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^^v 3 9./
FROM THE FUND BEQUEATHED BY ^
ARCHIBALD GARY COOLIDGE 1'
tf AB 1887 PROFESSOR OFHISTORY -5
i
I908-I928 DIRECTOR OFTHE 3
UNIVERSITY LIBRARY I910-I928
Z\xitittt 3la|gt0an9«
Ja^rk^)
für
ll^ünr§ßntr (^Eftgitgte,
bcgrünbct unb tievansqeqeben
von
^nJBtißr JiaFrrgang.
Aüncben.
3. £inbauerfd?e Sud^Iianblung (Sdjöpping).
^888.
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Ücr3cid?ni5 bcr 2Tlitarbcitcr
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€vn^ von Vesiondtes, fql Hat, qeiiexmev Scfrctär im fgl.
baycr, Siaaisavdtw , ^vdtwav unb (Eljronift ber Stabt
Dr. 3uUu5 (ßroffc, (5encralfefretär bcr Deutfd?cn SdjiQcrjiiftung
in TXlixndien.
Dr. Siegmunb (5üntl)er, o. S. profcffor an ber fgl. tedjnifdjcn
^odifdiufe inündjen.
Dr. (Cl^riftian ^acutlc, fgl. Heidjsard^iDrat in Znünd^cn.
Dr. Karl Cl^cobor ^eigcl, o. ö. profcffor an ber fgl. Uni-
Dcrjttät ZHundjen, Dircftor bcs l|ijiorifdicn Seminars, 2Tlit«
glicb ber fgl. baycr. 2tfabcmtc ber It)iffcnfd]aftcn.
Dr. Xtla^ 'Ko dt, o. 5. profcffor an ber UniDcrjttät Ztlarburg i. ^.
3ofepIj 2t I. ZlIaYcr, fgl. Scfrctär unb Sibliotljcfar bes baycr.
Ztationalmufcums in Znünd^cn,
Dr. 3 0 1) a n n in a Y ^ r I) 0 f c r , fgl, KrcisardjiD'Sefrctdr in Sambcrg.
Dr. Cubmig ZlTuggentl^aUr, prioatboscnt unb ^ibliotljefar
ber fgl. tcdjnifdien ffodifd^ule Itlündjen.
Dr. 3oI|ann oonZTugbaum, fgl. baycr. (Scl)cimrat, o. ö. pro-
feffor an ber Uniocrfttät Ztlündjen, (ßcncralarst ä la suite ic.
Dr. Karl Don Hcinljarbftöttner, fgl. profcjfor, Doscnt an ber
fgl. tcdjnifd^en ^odjfdjulc IHündjcn.
Dr. £ucian Sd^erman in Itlündjcn.
Dr. £}enrY Simons felb, prioatboscnt an ber fgl. UniDcrjttät
unb Sefrctär ber fgl. ^of» unb Staatsbibliotljcf in TXlnndien.
Dr. Karl Crautmann, fgl. Stubicnkijrer; in ZlTund^en.
%
^njialf ö(§ iBtlUn ^4mn^§.
Seite
(franj Crautmann. (Ein Ctjarafterbtib üon ^nVxns <5xo\^c . . ♦ ;
2(cgibius 2(lbertiniis, ber t>atcr bes beutfc^cn Sd?cImenromanS/ oon
Karl t)on Heinl^arbjiöttiier {5
Das ^ofüetberbud? ber bayrifd^en £)cr5oge IPiltjelm IV., Jtubipig (X.)
unb (Ernji com 3^^^^ 1508 bis 3um ^al^rc ^55;, he^iefinn^s*
»ctfe ^608 oon Cljrtjitan ^aeutle 87
Die (SefunbljeitsDerl^ältniffe in Hlünc^cn in ben lefeten Pc3ennien
von 2o^<i^n ^on Hugbaum ;26
Ptc HTfinc^ener (Slobcn pfjilipp llpians üon Siegmunb(5üntfjer ^3^
€ine IHünc^ener tPertljenabe t)on lUay Koc^ H9
König £ubn?tg I. oon Bayern, bcr Jörberer ooIFstümlic^er Pflege
oaterlänbifc^er (5cfc^id?te, ber tPieberbegrünber bayrifd^er Stäbte-
d?roniFen, oon (Ern(l oon Pestouc^es \69
Jranjöfifc^e Sd?aufpie(er am bayrifdjen ijofe oon KarICCrautmann \S5
Das projeFt ber (Srünbung einer Stabt ,;KarIflabt" 3n?tfc^en Hlünc^en
unb Zlympbenburg oon Karl CCfjeobor geiget 335
Tlhübacnns (Sarbatus), ein foptifc^er 0rientaIifl aus. bem jiebseljnten
3aljrl|unbert, unb feine Besieljungen 3U Hlünc^en oon Cucian
Sc^erman 3^^
€in UTanuffript oon 3otjann pauI Stimmelmaier, Dorfc^Iäge 3ur
t>erfc^önerung lHünc^ens, oon 3ofeplj2(l. Htayer . . . . 355
£ubtoig (fronI|ofer, ein bayrifc^er 5d?ulmann nnb 2tfabemifer bes
ac^t3el|nten 3al|rtjunberts, oon Cubmigntuggentlialer. , 363
neue fllitteilun^en.
Wie ^er3og 2(Ibrec^t V» im ^aljre ^562 gereiji iji, nnb was er für
(Sefolge geljabt Ijat oon 3<'^ö'^" Htayerljofer ^7^
€in Vorläufer bes DoIapfiF in lHünc^en oon fjenry Simons*
felb ^75
VIII 3n^alt.
Seite
€r|le urfunbltc^e ^rmäljnung bes Sunberfle<^en> ober £eprofenIjaufes
(am (ßapeig) in UTüiK^en üon Qcnrv Simonsfelb . . . . <^78
2Iu5 alten Hetfeta9ebü(^etn: gwet unbef annte 3ef(^retbungen inün(^ens
aus ben ^aljren ^66^ iinb ^782 »on Karl Girautmann . ^80
Dter Briefe bes 0rlanbo bi £ajfo an Qer5og IPilljelm r>on Bayern
von Karl (Crautmann <^90
Pie erfle bentfc^e Überfe^ung von Baldassare Castigliones .Cortegiano"
üon Karl üon Heinliarbftöttner ^^9^
€tn Schreiben ber Sdfwe^etn bes pötiric^flofters (\5\2i) an ben König
Dom Ulanuel »on Portugal von Karl oon Heintjarb*
jlöttner ^99
Xdidfel Itlontaigne über IHunc^en üon Karl von Heint^arbfidttner 500
ttac^trSge nnb Beri(^tigungen bO\
^
frans Crautmann.
€in C^aratterbilb.
t>on
3ul(u0 (5ro00c.
(£s war in 5cr XDinterseit 5tDif(^cn XDct^nac^t un5 Heu«
jaljr \853, als ic^ mit einem (Empfehlungsbriefe von Hobert
Pru^ 5um erften ZTTal ^tawi tErautmann in feinem elterlichen
^aufe neben 6em (Englifdjen (£afe auffu(^te — eine Begegnung,
bie uns beiöen für bas ganse £el>en entfdjeibenö meröen foUte.
3clj traf einen fdjeinbar bereits ältlic^n; mittelgrofen ^errn
mit ^o^er runöer Stirn, bcr neroös erregt in abgeriffenen,
fprungroeifen Sai^^n fogleidj eine lebljafte litterarifdje Bisfuffion
begann, obmotjl er an einer Staffelei faf un6 ftc^ im ZHalen
nidjt ftoren lief.
ilüeröings: öer Sc^riftfteller malte, un5 iwax an einer
breiten, metergrofen, pt?antaftif(^en Canbfdjaft : ein unmegbarer
dfodtwalb mit gemaltigen ^elfentrümmern in auffteigenbem (ße^
toitter, wäifxmb ein le^ter verlorner Sonnenftra^I in 6ie IDilbnis
fällt, gleic^fam als IDegmeifer für einen greifen ZHönd?, 6er 6urd?
6ie £id)tung fcljreitet.
2ln 6iefer großartigen, ftilpoU fomponierten £an6fcfjaft malte
Crautmann beiläufig nodj piele 3^^^^ lan<i: halb war fie
Hadjtlanbfdjaft mit Znonblidjt, bal5 glutroter Sommerabenb —
fürs, fie Mente iljm glddjfam als tEagebud) o6er als Klarier,
um feiner jeroeiligen Stimmung malerifdjen 2tus6rucf 5U geben.
Später Ijat er fie mir gefdj^nft unö erft an 6er XDan6 meines
3ai)tbucl) für mand^ner (Befd;. II. \
2 ^ron3 Crautmantt
Stmmcrs fertig gemacht, tüte Jte je^t tft, unb tüte fte mir ein
treues Symbol feines gansen* tD^fens geblieben.
3ene erfte Begegmtng ^f^Ite*; tüte gefagt, für uns beiöe
be6eutungsi>oU tüeröen. Crattttnann ^atte öamals nadj per*
fd^ieöenen litterarifdjen 2tnläufen feinen „(Eppeletn oon (ßmlingen"
peröffentlt(^t un6 erlebte sunt erften ZlTal 6te ^reuöe, in einem
angefeljenen norbbeutfdjen ®rgan 6ie marme ^tnerfennung öes
Herausgebers 5U finben. ZHit jenem ^erolösruf im „Deutfc^en
ITlufeum" voav 6ie Caufbaljn für 6en poeten enbgültig eröffnet
un5 feine Spesialität ein für alle ZHal auf 6en Sdjilö erhoben —
6ie ^ransofen nennen 6as „arrive".
Don öiefer beporfleljenöen (Entfdjetöung erfuhr tErautmann
6amals 6urc^ mxif — fe^r erflärlid^, 6af er feine ^ersensfreube
auf 5en Bringer guter Botfdjaft übertrug, un6 öiefe gwneigung
Ijat er mir unentwegt bis an fein Cebensenbe bemaljrt. 2tber
auc^ fonft tt>ur6e mir 6er Cag beöeutungspoll ; benn Craut =
mann lief es beim freunblidjen (Empfange tiic^t bemenben,
fonbern fül^rte ben pereinfamten Heuling fogleic^ in feine litte=
rarifc^en ^reunbesfreife ein ; biefe maren bamals f(^on feljr aus=
gebeljnte unb fluftuierenbe. 3^ ^^^ "^^^ ^^^ Sapljir unb
^felbmann, piö^ unb Dorfdj reben, pon benen tErautmann
oft unb gern ersäljlte. Diefe maren im 3^^?^^ 1853 bereits pon
ber Bilbf[ä(^e perfdjmunben. piö^ ftarb \85^- IDenn id) pon
ausgebeljnten Kreifen fpradj, meine idj sunädjft bie ^reunbe,
bie fxdj nachmittags, woiil audj abenbs im bamaligen Kaffeeljaus
„gntn fdjönen Curm" perfammelten. 3<^ nenne nur bie Hamen
Bonn, Brocfcier, ^amm, Heumann, Sdjerer unb
gagler. Der le^te, urfprünglic^ ein Sc^ulleljrer in Hieber«
bayern, Ijatte, befeelt pon litterarifdjen 2Jfpirationen, feinen
Beruf aufgegeben, um als Schüler Crautmanns gleid?falls
^iftorif(^e Homane unb Ztopellen 5U fdjreiben. gur Sicherung
feiner (Eyiftens Ijatten iljm Permanbte unb ^reunbe jenes ermäljnte
Kaffeeljaus eingeridjtet, wo er mit langer Pfeife umljerging unb
bie ^onneurs madjte, um bann plö^lid^ mieber 5U perfc^minben
unb in einem ^interftübc^en weiter 5U fdjreiben. — IDunber=
bare 2tbenbe ^aben mir in ber räudjerigen Spelunfe perlebt.
Der arme g agier freiließ ift seljn 3^^?^^ fpäter traurig 5U
grunbe gegangen. ZTlit bem ICaffeeljaus ging es nxdit, tro^ ber
guten £age, unb mit bem Dichten ebenfomenig, tro^bem ^reunb
Hot?folb (^leifd?mann) im 3^1?^ 18^0 brei bicfe Bänbe ge=
brucft Ijatte.
(Ein smeiter 5aljlrei(^er Perein voat bie bamals befteljenbc
Poetengefellfdjaft, bie ftdj „2tn ber 31^^" nannte unb allmöd^ent»
t)on 3ultns (Srojfe. 5
lidj im ^interfaale 6cs goföcncn Qaljns gegenüber 6er Poliset
tljre SYmpojten feierte. Die befonöere ^iftorie Mefes ein^eimifdjen
Dic^terfreifes 5U ersä^Ien, mag Berufeneren porbe^alten bleiben,
bod) fei ein flüdjtiges Streiflidjt ^ier geftattet, 6ient es bodj audj
5ur 3U^f^^^^^^^" ^^" tErautmanns öamaligem Didjten unö
Crad^ten. IDie er, fmö 6ie meiften jenes Bunöes längft Ijin»
übergegangen, suerft 6er falbungspoUe Profeffor (ßofmann,
6er Pater 6er berühmten Sdjaufpielerin, eine getoic^tpoüe 2tu»
torität in allen ^ormf ragen, 6ann 6er originelle alte Pang*
fofer, 6er 6amals fdjon lange por Kobell un6 Stieler 6ie
baYerifdje Dialeftpoejie pflegte, ipeiter ^erman S(^mi6, 6er
berühmte Didjter 6es Camoens un6 an6erer Dramen, Hu6oIf
Znarggraff, 6er Sefretär 6er 2tfa6emie, un6 6er X)orfi^en6e
2TTe6icus, 6er unter 6em Hamen feiler ein Dic^terbuc^ Siefes
Kreifes Ijerausgegeben ijatk, en6Iid} nodj Cljr. SeY6eI, 6er
Komponift, un6^. Hott mann, grof in Sonetten un6 (ß^afelen.
Von nod? £eben6en feien Ijier nur 6ie Hamen 2luguft Becfer,
(£6uar6 3''^/ Karl Qeigel, He6er un6 Heumann er«
u>dljnt. 3^^^ ^^ nxdit, ftan6en audj £eonIjar6 IDoIjImut^
un6 ^. ^oHan6 jenem Kreife na^e, 6en felbft Dingelfte6t
nad) 6er iiberfte6elung pon Stuttgart feiner perfönlidjen Kap--
tipierung tt>ür6igte.
IDarum auc^ nidjt? (ßrofe piäne un6 (Entwürfe fingen
gleidjfam über je6em einseinen — por allem 6as Problem 6es
nationalen (£pos. Bei er Ijatte 6amals feinen „3ungfrie6el"
been6et, Sd)mi6 feinen „XDin6Ian6sf aljr er" begonnen.
He6er fdjuf einen „lDiI6en 3^0^^''/ Heumann einen
„Uotfer". £inggs „PolfermanSerung'' mar ebenfalls im
iDer6en, 6odj ftan6 6iefer Didjter foa^o^I jenem Kreife als feiner
Hidjtung 5U fern, um iljn in 6iefen Halmen einsubesie^en. IDie
ange6eutet, es maltete ein frifdjes, pielfeitiges Ö)oIIen in jenem
Perein, gleidjmoljl lag über allen jenen epifdjen Strebungen noc^
etmas Perfrfiljtes. Die (£mpfänglid)feit für 6iefe germaniftifdj=
biftorifc^e Homantif mar nod? nidjt gemecft, es mugte erft ^rey^
tag mit feinen „BiI6ern aus 6er 6eutfc^en Dergangen =
Ijeit" fommen, um 6en2lcfer un6 Bo6en im größeren Publifum
aufsulorfern un6 für 6ie neue Saat porsubereiten. Deshalb rno^l
fin6 6ie fpäteren Da^n, IDoIff, Baumbad?, (ßriefebac^ 2c.
pielfa(^ glüiJIidjer gemefen.
gu jenen porbereiten6en 2lrbeiten aber geljorte in erfter
£inie audj 6er fulturljiftorifdje, ardjaiftifdje Koman, 6er, nur in
an6erer ^orm, ebenfalls 6as Problem 6es neuen (Epos 5U löfen
perfudjte. (Es ift 6urdjaus nidjt sufällig, 6af 6amals gleichseitig
ij^ ^van^ drautmantt
Steffels „^liefjatb" unö tErautmanns „^erjog
(E^rtftopV' entftanöen — XDerfe, für meiere jtc^. betöe Poeten
i^re eigene Kunftform erfanöen, eine Sprache, öie öamals pöUig
neu unö besaubernö n)irfte» Sie mar öem trocfenen Stil öer
C^ronifen nac^$ebiI6et un6 bodj eine freie ureigene Sdjöpfung,
öie pon beiben ITTeiftern mit Selbftänbigfeit un6 ^reiljeit be^an=
6elt tpuröe. Crautmann mobeüierte un6 retouc^ierte feine Sä?e
oft 6rei unö pier TXlal, bis jte We redjte Patina gemannen.
2tm liebften fa^ er es, tpenn i^m jüngere ^reunöe, tpäljrenb er
felbft malte, einselne Kapitel aus feinen ZHanuffripten porlafen,
um Me Klangmirfung un6 piaftif 6er Spradje 5U erproben.
So bauerte es 6enn freiließ mehrere 3aljre, bis er fein grofes
IDerf „^er5og C^riftopljs 2tbenteuer" fomeit fertig bradjte,
um öas ZlTanuffript perfönlidj 5U feinem üerleger Sauerlänber
nadi ^^tantfnxt 5U bringen.
Über Crautmanns Kunftftil Ifahc xdi fpäter an anberer
Stelle gef (^rieben: Crautmann ^at es perftanben, 6urc^ eine
neue (ßemanbung 6er Spxadie öie 2tus6rucfsmeife 6es ifTittel-
alters uns mieber in fdjlic^tefter Unmittelbarfeit na^e 5U bringen.
Seine Homane gleidjen altertümlidjen perfc^ollenen Stäbten, in
6eren Belagen mir 6ie ganje Unrulje unferer ,5eit pergeffen.
IDir füllen uns ^eimifdj in biefen bemadjfenen IlTauern, unter
Mefen Söllern, (ßiebeln unö Ormen, bis 5um IDinfel, mo 6ie
Feuerleitern liegen. 2luc^ in 6er 2trt, mie er meite £an6f(^aften
malt, me^t oft ein offianifc^er ^audj, un6 menn feine (ßcftalten
audj 6erben alten ^olsfdjnitten gleidjen, fo mutet uns 6ie Hai=
petät un6 6er ^umor feiner genre^aften Ssenen fo traulic^ an,
mie Sdjmin6s ZHärdjen un6 p 0 cc i s geiftreic^e Süssen.
Daf bei6e Sucher, 6er „€ffeljar6" mie „Qersog
C^riftoplj", 6amals fofort 6ie ©unft 6er £efer errangen un6
5U üolfsbüdjern mur6en in beftem Sinne 6es IDortes, Ijatte audj
feine tieferen (ßrün6e. Dem begeiftern6en Kaufc^ ber grogen
Semegung Pon \8^8 mar 6ie Reaftion un6 Keftgnation gefolgt.
Der smecflofen tren6en5litteratur mü6e, fudjte un6 fan6 man einen
Cetljetranf im Sdjiummerpunfdj 6er 2(marantIjpoefie. 2tn6erer*
feits ging 6er 6eutfc^e (ßenius gleidjfam in fidj felbft, er per=
fenfte jid^ in 6ie Pergangen Ijeit, audj um 5U pergeffen, noc^
meljr, um ftdj 5U erfjolen un6 5U erbauen an 6er Cüdjtigfeit
perfdjoUener Cage 6e5 ZHittelalters. 3^ unerfreulicher 6ie <Segen=
mart, 6efto troftreidjer un6 anmutenber 6as Ke(ien= un6 Hitter=
tum, 6as Klofterleben un6 6ie Sürgermadjt .6er 6eutfd)en Stä6te,
un6 mer 6ies am fräftigften, am ^iftorifdj getreueften fjerauf=
säuberte, 6er gemann 6ie ©emüter. 2lufer6em fan6 man bei
Don 3"Iitts (5ro(fe. 5
6iefer IDicbcrbelebimg ardjaiftifc^er Cljronifformen neben 6em
Jarbengepräng audj 6ie Dcrioren gegangene Kontinuität öes
öeutfc^en Kunftfttls lieber, 6er, feit 5ipei 3^^^^unöerten unter»
gegangen, nodj sule^t pon öer Hepolution unö pom 3mperialts:=
mus übermalst tporben ipar. Die £öfung 6es Problems ^ief :
Jortfe^ung 6er 6eutfd)en Spätrenaiffance. Un6 vomn 6iefe feit
5tDan5ig ^aijvm 6ie fiegen6e getDor6cn un6 u>ie mit einem Räuber»
fdjiage 6as 2tntli^ 6er 6eutfdjen Stä6te perän6ert un6 fämtlidjen
Kunftgeiperben neues (ßepräge un6 neue Energie perlie^en, fo
a>oUen mir nid^t pergeffen , 6af 6eutfc^e Poeten 6iefer IDie6er»
geburt porgearbeitet, Por allen ^reytag, Sdjeffel un6 für
ZHünd^en fpesiell Cräutmanm
Über feinen BiI6ungsgang ^aben meljrfac^e biograp^ifc^e
2tus5üge befannte JHitteilungen gebracht, un6 6oc^ ifab^n 6ie»
felben nur 6ie (DberPädje geben fönnen. €s ift audj bei Cr au t»
mann ein langes patljologifcljes Kapitel, tpie er gefämpft, bis
6as 6idjterifcfje Sd^affen fein ausfdjlieflic^er £ebensberuf u>ur6e.
üielfeitig begabt un6 faft in gleidjer IDeife für JlTalerei, Poefte
un6 Vilnfxt peranlagt; fcIjujanJte er pon ^Ui^znb auf in 6er
XOaifl feiner Baljn. Sein Pater, ^ofjumelier, befaf eine grofe
erlefene (ßalerie italienifdjer un6 fpanifc^er ITTeifter, 6aju !amen .
ausge6eljnte Heifen nad^ (Englan6 un6 3^^^^^"; ^^^^ ^^^ i"
fpäteren ^iftorifd)en I)etailftu6ien, fin6 6ie 2tnregungen 5U fudjen,
6eren fpäte ^rucljt foipo^l feine för6ern6e ZUittljätigfeit am
bayerifc^en Hationalmufeum, als fein Buc^ über Kunft un6
Kunflgemerbe gett>or6en»
2lber er trieb 6te ZtTalerei auclj mit pro6uftiper (Energie
un6 nidjt btof als Dilettant. VHh ift eine ftattlic^e Reilje tief
empfun6ener Bil6er befannt, meift £an6fdjaften mit lDäl6ern,
Reifen un6 Burgen, pl^antaftifdje 2trd}ite!turen, befdjneite Huinen,
2non6näd?te an perfcfjilften Ceic^en, gleidjfam 3ßuftrationen 5U
feinen poelifcljen IDerfen im poraus, befeelt i?ort 6emfelben roman=
tifdjen Zauber perfdjollener ^cxUw. Seine fünftlerifc^en ^un6e,
Spi^u>eg un6 Ceidjtein, Stanley, €djter un6 ululft,
ftan6en i^ni bei 6iefen Sdjöpfungen mit Hat un6 ^Ifat sur
Seite, un6 ftcfjer ift, 6af Crautmann, auc^ a?enn er pc^ auf
6ie Kunft allein befc^ränft ^ätte, ein be6euten6er JTTaler ge=
u>or6en a>äre*
3n6es es fam an6ers» Pielleic^t einem Porurteil ge^orc^en6,
6a5 fünftlerifc^es Schaffen nur anerfennt, tpenn es gleidjfam
nur (Erholung Pon 6en JlTüljen eines foli6en Staatsamts ift, ^atte
er ftc^ mit IDi6erftreben entfc^loffen, 3^^^ i^ ftu6ieren un6 6iefes
Stu6ium auc^ abfolpiert. Sieben lange 3^^^^ ^^* ^^ i^ 3<>^
6 S^<^n^ drautmann
6er prafis am Ijteftgen StaMgeric^t gebulöet, eine ^exi lang
bavon als Sefretdr im 2)ienfte 6es prinsen l{arl; bis enblidj
6ie Kataftrop^e fam, bas ^eift: bis er eines Cages mit gemalt
tigem ^orne We 2tften ^infdjleuöerte, um nie meljr in 6as
Difaftertum jurürfsufe^ren» Von tpeld^er serftörenöen IDirfung
jene unfelige prüfungsseit gemefen, öas mufte man von xijni
felbp ^ören* 3clj erinnere micij, 6af Crautmann felbft jene
geit als eine Untnac^tung beseidjnete. €r toa^nte eine fc^mere
Sd)ul6 auf fidj gelaben, ein Perbredjen begangen 5U Ijaben, unb
es bauerte lange, bis er ron 6iefen 2tnfängen 6es Perfolgungs*
uja^ns genefen un6 fein geiftiges (ßleic^geu^ic^t tt)ieöergea?onnen
Ijatte.
Damit mar freilidj nodj fein Sieg errungen. €s famen
nun ^ai)xe raftlofer einlaufe. (Er fc^rieb (Ersäljlungen, ©ebidjte,
Cuftfpiele (Blemers ieibm, ^rauen^ulö tilgt jeöe Sdjulö,
Caglioftro), Dramen (Sdjiof Catour, 3^0"^*^^) ^"^ rebigierte mit
£ e n t n e r 6ie „£ e f e f r ü c^ t e"* Pon aUebem ift menig geblieben,
unb mas idj bapon Jenne, tragt bei allem unperJennbaren Calent
boc^nic^t bas (ßepräge bes Hota?enbigen unb 3nnerlidjen. 3"
biefer €poc^e fiebelte er auc^ nac^ Hürnberg über, wo er im
3a^re ^8^8 ein fatirifdjes, reic^ iüuftriertes Blatt grünbete unb
faft allein mit feinen Beiträgen füllte* (Es tpar ber „Hürn»
berger Cric^ter", aber idj fann nic^t fagen, baf er felbft
fpSter mit befonberer Befriebigung auf biefe feine Sturm== unb
Drangperiobe surürfblirfte. Hä^er fam er inbes feinem ^iele
bereits mit feinen Beiträgen für bie „ZlTün^ener ^aus =
djronif" unb bie „^liegenben Blätter", ^ier fdjon
fanb er jene Klangfarbe, bie i^n sum üolfsfdjriftfteller machen
follte, aber ber Sieg U)ar erft mit „(Eppelein pon (ßailingen"
unb mit bem „^ersog (E^riftop^" errungen. (Eine einge^enbe
XDürbigung Us trefflichen Polfsbucf?s ift nac^ breif ig ^aljxen
feiner IDirfung moljl überpüfjtg. (Eigenartig unb ^ödjft c^araf-
teriftifdj für Crautmanns Stil mar fc^on in biefem IDerfe
bie 2tbmec^slung unb Perquidung pon berb fomifc^en unb 5art
fentimentalen (Elementen. (Ein magres Kleinob Pon förnigftem
ßumor 5. B* ift bie (Epifobe pom Klofterfd^reiber Pon Selben^
tljal, bie jic^ tpie ein ausgelaffenes Cuftfpiel lieft. 2tnberfeits
finb beutfc^e ^rauengeftalten mo^l feiten mit folc^er 2tnmut,
Sinnigfeit unb lyrifc^er ^art^eit gefc^ilbert tporben. Diefe Por=
5Üge lehren andf in anberen IDerfen Crautmanns tpieber,
aber im „^er5og (£l)riftop^" maren jie neu.
ZHit biefem (Erfolge — ber Did^ter ftanb bereits im pier»
Sigften 3^^^^ — btadj eine neue Blüten» unb fruc^treic^e Cebens«
von "^ulins (Sroflfe. 7
5cit für i^n tfevan, Me t^m mit loadjfenber 2lnerfennung nic^t
blof (E^ren un6 Ku^m, fonbcrn aud) bas (ßlücf einer erfeljnten
^äu5lid)feit brachte. €s a>äre Ijier 6ie Stelle, etwas ron Craut»
manns ^amilienüertjältniffen 5U fa^en. Damals — im
3cit}re J1853 — lebten nodj ein Bruöer unö 6rei Sc^tDeftern, fämt»
lidj älter als unfer Poet. (Ein anöerer älterer Bruber, 6er
Sieidjfalls 3urift getoefen, loar einige ^alfu suüor freimillig aus
5em £eben gefd^ieöen infolge gemütlidjer Unbefriebigung in
feinem Beruf — eine Kataftroplje, 6ie allseit wk eine marnenöe
IHa^nung por unferem Dichter ftanb unö s^eifellos feinen retten»
öen (Entfd)Iuf befc^Ieunigte,
2tuc^ feinen mürbigen Pater ^abe ic^ noc^ fennen lernen,
beror er im Sommer \S5^ rafc^ unö uneripartet ba^infc^ieö,
gerabe mä^renö 6ie Cöc^ter fid) in 6er Sommerfrifc^e 5U ^eil»
brunn befanben. Jrans Crautmann mar fo aus allen
^ugen, 6af ic^ mit iljm nad) ^cilbrunn ^inausfaljren mugte,
um öie leiöenöen Sc^n>eftern auf öie Crauer!un6e rorsubereiten.
XDir bradjten es aber beibe nid)t fertig, fonbern Ralfen uns mit
fingierter Kranfljeit. Dies ging allenfalls, bis mir mieöer am
Senblingertljor maren, ba las öie jüngfte, noc^ lebenöe Sc^mefter öie
IDa^r^eit aus unferen ZHienen. Tindi öie anöeren Sc^meftern mie
öer smeite Bruöer, öer fidj ein beöeutenöes Permögen im Pferöe»
^anöel ermorben, pnö unferem Didjter r orangegangen, öer an
allen feinen (ßefd^miftern mit fc^märmerifdjer £iebe unö gärt:^
lic^feit Ijing. 3^ 3al^re \859 fanö Crautmann öas (ßlüd
feines £ebens im (E^ebunö mit meiner Sdjmefter (Elife. 3<^
muf felbftüerftänölidj öarauf persic^ten, öie rü^renö örollige
^iftorie öiefes Homans mie namentlidj öer fomifc^en Brautfa^rt
nac^ (Erfurt 5U ersä^len, pon mo er feine €rforene am Cage
öer Befreiungsfdjladjt pon £eip5ig ^olte. 2tuf allen Bergen
C^üringens loöerten Ijo^e ^euer, als er feine ^odjseitsreife antrat.
Seiner €lje entfprof ten fec^s Kinöer, Pon öenen öie beiöen erften
rafc^ tpieöer ^eimberufen tpuröen — eine fc^mere Prüfung, öie
3a^re lang öas £eben ber (Eltern peröüfterte.
Xiadj öiefer 2tbfd^meifung feljre icff tpieöer in öie fünfsiger
3al?re surüd. 3" rafdjer ^olge erfdjienen nunmehr: „Die
gute alte §ext^\ „llTündjener piauöerftübdjen", „^ei^
tere Staötgefdjic^ten", „(C^ronifa pon Petrus tlocfer^^
lein, eines (ßlücfsritters aus alter geit", „tCraumunö
Sage" unö manches anöere* 3" ^^^f^" 5a^lreic^en Weinen unö
gröferen ^iftorien ftedt eine ^ülle Pon ®eftaltungsfraft, ^umor
unö Farbenpracht. Die alte Staöt IHünc^en erftetjt öem £efer
in au i^rer Beljaglic^feit unö Homantif. Der Dict)tcr bcpölfert
8 <f ta«3 (Crantmann
jte mit grapitätifdjcn unö fc^nurrisen, fernisen, fympatljifc^en
unö rü^renben (ßcftaltcn aller StänSe, fo 6af , $umal alle Por»
gän$e auf bas senauefte lofaüfiert tperben, jeöer alte Reft öer
geliebten 3farftaSt tpieber £eben un6 Beöeutung $en)innt. X?on
öen fpäteren srSf cren IDerfen ftelle ic^ „Hie o laus Prugger"
un6 „Die ©locfen von St 2tlban" obenan, (ßiebt 6er
erftere eine breite Sdjilberung öes ^ofes, bes Künftlertreibens,
Bürgertums un6 £an6üoIfs aus 6er geit ^er6inan6 ZlTarias,
fo bietet 6er Kölnifc^ Homan 6ie (ßefcf?ic^te eines üolfstribunen.
IDelc^er Reichtum von beujegten ^amilienfsenen, von lebens=
pollen (ßeftalten aller 2trt, abrpedjfeln6 mit n?un6erlic^en (Origi-
nalen, tpeldjer fünftlerifc^e 2tufbau einer meitangelegten ^an6=
lungl ^ier ift ein reidjer Sdiadjt aufgefdjloffen. Die ^iftorien
6er 6eutfc^en Sta6tret)olutionen bieten nodj ungeljobene Siiäi^e,
foipo^l für 6en Homan, als für 6as 6eutfc^e üolfet^eater 6er
gufunft.
IDie innig fidj Cr autmann in 6ie Vergangenheit eingelebt,
5eigt pdj, tpenn er felbft mo6erne Stoffe in alter Conmeife be^an6elt.
So ersäljlt er pon „Sdftpant^alers Reliquien", als tpenn
6er Künfller por 6reiljun6ert ^alivm gelebt, eine tCranspofition
nidjt o^ne ^umoriftifdje XDeisljeit, 6enn nur 6urdj 6ie ^erne
. entfteljt ^ier 6ie IDirfung 6er (ßröf e. ZlTan fann 6as ^cdfi
fold^er optif^en 3Uwpo" beflreiten, aber man muf noc^ einen
an6ern Umftan6 berücfjid)tigen» IDie 6ie mfin6lic^e Cra6ition
im bayerifc^en Polf, im (ßegenfa^ 5U 6en nor66eutfdjen Stämmen,
nic^t ettpa auf 6ie fransöftfc^e geit 06er auf 6as porige 3^^^'
^un6ert surücfge^t, fon6ern ^eute nodj 6ireft an 6en 6reifig=
jährigen Krieg anfnüpft, fo audj 6ie fü66eutfdje Polfslitteratur,
für tpelc^e 6ie Blüteperio6e unferer Klaffifer feinen befon6eren
€influf geübt ^at* Hur unter biefem ®efid)tspunft erfc^eint
ein IDerf ipie Crautmanns „2lbenteuer, £eben un6
tCo6 6es Dr. C^eo6ofius tCa66äus Donner" perftdn6lic^.
Diefes n?un6erlidje ®pus fnüpft in ^orm un6 Stoff 6ireft tpie6er
an (ßrimmels^aufen un6 llTofc^erofd) an, 5U 6eren geit»
romanen er 6iefelbe Kontinuität IjerfteUt, mie unfer neuefter Bau»
ftil 5U 6em 6es \7. ^aiixlinnbcxts. ^a, idj mödjte fagen:
P^ilan6er pon Sittetpal6s üifionen fm6 6as unmittelbare
Porbil6 5U Crautmanns H?erf getpefen, 6as gans aufer^alb
feiner an6eren 5U fte^en fdjeint.
tErautmann befaf, mie alle Homantifer, eine tiefe 2lb=
neigung gegen 6ie mo6erne IDelt 6er lärmen6en (ßrofftä6te, 6er
(Eifenba^nen, ZHafc^inen un6 ^abrifen. 2tlles 6as tpar iljm
ein (ßreuel, 6em er oft 6ie feltfamften 2tusbrüdje ^umoriftifc^en
von 3ultus (ßroffe. 9
^orns mt6mete. (ßletdjmo^l befcelte i^n Me unausrottbare
Iteigung, auc^ allen Problemen 6er ©egenipart gegenüber Stellung
5U neljmen unö jie in barocfen p^antafteftücfen 5U fpiegeln. (Es
einfriert ein l^alb I)u^en6 foldjer ungebrucften rolunitnöfen <£nU
u^ürfe: eine 2Tlünct)^aufeniaöe, eineKomöMe in Konftantinopel, ein
buntfdjerfiges l\leinfta6t==(Epos zc. — IDerfe, Me tro^ 6es barodPften
Juniors bodf frenibartige Kuriofa bleiben meröen. ^u berfelben
(ßruppe nun säf^It jener Cl?eo6ofius Donner, in ujeldjcr
,,neuöeutfdjen göttlidjen Komöbie" er ^öc^ft ergö^Iidj, mit braftifdjer
Komif un6 toUften (Einfallen, We Keinen un6 grofen IDiber^^
ipärtigfeiten fcljiibert, 5ie uns öas €^bm 5ur ^öüe madjen.
Sd)a6e, 6af 6iefes bisarr originelle IDerf 6oc^ nid^t öie ^zadi'-
tung gefunden ^at, 6ie es perbient* Heu mar es auc^ öarin,
öaf es 6ie Sittenfc^ilberung 6er (Begenmart mit i^ren grögten
politifdjen fragen, allerbings in burlesfer IDeife, perban6.
nichts (geringeres als 6ie beutfclje (Ein^eitsibee ift bas Problem
öiefer Dantesfen Staberltabe. Sonderbar genug , öaf 6iefelbe
\S6^ erfdjien, faft gleidjseitig, als öie 6eutfd?e ^rage n)ie6er ins
Hollen fam unö fic^ fec^s 3a^re fpäter ^errlidj pollenbete.
Undj Crautmann mibmete 6em grofen Siegesja^re —
fe^r im H)i6erfpruc^ 5U feinen früljeren 2tfpirationen — einen
San6 fangbarer Cyrif unter 5em Citel „2tftern unö Höfen".
Se^r im (ßegenfa^, fage id}, 5U feinem fonftigen ^ü^len un6
Denfen, vok er überhaupt in Heigung unö 2tbneigung pon 6en
U)unöerlid)ften XDiberfprüdjen behaftet voax, (Er pereinte öie
lei6enfc^aftlid)fte Sc^n?ärmerei für religiöfe ZltyP^' ""* mobern
pefjtmiftifc^er IDeltbetrad)tung, 6ie an feinen ^ortfc^ritt glaubt;
auf 5er anberen Seite 6er tollfte ßumor, 6ie fpru5eln5fte ^afdjings»
laune eines Kafperl, 6er allen Unbil6en ein Sc^nippdjen fdjlägt
un6 öaneben 6ie menfc^enfein6lidjften (Eigenheiten eines nerpöfen
Son6erlings. U)un6erlic^ por allem wav feine tiefe, unüberu>in6»
lic^e 2tbneigung Por allem fpesififdj Preufifc^en, 6as i^m, vok
andi fonft mancf?em illtbayer, als 3nbegriff aües (ßemfitlofen,
(Egoiftifc^en, ja aller mo6erncn Pergemaltigung erfc^ien. Deöuf*
tionen un6 Disfufftonen wann allseit frudjtlos, 6enn gegen
foldje, in 6er 3ws^n6 eingefogene Vorurteile n?ar nic^t 5U
fämpfen. Hac^Ijer nodj ein n?eiteres hierüber.
I)af Cotenfdjä6el un6 Knodjen, audj ZlTauerfteine abge^^
broc^ener Sta6tt^ore feine Sd)rän!e sierten, 6af er am liebften
jtdj nac^ Klofter 2ln6edjs, ^oljenafdjau 06er auf 6as Sdjlof
pon Starnberg flücf?tete, um pon alter geit 5U träumen, 6a0 er
fotpo^l auf 6em £an6e als mitten in 6er Sta6t oft mehrere
entlegene ^immer mietete, um Hu^e ju ^aben, 6enn fein franf»
\0 ^««3 Crautmann
ifafi feines (ßeljör fan6 ftc^ fdjon geftSrt, loenn ftunbcnipeit ein
Schnitter feine Senfe bengelte, ober loenn int IDinter 6ie Sdjul»
buben ftd? im Schnee tummelten — all bas fei nur ftüc^tig ermahnt.
3enes fein feines (ße^ör ift mir oft ein Problem getDefen, unö
id) ^abe i^n me^r als einmal auf öie Probe geftellt. €r per»
modjte mirflid) im belebteften Saal 6es englifd^en Cafes 5U per-
fte^en, tpas an stpansig Schritt entfernten ttifc^en gefprodjen
tpurbe. Unter foldjen Umftänöen tpar es nidjt 5U pertpunöern,
baf 5ie Cljür feines Stuöiersimmers allseit mit einer fufbiden
Zrtatra^e gepolftert wax, um jeben ftörenben £aut absu^alten*
Unpergeflic^, um eine anbere Cigen^eit 5U berühren, ift mir
auclj ein Sommernac^mittag geblieben, als tpir 5U fünf ober
fec^s 5U b^n Ormen bes Jlngert^ors famen, bas nun aud)
uerfc^tpunben ift* Pol! 3"^^^"P umarmte Crautmann ben
alten Curm als feinen perfönlidjen Jreunb, unb mehrere ber
anberen folgten feinem Seifpiel (gegenüber aber an offenen
^enftern \tanb eine Kaffeegefellfdjaft pon einem Du^enb Damen,
bie mit Staunen bem unerhörten Sdjaufpiel folgten, bis jte
i^ren gefeierten Stabtpoeten erfannten unb mit läc^elnbem ©ruf
perfc^tpanben.
Crautmanns Hinneigung jur Kirc^lidifcit Ijai ifjn oft
als tenbensiöfen üorfämpfer erfc^einen laffen, unb bod} nidjt mit
Ked)t. IDar iljm bie Heligion auc^ (ßemütsfac^e, lag i^m nidjts
ferner als Kampf; pielmef^r bienten i^m biefe ^rben nur als
poetifdje ^ülfsmittel unb Stimmungstöne. XDie zireyerbeer unb
anbere auc^ mo^l C^oralmotipe in i^ren (Dpern pertperten, fo
ift bas religiöfe (Element in Crautmanns Romanen aucft nur
obligate Kirdjenmufif — audj ujenn er 5uu>eilen Pon ben legten
Dingen me^r als ausgiebigen (ßebraudj madjte, tpie 5. B* im
Homan „Hicolaus Prugger", tpo er in ber Sd^ilberung
pon Sterbefsenen , Ceidjenbegängnijfen unb firdjlidjen ^eierlidj«
Jetten gerabesu fdjipelgte* Diefelbe Heigung peranlafte i^n ^ie
unb ba 5u miffenfc^aftlic^en ZlTonograpljien, tpopon idi ^ier nur
feine perbienftlidje Sd)rift über bas Den! mal bes ©rafen p. (ßleidjen
unb feiner beiben ;frauen im Dom pon (Erfurt ermäljne. (Eine
(ßelegen^eitsfd)rift Ijeiterfter Jlrt bagegen wac fein „jrüljrer um
ben Starnberger See", in fc^alfljaftefter IDeife als broUige ;Hiftorie
mit einem pljiliftröfen nürnberger eingef leibet, ber sur Strafe
pon allen ZlTerftPÜrbigfeiten ^ören muf .
Bei biefer Dielfeitigfeit unb Dielfarbigfeit feines Schaffens
fann es peripunberlic^ erfc^einen, ipes^alb feine Schriften por»
5ugsipeife boc^ nur in Bayern gans geipürbigt ipurben unb fe^r
grofe Verbreitung fanben» Jtllerbings mag es richtig fein, ba^
von Julius (Stoffe* \\
geraöe jene Porliebe für firc^lidje ^axbe vok für ein^etmtfdje
(Chronica, mte aud) jene ertoä^nte, ftets 6urcljfc^tmmern6e
2tbnet^un9 gegen ianb unb £eute Horböeutfdjlanbs ein t)aupU
^inberms getoefen, mes^alb tErautmanns IDerfe, tro^ %es
poetifd)en IDerts, nic^t andf im meiten grofen 2tlI6eutfc^Ian5
fo befannt un6 polfstümlic^ gerporben jtn6, mie in Bayern unö
allenfalls am Hinein» Daf fein marmer Patriotismus ron
feinem ^ürftenf^aufe ftets ifodi geehrt marb, 6a0 er bei 6en
Königen ZHay IL, CuötDig IL a?ie auc^ beim Prinsregenten
persona gratissima mar, braudjt als allgemein befannt faum Ijer»
porge^oben 5U n^eröen. Xladf früheren 2tus5eid)nungen (öurc^ öen
griec^. €rlöferor5en tpie 5en ZlTic^aelsorben) überrafdjte il^n vov
peben ^aiivm (188^ König £u6tDig IL mit öem Citel eines
ßofrats, tpie am pebsigften (ßeburtstage (t883) 6er ZlTagiftrat
Zitünc^ens mit einer ehrenvollen, fünftlerifclj reicijen 2l6reffe.
Perfönlidj a>ar Crautmann eine öen ZlTüncIjenern wol}l
befannte ^igur pon polfstümlidjer Beliebtheit. €r befaf ein
gan5 befonberes, angeborenes, nidjt allsu^äufiges Calent, jtc^
alleripärts Jreunbe 5U machen unb fie 6auern5 an fic^ 5U feffeln,
Pon perfonen, 5ie i^m nä^er ftanöen, feien aus frül?eren 2<^ll^^n
^r^r. p. Hettberg, Prof. p. Pogelftein, Kafpar p. ^ii"^'
bufdj unb ^r. p. £5l?er genannt. IDer aber sä^lt 5ie ^reunöe
alle, 5ie täglich im €af6 Dengler um iljn gefd^art fafen, um
feinem IDort 5U laufd^en. Da fe^e id) 6ie ^äupter Pon Pro=
feffor Sepp, profeffor Bolgiano, 6ie ^ofräte ^örfter un6
Crebert, Dr. Binber, ^r. pedjt, 2trdjiprat primbs
unb 5aljlreic^e anbere. Itidjt blof feine litterarifc^en üeröienfte,
ipeit me^r feine perfonlidjen üorsüge erflärten jene lOärme, mit
6er iljm alle perbunben u?aren. Dag er, im gansen genommen,
5em ICreife 6er fogenannten Berufenen ftd) fern ^ielt 06er 6od}
nur mit einseinen ^ü^lung getpann, lag nidjt etipa an einer
^rontftellung feinerfeits, fon6ern teils in 6er Perfdjie6en^eit 6es
litterarifc^en IDollcns, teils in feinem unserftörbaren ZlTif trauen
gegen nor66eutfdje 2trt. (ßleidju?oljl wk immer, auc^ feinem
ZlTif trauen, 6as er im tiefften lDin!el feines ^crsens perbarg,
geftattete er niemals irgen6tpeld)en (Einpuf auf feine (ßered)tig=
feitsliobe un6 auf ere Urbanität. Hei61os auf glüdlic^e Kollegen,
tPoljlu>oüen6 gegen je6e ftreben6e Kraft, pon ^erslic^er XDärme
un6 geu?innen6er £eutfelig!eit mit JTtcnfdien aller Stan6e, pon
unu>an6elbarer Creue gegen feine ^reun6e, 6abei ein anregen6er
(ßefellfd^aftcr un6, wenn er bei £aune tpar, ein ^ödjft origineller
3Tttpropifator — fo u>ir6 er tro^ mandjer IDun6erlic^feiten un6
Iieben5tpür6iger (ßrillen allen feinen ^reun6en als eigenartiger
^2 ifrön3 tErautmann von 3uH»s (ßroffe.
Cljaraftcr unpcrgcfitdj bleiben. Das alte ZlTunc^en fanf mit
feinen Ormen unö (ßräben, ginnen unö XDa^rseic^cn meljr unb
meljr 5aljin; öie neuen Staötteile mit iljren Pradjtbauten toaren
Crautmann un^eimlic^; nun ift auc^ er als ^crolö von 2tlt«
münc^en baEjinsegansen. 3n öen legten 3^^^^^^ ^^^e er fidj
in Sc^mabing eine anmutige Piüa ern?orben, wo er im glücf»
lidjften ;familienleben jidj eines förmigen Cebensabenös 5U er»
freuen ^offte, befdjäftigt mit einer ®efamtausgabe feiner IDerfe,
öenen er nodj sule^t einen jtnnigen 3anb Cyrif „^ell unb
Dun fei" ^insufügte. 2lber, u>ie es in öer CEöba ^eift: „<£s
wirb vxd 5U Cetö gefpart, was 5ur ^reuöe beftimmt ipar," fo
auc^ i^m. Unb 6oc^ audj nidjt; b^nn bei unperfennbarem Per«
fall feiner Kräfte ift iljm jahrelanges Siedjtum erfpart geblieben.
Sein <£nbz ift fanft unb rafd} geu>efen.
IDenn bie Kaftanien unb £inben im ^ofgarten mieber
grünen, ben er nodf sule^t in einer befonberen Schrift per^err»
lidjt ^at; bann n?irb fein Stuljl im Cafe Dengler, wo er, wk
eru>ä^nt, feit langen 3aljren alltaglidj im Kreis ber „Söfen
jungen" Stammgaft wav, leer fein; aber fein milbes Bilb tpirb
in (Erinnerung Don Caufenben fortleben, felbfl als ein XDa^r»
5eidjen ber alten trauten 3farftabt, bie er geliebt unb gefeiert
i^at tpie fein anberer.
W\t reprobu3iercn ^wat »orftel^enbes €riiincrungsblatt mit gütiger
(Erlaubnis ber Dcrlagsliaitblung ber „2lügemcinen Leitung", bringen basfelbe
jcbod? mit nid^t iinnjefentlid^en (Ermetterungen unb gufäfeen
feite ns bes Perfaffers, foba§ bas €l|araftcrbilb bes t^eimgegangenen
Did?ters in gegcnipärtigcr (form auf erneutes 3ntere(fe 2litfprud? l^aben bürfte.
D. H.
/^^
$(legitiiu^ StificrtinuiS, bcr tratet tie^ bcutfcöen
Von
Ikarl von IRcinbarbstöttncr*
-3nt ^alfxz \66S^ erfc^icn ein für 6ie beutfc^e fittcratur
^oc^toidftiöcs VOei^, 6er ,,2tbenteuerltdje Simpltciffimus" 5es
Sdjultljeifen 5U Hendjen, 3afob C^rtftoffel von (ßrimmelsljaufen
(geft. 6en \7. Jtuguft \667)* g^^^^^^e 2tuf lagen unö Had)-
örude^ Seugen 6afür,mit melc^em 3"*^r^ff^ ^^^ 23udj in n>d^
teften Kreifen gelefen, ja perfdjiungen mürbe; un6 tpie immer
auc^ bas äflljehfdje (ßefam turteil über basfelbe lauten mag, feine
^o^fe fultur^iftorifdje Beöeutung ift nodj niemals rerfannt
06er unterfdjä^t a>or6en. ^eljlt es bodf 6er (Ersä^lung audj
nic^t an einem moralif djen ^intergrun6el
„Das ßani^ madjt'', tpie (ßerpinus* fagt, „rortrefflidj
anfdjaulic^, mie von Hoheit gleidjmeit ift 5U maljrer (Einfalt
un6 5U magrer Sdjelmerei ; vok ^ntvcxtialtniiie bei6e5 tped)feln6
in 6em ZlTenfc^en enttpideln, un6 toie ein guter Kern ron Hatur
fic^ 6ennodj 6urdjfc^Iägt." (Eien?if ein unter allen llmftän6en
beachtenswerter Poru>urf für einen €r5ä^Ier, 6Qppelt bead)tens*
a?ert, menn man 6en Simplicifftmus mit Pilmar* als „eine
6er lebenspoüften un6 ma^rften Sd)il6erungen 6es 6eutfdjen
Krieges, wie man 6enfelben 6amals nannte, un6 als 6ie einsige
poetifdje (ßeflaltung 6esfelben" anfe^en un6 iljn mit Kober»
ftein^ „6en beften aller Homane, 6ie a>ä^ren6 6es ftebense^nten
3aljrljun6erts in 6eutfc^er Spradje gefdjrieben u>or6en fin6",
„6ie innerlidj gefünbefte pon allen größeren Didjtungen 6iefes
[^ iTegtbhis 2llberttnu$
Zeitraums'' Reifen 6arf, un6 tpenn er nadj 8 obertags^ Urteil
berjentge Homan 6es ftebenseljnten 3aljrljun6erts ift, „öer es
bei tpeitem am meiften reröient, je^t nod) gelefen 5U irerben/'
Cro^ 6es büfleren ^intergrunöes ift es nadj Cic^enöorff^ noc^
immer „eine £uft if^m susufetjen, tote er öiefe beftialifdje XDelt
^umoriftifd) 511 beipälti^cn toeif." (ßemif nic^t bas le^te Pep
MenftI Der Simplictfftmus Ijal alle (Eigenfdjaften 6er fogenamiten
pifarifc^en ITerfe; fo^ar in 6er ^orm — 6er Selbfler5äljlung. ®
XDorauf berufen nun 6iefe ptfaresfen Homane un6 Sdjelmen^
ersä^Iungen alle, 6eren beJanntefte in (Europa 6er (ßil Blas
6es Cefage 9eu>or6en ift? 3^^^ Dorbil6 ift fpanif^er 2tbfunft
Un6 tt>ie gelangten jte nac^ Deutfd}lan6, um Ijier nidjt min6er
beliebt un6 Derbreitet 5U tt)er6en, als an öer Stätte il^rer XDiege?
3t?r ^eimatsrec^t in 6er 6eutfd}en £itteratur erioarben pe fidj
in ZlTündjen, voo etmas meljr als ein Ijalbes 3^^^^""^^^^
üor iljrer ^öd^ften Entfaltung im Simpliciffimus 2tegi6ius
2tlbertinus fie eingeführt Ijatte, 6er Sefretär 6es nadjmaligcn
Kurfürften ilTajim'ilians 6es (Erften pon Bayern, 6effen
(Srimmels^aufen^ „als erfaljrenen ^el6l)errn un6 meifen
Kriegsfürften" ge6enft.
3Tn 3^^^^^ 1^53 erfcljien 5U Jlntioerpen 6as „6eben 6es
Sasarillo 6e Cörmes", ein fpanifc^er Koman 6es berül^mten
Don Dieg-o Qurta6o 6e Znen6o5a^ (jl503— ^575.) „Diefes
Sud? ^atte {nadi 6er Cljarafteriftif 6es fpanifdjen £itterarljiftorifers
Carlos 2tribau^®) in feiner 2trt !ein Porbil6 un6 eröffnete
mit gutem ^umor begabten ©eiftern eine neue, Ijoc^ft unterhalt»
lidje 8a^n. Die (ßeleljrten un6 Sdjriftfteller Ratten nidjt rer^
mutet, 6a0 6ie 2lbenteuer eines unter 6er ^efe 6es Dolfes gc»
bornen un6 ersogenen ZlTenfdjen 3^t^^^ff^ erregen 06er gar, 6af
6ie Ssenen 6es Bettler^ un6 Paganteulebens (ßegenftan6 ange«
ne^mer (Erholung un6 aufmerJfamen Stu6iums tDer6en fönnten/'
Dies gelang 6er „novela picaresca" — 6em Sd^elmenroman.
Dem Dorbil6e 6es £a5arillo folgte 6ie einsige be6euten6e
Hadjaljmung 6es fedjsse^nten 3^^^^^"^^^^^^ ^^^ „picaro
<ßu5män 6e 2tlfaradje", fotoie am Beginne 6es ftebem
5eljnten 3ö^^^wn6erts {\620) „6ie pfcara 3 wfti na" un6 6er
„£a5arillo pon ZtTansanares" 6es ^nan Cortes 6eColofa.^^
Den (ßusmän 6e 2Jlfaradje nun ^at 2tegi6ius
2tlbertinus im 3^^^^ \^\^ 5^ ITTündjcn 6er 6eutfd}cn
£itteratur einperleibt. Der Perfaffer 6es &nynin 6e 2tlfarac^e
ift ilTateo 2tleman* Der Homan erfc^ien 5U ina6ri6 im
3a^re \599, 6ie ga^l 6er lleu6rucfe 6esfelben ift 5iemltdj
beträchtlich; wac ja feine ganse tEen6en5, um mit Karl
tjon Karl von HetnFjarbfiÖttner. ]^5
Stalfv $u fprec^en", „Mc svntfc^e Heaftion gegen 6en S^^^^S
6er Konreniens un5 gegen öie Unfreiljeit 6es £ebens." Der
(ßrunb, marum man allfetttg in Spanien un6 Deulfdjianö, fotDie
in Jranfreic^ ju biefer Ceftüre fo freubig griff, lag in iljrer
(Eigenart, in itjrem 5erben Realismus. ZlTan fann 6en innersten
Kern öiefer feltfamen, in iljrer ;Jorm oft abftofenben, in iljrem
(ßeöanfengange bodf fo intereffanten Romane nic^t treffenber
fdjilbern als es (ßercinus ^* tljut/ ,,3" ^^" fpanifc^en Schelmen«
romanen, jener pon Quepeöo unb ZTlenbosa aufgebrad)ten
unb 6ur^ 6ie Scarron unb £efage ber XDelt befannter ge^
tporbenen ©attung ber Cebensbefdjreibungen Don £anbftreidjern
unb (ßejtnbel, ift bas 2tuf= unb 2tbfteigen ber Stänbe eigentlid)
bie Seele unb 3^^^* ^^ '^i^^ ^^^ Ritter 5um Dieb, ber Dieb
5um Ritter; ber (Ebelmann fommt B^erab, ber Dagabunb empor;
ber £anbftreidjer fpielt bm Caballero, ber Caballero ift ein
Canbftreic^er, ber eine fjilft fidj mit (ßefc^icflidjfeit über ben
£ump meg, ber anbere bietet bie feine auf, bm £ump unb bie
£umpen 5U rerbergen; auf einerlei 2trt friften beibe itjr Dafein.
Die gelben biefer Romane finb, gan5 im ®egenfa^e 5U bm
irrenben gelben ber Ritterromane, in bie trocfenfte IDirflidjfeit
bes £ebens gefegt; fte geljen in bie Schule ber Hot unb bitteren
(Erfaljrung unb u^erben nidjt rvu jene Ritter il^rer Cugenb megen
rom günftigen (Binde getragen, fonbern ron iljrer eigenen Sdjel»
merei nodj am eE^eften, wol}l gar bem ©lüde 5um Cro^e,
geförbert. 2tus bem (Erhabenen unb IDunberbaren in ben Ritter»
romanen ift ^ier alles in bas (ßemeinfte unb Kleinfte ^erabgerücft*
Die Porbilber 5U biefen Sdjelmen ifabzn mir am frü^eften in
Deutfdjlanb gefunben in jenem Pfaffen 2tmis unb bem, tpas
ftc^ i^m im teben ober £itteratur anfd^lof. Unter bm (ße«
fdjidjten biefer 2trt marb bie pon Peter £eu noc^ ^6^3 mieber
gebrucft; unb um biefelbe geit erhielten mir aus ber Jrembe
eine ganse Reil^e einfdjlägiger IDerfe überfe^t, bie bem Simpli»
cifftmus porarbeiteten/'
Das ^erporragenbfte unb poüenbetfte berfelben bleibt nac^
unb mit bem £a5arillo ber <Su5män be 2llf aradje bes ZHateo
2tleman, bie ^aupturfac^e ber reicijen (Erfolge, meldje ber
Schelmenroman tm 2tuslanbe fanb*^* VDax er bodj nac^
Cicfnors^'^ XDorten „bas poUftänbigfte (ßemälbe berjenigen 2lb»
teilung, ber es angehört, bas in ber fpanifdjen £itteratur 5U finben
ift'' unb bes^alb „mit grofer Begierbe überall gelefen." ^^
3m ©riginal bes IlTateo Ztleman finben mir alle VHc-
tipe, meiere feine Hadjf olger mit mefjr ober minber (ßefd^icf
ausgebeutet ^aben^ Da fe^en mir bas ZTTufterbilb jenes fpi^»
1^6 ile^ibins ^Iberttnn^
bflbtf^en f>icaxos, ein 2lu56rud, pon öem £u6migtCiecf^' mit
He^t fagt, 6af i^n ,,feine anberc Sprache überfe^en fann";
aber fein Buc^ be^anbelt nic^t nur 6en Sdjelmen ©usmän, er
liat iljm eigentlidj 6en ©tel „IDartturm öcs menfc^Iic^en Cebens"
(Atalaya de la vida humana) gegeben, was iljn 5um Dorlragc
enWofer Sittenlehren un6 sum €inpedjten 5ayreidjer moralifc^er
(ßefdjidjten nidjt nur ermädjtigt, Jonbern geraöesu aufforöert.
So laufen neben 6en lofen Streichen öes „pfcaro" öie ernft=
gemeinten tEugenMeljren ^er, unö 6er Derfaffer fonnte mo^I 6em
£efer in feiner Dorrebe fagen, 6a| er „üieles gelehrten unb ^eiligen
Znännern entnommen ^abe" ^®. 3nfon)eit 5iefe ^eilfamen Ce^ren pdj
nidjt all5ufe^r in öen Dorbergrunö orangen, lieft fic^ öie (ßefdjic^te,
auc^ wo Me ZlToral in 6iefelbe eingreift, leicht unö mit Spannung.
ZHateo 2tleman ^at fein Buc^ nidjt pollenbet, obwohl
er 6em ^erfommen 6er Seit gemäf ^^ eine ^ortfe^ung rerfpra^.
^u 6iefer fa^ jidj 6enn ein an6erer geitgenoffe, ein angeblicher
ZHateo £ujän 6e Sayape6ra aus Sepilla, peranlaft, un6
fo erfd)ien im 3aljre ^60^ 5u Brüffel ein smeiter Ceil 6es
Pfcaro (ßusmän 6e 2llfarac^e, 6er ie6oci^ fdjon eine aus
3arago5a ^602 6atierte Drucfgene^migung entljält un6 pon einer
5U üalencia peranftalteten 2Jusgabe fpric^t*^. Unter 6iefem
Cujän 6e SaYape6ra, über 6en jidj Zlleman bitter beflagt,
birgt fidj nadj allgemeiner 2tnna^me 6er 2t6pofat Pon Palencia
3uan2nartf*^ 2ludj er perfpridjt am Sdjluffe einen ujeiteren
6ritten Ceil, woi^l gleichfalls o^ne 6ie 2tbficl)t, einen folc^en je
erfc^einen 5U laffen. 2tn 6ie Verbreitung bes JTtateo 2tleman
^at er niemals audj nur im entfernteften l?inreic^en fönnen*
Sein an gelehrten Heminissensen un6 et^ifc^ =^ moralifdjen Tlb-
fdjmeifungen überreiches Bud^ fiel alsbal6 6er Dergeffen^eit an»
^eim, un6 6ie bei6en 2tusgaben 6esfelben f ollen nac^ 2tribaus**
itngabe $u 6en Seltenheiten säljlen.
XDie alle europdifc^en Kulturpölfer , fo naljmen aud) 6ie
Deutfc^en jene pifaresJen 2lomanc mit ^reu6en auf* ZlTag man
nun 5n?ar (Eiö6ef es 2tnfic^t beippid)ten, 6af 6iefe frem6Iän6ifc^en
(Erseugniffe, eben meil jie 6em nationalen fpanifc^en C^arafter
treu blieben un6 i^re ^erfunft nie pöllig perleugneten, nic^t be«
fonbers ^odj ansufdjiagen jin6*^, fo gilt 6oc^ audj 6er Blicf,
bin fie auf 6ie Kulturgefctfidjte 6er ^ext eröffnen, 6er 2tuf=
fcfjluf , 6en fie über Sitte un6 ©efd^macfsrid)tung 6er gansen
perio6e erteilen, fo piel, um 6ie Befc^äftigung mit 6enfelben
un6 i^rem (Eingreifen in 6ie Citteratur 5u lohnen. Iln6 bei alle
bem ift ja itjre Bebeutung barin 5U fudjen, ba^ jte bem Simpli--
cifjtmus unb b^n ftmplidanifc^en Sdjriften bm IDeg bafyxkn.
öon Karl üon ^etntiarbftcJttnet. ](?
Was alfo Spanten auf öiefem t^m ureigenen (ßebiete ^eroor»
brachte, erlebte rafc^ Perbreitung in (Europa» Tidft ^aifv^ nac!j*
6eni 5er £a5arilIo 5e Cörmes erfdjienen wax, las man i^n
bereits {\56\) in fransöftfc^er Spradje^*, unö im 3aljre \6\7
mürbe eine öeutfc^e itusgabe pon Iticolaus UIent?art, „gan^
tremlic^" überfe^t, 5U Augsburg peranftaltet ^*.
Die „Pfcara 3^^^"^"^ ^i^ ^l^ 0?erf 6es Cisenjiaten
Francisco £ope5 6e Ubeöa im 3<^^^^ 1^20 herausgegeben
u)ur6e^^, 6eren Derf affer aber 6er Somintfaner 2t n 6 res
Peres aus £eon ift, fanö^alsbalb (^626), angeblidj öurdj X?er^
mittlung 6er italienifc^en Überfe^ung 6es Baresso Baressi^^
i^ren 6eutfc^en Uberfe^er un6 u>ar6 als „6ie £an6ftor^erin
3uftina Diebin Picara genan6t" „jum legten aud) in
ünfer Ijodjteufc^e (I) Spraac^ perfekt" ^^. 3^, 6ie Krone 6er
fpanifc^en Roman6id(tung , 6er unpergleidjlidje Don Quijote
6es (terpantes, betrat 5U Cöt^en fd)on im !}aiixe \62\ als
6er „tt>un6erfel^ame 2lbentljeu?er Don Kidjote 6e la 2TIantfdja,
5U tteutfdj 3^"^^^ ^waxd^ladi^ns auf ^Iecfenlan6" 6ie 6eutf(ije
Citteratur*^.
Dor allen 6iefen Übertragungen aus 6em Spanifdjen er=
fc^ien je6odj jene 6es (ßusmän 6e 2tlfaradje 6es ZlTateo
2tleman, ^oba^ 6er formell gelungenfte Homan 6iefer 2trt auclj
Seitlidj als 6er erfte in DeutfdjIanJ) auftritt; fein Bearbeiter
ift 2tegi6ius 2tlbertinus, feine (ßeburtsftdtte 2Ttünc^en.
Die traurigen üerljältniffe 6er bayrifd^en £an6e Ijatten ^ er 50g
IDil^elm V. me^r als äufere (ßrün6e*^ (159^) peranlaft^
feinem Soljne 6ie Hegierungsgefdjäfte 5U übertragen, um menige
3aljre fpäter {\5^S) üoUftän6ig ab5u6anfen. Die fdjmeren (Reiten
6es unfeligen Krieges Ratten iljre Dorboten bereits Dor fidj Ijer^
gefdjicft; 6ie Zerrüttung im 3^^"^^^" mud)s, un6 6ie Sd^atten
6es fommen6en Unglücfs lagerten bereits über 6en bayrifc^en
£an6en.
3n 6iefen gett)itterf(^n?ülen Cagen — im 3^^^^ \^\^ —
faf 6er ^ersoglidje Sefretär, 6er infolge 6es (Einblicfes in 6ic
politifdje Cage, 6en i^m feine gefdjäftlidje C^ätigfeit am J^ofe
gemährte, 6ie ftürmepolle ^ufunft n>o^I aifnen moijte, in feinem
Qeim na^e 6cm heutigen PoIi5eigebäu6e unter 6cm Sdju^e 6er
mächtigen ^rauentürme un6 bereitete 6ie 2tu5gabe feines „<ßus =
man 6e 2tlfardje" Dor, 6eren IDi6mung 6as Datum „IHünc^cn
6en \. ^annaxx] ]^6^5" trägt.
IDer ift nun 6iefer 2tegi6ius 2tlbertinus, 6er Deutfd}=
Ian6 6en erften Sd)cImenroman gefd)en!t ifat ? IDir miffen u?enig
pon i^m. Die Summe aller ZTtitteilungen entljicit für lange
3al}tbiu^ far mancf^ener <5efc^. II. 2
1^6 ile^tbitts Ülhexiinns
bübtf^en f>icaxos, ein Jlusbrucf, von b^m CubmigtCtecf^^ mit
Hcc^t fagt, öaf iljn ,,feine anöere Spradje überfe^en fann";
aber fein Buc^ be^anbelt nic^t nur 6en Sdjelmen (Bus man, er
^at i^m eigentlidj 6en Citel ,,lDartturm 6es menfdjlidjen £ebens"
(Atalaya de la vida humana) gegeben, was i^n 5um Dortragc
enMofer Sittenlehren unb 5um (Einpedjten 5a^lreid)er moralifc^er
(ßefdjidjten nid)t nur ermächtigt, jonöern gera6e5U aufforbert.
So laufen neben 6en lofen Streidjen 6es „pfcaro" 6ie ernft=
gemeinten tEugenöIe^ren fjer, unö 6er üerfaffer fonnte woiil öem
£efer in feiner Porreöe fagen, 6a| er „pieles geleljrten unö ^eiligen
Znännern entnommen ^abe" ^®» 3nfon)eit 5iefe Ijeilfamen Ce^ren pdj
nidjt aÜ5ufe^r in 6en Dor6ergrun6 orangen, lieft fic^ 6ie ©efc^ic^te,
auc^ wo öie ZHoral in öiefelbe eingreift, leidjt un6 mit Spannung.
ZlTateo 2lleman ^at fein Bnäj nicijt pollenbet, obwohl
er 6em ^rfommen 6er geit gemäg^^ eine ^ortfe^ung perfprac^,
3u öiefer falj ftc^ 6enn ein anberer ^eitgenoffe, ein angeblidjer
ZHateo £ujän öe Sayareöra aus Sepilla, reranlaft, un6
fo erfc^ien im 3a^re ^60^ 5U Brüffel ein sn^eiter Ceil 6es
Pfcaro (ßusmän öe 2llfarac^e, öer je6oc^ fc^on eine aus
3arago5a ^602 datierte Drucfgene^migung enthält un6 pon einer
5U üalencia peranftalteten 2tusgabe fpric^t*^. Unter Mefem
£ujän 6e Sayapebra, über 6en fid) 2tleman bitter beflagt,
birgt jic^ nac^ allgemeiner 2tnna^me 6er 2t6pofat pon Dalencia
3uan2nartf*^ 2tuc^ er perfpric^t am Sdjluffe einen n^eiteren ^
6ritten tEeil, mo^l gleichfalls oljne 6ie itbficljt, einen folc^en je
erfc^einen 5U laffen. Tin 6ie Verbreitung bes ZTtateo 2lleman
^at er niemals aud) nur im entfernteren tjinreidjen fönnen.
Sein an geleljrten Kemini55en5en un6 etljifdj^moralifdjen 2tb=
fc^tpeifungen überreicijes Budj fiel alsbalb 6er Dergeffenljeit an--
^eim, un6 6ie bei6en jlusgaben 6esfelben f ollen nac^ 2tribaus^^
itngabe 5U 6en Seltenheiten sä^len.
IDie alle europäifdjen Kulturpölf er , fo naljmen auc^ 6ie
Deutfc^en jene pifaresJen Homane mit ^reu6en auf* JTtag man
nun 5u>ar (ßö6ef es itnpdjt beipflichten, 6af 6iefe frem6län6ifd)en
(Erseugniffe, eben u?eil fie 6em nationalen fpanifdjen Cljarafter
treu blieben un6 iljre ^erfunft nie Pöllig perleugneten, ntdjt be»
fon6ers ^odj ansufdjlagen jtn6^^, fo gilt 6oc^ audj 6er Blicf,
6en fie auf 6ie Kulturgefdjidjte 6er ^e'xt eröffnen, 6er 2tuf»
fdjluf , 6en fte über Sitte un6 ©efdjmacfsric^tung 6er gansen
perio6e erteilen, fo piel, um 6ie Befc^äftigung mit 6enfelben
un6 i^rem (Eingreifen in 6ie £itteratur 5U loljnen. Iln6 bei alle
6em ift ja itjre Bedeutung 6arin 5U fuc^en, 6af fie 6em Simpli-
ciffimus un6 6en ftmplicianifc^en Sdjriften 6en XDeg baljnten.
'dort Karl von ÄcintjarbfiÖttnet. ](?
Was alfo S^pankn auf öiefem i^m ureigenen ©ebiete IjerDor»
brachte, erlebte rafc^ Verbreitung in (Europa, 2tdjt 3a^re nac^--
6ent 6er Casarillo 6e Cormes erfc^ienen tt>ar, las man i^n
bereits {\5^\) in fransöftfdjer Spradje^"^, un6 im 3a{jre \6\7
ttjuröe eine öeutfdje Jlusgabe Don Icicolaus Ulenljart, ,f(iar\ii
tremlic^" uberfe^t, 5U Augsburg oeranftaltet ^*.
Die „Pfcara ^n^txrxa", 6ie als IDerf 6es £i5en5iaten
Francisco £ope5 6e Ubeöa im 3aljre ^620 herausgegeben
muröe^^, öeren Perf affer aber 6er Dominifaner minores
Peres aus £eon ift, fanö^alsbalö {{626), angeblidj öurc^ Per^
mittlung 6er italienifc^en Überfe^ung 6es Bare550 Bare55i^'',
i^ren öeutfc^en Uberfe^er unö tt>ar6 als „6ie £an6ft5r^erin
3uftina Diebin Picara genanöt" „5um legten audj in
pnfer ^odjteufc^e (1) Spraac^ perfekt" ^^ 3^, 6ie Krone 6er
fpanifcfjen Homan6id)tung , 6er unDergleidjItdje Don Quijote
6es (terDantes, betrat 5U Cötljen fc^on im ^aijtc \62\ als
6er „tt>un6erfel^ame Jtbent^emer Don Kic^ote 6e la 2Ttantfdja,
ju tteutfdj 3^^^^^ ^voaxd^adims auf ^Ie(fenlan6" 6ie 6eutfd)e
Citteratur*^
Por allen 6iefen Übertragungen aus 6em Spanifdjen er=
fdjien je6odj jene 6es ©U5män 6e Ztlfaradje 6e$ ZTlateo
itleman, fo6af 6er formeÖ gelungenfte Homan 6iefer 2trt auc^
Seitlid/ als 6er erfte in Deutfdjlan6 auftritt; fein Bearbeiter
ift 2tegi6ius itibertinus, feine ©eburtsftatte 2Ttündjen.
Die traurigen Perljdltniffe 6er bayrifd^en £an6e l^atten ^er5og
IDil^elm V. metjr als äufere ©rün6e*'' (^59^) peranlaft^
feinem Sol^ne 6ie Hegierungsgefdjäfte 5U übertragen, um tt>entgc
3a^re fpater (\598) DoIIftän6ig ab5u6anfen. Die fc^meren Reiten
6es unfeligen Krieges Ratten il?re Porboten bereits Dor fidj ljer==
gefcIji(Jt; 6ie Zerrüttung im 3"Tteren mudjs, un6 6ie Sd)atten
6es fommen6en Unglücfs lagerten bereits über 6en bayrifdjen
£an6en.
3n 6iefen gett>itterfdju?ülen ^agen — im 3^^^^^ \^\^ —
faf 6er ^er5ogIidje Sefretär, 6er infolge 6es (£inbli(jes in 6ic
politifdje Sage, 6en il?m feine gefdjäftlidje Ctyatigfeit am ^ofe
gemätjrte, 6ie ftürmeDoUe ^ufunft woiil al^nen moijte, in feinem
^eim natye 6cm heutigen PoIi5eigebau6e unter 6cm Sdju^e 6er
mächtigen ^rauentürme un6 bereitete 6ie itusgabe feines „©us =
man 6e Ulfardje" Dor, 6eren lDi6mung 6as Datum „ZITündjcn
6en \. ^annavxi \6\5" trägt.
IDcr ift nun 6icfer 2tegi6ius 2tlbertinu5, 6er Deutfd}^
Ian6 6cn erften Sdjclmenroman gefdjenft l^at? EDtr miffen roenig
pon i^m. Die Summe aller Zllitteilungen enthielt für lange
3al}cbn(^ f Ar Xn&nc^ener <Sefc^. II. 2
\S ilegtbtus 2l(beritnu$
<5ett nur fein uns erhaltenes Btlö*), bas ZlTeifter CucasKiltan'^
im 3^^^^ ^^30 5eftod)en IjatU, un6 bas 6ie 3nfd)rift trägt:
„Egidivs Albertinvs: Daventriensis, Ser:^»" Dvcvm Bavariae
Secretarivs. Natvs A.° 1560. Mortvvs. 9. Martij. A.° 1620."
