beljaufung  näljcr  bejetdjnct,  „lueld^e  gegen 
Sonnenuntergang  an  bie  bafelbftige  ilUee,  gegen  Ittittag  an  amen  3U  Unfrcr 
Sd^roatg  Hvmpljenburg  get^örigen  2lcfljer,  gegen  nibergang  an  Unfres  <£am» 
merers  unb  Ptceobriften  Staümaijler  Baron  oon  irTayrljofers  gepäu  nnb 
gartten,  gegen  IRttternac^t  aber  an  atnen  5U  ermelt  Unfrer  Sd^matg  get{örtgen 
tPiggrunbt  lieget". 

22* 


3^0   X^as  projeft  ber  (ßrünbung  einer  Stobt  „'Katl^aht'*  v,  K.  Cljeob.  Qei^eL 

6af  fic^  ineüctc^t  im  litterartfc^en  Ilac^Iaf  6es  ^tftorifers,  6ejfen 
Verausgabe  6er  Urenfel  foeben  porbereitet,  no4  «in  weiterer 
Jin^altspunft  finden  voexbe,  unö  6iefe  (Ertpartung  n>ur6e  ntdjt 
betrogen. 

3n  einem  fransSftfc^en  Briefe  ^iebers  aus  Cic^tenberg 
pom  ^8.  3um  \75\  an  feinen  gelet?rten  ^errn  Petter  Ijeift  es: 
„(£s  ift  tpaljr,  6af  idj  mir  nidjt  menig  auf  bie  (£^re  einbilöe, 
bie  mir  ber  Kurfürft  5U  ermeifen  geruljte  besügüc^  meines  ^aufes 
in  Cariftatt;  xd)  bin  entsutft,  ba^  in  bemfelben  ein  ZHeifterftücf 
3t?res  ©eiftes,  fei  es  in  Derfen  ober  in  Profa,  in  ZHarmor  per= 
emigt  fein  tpirb,  3ur  2Ineiferung  für  meine  Had/fommen,  bamit 
jte  pdj  beftrebeu;  jtc^  nodj  me^r  Hu^m  burdj  it?r  Derbienft  3U 
ertt>erben". 

(Ein  (Eintrag  im  tEagebud/  ©efeles  Hart  uns  über  bie 
Zlnfpielung  ^iebers  auf.  (Es  Ijanbelt  fic^  um  eine  3"f<^^^f*/ 
ipeldje  an  ber  neuen  Bet^aufung  ßiebers  angebrad^t  merben  foll. 
2Im  2^.3^"^^^  1^32  tpurben  bie  IDorte  pon  (Defeie  fertig 
geftellt.  Der  3ntjalt  befagt,  ba^  am  3^.  JTtärs  \728  Kurfürft 
Karl  2IIbert  unb  JTIaria  2tmalia  mit  ^Sdjfteigenen  Rauben 
;,5U  biefem  ^aufe  unb  bamit  5ur  neuen  Stabt  Karl- 
ftabt"  ben  (ßrunbftein  gelegt  ^aben,  was  bie  Beft^er,  ^rans 
^ieber  unb  feine  (Ehefrau  Karoline  be  pieffis,  bie  erften 
Bürger  pon  Karl  ftabt,  ber  Hadjmelt  überliefern  tPoUen. 

Xlai)  ®ef  eles  Eingabe  wäre  bie  ZITarmortafel,  weld/e  biefe 
3nfd)rift  aufnaljm,  offen  an  ber  JTlauer  bes  ^aufes  angebracht 
tporben.  Cro^  forgfditiger  Zcad/forfdiung  permodjte  id}  aber  nic^t 
5U  entbecfen,  wo^in  „bas  erfteDenfmal  ber  neuen  Stabt"  geraten  ift. 

Die  „neue  Stabt"  felbft  ift  in  ben  itnfängen  ftecfen  geblieben, 
gtpar  ift  ber  5U  geiten  Karl2tlberts  mit  ^elb  unb  IDalb 
bebedte  Haum  swifdjen  Itynap^enburg  unb^ünc^en  ^eute 
nat?e5U  pollftänbig  mit  Beljaufungen  überbecft,  allein  bie  Beforgnis 
ber  Bewohner  ber  furbayrifdjen  ^auptftabt  war  unbegrünbet: 
es  fmb  ZRün d)ens  Strafen,  bie  fid)  immer  weiter  gegen  bas 
Cuftfdjiof  ber  fd)5nen  2tbel^eib  pon  Sapoyen  ausbeljnen,  unb 
nidjt  „Kariftäbter";  fonbern  ZlTünc^ener  sedjen  ^eute  in 
bidjten  Scharen  beim  „Kontrolor". 


/^^ 


3IIfiubatnu]§  (!25arfifltu]§)j 

ein  toftiiäfcv  (Dnentaliß  am  bem  ^chiclfnten  3aifv1fmbcvt^ 
unb  feine  »egie^^ungen  ju  JHiin^^en. 

Ton 

Xucian  Scbcrmam 
* 

ZTTan  liat  fid?  mit  Sec^t  batan  gemS^nt,  bei  Beurteilung 
6es  geiftigen  Perfe^rs  irgenö  eines  tanbts  o6er  einer  Sta6t  nidjt 
bas  alleinige  2tugenmerf  auf  6ie  ftetigeu  (Einrid/tungen  öafelbft 
un6  ebenfo  ausfd^Iiefltd)  auf  6ie  bort  b etyeimat et en  Vertreter 
pon  Kunft  unb  HJiffenfdjaft  5U  ridjten,  fonbern  behufs  (Erlangung 
eines  pielfettigeren  Hefultats  auc^  biejenigen  ^eroorftedjenben 
ZHomente  in  ben  Kreis  eingebender  Unterfuc^ungen  tyereinsu^ 
5te^en,  meldje  eine  unmittelbare  (Einmirfung  nur  Dert?altnis= 
mäfig  furse  geit  bet^atigen  fonnten.  3"  folc^em  Sinne  finb 
5.  B.  aud^  bie  in  biefem  ^ativbndi^  entljaltcnen  2tb^anblungen 
ber  Herausgeber  über  2tegibius  2tlbertinus  unb  bie  fransöftfc^en 
Sd/aufpieler  am  bayrifcljen  ^ofe  entftanben,  meiere  bie  fulturelle 
(gnttt)icfelung  ZlTünc^ens  von  neuen,  nic^t  5U  unterf<fjd^enben 
<0eftdjtspun!ten  aus  beleuchten* 

2tuf  einem  bem  atjnlidjen,  tpenn  auc^  fpesielleren  (ßebiete 
bemegt  fidj  ber  folgenbe  anfprud/slofe  2tuffafy,  weldjer  $ur 
Cebensgefdjic^te  eines  je^t  faum*  bem  Hamen  nac^  bekannten 
©rientaliften  €rgdn$ungen  bringt,  bie  gerabe  an  biefer  Stelle 
nic^t  allein  best?alb,  u>eil  fte  fic^  auf  bisF/er  nidjt  befannt 
geworbene  Urfunben  ftü^en,  fonbern  meit  meljr  in  Berücf» 
pdjtigung  it?rer  lofalen  Besugna^me  auf  ZHündjen  i^ren  pla^ 
finben  mögen. 


3^2  ^(bubacnus  (53arbatus) 

Unter  öenjenigcn  Drudtpcrfcn  über  orientaltfc^e  Sprache  unb 
Kulturgefdjidjte,  meldje  fc^on  6urc^  tt?re  relattp  frü^e  (Entfte^ungs* 
5cit  bas  3ntereffe  aller,  n>elcf/e  bte  Cntirirfelung  6iefer  Stubten  mit 
Dorliebe  perfolgen,  in  Jlnfpruc^  5U  nehmen  geeignet  ftn6,  befinöen 
jtc^  5n>ei  Schriften  oon  nic^t  bebeutenSem  Umfange ,  tpeldje  als 
Perfaffer  „Josephus  Barbatus"  ober  auc^  „Josephus 
AbudacnusMemphiticus,  Linguarum  Orientali  um 
Professor"  nennen;  bte  eine,  „Speculum  Hebraicum",  ^6^5  in 
£5u>en,  bte  anbere,  „Historia  Jacobitarum  etc.",  suerft  \675  in 
®jforb  peröffentlidjt»  IDenn  ipir  über  ben  2tutor  berfelben  bie 
altere  ensyHopäbifc^e  Citteratur  —  bie  moberne  lagt  uns  faft  gans 
im  Stidj  —  5u  Hate  sieljen,  fo  begegnet  uns  eine  ^ülle  fic^  tDtber== 
fpre^enber  (EinseKjeiten ,  abgefe^en  bavon,  baf  auc^  fämtlic^e 
Perfonalangaben  sufammengenommen  pon  feinem  Cebenslaufe 
fein  auc^  nur  einigermaßen  pollfommenes  Bilb  enttperfen. 

Sc^on  bie  oben  ermähnte  Duplijitat  bes  Hamens,  bie  i^re 
einfad}e  (Erfldrung  barin  finbet,  ba^  Barbatus,  „ber  Bärtige", 
bie  lateinifc^e   IDiebergabe    bes   arabifdjen   Wovks  Abuddakn 

(iDursel  /.vJiÖ)  ;^X)ater  bes  Bartes"  ift*),   ^at  5U  manchen 

3rrtümern  perleitet.  So  nennt  (ßeorg  Könige  Josephus 
Abudanus  als  Perfaffer  ber  „(Sefdjid/te  ber  Kopten",  u?äljrenb 
er  einem  Joh.  Barbatus  bas  „Speculum  Hebraicum"  5uerteilt. 
Diefe  Korrumpierung  bes  IDortes  Abudacnus  5U  Abudanus, 
bie  übrigens  pon  Kon  ig  audj  anbere,  5.  B.  ^ebUt^  über* 
nommen  Ijaben,  ^at  bei  (£Ij.  ^enbreic^^  fogar  5ur  Dreiteilung 
unferes  Abudacnus  in  einen  Abudanus,  Abudacnus  unb  Bar- 
batus gefütyrt» 

(ßeboren  ift  er  in  Kairo  als  foptifc^er  C^rift;  baf  er  ftc^ 
ftets  als  „Arabs"  beseidjnet,  ^at  man  baburdj  5U  erhären,  ba^  bas 
Zlrabifdje  ftd)  alsSd)riftfprac^e  bei  ben  Kopten,  meldje  pom  fiebenten 
bis  5um  fedjse^nten  3^l?tt?unbert  unter  arabifc^er  ^errfdjaft  ftanben, 
bereits  feit  bem  5eljnten  3^^^^wnbert  (Eingang  perfdjafft  ^at. 

Das  von  xifm  perfafte  /^8  ^oliofeiten  umfaffenbe  Ijebräifc^=* 
lateinifc^e  Ceytfon :  SPEC VLVM  |  HEBR AICVM,  |  Q VO  |  Omnium 
omninö  radicum  Hebraearum ,  praecipuo-  |  rümque  inde  deriua- 
torum  significata ,  facili  me- 1  thodo  est  intueri.  |  AVCTORE  | 
JOSEPHO  BARBATO,  |  MEMPHITICO,  |  LINGVARVM 
ORIENTALIVM  |  PROFESSORE.  |  LOVANII,  |  In  Officinä 

*)  Wiv  bcljalten  bie  in!orre!te  CransfFriptton  „Abudacnus''  tjier 
bei,  ^a  jie  bem  allgemetnen  X)erjiänbniffe  feinen  (Eintrag  ifyit  unb  burc^ 
einen  jat^rljunbertelangen  (5ebrau4  geiPtjjermagen  gerechtfertigt  ift. 


von  incxan  Sc^erman.  3^3 

Typographica  GERARDI  RIVII.  |  AN.  CID.  IOC.  XV.  |  Cum 
Gratia  et  Priuilegio*  interefftert  burc^  feine  2tnlage.  Diefelbe  ift 
tabellenartig;  öaoon  ausge^enö,  6a§  6ie  ^ebräifc^e  wie  6ie  übrigen 
femitifc^en  Sprachen  im  allgemeinen  nur  breiraöifalige  It)ur$eln 
beft^en,  ift  für  je  einen  2tnfangsbud)ftaben  eine  Doppelfeite  burd^ 
Don  oben  un6  oon  feittDärts  gefüljrte  2tbteilungen,  beren  gal^I 
jener  6er  ^ebraifc^en  Buc^ftaben  entfprid)t,  in  Quaörate  eingeteilt, 
Don  öenen  jebes  6ie  lateinifc^e  Uberfe^ung  öes  öurdj  basfelbe 
beftimmten  ^ebräifc^en  IDortes  angiebt,  unb  iwav  erljält.man 
6as  $u  irgenb  einem  IDorte  gel?6rige  Quabrat  in  ber  Pereinigung 
ber  Don  oben  ausgefjenben  31eilreif?e,  wddft  für  ben  stoeiten,  unb 
ber  pon  feittDärts  ausge^enben,  roelc^e  für  ben  legten  Habifal 
beftimmt  ift.  Die  wenigen  Diern:)ur5ligen  IDörter  fmb  auf  bem 
5um  Jtnfangsbud^ftaben  gehörigen  Blatte  gefonbert  angegeben, 
tDä^renb  bie  $a)eirabifaligen  in  ber  oberften  Kei^e  bes  stoeiten 
Bud^ftabens  5U  pnben  fmb,  tDoburc^  aüerbings  eine  f leine  Un^ 
beutlic^feit  entfteljt. 

Pon  tpeit  größerer  Bebeutung  für  i^re  ^zxi  wat  bie  Schrift : 
HISTORIA I JACOBITARVM,  |  SEU|COPTORUM,  |  InAegypto, 
Lybia,  Nubia,  \  Aethiopia  tota  et  parte  Cypri  \  Insulae  habi- 
tantium.  |  Opera  Josephi  Abudacni^  seu  |  Barbati,  nati  Memphis 
Aegypti  I  Metropoli.  |  OXONII,  |  E  THE  ATRO  SCELDONIANO 
I  Anno  Dom.  M.D.C.L.XXV.  ^  3n  itjren  73  Seiten  [\2  ^)  giebt 
fte  nidjt  bem  ©tel  entfprec^enb  eine  ®efd)id)te  ber  Kopten,  fonbern 
oielme^r  eine  Darfteüung  ifjrer  Sitten  unb  firdjiidjen  (ginridjtungen. 
2tuf  i^ren  3n^alt  unb  xlfc  Perljältnis  5U  neueren  ^orfc^ungen 
einsugefjen,  fann  ^ier  nic^t  angängig  erfc^einen;  es  genügt  ber 
PertDeis  auf  bie  inftruftipen  2trtifel  über  „Kopten"  unb  „Koptifc^e 
Sprache  unb  £itteratur"  oon  Cubtpig  Stern  in  ber€rfclj  unb 
©ruberfdjen  €n5Y!Iopäbie  (\886).  —  Das  IDerf  ift  5U  einer  ^eit 
peröffentlidjt  tporben,  in  tpeldjer,  wie  ipir  tpeiter  unten  fe^en 
tperben,  Abudacnus  längft  nic^t  meljr  in  ®yforb,  tpo  er  feit 
ettt)a  \603  le^renb  peripeilte  ^,  ftc^  auffjielt  unb  überijaupt  nidjt 
me^r  am  £eben  ipar.  Die  2tusgabe  ift  Pon  einer  Porrebe  begleitet, 
als  beren  Perfaffer  tEen5en  tpo^l  nidjt  mit  Unredjt  ben  ®yf orber 
23ifcIjof  3o^n  ^ell  permutet  (geftorben  11686);  benn  biefer  ^atte 
feit  \^6\  bie  (Seujo^n^eit,  aüjä^rlidj  an  bie  Uniperjttätsftubenten 
in  ©jforb  ein  auf  feine  Koften  gcbructtes  Budj  5U  perteilen,  bas 
er  bann  mit  2tnmerfungen  unb  einer  Porrebe  ober  bergleid)en 
gufä^en  perfa^. 

3n  biefer  Praefatio  nun  tpirb  Josephus  Abudacnus 
als  ein  ZtTann  pon  geringerer  litterarifc^er  Bebeutung,  babei 
aber  pon  grofer  Kenntnis  feiner  paterlänbifc^en  ©efc^ic^te  fjin* 


3^ij(  Tlhnbacnns  (Barbattts) 

geftellt®.  ^zbod)  ftnöett  ftc^  and)  allfetttger  anerfennenöe  Urteile 
über  iljn;  por  allem  pretft  Erycus  Puteanus  (Van  de  Putte) 
in  einem  feiner  Briefe  bas  IDiffen  6es  Barbatus,  welc^r  bet 
C6u)ener  Uniperfttdt  unb  6em  Staate  von  Ijo^em  Hu^n  fei  ^ ; 
an  iljn  anfnüpfenb  Ijat  bann  audj  (0,  ^.  IDelfdf  6ie  (Erfahrung 
unb  ©ele^rfamfeit  bes  Barbatus  gerühmt  ^^  Unter  6en  tmffen* 
fc^aftlic^en  ©rSfen  feiner  geit  nennt  iljn  ferner  2tbralpam 
Scultetus,  u)elc^er  als  Begleiter  ^riebridjs  6es  fünften, 
Kurffirften  üon  6erPfal5,  6er  im3^^^^^  16^3  (Elifabet^  Stuart, 
Wettodjter  3ö'oI^5  !•/  ^iratete,  nac^  (England  reifte  un6  \6\2 
in  Conbon  audj  6en  ,Josephus  Barbatus,  aus  Ztlempljis  in 
Jtegypten  gebürtig,  feiner  Äeligion  nac^  ein  Kopte,  Profeffot 
6er  arabifdjen  Sprache  in  ®yfor6",  fennen  lernte". 

Übrigens  ift  6em  Abudacnus  pon  einer  Seite  fogar  bas 
Sedjt,  fic^  Profeffor  in  ®yfor6  un6  £ou)en  $u  nennen,  beftritten 
u>or6en.  3*  ^*  ZHosljeim^*  Ijebt  Ijeroor,  6af  ein  Ce^rftuljl 
für  arabifdje  Sprache  in  ®yfor6  erft  im  3^^^^  1^36  erridjtet 
U)or6en,  un6  folgert  6araus,  6af  Abudacnus,  6em  nur  6ie 
(Erteilung  pon  Unterridjt  im  2trabifc^en  in  ®yfor6  geftattet  ti>or6en 
fei,  {xdi  fjier  un6  in  äfjnlic^er  lÖeife  ie6enfalls  auc^  in  CSwen 
6en  ttitel  eines  Uniüerjttätsprofeffors  angemaf t  Ijabe  (hominem 
iusto,  ut  solent  Syri  et  Aegyptii,  arrogantiorem ,  Professoris 
Lovaniensis  sibi  temere  sumsisse).  €s  ift  immerijin  mSglidj, 
6af  er  in  ®yfor6  nur  eine  2trt  „readership"  innehatte  —  6ie 
Fasti  Oxonienses  führen  iljn  unter  6er  2lbteilung  „Incorporations" 
auf  —  obvooiil  bann  feine  fonfequente  2trt,  fidtf  als  „omnium 
linguarum  orientalium  professor  in  alma  Universitate  Oxoniensi" 
5U  beseidjnen,  BefremSen  erregen  un6  an  eine  gera6e  bei  6em 
Profefforentitel  noc^  je^t  audj  in  unferem  beutfdjen  X)aterlan6e 
nidjt  unbeliebte  Znet^o6e  gemahnen  muf .  itljnlidj  mag  es 
fidj  audj  mit  feinem  Berufe  in  Cöu)en  perljalten  Ijaben;  menn 
auc^  Puteanus  6en  Hu^en,  6en  er  6er  2tfa6emie  gebradjt, 
befon6ers  betont,  fo  fallt  6odj  6a5  ^e^Ien  feines  Hamens  in  6en 
Athenae  Belgicae  6es  Franc.  Sweert,  in  6en  Fasti  Academici 
Lovanienses  un6  6er  Bibliotheca  Belgica  6es  Val.  Andreae 
gera6e  nic^t  5U  feinen  ©unften  in  6ie  U)agfdjale.  ^alls  er  aber 
audj  u)irflic^  nur  eine  2tct  u>iffenfc^aftli(^er  Ceftorenftelle  beflei6et 
Ijat,  fo  fc^eint  er  6ennoc^  in  6iefem  feinen  2tmte  ftc^  6as  Per* 
6ienft  Ijoljer  2tnerfennung  erujorben  5U  ^aben.  So  ift  feine 
obenerwähnte  Schrift  über  6ie  Kopten  ^•,  6a  fie  feljr  baf6  per» 
griffen  un6  in  Katalogen  nur  um  einen  feljr  Ijo^en  Preis  an» 
geboten  wax^\  im  3^^^^  ^^33  mit  pielfac^en  g^fd^en  pon 
30.  ^einr.  a  Seelen  in  Cubecf  neu  herausgegeben  mor6en; 


t?on  %nc\an  Sc^emtan.  3^5 

in  einer  Dorrcöc  bringt  ötefer  niedreres,  was  über  Abudacnus 
berichtet  tDorben,  tnbem  er  auf  er  ftanöe  5U  fein  erfidrt,  genauere 
Mitteilungen  über  feine  perfon  5U  geben.  2tn  6er  ^iejtgen  IgL  ^of» 
un6  Staatsbibliot^ef  liegt  übrigens  6er  erfte  Drucf  üom  3^^^^ 
^675  in  smei  (Exemplaren  auf,  üon  6enen  6as  fpätere  in  groferem 
^Jormate,  fonft  aber  mit  Jtusna^me  unbe6euten6fter  Kleinigfeiten 
DöUig  mit  6em  an6eren  übereinftimmen6,  in  6en  Cod.  arab.  924 
mit  6er  ebenfalls  ge6rucften  „Matthiae  Wasmuth  Holsati  Gram- 
matica  Arabica,  Amstelodami  1654"  un6  6er  ^an6fdjrifllidjen 
„Grammaire  Arabe  de  P^tis.  Premiere  Partie  appellee  Sirf  et 
Tasrif"  5ufammengebun6en  ift.  Dann  erfdjien  in  CeY6en  \H0  *^ 
eine  6rilte  (in  ZlTündjen  nidjt  por^an6ene)  itusgabe  pon  Siege» 
bert  Qaüercamp,  6er  6ie  2tnmerfungen,  meiere  3»  Hicolai 
5U  5U)öIf  Kapiteln  6es  Abudacnus  gegeben  ^atte,  beifügte, 
u>ä^ren6  „Carl  ^einric^  Crommlers  |  2lbbiI6ung  |  6er  J 
3cicobitif4en  |  06er  |  Coptifc^en  Kirche,  |  ZHit  u)aljr^aften  Ur* 
fun6en  erläutert  |  un6  beriefen,  |-  Ztebft  einem  furzen  2tn^ang  | 
Don  6er  |  gefudjten  Pereinigung  6er  päbfllic^en  Kird^e  |  mit  6er 
Coptifd^en,  |  Un6  einer  Porre6e  |  3o^-  ©eorg  IDaldEjs.  |  ^^na, 
perlegts  3o^-  ^rie6ric^  Hitter,  \7^9."  |  6ie  2trbeit  6e5  Barbatus 
nic^t  überfe^t,  fon6ern  nur  geu>iffermafen  als  wic^ligfte  ©run6^ 
läge  Dern)ertet  ^^,  „u)eil  6emfelben,  6a  er  felbft  ein  Copte  geu)efen 
un6  in  feiner  (Erse^Iung  ein  aufrichtiges  (Semüt^  5U  erfennen 
gegeben,  am  meiften  5U  trauen  ift."  .  .  .  „Pon  fo  einem  ZHann, 
6er  6en  ^^P^^^  M"^^  Kirche,  in  6er  er  er50gen  un6  gebo^ren 
ift,  fennet,  fann  man  nic^t  fo  leidjte  Unwa^rfjeiten  ernjarten. 
n?ir  mögen  auf  alle  Blätter  feljen,  fo  leudjtet  überall  eine  un^ 
gemeine  Ke6Iic^feit  Ijeroor,  un6  xoxt  getrauen  uns  in  feinem 
gan5en  2tuffa5  feine  Ztusnafjme  5U  machen*  Der  oon  ifjm  an^ 
gegebene  Urfprung  feiner  Kirche,  6en  er  pon  6em  (Erjpater  3^cob 
^erfdjreibt,  ift  ^bzn  nidjt  einer  ^Jalfdjljeit,  fon6ern  einer  €r$ä^Iung 
5U5ufc^reiben ,  6ie  ifjm  oljne  ^meifel  feine  Cefjrer  beygebrac^t 
Ifaben.  IDas  wir  alfo  nodj'  etwa  DoIIftän6iges  oon  6en  Copten 
bejl^en,  6as  fjaben  wie  gröstentljeils  6iefem  5U  6anfen/'  Die 
oben  erujä^nte  Seelenfc^e  2tusgabe  pom  ^dljxe  ^733  fennt 
Crom  ml  er  nic^t;  aud^  in  i^r  begegnet  uns  (p.  XXVII  f.)  eine 
ähnliche  It)ür6igung  6es  Abudacnus:  „Etsi  itaque  non  desint 
alii  auctores  Jacobitarum  notitiae  copiosiori  comparandae  in- 
servientes  ....  haud  spernendus  tamen  etiam  est  Abudacnus, 
quippe  quem  et  brevitas  et  perspicuitas  et  rerum  comme- 
morabilium  relatio  facile  commendant.  Quam  laudem  forte 
non  omnino  adiment  errores  nonnuUi ,  ob  quos  interdum  cen- 
suram  est  promeritus.  In  rebus  saltem  Jacöbitarum  recentioribus 


3^6  2(bnbanitts  (Barbatns) 

fide  haud  inidonea  scribere  potuit,  cum  ipse  ex  ea  regione, 
in  qua  vivunt  Jacobitae,  ortum  traxerit.  Quare  non  sola  raritas 
ad  hanc  Jacobitarum  Historiam  renovandam  me  impulit."  — 
iluc^  engltfdje  Übertragungen  6er  ,,Historia"  besAbudacnus 
ujerben  genannt,  es  ift  mir  aber  nidjt  gelungen,  eine  berfelben 
5U  erfjalten;  fo  pon  €6.  5 abier,  Conbon  ^692  nadj  6er  2tngabe 
IDatts^',  un6  von  €.  5.  Bart,  6eren  sroeite  2tusgabe  (Con6on 
\693)  £u6u>ig  Stern  sitiert*®. 

Von  unge6rucften  IDerfen  6e5  Abudacnus  ift  nichts 
befannt  als  ein  arabifc^  gefcf(riebenes  „CompendiumGram- 
maticae  i\rabicae"  üom  3afjre  ^620,  welches  jtc^  in  VDun 
befin6et*^  ^nwxewdt  6ie  2ln(iabe  Woods:  „he  hath  written 
one  or  more  things  in  that  (i.  e.  Arabian)  language,  which 
were  acceptable  to  the  learners  of  it"  ^®  in  6iefer  Besieljung  5U 
iiypotlizii^iltn  (Ergän5ungen  berecf)tigt,  muf  6aI?ingefteIIt  bleiben. 

3ß6enfall5,  lüeil  Abudacnus  6as  „Speculum  He- 
braicum"  perfaft  Ijat,  fdjien  es  3-  ^^^-  IDoIf**  un6  nadj 
feinem  Porgange  audj  mandj^n  an6ern^^  naije  5U  liegen,  6af 
i^m  audj  6ie  „Sylva  Radicum  Hebraearum",  u>eld)e  5U 
Paris  H622  als  2tn^ang  5U  Hobert  Beüarmins  „Institu- 
tiones  linguae  Hebraicae"  mit  6em  §n^ai^t  „Autore  J.  B.  M. 
e  Societate  Jesu"  erfdjien,  sujufc^reiben  märe.  €s  fteljt  aber 
6urdj  an6ertt)eitige  fiebere  Hadfjridjten  feft,  6af  6iefe  Permutung 
5urücf$uu>eifen  ift;  nadj  6en  suoerlaffigen  eingaben  bei  Bad  er  ^^ 
ift  6ie  „Sylva  Radicum"  6urc^  ein  Perfel^en  6es  Drucfers  unter  6em 
Hamen  6es  34uiten  Jean  Baptiste  Martignac  (geftorben 
11627)  erfc^ienen,  ^at  aber  5um  eigentlidjen  Perf affer  6en  Pater 
Nicol.  Riqueil  (geftorben  16^3).  Überhaupt  Ijalte  xdi  6ie 
r>on  einigen  ftc^erlic^  auf  6ie  IDoIffc^e  2tngabe  f|in  gebrad)te 
Hotis,  6ag  Abudacnus  a)ä^ren6  feines  2tufentfjaltes  in  töwm 
in  6en  3^f^it^"^^^^"  eingetreten  märe,  für  ntcf)t  ma^rfc^einlic^, 
6a  fein  Hame  meines  IDiffens  in  feiner  jefuitifdjen  Bibliograpljie  ^* 
genannt  ift  un6  audj  feine  unten  mitgeteilten  Briefe  feinen  6arauf 
be5üglidjen  S^f?^  aufmeifen,  obmo^I  ein  foldjer  am  bayrifc^en, 
u?ie  am  polnifdjen  ^ofe  nur  ^älte  nü^en  fönnen.  Cro^6em  ift 
aus  6iefer  Ztnnafjme  il?m  t>on  feiten  eines  Beurteilers,  6er  fid^ 
6amit  als  fanatifc^er  (ßegner  6er  3^fw^t^"  befennt,  eine  I^erab^^ 
fe^en6e  Kritif  feiner  fonft  immer  gelobten  „Historia"  erwacfjfen, 
in6em  aus  6er  ein5igen  tt^atfac^e,  6af  er  fd^Iief lidj  in  6en  ®r6en 
eingetreten  märe,  feine  (ßlauba>är6igfeit  in  ein  5tt)eifel^aftes  Cidjt 
geftellt  mir6  ^*. 

IDir  gelangen  nun  5ur  Ztlitteilung  un6Befprec^* 
ung  6erjenigen  2tftenflücf e,    roeldje    uns   oon   einem 


t?on  £itctan  Sd^etmaru  3^7 

längeren  2tufentljalte  öes  Josephus  Barbatus  in 
ZlTünc^en  un6  feiner  Unterftü^ung  pon  feiten  6es 
^er5095  pon  Bayern  Hadjric^t  geben.  3^  tjiejtgen 
fgl.  Kreisard^tpe  *®  befinben  fidj  6rei  Briefe  6es  Barbatus 
unb  bamit  5ufammentjän9en6  ein  (Empfeljlungsbrief  öes  ^ersogs 
ZITayimilian  I.  pon  Bayern  an  6en  König  Sigis^* 
munö  III.  Don  Polen;  nur  bas  legiere  Sdjreiben  ift  genau 
öatierl,  6ie  übrigen  tragen  bas  allgemeinere  pon  6er  ilrc^ip^ 
peru)altung  bemerfte  Datum  „\6\8"  unb  ftnb  auc^  fdmtlic^  tpoljl 
aus  öiefem  ^ai}U.  Der  erfte  ^ier  su  eru)aljnen6e  Brief  (Beilage  I) 
ift  pon  Con>en  aus  an  6en  Bifdjof  pon  IDürsburg  unb 
Bamberg  (polj.  ©ottfr.  pon  2tfc^^aufen)  gerichtet  unb  fuc^l 
6ie  weitere  (cmpfeljlung  pon  Ijier  an  6en^er5og  ZTtayimilian 
nac^.  Josephus^  Barbatus  —  mit  biefem  lateinifc^en  Hamen 
unter5eidjnet  er  fidf  in  6en  porliegenben  Briefen  flets  —  beruft 
fxdj  barin  auf  feine  bischerigen  £eIjrerfoIge  in  £öu)en;  im  Caufe 
ber  legten  ^vozi  ZITonate  Ijabe  er  Ijier  brei  tjebräifc^e  Sprad^furfe 
mit  angefeljenen  Perfonen  aus  bem  geiftlic^en  unb  u)eltlic^en 
Staube  abgeljalten  unb  feine  Schüler  binnen  5u?ei  bis  brei  IDodjen 
fo  weit  geförbert;  baf  fie  bie  ganse  Ijeilige  Schrift  aus5ulegen 
im  ftanbe  wären^  3^^*  ^^^^  ^^ö^  ^^  ^^^  Uniperfttät  perlaffen, 
um  nac^  Hlünc^en  ober  3^S^^ft^^*  5^  ge^en;  an  b^n 
Kaifer  ^erbinanb  bep^e  er  ^voax  pom  ^erjog  illbredjt 
(Empfeljlungsbriefe,  fönne  aber  infolge  ber  friegerifc^en  Unruljen 
feinen  (ßebrauc^  pon  i^nen  mad^en.  Desljalb  nun  erbitte  er 
aufs  bringenbfte,  ba^  ber  Bifc^of  in  IDürbigung  bes  Umftanbes, 
ba^  ^rembe  feiner  2Irt  ftets  auf  bie  ^Jreigebigfeit  unb  ^ürfprac^e 
ber  ©rofen  angewiefen  wären,  i^n  an  ben  ^er5og  Pon 
Bayern  empfehle. 

Das  Bittfc^reiben  an  ben  Qer$og  felbft  (Beilage  II)  begrünbet 
Barbatus  mit  bem  Qinweife,  baf  er,  nac^bem  er  an  ben  Uni» 
perfitäten  pon  ®yforb  unb  £öwen  wä^renb  meljrerer  3^^^^ 
öffentlich  bie  orientalifc^en  Spradjen  gelehrt,  beabfidjtige,  nac^ 
feiner  ägyptifc^en  ^eimat  surüctsufeljren.  Um  bie  Ijiefür  erforber» 
lidjen  ©elbmittel,  bie  il?m  mangelten,  auf5ubringen,  I)ätte  er  fic^ 
ftets  um  bie  Perwenbung  pon  Königen  unb  dürften  bemüfjt  unb 
bementfprec^enb  aud^  ben  Bifc^of  Pon  IDürsburg  unb 
Bamberg  um  eine  (Empfetjlung  an  ben  Serenissimus  angegangen. 
€r  erfuc^e  biefen  um  eine  Unterftu^ung;  pielleidjt  ba^  er  i^m 
geftatte,  ein  ober  5wei  ZHonate  auf  ber  Bibliotljef  5U  arbeiten; 
biefe  Ijabe  er  fc^on  burdjmuftert,  unb  Pon  il?m  feien  bie  Citel 
einiger  unbefannter  orientalifc^er  XDerfe  bem  Bibliot^efar  an* 
gegeben  worben.    itnbernfalls   aber  möge   ber  ^er50g  i^m  bie 


3^8  Tlhnbacnns  (Barbatus) 

(ßuttft  crwetfcn,  i^n  tpetter  an  6en  Katfer  5U  empfehlen,  tote 
bks  audj  fc^on  ^ersog  2tlbredjt,  bei  roelc^em  er  5U)et  3^^^^ 
5Ugebta4t  ^ätte,  get^an. 

2tuf  6er  2luf enfeite  btefes  Briefes  finöet  fic^  6er  (Erleöigungs^' 
permerf  pon  fetten  6er  ^offammer  (pom  6.  Horember  \6\S), 
ans  tDelc^em  ^erporgel^t,  6af  6em  Barbatus  Ptersig  (BuI6en 
gefc^enft  u)or6en  jtn6.  Vk  ^oßa^Iamtsrec^nung  Dom^aljre  ^6^8 
entljält  andi  einen  entfprec^en6en  Permerf*). 

Der  sroeite  ebenfalls  an  6en  ^ersog  geridjtete  Brief  (Beilage  III), 
meldjer  u)O^I  nur  6urc^  eine  furse  ^rift  von  6em  erftermä^nten 
getrennt  ift,  betont  im  (Eingang  tt>ie6erum  6ie  Cage  6er  ^rem6en, 
ujeldje,  mie  an  i^m  fdjon  in  einer  langen  Sei^e  pon  3^^?^^^ 
flar  geu)or6en  fei,  pon  6er  (ßüte  6er  ßod^geftellten  ftc^  erljalten 
müßten.  So  erfuc^e  er  je^t  auc^  6en  4^^5^9<:  ^^  m5q,e  ftc^  für 
i^n  beim  König  pon  Polen  in  6em  Sinne  pertpen6en,  6af  6iefer 
i^m  entu)e6er  ein  2tmt  geu)a^re,  in  u)elc^em  er  feine  Kenntniffe 
im  Orfifc^en  un6  in  6en  an6ern  orientalifc^en  Sprachen  per^ 
tperten  fönne,  06er  6odj  il?n  «weiter  an  gefronte  ^äupter  empfehle, 
6amit  iljm  auf  6iefe  IDeife  6ie  ^eimfefjr  über  Konftantinopel 
ermöglidjt  u)ür6e* 

2tud?  6iefes  (ßefucjj  blieb  nic^t  o^ne  (Erfolg.  ^ er 50g 
ZITafimilian  fertigte  am  6.  Xtopember  \6\8  ein  Schreiben  an 
6en  Konig  pon  Polen  (Beilage  IV),  tpeldjes  Barbatus  über» 
bringen  follte.  3^  6emfelben  erujafjnt  er,  6ag  6er  Untere  in  6er 
I^ersoglidjen  Bibliot^ef  peru)en6et  u)or6en  wäre  un6  nun  mit 
feiner  (gntlaffung  audj  eine  (Empfeljlung  an  6en  polnifc^en  König 
erbeten  Ijätte.  (gr  U)ie6er^oIt  nun  6as  iljm  Pon  Barbatus  por* 
getragene  2tnfuc^en  un6  befürnjortet  6asfelbe  aucjj  feinerfeits  nac^* 
6rücfIi(Jj. 

2tus  6iefen  Briefen  erfel^en  voxv  alfo,  6af  Abu- 
dacnus  5U)ei  ^alftz  in  ZHünc^en  bei  ^ersog  2llbrec^t 
gelebt  ^at,  un6  6af  er  fogar  eine^eit  lang  —  wk  es 
fc^eint,  5a)eimal  —  in  6er  lllündjener  Bibliot^ef  tljätig 
gemefen  ift.  (Es  wäre  pon  3tttereffe  geu^efen,  aus  6en  Bibliottjefs* 
aften  6er  6amaligen  geit  über  fein  IDirf en  näljeres  5U  erfahren ; 
Iei6er  lief  ftdj  aber  in  6em  fjieftgen  fgl.  Staats»  un6  Kreis* 
2trdjipe  nichts  ermitteln,  ebenfo  mie  audj  6ie  fgL  ^of*  un6 
Staatsbtbliot^ef  felbft  —  nac^  gütiger  ZHitteilung  6es  ^errn  ®ber» 

•)  Xtlan  möge  bte  (5rö§e  btefer  (Sabe  übrigens  tttc^t  unterfc^äfeen ;  bag 
fte  für  bic  bamaltge  gctt,  in  ipeld^er  bte  £tberalttät  bes  ^ofes  fetjr  fiarf  in 
^Infprud?  genommen  unb  bettjätigt  würbe,  nic^t  gering  war,  getjt  am  beflen 
n)o(jl  aus  ber  Ctjatfac^e  t^eroor,  ba%  Kepler  bei  (Selegentjett  ber  Überreich- 
ung einer  Schrift  fünf3etin  (Sulben  ertjalten  t|at.  (Siet^e  oben  S.  2^.) 


von  £uctan  Sc^erman.  3^5 

Hbltot^efars  Dr.  S.  Sic  sie  r  —  pon  jener  3^it  '^^"^  Urfunben, 
tDeldje  für  unfern  ^tpecf,  namentlich  burdj  2tuff(JjIuf  über  6ie 
bamals  bereits  üor^anbenen  ©rientalia,  Belang  Ijaben,  pernja^rt.*) 
Über  6ie  tpeitere  C^ätigfeit  6es  Barbatus  iiabc  xdj  feine 
ftdjere  2tngabe  gefunben*  2tn5unefjmen  ift  ja,  5af  er  auc^  bei 
Sigismunb  III.  pon  Polen  in  XDarfdjau  porgefproc^en  un6 
fc^Iieflic^  auc^  ipo^l  pon  6en  (£mpfefjlungsbriefen  an  6en  Kaifer 
^erötnanö  IL  in  IDien  (ßebrauc^  gemacht  I^at.  Der  „Nouvelle 
Biographie  Generale"  (I.  Banö  1(855  S*  H56)  jufolge  leierte  er 
auc^  in  JPien  arabifd);  tpo^er  biefe  Hotis  ftammt,  ift  mir 
unbefannt,  boc^  ift  i^re  XDd^rfc^einlidjfeit  auf  grunö  bes  eben 
Berüljrten  unb  ferner  bes  Umftanbes,  ba^  andi  fein  Ijanbfcferift-. 
liebes  „Compendium  grammaticae  Arabicae"  ftc^  in  IDien  befinbet, 
eine  nidjt  eben  geringe.  Dagegen  ift  bie  Tln^abt  in  geblers 
Ceyifon  (a.  a.  ®.),  nadj  tpelc^er  ,Josephus  Abudanus  Pro= 
feffor  ber  2trabifd^en  Spradje  5U  (Erfurtfj"  ipurbe,  ftc^erlidj  auf 
ein  bloges  Perfe^en  5urücf5uleiten  unb  für  „(Erfurt^"  einfach 
„®yfurtlj"  5U  fe^en.  Bejüglidj  feines  Cobesja^res  fte^t  bie 
XJermutung  in  Pier  er  s  ensytlopäbifc^em  IDorterbudj  (L  Banb 
\822  5»  65),  er  fei  im  3a^re  \630  geftorben,  gans  pereinselt 
ba,  inbem  fte  auc^  auf  feine  ältere  Quelle,  ber  fte  i^ren  Urfprung 
perbanft,  ^inujeift. 


Oueliennapeife. 

0  BIBLIOTHECA  |  VETUS  ET  NOVA,  |  in  qua  Hebraeorum,  Chaldae- 
orum,  Syrorum,  Arabum,  |  Persarum,  Aegyptiorum,  Graecorum  et  Latinorum 
per  univer  |  sum  terrarum  orbem  Scriptorum,  Theologorum,  JCtorum,  | 
Medicorum,  Philosophorum,  Historicorum,  Geographo  |  rum,  Philologorum, 
Oratorum,  ;  Poetarum,  etc.  |  Patria  AEtaSy  Nomina y  Libri^  saepius  etiam  \ 
Eruditorum  de  iis  Elogia,  TestimotUa  \  et  Judicia  \  Summa  üde  atque  dili- 
gentia I  ex  quotidianä  Autorum  Lectione  depromta  |  a  prima  Mundi  origine 
ad  Annum  usque  \  M.  D  C,  LXXIIX.  |  Ordine  Alphabetico  digesta  gratissima 
brevitate  \  recensentur  et  exhibentur  |  a  |  GEORGIO  MATTHIA  KÖNIGIO,  | 
Graec.  Lingv.  et  Poes,  in  Acad.  Altdorfina  Prof.  Publ.  |  nee  non  Biblio- 
thecario.  |  ALTDORFI  |  Impensis  WOLFFGANGI  MAURITII  et  Haeredum  | 
JOHANNIS  ANDREAE  ENDTERORUM,  |  Bibliopol.  Norimb.  |  Typis 
HENRTCI  MEYERI,   Typographi  Acad,  \  Anno  CID  DC  LXXVIII.    5.  \  U.  8^. 

*)  Der  obengenannte  ^er3og  2(Ibrec^t  ijl  ber  unter  bem  Beinamen 
;,ber  £euc^tenberger"  befannte  2llbrec^t  VI.,  welcher  ^65^  —  ^65^*  für 
Jferbtnanb  UTarta  bie  oormunbfc^aftlic^e  Hegierung  fülirte.  Sein  palafi 
war  bie  I|eutige  ^er3og'inajburg,  welche  mit  bem  anjiogenben  Jefuiten* 
fottegium,  bem  er  befonbere  Sympatt^ien  entgegenbrachte,  burc^  einen  ge* 
"^divsi  (Sang  oerbunben  mar. 


350  Tlhnbacnns  (Barbatits) 

2)  <5ro§es  Untoerfal  £ejtcon  aUet  IDtffcnfc^aften  unb  Künjle,  tpefc^e 
bis3tjero  burdf  menfd^Itc^en  Dcrflanb  unb  IPife  erfunben  unb  öcrbejfert  n>orben. 
f^alle  unb  £ctp3ig,  ^Sanb  I  (1732),  S.  2i6. 

3)  Pandectae  Brandenburgicae,  Berolini  1699,  I  p.  24  u.  411. 

4)  Don  €,  5.  Sc^ursfleifd^,  ber  bas  Buc^  anerfennenb  beurteilt, 
(Epistolae  arcanae  I  5.  20)  irrtümlid^  in  bas  ^aljr  ^65^  gefegt. 

5)  Das  Journal  des  Sgavans,  de  Tan  1678  p.  169  perlcgt  es  irrtümlich 
in  bas  3atjr  1678. 

6)  Fasti  Oxonienses,  or  Annais  of  the  University  of  Oxford,  by  Anthony 
A  Wood,  M.  A.  of  Merton  College.  A  new  edition,  with  additions,  and 
a  continuation  by  Philip  Bliss.    London  1815,   I.  p.  301  f. 

7)  monatliche  |  Unterrebungen  |  (Einiger  1  (Suten  ^reunbe  |  Don  |  2(tter» 
lianb  Büchern  nrib  anbern  |  ann^mlid^en  (Sefc^idjtcn.  1  2IIIen  liebljabern  | 
Der  (Eurioptäten  1  gur  (Erge^Iigfeit  unb  Hac^ftnnen  |  tjerausgegeben.  |  Martins 
1693,  I  Sine  censura  et  approbatione  Auctoris,  \  3n  Verlegung  |  3olj.  ^riebric^ 
(Slebitfd?  I  Bud?til.  |  1693.  S.  202. 

8)  .  .  .  vir  quidem  parvus  lileratus,  sed  incülpatis  moribus,  et  rerum 
in  patria  sua  gestarum  testis  locuples. 

9)  VIRI  CLARISSIMI  |  ERYCI  PUTEANI.  |  EPISTOLARUM  |  SELEC- 
TARUM  I APPARATUS  |  MISCELLANEUS  |  ET  NOVUS,  |  InCenturias  quatuor 
distributus,|OFFICIAFAMILIARIA,  ;  NEGOTIAACSTUDIA|  CONTINENS. 
Epistolarum  Pars  III  |  Coloniae,  |  Sumptibus  SIMONIS  PAVLLI  Bibliopolae 
Argentoratensis  M.DC.LXXXI.  Der  Brief,  roeld^cr  als  bas  Urteil  eines 
geitgenoffen  —  bie  Briefe  ftammen  nad^  bes  Dcrfajfers  Dorbemerfung  aus 
ben^öt^ren  ^6i5  — ^6^8  —  befonberes  Jntereffe  beanfpruc^en  barf,  lautet: 

Petro  Toletano,  Principibus  Belgarum  ab  Eleemosynis.  Omnibus  modis 
humanitati  tuae  obstrictus  sum,  lUustrissime  Vir,  quae  et  in  alios  med  se 
caussd  extendit.  Josephum  Barbatum,  sie  amari,  virum  Orientalium  linguarum 
peritum  *) ,  Academiae  ver6  nostrae,  adeoque  Reipublicae  utilem ,  quidni 
gaudeam  ?  Laudo  hominem ;  ut  tuum  sie  magis  beneficium  existimem, 
extollam  favorem,  quo  neglectas  artes  linguasque  ipse  extollis.  Nam  pro- 
fectö  quorsum  doctiina,  nisi  cultus  ille  varii  atque  eruditi  sermonis  accedat? 
quorsum ,  multa  scire ,  nee  posse  eloqui  ?  Quam  plurima  etiam  alieno  et 
exotico,  idiomate  sepulta  iacent,  quae  aut  Barbati,  aut  fortassis  nullius  operä 
vitam  et  vigorem  accipienl;  sed  si  ipse  vivendi  et  vigendi  fomenta.  Bene 
spero:  accipiet,  et  sie  benignitati  tuae  magis  debebit.  Ego  in  arce  instau- 
randä,  quantum  licet,  occupor;  ut  dignam  Serenissimorum  Principum  oculis 
et  ingressu  reddam.  Utinam  brevi  fiat!  Utinam  Solls  nostri  lunaeque  radiis 
locus  tarn  antiquus  illustreturl  sidera  sie  omnia  propitia  habebo;  inter  quae 
tuum  mihi  nomen  magnum  est,  virtus  aeterna.     Vale,  et  me  ama. 

^0)   GEORGII    HIERON YMI   VELSCHII  |  Exercitatio  |  De  |  VENA 
ME  I  DINENSI,  Ad  Mentem  Ebnsinae,  |  Stve  |  De  |  Dracunculis  Veterum. 
Specimen  exhibens  novae  Versionis  ex  Arabico,  |  cum  Commentario  uberiori. 
Cui  accedit  altera,  |  DE  VERMICULIS  |  CAPILLARIBUS  |  INFANTIUM. 
Augustae   Vindelicorum.     |    Impensis    Theophili     Goebelii,     Bibliopolae, 
CIOIDCLXXIIII.     Praefatio  p.   10. 

\\)  De  I  Curriculo  Vitae,  |  inprimis  vero  |  de  actionibus  Pragensibus  | 
Abrah.  Sculteti,  |  Professoris  nuper  Theologi,  |  in  Florentissimä  tunc  Academid 
Heidelbergensi,  |  Narratio  Apologetica:  |  Qua  decus  famae  et  doctrinae  ipsius  ä 
virulentis  nominis  eius  Mastigibus  modest^  vindicatur.  |  Accesserunt  |  Orationes 
NonnuUae,  |  quarum  in  hac  narratione  mentio,  etc.   Emdae  1625.  p.  58  f. 


*)  Der  Drurffet^ler  ,pretium"  ifi  in  biefer  IDeife  3U  Derbeffern. 


von  inctan  Sc^crman.  35  ^ 

\2)  JO.  LAUR.  MOSHEMII  |  Dissertationum  |  ad  |  Historiam  |  Ecclesiasti- 
cam  I  pertinentium  |  Volumen  altervm  |  Altonaviae  et  Flensburg!,  | 
Sumptibus  Fratrum  Körte.  |  MDCCXXXXIII.  p.  226  f.  2lnm. 

^3J  XXadi  UTostieim,  a.  a.  ®.  S.  228  tji  bte  „Historia  Jacobi- 
ta rum"  arabifc^  ntcbergefc^rteben  unb  crft  oon  einem  €nglänber  ins 
£atetntfc^e  überfeftt  morben.  2(ber  feine  Beljauptung  „nee  Latinum  sermonem 
calluit,  Galilei  quamvis  et  Italici  peritus  esset"  roirb  fc^lagenb  n>iberlegt 
burc^  ben  oon  IPoob  (pgl.  2lnm.  5)  mitgeteilten  <Empfet|Iungsbrief  von  Ctjomas 
Bobley  an  Dr.  ^ames;  berfelbe  lautet: 

Sir,  The  bearer  hereof  Josippus  Barbatus  was  born  at  Memphis 
in  Aegypt,  and  comes  recommended  from  the  lord  of  Canterbury,  to 
Mr.  vice-chancellor,  to  the  end  he  might  read  the  Arabian  tongue  in 
Oxon,  which  is  natural  to  him:  as  withal  he  speaketh  French  and 
Italian  very  readily,  also  Latin  well  enough,  to  explicate 
his  mind:  Being  likewise  as  I  guess,  of  a  kind  and  honest  dis- 
position.  I  would  be  glad  to  understand,  that  he  might  be  provided 
ofacompetent  entertainment,  to  keep  him  in  Oxon,  least  Cambridge, 
should  endeavour,  as  I  make  account  ihey  would,  to  draw  him  unto 
them.  I  pray  you  use  your  own  credit  and  mine,  where  you  think 
you  may  prevail  (for  I  have  no  leisure  at  this  present  to  write  to 
more  than  yourself)  to  farther  his  desire,  whom  I  think  a  small 
matter  will  content  at  the  first,  which  may  hereafter  be  increased, 
according  to  the  profit,  which  his  anditors  may  reap :  Wherewith  I  take 
my  leave,  recommending  your  welfare  to  God's  gracious  preservation. 
Your  ever  assured 
London,  Aug.   14.  (1603).  Tho.  Bodley. 

\^)  Seelen,  praefatio  p.  XXVIII;  ogl.  auc^  fc^on  bie  Eingabe  auf 
bem  (Eitel  feiner  2lusgabe:  Historia  Jacobitarum  .  .  .  opera  Josephi  Abu- 
dacni  .  .  .  Libellum  rarissimum  recudi  curavit  .  .  ,  Jo.  Henr.  a  Seelen.  — 
CATALOGVS  |  MSSTORUM  MEMBRA  |  NACEORVM  |  ET  |  CHARTA- 
CEORUM, I  ITEM  ,  LIBRORVM  AB  INVENTA  TY  |  POGRAPHIA  VSQUE 
AD  ANN.  MD.  |  ET  IN  |  DE  VSQUE  AD  ANN.  MDCX  ET  |  VLTERIVS,  | 
IMPRESSORUM  |  RARISSIMORUM  |  CVM  MVLTIS  ALIIS  EXIMIIS  | 
OPERIBVS|PRO  ADSIGNATO  PRETIO  |  VENALIUM  |  APVD  |  lOANNEM 
LVDOLPHVM  BUNEMANNVM,  |  REG.  BIBLIOTHEC  ET  GYMNAS. 
MIN  I  DENS.  (IN  WESTPHALIA  AD  VISVRGIM)  |  RECTOREM.  |  (Die 
Porrebe  fd^liegt:  Dabam  Mindae  die  3.  Januar.  CIO  13  CC  XXXII.)  p.  ;2^.— 
(fortgefeftte  Sammlung  |  Don  |  eilten  unb  ITeuen  |  (El^eologifd^en  Sad^en,  \ 
3üd?ern,  UrFunben,  Controoer  |  fien,  Deräriberungen,  2Inmerrfungen,  |  Vor* 
fc^Iägen,  u.  b.  g.  |  gnr  getjciligten  Übung  |  3n  beliebigem  Beytrag  |  (Erttjeilet  | 
Don  I  (Einigen  Dienern  bes  <Söttlid?en  |  IDortes.  |  2Iuf  bas  ^atjr  i733.  |  Hebft 
nött|igen  Hegiftem  unb  Summarien.  |  Itlit  K8n.  pol^In.  unb  (ttjurfl.  Säc^f. 
PRIVILEGIO  I  £cip3ig,  |  3ey  Zok-  ifriebr.  Brauns  fei.  (Erben  |  p.  629.  — 
ACTORUM|ERUDITORUM,|QUAEj  LIPSIAE  PUBLICANTUR,  |  SUPPLE- 
MENTA.  I  TOMUS  X.  |  Cum  S.  Caesareae  Majestatis  Et  Regis  Pol.  \  aique 
Electoris  Saxoniae  PriviUgiis.  \  LIPSIAE,  |  Prostant  apud  JO.  GROSSII 
HAEREDES,  |  JO.  FRID.  GLEDITSCHII  B.  Fil.  |  ET  |  JO.  CHRISTIANUM 
MARTINI.  I  Typis  BERNHARDI  CHRISTOPH.  BREITKOPFII.  |  A 
MDCCXXXIV.  p.  467.  —  JAC.  FRIDER.  REIMANNI  |  ACCESSIONES  | 
VßERIORES  I  AD  |  CATALOGVM  |  BIBLIOTHEC AE  THEOLOGICAE  | 
SYSTEMATICO-CRITICVM  |  A  |  SECTIONE  I.  VSQUE  AD  SECTIONEM 
VL I  IN  LVCEM  PVBLICAM  |  EDITAE  |  A  |  JOH.  WILHELMO  REIMANNO 
FILIO  I  p.  t.  PASTORE  KEMMENSI  IN  EPISCOPATV  |  HILDESIENSI.  | 
BRVNSVIGAE  |  APVD  VIDVAM  B.  LVD.  SCHROEDERI  |  MDCCXLVII. 


352  ^hnbacnns  (Barbatus) 

(5)  Diefe  2lbfa{fangs3ett  ergtebt  ficb  u.  a.  aus  ber  t^terfuc  fi(^erlt(^  mag« 
^thenbtn  Datiernng  in  Waidfs  Dorreoe  5n  Crommlers  ,,2(bbt(bungen 
Ser  3acobintfc^en  ober  Koptifd^cn  Kirche  ic."  uitb  im  Dorbcric^te  bcs  leiteten 
felbp.  Clements  Biblioth^ue  curieuse  historique  et  critique,  (5dttingen  I. 
(1750)  5.  ;8  giebt  irrtümUdj  bas  3aljr  ^T'^a  an. 

16)  3n  foId?em  Sinne  i|l  bte  2lngabe  bei  Clement  a.  a.  (D.  unb 
ijt  35d?er«2lbelungs  lejüon  I.  (^78^)  5.  8^,  „tLtommUx  Ijätte  eine 
Uberfeftung  geliefert",  rid?tig3upellen.  Die  ausfüt^rlic^pe  Befpred^ung  bcr 
(Trommler  fc^en  Sd?rift  finbet  jtc^ :  (Etjeologifd^er  |  Büd^erfaal  j  Darinnen  | 
oon  bem  ^nljalte  |  ber  nenefien  tt| eologif d?en  Büdner  unb  |  Schriften  ^nvex* 
lägige  Had^ric^t  |  gegeben  roirb.  |  Drittes  StüdP.  |  3ena  unb  feipjig,  |  Vev* 
legts  Ctjriftian  ^riebric^  (Sollner,  |  ^749.  5.  253—269. 

;7)  Bibliotheca  Britannica  I,  Edinburgh  (I824),   3  g. 

\s)  <Erfc^  unb  (Srubers  (Ensyflopäbie,  39.  Ceil,  ^886.  S.  22. 

^9)  Petri  Lambecii  Hamburgensis  CommeDtaria  de  Augustissima  Biblio- 
theca Caesarea  Vi  ndobonensi,  Editio  altera  I.  1766,  p.  318  No.  loi :  Josephi 
Barbatl  Memphitici,  linguae  sanctae  caeterarumque  Orientalium  linguarum 
In  Academia  Lovaniensi  Professoris,  Compendium  Gtammaticae  Arabicae 
A.  1620  in  fol.  Bis.  —  p.  380  No.  XV:  Grammaticae  Arabicae  Compendium, 
Autore  Joseph©  Barbato ,  Memphitico-Arabe ,  LLque  Orientalium  in  Alma 
Lovaniensi  Academia  Professore,  fol.  in  Charta. 

20)  Pgl   2Inm.  6. 

2{)  Bibliothecae  Hebraeae  Pars  II,  Hamburgi  1721.  p.  55a  (im  „Cata- 
logus  Lexicographorum  ex  Christianis ,  vel  Ex-Judaeis  Hebraicorum ,  Alpha- 
beticus"):  Non  puto,  me  errare  si  suspicer,  Sylvam  Radicum  Hebraearuniy 
quae  cum  Rob .  Bdlarfnini  Qx^xaxsi^X..  Hebr.  Paris,  1622.  8.  sub  literis  nomuiis 
initialibus  J.  B.  M.  e  S.  J.  prodiit,  huic  nostro  Jos.  Barbato  Memphit.  tribuen- 
dam  esse.  Ibi  radices  omnes  cum  aliquot  derivatis,  ordine  literarum,  addita 
Latina  versione,  exhibentur.  'y^  bem  (Eyemplar  ber  tjiejtgen  StaatsbibliottjeF, 
beffen  ©tel  lautet:  ROBERTI  |  BELLARMINI  |  POLITIANI,  E  SOCIETATE 
JESV  I  S.  R.  E.  PRESBYTERI  CARDINALIS  [  Institutiones  linguae  He- 
braicae.  \  Eiusdem  exercitatio  in  Psalmum  XXXIV.  |  Vnä  cum  SIMEONIS 
MVISI,  I  Aurelianensis  y  \  Hebraearum  literarum  in  Academia  Parisiensi  \ 
Regij  Professoris  annotationibus.  Accedet  SYLVA  RADICUM,  autore  J.  B.  M. 
h  Societate  JESV.  |  Omnia  per  eundem  MVISIUM  recognita,  \  Parisiis,  |  Apud 
JOANNEM  LIBERT,  via  D.  Joan.  |  Lateran.  ^  regione  Auditorij  Regij.  | 
M.DC.XXII.  I  CUM  PRIVILEGIO  REGIS.,  iji  bie  auf  bem  Citelblatte  per- 
j^eigene  „Sylva  Radicum*'  nic^t  beigetjeftet.  2luc^  in  gefonberter  ilusgabe 
ijl  fie  t^ier  nic^t  oorljanben. 

22)  Seelen  in  ber  Dorrebe  ju  feiner  2lusgabe  bes  Abudacnus  S.  VI. 
3öc^er»2lbclung  I,  S.  8^  (roo  ber  ^inmeis  auf  (Eenjel  ju  fireic^en  ifi). 

23)  Biblioth^que  des  !^crivains  de  la  Compagnie  deJ6sus  par  Augustin 
de  Backer.  Nouv.  Ed.  I.  (\869)  S.  533  f.;  II  (^872)  S.  \\\Q\  III  (l876) 
S.  2\\  f.  Die  gleid/e  Hotis  t^at  QiVi&(  3ul.  ^ürft,  Bibliotheca  Judaica  III 
(^863)  S.    ^60. 

2^^)  So  3.  23.  roeber  in  bem  neuen  IDerBe  oon  A.  de  Backer  (f.  0.), 
noc^  in  Ribadeneiras  Bibliotheca  Scriptorum  Societatis  Jesu,  welche,  oon 
Alegambe  unb  Sotw6l  bis  3um  3^^^^  1^75  fortgefeftt,  3U  Hom  ;676 
erfc^ienen  ip. 

25)  2Iuserlefene  |  (Et|eoIogifd?e  |  BIBLIOTHEC,  |  (Dber  |  (Srünblid/e  tla(^- 
ric^ten  |  Don  |  Denen  neuefien  \xv^  hz^zxi  \  Cl^eologifc^en  Büchern  |  ViX(^ 
Sd^rifften  |  (Ein  unb  Sec^sig^cr  Cljetl.  |  £eip3ig,  |  Bey  %o\{,  ^riebric^  Brauns 
fei.  €rben  |  ^732.  5.  830 :  „Dem  guten  Abudacno  l<xxv\  man  n>oI|I  glauben, 


von  indan  Sc^erman.  353 

weil  er  von  ben  neuern  ^acohxien  fc^retbet,  unter  welchen  er  felbfl  ^elebet. 
2(ber  mtcf^  beucht,  man  mng  ti)m  nic^t  aUes  glauben.  (Er  tfl  5tt(e^t  ein 
3efutt  gen>orben;  unb  vteüeic^t  liahe  ic^  mit  bem  einzigen  IDorte  genug 
gcfagt,  ju  perjte^en,  warum  feine  fjijlorie  fo  gut  <Eatt|oItfd^  aus(iet|et."  Der* 
f  äff  er  biefet  Befprec^ung  (ber  Seelenfd^en  2lusgabe)  ijt  fid^crlic^  wol(l  3  o  tj  a  n  n 
Ct^ripopl?  Coler. 

26)  (Set,  3ngoljiabt,  Unioerfität,  aus  £asy  6  Vit,  5»,  (6(8. 


* 

Beilage  I. 

Reuerendissime  et  Illustrissime  Princeps 
Clementissime  Domine. 
Cum  duobus  circiter  meDsibus,  hac  in  ciuitate  moratus,  tres  distinctas 
Linguae  Sanctae  lectiones  habuerim ,  vnam  quidem  Reuerendis  Patribus 
Capuccinis,  reliquas  uero  duas  alijs  tarn  Religiosis  quam  Secularibus  personiSi 
et  quidem  non  absque  notabili  profectu,  omnes  enim  per  Dei  gratiam,  duarum 
aut  trium  hebdomadüm  spati6  tantum  profecSre,  ut  non  solum  per  se  in- 
teUigere,  uerum  etiam  totam  Sacram  Scripturam  interpretari  didicerint,  ut 
ex  relatione  multorum  patebit.  Quare,  cum  ex  bac  alma  Vniversitate  aliorsüm, 
Monachium  scilicet  seu  Ingolstadium  pergere  intendam  (ad  Sacram  enim 
Caesaream  Maiestatem  cum  suis  commendatitijs  ä  Serenissmo  Alberto  acceptis, 
bellici  tumultus  mihi  viam  occludunt)  Tuam  Celsitudinem  humillim^  ob- 
nix^que  rogatam  volo,  ut  Crucifixi  amorS  me  aliquä  litterarum  commend^tionS 
ad  Serenissimum  Principem  Bauariae,  ditare  digneris,  (cum  idem  etiam  ab 
alijs  Principibus  quibuscum  fui  clementissime  impetrauerim ;  Tales  enim 
peregrini  cum  aliter  vnde  viuant  non  babeant,  fauorem,  liberalitatem  et 
commendationem  Magnatum  quaerere  tenentur,  Vnde  id  ipsum  k  Reuerendissm» 
et  Illustrissma  Celsitudine  tua  me  impetraturum  bumillim^  spero,  Quod  si 
euenerit,  pro  felicissimo  et  diutumo  regiminis  processu  ad  Deum  ter  Opt: 
Max:  assiduas  mihi  preces  fundendas  esse  semper  agnoscam. 

Reuerendis»nxae  et  lUustrissmac  Celsitudinis  tuae  Infimus  Cliens. 

Josephus  Barbatus. 
[2(ujfen:]     Ad   Reuerendissimum     et  lUustrissmum  Principem   Episcopum 
Bamberg,  et  Herbypolensem  Suplex  libellus. 

Josephi  Barbati  Arabis  Linguarum  Orientalium 
Professoris. 

^«"•»Sell.  Sereniss:  Prin: 

Josephus  Barbatus,  Arabs,  omnium  orientalium  linguarum  professor, 
qui  post  harum  linguarum  professionem,  prius  in  Anglia,  per  aliquos  annos 
in  Alma  Oxoniensi  Vniuersitate ,  tum  in  Florentissima  Louaniensi,  publica 
professionem  harum  linguarum  funxisse,  patriam  uersus  cogitauit.  Vnde  cum 
aliunde  non  habet,  ut  patriam  usque  perüeniret,  rogauit  semper,  se  commen- 
dari,  ä  regibus,  et  principibus,  ut  ex  eorum  beneuolentia,  et  liberalitate  ui- 
ueret,  donec  ad  patriam  perüeniret.  Similiter  ad  V.  Sereois:  Excels:  com- 
mendari  orauit  ab  Illus:  et  Reuerendiss:  Episcopo  Herbypolensi ,  et  Bam- 
bergensi,  ut  si  non  haberet  gratiam,  et  unde  uiuat,  per  unum  mensem, 
uel  alterum ,  ut  uersari  posset  in  Vestra  Instructissima  Biblioteca,  ubi  sunt 
multi  Orientales  libri  (quos  perlustrauit,  et  titula  aliquorum  incognita,  Doctis- 
simo  Domino  Bibliotecario  tradidit)  habeat  Vestrae  Excelsit:  Sereniss:  gratiam, 
et  liberalitatem ,  et  Vitra  ad  Sacram  Maij.  Caesaream  (ad  quam  ä  Sereniss: 
3af}rbu4r  fac  znandfener  (Sefd;.  II.  23 


55^  2lbubacnns  (Barbatus)  von  tncian  Sd^erman. 

Prim  Alberto,  apud  quem  per  duos  annos  uixit,  bonis  litteris  commendatur) 
transeat.  De  qua  re  obstrictus  erit,  semper  Deum  immortalem,  pro  V.  Excels: 
Sereniss:  exorabit. 

V.  Celsitud:  Sereniss:  Humilissimus  Cliens. 

Josephus  Barbatus,  Arabs. 
ÜDguarum  orientalium  professor. 
[2(uffen :]     Ad  Suam  Excels:  Sereniss:  pro  Josepho  Barbato  Arabi  linguarum 
orientalium  professori. 
lt>etter  oben  flnbet  fid?  ein  (Erlebigungsoernter!:  Senb  ^m  butd^  eine 
fürjilic^e  anfdjaffung  (fo  von  ber  ^anb  roccPti  gcfd^rieben)  '^o  f(.  gefc^enfl^t 
iporben.  ben  6.  9br.  ^6^8.  —  Dgl.  £Jof3al|Iamtsred?nungen  x)om3<it?re  ^6^8, 
;foI.  ^^37^  (unter  „2lbf erttigung :  unb  erb.  (SnabenSc^ancfl^nngen"):  Josepho 
Borbato,  a\x%  Arrabia,  auf  (Snaben  laut  S^iiel  fl.  '^o. — 

Beilage  III.  Sereniss:  Prin: 

V.  Excels:  Sereniss:  grauis  n^  sit  petitio  humilissimi  supplicantis,  nam 
in  talibus  peregrinationibus  remotis,  neque  liberi,  neque  tuti  tales  peregrini 
sunt,  nisi  per  commendatitias  literas  t  Regibus  et  Priacipibus  rogatas.  Et 
quia  hactenus  hoc  subsidio  per  multos  annos  in  alijs  regionibus  (discendi 
linguas  et  mores  gentium)  tutus  fui:  similiter  humilissimi  a  V.  Excels: 
Sereniss:  rogans  supplicansque  tales  literas  ad  Sereniss:  Regem  Polonorum, 
hoc  tenore,  ut  si  in  eins  sacra  curia  pro  interprete  linguae  turcicae,  aut  aliarum 
linguarum  manere  non  possum :  dignetur  ad  Alium  Regem ,  aut  Principem 
me  commendare:  ut  Vitra  circa  Constantinopolim  transeam.  Hoc  habito 
strictius  ero,  pro  V.  Excels:  Sereniss:  Deum  Opt:  Max:  que  continu^  exorare. 
V.  Excels:  Sereniss:  Humilissimus  Cliens: 

Josephus  Barbatus,  Arabs. 
[bluffen:]  Ad  Sereniss:  Prin: 

pro  Josepho  Barbato,  Arabi. 

Betlage  IV*). 

Tradet  has  literas  Regiae  Dignitati  Vestrae  Josephus  Barbatus  Arabs ; 
qui  cum  aliquandiu  in  hac  Nostra  Sluba  ubi  eius  opera  ad  uisendam  Bi- 
bliothecam  usi  sumus  mansisset,  tandem  et  dimissionem,  et  commendatitias 
ad  R.  D:  Vam  flagitauit,  ea  scilicet  intentione,  ut  si  pro  linguae  Turcicae, 
aliarumque  interprete  apud  ipsam  locum  obtinere  nequeat,  saltem  ab  eädem, 
alio  commendetur.  Cum  porr6  illius  petitioni  annuendum  duxerimus,  pos- 
cimus  ä  R,  D.  V.  ut  dum  Josephum  quoad  eius  qualitates  merebuntur  benig- 
nitate  amplecti ;  at  de  caetero  Sibi  persuadere  uelit,  Nos  omni  omnino  tem- 
pore ad  quauis  R.  D.  V.  seruitia  paratissimos  fore:  quemadmodum  operam 
ipsi  studiaque  nostra  ex  animo  deferimus,  et  secundissima  k  Deo  auguramur. 
Monachio  die  VI.  Nouembr.  MDCXVIII. 

[2(uflfen:]     Intercessio  ad  Regem  Poloniae  pro  D.  Josepho  Barbato  Arabj, 
Orientalium  linguarum  Professor). 

*)  Diefes  Sc^nftpücf  tpetn  oielfac^  uerbeflfcrter  (Entwurf;  über  bieplural" 
formen  iji  jlets  noc^  bie  entfpred?enbe  Singularform  (mea  Stuba,  paratissi- 
mum  etc.)  gefegt,  roie  aud^  am  nnieten  befc^äbigten  läanbe  bes  Blattes  ber 
Zweifel  über  hen  anjuroenbenbcn  Stil  feinen  2(usbrucF  finbet  in  ben  IPorten: 
j,3c^  roeig  eigentlich  ntt  mer  ob  man  bem(£(iünig  inpotten  in  plurali,  ober 
in  singulari  3ufc^retbt;  ipoferne  man  it^m  im  singulari  jufd^rib,  mügte..." 


4^ 


€in  i^anuffttijEit  htm  3[o§*  jpairi  ^timmelmaier. 


mitgeteilt  von 

3o0epb  HL  flDai^en 


•Du  grap^ifc^e  Sammlung  6es  bayrifd^en  Hattonalmufeums 
bcjt^l  ein  ZHanuffript  oon  öer  ^an6  öes  3<^^^""  Paul 
Sttmmelmater,  weilanb  ^offaplan  unb  ^offapellcnseremoniar, 
audj  C^omfar  un6  Ccoit  5U  U.  C.  ^rau  in  ZlTündjen.  Biefe 
unter  6em  ©tel  „(Einer  meiner  IDünfdje"  niebergefdjriebene 
Stubie  öürfte  als  2tnljang  erfc^einen  5U  feinem  tjanöfc^riftlic^en 
IDerfdjen  „ZMeine  (ErinneruKgen",  bas  ja  für  öie  iotaU 
gefc^idjte  ZlTündjens  in  6er  ^di  pon  circa  ^750 — \800  bei 
aller  Haioetät  6es  Ceytes  unö  öer  beigefügten  Zeichnungen  oon 
^oljem  IDerte  ift.  2tudj  in  unferm  ZlTanuffripte  erfc^eint 
Stimmelmaier  als  begeifterter  Cofalpatriot,  6oc^  tritt  er  ^ier 
weniger  als  Befdjreiber,  6enn  als  Derfdjönerer  feiner  lieben  Stabt 
ZHüncJjen  auf,  ja  fogar  —  ein  rereinf amter  ZlTann  feiner  Perioöe 
—  als  Pere^rer  öer  (ßotif,  in5em  er  6ie  beiöen  Stiftstürme  mit 
fpi^en  Reimen  un6  (Salerien  un6  perfc^ie5ene  Prioat^äufer  mit 
ginnengiebeln  gefd^mücft  u^iffen  moUte. 

(Die  getc^nungen  ^nb  in  »erfletnertem  Hlagflabe  jtnfograplitfc^  ipieber» 
gegeben.) 


©bgleic^  gegenwärtig^  an  fidj  geringer  Derfuc^  beyna^e 
u>ie  eitler  Craum  5U  betrachten,  fo  in  6er  2tusfü^rüng  ungemeine 
Sdjwierigf eiten  erregen  —  ungeheure  Summen  perfdjiingen  U)ür6e ; 
Vodi  (:Ijoff  idj:)  6iefer  Derfudj  u>ür6e  für  i^ige  Cage  —  bey 
6ermaligem  2tntrag  5U  Perfc^öner^^  un6  nÜ5lic^er  2tnu)en6ung 
6er*  in  t^rer  erften  £n6fte^ung  ftdj  tpirrffillig  angelegten  pia^e 

23* 


356* 


(Ein  UTanuffrtpt  von  Joliann  pauI  Sttmmelmmcr 


—  tDcmgft  5um  tClpetl  einen  Segrtf  Don  geltnberer  2tnlage  — 
eine  ©elegen^eit  5ur  Beobacfelung  barftellcn;  Dabey  aber  6er 
(Erfüllung  freyltc^  beyna^e  6ie  Unnioglidjfeit  enbgegen  ftcl^t  — 
tpentgft  nod^  5ur  ^xt  enögegenjufteljen  fdjeinet.  itüein  I  Va  fo 
was  Don  jeljer  mir  ein  €rf?oIungs«(ße6anfe  war  —  nodj  i^t 
ift:  So  fann  ic^  mir  nic^t  oerfagen  ein  sufällige  ZHeynang  in 
7  Tabellen  öarüber  Dor5uIegen. 

Tabelle  I. 


[3m  t>orbergrunbe  linfs  bas  Kod^jdgert^aus,  red^ts  ber  Larosee-Q[urm,  mit  bem  8.  tdanbU 
f)ans,  baswifd^en  bas  (Sruftga^c^en ,  in  bie  ZHei^Ibergaffe  fld^  Derldngernb;  im  mittleren  (Ceile 
ber  2JbbiIbung  (Baffe  3«m  Hinteren  Ceile  bes  Canbbaafes ;  im  oberen  bie  IDetn^afe  mit  beut 
Sporer'  unb  5ilfergä§d?en,  jiüifdjen  welchen  bas  Branntnjeiner  unb  ^anbelsmann-OTargreiter« 
ßans;  5wifd?en  ^llfer«  unb  JJteljIbergaßdjen  bas  ^llferljaus.  Hed^ts  bas  (El^oIeclDeintians. 
Stimmelmaiec  fagt:,  „Wenn  biefes  olfneljin  ganj  freffteljenbe  3ä9^Vo^'^öus  gdnslid} 
abgetragen  »arbe :  So  tDÜrbe  fiel?  aus  ber  Dienersgaffe  burdj  bie  Kruftgaffe  unb  Znef^IbergAgd^en 
t}inauf  ein  poHfornmene  Tlns^dii  auf  beebe  Stifts*Kird)tt}arme  barfieQen;  unb  ba  in  folgenber 
Tabelle  ber  Eintrag  auf  bie  XDegraumung  bes  ^ilfecbrdn*  unb  Caubert}dnnfel '  J^tanbweiner* 
bann  ^anbelsmnnn  •  margreiter'fdjen  ^aufes  gefc^iefjt,  fo  »arbe  oon  ber  Dienetsgaffe  bis  iut 
5tifts*Wrd?e  eine  ^t}rgaffe  eröfnet".] 

Da  nun  bie  (Eru)eiterung  6er  fogenannten  (Eifen^ZlTann  ©af  e 
ein  e6Ie  2tusfi(Jjt  nac^  6em  im  ernften  (ßotIjen»©ef(Jjmacf  erbaut* 
graues  2tltertl?um  perratfjen6en  l{reu5»l{ircf)*C^urme  6arbeut; 
So  tt)ür6e  auf  gleiche  2lrt  6ie  XDeg»Kdumung  6e5  fogenannten 
3dger  Koc^ljaufes  üon  6er  Dieners^Cafe  aus  6urciEj  6ie  Kruft» 
©afe  Ijinauf  einen  pradjtigen  2lnblicf  auf  bee6  —  Colossale  — 
StiftS'Kirc^^C^ürme  er5fnen. 


von  3ofepfi  211.  Vftayet. 


357 


Dtefe  Ct?flrmc  bürften  auf  6te  in  6er  II.  u*  VI.  Cabelle 
angeseilte  2trt  mit  fpi^igem  Dac^e  un6  mit  Hings  um 
bieClfürme  in  ber^ölje  angebracht*  ober*  un6  niederer* 
mit  eifernem  ©itter  perfe^ener  Galerie  geftaltet  feyn. 

Der  5a>ifc^en  6em  Polizey»(ßebdu6e  un5  bem  Baron  von 
ZlTanbrfc^en  Qaufe  unbeöecft  fte^enöe  Cf?urm  fSnnte  mit  einem 
2tuffa^  gesieret  tDeröen.    (^olgt  Cabelle  I.) 

3u  (ErSfnung  mehrerer  Zlusjtc^t  burdj  bas  Sporer^(0af c^en 
hinauf    5ur  uralten » ^errlidjen  ^rau-Stifts^Kirc^e    u>ären   beebe 

TabeUe  II. 


[£!nfs  bie  Sporergaffe ;  folgen  bann  ble  beiben  toegsuneljmenben  ßdnfer  bes  Sranbweiners 
nnb  Kramers,  bann  bie  nietflbergaffe  unb  ber  tPetniDirt.  «Der  nen  l}er«nflenenbe  5Hft'pIa|| 
fdnnte  einen  mit  einem  ersenen  Öllbni§  gejierten  Spring« Brunn  ertjolten.*] 

ßäufer^StöJe  (:6eren  erfterer  6as  23ran6tt)einer-  un6  Kramer« 
4au5,  6er  2te  hingegen  6a5  Dilfer«  un6  6aneben  fte^en6e  ^aus 
en6^ält :)  bis  5um  Zflefjlberljaus  meg  sune^men  un6  5u>tfc^en  6em 
3fördjor  un6  3f^^^23rücfe  Ijtnsufe^en:  gu  welcher  gemif  gewerb« 
famen*  neuen  ^^at'ßa^t  fo6ann  auc^  6te  5U  fiberfe^en6  Pilferifc^e 
Brauftatt  un6  6ie  anderen  ©emerbe  6em  Publico  bequem  un6 
6enen  (Eigent^fimern  nodi  nü^Iic^er  un6  einträglicher  u>flr6en.  ^nv 
grSffern  ^kxU  un6  2tnfeljen  6ürfte  ein  neuer  C^or«tE^urm  in 
Poriger  geftalt.un6  mit  einer  Ul/r  an  6ie  3far«23rücfe  gefe^et  u>er6en. 


358 


€in  nianuffript  ©ort  3ot|ann  pauI  Sttmmelmaier 


Der  abgeräumte  Branömetners»  unö  ^anöeMlTanns^  bann 
^ilfer»8räul>aus.pla^  ^tnsegen  njflröe  6er  Stift» pla^  I^^tffen, 
unö  5um  tCöpfer-öefcfjirr-  un6  ®bs»Perfauf  in  Zllarftsetten  (:6a 

Tabelle  III. 


[I^ie  por  ber  ^anenffrc^e  gelagerten  ^ufetfompIe|re  finb  bas  Sd^nlgeMiibe,  Me  Dec^nef  zc] 
Tabelle  IV. 


[«2(uf  ber  3farbracfe  fönnten  Btlbniffe  Aber  bem  Hanbe  angebracht  werben.''] 

6er  jinger-pia^  6ort  o^neljin  immer  mit  ^äu-^u^ren  an$efüüet 
tpir6:)  o6er  5U  was  immer  für  einen  ©ebraudj  6ienen  un6  6a6urc^ 
6ie  StiftS'Kirdje  fammt  6en  C^ürmen  eine  PoIIfommene  2tnftc^t 
gerpä^ren.    (^olst  Cabelle  2  un6  3.) 


von  3of^P^  ^f»  ötaYer.  359 

2tII«6tefe  Stifts  ^IDo^ngebäube  pon  öem  ßofglafer^aus  an 
6er  Sc^afler*(ßafe  bis  5ur  äufferften  €cfe  &es  iluguftiner*^aufer' 
©esirfes  öürften  (:  mit  itusna^me  6er  Decaney)  5U  (Ermeiterung 
6cr  2tusftd)t  5ur  Stifts-Üirdje  meggebrodjen  tDer6en:  tDo6urc^ 
aixdi  auf  6iefer  Seite  6as  2lnfe^en  6es  Kirdjengebau6es  ftd; 
öfnen  „un6  6as  ganse  6efto  retner  in  6as  2luge  gebracht  n>ür6e.  , 

Die  5tiftsn>ol?nungen  6ürften  $um  C^eile  in  6en  Decaney- 
(BavUn^  C^eils  aber  in  6ie  2luguftiner*^äufer«Hei^e  überfe^t 
n>er6en :  un6  auf  6en  neuen  freyen  pia§  n>ür6e  audj  ein  Spring« 
brunnen  mit  er$enem  BiI6nif  sierlidj  [eyn»    (^olgt  Cabelle  ^.) 

Der  in  6er  IVten  Tabelle  angejeigte  pla^  5n>ifdjen  6em 
3föt'd?or  un6  2iat»BvM^  foüte  eine  (ßafe  $n>ifc^en  2  auf 
beY6en  Seiten  angebradjten  Heiden  von  Käufern  mit  sugefpi^ten 
„je6oc^  an  bee6en  Seiten  ^erabgeftaffelte ,  06er  mit  fdjmalen; 
gera6e  fteljen6en  ^en>orragen6en  £inien  6arfteUen  (:in  6er  ^orm 
6er  S.  Peters  Decaney :),  6a  ^ie6urdj  6er  ^äufer  Hei^e  me^r 
2HannigfaItig^eit;  ftatt  6es  immertDaIjren6en  einerley  Derfcfjaft 
n?ir6;  6ie  neue  Straffe  n?ür6e  6ie  3f^^8^ff^  ^^^^  JPienner» 
©äffe  Reifen. 

2tuf  6er  3fö^'23rücfe  6agegen  foll  n?ie6er  ein  C^urm  mit 
einem  geraumen  X)urcf;gang  t^ergefteUet  n>er6en. 

Tabelle  V. 


[mtet  Qof  mit  ber  CorenjKK^e.] 

Die  uralte » fogenannte  2tltenI?ofes»üircfje  fammt  6er  Sacristey 
foüte  von  allen  Seyten  freyfte^en,  folglich  6ie  an  6ie  Kircfj  ^in^ 
gepfufcfjte  Küfters  IDo^nung  fo  an6ers  gän$Iic^  n>eg*  geräumet 
un6  in  ein  an6ere  na^e  (Gelegenheit  überfe^et  tDer6en»  Bios  6ie 
Sacristey  ^abe  an  6er  Kirche  5U  perbleiben. 

Der  (Eingang  sum  alten  ^ofe  $ß>ifcfjen  6er  Kirdje  un6  6er 
£an6es^Direction,  in  einem  fleinen  Bogen  befte^enÖ,  foüte  meg«* 
genommen  tt)er6en  un6  ftatt  6iefes  fleinen  Bogens  blos  ein 
©itter-C^or  $n>ifdjen  6er  ICirc^e  un6  £an6es-Directions-©ebäu6e 
an  6ie  Sküc  fommen. 


360 


(Ein  ntanuffripi  von  ^oiiann  pau(  Sttmmelmater 


3n  6er  ^tnöerftcn  Klrdj^jrtauer,  fon>ie  an  fcer  Wx(ii*7Xlaviet 
$ur  Hnfen  ^anö  (:  an  öeren  beyben  pia§  öermal  &ie  Beidjt-Stüle 
fielen:)  foüen  an  beeben  ®rten  flatt  6er  Betdjt^Stüle  5U  Der* 
mei6un8  6es  unseftümnien  Drücfens  noc^  2  <El?ore  gefe^et^  6ie 
Betditftäle  6age9en  an  rpeldj:  immer  für  eine  Stelle  überbrac^t 
tper6en,  etoa  $u  bee6e  Seiten  6er  ^in6erften  Kirdjen«C^ür. 

Tabelle  VI. 


[Die  mit  Stttnd)tn  bejeiclineten  Käufer:  X)  ®berri<I?ter,  2)  ^nbelsmann,  3)  nTet)Iber, 
'k)  Branbmeiner,  5)  lCa<i;e(bacfer.] 

Die  nie6erfte  Por=*Kirdje  (:i>ber  6en  ^in6erften  Bettftülen:) 
6urc^  tpeldje  bas  (SetDÖIbe  (auf  rpelc^em  6ie  obere  Porfirdje 
ru^et)  perunftaltet  ipirb,^  sugleidj  6ie  itus-Dünftung  ^in6ert:^  un6 
ftatt  6es  £idjts  nur  Dunfelljeit  auf  6en  ^in6ern  pia^  6er  Kirche 
5ur  ebenen  €r6e  perbreitet:  6iefe  un9efun6e*  an  bas  ©emolb 
6er  ^aupt « Porfirdje  angepf ufcfjt  *  ipinfel^afte  ^öle  foUe  6ann 
ebenfalls  ipeggeraumet  iper6en. 


von  ZoU^^  2I(.  Utayer. 


56\ 


Der  2tufgang  $uir  ^auptpocfirc^e  un6  5ur  Orgel  follte  in 
einem  an  bte  Kirche  5U  bauenben  runben  Cljürmijen  hefteten  : 
uu6  6ie  Cljüre  innen^er  feyn.  ^wi^ii^n  6eni  Dadj  uu6  6er 
Kirc^  ZHaucr  öürfte  nadj  öem  Seylptele  ausrpärtiscr  Stifts- 
Kirdjen  eine  Galerie  aufgeftellt  unb  mit  (Eifengttter  umgeben 
iperben. 

2tudj  fSnnte  ber  breite  Bogen  6es  Überganges  pou  6er 
£an6es-Direction   5um  ^of^ZnarftaII»(ßebäuöe   in  6er  UTttte  mit 

TabeUe  VII. 


[Clnfs  unten  ITianbung  ber  Dienersgaffen  auf  ben  großen  OTarft  unb  hen  Kräutermarft ; 
ttdfts  ^inmänbung  ber  Sd^Iecfergaffe.    Hedjts  von  S.  Peter  bte  peters^Defaney.] 

einem  f leinen  Cfjurme  gesiert»  un6  6ie  im  2HarftaII»^ofe  bey» 
na^e  ipie  per6ecf t » ftefjenSe  UEjr  6arauf  gefe^et  iper6en. 

Der  Marmor-Springbrunnen  im  alten  ^of  perlangt  eine 
Heine  €r5ene  BiI6fäuIe  —  etu^a  6es  in  6iefem  ^of*6ager  ge« 
tpefenen  liaifers  6u6erpig  nacfj  6em  Beyfpiele  6es  Springbrunnens 
im  inncrn  ^^f^  ^^^  Resideoz.     (Jolgt  tEabeüe  6.) 

Der  in  6em  unter  6em  ^^xdi^n  *  bemerfte  Kaum  ift  6er 
I?erporragen6e  Cl?eil  6er  8  I^äufer,  fo  6ie  gleicfje  gera6e  ilusftcfjt 
6es  obern  tEjE^ales  ^in6ern  un6  6ie  Hücf=Seite  6es  HatE/^^aufes 
gröften  tE^eils  per6ecfen. 


362    €tn  ntanuffript  Dort  Zok*  P^»^  Sttmmelmaier  oon  3of.  211.  UTaver. 

Von  6em  Badjel  Kodj  *  (ßajfel  bis  an  6en  Hat^*Cl?urm 
foüen  aü^ötefe  ^crporragenbcn  8  Raufet  bis  an  bas  Satljt^aus 
abgefdjnitten  un6  öenen  l^erunben  fleljcnben  Käufern  6es  Bacbcl« 
Kodjes  unö  2Ha6er»Bräucrs  $IeidjgefteIIt  warben:  Daburc^  fic^ 
nidjt  nur  eine  breite  gerade  (ßaffe,  fonöern  audj  &as  Katl?^aus 
pon  6er  Hücf-Seite  ^er  in  feiner  PoUen  2tusftcfjt  seigen  ipür6e. 

Die  €cfe  6er  (ßajfen  überhaupt,  unt  nidjt  gar  5U  fc^arf» 
fc^nei6ig  in  6as  2luge  5U  fallen ,  foüten  mit  run6cn  C^firmen 
gesiert  tper6en^  wk  mehrere  ^aufer  am  pia§  fid^  6a6urc^  in 
einem  gröfferen  2lnfel^en  6arftellen,  n>ie  in  folgen6er  VII.  Tabelle 
5U  feigen,     (^olgt  Cabelle  7.) 

Vnxdi  6ie  mit  6em  5^ic^en  *  bemerft  ^erporragen6en  ^äufer 
n>ir6  nidjt  nur  6ie  2lnfidjt  6es  Hatlj»CI?urmes  pon  6er  Kaupnger« 
(Baf  un6  ^auptmadje  Ijer  gel}in6ert  ^  fon6ern  es  ftellet  ftdj  audj 
6urdj  6iefe  Porragen6en  Qäufer  ein  unregelmessige » f  rummc 
Linie  6ar:  6iefe  Krümme  6er  Qdufer  tpäre  abjufdjnei6en  „  un6 
eine  gera6e  Linie  ^ersuftellen. 

5um  Sdjiuf  tpünfdjte  ic^  6em  e^emalig-fcfjSnen  Cljurme 
6ie  porige  altprädjtige  ©eftalt  un6  auf  6as  faft  run6e  ZHittel» 
punct  6es  Hin6er  XlTarrfts  einen  ftetnernen  Springbrunn  mit  6em 
er$enen  3iI6nif  6es  Qer$ogs  un6  ^eI6^errn  ^er6inan6s. 


Bitte  6ie  2Ttängel  6iefer  Skizze  meines  iP0^lmeYnen6en  Der- 
fudjes  mir  5U  ©utem  5U  Ijalten;  6a  6ie  im  <t^al  bemerf ten» 
tpeg5uräumen6en  8  ©eu^erbs^^äufer  eine  tpeit  beffere  itufna^me 
in  6er, neu  Ijer5uftellen6en  3far»  06er  fo  5U  nennen6en  XDienner» 
06er  (Dfterreidjer^(ßaffe  fin6en  tpür6en. 

3ofep^  Stimmelmaier. 


Ä4f 


ein  bariti\ifev  Säfulmann  m\h  ^Htabemiter  be»  aöftyifnkn 

Von 

Xubwiö  fiDuoöcntbaler* 

lüenn  hiermit  einem  bayrifc^en  Sdjulmanne  6es  adjtse^nten 
3öl?r^un6crts  bas  getptf  perbiente  „digito  monstrari"  5U  teil 
iperbcn  foU,  fo  ift  fidj  6er  Perf affer  wolil  beipuft,  bamit  nur 
einen  befdjeiöenen  Beitrag,  aber  eben  bodi  einen  Beitrag  für 
eine  fünftige  (ßefdjidjte  6es  bayrifdjen  Polfsfc^ultpefens 
5U  liefern,  fo^in  audj  öem  fünftigen  (ßef^tcfjtfdjretber  bes  beutfdjen 
Polfsfdjutoefens  ein  ipenn  audj  nur  mäftges  2Hatertal  an  6ie 
Qanö  5U  geben.  Kaum  bürfte  ja  beftrttten  u)erben,  baf  eine 
fogenannte  „(ßefdjic^te  bes  beutfcfjen  Polfsfcfjutoefens"  für  ^eute 
immerhin  nodj  ein  pompös  flingenber  Citel  ift,  ber,  was  er  per:^ 
fpricfjt,  nidjt  5U  erfüllen  im  ftanbe  ift.  €rft  muffen  bie  ein$elnen 
beutfdjen  Propinsen  bie  Porarbeit  einer  erfdjopfenben,  grünblidjen 
Carfteüung  bes  Polfsfdjutoefens  in  iljren  refpeftipen  tEerritorien 
erlebigen,  bis  eine  gefc^icfte  £)anb  an  eine  5ufammenfaffenbe  Dar» 
ftellung  bes  gefamten  beutfdjen  Polfsfdjultpefens  mit  €rfoIg 
herantreten  fann.  3ene  Porarbeit  felbft  ift  aber  fc^on  einmal  eine 
/^ftiöe,;;,unenbliclje  ilrbeit"  genannt  rporben,  unb  geu)i§  mit  Hedjt. 
Vmn  einmal  ipirb  bas  meift  reiche  unb  meit  auseinanberlicgenbe, 
nidjt  je.bem  unb  nidjt immer  leidjt  sugänglidje  Quellenmaterial 
aufgebecft  unb  beigefdjafft  «werben  muffen;  meiter  ift  bas  Polfsfdjul» 
n?efen  eines  £anbes  nid)t  fc^on  bargefteüt,  wenn  Sc^ulperorbnungen, 


36^  £ubwig  ^ronl^ofer 

obriafeitltdje  Keffripte  u.  69I.  anetnanöergercil^t  »eröen;  6er 
(ßefc^td^lfcfjrcibec  audj  öes  Dolfsfdjulmefens  mu§  fein  ©bjeft  als 
einen  (Drsanismus  betradjten,  un&  er  mirö  feiner  Jtufgabe  nur 
genügen,  ipenn  er  öie  €nttpicfelung  von  i^ren  Crftlingsfeimen 
an  perfolgl,  seigt,  n?ie  unö  aus  weldf^n  TXlotiven  6ie  erften 
Itnfä^e  5u  einem  „Unterridjt"  im  elementaren  XDiffen  un6  Tiönnm 
fid)  bilbeten,  um  allmäljlidj  feftere  formen  $u  gewinnen;  wk 
6er  Staat  me^r  unö  me^c  mit  &ec  btreften  3"t^"^i<>"/  ^^s  Volt 
5U  btlöeU;  ^erportrat  un&  öies  ^i^I  &urc^  €infüljrung  öes 
öffentlid^en  Unterrtcfjtes  5U  erretten  fuc^te;  wk,  mit 
ipeldjen  XlTitteln,  ©pfern  unö  Kämpfen,  öurdj  n>el^e  leitenben 
Perfonlidjfetten  jene  Beftrebungen  $ür  Dera)irfli(^ung  famen  ober 
fidj  Ba^n  bradjen;  ob  unb  u?ie  Sie  Kirdje  ^ier  ^emmenb  ober 
forbernb  eintfat;  ob  im  Polfe  felbft  Bebürfnts  unb  üerftdnbnts 
für  foldjes  8ilbungsu)erf  pc^  seigte,  ober  ob  IDoIjltljat  piage 
warb  unb  bte  ©eplagten  in  ben  Dienft  ber  oppojitionellen  2Tlac^te 
fidj  ftellten  ober  fid^  5ie^en  liefen;  ob  folc^e  ^örberung  bes 
üolfsbilbungsmerfes  natfirlicfjer  2tusflu§  seitberoegenber  3^^^" 
voax,  ob  aUgemeine,  litterarifc^e  unb  anbere  Strebungen  unb 
Strömungen  berfelben  bie  Hic^tung  geroiefen  u.  f.  f. 

€ine  foldje  Darftellung  ber  (Entmicfelungsgefc^idjte  i^res 
Polfsfc^ultoefens  fdjon  5U  beft^en,  n?irb  feine  beutfdje  Propins 
ftdj  rühmen  f5nnen\  ift  bodj  jene  Porbebingung  ^ier$u,  bie  Bei» 
fdjaffung  bes  nötigen  Quellenmatcrials,  nodj  lange  nid^t  erfüllt, 
menn  aucfj  erfreuliche  Beftrebungen  nac^  biefer  Hidjtung  neueftens 
fidj  seigen  *.  €^e  aber  biefe  „ftille  unb  unenblic^e  2trbeit"  pon 
Un  einseinen  beutfdjen  Propinsen  erlebigt  ift,  wxvb  eine  Dar* 
ftellung  bes  beutfdjen  Polfsfc^ulroefens  im  beften  ^alle  eine  gu« 
fammenfaffung  längft  befannter  Cljatfac^en,  ein  2tggregat  pon 
©efc^idjten  bes  Polfsfc^ulroefens  in  bzn  ein$elnen  Propin$en 
fein  unb  bleiben:  eine  2lrbeit,  bie  an  fidj  ja  auc^  i^re  Beredjtigung 
unb  i^r  Perbienft  ^ätte,  u?enn  ber  Sammler  ber  aller  Kompilierung 
bro^enben  Perfudjung  n?iberfte^en  fönnte»  So  ^at  befanntlic^ 
ffe^^e  es  unternommen,  eine  „(ßefdjic^te  bes  beutfc^en  Dolfs» 
fdjulmefens"  ((ßot^a  \  858— 60)  5U  fdjreibcn  unb  in  fünf  ^änben 
5U  publi5ieren.  Dag  biefes  IDerf  in  feiner  IDeife  neues  beige» 
fdjafft,  ift  fdjon  früljer  gefagt  n?orben^;  aber  Efe\>\>^  I?<it  felbft 
nidjt  bas  längft  Befannte  unb  IDidjtigfte  auc^  nur  einigermaßen 
erfdjöpf enb  sufammengeftellt,  ja  nadj  meljr  als  einer  Seite  ^in 
ftdj  bie  Zlrbeit  redjt  leidjt  gemadjt.  2lls  Beleg  hierfür  biene 
unter  anberem  feine  Beljanblung  bes  bavrifdjen  DoIfsfdjuU 
tt)efens^  (Eingangs  ztwäifnt  Sf^ppc  bas  \6\6  erfdjienene  „tanb* 
rec^t  ber  ^ürftentume  (Dber*  unb  Zlieberbayern"  (f.  unten),  $itiert 


von  £ubtpig  ItTuggentl^afcr.  365 

6arau5  eine  auf  „&te  öeutfc^en  Schulen"  fi^  be5teljen6e  Stelle, 
fpringt  bann  mit  einem  Sai^z  auf  6en  Begrünber  öei:  bayrifcljen 
ilfaöemie  6er  XDiffenfdjaften,  6en  Kurfür ften  ZHay  ^oUv^l  HI. 
(geftorben  ^777),  über  (Seite  2I).  Sie  ganse  für  6ie  €nttt)icfelung 
gerabe  b-es  Polfsfc^ulmefens  in  Bayern  fo  bebeutfame 
Periobe  pon  ber  ITtitte  bes  fedj5e^nten  bis  5ur  ZHitte  bts  aiiU 
Seljnten  ^^Ifvliunbzxts^  witb  alfo  in  einer  fünfbänbigen  „(ße* 
fdjidjte  bes  beutfdjen  Polfsfdjutoefens"  nidjt  einmal  als  nacfte 
C^atfadje  fonftatiert;  unb  bocfj  mufte  ein  IDerf  von  foldjem 
Umfange  bie  aus  einer  5tt)ei^unbertjäljrigen  €nta)icfelung  ^erpor» 
ragenbeu  Cenf»  unb  ZHarffteine  rpenigftens  mit  Hamen  auf' 
führen,  unb  als  folcfje  erfdjeinen  gemif  jene  rpic^tigen  Sdjulreformen 
unter  ^ersog  XDilljelmlV.  (,,SdjueIorbnungt  de  anno  1548", 
bas  ältefte  Dofument  biefer  ilrt  in  Bayernl),  ^ersog 
2tlbredjt  V.  („Sdjuelmaifterorbnung  2c.  2tctum  bzn  28»  Zlugufti 
2tnno  ^56^";  2tbtrennung  ber  beutfdjen  €lementarfdjule;  Poeten» 
fc^ulen ;  ;,SdjuI»®rbnung  ber  ^ürftentljumb  ®bern  unnb  Hibern 
Bayerlanbs  ][569"  zc),  ^ersog  XDilljelm  V.  (Qerrfc^aft  ber 
3efuiten),  Qer$og  (ICurfürft)  UTa^imilian  I.  („Canbredjt, 
Policey^  ic.  ©rbnungen"  pom  3^^^^  \^\^f  Banb  III,  Cit.  X 
2trt.  \-3,  bie  beutfdjen Sdjulen  betreff enb),  Kurfür ft^erbinanb 
Zrtar  ia  („Sdjuet  unb  ^ndiUCDvbnnnq,  für  Ceutfdje  unb  Cateinifdje 
Sdjulmeifter  unb  Kinber,  t659"),  Kurfflrft  2Hayimilian 
€manuel  (,;SdjuI»  unb  gudjt » (Drbnung"  im  3^^^^  1^82 
erneuert  unb  beftätigt;  XDirffamfeit  bes  Benebiftinerorbens  ic), 
Kurfürft  Karl  2tlbert  („Sdjut  unb gudjtorbnung"  im  3^^*^« 
\738  „renopiert")» 

Unb  audj  für  bie  neuere  5^it  n?eift  Qeppes  IDert  bebtiX' 
Unbz  £ücfen  auf:  ber  Hame  ^d\tatt  witb  gar  nic^t  ausge» 
fproc^en,  unb  bodj  muf  berfelbe  mit  unb  neben  Braun  (für 
bas  adjtje^nte  3^^^^^^?^"^^^^^)  9^tt>ürbigt  werben;  Braun  rpirb 
mit  Hedjt  Ijerporgeljoben ,  aber  mieber  über  ©ebü^r  gepriefen ; 
benn  ffeppt  fc^iebt  ungefdjidjtlic^  alles  Perbienft  um  ^ebung 
bes  bayrifdjen  Polfsfdjutoefens  im  ac^tse^nten  ^aifvlinnb^xt  ber 
Perfönlic^teit  Brauns  5U,  rpdljrenb  eine  gefc^ic^tlic^e  Betradjtung 
5eigt,  ba^  biefer  Ijodjperbiente  ZTIann  unb  Priefter  eben  aud^  — 
vok  jeber  grofe  ©eift  —  nidjt  auf  bem  3f<>ti^^f^^^^^  ftanb, 
fonbern  Pon  einer  rpenigftens  teitoeife  günftigen  ^zitittömixnQ 
getragen  rpurbe  unb  bie  günftigen  IDinbe  mit  (ßefc^icf  5U  be* 
nfi^en  perftanb,  bie  ungünftigen  mit  ZTTut  unb  Kraft  5U  bannen 
ftc^  bemühte.  X?om  näheren  (Einpuf  ber  2tufljebung  bes  3^fuiten» 
orbens  in  Bayern  auf  Schule  unb  Unterridjtsmefen ,  pon  ber 
Stellung  bes  Benebiftinerorbens   bei  biefer  ^rage  u.  bgL  ^5ren 


366  £ubiDtg  (fronljofer 

tx>\v  bei  i)tppz  nidjts,  wolfl  aber  bas  Befenntnis  aus  feinem 
2Hun6e,  öaf  i^m  oon  6en  5a^Ireidjen  Schriften  Brauns,  um 
öeffen  €in5elfi9ur  alles  gelagert  u?ir6,  „geraöe  6ie  n?idjtigften 
leiber  nidjt  5U  (ßeftdjt  gefommen  jtnö"^» 

2tudj  manche  einselne  ZlTomente  beunruhigen  bei  Qeppe: 
6ie  Beljauptung,  ba^  es  por  Braun  „in  6en  Cripialfdjulen  6es 
Kurfürftentums  (Bayern)  an  Sdjulbüdjern  nodj  9än$lid^  fehlte"  '', 
ift  eine  CnlflcIIung  6er  9cfdjict)tlidjen  C^atfac^e,  6af  unter  unb 
pon  Braun  neue  Sc^ulbüdjer  eingefüljrt  mürben;  Me  bayrifife 
2tfa6emie  6er  IDiffenfdjaften  lägt  Qeppe  \758  gegrünbet 
n?er6en  (I)  ^  un6  im  (ßlauben  an  6ie  autoptifdje  Quellenperipertung 
6e$  Oerfajfers  fönnten  mir  nur  beftärft  wzxbtn,  wenn  ^eppe 
5.  B.  ftatt  6es  pon  i^m  angesogenen  „6an6rec^ts  6er  dürften* 
turne  (Dber«  un6  nie6erbaYern"  ®  (pon  \6\6)  6en  (Drigtnaltitel 
6iefes  be6eutfamen  ©efe^buc^es  „£an6rec^t,  Policey^,  (ßeridjts--, 
2TtaIefi^  un6  an6ere  ®r6nungen  6er  ^ürftentfjumben  ©bern» 
un6  HiSern  Bayrn"  eingefe^t  ^ätte*  —  Xloii  fdjledjter  fa^rt  6as 
bayrifdje  Polfsfdjutoefen  in  1{.  il.  Sdjmi6s  „Cnsyf  Iopa6ie 
6es  gefamten  Crsie^ungs»  un6  llnterrid?tsn>efens''. 
^n  6iefem  5eljnbän6igen  IDerfe  mir6  6ie  (ßefc^i4te  un6  X?or* 
gefc^icfjte  6es  preufifdjen  Polfsfc^utoefens  auf  ^un6crt  Seiten 
entmicfelt  un6  6abei  bis  ins  fec^seljnte  ^aifvifVinbext  surücf- 
gegangen ^^;  6as  n>ürttembergifdje  Dolfsfdjultpefen  erfäljrt 
eine  6urc^  fiebsig  Seiten  fic^  erftrecfen6e  Beljan6Iung,  un6  6ie 
(ßefdjic^te  6esfelben  u>ir6  bis  ins  fedjseljnte  ^aifviinnbext  fjinauf 
perfolgt ^^;  6as  Oolfsfc^ulmefen  im  Keinen  ^ec5ogtum  ©ot^a 
witb  auf  5ipan5ig  Seiten  be^an6elt  un6  6abei  bis  ins  6cei5e^nte 
3aljrfjun6ert  5urücf gegangen^*;  bei  Betradjtung  6es  bayrifc^en 
Polfsfdjulipefens  mir6  fofort  beim  3^^^^  1^02  (I)  eingefe^t 
un6  6ie  feit^erige  (gntmicflung  unter  6em  Ölitel  „^iftorifc^es"  auf 
5tt)ei  Seiten  lafonifc^  abgefertigt!^^  3^  einem  5e^nbdn6igen  IDerfe 
n?ir6  alfo  nidjt  mit  einem  IDorte  gefagt,  6ag  in  Bayern 
por  \802  audj  fc^on  ettpas  eyiftierte,  »as  man  Schule  un6 
Sc^ulmefen  nennen  fannl  3^  felben  IDerfe  wivb  5»  B*  für  6as 
^ersogtum  2t n^ alt  fogar  5U  fonftatieren  nic^t  pergeffen,  6af 
6ort  ^.  6u6ß>ig  fc^on  \6\^  mit  6es  Katic^ius  neuer  £el?rart 
üerfudje  aufteilen  lief  ^^ 

2tngejtdjts  folc^er  Perle^ungen  6er  „justitia  distributiva"  6ürfte 
es  mol^l  6oppelt  ange5eigt  fein,  6er  oben  angeregten  Pflicht  6er 
Beifc^affung  6es  nötigen  Quellenmaterials  nac^5ufommen 
un6  eine  ardjipalifdje  Darftellung  6er  IDirffamfeit  eines 
bayrifdjen  Sdfjulmannes  un6  2tfa6emifers  5U  liefern,  6er  fomoljl 
als  praftifc^er  Schulmann  eine  für  6ie  ©efc^ic^te  6es  Potts* 


von  £ubwtg  ÜTuggcntl^aler.  367 

fdjultpefens  im  adjtse^nten  3a^r^un6ert  nic^t  unbc6euten6e  XDtrf- 
famfett,  als  audj  eine  für  bamals  rtidjt  uner^eblidje  Htlerarifdje 
Cljäligfeit  ^*  entfaltete  un6  eben  besipegen  audj  als  IRitglieö 
in  öie  bayrifclje  2tf aöemie  6er  XDiffenfdjaften  aufgenommen  n?ur6e; 
un&  audj  als  2tfa6emifer  fteljt  ^ronljofer  für  6ie  Jtnfangs» 
gefdjidjte  6er  ilf abemie,  fpesiell  6er  „belletriftifdjen  Klaffe" 
6erfelben,  nidjt  o^ne  Bebeutung  6a.  ^ronljofer  ^at  6aljer 
auc^  in  6en  leyifalifdjen,  en5Yflopa6tfcljen  un6  an6ern  IDerfen, 
6ie  5u  feinen  Cebseiten  un6  in  6er  erften  £)älf te  6iefe5  3^^*^^^^"^^^*^ 
erfc^ienen  fm6,  ftets  einen  pia^  neben  6en  an6ern  (ßeleljrten 
Bayerns  9efun6en^®;  in  neuefter  geit  je6ocfj  wnvbe  fein  Zlame 
nur  einmal  ausgefproc^en ,  nämlidj  auf  6en  „2liEa6emiter" 
^ron^ofer  fur$  ^inge6eutet  ^ ^,  un6  es  fönnte  ettpas  befvem6en, 
6af  auc^  6ie  „2lllgemeine  Deutfdje  Biograpljie"  an 
^ronfjofer  ftiUfd)ipeigen6  porbeigegangen  ift,  wenn  6asfelbe 
ja  geu)if  per6ienftpolIe  un6  Peifig  gearbeitete  IDerf  nidjt  audj 
mandj  an6ern  nennensipcrten  ZTTann  ungenannt  gelaffen  Ijätte.*) 
£u6tDig^ronIjofer,  geboren  5U  3ngoIfta6t,  als  Soljn  eines 
l{ammer6ieners;  genof  feine  Ijoljere  Ztu5biI6ung  in  ZUündjen^^ 
„(Eben  Ijier  in  ZTlündjcn  fing  er  (^ronljoferj  Catein  5U  lernen 
an,  lief  immer  unter  6en  erften  Beften  6ie  Sdjulen  6urdj,  ftu6ierte 
6ie  pijilofop^ie  un6  einen  tt^eil  6er  Hedjtsgele^rfamf eit ;  $u  6en 

•)  So  i(l,  um  gleid?  beim  Buc^ftaben  S  5U  bleiben,  in  ber  „eilige" 
meinen  Dcutfd^cn  Biograpl^ie"  n,  a.  aud?  bcr  bayrifd^e  iSe^dfidjts* 
forfd^er  (unb  2IfabemiFer)  petcr  pauI  ^inaucr  (geboren  3U  IHünqen 
a»»  29.  3u"»  1733,  geflorben  am  22.  tTooembcr  ^788)  unerroäl^nt  geblieben, 
unb  bod?  fonnie  feine  2lbreffe  leidet  erfragt  »erben:  bei  lüeflenrieber, 
Beiträge  3ur  oaterläubifd^en  ijiflorie.  ^789»  Banb  II  S.  ^82;  lüeufel, 
£ejiFon  oerftorbener  Sd^rif tfleücr ,  23anb  HL  S.  333  —  wo  ^inauer 
irrtümlid?  ^peter  Karl"  Ijeigt,  unb  aud?  bas  3alir  U32  fälfd^lid? 
als  (Scbnrtsjal^r  angegeben  ip  — ;  <£rfd?  unb  (5  ruber,  (En3Yrtopäbie 
VI.  Sect.  I.  :Sanb  ^^  S.  2{5;  fjormayr,  (Eafd^enbud?  für  oaterlänbifc^e 
(Sefc^tdjte  ic.  (gbenfo  ijl  in  berfelben  „Ülllgemeinen  Deutfd?en  Bio* 
grapl|ie"  Benebift  ^injlern>albcr  (geboren  3U  lüejfobrunn  am 
\6.  2när5  1(620)  ungen)ärbtgt  geblieben,  unb  boc^  n)irb  berfelbe  anbern)ärts 
(Kobolt,  Baierifd^es  (5eIel|rten«£e5ifon;  Centn  er  €oel.,  Hist.  Monasterii 
Wesofontani,  T.  I.  p.  481  sq.;  ^ormayr,  Cafc^enbuc^  für  paterlänbifc^e 
(Sefd?id?te;  (Süntljner  Seb.,  (Sefc^idjte  ber  litterarifd^en  2lnflalten  in 
Batern,  Banb  II.  5.  270;  2lugsburger  poftseitung  t857  Hr.  uo) 
a(s  groger,  aud^  augert^alb  feines  engern  Daterlanbes  befannter  (pon  Kaifer 
£eopoIb  als  „totius  Austriae  archivum"  be3eid?neter)  Ked^tsgefetjrter  gebül|renb 
Ijeroorgelioben.  —  ^ud^  ber  2Iugsburger  Hed^tsgelel^rte  3»  ^  ^exwaxi 
(fjörmart  —  bte  Schrei broeife  fc^roanft)  1096— 16^  ^,  ebenfo  ber  pljilofopliifdje 
Sd^riftjleüer  (friebr.  ^erroart  (geworben  ^676  in  £anbsl^utj,  wie  nic^t 
minber  ber  Ked?tsgelel|rte  unb  (Sefc^id?tsforfd?er  £.B.  (Ebler  oon^ertten* 
jlein  (geboren  1(709  3^  ^^^t  defiorben  i(76^)  iperben  in  ber  „Mgemetnen 
Deutfc^en  Biograpfjie"  permigt. 