Hodjus ^rei^err pon Ciliencron, 6em bas Peröicnft ge^^
bu^rt, 5uerft tt>ie6er 6en Zleuörucf eines IDerfes 6es itiberttnus
Deranftaltet 5U Ijah^n^^, Ifat in öemfelben biefen Stidj reproöujiert.
Icidjt alle dlteren (Snyfilopabkn enthalten 6en Hamen
6es Jtibertinus» IDir oermiffen i^n 5. B* bei Bayle, 3oIj.
^ranc. Buöbeus*^ Brucfer** un6 aud) bei Spateren, mie
bei ^inauer'^ C^riftop^ ©ottlieb 3öd)er*^' u)ei0 nur,
6a§ er ,,im Jtnfange 6es fieb5el?nten Seculi" lebte, ujä^renb fein
(Svqanyv 3<>^* C^rift. 2t6elung*', geftü^t auf Kilians
Bilö, bereits 6ie ^auptbaten feines Eebens anfül^rt un6 eine
grofe Keilte feiner Schriften aufjäljlt. Huf i{jm berufen natür^
lic^ 6ie eingaben Kobolts^^, meldje ^inmieöerum (ß. JTl.
©anöers^ofer'^ DerDoIIftdnbigte, fott>ie 6ie 2TtitteiIungen von
®. £. B. lüolff*«. lüolffs eingaben über Jtlbertinus
^aben o^ne gmeifel 6en itrtifel im Jtlmanac^ Don®ber==
ijffel (\838)*^ peranlaft, öeffen "Kenntnis idj einer mir 6urdj
6en Bürgermeifter von Deoenter, ^errn Baron XD. tf*
^. van ^eemftra, oerfdjafften Jtbfdjrift 6esfelben peröanfe,
u>ofür id) öemfelben befonbers oerpfiicfjtet bin» Derfelbe enthält
5u>ar feine neuen Daten, tt>ot|I aber ein treffenöes (ßefamturteil
über unfern Sdjriftfteller un6 6ie Überfe^ung jenes Stücfes aus
6em „^irenfd)Ieifer" {{6\8) (De Breinwetsteen) — Angerona —
6as IDoIff als Probe feinem itrtifel beigab* Pielleidjt, 06er
ma^rfc^einlidj, ift 6ies 6as einsige Stüd 6es Hie6erlan6ers, 6as
in feine ZlTutterfpradje übertragen U)ur6e.
IPeitere ^inujeife auf Jllbertinus perbanfen tpir ^or=
mayrs „Slafc^enbudj"*^ ([856. \857), tt>o jtc^ einige Proben
aus 6er „^aufpolicey" öiefes „beften Profaiften im legten Vkr-
teil 6es XVI. un6 im Beginne 6es XVII. 3a^^^un6erts'' finben.
Dies Urteil 6ectt fidj mit jenem IDadjIers^^, 6em$ufolge
2tl bertin US „einer 6er befferen Profaiften, aber mit 6en nun
faft allgemeinen ^e^Iern 6es 2tus6ru(fs behaftet" ift.
£iIiencrons Ztrtifel in 6er „2tllgemeinen Scutfc^en Bio-
graphie"** un6 6ie Einleitung 5U 6er 2tusgabe pon „Cucifers
Seelengejai6t''^* en6lidj befdjäftigten ftdj jule^t einge^en6er mit
*)(Etn Bilbnts bcs 2Iegtbius 2Ilberttnus finbet ft^ aud? auf Karl
von ptlotys Koloffalbilb im Hatl^aufc iju IHünc^en, barftellenb „bic (Se^
fdjid^te ber Siabt IHünd^crt". (Die fünfte bcr oberften Figuren Unfcr £Jaiib!)
t>0n Karl von 'Äeluiiaxb^oitnet \^
2tegt6tus itibertinus; sunäc^ft in frtttfdjcr IDetfe mit feinen
Scfjriften.
IDä^renö Me Nouvelle Biographie Generale *^ i^n toeni^ftens
nennt, fe^It fein Harne in bat Biographie Universelle*^, un6
andf bas ^rofe nieberlänMfdje „B\oq,va\>lix^djc IDörterbuc^"*®
ffi^rt„6en Hamen feines Canbsmannes nidjt auf»
Über Me ^amilienper^ältniffe öes itibertinus laft ftdj
faum me^r Beftimmtes feftflellen. Den freunMidjen Htitteilungep
6es %rrn Barons Dan ^eemftra perbanfe idj ferner 6ie
Hoti5, 6af Caufbüc^er von \560 in Seoenter nidjt mel?r Dor^
^anben fm6. Über feinen Hamen permulet 6er genannte ^err,
5af er u>a^rfdjeinlic^ urfprüngüdj (ßilles Jtiberts, 6. l},
©illes, 2tlberts So^n, ^ief. Über 6en (Srof Dater liegen feine
Vermutungen por; öes Paters Hame märe bann 2tlbert ge«
tDefen*^
Die (ßrün6e 6er Jtustoanöerung u>a^rfc^einlidj 6er gansen
Familie fudjt Baron pan ^eemftra^® in 6er gemaltfamen
©nfü^rung 6er Seformation 5U Depenter, im ^ebruar \579,
6ie fogar Sie Jtusfibung 6es fat^olifdjen ©ottes6ienftes unmög»
lic^ machte ^^ Diefelbe 2tn(tdjt pertritt 6er 2trtifel im „2tlmanadj
pon ©berijffel"^^ So ^atZtegi6ius 2tlber.tinus frü^eo6er
6odj noc^ als 3ö^sK»S Deutfc^Ian6 betreten, tt>as i^n 5ur ge»
nauen SdjiI6erung 6esfelben in feinem ©usman peranlaffen
modjte^'^ pielleidjt jtc^ auc^ in ZHünft^r, 6effen er fpesiell ge»
6enft**, fürjere 06er längere ^üt aufgehalten, bis er nac^tpeis^
lic^ im 3a^re \593 in Hlünc^en erfc^eint* Hac^ 6en ^of«
5a^Iamtsred)nungen trat er am \^. ^ebruar \5^5 als Qoffan5lift
in 6ie Dienfte 6es bayrifc^en 4er5ogs IDil^elm V. mit einem
©efamtge^alte pon ^un6ert (Sul6en^*, fedjsig (ßuI6en £iefergeI6
un6 pier5ig (Bulben BefoI6ung^^.
Hodj im ^nnx 6esfelben 3a^res per^etratete ftc^ 6er 6rei=
un66reifigjd^rige UTann, mobei i^m 6er Qer5og ein (ßefc^enf
pon fflnfse^n (ßuI6en pere^rte*^, 6as erbetene XDilbbvd je6oc^
ni^t getpa^rte^^
Seine ^rau, Hlaria, muf aus gutem ^aufe geu>efen fein;
6enn iljr Bru6er tpar 2tbt 6es Klofters Qo^enaltac^. 3^m
— : 6em (£l?npir6igen in ©ott pn6 (£6Ien ^errn / ^errn (Etjri^
ftoptjoro / 2tbbte 6e^ Clofters ^o^enaltac^ / IHeinem gne6igen
^errn pn6 Sdjtpager — ipi6met er unterm {S. ®f tober H598
„^wcx fc^one Cractätl" (Contemptus vitae aulicae un6 De
conviviis et compotationibus.) (1599» Heu6ru(f \60^.)
Uixdi begann er alsbaI6 mit feiner nadjipeisbaren Hie6er^
laffung in lUündjen feine fdjriftfteUertfdje C^dligfeit, 6ertn fein
20 ilegibius 2IIberttnu5
Budj „Def 3rrcn6enHittersHait, Der lüelt (gitelfeit vnb
6en iX)eq^ ju 6cr etDigen Seltgfeit begreiffeu6" — eine Bearbeitung
6e$ Chevalier Errant 0577) öes 3e^an 6e Cart^eny — tft
im 3aljre \59^ bei 216 am Berg in JlTündjen erfdjienen'^^
ITlit genanntem ©efjalteunbin 6er Stellung eines Qoffansliften*'®
treffen mir illbertinus bis 5um 3^^^^ \d^6. Don 6a —
\6» Xtlavi — an tt>ir6 er als Qofratsfefretär porgetragen un6
fein (Behalt auf 5tt)ei^un6ert (ßuI6en Der6oppeIt^^ 3^ ^^
^er5ogs ZlTay Dienfte übergetreten, erljalt er unterm 22. TXlävi H597
eine ©ratififation von fed)5ig (ßul6en^*.
Jtibertinus ^at feine geit Peigig ausgenu^t. Heben feiner
Dielfad)en amtlid)en Cf?atigfeit, oon melc^er saljlreidje ilften
5eugen^*, Dertt)en6ete er 6ie je6enfalls fnappe iTTugejeit litterarifdjer
2trbeit, un6 wenn ifjm 6er l^ersog am 25. ^ebruar \600 für
einige Craftate 6ie Summe Don fedjjig ©uI6en^-* 5utr>en6en
Ia§t, fo Ijatte 211 bertin us bereits eine ftattüdje Jlnsaljl folc^er
IDerfdjen, junädjft 6es fpanifdjen Bifdjofs ©ueoara ,,Contemptus
vitae aulicae et Laus Ruris" (\d^S\ 6esfelben ;,(ßüI6ene Sen6t=
fd)reiben" (^598. \599), „Der dürften Dn6 potentaten Sterbfunft"
(1599), 6ie „^ürftli^e IDecfuBjr pnn6 £uftgarten" (1599), „Den
geiftlidjen Spiegel" (^599), „Der ©eiftlid^ IDcttlauffer" (1599),
Dielleid^t au^ fdjon einige feiner im 3^^^^ 1^00 erfc^ienenen
Schriften''*, feinem ßerrn porlegen fönnen*
(£in Dofument^^ oom \2. 2lpril \60{ be3eidjnet 2tegi6ius
2t I bertin US als BiblicJt^efar 6es ^ersogs, als tt)elcfjer er aud?
in einem an6ern 2tfte Dom 3^. TXläv^ \60^ u. ö. erfdjeint*^''.
Cange por 6iefer ^exi {\60\) muf er 6ie Stelle nidjt beflei6et
l^aben; 6enn ein 2lft aus 6emfelben 3^^^^^ beridjtet, 6af er fein
2tmt als Sefretär 6es fürftli^en Defenfionsrates nie6erlegen
mu§te, „6amit er 6er Bibliotljef 6effto ftetter abmarten ffjön6e",
un6 6ie iljm infolge 6apon entfallenen fedj5ig (ßuI6en 3^^^^^=
geI6 tDer6en i^m erfe^t^^. ^ebcn^aüs wav es eine 2lnerfennung
Ses litterarifdjen Strebens un6 6er rDiffenfdfaftlidjen Befdijigung
6es ZHannes, 6af er 5um Ceiter 6er fc^on 6amals ^od)berüf?mten
Bibliot^ef, 6eren (ßrun6Iage 2tlbert V. fo freigebig un6 gefc^icft
gelegt l}atk, ernannt tt>ur6e. Seiner C^ätigfeit als Bibliotl^efar
ift nirgen6, tt>e6er oon Steigenberger noc^ pon ^ar6t®^,
(£rtpä^nung gefdjel^en, moljl aber beridjtet Ulbertinus in 6er
Dorre6e 5um 6rittentCeiI 6er „(ßüI6enen Sen6tfc^reiben" (\599),
6af er perfc^i^6ene Sd)riften 6es ©uepara nod) in 6er BibliO'
tl^ef 6es ^er5ogs Utayimilian fan6, un6 6ies lägt pielleid^t 6arauf
fdjiiefen, 6a| 6iefelbe fd^on 6amals feiner Pertpaltung anpertraut
o6er^ i^m 6oc^ leidjt 5ugänglidj tt>ar.
con Karl pon Heintjarbftöttncr. 2\
Das ^alfv \60\ brachte Jllbertinus 6ie eben bemerfte
ipetlere (gr^S^ung feines bisljerigen toirMtdjen ©e^altes pon
5tDetl?un6ert'® auf 5tt>et^un6ertfec^5t9 (ßuI6en^\ 5U 6er ftc^ feit
Sem ^alfvc {602 eine aüjd^rlidje Kleibersulage üon fteben ©ulöen
6reigi9 l{reu5ern'^ gefeilte, u>eldje itibertinus (mie 6ie übrigen
ITlitglteöer 6et Qoffan5lei) bis 5U feinem Cebensenbe pünftltc^
ausbe5a^It befam. Bisher fc^eint er ein „Kleiö" alljätyrlicfj pon
6er Sd[jnei6erei erljalten 5U Ijaben^*. — Urfun6en 6es 3a^res \602
laffen uns einen Blicf t^un in 6as ^ausltdje £eben unferes
S(^riftfteüers. Die Eifte feiner IDerfe u)äd)ft mit 6iefem 3aljre
5U acfjt5e^n Hummern an; er ijat fo Diel errungen, um ftc^ ein
^aus an 6er Sd)äfflerftra§e'^ an5ufaufen; aber er Ijat auc^
reichen 'Kin6erfegen, un6 fo bittet er 6en ^ersog angeftdjts feiner
„pielljaben6en l{tn6er" um einen gna6igen Beitrag 5ur Jtbsa^Iung
feines ^aufes^*.
Der ^er5og perfügt, 6af i^m 6rei^un6ert ©uI6en aus 6en
einge^en6en StrafgeI6ern ausbesa^It u)er6en. Dod) fdjeint ent^
tt?e6er 6ie Summe nidjt gereicht 06er 6ie (ßna6e 6es ^er5ogs
5U tpeiteren ©efudjen eingela6en 5U Ijaben; 6enn unterm
2^. 2TTär5 {60^ bittet Jtibertinus um fernere 5tpei^un6ert
(ßuI6en für fein ^aus^®, un6 5ipar 6iesmal 6^n Pater lDiI =
Ijelm V. Der ^er5og beipilligte i^m nur 6ie ^älfte, ^un6ert
©uI6en, Pon einem fünftigen StrafgeI6e'', 6oc^ 5eigt aud^ 6iefe
Unterflü^ung, tpie piel 6amals für 6en ein^eimifdjen Sdjriftfteller
gefdjafj, rpenn man be6enft> 6af in 6erfelben ^^xi 6er berühmte
iTIat^ematifer Kepler für ein „pere^rtes" Buc^ — tt>o^I 6ie
Epistola de solis deliquio mense octobris 1605. Pragae 1605 —
pom ^ersog fünfse^n ©uI6en erhielt '^
Das in 6iefem Briefe an ^^rjog IDil^elm V. genannte
„Budj Pom Seidj (ßottes nebft 6er fpanifd)en Perfion" fc^eint
fein IDerf 6es itibertinus 5U fein; audj 6ie fjier ermähnte
£ebensgefd)idjte 6es t}L ^ranjisfus u>ur6e nidjt unternommen,
tt?enigftens ift nidjts 6apon befannt.
3nfoIge einer (Dr6onan5 pou Sc^Iof Sc^maben Pom
^. 2tuguft \605 Ijaik Jtibertinus mit einem ^ransisfaner»
pater in Sadjen 6es lüofters 2tnger nad) Hom 5U reifen, un6
6ie Kammer tt>ur6e angeujiefen, itjm 6ie „g^^^ung" 5U5ufteIIen''^.
Über 6ie ^ö^e 6erfelben ^abe idj in 6en Elften 6es fgl Kreis»
ardjips nidjts fin6en fönnen. ^ornpadjer in Jlugsburg, 6er
t^dtige 2tgent 6es £^erjogs, ertjielt Befehl, IDedjfel auf Hom
ansurpeifen^®.
3n6effen fdjeint 2tlbertinus ftets auf 6ie (Er^ö^ung feines
©e^alts be6adjt 06er 6odj 5U Schritten, 6iefelbe Ijerbeisufüljren,
22 ^legtbius 2IIbertinus
gestpungcn gcipefcn 5U fein. 3" ^^^^^^ Eingabe pom 30. Jtuguft \606
ftcUcn Sie „ unter t^äniöften ^ofCammerPraftbent un6 H^äte"
6em Qer5og üor, 6ie (Einfunfte 6es 2llbertinus 5U crljö^en.
Sie befürtDorten bas ©efudj, 6a er ,,bei feinem Dienft fein
fdjulbigen vnb ernbftgen pleif gebraucht", „vnb in anfeljung er
mit riln flainen Kinöern belaben" fei^^ 3^r Porfdjiag ge^t
baifxn, i^m 6ie bisher getpal^rten fedj5ig ©uI5en un6 rier5ig
©uI6en als Bibliotljefar un6 Hat 5U geben, ^ür 6en ^aü Ser
Hidjtgetoa^rung feiner Bitte betparb ^c^ Jtiberttnus um 6ie
Sentfdjreiberftelle in Straubing ®^ n?as er woljl fdjon länger im
Sinne trug, tt>ie 6ie IDiömung feiner „^aufpoHcev" (\602) an
6en irtagiftrat Straubing oermuten läf t. 2lllein laut (Entfdjlief ung
pom \2. September \606 ging 6er ^erjog 6arauf nidjt ein.
Die (ßrün6e 6er 2lbtt?etfung fin6 unbefannt, 6a 6as ^olio, auf
6em 6iefelben in 6en ^offammerfefftonsprotofoUen tpaljrfdjeinlicl}
ftun6en, 6ort Iei6er feljlt^^.
Haf(^ befonnen erfan6 ftdj Jtibertinus eine an6ere finan»
5ieIIe Quelle. (£r 6adjte nun 6aran, felbft feine^^ IDerf e 5U per«
legen, un6 eru^artete fi^ befon6er5 pon einer Öberfe^ung 6es
Theatrum mysticum 6e5 ^ranciscus 6e ^errera
gtof en ©eujinn. Der ^er5og follte i^m 5U 6iefem gujecfe ettpa
5a?eiljun6ert ©uI6en Pon 6em einge^en6en Strafgel6e 06er ein
Darlehen Pon 6rei^un6ert (ßuI6en Pon 6em o^ne^in in 6er fürft=
liefen Kaffe feiern6en ©eI6e ge«)ä^ren®^
Um fic^er 5U geljen, legte er auc^ nodj ein (ßutadjten 6er
©efellfdjaft 3^f^ ^^^^ ^i^5 neue U)erf bei®^ Jtllein 6as ße-
fudj fan6 fein ©eijör. Unterm 8. 3^"war H607 beridjteten 6ie
^offammerräte an 6en Qer5og, 6er ©efudjfteÖer fei ab5Utt)eifen,
6a i^m „bereit etlidje gna6en nadj Pnn6 nac^ befi^e^en, Vnnb
3me 6ifes «^ertflj bannodf nit ein geringes eintragen u>ür6et"^^
Um iljn nidjt gänslidj 5U entmutigen, fdjlugen fte je6od) vootil-
u>olIen6 por, „^iinu Sann pon einem einge^en6ten ftraffgelt
ain^un6ert guI6en auf fon6erbaren ©na6en beujilligen" 5U ujollen.
itllein 6er ^er5og wks am \6. 3^"war ^607 audj 6iefe Gabe
ab^\ was i^m „mün6Iidj" je6o(^ „mit glimpfen" an5U5eigen
befohlen tt>ur6e®^ itibertinus ^atte pon 6iefem ITerfe, wk er
fd)reibt, bereits „einen guten C^eil pertiert", 6er 6em Pater
®eorg Sebretelius porlag. So erfdjeint es feltfam, 6a§ er 6as
Buc^ nidjt peröffentlic^te, obujo^l 6asfelbe nac^ 6es paters Urteil
u>eniger populär tt>ar.
Bis 5um 3^^^^ \^08 treffen u>ir 2llbertinus im regel»
mäßigen Besuge feines SoI6es pon 5«)ei^un6ertfedj5ig ©uI6en,
u>oju 6as „KIei6ergeI6" fam®^ Tim 2\. 2tpril 6es genannten
von Karl von Heinljarbjiöttner. 23
3a^res toenbct er fxdi mit einem Bittgefudje an ben Qer5og,
feinen ©e^alt um üiersig (Bulben ju erljo^en®®, un6 öiefer
IDunfd?, 6er einer 6ringen6en Hotlage entfprungen 5U fein fc^eint,
u>ur6e i^m geujä^rt^^, fo6af er bis 5U feinem Cebensenbe ein^
fc^Iteflidj 6er l{Iei6erseI6er 6rei^un6ert fteben (ßuI6en 6reifig
Kreuser be^oi^^^.
Das eben genannte Bittgefudj pom 2tpril \60S ift 6as le^te
Dor^an6ene Sc^riftftüd im Perfonalaft 6es 2tegi6ius 2tlber*
tinus, obttjo^l er nodj faft ^wölf ^aifte t^dtig tt>ar.
Daf 6ie (Sunft feines ^erjogs, 6te i^m in fo reichem ZlXafe
5U teil «)ur6e, erfaltete ; ift fdjmerlic^ ansuneljmen. €r tDir6
wolfl nodj fo mandjen Beitrag von fälligen Strafgel6ern erhalten
^aben; 6enn 6ie Be^arrlidjfeit im Bitten Ratten jene £eute mit
6em c^ananaifdjen IDeibe im (Epangelium gemein, un6 Bayerns
^erjog ertpies fidj überaus ^u16po1I; 5u6em mar jaitlbertinus
ein ernfter Kampe 6er Gegenreformation. 3"^^f^" liefern me6er
6ie ^offammerfefftonsprotofoUe noc^ 6ie ^ofsa^lamtsredjnungen
einen Belegt®, un6 6er Tltt enthalt feine u>eiteren Sofumente.
Seit 6em 3a^re \6\3 (nidjt erft \6\8) 5ei(^net ftdj 2tegi»
6ius itlbertinus audj als Qof» un6 geiftlidjer H.atsfefretdr
— fo in 6er pom 25. (Df tober \6\5 6atierten „Historia Pom
Prfprung . . ♦ 6er Ke^ereyen" Üö^^), ferner in 6er pom
20. ^ebruar \6\6 6atierten „pottill", in „£^rifti Seelen-
gejai6t" (\6\8) — eine Citulatur, tpeldje ftc^ nie in 6en Qofsa^l-
amtsre^nungen un6 audj in einigen fpdteren IPerfen ipie6er
ni(^t me^r fin6et^^ Sein le^tes in llTünc^en bei Hicolaus
^enricus erfdjienenes Budf ^^Heu^es 5Uuor pner^ortes £lofter^
pn6 ^of leben", nac^ 6em Spirituale monasteriolum 6es 2t6rian
6e IDitte (geft. \558) gefertigt, trägt 6ie 3a^res5a^l \6\S^K
2Xm 9. Znär5 \620 ftarb er 5U ZlTündjen; 6as Datum ent»
nehmen ipir feinem oben befprodjenen Bil6e, 6as (Ereignis felbft
6em lafonifc^en (Eintrag in 6ie ^ofsafjlamtsrec^nungen^®.
Seit 6em 6. ZTopember [6 {5 befan6 ftc^ am ^ofe ein
weiterer ^offan5lift 3^^^^" 2tlbertinus^^, 6er mit einem
3a^resge^alte pon ^un6ert ©ul6en un6 6em üblic^m Klei6er=
gel6 angeftellt ipar^^ ZHit 6em tEo6e 6es 2{egi6ius perläft
aud^ 3<>^<^nn 6en ^of, um als Sefcetär in ^uggerfdje Dienfte
5U treten^^ 2Hogli:^, 6af 6iefer 3^^^"" ^i" So^n 6e5
2tegi6ius mar, ipenn an5uneljmen ift, 6a§ er (als erftgeborner
6es Satsfefretärs) mit neunse^n Jaifun in 6ie Qoffan5lei ein =
trat. 3"^^ff^" ^^^^" ^^ ^^^ ^i" X?era>an6ter 06er Bru6er 6es
2tegi6iu5 gemefen fein; 6enn Pon 6er ^amilie lebten moljl
mehrere in ZTTündjen. So berichten 6ie 2tften 6er SiabV^^,
2^ 2lecjibtMS ^(bertinus
6ag Jte^iMus im 2^^!^^ 1^99 fö^ feinen Bru6er ^einrtdj,
6er ©ol6fd)mte6meifter toerben un6 eines JTTeifters (IDil^elni
Stmö^aniers) IDtttDe heiraten ipollte, mit 6en Ijiefiaen ©oI6»
fdjmieben einen längeren Streit führte, bis 6iefer jum 2Tteifterftucf
5ugelaffen u)ur6e.
itegiöius itiberttnus ^interlief eine IDittpe, 6ie (\620)
toegen Pormun6= unö (grbfdjaftsangelegen^eitcn meljrfadj mit
6er Sta6t ju tljun ^atte^^^ un6 am 7. ilu^uft \62\ iijv ^aus
um 3050 ©ul6en Dcrfaufte^^*.
Da 6ie Cotcnbüdjer 6er ^rauenpfarrei nidjt t>or^an6en ftn6^^-'^
un6 Df. 3*. ^» IDolf s Had^tDeife erft bei 6em 3^^^^ \^^^
beginnen*^*, ift es fdju)er, ja Pteüeidjt unmöglidj, tpettere Per-
fonalien über 6as £jaus 6e5 Hie6erlän6ers feft5uftellen.
.IDenn audj 6ie 5aljlreidje ^amilie 6es Jllbevtinus itjn,
toie es fdjeint, nidjt 5U redjtem IDo^Iftan6e gelangen lief, fo
muf 6odj anerfannt tDer6en, 6af für itjn genugfam geforgt
mur6e. Sein ©e^alt war für jene ^cxUn, un6 toenn man bei
PrantI 5. B. 6ie BefoI6ung 6er 3Ttgolftä6ter Profefforen üer=^
gleidjt*®*, nidjt gering. Die fürftlid)en Untcrftü^ungen, 6eren
tt>ir ja nur einige fennen, griffen i^m pielfadj un6 nadjljaltig
unter 6ie 2lrme, un6 auc^ 6ie Sta6t ZlTündjen perfaumte es
nid)t, für JJlbertinus 6as 3^^^$^ 5^ t^^"« ^^^ ^^ "^^
3al?re \d^S „6en (£6Ien / Peften / (grnueften / (grfamen U)oI»
tt)eifen Dn6 fürftc^tigen Herrn / Burgermeifter pnn6 2?iatlj 6er
^ürfll: Qaubtftatt 2Ttünd)en" 6en erften Ceti feiner „(ßuI6enc
5en6tfd)reiben lDeilan6t 6es ^od)tt)ür6igen Dnn6 IDoIgebornen
t^crrn Antonij de Gueuara" mit einem jierlidjen £obfpruc^ auf
JTlündjen^^^ ipi6mete, erijielt er „für 6as transferiert fen6fdjreibcn
bud)" 6ie anfeljnlidje Summe von fedjjig C^alern*^''. Iln6
6a, ipie 6ie Porre6e 5um 5tt>etten Cetle (8. September ^598)
fagt, 6ie Pater 6er Sta6-t gegen feine Perfon i^re „magnificentz
Dnn6 liberalitet im IDerdP erujifen", ipi6mete er iljnen auc^
6iefen un6 erhielt 6ie Summe oon üiersig tEtyalern^^^; en6Itc^
für 6en 6ritten „fdjönften un6 legten" Ceil, 6en er mit einem
lateinifd^en Cobfpruc^ Civitati Monacensi begleitetet^'**, nodjmal
piersig ©ulöen^^^
äud) fonft fin6en wxv in 6en HatsprotofoIIen un6 Sta6t=
fammerred^nungen Jtibertinus öfter mit Sdjanfungen be6a(^t;
fo ertjielt er für je6en tEeil 6er 2lb^an6lung „de monte Calvariae"
je 5tt>an5ig C^aler pere^rt^^^
Htdjt min6er tt>en6ete ftdj illbertinus an an6ere Sta6t«
gemein6en. 3^ 3^^^^ \^^\ voxbmde er „Der Kriegfleut IDecf^
u^r" (unterm \6. ^ebruar) 6em „Bürgermeiftern, Sta6tpPegern
von Karl t>on Hcinf^arbpottner. 25
nnb HatV öer Stabi itugsburg toegen „6cr fotib^rbaren guten
nadjbarfdjafft vnnb correspondentz , fo jtc^ 5tDtfdjen 6er fflrftl.
Surd}!. ^er^og Maximiliane in Bayern y vnb €. ^errl. (ßnaöen
unnö ©unften erhält''. Die StaMgemeinbe pere^rte i^m 6afür
fünfsig (ßulöen^^^. Diefe XHitletlung peröanfe idj 6er Hebens*
tt)ür6igen ©efalltgfeit 6e$ ^errn itrdjioars Dr. 2t6. Buff.
Die im foIgen6en 3a^re erfijienene „^aufpolicey" ift 6em
Bfirgermeifter un6 ^a\ 6er Sta6t Straubing gemiSmet, menigftens
i^re erftc« pier Gleite; 6er Heft (5. 6. 7) ift an 6en 2tbt von
nie6ern Jtltadj geridjtet. Pielleidjt tDur6e er ^ier nidjt berürf (tdjtigt.
3cfj fonnte tyierüber nidjts erfahren, 6a meine Bitte an bas
6ortige Sta6tardjiü um 6iesbe5üglicfje gefällige ZlTitteilung un*
beantu)ortet blieb»
Zllbertinxis, 6effen Sittenftrenge un6 as5etifdje ©eiftes»
ridjtung — man ermäge 5. B. feine perfc^ie6enen jiuferungen
über 6en Can5^*^ — gett>if ie6er ^eucijelei ferne voat, befan6
ftdj am ^ofe 5U ZlTändjen ftdjer ganj woijl lUan 6arf es
nid^t als Ijöfifdje lDoI}l6ienerei auslegen, wenn er in 6er Por»
re6e 5U feinen „5u>ei tCractätl" (\599) erfldrt, 6ie Über»
fe^ung pon (ßueparas IDerf pon 6er Peradjtung 6es Qoflebens
^abe er tro^ 6es Reiften ^nijalUs in ITlünc^en n>o^l n>agen
6ürfen, tt>etl (wk feine XDorte lauten) „ic^ absque vUa assentatione
pn6 mit gutem ©emiffen fagen pnn6 6art^un fan / 6af / (als
pil id) an an6ern Kayfer / Kön : pn6 ^ürftlii^en I^öfen in 6er
Cljriften^eit u?argenommen pn6 felbft practisiert ^ab) 6ifer pnfer
Bavrifdj £)of / Pon u)egen 6ern 6arinn für ge^en6en pn6 ange»
ftellten guten or6nung / eingesogenfjeit / administrirung 6er Justici
pn6 fonften / 6ermafen befc^afen ift / 6af er billidj pnter 6er
Sa^l 6er pnor6enlid)en £jöfe nidjt begriffen / nodf geredjnet
iper6en foU."
Iln6 audj 6as Bil6, 6as er pon Zllayimilian I. entwirft,
ftimmt 5U 6en übrigen. (Er fdtjrt nämlidj ujeiter: „Darüber
ftdj 6ann nieman6t ju uertt)un6ern / 6ann (u?ie 6as gemaine
Spric^ttjort lautet) ujie 6er ^err ift / fo ift 6er Kned^t. inennigflid)
ttJaift / ol?ne u)eitleuftige erinnerung / wk pil l?öd}ftge6ac^ter
^cr^og Zriaytmilian befd)affen / mit tpas für animi & corporis
dotibus er begabt / n>ie gelert / jtnnreidj / mefftg / nüdjtern / einge»
sogen / gottf fördjtig / milt / geredjt / eifferig pn[6] forgfältig er
fidj bif 6ato pnn6 feyt^ero fein ^ürft: Durc^l: ftdj an ftat
6ero ^errn Patters / 6er Can6f fürftlic^en regierung angemaft /^
erseigt / pn6 in einem pn[6] an6erm perijalten. 2llfo / 6af feine
^ürftl: Durdjl: vera[m] effigiem auitae & paternae virtutis
reprefentiren^*'^."
26 2(egtbtus 2IIbertttius
mit ganser Seele Ifat er [xdi audj in 6ie (ßefdjidjte feinet
neuen ^eimat ^ineingelebt, un6 u?ie fe^r er iljr Slu6ium p^e^te,
Seigt unter anberm 6ie Porreöe feines 6em 2lbt uon Cegernfee
gemiömelen „Mons Calvariae" (H600), 6ie ein^ 8an5e (ße*=
fc^idjte 6es Stiftes enthalt. ©etDif,, ift andi feiner Verbreitung
geograpljifdjer Kenntniffe burcfj Uberfe^ung 6er 2tUgemeinen
^iftorifcfjenH)eItbefcfjreibung6es 3oI?annes Boterus (geft. \60S)
5U gebenfen, eines 6em ^ofrat ^rei^errn von Preyfing getDiö«
meten Folianten, 6er 5tpeimal nadi einan6er {\6\\, \^\2) auf*
gelegt U)ur6e.
Staunenstt>ert ift 6ie litter arifdje tE^ätigfeit 6es 2tlber*
tinus, U)enn man feine meift über6icfen Bücher un6 oft rei^t
grogen Folianten betradjtet, an 6enen über6ies nodj gegen feinen
IDiUen gefürst tDor6en 5U fein fc^eint*^^. Sie bleibt es auc^
6ann noc^, tpenn man gleidjrDO^I in (£rn>ägung 5ieljt, 6af 6ie
ZlTe^rsa^I feiner IDerfe freie Öberfe^ung o6er me^r o6er min6er
gefi^idte Kompilation ift. Sein ^auptporbiI6 ift 6er ^ransis»
f anerpater 2tntonio6e©uepara, 6er ^ofpre6iger 6es Kaifers
Karls 6es fünften, 6er im 3^^^^ \^^^ 3^ £a6i| ftarb. 3^m
per6anft er eine Ilteiige üon „Craftaten'' („fc^öne Cractätl"),
foipie 6ie umfangreichen „(ßüI6ene Sen6tfd)reiben", eine Hei^e
6amals muftergiltiger Briefe, tt>elc^e 6er au^ pon an6eren oft
benähte un6 überfe^te^^^ ©uepara bei perfd^ie6enen (gelegen*
tjeiten an perfdjiebene Perfonen abfaf te» Überhaupt ^ält er ftc^
5umeift an fpanifd)e itutoren, vok an 6en Dominifaner Antonio
de Avila, 6en ZHinoriten Francisco de Ossuna, 6en 2Ttatfje»
matifer Pedro de Medina, Pedro Malon, Ludovico de Malvenda,
Alfonso de Horosco (geft. \d^[), Joan de la Cerda, Laurentius
de Zamora u. a., feltener an ^ransofen, u>ie Jehan de Cartheny,
FlorimondRemond(geft. \ 602), Louis Pierre de Besse (geft. \63^),
o6er 3t<ili^ii^t:, xvk Augustinus Vivus, Antonius Gallonius u. a.
Tind} aus 6em £ateinifdjen Ijat er überfe^t, un6 felbft jene IDerfe,
6eren Perfaffer nidjt genannt a>er6en; füljrt er als „5ufammen
colligirt" (vok „6er IDelt tCl?urnierpIa^" \6\% „C^tifti pnfers
^errn Königreidj" \6\8) ober „5ufammen getragen" (tpie „£uci»
fers Königreidj" u. ö.) ein.
^aben n>ir nun audj in 6en gefamten Si^riften, meldje
2t I bertin US „in pnfer ^o^es Ceutfdj perfekt" (poftill \6\6)
o6er audj nur gefammelt ^at, feine originellen IDerfe 5u fudfen,
fo fönnen mir 6oc^ 6enfelben einen ^o^en IDert beilegen. (Ein»
mal ift mit polier Beredjtigung 6arauf Ijingemiefen vooxb^n^^'^,
6a0 2tIbertinus5U einer geit Seutfdj fd^rieb, tpo unfere tUutter»
fpradje, noc^ immer i^on 6er lateinifd^en n>eit überflfigelt, 6en
von Karl von Ketn!^arbpöttner. 27
Kampf um tljr Dafein führte, un6 6af er beim ©ebraudjc 6er
5eulfd)en Sprache fidj an 6ie 9e6ie$enften PorbiI6er öerfelbert;
fo nadi ©ööefes UrtetP^» an 3afob ^tfc^art, Ijtelt. Daf
en6It(^ feine IDerfe tnsgefamt pon Ijo^er Bebeutung für 6ie
Kultur» unö Sittengefdjti^te 6es öeutfc^en Polfes fm6,
Ijaben auc^ jene nidjt geleugnet, Me feine litterarifc^e Stellung
tt>eniger Ijerporragenb fanben^^^, fomie i^m von allen Seiten
5ugeftan6en tt>ur6e, 6af er ein mit allen Gabtn 6es (Seiftes
ausgeftatteter Denfer unö ge«)an6ter Sc^rtftfteller ift^^^. Selten
freiließ Ijat ftdj Jtlbertinus üon ben IDorten un6 (ßeöanfen
feiner fremölänbifdjen Porbilber entfernt; um fo intereffanter
aber geftaltet fidj feine £eftüre ba, voo er u>trflic^ Ijeimifdje
Per^ältniffe an 6ie Stelle 6er ausldnMf^en fe^t, un6 6arum ftn6
6iefelben, u>te 5» B. feine Jtuslaffungen über C^eater, IDirts*
l?äufer, ^auslidjes Eeben, oon I^o^em 3ntereffe für 6ie 6eutfdje
l{ulturgefd)idjte un6 6ie Perijältniffe in Bayern.
XDu fjodi feine Sd)riften gefc^a^t tt>ur6en, be5eugen am
beften 6te unerlaubten tiadibvudc un6 2tu55Üge, 6ie von ben-
felben peranftaltet wnvbcn un6 6en „Burger pnn6 Buc^6rucler
5U ZTlünd^en" 2l6am Berg peranlaften, ftdj Pon Kaifer
Hu 60 If II. ein Pripileg gegen unerlaubten Hadj6rucl „pn6
(Erfraft mad^en" erteilen 5U laffen^^^ (Eine foldje mar woljl
auoj 6ie (^605) in Pier Spradjen ^ergeftellte 5tt>eite 2lusgabe 6es
„Contemptus vitae aulicae" 6e$ Guevara, 6eren 6eutf^e Öber=
tragung Sie etmas erweiterte 6e5 211 bertin us ift^**.
Die tt>eite Verbreitung 6er IDerfe 6es itlberttnus ^atte
i^ren porne^mlidjften (ßrun6 in i^rer assetifdjen un6 gegen 6ie
(ßlaubensreformation eifern6en Cen6en5. Pon feinem „(ßeiftlidjen
IDettlauffer" (^599, 6em Stadium cursoris christiani 6es Bra=
banter Üuguftiners Antonius Hulstius) fagt er in 6er Porre6c
5U feinem „Croft 6er armen pn6 IDarnung 6er Heidjen" (\602),
er fei ,,allbereit 6ermaffen abgegangen, 6af fdjier nirgents fein
(Eyemplar me^r 5U fin6en" fei; 5ur Per6eutfdjung 6er Schrift
6es Petrus Beffäus (Louis Pierre de Besse, geft. \639 5U Paris)
„Pon 6em U)un6erbarlidjen, ^errlidjen pnb fürtreffli^en Panfet
(\6\8)" fdjritt er, meil 6es Parifer ^ofpre6igers „per6eutfc^te
pre6igen („poftiU'V \6\6) allbereit trefflii^ tt>o^l abgegangen"
tparen, u>ie 6ie Porre6e fagt.
^reilidj fonnte, ungead^tet aller Berüljmt^eit 5U feinen £eb*
Seiten, neun Desennien fpdter 6er Herausgeber feines poft^umen
IDerfes^* fagen, 6er „gefrafftge geitlDurm" Ijabe 6ies Buc^ „6er»
geftalten arrodirt, pn6 abgenu^et, 6af 6effenHaljmenpnn6Befan6ts
fdjafft bey je^igem IDelt^Eauff fdjier gleidjfam perlofc^en" fei.
28 2le9ibtus 2llberttniis
Cro^ aller Jtnerfennung tlagi jc6oc^ fdjon Jtlberttnus
Diel über „Hei6^alf ", „ITTifgönner", „Zolles" u. bo^l, ux\b jebes
feiner IDerfc u?i6niet er, in bei6e ^e^Ier perfallenö, irelc^e Cer»
Dantes in feiner IDiömung 6er „ZTlufternoDeUen" an 6en ©rafen
Don Cemos, Don Pebro ^ernan6e5 6e (Eaftro, geifelt, I^ol^en
un6 madfttgen ßerren, StaMDeriDaltungen , (ßetftlic^en , llbten
un6 jibtifftnnen (ipte „6a5^^tDun6erbarIi(^e €eben 6ef tf. Hicolai
Don Colentin" [[6\\] 6er jibtifftn Don Piebadj), ja felbft dürften
un6 J^egenten. Seine ftete Sorge tft es, vok er in feinem „HetDes
Clofler^ Dn6 Qof leben" (\6\S) ftc^ aus6rücft, „ipas idj 6ocfj für
einen Patronum 6ar5u ertpöljlen mSdjte", un6 ftets fin6et er
einen paffen6en» (Er tüagt ftdj an 6en ^er5og XDil^elm „als
Seulen 6er cat^olifdjen Heligion" mit „Def 3^^^^"^^,n Hitters
Haig" (159^); an 6en €r5^er5og ^ er 6 in an 6 Don (Dfterreii^,
ID05U iljn „6ie fo gar naije D'ertDanMnuf / freun6fdjafft / fon6er=
bare neygung / lieb Dertretplic^feit" ermuntert, 6ie 5tDifdjen Bayern
un6 (Dfterreid) fjerrfdjt, (Spiegel eines C^riftlidjen dürften, \60^);
6en „lDeibIid)en £uftgarten" eignet er 6er Qerjogin (Elifabet^
Don Bayern (\605) 5U, 6ie „allen an6ern U)eibsbil6ern Dn6
^catDen / als ein Exemplar un6 Spiegel 6er Cugen6en Dnn6
l)oIfommenl?eit" DorIeud)tet. Pon an6eren XDiömungen tpar
an an6erer Stelle 6ie Se6e. <£x be6urfte aber audj mädjtiger
„Patrone"; 6enn „6ie ftumpfirungen Dn[6] Kalmeiferey 6er
gifftige[n] fle6ermäu|", 6ie er fdjon in 6er Xt)i6mung 5um
„ttriumplj Pber 6ie ITelt" {\60\) ertDäf^nt, fc^einen ftdj be^
6enflidj gegen ifjn erhoben 5U l^aben. 3n 6er X?orre6e 5um
„geitfür^er" (H603) 6räcft er ft^ fdjon 6eutlidjer über 6ie=
felben aus. „I)ife <ßueuarifct)e quaestiones", I?ei§t es 6a, „ifab
idj gleidjojol allberait Dor 6rey 3aren / aug jrem Qifpanifdjefn]
idiomate Dn6 Heymen / in 6ie teutfdje Sprach Dertt)en6t / 6af
aber mit publicir : Dn6 l^inauf fertigung 6es Crucfs big ^ato
l^inter^alten tt>or6en / ift fein an6ere Drfadj / als u>eil nemlic^
fte ftdj Dor 6en Aristarchis / bey 6enen fdjier nieman6t ftdjer
ift / nodj redjt t^un fan / 5U erfdjeinen nit tDenig forc^teten:
n?ie 6ann eben 6ife Aristarchi bey mir 6annodj fo Dil Der=
mögt traben, 6af / ob fc^on 6er Citel 6ifes Bud)s / längft 5Uuor
6em oJfne[n] Catalogo 6er 3ärli(^ aufge^en6en büdjer/ einuer»
leibt tt>or6en / idj 6odj 6ie U)ir(Jlidje publicierung ujolte einge*
ftelt ^aben,"
Hodj me^r auf ert er ftdj in 6er IDi6mung feines „Hortus
sacer" (\605): „ZTTir 5tDeiffelt gleidjtDol nit, 6af fein £eutlj
mängel U)er6en / fo tt>i6er 6ife meine Dnauffe^li^e extraordinaria
exercitia Dn6 übung 6e5 Dertirens / murren Dn6 6ie Hafen
t)on Karl von Seinfjarbjiöttner. 2^
rflmpjfen"; aber, fä^rt er fort, felbft „Cicero vnnb Terentius fetnö
por f olc^en Stumpfierern pnangef od)ten nit bltben» " IDarm pertetbigl
er feine fc^rtftftellerifc^e C^atigfeit, an 6er aud) fein „gnebi^ifter
^err" feinen (ßrunö jur Ungnaöe finbe; un6 fo nehmen tpir
fein (^rla^men, pielnieljr eine reidje (Entfaltung 6erfelben tpa^r.
Über 6ie Bilöung un6 IDeltanfdjauung 6e$ 2legi6ius
2tlbertinus ^at in trefflidjer IDeife ^rei^err pon Ciltencron
in 6er „JtUgemeinen Deutfdjen Biographie" unö umfaffenber
nodj in 6er Einleitung 5U „Cudfers Königreidj"^^^ ge^an6elt, ipo
er 6en ZTadjipeis liefert, 6af 6ie £)auptiperfe unter 6en Schriften
6es 2tlbertinu5 „mit it^ren (ßegenftan6en nodj P0Üftän6ig
innerhalb 6es alten Sdjemas 6er fdjolaftifdjen €n5YFIopä6ie, tpic
ipir es pon Pincens Pon Beaupais ^er fennen", ftel^en.
2TTan 6arf immerljin annehmen, 6af ein Sc^rif tfteller , 6er
ein frem6es IDerf überfe^t, 6ie (ße6anfen, 6ie er in 6emfelbcn
fan6, für ridjtig ^dlt. So ftn6 alfo 6ie 36een, 6ie er audj in
feinen Übertragungen un6 Samnietoerfen bringt, geujig 6ie
feinigen, un6 er tragt fte mit Hü(Jftcfjt auf 6as Publifum Por,
6em er fein IDcrf fdjreibt. itibertinus, ein Sdjüler 6er
3efuiten, ift natürlidj ein (ßegner 6er Deformation. „Der
Ceufel" ^at „6ie je^ige Ke^er in 6er Kirdjen ermccft, 6ie ftdj
6er ^eiligen Sdjrift ftattlidj berüljmen, 5ierlid) pre6igen, nur
jmmen6ar 6a5 IDort ©©itCES im 2TTun6t füljren, pn6 6as
Vold 6armit fegnen, aber ipann maus rec^t beim £iedjt fieljet,
fo befin6t ftdj, 6af fte fagen, 6af 6as ^aften pnfräfftig feye,
6af 6er le6ige pn6 / feufije Stan6t pon 6en Prieftern nidjt
gel^alten tt>er6en fonne, 6af 6ie Beidjt 6er Sün6en pnuonnöt^en,
Sie gnugtl)uung pn6ienftlidj , 6ie ftrenge bue^fertigfeitcn eiti, 6ie
IDalfatjrten aberglaubifdj, pn6 6ie ®pffer 6er 2Heffen ein greipel
feyen" u. f. rp.*^^ ©egen 6ie Heformation ift ferner u. a. „Der
^Teutfdjen recreation 06er Cuft^auf" (16\2) un6 6ie „Historia
pom Prfprung ... 6er Ke^ereyen" {\6\^) gerid)tet. 3n6effen
fc^Idgt er in 6er II)i6mung 6er legten 6rei Ceile (5 — 7) feiner
„^aufpolicey" (^602) an 6en 2lbt pon ni6ern 2tltadj als befte
ijebung 6er fatljolifd^en Heligion un6 als 6as mirffamfte <ßegen=
mittel gegen 6ie Keformation ein c^riftlidj frommes £ebm 6es
Klerus in umarmen 2tus6rücfen Por. — 2ludj 6er ^ürft
muf fromm fein. „(£in ßerr / 6er (L^riften mill regieren,
foU billidj felbft ein guter (tljrift fein . . . Der jenig König ift
im £an6t 6al}eimb / tt>eld)er bematjret pnn6 erljelt 6as IDort
©ottes / pn6 6as ^eilige (Epangelium. Dann mann id) frey
run6 6arff re6en / fage id) / 6af er nidjt tt>ür6ig ift ein König
5u fein / 6er nidjt ein (gyfferer ift 6er ©öttlidjen €^r"*^^
so Jlegtbtus Stlbertinit^
üon 6en Beamten erfordert er polle 3ntegrttät, Cet6er
pnbet man täqilidi me^r, „6af man 5U Mefen unfern ^€\kn 6ie
Dtenft vnb (£mpter ntd)t üerfte^et mit Perfonen, fonbern 6te
Perfonen mit 6en (£mptern*^^".
^ci^t Dertetit man 6ie Umter leiöer nac^ 6em IPillen 6es
^aooriten, 6er „am beften ift gefdjmieret vnb beftodjen tooröen";
öamit gerat 6er £an6e5fürft un6 6ie Untert^anen in 6ie srof te
Bebrängnts.
(£xn ridjliger ^ürft ift, tDie Vavib, ein Pater fetner Unter»
tränen; 6ie Caften, 6ie man 6iefen auferlegt, follen erfcfja>ing=
bar fein. Pieles 6arf un6 muf man von xifmn verlangen;
„6oij foll foldjes mit foldjer befd)eY6en^eit gefdje^en / 6af es
me^r 6as anfe^en ^ab / 6af fte befdjoren / 6ann gefdjun6en
tDcr6en"^^^.
„Hidjt ftdjer ifts", nadj 2llbertinu5^^®, „üon 6en Dorff
Hü6ten regiert 5U n>er6en / 6ic l{in6er 6er €6eneut^en feinM
in jfjren Regierungen du gütiger / 6ann fte fein6t t>on jugent
auff bey Ijoflidjen £eutljen ersogen : 6as tljun aber 6ie Bamren«
bengel pnn6 grobe Cölpel nid)t."
Don 6en itrsten l?at 2tlbertinu5 feine gute ZHeinung.
3^te eigenen Kranffjeiten furieren fte mit „IDeinbärfaft" , jene
i^rer Patienten mit „^ol^ Dn6 gefottenem IDaffer". 3^m ift
je6er 2Tte6i5iner per6äcl)tig, un6 6a5U foften fte nodj (0el6^^^
IDie6er^oIt greift er fte 6arum, fo auc^ in „Der IDelt C^urnier»
pla^'', ^eftig an.
7Xm intereffanteften freili^ — un6 tt>ir tt>er6en it)ie6er^oIt
6arauf 5urücffommen — ift 6ie itnfdjauung, tt>eldje Ulbertinus
vom IDeibe Ijat, un6 mit 6er er ftc^ überall energifc^ Dor=
6rängt. Seine offenbare (ßeringfdjä^ung 6er ^rau, 6ic audj
nod) bei (Srtmmels^aufen ftarf 5ur Sdjau getragen tt>ir6**^,
fdjeint auf asjetifdjer <ßrun6Iage 5U berufen. Denn überall ift
er 6es Cobes Ses braoen IDeibes poll, 6as aber Iei6er ftd^
feiten fin6et. 3^/ ^^^ IDeib, 6a5 „6ef morgens 6ie erfte aus
6em Bette ift pn6 ifalb angelegt / pngefamplet o^ne Sc^u^ /
mit auffgeftridjnen 2lrmen im Qaus ^erumb ge^et/ 6ie (E^e^
galten auff tpecfet / 6ie Kin6er f lei6et / reiben pn6 mafdjen l?ilfft,
6es Krön pmbfdjüttet / bai^en pn6 fnetten Ijilfft / 6ie ^äfen $um
^er6t fe^et pnn6 nac^ foldjent allem ftc^ pber 6en Spinnrocfen
madjet''^'*, müfte freilidj „6em 21Tann gefallen", Ztber itym
ift 6as IDeib nur „ein fe^r bequemes 3nftrument pn6 IDerf5eug
6es tEeufcIs", „6urc^ tpeldje er alles pbels in 6ie IDelt gebracht,
pn6 pil u)eife pnn6 frontme ZTiänner ju Harren gemacht pn6
per6erbt ^at." Diefen ©e6anfen ftellt er u>ie6er^olt auf ^^^, un6
t>on Karl von ÄetnfjarbfiSttn^r. $\^
was XDunöer, iDcnn bas VOcxb alle Caftcr unb tC^or^eiten an
ftc^ ^at, „alltüeil (toie Aristoteles fagt) 6a$ IDeib ein DnuolI=
fommener ZlTenfdj tft"^»^ Die ^rau fann fein ©eljeimnts
galten **'^; „Dil leidjter ift eine IDanne polier ^lo^ 5U fjükn j
6enn ein lieöerlidjes (E^etoeib"^^*; ja „mofern alle öiejenige
Znänner peradjt pnn6 gleidjfamb für pnbüc^lig gehalten folten
werben, tpeldje ^örner tragen ♦ ♦ . f 0 mürben bifmeilen vxl Hat^s=
Ijerren auf 6em Kat^ muffen" "^ plato smeifelt, ob bas
IDeib „pnber btn perftanblidjen ober unuerftänblid^en Silieren
9e5e^It vnb gerechnet werben foUe. (£ben bifer meinung feinb
andi ^i^ Orcfen / toelc^e nit bemilligen / ba^ bie IPeiber rueber
in bürgerlichem noc^ malefi^ ^änblen seugnuf geben. Sie fa^en
auc^, ba^ bie Seele[n] ber IDeiber nidjt / rrie bie Seelen ber
Znänner onfterblic^ / fonber bzn Seelen bern anbern milben C^ieren
Dn[b] bestien gleidj feyen"^*^. 3^ ^^^^ einmal bie ©alanteric
unb Hücfftdjt ^inbert i^n in ber IDibmung feines „©eiftreidjen
tEractätlein pon bem breyfadjen ftanbt ber ^L ZUaria 2Ttagba»
lenä" {{60^), bas er bodj einer bayrifcljen Prinseffm, ber ^vy-
^ersogin ZÜagbalena oon (Dfterreidj, 5ueignet, bas „lDeib|»
bilbt ♦ . ♦ mit Ä)eiblidje[n] neigungen, gebredjen, fc^tpadjtyciten
pnb blöbigfeiten begafft" ^in5uftellen, ipas gemif fein neuerer
2tutor tt>agen ipürbe.
Hidjt minber tabelt Zllbertinus bie ©efrägigfeit bes
IDeibes mel?rfac^, unb por allem muffen i^m bergleic^en ^äUe
pon IDöc^nerinnen befannt getporben fein, ba er tpieber^olt ba^
pon fprii^t^®^
tOk fte^t es nun bei foId)en (ßrunbanfdjauungen mit bem
£)eiraten? Die 2{ntn?ort lautet fur5: ,,(£in IDeib nemen / ift ein
f^Iedjter ^anbel / pnnb ift balb gefdjeljen / aber fie big 5um enbe
erne^ren / ^alte idj für eine Kunft"^'^ „3(^ ^alte für nidjt fo
fdjiper/ mann fd)on einer ftdj in ein Klofter begibt/ als menn
ein junger ZHenfc^ ^eyratt? / bann ber eine fann mieber herauf»
fommen/ aber bzn anbevn fann es nidjt geretpen"^^^. Unb
marum bies alles? „Die ZlTänner feynt pbel baran* Dann ift
ein IDeib ebel pnnb mol geboren/ fo muf er i^re närrifi^e
IDeif gebulben: 3ft fie perftänbig pnnb bemütljig/ fo I?at er
fte geipiflid) nur im ^emmet bapon bradjt. 3f* P^ reid), fo
muf er pil pon j^r fjören pnnb leyben : 3P P^ f^<^" / f<^ ^^*
er genug an j^r 5U fjüten: 3P i^^ ^^t'i^ ^"^ pn^ättig, fo bleibt
er nxdii lang im ^aufe . ♦ . ift fte erbar pnnb ^äuf lic^ / fo ift fie
^ergegcn fo ^äfftig pnnb bog / ba^ fein (E^e^alt bey i^r bleibt" *^\
Dies unb nodj Sd)limmeres erinnert uns lebhaft an bas
mittelalterliche „De conjuge non ducenda**^^^ mit feinem:
32 ^egibtus 5llbertiiui5
,,Qui ducit conjugem, rancorem induit,
Pascit adulteram, quae se prostituit**
un6 seigt, 6ag ©ueoara, 2Ttatco 2lleman unö lllbertinus
6ie reiche iPcibcrfeinMic^c Cittcratur 6es IHittelalters^^^ fo gut
iptc 6te (Ensyflopäöien besfclbcn gefannt ^aben. ®6er fprtdjt er
etipa aus eigenen fdjUmmen €rfaljrungen tro^ feiner „vkU
{jabenöen" Kinber? IDir fennen feine ©attin nic^t einmal bem
Zlamen nac^ unb muffen uns ifäUn, i^r eteas ansubtdjten, nac^=
bem es ber IDiffenfdjaft bis Ijeute nidjt gelungen tft, 3Eant^ippens
(Ehrenrettung populär 5U mac^n.
Derartig iparen bes 2tlbertinus 2lnfidjten über Kirdje
unb Staat, tzbcn unb (ßefellfdjaft, unb in allen feinen Sdjriften
fcljren fie u?teber. U)o er bei fremblänbifdjen 2lutoren auf fie
ftöf t, ^ebt er fie mit Hadjbrucf Ijerpor, erweitert unb beleudjtet
jie nodj me^r, nnb in feinen „5uf ammengetragenen" IDerfen per«
Icifjt er i^nen ben bcnfbarften Hadjbrucf. So ift ber bayrifclje
Sefretär eine immcrljin ^eroorragenbe €rfd}einung in ber beutfc^cn
Citteratur, unb unter bem blof en ©efic^tspunfte feiner
as$etifdjen unb en$Yflopäbtfdjen 2trbeiten perbtente
er, fdjon als Permittler fpanifc^er ©ele^rfamfeit unb
IDeltipeis^eit unb als^Jörberer ber beutfdjen Spradje,
beffen Profa, mie Ciliencron bemerft^*^*, nidjt ro^er ift als
bie polfstfimlic^e Spradje feiner geit überhaupt, jeneBeadjtung
woifl, bie i^m fein 3^^^^^^^^^^^ nidjt oerfagle, unb
beren ber eben genannte ©ele^rle i^n geipürbigt ^at.
Doc^ für bie Citteraturgcfdjidjte als foldje im engften Sinne
ift 2t egibius Gilbert in US pon ungleidj tjö^erer Bebcutung burc^
feine beutfdje Umgeftaltung bes JTtateo 2tlcman gctporben, burdj
bie tE^atfac^e, ba^ ber erfte beutfdje Sdjelmenroman aus
feiner ;Je ber ftammt, ba^ er esalfo o^ar, ber Deulfdjlanb
mit einer pöllig neuen litterarifdjen ©attung juerft
befannt gemadjt ^at.
3m 3^^^^ \^\^ erfdjien 5U iUündjen: ,,Der Canbftor^er:
I Gufman pon Al-|farche ober Picaro genannt jf beffen
tt)unberbarlidjes / abentljeu?r= | lidjs pnb poffirlic^s £eben / was
geftallt er | fd?ier alle ort ber IDelt burdjloffen / aller= | ijanbt
Staubt /Dienft pnbJIembter per= | fudjt / pil guts pnb böfes begangen
pnb auf = I geftanben / je^t reidj / balb arm / pnb u>iber= | pmb reic^i
pnb gar elenbig o^orben / bodj | Ic^tlidjen fidj befeljrt ^at / l^ierin
befd?riben wirbt \ Durdj | iEGIDIVM ALBERTINVM,
^ürftl: Durd^l: in Bayrn Secretarium, | tl^eils auf bem Spanifdjcn
perteutfd?t / 1 t^eils geme^r^t pnb ge= | beffert. | ©etrucft 5U
Znündjen/burdjHi«! colaum ^enricum. Anno M.DC.XV."
Doit Karl von Heinl^arbfiÖthtcr. 53
(723 Seiten, IX Domöe, \0 Hegifter 8^y^K (Eine vettere Uns-
$abe folgte fdjon im näc^ften 3a^re (ZHünc^en \&\6), ferner ^6(8
(ebenöa), ^61(9 (Ztugsburg), \ 622 (manchen), \63( (3.tretH632)
oljne (Drt (Ztugsburg), \670 (^ranffurt) ^*^
IDteöer^olt tft bemerft toorben, 6af eine eingehendere üer^
Sleidjung 6er „für 6ie öeutfdje Citteratur ipidjtigen Uberfe^ung"
Ses 2tlbertinus mit 6em fpanif c^en (Originale Don 3ntereffe
träre^^^ Perfudjen ipir in Kurse uns bas Perijaltnis öerfelben
5um fpanifdjen tEeyte flar 5U legen»
I)ie (grsäljlung von 6er E^erfunft öes ©usman 6e Ztlfarc^e
leitet 6ie (ßefdjic^te ein. Die einfadje Kapitelfiberfc^rift 6es
©riginak: ,,€rftes Kapitel. 3^^^"^ er er$ätjlt, mer fein üater
toar" (En que cuenta qui^n fue su padre) lautet bei 2tlber =
ttnus u?efentlic^ eru?eitert: „Gufman erse^It/ iper fein ^err
Patter geu?eft/ nemlic^ ein fel^amer ©efell vrxb fe^r erbarer
IHann/' Sc^on 6ie (Einleitung wivb ftarf 5ufammenge5ogen.
IDä^renb fidj ZHateo Ztleman an 6en „neugierigen £efer" menöet
unö mandje Seite perfdju?en6et, bis er 5um eigentlid^en Punfte
gelangt, fällt 6er 6eutfc^e (ErsS^ler mitten in 6ie (Ereigniffe
hinein, ^xoat mag mir, fagt er, 6er eine 06er an6ere perÜbeln,
„6af tc^ u>t6er 6a5 pier6te ©ebott ©©ttes I?an6le / pnn6 in
Befdjretbung meiner fdjän6ltdjen ©eburt / 6ie Cafter pn6 Sc^an6
meiner (Eltern ent6ecfe", aber es ift ja „i^r Ceben allermenntg^
liefen 6ermaffen befannt/ 6af es ein C^or^eit o^ere, wann idjs
laugnen o^olle." (Demas que fue su vida tan sabida, y todo
ä todos tan manifiesto, que pretenderlo negar seria locura.)
Die fonftigen Kursungen 6es 2tlberttnus geftatten tl?m Haum,
bei an6ern ©elegen^eiten breiter $u u>er6en. tln6 fo fe^t er bei
6er Setradjtung 6es u?udjerifdjen ©eo^erbes feines Paters 6ie
im fpamfc^en ©riginal ntc^t por^an6ene Hepejion bei: „(Ein
jeglici^er fe^re für feiner eignen ^auftljür/ fo voxtbt er ptÜeidjt
befin6en/ 6af feine (Eltern ebenfo u>enig fein nu^ pnn6 pne6el
geweft feyen, als 6ie meintgen". Dies peranlaft i^n, getreu
feiner 2trt, fogletdj 5U 6er allgemeinen Semerfung: „Zhanc^er
ftol^ieret pn6 pranget mit feinem 2t6eltdjen ©efc^lec^t/ pralten
Stammen pn6 Ijerfommen / wann maus aber eigentlich beym
Ciec^t befc^awt / fo befin6t jic^ 6af fein 2tn^err etwan ein 3^6 /
06er ein Pfannenfiicfer / 06er ein Sc^alcfsnarr / 06er mann es
Dil ift / ein fdjreiber 06er wuc^erifc^er Kaufman geweft" (5), eine
Bemerfung, 6ie ftdj im ©riginal nic^t fin6et.
Sein Pater un6 feine Btutsf reun6e waren ZlTo^ren (levantiscos).
Xladf ©enua gelangt, u>ur6en jte 6ort als (E6elleute aufgenommen.
UJo^l wur6e ©usmans Pater pon einseinen als „XDuc^erer ge»
3atjrlmdf für inünd?ener (Sefdj. II. 3
54 ^cgtbins 2(Iberttnu$
fd}olte[n], aber er ^attc ein fo gute natur, 6af ers nidjt anbete /
fonber diffimulierte pnnö jtdj ftellete/ als ^ette ers nit gebort."
So geftaltet Ztlbertinus iPt^ig 6te einfadjen IDorte 2IIemans:
„muchas veces lo oyö ä sus oidos, y con su buena condicion
pasaba por ello." (Jretlic^ fann 6er ebrlidje ^anöel ebenfo=
ipenig angegriffen iperöen, als man jene perteiöigen fann, „u>eldje
ben trucfnen IDedjgl füEjren" (6). IDäljrenb ber Spanier bte
einfadje Bemerfung madjt, ba^ ber £janbel an fidj ja nidjt bos
fein fann (es obra indiferente), ergebt fidj 2llbertinus in eine
boftrinäre unb mit feinem unentbetjrlidjen Catein untermengte
Sd?eibung ber brei ;JäUe, in benen man „etipas ex mutuo ober
vltra fortem , o^ne Sünb / nemen möge / erftlidj ratione damni
emergentis : am anbern ratione lucri cessantis , vnb brittens
ratione gratitudinis",
2tuf einer Seeretfe tpurbe ©usmans Pater — nac^ 211 ber«
ttnus burc^ tEürfen — gefangen. (Er fdjipor in 2lrgel feinen
(ßlauben ab, „oereljclidjte ftdj mit einer feljr reidjen Znö^rin",
bie er aber nadj ^wd '^aiixtn perlief, nid?t otjne gehörige
Summen nadj (ßenua mit fidj 5U neljmen» 3^^^ff^" ^^" Jlleman
fein Kapitel mit einer breiten (Ersaljlung oon ber 23cftedjlid?feit
ber Porgefe^ten, ber Käuflidjfeit ber Ümter, bem Ungeheuer in
3talien u. a. abfd} lieft, greift 2tlbertinus nur noctj einen
Punft Iperaus, bzn Pormurf, btn man feinem Pater wegen
bcs Sd?minfens madjte. Das giebt i^m toieber ©elegenl^eit,
ein IDortlein gegen bie ^auen 5U fagen; benn „je meljr ber:=
gleichen IDeiber }i}t 2tngeftdjt 5ieren pnnb befdjamen / je mefjr
ge^et jljr ^auftoefen 5U grunbt" (\2),
IXadi Seoiüa surucfgefe^rt, faufte ber Pater „ein J^ofmarc^
ober Canbtgut" (una heredidad), Alfarche genannt, „weldjes
bann fein ipunber", fügt Jllbertinus bei (\3), „bann 5U Seuilia
merben bif toeilen auf oerborbenen IDudjercrn / anfe^enlidje
€belleut." 2^\ ber Kirdje erblicfte (ßusmans Pater bie fünftige
JTtutter bes Knaben, ipie fie „onb nodj ein feiner alter ©eift«
lidjer (Drbenslyerr (un cierto caballero viejo , de häbito militar
que por serlo comia mucha renta de la iglesia) bas Kinbt auf
ber tEauff liebten/' Sofort oerliebte jtdj ber Pater in bie rei$enbe
^tan unb fie ficfj nidjt minber in t^n; benn eine ^rau ift ja
bafür feljr empfdnglidj. „Damals fönbte mein Patter meiner
ZlTutter falben me^r nit erfatjren / als allein / baf fie bes üor=
berürten 0rbens^errn ^^ram ober Ztnljang u>ar / (ser prenda de
aquel caballero, dania suya) pnb baf er fie ^eimlidj bey jidj
^atte" (\4). 3^ ^^^ Kirdje sunädjft burfte er bie ©eliebte
wieber fe^en ; „bann leiber bie Kirdjen onb fjäufer ©ottes muffen
»Ott Kart von Seinf^arbpÖttnct. 35
big ipeilen bas Befte tljun / vnb Kuppel . » . vnnb Ceufelsl^äufcr
oertrctten", fügt in berechtigtem (Eifer ber 6eutfd?e Bearbeiter
tjin5u. Balb traf (Susmans Va\ct „eine feine erbare ,fraip",
„6ie fidj für ein Kuplerin gebraudjen lief / vnb meiner ZHutter
ein ^olbfeliges Brieffei . . . oberantiportete / onnö benebens gute
münMic^e officia praestirte" ((5). Der alte ©röensritter ipurbe
fränfer, unö 6ie ^rau fafj mit fteigenbem (Befallen nadj 6em
jüngeren Dere^rer. So fudjte fie benn ein ZlTittel, einmal in
feine HäEje 5U gelangen» Sie fteüte ftd? unmittelbar por Jtlfardje
,franf; man trug fie in ben CEbetljof, oerpflegte fte, unb „mein
Datier . . . oertrieb jr jnnerl^alb sroeyer ftunbcn alle[n] fdjmer^en"
(\8). 2tlbertinu5 ^at pielfad^ gefürst unb bofonbers bas mi^ige
BDieberfinben bes beforgten 2IIten unb feiner treulofen ©eliebten
mit b^n boppelftnnigen ironifc^en ^fragen unb 2tntiporten bes
(Originals unterbrücft, fou>ie er audj bie folgenben Hefleyionen ftric^.
2Ilsbalb ftarb ber Ztlte; aber „nodj in we^renbem bef alten
(DrbensEjerrn teben^' (2\) gebar bie ^rau einen So^n, „ber wav
xdj I vnb Ijatte idj / ber rec^nung onnb regel ber fcientiae foemlninae
(fo mufte bas fpanifc^e ciencia femenina tpieber lateinifcft
tperben !) nac^ / jtr>een Datier . . . vnb fie alle beybe erf ennten
midj für j^ren Soljn." Balb nadj ber £^oc^5eit ^atte (ßusmans
Dater t}ans unb ^of burdjgebradjt unb ftarb „auf ßer^leib'' (23).
Der Znutter erging es nun recfjt fdjledjt, unb fo machte ftdj
©usman auf, um fein (Slücf in ber voziUn JDelt 5U fuc^en. €r
nannte ftdj nacfj ber llTutter (Susman, nadj feinem ©eburtsort
2Ilfarcfje unb begab fid} tjinaus , „in meinung / bie IDelt 5U
befefjen / onb befatjl midj ©ott onnb guten Ceuten" (25)*
JTtit biefen IDorten, o^elc^e im Spanifctjen bas €nbe bes
5tr>eiten, bei itlbertinus ben 2tnfang bes britten Kapitels
ausmad^en, ift fo redjt ein Ceil ber (ßrunblagen biefer Sdjelmen*
romane $um Jlusbrucfe gebradjt.
„Gufmans erfter 2tuffjug" ging anfänglich langfam pon
ftatten; er machte jidj Doripürfe, ba^ er „mit einer groffen on»
bebadjtfambfeit onb wenig (Selts auff ein foldje lange Heif " (26)
ftc^ begeben Ijatte. Den fpanifc^en ©usman treibt bodj ipenigftens
bas Derlangcn, bie IDelt unb feine eble Dern^anbtfdjaft (mi noble
parentela) in 3t^lien 5U fefjen. 2lber ber beutfctje fieljt alsbalb
ein, „ipo nichts 5U freffen per^anben / (donde la comida falta)
ba ge^ets pno^irfdj 5U". Sücfftc^tslos für5t ber beutfdje Bearbeiter
bie Betradjtungen bes ©riginals unb unterbrflcft por allem
manche eingefügte Ztnefbote.
©usman ift fdjledjt 5U ;fuf; nad) jn^ei f leinen ZlTeilen
U)egs glaubt er bereits „bie antipodes erraicijt/ pnnb fampt bem
36 ile^tbtns itlbertmus
Colonna ein netpe IDell erfunöen" (27) $u ^aben. So wirb
Columbus, bei Ztleman el famoso Colon, 5U Colonna.
TXaii fursem Jtufent^alte in einem fc^Iedjten IDirts^aufe sie^t
©usman mit einem CEfeltreiber tpeiter, nac^öem er allerlei in 6er
Sc^enfe erlebt. Die Sdjilberung 6er fc^Iec^ten Koft ftimmt bei
2tlbertinus im grofen un6 gansen $ur fpanifdjen Dorlage.
Por 6er (Ersä^Iung 6es Ztbenteuers mit 6em IDirte 6er ,,falten
un6 6firren ^^rberge" l?at 211 bertin us eine 9an$e Hei^e morali-
fieren6er Blätter überfc^Iagen. Doc^ ift audj bei if?m 6as iany
pierte Kapitel moralifcfj, was fic^ im fünften fortfe^t, nac^6em
(Susman, 6er ipegen I?er6adjt5 6e5 Diebftal^Is fur5e ^dt ange^
galten wovben wat, tt)ie6er befreit, feine ©efellfdjaft, 6en €feU
treiber un6 sipei Priefter, eingeholt Ifat Die äußere (ßleic^=
förmigfeit 6er bei6en Homane ift fc^on be6euten6 erfc^fittert.
Die ©efdjidjte pon 6er IDeltfdjöpfung 6urc^ 3^PP**^^ ^-^ f« ^-z
6ie im (Original 6a5 ftebente Kapitel bil6et, ift bei 2ltbertinus
bereits ins merte perlegt. Die „t^eylfamlidje" Unter ipeifung ©U5=
mans 6urc^ 6en einen 6er Priefter ^at menig XDirfung. IDoI?l
tpäre es für i^n gut geipefen, fie im %r5en 5U behalten; ,,aber
ic^ wav nodj pil $u jung pnn6 ipil6 / fie 5U faffen" (^5),
meint er.
XDie6er mac^t 2Ilbertinu5 einen geipaltigen Sprung. Die
Sa^llofe Blätter umfaffen6e €pifo6e pon 6er £iebe (Djmins un6
Darajas, 6ie felber einen Homan für fic^ bil6et, ifai 6er 6eutfdjc
Bearbeiter pollig unter6rücft. (Erft mit 6em erften Kapitel 6es
5ipeiten Buches (Kap. 6) nimmt 2t l bertin us 6en ^aben 6es
fpanifdjen (Originals U)ie6er auf, un6 yvav überfe^t er einige
geit lang siemlidj tportgetreu.
©usman Ijat 6ie 2lrmut fennen gelernt; „6amals", fagt
er {^6), „erfente ic^ i^re ^i^^t j aber ^ernac^er betradjtete i^
jre effecten pnn6 ipircfungen / was nemlic^ ^e für fdjän6lidje
Ding begelje / 0)5 fie für bofe einbil6unge[n] perurfad)e / ip$ fte
für pne^r pn[6] böfe ftucf foUicitire, pn6 was fie für pnmüg-
lic^e Ding ftdj pn6erfa^e", eine Sdjil6erung 6er ilrmut un6 i^rer
©efa^ren, 6ie jum l>erftän6nis 6es Schelmenromans un6 feiner
36ee be6eutfam ift, in i^rer apoftropljifd)en ;Jorm im ©riginal
je6odj ungleidj meljr ipirft"^*^ (Es ftn6 ernfte (Erwägungen, 6ie
(ßusman ^ier auf 6er ©ren5fc^ei6e 6es Cafters un6 6er tEugen6
jtdj Portrait, un6 iper mödjte i^m Unredjt geben, tpenn er aus=
ruft: „® tt)ie glücf feiig fein6 6ie Kin6er / 6enen (ßott jljre (Eltern
fo lang leben läft / Pon 6enen fte ©ottsfördjtiglidj er50gen u>er6en /
pnn6 fo tpeit fommen, 6af fie j^re Zla^rung felbft gewinnen
fönnen / pn6 nic^t geswungen U)er6en / 6en frem6en in 6ie
»on Karl von Hetnljarbftöttner. 37
ffänb 5U feljen / onö Ijin Dub totöer elenMglic^ omb 5uft5r^en" (^9).
2tlbertinu5 ^at biefe Stelle pon 6cm ©lücfe 6cr guten (£r5ie^un9
unb bie -Klage ©usmans über feine (Eltern, bie i^n nidjt in
(ßottesfurdjt unb ^rommigfeit er5ogen, eingefe^t, o^ne fte im
©riginal gefunben 5U ^aben^
3n feiner Xloi oerbingt fidj nun (ßusman bei einem IDirte»
Had} ben übereinftimmenben I)arftellungen be« fpantfdjen unb
beutfdjen Tutors voat bas IDirts^aus bie ^ofje Sdjule b^s Cafters
unb bie IDirte ,,fc^ier nidjts anbers/ als offentlidje Dieb pnb
Hauber" (52. robando püblicamente) ; unb beibe (Ersa^ler
fc^liefen i^r Kapitel mit ber ernften 2Tl!a^nung: „Hidjts u>ere
fc^ier not^ipenbiger / als eben eine gute reformation ber IDeegen /
Prucfen pnb fonberlidj ber ibirts^äufer"^*^
Das acfjte Kapitel — ein ftebentes fe^lt ber 2tusgabe pon
I6\5 unb bcn folgenben — entfdjeibet über ©usmans ^ufunft.
(Er entpotj bem „f^inberifc^en" IDirt; freiließ ging es i^m fcfjledjt;
niemanb wollte Ztlmofen geben, weil „eben bamals ber liebfelig
(ßetraibt pbel gerat^en" war. (Fue el ano esteril.) So gab
er Stücf um Stücf Ijin, wesljalb iljm niemanb traute; „bann
man tjielt midj für eine[n] Picaro ober Sc^maracfen/ ber fein
nu^ were"^*^ „Das perurfacfjte mid}", fä^rt er fort, f,ba^ idj
midf in bie loblidje pifarifdje $unfft ober gefelfdjafft begab / bann
pnmüglidj jfts / ba^ ber junger pn[b] bie fdjam gute ^jreunbe
onb beyfamen feyen".
„Difes picarifdje ober fdjmaracfifc^e Ubm^' (55) gefiel i^m
fetjr wotjl, unb er war bei feinem „picarifc^en ober Bernljäu»
tifc^en" (57) tEreiben ber Ztrbeit unb ber Sorge überhoben, Unb
bodi fa^ er fidf alsbalb nad) einem anbern Stanbc um; er
würbe „ein rosiger pnb fdjmo^iger Kudjelra^" (58)»
3m fpanifd^en (Originale folgen weitläufige (Erörterungen
über bie (E^re, i^re Porteile, i^ren JTtif brauch, was alles
2tlbertinus in wenigen IDorten noc^ im adjten Kapitel abtaut»
<5usman tritt als Küdjenjunge bei einem ©rafen ein. IDoIjl erging
es i^m gut, allein bas Spiel reiste i^n $um Diebfta^L 3^
/fl?i^"/ f^9t er (60), „alles mit mir ge^en/ was id} im ^aufe
fa^e / aber boc^ mit einer foldjen Befd^eiben^eit onnb fubtil^eit /
ba^ mans nit gewar warb". (Einft ftaljl er nac^ einem üppigen
(Belage feiner ^errfdjaft eine ftlberne Sc^üffel. ZHit (Entfe^en
bemerfte bie ^usfrau ben Perluft berfelben. „2tdj (ßufmänbl",
(ay Guzmanicol) flagte fie, „idj mangle einer ftlbernen Sc^üffel /
was wirb mein ^err barsu fagen / wofern fte perlo^ren ift?" (6\).
©bwoljl man nun mit einer weinenben ^rau nidjt me^r zHit»
leib liaben foll, als „mit einer (ßanf / weldje mitte[n] im IDinter
58 2Ie9tbtus 2I(berttnus
(por enero) barfuf im toaffcr pmbseuc^t" (62), nalfm er jtdj
6oc^ ifjrer an unb perfprac^, iljr beim ©olbfc^mieö eine gleiche
5U perfdjaffen, voo^vi ein ^reunö bas (ßelö Dorfc^iefen wolle,
^reuöig na^m bie ^rau ben Porfdjlag an unb erfjielt i^rc
eigene nur etmas gepu^te Sc^üffel als neu.
ZlTan Ijat bem Itibertinus meljrf adj ben Portrurf gemadjt,
ba^ er ein fdjledjter (Ersä^Ier fei unb 5U piel auf HefLefionen l^alte;
jebod) im Per^ältniffe ju feiner Porlage geipinnt er faft überall
burd) bie Kür5e, beren er fidj befleißigt. IDer genau bas fpanifd^e
original mit ber Bearbeitung bes Deutfdjen üergleidjt, ber finbet
feiten einen moralifc^en (ßebanf en bes Spaniers ausgelaffen ; aber
2llbertinus »eif ifjn einsubämmen. Das seigt gerabe biefc
le^te ©efdjidjte. 3^^^ Kürje f effelt uns , i^re Hefleyionen muten
uns an,.. ipät?renb jie bei 2tleman unenblic^ burc^ i^re Breite
leibet. Überall feljen u?ir ben allgemeinen (ßebanfen bes Spaniers
nic^t bloß ins Deutfcfje übertragen, fonbern mit menig Ünberungen
pollftänbig ben beutfdjen Perl^ältniffen angepaft. IDer glaubt
nidjt ben langjäljrigen „^ürftl: Durdjl: in Bayrn Secretarium"
etujas am ^of e Selbfterlebtes ersä^len 5U ^ören , u?enn ©usman
berichtet: „® tpie offt onb pilmals tjab ic^ bef IHunbt Kodjs
ßauf fraip bie aller befte Pafteten / tCorten onb anbere gute
Biffel muffen 5U ^auf tragen: <D wk offt Ijab ic^ auf befe^l
bef Heiners / groffe (Jlafdjen bes allerbeften IDeins pnb ITtalpafter
muffen ^in onnb miber 5U feinen guten ^reunben pnb Bafeln / y.
tragen?" (6^) ^m allgemeinen fpridjt ber Spanier 5ipar woifl
einen ätjnlidjen (ScbanUn aus, wk bie Diener i^re ^erren be=
trügen ^*^; aber ber ZHunbfodj füljrt uns bodj 5U beutlic^ an
ben bayrifc^en ^of, unb ba^ bie anbann „enblofen Dinge"
(otras infinitas cosas) gerabe 5ur „Kellerei" geworben finb,
unterftü^t nur eine folc^e 2tnna]^me^^^.
Das Dorbilb feiner Porgefe^ten ipirfte mädjtig auf ©usman.
€r a^mte i^nen im Diebftaljl nadf; freiließ nic^t glücflid).
„2tnbere meines ^errn Diener ftaljlen in grosso / onb würben
reidj barburdj / id? aber 5wicfte Dn[b] 5wadPte meinem £jerrn nur
tjin Dn[b] wiber etwas wenigs ab / vnb blib bodj arm barbey / IP5
berwegen bey anbern ein läf lidje Sünb war / bas mufte an mir
ein Cobtfünb feyn" (66). Hadjbem iljm nod? eine (ßefdjidjte
mit feiner ^rau begegnet war, bie im Spanifdjen unb Deutfdjen
$iemlidj gleidj berb lautet, beging er ben legten Diebfta^I, ber
i^n aus bem ^aufe bradjte.
H>eit ^umoriftifdjer als 2tleman fdjlieft 2llbertinus bies
(\0.) Kapitel ab, inbem er eine anbere ©efc^ic^te erftnnt. ©us=
man fjat ftc^ alle tEafdjen mit geftoljlenen (Eiern unb ^leifc^
üoii Karl von Hciiil^arbftÖttner. 35
DoIIgepropft, öen ^ut aber mit Sdjmals gefüllt nnb auf^efe^t.
Unteripegs begegnet iljm fein ^err. <£v „erftuniete: Steteruntque
comae, & (sie!) vox faucibus haesit. Die Sonn", ersä^It er,
„ftadj audj bamals bermaffen ^eif / 6a§ öie Butter / ipeläje oben
auf meinem Kopff im ^utEj lag / anpng 5U serge^en / 5U per=
fd^mel^en pnnö Iropffenipei^ pber mein Jtngefidjt Ijerunöer 5U
rinnen / 6effen ladjte mein Jjerr ^eimlidj vnb fpradj 5U mir :
(ßufmanM/ n^as ift bas? aykxi 6ir 6ein Kopff ? laf fe^en was
öu für einen grinöigen Kopff ^abeft ? ^olgenbs ^ebete er meine[n]
f^ut ^erunbcr vnb fanöt öen aUbereit tjalb $errunenen Butter /
befgleictjen alle anöere geftoljlene fadjen bey mir" (72)» Den
(Erfolg mag man ftd? öenfen. ©usman fdjmeigt, perlägt bas
ijaus unb „nimbt fein poriges picarifdjes ober Bern^äuterifc^cs
iabtn nnberumb an."
ZTIit einem £obe ber „scienz", bie meljr gilt als Heic^tum
unb ©ütcr, beginnt er biefen neuen Cebensabfc^nitt. 2i\xdf ber
Hüdjternljeit Preis tpirb angeftimmt; benn „ba^ nun bie picari
ober Bcrn^äuter ftdj poU fauffen / bas gefjet mol ^in / bann fie
Ijaben otjne bas ipenig (Sijt / ba^ es aber bie ©ele^rten / bie
eble pnnb mädjtige ^erren pnb 0brigfeiten t^un/ ift foldjes je
ein fdjanb pnb Spott" (76).
(ßusmans {jödjfte 3^ee ipar je^t, 3talien, bas £anb feiner
2lljnen, ju fetjen, unb fein ©runbfa^; „Bege^rftu ein Bapft 5U
werben, fo preffe bir jl^ne in beinen Kopff", mas er in siemlidj
mangelhaftes jtalienifrfj überfe^t: „Si (siel) volete essere Papa,
stampate lo en (siel) la testa" , u^ä^renb ber Spanier nur bes
römifdjen SpridjtDorts in feiner Spvadi^ ero^ä^nt: „Si quieres
ser papa, estämpalo en la testa.*'
€in £iebesabenteuer in tEolebo, ipobei er geijörig ausgenü^t
tt)irb, bringt i^n um feine le^te Qabe, unb meil iljm btnn bie
„Bulerei 5U Qlolebo" fo gar „pnglüdPlidj geratljen", begab er fid?
nad? Jllmagro. Dort melbet er fidj einem Hauptmann, ber Kriegs»
polt in 3t<ilien ju füljren ^atte^ Diefer — ein edjter miles gloriosus,
tt?ie mir fie pon piautus bis 5um ^orribilifribrifay unb ipeiter
fennen ^^^ — tljat nid)ts anberes als „bominiren / f reffen / fauffen
pnnb fpielen." ©usman u^oUte es iljm natürlidj gleic^tfjun; er
fam um fein „5U Colebo gefto^lenes ©elt". Die £iebe bes £)aupt=
manns erfaltete, mie ©usmans Hilfsquellen fdju^anben, unb als
er üfn nadj 3^^Ken gebrad}t ^atte, ba fpradj er 5U iljm nidjt
meljr „Don lohan de Guzman'S fonbern nur meljr „©ufmänbl"
unb 5ule^t: ,,Du Bub / nunmeljr fjab idj bid) beinem begehren
nac^ / in ^^alxa gebradjt / idj braudje bid? ferner nit / berwegen
magftu bir ein anbere gelegenljeit fudjen" (90)-
ij^O 2le9tbtus ^(bertinns
2luf ptcr ftiappcn Seiten Ifat Jtibertinus (Kap* \5) ab"
gemad)!, toas im fpanifdjen ©riginal jipei fe^r lange Kapitel
(IX, X) umf aft. Der Spanier beginnt nun bereits bas britte
Bud), „(ßu$mäns Sdjicffale in 2^alkn,''
Zlidjt o^ne Hoffnung ^at ©usman ©enua betreten. IDo^l
fanö er audj $ulei^t einen alten ZlTann, 6er i^n aufnahm, un6
er 6ad}te, fidj's redjt vootfl fdjmecfen $u laffen; bann fäljrt er
fort, bas Spanifdje tro^ 6er (Einleitung „wxx Spanier leben
gan^ mäfftgflicfj / Dnn6 ejfen fe^r tt)enig, u?anns onfer eigen (ßelt
foftet" in gutes JTtünc^nerifc^ übertragen6, „aber wann anbete
£eut^ 6ie S^df für pns be$a^len, als6ann freffen tpir n^ie 6ie
(Beyer / pn[6] fauffen u?ie 6ie Bürftenbin6er" (93). BaI6 n?ar6 er
ju Bette geführt, aber nadf 2Ti:itternacfjt überrafdjten iljn „mer
erfdjrocMid^ geftalte[n] 6er tteufeln mit langen ^aren/ frumen
Schnäbeln / pn6 langen fc^u?än^en/' Sie traten i^m allen Sc^aber^
naf an un6 fdju^ten i^n „länger als eine Ijalbe Stun6e in 6ie
ifölfe I allermaffen n>ie 6ie ZHe^ger in 6er Jafnac^t 6en ^ädeV^^
06er einen ^un6t sufdju^en/ Ijin un6 u>i6er 5U u?erffen, 5U
blencfle[n] Pn6 5U peinigen p^egen" (9^). Zllorgens aber entflolj
©usman un6 wuvbe ein Bettler* Von (ßenua bis Xom per$e^rte
er feinen geller, ^n Hom 6rang er tiefer in 6ie (ßefd^idjte un6
6ie ©ebräuc^e 6er Bettler ein, 6eren Sdjlidje er baI6 los Ijatte.
€s^ ift ein Betpeis ffir 6en alten Sa^ 6es 3en 2lfiba, 6af fc^on
alles einmal 6agetpefen, wennilleman un6 nac^ iljm 211 bertin us
feinen picaro er$äljlen läft: „Das meifte 2Ilmufen tpar brot /
6as perfauffte ic^ 6enen Centimen / voeldje 6ie Rennen / Kapaunen
Dnn6 an6ere 6ergleiAen siglen / pn6 löfte oil (ßelts 6rauf : 6ef »
gleichen bradjte ic^ ^in pnn6 wibet pil alte Klei6er 5U u?egen /
Sann »eil idj na(fen6t pn6 blof u?ar / fo gab man mir allseit
etwas / 6as perfauffte ic^ aber alles wibex / Dn6 famblete ein
feines Sija^geltl" (\00)*
Die „gefdjxiebene Bettleror6nung", 6ie ©usman über 6ie
„aller ffirnembften ge^eimnuffen / grandezen Dnn6 Ijoc^eiten 6ef
Betlens" ertjielt, un6 6ie als „ordenanzas mendicativas" im
fpanifc^en ©riginal einen siemlidjen Haum einnimmt, wixb uns
Don 2tlbertinus porent^alten , ebenfo 6as lange Kapitel (III),
in weldiem (ßusman mit 6em armen 3wriften 5ufammenfommt
un6 mehrere folgen6e. IDir erfahren nur, wie (ßusman in (ßaeta
übel u)egfam, »eil er jtc^, um Jllmofen $u erlangen, ftellte, als
^abe er einen bSfen Sdjenfel, un6 wie er feinen VOeq, wiebet
nadi Hom na^m, „all6a man nidjt fo gar ^äcfl pn6 geftreng ift/
pnn6 nit fo fleifjtg auffmercfet/ wie 5U Gaeta" {{03).
3n Hom gelingt es i^m t^atfädjlic^, 6as Znitlei6 eines
oott Karl von Hemfiarbftöttner. ^\
Hatbmdls fec^s JJTonate lang aussunü^n. Die itrste jtn6 t^m
nämlidj 5U btefem Sc^clmenftreic^e be^ilfUc^ (oergl. oben S- 30) ;
jte fagen ftdj: „Dtfer Knab ift ein arger Sdjelm / feine IDunöen
feinö falfd) / was tPöUen wir aber tljun? üerlaffen ipir j^ne/
fo ge^et vns onfer £o^n vnb nu^ auf 6en ^änöen/ idj per«
meine / wir folten ons gegen öeni (taröinal nichts mercfen laffen /
fonier 6en UnaUn aügemac^ mit langfamer ^anö curiren vnb
Dil tEag onnb ^ext mit j^m persefjren / bamit pnfer 2tr§tIoIjn
6efto grSffer vnb mefjrer iperöe" (\06). Zlur einer 6er „Balbirer" ift
öagegen; inöeffen ift bas Kollegium bei itlbertinus bodf etwas
anftänöiger als bei 2lleman; bort madjt einer 6en Porfc^lag,
um einerfeits nidjt als lädjerlidje 39"^^^^^*^" 6a5ufte^en, an6er*
feits 6en Kranfen nidjt 5U perlieren, i^m mit äi^enben ZTlitteln
fünftlic^e IDunöen 5u perurfadjen**^
So u?ur6e (ßusman furiert; sule^t „naljmen 6ie Balbierer
(los cirujanos) prlaub/ pnn6 wuröen wegen jljrer gehabten Be^
müljung reid?Iidj ergebt vnb befriöigt". ©usman aber warb
unter 6te (Ebelfnaben 6es Karöinals aufgenommen. Jlllmä^lic^
gerät er wieöer in feine alten Streidje, öodj weif er fic^ öurdj
^eudjelei lange beliebt 5U erhalten un6 öurd^ wi^ige ©efc^ic^ten
6en Karbinal 5U ergoßen.
3mmer weiter entfernt ftdj 2tlbertinus pom ©riginaL
Bogen werben 5U feilen gefür5t, lange ©efdjidjten in fursen
JDorten erleöigt; öaffir fügt er gelegentlidj etwas ein, wie
(Kap. XVIII) 6ie Sc^ilöerung 6er Kirdjen Homs un6 itjrer He»
liquien, weld^e er 6ie €6elfnaben bcs "Karöinals wodjentlidj be»
fud?en läf t. €s jtnö wo^I perfönlidje (ginörücfe feiner Homreife,
fowie iWeman Me feinigen pon ^lorens breit fdjtlbert ***, 3" ^^^
2tbfc^nitten berichteter pon 6en Heiligtümern, wie: 6ie U)in6eln
(£^rifti(H3\), 6er Ztabel pnfers ^(Errn, „3*^"^ etwas pon6erZnilcfj/
Sc^lair pn6 Klet6ern 6er aller^eiligften 3w"9f^^^^^^" (133).
Doc^ auc^ in 6en Dienften 6es frommen un6 milSt^ätigen
l{ar6tnals blieb (ßusman nidjt lange. Por allem feine Spielwut
bradj 6as gute Perijältnis, un6 sulc^t na^m er wie6er feine
„gupuc^t 5U 6er fran^öftfdjenpottfdjafft 06er (ßefan6ten". (Einige
6er ersä^lten 2tnef6oten, wie 6ie mit 6em „(£ngellen6er" (^3)
06er jene mit 6em fpanifd^en SoI6alen (1139), 6ie bei 2tlbcrtinus
por 6er erfteren fte^t, ftimmen nod^ 5U 2Ilemans Homan; pom
5eljnten Kapitel 6es 6ritten Budjes aber madjt 6er 6eutfc^e Be»
arbeiter einen gewaltigen Sprung. Die 6rei Büdjer 6e5 sweiten
Ceiles, in weldjen ersä^lt wir6, wie ©usman 6em ©efan6len 6ient,
bis er Hom perläf t, fec^sun65wan$ig Kapitel, 6ie in 6er grof en,
engge6rucften 2tusgabe 6er Biblioteca de Autores Espaiioles
^2 2legtbius 2(Ibertttm5
über l?un6ert Seiten betrafen (263—368), fjat Jllbertinus
nidjt permertet. €rft im bvitUn Kapitel 6er ^ortfc^ung öes
©U5mäii, beren Perf affer nidjt me^r ZlTateo 2lleman, fonbern
ZHateo Cujan be Sayaoeöra ift, finöen tpir lüieber porüber»
Oetjenöe Jtnnä^erungen 6es öeutfdjen Ceytes an ben fpanifdjen
Homan.
„Das £eben bey ber ^ran^öftfdjcn Bottfc^afft", leitet
2llbcrtinus bie (grsä^lung ((^7) n^eiter, „gefiel mir nit / bann
idj ^atle einen fdjledjten nu^ pnnb getoinn / aber ptl mü^e pnnb
gefa^r bey jljm» Dann nit allein mar idj fein Scfjalcfsnarr vnb
Briüenreiffer / fonbern audj fein Kupier/' Da trifft er im Capitolio
jtoei junge Spanier, bie im nieberlänbifc^en Kriege gebient unb
entlaufen tparen- ZlTit biefen perläft er Som, ipirb aber pon
il^nen beftol^len unb gewinnt bann bm italtenifd?en ©rafen pon
Zniranbola für fid?. 3^m ersaljlt er pon Spaniens (ßröfe unb
^elbentljaten genau bas , u>as er im originale (II, \ ; 3) bem
clerigo berichtet. Bemerfensroert ift, ba^ unfer tcieberlänber gerne
ersätjlt, tpie feine Canbsleute Pon b^n Spaniern gefc^lagen
tperben*^*, ipo im ©riginale nidjts bapon fte^t. „^at nit Don
lohan d'Austria ... bef Orcfen mac^t auffm 2neer erlegt
pnnb bie Hiberlänber por Namur fdjei^lid? gebüßt?" *^^ (157)*
Unb iper bie ^ifakn ber Spanier in ben Hieberlanben befielt,
ber witb befennen muffen, „ba^ fie bef 2lbels wol mürbig fmb",
ipas audj im originale fte^t^^^
Die lange unb tpi^ige Jtbtjanblung über €fel unb Pfecb
(Cavalleri unb Asinini ober (Efelleuttj, wo^n il?n bas IDortfpiel
„€belleute" peranlagt l^aben mag), gehört Jllbertinus gan5
(\59 — ^70). 3" sierlidjer IDeife lobt er alle €igenfd?aften biefes
eblen ©eres, bas burdj (ßebulb unb ^leif ein Porbiib ber ZlTenfc^»
tjeit ift, unb es flingt mie perfönlid?, menn er fagt, ba^ audj
^ofleuten oft ber (Efclslo^n blüljt unb fte „mit Brüglen ber
Pngnab abgebancft" merben; „pn[b] eben bifes ift auc^ mir be^
fdje^en / bann ipeil idj meinem porigen fjerrn bem (Earbinal pnb
ber ^ran^jifd^en Bottfdjafft bifipeilen bie IDarljeit 5U perfte^en
gab / fo würben fie mir feinbt / pnb gaben mir ben Sacf" {{68).
(Jaft in berfelben bitteren Stimmung giebt er, mieber otjne
Dorlage bes Originals, (Kap. 22) ein Coblieb ber 3gnoran5,
nadjbem iljn ber (ßraf befragt ^at, „was bem 2Tlenf(i)en beffer
anftänbe / bie asinitet pnnb €felfcl)afft / ober bie 3g"oran^". <£v
ift ber ZHeinung, ba^ bie 39^^^^"5 ^^^ben fo löblidj pnb nu^lidj
ift/ als bie asinitet" (\7\), Unb tjübfdj fül^rt er ben ZTadjtpeis.
Die Berebfamfeit mirb in ber ^anb eines böfen JTtenfd^en wie
ein Sdiweti in ber ^anb bes Harren^ Die Didjter fmb „gemetn=
von Karl von Heinl^arbflöttncr. ^3
Ixd} cytel / oerlogen vnb fc^metc^Ier", Die Cogifcr peripirren 6te
IDaljr^eit; „6te Arithmetici pcrticffen ftc^ in jljrer algebra 6cr»
niaffen/ ba^ 6er Compaf jEjres oerftatibts allerbinas perrucft
rt)ir6 ... Die Geometria distrahirt öie 2Tlenfdjen öermaffen / 5ag
fte nit tDiffen/ ob fte lebenöig oöer to6t feyen/ unb gleic^fam
6en Dnftnnigen gleidj feiert. Die Astrologia ift fd?ier ein lauters
CugentDerJ; öieLegisten o6er Juristen feinö oeröerber öer VOii^
wen vnnb IDaifen" u. f. w. „hierauf erfc^eint nun/ 6af 6ie fo
groffe gclefjrtljeit ntdjts anbers ift / als ein tribulation / pnru^e
pnnö reiffung 6es Kopffs/ ja ein oeröerbun^ 6ef £eibs onnö
ber Seelen / aber bie 39"^^^"^ iP ^^^ jmmeruje^renbe vnb füffe
ruf?e bes (ßciftes" (\7^). ^
JTlan jteljt, u>ir l^aben nur me^r ^unbert unb einige 3a^re
auf Houffeau unb feine 2IntjängerI
Unb fo ftnb benn alle „Ignoranten / ongcfc^icfte grobe
(ßefellen onnb ÖTeutfdje ZHicIjel pnnb Qlölpel" glücflidj baran, ba
fte „5u ^of onnb auff ben 2Imbtern dominiren pnnb trium»
phiren/ &c." „(D ^eilige 39noran^", fcl?lie§t er empl^atifdj {\76),
„(D nü^Itd^e/ (D ftdjere 39"^^^^fe/ f^I^Ö if^ ^^^ ^^^ beft^et/ vnb
wol braudjet : Selig ift bas £anbt / beffen Hegenten pnnb 0fficier
39noranten feinb/ ober ipeldjes gar feinen magistrat ^at/ unb
ofjne ®efe^ ift". Dies 3^^^^'^"^ if^ i^^ iM Brefilia", ipo bie
£eute nur an illtersfdjipäc^e fterben; benn „biefe £eute per5e^ren
jEjr £eben in aller (Einfalt /in ber 39"^^^^^/ oljne (ßele^rt^eit/
otjne ©efe^/ o^ne König pnnb oljne Religion" (H78).
IDenn man bebenft, 6af bies alles bas ©riginal nidjt Ifai,
VDXTb man faum 5U)eifeln fönnen , ba^ bittere €rfat?rungen
2tlbertinus 5U biefer ©rabe ^inriffen. Unb wer ^ätte nic^t
audj fdjon Gelegenheit gehabt, mit bem Webern Secretarius
„® nü^lidje, 0 fiebere ^(^noxani^V* aussuruf cn, et?e unb nadj=
bem Hobert Pru^ fein: „JDär' xd} im Bann pon Hleffas
Choren" gefdjrieben.
IDä^renb fo (ßusman bie Ciebe feines ^errn burd? feinen
feinen IDii^ geipann, mürben iljm feine 2Tlitbiener täglid^ mefjr
auffäfig. Dod? fonnten pe i^m nid?t fdjaben, pielme^r madjte
it?n fein ^err ©raf (el clerigo) 5U feinem ^aus^ofmeifter unb
lief i^n in Heapel „ftattlidj fleiben / mie einem fjofmeifter ge«
bü^ret" (\85). IDenig Ijäll ftd? Jllbertinus nod? an bas
fpanifdje (Original; bie Ciebesgefdjidjte mit ber Signora Li via, bie
(ßusman oljne jeben (Erfolg bod) fo teuer 5U fte^en fam, erfdjeint
im Deutfdjen mefentlidj gefür5t. Der ©raf perlangt Sedjenfdjaft
über bie breitjunbert Kronen (Ijunbertf ünf$ig escudos im ©riginal),
bie ©usman „perbult unb pernarrt" ^atte (\95); er fonnte ft^
/j^^ 2legtbius 2IIbertinus
nic^t geben; ,,6eru>e9e[n] lief er mtdj gefc^tptnM auf 6e[m] Siecht
in 6ie ^tnfternuf / vnb mit einem peinigen I^äubel Dber5te{jen."
So IfatU 6te ilftrolo^ie, obfc^on jte „oilmals faljlt pnnö leugt/
fe^temal fte fic^ auff Sie experientz 6er oergangnen effecten
(ipelcfje pngeiPtf feinö tpegefn] 6er pn^eipif ^ett 6er (Elementifc^en
disposition) fun6iret", 6oc^ feiner HTutter redjt prop^esett, 6af
er „pil ZlTü^e / arbeit pnn6 letbsflraff würbe auf fte^en" muffen.
Sedjs IDoc^en lag er im ,,(ßefängfnuf", wo 6ocij „6er ^epffen
o6er 6er faum 6er XDelt" (^97) sufammenfommt, 6ann fdjrieb
er eine Supplifation für ftc^ un6 an6ere, iporauf i^n fein ^err
„auff freyen ^uf ftellen" lief,
IDie6er Ye6i8 wuxbz ©usman Kod) bei 6em „fönislic^en
Stattljalter 5U ZTeapoIis", alfo u)ie6er aus „eines anfe^enlic^en
Qerrn ^ofmeifter" „ein fdjmo^ic^er pn6 ro^i^er Hodti, Suppm-
fdjmi6t Dnn6 2lbfpüler" (\99). I)ie ^rau feines ^crrn ipar eine
„^oc^teutfdje'' (de nacion tudesca) un6 tjodj9ra6i«j 6em tErunf
ergeben; „6ann 6ie PöUerey tft in Qleutfdjlan6t ipe6er 6en
ZlTännern noc^ 6en IDeibern fein fdjan6t" (201) ^*^ I^^^ Statt--
Ejalter prügelte fte 6ann n>ei6Iidj; „6ann man fagt/ 6af 6as
^ingerfraut, tpan es ftarcf auffn Kopff gelegt ipir6t/ fe^r gut
feye für 6er XDeiber boftjeit pn6 pnE^äuf ligfeit : 5ef gleichen
^aben 6ie 2TlauIbeer ein groffe ftrafft/ 6ie böfe €aunen pn6
humorn 6er IDeiber 5U pertreiben." IDotjI rpar 6er Stattljalter
5U entfdjul6igen. „.® wu ein groffe ge6ult muf ein foldjer
ZlTan ^aben, 6er ein foldjes pn^äuflidjes perfoffenes ZTTe^lein
pberfompt / 6ann vxor ift entipe6er ein tutum refugium / 06er
ein pcjenale tormentum" (202).
Um ie6en Preis tpollte nun ©usman „5U pnfer €♦ ^raipen
5U Montferrat", tpoljin fic^ piele Ceute perlobt Ratten; un6 6a
i^n 6er Statthalter nidjt entlief, na^m er fic^ felbft „erlaubnuf ".
i)ier perläft 2Ilbertinus fein ©riginal etwas, (ßusman
ge^t nadj ZlTontferrat, ipo ein fpanifdjer €infte6ler i^m ins <ße^
wiffen re6et, „pon feinem lie6erlidjen Ceben absufte^en / pn6 jtdj
5U 6en studiis 5U begeben", ipas er tljut. (Er getjt nadj 2tlcala,
6er Heftor nimmt i^n auf, un6 es folgen ganse Seiten ^alb
{2\\ — 2H5) un6 gan$ lateinifdjer (2\5— 220) He6en, wopon in
6er üorlage ftdj nichts fin6et. Der Xeftor Ifai 6en neu ange»
fommenen Stu6enten über alles iPoEjl unterrichtet; 6oc^ obujoljl
er iljn ^auptfädjlidj „por 6er Bulerey un6 Cöffelley" (226)
gewarnt ^at, Ijielt ftd? (ßusman 6ennodj fdjlec^t. Statt 6em
Redjtsftu6ium 5U obliegen un6 6ie itjm anpertrauten pier jungen
^erren 5U leiten, ergab er ftdj 6em £after, 6effen^olgen im
ferneren (Kap, 30) ftarf realiftifc^ gefc^il6ert u>er6en, ein 6üfteres
oon Karl Don Heinfjaröjiottner, /^5
Sittcngemälöe, bas pon ftc^ 5U enttoerfen, 6em fpantfc^en
(ßusmän erfpart ift.
3mmer meljr fommt Jllberitnus oon feinem ©riöinal aK
3n tpemg feilen (Kap. 3\) erfahren n>ir, wk (ßusman oon
Barcelona nadi ©enua , von ba rxad) Bononia in 6ie Dienfte
6es bortigen Karbinals gelangt. So fte^t er tpieber in 3^<^l^^"/
ipo^in 6er fpanifdje (ßusman nidjt meljr fam. Sowie aber bic
ZneIjr$a^I 6er Kapitel 6cs 6ritten Budjes 6es fpanifdjen Homans
nur me^r moralifd^e (gyfurfe fm6, fo fügt auc^ Ulbertinus
^ier 6rei5e^n lange Kapitel (2(^—399) ein, 6ie $ipar pon
großer Belefen^eit seugen un6 an ftdj gans ^übfdj 5U lefen fm6,
in 6er (Ersä^Iung je6odj natüvlid? einen 6a$ ©anse ^öc^fl beein^
träc^ttgen6en StiUftan6 ausmadjen. 21 1 b e r t i n u s ^at 6ies f elbft
gefüllt, un6 fo fuc^t er — eine 2lrt Boccaccio 06er C^aucer —
je ein Kapitel je einem bei einem ftattlicfjen Banfette 6es Kar=
6tnal5 ann>efen6en (ßafte in 6en inun6 5U legen. Demnach
fpric^t 6er erfte pon 6er Cüge (Ka\>. 32); 6er „an6er Cifdjgenof
fing an, pon 6er pbermefftgen menfdjlic^en forgfeltigfeit 5U re6en"
(Kap. 33), a)obei er ipie6er nidjt umljin fann, gegen 6en Pu^
6er ^Jrauen, 6en „IHüffiggang / ^Jaultjeit/ ßoffart pn6 fdjlecferei
pnferer IDeiber" (269) Ios5U5iel?en; 6er „6ritte Cifc^genof discurrirte
pon 6er IPeif^eit" (Kap. 3^), 6er pierte pom 2l6el (Kap. 35),
,,6er fünfft ©fcijgenof discurrirte pn6 re6ete / iparumb 6odj (ßott
permiüige/ 6af 6ie ©ottlofen in 6er IDelt prosperiren, floriren
pn6 triumphiren (Kap. 36). Der „discurs Pon 6em ^avot
vnnb (ßunp 6er IDelt" giebt 6em fed^ften (Kap. 37), 6er „discurs
pon 6er Ignorantz 6er IDelt" 6em ftebenten [iiap. 38), 6er
„discurs pom ©eu)iffen" 6em ad) ten (Kap, 39), 6er „discurs
pon 6er (Einigfeit pn6 pnainigfeit" 6em neunten (Kap. ^0), 6er
„discurs pom (Eyfer pn6 6en (^yf^rern" 6em sehnten (Kap. ^\),
6er „discurs pon ZÜüffigge^ern pn62trbeitern" 6em elften (Tiap. ({2),
6er „discurs 6urdj tpas mittel 6er ^imel erlangt iper6e" (Kap. ^3)
6em $tPoIften üfdjgenoffen Stoff 5ur He6e. Ztls 6er 6rei5e^ntc
fprac^ (ßusman „felbft pnn6 für ftdj felbft" „pon 6em nu^ pnn6
not^ipen6tgfeit 6er eMen Ct?or^eit" (Kap. ^^). (ßusman per«
breitet jtdj mit bei§en6er Satire über alle Stän6e ; bitter ta6elt er
6ieIDeiber; 6ie IDeisIjeit ^at piel per6orben (pgl. oben S. ^2. ^3,);
tpie6er eifert er gegen 6ie 2tftroIogen 06er Nigromanticos (pgl.
6a5U im ©riginal P. II. Lib. III., Cap. IV.), fürs un6 gut
5a§Uofe ZlTenf^en Ejaben „einen fon6er baren ^Jreybrieff pon 6er
groffen Sc^Slnfönigin auf Naragonia", un6 „u?er gern in 6er
eyl einen Harren ^aben mil / 6er greiffe in feinen eigenen Bufen /
fo u>tr6t er ptUeidjt einen herauf sieben" (399).
/j^6 ^egtbtus ^(Sertinii^
Pon nun an berührt 2tl bertin us fein ©rtstnal nur me^r
ftellenujeife un6 öann gans püdjlig. Sein ©usman ge^t v&üxq,
anbete IDese. (Er Ifai im Sinne 5U Ijciraten, 6er KarMnal giebt
ifjm trefflidje Cebren; allein (ßusman öenft nicfjt ernft baran;
Dtelme^r befta^l er feine Braut, öes Karöinals reicfje Bafe, um
itjre ^abe unb erreidjte in ©eftalt „eines armen/ preft^afften
vnb 5erriffenen Betlers" bas „eble Sauoyanifdje Piemonter
UnbV* (^05.)
^ier fctjlof er u?irflic^ eine reidje ^eirat; er faufte jtdj ein
£jaus in tturin lebte flott unb „führte einen ^reytjerrn Staubt"
(^08). 2^ ju)ei 3<^^^*^" ^<^^ ^ös ®^J^ burdjget^än, unb (Sus-
man wntbe „auf einem Nobilisten onnb perborbenen (Ebelmann
ein Sdjreiber" (Kap. ^7). „Kein ftol^ers C^ier finbt man /
als fdjreiber", fagt 2tlbertinus; unb er mufte fie ja aus ber
„Cammercansley" fennen! Bas nädjfte Kapitel (^8) seigt uns
(ßusman als „IDirtlj, pnb benebens ein Kuppler pnb IDudjerer" ;
benn „wer anje^o nit mag arbeiten / ober fidj fonften burd?
anbere loblidje vnb tugentfame mittel erneljren / ber wirbt ein
Sdjreiber ober IDirtfj / ober ein 2Tl!ünc^ / ober ein Ztldjimift / ober
ein Singer / ober ein Spilman / ober ein Kupier / ober ein
Sc^alcfsnarr / ober ein Comediant , onb le^tlidjen ein ©algen«
fc^o^engel" (^20-
^ier ^aben wir einen Ceil pon ©usmans folgenbem Ceben
angebeutet; benn biefe IDege fetjen wir Ofn manbeln, wenn wir
xiin ferner als Ztldjemiften, als Klofterbeujoljner, als Komöbianten
unb enblidj auf bem (ßange 5um ©algen crblicfen.
Znit bem (Selbe, bas er bei feiner „(Seridjtfdjreiberey"
„erfdjunben", begann er bie IDirtfdjaft. £jat er fdjon oben (S, 37)
ben IDirten ein fd?ledjtes 3^U9"is ausgeftellt, fo $ie^t er ^ier
über bie „VOxxttf unb tEafernirer" arg los» 3ljm ift „bie IDirt^*
fdjafft ein efjrlidjer ZTXantel j^re Hauberey onnb Betrug 5U
bebeJen" (^22). (Seo^if nidjt oljne einen Seitenblicf auf bie
bayrifd^e Polisei^^^ enttoirft er ein Bilb eines efjr baren unb
reblidjen „(ßaftgeb", wie man beren wenige finbe unb „nur an
benen ort^en / wo man gute fteiffe pnnb Cf?riftlic^e Stattpolicey
pnnb orbnung ^elt / pnnb foldje ©aftgeb feinb lobenswert^ /
werben audj pilmals in ben Stattratfj gesogen" (^23)^^®.
(Es ging ©usman gans wo^l, ba fam er mit 2Ildjemiften
jufammen. (Er wollte pon i^nen bas (Solbmadjen lernen unb
perliebte [xif „bermaffen in bife £eutfj pnnb jtjre Kunft", ba^ er
„etliche taufenb Ducaten perbiftillirte pnb perfdjmel^te". Umfonftl
Seine ;Jrau würbe über feine Perlufte franf unb ftarb, fie ^atte
ftc^ „lof getrucft"(^32). ©usman felbft aber griff jur Kramerei,
»Ott Kart von Setnt^arbftÖttnet. /)(,?
bann 5ur ^auficrcrei, ipobct er einmal „befengnuft" un6 „mit
Hütten ausgeftridjen" ipurbe.
3uk^t flopfte er an 5en Pforten eines 23ene5iftinerfIofters
,,im Sd)it>ei^erlan5t" an, nnb 6er Prior naijm il?n nac^ ernfter Be«
leljrun^ auf, um il?n ein ^alft 5U „probiren". IDieber fpielt
bas ;,en?iö IDeibltdje" ft6ren5 Ijerein, un6 er entpie^t mit 6em
Sdjaffner in u?eiblid?en Kleibern permummt. Sie ipurben tro^bem
eingeljolt; was öem Sdjaffner c^efdja^^ tt>eif (ßusman nic^t 5U
ersäljlen; „idj felbft", fagt er, ,^u?arff 6ie Kutten oon mir / pnn5
u>ar6 U)i5erumb öer jenig / 6er idj pon anfangs meiner 5arten
3ugenöt gett)eft, nemblidj ein Stör^er / Sanötläuffer / puö nidjtiger
Sdjelm" (^/^6).
3m (Original fagt (ßu5män wolfl audj 6en (ßeöanfen, ins
Klofter 5U ge^en, aUein in u?enig Cagen peranlaft iljn fein
^rei^eitsbrang u?ie6er, 6ie ZlTauern öesfelben 5U meiöen (P. II.
L. III. Cap. VII)»6^
Pon 6er Sc^tpei5 aus 50g ©usman naif Cirol, um ein
Sergfnappe 5U meröen. Dort ^atte er ujödjentliclj ,^einen florin
ober ©ulSen. ^olgents pber ein piertel 3aljr arbeitete idj nadj
Klaff tern/ vnb ifatk pon einer jeöen anfangs \2 vnb le^tlidjefn]
20 p. fönte aber nidjts öarbey erfparen / öann idj wat pnfieiffig
rn6 faiil/ pnö modjte 5U 6er nadjt nit arbeiten" (^5 ^).
Pom Bergbau u?eg begab fidj (Busman in 6ie ,,n?eitberümbte
Statt 3"fP^ucf'^ Dort fan6 er „neun Comedianten, 6ie u?aren
pon allen nationen 5ufammenFommen / pnn6 tljeils ^rant5ofen /
t^eils (Engellän6er/ tljeils ni6erlän6er^ tljeils 3*^1^^"^^" (^52).
IDas er uns 6a pom Cljeaterleben er5äljlt, u?orauf audj (So-
6efe^^2 Ijingemiefen Ijat, ift pon 3"*^^^ff^ fß^ ^^^ Sdjaufpiel*
fünft 6er 6amaligen §zxi. „3^^^ Music un6 Comedien"^ ersäljlt
(ßusman, „gefielen mir aufbun6ig pn6 6ermaffen wolj 6a| idj
(similis simili gaudet, gleidj pnn6 gleich gefellet ftc^ gern) *^^ midj
5u jljnen perfügte pnn6 mit jljnen accordirte , 6af fie midj in
jljre (ßefellfdjaft auffnamen / 6ann idj fon6te gut 3t<jW«"U<^ /
Spannifdj / Cateinifdj pn6 ^alb gebrodjenes Ceutfdj re6en / benebens
fc^lug xdi treflidj wol auff 6er Sauten / pnn6 pertrate einen
luftigen Spannifdjen Sdjaldfsnarren mit feiner Kitarren / pn6
fon6te artlidj 6rein fmgen/ tanken pnn6 fpringen". TXlan fie^t,
ipeldje 2lnfor6erungen an 6ie Komö6ianten geftellt tt>ur6en,
6eren Kunftleiftungen 2tlbertinus^audj Pom lUündiemv ^ofe
fennen muf te, u?o fie, u?ie mandje (Eintrage in 6en Qofsaljlamts^
rec^nungen beipeifen, ftc^ öfter fe^en liefen.
3m ferneren ersä^lt er pon 6en Komö6ien felbft. Balb
ftn6 es fromme (ßefd^idjten un6 gottfelige tjiftorien, 6ie felbft
/j(8 ^(egtbtus 2((berttnu5
5ur BeFe^run^ von BSfetDtc^tern führen; ;,^er9e9en finöt man
anbere Comediante[n] , meiere fonften gute historien agiren,
vx\[b] bcynebens lädjerlidje boffen unö (ßaucfdfptl oerri(^ten /
bofferlidje fc^nacfen retffen / vnb oom einen ort 5um anbern pm=
^ersie^cn". So mar biefe Cruppe, mit öer ©usman burc^ gans
Beulfdjianb un6 6ie Hieberlanbe 509, un6 bei roeldjer er öen Diener
eines alten perliebten ^errn, Pantaleon, barftellte. (Er Ijief Gusmandl.
Was er als folc^er gefpielt, ift feinem Berid^te nadj (5. B.
^56, ^58) 6erb genug unö überfc^reitet meit 6ie (ßrense öes
2tnftan6s. Ztlit biefer (ßefellfc^aft nun 50g (ßusman sunädjft in
Deutfc^Ianb ^erum. ^reilidj, fein Urteil über biefes £an6
(Kap. 55, 56) ift tt>enig fc^meic^elljaft. (£s ift ein „^ref : onnb
Sdjiauraffenlanöt" , bzxin „man t^ut öarin nidjts als freffen /
fauffen, fmgen vnb Hingen". 2JIIentI)alben erblicft man nur IDirts-
^äufer; unb an 6en IDirten oermerft man ,,biftt>eilen ein fe^r
groffe ftol^^eit/ ^offart/ grobitet vnb pnbefdjeiöen^eit" (^63). 2Iudj
fanb er „ein jämmerlidje vnb erfc^röcflicfje perfalfdjung 6ef lieb^
feiigen (ßetrancfs pnnb fonberlidj 6es IDeins/ pnö einmifdjung 6er
unnatürlichen öingen/ aIs2TtiId)/ 23ran6tu>ein/ Kalc^/Sdjmeffel/
2tlaun^®* Dn6 bergleidjen". Überall ift 6as Cafter im IDirts^
^aufe ansutreffen; am fc^Iimmften aber erfdjeint ©usman 6as
„erf(ijr5(flidje lange tifc^e[n] / ober lange ft^en ober tEifdj" (^67),
öas fedjs bis adjt Stunben untertags, bis in bie erfte, sioeite,
ja britte Stunbe ber Hadjt wäiixt, unb n>o es, ©usmans (Er=
Saljlung nadj, redjt unanftänbig ^erge^t.
So ift biefcr lUifmut bes 2tlbertinus gegen bie Crunf«
fud)t ber Deutfdjen, bzn man, tro^ bem Urteil bes^toentinus
über bie Bayern ^®^, auc^ an feinem ^ofe empfanb ^^^, biefen
„Saufteufel", ber Deutfdjlanbs piage bleiben u?irb, bzn „guten
IDeinfd^laudj", ipie i^n Cutljer ^^^ nennt, bie „Pöllerei, bas alte
beutfdje Cafter", wk (5. ^teytag fagt^^^ unb bas, geftü^t auf
Cacitus, fc^on Dante (Inf. XVII. 20 anbeutet, pieUoicfjt ber ein=
jige Berüljrungspunft , ben ber bayrifdje SdjriftfteUer mit bem
bitter gesagten Heformator aufsumeifen ifat, unb auf ben er
öfter u?ieber 5urücffommt ^^^
Das fec^sunbfünfsigfte Kapitel fc^ilbert fürs bas beutfc^e
£anb. „Ceutfdjlanbt ift pberauf grof / pnb ijat pnberfdjiblidje
anfeljenlidje prouinzen , nemlidj bie (Defterreic^ifc^e Sanben / f ol==
gents Bayrn/ Sdju?aben/ ,fran(fen/ Sac^fen/ IDeftp^alen. Die
©efterreidjer graini^en jenfeits mit Pngern/ pnb bigfeits mit
Boljem pnb Bayrn/ ber Orcf ift jljr pnfreunbtlic^er Xiaifbat/
vnb visitirt fte bifu?eiln/ bermegen u>ere 5U münf^en/ ba^ alle
tEürcfen ^alb in Bayrn / pnb ^alb in ©efterreidj u>eren / bas ift /
t)On Karl von Seml^arbfiöttncr. ^^
6af ein jeöer tEürcf mitten von einander gefäblet / ünnö öer Ijalb
£eib ^ieroben in Bayxnj vnxxb 6er anöer inn (Defterreic^ mere/
fo iDurben fte ob ©ott tDtU / guten friöen por j^m ^aben / öann
fte feinbt 6em tEürc?en fo feinbt/ 6af fte j^ne nicfjt anfc^aipen
mögen."
„Was aber Baym belangt/ gebuncfte midij 6af es 6as
gelobte Ijeilige Canbt wax / ipegen 6er fo groffen anbackt, 6ie idj
aller orten in 6en Kirchen pn6 Kl5ftern perfpürte/ 3*^^ ipegen
6er großen Barm^er^igfeit/ ipelcfje gegen 6en 2trmen begangen
iparS / mit ^ülff vnb barreic^ung 6ef ^, 2(IImufens. 3tem ipegen
6er gar fo guten lustici, welche aII6ort meniglidjen / 6em Firmen
fou>oI als 6e[mJ Heidjen / o^ne allen respect administriert Dn[6]
ertljeilt u?ir6" (^70).
IDenn ^elif Bobertag^'o fin6et, 6af Bayern ,,feljr
^erausgeftridjen" wivb, fo fann man 6em faum beippi^ten. Der
Hu^m 6er ^rSmmigfeit Bayerns erflingt in 6iefer Perio6e bei
allen Sc^riftftellern un6 ift pom Stan6punfte 6er (ßegenrefor*
mation aus geu>if berechtigt ^'^ TXn 2(nftalten un6 Stiftungen
5um beften 6er 2trmen fonnte 6as 6amalige Bayern mit allen
6eutfdjen Staaten wetteifern ^^^; was für PPege 6er 3^f*^5 H*
6reißig ^alft^n unter IDill/elmV., un6 me^r noc^ unter ZITaf L,
gefqa]^, ^at auf 6ie bayrifd^en 5uftän6e ^Sc^ft günftig eingetpirf t ;
an 6er Uniperfttät 3"9öift<J^* lehrte feit ^586 ein eigener Pro»
feffor 6es Kriminalrec^ts^^®, ipas an wenigen ^odjfi^ulen Deutfdj«
Ian6s 6er ^all ipar^'*, 6a man in Bayern juriftifdje Stu6ien
überhaupt eifrig pflegte ^ ^* ; 6er Polisei u>ar6 eine befon6ere Be=
ai^tung geu?i6met*^^ un6 6er Unbeftei^Iic^feit 6es Hic^terftan6es
un6 6er Hedjtsgleii^Ijeit , 6ie 2tlbertinus ^ier ^erpor^ebt, be*
fon6ere Hecfjnung getragen ^'^. So muf es e^er u>un6eijneljmen,
6af 2t I bertin US pon feiner 5weiten ^eimat Bayern nt^t
einge^en6er fpridjt un6 Por allem ZITündjens, 6as 6odj alle
5eitgenöffifdjen Berichte befon6ers ^erpor^eben^'®, mit feinem
IDorte (Erwäljnung t^ut. 2tuc^ in feiner Uberfe^ung 6er VOdU
befc^reibung 6es 3<>^^nnes Boterus (\6U) fügt er 6en fdjlid^ten
HTilteilungen über HTfinc^en, „welche für 6ie allerfc^Snfte
^ürften Statt in gan^ Ceutfdjlan6 geljalten n>ir6" (S. 6^\ feine
öeile bei, fo nal^^ i^m als Bibliot^efar ein ^inweis auf 6ie fo
reidje Bibliot^ef liegen mufte^^^
Pon Bayern ging es nadj S^waben un6 ^ranfen, pon 6a
nac^ Sac^fen. ;,Sa(^fen ift glei^fals ein ^errlidjes pnnM fruc^t«
bares £an6t/ im felben pnn6 fc^ier aller an6erer orten", fä^rt
(ßusman fort, „in Ceutfd)lan6t gefiel es mir aufbün6ig n?ol /
pnn6 ^ette je nid^t gemeint / 6af es folc^e anfe^enlicfje prouinzen
3alirbuc^ für tnAndjener (Befdj. II. ,^
50 itegtbtus Ülberttnus
rDcren. Hur ein Wng aber nüf fiel mtr / nemlt^ t^r erf^^ocMtc^es
fauffen ^^® vnrxb DöUerey... 3n 6en Sdjiampoöten / SctjUniereyen /
collatione[n] , BeYlagern vnb Sd)Iaftrün(f en Derbrin9en_ jte
ein jamerlic^es fretten / fupen / fd^Iemmen / vnb öemen /
föc^Ien vnb grölten einanber 5U e^ren,.* Xlid(i allein fauffen
fte auf öen grof mächtigen / fel^amen pnn6 ungeheuren Bedjern
vnb (ßläfern/ fonöern andij wann 6ie Harren poU vnb 60U
u>oröen / auf jl?ren Sdju^en / ^ils^üten / Strümpffen / Stifeln /
ja... tpie öie SarD vn[b] Sdjmein" (^72). Bei öiefem £eben
fömmt xljm nur eines feltfam un6 lädjerlid^ por, 6af fte näm-
lidf glauben, ein 21öerlaf madje alles rpieöer gut.
So ftnS 6ie ZlTänner. Das folgende Kapitel (57) aber er»
iäiilt uns, was (ßusman ,,an 6en tEeutfc^en IDeibern pn6 3ungf=
fransen gefe^en". Da ,, führen 6ie grauen 6en Ssepter 6er Sitte"
geu?if nic^t, fte fe^en überhaupt anöers aus, als Schiller pon
iljnen preift. grauen un6 Cöc^ter trinfen mit 6en 2Ttänuern in
6ie XDette^^^, foöaf fte „auff offner (ßaffen pnn6 planen/ bli^
bla^ poU Ijerumb ftörcflen"* 3^r Vfcxi fennt feine Creue, ja
felbft iljr iiuferes ift unfdjon un6 perrät alles e^er als ,,6er
(ßrasie 5Üc^tigen Soleier".
Dod) genug 6apon 1 ZTtödjte idf ja für meinen 2Iutor Sytn^
pat^ien ertpe^fen. Jtuf öiefe U)eife aber würbe idj i^m mo^l 6en
fdjonen Kreis 6er Seferinnen pon porne^erein 5um ^ein6e madjen,
ob id? gleid? 6em Protefte, 6en ic^ Pon sarten £tppen 5U Ijören
glaube: „Das gilt ja alles für unfere ^exi nidjt me^rl" jum
grofen Ceile 5uftimmen müfte.
Pon Sac^fen ge^t 6er gug 6er Komö6ianten nadf H)eft^
falen. Beraubt un6 geplün6ert pon u?alonifdjen Freibeutern,
fanten jig nac^ IHünfter. Dort heiratet (ßusman 6ie IDitme feines
ermor6eten Prin5ipals. 3" ^üttidj prellten fte einen „Jubilierer"
(3utt)elier) um einen anfe^nlidjen Sdja^ an Kleino6ien, mit 6em
fte über itmiens, Paris, 6urdj ©asconien un6 Hapara nadj
Spanien sogen ; 6enn in Palencia redjneten fte „auf 6es Königs
Pljilippi 6ef 6ritten ^ocIj$eit / 6ie er mit 6es (Er^^er^ogs Caroli
tCodjter ^rämlein HTargret" (^82) feierte. Dort l?offten fte, mit
iljren Komö6ien piel ©el6 5U löfen.
Die Sd}il6erung 6er ^oc^settsfeierlidjfeiten ZlTargaret^as Pon
(Dfterreidj un6 il?r feftlidjer €in5ug in Valencia am pfeifen
Sonntag (\S, Ztpril) ^599 tiimmt bei ZlTateo £ujan 6e SayapeSra
6as sehnte un6 porle^te Kapitel 6es gansen Homanes ein»
So 50g alfo (ßusman mit feiner Ban6e nac^ Valencia. 3"
Ciffabon erfranfte feine ^rau un6 ftarb ; „fte ipar „ein tCeutfdjin
pnn6 6ef fauffens gemoljnt", un6 fo löfc^te fte i^ren Dürft, „bif
üön Kart von i^eint^arbjiöttuct 5 t
ftdjfungDnöCebertnjIjr entsünöele" (^88). UneuMidjöränstesnun
2IIber tinus 5um Sd?Iuffe, unb in tpcmgen geilen roerben entgegen
fetner fonftigen (SetDo^n^ett 6ie folgenreic^ften (Ereigniffe er5ä^It,
3n Valencia füljrte er eine Komöbte unb eine Cragöbie
a\xf, „vnb waxbi baröurcfj fe^r bdanbi/ berü^mbt/ ünb pon
fdjönen gramen geliebt / Dnb fonberlicfj pon einer 6ie ^ief Isabella,
6ie tt>ar aucfj aufbünbig pnb bermaffen fc^ön ©nnb ^olbtfeltg",
ba^ er fte 5ur (£^e na^ni. Ztber bas wat fein Unglücf. Sie
^rau ^atte alle fc^Iitnmen (£igenfc^aften, unb was er i^r aüdj
gab, ,,fie ^enrfte es alles jljren alt befanbten feruidorn pnb
Galanen an.^* So blieb (ßusnian nidjt$ me^r übrig; er begab
jtc^ „auff fte^Ien pnb rauberey". „I)tfes mein Hac^tgejaibt",
enbet er, „Kappenrucfen pnnb Ztläntel fte^Ien trib idj fo lang/
bif man mii^ le^tlidjen erbapte/ befänfnufte ernftlic^ befpradjte
pnb 5um ©algen perurtEjeilte" (^90* Hidjt gans fo n?eit gelangte
ber Spanier; er ipurbe nur 3U 5e^n 3^^^^^ (ßalere perurteilt.
Vodf anif ber beutfi^e ©usman finbet noi^ (ßnabe. (Er
„appellirte pon bem pngerei^ten pnb pn barmherzigen Drt^el
be| masculini generis , ober ZHansgefc^Iec^ts an bas gerechte
pnnb barmherzige foemininum genus, ober XDeibsgefdjIed^t" —
u>ie überrafc^enb gegen feine fonftigen 2tuslaffungen 1 — „pnnb
fonberlidj an bie Königliche Sraut: ZTTit bitt/ man tpölle es
j^rer nTajeftät alfo für bringen pnnb bey berfelben pmb ein aller»
gnäbigfte intercession pnb fürbitt anhalten" (50\)-
SlUein man führte il?n jur Kid^tftätte. Ungeadjtet feines
(£infpruc^es, er fönne nicfjts (£nges um bm Sfals leiben, u?oUte
ber genfer feines 2tmtes ipalten, ba tarn ein reitenber Bote.
„Pnnb als er ^erbey Fam", fdjlieft bas (6\.) Kapitel, „pbcr gab
er bem Hii^ter einen Königlidjen Befelc^/ bef jnnljalts/ ba^
bie Konigin midj aufgebetten / pnnb idj anftatt ber ipolluerbtenten
Strangs Straff brey 3^^^^"9 ^^ff bie (ßaleen surubern condem-
nirt fein folte» Das iparb nun mit ^ö(^fte[m] meinem frolojen
alfo exequirt pnb Poll5ogen."
Somit enbet ber erfte tCeil bes beutfdjen (ßusman unb bas
H)erf bes Spaniers. Hur oberflädjlic^ ^at i^n bisher in ben
legten Kapiteln Ztibertinus benü^t. Die 2trt unb IDeife, tpie
©U5män ber tEt?eatertruppe bes Heredia aus £iebe 5ur fc^önen
3fabel, einer Sc^aufpielerin berfelben, ftc^ nähert, ift im ©riginal
ungleidj feiner bargefteüt. Dort ift er bas (Dpfer 3f^t>els, einer
anfprudjspoUen KoFette, bie er inbes ni^t heiratet. Der Schlug
fteÜt einen britten Ceil in Ztusfidjt^^^, ber Pon (5u$mäns balbiger
Befreiung unb feinem ferneren feltfamen £eben Bericht erftattet.
Doc^ ift ein folc^er ni4t me^r erfc^ienen^*^
52 ilegtbms Ülberttnu^
IDoi^l aber tft ^(e^tötus 2(lberttnu5 ntc^t 5U £n6e,
piclme^r beginnt 6er s^ette 2Ibf(^nttt; un6 5tefer „anSer C^eil
begretfft/ was (ßeftalt Gufman ftc^ befert pn[6] was er für ein
fel^ame aber ^errltdje vnb fdjone Keif gen 3^^wf^^^^ oerric^t
ünnö ft^ 6ar5u ftaffiert vnb oerfe^en ifat" (503).
3n biefem gansen, nodj $tx>ei^un6ert5ipan5tg Seiten (503 — 723)
umfaffenöen 5ipeiten Ceile erfahren mir eigentlich nichts meljr,
was 6ie ^anMung irgendwie fSrberte. „Xiadf aufgeftanöener
brey^d^riger (ßaleen (ßefängPnuf ", ^ebt 6ie (ßefc^ic^te an, „tarn
idj in einen XDalb / fe^te midj pnöer einen Baum / betrachtete
mein pergangenes ttbm vnb 6en armfeligen pn6 gefährlichen
Stanbt öer IDelt reöete mit mir felbft pn6 fpract) : <D armfeliger
Gufman n>as biftu? was n)iltu anfa^en? wo wxl\i Ijinauf ?•..
7ÜS idj 6ifer ©eftalt mit mir felbft redete/ pn6 mic^ felbft
fragte / rpo idj boif ^ingeljen pnb mic^ wznUn wolie? ^5rte
idf pnuerfe^ens ein Stimm/ bk fpradj: ad poenitentiam eas:
bas ift: ge^e ^in pnö perfüge 6ic^ 5U 6er buf. 3<^ erfc^racf /
rpeil ic^ niemanöt fa^e: Ce^tlidjen aber froc^e ein alter (Ein=
ftMer auf 6er ^öle 6ef Baums (6arinn er jtdj bifn^eilen pflegte
auffsu^alten / pn6 pn6er n^elc^em idj 6amals faf pnn6 per=
ftanSener maffen mit mir felbft re6ete) ^erfflr / ladjet mid) freun6t»
lic^ an pnn6 fpracfj: XTlein ^reun6t/ ic^ fpüre/ 6af 6u ein
groffer Sün6er / pnn6 feljr tramrig pnn6 5n?eiffel^afftig bift /
pnn6 nidjt u?eift / n?as 6u anfa^en 06er ipo^in 6u ge^en foUeft :
2tber idj Ijab 6ir allbereit geantmort/ 6af 6u 6ic^ 5U 6er
poenitentz pnn6 Bu| perfügen foUeft."
Damit ift 6as tf^ema gegeben. (£s folgt eine lange, faft
5ur ^älfte mit lateinifdjen Zitaten gefättigte 2lb^an6Iung über
6ie ipa^re Heue, 6ie Beidjte un6 i^ren jtttlid^en IDert, 6as ^aften
un6 2(Imofengeben u. a^^K Hadj poUbrac^ter • Beidjte erhalt
©usman öen 2tuftrag, nadj 3^J^wfaIem 5U pilgern; „6ann", fagt
i^m 6er €infte6Ier, „u?eil 6u 6ie gan^e 5eit 6eines tcbens alle
£än6er 6urdjftric^en / pnn6 fc^ier aller orten ein le^e pnn6 seidjen
6einer Büberey pnn6 Bofljeit Ijaft ljin6erlaffen / fo ift billid^/
6af 6u ein 6ergleic^en Seif perric^teft pn6 etu^as abbüffeft" (563).
Damit ift 6er Stoff 6er legten 2lb^an6Iungen gegeben, in
6enen 6ie requisita 06er €igenfdjaften 6es geifllidjen Pilgrims
6er Heilje nad^ erörtert n>er6en. 2tn 6ie „requisita" 6e5 Pilgers,
6ie Cafc^e, 6en Stab, 6en Zllantel, 6en Qut, 6as (ßeI6, 6ie
Sdju^e, 6as fleine ^ün6Iein u. f, «>., werben moralifc^e Tibtianb-
lungen gefnüpft, 6ie pon aUegorif^en Deutungen ausgeljen.
Hadj all 6iefem jdjiief töusman: „Difes n>ar 6ie erjnnerung /
u?eldje mir 6er from (£infi6I t^ate / n>ie pn6 n>as geftallt aber
von Karl von Heinliarbftöttner. 53
tc^ jtjr gefolgt vnnb midj ferrncr per^altcn / bas pernimbt 6er
günftig £efer auf öem örttten tC^etl / ipte es nemblic^ mir auff
Ser Heif gen 3^^ufalem ergangen / was xdi bafelbft für buf
getljan / folgents vom Oräen gefangen / gen iConftantinopel
gefuljrt / aber ipiber lebtg tDorben : Xladi folc^em 6ie 3n^i^ntfc^e
£än5er befuc^t / unnö was idj aller orten gefe^en / gehört /
erfaljren / gelitten pn6 aufgeftanben" (723).
Der 2Irbeit eines dritten tCeiles ^at fidj 2tegi6ius Ztiber*
tinus nidjt metjr unter jogen; biefelbe übernahm ZRartinus
^reu6en^oI6, beffen Porrebe 3um britten unb legten tEeil bes
Canbftör^ers (ßusman pon itlfar^e bas Datum bes 20. ZHärs ^626
trägt ^^*. 7i\xd( biefe Jtrbeit, pon ber ipeiter 5U fpredjen ^ier
nidjt ber ®rt tft, l^at (ßrimmels^aufen gefannt unb benü^t*®^
Die (grsätjlung ipirb bur^ ben jipeiten tEeil bes 2t Ib er tinus
allerbings nidjt me^r ipeitergerü(ft; immerhin aber ftnb biefe
bogmatifc^^as5etifc^en 2lb^anblungen , bie ein förmliches Kom»
penbium ber praftifc^en Keligionsle^re bieten, nic^t unbebingt 5U
permerfen. IDeldje Itufgabe biefen (Erörterungen in bem Schelmen«
roman ^ufiel, ^aben u>ir bereits gefe^en. 2ln fic^ fmb fte uns
nidjt unintereffant, ba fte, fo 5U fagen, Belege 3ur ©efdji^te bes
Prebigtftiles liefern; benn prebigten fmb es eigentlidj, n?as ber
(ginftebler feinem gläubigen Sd^üler Ijält. Unb fte ftnb fo gans
in ber 2trt jener ^ext unb Ifabzxi unenblic^ piel pon 2tbra^am
a Sancta £Iara an ftc^. Tille bie fräftigen Pergleidje, bie etipa
fünfsig 2^tive fpäter ber faiferlic^e ^ofprebiger in feine Heben
einPoc^t, unb bie mit ftarfem Healismus, ä^nli^ bem Simile
bes Dante, mitten aus ber Prayis bes Cebens unb alltäglicljer
PorFommniffe genommen ftnb, finben pdj bereits bei 211 ber tinus
unb beleben feinen fonft bfirren ZHoralportrag. <Db ^xdi nadi
biefem (ßeft^tspunfte ^in ni^t bodj auc^ bem s^eiten tEeile
me^r als „erftaunlic^e 2(bgefc^macftl?eit unb Onbelei" na^»
rühmen läft, wie Bobertag^^'' t^ut, tpäre piellei^t nod? 5U
unterfud)en. XDenn er ben läfftgen Sünbcr mit Qausmägben
pergleidjt, bie „bermaffen faul fein, ba^ fte bas Keljrfott etmann
inn einem XDincfel bef ^aufes ligen laffen" (523), u>enn er Pon
Ceuten rebet, bie 5ur Beidjte unfreiwillig ge^en, „nur jl^ren
Qerren sugefaüen / bamit jte entweber jl?re Qof fuppen ober bienft
nidjt perlieren" (525), fo greift er boc^ mitten ins £eben Ijinein.
Unb audj bie öftere Beichte empfieljlt er treffenb bamit, ba^ es
„nidjt genug ift/ ba^ ein Sdjüler bie Sc^ul nur \. ober 2. mal
järlidj befuc^e / bann er würbe rpenig barmit letjrnen / alfo fan
ber jenig für feinen guten Stubenten bef (ßlaubens gehalten
werben/ ber im 3atjr bie Sd^ul ber Beiqt nur ein ober swey
5/1 2le^ibtu5 2IIbertinus
mal?l befudjet" (527). IDicöerum feljrt er ftc^ (pgL oben S. 3^, 35)
$e»^en jene, 6te in 6cr Kirdje ben frönen grauen nadjfe^en.
3^r (gebet bleibt unerhört, „toeil fie im ipe^renbem jljrem betten
mit 5en Ziagen l?in pn6 wxbcv auff 6ie fc^öne gramen fdjatoen /
pn6 mit jljrem ^er^en ünn5 (ßebancfen anberftmo feinöt / alfo
auf 6em betten ein pudjen pnnö fdjroe^en / unb auf öer Kirchen
ein • . • , Kuppel ^auf madjen" (5^5).
XDäifv^nb Jtibertinus fo in 6er 2lrt eines tEauIer unb
(Seiler förmli^e predigten fdjreibt, ift er uns auc^ in öiefem
punfte, tt>ien?o^l 5er ^aben 6er (grsalylung abgefdjnitten tDir6,
lüenigftens nac^ oer tultur^iftorifc^en Seite ^in
tDidjtig; 6enn es unterliegt gar feinem ^^^^f^^ ^^f Ui^^ 2(lle=
gorien un6 Bibeleyegefen , loie Bobertag^*' bemerft, ,,je6en=
falls djarafteriftifc^e Belege für 6ie 2luslegungs= un6 Pre6igtn>eife
6er 6gmaligen fatljolifc^en (ßeiftli^Feit" fm6.
Übrigens ift illbertinus von 6em müften Poltertone 6er
Pre6iger feiner un6 6er fpäteren §^xi, wk il?n nocfj 6er JTlündjener
(ßeiftlic^e 2tnton PonBudjer in feiner Pre6igt auf St. C^rifto»
pljorus fo allerliebft paro6iert^^^, u>eit entfernt, un6 in einer
fe^r beadjtensu)erten Stelle (S. 662), 6ie tt)ie6er geeignet ift, u?ie
alles bei unferem Sc^riftfteller, Sdiaikn auf 6ie Sitten un6 (ße=
bräudje feiner geit un6 6er 6amaligen bayrifdjert Per^ältniffe
ju iperfen, äufert er fic^ über 6ie I{an5elre6ner: „^üten aber
foU ficfj pnfer pilgram / 6af er an ftatt eines fleinen ^un6ts
6ef guten eyfers" — er ^atte eben (656) 6em Pitgrim ein
f lein es ^ün6lein empfohlen — „feinen u^ütigen groffen i?ü6t 6ef
pnbefdjei6enen eyfers 5U ftdj neme. Dann 6ergleidjen ^un6t
pflegen 6ie (ßänf / 2len6ten / Sdjaf / Sdjtpein pn6 Rennen 5U
uerjagen : 2tuff 6ifen fdjlag fin6t man etlicfje Pre6iger / meldte
auf einem pnbefdjei6enen eyfer o^ne allen respect jmmer6ar
bellen/ beiffen pn6 pon fidj ftedjen/ 6ern?egen nit allein nichts
fruchten / fon6er 6ie ®emüter 6er ^uljörern tpiber jljne peralieniren,
abu?en6en pn6 perbitteren : 3^^^'^6ar fdjreyen fie / crucifigatur,
deponatur, eijciatur^ fo gar nennen fte bifmeilen 6ie £eut^ /
06er 6cuten gleic^famb mit Ringern auff fte / laffen jljr rad)=
girigs gemütl? auff 6er Can^el auf / pnn6 referuiren 6em ©Ott»
liefen prtl nichts : ZHit foldjem jl^rem pnbefd)ei6enen eyfer per=
fc^onen fie u>e6er 6er alten nod) 6er jungen/ n?e6er Ijoljes noc^
ni6ern ftan6ts : IDo^er entfpringt aber foldje ipütigfeit 6ef ^un6s?
2tnttPort: ©nen nagen6en IDurm Ijaben fie pn6er 6er jungen/
nemblic^ 6en vonvm 6er Ijoffart pn6 eytln eljr / 6erfelb mad^et /
6af folc^e Pre6iger für lustitiarios pn[6] groffe Ciebijaber 6er
lustici pn6 (ßöttlidjen eljr gehalten u?er6en u?öllen / 6ermegen
von Karl von Hcinl|arbftöttuer. 55
laffen fte ftc^ mit öem pnbefdjcibencn corrigiren pnb ftraffen öer
£after auff 6er (£an^el fo fteiff ^oren. 2tn6ere ^aben einen H)nrm
6ef neiöts onö paffes / vnb öerfelb ^eift correctio mendax in
ira contumeliosi : (£s tft aber fein correctio , fonöer ein
corruptio. Hoc^ anbere Ijaben 6en IDurm 5er ignorantz pnöer
öer jungen / vnb n>eil jte auff j^re PreMg nit oil ftuöiert ifaben /
Dnn6 nidjts anöers miffen fürsubringen / fo begeben fte ftdj an
ftatt 5ef docircns vnb le^rens auffs calumnieren, fdjelten vnb
falmeufen".
So fe^r inbes 6ie ZTÜoralifattonen bes 2tlberttnus 5en
^uf^ninien^ang 6er ©efc^t^te ftören, fie Ijaben 6od) einen be>
fliinmten ^wed. VHan voixb irre ge^en, toenn man glaubt, fte
Ijätten öem SdjriftfteUer, 5er „nidjts fdjlec^ter als 5as €r5äl?Ien"
Derftanb^®^, £ürfenbiffer für öie gefurste (ßefdjidjte abgeben
muffen. Dielnte^r ipoUten alle biefe 2lutoren ernftlic^ moralifcfj
tDirfen. So urteilt ^eröinanölDoIf^^® über ZlTateo Zlleman,
er Ijabe ,, feinem IDerfe, n>enn aucfj nidjt eine moralifdje tCenbens,
6oc^ ein moraltfdjes Palliatio in ^äufig moralifterenben Betradj»
tungen beigegeben", 2tlbertinus füljrt in 6er Porrebe 5u
feinem „(ßusman" an 6en 2lbt 6es (ßottes^aufes ^arnbadj 6ie
(ßrün6e alle an, 6te i^n belogen ^aben, „allen pn6 je6en Stanbts
Perfonen 5ur na^rt^tung pn6 gutem/ 6ie ^iftori pom Ceben
lohan Gufmans in tCrucf 5U perfertigen", un6 6er Perfaffer 6er
Picara Justina ipür6e fti^ ^ödjltdj peripun6ert un6 belei6tgt
füllen,, feinen Homan pon ®räffe^^^ als eine ,,ebenfo lang»
tpeilige als fdjmu^tge ©efdjidjte" be5eidjnet 5U Ijören; 6enn in
feiner für 6as Perftän6nis 6es gefamten Sdjelmenromans Ijodj^
tpidjtigen (Erflärung 6er „Ztbftdjt aller Bän6e un6 Büdjer 6er
Picara 3uftina" rneift er nadj, 6af in iljm 6a3 Vilabdim 6ie
(ßefaljren tpcibli^er Ceic^tfertigfeit, 6ie perljeirateten grauen 6ie
böfe ^olge fdjledjter Beifpiele un6 mangelljafter Kinöererjte^ung,
fürs 6af alle Stän6e, Stu6ieren6e, Sol6aten, Beamte, IDirte,
Hidfter il^re ganse £ebensaufgabe erfennen tper6en. Un6 5um
5u)e(fe pollfter Sidjer^eit ^at er fein Budj 6er 3nquifition por«
gelegt ^^^
ltn6 ^at ni^t Ben 3^"fo" gera6e 6ie moralifdje un6
ftttlic^e tCenöens 6es (ßusmän 6e 2tlfaradje, 6en er aus James
Mabbe's^^3 englifdjer Überfe^ung fannte (3. 2tufl. \63^), .rülj==
men6 ljerporgeljoben^*\ .u?a^ren6 audj 6er Simplicifitmus 6es
(ßrimmels^aufen einen Dereljrer ^^^ 5u 6en Derfen peranlafte:
fo blicft 6odj flar Ijerfür, 6ag €r nur ^leif anfeljr,
mie (gr mit £uft un6 Hu^ öenlDeg 5urCugen6 leljr.
56 ^legtbtus ^Uberttnus
Diefen päöasogtfc^en (ßrunöfa^, 6em ^orasens Pater folgte ^'•^^,
bntdi ^tntpeis auf 6ie Cafter anöerer 6em So^ne bas Cafter
perac^tlic^ 3U mad^en, un6 öer 6te Spartaner oeranlafte, 5U
gleichem gmecfe t^re ^eloten 5U pertDenöen, tft andi ptelfadj 6er^
jenige unferer 2(^nen setpefen^^^
(£5 öürfen alfo 6te moralifc^en (Eripägungen; 6te Jtegtöius
illberttnus 5um teil nac^ fpanif^en PorWlöern, 5um teil nac^
eigener (grfinöung einPodjt, nic^t unterfc^ä^t »erben. Sie gehörten,
ipie C. 2y[ribau *^® Seijt, 6em Zeitalter Ükmans an unS iDaren,
iDie ipir gefe^en Ifab^n, öer tCenöens Mefer Homane unentbeljrlidj.