368  Cubmig  (fronljofer 

fdjönen  XDijfenf<^aften  aber  füllte  er  immer  me^r  Hetgung,  unö 
felbft  feine  Jlrbeiten  seilen  genug,  &af  er  audj  I^iersu  ein  befon&eres 
tEalent  un&  (ßenie  Ijat  Sdjon  in  6er  merten  Sdjule  fan6  er  einen 
guten  un&  gelehrten  ^reunb,  6er  i^n  auf  6ie  redjten  Pfa6e  füljrte. 
€r  mur6e  6urclj  iljn  mit  6en  alten  Hömern  bejfer  befannt,  als 
man  insgemein  6amit  befannt  5U  n>er6en  p^egt.  €r  lernte  fte 
nidjt  nur  6em  ttamen  nadj  fennen.  €r  las  fie*  Sein  ^reun6 
erflärte  fie  iljm.  €r  jagte  6en  Quellen  nadi,  ^ora^,  6er  Celjrer 
aller  guten  Did^ter,  führte  iljn  in  6a5  innere  ©emadj  6er  2Hufcn- 
€r  fing  an,  Perfc  5U  madjen  un6  en6Iic^  5U  6idjten.  (£nblxdj 
befam  er  audj  Rattern,  ^age6orn,  ©ellert,  ©ef nern  un6  an6ere 
gute  Cidjter,  6ie  i^t  befannt  ftn6,  in  6ie  ^än6e.  Die  heftige 
Heigung,  6ie  er  von  3ugen6  auf  sur  Dicfjtfunft  füljlte,  lief  xlfn 
nidjt  ru^en»  €r  wnxbe  ein  ttadja^mer  6iefer  großen  ©eifter 
I)eutfcl}Ian6$"  1». 

Unterm  \9.3uli  \76^  n?ur6e  ^ron^ofer  vom  StiftsfcfjuU 
fapitel  5U  Unfer  Cieben  ^rau  in  ZHünc^en  foIgen6es 
Cefret  5ugefteIIt:  „3n  ünbetradjt  6er  pon  einem  (£IjurfflI.  ^odjIöbL 
geiftL  Kat^  Beigebradjten  Promotorialien  un6  feiner  bejisent 
foIjn6erbaren  ^ä^igfeit  wixbd  6em  £u6tDig  ^ron^ofer  6er 
6urc^  2tbleben  ^errn  £oren^  Prey  erle6igte  SctjuIImeiftersöienft 
bei  Unfer  lieben  ^rau  alljier  gegen  (E^elidjung  6er  Preyifc^en 
SdjuUmeifterstodjter  perliel^en,  te6oc^  Ijätte  €r  Sc^uümeifter 
reversales  aus5uftellen,  6af  tpe6er  6effen  fonfftig  YberfIjommen6e 
Kin6er  noc§  ^interlaffente  UJittib  einem  ^ocfjtDÜr6igen  CapitI 
YberlSftig  feyn  nodj  einige  pension  06er  Unterljaltung  for6ern 
tpolle,  tDonac^  6ie  Perpfiidjtung  erfolgen  tDir6et>  Ita  conclusum 
in  Capitulo  6en  ^9.  ^nly  H769"^^  Diefes  Defret  un6  an6ere 
folgende  u?erfen  ein  6idjt  auf  6ie  Dotierung  un6  öfonomtfc^e 
Sicherung  6er  6amaligen  Sd)ulleljrer  felbft  in  Stä6ten  un6  per* 
raten  audj,  rpie  6ie  unterfte  Sdjulbe^ör6e,  6er  übrigens  fogar 
6as  Sedjt  6er  öffentlidjen  Beurfun6ung  6er  Ceftamentserric^tung 
eines  Sdjulleljrers  5uftan6^*,  u?o^I  6urdj  finansielle  Hücffidjten 
pdj  gestpungen  fa^,  6en  Sd^uIfon6  porftdjtig  gegen  eine  „Be* 
läftigung"  6urdj  U)eib  un6  iiinb  eines  perlebten  SdjuIIeljrers  5U 
fdjü^en  un6  aus  6er  2lnfteUung  eines  neuen  Sdjulle^rers  faft 
eine  2trt  ^an6els»,  ja  felbft  Qeiratsgefdjäft  5U  madjen.  Denn 
foldjen  2tnfd)ein  gen^innt  es  6odj,  w^nn  ^ron^ofer  6ie  Sd?ul= 
ftelle  5u  Unfer  £ieben  ^rau  „gegen  €l?elid)ung  6er  Preyifc^en 
SdjuUmeifterstodjter",  alfo  gegen  €Ijelic^ung  6er  einen  noc^ 
unperforgten  tEodjter  feines  Dorgängers  Prey  —  6ie  an6ere 
Ijatte  bereits  i^ren  ZUann,  tpar  „perfjeuratete  ^of»  un6  Stift 
Musicantin"*' —  erljalten  foU;  6iefelbe  Sdjulbe^5r6e  giebt  ferner 


von  iubtpig  HTuggcntl^aler.  369 

in  einem  Sd^reiben  6er  Codjter  Bebenfseit,  „bis  auf  an^euri^es 
^eft  ber  aller  fjeilligen  5U  ertlären,  ob  öiefelbe  öen  ^errn  ^ron* 
^ofer  eljelidjen  tDoIIe  06er  nicfjt",  im  perneinenben  ^alle  aber 
ipoüe  fte  6enfelben  Qerrn  ^ron^ofer,  6er  überöies  pon  i^r  audj 
5ur  §al)l\xn<i  ^i"<^*s  tpeitern  ^albjaljrmiet5tnfes  an  6ie  Preyifcfje 
VOitwc  perurteilt  tpirb,  5ur  ^aijlnnQ  6er  o^neljin  freirpillig  5U' 
geflan6enen  200  fi.  an  6ic  Icbi^e  Preyin  amllic^  anljalten  **. 
Dabei  fin6et  es  6as  Sdjulftiftsfapitel  allerbin^s  felbft  nötig,  6en 
Per6ac^t  ab5uipeifen,  ,,6af  öerley  Sienft  perfäuflidj  feyn  foUe", 
un6  tritt  in  fdjarfer  Spradje  6er  „fupplisirenten  IDittib"  entgegen, 
6a  fte  Zniene  madjte,  einen  Sed^tsanfprudj  auf  Penjtonsge^alt 
5U  ergeben  ^^;  aber  6asfelbe  Stiftsfdjulfapitel  fonnte  ftd^  offenbar 
6en  ^ier  in  ITtitte  Iiegen6en  Bifligfeitsgrünben  nidjt  perfc^Iiefen, 
nur  tt)oIIte  es  6er  fogenannten  moralifdjen  Derpflidjtung  auf  mög== 
lidjft  billigem  XDege,  o^ne  Belaftung  6er  ,,Scljulfaffa",  aber  eb^n 
auf-fron^ofers  Koften,  nadjfommen.  Diefem  je6odj  erfc^ien 
6ie  yreyifc^e  Sc^ul^alterstocfjter  als  ein  5U  ^o^er  Kaufpreis,  er 
besa^lte  im  Oergleidjstoege  an  6iefelbe  6ie  Summe  Pon  200  fl», 
un6  mir  erfaljren  bei  Gelegenheit  6es  Zlbgangs  ^ron^ofers 
pon  6er  Stiftsfdjule  un6  feiner  2tuseinan6erfe^ung  mit  feinem 
Hacfjf olger  öJinfler,  6af  jene  ^inausbesa^Iung  Pon  200  fl. 
;,nur  6ie  £ostper6ung  Pon  6er  bräuifdjen  Coc^ter  5um  (ßrun6e 
^atte"  *^»  Sonac^  mag  le^tere  felbft  6em  i^r  pon  amtstpegen 
fo  fürforglidj  5uge6ac^ten  Zftanne  nid^t  abgeneigt  gemefen  fein, 
allein  lei6er  fdjeint  ^ron^of  er  fein  ^ers  bereits  perfdjenft  5U  Ijaben, 
6enn  fdjon  nac^  6rei  2Ttonatcn  ipir6  6em  Sdjulleljrer  £u6n>ig 
^ronljofer  pon  feiten  6es  Stiftsfdjulfapitels  „permilligt,  6af 
6erfelbe  6ie  3ungfrau  Katljarina  IDenigin,  geric^tsfdjreiberstodjter 
pon  Qodjenafc^au,  e^elidjen  6örffe,  6a§  er  je6odj  einen  revers 
auf  5ufte^len  ^abe,  6af  6iefelbe  einem  ßod?tPür6igen  (£apitl,  nodj 
i^re  überfljommcn6en  l(in6er  auf  feine  ^1.  ^ron^ofers  erpolgentes 
ableiben  nit  mit  einem  gna6gelt,  pension  06er  in  an6ern>eg 
beläftigen  tpolle.  ita  conclusum  in  capitulo  6en  3\*  (Dft.  \769"  *'. 
(£s  mochte  nun  aller6ings  auffallen6  erfdjeinen,  6af  ein 
junger  IXXann  mit  foldjer  Porbil6ung  5U  einer  ^<txi,  wo  es  in 
Bayern  ebenfoa>enig  rpie  im  übrigen  I)eutfdjlan6  einen  Polts» 
fc^ulleljrerft  an  6  im  heutigen  Sinne  gab  un6  6er  Sc^ulmeifter 
bei  6er  ^ronleidjnamspro5effion  gera6e  noc^  por  6em  IDafen» 
meifter  marfdjierte,  nur  überhaupt  auf  6en  (ße6anfen  perfaüen 
fonnte,  „Sdfuüeljrer"  5U  rper6en.  Z)as  Befrem6en  hierüber  er^ö^t 
ftcf)  noc^  6urdj  6en  Umftan6,  6a§  6iefen  €ntfc^luf  5U  einer  ^^ixt, 
wo  eben  6odj  6as  flerifale  Clement  Sdjule  un6  Sc^utoefen 
be^errfc^te,  ein  Vflann  5U  f äffen  6en  Zltut  ^atte,  6er  Caie,  nt^t 

yiipchüäi  far  mAtu^ener  ^efci;.  II.  2^ 


370  ivbxDXQ  Jronliofer 

Znitglicb  öes  gciftlic^en  Stanöes  wav.  2tIIetn  gera&e  in  (£l?araf tcr 
un5  €nergie  ötefes  €ntfdjluffcs  ^abcn  mir  eine  ©etpäljr  fotooljl 
für  &te  in  ^ronljofer  liegenbe,  von  tljm  poraus  gefüljlte,  fpäler 
felbft  pon  feinen  ^einben  nid)t  in  2lbre6e  gefteüte  befonbere  Be* 
fä^igung  jum  praftifdjen  Sdjulmanne,  rpie  für  feine  bataixs 
Piegenbe,  pon  iljm  felbft  oft  beteuerte,  felbft  in  trübften  ^ag^en 
nicfjt  perlorene  £uft  un6  £iebe  5U  6iefem  Berufe  ju  erblicfen» 
IDoIjl  modjte  ftc^  ^ron^ofer  mit  6er  Hoffnung  tragen,  nidjt 
Seitlebens  auf  6er  untcrften  Stufe  6es  Sdjulorganismus  fteljen  5U 
bleiben,  un6  6iefe  Hoffnung  tpar  getpif  bered^tigt  in  einer  geit, 
rpo  es  fogar  in  IDürttemberg  —  alfo  in  jenem  „6eutfdjen  £an6e, 
in  ipelcfjem  ein  eigentlidjes  Polfsfdjulrpefen  am  frü^eften  gefdjaffen 
ipur6e,  un6  6effen  (Einridjtungen  für  6ie  (ßeftaltung  6er  Dolfsfdjule 
in  pielen  6eutfdjen  Cerritorien  muftergiltig  gerpor6en  ftn6"  *^  — 
als  eine  belangreidje  üerbefferung  galt,  als  man  6ie  Celjrer, 
„6amlt  pe  fidj  6em  SdjulMenfte  gan$  u)i6men  fönnten",  von 
Befdjäftigungen  n?ie  pom  „Büttel»  un6  ^lurfct)ü^en6ienfte"  los« 
fprad?*^.  Hun  beftan6  allerMngs  ein  menigftens  mertbarer  Unter = 
fd)ie6  5n?ifdjen  Sta6t-'  un6  £an6fcfjulen,  un6  gera6e  6ie  üollegiat* 
ftiftsfdjule  5u  Unfer  Cieben  ^rau  in  ZlTünc^en  ftan6  als  Prinsipien» 
fdjule  im  beftem  Kufe;  ^ronljofer  wav  ^auptleljrer ,  erfter 
magister  principiorum ,  un6  besifferte  fic^  aud}  fein  (ßeljalt  faum_ 
Ijö^er  als  6er  feiner  Kollegen,  fo  tfjat  6ies  für  ^ronljofer  nidjts 
jur  Sadi^.  (£t  betradjtete  ja  fein  (glementarfdjulamt  überijaupt 
nid?t  als  „Kulj,  6ie  mit  Zflildj  un6  Butter  perforgt",  un6  t^at 
gan5  u?o^l  6aran  in  einer  geit,  in  bev  ^ean  panl,  felbft 
Sdjulle^rer,  6en  „^eif  Ijunger"  als  6ie  einsige  „l{ranfljeit  6er  £eljrer" 
fonftatierte*®,  un6  in  tpelc^er  6er  furfürftUdj  bran6enburgifc^e  Sdful- 
plan  (Pon  ^736)  beftimmte:  „3ft  6er  Sdjulmeifter  ein  ^an6iper!er, 
fann  er  fidj  o^ne^in  näljren;  ift  er  feiner,  fo  rpir6  i^m  erlaubt, 
fec^s  lDod)en  auf  Cageloljn  5U  ge^en"*^  ^ronljofer,  über== 
^aupt  eine  i6eal  angelegte  Hatur,  rpollte  gefiiffentlic^  feine  £auf» 
baljn  als  €lementarlefjrer  beginnen,  un6  in  fpäteren  Bittgefudjeii 
an  6ie  ^ocfjfte  Stelle  meift  er  rpie6er^olt  un6  ftets  mit  Stol5  6arauf 
^in,  6a0  er  „am  längften  beim  ttripialfdjulmefen  ge6ient  unb 
6urdj  alle  Stufen,  u?ie  ein  Sol6at,  6er  pon  6er  picfe  auf  apan« 
ciret,  gegangen",  un6  6af  er,  „o^neKu^m  5U  mel6en,  Kenntniffe 
gefammelt,  6ie  fc^merlic^  ein  an6erer  in  6iefem  ^ac^e  Ijaben 
fann"*^  lln6  aucfj  6ie  in  Sdjulre6en  Pon  if?m  ausgefprodjenen 
2tnfdjauungen  erfdjeinen  nur  als  6as  Kefultat  pon  ^ronljofers 
innerster  Uberseugung,  6af  6er  maljrljaft  gcbil6ete  Sdjulmann 
auf  Praxis  un6  praftifdje  Betljätigung  fein  ^auptaugenmerf 
richten  un6  mit  feiner  C^eorie  beim  „Kin6e"  einfe^en,  bei  6iefem 


von  £ubn?ig  lüuggentlialer.  37  H 

fo5ufa$en  in  6ie  Sdjule  geljen  muffe.  Dabei  aber  begegnen  wxt 
bei  i^m  rpieöer  6er  richtigen  (Erfenntnis,  öaf  6er  Sd^ulmann 
nidjt  im  ,,praftifer"  aufgefjen  6ürfe;  er  verlangt  tljeorettfdje  23il= 
6ung  un6  2lusbiI6ung  6esfelben,  un6  ^rohljof  er  felbft  ift  ^ter 
6a5  Ieudjten6e  üorbiI6,  fosufagen  6ie  Ieben6ige  Pcrfonipfation ;  in 
amtlidjen  Beridjten  un6  Qualififationen  tDir6  ftets  auf  feine  aUge^ 
meine  BiI6ung  ^ingetoiefen  un6  betont,  6af  feine  „tfjeoretifdjen  un6 
praftifcfjen  Kenntniffe  mafgeben6ft  befannt  fin6"  *^.  Dies  fann 
nidjt  U)un6ernefjmen  bei  einem  ZTTanne,  in  6em  Cetjr«  un6  £erntrieb 
wie  aus  einer  gemeinfamen  XDursel  fprof  ten,  6er  5ur  Übung  6es 
fdjttjeren  XDerfes  6er  Selbftbil6ung  un6  SelbftDerpoIIfommnung  audj 
6en  initmenfdjen  per^elfen  u?oUte  un6,  mit  2lbu)eifung  6er  p^an» 
taftifdjen  Jtüeripeltsbeglücfungst^eorien  jener  geit,  5ur  €r5ielung 
pofttiper  Refultate  feinen  BlidP  auf  6as  Ceilgan$e  6er  ZlTenfdjljeit, 
6em  er  felbft  angehörte,  auf  fein  Pater Ian6,  ridjtete;  gera6e 
6as  patriotifdje  PaÜjos,  von  6em  ^ronEjofers  Ceben  un6 
IDirfen  getragen  erfdjeint,  läft  6ie  3e6eutung  6iefes  ZHannes 
pon  Dorneljerein  Ijö^er  erfdjeinen. 

(Ein  foldj  praftifdj  lüdjtiger,  felbft  gebiI6eter  Sdjulmann  un6 
ffir  6ie  PoIfsbiI6ungsintereffen  begeifterter  Patriot  muf te  aber 
gera6e  6amals  in  Bayern  6as  feiner  ^äEjigfeit  un6  Steigung  ent» 
fprecfjen6e  2trbeitsfeI6  Dorfin6en.  €s  fann  ^ier  feIbftDerftän6Iic^ 
nur  als  auf  eine  gefdjidjtlidje  Cl?atfad)e  ^ingetoiefen  n)er6en, 
6af  um  6ie  ZUitte  6es  porigen  ^aiixiinnUtts  für  Bayern  eine 
neue  2tera  geiftigen  2tuffcfjtt)ungs  anbradj  un6  —  als  natur» 
nottt)en6ige  ^olge  6esfelben  —  eine  grun6lid)e  Heform  6es  Sdjul« 
mefens  mit  sielbemuf  ter  Klarljeit  ins  2luge  gefaf  t  U)ur6e.  „€ine 
ebenfo  mannigfaltige  als  fegenspoüe  (Entrpidfelungsperio6e  6es 
bayerifcljen  Stu6ienipefens  beginnt  mit  6em  Regierungsantritte 
6es  Kurf  ürften  ZUayimilian  3^f^P^  UIv  un6  es  tpur6e  nun 
6er  erfte  (ßrun6  5U  allem  Späteren  in  6em  ^exitaurm  6reier  3^^^' 
yljnk  gelegt,  rpä^ren6  6eren  einerfeits  nod}  im  Kampfe  gegen 
tra6itioneüe  5uftän6e  6ie  freie  Pflege  6er  XDiffenfd^aft 
6urc^  (ßrün6ung  6er  2tfa6emie  iljren  ftaatlidjen  Sdju^  fan6  un6 
an6erfeits  nadi  2tufljebung  6es  ^e^mknoxbens  eine  grun6fd^* 
lidje  Reform  6es  Sdjutbetriebes  nodj  6en  2lnfang  eines 
ge6eiljlidjen  2tuffdja>ungs  mit  fidj  bradjte"  ^\  TXadi  bei6en' Seiten 
^in  ifat  6er  2tfa6emifer  un6  Sdjulmann  ^ronljofer 
fein  Sc^erflein  mit  beigetragen,  un6  es  blieb  iljm  auc^  6as 
Znarlyrium  nidjt  erfpart,  6as  öffentlich  tpirfen6e  ZITänner  gerne 
in  ^eiUn  ertpartet,  in  6enen  5ipei  (ßrun6gegenfä^e  aufeinan6er 
ftofen*  (Ein  foldjer  Kon^ift  entfpann  ftd)  Samals  in  Bayern, 
unS  6arin  Ijat  Sfeppe  pollftän6ig  rec^t,   ipenn    er  fcfjreibt,  6af 

2^* 


372  CubiDtg  ^ronljofer 

unter  l{urfürftZnaf3^f^P^  III v  ö^m  ©rünber  6cr  2tf abernte, 
„für  Bayern  im  ©egenfa^e  5U  5er  bisljertaen  ilUeinljcrrfdjaft  6er 
laleinifdjen  ©ela^rt^ett  6er  itnfang  einer  (£ultur  6eutfdjer 
Siföung  un6  hiermit  auc^  6er  Jlnfang  eines  6eutfdjen  üolfs^ 
fdjutoefcns  begann";  un6  6af ,  „a)ä^ren6  6ie  Poltsfdjule  an6er» 
märts  als  Sac^e  6es  firc^lidjen  un6  6es  fonfeffionellen 
3nlereffes  erajudjs,  6iefelbe  in  Bayern  als  Sac^e  eines  natio» 
naien  6eutfdien  3ntereffes  perjüngt  ins  £eben  trat"*^  2Jus 
6iefem  ZCntagonismus  erflärte  ftdj  6ie  ftarfe  (ßä^rung,  in  6cr 
Bayern  in  geiftiger  Besie^ung  6amals  jicfj  befan6,  unb  erfidren 
ftcfj  alle  jene  (greignijfe  un6  Crfdieinun^en  von  a>eittragen6er 
Be6eutung,  n>ie  6ie  Jlufljebung  6es  ^^^\xxtenotb^ns ,  6er  ja  6as 
nationale  (Element  6urdj  eytlupDe  Pflege  6es  allgemeinen  firdj» 
lid^en  ^nkv^^^^s  unter6rücfte;  6ie  (ßrün6ung  6er  2tfa6emie  6er 
XDiffenfc^af ten ,  mit  6em  ausgefproc^enen  gtoccfe  rein  u)iffen= 
fdjaftlic^er  C^ätigfeit,  6er  Pflege  freier  ^orfdjung  un6  ^ör6erun9 
6cr  allgemeinen  Bil6ungsintereffen ;  6ie  grfin6ltd^e  Umgeftaltung 
6es  gefamten  Sc^utoefens.  Cräger  un6  £eiter  6er  Sdjulceform« 
bemegung  u?ar  anfangs  un6  lange  geit  Qeinricfj  Braun,  erft 
BeneSiftiner  in  Cegernfee,  6ann  Profeffor,  Sdjulbireftor,  furfürft» 
lidjer  n>irflicfjer  Uat  un6  2tfa6emifer  in  ZTTündjen. 

Die  Schulreform  U)ur6e  allen  (Ernftes  un6  mit  jielbeu)ufter 
.(Energie  in  Eingriff  genommen.  (Eben  6aljer  tt)ur6e  noc^  im 
3a^re  ^770  (un6  ][77\)  6ie  Heform  6er  (Elementarfdjulen 
ins  IDerf  gefegt,  un6  5ß>ar  6urdjgefjen6s  nacfj  Brauns  pian. 
So5ufagen  als  6as  ^eft  6er  (5run6fteinlegung  ift  nämlidj  6er 
^8.  September  \770  5U  betrad)ten,  an  meldjem  Cage  6ie  6enf:* 
u>ür6ige  furfürftlidje  „Sdjulor6nung  für  6ie  6eutfdjen 
06er  Crii>ialfd)ulen"  publisiert  u?ur6e,  u?oran  fidj  als 
Supplement  eine  5tt>eite  (dd.  S^^ebruar  \77\)  reil^t.  (Es  tt>ur6en 
6arin  u.  a.  über  6ie  (Einteilung  6er  (Elementarfdjule  in  fec^s  Klaffen, 
über  £eljiftpff,  Ce^rart,  Sdjulbefudj,  (Einführung  pon  Sdjulbüdjern, 
amtlidje  liberu^ac^ung  6er  Sdjulen,  Befol6ung  un6  X?orbil6ung 
6er  Sdjulle^rer  nähere  Beftimmungen  gegeben*^*,  un6  in  'n>elc^ 
engem  gufammen^ange  6er  Hame  ^ron^ofer  mit  6iefer  Sdjut 
reform  fteljt,  mag  aus  §  VII  jener  am  ^8*  September  \770 
publi5ierten  furfürftlic^en  „Sdjulor6nung  für  6ie  6eutfc^en 
o6er  Cripialfd}ulen"  erhellen:  „H)ie  es  aber  eine  fo  befannte 
als  ridjtige  Sadi^  ift,  6af  man  eine  neue  £eljrart  a>eit  leichter 
6urcfj  Beifpiele  als  6urc^  Bucfjer  un6  Kegeln  begreifen  fann,  fo 
foU  6ie  Sdjule  bei  Unferm  (£ollegiatftifte  ad  divam  Virginem 
alltjier  6ie  ^aupt»  un6  ZlXufterfi^ule  in  6er  Unterri^tsart 
fein,    welcfje,    wie  fie   bereits   mit   einem   nadj   Unfern 


von  £ubn)ig  HTuggentljaler.  373 

Snäbic^ftcn  2tbftdjtcn  tüdjttgen  Subjeft  Dcrfe^en  tft, 
fo  feljen  VOiv  andi  gans  gerne  \xx\b  wetben  Dorsügltdj  benjenigen 
in  Sdjulbebienftungen  mit  ©naben  geroogen  fein,  meldje  jtc^  5U 
fünftigen  Sdjulbienftcn  alba  bereiten  un6  porläufig  öie  £e^r» 
unö  Unterridjtungsart  practifc^  gefe^en  unö  aussuüben  toeröen 
gelernt  Ijaben."  ^rontjofer  u>ur6e  alfo  6ie  getpif  feltene  Tlns- 
Seidjnung  5U  teil,  in  einer  lanbes^errltc^en  Derorbnung  öffentlich 
belobt  5U  tperben,  unb  fdjon  biefes  itjm  tjier  gefegte  „monumentum 
aere  perennius"  fjätte  frütjer  bie  ^rage  nac^  bem  tlamen  biefes 
„tüdjtigen  Subjefts"  natjelegen  fSnnen.  Jron^ofer  tpar  fomit 
gleidjfam  ber  Dcrtrauensmann  ber  Regierung,  er  foUte  bie  auf  bem 
Papiere  fertig  geftellte' Schulreform  nun  in  ^Ifai  unb  £eben  um* 
fe^en,  bie  neue  £e^rart  5U  praf tifc^er  2tntt>enbung  bringen,  unb  feine 
nadj  ber  neuen  Sdjulorbnung  geleitete  Sdjule  foUte  bie  „Horm" 
für  alle  übrigen  Sdjulen  bes  Canbes  abgeben;  ja  bie  Hegierung 
fe^te  in  bie  päbagogifdje  Oc^tigfeit  bes  Hormalfc^uUe^rers  ^ron» 
Ijofer  ein  fo  unbebingtes  Dertrauen,  ba^  fte  fdjon  im  Doraus 
in  biefer  pon  ^ron^ofer  geleiteten  KoUegiatsfttftsfc^ule  bie 
„^aupt»  unb  Hlufterfdjule  in  ber  (neuen)  Unterridjtsart"  erblicft, 
unb  biejenigen,  bie  in  biefer  Xtormalfdjule  i^re  Dorbilbung  ge== 
noffen,  bei  ber  ^rage  ber  2tnftellung  por  anbern  5u  berürfftdjtigen 
fcfjon  je^t  Derfpridjt*  Der  „^aupt«=  unb  Hormalfdjulle^rer" 
^ron^ofer  tpurbe  auc^  5um  „(Examinator"  für  bie  —  burc^ 
jene  Sdjulperorbnung  beftimmte,  ausfdjlieflid}  in  ZHündjen  por 
bem  geiftlidjen  Hate  ftattfinbenbe  —  Prüfung  fämtlic^er  Sc^ul» 
lefjrer  ernannt  (ben  austpärtigen  Betperbern  u>urbe  für  eine  foldje 
Seife  nadj  ZHündjen  ein  5iätenbe5ug  pon  täglich  2^  fr,  per:^ 
willigt)  ^^.  Damit  geftaltete  pdj  audj  bie  materielle  £age  ^ron^^ 
Ijofers  mefentlidj  beffer;  benn  u>enn  bei  biefem  Sdjulreformmerfe 
auclj  bie  ^ebung  unb  Befferung  ber  öfonomifcljen  £age  ber 
Sdjulleljrer,  namentlich  jener  in  bcn  Stäbten,  als  eine  tpidjtige 
Jrage  nun  perftänbnispoU  ins  2tuge  gefaxt  mirb,  fo  ift  ein 
erfreulicher  llnfang  ^iersu  geipif  in  ber  tC^atfadje  5U  erblicfen, 
ba^  im  3^^^^  \'^'^\  J^^^^  ^^^  i"  ZHündjen  befinblidjen  £e^rer 
neben  bem  Sc^ulgelbe  fdjon  60  p.,  ber  ^aupt*  unb  Xtormalfc^ul» 
leljrer  aber  für  bm  Ünterridjt  ber  £anbfdjulmeifter  unb  als 
(Examinator  ber  Sc^ulf anbibaten  300  p.  ^nlag^c  erljielt*^ 

Daf  biefe  Umbilbung  ber  untern  Sdjulen  nidjt  o^ne  Kämpfe 
5U  ftanbe  fam,  ift  in  einem  befannten  (ßefe^e  aller  gefc^idjtlidjen 
(Enttpicfelung  begrünbet,  unb  audj  Jron^ofers  Hame  fpielt 
felbftperftänblid)  in  biefen  Kämpfen  tpieber  eine  Holle.  Da  muf 
nun  por  allem  ben  obern  Sdjulbe^Srben  nadjgerü^mt  merben, 
ba^  fte  mit  5ielbeipufter  ^Jeftigfeit  unb  (Energie  alle  ^inberniffe, 


37^  £ubiptg  ^ronliofer 

bk  pdf  6er  Schulreform  entaegenftellten,  aus  öem  U)ege  5U  räumen 
fudjten.  Sdjon  dd.  2.  3^"ttar  \77\  mürbe  ,,6enen  XDüröiöen, 
(E^rfammen  in  gots  (Eölen  un6  ^odjgele^rten,  Unferen  £teben, 
getreuen  Probft,  Dedjant,  Senior  unö  gemeinen  Kapill  Unferes 
Collegiat  ^  Stifts  $u  Unferer  lieben  grauen  in  HTündjen"  ein 
Sd^reiben  öes  geiftlidjen  ÄatsfoUegiums  sugeftellt,  in  6em  es  l^ief : 
„IDir  ^aben  (Eud?  5u?ar  gnäöigft  aufgegeben,  öaf  3^^  ^^^  ileue 
Sc^uUorönung  öurd}  6en  Scholasticum  einfül^ren  laffen  unö  was 
jtdf  bah^y  für  Sdjmiertgfeiten  tjeroortun,  beridjten  foüet.  ^nmakn 
aber  öiefes  bis  nun  5UDern>eislidj  nic^t  gefc^^en:  als  ^abt  3^^^ 
biefem  in  $eit  adjt  tfage  Jolge  5U  leiften.  Sinö  aud)  anbey  in 
©naöen"  ic.^*.  Das  ICapitel  6es  KoUegiatftifts  fdjeint  aber  6er 
2tuffor6erung  nidjt  mit  6er  gemünfdjten  ^urtigfeit  nadjgefommen 
5U  fein,  6enn  dd.  \6.  ^ebruar  \77t  He§  6erfelbe  geiftlidje  Hat 
an  6iefelben  „XDür6igen,  (E^rfammen,  in  gots  (Eölen"  öes 
KoUegiatflifts  ein  5d|reiben  ergeljen,  meldjes  an  Deutlidffeit  nichts 
5U  n>ünfd!en  übrig  lief:  „IDas  mir  in  2tnfe^ung  öes  öeutfc^en 
Sdjulmefens  5U  perorönen  für  nöt^ig  befunöen  ^aben,  öief  liegt 
aus  öen  beyöen  Sdjulgeneralien  nadjörücflic^  genug  am  tCage. 
(Es  ^at  öabey  fein  unabänöerlidjes  Perbleiben,  unö  gleidjmte 
n>ir  nidjt  anöers  als  in  ^öd|ften  Ungnaöen  aufnehmen  uniröen, 
rnenn  felbft  in  öer  ^aupt»  unö  2Ttufterfdjule  öer  Sdjulplan  nidjt 
aufs  ©enauefte  unö  inn  allem  (Ernfte  pollsogen  n>üröe,  So 
befehlen  n>ir  eudj  mieöerijollter  mafen  unö  alles  (Ernftes,  ba$ 
xifv  auf  alle  Benu^ung  beyöer  Generalien  ftrenge  galten  un8 
öie  ^aupt-  unö  2nufterfd)ule  alfo  öirigiren  foUet,  öaf  es  öen 
Hammen  öer  ^aupt^  unö  ZTlufterfdjule  in  öer  ^Ifai  peröiene, 
unö  n>ie  es  nidjt  nur  öer  fc^ulöige  (ße^orfam  gegen  unfere 
gnäöigfte  Perorönung,  fonöern  audj  öie  Ppidjt  eines  Scholastici 
secundum  sacros  canones  et  concil.  Trident.  von  fidj  felbft 
foröert.  Wxv  fönnen  audj  nidjt  ungea^nöet  laffen,  öaf  i^r 
n>eöer  öen  erften  Bericht  n>egen  (Einführung  öer  neuen  Sc^ul= 
einridjtung,  nodj  einen  ferneren  bisher  erftattet  Ijabt*  Sinö  eudf 
übrigens  mit  (ßnaöen  ic.  ZHündjen,  öen  \6^''  Jebr.  ao  \77t"'^ 
3n$u>if(^en  ^atte  übrigens  öas  Kollegiatftift  bereits  feinen  Sdfo^ 
laftifus  (^errn  p.  Schief  1)  aufgeforöert,  „umbftenöiglidj"  über 
öie  „(Einfüf^rung  öer  neuen  fdjuellorönung  unö  öer  öabey  fi^ 
ereignenöen  Befc^wernuf en"  Beridjt  5U  erftatten.  Der  Sc^olaftifus 
fam  in  einem  längeren  Sdjreiben  an  öas  KoUegiatftiftsfapitel 
(praes.  23.  Jebruar  ^77^)  öer  2tufforöerung  nac^  unö  erflärte, 
^^t  ^^  ffi^  fdjulöge^orfamfter  Befolgung  öes  obperftanöenen 
gnäöigen  ©efdjäfts  nit  ermanglet,  nit  nur  allein  öen  nunma^ligen 
Sc^ullmeifter  ^ron^ofer  (bey  mir)  porruffen   5U  laffen",   um 


von  lubipig  IHuggentlialer.  375 

von  xlfm  511  tjSren,  „was  6te  porIjat>en6e  (Einridjtung  6er  neuen 
Sd)uUorönung  [eitler  Dor  einen  Fortgang  oöer  ©egenftanb  (^tn6er» 
nis)  5u  befahren  getjabl",  fonöern  öaf  er  audj  perfönlidj  ,^in  6er 
Sdjul  felbften  6ie  erfor6erUd}e  (Einjtc^t  porgenommen"  un6  fidj 
überseugt  ifabz,  6af  6ie  neue  £e^rart  „poUfommen  obftrutret" 
«>er6e;  6eni  „erfprtefUdjen  Fortgang  6er  neuen  ZHufterfc^uI^ 
€inrid)tung"  ftefje  faft  ntdjts  me^r  im  XDege  als  —  6er  „al^ieftge 
Sta6tniagiftrat",  gegen  meldjen  6er  Sc^olaftifus  6en  Pormurf 
„unerF?örter  Heuerung"  un6  „ungereimter  ©efinnung"  fct|leu6ert, 
6enn  6erfelbe  Ijabe  „tt)i6er  aüe  uralt  hergebrachten  ©bferoans 
[xdl  gar  nit  Derfdjämt,  6em  oft  befannten  Sc^uUmeifter  (^ron^ 
^ofer)  fein  Quatember«Sd)uIgebür  in  fo  lange  por  un6  aufsu* 
galten,  bis  nit  6erfelbe  6afelbft  por  einen  Burger  praestitis 
praestandis  u>irflid?  an  un6  aufgenommen  fey";  n^enn  aber 
„ein  einselner  Pfarrfc^uUmeifter  ein  Burger  5U  u>er6en  unbilliger 
u?cis  ge6rungen  meröen  foUte",  6ann  tt)er6e  6ie  neue  SdjuU 
einrid^tung  nic^t  ge6eitjen  fönnen,  6enn  6ie  ^olge  u>ir6  6ann 
fein,  6af  „ein  tauglidjes  un6  6er  neuen  £e^rart  anftän6iges 
un6  braudjbares  Subjeftum  u>er6e  in  (Ermanglung  6er  i^m 
billic^mefig  gebü^ren6en  Subftftens  bey  6er  fdjuell  nit  längers 
perbleibe".  5er  Sdjolaftifus  beantragt  6al?er,  6af  „6ie  pom 
alljieftgen  Stattmagiftrat  ein6ringente  ©egenftenS  Ijöd^fter  ©rt^en 
getilget  wtxbzn  medjten",  un6  ftellt  an  6en  furfürftlic^en  geiftlic^en 
JS.ai  aud)  6ie  n?eitere  Bitte,  6af  „6er  pom  Sta6tmagiftrat  auf» 
geftellten  Kirc^enpermaltung  6as  fdjueü  ^aus  cum  pertinentiis 
6urdjgefjen6s  in  braudjba^ren  Stan6  ^ersufteüen  gnä6igft  an- 
befohlen  wevbcn  mödjte",  6enn  6a5  fdjuell  ifans  fei  „einiger 
Reparation  unumgänglid}  6ürftig",  un6  6ie  lürdjenpermaltung 
eigne  fid)  ja  auc^  „6ie  je6esmal  ab5ufie^ren6en  (Sdjul«)  ^aus» 
5infen"  an  ^^.  —  I)abei  lief  es  aber  6er  Sc^olaftifus  ^err 
pon  Sct/iefl  nidjt  beu>en6en,  er  peranlafte  pielme^r  ^ron- 
tjofer  5ur  Itbfaffung  eines  einge^en6en  Berichts  über  6ie  (Er« 
fa^rungen,  6ie  er  bei  (Einfüfjrung  6er  neuen  Sdfulor6nung  bisher 
gemadjt;  un6  in6em  Jron^ofer  6iefem  2tuf trage  nac^fam, 
lieferte  er  in  feinem  amtlict/en  Beridjt  an  6as  Stiftsfct/ulfapitel 
(dd.  26,  ^annav  \77\)  ein  6enfn;)ür6iges  2tftenftücf,  meldjes  6ie 
^in6erniffe  un6  „Befc^u>erniffe,  auf  meldje  jene  bayrifdje  SiinU 
reform  ftief ,  ebenfo  u?ie  6ie  pä6agogif4e  Befäljigung  ^ron* 
^ofers,  6ie  unter  folc^  miflidjen  Per^ältniffen  6ie  Feuerprobe 
be  j^an6 ,  treffe  ti6  beleudjtet  ^*.  ^ron^ofer  f  lagt  in  6ief  em 
Beridjte  6arüber,  6af  6ie  l{in6er  nodj  lange  nid/t  mit  6en 
nötigen  (neuen)  Sdjulbüdjern  perfe^en  fm6  un6  6ie  l{in6er  felbft 
bemittelter  (Eltern  foldje  5U  faufen  2tnftan6  nehmen;   er  flagt 


376  Inbipig  ^ronljofer 

über  5en  fc^Iedjtcn  ^n^tanb  6e5  Sc^uI^eMubes,  über  6te  öor 
Heparatur  ^ö^ft  bebürftigen  Sdjulrequtftten ,  über  Bänfe  unb 
®fen,  tDte  über  öte  Unsulänglict/feit  6er  für  öen  ^olsbeöarf 
ausgetDorfenen  Summe  („ein  etnstger  ®fen  ^etst  öie  Sd)ule  511 
fcfjmad)"  —  öie  Sdjule  ftanb  überdies  frei  auf  6em  Kirdj^ofe); 
Me  §alil  5er  £eljrfräfte  fte^  ferner  in  feinem  Per^altniffe  5ur 
^aifl  6er  Sdjulflaffen,  6enn  für  6ie  „fedjs  6eutfdjen  ICIaffen 
neben  6er  lateinifd^en  Sdjule"  feien  auf  er  i^m  nur  nodj  stpei 
Prä5eptoren  angeftellt,  fo6af  er,  ^Jronljofer,  um  nur  einiger» 
mafen  6er  i^m  gepeilten  Zlufgabe  nadjsuf ommen ,  in  felbftlofer 
IDeife  einen  6ritten  Prdseptor  beigesogen  ^abe,  allein  ,,Don 
6emjenigen  was  idj  geben  fann  un6  mirflidj  gebe,  un6  etoa 
nod)  von  ein  paar  3"ft^^^Wi<>"^"  if*  ^^^^  unmöglidj  5U  leben, 
6ie  geilen  jtn6  5U  na^rlos  un6  5U  tfjeuer";  6ie  Perme^rung 
6e5  Celjrperfonals  fei  6a^er  6ringen6  geboten,  u?enn  an6crs  öie 
Sd|ule  5ur  „^aupt^  unö  ZHufterfcljule"  erhoben  meröen  foUe; 
auferöem  erfudjt  ^ronljofer  um  Hegulierung  öer  ^rage  öes 
Sdjulgelöes,  öas  oft  erft  „naif  Dielem  Streite"  beigebracht 
meröe  -—  unö  öodj  bilöet  öasfelbe  öas  ^aupteinfommen  ies 
SdjuIIetjrers  — ;  er  foröert  im  3ntereffe  eines  geöei^Iidjen  Unter^ 
ridjts  Sdjul5u?ang,  unö  ruft  mit  befonöerem  2tccente  öen  Sd)u^  öer 
„^ofjen  Sdjulobrigfeit"  für  öen  Sd|ulle^rer  unö  öie  „Auctorität" 
öerfelben  gegenüber  (Eltern  unö  liinöern  an:  „Bei,  öer  neuen 
(Einridjtung  ift  öiefes  nur  gar  5U  nöt^ig,  unö  öie  altern  fügen 
jtdj  gar  nid|t,  folange  fte  glauben,  es  fey^  nur  ein  blinöer 
£ärm  unö  eine  (ßefdjäfttgfeit  öes  Sc^ulle^rers/'  3n 
öer  IDiöerfpenfttgfeit  fursjidjtiger  (Eltern  erblicft  ^ronl?ofer  öas 
^auptljinöernis  für  öie  neue  Schulreform,  unö  5tt)ifc^en  öen  geilen 
lägt  er  öeutlidj  genug  öurdjblicfen,  öaf  mit  öiefem  ^aupt^inöernis 
5umeift  eben  öer  5U  fämpfen  ^at,  öer  in  unmittelbarem  Derfe^r 
mit  Kino  unö  ^Jamilie  öie  neuen  Heformiöeen  ins  £eben  um5U:= 
fe^en  berufen  ift. 

Die  fjo^e  Sdfulobrigfeit  fdjeint  audj  -^tnfc^auungen,  (ßrünöe 
unö  Porfc^Idge  öes  Hormaifcf(ulle^rers  ^ronf?ofer  poUfommen 
gebilligt  unö  gemüröigt  unö  in  ^ronqofer  naif  n>ie  por  öen 
Zltann  i^res  Pertrauens  erblid t  5U  Ijaben,  btnn  nidjt  me^r  taöelt 
unö  örängt  öer  geiftlidje  Hat  öas  Sct/ulftiftsfapitel,  nidjt  metjr 
foröert  öiefes  Dom  Sdjolaftifus,  nic^t  me^r  öer  Sc^olaftifus  pom 
ITormalfdjulleljrer  Hedjenfdjaftsberidjt;  ja  fdfulobrigfeitlic^e  Be= 
gutad)tungen,  Ztnorönungen  unö  (Entfc^eiöungen  fdjon  öer  nädjften 
geit  beilegen  jtdj  im  Kreife  öer  pon  ^ronljofer  ausgefprodjenen 
Heformgeöanfen,  felbft  in  Hebenöingen.  So  ifat  ^ronljofer 
in  jenem  Berichte  öen  (ßeöanfen  naife   gelegt,    „geringe  fleine 


von  Cnbipig  IHuggcnttialer.  377 

(ßefdjcnfe,  fc^öne  BiI6er  u.  a.  au55ufc^cn",  um  Cuft  un6  Gebe 
öer  Kinöer  5U  Sdjule  nxib  Sdjulbefudf  5U  ipecfen  unö  5U  fSröern; 
man  lieg  bas  TXlxtkl  nidjt  unperfudjt:  „um  audj  bei  öen  (gltern 
einige  ITeigung  für  6ie  neue  Sadi^  ^err>or5ubringen,  tpuröen  für 
öiejenigen  Sdjüler,  melct/e  ftc^  por  anöerrt  ausseic^nen  mürben, 
pom  berühmten  2TleöaiIleur  Sc^ega  Prcismeöaillen  (gröfere  5U 
\  ^.  \2  fr,  unö  fleinere  5U  36  fr.)  mit  6em  Bilönis  öes  Kurfürften 
unö  vüdwävts  mit  öer  2tuffdjrift  „Bene  Merentibus"  geprägt 
unö  bei  öer  erften  Sc^ulfeierlid^feit,  ipeldje  5U  (gnöe  öes  Sdjul« 
Jahres  \772  auf  öem  Hat^aufe  por  ftdj  ging,  sum  erften  IXlak 
perteiIt"^^  ^ronfjof  er  fjat  ferner  in  jenem  Beridjte  auf  öie  XioU 
tpenöigfett  Ijingemiefen,  öen  Sc^uUeljrer  finansiell  beffer  5U  ftellen, 
unö  eben  je^t  „muröen  öie  Staötfc^uIIetjrer  5u2nündjen  ausge5ünftet 
unö  inöef,  bis  gleidjmo^I  beffere  Umftänöe  famen,  mit  einem 
f leinen  ftänöigen  (ßeljalt  perfe^en"  **.  ja,  öa  ^ron^ofer  felbft 
eben  um  öiefe  geit  ein  ©efudj  um  „(griaffung  öes  £jaus5infes" 
einreidjt,  u>irö  öasfelbe  öurc^  furfürftlidjes  I)efret,  dd.  \6,  Xfläv^, 
\77\,  alfo  erleöigt:  „Bey  unfern  geiftL  JS^aii)  fjat  Cuötpig 
jfron^ofer  Princip.  Magister  gefjorfamft  gebeten,  um  (öamit) 
er  öes  ^aufsinfes  begeben  tperöen  mödjte.  ^umalen  es  Unferen 
gnäöigften  generali  p.  3.  ^ebr.  perftof enen  3^^^^^  otjnetjin  gemäf 
ift,  öaf  öenen  Sc^uIIe^rern  freye  IDo^nung  perfdjaft 
iperöen  foll,  audf  öenenfelben  öer  geljalt  auf  einer  Seite  nidjt 
pon  öarum  perme^rt  moröen,  öamit  er  auf  öeranöernmieöer 
gefdfmälert  iperöen  fönnen,  ljiernä(^ft  auc^  meöer  öas 
CoIIegiatftift  nodj  öie  Pern:)altung  5U  feiner  Befol« 
öung  etmas  beytrdgt;  als  ^abt  3^^  itjm  pom  3-  \'^^9 
anfangenö,  folc^en  in  sufunft  nad)5ufe^en.  Sinö  audj  anbey  in 
gnaöen"  ic.'^K  Die  Peröienfte,  u?eldje  ftdj  ^ron^ofer  öurdj 
päöagogifd|e^  O^tigfeit  unö  organifatorifdje  tE^ätigfeit  geraöe 
als  HormalfdjuIIeljrer,  fpe5iell  öurdj  ^eranbilöung  eines  braudj» 
baren  Hadjtpudjfes  im  £e^rperfonaIe  —  öer  unerläf lid/ften  Be» 
öingung  für  ^ebung  öes  Sc^utoefens  —  ermarb,  fanöen  öie 
unbeöingte  2tnerfennung  öer  Sdjulobrigfeit;  nodj  nac^  langen 
3atjren  u?irö  in  einem  amtlidjen  Sdjreiben  an  feinen  Had)foIger 
IDinfler  rüljmenö  öes  „favor"  geöadjt,  „öeffen  fidj  öer  ante- 
cessor  ^ron^ofer  peröient  5U  mact/en  Ztlittel  unö  IDege  ge^ 
funöen  IfaV  ^\  Unö  tpie  fe^r  ^ronljofer  gans  unö  gar  öer 
geeignete  Sdjulmann  ipar,  um  oas  IPerf  öes  Sc^ulreformators 
Braun  geraöe  für  öie  nieöeren  Sdjulen  in  Eingriff  5U  nel?men, 
öas  ^ören  mir  aus  Brauns  eigenem  IHunöe,  Braun  eradjtete 
es  als  feine  „ppidft",  öffentlidf  ^ron^ofers  „Odjtigfeit  in 
le^rljafter   unö  moralifc^er  Be5ie^ung"  5U   fonftatieren   unö  ifjn 


378  fubiPtg  Jronljofer 

gegen  ungeredjte  üeröäc^tigungen,  ja  Derleumbungen  5U  fc^ü^cn. 
I)ie  Hücfpdjt  auf  6te  perfönltije  (E^rc  ^ron^ofers  uii6  jene 
auf  bas  allgemeine  Befte,  bas  n?aren  öie  „befonöern  Umftänöc", 
«>eIcJje  Braun  beojogen,  bas  „per^afte  2lmt  eines  Dorreöners" 
5U  übernehmen,  unö  eine  „Porreöe"  5U  ^ronl?ofers  „(grflcr 
Perfudf  in  (ße biegten"  (\770)  $u  fdjreiben,  6ie  ein  weiteres 
itftenftüdP  für  6ie  Kampfe  bilöet,  n?eldje  öie  (ginfütjrung  6cr 
Schulreform  im  allgemeinen  unö  für  öie  Ünbilöen,  meldje  fie  für 
einselne  nadj  pdf  50g.  „^ron^ofers  ©eburtsort  ift  3"9<>If*^i>^ 
unö  öer  ®rt  feiner  (Erjieljung  IHündjen.  Diefe  (Erinnerung 
fdjreibe  xif  nur  öefmegen  nieöer,  um  jene  HTifgönner  5U  be^ 
fdjämen,  öie  iljn  als  einen  Don  fern  Ijer  berufenen  Pro» 
te  flauten  ausgeben,  um  ^ieöurdj  pielleidjt  nidjt  fo  faft  i^n  als 
fein  öermaliges  Ce^ramt  per^af  t  5U  madjen»  (Eine 
£üge,  eine  Derleumöung  ift  ^wat  niemals  einer  Tlntwovt,  ptel 
weniger  einer  XDiöerlegung  u?üröig,  auf  er  in  fällen,  wo  fte 
nidjt  nur  in  öie  (Eljre  einer  Pripatperfon ,  fonöem  auc^  in  öas 
gemeineBefte  einen  (Einf[u|  fjat"*^  Braun  bemeift  auc^  bei 
öiefer  (ßclegen^eit,  ipie  fein  Heformmerf  öurc^aus  pon  patrio« 
tifdjem  Patljos  getragen  mar,  unö  er  öie  Perfpefipe  beglüdenöer 
2tnba^nung  unö  ^öröerung  öer  Polf  sbilöung  nidjt  aus  öem 
2tuge  perlor.  (Eben  öesmegen  nimmt  er  ^ron^ofer  in  Sdju^, 
öer  als  tüdjttger  Päöagog  „öem  Paterlanöe  gemif  gute 
Cljriften  unö  gute  Bürger  liefern  u?irö",  unö  öeffen  tCüdjtigfeit 
über  allen  ^wti\d  ergaben  ift,  fo  öaf  geu>i|  „jeöer  Patriot 
ein  polles  ^^trauen  5U  i^m  ^aben  unö  iljm  feine  Kinöer  an- 
pertrauen  tpirö,  u?enn  er  je  nidjt  feinen  pon  öer  Kinos» 
ftube  Ijergebradjten  üorurt^eilen  blinölings  folgen 
unö  me^r  öenfelben  als  öer  gefunöen  Dernunft  ein» 
räumen  mill"*^  Braun  tritt  mit  feiner  gansen  2tutoritdt  für 
^ronljofer  ein,  in  unö  mit  öeffen  Perfönlidjfeit  man  nur  öie 
Sdjulreform  felbft  5U  peröäd)tigen  unö  5U  öisfreöitieren  fudjte; 
unö  öabei  entbloöeten  jtd)  bilöungsfeinölidje  Schreier  nic^t,  öem 
gebilöeten  Sdjulmann  ^ron^ofer  eben  öie  Bilöung  als  I?er:== 
brechen  ansuredjnen  unö  öie  Befätjigung  5um  Sdjulfadje  i^m 
namentlich  öesfjalb  ab5ufprec^en,  meil  er  (ßeöidjte  mac^e.  2tuc^ 
gegen  öiefen  Pormurf  nimmt  il)n  Braun  in  Sdju^,  rü^mt  öie 
litterarifdj  publisiftifdje  Cl?ätigfeit,  meldje  öer  gebilöete  Sdjulmann 
^ron^ofer  bereits  entfalte,  unö  beruhigt  ftc^  beim  Bemuftfein: 
„IDas  idj  ^ier  nodj  5U  fagen  ^abe,  ift  nidjts  anöers,  als  öaf 
idj  unö  alle  (ßutöenfenöen  mit  mir  ^ron^ofern.  mit 
pielem  Pergnflgen  beim  £e^ramte  feljen,  öas  er  i^t 
befleiöet"*^    Braun  erflärte  ftdj  in  Sdjulfadjen  foliöarifc^ 


von  £iibu)ig  IlTuggetitljalcr»  375 

mit  Jron^ofcr,  unö  öiefer  fonnte  fidj  mit  Braun  tröften; 
fdjalt  man  i^n  einen  „pon  fern  ^er  berufenen  Proteftanten",  fo 
perläfterte  man  6en  pom  Sprac^perbefferer  Braun  perf aften 
Kated^ismus  als  „lut^erifd?",  ipeil  er  ftatt  6es  bisher  üblidjen 
//3^  glaube  in  <ßott"  bas  metjr  6eutfd?e  „3^  glaube  an  ©ott" 
einfette,  un6  es  entfpann  ftd?  fjierüber  im  3^^^^  ^"^^2  eine  an 
Sdjriften  oöer  Pampf?Icten  reidje,  xm^aiiu  H780  nodf  mdjt  ge» 
fd|Itc^tete  litterarifc^e  Je^5e,  öeren  jtäf?ere  IDüröigung  ein  Beleg 
öafür  tt)äre,  u>ie  man  gegen  6ie  UmbiI6ung  6er  unteren  Sdjulen 
6en  Pöbel  aufl)e^te  unö  6te  neuen  (Einridjtungen  6en  (Eltern  5U 
peröädjtigen,  befonöers  in  öen  neuen  £e^rbüdjern  eine  ©efafjr 
für  6ie  KinSer  $u  entöerfen  fud^te. 

Jron^ofer  redjtfertigte  6as  auf  i^n  gefegte  üertrauen.  ills 
infolge  6er  2tufljebung  6es  3^fuit^nor6ens  (\773)  eine  Heform 
audj  6er  Znittelfd/ulen  tpie  pon  felbft  notipen6ig  u>ur6e  un6, 
u?ie  ^ier  nur  fürs  ange6eutet  wevben  tann,  ein  „ebenfo  fenntnis:= 
reidfer  als  tüd^tiger  HTann",  ^rei^err  pon  3^P^t*/  mWxx 
un6  mit  Braun  6a5  Heformmerf  in  Eingriff  na^m*^  tpobei 
eine  Bewegung  entftan6,  6eren  Darftetlung  aUein  eine  5iemlidj  um^ 
fangreidje  Sonographie  füllen  u?ür6e  ^^,  ba  ergab  fidj  als  poptipes 
HefuUat  6ie  berühmte  „Sdjulor6nung  pom  8.  (Dftober  ^77^. 
Diefe  entljält  feljr  ausfü^rlidje  Beftimmungen  a6miniftrattper 
2lrt  (über  6as  Sdjul6ireftorium  un6  6ie  iljm  untergeor6neten 
Cofalfommiffionen,  über  6ie  monatliche  Eetjrerfonferensen,  über 
6ie  1:{lei6ung  6er  £eljrer,  über  6as  Derbot,  ©efc^enfe  ansune^men 
06er  Pripatinftruftionen  5U  erteilen,  über  Karserftrafe  un6  Hüten» 
ftreidje  für  6ie  Znittelfdjulen,  ®el6ftrafen  in  6en  fjö^eren  Klaffen); 
allein  6as  (Entfd)ei6en6e  lag  in  6er  neuen  feftgefe^ten  Jlbftufung 
6er  perfdjie6enen  Sdjulen:  Cripialfdjule,  Healfd|ule,  ©y»^' 
na fium,  £v5eum.  Die  Healfc^ule,  ein  „neuer,  Ijier  ju  £an6e 
unbefannter  (i5egenftan6",  tpur6e  in  jener  bayrifd^en  Sd)ulor6nung 
mit  befon6erem  2nktz\\e  ins  2tuge  gefaxt,  un6  mit  Hedjt.  Pon 
Sdjulen  fpesiell  für  6ie  2tusbil6ung  6er  3"ö^"^  5"  bürgerlidjen 
Berufsarten  —  einer  Heuerung,  $u  ipeldjer  ^.  2t.  ^r  an  de.  6urdj 
feine  ^allefd|en  2tnftalten  6en  erften  entfdjei6en6en  2infto|  gegeben 
(fog.  Healfdjulen),  fafj  ja  6ie  erfte  ^älfte  6e5  '^aifviinnbevis  nur 
pereinselte  2lnfänge;  es  be6urfte  langer  un6  tt)ie6er^olter  Kämpfe, 
bepor  6ie  €rfenntnis  6er  Hotipen6igfeit  einer  felbftän6igen 
(gntmidelung  6es  bürgerlid/en  un6  realiftifd/en  Unterriditsmefens 
un6  feiner  Unab^ängigfeit  Pon  6er  flafjtfd/en  ©ele^rfamfeit  ftdj 
allgemeinere  (ßeltung  perfd/affte.  Soldje  felbftän6ige  ilnftalten, 
Healfc^ulen,  fonnten  aber  erft  entfteljen,  u^enn  6ie  Polfsfdjule 
felbft,  früljer  un6  urfprünglidj  6ie  Porfirdje,  me^r  un6  me^r  5U 


580  lubrpt^  ^ronf^ofer 

einer  Dorfc^ule  aui)  für  bas  bürw3erUc^c  Ceben  ftc^  geftaltet  fjatte. 
Echteres  war  aber  in  Bayern  naljesu  bereits  ^efi^efjen,  un6  in 
Sd^ulorönungen,  Sc^ulreöen  u,  bal.  u?ir6  sipar  6em  liatedjismus 
fein  Kec^t  belajfen,  aber  ebcnfo  öie  HottDenbtgfeit  öcr  Bilbunc^ 
unö  IDeiterbilöung  bes  Zltenfcljen  überfjaupt,  öie  (Ertperbung  Don 
Kenntniffen,  u?eldje  auf  (Segen u>art  unö  praftifct/es  Ceben  BesUvj 
IfaUn,  unö  neben  öer  ^eranbilöung  öes  ZlTenfdjen  5um  „guten 
C^riftcn"  auc^  öie  ^eranbilöung  öesfelben  5um  „guten  Bürger" 
als  ausörüdlidjes  giel  öer  Scfjule  besetdjnet :  ein  ©eöanfe,  a>clc^en 
Braun,  ^ron^ofer  u.  a.  öamals  öffentlidj  aus5ufprec^en 
nid)t  niüöe  muröen»  iTtit  öer  gan5en  Klarheit  eines  sielbemuf  ten 
(ßeöanfens  muröe  öenn  audj  öie  Kealfdjule  als  eine  befonöers 
u?idjtigc  2tnftalt  ins  2tuge  gefaßt  unö  Ijiernadj  dud}  öas  Programm 
f eftgefe^t.  ( l[ .  "K I  a  f  f  e :  Sd)önfcl>reiben,  Hedjtfdjreiben,  (Etymologie 
öes  Deutfdjen,  (ßeograpl^ie,  biblifdje  <5efd)idjte,  Hed^nungsübungen, 
Haturgefdjidjte,  Canömirtfc^af t ;  2.  Idaffe:  Schriftliche  2tuf^ 
fä^e,  Syntar,  (ßeograpfjie ,  biblifd^e  ©efcijidjte,  allgemeine  &e 
fdjicijte,  praftifc^e  (ßeometrie,  ITaturgefdjidjte  mit  Denf Übungen, 
ßaus==  unö  £anött)irtfdjaft,  2tnlegung  pon  Sammlungen  für 
Zhineralien,  Kräuter,  ittoöelle  u.  ögl.)  Da  es  ftcij  nun  gcraöc 
für  iTlünc^en  u?ieöer  um  eine  tücfjtige,  mit  organifatorifdjem 
(Talent  ausgeftattete  £eljrfraft  Ijanöelt*,  fo  fonnte  natürlidj  nur 
ipieöer  Jronfjofer  als  öie  geeignetfte  Perfönlicijfeit  erfdjeinen, 
öal?er  öenn  auc^  Seine  Kurfürftlidje  Durdjlaudjt  „unfern  mll 
geeierten  ^errn  (^ronljofer)  als  professorem  in  öer  real  classe 
für  fonfftiges  fdjuelliafjr  ansufteljlen  gnäöigft  (jtdjj  entfdjloffen"^^ 
5u?ar  u?uröe  ^ron^ofer,  u?ie  alle  übrigen  Kollegen,  einftmeilen 
nur  in  proDiforifdjer  €igenfdjaft  als  Healfdjulprofeffor  angeftellt, 
öenn  es  follte  eben  erft  „öer  2t n fang  mit  (Erricijtung  einiger 
Healfdjulen  gemadjt  u?cröen";  aber  eben  öesmegen  beljielt  er  fidf 
andj  öen  Hücftritt  in  feine  Stellung  als  Hormalfcljulle^rer  an 
öer  Kollegiatftiftsfc^ule  ausörürflid)  Dor,  unö  Don  öer  Sc^ulbeljöröe 
ujuröe  ifjm  öiefer  Hegrcf  audj  bereitmilligft  5ugeftanöen**;  öenn 
pom  geiftlidjen  Hate  n?uröe  ausörücflidj  perfügt,  öag  für  öie 
betreffenöe  Pafatur  nur  eine  „Interimsbeftellung"  gemadjt  meröe. 
Prä5eptor  2tnton  IDinfler,  an  öerfelben  Sdjule,  rücfte  öal?er, 
weil  eins  öer  „tüc^tigften  subjecta",  alleröings  als  ^aupt«  unö 
Itormalfdjulleljrer  an  ^Jronljofers  Stelle,  „ieöod)  nur  even- 
tualiter,  öamit  nemblidj  öem  ^r.  ^ronfjofer  öer  regress  por= 
befjalten  bleibe"  ^^.  Bei  öiefer  Gelegenheit  ift  eine  —  aud?  für 
fjeute  nidjt  unintereffante  —  5tt)ifd)en  ZHagiftrat  unö  SdjulftiftS' 
fapitel  ebenfo  rafd)  entftanöene  als  gefclflidjtete  Differens  5U  per- 
5eid}nen.     Der    „Statt   ZHagiftrat"    fa^  ficij  nämlidj   peranlagt, 


von  tnbwi^  Xltuggenttialer.  38  ^ 

folc^enbcs  Sdjretben  dd.  28.  ITopcmbcr  n??^  an  bas  KoUegiatftift 
5U  Unfer  £iebcn  ^rau   5U   ridjtcn: 

,/Der  Ie^tl)in  sub  dato  öen  \6*^"rtop.  ai.  praet.  mit  einem 
ijodiwüvbig^en  liapitl  ab^efdjloffene  Per^Ieidj  fa^et  §  2  lit.  c.  gan5 
flar,  6af  bey  2Iufnal?me  eines  neuen  Sdjullefjrers  beym  löbL  Stift 
uns  ^ierpon  Dorlaufige  Communication  erttjeilt  loeröen  folle.  Da 
nun  Sern  jtdjern  Derneljmen  nadj  fur5fjtn  bey  einem  löbL  Stift 
ein  neuer  Sdjulle^rer  oljne  öiefe  porläufi^e  Communication  auf= 
genommen  vooxbaxi  ift,  als  a?iffen  wit  nodj  nidjt,  ob  Ijiemit  öem 
9an5  neulidj  gefdjioffenen  Pergleidj  5UU)i6er  gel^anöelt  u?eröen  iDoUe» 
VOit  ijaben  pielmel^r  5U  perl^offen  un6  6as  2tnfmnen  5U  ftellen, 
öa§  in  conformitate  transacti  uns  6te  nodj  ermanselnbe  notifi- 
cation  ert^eilt  unö  fonüt  öem  gan5,,  neuen  transacto  nidjt  5uu>iöer 
$etjanöelt  n?eiöe.  Die  u?ir  im  Übrigen  unter  unfer  Ijöflidjften 
€mpfeljlung  perbleiben.  ZTIündjen  öen  \S.  Hop,  \77^.  ^* 

(£uer  (£ycellen5 

öicnftergebenfter 
Bürgermeifter  unö  Hdtf)e," 

iTIagiftrat  unö  Sdjulftiftsfapitel  ^aben  alfo  öamals  ein  Über« 
einfommen  öal?in  getroffen,  öaf  jeöer  für  eine  pafante  Sc^ulftelle 
in  Husftdjt  genommene  lianöiöat  öem  ZlTagiftrate  5U  öenominteren 
fei.  Das  Sdjulftiftsfapttel  ^atte  aber  öie  (Erfüllung  jener  2tn5eige» 
pflidjt  im  porltegenöen  Jalle  gemig  nidjt  in  proposierenöer  2tb* 
jtdjt  unterlaffen,  öenn  öasfelbe  beeilte  fidj  in  einem  Sd/reiben 
dd.  28.  Hopember  \7H  an  öen  HTagiftrat,  „öie  ex  commissione 
speciali  erlaffenen  Promotorialien  öem  Statt  ZlTagiftrat  5U  com- 
municiren"  unö  „5ur  be5eugung  unferer  ma^r  freunöfd^afft  nadjt^^ 
baEjrlic^en  gefinnung  foldjes  5U  insinuiren";  ja  öasfelbe  enlfc^ul» 
öigte  fidj  fogar  öamit,  öaf  es  öie  „notification"  nicbt  für  nötig 
eradjtet  ^abe,  meil  es  ja  ,,ljierinfat)ls  nidjts  neues  perfiegel",  fonöern 
nur,  einem  Ijö^eren  2tuflrage  gemäf,  IDinfler  5um  „Interims 
HormalfdjuUe^rer"  gemadjt  ^abe  ^^ 

3m  3^^^^  l'^^ö  u)uröe  ^Jron^ofer  als  Profeffor  an  öer 
Healfd)ule  öefinitip  beftätigt,  öal?er  er  auf  feine  Stelle  an  öer 
^rauenftiftsfdjule  refignierte,  freilidj  unter  öer  Beöingung,  öaf 
it/n  IDinfler,  fein  propiforifdj  bestellter  Hadjfolger,  „über  öie 
öer  breuifdjen  Sdjulleljrertod)ter  ^inausbesa^lten  200  fl.  fd/aölos 
^alte".  IDinfler,  öer  fdjon  früf?er  ^ronljofer  5U  einem 
öefinitipen  V^xydii  auf  jene  Sdjulftelle  peranlaffen  mollte,  u?eigerte 
ftcfj  öeffen  unö  ftellte  an  öie  Sdjulbeljoröe  öie  Bitfe  um  ©emäljriing 
öes  Definitipums*^;  le^tere  fudjte  allem  2lnfdjeine  naJ|  eine  für 
^ron^ofer  ungünftige  (Entfdjeiöung  5U  umgeben  unö  fd)ob 
eine   foldje  überhaupt  folange  Ijinaus,    bis  öie  Streitenöen   öie 


382  ittbiDlg  f ronfjofer 

Sac^e  gutlic^  beglidjen;  XDtnfler  erbot  ftc^  ci6lic^,  bei  feinem 
ilbgange  pon  öec  Koüegiatsftiftsfc^ule  öen  Profeffor  ^ron^ofer 
„für  peripenbete  200  p.  mit  2^  bayerifc^en  tC^alern  su  con- 
tentiren"*^ 

IDie  ernft  man  es  mit  öer  fogenannten  HeaIfc^uIbiI6ung 
naijm,  un6  mie  richtig  man  ^ier  blicfte,  erhellt  öaraus,  5af 
man  nic^t  alles  über  einen  Ceiften  fc^Iagen  tt>oUte,  fonöern  fogar 
6ie  fpesieUen  Berufssmeige  öer  por5ubiI5enöen  Knaben  als  6iref ten 
^ielpunft  bei  (Einführung  in  öie  fogenannten  Healien  fd?on  ins 
2luge;  fafte  unb  ^ternac^  auij  reformierte  unö  organisierte;  un6 
auf  öiefe  IPeife  fdjritt  man  fpdter  meiter  5ur  ©rünöung  pon  ,f  adj* 
fc^ulen  felbft  (lanöioirtfc^aflli^e  Sdjulen,  Kunftfdjulen,  Zllilitäc» 
fdjulen  u«  f.  w.).  Die  2Jlnfänge  öiefes  Proseffes  liegen  ^ier* 
3cfftatt.  fpradj  es  im  3atjre  \770  in  feiner  Hebe  „üon  bem 
(£inpuf  bes  Hationalfleifes  unb  ber  2lrbeitfamfeit  ber  Unter« 
iiiamn  in  bie  (ßlücffeligfeit  ber  Staaten"  offen tlidj  aus^  baf 
„bas  in  mandjen  Staaten  leiber  fo  gering  gefdjä^te  Sdjula?efen 
nadi  ben  ©runbfä^en  bes  bürgerlidjen  gefellfdjaftlidjen  £ebens 
fo  eingeridjtet  u>erben  muffe,  ba^  in  ben  Dorf*  unb  £anb» 
fdjulen  ben  5ur  Kultur  bes  Canbcs  unb  anbern  lanbipirtfdjaft« 
lid)en  (ßefc^äften  gen?ibmeten  Kinbern  nebft  bm  nötigen  ©laubens» 
leljren  unb  Pflidjten  gegen  i^re  porgefe^ten  ©brigfeiten  ein 
grünblidjer  Unterridjt  im  £efen  unb  Sdjreiben  unb  Rechnen, 
audf  bas  X?or5üglid)fte  in  ber  Canbmirtfdjaft,  pom 
ilcferbau  unb  ber  t)iel?5ud)t  unb  ben  übrigen  ofono^* 
mifdjen  (ßefdjäften  gelehrt  unb  praftifdj  porgeseiget, 
in  ben  Stdbten  unb  ZHärften  tjingegen  fürKünftler,  Pro= 
feffioniften  unb  I^anbiperfer  gute  Healfdjulen  angelegt 
tperben",  unb  er  perlangt  für  biefe  Unterridjt  in  ber  „mat^e- 
matifdjen  Hedjenfunft,  ©eometrie,  Statif,  Zltedjanif,  ®ptif, 
Perfpcftip:^,  IDaffer^,  ^euer^  unb  Cuftberedjnungen"  u.  f.  tp*, 
ja  3<*P^*t  forbert,  b(^  in  ben  Heftbensen  unb  grSfern  Stäbkn 
nod}  „ZHilitär»,  £ommercien^  unb  befonbere  Kunftfdjulen  Ijinsu 
gefegt  tperben".  (£r  Ijatte  nidjt  in  bie  Cuft  gefprodjen;  ein 
Beu?eis  ift  bas  im  ^aijxe  \772  in  ber  ^ofmarf  ^epperg  bei 
3ngolftabt  gegrünbete  „Heal  =  £anb»Sd)ul»3nftitut"**  — 
ipoljl  bie  IPiege  ober  bod)  ber  Porbote  ber  lanbmirtfdjaftlic^en 
Sd|ulen  in  Bayern*^  — ;  ferner  bie  „2tnftalten,  permög  beren 
perlafne  Kinber  fc^on  ipäljrenb  ber  unmünbigen  ^ai}vt,  gegen 
eine  grofmüt^ige  Besa^lung,  an  Bauern  im  £anb  abgegeben 
unb  für  bm  Beruf  baierifc^er  Bauern  ersogen  u^erben 
follten"^^  2tuf  ^dStaits  2tnregung  follten  ferner  audj  bie 
l{unftnopi5en  bei  ber  Äealfdjulporbilbung  befonbers  bebac^t  tperben, 


von  fubiPtg  IHuggentljaler.  383 

un6  für  Znündjcn  fa^  man  ftdj  audj  gleidj  um  eine  entfpredjenbe 
£eljrfraft  um. 

3n  6em  Beridjte,  tpeldjeh  Braun  als  Itommiffär  unö 
Direftor  6er  ©ymnaften  über  6en  Perfonalftatus  dd.  \2.  ©ftober 
\778  erftattet,  tft  u.  a.  5U  lefen:  „Tln  öen  Kealfd)ulen  erbotfj 
ftd)  £u6u?tg  ^ron^ofer  6ie  (ßefdjtdjte,  (ßeosrapfjie  unö 
Xnytljolosie  für  Künftlersföljne  unö  5u?ar  oljne  neue  Befolöung 
5U  legten  an,  tpetl  er  o^neljtn  als  SdjuI6ireftionsfefretatr  Ijtn== 
länglidj  befolbet  tft  un6  efjemal  felbft  ein  Healprofefor  u?ar". 
Das  2tnerbieten  ^ron^ofers  wmbc  audj  fofort  angenommen, 
6enn  öurc^  Signat  fd?on  dd.  \7,  ®f tober  \778  tpuröe  „bey  6er 
realfdjul  £u6tt)ta  (Jronljofer  als  £e^rer  öer  (ßefdjidjte, 
©eograp^ie  unö  IHytt^oIosie  für  Künftlers  Sö^ne  mit  öem 
nätjmlidjen  (ßeljalt,  u?eldjen  er  als  Sdjuldirectionssecretarius 
öermal  fdjon  t?at",  angeftellt  ^^ 

^ronljofer  u?arö  alfo,  mie  fct/on  aus  öen  eben  angeführten 
2tftenftücfen  5U  entnehmen  ift,  5um  „Sdjulötref  tionsfef  retär" 
ernannt  Xiadti  3<*f*^tt5  ^^^^  (l^'^ö)  tpuröe  öas  bisherige 
Sdjulöireftorium  aufgehoben  unö  öie  Ceitung  öes  gefamten 
Stuöienmefens  öem  geiftlidjen  HatsfoUegtum  übertragen:  ©raf 
pon  Sprett  (Dorfi^enöer),  Steeb,  Koljlmann,  Kenneöy, 
©ärtner,  ^ron^ofer^*.  Sdjon  im  3a^re  \777  aber  tpuröe 
Braun  5um  alleinigen  Direftor  öes  Sdjutoefens  ernannt,  er 
Ifatk  ja  aud?  alle  Sd)ulen  mit  £eljr»  unö  IDörterbüdjern  perfeljen, 
unö  erfdjeint  immer fjin  als  eine  itrt  ,,baYrifc^er  ©ottfdjeö"*  Die 
Beseic^nung  „Sdjulöireftionsfefretär"  —  ^ron^ofer 
unterseidjnet  je^t  audj  als  folc^er  —  tft  Öal^er  im  allgemeinen 
unö  gleidjbeöeutenö  mit  „geiftlidjer  Hatsfef retär"  5U  per» 
fte^en^^  —  nämlidj  für  jene  §eit,  in  öer  öem  geiftlidjen  Hat 
öie  £eitung  öes  gefamten  Sc^ulioefens  5uftanö  ' — ,  oöer  aud) 
mit  „Sc^ulöeputationsfef retdr" ;  öiefe  örei  Titulaturen  toeröen 
^ronljofer  beigelegt  (£ljurbaier.  ^of»  unö  Staatsfalenöer,  ^780, 
5.  2\0),  unö  er  felbft  giebt  ftdj  öiefelben.  ilud)  als  Sdjulöireftions» 
fefretär  erfreute  fic^  Jronljofer  öes  befonöeren  IDo^lmollens 
öer  Hegierung,  meiere  gleidj  öafür  forgte,  öaf  öer  Sdjulöiref tions» 
fefretär  audj  „öie  300  fl.,  öie  er  als  examinator  bisl^er  genoffen 
iiaiie^\  noif  ferner  geniefe^*.  (Eine  tpeit  größere  (Eljrung  aber 
lag  in  öer  gleid?5eitig  im  3^^^^  l^^9  erfolgenöen  (Ernennung 
^ron^ofers  5um  furfürftlic^  bayrifdjen  ifo^vatsUf^^^^^^^f 
foa?ie  5um  JTlitglieöe  öer  bayrifd^en  2lfaöemie  öer 
XDiffenfdjaften  ®^.  2tudj  jene  erftere  (Ernennung  n?ar  ja  nidjt 
eta?a  eine  blofe  tCitulare^rung,  öenn  öer  „^ofratlj"  war  ein 
Kollegium,  öas  aus  einem  Direftorium  (nämlic^  öem  Präfiöenten, 


38^  f ubipig  ^ronl^ofer 

ütscpräfibenten  unö  Kansler),  bann  aus  „einer  ^tnldnalic^cn 
Jlnsaljl  Hal^e  pon  ©rafen,  ßerren  nnb  Zlöeligen,  audj  graöuiertcn 
ober  fonft  gelehrten  Perfonen  auten  Hamens  un6  Sfev^ 
fommen"  beftanö,  unö  6em  öte  „jurisdictio  ordinaria  in  (ZxviU 
un6  Straffadjen  $uftan6"  (für  6en  Hentamtsbesirf  ZITünc^en  pertrat 
5er  ^ofrat  öie  Stelle  öer  Hegierunjen,  für  öte  anöern  Hentamts^ 
be5trfe  toar  er  ©beraufftdjtsftelle  un5  5um  tCeil  auc^  3'^P^"5 
über  6en  Hegierungen)  ^' '.  Va  ^  r  o  n  ^  o  f  e  r  in  6en  ^of rat 
berufen  muröe,  beftanö  berfelbe  aus  fe^r  melen  IHitglieöern  ^^ 
Vflodfk  ^ron^ofer  jene  (gljrungen  auc^  feiner  perMenft^ 
poUen,  päöagogtfdj  praftifdjen  tCljätigfeit  5U  6anfen  ^aben,  fo 
foUten  fie  aber  —  namentli^  feine  (Ernennung  5um  2tfa5emtfer  — 
gemif  auc^  eine  öffentlidje  jtnerfennung  6es  ^leif es  fein,  tpomit 
er  als  Sd/riftfteller  am  IDerfe  ber  Derbreitung  unö  ^öröerung 
allgemeiner  Bilöung  arbeitete,  alfo  feine  Jeöer  in  öen  Dienft  öcs 
Daterlanöes  ftellte.  Braun  ftanö  audj  bei  öiefem  pon  ec^t 
patriotifdjer  Segeifterung  eingegebenen  Streben  mieöer  in  por» 
öerfter  Heilje,  unö  i^m  5ur  Seite  ^ron^ofer,  iPte  Braun 
felbft  beridjtet :  „3<i)  niadjte  mir  feit  etlidjen  3a^ren  ein  eigenes 
©efdjäft  öaraus,  um  öen  (ßrunö  5U  öen  fc^önen  IPiffen» 
fdjaften  in  unferer  ZHutter jpradje  5U  legen.  So  piele 
(ßegner  unö  IDiöerfadjer  öiefe  patriotifdje  Bemühung  an« 
fänglidj  fanö,  unö  fo  fetjr  man  audj  öiefelbe  öurc^  perfc^ic^ 
öene  Spöttereyen  unö  üerläumöungen  peräcfctlic^ 
unö  läc^erlid)  5U  madjen  fudjte,  fo  fanöen  fic^  öodj  auc^ 
auf  öer  anöern  Seite  immer  me^r  ^reunöe  unö  (Bonner, 
als  man  bey  einer  in  unferem  Paterlanöe  fogenanntcn  Neuerung 
beynalje  fjoffen  fonnte.  (giner  öer  erften,  öer  öen  guten 
(ßefdjmacf  perbreiten  ^alf,  wav  öer  üerfaffer  öiefcr 
©eöidjte  (^ron^ofer)"  ^^  itud/  Bayern  na^m  an  jenem  Pro5ef 
öer  Umfe^ung  öer  neuen  pljilofop^ifdjen  3öeen  auf  öas  £eben 
unö  öie  (ßefeUfdjaft,  wk  an  öer  allgemeinen  äftljetifdj--Iittera= 
rifdjen  Beu?egung  im  porigen  3^^^^^""^^^*  immerfjin  nennens« 
u?er ten  2tnteil,  unö  öürfte  öiefe  Zlnteilnaljme  tpoljl  einmal  5um 
(Segenftanöe  einer  monograpljifdjen  Darftellung  genommen  meröen. 
IDenn  3^^^^^  S^m  (ßemeingut  öer  Hation  gemadjt  u?eröen  foüen, 
unö  öies  allen  (grnftes  angeftrebt  tpirö,  fo  a?irö  ftets  5um  ZITittel 
.öer  forporatipen  (Einigung  gegriffen;  öenn  „perbunöen  ftnö  auc^ 
öie  Sd)tt)adjen  ftarf",  2tudj  im  porigen  3^^^^^^^^^^^*  entflanöen 
förmlid|e  Dereinigungen  unter  (ßleic^gejtnnten ,  ©efellfc^aften  5U 
öem  ^wede,  öas  U)erf  öer  ftttlidjen  unö  gefelligen  Derbefferungen, 
öer  ^ebung  öes  guten  (ßefdjmarfs  u.  ögl.  5U  föröern.  (gs  machte 
fidj  ja  öamals  ein  reger  I)rang  fittlidjer  PerpoUfommnung  unö 


von  £ubtDtg  ntuggentl^aler.  385 

gemetnnü^igen  IDirfens  geltenb,  unö  allma^Hdj  geroann  6te 
Ztnftdjt  immer  me^r  Boben,  6af  es  ntdjt  genüge,  ein  guter  £^rift 
5U  Ijeifen,  fo  lange  man  nid^t  auc^  ein  guter  Bürger  unö  ein 
nü^ltdjes  (ßlieb  6er  menfdjlidjen  (ßefeüfcljaft  fei.  3^"^  Dereini» 
gungen  muf  ten  aber,  tocnn  fte  öie  neuen  3^^^"  3^^  ©egenftanöe 
populärer  Beleljrung  unö  gefeiligen  ©eöanfenaustaufdjes  machten, 
ftdj  periobifdjer  Schriften  als  ®rgan  beöienen;  erft  ipar  ja 
tCljomafius  öurdj  feine  „ZHonatsgefpradje"  6er  Pater  6es 
öeutfdjen  3^^^^^^^^"^  gemor^en.  2tus  jenen  Dereinigungen 
gingen  öie  „2noralifd7en  IDodjenfdjriften"  (5.  B.  öie  „Discurfe 
öer  ZTtaler"  von  einer  ,,Societät"  in  öer5d?tt)ei5;  öer  „Patriot" 
pon  öer  „Patrtotifdjen  ©efeUfdjaft"  in  Hamburg  u.  a.)  IjerDor, 
öeren  tiefge^enöe  fulturgefd/idjtlidje  Beöeutung  erft  in  neuefter 
geit  gemfiröigt  muröe'^®,  mäljrenö  fie  —  loeil  ein  gans  neuer 
£itteratur5U>eig  —  Don  öer  Citteraturgefdfidjte  fdjon  früher  be^ 
aiiki  u?uröen  ^^  „3n  öen  ZlToralifc^en  IDoc^enfc^riften  ^5rte 
unö  fpradj  5um  erften  ZHale  tpieöer  öas  Bürgertum  pon  jtc^ 
felbft"  '*,  unö  in  öiefer  Selbftermannung  unö  Selbfter^ebung  öes 
Bürgertums  liegt  öie  eigentlidje  nationale  Beöeutung  jener  perio« 
öifdjen  Sdjriften,  öie  öen  Sdjmerpunft  öer  gefellfdfaftlic^en  unö 
ftttlidjen  Heform  in  eine  Pereöelung  öes  ^amilienlebens  Unö  eine 
beffere  (£r5ieljung  öes  nadjmadjfenöen  ©efdjledjts  legten;  eben 
öesljalb  sogen  fte  nidjt  ettoa  blof  öas  rein  geiftige  unö  littera» 
rifdje  (Element,  fonöern  öie  ganse  Breite  öes  bürgerlichen  Cebens 
—  in  ^aus,  ©efellfdjaft,  öffentlidjem  Derfefjr  u.  f.  f.  —  bei. 
Bei  öiefer  tiefgefjenöen  Beöeutung  für  öie  (Entmicfelung  unö 
^ebung  öer  Polfsbilöung  unö  öes  nationalen  Cebens  überfjaupt  er» 
fdjeinen  öie  ^eute  nur  öem  ZHanne  öer  XDiffenfdjaft  nodj  befannten 
geleEjrten  ©efellfdfaften  unö  Pereine,  fomie  iljre  ®rgane  unö 
Kanäle,  öie  perioöifdjen  Sdjriften,  unö  ebenfo  öie  ©rünöer  unö 
Znitarbeiter,  in  ftärferem  Cidjte.  2tudj  Bayern  ift  tjier  nidjt  in 
fester  Heif?e  geblieben,  ^u  öem  ausgefprodjenen  gmerf ,  „iljre 
Canösleute  öurd)  perfdjieöene  2trbeiten  im  Hcidje  öer  Künfte  unö 
IDiffenfdjaften  5ur  Hadjeiferung  aufsumuritern ,  gute  ©runöfä^e 
in  Umlauf  5U  bringen  unö  enölidj  ftd)  felbft  eine  leljrreidje  Unter» 
Haltung  5U  perfc^aflfen",  entftanö  in  ZlTündjen  fdjon  im  3^^^^ 
\702  eine  aus  (ßeiftlidjen  unö  XDeltlidjen  befteljenöe  ©efell» 
fdjaft  unter  öem  tEitel:  Hu^»  unö  £uft  ermecfenöe  (ßefell» 
fdjaft  öer  pertrauten  tladjbarn  am  3f^^P^<^^/  ^^^  ip 
etlidjer  in  felbiger  djurbaierifdjer  Hepier  u?o^nenöen 
guten  ^reunöe".  Diefe  ©efellfdjaft,  melct/e  eine  fo  „freimütige 
Spradfe"  ffiljrte,  öaf  „öie  faiferlic^e  2töminiftration,  öie  feit  \705 
in  Bayern  mar,  fie  nidjt  pertragen  fonnte"  unö  öa^er  öen  fünften 

3a^rbn(^  für  Utanc^ener  ^efcl^.  II.  25 


386-  iubwig  (fronljofer 

Banb  6cr  pon  6er  (ßefcUfc^aft  publtsterten  Sdjriften  „nntexbvüdte 
unö  fo^flS5terte"''^  Italic  halb  Sie  (ßrünöunc^  anöcrer  im  ©efolgc, 
fo  öer  Academia  Carolo-Albertina  (\720),  6ie  in  aemeim 
fcl)afllid|er  ilrbeit  öen  „Parnassus  Boicus  o6er  Heu  eröffneter 
ZHufenberg"  herausgab '^  Un6  poUenös  als  „eine  Unftalt,  6ie 
alles  übertraf,  ipas  man  bisl^er  in  Baiern  5um  Beften  6er 
Citteratur  getljan  ^atte"'^,  ndmiidj  6ie  „2tfa6emie  6er  IDiffen« 
fd^aften",  1759  ge9rün6et  iPor6en,  6a  „l^at  6ie  (ßeleljrfamfeit  un6 
6er  miffenfdjaftlic^e  ©efdjmad  in  Bayern  eine  gans  an6ere 
©eftalt  geujonnen",  un6  eine  reidje  litterarifdje  Pro6uftion  mar 
6ie  unmittelbare  ^olge  6iefer  freieren,  frifdjeren  geiftigen  Belegung ; 
es  „erfdjienen  pon  •  perfdjie6enen  bayrifdien  (Belehrten  foldje 
IDerfe,  meldje  6es  gmecfs  nid^t  perfel^len  fonnten,  6ie  Denffräfte 
6er  3"'ä"^^^  5"  erfdjüttern  un6  eine  tjeife  Seljnfudjt,  fidj  6urdj 
irgen6  ein  Denfmal  pon  Derftan6  un6  ridjtiger  €mpfin6ung  aus» 
5U5eicI}nen,  in  alle  fälligen  ©emüttjer  5U  legen" '^  ©eleljrtc 
(ßefellfcl>aften  entftan6en  ^',  felbft  HTöndje  blieben  nxdjt  surücf^® 
un6  beftrebten  ftdf,  ebenfo  u?ie  Pripate,  in  sa^Ireid^en  perio6ifc^en 
Sdjriften'^  6a5  BDerf  6er  allgemeinen  Bil6ung  un6  Jlufflärung 
5U  för6ern,  6abei  iljre  unmittelbare  ^üljtung  mit  6em  —  in  TXadf^ 
a^mung  gera6e  6er  englifdjen  IDodjenfdjriften  betljätigten  — 
Bil6ungsftreben  6er  ^exi  felbft  ausfpredjen6  *^.  Unter  6en  Pri* 
Paten,  meiere  Ijier  in  rüt)rigfter  IDeife  fic^  tjerportljaten,  treffen 
tpir  audj  n?ie6er  6en  Reformator  Braun  als  Begründer  un6 
He6afteur  6er  ^eitfdjrift  „6  er  Patriot  in  Baiern"  un6 
„als  einen  6er  erften",  6er  i^n  bei  6iefem  patriotifdjen  JDerte 
u?ie6er  unterftü^te,  ^Jronljofer^  2tber  audf  als  ITlitarbeiter  an 
an6eren  ^^itfdjriften  n?ar  ^ron^ofer  t^ätig®*,  un6  5u?ar  nic^t 
blof  als  Perfaffer  Pon  profaifdjen  2tuffä^en  un6  moralifc^en 
ilbl?an6Iungen  ®^,  fon6ern  auc^  als  Didjter^  Die  Poefte  wntbe 
6amals  6er  6i6aftifdjen  Cen6en5  6er  geit  6ienftbar  gemadjt,  in 
i^r,  in  „©e6ic^ten",  erblidPte  man  ein  locfen6es,  gefälliges  De^ifel 
für  6ie  popularifieren6en  8il6ungsbeftrebungen  —  6a^er  6ie  all» 
gemeine  Kultipierung  6er  „^cibel";  (ßellerts  fabeln  ftn6  ein  er» 
5ieljen6es  üolfsepangefium,  liegen  als  Bil6ung5»  un6  (£rbauungs= 
budj  in  6er  ^an6  6es  Dolfs;  felbft  £effing  sollt  6er  6i6af« 
tifdjen  <Cen6en5  6er  geit  in  „fabeln"  feinen  tCribut.  IDer  6aljer 
bil6en  un6  Bil6ung  perbreiten  a?oUte,  beftieg,  u^enn  nur  immer  , 
möglidj,  6en  Parnaf.  2tud}  Braun  publisiert  „Perfudje  in  pro» 
faifdjen  ^Jabeln"  unö  leiftet  felbft  ein  Sdjaufpiel  „Die  Dorffdjule, 
ein  Drama"*  ^ron^ofer  folgte  iljm.  „(ginige  fähige  Köpfe 
perfudjen  ficl>  fogar  in  einigen  2luffä^en,  un6  perfc$ie6ene 
gute  (ße6ic^te  bes   ^errn   £u6tpig  ^ron^ofer,    tpelc^e 


vcn  £]ibiDtd  inugdetttt)aler.  387 

nachmals  in  einem  befonöecen  Bdnöc^en  erfc^tenen,  bann  einige 
2tuffä^e  öes  ^errn  2t6amt^  unter  öenen  ftc^  feine  Überfe^ung 
6es  9.  ombifdjen  Briefes  im  \.  Budj  aus  Ponte  rü^mlic^  aus» 
nimmt,  sogen  fidj  öen  ermunternöenBeifall  6er  Kenner 
5u"®*.  TXlodik  nun  auc^  ^ronfjofer  bei  feiner  Didjterarbeit, 
gleic^  anbern,  6en  populär  praftifdjen  gmecf  öer  Verbreitung  öes 
„guten  ©cfdjmacfs",  öer  „f  reu5e  an  öen  fdjönen  IDiffenfc^aften", 
unö  u)ie  6ie  Sd^Iagmörter  l?iegen,  nic^t  gan5  aufer  aift  gelaffen 
^aben,  fo  füt?Ite  er  fic^  aber  5ur  Dichtung  auc^  innerlid^  berufen, 
unö  5tt)ar  infolge  einer  „frülj  eru)ad|ten  Heigung  5ur  Poefie"; 
unb  U)enn  „aut  prodesse  volunt,  aut  delectare  poetae*',  fo  ge« 
fjört  ^ronljofer  fidjer  Dorsugsmeife  in  6ie  Hei^e  öer  le^teren, 
infoferne  in  öen  toeitaus  meiften  feiner  ©eöidjte  nidjt  öas 
öiöaftifdje  (Element  öas  öominierenöe,  feine  Poefie  melmeljr  um 
mittelbarer  2lusörurf  inneren  (£mpfinöens,  alfo  lyrifclj  ift  ^wav 
feljlt  es  öem  Didjter  an  öer  nötigen  (ßeftaltungsfraft,  unö  erljeben 
ftc^  feine  ©eöidjte  formell  nic^t  über  öas  mittelmäßige  Didjterf?eer 
öer  (geit;  aber  er  fingt  unö  mill  öod?  fmgen,  u>as  er  empfinöet, 
unö  audj  öas  tpär  eta>as  in  einer  ^^xi,  in  öer  (ßottfc^eö  nodj 
eine  2tnleitung  5um  Derfemadjen  fdjreiben  fonnte.  ^ron^ofer 
ftimmt  ein  in  öie  allgemeine  Klage  über  ©elterts  tCoö  („2Iuf  öen 
tCoö  öes  ^errn  Prof.  ©eüert"),  es  örängt  iljn,  feinem  gepreßten 
fersen  £uft  5U  madjen,  „5U  fagen,  tt>as  er  leiöe",  wk  (Soet^e 
fpäter  meinte,  unö  er  tljut  öies  in  smei  (ßeöidjten,  öie  einen 
u?eiteren  Beleg  für  öie  erlittenen  perfönlic^en  Perfolgungen  liefern, 
unö  öie  audj  feine  fpätercn  ^einöe  milöer  5U  ftimmen  nic^t  ge» 
eignet  maren**;  in  Hadjafjmung  ^allers  unö  namentlidj  Klopftorfs 
befingt  er  ,,©ottes  ITtadjt  unö  ^errlidjfeit",  „öer  Seelen  Unfterb* 
lidjfeit",  unö  einer  pfalmifd^en  Begeifterung  perleiljt  öer  KatEjolif 
Jron^ofer  fdjiperfälligen  IJusörucf  in  ©eöidjten,  für  öie  er  oft 
auc^  gleidj  öie  Zfteloöie  Dorfdjreibt,  unö  öie  n?egen  iljres  allgemein 
religiöfen  £l>arafters  awdi  gan5  gut  5ur  2lufnafjme  in  ein  pro» 
teftantifdjes  (ßefangbudj  fidj  eignen®*;  öie  Keine  Ke^erei  aber, 
meldje  ^ronljofer  öamit  beging,  modjte  feinen  Jeinöen  ein  2tnlaf 
me^r  fein,  i^n  als  „einen  pon  fern  ^er  berufenen  Proteftanten" 
5U  peröäd)tigen ,  obmoljl  öamals  Dolfslieö  unö  Dolfsgefang  für 
gmecfe  öer  moralifdjen  unö  fpesiell  religiöfen  Bilöung  felbft  in 
fat^olifct/en  Hirtenbriefen  marm  empfofjlen  u?uröen*^  unö  auc^ 
im  fatt)olifd)en  Polfe  felbft  Sympathien  für  öen  Dolfsgefang  in 
öer  Kird^e  laut  muröen,  öenn  „fann  öer  elenöe  Stilus  in  mand^em 
alten  ©ebetljbudj ,  öas  (ßemenge  öer  lateinifdjen  Stimmen,  öer 
fdjreyenöe  Saitenton,  öas  ©eräufc^e  pon  tCrompeten  unö  Paufen, 
unfer  fc^lafenö  ^ers  gegen  ©ott  ermerfen?    Sollte  es  bznn  (bei 

25» 


388  fubnjtg  (fronl^ofer 

unfern  empfinbfamen  Reiten)  feine  ZlTet^obe  geben,  bie  ,f ibren 
öes  ^ersens  im  (ßebetlje  fo  in  Betpegung  5U  fe^en ,  6af  ein 
ganses  ^ers  5U  (ßott  re6e  ?  Urfac^en,  tDeId)e  tiefe  XDirf ung  geben, 
muffen  gefuc^t  un6  angetpenbet  toeröen :  fo,  tpie  tpenn  alle  fersen 
einflimmig  oerurfac^t  tperben,  audj  alle  einftimmige  XDirfung 
geben  muffen.  Könnte  man  nidjt  unter  öem  (ßottesbienfte  in 
fat^olifd)en  Cänbern,  befonöers  auf  6em  Canöe  un6  in  6en  Sta6t= 
pfärren  mit  6em  gefammten  Polfe,  ein  Paar  gute,  auf  bas 
empfinöfame  ^ers  componirte  geiftlidje  Cieöer  abfingen?  —  lang= 
fam,  fceutlic^,  oerneljmlidj,  mit  fc^öner  ZlTelobie :  6amit  bas  £)er5 
gerei^et  u>ür6e .  ♦ .  IDenn  u>ir  gute  Didjter  für  bas  tE^eater  be== 
fommen:  u>arum  nic^t  audj  für  ben  Cempel  ©ottes?"  („Ko^l« 
brenners  ZlTateriaKen  für  Me  Sittenlehre,  Citteratur  ic."  3al?rg. 
^773  S»  52)»  —  2tber  nidjt  blo0  6er  ernften,  audj  öer  ^eiteren 
ZlTufe  tt^ei^t  ^ron^ofer  feine  ©aben,  un6  Ijier,  offenbar  bem 
Sänger  mäfig  Ijeiteren  Cebens,  ^ageborn,  nac^aljmenb,  fingt 
^ron^ofer  Haturlieber  ®',  felbft  ein  XDeinlieb  („Die  (grpnbung 
oes  XDeines  unö  öer  Caube"),  ja  in  lofalpatriotifd^er  Begeifterung 
befmgt  er  audf  „Das  ZlTärsenbier.    €ine  Hadjaljmung  öer  legten 

tage5ornfd)en  (D6e  öer  IDein''.  Zweimal  oeranlaft  i^n  öer 
I?rontt)edffel  in  Bayern,  als  ©öenöidjter  feine  Stimme  5U  er« 
^eben*^;  öireft  oon  öiöaftifd)er  2tbftdjt  eingegeben' finö  nur  „Der 
00m  ®reft  u>ieöergefunöene  pilaöes"  (Ijier  fmgt  er  öem  „oer^ 
eljrten  UTittelftanö"  öas  £ob),  ferner  „^elöen  unö  Didjter'',  foipie 
„Die  Ztadiu>elt",  5u>ei  (ßeöic^te,  in  öenen  er  me^r  äft^etifdie  fragen 
beljanöelt;  allein  audf  ^ier  tritt  öie  öiöaftifdje  Qlenöens  nidit  platt 
^eroor,  ebenfotoenig  tt>ie  in  öem  in  profaform  gefleiöeten  3^TÖ 
„Das  He^  oöer  öie  ®efc^id)te  öer -Jifdjer  in  ^vo^y  (Befangen".  — 
2tber  auc^  auf  öas  öramatifdje  (ßebiet  begab  fidj  ^ron^ofer, 
unö  es  fann  öies  nidjt  ujunöer  nehmen  bei  einem  ZTTanne,  öer 
in  jeöer  XDeife  Bilöung,  Polfsbilöung  an5ubal?nen  unö  5U  föröern 
bemüht  tt)ar.  ®ottfd)eö  ^atte  für  feine  gmede  öas  tE^eater  ins 
2tuge  gefaxt;  für  Cefftng  bilöete  C^eater  unö  Ctjeateripefen  jeit» 
lebens  eine  ^ersensangelegen^eit,  er  fudjte  öurc^  öas  Cljeater 
Deutfdjlanö  öeutfdf  5U  mad)en,  unö  er  ^atte  I?ier  eine  ^erfules* 
arbeit  unternommen,  öenn  erft  mufte  er  ja  öas  C^eater  pom 
fransöfifc^en  XDufte  fäubern,  öen  auslänöifc^en  <5ö^en  aus  öem 
Cempel,  überljaupt  über  öie  (Srense  treiben,  unö  Cefftng  ^at  öiefe 
2trbeit  mit  öem  Sdju^erte  feines  ©eiftes  oor  allem  in  feiner 
„^amburgifc^en  Dramaturgie"  (^767)  unternommen;  aber  öem 
edjten  Kritifer  gleidj,  ^at  er  in  feinen  äft^etifc^en  XDerfen  audj 
öie  rechten  XDege  gemiefen,  ja  felbft  Dramen  gefdjaffen,  öie 
gleid?fam   eine   €jemplififation   für   feine  C^eorie   fein   follten. 


von  £ubiPtg  IHuggenttjalcr.  389 

2tn  öiefem  Pro5ef  6er  nationalen  XDieöergeburt  6es 
Dramas  unö  öe.s  C^eaters  ^at  —  toie  I?ier  nur  fürs  an^ 
geöeutct  tocröen  fann  —  audj  Bayern  Jlnteil  genommen. 
£s  tpirb  um  \770  offen  ausgefprodjen,  6af.  „5ur  2tufnal?me 
bes  guten  (ßefdjmads  nodj  ein  IlTittel  übrig  fei,  nämlidf 
6ie  (ginfü^rung  einer  regelmäßigen  Sdjaubü^ne",  unö  5af 
öiefes  Znittel,  u>eldjes  man  niemals  perfuc^t  I?atte,  in  HTündjen 
bereits  gute  XDirfung  übe,  unö  es  tt>ir6  sugleidj,  als  auf  bie 
aüererfte  Beöingung,  auf  6ie  Ztotmenbigfeit  guter  Sdjaufpteler, 
guter  Stücfe  un6  eines  ujüröigen  tEljeatergebäuöes  ^ingeu>iefen 
(2tnnalen  6er  baier.  Citteratur  com  3^^^^  l'^'^ö.  Hürnberg  ^78)1, 
S.  ^7).  (Eine  erftaunlidje  2In5aI?I  pon  Dramen,  Crauerfpielen, 
£uftfpielen,  Sdjaufpielen,  Singfpielen  erfdjeinen  aHjä^rlidj  un5 
toerben  in  ben  3<^urnalen  angeseigt  ober  befprodjen;  man  greift 
öabei  felbft  fcfy>n  nadj  Stoffen  aus  ber  paterlänbifdjen  (ße» 
fc^ic^te,  unb  bie  burdj  bie  neuges^ünbete  2tfabemie  ber  IDiffen* 
fdjaften  angebaljnte  befonbere  PPege  berfelben*^  mag  I?ier  anregenb 
unb  fSrbernb  auf  XDaifl  unb  Benü^ung  bes  Stoffes  gen)ir!t  traben. 
Dabei  toar  man  ftdj  bes  (ßegenfa^es,  in  bzn  man  fidj  5ur  fran» 
5öftfdi  oerbilbeten  XDelt  ber  gebilbeten  Deutfdjen  ftellte,  flar  beu>u§t, 
man  fprac^  bies  offen  aus  unb  befunbete  fc^on  auf  bem  Citel 
ber  Dramen  burdf  ben  ^n^ai^  „beutfdj",  „oaterlänbifd?"  ober 
„national",  ba^  man  nicf)t  fransöjifdj,  fonbern  in  ber  eigenen 
ZHutterfprac^e  benfen  unb  empfinben  unb  fpredjen,  alfo  beutfc^  fein 
wollte  ^^;  ja  eine  gar  eigentfimlidje,  glüdperljeif enbe  (Erfdjeinung 
wax  es,  ba^  in  Bayern  felbft  UTitglieber  ber  ljöcf)ften  2Iriftofratie 
an  ber  bramatifc^en  Probuftion  tljätigen  Jtnteil  naijmen  ^^ 
(Eine  öffentlidje  Stimme  oom  3^^^^  l'^^^  fonftatiert  bies  mit 
patriotifdjer  Begeiferung:  „tDir  muffen  bem  JlTündjnerifdjen 
beutfdjen  Cljeater  ben  Hutjm  5ugeftel?en,  ba^  felbes,  nadjbem 
bie  £ebensgöttin  ber  beutfdjen  Pernunft  ben  fran» 
5öfifdjen  Ciebestänbeleyen  i^ren^aben  abgefdynitten  ijat, 
unter  ber  Direction  eines  anfetjnlidjen  (Lapaliers  im  3^^^  X'^'^X 
bas  ^eft  ber  Seinigung  5um  erftenmal  gefeyert,  unb  bisher  ntit 
beutfd)en,  meiftens  (DriginatXDerf en  ben  Beyfall  gnäbigfter  £anbs« 
l?errfc^aft  5U  conferoiren  geu>uft  I?at:  ja,  was  unfern  ^zxkn 
gleiche  (Eljre  bringet  unb  bem  guten  (ßefdfmacf  in  ben  fd)önen 
ZDiffenfdjaften  5U  ^ülfe  fommt,  fo  Ijaben,  um  bie  oaterlänbifdfen 
©enies  aufsumeden,  fogar  perfonen  oom  ^ödjften  Hange,  grofe 
prin5efmnen  unb  ber  baierifdye  2tbel  ftdj  geujürbiget,  für  bas 
^ieftge  beutfdje  üjeater  5U  arbeiten"  ^^ 

IDie  Braun,  fo  moüte  auc^  ^ronI?ofer  ^ier,  wo  es  ftc^ 
toieber   um   nationale  Bilbungsintereffeu   ^anbelt,    nidjt  5urü* 


390  Jfubmlg  Jronliofer 

bleiben;  „bas  ru^mmflrWge  Beylptel  feiner  aöeltgen  Dorgänaer 
in  öer  paterlanbifdfen  Dramaturgie  munterte  audj  i^n 
(^ron^ofer)  auf,  er  publisierte  „ZlTat^ilöe,  ein  Sdjaufpiel, 
in  6reY  Zlufsügen"  (i??^)  ^\  un6  bas  Kin5  feiner  öramatifdjcn 
ZlTufe  üerfc^tt>in6et  öurdjaus  nidjt  im  großen  Raufen  gleidjseitigcr 
öramatifdier  (ßeburten,  es  u>trö  „am  6.  un6  8.  Xtlay,  am  7.  un6 
^7.  3unY  (177^)  an  6er  2TTünd)ener  Sdiaub&iin^,  5ipeimal  in 
(ßegenmart  öes  gansen  £)ofes  aufgefüljrt"  un6  erfährt  eine  faft 
in  allen  Ceilen  5utreffenöe,  günflige  öffentlidje  ICritif,  6te  in 
eingeljenöer  IDeife  6ie  ^ronljoferfdje  „ZHat^ilbe"  befprid)t  un6 
au^  als  Beleg  für  6ie  öamalige  Jlrt  un6  IDeife  journaliftifdjer 
Kritif  nidjt  oljne  '^x\kx^^\^  fein  öürfte  ^*.  Diefe  Kritif,  wk  über^^ 
^aupt  öie  eingel?en6e  IDürbigung  un6  Befpredfung  6er  erfdjtenenen 
X)ramen,  u>ie  6er  djeateroorfteüungen  (unter  6er  Kubrif  ,,Baierifd)e 
Dramaturgie",  „Sc^aubüfjne  in  ITlündim''  u.  6gl.)  in  6en 
perio6tfdjen  Schriften  beu>eijen,  wie  fel?r  man  fidj  6amals  für 
Drama  un6  Qlljeater  intereffterte,  andf  in  6en  fogenannten  X?oIfs= 
freifen,  un6  jener  Kritif  er  6er  ^ron^oferfc^en  „nTatI?il6e" 
eignet  6em  Publifum  6as  Kedjt  5U,  6urd}  6ie  Cogeninfaffen  fidj 
6en  ©enuf  nidji  oerfümmern  5U  laffen:  „IDcnn  man  bey  6en 
rü^ren6ften  ^an6lungen  felbft  in  6en  £ogeu  6ie  u>enigfte  2Iuf:= 
merffamfeit  bemerft,  fo  erfaltet  6er  (Eifer  (6er  Sc^aufpieler), 
IDir  6äc^ten,  6as  Publifum  ^dtte  für  fein  (ßel6,  6as  es  in  6as 
Sdjau^aus  trägt,  audj  6as  billigfte  Kedjt,  5U  fo6ern,  6af  es 
6urdi  mutljtDillige  Sdfmä^er  un6  Sc^u>ä^erinnen  in  feinem  Dcr^ 
gnügen  nidjt  geftoret  tDer6e»"  Von  unujeit  größerer  Be6eutung 
aber  ift  6er  von  jenem  Krittfer  öffentlidf  ausgefprodjene  XDunfdj, 
6af  man  auf  6er  HTündfener  Büljne  ,,einen  ^reygeift  6es 
^rn.  Ceffings  06er  Bearne,  eine  (Emilie  (ßalotti  un6 
über^aupts  6ie  Ceffingifdjen  Stücte  öfters  üorfteüen 
mödjte"  ^^.  Znit  6iefem  im  3aljre  ^77^  öffentlidj  ausgefprodfenen 
XDunfdje  ftel?t  jener  Kritif  er  ni4t  allein;  6em  6eutfdjen  ^räulein 
ZHinna  oon  Barnljclm  U)ur6e  nidjt  fogleid;  auf  jc6er  6eutfd)en 
Bnijm  6er  (gintritt  poliseilidj  geftattet;  um  6as  3aljr  \710  wxxb 
6iefes  6eutfdje  Hationalluftfpiel  bereits  als  eines  „jener  Stüde" 
fonftatiert,  „u>eld}e  (in  IlTündjen)  nac^  un6  nadj  6as  ^ers  6er 
Ztation  getoonnen,  obgleidj  nodj  Ijie  un6  6a  ein  ZTtann  aus  6er 
alten  XDelt  feinen  ^answurft  feljnlidjft  surüiJrüünfdite"^^  lln6 
6af  man  in  Bayern  oor  Sem  ^reigeift  Cefftng  überhaupt  eine 
abfolute  Sdjeu  nidjt  Ijatte,  beu>eift  6er  gelehrte  ^nqol^iäbkt 
Zrtagifter  (ßer^ar6inger  S.  J.,  wenn  er  (\772)  fdjreibt,  ba^  „man 
in  Sdfulen  nidjts  Befferes  oortragen  fönne  als  was  Sulser, 
^omer,  Baikn^,  Ceffing,  Fontanelle  un6  Di6erot,  was  6iefe 


grogen  (ßeifter  5um  Unterrichte  6er  XDelt  unö  aller 
fünftigen  3a^rl?un5erte  in  oerfdjiebenen  XDerf en 
gefagt  ifab^n^'^^.  Datier  I?ören  toir  audj  um  öiefelbe  3^it 
2tnfd)auungen  unö  Urteile  über  tCt^eater  unb  C^eatermefen ,  Me 
gans  unö  gar  aus  Ceffingfdjem  (ßeifte  geboren  5U  fein  fdjeinen» 
iXodj  e^e  Schiller  öie  Sdjaubütjne  als  moraüfdje  Zlnftalt  erflärte 
unö  öcm  Ctjeater  5uni  Ceile  eine  analoge  2lufgabe  toie  öer  Kirdje 
jUtDies,  ruft  eine  Sffentlidje  Stimme  in  Bayern,  öaf  „öie  firc^> 
liefen  2Inöad}len  atlein  öen  ZHenfdjen  nidjt  frömmer  mad)en", 
öie  Cugenö  muffe  u>ieöcr  „in  öen  alten  einfadjen  ^ormeln" 
geleljrt  iperöen,  unö  als  eine  „neue  ZlTet^oöe"  empfeljle  ftdj: 
„öie  tEugcnö  muf  in  menfd^lidjen  Bilöern  geseigt  unö  auf  öer 
Sdjaubflijne  eben  fo  gut  porgeftellet  meröen  als  in  Preöigten, 
offenen  Blättern  unö  moralifd)en  Sdj.riften"  ^^. 