Die 2Irt un5 IDeife, toie itibertinus ft^ 6en fpanifdjen
Homan surec^tgeric^tet ^at, ift (ßegenftanö mancher Bemerfung
getDoröem Bobertag^*^ fagt: „Der öeutfc^e (ßusman ift eine
gan5 freie Bearbeitung 6es fpanifdjen ; 6ie größere ^alfte feines
3nl?alts ift i^m eigentümlich". Vinb 5utreffen5 jft, was ^rei«
Ejerr von Ciliencron*®® pon feinen fämtlic^en Übertragungen
äußert, auc^ für feinen (ßusman : „Seine Überlegungen fmb 5odj
freie, oft fe^r freie Bearbeitungen; er afflimatiftert fo 5U fagen
feine originale". (£r felbft perbreitet jtc^ nur einmal über fein,
prinjip 6er Übertragung, 6ort aber in einer eigenen Hoti5 por
feiner „Historia Dom Prfprung... öer Ke^ereyen" (\6\^). Was
er jeöoc^ ^ier fagt, gilt für feine fämtlidjen Überfe^ungsarbeiten.
„(ßunftiger £efer", Ijeift es ba, „n?3ffe, öaf öifes Budj auf
feinem Original nit pon IDort 5U IDort / fonöern öem fmn pnö
perftanöt nad) vertiert: bifmeilen au^ pnö an etlicf)en orten
abgefärbt / nadj notturft corrigiert , pnö / fo pil müglidj / auff
ein öefto annemblic^ern Ceutfdjen ^orm accommodiert pnnö ge»
richtet ift moröen". Por allem ^at er öas ©riginal gefürst, foöa|
es feltfam erfdjeint, n?ie ^. 2tntoine in feinem im allgemeinen
ridjtigen Urteil über öiefe Bearbeitung öiefelbe „um pieles länger
als iljr fpanifc^es Porbilö" nennen fann*®^ Hidjt nur §at
2tlbertinus öie unperljaltnismäfig langen €pifoöen öes ®ri*
ginals, öie ©efc^i^ten Pon ®smin unö Daraja (P. 1, 1. i.e. 8),
Pon Doriöo unö Clorinia fP.1, 1.2. c 10), pon Dorothea (F. II,
I.2.C.9), pollftänöig geftri^en, er ^at aud) öie ZlToraHfationen
unenölid^ gefürst. 3^ allgemeinen ift öas Beftreben einer (Ent=
fernung rein f p an ifc^er Dinge unperfennbar. Kapitel u?ie jenes,
öas öen Hac^u^eis liefert, öaf Spaniens Konige pon öen ©oten
ftammen (F. 11,1. 2.c. 10), oöer jenes, bas öem (Einsuge öer Königin
in Palencia gemiömet ift (F. II, 1. 3. c. 10); ^at er einfach unterörüJt.
2tn fdjtt?adjen Perfudjen, öas ©anse 5U loFaüfteren, fel^It es nic^t.
So läf t er bisweilen 2tusörücfe u>ie „bei uns in Spanien" u. ögL
aus, 5. B. S. {0: „Difes feinöt öie stratagemata pnnö griffel
»Ott Karl von Hettit^arbftötttter. 57
6er Kauffleuten / ipel^e täglich practictert tperöen" — Estrata-
gemas son de mercaderes, que donde quiera se practican
en Espana — ; fo madjt er ebenba 6ie fec^s Healen 5U
„einigen gefto^Ienen (Bulben" un6 fprtdjt (87) oon öret^unbert
"Kronen ftatt 5er etoas me^r als taufenb Healen (P.I,U2. c.9);
allein bies ^efc^iel^t nur fe^r feiten im Pertjältnis 5U 6en ialjU
lofen Stellen, wo er (5. B. S. 62^ 76 u. 5.) 6te fpanifd^e tDäl?rung
beibetjalt.
Seine Catintsmen jtnb ftSrenö in ^o^em (grab, unb Ptel«
leicht gilt bies u)eniger von ben sa^lreic^en fürseren ober längeren
lateinifcfjen Zitaten, bie er befonbers an moralijterenben Stellen
feiner TS,eb^ einflickt; als oon ben perein5elten Hebeformeln. 3"
biefer £)infi^t fticfjt ber ©ebrauc^ bes Sefretartus meit pon bem
feines ^errn ab; benn es ift befannt, ein n>te grofer (ßegner
biefer lateinifdjen ^losfeln in beutfdjer Hebe Kurfürft ZRay I. mar,
als beffen ridjtiger (ßrunbfa^ galt: „Ubi suppetunt vocabula ver-
nacula, non opus aliis" ^^^,
^u allem Uberfluffe aber toirb gerabe bie fpanifc^e Porlage
2tl ber t in US Quelle 5aljlrei(^er Satinismen, unb fo fann er ber
Derfu^ung nidjt u?iberftel?en, 2tusbrürfe u>ie „imaginaciones" mit
„imaginationes** (^9), „sentencia definitiva" mit „sententiae dif-
finitiuae'* {5\), bie „virtud retentiva** mit „virtus retentiva'* (70),
„aunque sutilizas el ingenio, destruyes las potencias"^ mit „ob
fc^on bu bie ingenia subtilisirest , fo 5erft5rft bu bodj bie po-
tentias'* (96), „liciones" mit „lectiones" (98), „cuidado solicito"
mit „fe^r sollicitus unb forgfältig" (77) 5U überfe^en — ber orado-
res, philosophos, poetas u. f. u>. nid)t 5U gebenfen, bie natürlidj
ftets als oratores , philosophi , poetae u. f» w. in bem jeweilig
nötigen Kafus mieberfe^ren.
2Ulein ungeadjtet biefer, iDentger i^m als feinem Zeitalter
an^aftenben (Eigenarten ifdbzn u>ir an 2tlbertinus einen Schrift»
fteller oon grofer Kraft unb (ßerpanbt^eit bes 2tusbru(Jes 5U
bemunbern *^^, ber bie beutfc^e Spradje pöllig be^errfdjt. Himmt
man auc^ an, ba^ er biefelbe, n?ie es ma^rfd^einlidj ift, in
Dertjältnismäfig frfiljer ^zxt lernte, unb ba^ bem Hieberlänber,
beffen Sprac^entalent gerühmt mirb^^*, bie ^odjbeutfd?e ^^^S^
jiemlidj na^e liegt , fo beburf te es boc^ befonberer Begabung,
biefelbe bis 5U folc^er Be^errfd^ung ftc^ ansueignen, unb biefes
Bemuf tfein mag iljn andf yx ber befc^eibenen auf erung per»
anlaft ^aben^^*: „XDas aber meine geringfügige Perfon anbe*
langt/ bin i^ gleic^mol anfangs nit gemaint geu^eft/ anbere
pnb mehrere Bücher / als eben bie Senbtfc^reiben biefes authoris
5U vertiren..* Pnb folc^es iwax barumb,.. u?eil 3dj um ber
58 21egibtus 2IIbertiniis
^odjteutfdjen Sprachen ntt öermaffen verfielt nodi abgeführt bin /
5af tc^ bar^er ein grof tob 5U erja9e[n] mir erträumen laffen
öörffte".
IDic ferner es aber voav, ins Deutfcfje $u uberfc^en, perrät
uns andi 6er Bearbeiter 6es Don Quijote, wmn er fagt: „Danen»
Ijero ic^ mir getraute mit brey Blaten e^e fertig ju werben / fo
aus obgefe^ten breyen (Spanifdj; 3^^'i^"*f^^ iJ^^^ttSöftfcI)) in We
Cateinifc^e Spradj ombsufe^en feynb, als mit beren einem in bie
Ceutfc^e"206^ y„5 paljfcfj Baftelns ©efc^i(JIid(feit ift bodf am
crfannt^®^
K. C^. :^ ei sei urteilt^®® über itlbertinus: (£r „roar einer
ber frudjtbarften ScfjriftfteUer feiner 3^^*; ^^\^ i" neuefter ^ext
ifat man auf bie bisher unterfc^ä^ten Ceiftungen biefes Sitteraten,
bie ftdj fo 5iemli(i?auf bie ganse Summe ber populären
Silbung bes Seitalters erftrerften, aufmcrffam gemacf)t".
Hun Ijat aber 2tlbertinus für Bayern bas fpesieUe 3n»
tereffe, ba^ feine Sprache ein treues 2lbbilb ber bamals gefprodjenen
HTunbart ift, unb ba^ fpesiell ber ZlTünc^ener in i{?r fofort
fein heimatliches 3biom erfennt. €r fcfjreibt oberbeutfdj, unb mit
üoUftem Sec^te behauptet Cilien er on, ber auc^ feinem DialeFte
einige IDorte gemibmet ^at^®®, „ba^ ftc^ ber Perfaffer als eckten
Sayern giebt. 2tber er fdjreibt babei nidjt etn>a einen roljen
DialeFt, fonbern eine, n>enn au^ nidjt fonfequent burdjgefü^rte,
fo boc^ im gan5en n^o^Igebilbete Sc^riftfpradje".
Seine oberbayrifcljen IDorte, auf bie man überall ftögt, feine
,,€l?eljalten" (S. ©usman 95), „Kud(el" (70, „2«mufen" (20),
„greinen" (\89), „Cettfeigen" (^), fein „Königl" (80, „ftarni^el"
(\9\)M,^angnug, ©efängnuf" (^, ^92, \9^u-ö.), „DäntelmariJt"
(Cuc. Kön. S46O, „Kutteipecf" (ebenba), „tCracfe" (= Sracfee 22),
„ber2Ifd)enM=bie2tfd}e38), „Ceylad!" (80), „^a^inetel"(82)2i^
„Docfe" (= puppe 9^, 93), „^eim" (= Sc^faum U8), „anwerben"
(1^2), ,^xeyiW (\50), „(ßutfd)irer" (\73), „3ntlett" (= Un=
fd)Iitt \9\), „Cent augridjten" (2^8), „fämplen" (= fämmen
22 ^, 270, „räf " (= beisenb, fdjarf 2^0/ //f^^^S" (»^" IDunben
2^7), bie „IJyen" (== 21d(feln 255), „Curf" (= Decfel 288),
„backen" (= baJen 290), ^^Klumfe" (= Si^e 29 0, „garfe^en"
(bie §\xng,e erftarret, garfe^et 300, „XDöljr" (Inst, vitae auli-
cae f. 60, „liröf" (= Kraufe, ebenba), „Znebeyen" (f. 62),
„pSfel" (L 69), „judj^en" (f. 72), ,,BrotI)auf ober pfifter",
(Hernes Clofterleben f. \72Y'\ „Canbftör^er" unb ,,St5r^er" «^^
rpie ^eute noc^ ein ^unb, ber nidjt 5U Qaufe bleibt, genannt
n>irb — , alles bas erinnert Iebl?aft an ben oberbayrifc^en, meift
mün^enerifc^en Dialeft, ben fidjltlbertinus treulidj an*
pon Karl von Hcint^arbpöttner. 59
geeignet ^at. Urxb fo böte 6er SdjriftfteUer für 6en ©ermamftcn
unb Dialeftforfdjer ein Ijübf^es liompenbtum 6er 6amab üb-
lidjpen 2Ius6rucfsformen.
^ur BaYern ift fomit 2le9t6tus 2llberttnus ein iioAf^
be6eutfamer Scf)riftfteller, 6a er uns im ©etDan6e unferer
6amaIigen2lus6rucfsform un6 unferes 6amaligen Tin-
fdjauungsfreifes nt^t nur ein BiI6 unferer Spradje
aus 6em 2lnfanöe jenes perljänsnisDoIIen ^aiivtinn-
6erts ^interlaffen ^at, fon6ernaudj ein fultur^iftori==
fdjeS; in treueften färben entworfenes (ßemäI6e jener
ernften ^eit un6 i^rer fittlidjen, religiöfen un6 poIi==
tifdjen ITTeinungen. 2tber audj für 6ie 6eutfc^e £itteratur, für
6as Sdjrifttum 6es gefamten 9rogenX)aterIan6es ift 211 bertin us
6urclj feinen ,;£an6ftör^er ©usman" pon befon6erer Be6eutun9
gemor6en. Wo in 6er litterären (ßefd^idjte 6er €ntn>irfelung 6es
Sdjelmenromans (Ertpätjnun^ gefdjie^t^ ift 6es 2tlbertinus
Harne 6er erfte. €r Ifai jene (5attun$ in I)eutfc^Ian6 5uerft ein»
gefüljrt, 6ie faft ein 3al?r^un6ert lang Cieblingsleftüre unferes
Polfes geblie ben, un6 6ie, n?ie wxv gefeiten ^aben, unter (ßrim<
melsljaufens ^e6er eine fo ^o^e PoIIen6un9 erreicfjt ^at.
Un6 tt>enn manfagen 6arf, 6af 2t I bertin us 6en Sdjelmen»
roman in I)eütfdjlan6 eingeführt ^at^^*, fo unterliegt es feinem
^meifel, 6af 6er je6enfalls genugfam belefene ®rimmels =
^aufen^^* feine Porgänger n>ol?I fannte un6 2tlbertinus 5ur
^an6 Ijatte^ 6em er (ßu5mäns Kenntnis per6anfte. Denn 6af er
6iefen lefeteren me^rfadj ftdj 5um X)orbiI6e na^m, ift längft 6ar=
gettjan n)or6en^^^
Die Berü^rungspunfte 6er fpanifdjen Citteratur mit 6em
bayrifdjen ^ofe un6 6en bayrifdjen Sd^riftftellern ftn6 nid)t feljr
üiele. ®b fpanifc^e StüJe in IHünc^en gefpielt tt?ur6cn^ 06er
nid)t, mag 6aljingeftellt bleiben ^^^ ^^bex\iaUs ifab^n 6ie
grofen Zfleifter 6es fpanifc^en Dramas 6as 3^fuiten =
6rama n)efentlidj beeinflußt un6 5U feiner reichen €nt»
faltung mit beigetragen, iporüber an einer an6ern Stelle ge^an6elt
tt?cr6en foU. Daß fpantfdje Spradje un6 Citteratur audj Ijin un6
tt>ie6er gepflegt vontbcn, bemeift 6ie ^ulcxffung eines 6er erften
„Heup^ilologen", 6es fpanifdjen Spradjleljrers Angelus de
Sumaran, an 6ie 3^S^Ip56ter Unioerfität (^625), nad)6em er
fd)on pier5e^n ^alixe in ITlündjen — alfo gKid?5eittg mit 2tlber^
tinus — als Celjrer neuerer Sprayen gemirft ^atte^^'^*
€in befon6eres X?er6ienft 6es bayrifdjen £an6es
ipar es 5U allen 3^^*^"/ ^^f i" ^^^ fü66eutfd)en
Hefi6en5 aud^ 6er Pflege 6er frem6en Kultur eine
60 ^legtbtus 2IIberttnus
Stätte geiPtömct wav; unö 6ie Ctnfönntgfeit unferer in^
neren (Entiptcfelung unter brtdjt, ol?ne jeöoc^ 6em llatio=
naien 5U ^djaben, bas 5äl?er 6enn anöerstoo gerade
bei uns fid) erhielt, 6er grofe €tnfluf, 6en ttaltemfc^e;
fran56ftfc^e, fpantfc^e, nteberlänötfc^e Kunft un6 ©ele^rfamfeit,
tC^eater un6 ZRufif porüberge^enö auf uns ausgeübt Ijaben.
IDir finöen barum 6ie bayrifc^e Kultur, n>ie Bayerns Politif;
ftets in XDec^felbesie^ung mit irgenö einer grof en geiftigen Znac^t
(Europas, öeren mo^It^ätige (£intt>irfung in Kunft unb (Bewerbe
bis auf 6en heutigen tCag unperfennbar blieb.
So mag es 6er Kulturgefc^tc^te 5er bayrifcljen ^auptftabt
geu^if mit Jreuben geöanft werben, ba% fie im ^alixtinnUtk
6es grauenüoUen öreifigjä^rigen Krieges Sem ftillen Denfer unb
fleifigen Citterator 2tegibius 2llbertinus felbft am ^ofe bes
gr of en Kriegs^elben ZlTayimiliansbesCrften eine gufludjts»
ftdtte gewäljrte, pon ber aus er in frieblic^er IHufe feine ^aljU
reiben Schriften •in bie ftürmifc^ erregte XDelt ^inausgeben unb
Deutfc^Ianb eine Bearbeitung jenes ^odjwidjtigen fpanif^en
Somanes fdjenfen fonnte, ber Deranlaffung würbe 5U jenem
Ijoc^bebeutenben IDerFe, bas für alle ^dt eine Sterbe ber beutfc^en
£itteratur bes ftebense^nten ^alixli\xnbeiis bleiben wirb.
Der befdjeibene Ku^m, ben 2JClbertinus ein S^itgenoffe^^*
prop^eseite, wirb i^m barum wo^I niemals ftreitig gemadjt
werben f6nnen:
„Teutonicis sie tu dignus celebraberis oris,
Pulchraque post obitum fama superstes erit.*'
Üu(fl(nna|»(i|( und Mtn^Ut
*
0 Stelle über biefes Datum ^eItj23obertag, (5cfd?td?te bes Homans
unb ber il^m oerrüanbtcn Dicf^tungsgattungen in Deutfc^Ianb. gmeitcr ^an^,
^mette ^älftc. Berlin ^88^. 5. 22, 23. — (Srirnntelstjaufcns IDerfe, l^craus*
gegeben t>on (f. 23 ob er tag, (Kürfd?ners Deutfd^e Hationallitteratur, Bb.I).
5. XXXYIII.
2) Über biefelben fiel^e llusfüt^rltdjes in ^cn einseinen 2Iusgaben bes
(grimmelstjaufen, 3unäd?ji bei 21belbert Keller. Bb. II (1-85^), 5. U27 bis
U80; unb Bb. IV (t862), 5. 907. f3b. 33, 3^, 65, 66 ber Bibltottief bts
litterarifdjen Vereins in Stuttgart); bei I7 ein rid? Kurs, Dentfd^e Bibliott^e!.
£eip3ig |863. 23b. III; bei 3 (Ei tt mann, Deutfd?e Dichter bes XVII. 3al^r«
l^unberts, Bb. VII; bei Bobertag (f. oben \.)
3) <Sefd?icfate ber beutfdjen Didjtung. 5 ^luflf., l^erausgegeben oon K a r I
Sartfc^. £eip3ig ^872. III. Ob. 5. ^87*
\>on Karl üon Heint^arbpöttner. 6 \
^) <5efc^ic^te ber beuifc^en nattonanUteratur. 9. 2(ufl. lYTarburg (862.
S. 366.
5) II, (89.
6) <5efdbtc^te bes Homans. II. Bb. 2. Qälfte. S. 26.
7) Der beutfc^e Homan bes ac^tselinten 3ö^r^tt»iberts in feinem Der-
l^ältnis 3mn (£I^rijientum ©on ^ofeplj (Jreil^errn t>on (Eic^enborff.
£eip3i9 (85(, 5. 7(.
8) <5eroinu5 a. a. 0. III, ^87.
9) S.III, \\€ ber 2Iusg. ©on 21. Keller (II, (M8 bes Springinsfelb).
(O) Biblioteca de Autores Espafioles, desde la formacion del
lenguaje hasta nuestros dias, ordenada ^. ilustrada por D. Buenaventura
Carlos Aribau. Tomo Tercero. Madrid (Rivadeneyra) 1846. Discurso pre-
liminar. 5. XXI.
U) <£henba S. XXIV unb Bb. XXXIII, 5. LXIX.
(2) Deutfdje 3al^rbü(^er für Politif unb £itteratur. Dritter ^anb.
23erlin (862. 5. 4U-W« winenbo3as £a5ariüo unb bie Bettler* unb
S^elmenromane ber Spanier."
(3) 21. a. 0. III, ^8^.
(<^) Aribau, XXVIII. ,,que contribuyeron indudablemente al sumo apre-
cio con que las naciones estranjeras miraban los frutos de nuestraliteratura/*
(5) (5efc^id?te ber fc^Snen £itteratur in Spanien. Von (SeorgCirfnor.
Deutf4 mit Snfäften x>on Hüolaus Ejeinric^ Julius, tleue 2Iu5gabe.
£eip3ig (867. II, 2(2—2(7.
(6) 2IU9emeine (Sefc^ic^te bes Homans von beffen Urfprung bis 3ur
neueften^gcit oon 0.£.23.lDoIff. Z^n<^ (8^(..,S. (((. — Über „feine Der brei-
tung in Überfefeungen f. bei (S r ä f f e III, ^95. Über fran3Ö(tfd?e Übertragungen
nn^ xlixen (Hinflug in ber (Sefd^id^te bes f ran38(ifdjen Homans im XVII. Z^^u
l^unbert t>on Dr.phil. ^etnrid? Körting. £eip3ig (885. 1. 23b. S. ^^8— 57.
II. ob., S. 59.
(7) £eben unb 23egebent^eiten bes (Escubero Ularcos 0bregon ober
2lutobiograpt|ie bes Spanifc^en Dichters Dicente (Espinel. 2lus bem Spanifd?en
t>on £ubu)ig (Eiecf. 2 23be. Breslau (827. 1. 23b. S. 252 unb 253. 2lnm. (7.
(Den fpanifc^cn (Eejt enttjält 3Bb. (8 ber Biblioteca de Autores Espafioles.)
Pgl. inbes liier3u 23b. XXXIII, S. LXXIV, LXXV.
(8) S. (86 bes britten 23anbes ber Biblioteca de Autores Espafioles,
nad^ ber l^ier 3itiert ift. S. (85 — 362 entl^ält bie Aventuras y Vida de Guzmän
de Alfarache , Atalaya de la vida human a , por Mateo Aleman , criado del
Rey nuestro sefior, natural y vecino de Sevilla. — Über 2lusgabcn bes Mateo
Aleman f. bei (Jrb. 21 b. (Ebert, 2lügem. Bibliogr. £e5ifon. Jeipjig (82(.
I, 37; XPad?Ier, Qanbbuc^. ^Jranffurt (82^. Ill, (39.
(9) S. &enba S. XXVI. (S. 362 ...veräs en la tercera y ultima parte,
si el cielo me la diere, antes de la etema que todos esperamos.) Dgl. jebod^
I^ier3U Bibl. de Aut. Esp 23ö. XXXIII, S. LXXIV u. 21.
20) S. (£henba. S. XXVII. — Die „Segunda Parte de la Vida del
Picaro Guzmdn de Alfarache, compuesta por Mateo Lujän de Sayavedra
natural vecino de Sevilla. Diiigida ä Don Gaspar Mercader y Carroz, Here-
dero legitimo de las Baronfas de Bunyol y Siete Aguas** finbet ftc^ auf
S. 363—^30 bes genannten britten 23anbes ber Biblioteca " Rivadeneyra.
2() S. (Ebenba S. XXVII nnb bei (Sraffe, 2iagem. £itteraturgefd?id?te.
£eip3ig (852. III, ^50. — Bibl. de Aut. Esp. 23b. XXX IH, S. LXII ff.
22) Biblioteca de Autores Espafioles. III, S. XXVIII. t)gl. bagegen
Füster, Biblioteca Valenciana (I, (98) unb Bibl. de Aut. Esp. 23b. XXXIII,
S. LXXIII.
62 ^egibtus JllbertlnuS
23) (Srunbrtg 3ur (Sefc^ic^te hex beutfd^en Dichtung aus ben (Ouellen
t)on Karl (Sobete. 2.2Iufl[. Presben I886. Sb. II, S. 575: „Die 2Romanc
...bte aus Jranfreic^ unb Spanten eingefül^rt n>nrben, jinb für bte Sitten*
gefd^idjte bergeit unb für bie Kenntnis ber (Sefci^macfsrid^tung Don großem
IDerte, aber pe serftörten oöüig ben Sinn für einljeimifd?e Did^tung unb
für ftoffHd?e poejie überljaupt. Die fpanifc^en Schäfer- unb Schelmenromane,
in henen bie originalen Did?ter perfönlid^e Sd^icffale üerntuntmt fd^ilbertcn
unb perfönlic^er f einbfc^aft £uft mad^ten, trugen in hev Urfprad^e bod^ immer
bas djarafteriftifd?e nationale (Sepräge, ipäljrenb bie Überfc^ungen basfelbe,
aud? n?o jie änberten, n>eber gans tjerroifd^en nod? treu beibel^alten fonnten.
So entftanb eine gipittergattung , bie fdjeinbar beutfd^e guftänbe mit enU
kanten fremben §ügen fdjilberte, n:)äl^renb bie Sd?elmenromane in biefer
geit immer nur eine untergeorbnete IPirfung l^atten unb exft fpäter an ben
fimplicianifd^en Sd?riften ebenbürtige Had^folger ^anben, griffen bie Sd^äfer*
romane balb um fxdi unb beoölferten bie £itteratur bes näd^jten geitraums
mit Schäfern unb $d?äferinnen auf allen (Sebieten ber Did^tung".
2^) S. Ijierüber Bibl. de Aut. Esp. III, XXI. 21. ^.
25) S. Dr. Hic^arb (Sofd?e, 2lrd?ip für £itteraturgefd?ic^te. £eip3ig
^869. I, 295 (2lrt. üon Heinl^olb Kollier). Bobertag, (Sefd?id?te b.
H. II, 27» (5öbe!e a. a. (D. II, 577, 578.
26) €ine neue 2lusgabe erfc^ien in paris: La Picara Justina, Novela
compuesta por el Licenciado Francisco Lopez de Ubeda, natural de Madrid.
Nueva edicion, Paris (Baudry 1847), 233 S. (Bibl. de Aut. Esp. 3b. XXXIII,
S. ^7—167.)
27) ttad? Giamb. Mazzuchelli (Gli Scrittori d'Italia, Brescia 1752)
wav Barezzo Barezzi, ein Pene3ianerbud?bru(fer bes fec^S3el^nten 3^^^'
l^unberts, ein befonberer Verbreiter ber fpanifd^en Sd?elmenromane. (Vol. II
Part. L t758, S. 3^9, 350.) €r publi3!erte J622 (^626 unb ^635) ben Picariglo
Castigliano cio^ Lazarillo de Torraes (8^), frütjer fd?on, ^6^5 (^6^6, 1622),
bie Vita del Picaro Gusmano d'Alfarace osservatore della Vita Umana de-
scrilta da Matteo Alemano da Siviglia e tradotta da Barezzo Barezzi (8^);
enblid? Della Vida della Picara Giustina Diez, \62() (8°). tlad? (5Öbe!e
(f. folgenbe ttote) ftammt bie beut(d?e lanbftörfecrin aus bem 3^^re i626,
nac^ l!Ta33ud?elli bie italienifc^e aus ^629. für il^re fpätere Hebaftion
nad? bem Dcutfc^en fpräd^e aud? ber Hame Giustina Diez. XPie aber reimt
ftc^ barauf bie Hoti3 auf ber beutfc^en Bearbeitung?
28) Über bie beutfc^e Überfefeung f. bei (Söbefe a. a. (D. II, 578.
Bobertag, (Sefd^ic^te b. H. S. 28 unb 21. \.
29) Pgl. (Söbefe a. a. (D. 11,578. 3 obertag, (5ef4?. b. H. S. 28 u.29.
30) Briefe unb 2l!ten 3ur (Sefd?id?te bes breigigjäl^rigen Krieges in
ben geiten bes porroaltenben (2inffuffes ber lt)ittelsbad?er tjon JelijStieoe.
niünd^en 1878. Ißb. IV, S. ^^26.
30 S. IHüllers^IllgemeinesKünplerlejüon, 2.2tufl.i)on2(. Seubert.
Stuttgart ^878. IL Ißb. S. 337. £. Kilian, geb. ^579, geft. 1637.
32) S IV. £ucifers Konigreid? vnb Seelengejaibt oon 2legibius
2Ilbertinus. %rausgegeben oon Hod^us ^reil^errn tJon £ilien-
cron. Berlin unb Stuttgart. (Derlag uon W, Spemann.) 1883. XXI u. 379.
(Banb 26 oon 3. Kürfc^ners Deutfc^er Hationallitteratur.)
33) 2lllgemeines l^iftorifc^es Cejicon. £eip3ig \ 709, (bei Ct^omas cf ritfd?).
3^) €l^ren*tempel biv bentfd^en (Selel^rfamfeit tJon 3öc^ob Brucfer.
2tugsburg ^7^7.
35)peter paul finauers Perfud? einer bajerifd^en geleierten
(Sefc^ic^te. lUünc^en ^767.
t)ott Kart üon Scint^arbftöitttet. 63
36) Mgemeincs (Selel^rten Ceyicon, barmnen bie (Selel^rten aller
Stänbe... bcfd^rteben »erben. £etp3tg \750. 1. 23b, S. \^7.
37) fortfe^ung itnb (Ergäitjungen 5U (£((rtfi. (Sottlieb 35c^ers 2tüge^
meinem (Selel^rtenleyico. SS^eip3ig \78^. I. 3b. 5. ^^5, ^46.
38) 2Inton IHarta Kobolts batertfc^es <Se(el^rten^£ejtfon. Canbs«
l^ltt ^795. 5. 21 2^ unb S. 783.
39) 21. in. Kobolts b. (Sc(.«£ej. mit tlad^trägen t>on (5. IH. (San»
berst^ofer. £anbsl^ut ^825. S. 7, 8.
^o) (Encynopäbie ber beutfc^en Hationallitteratur ober btograpl^ifd?=
fritifd?es £ejtcon ber beutfcf?en Dicf^ter unb profatjtcn feit ben frül^ejien
Reiten; nebjl proben aus illrcn IPerfen. £eip3ig 1835. I. 3b. S. 36, 37 (mit
proben aus Sem ^irenfd^Ieifer) ; frcilid? burd? Prucffel^Icr cntftellt, n>ie
21. Bayter ftatt 3- Boterus; ©uerara ft. (Sueoara; 2llfaral^n jt. 21Ifard?e.
(^{) Overijsselsche Almanak voor Oudheid en Letteren. Jaar-
gang 1838 (pag. 262 flf.) Deventer, J. de Lange. 12°.
^^2) Cafd^enbud? für bie paterlänbifdje (5efd?id?te. (Segrünbct unb f^eraus«
qe^ehen pon 3ofepl^ freyl^errn pon JJormayr unb nac^ beffen (Eobe fort'
gefegt ron Dr. (georg (El^omas H u b (^ a r t. XLIL 3öl?rgang ber gefamten,
XXIV. ber neuen, IV. ber neueften folge. \856, ^857. IHünd^en (^fran^) i856.
(5. 238—267. 2lus bes bayerifc^eu Hatl^S'-Secretairs 2[egibtus 2ilber»
tinus Sd?riften.)
^3) ^anbbuc^ ber (Sefc^id^te ber £itteratur oon Dr. £ u b u) i g IP a ci? ( e r.
gujeyte Umarbeitung- Dritter (Et^eil. franffurt a/IH. ^82^. 5. 306.
^^) 2IIIgemeine Deutfd^e Biograpljie. £eip3ig 1875. I. 3b. 5. 217—219.
^5) 21. a. (D. S. VIL
/^6) Nouvelle Biographie Generale. Paris (Firmin Didot) 1855. I. 3b.
5. 623. (On ne sait rien de sa vie.,.)
47) Biographie universelle, ancienne et moderne... Nouvelle edition.
4.5 Voll. (Paris et Leipzig.)
^8) Biographisch Wordenboek der Nederlanden. Door A. J. van der
Aa. (Haarlem 1852), mit einem (1878 erfc^tenenen) Supplementsbanbe.
^9) ^err 3aron pan Qeemftra fd^reibt mir: Zijn naam is waar-
schijnlijk geweest Gilles Alberts, dat wil zeggen Gilles de zoon van Albert ;
zijn vader heette dus Albert, maar de naam zelfs schuilt geheel in het duister.
50) Waarschijnlijk heeft hij in 1579 of kort daarna, onmiddelijk na de
invoering der Hervorming te Deventer (Februari 1579), de Stad verlaten,
welligt met zijne ouders en verdere betrekkingen, om eiders te vinden wat
Deventer hem niet meer aanbood : Vrije uitoefening van de katholieke
Godsdienst en eene omgeving met welke hij in godsdienstig opzicht sym-
pathiseerde. Doopboeken van 1560 zijn niet meer.
5i) Dg(. aud?: (5efd?tc^te ber Hieberlanbe von K. (El^. lPen3eI*
bürg er. ((Sott^a L 3b. 1879. H. 3b. 1886.) II. 3b. S. 8O8: ,,3m
3aljre 1573 löurbe ber 3cf(^Iug bes porigen ^aiives 3urücf genommen unb
bie öffentliche 2[usübung ber !att^oIifd?en Heligion perboten .... 3<^^^""
pon tlajfau reformierte mit Qilfe feiner Gruppen (Selberlanb unb 0berijffel."
52) Daar Albertinus het R. C. geloof toegedaan bleef, heeft dit
mogelijk aanleiding gegeven, dat hij zijn vaderstad verliet.
53) 2(usgabe Pon 1615. S. ^60—^87.
5^) (Ehenba. S. ^8i.
55) Qof3at^Iamtsred?nungen 1593. Jol. ^70: Egidius Albertinus £Jof
(£an3lift Ijat bas ^av per Solb pnb lifer^elt ff. loo. £autt^ ber 2Infd?aff
götl t^iebej, fo ben 19. ^ebruartj 1593 battert. pnb foüe mit ber 3e3a(ung,
pon etngang big ^ats angefangen »erben. ^e^aHt Z^ne bemnac^ ... ff. 1 00.
6/]^ ^egtbius ^(Bertinns
56) ^offammerfefftonsprotofolle. Tom. 112. ^ol. 26a. Der
Dnrc^lefic^ttgtjl Dnfer genebtgtfier fürji vrib fjerr, Qcr3og IDiltjelm in
Bayrn j. Ijat bero <£amerpräflbenten , vnb aiibern (tammcrratt^ gencbigift
oermclbet — tladjbeme 3r. Prtl. (E^tbtum 2llbertinum, für Veto <Lan^ey
oeriöotjnten öencbigtji an: vnb aufgenomen, onb wie anbexn Sed^^x^ gulben
iifergelt onb oter5i9 gulben befolbung beiPtUigt, bas btefelben bey bero
galambt bte »crorbnung t!|Urt »öden, bamit 3iw^ 2Ilberttno angeregte fein
Befolbung 3U quartalen eingetailt von Einfang be§ lauffent 93 3ares
anfac^ent alfo be5a(t onb 5negeftelt merbe.
57) Qof3alilamtsred?nttngen ^593. ^ol. 352. (Egibio 2I(bertino fjof
€an3lif*en 3aUt Perel^rung auf fein ^od?3cit fl. ^5.
58) EJoffammerfefjxonsprotofoöe. Tom. 113. (Jol. ^^8»: Egidio Alber-
tino £Jof Cannjelifien Sey von ^vl gaüfinben \5 % auf fein Qod?3eit 3U
»ereljren bewilligt vnb 3U einem Sefanbten Poctor f ad?ner oerorbnet roorben.
Das IDilbtpret barumben er an^etiaüien 3!* 3"^^ absufdjlagen.
59) lX)egen ber 3ibIiograp!|ie 3U 21 1 b e r t i n u s f. bte überaus ffeigige
gufammenPeUung feiner WevU bei ültencron (£ucifers Seelengejaibt
VIII. — XX.) , bie jtc^ !aum meljr »irb erweitern (äffen. (Dgl. unten
Ztr. ^22.)
60) Qof3aljIamtsrec^nungen ^59^. ^o(. ^32; ^590. ^ol ^91 ; 1596.
fol. ^62.
60 Qoffammerfefjtonsprotofoüe. Tom. \26. Jol. 229^. Die frl. DI.
£)er3og IHasiTnilian in Bayrn j. onfer gbgfter Qerr ticihen bero gemeften
^of (£ann3eliften Egidium Albertinum für einen Secretarien gbji. aufnemmen
onb 200 fl. 3^*^^^ befolbung fambt bem gebreudjigen (£Iayb benemen lajfen.
Beueld?. beroweg. ben ^of Camerratl^. ba fye 3^"^ Albertinum mit fold^er
befolbung oon anfang jungft oerfd?inen IHonats ^ebruarij bey fr(. gal-
ftuben anfc^affen biefelbe 3U quartaln einttjailcn vnb raic^en lajfen follen.
WeUen ftd? 3^^ VI 3ugefd?ec^en mit gnab oerfeljen. Signatum, ^6. Martij 96.
tlid^t weniger 31^ 3"^^ ^^6 ^^ "^»* ^^^ daybung anbern Secretarien
gleid? getrauten werbe ein fonberbarcr getl 3ur Scbneiberey 3uegeftellt iporben.
^of3aljlamtsred?nungen ^597. fol. su» "Sgibien 2Ilbertino l7ofrljats
Secretario ebenmaffig feinen folbt guet gemad^t fl. 200.
62) Qoffammerfefjtonsprotofolle. Tom. 129. ^ol. 236b. Die frl. Dtl.
fJer3og IHayimilian in Bayern 5. »nfer gbjicr ^err Ijaben bero gbfien ge»
liebten JJerrn Patters Secretario Egidio Albertino als ber ein geitljero 3U
Z^ver Dl. geljaimen Hattjsfac^ besoc^, anjefto aber für feiner frl. Dtl. orbinarj
^ofratljs Secretarien »erorbnet »orben, 3U ainer €rge3lid?feit unb ayuta di
Costa bo fl. mit bewilliget. Diefelbe maig 3"*^ ^^^ f^^- <tamer el^iftens 3U
uerorbnen vnb vollen 3U laffcn. (tl^un jtc^ 3^^ ^^I- J- Htünd^en, 22. Martij_97.
EJierauf 3P bem galmaifter biefem Decret mit gelegen^eit nac^3uf Ijomen
beuelc^ geben n>orben.
63) Dgl. 3. B. beiStieoea. a. 0. IV, jssS \^\\ 2^o*, 26i>; V, 26oS8.
6^) Qofamtsregijtratur Fase. ^07. Hr. 27. Dem 2(Ibertini 60 ff.
honorarium gegeben »egen etlic^ bebicirter tractatle. — ^of3al^lamtsred?'
nungen ^600. fol. ^7^. (Egibien 2llbertin Qofratl^es Secretario pr. fr. Dt.
etlic^ vertirte (Eractätlein dedicirt lautl| fürplid^en Decrets f(. 60. — Sielte
audf bei IPeftenrieber, Beyträge (1792), Bb, ^, Seite ^96.
65) Bei £iltencron S. X nnb XI. Hr. 8, % {o nnb \\.
66) ßofamtsregiftratur. Fase. 292. 2In Z^^^^mex^tev, bem Biblio-
thecario auf fein Begern, etlid?e plac^ 3ugeftellen. — ITTajimilian j. Unfer
befelc^ ifl, bas bu »nnferm Bibliothecario t>nb Secretario Egidio Albertino,
ober n>ene er begn>egen oerorbnen n>ärbet, algbalbt onnb in continentj etlid;e
be^e planen auf fein begern, bie wir bey ber Bibliotheca ein geitlange
Don Karl oon HeinfiarbfiÖtiiter. 65
5U9ebrauc^en hevoldfen 5njle((efl haxan befcf^td^t ^2. Apr. ^60^ 2It{n
3egermetjier.
67) Qo
•amtsregtftratur Fase. 407. Hr. 27.
68) £Jof!ammcrfcfPonsprotofone. Tom. ^^8. ^ol. 2». 2Iuf Egidien
Albertinj Jrl. EJofratl^s Secretarij rmb Bibliothecarij Supplicirett 3r. Drtl.
VOohen 3me 3U böjferer »iibcrljaltung fein, t>nb ber fctnigen 3" heiadfi^
man bie ocrrtd^tung beg Secretartats bcj bem f rl. Defensions 2?f^at j. baimt
er ber BtbltotljeF bejfto jletter ahxoaxten fljönbe oon 3me genomen »nb er
bannen l^eer aud? 60 fl. 3^^^^^^ gel^abtc befolbung faüen laffen muejfcn,
aus gb. atn addition ober 3^*^^^^^ böfferung beipUItgen: vnb Zk^^ f^^^«-'
addition um ein 3^^ 3uru(f (^ Pafjteren laffen 5. 3P 3" bfd^aib signiert loorben :
Dem Supplicanten xoxü man aus gb. vnb auf wiberruffung 3U ^exlidiet
Addition von einganng bt§ gegenwärttigen 3örs 60 fl. bewilligen, bie fotten
3me 3u quartaleu eingetf^ailt neben feiner ordinarj Befolbung bej frl. gal^ls
jluben oerraid^t onb alba für2Iuggabpaffiert »erben. — tlod? im 3^1?^^ 16 ^s
lebte ber früljere Bibliotl^efar, »ie es fd?eint in fel^r tjoljem 2Ilter, M. 30«
Ijann prigglmaier. (Er bittet für bie fur3e §eit feines £ebens um Bei»
beljaltung fetner Befolbung. (ßoffammerfeffionsprotoFolle Tom. 2^5.)
69) (ßerl^otj Steigenberaer, ^ifiorifd? litterarifd^er Perfuc^ »on
(Entftel^ung unb 2Iuf nähme ber rurfürfllidjen Bibliotl^e! in IHünd^en ^78^.
— 39"^3 Qarbt, Über ben gujianb ber djurfürjilic^en ^ofbibliotl^ef.
inünd^en, ünbauer ^803.
70) Qof3aljlamtsrec^nungen U98, fol. 5^7; ^599, I. Bb., ^ol. 565.
IV. Bant>, ^ol. 2^2; ;600, ^Jol. 6^0.
7 0 ^p^tiba \60\, ^01.529. (Egibius 2llbertinus, Secretarius l^at
Ijieruor 200 fl. befolbung geljabt, aber cor 'einganng bi§ 60{ 2<^x% (bodi
auf roiberrueffen) 60 fl. bejferung lautl^ ber 0rbinannts, erlangt, tlfuet fo
xdi 3me be3allt 260 ff.
72) (gbenba ^602, f ol. ^86. (Egibio 2Ilbertino Secretario 200 ff. befol»
bung, 60 ff befferung onnb für ain claibt aufn erften f ebruar big 3^^'^^
erffmals ff. 7. 30 267. 30.
73) Qof fammerfefffonsprotofolle Tom. U?, Jol. ^27b. Egidio Albertino
^of (£ann3eliften Ijat man oon (Eingang bes t>erfd?inen 93 2^xs wie anbexn
feines geleic^ ein (tlayb ^^xlidf bey ^rl. Sd^neiberey bar3u 3U geben angefAajf t.
7^) Pie Sac^e mit bem ^aufe bes 2(lbertinus iff burd^aus nic^t gerlärt.
Pas folgenbe PoFument (tlr. 75) entl^ält beutlidj (aöerbings auf ben Hanb
na^träglid?) gefd^rieben Sie Woxte „in ber Sc^äf lergagen". Pie IPitme
2llbertinus aber oerfauft nac^ bem Cobc il^res Vflannts i^x Bepfetum im
„Sd^rammengäffel'' (Hr. ^02). formell fönnte man (Eaufd?, Heu»
fauf n. bgl. »oljl annel^men, ob bies aud? (wenigffens leftteres) nid?t »at^r»
fd^einlid? iff. Pte eingeljenbffen Unterfud^ungen, welche in liebensmürbigffer
(Sefälligfeit Qerr f. Hat, 2Ir(^ioar (iE. 0. Pesto ud^ es, in ben Steuer*
büc^ern anffeüte, blieben refultatlos; nid?t minber jene im (Srunbbuc^amt.
IPeber 2llbertinus nod? beffen IPitwe ffnben ffd? l^ier als Befffeer eines EJaufes
im ^Sdyrammengäffel" (ober in ber SAäff lerftrage) eingetragen,
n>ol)l aber in erfferen ber im (5runbbud^protoroU als ir^r Had^bar genannte
(E anner, fobag an ber Hid?tigFeit bes bortigen Eintrags (Hr. ^02) gleidj"
woljl ntdjt 3U 3weifeln iff.
75) ßofamtsregtffratur Fase. /^07, Hr. 27.
Purd^leuc^tigtffer ;Jürff,
genebigifter Qerr.
Pes Ijod^Iöblic^ffen EJaufes t>nnb fürffen in Bayrn magnificentz vnnb
liberalitet, bie ffe ieberfeeit »nnb noc^ teglic^ gegen iljre getreuen Piener
exerciert onnb geübt, iff aüer IPelt bernia§en heÜiani, b% and^ 3<^ gleid^«
3atjrbudj für ntändjener (Befd?. II. 5
66 ^egtbtus 2(Ibertinns
woU oniPtrMgcr gcringPcr onb »nuerbtcnter aber boc^ getreuer (E. ffi PrI.
Diener Kl^ein fdjcuc^ trage, gletc^fals 311 biefem feltgen portu[m] clementiae
et liberalitatis, aitie^o mein refugium onb tro(t 3ttnemen, vnb (E. ffr. Prl.
ipegen aines 3n meiner pnumbrengUcf^en nottburft, aud^ meinen oielt^abenben
Kl{inbern 3nm troft, alljie in ber 5(^äflerga§en erfaufften l^enfels, omb ain
• genebigijte Ijilf rnnb Stenr onnbertt^enigip 3« pttten vnb an3urnfen. Dann
oh XDoU, genebigifier fürft vnnb ^err, td? felbfr erf Ijennen onb befljennen
mues, bg omb (E. fft. DrI. 3^ ^ts bato Ktjein fonberbare extraordinarj
genab oerbtent, fo n>il 3d^ mtd; bod^ mit (^od^fter mügelic^eit bearbeiten,
bamit 3d^s Ijinfüran t>nb alslang mir (Sott ein gnab vnb bas leben »er-
(eilten wirbet, mit meinen Ijöd^ftbeffiffenen oniib getrenepen Dienjten, möge
erftatten, vnb l^ereinbringen berfelben mtd? beinebens jn beljarrli^ imb
immerweljrenben ^naben geljorfambfi beuelc^enbt <E. fft. DrI.
Dnbertt^enig vnb geljorfamfler Diener
£. Albertinus.
76) (&enba.) Dttrc^Ieuc^ttgifter f ürfi.
(Senebigtjter fjerr j.
inir 3n)eifelt t>nnbertl|entgfr ntd?t, (£. f. D. »erben bas Spanifc^e Bued?
00m Heid? (Sottes fambt ber version , weldie 3^? bem Qerrn Sdjön an bem
(Cag bero iüngfters oerraigens 3ugefrelt, empfangen tiahm.
Sonnjten, genebigjter ;Jürjt t>nnb Qerr, berjtelje 3^ »0" ^^" Qerrn
Patribus Capucinis , mas geftalt bie l^ijtori S'» Francisci an »ielen ortten,
in (Eeutfd?er fprac^en ftarcf desiderirt onb »erlangt wirbet, onb bs. es ein feljr
fd?önes vnb nüglid^es wevfti fey. Datier »ere id? nit ongenetgt, mic^ ber
versio begelben ebensfals 3unnberpinben, vnb alfo n>as 3U ber eljr (Sottes
vnb befurberung bes gemeinen roefens erbeten möd?te, an Vflix nit ermanglen
3u laffeh. ^ber meiU bajfelbe merff^ bannoc^t 3imltd? gros, aud? mel geit
mülje \>nb arbeit fd?Iicfl^en roürbe, Vnb bamit berroegen 3^ foId?es beflo
fürberlid?er vnnb Beljarrlid^er oerrid^ten mödjte, als roere t^iemit mein
unbertl|enigft gel^orfambfl bitten, (E. f. DrI. xodUen mir fo genebigijt erfd^einen
vnb bey bero geliebten Sol^n, ^er^og IHasimtliano in Bayrn j. meinem
auc^ genebigiften Ijerrn, mein genebigifter Intercessor vnb befürberer fein,
bamit il^re ffr. DI. mir nod? 200 fr. t>on bem eingel^enben Straffgelt 3U
befro begerer Ijalt vnnb beftaiung ber mir »egen meiner alltjir errlfauften
Bel^augung angfrel^enbcn friften genebigifr bewilligen vnnb »erorbnen »olten.
Dann n>eiQ t^öd^ftgebac^te it^re f. D. mir albereit por biefem 3U fold^em enbt
300 fr. genebigifr bewilliget, fo börfte idj mic^ ye nit onberfrel^en, ein meljrers
Don berfelben 3U begeren 2Iber €. ffr. Dl. fl^onten mir foldjes bnrd? bero
fürbitt onb aus angesogener orfad? leic^tlic^ erljalten. Vnnb id? erfljenn
mid? fdjulbig als willig, foldje gnab omb beibe €. fl. D. »nnbertljenigfr
vnb geI)orfambfren ^leiges 3U uerbienen.
Befdjlieslid^en, genebigifrer fürfr vnb ^err, ttjue gegen (£. ffr. Dl. 3^
mid? wegen bes vov biefer gett genebigifr oerel|rten Stucfl^wilbts »nnber*
tt^enigfr bebanft^en onb berfelben mid^ l^infüran 3U immerwel^renber gnaben
Beueld).
(E. ffr. Dl.
Pnnbertljenig : geljorfambfrer Diener
E. Albertinus.
77) f^offammerfeffronsprotoFolle. Tom. (57. ^ol. 364»- Demnach bie
frfr. Dljl $er3og ITTajimilian. in Bayrn 5. onnfer gbfr. ^err, berofelben
Qofrljats Secret^rien vnb Bibliothecario Egidio Albertino auf fein weiter
onbertl^enigifr anljalten für bigmal^l aus gb. 2lin Ijunbert <Slb., von einem
fl^ünfftig eingel^enben frrafgelt perwilliget. 21lfo fofle 3^"^^ Albertirfo bie-
felben pon I|öc^frgebad?ter 3^^^^^ P^*- ^ofsaljlfruben angebeuter maffen ^ue*
ton Karl von Heinf^arbftöttner. 6?
gejlcüt onb Crafft btfcr 2lnf(^affttng bcrfelbiger Hed^nnng für ein gnabengelt,
tnh rid^ttgc auggab pafftcrt ipcrbcn.
78) Qofsaljlamtsrec^nttng oon ^605. Jol. 336.
79) IJofamtsrcgifiratttr a. a. 0.
80) ^offammerfefftonsprotofoUc. Tom. \63. ^ol. (33»- Dem ^ovn*
pad^er in 21uggpurg 5. tlac^bem ipir »nfern ^ofratljs Secretarien, pnb
aud^ lieben getreuen, Egidium Albertinuia, nad^ Ht^om abgeförttigt , pnb
wir nit roijfen mügen, wie lang er flc^ bafelbfi würbet auftjalten müeffen,
ober wie weit (Er mit tjiejtger, 3me perorbneter görung gelangen Fi^ünbe.
2Ilfo beueldjen wir bir, bas bu al§balb bie pufel^lbare »erfuegung tljueft,
bamit 3me, Albertino, fouil er Ponnöttcn pnb begeren würbet, gegen pljr*
fljunbt, bie notturfft gelt burdj bie bewüjfte IDcc^fcl, in Hom, gewiglid^en
juegefleüte werbe. IPann pns nul^n berürte pljrfljunbt 3uer!ljombt, wellen
wir bir bie erjiattung perorbnen lajfen t|ierpon.
80 ^ofamtsregiftratur a. a. (D.
82) ^offammerfefPonsprotofotte. Tom. \67. ^ol. ^^^a- 2luf (grwiberung
2Ilbertins ac. ic, ^ofrtjats Secretarien suppliciern pmb perbeflferung feiner
Befolbung ober perlaffung bes Hentfd^reiberbienjis Straubing, jjl bem 2c ic,
^of (Lan^kx mit einfc^lic|ung pmb berid^t pnb guetad^ten gefd?rieben worben.
83) &en^a, Xladf Eingabe bes alptjabetifc^en Hegi^ers auf bem felj»
lenben ^olio 283.
84) ^ofamtsregifiratur a. a. (D.
Purd?leuc^tigifier für^,
genebigifler Qerr 5.
Hac^bem PVanciscus de Herrera Procurator generalis ordinis S^} Franc i
3U Hljom inir ein ^ifpanifc^es Theatmm mysticum ex diuinis Hieroglyphicis,
picturis et symbolis humanis compositum mit biefem Bebtnge peret^rt, ba^
nemlic^ id? benfelben entweber latinisiren ober aber perteutfd^en folte:
3d? aud? befunben, bg. baßelbe mit pielen tjotjen pnnb fc^öncn discursen,
subtiliteten pnnb uuftlid^en fachen erfüllt, 7l\s Ijab ic^ feitl^ero einen guten
ttjeil bapon pertiert, pnnb burcb bie Ijcrrn Patres Societatis alljie erfel^en
lajfen, bie bann mir barfiber Betligenbes iudicium erteilt.
Hun Ijab ic^, genebigifter Qerr, fopiel nac^rid^tung, bg. biefes wer!l^,
wofern es getrucftjt were, woll abgelten würbe, bannenijerr 3dj porljabens
were, es felbft 5U uerlegen pnb perl^offentlid^ einen guten nu^ barbey 3U
ertjolen. Vnb langt berwegen auf €. fp. Ptl. mein ganft pnnbertljenigft pnb
getjorfampe pitt, jxe geruljen IHir 3U folc^em enbt pnbt perlag, ein Stenr
3U etwa 200 f(. pon bem eingeljenben Strafgelt genebigijl 3U perwilligen,
ober aber ba (2. Dlt. wiber perljoffen be%en bebencfljens Ijetten, IHir auf
genugfams perfd^reib: pnb perftd?erung, 300 f(. pon beme ol?ne bas in bero
frl. Cassa fe^ernbem gelt auf brey 3arlang genebigift fürjire cfl^en 3U lagen.
"Das gereicijt nit allein 3U befürberung bes algemeinen nufe, fonbern aud?
mir unb meinen piell^abcnben fo woll Klainen als aud? aufwac^fenben
Üllinbern fals welche id^ fonften bey biefen fo fc^weren pnnb Klemmen
geiten, wie genau pnb geffärig 3c^s aud? angreife, ol^ne genftlic^e ein*
bügung bes wenig fo ic^ bisljero tl^eils mit groger tag : pnb nad?tlid?er müt^e
pnb arbeit, tljeils aber burd? (E. fft. Dlt. genebigifle pnnb miltreic^e l|ilf
erobert, ye nid?t ber gebfir 3U ernl^eren pnb ljin3ubringen weig) 3U fonber*
barn ^naben, weld^e id? die §eit meines lebens pnnbertl)enigß fd^ulbigfl pnb
embpgflen pleis 3U uerbienen pnuergegen fein, pnb berfelben mid? 3U immer»
weljrenben frl. ^naben bepelc^ t^ahtn will.
<E. fl. Plt. '
Dnbertljenig geljorfamjier Diener
E. Albertinus.
g8 ^egibius 2I(berttnus
85) Den erften tl^eil bes pertcutfd^ten Theatri mystici fjab idf ober*
Icfen, onb hxeweil ber j^err mein gntad^ten in btefem begert, gefeit mir bte
inuentio »nb tractatio argumenti gar iDOl vnb bifcurrtert ber Auctor 3tmHcf?
l^odj t»nb geleiert. SoutI id? aud? aus bem Cttl bifes bued^s oerftel?, was bte
nod? übrigen tljcile in fld? l^attten, fo gebüncfl^t es mid? 3n?ar ein fd^ön t>nb
guett werdii, aber bod? mel^res für bie geleierten \>nb gaiftlid?en, als für
Sen gemainen laycn. Dig ijl n\ein guttac^ten, t>nb tfjue was bem ^errn
lieb vnb bienftlid?.
86) ^offammerfefjionsprotofolle, Tom. ^69. ^ol. 39. ^öd?permelt 3l^J^cr
^k^' h 3f* beigelegte ^. Dl^l. fjofrl^ats Secretarij €gibij 2llbertins onber"
tl^enigfte supplication, barinnen er gel^orfambi^ bittet, omb ein fteur ober
anleljen 3ur rerlag eities teutfd?en Theatri mistlci, barüber €: Pl]l: tjon
x>nns, laut ber pgnatur, guetadjten erforbern, er3nnbern €: Dl^l: mir
onbertl^enigift, \>a% 3leme Supplicanten berait etlid?e ^r\ai>txy, Had? pnb na&i
befd^edjen, x>x(i> btfes roercflj bannod^t nit ein geringes eintragen roirbet,
bal^er n>ir ber tjntertljenigflen mainung, er 3ue biefem IHal^l absuroeifen
fein möd?te. €: Pljl: ipolle 3t|me bann Don einem eingel^enben firafgelt
\0Q f[. aus fonberbarer gb. bewilligen, rljat 3U bcro gb^. gefallen j.
87) ^ofamtsregijlratur a a. 0.
88) ^offammerfeffionsproto!oIle. Tom. »69. Jol. uo^. €gibj 2llbertin
^ofrljats Secretarj aber ift mit ber gebetenen jieur ober anleiten 3ur Der*
lag eines oerteutfd^ten Theatri mystici of Ijod^ftermelt 3^^^^^ ^M- gnebigfter
resolution , pnub bg Sie 'y^mt gIeid?n)ol mit gnaben aus bemegelid^er Ur*
fad? abgenjifen: x>nb y^imz folc^es mit glimpfen münbtlic^ an3tt3eigen ffg«*
niert roorben.
89) EJofsal^lamtsredjnungen ^603 Jol.^85; ^60^^ Jol.^5^; ^605 ijol.^36;
1606 fol. 450; 1607 fol. 530.
90) Qofamtsregiftratur a. a. (D.
Durc^leucl^tigiper f ürft
genebigifler Qerr!
€tlid? iljar l^ero l^ab ic^ mid? x>ni> bie meynigen mit ber mir oon (E.
% Dlt. genebigijt befiimbten Befolbung, barnmb etroas beger onnb eljrlid?er
i^inausbrad^t, alweill ic^ alles bas ienig was mir meine Versiooes einge»
tragen, barneben eingebüft. 3"^ britte il^ar aber l^ero idj fold?e versiones
eingepelt; geltet es mir bey fo fd?n>erem tjausl^aben x>nn\> erl^altung »ieler
Kl^inber, bermagen Kleber, bag id? notroenglid? bis in 300 fl. fdjulben ge-
rl^aten, aud? lepiid? brunber erliggen »ürbe mügen. Damit aber id? mid?
noc^ ferner in (E. f(. Dlt. bienfte el^rlic^er Ijinbringen \>nnb tjor genfelic^em
tjerberben oerljütet werben möge, So bitte €. f. Dlt. ic^ gan3 mnbertljentgft
tjnb t^od^ft flel^entlid? , fle gerulfen mir fo genebigift 3U erfd^einen onnb mir
obbefagte mein befolbung ber 260 fl. mit nod? '^o ff. 3Sj^lit^ rerbeffern t>nnb
mid? alfo begfals annbern [annbern] meinen Junioribus onb extraordinarijs
mit collegis gleid^ljalten. Beinebens anc^ genebigjl bemilligt bg. mir fold?e
abbition, 3n meiner erge^lid^ett Tonb ettmas ablegung meiner fd[ulben, nur
pon einem il^ar t|ero 3urücfli passirt n>erb. Pmb €. ff. Dlt. rotll id? biefe
gnab bie Seit meines lebens fd^ulbigftes x)nt> müglid?jten uleiges 3uuerbienen
geffigen fein» Derfelben mid? beinebens 3U bei|arlid)en gnaben gel^orfamjt
beuelcbenbt
<E. ff. Dlt.
Dnnbertljenig : gefjorfamfier Diener
E. Albertinus.
90 ^offammerfefflonsprotofoUe. Tom. 175 ^ol 156^. Die frl. Dtl. onnfer
gftr. ^err j. l^aben Eigidlo ^(Ibertino, frl. ^of^Hl^at Secretario, ans gnab
ton Karl oon Heinljarbpöttncr. 69
tnb fürgcbrac^ten tjrfad?en, 311 feiner ber §cit t^abenbeti Sccretariats be*
folbung, nod? ^0 fl. tjnnb alfo in aüen, bes 3örs 300 fi. gbji. tjeriDiniget,
bie foüm 3mc t>on Eingang big 3ars, bey frl. gaü^uben bat^ehen iperben.
3ninagen bie 3ur gallftuben gegebene anfd^affung mit meljrerem aujwetfi j.
^of3a(^Iamtsred?nungen 1608 fol. 5^8* (Egtbi 2llbertinus, ^ecretari
Solt fl. 260 — additioD permöae ber orbinan3 00m eingange big jars ff. ^^o. —
X^nb ^o ^ebruarij Per ain cfaibt ff. 7. 30. — ff. 307. 30.
92) fjof3alj(amtsrec^nu?igen ^609 Jol. ^^7; \6[0 Jol. 536; ^6U
fol. ^68; ^6^2 fol. 590; 16(3 ^ol. 50^; \6\'k ^ol. 578; (6(5 ^ol. 5^9;
(6(6 I. 3b. ^Ol. ^^57. II. Bb. fol. ^90; (6^7 ifol. 5^(; (6(8 Jol. 60^;
(6(9 fol. 603.
93) €benba (607 ^ol. 398 melbet: Egidi ^llbertinus f^of-Ht^ats*
Secretarius... meld^er mit einem Spanifcf^en (Sefanbten vom €r3(^er3og
Alberto 5. nad^er Burcfljaufen auf ber Poji geritten laut gctis galt fl[.(3. 33.
9^) <Hin birefter Beweis , wann er biefen Citel erl^ielt ift, aus feinen
lt>er!en nic^t 3U füt^ren. Vot (6(3 le^t ?r fic^ benfelben nid^t bei. TXeben
bem gen>öl^nlid?en (Eitel tjeigt er fid? bisweilen blog „bayrtfd^en Secretarium"
(fo in „ber IPelt Cljurnierplaft" (6(^), gan3 feiten einfach Aegidius Albertinus
(fo in „Paedia religiosorum" (605).
95) Über „Pie Ijimmlift^en Cammerljerrn" ((6^5), jtel^e 2Iüg. Peutfc^e
Biogr. I, 2(7. Sie erfd?ienen lange nad^ bem (Eobe bes Derfajjfers. 3»"
3atjre (7io erfd^ien bei 3<>^' 3^^^«" in IHünd^en: Qimmlifd^e | (£ammer-
^erren | (Ober | iehen \ ber ^eiligen 1 2Ipoftlen | (E»ange(ijl. | (5ried?ifc^e
onb £ateinifd?en | Kird^enlel^rern : burc^ Aegidium Albertinum | lüeylanb
Bayrif. ^of-Hatl^s Secretarivm &c. | oorlängflen 3ufammen getragen/ | ttun
aber auff (Erfuc^en oiler »ornet|men per | fönen wiberumb oon neuem auff*
gelegt. — Das Bud? mit bem £eben Ct^rifti unb neununbfed?3ig l^eiliger,
mit Bilbern ge3iert, ifi bem (Srafen Jfriebric^ von Seeau geroibmet.
3äcflin nennt es „l^odjfc^ähbare €belgeftein" unb berichtet: „Sold^es Ijat
AEGIDIÜS ALBERTINUS einer von politifd? als aud? (Seiftltd?en ^eber
l|od?berüI|mt * Bayrifc^. Qof ratlos Secreiarius, oor metjr als 70 ^atiten in
Drucf »nb an bas üec^t gegeben." — Das erfte Imprimatur von Caspar
geillerus ift 00m 3(. 0ftober (6^^^ 3U 2lugsburg batiert. 3" ber bortigen
Bibliottjef flnbet fid? aud? nad? üliencron (lucifers 'K^n.S.XX) biefes
äugerfi feltene ^yemplar.
96) f^of3aljlamtsre4nungen (620 ^ol. ^^68.
(Egtbio 2llberttno Secretario
Solbt ff. 260 —
Addition ff, ^0 —
Claibergelb ff« 7 50
307 30.
3ji gleic^wol im erflen Quartal oerfiorben, yeboc^ baffelb fambt bem Claiber*
gelt 3ttnl^al Signatur 3U rateten bewilligt werben .... ff. 82. 30.
97) QoffammerfefponsprotoFoße. Tom. (96. Jol. (79b. 3oannes 2Ilber*
tinus angenommener ^of (Eamelifi ijt bey frl. ^of ga^ljiuben anbern ge^
mag »om 6. 9bris angefd^afft werben. — ^of3alilamtsred?nung (6^^
(fol. 58(. 3ol?ann 2Ilbertin ^of <£an3eliji ift laut ber orbinannts oom 6. 9br
(6(3 angefd^afft mit jerlid? ff. (07. 30. galt 3»"^ berowegen oon bemelter
geit an big 3U enbt big jars pro rate (2^. (. 3.
98) <ihenba (6(5 ^ol. 55(; (6(6 ^fol. ^^59 u. f. w.
99) (Ebenba (620 (fol. ^96. 3^^^" 2IIbertin Solbt unb Claibcrgelt
(07. 30. trifft 3me bas erfte Cuartal 26. 52. 3. bann iji 3»"^ ^<^^ 2Inber
70 ^legibins 2(Ibcrtmus
(Quartal 3U feinem 21 b3U9, »etl er Ijernac^ f uggerifc^r Secretarj würbe, laut
0rbinan3 beiöiUigt 26. 52. 4 ... fl. 53.' ^5. — Befonoern Danf für feine f reunb*
lic^e Unterflü^ung bei ber 2Ibnal{me bereiften bes fgl. Kreisard^tpes fcf^ulbe
td? EJerrn Jlrd^iofefretär Dr. 3olj. p e fe , bem id? gerne Ijier 2tusbrucf oerleilje.
loo) Pgl. Summarifc^eHattis prot!|ocoUe ^fir^Iid^er Qaublflatt IHünd^eu
1599 ^ol. 5i>, 8», I2b, ^6a; (gener Q (rat Ijs protljocoü ^599 (fol. 8b, h»,
25 a, 32». (Erfl unterm 28. 2lprtl »irb er 3ugelaffen „uneradjt ettlid^e
inängel [in feiner 2Irbeit] erfc^ienen". 21ud? fonfi finben wir bes
^Ilbertinns Hamen metjrmals in »riuaten 2lngelegenljeiten. (DgL 3.8.Hat(is*
prottjocottum be Anno (6;o (fol.. so, 85.)
^oO Val l|ier3tt Hl^ats protocol be Anno ^620(fo(. ^'^3b, ^69», ^9?^,
202»; unb («laffe an bie albertinif(^en (Erben Hatljsprotocoö be Anno \62\
^02) Egidius Albertinus gem. f|tl. Qofi:atf^s Sefretär. Maria, beffen
IDittib »erfauft mit bem Dormunb tl^rer fünf Kinber iljre eigentljümlid^e
Bel^aufung im 5d?rammengäjfel, fo ein <Erf 3ipifd?en Benebirt Millers Bürgers
unb Sd^Ioffers Be^aufung unb am Badt gegen ^errn Joljann <£t)rijtoptj
Tanners, fjll. P. in B. Hatlj unb Hentmeifters ^aus fio§enb, bem 3otj.
Lang, gem. £anbfd?aft in Bayern Secretär um 3050 ff. unb 50 fl. £eifl|auf.
7/^^. 2lug. ^62^ Testes: Georg MossmüUer, KÜc^lpac^er U. Casp. Hager,
beibe IHitbürger 3U München. ((Srunbbuc^sprotoFoü ber Stabt IHün^en
Don ^6^9— 162^. Fol. 229. Dgl. tlr. 7^
;o3) Sie beginnen erfi mit ^630.
^0^) Dr. ^oj, diexnv. IDoIf, Urfunblic^e CljroniF . . . von Hlünd^en.
Don ber ältefien bis 3ur neuefien geit. Bb. I, 5. 72'^. Sc^äfflergajfe — nad?
bem Saalbut^ pon ^63o, ba alfo bie Jllbertinus bas Qaus ntc^t met^r Ijatten.
;o5) (gefdjic^te ber £. IIT. Uniperf. I. :Sb., 3. B. 5. 5\6, ^07 u. ö.
^06) Derfelbe barf in einem XDerfe, bas ber (5efdjid?tc ITTünd^ens ge-
mibmet iji, nid^t feljlen. Hacbbem er er!Iärt, warum er als „ringfügiger
bürger" ber „fürnembjten l^aubt- onnb Hegimentsflabt (siel)" berfelben fein
IPerf gewtbmet Ijabe, fprid?t er von bem „Stättl" in Achaia, Molerda, unb
aisbann von IHünc^en (Dedicatio 5. 6): „lüann roir biefe ^ürfil: ^aubt*
ftatt inünd?en / vnb berfelben gelegenl^eit anfeilen / vnb erroegen / werben
wir befinben / bas jte nit aüein an ber obbemelten Stabt Molerda / fonber
aud? an ben anbern befagtcn Stetten einen tl^ail liai. Dann gletd? / wie Hom /
Carthago , Numantia vnb Athen oor alten 3eiten bie Qaubflätt ber IDelt /
vnnb am geben? / tjerrlid^feit / mad?t /' vnb anfctjen bie bejten waren : eben
alfo obertriefft nit allein biefe Stabt IHünd^en (mennig!lid?s be!enncn nad^)
an ber fd^önijeit / 3ierlid?eit vnb ornatu t>ajt alle anbere Stäbt in (Eeufd? :
Dttnb IDeifc^en £anben / fonber fie fan ber Siabt Molerda , (als oiel bie
Senatores, vnb barinn fürgetjenbe disciplin in einem t>nb anberm betriifft /)
ganft wol comparirt vnb oergliec^en werben. Pann idf fan nit onberlajfen /
biefer löblid^en Stabt 3U biüidjem Hljuemb / (aber !einswegs jemanben nac^
gefaüen /) 3uuermelben / bas / gleid? wie jte oon anfang jl^rer fundation jlc^
3u ber aügemainen <£atl|olifdjen 2lpo|ioIifd?en onb Hömifd^en Religion erfent /
tjnb befent / niemaln baruon auggejtanben noc^ abgewidjen / fonber jeber3eit /
wie nod? / (inmaffen an benen »ielf eltigen ftattlic^en fundationen, Kirnen /
Klöftern / Spital onnb (Sottsl^eufern 3ufelien) mit allem eyfer / deuotion
vnnb anbad^i bejlenbigflid? barbey oerl^art: pe l^ergegen ben (göttlichen
Segen vnb benediction_ je lenger je mel^r ja oiel weg augenfc^einlidj em»
pfunben/ in beme / nemlic^ / weilanbt Kayfcr £ubwig/ l^od?löbfeIigflen änge*
bencfens / fie nic^t allein 3U feiner Kayferlid^en refibenfe vnb wonung gewür*
bigt / fonber aud? fo wol ber perfpürten deuotion gegen (Sott / als feiner
"KaY : IHay : felbfl erwiefenen onbertljenigjien geljorfamb / wilf ertigfeit /
von Karl oon Heinljarbpöttncr. 7^
trcip / lieb / affection vnb natgung tjalben / mit ^an^ ftatltc^en tJttb oielen
priuilegien, frcytieitcn / onb begnabung bermaffen begabt Piib oerfcl^cn t?at /
bas flc jtd? bittid? berfelbeit vov »telen anbern Heid^s pnb f ürjtcn Stätten
rüt^meu onnb erf reroen tan, Darbey es bann nic^t blieben / fonber es traben
aud^ bie nad^folbenbe löblid^e ^fürflen in Bayrn auf biefe Stabt / big bato /
»egen ber an fte continuirten onbertljenigiften tre» / ge!|orfamb onb w'xU
fertigfeit jeber3eit ein fonbers 2Iug geworffen / jtjre Jürjil : Hefiben^ »n
^offPatt in berfelben continuirt / vnb fle por aüen anbetn Stätten jljrer
^ürftentl|um vnb £enber / je lenger je meljr fauorisirt / gefc^üfet / t>nb in
genebigijten befelc^ getjalten.
So iiai and? 3n ber prosperitet glücf pnb auffnemen biefer Stabt nit
wenig / fonber ganft oiel gel^olffen / bas f!e jeber3eit / onb »or 300. t>nb
me!|r jal^ren Ijero / von etlid?en anfeilen liefen / <£blen patrittjs, vnnb Ijerr*
liefen gefd?i(ften onb taffern HTännern ijt regirt / gubernirt / »nb bnrd?
berfelben fnrftd^tigfeit / (ttjriftlid^en wanbel »nb gutem cjempel in bem
jeftigen flant / gottsforc^t / guter policey / ainigfeit / vnb getjorfamb ber*
maffen erljalten vnb ljergebrad?t morben / bas id? für mein perfon faum
ein commun ober (5emain gefeiten / ha alle biefe qualitates, nemlid? fo wol
ber eufferlid?e splendor, fd^ön^eit onb sierlic^ett ber Stabt / als and^ bie
jnerlid^e tugenbten / fonberbare deuotion t>nb anbackt gegen (Sott / geljorfamb
pnb milferigfeit gegen jt^rem £anbs Jürfien vnb porgefe^ten Siabt 0brig*
feit / barmljerftigfeit / mitleiben vnb freigebigfeit gegen ben armen /
hospitalitet vnb freunblif^eit gegen ben frembben / vnb (»eldjes bann t)iel
tjt/ pnnb nit bey aUen Stätten sufinben) fribt t>nb ainigfeit pnter pd?
felb|b / gefpürt vnb gefnnben n>irbt. 2llfo / bas es nunmel^r nur an beme
erwinben tfjut / wie jte in folc^er prosperitet, glücf / onb auffnemen / Ijinfuran
continuirt vn beftenbig erljalten »erbe: roclc^es aber/ (meines ainfeltigen
bebuncfens) je fugli^^er noc^ »nfelbarlic^er nit befc^eljen fan / als burd?
lefung approbirter vnb eyemplarifd^er guter Bücher / aud^ obferuirung ber*
felben. Dann fte 3aigen t>ns ben »eg / mie man (Sott rec^t fordeten /
bienen vn e\:iren / auc^ 3U frtbt / rulje / flc^erl^eit be§ £etbs vnb ber Seelen
gelangen fönne.''
^07) (Seneral Hatl|S protl^ocoü ^598. Jol. 67». (^2. aTär3 ^598.)
Qerm Albertin fl. Secretario all^ie bewilligt fein 3ud? benen pon ftlünc^en
3U bebicieren. — ^oL 9;». ^errn (Egibio 2IIbertino fl. Secretario ijt bewilligt
fec^3ig Dauer pro Honorario für bas transferirt fenbfd?reibenbuc^ 3U geben
(22 21pril). — Camerbuc^ ^598 ^ol. uo^ (^8 21prilis). ^ll^ls (Egibius 2llber-
tinus ffil. Qofratl^s secretarius 2Iinem (Eblen, (Ernueftcn tjnb weifen Qerrn
Burgermaifler onnb Hatlj ain tractatl (fo er gulben fenbfc^reiben oon ^errn
Antonio oon Gueuara Bifc^ofen 3U Mondonedo befd^riben, intitulirt, onb oon
ber Spanifd^en Sprad? in Ceutfc^ ©erwenb) dedicirt, 31^ 3*"^ perel^rt worben
60 tlalex §U 72 Kr 72 ff.
^08) (Seneral Hatljs protl|ocoll ^598 ^ol. 50b. ^crr Egidius Albertin
Ijatt am Ijeut. ben anbern tt^ail (Sulbiner fenbfc^reiben einem €rf. Hatt^ be*
biciert, 3^^ f^^« ^0^ ^0 Dauer ©erel^rt, alfo für beebs ^oo Dauer. Dagegen
aber (tamerbud? {5^8 j^ol. us» (3 (Dctobris) 2Ils €gibius 2llbertinus frft.
ßof secretarius benv^anbevn (Eail ber gulben Senbf^reiben ainem erbarn
2iatlj dedicirt, 31^ 3l|me abermalen oerel^rt worben 60 (Ealer §u 72 kr.
Ziinen 72 fl.
^09) O Vrbs Boiariae, darum caput, inclyta terrae
A Monachis faustu[m] nomen & omen habes.
Hie pietas ipsis Monachis aequabilis ardet,
Hie abit in sanctas noxq[ue] diesq[ue] preces.
72 Jlc^tbius 2IIberttnus
Hie pueri senibus certant, hie filia matrem,
Hie nurus antevenit religione socrum.
Hie sua Justitiae maiestas omnibus aeque
Ter MAGNO AEMILIO sceptro gerente viget.
Talibus Vrbs fato felix innixa columnis
Perpetua flore diuite pace fruens.
Den 3tDetten (EetI leiten 5ipet latetnifd?e Dichtungen A. Thob.Eisenmanno
Monacen: (elf Dtfitc^eu ad interpretem, fcd?s fappljifd^e Stroptjen ad librum
unb breiseljn f^ejameter ad leetorem) ein. (Pgl. Hr. 2\s,)
Uo) (Seneral Hattjs prott^ocoll 1599 ^ol. \7[^' ^erm Egidio Albertino
fein an t^eui dato für ben britten tti^exl Gueuara fenbfc^retben ^0 ff oer*
eljrt tjnb jebem gegenwirttgen ^errn ein Exemplar sugejlellt. — Camcrbud?
1599 ^ol. i09^ (30 2Iprilis). 2Iüs €gtbius 2IIbertinus frp. ^of Secretarius
ainem Erbarn Hatlj benn britten C!|cil ber gulben Senbfc^reiben dedicin
3|i 3nte oerct^rt loorben ^0 fl.
\{{) (Seneral Hatljs prott^ocott ^6oo (fol. J27b (^3 2IprtI). ferner
fein bem Secretario lllbertino 20 Daöer für ^ 2 Exemplaria Montis Caluariae
oeret^rt. — Sumarifc^e Hl^ats protf^ocoU de Anno ^6oo ^ol. 6^ (^'^ 2lpril):
Dem JJerrn 2tlbertino fotten 20 (Ealer oerel^ret werben. — (tamnterbuedj
^600 ^ol. ^09b (^5 2[prtl). 2IÜS (Egibiiis ^Ilbcrtinns fr^l. fjof Secretarius
ainem (Eblen tjnnb Pe^en Hatl^ fambt bem ^errn Camerer 3^^^nt ein ein*
gepunbencs Bued?, fo er aus ©eilanb Anthoni de Gueuera gefeiten tractat,
de monte Caluarie aus hispanifd^er fprac^ auf (Eeutfc^ transferirt gcl^örfamblid?
praefentirt 3jt Z^e bagegcn Dercl^rt worben 20 (Ealer 3U 72 kr. 4t^un . 2^^ f(.
— (Ebenba ^ol. uo* (^9 2Iugufti). 2lIIs (Egibius 2Ilbertin ff. f?of Hatl^s
Secretarius etnem (Eblcn onnb »ejten 3nnern Hatl) [2 eingepunbene tractat beß
anbern Cl^ails montis Caluariae peret^rt, 3P 3"^^ barftr gegeben ujorben . 2^ ff.
U2) 2[ugsburger 21rd?iD, ^aumeifterbud? [eo[ pag. (20»- „3 Martii ff. L
oerert 2Iegibio 2IIbertino ^v^\. Bayrifd^em Secretario wegen bebicierung
eines bue^s ber Solbaten wccful^r, gcnanntt ff. 50."
U3) S. unter anberm £ncifers Königreid? (ed. £iliencron) S. 2\o.
2Im ftär!^en aber fol. ^37—^9 bes VII. (Eeiles ber „^augpolicey" {1602),
befonbers Jo(. ^^5» ff.
U^) Sl^nltd? fd?ilbert er ben I^ersog in ber Dorrebe 3U bem iiim ge«
tnibmeten Horologium Principum, batiert tjom festen Martij Anno 99.
U5) IDentgPens flagt er am 5d?Iuffe (^ol. ^9^) feines 3ud?cs: „Don
ben fonberbaren öeljeimnuffen beg 2[ntid?rifit" ; „(Sünftiger lieber £cfer es
gelten an biefem (Tractätl gIeid?n?ol nodj etlid^e IDunberwercf oitb fet^r fd?öne
Ding ah / welche ic^ für bigmal^I beim (Erucferl^errn / bas pe gleidjfals
gcbrucft würben / nid?t erljalten l\ah !önncn / aber oieleid^t befd?td?ts auff
ein anbers maljl".
\\6) (Söbe Fe a.a.0. II, 583. — Der (^ot^en IHeinung, bie 2IIberttnus
üon (Sueijara Ijat, gtebt er berebt 2lusbrucf in ber Dorrebe bes Con-
temptus vitae avlicae. ausgäbe oon ^60^.
^7) Nouvelle Biographie G6n^rale 1,623. II ^crivait en alle-
mand k une ^poque, oü presque tous les AUemands ecrivaient en latin. C'est
pourquoi ses ouvrages sont du plus haut int(§r^t pour l'histoire de la littera-
ture alleraande. Son style est rüde et inculte, mais ses descriptions ne man-
quent pas de certains attraits.
\\8) 2(. a. (D. II, 579. 3n Schriften, bie ftc^ als Dcrbeutfd^ungen
(Sueoaras ausgeben, wirb mitunter ^ifdjart in ber unbefangenften IDeife
geplünbert. — Pgl. auc^ 2tng. Deutfdje 33iogr. I, 2^7.
U9) <Hbenba: 3"^ £anbftör^er jtnb gan3e 2lbfc^nitte Don xfyn l^tn3U-
gefügt, in benen bie ganse Hol^ett ber gcit auftritt.». Sein Seelengejaibt
von Karl oott 2Rein(^arbft3ttrter. 73
£ttctfcrs.*. tfi für bie Stttengefc^tf^te von ausgc3Ct(^neter Bebentung unb
oerbtent bie (Fmeucrung, bie bas Buc^ nenerbings gefunben t^at.
^2o) „(Ein geiftrei^er Sd^rif tjleüer unb feiner ÜopfAegidius Albertinus",
fagt Cittmann a. a. 0. XXI.
^21) gum erjien IHal im Speculum Religiosorum (H599X bann im
3n?eiten (Eetle ber „5enbfd?retben".
122) Diefe bei £iltencron nic^t aufgefül^rte JInsgabe finbct flc^ in
ber ITTänd?ener ^of- unb StaatsbiMiott^ef (Ph.Pr.609) nn^ fütjrt ben (Eitel:
MESPRIS DE I LA COVR, ET LOV- | ange de la vie rustique: | Compos6
premierement en Espagnol par dorn An- | toine de Guevarre , Euesque de
Mondognedo, Pre | dicateur, Historiographe, & Conseiller de l'Em- | pereur:
& depiiis traduit en Italien, Frangois & | Allemand. Toutes les quelles lan-
gues nous auons | joinctes ensemble en ceste seconde edition, pour | Tutilit^
& soulagement de ceux qui prennent | plaisir aux vulgaires qui sont au-
jourd'huy plus | pris6s & recherch^s |.
A la ün du Hure sc voyent les vers frangois { des Euesques de Meaux
& de Cambray, et | les Latins de N. de Clemenges docteur en | Theologie
sur la grande disparit^ de la vie | rustique auec celle de cour | Dignette.
Qvod tibi fieri non vis, alteri ne feceris.
Par Jean de Tovmes | M.DCV. | 7^(5 Seiten.
Der fpanifc^e (Eejt ifl ,,sur l'exemplaire imprim^ a Anuers. Lltalien
ie l'ay^recouur^ a grande difficult6 de l'impression de Venize.*'
Über ben beutfd?en (Ecjt erfaljren mir (im Dorwort AV LECTEVR):
Svyuant le desir que j'ay tousiours eu, d'apporter proffit au public en tout
ce qui me seroit possiVe, & voulant rimprimer ce livre de dorn Gueuarre,
(lequel, au jugement mesme de l'auteur, est le plus beau & le plus sen-
tentieux de tous ceux qu'il composa jamais) j'ay voulu adjouster PAlIemtld
aux trois vulgaires que j'auois joincts ensemble en la premiere impression.
Mais ayant rtcouur^ la version faicte par Gilles Albertin Secretaire du tres-
illustre Prince le Duc de Bauiere, & l'ayant faict conferer auec les autres
trois, il s'est venu que ledit S. Secretaire ne s'estoit pas voulu assubjtctir
ä pas vn d'iceux, & notamment ä l'Espagnol, qui toutesfois deuoit estre
pour patron ä tous ceux qui le voudroyent traduire. infolge biefer be*
fannten (Eigenart bcs 2tlbertinus bat ber Herausgeber einen M. Isaac le
Boiteux ,,restituer les lieux oü il verroit que 1' Allemand se seroit esloigne
de l'Espagnol**. 2IIs Isaac de Boiteux oerljinbert mürbe, bie 2Irbcit 3U ver-
fetten, manbte er fic^ ,,k vn sgauant & honneste jeune homme Allemand**, ber
bann bas (San^e ooHenbete.
(Sreifen mir irgenb einen Sa^ 3ur Dergleic^ung beiber (Eejte tjeraus:
(5. 65. 2Iusg. oon 160^.) ((fwn}. Tlnsq. t>on ^605.)
S^lieglid? rattje id? allen »nnb Sd^liegltc^ ratete id? allen tjnnb
jegflid?en / meld?e ben Bfof oerlaffen jeglichen / meld?e ben ^of oerlajfen
l]aben / ba% fie \id) auff nid^te fo fet?r traben / ba^ jle fxdf auf nid?te fo feljr
begeben noc^ bcflcijfen/ als mie fie begeben noch befleiffen, als mie jie
ftd? 3um fierben bereiten motten. 2Ille ftc^ 3um flerben bereiten motten. 2ltte
biefe obuermelbte Sachen / feinb nid?t biefe obuermelbte fad?en / feinb nid?t
allein Ieid?t 3U lefen/ fonbern and^ attein leidet 3U lefen/ fonber andf
nidft fd^mer 3uuoUn3telfen / bann jwoi nic^t fd^mer 3U t)olln3iel|en / bann /
fern mir anberfi ons motten red?t mo ferrn mir anberft »ns motten red?t
angreiffen onnb bemfiljen/ fo feynb angreiffen onnb bemüljen/ fo feinb/
onb oermögen mir meljr / als mir onb oermögen mir met^r / als mir
felbjt oermeynen. felbft oermeynen/ nemmlid? in bem
bas mir att onfere 3uflud?t/ 3U ber
atterl|öc^jien l|ilff (Sottes traben.
7/]^ ^(egtbins 2(IberHnus
Die IPtbrnung an ben Bifd^of von Langes trägt bas Datnm : De mon
Imprimerie ce lo May 1591.
123) 21. a. (D. 5. V.
^2^) iudfcrs Köntgreid? ed. tiliencxon, 5. 59.
\2b) Antonii | de Guevara | ... Opera omnia | Historico - PoUtica. |
Durdj I Qerrn Acgidium Albertinum . . an% ber | Qifpanifdjen in bie (Eeutfdye
Sprad? auffs fletfjlgjle oerfetjt. (Sebrurft 3U f ranrffurt am IHa^n | bei
nTattl^aeo Kempffern/ 3n Verlegung | ^^^owi (ßottfrieb Sd^önmetter |
Anno XLIV. I, 5. 5.
126) (Ebenba TU, 5. ^59. Perfelbe (Sebanfe jinbet pd? ebenba, I, 73,
mit benfelben IDorten ausgebrücft, was bei 2IIberttnus öfter ber ^all tft.
127) &enba I, 299,
<28) (Susman, Jlnsg. oon ^6^5, 5. 66^.
429) Guevara, Opera omnia. I, 5. U9» <20, ^35.
^30) Bobertag, (Sef(^. b. H., IL "8b. 2. fj. 5. 88 ff.
\5{) Guevara > Opera. I, {(^\,
^32) £ucifers Königreich ed. f tliencron, S. 92 unb 223.
^33) (Ebenba 5. 92.
\5^) Guevara, Opera. I, ^0^. (Pgl. aud? \{S, (32, (33.) — ferner
S. 62, 70, \7^ in Institutiones aulicae. münd^en (600.
135) (Snsm an, 2lusg. von (6(5, 5. S'^o u. f. n>.
(36) Ebenba 5. (76, (77 u. f. w.
(37) (Ebenba* 5. ^76 n. f. n).; iudfers Königreich, 5. (99.
(38) Guevara, Opera. I, ^3 ff.
(39) (Ebenba I, (29.
(^0) Ed. du M^ril, Po^sies populaires latines du moyen Äge, Paris
1847. S. (79.
C^O Vql 3» anberem 21. Qloblers Proverbia qu« dicontur supra na-
tura feminarum in ber „geitfd^rift ffir Hom^ pijilologie'' ((885) IX, 287 — 23(,
unb Novatis Befpredjung im ,,Giornale storico della letleratura italiana'*.
vil, ^32—^43. — Sogar oer (Sebanfe bes bosljaften (Epigramms, bas ITT.
ntontaigne (Voyages II, (09) anfül^rt: „Chi vuol che la sua donna impregni,
Mandila al bagno, e non ci vcgni**, ffnbet ftd? bei 2llbertinus (EJaußpoHcey
III, (25, mo über()aupt viel oon ben IDeibem 5U lefen tf^,) n>teber.
(^2) 2Ittg. Peutfd^e Biogr. I, 2(7.
(^3) Das breit <Sebrnc!te finbet fid? im originale mit roten £ettern.
\ ^'k) iJälfc^Iid? sitiert C i 1 1 m a n n (XXI) eine 2Iusg. oon f ranFf urt (6(7.
(45) Bobertag, (Sefd?. bes Honu II, 24; £iIieucron, iucifers
Königreid?, S. XVIIL
(46) Bibl. de Aut. Esp., III, S, 2(7. Por cifra entendi, aunque des-
pues he considerado sus efetos : i cuäotos torpes actos acomete I j cuäntas
atroces imaginaciones representa ! j cuäntas infami.is solicita ! j d cuantos
.disparates espolea! ]y cuäntos imposibles atental
(47) S. 2(9. No es pues, prometo, que la reformacion de los caminos,
puentes y ventas, no es lo que reqtieria menos cuidado que las muy graves, por
el comercio y trato. Dgl. andf £ucifers Königreid? ed. £i li e n er 0 n 5. 20i ff.
(48) S. 2(9. Creyeron ser algun picaro ladroncillo que los habia de
robar y acogerme — Über bas beiitfdye „Sd?maraF" jicf^e bti Sd? melier,
Bayr. IDörterb. II, 6^6 (Sd^roeräf); über Bärenljäuter tbenba l, 263 unb
(Sri mm, IPörterbud? I, ((28.
(49) 5. 227 lOh, cuäntas veces vi llevar y Ueve tortas de manjar
blanco, lechones, pichones, palominos, quesos de cien diferencias y provincias,
y otras infinitas cosas ä vender, que es prolijidad referirlas, y faltan tiempo
y memoria para contarlas I
oon Karl ron Heinf^arbpSttner. 75
150) rDoljI ber 2lbfic^t, foI(^e nitgflänbe 311 Ijeben, cntfprangen Per-
orbnungen, toie btc bei ITTaYertjof er, (Sefd^tc^te bes IHünd^. ^ofbräuf^aufes
(ITTd?. s. a.) 5. ;o 21. ertpäl^nten.
^50 Hetnljarb|iöttner, plautus. £eip3tg ^886, 5. ^o^^, 595— 680.
^52) Über ben Jäfel unb bte Sitte, il^n am ;Jafd?ing 3U prellen, petje
bei 5 dornen er, Bayrifc^es IDörterbud? ^872. Bb. I, 5. i20^.
^53) S. 2^9. Y si fuese nccesario, aplicändole corrosivos que le coman
de la carne sana, en que nos ocupemos algunos dias.
^5^) Bibl. de Aut. Esp. 5. XXVI.
^55) Pgl. bei Ü. (E!|. lPen3elburger, (Sefc^ic^te ber Hieberlanbe II,
807, wie „viele Katl^olifen, erbittert über bie Perfolgim^en imb inig!|aiib*
lungen, benen fie ffd? ausgefegt fallen, in beutlic^er lÖeife it|re Sympatt^ien
für Spanien an hen Cag legten."
^56) S. 569- (f,El nuevo Märte don Juan de Austriai su hermano,
siempre vencedor y no vencido , temor de turcos y asombro de paganos :
cuya diestra diö tinta roja de sangre turquesca d las soberbias ondas de
Lepanto ?
^57) 5 370. V^anse los hechos de espafioles en Flandes, que parecen
casi de increibles milagrosos, y se conocerä, que no se les puede acriminar
que tomen nombres y titulos honrosos . . .
^58) S. 382 .... que la borrachera no la tenia por afrenta afuer
de su nacion. Mejor lo miramos los espafioles , que tenemos por muy
infames los borrachos.
159) S 529—56^ ber poliseiorbnung von ^6i6 enttjalten jlrenge
Dorfc^riften für bie IPirte.
160) <5en?ig nic^t ot^ne EJinblicf auf Htünd^ener Perfjältniffe gefd?rteben.
2Iudj unter ben (geißeln (gufiao 21boIfs ( 1 632) waren (Sa^geber. S. 3. ^. H? 0 1 f ,
0rtsgefd?ic^te ber Kgl. fjaupt» unb Heftbensjlabt lUünc^en. (IHd?. 1837.)
^6 0 S. ^(6 . . . me resolvi de tomar el hdbito en aquel convento . . .
me fui al convento, en ei cual estuve algunos dias . • (417) Pues como
yo estaba tan habituado ä libertad y vicios , resfri^me en pocos dias del
buen propösito que habia tenido de recebir el häbito.
\62) (Srunbriß II, 536.
\ 63) 2Ifferbings, tpenn es teute n>aren, tDie fte im flebenten (Teile ber
„E^augpoliceY" (1602) JoL ^^9 gefd^ilbert werben. Dort tjeigt es pon btn
Komöbianten, Pe „feinbt gemeinflic^ eitele, Iiberlid?e, oerfd^lagene, argliflige,
onuerfd^ambte onb gottlofe leut, ja was met^r ifi, man jinbt onber jj^nen
£anbuern?ifene, etjruergeffene, ianbpürfter, §igeiner »nb arge Kefeer."
\6^) Dgl. £ucifers Königreich ed. £iIiencron 5. 202, 33.
^65) „Pas baierifd? ool! . . . trinft fer", S. ^^2, Bb. IV oon , Johannes
Turmaiers genahnt Aventinus Sämtlicbe IDerfe", IHcb. 1882. (Rsg. von Dr.
m. £ejer.)
\66) PgL 21 retin, (Sefd?ic^te bes bayerifc^en ^ersogs unb Kurfür^cn
IHajimilian bes (Er^en. (Paffau ^8'^2) I, S. 233. Demnad? fd^eint ber
Soljn Kaifer ^erbinanbs bes (Er^en , IHaj II , einmal am bayrifc^en ^ofe
2lnfto6 erregt 3U ^ahtn* IDenigjiens fd^reibt i!|m fein Pater: ynprimis
quod delectaris vino et bibis vina forcia et magnos haustus et tali modo
(luod aliquando visum est in te et principaliter apudt ducem
bauarie vestigia ebrietatis et videtur quod si eses liber quod te multocies
ioebriares (Brief 00m ^. febrnar i5^7 f. bei ^. 8, 00 n 8nd?olfe, (Se»
fd>td?te ber Hegierung ferbmanb bes (Erfien. IDien 1838. Urfunbenbanb
S. ^68.) — Die poIi3eiorbnung von \6\6 madjt es (S. 7oo) befonbers ben
prebigern 3ur pffid^t, gegen bie (Erunffud^t 3U wirfen.
76 2Icgtbms 2IIbertinus
(67) Dr. inarttn £utf?ers fowol^l in beutfd^cr als latcttufd^er
Sprad^e rcrfertigte unb aus ber Ictjteren tn bic erjiere überfeftte Sämtlid^e
Sd^riften. €b. Jol^an (Scorg iPaId?D. (Qalle im niagbeburgifd^cn,
(Scbauer) V. Bb., 5. t28( ((7^0; XII. Bb., 5. 788 (ocrbrucfi 878) ((7^2).
Vq{. andi Albertinus De conuiuijs ic. ic. (2Isg. von \60^), ^ol. B^b;
Dann aü arbeit wir (Eeutfc^cn ©ertragen
0t^n Dürft / baxan tl|un roir »ersagen.
l68)(Suftap ijreytag; 23ilber aus ber beutfd?cn Vergangenheit.
(5. 2(uf[. £p^. (867), 3. Bb. 2lus bem Jöl^rl^unbert bes großen Krieges. 5. 90.
169) §. 33. £ucifers Königreid? ed. üliencron. 5. (88, 3.
(70) (Sefc^. bes 2?om. II, 2(.
170 I>gl. 3. B. 3al^rbud? für inünd?ener (5efd?id?te. (Erjter 3al|r-
gang, 5. (0(, (05, ((2, \\^, (2(, (85 u. ö.
(72) Dgl. Söltl, Die frommen unb milben Stiftungen ber IPittels*
bac^er über einen großen (Teil von Deutf d?Ianb. £anbsfiut (858. Por-
neljmlid? S. 86—99
(73) H. Stinfting, (Scfd?id?te ber beutfd^en 2Re(^tsn?iffenfd?aft.
inünd^en (88O. ^anh l, S. 657. K. oon pranti, (5efd?idjtc ber Cub-
n)igsjmajiiniIians-Uniperfität. münd^en (372. I, 3((. (20. (Dft (586.)
— Über bie PortreffIid?!eit ber bayvifd^en (Sefefee unb 3»f*i3 gegenüber
anbern f. im Pornjort „2In ben £efer" bes (Sefe^buc^es »on (6(6.
(7^) Had? Stin^tng a. a. 0. I, 635 nur in (Tübingen, 3ena, Hoftorf
unb 3ngoIflabt.
(75) 5. pranti I, 308 oon ber juriftifd?en ^a!ultät, roeld^e ber
Regierung unleugbar . . . immer fel^r am £Jer5en lag. €benfo I, ^c*.
(76) Die mol^lmollenbe 3Ib|td?t bes (Sefe^gebers, ITIaj I, feTjn3eid?nct
treffenb bie (Hinleitung 3u: £anbrec^t | policey (Sertd?ts^ UTaleftö* | tjnnb
anbere (Drbnungen. | Der ^ürftentl^umben 0bern | vnb Hibern bayrn. |
niünd^en (6(6. Dort l^eigt es: „Damit in onfern ^ürftentl^umben vnb
£anb.en / ned?ft befürberung ber (Hljren beg 2inert^öd?ften / vnb t^anbl^abung
rnfcrer Dl^ralten roal^ren allein feligmad^enben catl^olifd^en Heligion / bie
t^aylfame lustitia administrirt , gute policey angebellt / onb Dnfcre Dnber*
tl^anen / fo n?ol aud? allen anberen barein Ijanblenben vnb roanblenbeu
ünpartl^evifd^cs gleid?es 3,e(iit vnb (5erid?t erl^alten" u. f. u?. — Dgl. ferner
IDefienrieber (Beiträge vilt, 5.302—3(3) unb vor allem ben smeiten
Banb oon „pragmatifc^e (Sefd?id?te ber bayerifd^en (Sefe^gebung unb Staats*
oeripaltung feit ben geiten IHajimilian I." oon lUay (Jrciljerrn tjon
Jreyberg. £p3. (836. — ferner S. 60— 93 (befonbers S. 69) bei Dr.
Jr. 2Int. IPill^. Sd?reiber, Xnajimilian L ber Katl^oIifd?e, Kurfür jl von
Bayern unb ber breigigjäl^rige Krieg. IHünd^en (868. — Selbft in einer
Kriti! bes poliseiregiments (Das Kird^Iic^e poIi3eiregiment in Bayern unter
IHajimilian I. (595— (65l) fömmt Stieoe (S. 62) 3U bem Sc^luffe, ba^
ber Kurfürft ,,nad? beftem IPiffen unb (Semiffen mit äußerftem Bemühen
unb eiferner Konfequen3 auf !ird)lid?em (gebiete, loie in feiner gansen
übrigen Regierung bas tl^at, was er für feine Pflicht unb für bem IDot^Ie
ber Untertl^anen bienlid? l^ielt."
(77) Pgl. bann im £anbred?t S 95 unb 96 bie Perorbnungen über
ben Hid^tereib.
(78)S. J. Stieoe, Elften u. f. m. V, 2. 21.^ 3 a l^ r b u d? f ür IHünc^ener
(Sefd^id^te I, 3(3 ff. Sd^on im Reperto|rivm librorum trijvm Joannis Boemi de
om|nivm gentivm ritibvs | Item index rerum scitii digniorum in | eosdem|;
Cum priuilegio Pa|pali ac Imperiali. | MDXX t^eigt es im XVIII. Kapitel,
bas Bayern bel^anbelt (^ol. LXIb), pon bemfclben: Nulla Germaniae pro-
vincia pluribus cultioribiis urbibus illustratur.
von Karl von Hetnl^arbftöttncr.
77
179) IPtebcrt^olt tj^aben frembe (ügl. bei ^arbt, Bianconi u. a.) bte«
fclbc gcrütjmt. 2iud? in einer gcograpijifc^en, Benebift XIV. geipibmeten
Spielerei ,,TrattenimeDti eruditi sopra la Geografia da Enea Gaetano
Melani (Eresto Elercanteo Pastore Arcade) t^ei§t es:
Baviera, ch'ha per Capital« Monaco
CoUa gran Biblioteca, ed Antiquario.
^80) Die Saxoniam potatorum ern)ät{nt auc^Boemus, de omniuni
gentium ritibus ^520. JoL LXIb, freilid? andf bie Boiariam furum, unb
nodimal fo f ol. LXIIII.
^80 3tt ber Srfyrift Guevaras „De Conuiuijs & Compotationibus**
(IHc^. j(604) fommt er auf ^fol. 86 f. mieber auf biefes Q^ljema, unb bort
fül^rt iljn bas (2tfern gegen bie Crunffuc^t ber IXJetber fogar 3u poetifdjen
Ctraben Jol. 87^: „2luf ben ^angärten vnt> (Suncflen / tl^un fie (bie ^frauen)
Känbelen vnb munrflen. Das IDeinlein tt^un fie gern fupf en / ben füffen
IVeiw nemmen jie gern ein / vnb brorfen fogar gut Semmeln brein. / ® b\i
eble Wav^ / n?ie bringcji bu manche ^vavo ümb Sc^Iayr vn[b] Sturft / ® bn
cbler gefc^marf / mac^cp üil gute IPeiber vnb Bettelfäd".
^82) S. 4 30. Pero el cömo me escap6 de las galeras, y lo demäs de
mi vida, que fueron cosas estrafias, te dir6 en la tercera parte de mi historia,
para la cual te convido, si esta no te deja cansado y enfadado.
183) tZid^t unroiUfommen mag eine gufammenfteHung ber auf cinanber
be3Üglid?en Kapitel bes fpantfc^en Originals unb ber beutfc^en Überfefeung
fein. Sie ergiebt:
Parte Primera.
Libro primero.
Cap. I. En que cuenta quien
fu* SU padre.
Cap. II. En que Guzmän de
Alfarache prusigue contando quienes
fueron sus padrcs , y ])rincipio de
conocimiento y amores de su madie.
Cap. III. Cömo Guzmdn saliö
de SU casa un viernes por la tarde,
y lo que le sucediö en una venta.
Cap. IV. En que Guzmdn de
Alfarache refiere lo que un arriero le
conto que le habia pasado ä la ventera
de donde habia salido aquel dia, y
una plätica que le hizieron.
Cap. V. De lo que d Guzmdn
de Alfarache le aconteciö en Cantillana
con un mesonero.
Cap. VI. En que Guzmdn de
Alfarache acaba de contar lo que le
sucediö con el mesonero.
C a p V t I. Gufman er5ef|It / roer
fein £}err Datter geroeft / nemlicb ein
fel^amer (Sefett vnb fetjr erbarer
KXlann.
Capvt II. Gufman erjctjlt n?ie
ünnb was gejlalt fein Patter anfangs
omb fein ^xaw IHutter gebuelt / vnb
au§ n?as für einem el^rlidjen Stammen
er geboren roorben / ^tem / was fein
^vaw IHutter für ein erbare ^raxo
geroejl.
Capvt III. Gufmans erjler 2Iuff>
5W9-
Capvt IV. Gufman difcurriret
artlic^ von ber (Slücffeligfeit vnb vn-
glücffeligfeit ber IHenfcfaen / vnb was
gepalt er onfc^ulbigfiic^ gefangen
»orben.
78
^egtbius 2IIberttnns
Cap. VII. Cömo, creyendo ser
ladron Guzmän de Alfarache, fu^
preso , y habi6ndolo conocido lo
soltaron. Promete uno de los cl6rigos
contar una historia para entreteni-
miento del Camino.
Cap. Vin. En que Guzmän de
Alfarache refiere la historia de los
dos enamorados Ozmin y Daraja,
segun se la contaron.
Capvt V. Gufman tptrb bttrc^
etncii frommen prtefter J^evIfamUd?
onberiptfen.
Libro segundo«
Trätase conto vino d ser picaro, y lo
que siendolo le sucedio,
Cap L Cömo Guzmdn de Alfarache,
saliendo de Cazalla ä la vuelta de
Madrid , en el Camino sirviö ä un
ventero.
Cap. 11. Cömo Guzmän de Al-
farache, dejando al ventero, se fu6
ä Madrid y Uegö hecho pfcaro.
Cap. III. En que Guzmän de
Alfarache prosigue contra las vanas
honras. Declara una consideracion que
hizo de cuäl debe ser el hombre con
la dignidad que tiene.
Cap. IV. En que Guzmän de
Alfarache refiere un soliloquio que
hizo, y prosigue contra las vanidades
de la honra.
Cap. V. Cömo Guzmän de Al-
farache sirviö un cocinero.
Cap. VI. En que Guzmän de
Alfarache prosigue lo que le pasö
con SU amo el cocinero hasta salir
despedido d^l.
Cap. VII. Cömo despedido Guz-
män de Alfarache de su amo volviö
ä ser pfcaro, y de un hurto que hizo
ä un especiero.
Cap. VIII. Cömo Guzmän de
Alfarache, vistiendose muy galän en
Toledo, tratö amores con unas damas.
Cuenta lo que pasö con ellas, y las
burlas, que le hicieron, y despues en
Malagon.
Capvt VI. Gufman btenet einem
IPtrtli aufm (Sey.
(Kapitel 7 feljlt tn biefer unb \>z\k
näc^Pen Druden.)
Capvt VIII. Gufman fompt gen
Madril / cnb wirbt ein Picaro / ober
ein Sc^marad.
Capvt IX. Gufman btenet für
einen Kuc^elbuben / fallet an / (t^
mit ber tjnbegerten 2Irbett / bas ift /
mit <iet|len/ 3u ernel^ren.
Capvt X. Was bem Gufman/
als einem Ku^elbuben / für ein roercf •
lieber po§ rotberfal^ren.
Capvt XI. Gufman ntmbt fein
ooriges picarifc^es ober B^rnt^äute*
rifdjes iehen roiberumb an/ wirb
burc^ ein fonberbares get^ebiges mittel
reic^.
Capvt XII. Was geftalt Gufman
3U Toledo ftd? ftaltlid) i^cfletbet cnnb
fein (Seit oerbuelt.
oon Karl oon HetnljarbjlÖttncr*
79
Ca p. IX. Cömo Guzmän de Al-
farache, llegando ä Almagro, asentö
por soldado en una compailia. Re-
fiörese de dönde tuvo origen la mala
voz: ,,£n Malagon en cada casa un
ladron, y en la del alcalde, hijo y
padre.*'
Cap. X. De lo que ä Guzmän
de Alfarache le sucediö sirviendo al
capitdn hasta Uegar ä Italia.
C a p V t XIII. Gufman f ompt gen
Almagro 3U einem £}auptmatin / vrib
tPtrb ein Solbat.
Libro tercero.
Trata en il de su mendiguez^ y de
lo que con ella le sucedio en Italia,
Cap. I. Cömo hallando Guz-
män de Alfarache los parientes que
buscaba en J^nova, se fu6 ä Roma,
y la burla que antes de partirse le
hicieron.
Cap. IL Cömo saliendo deJ6nova
Guzmän de Alfarache , comenzö ä
mendigar, y juntändose con otros
pobres aprendiö sus estatutos y leyes.
Cap. III. Cömo Guzmän de Al-
farache fu€ reprehendido de un pobre
jurisperito y lo que mas le pasö
mendigando.
Cap. IV. En que Guzmän de
Alfarache cuenta lo que le sucediö
con un Caballero y las libertades de
los pobres.
Cap. V. En que Guzmän de
Alfarache cuenta lo que aconteciö en
SU tiempo con un mendigo que
falleciö en Florencia.
Cap. VI Cömo vuelto ä Roma
Guzmän de Alfarache, un cardenal,
compadecido d^l, mandö que fuese
curado en su casa y cama.
Cap. VII. Cömo Guzmän de
Alfarache sirviö de paje a monsefior
ilustrfsimo cardenal, y lo que le
sucediö.
Cap. VIII. Cömo Guzmän de
Alfarache vengö una burla que el
secretario hizo al camarero ä quien
servia, y el ardid que t uvo para hurta
un baiTil de conserva*
Cap. IX. De otro hurto de con-
servas que hizo Guzmän de Alfaräche
ä monsefior, y cömo por el juego
el mismo se fu6 de su casa*
C a p V t XIV. Gufman f ömpt gen
Genua / fragt feiner Jrennbtfc^fft
nac^/ wirbt aber obel pon jl^nen
tractirt.
CapvtXV. Gufman fat^et an 3U
\>ziit\xi I gefeüet ftc^ 3» anbern Bet*
lern/ let^rnet jl^re Statuta/ (Sefefe
x>x(t> ©rbnungen.
Capvt XVI. VOas geftalt Guf-
man 3u Hom burc^ einen Carbiiial
a\x% mitleiben / in feinem eignen
Qaug nnb Betl^ curirt n)orben.
Capvt XVII. VOas gepalt Guf-
man bem <£arbinal für einen (Ebel*
'^nahtn gebienet.
80
^(e^tbius ^(bertinns
Cap. X. Cömo despedido Guz-
mdn de Alfarache de la casa del
cardenal, asentö con el embajador
de Francia, donde hizo algunas burlas.
Refieie una historia que oyö ä un
gentil hombre napolitano , con que
Capvt XVIII. Gufman »irbt
feinem fjerrn bem Carbtnal je lenger
je Heber/ {iitbteret onnb fkeüet ^d?
fel^r anbät^tig / betreibt and^ bie für-
nem|ie Hömift^e Kirchen / fampt benen
bartn oertjanbenen Reliquien, &c.
Capvt XIX. Gufman erseljlt fer«
ner / was geftalt er aud? loegeit fei*
ncs fpielens rom (Earbinal beurlaubt /
pnnb miberumb tu beg ji^an^öft^
fd?en (Sefanbten -bienp angenommen
roorbm / n?as er aud? bey bemfelben
für artlid^e pojfcn gcrtffen.
dd fin la primera parte de su vida.
Die folgcnben brei 23üd?er mit 26 Kapiteln pimmen nic^t 3ur
beutfc^en Bearbeitung.
Segunda Parte.
Por Mateo Lujdn de Sayavedra.
Libro primero.
Cap. I. De cömo Guzmdn de
Alfarache se fu6 de Roma, y lo que
le sucediö al salir.
Cap. II. De lo que le sucediö
ä Guzmän de Alfarache en el viaje
de Näpoles.
Cap. III. De lo que hizo Guzmdn
de Alfarache en la venta, y cömo
quedö recebido por criado del cl6rigo.
Cap. IV. De lo que pasaron
Guzmän de Alfaraclie y su amo hasta
entrar en Napoles.
Cap. V. De cömo vestido Guz-
män, y siendo mayordomo del cl^rigo
trata amores con unas mujeres, y lo
que pasö con ellas.
Cap. VI. En que se prosigue
la materia del capitulo pasado, y
cuenta Guzmän los favores que recebiö
de SU dama , y la inquietud que le
causaban.
Cap. VII. De cömo Guzmän de
Alfarache fu6 puesto. en la cärcel, y
lo que en ella le sucediö.
Cap. VIII. En que Guzmän pro-"
sigue los trabajos que tuvo en la
cärcel, y cömo saliö y asentö con un
cocinero.
Libro segundo.
Cap. I. De lo que pasö Guz-
män en el viaje ä Espaüa siguiendo
la cocina del virey.
Capvt XXI. Gufman trifft einen
^talienifc^en (Srafen an / erlangt
bienft bey il^m / x>x(b er3et^lt aller»
t^anbt artlit^e St^narfen.
Capvt XX. Gufman rebet ferner
Don ber Ignorantz.
Capvt XXIII, Gufman eräeljlt/
was i^m feines ^errn Qofmeifter
für einen poffen geriffen.
Capvt XVIV. Gufman ujirbt
jlattlid? wie ein ^ofmeifter gef leibt/
x>v)y fallet roiberumb an 3U buelen.
Capvt XXV.
fengfnujl.
Gufman ipirbt be*
Capvt XXVI. Gufmann bienet
roiberumb für einen Koc^ / x>x(b fompt
gen Montferat.
von Karl von Hetnl)arb|l3ttner.
81
Cap. V« En que Guzmän cuenta
SU Camino de Alcalä de Henares, y
el asiento que hizo con unos estudian-
tes para proseguir sus estudios.
Capvt XXVII. Gufman witbi
buxd^ einen <Etnj!ebIer 3U Montferrat
crjnnert / von feinem liberlid^en
£eben ah^u^el^en / vnb fid^ 311 ben
ftudiis 3u begehen / fo befc^el^en / onnb
er oter junger ^errn Poedagogus
u)orbcn.
Capvt XXVIII. Gufman wirbt
ein Stubent/ cnb etlicher jungen
Ferren Prseceptor/ pnb benebens in
bem modo be| studii Juridici puber*
u)iefen.
Capvt LIX. Gufman t)nb fein
<£omebiantij[c^e (SefeUfc^afft fombt
gen Amiens in ^rancf reic^ / 3eud?t oon
bannen in Qifpanien gen Valentz &c.
u)trbt bafelbp gefangen vnb 3um
(5a(gen t>erurti{ei(t.
Cap. VI. En que refiere Guz-
män de Alfarache lo que le pasö en
Alcald de Henares.
Cap. VII. Prosigue Guzmän su
vida en Alcald, y cömo se (ue a
Madrid.
Libro tercero.
Cap. VIL Trata Guzmän cömo^
mudö de parecer de hacerse fraile,
y asentö de nuevo con otro amo,
y cömo por haber leido libros pro-
fanos, y por amores de una farsante,
quiso profesar el arte cömico.
Cap. VIII. En que prosigue
Guzmän su designio, asienta en la
compafiia de Heredia, y cuenta lo
que le sucediö Camino de Valencia. >
Cap. IX. En que cuenta Guz-
män los celos que tuvo de Isabela,
y lo que pasö con un mal poeta, y
como se atrevio ä capear por acudir
d las locuras de su ninfa.
Cap. X. En que Guzmän refiere
la entrada de la reina nuestra seilora
en la ciudad de Valencia, y fiestas
que se hicieron.
Cap. XI. En que refiere Guz-' Capvt LX. Gufman roirb in bcr
man el suceso de su captura, y cömo (Sefäncinug I|eimbgefuc^t / getrSp /
fu6 condenado ä galeras y Uevado tjinaug 3um (Salgen gefiltert/ aber
ä ellas. erbetten t>nnb auff bie <5aUen vev
urtljeilt.
Capvt LXI. Gufman ipirb noc^
burc^ einen anbern (5eißlic^en tieimb«
gefud^t/ vnb getröji/ 3ur Beicht onnb
Kommunion beroegi Dor (Sevid^t ge-
filtert / 3um Strang perurtl{eilt / aber
erbetten vnb auf bie (5aleen ge«
fc^mibt.
^s^) Um bem £efer iljren ^^l^ali furforifc^ 3U geben, folge Ijier bie
2Ingabe ber bcljanbelten HTorallet^ren.
Die ein3e(nen moralifc^en 21bl)anblungen (Untern>eifungen bes <Etn'
fteblers) finb folge'nbe:
Der (Einjtbel onberujeifet ben Gufman was yi ber wal^ren contrition
get^dre. 5. 5^2. — Von ber anbern Cagrei§ ber poenitenz, nemblid? von
ber Beicht vnnb was 3U berfclben getjört. 5. 52^. — Von ber brittcn
3af)rbttd} far mänc^ener (Refc^. II 6
82 ilegtbtus illberttnnd
(Eagretg ber poenitentz, ipelc^e ba tfl bte Satbfactio ober genngtitunng. S. 530. —
Don bem fajien. 5. 535. — Pom 2lUmn(cn. S. 5'ti. — Dom (Scbett. 5. 5'^3.
— Pom VOetntn. 5. 5^6. — Gufman erfänbiget ffd^ bey be[m] (Einjtbler / ob
ber jcntg / treuer mit Cobtfünben betraft tjl / cnbcrlaffen foUe jubetten
üunb JlUmufen 3ugebcn. 5. 553. — Gufman erseljlt / was im nadf rolbrac^ter
Beidjt onnb Communion / für ein peregrination ober IPaufaljrt 3uuerrid?ten
auferlegt rnnb geratljen worben. S. 5(»2. — Pon bem er^en requifito ober
eygenfc^afft be§ (Sei|ili4?en pilgrams. 5. 565. — Pon (Seltfdjulben. 5. 566.
— Pon Straf f(^ulben. 5. 568. — Continuatio oon Strafffdjulben. 5. 573. —
Pon <5egenf(^ulben onnb was (Sefialt mix onferm ttädjften t)er3etljen vnnb
©ergeben follen. 5. 577. — Pom anbem requifito onfers geiftlic^en WaU'
faljrters vnb was (Sejlattt er fein £}augn>efen difponieren folle. S. 580. —
Pom britten requifito beg pilgrams; ©on ber (tafc^en. B. 585. — Pom
rierbten requfito beg pilgrams/ nemblic^ bem Stab. S. 592, — Pon be§
(Ceuffels Stab ber falfc^en Hoffnung. S. 597. — Pom fünften requifito
nemblic^ bem IlTantel bts pilgrams. S. 60t — Pom fec^fien requifito nem»
lic^ bem fjut beg pilgrams. S. 60^. — Pom fibenben requifito nemlid?
bem (Seit beg pilgrams. S. 6O8. — Pon bem acf?ten requifito nemblid? ben
Sdjutjen bes pilgrams. S. 6^7. — Das nennbte requisitum ©on ben Qänbt-
fdjuljen beg pilgrams. S. 627. — Pom 3et|enben requifito beß pilgrams/
nemblic^ ber ringfcrtigfeit. S. 632. — Pom eyliften requifito ber IParnem*
mung ber IPegweifern eines pilgrams. S. 639. — Das 3iDölffte requifitum
©on ber guten ©nnb böfen (SefeUfc^afft beg pilgrams. 5.6^^9. — Das brey*
3elfenbe requifitum ©on bem f leinen f^ünbtlein beg pilgrams. S. 656. —
Continuatio btfer materi / ©nnb ©on einem groffen roütenben Dorf»Hübt.
S. 662. — Das ©ier3el?enbe requifitum ©on beg pilgrams Q^ej^amentsauffs
riAtung. 5. 667. — Das fünf3elienbe requifitum ©om frülj auffjteljn beg
pilgrams. S. 670. — Pom fet^3el|enben requifito ober notwenbigfeit beg
pilgrams. S. 675. — Pom ftbensel^enben requifiio ©on ber Peradjtung ber
Spötter. S. 679. — Pom ad?3et^enben requifito ©on ber ©erac^tung ber
fc^önen gegenben / bag er ftc^ biefelben nit auftjalten lajfe. S. 682. — Pom
neun3etjenben requifito/ bag er feinen Scbaft ©erborgen Ijalte. S. 689. —
Pom 3n?ain^ig{ten requifito / bag er fic^ tn Verbergen fing ©nnb meiglic^
©erl^alte. S. 69^. — Pom ein ©nb 3u>ainftigjten requifito/ von ber mübig"
feit vrib erquicfung. S. 697. — Pom ^wey vnb 3n>ainftigjien requifito / ©om
bettlen. S. 702. — Pom brey vnb 3n)ain^igjten requifito/ berpilgram foü
mit bem gemüt im Patterianot fein. S. 706. — Pom ©ier vnb 3i©ainftig|ien
requifito/ ©on ber auff erbaulichen conuerfirung. S. 7^5. — Pom fünff ©nb
Sroainftigften requifito/ ©on ber Indulgentz/ bie ber pilgram ©on feiner
Heig erlangt. S. 720.
^85) Bobertag, (Sefc^. b. H. II, ^7 2t. Diefer britte (Eeil finbet fic^
erjt in ben 2t«sgaben von ^63^ unb ^67o: Der Janbftörfter | Gufman, ©on
AI- I farche , ober Picaro , genant. | Dritter ©nb £eftter tZ^eil / | barinnen
feine Heyg nac^ Je^ | rufalem in bieOrcfey/ ©nb inorgenlän* | ber/ and^
wie <Er ©on bem ^nvden gefangen / wiber- \ umb edebiget / bie Jnbianifc^en
£anbfd^afften befud^et/ vnb \ in Ceutfd^lanbt felbft aüe Stätte burc^manbert /
auc^ allerl^anb | ©nberfd^ieblic^e Dienfte / ©nb i^anbwevd ©erfuc^et / ©nnb
balb 3U I groffem Heid^tl^nmb auffgeftiegen / balb viberumb in l{dc^fte | Tlt*
muti) geratijen/ augfül^rlic^en befd^rie« | hen wirb. \ Beneben anmüt^iger
©nnb eygentlic^er Befd^rei" | bung ber inorgenlänber| beg Q. £anbs/ ©nnb
ber 3«' I bianifdjen 3«f«I^« / ^^dj ©ieler artigen tjerrltdjen | Discurfen / ©nb
(Erinnerungen. | 2tug bem Spanifdjen original erftmals | an jefeo ©erteutfc^t |
Durc^ I MARTINVM frewbenl^olb. | (Sebrucft im 3alir, | MDC.XXXII.
(4^57 S.; 6 S. Hegifter.)
öon Karl von »etnliarbftöttrter. 83
3n ^8 Kapiteln eilt (gusmann raf^f burc^ ade möglichen £änber.
Heic^er BaQajl matljemattfc^er nnb aftronomtfc^er eingaben tjl überall ein^
geflochten, fo im Kapitel vom Kalenberfdjreiben (5. 263 ff.)- ^ad? flap^t
nidfi aües 3U ben beiben erj^en (Teilen, wie n>enn (Susman (5. 260 fagt:
;,Die»etl id^ aber bas (Eeutf4?e Kevfertljnmb ©nnb £5nber
noc^ nttbnrc^reYfet, boc^ aber oo[n] bejfen f ruc^tbarfeit . . ♦ geljört",
nac^bem uns bod^ im erflen (Teile fo otel t>on X)eutf(^lanb mar berichtet
Q>orben.
^86) Bob er tag, <Sef4f. b. H. II. Bb. Sweite Qälfte. S. 65.
187) (Ebenba II, 22.
^88) 51. 0. Buc^ers Sämtliche IPerfe. (ßef. unb Ijerausg. oon 3of.
oon Kleffing. UTünc^en ^82o. IV. :Sb. 5, 28.
^ 89) Bob er tag, (ßrimmelsliattfens IPerfe. I. ^b. S. XXVIII.
190) 3a^rbfic^er ber Citteratur. (IDien, <£. (Serolb). ISb. ^22 (\8'^8),
S. ^03 — ^06.
^90 51. a. 0. III, ^0»
1(92) Prologe al Lector, en el cual declara el autor el in-
tento de todos los tomos y libros de la Pfcara Justina.
(5. 3) [^9]. Si este libro ftiera todo de vanidades, no era justo im-
primirse; si todo fuera de santidades, ley6ranle pocos (que ya se tiene
per tiempo ocioso, segun se gasta poco). Pues para que le lean todos, y
juntamente parezca bien, ä los cuerdos y prudentes, y deseosos de apro-
vechar, df en un mevlio, y fu^, que despues de hacer un largo alarde de
las ordinarias vanidades, en que una mujer libre se suele distraer desde sus
principios, afladf, como por via de presuncion, ö moralidad (al tono de
las fäbulas de Esopo, y geroglificos de Agaton) consejos y advertencias
ütiles, sacadas, y hechas ä propösito de lo que se dice y trata.
(5* ^) [^9]. £n este libro hallarä la doncella el conocimiento de su
perdicion, los peligros en que se pone una libre mujer , que no se rinde
al consejo de otros: aprenderän las casadas los inconvenientes de los ma-
los ejemplos, y mala crianza de sus hijas: los estudiantes, los soldados,
los oficiales, los mesoneros, los ministros de justicia, y finalmente todos los
bombres de cualquier calidad y estado, aprenderän los enredos de que se
han de librar, los peligros que han de huir, los pecados que les pueden
saltear las almas. Aquf hallaräs todos cuantos sucesos pueden venir y acaecer
ä una mujer libre ; y si no me engafio, veräs que no hay estado de hombre
humano, ni enredo, ni marafla, para lo cual no halles desengaflo en esta
lectura: aun lo mismo que huele ä estilo vano, no saldrä todo junto, aten-
diendo al gusto propio, y al gusto ageno. No doy este libro por muestra;
antes prometo que lo que no estä impreso es aun mejor : que Dios comenzö
por lo mejor, pero los hombres vamos de menos ä mas.
(5. 5) [50]. Sin esta utilidad tiene mi libro otra, y es, que no piensen
los mundanos engafiadores que tienen ciencia, que no se alcanze de los
buenos y sencillos , por especulacion y buen discurso , ya que no por ex-
periencia: y para conseguir este santo fin, que prometo, habia determinado
hacer un tratado al fin de este libro, en el cual pusiese solas las resunciones
y aplicaciones al propösito espiritual, y moviöme el pretender que estuviese
cada cosa por sf, y no ocupase un mismo lugar uno que otro; pero mejor
mirado, me pareciö cosa impertinente : lo uno, porque el mundo — despues
de leido lo que ä su gusto toca, no harä caso de las aplicaciones ni ensefian-
zas espirituales, que son muy fuera de su intento, siendo este el mio princi-
pal: lo otro, porque despues de leidos tantos nümeros y capftulos, no se podria
percibir bien mi suficiente distincion , ä donde viene cada cosa: y por esto
6*
8^ ^egtbtus ^Ibertinus
me determin^ de encajar cada cosa en su lugar, que es al fin del capitulo y
nümero, lo cual puse muy breve y sucinlamente , no porque sea lo que
menos yo preteDdo, sino porque, si pusiera .esto difusa y largamente , de-
stniyera mi mismo iDtento, que quien hoy dia dice cosas espirituales larga
y difusamente puede intender que no serä oido; ca en estos tiempos estas
cosas de espiritu , aun dichas brevemente , cansan , y aun enojan. Quiera
Dios que yo haya acertado con el fin verdadero, y el pio lector con el que
mi buen zelo le ofrece, ä honra y gloria de Dios, que es el fin de nuestros fines.
(5. 233) [\67] Todo lo que en este libro se contiene sujeto A la cor-,
reccion de la santa Iglesia romana, y de la santa inquisicion. Y advierto al
lector que siempre que encontrare algun dicho en que parece que hay un mal
ejemplo , repare que se pone para quemar en estatua aquello mismo, y en
tal caso se recorra al aprovechamiento que he puesto en el fin de cada
nümero, que si ansf se hace, sacärseha utilidad de ver esta estatua de 11-
bertad que aqu( he pintado, y en ella los Vicios que hoy dia corren por el
mundo. Vale.
^93) Über James Mabbe (ntdjt Mable, jpte im beutfc^cn Ctrfnor
auf 5. 2\6 5n?eimal 3itiert mixb, rid^tig jeboc^ in ber engl. 2Iusg. ^863.
III, ^03) pel^e Retrospective Review (V, ^89) unb in Athenae
Oxonienses. An exact history of all the writers and Bishops, who have
had their education in the university of Oxford. By Anthony Wood. (It.
2Isg.. von Bliss.) London ^8^7. tZad? III, 53, 5^^ überfeftte Mabbe
unter bem pfeubonym DonDiego Puede-Ser(= Kann fein) ©erfc^iebene
fpanifdje IDerfe, bie (Eeiejitna ^63^ nnb The Rogue; or the Life of Guz-
man de Alfarache. 3 edit. London ^63^. Xtad^ ©rSffe (III, ^95) jlammt
bie erfle 2Iusgabe com 3<i^re ^622; fälfd^lic^ verlegt fie Zxdnov ins 3at{r
^656. (Had? bem englifdjen Ticknor ifl bie v'ievie ^656 erfdjienen.)
^9^) The spanish Proteus, which, though writ,
But in one tongue, was formed with the world's wit,
And hath the noblest mark of a good booke,
That an ill man doth not securely looke
Upon it; but with loathe or let it passe,
As a de formed face doth a true glasse.
(Supplement 3U Ticknor (^867) 5. ^60. Die Derfe petjen vor ber
Uberfeftung Mabbe's.)
^95) 5. in ^en 2tusgaben oon Kurs (5. X), O^itttnann (I, p. IX),
Bobertag (XXV).
^96) Sat. lib. I; 4, ^05
insuevit pater optimus hoc me
Vt fugerem exemplis vitiorum quaeque notando.
^97) S. Aribau (Bibl. de Aut. III) 5. XXV. La novela picaresca
.... debiö parecer peligrosa para la moral ä los ojos de los hombres graves
que empezaban ä conocer la inmensa influencia que este g^nero de escritos
habia de ejercer sobre las costumbres populäres. Para que el lector poco
reflexivo no tomase por ejemplo de imitacion lo que era aviso para escarmiento,
un escritor de buen ingenio y grande estudio emprendiö la relacion de los
hechos de un pfcaro, acompafiändola con reflexiones provechosas y capaces
de remediar el dafio, aplicando el bdlsamo en el momento de causar la herida.
^98) (£hen^a 5. XXVI.
199) 2tusgabe bes (Srimmelstjaufen I, p. XXVIII.
200) Cucifers K3nigreid? 5. VII.
20 0 ^tude sur le Simplicissimus de Grimmeishausen par Ferd. An-
toine. Paris (Klincksieck 1882), 5. 55. Le Guzman allemand est beaucoup
plus long que son modele espagnol.
von Karl oon Hetnl|arbjlöttner. 85
202) Vg^l Stieoc, Tiden ic. V, 25. — IPepenricber, Beyträge
3nr oaterlänbifc^en EJtftorte, (Seograpljtc, Stattfttf. llTünd?en ^806. 23b. VIII,
S. ^55, ipo ber ^erjog „Quartier" ^att ^^Cartell" (^62^) ©erlangt.
203) gutrcffenb ip nac^ aUen Seiten bos (ßefamturteil im Ober«
ijffelfc^en 2tlmanadj (1. c.) Terwijl zijne geschriften overal de zucht
aanduiden om kennis te verbreiden en braafheid en goede zeden te bevor-
deren, moeten zij echter uit den geest en smaak van zijnen tijd beoordeeld
worden. Daaraan is het te nijten, dat hij doorgaans te veel met geleerdheid
prenkt en een lief hebber is van latijn onder zijne populaire taal te mengen :
maar hij heeft, als blijvende Verdienste om dit te vergoeden: iets levendigs,
iets satirieks, dat de aandacht boeit en de belangstelling gaande houdt; en
ongetwijfeld vele zijner opstellen vrij wat beter doel heeft doen treffen dan
de meeste dorre en dwoge zedelijke vertoeningen waar later tijd zoo rijk
aan is, hoe ongeschikt die dan ook mögen wezen om het grootste gedeelde
van't lezend publiek en vooral jonge Heden uit den slaap te hvaden.
20^) 5. bei n. <S. van Kampen, <5efd?ic^te ber tlicberlanbe (Qam"
bürg ^830 I, 609 ^C^S §itat nac^ Hug. Groote, Parallel. Rerum public.
Ed. Meer mann (T. III, p. 50= /,Ketn Pol! lernt bcjfer nnt> letzter frembe
Spradjen; üiele fennen beren fünf ober fec^s mit gleicher £etc^tigfeit."
205) 5. 6 ber Porrebe an ben „f?erftogen in 0bern vnb Hibern baYrn",
btn ,;pfal6grauen bev Htjayn" ^erbitianb tn ben INSTITVTIONES YITJE
AVLICiE, (Dber ^of Sc^ul . . . (Sebrucft 3U HTfinc^en, burdj tticolaum
ijenrium (sie!) M.DC.
206) 2{n ben £efer 5. 9 in: Don Kichote de laMantscha, | bas t{l:
3nnder ßarnifd? ans jfle« | denlanb / 1 2tus Qifpanifc^er Sprad^ in t|od?'
teutfc^e überfe^t. | Kauff mic^ : Unb lig mic^. | Heuts bic^ : So fri§ midff
0br tc^ Besat^I bic^. | ^rancfurt /J 3n Pericgnng Thomae Mathiae (Soften
^669. — (Da3U ein 3toeiter ©tel:) Die | 2tbentljeurlid?e (Sefc^ic^te t>es \
fc^arpfftnnigen Celans- nnb | Hitterfaffen / | 3uncfer | ^arnifdjes | aus
jlerfenlanb / 1 2in% bem Spanifc^en ins | ßodjteutfdje oerfeftt | burc^ patjfcb
Bafeln | von ber Sotjle. | f ranrffurt / | (öebrucft bey Blaftum Jlgnern / ]
3m 3atjr i669. — [22 Kapitel auf 339 Seiten \2^ mit Bilbern.]
207) Bobertag, <5efc^. b. H. II, 29..
208) IHünc^ens (Sefc^ic^te U58— 1806. (Ein Kommentar 5U Karl oon
pilotys Koloffalgemälbe im neuen Hatljaus 3U HTünc^en oon KarKEfieobor
fjeigel. IHünc^en 1882. S. 30.
209) £ucifers Königreich. S. XXI.
210) Qeigel, f?iporifd?e Porträge nnb Stubten. Dritte folge. HTc^.
^887. S. 269.
2\\) Sielic bei 3. 2tnbr. Sc^ melier, Bayerifc^es IPorterbuc??.
Xdnndien (01benbourg 1872), ber bes 2IIbertinus öfter (3, 23. l, ^72,
569, 999r ^0^9, ^038, U30, ^360, 1367, ^39^ 1625; 11,^^9, 193. '^ 5 8, 6^6)
gebenft, über biefe IPörter : I, 8; I, 122(; 1,68; I, 999; I, \533; I, ^238;
II, 783; I, 728; I, 6^0 {anbexs freilic?? erflärt bas IPort „tänbeln" ber
föjtlic^e 3otj. Konr. IParf in feiner „^Injeigung, IPie nemlic^ bie uralte
Deutfd^e Sprache UTeiftentt^etls 3ljren Urfprung aus bem Celtifc^« ober
Chaldaeifc^en Ijabe, Unb bas Bayrifc^e com Syrifc^en Ijerfomme." Hegcnfpurg,
Bey 3o^(»«n UTartin Etagen MDCCXIII, S. 203 in feiner eigenen 2Irt,
^n>eil bie Bayern ber Sprad^ nac^ Syrer ftnb" S. 27); I, ^3^2; I, 565;
I, ^66; I, \q.\7; I, 780; I, ^88; I, 718; I, 8^; I, 830; I, 966; I, U3;
II, 39; I, I25t; II, ^37; II, 323; I, 25; I, \^5^; l, \n; 1/ \^H; h 936;
II, 97U I, 1382; I, ^570; I, 38^; I, U99; l '^'^s.
2^2) &mba II, 786.
86 2Iegtbius 2IIberttnus von Karl von Hetnl^arbflöttner.
2 \ 3) ^Ugemetne (Sefd^ic^te ber £titeratttr con Dr. peter ttorrenberg
(infinjier ^88^^). III. 23b., 5. ^37. — Antoine S. 55.
2^^) Bobertag, (5efc^. b. H* IL 3b. Stoette C^SIfte, S. 90.
2115) Pgl. ebenba II. 3b. 3ix>ette Qaifie, S. 27 (Seile 9 t). u.),
S. 30 (g. ^0 ©. «Of 5. 6^^, 65; 5. 73. — Antoine. S. 55. Grimmeis-
hausen avait lu sans doute ces traducteurs des romans picaresques. II
connaissait du moins les deux plus cöl^bres, le Guzman et le Lazarillo.
(5. 58.) D'une part donc les romans espagnols , Guzman et Lazarillo ,
que Grimmeishausen connaissait, d'autre part l'^tat de la soci6t6 et des
moeurs allemandes au XVII si^cle, tels sont les deux facteurs dont il faut
tenir compte pour appr^cier exactement le Simplicissimus. (P^L aud^ S. 1(00
nnb 5. \73.)
216) J. C. L. Simonde de Sismondi, De la litt^ratnre du midi
de TEurope. (A Paris 181(3. ^ volL) IV, 3. Au milieu de ce zMe uni-
versel pour la po^sie dramatique, qu*on pense quel ötonnement, quelle
admiration devait causer l'homme qui semblait vouloir suffire loi seul (£ope
be Ve^d) k la passion pour le thiätre de toute l'Europe . . « et qui dans
le temps oü la langue castillane 6tait le plus en vogue, remplissait k la
fois de pi^ces de tous les genres tous les th^ätres de toutes les E^pagnes,
de Milan, de Naples, de Vienne, de Munich et de Bruxelles. — 21 b.
^rteb. von Sd^aä, öefc^tc^te ber bramattfc^en £ttteratur unb Hun^ in
Spanten. (Berlin 1(8^5) II, 688. Ob es ftc^ mit ber Betiauptnng Sts*
monbis, ba% an ben Bdfen von IDicn nnb lITünc^en fpanifc^e Komöbten
aufdefüt^rt n>orben feten, richtig oerijalte, mdge baiiin gefieQt bleiben, ba
n?ir l|terüber nichts anfsnfinben oermot^t traben.
2^7) c. pranil, (Sefc^ic^te ber £. IIT. U. 1, 4^38. (2Inc^ bei Kobolt,
5. 676.) (Etwa 3letd?3eitt3 lebten ju 3^d<>lf*ö^* bie betben Spanter
(3efntten) Valencia de Gregor ^598 (Kobolt, 702) unb Hieronymus
Torr es, gejl. {6U 3« IHünc^en ((Ebenba, 69't).
2^8) (Tob. (Etfenmann in ben oben (S. 7^ ttote ^09) eru)5ljnten
DtfHc^en. €s ip ujo^ berfelbe poet, beffen Dr. K a r l (Crantmann 0<^k^^
hudf, (Erjler Jafjrgang, S. 207) gebenft.
«y
^a^ l|0fft!dticrfiucö öer fiaprifcöm llcrsogc
WiiWm IV., ICuötais (X.) unö Crnft
pom 3<if?te 1(508 bis $um 3^^^^ ^55^, beste^ungsioetfe 11608*
{la(^ Win^entv 'hanbf^viiten 3ttm evßen male ^evauegegeten
pon
Cbriötian Ibaeutle*
I/om ^offletöerbuc^e ^ersogs tDU^elm IV., auf öos
tc^ 5uerft 6ur^ 6es ^etftgen Sluguftinermonc^es ^Ignellus
KanWer^) KoUef taneen in oer früheren ZITanuffriptenfammlung
6er Hetd}5arc^tpbibIiot^e{ aufmerffam gemacht tpurbe, ftn6 auf
6er fgl. ^of« un6 Staatsbibliot^ef öa^ter 6ret (Ejemplare, 6te
Codices Germanici \950, \95\ un6 \952, por^anöen*)*
*) KI. 511. Baaber In feinem „(Selefjrten 23atern n. f. w." S. (80 ff*
nennt tt^n 3n>ar „(Eänbler^, aber fc^on feine gettgenoffen fc^rteben, ix>as auq
tptr tt^un motten, burc^get^enbs „Kanbler''. Derfelbe war am ii6. 2Iuguß (692
in Hegensburg geboren, trat fc^on ^707 in ben 2(ugujlinerorben suIlTün^en,
n)urbe bort erft profeffor, oann BibIiotI|ef ar , fpäter erj^er Sefretär ber
bayrifc^en 2(ugujtinerpropin3 nnb am 3. Juni ^7^3 0rbenspro©in3tal , als
n>elc^er er am ^9. ^ebruar (74^5 in lITünc^en {larb. Seit ^720 voat Kanbler
HTttglicb ber befannten (Scfeüfc^aft „Academia Carolo-Albertina" (nac^ bem
bayr. Kurprinjen Karl ^tlbrec^t benannt), welche bie £}erausgabe bes
Parnassus Boicus bett^Stigte. Unter ben 5at^Ireic^en gelef^rten 2(rbeiten Kanb*
lers, über nielc^e KI. 21, Baaber a, a. (D. 5U Dergleichen, ift wo^l am be^
Fannteften fein: Amulphus male malus cognominatus , Monachii 1735. —
-) 2Iuf ber fgl. Uniüerfttätsbibliotlje! , fomie in ben Bibliotljefen ber fgl.
2Ifabemie ber IDiffenfc^often, bann bes fgl. Hationalmufeums liahe id^ midf
umfonjt nac^ Q>eiteren ^^emplaren umgetljan.
88 X^ös fjof flctbcrbuc^ b. ^ersoge IDUfielm IV., Cubrotg (X.) u. (Ernl^
Die ®rt9tnalf?an6fd)rtft 6es lüetöerbuijcs ift uns
o^ne 3w?eifel im (Coöcy \952 crljalten, beffen erfte 6ret$eljn
Joltoblätter fte btlöet. Ceiber muffen mir fte als lücfen^aft be=
jeic^nen, in6cm bavon elf Blatter gänslid) feljlen. 2lber audj
eines tEitelblattes ermangelt 6iefe ^anöfd^rift.
Znit anbern ^unbertpebense^n Blattern, 6te perfdjieöenarttg^^
ften folorierten IDappen ent^altenö, in 6en Cod. Germ. \952 per-
einigt, ginge fie in öeffen 2luffd)rift „IDappen^Buec^ S^ 9^"
mainer loblidjen £an6fdjafts«£an$leY gehörig" fpur^
los perloren, menn nidjt 6er (gebrucfte) Katalog 6er 6eutfc^en
^an6fd}riften i^rer fpe5ieU ge6äc^te.
Die Ijübfc^ un6 je6enfalls naturgetreu folorierten ein5elnen
Crad)tenbiI6er jtn6 ju je pier Stücfen auf einem Blatte perteilt.
2lus 6er 2lrt, tpie 6er tEeyt jeöem einjelnen Bil6e angepaft ift,
folgt leid)t 6er Sd)luf, 6af man e^epor 6ie Bil6er malte un6
6ann erft, mie es 6er übrige Haum erlaubte, jenen 6aneben
anbradjte. 3"^ gansen sa^lte man 96 fold)er Crac^tenbtl6er, pon
6enen aber, mie gefagt, ^^ (auf \ \ perloren gegangenen Blättern)
fehlen. Was 6agegen 6en Ceyt als foldjen betrifft, fo entftammt
er ^öc^ft ma^rfc^etnlic^ 6er Je6er eines nie6eren ^ofbe6ienfteten
^er5ogs U)ilf/elm IV., tpie 6ie, felbft für jene ^dt nodf ganj eigen»
tümli^e ©rt^ograpljie 6art^un m5cf)te. Da aber audj im IDappen*'
teile 6es £o6es ^952 fic^ pielfad^ 6ie gleidje ^an6 tt>ie6er fin6et,
fo fann fie tpo^l aud) einem in 6er Qoffanslei^) befdjäftigt ge»
tpefenen 3Tt6ipi6uum angehört ^aben, 6em 6ie ^eidjen» un6 IXlaU
fünft nidit gans frem6 geblieben.
Betradften mir je^t 6en (Co6ej ^950. (Er ^at gleidjf aus
^Jolioformat, ift in 6enfelben fc^mar$en £e6ereinban6 gebun6en,
u)ie ^er$ogs IDil^elm IV. berühmtes Curnierbud)*), übrigens
o^ne irgen6ipeld)e 2luffc^rift. Hur 6ie 3^^^5^^^ l^^O lägt ftd)
noc^ 6eutlic^ auf 6er por6eren €tnban66ecfe tpa^rne^men.
Sie tErac^tenbil6er pn6 ^ier im (um 6as Doppelte) per«=
grSferten ZHafftabe, aber gans getreu tDie6ergegeben. Der tEejt
fte^t 6em Bil6e je redjts auf 6em folgen6en Blatte gegenüber.
Ce^terer jä^lt man im gan5en ^02, un6 was erfteren betrifft,
fo meiert er pom ^^Ijalk 6es (to6ey \952 faft gar nic^t ab.
Die wenigen ^älle, tpo es 6ennoc^ gefc^ieljt, fin6 in unferem
2lb6rucfe forgfam per$eic^net.
tDä^ren6 6er (Eo6ej \952 menigftens fpater 6er bayrifc^en
*) VieUtid^t el|er noc^ in ber £}offcbnetberei. — *) t>ergl. f riebr.
Sc^ltd^tegrolls Zurnkxhnö^ ^et^OQS Wiilielm ic. IHünc^en ^8^7. 1,5. \.
von (Elirijitan Qaeutle. 89
Canöfdjaft an^c^örte, bcfanb fic^ (Eoöey \950 in 6er 5ipeiten
Qälfte öes fed)$c^nten ^aifvlivinbzvts im Bep^e 6es ^erjoglic^en
^offc^neiöers Zheiftcr 2^cob, 6er i^n feinem ©eoatter Stepljan
^ifdjer fdjenfte. Hadj 6em tEo6e biefes leiteten, tpeldjer ^9 3al?re
lang „6er firftlidjen paterifdjen ^errfdjafft" ^of6tener toar, fam
6as „mansparfdjan (Perfon) C^Iai6erpucdj" an 6effen
IDittDe Barbara.
XDir entneljmen 6iefe Had)ric^ten 6em legten auf 6ie Ijintere
€tnban66ecfe geflebten Blatte unferer ^an6fc^rift. 2luf 6em erften
Blatte 6a9e9en fteljt 5U lefen: ,,I)iefes Manuscript aus 6em
eljemal. ;Jranjisfaner=*2tr(^tpe in ZHündjen ipur6e als
(ßefdjenf S. Kon. 2TTaj. pon Baiern 6er f. €znivaUSfof^
Bibliotljef überfen6et am 26 ZHärs ^81(2".
Der €o6ey ^59^ en6Iid), ein fefter, in braunes fe6er ge»
bun6ener, mit (ßoI6fd^nitt perfe^ener ;JoIioban6 ipeift foIgen6e
Uberfc^riftaus: „Sifes£Iäu6er='Bue(^, u?ie(es)por3eitten
Bey 6en ^ernad) benanten in Cebtseiten He9ieren6en
^flrften mit (CIai6ung, als man ^508 $elt Ijat, ge^
galten tDor6en: Hemblic^cn 6er €rft Jllbredjt (IV. resp. III.),
6er an6er XDil^elm (IV.), Der 6ritt £u6tt>ig (X.), Der piert €rneft
(nadjmaliger (Ersbifdjof pon Saljburg), Der fünfft audj Zllbredjt
(V., resp. IV.)*) alle He9ieren6e fürften 3" Bayrn ic. ic."
Die Crad}tenbiI6er {\H an 6er ^a^I) ftn6 in 6iefem£o6ey,
namentlidj 6ie erften 90, mit befon6erer Sorgfalt gemalt, un6
ftimmt 6eren ©röfe genau mit jener im £o6ey \950 überein,
u)äljren6 6er ie6em BiI6e redjts gegenüberfte^en6e Ceyt pon 6em
in 6en porerojä^nten bei6en ^an6fdjriften pielf ad), befon6ers in
6en ^aliUn, abmeidjt» 3"^ gan5en ift er Ijier überhaupt ge^
6rangter gehalten un6 6esljalb auc^ fürser. €r mag pon einer
ifanb pom (£n6e 6es fec^5e^nten 06er Anfang 6es fteben5e^nten
3a^r^un6erts ^errflljren.
2ln feinem Sd^luffe bringt 6iefer £o6ej noc^ 2tbbiI6ungen Pon
Pier bayrifdjen Krieg sfa^nen aus 6er 5^it IDil^elms IV.
nämlid) aus 6en 3^^^^^ l^^O, ^5^2 un6 ^5^7« Die le^te 6er'
felben, in einem Kriegssuge gegen 6ie Cürfen permen6et, ^at
feine ^aljvialil, pe mag in6es 6em 3a^te ^5^9 angeljört Ijaben,
in ipelc^em, mie tt>ir unten ^5ren iper6en, 5um erften TXlaU
*) Über btefe 2lrt, bie gleichnamigen bavrtfdjen fjersoge 5U sätjlen,
©ergletc^e man meine ,,KIeinen Hilfsmittel beim Stubium ber bayerifc^en
<Sefd?ic^te'', 5. 9 f. (Befonberer 2Ibbru(! aus bem XXVI. Banbe bes Ober*
barerifd^en ^Irc^ios).
90 I^ös ^of f Ietberbu4f b. ijersoge IPtllielm IV., Üvhwxq (X.) u. €rn jl
bayrifc^e ßilfsiruppen iDtöer 6en fog. (Erbfelnö un6 5U)ttr $um
£ntfa^e iPiens ausgesogen ftnö.^)
Uber 6te beremfttge S^S^^^rigfett ötefes (Co6ej (^950 loiffen
mir ntc^te, als 6af er, u>te es im Dorftof Watte ^eift, im 3a^re
^770 6er Bibliot^ef 6es befannten bayrifc^en ^of»
rates (Carl pon Pacc^iery eiriperleibt U)ur6e^ 3^
3a^re 1(850 auf \S5{ lief ^reiljerr ^ans pon 2tuffef öapon,
tt>ie eine Bleiftiftnote daneben befagt, eine Kopie abnehmen, 6ie
tt>o^I für bas germanifc^e ITTufeum beftimmt fein mochte*).
So piel pon öiefen 6rei ^anöfc^riften 6es ^offleiöerbud^es.
Va^ öeren noc^ ipeitere eyiftierten, ge^t einmal aus 6em Um»
ftanbe ^erpor, 6af 6ie 2lbfd)rtft, ipeldje 2tgneIIus Kanöler für
feine Koüeftaneen ^erfteüte, pielfac^ pon obigen örei CEyempIaren
öifferiert un6 namentlich gans anbers fc^Keft, bann 6af (Co6ej
\^5\ ^äufig 6er Darianten eines (gyemplares 6es l{ki6erbud)es
ge6enft, n>elc^es immer Exemplar Pollinganum genannt
n:>ir6, alfo permutlid^ 6em Klofter PoUing ange^rt ffat
Sorgfältige Dergleic^ungen 6rängten mir 6ie Uberseugung
auf, 6af unter 6iefen €yemplaren aud) feiner 6er 6rei oben be^
fc^riebenen Codices perftan6en iper6en 6ürfe, 6enn 6en Speier er
Reichstag pom 3^^^^ 1^29 $.B. perlegt feiner 6erfelben nac^
Ztugsburg, tpie 6ies nad^ 6em PoUinger (Eyemplar im (Co6e|
\5^\ (auf Blatt 68 in Hote t) behauptet ipir6.
€s ift fomit 6ie €yiften$ Pon ipenigftens fünf
perfd}ie6enen ^an6fc^riften 6es l{Iei6erbudjes nac^^
geu)iefen.
Iln6 nun ge^en wir 5um XDefen un6 (Behalt 6esfelben über,
n>obei aUer6ings 5U)ifc^en 6en BiI6ern, 6eren U)ie6ergabe Ijier
aus perfd)ie6enen (ßrün6en untljunlic^ erfc^eint, un6 6em fie b(t'
gleiten6en tüe^i^ unterfc^ie6en u)er6en muf*
5upör6erft bemerfe ic^, 6af 6em 2lb6rucfe 6es le^teren 6ie
®riginal^an6fd)rift im Co6ej ^952 5U grunSe gelegt
n>or6en ift. Da wo fie Cücfen ^at, tpur6e, ipte pc^ 6as gegebenen
®rtes. immer angemerft fin6et, (to6ey \950 su^ilfe genommen.