3m  erften  Banöe  öer  —  oon  öer  2Ifaöemie  öer  IDiffeu:* 
fdjaften  publiiierten  —  „2Ibtjanölungen  über  (ßegenftänö^e  öer 
fdfönen  IDiffenfdEjafteu"  befinöet  ftdj  audj  öie  2Ibljanölung  „Über 
öie  'Singfpiele"  eines  ^oadfim  Sdju^bauer;  öer  Per« 
faffer,  in  öer  (ßefdjic^te  öer  ZHuftf  unö  Üft^etif  längft  oergeffen 
oöer  nie  beadjtet,  fpridjt  —  ^78^  —  treffenöe  muftfalifc^^äft^etifc^e 
2Infdjauungen  aus,  weift  öie  falfc^e  2lnfdiauung  ab,  öaf  „audj 
eine  matte  poefte  unter  öer  Sdjminfe  öer  muftfalifc^en  Kompo« 
fition  nodj  mit  2lnftanö  figurirt";  „jeöe  Stelle  öes  Cejtes  muf 
fdjon  in  iljren  (ßrunölagen  red)t  fangbar  fein",  unö  „leiöige 
Pöbelf aprice  oöer  oielmetjr  Sünöe  wiöer  öieHatur  unferer 
lieben  öeutfdjen  ZHutterfpradje  iffs,  u>enn  man  i^r  öie 
2Inlage  5ur  ZlTufif  abfpridjt,  u>eld)e  öod)  unfeljlbar  in  jeöer 
Spradje  ftecft,  fobalö  man  fte  geijörig  5U  bearbeiten  oerfteljt"; 
Sdju^bauer  fpridjt  —  oor  Sdjillers  „ZHadjt  öes  ®efanges" 
unö  „2)ie  Kranidje  öes  3bYfus"  u.  ögl.  —  com  mädjtigen  €in» 
örucf,  weldjen  „öie  3fad}e  Perbinöung  pon  poefie, 
HTufif  unö  Sd^aufpielfunft"  auf  öas  menfdjlidje  ©emüt 
übe,  unö  er  wiü  öen  bilöenöen  unö  oereöelnöen  (Einzug  öes 
Ql^eaters  unö  öer  C^eaterporftellungen ,  tt>ie  n^ir  il?n  fd}on  im 
griedjifdjen  2Iltertum  tt>aljrnel?men,  audj  ^eute  geübt  miffen; 
aber  nadj  feiner  —  \78\  ausgefprodjenen  — Jlnfdjauung  u>eröe 
öas  nur  möglidj  fein,  n>enn  u>ir  original  fdjaffen,  eine  nationale 
ZlTuftf  beforgen.  „S^m  Beften  aller  Seutfdjen  münfc^te 
idj  redft  ^erslidj,  öaf  jeöe  auslänöifdje  ICompofition 
^eute  nod)  n>ie  iljre  S\>vadie  oon  unferem  Zlational» 
tljeater  oollenös  oerbannt  n>eröe",  unö  öaf  „öen  bereits 
lebenöen  öeutfdjen  ©enies  mit  beloljnenöer  Jlufmunterung  nod} 
me^r  originale  gan5  öeutfc^e  Singfpiele  abgelodt  würöen"; 


392  iubiDld  (fronljofer 

unö  6abei  meifl  er  auf  bas  Betfpiel  6er  ^ransofen  ^in,  n>elc^e 
„iljrer  JTTuftf  beittalje  mit  fo  pteler  2tc^tun$  als  felbft  6er  Heü« 
gion  un6  6er  Can6esre9ierun9  begegnen",  un6  6te  in  Houffeaus 
para6oyen  Schriften  alles  ;,frie6ferti9"  Ijinnaljmen,  aber  „6ie  offenfc 
lic^e  Ru^e  geftört"  un6  „6ie  (£tjre  6es  Paterlan6es  gefc^än6et" 
fan6en,  als  „Souffeau  in  6ie  IDelt  tjinausfcfjrieb ,  6ie  ^ransofen 
I^atten  feine  natürliche  Cljeatermuft!".  3^^^^"^  SdjuJjbauer 
aber,  6er  im  tEo6esja^re  Cefftngs  in  foldj  treffen6er  Cejfmgfdjer 
IDeife  über  IDefen  un6  nationale  Be6eutung  von  Poejte,  IHuftf 
un6  C^eater  fdjrieb,  ipar  ein  —  Bene6iftinerpater  in  Hie6er- 
altaid)  (fpäter  Profeffor  in  2tmberg)^®^. 

Vk  2tfa6emie  6er  XDiffenfdjaften  eradjtete  feine  2tb^an6lung 
für  midjtig  genug  un6  tpür6ig  6er  2lufna^me  in  6en  erften 
Ban6  i^rer  2tbI?an6Iungen  über  (ßegenftän6e  6er  fd)§nen  IDiffen' 
fc^aften,  .un6  neben  Sdju^bauer  treffen  toir  I?ier  audf  tt>ie6er 
^ronljofer.  (Er  ^atte  ja  bereits  \779  6ie  offentlid^e  2tufmerf= 
famfeit  ^inreidjen6  auf  ftc^  gelenft,  um  5um  2tfa6emifer 
ernannt  ju  n>er6en,  un6  er  u>ar  als  foldjer  auf  äftljetifdj  fritifdjem 
(ßebiete  litterarifc^  tljätig.  (Eine  öffentlidje  Stimme  begrüfte 
gleidj  mit  freu6iger  Ztnerfennung  6as  (Befdjenf,  6as  6ie  2Ifa6emie 
Sem  gebiI6eten  publifum  in  jenem  1178  \  ausgegebenen  €rften 
Ban6e  iljrer  „2Ib^an6Iungen  über  (ßegenftän6e  6er  fdjönen 
H)iffenfd)aften"  bot.  „Die  neue  äfttjetifdje  Klaffe  6er  ltta6emie 
liefert  I?ier  6ie  (grftlinge  i^rer  ^rüdjte.  XDer  fte  genief t  un6 
feinen  oer6orbenen  (ßefdjmacf  ijat,  wirb  fie  reif  un6  gut  fin6en"  ^®^ 
(£ine  6er  fünf  2lbl?an6lungen,  u>eld)e  6iefen  Ban6  füllen,  nämlidj 
jene  „Über  6as  Stu6ium  6er  Kupferftecljerey"  (^3  5.),  gefrört 
^ron^ofer  an.  (Er  befin6et  ftd}  in  befter  (ßefellfc^aft,  6enn  5n>ei 
jener  2lb^an6tungen  ^aben  feinen  geringeren  als  ^er6er  5um 
Perf  affer. 

Selbftperftän6lidj  nmf  für  6ie  gerechte  lDür6igung  un6 
XDertfdjä^ung  andf  Siefer  äft^etifc^en  2lbl>an6lung  un6  6er  6arin 
ausgefprodjenen  2Infc^auungen  ^ronljofers  6er  Blicf  auf  6en 
6amaligen  Stan6  6er  Kunfttljeorie  geridjtet  n>er6en.  XDir  glücf= 
lidjere  (Enfel  fteljen  ja  Ijeute  audf  in  funflpIjilofopI?ifd}er  Be* 
5ie^ung  auf  einem  Ijoljeren  Stan6punfte,  un6  oieles,  was  vox 
^un6ert  3^^^^"  ^^^^  ^^^  i"  6unfler  Zttjnung  er^afc^t  o6er  ein 
XDerf  o6er  nur  beruftes  (Eigentum  gottbegnadeter  einselner 
iDar,  ift  freute  in  6er  formet  oon  £e^rfä^en  je6em  geläufig 
gett>or6en;  beim  2lnbli(J  6es  erftan6enen  Baumes  aber  mögen 
freilid)  6ie  erften  fc^madjen  2lnfä^,e  un6  Keimtriebe  un6anfbar 
aufer  ad)t  gelaffen  n)er6en.  Die  Üfttjetif  ift  eine  junge  IPiffen- 
fc^aft,    erft   2Ilef.  Baumgarten  ^at   6em   Kin6e   5U  einem 


von  fubiPtg  HTuggcntf^aler.  393 

Hamen  perljolfen  („Aesthetica  nxxb  Aestheticorum  pars 
altera".  ^ran!furt  a.  6.  ®.  ^750— ]1758)-  2lber  mit  5cm 
ZTamen  ^atte  man  immerijtn  nod)  öte  Sac^e,  nämlidf  eine 
felbftänöige ;  um  ben  IHittelpunft  bes  Säjöntjettsbegriffes  ftdj 
beipegenöe  XDiffenfdjaf t ,  nidjt.  Baumgarten  I?atte  otelmel^r 
fragen,  tpelcbe  für  fidj  längft  6te  2lufmerffamfeit  einselner 
befc^äftigt,  2lnfdjauungen ,  öie  man  als  befdjeiöenen  (ßeminn 
felbftänbiger  Betradftung  ober  in  gelegentlidfer  Berüljrung  mit 
anöern  ^Jragen  ausgefprod^en,  bie  aber  ba  unö  öort  serftreut 
^erumlagen,  5um  erften  ilTale  unter  gemeinfamem  ZTamen  oereinigt. 
I)te  (ßefdjidjte  6er  Üft^etif  pflegt  öa^er  audj  meift  gleid)  bei 
Baumgarten  einsufe^en,  um  fofort  auf  XDindelmann  unö 
Cef  fing  übersugeljen  ^^^  2lIIein  geraöe  jene  cor  un6  um 
Baumgarten  gelagerten  21  nfä^e  un5  21nläufe  funftt^eoretifdjen 
Denfens  unb  Had^öenfens,  öie  ftd}  bann  bei  XDin<felmann  unö 
£^ffi"9  5U  bleibenöem  ©etoinn  peröidjten,  ftnö  oon  gefdjidjt^* 
lidjem  3ntereffe  unö  pielleidit  nod)  nid)t  genug  gerpüröigt,  Ijaben 
öod)  5.  B.  in.  ZlTenöelsfo^n  erft  in  neuerer,  2^1}.  (Elias 
Sdjlegel  in  allerneuefter  ^eit  öie  äftljetifdje  (Ehrenrettung  er^ 
fal^ren^*^^  2Iud)  öie  (ßeöanfen  Ijaben  it^re  (Befc^id)te,  toeröen^ 
unö  im  Cicf)te  öiefes  XDeröeproseffes  erfc^einen  alle  ZHomente, 
audj  öie  oorbeöingenöen  unö  porbereitenöen,  als  notu>enöig  unö 
an  iljrer  Stelle  beöeutungspoll*  (ßeraöe  öie  Verfolgung  öer  (Ent* 
u?icfelung  öer  fogenannten  Üftl^etif  in  Deutfdjlanö  bis  5urücf  5U  iljren 
erften  Jtnfängen,  öie  man  bei  öen  Sdjmeisern  (Boom er  unö 
Breitinger)  5U  fuc^en  ^at,  beleljrt  öarüber,  öa|  aucfj  ^ier  öas 
neue  £anö  fdjon  5UPor  gealjnt  u^arö  unö,  u>enn  audf  pon 
nieörigem  Ufer  aus,  ein5elnen  bereits  ins  2Iuge  fiel,  bis  funöigen 
Sdjiffern  öie  (Entöedung  unö  (Erfdjliefung  öesfelben  gelang;  unö 
mandjes  Sai^dim,  öas  im  Büd)lein  öes  nidjt  oöer  toenig  ge= 
fannten  2lutors  fdjüdjtern  ftecft,  pertjüllt  in  befdjeiöenem  <Be» 
voanbe  bereits  öiejelbe  lDat?rljeit,  öie  im  prunfenöen  S^ulfleiöe 
öes  grof  en  2Ttannes  pon  öer  ftaunenöen  IDelt  als  ein  Heues 
begruf t  tpirö* 

äud)  in  Jronljofers  2lbljanölung  „Über  öasStuöium 
öer  Kupfer ftedj er ey"  —  in  öer  er  aud^  öie  Htalerei  beisiel^t  unö 
überl?aupt  feinen  Blicf  gepiffentlid)  auf  öie  fogenannten  „bilöenöen 
Künfte"  ridjtet  —  begegnen  rpir  Ülnfdjauungen  unö  einer  ZTTetljoöe 
öer  Be^anölung  öes  (ßegenftanöes,  wie  fte  öamals  nodj  nidjt 
gang  unö  gäbe  u>aren.  Cef  fing,  öer  ITlann  gefunöer  tE^at= 
fäc^lidjfeit,  u?ar  ^einö  aller  abftraften  Cljeorie,  jenes  ^o^len  unö 
feierten  Kationalismus,  öer  öamals  fein  Unmefen  trieb.  Ceffing 
übk  unö  entu?icfelte  feine  Cljeorie  immer  an  einem  (Begebenen, 


39^  iubtptg  ifronljofer 

unö  ^awi  unb  gar  in  Ceffingfdieni  (ßeifte  tft  es  ge^aiiöelt,  wenn 
audj  ^rontjofer  nidjt  jene  graue  Ctjeorie  treibt,  Me  fern  pom 
grünen  Baum  6es  Cebens  fic^  bet^ätigt,  unb  umgefe^rt  audj  ntc^t 
in  trocfener  Segiftrierung  von  ZHeiftern  un6  tDerfen  feine  2Iufgabe 
erblicft;  in  ridjtigem  3"fK"f*^  S^^?*  ^^  surucf  5U  öen  2tnf äugen, 
5um  „yitert^um  6er  Kupferfted^erey"  {\.  Jlbfdjnitt),  greift  für  feine 
Beurteilung  „6ie  gröften  ZHeifter  in  je6er  2trt  6er  Kupferftic^e 
un6  einige  i^rer  beften  arbeiten"  ^eraus  (2.  Jlbfdjnitt)  un6  be= 
weift  namentlidj  im  3.  2tbf(^nitte  („Häfjere  5erglie6erung  einiger 
6er  oorsüglidiften  Blätter"),  6af  er  edik  Kunftfritif  5U  üben 
oerfteljt  un6  6arum  ^iersu  bered^tigt  ift»  (ßleic^  in  6er  Dorre6e 
treffen  loir  nämliij  bei  ^ron^ofer  6en  6ie  Unmittelbarfeit 
6er  Jtnfdjauung  für  alle  Kunft  betonen6en  Sai^:  „2)cr  Künftler, 
6er  Kenner  un6  6er  blof e  £ieb^aber  von  XDerfen  6er  Seidinunq^f 
alle  6reY  Ijaben  nötEjig  auf  Kupfer ftidje  i^r  erftes  Jlugenmerf 
5U  richten.  Diefer  Sai^  be6arf  woijl  feiner  (Erläuterung",  ^ür 
6en  Künftler  felbft  for6ert  er  anf(^auen6e  Betradjtung  6er 
Porliegen6en  IDerfe,  un6  6as  wav  nidjt  über^üffig  in  einer  §exi, 
in  6er  6ie  (ßele^rtenpoefie  6e5  fiebse^nten  3^^^^""^^^*^  P^^' 
genug  naifwxxtk,  um  nod}  einen  (ßottfdie6  un6  an6ere  im 
©lauben  an  6ie  lDun6er«)irfungen  6e5  „nürnberger  Cridjters" 
5U  erhalten  un6  5.  B.  6as  Drama  als  ein  aus  6en  Sdjulregeln 
6es  fran55pfdjen  l{lafft5ismus  fauber  un6  bequem  ^er5uftellen6es 
(ßanses  5U  betradjten. 

2Iber  6abei  ift  ^ron^ofer  u>eit  entfernt,  6en  Künftler 
5um  blofen  Ztac^aljmer  06er  Kopiften  5U  madjen;  nur  6ie  Be- 
deutung eines  anregen6en,  Dorbil6en6en  Jfaftors  ^aben  nadj 
^ron^ofers  Jlnfdjauung  6ie  bereits  oorliegen6en  Kunftmerfe, 
6enn  i^m  ift  bereits  6ie  uja^re  Quelle  aller  Kunft  woijl  befannt. 
TXndi  6as  u>ar  ein  Zleues  un6  Sdkms  5U  einer  geit,  wo  6ie 
Sd}tt>ei5er  —  im  Streit  mit  6en  Ceip^igern  —  im  meljr  nodj 
traumljaften  Suchen  nad)  prinsip  un6  Quelle  6er  Kunft  6as  IDort 
^pl?antafte"  erft  ftammelten  un6  (ßottfdie6,  6er  litterarifdje 
Diftator  X)eutfcljlan6s,  6en  2tus6ru(i  „fdjöpferifdje  Kraft"  nod} 
für  Sün6e  ^ielt  un6  (Dper  un6  Kantate  ni4t  frören  moÜte,  n>eil 
„6er  Perftan6  6abei  nidjts  5U  6enfen  ^abe".  3"  folc^er 
gßit  modjte  6ie  uns  Ijeute  ja  gan5  geläufige  un6  in  allen  mog» 
licljen  metap^orifdj  aufgepu^ten  lDen6ungen  naijgefprodjene  2ln» 
fdjauung  pon  6er  fdjöpferifc^en,  freifdjaffen6en  P^an« 
tafie  als  Quelle  6er  Kunft  ein  crft  5U  löfen6es  Rätfei,  nodj  ein 
(ßetjeimnis  fein,  6as  erft  aufgebest  tt>er6en  mufte,  un6  6as  nur 
pon  wenigen  begriffen  wnvbe,  audj  als  £effing  in  flarfter 
Formulierung   6asfelbe   bereits    pertün6et    Ifaik.      ^ron^ofer 


©Ott  f  ubiDtg  IHuggcntl^aler.  3^5 

gehört  5U  öiefcn  trcntäen:  er  fpridjt  —  ein  (ßreuel  für  6ie 
©ottfc^eöianer  —  von  einer  „divina  aura",  6te  6en  ICünftler 
befeele,  oon  einer  „erhabenen  nie  öurdf  ^leif  5U  erfe^enöen 
ißStterfprac^e",  öie-öer  Didjter  rebe,  un6  toie  Schiller, 
(ßoetlje,  in  neuefter  5^it  befonbers  (Bei bei,  öie  (ßrunöfä^e 
aller  Kunftp^ilofop^ie  auf  met?r  intuitioem  XDege  in  (ßebidjten 
(un6  fonft)  ausgefproc^en  tjaben,  fo  fül?lt  fic^  merftPurbigertDeife 
jro nt?of  er  6as  gleidje  511  t^un  oeranlaft  (Er  feiert  in  folgen* 
öem  —  öer  in  ^rage  fteljenben  21bljan6lung  einverleibten  ^^*  — 
(Beöic^te  6ie  ©riginalität  un6  audj  fdjon  6ie  (baraus  jidj  ergebenöe) 
Souperänität  bes  Künftlergenius: 

Sel^t  tt^r  bett  Bergprotn  bort  ntd?t?  So,  iPte  laut  brüllctiber  Dottner 

Sdjtegt  er,  Don  etgenetit  Duft  umttcbelt,  bie  pfeifen  herunter 

Stnfxed}t  Jall  auf  ^aü.    IHit  cbeltti  Ungeftüm  t^affetib 

2IIIe  Befc^ränfutig  burc^gräbt  er  3a>an3tg  tttartnorne  Dämme, 

Breitet  ringsum  pd?  aus,  bofjrt  neue  Hiitnfale,  n>äl3et 

£apen  pon  Steinen  ©or  pc^  bafjer  unb  frigt  an  ber  lPur3eI 

(Einer  t^utibertjäljrigen  (Eic^e,  bie  einwärts  gebeuget 

Had^giebt  bem  Stärfern  unb  lecfet  anjefet  am  filbernen  Schaume, 

Den  it^r  fiol3er  IPipfel  3Ui)or  milbtl^ätig  befd^attet, 

Bis  burd?  I^unbert  Krümmungen  pd?  ber  oft  unterbroc^ne 

;JIug  ins  (Efial  ergießt,  unb  fleine  pillf lüfternbe  öäc^e 

init  Perad?tung  im  t|ol|en  (Seräufd?  t)eüfd?immernb  tjorbeyrollt. 

Belli  if^r?  fennt  iJjr  ben  Strom?  (Er  ift  ber  föllnifc^e  Hubens, 

€r,  ben  IHutter  Hatur  —  an  iljren  Brüpen  gefäuget  — 

Ubcr  ben  friec^enben  Schwall  ber  iiiiexnben  Hac^af^mer 

auffd;n>ang, 
Unb  f^inpeöt  3um  HTufter,  wie  ol^ne  bie  ängplic^en  Steige, 
CDl^ne  gefünpeltes  Hegelfypem  bas  freye  <5enie  flc^ 
3n  bem  IHaler  unb  Dichter  bis  3U  ben  Sternen  erl^ebet. 

Bei  allem  Sc^n^ulft  ber  €infleibung  fpridjt  ^ron^ofer 
^ier,  n?ie  anbertpärts,  beutlidjft  jenes  (ßrunbgefe^  alles  fünfte 
lerifdjen  Sdjaffens  aus,  bas  eine  gefunbe  Üftl^etif  als  ^unbament 
bei5U5iel?en  l^at.  (£r  ift  fid)  audf  biefes  (ßebanfens  tlar  genug 
bemuft,  um  gleidj  bie  nadjftliegenben  Konfequensen  5U  5iel?en. 
3^ne  Souperänität  bes  (ßenies  lägt  iljn  bereits  an  bas  (ßerec^te 
ber  l)ora5ifd)en  ^orberung  bes  genio  indulgere  benfen,  unb  er 
berüljrt  bamit  ein  iHoment,  bem  man  5.  23*  felbft  bei  Kant 
eine  mel?r  grunblegenbe  Bebeutung  wünfc^en  mödjte.  „Rubens 
I^at  nid)t  geit,  erft  mü^fam  5U  überlegen,  ob  biefer  ober  jener 
ttt?eil  nic^t  nodj  beffer  geseidjnet  feyn  !önnte.  XDie  ein  fd)nelles 
(ßemitter  .  ♦  .  ,  rcigt.fein  (gnt^uftasmus  unaufljaltfam  i^n  fort 
über  (Ebenen  unb  Berge  unb  erlaubt  iljm  feine  Seitenblicfe  auf 
porfommenbe  Sdjwierigfeiten  5U  tljun*  Dief  ift  bie  grofe 
Urfadje,  marum  man  mandjmal  fo  piel  3^^f<>^^^^f*iö" 
bey   i^m   antrifft"  ^^^    2lber  nod)   eine   u>eitere  ^folgerung 


396  f ubtptg  f ronljofer 

jwljt  Jron^ofcr  aus  jener  ©rtgtnalitdt  un6  Souperdnität  5es 
Künftlergcnies.  Cef  fing,  in  6er  „fjamburgifdjen  Dramaturgie" 
(^767— 69),  Ijält  mit  2IriftoteIes  es  mdft  für  ppidft  5es  Didfters, 
uns  6ie  u>irfiid)en  €rlebniffe  öer  gefdjidjtlid^en  ©eftalten  vov^ 
jufü^ren,  6eren  ITamen  er  benutze;  er  ^abe  nur  5U  seigen,  lüas 
ZHenfd^en  pon  i^rem  (Cfjarafter  begegnen  fönne  unö  muffe* 
Der  bayrifdje  2Ifa6emifer  ^ron^ofer  fpric^t  feine  3upi^"^ii"9 
06er  5ufäUige  Öbereinftimmung  mit  Ceffing  öeutliijft  aus:  „Der 
Cefer  ujirö  ja  Ijoffentlidj  in  einem  (ßebic^te  feine  tjiftorifdjen 
IDa^r^eiten  fuc^en,  wo  man  blof  fagt,  u>a5  Ijdtte  gefdje^en 
fönnen,  nic^t,  u>as  gefc^etjen  ift"  ^^\  Unb  öiefe  Jreiljeit  6es 
Künftlers  feinem  Stoffe  gegenüber  erflärt  Jronljofer  als  öirefte 
Folgerung  aus  jener  ©riginalität  unb  Souperdnität  öes  Künftler« 
genies,  6em  öer  Stoff  nur  iHittel  5um  §w(id^  ift,  un6  6as  audj 
aus  u>enigem  ctn>as  madjen  fonne:  „CI?o6otpiecfi  ^at  uns  ge» 
5eigt,  öaf  man,  um  erhabene  Porfteüungen  5U  liefern,  nidjt  immer 
(ßötter,  ^albgotter,  ^elöen  un6  prinsen  n>dtjlen  muffe"  ^®'. 

Diefer  ©eöanfe  erinnert  an  6ie  5U  gleidjer  ^cxt  öurdj 
Cef  fing  u.  a.  beridjtigte  irrige  2Inf(^auung  auf  öem  ©ebiete  öer 
Poejte,  Öa0  5ur  Darfteilung  öes  Cragifdien,  überhaupt  für  öas 
Drama,  Konige,  (Jürften,  ^elöljerrn,  fur5  öas  Ceben  öer  ^öljeren 
Stdnöe  allein  einen  angemeffenen  Stoff  biete;  es  eripddjft  bas 
bürgerlidje  Sdjaufpiel,  in  öem  audj  öer  Bürgerftanö,  öas  fogenannte 
Pol!  5U  €^ren  fommt.  Sdjiller  meinte,  (ßutes  aus  (ßutem 
fönne  jeöer  tt^or  ^erporbringen,  aber  öer  (ßenius  rufe  (ßutes  aus 
Sdjiedjtem  Ijerpor;  in  gleid}  energifc^er  XDcife  giebt  ^ron^ofer 
fc^on  por  Sdjiller  feinem  (ßlaubenan  öie  JtUmadjt  öes  Künftler» 
genius  2lusöru(J:  „Bisljer  ^atte  man  immer  irrig  geglaubt,  öaf 
öie  moöernen  Crac^ten  unö  ZTToöen  ftd)  für  öas  grof e  ^iftorifdje 
nidjt  fd)idten.  Slüein  Cljoöomiedi  ^at  öiefen  3^^^*^^"^  ^^^  grünö» 
lid)ften  öurd)  feinen  Calas  u>iöerlegt»  €s  f6mmt  nur  öarauf  an, 
tper  es  in  feiner  (ßeipalt  tjat,  aus  2tllem  2IIIes  5U 
madjen,  öie  Jrei^eit  unö  öie  Hedjte  öer  Hatur  ju 
^anöljaben  unö  nichts  unbenu^t  5U  laffen"^®^ 

Hidjt  blof  öer  proöusierenöe,  öer  Künftler,  audj  öer  Hesi» 
pierenöe,  ö.  i.  öer  öas  Kunftmerf  (ßeniefenöe  oöer  im  (ßenuf 
2lufnel?menöe,  erregt  bereits  öie  Jlufmerffamfeit  ^ron^ofers. 
3a  er  nimmt  jidj  fdjon  öen  2tnlauf,  öamit  öie  ^rage  nadj 
öer  XDertmeffung  für  öas  Kunftproöuft  in  gufammen^ang  5U 
bringen,  ^ron^ofer  ift  ftd?  öeffen  flar  bcwnp  unö  Ijat  es 
öeutlidjft  auscjefprodjen,  öaf  nidjt  blof  öer  Künftler,  fonöern 
audj  öer  Kunftgeniefenöe  JCunftftnn  befi^en  muf,  öenn  n?as 
erftercr  proöu5iert   unö  gefdjaffen  ^at,    reproöU5tert   unö  fdjafft 


von  £ubi»ig  HTuggentljaler.  397 

6cr  leitete  nadj,  „€6eln  Seelen  Dor5ufüI?Ien,  ift  öes  Künftlers 
^crrlt(^fter  Beruf"  ((ßoettje).  Jür  6te  (gntfdjeibung  6er  Jrage: 
toas  ift  fd}ön?  ift  bas  Pro6uft  ein  liunftiperf?  ^aben  aber  nidjt 
einmal  Sijiller  unö  Kant  öen  Blid  auf  6en  Hesipierenben 
gen^orfen,  6enn  toer  oon  5er  ^ölje  bes  Begriffs  aus  in  5ie  XDelt 
5e5  Sdjönen  einsuöringen  fuc^t  unö  nic^t  auf  unmittelbar  pfydjO' 
Iogifd)er  Bafis  öie  C^eorie  6es  Sdjonen,  öie  Ztftl?etif;  auferbaut, 
6er  wxvb  öen  Se}ipieren6en,  bas  urteilende  Publifum,  als  mefent» 
lidjen  ^a!tor  ffir  6ie  €ntfc^eiöung  6er  Jrage:  u>as  ift  fc^ön? 
nidjt  beistehen  un6  überfe^en,  6af  6erfelbe  ZTTenfdfengeift,  6er 
im  Künftler  fc^afft,  im  He5ipieren6en,  alfo  im  Publifum,  über 
6as  ©efc^affene  51}  ©eric^t  fi^t.  XDie  mandj  an6erer  ntdjt  06er 
u?enig  gefannte  Üft^etifer  ^at  audj  Jron^ofer  6iefe  Jrage 
mel?r  als  geftreift,    un6  5n>ar  im  (SeMdjte  „6ie  Zlac^tpelt"  ^^^: 

3e^t  3an!t  unb  fämpft  um  ben  Huf^m, 
Unb  appeKirt  ans  publifum ; 
Pas  Publifum  fann  nidfts  entfc^ciben. 
Die  Had^melt  cnbigt  erp  t>en  Streit, 
Unb  3oUt,  frcy  oon  partf^eYlid^feit, 
Perbtenften  roaljres  £ob  mit  f  reuben. 
£agt  ein  3a^rfiunbert  nur  corbey, 
Da  urtl^eilt  erft  bie  IDat^rl^eit  frey; 
Der  Hul^m  wirb  nad?  bem  IPerttj  gemejfen. 
Kein  Debicant  unb  fein  HTäcen, 
Hi<^ts  fann  ber  Krttif  roiberftefin, 
Unb  alle  Stümper  ftnb  Dergeflfen. 

(£r  legt  alfo  6ie  (Entfc^ei6ung  ber  ^rage:  was  ift  fdjön? 
für  6en  fonfreten  Jall  in  6ie  ^an6  6es  Publifums,  freilidf  nic^t 
6es  Publifums  6es  tEages  un6  6er  tEageslaune,  tt>ie  6enn  uber=* 
^aupt  bei  jener  ^rage  nid)t  einfadje  Stimmenmeljr^eit  entfdiei6et, 
6ie  Stimmen  oielmeljr  getDogen,  nidjt  gesä^lt  n>er6en  muffen. 
Dag  6ie  fog.  Kritif  I?ier  u>efentlid)en  2lnteil  nimmt,  ift  felbft» 
perftdn6lidj,  aber  eben  6arum  for6ert  ^ronI?ofer  aucfj  für  6en 
Kunftfrttifer  06er  „Kenner",  toie  er  ifjn  nennt,  Kunftfinn 
un6  Betljätigung  6esfelben  6urc^  Jlnfdfauung,  repro» 
6uäieren6e  Betrachtung  6er  Kunftmerfe,  un6  er  will 
6iefe  toefentlic^e  Porarbeit  nid^t  an  einem  tEage  abget^an  ipiffen. 
„ITIan  ^ebe  aus  6em  gansen  Bil6e  foon  Sap^aels  ^eiliger 
^amilie)  nur  6en  einsigen  Kopf  6er  ^eiligen  3i^W9f^^ii  ^"^/ 
ftu6ire  itjn  Qlage  lang,  un6  man  n>ir6  ftets  neue  lDun6er 
6er  Kunft  6arinn  getDaljr  n>er6en"^^^  ^ron^ofer  weift 
6arauf  I?in,  6af  grofe  IDerfe,  wie  6ie  eines  Hap^ael,  „lang 
un6  mit  emfig  oerfammeltem  ©eifte  betradjtet  feyn  wollen, 
um  6en  6er  Dollfommen^eit  allein  eigenen  unoer» 
löfc^lidjen  (£in6rucf  auf  unfre  Seele  5U  machen,    6er 


398  Cubtpig  ^ronf{ofer 

6ie  rafdje  Jtnftaunuttg  6es  flüdjtigen  Begaffers  fo  ^immel» 
weit  übertrifft'' "\  un6  toie  fd^tper  voxvb  es  felbft  oft  „Kennern", 
bas  ridjtige  Urteil  5U  fällen:  „Die  Urteile  6er  Kenner  ftnö  oft 
fo  perfdjieben  als  6ie  JTIenfdjengefic^ter"  *^^  Das  ift  aber 
nadf  ^ron^ofers  rid^tiger  Stnfdjauung  auf  Sedjnung  jenes 
öualiftifdjen  Dertjältniffes  ju  fdjreiben,  in  ipeldfem  6ie  Kenner 
06er  Kritifer  5um  Kunfttperfe,  alfo  5U  ifjrem  ©bjefte,  fo  ^äufig 
fte^en  06er  fteljen  bleiben.  (£rft  nadf  reichhaltigem  eigenen  Kunft- 
genuffe  ift  6er  Perftan6  beredjtigt  un6  befähigt,  fein  fritifdjes 
©efc^äft  auf5une^men,  un6  er  for6ert  6amit  nur,  mas  Ceffing, 
U)incfelmann  u,  a.  get^an,  un6  mas  er  felbft  in  ausge6e^ntefter 
un6  forgfältigfter  U)etfe  geübt  I^at.  ITTan  muf  in  6er  Ql^at  ftaunen 
über  6en  Bienenfleif ,  womit  jronljofer  überall  nac^  ©bjeften 
für  feinen  Kunftfinn  un6  für  feine  f unftf ritifdje  Urbeit  f a^nöete ; 
un6  jum  ©lüde  fan6  er  in  einer  ^ext,  6ie  naii  6iefer  Sichtung 
6en  6ürften6en  fo  farg  bcbaifk,  (ßönner  un6  Kunftfreun6e :  er 
f priest  6em  (ßalerieinfpeftor  Dorner,  6em  (ßrafen  pon  La 
Ros^e  un6  6em  (ßrafen  pon  Ceibelfing,  6ie  i^re  Kupferfttdje 
i^m  5ur  Perfügung  ftellten,  feinen  öffentlidfen  Danf  aus,  befon6ers 
aber  6em  (ßrafen  Pon  ^aimljaufen,  „aus  6effen  f oftbarer 
Sammlung  pon  Kupfern  un6  5um  Ceil  audj  ^an6rtffen  idj  mir 
nadj  ^ersensluft  Kats  erljolen  fonnte"^^*.  Kunftliebe,  überfjaupt 
perfönlidje  Bil6ung  fdjeinen  i^m  alfo  gutritt  audf  in  6ie  ^oljeren 
©efellfc^aftsfreife  perfc^afft  5U  ^aben,  un6  feine  „ftarfe  Ciebe  5U 
6en  bil6en6enKünften",  an  6te  ipir  audj  o^ne  feine  Selbftbeteuerung 
glauben  xvüxbm,  bettjätigte  er  in  fold)  intenfipem  Kunftgenuf, 
6af  er,  wie  fdjon  oben  bemerft,  6iefe  Begeifterung  U)ie6er  in 
anderer  ZDeife,  nämlic^  poetifd},  aus5ufprec^en  ftd^  gc6rungen 
füllte*);  ja  er  ging  nodj  weiter:  „Jronljofer  £u6wig,  djur- 
fürftl.  ^ofratlj  5U  fhündjen,  ä^te  5U  feinem  Dergnügen  einige 
Blätter,  6te  er  mit  6en  2lnfangsbudjftaben  feines  Hamens  be» 
5eidjnete.  (Ein  fleines  Blatt,  welches  6ie  IHinerpa  auf  ZDolfen 
mit  Sifilb  un6  Cause  porftellt.  H.  i  Z  6  L.,  Br.  i  Z  i  L. 
Diefer  per6ienftpolle  ZITann  ftarb  \800  im  Soften 3^^^"  (Hagler, 
Künftler.£efifon,  Ban6  IV,  5.  5U).    Un6  6iefe  wenn  audj  nur 


,.*)  Der  Cttel  feines  (Sebic^ts  „Danf lieb  IHofts  nad(  ber  Vertilgung 
ber  ägypter  im  rotf^en  ZHeere"  entf^ält  beu  Beifafe  „Xtad^  einer  geid^nung 
von  le  Brun";  bes  ponttus'  Kupferftic^  „  EJerobiantfd?er  Kinbermorb  nad^ 
Hiibens"  regte  tl^n  fd^on  nad^  ber  erftmaligen  Betrad?timg  3U  einem  längeren 
„Senbfcbreiben  an  einen  freunb"  an  (f.  ,,äber  b.  Stub.  ber  KupferfledjereY", 
S.  299);  ätjnlidj  regt  iljn  bie  Betrachtung  bes  (Scmälbes  bes  grogen  Hubens 
an,  funftpl^ilofopf^ifd^e  2lnfdjauungen  in  (form  eines  (Scbtc^ts  aus3ufprec^en 
(f.  oben  u.  2lnm.  (o^). 


von  iuhmt^  ITTuggentt^aler.  599 

WIcttantcnljaftc  ScIbftlljätigfcU  crfidrt  ^ron^ofers  rcidfe  unö 
einge^nöe  Bemcrfungen  unb  (Erörterungen  über  grap^ifdje 
Ced^nÜ,  Me  anfeljnlid^e  ZlTengc  oon  Kenntniffen  aus  6em  (ße« 
biete  6er  Kupferftedjerfunft,  u^ie  auc^  6er  IHaleret,  über  6ie  er 
perfügt* 

€tn  ZHann  mit  foldjent  Kunftjinn  un6  foldj  grün6lidjen 
tedjnifc^en  Kenntniffen  wav  u)oIjI  beredjtigt,  audf  als  Kunftfritifer 
ein  öffentlid^es  IDort  5U  fprec^en  un6  namentlidj  jene  ^or6erung 
an  alle  Kunftfritif  5U  fteüen,  im  (ßefüljl  6er  äftl?etifd)en  £uft, 
in  6er  äftl?etifdjen  Stimmung  erft  6a5  5U  erleben,  was  6er 
Perftan6  6ann  6enfen6  5erglie6ern  foU  un6  ujill.  2)a6urdj  unter* 
fdjei6et  ftdj  ^ronljofer  gleidf  oon  feinem  ^^itgenoffen  2lley. 
Baumgarten,  6er  „tt)e6er  6urdi  6ie  Sc^ön^eit  6er  ZTatur  nodi 
butif  XDerfe  6er  bil6en6en  Kunft  5U  feinen  äft^etifdjen  Unter» 
fuc^ungen  angeregt  u>ur6e''^^*;  un6  6od}  Ijat  er  6em  neugebornen 
Hxnbe  gan5  ridjtig  6en  Hamen  oon  6em  €mpfin6en  gegeben, 
mit  6em  fte  Jid}  überljaupt  5U  befdjäftigen,  oon  6em  fie  aussu« 
getjen  iiat  [alad^avoiAat).  (£ben  6al?er  aber,  u>eil  er  felbft  nidit 
oor^er  empfun6en  I?at,  u>a5  er  nadj^er  6enfen6  äerglie6ern  toiU, 
betoegte  fidj  Baumgarten  auc^  noc^  in  einem  ^öd}ft  be- 
fdjränf ten  äftl?etifc^en  ©eftc^tsf reife,  un6  aus  6em  gleidjen  (ßrun6e 
fonnte  er  nur  eine  Aesthetica,  nic^t  aber  eine  Ztft^etif 
fc^reiben,  6enn  mit  6er  Unmittelbarfeit  6er  CEmpfin6ung  ift  6oc^ 
audj  6er  unmittelbare  2lus6rucf  6erfelben  in  6er  natürlidjen  i.  e. 
in  6er  2Trutterfpradje  nidft  blof  gefor6ert,  fon6ern  n>ie  oon  felbft 
fc^on  gegeben;  6ie  im  6eutfc^en  (ßemüt  ftdj  regen6e  (Empfindung 
U)ir6  nidjt  auf  lateinifc^em  o6er,,fran5öftfc^em  ZDege  5um  2Ius» 
6rucfe  ringen;  n>enn  6aljer  6er  Üftljetifer,  wie  Baumgarten, 
feine  tC^eorie  in  fdjmerfälligem  £atein  entu>i(Jelt,  fo  ift  6ies  ein 
Beu>eis  6afür,  6af  er  jenen  Prosef  gemütooHen  (Erlebens  6er 
Kunftmerfe  —  u>ie  xoxt  6ies  bei  XDindelmann  un6  £effing 
bemerfen  —  nidjt  6urc^gemadjt» 

Ztudj  ^ron^ofer  looüte  ^ier  gleic^fam  an  ftc^  felbft  6ie 
geftellte  ^or6erung  ooUsieljen,  6enn  wvc  fe^en,  u>ie  er  all  6ie 
Bil6er,  0emäl6e  un6  Stidje,  6ie  er  6er  fritifd^en  Betrachtung 
untertt?irft,  felbft  immer  erft  „lang  un6  emftg  mit  oerfammeltent 
©eifte"  betradftete  un6  auf  fidj  ujirfen  lief.  Dabei  aber  oer» 
mei6et  er  jene  ^ier  nal?eliegen6e  ZlTifdjung  o6er  Permec^felung 
5ioeier  ZlTomente:  er  fdjei6et  un6  unterfd)ei6et  —  n>ie6er  gans 
in  Ceffmgfdjer  IDeife  —  6en  2lft  anfdjauen6er  Betradjtung, 
rein  äftl?etifdjen  (ßenief ens  oom  Jtfte  äfttjetifd}  frittfdjer  Be= 
tradjtung  6er  Kunftmerfe;  jener  gilt  i^m  als  notwendige  Por= 
ftufe  für  6iefen,  un6  wzxm  er  für  jene  erftere  Betradjtungsweife 


^00  CubiPtg  (front{ofec 

allcrbtn^s  6er  P^antafte  bk  öominiercnbe  Stellung  antpetft,  fo 
fe^en  mit  aber,  wk  ba,  wo  6er  Perftanö  öas  erfte  IDort 
unb  6ie  6omtnteren6e  SteUung  ^at,  5ie  P^antafte  öiefen  ntc^t 
um  fein  Hec^t  betrügt,  6enn  ^rontjofer  ipeig,  6em  eckten 
Kunftfritifer  gleidj,  allen  Beifa^  pon  (Ent^uftasmus  in  feinem 
Urteile  femesu^alten  un6  ruft  6a,  wo  er  ein  BiI6  befpric^t,  nic^t 
blog  aus,  6af  es  fc^ön  ift,  fon6ern  er  jeigt  un6  fü^rt  aus,  n>as 
fdfön  ift,  un6  toarum  es  fdjön  ift.  Seine  Urteile  bereifen  auc^ 
einen  forgfältig  geläuterten  Kunftgefcfjmacf  un6  ein  fdjarfes,  ge* 
übtes  Kennerauge,  wk  feine  Beurteilung  5.  B.  Hap^acls^^^ 
un6  Sembran6ts^^^  befun6et.  Un6  felbftDerftdn6Iici^  jin6  es 
originale  Urteile,  6ie  er  fällte  un6  fällen  fonnte;  er  oerfdjmä^t 
alle  fflaoifc^e  Jtnle^nung  an  an6ere  un6  untersie^t  pielme^r 
—  ipie6er  in  6er  äc^t  miffenfc^aftlidjen  IDeife  Ceffings  —  6ie 
Schriften  un6  6arin  nie6ergelegten  Urteile  an6erer  einer  Kritif. 
So  ergebt  er  gegen  „6ie  im  3^^?^^  X'^'^l  ^^  Ceipsig  bey 
Sc^n>icfert  l^erausgefommene  aus  6em  €nglifc^en  überfe^te 
2lb^an6lung  pon  Kupferftidjen''  6en  l?orn?urf,  „siemlic^ 
unpolIftän6ig  ju  fein",  6enn  „piele  6er  größten  ZlTeifter  fin6 
6arin  pergeffen,"  un6  Jron^öfer  fü^rt  fol^e  auf,  6arunter 
CI?o6ott)iecfi,  UTaffon  u.  a.;  fdjärferer  QIa6el  trifft  6en 
^üridjer  ^üfli,  6er  in  feinem  „Haifonniren6en  t?er» 
5eidjnif  6er  porneljmften  Kupferftec^er"  jene  aus  6em 
€nglifc^en  überfe^te  2tb^an6Iung  Peigig  benü^e,  aber  in  un« 
frittfc^er  XDeife  zb^n  nur  benü^e  un6  „6eren  Cücfen  ni^t  aus* 
fülle",  6enn  „porsüglidj  fdjSne  2lrbeiten  ^at  ^err  ^üf  li  näljer 
5u  beleudjten  un6  5U  5erglie6ern  unterlaffen,  un6  pon  einigen 
berüljmten  Mnftlern,  ^uret,  CI?o6on>iecfi  u.  f.  u>»  fin6et  pdj 
6arinn  ebenfomenig  eine  2In5eige"  ^ ^ *.  €benfo  urteilt  ^ronljofer 
über  6ie  ^777  erfd^ienenen  „Dorlefungen  über  6ie  fc^önen 
Künfte"  pon  Sdjubert:  „Der  Haum  fo  u?eniger  Blätter  litt 
beynal^e  nid}ts  als  fimple  2In5eigen.  Un6  tpären  nur  noc^  6iefe 
nidjt  poUer  Unrid)tigfeiten I  ^^vTXnl^en  ift  alfo  fe^r  gering'' ^^^; 
un6  ein  Beweis  feines  forgfältigen  Stu6iums  6er  Schriften 
an6erer  ift  u.  a.  auc^  feine  €nt6ecfung  Pon  U)i6erfprüc^en ;  fo 
entgel^t  i^m  5.  B.  nid^t,  6af  „^err  Jüfli  in  6er  neuen  Jius» 
gäbe  feines  "Künftlerleyifons  über  ZHaffons  3fin9^^  *" 
€maus  nadj  (Citian  gans  an6ers  urt^eilt  als  in  feinem 
Kaifonniren6en  Perseidjnif  6er  porne^mften  Kupfer» 
ftec^er"^«^ 

3n  tt)0^lt^uen6er  tDeife  läft  Jronljofer  in  politifdj  troft« 
lofer  Seit,  ipo  £effing  mit  perijaltenem  ^o^"«  6en  gut^ersigen 
(Einfall  eines  6eutfc^en  Hationalt^eaters  5U  belädjeln  ftdj  bemühte, 


von  £ubn?lg  XHuggentt^aler.  (j^o\^ 

voe'xl  es  nodj  feine  fceutfc^e  Hation  ^ebe,  andj  IjUx  6te  patriolifdje 
unö  iwav  öeutfdjpatrtottfije  Perfpcfttüe  nidjt  aus  6eni  2Iugc.  UTit 
Stolj  nennt  ^rontjofer  öen  öantals  in  Paris  jtdj  auf^altenöen 
berüfjmten  Ijeffifdjen  ITtcifter  ^oif,  (ßeorg  XDille  ^^^  ,/unfern" 
IDille,  preift  it^n  als  „6ie  €I?re  öer  öeutfdjcn  Ztation  im 
2luslanöe"  unö  fiefjt  —  in  einer  geit,  wo  in  J)eutfdilan6  noc^ 
faft  alles  fransöftert  wav  —  in  biefcm  XDille  öen  lebenöigen 
Bemeis  öafür,  öaf  ,;9rofe  2)eutfdje  fdjon  oft  öen  jinfenöen 
Suljm  öes  2Iuslanöes  aufrecht  erl^alten  oöer  öenfelben,  n>enn  er 
andf  gleidj  auf  Quten  IDegen  wav,  mit  einemmale  5ur  Ijödjften 
Stufe  erijoben";  ja  mit  (Emp^afe  oerfünöet  er,  öaf  ,,tnille 
öem  ftolsen  3^^^^^"  S^S^^Ö^  ^^^  2tlbrec^t  Durer  war, 
unö  mie  feljr  müröe  er  öie  grofen  ©eifter  jenfeits  öer  2Ilpen 
übertroffen  I^aben,  u^enn  er  fo  mitten  im  8efi^  öer  Kunft» 
reid}t^ümer  öes  2lltert^ums  getoefen  wäre  tt>ic  jene"*^^ 
SelbftDerftänölic^  unö  mit  Hedjt  lenfte  aber  ^ronljofer  öabei 
feinen  8licf  audj  auf  fein  engeres  Paterlanö:  ,,Unö  ntit  tpas 
groffem  Dergnügen  fe^e  ic^,  öaf  man  je^t  fo  emftg  in  meinem 
Daterlanöe  nadj  Kupfer ftidfen  fragt  unö  ftuöirt!  21llenttjalben 
u>irö  gefammelt;  I?ie  unö  öa  seigen  jtdj  bereits  fc^r  artige 
Kabinete,  unö  nur  öieg  allein  fe^lt,  öaf  nocfj  mandje  Sammler 
feine  gans  ridjtige  XDa^l  5U  treffen  miffen.  Diefcn  5um  Beften 
ergreife  ic^  oorsüglid}  öie  ^eöer"  ^*^. 

jfronl^ofer  ^atte  audj  nidjt  sufällig  unö  5um  ^wedt 
blofen  Selbftgenügens  geraöe  nadj  jenem  Cfjema  für  feine  2Ib= 
Ijanölung  gegriffen ;  fein  IHotio  lag  tiefer,  unö  er  ftanö  öabei  in 
lobenöigfter  ^ü^lung  mit  einer  fegensreic^en  Strömung  öes  Cages. 
(£b^n  öamals  ^atte  öer  Heftor  (unö  fpätcre  Direftor)  öer  Berliner 
Jlfaöemie  öer  bilöenöen  Künfte  öie  2tnerfennung  öer  geitgenoffen 
in  reic^ftem  JTIafe  genoffen,  unö  wenn  ja  CI?oöott)iec!i  öem 
großen  Stecher  pon  Nürnberg  nidjt  gleic^fommt,  fo  mar  er  aber 
öamals  öer  ZTtann  öes  Cages  —  iljn  nidjt  5U  nennen,  erflärt 
^ron^ofer  für  eine  Unterlaffungsfünöe  (f.  oben)  — ,  unö  ob 
es  (ETellerts  Sdjriften  oöer  Bürgers  (öeöidjte,  Doltaires 
XDerfe,  Schillers  Häuber  oöer  S^afefpeares  Dramen  tparen, 
es  erfi^ien  faft  fein  artiftifd}  ausgeftattetes  XDerf,  5U  öem  md)t 
CI?oöon>iecfi  it>enigftcns  eine  Pignette  lieferte.  Da^er  fann 
es  nidjt  munöer  nehmen,  öaf  nic^t  blof  öie  C^eorie  fic^  öes 
Stoffes  nun  5U  bemächtigen  unö  eine  Citteratur  öer  Kupferftec^er» 
fünft  5u  erroadjfen  beginnt  ^^'^  —  n>05U  auc^  ^ronljofer  gleidj 
einen  Beitrag  liefert  — ,  fonöern  in  ridjtigem  Perftänöni  ffe  fudjt 
5.  B.  öie  bayrifc^e  2Ifaöemie  öas  früt?er  nur  oon  einseinen  nad^ 
einseinen  Hidjtungen,  audj  oon  TXlondjm  betriebene  antiquarifc^e 

3al}rbu(i}  fär  tnand^enec  (Befd;.  II.  26 


4^02  inbiPtg  JronI|ofer 

3ntcreffe^*'  auf  öem  (ßebiete  6er  grapljifdjcn  Künftc  5U  vcv^ 
allgemctncrn  ^*®;  iljr  tjoljer  (ßrünfcer  tft  fogar  beinuljt,  6em 
publifum  auf  populärem  IDe^e  6ic  nötigen  l(enntntffe  in  Künften, 
(ßemerbcn  ic  5U  Dermitteln^*^  ja  es  erfteljt  \770  5U  JTTündjen 
eine  21nftalt,  n>ie  es  öeren  6amals  nodf  rec^t  u^enige  gab,  eine 
öffentlidje  geic^nungsfcfjule  größeren  Stiles^*®;  eine  geitftimme 
erflärt  un5  begrfigt  auc^  6iefe  Jlnftalt  ausörürflid)  als  ^ruc^t 
6er  einfdjiägigen  Beftrebungen  6er  2lfa6emte  6er  IDiffenfdjaften, 
un6  6as  gefc^idjtlid)  blicfenSe  2Iuge  a>ir6  6arin  eine  meitere  un6 
5U>ar  eine  6er  legten  (Etappen  06er  Dorftufen  für  6ie  im  3aljre 
\808  erfolgte  (ßrun6ung  6er  bayrifclfen  2tfa6emie  6er  bil6en6en 
l{ünfte  crfennen  6ürfen. 

Zrtitten  in  6iefer  nic^t  be6eutungslofen  Belegung  fte^t 
^ron^ofer;  ja  er  Ijatte  ptelleidft  6as  2tuge  6er  2Ifa6emie  auf 
jene  ^^xt\Mmnn<i  ^ingeipiefen,  6enn'  6a  er  5n>ei  ^aijx^  por^er 
(\779)  5um  erften  2Ilale  als  afa6emifd}er  2Je6ner  auftritt, 
5äl?lt   er    5U   6en  2tuf gaben    6er    neugegrün6eten    „belletrifc^en 

Klaffe"  audf  6ie:    „Baiern   fann  for6ern, 6af  mir  6as 

in  Pergleic^ung  mit  Spradje,  Sljetorif  un6  poefte  nodj  unglcidj 
min6er  bearbeitete  ^el6  6er  bil6en6en  Ifünfte  nä^er 
beleuchten  un6  unfere  ©enies  ^ierinenfalls  5ur  griec^ifdjen, 
italienifcljen  06er  flamän6ifdjen  lDur6e  un6  €legan5  empor  5U 
bringen  fuc^eii"  ^*^  Jron^ofer  I?at  ftdj  au^  glcic^  6aran 
gemacht,  6as  Seinige  5ur  (Erfüllung  jener  ^or6erung;  6ie  Bayern 
an  6ie  „beUetrifdfe  Klaffe"  ftellte,  bei5Utragen,  un6  er  ^at  ftdj 
6amit  aud)  für  6ie  (Entmicfelung  6er  Kunfttl^eorie  06er  Üft^etif 
ein  n>efentli(^es  I?cr6ienft  ermorben.  Bei  6en  fortgefe^ten  un6 
immer  tiefer  ein6ringen6en  ^orfdjungen  über  6as  IDefen  6er 
Kunft  Ijatte  man  —  u>ie  es  ^ron^ofers  2Iuge  nidjt  entging  — 
immer  nur  Dor5ugstt>eife  6ie  Poefie  im  2tuge  un6  6ie  bil6en6en 
Künfte  nur  infoferne  beriicfjtc^tigt,  als  pe  6er  Poefte  oeriDan6t 
erfdjienen.  2tber  „6er  u>a^re  <ßef^macf  tft  6er  allgemeine,  6er  ftd} 
über  Sd}önl?eiten  oon  je6er  2trt  oerbreitet",  erflärte  Ceffing*«*^ 
un6  6rang  als  Kritifer  felbft  gleidj  erobcrn6  ins  Cerrttörium 
auc^  6er  an6ern  Künfte,  felbft  6er  Sc^aufpielfunft,  ein,  6ie  bil6en6en 
Künfte  n>ur6en  bal6  an  ftdj  un6  o^ne  Hebenbesieljung  auf  6ie 
Poepe  6er  fritifc^en  Betradjtung  untertporfen,  un6  auc^  ^ier  ift 
6er  Übergang  5U  XDindelmann  un6  Ceffing,  6te  jene  2Irbeit 
in  grofem  Stile  pollbrad)t,  fein  unpermittelter;  auc^  ^ier  liegen 
um  6ie  großen  ZHeifter  I?erum  nur  6em  ^adjmanne  befannte 
Kleinmeifter,  fo  unmittelbar  por  il^nen  C^r.  £u6u>.  p.  ^age« 
6orn  („Betradjtungen  über  6ie  ITTalereY",  ^762),  6er  berühmte 
2Traler  Hap^ael  ZTtengs  („(ße6anfen  über  6ie  Sdjöntjeit  un6 


von  £ubtD!g  ütugöentt^aler.  ^03 

bcn  (ßefcfemaiJ  in  bcr  Utalerey",  \762),  un5  beibe  erinnern, 
namentlidj  in  bem  gefdjicfetlidjen  Unterbau  ihrer  tljeoretifd^en 
itnfdjauun^cn,  an  ^ron^ofers  21bljanblun$.  2tudj  le^tere  ftel^t 
baljer  nidjt  oljne  Sebeutun^  in  jener  enblidj  5U  Kant  unb 
Sdjillcr  Ijinbrängenben  (Entipicfelung  ber  funftpljilofopljifdjen 
BeiDegung  ba,  unb  5u>ar  nidjt  blof  mc^en  ber  Zteu^eit  bes 
Stoffes,  fonbern  auc^  weq^^n  bcr  2trt  unb  JPeife  ber  Beljanblun^ 
besfelben.  Die  funftpljilofoptjifdjcn  Unterfudjungen  Ijatten  fxdf 
bamab  allmaEjItdj  Don  ber  Ijergebradjten  miffenfdjaftlidjen  ober, 
ridjtiger  ^efagt,  fdjulmäf igen  ;Jornt  losgeriffen  unb  fud^ten  eigene 
freie  IDege  5U  geljen,  eben  bie  Baljn  ber  Kritif  5U  betreten,  unb 
le^tere  fnüpfte  einjtdjtsDoII  am  ßegebenen  an ,  gefdjid)tlidjer 
KritisismusiDurbe  allmäfjlidj  bie  glücfperfjeif enbe  £ofung.  ^ron» 
fjofer  fdjeint  fidj  audj  beffen  bemuft  gemefen  5U  fein,  benn  wolfl 
auf  nid^ts  anberes  fann  fidj  fein  SdjIufu>ort  besieljen:  „Heu 
fonnte  idj  nidjt  immer  fein  unb  mufte  pieics,  wk  in  bergleidjen 
Sdjriften  nidjt  anbers  ntöglidj,  nadjfagen.  2Xber  idj  maljlte 
gröftent^eils  einen  anbern  Stanbpunft,  unb  mafjrljaft  neu 
unb  $an5  mein  eigen  ift  bodj  ein  ftarfer  Dritt^eil  bes  EDerfdjens. 
So  piel  fey  u>egen  jener  erinnert,  bie  auf  er  ber  Heuljeit  fein 
Dcrbienft  gelten  laffen"  ^*^  Die  bayrifdje  2lfabemie  ber  IDiffen« 
fdjaften  blidte  baljer  gans  ridjtig,  tpenn  fie  ^Jronljofers  ilb- 
Ijanblung  in  ben  (Erften  Banb  iljrer  „Jtbljanblungen  über  (ßegen» 
ftänbe  ber  fdjSnen  lDiffenfd)aften"  aufnaljm  unb  iljm  bort  ben 
€f?renpla^  neben  ^ erber  einräumte,  ber  bamals  bereits  ein 
berfiljmter  ZTlann  tpar.  Die  Jlfabemie  mufte  fdjon  aus  Hücfftdjten 
für  bas  IDeiterbefteljen  ber  im  3a^re  \779  (neben  ber  ^iftorifdjen 
unb  ber  pljHofopljifdjen  Klaffe)  gegrünbeten  „Klaffe  ber  fdjSnen 
IDiffenf^aften"  ober,  tt)ie  man  fie  gemS^nlidj  nannte,  ber 
„belletrifc^en  Klaffe"  *^^  gebiegene  2trbeiten  bem  (Erften 
i^anbz  einperleiben,  benn  pon  biefem  erften  öffentlidjen  „belle== 
trifc^en"  Debüt  modjte  ja  piel  abljängen. 

^Jron^ofers  Jlbijanblung  u?ar  audj  gemif  geeignet,  bas 
2tnfe^en  ber  belletrifdjen  Klaffe  unb  ber  2tfabemie  fiberijaupt 
5u  erfjöljen;  unb  ber  belletrifdjen  Klaffe  Ijatte  ^ronljofer  für 
(Erfüllung  ifjrer  bamals  boppolt  fdftt)ierigen  2tufgabe  geu>if  ben 
rechten  IDeg  gemiefen.  Das  ©leid^e  fjatte  er  aber  audj  fdjon 
im  3^^^^^  \779  getrau,  tpo  er  nad)  (Erridjtung  jener  äftljetifc^en 
Klaffe  eine  Hebe  ^ielt:  „Deutfdjianbs  belletrifdjes  göl^ 
benes  geitalter  ift,  tpenn  's  fo  fortgeljt,  fo  gut  als 
porbev"*  2Xfabemifer  ^ronEjofer  fe^te  in  biefer  Hebe  — . 
bie  in  i^ren  ^auptmomenten  fjier  ffissiert  merben  foll  —  por 
allem   bas  Programm   für    bie    tDirffamfeit    ber    belletrifc^en 

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(IfßH  inhwtQ  f ront^ofer 

Klaffe  feft:  „Baiern  tann,  unb  bas  mit  IS^edfi,  befonbers  von 
unferer  neuen  Klaffe,  bie  natürlidjfte  unb  pernünfti^fte 
Hic^tung  bes  paterlänbifc^en  (ßefdjmacfs  forbern.  (£s 
fann  f orbern,  ba^  por5Ü9lid^  tpir  für  Hedftfdjreibung, 
Htc^tigfeit  unb  Sdjönljeit  bes  Jtusbrurfs  forgen;  ba^  wiv 
bie  ftdjerften  Quellen  5ur  ädjten  Didjtfunft  unb  Berebfantfeit 
anseigen;  ba^  wiv  in  ber  Ausübung  biefer  iwav  gStllidjen  Künfte 
alles  übertriebene  unb  fpielenbe  pieken  lehren;  ba%  wit  bas  in 
Dergleidjung  mit  Spradje,  H^etortif  unb  Poefte  nodj  ungleidj 
minber  bearbeitete  ^elb  ber  bilbenben  Künfte  nätjer  beleudjten 
unb  unferc  ©enies  l^ierinnfalls  5ur  griec^ifdjen,  italienifc^en  ober 
Pamänbifdjen  IDürbe  unb  (£Iegan5  empor  5U  bringen  fudjen. 
Diel  gefordert,  idj  geftelje  esl  itllein  bas  Datet^Ianb  will 
^ierinn  Cidjt  ^aben,  unb  u>em  als  uns  gebürt  bie 
möglidjfte  (ßciftesanftrengung,  'bamit  mir  es  fo  n?eit 
bringen,  Cic^t  in  allen  Stürfen  ertl^eilen  5U  fönnen?" 

Jronljofer  naljm  alfo  audj  Ijier  bie  Sadje  feEjr  ernjl,  unb 
aufs  CEjema  näEjer  übergel^enb,  bemerft  er,  ba^  er  fidj  nidjt 
etma  barauf  befdjranfen  wolle,  „pon  ben  Derberbniffen  (in  Spradje 
unb  Citteratur)  Hos  allgemein  5U  reben",  er  wollt  pielmeEjr  audj 
„etmas  fpesififdj  tjanbeln  unb  felbe  näljer  beleudjten". 

Klopft  od  wav  in  feinen  „Fragmenten  über  Spradjc  unb 
I)ic^tfunft(\779)"  and}  als  Reformator  ber  beutfdjen  Hedjtfdjreibung 
aufgetreten,  unb  burdj  bie  2trt  unb  IDeife  feiner  Heformporfc^Iäge 
Ejatte  er,  u)ie  er  felbft  fagt,  „piel  Staub  pon  ber  (Opponenten» 
banf  aufgett)irbelt",  fo  5n?ar,  ba^  er  ftd)  5U  einer  abmetjrenben 
SepHf  peranlaft  fa^.  3^  ^^^f^  bisher  menig  beadjtete,  pon 
uns  anbern)ärts  gemürbtgte  ^^^  (Drttjograpljiereformbemegung 
griff  andf  ber  bayrifdje  2tfabemifer  ^ronljofer  ein,  unb  er 
geijört  5U  benen,  meldje  bie  (ßebredjen  ober  bas  €ytreme  ber 
Klopftodfdjen  Hedjtfdjreibung  gan5  richtig  erbliden  unb  auf» 
bcdcn;  freiließ  tfjut  bies  ^ron^ofer  mit  einer  Derbljeit,  ja 
Ceibenfdjaftlidjfeit  ber  Spradje,  bie  als  offenbarer  itusflug  bes 
patriottfdjen  Patfjos  unb  burdj  bie  gleiche  Sprache  anberer  5eil= 
genoffen  in  ber  gleidjen  ^rage  iljre  (Entfc^ulbigung  finbet,  lief 
bodj  Cidjtenberg  gegen  Dof  feine  fatirifc^en  ,,S<iföpU  <^^  ber 
(Elbe"  unb  bie  „Ka^en  an  ber  Ceine"  los^^*»  Klopftod  ^atte 
in  befter  2tbftdjt  bas  fogenannte  pljonetifdje  Prinsip  („fc^reibe 
u>ie  bu  fpridjft")  für  bie  Hedjtfc^reibung  geltenb  gema(^t  unb, 
mit  bem  ^euereifer  eines  3^^^^^"^^^  basfelbe  burdjfü^renb, 
fdjeute  er  por  ber  Sdjreibmeife  „feru^eyeln,  nidj5,  bef, 
lDoIIau5,  ferftet  (perftefjt),  <ßlüy,  filmal,  fergäbens, 
fererer  (Dere^rer),  fersien,  fafen  (f äffen),  gefdja,  ÖJoItär, 


Sct?effptr,  är  ta5(ertt?at'5),  nafcrtoant  (nal>Dcrn>anöt)"u.69l. 
itidjt  jurücf.  2tud^  ^ron^ofcr  teilt  bas  (Entfc^cn  feiner  geit» 
öenoffen  über  biefe  „neue  grotesfe  <?)rt^ograpl)ie",  bei  6er  ein 
(Belehrter  ben  anöern  frage:  ,,nein,  iffs  andj  getpif,  Ijat  6as 
Klopftorf  Qctljan?"  €r  toeift  por  allem  gans  ridjtig  barauf 
ifin,  öaf  bic  gansKdje  lUifadjtung  ber  (Etymologie,  tpie  pe  bie 
Sdjreibiueife  nidj5,  (ßlüy,  fera>eyeln  u.  f.  tp.  befunbe,  ein 
(ßrunbgebrcd]en  ber  Klopftocffdjen  (Drtljograpfjie  fei,  benn  wtnn 
andj  bie  (EtYntoIogic  nidft  bas  bominierenbe  (Element  ber  Hecfet^ 
fdjreibung  fein  baif,  fo  muf  fte  bodj  in  ifjrem  Beftanbe  refpeftiert 
u?erben;  ipeiter  u>eift  ^Jronljofer  barauf  ^in,  ba%  vok  überall, 
audj  in  Sadjen  ber  Hec^tfc^reibung,  jene  rabifale  ITlettjobc,  meiere 
„alles  5ugleidj  nteberftür5en  tpill",  pon  übel  fei,  unb  ben  einen 
ein  ©reuel,  ben  anbern  5um  (ßegenftanbe  bes  Spottes  ujerbe, 
unb  „wem  graut  nid^t  Por  bcn  alle  itugenblirfe  porfommenben 
frunimen  ^äcfd^en,  5trid?en  unb  Spiefen?"  Hudj  bie  ©rttjo:^ 
grapt?icreform  fei  nidjt  iberf  eines  Cages,  unb  folc^  extremes 
Hieberreifen  alles  bisher  Üblichen  unb  Befteljenben  ^abe  Ijier 
eine  Sdjreibtpeife  5utagc  gefSrbert,  wk  wxv  jte  „in  Küdjensetteln 
xxnb  Sc^u^mac^er^^  ober  Sd^neiberfontos"  ober  bei  „IDeibern  unb 
^anbiperfern"  5U  treffen  gen^oljnt  fmb,  unb  es  bleibe  unerflar^ 
lidf,  wk  „Kampe,  biefer  nüdjterne  p^ilofop^,  bergleid;en  P^an» 
taften  in  feine  Sammlung  pon  €r5ieljungsfdjriften  einrürfen 
fonnte."  (Eine  tpeitere  Sünbe  Klopftorfs  fei  feine  39"orierung 
bes  „allgemeinen  (ßebrauc^s  ber  beften  Sdjriftfteller",  u>eld)e  fjier 
aud}  ein  IDort  5U  reben  fjaben.  IDenn  ferner  Klopftorf  fage: 
„fdjreibo,  mie  bu  fpridjftl"  fo  ift  erft  bie  Dorfrage  5U  erlebigen: 
u>ie  fpridjt  man?  unb  a>enn  Klopftorf  biefe  Dorfrage  bamit 
erlebigt  5U  ^aben  glaube,  ba^  er  fagt:  „Deutfdjlanb  gefteljt  burdj 
bie  allgemeine  Hcdjtfc^reibung  geipiffen  (ßegenben  bie  richtige 
2tusfprad?e  5U?"  fo  fragt  ^ron^ofer  entgegen:  „rpeldjen 
(ßegenben?  Sadjfen?  —  gemif  biefem  am  metften,  aber  nidjt 
fo  faft,  weil  man  in  Sadjfen  bie  reinfte  2Xusfprac^e  Ijat,  benn 
ipie  piele  ^el)ler  fönnte  man  nidjt  audj  bm  nationalen  biefes 
Canbes  pormerfen?  fonbern  besmegen,  weil  bie  fadjfifc^en  (ße^ 
lefjrten  am  meiften  an  ber  Derpollf ommnung  ber 
Sprache  gearbeitet  unb  es  am  meiteften  barinn  ge* 
bradjtljaben."  ^Jronfjofer  gefteljt  ber  „fadiftfc^en,  branben= 
burgifdjen  ,  fdjlefifdjen ,  rljeinifdjen ,  baierifdjen ,  fdjmabifc^en, 
tyrolifdjen,  fränfifdjen  2Xusfprad)e",  jeber  an  fic^,  gleiches  Hec^t 
ba  unb  bann  5U,  wenn  bie  ;Jrage  nad)  ber  für  bie  Hedjt= 
fdjreibung  normgebenben  2tusfpradje  aufgetporfen  ujerbe;  „eine 
Propin5  Deutfc^lanbs  Ijat  nidjt  me^r  Hedjt  als  bie  anbcre,  feine 


^06  CubiPtg  (fronljofer 

llTunöart  5ur  Hicl?tfdjnur  (ber  Hec^tfc^retbuns)  5U  madjen." 
^ron^ofcr  w\ü  alfo  öiefe  ^xaq,c  von  einem  Ejofjeren  Stanb^ 
punfte  aus  entfd^ieben  Ifdbexi,  unö  l^ätte  and)  Klopft ocf  bks 
gelljan,  fo  loürbe  er  nid?t  eine  fo  geiDaltige  un6  gänslidje  „Um= 
fdjmelsung,  bie  faft  ans  ülberne  grenst",  porgenommen  I?aben, 
unb  iwat  in  fo  untDiffcnfdjaftlic^er  IDeife:  „guni  (ßlfirf  nodj 
trägt  bas  IDerfdjen  btn  Hamen  „„^Jragmente"",  benn 
fyftematifdje  ©rbnung  ipürbe  man  pergeWic^  barinn  fudjen, 
2lIIes  burc^einanöergemcngt  toie  ^erffel  unb  Stro^, 
ba  einen  Budjftaben  abgebanft,  bort  eine  Hegel  ber  itusfprac^e 
mit  ^teroglYp^ifdjer  Deutlidjfcit  5U  (ßrunbe  gelegt,  öftern  IDiber«  ' 
fprudj  unb  bas  ipaljre  (ßepräge  ber  Übertreibung  finbet  man 
allcntl?alben  barinn";  unb  in  biefer  ,,®rtfjograpfjieper^n5  — 
Derbefferung  wollf  id?  fagen",  foU  „bie  3ugenb  geübt  werben"! 
2tber  nidjt  blof  bic  3ugenb,  nod^  etipas  anberes  liegt  bem 
beutfdjen  Patrioten  ^ronI?ofer  am  fersen:  „IDas  ge^ 
tt)innt  bie  Citteratur  —  gefegt  auc^  man  u>oUte  anfangen  ftc^ 
5U  biefer  (DrtfjograpI?ietortur  5U  uerfte^en  —  was  gewinnt  unb 
was  perliert  fie  baburdj?  —  t)a§  wir  pom  Huslanbe  noc^ 
feltener  gelefen  werben  als  bisher;  ba^  nodj  einmal  ber  ^vany- 
mann  ausruft:  ber  I)eutfd?e  ift  fein  (ßenie";  unb  jorn- 
erfüUt  ergebt  er  Proteft  gegen  bas  treiben  berer,  bie  bas  fo 
müf?fam  pollbradjte  IDerf  ber  ortljograpljifdjen  (Eimgfeit  Deutfdj« 
lanbs  fo  mutwillig  in  tErümmer  fc^Iagen  wollen :  „Don  Cutljers 
Reiten  an,  ber  einer  ber  erften  jtdj  bie  Kultipirung  ber  beutfdjen 
Sprache  angelegen  fein  lief,  bis  je^t  wahrte  es,  e^e  man  fo 
weit  fam,  eine  faft  allcntl?alben  gleiche  Hedjtfdjreibung 
angenommen  5U  fefjen.  Hun  ba  man  bamit  fo  jiemlidj  5U 
Staube  ift,  foU  ber  langfame,  mü^fame  Bau  nidjt  nac^  unb 
nac^,  fonbern  auf  einmal  pernidjtet,  nidjt  Ejier  unb  ba  etwas 
perbeffert,  weggenommen,  Ejinsugefe^t,  fonbern  alles  sugleidj 
niebergeftürst  werben  ....  Unb  bas  alles  warum,  W05U? 
H)eil  es  ein  paar  Ccuten  nid)t  gefällt,  nadj  ber  alltäglidjen  IDeife 
orbentlic^  gerabe  auf  5weien  Beinen  5U  gefjen.  Da  biefe  ZHobe 
freilidj  fdjon  siemlidj  alt  ift,  fo  foUen  wir  alle,  alle  Ijinfen,  nac^ 
Krücfen  greifen  ober  wofjl  gar,  wie  ein  tfjöridjter  71x^1  ehemals 
porfdjiug,  auf  allen  Pieren  fried)en,  weil  gerabe  biefe  2trt  5U 
gelten  bie  fdjirflidjfte  unb  gefünbefte  für  ben  ZlTenfdjen  wäre." 
Unb  würbe  man  mit  unb  bei  ber  (Drtljograp^iereform  btefen 
abfc^üffigen  U)eg  betreten,  bann  wäre  nadf  ^fronI?ofers  2tn« 
fdjauung  bas  „gölbene  belletrifdje  3^1^^^^""^^^*  f^  S^t  als  Por= 
bey".  ^ronljofer  ift  aber  burdjaus  nidjt  gegen  eine  ©rtfjo^ 
grapfjiereform  überfjaupt  („üerbeffere  man  an  ber  Sprache,  wo 


noc^  tt^as  fc^It"),  foiiöern  nur  $egen  ben  rabifalcu  Umftur5  öer 
bcftetjenöcn ,  öurdj  3^^^^""^^^^^  ertpadjfenen  Hedjtfc^reibuns. 
Sdjon  für  6ie  praftifdjen  ^tocde  6er  iamaltgen  Sdjulreform, 
namentlich  für  bte  (Einführung  neuer  Sdjulbüijer  fonnte  un6 
öurfte  6ie  ort^ograp^ifdje  (Jragc  nidjt  umgangen  tt>er6en.  Die 
Sdjulorbnung  Dom  \8.  Septeml>cr  \770  fafte  6ie  ©rt^ograp^ie 
gans  richtig  namentlidj  für  6te  ^rage  öer  X?orbiI6ung  6er  Ce^rer 
ins  ituge^'^^;  in  allen  SdjuIor6nungen,  Cetjrplänlh  u.  6gl.  wirb 
6ie  Hed?tfdjreibung  als  felbftänöiger,  a>id?tiger  Unterridjtsgegenftanb 
gemüröigt;  Braun  perfafte  ein  „Beutfd^  ort^ograp^ifc^es  IDörter» 
budj"  (\767);  ja  6ie  6eutfdje  Hedjlfcftreibung  tt)ur6e  geraöe  im 
gufammenfjang  mit  6er  eben  energifdj  angeftrebtcn  6eutfc^en 
Bil6ung  als  U)ic^tiger  Punft  ins  2tuge  gefaft:  „2tber  feine 
6eutfdje  Hec^tfdjreibf  unft  klärten  6ie  3^fwiten  in  6en  Sdjulen, 
6as  tpir6  i^nen  5um  Dormurf  gemadjt"?*^;  un6  Cipomsfy, 
6er  (ßefdjic^tfc^reiber  6er  6eutfc^en  Sdjulen,  6er  6ie  3^f"it^" 
fc^on  ifjrer  „ gefdjiiff enen  ZlTanieren"  tpegen  u>ie6er  nadj  Bayern 
5urüiu)flnfd?te  **',  mufte  pe  gegen  jenen  „Dormurf"  nur  6urdj 
6en  J)inu>eis  6arauf  5U  fc^ü^en,  „6a§  es  6amals  eigentlidj  nodj 
feine  (Drtljograp^ie  gegeben"  *^^.  Ce^teres  ift  aber  eine  unwahre 
Bet?auptung  un6  iDtr6  fd?on  6urdj  6ie  C^atfac^e  6es  entbrannten 
©rtljograp^iefrieges  U)i6erlegi,  öer  ftc^  ja  um  Ülnöerung  oöer 
€r^altung  öes  bisljerigen  Befi^ftanöes  öre^te.  Unö  mie  fefjr 
man  öamals  in  Bayern  an  öiefem  Kriege  teilnahm,  beu>eift  6ie 
€rfc^einung,  öaf  öie  Hed)tfd}reibungsreform  nidjt  blof  öie 
Jtfaöemie  öer  IDiffenfdjaften,  fonöern  felbft  öie  Dorftänöe  öer 
€lementarfdjulen  befd?äftigte,  ja  von  öiefen  in  ^ufammenljang  mit 
öer  allgemeinen  Bilöungsreform  oöer  2tuff lärung  gebradjt  muröe.*) 

*)  2lu9.  Sebelmayer,  XPe  l  tpr  i  ejler  unb  furfürftlidjer 
2.  bcutfdjer  Sci?ultnfpe!tor  3uinünd?en,  fagt  in  fetner  bei  belegen- 
l^cit  ber  prcifeoertetlung  auf  bem  niüncf?ener  Hatljaufe  ;  7  8  5  geljaltenen 
Hebe,  bie  3ugleidb  einen  Beleg  bafür  liefert,  ha%  bie  fo  arg  angefcinbetc 
2Ifabc?nte  ber  IDtffenfd?aften  in  hcn  Heitren  bes  Klerus  aud^  Sympatljien 
genog:  ^Denfen  Sie  ftd?  einen  gettraum  von  X2  bis  \6  ia\:txe\i  3^«s 
£ebens  3urüd,  erinnern  Sie  ftd?  ber  geiten,  ipo  aufgeüärter  3U  benfen  ein 
Perbrec^en  mar;  wo  bie  erften  Ulitglteber  ber  2Ifabemie  ber 
IPiffenfc^aften  von  ber  Nation  mit  ßc^redcn  betrad^tet 
würben;  mo  bie  ^nsmer3ung  eines  unnötigen  Bud^ftabens  Kefterei  l^teg; 
wo  man  an  allen  (Drten  gegen  (Drtt^ograpl^ie,  wk  gegen  ^eterobojte,  eiferte 
unb  Sc^rcibfetfler  n?ie  Dogmen  »erteibigte,  wo  nid?t  lanbesljerrlic^er  5d?uft, 
nur  Perfd^Iießung  3U  ^aufe  gegen  öffentlidje  IHist^anblung  bes  pöbeis 
ftd^erte  . .  .  bas  was  man  als  Urfac^e  bcs  Streits  anfüt^rt ,  ift  nic^t  immer 
ber  gan.^e  groed  besfelben.  2Imerifa  fod^t  wegen  einem  Stempelpopier  ober 
einer  Zi^eeiajcc  unb  erfod^t  frd?  bie  (Jretljcit.  Unfere  erften  Sd?ulüerbefferer 
mugten  um  0rtljograpl^ie  fed?teu,  aber  ^lufflärung  ber  gansen 
tlatiou  Faun  einft  bie  ^rud?t  tl^rer  Bemiil^ungeu  fein." 


^08  Cubtpig  ^ronbofer 

Häc^ft  6er  Hec^tfc^retbunä  ift  es  vov  allem  Me  Sc^ön^cit 
unb  Heintjeit  5er  Spxad)^  un5  öes  Tiusbtnds,  öie  i^m  am  fersen 
lieat,  unb  im  gufammen^ang  bamit  öte  (Edjt^ett  6er  Poefte  felbft, 
für  6te  er  banden  5U  muffen  glaubt  Tludf  ^ter  muf  ^ron  f?of e  r 
6urcfjaus  auf  6em  ^tnter9run6e  fetner  ^ext  betrautet  warben. 
Die  Se6e  fällt  ins  3*^^«^  1^79/  <Jfo  i"  We  geit,  loo  Sd^iller  nod) 
wxdli,  Klopftocf  als  ferapljifc^er  Sänger,  (ßoet^e  erfl  als  Dichter 
6es  (ßo^,  IDlrtl^er  un6  ClaDigo  6em  Publifum  befannt  tpar; 
gera6e  in  6en  ftebsiger  3<i'?ten  6cs  adjtseljnten  3ö^r^un6erts  fanö 
auf  6em  (ßebiete  6er  IDiffenfc^aft,  Kunft  un6  Poefie  eine  gewaltige 
llmtDäl5ung  ftatt,  6ie  getpaltigfte  aber  auf  6em  6er  poefte: 
(ßenialität  un6  (Originalität  tparen  6ie  Parole,  unter  6er  man 
mit  allen  gefdjicfjtltd)cn  Cra6itionen  bredjen,  alle  bistjer  gclton6en 
Segeln  unS  (ßefe^e  abwerfen  u>ollte,  unt  Zteues,  Urfprünglidjes, 
originelles  5U  fd?affen.  3^  ^^^f^^  3^**  ^^^  „©riginat  un6 
Kraftgentes",  in  6iefer  „Sturm»  un6  Drangperio6e"  crljebt  — 
u>as  gett>if  fd]on  an  fidj  intereffant  ift  —  ein  Znitglie6  6er 
bayrifdjeit  2tfa6cmie  6ie  Stimme,  um  ein  Urteil  über  6iefe 
geitberoegung  5U  fällen.  Daf  fein  IDort  manchmal  5ur  l{affan6ra' 
ftimme  tDir6,  befagt  fdfon  6er  Citel  6er  He6e  un6  lag  auc^ 
gan5  in  6er  Hatur  6er  Sadfe  06er  in  6er  fc^roierigen  Stellung, 
6ie  6er  Hebner  einnafjm,  un6  in  6er  jtdj  6amals  je6er  befanS, 
6er  mitten  im  u>il6en  Strome  über  6ie  Semegung  6esfelben  5U 
refieftieren  nur  übertjaupt  im  ftan6e  tpar.  Die  IDeltgefc^idjte 
ge^t  5a>ar  nadf  (ßoetfje  in  einer  Spirale,  aber  mandjmal  ftellt 
fte  eine  faft  gera6e  o6er  menig  gefrümmte  £inie  6ar,  un6  als 
fold)er  itusnaljmsfall  mödjte  6er  Sonnenaufgang  6er  streiten 
litterarifc^en  33lüteperio6e  Deutfd)lan6s  erfdjeinen.  ^mifdjen  6er 
5u?eitcn  fdjleftfc^en  Sdfulc  un6  6em  erften  23egrün6er  6er  neueren 
Poefie,  l\lopftO(J,  liegt  eine  pert?ältnismäfig  fur5e  Spanne 
Seit,  liegt  6cr  <5ottfd}e6»Bo6merfdje  Streit;  (5ottfd}e6,  erft 
6er  litter arifd)e  Diftator  Deutfcftlan6s,  mufte  nadj  IDincfelmanns 
.Kunftgefd)idjte  un6  £effings  Caofoon  fdjauen:  yvd  IDerfc,  in 
6enen  er  ftdj  für  imnter  Don  6er  g^it  perurteilt  fa^,  un6  6ie 
einent  ZHanne,  6er  5n?ar  piel  6adjte,.6em  aber  6ie  eigentliche  €r= 
leudjtung  6od)  nie  fam,  6as  Sterben  erleictjtern  mochten;  ^  all  er 
eru>arb  fidj  mit  an6ern  6as  Pcr6ienft,  6er  (ßefctjmadloftgfeit  un6 

tofjlfjeit  6er  fdjlefifdjen  Sctjule,  befon6ers  6er  Cofjenfteinfctjen 
icf?tung,  6a6urc^  ein  €n6e  5U  mad^en,  6af  er  6er  Poefte  tt>ie6er 
5u  einem  tt)ür6tgen  3"^ölte  pcrljalf,  6erfelbe  ^aller  mugte 
noc^  evfaljrcn,  6af  Cl?arafter  06er  Qualität  6es  Stoffes  nic^t 
fd)on  Poefie  ift  06er  mactjt,  6enn  fonft  wäre  6iefc  immerl?in 
an  6ie  ZTToral    un6    an   6ie    ptjilofop^ie  ausgeliefert;  un6 


pon  £ubipig  ITluggentljaler.  i^Og 

neben  benfelben  fallet  ftellt  itdj  nodj  Klopftod,  Ceffin^, 
(ßoclfje!  3"  foldjer  ,gett  mochte  es  namentlidj  6em  fritifdfen 
Befc^uer  fdjiDer  merben,  6en  Bo6en  ntc^t  unter  öen  ^üfen  511 
perlieren.  Tlls  foldj  fritifdjer  Befdjauer  erfc^eint  aber  ^ron» 
tjofer,  öer  andj  ^ier  nur  wkbev  über  etwas  fpridjt,  tpas  er 
felbft  erfahren  unb  innerlidj  erlebt  Ijat,  alfo  ntdjt  5U  benen  gefjort, 
öic  gegen  bas  Heue  ftdj  erljeben,  um  bas  2tlte  5U  retten:  „3clj 
^abe  fte  ja  audj  mttgemad|t  bie  ZlTobe,  ifabe  alles  mitgelefen, 
mttbefeufst,  tnttbelac^t,  nntDerfd)Iungen.  Ünb  ba  tdj  nun  alles 
mitgciefen  unb  perfdjlungen,  fanb  idjs  sule^t  nur  $u  mafjr,  ba^ 
IPerfe  unb  Poefien  von  biefer  2trt  uns  n?oI  5u>qr  fc^nell  t?in= 
reifen,  übertriebenen  Beyfall  in  ber  erften  ^i^e  uns  abfdjma^en, 
aber  nadj  ein  paar  ZTlonaten,  Ijöd)ftens  3^^^*^"  pergeffen  fmb, 
b^n  5d)aben  nic^t  5U  beredjnen,  ben  fie  mandjmal  nodj  basu 
anridjten,  unb  aus  jungen  Ceuten  bie  pielleic^t  5U  tpas  Ijöfjereni 
beflimmt  gemefen  mären,  feidjte  Sdjmä^er,  ewige  Cieber» 
bredjfler  unb  fabe  21änbler  madjen*  itlit  ber  waljren,  fad)» 
poUen  Poefte,  mit  ber  pernünftig  eleganten  Citeratur  perljält  ftd^s 
gan5  anbers  . . .,  wie  wir  an  b^n  Sdjä^en  ber  2tlten  unb  fo 
mandjer  Heuern,  wie  wir  an  bem  fleinen  IDerfc^en  unfers 
unfterblidjen  ^ allers  feigen"*  ^Jron^ofer  polemiftert  gegen 
jenes  grofe  ^eer  ber  „Itadja^mer,  bie  abwec^felnb  erft  nidjts 
als  Sd^äfer  unb  bann  Cieberfänger  im  Cone  bes  preufifd)en 
©renabieres,  nun  in  Denis  ©efdjmacfe  lauter  Barben,  unb  jei^t 
wteber  was  anbers  geworben,  nemlid?  ewige  lDetterIjaI?ne  ol?nc 
ftdjere  Beftimmung"*  (£r  siefjt  gegen  jene  Dagabunben  auf  bem 
(ßebiete  ber  Poefie  5U  ^elbe,  „bie  Ijeute  (ßefnerifdj  unb  morgen 
(ßleimifdj  gefmnt  finb",  übertjaupt  abor  gegen  bie  2lrt  utib  IDeife, 
wie  man  bamals  bie  fogenannte  X?oIf spoefie  betrieb.  DerPolfspocftc 
an  fid)  gilt  nun  allerdings  feine  Polemif  nidjt.  (£r  befennt  fidj  5ur 
itnfdjauung,  weldje  Bürger  in  ber  Porrebe  5U  feinen  (ßcbidjten 
ausgefprodjen :  „(Erfenne  bie  Dolfspoejte  als  bie  einsige,  wat?re 
Poe^e  unb  ergebe  biefelbe  über  alles  anbere  poetifc^e  ZlTad^werf"; 
Bürger  gilt  iljm  „als  einer  unferer  ausge$eid)netften  Köpfe", 
„wer  fiefjt  feinen  (ßebidjten  nidjt  divinae  particulum  aurae,  bas 
waljre  poetifdje  Calent  nidjt  an?"  ^ron^ofer  laft  fidj  in  biefer 
Zneinung  au«l?  nidft  beirren  „ol^ngeadjtet  ber  ZTtobe,  5U  ber  er 
ftdj  nun  freilidj  in  mehreren  feiner  Stücfe  Ijinreifen  lief",  unb 
J^ron^ofer  fürdjtet,  ba^  „Bürger  bie  IDunben,  bie  er  ber 
^id^ung  gefdjiagen,  niemals  feilen  wirb".  Dief es  Urteil  ^ron» 
fjofers  befte^t  im  grunbe  noc^  fjeute  5U  red}t,  benn  Bürger 
erfafte  auc^  bie  Polfsmafigfeit  in  iljrer  wafjren  Bebeutung  nur 
in  wenigen  (ßebidjten,  in  anbern  erwedte  er  3um  minbeften  ben 


^^0  CubiDtg  ^ront^ofcr 

Sdjcin,  als  ob  er  6iefelbc  im  baufelfängerifc^en  2Ione  mit  aü 
feiner  2?oIjeit  unb  (ßemeiii^eit  fudje.  3^^^*  „^efdjlasene  IDunöC 
aber  befielt  in  öem  Sdjiparm  pon  ,,£ie6er6redjflern  unö 
Sänfelfängern",  6ie  pdj  an  bie  Kocffcfeöfe  Burgers  u.  a.  l^än^en 
unb  nur  in  „Dolfsliebeley''  bie  waifxe  unb  ganse  Poefte  erbliden : 
„Pu  alfo,  göttliche  Üneis,  bu  erl^abener  Kottjurn,  bu 
^o^e  feuerDOÜe  ®be,  bu  pEjabrifije  ^abel,  bu  füfes  £tcö 
itnafreons,  bu  5ärllidje  3bvHeI  3^^  ^^^r  ^^e  i^r  liabt 
cigentltdj  nidjts  mit  ber  Did?tfunft  5U  fdjaffen,  feyb  nidjt  ädjtc 
Didjtarten.  Dolfsscfang,  DoIfsliebeleY  ift  allein  nur 
walfvc  Poeterey".  <5an5  unb  gar  Don  Sc^ulb  ^pxxdjt  ^von^ 
Ijofer  ^icr  audj  (ßoetlje  nid?t  frei,  unb  als  „Weines  PröKljen" 
beleud)tet  er  ein  (ßebidjt  (ßoetljcs,  bem  er  aber  bei  allem  Un^ 
mut  bodj  mieber  (ßercdjtigfeit  mibcrfa^ren  lägt:  „es  ift  immerfjin 
launidjt  genug  felbft  in  bem  ungemöEjnlidjften  2tn5uge,  in  ber 
neu-,  ober  altmobifdjen  Perftfif ation ,  barin  es  eingef leibet  ift"»*) 
Jron^ofer  fielet,  fofern  jene  polfstümlidje  Cenbens  befonbers 
audj  in  ber  ;Jorm  5um  Jtusbrurf  fam,  barin  Dor  allem  audj  eine 
bcfonbere  (ßefal?r  für  bie  Sd)önljeit  ber  Spradje.  2tuc^  I?ier  ift  $ur 
IDürbigung  feiner  Polemif  bie  bamalige  (gntmicfelung  ber  beutfdjen 
Profa  ins  Ztuge  5U  faffen.  Cef  fing  Ijalte  feine  Spxadit  auf  bem 
IDege  gelehrter  ^orfdjung  gebilbet;  um  ber  Sprache  bas  ujefent- 
lidjftc  (Element,  bas  ber  polfstflmlidjen  2tuffaffung  unb  Boljanb= 
lung,  5U  geben,  fud)te  man  biefelbei  por  allem  5U  perjüngern, 
iljr.jugenblid^e  ^rifdfc  einsu^audjen,  n?as  Klopftocf,  befonbers 
(ßoetlje  traten.  X)a  mar  es  nalürlid?  fein  IDunber,  wenn  mancher 
an  ber  alten  Spvadft  aufgemadjfene  bie  neue  Spradje  nidjt  meljr 

•)  „Das  „„Z<^  füt^rt'  einen  cjreunb  3n  c'm  iriatbel  yun^"" 
wxxb  rooljl  ntd?t5  neues  feyn  foUen?  ^uf  atten  BterbänFen  ftngt  man 
(Sajfent^auer:  „„Du  allerfd^önjltes  Sd^ä^Ietn  mein  u.  f.  rv."  Xtlan 
3ct9C  mir  bod?  um  aller  neun  HTufen  willen  bie  Sd^önljeit,  bie  poejte  in 
ien  Perfen: 

IDir  ^anben  fte  (t^cn  an  it^rem  Bett, 

tl^ät  fid?  auf  it^r  ^änblein  ftü^en; 

Per  ^err,  ber  mad?t  il^r  ein  Kompliment, 

t^ät  gegen  it^r  überpöen. 
Unb  auf  gleidjem  Sd^Iagc  finb  bie  meificn  anbern.  IDaruin  Fonnte  bas 
alles  nid?t  in  ber  orbentlid^en  Spradje  unb  Perpflfation  gefagt  merben? 
IP03U  bie  ungrammati!al!fd?e  unö  obenbrcin  fürs  (Öt^r  fo  t^arte  Pfrfc^ung 
mit  bem  jung  im  erften  Perfe?  ID03U  bas  tl^ät  jiüöen  unb  tljät  fiften 
ftatt  fie  jiüötcfid?  —  er  feftte  fid?  gegen  il^r  über?  ID03U  ber 
fd^öne  Heim  Kompliment  auf  Bett?  Dor  biefem  Ijieg  man  bicfc  eblc 
Pid^tart  £eberreime  unb  Knitteloerfe,  Ijeut  3U  Cag  iji  pe  (Senie* 
ausl^aud?.  3^  ^^n  fd?önen  Polfspoeften ,  bapon  id^  glei^  fprec^en  roerbe, 
fönnte  man  fo  n?as  nod?  el^cr  gemol^nt  merbcn :  aber  biefc  €r3äljlung  ift  ja 
feine  Ballabe,  l^anbclt  oon  nid^ts,  was  für  ben  gemeinen  fjaufen  ift?" 