Die Jarbenbemerfungen $u Beginn 6es tEeytes entftammen
^) gipet von Mefen Seltnen, 2 unb 3, flnb and^ im (Eobej ^952 gletc^
nad^ ben er^en Q^rac^tenbilbern entljalten, aber lange ntdjt fo fc^ön unb
forgfältig ausgefüljrt, wie m obigem (Eobej ^95^. — Bc3ttgltdj anberer
bayrifc^er jjat^nen, ©elc^e 1529 benüftt »urben, cal. man Bb. I ber bayrtfc^en
Kriegsgefc^tc^te twn ^508—^651. 5. 3^3. — ^) <cs oerWIt jic^ in ber tliiat
fo , nnb tji anberes einfcfalägiges material, nac^ bort angepeüten (Erfunbig*
ungen, fmd^ beim germanifc^en HTufeum nic^t üorf^anben.
von CI)rt{|{an QaeutU« ^1^
hingegen 6er Kanölerfc^n 2tbfc^rtft 6es Kletberbuc^es beim
Hetc^sarc^tpe*
Die Silber felbfl tfabtri junäc^fl als getreue Koftflmöar-
ftellungen i^rer geit für öie Kulturgefc^ic^te Weibenöen ITert*
Betrad^ten trir nur $. B. 6en fteten XDedjfel 6es ^offleiies in
bunter Reihenfolge , 6ie guthat an XDaffen un6 fonftigen
Hüftungsgegenftänben, bas allmähliche 2luf treten öes Si^ief*
getreljres^) u. f. n>.
Sac^perftänöige werben 6ie Bilberrei^en ber brei Codices,
nic^t o^ne ^o^es 3ntereffe batan gefunben 5U liabcn, loieber
beifeite legen unb mit uns btbamm, fte biefer 2tb^anblung am
Sc^Iuf e nid)t angereiljt $u finben»
^um tteil gilt bies auc^ von bcn oben ermähnten bayrifc^en
Kriegsfaljnen.
Da erfc^eint uns 5. B* auf bem erften tEradjtenbilbe bts
^oiitcs \5\9 ^erjog XDil^elm IV* fclbft als oberfter Jelb^aupt^^
mann bes f^ioäbifc^en Bunbes n>iber feinen u>firttembergifc^en
Sc^u>ager Ülric^ mit bem ^Jelb^errnftabe in ber t^anb unb auf
ber linfen Bruft bas rote Kreu$ im u)eif en ^elbe, einem je^igen
®rben nic^t gan$ unä^nlic^*)*
Unb intereffant mare auc^ ber ^er$ogIic^e „itinfpennige" pom
3ö^re ^52^, beffen Darftellung ber Sc^meüer^Jrommannfc^en
Definition feinesn>egs entfpred^en möchte*
Die eine ^^ne bann, beren man jtd) in ben perfc^iebenen
gügen gegen Württemberg bebient ^atte, füljrt auf i^rer linfen
(roten) ^älfte'), burc^ ipeif blaue Querbalfen geteilt, auf er bem
W. H. L B. (XDil^elm ^erjog in Bayern) noc^ bie Bu^ftaben :
H. G. M., ipelc^e pieHei^t mit ,, ^eilige ©ottes-ZITutter" erflärt
werben fSnnen*
Stuffadenber noc^ finb bie Buc^ftaben, tpeldje ftc^ ^äufig
auf ben Ürmeln ber perfd^iebenen ^ofifleiber unter XDil^elm IV.
finben. Sie fpielen neben bem pielfadj babei abgeWIbeten ^er$en
^ier eine grofe Hofle unb mec^feln in mannigfacher 2trt.
So trifft man auf bie Buc^ftaben: G. N., M. pon einem
^er$en burcf)fc^Iungen, bann E. H., E. M. H. G., ipieber M. G. H.
unb M. H. G.
J)a man felbftperftänblic^ bie Buc^fiaben auf ber Hficffeite
bes Ürmels nici^t pe^t, fo fdjeint bie eine ober anbere biefer 3n*
ober 2tuffc^riften nic^t poUftänbig $u fein* 3mmer^in aber mag
babei bie befannte Depife ber (ßema^Iin ^ersogs XDil^elm:
*) guerp im Jaljre ^536. ^ Wtt erfaljren weiter unten, ba% bles
bas jfelbsetc^en bes f6n>äbtfc^en Bunbes, ber feg. (Seorgenf^tlb, voau —
3) Die rechte vorbere qSIfte iß fiebenmal blau nnb n)et§ gefiretft.
92 X)as Qoff (eiberbu(^? b. Qersoge IPilljelm IV., iubipicj (X.) n. «ritfl
M. H. G. D. E. (ZTIein ^cr5 tft gans 6cin (Eigen) mit ins S^jicl
f ommcn ^).
Daf es am bayrifd^en ßofe bereits früljseitig Beftimmungen
über 6ie u?ed^feln6e ©eujanöung 6er ^ofleute gegeben tjabe, läf t
ftdj aus 6rei Urfunien ^ersogs Cuöioig (IX. 6es Seidjen) von
Canös^ut üom \8, Vflaxi \^7\, feines Sotjnes, ^er5og (ßeorg
(6es Seidjen) pom 25. 2^l\ \({S\ un6 6es Sentmeifters ^anns
Paipmgartner 5U IDafferburg un6 imöebirg pom 9. 3""^ \^^^t
alle 6rei je^t im allgemeinen Seidjsardjipe un6 pormals 6em
^oljenafdjauer Ztrdjioe sugeljörig *), betpeifen; tpeldje fämtltdj an
6en Ijersoglidjen Pfleger pon Kufftein, (Eljriftoplj pon ^reyberg
$u 2tfdjau, geridjtet ftn6.
3n 6em Briefe pom \8:2när5 \^7\ forbert ^ersog Cuöipig
feinen Pfleger auf, iljn, „felb Siben6 mit fnedjten pf erben pnS
Ijarnafdj" nadj Segensburg 5U begleiten, tpoljin 6er Kaifer il^n
un6 anbere Seidjsfürften auf ben nädjften St. (ßeorgstag berufen
Ijabe. Der ^rsog fäljrt bann fort: „audj bein fuedjt flaiben in
pnnfer parb/ nemlic^ gann^ Sot pnb an bem anfa^ bes linden
ermls brey pmbgeenb ftri4 ber parb pratpn tpeys pnb grab,
inmaffen bie ettlidj ^av^ tjer gefurtt Ijaben, So tpellen mir bir
auf bein perfon fur^lidj pnnfer ^offlaib ^uUnnbcn*'.
Die 5a>eite Urfunbe pom 23. 3uli HS\ entljält ben Befeljl
Qersogs ©eorg an (Cljriftop^ pon ^^eyberg, auf Frauentag
Assumtionis (\5. 2tuguft) fidj in 3"9olftabt „felb fünf molgerüft"
einsuflnben, um ben ßersog 5um ßeibelberger Curnier, u?eldjes
Sonntag nac^ Bartljolomäi (26. Jluguft) beginnt, $u begleiten.
3n bem Sdjreiben ^eift es bann u?eiter: „Pnb bas btp in
pnnser färb 3""^^fs f<> ^^^ ^i^ Y^ fö^" geclaibet, auc^ ber
Cumirfattl, Degf berfelben parb fey".
Unb im brittcn Sdjriftftüd pom 9. 3uni \^86 teilt ^anns
Paumgartner bem metjr genannten Pon ^reyberg „ein IHufter"
mit, „u>ie fidj fein furftlic^ gnab in bas Somer ^ofclaib claiben
tpirbet, beg ^dj vd) audj ein mufter ^ierinn ligenb mit fdjigflj".
*) Dgl. meine lDitte(sbac^tfd?e Genealogie B. ^^. -- IPiltjelms Peoifc
felbji lautete: „Ich Habs Im Herzen." 2Inbere Pecifen, iDeld?c w'vc auf feinen
Haftungen im Curnierbud^e atK^ehradit flnben, lauten: „Ich wart der Zeit,
Die Zeit schickts (15 lo), Ihr zu Lieb Geduld, Ich leid williglich, Wir sind nicht
allein (1512) etc." Tluij bie Deutung ber oerfd^iebenen Bud?jtaben auf biefen
Haftungen i^erjogs IPiltjelm mad?t Ijarte ihülje, ber ftd? ;fr. Sd^lid^te-
groll, u)ie mir bändet, mit (Sefd?icf nn^ <5Iücf untersog. 21lles lagt fld?
freilid? nid?t erraten! — ^) ITTein fet?r üereljrter Jfreunb unb Kollege, ^err
Heicfasard^iorat K. primbs, tjatte bie (Süte, mid? auf biefe interejfanten
Stticfe aufmerffam 3U machen.
Dort (£t|nft!an ^acutle. ^5
(Eine Jtbbtlöung ötcfes originellen ZlTufterfleibes wax oor
einigen 3^^^^" i^" ^otjenafcfjauer Jtrdjio noc^ Dorljanöen ^).
JDeitere Beifpiele oon foldj ipedjfelnöen ^oftrac^ten bietet
uns Me berüljmte £an6s^uter ^oc^seit com ja^re \^75, bei
meieret als färben 6es (ßefolges ^erjogs ©eorg: fjalb braun,
^alb grau un6 tpeig in 2tnu?en6ung famen*).
2tufer 6ie[en bayrifcljen Seifpielen früherer ^oftradjten
begegnen uns foldje nodj in Reffen, in 6er Kurpfals, im
ZTTarfgrafentum Branöenburg unb in 6er (ßraffc^aft ^enne»
berg»
^ür Reffen liefert 6en Hadjmeis öie Hegensburger Cfjronif
6es £eon^. XDiömann in folgen6er Stelle üom 3aljre \5^\:
£an6tgraff oon Reffen (Philipp 6er ©rofntütige) tarn fontag
letare, öen 27 marci bei öritt^alb^unbert pferöen in grauer
färb, auff 6em einen erbü 2 peyffeni Rannen, öarob ein 5etl,
öarin 6ife puc^ftaben: v. d. m. i., 6as ift: verbum domini
manet in etemum ').
Von öen tEradjtenbilbern bei 3- 2t. oon ßefner«2tltene J *)
fommen aus Abteilung III für unfere 2trbeit folgenie 6rei in
Betracht:
2luf ttafel 28 eine c^urpfäl5ifd)e ^oftrad)t von ^562,
meldje pon folgenöeni Briefe 6es Kurf^rften ^yrieöridj III. Don
6er Pfal5 an Bernfjar6 (^rei^errn v.) (ßöler 5U Haoensburg
begleitet ift:
&c. Cieber (ßetretoer. Hadjöem u?ir, fambt anöern unfern
Znittdjurfürften ein Cag 5U ^ranffurt an ZlTein 5U befuec^en
^aben — . . * . fo ift Pnnfers Bepeldj. Du ujolleft mit Deiner . . ♦ .
Pfer6t 3^" Pnnfer f^unfftigen u?innterfart^, noc^ auftoeifung
^iebey Iiegen6en Zltenöleins. aber für Dein Perfon mit efjr^
flayöern gefaxt, uff Sontag 6en \S Octobris fdjirft gegen aben6t,
all^ie einf^ommen. geftalt mit uns furtfjer uff bemelten Cag. 5U
reyfen u. f. w.
^ai6elberg 6en 7*en Septembrts Anno \562*).
2iuf Cafel 36 begegnet uns eine marf gräf liq bran6en»
burgtfdje ^^ftrac^t pom 3^^^^ 1^26, 5U u?elc^er es im tCeyte
6ann Ijeif t, fie fei com ZTTarf grafen Kaftmir feinem (Dljeim, 6em
*) mein fc^on eripätintcr Jreunb nnb Kollege ic, prtmbs I^at mir
eine folorierte Kopie besfelben gefäüigjl 3ur Perfügung gejleüt. — ^) Dcrgl.
£. IDeflenriebers Beytr. 3ur oaterlanb. Qijlorie. II, 203. — 3) Die oon
(£bm. ifretlj. oon (Defeie bearbeitete Cl|roni! ftnbet ftc^ im ^anbe XV.
ber CljroniFen ber beutfc^en Stäbte, 5. ^68. — *) (Erad^tcn bes d^rijllic^cn
Mittelalters :c. Dritte 2Ibteilung. 5ed?s3e^ntes 3al|rt^unbert. jf ranffurt a^IK.,
Parmftabt ^8^o— 185^. — «*) Pergl. 5. 28 f. (Eine prinzipielle 23emeirung
über ^oftradjten in unferm Sinne mad?t ber berüljmte 2lutor Ijier nid^t.
9^ tas ^of Heiberbucf? b. IJerjoge tt)illielm IV., iubvri^ (X.) u. (2m(i
(Brafen <Beor$ 5U XOert^^eim als HTufter ffir bte 5c^net6er nnb
U)affcnfdimte6c mit einem Sd^retben un6 6er 2tuffor6eruns 5ugc»
fanöt tporien, mit feinen Ceuten 5U i^m nad^ Jtnsbac^ 5U
fommen, um üon 6a nac^ IDien 5U König ^Jeröinanö 5U $ie^en,
von wo aus ein f eI65uft nadj Ungarn unternommen u>er6en foüte.
3n 6em Jtnljange 6es betreffenöen Briefes mvb bann unter
anöerm bemerft: „So fdjicfen wir Dir Ijiemit ein mufterlein onnfer
Kleiöung Me tpir uff foüic^em 5^9 madjenn laffen werben, vnnb
ip öanebenn audj onnfer gneMgs begerenn, 6u tpoüeft 6eine Knecht
onn6 Diener öemfelben gemejf, pnns 5U onnöert^anigem gefallen,
auc^ 6arin fleiöen laffen" ^).
2tuf Cafel 6\ enölic^ finden tpir, wU fcfy>n oben bemerft,
aud) eine gräflid) Qennebergfdfe Boftrac^t aus 6er erften Qalfte
6es fedjse^nten 3aljr^un6erts. Sie oiente nadj 6em begleitenien
Cejte*) als Sc^neibermufter für 6ie 3""'^^/ wm iljre Knedjte
6arnac^ fleiöen 5U laffen, u?enn fie bei ^of 5U erfdjeinen Ratten.
„Dergleidjen ZTlufter", fä^rt 0. ^efner»2tltenecf fort, „5ur
Derfertigung 6er 2tn5Üge befonSers für Untergebene mürben in ba^
maliger ^ext Ijaufig 6en fdjriftUdjen Derorönungen beigefügt/'
Diefe Bemerfung flingt yoav fc^on aBgemeiner, liefert uns
aber 5U gleidjer ^ext 6en Betpeis, 6af 6er Perfaffer 6es Cpodje
mac^en6en XDerfes ein (Exemplar unferes bayrifcljen ^offIei6er»
budfes Iei6er nie 5U (ßefidft belommen ^at. 2(uc^ aus 6er (Ein«
leitung 5ur erften 2tbteilung feines U)erfes'), wo er üon ^of*
tradften als folc^en PoIIft&n6ig fc^meigt, ge^t 6ies jur (Benüge
^eroor *).
2tngefic^ts 6er oben gefd)iI6erten E^erjoglic^ Ian6sE;utifd;en
Beifpiele, 6ann 6er ^Jarbenbeftimmungen u. f. w. unferes in
^rage fte^en6en ^ofHei6erbudjes foüte man nun woifl glauben,
es müf ten in irgen6 einem bayrifc^en Staatsardjipe foldje generelle
^) Vet^l 5. ^0, 2(u(^ I)ter fei{(i eine $enera(tflerenbe 2Ieugerung bes
Derfajfers. Pie betr. 3e3ugnaljmert geljen auf ^an^ anbete Dinge. — *) 2Iuf
5. 67. — ^) 5. U bis ^0. — *) Seit ^879 erf(^eint, abermals 3U ^tanh
fürt a.lUl,, bie 3ipeite permelirte unb oerbejferte 2Iuflage bes meljr ^ebaditen
(Erad^teniperfes unter bem (Eitel „Zvad^ien, Kunjliperfe unb (5e*
rätfd^aften pom frütjen Mittelalter bis ^nbe bes ad^i^elinten ^atjr^
Ijnnberts nad^ gleid^jeüigen originalen von Dr. 3 ^. t)on ^efner'2lltenerf."
"Das DortPort 5U biefer 2(uf!age gei{t fpesiell auf ^oftrad^ten überi^aupt
nid^t ein, unb erjtBanbs (erfc^ienen im 3al?re ^887) bringt von ben oben
angeffiljrten (Era(^tenbilbem ber britten 2lbteilung ber altern 21uflage nur
meljr 3n>ei, bie marfgräflid? branbenburgifd?e Qoftrad^t von ^526 auf
G^afel 5^3 nnb bie gräflich ^ennebergfd^e (s^ifc^en 115^0 nnb ^550) auf
Cafel 506. Per Cejt ba3U ift ber alte geblieben unb nur noc^ fnapper
getjalten, als in ber erften 2luflage.
t>on Äljrtjiian ^aeutle. ^5
Beftimmungcn Ijtntcritegen. Dem tft aber leiöcr nic^t fo, un6
felbft im f onislidjen s^^^tmcn ^ausardjtDe f üljrten unfere besüg»
Itdjen Zladjforfc^ungcn 5U fctnerlei (Ergebnis.
PieUeidjt mögen 6afür noc^ in Pripatbibliotfjefen un6 namenfc
lidj in 6en Jtrdjipen unferes altbayrifc^en Tlbds pereinselte Xiadj^
ipeife über bayrifclje ßof trachten ftc^ porpnben, eine überl?aupt
bis je^t, felbft oon oem illtmeifter in Mefen Dingen, für 6ie
Kulturgefdjic^te noc^ nic^t nadf ©ebül?r getoüröigte Quelle 1
XDir ipenöen uns fdjlieflid^ 5um Ceyte unferes ßoffleiöer*
budjes, u?elc^en u?ir in 6iefem ^aiitbndi ein erftes Ulal woxU
getreu auf Me u?eiter oben fcfjon angegebene IDeife 5um 2tb»
Srude bringen.
3n erfter £inie wxvb 6urc^ i^n 6ie o^ne^n fo befdjranfte
^dl}l bayrifdjer Cl^ronifen um ein nidjt geraöe unintereffantes
Stücf geitgefc^ic^te bereichert. 2^sbc\onSeve für 6ie fe^r betoegte
Hegierungsperio6e ^ersogs XDiIl?eIm IV. un6 feines l^ronlüfternen
Sru6ers ^ersogs Cuömig (X.) bietet uns 6er tEeyt 6es Kleiber»
budjes pon 5ö>eifeUos fe^r gut unterrichteter Seite teilmeife
neuen un6 öesljalb fe^r toillfommenen Stoff 6ar. Dtefer
Stoff fpielt fogar ^äufig un6 bebeutungsooll in 6ie Heic^s*
gef(^i(^te hinüber.
2tudj MelDitteIsbacf}ifd)e©eneaIogie oeröanft 6em befproc^enen
tEeyte nicfjt minier mandjes neue Datum, un6 fpesieÜ Me ©e»
fdjidjte unferer lieben Sta6t ZITünc^en tpirö 6urdj 6as
Kleifcerbudj 6a un6 6ort in toünfdjensmertefter IDeife ergan5t.
Pon 6iefen perfdjie6enen (ßefldjtspunften aus alfo 6ürfte ftc^
6er üoUftän6ige 2tb6rucf 6es me^reru?ä^nten Cejtes immerhin
rechtfertigen laffen»
3dj bemerfe 5um Sdjiuffe nur noc^ eines: 6ie färben«
angaben über 6em Ceyte ftammen, fomeit pe gefperrt ge6ruc!t ftn6 ^),
Don 2t. Kan6Ier ^er; 6ie eingeflammerten 6agegen oon mir.
Sie foüen 6em freun6Iic^en Cefer ein annä^erungsmeifes Der=
ftän6nis 6er einseinen Crac^tenbil6er 6es ^offIei6erbuc^es oer»
mittein, 6eren getreue IDie6ergabe, fo intereffant jte aud^ fein
mögen, nic^t in 6er Cenbens unferes ^^ijvbvidies liegt.
Un6 fomit (ßott befohlen!
1608. Sd^öjara.
2tls man seit oon 6er geburtt Crifti \508 3ar, am fam^tag
Reminiscere jn 6er faften jn 6er \ \ ftun6t 6er nac^t ift geftorben
^) Unb wie fc^on oben bemerft watb.
^6 ^ös 8offIetbcrbu(^ b. ^ersoge WiltiümlV., lubmig (X.) u. €rnfl
Ijoc^leWic^er gebec^tnus 6er fcurc^Ictdjtig ^odjgebornn furft vnb
ifev Ijcr 2tlbrec^t 6cr tpeis^) pfal^grauc bey H^cin ^er^og jn
(Dbern onb Hibern J3airn ic. ic. am ainigcr Hcfttercnöer ^er *)
(pn6) lanötsfurft.
^508.
3n öifem 3^^ ^^^t ^"^ ^^i" geneötger ^cr Ijer^og IDil»
Ijclm fein erfte f^Iatöung auf laffen geben feiner gnaben ^off^
gefmöt vnb feiner gnaben Ijern vatkx bodjleblidjer geiecfjtnus
fljlagtt 5u') folidjer mas, toie ^ier neben gemalt ftett 2C. ic.
1609. Sd^iDars (mit bnnUn Streifen, folc^en 2(ermelf ran3en unb gelb
nnb »eigen ^utfebern).
Der öurdjleic^tig ^oc^geborn furft onfer geneöiger ^r ^er^og
UJil^elm pfal^graue bey Kein I^er^og jnn Bairn ic, 2C. Ijatt fein
furftlic^ Ijofgefinbt gefljlaitt, 2tls man 5ölt \509 vnb jn folidjer
riftung, u?ie 6ies gemalt*) ^ie neben ansaigt, mit fambt 200
gerifter pförtt*) 6es®) lannös Bairn vnb ^va gnaben furften*
tljum eingenumen, audj ift öes^) feiner gnaben 6ie an6er Ijoff»
f^Iaiöung gebefen ic,
ZHer^) 6er öurcfjleic^tig Ijodjgeborti furft vnb ^er l?er^og
IDil^alm jn Bairn ic. Ijatt 6ife f t?Iai6ung ausgeben 5ur ainem (ner)
IDinöerffjlaiöung vnb ift fein furftlic^en ghaöen 6as 3ar ninbert
Ijin sogen, ban ^n lanbi tfin vnb wxbtt allain bas (öes) regimenöts
Ijalben ansuric^ten vnb ift ^cx (3^^^^)^) furftlic^^n gnaöen Me
6ritt Ijoff f£?tai6ung gebefen, toie man $elt nac^ (Crifti geburt ^^)
\509 3^^ i^- i^-
1511.
Ttts man jölt oon (Crifti geburtt \5\\ ^av, ^at mein
geneöiger furft vnb ^er ^er^og XDilljelm jn Bairn feiner fürft»
lidjen gn6. (gnaöenj 2 fc^beftern (Sdjroeftern) perfprodjen preitt
(Bräute), 6ie erft Stbila ^ ^) genanöt 6em burc^Ieidjt. ^oc^gebornen
furften vnb Ijern ^ern £uöbigen pfal^graue pey Hljein vnb ^er^og
jn Bairn 6es ^eiligen Hemifdjen Heic^s €r^6rud)fes vnb Cur*
furfft ^*), 6ie an 6er fdjbofter Sibila genanöt ^') 6em öurdjleic^tigen
1) Sapiens, ber IPeife. 2II6red?ts IV. (III.) Stevhia^ trifft Ijier auf bie
Stunbe 3U. — ") 3m Cod. 1950 fetjlt biefes IDort. — ') Der Cod. 1950 tjat
„3n foüid^cr :c." — *) P. Ij. <5emälbe, »ie auc^ Cod. 1950 unb 1951 Ijaben.
— &) Cod. 1950 unb 1951 traben : gerijien pfertten. — ^) Cod. 1950 unb 195 1
l\aben: bas ic, — '^) Desgleid^en. — ®) Cod. 1950 }:(at: „3tcm". — ^ Cod. 1950
unb 51 tjaben: fein, frftl. ^nb» — **^) Icftterer Beifaft fetjlt im Cod. 1951 gan3.
— *^) Sibylle ift Qersogs IPiltjelm IV. 3tPeitgeborne Sd^mefter. Sie erblicf te
bas £ic^t ber IPelt am ^6. 3uni ^^89. — *2) 2IIs fold^er iubroig V., ber
Jriebfertige genannt. €r mar 3uerjt mit IPifliefms älterer Sd^mefier Sibonie
oerlobt, bie fd?on im ^aljre 1505 mieber jtarb. — ^^) HTug, mie bies auc^ in
ben Cod. 1950 unb 1951 gefc^iel^t, Sabina t^eigen.
Don (EiirtfHan Qaeutle. ^7
^oc^Sebomen furften vnb ^ern ^er^oft Pleric^en oon IDiertenbers
jm f ^raufen ^aar^) vnb (^ersoft $u) tC^Scf^, auc^ graue ju
Znumpigartt*
Vnb 6te erft ^oc^scitt tft 5ue ^aibelburg (berg) 2tm funötag
vov VflatifZ} *) geljalten tportten, öarauf mein gnb. furft onb ^err
Ijer^og IDilljalm mit feiner ^tü. (ßnaien ^offmatfter ©regorij
pon (Egel^offtain (€gIoffftein) ain öreflid} (trefflic^j guett renen
ge6an ').
](5U« Hotl) (aber bte HEfhtng mit hxcaxmn Kappenfttefeln unb tpetgen
^utfebem).
Die anber ^odj$eitt ift $u Stuettgart gehalten tportten am
funötag 5er ^ern fafnadjt vnb mein geneöiger ^er ^er^og XDxU
ijelm mit ^er^g ^riöeridjen oon bairn 2C. ic. *) auc^ ein gar *)
Hiierlic^s Henen oerpradjt jn aller 5ier pn5 gefdjmucf^ *), vnb
jn folic^er geftalt, tpie bis gemel anjaigt, ift ZITeines gn6. ^ern
^ofgefinöt f^Iaitt vnb f^rift (gerflftet) gebefen.
\5\\. Hoii{ (tPte oben aber oi^ne Sitefei).
Zriein gneMger furft vnb ^er ^er^og XDil^elm jn Bairn ^at
folidje f I^laiöung jm fumer auf geben vnb (in) ') folidjer Äiftung
ötlidje pfert f^aifer ZHafimilianus fein f ^aiferlidjer ZTlajeftait jn
bas IDöIfdjIanbt n>i6er 6ie Penöbiger gefc^icfl^t vnb ift gefc^edien
alf man 5SIt oon 6er geburt (Erifti \5\\ 2<^t.
\5\{, Hotl} (mit braunen Sitefe(n), Brufl nnb 2(rmel $e(b geflretft
nnb gemerft. ^n ber Hechten eine fur3e peltf(^e.
3tem Zflein geneMger furft vnb Ijer ^er^og XDil^elm jn
Saint IC. ic. ift jn folic^er Äiftung 5uem faiffer Znayimilian gen
Ztugfpurg auf ainen Äeic^s 6ag $ogen, 6arauf (Me)®) flj. ZlTjt.
Dom Keic^ ^ilf begert wiöer Me DenSöiger, aber fein f^. UTaj.
*) Diefer Betname ffir Ber5og Ulrtc^ fc^etni nic^t ({äufig ^ebrauc^t 5»
merben. — ') 3P in atten bret Qanb[c^rif ten Schreibt eljler für : Matthiae. —
^) Pasfelbe fanb am (Eag nadf ber Bod}5ett, am i^.^ehxnax, ftati, nnb tft
in ^eraogs XDilljelm berüJ^mtem (Eurmerbucf? (^8^7 ponjr. Sd^Iic^tegron
unter ber fünftlerifd^en mitroirfung t)on (El^eobalb nnb Klemens Stne*
felber (jcrausgegeben) sub VI befc^rieben nnb he^. abgebilbet. — *) Des pfäl3.
Kurfärficn unb Bräutigams jüngerer Bruber, als beffen tlad^f olger unter
bem tlamen Jriebrtc^ IL, ber IDeife, in ber Daterlanbsgefc^i(^te gar tDotj!
befannt — ^) Piefes Wdxidfen feljlt in Cod. 1950 unb 1951. — ®) Diefes
(Curnier ifi in Qer5ogs XPiltielm Curnierbuc^ gleid^faUs bilbltc^ (bis in bie
fleinfien Details) auf uns gefommen. Bei 5 (^ I i c^ t e g r 0 ( ( (a. a. 0.) bilbet
CS Nro. VII. — ') gufaö in betben genannten Codices. 3" ^er (Drtgtnal*
ljanbfd?rift bes Kleiberbu(^s (Cod. 1952) feljlt berfelbe. — ®) f et|It im ori-
ginal, »äljrenb es bie beiben anbern Qanbfd^riften übereinjümmenb ^ahen.
— für bie gufunft f(^alte id? fold? unbebcutenbe 2(uslaffungen ber einen
ober anbern Qanbfc^rift otjne »eitere Bemerfung ein.
3at}rbn(^ fflr znftnc^er <Bef(^. II. 7
98 tas Qoffleibcrbud? b. ^erso^e lütllielm IV., £ubn)ig(X.) u. <£mfl
nichts erlangt 3P 9«fc^«^n als man 55It oon Criftt geburt
\5\\ 3ar.
1612. (Selb (über ben ^atni^df, mit bunten Streifen nnb meigen Qut-
febern. Strömpfe anc^ gelb).
Hier (3tent) 3t S* <&nb. ^er$og XDilljalm jn Batrn ic. 2c.
^att 6ife färb vnb f^Iatöer 5ue Can^l?uett ausgeben, als man
55It \5\2 2<^x vnb fein ^. ©n6. ^aben pts jnns 3t_ 3^^ ^^
lyoff gehalten aus 2tnmuettung 6er pnöern lanbfc^aff t ^) , 6an
5ifer geitt öte 2 furften Ijer^og Cuöbig vnb (Ernft*) nit jm
lanb tparn, audj ftdj 2tn6erftbo (ic. ipo) erhalten *) vnb nod) nit
oeratnigtt *). (£s tft 5ifer g^i* ^"^ 5^ ZHinc^en gar f Ijatn ^off»
Ijaltung gebefen 2C.*).
1(51(2. IDetg (über ben f^arnifd^ mit meinen Qutfebem unb ic. Stiefeln.
Brufk unb 2(ermel gejheift unb gemerft).
Zlter ^att mein geneöiger furft vnb ^er feiner furflL genaöen
^ofgejtnöt 5U Can^^uett 6er lDin6er f^Iet6ung 6ifer parb geben
Dn6 miefen*) Stücke pförtt tPt6er 6ie ^Jrancftjen fdjtcf^en 6em
fdjböbifdjen (fc^toäbtfdjen) pun6t 5U Ijtiff, gefdjec^en als man
5ölt Don IC. IC. \5\2 ^av ic, ic. • ,
^5^2. Braun (über ben fjarnifc^ mit ic. Stiefeln. Strümpfe meig.
Bruft nnb 2(ermel gefireift unb gemecÜ^ 3n ber Hechten einen
Strettljammer).
Zrier mein gene6iger ^er ^er^og U)il^elm jn Batrn ic ic.
Ifait folic^e f^Iai6er ausgeben ün6 folidjer Siftung feiner (ß6n. ic.
2tn$al Dolcf^s 5U rog 6em fdjböbifdjen pun6t 5ugefdjicf^t, als
man pir (für) ^oc^enfräen ge5ogen ift ün6 jn 3 tagen gebunen
Dn6 perprent toortten, als man jölt pon 6er geburt (Erifti
\5^2 3ar ic. ic.^)
*) Unter ber untern Canbfc^aft ocrpeljt man bie nieberbayrift^e. —
*) IDilt^elms IV. jüngerer Bruber fubmig (X.) »ar am ^8. Septbr. ^^^95
unb €rnjl am ^3. ^nnx ^500 geboren. — ^) „2luc^ jic^ anbersmo ertjalten"
fetiflt im Cod. 1951 gan3. Cod. f95o Ijat rid?tiger: fi(^ enttjielten. —
*) fjicrmit jtnb bie €rbfolge3a)ijlig!eiten namentlid? 5mifd?en IDill^elm nnb
lubmig gemeint, beren meitcr unten nod? eingeljenber gebac^t merben foU.
— ^) 3n biefe geit .bes 2Iufenttjalts fJer3ogs IDiltjelm in £anbstjut fallen
fein (5., ^6., ^7. nnb \&. Curnier. Dergl. bei xc. ic. Sc^lid^tegroII bie
tlummern XV— XVIII incl. — ^} Die beiben anbcm Cod. traben : mueft. —
"0 Pie gerftörung bicfes Haubnejles, auf melc^em bamals bie von ^ribingen
t^aufleti, erfolgte, meil bie Beft^er bas lUegelagerergefd^äft namentlich gegen
reic^sftäbtifd?e Bürger im grogen betrieben tjatten. (Eine ausfül^rlid^e Sd^il«
berung bes gan3en Herganges bietet bas Sed^jie Buc^ bes Spiegels ber
(Eieren bes Keyf. <£r3ljaufes (Defterreid? pag. 1290 f.
ton £i{rtfitan Qaettile. ^^
1514. j^ei$e(6Iau (b. ^. mel)r grati mti ic. Sitefefn unb oetgen Qut^
febern, 3" ^^f ünfen eine £an5e, in ber ^td^ien eine peitfd^e).
3tem mer Ifaii mein gnö* zc. 0. vnb ^er ^er^os IDtl^elm
jn Bairn 2c. 2c. fein ^offseftnöt jn foKc^e ipets f ^laitt vnb palt
nadf 6er oaftnac^t 5U f ^aifer Maximilianus sogen mit 38 ^) pförtten
von toegen fetner ^. ©n» prueöers ^er^og Cuöbigs, auc^ ainer
lanifdjafft falben, ban jt iparn totöer ^ersog Ö)il^elm*) pn6
ift gefc^edjen tPte man $elt \dH ^^tic.icJ).
\5\^, Braun mit Q>eig unb roiI)en ^rSnsIein nnb Bortlein
(2c. Stief eltt, grauen Quifebern unb einem Qer5en über einem M
auf bem 2Irmel).
Die 2 durften*) ^er^og IDil^elm vnb ^er^g £u6btg oon
Bairn ic. ic. [xnb mit ainanber jn 6em ^5\^3^r 5ue 5em faifer
Zria^milian 2 mal gen 2tugfpurg $ogen, bas ainmal auf ain
reic^stag, bas 2tn5ermal jn 2tn6er gefdjSften.
5c^n)ar3 (mit ic, Stiefeln, einen grünen S»eig in ber Hechten).
i3^^m) Dife flaibung ^alt man aug geben, als 6er 6urd}»
leidftig t)Oc^gebom furft pn6 ^er ^er^g IDoIfgang pon
Bairn ic. ic* ^er^og 2(lbred)ten ^od)(ebKc^er gebedftnus brueber
geftorben ift*).
palt 6amac^ ift mein geneö. ^er ^er^og iDil^elm mit \00 *)
pferten 5U 6em faifer gen Cinc5 sogen vnb 6arnac^ tpiberum
herauf gen Purcf^^aufen, auc^ ain jeit ba pliben vnb nadf--
mals gen 3nsprucfij mer suem faifer $ogen. (Es ift audj ^er^og
Cu6tDig 6aljin fumen pn6 5ie alt furftin 3^^ (3^^^^^) S^^^^en
frau Zftuetter. Dasumal finöt 6ie prieöer mit ainanber oerbragen
morben pn6 nadjmals mit ain 2tn6er ^aimiper^ gen ZTlinc^en
sogen ao. \5\^ 3^r ic.^).
NB. Von Ijier an bis 5um Jaljre ^522 feljlt im Original
(Cod. 1952) ber de^i fami Bilbern, weshalb ic^ erßem
aus Cod. 1950 ergänse nnh bemnad} fortfal^re:
1) Cod. 195 1 Ijat: mit 800 pferbten, mos offenbar falf4? ijl. — ^ Cod.
195 1 fügt bei: ben lanbsfnrjien ge»efi. — *) Ütan pgl. über biefen ^miji
ber £anbfc^aft mit ^rsog IDill^elm Dr. 2(nbr. Büchners (5efd?id?te o. B.
Siebentes Buc^, 5. ^2ff. — *) Cod. 1950 u. 1951 beginnen biefen 2lbfaö mit:
3tem meine heb^ genebige J.onb ^ern ic — ^) ©efd^alj 3U £anbsberg am 2'^.nTai
\5\^, — «) Cod 1951 mad^t 300 pferbe barans. — '') Don feiner ntutter
Kunigunbe unb ber bayrifd^en Canbfd^aft begünftigt, mad^te Qer5og* £nbn>ig
befanntlic^ ^Infprud^ auf bie IHitregierung, obmoql bereits bas Primogenitur*
red?t bejlanb. X)ie Brüber pcrglic^en fidj bur(^ ben Hattenberger Dertrag pom
{^. Oftober \5{^ iniSüte, unb pom \5. Vftai \5[6 an fc^Iug Cubmtg feinen
Hegierungsft^ in £anbsi{ut auf. DgL meine (5enealogie bes er(. Stammtiaufes
IDittelsbac^ k., S, 36.
7*
\00 5as QofFIetberbu(<? b. fjeraoge Willjelm IV., iubipig (X.) ». €rnjl
1515. Srann, anf bem erml ein iDetg t^terletn P.O.M. (IDetge
^utfebern, f(^ii>ar5e zc. Stiefel. Cter ttnb Buc^fiaBen nnbeutlic^ J
3*^^ ^^i^^ ^^" gcneMge ^ertn ^er^og HHHjelm vrib ^er^og
Cuttotg oon Baten fein bettmtt aln anber in 6er flatöung^)
Senn 3fsbrucf^ Qnsprucf^) 5U 6cn 3w"S^" fintginen (finnigen)
jDxnb He^tmef cn sogen, öarnadj tft ^er^og Cutiptg gen Can^^uet
^Sogen vnb bafelbft bas Hegtment (Etngenumen. Hadfmals ift 5ue
3nte gen Can^ljuet fumen in 6en fler (pier) tagen in 6er Daften
feiner p» ©m ^err brueöer ^er^g IDilljalm vnb ift an 6em
U)eiffen Suntag ain geffellen geftac^ (fog. ©efellenftedjen) inn
f Übeln gel^alten ujoröen ic. ic.^). Anno \5^5.
^5^5» Braun (über ^en Qamifc^, mit roten Strümpfen nnb %Im mit
reid^m iDei§en ^eberfd^mucf. Das dier anf bem redeten ärmel ift
moljl ein Juc^s, barüber bie Bndi^ahen: S. V. T. I. M.).
3tem jnn foUic^er flaiöung vnb Suftung 50g mein geneöiger
furft vnb ^err ^er^og IPilfjelm jnn Bairn ic. ic. auff 6en groffen
6ag genn IDien in <Dfter»Heidj •) , tpöllidjen faiffer Znayimilian
gehalten ^att mit bem finig üon Dngern vnb finig oon Pollen,
auc^ anbem furften {bes) Seidjs*).
Hac^mals mart fein gnabt ipiberum pon Kaif. 7X1. mit
200*) geriftenn pfertten in bas U)elfc^lanbt beftelt, Darin plib
alle Hüflung lenger ban ain ^albs3^t. Darnadj 50g fein gnabt
Pon 2^sbtvidli gen Can^^uett $ue ainer Cantfdjafft, ba waxit pl
(piel) ZTlie (Zilülje) pnb groffe (ßeferlicaitt per^annben *). JPeiter
5ug feine gnabt 5um faiffer genn ZTlemingen, barnadj liberum
(gen) 3"^^^^^"9 ^^^ ^^^ UTargraff Caffimirus pon Branbenburg
mit y^m 2c. IC.
1) Der Cod. igsx M richtiger: balbt nadfliev in bifer ft^IaYbung ic.
— ^ Cod 1951 : ein gro§ fl^ibl gejled? geljaHtcn morben. Das Mbeljiet^en
n>ar eine 2(rt launigen Q!umierfptels , bas befonbers bie Sd^äfflergefeUen
trieben. Dgl. Sd^meller-f rommann, I, 1218. — ») Cod. 1951 fefet
tjin3u: mit ^00 pf erbten. — *) Dgl. über biefe Jürjten3ufammen!unft D.
6. Qegewifd}^ (Sefc^td^te ber Hegierung Kaifer tna^imilians bes (Erften.
a. II, S. ^51 ff. — Don bem großen (Turnier, n>el(^es ^er3og IDilljelmlV.
3U IDien um St. ^afobstage (15^5) als 21nfüljrer auf bes Kaifers Seite
mitmad^te, er5ät}It unb bringt 2lbbilbungen ic. Sc^Iid^tegroII a. a. 0.
sub XXIX— XXXI. Xiadf bem Spiegel ber (Eljren ic, Sed?jtes Bu4 S. ;322 ff.,
wäre aud; ^er5og £ubn>tg bamals in IPien mit ann>efenb gen>efen. Don bem
ermSIjnten Cumiere ^ersogs IDilljelm ift bafelbft 5. 1335 m lefen. —
^) 400 fagt Cod. 1951. — ®) offenbar n)irb Ijiermit auf bie enogiltige Der»
einigung ber fürfllid?en Brüber liinpc^tHd? iljrer gemeinfd?aftlic^en Hegierung
angefpieli
von <£t{rtßtan Qaeutle. j^Oi^
3nn Mjfer 3^itt tpartt 6te oonn U)ierttenberg ^) pmb fant
Jtnbreastag *) 6urc^ Diettridj Spettcn vnb ^tlprarten Ki^fc^er*)
von Stuetsartt ^inipög gcfiertt genn ZUtnic^en*). Dif alles tft qz^
fdjedjen 2tls man seilt \d{5 ^at ic. ic. ^).
1516. Braun mit mex% nnb roit^en gx&nilein, tin W9x%
d t{ t e r I e t n P« L. M. (Braune Strümpfe , meige ^utf ebern uno
einen grünen gmetg in berHed^ten. dter unbBu^fiaben n>ie oben.)
7ÜS man seit pon Crifty geburtt \d\6 2<^h «^^^^ von 6em
^od}lobItd}en fc^tpebtfdfen Punött ain ^ug tptber ^er^og
DIridjen oon XDierttenberg angefc^Iagen, öarsue audj mein gnö.
^err fein ^ilff vnb itnsall gefdficft tpolt ^aben in follicf^er Hüftung,
ipie ^ieneben gemalt ftet. 3Ji aber follic^er gug onberfumen
tDorben, bas (er) nit für itdj gangenn ift, auc^ ^t ^er^g PIridj
nit ful (piel) auf fcasmal 6arum göben.
Wie oben (aber zc. Stiefel unb fein grüner Sweig).
3tem au^ ^at ^er^og Plric^ in Mfem 3^^ If^ttn Cutmigen
von Qutten Hitters eleiblid)en Sune Qanfen genantt, ellentbigilid)
audj erpermblic^ ermSrtt *). €r ift auc^ in 6er 3«it $« Jtugfpurg
6urd^ ii* TXlal offenlid) in pan vnb ad}t aud) aberadft aus«
grieffet (ausgerufen)^) iporbenn»
3tem mein geneöiger ^err ^er^og IDil^elm in J3aim ic. 2C.
^at Seiner gnaöen lyoffgefinöt in oer geftaltt flaitt vnb im IDillens
gemoft % auf I^ern 3ö*^S«n« ^ucf^ers ^oc^seitt gen 2tugfpurg $ue
jiedjen, ^at pc^ aber fein gnatt (©naben) in anöer tpög mieffen
Kuften vnb ift gefc^ec^n als man jelt oon Crifty geburt \5\6
3ar IC. IC.
Hec^ter Qanbgans blau(9rau) Itnfs rotl) nnb gelb ge^retft
(^ut mit meigen ^ebern, in ber £in!en ein grüner gmeig, ic. Stiefel).
3tem mein gneMger ^urft vnb ^ere ^er^og IDil^elm in
*) Qersogin Sabina, lDi(I)eIms nnb Cnbmigs Sdi^weftev, bie (SemaliHn
Ulrichs Don IDürttemberg. — ^) Cod. 195 1 fagt : an St. 2(nbreastag. — •) Der-
felbe Hitter fjilbebranb Kitf(^er, mit bem fjersog IDilljelm öfters tumicrte.
Pgl. IC, Sd^Iid^tegroU ic. sub XIV, XVIII nnb XX. — *) Cod. 1951
fifgt hei: Ijaimblid?. — ^ Über biefe flucht ber Jürfiin nnb beten Be«
meggrünbe, bann über bie (crmorbung bes ^anns von ^niten nnb ben gegen
Qersog Ulrid? gefolgten Krieg ogl. man bie Sammlung »id^tiger Urfunben
3nr bairifc^smirtemberg. (Scfc^idjte (von 1(5 15 ff.) bei 3ol?. Cljr. Jrljm. von
21 r et in, Beytr. snr (Sefd?. u. £iteratur B. IV, S. 385 ff, — O) 3m Cod.
1951 ip noc^ beigefügt: felbfl mit feiner eignen Bjannbt sei. ermorbet. —
Über biefen burc^ (Eiferfndjt Ijeroorgeruf enen Ölorb fann Genaueres in €l?r.
Jr. Sattlers (Sefc^. lOürtembergs unter 2c. ^erjogen, (Eeill, ^85jf. nad^*
gefeiten werben. JXian fann auc^ nod? tlote 5 oben pergleiqen. —
') Per Cod. 1951 I^at noc^: pnnb (oogel) f rey gefproc^en »orben. — ®) Cod.
195 1 k<^t: vnb jm IDintter auggeben morben ic.
^02 X^as ^offIetberbu(^ b. EJcrsoge IPilljelm IV., Cubipig (X.) u. €ntp
J3atrn :c. 2C. ift mit \20 Pfertten*) audj in foüidjcr flaiöung vnb
Huflung, tt>ic Ijie juegcgen ftet *), audj mit 3"^« f«in«J^ f^^^L ®n^-
^err fdjtoager ZTlargraue Kaffimirus oon Branöenburg ') 5ue 6em
faiffcr Znayyminian 3" ^^^ Hiöerlanöt jogen *) 5uc finig Karin
aus ^ifpamen, vnb bafelb piU guettes ZlTuets ge^abtt vnb groffe
(£r vnb Heferen^ bemiffen n>or6en, andj am fjalb ^at aus
gctpeffen*
1517.
(£s ^at auc^ faiffl. ZHajeftatt meinem geneMgen ßerrn
Cedjen (Ce^en) geliehen 5U ^rancffurtt über 5as gan^ Bairlannt
pnn6 grafffdjaften darinnen ünnb ift gefc^c^en, wie man seit
Donn (Criftij geburtt \5\7 ^alft ic. Tlixdi ift man (pn6) meinem
gnb. ^erm auff 6as mal 6ie purger famt 6en Hatts^errn vnb
pon 6er gemain ain fenlein*) wolgerufter mitburger auf ain
Ijalbe meil ipögs in ainer ortnung entgSgen sogen vnb {IfaUn
i^n) mit freiöen (Entpfangen xc. Pber bas fo ^at Sein furftlidje
gnaöen Ijinsögen 3«« ^H« S^^f*^" ^^^ ^antwerc^, fo oil perfon
gangen fein, auff jebe perfon ain frifc^ pfunbt XDilbrdtt, auc^
3e6em atnen pa^en laffen gSben ^m ainer €rung, ujöllic^e
nad^mals mit Sunbern freuten t)er$örtt tporöen*
Hoil). j[Sranner J^nt mit tueigen ^ebern, zc. Sitefei xc. 2(nf bem rechten
ärmel 5001 Qersen tnetnanber.)
3tem mer ^att mein geneMger furft vnb Ijerr ^er^og IDil*
Ijelm üon Bairn ic ic. öifer geftaltt flaiöung aufgäben 2tnno
(triftij \5\7 vnb ift fein furftlidi genabt gen 2tugfpurg auf ainen
BunMstag sogen vnb föy IDoc^en öarauff geu?6ffen pnnö barnac^
tt)i6erum gen ZTlinic^en f^umen %
1518. Sc^tpars. (Qut mit gelben ^ebem, Sitefei ic)
3tem baibe mein geneMge durften Pnn6 ^errn ^er^og
IDil^elm auc^ Ijer^og Cutu>ig in Baim ic. ic^ gebrueöer fein in
folidjer IDinterflaiSung 5ue faiffer Zltafimilian gen 2tugfpurg
jnn 6ie ^afnadjt sogen, auc^ ^att mein genebiger ^err ^er^og
Cutwig mit ainem graffen oonn ^ennenberg ain guet löbliches
Hennen ünb gue^ breffen perpradjt Anno ic. ic. \5\8^).
^5^8. I^oilf (nber bett ßamtfc^ mti tpetgett Quifebemic. 2(uf bem rec^ien
ärmel ein boppelies Qers.)
Permörftt aus man $elltt oon ber geburtt (Eriftij \5\8 3^^
*) Itlti 200 pferben, fagi Cod. 195 1. — «) Derfelbe Cod. liaii wie ic, ge«
matti fieei — ^) ^ter greift bas Kletbcrbuc^ bcr geit ettpas cor. Kafimir
l^etraiete IDilljelms IV. Sc^ipeßer Sufantta erjt am 25. 2lugujl \5t8. —
*) Cod. 195 1 fdgt: pnb jum K^üntg Carl 2c. — *) Perfelbe Cod. fagt: breu
fänbl ic. — •) Der glet(^e Cod. ^aU vnb Ijerttad? ipiber attljatmb jc. —
'^) p. p. S t eit e n tljut Ijierpon in feiner (Sefd^ic^te Zlugsburgs feine (Eripäljnung.
von <£i{rtßtan ^aeutle. 1^03
liaUn baibc meine geneöige furften vnb ^errn ^er^g IDtl^elm
vnb Cuttoig gebrueber ^er^ogen jnn J3airn ic. ic. foUtdje flatber
jue £an^Ijuet ausgäben vnb ifaben ^x. f[. gn. ^ern brueber
l?er^og (Ernften in bas piftumb Paffaip eingefo^t, vnb fmt nac^»
mals 6te furften all örey in biffer Hüftung auff 6en Heic^fbag
gen Jtugfpurg vnb auff ierer gnaö. fc^ipeftern grauen Suffana ^)
^od)$eitt mit margrauen Caffimirus pon Branöenburg 2C. ic. am
mitaodjen nac^ parttolomej*) 3"^ beyfein faiffer Maximiliani,
auc^ aUer Curfürften vnb Heic^sftenöen^) mit groffem pradjtt
vnb ^erlicaitt eingeflaiö (einbegleitet). Vnb auff 6er Ijodjseit ^at
mein gncöiger ^err ^er^og XDil^elm mit feiner fit. gn. ^ern
fdjtDaget margraffen als preitgams ain fer guet Hennen vnb
Dreffen geban, audj tpol erpu^t getpoffen*)*
1518.
Pnb Doh bamn ift ^er^og Cuttpig mit feiner gnab. fdjmefter
onb (be5. als) prautt famt anbern furften mer mit (i^nen) gen
2tnfpac^ $ogen pnb bafelb auc^ pil gue^ muets gehabt*). Dnb
Ijer^og IDilfjelm pnb €rnft fein bey faif. Znajet. noc^ lenger
auff bem Äeidjstag beliben $ue Jtugfpurg ic.
\b\s. Sdiwaxi (resp. iSvan, ic, Stiefel nnb tpet§e Qutfebem).
3tem bife f laiber ^att mein genebiger Ijer ^er^og XDil^elm
in Bairn ic. ic. jue ainer XDinterflaibung ausgeben, pnb ift fein
furftlic^ genabt gen Can^^uet 5ur feiner furftl. genaben prueber
^er^og Cutwigen $ogen als man seit \5{S ^av ic.
1519« ^te5uBtIb \. Sd^waxi, auf ber Itnfen Brufl ein roil^es
+ in tx>ei% (wie bas oilb seigi) (Sc^iparje IjerabiPaHenbe ^ut*
febern, Haftung perjtibert; in ber Hechten ben Jelbljerrnflab).
3tem follic^e flaiber ^at aufgäben mein genebiger ^urft
pnb ^err ^erj^og IDil^elm jn Bairn ic. als Kaiffer Maximilianus
$u XDelf in (Dfterreic^ perfdjaiben ift pmb ber ^eilligen brey f inig
*J Snfanna IL, ber fyt^oge von Bayern jüngjle Sc^mejler, geb. am
2. 2(prtl 1502. — ^ Pas Dermäljlungsbatum in meiner (Senealogie, bisher
öfters irrig angefefet, erl^alt burd? obige Eingabe nene Befräftigung. —
3) Cod. 195 J l?at : 3m Beyfein zc.jiben Cljurfürjten vnb aller Heid?s(tenbt ic. —
*) Diefes Curnier iji bei ic. SqUc^tegroII sub XXVI ermäljnt unb ah*
gebilbet. (Es fanb am Ca^e nad^ ber ^od^^exi ftatt. (5enauer nod^ ift es he*
((^rieben in ber (^518 erfd^tenenen) DrudPfdbrif t : Die Stenb bes I|, H. Heic^s ic.
fo 3a 2Iugfpurg in ber Kayf. Heic^ftat auff ben vefeu ucrganngen lobl. Hei(^s-
tag erfAinen, mit sierl. freuben ber frftl. ^oqseit ic. — Pie gan3e ^oc^-
jeit ijt oarin fetjr eingeljenb gefc^ilbert nnb in Sljnltc^er XDeife im Spiegel
ber (Eilten ic, 5ed?ftes Buc^, 5. 1359 ff. — ^) Über bie Had?feier in 2Insbac^
berichtet getreulid? bie ehen ermäljnte Drucffc^rift. fjersog £ubmig rannte
bafelbft mit feinem marfgräffic^en Sd^mager, „traffen ferc tpol vnnb
vielen batb".
^0^ X^as f^offleiberbuc^ b. Qersoge IPtllielm IV., Cubmig (X.) u. (Emfl
ta^ ^) als man seit \5\9 3^^/ ^"^ H* f^in f^^- S"^» 9«" J?I^
auff atnen punbtstag $05en, 6a tpartt fein quabt 5ue ainem ^aubt*
man 6es ö^n^^n fc^ipebifdjen punöts ermSIt toibcr Ijer^o$ Plric^ew
von IDiertenberg fetner snaben fdftpaser. Tlndj fjat fein gnaM
^50*) IDoIgerifter pfertt vnb bis in 6ie ftben fenletn fnec^t vnb
getpann bas gan^ lanM jue ZPiertenberg in S5| IPoc^n').
Vatnaii 509 fein genaöt gen (Epngen auff ainen puntstas,
5a tpart geljanSlet, tpie man bas tanbi 6en finöern (Ulric^ un6
feiner bayrifc^en ©ema^Iin Sabxna) $ue guetem erhalten medjte.
€s ift jnn 6em ^at bau \2 Dag 3^^"^^^ faiffer ZTIayimi«
lian ^odjloblidjer gebdc^tnus mit 6ott ©ergangen zc.*).
^5^9. Sd^wax^, recbter Qanb, PteIIet(^ibetberfeit5(netn)bas
Creu^ iDte oben. (Unier bem HodP 5iai{(t|am4fc^ mit £|elm,
»orauf f(^tpar3 nnb weige febern, fc^marse Strümpfe. 3n ber
He4?ten bie Üanit.)
3tem mer fyxben baiöe meine geneMge ^urftm vnb ^errn
^er^og XDiIl?eIm vnb Cutö>ig gebrueber ^er^ogen jnn Bairn 2c.
foUicfje flaiöer aus goben vnb barinen auf ainen puntslag gen
Herling (HorMingen) sogen, vnb ijat 250 pfert *) tpol gerift vnb
lagen ba fier (^) IDodjen vnb raöfc^Iagten, tpte man 6as laut
6en finöern erhalten mSc^t.
3n6em madjt fid) jr^) Patter tpiöerum anff vnb nam vxl
ftett vnb flScfljen ein, alfo mac^t ftdj 6er punt miberomb auf
Dn6 martt ^er^og IDil^elm abermals $un obergiften felttljaubt»
man oeror6ntt ün6 ^et 200^) pfertt on6 ^et 6ie grafffc^aft
Düroü (tTiroI) pn6er feiner gna6en \dO pfert®), auc^ ifot fein
gna6 per fenlein fnedjt onn6 jog fein gna6 $um an6ernmal in
6es IDiertenberger lant mit ^00 pfer6ten*) pn6 ötlidje fenlein
fnec^ten on6 getanen aber («>ie6erum) 6as gan^ lant in \^ tagen.
1) Der
t)I. 3 ftjdntg
^) Der genattere Zobesta^ folgt gleic^ unten. Cod. 195 1 I^at: an ber
fl?3nig tag sue Tlbeni pmb 2 Dljr, was, XDenx^^ens bem Cage nac^,
unrichtig ift — ^) 3n Cod. 1951 Ijei^t es: looo. — **) Die <5efc^id?te biefes
„mtlitärif(^en Spaziergangs" ersäljlt bte Kriegsgefc^id^te üon Bayern, ^ranfen,
pfal3 nnb Sd^wahen oon i506— jes^, I. Ob. S. 8 ff. — Das rote Kreus
im meigen ^f elb, »eld^es IPilljelm IV. auf bem Bilbe, beffen loir in ber €in*
leitung gebac^t, n>ie einen 0rben an ber linfen Bruft trägt, n^ar bas geicben
bes fc^mäbifd^en Bunbes ober ber St. (5eorgenfd?tIb. — *) Diefer gan3e 2Ibfaö
feljlt im Cod. 1951. — ^) Cod. 1951 tjat: /^50 pferbt. — ^) Cod. 1951
fefet I|in3u: oertribner Patter 2c. — *'') Cod. 1951 Ijat: 500. — ^) Dies mar
Qerjogs IPilljelm 2IntciI an bem Heid?sf ontingente , »cld?cs ben naö;^
Kaifer Itlaj I. tlob in (Tirol ent^anbenen gemaltigen 2Iufru(jr bämpfen
tjelfen foUte. XPürttemberg mar babei nod^ t^öl^er angelegt, nemlic^ 5U
250 Heitern nnb 2500 IXiann 3U fug. Pergl. Sattler a. a. 0. S. ^26. —
*) Cod. 1951 l^aU 2030 Pf erbten.
von ^^viftian ^aeniU. 1(05
Der von IDicrtenberg entbran (entrann) pSfItdjen baruon vnb
waren 3^^^ Pl (*>i^0 öarunber erfc^Iagen ^).
TXaiimals wart ein puntstag 5U Cflingen, öarnadj ainer
5U ^lugfpurg, ba gab man fintg Karl bas gan^ lant pber pn6
gefc^acf} als man 5alt \5\9 3ar.
(5 tan (Sc^marjgrütt, zc. Stiefel, fc^toarj unb »etße ^utfebern).
3tem 6ife IDinter flatöer gab mein geneötger ^err ^er^g
IDil^elm in Baim ic, ic. vnb 50g fein gnaSt auf ain punts 6ag
gen 2tugfpurg, öarnadj 5ue feiner gnaöen prueber ^er^og Cut-
nngen gen Can^Ijuet in 6ie Paf nac^t, ba Henet man vnb ftac^
vnb ^eten gueten muet*) Darnadj 50g fein gna6 gen 3"SoI'
ftatt 5U miterfaften vnb reigiert 6en ganzen Äatt vnb (ßemain
vnb f am auf ©ftern u?i6er gen Zninidjen. Xtadj 6en feirtagen 50g
fein gna6 gen (Ötting, prauna(u), purcfl^aufen, in l{iemfe(e) vnb
IDafferburg vnb überall ge^anölet, tpo mangl ift geipöft» ©e»
fc^d^en als man $elt {d\^ 2<^t ic. ic.
1620.- Hot^ anf bem (Ermel F. B. (Cod. 1950 Ijat: E. B. Cod. 1951
liat: E. H.; ^utfebern grau).
3tem meine brey geneöigen durften vnb Ijerrn Ijer^og XDil*
Ijelm, Cutipig vnb (Ernft Ijaben öiffe flaibung aufgöben vnb
^er^og IDilfjelm vnb Ijer^og £utu>ig fein auff ainen Canötag
genn Straubing sogen oon u?egen 6es fdjipebifc^en punts» Do
u?art 6en Ijerrn pon ainer Canöfc^aft geratten, 6as Sy in 6em
puntt pleiben folten, öarnac^ 5ogen 3^^^ gnaöen u?i6erum gen
Znindjen vnb ujurben 6ie flaiöer nit lenger gefiert 6en 5U bem
Sennen.
Senöag omb ^acob} als man 5eltt \520 ^at ic. it.*).
^520.
3tem Mfe fc^toar^e flaiöung gab mein gneMger ^err ^er^og
U)il^elm in Bairn ic, ic^, als feiner furftlidjen gnaöen ^ratp
Cunigunbt feiner gnaöen frau mueter, ain bodjter faiffer ^riebric^en
6es Dritten (gemöft ift vnb) an fant Siyytentag, als man seit
nadj 6cr geburt (Criftij \520 3^^/ i" ^^^ Putridj Segl^aus
feüigflidj perfc^aiöen ift*).
^
*) Cod. 1951 t^at noA^: pttnb ermört. Dtefen stoetten ipürttembergtfd^en
elb3ug fd^ilberl bie Kriegsgefd?id?te oon Bayern ic. a. a. (D. I, H ff. —
j ^^^3095 lOiltjelm Curnierbud? tpeiji für ^5^9 rein Curnier besfelben nad^. —
3) iXn&i Ijierüber f^toeigt bas Curnierbud?. — *) 2Iiic^ für ^er3ogin Kuni*
gunbes ^ob iji obiges Sterbebatum, \>as fo l^äuflg falfd^ angegeben mirb,
üoUfommen richtig. Dergl. m. (ßenealogie ic, 5. 36. Pie feenauigfeit
folc^er Daten erl{di{i 'bzn VOtxi nnferer Xfliiteilungen.
^06 X>as ^offleibcrbuc^ b. fjei^oge rDiUjelm IV., iubmig (X.) u. €mjl
Dn6 6amac^ 509 fein gnabt gen DaüngenM tntt \20*)
gerifter pfert als fd^iesseugs *) ün6 n>olt fein gnaöt auf ftnig
Karls CrSnung 5ogen fein gen TiAf. Do fam ain ^wibvaiii
öarein, bas Sein frftl. gn6» tpiberum sue Hucflj sieljen mueft*),
vnb fam am funtag por fant gallen tag aufatme in obgemelter
3ar5aII ic. k.
(Qelm mit fc^iüar3 nnh meigen Jebern.)
3tem 6ife IDinterfarb fdjujar^ gab auf mein geneöiger
,furft vnb Ijerr Ijer^og IDilljelm in J3airn ic, audj Ijer^og
£uttt)ig $ue Can^^uet vnb ^er^og (Ernft 5U paffam vnb sogen
all örey prieber gerift gen IDurmbs auff 6en Heic^tag vnb
treten alle örey dürften 350 pfertt *) vnb entpflengen 6ie Kaif. 2X1.
1521.
Palt barnac^ tpart mein gn6. ^err ^er^og IDil^lm oon
6em faiffer miber gen 2tugfpurg auff ainen puntstag gefdjicft.
Do ^anölet fein gna6t oon 6es faiffers mögen vnb pon feiner
gnaöen u?ögen. 2tuc^ tt>art 6te fadj nit gar befc^loffen vnb tarn
fein frftl. gnaö tpiöerum ^aim am aufart«2tbent, als man 5alt
Don Criftij geburt \52\ 2^v.
^52U Sä^wat^, aber ber rechte (Ermel bunfelrotl), Itec^t^
roit{ vnb tpet§ $eßrüemt. (Cod. 1951 I^ai andi noc^ gelb
baan.)
3tem Sie brey Prueber meine genebigen ^errn pnb durften
fjer^og U)il^elm, Cutmig onnb (£rnft gaben aus bife färb vnb
50g mein genebiger ^err ^er^og IDilljelm auf ainen punbtstag
genn 2(ugfpurg pnb plib fein genabt barauf Sö| It)od)en pnb
$og nadjmals ^in auff (ßrienenmalt pnbbie Hätt gen Vadfaw
vnb bliben bis in bie 2^ IDodjen ba, ban es ftarb fer paft 5U
HTinic^en pnb fein in ainem 3ar bis in bie ^ baufent menfc^en
geftorben. *)
^52^.
(£s ftarb im ganzen £ant in ftätten, märcften pnb borffern,
alfo entljielt ftdj mein genebiger ^err ^er^og XDtHjelm pnb feiner
gnaben Brueber ^er^og Cutipig 5um (ßrienipalt pnb 5ur
ZITen^ing 2c. pnb Ijer^og €rnnft entfjielt ftdj sum (Dbernperg bey
Sdjerbing. Dis alles ift gefdjec^en, als man seit pon ber geburt
Criftij \52\ 3ar.
*) Cod. 1951 fc^reibt: IDalntngen. Kanblers 2(bfc^rift Ijat »otjl rich-
tiger: Wänden l e. IPangen. — •) Cod. 195 1 fd^rcibt: 350. — ^) Cod. 195 1
liat gan3 falfd? unb unrerftätibUd? : 2II6 fic^ 3U^en. Kanbler tjat bie Steile
etnfac^ mit: :c. ic. abgcmad^t. — *) Diefer giPifc^cnfafe : bas 5. f. ^nb, ic.
feljlt im Cod. 1951 qan^. — ^) Cod. 1951 fcbreibt in feiner 2Irt: vnb Ijot
ein 3ebli(^er fnrji 350 pferbt bei Jm. — •) Der Cod. 1951 lägt iljrer
6000 gerben.
von (£i{rtfHan Qaeutle. ^07
Dortge Klaibung. (2Iber flatt bes f(^n>ar5en ^teites JJcIm mit
»eigen Jebern unb flatt ber fd^iparjen Strümpfe ic. 2C. Stiefel )
3tcm öiffe IDinttcrflaibung ijat mein gencötger ^urft vnb
^cr aufgöbcn pnb ©mb fant Zlnöresöag 50g fein genaöt auff
ainen punbtsbag genn Z)Im vnb plib 6a pis naii 6en IPeinac^t
feiröagen ©nö 50g fein gnaö von ban genn Paöen.
1522.
Dafelbs permec^Iet ftc^ Sein furftlic^ genaöt 5ue Zttargauen
P^illipfen von paöen tCI>oc^ter grauen 2^<^^^^^)' HJeiter tarn
fein gnaM 5um (ßrientpalt. 2TTer 50g er iDiöerum genn DIm
auff 6en pnnbts 6ag pmb Cied^tmef , vnb wolt 6ie Dagnac^t 6a
gehalten ^aben, aber 6ie pon Z7Im tpolten nit pla^ gäben.
Darnach 50g fein gna6t gen lDen6Iingen •), 6a fam feiner
gna6en ^ofgefünt 5ue 3me wol geriftet mit 200 pfertten*), 6a«
mit fam fein gna6t auf 6en Seic^s6ag gen Hiernberg pn6 plib
ain DiertI 3^^ <^U5 pn6 50g 6arnac^ auf 2^q\^iait, nachmals
gen ZHirndjen. ©efc^ec^ als man seltt (522 3^r ic. ic.
NB. Von jefet beginnt ber (Eejt tpteber im Codex 1952 unb
^wax in ber gleid^en IDeife mit Bilbern loie früi^er.
3d? fa^re mit biefem — ältejten — (Cejte fort,
tpie folgt:
(522. Sd^tpars*
3tem mein gene6iger furft pn6 ^er ^er^og IDil^elm I>att
folidje flai6ung jm Sumer jtug lagen geben pn6 6arjnen feiner
furftlic^en gna6en ^rau fd^böfter (Sc^tpefter) flagt*), 6ie alt
gebefne (geipefene) llTargröfpn 5U Ba6en ^odjleblic^er ge6ec^tnus.
2tudj ift fein furftlic^ gna6t 6te §eit nin6ert Einsogen pn6
ift gefc^ed^en, als man sölt (522 3^^ ^^^
(522.
3« 6ifem obgemelten 3^^^ ^** ^^^ Curcf^lfc^ faiffer 6ie
3nfel Ho6is mit grofem ^ör (^eer) belegertt pn6 nac^ ri6er»
lic^r t^att 6er pon So6is pbergeben tpor6en an 6em ^eiligen
IDeinnac^tag (eingenumen) pn6 alle triften mit ^ab pn6 gutt
laffen absied^en, ©ott fey es geflagt ic. ic.*).
(522. Sd^ioarj (über ben Qarnifc^).
3tem 6ie 3 prie6er meine gne6. furften pn6 ^errn ^er^og
IDil^elm, Cu6u?ig pn6 €rnft ^ben folic^e flai6er pn6 Siftung
*) Die Verlobung ^er3og5 lüill^elm IV. mit JJtarfgrSfin 3ö^<>^5ö
Xdaxta fanb am 2. 3anuar (522 3U Baben^^aben fiatt. — ^) Cod. 195 1
\:iat: lUenlingen. — ^ Cod. 195 1 tiat: ^00 pferbt. — *) Cod. 1950 ^at
rid^tiger: fdjroiger ('Hlutter), ebenfo Cod. 1951. 3öFobäas HTutter €It*
fabet^e, eine geb. pfalsgröfin am Hinein, flarb am 2^. 3»"< 1522. —
^) 3. D. fjämmer in feiner (Sefd?id?te bes osmanifd?en Heic^es, Bb. II, 5\ f.
jeigt uns, wie fd?Iedjt oon ben Orfen bie Kapitulationsbebingnngen ge*
[{alten morben finb.
9
^08 ^as Qoffletberbuc^ b. Qeraoge lOilljelm IV., lubiPtg (X.) u. (Emjl
gefiert pnö ^att mein gneötgcr ^er ^er^g IDil^elm an Sanbt
irtic^clstag mit feiner furftl. gnaöen *) frauen 3<»coba ain Doc^ter
JTlargraffen P^tütpfen pon f)aban (&abzr() ic. ic. (^oc^$eit) *),
vnb ift Hiemant auf 6ie fyoc^$eitt fumen, ban feiner furftl
gnaöen fbager (fc^mager) vnb feiner^ {be^. i^rer) gnaöen Brueöer,
auii ain Znargraue pon 3aben, ban es wav nit pü freiöen per*
lianbtn Vx^adi I>alben, 6as 6ie alt ^rau 6ie Xnarggreffin pon
3aben als ain fdjbiger (fc^tpiger) geftorben tpar.
Had^mals 50g fein gnaöt gen Can^^uett mit 6em frau«
Simer, Bis ift gefd^ec^en, als man 5ölt pon £riftij geburtt
\522 2^^ i^' ^^^
1528. Hotli (über ben Qamifd? mit bunt gefc^uppten 2l(^felbe(fen unb
^elm mit fd^roarser Jebcr).
3tem öifer flaibung ^aben fidj 6ie örey prieber meine
gneöige ^errn pn6 furften ^er^og IDil^elm, Cuötpig pnö €rnft
Wat6t 3^^^^ ©"^* ^offgeftnöt, 2tuc^ fdjicf^t mein gnebig I>er
Ijer^og Xüil^elm 6em fdjböbifdjen (fc^u)äbifc^en) punM 5U ^ilff
tpiber ben fränt^ifd^en TXbzü 200 molgerifter pförtt pn6 3 fäniein
fnec^t pn6 getpunen 25 fc^Iofer pn6 $erftörttens, aud^ sbungen
(Stpungen) 6en frencf^ifc^en aSel nad^ 6es punöts gefallen •).
1523,
Darnach 50g mein gneöig ^er mit 6em ^rausimer gen
(Dtingen pnnö Purcf Raufen, Praunam, IDafferburg, nachmals
miöerum gen Xflinc^en pn6 madjt 6em ^rau$imer pil luft mit
3agen. Anno ^523 3^^ ^^* ^^*
NB. Von Ijter ah feljlt im Cod. 1952 ipteber ber Cejt nebfl
ben entfpred^enben 3t(bem, mesf^alb id; nad^ hen
2luf3etdjnungen bes Cod. 1950 alfo fortfaljre:
1524. (5xau unb rot^ Unterflatb. (Qut mit fd^marsen gebetn,
auf ber rechten Sd^ulter buntgefd^uppte 0bertetIe, 3n ber
Hechten ben f elbt^errnftab.)
3tem foUic^e tDinter flaiöung gaben baiöe mein geneöig
furften pnö ^ern ^er^og IDil^elm pn6 Cuttpig gebrueöer pnö
sogen gen Hiernberg auf ain Seichs 6ag mit ^00 gerifter Pfert*).
Tlndf tpie man 5U Zninic^en aus ift sogen, fein 6ie XDaffer fo
grof gerpoffen*), pn6 muefften 5U Heidjer^tjoffen stt>o nec^t
bleiben pn6 6ie furften auf ainem fdjSff ain ^albe meil gen
*) ^ter fc^altet Cod. 1950 ein: gemad^el. Cod. 195 1 tt|ut bescjletd^en.
— 2) Z)iefes Datum beridjtigt bie bistferige falfd?e 2lnnal^me, als Ijätte bje
^od?3Ctt erft am 5. 0!tober fiattgefunben, wie aud? meine (Senealogie
(a. a. (D. 5. ^^) nod? beljauptei — 3) Diefer gug gegen bie frän!. Hitter-
fd?aft n?irb in ber ofjis. bayr. Kriegsgefc^. a. a. (D, I, 29 ff. ausfiil)rlt(^
befc^rieben. — *) Cod. 195 1 tjat jooo Pf erbe. — ^) Dag man, fdl^rt
Cod. 195 1 fort, sroo nec^t jue H. bliben i^.
i
3ngelftat faren vnb tft gefc^cc^en pmb 6er ^etüigen örcy ftnig
bag, als man iölt \d2^ 3^^*
^52^. Knrje grane ftttlen, ber Itnfe(ErmI grien, Strimpff
onb l|ofen fd?ipar3. (2luf bem JJelm fc^ipar3e Jfebern.)
3tem foIKc^e fittlen*) ^aben 6tc paiöe furften pn6 ^crm
^cr^og HJil^elm pnö Cuttptg sebrueöer 3'^^'^ fu^pl- snaben Jttn*
fpenningen *) sSben Dn6 6ie ^crn vnb fncdjt lang Kitin pn6
fc^tefseug gcpertt bis in 6te 90 pfert gehabt, TXndi ^bcn
meines gneöigen Ijern fc^i^en bis in 6ie \6 fanen getpunen.
Hac^mals $ogen baiöe ^errn gen Segenfpurg auff ainen öag ponn
6es Cutters pnö anöerer aufruer tpögen im Heic^ Anno ^ 52^ icic. •).
1(52^. Hotf), ber obere (Cl)eil bes redeten ermels otelfSrbig
aefd?upph (Hoter gefd^Iifeter Qut mit reid^em roeigen feber»
fc^mutf.)
3tem ain foHi^e flaiöung gab auf mein geneöiger ^urft
pnö ^er ^er^og Xüil^elm*) jnn Bairn ic. 5ue Sumern ^^i^ten
feiner gnaöen ]^ofgejtnt; pn6 ift fein gnaöt öiffer geitt Hinöert
auffert^alb 6es Cannts gesogen Anno \52^ ic.
3t«m in obgemeltem Z<^v ift öer finig pon ^rancfreic^
^an^ifsfus genant, im ^erbftmonat mit groffem t>oIcf^ für
ZRaillant $ogen pn6 nac^ n>enig öagen eingenumen :c.
NB. J^ier folgt ber (Cejt »ieber nad^ bem Cod. 1952, 1P03U
inbeffen bie Bilber fetalen. €s ^ei§t:
1526. ^eiglblau yber ben J^arnifd?. (Der obere rechte Srmel bnnt
gefd?ttppt, fd?ipar3e ic Stiefel, auf bem ^elm fc^iDar3e f ebern.)
^ernac^ polgt, was ftc^ in öiffer flaiöung auf 6as 25 2^i
5ue gebragen ^att ic,
€rftlic^ als fic^ ^er^og Dleric^ 5ue tDiertenberg abermals
u>i6er 6en pun6t ertjebt ^att mein gneöiger Ijer 5U ^ilf &em punöt
200*) gerifter pfort auc^ 2 fenlein fned^t gefdjicft, alfo ^at 6er
punöt ge&ac^ten ^er^og 5uem 3(*^"> mal perjagt pn& perbriben.