.  von  tuhwi^  inuggentfjaler.  ^H 

t)erftan6;  gufammcnfe^ungen  bei  Klopftod,  roie  „5ujubcln, 
ntcSeröonnern"  u*  ögL  bünften  öen  2tlten  ein  (ßreuel,  un6  felbft 
ein  Habener  entfe^t  ftc^  Aber  6ie  Stelle  bei  (Eramer:  „Das 
XtTäödjen  fd?Iäft  5U  (ßott  ^in",  6enn  6ann  fönne  man  ja  ebenfo 
gut  fagen:  fte  fdfläft  5U  (ßott  Ijer»  ZITandje  freiließ,  6ie  6er 
iieuen  Spradje  5ur  ©eburt  oer^elfen^tDoIIten,  gingen  in  i^rem 
Übereifer  5U  tpeit,  unö  gegen  6iefen  Übereifer  $ie^t  ^Jronljofer 
befonbers  5U  ;JeI6e  un6  taöelt  namentlidj,  6af ,  „ba  man  altbeutfdj 
5U  fc^reiben  fioj  nun  einmal  fc^Iedjteröings  oorgenommen,  man  audj 
alle  Jefjler,  Üngereimtl?eiten  un6  (ßebredjen  6er  grauen  Porseit 
auffaft,  fte  als  ^auptfc^ön^eiten  in  Profa  unS  Derfen  ans 
Publifum  Derfauft''.  Daf  öie  Spradje  aus  iljrem  eigenen  Ur« 
quell  fc^pfe  unö  fidj  mieberoer junge,  6as  ^ält  audj  er  (mit 
Klopft  od)  für  öas  befte;  beftel?lt  er  bodf  felbft,  „nac^  öem  Hetdj« 
tum  6er  Sprad^e  5U  forfdjen  —  er  ift  no4  lange  nic^t  erfc^öpft  — , 
IDorte,  Kernfprü^e,  Heöensarten,  IDenöungen  aufsufudjen,  6ie 
unrecht  im  ZlToöer  6es  Jlltert^ums  ©ergraben  liegen";  „fage  man 
fur5  mit  6er  befannten  Bün6igfeit  6er  Otiten,  loas  6er 
tpdfferic^te  <5ottfdje6  mit  clcnöcn  (ßeipäfd^e  erfe^en 
tpollte".  3^  einfidjtspoll  unö  geregt  sollt  er  bereits  öem  Sprad?» 
peröienfte  (ßoet^es  alle  Jlnerfennung:  „IDer  fönnte  audj  fo 
gar  feidjt  fein  unö  <ßo etiles  fc^önen,  geörängten,  paffenbcn 
Dialog,  feine  treffenöe,  marfige  Sdjreibart  in  Profa  unö  Perfen, 
feine  Stärfe  in  öer  Wal)l  öer  angemeffenften  IDSrter  unö  Tlns- 
örüiJe  misfennen?"  —  2lber  nid)t  Mos  nac^  öer  formellen,  fonöern 
aud}  oöer  porsugsweife  naif  öer  in^altlidjen  Seite  fc^eint  i^m 
jene  Polfspoefie  an  einem  ©ebredjen  $u  leiöen,  unö  audj  ^ier 
befte^t  Jron^ofers  2tnfd?auung  nodj  ^eute  5U  red?t*  Bürger, 
befonöers  aber  ©leim  u.  a,  ^aben  öas  edjt  X>olfstümlid?e  teiU 
tpeife  oöer  prinsipeü  mit  öem  gemein  Populären  perwedjfelt,  unö 
auc^  öiefe  ituffaffung  ^at  Proöufte  5U  Cage  geföröert,  n?eld)e 
^ron^ofers  gorn  erregen  fonnten,  5umal  jene  ituffaffung  in 
^nfammen^ang  mit  öer  fogenannten  Hadja^mung  öer  Hatur 
gcbradjt  ipuröe.  €r  ift  mit  Hedjt  entrüftet  über  „öie  Ungesogen» 
Reiten,  Sdjujeynereyen,  Schimpfwörter  unö  (ßrob^eiten,  öapon  be« 
fonöers  Cense  im  ^ofmeifter  unölDagner  in  öer  Kinösmöröerin 
ein  Sc^ocf  liefern.  Das  ^eif t  nidjt  metjr  Hatur  malen." 
„H)o  tpüröen  tpir  tjinfommen,  u>enn  tpir  öie  Itatur  bis  auf  öie 
fleinften  Umftanöe,  öie  ftd)  porfinöen  fönnen,  ^aarflein  nadj^ 
malen  unö  getreu  beybe^alten  müßten?  .  .  .  IDenn  ipir  Itatur 
malen,  marum  muffen  u>ir  öenn  eben  eine  Bauers» 
oöer  ^ols^adersnatur  malen,  unö  gefegt  audj,  tpenn  eine 
foldje,  iparum  benn  geraöe  öieHatur  öes  ungefdfliffenften 


H\2  Cubtpig  ^rottljofer 

Bengcis  von  ^ols^acfer,  warum  ntdjt  eines  nadj  feiner  2Irt 
gefittcton?"  ©erabe  6iefes  treffenbe  Urteil  über  eine  c^cmein^ 
fdjäMidje  Hid?tun$  6er  bamaligen  Poefte,  weldje  Hatur  mit 
oröinärer  lDirfIid)feil  oertoedjfelto,  beseugt  ^ronljofers  fdjarfen 
frilifdjen  ölicf,  un6  es  fei  il?m  öarum  bie  Sdjaöenfreu6e  oersieljeii, 
ipcldje  er  öaran  Ijatte,  6af  bantals  bas  Znartoncttentljeater  auf 
6er  IDiefe  bei  Salsbura,  um  jene  ^erren,  roeldje  6ic  Itatur  fo 
c^ea)iffen^afl  fopiert  »iffen  wollen,  $u  paröbieren,  „6ie  IHücfen 
fumfen,  6ie  ;Jr6fc^e  quacten  un6  ^rau  Knips  6ie  ^lölje  in  iEjrent 
Sd^Iafgeniadje  abfudjen  lieg".  2tuf  6er  an6ern  Seite  crfjebt 
,f  ronljofer  mit  Hedjt  feine  Stimme  gegen  jene  fentimentalc 
Kidjtung,  roeld^e  Derrporrene  un6  marflofe  (ßeftalten  6er  Poefte 
erseuge,  6ie  Dor  6em  Hiefen  (ßoetfje  6odj  wotfl  fliegen  muffen: 
„tOenn  €mpfin6ung=*  un6  (ßefüljln)infeln6e  Sdjriftftellerc^en  fo 
was  fa6es,  einförmiges,  ge6eljntes,  fdjleppen6es  Ijinfafeln  un6 
wk  23erd}tc5ga6ener  Puppen  fd)tt>adj  un6  gebredjiid?,  entn>e6er 
nadj  leidstem  fran5öftfcC)en  Schnitte  anfgepu^t  ^intan6eln,  o6er  im 
mit  ^leif  fdjavrfällig  ausgeu>ät?Iten  englifc^en  Cone  in  WolUn 
eingeljüUt  p^antaftren:  fo  tritt  (ßoetlje  6afür  mit  Hiefen» 
beinen  auf,  rxodf  altbeutfd?  un6  unDerwStjnt  wie  fein 
Serlidfingen  poll  ftarfer  Knodjen,  Sefjnen  un6  ZHus^^ 
fein,  un6  feine  oontönen6e  Zfiannesfpradje  madjt  6i'e 
Cän6Ier  un6  ^afler  sittern  un6  fliegen".  ZHit  weldjem 
3ntereffe  überhaupt  un6  mit  weldj  gefun6em  Urteile  ^Jronljofer 
6ie  €ntwicfelung  6er  Poefte  oerfolgte,  beweift  er  gera6e  Klopftocf 
un6  (ßoetlje  gegenüber.  (£r  fann  6en  bei6en  nidjt  allerwege 
5uftimmen,  in6es:  „<£s  fei  ferne  Don  mir,  un6  tdj  wäre  6a$u 
piel  5u  flein,  6ie  (ßrögc  6iefer  bei6en  ITTänner  ansutaften".  €r 
mufte  gegen  6en  (Drtl^ograpljiercformator  Klopft  od  eine  fjarte 
Spracfje  führen  un6  fc^Iief t  ftdj  betreffs  6er  „(ßelefjrtenrepublif" 
Klopftocts  6em  Urteile  jenes  S^tgenoffen  an,  6er  6iefer  (ßelefjrten» 
republif  gegenüber  6er  arme  Cobias  5U  fein  erflärte,  6er  vergebens 
auf  (Engel  un6  ^ifdjleber  un6  6ie  Sdfwalbe  warte,  6amit  fie 
ifjm  6ie  2tugen  öffne.  2tber  6erfelbe  ^ronljofer  fjat  auc^  ein 
£ob  für  6as  ©ute  an  KlopftodP:  „a6ler  Klopft  od  fdjwang 
ftc^  im  21Tefftas,  in  feinen  (D6en  ijodj  5ur  Sonne  auf,  er  re6ete 
bal6  6ie  Sprad^e  6es  Cljerubs,  baI6  6ie  6es  djerusfifdjen  Sar6en. 
Überall  mädjtig,  erfjaben,  befeelt  mit  fdjöpferifdjem  (ßenie 
un6  allumfaffen6er  €inbil6ungsfraft ;  un6  gan5  original  oer^ 
fdjiang  er,  6er  2l6ter,  lange  6es  IDeltlidjts  naljen  un6  Ijeftige» 
Stral  mit  offenem  2tuge,  perfdjlang  Ztganippens  I^eiligen  Quell 
in  Pollen  Strömen,  in6e§  nieöere  Siijterlein  um  6en  Juf  6es 
Pin6us  froi]en  un6  faum  aus  Cifternen  5U  leden  Ijatten". 


von  £ubtDtg  lUiiggentt^aler.  t^\^^ 

Dasfelbe  rtdjtige  Urteil  fällt  er  über  (ßoetfje,  fo  ^Icid) 
über  ©oeltjes  größere  öramatifdje  (Erflgeburt,  bie  bereits  „fooiel 
2tuf feigen  in  5er  öeutfdjen  IDelt  gentad^t  ijat".  (Er  anerfennt  mit 
einem ^eitgenoffen  bie  „ungemeinen  SdjönEjeiten"  6es  (ßoet^efd^en 
©ö§,  freiließ  ,,  liegen  Siefe  Sd^önljeiten  5U  serftreuet  linb  muffen 
Me  (ßolbförner  erft  aus  6em  JKotEje  fjerporgefudjt  werben".  €r 
fonftatiert  gans  ridjtig  bie  „^xxeq;alavxtäV'  bes  (ßö§  unb  meint: 
„Jllle  möglidje  3'^'^^9wlarität  unb  3^f^'^"5/  t?erbunben  mit  ber 
fd:önften  Dialogirung  unb  Karafteriftif  ift  ^ier  in  einer 
fcitfamen  ZHifcijung  5U  erbliden";  aber  er  finbet  audf,  ba^  „bk 
Karafteriftif  3ua>eilen  bodj  ju  übertrieben  fei,  ba  burdjaus  bie 
rofje  Hatur  gefc^ilbert  roirb,  oljne  2tusa>afjl  bes  Sdjöncren,  ja 
oft  nidit  einmal  auf  2tnftanb  unb  Deforum*  Die  Hadja^mung 
jener  Spradje  ift  sioar  gut,  aber  audj  u^ieber  5U  u^eit  getrieben" ; 
unb  u>as  fpesiell  „2tnftanb  unb  Seforum"  betrifft,  fo  glaubt  es 
^Jron^ofer  (ßoet^e  nidjt  perseiEjen  5U  fönnen,  was  er  ben 
Sitter  (ßö§  auf  bem  Schlöffe  5U  2a]cii}avi^en  5um  ^Trompeter 
fagen  lägt.  Dann  aber  entgeljt  es  ^Jronljofer  u^ieber  gar 
ni^t,  ba^  (ßoetlje  im  „ClaDigo"  einen  Sdjritt  porwärts  madjt, 
„bereits  eine  anbere  Spradje  fü^rt",  unb  wenn  tpir  fjeute 
(ßoet^es  Clapigo  5U  ben  büljnengeredjteften  Stücfen  sä^Ien,  fo 
n?ei§  audj  ber  Jlfabemifer  ^Jron^ofer,  ba^  Clapigo  „fd)on 
meljr  regelmäßig  unb  fürs  tEtjeater  gearbeitet  ift",  unb  nur 
tt)ieber  ein  Beweis  ber  Belefenfjeit  ^ron^ofers  ift  bie  Be* 
merfung,  ba^  in  ®oet^es  Claoigo  „ein  Paar  ber  fd?onften 
Ssenen  aus  bes  Beaumardjais  eigener  (ErsäEjIung  in  IDielanbs 
beutfd?em  Zfierfur  entletjnt  unb  beynalje  abgefdjrieben  fmb". 

XDznn  nun  ^ronljofer  mit  foldj  flarem  2Xuge  unb  gefunbem 
Urteile  bie  (ßegenmart  betradjtet  unb  in  bie  gufunft  blicft,  fo 
werben  wir  es  iljm  gewiß  perseiljen,  wenn  er  audj  feinen  „un= 
fterblidjen"  ^  all  er  nodj  ni4t  pergeffen  I?at  unb  fidj  aud? 
anbern  Didjtern  gegenüber  entfd^ulbigen  5U  muffen  glaubt:  „Daf 
bodj  Hiemanb  benfe,  als  wollte  idj  midj  ^ier  an  ben  großen 
ITTännern  (ßleim  unb  ©efner  pergreifen,  benen  Deutf erlaub 
fo  piel  5u  banfen  ^at".  (Er  will  ja  bamit  burdjaus  nidjt  — 
wie  ber  tEitel  feiner  Hebe  am  (Enbe  permuten  läßt  —  bie  alte 
^eit  ^eraufbefdjwören  unb  ben  laudator  temporis  acti  fpielen, 
pielmeljr  mußte  er  als  entfdjiebener  Jtn^änger  ber  bamaligen 
2tufflärer  fdjon  barum  gelten,  weil  er  „jene  3^l?^Qunberte"  nic^t 
me^r  surüdwünfdjt,  „wo  nodj  dürften  faum  itjren  Hamen 
fdjreiben  fonnten,  wo  man  feinen  ßomer,  pinbar,  Sop^ofles, 
Pirgil,  ^oras,  tterens  fannte,  bie  bamals  allein  in  ITTöndjs» 
flöftern  3war  wenig  gelefen,    boc^  P^ißtg  aufbewahrt   würben"; 


unb  —  ftdjcr  mit  einem  Seitenblicf  auf  bie  Qflter  nnb  Pfleger 
6er  mittelalterlichen  P^ilofop^ie  —  meint  er:  „Uriftoteles  — 
nämlic^  6er  itriftoteles  6er  Sdjolaftif  —  oerfroc^  <tc^  in  JPinfel 
un6  fpuft  nur  nodi  ^ier  uh6  6a  gans  unfd;ä6Iic^  un6  ntdjts 
be6euten6  in  einigen  finftern  Kreusgängen"* 

Tinif  für  6ie  Poefte  ift  nadj  feiner  ZHeinung  6as  „göI6ene 
3a^r^un6ert  nodj  nic^t  oorbet,  6enn  6a  er  pom  „PoIfs=Sing* 
un6fang"  fpric^t,  6er  ,Je^t  auf  6em  C^rone  ift",  fügt  er  bei: 
,,lDir6  audj  perge^en,  ipirS  U)ie6er  an6ers  tpeirben,  liebe  bie6ere 
Seutfdje  un6  Bayern  I  Hur  (ße6uI6I"  Daf  er  aber  ju  jener  ^ext 
[\77^)f  wo  Sturm  un6  Drang  6urc^  Poefte  un6  Poeten  ging, 
tflr  6ie  IDeiterentmicfelung  6er  Poefie  in  richtigen  ISaifnen  bangte 
un6  bangen  mugte,  6a5  law^  in  feiner  rid^tigen  Hnfd^auung  aber 
6qs  IDefen  aller  Kunft  begrün6et.  IDie  in  6er  2tbEjan6Iung 
,,Über  6as  Stu6tum  6er  Kupferftectjerey"  giebt  er  audj  ^ier  feinem 
(glauben  an  6ie  Pro6uftiDität  un6  (Originalität  6es  Künftler^ 
genius  2tu56rud,  er  »eift  6arauf  ^in,  6af  6er  Didjter  „mit 
gellem  ©enieftral  un6  pollem  ßer5ens6rang  fc^reibt",  6oc^  ^ret= 
^eit  auc^  6es  (ßenies  ift  nidjt  ^ä(iMo[x(iUxt  ^me  jungen  Kraft» 
genies  6er  Sturm»  un6  Drang$eit  aber  glaubten,  mit  6en  ^effetn 
o6er  ftarren  Hegeln  6es  fran$öfifcfjen  Klafpsismus  überhaupt  alle 
Hegeln  un6  (ßefe^e  abwerfen  un6  ignorieren  5u  muffen,  un6 
6as  5U  ta6eln  u>ir6  ^ron^ofer  nidjt  mü6e,  6enn  eben  6arin 
fie^t  er  —  un6  gan$  mit  Hedjt  —  6ie  UnmSglidjfeit  einer  ge« 
fun6en  IDeiterentmicfelung  6er  Poefie  un6  Citteralur,  un6  zben 
6icfer  bangen  Sorge  giebt  er  6ie  naioe  Formulierung:  „Peutfc^« 
lan65  belletrifdjes  g5l6ene5  3^^^^^^"^^*^*  ^%  rx>tnn  's  fo  fortgebt, 
fo  gut  als  Dorbey".  Don  Kunft  un6  edjter  Poefie  fann  ja  rxadf 
feiner  ZITeinung  nidjt  6ie  He6e  fein,  „rx>mn  man  fetner  über» 
fpannten  3^09^"^*^^"  un6  rafen6en  ^ieber^i^e  freye  (Bemalt 
lägt";  „jener  sügellofe  (ßenieflug,  6er  über  Qerfen  un6  Stau6en 
un6  (ßräben  un6  ^ügel  u>ie  ein  unftetes  Pfer6  megfe^t",  ift 
nid?t  tpaljre  Poefte;  un6  6er  Bidjter  ift  noc^  nicfet  Didfter,  wmn 
er  audj  mit  6er  P^antafie  arbeitet,  „auf  6er  an6ern  Seite  aber 
5uglei(i)  alle  Hegeln  mit  ^üfen  tritt,  gar  fein  (8efe^  6er 
Didjtfunft  erfennt,  6en  ßoras  iun6  alle  alten  un6  neuen 
poetifer  in  IDinfel  fAmeift". 

Üljnlic^  mie  bei  6er  (Drt^ograp^iereformfrage  fte^t  er  alfo 
audj  ^ier  bangen  Qersens  eine  ra6ifale,  alles  Dernidjten6e  HeDO» 
lution  aufzeigen,  un6  6as  entlocft  i^m  aller6ings  6en  Klageruf: 
„Deutfdjlan6,  Deutfdjlan61  6u  fte^ft  —  o  mödjte  ic^  6iesmat 
falfdj  prop^c5eien  —  6u  fte^ft,  fürd^te  ic^,  am  Han6e  6es  2tb* 
grun6es.  Deine  Habener,  ^aller,  (ßellerte  un6^age6orne 


von  CubtPt^  KTtiggentt^aler.  /^^5 

pnb  5U  t^ren  Patern  perfammelt.  Deine  IDeife,  Samicr, 
IDtelanöe,  Ceffinge  fteljen  nodj  por  öem  Htffe  unö  galten 
bxdi  auf.  2tber  ipte  lange?  2t dj  öa§  fte  fterblidj  un5  beine 
Klopftocfe  un6  öeine  (ßoet^e,  ob  fie  idoI?I  fonnten,  bidf  nidjt 
retten  tpoüenl"  Das  ^orastfc^e  „Est  modus  in  rebus",  bas 
€tnbammen  öer  Setpegung,  Me  Hücffefjr  5ur  Befonnen^eit  fann 
nadj  feiner  ZTleinung  Hettung  bringen,  un6  tpie  ^Jron^ofer  in  5er 
Jlb^anMung  „über  bas  StuStum  in  öer  Kupferftectjerey"  3*^^^"^ 
Kunftblüte  auf  6en  bortigen  ,,Heic^tum  an  flaffifdjen  Altertümern" 
Surücffü^rt,  fo  beutet  ber  felbft  ^umaniftifc^  gebilbete  unb  für 
Humanismus  begeifterte  2lfabemifer  audf  für  bie  glücflic^e  IDeiter» 
entmidelung  ber  beutfc^en  Poejte  auf  bie  gleidje  Quelle:  „®  fo 
fomm  benn  audj  su  uns,  bu  allein  tpaljr^aft  golbene  g^i*  ^^^ 
alten  (ßriec^cn  unb  SSmerl  €rljabener  ©enius  2ttljens  unb 
Catiumsl  breite  beine  Sdjmingen  über  uns  aus,  pernidjte  bas 
Derberbnif  unb  fdjtPtnge  auc^  bei  uns  bie  ^adel  bes  geläuterten 
reinen  (ßefc^macfsl" 

gum  Sdjiuf  erflart  ^Jron^ofer,  „gerne  bem  ^o^nlädjeln 
unb  Secenfentengeifer  blofgeftellt  feyn  5U  roollen";  „u>enn  ic^ 
nur",  meint  er,  „meine  2tb^d)t  erreidje  unb  einige  bey  all  bem 
Unfug  unempfinblic^  fdjiummernbe  Deutfdje  tpecfe 
unb  mein  üaterlanb  Por  ber  itnftecfung  mit  biefer 
Peft  bes  (ßefdjmarfs  beu>a^re";  er  ruft  bafjer  audj  aus: 
„(ßeifter  unferer  Däterl  .  .  .  erhaltet,  erhaltet  noc^  einmal  euer 
geliebtes  Deutfc^lanbl"  2Xber  auc^  fein  engeres  Patertanb 
pergift  er  ^ier  nic^t,  unb  bas  Bilb  ponldopftorfs  (Belehrten« 
republif  entletjnenb,  meint  er:  „bem  baierifc^en  Patrioten 
fann  es  boc^  nidjt  gleidjgiltig  feyn,  baf  jemanb  audj  in  feinem 
Hamen  ben  Canbtag  ber  (ßele^rtenrepublif  befudft, 
(Dber  ift  ber  Baier  semper  auditor  tantum,  nun- 
quamne  reponat?  Soll  er  ber  pöbel  fein,  ber  feine 
Stimme  auf  bem  Canbtage  ^at,  unb  foll  fein  Heprafen= 
tant  ber  Sdjreyer  feigen,  ber  nad)  geenbetem  Canbtage 
Canbes  permiefen  u>irb?  Hein  bodjl  Dief  Blatt  u>irb 
fidj  audjnodj  wenben.  7ln  ber  ^anb  unfers  Karl  C^eobors 
werben  voxv  audj  nodj  emporf limmen ,  werben  als  Polf,  als 
fünfte  unb  vool  gar  noc^  als  2tlbermänner  auftreten. 
Segnen  u>ir  biefes  ^eft  unb  preifen  ben  -^ürften,  ber  unfere 
britte  Klaffe  gegrünbet  ifat".  ^ronljofer  brachte  alfo  2tuf» 
gäbe  unb  giele  ber  britten  ober  äftfjetifdjen  Klaffe  ber  2tfabemie 
in  unmittelbaren  gufammen^ang  mit  2lufgaben  unb  gielen  ber 
litterarifdjen  (£ntn>iiJelung  in  Deutfdjlanb  überhaupt,  unb  feine 
Hebe   imponiert   fc^on  burdj   ben  €rnft   unb   bie  Ciefe   folc^er 


Jtuffaffunj,  un6  von  flehen  ntdjt  an  $u  behaupten,  öaf  ^roTt  = 
^ofers  Hebe  ebenfo  tpte  jene  itb^anSlung  „Über  bas  Stubium 
5er  Kupferftec^erey"  foioo^I  in^altltd)  als  formell  5U  6em  3e^en 
gehört,  was  öie  bayrifcljen  itfaöemifer  bamals  litterarifc^  unb 
r^etorifc^  geleiftet  ^abett;  tpenn  es  nic^t  uber^upt  bas  Befte  ift. 
^ron^ofers  Hebe  un6  Hb^anblurtj  unterfc^iöen  pdf  fc^on 
fo  tpoljlt^uenb  pon  jener  Breite  un6  Setdjtigfeit  blof  rattonali» 
ftcren6er,  nidjt  an  greifbarem  ZHaterial  fidj  bel^atigenber  Be^ 
tradjtung,  6er  mir  im  oortgen  ^aifviinnbext  überhaupt  fo  ^äufig, 
gerabe  auc^  bei  öen  fogenannten  Jtufflärern  begegnen,  un6  öie 
5.  8.  felbft  IDeftenrieöers  Heben  nic^t  rec^t  intereffant  erfc^einen 
lagt.  Pem  2tfa6emifer  ^Jron^ofer  ftanb  fretlidj  auc^  eine 
Summe  unb  ein  Heidjtum  i>on  Kenntniffen  5U  geböte,  bie  ftc^ 
als  gan5  geeignete  ©runblage  für  t^coretifdje  Betradjtung 
per  werten  liefen,  unb  fo  ipurbe  ^ron^of  er,  ber  überhaupt  nur 
über  foldjes  fprac^,  worüber  er  fprec^en  fonnte,  u>ie  pon  felbft 
jur  JInmenbung  unb  ^anb^abung  jener  gefc^tc^tlidj  =  f ritifc^en 
ZHetljobe  geführt,  bie  mir  ^eute  für  bie  ma^re  unb  unffenfd^aft* 
lidje  galten. 

(ßan5  im  gleichen  tEon  unb  Stil  jtnb  auc^  bie  brei  Sdjut* 
reben^***  gehalten,  in  benen  ^ron^ofer  felbftperftänblidj  feine 
2lnfdjauungen  über  Pabagogif  unb  über  Sdjulreform  öffentlich 
barlegte.  Die  Hebe  mit  bem  Citel:  „Pie  befte  2trt  bie  Sc^ul» 
jugenb  moralifdj  3U  bilben"  seigt,  a>ie  ^ronljofer  bie 
Heformibeen,  meiere  bamals  Bafebou?  auf  Houffeaufc^er 
(ßrunblage  gemonnen  ^atte  unb  in  5a^lreidjen  Schriften  publisierte, 
fidj  bereits  angeeignet  ^at  unb  biefelben  nun  frudjtbringenb  für  ben 
Sd^ulunterridjt  angelegt  »iffen  roill.  Bafeboms  neue  2Ttet^obe 
wav  por  allem  barauf  beregnet,  bie  perfc^iebenen  Kenntniffe  ben 
Kinbern  metjr  fpielenb  als  burc^  bas  ZHebium  ernfter  Befdjafti^ 
gung  beisubringen.  2tudj  ^Jron^ofer  greift  biefes  Bafebomfc^ 
Pcinsip  auf  unb  er  finbet  basfelbe  jroar  „nic^t  auf  alle  ©egen* 
ftdnbe  ober  niJjt  immer  beim  öffentlichen  UnterricJjte,  boc^  ge» 
u>i§  auf  bie  Sittenleljre  anmenbbar  unb  erfprieflic^".  €r  ipeijl 
Ijin  auf  „bie  tüc^tigften  ZHittel  5ur  fittlidjen  (£r5iet)ung",  wk  fte 
Bafebom  in  feinem  „tjerrlic^en  iTTetljobenbuc^"  emppe^lt,  5.  8. 
auf  bas  „fc^roarse  unb  ipei^e  Budj",  in  roeldjes  Cugenben 
unb  ^Jeljler  bes  Kinbes  eingetragen  werben,  beutet  auf  bie  bies^ 
besüglidjen  Half  erläge  unb  IDinfe  eines  Hod?au,  (Campe, 
Seiler  ^in;  feine  ganse  (Erörterung  bes  C^emas  aber  gipfelt 
in  bem  Sa^e :  „2tm  glürflic^ften  ift  berjenige,  ber,  u>ie  bie  Hatur, 
oljne  grofe  glan$enbe  Vorbereitung  u>irfet  unb  befto  fünftlic^er 
perfäljrt,  je  weniger  er  Kunft  perrät^»" 


©Ott  £ubiD{g  XlTuggentlialer.  ^1^7 

Sie  sipeite  Sc^ulreöe  ttäg^t  bm  tEttel:  „tlTuf  6cr  Sd?ul» 
mann  ein  (ßele^i-ter  fein?"  Diefes  CEjema  mag  etmas 
fonberbar  flinken  in  einer  ^eit,  in  öer  man  eigentlidj  erft  öaran 
ging,  bem  Sdfulmeifter  einige  Bilbung  5U5Utt>enöen.  2tber  ;Jron» 
^ofer  Ijatte  feine  (ßrünöe,  gerabe  biefe  ^rage  öffentlidj  5U  be» 
fpredjen:  „(Eins  ber  allgemeinften  Dorurt^eile,  bas  ftdj  ber  Sdjul* 
reformation  gleidj  2tnfangs  in  ben  IDeg  ftellte  unb  befampft 
tperben  muf  te,  toar  bie  ZHeynang,  man  wolle  aus  Sc^ulmeiftern, 
ja  felbft  fd)on  aus  Kinbern,  lauter  ©elefjrte  machen.  Da  bie 
guten  2teltern  bie  gemöEjnlidjen  Sdjulfenntniffe  audj  fdjon  por 
funfsig  unb  fedj5ig  3^^^^"  ^^f  ^^^^  bist^erigen  ibege  gelernt 
fjatten:  fo  ujpllten  pe,  ba^  es  ifjire  Kinber  audj  fo  lernen  foUen, 
unb  faEjen  eine  2tenberung  bieffalls,  toie  jebe  Zteuerung,  mit 
fdjeelen  2tugen  an.  Daf  bie  2tenberung  nidjts  toeiter  betreffe  als 
Ceic^tigfeit,  ^aflidjfeit,  £)rbnung  unb  (ßrünblidjfeit,  fdjrie  man 
iEjnen  vooijl  ^unbertnml  in  bie  (D^ren,  aber  umfonft.  Hur  tpenige 
fjörten.  Der  grofe  ^aufe  blieb  bey  feiner  tHeynung,  bey  feinem 
Cärm,  ba^  man  (ßeleljrte,  lauter  (ßelefjrte  unb  (ßott  meig  mas 
fonft  nodj,  madjen  rooUe,  unb  biefe  ITTeYnung,  biefer  £ärm  ^at 
ftdj  bis  $ur  Stunbe  nidjt  gan5  gelegt.  tCodtf  loieberljolt  il?n  ber 
gemeine  ZTlann  von  §^\i  5U  geit,  unb  nidjt  nur  ber  gemeine 
ZlTann;  im  Stillen  n?ieber^oIen  i^n  alle  bie,  meiere  je^t  nodf 
gute  Sdjulanftalten  ^eimlic^  ober  öffentlidj  untere 
graben,  Ijinbern,  aufljalten,  tt)eil  fie  entipeber  aus  gewohnter 
Blinbfjeit  por  jebem  Cidjtftratjl  5urü(f beben,  ober  aus  wolfl 
überlegtem  ^^usfyftem  ^ödjftens  nur  für  fidj,  nie 
aber  für  anbere  £idjt  ^aben  iPoHen".  (Dbipofjl  nun  felbft 
ein  (ßeleEjrter  unb  ITTitglieb  ber  2tfabemie,  fo  u>ill  aber  Jron*: 
fjofer  ben  SdjuIIe^rer  nic^t  5U  einem  (ßeletjrten  machen;  er 
unterfdfeibet  gan5  ridjtig  5mifd}en  miffenfdjaftlidjer  Befähigung 
unb  päbagogifdjer  Begabung  unb  meint,  es  mürbe  ben  ed?ten 
(ßelefjrten  ber  2tufent^alt  in  ber  Sc^ulftube  rpenig  anmuten :  „Der 
(Belehrte  müfte  beinatje  aufljöreu,  ein  (Belehrter  5U  fein,  toenn 
er  bas  ^unbertmalige  finbifdje  (fragen  ber  3^S^^^/  i^^^  ^lüdjtig* 
feit,  i^r  unaufmerffames  IDefen,  i^re  Unrutje,  bie  Säfvoadi^ 
i^rer  Begriffe,  bas  nSt^ige  eipige  IDieber^oIen  unb  taufenb 
anbere  Umftänbe  ertragen  unb  überioinben  lernen  foUte.  Die 
(ßeletjrten  neljmen  fidj  5U  pielen  getPöljnlidiern  unb  leichtern  (ße^ 
fdjäften  nidjt  geit,  wk  iperben  fte  ftdj  beren  erft  5ur  ßebung 
foldjer  Sdjn?ierigfeiten,  5ur  ftrengen  IDadjfamfeit  auf  alle  Schritte 
ber  ^nq^enb,  jur  ^erablaffung  im  Dortrage  unb  Umgänge  mit 
i^r,  unb  fur5,  ba5u  ^eit  nefjmen,  in  gemiffem  Umftänbe  Kinber 
mitKinbern  5U  fein?  (£s  ift  gans  tpas  anbers,  Profeffor 

3a^rl>n(^  füx  tnfttu^nrr  (Sefc^.  U.  27 


auf  6cm  ftoI$en  Kat^e6er  unter  pogtbaren  3ön9li"S«" 
als  Ce^rcr  in  einer  Ktn6erfdjule  von  oft  ^unöert 
unö  me^r  Köpfen  5U  feyn.  Un6  n?irfUdj  in  meinen  Ztugen 
gebül^rt  6em  geSuIbiaen;  fleifisen;  müljfamen,  gefdjicf ten  tanb* 
fdjulleljrer  me^r  Jtdjtung,  als  jenem,  fo  Diele  Cttel  unö  IDüröcn 
er audj  Ijersä^Ien  mag".  „Der  ©eleljrte  ift  felbft  fürs  ^S^ere 
Sc^ulipefen  feiten  unb  f ürs  untere  gar  nie  brauchbar". 
Der  Sdjulmann  muf  nadj  ^ronljofers  2tnfijauung  „päöagog" 
fein,  unö  öas  fe^t  eine  praftifdje  Befäf^igung  unö  Begabung 
DorauS;  öie  öer  (ßeleljrte  feiten  iiaU  2tber  öabei  unö  tro^öem 
muf  öer  SdjuIIeljrer  —  roie  ^ron^ofer  näljer  ausfüljrt  — 
tl^eoretifdje  Bilöung  unö  Dorbilöung  era?erben,  nur  muf  hierin 
öer  ridjtige  „ZTlittetoeg"  eingefdjlagen  meröen,  öenn  „beybe  C^eile 
übertreiben  es,  öie  Dom  alten  Schrott,  menn  fie  Dom  SdjuIIeljrer 
nidjts  foröeru;  als  u?as  er  bisl^er  leiftete,  unö  einige  Heuere, 
a?enn  fie  öem  Sc^uIIe^rer  5U  Diele  IDiffenfc^aften,  (Erfal?rung  ic. 
5umutljen  unö  in  i^ren  Sdjriften  ein  3öeal  ^erftellen,  öas  nie 
eyiftiert  ^at,  nodj  jemal  eyiftieren  u?irö*  Unö  baUy  ift  auf  il?rcr 
Seite  nodj  öas  lächerliche,  öaf  fte  Diel  foröern  unö  u)enig  geben ; 
öer  SdjuIIe^rer  foll  ein  Doftor  feyn  unö  u?ie  ein 
Caglöljner  leben.  Der  pl/ilofopl/ifc^e  Croft,  nämlic^  öas  Be^ 
ojugtfein,  öag  er  feine  Pflidjt  getljan,  fSunte,  öenfen  öie  ^crren, 
beY  IDaffer  unö  Broö  immer  für  i^n  eine  tjerrlidje  ZHa^lseit 
genug,  fönnte  für  iljn  ein  fürftlic^  ©erüdjte,  eine  Jtnanas  feyn, 
bey  öeren  (ßenuffe  er  ftdj,  öer  gemeinen  Zneynung  nadj,  öen 
©efc^mad  jeöer  anöern  Speife  nur  Dorftellen  öürfte".  IDieöerI?oIt 
aber  Deru^a^rt  ftdj  ^ronljofer  öagegen,  öaf,  tDenn  er  aus  öem 
Sc^uIIeljrer  feinen  ©eleljrtcn  gcmadit  a?iffen  iDoIIe,  er  öemfelben 
geftattc,  „ein  Derädjter  öer  (ßeleljrfamfeit  5U  fein";  unö  es  Der^ 
rät  nur  u^ieöer  öen  fdjarfen  unö  tiefen  Blid  ^ronljofers, 
a?enn  er  öie  Hoto^enöigfeit  einer  entfpredjenöen  u?iffenfc^aftlic^n 
Bilöung  öes  £el?rers  alfo  motiDiert:  „Der  Sc^ullefjrer  foII  alle 
ereile  öer  (ßele^rfamfeit  Ijodjacljten ,  unö  in  Dielen  fidj  tDirflic^ 
umfeljen.  Die  IDiffenfc^af  ten  finö  miteinanöer  5U  fe^r 
Derbunöen,  als  öag  man  in  einer  öen  geringften  Dorfdjritt 
t^un  tonnte,  o^ne  Don  öen  anöern  u^enlgft  gea?iffe  Begriffe 
Hilfsmittel,  ^ertigfeiten  zc.  $u  entlel^nen".  Der  £eljrer 
Ijat  ftdj  all  ötefe  nota?enöigen  Kenntniffe  5U  Derfc^affen,  iDenn 
„feine  göglinge  mit  allen  (Elementarfenntniffen  ausgerüftet  öaftel^en 
follen".  Hur  in  einer  entfpredjenöen  Bilöung  ö^s  £e^rers,  öem 
„audj  etroas  £atein  nic^t  fc^aöen  tonnte",  fte^t  ^ron^ofer  öas 
^eil  für  Sdjule  unö  Sc^ulmefen,  unö  er  liefert  aus  eigener  €r» 
faljrung  einen  Beleg  für  öie  Bilöung  oöer  Bilöungslojtgfeit  uni 


von  £ubtPtg  Vfln^^eniliaUx,  (^\^ 

bamit  für  Me  päöagogifc^e  Unfäljtgf ett  öamaltger  Sc^ul^alter 
unö  PrtDatleljrer,  rpobet  er  namentU^  Me  tanb-  nnb  Sorffc^ut 
meifter  im  Jluge  Ijat.  *)  Per  getftlofe  JTtec^anismus  beim  Unter» 
ridjte,  6er  fic^  fogar  auf  öie  Unteripeifuns  im  Kateijismus 
erftrede  unö  Ijier  bas  giel  im  ,,^erplappern  nnb  in  ^erfagung 
öer  €DangeIien";  im  „fogenannten  Beic^tabric^ten  in  6er  ^aften» 
$cit"  un6  öerlei  Dingen  erblide,  wirb  nadj  ^ron^ofers  Itm 
fc^auung  nur  bann  5U  ©rabe  ge^en,  tt>enn  6er  £e^rer  felbft  für 
6en  Unterrid)!  er5ogen  tt>or6en  ift  un6  es  i^m  6abei  felbft  von 
fersen  geljt;  ^ronljofer  ift  alfo  bereits  6aDon  überseugt,  6af 
6ie  Per  fön  lic^  feit  6es  £eljrers  6en  beleben6en  Hlittelpunft 
alles  Unterrichts  biI6en  mug  un6  6ie  in6iDi6uelIe  £eiftung  6es 
£eljrers  befte  feiftung  ift. 

Daf  nur  eine  tüdjtige  BiI6ung  6es  £el?rer5  6ie  2tdjtung  6es 
£eljrerftan6e5  felbft  un6  6amit  eine  I^eilfame  lüirffamfeit  6esfelben 
ermögliche,  un6  6af  man  5U  6iefem  groecfe  für  6es  £eljters 
materielle  £age  entfprect?en6  forgen  muffe  —  6iefe  ©ebanfen 
fprid^t  ^ron^ofer  in  feiner  Sd^ulre6e  „Die  Urfadjen  6es 
Verfalls   pom   2tnfeljen   6er  Sdjulle^rer   in   Baiern" 

*)  „Damit  man  ntd?t  glaube,  bie  Sdjuler3tefjung  aöein  träffen  alle  bte 
Doripürfe,  fo  wiü  id?  Ijter  mit  lebenbtger  ^arbe  ein  ITtujier  bes  priüat* 
untcrrid^ts  oon  ber  (Sattung  entwerfen,  n?ie  er  nodj  ujtrflidj  grogentljeils 
in  Käufern  ejiftirt,  ba  bod?  bie  Sdjulen  lange  fd?on  oerbcjfert  finb.  —  (Es 
iji  fo  lange  nid?t,  als  id?  auf  einen  JJanbn?erFsmann  in  feiner  IPerfftatt, 
bie  sugleid?  fein  IPofjnsimmer  wax,  einige  geit  märten  mugte.  IPäljrenb 
bem,  unb  bis  er  nad?  ^aufe  fam,  falj  id?  ber  3ni^^^uftionsftunbe  5U,  bie  mit 
Dier  Kinbern  foeben  oon  einem  fogenannten  präseptor  geljalten  würbe. 
(Elenberes  !ann  es  bod?  nidfis  geben.  —  €rji  würbe  gebetljet,  gemurmelt 
unb  gel^eult  eigentlid?,  bann  eine  bicfc  Hut^e,  unb  ein  bicfes,  fjölsernes 
£ineal  auf  ben  Cifd?  gelegt.  Das  erfte  Kinb  bud?jiabirete  aus  bem  alten 
Hamenbüd?el  2luguftinus,  unb  fing  an:  21  u  —  u  —  (Efel;  a  u  —  au,  fd?rie 
ber  £et|rer,  unb  3ugleid?  Ijatte  bas  Kinb  einen  berben  Sd^Iag  auf  bie  ^anb 
geFriegt  Das  weinte  unb  ber  ieljrer  rief,  lerns  bejfer,  unb  wanbie  jic^ 
nad?  ber  Heilte  3U  ben  übrigen  breyen,  mit  benen  er  es  ebenfo  madjte. 
(Eins  baoon  fjatte  eine  Sd?rift  fd?on  3um  coraus  cerferttgt  getrabt,  unb  legte 
Pe  cor.  Dorlegen  aber,  unb  bey  ben  paaren  nnb  (Dl^ren  gewaltig  gefdjüttelt 
werben,  war  eins.  (5efaut  ift  bas,  nid^t  angefd^rieben,  tjieg  es,  nnb  einige 
WoxU  würben  ausgeßrid^en ,  nnb  an  ben  Hanb  anbexs  gefd^rteben,  ol^ne 
bem  Ktnbe  3U  3etgen,  worinn  es  etgentlid;  gefeljlet,  ober  wie  es  bie  Jeljler 
»erbejfern  foüte;  benn  es  iji  nid^t  gewöt^nlic^,  ba^  bie  Kinber  mit  bem 
ieljrer  fd^reiben,  fonbern  allein,  ba  fie  benn  immer  gleidj  fort  fubeln,  nnb 
gleid?  fort  gefiraft  werben.  Hun  giengs  ans  <£ljriftenttjum.  lOer  in  ben 
8  Seligfeiten  nur  eine  perwed^felte ,  t^atte  fein  tüd^tiges  paar  Sd^Iäge  auf 
bie  £Janb.  guleftt  warb  wieber  gebett^et,  jebes  nod^mal  wacfer  attsgefil3t, 
unb  tjiemit  befd?Iojfen.  —  So  get^t  es  alle  Cage,  fagte  mir  einer  ber 
arbeitenben  Qanbwerfspurfd^e.  —  IXnb  t^iet  alfo  traben  bie  £efer  bas  getreue 
porträt  von  vielen  prioat*3nJtru!tionen,  oor3ÜgUd^  in  bürgerlichen  unb  ge- 
meinen Qäufern". 

27* 


^20  £ubn>ig  Jront^ofer 

aus;  6af  ^ronljofer  öamals  Dom  „üerfall"  6es  2tnfel?ens  öcr 
Schulleiter  fprec^eu  fonnte,  flingt  allerötngs  fonberbar  un6  erflärt 
ftdj  aus  6er  Cieblingsneigung  6er  P^antafte,  an  6en  Unfang  aller 
(Entoicfelung  ein  goI6enes  ^zitalUXf  fomtt  Ijter  aud)  ein  eigenes 
Sc^ulIel?rerpara6ieS;  Ijinsusaubern. 

^ronl^ofer  giebt  6rei  <Brün6e  an  un6  tl^ut  6ies,  „um 
6ie  Jlufmerffamfeit  6es  Publifums  auf  6iefen  tDidjttgen  (35egem 
ftan6  5U  erregen",  ZTTan  nennt  6as  <BeI6  6en  nervus  rerum 
gerendanim,  un6  (ßoetlje  meint  einmal:  „(ßel6  ift  immer  eine 
fc^Sne  Sac^e,  roenn  etn^as  abgetljan  tDer6en  foü";  fo  fte^t  audj 
^ronl^ofer  6ie  ^auptfc^uI6  üom  Derfall  6es  2tnfeljens  6er 
Sc^uUe^rer : 

0  3n  6er  Ijeute  gera6e5u  toie  eine  3»^^"^^  <iuf  6en  Znagcn, 
6en  grofen  ^mpexatot  6e5  menfc^Iidjen  £ebens,  flingenöen 
Dotierung.  „IDas  foü  6ie  ^odjac^tung,  wo  bas  Jtnfeljen  folc^er 
£eute  ^erfommen?  X)er  ITtann,  6er  von  20,  30,  \0  un6  ^  (ßul6en 
jäljrlic^er  Sdjuleinnaljme  —  man  glaube  meinen  tDorteU;  es  ift 
C^atfac^e  —  fic^  un6  eine  safjireidje  ^amilie  ernähren  foU,  mug 
not^u)en6ig  6as  Sdjuirpefen  pernadjiäfftgen  un6  nac^  6em  Pfluge, 
6em  lüeberftuljle  o6er  einem  an6eren  ©enterbe  greifen,  wo  er 
nic^t  gar  betteln  o6er  perijungern  tDill;  un6  nodj  glüdlidj  ift  er, 
tDenn  er  6urdj  Kenntnig  eines  ^an6rperfs  o6er  als  Spielmann 
bei  Kirdjmei^en  un6  ^ocIj5eiten  feinen  fümmerlidjen  Unterhalt 
fin6et".  So6ann  füljrt  ^ronljofer  an,  wie  enttt>ür6igen6  5,  B. 
6as  fin6ifdje  „^erumtrommeln  6er  Sdjulmeifter  beim  ©regorifefte", 
befon6ers  aber  6as  fogenannte  „2Iusprütfdjen"  ift,  6as  gera6eju 
„5U  einem  ^nnnnqS'  unb  ^an6n)erfsgebrauclje"  gett>or6en  ift» 
„lJn6  6ie  Sdjulleljrer  geben  6iefes  „itusprütfdjen"  nidjt  auf,  6enn 
es  ift  für  fte  eine  ^inan5quelle  (I),  aber  meldj'  lac^erlidje  Profti« 
tution  ift  «s  für  einen  Cel^rer,  wmn  er  bei  6er  2tnfunft  längerer 
^erien  06er  meljrerer  ^efttage  feine  Schule  an  6em  I>oraben6 
nidjt  an6ers  als  mit  6er  fc^önen  Ceremonie  un6  6em  ^erslic^en 
Spa^e  entläf t,  6af  alle  Kinöer  Kopf  für  Kopf,  nadj6em  fte  einen 
f leinen  Cribut  erlegt,  6urc^  eine  oor  6en  (Eingang  6er  SäfnU 
gefegte  Banf ,  iporauf  6er  e^renf efte  Sc^uborfte^er,  bewaffnet  mit 
einem  wafc^fdjIegelfSrmigen  ^ol5e,  ft^t,  auf  allen  meren  6urc^= 
friedjen  un6  einen  6erben  Sdjlag  auf  6ie  ^ofen  befommen,  mobei 
6ann  natürlidj  piel  Staub,  (ßefdjrei  un6  Cumult  erhoben  u)ir6", 
un6  ^ron^ofer  fügt  bei,  6af  audj  6ie  IDeiber  6er  Sc^ul= 
meifter  an  6er  ^erabfe^ung  iljres  ITtannes  getreulich  mitarbeiten 
un6,  um  f leine  ©aben  un6  ©efdjenfe  pon  6en  (Eltern  ipie  eine 
Beute  5U  erljafc^en,  oft  feine  Cljorljeiten  un6  nie6erträcljtigen 
mittel  fparen". 


von  lubipig  IlTuggcntfjaler.  q^2\ 

2)  „So  witb  6ie  IDüröe  bes  £e^rers  mutljrDillts  in  öen 
Staub  getreten",  unö  Me  ganj  na^e  Itegenbe  ^olge  —  unö  5U» 
gleid}  öie  vettere  Urfadje  öes  üerfalls  6es  2tnfe^ens  6er  Sc^ul» 
meifter  in  Bayern  —  ift  öie  „geringe  (g^rfurdjt  felbft  6er 
Schüler  gegen  öen  Ce^rer".  Sdjon  6ie  prefäre  Bilöung  öes 
Sdjulmeifters  fonnte  nidjt  6a5u  beitragen,  öen  Sc^uIKnöern  Hefpeft 
ein5uf[6gen:  „idj  Ijabe  £e^rer  gefeljen,  öie  von  pielen  mittelmäfigen 
Schülern  in  aller  2trt  Kenntniffen  roeit,  Ijimmelipeit  übertroffen 
iDuröen"«  Sie  ^olge  u?ar,  öaf  öer  Sdjulmeifter  „öen  nSt^igen 
Hespect  mit  Hutljen  unö  Stäbdjen  frudjtlos  ersmang",  allein  öas 
Derfeljlte  rpieöer  öie  XPirfung,  öenn  „öer  ^äupge  ©ebrauc^  öer 
Hut^e  Derleitcte  öen  Ztlut^miüen  öer  Knaben  pielme^r  fo  meit, 
felbft  freitt^illige  Schlage  5U  begef^ren  unö  in  öie  IDette  5U  5anfen, 
rper  ftel^enöen  ,f uf es  auf  einer  ifanb  me^r  Streidje  ausl^alten 
fonnte;  unö  öiefe  nämlichen  3w"9^"  »eröen  ftcfj",  meint  ^ron- 
^ofer,  „einft  als  ZHänner  öer  jugenölidjen  Streiche,  tpomit  fte 
iljren  Sd^ulmeifter  genecft,  in  grofer  (ßefellfc^aft  auf  Koften  öer 
(Ef?re  öesfelben  beluftigen,  unö  idj  fenne  in  öer  ^i)at  ZTTänner, 
ujeldje  mit  öer  öroUigften  2tttitüöe  unö  (ßefc^icflid)feit  alle  ^eljler 
unö  Unarten  i^rer  ehemaligen  £e^rer  ^aarflcin  nadjfpotten,  auf 
mandje  Stunöe  öie  £angtt?eile  pon  einer  ganjen  Cafel  megfcljersen 
unö  fo  öurdj  gefunöe  (Erfc^ütterung  öes  gansen  gu^erdjfells  aller= 
feits  eine  red^t  gute  Deröauung  ^erporrufen".  (Es  fdjeint  alfo 
öer  öamalige  Sc^ulmeifter  als  Baja550  in  pripaten  mie  in  öffent» 
lid|en  Kreifen  figuriert  5U  Ijaben,  fann  öoc^  ^ron^ofer  fagen: 
„Der  £eljrer  ipirö  Ijieöurd}  fabula  urbis  et  orbis  unö  öer  Stoff 
öer  Unterhaltung  bei  (ßaftmaljlen  auf  Canöl^äufern  unö  in  — 
Prälaturen;  öaöurdj  gefdjieljt  es,  öaf  man  felbft  in  Sc^au* 
fpielen,  tt>enn  je  ein  Sc^ulmeifter  por5uftellen  mar, 
il^n  jeöerseit  fo  albern  ipie  möglid?  auftreten  lieg, 
ipeldjer  fc^limme  ©ebraudj  fidj  leiöer  bis  je^t  nodj 
auf  öen  Buhnen  erhalten  Ijat". 

3)  „Sa  öie  ^erabfe^ung  öes  el^renüoUen  Sc^ulftanöes  nun 
einmal  eine  gefc^eljene  Sad^e  ift,  fo  bauen  felbft  öie,  rpeldje  öie 
erften  fein  foUten,  öas  perlorene  2tnfeljen  n^ieöer  Ijersuftellen,  nodj 
immer  auf  öiefen  (ßrunö,  unÖ  fo  Ijabz  idj  bas  gröfte  Hec^t, 
meine  öritte  unö  ipidjtigfte  Urfadje  öer  ^erabmüröigung  öer 
Sc^ulleute  in  öer  obrigf  eitlidjen  (ßeringfdjä^ung  öerfelben 
5U  fuc^en.  Sie  perfdjieöenen  (Dbrigfeiten  faljren  fort  einen  SdjuU 
leerer  gering  5U  fdjä^en,  fo  stpar,  öaf  ic^'s  bei  manchem  ©e» 
ridjte  einem  audj  nodj  fo  geübten  Celjrer  nidjt  ratzen  mödjte,  öie 
Sreiftigfeit  5U  begeljen  unö  ftdj  öem  geringften  Sdjreiber* 
jungen  im  ^ana,t   gleic^suljalten.    (ßott  u^eif,  ipie  Ijart 


i^22  CnbiPtg  ^fronf^ofer 

er  fflr  fo  einen  ^repel  beftraft  Itourbe.  Der  gemeine  ZXlann  aber, 
6er  öie  meift  unipürbige  Begegnung  feiner  (Dbrigfeit  gegen  öie 
Ce^rer  fte^t,  glaubt  ftd}  bann  eben  fo  oiel  erlauben  5U  fonnen; 
er  fc^aut  feinen  Dorf»  unö  ItTarftfc^uImeifter  blos  über  5ie  2ti}fel 
an,  un6  ein  guter  Dieljarst  ift  freilid}  ein  üiel  widf 
tigeres  ©efd^opf  als  6er  Sittenarst  feiner  Kinöer". 
nic^t  blof  5er  u)eltlicljen  (Dbrigfeit  lieft  ^ronljofer  6en  tCeyt. 
„34  begreife  unter  6en  (Dbrigfeiten,  befonbers  auf  5em  £anöe, 
audj  Me  Pfarrljerren,  unb  öiefe  gan$  porsüglidj,  mit  ein.  XDenn 
pon  mandjen  ©eridjten  6ie  SdjuIIeute  seljnmal  unujüröig  be^anöelt 
u>er6en,  fo  »erben  fte's  pon  6en  Pfarrern  öreifiglTtal;  benn  es 
ift  beinahe  Sdjulöigfeit,  6af  5er  Sdjulmeiftcr ,  sumal  a?enn  er 
audj  irtegner,  (Drganift,  ober  Kantor  sugleic^  ift,  ein  geprägter 
Diener  5es  Pfarrers,  im  Pfarr^ofe  wk  in  5er  iKirdje ,  fein  muffe. 
Da  ^ilft  5enn  5er  tl^eure  ZTlann,  für  5en  5ie  3ugen5  5es  Dorfes 
df^rfurdjt  tragen  foü,  ^eu  auflegen,  Die^  füttern,  fattelt 
feiner  ^oc^u?ur5en  oas  Hettpfer5,  ^olt  IDaffer,  trägt 
Speifen,  u)enn  (ßäfte  5a  fm5,  un5,  u?ie's  fSmmt,  madjt  er  auc^ 
mitunter,  wenn  anbete  Spä^e  fehlen,  bei  5er  Cafel  5en  Sc^alf  s* 
narren  un5  beim  Sdjiefen  un5  Hennen  5en  Pritfdjmeifter. 
Iln5  fo  ge^t  5enn  noc^  alles  gut,  un5  5er  Ce^rer  genief t  5afür 
5ie  Proteftion  5es  Seelenljirten.  tT^ut  er  aber  nic^t  all  5as,  n^as 
man  gern  fte^t,  gutmilltg,  welie  i^m  5annl  3"  ^^^  liirdje, 
Safriftei  un5  Sdjule  wirb  man  fofort  alles  an  iljm  $u  ta5eln  u>iffen ; 
er  tt>ir5  nirgen5s  me^r  rec^t  Ijaben;  man  wxtb  xifm  fein  oljne 
5ies  geringes  un5  fümmerlid^es  Bro5  auf  allerljan5  2trt  fc^mälern, 
i^n  öffentlich  ^eruntermadjen  un5  feine  Sdjimpf Wörter  pon  erftcr 
€ytraftion  fparen,  ujoljl  audj  im  €ifer  ijxe  nnb  ba  mit  5er 
fladjen  ^an5,  befon5ers  falls  er  murren  follte,  feinen  (Diften  einen 
f leinen,  päterlic^en  Deru^eis  nac^5rücflidj  einprägen;  man  xvirb 
enblidj,  wenn  audj  5ies  nic^t  perfängt,  iljn  or5entlidj  perflagen, 
5ie  (ßemein5e  un5  ©eric^te  wxbev  i^n  in  ^arnifdj  bringen  un5 
5afür  forgen,  5ag  er  enttt>e5er  noi}  aus  (Bxxabe  yxv  (Erbauung 
5er  3^3^"^  öffentlidj  im  Stocfe  ft^en  mug  o5er  aber  mit  IDeib 
un5  Hinb  gejagt  wxxb.  H?agt  er's  5ann  eta?a,  fidj  ^öljeren  (Drtes 
5U  befd}tt)eren,  tt?ie  fann  er  5a  bis  5um  2lusgang  5es  Proseffes, 
o^ne  betteln  5U  muffen,  austjarren  o5er  feine  Unfdjul5  n>i5er  5as 
©eu?ebe  pon  falfdjen  3"5i4*^"  ^"^  falfdjen  Porfpiegelungen 
retten?  ZITan  mac^e  mir  nic^t  5en  (Einujurf,  ic^  Ijabe  I^ier  ein 
5U  fc^tt>ar5es  (ßemäl5e  entworfen.  3^  anta?orte  hierauf  u?eiter 
ntdjts  als:  id}  Ijabe  5as  Sefultat  Pon  fo  pielen  Proseffen,  5ie 
ic^  entfte^en  un5  per^an5eln  gefe^en,  geliefert". 

Undf  gegen  bxe   ©emeinSen   un5  (ßemein5cporfte^r   ergebt 


©Ott  lubiDlg  IlTuggentl^alcr.  i]^23 

^ron^ofer  bittere  Klage.  ,,Un  mandjen  (Drten,  6a  (Bemeinbe 
gehalten  roirb,  ge^en  als  öie  legten  im  ^ang^e  6er  Sdjul*  un6 
6er  IDafenmetfter.  2tn6ertDärt5  ift  6er  Sdjulmeifter,  altem  ^er^ 
tommen  gcmäf ,  suglcic^  Bettelridjter  un6  ItadjttDäc^ter,  un6  erft 
jüngft  f?at  6er  Sc^ulmeifter  von  einem  naljen  (Drte  angehalten; 
i^n  6odj  einmal  oon  6er  befdjrperlic^en  £aft  6er  Bettelric^ter= 
un6  Had}tu?ädjterfteUe  5U  befreien.  Die  ZTIagiftratsperfonen  eines 
benachbarten  StäMdjens  traten,  als  man  i^rem  macferen  Celjrer 
einen  anfeljnlidjen  (ßel^alt  ausmadjte,  fopffdjütteln6  sufqmmen 
un6  u?un6erten  ftd?  ^öc^lidj,  6af  man  einem  Sdjulmeifter  fo  oiel 
geben  fönne.  Bei  Befe^ung  6er  Sdjulämter,  6a  beobadjtet  man 
ein  5ünftiges  ^erfommen,  audj  6er  Sdjulle^rer  muf  eine  Prüfung 
beftel?en  —  bei  an6eren  fünften  ^eif t  man  es  Stucfmadjen  — , 
ein  Porgefdjmad  aber,  u?ie  6erglei^en  Prüfungen  aussufallen 
pflegen,  mögen  smei  2tufgaben  fein,  6ie  oor  etlichen  3^^^^" 
irgen6tt?o  einem  I{an6i6aten  vorgelegt  tDur6en.  2tus  6em  Cl?riften* 
t^ume:  ^rage:  „IDarum  Ijat  ©ott  feine  ©ebote  auf  fteinernen 
Cafein  gegeben?"  Jtntmort:  „lüeil  man  6ie  (ßebote  (ßottes  fo 
feft  galten  foll,  als  6er  Stein  Ijart  ift".  2tu5  6er  Hec^enfunft: 
(Efempel:  „€ine  Sta6t  ^at  \7^  ^äufer,  in  je6em  ^aufe  feYn6 
9  Stiegen,  je6e  Stiege  Ifat  {{  Staffeln,  auf  je6em  Staffel  feYn6 
3  Beutel,  in  je6em  Beutel  8  bayerifc^e  C^aler,  7  Pierun65U?an5iger, 
9  Siebseljner,  \5  Bai^en,  \\  (ßrofdjen,  5  Kreuser.  IDie  mel 
feYn6  nun  geller  in  6er  Sta6t?"  3ft  6as  nidjt  allerliebft?  Un6 
^aben  6ie  £e^rer  6ann  iljr  Stucf  gemadjt,  6ann  befommen  £eute 
6ie  Uuffidjt  über  fte,  6ie  oljne  6ie  geringste  (ginftdjt  in  Sdjulfac^en 
fm6,  oft  nic^t  einmal  6es  Cefens  un6  Sdjreibens  funMg  jtn6, 
aber  6ennoi}  6em  Celjrer  falt,  ^art,  auffaljren6  begegnen". 

Damit  eilt  ^ronljofer  6em  Sc^luffe  5U  un6  glaubt  „^iti= 
länglidj  geseigt  5U  Ijaben,  u?o  man  6ie  Quellen  6er  (Enteljrung 
6es  Sct)ulmannes  auffuc^en"  muffe:  „Der  Celjrer  felbft  6arf  es  an 
mutljigem  Streben  nidjt  ermangeln  laffen,  6as  oerlorene  2tnfeljen 
u?ie6er  l^ersuftellen ;  un6  auf  6er  an6ern  Seite  muffen  es  6ie 
(Dbrigfeiten  t^un,  un6  iwav  6a6urdj,  6af  fte  eine  Dernadjläfigung 
6er  Cultur,  befon6ers  6es  £an6Dolfes,  Ijeben;  6af  fte  Don  6em 
Porurt^eile  5urücffommen,  6er  Bauer  6ürfe  ntdjt  oiel  lernen,  un6 
es  fönne  fol^in  leicht  je6er  abgelebte  Knedjt,  £aquai,  Sdjufter, 
Sc^nei6er,  IDeber  u.  f.  f.  einen  Can6fd}ulmeifter  abgeben;  6af 
6urdj  Perbeff^rung  6es  Unterijatts  un6  Cfjarafters  audj  tt)ür6ige 
£eute  Sc^ulbe6ienftungen  fudjen,  un6  nidjt  Stümper  nadj  SdjnU 
ämtern  greifen,  ipeil  fte  an6ers  nidjt  fort5ufommen  n?iffen" ;  un6 
^ronljofer  magt,  fdjüdjtern  un6  um  (Entfdjul6igung  bitten6, 
6en  2tntrag  5U  ftellen,  „6en  Sdjulmeifter  an  Stelle  eines  2tftuars 


^2^  CnbiPtg  (fronf^ofer 

bei  einigen  Porfdüen  5U  gebrauchen  ober  aber  auc^  als  Prof urator". 
^ronljofer  ^offt  fieser,  6af  fein  Ijeifer  IDunfcIj  nadj  ^ebung 
öer  S^ulbilöung  in  (Erfüllung  gelten  n>er6e:  „^aben  u?tr  boi) 
in  ^iejtger  Stabt  unb  ba  unb  bort  auf  bem  £anbe  fc^on  je^t 
treffliche  SdjuIIel^rer.  ©er  (Eifcrfudjt  megen,  bie  rege  n?erben 
fönnte,  n>ill  idj  biefe  roacfern  IHanner  ungenannt  laffen."  2tber 
einen  nennt  er  boc^:  „2tber  Dic^,  etjrlidjer  Ulrid}  Heisnerl  Did) 
muf  ic^  laut  ber  XPelt  preifen,  Z)iclj  unter  ben  anbern  ausljeben, 
unb  bem  Daterlanbe  fagen,  ba^  es  an  Dir  ein  nodj  ungefanntes 
Kleinob,  ein^elbpeildjen  beft^e,  bas  im  niebrigen  ZlToofe,  nidjt 
Dom  ftoI$en,  fy?I?en  Stengel  ^erab,  füfen  IDo^Igerudj  ausbüftet! 
Sei  ftoI$  Paterlanb !  Sei  ftols  f (eines  Stäbtdfcn  ilidiadj,  auf  biefen, 
beinen  £el?rer/'  „(£x,  ber  Zflann  ol^ne  alles  Stubium,  er  rormals 
ein  ftmpler  ßanbmerfer  unb  Sauerbä(Jer,  übernimmt  bie  Sdjule, 
tro^bem  bie  oarbenben  Kinber  fo  oft  um  Brob  5U  iljm  aufminfeln 
unb,  mäljrenb  er  mit  ber  größten  Dürftigfeit  fdmpft,  tt>irb  er 
einer  ber  beften  Ce^rer".  2tm  Scf?Iuffe  preift  ^ron^ofer  bm 
„unpergleidjlicfjen  Dater  Znayimilian  3ofepl?  als 
ben  Derbefferer  bes  Sc^ulu^efens";  bcffen  großes  I>ater= 
^er5  Diele  Summen  Ijiefür  opferte,  unb  „u?eld)es  ebenfo  große 
Daterljers  ^at  nicfjt  je^t,  wo  gan5  Deutfdjlanb,  ja  gans 
(Europa,  fic^  bas  Sd^ulmefen  sum  n?ictjtigften  Staats^ 
gefdjäfte  gem ad) t  Ijat,  für  eben  biefelbe  3^9^"^  ^"f^^  ^^'' 
gebeteter  Karl  tC^eobor  —  nidjt  etu^a  erft  pon  il?m  ererbt  — 
nein  —  porldngft  befeffenl  ^ier,  meine  £eljrerl  tieften  Sie  ben 
Blicf  auf  bas  pereljrungsmürbigfte  Bilb  biefes  großen  Belo^ncrs 
3l?res  €ifersl  ^ier  feljen  Sie,  Däter  unb  Znütter!  unb  nun  l>in 
mit  mir  5um  tEf?rone  bes  Daters,  Cel^rer,  (Eltern,  Kinberl  Des 
beften  Daters,  beffen  2tnbenfen  in  ben  fersen  ber  Bürger  noc^ 
eingegraben  fein  mirb,  tpenn  bie  Sdjriften  fo  pieler  praljlenber 
Denfmäler  längft  5U  Kalf  unb  Staub  gemorben  fmb,  u?enn  bie 
IDelt  längft  oergeffen  ijatf  ba^  es  einft  2tleyanbers  unb  Cdfars  gab". 
(Ein  Zrtann,  ber  als  (Belehrter  unb  2tfabemifer,  u?ie  als 
Päbagog  auf  einen  für  jene  geit  gea?iß  nidjt  niebrigen  Stanb» 
punft  ftc^  emporgefd)u?ungen,  fonnte  felbftperftdnblidj  audj  ma== 
teriellen  £oIjn  eru?arten.  3"^  3^^^^  1^80  rpurbe  Braun  „5ur 
Pfarr  Kell^eim  beforbert"  unb  Ijieburc^  bas  Dtreftorium  bes 
Canb*  unb  Criptalfc^utoefens  pafant.  ^ronljofer  wagte  baljer, 
„ftdj  unter  bie  Seilje  ber  Ijierum  ftdj  melbenben  Supplifanten  5U 
ftellen"  unb  an  bie  Ijödjfte  Stelle  bie  Bitte  }u  ridjten,  iljm  einen 
Ceil  pon  Brauns  Direftion,  nämlidj  „bie  2tufftc^t  über  bas 
fämtlidje  Cripialfc^utoefen"  5U  übertragen.  (Er  beruft  ftcf?  bar« 
auf,   ba^  er  „bereits  \\  ^^Ijxa  beim  Crtptalfdjulmefen  tljdtig, 


»Ott  £ubn)tg  lITuggentlialer.  i^25 

erft  als  SfanpU  nnb  Ztluftcrfc^uIIe^rer,  bann  als  profeffor,  je^t  als 
SdjuI6ireflion5fefretdr",  6ag  er  „Dom  erften  2tugenbUd  an  öen 
neuen  Sdjulperbefferungen  teilgenommen,  bei  Ztbfaffuns  6er  Siful 
budjer,  bei  öen  djurfürftlidjen  Kommifftonen  beigesogen  u?orben", 
unö  5af  ;,nur  £iebe  5U  öen  Schulen,  fein  anöerer  perabfc^euungs* 
iDÜröivjer  Crieb",  i^n  5U  feinem  iSittgefuc^e  beftimme,  öa^er  er  audj 
beim  bisherigen  ©eljalte  von  830  fl.  ftdj  befdjeiöe,  nur  erfudje  er, 
i^m  „öes  ^ie5u  nöt^igcn  2tnfe^ens  megen,  öen  (£f?arafter  eines 
u>irf lidjen  geiftlidjen  Katljs  cum  voto  et  sessione  5U  ert^eilen,  jeöodj 
nur  in  Sc^ulangelegen^eiten"  ^^^  Braun  aber  na^m  öie  iljm 
übertragene  Pfarrfteüe  in  Kel^eim  nidjt  an,  tro^öem  ftellte  ^ron» 
Ijof  er  ein  abermaliges  Petitum,  iljm  öas  Reftorat  über  öieöeutfdjen 
Sdjulen  5U  übertragen,  öa  ja  öer  öermalige  Heftor  Seöelmayr 
„ipegen  fränflidjer  Umftänöe"  fein  2tmt  nidjt  perfeljen  fSnne"  unö 
er,  ^ront^ofer,  „o^neÖief  in  effectu  bisljer  öen  Hef tor  oorge« 
fteüet",  u?obei  er  abermals  öie  Bitte  beifügt,  ibm  „öes  nStljtgen  2ln» 
feljens  roegen  öen  (Eljarafter  eines  u>irf liefen  Hatljs  5U  perleil^en"  ^*^ 
XPie  felbftDerftänöIidj  es  öas  geiftlidje  SatsfoUegium  fanö,  öem 
2tnfud)en  {fronl^ofers  ftattsugeben,  getjt  öaraus  Ijerpor,  öaf  öas» 
felbe  es  als  „Pflidjt"  eradjtete,  i^n  fofort  „provisorio  modo"  jum 
Heftor  öer  öeutfdjen  Sdjulen  in  Zhünc^en  3U  beftellen  unö  in  einem 
für^ron^ofer  ^ödjft  fdjmeid^elljaften  Sc^^^eiben  an  öen  Kurfürften 
(dd.  \S.  September  ^78\)  nachträglich  um  öie  Ijöc^fte  Betätigung 
nadjfud^te  ^*^.  festere  erfolgte  nic^t  fogleicl?,  unö  öies  mag  öarin 
feinen  (ßrunö  getrabt  ^aben,  öag  Brauns  Stellung  öamals 
bereits  erfdjüttert  wav  unö  man  öesi/alb  Don  einer  öefinitiDen 
Regelung  öer  Befei^ungsfragen  nodj  abfeljen  ipollte.  Sobalö  aber 
Brauns  Hücf tritt  Cljatfad^e  u?ar,  ftellte  ^ronljofer  in  einem 
neuerlichen  Sdjreiben  öas  21nfucljen :  es  möge,  nadjöem  öer  oor^ 
maltge  Pireftor  unö  (Canon,  unö  geiftl.  Hatlj  Braun  pom  Sdjul» 
U)efen  5urücftrete,  öie  2tuffid}t  über  öie  öeutfc^en  Sdjulen  iljm  über* 
tragen  u?eröen.  (£pentuell  aber  ftellt  ^ronljofer  öie  Bitte,  i^m 
„u>enigftens  nebft  öer  fimpeln  unc^araf  terifirten  öeutfc^en 
Sc^ulreftoratsftelle  öas  erleöigte  Sefretariat  beim 
geift  L  Hatlje",  öasu  er  „oljneöief  pon  öiefem  Collegio  primo  loco 
begutadjtet  »oröen,  in  J}5cl)ften  (ßnaöen  $u  perlei^en"  '*^.  Sarauf Ijin 
tt)uröe  jfronljofer  (dd.  (o.  ßanuar  ^782)  in  öer  (Eigenfdjctft  als 
Sdjulreftor  öefinitip  beftätigt  unö  i^m  sugleidj  öer  „Caracter 
eines  u?irflicijcl}urfflrft liefen  Hat^so^nentgelölicI}"perlie^en, 
„Der  ad  interim  als  öeutfc^er  Sc^ulreftor  angeftellt 
gen^efene  Secretarius  Fronhofer  tt>irö  ^iemit  in  öiefer 
Qualitaet  gndöigft  beftättigt,  unö  öemfelben  aufgegeben, 
öaf  er  auf  öie  2trt  unö  IDeife,   tpie  es  öas  Sireftorium 


^26  Cubtpig  Jront{ofcr 

erfprieglicfj  finben  n>tr6,  in  6en  Schulen  nac^fe^en  wirb, 
unb  öie  piäne  in  D0II5U9  fe^n  foll  Um  aber  feinem 
Jtmte  bas  not^ige  21nfeljen  $u  geben,  fo  ertljeiren  i^m 
Se.  CIjurfurftL  Surc^Iaudjt  öen  Caracter  eines  n?irfHc^ 
djurfürftlidjen  Hatijs  ol^nentgelMic^,  unö  oerlei^en  6em* 
felben  anbey  Si^  unö  Stimme  bei  5er  Deputation,  fo  oft 
man  iljn  6a^in  ruffen,  06er  er  fidj  alöort  anmeI6en  tt>ir6. 

3.  2n.  (ßaill 
gel?.  Hegiftr."  '^\ 
Dos  geiftUdje  HatsfoUegium^*^  säljlte  bamak  neben  öem 
Präftbenten  unö  Pisepräftöenten  örei  „Hät^e  Don  5er  ojeltlidjen 
Banf",  fedjs  „Hätlje  Don  öer  geiftlic^en  Banf "  (barunter  feit  \76S 
Braun],  5tpei  „Hätf^e  in  Sc^ulfaijen",  öeren  einer  nun  ^r  on  t?of  er 
mar^*^;  unb  baneben  u)urbe  er  audj  Sefrctär  ber  „^öc^ften  Sdjul= 
furatel"  ^*',  bie  mit  bem  geiftlidjen  Hatsfoüegium  nidjt  ibentifdj 
unb  eine  Sdjöpfung  bes  Kurfürftcn  Karl  tEl?eobor  mar"^*^ 
Der  freiftnnige  ©rünber  ber  2tfabemie  ber  IDiffenfc^aften 
unb  tljatfräftige  ^Srberer  ber  Sdjulreform,  Ztlay  3ofepIj  IIL, 
l^atte  gerabe  baburdj,  baf  er  bas  getftlidje  HatsfoUegftim  (bur^ 
3nftruftion  dd.  30.  2tuguft  ^768)  audj  ober  meljr  mit  weli- 
lidjen  (Elementen  mifdjte,  i^m  fogar  einen  u?eltlidjen  Prä« 
fibenten  unb  einen  gciftlid^en  unb  n?eItlic^enDireftor  gab^*®, 
feinen  (ßeredjtigfeitsjinn  unb  bie  Unparteilidjfeit  feines  Regimes 
beglaubigt;  umgefeljrt  aber  bea?ies  Karl  C^eobor  batb  nac^ 
feiner  C^ronbefteigung  gleidj  burc^  meljrere  gerabe  gegen  Sdjule 
unb  Sdjutoefen  geridjtete  Hegierungsafte,  ba^  er  jener  freifinnigen 
Hidjtung  feine  Sympathie  entgegen  bringe,  unb  bie  retarbierenben 
Dämonen  modjten  ftdj  ja  mit  ber  fidjern  Hoffnung  tragen,  ba^ 
iljnen  nun  ber  IDeisen  üppiger  bluten  u^erbe.  ^wav  l^atten  jte 
audj  fdjon  unter  Zflay  3<^f^P^  HI-  ^^^^  i)^b^l  in  Ben^egung 
gefegt,  um  gegen  bie  Dorfämpfer  beutfdjcr  Dolf sbilbung  in  Bayern, 
befonbers  gegen  bie  erfte^enbe  ZHetropole  ber  Bilbung,  bie  2tfabemie 
ber  XPiffenfdjaf ten,  mit  allen,  auc^  bzn  unreinen  ZlTitteln  ber  3titrigue 
unb  üerleumbung,  u^ie  ber  2tuflje^ung  bes  Pöbels,  porsugeljen. 
Unter  ZlTay  3^f^P^^II-  tljaten  fte  bies  mit  u?enig  (Erfolg;  ber 
IjodjDerbiente  Bäcfersfotjn  aus  Croftberg  u?urbe  bireft  als  Ke^er 
Dcrleumbet,  ja  ausgerufen,  aber  Braun  beljält  bie  £eitung  ber 
Schulreform  nadj  wie  por  in  ber  ^anb;  alle,  bie  mit  tljm  gelten, 
werben  als  Ke^er  Derbad)ttgt,  auc^  ^ronljofer,  ber  jenes  (ße^ 
bidjt  „Orthodoxissima  seculi  nostri  tempora"  (1770)  gewig  nidjt 
gemacht  unb  barin  auf  bie^rage:  „was  madjt  ber  Orthodox?" 
nidjt  bie  2tntwort  gegeben  i/ätte:  „ganf,  Ke^er,  21 1 Reifte nl" 
wmn   er   nidjt   fdjon  bamals,    \770,   felbft  arge  üerfolgungen 


von  lubipig  lITuggentlialer.  /^27 

erlitten  I^ätte;  „beiläufig  um  bk^e^ext{\770)  übergab  etn^euc^Ier 
im  frommen  ©emanbe  6em  l{urfürften  eine  £tfte  baierifc^er  ^rei« 
getfter.  Sie  Hamen  6er  oerbienteftcn  ZlTänner  ftunöen  öarauf, 
un6  5er  Porfdjiag  tpar,  fte  aus  Baiern  5U  perbannen  06er  fonft 
empfinölidj  5U  beftrafen.  ZlTayimilian  iparf  6ie  Cifte  mit  einer 
eölen  Deradjtung  in  bas  ^euer"  —  fo  berichtet  ein  S^xi^^rxo^^^, 
ba  er  6ie  (Einfüljrung  6er  Sdjulorbnung  in  ZTlündjen  im  3a^re 
\77\  un6  6ie  (Errichtung  ber  ITtufterfi^ule  am  ^rauenftifte  be» 
fpridjt,  roeldj  le^tere  ^ronljofer  leitete.  (2tnnalen  5er  bair. 
£itteratur  o.  3.  ^778  [I.  \]  5.  ^7.)  Sidjer  ftan5  aud}  er  felbft  auf 
jener  „Cifte  baierifdjer  ^reigeifter",  5odj  genof  er  öen  S(^u^  feiner 
(Dbevn,  audj  5en  5er  geiftlidjen  Beljörbe,  5ie  ftets  nur  rüt?men5 
Dom  Sdjulmann  ^ronljofer  fpridit,  un5  5ie  gefdjidjtlidje  ©e» 
redjtigfeit  perlangt  es  $u  fagen,  5af  gera5e^ronIjofers  ganje 
£aufba^n  ein  Bea?eis  5afür  ift,  5a|  Klerifer  un5  BiI5ungsfein5 
5amals  nidjt  i5entifc^e  Begriffe  Omaren,  pielmeljr  5ie  bei5en  £ager, 
5as  5er  Bil5ungsfreun5e  un5  jenes  5er  BtI5ungsfein5e,  aus 
£aten  un5  Klerifern  fidj  mifcbte;  5te  Bene5iftiner  fteüten  ein 
ftarf es  Kontingent  5um  erfteren :  5a?eimal  tt>ur5e  5ie  in  i^rem  Be» 
ftanbe  be5ro^te  2tta5emie  5er  IDiffenfdjaften  5urc^  5as  energifdje 
(Eintreten  5es  Bene5iftiners  un5  Profeffors  Kenne5Y  gerettet  ^^^ 
5erfelbe  Kenne5v  Ijält  5um  erften  ITTale  Porlefungen  über  pIjYpf 
in  5eutfdjer  Sprache ^*^,  un5  audj  aus  flerifalem  Znun5e  n>ir5 
5en  Üer5ienften  5er  2tfa5cmie  5er  IDiffenfdjaften  um  BiI5ung 
un5  2tufHärung  5as  £ob  gefungen^**.  Ilur  5ies  madjt  5ie  fonft 
auffallen5e  Cfjatfac^e  erf lärlid},  5af  audj  nadj  5er  C^ronbefteigung 
Karl  djeo5ors  5ie  retar5ieren5en  Z)ämonen  gera5e  auf  5em 
©ebiete  5es  Sdjutoefens  nur  langfam  un5  anfangs  me^r  auf 
Sdjleic^tt>egen  porge^en  fonnten,  tro^bcm  Karl  Cf?eo5or  jene 
3nftruftion  ZHaj  2^Uv^^  HL,  5urd}  5ie  er  5as  geiftlic^e 
SatsfoUegium  mit  u?eltlidjen  €Iementen  mifdjte,  fc^on  5urdj  eine 
3nftruftion  dd.  25.  2tpril  ^78^  annullierte.  Surdj  Heffript 
dd.  5\.  Jtuguft  \78\  fdjuf  er  eine  befon5ere  (Dberbef?or5e;  5ie 
Sd}ulturatel ,  un5  erflärte  5as  ,;Supremum  Protectorium  et 
Curatelam  5er  Stu5ien  Ijödjftfelbft  unmittelbar  auf  ftdj  5U  nel^nten", 
un5  felbft  5ie  £an5esuniperfttät  50g  er  bei^**.  2tber  5ur  felben 
Seit  fteigt  ^ronl^ofer  erft  ad  summos  honores,  Ijalt  feine 
öffentlidjen  5d}ulre5en,  in  5enen  5ie  Btl5ungsf ein5e ,  felbft  5ie 
^olje  (Dbrigfeit,  mandjes  IDörtleiu  5U  Ijoren  befommen,  5as  als 
Sdjmeidjelei  nidjt  5U  neljmen  mar,  ja  er  ft^t  als  Znitglie5  in  jener 
oberften  Sc^ulbel?ör5e,  5er  Sdjulfuratel.  iludj  5as  ift  ein  Bemeis 
5afür,  5af  an  5em  unter  Znay3^f  ^P^  H^-  gefdjaffenen  Beftan5 
5er  Sdjulen  eigentlidj  5odj  nid}t  o5er  lange  nidjt  gerüttelt  wnvbz  ^**. 


/^28  £ub»ig  ^fronl^ofer 

^reiltc^  6te  tTrdger  unö  Dcrtrcter  6er  Seformibecn  befamen  halb 
5en  u>t5riöen IDinb  5U  fpüren,  ixnb  namentlich  ^roii^ofer  mar 
ein  waifv^s  inartyrium  beftimmt.  (£in  Heffript  dd.  2^.  Hooember 
\785  lautet:  „Vtv  Sdjulrat^  unb  rector  ^ronljofer  wirb  als 
Straubtngifdjer  Hegierungssecretarius  öergeftalt  de- 
cretiret,  6a|  er  feinen  Don  5em  öeutfdjen  S^ulfonb  bisljer  ge» 
noffenen  (Behalt  nod)  ferner  un6  5rpar  infolange  bis  i^n  Sie 
(Drönung  5um  Secretariatsgei/alte  betreffen  u?ir6,  5U  genießen 
^aben  foUe;  als  bleibt  folijes  6em  Hegierungsdirectorio  feiner 
Perpflidjt^  unb  Jtnftellung  Ijalber  hiermit  unoerljalten,  ZHünc^en 
2^.  tlov.  ^785"^***  ^ronljofer  »urbe  alfo  5um  Hegierungs» 
fefretdr  in  Straubing,  aber  porldufig  o^ne  (Behalt,  ernannt, 
^ronljofer  rooHte  nun  nac^  Straubing  burdjaus  nidjt  ipanbern, 
unö  in  einem  langen  Sdjreiben,  iporin  er  befonbers  anführt,  baf 
feine  Vermögens»  unb  ©efunb^eitSDerljältniffe  i^m  bie  foftfpielige 
Heife  unb  ben  2tuf enthalt  in  Straubing,  wo  „es  ermeyslic^er* 
mafen  bermalen  gerabe  fo  tljeuer  als  in  ZHündjen  5U  leben  ift", 
nidjt  erlauben,  ftellt  er  bas  2tnfudjen,  iljn  „etu^a  bei  ber  ^of» 
fammer,  mit  einiger  Dermeljrung  bes  (ße^alts"  5U  permenben, 
eoentuell  il^m  „einen  ettoas  einträgUdjcren  £anbbienft  beim 
Sal5=,  Brau:=,  Kaften»  ober  ZTTautljiDefen  an5uu?eifen"^*^ 
Daraufhin  tpirb  ^ronljofer  pon  bem  Eintritte  bcs  Hegicrungs* 
fefretärpoftens  in  Straubing  entbunben,  aber  er  foU  in  ber  £ifte 
ber  bortigen  Setretdre  gefüljrt  u?erben: 

„Seine  (Eljurfürftl.  Surdjlaudjt  Ijaben  bem  geu^eften  Sdjulratlj 
unb  Heftor  ^ronl?ofer  betpiüiget,  ba^  er  bis  auf  anberu^eite 
piasirung  bie  pon  bem  beutfdjen  Sdjulfonb  bejieljenben  ^00  gülben 
auf  bem  £anbe  5U  geniefen,  fo^in  bey  ber  Hegierung  Straubing 
unter  ber  Claf  e  ber  ^voav  wixtlxdi  —  aber  nic^t  frequentirenben 
Secretarien  5U  fte^en  l?aben  foUe.  ZTTündjen  bm  \6.  Dej.  ^785/' 
Der  „gemefte  Sdjulratlj  unb  Heftor'M  ZTIan  ipirb  fragen, 
rpo^er  auf  einmal  biefe  gan5  anbere  Be^artblung,  bie  bem  per» 
bknUn  Sdjulmanue  ^ron^ofer  nun  5U  teil  u?irb?  Darüber 
fldrt  uns  5ur  (ßenüge  ein  —  in  bzn  jperfonalaften  bes  ober» 
bayrifcljen  ICreisardjips  ftc^  finbenbes  —  Schreiben  ber  oberften 
Sdjulbeijörbe  dd.  3.  Sept.  \7^\  auf,  in  u?eld)em  fte  Aber  ein  Pon 
^ronl^ofer  eingereichtes  ©efuc^  um  Heaftipierung  als  Sefretdr 
ber  Sd)ulfuratel  bas  abgeforberte  (ßutadjten  erftattet: 

Durd}leud)tigfter  (£f?urfürft, 
©ndbigfter  ^err,  ^err! 

€uere  C^urfürftl,  Durdjleudjt   traben   uns  beyltegenbe 
untert^dnigft  überreidjte  Bittfd^riften  b^s  £ubipig  ^ron« 


von  £ubipt9  ntuggentitaler.  ^29 

^ofer  um  gnäbigftc  XPieberanftellung  als  Secretaire  bei 
^ödjftöero  ©eljctmen  SdjuUCuratel  ben  25.  Julius  b.  3» 
mit  öem  2tuftra§  sugcfdjloffcn,  hierüber  beridjtlic^e  Tlixs* 
fünft  ad  Manus  por5ule9en.  Sicfem  ^ufolge  rt)oüen 
u)ir  6ie  (ßefdjidjte  öes  Supplicantcn  in  Iffirse  an^ 
führen.  Selber  ipar  por  öiefem  mehrere  3aljre  Sdjut 
rat^,  Heftor  unö  Curatel  Secretaire  öa^ier  unb 
erfüllte  feine  Sienftobliegenljeiten  mit  allem 
Beifall.  2tls  ftdj  aber  nadjljer  ent6edt«,  5af  felber  5er 
3numinaten9efenfdjaft  suget^an  märe:  fo  mürbe 
er  öurd?  ein  Ijodjftes  Defret  pom  \7*»"  Sept.  \785 
.feiner  Stelle  entlaffen  mit  6er  gnäöigften  Üuf erung, 
ba^  man  felben  anbersmo  5U  placiren  benfe.  Selber 
muröe  auc^  mirflic^  öen  2^.  Nov.  Ijierauf  als  Hcgierungs 
Secretaire  in  Straubing  gnäöigft  ernannt,  ilus  uns  nid^t 
befannten  Urfadjen  fam  aber  biefe  2tnfteüung  nidjt  nur 
nic^t  5u  Staxxb^f  fonbern  es  mürbe  it?m  pielme^r  balb 
barauf  audj  ber  biegfalls  poriger  gnäbigft  angegonte  (ßeljalt 
gänslidj  ent5oljen.  Seit  biefer  ^ext  lebet  ^ron^ofer  o^ne 
alle  Bebienftung  unb  ausfdjlügig  ber  fleinen  Penfton 
pon  200  fl.,  menn  mir  nic^t  irren,  bie  feine  ©attin  in 
gnäbigfter  üüdjtdjt  i^rer  faft  immermä^renb  franflic^en 
Umftänben  aus  befonbers  ^ödjfter  (ßnabe  erhalten  ^at, 
in  ben  mtflidjften  Umftdnben,  meil  eines  Cljeils  biefe 
geringe  Pension  5U  Derforgung  meljrerer  beftänbig  mit 
mibriger  ©efunbljeit  ringenber  £eutlje  unmöglid}  erfleden 
fann,  anbern  C^^ils  aber  benfelben  alle  ©elegen^eit  5U 
felbftanbigerl>erbienft=€rmerbung  platter  bings  abgefd^nitten 
ift;  nadjbem  megen  ber  Pon  iljm  auf  ftdj  gelabenen  l?ö:^ften 
Ungnaben  jebermann  Umftanb  nimmt,  i^n  5ur  Instruction 
feiner  Kinber  aufsuneljmen.  Diefe  Umftänbe  5ufamen* 
genommen,  machen  freylic^  eine  gndbigfte  llnterftü|ung  für 
bm  supplicirenben  ^ron^ofer  aUerbings  not^menbig, 
nur  fann  es  auf  bie  bereits  untertljänigft  angefügte  2trt 
nimmermel^r  fein,  nadjbem  bas  Curatel  Secretariat  bur^ 
bas  eigene  ^5(^fte  Placet  pon  €uer  (E^urfürftl.  Durdjleudjt 
dd.  9.  3uHus  b.  3«  ""*  jenem  ber  Universitäts  Curatel 
5U  consolidiren  unb  mit  ber  Perfon  IjSc^ftbero  geheimen 
Secretaire  Ol.  Ztemmer  5U  befe^en  gnäbigft  geruljet 
morben  ift.  (Entsmifdjen  foUen  mir  bie  geringfte  ZlTaaf 
nidjt  geben,  ob  unb  in  mie  m^it  €uere  Cljurfftl.  Surc^» 
leudjt  ben  Supplicanten  in  erbarmenber  Be^ersigung  feiner 
tpa^r^aft  elenben  £age  unb  feiner  dwa  von  i^m  erproblic^en 


^30  £ttbtPtg  Jronf{ofer 

Hsljer  untaöelljaftcn  Ztuffü^rung  bey  öer  t^m  gciDis  erptg 
6enf baren  IDarnung  für  alles  Illuminaten-UJefen  o6cr 
anberer  6erIeYSectirereY3'?^^^  I?5i;ften  Begnaöigung  müröig 
5U  ijolUn,  nnb  ba  er  nad|  öem  ^^ugntf  5er  lUuminaten» 
Sdjriften  felbft  unter  5cn  Dupirten  un6  feinesn^egs  mit 
tiefen  (Einftdjten  Initiirten  portömt,  5U  Ijödjftöero  Beöienft== 
ung  nadj  abgelegten  Illuminaten»€i6  bey  einer  anöern 
Stelle  ipie6er  aufsuneljmen  gnäbigft  geruljen  tooUen,  JPir 
empfeljlen  uns  5U  ^Sdjften  ^uI6en  un6  (5na6en  unter- 
tljänigft  geljorfamft  ZTlündjen  6en  3**"  Sept.  \7^\* 

€uer  (Eljurfürftlidjen  Surc^leuc^t 

untertf?änigft  ge^orfamfte 
(ße^etme  Sdjul  Curatel 
^r^r.  Don  Hertling 
£afimir  Bifdjof  5U  (E^erfones 
V.  Vacchieri   curator. 

Itemmer  junior. 

Das  (ßefudj  felbft,  in  u?eldjem  ^ron^ofer  fpesiell  um 
XPieöeranftellung  als  Sefretär  6er  geljeimen  Sc^ulfuratel  gebeten, 
finöet  fidj  in  öen  Perfonalaften  6es  oberbayrtfctjen  Kreisarc^iDS 
nidjt,  wolfl  aber  ein  allgemeines  (ßefudj  ,,praes.  23*^"  ^eu= 
monats  \7^y',  in  meldjem  ^ronljofer  öie  Bitte  ftellte:  „mic^ 
u)ieöer  in  Ijödjften  Dienften  an  einen  in  meiner  le^tperlorenen 
Stelle,  5er  idj  ^  3aljre  u>irflic^  frcquentiren5er  Sat^  n^ar,  in 
etujas  aequivalenten  Poften  wk  immer  ausuferen".  Die  i(on= 
5effionen,  meiere  5er  Sdjiffbrudjige  5arin  madjt,  möchte  5er  am 
pdjeren  Ufer  ftel}en5e  am  (£n5e  lieber  u?egmünfd)en,  allein  5ie 
„entfe^lidje  Hot",  5ie  5er  eljemalige  Sdjulrat  un5  Seftor  nidjt 
einmal  5urdj  5as  je5em  IDinfelfdjulmeifter  5U  geböte  fte^en5e 
ZHittel  5er  PriDatunierricIjtsftun5en  lin5ern  tonnte,  nötigte  i^m 
jene  5ugeftän5niffe  ab,  un5  5as  Sdjreiben  5ürfte  ebenfo  u?ie  5ie 
ganse  £ebens^  o5er  Cei5ensgefd}ic^te  ^ronljofers  pon  \785 
bis  5U  feinem  tEo5e  ein  nidjt  unintereffanter  Beitrag  für  5ie 
©efdjidjte  5es  3lluminatenor5ens  in  Bayern  fein: 

Durd?Ieud?ttgfter  Cfiurfürfl, 
(Snäbigjler  £Jerr,  £Jcrr! 

ntein  Ijerbjics  Sd^icffol,  barann  td?  fd^on  im  6.  3al^re  fc^mac^te, 
iiat  nunmeijr  ben  tjöd^ften  (Sipfel  erreicht.  Zladi  \5  bis  ;6  3fl^J^eit. 
getreuen  Dienj^es  bey  ^ödjfibero  Sd^ulipefen  oerlor  tdj  allen  Unterljalt 
ev\t  3um  CCtjcil  unb  iann  gän3lic^,  litt  bisljer  einen  Derlujl  von 
meljr  als  3500  <5ulben;  felbji  bas  mütterlid^e  erfi  cor  einem  paar 
3aliren  ererbte  Permögen  metner  <5attin  tfl  nun  rein  baljtn;  meine 
fonß  beträchtlich  geioefenen  Meublen  flnb  entn>eber  gän5(ic^  oerdugert 


üoti  iubtütg  Itluggcntfialer.  q^Z\ 

ober  bie  es  nid?t  jinb,  bepfee  id?  nur  nod?  aus  ber  <5üte  berer,  meldte 
fiVPottieF  barouf  l^aben.  3d?  fclje  alfo  gans  l^tlflos  einer  fd^auber* 
t|aften  guhmft  entgegen  unb  lebe  in  einem  guftanbe,  ber  nafjc  an 
Persroeiflung  grän3et.  Die  Urfadje  oon  aü  biefem  meinem  Unglücf 
ift  ber  leibige  3Uuminatismus.  ^ingerijfen,  gleic^  üielen  2lnbern, 
von  überfpaimter  pijantajte  nnb  UlYperiomanie  glaubte  id?,  IPunber! 
iDeld^e  groge  ttaturgcl^cimnige  in  bicfer  geljeimen  <SefeIIfd?aft  ent« 
berfen  3U  fönnen,  mollte  bm  berufenen  Stein  ber  IPeifen,  wie  fd?on 
mein  getrabter  (Drbensname  Haymunb  £uüus  seigt,  oljne  ptel  IHül? 
unb  £aboriren,  bas  meine  Sad^e  nid^t  n?ar,  fiuben,  unb  fanb  barauf 
ben  Stein  ber  2lrmut;  fanb  midj  am  (Enb  nid^t  nur  betrogen  [:  benn 
id?  fannte  bas  ^nnet^ie  bes  3nftituts  nid?t,  mar  Fein  fogenannter 
Areopagiticus :],  fonbem  aud?  in  ben  grögten  2lbgrunb  bes  Derberbens 
oerfenft.  (gnäbigfter  Qerr,  £Jerrl  Da  id?  gar  niemal  über  trgenb 
etmas  in  biefer  caussa  befragt,  geljört  unb  constituiret  morben;  ba 
in  feinem  ein3igen  in  meinen  ängelegenl^eiten  erlajfenen  Rescript 
oon  trgenb  einem  mir  imputirten  Special  -  Perbred^en  (Ermäljnung 
gefdjal] :  fo  oermutfje  id?,  ba%  mid?  blog  ber  Strom  mit  2lnbern  fortriß, 
unb  bie  aud?  IHel^rern  gemeinfd^aftlid^  3ugefommene  Sd^ulb,  ein 
^Uuminat  unb  nodj  ba3U  ein  ebenfo  eifriger  als  blinber  3öii"^i"^* 
gemefen  3tt  feyn,  mie  id^  aufrtdjtig  gefietje  unb  bereue,  meine  Strafe 
©eranlagt  Ijabe.  JDas  es  aber  aud?  immer  fey,  fo  mö^e  eben  biefe 
meine  Heue  bas  Ubergeu)ic^t  ertjalten,  unb  ic^  f[elje  fjter  3uoörberji 
in  tieffter  Unterttjänigfeit  um  t|ulbDoIIfte  Vergebung,  ia^en  EJödjft* 
biefelben  (5nabe  für  Hedjt  ergel^en  unb  meine  fo  lang  fc^on  ujöl^renbe 
Bejirafung  mir  Buge  unb  Äarnuug  genug  fein.  3^  bett^eure  t)or 
(Sott  unb  (Euer  <£l?urfürftl.  Durd?Ieud?t,  bag  id?  in  ehtn  bem  (ßrabe, 
als  id?  eljebegen  ein  eifriger  3öw"^^"<Jt  gemefen,  nun,  unb  fd^on  feit 
meljreren  Z^}:ixen  biefe  unb  alle  geljeime  Perbiubungen  eifrigji^üer« 
abfdjeue ,  befonbers  feitbem  bie  heyben  Bdnbe  ber  auf  ^öd^ftbero 
23efet|l  t|crausgegebenen  lUuminat.  •  (Driginalfd^riften  gebrurf t  er- 
fd^ienen,  bie  mir  über  all  bie  CCaufd^ungen,  gefäljrlid^en  unb  fd?äblid?en 
piäne  jc.  IC.  mit  einemmal  bie  2lugen  bergeftalten  öffneten,  bag  id? 
menn  id?  mid?  biefer  Derfettung  erft  ans  (Set^orfam  ent3og,  es  in 
ber  (folge  aus  ber  innerften  äber3eugunj  tt^at,  unb  t)on  gan3em 
^er3en  ein  (Jeinb  biefer  unb  äl^nlidjer  (Srunbfa^e  unb  gel^eimer 
Derbinbungen  marb,  fold^es  allentF^alben  äußerte,  überall  nur  eine 
Spradje  begt^alb  füt^rte,  mie  id?  bemeifen  !ann.  3^  betljeure,  bag 
idi  bie  2(uffd?lüge,  meldte  bie  IDelt  burd?  bie  t^erausgePommenen 
(Driginalfd^rif ten  t^ierüber  erljielt,  als  bie  grögte  IPot^ltl^at  anfelje, 
bie  €ure  (tt^urfftl.  Durd?leud?t  ber  IPelt,  mir  unb  allen  (Setäwfd^ten 
erseigten,  unb  barüber  id?  mic^,  als  über  Befreiung  pon  einer 
fd?u)eren  Sflaoenfette  unb  ber  größten  Blinbl^eit  tjer3lid?  freuen 
mürbe,  wenn  nid?t  bie  traurigen  (folgen  biefer  memer  Blinbl^ett 
mic^  immer  nod?  barauf  3urücferinnerten.  3^  betljeure,  bag  id?  als 
ein  majorer  fatl^olifd?er  Ct^rift,  als  ein  rul^iger,  getreuer,  allen  Befel^len 
unb  (Sefe^en  (Euer  (tfjurfürftl.  Durc^leud^t  ofjne  2lusnaljme  gefjorfamer 
Unterttian  3U  leben  unb  3U  fterben  bereit  bin;  bag  ic^  bereit  bin 
meinen  fdjon  be.i  27*«"  2luguft  ;785,  bas  ift,  gleid?  ben  Cag  nac^ 
ber  im  geiftlidjen  Hatl^  gefc^et^enen  Publication,  ausgepellten  Revers, 
begen  ^luffa^  id?  nod?  l^abe,  nod^mal  unb  mit  allen  3U  üerlangenben 
gufäften  unb  (Jörmlid^feiten  3U  erneuern,  ja  auf  (Erforbern  felbji  im 
öffentlichen  Drucfe,  um  auc^  jeben  Schatten  von  gmeifel  an  meiner 
Denfungsart  3tt  3ernidjten,   unter  Dorausfegung  meines  Hamens  in 


^32  tnbiptg  (frontjofer 

einer  umflSnbltt^en  (Erflärung  meine  unget^euc^eltfle  Stnnesänberung 
in  Betreff  bes  lUuminatismi  famt  ben  Urfad^en  btefer  Sinnesanberung, 
unb  was  bal^in  etnfc^Iägig  ifi,  mit  unocriDerflic^en  Beroeifen  bar3n* 
fteüen.  3n  biefer  f^inftc^t  benn  I^offe  ic^  mieber  ber  liö4>ften  £julb 
(Hner  Ctjurfürfll.  Durc^Ieud?t  tpürbig  3U  (eyn.  (Serul^en  t^öd^ftbicfelben 
auf  meine  entfe^Itd?e  £age  einen  oer3eiI]cnben  ft^oncnben  Blicf  3U 
iperfen,  mir  eben  bie  (Snabe  angebeil^en  3«  laffen,  bie  fc^on  fo  mand^e 
anbere  3üuminaten,  unb  unter  biefen  oieüeid?t  einige  minber  fc^ulb* 
lofe  als  ic^,  gcfunben  Ijaben,  uinfomel^r  als  ja  allen  Heumütljtgen 
unb  Reversirten  t|öd?|ibero  Hac^lidyt,  IlTilbe  unb  ^Infieüung  in  meljreren 
Decretis,  unb  mir  begonbers  in  ^we^  Rescripten,  felbft  in  bem,  bas 
midi  von  bem  mir  3U  fofifpieligen  ^inab3ieljen  nad^  Straubing  aus 
ben  erljeblid?ften  (Srünben,  bie  mein  submissejtes  bamaligcs  2lnlangen 
porlegte,  ausbrücflic^  dispensirte,  gnäbigft  3ugefic^ert  roorben.  Äe« 
ruljen  (Eure  <£ljurfftl.  Durd^leudjt  auf  meine  bcy  (Selegcnljeit  ©er« 
fd^iebener  Aperturen  met^rmalen  eingereid^te  untertt|änigjte  3ittfd?riften 
enblic^  eine  mitleibigfte  Hürfftd^t  3U  nefjmen,  unb  mid?  lieber  in 
Ijöd^ftiljren  Dienften  an  einen  in  meiner  leötoerlornen  Stelle,  ber  td? 
^  3al^re  »irflic^  frequenttrenber  IRatti  war,  in  etujas  aequivalenten 
pojien  mie  immer  ausuferen.  3"  3uoerjtd?tIid?fter  £^offnung  einer 
gnäbigfien  Bitteserljör  empfel^le  ic^  mid?  bemnac^  3U  biefen  unb 
ferneren  (£ljurfür|il.  Ijöd^jten  £Julben  unb  (bnaben  in  tief jler  €ljrfurc^t 

(Euer  (£f|urfürjtl.  Durd?leuc^t 

untertl{änigfl  get{orfam{ler 
iubmig  ifronljofer. 

2tm  Kopf  Mefes  S<ijreibens  finbet  ftc^  bie  (bie  (gntfdjeibung 
bes  (ßefudjs  fonftatierenöej  Bcmerfun^:  „Soll  auf  fic^  beru^en"(I). 
Dtefe  itbipeifung  ifielt  aoet  ^ronljofer  —  wie  audj  aus  öem 
(Eingang  bes  folgenben  Scijreibens  IjerDorgeljt  —  nidjt  ab,  um 
6te  in  (Erleöigung  gefommene  Stelle  eines  Sdjulfuratelfefretärs 
^xdj  5u  bewerben,  ^n  ^Sc^fter  Stelle  fdjeint  man  aud)  urfprungltc^ 
einer  ©etpä^rung  biefer  Bitte  nidjt  abgeneigt  geojefen  $u  fein, 
6as  geiftli(ije  HatsfoUegium  mur6e  ja  5ur  2tbgabe  eines  ©ut* 
adjtens  aufgeforbert,  unö  biefcs  tonnte,  um  nii^t  eine  offen» 
bare  Ungeredjtigfeit  gegen  einen  anbern  Kompetenten  5U  be* 
ge^en  unb  gegen  bas  einf(^ldgige  Hedjt  einer  anbern  Be^örbe 
5U  oerftof en,  ben  Petenten  srpar  nidjt  für  bie  eben  pafaute  Stelle 
empfeljlen,  aber  bas  getftli<ije  HatsfoUegtUm  na^m  gar  feinen 
2tnftanb,  bie  Perbienfte  bes  Sdjulmanns  ^ron^ofer  5U  fon* 
ftatieren  unb  ben  geacljteten  3^^^*"^^^"  ^^^  ^0(i}ften  (ßnabe  5U 
empfehlen,  ^ron^ofer,  barüber  ^xdietlidi  informiert,  reii^te 
ein  tt>ieberljoltes  ©efuc^  (praes.  \2*2tuguft  \7^\)  ein,  in  weldjem 
er  in  fdjrillften  Conen  ber  ,,X?er5tt)eipung"  unb  „gänsli^en  Brob= 
loftgfeit"  um  „fdjleunige  ein ftu? eilige  ^ilfe"  p^ljt: 


üoii  iubiPtg  nXuggentt^aler.  ^33 

Purd^Ieuc^tigPer  Ct^urfürft, 
(SnäbigPer  Qerr,  QerrI 
init  bei  irmigpen  lPel|mutt^  erfut^r  id?  jüngftl|tu,   als  td?  um  bic 
IPiebercrlaiigung    bes    geheimen  Curatel-Secretariats   nad?  2lblcibcn 
meines   bcgfaüs    geroefencii  ttad?fofgcrs  Hlcol.  goller   untertl|änig(l 
supplicirte,  haf(  id?  mit  meinem  (Sefuc^  5U  fpät  gekommen,  unb  bicfer 
poften  fd?on  einige  Cage  oor  feinem  Eintritt  unb  meiner  2lnmelbung, 
burc^  ben  geheimen  Secretär  Nemmer  t>en  jüngeren  3»ar  aud?  einen 
eljemaligen  3IIuminaten'§ögIing  |:  ein  Umftanb ,  ber  mid?  btefer  unb 
anberer  Stellen  oerlujtig  gemacht  t^atte  :|  befefet  »orben  mar.   3(^  bin 
inbegen  weit  entfernt  itjn  begt^alb  im  Hlinbeften  3U  beneiben,  fonbern 
gönne  jebem  gerne  fein  (Slücf,  i^ahe  bieg  geit  iebens  gettjan,   unb 
eben   barum,    unb  n?egen   meiner    angebol^rnen  Sd^üd^ternl^eit   unb 
Un3ubringlic^feit  meljrmalen,    befonbers  feit  ben   6  3atjren  meines 
Unglüds  unb  meiner  gänslic^en  Broblop^feit,  ben  Kür3eren  ge5ogen, 
wie  and?  gleic^  l|ier  n?ieber  ber  ^aü  wat,  tnbem  id?  mid?  nid?t  getraute 
um  bes  meljr  (^ebad^Un  goüers  Sieüe,  ba  fte  boc^  Dorthin  mit  unter 
bie  meinige  mar,  nod?  bey  Cebjeiten  biefes  Hlannes,  ob  er  gleid?  fc^on 
übei;  ein  ^aliv  beynai^e  im  Dienft  unfä()ig  gemefen,  an3u$alten,  unb 
baburc^  eben  meinen  §n?ed  rerfet^Ite.    Hun  ijt  es  aber,  önäbigjter 
Qerr,   %rr!   mit  mir  aufs  äugerfte  gefommen,  nnb  weil  je^t  auc^ 
biefer  2lnfer  ber  Hoffnung,  bas  getjeime  Curatel-Secretariat  nSmlic^, 
baburd?  ic^  sine  Aggravio  summt  Aerarii  oenigftens   einen  einjiroei* 
ligen  pla^  mieber.  3U  erringen  backte,  fo  unoermutt^et  meinen  Qänben 
entfc^ipunben  ift,  fo  ipeig  id?  mir  in  biefer  fc^redlic^en  £age  nid?t 
*     mei)r  3U  rattjen,   unb  mug  3ule^t  noc^,   aus  Xllangel  aller  ausfielt, 
(Sattin,  Permanbte  nnb  mein  liebes  Paterlanb  n?iber  meinen  IPillen 
oerlaffen,   unb  ipie   ein  2lbentljeurer  in  ber  n?eiten  H>elt  mein  Qeil 
fuc^en,   wenn  nic^t  (Euer  Cljurfürftl.  Durd^leuc^t  mir  balb  bie  l^ulb* 
DoUfte  Paterljanb  reichen,   unb   einen  Croftlofen  bem  fürd^terlic^pen 
2lbgrunb  ber  Per3n?eiÄ[ung  entreißen.    (Ein  ein3iges  mittel  noc^,  unb 
3war   nad^ftel^enbes ,    moburd^   mir   fd^leunige    einftn>eilige  Qilfe 
|:  oljne  Befd^iperbe  Ijöc^jtbero  Aerarii,  wie  fd^on  oben  ^ebad^t  :|  jugel^en 
fönnte,  geruljen  l{dd;[tbiefelben  einer  milbeften  HüJftd^t  3U  n^iirbigen. 
3ene  ^00  fl. ,   bie  mir  oon  meinem  getrabten  (ßet^alte  ad  900  fl.  — , 
nac^  meiner  (Entlaffung  als  resp.  auf  bem  ianbe  einftoeilen  3U  ge- 
ntegen  Ijabenbe  Penrsion  |:  mie  ic^   benn  3U  meiner  Schwiegermutter 
3iel|en  3U  wollen  felbft  im  bamaligen  2lnlangen  Dorf(^rteb,   als  aber 
bieg  nid^t  anging,  es  ebenfo  getreulich  n>ieber  fc^riftlicb  an3etgte  :|  laut 
tjöd^pen  l^ier   in   copia  vidimata  untertl^äntgfi  beygelegten  Rescripts 
Dom  16*««  Dec.  ^785  bis  auf  anberipeite  Placirung,   welches 
ausbrücflic^  barinen  entljalten,  aus  bem   geiftlic^en  Hatl{S   beutfd^en 
Sc^ulfonb  belajfen,   unoermutljet    aber  burc^   ein  ebenfalls  l^öc^ftes 
Rescript  Dom  ^9*«njulii  ^787  |:  barinnen  jebod?,  eben  rote  in  bem  oor* 
tjergeljenben  tjöc^ften  Rescriptis,   bie  Peranlajfung  nid^t  ausgebrudt 
ift,  fo  ipie  ic^  aud^  niemal  über  etwas  constituirt  warb  :|  wieber  ein* 
ge3ogen  worben;   jene  ^00  p.,  fage  idf,   jtnb  es  bemnadj,  um  beren 
IPieberertlieilun^  id?  ffel^entlid?  bitte,    uub  3war  a  die  exspirationis, 
bamit  ic^  nur  xn  etwas  meiner,   nadf  in3wifc^en  aufge3el^rtem  Per* 
mögen  meiner  (5attin,  burc^  Deräugerung  unb  3.  C  Perhypothecirung 
ber   meinen  Qabfeligf eiten ,    unb  burd?  einen  fc^on  feit  bem  erftem 
t)erluft  oon  ^785  nod^  oiel  grögeren  Befolbungsentgang  angel^äuften 
bringenbften  Sc^ulben   3U  bef riebigen  im  Staube  wäre,  auger  begen 

3al)rbnc^  fdr  VflSmdientt  (Sefcf).  IL  28 


^3^  fnbmi^  Jronljofer 

id?  fonfl  in  feinem  Jfatl,  auc^  tpenn  mir  pro  futuro  ein  tpeit  ergiebigerer 
Untert)alt  angen>iefen  n>ürbe,  mic^  jemal  roieber  coüfommen  erholen 
föiinte.  3d?  fud^e  ober  biefe  tjöd?fie  (Snabe  nid^t  unter  bem  tLxiel 
einer  Pension,  fonbem  will  gerne  baruin  Pienße  ii^un,  unb  bitte  baljcr 
mi(^  bamit,  oie  mit  einem  IPartgelb,  als  roirüid?  frequentirenben 
getjeimen  Sefretär  in  ber  Anciennctäts-(Drbnnng  an3ufteflen,  bie  mid? 
nad}  bem  gnäbigften  Defret  vom  io**«Januarii  ^782  beträfe,  babnrd? 
idf  unter  anberu  u>trflid?er  Hatlj,  resp.  oielmetjr  freqncntirenb  Sd?ul^ 
rattj  geworben,  andf  in  biefer  (Qualität  ^  3«^^^^  ^^V*"  geipiic^en 
Hatl{S'CoUegio  gefranben;  bie^  attes  jeboc^  ot^ne  uunbejie  ifTaaggabe 
unb  etn>a  nur  infolange,  bis  irgenb  ein  convenabler  £anbbienjl  offen 
wirb,  ber  freylid?  bas  angeneljmfie  giel  meiner  Xüunfd?e  wäre.  §u 
bem  (Enbe  berufe  id^  mid^  benn  nod^mal  auf  alle  meine  bist^erigen,  be^ 
fonbers  bie  legten  ^wo  untertljänigften  öittfc^riften,  barinnen  tdj  bie 
Stuffenreitje  meiner  ungeijört  mi^  betroffenen  UnglürfsfdUe  |:  ba3u 
inbegen,  neben  bem  Illuminatismum ,  aud;  pietteid^t  meine  manchmal 
3U  ^c^tbare  ^ifte  in  Verfechtung  hts  beutfc^en  Sc^uMnteresse,  unb 
mein  Senel^men  bey  CoUisionen  ber  beiben  Sd^uläfle  etmas  beyge- 
tragen  tjaben  :| ,  ferner  bie  innigfte  Heue  über  meine  eljemalige,  aus 
Hi^tfenntnig  ber  matjren  Befd^affentjcit  ber  Sad^e  Ijerrulirenbe  21ns 
Ifänglic^feit  an  ben  fatalen  Illuminatismum;  meine  feit  mef^rercn 
3aljren  begfalls  geänberte  Denfungsart;  meinen  2lbfd?eu  oor  biefer 
unb  anbem  bergl.  Seften,  umf^änblic^  barlegte;  mic^  auf  meinen 
Dorlängft  ajisgefieUten  Revers  bejog,  unb  mid?  3U  allen  proben,  ba% 
mir  biefe  2lu|erungen  n?al?rer  (Krnji  jlnb,  erbotlj,  baburd?  aber  bie 
tjöd^fie  Vergebung  unb  2lufljebnng  meiner  fc^on  fo  lange  baucrnben 
Brobloftg!eit  untertl^änigft  aufleimte.  3^  berufe  mid^,  fage  id?,  Ijierauf, 
unb  in  ber  lebl^aften  guoerjtd^t  auf  (Euerer  Cl^urfärpl.  Purd^leudjt 
meltbefannte  angebol^rne  Sdjoiiungs*  unb  Hac^fi^^^^*^^^  ^^ff^  ^^ 
Vergebung,  ^ulb  unb  (5nahe,  iinb  benfe  mir  meinen  gnäbigpen  £anbes» 
tjerrn  als  ben  bejien  Vater,  ber,  roie  unfer  aller  Vater  im  Qimmel, 
feiner  fleljenben  Kinbcr  Untergang  nid^t  motten  fann,  fonbem  t>a%  fie 
iljre  jf eitler  einfetten,  pd?  beffern  nnb  leben.  Unb  fo  getröfte  ic^  mid? 
bemnad?  einer  gnäbigjlen  Bitteserl|ör ,  ba3u  idf  mid?,  mie  3U  anbem 
c^urfür^lid^en  tjöc^ften  Bulben  unb  (Snahen  in  tieffier  (Et^rfurd^t  em* 
pfeljle. 

(Euerer.  (El^urfürpiic^en  Purd^leuc^t 

untertt{änig{l  gel^orfamßer 
£ubmig  Jronljof er"  ^^''. 

2tuf  öem  Kopf  audj  öiefes  Schreibens  finbet  fic^  Me  Hoti^: 
,,SolI  auf  ftdj  beruljen".  ^ron^ofer  xvav  alfo  bem  €IenSe 
ipeiter  preisgegeben,  unö  öies  muf  gerabesu  auffaDenb  erfc^tnen, 
öenn  bas  getftlidje  HatsfoUegium  u)te  audj  öie  gel^etme  SdinU 
furatel  (f^  unten)  fdjtenen  t^nt  nadi  wk  Dor  (ympat^ifd)  suget^an 
5U  fein,  fpradjen  ftete  ju  feinen  (ßunften;  nodf  im  3a^re  ^798 
fprid^t  öte  Sc^ulfuratel  in  ber  Perbefd^eibung  eines  Petitums, 
tpeld^es  HormalIet?rer  IDinfler,  ^ron^ofers  Hadjf olger,  ge= 
ftellt,  rüt^menb  pon  ^ront?ofers  IDirffamfeit^^®;  ja  felbft  an 
^ödjfter  Stelle  fdjien  man,  loenigftens  anfangs,  einer  Rumänen 
Beljanblung   audf  b^s  remooierten  Sdjulrats   unb  Heftors  ft<^ 


von  £ubiPtg  IHuggcntl^aler.      -  ^35 

Siyuneigen.  Cro^  alI6cni  aber  erfäljrt  ^froiiljofer  eine  immer 
fc^roffere  un6  ungereimtere  8eljanölun$;  er  mufte  gleidj  nadj 
feiner  Hemooterung  üon  öer  Sd^uJratsftelle,  irie  er  felbft  in 
einem  Sdjreiben  an  öie  Ijödffte  Stelle  5U  bemerfen  ftdj  erlaubt, 
einen  „Revers"  betreffs  feiner  ferneren  Stellung  5um  3Duminaten= 
oröen  ausftellen,  u>as  öoc^  nur  bie  Beöeutung  6er  lDieber= 
t)eru?enöung  in  anberer  IDeife  I^aben  fann;  es  Ijief  in  jenem 
Jtbfe^ungsöefrete  ausörüdlid)  ,,bi5  auf  weitere  Placirung'', 
un6  ^ronljofer  erlaubt  ftdj  audj  öarauf  ^insuroeifen ,  öaf 
„aDen  Heumütigen  unö  Reversirten  Ijödjftöero  IXadifiifi  un6  ITlilöe 
unö  2lnfteUung  in  meljreren  Decretis  unö  mir  befonbers  in 
5U5ei  Rescripten  gnäöigft  5Ugefidjert  tporöen".  2tber 
aü  öiefe  gufidjerungen  un6  Perfprec^ungen  tpuröen  an  Ijödjfter 
Stelle  nic^t  geljalteU;  oielmeljr  tpurbe  ^ronljofer  —  wie  voxt 
fpäter  aus  einem  Sdjreiben  5es  geiftlic^en  HatsfoUegiums  felbft 
erfahren  {f.  unten)  —  €n6e  3wK  1^87  o^ne  aDe  Peranlaffung 
gans  aufer  (ße^alt  gefe^t>  unb  öasfelbe  geiftitdje  Hats= 
foDegium  erflärt  nad)  3aljren  in  einem  Sdjreiben  an  ben  Kur» 
fürften  Vfla^  3ofeplj  IV.,  öaf  es  über  öie  an  ^ronljofer 
begangenen  Üngeredfttgfeiten  feinen  2luffd?Iuf  geben  fönne, 
6enn  es  finbe  fid)  6at)on  nidjts  in  feiner  Kegiftratur  (f*  unten)^ 
Da  fdjetnt  es  ja,  als  ob  eine  unftc^tbare  ^anö  aus  bunflem 
Qtntergrunöe  ^ron^ofer  ftets  nieber5u6rücfen  unö  5U  per» 
nickten  jtc^  bemüljte.  So  u>ar  es  audj.  €s  fann  Ijier  nur 
fürs  öarauf  Ijingeöeutet  werben,  baf  unter  Karl  Cljeobor 
bie  (Eijefuiten  bas  verlorene  ^elb  u>ieber  5U  erobern  ftdj  an- 
fc^icften  unb  ber  Kurfürft  ftc^  5U  i^rem  willigen  IDerfseuge 
ma^te;  befonbers  waren  es  ber  3^futtenpater  ^ranf  (Beidjt- 
oater  bes  Kurfürften)  unb  feine  ,,Kreatur",  ber  geheime  Hat 
p.  Cippert,  weldje  es  als  tt?re  2lufgabe  betradjteten,  ber  geiftigen 
Bewegung,  bie  fic^  unter  Vfla^  3ofept?  III.  8a^n  gebrodjen, 
bie  Cebensaber  5U  unterbinben»  ZlTay  ^oUv^  HI-  M*ß  ^^^ 
Ztfabemie  als  ZlTetropoIe  ber  Bilbung  gegrünbet  —  unter  Karl 
C^eobor  rettete,  wie  fdjon  angebeutet,  bie  ^ürfpradje  bes 
fdjneibigen  Benebiftinerpaters  Ken  neb y  bie  2lfabemie,  bie  burc^ 
bie  Denunsiation  ^ranfs  unb  Ctpperts  in  i^rer 
€yiften5  bebroljt  war***.  IXla^  3oUvil  HI.  perorbnete, 
ba^  bie  (Bükt  bes  (t773)  aufgehobenen  3^fwttenorbens  nidjt 
„infamertrt'',  fonbern  für  bie  Schulen  üerwenbet  werben  f ollen; 
Karl  Cljeobor  bagegen  üerorbnete,  ba^  mit  biefem  PermSgen 
eine  3öl?ö""i*^'^ö'^^^"sp^ö^i"$  S^r  Befämpfung  bes  Unglaubens 
unb  ber  Ungläubigen  botiert  werbe;  ben  Unterljalt  für  bie  Schulen, 
©ymnaften  u.  f.  f.  überlief  er  bem  prälatenftanb  i.  e.  ben  Klöftern, 

28* 


^36  fnbiplg  Jronljofcr 

öie  jtc^  6ie  £aft  gefallen  liefen,  tpeil  il^nen  baöurdj  6ie  Schulen 
ausgeliefert  tpurben.  So  wat  öer  Sdjulbeftanb  u)efentlidj  b^bvoifi, 
un6  ein  befonberes  Peröienft  bes  Beneöiftineroröens  tft  es,  öaf 
nidjt  alle  unter  TXlajc  3ofep^  IIL  ^ier  ausgeftreute  Saat  per^ 
nicktet  voütbt:  Unkt  lUa^c  ^o^epii  IIL  wat  öie  (ßrfin&ung  6es 
3Uumtnatenorbens  un6  feine  Jlusbreitung  niSglidj,  unter  ICarl 
Cljeoöor  beu)irften  6ie  3^fwiten  feine  2tufl?ebung.  2lber  öiefe 
lief  fidj  nidjt  pon  f urser  ßanb  6urdjffi^ren,  öas  erforderte  (ßeiralt, 
unö  man  fdjeuto  por  öiefer  nid^t  5urä(f :  ein  3"^wifi^iö"^9^J^^* 
tt)ur6e  eingeridjtet,  6as  öie  Verfolgung  öes  3It^^i"<i*^"^^^^^"S/ 
öie  2Juffpürung  feiner  ZITitglieöer  u.  ögL  berufsniäf ig  betrieb,  an 
öer  Spi^e  öesfelben  aber  ftanö  Cippert;  „Cipperts  Hegierung 
fann  öie  Hegierung  öes  bayrifdjen  Hobespierre  genannt 
tt>eröen"  (IDeftenrieöer),  unö  er  u)uröe  audj  für  „öie  ntit 
unermüöetem  ^leif  geleifteten  Dienfte"  Pon  Karl  Cljeoöor  5um 
(ßeljeimrat,  \797  fogar  5um  ,,€ölen  Pon"  erhoben.  Die  TXlondie 
—  mit  2lusnal^me  öer  Beneöiftiner  —  fYmpat^fterten  mit  öiefen 
Ke^ernerf olgern,  unö  „über  öie  ZTtaf regeln,  tpeldje  KarlC^eoöor 
t782  unö  \785  u.  ö.  5ur  Unterörüdung  öes  ^reimaureroröens  unö 
öer  3Uuminaten  ergriff,  u>aren  öie  Kapusiner  ebenfalls  feljr  per= 
gnügt,  fte  belobten  öen  €ifer  öes  Kurfürften  unö  ipünfd?ten  eifrig, 
öaf  er  Ijierin  nidjt  erfaltc,  fonöern fortfahre,  „öiefeZTtenfdjen 
5U  pertilgen"  *^^  Diefer  bayrifclje  Hobespierre  ftredte  feine 
Polypenarme  aud}  gegen  ^ronljofer  aus,  öer  als  2tfaöemifer 
bereits  einen  Hamen  unö  fdjon  öurdj  feine  Heöe  (Ober  Peutfc^« 
lanös  belletr.  gölö»  3^^?*^^^^^^^^*  ^^j/  «benfo  öurc^  feine  2tb= 
^anölung  ,;Über  öas  Stuöium  öer  Kupferfted^erey"  grofes  2tuf* 
feigen  gemadjt  unö  öen  Beftanö  öer  beUetrifc^en  Klaffe  gefiebert 
5U  ^aben  fdjien;  tt>eiter  ftanö  ^ron^ofer  ftets  im  Hufe  eines 
ausgeseidjneten  Schulmannes  unö  Päöagogen  (feine  Sdjulreöen 
ujeröen  in  3<^^^"^I^"  befprodjen  unö  im  2lus5uge  mitgeteilt). 
(Einen  foldjen  einpufreidjen  ZHann  unö  ^n(^enbztiklict,  öer  nooj 
Öa5u  als  ZHitglieö  öes  3Kw^i"^*^"<^^^^"^  P^  entpuppte  oöer 
entöedt  n?uröe,  pon  aller  XDirffamfeit  fernesu galten,  mufte  öer 
bayrifdje  Hobespierre  als  ^ersensangelegen^eit  betrad^ten.  Da^er 
finöen  ujeöer  ^ron^ofers  (ßefudje,  nodj  öie  befürroortenöen 
®utadjten  ein  (ßel)ör,  öaljer  enölid?  öie  fategorifc^e  2lbu)eifung 
^ronljofers:  „Seine  Cl^urfürftl.  Durdfleudjt  laffen  anöurc^ 
^Sdjftöeren  (ßeljeimen  Sdjul-Curatel  auf  iljren  in  Betreff  öes  um 
IDieöeranfteUung  beY  öer  eben  geöad^ten  Sdjul-Curatel  Secre- 
tariats-S teile  untertl)änigft  fupplisirenöen  £uöu)ig  ^ronljofers 
erftatteten  Beridyt  pro  Resolutione  gnäöigft  unperijalten,  öaf, 
weil  iljn  ^ödjftöiefelben  ipeöer  bey  obiger  nodj  bey  einer  anöern 


von  £ubtPt9  HTugdentt^aler.  1^57 

Stelle  me^r  aufteilen,  nodf  iljm  eine  Pension  5U  geben  geöenfen, 
öemfelben  alfo  auf  feinen  unftatt^af  ten  (ßefudj  ein  für  allellTal 
öie  2lbtpeifun$  bcöeutet  werben  folle.  ZlTüncI^en  ant 
30.  November  \79\".  Das  Defret  ift  unterseidjnet  mit  ,,üon 
Cippert"  (I). 

€s  ift  5tpar  nirgenös  öapon  6ie  He6e,  öaf  audj^ronljofer 
in  We  «ja^Ireidjen  ^äntifdjen  3ubeH)Yntnen  unö  Satiren"  mit^ 
einftimmte,  roeldje  in  Bayern  öer  am  t6.  ^ebruar  \799  erfolgte 
Coö  Karl  C^eoöors  ^erüorrief  ^^^,  moljl  aber  fanöte  audj  er 
mit  Dielen  anöern  öem  neuen  ^errfc^er  feinen  poetifc^en  ©ruf 
un6  örüdte  in  einer  ®6e,  6ie  sugleic^  ^ron^ofers  Sc^roanen- 
gefang  ift,  6ie  jtd^ere  Hoffnung  aus,  6af  mit  lUay  3ofep^  IV. 
&lnd  unö  ^rieben  in  Bayern  tpieöer  einsieljen  meröen.  3^  fö"f* 
Seljn  3^^^^  tiefften  €lenös  fonnten  6em  gebrodjenen  ZlXanne  öen 
Vilnt  nidjt  DoUen6s  rauben,  an  öie  Hüdfeljr  feines  perfönlic^en 
(ßlücfes  nodj  5U  glauben,  un5  nun  in  HIay3^f^P^  ^^"  IDieöer» 
bringer  öesfelben  5U  erbltcfen.  Kaum  oier  IDodjen  nadj  6em 
Kegierungsantritte  öesfelben  magte  ^ronljofer  an  6en  Stufen 
öes  C^rones  ein  Bittgefud?  (dd.  22.  ZHärs  \799)  um  gnäöige 
Perleitjung  eines  „feinen  Kräften  un6  porigen  Perljältnijfen  an-^ 
gemeffencn  Poftens"  nie6er5ulegen ;  am  ^9.  2lpril  (799  n>ie6er- 
t^olte  er  fein  (ßefudj;  am  [6.  TXlai  \799  bittet  er  abermals  in 
einem  Sdjreiben  fpe5ieU  um  XDieberanfteUung  als  Sc^ulrat  öes 
geiftlidjen  Hatsfollegiums.  ^ronljofer  ^atte  nidjt  5U  üiel  ge« 
n>agt.  Tim  6.  2tpril  \799  ergel)t  an  öas  geiftlidje  KatsfoUegium 
öie  2tufforöerung :  „tt)ie  öem  Bittfteller  5U  Reifen  voäte,  unö  n>ie 
allenfalls  feine  Kenntniffe  u^citers  benü^t  n^eröcn  tonnten,  ift 
föröerlidj  einsuberid^ten"*^*.  Unö  als  Jlntmort  auf  jenes  sroeite 
unö  öa^er  für  öringenö  erachtete  Bittgefuc^  dd.  \^.  2tpril  \799 
ergeljt  an  öas  geiftlidje  Hatsfollegium  folgenöe  XDeifung: 

„Der  el^emaltgc  5c^ulratl|  £ubipig  fronl^ofer  lütebert^olt  in 
bevliegenben  Bittfc^riften  bie  Dorfteüung  feiner  el^emaligen  23cbmcf= 
ungcit  unb  hiiiet  inbegen  in  feinen  briiigenben  Umftänben  um  jene 
^00  (Sulben,  iDcldje  er  el^emals  aus  bem  beutfc^en  Sd^ulfonb  genoffen 
l^at.  Sr.  (£l?urfürfil,  Durd?lauci?t  molleu  auc^  bcmfelben  gnäbigft  Qilfe 
leijten,  foI]tn,  wenn  bie  Cassa  Umßänbe  es  ntd^t  etwa  untl^unlid^ 
machen,  il|m  l^iemit  obige  ^00  fl.  |:  näl|mlic^  200  nnb  50  3U  t>en  feiner 
(Sattin  ifc^on  angcmiefenen  ^oo  unb  50  (Sulben  :|  aus  ber  beutfcf^en 
Sc^ul  Cassa  einsmeilen  bis  allenfalls  3U  feiner  ipirflid?en  2lnpeUung, 
gnäbigji  5U  bewilligen.  Wonadj  bas  IPeitere  3U  üerfügen  ifi. 

UTünc^en  ben  20*  2lprtls  ^199. 

Max.  Jos.  €l^urfürft."»ö3 

2tudj  in  einem  furfürftlidjen  (Erlag  dd.  {5.  2^m  \7^^ 
n>uröe  bereits  öem  geiftlidjen  Hatsfollegium  öer  Ijöc^fte  IDiUe, 
Jronfjofer  als  Sdjulrat  5U  reaflioieren,  funögegeben  unö  öas» 


/^38  fubiptg  ^ronliofer 

felbc  aufgeforbert;  in  feinem  ©utadjten  auf  6iefen  Punft  Hücf^ 
jidjt  5U  nehmen.  Das  XatsfoIIcgium  unterbreitete  auc^  &ent  Kur^ 
fürften  ein  für  ^ronljofer  ^ödjft  fc^meidjeUjaftes  (ßutac^tcn 
[dd.  29.  3uni  \799)/,u)eId)es  einen  6eutlid>en  Beweis  bafür  liefert, 
oaf  es  öem  gelotisntus  tro^  fünfsel^njä^riger  Jlnftrengungen 
ni^t  selang,  öen  guten  2Juf  ^ronljofers  5U  erfdjüttern.  Das 
gciftlid^e  XatsfoUegimn  ipünfdjt  aud)  je^t  nodj  ^ron^ofer  an 
einem  —  wie  es  felbft  fagt  —  für  ^öröerung  öer  allgemeinen 
23iI6ungsintereffen  feljr  beöeutungspoUen  Poften  5U  fe^en:  ,,Der 
Sc^uU  Deputation  ift  audj  öic  (Dbforge  un6  Administration  öes 
öeutfdjen  Sd)ulfon6s  Sucher :=t?erlags  gndöigft  übertragen,  eine 
2tnftalt,  öie  öie  ganse  Cätigfeit  eines  ZHannes  erforöert  unö  öie, 
ipenn  pe  geljSrig  geleitet  würöe,  pon  5em  ausgebreitetften  Hülfen 
fowol  für  öas  Publifum  als  für  öen  Sdjulfonö  felbft  tDeröen 
fönnte";  öas  geiftlidje  SatsfoDegium  erfidrt  aber  ^ron^ofer 
als  öen  geeignetften  lITann  für  öiefe  Stelle,  unö  iwav  ipcgen 
feiner  päöagogifdj  praftifc^en  Oc^tigfeit  unö  wegen  feiner  all» 
gemeinen  Bilöung,  öenn  ^ronljofer  fei  öer  Zftann,  öer  öie 
swedlofen  unö  unfdjidlidjen  Südjer  aus5ufdjeiöen,  öie 'neu  auf» 
5ulegenöen  aus5un?a^len,  öie  (Drt^ograpl^ie  öarin  5U  ocrbeffern 
unö  öafür  5U  forgen  wiffe,  öaf  „f^fli^  porgetragene  unö  öen 
je^igen  S^^tl^^^fi^f^iff^"  angemcffene  Sdjriften  aufgelegt  unö  in 
unfern  Canöfdjulen  eingeführt  würöen";  öabei  weift  öas  Hats^ 
foÜegium  fpe5iell  öarauf  ^in,  öaf  fo  piete  ^exdinuxK^^n  unö 
Kupferftic^e  für  öen  Sdjulfonös^Büdjerperlag  beigefdjafft  weröen 
müffeU;  unö  „fo  fSnnte  öer  Kat^  ^ronI?ofer  bei  öiefem  ^a(^e 
auf  eine  für  feinen  (ßefdjmacf  unö  Kenntnis  inKunft« 
fachen  angenehme  unö  für  öen  Perlag  fe^r  nü^lic^e 
2t rt  befcfjäftigt  weröen".  Das  geiftlidje  HatsfoUegium  ftellt 
öal?er  an  öen  Kurfürften  öie  Bitte,  ^ronljofer  jum  Kommiffär 
für  öen  Sdjulfonös==Büdjerperlag  5U  ernennen  unö  i^n  öes^lb 
als  lUitglieö  (Hat)  in  öie  Sdjulöeputation  aufsuneljmen  ^^\ 
Daraufljin  befcfjliegt  öer  Kurfürft  (dd.  \8**"  3ulius  \799): 

„Wiv  tiahen  auf  bas  oom  geiftlic^en  Hatijs  Directorio  am  29.  o.  in 
abgegebene  (Sutac^ten  gnäbigft  5U  befd^Iiegen  gerutjt:  ba^  unfer 
Hatl^  £ubipig  ^ronljofer  als  orbentli^  frequentirenbcr 
Sc^ulratl^unb  3ugletc^  als  (EommiffSr  über  ben  beut fc^eii 
5d?ulf onbs«Büd?er  Derlag  mit  ber  (Dberauf fic^t  über 
bieDrurfereyunb  benBüd^eroerfdyleifibesfelben,  ipieber 
gnäbigft  ange ftellt  n?erbe,  fofort  aud?  unb  nadf  iljm  ber  Scf?ul 
Deputations  Betfifeer  Sc^ul  Heftor  IHic^ael  Steiner  als  ebenfalls 
orbentltc^  frequentirenber  Sd^ulratlj  nun^mel^r  iDtrfltd?  etnritcfen  fott." 

^ronljofer   wuröe  fomit  glänsenöe,  offi$ietIe  Sa tisfaftion 
5U  teil,  unö  um  iljm  auc^  ootle  pnansielle  (ßenugt^uung  weröen 


von  £ubn>i9  IITu$9entl|aIer.  ^5^ 

5U  laffiju,  wutbe  iljm  fc^on  im  nddjften  3^^^^  f^i^  ©e^alt  auf 
Sic  ^ö^e  öer  Don  i^m  ehemals  beiogenen  Summe  er9än5t: 

„Wix  finb  bnrcf?  bie  üon  Unfcrm  iDoljlDerbtcnten  Sdjulratl^  ^^ r o n * 
t^ofer  in  beylie^enber  PorfleUung  angefüi^rten  rücfflc^tsipnrbtgen 
(Srüiibc  nnb  oorgcfc^rtcbenen  Derliältniffe  gnäbtgft  bemogen  iDorbcn: 
bcmfclben  bie  it^m  an  feinem  el^emals  geno§enem  (Set^alt 
nodf  fetjlenben  fünft^unbcrt  (Sulben  aus  bem  bentfc^en 
5d?ulfonb  oon  bem  erficn  bes  gegenmärtigen  (Quartals 
an^e^an^en,  gnäbigji ju  bewilligen,  bod?  oljne  aße  folge  für 
anbete  nnb  nur  auf  fo  lange,  bis  il^m  bas  Häl^müc^e  aus  einer 
anbetn  ÖJncüc  aösgemittelt  werben  fann.  Sollte  jebod^  mit  (5runb 
beriefen  werben  fönnen,  ba%  gebac^ter  Sc^ulfonb  biefe  einsweilige 
2lusgabe  nic^t  tragen  fann,  fo  wäre  fold^es  nod^  ein3uberic^ten,  im 
entgegengefe^ten  falle  aber  bie  §at{Iung  otjne  weitters  an5uweifen. 
UTünd^en  ben  [2^^^  Ulai  ^8oo 
UT  a  j  3  0  f . 

(Etjurfürfi. 

col  llemmer''*®^ 

XDic  toxv  aus  einem  Schreiben  öes  geiftlidjen  HatsfoHegiums 
(f.  unten)  erfaljren,  ^at  ^ron^ofer  felbft  „^s  leiber  Dorausgefagt, 
oaf  er  oem  Sd}ulfon6  nic^t  lange  5ur  £aft  fallen  un6  6ie  wenigen 
perme^rten  2TTonat^sgeI6er  öemfelbcn  wenig  genug  füljlbar  feyn 
tperöen".  Seine  Propljeseiung  ging  leiber  in  (Erfüllung;  Kummer 
un6  junger,  6ie  ^aiixe  lang  an  i^m  genagt  un6  iljn  5rei  3^^^^ 
lang  aufs  Kranf enlager  gemorfen,  Ijatten  feine  Kräfte  allmäljlidj  er« 
fc^pft,  ^ronI)ofer  ftarbaudj  an  „€ntfräftung",  am  ?.HoDember 
\800.  XDie  Ifodi  JronI)ofer  unter  öem  neuen  Kegime  in  (Eljren 
geljalten  n?ur6e,  ge^t  6araus  ^error,  5af  man  öas  i^m  einft 
roiöerfa^rene  Unrecht  and)  nadf  feinem  Coöe  noc^  5U  füljnen  unö 
öen  iljm  5ugefügten  Sdjaben  5U  reparieren  fudjte»  Die  „c^urfürftL 
getftl.  Hatljs  Sd?ulöeputations=Hätljin  IDittu^e"  ^ronljofer  ftellt 
ein  Bittgefudj  —  öasfelbe  beginnt  naiü:  ,,Dier5eljn  üolle  ^^ifu 
litt  mein  ^eute  JTTorgens  oerftorbener  ZHann"  ic»  —,  ^ebt  6arin 
öie  mit  raftlofem  (Eifer  gepaarten  ^ä^igfeiten  il?res  ZHannes 
Ijeroor,  „unö  nun  ift  er  to6t";  fxe  bered^net  öen  „unperfc^ulöet 
erlittenen  (ßelöentgang"  aus  früljerer  geit  auf  „-^  fl."  (5eljntaufenö 
(Bulben),  unö  bittet  ba^er,  itjr  „ftatt  5es  einer  Kattjsroitttpe-  be= 
ftimmten  jäljrtidjen  (ßnaöenge^alts  von  200  fl.  tpenigftens 
300  p.  als  eine  Pension  gnäöigft  5U  beu>illigen"^^^.  2)er  Kur» 
fürft  foröert  „mit  Kücfftdjt  auf  öie  Peröienfte  bes  perftorbenen 
Sdjulrat^s"  gittadjtlidjen  Beridjt  pom  geiftlidjen  Hatsfollegium, 
öiefes  gibt  einen  Überbticf  über  ^ronljofers  Cfjätigfdt,  (ße^alts» 
perljältniffe  un5  erlittene  Kränfungen ,  erflärt  in  besug  auf 
le^tere:  „marum  6as  alles  gefdjeljen,  barüber  fönnen  u)ir  (Eurer 
(C^urfürftl.  Durdjlaudjt  feine  2tuffct;lüffe  geben,  ipeil  fic^  6ef» 


falls  $ar  feine  2tftenftflde  in  unferer  Registratur 
—  piclleidjt  in  gar  feiner  —  porfinöen"  (II);  bas 
HatefoUcsium  erfWrt  Jron^ofer  als  einen  „um  öas  6eu  tfc^e 
Sd^ulwefen  in  Bayern  getüif  beft  perbienten  Znann'', 
unö  empfieljlt  baljer  bas  Bittgefuc^  öer  Xatstpitme  5U  gnäWgfter 
Bcrücfjtdjtiguns,  un6  iwat  aud)  mit  Hüdftc^t  auf  Me  ungerecht 
erlittenen  finansiellen  Perlufte  bes^ron^ofer fdjen  (Eljepaares ^ ® ^. 
Der  Kurffirft  befdjiof  aud)  in  öiefem  Sinne  ^^®,  6ie  Hatsmittpe 
^ron^ofer  erhielt  300  fl.  Penfton  unb  bas  ^inan5mintfterial« 
öepartoment  Ijiernac^  fofortige  Ztnmeifung^^^. 

Das  Sd^recfensfvfteni  Cipperts  perörängte  öie  u>firMgften 
unö  peröienftpoUften  ZTlänner  pon  2Jmt  un6  XDüröen;  audj 
^ron^oferfiel bcmfelben 5um  (Dpfer, 6er erftpierstgjäljrige  ZlTann 
wirb  in  fdjönfter  C^ätigfeit  unterbrodjen,  für  immer  laljm  gelegt. 
£ebens*  unö  £^araftcrbilö  eines  foldjen  Znartyrers  füf  Bilbung 
unö  2Juff lärung  erfdjeint  in  öoppelt  beflem  Cidjte,  ftdjer  in  Ijellerem, 
als  öas  £ipperts ,  öer  unter  öer  Hegierung  öes  milöen,  aufgeflärten 
Kurf  ürften  Vda^^oUv^i^  auffäDigfter  U)eife  als  ,,€r5Öef  lamator 
u>iöer  öie  ^e^vAkn'*  fJdj  ^erportt^at,  unter  Karl  Cl^eoöors 
gegenteiligem  Hcgimc  „ein  Henegat  für  öie  3^fuiten"  würbe,  unö 
unter  2nay3ofep^IV.  nidjt  me^r  ^ext  fanb,  öen  ZlTantel  aber« 
mals  nad?  öem  IDinöe  5U  Ijängen,  öenn  nad?  öer  C^ronbefteigung 
öiefes  dürften  n>uröe  Cippert  fofort,  „meil  öie  furfurftlic^e  He« 
gierung  eine  neue  (Einvidjtung  öer  Hegierungsgefdjäfte  beabftc^tigte, 
aller  Stellen,  Dienfte  unö  Pflidjten  entljoben";  nur 
öen  ©et^eimratstitel  unö  eine  f leine  Penfton  beljielt  er^'^  Diefe 
fdjleunige  ITTafregelung  Cipperts  entfprad)  aud)  gan5  öer  üolfs= 
ftimmung,  3^1?^""  Kafpar  p.  Cippert  u>uröe  im  Polfs« 
munöe  fpSttifd)  immer  nur  „öer  €öle  pon"  genannt,  ja  öer 
bayrifdje  Kobespierre  u^ar  in  Polfsfretfen  fo  per^af t  unö  öiefes 
I^affes  jtd)  fo  flar  berouf t,  öaf  er  bei  öer  ^lud)t  Karl  C^eoöors 
por  öen  anrücfenöen  ^ransofen  (\796)  fuf fällig  bat,  mit  öem 
dürften  öie  Staöt  perlaffen  5U  öürfen;  unö  als  er  i.  3-  ^800  ftarb, 
erfdjienen  fofort  Pasquille,  öie  über  öen  tEoö  öer  „Baierns 
ZHänner  perfdjlingenöen'^Y^^*^"  fro^locften^'^^  ZITit  jenen 
beiöen  Kegierungsaf  ten  aber,  öer  2Ibfe^ung  Cipperts,  öerlDieöer- 
einfe^ung  ^ron^ofers  in  (£l)ren  unö  IDüröen,  inaugurierte 
2n^?  ^oUvh  IV.  treffenö  feine  öie  Sad)e  öer  Bilöung  unö 
2Iufflärung  ftd)  aneignenöe  Politif,  öie  öenn  aud)  unter  feiner 
Kegierung  öie  in  öen  legten  öreif  iger  3^^^^"  ^^^  ac^t5el)nten 
3al)rl)unöerts  auf  öem  ©ebiete  öes  Sd^utoefens  ausgeftreute  Saat 
in  Bayern  5U  fd)öner  ^eitigung  brachte. 


von  tnbw'iq  niuggenti^aler.  q^(f^\ 

Üueflennaiveife  unö  Mm^Ut 
* 

x)  „VOas  uns  Subiptg  o.  Hönne  über  \>as  Unterrtd^tstpefen  bcs 
preugifc^en  Staates,  Berlin  "Sanb  I,  1855,  geliefert  Ijat,  flnb  fel^r  fd^ä^baie 
<ßrunb3Ü9e  unb  ein  reid^er  TXi^i^axai  von  Befttmmnngen  ber  leitenben  Be« 
t^örben,  aber  fein  lebensvolles  3ilb  pom  gefd?id^t liefen  Perlaufe". 
(Sd?mib,  (EncyPL  bes  gef.  Unterr.^  u.  (Ers.^lP.  öanb  VI,  5. 160.)  —  „(Ein 
lUerf,  auf  n>eld?cs  ljtnf[d?tnc^  ber  Polfs*  unb  IHittelfc^uIen  <Dfierreid?s 
in  it^rcr  (5efamttjeit  n>ie  in  il^ren  mid^tigflen  ^Ibtl^eilungen  ermiefen  oerben 
fönnte,  be^eljt  nid?t."  ((Ebenbaf.  Banb  V,  S.  566.) 

2)  Pie  „Monumenta  Germaniae  paedagogica".  —  „Vot'  unb  frulj* 
refornmtorifd^  Sd?uIorbnungen  unb  Sc^ulcerträge  in  beutfd^er  unb  nieber« 
länbifd^er  Sprad^e.  fjerausgeg.  Don  3oljannes  IlTüIIer."  I.  2lbt.  5d?ul« 
orbungen  u.  f.  w.  ans  b.  3.  ^296— ^505.    §fd?opau  ^885. 

5)  K.  ix.  S^mx^,  ^ncytioTf^hh  bes  gefammten  (Erjieljungs*  unb 
Unterric^tsroefens,  23anb  VI  (2lrt.  „preug.  Polfsfd^nlmefen'',  S.  159):  „IPas 
unfer  beuttoer  £anbsmann  £J ep p e  in  feiner  (Sefd^idyte  bes  beutfd?en  P.'5d?.«tD. 
giebt,  i{l  (0  gut,  als  es  bie  it{m  mie  jeberntann  5ugänglic^en  unb  befannten 
bürftigen  ® neuen  ergeben". 

^)  Q.  ditTf^t,  (5efd?.  bes  beutfd^en  Dolfsfc^ulmefens,  Banb  VI, 
5.   ^—^25. 

5)  Baoaria.  £anbes«  nnh  PoIPsfunbe  bes  Königreichs  Bayern.  'San'ii  I, 
S.  53^  jf. 

6)  fjeppe,  a.  a   (D.  Banb  IV,  5.  \o  2lnm. 

7)  (Ebenbaf.  S.  ^o. 

8)  (Ebenbaf.  5.  2. 

9)  (Ebenbaf.  5.  \. 

^o)  5d?mib,  (Encyfl.  \>zs  gef.  Unterr.«  u.  (Er5.-lP.  Banb  VI,  S.  ^59  ff. 

U)  (Ebenbaf.  'San\>  X,  S.  ^59  ff.        3 

12)  (Ebenbaf.  "Saxd)  VII,  5.  ^86.  ff. 

\3)  (Ebenbaf.  Banb  I,  5.  ^26  ff. 

\ß^)  &>zr(iioS  'Ban'^  I,  5.  ^5^ 

\5)  fronl^ofers  Schriften: 

a.  „£ubu)ig  Jronl^ofers  (Erjier  Derfuc^  in  (ßebic^ten.  IHit 
einer  Dorrebe  bes  d^urffirjll.  geifllid^en  Hatl?  unb  Canonici 
'Btann.  inün(^eni77o.  Derlegts  30^01^"  Hepomucf  ^Jrife,  d?urfürjll. 
afabemifd?*  unb  bürgerlicher  Bud?t^änbler  näd?jl  bem  fdjönen  Cljurin."  (Dem 
an  ber  ITtünd^ener  ^of^  \\n\i  StaatsbibliottieP  ftd?  flnbenben  (Ejeinplare  ift 
ein  Jlnl^arig  u.  b.  C.  „Dermifc^te  (Sebid^te"  beigebunbeii ;  obmol^I  biefer 
Jliiljang  typograpl^ifd?  unb  aud?  orttjograptjifc^  von  jenem  ,,€rPer  Perfud^" 
abn?eidjt,  fo  gel]ören  aber  auc^  biefe  „Dermifdjten  <Sebid?te"  unftreitig 
frontjofer  an,  benn  nac^  ^n\:ia\i  unb  form  tragen  fie  (ßeijl  unb  (£tjara!ter 
feiner  übrigen  (gebleute  —  3.  B.  \ias  (Sebid^t  „DancHieb  UTofis  nad^  bem 
2lusgange  aus  Ägypten"  erinnert  fd^on  in  Citel  unb  3»^^(*^*  Ö<^"3  ^^  ^^^ 
anbern?ärts  (f.  unt.  c)  jic^  finbenbe  „Panflieb  UTops  nac^  bem  Untergänge 
ber  2le^vpter";  t>as  (Sebic^t  „2ln  Qerrn  M.  G.  B.  S.,  (Einen  ^od?t)erbienten 
leerer  in  S."  xotx^  ebenfalls  fd?on  im  Citel  auf  Jroul^ofer  l^in;  has  <5ebid?t 
„Orthodoxissima  seculi   nostri  tempora"    fpric^t   gan3   unb  gar  Jronljofers 


Irfibe  Selbjlerlcbniffc  aus  — ;  bte  ortljograptjtfd^cn  Jltoeic^ungen  aber  er* 
flärcn  ftcb  aus  bem  rafd?en  Jortfc^ntte  3um  Bcffcm,  ben  aerobe  in  bex 
3ipettcn  ^älfte  bcs  ad^i^eiinten  Jatjrlinnberts  bie  beni\(iie  Hed?tfc^retbung  mad^te. 

b.  „(Dben  bei  (Sclegcnl^eit  bcs  Ijöd^Peu  üxib  erfreu Itdjficn  Hegterutigs« 
antrtHes  Seiner  Cljurfür^Ud^en  Durd^Ieud^t  3tt  p  alsbaiern  ic.  2c.  B^evm, 
^errn  nTarimtltan  3ofept{s,  utifers  neuen  gnäbt^flen  Canbcspaters  unb  ber 
2lnfunft  Qödyjlbejfen  burd^Icuc^ti^llen  (Sematjhn ,  (f rau ,  ^f rau  Karoline 
Jfrieberife  IDilijelmine ,  gebotjrner*  Ularfgrä^nn  von  Babcn  ic.  ic ,  unfercr 
neuen  gnäbigften  £anbesmuttcr.  (Sefungen  von  £.  S*  (£ubn)ig  fronljofer). 
Vfimd^en,  gebrucft  bey  ^ofeplj  Sängl,  bürgerlid^en  Stabtbud^brucfer.  J7  99." 

c.  X)rei  <Sebid?te  fronljofers  finbcn  jid?  in  feiner  Sd^rift  „Über  b. 
Stubium  ber  Kupf erfiec^erey" :  „DanfUcb  nTofis  nad?  ber  Pertilguiig  ber 
2le(jYPter  im  rotten  UTeere"  (S.  278);  ^poetifd?es  5enbfd?reibeu  an  einen 
f  reunb"  (S.  299);  ein  (5ebid?t  oljne  2luffc^rift,  worin  ber  Hubensfd?e  Kunft« 
gcnius  bid^terifd^  gefeiert  ipirb  (5.  3^7.)  —  Die  als  Beiträge  in  periobifc^e 
Schriften  von  Jronl^ofer  gelieferten  (5ebid?te  f.  unt.  k. 

d.  „in  »ttjtibe,  ein  5d?aufpiel  in  brey  2luf3Ügen,  oon  £.  ^v, 
(£ubn?ig  Jronljofer).  Bey  3<>f^P^  ^lloys  Crä^,  bürgerlichem  Buc^tjänbler  im 
t)e.Iage,  [ii^k-  in  e^". 

e.  „Peutfc^Ianbs  belletrifc^es  gölbenes  3^^^Mnbert  iß, 
roenn's  fo  fi^rtgel^t,  fo  gut,  als  üorbey.  (Eine  IRebe,  abgelefen,  als 
bie  furfl.  2lfabemic  ber  IPiffenfd^aften  in  IHünc^en  bas  l^öd?fteifreulid?e 
Httmensfeft  5r.  jefet  regierenben  furfl.  Purc^läuc^t  3U  pfal3baiern  ic.  2c. 
Karl  Ctjeobors  feyerte,  Don  £ubn?ig;Jronl?ofer,  profegor,  ^ofrattjsfefretär 
unb  ber  furfürftl.  2lfabemie  IHitglieb.  3  m  Z^^^^  j  7  7  9.  UTiiuc^en  gebrucft 
bey  3ol^ann  paul  Dotter,  furpfal3baierifd?en  Qof*,  ^Ifabemie«  unb  ianbfdjafts- 
bud^brucfer." 

f.  „DieUr fachen  bes  De rfallsoom  Jlnfeljen  ber  Sc^ulletjrer 
in  Bayern,  gc3eigt  oon  Cubroig  f  ronl^ofer,  furfftL  Qofrattjs*  unb 
Sd^ulbeputations'Sefrctär,  als  in  (Segenroart  ber  furfürftlid^en  gnäbigjl  auf^ 
gcftcllten  geifHidjen  Hatl?sfd?ulbeputation  nnb  ber  ilbgeorbneten  bes  Stabt» 
magiftrats  bie  t^tcfigen  Crioialfc^ulfinber  ben  16.  Sept.  J7  80  öffentlich  cnf 
^em  Hatljljaus  mit  preifen  befdjenft  n?orben  jtnb.  IHünc^en  gebrucft  bey 
3ol^ann  paul  Dotter,  furpfal3baierifc^en  i^of«,  2lfabemie  unb  Canbfdjafts* 
buc^brucfer.'' 

g)  „Die  bcfte  2lrt,  bie  Sc^uljugenb  moralifd?  3U  bilben, 
unterfud^t  üon  Cubroig  ^fronljofer,  djurfürftlic^er  wirf  lieber  Hatlj  unb 
Heftor  bes  beutfc^en  Sd?uln)efcns,  als  in  (Segcnmart  ber  d^urfürjll.  l^odyfien 
Sdjulfuratel,  bes  djurfürfil.  geiftlid?en  lRat\:is  Sd?ulbireftoriums  nnb  ber  2lb* 
georbneten  bes  Stabtniagijtrats  bie  l^iefigen  (trioialfc^ulfinber  ben  H*l"  Qerbft* 
monats  17  8  2  öffentlid?  auf  bem  Hatl|l?aufe  mit  preifen  befc^enft  roorben 
ftnb.  nttt  (Senet^mljaltung  bes  ci^urfürpi.  Büd^ercenfurfoöegiums.  IHünc^en, 
gebrucft  bey  frans  3ofepl?  Ctjuille." 

h)  „UTuß  ber  Sd?ulmann  ein  (Selel^rter  feyn?  eine  (frage, 
entmicfelt  Don  lubmig  (frontjofer,  c^urfürjll.  mirfl.  5d?ulratii,  unb  bes 
beutfd^en  5d?uln>efens  Heftor,  als  in  ©egenn?art  ber  c^urfürftl.  tjöd^Peu 
geljeim.  Sd?ulfuratel,  bes  c^urfürftl.  geiftlidjcn  Hatt^s  Sc^ulbireftoriums  nnb 
ber  2lbgeorbneten  bes  Stabtniagiftrats  bie  Schulen  ber  d?urfürjil.  tjötjern 
biirgerl.  unb  lateinifd?en  Dorbereitungsflaffen,  bann  aud?  bie  Crioialfd^ulfinbcr 
ber  Diepgen  Qaupt*  unb  Hefibcnsjlabt  ben  \6  ßerbftmonats  ^7  8^  öffentlid? 
auf  bem  Hatt^l^aufe  mit  preifen  befd?enft  morben  jtnb.  Ulit  (Sene^mtjalttmg 
bes  c^urfiirjil.  Büdi^ercenfurfoÜegiums.    UTünd^en." 

i.  „Über  bas  Stubium  ber  Kupferftec^erey ,  Don  Cnbroig  .frontjofer, 
178\"  (^2^  S.)  8^.    Diefe   Sd?rift   mürbe   oeröffentlid^t   im    ^  Banbe   ber 


von  inbw't^  ntug^entf^aler»  ^^3 

„2lbl?anbliingen  ber  batertfc^en  2lfabemte  ber  IDtffenfc^aften  über  (ßegenjISnbe 
ber  fd?öncn  3X)iffenfd?aften.  ^781"  (5.  2^^—363). 

k)  Jlttßerbem  toax  ^froiiljofer  ein  cmjlger  Iltitarbeiter  an  btn 
bamals  in  Bayern  erfd?eineuben  periobifdjen  Schriften: 
;,Baierifc^c  Sammlungen  unb  2IUS3Ü9C  3um  Unterricht  unb 
Dergnügen";  mit  Itainensnnterfc^rift  perfelfen  ffnbet  fid?  Ijier  nur  bas 
(5ebici^t  „Der  (5arten  unb  bie  (Segenb  um  HYmpl^enburg" ,  3öl|rg  1765. 
5.  835,  fpäter  in  bie  Sammlung  feiner  (Sebic^te  aufgenommen.  Kleine 
poetifd?e  2luffafee  finben  fld?  in  b.  3aljrg.  \765  Stücf  \,  Si  2— (o;  1766  S.  8, 

S.   57^— 577;    ebbf.  St.    \\,    5.   865—87^;    1767  St.   8,   S.  606—615  2C.    (f 

Baaber,  bas  geleierte  Baiern,  ^anb  I,  S.  558).  —  fjeinric^  Braun, 
ifrontjofers  ^freunb,  berichtet  in  f.  Porrebe  3U  ,, Jronlyofers  €rPer  Perfud?  in 
(ßebic^ten",  baß  berfelbe  ,,moraIifd?e  2lbl^anblungen"  für  bie  ^eitfc^rift  „Der 
Patriot  in  Baiern"  geliefert  tiabe  (mit  Hamcnsunterfc^rift  ocrfeben 
^nbet  jtd^  nur  im  3al?rg.  1769/  CI?.  n,  S.  ^6^,  bie  (Dbe  „(tljriftus  im  (DI' 
berge").  —  2luc^  in  ber  (gn3Y!Iopobie  Don  (E r f (^  itnb  (5  r  u  b  er  (Seft.  I,  Ctj.  50), 
in  Baabej,  bas  gelef^rte  Baiem  (Banb  I,  S.  358)  u.  a.  wirb  fonflatiert,  baß 
jfrontjofer^profaif^c  unb  poetifd?e  2luffäfte"  im  „Patriot  en  oon  Baiern'% 
im „UT ün (^ e n er  3n t ein g en 3bla tt",  in  „Kotjlbr cnners  niaterialien 
2c."  publi3iert  liabe.  ZlTit  ZTamensunterfc^rift  üerfel^en  finbet  ftd?  in  Kol^I« 
brenn  er  s  Iltatcrialien  nur  im„3ö^r9-  1^7^  (S.  88)  bas  (Sebid^t  „Danflieb 
Iltofts  nadi  ber  Pertilgung  ber  ägypter  im  rotI?cn  Itleere" ;  im  Z^^^^  ^^^3 
(S.  {^)  finbet  ftc^  ein  (5ebid?t  „Der  blinbe  Brißcnfd^Ieifer" ,  unter3eid^net 
mit  F— r. 

^6)  IPeftenrieber,  (Sefc^ic^te  ber  baierifdjen  2lfabemie  ber  IPiffeu" 
fd?aften.  Banb  1,  S.  I53.  —  2lunalen  ber  baierifd^en  £iteratur. 
Banb  I,  S.  ^23  u.  205  ff.,  Banb  III,  S.  23  ff.  S.  3i  2c.  —  K.  2l.Baaber, 
Das  geleierte  Baiem.  Banb  I  (\bo^),  S.  357.  —  IHeufel,  Sc^ifon  per* 
jiorbener  5d?riftjleIIer,  Banb  II,  S  ^^^^9.  —  Qormayr,  (Eafdjenbud?.  ^al^r* 
gang  ^83i,  5.  ^36.  —  2lIIgemeiner  literarifd^er  2ln3eiger  J80U 
S.  1538  (tle!roIog  auf  ^f  ronl^ofer  oon  <L.  21.  Baaber).  —  Haß  mann*,  £itera« 
rifd^es  Qanbnjörterbud?  ber  perj^orbenen  teutfd^en  Dichter  (\8\6),  S..25^.  — 
(Erfc^  unb  (Sruber,  Mgem.  (Encyflopäbie  ber  lPiffenfd?aften  unb  Künfte. 
I.  Section  50  Cl^.  5.33^.  —  Hagler,  Künftler-fie^ifon.  Banb  IV,  S  5U. 

17)  <£.  oon  pranti,  „Baoaria.  £anbes«  unb  PoIfsPunbe  2c."  Banb  l, 
S.  727.  —  2lu6erbem  erlaubten  roir  uns  im  ,;päbagogium,  XnonatS" 
fc^rift  für  €r3iel|ung  unb  Unterridjt"  (oon  fr.  Dittes),  bie  Sdjul* 
rebe  ^ronl^ofers  über  „bie  Urfad?en  bes  Perfaüs  ooin  2Infeljen  ber  Sd?ul* 
leljrer  in  Bayern"  (3aljrgang  V.,  S.  t23),  fomie  in  bcrfelben  geitfc^rift 
in  Perbinbung  mit  ber  21btjanblung  über  „Klopftocfs  (Drttjograpljiereform* 
bejirebungen  unb  il^re  Bebeutung  für  bie  (Segenroart",  bie  Hebe  bes  2lfa« 
bemiPcrs  Jfronl^ofer,  „Deutfc^Ianbs  belletrifc^es  gölbenes  3<^^rl]unbert  ift, 
wenn's  fo  fortgeljt,  fo  gut  als  oorbey",  im  IPorllaute  3um  2lbbrucf  3U  bringen. 
(3alirgang  VII,  S.  ^7o.) 

^8)  3"  ben  Schularten  bes  alten  HTünc^ener  (I^eute  IPill^elms*) 
(Symnafiums,  meldte  mir  ber  ber3eitige  Heftor,  Qerr  prof .  Dr.  21  r n 0 1 b, 
gütigft  3ur  Perfügung  gefießt,  finbet  fid^im  „Catalogus  Principistarum 
ao  1756:  Fronhoffer  Ludovicus,  Monac.  Bojus,  Cubiculaiii 
filius  ai.  10".  Dicfer  Eintrag  im  Catalogus  ober  3«f^fip^i<>^*s^^"^  ift 
aber,  wie  mand^  anberer  in  ben  oerfdjiebenen  3ö^r9Sngen  bes  Catalogus, 
burd^ftridjen  unb  bafür  ein  Jac.  Gloner"  —  ber  alptjabetifd^en  0rbnung 
entfpred^enb  —  banebcn  eingetragen.  Daraus  ip 3U  fd^Iiegen,  ba% (Jronl^ofer, 
ber  bamals  erft  {O  Z^^^^  ^^^  ^^^  ""^  3roeifeIsoline  ibentifd?  ift   mit  bem 


i^m  iu^wi^  jronl^ofer 

in  ifragc  ficljenben  fiir3e  §eit  nad^  ber  3«f'^»P*wn  bie  2lnfialt  mieber  rer« 
laffen  l^at.  2luc^  bte  Ct{atfad?e  ber  ^nf^nbterung  genügt  für  unfere  §n>ecfe, 
fofenie  baburd?  ber  2(ufentljalt  bes  scljnjät^rigen  Knaben  in  Vfinnd^n  fon« 
fiatiert  ifl;  es  liegt  überl^mipt  bie  Vermutung  naf^e,  t>a%  jronl^ofers  Dater 
nadi  XlTünc^en  überjiebelte   iinb  eben  bestjalb  Fronhoffer  jun.  als  ,,Monac/' 
im  Catalogus  aufgefül^rt  ijt.  —  Had?  brei  ^^^titen  treffen  mit  ^rontjofer 
n^ieber  am  (5ymnaflnm  in  IHünd^en.  3m  „Catalogus  Rudimentistaruro 
Scholae  Minoris   a^o    1759'    finbct    ftd?    ein    „Fraueuhofer    Ludov. 
Ingolstadiens.  Boi.  Anatomici  filius.  an.  13".  Die  3bentttät  mit  bem 
in  irage  ftel^enben  f  ronl^ofcr  bürfte  auger  gmeifel  fein ;  bie  Qualiftfations« 
rubrifen  im  Catalogus,  bie  namentlich  für  Sd^ulmänner  nic^t  unintereffant 
fein   bürften,    entl^alten  folgenbe  Angaben:    Ingenium  —  valde  capax; 
Diligentia  —  magna;    Profectus  —  interprimos;  Mores:  omni  laude 
digni.**  —  3"^   , Catalogus  Discipulorum    Granimaticae    Scholae 
minoris     1760"     finbet     fid^    „Fraunhofer    Ludov.    Ingolstadiens. 
Boi.  Anatomici  fil.  an.   14";  baju:   „Ingenium   —  florens  ac  volucre ; 
Diligentia     —     mnxima,     sed    inconstans;     Profectus:     inter    primos; 
Mores:    religiös!  reverentes,    affabiles  ac  liberales,    non  nihil  inquieii.*   — 
3m   „Catalogus  Discipulorum  Syntaxeos  min.  Scholae  minoris 
anno  1761**:   „Fraunhofer  Ludov.  Ingolstadiens.  Boi.  Anatomici 
fil.  orbus    patre,   ann.    15";  ba3u:   „Ingenium  —  florens   ac    volucre; 
Diligentia    —    inconstans  et  ad  aliena  a  tempore  proclivis;    Profectus 
—  inter  primos;  Mores  —  religiosi,  candidi,  observantcs  ac  liberales,   non 
nihil    inquieti".     (Der  Catalogus  pro    1762    fetjlt    in    btn   Sc^ulafteit    b«S 
nXünd^ener  Wil^elms^i&yfmna^nms;   ha^  aber  ^Jronl^ofer  in  bicfem  S^l^rc, 
bem   regelmäßigen  Stufengang   folgenb,    bie  Syntaxis  Major   burdjgemad^t, 
gel|t  aus  ben  [an  ber  IHünd^ener  E^of-  unb  Staatsbibliottjef  pc^  flnbenbcn] 
gebrückten   „Nomina  Literatorum,  qui  in  Electorali  Gymnasio  . .  .  intra  annum 
eminuerunt  1762"   l^erpor;    l^ier  Ijeißt  es  u.  a. :  „In  Syntaxi  Majore  B  ex  61 
eminuernnt  ...      6.    Ludovicus    Fraunhofer.")    —  3*^  „Catalogus 
Humanistarum    minorum  Anno   1763"  finbet   ftc^    gleid^    (Eingangs  bie 
Hoti3:.„ad  Rhetoricen   abiere:   Fraunhofer  (!)  Ludovicus*'  etc.  ;fron= 
Ijofer  trat  fomit  ©äl^renb  bes  Sd^uljaljres  (^763)  in  bie  Hl^ctorif  über;    im 
„Catalogus  Rhetorum   1763*  finbet  fidj  aud?:   „Fronho fer  (!)  Ludo- 
vicus   Ingolstad     Bojus    Cubicul.    Aul.    fil.    17";      ba3u:    Tempus 
Scholae  —    8    mensium ;    Ingenium    —    bonum ;    Diligentia   —  non 
maxima;    Profectus    —    inter   meliores;     Mores  —  boni".     (Serabe    tjicr 
bürfte  fid?  bie  3^^^"***^*  bes  Ludov.  Fraunhofer  unb  bes  Ludov.  Fronhofer 
epibent  ergeben.  —  Wenn  Braun  (f.  2Inm.  ^9)  fagt,  ^ront^ofer  tiabz  „bie 
id^onen  H)if[enfd[?aften"  unb  „aud^  Heci^tsiüiffenfd^aft"  kubiert,  fo  möd?te  man 
baraus  aüerbings  auf   eine   afabemifd^e  Öilbung  fronf^ofers   3U   fd?Iiegcn 
geneigt  fciir,  unb  fönnte  ja  biefer  Sd^Iug  burcf^  bie  oieifcitige  nnb  gebiegene 
Bilbung,  meldte  ^ronljofer  in  feinem  fpäteren  IDirfen  unb  namentltd?  aud? 
burd?  feine  litterarifdjie  Cl^atig!eit  beglaubigt,  nur  cerftärft  werben.    2IIIein 
bas  —   mir  burc^    bie  n?oI|Iu)oUenbe  Permittlung  bes  f.  UniDerfttatsrates, 
EJerrnDr.  Heufjierl,  3ugänglic^  gemorbcue  —  UTatrif elbud?  ber  Uni» 
perfttät  JXlixndien  meift  in  ben  3(^^rgängen  ^ 760— 69   —  in  biefe  geit 
müßte  bie  afabemifd^e  ^usbilbung  f  ronl^ofers,  ber  ^7^6  geboren  rourbe  nnb 
^769  feine  erfie  ^nfteöung  erl^ielt,  gemig  fallen  —  n?otjI  oiele  Ingolstadienses 
als  afabemifd^c  Bürger  auf,  aber  ein  ^f ronl^ofcr  finbet  ftd?  nic^t  barunter.  — 
gum  Sc^luffe   nod?   bie   Bemerkung ,    ba%   ^fronl^ofer  sen.    gemöl^nlid?   als 
cubicularius  (einmal  als  cubic.  auUcus,  £iofPainmerbiener),  3n)etmal  als  ana- 
tomicus  aufgefül^rt  ifi;  maf^rfd^einlid?  mar  berfelbe  H)unbar3t  ober  (Eljirurg 
u.  bgl. ,   unb  l^at  berfelbe  fpäter  ben  (Eitel  eines  Kammejfbieners   erljalten 


von  CubiPtg  ITtuggentl^aler.  ^^5 

ober  er  wat  iDtrf lieber  ^of dytrurgus ;  nadj  "Ausweis  bes  „(Ef^urbatcrifc^en 
f^of-  unb  Staatsfalenbers"  (jiel^e  3.  B.  Jaijrgang  {ii'k—US'k)  maxen  ^of* 
barbiere,  Qof juipelicre ,  felb^  furfürfKidje  Häte  titulierte  „Kammerbtener", 
iinb  finb  legtere  unter  ber  Hubrif  ber  Qofc^argen  auf^efü^rt. 

19)  Brau H  in  feiner  Porrebe  5U  „£.  ^fronl^ofers  €rjter  Perfud?  in 
(Sebid^ten". 

20)  V^l  2lu!n.  (8. 

2O  2U\s  ben  perfoualaften  bcs  f.  oberbayrifd^en  Kreisard^ios. 

22)  Da  bie  Cejlamentserric^tung  eines  ,,fd?uent^alters''  ber  bamaligen 
Seit  immerl^in  ein  Kuriofum  fein  bürfte,  laffen  xviv  bie  com  ,,l^od?n?ürbigen 
(iapitui"  barüber  aufgenommene  Urf unbe  im  IPorlaut  Ijier  folgen: 

ProtocoUum  So  gel^alten  morben  ben  6>«inav  \76^.  ßerr  (£fjrifiopI| 
£orenft  prey  latcinifc^er  fc^ueül^alter  bey  Unfern  £ieben  f  raueu  Stifts* 
uub  Pfarr  Kürc^en  liat  3U  einem  l^od?mürbigen  Capitul  bes  djurf ürjll. 
CoUegiatjlifts  alliier,  bas  anfuc^en  gefiet^let,  feine  le^tmiüige  dis- 
position  ad  acta  Capituli  ju  errichten.  So  ^ahen  ^Ijre  i)oc^mnrben 
unb  ^naben  Qerr  Stifts  bec^ant  un6  geipl:«"  Hljats  Director  Qerr 
(Carl  von  Vacchiery  nebft  5U3iet)ung  Citl  Suraucr  Syndici  in  beyfeyn 
beren  enbs  Unterfc^ribener  <5e5eugen  of^nermanglet  fld;  5n  oboers 
melten  ^errn  prey  in  bas  Sdyuell  fjaug  ju  begeben,  too  alfobann 
erft  befagter  Q(.  prey  bas  mibert^oQte  Bitten  gefteUet  feine  le^twiflige  • 
disposition  ad  ProtocoUum  3U  nemmen.  Por  allem  ujitt  berfelbe  an» 
georbnet  Ijaben,  ba%  feiner  geliebte jten  (El^e  Consortin  llTaria  Jran3isfa 
preyin  il^r  l^ereingebrac^tes  ^eurat  (5ut  3U  300  f!.  bann  Paraphernal 
gut  3n  300  f!.  unb  ^ooo  ff.  (in  allen  alfo  Qeurats  gut  Paraphernal 
gut  isoofl.,  fage  ain  Taussent  fünfl^unbert  (Sulben)  bann  it^re  ^ert» 
tigung,  IHorgengab,  unb  bie  Kürc^en  Kleibung,  n?ic  ^l.  prey  bey  ber 
Copulation  in  ber  Kürd^en  erfc^ienen,  aüe  iijre  Kleiber,  ring  anb: 
unb  gebenbt,  unb  mas  3U  il^rem  £etbe  gel)drig,  auc^  mas  iljr  ge» 
fd?enfljt  morben,  oor  allen  angetjörig  feyn  fotte.  gu  feinem  ©atiren 
unb  unge3meiffelten  universal  €rbeu  ernennet  Ql.  Ct^riftoplj  £oren3 
Prey  hooerabili  titulo  institutionis  feine  geliebtefte  (£l)e  Consortin 
UTaria  Francisca  preyin,  bann  feine  (Etjeleiblid^e  2  Cöd^ter  IlTaria 
2lnna  (Clara  Copfin,  Pertjeuratete  ^of:  unb  Stift  Musicantin,  bann 
Xriaria  Francisca  preyin  annoc^  lebigen  Stanbs  in  3  gleidye  Cl^eiü, 
boc^  ba^  Vflana  ^nna  Clara  Copjtu  3U  conferiren  l^abe,  mas  folc^e 
empfangen.  Da  nun  ber  (Eljriftoplj  £oren3  prey,  fo  3mar  unpSglic^, 
iebod?  bey  Doüfommnen  Pernunft  erfunben  n?orben,  biefe  feine  Icfet' 
miüige  disposition  oon  llTunb  ausgesprochen,  unb  foldje  ad  acta  et 
ProtocoUum  3U  nemmen  gebetten,  alfo  ift  fotl^ane  le^roiUige  dispo- 
sition ad  ProtocoUum  genommen  iporben. 

<Lavi  von  Vacchiery  Stifts  Dec^ant. 

Q[itl  Surauer  Syndicus. 

3ol]ann  Baptxft  2lurbac^  d^urfürftl.  geijll. 
Htjats  Hec^nungs  Commissarius  als  er* 
bettener  <0e5ettg. 

3oljann   2lnion  perger  Stifts   Sammler 
als  erbettener  <Se3eug. 
(2lus  ben  perfoualaften  bes  oberbayerifd^en  Kreisarc^ios). 

23)  (gbenbaf. 

2^)  „Pon  bem  <£l|urfurpL  Ijod^mürbigen  coUegiat  biefes  (Kapitels  n?irbet 
ber  oerwittibten  fc^ulll^alterin  Jransisfa  preyin  l^iemit  aufgetragen,  ba% 
felbe  bif  l^curige  Itlic^aeli  bie  f^ullmol^nung  raumben  foü.    Per  tteue  fd^utt- 


mß  Cnbipig  (f ronl)ofer 

Ijalter  fyxht  aber  berfelbttt  von  ITltc^eH  an  t^ener  bif  georgi  fofifttges  iai^r 
einen  fialbe  jaf^rs  3i>is  n^<^  20  ff.  iebod^  ot^ne  anbermettl^ige  consequenz 
3»  rateten.  Übrigens  i)abe  ftc^  bte  (Tochter  ^ran5tsfa  preytn  bis  auf  an' 
tjeuriges  jefl  ber  aQer  t^eiUtgen  sn  erflären,  ob  btefeibe  ben  ^erm  ^ronl^ofer 
e^eU^en  tx>oüt  ober  ntc^t,  ab  in  welä^  le^tern  jat{(  ein  ({Oi^vitrbiges  Copitel 
anf  Knaben  gefc^edjen  [äffen  n>oQe,  ba%  ber  jroni{ofer  biejenigen  200  fl  fo 
felber  frevmiUig  ausgefproc^en  unb  vi  conclusi  capitalaris  fiiex^n  ntdft  ge* 
tialten  wate,  erlegen  foUe,  5U  einem  mel^reren  aber  molk  man  Qr.  ^ronf^ofer 
nic^t  oerbunben  nodf  audf  gemeynet  \:iaben,  ha%  berley  Pienft  verfäuff(t(^ 
feyn  foU.  Sd^IieffHc^n  bat  ein  t{0(^n>nrbige5  Capitul  nid^t  ot^ne  fonber  be< 
fiembben  aus  ben  etngereid^ten  Memorali  erfec^en  müeffen,  ba%  bie  fnppli' 
5ierente  Xüittib  unb  fc^uQt^alterin  Dorgefcf^riben,  famb  (als  ob)  ein  t)od;n)nrbtges 
Capitul  ftc^  engagiret  t{dtte,  bie  fd^nUt^alterin  famt  Kinber  bey  an^euraiung 
it^res  Hlannes  5U  Derforgen,  fo  gegen  ii{r  pern^eiflic^en  geanbet  würbet, 
ita  conclusum  in  capitulo  ben  14  sept.  1769.  (2(us  ben  Perfonalaften  bes 
oberbayerifcben  Kreisarc^iüs.) 

25)  (Ebenbaf. 

26)  perfonalaften  bes  oberbayrifd^en  Kretsarc^ios  (f.  nnten). 

27)  Uns  ben  perfonalaften  bes  oberbayrifd^en  Kreisarc^ios. 

28)  ßeppe  a,  a,  (D.  Banb  II.  5.  \2\. 

29)  Äa inner,  (5ef<^i<^te  ber  päbagogif.  Banb  I,  5.  3^2. 

30)  £ei>ana  ober  (£r5ie^Iet{re  §  (3. 

30  lR.6nne,  bas  Unterrid?ts» »fen  bes  preug.  Staates  \S5^.    5.  3i2. 

32)  perfonalaften  bes  oberbayrifc^en  Kreisarc^ios  (f.  unten). 

33)  &enba. 

5^)  (L.  D.  p r an tl  in  „Baoaria''.  Banb  l,  5.  5'^9. 

35)  ßeppe  a.  a.  (D.  Banb  IV,  5.  3. 
35a)  feaüaria,  I,  551. 

36)  IPeßenrieber,  (5efd^ic^te  ber  baierifc^en  2tfabemie  ber  IPiffeu' 
fd^aften,  I,  3^7. 

37)  perfonalaften  bes  oberbayrifd^en  Kreisard^io»  f.  unten). 

38)  perfonalaften  bes  oberbayrifd?en  Kreisar^ips. 

39)  &enbal 

^0)  Sd^reiben  bes  Sc^olafüfus  Qrn.  o.  Schieß l  an  ben  geiftl.  ^ai 
dd.  23/^ebr.  (771  : 

,, (Euere  €jcellen3  unb  Qoc^  IPürben  Bfodf  Xüürben  ic.  Ijaben  in  conformitet 
beren  sub  datis  2*^«  Jan.  unb  ^6««n  Febr.  autjeur  com  (tt^urfür^l.  geifll.  HIjat 
an  bas  t^od^  IPürbige  capitl  gnäbigft  erlagenen  befeld^en  bie  einfät)rnng  ber 
tleuen  fc^uellorbnung  unb  ber  babey  jtc^  ereignenben  befc^n>ernu§en  unb  fo 
anberes  betreffenb,  ben  gttäbigen  auftrag  mir  capitulariata  5U  mad^en  beliebt, 
bas  id^  oon  Seiten  ber  mir  gnSbigft  anoertrauten  Scholasterey  fiieribert 
meinen  amtsbeiid?t  umbjtenbiglid?  erflatten  fofl.  gu  fc^ulbgeljorfamber  be« 
folgung  bes  obrerftanbeneu  gnäbigen  gefd?efts  l^ahe  nit  ermanglet,  nit  nur 
allein  ben  ttunmal^ligen  fd^ullmeiftcr  (Jrontjofen  bei  mir  oorruffen  3n 
lagen,  umb  was  bie  Dort^abenbe  einrid^tung  ber  Heuen  fd^ullorbnung  feitl^ero 
Dor  einen  fortgang  ober  gegenfianb  (Qinbernis)  3U  befatjren  getrabt,  mir  mit 
IHeljreren  3U  erleitern,  fonbern  l^abe  and?  gemäß  meiner  fc^ulbigftjeit  in  ber 
fc^nell  felbjten  berentwillen  bie  eiforberlid^e  einftd^t  vorgenommen,  n>obey 
ftd?  auf  Q>irfl{Itc^en  anbesaiget,  ba%  bte  i)öd?fter  ortl^en  gndbigfl  approbirte 
unb  gemäs  bes  biefertl^alben  orbentlic^  publicirten  Sd^uellplans  oorgefd^ri ebene 
einteilung  ber  3ur  neuen  lel^rart  benötl^igten  classen  allerbings  DoUffiommen 
observiret  roorben;  aUermagen  nunmeljro  ein  jebroeberer  fnab  mit  benen 
3U  ber  neuen  let^rart  nad?  betreff  einer  jeglid^en  class  destinirten  Bud?em 
pon  bem  d}urf ürftlic^en  Ellemosinariat  unb  der  beym  alt{ieftgen  Statt  magißrat 


von  £u^n)ig  IHuggcntlialer.  ^^'7 

in  Dcripaltung  ftcljetiben  S.  Bennonio-Stifftung  ^wav  iDirfliItd?en  oerfed^cn 
morbeii  imb  tjat  auc^  obgemeltcr  fc^ueömcijlcr  (fronljofer  in  feinem  er« 
forberlid^en  ^leis  bis  dato  nit  am  ITtinbeften  ermanglet,  bie  fnaben  in  einer 
utib  anbern  5tuffenn?eis  entn?orffenen  lel^rart  3»  unberroeifen ,  alfo  ^roav, 
bas  wan  nur  von  ob  mentionirten  jroey  Stiftungen  bie  §ut!^eilnng  ber 
üorgefc^ribenen  fd?ueöbüd?er  5ur  gebüljrenben  §eit  erfolget  roere,  bie  nun- 
malflige  fd?ueüorbnnng  jene  oom  d?urfürpiic^en  (5eifiHd?en  IRiiat  gnäbigfte 
ipiUensmevnung  fd?on  aüerbings  erfiUet  t^ette,  nnb  würbe  aud?  bem  erfpries- 
lid^en  Fortgang  bec  aeuen  iftuperfd?ueü-einric^tung  faft  Hid?ts  mel^r  im 
meg  geftanben  fein,  n>an  nur  bie  doiu  all]ie|tgen  Statt  magijhat  mit  ein^ 
bringt  Ute  gegenftenb  (i.  c.  ^inbernijfe)  ^öc^^en  ortljen  getilget  n?erben 
n  ed^ten ;  inma§en  berfelbe  roiber  alle  uralt  l^eroorgebradyten  Observanz  fld? 
gar  nit  üerfd^emet  ben  ojft  benannten  Sd^uefimeifter  fronljofer  oon  ber 
S.  Bennonio-Stifftung  3l^m  gebüljrenbe  quatemberlid^e  Sc^ueügebür  in  fo 
lange  unb  üill  cor"  unb  aufsul^alten,  bis  nit  berfelbe  bafelbjt  oor  einen 
^Bürger  praestitis  praestandis  mirfljlic^en  an'  nnb  aufgenommen  morben  feyn, 
roeld^es  Z^hod^  bey  benen  pfarr  5d?u etlmeiftern ,  fo  lang  aud?  immer  biefe 
fd?uellen  oom  anfang  bis  auf  bife  seit  im  fd^roung  fortgegangen,  niemal^len 
gefd^el^en,  viü  weniger  auf  bergleic^en  Dorl^aben  jemal^ls  als  gegenoerttig 
qebadft  oorben  ift;  ba%  einfolglid^en  bife  bes  Stattmagiftrats  fo  ungereimbte 
gepnnung  eine  aüerbings  unerljörte  Heuerung  mit  fid?  brachte;  moburc^ 
benn  enblic^  Itid^ts  anbers  erfolgen  rourbe,  bas  fofern  ein  ein3eln<^r  pfarr« 
Sc^uellmcifter  ein  burger  3U  merben  fo  unbillic^er  weis  gebrungen  merben 
folte,  berfelbe,  han  au^  ein  taugliches  unb  ber  neuen  letjrart  anftänbiges 
unb  brauc^batjres  subjectum  mere  in  ermanglung  ber  iljm  billid^me^ig  ge* 
bül^renben  substistenz  bey  ber  fdjuell  nit  lengers  oerbleiben,  fol|in  ber 
intentionirte  Fortgang  ber  neuen  fc^uell  einric^tung  nit  n^enig  gel^emmet 
werben  fl^dnnte,  welches  fo  ban  ber  l^öc^ften  orten  fo  l^eilfambjt  als  gnäbigft 
ftel^renben  gefinnung  3U  einem  nit  geringen  praejudiz  gebeyen  oiirbe.  bey 
tDeid^ex  bemenbfambe  (Bewantms)  nun  annodf  an3ufiegen  gan3  nit  umbt^in 
folle,  bas  bas  fd^uelll^aug  felbj^en  einiger  reparation  unumbgenglid^  bebürftig 
»ere,  roeld^es  freylid?  and:^  3ur  erfprieslid?en  fortfesung  bifes  fo  nu3baren 
gefd^äffts  gleic^fal^ls  üor  einen  gegenpaub  (^inbernis)  angefetjen  merben 
fljonte;  Hac^bemiji  es  aber  eine  oljnel^in  befljannte  fad?  ijt,  bas  meljr  ge* 
bad^ies  fc^uelll^aus  ber  Stiftsfl^irc^en  eigent^omblid?  angeljörig  unb  bie 
jebesmal^ls  ab3ufierenbe  l?aus3infen  3U  ber  oom  Stattmagiftrat  aufgeftellten 
Kl^ird^enoernjaltung  abgeftrret  werben  micßen:  alfo  moUte  id?  bemnac^  nit 
bie  minbefte  XTlag  geben,  biefes  gefc^ejft  bal{tn  capitulariter  3U  effectuiren, 
bas  pom  d^urfürftlid^en  geiftlid^en  Hljat  ber  t)om  Stattmagiftrat  aufgeftellten 
Kljirc^enDern?altung  bas  Sdjuelljiaus  cum  pertintntiis  burc^gl^enbs  in  braud?^ 
bal^ren  Staub  t^er3upellen  guäbigjl  anbefoll^en  werben  ntec^te.  Xüelc^es 
einem  l^od^mürbigen  Capitl  t^iemit  oom  ambtsn)egen  beric^tiglic^en  auflegen 
nnb  3u  ferneren  (5naben  geljorfamblid?  empf eilten." 

'^V)  €wr«  Excellenz 

Qoc^n)ürbige,  Qod^mot^lgeborne, 

önäbige  unb  Qod?gebiettjenbe  Qerren! 
(Eurer  Excellenz,  ^oc^mürben  unb  (Snaben  (Snaben  foll  id?  auf  öefetjl 
Sr.  ^oc^ujürben  nnb  C5naben  fjerrn  üon  Sd?ie§l  untertljänig  berid?ten, 
n?ie  bte  nemn  Sc^uleinric^tungen  in  ber  mir  anoertranten  Schule  cor  jt^ 
gelten,  was  jid?  bahe^  für  Befd^mernijfe  porgefunben  unb  ob  überl^aupt  ber 
Sd?ulplan  ber  (tj^urfiirjtl.  gnäbigften  äbfic^ten  gemäg  oollsogen  »erbe. 

Piefem  gnäbigen  Befel^le  3ufolge  roill  tdf  benn  einen  jeben  punft  genau 
erläutern  unb  3roar 


(£r|lens  fyiHe  id^  f4}on  mit  2Lnfan^t  btefes  Sd^niia^us  aUe  "Unfkalien 
gemalt,  bte  neue  £et)rart  etnsufüljren.  Tlüein  ha  nod^  fein  Kxnb  fogCetc^ 
mit  ben  ttte5U  ndtt^igen  Sd^ulbüc^ern  t>erfet)en  mar,  fo  mugte  idf  folange 
3urü<!t)alten,  bis  tpenigßens  einige  ftd;  btefelben  bey^efd^afet.  0i)ngefaf|r 
um  2IUer  ^eiligen  fieng  td;  mit  beit  obern  (Liagen  fdrmlid;  an,  bie  6^  aus« 
genommen,  bie  \d^  mit  gutem  (5runbe  folange  oerfc^tebe,  bis  bie  Kinber 
m  ber  Sprad^funß  be§er  unterrichtet  fein  merben.  mit  ben  anhttn  (Lianen 
mugte  id;  eine  gett  lang  inne  (galten  aus  inangel  ^tic^er,  nnb  aus  ^urc^t 
bie  Knaben  mdd^ten  bie  Sd^ule  verladen,  meil  mir  ti^eils  ber  £arm  nrib  bas 
tabell^afte  Dorurti^eil  von  allen  Seiten  befannt  n>ar,  tt^eils  aber  fcbon 
einmal  ein  t{ie{iger  Bürger  feinen  Sot^n  aus  ber  Sd^ule  vegjuuel^men  broqte, 
menn  id;  ii^m  aufbürbete  ein  neues  Sd^ulbüc^Iein  3U  faufen. 

^meytens  ^nh  aber  fet^r  Diele  Qinbernige,  bie  hen  guten  Fortgang 
bes  neueren  Sc^ulmefens  auf i^aiten,  unb  bie  id;  bann  orbentüd}  an5eigen  wiU : 
{.  Die  mei|len  Kinber  Ijaben  nod?  feine  Sc^ulbäd^er.  Die  ^errcn 
CommissarieQ  ber  Sd^ulen  oon  Seiten  eines  tjiefigen  Qod^Idbl.  Stabtmagij^rats 
traben  smar  ben  unter  ber  Stabtjurisdiction  ftetfeuben  Kinbem  bie  3üd^(ein 
orbentlid;  ausgetl^eilet ,  aber  bey  meiten  noA  nid^t  fo  viele,  als  nötl^ig  ge* 
mefen  n>ären.  Vom  (tt^urfärfil.  £Ieemosinanat''^mte  traben  vir  nid^t  bos 
Hlinbeße  nod}  t>on  einem  Sd^ulbud^e  ert^alten.  Unb  t>ie(e  Knaben,  bereu 
altern  bas  Sd^ulgelb  felbfl  besat^Ien,  maren  nod;  nid}t  bat{in  5U  bringen, 
ha%  fie  pdy  mit  Öüdylein  »erforgct  Ijätten. 

2.  Qat  meine  Schule  nodf  fel{r  Dtele  Unbequemlic^feiten.  2Itte  BSnfe 
j!nb  gro§enttjeiIs  fo  befdyäbigt,  ba%  fte  nid^t  nur  eine  Reparation  nStl^ig 
):iahen,  fonbern  aud?  fetjr  oiele,  »0  nicht  bie  meijlen  gftnslic^  neu  gemacht 
merben  bürfteu.  Unb  es  fommt  aud;  fet^r  t>ie{  barauf  an,  ha%  biefelben 
l^crnady  bc§er  rangirt  unb  auc^  breiter  gemacht  mürben,  bamit  bte  in  bie 
(tiagen  getjorig  eingettjeilten  Knaben  nid^t  etnanber  oermirrten  unb  bequemer 
fd^rieben.  (Sin  (Sleic^es  gefc^iet^t  aud;  n(7t  bem  Qei^en.  (£in  einziger  (Dfen 
t^eiftt  bie  Sd?ule  ju  fc^macf?,  unb  bie  Kinber  flagen  bejlänbig  über  ^frojl. 
Denn  ber  0fen  ift  nid?t  am  hej^tn  Orte  angeleget,  bie  Jenjler*  ober  Kreu3« 
ftöcPe  {tnb  Dödig  oermobert,  nnh  XDiub  unb  "kälte,  bie  ot^nef^in  auf  bem 
Kird^t^ofe  immer  ftärfer  jtnb,  bringen  auf  allen  Seiten  ein  Die  Derferti^ung 
neuer  f  enjler  unb  f  enjierflocfe  nnb  ein  jmeytcr  0fen  f3nnten  freylid^  bicfem 
Übel  abt^elfen,  boc^  mürbe  mir  btefes,  wenn  id^  bas  Q0I5  ba5n  beyfd^affen 
mügte,  nur  neue  nnb  groge  Koften  uerurfad^en,  bie  id;  uumdglicf}  beflretten 
fönnte.  3n5mif(^en  bleibt  rid^ttg  unb  ausgemad^t,  ba^  biefe  obigen  Stucfe 
bas  Sdyulmefen  infomeit  ijinbern,  als  es  notl^ig  ijl,  bag  £eljrer  unb  Difctpel 
alle  möglid^e  Bequemlic^feit  nöttjig  Ijaben. 

3.  Die  grögte  fjinbernig  ifi  aber  oor  allen  anbern  biefe,  bag  bie 
6  beutfd^en  klagen  neben  ber  lateinifd^en  Sd^ule  unfer  brey,  ici;  ndmlid; 
nnb  jmeen  präceptoren  audj  bey  einer  uod?  fo  geringen  2In3a^l  ber  Kinber 
ntd^t  im  Sianbe  {tnb  3U  uerfel^en,  mir  mod^ten  es  aud;  anflellen  mie  mir 
moüten.  §ween  finb  für  3  parttjeyen  im  Catcinifc^en  gar  motjl  nottjmcnbig. 
Unb  ici^  allein  fann  bem  Unterricf^te  andj  nur  in  ^  <£lagen,  in  einer  Sc^ul« 
3ett  unmöglid;  abmarten,  befonbers  ba  es  ber  Qaupt*  unb  UTufierfc^ule  3U« 
fdmmt,  bem  Sd^ulplan  vor  2Illen  anbevn  genauefi  nad73uleben  unb  bie  Jugenb, 
fo  mie  es  porgefd^rieben  iji,  rec^t  praftifd;  auf  ben  mirflic^en  tlugen  ber 
3U  lernenben  Dinge  an3ufüljren.    3d?  tjabe  mirflic^  injmifc^en  einen  neuen 

.  prä3eptor  in  ber  Sd^ule  aufgeflettt;  allein  von  bemjemgen  mas  ic^  geben 
fann  unb  mirflid;  gebe,  unb  etma  nodf  von  ein  paar  3n{iructionen  i{l  ti)m 
uumößlid^  3u  leben.  Die  Reiten  {tnb  3U  nat^rlos  unb  3U  tt^euer,  unb  ba 
xdi  mid?  außer  ber  gnäbig(l  oerlietjenen  Pension,  bie  idj  nunmel)r  gentege. 


von  £ubn>t9  tTtuggehtl^aler*  4^a 

nnb  unaufl^örltc^  bafür  banfe,  fclbp  nid^t  weiter  mürbe  tjaben  erhalten 
fönnen,  fo  bin  id^  es  gleid^mo^I  nid^t  im  Staube,  einem  3.  präceptor,  ber 
bod?  unumgänglid?  nöt^ig  ijt,  gän3lic^e  Sustentation  3U  t)erfd?aff en ,  weil  bie 
Schule  fo  gar  wenig  einträgt  unb  bie  Sitern  bey  bem  Sc^ulgelb  an^an^en 
moKen  3U  l^aufen  unb  5U  fparen.  Unb  überbieg  fömmt  ein  Subjectum,  u?ie 
id;  eins  tjabe,  bas  3U  bem  nemn  Sc^ulwefen  fc^on  einigermaßen  abgerichtet 
ift,  bermalen  nodj  etwas  tjart  an,  unb  ein  fold^er  entfc^Iiegt  pd?  uidyt  lei^t, 
um  bas  gewöttnlid^e  präceptorgelb  gleic^  3U  bienen. 

€s  wären  nod;  eine  Itlenge  Umflänbe,  bie  bem  Sd^ulwefen  nac^ttjeilig 
ftnb,  bie  aber  alle  Sd^ulen  angetjen,  mitl^in  nid^t  tjiel^er  geljören,  als  3.  (2. 
ber  2(bgang  einer  förmlid^en  Hegulirung  ber  3U  besatjlenben  Sc^ulgelber, 
bie  weil  {te  nic^t  ta^irt  ftnb;  von  altern  oft  gar  nid^t  ober  gering  genug 
unb  mand^mal  nod?  nadi  oielem  Streite  gegeben  werben. 

3c^  foHte  auc^  nod?  Sc^lüglid?  mit  IDenigen  bes  Fortgangs  oon  ber 
neueren  £etjrart  gebenfen.  2^  ben  untern  3  Claflfen  iiahe  id?  fle  erft  feit 
bem  neuen  3atjre  eingefül^rt,  nnb  ba  fann  id?  jle  nod?  fo  lange  nic^t  mit 
bem  geljörigen  €ifer  betreiben,  als  bie  Sltern  freye  IDaljl  ^aben,  il^re 
Kinber  in  bie  Sd^ule  3U  fd^icfen  ober  3U  ^au§e  3U  betjalten.  Itland^e,  bereu 
Kinber  erp  noc^  nid?t  redyt  bud^fiabieren  fönnen,  IwoUen  mit  (Sewalt,  fte 
foUen  lefen,  2lnbere,  bie  noc^  feljr  fel^lerljaft  lefen,  wollen  burc^aus  fd^reiben. 
Die  meiften  ünahen,  weil  |te  noc^  bie  Buc^jtaben  nid^t  nac^  ben  Hegeln 
ber  Sc^reibfunft  formiren  unb  fauber  fc^reiben  fönnen,  bürften  alle'  (Eage 
wieber  von  Dornen  anfangen  unb  Bud^jtaben  fc^reiben  lernen.  2lllein  biefen 
Stritt  fann  id^  nid?t  wagen,  fonfi  läuft  2llles  fort.  Denn  nid^t  ber  £el|rer, 
fonbern  bie  Sltern  disponiren  über  bie  ^Jäl^igfeit  ber  3ugenb. 

Unb  fo  ifi  es  nun  mit  allen  Stücfen  befcfeafen,  unb  id?  fc^liege  nun 
mel^r  meinen  unterttjänigen  Berid^t  mit  ber  bemütl^igm  Bitte,  mir  fooiel 
möglich  gnäbige  Qilfe  in  2lbftellung  obiger  Qinbernige  311  ertljeilen,  unb 
was  bie  Sd^ulreparaturen  unb  eine  fleine  Addition  für  einen  Praeceptor, 
audi  ben  willfütjrlic^en  X)orfd?ub  mit  nötljigem  Qol3e  betrift,  mein  unter* 
tljänigjtes  2lnlangen  unb  Bitte  nic^t  unerljört  3U  laffen,  wie  id?  benn  aud^ 
3U  biefen  Bitten  nod?  ein  paar  l^in3utljuc,  nemlid?  ba^  Zk^^  ^od^würben 
unb  (Knaben  Qerr  Scholasticus  fo  oft  als  es  nur  unbefd^wert  gefc^eljen  fann, 
in  ber  Sd^ule  gegenwärtig  3U  fein  bie  <5nabe  traben  mö^c^ten.  Bey  ber 
neuen  Einrichtung  ift  biefes  nur  gar  3U  nötl^ig,  unb  bie  Sltern  fü^en  ftd? 
gar  niAt,  folange  fie  glauben,  es  fey  nur  ein  blinber  £ärm  unb  eine  (Se» 
fd^äfiigreit  bes  Sd^ullel^rers,  unb  bie  Kinber  mügen  bas  2lnfel}en  unb  bie 
Auctorität  einer  l^ol^en  Sc^ulobrigfeit  fürd^ten,  befonbers  wenn  ber  gnäbigfte 
^err  Scholasticus  felbfi  je  3U  weilen  berfelben  ^leig  unb  ^ätjigfeit  in  beti 
neuen  Sd^iuibüdfetn  prüft,  unterfud^t  unb  bie  Kinber  crwaljnt.  2lugerbem 
i(l  mir  nid?t  woljl  möglich,  fd^nelleren  Sd^ritt  3U  machen,  weil,  £eiber!  bis^ 
l^er  nur  gar  3U  ^arf  bas  2lnfel^en  eines  Sd^ullel^rers  bey  ber  3ugenb  unb 
iljren  2lltern  gefallen  iji.  Damit  aber  bie  Knaben  me Irrere  £u(t  unb  21  uf«- 
munterung  3um  £ernen  l^aben,  fo  wage  id;  aud^  nod^  bie  legte  Bitte,  ba^ 
nemlic^  eben  audy  Sr.  ^odywürben  unb  <5naben  3uweilen  geringe  fleine 
(Sefc^änfe  ober  aber  etwas  Xüeniges  an  (Selb  ausfäfeen,  bafür  man  fold^es 
leijten  fönnte.  Denn  üon  bem  Eleemosinariatsamte  aus  l^abe  id?  feit  meinem 
angetrettenen  Sc^ulamte  nur  ein  ein3igmal  etwas  unb  ba  nur  fel^r  wenig 
unb  fc^led?te  Sadien  ba^u  erl^alten,  unb  von  bem  golbenen  2llmofen  Scti 
Joann.  Bap.  befommt  man  blos  Büdner  allein,  bie  ben  2lugen  ber  3wgenb 
lange  nid^t  fo  rei^enb  {tnb  als  fd^öne  Bilber,  Scapuliere  unb  2(muleten  u.  b.  gl. 

3d?  lebe  ber  gän3lid?en  guoerjtd^t  auf  fold^e  Ijolje  (Snaben,  bagecjen 
id?  aüen  ^lei§  unb  0bforge  »erfprec^e,  unb  burd?  ein  bis  0ftern  ober  ntdjt 

3af)rbu(^  f Ar  tnfitu^ner  <5ef(^.  II.  29 


^50  tubmtg  ^ronf{ofer 

lange  barna(^  ansußeUenbes  Examen  publicum  metner  "Knaben,  ba^u  id} 
je^t  (Suere  Excellenz  Qocf^ipurben  unb  (5naben  (5naben  untertt^änig  etn< 
5u(abeu  micf;  unterfange,  dff entlicb  5U  5etgen,  mte  fet^r  tc^  mtc^  befirebe  ber  mir 
anvertrauten  tjotten  Stiftsfd^ule  (c^re  unb  2(nfei}en  3U  mad^en.  2^  empfei^Ie 
midi  5u  btefen  unb  nod^  fortmät^renben  f^ol^en  ^ulben  unb  (3ndben  unb  bin 

(2nrer  Excellenz 

^oc^geboren  unb  (5naben 
<5naben  2C. 
untertl)äntg  gef^orfamfler 

nitinc^en  ben  26«««  Januar  ^77^. 

£ubö>ig  ^ronljofer  Princ.  Magister. 

^2)  IPepenri^ber,  <gef4y.  ber  baier.  2l!ab.  b.  IDiff.,  I,  3^8. 

43)  (Sbenba. 

^^)  perfonalaften  bes  oberbayrifc^en  Kreisarc^ics. 

^5)  CEbmba  (f.  unten). 

^6)  Braun  in  fetner  „Dorrebe"  3U  ^ronljofers  „€rjler  Perfudj 
in  <5ebtdyten". 