3uem 2tn6ern iidben fidj ain grofer Raufen paurn por
Ceibijaim $ue ainanöer gefc^Iagen, 3^^" ZiTuettroilen gepflegt
pnö 6urc^ bm punt jr ftraff enpfangen»
«) Cod. 1951 tjatflatt Kittel: fljlaiber. — •) tla(^ Sd^meßer^f rommann
(II, 673) gemeine unberittene Kriegs!nec^te. Hac^ bem betr. Öilbe Ijingegen, auf
ipelc^em ein fog. (Einfpänniger fogar eine £an3e fül|rt (oergl. bie met^r'-
eripäljnte bayr. Kriegsgefc^. a. a. (D. I, 297), erfd?einen bie (Einfpännigen
beritten. D^l. bafelbfl 5. 362: „€infpännige 9 ITTann, 9 Pf erbe". — 8) Diefer
Codex ift m ber Diftion aud^ l|ier roieber, mie fd?on öfters, gebrängter
unb besljalb etmas für3er. — *) Don bem Curnier bes £Jer3ogs mit feinem
23ruber £ubipig 00m 9. (Jebruar biefes Z^^^^^ erfaljren mir tlät^eres nur
allein aus bem Curnicrbuc^e sub XXVIII ber Sd?Iic^tegroIIf4en 2tus*
gäbe. — *) Cod. 1951 t^at: 300 pferbt.
{ \0 ^^ ^ofHeiberbudf b. fyx^o^t lPtlf{eIm IV., Cnbiptg (X.) u. (Ernfi
5nem Dritten als ftc^ am mentg 5^1 6cr paum $u IDetn«
fperg auc^ erhoben vnb miöer alle pilifattt bem (ben) grauen
pon ^elfenftain ©nb ^8 pom 2tbel ^) ermort (ermorbet), ^att bcr
punbt bte ^tatt IDeinfperg perprentt $u serfc^Iatft, auc^ am grof e
anjal paurn erftoc^n*).
^unt Ptrtten por IDtr^burg, ba andi atn grofer Raufen
paum tpiber 3^^" ^^^" ^^^ bifd^off aufgebefen (gemefen) pnb
(tfjn) pert^riben ^aben pnnb gebac^ten bifcfyjff mibcrum etnge*
fe^t pnb ain groffe ansal ber paum erftoc^en tportten. Des
gleichen ber 23ifc^off pon Bambenperg (Bamberg) auc^ pon (ben)
feinen (paum)') perbrtben pnb mit gebaut (gewalt) burc^ bzn punbt
u)iber eingelegt, auc^ pil paum entleibtt »orten.
guem fünften feinbt jm Ztlgey auc^ ain mercf^Iic^e ansal
paum auf gebefen, pber ben £e^ gefalen, bas Clofter Stain*
gaben 2tusgeprenbt pnb bamit meinen gnebigen ^ern bemegt,
bas fic^ 3^^ furftlic^ gnabt mit ainem groffen Dolcf^ 5U Hof
pnb fues 5U ber g5genn>er gerift ^att, aber bie fac^ ift an funber
pluettpergieffen geftiUt pnb ftc^ bie paum jn genabt ergeben*
§uem fegften ^aben fy (ftd?) bie 2tic^ftöttifc^en paum
auc^ auf erhöbt miber 3^^" 23ifc^ff pnb bas Clofter piancen»
ftetten (pianfftetten) perprenbt an ber Ztitmil, auc^ ber merer
beil paum, bie am maiften fcftulbig baran gebefen, entleibtt
mortten *).
§uem fibetten (Siebenten) ^ben fyc^ ain mec^tige*) gal
paum aus bem gepirg pnb ain lanbfc^afft u)iber ^xm ^ern ben
Bif d^off pon Salzburg aufer^ebt pnb n)iber ®) bm Btfdjoff nimmer
fir ainen tjern 5U ^aben, alfo ift mein guebiger ^er ermeltem
Bifc^off aus nachbarlichem IDillen mit einem grofen Dolcflj 5U
Hof pnb fues 5U ^ilf fumen pnb fo pil erobert, bas bie lanb*
fd^aft n>iber ge^ulbigt Ifatt, aadi ber Bifc^off jnmaf n)ie Por
eingefe^t morben ift').
^) Cod. 195 1 t)at: 30 vomTlbtl unb fügt bann ein: erbärmltd; k.
onb eriDtrgi. — ^) Cod. 195 1 l(at: ettetibtlic^ ermert V^l fiber btefe
traurtgftc (Eptfobe bes Bauernfneges ben Deutfd?en Baucrnfrieg von
Dr. fjeinr. Sd^teihex, ßaljr 152'*, 5. XIX f.; Dr. ß. W. BenfensCSe-
fdjtdjte bes öauern!rtegs in ©ftfranfen, 5. \^2 ff, l|ier S. ^50 ff. — ') (Jel|It
im Cod. 1952 biefes Woxt — Die ein3elnen €rei9nijfe bes Banern!rtegs im
IDürjburgifcben unb Bambergifc^en fd?ilbert unter anbeten Dr ^r. 2(. D e u b e r
in fetner (Sefd?ic^te : Die Bauernfriege ic. Jfreiburg ^833. 5. ^^8- 192; bann
Dr. Benfen (a. a. 0. 5. \<^^ ff., bann 5. 372 ff.). — *) Dgl. Ijierübcr
Dr. Den ber a. a. (D 5 256 ff. unb IDillj. Dogt, Die bayrifd^e Politi! im
Bauemfrieg, 5. 28^* ff. — ^) Cod. 1950 t^at: ein mid?el gal, b. Ij. eine
große §al]I — •) Cod. 1950 i(ai: weiter. — ') Dgl. Dr. Denber a. o. 0.
5. 2^7 ff.
von (tlirijitan ^aeutle. [\\
NB. ^ter feljlen im Cod. 1952, ber 0rtgtnaltjanbf(^rift bes
Kletberbud^s, mteber einige Blätter, fo ba% Ce$t fomot)!
als (Crad^ten bis 5um 3al{re 1(532 aus Cod 1590 et"
gänst ©erben muffen»
^525. Hotlf, ber obere (Clieil bes redeten ermels ütelfSrbig
aefc^ueppt. (Hoter gefd^Iiftter Qut mit reichem ©eigen i/^Jeber«
fc^mutf.)
3tem foüic^e flmöung Qab {man) aus 5ue atnem Sumer»
flattt mein sneöiser ^err i^er^og IDtl^alm vnb Ifat fein furftl
genaöt fatn gug 06er Saif geljabt, aber fein snaöt fünft mit
vxl mie (ZTlü^e) pnö Hatfc^ISgen belaöen getpöft pon porgemeltenn
^anWungen tpögen suuerrtdjten ic. Anno \525.
3tem in obgemeltem 3^^ if* ^^^ '^"^9 *><>« ^tanctreic^ an
fant irtat^iastag; als er Pauia belegert ijatt, von Caiffer Karls
IDenigem friegs^XJoIcf^, (öas) 6er ftat $ue Setluns gefc^icft tpaS;
jm Diergarten por Pauia erlögt pn6 felbft perfonlic^ famt 6em
finig pon Nauern (Navarra) puö pil anöern durften pn6 tjerrn
aus ^rancfreidj gefangen pn6 (pon) 6em faiffer in ^tfpanien
gefc^idt moröen. €s ftnt auc^ ob 8000 Deutfdjen in 6er fc^Iad^t
erfc^Iagen vootben vnb vxl an 6er puc^tt fic^ felbft er6rencf t zc. *)•
;525. Detgelblan mitbem 9efd?ür3ten (Hrmel. (lüie oben S. \09.)
3tem foUidje flai6ung gab mein gne6iger ^err ^er^og
IDilljelm 5U IDinters geitten als man seilt \525 3^^ ^"^ Wcft
mein gene6iger ^eer 6em pun6t u>i6er 6ie paurn 90 pfertt*],
pn6 6er pun6t ^ielt 6er geitt auf 6er ftraiff ^00 pfertt, 6amtt
man fy (6ie Bauern)') 6aljaimen behielt.
Haojmab ftun6en 6ie Sal^burger Paurn 5um an6ern mal
auff, 6a mueft mein gne6iger Ijerr 200 pfertt pn6 2 fenlein
fnec^t fc^icfljen, 6amit 6a5 piftumb u)i6erum erobert mart, pn6
gieng meinem gene6igen ^erm pil Dncoften 6aruber ic. pn6 fein
frftl. gn6. sogen 6arnac^ mit 6em frauensimer gen Can^^uet pn6
5um pifdfoff pon ^reifpng pn6 fetten ainen gueten ZHuet ic.
1526.Hotf{ mit gefd^uppten obern tl{ei( bes rechten (Srmels.
(Sd^wars nnb roter ^ut mit fc^iparser ;Jeber, gelbe Knietjofen,
rote Striimpfe.)
2tls man seit (526 3<?^f S^^ *"^" gene6iger ^err ^er^g
IDil^elm aus ain foUic^e Sumer^flai6ung pn6 50g fein ^rftl. gn6.
mit6 em ^rauen$imer gen Can^^uet pn6 fetten füll (piel) gue^
^) ^öl- 3- ^- n^cirnfdnigs Jlufseid^nungen bes Kaifer Karls bes
fünften, leipsig ^862. 5. ^3 f., nnb Dr. (E. 2llej. 5d?mibt, (Sefd?id?te oon
Jranfreid?. Bb. II, 626 ff. 3nbem ber Cejt t>es Kleibcrbud^s oben von 8000
erfdjlagenen ober ertrunfenen Deutfdjen fpric^t, oern>ed?feIt er biefe mit
ben <^ran3ofen. Dr. 5d?mibt, S. 628. — ^) Cod. 1951 l^at: ^oo pferbt. —
^) Dtefe übrigens felb{tt>erfiänblic^e (Sr^änsung giebt Cod. 2951.
l \2 ^os QofKeiberbu(^ b. ^ersoge lOtlWm IV., lubiotg (X.) u. (Ernji
muets mit 3^S^^* 2tuc^ rtftet jtc^ fein furftlic^ senaöt mit 200
pfertten auf ain Heic^söag gen Speir, »artt aber nit pil auf»
gerieft IC,
\526. (Sran. (%fen rot unb fd?ioar5e enge Stiefel, ber obere (Ceti
bes redeten ärmels bunt gefd^uppt, auf bem fc^iDar5en d^ni fc^mar5e
Jebern.)
3tem Mffe IDintterflaiöung Qah ans mein sene&iser ^urft
vnb ^err ^er^og IDil^elm von 23airn ic., Dnnö $og fein furftlid^
genaö gen ^nnglftatt auf ain Cantfc^afft*), ba watt auferlögt,
3eöerman 5ue fteuren, allain 6er pom Tibi Diener nitt* 2tuc^
50g fein frti* (5nb, gen 2tugfpurg auff ainen Heic^stag, ipart
aber nit pil ausgeri^t vnb nadjmals $og fein frftL gnS. u)i6er
gen XlTint^en, alba gebar mein gn6. Jr» Jacoba margreffin
von Paöen meines gneöigen ^errn gemadjel 6en erften Sun
Theodo am fc^mal^igen Samstag pmb ^ Vt nadfmiltag *) Vnb
voavt geöauft am gailmontag 5ue pnfer Cieben grauen mit ster*
lieber ^erlicait pn6 Sulemiteten (Solemnitäten) , auc^ an Sem
pia^ ain funber fdjens (fc^öns) ^reiöenfeuer geprent iporöen pnö
aller ZTlufica famt Z)rumetern 6ar5ue prauc^t u)or6en •), als man
5elt pon 6er geburt Criftij \526 2^v^ ic. vnb ift nadjmals 5ue
IDolferl^auffen perfc^iöen 6en 8*"^" tag 3uIIy öes ^53^ 3^^^^ ^^^
1527.HotIi mit ah^an^enben Ärmeln, (^lieberer ^grüner £Jut,
ber rechte obere ärmel bunt gefc^uppi Das rote Überfleib ift
l|ier blog um bie 5d?ultern geworfen, ^ofe unb Strümpfe eben^
falls rot. Die beljanbfdjut^te £tnfe Ijält ben Ralfen.)
3tem als man seit ^527 2^x, Ijdben halbe mein geneöige
^ern ^er^og UJil^elm pn6 Cutu)ig follic^e flaiöung ausgeben
pnö fein 3^^ gnaöen mit 6em frauensimer gen ^reifing pn&
Can^^uet auc^ Straubing $ogen pn6 tjaten fül (piel) freiö pn&
ujolufr Darnach $ogen 6ie pai&e ^errn gen Zlmberg auf ain
fdjieffeu; ba getpun meines gnö^ ^errn ^er^og lDilI>elms fdji^en
ainer mit Hamen Cunraöt Se^offer 6as pöft, ift 50 gulöen ge»
ipoft pnö fünft meins gnö» ^errn (anöer)*) fc^i^en geipunen \5
fanen*
2Xad}mals famen paiöe ^erm ipi6er gen ZHinidjen, 6a fam
^er^og ^riöeri^ *) pnö 6er pifc^of pon ^reiffmg 5U 3"^" ^"^
5ogen all pier furften famt 6em frauensimer gen Praunam auf
*) Die ungleid? für3ere <Jajfung bes Cod. 1951 fagt richtiger: auf ein
lannbttag. — ^) Der (Seburtsort bes prinsen Theodo ift für bie IDittels*
bad?ifd?e (Senealogie ein Zlooum. — ^) ^ter roirb ber Cod. 1951 gans nn*>
oerjtänblic^. — *) gufaft bes Cod. 1951. — 0) Der fc^on oben erroSt^nte
pfalsgraf nnb nad?l|erige Kurfürp von ber pfal3, Jriebridj II.
von £f)rt{Han Qaeutle. \\Z
am fc^ieffen» Tlnd) tft 6er pifc^ff von Sall^burg ^) 6a $u 3««"
fumen pn6 Ptl 9ue^ mue^ mit atn an6er gehabt.
1528. Hotl|, ber redete (grmel oben gefc^^upt (bes. ae3arft)
barin bteBnc^jlaben I. M. H. G. (^n^e, fd^roarje Stiefel unb
rote, grüngemecfte ^ofen, auf bem roten JJnt grünes faub. Die
Bud^fiaben ({eigen: E. M. H. G.)
3tem 6tfe flaiöung gab $ue fumersgeitten aus mejn geneöiger
^urft vnb Ifzvt Ijer^og HJtl^elm in Baim ic. ic, als man sollt
^528 3ar vnb wavt tarn gug vzvfyxnbm, öes falben fein furft-
lic^ genab mit jagen fein luft liat.
3nn obgemeltem 3^^ tft an fant petter vnb Pauls 6ag pm
Defper g^it fo ain graufams pngeftiems IDötter pn6 ^agel 5ue
Zlugfpurg entftanöen pnö ains guetten t^ails ins 23airlant gerai^t,
6as ptl beforgt ^aben, ef »erben ft5tt(Stä6te) pnö gSgent((ßegen6en)
pnöergen, pn6 faft ain ^albe ftunt getpert, auc^ grof ftain ge»
iporffen, öaröurc^ 6em forn, fruchten, pamen (Bäumen) pnö ^6I^ern
pnö glöffern ((ßläfern) groffer fc^aöen*) gefean, öaröurdj ain
groffe Ceurung erfolgtt ift, 6as 6as forn ^ gulöen gölten ^att ic.
(528. (Stau, ber erml mie oben. (Die Bud^fiahen finb je^t: M.
H. G. Hote ^ofen, enge, ft^roarje Stiefel, auf bem JJelm 2 fd^roarje
^ebern.)
3tem öiffe IDintter flaiöer gab auf mein gnö. ^urft pn6
^err ^er^og HJil^elm in Baim ic, alf man sSIt 1528 ^av ic.
3n Wfer ^zxt ift 5ue Deneöig pn6 in 2^vet ^erfc^afft pnö gebiet
geujoffen fo groffer junger, bas vxl ^unöert menfc^en, befunöer
arms Dolcf^ por junger geftorben fein k.
lo29.Hotl{ mit ben Bnäf^ahen M. H. G. auf bem rechten
(Hrml. ((graues Barett mit weiggrau unb ^d^wat^ev ^eber, rote
^ofen nnh enge fd^roarse Stiefel, in ber l^ed^ten ein grüner groeig.)
2lls man sSüt pon Criftij geburt \529 3^^^/ ^<tt mein ge»
neöiger furft pn6 ^err ^er^og XX)il^aIm in Bayrn ic. foUidje
tiaiöungen goben pnö ift ain Heic^stag gen Speir gelSgt wotb^n,
fein fiel (piel) durften 6a ^in fumen, pn6 6em funig Pon Dngern
Ferdinando auf fein 2(nrueffen pn6 Begeren pon 6em Heic^ ^ilf
pn6 Beyftant wiUt ben Curd^en erfent pn6 $u gefagt morgen,
fünft ift aud^ 6es glaubens falben ge^anMet, aber ni; fumem*
liebes ausgeric^t n>or6en k.
(529. (grau. Die Bud^ftaben M. H. G. S. (resp. M. H. S.) (mit Tlns^
nat^me ber fc^n>ar5 unb meigen Qelmfebern n^ie oben,)
3tem SoUidje IDinterflaiöung gab mein gneöiger ^urfl pn6
Ijerr Ijer^g tDil^elm, 2tb man $5fit \529 3^^^ ^^^ f^^cft fein
*) Diefer Beifafe „Don 5al3burg" fehlt im Cod. 195 1. (Hr3bifAof von
Salsburg mar ba3umal ber hefannie Karbinal HIattt|äus lang. — ^) Jetjlt
im Cod. 1950 unb roarb aus 195 1 ergän3t.
3af)rbu(^ für m&ndtenet ®efd?. II. (^
^ /^ t)as ^of Hetberbud? b. ^ersoge tötltjclm IV., CubiDtg (X.) ». ^rnfl
gnaöt Sttltc^e gerufte pfertt, andj Sttlic^e fenlein fnec^t Rnigfltc^er
2TTatftat $ue ^ilff wxbzt öen tC^urcf^en ic. 2tuc^ ^att 6er tCf?ur^
f^tfc^ fatffer SuUimanus auff 6en 22 tag Sembtembris obgemelter
3^1 6te ftatt IDten belegert vnb 5um (turnt ^efttgflic^ befdjoffen %
aud; pnöergraben, aber 6urc^ bas Hitterlic^ Öderen öurd; 6en
©briften auc^ lan^fec^te, fo in 6er jtaü gelegen, 3"^" "^J mugen
abge«>tnnen, Son6er ^att pngefc^aft f^entlic^ 6arpon ntueffen
absiedjen^ (ßott fey gelobt feiner gna6enl*)
ibeitter fo ifat and) 6er 6urd^leud^ttg ^urft ^er^og ®tt
^ainridj pfal^graff bey Sein ic 5U Heuburg ^oc^seit gehalten
an Sant ©aUentag obgemelter §al mit meines gn6. ^errn
fdftpefter grauen Sidonia 2tTargraffen Caffimirus pon Bran6en*=
burgs löblidjer ge6ec^tnu5 perlafnen IDitib').
15S0. ^oth. (Kurjer roter Hocf über bem Qarnifd;. Der rechte 2(rmel
oben bunt qe^adi, barin M. H. G. Hote Strümpfe, enge fc^marse
Sttetel unb auf bem Qelm fd^marje Jebern, tn ber Hechten ein
Streitl^ammer).
2tlf man $elt por Crifty geburt ^530 2<^t, l|ab^n pdf Bai6e
mein gene6ige furften pn6 Ijern ^er^og IDil^elm pn6 Cuttpig
gebrie6er in foUic^er flai6ung pn6 Huftung gefc^icft 6em gro|
medjtigen faiffer Karin 6em 5 6es namens, als Sein Kaif* 7X1.
6e5 erftnmals auf minidjen suefumen ift am freitag in 6er
Pflngft«>oc^en obgemelter gall ic. bis in 6ie 560*) pfertt tpol
gerift, tpie ^ie neben gemalt ftett, auc^ bis in 6ie {600 wol ge»
pu^ter mitburger pe fues mit per {^) fenlein Seiner 2TTaj. bis
auf ain fjolbe meil IDögs auf perlad^er Qaitt (Qai6e) entgegen
gesogen.*) 2H6a ift auf ainem tpeiten pla^ ain gar ^ipf (^übfc^)
fc^Io| mit ginen pn6 Durnen (tC^ürmen) tpercflic^ 5u gerieft
getpSfen Pon ^ol^tper^®), auc^ ^at man 6as feit gefdji^ bis in
&ie \00 ftucf^ auff He6ern (Ha6ern) ^inausgefiert, 6as fd^lof
6amit belegert, n>dUid;es 6ie fned;t, fo aus 6em ^auffen 6es
fues DoWs 6ar 5ue perorntt iPor6en, mit ainem gefcffray gleidf»
fam 5um fturm angeloffen pn6 nadjmals perprennt.
^530.
IDeiter als 6ie K* ZU. jnn 6ie ftatt hinein fumen ift, 6a
*) Cod. 1951 fe^t nod? hd: r>nb angloffen. — *) Das 3ur ^broel^r ber
Belagerung lüiens bepimmte bayrifdje Kontingent l^atte loo Heiter unb
^ Jfät^nlein 3U ^Jug unter füt^rung lüolfs »on TOeidiS betragen. Dgl. bie
bayrifc^e Kriegsgefd^. a, a. Q),, S. 172 f. Über bie Belagerung felbjl fann bie
(gcfc^idjte bes 0smanifd?en Heic^es üon 3of. r>on Jammer, ^b. II, 5. 69 ff.
nad^gelefen werben. — *) Seit 2\. September ^527. Statt Sidonia mug
es felbjloerpänblid? Susanna Ijeigen. — *) Der Cod. 1951 l|at bie gans un=
rid^tige ga^I 6016! — ^) €rgän3ung aus Cod. 195 1. — 0) ^Pon Bfoi^wevd^**
feljlt im Cod. 195 1.
t)on £f)n^ian ^aeuite. ^5
finö 6reY jierlic^ ^tftorienn gehalten tporöen- Die €rft auff 6er
^oc^prucf^en^) Pom finig Afchwerus mit 6er ^efter, 6ie anöer
pcY öer tbag *) pom finig Cirro vnb Thamor , 6ie örit an 6er
purcf ^gaffen Pom Kombifes mit öem falfc^en Hidfter*] all örey
gar funftlic^ pn6 ipunöerbarlic^ 5uegcric^t getpöffen, oarob ftd)
Me Kaif* TXlay Sunöerlic^ grof perrputitertt andj grojfes IDoU
gefallen öaran gehabt ^at ic^*)
^530. (ßrau. i^oU ßofen, f(^ipar3e Kappen jliefel, ber ärmel veä^is
oben bunt ge3a(ft mit M. KL Srannes gejiälptes 3arett mit
fd^marjer nno meiner ^cber.)
3tem mein geneöiger ^urft pnö. ^ere ^er^ IDil^elm ^t
ain \oUxdie UHnterflaiöung ausgöben in 6em ^530 ^at. Vnb
in Mjfem 3^^ ^^^ IDeinacIften famen pil furfurften pnö anöer
durften gen Kdinn, ainen HSmifc^en KSnnig öafelbft $ue ertPöHen,
ipie 6an ^ernac^ befc^ec^en 3P/ ^^^ ^ernac^ polgen IDiert ic.
1531. Hotlj. (Der obere Ceil bes rechten Sirmels bunt gejatft mit M.
H. G. Öieberes grünes 23arett mit fc^roorjer, meiner unb grauer
^eber, gelbe gemecfte Qofen unb Kappenßtefel.)
3tem ain foIKc^e flaiöung ^at mein geneöiger ^urft pn6
Ijerr ^er^og XDil^elm in Bairnn ic. aufgäben Anno £riftij \53\,
vnb ift finig Ferdinandus 5ue Dngern pn6 23e^am ic. 5ue So»
mifd;em fSnnig ern>51t n>or6en 6urc^ 6ie furfurften an 6er ^eilligen
6reY ffining abent 6en 5 6ag 3^ww^nj, auc^ 6en f eibigen 6ag
offentlidf in 6er firc^en perfun6igt iPor6en, Z?n6 nachmals am
mitrooc^en nac^ 6er ^eiHigen 6reY fining 6ag 6en \\ 6ag 3^'
nuarij 5ue 2tc^ mit* 6es groffen faiffer Karlls fronn nac^ 6em
altem geprauc^ gefrSnnet wotben ic.
\55\. (grau. (IDie oben. 2luf bem ^nte griineslanb. Hote fjofen unb
enge, fc^n>ar3e Stiefel.)
3tem ain foUidje IDintter f Iai6ung ffat mein gene6iger ^urft
pn6 ^err ^er^og IDU^elm in Bairn ic. aufgeben, mie man $elt
\53\ 2^^* I?"^ iw 6ifer §eit ^att ftc^ ein groffer auflauff o6er
Humor pnter 6en Sc^mei^ern begSben am Sibenten tag
©ctobris obgemelter gall, 6as ftdf 6ie fünf (Örtter u)i6er 6ie
*) Z^ Ctjale. — ^ Die Stabtwage hefanb flcb nthen ben alten, Je^t
abgeriffenen ^leifc^bänfen auf ber 0ftfeite bes Hatqausturmes. — *) rftan
liebte es alfo fd^on in jener §eit, (5efc^id}ten aus bem grauen 2((tertume
tljeatralifd? bar3ufteöen, n>ie Ijier €pifoben aus bem iehen bes perferfdnigs
Ahasverus mit ber Esther, bes Cyrus, mie iljn bie majfagetenftirftin Tomyris
eniliaupien lieg, bann bes Kdttt^s Kambyfes, ber ben he^ed^lid^en Hid^ter
Sisamnis bei lebenbigem £eibe fd?tnben unb feine Qaut über ben Hic^terfhit|l
fpannen lieg. — *) Sine 5ljnlid?e 3efc^reibnng bes (Einsugs Kaifers Karl V.
in Hlünc^en am xo. 3uni ^530 publi3ierte aus Seb. Jranrfs pon IPörb
Chronica ic, ber Heid?sard?iobirertor Dr. Ct|. (5. oon Hubl^art im XLII.
3aljr9an9e bes Cafc^enbud^s für r>aterlänbifd?e (Sefd?id?te pro 1856/57 S 233 ff.
8*
\\e X^as QoffIetberbtt(^ b. Qerjoge lOtlfielm IV., f nbiDig (X.) il (Emjl
anöcrn ©rtter in S^tpct^„mtt frlcg er^btt pon 6er Preötger
tpögen* 2tuc^ fein 6ie funff ©rtter bis in 6ie 7000 *) ftarcf^ $ue
feit 9e509en pn6 ^eben 5U baiöen feiten (an) ainanöer gar ge^
tpaltig angriffen, alfo bas 6ie fdflac^t pon gmaien bis auff flere
(Piere = Dieru^r) geipertt liat vnb 6ie 6er Pon gurc^ (3üric^)
mer 6an 200 TXlan 6ott pliben, pn6er 6ifen ift auc^ getp5ffen
ZlTaigifter Z?Iric^ Swing^lxn vnb fünft bis in {6^) pre6icantten
aus 6en ftdtten, auc^ auf 6em Ian6t zc. •)♦
NB. tlunmelir fäl^rt ber (Ceji bes Cod. 1952 alfo fort:
1532. ^ot\^. (Der redete Tlvmel rote oben. Brauner nieberer J^ut mit
ipetgen Jfebern. 'Eote ^ofen, gelb geroetft, nnb Kappenfitefel.)
3tem folic^e flai6un9 ^attZTlein gn6* ^. vnb ^er ^er^og
IDil^elm jn Bayvn ic. 5ue fumers geitt ausgeben ; als man
551t pon Crifty geburt ^532 2<^v.
3n 6iffer ^^it ^att ftdi 6er Dierfljifc^ (tCürfifdj) faiffer ic.
er^ebtt mit ainem groffen ^auffen pn6 6as ian6t (Dfterreic^ 5ue
pbersiec^en, aber nit pil gefd^afft 2c*).
(5rau (blau), (ic. branner Qut mit grau^Iben Jebem. ^ott f^ofen unb
Kappenfitefel.)
3tem 6ife IDinterfIai6ung ift auc^ 6urc^ Ztteinen gneWgen
furften pn6 ^ern I>er^og HHI^elm aufgeben mortten 3n 6em
32 2^v vnb 6iffer geit ift 5ue Hiermberg audf ain grof er fterb
gebeffen ic.
1533. Hotf). (ic. ffac^er fd^marser f^ut mit graugelber ;feber, fc^iparses
lüamS; blau nnb roeige Knieljofen, »eige Strümpfe uno leidste
5d?ul|e.)
3tem mer ijatt mein gne6iger ^er ^er^og HHI^elm jn
Bairn ic. ic. ain folic^e fumer flai6ung geben als man $5It
^533 3^^ ^^*
1534. S<bmar5. (Dunfler Bfnt mit meigen ^ebern* Sd^marse Qofe
unb weit i^eraufgei^enbe braune Kappen]^iefel, fotpie Qanbfc^ufje
Dom gleid^en £eber.)
3tem folic^ fc^«>ar^e tDin6er flai6er ijat man ausgeben
HIs 6er jung ^er ßer^og tC^eo6o meines gn6. ^. pn6 l^errn
^er^og IDil^elm jn Bairn ic. fune 5U IDoIfar^^aufen mit 6ott
perfc^i6t» 3f* f^^"^^ Ztiters jm 9 2^x, 6en 8 tag p^HJ <^^
man ^ölt \53^ 3^*^ ^"^ ^P nachmals auf 6en ^eiligen perg
gefiert pn6 6afelbft begraben tporten,
1) Cod. 1951 fefet 70000. — ^ Derfelbe Ijat: 60. — •) €s ift Ijtermit
bie befannte S^Iad^t bei Kappe! 00m u*CDftober ^53^ gemeint, in melc^er
bte fatl^oIifd?en Kantone ben Sieg über bie groinglianer errangen, groingli
felbft fiel pon ber Qanb bes Hauptmanns Bocfinger aus Untermalben. Sein
leic^nam mürbe auf bem Sdjeiterljaufen ©erbrannt unb feine 2Ifd?e in aße
VOinbe 5erftreut. — *) DgL 3. von fjammer a. a. ©. n, S. 87 ff.
von ^fyciftxan Qaentle* ^7
Hotlf. (Hed^ter 2(rmel iPte oben ic. ic. Hoier aufgefiülpter J^ut ot^ne
f eber, gelbe fd^warj geipecüe JJofe unb braune Kappenfltefel)
3tem öife flatöung geben morten 5U fumers ^titUn, als
man $elt (53^ 2<^v ic. 3" ^tffcm 3ar ^aben 6te XDtöeröäuffer
ainen fintg pttöer ^mn $ue ZTHnfter aufgetporffcn vnb eripelt,
aber fein ftmgretc^ nit lang gebertt (getoertt) vnb batoh ju
(ßrunöt gangen tft 2c* 2C
<5rau. (ic. (grauer pehfiut mit grfinem £aubn>er!, f^oi^e braune
Kapj)enfitefel unb oitto ^anbf^u^e. 3« ^«^^ Herten ein grüner
Sn>etg.)
3tem bas ift 5te IDtnöer flaiöung geipeft auc^ jn 6cm
3^ 3^^* 2(uc^ ift (in) 6em obgemeltem ^av ^er^og Dlertc^ pon
IDiertcnberg tptöerum jn fein lanöt pn6 ^urftentum ein f unten ic. *).
1535« Hot({. (ic. Scbmarser nieberer Qnt mit f(^n)ar5er maUenber
^eber unb einer braunen unb fc^marjen [{inausfiet^enben Qat^nen'
feber. Unterfleib blangrün, meige Qofenfirümpfe unb niebere
Sd^ulje.)
3tem als man $5It ^535 3^^/ ^^tt man pber ßoff ju 6er
fumer flaiöung 6ife färb geben pn6 ift faiffer Karü oer 5 pber
mer (2TTeer) jn Zlfrtca $ogen pn6 C^anis (Cunis) *) eingenumen,
auc^ 6en Barbarofdfa peröriben Pttö 6en ftntg pon Dants ipiöer
etngefc^t jn obgemeltem 3^*^ ^^^ *)•
<5rau. (ic, (grauer ^ut mit roeiggrauen Jebem, JJofe rot. lüeit
f)eraufreic^enbe braune Kappenftiefel unb bitto ^anbfc^ufte.)
3tem 6ife flaiöung ift jue ainer IDinöer gettt geben tporöen
6urc^ meinen gneöigen durften pnö ^ern ^er^og HHI^elm in
Baxtn IC. bts 2^t als man iölt \535.
1586. Hotli. {IC. Spider grüner Bfui mit brei ^al^nenfebem ic.
(grüne, gelb gemecfte t^ofe unb htaune KappenftiefeL 2(n ber
Itnfen Seite l|ängt an htannen Kiemen eine roeige Cafd^e.
Die Hechte ißiQt ftc^ auf bie Hlünbung ber am ISoben ^etitnben
3üd?fe.)
3tem als man 501t (536 3^^^ "^4 Crtfttj geburtt liatt mein
gneötger furft pnö ^er ^er^og IDil^elm jn Baim ic. ötffe
flatöung ausgeben pn6 auf 6as mal fain XDinber flatbt geben
tporien ic.
1537. Hotl{. (ic. (grüner nieberer Qut mit £anbn>erf, braunes Unter-
fleib, bitto Strümpfe unb niebere Sc^ulje.)
3tcm folt(^e fumer flatöung ^att llTein gnö, ^, pnö ^,
^er^g IDilt^elm in Bairn ausgeben, als man 5ölt Pon 6er
^) Cod» 195 1 Ijat bafür: eingefefet roorben. — 2) Cod. 1950 tiat nod):
geujunen vnb ic, ic, — ') Z)er oon <£tjairebbin Barbaroffa oertriebene Kdntg
IlIuIei'Qafan Don Zdgier unb Zunx^ l\atte bes beutfc^en Kaifers Qilfe nac^*
gefuc^t unb erl^alten; f. v, Jammer II, ^3o f.
\ 20 ^CL^ ^of f letberbudj b. ^cr509e lütllielm IV., lubiptg (X.) u. (Ernfi
1542. Braun (Qut braun mit grünem Caubmerf. (Selbe Qofe, braune
StuIpjHefel. Die Deoife ic.)
Tlls man $5It von 6er geburt Crtftij ^5^2 3<»*^f ^^* ^^^
gnö. ^. Dttö ^err ^er^og IDtl^Im jnn Baitn tc. am foIHc^s
fumer ilait aus gSbcn vnb auf öas 3ar fatn IDtnter tlaxbt gSben
tDoröen.
1548. Braun. (Über btn Qarntfd;. 6ni blau mit braunen unb
»eigen ;febern; hxanne enge Stiefel. 3n ber Hechten ein ^elb*
fjermfiab (?), in ber £in!en ein Crinfbec^er. Die Derife ic. 2C.)
3tem mcr Ifat mein gneMger furft vnb ^err ^er^ IDit
^clm pon 23aim ic. atn foltere Sumer flatöung ausgäben Amio
\5^3 vnb fein 6tf 3^^ ^^^ ^eufdjrecf^en ge«>6fen; auc^ groffen
fcfyiöen gefean ic.
Blau, mui blau mit grönem ianh, Qofe farmoiflnrot, l{eraufge5* braune
Stulpjtiefel. Dte Derife ic.)
Zner ^at mein genebiger ^urft vnb ^err ^er^g IDil^elm
jnn Baim ic. ic, foHic^e IDinterflaiöer ausgäben, als man $ölt
\d^3 3ar.
NB. ifolgt ber Cejt nac^ Cod. 1952 bis 3um ^afye ^5^5 incl.
1544. Braun. (Qut fcbn)ar3 mit ujeiger ^eber. Unterfleib grün.
Braun 'gelb gefiretfte p(uberl{ofe; Strümpfe braun. (SoTbene
Kette um ben ^als. Die Deptfe ic.)
3tem mer Ifat mein geneötger furft pn6 I?er ain foUic^e
fumer färb vnb flaiöung aus göben vnb ift biffer geit gcftorben
6er öurc^Ieuc^tig ^od^geborn^urft vnb ^er Ijer^og £utu?ig pfal§=
graff bey Sein, ^er^og in Sairn ic. vnb Curfurft am Sein 5UC
^ai6elu)erg meines geneöigen ^errn ^er^og lbilt?elms fdju?ager
ge«>6ft, 6em gott genat ic. ^) es ift aud^ 6es 3^^ '^^^ tDinter
flait göben n>or6en, man fyxt öes 3^r $ölt (5^^ ic.
1545. Sc^warser manti big auf bie fnie. (^ut otjne ^ebern,
pInberi{ofe ic, a0es fd^mars.)
2tls man sSIt nac^ Criftij geburtt \5^5 2^t 6en 22 tag
ilprilis ift 5U Can^tjuett perfc^iöen 6er 6urc^letc^tig ^oc^gebom
furft pn6 ^er ^er £u6n>ig Pfal^graue bey Hein ^er^og jn obern
vnb Hi6crbairn feines Ztlttcrs jm 50 ^avs ^odfleblidjer ge6ec^t*
nus pn6 ain Brue6er pnfers gne6igen furften pn6 ^ern ^ern
IDil^elm pfa%raue bey Sein ^er^g jn ©bern« pn6 ni6er
Baim ic. ic. gebofen (geroefen).
€s ift nachmals feiner ^rftl. gna6t leidj gen SeiIig6aII
(Seligent^al) jn 6as Clofter aujer^alb 6er fta6t *) nac^ furftlic^en
€rn (€t?ren) ge6ragen pn6 loblidjen $u 6er er6en beftött n)or6en.
*) £ubn)ig V. von ber pfals jlarb am ^6. IHärs \5^^. — *) Hefp.
£anbsl{ut.
oott (£f{rtfltan Qaentle. \2\
(ßott 6cr almec^ttg melc 3^^ f^"^* ^^^^^ ^^^" ^"^ grauen pon
6cm löblichen Ifans Bairn perfc^iöen (fttiäötg) fein vnb mit freltc^e
ütftenöt perlet^en 2tmen*),
Blau (biinfel). ((gleicher Qut mit braunen ^ebem, rote ^ofe unb
braune Stulppicfel. Die Deoife ic.)
3tem öer geftalt liat TXlün gneötser ^urft vnb ffev ^er^og
IDtl^elm jn Bairn ic. k. 6te IDinöer flaiöung geben jn 6em
^5 3ar,
NB. abermals mu§ bei ber lücfenliafttgfett ber 0rtginal«
Ijanbfd^rtft (Cod. 1952) auf Cod. 195 1 surütfgegriffen
roerbcn. Dtefer fäl^rt jfort:
1546. Braun, (ßrauer ^ut mit »eigen unb braunen febern, braune
^ofe, fd?n>ar3e Stuipptefel. Die Depife ic.)
3tem jnn foHi^er Haiöung vnb Suftung ift mein geneöiger
furft pn6 ^err ^er^og IDilfjelm jnn Bairn ic. auf ainen Heii^s«
6ag gen Hegenfpurg sogen. (Es Ifat and) auf öasmal feiner
furftL genaöen Sune ^er^og 2tlbredjt*) mein geneöiger ^err mit
bes HSmifdjen fonigs ^eröinanöo Doc^ter grauen 2tnna 5ue
Regenfpurg auf 6en 6 tag 3^ÖYf ^^^ ^^" J^'* ^^" ^^^ geburt
Criftij 15^6 3^^/ ^odj$eit gehalten •)♦ (Es Ifat audf 6ie faiffer«
lid^e 2TTajeftat 6ie praut 5U pn6 fon (pon 6er) firdjen gefiert.
Die Ijod^5eit ift im Softer 5U Sant ßaimeran gehalten n>or6en
pn6 5ue 6er erften malseit ift an 6es faifers 6af[ (ttafel) gefefen
6ie taif. 2TTaj., 6er Hömifc^ funig pn6 funigin famt fünf funig»
liefen fyn6ern, mein gne6iger ^err tjer^og tDil^elm, feiner gna6en
gemadjel, 6as jung ^reiUein 2TledjiI6i5 *), 5«>en jung ^urften Pon
Braunfc^tpeig, ainer pon HTäctlburg, Znargraff 2llbredjt pon
Bran6enburg; atn lantgraff p<vi Ceu^tenberg pn6 6er Bifdfoff
pon 2(ugfpurg*
Zllein gne6iger ^err ^er^og 2tlbrec^t als preittigam af in
ainem an6ern gimer bey Sttltd^en durften pn6 ^errn.
1547. Sd^wax}. (Sd^roars geroecfter Qut mit ©eigen unb fd^roarsen
Jebern, braune ^ofe, fd^warse Stulpftiefel. Die Depife ic.)
3tem mein gn6. ^. vnb ^er ^er^og XDil^elm jn Bairn ic. ic.
I>at folic^e lDin6er flai6t ausgeben, als man seit \5^7 jar pn6
ift fain fumer flai6t geben u)or6en ic. 2^cm and) ift jnn por»
gemeltem ^6 ^ax 6er Sdjmalfaltifc^ pun6t U)i6er 6ie faiferlic^
*) Der ganae Had^fafe: (Sott 2c. ic. fe^t im Cod. 195 1. — ^) 2IIbred?tIV.
(V.), IDilljelms sroeitgeborner So^n unb tlad^folger. — ^) HIeine (5tnea*
logie IC. ic. S. ^8 I^at bas unrichtige Datum: '^. 2^11 So aud? €ti. (8.
(Sumpeljl^atmer in feiner (5efd?ic^te oon Hegensburg 2lbt. II, S. 873,
ber überbtes bas fjocbseitsmatjl irrtümlid? auf bem Hatljaufe ftattfinben
lägt. -— *) ITTedjtilbe, Die einsige Cod?ter Qersogs IDillielm IV., bie ^557
ben niarfgrafen pi{ilibert oon ^btn I^eirateie*
\\Q X^as Qoffletberbud; ber Qersoge lPtIi{eIm IV., CubiPtg (X.) n. (Ernß
gcburt Criftij ^537 3^^ ^"^ J" ^^^"^ 3^*^ *f* ^^^ Ka^tancr
jn Ptigem pon atnem sraffen pon Sertn (§rini)^) erftoc^en
vootbtn vnb vxl friftüc^s pluet an 3m*) gerodfen.
<5rau. (ic, <5rauer ßut mit brauner ^eber, farmoiflnrote ^ofe nnb
f{inanfgel{enbe oraune KappenfiiefeL)
3tem in 6em porgemelten 37 3<»^ ^<»tt mein gneöiger furjl
pnö ^er ^er^os XPtl^elm in Battn ic. zc. atn folic^e IDinöer
flatöung ans^eben.
1688. 3raun. (Über htn ^arntfd?. Tlnd^ Qofe unb Stulpfliefel
braun. 2(uf bem Qelm meige unb graue (febem* Dtfier offen.
DteDemfe: M. H. G. i{i auf ben redeten 2ImteI 9e{ü(!t.)
3tem ab man $ölt pon Criftij geburt (538 3^^^ ^^^ XlTein
gnö. ^. pn6 Ijer ^er^og IDil^elm jn Bairn atn folidje fiai&uns
ausgeben fumers ^eitt, tpie ^te (5U*) gegen gmalt ftebt pn6 fein
furftlidf gnaöt 6tlic^ pfSrtt 6em finig pon Dngarn ipiöer öen
Curcf^en sugefc^tcf^t ic.
Braun, (tlteberer branner Qut mit bret gefdbipeiften £^al}nenfebern.
Karmotjinrote ^ofe nnb br. Stulpfltefel vie ieoffe ic. roie oben,)
3tem fo ^at mein gnö. ^er foltere IDinöer flaiöung aus»
geben 3^ porgemeltem 3^^ «>i^ ^^^ neben JInsaig*) ift* 2tudj
ift 6ie faifferlid^e ZTljt mit 6em finig pon ^rancf^reic^ perainigt
pnö atn frit angeftölt mort^en zc, im (538 3^^ ^^*
1589. Braun. (Ditto ßut mit roetger ^Jeber, gelbes, rot geroerftes
IDams , blaue , gelb gemecfte J^ofe mit hl Strümpfen nnb blau
gemecften fjalbf^nljen. Die ärmel finb meig-rot.)
3tem mein gneöiger furft pnö ^er ^er^g IDtl^elm jn
Bairn jn folidfer geftaü fumer flaiöer ausgeben pn6 jn öifem
3« ifahen fic^ öie Zltorttprener 5ue famen geftelt pn6 pil ftött
pnö mSrcf^ mit feur peröerbt ^ah^n, als man $dlt pon Criftij
geburt (539 2^^ ^^*
Braun. (Porn aufgefHilpter brauner ^ut mit »eigen ^febern, rotgelbe
JJofe nnb Ijeraufge3ogene hxanm Stulpjiiefel. Die Deoife 2c.
mie 4>htn)
3tem jn öem porgmeltem ^at liat man öte XDinöers flaiöung
ausgeben Anno (539 ^^' ^^^
3n öifem ^ax ^aben ftc^ öie Zttortbrenner 5ufamen gefeit
pnö gerottet, auc^ jn ftStten, märf ^ten pnö öerffern pil pnö
grofen fdjaöen geöan ic.*).
*) ^anns Kafeianer ifreit|. ©. Kafeenjiein »urbe, meil er 'Ktoatien an
bie dürfen ©erraten moUte, r>on bem berüljmten Kriegsljelben (Srafen HicoL
0. griny bei ber Cafel erf erlagen nnb fein Kopf bem Katfer nad? IDien über»
fenbet. r>. ßammera a.Q) II, \^5. — ^) Cod. 1951 fügt t|ier ein: gott
fei lob. -— ^) Cod. 1950 Ijat: anjaigt i% — *) Diefe IPieberl^oIung feljlt
im Cod. 195 1.
von <£f{n{lian ^aeuiU. ^9
NB. 2lbermals fefjlt ber (Eejt famt ötlbern im Cod. 1952,
mest^alb td^ exftexn aus Cod. 1950 ergön5e, iPte folgt:
1640. 3raun yber vollen Qarntfd;. (Beim retd; mit meinen
jebern aefc^mücft. Pifler ofen. Strumpfe roi Sd^marse
Stulpßiefel.)
3tem SoUtc^e fumcr flaiber ^aben Batöe meine fteneöijc
furften pn6 ^errn ^er^og IDil^elm pnb CuttPtg gebrieb'er pn6
^er^gen jnn Bairn ic* ic. ^lufgöben pnö in foUic^er Kflftung
3eren furftlic^n genaöen ^errn Brueöer ^er^og (Emften jnn
bas piftumb Salzburg ein gefönt vnb ift gefc^ec^en, als man
5alt nad^ £rifKj geburt ^5^0 3^^^ ^^* ^)-
(Sran. (iE^ut braun mit £anbQ>er!. Qofe roi Qeraufretc^enbe Siulp«
jiiefel fc^warj. Die Demfe ic.)
3tem öifes ift 6ie IDinterf^Iaiöung geroSffen in 6em ^0 3^^
meines geneöigen ^errn vnb furften ^er^og IDil^elms jnn
Bairn ic ic. €f ift auc^ 6.es ^at ain ^aiffer Sumer vnb
gueter ^erbft getpöffen, bas pil tDeins gemoyen ift, auc^ faft guet
vnb wolfail getpöft ic. ic.
1641. 23r aun. (ßut grün mit weißen Jebern. fjofe gelb unb htann
gewetft, Strumpfe htann. Die Deoife ic.)
2IIs man sSlt pon öer geburt (Eriftij ^5^^ 3<»^/ J^* ^^*"
genebtger furft pnö ^rr ^er^og IDil^elm foÜidje fumerflaiber
ausgSben pn6 ifl 5U IDurms 6es 3^^ ^^^ 6ifd}pu6a^ian (dis-
putation) gel^alten «>or6en Pon mögen öer Seligion ic. ic, Ündi
Ijat öer PauIIiner^ZTIinicIf in Dngem in öes Durcf^en Hamen
öie ftatt ©ffen eingenumen *)♦
23 lau. (^ut unb ^ebetn fAjpars. Qofe rot, fd^warje Stulpjtiefel, in
ber Hechten einen grünen §n)eig. Die Deoife ic.)
3tem fo ift auc^ öergleidjen öie IDinter flaiöung in öem
^{ ^av pon meinem gneöigen furften pnö ^errn ^er^og WxU
Reimen in Bairn xc. gSben moröen pnö ift Sein furftlid^ genaöt
auf ainen Seic^söag genn Hegenfpurg $ogen.
*) lüar bereits feit \5. JXtäx^ i5^o Koabjutor bes (Ersbifc^^ofs tXtat*
ttiatüs, welcher aber fd?on am 3o. biefes Htoitats oerfc^ieb. — ^) Darunter
ift ber be!annte KarbinaWlTönd? unb (Er^bifd?of oon <Sran ic. ic, (Seorg
utYffenic3, wie €ngel iljn ncnni, ober Utiffenooid/, rid?tiger inarttinu33i
3U oerjiel^en, roeldjen ber ftebenbürgifd?e ^ürfk unb roeilanb Konig oon
Ungarn, 3^^^«" Säpolyö, 3um Htitoormünber feines Sotjnes benimmt tjatte,
unb ben fpäter (^8. Des. (55 0 ^^ifer ferbinanb I. toegen feiner melcn Der*
rätereien ermorben Iie§. Dergl. 3. C^r. r>. € n g e I s ©efdj. bes Ungarifd^en
Keid^es, (Eeil IV, S. 66 ff, unb ^20 ff., bann 3. v. l^ammer (a, a, 0. II,
2^7 ff.). (Erjierer l^at ben {7, Desember als Cobestag.
H20 X^as Qoffletberbud? b. Qersoge IPillielm IV., iubwtg (X.) u. €rnjl
1542. Braun. (Qut braun mit grfinein Cantoerf. (Selbe Qofe, braune
StuIpjHefel. Die Decife ic.)
Tlls man $5It pon 6er geburt £rifttj \5^2 3<^'^/ ^^t ^^i"
gn6. ^. PTt6 ^err ^er^og IDil^elm jnn Baim ic. ain folltdjs
fumer tlaxt aus göben vnb auf 6as 3ar fatn JDtnter tlaxbt gSbert
tt>or6en.
1543. Braun. (Über ben Qamifc^. 6ut blau mit braunen unh
n>eiSen feSern; braune enge Stiefel. 3n ber ^td^im ein ^felb*
Iiermpab (?), in ber £in!en ein Ctrinfbec^er. Die Deuife ic. je.)
3tem mer Ifot mein gneMger furft PTt6 ^err ^er^ VOil
^elm pon Baim ic. ain foli^e Sumer flaibung aushoben Anno
^5^3 vnb fein 6if 3ar pil ^eufdjred^en gewöfen, au^ groffen
fc^aöen geban ic.
Blau. (Qut blau mit arfinem £anb, Qofe farmoifinrot, I)erauf ge^. braune
StuIpjliefeL Die Decife ic.)
ZTler ^at mein geneWger ^urft vnb ^err ^er^g IDil^elm
jnn Baim ic. ic, folli^e XDinterfIai6er aushöben, als man $ölt
\5^3 3ar*
NB. ^olgt ber CCejt nac^ Cod. 1952 bis 3um Jöljre 15^5 incl.
1544. Braun. (Qut fcbn:>ar5 mit n>eiger jeber. Unterfleib arnn.
Braun «gelb geftretfte pIuberi{ofe; Strümpfe braun. (SoTbene
Kette um ben qals. Die Deotfe ic.)
3tem mer fyxt mein geneöiger furft vnb ^er ain follidjc
fumer färb vnb flaiöung aus göben vnb ift btffer ^eit geftorben
ber 6urc^(eud)tig ^od^geborn^urft vnb ^er ^er^og £utn)ig pfal^^
graff beY Kein, ^er^og in Öairn ic. vnb (Eurfurft am Hein 5ue
^aibetoerg meines genebigen ^errn ^er^og ZPil^elms fd)n>ager
gemoft, 6em gott genat ic. ^) es ift audj 6es 3^^ '^i" EDinter
flait göben morben, man liat b^ ^av $5It \5^^ ic.
1545* Sd^waxitv manti big auf bie fnie. (Qut oljne ^ebern,
p(uberI{ofe ic, aUts fd^war^.)
Tils man 551t nac^ Criftij geburtt \5^5 3^^ ^^^ ^^ ^i
Tipnlxs ift }u Can^^uett üerfd)iben ber burc^Ietc^tig ^oc^geborn
furft pnb ^er ^er Cubwig Pfal^raue bey Kein ^er^og jn obern
onb Zliberbaim feines 2tltters jm 50 3^^^ ^oc^Ieblidfer gebec^t^
nus onb ain Brueber onfers gnebigen furften vnb ^ern ^ern
tDil^elm pfal^raue bey Kein ^er^g jn 0bern« vnb niber
Baim ic. ic. gebSfen (gemefen)»
€s ift nachmals feiner ^rftl. gnabt leidj gen Seiligball
(Seligent^al) jn bas Clofter aufer^alb ber ftabt *) nadj furftlic^en
€m (€^ren) gebragen onb IobIid}en $u ber erben beftött u>orben.
*) £ubn)ig V. von ber pfalj jtarb am {6. Xfiäxi \5'k'k* — *) Hefp.
£anbsl(nt
üon Ctjrtfltan Qaeutle. \2\
©Ott 6er almec^tig mele 3mc famt alen ^errt onö grauen oon
öcm löblichen ^aus Batm oerfdjt6en (gnäötg) fein vnb axn frelidje
prftenöt üerlei^en Jtmen^)»
Blatt (bttnfel). ((Steterer Qut tnit braunen ^febent, rote Qofe unb
braune Stulppiefel. Die De^ife ic.)
3tem 6er ^eftalt l^at ZRetn 9ne6t9er ^urft pn6 ^er ^er^og
IDil^elm jn Batm ic. ic. 6ie IDin6er flat6un9 geben jn 6em
^5 3ar.
NB. 21bermals mug bei ber fHrfenljafttdfett ber (Drtginal«
ljanbfd?rtft (Cod. 1952) auf Cod. 1951 surürfgegrtffen
n)erben. Ptefer fäljrt fort:
1546. Braun. (Srauer ^ut mit »eigen unb braunen ^ebern, braune
Qofe, fd?«)ar3e Stulpfiiefel. Die De^ife k.)
3tem jnn foIK<^er Hat6ung vnb Suftung tft mein gene6iger
furft ün6 Ijerr ^er^og IDil^elm jnn Bairn ic. auf ainen Heic^s«
6ag gen Scgenfpurg sogen. (Es liat andj auf 6a5mal feiner
furftl. gena6en Sune ^er^og Jtibredjt*) mein gene6iger ^err mit
6es Sömifdjen fonigs ^er6inan6o Boc^ter grauen 2tnna jue
Kegenfpurg auf 6en 6 tag ^nüy, als man seit pon 6er geburt
Criftij \5^6 2<^x, Ifoiiyxt geljalten')* (Es ^at auc^ 6ie faiffer»
lidjc ZTlajeflat 6ie praut $u on6 fon (pon 6er) firdjen gefiert.
Die ^od>5eit ift im flofter ju Sant ßaimeran gel?alten wovbzn
vnb $ue 6er erften malseit ift an 6e5 raifers 6a^ (tafel) gefefen
6ie faif. TXlaj., 6er Hömifdj funig pn6 funigin famt fünf tunig»
li^en fvn6ern, mein gne6iger ^err ^er^og IDil^elm, feiner gna6en
gemadjel, 6as jung ^reillein 2nedjiI6is *), s^en jung ^urften oon
Braunfc^u>eig, ainer pon Znäcfiburg, ZTlargraff iUbredjt pon
Bran6enburg, ain lantgraff vc^ Ceu^tenberg pn6 6er Bifc^off
pon Ztugfpurg^
Znein gne6iger ^err ^er^og JJIbrec^t als preittigam ag in
ainem an6ern gimer bey öttlid^en durften pn6 ^errn.
1647. 5 (^ mar 5. (Sd^wati ^ewtdtet Qut mit n)eigen unb ^diwar^en
^ebem, braune fjofe, fc^warse Stulpj^iefel. Die Depife ic.)
3tem mein gn6. ^. pn6 ^er ^er^og EDil^elm jn Bairn ic. ic.
fyxi folidje lDin6er flai6t ausgeben, als man 5elt H5^7 jar pn6
ift fain fumer flai6t geben u?or6en 2c. 3*^"^ ^^d? *P J"" ^^^*
gemeltem ^6 3^^^ ^^^ S^malfaltif^ pun6t u?i6er 6ie faiferlidj
1) Der ^ame ZTac^fafe: <Sott 2c. ic. feljlt im Cod. 1951. — ^) 2IIbrec^tIV.
(V.), IDilljelms sroeitgeborncr Soljn unb tladjfolger. — ^) ITIeine (Senea-
logie tc. tc. S. ^8 i^at bas unnötige Datum: ^. 3uli. So andi Clj. <ß.
(ßumpeljl^aimer in feiner (Sefc^id?te oon Hegensburg 2lbt. II, 5. 873,
ber überbtes bas QoAseitsmal^I irrtümlid? auf bem Hatl^aufe ftattftnben
lägt. — *) ITTed^tilbe, hie ein3ige Cod?ter f?er3ogs rDilljelm IV., bte ^557
ben niarfgrafen pljilibert Pon ^ben Ijeiratete.
^22 Das £|ofnetberbnd? b. f^erso^e IPtlttelm IV., £ubtptd (X.) u. €rnfl
Zneyftat oir (für) 3"S^Ipö^t 5^ feltt mit grofcr ZHac^t gesoscn,
aber wenig ausgerid)t pn6 ^n6t bavob gefangen moröen vnb
vmb lanb vnb leib (£eute) fumen. 2tuc^ ift 6ie Semifc^ f^inigin
^rau Tinna am gebome finigin pon Pngern mit 6ott abgangen
jn 6em ^7 2<vc.
ZDeitter fo ift meines gnb. ^m ^er^og 2(Iberec^ts jn Bairn
gemac^el 5ue Straubing *) ien 6 tag September 3" ^^^ ^^ 3^^
3tes erften funs Carls niierfumen vnb geborn mit freiöen ic
1548« Srauit'BIauIec^t (£tla). (Ctla-^ut mit fd}tDar3en u. tpetgen
jjebern, ^ofe braun, fdynHxrje Stulpfttefel. Unter bem fursen
lila Horf ber Brujipan3cr. Pte Depife ic.)
3tem ain foHc^e Haiöung ^att Znein gn6. ^er ^erjog IDil»
^elm jn Bairn ic. 5ur fumers geitt, als man 55It \5^8 3^^/
ausgeben, ^km mer 3" obgemeltem 2^t ift mein gneWgen
^ern ^erj^ogs Ztibredjt jn Bairn ic. ic. gemacht 5U Can^^uet
$uem anöer mal niöer fumen vnb mer ainen jungen ^ern ge»
bracht mit namen IDil^elm genannt, 6en 29 tag Septembris
jn obgemelter ^atial ic *).
1549. Brann. (2Iuf bem braunen ßut ©eig-graue febern. fjerauf*
ge30^ene fc^warje StuIp^Stiefein. £Jofe »ie Horf braun. Die
DetJtfe 2C.)
3tem mer ^att mein gnö. Ijer ^er^g IDil^elm jn Bairn ic.
öergleic^en Bai6er 5U fumers $eiten, als man $5It \5^9 3^^/
geben vnb taxn IDinier flaiöt, €s ift auc^ jn bifem 2^t vmb
liedjtmeffen $ue 6em (Erften mal Ijieljer fumen pijiUipus ain
iprin5 aus ^ifpanien ain fun faifers £arls 6es fünften •) feines
namens onö ift mit grofen €rn von meinem gnebigen ^ern
^er^og IDil^elm empfangen vnb ge^altten »orben ic. ic.
1550. Sdiwax\. (Übet ben ^arnifd?. Qelm mit f4?war3en ^ebem.
Pifler o^m, Qofe fd?n?ar3. 5d?n)ar3e Stnlppicfel.)
3tem ber burd)Ieid)tig ^odjgeborn furft vnb ^er ^r XDxV
^elm pfal^raue bey Hein Ijer^og jn ®bern onb Hibern Bairn ic. ic.
benn jtbetten bag ZTler^enS; als man sSIt üonn £^riftus geburt
^550 ^ax jbifi^en ber ailften onb jbölften punbt jn ber na<^t
feines alters 3^ 57 3^^ ^"^ Ui^^^ Keigiments jm 3^ ^ax
aus bifem 2^^^^ttial (EriftHc^ onb leblidj oerfc^iben *). <ßott
ber 2llme<^tig u?ele biefem Criftlic^em onb loblidjen furften fein
*) Cod. 1950 nnb 1951 liaben Starnberg, was {ebenfalls richtiger 3U
fein fd?eint. Pergl. meine (Sencalogte 2c. 5. ^8, beren 7. September urfunb^
lid? ip. — 2) Der fpäterc fJer3og IDilijelm V. — ^) pi^ilipp II. als nach-
maliger König oon Spanien. — *) 2IIfo i^ IDilbelm IV. am 7. inär3 geworben.
Dgl. m. (Scnealogie S. 42 tlote j. — Das nichtigere ift(nad^ ber beim
allg. Heid^sarc^io t?or!|anbenen 0riginaltobesan3eige), ba% lüilljelin in ber
ITac^t 00m 6. auf 7. inar3 oerfc^ieb. (Pgl. 3aljrbudj I. 5. ^\6 ff.)
von €l{tt{Uan Qaetttle. \25
$otKd;e %nabt vnb Batm^er^tgfait, auc^ am frelic^e auferfteung
pcrlcic^n famöt alen glauMscrt feUen 2tmcn*
3nn 6tfem 3^^ ^^^ ^^^^ giteöigift frau metrtes gncbigcTt
^ern ^er^og 2(Ibrec^ts gemac^cl 6en 6rtttcn Sune 5U Can^^uett
6en \9 tag 3^""^^! ft^t^^tn mit namcn Ferdinandus zc. *).
1551. Säfwax^. (Qut ol{ne febern, Hocf ttnb Qofe f(^n>ar3. Seltnere
StalpfliefeL)
3tem am foltere flatöung tft 5U atnem IDinber flaitt geben
iporten öes 5\ 3^^^*)/ ^'^ ^^^" 9"^- ^» ^^^ ^^^ il^tl^i VOiU
Ijelm ^o(^IebIic^er geiedjtrtus geftorbert tft. üudj mein geneö.
durften onö ^em gemac^el 5uem fierten mal 5U ZRinc^en 6en
2\ ta<i ZITer^en jn obgemelter 3^*^$^! ^i" Dod}tet mit Zlamen
Maria geboren 2C.') —
NB. folgen je^t €tntr5$e ins (Dridtnalfletberbuc^ von
ftäterer tjanb, bte mit feinem eigentHcben 3n^alt in
feinem ^ufamment^ange mel^r {leiten, aoer l{ter boc^
Beacbtnna oerbienen.
1558.
^553 3^*^ ift ^et^og Jtlbrec^ts gemadjel nitetf^umben vnb
ain (to(^ter geporen pn6 Maria Maximiliana genan6t bor6en^).
3ft jm \6H ^at 6en 9 tTag 3wlius*) geporben nnb 6en 20
Cag 3ulius jn pnffer grauen Stiftt $ue i^rem patet pnöt muetter
gegraben moröen, 3ft ^\ 3^^ 21^ morötenn. —
1608.
Anno \608 6en 30 tag 3ö«ttörii ^n ainem Znitu?odjen
5ue 2tben5t pmb 2 Vt ift öiffer obgemelöt genaöigft ^urft pnöt
^er (^eröinanö Bru6er IDilljelm's V.) frifd} pnöt gefunöt 2luf
Seiner pron (Brunn) ftuben iber ain fal gangen pn6 orpli^Ii^en
(urplS^Iidj) in ain fd^were franf^ait gefallen on6t perfdjiöen. (ßott
wolle feiner fflrftlic^en gna6ten geneMg pn6 parm^er^ig fein.
Jtmen*). —
1608.
2tuc^ 6ef \608 (3ö^5) 6en 7 t^eg (tag) ^ebruarij $ue feinem
pattern pn6t Zrtuetter in pnfer grauen ftiftt ftaötlic^ pegraben
tporöen. 3P ^I^* u?or6ten 58 ^axe. (ßott gebe 6em gansen ^auf
ein frelic^ 2luferfteljung. ümen. —
\608 imb 2tperiII 6iffe obersellte ^at Wffe aI6te ^rau pon
^) Urfunbltc^ am 20. Januar. Cod. 195 1 Ijat: ben 22ften. — ^) 3fl
im Cod. 195a aus 50 forrtgtert: 51. Cod. 1950 u. 195 1 beljalten oas 3al?r I550.
— ^ 3n ber Z^at wax jprtnsefftn Vfiatxa 3U IHünd^en am 2^. irtärj ^55^
geboren. — *) Vfiaxxa IHajimtliana tfl: am ^. 2^ü ^552 geboren. — ^) Starb
am \\, ^u\\. Pgl. meine (Senealogie, S. 50. — *) Dtefe genaue 2(ngabe
über bte 2(rt von Qer3ogs ferbinanb Ableben fielet siemltc^ ©eretnselt ha.
\2^ Dcis Qoffletberbu(^ b. fyxio^e IPtllicIm IV., fnbiptg (X.) u. (grnjt
(ßra^, STlaria (Er^^ersogin in (ßott perfc^iö^) an atnem auf«
gcnMcn letbfdjaben. —
3P 3I?te ^. B^t alöl tt)or6tcn 57 3ar, onöt ift 3^r. D^t
vnb i^r» B. ^er prueöter ^ersog ^cr6tnan6 in aincm 3^^ 9^*
poren n?or6ten ') t>n6 n?i6erumb \608 falb nad;ainan6er per»
fc^cben. —
1608.
Anno \608. 3n öiffcmb ^at ift pon 6cm D. ^. vnb ^errn
(Znarimilian) 6en 22 Dag Septtemberf an ainemb ftetbtag mit
20000 ZHan tEannan>dr6t (Donaun)drt^) eingenumbcn tpotöten.
3n 6iffem ^ax ift ^cr^og DerWnanbt geftotben, 6er ^er^og
Donn lDierMenn?erg*j, 6er Pifc^of pon Straf purg ainer auf
Cuttringen*), 6ie alot ^rau pon (ßräi^ 6ef ^er^g ^erMnanS
fc^tt)5fter, 6er aI6t ^er auf Cuttringen *), 6ef ^er^og ^er6inan6fs
Tochter im C^Iofter*). —
NB. Spätere ^intrSge.
Qerl^og 2tlbre<^t liat 29 3^^ geregier6t. ^er^og IDil^elm
^att lenger nit geregier6t alf \5 ^at vnb feimb Sonn 6ie re«
gierung jber gSben* —
1606.
\606 6en 23 TXlay ift 6er ^er^g Pon Znan6ua mit 2 ftnen
pn6 gema^el pn6 fein bodfkv 6ie praut jn ^rand Ijreic^ gen Paris
auf jer perfpro^en mit 6em jungen ^errn pon Cutering ^) audj
ift al^ie jn ZITinc^en einpelait (einbegleitet) iporten, 6ie Qurbiner ®)
jn folidjer Siftung pn6 f^Iaioungen suem erften TXlal geprauc^t
u>orten.
Xiad^ 2(. Kanblers 2Ibfd}nft bes Kleibungen* unb 2(nf'
1668. äüöMes:
3* 3* 3. An. \558. fln6e ic^ 6af UiU (EapfltP). Solche
309s Karl II. {bts (ßrogen) von Cotljrtngen, fein, ber aber fc^n am 2^ Ho-
üember i6o7 gejlorben war. — *) ^er3og Karl II., welcher am i'^. IHat
^608 bas geitlic^e f ebnete. — ^) €tne Coc^ter fjersogs ^erbinanb, xoeld^e
um btefe §eit (^608) im Klojier geworben märe, fenne tc^ nic^t. P9I. meine
(Senealogie 2c., 5. 20it f. — '') hierunter tji ^einrtc^? ber <5ute 3U per-
fieljen , ber ftd? in 3ipeiter €I^e in biefem 3al^re mit margaretlje , CCoc^ter
%r309S Pinceu3 I. von Vfianiua, oermäl^Ite. — ^) D9I. über bie Trabanten-
unb Corbinerleibgarben meine ,,Heifen bes ^lugsburgers pt{ilipp Qainl^of er'' ic.
im 8. 2o^^^^<^nQ ^^x geitfc^rift bes IjiPorifd^en Pereins pon Sd^ipaben unb
tteubnrg, 5. 59, tlote 3, unb^riebr. IHünic^scSefd?. ber €ntiptrfelung ber
ba^erifd^en 2(rmee »• f. w., S. 7. — *) Die (Hrflärung biefes IPortes folgt
gletc^ tpeiter unten.
von Cljrijlian Qaeutlc. \25
tlaxbet gab metrt gcncöigcr ^irft vnb ^crr 2tlbrec^t Pfalsgraf
pcy Hein ^er^g in (Dbtm vnb nibcrn patrn feines Suns Ijer^og
XDtl^elms gepnSt pn6 509 auf 3^ Burc^I. Derfpredjen in Cutetin
(Cot^ringen) Anno 66 3ar vmb aller ^eiligen t^ag^
1566.
NB. Hotlj, Mau vnb XDei% au%^enelit, fd?mar3C ^rimpf vnb
rotljer l^net mit blauen ^ebern vnb hlan vnb metger
f(^nuet.
1558.
1548.
NB. Die Caputletn*) finbe td? big \558. Qernad? bte fur3en
mSntletn.
Die Buc^fiaben M. H. G» auf ben ermlen finbe id^ (S^^s bag
le^te may^).
*) Unter biefcn „(lapütlein" ftnb rooljl, wie aus obiger Stelle jid? er*
gibt, lange fog. IlTannsmäntel im (Segenfa^ 3U ben „furjen niäntlein" 3U
perfteljen. l?gl. Sc^meller-'^frommann, I, \268 f. unter „Kappen".—
^) Wtil ja, wit wh oben (S. \22, 21. ^.) geljört, ^er3og IDilljelm IV.
am 7. niärs ^550 gejiorben ijt.
/^^
^ie (^efunbj^eitfilietj^ältniffe in üHüntj^en in tien
legten ^esennien.
Don
3obann von ißuaöbaum.
ZHänc^n wo, bb in M< legten jiDei Desenmen in be.
treff 6cr (ßcfunö^eitsperljältniffe eine ^effirc^tete Stabt
Diele Hetfenie, meiere Me grofen Kunftfc^fi^e Znflnc^ens
gerne länger betrachtet un6 ftuöiert Ratten, mad^ten ft^ wieöer
fdjnell bavon, wenn fte pom fleinften Untoo^lfein befallen
tporöen waren, bas fie in einer anöem Sta6t gar nic^t beachtet
matten.
3n Znflnc^n fürchtete man, ernft franf $u meröen. ZITunc^en
wat als ein Cyp^usneft perf<^rteen; obtpo^l genaue Serec^«
nungen nad^tDiefen, 6af 6er tTyp^us aud) nid)t me^r un6 nic^t
fc^Iimmer mar, als in an6ern grofen Stdbten»
(Ein berühmter ZHann erflärte Wefen bofen Huf mit
öen EDorten: ,,Znflnc^en ift eine fo grofe Staöt, 6af Me JJuf«
regung, ier ttumult, 6ie Verunreinigung fo beieutenö ift, fo
günftige Seöingungen fflr 6en tEypIjus fdjafft, u?ie es in 6en
grofen Stäbten Conöon, paris, Berlin, IDien ic. 6er ^aü ift;
aber auf 6er an6ern Seite ift ZTlünd^en noc^ fo fleinftäbtifdj, 6af
je6er perfönlidje Porfall, je6e5 Porfommnis, je6er SterbfaU in
6er gan$en Stabt befprodjen u?ir6/'
Die (Sefttnbl{eii5t)erI{&Itntffe in Dtünc^en xc. oon 3. v* Hugbanm. ]^2?
Vobuxii fyxtk es bert 2(nfd)ein, als ot> in ZTlänc^en 6er
tTyp^us ptel ärger ^aufe, als in trgenö einer an6em grof en Stobt
TXlan gab fi^ natürlich alle ZITü^e heraus ^u finöen, »0»
öurc^ 6enn 6tefe ^dupgen tEYP^usept6emien ^erporgerufen
iDur6en; 6enn fennt man 6ie Urfa(^e einer Kranf^eit, fo lägt
ftc^ auc^ oft abhelfen*
Unfer beöeutenöfter Znat^ematifer, profeffor Scxbl, ijat
nun por jtDansig 3a^ren ungefähr nac^gen)iefen^ 6ag 6te größte
IDa^rfdjeinltc^feit por^anöen fei, 6af 6ie pon unferm tpelt-
berüljmten ^yQkniUx, (ße^eimrat pon Pettenfofer, auf»
geftellte (ßrunömaffert^eorie bas Stetgen un6 fallen 6es (Typhus
begrfinbe.
Pon Pettenfofer mies nac^, 6ag folc^e Kranf^eitsfeime
wie jene bet Cholera ober 6es tEyp^us nur }u fd)ä6(i^er (Ent»
ujtcfelung fommen un6 eine €piöemte peranlaffen, menn 6as
<ßrun6tpaf[er jurflcfmeic^t un6 ein feuchter Boben bemo^nt voxtb.
2tuf trocfnem ^elfengrun6 un6 auf naffem Ce^mboben entfte^t
uje6er Typhus nod} Cholera.
(Es waten andf bereits in andern Stäöten grof e Seifpiele
geliefert, wk man Mefe per^eerenöen epibemtfdjen ICranf Reiten
öur4 Kanalifterung, burc^ Jtustrocfnung öes ben>oIjnten ©runöes
nnb nebenbei 6urc^ reidje Ben^äfferung einer Stabt, momit alle
2tbfäUe raf^ fortgefd>u?emmt tperöen fSnnen, fe^r permtn6ern fann.
IDte unenölic^ u?ertPoII Pon Pettenfofers 2tnftdft in
betreff 6er Sein^eit 6es betpo^nten ^ausgrunöes ift, mürbe audj
öu^nbmal an etnselnen Qäufem betptefen.
3c^ fenne imex (Ersie^ungsanftalten in TXlündfexx, wo 6er
Cyp^us immer»d^ren6er (ßaft mar. (En6Iic^ u?ar6 6er (ßrun6 6e5
^aufes un6 anliegen6en ^ofes genau unterfud}t, un6 man fan6, 6af
6as 2tbu?affer, 06er gar 6ie 2tbtrtttgrube, permeable IDdn6e ^afte
un6 6er Bo6en feit 50 ^aljvzn Pon ^andie 6urc^tränft u?ur6e. Seit»
6em man in 6iefer 2tnftalt 6te (ßruben»än6e mSglidjft impermeabel
machte, in einer an6ern 2tnftalt 6ie 2tbtrtttgruben gan$ fafjterte
un6 jtdj $u 6er beften ZnetI?o6e 6er Raffer erfdjrpang, feit 6tefer
§ett ift in 6er einen 2tnftalt 6er tCyp^us eine grof e Karität, un6
in 6er an6ern ift er t^atfdc^Ii^ feit 6em 3a^re 6er 2(bän6erung
perfdju?un6en.