47)  ^benba^, 

^e)  Braun  a.a.(D.:  „Dem  c^urfürflltd^en  gnSbtgßen  Befet^Ie  gemSg 
iß  bie  Schule  bey  bem  (£oItegtat{ltfte  aHl^ier  als  bie  f^aupt^  unb  muf^er- 
fd^ule  in  ber  £et)rart  ernannt  tporben.  n?er  foQte  nun  nic^t  mit  uielen 
^reuben  fetten,  n?enn  biefe  ^auptfd^ule  mit  einem  tüd^tigen  Dorflei^er  vev 
feigen  ift,  als  wovon  bie  eingefüt^rte  neue  Unterrid^tungsart  tjauptfäc^Iic^ 
abljängt.  Die  (Eüc^tigfeit  wirb  ^ronl^ofern  mol^I  niemanb 
meljr  abfpred?en,  ber  biefe  (Sebid^te  hejt»  3^^^*^  Patriot  loirb  oielmeljr 
ein  ooQes  Zutrauen  5U  il^m  traben  unb  it^m  feine  Kinber  anoettrauen, 
wenn  er  ja  nidjt  feinen  oon  ber  Hinbsfiub  e  l^ergebrad^ten  Por* 
urtl{ei(en  blinblin^s  folgen  nnb  met^r  benfelben  als  ber  ge^ 
funben  Pernunft  einräumen  w'ilL  €in  Sc^uUel^rer  mu§  3tDar  eben 
nidyt  attesctt  ein  jlarfer  Didyter  fein.  —  3^'  ^^^»^  ^i"  9«*^*^  Did^ter  befi^t 
in  ber  ITtutterfprad^e  jene  (Eigenfc^aften  fc^on  in  einem  oodfotnmenen 
(Stabe,  bie  fonft  ein  Sd^uHel^rer  in  ber  ^auptfad^e  unb  wenigftens  bodf 
gerabe  tjier  befi^en  mu§.  Unb  l^iermit  ijl  ber  (Einwurf  beantwortet,  ben 
man  il^m  mit  aller  an^ewanbten  Spi^jinbigfeit  mad^en  fonnte.  Denn  uon 
moralif^en  (gigenfc^aften  eines  Sc^ullel^rers  ifl  Ijier  eigentlich  bie  Hebe 
nid?t;  wenn  fte  aber  aud?  wäre,  fo  fann  id?  Bürge  fein,  ba%  er  auc^  in 
biefem  SiMe  genug  unb  unferem  Paterlanbe  gewig  gute  Cl^riften  unb 
gute  Bürger  liefern  wirb.  PicIIeic^t  erfc^einen  in  furser  gett  audi  jctie 
moralifc^en  2lbl^anblungen ,  weld?e  er  einsein  bey  »erfc^iebenen  (Selegen* 
beiten  verfertiget,  unb  bie  jum  (tljeile  fc^on  in  ben  Patrioten  eingerückt 
jinb,  bie  feine  StSrfe  audi  in  profaifc^en  2luffSften  beutlid?  genug  3eigen.'' 
,,lDas  ic^  l^ter  nod?  3U  fagen  t?abe,  i(l  nid?ts  anbers,  als  ba%  id?  unb 
alle  (Sutbenfenbe  mit  mir  ^ronljofern  mit  vielem  Pergnügen 
bey  jenem  Cel^ramte  fetjcn,  bas  er  l^ier  tftt  befleibet." 

^9)  Klucf  Ijoljn:  Der  ^rett^err  t?on  j^fi^bt  unb  bas  Unterric^tswefen 
in  Bayern  unter  bem  (Eljurfürften  IHajimilian  3ofepti.  (2lfab.  ^Jejlrebe.) 
inünc^en  ^869.  —  „Batjaria"  l,  553  ff.,  7^.  723. 

50)  (£.  0.  pr an tl  in  „Bat)aria"  I.  5^^. 

5\)  Der  geiftlid?e  Hat  in  einem  Sd?reiben  dd.  3.  ^ebr.  ^77^  an  bas 
Koaegiatjliftsfapitel  3U  U.  C.  ^.:  „Hac^bem  Sr.  Cljurfürftl.  Durd?laud?t  ex 
commissione  speciali  gnäbigft  resolviret,  ba%  für  f ünftiges  Sd^uljaljr  ber  ^In* 
fang  mit  €rrid?tung  einiger  Healfd^ulen  gemad?t,  bie  principien  Scl^ulen  ^in« 
gegen  als  unnötljig  für  bie  gufunft  cejfiren  foöen  einerfeits:  unb  ba  wir 
anbrerfeits  ben  leljrer  in  eurer  Stiftsfd^ule  £ubwig  ^Jronljofer  einsweilen  als 


t?on  tubtpig  äTuggentt)ater»  i^5l( 

professorem  in  ber  real  classe  für  ffinftiges  Sc^uljaljr  ^wax  anjuflellen  uns 
entfd?Iojfcn  Ijaben,  bod?  ein  Decret  iljm  ober  anberen  Professoren  3ur  geit 
l^ierüber  3U  ertljeilen  Bebenfen  l^aben:  alfo  ergeljet  Unfer  gnäbigftes  2ln- 
ftnnen  an  eud?,  bag  iljr  bey  ber  euc^  anvertrauten  5d?ule  auc^  einsmeilen 
nur  eine  }nterimsbefle0un9  mad^en  unb  attenfaQs  biefe  bem  bisi^erigen 
präceptor  in  ber  nämmlid^en  Sd^ule  2lnton  IDinrfler  gegen  (Seniegung  ber 
geroötjnli^en  5d?uIemolumenten,  anvertrauen  möget;  tl^eils  weil  uns  euer 
€ifer,  mit  bem  iljr  von  felbji  auf  ftäte  ^Jorfpflanßung  bes  ©erbefferten 
S(^ulwefens  unb  nufelid^er  (Er3ieliung  ber  3ugenb  bebac^t  feyt,  Pormurffs 
unb  mitbey  hefannt  i%  ba%  il^r  aÜ3eit  auf  bie  tüd^tigjien  subjecta  bie  cor« 
3iigHc^fie  Reflexion  tragen  werbet,  ttjeils  au<^  weilen  eben  ber  supplicirende 
wirflic^  jene  rul^mlid^en  (Eigenfdjaften  bepöt,  bie  man  oon  einem  beutfc^en 
Sd^uUel^rer  fobern  fann"  ic, 

52)  ^ronljofer  ert^ielt  dd.  2.  0ftober  ^77^  folgenbes  Schreiben: 
tlac^bem  Se.  <£ljurfürjlL  Purd?laud?t  in  Baiern  Unfer  (Snäbigfier  Qerr 
^err  ex  commissione  spcciali  resolviret,  ba%  für  fonfftiges  fd^ueljat^re  ber 
2lnfang  mit  (Errichtung  einiger  HealfAuIen  gemadyt,  bie  principienfdjuelen 
Ijingegen  als  unnötig  für  bie  3u!onfft  cessiren  foÜen  einerfeitl^s:  unb  ba 
Ijödyfl  biefelben  anbrerfeitljs  unfern  piK  geeJjrten  ^errn  ((fronl^ofer)  als 
professorem  in  ber  real  classe  für  fonfftiges  fc^ueöial^r  ansu^et^Ien  anäbigft 
entfdylo jfen :  bod?  ein  decret  ßur  geit  l^ierybcr  3U  ertljeiHen  bebenfijen  ge» 
tragen:  anmhens  an  Uns  bas  gnSbig^e  anjndien  geftel^Iet  worben,  ba% 
berjelbe  als  £et{rer  in  Unfer  Stiftsfc^ueH  3urücfl)gel{en  wolte;  baffelbe  teber 
Seit  frey  gejteljlet  werben  fotte.  als  Ijaben  unfern  viü  geehrten  Ijerrn  in 
anh^tvad^t  ber  gnäbigfl  einaereic^ten  Promotoralien  eröffnen  3U  lajfen,  ba% 
bemfelben  bas  £et;ramt  tn  unfrer  Stiftsfd^uette  ieber  geit  t>orbet)a(ten 
bleibe,  unb  lebiglid?  eine  Interims-BefleKung  »erfüeget  xDOxben ,  bie  wir  an^ 
nehens  göttlid?em  Sd^n^  alles  beftcns  empf eitlen." 

53)  Sdyreiben  bes  geijil.  Hats  dd.  ^6.  (Dft  ^77^.  (perfonalaften  bes 
oberbayr.  Kreisard^ios.)  —  OgL  2lnm.  5^. 

5^)  perfonalaften  bes  oberbayr.  Kreisarc^ios. 

55)  (gbenba. 

56)  Wxnflev  in  einem  Sd?reiben  an  bas  Kapitel  bes  Koüegiatfliftes 
dd.  (?)  ^776:  ,,profegor  ijront^ofer,  et^emaliger  SdjuHel^rer  bes  Ijodylöb» 
lid^en  Stifts,  gab  mir  jüngjt  3U  oerj^eljen,  ba%  ex  nun  als  profeßor  be* 
ftättigt  worben,  folgfam  wilt  er  jtd;  bes  uorbel^altenen  Hegreges  begeben, 
bod?  mit  biefer  ^Ineftote,  bag  idy  il^n  über  bie  ber  bräuifd^en  Sd^uIIelirers* 
tod?ter  ljinausbe3alilten  200  fl.  fc^ablos  Ijalten  foK.  Wie  aber  Qerr  ^ron» 
l^ofer  biefe  200  %  laut  ber  iljm  erttjeilten  Signatur  aus  freyer  XPiUfur 
unb  mit  bem  2Inljange  be3aljlt,  ba^  bieg  ber  freien  präfentation  bes  Ijod?^ 
löbiid^en  Capitels  nid^t  praejudicirhc^  fey,  weil  btefe  Qinausbe3al{(ung  ni4t 
bie  Sc^ulbienfiert^altung,  fonbern  nur  bie  £oswerbung  oon  ber  bräuifdyen 
(Eod?ter  3um  (Srunbe  l^atte;  fo  fuc^t  er  bod^  mir  biefe  Summe  burd?  Um* 
wege  ab3U3wingen,  unb  bey  Perwetgerung  ber  orbentlid;  unb  ooUfommnen 
X)erpflid?tung  ^u  t?er3ögern  unb  3weifell^aftig  3U  mad?en/'  Dai^er  geljt 
XPinrflers  petttum  balfin:  „mid?  Jnterim  aufgejtellten  Sd?u(Ielirer  tjoc^* 
gnäbigP  3U  manuteniren  unb  in  Hfirffld^t  ber  für  mid?  t)om  Ijod^IöbHdjen 
geipiid^en  Hatlj  oorjä^rig  eingefd^itften  gnäbigften  Promotorialien  fowotjl 
als  meines  in  Unterweifung  ber  3ugenb  nic^t  unheiannten  ^fleiges  in  Rolfen 
(Snaben  Dollfommen  3U  oerpflid^ten ,  gleic^wotjl  aber  an  bas  tjod^Iöblid^e 
geijtlid?e  Hattjs  Sd^ul-Directorlum  bas  Benötljigte  ergeljen  3U  laffen"  ic. 

57)  Sd^reiben  ^Jronliofers  an  bas  SdjulbireFtorium  dd.  ^,  Q)ft 
^776:  ,,3d?  t^atte  3war  bereits  unterm  9*««  (Dft  anni  prioris  auf  Per- 
anlaffung  eines  mir   3ugefertigten  i^od^gnSbigen  Schreibens  mid;  fd^riftlid^ 

29* 


^52  Cubwig  f rortljofet 

batjtn  erflüret,  ba%  xd^  eigentlich  proprio  motu  ol^ne  Dorwiffen  unb  <Se» 
neljml^altung  eines  <£l?ffil.  I?od?Iöbl.  Sc^ul'Directorii  nic^t  rooljl  meinen  elje* 
maligen  Dieufl  resigniren  fönntc,  um  fo  mctjr  als  fein  Profeßor  decretirt 
wäre;  babei  liaiie  id?  aud?  bie  untertl^änige  Bitte  gesellet,  ba%  man  ben 
einsmeiligen  Stiftsfd^uHet^rer  2lnton  IDinrfler,,  batjin  anmeifen  möd?te ,  mir 
bod?  einen  convenablen  €rfafe  meiner  bey  Üebernet^mung  ber  Schule  ge* 
trabten  namtjafften  Kojien  ju  mad?en.  0b  mir  nun  gleid?  Ijierauf  feine 
toeitere  resolution  3ugefommen:  fo  tjaben  ftc^  toäl^renb  ber  geit  als  id?  nod^ 
immer  eine  declaration  erwartete,  bie  Um jlänbe  fo  geänbert,  ba%  fürs  €rfle 
befagter  2Inton  IPincfler  ftd?  eiblid?  felbft  ertottjen,  mid?,  wenn  er  abtritt, 
in  (Ermanglung  feiner  begern  IHittel,  für  »erwenbete  200  p.  mit  2^  bayrifc^en 
(Eljalern  3U  contentlren.  §weytens  id?  unb  meine  (Etjegattin,  als  bie  toir 
oljnebieg  immer  Ijöc^ft  uneigennü^ig  unb  freunbfd?aftlic^  bie  Sadie  beigelegt  3U 
fetjen  wnn^dfUn,  ot^ne  IDeiters  in  ben  Eintrag  billigten,  unb  fofort  ic^  von  bem 
gnäbigen  ^errn  Sdjul  Commissario  in  disciplinalibus  btn  2(uftrag  erljielt,  libere 
3U  resigniren.  3"  biefer  2Ibftd?t  benn  unb  ba  idf  ol^nebieg  neuerbings  als 
profegor  bcftättigt  bin,  folglid^bie  Stiftsfc^ule  nidyt  länger  bel^aupten  fönnte: 
fo  t^abe  id?  mic^  ^enn  aller  2lnfprüd?e  auf  befagte  Sd?ule  frevnjillig  in  21x1" 
betrad^t  bes  oon  2lnton  IDincfler  gemad?ten  Offerts,  begeben,  uno  biefen  Dienfl 
in  bie  Bfanb  berjenigen,  oon  beren  l^otjen  (5nat>en  ic^  il^n  ertjielt,  unter  nod?- 
maliger  Panferftattung  für  alle  erl^altcncn  (5näben  resigniren  wollen." 

58)  Die  inpenflon  tjier  lebenbenKinber  follten  neben  benHealien  in  ber  „tljeo» 
retifd^en  unb  praftifd^en  ©fonomie"  unterrichtet,  ferner  3um  „Spinnen,  StridP en, 
§iDärnen  Hälfen  ic.  abgerid^tet  werben."  HTanc^erlei  Umftänbe,  befonbers 
inbujiriell  fpetulatioe  2lbfid?ten  bereiteten  bem  auf  2Iftien  gegrünbeten  Untcr-^ 
neljmen berx Untergang (^778). (U?e(ienrteber, (Sefd?. ber  baier. 2lfabemie ber 
U)iffenfd?aften.  I,  3^9.  ^ipowsfy,  <Sefd?id?te  ber  beutfd?en  Schulen.  S.  302.) 

59)  Kurfürft  ^erbinanb  IHaria  Ijatte  bie  Bewirtfd^aftung  ber  (Srunb- 
pücfe  in  5d?leigl|eim  allerbings  3ugleid?  als  UTujterlanbwirtfd^aft 
einrid^ten  lajfen,  aber  tjieburd?  immertjin  erj^  ben  <5runb  3U  ber  erft  ^822 
znt^anbenen  lanbwirtfc^aftlid^en  Sd^ule  bafelbft  gelegt.    Baoaria  I.  S.  5^6. 

60)  U)eftenrieber  a.  a.  0.  I,  320. 

60  P^rfonalaften  bes  oberbayrifc^en  Kreisard^ios.  —  Der  U^ortlaut 
ber  Beftimmung  „fürKünftlersfötjne"  finbet  feine  €rflärung  burc^  bie  (8. 21  ug. 
^778)  „Kurf.  5d?uloerorbnung  f.  b.  bürgerliche  (2r3teljung  ber 
Stabi*  unb  £anbfc^ulen  in  Bayern"  (§  3— ^8),  wornac^  für  bie  mit 
ber  bürgerlidjen  l^auptflaffe  oerbunbene  Porbereitungsflaffe  ber  (Symnaflen 
bie  (Sren3fd?eibe  3wifd?en  ber  bürgerlid?en  nrib  ber  geleierten  (Er3ieljung 
aufs  genauefte  htobaditet  werben  follte.  €s  mugten  3»  B.  bei  ben  Bürgers- 
finbern  3  Klaffen  unterfd^ieben  werben:  a)  gemeine  Kinber  oon  fjanbwerfem; 
b)5ötenet)onKünfHern;c)  fünftige  Stubierenbe  b.  Ij.  Söljne,  bie  wegen  iljrer 
Calente  ^uweilen  aud?  aus  ben  geringftenStänben  3umStubium  3ugelaffen  werben. 

62)  Baoaria  I,  558.  —  5.  ferner  „5r.  (£ljurfürjtl.  Durd^leuc^t  311 
pfal3  2C.  IC.  ^of'  unb  Staatsfalenber".  Z^k^^^^Q  X'^'^^r  5.  ^36. 

63)  3"  ^ctt  perfonalaften  bes  oberbayrifdjen  Kreisard^ios  finbet  ftc^ 
folgenber  (Ejtraft  aus  ben  protof ollen  bes  get^eimen  Hats:  „Unter  Portrag 
bes  (Eitl.  0.  f>aeffelin  ergienge  ben  9.  Z^nnet  ^78^  bas  Specialresolutum: 
es  l^abe  ber  teutfci^e  Sd^ulfond  nit  nur  jene  gratificationen  an  Citl  (Srafen 
V.  Spreti,  (Eifenreid?  ic,  welche  bis  bal^in  ber  UTaltljefer  orben  be3alilt  l^at, 
einsweilen  unb  in  fo  lang  3U  übernemmen,  bis  l)ier3U  eine  anbere  (QueHe 
unb  fd?icflid?e  (Seiegen Ijeit  3U  Qanben  ftel^en  würbet,  fonbern  es  mugen  aud^ 
bie  fogenanntcn  Healleljrer  als  Sprad?en«  unb  geidjenmeifier,  wie  fold^e  ber 
prälatenftanb ,  id  est  ber  lateinifd^e  Sc^ulfonb  be3al|lt  Ijat,  3ur  Befolbung 
ybernommen  werben.    Der   gei^lid^e   Hatl^sfefretarius  Itlüljlbauer, 


bcrS<^u|meijlerfronljofer,bcr  Biiec^eroerleger  prte  per  (Sreiff  würben 
eadem  occasione  bem  beutfc^cn  Sc^ulfonb  mit  überburbet  NB.  Sefretär 
ntül^lbauer  ift  cigentltd?  bem  fronljofer  fuccebirt  cum  obligo,  bie 
Hegtftratorpcüe  bey  bem  beutfc^en  Scf^ulbireftorio  3U  oerfec^en.  ita  resolutum 
in  intimo.  ^o.  3enner  ^782." 

6^)  3n  ben  perfonalafteti  bes  !.  oberbayrifclyen  Kreisard^tüs  ffnbet 
jtc^  folgenbes  Signat  bes  gel^eimen  Hats  dd.  26»  September  \777  an  bas 
furfürftl.  geiftl.  „Hattj  Sc^ul  Directorium":  „Die  300  %,  ipeld^e  ber  Fronhofer 
als  examinator  bistjer  genojfen  l^atte,  foKen  itjm  3ipar  nod)  ferner  oerbleiben, 
jebody  für  bermaHen  weber  oon  bem  beutfd^en,  nod?  lateinifdyen  Sc^ulfundo, 
fonbern  oon  ber  funbations  (Süter  Deputation,  unb  sipar  nur  in  fo  lang 
extra  besalt  werben,  bis  fid^  ber  lateinifd^e  Sd^ulfundus  fo  weit  üerminbert, 
ba%  aud?  fott^ane  300  ff.  baüon  entrichtet  werben  fönnen." 

65)  (£tjurbaiertfd?er  ^of«  unb  Staatsfalenber.  3ö^rgang  ^780.  5.  206. 

66)  IDejlenrieber,  <Sefd?.  b.  baier.  2lfabemte  b.  IPiffenfd?.  II,  578. 

67)  in.  Seybel,  Bayerifd^es  5taatsred?t.  ^anb  I,  5.  '^o  ff. 

68)  präfibent:  2Iuguft  C5raf  oon  (Eörring;  Pijepräfibent:  UTay 
<5raf  oon  prey^ng;  Kans ler:  ^freit^err  oon  pauIi;  2^  Häte  oon  ber 
Hitterbaijf;  23  Häte  oon  ber  geleierten  Banf;  22  wirüid^e, 
aber  nid^t  f requentierenbe  Häte  oon  ber  HitterbanF;  26  wirf* 
lidye,  aber  nic^tfrequentierenbe  Häte  oon  ber  geleierten  Ban!; 
l  äußerer  ^Ird^ioarius;     ^8  Secretarien   (barunter  ^ronl^ofer)  u.  a. 

^^erfonal.  ((£l|urbaier.  ^of*  nnb  Staatsfalenber.  ^aljrgang  \780,  S.  206.) 

69)  Braun  in  feiner  „Porrebe"  3U  ^rontjof  ers  „(Erjier  Perfuc^ 
in  (Sebid^tett".  S.  3. 

70)Biebermanu, Deutfd?lanb im  \ S-Jatertjunbert» 2.  Jluff. II,  \ ♦  5.^29 ff* 
70  Lettner,  £iteraturgefd?id?te  bes   ^8.  Jaljrleunberts.    2.  2Iuf[.  III, 
\-  5.  3^7  ff. 

72)  Biebermann  a.  a.  (D.  S.  ^33. 

73)  Seb.  (Sünttener,  „(Sefc^id^te  ber  litterarifd^en  2lnjtalten  in 
Baiern".  II,  276. 

7^)  „(Eine  anbere  literarifc^e  (Sefellfc^aft  mürbe  3U  IHünc^en 
17  20  oon  einigen  geleierten  Kloftergeiftlic^en  2(mort  oon  poüing,  (Selaftus 
j^ieber  unb  ägnell  Kanbler,  äuguftiner  in  Vflmd^en,  errichtet,  mit 
toeldeen  fid?  balb  auc^  anbere  IHänner  geiftlid^en  unb  toeltlid^en 
Staub  es  oerbanben,  bie  in  gemeinfdeaftlid^cr  2Irbeit  ben  „Parnassus 
Boicus  ober  Heu  eröffneter  IHufenberg"  in  6  Bänben  teerausgaben. 
Die  (Sefellfc^aft  legte  ilere  (Sefefee  ber  teödejten  (Einfid^t  bes  Kurfürften 
IHajimilian  (Emanuel  oor  nnb  bat  ftd?  3U  ilerem  boleen  «Befdeü^er  ben 
bamaligen  Kurprin3en  Karl  2llbrec^t  aus,  unb  nannte  fid?  Academia 
Carolo-Albertina.  Diefe  21!abemie  oerbreitete  fid?  über  alle  §n>eige  ber 
Literatur,  es  würbe  in  berfelben  bas  t^feologif^e ,  juribifd^e,  mebi3inifdee, 
pleilofopleifd?e ,  matleematifd^e  unb  gefd^ic^tlidee  (fad?  im  weiteften  Umfange 
gearbeitet,  felbft  bie  fd^önen  nnb  med^anifdeen  Künfte  nic^t  ausgefdeloffen." 
iSietee  (Süntlener  a.  a.  0.  II,  S.  277.) 

75)  (Ebenbaf.  S.  279. 

76)  IDejlenrieber,  (Sefd?.  b.  baier.  2I!abemie  b.  IDiffenfA.  I,  S.  1(80. 

77)  „Sogar  prioate  bilbeten  wieber  2lnftalten,  W03U  bie  2lfabemie  bas 
IHufler  gab.  3m  3atere  ^766  entftanb  3U  21ltenötting  am  3««»  ^,^^' 
3Üglid?  bürde  £eitung  bes  geiftlideen  Qerrn  3(>^ö""  f ran3  ^<>"  l^oppenbic^l 
eine  öefellfc^af t  ber  fc^önen  Xüiffenfdeaften,  weldee  einige  geit 
barauf  unter  bem  Hamen  „£anbwtrtlefd?aftlidee  (Sefellfdeaf t"  in 
Burgleaufen  fortgefefet  würbe  unb  bafelbft  bis  3um  3<i^re  \&o\  wirffam 
geblieben  ijt."  (Seb.  (Süntlener  a.  a.  CD.  II,  S.  288.) 


A54  iubvoiQ  (front)ofer 

78)„3n bcr Sayrtfc^en  Benebiftincr^KongrcgrationiPurbe  eine  1 1 1  e  r  a- 
rifc^eCSefellfc^aft  errid?tet,  n>cld?e  pd?  mit  Bearbeitung  pljvpfd?er,iji  jlorifc^er 
unb  ffripturiftifc^et  21btjanblungen  befdyäfttgtc.  Sdyon  bie  erfte  (Einleitung  würbe 
mit  fo  meiern  (Slücfe  gemacht,  bag  felbji  bie  fönigl.  Baierifdye  2Ifabemte  ber 
tt)iffcnf<^aften  in  inünd?en  bie  2lrbeiten  ber  Kongregationsmitglieber  mit  ben 
übrigen  3U  oerbinben  oerfproc^en,  unb  auc^  n^irfli^  fd^on  eine  2lbt;anblung  über 
ben  pfal3grafen  Hapotl^o  »on  3ofepij  IHori^  in  KI.  €nsborf  bem  V.  ^anbe 
il^rer  Sammlung  einoerleibt  Ijat."  (Seb.  (Süntliner,  a.  a.  (2).  II.  262). 

79)  „  Baier ifd^e  Sammlungen  unb  2Ius3Üge  3um  Unterridyt  unb  Per- 
gniigen"  ^76^  ff.  —  „2lnnalen  ber  Baierifdyen  £itteratur"  3aljrg.  ^778  jf.  — 
„Per  gufdyauer  in  Baiern,  eine  IHonatfc^rift".  —  „Baierifd^^öfonomtfdyer 
ijausoater  3um  Zinsen  unb  Dergnügen  ic,"  —  „(Etwas  IDidytiges  3um 
^t%ien  bes  gemeinen  IDefens  in  Baiern  für  Däter,  £el|rer  unb  Kinber."  — 
„Itlaterialien  für  bie  Sittenlel^re,  £itteratur,  Canbn?irtl|fd?aft,  jur  Kenninig 
ber  probucte,  unb  für  bie  (Sefd^ic^te  alt-  unb  neuer  geiten.  ITtit  (EI^urfürflL 
gnSoigfier  Bewilligung  als  ein  Beytrag  I^erausgegeben ,  von  bem  gnäbigjl 
Privileg,  ^^teüxqeny  unb  2lbre§*(£omtoir.  IHün^en  ^773."  —  „IlTaterialien 
5um  Vien^e  bes  Canbmanns,  3ur  2lusbreitung  nü^Iid^er  Kenntniffe,  3ur 
£iteratur,  Sittenleljre  nnb  auten  (Scfd^macf.  ITIünd^en  177^." 

80)  Baierifc^e  Sammlungen  unb  2Ius3Üge  3um  Unterridyte  unb  Der* 
gnügen.  ^76^,  S.  3  ff. 

80  S.  2lnm.  ^0. 

82)  €benbaf. 

83)  rOeflenrieber,  (Sefc^.  b.  Baier.  21!.  b.  W*  I,  ^38. 
8^)        Orthodoxissima   saeculi   nostri   tempora. 

IDas  ift  bas  befte  Buc^?  Des  f^eilanbs  let^r  unb  Üzhen. 

Was  mad?t  benn  einen  (Eljrift?  Per  (Trieb  il^m  nad?3ujtreben. 

IDer  I^at  bie  Seligfeit?  Der  (Sott  red?t  eljrt  nnb  liebt. 

IDer  eljrt  nnb  liebt  il^n  red?t?  Der  fo  fic^  eifrig  übt, 

Zk^  ö»s  Pernunft  unb  Sd^rift  nnb  ans  ber  IDelt  3U  fennen. 

IDer  ifl  benn  aber  wol^I  ein  weifer  IlTann  3tt  nennen? 

Xt)er  nichts  bewunbern  barf,  nic^t  altes  eitel  mad^t. 

2Iuf  fein  Pertjängnig  flucht  nnb  webet  weint  nody  lac^t. 

Wo  liegt  bas  l^öc^jie  Cöut?  3m  rul^igen  (Sewiffen. 

IPer  ijl  auf  unfern  ^aü  am  eifrigjien  befliffen? 

Der  IlTenfc^.    IDer  Ijeigt  benn  reic^?   Der  weld^er  nichts  begeljrt 

IDer  arm?  Der  bürre  (Sei3,  ber  von  fid?  felber  «l^rt. 

XDer  fann  wotjl  unfrer  €Ii'  bie  befle  IHitgift  geben? 

(£in  Kinb  von  Qäuslid^fett  unb  unfd^ulbspollem  teben. 

XDeldj  inägbc^en  Ijeißt  benn  feufd??  Pon  ber  fogar  ber  Xleib 

So  jlin  als  öjfentlic^  fid?  was  3U  lügen  fd^eut. 

IDas  aber  Ijetgt  geleiert?  Das,  was  man  fagt,  beweifen. 

IDie  wirb  ein  IHenfc^  ein  IHenfd??  Durd?  (Einjld^t  nnb  burdy  Heifen. 

XDo  mögen  £Jeerben  fein,  W03U  fein  ITliettjling  lauft? 

Pieüeid^t  in  Sdi  — ,  ba  werben  fte  gefauft. 

tt^as  madyt  ber  Orthodox?   ganf,  Kefter,  2ltl^eijien. 

XDas'\ifi  3U  unfrer  geit  bas  größte  IPunberwerf? 

gwei    (Örter:    erftlic^  IDien,  3um  anbern  XDittenberg. 

Dort  ljerrfd?t  nunmel^r  (Erajan  3um  anbernmal  auf  Srben, 

Unb  tjier  will  audj  ber  p  —  ein  £  --  werben. 

Se^i  nod?  bas  Dritte  ^u.    IDas?   3^Tia;  wie?  warum,? 

Qier  iji  bie  gölbne  geit,  ein  eifern  Saeculum. 

IDas  ift  bie  größte  £ujl  ber  meijien  purfc^en  Qiage? 

(Ein  IDirtl^sI^ans  breiter  Baljn,  ein  Buc^  voü  Sd^nlb   nnb  "Klage. 


von  £ubit>t9  nTu9gentl{aIer.  ^55 

Was  mag  iljr  Xüal^Ifpruc^  fein?  2IIs  flogen  mir  baoon. 
IDas  bringt  es  enblid?  ein?  Diel  Cad?*  Heu',  wenig  £ol^n. 
IDo  aber  ijl  benn  audy  ein  ipaljrer  Jreunb  3U  ftnben? 
3a  Bruber  leljre  midj  bie  Jlntwort  felbj^  ergrünben! 
Zdi  Ijabe  midy  oiel  ßaljr  barum  umfonji  bemüljt, 
Derfud;'  ob  Dir  barinn  has  <5(ücfe  bejfer  blül^t 

2ln 

fjerrn  M.  G  . .  B  . .  S  . . 

Qfinem   ^oc^oerbtenten   Cei^rer 

in  S  »  » 

(.  (öetreuer  Jfeljrer!  nimm  l^iermit 

Den  fdylec^ten  Dan!  oon  armen  Qänben, 

Denn  ba  mid?  alles  niebertritt, 

So  fann  id?  nichts  als  IDorte  fenben. 

tlur  IDorte?    Hein!    Das  Qer3  babei, 

Das  fjer3,  in  bem  jtc^  (5roK  unb  Heu\ 

Dersweiflung,   ßag  unb   Hac^lufl  fc^lagen, 

Da  frember  Xleib  unb  eigner  Sinn 

Den,  beffen  (Jletfd?  unb  23Iut  ic^  bin, 

Den  Dater  aus  bem  fersen  jagen. 

2.  Peru)egen{ieit  tl^ut  öfters  metjr, 
gumal  bei  fdyon  oerberbtem  iebtn, 
21  Is  wenn  wir  ber  Dernunft  (Seljör 
Unb  fauler  Klugl^eit  gutritt  geben; 
01  tjätt  id?  bies  nur  läng^  getfjanl 
€s  fommt  nur  auf  bie  Dorfidyt  an, 
Die  unfern  Sinn  notljwenbig  lenfet. 
Dieüeic^t  oerfolgf  idy  je^t  bie  Sd^aar, 
Die  mid?  bei  äu§erjter  (Sefal^r 

So  finnreid?  mit  Derleumbung  ftänfet. 

3.  tlun  mag  ic^  hxdf  mit  Qtif  unb  Hatt) 
Unb  um  fein  ITtitleib  meijr  befdyweren; 
Dies  bitt'  icfa:  IDirb  mir  eine  Qiljat 
Des  pöbeis  ^aß  unb  ^Jlud?  gebären, 
So  rebe  weber  fc^Hmm  nod^  gut, 

Unb  fc^ä^e  nur  mein  reblid^  Blut! 
3n  übrigen  (Sewiffensfadyen 
Darf  bod^  fein  anbrer  cor  mic^  ^^kn; 
Wem  (flutl^en  burc^  bas  Stoß-Brett  geljn, 
Der  muß  Derfuji  3U  Dortl^eil  machen. 

85)  „(Slaube  unt>  Ijoffnung";  „Die  Begierbe  nadi  bem  Qimmel" ; 
„UJeyt^nad^tS'^be" ;  ,,Aria  Pon„  ber  (SeburtQrifti";  Ctjripus  am  01berge, 
nad?  ^rn.  Klopftocf'';  „Aria  Über  bie  IDorte ;  bas  ift  meine  (freube,  bag  id? 
mic^3U  (Sott  ijalte.  Psalm.  73";  „Bug-Aria";  „Aria  2lls  er  ftc^  über  nid?ts 
betrüben  wollte.  Xlad?  ber  IHelobie:  XDer  nur  ben  lieben  (Sott  läßt  walten" ; 
„Der  gewiffe  tLxo%  3m  Con:  Don  (Sott  will  id?  nid?t  laffen";  „(El^rifHidye 
(Sebulb.    3m  (Eon:  3efus  meine  guoerfid^t  ic";  „Oirojl^Aria".  U  f.  f. 

86)  „(Sute  Polfeslieber,  fagt  ber  oortrefflic^e,  fal3burgifd?e  fjirtcnbrief, 
Ijatten  fdyon  in  ben  älteflen  Seiten  bey  unferer  beui^djen  fjelbennation  einen 
J^oljen  IDertl^;  fie  trugen  et^emals  oiel  3ur  IHilberung  iljrer  Sitten  be^; 
iljre  Sittenlehren,  iljre  (Sefe^e,  iljr  Hob  ber  (Sottljeit;  it^r  Danf  für  bte 
IDofiltfiaten  bes  ^immels,  bie  ^elbentljaten   unb   großen  Beyfpiele  itjrer 


H56  lubtDJg  vfronljofcr 

Poreltern  waten  in  fiebern  oerf aßt,  bie  bey  il^ren  gottesbienflUc^en  Der^ 
fammlungen,  bey  iljren  (Safhnal^Ien  nnb  anbern  frot^en  gufammenffinften 
abgefunden,  ebles  (Sefüi^I  unb  fronten  IRutt}  oerbretteten.  Xtod^  finb  ii^re 
Barben-  unb  Kriegsiteber  beruljmt,  bie  iijren  ^elbenmutij  entflammten  unb 
felbfl  iljren  mSd^tigjten  f  einben  fd^red bar  waren.  3^  /  ber  (Sebraudy ,  bas 
X)oI!  burc^  lieber  ju  unterrichten,  in  feinem  Bufen  (ßottes*  unb  Cugenb* 
Hebe  anjufad^en  unb  reUgidfe  <5efüi{[e  5U  ermedfen,  ift  beynat^e  fo  alt,  als 
bas  nienfc^engefd^Ied^t  felbfl ;  ha  fdjon  fein  ältejter  (5efd?id?tsfd^reiber  Itlofes 
unb  ber  Perfaflfer  bes  Bud?s  ^iob  eine  Itlenge  Sruc^jlüde  ans  alten  £iebern 
anffiijren."  („X>er  Patriot  ober  (Semeinnü^ige  Porfc^ISge  3um 
Bedien  berHeligion  nnb  bes  Paterlanbesfamt  wichtigen  Por* 
jiellungen  an  bie  {jol^en  0rbinariaten."    tPien  ^783.    S.  86). 

87)  „(ginlabung  auf  bas  £anb  im  ^rütjling  an  3.  21.  ITt.  ^766'';  „Der 
Sommer";  „Der  ^erbjl";  „Der  IDinter";  „Die  £inbe  ober  ber  fogenannte 
grfine  Baum";  „Der  <5arten  nnb  bie  ^e^enb  um  tlYmpt^enburg". 

88)  5.  2(nm,  \{. 

89)  „eignes  Bernauerinn.  €in  oaterlänbtfc^es  Crauer* 
fptel  ;780".  („Diefes  Stücf  mürbe  3U  rnund|en  unb  Itlannljeim  öfters 
aufgelegt  —  im  iluslanbe  nac^gebrudt  —  in  Ceipjig,  Saljburg,  IlTannt^eim 
mit  grogem  Beifall  —  in  IHünc^en  aber  nie  aufgefuljrt".  ilnnalen  ber 
baier.  Citteratur  com  3ot?re  ^778,  Itlnnd^en  i78U  S.  2<^8).  —  ^Cubmig 
ber  oierte,  genannt  ber  Baier.  €in  tlational  Sdyaufpiel  in  5  2luf- 
3Ügen.  IHünd^en  bei  Kraft  ^78o".  —  Über  bie  p^ege  ber  <5efd?id?te  unb 
(Sefc^id?tsforfd?ung  feitens  ber  baier.  2l!abemie  ber  Xt)ijfenfd?aften  f.  ^hnaUn 
ber  baier.  £itt.  a.  a.  0.  5.  \oo  ff.;  Seb.  (5 Unirnex,  (5efc^.  ber  litterar. 
2lnftalten  in  Baiern"  II,  280 :  IDeftenrieber,  öefcb.  ber  baier.  2lf.  b. 
IDiff.  II  5.  X25  ff. 

90)  5.  2lnm.  89,  9^  u.  92. 

90  „Xüilliam  Buttf  er:  Baronets  0.  IJorfst^ire,  oon  bem  Cljurfurfil. 
wivfl.  Hegierungsratli  unb  ber  §eit  ppegs^Commissarius  ju  Sc^robentjaufen 
hey  Z^^^^^^^t  (^ZitL)  (2blen  oon  Specf  ner,  ein  baiertfd^es  Original- 
(Erauerfpiel".  (773.  —  „Sojpl^ie:  ober  <5rogmutli  unb  Heue.  (Ein 
rül^renbes  Drama  in  2  2(uf5ngen:  aufgefüf?rt  auf  bem  Cl^urfürjKic^en 
beutfc^en  tL^eatex  3U  ITIünc^en  ^773.  von  ((Eitl.)  Qerrn  <Sraf  21  n ton 
ü.  (Eörrin^=5eefelb  ic.  eignes  IDer!".  „Die  alte  Befanntfd^aft, 
ein  ttad^fptel  t>on  einem  Dialog,  gefd^rieben  fürs  bentfd^e  (Ei{eater  in 
inünc^en:  oon  ((Eitl.)  fjerrn  <5raf  oon  HToramiftfY.  ^77 3.  eigene  <£om- 
poption".  —  ;,Der  Deposidair:  ober  ber  Sd^einetjrlic^e,  ein  £uftfpiel  in 
3  2luf3Ügen,  aus  bem  fran3Öfifd?en  bes  ^rn.  v.  Poltaire  überfeftt.  Don 
(Citl.)  ^revtje-rrn  oon  Karg.  ^783".  —  „Der  Hot l^Ieibenbe  ein 
Sd^aufpiel  oon  ^  2luf3Ügen  in  ungebunbener  Hebe  ^773.  Diefes 
Stücf  ijl  von  Z^^^^  C^urfürfll.  Durd^Iauc^t,  unfer  gnäbigjten 
£anbesfrau  ins  reine  Deutfd^e  überfefttmorben".  (KoI^Ibrenners  „filate* 
rialien  tc."  (773,  S.  {2{.) 

92)  Koljibrenners  „UTaterialien  ic."  Z^^^Q-  l'^^s.  S.  (2(. 

93)  S.  2lnm.  95. 

9^)  Die  fjanblung  get^t  in  Hom  in  bem  ^aufe  bes  BeHarini  oor, 
fdngt  mit  bem  2lnbrudye  bes  Qiages  an  unb  enbtgt  erfl  um  IlTtttemad^t. 
2IIs  „perfonen  bes  Sc^aufpiels"  fungieren: 

„Ulattjilbe  unbBellarini,  3^0  unlängjt  oertjevratl^ete  abelic^e 
Stanbs'perfonen.  H  u  g  g  i  e  r  0 ,  t)er jleHter  ^reunb  bes  Beüarini.  S  e  n  f  a  I  i  n  a , 
eine  junge  IDittme  nnb  üermeynte  Vertraute  Itlatl^ilbens.  .Benooglto, 
ilTatliilbens  X)ater.  Danbino,  ein  fjaupt  ber  Banbiten.  gmeen  anbere 


t>on  iubmig  HTuggenifjaler.  4^57 

Sanbitcn.  (Ein  (Sefrcyter»  €inige  Bcbtcnte»  €in  paar  Solbatcn 
otjnc  (5cipeljr.    IDad^e"* 

95)  Koijlbrcnners  „niatertalien  3um  Dicnjle  bcs  £anbmanns, 
3itr  2lusbreitung  itfi^Uc^er  Kcnntnige,  3ur  f  ttteratur,  Sittenlel^rc  unb  guten 
(Sefc^macf'  3alirg.  ^77<^  5.  99  ff.: 

„inand?en.  UTatijilbe,  ein  Sc^aufptel,  in  brey  2Iuf3Ügen,  von  £.  (f. 
(lubwig  jfronl^ofer).  ^774^.  in  8^  Wir  Ijaben  biefes  Sd^aufpicl  gelefen;  — 
mie  glücflid?!  roieberum  ein  baterifdyes  0rtginaIftürf  —  urib  fd?on  bas 
üierte;  —  beffen  Perf affer  eilet  fdjon  in  feiner  erjien  probe  ^m  geübteflen 
Dichtern  auf  ber  bramatifdyen  £aufbatjn  mit  fd?neöen  Sdyritten  nad^:  — 
nodn  jipey  ober  brey  Binde  von  il^m;  unb  er  ijat  fte  erreicht.  Zlod^  mel^r! 
w'iv  l^aben  biefes  Stücf  auf  ber  Ijiefigen  Sc^aubüljne  ben  6.  unb  8.  VUay, 
7.  unb  {7.  Juny,  2  mal  in  (ßegenmart  bes  ganzen  f^of es  oorfieüen  gefel?en. 
—  (Einl^eit  ber  ^anblnn^,  ber  geit  unb  bes  CDrtes;  bünbiger,  fraftooüer 
Dialog;  gut  gefd^ilbertc  <£f|araftere ;  rül^renbe  fjanblungen  fenften  (Em* 
pfinbungen  in  bie  ßersen  ber  gufdyauer,  wie  fte  ber  Vidjtet  woüie,  Dan! 
fey  iljm  ber  laute  Seyfatt  bes  pnblifums  für  bas  Pergnügen,  bas  er  jebem 
empftnbfamen  £Jer3en  gemad?t!  Die  Sittenlel^re  Ieud?tet  aus  ben  €ljara!tern 
unb  ^anblungen  ^eroor.  X)or3iigIid?  i^ai  uns  ITIatliilbens  3ärtlic^er  nnb 
tuaenbl^after  Ctjarafter  gefallen,  ber  überall  ITIttlciben,  bes  Huggerio  aber 
2lbfc^eu  einflößte,  5d?ön  i<i  bie  etjelic^c  £iebe  in  ITTatliilben;  jiar!  bie 
Ceibenfc^aft  unge3ät?mter  liebe  Senfalinen,  unb  voilb  in  Huggerio  gefc^ilbert» 
Diefe  unb  meljrere  Dor3Üge  überwiegen  bie  feljler.  —  tDaijrfd^einlid^feit  iji 
^wax  in  eimeln  ^anblungen,  nidyt  genug  im  (Sanken.  €ine  ^anblung,  bie 
fxd^  mit  2lnbruc^e  bes  tLaqes  anfängt,  unb  jtd?  erp  um  IlTitternadyt  enbigt, 
nur  in  brey  2luf3Ügen  oorftellen,  bie  beynalje  brey  gan3e  Stunben  bauern, 
iji  3U  ge3ö>ungen.  Der  §ufdyauer,  jtSts  aufmerffam  unb  gerütjrt,  wixb  er- 
muoet  unb  feljnt  fic^  um  eine  paufe.  Z^  fünf  2luf3Ügen  backten  mir,  Ijätte 
bas  Spiel  einen  leidstem  unb  natürlid^ern  (5ang  genommen.  Der  plan, 
bie  ijabel:  UTatljilbe  unb  Bellarini,  30)0  unlängfi  rerbeuratljete  Stanbes« 
perfonen,  lieben  ftd?  auf  bas  3ärtltd^jle.  Huggerio,  gewefencr  Mitbewerber 
um  ItTattjilbens  dianb,  aber  bem  Bellarint  nad?gefe§t,  perbirgt  feine  eifer« 
fudytsooHe  ^ad^e  wegen  biefer  oermeynten  Seleibigung  unter  bem  Schleyer 
ber  aufridytigften  ^reunbfd?aft;  j^ört  mit  Qilfe  Senfalinen,  einer  jungen  oer» 
fd?lagenen  Xßittwe,  bie  er  mit  oerjtellter  Ciebe  unb  oerfproc^ener  iqeuratl^ 
täufdjt,  bie  ^auslidye  (Eintracht,  unb  fad^t  in  Bellarini  bie  l^eftigjte,  in 
irtatl^ilben  eine  3ärtlic^e  €iferfud?t  an,  fo,  ba^  eins  bas  anbete  fd?ulbig, 
fid;  felbfl  aber  unfc^ulbig  l{ält,  Huggerio,  um  ntatl^ilben,  bie  er  noc^  liebt, 
3u  befiften,  bringt  BeHarini  3um  €ntfd?lu§,  pe  wegen  iljrer  fdyeinbaren  Hn« 
treue  in  ein  Klojier  3U  fc^irfen;  er  übernimmt  bie  änjialten  3ur  2lusfüljrung 
besfelben;  bie  unoermutl^ete  2lnfunft  bes  Paters  ber  IlTatl^ilbe  t^eigt  iljn 
biefe  2Iusfüljrung  befd^leunigen ;  er  nüftt  bie  (Sclegenl|eit,  unb  will  fte  mit 
l^iife  einiget  Banbiten  3U  Had^ts  auf  ber  Straffe  3um  Klojler,  eutfüljren; 
wirb  aber  pon  ber  ungefel^r  ba3u  fommenben  Wad^e  »erjagt,  ITtatl^ilbe  ge* 
rettet,  il^rem  (5emaljl  wieber  jugejtellt.  Senfalina,  bey  ber  Untreue  iljres 
£iebl^abers  aufgewacht,  entbeat  unb  bereuet  il^r  Perbrec^en,  ert^ält  Per* 
3eiltung ;  unb  alle  ermannen  über  bie  unmenfd^lid^e  Bosl^eit  bes  lafterl^aften 
Huggerio;  fie  erfennen,  wie  gefäljrlic^  es  fey,  in  ber  eljelid^en  f  iebe^reunbe 
unb  Pertraute  3U  l^aben,  unb  ftd?  il^nen  leid?tffnnig  3U  überlaffen.  Creffenb 
ift  biefer  plan  ausgefül^rt;  ber  Knoten  fün^Iid;  gefd^ür3t,  unb  überrafd^enb 
aufgelöjt.  Darum  l^ängen  bie  2lb«  unb  2luftritte  nicfct  allemal  wotjl  in 
einanber:  bas  (Eljeater  bleibt  öfters  leer.  XParum  geljt  Bellarini  im  3weyten 
2luftritte  bes  erfien  2luf3uges  ah,  unb  lägt  ben  Huggerio  allein  im  §tmmer? 
Damit  biefer  einen  langen  IHonolog  ma^en,  unb  ^td?  bem  gufd^auer,  wie« 


^58  lubiptg  Jronfjofer 

tpofjl  3u  frfllj,  felbjl  fdyilbcrn  fann,  ipas  für  ein  Böfemic^t  er  fev.  Watum 
bleibt  mail^ilbens  Pater  über  6  Stunben  ans,  nnb  !5mmt  erfi  fo  \päi  Had^ts 
nad?  Qanfe;  ba  fd^on  alles  fd^Iäft?  XTic^t  n^at^r?  ^amit  Hug^erio  nnb 
Panbino  itjre  böfen  Jlnfdyläge  nngel^inbert  ansfütjren  fönnen.  Des  Benüoglio 
Begierbe,  feine  (todyter  cor  Sd^anbe  3U  retten,  nnb  bas  2?ätl^fel  anf3u!Iären, 
Ijätte  ilin  geroig,  ba  il^n  nichts  snrürfl^altenbes  auger  bem  £Jaufe  aufgewogen, 
et;er  nad?  Qaufe  gefüi^rt,  n>enn  es  nur  bem  Dtd^ter  gefällig  gemefen  wäre. 
Die  (Sleid^niffe,  in  benen  IFIattjübe  mit  itjrem  Pater  bey  [einer  ^Infnnft 
fpric^t:  ob  pe  and?  fo  gut  angebracht,  als  f(^3n  jlinb?  entfd?etben  wit  nid?t. 
Kürjere  unb  weniger  ÜTonologen,  bisweilen  audi  fürjere  perioben,  Ijätten 
wir  fd?on  gewunfdjen.  —  Dod?  nid?t  alles  fo  genau!  —  ibie  fd?on  gefagt, 
bie  meljrern  5d?önljeiten  entfc^äbigen  uns  für  biefe  fleinen  UnooUfommen« 
Ijeiten  genug.  Der  Perfaffer,  ber  jtd?  fc^on  burd?  feinen  Perfud?  in  (Sebic^tcn 
rütjmlid^  heianni  gemadyt  l^at,  ifl  (warum  foKen  wir  iljn  nid^t  nennen?  er 
mad?t  uns  €l|re!)  fjr.  £ubwig^ronljofer,  5d?nneljrer  an  ber  F^auptfd^ule 
bey  U.  £.  ^frau  in  Itlünd^en.  Das  rut^mwürbige  Beyfpiel  feiner  abeligen 
Porgänger  in  ber  oaterlänbifd?en  Dramaturgie  munterte  audi  x\\n  auf,  feine 
tjon  Berufsgefdyäften  freyen  Stunben  berfelben  3U  weilten.  Unb  fann  man 
fie  wotjl  beflfer  anwenben,  als  3ur  2Iufnal^me  ber  fd^önen  XPijfenfd^aften  unb 
ber  guten  Sitten  bes  Paterlanbes?  —  IDir  troffen,  er  werbe  bey  biefem 
erjlen  Sinde  nid?t  jictjen  bleiben.  —  Die  Sdyaufpieler  erwarben  ftdy  burc^ 
it^ren  Jleig  unb  €ifer  bey  ber  Porfteüung  geredetes  £ob.  IPir  wünfc^ten, 
bag  fle  in  mel^reren  Spielen  gleid^e  ^Id^tung  für  bas  publicum  liegten,  unb 
mand^mal  bie  Hollen  gef^tcfter  uertl^eilten.  ^wav ,  xpenn  man  bey  ben 
rül^renbflen  fjanblungcn  felbft  in  ben  logen  bie  wenigfte  2lufmerffamfeit 
bemerft,  fo  .erfaltet  ber  (Eifer.  XPir  badeten,  bas  publifum  tjätte  für  fein 
(Selb,  bas  es  in  bas  Sc^aut^aus  trägt,  aud^  bas  billig jte  Hec^t,  5U  fobern, 
bag  es  burd?  muttjwillige  Sc^wä^er  unb  Sd^wäj^erinnen  in  feinem  Pergnügen 
nid^t  geft3ret  werbe.  —  Xtod?  vereinigen  wir  unfern  XPunfd?  mit  allen 
(El^eater'(f reunben ,  bag  man  uns,  ftatt  einer  bürgerlidyen  Dame,  fiatt  ber 
verliebten  gänfer,  ber  ^ausl^altung  nac^  ber  ITIobe,  unb  bergleic^en  (Sejeugs, 
eine  £ucie  IPoobwil,  einen  (Saleeren-Sclaven,  einen  ^reygeijl  bes  fyn. 
£effing's  ober  Brawe,  eine  (Emilia  (Salotti,  unb  uberljaupts  bie 
leffingifc^en  Stficfe  öfters  porftellen  möd?te." 

96)  5.  2lnm.  95. 

97)  ^nnakn  ber  baier.  £itter.  v.  3.  ^778:  tlnrnb.  ^78j,  5.  ^8. 

98)  „ÖJfentlidye  prfifung  über  bie  Did?tfunft,  weld^e  bie  Sdjüler  ber 
erfien  Hljetorif  bie  erjien  6  Itlonattj  ftnb  gelehrt  worben,  in  bem  grögem 
c^urfürj^l.  (Symnaftum  ber  Ferren  ^efuitcn  in  Itlünc^en.  ^772.  in  8®". 

99)  Koljlbrenners  „UTaterialien  ic."  ^773.  5.  X2\, 
^oo)  ilnnalen  ber  baierifd^en  fiti  o.  3.  \78^  S.  ^02. 
^01)  (Bhenbal  ^782.  S.  185. 

^02)  g.  B.  Cofee,  <5efd?id)te  ber  2ljitjetif  in  Deutfdylanb.    5.  ^. 

l03)3ol^ann  (Elias  Sd^legels  „äj^t^etifc^e  unb  bramaturgifc^e 
Schriften"  (beutfd^e  £itteraturbenfmale  bes  ^8.  unb  ^9»  3al?rl^unbert5  in 
XTeubrurfen  tjerausgegeben  von  Bernl^arb  Seuffert,  Nr.  26),  eingeleitet 
tjon  3o^-  0.  2lntoniewic3,  p.  III  —  CLXXX.  —  Dr.  (Sufta©  JCann* 
gieger,  „Die  Stellung  Utofcs  ITIenbelsfol^ns  in  ber  <Sefd?id?te  ber  äfllietif. 
Jranffurt  a.  ITt.  \868."     ^ 

^0^)  ^fronl^ofer  „Über  bas  Stubium  ber  Kupferftec^erey".   S.  3^7. 

;05)  &enba. 

106)  Porrebe  3um  <5ebid?t  „Das  Xle^  ober  bie  <5efdyi<^te  bes  ^ifc^ers 
in  3ween  (Sefängen." 

^07)  2lblianblung  „über  b.  Stub.  ber  Kupferfiec^erey".  S.  358. 


von  £ub  (Dig  IRnggentitaler.  1^59 

108)  (Ebetiba.    5.  359. 

^09)  <5eb.  „Die  Hadymelt"  (in  „(Erfter  Perfud?  in  <5ebtd?ten".  5.  <t2). 

UO)  2lbtjanblung  „über  b.  Stub.  b.  Kupferped^erey",    S.  337. 

UO  €benba.  S.  336. 

U2)  €benba.   S.  338. 

\\5)  €benba.   Porrebe. 

XX'O  Habgier,  KünjlIerIejt|on,  Bd.  IV,  5.  5U. 

\\5)  £ofte,   ;,<5efd?.  ber  2lfllietif  in  Peutfc^Ianb".   5.  ^. 

\\6)  2tbt^anblung  ^iiber  b.  Stub.  b.  Kupferiiec^erey'^  5.  33^  ff. 

\\7)  „3*  I^öbe  bes  großen  Hembranbt  fc^on  fo  oft  €ripäljnung 
^ztan,  i>a%  id^  in  Sd?tlberung  feiner  Itlanier  nid?t  meljr  fo  roeitläiiftig  feyn 
barf.  2lls  irtaler  unb  (Efter  ip  Hembranbts  größtes  Perbienfl  feine  2Ius- 
tfjeilung  üon  Sdiaiien  unb  £id?t.  Diefe  befielet  meijt  in  einem  l^errlic^en 
Konträre,  u)eld?er  bie  unbegreiflidjjle  lüirfung  tljut.  3m  Sei(^nen  war 
Hembranbt  mittelmägig,  unb  (5va^\e  unb  Koftume  muß  man  hei  it{m  gar 
nic^t  fud^en.  Seine  f^eiligen  finb  Bauern,  feine  gelben  Karrüaturen,  unb 
feine  <5en?änber,  Per5ierungen  u.  f.  f.  grotesf  unb  nad^  ^en  ItToben  feiner 
geit  angebrad^t.  Der  l^eilige  3ofepl^  fniet  im  Qiempel  oor  bem  priefter 
Simeon  unb  ber  propljetin  ?ianna,  bie  über  bzn  neugebornen  Qeilanb 
»eiffagten,  wie  ein  moberner  ^olstjacfer,  eine  ßirtentafd^e  ober  großen 
Sdylteßbeutel  an  ber  Seite,  nnb  ber  Qitjeil  bes  (Tempels,  ben  ber  ^inter* 
grunb  rorfteüt,  welcb  eine  erb&rmli^e  3bee  gtebt  er  t>on  bem  prad^tDoQen 
Ijeiligtl^ume  3^*^"fölems!  2lber  feine  alten  Köpfe  jtnb  geijlreid?,  feine 
pljantajie  im  €rf[nben  ober  ^^^fammenfefeen  ijl  oft  frudjtbar,  unb  über 
fein  Kolorit  geljt  nichts.  3"  ^bfld^t  auf  feine  Kupfer  ifi  feine  2lusfnljrnng 
meijiertjaft  unb  il^m  allein  eigen.  (Er  oerftunb  bie  lDir!ungen  bes  Qeö- 
bunfels,  ber  IDiberfd^eine  unb  ber  IHitteltinten  vooiil  2Iber  afiemal  brachte 
er  j!e  in  feinen  Kupfern  nid?t  an.  IHanc^mal  finb  felbe  gleidyfam  5ft33en. 
Hembranbts  gefud?tejle  Blätter  finb:  ^.  bas  fogen.  ^unbert'<5ulbenblatt, 
n?eld?es  Cliriflum  oorflellt  wie  er  Kranfe  l^eilt  ...  2.  bas  Bilbniß  bes 
Bürgermei^ers  Sij,  in  paris^  fc^on  smeymal  um  80  liores  oerfauft. 
3.  <£{irijtus  oor  pilato"   eic,  („Über  b.  Stub.  ber  Kupferftec^erey.  S.  309  ff.) 

\\s)  ^btnba,    Porrebe. 

U9)  &enba, 

^20)  ^henba.    5.  3^3. 

120  H.agler,  Künjtleriejüon.  Bd.  XXI,  5.  ^^65  ff. 

^22)  „Hber  b.  Stub.  ber  Kupferfiec^erey".   S.  308  u.  283  ff. 

1123}  CEbenba.  Porrebe. 

^2^)  Bo ffe,  Befc^reibung  ber  Kunfl  in  Kupfer  3U  flecken,  ju  rabiren 
unb  3u  fiften,  neu  bearb.  v.  (Söttler.  tTürnberg  ^795  f.  3  teile,  mit 
Kupfern.  —  Bartfc^,  Peintre-graveur,  IDien  \802— ^82^  20  ^be.  Xieue 
2lusgabe.  £eip3ig  ^866.  —  (fronljofer  ging  mit  feiner ^Ibljanblung  t?oran. 

^25)  ^2lber3l^aufer,  ein  regulirter  (£l^orl^err  (f  1632),  wax  ein 
Kenner  unb  befonberer  iiebl^aber  ber  2lltertl)ümer,  bie  er  überall  auffud^te, 
unb  ber  inünsfunbe,  3U  berenBel?ufe  er  über  ^ooo  alteltlünsen  fammelte." 
(Kobolt,  Baierifc^es  (Seleljrtenlejifon,  Th.  I.  S.  2  ff.) 

^ 26)  Seb.  <5üntl^ner  (<5efd?id?te  ber  litterarifd?en  2lnftalten  in 
Baiem.  ^b.  II,  S.  283)  berid^tet,  ba%  bie  2lfabemie  ber  IPiffcnfc^öften  um 
biefelbe  geit  „btn  plan  faßte  nnb  in  einem  2lufrufe  and^  gleid?  hef annt 
machte,  eine  Sammlung  ber  geidynungen  nnb  3"f<^nften  ber  <5rabmSler 
in  Baiern  ceranflalten  3U  ©ollen." 

127)  2luf  fpesieHe  2(nregung  bes  Kurfürfien  fllaj  3ofepFjs  III.  über- 
trug ber  Benebiftiner  unb  2lfabemifer  Kenneby  meljrere  gemeinnü^ige 
IPerfe  aus  bem  (Englifc^en   ins  Deutfc^e,   3.  B.  VO,  Baily's  „tn^eoretift^" 


^60  £ubmtg  ^ronl{ofer 

praftifc^es  IDerf,  ble  Künjle,  bie  UTanuf afturen  unb  bie  ^anbelfdyaft  bc* 
treffenb.''  (^ei^el  in  „JlUg.  bcutfd?e  Biograpl^tc",  Bb.  ^5.   2lrt.  KennebY). 

^28)  Seb»  (Süntliner,  <Sefd?td?te  ber  litterarifc^en  2(npalten  m 
Baiern,  Bb.  IL  S.  288:  „€tnigc  KünjMer  in  Itlünd^en,  Ctjriftian  IDinf; 
Hofmaler,  Homan  Boos,  ^ofbilbljaucr,  m\h  ^r.  3£aD.  fcidytma^r,  Stu!abor 
(bcr  fc^on  feit  längerer  gett  junge  Kunjljöglinge  in  feine  pricatmol^nung 
aufnaf^m  unb  unterrid^tete)  unternat;men  unb  bewirften  i«  3-  17  7  0  bie 
€rrid?tung  einer  offen  tlid?en§eic^nun.gsfd?nle,  barüber  (Scorg  Bcmbifi 
f  a§mann  D  i  r  e  !  t  o  r  unb  ber  Baierifd^e  £Jof maier  3ö"^3  <Def ele  £  e  Ij  r  e  r  »ar/ 

^29)  5.  2lnm.  \5.  e. 

\3o)  Cef  fing,  fjamburgifd^e  Dramaturgie  (2In!ünbigung)» 

\5x)  „Über  b,  Stub.  ber  KupferfledyereY".  5.  363» 

^32)  IPejlenrieber,  <5efd?i(^te  ber  Baier.  2lfab.  ber  IDiff.  II,  S.  3^. 

(33)  5.  meine  Jlbl^anblung  „Klopjlorfs  Ortl^ograpl^iereformbeflreb' 
ungen  unb  iljre  Bebeutung  für  bie  ©egenmart"  im  ,,päbagogium  IHonats« 
fc^rift"  IC.  herausgegeben  von  F.  Dittes."  VII  3a^f9*  —  ^9^-  ^«^  ^• 
IHuncfer  „f.  (S.  KlopPocf,  (Sefd?ic^te  feines  febens  unb  feiner  Sd^riften". 
Stuttg.   (888.  S.  ^78  ff. 

13^)  5.  päbagogium  ».  Dittes.    Z^k^^-  VIT.  (f.  21nm.  (33). 

(35)  Bayrifdye  Sdyulorbnung  o.  3.  (770.  §  VI. 

(36)  f  ipo  ws!y,  ,,(Sefc^id?te  ber  beutfd^en  Sd^ulen  in  Baiern".  S.2(6. 

(37)  (£henba.    5.  298. 

(38)  €benba.    5.  2(6. 

(39)  S.  2lnm.  (5. 

(^0)  'Dur<^Ieud?tigfier  Cl^urfürji, 

(Snäbigfter  £Jerr,  ^evx\ 

Vmdf  bie  Beförbcrung  fjöc^ftitjres  wirHidyen  geijll.  ^Rail^s  nnb  Can: 
Braun  ßur  pfarr  Kelljeim  roirb  bie  Stelle  eines  <£ommiprs  beim  ianb» 
unb  Crtoial-Sc^ulmefen  erlebiget,  unb  idy  wage  es  oljne  3^^^'^^^"  3** 
präjubisiren,  ha  ber  bist^erige  vicedirector  ber  Sd^nlen,  nämlicb  ber  geijilid^e 
Hatlj,  Can.  nnb  profegor  Tanzer  mit  btn  gymnajlifdjen  Schulen  nur  äUüiel 
Befd?äftigung  nunmet^r  ert^alten  wirb,  unter  bie  Heilje  ber  etwa  l^ierumb 
pd?  melbenben  SuppHfanten  untertljänigft  mid?  3U  jtellen.  XTic^t  €ttcl!eit, 
(Eigennuft  ober  fonft  ein  oerabfc^euungsipürbiger  Crieb,  fonbem  liebe 
3u  ben  Sd^ulen,  unb  innerliche  wal^re  Überseugung,  ba%  xd^  biefem 
poflen  gen)ad?fen,  verleitet  mid?  5U  biefem  Schritte.  3^  k^^^  ^^Y  ^^"* 
Sd^ulwefen  fo3ufagen  von  ber  picfe  auf  gebient,  erfi  als  Qaupt*  unb 
HTujterfdjunetjrer ,  bann  als  profegor,  jeftt  als  Sc^uIbircctionS'Sefretär. 
Pom  erjien  llugenblirfe  in  ber  neuen  5d?ulüerbefferung ,  baht>f  id?  fd?on 
bie  3ur  Prüfung  fommenbe  Canbfd^ulmeifler  3U  unterrichten  aufgefleöet 
worben,  tjabe  i(^  an  allen,  befoubers  £ripialfd^ularbeiteh  ^Inti^eil  getrabt, 
bin  bei  oerfdyiebenen  Peronberungen,  felbft  ber  d^urfürftl,  <£ommi|ionen, 
immerl^in  gebrandet  worben,  unb  liahe  fogar  gleich  anfangs  bey  Perfajfung 
ber  5ci?ulbüd^eld?en ,  namentlid^  an  ber  Sd^önfcbreibfunft,  nnb  Brief  fünft 
unb  nac^tjer  an  einer  biblifdyen  (5efd?ic^te  für  ote  Healfdyulen  gearbeitet. 
So  ftet^e  iä)  nun  bey  oft  getacktem  Qirioialfd^ulwefen  bereits  irn  ((.  3^^^^ 
unb  barf  beljaupten,  ba%  id?  burd?  €rfat^rung,  £ectur  unb  Uber3euaung 
fomeit  gefommen,  ba%  td?  es  nun  gan3,  tljeoretifcf?  fornol^l,  als  praifttfc^ 
überfeine.  €s  gelangt  bemnad^  an  €urer  Cljurfürfil.  Dur^leuc^t  meine 
untertljäntgfte  Bitte,  mir  unter  fjöd^fldcro  geiftl.  Hatljs  Praesidio  bie  2Iuf' 
ftd?t  über  bas  fämmtl.  Crioialfc^ulwefen  gnäbigji  3U  übertragen  unb  bes 
i}ier3u  nott^roenbigen  2lnfeljens  wegen  ben  €|jarafter  eines  wirllid^en  geijtL 
Hatl^s  cum  voto  et  sessione  3U  ertJjeilen,  jebodj  nur  in  Sc^ulangefegeu' 
l^eiten,  über    welche   id?   mir   bie  ^rlcrtibnig   fowotjl   in  Pleno   als   in    ber 


ton  iubiDig  ntuggcntljaler,  /j,6^ 

geijil  Hatl^s  beutfd^en  Sc^ul  *  Deputation  mir  bist^cr  ber  Can.  Braun, 
referiren  5»  bürfcn  untcrttjänigii  erbitte.  Da  es  mir  lebiglid?  um  bie 
Sac^e,  unb  nid^t  um  einen  Prioatüortl^eil  3U  il^nn  \^,  fo  begnüge  id?  mic^ 
gar  gerne  mit  bem  bist|erigen  (Seljalt  pr :  830  p.  barauf  id?  bIo§  in  einem 
gnäbigpen  Decret  confirmando  hebadfi  311  net^men  untertWnigfi  bitte.  3" 
3ut)erpd?tlid?er  ßoffnung  einer  gnäbigjlen  (Ert^ör,  empfet^Ie  td?  mid?  fomoljl 
3U  biefer,  als  all  fernem  l^öd^jien  Quiben  unb  <5nai>en 
(Euerer  Cl^urfürpi.  Purd?Icud?t 

(dd.  ?  ^780)  untertf^änigjt  get^orfamfler 

£ubn)ig  ^rontjofer  prof.,  ßof ratlos* 
unb  bd?ulbirc!tions  Serretär. 

(2(us  hen  perfonaIa!ten  bes  oberbayrifd^en  Kreisard^iüs.) 

^^0  Durd?Ieud?tigPer  (Etjurfürjt, 

(Snäbigjfter  Qerr,  fjerr! 

(Euere  (Et^urfürftlidye  Purd^Ieuc^t  gerut^en  ftd^  gnäbigjt  3U  erinnern, 
ba%  id?  t)or  einiger  §eit,  als  ber  ijiefige  Direftor  ber  Sd^ulen  Can:  unb 
geiftl.  Hattj  Braun  bie  pfarr  Keül^cim  antreten  »ottte,  um  einen  (Et^eil 
von  beffen  Pireftion,  nämlid?  um  bie  2lnfpc^t  über  bie  beutfc^en  Schulen 
unterttjänigft  getjorfamft  fupplicirte.  Seitbem  iiahen  ftd?  nun  aber  bie  Um* 
fiänbe  geänbert  unb  gebadeter  Pireftor  bleibt  nid?t  allein  roieber  ^ier, 
fonbern  auc^  oermuttjlid^  bey  ben  Sd^ulen.  (Snäbigfter  ^err,  ^err!  Hie 
war  es  meine  Sad^e  in  praeiudicium  tertii  cuiuscunque  bas  (Seringfie  3U 
fud^en;  id?  fiet^e  alfo  nad?  ueränberter  £age  ber  Sac^e  von  meinem  ba* 
maligen  untert^änig^en  Petito  in  fo  weit  ab,  ba^  id?  feinesioegs  eine  ah* 
folute  Direftton  erljafc^cn  3U  wotten  geben!e.  Da  aber  tnbefien  bod?  immer 
i^in  ein  Heftor  für  bie  tjieftgen  beutfd?en  Schulen,  beren  30)0 If  jtnb,  nött^ig 
fevn  wirb,  nnb  feit  ao  ^769  fd?on  ejij^irte,  ber  bermalige  Heftor  priejier 
(Eqeobor  Sebelmayr  aber  in  ben  2  2^k^^^  feines  Heftorats  aud?  nod?  nid?t 
eine  ein3ige  5d?ule .  befudjet  Ijat,  oert^inbert  meifi  burd?  feine  fränflidye  Um- 
pänbe,  fotjfin  ic^  »n  effectu  bisljer  otjnebieg  ben  Heftor  üorgeftellet :  fo  ge* 
langet  an  (Euere  (Etjurfürftl.  Z)urd?Ieud?t  meine  untertl^anigfte  Bitte,  mir 
gebac^tes  Heftorat  gnäbigjt  an3ut)ertrauen ,  bahey  aber  aud?  bes  nött^igen 
SCnfetjens  wegen  ben  (El^arafter  eines  mirflid^en  Hattjes  cum  sessione  et 
voto  über  gebadete  beutfc^e  Sc^ulgegenjlänbe  oon  l|ier,  bei  jenem  CoUegio  ober 
jener  Deputation,  worunter  bas  Sdjulwefen  fünftig  3U  jiet^en  l^at,  nebft 
confirmation  meines  bistjerigen  (Set^alts  in  Qöc^ßen  ©naben  3U  oerleit^en. 
UTeine  (Srünbe,  warum  id?  glaube  biefe  untcrttjänigfie  Bitte  wagen  3U 
börfen,  bleiben  bie  nämlid^en,  wie  in  ber  oorigen  Bittfd?rift,  bie  i%  ^ier, 
als  eine  Beylage  blos  normal  geljorfamft  anfdyliege,  unb  in  2Ibjtd?t  biefer 
<5rünbe  eine  gnäbigfie  Bitteserl|ör  tjoffe,  ba3u  id?  mid?,  wie  3U  ferneren 
(£l^urfürfil.  Bulben  unb  <5naben  untertl^änigff  geljorfamft  empfetjle. 
€uerer  <£t|urfürfil.  Durd?leud?t 

(dd.  ?  ^780  unterttjänigji  getjorfamfter 

£ubwig  ^ronl^ofer  prof., 
Qofratt|S'  unb  Sdjulbep.  Secretär, 

(2Ius  ben  perfonalaften  bes  oberbayrifd^en  Kreisard^iüs.) 

^^2)  Durd^leuc^tigfler  (£tjurfür<i, 

(Snäbigfter  Qerr,  Qerr! 

(Es  tji  3war  unterm  6  t  Brad?monats  bieg  3atjres  ber  unterttjänigfie 
Berid?t  erftattet  worben,  ba%  bem  Sefretär  fronljofer,  wooon  feine  tt^eo* 
retifd?  unb  praftifd^e  Sc^ulfenntniffe  über3eugenbj^  befannt  jtnb,  bas  beutfd^e 
5d?ulreftorat  um  fo  metjr  foll  gnäbigji  anvertraut  werben,  als  er  feit 
2lnfange  ber  eingefütjrten  Sd^uberbefferung  oon  ^770  Ijer  nid^t  nur  als 
beutfd^er  Xlormalfd^ullelirer,  fonbern  als  €jaminator  ber  t^ieljer  ad  Examen 


^62  £ubn){9  ^fronfjofer 

fommenben  ansrnStti^en  Üanb^diüllel^ret ,  nnb  aüex  Sc^ulftnber  Bey  aüen 
i^teflgen  beutfd^en  Sd^ulen  gebraud^t  morben  tj),  folglid^  effective  fc^on  bte 
beutfd^en  Sc^ulreftoratsbienj^e  oerfel^en  ^at  Da  nun  fein  anberer  bte 
Sc^ullcl^rer  fowol^I  als  bic  Sd^ulfinber,  nehi^  \>en  £oFalumjiänben  aus  <Er* 
faljrung  bcffer  fennt,-  unb  bem  beutfd^en  Sdyulreftorate  üorsujlcijen  bei 
tveitem  ntd^t  fo  fät^tg,  unb  taugltcf;  ntd^t  tfl,  ber  bermaltge  beutfd^e  Sd^nU 
reftor  Seblmayr  aber  bie  gartje  3  3al^re  feine  ein3ige  Schule  befud?t,  nod? 
minber  einen  teurer,  ober  Sc^ulfinber  eyamtnirt  Ijat;  feine  profegur  anc^ 
bei  ber  bermaligen  Cage  im  d^urfürfil.  lyceo  ol^net^in  ceffirt;  ber  9en)efene 
Sefretär  finauer  |:  bem  ein  Brob  3U  roünfd^en  wäre,  wo  er  unf<^äblid? 
feyn  fann  :|  wegen  befannter  Umflänbe  bey  biefem  Heftorate  roeber  bas 
gutraueti  bes  publifums,  nod;  bie  praftifd^e  öeutfc^e  Sc^ulfenntnife  befi^t: 
fo  ^ahen  wir  bey  biefen  Umpänben  nidyt  nur  für  nötljig,  fonbern  für 
unenibel}r(id;  gefunben,  ^ebadiien  (front^ofer  provisorio  modo  als  beutfc^en 
Sd^nlreftor  um  fo  meljr  in  fjofnung  einer  gnäbtgften  Hatiftfation  bis  auf 
erfolgenb  gnäbigfie  Resolution  5U  beßeUen,  weil  oieUeid^t  feine  ({öc^fte 
Conferenj  fo  gefc^winb  mel^r  geljalten,  bie  Sdyulen  aber  l^ieburd?  nic^t  ol|ne 
2Iuffld?t  gelajfen  werben  fönnen.  IDir  l^offen  nad^  unfern  Pflidyten  ge» 
Ijanbelt  5U  l^aben,  unb  empfe({Ien  nns  5U  t^öd^jlen  Quiben  unb  <5naben, 
münc^en  ben  ^3»««  Sept.  ^78^ 

€uerer  <£ljurfärfil.  Durd^lcuc^t 

unterttjänigfl  gei^orfaml^e 
3u  ben  gei{^(i(ten  Sad^en  gnäbigfi 
»erorbnete  prSftbent,  Vice  praftbent, 
Direftor  unb  übrige  Hätl^e. 
IlTaj  <Sraf  v.  Spreti. 
Psdt, 
(franj  3Eao.  <5raf 
Sefretär. 

(2(us  ben  perfonalaften  bes  oberbayrifc^en  Kreisarc^iüs.) 

\/{Z)  Durd?Ieud?tigjler  Cl^urfürp, 

(Snäbigfiter  ^err,  Qerr! 

Das  t|iefige  beutfd^e  ober  (Erioial-Sc^ulreftorat,  bas  oortjin  ein  UTann, 
ber  von  anbetn  (5efd?äften  frey  war,  inne  Ijatte,  ftel^t  feit  ein  paar  3^1?^^" 
fo  gut  als  erlebigt,  ba  ber  oermalige  Heftor  baüon,  priefter  nnb  profeffor 
Seblmayr  immer  fränflid?  ijl,  wenig  §eit  üon  feinem  lel^ramte  nnb  bem 
Heftorate  bes  prcbiger'3"ft^*"*s  wbrig  bet^ält,  unb  baljer  noc^  nie  and^  nur 
eine  beutfd)e  Sd^ute  gefeiten  l^at.  3^  bin  alfo  wäljrenb  ber  gansen  geit 
quo  ad  Effectum  Heftor,  nnb  bieg,  unb  ber  Huf  oon  anbern  Kanbibaten 
l^ierum,  namentlid?  bem  Sefretär  ^Jinauer,  waren  bie  Hr fachen,  warum  id? 
aud?  um  biefe  Stelle  bereits  fd?on  cor  einem  l^alben  3^^*^^  unterttjänigji 
eingelangct,  wie  nid?t  weniger  nac^  ber  ^anb  um  bie  erlebigtc  Stelle  bes 
oerftorbencn  geij^ltc^en  Hatt^s  Secretär  üpowsfy,  jebod?  nur  auf  ben  ^aü, 
wenn  je  meine  Bitte  um  bas  Heftorat  nidjt  ftattfinben  fönnte.  tlun  ifi 
nid^t  allein  gebadeter  profeffor  Seblmayr  bcym  beutfd^en  Sd?ulwefen  aus 
üorerwät^nten  (Srünben  gan3  unttjätig,  fonbern  es  Ijat  f^d?  and^  feitbem 
ber  üormalige  Dtreftor  Can.  unb  geiftl.  Hatlj  Braun,  von  allem,  was  nur 
Sd^ulwefen  l^eigt,  üöllig  3urücf ge3ogen ,  mitljin  wirb  ein  ITtann,  ber  frey 
oon  anbexn  qauptgefd^äften  bemfelben  abwartet,  oon  (Eag  3U  Cag  nötljiger. 
(Snäbigf^er  ^err,  fjerr!  XTad^  bem  eben  erwäljnten  Canonicus  Braun 
biene  ic^  am  längften  beim  Criüialfd^ulwefen ,  bin  burd?  alle  Stufen,  wie 
ein  Solbat,  ber  von  ber  picfe  auf  aoancieret,  gegangen,  unb  Ijabe  mir  ohne 
Huljm  3u  melben,  Kenhtniffe  gebammelt,  bie  fc^werlidy  ein  anbrer  fo  leidjt 
in  biefem  ^ac^e  l^aben  fann.    3<^  prüfte  üon  jel^er  alle  angeljenben  Sc^ul« 


t)on  iubiPtg  Ittnggentf^aler.  /^j63 

leljrer,  I^atte  C!|eil  an  ber  t>crfafl[ung  ber  £el|rbüc^er,  unb  eine  im  porigen 
3öljre  bei  2lustl|eilung  ber  Prämien  gel^altene  'R^^e ,  bie  ic^  (Euerer 
Cl^urfürftL  Durdjleud^t  untertt^änigji  3U  überreichen  bie  li6d[\te  (Snabe 
liaiie,  nebfl  einigen  aribetn  gebrucften  Sd^riften  mögen  für  meine  ^fäl^igfeit 
fprec^en,  fo  »ie  id?  mic^  in  Hücfjtdjt  auf  Hed?tfd?afenljeit  unb  reblid^en 
Dien^eifer  auf  3^bermanns  geugntg  oljne  2Inflanb  berufen  barf.  (Es 
gelangt  bal^er  an  (Euere  <£l^urf ürftl.  Durdjleud^t  meine  nod^malige  untert^änigfte 
Bitte  mir  gebac^tes  Crioialfd^ulreftorat  nebfi  bem  djurfürftl.  geijil.  IRaiiis 
(Eljarafter  cum  sessione  et  voto  in  Sdjulfad^en  um  fo  met|r  gnäbigft  3U 
conferiren,  als  ot|ne  biefem  (El^araFter  bas  nötl^tge  2Infel|en  bey  ben  lel^rern 
immer  nur  unFräftig  bel^auptet  ujirb,  befonbcrs  wenn  öfters  lanbfdjul« 
visitationes ,  beren  bist|erige  Unterlajfung  allein  an  bem  langfamen 
jjortgange  ber  bejieljenben  Sd?ulanflalten  Urfad^e  ij^,  fammt  ben  propo* 
jttionen  in  Betreff  ber  l^iefigen  Schulen  unb  ber  £anbfd?ulleljrer'prüfungen 
mir  gnäbigft  übertragen  würben.  Sollte  aber  biefer  Bitte  unmöglich  3U 
deferiren  feyn:  fo  gerut|en  €ure  (EtjurfürftL  Durd^Iaudjt  mir  roenigp  nebft 
ber  fimpeln  unc^araFterifirten  beutfd^en  Sc^ulreftoratflene  bas  erlebigte 
Sekretariat  beym  geiftlic^en  'S.attie ,  ba^n  ic^  ol^nebieg  üon  biefem  CoUegiö 
primo  loco  begutachtet  oorben,  in  I^öc^flen  (Snaben  3U  ertt|etlen  nnb  als 
älteren  Sefretar  an  bem  2*«"  piaft  üor  bem  baftgen  jungem  2lurac^er  3U 
feften.  3n  gän3lidjer  guuerjtdjt  einer  gnäbigften  Bitteserl^ör  empfeljle  ic^  mid? 
fo  bann  3U  biefen,  oie  3U  fernem  d^urfürftl.  I^ödjften  Quiben  unb  (Snabtn 
(Euerer  (Et|urfürftl.  Dnrc^Ieud^t 

(dd  ?  ^780  untertt|änigjt  get|orfamfter 

£ubnjtg  (Jronl^ofer. 

(2Ius  ben  perf onalaften  bes  oberbayrifc^en  Kreisard^ios.) 

X^k^)  ^henba, 

^  ^5)  Das  gei  jtlic^e  Hatsf  oüegium  ober  ^^bergeifilid^eHat"  he^anb  als 
foldjer  fc^on  feit  ^573;  il^m  oblagen  bie  lfirdjenangelegent|eiten,  fpäter  auc^  bas 
Sd?ulu)efen ;  er  unterlag  mannigfad^en  Snberungen  in  ber  gufammenfefeung ; 
probjt,  iecbant  nnb  ein  Kanonifus  (ober  mel^rere  (Eljorl^erren)  unb  ba3U  etlid^e 
fjofräte  biloeten  früljer  bas  Kollegium.  Kurfürft  IHaj  III.  änberte  burc^ 
etne  ^itftruction  dd.  30  2luguft  ^768  bie  §ufammenfeftung  bes  geijtlidjen 
Hats  in  ber  ÖPeife,  bag  bas  CoIIegium  einen  roeltlid^en  präfibenten,  einen 
tpeltlid?en  nnb  einen  geiftlid^enDireftor,  ferner  üier  oeltlid^e  unb  brei  geift« 
Iid?e  Häte  ert|ielt.  Karl  Ct^eobor  anuüierte  biefe  änberung  burd?  eine 
3n(tru!tion  dd.  25. 2IpriI  \78{,  (rn.Seybel,  Baverifd^es  Staatsredjt  I.  ^(9  ff .) 

^^6)  (El^urbaierifd^er  Qof*  unb  StaatsFalenber.  ^at^rg.  \78^. 

H?)  &enba. 

H8)  (für  bas  gefamte  St^ulmefen  fd?uf  Karl  Cl^eobor  burc^  Heffript 
dd.  3U  Üug.  ^78^  eine  befonbere  0berbet^örbe ,  bie  Sc^ulfuratel;  er 
erflärte,  bas  „Supremum  Protectoiium  et  Curatelam  ber  Stubien  t|Öc^Pfelbjl  un* 
mittelbar  auf  ftdj  3U  nel^men'',  burd?  Heffript  dd.  ^9.  Hooember  i78i  fügte  er 
bas  Dolfsfc^ulujefen  I|in3u,  unb  burc^  ein  gleiches  dd.  \5.  ^februar  ^782  auc^  bie 
lanbesunioerptät  3ngoIftabt.  {JXi.  Seybel,  Bayerifd^es  Staatsred^t  II.  S.5^.) 

^^9)  S.  2lnm.  1^8. 

150)  Qeigef  „2lögemeine beutfc^e Btograpt|ie".  ^b.  \5  (2trt. Kenneby). 

^50  Der  Hegensburger  Benebiftinerpater  ^Ibepl^ons  Kenneby  wat 
„ber  erfte  in  Baiern,  ber  bie  pt^yfif  in  beutfd^er  Sprad?e  leierte  unb  fic. 
unmittelbar  unfern  Bebürfnijfen  anpaßte",  unb  „biefem  geleierten  unb 
unermübeten  IHanne  banft  bie  bayr.  2lfabemie  ber  ÖPipnfdjaften  größten* 
tljeils  il^r  Armarium  physicum,  bas  eines  ber  üolljtänbigften  in  Deutfd?lanb 
iji,  inbem  er  alle  bie  IHafd^inen,  über  meiere  er  in  feinen  Kollegien  leierte, 
mit  eigener   ^anb    oerbefferte  unb  gan3  geroig  bas  IHeifte  ba3U  beytrug, 


/^6i^  CubiDtg  Jronf{ofer 

bag  man  anfing,  von  bem  Bürgerlichen  ^nb^voede  ber  p^YPFaItf(^en  rOiffcn* 
fd?aften  beutltd?e  Begriffe  an3unet|men,  nnb  bie  Jlnroenbung  ber  Cljeone 
von  bem  Katl^eber  in  bie  ^aufer  nnb  IDerfjlätte  3U  füijren".  {Seh, 
i&nnittner,  (Sefd?.  ber  Htterarifdjen  2lnflalten  in  Baiern.  II,  285.) 

152)  Seb.  (Süntl^ner,  BenebiFtiner,  fagt,  ha^  „bet  baierifc^cn 
2lfabemte  ber  IDiffenfd^aften  bas  Derbienß  nic^t  abgefproc^en  werben  fann, 
ba%  fie  5uerfl  bas  tpol{ltl{ätige  üd^t  ber  2luf!Iärung  verbreitete  unb  bem 
lieben  Daterlanbe  ju  einem  Iitterarifd?en  Hul^me  perljalf."  (<Sefc^.  ber  litter. 
2lnjialten  in  Baiern,  II.  5.  289.)     Dgl.  2Inm.  75. 

153)  S.  2lnm.  1^7. 
XS'k)  Baparia,  I.  560. 

155)  perfonalaften  bes  oberbayrifc^en  Kreisarc^ios. 

156)  5d?reiben  (Jronljofers : 

„€ner  Cliurfpl.  Durd^lcudjt  traben  perm3ge  gnäbigflen  HefFrtpts  Pom 
2^.  IDinbmonats  mic^  als  Hegierungsfefretör  nad^  Straubing  bergeftalten 
befrettrt,  ba^  xd^  meinen  bischerigen  beim  beutfc^en  Sc^ulfonb  be5ogenen 
<Sel{aIt  infolange  fortgeniegen  foQe,  bis  ic^  in  bie  orbentlic^e  Hegierungs' 
fefretärS'BcfoIbung  einrüden  mnrbe.  3c^  banFe  für  biefc  Ijöc^fte  (Snabe 
untertt^änigft,  nnb  gleid;n>ie  id;  bie  pf^td^t  eines  geI{orfamen  Untertljans  nie 
aus  ben  2lugen  fe^e,  fo  werbe  idf  midf  and^  jeber  §eit  btn  li^d^^en  Der* 
fügnngen,  (oviel  es  nur  meine  Kräfte  erlauben,  genauefi  unb  berettn>iQigfl 
fügen.  2IIIein  (Snäbigjler  fjerr,  fjcrr !  fo  fel^r  ic^  au<^  in  tief jler  (Eljrf ur^t 
Ijödjpbero  gnäbigjie  2lnorbitungen  oeretire,  fo  bin  ic^  bod^  in  einet  folc^en 
£age,  bie  es  mir,  einem  t)er({eYratl)eten  XTTanne,  nnmöglid^  mad^t,  von 
^00  fl.  5U  leben;  benn  bies,  unb  meljr  nic^t,  ift  berjenige  Seljaltstl^eii  pon 
meinen  porigen  900  fl.  Befolbung,  ben  ic^  beim  beut  fc^enSc^uIfonb  be3og, 
ba  bas  mel^rere  unb  ganse  500  fl.  mir  bei  einer  gan5  anbeten 
Kaffe,  nemlic^  bei  ber  bes  (Seneralftubienbireftoriums  angeoiefen  maren, 
ein  Ümjianb,  ben  es  gar  ooljl  möglich  ifl  aus  ben  2lugen  3U  perlieren, 
ba  3umal  bey  bem  Sc^ulwefen  fiberljaupt  öftere  änberungen  Porgingen, 
folglidj  auc^  bie  mcijicn  (SeljaltS"  unb  penftons-'Rcpanitioncn  eben  ben^ 
felben  unterworfen  waren.  3d?  oerliere  alfo  baburc^ ,  nadi  lejälirigen 
Dienten  auf  pierer ley  IDeife:  i*«ns  burdj  gurürfbienung ,  ba  ic^  nemli<^ 
[eit  178^  wirflid?  frequentirenb  l^atti  war;  2*^"«  burd?  (DrtsperSnberung, 
tnbem  es  erweyslic^ermagen  bermalen  in  Straubing  gerabefo  tt^euer  als  in 
inünc^en  3U  leben  ifl,  unb  Heifen?  unb  IHobiliärtransport  nidjt  nur  einen 
parffen  2luf wanb,  fonbern  einen  übereilten,  IjSdjP  nadjtljeiligen  Derfauf 
meiner  (befonbers  Kunfts»)  (Effeften  notl^wenbig  ma^cn  unb  mic^  3U  meinem 
gänslidjen  Huin  fül^rten,  5t«ns  ^utd^  biefe  fd^male  Befolbung  felbjl,  nnb 
enblid^  ^t*«"*  burd?  einige  pon  meinem  eljemals  pielfac^  fränflic^en  Um* 
fkänben  unb  ber  befannten  Cl^'euerung  Ijer,  mir  annoc^  anflebenben  Sc^ulben, 
bie,  voenn  id?  fle  aud^  blos  mit  einem  jät^rlic^en  Drittljeil  meines  fünftigen 
(Seljalts  tilgen  follte,  met|r  gar  nid?t  als  266  fl.  <to  fr.  3U  meinem,  meiner 
(El^erfrau  nnb  einer  boc^  unumgänglid?  notl^wenbigen  Dienpmagb  Unterljalt, 
3ur  Bcjlrcitung  pon  gtns,  £Jol3,  £idjt,  Kleibnng  u.  f.  w.  übrig  liegen.  Die 
offenbare  Unmöglid?f eit ,  mit  266  fl.  ^0  fr.  aus3nlangen,  ijt  unperfennbar, 
unb  fonjt  Ijabe  id?  nirgenb  woljer  einen  Bleuet  3U  be3ielien,  am  aöer* 
wenigflen  Pon  irgenb  einem  Sc^ulleljrer  ober  wegen  Sc^ulleljrern  hier  ober 
auf  bem  £anbe,  wie  etwa  ber  Huf  gegangen  feyn  modjte,  ber  flc^  aber 
bei  ber  geringften  Hac^frage  augcnblicflid?  felbji  wieber  legen  mug.  3<^ 
bitte  bemnadi  (Eure  dk^'^l  Drdjl.  fu§|ällmjt,  biefe  ebenfo  waljrljaften  als 
betrübten  Umjiänbe  3U  ermeffen  nnb  tn  Hürf fid?t  berfelben  mein  Sc^tdfal 
3u  erlcid?tern.  Qie3u  wäre  freylid?  | :  ba  ftc^  in  einem  anbern  Difajlerium 
ober  Hegierung  f^werlic^  fobalb  eine  2lpertur  ergibt:  |  bas  leic^tejle  mittel, 


von  XttbiDtg  mu^^enil^aler*  ^65 

mt<^  etipa  he^  ber  ^offammer  aöljter  unb,  ipo  mSglii^,  oljne  jurücfbicncn 
3U  muffen,  mit  einiger  Dermel^rung  bes  (Sel^dlts  |:  foUte  ic^  and^ 
gletd^  an  meinem  porigen  <Sel{a(t  200  fl.  verlieren:  |  gnäbigfl  ansnf^eHen; 
benn  augerbem  ba^  es  bafelbfl  ({unbert  2lrten  3U  l^elfen,  vor  einem  anb^tn 
collegio,  giebt,  nnb  oermelbete  Qoffammer  fc^on  meqr  UTaleii  ben  Jlaftrag 
erijalten,  ben  beutfd^en  Sdjulfonb  wegen  ber  Citl.  (Sraf  Siegmunb  von 
Sprettfc^en  unb  von  (Eifenretd^ifc^en  penfionen,  bie  ii^t  berfelbe  5U  reichen 
bal,  nadi  unb  nad^  3U  entfd^äbigen ,  mobnrc^  bann  feiner  §eit  gebac^ter 
bc^ulfonb  auc^  meiner  gän3li4  entübrigt  »erben  fönnte,  fo  wäre  idf  andj 
nidfi  in  bie  leibige  Hot^menbigfeit  verfemt,  mein  Befles  nnb  nod^  ba^n  fo 
fd^nett  3U  ©erfaufen,  unb  bamit  meinen  nntjeilbaren  Untergang  mir  3U3tt» 
jie^en,  nid^ts  bavon  3U  melben,  ba%  id?  mi^  Ijier  leidster  arbeitete  als  im 
juribifcben  Jac^e,  bg(.  beim  QofratI{s!oUegium  erforberlic^  wäre,  wotjin  ic^ 
fd}on  einmal  befretirt  war,  aber  wec|en  balbiger  änberung  nnb  weiteren 
Beförberung  bafelbjt  nie  orbentlidje  Diente  machte.  €s  fey  aber  ferne  oon 
mir,  (Eurer  £t{f^I.  Durd^Ieuc^t  bie  geringfte  untertl{äntgjte  niaa§  3U  geben. 
Hur  bitte  id?,  im  ^aü  mein  hierbleiben  gar  auf  feinerley  IDeife  geneijmigt 
nnb  mein  (Setjalt  verbeffert  werben  fönnte,  bod^  gnäbtgfi  3U  erlauben,  ba% 
idf  gebac^te  ^(oo  fl.,  womit  id^,  wie  gefagt,  3nmal  in  einer  Hegierungsflobt 
unmdglt4  auslangen  fann,  gleid^woI{l  als  penfion  einsweilen  wo 
immer  auf  bem  tanbe,  mit  Beybel^altung  meines  wtrflic^en 
HatljS'CL!|araftcrs  genießen  bürfe  |:  id^  t^ätte  Hoffnung  auf  biefe  2trt 
wenigftens  3insfreYe  IDolinung  m  neljmen,  unb  feine  eigene  IHagb  Ijalten 
3U  muffen:!  ^^^  ^^6  ^^^  infolange,  bis  mir  von  €urer  Cl{l.  Dc^l.  ein 
etwas  cinträglid^erer  £anbbienjl  beim  5al3''  Bräu-  Kafien»  ober 
Xrtautl^wefen  angewiefen  werben  fönnte,  als  worauf  ic^  mir  bie  gnäbigfte 
porläujlge  §uftd?erung  untcrtljänigft  erbäte,  (für  folc^e  lPdIHtt?aten  werbe 
id;  ben  3eitlebens  tteff^en  Danf  erftatten,  unb  rul|ig  nnb  gel{orfam  jebem 
andi  leidjteften  IDinfe  (Eurer  Cljfftl.  Pc^I.  mit  waljrer  genauerer  ^olge» 
leiftung  nadjfommen.  Per  ic^  miA  übrigens  ic  empfel^le 
€urer  €lif jtl.  Dc^. 

untertt^änigjt  geljorfamjler 
£ubwig  (fronl{ofer. 

(57)  2tttS  ben  perfonalaften  bes  oberbayrifc^en  Kreisarc^ios. 

(58)  2IIs  IDinfler,  front|ofers  Had^f olger,  „aüe  neue  candidaten  oon 
£anb'  unb  Dorffc^uQen"  an  fic^  3tet{en  nnb  {ic^  tributpflichtig  machen  wollte, 
erlieg  bie  Sc^ulfuratel  einen  Befd^eib,  inbem  es  u.  a.  Ijieg:  ,,Darumb 
aber  bisljero  biefes  Monopolifc^e  prüfungsgefdjäft  ber  IDincflerifc^en  Sd?ul 
allein  feye  anvertrauet  worben,  bas  mag  woi^l  jener  favor  bie  Urfac^ 
gewefen  feyn,  be%en  fic^  ber  antecessor  bes  jefeigen  suppli- 
canten  verbient  3U  machen  Itlittel  unb  IDege  gefunben  l?at. 
Hur  bemörfl^en  wir  noc^  bieg,  bag  obfc^on  vill  genannter  2lnton  Winkler 
in  bie  Dienjt  unb  Emolumente  fol^  feines  Dorfaljrers  f ron^ofers  ein* 
geiretten  ift,  mitl^in  and^  fc^ulbig  gewefen  wäre,  allerwenigft 
für  ben  umftanb  benen  ^ronl^oferifc^en  €l)elenten  ein  |äl{r* 
Itd^es  absent-  nnb  alimentations  gelt  ahinxaxd^en;  So  ift  boc^ 
laut  nebenfinbigen  Hed}nungs»Extract  aud?  biefes  onus  iljm  wirflii^ 
nit",  fonbern  abermal^ls  bem^entfc^en  Sd^ulfond  mit  Be3al)" 
I  u  n  g  iätjrlic^er  (5op,uberburbetworben.  Dief  es  Novum  repertum  f  önneu 
wir  benen  gegenfeitljs  angebrachten  unjiattliaften  €inwenbungen  optimo  jure 
entgegenfe^en''  k.  (^us  ben  perfonalaften  bes  oberbayrifd^en  Kreisarc^ivs). 

(59)  S.  2tnm.  (5o. 

(60)  <6ef(^i(^te  bes  Kapujinerorbens  in  Baiem.  IHündjen  (80^.  §  2(C 
(6()  21ns  ben  perfonalaften  bes  oberbayrifc^en  Kreisard}ivs. 

3at)t(nd}  fftc  21tan(^encr  ^e)di.  II,  30 


^66  fnbtDtg  Jronfjofer 

^62)  ^eigel,  „Jlllgemeine  Dealfc^e  Btograpfj«".  Bd.  15.  (Tlti. 
Karl  (Il;eobor.) 

(63)  perfonalaften  bes  oBer^ayrtfc^en  Kreisarc^tDS. 

IS'^)  Cbenba. 

165)  Durc^Iauc^ttgjler  Cljurfurp, 

(Snäbigfter  £}crr,  ^err! 

^5d?jlbero  eljemaltger  5d?nlratlj  unb  Rector  bcs  beutfc^en  St^nlipefens 
attljter,  Subroig  (Jronl^ofer  ^leöt  bey  (Eurer  Cl^urfärpi.  Durd^lauc^t  unterm 
2^  inärj  bie§  Jal^res  nebfl  anbem  au<^  bicfe  Bitte,  ba%  er  „auf  einen 
feinen  Kräften  ünh  oorigen  Dert^ältnigen  angemeffenen  poffen,  u)eld?er  \>en 
Ijöc^flen  2lbf[d?ten  gefällig,  gefteUt  werben  möchte";  ben  (9.  2lpril  batlj  er 
mieberljolt  „um  eine  fd^idlic^e  2InfteIIung  ober  oielifietjr  IPieberljerfietlung''; 
ben  (6.  bieg  IHonatl^s  enblic^  brürfte  er  feine  Bitte  befttmmt  Ijin  ans,  „ba% 
er  bey  ber  Deputation  ber  geijilic^en  Hätlje  in  Sd?uUfad?en  als  ntitfdyulratl}, 
mic  er  es  fc^on  war,  mit  einem  mäßigen  (Seljalt,  bis  ber  (fonb  ein  ÖXeljreres 
perträgt,  ange^eüt  werben  m3d?te''.  (Eure  djurffirftl.  Durd?Iauc^t  befc^Ioffen 
hierauf  unterm  6»«i  2IpriI  bieg  ^aljres  ,,^dd?ftbero  geifilidjer  Hatlj  ^ätte 
förberlid^  3u  berichten,  n>ie  aUenfalls  bie  Kenntniße  bes  Bittftetters  weiters 
benutzt  werben  fönntem  Den  ^5*«"  bieg  inonatljs  aber  htbenttitn  Qoc^ft- 
biefelben  bero  geiftlicben  Hatljs  Praesidio,  „ba^  €ure  Cfjurfürpl.  Durd^Iaud^t 
bas  (Sefud?  bes  djurfürftl.  Hatl^s  £ubwig  (front|ofer  um  IDieberanjleaung 
als  Sdjulratlj  ju  geneljmigen  gnäbigjt  geneigt  ^nb,  nnb  alfo  Ijienac^  andf 
in  bem  nät^eren  <Sutad?ten  über  bie  Benennung  ber  5d?ul  Deputations  Hätlje 
bie  befonbere  Hücffldjt  ju  neljmen  fey*  2lus  biefen  gesellten  Petids  nnb  ben 
l^ieraug  gnäbigjl  erfolgten  (Entfc^Iiegungen  ergiebt  p^,  bag  CitI  fron^ofer 
restituirt  feyn  will  unb  bag  (Euere  <£ljurfürpi.  Durd?Iauc^t  il^n  3U  restituiren 
gnäbigfi  genügt  feyen;  es  fömt  alfo  blog  barauf  an,  bag  wir  (Euer  (EfjurfnrpL 
I)urd?Iaud?t  pf[id?tgemäg  berid?ten,  ob  nnb  wie  biefe  Restitution  fein  fönne. 
Das  gegenwärtigen  Elften  anliegenbe  erfte  probuft  bewät^rt,  bag  ber  clje* 
malige  geiftlidje  Hatt^s  Director  (CitI)  (feifenreic^  ben  2\.  Dec.  ^78(  motu 
proprio  Den  Eintrag  gemadjt  i:(ahe,  bag  ber  Sc^ul  Deputation  Secretaire  unb 
Interims  Sdjul  Rector  f ubwig  (Jronl^ofer  gnäbigji  be^ättigt,  unb  um  feinem 
2lmte  meljr  2Infet|en  ju  geben,  itjm  ber  Character  eines  d?urfürftlid?en  wirf* 
lidjen  Hatljs  beigelegt,  unb  if^m  anhe^  Sift  unb  Stimme  in  ber  Deputation, 
fo  oft  man  il^n  bat^in  rufen  ober  er  jtd?  albort  anmelben  wirb,  gnäbigft 
t>erlieljen  werben  möchte."  Diefe  (Snabe  würbe  iljm  auc^  ben  \o.  Z^nnet 
V782  in  bem  nemlic^en  Formalien  gnäbigjt  3uerfannt  —  unb  es  !ömt  alfo 
Wog  barauf  an,  ob  iljm  (Eure  (LljurfürpL  Durdjiaudjt  bas  oorijin  üerfel^ene 
beutfc^e  Sc^ul  Rectorat  nebjt  Sift  unb  Stimme  in  ber  5d?ul  Deputation  auf 
bie  oorbejiimmte  2Irt  wieber  gnäbigji  perleytien  woflen,  wobur^  fronljofer 
coüfommen  restituirt  wäre,  ba  er  ben  por^in  genoffenen  geljalt  per  ^^oofl. 
aus  bem  beni^d^m  Sd?uIfonb  otjneljtn  wieber  gnäbigji  erljalten  i^at  £?ier 
muffen  wir  aber  pflichten  Ijalber  erinnern,  bag  bas  beutfc^e  Sc^ul  Rectorat 
in  ber  perfon  bes  profegor  Steiner  bermaüen  mit  einem  IHanne  bepellt 
ift,  be^en  we[entlic^e  Derbienjie  um  bie  I^ieffgen  beutfc^en  Schütten  entfcl^ieben 
finb,  ber  mtt  feinen  praFtifc^en  Kenntniffen  einen  unermübeten  rajllofen 
(Eyfcr  perbinbet  unb  ber  bas  allgemeine  §utrauen  bes  Ijieffgen  Publicum 
im  Pollen  (Srabe  befiftt  unb  perbieni  Diefen  XXlann  von  feinem  pojlen  ent- 
fernen wäre  ein  groger  Derlurft  für  bie  gute  Sac^e,  auc^  glauben  wir  nic^t, 
bag  bie  2Ib|tc^t  bes  (Eitl  ^ront^ofer  jemal  fey,  einen  würbigen  Schulmann 
3U  perbrängen.  tt?ir  muffen  aud?  €uere  <Et|urfür|lL  Durc^laud^t  untertljänigft 
erinnern,  bag  bereits  bie  Sdjull  Deputation  burdj  3weY  neu  angebellte  Hätlje 
Bermüller  unb  Suttor,  bie  wir  eben  in  biefer  Qauptabpc^t  i^öd^jlbenfelben 
in  unferen  lefetern  über  ben  personal  Status   bes  geipii^en  Haitis  unter" 


von  JfubiDtg  IHuggentljaler.  ^67 

tljSntgll  ev^aiieten  Directorial  (Sntac^ten  porgefcblagen  liaben,  mit  IjtnISng- 
liefen  Hätljen  befefet  iji.  Daljer  galten  wir  utis  für  verpflichtet,  (Eurer  Cljurs 
fürjll.  Durc^lauÄt  einen  anbern  Porfdjiag  3U  madfcn,  »ie  bie  Kenntniffe 
bes  BittfteKers  rdnnten  benü^t  tperben,  unb  er  anf  einen  feinen  Kräften 
nnb  vorigen  Derljältntffen  angemeffenen  plafe  gejlellt  werben  !önnte.  Der 
Sd^uU  Deputation  t|)  auc^  bie  (Dbforge  unb  Administration  bes  beutfc^en 
Sd?ulfonbs  Büc^er'Perlags  gnäbigji  übertragen,  eine  21npalt,  bie  bie  ganse 
(ül^ätigfeit  eines  Cannes  erf orbert,  unb  bie,  wenn  fte  gel^drtg  geleitet  würbe, 
von  bcm  ausgebreitetjlen  Hüften  fowoy  für  bas  publif um  als  aud?  für  \>en 
S<^uIfonb  felbfl  werben  !önnte.  Wtnn  €uere  Cliurfürfll.  Durc^Iandjt  bem 
(Citl)  ^f ronl^ofer  bie  Stelle  eines  ^ommiprs  über  biefen  23üd?erüerlag  unb 
bie  (Dberaufffd^t  über  bie  Drucferev  nnb  ben  Büd^eroerfd^leig  besfelben 
gnäbigft  übertragen,  wenn  er  über  btefen  (Segenflanb  wie  etjemal  über  bas 
beutfd^e  Sd?ul  Rcctorat  in  ber  Sc^ul  Deputation  einen  Portrag  mac^t:  fo 
glauben  wir,  ba%  er  auf  einem  feinen  Kenntniffen  unb  vorigen  Der^ältniffen 
gan3  angemeffenen  piaft  wäre;  nnb  ba%  feine  neue  2lnpeuung,  wie  er  jic^ 
in  ber  Btttfc^rift  act  ad  26  ausbrüdt,  nic^t  bie  (Sefialt  einer  fortbauemben 
Degradation  unb  ßerabfeftung  Ijätte,  ba  er  in  eben  bem  Departement,  auf 
ber  nämlichen  Stuffe  fiünbe,  auf  ber  er  ehemals  gefianben  ^ah  €r  fdnnte 
fic^  Ijier  unter  IITitwirfung  bes  Bücberverlags^Inspectors  Steiner  bas  fc^dne 
Perbienft  fammeln,  ba%  bie  3wecfIofen  unb  unfdjicf litten  Pieren  naq  nnb 
nadi  gans  außer  cours  gefeftt,  bie  begern,  wegen  tt^ren  vielfältigen  2Ibgang 
wieber  neu  aufsulegenben,  fowoljl  tljren  ^nnljalt  nac^  als  auc^  in  ber 
Schreibart  nnb  Orthographie  verbcffert  unb  überl^aupt  ba^  nur  gememnü^ige, 
fagltcb  vorgetragene  unb  ben  jeftigen  geitbebürfniffen  angemejfene  Sd?rtften 
aufgelegt  nnb  in  unfern  f anbfdjufen  eingef üljrt  würben.  Da  bcy  bem  Sd?u(* 
fonbs  Büd?er»DerIag  verfdjiebenes  in  Stein  geäftt  wirb,  ba  jäl^rlic^  3U 
Cljrifienleljrfdjanfungen  nnb  anbeten  2luflagen  verfd^iebene  geic^nungen  unb 
Kupfcrflid?e  bcygefc^afft  werben,  fo  fönnte  ber  Hatlj  Jront^ofer  bey  biefem 
faä^  auf  eine  für  feinen  (Sefdjmacf  unb  Kenntnig  in  Kunfifadjen  angeneljme 
nnb  für  ben  Perlag  feljr  nüftlic^e  2(rt  befd^äftigt  werben.  IDas  bie  gnlage 
eines  and^  nod?  fo  mäßigen  (gemaltes  betrifft,  fo  fbnnien  wir  für  bermaUen 
nidjt  ^ie3U  ratzen,  inbem  Hatlj  ^ronljofer  aus  bcm  Sdinl^onb  oljneliin  fd^on 
bas  wieber  be3ielit,  was  er  vorhin  be3ol^en  i^ai,  nnb  biefer  (Jonb  mit  feljr 
großen  abgaben  belaflet  ift,  wegwegen  auc^  €ure  (Ll{urfürftl.  Durchlaucht 
erft  unterm  {,  Junv  laufenben  3aljres  uns  aufgetragen  Ijaben,  bag,  wenn 
einfi  von  ber  gnäbigft  befHmmten  Befolbungs  concurrenz  etwas  Ijeimfäflig 
werben  foflte,  biefes  vor  allen  ber  5d?ulfonbs*Casse  p  gute  geljen  follte. 
3n3wifd7en  3wetfeln  wir  nid^t,  bag  ber  Sc^ulfonbs«Btt(^er«Perlag,  wenn  er 
auf  eine  3wecfmägige  Tlxt  bel^anbelt  wirb,  in  ber  gufunft  ungleich  mel{r 
rentiren  wirb,  als  bisljer,  wo  es  alfo  auc^  bie  Billigfeit  erforbert,  ben 
Commigär  verl{ältnigmägig  bafür  3U  belot^nen.  €s  l;ängt  alfo  blog  von  ber 
(Entfc^eibung  (Eurer  (£t)urfurftlid7en  Durd?lauc^t  ab,  ob  Qdd^fibiefelben  ben 
Hatij  f ronljofer  bey  bem  Sdjulfonbs  Büdjer-Perlag  als  commissaire  gnäbigfl 
ernennen  unb  iljm  anbey  in  conformitate  feines  erfiern  Jlnflellungs  Decrets 
vom  ^0*«»  3^""^»^  1782  Sift  unb  Stimme  in  ber  Sc^ul  Deputation,  fo  oft 
man  il{n  ba^n  rufen  wirb  ober  er  flc^  albort  anweiben  wirb,  (£t{nrmilbeft 
verleyljen,  ober  ob  fjödjflbiefelben  nocl?  weitters  gelten  nnb  ben  Bittfleller 
3um  orbcntlid?  frequentirenben  Sc^ntratlj  Ijulbreic^ft  beförbern  wollen.  3"* 
lefttern  ^aUe  müjfen  wir  (Euere  (£liurfür(il.  Durd?Iaud?t  bitten,  bag  bem  ver* 
bienftooUen  Sd?ul  Rector  Steiner,  welcher  gemäg  bem  gnäbigften  Decret  vom 
\o.  2lpril  bieg  Z^^^^^  "«"  Beyfifter  bey  ber  Sdjul  Deputation  ifl,  bie  näm- 
lid^e  ^od^fte  (5nabe  wiberfat^ren  möchte,  boc^  fo  bag  obgebad^ter  Hatl{  ^von* 
tjofer  als  älterer  Sc^ulratl{  Sift  unb  Stimme  vor  Selbem  gebül^re.     <5eben 

30* 


^68  £ubiptg  ^ronI)ofer 

jeboc^  in  einem  noc^  ben  anhern  bie  mtnbejie  VXaas,  fonbern  empfel^Ien  wus 
5U  f^dc^ßen  Bulben  nnb  (Snaben  untertt)äingft  9ei)orfam|l. 
inändjen  hm  29.  Juny  ^799. 

(Eurer  Ctjurfärj^Hd^en  Durd^Iauc^ 

untertljämgp  geljorfamfle ,  ju  bennen 
getjllid^en  Sad^en  oerorbnetc  Praesident 
unb  Directores 
<8raf  Von  Seinsheim  Praes. 
Jos.  Jos.  Dittreiber  Director. 
Streber  Director. 

Auracher. 
(2lus  hzn  perfondafien  bes  oberbavnfc^en  Kretsarc^iüs.) 

;66)  perfonalaften  bes  oberbayrifc^en  Kreisarc^tos. 

167)  Durd^Ianc^tigjier  Cljurfürfi, 

(Snäbigfler  ^err  £}errl 

Dterjeljn  üoKe  Z<^^^^  ^^**  "^^i«  ^^ti*^  HTorgens  ücrjlorbener  Htann, 
iDte  fi^on  befannt,  fd^nlMos  ptele  Verfolgungen,  bte  il^m,  fo  wie  mir  baburc^ 
empfinblic^  n>urben,  n>ei(  man  uns  fogar  bie  Befolbung,  bie  er  et^emals  als 
Sc^ulratlj  genojfen,  eingesogen  unb  iljm  tmen  unperfc^merslidjen  (Selb* 
(Entgang  oon  mcljr  als  ~  f.  oerurfac^t  Ijat.  Unfcre  bitteren  Kämpfe  mit 
ber  Hotlj  milberten  gutmütl^ige  (Slaubiger,  bie  mein  Ittann  je^t  nac^  unb 
nad?  n>ieber  3U  befriebigen  bebad^t  mar;  [eitbem  il)m  biefes  burd;  feine  neuere 
2InjleUung  unb  (Seljalts-Permeljrung  einiger  IHagcn  möglic^  gemacht  würbe. 
trid?t  ein  ooöes  3at^r  geno§  er  bie  3efo(bungs3uIage,  bie  ifyn  (Euere  ^fyit* 
fürftlid^e  Durdjiaudjt  in  Häc!fi(^t  feiner  f(^uIbIos  ausgeftanbenen  oielen  £eiben, 
feiner  mit  einem  rafllofen  €ifer  gepaarten  ^ätjigf eiten ,  bie  er  bcy  bem 
5d?ul©efen  oon  jeljer  beroäl^rt  Ijat,  gnäbigft  3U  beroiHigcn  geruljten.  Unb 
nun  ijt  er  tobt.  —  Weg  ijl  mit  it|m  für  mic^  alle  2(usjt^t,  bey  ben  bermal 
fo  tljeuren  geiten  leben  3U  fönnen,  unb  nidjt,  wie  etjeljin,  neuerbings  mit 
TXotii  unb  Kummer  fämpfen  3U  mügen.  (Snäbigfier  ^err  ^errl  fArerfUc^ 
nnb  Fränf enb  ijt  biefer  ^ebanh  für  mic^  52  ^a^te  alte  lDittn?e,  bie  ben 
(Eingangs  erujäl^nten  —  fdjnlblos  erlittenen  —  me!jr  als  ~  fl.  abwerfenbcn 
(gelb-^ntgang  nun  aufs  2iu§erfte  füt^It  —  bie  auf  bie  fajt  själjrtge  KranP* 
tjeit  il^res  XHannes  aües  ©erwenbete  —  unb  nun  nod^  neue  Sd^ulben  tilgen 
mu§.  Htitletbsn>ürbig  nnb  anwerft  traurig  tft  biefe  meine  £age,  bie  xdf  in 
ber  fange  nid?t  ertragen  fann.  (Euere  (Jtjurfürjllid^e  Durd?Iauc^t  ffelje  ic^ 
bat^er  bemütljigjt  getjorfam^  an :  mir  in  Hürf|ld?t  meiner  fo  eben  gefc^ilberten 
mi§Itd?en  Umftänbe  —  meiner  ausgejtanbenen  oielen  £eiben  —  nnb  in  Be* 
traAt  bes  ixen  beöotejten  Dienfieseifers,  ben  mein  feeliger  Itlann  von  jetjer 
ben>tefen  \iai  —  oorsüglid;  aber  megen  bes  unoerfcbulbet  erlittenen  (Selb" 
(Entgangs  jiatt  bes  einet  Hatt^sroittwe  befümmten  jä^rlic^en  (Snabengeljalts 
von  200  ff.  menigflens  sooft»  als  eine  Pension  gnäbigft  bewiQigen  3U 
laffen.  3c^  getröffe  mic^,  biefe  Ijö^fle  <5nabe  für  meine  noc^  »wenigen 
Xebenstage  als  einen  geringen  (Erfa^  bes  öfters  ermäl^nten  fo  beträchtlichen 
<SeIb-(Entgangs  3U  erffeljen  nnb  erfterbe  in  tieffter  (Etjrfurc^t 
(Euerer  (£t|urfürfHidjen  Durchlaucht 

HTünc^en  ben  7^^  Hooember  \800. 

Demütljigft  ge!|orfamfte 

Tlnna  Katl^artna  ^ron^oferinn 

IDittroe. 

(2lus  ben  perfonalaften  bes  oberbayrifc^en  Kreisarc^ios.) 


von  £nbtDt$  tTTuggentitaler.  ^6^ 

^68)  Darc^Iauc^tigllcr  Cljurfürfl 

(Snäbigjler  ^err  ßcrr! 

Tlnna  Kat!|artna  (Jronl^ofer,  IDttttoe  ßoc^jlbero  jüngll  oerftorbenem 
Sc^ulratljs  (fronl^ofer  batlj  (Eurer  Ct|urfürjli.  Durd^Iauc^t  um  eine  jäljrs 
lid^e  Pension  oon  300  fl.  unb  ^od^ftbtefelben  oerlangen  con  £Jöd?ftbero 
(ßetpl.  Hatt^s  Directorio  mit  Hücffidjt  auf  bie  Dcrbtenfie  bes  oer^orbenen 
Sd?ulratt|s  gutachtlichen  Berid^i  €lle  xoix  biefes  nac^  au|t|ebenben  Pflichten 
abgeben  fHmn,  finben  wir  es  für  nötljig,  in  fo  roeit  es  bie  t|ier  anliegenben 
brey  2Iftenftücfe  gej^atten,  (Euere  CI|urfürflIici?e  Durci^Iaudjt  in  Kenntnig  ju 
fe^en,  wie  ciel  ©et|alt  ber  üerjlorbene  (Eitl.  (JronI|ofer,  unb  aus  welci^em 
f  onb  bis  3U  feinem  2lbleiben  be3ogen  liahe,  2lus  bem  sub  Nr.  6  anliegenben 
original  Decret  com  9.  ^Snner  ^8^  erljeüet,  ba%  felber  bis  bal^in  aus  bem 
Sd^nlfonb  nur  3o  fi,,  aus  ber  ITTaltt^efer  0rbens'Cassa  aber  brey^iunbert  (Sulben 
3U  besieljen  Ijatte ;  biefc  330  jl.  würben  aber  üerm3ge  hes  angesoljenen  Decrets 
mit  jtebenjtg  (Sulben  oermeljrt ,  mitl^in  bcjfen  (5et|alt  auf  ^oo  fl.  f ejigefe^t, 
unb  naci?  bem  3wifcf;en  ber  Uniperjitäts-Curatel  unb  bem  gcijilic^en  Hatlj 
wegen  ben  £ättici?ifci?en  (Seibern  unb  bem  Klofter  Hiebler  Vermögen  ge* 
troffenen  unb  t|öc^fler  (Drten  bejtättigten  I^ergletc^  für  je  unb  aöjeit  bey 
bem  beutfcijen  Sci^ul^onb  angewiefen.  Hebfl  biefen  ^oofl.  geno§  ber  ^aii^ 
f ronljofer  gemä§  feines  actorum  2^^  bejiiegenben  Dorfc^reibens  noc^  soo  jl., 
welche  er  anfangs  aus  ber  Jesuiten*(Sutter-Fundations-Casse ,  nact^ljer  aber 
aus  bem  gymnapfc^en  Sdjulfonb  bes  prälaten  Directoriums  3U  be3iet|en 
Ijatte,  biefe  vouvben  it|m  aber  oermöge  eines  gegen  ^ribe  Hoocmbers  ^785 
erlaffenen  ({öci^flen  Rescripts  wieber  genot{men  nnb  fein  (Sel^alt  blos  auf 
obige  <too  fl.  hey  bem  beutfdjen  S^ulfonb  eingefd^ränfet,  bie  er  wieber  nicbt 
langer  als  bis  €nbe  Julyus  ^787  geno§,  wo  er  gan3  auger  allen  (Seljalt 
gefegt  unb  feiner  (ßattin  nur  eine  Pension  pon  jäljrlic^  ^50fl.  bei  obigen 
Jonb  angewiefen  würbe.  IParum  bies  alles  gefd?et|en,  barüber  fönnen  wir 
(Eurer  (£l|urfürftlid?en  Durchlaucht  feine  näl|eren  2luffci?lüjfe  geben,  weil  fic^ 
begfaHs  gar  feine  2Iftenftucfe  in  unferer  Registratur  —  oielleict^t  in  gar 
feiner,  porfinben.  3nbegen  liahen  €uere  (LljurfürjlHid?e  Durd?laud?t  laut 
einem  ben  20.  2lprill  oor.  ^aljres  erfd^ienenem  l|öc^jtljänbig  unter3eid?neten 
Rescript  mel^r  bemelbte  merl^unbert  CSulbcn  |:nätjmlic^,  noc^  3weY  Ijunbert 
fünf3ig  3U  ben  feiner  (Sattin  fd^on  angewiefenen  ;50  fl.  :|  bem  Hatlj  ^ron* 
l^ofer  aus  ber  beutfd^en  Sdjulen  Cassa  wicber  gnäbigji  angewiefen,  ja, 
£}8d?(ibiefelben  liegen  pd^  augerbem  in  ber  act.  37  anliegenben  ^fronl^ofer' 
Por^ellung  angefüljrten  unterm  \2  Ulay  b.  3.  gnäbigft  bewegen,  it^m  bie 
an  feinem  cl^emals  genoffenen  (Sel^alt  nod?  feljlenben  fünfl^unbert  (Sulben 
ebenfalls  bey  bem  beutfdjen  Sd^ulfonb,  jebod?  oljne  äße  ^olge  für  2lnbere, 
nnb  nur  in  fo  lange,  bis  it^m  Das  Hälimlic^e  aus  einem  anbetn  (Quell  aus* 
gemittelt  werben  fönnte,  liulbDoüft  an3uweifen.  2lus  biefen  Datis,  welche 
wir  in  (Ermangelung  anberer  2Iftenjiüde  grögtentt|eiis  aus  bes  nun  ©er* 
lebten  Sd^ulratt^s  Jronljofer  überreichten  3ittfd?riften  felb^  gebogen  Ijaben. 
werben  (Euere  (Lljurfürftl.  Durc^laudjt  oljnfd?wer  ^erfel^en,  wie  otel  (Sel^alt 
berfelbe  bey  bem  beni\dien  Sc^ulfonb  ©om  3al)re  \78^  bis  3U  feinem  TXh» 
leiben  genoffen,  3ugleid?  aber  anA  gnabigji  beurtl|eilen  fönnen,  wie  weit 
unfer  nac^fleljenbes  (Sutac^ten  rücrjidjtlic^  ber  üon  Jront|ofer:lDittwe  nac^« 
gef ud^ten  Pension  oon  jäljrlic^  300  fl.  einigen  (Srunb  iiahe,  f  ronljofer 
be3og  feinen  Fijirten  (Sctjalt  ad  i^oofl.  bey  ber  beni^d^en  SAul  Cassa  pom 
3al?re  ;78^  bis  IHitte  bes  3aljres  ^787;  von  biefem  geitpunrte  an  bis  bm 
i^un  2lprill  ^799  mußte  er  bemnac^  jäl^rlid?  250  fl.  entbeljren,  weldjes  in 
einem  geitraume  oon  beynalje  ooHen  {2  3aljren  eine  Summe  oon  3000  fl. 
beträgt.  XPerben  nun  (Euere  (£ljurfürftl.  Durc^laud^t  ber  Ijinterlaffenen 
52jäljrigen  IPittwe  ju  ber  il|r  bereits  von  ber  oorigen  Hegierung  bey  bem 


i|?0  ittbipig  ^ron^ofer  ooti  inhwx^  muggenif^aler. 

beuifc^en  Sc^nlfonb  anaemiefenen  Pension  von  ^50  fl.  noc^  eben  fo  viel, 
miil{tn  bie  nntertt^änig]^  gepott^enen  300  fl.  gnSbtgfl  snlegen,  fo  mug  fie 
nod^  oolle  20  3al)re  leben,  nm  jene  Snmme  naA  nnb  nac^  ju  bettelten,  anf 
bte  tt)r  feeltger,  um  bas  beutfc^e  Sc^ulmefen  in  oayern  gemtB  beß  oerbtenter 
mann  in  jebem  jaQ   ben   billtgfien  2Infpruc^  (jätte  mad^en  fdnnen.    IPir 


glauben  alfo  il{m  nac^  unferm  aü^tiahznien  Pflichten  nnb  bem  in  bem  ev* 
ijaltenen  Rescripte  vom  U-  bieg  uns  gegebenen  jfinger3eig  gemäß  ju  ^anbeln, 
wtnn  mit  bas  ^ntad^ien  bat^in  abgehen,  ba%  (euere  (Ll^urfnrfll.  X)urd;(anc^t 


bes  eintrettenben  ^al^res  |:ba  pe  bas  Sterbe«  unb  Hac^monatl}  ot^nel^in 
nodf  3u  be5tel}en  bat:|  in  monai^Iic^en  Ratis  bey  bem  beutfd^en  Sd^ulfonb 
gnäbigjl .  ansumeifen  gerul^en  mdcbten.  Hatl{  ^ronl^ofer  f^at  es  letber 
oorausgefagi  5*  Beylagc  ad  37,  ba^  er  bem  Sc^ulfonb  nic^t  lange  5ur  £a{i 
fallen  unb  bie  n>entgen  permet^rten  Hlonatl^sgelber  bemfelben  wenig  genug 
füljlbar  feyn  werben;  n>ir  ^wei^eln  alfo  nic^t,  ha%  (Euere  Cljnrfttrfll.  Durd?- 
(aud^t  wenigflens  einen  S!l)ei(  pon  bem  n>as  t|dd^|lbiefelben  bem  (Satten  be« 
ftimmt  t|5tten,  ber  (Satttn  l|nIbDoüft  3ufommen  lajfen;  inbe§en  geben  wir 
feine  Vftaas,  fonbem  empfel^Ien  uns  5U  t^dd^fien  Quiben  nnb  Knaben  unter« 
it{&nig{i  geI?orfamft. 

nXiinc^en  ben  16.  Nov.  (800. 

€uerer  CtjurffirjUid^en  Durd^lauc^t 

untertt^änigfi    get^orfamfie    3U   ben 

geiftlid^en  Sachen  oerorbncte  Prae- 

sident  unb  Directores 

(5r.  Von  Seinsheim  Praesid. 

Dittreiber  Director. 

Streber  Director, 

(2lus  ben  perfonalaFten  bes  oberbayrifd^en  Kreisardjios). 

169)  „Wix  genet)mtgen  gnäbtgft,  ben  von  Unferm  geifllic^en  Hatf^s 
Directorio  unterm  {6,  Hör.  1800  erftattcten  Eintrag  unb  wollen  ber  oer* 
wittibten  Sd^ulrStljin  Tlnna  Katl^arina  ^ront|of er  aus  bcfonberen  Hücf  jtd?ten  bie 
begutad^teten  jSl^rlidjensooff.  mit2Infang  bes  eintrettenben  3aljres  bewilligen. 

Htünd?en  ben  30.  De3.  isoo.* 

(2lus  ben  Perfonalahcn  bes  oberbayrifc^en  Kreisarc^ios). 

170)  Unfer  (Seljeimes  IHinifterial  Departement  ber  (ßcijllidjen  2lngelegen- 
t^eiten  empfängt  in  ber  Einlage  bas  Pensions  (Sefuc^  ber  IPiltwe  bes  vet* 
ftorbenen  S(^ulratl|s  ^ronljofer,  um  fic^  mit  unferm  (Seljeimen  (finan3 
Xrtinifterial  Departement  über  bie  Derfor^ung  ber  ^rau  biefes  mtttellofen 
verbienten  unb  lange  verfolgten  Staatsbieners  3U  benel^men  unb  an  Uns 
einen  Eintrag  barüber  3U  erftatten. 

Max  Jos.  <£l|urf. 
^rljr.  Montgelas 

Exped.  Braun. 
170  ^eigel  in  „Mgemeine  3)eutfdje  Biograpljie".    3b.  \&,  5.  735. 


^ 


Bßitt  Äffcüunaen. 


Wie  %ef30fl  Klbvec^t  V.  im  Jaifve  }562  gemß  iß;  itnb  toae 
et  für  befolge  ictfabt  ifat 

2lm  2^.  Hopember  \562  würbe  ntajtmtH an  II.,  Soljn  bes  Katfers 
(ferbinanb  III.,  in  franffurt  a.  HI.  cin^immtö  pm  Könige  gen?äl|It  unb 
am  30.  Hopember  in  ber  Bartljolomäusftrc^e  gefrönt.  Pater  unb  Sot|n 
waren  jum  Kurtage  mit  großem  (ßefolge  erf^ienen;  berKaifer  mar  am.  5., 
ber  Solin  am  3.  (DFtober  pon  präg  auf^ebrodjen,  um  burd?  Böljmen, 
Branbenburg-Culmbac^,  Bamberg  unb  IDürsburg  •  nac^  ber  lDat|Ijtabt  ju 
Stellen.  Den  Portrab  aber  bilbete  ^erjog  211  brecht  V.  pon  Bayern, 
ber  am  \.  (Dhohtx  präg  perlieg  unb  am  \o.  0ttobcr  morgens  frülj 
8  Ut^r  bie  (Sren3e  swifd^en  Branbenburg«(£u(mbad^  unb  bem  Qod^^ifte 
Bamberg,  nämlid?  oas  Bäd^Iein  im  Dorfe  Sd^wav^ad^  unterm  IDernftein 
bei  Culmbad?  paffierte. 

f^ier  Ijörte  bas  Branbenburgfc^e  (Seleit  auf,  bas  bem.  £Jer3oge  Sigel 
pon  IPirsberg  gegeben  f^atte;  anberfeits  jianben  folgenbe  Bamberger  (gbel* 
leute  3um  (Empfange  bereit:  Z)omt|err  Ctiriftopt^  2Ibam  Pon  Stein;  £anb* 
ri^ter  3oöc^im  Pon  Strettberg;  Qans  IPilt^elm  pon  ^u^s,  Pfleger  3U 
<5iec^;  fjans  3oac^im  Stieber  ju  Butten Ijeim ;  ^rift  pon  Kinbsberg,  Qaupt" 
mann  3tt  Kronac^;  fjans  Pon  Heba)i3  3U  IPeiffenbrunn ;  J^ans  3^^^^  ^o" 
perlmgen,  2(mtmann  3U  Burgebrac^;  <5eorg  IPoIf  Pon  Kinbsberg,  Qaupt* 
mann;  3oad?im  pon  Kinbsberg,  2imtmann  3U  Kupferberg;  pl^ilipp  Pon 
Berg,  2tmtmann  3um  (Ebersberg;  ?(ans  pan^xa^  Ö)djs  3U  (Sunsenborf; 
pl^ilipp  Pon  Streitberg,  2Imtmann  3U  Heunrird?en  a.  B.  Das  Bambergfd^e 
iSeleite  übernahmen  3örg  pon  IPambac^  unb  ^llejanber  pon  Hebn>i3,  2lmt* 
mann  3U  (5ösmein{^ein.  Der  §ug  ging  snnäcbft  nac^  Klofter  £ang({eim, 
voo  bas  ^rüljftücf  eingenommen  würbe,  in  Staffeljtein  würbe  übcrnad^tet. 
21m  u.  (Dftober  gings  weiter  nac^  Breitengügbac^,  wo  ber  Bamberger 
ijürfibtfc^of,  Peit  pon  lPär3burg  (22.  2lpril  \56\  —  8.  3uli  ^577)  perfön- 
lic^  5nm  (Empfange  bereit  ftanb  unb  nun  felbfl  ben  ^er3og  nac^  Bam- 
berg geleitete* 

Diefem  gian3enben  (Empfangsfomit6  feitens  Bambergs  flanb  aber  auc^ 
ein  reid^es  <5efoIge  bes  Qer3ogs  gegenüber,  bas  uns  einen  €tnbli(f  tlinn 
lä%t  m  bie  foPfptelige  2Irt  nnb  IPeife,  wie  potentaten  por  breit|unbert 
3al?ren  gereift  jlnb.  Die  Kenntnis  btefes  (Sefolges  perbanfen  wir  bem  in 
bem  Hlangel  an  ausreic^enben  Qotels  nnb   genögenber  Perpflegung  über- 


<(72  ,  ttene  miüeilttngen 

t^anpi  Be^rfinbeten  (SeBraud^e  bamali^er  geit,  baS  Beftennbete  Jurflen  t^ren 
reifenben  Stanbesöeitoffen  in  Besng  auf  (Cuartier,  Diftualten  nrib  fonfttge 
Beauemlid^fetten  ade  (crletd^iernng  5U  oerf^affen  bemnt{t  tparen  unb  hes' 
l^aii  hatnadf  trachteten,  von  ber  Um^ebiin^  bes  l^ot^en  Hetfenben  porerfl 
bes  „ifouriersettels"  Ijabliaft  3U  werben,  auf  bem  aUe  perfonen  bes  (ßefolges 
nebfi  Pf  erben  ic.  per5et^nei  ^anben,  insbefonbere  besl^alb,  um  barnac^ 
bemeffen  3U  fönnen,  n>ie  piele  Smter  in  ber  tlälje  ber  Bcfuc^spabt  3ur 
fiefernng  von  prooiant,  2ien,  ^aber  ic*  ic.  auf3ubteten  feien.  Damals 
waren  nSmIi<^  nidjt  einmal  größere  Stäbte  berart  mit  £ebensmittel  oer* 
fe^en,  um  o^ne  Porbereitung  mcljrere  ^unberte  von  plö^Iid?  anfommenbcn 
<5äpen,  insbefonbere  in  Kriegs*  nnb  Ceuerungsjaljren,  bewirten  3U  Unnen. 

(Ein  fc^Iagenbes  Beifpiel  bafur  ift  ber  Befet^l  bes  Hates  ber  Stobt 
2Ingsbnrg  pom  3at}re  H92i  wobnrd^  ben  Bäcfem  unb  Bräuern  verboten 
würbe,  ben  etwa  tinveitenben  ^Jär^eii  nnb  (Säfien  Brot  nnb  Bier  3U  ©er* 
fanfen,  wenn  biefelben  iljr  Korn,  inal3  unb  (Serfte  nic^t  felb^  in  bie 
Stabt  mitbrächten.  0 

Der  „(fourier3ettel"  nun,  welchen  jic^  Bifdyof  Deit  oon  Bamberg 
über  bas  (Sefolge  bes %r3ogs  211  brecht V.  vom  3alirei562  3U  oerfc^affen 
wußte,  iß  in  einem  Sammelbanbe  bes  f.  Kreisarc^ios  Bamberg  (C^iftor. 
Katalog  Hr.  576)  auf  uns  gekommen  nnb  wirb  Ijiermtt  in  ber  lüeife  3um 
2lbbru(fe  gebrad^t,  ba%  bie  2|beligen,  Beamten,  priefter  nnb  Künjiler  mit 
it^ren  Hamen  ein3eln  fopiert  ^nb,  bagegen  bas  jafilreic^e  perfonal  von  Be* 
bienfleten  nieberen  ^an^es  bloß  unter  f ortlaufernbe  giffern  3ufammen  ge3ogen 
ifl.  £eiber  x^  bie  £efung  manci^mal  fd^wierig  unb  nid^t  fieser;  benn  bie 
^anb  bes  Sd^reibers,  ber  pieUeid)t  ber  Küchen-,  Keller*  ober  fltar|latt- 
Partei  angel^3rte,  iji  Feine  gewanbte. 

Das  (Befolge  bes  Qer3ogs  betrug  in  Summa  266  perfonen,  —  barnnter 
allein  bie  l^offapeUe  (Cantorev)  mit  27  perfonen  von  Hr.  ^35 — \6\  oer« 
treten  ijl  — ,  520  pfcrbe,  I5  «fei,  Kutfc^en  unb  fonjiige  IPagen. 

Die  „f  ourier3etteI"  für  ben  Kaifer  unb  feinen  Botin  (ber  lefetere  !am 
am  ^3.,  ber  erjlere  am  \^,  (Df tober  nac^  Bamberg)  flnb  im  Kreisarc^ipe 
Bamberg  nic^t  met^r  ertjalten  ober,  was  waljrfc^einlidjer  ig,  gar  nic^t 
in  bie  Bf&nbe  bes  Bifd?ofs  gelangt  trofe  feiner  lebtjaften  Bemüljungen 
barum,  wooon  bie  unten  als  Beilagen  folgenben  (Einträge  in  ber  ^of- 
fammer'Hedynung"  geugnis  geben.  €ine  Detailangabe  oon  beren  (Sefolge 
lägt  fid)  barum  nic^t  me^r  geben ;  bod^  ift  uns  eine  Hoti3  über  bie  ungefäl^re 
Stärfe  öesfelben  aufbewal^rt.  21m  8  (Dftober  beffet^It  nämlic^  Bifd?of  Peit 
bem  Bürgermeister  3tt  geil  für  (Quartiere  unb  Diftualien  3U  forgcn ;  benn 
ob3war  ber  gug  bes  Kaifers,  Königs  unb  j5er3ogs  bemnäd^fi  auf  ^a|f  urt 
3ngel}e,  wo  fie  übernachten  wollten,  fo  muffe  boc^  auc^  geil  flci}  auf  (ßäf^e 
gefaßt  macben,  weil  fie  faum  alle  in  Qaßfurt  untergebradjt  wetbenfdnnten; 
benn  bie  „orei  Ijanfen  nad^einanber*  beftänben  aus  „pngeuerlic^  oier  ober 
fünfftaufent  pferben.** 

Der  gettel  lautet: 

\,  Der  ^er3og  Albrecht  famt  f.  (Sema^Iin,  ^— 2. 
2.  Frauenzimmer: 
(Jrau  V.  Peru,  ^ofmeiflerin,  3;  (Jrau  Untcrt^ofmeijterin  Freutin  (?),  ^; 
3ungf rau  v.  Lamberg  ,  5 ;  3ungf rau  Flitzingerin ,  6 ;  3ungf rau  Künigs- 
felderin,  7;  Die  von  Gieß,  8;  Adellzhauferin,  9;  Eyfenreichen,  ^0;  Layt- 
tingerin,  \\;  Katharina  Wefchin,  {2;  ber  ^rau  v.  Fern  bienerin,  ;3;  Jung- 
frau bienerin,  {^k* 

<)  Kceisarc^it)  Sambers,  Krieg^üften  pom  ydfct  li^2,  Blei^rtr.  j(58. 


von  Joljcmtt  lltaYer^ofer.  i^73 

3.  f  firpi.  Cämerling: 
Hans  Adam  v.Muggental,  Qaiie  3  Pf  erbe,  ^5;  Maninger,  (6;  Grebner,  (7; 
Mathes,   {8;  Joannj,   ^9. 

^.  Edelknaben: 
Garhamer,    20 ;    Lamberger,    2^;    Enndorfer,  22;    Leubelfloger ,  23; 
Thierhamer,  2^;  Kotzauer,  25;  Be(r)chem,  26. 

5.   Frauenzimmer-Edelknaben: 
Uberäckber,  27;  Großwelfch,  28;  Waldin,  2% 

6.  Kanslet: 
Prantftetter,  Sehetarj,  30;  Sein  Schreiber,  3^;  €in  3«b,  32; 

7.  £eibSr5te: 
Quirinus    (?)   Kholperger,    33;    ber    Krimel ,    3^;    Dr.    DhamüUer,  2 
pferbe,  35;  meiner  Gg.  Schmidt,  Baibier,  2  pf ,  36;  Zimon  Roft,  37. 

8.  (Eprl^itter; 
£ucas  furjl,  38;  ^frfacy  IPagner,  39. 

9.  Sc^neiberet: 

IlTeiper  lHatljes  IHic^I,  ^0;  5.  2  Kned^te,  ^t— ^2;  nteifler  VHaxtin,  ^3; 
2  Knechte,  't^— ^^5;  nieijler  Stejfans  Kned?t  ober  lOoIff,  it6. 

^0.  £acfaien  tt.  21.: 
't  /ylaagaten",  ^7—50;  £iicas  pogner,  5^   Cruljenfnec^t  Qans,  52; 
3nndfrauenfried?t  ^ans,  53. 

U-  2^  Trabanten,  5^—77. 

^2.  Stlberfammer-partet,  befleljenb  aus  5  perfonen,  78—82. 

^3.  Knc^enpartei,  befiel^enb  aas  \7  perfonen,  83—99. 

\^.  Kellerpartei,  bejleljenb  aus  5  perfonen,  ;oo— ^o^. 

^5.  Uta r jla II p artet,  bejleljenb  aus  2^  perfonen,  ^05— ^30. 

^6.  Kaplan^partei: 

Qerr  meldjior,    X5\\   %rr  pauls,   ^32;   ^err  ÜXlidfl,   ^33;   ber  0. 

Praunaw,   |(3^. 

^7.  Canterey: 
Orlando,   \35;  Franz,  paffip,    ^36;  Franciscus,    pajfijl,   J37;  Francisci 
3ruber,  paffifi,   ^38;  Joachim,    Cenorijt,    ^ 39;  Lazarus,   Cenorijl,    \^o; 
Grecus,  2Illifi,  ;^U    Anthoni,  2IItiji,  ;^2;    Canterey -Buben  ^,    ^^3— ^^^6; 
Orlandt-Bub,   ^^7. 

;8.  3njirumentipen: 
3^eronYnius,  cSeiger,  ^^8;  2lntIjoni,  (Seiger,  ^^9;  Bajjttfi,  (Setger,  ^50; 
3unger  Bnb,  (Seiger,  X5\;  Xltatl^eus,  (Seiger,  ^52;  Üncio,  (Seiger,  ^53; 
gerbenio,  (Seiger,  ^5^^;  3^JfowYmus,  ginfenWafer,  famt  2  f.  Bröber  —  3, 
155— ^57;  2lnbreas  (Sabrtel.  (Drganijl,  i58;  (Eolman,  £antanift  (wol 
£autenijl),  ^59;  (£alcant,  \60;  Kaplan  X)iener,  \6\. 

\%  Hetfige  pferbe  (u.  perfonen) 

3m  fürfil.  Xnartlall:  58  pferbe; 

20.  Qerrn  Hätl^e: 

2IIejanber  v.  Wildenftein,  ^ofmarfc^^tt,   5  pferbe,  ^62;  Wilh.  Löfch, 

frauenljofmeijler,  5  pf .,  ^63;  Hans  Ainkhürn  (?),  Kuc^elmeifier,  ♦  pf .,  ^6^; 


^7^  Heue  mitteilun^en 

Dr.  Wiguleus  Hundt,  5  pf.,  ^65;  Dt.  Aufferus  g)  Pärmbinger*),  3  pf.,  ^66; 
Heinrich  V.  Haslang,  ^  pf .,  ^67;  Bernh.  Dichtl,  Hetterljauptmaittt,  <t  Pf-»  1^8; 
Dr.  Hanns  Hegenmtiller,  3  Pf.,  ^69;  Peter  Obernburger,  2pf.,   UO;  Murdl, 

2  pfv  \n. 

2\,  Crttc^feffen: 
<5raf  ^emtiäf  ©.  fnpfen,  5  pferbe,  ^72;  IDoIf  Wxlf\,  v.  Htac^felratn, 
Hatl^,  f  rlj.  3»  Wildeck  (ipo!jl  Waldeck),  5  pf,  ^73 ;  Jolj.  UHIIj.  EJerr  t).  Pern, 
^  Pfv  l?^;  Carl  V.  Freyberg,  3  pf.,  ^75;  (Ernß  p.  Hcc^berg,  ^  pf.,  ^76; 
^ans  Stgm.  d.  Münchau,  2  pf.,  ^77;  Bitrfart  tlotljaft,  3  pf.,  ^78; 
fjans  IDcmer  D.  Setboltsborf,  2pf.,  ^79;  Joachim  0.  Siernflem,  3  pf.,  \80; 
Qans^inr.  t).  XXlu^^ental,  2pf.,  ^8^;  IDUli.Dauibt  p.  Hufborf,  2  pf.,  ^82. 

22.  ^ofjttttfer: 
Andre  Peninger  (Peringer?),  3  pferbe,  ^83;  tltclas  ©.  IDarnjiat, 
^  Pfv  is^t;  Bernbart  ©.  Vtenam  (?),  3  pf.,  ^85;  lubiPig  Z)tcl^tl,  2  pf.,  ;86; 
3eronimus  v.  Setboltsborf,  3  pf.,  ^87;  (Erijart  IlTugeittaöer ,  2  pf.,  ^88; 
Qans  Volckher  0.  Frinburg,  2  pf,  |89;  Clement  HTtnc^,  2  pf.,  ^90;  Jacob 
V.  plumentaU,  2  pf.,  X^x;  vamb  p.  Cannberg  (?),  3  pf.,  ^92;  Virich 
V.  preYfing,  2  pf.,  193;  ^ans  2lbam  o.  Fraunbcrg,  2  Pf.,  ^9<t;  Bans 
Sigm.  0.  parsberg,  2  pf.,  J95;  iubiptg  IDelfer,  2  pf.,  ^96;  Jladij 
£enpred?ttnger,  2  pf.,  197;  lüillj.  Sc^enf,  (Quarttermeijler,  2  pf,  ^98; 
teeljenf eiber ,  Saf^Imeifler ,  2  pf,  ^99;  —  (Juttcrmetjler,  3  pf,  200; 
Henfd?amer,  ober  per  ^nrtcr,  20  (;  Willi,  Vfiaix,  propiantmeijler ,  2  pf., 
unb  nodj  6  Htann  mit  6  pf,  202— 208. 

23.  (Einfpänige  (Ebedente  unb  Knechte: 

O  IHann  mit  ;7  pf,  209—228. 

Die  Hamen   ber  einfpSnigen   (Ebelleute    {inb:   Cafpar  Widerfpacher ; 

Seuer;    Hannoidt;    Acbazi   Widerfpacher;    Tanhauser ;    Görg  von  Görstorff; 

Sebastian  Bropst ;    Niclas   Vnnger  von  Waratlika ;    Jacob  Vnnger  Wilanifch ; 

Onofferus  Forster. 

2^.  ^  Crompeter 

{nadi  b.  BIgn   ^ofFammer^Hec^g.  waren  'es  5  Trompeter,  tpelc^e  5  Cfjl.  = 

V  fL  VI  a?  perel^rt  erl|ielten),   229-232. 

25.  ^  reitenbe  Boten,  233—236. 

26.  Kntfc^en-pferbe  6c  (Efel: 
Kutfc^enpferbe  66,  Cragefel  \x,  Sänftenefel  ^. 

27.  (Srafen: 

(5raf  Friedrich  v.  Otting,  2^  pferbe,  237;  <Sraf  Hainr.  v.  Fürftenberg, 
27  Pf.,  238;  Jocham  (Joachim?)  v.  Ortenburg,  ^2  Pf.,  239;  Ulrich  v. 
Montfort,    \5  pf,  2^0;  2Ilbred?t  V.  Leonftein,   \5  Pf,  2<^\. 

28.  (Jretljern: 

Degenljart  0.  Stanf,  6  pferbe,  2^2;  Junfer  d.  Pern,  3  pf ,  2i^3; 
?ians  ^ugger,  8  pf.,  2<t^. 

29.  Hitter: 
X0\%  Xtottia^t,   Commentljur  ju  plumenttial,  5  pferbe,   2^5;  (ßg. 
V.  Hehenberg,  5  pf.,  2^6;  ^ans  <5g.  0.  (Swmpenberg,  5  pf,    2^7 ;  Kar( 
p.  Frauenberg,  8  Pf,  2^8. 

*)  OieD.  Dr.  Onoffer  Perbinger. 


von  Qenry  Simonsfelb,  ^75 

30.  von  2fbel: 

Zacoh  V.  tL^ntn,  5  pferbe,  2(^3  \  Xhit  v.  CSnng,  5  pf.,  250 ;  2l(^a5 

p.  Lening  (Laiming?),   9  pf.,   25 Tr   WiqnUns  o.  IDeic^s,    5   pf.,    252; 

(Dsipalb  t).  <Ecf,    \o  Pf.,  253;   3org  t).  Hod?bac^  (Horba<^?)  3  pf.,   25^; 

^ans  2lbam  p.  Ölarolttng,  7  pf.,  255;   Pett  tTTarfc^aQ  p.  pappenljctm, 

6  Pf.,  256;  Wolf  V.  Hanfperg,  5  pf.,  257;  2IrtoIf  P.  Sanbijeö,  ^o  pf.,  258; 

Wolf  V.  Canberg,    9  pf.,    259;   ^ons  €rasmus  p.  IDelben,   ^  pf.,   260; 

Friedrich  v.  pin3cnau,  3  Pf.,  26t;  2lbam  p.  Orin^,  5  pf.,  262;  inarfipart 

p.  Stein,  ^  Pf..  263;  Jochaimv.  Freiberg.  ^  pf.,  26^^;  2lrtoIff  p.  Sc^tParsen- 

jlctn,  5  Pf,  265;  Bergfalt  (!)  von  Kaltetall,  ;o  pf.,  266. 

Bettagen  aus  ber  Bamberger  ßof  fammer3aIjIamtS'Hec^nung 

pon  XPalpnrgt    ^562—^563. 

Jlusgaben  für  hen  Katfer  zc. 

XXI  gib.  VI  a^  XII  ^  t\at  gadyartag  pnd?fd?ufler  Heyttenber  pot,  2lfls  er  3tt 

3ipeyen  nialjln  gein  pröc^  3n5  lanbt  3tt  Boljeim  abgefertigt  worben, 

bofelbfl  ber  Ke^ferl.  HTavt  annFunfft  3U  erfunbtgen,  per3ert  pnb  aus* 

geben.    (3al|It  ^5.  Sept.?). 
XIII  fl.  II  W  XXV  Jf  Ijat  gadjartaß  Bud?fc^ufier  Heyttenber  Pot,  als  er  Pon 

meinem  gnebtgcn  l^errn  3U  Keyf.  HTayt.  gein  3ra(^  mit  Briefen  gefdjicft 

iporben  pnb  alba  3U  Brac^  Heun  tag  5tiU  gelegen  pnnb  pff  2lntwort 

gewärtig,  per3ert;  3aljlt:  22.  sept. 
xiii  fl.  VI  ^  !|oben  IPeyprec^t  Sc^rayer  pnb  Benebict  pac^ala  (Etnfpentge 

als  pe  mit  3weven  pferben  gein  (gger  gefc^idft  n>orben  bofelbfien  ber 

Homifc^en  Konigl.  Ulayt.  anwnft  pnb  alljero  gelangen  lajfen  foöten, 
^     per3ert . . . 
Tfl[.  IUI  W  ^^  ^  fjat  3örg  pon  VOannhadi  pnb  anbere  pon  abel  fampt  tren 

3ugebnern  reuttern  3u  Staffelftein  bei  IPolfen  Dife  Cafhiem  per3crt  als 

fle  pff  ljer3og  2IIbrcd?t  pon  Bayern  bofelbfien  gemartl^  pnb  alljero  beglatt. 
IUI  p.  l^at  ^ans  3oad?tm  Stieber  3U  Butten  l^eim  3U  Banft  pnb  f  idjtenfcls 

ausgeben  als  er  ..tjin  perorbnet  pnb  ber  Hom.  Keyf.  HTayt.  anfonft 

ermarten  feilen,  jalt  22.  (Deicht, 
V  fr.  fjiiii  Jf  geben  (tlaufen  Kod?   u>trt  3um  Sieben  tljurn   alljte  für   (07 

fialmit  3U  \2   4  lier3ogcn  2llbred?ten  in  Bayern  leyb  pferbt,   bie  bey 

gebadetem  roirt  einforntrt  »orben. 
ncijfj  (=  280)  ff.  inidjeln  praun  Burgern  allste  als  perorbnetcn  €ommi§* 

meifter  pberantmort;  \\ai  er  furter  für   Ijabern,   l?eu  pnb  firo...  3U 

futterung  pnb  pnterljaltung  ber  Heifflgen  Pnb  magenpferbt  ausgeben. 

(fjier  ift  bas  (Seftnbe,  aller  3  Potentaten  3U  perfte^^enl) 
§ur  Skalierung  bes  bamaligen  (5elbn>ertes  mag  aus  ber  Qoffammer^ 
rec^nung  bes  3alires  ^562  angesogen  ©erben,  \>a%  ber  Cagloljn  eines 
IlTaurergefellen,  ipenn  er  ftc^  felbft  perföftigte,  ^5  4  betrug  unb  2<k  4„  wenn 
er  bie  Kofi  beim  Bautjerrn  Ijatte.  (Ein  fet^rjunge  t^atte  \%  4  Caglol^n 
nn\i  Koft. 

Bamberg.  3ol?ann  Ulayer^ofer. 


lein  Vovtfiufev  bed  Volapfit  in  fllfitK^en. 

3n  einer  Befprec^nng  bes  erften  3(t^vg^ft9^s  Wt\ts  3al{rbu(^e5  (Beil. 
3.  2111^.  gtg.  ^887  Hr.  229)  äußerte  ber  Heferent  mit  Be3ug  auf  "^(xs  von  mir 
gefireifte  problem  einer  allgemeinen  lDeltfprad?e,  mit  bem  fid?  ber  nod? 
immer  pielf ad?  perfannte  polyt|ijlor  3ol?<inn  3o<^4t<n  Becker  befc^äftigte : 
^unfere  PolapuFiften  Ijätten  alles  Hed?t,  bem  Be(^er  ein  IHonnment  ju 


/j(76  ^^»e  ITtttteilnngen 

votieren".  Zinn,  \d^  bettfe,  bamtt  hat  es  nodf  gute  IPege.  IPtrb  boc^  and^, 
bis  bas  Dolapü!  felbfl  erfi  fe^en  ^n%  gefagt  unb  bte  Weli  erobert  traben 
wirb,  fo  3tt  fagen,  „nodj  oiel  IDaflfcr  bie  3f<^'^  I^inabfücgen". 

(£5  fod  nun  aber  tjter  Feinesn;>egs  über  IPert  ober  Unmert  bes  Volapnf 
gefproc^en  merben :  mir  {letzen  ber  ^rage  abfolut  gletc^gulttg  gegenüber, 
ha  wit  ifjr  nod^  gar  md^t  näfjer  getreten  finb.  Wk  wotlen  l^ter  nur  einmal 
mitteilen,  mas  jener  Hlann  über  bas  problem  gefagt  ^at,  ba  bies  pteUeic^t 
fär  bie  <5ef(^ic^te  biefer  Beflrebungen  nic^t  ganj  oljne  3Tttereflfe  x%  jumal 
Becker  ja  lange  §eit  t{ier  in  Ulnnd^en  gelebt  i^at  unb  gerabe  mät^renb 
bes  ^iefigen  2Iufentl^a(tes  fid^  mit  jenem  Sif^ema  bef^äftigt  t|at.  34  n^ät^le 
5u  biefem  gmecfe  ans  feinem  5mifd^en  {6SQ  unb  (682  in  Üonbon  pcrfdgteu 
IDerfc^en:  ^^Härrifd^e  IDeigl^eit  unb  IDeife  Harrt^eit  ober:  <Ein 
^unbert  fo  Politifc^e  als  pli^^^italiid^e,  Mechanifcf^e  unb  Mer- 
cantilifcbe  Concepten  nno  Propositionen"  bas  ^kX-  Sind,  ujeld^es  folgenber« 
ma§en  lautet: 

Pon  einer  algemeinen  Sprach  nnb  Sc^riffi 

Qier  m3c^te  einer  anfangs  einwerfen  nnb  fagen  :^  n?ann  atte  natiönen 
einerley  Character  fc^reiben  nnb  einerley  IDörter  rebeten,  fo  )\ätte  man 
einerley  Sprach  unb  Schrift  unb  borffte  man  feine  neue  erflnben:  baroon 
aber  wirb  alliier  nic^t  ge^anbelt,  fonbern  bie  Sadje  unb  Proposition  bejtefjet 
in  30>eYen  (Sliebern:  erftlid?  in  einem  XHittel  burd?  Character  einanber  fc^rifft* 
lid?  3U  oerflel^en,  ba%  bod^  jebe  Nation  itjre  Sprache  beljalte  unb  feine  ber 
anbern  IDort,  fonbern  nur  bas  significatum  unb  ben  sensum  oerftel^e.  ^ier« 
oon  Ijabe  feljr  piel  gef (^rieben.  Commenius  \:^at  nadf  2lnla§  ber  Chineser 
einen  Orbem  sensualium  pictum  ausgeljen  laffen^)  woraus  nod^  wol  bet| 
ned?jie  IDeg  3U  einem  aügemeinen  Character  3U  ^nben.  €in  Spanier  wie 
au4  pater  Kircf?er  liahen  fic^  ingleid^en  barinnen  bemüljet^j,  aber  pater 
Sd?ot  in  feiner  „Technica  curiosa"  aiebet  ben  prei§  oor  allen  anbern 
meinem  neuerfunbenen  Character,  welken  tc^  Anno  i660  t|er ausgegeben  ^ 
unb ,  geliebts  (Sott ,  biefes  3at|r  in  forma  eines  ooüf ommenen  Lexici  auff 
bie  2(rt  meines  Novi  Organi  Philologici  *)  in  fec^s  Sprad^en,  als  Ceutf(^, 
(Englifc^,  polnifd?,  f  ateinifc^,  (Jranftöftfd?,  ^taliämfc^  ^erausgel^en  wirb,  ein 
fet{r  nü^Iid^es  IPercf  3U  Dielert^anb  (5ebraud^. 

Die  jweyte  2Irt  iji  eine  Sprad^e  3U  flnben,  welche  man  reben  fönnte, 
als  3um  (cjempel  wie  bie  Lingua  Franca  unb  welche  bod?  gan3  leicht  3U 
begreiffen,  etwan  in  pier  lDod?en  geit  3U  erlernen,  leidet  aus3afprec^en,  bie 
Sadjen  bodj  wol  nnb  umftänbig  exprimirt  unb  aus  ber  Hatur  ber  Sadjen 
felbft  genommen  wäre,  hierüber  nun  l^ahen  jtd?  bemiit|ct  Unterfdjieblic^e 
als  Georgius  Dalgarnus  in  feiner  Arte  signorum  ober  Charactere  uni- 
versali  et  Lexico  Grammatico  Philosophie© ^),  item  Franciscus  L  o  t h  wi  ck {?)*), 
item  Johann  Wilking')  -^  alle  (Engellänber;  unb  wie  ic^  oerneljme,  fo  finb 
fte  bey  ber  Societät  alliier  ^  noc^  gcfd?äfftig   bas  IDercf  aus3ufinben.    2tber 

0  J1666  in  narnberg ;  aber  3ot}ann  2(mos  Comenins  (1592— X6?0  f-  t>en  ^Ictifel  in  ber 
^.^Ulgemeitien  Deutfd^en  Bio^rapt^ie".  Banb  IV,  5.  43^. 

*)  mfyxna^us  Kirdjcr  ^602— 1680,  j.  ^Qg.  Dent.  Biogr.  XVI.  X. 

•)  „Character  pro  notitia  linguarum  universali"  (Inventum  Steganographicum  —  alfo 
audi  ein  üorläufer  ber  »tenograpljie  I)  ^ranffnrt  X66t.  IHe  Stelle  in  Casp.  Schotts  (1608— 1666) 
„Technica"  Qe^t  (in  ber  2tusgabe  von  X6&k)  S.  505. 

*)  Wo^l  bas  I}ier  In  mand^en  ^670  erfc^ienene  ,,Novum  Organum  pro  verborüm  copia 
acquirenda". 

»)  „George  Dalgarno,  linguistc  ^cossais",  geboren  c.  X625,  geworben  ^687;  cf.  Nouvellc 
biographie  g6n^rale  (1855). 

*)  aber  ben  id}  nid^ts  gefnnben. 

')  John  Wilkins  (i 614— 1672). 
'    •)  3n  Conbon,  wo  bie  X>orrebe  oerfa§t  i^. 


von  ^enrf  Stmonsfelb.  i^77 

wie  midi  beucht,  fo  grciffm  jte  es  3U  fünpiic^  unb  au  »eitläufftig  an,  bev* 
gejlalt  bag  bas  IDercf  unpracttcabel  iperben  tPtrb,  tpte  bann  (=  benn)  bes 
Wilkings  Lingua  Philosophica  fünjilid^er  ifl  als  aOe  anbeten  Sprad^en;  nnb. 
ipolt  id?  el^er  (Eeutfd?,  5claooni|^,  2lrabifd?,  Ulalaifc^,  0taribifd?  *)  unb 
f ateinifc^  lernen,  mit  ipeld?en  fec^s  Sprachen  man  bie  c^an^t  XPelt  burc^* 
"fommen  fan,  als  altin  biefe  bes  Dr.  Wilkings.  Denn  es  ift  eine  unenblic^e 
multitudo  barinnen,  unb  tjat  folc^e  3n  erlernen  nod^  niemanbs  bie  probe 
getljan  als  ber  %rr  Boyle^),  ipeld?er  bod?  felbji  befennt,  ba%  jle  fel^r  fc^wer 
fey,  fo  großes  ingenium  er  auc^  \\at 

meines  €rac^tens  mug  eine  S^xad^e  feyn,  erftlic^  von  {o  ober  \2 
Buc^fiaben,  roo  !etn  H,  §  ober  fd^mere  3ud?jlaben  feyn,  fonbern  meljrent!|eils 
Labiales,  Dentales,  Vocaks,  alfo  ba%  fie  anA  von  einem,  ber  eine  fc^mere 
gunge  l^ai,  bod^  (eid^tüd;  gefproc^en  tperben  fan. 

groeftens  mng  es  einen  Character  ^ahen,  ber  einfältig  3U  fd?reiben 
t%  alfo  ba%  es  audf  x>on  Bauten  in  einem  Cag  gelernet  »erben  fan. 

Drittens:  bie  ttnn5tige  IDörter  fo  in  einer  Sprad?e  einen  Ueberftug 
nnb  IDeitläufftigfeit  mad^en,  muffen  ausgemufiert  unb  nur  bie  ndtl^ige  3nm 
täglid?en  (Sebraud?  erforbembe  IDörter  3ufammengebrac^t  nnb  in  radices 
gefeit  werben,  barpon  ic^  einen  eigenen  Tractat  gefd^rieben  »de  Verborum 
Sufficientia"  unb  bemiefen,  wie  wenig  Substantiva,  Adjectiva,  Verba,  Adverbia, 
Praepositiones,  CoDJunctiones,  Inteijectiones,  Pronomina  in  einer  Sprache 
pon  nötigen.  Unb  bie  Nomina  Propria  ausgenommen,  wie  oielerley  IDdrter 
feynb  ifjrer  wol,  fo  in  ber  ganzen  IjeiL  S^rifft  feynb?  ober  wie  pielerley 
IDdrter  jinb  in  einer  Sprache  pon  ndtl:ien,  bafi  man  fle  wie  eine  IHutter* 
Sprache  reben  unb  aües  barinnen  exprimiren  fdnne?  mit  brey",  Pier-  ober 
3um  ^öd^flen  mit  500  IPdrtern,  alfo  ba%  man  gar  in  einem  DTonat  eine 
Sprache  fo  weit  wirb  lernen  fönnen,  nemlidj  bes  Cages  ^e^en  ober  3wölff 
IDörter,  ba%  tv  eine  Sprach  3U  genugfamer  Hotljburft  perftet^en  nnb  reben 
fan:  nnb  t{at  biefe  meine  ausgefnnbene  sufficientia  Tocabulorum  ttic^t  nnr 
tljren  ^anptnutjen  in  biefer  Lingua  universali,  fonbern  in  jeber  Sprache, 
welche  fol^er  (Seftalt  leidet  erlernt  werben  fann. 

Dierbtens  mug  bas  piele  variren  in  ben  Declinationen  nnb  Conjugationen 
abgefc^afft  werben.  Dann  wor3U  bienen  bey  ben  (Sried?en  fo  piel  variationes, 
bas  medium,  bie  Aoristi,  bie  Futura,  bie  Declinationes  unb  Contraeta?  bei 
ben  Lateinern  fo  ein  ^an^en  Terminationes,  fo  ein  Qanffen  Genera,  fo  ein 
ßauffen  Articuli,  fo  piel  Constnictiones,  fo  Piel  Exceptiones,  Anomalia,  fo 
ptel  Declinationes  nnb  Conjugationes ,  aud^  Comperationes  unb  bergleid^en? 
^n  biefer  universal  Laical-Sprac^e  Ijingegen  ijl  genug  ein  Genus,  eine  Ter- 
mination,  eine  Declination,  eine  Comparation,  ein  Singularis,  ein  Pluralis, 
4  Casus,  ein  Activum  unb  Passivuxn,  ein  Indicativus,  Imperativus,  Infinitivus, 
ein  Praesens,  Praeteritum  unb  Futurum  nnb  bie  brey  Perfonen  unb  ins* 
gefampt  eiwan  fed?s  Heguln  in  Syntaxi:  big  t{l  bie  ganhe  Grammatic  auff 
einem  ein3igen  Blat,  unb  weil  bod^  fo  piel  exprimiren  als  einer  in  feiner 
Sprache  tl^nn  mag. 

^finfftens  foö  man  and?  feljen,  ba%  man  in  biefer  Laical-Sprac^e 
Sylben  unb  IDörter  flnbe,  bie  wenig  Buc^jtaben  l^aben  unb  leicht  aus3ufpre(^en 

Seyn,  aujfs  t)dc^fie  dissyllaba,  nnb  welcbe  boc^  ein  2lnfei{en  liahen  nnb  auff 
ue  £atemifc^e  ober  Spanifd^e  UTanier  fommen. 


<)  Wot}I  oerDriuft  ftaH  ^Otraribifd}"  was  gleicfrbtbeatenb  mit  pccfifcfr  fein  barfte,  ba 
(Ptrar  eine  Stabt  in  perfien  (Cutfe^n). 

*)  Wci)!  „Robert  Boyle,  c^l^bre  phyricien  et  chimiste  anglais  1636--169X"  cf.  Nouvelle 
biographie  g^. 


^78  tleue  Xnitteilungen 

Stä^fiens,  mann  bte  Sprac^  bergefialt  leicht  ifl  5U  lernen  unb  ^u  reben, 
anc^  Hebltc^  in  ber  ^Insfprac^e,  fo  mttb  fie  balb  in  ber  (Semetn  feyn,  a(s 
mte  bie  Lingua  Franca,  nnb  barumb  nenne  id^  jle  eine  Laical-5pra(^e;  aber 
fie  fann  aud^  eine  Philosophical-Sprad^e  genennet  merben,  bieiDeil  id^  alfo'* 
balb  ans  bcm  Wott  nnb  Suc^ftaben  beg  Worts  bie  Variation  unb  Etymo- 
logi(c),  bie  Logische  nnb  Physische  Zlatur  beffelben  erfennen  fan,  welAes 
de  facto  feine  Sptadje  in  ber  IDelt  tjat  gum  (2jempel:  ic^  l^abc  fo  Dielerley 
Sad^en  als  in  ber  IDelt  feyn,  nämli^  Genera  ber  Sad^en,  Radices  gemad^t; 
alfo  ba%,  wann  id?  ein  IDort  Ijöre  ober  lefe,  idj  alfobalb  feigen  fan  ob  ber 
Radix  ein  dljier,  ein  irrbifc^es  (E^ier,  ein  Dicrfiiffiges  (Etjier,  ein  l^üfflgtes 
ober  gefpaltner  Klauen,  gel^ört  (gefjörnt?),  njieberfänenb  unb  enblic^  was 
feine  specialissima  praccisie  mit  anbern  (5efd?5pff«n  ij^,  meines,  n>er  mein 
pl)i(ofopt}if(b  2lbc  tiai,  alfobalb  erfennen  fan ;  mer  aber  nid^t  barauff  ac^ung 
^ehen  w'xl,  fan  fie  als  eine  anbere  Sprad^e  reben,  aber  ({ierDon  ein  me^reres 
m  meinem  Novo  Oi^no  Hexaglotto^),  sub  titulo  de  Verborum  Sufficientia. 
Sonften  l^at  Helmont  ein  Alphabetum  naturale  Hebraicnm  gefd^rieben  5U 
Sul^bac^^};  aber,  wie  er  in  aütn  feinen  Sad^en  confus  t|l,  alfo  tfi  er  and^ 
aQborten,  unb  n>er  ii{m  opponiren  molte,  mürbe  auff  feine  objectiones  feine 
satisfaction  fjaben,  bann  er  umb  einen  gangen  Baurenfc^ritt  feijlet  circa 
deünitionem,  figurationem  et  sonum  Uterarum,  vocalium,  gutturalium,  labialium, 
dentalium  et  lingualium,  baroon  ber  fänfllic^e  £efer  ein  mel)rers  in  meiner 
Lingua  Laica  mit  beffern  fundament  lefen  wirb").  3d?  J^aht  einen  0rgel* 
madjer  gefennt,  weither  3mar  ntd^t  gejiubirt,  aber  von  TXatnt  ingeniös  mar, 
meld^er  lange  §eit  barüber  gefeffen,  ob  er  burd^  Kunft  einige  Bud^^ahen 
rebenb  exprimiren  fönnte,  ba%  gemiglid?  ein  groffer  tl^eil  23ud?ftaben  im 
^hc  feine  (Drgelpfeiffen  gefungen  unb  t^eils  fc^  naturel  exprimirt  liahen, 
IPte  man  bie  fiummen  £aute  fo  rebenb  machen  burd?  Kunjl,  er3el?Iet  Ste- 
phanus  Rodericps  Castrensis  Commentatio  in  librum  Hippocratis  de  Alimentis 
sect  2.  p.  247.  Daß  in  Spanien  bergleidyen  fey  practiciret  morben,  mie 
itjme  ber  Budianus  er3eljlet,  ift  auc^  ju  unfrer  geit  in  Sulfebad^  bergleic^en 
(Ejempel  nnb  probe  gefc^e^en". 

IDir  enthalten  uns  iebweben  Kommentares  3U  biefen  ^lusfüljrungen, 
inbem  mir  es  ben  Dolapüfijlen  überlaffen,  biefelben  genauer  3U  unterfud^en 
nnb  für  flc^  3U  Dermerten  ober  fie  3U  oefämpfen. 

^enrY  Simonsfelb. 


ifan\c&  {am  ®afteig)  in  Oliinc^en. 

IPeber  oon  bem  Qeilig'<Seifl''piIgerl{aus  (fpSier  £7eiIig'<Sei|l''SpitaI) 
nod?  ©on  bem  Sunberfiec^en-  ober  leprofenl^aus  (am  (Safteig)  in  ijiejiger 
Siabi  Ijat  man  bisljer  urfunblic^  bas  genaue  3^^^  ^^^^^  <Errjd?tung  nadj* 
meifen  fönnen.  (Es  ijl  lebiglid?  eine  bistjcr  nid?t  beftätigte  Überlieferung, 
wenn  bafür  bas  Z^lix  t20^  angenommen  mürbe.*) 


*)  ](670  in  tnfinci^en  erfc^ienen. 

■)  ^657. 

»)  bie  abn,  fo  oiel  idf  fclje,  nid^r  erfc(^ienen  ifl,  ba  ^ed^er  balb  barauf  permutlid)  ge» 
{Sorben  ifl. 

*)  S.  Bergmann,  Senrfnnbete  (Sefd^idjte  ber  (^urf&rfllic^en  ^npt*  u.  Heflbenj^abt 
mandjen  (^783)  5.  HS  u.  20;  3of.  ^dj.  tDoIf,  Urfunb«*e  (Cljronif  »on  ...  Wandten  (J1852) 
Bb.  1,  5.  38.  Die  eigentlidfe  (Srunbßeinlegung  bes  ^eili9'(5eifl'5|>itals  fanb  \25\  ^att  (molf 
a.  a.  Q>,  5.  ^8). 


von  ^enry  StmonsfcI^.  ^79 

Uttb  bodi  fc^eitit  biefelbe  ntc^t  als  irrig  hetradiiei  mcrben  311  bürfcn, 
mentgßens  nicbt  Q05utpett  ron  ber  lDa({rf{ett  fid^  5U  entfernen. 

jd^  bin  tn  ber  £age  für  bas  Sunberped^en«  ober  £eprofenfjaus  (am 
(Safleig)  eine  erpe  urfunblic^e  (Erioäljnung  ans  bem  3al|re  (2\3 
betbringen  \n  fdnnen. 

Der  Jtreftor  bes  Staatsarc^ios  in  Denebig,  €omm.  B.  Cecchetti, 
baiU  bie  <0fite,  mir  ein  Dofnment  aus  bem  3a({re  ^274  mi^uteilen,  bos 
jtd?  im  (Driginal  in  bem  bortigcn  2lrd?iD  befinbet  unb  bemnädyft  im  „Archivio 
Veneto'*  Doüftänbig  Deroff entließt  merben  mirb.  Dasfelbe  entt}äit  bie  be« 
glanbigte  2lbfd;rift  eines  fet^r  tntereffanten  Ceflamentes  eines  in  Penebig 
©eilenben  Deutfc^en  ©om  Desember  ^2^3.  Diefer  Peutfd^e,  Zlamens  Bern« 
tj  a  r  b  (Bernardus  Tcotonicus),  im  Be3irFe  5.  Bartolomeo  n?oI?nIjaft  (habitator 
in  confinio  S.  Bariholomaei),  feines  §eid?ens  ein  <SoIbfd?mieb,  fefet  in  biefem 
Ceftament  t>or  feinem  2lbleben  uerfd^iebene  £egate  aus,  Darunter  eben 
feiner  Jnnun^  25  pfunb  Denetianifdjer  Denare  (scole  mee  aurificum  domini 
Salvatoris,  bte  iljren  Sife  alfo  in  ber  Kirche  San  Salvadore  l^atte)  unb 
unter  anberem  50  Pfunb  i)enetianifd?er  Denare  (50  libras  denariorum 
Venecialiam)  „mals(s)anis  de  Munich**. 

Da§  unter  Munich  nur  HI  andren  5U  per{tet)en  fei,  mar  mir  Don 
2Infang  an  fidler  unb  fd^eint  mir  ni6t  5U  be5n)eifeln  (einem  anbeten 
„Bernardus  de  Munich*'  unb  beffen  <Eroen  Dermad^t  unfer  Giepamentar 
200  pfunb);  aber  aber  ben  ^usbrucF  ,,malsani'*  mar  id}  lange  im  nn- 
flaren.  2Iud;  er  fommt  nod^mals  im  Ceftament  t>or,  inbem  aud^  für  bie 
,,malsani''  t>on  21quileja  25  pfunb  Denetianifd^er  Denare  beftimmt  {tnb.  3n 
feinem  ber  befannten  Had?fd?Iagebüd?er,  felbp  nic^t  bei  Du  Gange,  Lexicon 
mediae  et  infimae  latinitatis,  mirb  merFmürbtgermeife  bas  IDort  auf gefüt)rt, 
unb  es  fonnte  bestialb  fraglich  fein,  ob  barunter  bas  Sunberfied?enl|aus  ober 
bas  Spital  3U  oerftetjen  fei. 

Der  freunblid^en  lUitteilung  bes  BibIiotIje!ars  V.  Joppi  in  Ubine 
t>erban!e  id;  bie  Kenntnis  eines  fleinen,  tinbfd^en  2luffa^es  eines  Kanonifers 
in  portogruaro,  Ernesto  Degani:  Della  Lebbra  e  di  alcune  istituzioni 
che  da  essa  ebbero  origine,  ber  in  ber  ^fRassegna  nazionale**  (JIoren5) 
Bb.  XXXIII  (^887),  5.  201—220  oor  fur3em  erfd?ienen  ift  2lus  biefem 
2Iuffag  ert^ellt  nun  aber  gan3  beutlid;  nnb  unmiberleglid;,  ba^  ,,malsani** 
ober  ,,malcsani**  ibentif(^  ift  mit  ,,leprosi*^  Degani  oermcip  auf  bie 
iüngp  oon  ber  ,,Deputazione  Veneta  di  storia  patria**  oeröff cntlic^ten *) 
5iatnien  ber  Stabt  Picen3a  oom  3aljre  ^26^,  in  benen  ftd?  ein  eigener  2lb* 
fd?nitt:  ,,De  malesanis  et  loco  eorum**  finbet.  Da  t^eißt  es  nun*):  „Qui 
fuerit  indicatus  malesanus  sive  leprosus*'  unb  ,,Itein  statuimus  quod 
leprosi    qui    dicuntur   malesani'*. 

(Es  iann  bemnac^  fein  gmeifel  meljr  fein,  ba^  mir  es  in  unferem 
(Eejlamente  mit  einem  £egat  für  bas  Sunberfiec^en*  ober  Ceprofent^aus 
(uermntlid;  bod^  bem  auf  bem  <5apeig)  in  unferer  Siabt  yx  tl{un  traben, 
bas  alfo  im  3al{re  ;2;3  bereits  urfunblid;  nachweisbar  beftanben  iiat 

2^  mug  es  bafjingefteüt  fein  laffen,  ob  man  aus  bem  £egat  folgern  barf , 
ba%  jener  Bernardus  ein  IITüncbener  gewefen  x%  3n  irgenb  meldten  Be* 
«etjun^en  mirb  er  mot|I  3U  unferer  Stabt  gejtanben  l(ähen,  menn  er  aerabe 
bem  {{tefigen  £eprofent{aus  ein  £egat  l)inter(ägi  (3n  ^quileja  befag  er 
and)  ein  Bfans,  wie  er  im  Ceflamente  ermät)ni)  Beträchtlich  ift  bie  Summe 
gerabe  nic^t.    3m  gan3en  belaufen  fic^  bie  legate  auf  über  ^oooo  pfunb 

*)  Monumenti    storici.     Serie  leconda.    Statut!  vol.   I.    (Venezia   z886)     Statut!   del 
Comuoe  di  V!cenza  1364. 
«)  5.  25;  tttO»  252. 


HQO  Time  HTtiteilttttden 

oenettanifc^r  Denare,  mos  nadi  ^^ner  gntigen  3ere<^nun9  bes  Qerm 
Dr.  H.  (Eljrenberg  etwa  einer  Summe  von  3500  IHar!  [{euti^en  (Liges 
entfpric^t,  ipäl)renb  ber  ll>ert  bes  (gelbes  bamals  freiließ  mo^I  ber  sel^nfac^e 
aemefen  t|).  £s  ifi  alfo  eine  für  bie  bamoH^e  geit  tmmerl)in  nic^t  nneri^eb« 
liebe  Summe,  über  bie  ber  Ttlann  le^twiQig  oerfügt  l^ai,  nrib  es  ifl  ii)m  offenbar 
n>al{renb  feines  2Iufent!)altes  in  Denebig  in  feinem  (gefd^Sfte  gut  gegangen. 

IXlan  {lel)t,  mie  frühzeitig  fcbon  Deutfd^e  nac^  ber  £agunen{labt  ge* 
fommen  Jinb,  um  Ijier  tr|ren  leoensuntcrljalt  ßu  finben*),  unb  gerabe 
IRund^ener  werben  auc^  fonfl  in  biefem  S^^ammenl^an^  bann  oertjältnis^ 
mäßig  frülj  ermSljnt^):  3.  23.  ;333  ein  Ulric^,  ^358  ein  IRarfus  als 
Senfal  im  jfonbaco  bei  (Eebesc^i,  bem  beutfd^en  Kaufijaufe,  bas,  nebenbei 
bemerft,  in  bemfelben  23e3ir!c  lag,  in  ©eld^em  unfer  Bcmardus  too^nit, 
unb  um  jene  geit  ((2^3)  für  bie  beutfdjen  Kaufleute  bereits  eingerichtet 
ipar,  iporitber  icb  auf  mein  nnitn  5itiertes  Bud^  oeroeifen  barf. 

3c^  mieberqole :  ©ieöeic^t  war  auc^  unfer  mefjrgenannter  Bernardus  ein 
Hlundbener,  jebenfatts  aber  oerbanfen  mir  iljm  bie  bisher  SItefle  urfunb« 
lic^e  ^rn>ät)nung  bes  Sunber{!e(^en«  ober  £eprofen^aufes  in  ({ieflger  Stabi 

Qenrv  Simonsfelb. 


3(ttd  alten  }Idfetagebü(^ern:  5mc\  unbetannte  Xefc^retbungen 
{Httnc^end  am  6en  Jatfun  ;66|  unb  }7$2. 

3m  erjlen  Banbe  bes  Jafjrbu^es  l^abe  id?  auf  eine  Beft^reibung  TllU 
miindiens  t}ingen>iefen,  welche  in  bem  ausIYIannfietmftamnienben  Cod.Gall.  26^ 
ber  IjiePgen  ^of-  nnb  Staatsbibliotfjef  fxdj  oorgefunben»  Über  ben  Heifenbert, 
be%m  feber  wir  biefe  2luf3eic^nungen  rerbanfen,  waren  Hac^ridjten  nidjt 
aufsuflnben;  wir  wiflfen  nur,  ba%  er  im  3atjre  J66(  Italien,  Deutf(^Ianb 
unb  bie  tlieberlanbe  burc^wanberte  unb  auf  biefer  faljrt  audf  Bayerns 
^aupt^abt  berfilirt  itat  Von  Hegensburg  fommenb,  nimmt  er  feinen  IPeg 
über  3ngoIfiabt  unb  trifft  am  22.  3«^^*  morgens  gegen  jebn  Ubr,  m  HTüncben 
ein.    Hacf^folgenb  fein  Berid^t»)  (BI.  62b  ff.): 

Nous  Entrasmes  dans  munick  sur  les  dix  heures.  II  nous  fallat  beau- 
coup  attendre  a  la  porte  a  cause  quil  faut  aller  aduertir  le  duc  et  lui  dire 
les  noms  de  tous  ceuz  qui  entrent  dans  la  ville,  de  cette  maniere  Lon  est 
fort  longtems  a  la  porte  sans  pouuoir  entrer  ce  qui  est  iDCommode  an 
demier  point  et  peu  vsit6  allieurs,  soit  en  Italie  ou  En  allemagne. 

Je  uis  ce  jonr  quelque  chose  de  la  uille.  Je  fus  entendre  La  messe 
aux  augustins,  Teglise  est  assez  jolie  et  fort  Enjoliu6e.  Je  me  promenoy  par 
la  ville  et  trouoy  les  rnes  assez  larges  et  belies;  bien  pau^es,  les  maisons 
fort  om^s  de  peintures  et  differentes  les  unes  des  autres  tantost  basses  et 
tantost  hautes.  La  grande  place  est  Enuironn^e  de  plusieurs  logis  assez  beaoz 
et  d'un  cost6  H  y  a  des  arcades  sous  lesquels  on  peut  aller  a  couuert. 

Au  milieu  de  la  dite  place  Lon  uoit  une  grande  colonne  auec  Limage 
de  la  uierge  au  dessus. 

Je  uisitoy  ce  jour  la  Maison  et  Leglise  des  jesuistes ;  cest  vn  des  plus 
beaux  couuents  que  lon  puisse  uoir.     Leglise  est  la  plus  belle   et  lemporte 

*)  Sieljf  ben  2Inbang  ^gnr  <0e|ci}tc^t»  bentfc^er  GctDecbetreibenber  in  Xhmbi^"  in 
meinem  Bnd^ :  ^Der  ^onoaco  bei  (Cebesd^i  in  t^enebia  tic."  3b.  II,  5.  264. 

■)  «bba  II,  66. 

>)  tPir  tDoQen  nid}t  perfdumen,  Der^Ieici^s  f^alber,  an  biefer  Sttü*  auf  bie  Sc^Ibcning 
Znfind?ens  Ijinsnweifen ,  toelt^  Monsieur  de  Monconyi,  ber  im  ^ebniac  166^  f}iec  loeilte, 
feinem  Journal  des  voyages  (Banb  U,  Cfon  11666)  einDerleibt  l^at. 


von  Karl  Crauimann.  (j^S\ 

par  dessus  toutes  Celles  que  Jay  ueu  £n  aUemagne.  La  aoute  est  fort  hauss6e 
et  nest  soustenue  daucuns  pilliers,  eile  est  embellie  de  pierres  et  dorures 
de  tous  costes,  eile  est  fort  omöe,  remplie  de  marbre  en  beaucoup  dendroits, 
Enfin  rien  ne  ny  mainque.  Guillaume  duc  de  bauiere  fit  bastir  leglise  et 
fonda  le  couuent;  Sa  femme  Ren^e  de  Lorraine  En  est  aassy  fondatrice, 
eile  mounit  Lan  mil  slx  cent  deux  et  le  duc  guillaume  En  1626.  Ils  sODt 
Enterr^s  dans  une  caue  au  bas  du  maistre  autel;  maximilian,  fils  dudit  duc 
guillaume  et  sa  femme  Elisabeth  y  ont  aussy  Leur  Sepulture.  Les  religieux 
sont  au  nombre  de  18.  11s  ne  tiennent  point  de  pensionaires,  cbose  fort 
ordinaire  En  alleraagne,  mais  Ils  ont  bien  14  ou  1500  escoliers  externes. 
La  maison  ou  palais  du  prince  albert  frere  du  duc  de  bauiere  deffunt  est 
uoisine  de  celle  des  jesuistes  et  II  y  a  communication  par  vne  gallerie  assez 
longue,  Ledit  prince  est  fort  ag6. 

Samedi  23.  juillet :  Le  mauuais  tems  nous  Empescha  ce  jour  de  uoir 
La  uille  et  nous  en  fit  demeurer  une  partie  au  Logis. 

Dimanche  24.  juillet :  Jentendis  La  messe  ce  jour  a  Lesglise  de  nostre 
dame  qui  est  la  principalle  esglise  de  La  uille,  ny  ayant  point  de  cathedralle 
a  cause  que  munick  depend  de  leaesch6  de  freising.  Dans  le  choeur  Lon 
uoit  vn  süperbe  mausoMe  de  marbre  noir  om6  de  quantit^  de  figures  de 
bronze  et  de  milles  autres  omemens,  aux  deux  cost6s  se  uoit  La  represen- 
tation  de  deux  Empereurs  ou  ducs  de  bauiere,  aux  quatre  coings  sont  quatre 
figures  de  soldats,  omees  de  toutes  pieces,  lenant  chacun  vne  lance  en 
main  et  ayant  vn  genouil  En  terre,  au  haut  des  lances  sont  les  escussons 
ou  armes  de  quatre  Em(pereurs)  tous  ducs  de  bauiere.  En  Lun  sont  ceux  de 
charlemagne,  En  vn  autre  celles  de  Charles  le  gros  et  de  Louys  4.  En 
L'honneur  duquel  principalement  le  tombeau  est  dress^,  ainsy  que  porte 
l'inscription  qui  est  autour  et  qui  contient  ces  mots  (Ludouico  quarto  Imp. 
augusto  maximilianus  bauariae  dux  S.  R.  I.  elector  Jubentibus  alberto  quinto 
et  guillelmo  quinto  parente  posuit  anno  1622.),  au  haut  du  mausol^e  est  un 
oreiller  de  bronze  et  dessus  La  couronne  de  Lempire  de  mesme  metail,  au 
deux  costes  dudit  coussin  sont  deux  statues  dont  Lune  tient  lesp^e  et  lautre 
le  sceptre  marques  de  lempire. 

Au  pied  de  maistre  autel  est  vne  tombe  sur  laquelle  II  se  lit  une 
Inscription  qui  tesmoigne  quil  y  a  dessous  vne  caue  dans  laquelle  sont  les 
Corps  de  plusieurs  princes  de  la  maison  de  bauiere. 

Dans  Ladite  esglise  dans  une  chappelle  qui  est  Enfermöe  dans  le 
chceur  gist  le  corps  de  St.  benon  euesque  de  mysne  En  thuringe.  Lon  uoit 
Sa  mitre,  sa  Crosse  et  ses  uestements  episcopaux  Encore  tous  Entiers 
qnoyquils  nayent  est^  tir6s  de  son  tombeau  que  2  Cent  ans  apres  sa  mort. 

La  uille  de  munik  estoit  autrefois  fort  petite  et  Lon  uoit  Encore  son 
peu  destendue  par  le  moyen  de  quatre  tours  qui  sont  Encore  sur  pied  et 
qui  estoient  de  Lenceinte,  mais  de  puls  cinq  cent  ans  eile  est  fort  accrue  et 
presentement  eile  est  assez  grande  et  bien  fortifiee,  principalement  le  tems 
que  Le  Roy  de  Suede  la  prit  En  1632.  II  en  fut  le  maistre  pendant 
3  sepmaines,  puis  Labandonna  pour  aller  au  siege  de  Nuremberg. 

Les  ducs  de  bauiere  nojit  pris  le  nom  delecteurs  que  depuis  la  deffaite 
du  palÄtin  du  Rhin  et  ce  fut  le  pere  de  celuy  qui  gouuerne  daujourdhuy 
qui  prit  Le  premier  ce  titre  que  Luy  accorda  Lemp(ereur)  defiunt  et  II  fut 
publik  tel  aux  estats  de  ratisbonne  En  1602;  par  la  paix  de  munster  Le 
palatin  du  Rhin  fust  restably  dans  ses  droits  et  biens  et  par  ce  moyen  II 
y  a  presentement  huict  electeurs  Scauoir ,  brandebourg,  Saxe,  palatin  du 
Rhin  bauiere;  les  3  ecclesiastiques  scauoir  cologne,  mayence  et  treues;  et 
le  Roy  de  boheme. 

yiffchnäi  f&r  tnänc^emr  0efc^.  U.  5  t 


X(82  Heue  nttit^tlüttden 

Les  palatins  da  Rhin  sont  de  la  mesxne  maison  que  les  ducs  de  bhuiere. 
Larcheuesque   de  cologne,   et  leuesque  de  Freising  sont  fils  du  prince 
albett  uiuant  et  qui  est  oncle  du  duc  debattiere. 

Les  comtes  de  vuartemberg  sont  de  la  maison  de  baniere,  roais  pre- 
sentement  les  princes  de  bauiere  ont  peine  a  les  recognoistre  pour  tels, 
ayant  dege'ner^  a  cause  que  lun  deux  a  espous^  vne  fille  qui  nestoit  pas 
princesse,  ce  qui  degenere  Entierement  parmy  les  princes  dallemagne  qui 
sont  fort  scrupttleux  En  ces  matieres. 

^  Leuesque  de  Ratisbonne  est  de  cette  maison  et  par  conseqnent  parent 
du  duc  de  bauiere. 

Lundy  25.  Juillet,  feste  de  St»  jacques:  Nous  uismes  ce  jour  le  mag- 
nifique    palais   des   ducs    de    bauiere   qui    comprend    plusieurs   cours  toutes 

..Entour^s  de  corps  de  logis.  La  principalle  en  est  enuironn^e  de  quatre 
grands  fort  peints  au  debors  et  qui  paroissent  dune  belle  architecture,  mais 
neantmoins  Le  debors  napprocbe  pas  de  La  magnificence  du  dedans.  Lappar- 
te;EDent,qui  est  destin^  pour  Lem(pereur)  en  cas  qu'il  vint  a  munlk  est  sur- 
prenant  et  je  ne  crois  pas  que  Lon  En  puisse  uoir  non  seulement  En  alle- 

.magne.mais.  mesme  En  France  et  En  Italic  un  parell.  II  y  a  vn  nombre 
infiny  de  cbambres  de  plein  pied,.  toutes  auec  des  plafonds  les  plus  beaux, 

Jes  mieux  peints  et  dords  quil  se  puisse  trouer.  La  grande  Salle  dudit 
appartement  est  surprenante,  tant  pour  sa  ,grandeur  et  bauteur  que  pour  les 
Bnjoliuements  que  Lon  y  uoit,  lesc^lier  nest  pas  moins  süperbe  estant  tout 
dun  tres  beau  marbre  aussy  bien  que  les  pilliers  qui  le  soustiennent.  Toutes 
les    portes    dudit   appartement   sont    de  pieces   rapport^es   et  le  jour  de  la 

.  porte  est  dun  tres  beau  marbre^  orn6  dun  nombre  Infiny  de  pierres  fines  et 
precieuses  et  qui  forment  dessus  mille  jolies  representations,  les  ferrures  des 

]  portes  sont  graues  et  trauaill^s  auec  un  art  merueilleux.  II  y  a  aux  plafonds 
de  toutes  les  chambres  des  peintures  fort  Exquises  et  de  la  main  des  plus 
babiles  ouuriers.  Lappartement  qui  est  destin^  pour  les  princes  Estrangers, 
Si  par  Cas  fortuit  II  en  passoit  quelquun  par  cette  cour,  est  fort  beau  et 
tres  süperbe,    les   appartements   de  leurs   altesses    ne   paroissent   pas  moins 

, xnagnifiques,  mais  lon  ny  entre  pas  sans  difficult^;  Enün  tout.ce  palais 
empörte  le  prix  pardessus  tous  ceux  que  lon  peut  uoir  Jusques  a  ceste  beure 
pour  ce  qui  est  des  beaut^s  du  dedans,  car  pour  le  debors  quoique  tres 
benu  II  ne  semble  pas  correspondre  tout  a  fait  a  La  magnificence  que  lon 
remarque  dans  les  appartements.  Nous  uismes  plusieurs  petits  jardins  fort 
jolis    Enferm^s    dans    Ledit    palais;    joubliois    que    dans    Lappartement    de 

'Lemp(ereur)  et  dans  celuy  des  princes  II  y  a  2  cabinets  ou  petites  cbambres 
toutes  de  pieces  rapportees  et  tout  de  pierres  fines  et  precieuses.  Nous 
Entrasmes  dans  une  salle  faite  Expr^s  pour  mettre  les  antiquit^s  et  princi- 
palement  les  beaux  bustes  que  les  ducs  de  bauiere  ont  fait  uenir  de  Rome, 

'  II  ny  a  rien  au  monde  de  plus  propre  et  lon  uoit  vne  quantit^  prodigieuse 
de  ces  testes  auec  toute  leur  Inscription  aubas.  Je  uis  debors  du  palais  ▼& 
bippodrome  ou  lieu  a  courre  la  bague,  Le  faquin  et  autres  Ecercices,  II  est 
Couuert  et  est  fait  En  forme  de  grande  salle,  y  ayant  tout  autour  trois 
rangs  damphiteatre  Les  yns  sur  les  autres,  cela  est  fort  curieux;  apres  auoir 
examin6  toutes  ces  choses  nous  allasmes  dans  les  grands  jardins  du  prince 
qui  sont  separ^s  du  chasteau  ou  palais  par  un  foss€  fort  Urge  et  plein  deau, 
Ils  sont  fort  beaux  et  Lon  y  uoit  vn  grand  uiuier,  vn  petit  labyrintbe,  vne 
grande  gallerie  fort  belle  et  plusieurs  autres  cboses  curieuses  et  qui  meritent 
destfe  consider^s« 

Le  prince  et  La  ducbesse  uiuent  dans  vne  retraitte  fort  grande.  La 
mode  de  ceste  cour  est  fort  desplaisante,    Ils   ne   se  lai^sent   uoir  que  tiQS 


von  Karl  Craittmahn.  .4ß5 

.  tarement  et  Lon  peut  pw  mesme  E&trer  dans  les  cours  du  paUis  «ans .  per- 
missiön ;.  Le  comte  de  Curte  estoit  gouuerneur  de  toute  La  bauiere  et 
Premier  ministre  et  gouueraoit  entierementlorsque  noas  passasmes. 

Ce  mesme  joar  sur  le  midy  il  y  auoit  une  foire  fort  cel^br^  dans  le 
.  pays  et  qni  se  fait  dans  munik  a  cause  de  la  feste  de  la  st  jacques.  II  y 
auoit  grand  nombre  de  marchands  estrangers  uenus  Expr^s  £n  cette  uiUe  et 
Le  coDCours  estoit  fort  grand  de  toutes  sortes  de  gens,  eile  dare  quinze 
jours  £ntiers  et  Lon  y  ttaffique  et  uend  de  toutes  sortes  de  choses. 

Leuesque  de  ratisbonne  est  de  la  maison  des  comtes  de  vuartenberg 
qui  .sont  upe  brauche  de  celle  de  bauiere  commenc6e  a  Ferdinand  frere  de 
gttillaurae  £tc. 

Le  ducguillaume  aimant  la  solitude  et  le  repos  se  defit  de.ses  estats 
£a  fauenr  de  son  fils  maximilian  uers  Lan  1602  et  a  uescu  depuis  Jusques 
£n  lann^e  i6;26;  Sa  femme  renäe  de  Lorraine  mourut  uers  Lan  1602. 

Maxiniilian  fils  dudit  guillaume  pere  de  celuy  qui  tient  les  estats  de 
bauiere  aujourdhuy  fit  bastir  ce  süperbe  palais  que  lon  üoit  a  muntk,  espousa 
2  femmes.  La  le/e  elisabeth  de  lorraine  de  laquelle  II  neut  point  denfants, 
La  2«.  marie,  soeur  de  lemp(ereur)  Ferdinand  3.  pere  de  celuy  qui  regne 
änjouvdhuy,  cette  demiere  est  £ncore  En  nie-  et  a  Eu  2  enfans  masles, 
scauoir  le  duc  regnant  et  vn  autre  aag^  denuiron  20  a  22  ans. 

Au  reste  pour  parier  £n  general  de  la  uille  de  munik,  eile  est  petite 
mais  bien  fortifi^e,  Liser  passe-  contre  ses  murs  du  cost^  de  lorient  et  uient 
des  montagnes  du  tirol  qui  sont  esloign^s  Enuiron  2  joum^e  du  cost6  du 
midi,  au  nord  et  a  loccident  La  neue  se  perd  autant  quelle  peut  aller  et 
Lon  nappercoit  que  plaines.  II  y  a  vn  pontSur  LIser  fort  long  dont  le 
lict  est  large.  Ils  oht  destoum^  dudit  üeuue  vn  espece  de  canal  quils  fönt 
passer  dans  les  foss^s  du  chasteau  et  dans  vn  des  cost^s  de  la  utile  et  cela 
sert  JL  plusieurs  moulins.     Nous  estions  log^s  a  munik  au  cerf  dor /^ 

Dtefer  3cfd?rcibun^  unfcrer  3farjiabt  mag  noc^  eint  smctte  angcretlit 
fein,  ineld^e,  ebenfalls  in  fran39ftfj[^er  Sprad?e  gef daneben,  ben  örafen 
TXicolans  (Salier  jnrn  Perf affer  l(at  Befagter  Kapalier  retfle  im  tlo* 
pemBer  ^782  in  Begleitung  bcs  ©rofen  fran3  üon  2ll(^oIt^  von  Sal3burg 
nadf  Strasburg  nnb  natjm  babet  feinen  IPeg  fiber  HTfinc^en.  Was  tl^m 
afiljier  fonbfrlt(^  merfenswert  erfd^ienen,  tiai  er  in  feiner  „Relation  du 
vojage,  que  j'ai  fait  avec  le  Comte  Frangois  d'Aichold  de 
Saizbourg  h.  Strasbourg  au  mois  de  Novembre  en  1782*  vet» 
3eic^net.  tßanbf(^riftenfammlung  ber  f.  ^of-  nnb  Staatsbibliotljef, 
Molliana  27  U86].): 

...  De  Zomeding,  qui  est  la  demiere  Station,  jusqu'ä  Munic  la 
Chaussee  est  excellente  et  trhs  agr^able  traversant  en  droite  ligne  une  pleine 
k  perte  de  vüe,  outre  qu^on  decouvre  deja  II  2  lieues  de  distances  les  tours 
de  r^glise  deNotre  Dame,  qui  ont  334.  pieds  d*61evation.  Nous  y  arrivames 
k  une  heure  apr^s  midi  le  12  Novembre,  et  nous  descendames  k  Taigle 
noir  di^s  Mr.  Albert,  une  des  premieres  auberges,  daas  la  Kanfinger 
<3a%t  ▼is  k  vis  de  la  tour,  qu'on  appelle^a  belle. 

DMcHptiOR  de  Umilo.^ 

Le  Contour  de  cette  ville  Se  monte  ^5800  pas  comuns;  eile  a  4.  portc;s 
principales,   qui  sont  le  Heuljanfer  CE{or  vers  Toccident,  le  Sd^xvahxnqtt 

*)  €in  Sommeatat  sa  tiefer  B^^tihung  ifk  ab^rffflffla;  es  genagt  anftOeflfnttebets 
im  3afYre  1785  ctfji^tnene  Sefci^reibnna  ber  Qaupt>  unb  Beflbenif^bt  tnAnc^en  (im  geaev 
»Artigen  Sfiftan^e)  t^iiwutotlitn  ttnb  auf  Hittert^au feit.  Die  i>omeI}mßen  merfwarbigfelten 
Mt  Heflbefijflabt  mAnd$m  fftt  Ciebf}4^r  ber  HlbtnbenICftifß»  <inatuf)en  |788). 

5^* 


t^Q/}^  Heue  mitteilnttgen 

(C!)or  vers  le  Nord,  l'Isar  C[i{or  ven  l'Est,  et  le  Sendlinger  Ct}or  vers  le 
Sud:  il  faut  ajoater  ä  celles-ci  le  Kofhi{or,  et  le  guichet,  dit  ber  (Stn(a§: 
eile  est  perc^e  par  deux  ruei  principales,  depuis  le  Henf^aufer  Ct^or  jusqu'^ 
risar  C[t{or,  et  depuis  le  Sendlinger  jusqu'au  Sc^mabinger  (El)or.  Par  la 
eile  est  en  m^me  tems  divis^e  en  deux  Paroisses,  celle  de  St  Pierre  et 
Tautre  du  St.  Esprit. 

Ces  Tues  aboutissantes  k  la  m^me  place,  elles  forment  quatre  grands 
qnartiers,  dont  le  i«'  le  Hackenviertel,  le  2<l  le  Kreuzviertel,  3<n«leGrackenauer- 
viertel  et  le  ^me  rAngerviertel. 

Elle  est  environ^e  d'une  double  muraiUe,  et  d'un  foss^;  le  long  de 
Tinterieur  de  la  muraille  regne  une  gallerie  couverte,  qui  va  de  la  Residence 
Wilhelmine  jusqu'k  la  Residence  principale,  et  qui  Se  nome  bev  Qofgatt^. 
II  Se  tronve  entre  la  premiere  et  la  Seconde  muraille  de  beaux  jardins 
appartenants  aux  Bourgermaistres :  au  delk  du  Second  mur  il  y  a  un  ass^ 
large  et  profond  foss^  toujours  rempli  d^eau.  Entre  les  foss^s  et  les  remparts 
de  la  ville  Se  trouve  un  chemin  €l6v6. 

Munich  est  Situ^  dans  une  plaine  fort  agröable,  ä  rexception  du  cot6 
de  TEst:  il  est  environe  de  tous  cotes  de  terres  labourables;  en  tirant  vers 
le  Sud  on  apper^oit  des  montagnes,  et  k  TEst  la  riviere  de  Tlsar,  qui  tra- 
verse  la  ville  en  plusieurs  canaux. 

La  plupart  des  maisans  Sont  de  trois  k  quatre  ^tages,  et  ass^s  bien 
baties,  et  Ton  y  voit  de  fort  beaux  hoteis.  Toutes  les  maisons  Sont 
numeraut6es:  on  en  compte  1700.  II  y  a  8  Couvents  d*hoiäes,  et  ii  de 
fernes. 

La  plus  magnifique  Eglise  est  celle  de  Notre  Dame,  de  laquelle  le 
le  Duc  Sigismond  IV  a  pos^  les  premiers  fondements  en  1468:  Elle 
a  336  pieds  de  longueur,  128  de  largeur:  Sa  hauteur  jusqu*ii  la  voute 
et  de  115,  et  jusqu'au  faite  un  pareil  Qombre.  La  Voute  est  Support^e 
par  21  Colones  qui  Sont  octogones  et  de  7  pieds  de  diametre:  eile  contient 
trente  autels ,  et  autant  de  fenStres ,  qui  sont  de  70  pieds.  II  y  a  dix 
cloches,  dunt  la  plus  grande  p^se  120  quintaux. 

Le  MausoUe  de  l'Empereur  Louis  IV  est  un  de  plus  beaux  monu- 
ments:  il  est  d'un  beaii  marbre  noir  et  blanc,  de  16  pieds  et  demi  de 
longueur,  et  de  13  de  hauteur.  Les  Statues  Sont  de  bronze,  et  de  grandeiir 
naturelle :  celles  d'en  baut  k  cot^  de  la  courone  d'Empire  Sont  allegoriques, 
et  representent  la  Sagesse  et  le  courage:  II  a  la  courone  imperiale  Sur  la 
t6te,  le  Sceptre  dans  une,  et  la  pome  imperiale  dans  Vautre  main.  Au 
milieu  est  l'aigle  imperiale,  et  plus  en  bas  l'Imperatrice  Beatrix,  avec 
Etiene  Son  fils.  D*un  cotö  est  Albert  V.  et  de  l'autre  Guillaume  V, 
tous  deux  de  grandeur  naturelle.  On  y  lit  Tinscription  Suivante:  Ludovicq. 
quarto  .  Imperatori .  Augusto  .  Maximilianus  .  Bavarise .  Dux .  Sac  .  Rom  .  Imp  . 
Elector .  jubentibus  Alberto .  quinto  .  avo  .  Guillielmo  .  quinto  .  Parente  .  posuit . 
ano  SaK  M .  D  .  C  .  XXII. 

.;I1  faut  encore  remarquer  l'inscription  Suivante,  digne  d'attention  par 
rapport  k  Son  Stile  antique;  eile  Se  trouve  k  la  droite  de  la  grande  porte 
Sous  le  buste  du  maitre  magon,  qui  y  est  taill6  en  pierre. 

(Seorg  5u  ^aslbacb  l^at  ano  ^^88  fein  £eben  mit  bem  ^an  befc^loffen, 
nnb  tljm  bieg  0rt  für  feine  Hutjeftatt  auseripäfjlet,  auc^  eben,  »ie  äße 
ZHenfc^en  in  btefem  sergängltdjen  grogen  IPeltgebäube  mit  einem  ©on  6  bis 
7  lt>er!  Sd?ul^e  langen,  nnt>  fanm  2  breiten  plaft  ©erlieb  nefjmen  muffen. 

Guillaume  V  comen^a  en  1583  si  batir  l'Eglise  des  Jesuites  dite  bie 
^offörc^e  3»  St.  ÜTic^el:  eile  a  6i6  consacree  le  6  Juillet  en  1597  ein 
presence  de  24  Princes  et  Princesses.     Sa  longueur  est  de  284  pieds  Sur  1 14 


von  Karl  CCrontmann.  ^85 

de  largeur:  Sa  magnifiqiie  vonte,  qui  forme  un  demi  cerde  n'est  Support^e 
par  aucun  pilier,  et  est  an  Chef  d'oeuvre.  Cette  ^glise  contient  12  autels 
oh  Ton  voit  des  peintures  Süperbes.  _ 

Le  College,  qui  y  6toit  attenant,  et  qui  a  toujours  6te  regard^  come 
le  plus  vaste  de  toute  l'AUemagne,  Sert  depuis  la  Suppression  des  Jesuites 
demplacement  aux  differents  tribunaax  tant  laiques ,  qu'  ecclesiastiques. 
L'accademie  mariane  occupe  le  derriere  da  cot6  de  la  residence  wilhelmine, 
et  sur  le  devant  vers  la  grand  rue  est  le  College,  oa  les  basses  classes. 

La  Noblesse,  qui  y  est  fort  nombreuse,  remplit  les  difTerentes  charges 
de  la  Cour,  et  des  autres  Dicasteres.  La  gamison  consiste  actuellement  en 
trois  Regiments  d' Infanterie,  et  an  Escadron  de  Cavalerie. 

Le  Magistrat  bourgois  est  compos^  de  Sept  Bourgermaitres ,  8  Coo- 
seillers  dits  tnere  Hatl{sf rennte ,  24  autres,  dits  afiffere  Hatl{sf rennbe ,  et 
38  autres  persones  employ^s. 

Les  plus  fameases  manufactures  et  fabriques  Sont  Celles  des  tapisseries 
de  Hautelice,  erig^e  en  1 720  par  TElecteur  Maximilien  Emanuel,  Celle 
de  Cotton,  erig^e  en  1746  par  TElecteur  Maximilien  Joseph,  et  celle  de 
porcellain,  qui  a  €t6  transfer^e  k  Nymphenbourg  en  1758  aux  depens  de 
TElecteur.  L'argile,  dont  eile  est  compos6e,  Se  tire  du  Danube  dans  les 
environs  de  Passau. 

A  notre  arriv^e  en  cette  ville  nous  envojames  toutes  les  lettres  que 
nous  avions  apport^es  pour  plasieurs  persones,  et  entre  autres  ä  Mr  le 
Comte  Morawizki,  Conseiller  intime  de  S.  A.  E.  et  President  de  ■  la 
Regence,  au  Comte  Lodron,  Chambellan  et  Direcleur  de  la  revision,  aa 
Comte  Joseph  de  Thor  ring  et  a  Mr  Reichel,  Agent  de  TArchcv^que 
de  Salzbourg.  Ma  premiere  visite  en  attendant  le  din6e  fut  chez  les  Dames 
angloises,  o&  je  vis  la  Comtesse  de  Wicka,  fiUe  du  Lieutenant  Colonel 
de  Salzbourg. 

Sur  les  quatres  heures  nous  allames  ch^s  le  Baron  de  Rechberg, 
dont  le  fils  ain6  ^toit  avec  nous  depuis  deux  ans  k  l'accademie  de  Salz- 
bourg, et  qui  nous  avoit  aüonc6  k  Messieurs  Ses  parents.  Nous  en  fumes 
tr^s  bien  re^us  et  invit^s  pour  toujours  k  diner. 

Ost  une  matson  bien  mont^e ,  ou  Ton  trouve  de  la  propret^  Sans 
luxe,  de  Tabondance  Sans  profusion,  et  une  aimable  compagnie  Sans  g^ne: 
en  un  mot  j'ose  en  dire,  ce  que  Mr  J.  J.  Rousseau  dit  k  l'article  de 
l'oeconomie,  et  de  la  police  domestique: 

„Toute  maison  bien  ordon6e  est  l'image  de  son  maitre." 

A  cinq  heures  nous  allames  au  th^atre ;  il  est  fort  61oign^  de  Taigle 
noir :  nous  ne  restames  au  parterre,  que  jusqu'i  la  fin  du  Second  Acte,  que 
nous  montames  dans  la  löge  du  Baron  Rechberg:  je.pris  place  daas  celle 
k  cot6,  qui  appartient  au  Comte  Joseph  Thor  ring,  beau  frere  de  Madame 
la  Barone  de  Rechberg. 

On  y  representa  le  Deserteur  par  amour  filiale,  pi^cejlu 
fameax  Stephanie  le  jenne,  celebre  acteur  du  th^atre  national  k  Viene, 
et  conne  par  tout  depuis  12  ans.  C'^toit  an  moins  la  huitieme  fois,  que  je 
la  voyais,  mais  ie  fus  cependant  tr^s  Satisfait  d'y  voir  Mr  Heigl,  que 
j'avats  vu^  il  y  a%uit  ans,  jouer  le  m£me  röle  k  Clagenfourt,  et  deux  ans 
apr^s  k  Insbrouc. 

La  Comedie  fat  Snivie  d'un  divertissement  execut^  par  une  douzaine 
de  Danseurs,  et  Danseuses  et  finit  k  8  heares:  nous  reyinmes  k  Tauberge, 
ou  nous  Soupames  Seuls,  et  apr^s  avoir  6cnt  deux  lettres ,  une  k  ma  Mere, 
et  l'autre  k  Monsieur  d'Ippold,  je  me  couchai. 


^86  ttene  TRiüeilnn^tn 

Ia  kndemaifi  |:  13  Novij  k  8  Beures  du  matin  iiobs  fim^  na  tönt 
dau  la  vilk  accompagn^  d^  Mr  Blam,  Musicien  au  Service  de  S.  A.  E. 
Notts  visitames  l'Egltse  de  Notre  Dame,  celle  des  Jesuites,  et  quelques 
atttres.  Le  Baron  de  Rechberg  eut  la  bont^  de  venir  Sur  le  midi  nous 
cbercher  ett  voiture,  pour  noas  presenter  aux  deux  Comtes  de  Thörring 
Pere  etüls:  le  pere  ne  nous  re^ut  pas,  mais  je  fus  ass^  hewreux  ponr 
faire  conoissance  avec  le  fils,  qui  est  un  Cavalier  d'eoTiFon  25  ans,  et 
mari6  k  la  Barone  de  Sandizel,  Soeur  de  Madame  de  Rech b erg..  II  a' 
beaucoup  d'esprit  et  Sa  conversation  n'est  pas  moins  agr^able  qu*instructive. 
Nous  lui  devons  une  des  meilleures  tragedies,  qui  ayent  paru  depnis 
qnelque  tems :  eile  a  pour  titre  Agnes  Bernauer,  et  a  eu  tput  rapplan-» 
dissement  possible  Sur  tous  les  theatres,  mais  Surtout  Sfur  celui  de  Harn- 
bourg.  Le  Sujet  de  cette  piece  Se^  fondant  Sur  un  evehement  arriv6  füu 
comencement  du  16  Siecle  Sous  le  Duc  Albert,  eile  fut  defendue  k 
Munic  imediatement  apr^s  la  premiere  representation. 

Nous  passames  l'apr^s  d\n6  k  faire  des  visites  avec  le  Baron  de 
Rechberg  ch^s  le  Comte  de  Sensheim,  premier  ministre,  Comte 
Lodron,  Baron  de  Lerchenfeld,  et  ch^s  Madame  que  nous  avpns  dcj4 
vü  a  Salzbourg  ainsique  Mr  son  fils  et  Mademoiselle  Sa  üUe. 

A  7  heures  nous  allames  k  l'assembHe  ch^s  le  Comte  de  Sensheim, 
ok  je  trouvai  occasion  de  faire  plusieurs  conoissances.  La  Dame  du  logis 
arrangeoit  les  parties,  et  j'acceptai  un  tricette  avec  Mademoiselle  la  Baroifne 
de  Weichs,  Dame  de  Cour,  Mademoiselle  Barone  de  Lerchenfeld*,  et 
le  Comte  Spauer,  Lieutenant  aux  Services  de  rEmpereur. 

A  dix  heures  on  Se  retire:  nous  revinmes  donc  au  logis  dans  \tL  voiture 
du  Baron  de  Rechberg,  ou  nous  nous  couchames  Sans  Souper. 

Le  lendemain  matin  i|  14.  Nov:|  je  vis  la'  manege;  il  a  So  pieds  de 
hauteur,  360  de  longueur,  et  80  de  largeur :  il  servit  cy  devant  aux  toumois. 
Le  plafon  ^toit  tr^s  bien  peint,  et  tout  au  tour  regnoit  une  triple  gallerie, 
.  qui  pottvoit  contenir  plus  de  loooo  Spectateurs.  Ces  sortes  d'exercices ' 
n'i^tant  plus  en  vogue,  les  Galleries  ainsi  que  toutes  les  autres  deeoratious 
ont  6t6  detruites.  C'est  U,  que  Se  donent  ordinairement  les  graades  fites 
et  Ton  m'a  dit,  que  Celles  a  l'occasion  du  manage  de  la  Princesse  Joserphe 
avec  rEmpereur  actuel  y  avoient  et^  doiiees,  et  particulierement  un  bal 
magnifique. 

Les  ecuries ,  qui  en  depend'ent,  Sont  ass6s  ^loign6es,  de  Sorte ,  qu'on 
est  Obligo  d'amener  les  chevaux  par  la  bride,  et  de  les  y  reconduire,  ce  qui 
est  fort  incomode. 

Du  manege  on  entre  dans-  le  jardio  de  la  Cour,  qui  est  d\ine  gtandeur 
imense,    et  qui  sert  ä  de  promenades  publiques.     Se  trbuvant  alorS  couvert 
de  neige,  et  les  Statues,  ainsi  que  les  jets  d'eau  masquös,   j'en  ai   presque 
rien  vt.     On  y  voit  plusieurs  placards   portant  defense  d'oter  le  chapeau  k  ■ 
qui  que  ce  Soit,  et  mSme  k  rälecteur,  lorsqu'il  S'y  trouve. 

C'est  dans  ce  jardin,  qu'on  a  ooiEäenc^  le  printems  demier  k  bÄtir 
une  gallerie  pour  les  tableaux ,  qui  Se  trouvoient  auparavant  k  Nymphen- 
bourg,  et  ii  Schleisheim.  On  nous  en  a  fait  voir  quelques  uns  dam  une 
vieille  Salle  de  la  Cour,  oü  ils  Sont  entass6s  en  attendant. 

De  \k  nous  passames  par  un  large  escalier  de  marbrei  la  Residence, 
dont  voilä  la  description.  Le  batiment  de  la  Residence  par  dehors  est 
magnifique,  d^une  architecture  Simple  et  fort  aiicienne:  les  deux  grandes 
portes,  qui  forment  des  arcades  en  marbre  Sont  Surmont^eS  de  belies  Statues 
en  bronze:  on  parvint  ensutte  dans  une  grande  avant-cour,  qui  a  beaucoup 
SoufTert  par  un  incendie,    qui  a  reduit   eu    ccndres   le    ticrs  du  palais:    au 


von  Karl  Ctautmann.  ^§7; 

milieu  de  cette  Cour  on  voit  une  Xrhs  belle  fbntaine  decor^  par  des  magni-' . 
fiques  Statnes  de  bronze.  On  pense,  qu'elles'sont  du  fameux  JeanKrtttnper, 
Statuaire  de  Maximilien  I,  qui  a  pareillement  fait  le  fastueux  mauftoläe  - 
de  Louis  IV,  qui  se  trouve  dans  l'eglise  de  Notre  Daüe.  A  la  gauobe-  est  - 
le  grand  escalier  large  d^  14  pieds,  et  contenaut  56  degr^s,  de  marbre 
rouge:  on  y  voit  les  Statues,  qui  representent  l'Otto  de  Wittelsp.ac^/ 
Cbarlemagne,  et  Louis  de  Baviere. 

Au  dessus  la  porte  de  la  Salle  est  Tinscription  Suivante  en  lettres  d'or ; 

„Maximilianus  D.  G.  Comes  Palat.  Rbeni,  ültr.  Bav.  Dux  S.  R  J.  . 
Arcbidapifer  et  Elector." 

li  conduit  a  la  Salle  de  TErapereur ,  qui  a  118  pieds  de  longueur,  , 
Sur  52  de  largeur:  eile  est  orn^e  de  belles  peintures  au  plafont,  que  l*on' 
dit  dtre  de  Pierre  Candit,  et  de  16  autres  tableaux  de  Vincentl. 

Apr^s  avoir  parqouru  ä  peu  pr^s  7  chambres,  toutes  orn^es  des  differentes 
tableaux  allegoriques,  liistoriques,  et  mythologiques,  on  Se  trouve  dans  une 
gallerie,    qui  contient    270  pied^  dans  Sa  longueut,    15  dans   sa   lar^eür  et  , 
autant  fehetres  tr^s  bäutes;    eile  est  remplie  ainsi   que  deux  grands  quarir^s 
de  tableaux  les  plus  p'recieux. 

On  voit  k  Tentr^e  un  grand  tableau  de  Rubens,  qui  represehte 
Tadoration  des  trois  Rois :  les  figures  Sont  de  grandeur  naturelle :  la  quantit^ 
de  personnes,  qu'il  contient,  la  riebesse  de  la  draperle,  la  grace  du  Coqtour/ 
et  la  vivacit6  des  couleurs  fönt  un  si  grand  efTet  Sur  les  Spectateurs ,  qu'ils 
oublient  presque  toutes  les  autres  beaut^s,  dont  ils  Sont  environ^s.  Le 
Profil  de  la  Sainte  Vierge  peinte  en  blanc  avec  un  manteau  bleu  d'azur, 
S'incline  et  tient  l'enfant  Jesus,  qui  ^tend  uri  de  ses  petits  bras  Sur  la  tßt6 
chauve  du  Roi,  est  une  des  plus  elegantes  et  de  plus  nobles  id6es  de 
Rubens.  Le  Second  Roi  Se  presente  dans  un  manteau  rouge  ^clatant, 
gami  de  Zibeline  et  de  pierres  precieuses.  Dans  le  fond  on  voit  le  Roi 
Maure  descendant  un  degr6,  et  dont  la  pompe  fastueuse  agrandit  toute 
Taction.  Le  reste  de  la  Suite  consiste  en  Soldats  avec  leurs  armes  ^clatantes 
et  autres  domestiques,  come  aussi  des  enfans. 

Vis  k  vis  de  ce  tableau  est  un  combat  des  lions,  et  Ton  est  come 
effray6  de  vöir  des  bommes  arm^s  Se  battre  contre  ces  b^tes  fcroces:  on  y 
voit  aussi  une  esquisse  de  la  Sepulture  de  notre  Seigneur,  et  plusieurs 
portraits  de  Rubens,  parmi  lesquels  le  trouvent  celui  de  lui  m6me,  celui 
de  Son  epöuse,  et  d'un  jeune  guerrier,  et  quelques  pieces  des  Metamorpboses 
d'Ovid.  On  n'y  voit  qü'un  Seul  tableau  du  Titien,  qui  represente  le 
buste  d*un  vielUard  en  habit  noir,  et  d'une  grande  Simplicit^,  en  quoi  ce' 
grand  maitre  a  Surpass^  tous  les  autres. 

Entre  les  autres  tableaux  de  prix  on  remarque  celui  de  la  Vierge  avec 
l'enfant  Jesus  de  PaulVeronese  et  un  pareil  dans  le  gout  frangois  et 
trhs  bien  peint. 

Celüi  de  Murillo  representant  de  pauvreä  enfans  mangeants  des  fruits 
est  de  toute  beaut^,  et  Si  au  natufel,  que  Ton  distingue  Sur  les  pieds  d6 
ces  enfans  la  poussiere,  dont  ils  sont  coüverts. 

Une  descente  de  croix,  et  un  portrait  de  Sainte  Ane  tous  dfeux  peints 
par  Albrecht  Dur  er  Sont  aussi  tr^s  magnifiques. 

On  y  trouve  pareillement  plusieurs  beaux  portraits  de  Dick,  un  Cbrlst 
et  un  Saint  Joseph  de  Charles  Loth,  ainsi  que  la  memorablei  Compagnie 
des  joueurs  de  Manfred i. 

Ce  qui  m'a  le  plus  frapp^,  et  qui  merite  assurement  la  prfcferance  Sur 
tous  les  autres,  c'est  la  descente  de  croix  d'Anibal  Carache:  eile  est 
S}  expressive,  qu'elj?  cai;§e  4^  l'f  mption  k  tous  ceux,    qui  rtxaminent :  aveg  . 


^88  ^^ue  tXtHttWnn^tn 

ftttention:  toutes  les  figures  y  Sont  parlantes,  et  particnlierement  Celles  de 
Marie  et  de  la  MadeUine.  On  ne  peut  mieux  caracteriser  la  douleur:  les 
eofants  mimes  qui  figurent  dans  ce  tableau,  paraissent  y  repandre  des 
Isrmes  et  on  croit  en  entendre  les  cris. 

Le  Concierge  nous  a  fait  voir  Tappartement ,  qne  le  Pape  occapoit  k 
SoB  passage :  il  est  uni,  mais  j'y  trouvai  une  peinture,  dont  je  fus  sarpris : 
eile  represente  la  Madelaine  penitente :  il  n'y  a  ancun  Irait  Snr  Son  visage, 
qui  n*exprime  Sa  doulear  intime ;  je  la  regardai  fort  long  tems  en  admirant 
la  main  de  ce  grand  peintre,  et  je  m'en  allai  interieurement  penetr6. 

Nous  passames  ensuite  dans  la  Chapelle  de  la  Cour,  oü  Se  fönt  toutes 
les  ceremonies  de  1' ordre  de  St:  George:  y  ayant  remarqu^  un  arbre  g6n^alogl- 
que,  je  demandai  ce  que  cela  Signifioit,  on  me  dit,  que  c'^toit  celui  d'un 
Cavalier ,  qui  devoit  ^tre  regu  Chevalier  k  la  ffite  de  la  Conception ,  qui 
est  la  principale. 

On  nous  conduisit  ensuite  a  une  autre  Chapelle,  dite  bxe  fd^dneKapeOe: 
je  passe  ici  Sous  Silence  les  precieux  chef  d'oeuvres  en  Sculpture  et  litho- 
tomie,  Tor  et  les  pierres,  enfin  toute  la  richesse,  par  laquelle  la  Cour  de 
Baviere  Temporte  Sur  presque  toutes  Celles  de  rAllemagne:  mais  je  fus  fort 
pein^,  de  ne  pouvoir  examiner  le  tr^sor  et  les  antiquit^s,  qui  n'^toient  pas 
encore  en  ordre  k  cause  de  toutes  les  altercations ,  qui  avoient  Subsist6  k 
ce  Sujet  entre  l'Electeur  actuel  de  Baviere  et  celui  de  Saxe,  qui  pretendit 
en  heriter  ä  la  mort  du  precedent  Electeur  de  Baviere. 

Vers  une  heure  et  demie  nous  nous  rendimes  ch^s  Mr.  le  Baron  de 
Rechberg,  oü  nous  dinames  avec  le  Comte  et  la  Comtesse  de  Thörring  et 
plusieurs  autres  persones.  Apr^  midi  nous  fimes  quelques  visites  ch^s  le 
Comte  Morawizky,  et  ch6s  Madame  Sa  Soeur,  la  Comtesse  de  laRos6e: 
le  premier  passe  pour  tr^s  vers6  dans  les  belies  lettres,  et  la  seconde  Se 
distingue  par  beaucoup  d'esprit  et  de  politesse.  Nous  passames  le  reste 
de  la  Soiree  ä  rassemblee_cii^s  le  premier  Ministre,  oü  j'eus  Vhonneur  de 
faire  la  partie  avec  la  Dame  de  la  Maison ,  avec  la  grande  Maitresse  de 
S.  A.  TElectrice,  et  une  autre  Dame. 

Nous  le  fimes  lendemain  matin  |:  15  Nov  :]  un  tour  dans  la  ville  avec 
Mr.  de  Blum  jusqu'^  neuf  heures,  oü  Mr.  de  Rechberg  vint nous  prendre 
en  voiture,  pour  nous  conduire  k  l'Accademie  des  Sciences.  Ce  vaste  et 
magnifique  batiment,  qui  est  dans  la  Schwebinger  (5ag,  a  6i€  eng6  par 
TElecteur  Maximilien  III:  il  a  deux  ^tages  fort  ^lev6s,  mais  le  derriere 
n'est  pas  encore  achev^.  On  y  a  Stabil  T^cole  de  dessin,  la  bibliotheque 
de  la  Cour  et  l'Academie  des  Sciences. 

L'^cole  de  dessin,  erig^e  en  1770  a  deux  Seances  par  Semaine  pendant 
l^iyver,   et  11  est  permis   k  tous  les  jeunes  Artistes  de   la  frequenter  gratis. 

Quant  a  la  bibliotheque,  que  j'ai  vü  dispers^e  en  10  ou  12  chambres, 
on  6toit  fort  occupe  de  la  mettre  en  ordre,  pour  en  rendre  Tusage  publique. 
Ce  fut  Albert  V,  Duc  de  Baviere,  qui  en  posa  les  premiers  fondemens, 
ayant  fait  apporter  k  Munic  une  collection  exquise  de  Manuscripts  et  de 
livres,  quUl  avoit  rassembM  en  Italic,  oü  il  ^tudioit:  eile  fut  considerable- 
ment  augment^e  par  l'Electeur  Maximilien  III. 

II  Sy  trouve  un  grand  nombre  de  Manuscripts  tant  grecques,  que 
latins:  parmi  les  premiers  Se  trouvent  non  Seulement  les  Codes  de  Martin 
Crusius,  dont  plusieurs  sont  de  la  main  du  George  Darmarius, 
grecque,  et  Copiste  de  Cj  u  s  i  u  s ,  mais  encore  de  plus  anciens,  dont  on  ne 
peut  guerres  fixer  l'ancienet^:   de  ce  nombre   est   un  livre  d'evangile,    ccrit 


von  Karl  Crdtttmann,  ^89 

CD  leitres  d'or  et  d'argent  Sur  un  parchemin  pourpr^ ;  un  Code,  qui  contient 
presque  tous  les  oeuvres  de  St.  Jerome,  des  Sermons  et  des  lettres  de 
Libaniusy  une  chronique  de  Julius  Polux  depuis  le  comencement  du 
monde  }usqu*au  regne  des  Empereurs  Valens  et  Valentin;  les  oeuvres 
philosophiques  et  phisiques  du  Theodore  Metohita  en  2  T(omes)  in 
folio,  ainsi  que  plusieurs  gramaires  grecques. 

Parmi  les  manuscripts  latins  Se  trouvent  les  lettres  du  St.  Ciprien, 
Juvenal  avec  des  n6tes,  et  plusieurs  autres  monuments  fort  precieux, 
tels  que  celui,  qui  a  pour  titre  de  legationibus  variarum  gentium 
ad  Romanos  ex  diversi  historicis  .A^rriano,  Appiano,  Malchio 
Rethore  Philadelphicorum,  et  aliis.  Un  grand  Code  in  quarto  de* 
400  pages  au  rnoins  Sur  un  papier  dgyptien,  qui  forme  un  registre  d'investiture 
des  terres  de  Ravene,  qui  furent  don^es  h,  des  particuliers. 

L'academie  des  Sciences  a  6t6  fond^e  en  1759  par  Maximilien  III, 
et  on  a  ajout^  depuis  les  belles  lettres  k  la  Philosophie  et  k  Thistoire,  qui 
avoient  toujours  €t6  Ses  principaux  objets.  J'y  ai  vü  un  Cabinet  de  l'histoire 
naturelle,  de  Tarrangement  duquel  on  S'occupoit  alors. 

L'Abb^  Kenedy  a  contribu6  le  plus  k  la  perfection  du  Cabinet  de 
Phisique.  Les  Membres  de  cette  Accademie  S'assemblent  une  fois  par 
Semaine,  et  publient  tous  les  ans  un  volume  de  trait^s  phisiques,  ou  histori- 
ques,  et  un  volume  Sur  differents  objets  de  belies  lettres:  on  distribue  des 
medailles  d'or  aux  Accademistes,  qui  anoncent  un  merite  extraordinaire,  ainsi 
que  k  ceux,  qui  ont  le  mieux  trait6  les  questions  propos^s. 

Nous  dinames  ch6s  Mr  de  Rechberg,  et  allames  Sur  les  5  heures 
k  la  Comedie:  on  y  donna  Lucinde  Operette,  etle  peintre  Comedie 
en  2  Actes,  toutes  deux  fort  bones  pieces,  et  quoique  la  demiere  puisse 
Itre  reg^rdee  come  une  Satyre  contre  la  Noblesse,  eile  eut  cependant  beaucoup 
d'approbation.  Nous  dtions  dans  la  löge  de  Madame  de  Rechberg  qui 
nous  conduisit  apr^s  la  Comedie  avec  Mademoiselle  Sa  fiUe  ch6s  Madame 
Sa  Soeur  la  Comtesse  de  Thörring,  ou  nous  restames  jusqu'ä  10  heures. 
Nous  retournames  k  pied  en  en  Compagnie  de  Mr  de  Rechberg. 

Le  Lendemain  |:  16  Nov  :|  nous  Sortimes  Sur  les  9  heures  pour  faire 
un  tour  dans  la  ville  avec  Mr  Blum,  qui  m'apprit  chemin  faisant  un  usage 
trfes  particulier  et  qui  est  propre  aux  habitans  de  cette  ville. 

Passant  devant  une  maison  j'apper^us  une  croix  faite  de  paille,  Sur 
laquelle  6ioit  une  brique  ordinaire,  et  en  ayant  marqu6  ma  Surprise,  il  me 
dit,  qu'on  6toit  coutumier  d'en  mettre  de  pareilles  d'avant  la  porte  des 
maisons,  ok  il  y  avoit  un  mort,  que  l'on  ajoutoit  une  courone  Sur  la  brique, 
Si  le  de  funt  avoit  fait  Sa  premiSre  comunion,  ou  n'avoit  pas  6t6  maxi^. 

Monsieur  Reichel,  que  nous  voulions  voir,  S'6tant  trouv^  k  la 
maison  de  ville,  nous  y  allames:  eile  a  une  Uhs  belle  fa^ade  et  est  dans 
une  belle  Situation  au  marche  aux  grains. 

Nous  vimes  ensuite  la  remise  pour  la  voitnres  de  galla  de  l'Electeur, 
les  ^curies,  et  la  Sellerie,  oinsi  que  la  chambre  de  depot  pour  toute  la 
vaiselle  et  argenterie  de  la  Cour. 

La  Maison  de  l'Opera  batie  par  Maximilien  III,  qui  est  attenante 
Il  la  Residence,  ne  sert  ordinairement  que  pour  les  grands  opera. 

De  la  nous  passames  II  l'Eglise  des  Theatins,  oü  nous  entendames 
la  messe  dans  la  Chapelle  de  la  St:  Viei^e  de  Lorette,  et  Sur  le  midi 
nous  allames  ches  Mr  de  Rechberg,  oü  nous  restames  jusqu'll  onze  heures 
du  Soir.     Mr   Blum  coucha  dans   notre   chambre   et  le   Lendemain    1 :  le 


q^  Heue  tlttitetluit^ett 

17  Nov:{  matin  k  5  heüres  nous  allames  k  I'eglise  de  Notre  Dame,  pour  y 
attendre  la  messe  Nous  partimes  de  Munic  Sur  les  Sept  heures,  api^s  y 
avoir  Se  journ^  4  jours  et  demi.  ^) 

Karl  (Crautmann. 


Vier  Sfiefe  bee  (Dvlanbo  bi  Ca|fo  an  Tbev^oi  XOxVfdm 
von  Sägern. 

Das  f.  h,  gef|etme  ^ausarc^io  ©eriDal^rt  unter  allerlct  auf  bas  HTüftf* 
Üben  am  £Jofe  ber  IPittelsbaAer  be3ÜgIic^en  Sd^riftjlucfen  auc^  oter  Briefe, 
meiere  0rlanbo  bi  Caffo  in  ben  Z^titen  ;573  unb  \57^  an  ben  ba» 
maligen  (El^ronf olger,  ^en  mnfifliebenben  unb  mu(lFf3rbernben  £Jer3og 
IPiltjelm*),  rid^fete.  IPir  bringen  btefe,  if|tes  Jn^öltes  ni(^t  mtnber  rote 
i!|tes  origineflen  unb  rotzigen  Sprac^emenges  wegen  —  aus  meinem  es  t)erans« 
fltngt,  n>te  ein  Had^l^aU  t>on  Rabelais'  Gargantua  unb  Pantagruel  — 
interejfanten  Sd^reiben  3um  erfien  UTole  in  wortgetreuem  2lbbrn(fe'). 

Des  großen  UTeiflers  Briefe  perfeteen  uns  in  jene  fc^önen  Cage^urucf, 
ba  unfer  IHttnc^en  gerabe5u  ben  mittelpunft  bes  europätf%n  IMuftflebens 
bübete',  bas  IDanber3ieI  unb  ben  erfebnten  2lufenttjaItsort  ber  „Cantores* 
unb  ,,3njirumentiflen"  aus  aüer  Qerren  Cänber;  fie  3eigen  uns,  mit  to^ld^ 
Derfiänbnispoder  (freigebigfeit  ^er3og  2I(bredfi  ber  fünfte  unb  fein 
ebenfo  Fnnf^liebenber  Sotjn  IDil^elm  auf  bie  3ntentionen  iljres  genialen 
Kapeümeiflers  eingingen  nnb  jum  legten  nic^t,  in  weidi  unge3mungener 
lOeife  (Drianbo  mit  feinen  furfilic^en  (Bonnern  ©erfel^ren  burfte,  —  ein 
Umjianb,  ber  g«n)ig  niAt  wenig  ba3tt  beigetragen,  feine  Sc^affensfreube  3tt 
lieben  nnb  3U  erl^alten. 

3n  bem  crjien  unb  oierten  Briefe  tritt  uns  ber  burd^  fein  luftiges 
IPefen  unb  feine  Bonmots  bei  ben  geitgenojfen  berüt^mte  (Sefellfc^af  ter 
entgegen,  in  ben  beiben  anbexn  Ijinwiber  ber  Kanzler,  ber  um  bie  Per- 
meljrung  unb  2(usgeflaltung  feiner  KapeHe  beforgte  Maestro.  Unb  weiters 
flnb  uns  biefe  2luslaffungen  (Drianbos  ein  Beweis  mef^r')  für  bas  lebljafte 
3ntercjfe,  weld?es  befonbers  ber  CCIjronf olger  ber  itatienifd^en  Sd^au» 
fpiel fünft  nnb  iljren  rebe«  unb  förpergewanbten  Vertretern  entgegen* 
brachte,  wir  erfeljen  ans  iljnen,  ba%  ßer3og  tDitl^elm,  bamals  wenigjlens, 
feine  (Selegent^eit  oerfSnmte,  neben  Sängern  nnb  IITuftfem  andif  welfc^e 
Komöbianten  für  feinen  ^of  3U  gewinnen. 

2Inbere  IHuPferbriefe  unb  fonftige  ard?ii>alifd?e  Beiträge  3ur  (5efc^ic^te 
ber  UTünc^ener  Qoffapette  unter  2llbred?t  bem  ^jünften  nnb  IDilljelm 
bem  fünften  werbe  i^  im  näd?ften  ^anbe  bes  Jatjrbuc^s  3ur  Per- 
öffcntlid^ung  bringen. 

>)  €s  Wrfte  vitüiidit  nldjt  unintereffant  fein  $u  erfahren,  ivelc^e  llus^äbcn  hti  ÖJrdf 
In  unferer  Stabt  5a  befJreiten  qtfyiht ;  5»eJ  Seilagen  geben  «ns  barflber  2Iiiff^Iu§ :  I  ^Otr- 
3eic^ni§  öer  eigenen  ilusgaben" :  „3m  Thcatro  a  Entr^«  X  II.  —  €in  Bud}  gefouft  l  fi.  52  fr. 

—  2  Sdilafliauhtn  l  fl.  .2<k  fr.  —  CobadP  —  to  fr.  —  Derfpielt  bey  <Braf  Sensl^eim  in  bet 
(BefeQfdjaft  6  fl.  12  fr.  —  Cippen  pomabe  —^U,  —  Vi^t*  Öittets  —24  fr.  —  »dnber  —  ^Sfr. 

—  2«mofen  —6  fr."  —  2.  ^llusgaben  auf  ber  Heiffe":  ^mflnt^n  pom  I2tfn  bis  ITte«  fraije 
6  Uijri  im  lDirtI}st)aus  bey  ^.  Gilbert  laut  Conto  X2  fl.  —  bem  Coi^enUquei  5  |I.  —  bem 
^rifeur  3  f.  —  b«m  Qansfned^t  Crinfgelb  X  fi-  —  bem  Sd^mibt  —  2^  fr.  —  jn  übrigen  Ztinh 
gelbem  Betrag  2  ff.  —  bem  niautbner  —  2<i  fr.  —  f>oftgeIb  bis  5d}tDabl)anfen  lV«po{l  3f[.  — 
Crinfgelb  |  fC  12  fr." 

')  Dgl.  barftber  meine  Bemerfunaen  im  3al}tbnc^e  f  Ar  mfintf^ener  <0ef(^ic^te,  Banb  1,5.239. 

'}  Den  erßen  tinb  vierten  Brief  bat  iü  VHata  in  beutfc^er  Uberie%nnf«  bem 
ecflen  Banl^t  it}rer  mafiferbriefe  au5  ffint  3at}ri{unberten  (Ceipjig  1886,  5.  (8  ff.)  elnoerleibt. 

>)  Über  italienifc^e  Sd^aufpieler  am  bajrifd^en  ^ofe  Mrglei^e  mein»  (itdb\xK(l\fdttn  TdiU 
teilungen  im  Jat^bud?  für  mand^ner  (»efd^lc^.  (Banb  1,  5,  ^53— 3X2,) 


Port  KatrtCrdtttmmfft.  ^\ 

\)  Tresr  illustre  prince  /  mo  söüuerain  seigneur  Et  maistret  _^ 
Je  me  retreuue  au€cq  la  gracieuse  letterine  que  il  placuit  tt  vre  Exce 
mlhj  scribere  /  Apres  menger  oportet  blbere  /  ie  veux  dire  in  meo  sermonibus 
qtte  ic  rehs  grosse  et  grassegrace  a  vre  bont6  et  exc«:  qui  se  degne  recorder 
da  moindre  de  ses  petir  seruitenrs  /  et  sur  tout  /  questö  mi  place  trdgran- 
disshnamente  De  son  retour  sanö  et  gagliardö  et  legier  d'argentö  /  Dieu  face 
quo  ie  merite/  ma  pur  la  qua  corr*  almare  Enquant  a  la  musique  que  vre  Exc^J 
ni'escrit  quelle  va  petit  a  petit/  cela  va  fort  biensör  si  j  perche  si  dice  in 
itäliano  /  pian  piano/  si  va  luntano  /  librum  mtttetarum  erft  Completorlum - 
s^d  nunqua  potueruiit  habere  nee  inuenire,  la  itnpresSa  di  vra  Extia:  quäle  va 
stampatö  solto  la  sua  imagme  si  che  Fadam  berg*)  se  donue  au  cuiseniers 
d*enfer/  et  moj  ie  Ic  donne  au  diäble  Quant  a  la  partita  d'anthonio  violtsta 
Jai'  parle  ad  longum  Con  il  sorjacobo  Fuccarj*)/  E  spero  che  fara  böüo 
vffitio  per  ipsum  /  si  autem  Veritateto  mihj  dixit  /  Quant  aux  nou'elles  de 
nre  Court,  elles  ne  sont  oujes  d'un  sourt ,  Mons«":  Ie  duC  albert  /  se  treuue 
pour  adesso  a  staremberg  et  Demourera  la/  Jusque  qüi  is'en  parte,  11  ia 
böaCoup  d^autre  choses  a  dire/  mais  ie  ne  les  veux  escrir.  Quant  a  moj/ 
Je  ne  Joue  plus  au  palamaglie  /  si  ie  ne  veux  Jouer  seuUet,  Ie  Jeu  de  la 
balle  m'est  aussi  defendu  /  Car  il  nia  ni  balle  blanche  ne  noire  /  ne  bons 
Jouetirs  ne  mauuais  par  aiosi  mons^:  mö  patron  /  en  moj  trouueres  vn  poltroh. 
Je  fäi  qUelqüe  fois  exercice  /  a  pescher  pour  euiter  vice  /  Je  boy  äussi  souuent 
d'äütant  Car/  mb  maistre  en  fait  bien  autant/  Inais  laissez  les  vers  qui-  me 
mengeront  quelque'iours/  Je  suplie  a  vre  exce  aussi  humblement  qü'il  m*est 
pössible,  de  me  voloir  tenir  en  sa  bonne  grace,  luj  baisant  Ie  mains  auecq: 
ma  feme  et  petis  enfans  /  semblablement  a  madne  la  princesse  renee'*)/  et 
madae  la  princesse  maximilienne *\  Con  Vn  sälut  1000/  braccia  longo/  ä 
m:  franko:  et  vn  gruess  a  ma  laide  vieille  mere  /  de  monaco  Ie.  11.  de 
settenibre  1573  De  vre  Exce 

treshumble  et  leal  scruiteur 

Orlando  lässo 
5tuf  ber  Hnrffeitt:  Allflustrissimo  et  ecc«o:  principe  guilielmo/  Duca 
de  Ie  due  bauiere  Et  mio  s«"  Clementissimo : 
Doue  sua  Extia:  si  troua  —  Pr(aesentatum). 

Xnünc^en  btn  20  Septcmb.  2lnno  k,  73. 
2)  Illuitrissimo  et  Ex«o  principe  mio  et  patrone  sempre  ossrao: 
Nel  partir  uro  da  mantua  /  doue  il  sor  Joan  pietro  e  stato  presentato  di 
catena,  e  danarj  satis  /  e  cosi  in  ferrara  d'una  bellissima  catena  siamo  ari- 
uatj  sani  et  saluj  per  la  gratia  de  dio  in  bologna  /  doue  hauemo  trouato 
il  re  di  saltatorj  /  vn  giouine  garbatissimo  che  fa  piu  cose  diferente  /  coe 
saltar  il  cauallo  /  saltar  saltj  di  piu  sorte  saltar  con  vna  Corda  /  camina  con 
due  gran  bastonj  /  gioca  de  piu  sorte  arme/  danza  mirabilmente  bene/  et 
in  soma  fa  tutte  Ie  cose  sue  con  tanta  gratia  /    che  io  no  ho  mai  visto  vn 


*)  "Uham  l^etq,  bn  Ceiter  l)er  htfaniittn  Utancl^etter  Dretferri. 
ainU  VJH,  5.  J183.  i-f        -9    »-( 

»)  Henata  von  Cotljringen,  bte  (ßematjrin  Berjog  IDilbelms. 
*}ö:o<^tet^lbrecJrt5  bfcs  rauften.  .  „ 


^92  tteue  tntüe{Ittn$en 

suo  parj:  speramo  con  I'agiuto  del  sor  principe  di  fiorenza  che  verrä  al  ser- 
uitio  di  vra  Extia:  ho  trouato  qua  medesimamente  musicj  Exm-  vn  rarissimo 
contralto  per  il  sor  duca  padre  di  yra  Ex^ia:  se  io  potro  far  che  voglia  venire 
con  vn  tenor  bonissimo  /  ho  trouato  ilmagnifico  gerardo  quäl  ci  ha 
fatto  ridere  e  piangere  /  E  veccbio  di  56.  annj  /  se  vra  Ex^'  /  sara  semita 
io  faro  il  mio  potere  di  condurlo  solo  meco  /  perche  si  ritroua  con  moglie 
e  figltolj  /  se  satisf.  a  virä  Extia:  Io  potera  accordare  /  ho  anco  trouato  vn 
giouine  di  buono  aspetto  che  canta  vn  basso  in  camera  benissimo  sona 
di  cornetto  /  e  di  vida  e  sicurissimo  /  e  credo  che  piacera  a  vra  Extia:  vedero 
di  menarlo  /  ho  anco  vdito  vnavergine  di  buona  famiglia  /  di  mezzo 
vilano  che  m:  Joan  batista  cognoscera  bene  /  questa  giouane  sona  assaj  bene 
di  leuto  /  et  ha  vna  bellissima  voce  /  e  canta  sicuramente  al  libro  /et  in 
lento  /  e  credo  che  diuentara  Exte  perche  e  tutto  spirito  /  e  di  eta  di.  14. 
anni  /  Je  ho  parlato  con  suo  padre  circa  a  la  volunta  di  vra  Extia:  cosi  mi 
ha  promesso  di  consigliare  e  farruj  intendere  la  sua  voluntä  e  deliberatione 
in  roma/  se  la  ven  in  bauiera/  venira  a  condurla  vn  suo  frllo  galante 
gentilhuomo  che  ancora  luj  sona  e  canta  honestamente  /  io  haurej  a  caro  a 
menar  questa  donzella  a  vra  Extia:/  io  mi  sono  poi  informato  di  quel  Julio 
che  canta  il  soprano  /  quäl  6  cognosciuto  molto  bene  qua  in  bologna  e  dicono 
che  e  raro  nella  voce  e  nella  dispositione  /  ma  si  troua  con  moglie  e  figliolj  / 
si  che  si  andava  /  qualche  spesa  a  condurlo  con  tanta  gente  se  vora  venire  / 
cosa  che  tuttj  qua/  mi  dicono  che  verrä  voluntierj/  et  Io  laudano  grande- 
mente  di  molto  ben  creato  /  sona  di  organo  /  di  leuto  mediocremente  /^  che  si 
vra  Extia:  Io  vuole  mi  scriua  quello  ho  da  fare  /  perchejrouaro  si  coe  spero 
in  roma  quellj  altrj  virtuosi/  ho  dubbio  che  li  danarj  no'bastano  a  condurre 
tanto  gente  che  sarebbono:  in  primis/  gerardo  Magco:  venturino/  la  moglie/ 
il  saltatore  vn  suo  putto  che  salta/  il  basso  da  camera/  11  duoi  in  roma 
gia  promessj  /  II  giulio  discanto  /  la  sua  moglie  /  3  figliolj  /  la  s«  Jpolita 
che  canta  e  sona  /  con  il  suo  frllo  e  vn  seruitore  /  il  Lorenzino  /  Joan  batista 
con  il  suo  padre/  vn  bon  sonator  di  cornetto  che  fanno  il  numero  di.  20. 
persone  che  oltra  esser  conduttj  a  le  spese  di  vra  Extia  voranno  quasi  tuttj. 
50.  scudi  in  primis  de  presente/  si  che  ho  voluto  far  intendere  a  vra  Extia: 
il  tutto/  di  fiorenza  piacendo  a  dio  o  di  roma  auisaro  vra  Extia:  il  resto / 
per  hora  humilmente  baso  le  manj  di  vra  Extia:  insieme  con  tutta  la  ura 
compagnia  pregando  del  medesimo  a  madae  la  princesse  /  qui  n'a  mal  au 
fesse  pardonez  moi  madae  renee  /  in  fretta  di  bologna  adi  3  /  del  mese  di 
marzo  1574 

Di  vra  Extia 
^_  humilissimo  seruitore 

Orlando  lasso. 

2(uf  ber  HfidP fette :  AI  Jllustrissimo  et  exmo:  principe  guilelmo  /  Duca 
de  le  due  bauiere/  et  mio  sor  sempre  osser«»o:  in  Monaco,  o 
lantzhuet:  —  pr«  lannbtsljuet.  2^.  Vfiattt}  \57^. 

3)  Illustrissimo  Et  Exmo :  gor    principe  mio  :  

Siamo  ariuatj  in  fiorenza  e  domanj  si  presentarä  il  pnte  di  vra  Ex^' 
gia  scrissi  a  quella  /  di  bologna/  pur  dappoi  hauer  scritto  la  sera  medesima 
vdimo   gerardo  magnifico  quäl  no   parse  al  so/  Joan  pietro  troppo  ridiculoso 


von  Karl  (Trautmonn.  ^^ 

perche  torna  voluntierj  sopra  vn  proposito  /  che  gia  ne  sapemo  alcuni  tuttj 
si  che  no  penso  di  menarlo  /  perche  in  fiorenza  hattemo  trouato  vno  altro 
di  altra  maniera  si  coe  mi  dicono  tuttj  qui  in  fiorenza/  e  se  sara  al  pro- 
posito vedcro  di  hauerlo  /  si  ritroua  anco  in  fiorenza  il  Jan  maria  ^)  che  fece 
quella  comedietta  a  lantzhuet  con  quella  sua  moglie  fiamega  luj  dice  se  vra 
£x:tta  comanda  che  verra  da  qui  vn  mese  o  duj  in  bauiera  con  ,6.  persone 
per  far  comedie  e  saltj  et  altre  galanterie  cosi  venendo  luj  /  vra  ExitJa  ha 
poco  bisogno  del  venturino  ^)  /  il  quäl  ha  poco  Voluntä  di  menar  meco,/ 
rispetto  che  mi  par  che  la  sua  moglie  no  sia  troppo  di  valore  basta/  £  venendo 
il  Jan  maria  con  la  sua  Compagnia/  stara  a  vra  Ex^ia  a  tenerlo  al  suo  seruitio 
o  no/  par  nel  rimetto  nella  bona  volunta  di  vra  Ex:tia  Si  ritroua  qui  in 
.fioreza  vn  giouinetto  di  .16.  annj  quäl  sona  come  vra  Ex:tia  del  violone 
molto  garbatamente  e  mi  par  tutto  spirito/  sona  anco  di  leuto/  di  trombone 
di  Cometto/  e  di  violino/  il  padre  e  trombonista  del  principe  e  sona  honesta- 
mente  t!i  lira/  e  credo  verrebbono  tutti  duoi  al  seruitio  di  vra  Ex:tia  pur  no 
ho  voluto  concluder  cosa  alcuna  insino  a  tanto  che  vra  Extia.  mi  auisa  del 
suo  voler/  inquanto  ala  soma  di  danarj  che  vra  Ex'i^  mi  fa  dar  in  roma/ 
6  assaj  e  d'auantaggio  /  mi  par  in  conclusione  che  no  tomaro  solo  in  bauiera/ 
se  idio  me  ne  fara  la  gratia/  perche  ho  vn  grandissimo  catarro/  e  vna  tossa 
che  mi  ofTende  grandemente  e  qui  si  move  di  questj  malj  assaj  persone/ 
idio  per  sua  misericordia  mi  dia  sanita/  e  tempo  di  poter  seruir  a  vra  Ex:tia 
a  Chi  humilmente  baso  le  manj  in  fretta  che  la  posta  ^  parte  hör  hora/ 
di  fiorenza  alli  7  del  mese  di  marzo  1574.  di  vra  Ex:tia 

humilissimo  seruitore 

Orlando  lasso. 
vra  Ex:t»a  far  dar  questa  al  suo  Exmo  sor  padre.  '^ 

2lllf  ber  Häcffette:  AI  lUustrissimo  et  Eximo  principe  gulielmo  Duca 
de  le  due  bauiere  in  Monaco  o:  lantzhuet:  —  pr.  £annbtf(^uet 
Anno  29.  niartij  2C.  7^ 

^)  Illustrissimo  Et  eccmo:  principe  e  patrone  piu  che  ossermo: 
Con  humilta  ho  riceuuta  la  di  vra  Extia:  rallegrandomj  d'ognj  suo  con- 
tento/  6  dio  sa  quanto  le  desidero  ogni  satisfattione  in  tutto  quello  che 
l^uman  pensiero  puo  considerare  /  in  omni  genere  musicorum  /  quanto  a 
Tesser  mio  no  sono  stato  maj  in  vita  mia  cosi  melancolico  coe  adesso  /  senza 
compagnia  eccetto  se  no  volesse  imbriacarmj  giornj  e  nottj/  cosa  quod  mihj/ 
no  semper  placet  /  e  manco  mTia  da  piacere  nel  resto  penso  con  l'agiuto 
del  src  ritrourarmj  venerdj  0/  sabato  a  starenberg/  si  trouerö  comodita  d'una 
bestia  che  mi  portj  /  perque  da  tres  dies  in  qua  /  voglio  hauer  vn  discanto 
in  la  stall a  mia  /  hauendolj  fatto  packtj  weg  /  i  testiculj  /  Dico  del  mio  caual- 
lino  si  che  vra  Extia:  mi  agiutj  se  il  bisogno  erat/  si  ego  venio  no  Curo 
aut  Videat  me  il  patron  grosso  /  perche  son  huomo  da  bene  /  lontano  /  basta 
che  per  hora  a  vra  Extia:  Et  a  le  due  carissime  principesse  sorelle  /  baso 
quel  si  contentaranno  chio  basi  /  pur  che  sia  tutto  d'un  Corame  /  nro  sre  iddio 


*)  Dgl.  yxfycbüäf  far  Diand^ener  <0efd)i<^te.   3anb  1,  5.  245. 
*)  t>8(.  3a^rbn<^  far  manc^ener  «efc^idite.   Sanb  l,  5.  2^3. 


Conseruj'E  gotternj  keetie:  vre  ga^flürde  «ane/  e  senssi  mäncameDto  de/>a4a 
ü  restö,  per  möltj  annj/  Di  monacö  a  di.   i8.  maggio:  74 

Dia  via  Ext^  hnmilissimo 
temö  : 

Orlando  lasso: 
les  esctts.  100   ie   ne  les  tpucberaj  Jamals/   si  ce   nest  pour  Joner  /  o  pour 
manger  anecq :  vre  Exce:  et   si  cela  ne   podroie  faire  /    ie  les  donneraj  toas 
entieremeDt  pour  Tamour  de  dieu :  en  lionneur  de  vre  Exce:  -^ 

^ttf  btt  Hflcffeite:  A_Mon8r  Monsr  Ie  prince  goülaume/  Duc  des 
deax  bauieres/  mo  bening  maistre  Et  seignear;  -^  A. Fddberg  — 
pr.  <9etftn$  btn  27.  IHaj  ][574(. 

Karl  CraÄtmann. 


Die  a^e  beut^öft  Iteerfe^ung  von  Baldassare  Castigliones 

„Cortegiano". 

Unier  ben  unsäi^It^en  Schriften,  weldit  in  bibaftifc^er  ^orm  bte  2Iuf' 
gaben  einselner  Stänbe  nnb  ^crufsfjiaffen,  bie  prafttf(^en  Cebensregeln  für 
aüe  lagert  unb  Stellungen  berfelben  m^t  ober  minber  ansteliienb  erörtern, 
beanfprud?t  faum  eine  einen  J^eroorragenberen  Jplafe,  alsbiv„filofm<xnn" 
bes  (ßrafen  Baldassare  Castiglione  ans  Cafanatico  bei  Btantua  (^e* 
boren  am  6.  De3ember  ^^78,  gejiorben  am  7.  f  ebruar  ^529).  Doöenbet  im 
inSr5  \5X6,  erfd^ien  er  3tter^  gebrudft  bei  ^loo  Homano  in  Denebig  im 
2lpril  ^528^,);  ^at^Ireic^e  tleuaus^aben  folgten  rafd;,  uttb  auc^  an  Über* 
feftungen  ins  Cateinifc^e*)  unb  bie  übrigen  europäifc^en  Spracj^en*)  feljite 
es  nid^t.  „Cajiigliones  ßofmann",  urteilt  <5asparf*),  „ijl  ein 
tnenfd;  in  ber  unirerfeilen  ilusbUbung  feiner  ^äi)tgfeiten".  ^^igltone 
felbjjb  Ijat  fein  Kaifer  (üarl  V.)  als  „etnett  ber  befien  Kitter  ber  IDelt"^) 
beseic^nei  Das  Bnc^  befjerrfd^te  feine  geh  unb  bie  folgenben  ^ai)ri)unberte, 
es  greift  in  aüt  möglid?en  fragen  ein^),  fobag  es  pöüig  lüäljr  ift,  n>as 
nodf  fein  v$J^an!furter  Überfefeer  (^680  von  i^m  rütjmt,  „bie  fonfi  über 
alles  tyrannisirenbe  geit  Ijabe  biefem  ^ofmann  an  feiner  DoHfornmenl^eit 
nichts  benommen,  inbem  er  3U  unterfc^iebltd^en  geiten/unb  nod^  bar3u 
von  fo  Ijod^berül^mten  Xltännern  in  groffen  Hu^m  gef^alten  tporben;" 

^)  5ief)e  Aber  ^enfelben^  feine  Bebeutung,  feine  ^lus^aben  n.  f.  xx>.  in  „H  Cortcgiano 
del  Conte  Baldessar  CafÜKlion«  publicato  per  cura  del  Coj^te  Carlo  Baudi  4>  Yes.ine, 
Senatore  del  Begno  di  Sardegpa.  Firenze,  Feiice  Ie  Monnier  1854.  I— VIII  u.  349— 361  ntib 
Castiglione,  Lettere  familiari  No.  X13  u.  114.  (Lettere  del  Conte  Baldetsar  Caistiglione 
ora  per  la  prima  volta  date  in  luce  e  con  aniv>tazioni,  storicbe  illustrttte  dtfU'  Abd>a^e 
Pie^ntonio  Serassi.    Padova  CID  10  CC  L  XDC.J 

*)  1569.  Aulicus  Balthasaris  Castilionei  m  latinam  linguam  conversus  ab  Hieronimo 
Turlero;  wittebergae ;  in. 8«.  —  1577.  von  Bar^h.  Clerke  4n.Conban,  ber  Kdnioin 
Clifabetl)  gewibmet.  —  1577.  Strasburg,  pon  bem  ^itnooeraner.  Jöh.  Riciu9,  Kaifer 
Hubolf  II.  gewibmet  «.  f.  w.        ' 

«)  1&31  franjdfifd}  non  Jehaji  Chaperon  (pari^,);  A^SO  iron  Gal^riel  .Ch-apuis 
ans  2Imbois  (Cron).  —  Bead^tenswert  ifk  Sie  fpanifd?e  Übertroaung  bes  befannten  t>id^ters 
aus  IJarcelona  Juan  Boscan  (cc.  1500—1544)  non  XR^9.    (DgI.;;€tdPnors  5panifd}e  Cifterattar« 

Seft^idfte.    Deutfc^  Ttusgabe.    X   377  ff.)  —  ^ne  englifd^e  Uberfeftiwg    «Hbrncle   Jl727    in 
onbon  ein  tlad)fommt  Castigliones  —  A.  P.  Üaätiglione,   of  the  same  Fanuly  —  bem 
König  <0eocg. 

*)  Die  italienifdje  Cltteratur  ber  Henaiffancejeit.    Öerlln  1888.    5.  451.. 

^)  Uno  de  los  mayores  caballeros  del  mundo. 

*)  t>gL  3.3.  3.  8 u«(r!)arbt,X»ie Kultur  ber  aenoCffanee  in 3toIkn.  >8^.  5.  3^,  K.  a 


Dort  Karl  ^on  ^^ehtf^arbfldtiner.  ij^^S 

Die  erjle  beutfc^e  U&erfefeung  btefes  fflr  feine  Seit  fo  w'id^ti^en  ^nd^es 
nhetna^m  b$v  Tdauf^a^Uv  3U  ourgl^aufen,  £oren5  Krater,  auf  bett 
tDtebert)olt  eine  freunbUd^e  Befprec^ung  unferes  „^at^rbuc^s''  (2ltt^  Seit. 
^ei(.  är.  229  ff.  1(887)  [{tngetptefen  l)at  Die  IDtbmun^:  „oem  Durc^' 
leüd;  I  ti^en  Qod^gebornen  dürften  Dn[b]  )  f^ernt  /  Qertn  2l(brec^ten  ]9f^I^' 
grauen  |  bey  HJ^etn  /  ^erftogen  in  obern  vni  tlibern  Baym  |  ic.  meinem  1 
® nebigen  ^errn."  trägt  bas  Datum  Burgfijaufen  ben  tag  \,  ntaij  ^nno  / 
jl565.  Das  ^({^  folio  (nebft  28  JoUo  Citel,  Jntjalt,  Hegifter,  €rrata, 
Dorreb)  umfaffenbe  Sud?  iji  betitelt:  »^ofmann^  ,  €in  fd^on  bolbfe- 
llig  Buc^/in  IDelfdjer  fprad?  |  ber  Cortegtano /ober  3u4cutff^ 
oer*)  I  ^ofman  genannt  /  IDeld^es  feinen  orfprung  |  onb  anfang  /  an  bem 
^ürftUd^en  ^of  ju  Vr»  \  btno  empfangen  /  luftig  julefen  /  (gtroa  in  3ta*  | 
liänifd?er  Sprach  burd?  (ßraf  Balttja*  |  fern  Caftiglton  befc^riben  ,roorben.  | 
Hunmals  in  fd^lec^t  Seutfd?/  |  burd?  £auren^en  Krater  |  Itlautjaler  5U 
Burd-  [  Ijaufen  transfe»  |  riert.  .^n*  \  no  65.  |  ITTit  H3.  'Ka>^.  Utay. 
freilieft  |  nid^t  nad?  5etruc!en.  |  (5ebruc!t  5U  ITTünd^en  bey  | 
^bam  berg."  | 

IDeber  bie  „2Illgemeine  Deutf Ae  Biograpljie"  noc^  (Öobefes 
(grunbrig  ern>5ljnen  bes  interejfanten  Öberfefeers,  obrooljl  er  in  Kobolts 
£ejifon  bairifc^er  (geleierter  (II,  359)  eine  SteUe  gefunben  Ijai  2lrd?iDalifd?e 
forfdjurigen  über  feiiie  perfönlid?feit  Ijaben  ju  feinem  Hefultate  gefül^rt. 
3n  bem  „llTemorialrenntamtsbud?  Burcfljaufen  deAnno(586" 
ift  ^£arennö  Krafeer  galler"  (Djn.  b.  ^asy  \\^l2  Ho.  38  Bb.  I 
Jol.  {^),  ebenfo  de  Anno  i588  ^£arenn6  Kt^rafter  ^aller"  (fihtnbä. 
Sb.  II  ^ol.  \ei)  ermätjnt.  IPir  wiffen  alfo,  bag  er  nic^t  oiel  oor  ^^56.5 
galjler  In  Burgf?aufen  gemorben  unb  brei  nnb  3tDan3ig  3aljre  fpäter  (tss^) 
es  noc^  war.  ÖTerfmürbiger  IDeife  flnbet  ftcb  meber  in  ^n  £Jof3aljI' 
amtsrec^nungen  nod^än  ben  Qoffammerfeffionsprotof  ollen  (üon 
^565  u.  f.  f.)  ein  (Eintrag  über  irgenb  eine  it^m  gereichte  (El^rung,  ohwo\\[ 
mele  „bebi eierte"  büc^er  nnb  carmina  Tgerabe  ^565  u.  ^566)  aufgefüt^rt 
ftnb.  2Iud?  feitens  ber  Stabt  Ilt  ünc^en  t^  btn  freunblidjen  UTitteilungen 
bes  Berm  f.  Hats  €.  von  Destouc^es  3ufolge,  il^m  keinerlei  Derel^rung 
gereift  »orben. 

Die  Vfln%^,  bie  Krater  in  feinem  neuen  ^mte  gefunben,  veranlagte 
il^n  3u  Ittterarifd^er  Ctjdtigfeit.  „Perfc^iner  3eyt'',  Ijeigt  es  in  ber  Xüibmung 
an  2llbredjt  V.,  „als  €.  ,f.  (ß.  mic^  \>on  berfclben  fürfllid?e[n]  £Jof  3U 
jefeigem  meine[m]  /  Don  (2.  ^,  (S.  }:t<^henben  bienjt  /  bes  inaut3aler  2lmpts 
xa  Burgfljaufen  mit  gnaben  ab  gefertigt  Dnb  f ommen  lajfen  /  iji  mir  biefes 
Buc^  in  3talianifd?en  Sprachen  genannt  Dom  f^ofman  /  3ugefie0t  /  onb  ba 
neben  mit  fonbern  ^ünjtigen  anfprec^en  an  mid?  gefunnen  »oroen /iDeil  fld? 
nunmals  in  ange3atgte[m]  meinem  nen>e[n]  bienft  Dnter  seilen  fouil  muffiger 
^ett  /  in  vellic^er  tc^  etmas  nu^lid^s  ober  lufiiges  3U  aitter  ergegligfett  / 
Icfen  ober  fc^reiben  3utragen  ober  begeben  möchte/  *  .  «" 

lDol)l  wax  bie  äberfe^ung  ein  fdjmieriges  Stüc!  2lrbeit;  mas  aber 
Krater  burc^  feinen  „einfaltigen / bod?  Duterti^dnigen  molmatnenben  Der» 

Knb  erlangen  mögen'',  bas  übergiebt  er  DertranensDoUft  feinem  burc^" 
^tigfien  Qerrn,  „fampt  ber  felben  ^ram  ITTuttem  /  gemal)lin  /  ^ürftltd^n 
f inbern  /  ic.  ic.  onb  ganfeem  jtjrem  ^ofgejinb  /  jefeigen  vnb  nac^ommenben 
3u  eujigen  le^ien.*" 

Krater  l^ält  flc^  siemlic^  genau  an  ben  (Test  Vergebens  Dermutet 
man  bei  it^m  bie  eine  ober  anbere  Stelle  lofalifiert,  auf  bayrifc^  Derl^ält- 
niffe   übertragen  ober  mit  Unfpielnngen    auf  bie  geitgefd^id^te  nns  nnb 

*)  Das  9ef.ptvrt  ^e^ncfte  ift  in  c.ot^t  Schrift 


^96  ^^ne  Xniiteiinngen 

unferem  bayrifc^en  ^ofe,  wie  btes  ja  boc^  311  erwarten  ftnnbe,  näfjer  gerücf t 
3u  feigen.  €r  müljt  fic^  fic^tlid^  ab,  bas  Bnd?  bes  Italieners  ,,in  ^o<^?= 
tentfc^  Sprad^en  tjerfür  aeftreit^en",  unb  entfernt  fidj  barum  00m  Sinne 
bes  (Originals  nientals,  ob  er  auc^  freier  mit  bem  IDortlaute  fc^altet.  2(tte 
fein#  willffirlid^en  ^Inberungen  beaieljen  jt(^  nur  auf  äuferüd^feiten. 

So  liat  es  Krater  für  an^aeigt  gel^alten,  über  jebent  2(bf(^nttte 
genau  jn  oeraeit^^nen,  wovon  er  Ijanbelt;  unb  btefe  feine  fummarifdycn  3ntialts* 
ansahen  (IDoIier  bie  »rfad^en  /  bas  ftd?  ber  menfd^ert  feuc^tigf eit  /  in  met^rerleY 
forten  ber  ttjorljeiten  enben.  ^.  i2a.  2lug  was  orfad^en  ber  onmtUen  onter 
ben  verliebten  erwac^fe.  Fol.  i6a.  2ln  was  qualiteten  ober  eigenfd?afften  / 
bes  ^of maus  polf omenljeit  /  onb  fonberlid?  bes  21bels  gelegen  ift  Fol.  22  b  u.  f  w.) 
erljd^en  bie  Uberjtd^tli^feit  bes  Sud^es.  T>ayi  treten  meijl  and^  nof^  Be* 
merfungen  nnb  2(us5Üge  auf  bem  Hanbe.  Caftiglione  tjat  {td;  bei 
allem  2Infd?(ug  an  plato,  Cicero  unb  bie  2IIten  bemütjt,  ben  Dialog  gemiffer" 
majfen  nouellijiift^  3U  gejtalten.  (Er  fudjt  (ginfleibungen  ber  '^eben  in  ©er- 
f^iebenartigen  (formen  nnb  iß  befirebt,  einer  natürlid^  fld^  baraus  ergeben^ 
ben  lYlonotonie  nad;  Kräften  poraubeugen.  tlid^t  fo  Krager.  <£r  fül^rt 
—  unb  oieüeicbt  nidjt  otine  Berechtigung  -  einfach  bie  Heben  an  unb  fegt 
t>or  biefelben  biog  bie  ttamen  ber  fpre^enben  perfonlid^feiten.  So  treten 
bei  il{m  an  SteQe  ber  italienifd^en  Säge  (rispose  il  signor  Gaspar;  rispose 
la  signora  Emilia,  Allor  fra  Seraüno  .  .  .  .  ,  disse  u.  f.  m.  I,  7.  8.)  bie 
blogen  eingaben:  Per  palaue^ind  (Pallavicino);  bie  ^ran>  (Emilia 
u.  f.  w.,  foweit  es  irgenbwie  anging. 

<£iwas  feltfam  bel^anbeli  Krager  bie  Eigennamen;  einen  Ceti  ber 
italienifd^en  latinifiert  er,  inbem  er  Ottavian  Fregoso,  Magnificb  Julian, 
Bembo(1, 5)  u.  a.  3U  (Dctiuianus^jfregofus,  Ulagnificus  ^ulianus,  Sembus  u.  f.  w. 
mac^t;  eigentümüd^er  aber  berül^ren  bie  italienifd^en  Hamen,  bie  er  meiß 
altflajfifc^en  perfonen  unb  (Drten  belägt,  wie  wenn  er  (Fol.  232.  III,  i) 
bas  italienifd^eE reo le,  Elide  als  Qercule,  (Elibe  überfegt,  {a  aus  ben 
olympifd^en  Spielen  —  i  giochi  Olimpici  —  „bas  fejl  (DHmpici"  madjt. 

Der  migoerßanbenen  ober  nic^t  ganj  flar  ausgebrücften  Stellen  finb 
bei  Krag  er  „nur  fel{r  wenige,  obmo^I  man  nid^t  feiten  bie  XYIütje  ftet{t, 
welche  bem  Uberfeger  fc^on  bie  annätjernb  rid^tige  Xüieber^abe  mand^es 
fc^wierigen  (ßebanfens  bes  Originals  foflet.  <Es  unterliegt  fernem  groeifel, 
ba%  wiv  l)eute  bas  italienifd^e  IPerf  ungleid^  lei^ter  lefen,  befjfen 
fjaffifd^e  Durd^ftd^tigfeit  attentl^alben  an  bie  2(lten  mal^nt,  als  bie  müf;epoQe 
Überfegung  Kragers.  2lber  barin  liegt  gerabe  bas  große  Per- 
bienjt  unfers  inaut3aljlers,  ba%  er  bie  ungelenfe  unb  fdyroer- 
fällige  beutfc^e  Sptad^e  ans  ber  ITTitte  bes  fef^S3eljnten 
3aljrl?unberts  ju  breiten  unb  3U  wenben  unternaljm  nnb  es 
babei  boc^  3U  einer  grogen^Jertigfeit,  ja  3U  einer  geroiffen 
JormooIIenbung  brachte.  UberaH  tritt  uns  ^wat  ber  illtbayer  nn* 
oerfennbar  in  feiner  gunge  entgegen.  €s  liegt  barum  eine  reisenbe 
Haioetät  unb  Urmüc^jigfeit  in  Kragers  Sf>tadie,  bie  Ijäuflg  unmittelbar 
an  ben  Dialog  ber  gemutlid^en  (ßefellfc^aft  erinnert.  „3ego  fetjens  <E.  (S.", 
fagt  (Emilia  (Fol.  10  b),  „idf  i^abs  vot  gefagt,  bie  roöllen  mit  jl^m  fc^affen 
bas  er  get^orfam  fey.  Daraujf  alfo  bie  Qergogin  iadieni  gefagt  /  bamit  enc^ 
ein  jeber  get|orfam  fey,  roill  xdq  eud?  für  mein  leütenamptin  erroeüen  /  vnb 
endq  aü  mein  auttjoritet  geben."  (Eccovi  ch'  io  Tho  detto;  ma  voi,  signora 
Duchessa,  comandategli  ch'  e'  sia  obediente.  —  AUor  la  signora  Duchessa 
Tidendo,  Acciö,  disse,  che  ognuno  v'abbia  ad  obedire,  vi  faccio  mia  loco- 
tenente,  e  vi  do  tutta  la  mia  autoritk.  I,  6.)  So  l^at  Krager  bas  füt{ne 
Femininum  3U  £eutnant  mit  feiner  „leütenamptin''  gebilbei 


von  Karl  von  Setnljarbfl^ttner.  /j^^? 

Bemerfenstpert  tfl  es,  bafi  f[(^  Krater  ber  £attntsmen  nad;  Kräften 
enti^ält  unb  f!c^  einer  relativ  grogen  Sprad^retni^eit  befleigt. 

Sd^on  nad^  ad?tunb3roan3tg  ^aljren  (^593)  erfc^ien  eine  weitere  Über- 
fe^ung  bes  nCortegiano'S  auf  bie  l^ier  nachhaltiger  ({inptpeifen  oiefleid^t 
gefiattet  fein  mag,  weil  aud?  jte  im  f^eutigen  Bayern  —  mDillingen  — 
gebrudt  würbe.  2k^  Derfaffer  nennt  fic^  Joljann  (Engelbert  Hoyfe; 
ber  Sitel  lautet: 

Der  fjofmann/ |De§  wolgebor-  |  neniSrauen/^erren*)!  Bai* 
tljafars  conCa- 1  stiglion.  |  3«  oier  Büd?er  abgetl^eylt/barin*  (  nen 
ganft  liebliA  nnb  3ierlic^  begriffen  unb  |  oerfagt/wie  ein  rec^t* 
fc^affner  T?nb  2lbelid?er  Jjof'  |  mann  \n  allen  jiurfen  foü  befc^affen  fein /wie 
er  I  jlc^  im  Dienfi  feines  f  ürflue  /  aud?  im  (Eon- 1  uerfiern  mit  feines  gleid?en 
t>er«  I  l{a(ten  foQe.  |  3tem  ein  gan^  sierlic^e  vnb  eygentlid^e 
Befc^rei»  |  bung/ einer  2lbelid?en  Cugentüc^en  fjof  f rawen.  I  etilen 
£ieb^abern  vnb  Mürberem  ber  wal^ren  ^df*  |  (ic^feit  /  fürnemlid^ 
aber  aUen  (E^v  vnb  CugentUebenben  |  vom  2lbel  /  nit  attein  lieblid^  fonber 
auc^  I  nüfelid?  3ulefen.  |  Jefetunber  t>nferm  aUgemeynen  Datter- 
lanb  I  3um  begten/in  ©nfer  (Eeutfcbe  Sprach  |  transferiert  vnb  gebrad?t:| 
burd?  I  3oIjann  (Engelbert  Hoyte.  |  initÄ5m.Kav.inaY. frey^eiticic.  | 
(ßebrucft  3tt  Dilingen/burc^  |  ^oljannem  irtayer.  |  (593.  (^07  ^olio.  8^) 

^us  ber  an  „(tljrijloffert  Jugger,  ^reyljerrn  5U  Kirc^berg  vnnb 
IPeiffent^orn^'  (unterm  26.  ITlai  93  von  Augsburg)  gerichteten  Porrebe 
geljt  l|eroor,  ba%  tloyfe  bas  Wtxf  3ur  2lusfüttung  feiner  rftugeseit  über- 
fefete,  „inbem  er  onber  manc^erley  gebenden  /  aud?  an  bie  oerberbte  cnb 
onl^öflidje  Sitten  beg  ^oflebens  etlid^er  0rt  pnfers  attgemeynen  Patter» 
lanbs  gebadet",  eine  2lrbeit,  bie  aud?  iljm,  wie  feinem  Porgänger,  „faur 
vnb  fd?wer''  würbe.  J>a  tloyfe  Krafcjers  ober  überl^aupt  eines  frül^eren 
Überfefeers  feine  €rwäl|nung  tl^ut,  fo  ijt  wol|l  bejtimmt  an3uneljmen,  bag 
er  bie  2lrbeit  feines  Porläufers  ntd?t  gefannt  l\at  tloyfe  Ijält  fld^  oiel 
ftrenger  an  ben  italientfd^en  (Ee^t  als  Krater;  er  t{at  barum  auc^  f  einerlei 
Kapttelüberfdjriften;  ebenfo  feljlt  bas  alpljabetifc^e  Hcgijler.  €s  brängen 
ftc^  bei  tloyfe  £atinismen  unb  lateinifc^e  Kafusenbungen  bereits  gan3 
gewaltig  in  ben  Porbergrunb,  fowie  auc!?  feine  Sptadfe,  pielleic^t  gerabe 
barum,  troft  uncerfennbar  grogerer  (ßenauigfeit  unb  Hic^tigfeit,  jene  naipe 
Urwüd^ftgfeit,  bie  an  Krater  befonbers  einnimmt,  nid^t  beft^t. 

€ine  einsige  wiUfnrlic^  gewäl)lte  parallelflelle  ma^  bie  2lrt  beiber 
Überfefeer  am  beften  d^araftenjieren.  (Eajtigliones  italtenifd^er  (Eejt  — 
III,  27  —  A'  di  miei  fu  in  Pisa  un  gentiluomo,  il  cui  nome  era  messer 
Tomaso ;  iion  mi  ricordo  di  quäl  famiglia ,  ancora  che  da  mio  padre,  che 
fu  suo  grande  amico,  sentissi  piü  volte  ricordarla.  Questo  messer  Tomaso 
.  adunque,  passando  un  di  sopra  un  piccolo  legnetto  da  Pisa  in  Sicilia  per 
sue  bisogne,  fu  soprapreso  d'alcune  fuste  de'  Mori,  che  gU  furono  adosso 
cosi  all'  improviso,  che  quelli  che  govemavano  11  legnetto  non  se  ne 
accorsero;  e  bench^  gli  uomini  che  dentro  v'  erano  si  difendessino  assai, 
pur,  per  esser  essi  pochi,  e  gl'  inimici  molti,  11  legnetto  con  quanti  v'eran 
sopra  rimase  nel  poter  dei  Mori,  chi  ferito  e  chi  sano ,  secondo  la  sorte, 
e  con  essi  messer  Tomaso,  il  quäl  s'era  portato  valorosamente ,  ed  avea 
morto  dl  sua  mano  un  fratello  d'un  del  capitani  dl  quelle  fuste  u*  f»  w.  — 
lautet  bei: 


*)  Das  Qtiptttt  <Sebnt(fte  iß  in  roter  5<^rift. 
3af)vbiu^  fäc  m&ndtewt  <Sef<^.  11.  32 


<i98 


tteue  ättttetlttitgett 


Kroftcr  (Fol.  268b): 
3n  bcr  Statt  pifa/  ein  guter/ 
eljtUc^er  Bürger  (Thomas  aenannti 
was  gefd^Iec^ts  er  aber  /  iß  mir  ah 
gefallen  /  iptewol  id?  jn  oon  meinem 
Patern  /  ber  fein  guter  frennb  ge* 
n>eß  /  etn>a  nennen  I{ab  f^dm. 
Difer  gut  freünb  /  l^ai  nun  auf 
ein  3eit  /  feiner  I^anbtiemng  nad^  / 
anff  einem  fc^iffle  in  Sictiia  faren 
roöllen/onnb  als  fv  fic^  nun 
in  bie  l{dl)e  bes  IlTeers  he* 
geben/ onb  onuerfei^ner  bing  t>on 
ITTom  vnh  ITTörraubern  /  elje 
ban  jljener/fo  bas  fc^Iiff lin  (sie !)  ge- 
regiert /  jl^re  wax  genommen  /  über- 
fallen worben:  Vrib  wie  wol  fy  fid? 
männlich  /  aufif  bapfer  gemdrt 
t>nb  gefhitten  /  TXad^  bem  aber  ber 
Tdovn  3u  Dil  geroefen  /  alfo  bj  fy 
von  jnen  oberljerrfdjt  /  oerujunbt  / 
cmbfommen  pn[b]  wk  es  bj  gludf 
geben /neben  anbern  biferCfjomas 
andf  gefangen  morben  /  melcfoer  nnn 
männlid?  gejiritten  /  t)n[b]  ber 
IHörrauber  tjauptman  einen  brubern 
entleibt:  u.  f.  to. 


rioyfe  (Fol  245 a):*; 

Bey  meinenCagen  i^  3Upifa 

einer  vom  ^bel  geoegt  /  beffen 

Hamen  Qerr  (Ct^omas  n>ar  /  id^  fann 

mid;  aber   nit    erinnern  was  <5e- 

e^led^ts  /  ob  ic^  es  n>oI  von  meinem 
atter/ber  fein  groffer  frennb 
geroeft  /  0  f  f  t  Ijab  Ijören  nennen,  ttun 
Siefer  £|err  (Ef^omas/als  er  auff 
einem  flatnen  Sc^ifflin  /  feiner  (Se- 
fd^fifft  Ijalber  von  pifa  m  Sicilien 
t>berfut)re/  mürbe  er  Donn  etlid^en 
^ujler  ber  ITTot^ren  obereylt  /  meflic^e 
ji^  alfo  pnuerfet^ens  auff  ber-Bauben 
n>aren  /  ba%  es  bie  jenige  /  ]o  bas 
Sc^iffltn  regierten  niAt  gemerc!t 
ober  wahrgenommen  l^aien:  vnö  ob 
fidf  wol  bie  ient  fo  barinn  n>aren 
fef^r  meierten  /  fo  bitbe  bod^  bas 
Sc^ijflin  /  biemeyl  jrer  wenig  pnb 
ber  Jeinb  oil  waren /nit  aQein 


ben  jenigen  /  fo   barauff  warn  /  im 

gewalt  ber  Vftotn  /  einer  vetwunbi  / 

ber  anber  gefunb  /  wie  es  bas  (51M 

gegeben  onnb  mit  jljnen  and^  ^err 

äljomas  /  welcber  nc^  feljr  IVTannlic^ 

g  e  1{  a  1 1  e  n  /  vno  mit  a  i  g  n  e  r 

^anb  ein  Bruber  eines  ber  ^aupt- 

leutl)    berfelben    ^uflen     erfc^lagen 

^aüii  u.  f.  w. 

Die  fnrae  Stelle   aus   beiben  Überfefeungen  im  gufammenlialte   mit 

bem  italienifc^en  Originale  jeigt,  wie  Hoyfe  bereits  ober  eine  gewanbtere, 

wenn  aud^  nxd^t  metjr  fo  urwüc^flge  S^xad^e  oerfägt  als  Krater,  fo  wie  er 

fid^  an  ben  IPortlaut  bes  Urte^es  mel  enger  ansufd^liegen  vex^el^i,  was 

befonbers  bie  gefperrt  gebrückten  IPorte  im  Pergleid^e  mit  bem  3talienifc^en 

anfweifen. 

Jaji  ßwolf  Jal^rseljnte  nac^  Krater  (\6^^)  glaubte  ein  isngenannter 
äberfefter  tn  ^franffurt  a.  IH.,  es  fei  iljm  corbeljalten,  bi?  erfJe  Vex* 
beutfc^ung  t>on  Caftigliones  MCortegiano*^  5n  geben.  So  wenig 
wn%ie  ex  von  feinen  beiben  Vorgängern.  Sein  XÖerl  betitelt  fid^:  Der 
DoHfommene  |  ^ofmann  |  ♦)  Unb  |  ^of -Dame.  |  Von  bem  <Sraf  |  Bal- 
thasar de  Castillon  |  Dorma^ls  |  3n  3taliänif<^er  Sfxadf  befd^rieben/ 1 
ilnjefeo  I  Xüegen  feiner /oon  bem  Thuano;  |  Rutg.  Rulando ;  M«*.  de 
Wicque-  |  fort ,  nnb  anbexn  berüljmten  Scribentcn  /  |  belpbten  Portref Ii<^- 
feit.  I  §um  erftenmaljl  Derteutfd^t  i  burc^  |  3^  C  £.  £.  3.  |  Jranrf- 
fürt  am  IHayn/  |  21uff  Kojten  be§  Uberfefeers/  |  Unb  sufinben  bev 
(Larl  Sd?äffern.  |  M.DC.LXXXIV.  |  (75^^  S.  H  S.  Hegijter.  t«  S.  ZiiA 
unb  Dorrcbe.) 

Diefe  ^ranffurter  Uberfe^ung  5U  befpr^c^en  liegt  angerl^lb  ber 
Ijier  gefteUten  2lufgabe.  IDas.  uns  3unä(ftjl  befonbereg  Jnteriijffe  bietet»  ifl 
3u  feljen,  wie  3U  allen  geiten  nnb  in  ben  allerf  rüljeften  perip- 


*)  Da»  gefperrt  (Bebrucfte  ifl  in  roter  S^tift. 


von  Karl  von  Hetnl{arbfl9ttner.  /j^^^ 

b^n  Bayern  nad^  alUn  Htc^tüngen  ^tn  mit  ber  Kunfl  unb 
£titeratur  bes  ^(uslanbes  in  en^ßem  tPec^feluerfel^re  ile!{t, 
oelcb  totHige  ^ufnai^nte  bte  geifiigen  €r5eugniffe  ber  be« 
nac^oorten  gro§en  Kultnrvdlfer  in  Bayern  unb  am  Qofe 
ber  Wiiitlshad^ex,  metft  von  bi^fen  gefc^ü^t  unb  ermutigt, 
gefunben  Ijaben.  So  ifk  and^  ber  Um^anb,  ba%  ber  Ijoc^berüljmte 
„^ofmann"^  its  Caftiglione  in  unferm  £JetmatIanbe  bie  erpe 
beutfd^e  Überfe^ung  «riebte  unb  bem  Qer^oge  von  Bayern  gevibmet 
war,  ein  Symptom  biefer  Bayern  ju  aUen  getten  aus3etd?nenben  Eingabe 
an  frembe  Kunfi  unb  £itteratur  unb  iljrer  ernflen  pflege  bei  unfern  ^i^nen. 

Heinl{arb{idttner. 


]l9ni9  3Dom  VHamel  von  X^oviu^aU 

3n  jfeinem  für  bie  Kulturgefc^ic^te  äugerfl  interejfanten  XDerfe  über 
Portugal  3ur  geit  ^o^<^^ns  bts  fünften*)  (|706— ^750)  erjäljlt  Manuel 
Bernardes  Branco  'S.  ^95),  ba%  im  Jaljre  ^5^9  bie  Sc^we^ern  bts 
britten  (Dxbens  3U  IHünc^en  ben  Konig  Dom  UTanuel  (^^95—^52^ 
oon  Portugal  haitn,  er  m3ge  „pater  spiritualis"  if^res  Kloflers  werben. 
Daß  pe  an  ben  portugiefifc^en  König  fic^  roanbten,  erflärt  fi(^  baraus, 
baf  Kunigunbe  (geboren  btn  \6*  Vftät^  1^65,  geworben  ben  5.  2lugup 
^52o),  bie  (Semaljlin  Gilbert  IV.  (^^65-— ^508),  .mntterlic^erfeits  mit  bem 
bortigen  Königsljäufe  oerwanbt  war,  ba  il^re  JJIutter  (Eleonore,  bie  (frau 
Kaifer  ^riebrid?s  III.  (^'^'^o  — ^^93)f  eine  Coc^ter  bes  portugiefifd^en 
Königs  Duarte  (^^^33  —  ^/^sg)  x^%  Kunigunbe  geijörte  aber  bem 
püttri4?fIofter  ju  ITTfinc^en  an% 

Der  Brief  beflnbet  fic^  in  £iffabon,  Torre  do  Tombo  (—  Cartas 
missivas,  Mago  2»;  n«  21),  unb  ba  fic^  nadf  mitteilung  bes  fgl. 
Allgemeinen  Heic^sard?iües  in  ben  bayrifcben  Tltqiven  f einerlei  "Kon^e^i 
ober  2(bfd?rtft  besfelben  finbet,  mag  fein  Tlhbxnd  an  bieget  Stelle  geregt« 
fertigt  erft^einen. 

3d?  oerbanf e  bie  ^bnaljmc  besfelben  ber  gefaHtgen  Vermittlung  meines 
berü!{mten  ^tennbes  Francisco  Gomes  de  Amorim  in  £iffabon.  Die 
mit  punften  besei^^neten  Stellen  finb  im  IlTanuffripte  3erpöri 

Miller  bur(^leu(^tigiper  grogmäc^tigifier  funig  aller  genSbigifter  Qerr. 
€ttr  fungflif^en  maieftät  münfd^en  mir  jefum  crijhim  ben  erlojfer  vnnb 
fäöigmac^^er  bergann^en  melt  mit  feinem  genabenreic^en  frud^t  .  .  .  oer- 
biennen  vnnb  mitten  ^ahen  3U  ainem  aller  jterdeft[e]n  fd?ilt  für  alle  betrüg- 
lieb  anfecbter  vnb  oemtt  jrer  f.  aitt:  2c.  2c.  aüer  grogmäc^tigifler  ^err, 
auf  befunberm  guten  onb  getremem  Berten  fo  mir  trage [n]  jn  ^ott  3U  <E. 
f.  aj.  2c.  IC.  Vat^w  vnns  crfac^t  bie  ourc^leuc^tig  Ijoc^geporn  fnrpin  fram 
fnn^unbi  entfprnngen  an%  bem  (Ebel[e]n  geplutt  t>on  portigal  vnnjer  aller 
genäbigifie  fram  t>nb  l^er^en  aller  liebfie  muter  in  gott  <E.  f,  ay.  lieble 

0  Portugal  na  Et)ocha  de  D.  To^o  V.  ta  Edi^ao.  Lisboa.  (Ant.  Mar.  Pereira.)   x886. 

*)  Dr.  CI).  t^atutU,  iSeneafogfe  b»  erlanc^tett  Stammftanfes  V^ittelshadi.  mfinc^n 
t870.    5.  36. 

*)  t>tt  Ptnoahbtfdsift  Bayerns  mit  bem  ^brtugietlfc^cn  Kdnigsbans  (Btaaanga)  gebenft 
oti(^  bds  oothtdiefifcl^e  Wapftn  ober  bem  ^orban  bes  Sc^Ioffes  in  (Btflntodib.  VqI  Hei^^eit' 
flein,  C^il  9on  (Sramvalb.   HSSS.  5.  U2. 

52* 


500  Hene  ntittetlungen 


fteuntin  weld^  tr  ff.  ab.  pey  onns  armen  üniptrbt$en  ftoefierleti 
inn  aütt  btemftttgf au  anbackt  nnb  fäUtgem  (eben,  als  onnfer  al 


ein  t^  monnen, 
aöer  Domamifi 
innb  hddi^tx  troft  Ijte  jnn  nad?  "got7  Des  wir  mit  röirbig  aber  grog 
notnrfttg  finbi  i)arpmb  n>ir  by  fecfljait  genomen  €.  f.  aj.  31»  fdjreiben 
mit  lj3(W|le  biemütt^feit  onnbertänigfli^en  Biten  <E.  f.  ajtt.  gro§mäd?ttg- 
faii  meilen  bas  m  genäbigem  iDtQen  vnb  gefallen  annemen.  Dann 
fo  n>ir  Dnnfem  aüer  genäbtgtßen  Itebflen  I^errn  vnb  getremen  oater  in 
got  ^of^Iöblic^er  gebäc^ttnig  ain  f.  ajtt.  ic,  jc.  »erlorn  onnb  »ir  ber  trojl» 
fielen  ljoffnu[nla  finbt,  oon  got  bem  aöemec^tigen  jn  bas  obrip  jerufalem 
ber  €n)igen  fretS  enp^angen  ptten  wit  (Eur  f.  grogmäc^ttgfait  jnn  l)er6It(^em 
oertramen  unb  ftnbltd^er  lieb  in  got  (E.  !.  ajt.  wetten  färann  onnfer  atter 
genäbigifter  vnb  liebfter  i^err  Dater  in  ^rißo  fein.  Des  5U  ainer  geifllid^en 
vrfunbt  t>nnb  oerpünbnng  wetten  mir  arme  finbt  bem  (etben  jefu  c^rifly 
fprec^en  j.  c.  paffion  .  •  •  .  mnter  gotes  UTarie  j.  c.  rojfen  fren[n]fe  onnfer 
....  Ijeittigi^en  cater  fancty  franciffy  vnnb  attem  ....  ifd?en  Ijerr  j.  c. 
l)tmeltfc^er  roffen  frenn^  .  .  .  .  bie  jnncffram  nnb  muter  ber  genaben  <E. 

f.  aj aüen  hen  jren  geliebten  mett  aufnemen  jn  jmen  parmljer^igen 

fc^irm,  rmxib  t>ngeDr(anbt  helialt  an  bem  fnngf(i(^en  Qoff  ber  (Emigen 
fättigfait  and^  \ennben  mir  €.  f.  aj.  t^iemtt  ain  gemäl  meld^s  bie  t^eiligen 
rnb  tjeittigin  cnnfers  !ieilige[n]  brtten  orbe[n]s  \inU,  barmit  jr  füngflic^ 
grogmäd^tigfait  (Erfen[n]e  bag  mir  nit  clarijfen  finbt,  meld^es  vnnfer  atter 
gb.  f[.  t>nb  liebfte  muter  bas  iar  t^at  laffen  5U  (Er[e]n  brücken  pnnferm 
lieilige[n]  orben  »Sr  es  mit  filber  vn[b]  golt  moIt[en]  mir  gern  (E.  f  ai. 
fold?  Dunfer  ainfalt  on[b]  Ijer^Itcb  finblic^  pertramfen  Darmit  befeld^en  mir 
vnns  atme  finbt  €.  f.  aj.  grogmät^tigfait  jn  atter  mnbertänigfait  als 
onnferm  atter  aenäbigiflen  liebten  Ijerrn  vnb  vatet  in  got.  Dat.  HTündyen  am 
ad^ten  tag  onnfers  atter  Ijeittigipen  oaters  francisy  ä  Vc  onnb  jm  XVIIIJ  jar. 

(E.  f.  ai. 

getreme  f firpiterin  bes  britten  orbens 

fant  francisY  ^u^fant  crijtojf  jm 

reglljaug  genant  ber  putrid? 

€.  f.  aj.  arme  finb  in  gott." 

Die  2Ibreffe  lautet: 

^Dem  burd^Ieutigijten  grogmäc^ttgijten  fung  (Eemanuel  fung  3U  portygalie 
unb  aIgarioru[m]  wib  ober  beffem  mers  in  affrica.  €in  Ijerr  gmine  onb 
oerleger  ber  augric^tung  ber  fd?iffung  vnb  aud^  ber  fauffmanfc^a^t  bes 
morenlannbs  arabie  perfle  onnb  inbte  :c.  ic.  cnnferm  attergnäbigijten 
tjerm  ic.  ic." 

Heinljarbftöttner. 

Qlict^el  Olontaigne  üiev  Wiünöftn.  - 

2luf  feinen  Heifen,  beren  er  öfter  (ErmäJ^nung  tljut  (»gl.  Essays  m,  9), 
berüt^rte  ber  berül^mte  Michel  Montaigne  (^533—^392)  am  20  (Dftober 
1580,  einem  Donnerstag,  auc^lHünc^en,  freiließ  nur,  um  es  am  folgenben 
(Tage  mieber  5U  perlafTen. 

3n  feinem  ^^Hetfejournal"*),  bejfen  Ulanuffript  Mr.  Prunis  auf 

*)  Journal  du  voyage  de  Michel  de  Montaigne  en  Italie,  Par  la  Suuse  &  TAUe- 
magne  en  Z580— 1581.  Avec  des  Notes  par  M.  de  Quer  Ion.  A  Rome,  Et  se  troure  k 
Pari^  Che«  Le  Jay,  Libraire,  nie  Saint-Jacques,  au  Grand-Corneille.  M.  DCC  LXXV.  3  ▼oll- 
8«.  Der  britte  Banb  auäi  mit  italienifc^em  Citcl:  Giomale  del  Viaggio  di  Michel  de 
Montagna,  mit  ilnmnrhtngen  von  M.  Bartoli.  ^nr  ^efd^id^te  biefes  Htifeiournals  f.  in 
ber  nmfangific^en  Cinleitnng  jn  bemfelben  nnbb^St.Beuyeb  Noureaux  Lundis.  Pftris  1864. 
5.  ](55.    (Monta  igne  en  vojrage.) 


von  Karl  Don  Heht^arbfidttner.  50 1( 

Schloß  Montaigne  fanb,  nnb  has,  crfl  ^775  gebmcft,  üerl|ältntsmä§ig 
ipenig  befannt  »urbe,  gefd^ieljt  barum  auc^  bcr  baYrtfc^m  ^anptjlabt 
€ri»aljnung. 

Xftontatgnes  Heife3tel  war  2^alxtn.  Über  Tan e  (premiere  ville 
d'Allemaigne  (29),  Melhouse,  Basle  (30),  bejfen  gute  IDetne  unb 
ftrertge  ^fafltage  erwäl^nt  iperben,  ging  es  nad?  Hornes  ^t),  Bade  (42), 
Schaffouse  (56),  Constance  (60),  Smardorff  (65),  Linde  (66^  WO 
CS  otel  Sanerfraitt  unb  gutes  (Dbp  gab,  Vanguen(7^),  Ine,  Kempten (77), 
Frienten  (82),  Friessen  (8^),  Chonguen  (85),  Lanspergs  (86), 
Augsbourg  (88,  „qui  est  estim6e  la  plus  belle  ville  d'Allemagne,  comme 
Strasbourg  la  plus  forte"),  too  ber  cielen  UTifc^eljen  jwtfc^en  Kattjoltfen 
unb  proteftanten  ^ebad^t  wxtb,  Brong  (;08)  nacb  Vdündien,  von  wo 
ans  niontaigne  bann  weiter  feinen  IDeg  über  bas  burc^  fein  Bjo^xen» 
tpunber  beräumte  Secfelden  (U2),  Insprug  (^^5)  u.  f.  tp.  nad^  jtalien 
fortfefet. 

VOxtb  andf  uon  IVTünd^en  nid^t  uiel  mel^r  als  bie  S<^3nljeit  ber 
Hefiben3 ,  bie  fatJjoIifc^e  <5efinnung  ber  Beo5Iferung  unb  mehr  unb  ans» 
fni)r(i(^er  als  aü  bies  bie  ^erf^ettung  bes  Hübenf rautes  ev^&iili,  fo  mag 
bod^  ber  2Ibbrnd  biefes  Eintrags  in  einem  IPerfe  ae^attet  fein,  bas  Bau* 
fleine  5ur  (Sefc^id^te  biefer  Siabi  liefern  wiU,  nno  bt^s  umfomel^r,  als 
UTontaignes  Heifeerinnerungen ,  »ie  bemerft,  nid^t  ©iel  befannt  ge- 
worben finb. 

Der  Bericht  auf  S.  ^08— uo  ^^s  er^en  Banbes  lautet: 

MUNICH,  4  Heues,  grande  ville  environ  come  Bordeaus,  principale 
du  Ducb^  de  Bavieres,  oü  ils  ontO>)  leur  maistresse  demure  sur  la  riviere 
dTser,  Ister.  £/ie  a  un  beau  cbäteau  &  les  plus  belles  ^cueiries  que  j'aye 
Jamals  veues  en  France  ny  Italic,  voutöes ,  h,  loger  deus  cens  chevaus. 
Cest  une  ville  fort  catholicque,  peupl6e,  belle  &  marchande.  Depuis  une 
joum^e  an  dessus  d' Auguste,  on  peut  faire  estat  pour  la  despense  k  quatre 
livres  par  jour  bome  &  cheval ,  &  quarante  solds  bome  de  pied ,  pour  le 
moins.  Nous  y  trouvames  des  rideaus  en  nos  cbambres  &  pouint  de  ciels(a), 
&  toutes  cboses  au  demeurant  fort  propres;  ils  neto'fent  leurs  plancbiers  k 
tout(b)  de  la  sieure  de  bois  qu'ils  fönt  bouillir.  On  bacbe  partout  en  ce 
pai's  lä  des  raves  &  naveaus  avec  m6me  souin  &  presse,  com'  on  bat  les 
bleds;  sept  ou  buict  bommes  ayant  en  cbaque  mein  des  grands  couteaus  y 
battent  avec  mesure  dans  des  vesseaus ,  come  nos  treuils:  cela  sert,  come 
leurs  chous  cabus,  k  metre  saler  pour  l'hiver.  Ils  ramplissent  de  ces  deus 
fruits  lä,  non  pas  leurs  jardins,  mais  leurs  terres  aus  cbans,  &  en  fönt 
mestives(c).  Le  Duc  qui  y  est  k  presant,  a  epous^  la  sur(d)  de  M.  de 
Lorene(e),  &  en  a  deux  enfans  males  grandets,  &  une  fiUe.  Hs  sont  deux 
freres  en  mesme  ville;  ils  estoint  all^s  k  la  cbasse,  &  dames  &  toutCO,  le 
jour  que  nous  y  fümes.  Le  vendredy  matin  nous  en  partimes,  &  au  travers 
des  forets  dudit  Duc,  vismes  un  nombre  infiny  de  betes  rousses(a)  k  trou- 
peaux,  come  moutons,  &  vinmes  d'une  trete  ä,  KINIEF,  chetif  petit 
village,  six  lieues,  en  ladite  duch€. 


b)  Les  Electeun    a)  De  lit    b)  Xvec  c)  R^coltes  d)  Soeur  e)  Charles  II  ou  Charles  HI 
f )  Et  leur  taite    a)  Fauves. 

Hetnf)arbfldttner. 


502  Ha^itSg^  tttib  Serti^lt^ttfigen. 


§n  5.  \s  tfl  an3ufügen,  bag  auc^  im  €rgän3un95toerfe  5tt  Moreri,  im 
Supplement  au  dictionnaire  bistorique  g^ographique  g^n^alogique 
&  &  des  Editions|  de  Basle  de  1732  n.  1733  (Tome  I.  A  Basic 
Ch6s  la  veuve  de  Jean  Christ  MDCCXLIII)  auf  5.  ^9?  (unter 
Btnn^tS    auf  *   Diction.   Univers.   Suppl.    AI.    de  Bale)     flebett 


Jetlen  bem  Aegide  Alber tin  gemtbm^t  ^nb.  —  (Erwäljnung 

fefd?alj  ferner  feiner  im  erjlen  3aljrgang  oiefes  ^af^rbud^es 
K  305  (2(.  227)  u.  5.  307  (^.  232);  im  5toeiien  ^af^rgang 


5.  298  (2(.  (93)*  —  P9I.  au(^  pl{i(-  Strand}^  gmei  flieaenbe 
Blätter  Don  Caspar  Sc^^eit  auf  5.  9?  »nb  98  ber  „VxetteU 
jaljrsfc^rift  für  £ttterahirgef<^i4?te.''  I,  (;  (888.  (IPeimar;  ^. 
Böt^Ian)  [nac^  bem  Drncfe  nnferes  ^riifeb  erfd^ienen]. 

(K.  V.  2L) 

3u  5.  20.  X>a§  2IIberiinus'  Stettung  als  SefretSr  Dom^bruar  (596 
(nid^t  (597,  iDie  bie  2(llg.  Deutfc^e  3io$rapl)ie  angiebt) 
batiert,  i^  ans  ben  Qof fammerfeffionsprotof otten  (P*S,6^.^,6\) 
erjtd^tlid}.  Unierbeffen  ^ai  fi(^,  mie  £^err  2(rd}ivpraf tif ani  j(  e  b  e  r 
mtr  mitsuteilen  bie  (5üte  !{atte,  bie  irrtümlich  in  einem  anbem 
2lfte  ftd^  befin^ltd^e  Urfunbe  t)ierüber  im  fgl.  Kreisarcbtoe  oor^ 
gefunben.  Da  biefelbe  mit  bem  5.  e^^  aegebenen  <cintrage, 
einige  ortf^ograpt^ifd^e  Varianten  abgefei^en,  f  bereinflimmt,  i^  von 
ihrem  nacbtrSglidben  ^bbrucfe  hier  Umgang  genommen  »orben. 

(K.  t).  H.) 

gttS.  (32.  2(nm.  2.  lies  IPef  man  fiatt  löeinmann.         •  (S.  <5.) 

gnS.  (<(7»  Die  Bemerfung  über  Marco  Polo  bebqirf  einer  Hic^ti^flettung. 
Der  gro§e  Heifenbe  ^at  aüerbings  ben  äc|uator  fc^iperlic^  über' 
fc^ritten,  aber  in  be^zn  TXäiie  iß  er  bei  feiner  H&c!faf{rt  von 
Cl^ina  bodf  gefommen,  nnb  t^ier  mu§  er  fld^  burc^  migper« 
^  {ianbene,  an  (Drt  nnb  Stelle  eingesogene  ttac^ric^en  bie  eigen* 

tümlidje  2luffaffung  »on  einer  Döppelmfel  Z<^^^  gebilbet  Ijaben, 
meldte  ^pian  feiner  Porlage  bireft^  ot^ne  gnt^at  feinerfeits, 
entleljnte.  Pgl.  u.  a.  Skattsch  off -Durand,  Le  V^nitien 
Marco  Polo  et  les  Services  qu'il  a  rendus  en  faisant  connattre 
l'Asie.  Journal  Afiatique,  7  s6rie,  IV.  S.  (22  ff. 

(S.  «.) 

guS.  3i(8.  §•  8  V.  n.  lies  Heid^s«  unb  üreisarc^ioe  flatt  St a at s«»  n. f.  ip. 


/^Ä;» 


über  ben 

Der  erfte  ^oiit^an^  bes  ^ä^^^'*^^^  f^^  HtütK^ener  (ße* 
fc^ic^ie  ((887)  ^at  fci^on  nitmtttelbar  bet  feinem  €rf4^tnen  eine 
libetans  gfinjltge  2lnfnabme  gefunben.  Um  von  ber  looliliponenben 
Kritif  5U  fd^ipeigen,  wtld^t  oen  eins  einen  in  bemfelben  niebergele^ten 
^Irtifeln  in  ber  refp.  n>iffenfd?aftlid?en  ^od^preffe,  felbfi  bes 
^Inslanbes,  in  reichem  Xlla%e  ^n  teil  geworben,  wuxbt  bas  <5efamt<« 
nnternef^men  aüent^alben  auf  has  fteunbltc^fh  begrti§t  Unter  anbeten 
2(n5eigen  beffelben  t^eigt  es  in: 

^eila^e  jur  2IHgemeinen  geitung  Hr. 229.  I9.21uöttfti887: 
„. .  *  (Selingt  es  oen  Herausgebern  r  toxe  mir  3nt>erfic^tlic^  ^of  en,  bie  (Sunfl 
bes  publif ums  bauemb  baf ür  3U  intereflfieren,  fo  roSre  ein  bleibenbes  (Drgan 
gefc^affen,  bie  bisljer  mei^  in  außerbayrifc^en  geitfc^riften  jeriheuten  unb 

besljalb  fc^roer  erreichbaren  2lrbeiten  Ijanbfam  3ufammen3ufiefien So 

l^at  benn  bas  Xftünc^ener  3<^^^^ii^  ^^^  Sd^onen,  (5uten  unb 
än3iet)enben  bie  ^üHe  gebraut  ^T^b  fid^  in  2((^tung  gebieten^ 
ber  IPeife  eingefüljrt.  hoffentlich  gelingt  es  iljm,  fejten  ^ug  3U 
faffen.  •  .  .  Z^^^^ip^  ^^^^^  jeberman  nac^  Itldglic^feit  ba3U  bettragen.,  bis 
Unternehmen  fräfttg  3U  fSrbem." 

Utönd^ener  Henefte  tlac^ric^ten  ttr.  2^7.  4.  2Iuguil  1(887 
(tt.  folg.  Hummern):  ^XDir  begrüßen  mit  froher  (Öenugt^uung 
ein  Unternet^men,  bas  eine  bisljcr  peinlich  empfunbene  £ü(fe 
ausfällen  n>irb. . . .  Unfere  !ur3e  2luf5ätilung  ber  Silber  ivirb  menigflens 
einen  Sd^Iug  auf  ben  Heic^tum  ber  (5alerie  ermögUd^t  t{aben.  lYldge  nun 
auc^  bas  Aünc^ener  publifum  bem  „3at{rbuc^''  bie  oerbiente  (Eeilname 
^nwenben." 

Der  Sammler  (2lugsburger  ^benbstg.  Setlage)  Hr.  ^oo, 
25.  2lugufl  ^887:  „  ♦ . . .  2(n  ben  Ulüncbenern  wirb  es  liegen,  oh  btefes 
wiffenfcjj.aftiic^e,  cerbienjUic^e  Ünterneljmen  feinen  ^fortgang 
f^aben  mirb.  Dte  Stabt  Itlnnd^en  nnb  if)re  <5efd^tc^te  n>äre 
beffen  woljl  roert." 

Seilage  3ur2IugsburgerpoP3eituna  Hr.39.  ^7.5eptember 
^887:  »•  .  .  Wenn  xd^  ben  erfreu  ^anb  bavon  ourd^blSttere ,  fo  ipirb  von 
iln^ati^n  2Iuffa^  ber  (5ebanfe  immer  lebenbiger  in  mir:  Die  <5rünbung 
biefes  Z<'^^^^udies  3ät{(t  3U  ben  beften  <5runbnngen  auf  bem  (5ebiete  bayrifd^er 

nnb   ^e3ie0  UTünc^ener  f|i{torie Sdfon  bas  bloge  Perset^nis  ber 

Mitarbeiter  bes  erjten  ijjabrganges  fTöft  Pertrauen  ein.  (Es  flnb  burc^?»egs 
fjijtorifc^e  ^acbleute,  bte  bem  jungen  Unterneljmen  iljre  Jebern  geüeljen 
Ijaben,  unb  faft  ausnaljmslos  flnb  fte  beipäljrte  Veteranen  iljrer  IPijfenfc^aft, 


Unb  wtv  l>en  einen  ober  hm  anbeten  ber  Herausgeber  fennt,  ber  fann 
nnr  ipünfd^en,  ba%  bie  Hebaftion  auf  rec^t  oiele  3aljre  Hnaus  in  ben 
Bänben  ber  XTtänner  rut{en  bleibe,  bie  mit  bem  oSrmflen  qer^en  für  bie 
btau-meige  ^eimat  fo  Ijolje  IPiffenfc^aft  oerbinben.  2lIfo  —  an  ben 
2(rbeitern  feljlt's  nitbt,  an  3U  beljanbelnbem  unenblic^em  Stoffe  fetjli  es 
nid^t  ^nb  ic^  n>iQ  l{ojfen,  an  bem  €nt$egenfommen  ber  lieben  Hlitnc^ener 

in  ^Bejug  auf  bas  Kaufen  ber  5eitfd?rift  foö  es  aucft  nid^t  fetalen 

3«^  fonnf  unb  möd^t*  manAes  fagen  von  bem  fd^önen  ^nl^alte  oes  „Z^k^* 
buc^s''  nnb  feiner  fd^önen  2iusjlattung  —  aber  id?  mug  micb  mit  Kudpc^t 
auf  ben  Haum,  ben  bies  Heferat  fd^on  je^t  beanfpruc^t,  befd^eiben  unb 
fdjliege  barum  mit  bem  tjersUc^en  lDunfd?e,  ba^  bem  Untemeljmen  ein 
rec^t  langes  unb  frä|tiges  £eben  befc^ieben  fein  mSge/ 

Die  allgemetn  !)i{torifc^e  Bebeutung  bes  3a!)rbuc^es  Ijaben 
inbes  anäi  augerbayrifc^e geitf^rif ten  ausbrücflid^  Ijea^orget^oben.  So : 

^reslauer  geitung  Hr.  77^.  3.  Houember  ^887:  „3«  ^^^ 
Dorliegenben  erjien  ^al^t^an^e  iß  reid^l^altiges  neues  IVIaterial  5U  (Tage 
gefdrbert  unb  in  einer  Heit{e  oon  2Iuffä^en,  beren  2Iusarbettung  berufene 
^ac^männer  übernommen  l^aben,  in  lesbarer  (form  bargeboten  n^oroen. 
JPas  3uc^  ift  inbes  feinesmegs  nur  für  Bayern  ober  gar 
fpesiell  nur  für  IVIünd^en  bered^net,  fonbern  esmenbetfic^ 
an  bas  gan5e  gebilbete  publifum,  meines  für  £itteratur  unb  Kun^ 
Per|t5nbnts  nnb  Jnterejfc  fyit  ....  2lls  befonbers  »id^tige  Beigabe  flnb 
bie  jebem  2lrtifcl  beigegebenen  (ßueüennac^weife  3U  be3eid?nen." 

Die  tlation  Hr.  \2,  ^7.  De3ember  ^887:  ^ ....  man  wirb  ben 
genannten  (belehrten  nur  Danf  n>i{fen  fbnnen,  Sag  fie  burc^  bas  von  itfnen 
ins  £eben  gerufene  Unternei^men  bie  unleugbar  Dori^anbene  £ücfe  ans* 
pfüQen  beftrebt  maren.  .  .  .  IPir  troffen,  bag  bie  Cetlname  bes  publifums 
oem  „3a!^rbud?e"  eine  red^t  lange  £ebensbauer  liefern  möge." 

UToIbenljauers  Heuer  £itterari  fd^er  ^aljresberid^t  ^887, 
5.  65 :  „. . .  Die  ba3u  am  he^en  tauglid^en  £eiter  iiaben  nun  einen  lYlittelpunft 
für  biefe  feincsmegs  nur  für  geleierte  ^fad^freife  bejfc^ränften  Stubien  ge» 
grünbet.  (Eine  retd^einannigfaltigfeit  3eigt  fid^  mit  gebiegeitem 

€rnjl £itteratur«  wie  Kunpgefc^ic^te,  politif  nnb  (Semerbe  »erben 

in  ein3elnen  2lbfd?nitten  iljrer  (ßcfd?ic^tc  bargejiellt. ...  Der  Jnljalt  bes 
3at{rbuc^es  bered^tigt  alfo  u>of;(,  it^m  auc^  augerl^alb  ber 
blauweigen  pfäljle  Ceilnaljme  in  2lusfid?t  3U  Jlellen.'' 

Deutfi^es  £itteraturblatt,  begründet  von  rO.^erbil  \887 
Hr. 20:  ,,...llnb  fo  wollen  wir  ^braugen  im  Beidj"  benn  bem  „3aqrbuc^e 
für  inünd^ener  (Sefc^id^te"  freunblid?  IPiUfommen  bieten  nnb  ben  bemS^rten 
(ßrünbern,  bie  fid^  bas  fd?öne  §iel  ber  ^örberung  ber  (Sefc^idjte  tljrer 
Paterftabt,  ber  3U)citen  ätabt  bes  beutfc^en  Heid^es,  gefefet  Ijaben,  ben 
teidi  cerbienten  Erfolg  in  reichem  Ulage  wünfd^en;  arbeitet  ^ier  bodf  bie 
patriotifc^'partüulartjtifc^e  ^orf^ung  3U  €Ijren  bes  ^an^en  beutfc^en  Pater- 
lanbes  burd?  2lufl}e0ung  ber  im  gan3en  bisfjer  3U  wenig  beamteten  <5e» 
fd^id^te  einer  ein3elnen  beutfd^en  Stabt." 


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