3ft 6ie neue IDafferperforgung in ZITünc^en auc^ nodj
feine i6eale, fo Ifat pe 6oc^ fdjon re^t ptel geleiftet, un6 id) gel?e
nic^t $u u?eit; ipenn ic^ 6er U)iffenfdjaft 6ie (E^re gebe, 6aJ fie
in 6en legten jipei Dejennien 6ie Sterblic^feit in unferer 5ta6t
fe^r* ijerabfel^te*
1(28 ^i^ (SefunbiI)etisDerl{ä(intjfe in lYtünc^en in htn legten Dezennien
(Ein noc^ bSferer IDürgengel Raufte aber im grof en allge*
meinen StaMfranfen^aufe por iem Senölingert^re. Seit
28 3^^^^^ ^^^ i^ ^^^^ 0bettpun6ar5t btt c^irurgtfc^en Üb-
tetlun^^ un6 6te erften \5 3a^re muf ic^ geraöesu als fc^rec!-
lic^e besetc^nen«
3e6en Tag ftarben junge, frdftige £eute, »elc^e mit 6en
unbe6euten6ften Verlegungen in bas Kranten^aus gefommen
Omaren. Ctne fleine Quetf<^ung, ein Stid} ober Schnitt an einer
JRngerfpt^e genfigte/ um ien ftob $u bringen. 2^ba tCropfen
Cciter, m5d}te ic^ fagen, na^m eine fible Bef<^affen^eit an^ n^uröe
in bas Blut aufgenommen unö pergiftete 6asfelbe fo, 6af in
ipenigen tCagen 6urc^ 50 — \00 aufgetretene fleine ^andim^
tfitbc oöer pY^ntifdie Keile in Cunge, Ceber, ^irn un6 ^^^5
5er fZob eintrat. ZDä^renb aufer^alb 6es Kranfen^aufes in
6en fd)mu^igften tDinfeln folc^ ZDunöen rafd} unö gefahrlos
feilten, führten pe im Spitale tro^ 6er pon jebem Sefuc^er
angeftaunten Heinlidjfeit in furser geit 5um tCoöe, un6 jmar
au^ bei 6en jängften nnb fc^onften Ceuten.
(ßrofere 0perationen, tPte ^Imputationen nnb Hefettion^
n^agte ic^ ftets nur mit ^agen; 6enn auc^ bei forgfältigfter 2(us»
ffl^rung iparen 6ie Hoffnungen fe^r gering»
Die Pyämie u?ar es, bas fogenannte pernisiöfe ZDunb»
fieber, u?a5 fol^ traurige Per^ältniffe im Spitale piele Desennien
unterhielt.
3^ 3^^^^ ^870 fam nun noc^ 6er fogenannte ^ofpital«
branö 6a5U, u?elc^er in 2^ Stunden gans fleine, unbeoeutenbe
EDunien grün un6 fdjipars, lang un6 breit un6 tief ma^te,. fo=
6af Knoten un6 2l6ern angefreffen u?ur6en unö 6er tEo6 oft
in fünf Zninuten 6urc^ Perblutung aus einer angefreffenen
Pulsa6er eintrat, n^eil fogar 6er im Qaufe n?o^nen6e 2tr5t, wenn
er auc^ fofort alarmiert tpur6e, 6od} 5u fpdt fam.
Bei grofen pulsa6ern genügt eben V»— \ ZHinute, um
6ur^ 2tnamie $u töten. 2tn6ere Kranfe, u?eldje mit einem
oberflä^Iidfen ^autgefc^mür in 6a5 Kranfen^aus famen, per«
loren 6ie rafc^ bran6ig geu?or6enen Knodjen un6 u?ur6en 5U
Krüppeln.
JJIIes, u?as man gegen 6iefe giftigen Kranf Reiten perfuc^t
^atte, u?ar erfolglos geblieben. €n61ic^ fam 6ie grofe €r^
pn6ung 6e5 €nglän6ers 3of«P^ Cifter, »eldjer nadju^ies, 6af es 6er
Sianb 6er Cuft, 6af es ZTlifroorganismen jtn6, ©eldje in IDun6en
ein (ßift (Ptomain) erseugen, u?eld)es alle Unglücfe, Kotlauf,
Bip^tfferie, Septifämie, Pyämie un6 Hofpitalbran6 ^erporbritige.
von ^of^ann von Xtu%haum. \2^
Die Ztrbettert öes (Englänbers Ctfler un6 6cs ^ransofen
Paftcur ^abcn es gans ftdjcr beriefen, iaf 6er Staub 6er £uft,
weld^cr ja üon Caufenöen von perfaulten ©rganismen gebilöet
wxxb, Urfadje all Mefer (Erfranfungen un6 (ßefaljreu tft, unö
Ctfter gab auc^ fofort ZHittel unö fijege, um ötefen Staub Don
IDunöen teils absu^alten, teils oor Perpielfdltiguns un6 fdjaöen^
bringenöer C^attgfeit 5U berpa^ren, foöaf für 6ie (El^irurgie
gleidjfam eine neue Sonne aufging*
Das ganse Kranfen^aus, fomeit es meiner djtrurgifdjen
2tbteilung angehörte, pon unten bis oben, riJitete i^ in einer
IDo^e na^ £ifterfc^en (ßrunöfd^en ein.
2tIIe IDunöen würben fo 5esinfijiert unö gerpafc^en unö per*
bunöen, alle Perbänöe fo abgef^Ioffen unö meit über öie IDunö»
ränöer ausgeöe^nt, unfere (ßerätf(^aften, (Eifere unö Stühle,
unfere 3wp^umente, unfere ^änöe, unfere Sdjmämme muröen fo
gereinigt, wie Cifter riet; 5U jeöer Operation sogen mir neu»
gewafc^ene weife Socfe an, wopon ic^ unö meine Jtfftftenten
72 5ur Perfflgung I?aben.
ZHit €inem IDorte: tc^ ridjtete öie ganse c^irurgifc^e 2tb«
teilung ftreng antifeptifc^ ein, unö nac^ pier EDod^en fonnte idj
öer Porftanöfdjaft öes Kranten^aufes, öem Direftorium unö öem
tjo^Iöblidfen ZlTagiftrate perftijern, öaf feit öem Cage, als idj
öas ganse ^aus antifeptifd; georönet ^atte, ni<^t meljr ein ein=^
$iger Kranfer an Pyämie unö ^ofpitalbranö 5U grunöe ging.
3n liebenswürötgfter EDeife ^at öas Direftorium, fowie öer
^odflöbli^e ZTlagiftrat meine XDenigfeit mit allem reic^lic^ aus«
gerüftet, was jur Durdjfü^rung ötefer ZTlet^oöe nötig war. €s
lo\\zit 5war ptele Caufenöe, aber öer (Erfolg war ein fo grofcr,
öaf öie früher fo gefürc^tete 2tnftalt 5U einer waljren XDo^U
t^ätigteitsanftalt geworöen ift. Die pernaijläfftgtften unö furcht«
barften Perwunöungen, germalmungen unö gerfplitterungen,
weldje man fonft fofort ffdtte amputieren muffen, Ijeilen je^t rafq
unö fdfön, oljne öaf ^jio ©raö Cemperaturfteigung, o^ne öaf
Sdjmers unö ^ieber eintritt.
XDenn man beöenft, öaf fid; folc^e ZlTifroorgantsmen in
2^ Stunöen trillionenfadj perme^ren, fobalö fie gutes Zlä^r*=
material, Blut, (Eiter 2c. finöen, fo fann man ftd) wo^I por^
ftellen, welche fegensreid^e XDirtuug Cifters Znetl^oöe bringt,
woöurdj es gelingt, öie Perpielfdltigung unö tC^atigfeit öiefer
ZHifroorganismen gans ju perljinöern.
2tlte £eute, Selbftmöröer , Cungenfüc^tige unö Krebsfranfe
allein finöet man je^t im Ceidjen^aufe , aber nie me^r junge,
3af)rbud^ für mand^ener (Sefc^. II. 9
H30 I^« (Scfunbljeitsoerljältntfre in IRÄnd^en ic. von 3olj. ©. Hnftbatttn.
fräfttge Ceute, meiere medcn einer XDnnbe ober eines {(einen
(ßcfdjtpürs im Kranfen^aufe ^tlfe fudjten»
Seit 6em 3^^^« 1875 ift ^erburc^ bas Kranfen^aus wk
umgejau&ert; un6 andj bas ift ein Sieg 6er 2Pif[enfd)aft.
So oft ^5rt man im ZlTunöe 6es Dolfes 6ie falfc^e 8e»
^auptung, 6af in 6er ^eilfunöe alles auf empirifdiem IDcge
gefunben n>ir6. IlTeine t>et5en obigen (Erjä^Iungen aber ftnö
ein Beweis 6afflr, 6af es 5te wiffenfc^aftltdien ^orfc^ungen
allein jtn6, welken je^t piele tTaufenöe i^r Ceben oerbanfen.
^^^
^ie Mixn^tmt (6lo6cn ^WW 5llpiani§.
Don
Sicömun& 6üntbcr.
Der ^nfnnahtln^aal 6er f. ^of* nnb Staatsbtbltot^ef
perwa^rt ctnert (Er6« unö ^intmelsslobus oon beträdjtlidjen
Dimenftonen un6 fdjönet tünftlerifdjcr itusffi^rung ^). So feljr
aber betöe ©bjefte in 6ie 2tugen fallen, fo ift t^nen 6oc^ bisher
nur geringe 2tufmerffamteit gefc^enft iporöen, unö ipeöer Me
©efdfidjte 6er IDiffenfdjaft no^ 6ie lofalljiftorifdje ^orfdjung
^at fic^ irgen6wie eingeljen6er mit i^nen befdjäftigt; ja in rmfy
reren $ufammenfajfen6en 2lrbeiten über merftt>ur6ige 2tpparale
6iefer 2trt ift i^rer nic^t einmal (Erwähnung get^an u?or6en*).
ZlTan I?at ftd) im allgemeinen mit 6er 2tnna^me 5ufrie6en ge-
geben, 6af fidj bei 6er Anfertigung bei6er ©loben, je nadj6em
0 ^er (fug ber (Sloben tft — nnb ^wat hex beiben übcretnjitmmenb
— in gefc^marfpollem SpStrenaijfancejiile ausgcfüljrt; £. (Smcitn Ijat eine
treffliche- Hadjbilbung biefes Unterfa^es auf (Eafel 62 bts Z^l^t^an^es ^885
ber Stuttgarter „(Seiperbetjalle" ueröffentlic^t.
*) (2ine berartige §ufammenjlellung gemalert beifpielsipcife 33 r a n b e s'
^IrtifeUßimmelsfugel" in ber sroeiten 2luflage von (Sel^Iers ,,piiYJifalifc^em
rDörterbuc^" (5. 33anb, I. 2lbteilung, £eip3ig 1829. 5« 270 ff.); reid^ljaltiger
noc^ tp eine anonym erfc^ienene Jlbljanblung ber ,,Encyclopaedia
Britannica*», tjort ipeld^er bie ,/§ettfd?rift für wiffenfc^af tli^e
(Seograpl^ie" (Die älteften €rbfugeln, \* Jöfjrgang, 5. ^79 ff.) eine
beutfc^e Überfefeung gebrad?t Ijat, Hlan fann bei beren £efung 5n?ifc^en
Dan £attgren unb IHercator einer*, Qonbtus unb VXolyneu]c
anberfeits eine £ücfe fon^atieren, in »elc^e eben ber tlame 2lpians feljr
gut {{ineinpagt.
9*
1^32 Z)te Znünc^ener <5(oben ptitltpp Tlpxans
Mc »iffertfc^aftlic^e o5cr 6te fünfllertfc^c Seite bcfortbers in betrac^t
iam, 6er Znat^emalüer Philipp 2tptan un6 6er ZHaler tfans
Zn fielt c^ beteiligten. (Es wxtb jt^ jeigen, 6af 6iefe 2tnna^me
nidjt als eine nadj je6er ^inftdjt feftfte^en6e betradjtet iper6en
fann. Die (Eintragungen in 6ie Kataloge waren üor alters
äuferft 6ürfti9, foSag von i^nen befon6ere 2tuffdjlüffe nid}t
erwartet n>er6en fönnen % un6 aud) 6ie arc^ioalifdjen Zlotisen,
meiere $ur Derfügung fte^en, geben nur über einige äuferli^e
Znomente 2tuff^Iuf *). §u?ecf 6iefes Keinen 2tuffa^es foU es
nun fein, 6ie CBntfte^ungsgefdjic^te 6er bei6en (ßloben, u?ie aud;
6eren Be6etttung für 6ie EDiffenfc^aft i^rer geit infoweit flar^
juftellen, als 6ies mit 6en unpollfommenen, 5u geböte fte^en6en
Znitteln t^unlidj erfd}ien.
^ören unr sunäc^ft u?as 6ie wenigen (ßefd)id)tfc^reiber, auf
u?eld)e wir überhaupt 5urücf5ugreifen Derm6gen6 ftn6, über 6en
(ßegenftan6 berieten. Der erfte 6erfelben ift 6er tEübinger Pro»
feffor (Erl?ar6 Cellius, 2tpians 6ereinftiger Zlmtsgenoffe,
un6 6iefer lägt jtc^ in feinem, für mandje biograp^ifdje ^rage
6te einsige Quelle 6arfteIIen6en Hefrologe oeme^men, wie folgt*):
^) gum Betpetfe baf ür, ba% fc^on in einer ber (Epoche ber (£ntflel{un9
rafc^ befolgten gett (1598) fein befonberes Jnterejfe meljr für btefe Kunfi*
toerfe uor^^anben mar, cermcifen n>tr auf bas von bem bcfannten ^efniten
^tcfler über bte l^er3ogItd?''bayrtfc^en Sammlungen aufgenommene ^n*
uentar, ipeld^es I^anbfdjrtftltd? einen ^attltd^en ^oliobanb (Cod. germ. ober
Cod. bav. Nr. 2134 ber öibliotl^ef) in jterltd^fter Sd^rift erfüllt. 21b unb
3U, bei (Dbjeften von feljr sufäHigem Werte, ijl bte Katalogifterung eine
jiemlidj »ortretc^e, aber bte matljematifc^en 3"i^^w^ß"te, beren ein reicher
borrat ejijiierte , f amen utel f ürser meg. Drei tlummern ber 53ef(^retbung,
beren IDortlaut wir I^ter mörtltc^ rotebergeben , fommen für uns Ijier in
ijrage. 5. H7. ,,^oIget bte Za^ Hr. 3^. Ji776. Darauf ftel^n brey groger
t)ul5inen (Slobt Coeleftes, baroon b. ain in einem mefftngen gefteU, mit
atnem mefftngen §obiaco, ber brttt pon ITtettall. ^777. Sed^s groger (Slobi
terrejires oon ^013, mit mettallinen §obiads. (778. gmen claine (Slobi
ber ain Caelef^is, ber anber Cerreftris, auf gebrätelten t^ö(3en füeglen."
21 p t a n tDtrb ebenfomenig naml^aft gemacht , rote IH ü e l i d? , obfdjon ein
anberes Z^x^^^ment ausbrücfltd? als uon erfterem Ijerrül^renb heviidinenb
u)irb. Statt „gobtafus" mug es aUeni\\alhen Bioxx^ont Ijetgen; bte
Permed^slung begegnete bem in ber matt^emaiifd^en (5eograpt{ie n>ol{I ntc^t
befonbers erfal^renen Konferrator aus bem (Srunbe, n?eil ja auc^ bie Qort-
3ontaIrtnge bie 3m6If Cierfreis3etc^en abgebilbet 3U 3eigen pflegen.
*) ^ür biefe tloti3en ift ber Perfaflfer bem fjerausgeber, ^errn Dr. Karl
Crautmann, 3U Danfe oerpflidjtet, ©egen anbermeitiger ITac^meifungen
auc^ ßerrn Heid?sarc^ii>rat Dr. ^aeutle unb %rrn Dr. IPetmann.
^) Celli US, Oratio de vita, et morte nobilis, et praeclarissimi viri
Philippi Apiani Ingolstadensis , Tübingen (591. 5. (5. €s war porljer
bauon bte l^tbe, bag 2lpians fonftrufttpe ^Ijättgfeit aud? burc^ feine
grogarttgen Permeffungsarbeiten feine Sd^mälerung erfaljren li&tte.
Don Ste^mnitb (Söntl^er. 1^35
„Trientem et ejus usum interea descripsit et absolvit: duos
maximos caeli terraeque globos incepit et anno ^6. perfecit:
planisphaeria sua delineavit." XDa^rfc^einlid) pon Celli us
cntIcIjTtt tft eine ä^nlidje Stelle bei 6em Poly^iftor (ßer^arö
Doffius^): „Idem duos ingentes caeli terraeque globos
elaboravit." (Ettoas meffr erfahren iDtr pon 6em tpacfertt
Kobolt ^tpar in 6er eigenllidjen Cebensbefc^retbung 6es pet-
öienten Canösmannes faft ftdj, ipos Me ©loben anlangt, 6er
Dater 6er bayrifc^en (ßele^rlengefdjidjte nodj jiemlidj fürs, in6em
er pon 2tpian nur 6a5 nad)fte^en6e beridjtet*): „€r perferligte
aUerley mat^ematifc^e 3nflrumente, als (Eofmolabium, (ßlobos
6uos Caeli et Cerrae ma^mos, un6 pianifp^aerium/' 2(ber
in 6em Supplementban6e fommt Kobolt nochmals auf 6ie Sac^e
$u fprec^en; er \\(xi jtdj offenbar 6ie ©bjefte, 6eren er 9e6enft,
in 6er gmifc^enseit felbft etu?as nä^er angefe^en un6 »eif mit
Kücfftc^t 6arauf nun fol5en6e5 $u mel6en'): „3n 6er f. b.
Central»8ibliot^ef befin6en jtdj swey grofe, Pon 2tpian per»
fertigte un6 pon 3o^ann ZTIielidjs gemalte ©lobt Coeleftes
et Cerreftres, worauf fol9en6e 3nfc^rift 5U lefen ift: lUustrss.
Seren. Principi ac Domino D. Alberto Com. Pal. Rheni. Sup.
Inf. que Bav» Duci Domino suo Clementissimo Globum hunc
geographicum Cels. ejus jussu juxta veterum ac recentium
Historiographorum Observationes Tradicionesque Descr. et
Ded. Philippus Apianus M. D. Anno salutis I576*|."
Kobolt ern)ä^nt ^ier aller6ing5 nur 6ie 2luffc^rift 6er
{änftli(^en (Er6fu3el, un6 n^enn man ni^t aus 6en gleid) nad)»
^er 5U 5itieren6en Permerfen 6es ^ofsa^lamtes wfif te, 6af bei6e
©loben annä^erTt6 9leid)5eiti9 5uftan6e famen, fo fonnte eine
faft jeitgenöfjtfc^e 2tngabe eines fefjr fac^fun6igen ZTlannes auf
6ie Permutung bringen, 6af n)enigftens 6ie ^immelsfugel
beträc^tli^ älter fei un6 i^ren Urfprung pon 6em Pater Philipps,
*) Vossius, De universae matheseos natura et constitutione liber,
2lmflerbam ^65o. S. 258.
^) Kobolt, Batertfcf^es <5eIeI^rten'£ejifon, £anbst^ut t795. S. 52 ff.
^) Kobolt, (Er9än3ungen wvib Berichtigungen 3um baiertfc^en (Seleljrten«
Cejifon, £anbs(jut ^82^. S. 2^
*) IHerfmürbig geringen 2luffc^Iug geipSljren bie oerfc^iebenen Schriften
über bie (Sefc^ic^te unb bas oUmäljlidye 2Inipac^fen ber f. Bibhotl^ef.
Steigenbergers 2Ifabemierebe unb 0. 2lretins neunbänbige ,,Bei'
träge" entljalten gar nichts Ijierauf be3ÜgItc^es. Sc^meller (Jlttgemeine
2lusfunft über bie föniglid^e ^of* unS Staatsbibliotl^ef , HTünc^cn ^85^.
5. 20) giebt eine furse noti3: ein geipijfer (ßeorg Huetjfamer — ber
tlame ftnbet ftc^ nid^t in ben Künfilerlejüen H a g I e r s unb 0. £tpon)s!Ys
— \{i3A>z bie Sdyrift auf "btn 2lptanfd?en (Sloben geliefert, unb bie malerifdye
^nsßattung berfelben räl{re Don müelid^ I)er.
]^5^ ^t^ Itlflnd^ener (Sloben pl{iltpp 2IptaTis
pon 6cm Btterarifc^ berühmteren 2tftronomen Peter 2lptan,
herleite. Die fraglidje Eingabe wirb üort feinem geringem
als oon 3o^ann Kepler gemadjt. 3^ ZHdrs bes 3a^res
\59^ reifte öerfelbe Pon Obingen nadj ©ras, pon ipo aus
(jn 6en erft ireiunöstpansisjä^rigen ein feljr e^renpoUer Huf sur
Übernahme einer Profeffur am dortigen ftänöifdjen &ymna^\xm
ergangen tpar, un6 fa^ ftc^ bei 6em Burc^mege 6urc^ ZTlündfen
6ie 6amals fc^on in gan5 Deutfdjianö 5u peröientem Sufe ge»
langte ^er50glid}e Kunftfammer an. 2lls er 6ann 6rei 3^^^^^
fpäter mit feinem Ce^rer ZHaeftlin über ein aftronomifdjes
Kunfttperf jtdj beriet, u?eld)es öer ^ersog Pon EDürttemberg nadj
Keplers 2lnu?eifung Pon Stuttgarter (ßolöfdjmieöen ^erftellen
5U laffen n>iUens ipar^), er^ob ftd} auc^ öie ^rage, ob 6er 6a5u
gehörige (ßlobus in erhabener 2Irbeit ausgefätjrt n?er6en foUe.
2tuf eine in 6iefem Sinne gehaltene Jtnregung 6e5 Obinger
Znat^ematifers antu?ortet Kepler im September \597*): „Globo
vero quid sculpto opus est? Pingatur, ut ille, quem Monachii
vidi , Apiani opus , qui quidem etiam Stellas fecit exemtibiles
propter praecessionem aequinoctionim/* Un6 bal6 nac^^er
fommt er in feiner Korrefpon6en5 ein 5u>eites ZHal auf feine
IHündjener Heifeerinnerung 5U fpredjen. Der bayrifc^e Kansler
^eru?art pon ^o^enburg nämlid}, einer 6er be6euten6ften
fatljolifc^en Staatsmänner jener geit, aber auc^ ein Ijodjgebil6eter
ZITann un6 auf ^ronologifc^em u?ie arit^metifd^em (ßebiete felbft
als Sdjriftfteller t^atig, erholte ftdj bei 6em jungen fd^wäbifc^en
(Belehrten gar gerne Hats über 6ie perfc^ie6enften Singe un6
erfun6igte fidf u. a. audj einmal nadj 6em IDefen 6er mag«
netifdjen Znifmeifung, 6eren PorI?an6enfein 6er fpanifc^e Hautifer
Pe6ro 6e ZlTeMna pöllig in 2Ibre6e gesogen Ijabe. Darauf
^in lief Kepler im September \5^S einen fe^r umfänglichen
Sc^reibebrief pom Stapel, aus 6em wir ^ier natürlidj 6as uns
unmittelbar berü^ren6e herausgeben'): „Venio ad libellum
nauticum, de quo quod scribam, non eruditio, sed respondendi
necessitas mihi suppeditat. Etenim Monachium aliud hac de
*) 3n feinem erflen grSgem Wexfe, bem „Prodromus dissertationum
cosmographicarum** (Cübtngen ^596) t|atte Kepler tJOÜjlänbtg neue lln»
Pesten über hie 2lrd?iteftonif unfers pianetenfYftems oorgetragen, welche er
iwat felbft halb tDteber aufsah, meiere aber 5nerfi allenit^alben in Deutfc^^
lanb großen ^Inflang fanben, unb loeld^e eben ^ersog (f rtebrtc^ burc^
ein mobell oerfinnlic^en 3U laffen ftd? ©orgefefet Ijatte. PgL Keitlitiger'
neumann«(Sruner, Z^^^'^^nes Kepler, i. Ceti, Stuttgart ^868. S. ^39 ff.
')Joannis Kepler! Opera Omnia, ed. Frisch. Vol. I, ^ranffurt
unb €rlangen ^858. 5. 7^ ff.
») Ibid. Vol. II, ^ranffurt unb (Erlangen ^859. S. 8i2.
von Sxe^munh <9ünit)er. ^35
re certiusque scribere non possum, quam quod abhinc biennio *)
Monachii didici , cum enim custos bibliothecae seu quisquis
ille fuit, astronomiae cognitione imbutus, globum Apiani mihi
monstraret, addiditque, instituisse Apianum novam longitu-
dinum discendarum doctrinam ex declinatione magnetis. Id
si ita est, Apiano utique exploratum seu constitutum fuisse
punctum oportet, ad quod (loco poli) magnes tenderet.*'
Derjenige nun, n^cldjer in öer C^at an Me ZnSsIidjfeit öadjte,
bas bamals fc^on piel berufene Problem öer ZHeeresIänge öurc^
erbmagnetifc^e Beobachtungen 5U löfen, mat in XDa^r^eit nic^t
Philipp, fonöern peter 2lpian*), unö es gen^innt öen 2In»
fc^ein, 6a0 man felbft in ZRünc^ener (ßele^ttenf reifen, öie tpo^l
Ratten orientiert fein fonnen, bereits gegen öen 2tusgang 6es
XVI. ^alixlinnbexts ^in öie öen beiöen 2tpian $U5ufc^reibenöen
Deröienfte grünölic^ft öur(^einanöergebrac^t ^atte.
Philipp 2tpian, öer So^n, war in jenen 3^»^^«"/ <^i^ ^^
öie ©loben in Eingriff na^m, nidit me^r in bayrifc^en Bienften,
fonöern tpirfte als profeffor öer ZHat^ematif an öer tpurttem»
bergifc^en Canöesuniperptät. Die Per^ältniffe, welche i^n an
öiefe gebracht Ratten, beöürfen einer befonöern Erörterung, welche
i^nen fpdter 5U teil iperöen foU; für je^t ^anöelt es fic^ öarum,
öie urfunölic^en Hac^tpeife 5U fammeln unö 5U permerten, welche
fic^ besüglidj öer perfSnlic^en Ceiftungen 2tpians unö i^rer Se»
lo^nung in öen Elften öes (• allgemeinen Heic^sarc^ipes por«
finöen. Diefelben entflammen öerjenigen 2tbteilung, tpelc^e mit
„^ürftenfac^en, Specialia" be$eidfnet ift (Lit. C. Fase. XXX,
Nr. 365), unö iwat trägt öer uns ange^enöe Tltt öiefe SpesiaU
auffdjrift: „^ersog 2llbrec^t V. pon Sayem erfu(^t öie ^er»
$oge (C^riftop^ unö Cuöu^tg $u IDürttemberg, $u bewilligen,
*) Dtefe Settbepimmung Keplers beruljt, wenn bas oben gcfagte
3Utrtfft, anf einem Derfeljen bts Schreibers. I)oc^ bfirfen wir aüerbings
nid?t ©erfd?ipeigen, ba% berfclbe andj im 3aljre ^596 3U fur3cm 3efud?e in
bcr Qeimat wax, um fid? bort geiDtffe für feine Perljeiratung erforberlic^e
Dofumente 3U perfd?affen. 2lbcr freiließ wax biefe Heife, mag jie aud? burc^
niünc^en gefüljrt l^ahen, eine feljr eilige, 3um ruijigen Öefeljen ©on mufeen
tpenig geeignete.
*) 3e3ÜgIid? ber übrigens fd/on ©or 2Ipt an nnb feinem Kommentator
(ßemma Frisius aufgctaud^ten 3bee, ans bem als unceränberlic^ ©oraus*
gefefetcn IDinfcI bes aftronomifdjen nnb magnetifd?en IReribianes auf bie
geograpljifdjc £änge 3n fd?Iiegen, fann man pc^ informieren bei pefc^el*
Huge ((5efd?id/te ber (Erbfunbe, IRünc^en (877. 5. ^o^ nnb poggen*
borff (<ßef4ic^tc ber pl^yP'» ^«iP3id I879. 5. 27^^ ff.), peter 2iptan
burfte in biefer 2ingelegent|eit mit allem Hechte reeüere Derbienjle als bie
iljm Don Kepler beigelegten für fic^ in 2lnfprtt4? neljmen, wie von 'B.
IPoIf ((Sefc^idjte ber äjtronomie, IRündjen ^879* 5. 37^^) bargetljan ijl.
\Z6 ^<^ münc^ener (5Ioben ptt^^PP ^ptatis
öaf Dr. Philipp Tlpxanns, profeffor in OWngcn, auf
etnisc gett nadj ZTlflnd^en $ur ^«rfteüuns eines (ßlobi terreftris
fomme. ^55^. \575." I)ie erftere 3a^res$a^l ift felbftreöenö
perfc^rieben. Damals begannen geraöe öie erften Per^anölungen
bes Qersogs mit Tipxan aber bie bayrif^e Canbesaufnat^me;
unb Prins Cubrois pon IDürttembers, welcher feinem Pater
(t^riftop^ anno \56S im Segimente folgte, rpar noc^ ein un»
mflnbiges Kinb. Daf ftatt 5^ pielme^r 7^ gelefen werben muffe,
ift tpo^l bie nädffte Vermutung, bodf fmb überhaupt bie noc^
erhaltenen Sd^riftftücfe fdmtlic^ erft aus bem 3a^re \575.
2(Uerbings fe^It bas erfte ber Sdimben, tpelc^e 2(Ibrec^t
an Cubtpig richtete; benn es ipirb auf basfelbe in bemjenisen
Se5U9 genommen, tpelc^es in unferm gegentpärtigen Beft^ftanbe
ben Sriefipec^fel eröffnet: „Datum Cransperg*) ben 27. 3i*Kj
2tnno 75." €r ^abe jtc^, fo läft ber ^er$og fd^reiben, jüngft
an feinen fürftUc^en Bruber ,,Pon Starnberg aus ipegen bes
profeffors $u Dibingen Philip 2tpiani, uns bene 5U mac^ung
eines (ßlobj tCerreftris auf ain monat 6. 5U freunbllic^em gefallen
5U erlauben" getpenbet, bisher aber feinen Sefc^eib auf fein 2tn=
fudjen erhalten. Deshalb fomme er je^t aufs neue mit ber
Bitte, ben genannten ,,5U peric^tung folc^en iperd^s 5U pergonnen
unb 3me bie gebeten geit angeregter maffen guetmillig unnb
gnebig 5U erlauben", (ßleic^seitig erging eine „ibentifc^e Hote"
an ben Senat ber fc^u^dbifc^en Qoc^fc^ule. (Er, Qer5og 2Ilbredjt,
ifab^ [xdi bereits an ben Canbes^errn ber tCübinger gemenbet,
bamit berfelbe i^m ein ZHitglieb i^res Kollegiums überlaffe; in
berfelben Sac^e tpenbe er jtc^ felbft an bie gelehrten ^erren,
„umb bero Profeffom bei euc^, Doctor(em) 2lpianum, unns bene
ain geitlang gu madfung aines tCerreftris (ßlobi freunbtiidjen
5U pergonnen." €r ^offe superjtc^tlic^, ba^ ^er$og Cubmig feinen
XDunfd^ 5U erfüllen geneigt fein u>erbe, unb ebenfo bitte er 2tpians
Kollegen, biefem nic^t nur nxdits in ben IDeg 5U legen, „fonnbern
bey 3me, 2tpiano, barob feyn, bamit er fidj auf unnfer erporbem,
u>eil er unns noc^ annbere 3"ft^wment me^r ^e machen, unnb
foldj u>erdj, bas fic^ bamibn, u>eil es an fc^abn über lannbt,
fennblidj ain fo weiter u>^g gar nit ge bringen*), unnber bie
*) Kranjberg, ein in ber Häfje f retfings gelegenes unb t>on
il^nen gerne anfgefnd^tes 3agbfc^Iog ber bayrifd/en Jürgen; von Ijier aus
fefete (^. Sfdjoffe, 3aierifc^e (5efd?id/ten,„2. Banb, 2larau ^82^. 5. ^57)
Qer3og (Lljrijloplj feinen berüd^tigten Uberfaü auf ben lefetcn llbens*
berger ins IDerf.
^) 3nfofern an biefer Stelle ber beutfc^e 2(usbrurf ein etwas fc^roer
üerflänblt(^er ijl, moüen wir nur bemerfeu, bag auf bie Sd?n?ierigfeit bes
von Stegmunb (Sönii}er. 1(37
^ennö nemme." — 2tus 5cm gleichen 3a^re (\575) ift uns noc^
ein 5!Pcitcr Srief 2IIbrec^ts an Cuötptg, o^ne näheres Datums»
notat^ aufbehalten, ber als eine (Ergänsung sum erften 5U be*
trauten fein öürfte. ^ür 6en ansufertigenöen (gröglobus bewarf
öer bayrif(^e Efetio^ 6rin$en5 6es Philipp Tip i an, bmdi 6en
öiefes XDerf „aus5fird^let unö auf$eic^net" iperben foU, allein es
fei 5U fürchten ; ba^ ber (ßele^rte, felbft menn er bie (Erlaubnis
feines ^errn erhalten ^abe, „5U fold)en nit gern fi^ merbe be-
u>egen ober gebraud)en laffen", menn man ifjm nid^t feitens ber
afabemifc^en Sefjörbe fein Cefjramt offen ^alte unb aud) für bie
Dauer feiner 2Ibtpefen^eit bas (ßef^alt aus5aE;Ie. XDenn fomit
^er5og £ub«)ig ben Profeffor für ein Ijalbes 3aljr, ,,baljin fic^
foldj tperc^ ungeperli^ erftredfjen mochte", $u beurlauben jtc^
bereitfinben laffe, fo möge er auc^ bie pefuniäre ^rage im
beregten Sinne 5U orbnen bie ©üte Ifab^n. — ZHan lieg pd} in
Stuttgart unb Cübingen u>irflic^ beftimmen, bem 2Inftnnen bes
bayrifdjen Hadjbars Jpolge 5U leiflen, 2Ipian befam Urlaub
unb begab fidj nadj iflfindjen; allein wf ben erften ^ieb fdllt
befanntlic^ jfein Saum, unb bei feinem erften 21ufent^alte per^^
mod)te er bas freilidj grofe unb fd)U)ierige IDerf nic^t bis 5um
(Enbe burdj5uf ü^ren ; barüber, fo«)ie über ben fanften ©emaltaft,
ber 211 brecht V. enblidj bas 3iel feiner XDünfdje erreichen lief,
giebt ber pierte ber Ijerjoglidjen Briefe, perfaft 5U IHündjen am
\5. ®f tober \576, bie nötige Husfunft. Derfelbe ift mieberum
an ben Cübinger Ce^rförper abreffiert unb beginnt mit einem
Hüdblide; bie ^erren mürben fid^ erinnern, ba^ 2lpian ein
3a^r porfjer ben (ßlobus angefangen unb bie 2Irbeit „bamaln
jimlic^ meit gebradjt, alfo ba^ ber ZHaler ain guette meil fjernad^
noc^ baran ge madjen gehabt." Pöüig suftanbe fei fte aber fürs
erfte nodj nxdii gefommen, unb fo fjabe er benn, als 2tpian
burdj eine (ßefc^äftsreife mieber nac^ ber bayrifdjen ^auptftabt
geführt morben fei, benfelben glei^ ba befjalten, auf 3nbemnitat
pon feiten bes XDürttembergers fjoffenb» (Er ftelle andj biesmal
bie Bitte, 2Ipians Sefolbung u)egen feines unfreiwilligen IDeg»
bleibens pon feinem IDo^norte nic^t 5U fdjmälern.
Der freunblic^en 2tufforberung Pon fo einflußreicher Seite
burf ten Qer5og £ u b u? i g unb feine getreue fjo^e Sdiuk fic^erlidj
feinen IDiberftanb entgegenfe^en« Ztaturgemäf aber lief es
itlbrec^t bei bem 2tppeü an frembe Kaffen nidjt bemenben.
(Transportes folc^cr Kunjiiperfe angefplelt wixb; auf grögerc (Entfernungen
laffe ftc^ bergleid^en oljne große Had?teilc gar nid^t oerfenben. Bei ben ba«
maltgen popoerl^ältnijfen ipol^l glaublid?.
]^38 ^t^ münd^ener (Sloben pi)tltpp 2(ptans
fonbcm lohnte 5cm pon i^m berufenen ZtTanne 5er IDiffenfc^aft
feine Jtnftrengungen in fürftlic^er XDeife, 2Iuc^ öarüber geben
2trc^ipalien ^uffc^Iuf. Tim 2^. Desember ^575 rouröe über
eine Si^ung 6er Qoffammer ein ProtofoU aufgenommen, weldies
im ^3. 3anbz, jfol. 288^, biefer Protofoüfammlung 5U finden
ift un6 nadjfolgenöen XDortlaut ^at: „Doctor 2Ipiano ^ab(en)
3r ^(ürfllid)e) 9n(a5en) Pon tpegen feiner p(er)ridjtun9 mit 6en
globen \00 f[. ^) p(erje^run9 fambt 6(er) S^vnnQ ^ielj(er) unb
ipiö(er) ^in 5e geben pep(ol(^en)". Dag 6ie Summe audj in 6ie
ridjtigen ^än5e gelangt ift, beseugt 5ie ßofsa^Iamtsrec^nung 6es
3a^re5 \575; ^ol. 3\^b ip unter öer' Hubrif „Zlbperttigung
unnö gnabengeut" 6ie Cinseic^nung 5U lefen: „Boctor p^iüip
Tippxano für ein gemacht tperd^ aus gn(a6en) fi. ^00." Dabei
iparen Me Diäten nic^t mit inbegriffen, öenn joL 3^^a {jeift es
unter „Körungen" wie folgt: „pljüllipen 2lppiano. per 5*J^w"9
be$alt: Cautt ^errn ^uggers getl p. 50". — €tmas fpäter
{\% Ban6 6er protofoUe, ;JoL 5\\^) fagen 5ie Derseic^niffe ein
neues (Bef(^enf aus(3j. Desember 11576): „Dem Doctor 2Ipiano
3ft Pon unnfers gn(ä5igen) f (ürften) unn5 ^(errn) u>eg(en) für
fein all^ie get^one perric^tung ju einer pere^rung aus g(na5en)
\50 fl. suegeftellen bepoId>(en). Dar$ue 3ft 3^^ ^^^ ^^" P^<^(^^)
p. 33 f[. pere^rt u>or6en". Der .Qofsa^Imeifter ratifi5iert 6ie an
ifjn ergangene 2tntpeifung (f. ^ofsafjlamtsrec^nung pon \576,
^oL 277b) unter öer Hubrif „itbferttigung unn6 gnaben ©cUt",
U)ie ^ier 5U lefen: „Doftor pfjillippen 2Ippiano megen mac^ung
eins merrf^s lautt öer getl besalt . . . fl. ^50". Unb ^ol. 288 ^
ipirö unter „Dereljrungen" ^ierju nachgetragen: „3^^^ bejallt
umb einen p(er)guI5ten pec^er, fo 6em boctor itppiano Perert
morben • . , ff. 33. Kr. ^5".
XDas «>ir porfte^enb mitgeteilt Ijaben, ift alles, mas aus
6en 2Iften 5U entnehmen tpar. VOiv erfe^en baraus, 6af auf
mef?rmalige, 6ringlid)e Bittf (^reiben ^er5og 211 b rechts 5er
Obinger (ßelefjrte Pon feiner Uniperfität un5 5em £an5es^errn
5en geu>ünfdjten Urlaub erijalten ^aben muf, 5a0 aber 5as
^albe 2^lix, meldjes 5er ^ersog für 5ie Jlusfüljrung 5er 2lrbeit
in 2lusft(^t genommen Ijaik, fic^ nidjt als genügen5 ermies,
un5 5af Sesmegen noc^ fpäter ein porüberge^en5er Zlufentljalt
Ztpians in ZlTündjen jtdj ert^eblidj perlängerte. ZHan tpar ja in
jenen tEagen an Ijäufige un5 5eitrauben5e Heifen Pon UXännern
*) Vflan tjat jid? bei biefer gal^I ju »ergcgentpärtigen, ba% ber (Selb-
tpcrt um 1600 ^wax ntd?t mel^r bas 3ipan3igf ac^e bes gegen ipärtigen, wie
im inittelalter , aber boc^ noc^ gerne bas 3n)ölf' bis fünf3el^nfad?e bes-
felben betrug.
oon Stegmnnb <9fintt)er. 1^3^
öcr IDiffenfc^aft actpö^nt, aber im porliegenben ^aUe m6scn
Center unö Stuöicrenbe öer fdjtpdbifc^cn ^oc^fdjule öoc^ nic^t
fc^r bavon cnt5Üdt getDefcn fein, baf 5er (Dröinarius öer ZlTat^e»
matif fo lange S^xt iljnen entsogen unö öurdj Subftituten in
mal^rfc^einlidj nic^t immer muftergiltiger XDeife erfe^t u>ur5e ^).
Celli US fpielt tpo^l auf öiefe ÜmftänSe an, wenn er, nac^öem
er 2(pian5 mannigfadjer 2Iusfiäge in 3uc^6rucferangelegen^eiten
gebadjt fjat, in 5ie IDorte ausbricht*): „Quoties Jubinga in
Bavariam vel a principe suo, causis in mathematicis , fuit
evocatus?" (Es muf alfo jebenfaüs bas (gntgegenfommen öer
IDürltemberger gegen 5ie von bayrifcljer Seite geäußerten IDünfdje
unummunöen anerfannt u^eröen, unö öiefe 2lnerfennung ipirö
fic^ noc^ fteigern, tpenn voit bavan öenfen, öaf öer nämliche
UTann, öeffen u>iffenfc^aftlic^e Unterftü^ung 2llbredjt V. nic^t
öringenö genug erbitten 5U fönnen glaubte, nic^t allsulange Dor»
^er nodj öer Untertf^an eben öiefes dürften wat unö, falls nid}!
religiofe 3"tol^^ö"5 i^" gemaltfam von feinem Paterlanöe los*
geriffen ^ätte, für öeffen Dienft jeöen itugenblid, unö of?ne öaf
es beweglicher 2Infd?reiben an fremöe 3"Pö"S^" beöurft Ijätte,
ju ^aben geu>efen wäre. Da pijilipp 2tpian in öer (ßef^iijte
öer Deformation, fott>eit Sayern öabei in betradjt fommt, eine
gan5 eigenartige Holle fpielt, in lueiteren l{reifen aber, loie ipir
uns fiberseugt galten öürfen^), nur menig pon feinem (ßefdjicf
befannt ift, fo glauben mir uns eine furse 2lbfd)ipeifung auf
M Von einem btefer Derfreter, unb 3tpar ipal^rfdjeinlic^ gerabe oon
bcm , ocr bei ber I^ier in Hebe ftcljenben langem Jlbioefenljeit einfprang,
ftnb wir etwas genauer unterrid^tet, unb ^XDax burdf ben betreffenben felbfl.
(Es ift bies ber befannte l^umaniftifc^e Did?ter Hifobemus frifd^Iin,
ber uns (Poppysmus grammaticus , pro strigula sua grammatica , adversus
M, Crusii antistrigilem, 2. Dial., Prag (587. 5. 287) bies felber berid?tet.
„Rectore Valentino Voltio , J. u. Doctore**, fo er3ä!^lt er, „viro clarissimo
et optime de Academia Tübingens! merito, abfuerat diutius a schola vestra
D. Philippus Apianus : Professor Mathematum : nee erat rediturus ante mensem,
unumque atque alterum. . . Quid fit? Ego mihi persuaderi hoc patior, ut
istam provinciam suscipiam et doctrinam sphaericam ad eum fere modum
proponam, quo vides in lucem jam prodisse.** £e^ere IDortc perroeifen
barauf, bag f rifdjitn bas Kollegien I^cft, ujcld^es er fld? jum groecfe
ber 2lb!ialtung biefer Vorträge angelegt, fpätcr in Kompenbicnform bruden
lieg; bem sufolge, was über bicfes IDerfdpcn Daoib Strang in feinem
fc^önen (Effay über J rifc^Iin (Jranffurt a. m. (856. 5. 335 ff.) mit*
teilt, bürfte 2Ipian t>on ber 2Irt ber Suppitcrung feines 2lmtes nic^t
att3ufel^r erbaut gen?efen fein^
2) Celltus, a. a. 0., 5. 20.
•) IDir glauben 3U biefer Dorausfe^ung befotibers besl^alb ermächtigt
3» fein, n?etl ber trefflid^e nrib um Bayern Ijoc^cerbiente mann nid?t einmal in
Sie „2ingemeine Deutfd^e Biograpl^ic" 2lufnaljme gefunben Ijat.
l^qfi X)te mfinc^ener (Sieben pi)tHpp Kpmns
Mefe, mit öem ^toecfe unfers 2(uffa^es allerbtngs nur mittelbar in
Perbinbung fte^enbe ZITaterie tpo^l seftatten 5U öflrfen*).
Philipp 2tpian folgte feinem berühmten Pater peter
auf 6em 3«9oIpäöter Ce^rftu^Ie 6er ZlTal^ematif un5 2tftronomie
am \\, 2^lx ^552, in 6em für eine fold^e Stellung gett>i§ fe^r
jugenölidien 2tlter pon einunbsmansig ^alfven. XDar es aber sunädjft
aud; natärli^ 6er Segen bes Paters, tpel^er t^ier bem So^ne
bas Sfans baute, fo seigte festerer bod) fc^on balb, ba^ in i^m
ber ttJÜrbige Hac^folger eines Peter 2Ipian erftanben fei, benn
obmo^l i^m bas nadjträglidj ergriffene Stubium ber ^eilfunbe
piele freie geit u>egna^m, er5ielte er bod} balb ausgeseic^nete
Ce^rerfolge unb brachte pom 3^^^^ ^^5^ an perljältnismäfig
rafc^ bas KarteniDerf ber „bayerifdljen Canbtafeln" $uflanbe, bem
Don berufenen Kennern bas ^ödjfte tob gefpenbet tt>orben ift*).
Die foUegialen Sesie^ungen 2Ipians 5U ben 3"9<>W^^^t^^ pro»
fefforen tparen länge bk beften unb fonnten es aud^ nidjt anbers
fein, ba bie Perfönlidjfeit bes ZHannes aüfeitig als eine überaus
einne^menbe gefc^ilbert voixb, ilüein — es fatm ber frömmfte
nic^t in ^rieben bleiben, menn es bem böfen Zlad)bar nic^t gefdüt.
2tls biefer Xiadibav erf^eint ber befannte Konpertit StapfjY^ii^/
tpelc^er ber ^oc^fc^ule im 3ö^re \560 als „Superintenbent"
ujefentlic^ 5U bem ^mecfe porgefe^t morben u>ar, um über bie
Sed)tgldubigfeit aller Uniperptätsange^Srigen 5U u)ad}en; ivoax
ftarb berfelbe, ipenig betrauert, bereits ^56^, allein es tpar iljm
bodf gelungen, „dolosas machinationes" gegen ben i^m als
Ke^er perbäc^tigen ZHatfjematifer ins IDerf 5U fe^en, unb merf»
ipürbigeru>eife ipar es bie fonft geipo^nlic^ ben freien (ßebanfen
pertretenbe mebijinifc^e ^Jafultät , meldje ben ©^renbläfereien bes
Stap^Y^w^ Haum gab unb 5uerft in einem 2tftenftücfe i^ren
*) Porsitgltc^ nnb ftreng quettenmagtg gel^dten tfl ©. prantls Dar*
iieflung ((Sefc^tc^te ber £ubiPtg s inajtmtlians * Unberjttät , müncben (872;
{. 3anb. 5. 320 ff.; 2. Banb. 5. 258 ff.). — Vq^l ferner bes berfaffers
Spe3talfdjnft „peter unb pl^ilipp 2lptan, 3ipet bcutfd^e UTattje*
mattfer unb Kartograpl^en" (prag (882. 5. 89 ff.).
^) pefc^el (<ßef4 b. (Erb!., 5. 680 nennt Sayern als basjentge
ianb, ©eldjes gegen (Enbe bes XVI. ^atjrljunberfs, banf ber HTütjroaltung
unfers 2lptan, von fämtltd?en (grbräumen fld? ber ooüfommeiiften ITIappierung
erfreute. Unb btcfem fjiftorifer ber (Erbfunbe pflichtet poüftänbig bei (E.
V. Sybou), ber 2lpian ntd?t allein als Begrünber ber baYrifd^en Copo»
grapl^ie, fonbern audj als einen ber erjien Cypograpl^en aller geiten gefeiert
»iffen roiü. Pgl. bes erjtern 2lbtjanblung „Die Kartograpljie (Europas bis
3um 3alire (857" (petermanns (ßeogr. lUttteilun^en, 1857. 5. 73 ff.).
3P bod? fogar, na^ v, 21 retin, bei ber Hcprobuftion biefer Karten 3um
erjlenmale in ber peroielfältigenben Kunjt ein Stereotypieroerfal^ren 3ur
2lnu>enbung gefommenl
vou Stegmnnb (5ünit)er« * \n\
Beöcnfen über 2tptans Kat^oHsität 2tus6rucf perlte^. 3mmer»
^in ,5auerte es no^ einige ^a^te, bis öiefe (ßegnerfdiaft in
6ie (Dffentlidifeit trat, un5 5u>ar sefc^a^ öies erft, als ^568 aus
Znünd)en 6er Sefefjl eintraf, 6af pdj fdmtlidje ^nliabet eines
Celjramtes auf 6as triöenttnifc^e ©laubensbefenntnis perpfiidjten
laffen mflften. Hunme^r ^atte 2Ipian, 6er mit größter Be»
f (Reiben Ijeit eine C^arafterftärfe perbanö, 6ie in jener 3^it 6es
geroerbsmagigen Relisionsroedjfels doppelt »o^I t^ut, feine IDa^l
me^r; er mufte ;Jarbe befennen un6 tfjat Mes aud} in einer
5eutf^en (Eingabe, toeldje er am 8* 2lpril genannten ^alives an
5en Reftor rid^tete, unö u)orin er — wir gebrauchen 6ie treffenden
IDorte p. Prantls^) — „in 5er u)ür6igften IDeife un5 eöelften
Sprache feinen Stanbpunft öarlegte, ba^in ge^enb, 6ag er 6er
augsburgifdjen Konfeffton von fersen suget^an fei unö bei
berfelben, fomme toas ba moüe, 5U t?er^arren gebenfe". XDxt
fonnen an biefem ®rte auf ben tDeitern Derlauf bes mit biefer
Deflaration eröffneten Sdjriftentaufc^es smifc^en 2lpian, Senat
unb Regierung ni^t nd^er eingeben unb begnügen uns mit ber
Eingabe bes (Enbausganges. 2tpian würbe feiner Ce^rftelle ent»
^oben unb aus 3ngoIftabt permiefen; bereits am 2^. 2tpril \568
muf te er bie Siabt perlaffen liaben* Die ^drte bes ^ersogs
mu| ben flberrafc^en, ber ba U)eif , wk piel berfelbe auf ben i^m
perf6nlic^ befreunbeten ©ele^rten gehalten ^atte unb noc^ in bem
2lugenblide ^ielt, als er i^m feine ^ödjfte Ungnabe 5U erfennen
gab; aus ben pon 2llbredjt jum Ceil felbft gefdjriebenen
Briefen, n>eld)e in biefer Sad)e nadj 3"S^lft^^* ergingen, fpric^t
ftc^ bis 5ule^t ber lebfjafte IDunfdi unb bie fidjere Hoffnung aus,
2tpian »erbe es ni^t bis 5um duferften fommen laffen, unb
wate nxdft beffen fta^I^arte €ntfd)Iof[enf?eit ein 5U grofes ^in»
bemis gemefen, fo mürbe man iljm gerne eine golbene Brücfe
gebaut fjaben. Tlndf wat bie Derbannung eine relalip milbe;
bas „Ceibgebinge", u)elc^es fidj 2Jpian als Belofjnung für feine
geobdtifc^en Ceiftungen erworben ^atte, foüte iljm unperfürst
perbleiben, unb nur ber fünftige Zlufentfjaltsort foUte fein frei«
willig 5U wd^lenber fein. Der ^firft Ijanbelte unter bem Drucfe
feiner ©ewiffensrdte, unb wir werben, wenn wir nur perfudjen,
uns in bie ganse ^eitrid^tung ^ineinsuperfe^en , besljalb nodj
feinen Stein auf i^n werfen bürfen, weil er bem entfe^lic^en,
bamals eben auftaudjenben Sprud)e „Cujus regio, ejus religio"
ein pon il?m felbft nidjt sum wenigften beflagtes ®pfer bar»
brachte. Der 2lbrunbung falber fei bemerft, ba^ ber gemaf*»
*) V. pranti, a. a. (D., \, ^anh, S. 329.
H2 ^i^ mSnd^ener iSlohen ptiiHpp 2Iptans
regelte Sayent pertteg unö, nac^bem i^n eine gelehrte Hetfe bnxdf
einen großen tCeil Deutfc^Ianbs geführt ^atte, 6en gerade red^t^
Seitig an xtfn ergangenen Huf als Profeffor an bte Uniperfttät
Cfibingen annahm; in öiefer Stabt ijat er auc^ (\589) fein eöles,
pon Schritt 5U Schritt 6en Biographen erfreulid^ anmutenöes
Ceben befdjloffen % nnb von ^ier aus fa^en mir i^n oben feine
Schritte öem Canöe tpieöer sulenfen, in melc^em er noc^ fein
3<»^^5«^"* 5wt>or fo trflbe Erfahrungen ^atte madj^n muffen.
XDenn ber Cefer biefer (Er5ä^Iung bas, was er auf ben
legten Seiten gelernt, mit feinen (Erinnerungen Pon früher 5U»
fammenljdit, fo wirb er pc^ bcs €inbrucfes nidjt entfd^lagen
fönnen, ba^ ^ersog 2tlbredjt bei feinem 2lnjtnnen an ilp.ian
unb bie S^maben etmas ftarfe 2Inforberungen an beren <&uU
mfitigfeit gemadjt Ijat. (Er ^ätte jtc^ faum tpunbern bürfen,
a?enn jener entfdjieben ablefjnenb geantwortet unb wenn bie Se»
t^örbe geäußert ^aben wfirbe, fie fe^e feinen (ßrunb ein, bem
nact)barlanbe einen ZMann 5ur Dienftleiftung 5U äberlaffen, ben
fte felbft fe^r tpo^l brauchen fönne, unb ben ja Bayern felbft
*) €s ijl unmögltd? unb wäre and^ im ^ntereffe ber Parität nic^t
angcjetgt, bapon 3U fdjipeigen, ha% 21 p tan mit bem einen UTartyrium,
meld^es ii{m feine d^riftlid^e äber5eu9ung auferlegte; nid^t baoon fam, ha^
oielmeljr feine eigenen (ßlaubcnsgenoifen tjinter ben papiflifd^en (Eiferern
nic^t 3ttrürfjlanben. 3"^ 3a!^re 1582 mad/te fic^ ber Cübinger Ünioerjttäts-
fan5ler 2lnbreae baxan, feine Untergebenen auf bie neue, mefentlic^ unter
feiner mitn^irfung 3ujtanbe gebradjte „Konforbienformel" 3U ©ereibigen,
allein 21 p i a n , ber Dorn Ueolutt^eranismus ebenfomenig etmas vox^en vooüie
wie vom Cribentinum, oerroeigerte bie Unterfd?rift mit ber fd^on bem
bayrifc^en ^er3oge gegenüber gegebenen (Erfläruug, in (ßlaubensfad^en
Pönne er nid?t bisputieren. Dabyrd? füljlte fld? 2lnbreae um fo mcl^r
oerleftt, als ber f riebfertige unb burd? feine Crabition an ber Umoerfttät
tjodj angefetjene IHatliematifer bie etroas fpifee Bcmcrfung anfügte, auf
^Erörterungen über bie Hid^tigfeit ober Unrid?tig!eit ber formel fld? nid/t
einlaffen 3U moQen; er n^ijfe nod/ 3U gut pon 3ngoIftabt t)er, wie es einem
beim Streite mit (ßottesgeletjrten ergeije. Der bamals aUmäd?tige Kanjier
fefete es bei bem ebenfo gut« mie fd^mac^mütigen ^cr3oge iubmig burd?,
i>a% 2lpian mit 2Iblauf bes Stubienjaljres „beurlaubt", b. l^., gut beutfd^
gefproc^en, abgefegt ©urbe Ulan fann bies unglaublid?e Dorgel^cn nur
uerjietjen, ©enn man fid? entftnnt/ ha% ber treffliche IHelanc^tl^on bamals
fdjon feit meljr benn ^wan^i^ ^^l^rcn tot unb mit il?m aud? bie irenifd^e
Kid^tung inncrtjalb ber eoangelifc^en Kird?e beifeitegefc^obcn mar, mäljrcnb
bie Vertreter einer rücfpdjtslofen Kontroocrstl^eologie , ein jlacius,
^est)ufius^ IDiganb unb mie fie alle l?iegen, immer füt^ner bas Qaupt
ert)oben. Crmägt man, ^a% ber Katl7oli3ismus burd^ 2lpians 2Iuf treten
in 3ngoIftabt ftc^ gerabe in feiner f^odjburg bebrol^t fetjen mugte, ba'^ aber
Cutt^er in lüorms bas groge prin3ip ber proteftantifdjcn (ßemiffensfreil^eit
üerfünbet Ijatte, fo mirb man bie Derfünbigung ber mürttembergifd^cn
Ct^eologen gegen bie Coleran3 nod; t^erber empfinben als biejenige ber bay*
rifd^en, bie tpenigfiens ein gefc^id^tlic^es Hed^t für ftd; geltenb mad^en fonnten.
von Stegmunb (Säntl^er. ^^3
eben erft mit unperanttportltc^r Strenge pon flc^ geftofen ^obe,
Baf 6ie ^auptbeteiligten milier iac^ten, als mo^I mit 6er
mo6ernen ^nfdjauungsiDeife perträsüc^ ift, bas fann uns freute
nur freuen, öenn o^ne t^re Kunft im Dergeffen u>ür6en wir
^ute nic^t im Bejt^e jener wijfenfd^aftlidien Kunfttperfe uns
befinöeu; 6eren (Epftens uns 5U unferm gefdjic^tlic^en €yfurfe
üeranlaffung bot, un6 $u 5enen 5urücf5ufe^ren je^t ^olje geit ift.
Die itufseic^nungen 6es ITlündjener ^ofsa^Imeifters fe^en
uns öarüber ins flare, öaf 2lpian nic^t für einen (ßlobus,
fonöern für iwex ©loben Ijonoriert ipuröe (f, 0.). Da, joie mir
erfuhren, 5ie Briefe 6er fjersoglic^en Kanslei nur eines €r6»
globus (Ermahnung tljun, öeffen 2tnfertigung jenem eben anper^
traut u>er6en foUte, fo fonnte, tpäre jene Zlotis nidjt por^anben,*
beinahe ein ^meifel öarüber entfielen, ob audj öie ^immelsfugel
5U gleicher geit unb Pon öemfelben ZHanne fertiggefteüt u>uröe.
Denn es fe^It auc^ merfmürbigermeife 6iefem le^tern (ßlobus öie
Zueignung, auf meiere mir, als auf öer (Eröfugel angebracht, "
fdjon früher ^inmiefen. Heben 6em bayrifcljen IDappen, u>elc^es
beiöe in gans gleii^er 2Xusffifjrung aufmeifen, fe^en mir 5tpei
offenbar 5ur 2tufna^me 6er IDtömungstPorte beftimmte Cafein
per5eic^net, allein fie fin5 poüftänMg leer* Diefe IDa^rneljmung
legt uns öie — felbftperflanWic^ in feiner IDeife über 6en XDert
einer ^fpotfjefe fxdi er^ebenöe Vermutung nafje, öaf 5es ^crjogs
itbfeljen urfprünglic^ nur auf einen (Erbglobus gerichtet mar,
6af aber, nad)5em biefes ZReiftermerf gefd^affen mar, in 6em
Befi^er 6ie Heigung nac^ 6em aftronomifdjen gmillingsbruber
feines (Eröglobus ermadjte. Der Himmelsglobus märe Ijiernad)
5er fpäter entftanbene; 2tpian führte i^n, fo öenfen mir, bei
feinem legten Ijalb gesmungenen 21ufentfjalte in 5er bayrifcljcn
Seft5en5 (f. 0.) fomeit aus, 5af nur nodj unfünftlerifdje Ztadj»
arbeit 5U t^un übrig blieb, un5 überlief insbefon5ere feinem ©e«
I?ilfen öie Ausfüllung 5er De5ifationstafeln. 2lus irgen5 meldjem,
für uns nidit me^r erftd)tlic^em <ßrun5e mur5e aber 5ie le^te
Han5 ni^t me^r ans IDerf gelegt.
IDenn 5iefe unfere ZlTutmafung mirflidj 5em gefdjic^tlidjen
Hergänge entfpridjt, fo muf aller5ings auf ^ans 2Hüelidjs
artiftifdje ZTlitarbeit en5giltig persic^tet mer5en, 5enn 5iefer Ireff»
lidje ZHeifter 5er ^einmalerei, 5effen Sc^pfungen mir Ijeute nodj
im Cimelienfaale 5er f. Bibliotfjef bemun5ern, mar im 3aljre \576
bereits nic^t me^r unter 5en £eben5en. Dürfte man 5agegen
annehmen, 5er ^i^ttmelsglobus märe früljer begonnen mor5en,
als 5er (Eröglobus — un5 ein paar 3afjre 2Irbeitsjeit 5arf man
fc^on auf ein folc^es IDerf redjnen — , fo fSnnte 5ie ältere £es»
l^H/}^ Die münd^ener (Sloben ptitlipp 2Iptans
art aufrecht erhalten u>er6en *), un6 5U fc^ämcn ^atte fxdj ipa^r«
Hc^ 6as 2ln6enfen Wcfcs porsüslic^en Zniniaturmalers nic^t,
tpenn öiefem öie ^tgurenscidjnungen öcs 21 pi an fc^n ^immels»
globus nodj 5U9ere^net tpfirben. Der Centaur ^), ber Schlangelte
träger , Perfeus mit 6em ZTIebufen^aupte fmb lebenspoüe un6
fein fK$$ierte ^iguren, un5 auc^ 6ie ^arbengebung fiberrafc^t
nodi ^^eute, naq meljr als 6rei^un6ert 3a^ren, öurc^ i^re ^rifc^e
unö Ceb^aftigfeit XDenn nic^t ZlTfielic^ felbft, fo öflrfen mir
uns bodi fi(^er einen tüi^tigen, mit öer (Eigenart öes ZHeifters
DoUauf per trauten Sdiükt öesfelben als 2(pians (flnftlerifc^en
2tmanuenft5 öenfen®).
IDir ge^en nunmehr noc^ auf bte allfaOftge Bebeutung
•beiöer ©loben für 6te (ßefc^i(^te öer XDiffenf(^aft ettpas nä^er
ein. XDas 6ie ^immelsfugel anlangt, fo franft fie ja eben, u>ie
6ies alle älteren 2Jpparate t^un, an 5em fte belaftenben fünft*«
lerifdjen Beimerfe, öenn mer mirflidj mittelft öiefer Hac^bilbung
5es ^immelsge«)ölbes fidj eine Kenntnis öer Sternbilöer unS
einseinen ^iyfterne aneignen wollte, tpüröe „por Bäumen 6en
XDal5 nidit fe^en", 6. Ij. neben 6en ft(^ gerpaltfam in 6en Doröer*
grunb 6rängen6en ZITalereien, 5U öeren lDie5erauffin5ung am
^irmamente andj eine übermenfdjlic^e P^antafie nic^t ausreicht, 6ie
(ßeftirne felbft nur fc^a?er herausfinden* Ce^tere nun ftnö ^oc^ft
anmutig burc^ Heine unb gröfere mef^rftra^lige (ßebilbe aus
*) Die 2lnPc^ten über müelic^s Steüiing 3U ben (ßloben flnb geteilt;
5 c^ melier tjat jid?, tpie wir fallen, rürfl^altslos für bie Überlieferung
cntfd^ieben, aber bte unlättgft erfd^ienene, forgfaltig gearbeitete Dtffertation
von m. gimmermann (j^ans HTüelic^ unb ^ersog, 2l(bred?t V. von
Bayern, IHündjen (885) ermät^nt mit feiner Silbe biefer frage, b. Ij. beant*
»ortet fte pon pornl^erein im oerneincnben Sinne. 2lnberer IHeinung tt>ar
n>ieber ber ©crjlorbene f. Crautmann; ©gl. biefes 3aljrbud? {. 23anb.
S. 29 ff. „Pon inüelic^s gleid?artigen UTalereien nennen wir bie an
3n>ei <ßebetbüd?ern ber ^ersogin 21 nn a (^556), welchen nod? mel^rere folgten,
unb jene 3U ben großen ,(5lobufen' ©on Kpian für bie bamals im ,alten
Qof beflnblid? gcmefene Bibliotl^ef ^ersog Klbrcd?ts V." ijöd/ji tt>aljrfd?ein'
lid^ trifft man ^as rid?tige mit ber Zlnnaljme, einer ber jal^Ireid^en Schüler
inüelic^s kabe bie malerei ganj in be^en Sinn unb (ßeij! ausgef ül^rt. 2lls
fold?e Sd?üler nennt Hagler (Heues allgemeines Künjller'£ejifon, 9. ^anb.
inänd^en 18^0. S. 263) IHen, geljentmayr, Krapf unb Qunber aus
IDallfee. 2ittd^ eines Soljnes ^ a n s , ber als Irtaler tt^ätig ipar, ©irb bort*
felbji aebad^t
^) (Ll^arafterijiifd? ijl es, ba^ bei biefem Sternbilbe burd? befonbere
2luffd?rift bie „pars equina" pon ber ,,P"s humana*' 3U unterfd^eiben für
nötig befunben warb.
•) (Ein Kunftfreunb iptrb neben ben gemalten Bilbern nnb neben ben
fc^on eingangs erroäljnten (Slobusfügen insbefonbere auc^ an ber Ijübfd^en
IHeffingäftung fid? erfreuen, meldte in ben UTeribianring eingelaffen ip.
(Segen^anb berfelben iß ber bie IDeltfugel tragenbe 2Itlas.
von Sie^mntib <9nnit)er ]^/^5
gidnsenbem IHetall öargcftellt nnb mit einer feinen Spi^ —
ä^nlid) tpie 6ie 5ur itufljeftuns öes Papieres auf bas geidjen*
brett beflimntten Hagel — üerfefjen, fo5af man fte oljne ZRulje
^erausnefjmen unö anöern ®rts tpieöer einfe^en fann; man
erinnert ft(^ nodj, 6ag Kepler (f. o.) gefagt ^at, öiefelben feien
„leidjt aus5Ujie^en tregen öer Praeseffion" ^). I)ie Sternbilier,
tüelc^e Zlpian perseic^nete, fmö natürlich nur 6ie alten ptolemdi«
fc^en; Me neuen ©ruppen^ mel^e Petrus C^eoöori aus
(Emöen am Sfib^immel biföete, gehören einer etipas fpätern
(Epodie an. Don wiffenfdjaftlidiem Sinne aber seugt es, 5af
überall, voo es möglich war, 6ie arabifdjen Hamen öer Sterne
neben öen befannteren gräfolatinifc^en angegeben u>ur5en, 5. B.
Has 2tIgol = ß perfei, ^omal^aut (eigentlich fum-el-haut el
g^nübi) = a pifds auftralis*).
Ungleich merfmüröiger als öer Himmelsglobus ift unter
6em u>iffenfc^aftsgefc^iditlic^en ©eftc^tspunfte, ipie fic^ pon felbft
Derfte^t, öeffen terreftrifc^r ©enoffe. UTit Pergnfigen fonftatiert
öer Befc^auer, öag Philipp 2(pians geograp^tfc^e Sac^fenntnis
auf öer ^ö^e i^rer ^cxi ftanö. X?ielfa^ ftnö Cegenöen mit ent-
öecfungsgefdjic^tlidjen eingaben an (Drten untergebracht, tpeldje
öod) nur leer gelaffen u>eröen mugten; öie befannte Demarfations«
linie, öurc^ u^elc^e papft Hleyanöer V. öen €röbaü in eine
fpanifc^e unö in eine portugieftfc^e ^älfte 5U serlegen im Sinne
^atte, ift öurc^ örei Suffolen angeöeutet ^). Ceiöer jtnö öie Polar«
*) Die fogenannte prä3efflon bewirft, bag ber Durc^fd/ntttspunft bes
Qtmmelsäqnators unb oer (Efliptt! ntdjt fejl am Qimmel ftelitn bleibt,
fonbem mit fonjianter (ßefc^iptnbigfeit, unb 3ipar ge^en bte (Drbnung ber
§cid?en, auf ber fc^einbaren Sonnenbal^n fortfdjreitet. Daburd? werben bie
ajironomifc^en Breiten ber Sterne 3tpar nid?t berül^rt, bte £ängen aber
»ac^fen unaufljorüc^, unb bas 2(usfeljen bes Firmamentes wirb allerbings
nac^ Umflug einer längern Jrij^ in gewijfem Sinne ein^anberes. Had?
2lpians 3bee foflte alfo ein f ad?mann von geit 3U geit bie Ubereinftimmung
3U>ifc^en fünjllic^er nnb wirflic^er fj^immclsfugel burdj Perfd?icbung ber
Sterne um ein paar 3ogenminuten wiebertjerPcUcn. Beffer wäre es woljl
gewefen, oon 2infang an ben Urfprung ber gäl^Iung burc^ irgcnbweld?e
Porridjtung beweglid; 3U mad^en.
^) Pgl. t{ie3U 2Irmtn lüittßein, Über einige aus bem 2Irabtf6en
entlel^nte Sternnamen, gcitfd^rift für älattjematif unb pf^yP^/ ^iporifd?«
litterarifd?e 2lbteilung, 29. 3anb. S. ^69 ff.
®) Irtan wäljlte, um jid? möglic^jl an naturlid?e Derljältniffe an3ufc^Iie6en,
als Ceilungslinie jenen Irteribian, in weld?em (£oIumbus bie magnetifd?e
Deflination TXuü gefunben ^atte, inbem man erftens glaubte, ba% jebe
3fogone annäljernb mit einem Irteribiane 3ufammenfaIIen muffe, nnb zweitens,
ba% ber betreffenbe IDinf el für einunbbenfelben (Drt unt>eränber(id? fet. Beibe
Porausfefeungen waren un3utreff enb , unb fo trug bie päpfHid?e 2lnorbnung
in ftc^ fc^on ben Keim ber Unburdjfüljrbarfeit Halberes über bie Demar-
3af}rbitc(} fdr mAnc^ener ^efd}. II. ^0
H6 X)ie münd^ener (Sloben pi)tltpp Tizians
gesenbcn 5em ©nflujfc öes Tiltcts etwas flarf erlegen, fobaf
man Me Canöumriffe un6 £ofalbe$eic^nunsen nur fc^mer oöer
gar nidjt me^r $u erfennen permag. Der (Db uni St. Corens*
Strom Ijaben gan5 ungeheure Crtd^teröffnungen erhalten, tpie
öenn überhaupt 5er geic^ner 2leftuarien gerne 6a anbringt, wo
folc^e in ber Hatur nic^t por^anöen ftnö. ^mifc^en (ßtönlanb
unö (ßrofbritannien befinöet fi(^ natürlich 5er fagenfjafte 2trc^tpel
„^rislant"; tpeldjerauf feiner Karte 6es fec^e^ntenSdfulums fe^It^).
J)ie Konturen 35lön65 unb ©rönlanös ftn5 fe^r gut 5ur Var--
fteOung gebracht, nur erfc^eint (ßronlanbs 2(c^fe beträchtlich aus
i^rer n>a^ren Hic^tung ^erausgeöre^t. Die europäifct^en Kfiften
laffen, wenn man pon Details abfielt, u>enig $u tpunfcfjen flbrig ;
dagegen fjat bas fc^n>ar5e ZReer einen piel 5U fleinen ZReribional«
öurd^meffer, unö ganjlic^ perseic^net ift 6as fafpifc^. tEro^ 5er
ungenügenöen ©rtsbeftimmungen, melc^ man aus jenen (ßegenöen '
^atte, traf bagegen 2lpi an besäglid) ber befannten (Enge Pon
^ari^n, biefer für bie Perfe^rsgeograp^ie bes ZlTittelalters fo
überaus n>id}tigen Canbenge smif^en Don unb tDoIga, poO*
fommen bas ridjtige. — ilfrifas Umriffe pnb pon anerfennens»
tperter Hic^tigfeit, bagegen ift bie ^ybrograp^ie biefes Kontinentes
nidjt piel beffer, als wxv fte auf ben arabifc^en unb penetiani*
fdjen (Erbbilbern früherer §ext pnben, unb bie befanntUc^ in ber
(Erflnbung pljantaftifc^er ^uffyfteme bas menfcljenmöglic^
leifteten'). Hur barin tritt ein ^ortfc^ritt sutage, ba^ Zliger
unb Hil nic^t meljr einem gemeinfamen Cßuellfee entftammen,
ba^ pielme^r bie Quellen beiber ^lüffe burc^ eine als IDaffer*
f(^eibe bienenbe fdjmale (ßebirgsfette, bie pon Süben nac^ Horben
ftreidjt, getrennt ftnb. — 2lftens (Dftfüfte, fomeit fie ba$umal
über^upt im Berei(^e ber Sc^iffa^rt lag, entfpric^t gans gut
ber IDirflic^feit; an ber Stelle ber Beringsftrafe erblirfen ipir
bie Ijalb fagen^afte ZITeerenge „2lnian". 2TKt ber ^auptinfel
fationsitnte , tpelc^e 2Iptans bret Kompaffe eben babnrd/ oeranft^anltc^en,
bag bereit Habein toeftltd;, öfiltc^ unb gar ntd^t von ber mittagslmte ah"
weid^en, ftnbet man in pef djels „<ßefc^id?te bes Zeitalters ber ^ntberfungen*
(Stuttgart unb 2lugsburg ^858 5. 230 ff.).
») Ibid. 5. 10 1. Das IDort „Jfrtslanba" foü entpanbcn fein aus
,„f errts Canb'' = f är (Der. €tne fcl{r grünblic^e, burd? tlac^bilbungen
alter Karten unterftüfete Stubie über bcn Urfprung ber erbfunblic^en IHytl^e
pon einem 3nfcI^ompIej in beni nörblic^en Ceile l>es beutfc^en IHeeres per*
banft man 21. €. ©. Horbensfiölb {Sinbxen unb forfc^ungen, üeranlaßt
bnrd? meine Helfen unb^^forfd^ungen im Ijoljen Horben, £eip3tg (885. S. X ff.).
Der Spestaltitel ijl: Über bie Keife ber (ßebrüber geno unb bte ältejten
Karten über bm Horben.
») pefd?eI.Huge, (ßefd?. b. €rb!. 5. \5\.
von Sie^munb (Süntl^er. ^^7
öes japanifdjen 3nfelretc^cs wÄ% Tlpxan Befdjetö, was nidjt
wvLwbex nehmen fann, 6a We €liakn un5 £ei5cn 6es ^eiligen
^ranj Xavct in 3n$olfta6t fe^r ptel befproc^en tDorben waren;
pon 3^f^ Ijtngcsen ift i^m nichts befannt, unö 6er Don Hipon
gegen Me Philippinen ft(^ ^inuberste^nben 3nfel9uirlanöe tpir6
irrtflmlic^ arxdi ,;^ermofa" etngereifjt. 3"^ nöröltdien Birma
befinbet fic^ ein (imaginärer) (ßebirgsfee, aus ipel^em aüe hinter»
inöifdjen IDafferläufe Ijerporge^en. Die ^oUdnbifc^en Heifeberic^te
^at fic^ itpian offenbar gut angefe^en; bas bemeift 6ie Dar-
fleüung öes Sunöa* unö ZHoluffen^Zneeres : Sumatra, ^ava,
Sali (^ier Pale), ^lores, tEimor, bas als grofe runöe ^n^d
aufgefaßte Heu^^^uinea ^eben fic^ gut unb 5eutli(^ heraus.
Znit 3^^^ übrigens ^at es eine etmas eigentümlidie Be«
u>an6tnis. Das u>irflic^e 3^^^ f^^^t 6en Beinamen „major",
auf eröem ift aber, füömeftlic^ oon erfterm, no^ ein „Java minor"
por^anöen ; Me Entfernung beider gleichnamiger ^viUln wirb als
nid}t genau befannt beseic^net« Direft an bas Heinere 3^^^
fc^lief t ftc^ bas ^vP^t^etifdje ,,2(uftraUanb^' an, welches öem fec^>
sehnten 3Ä^^^wnöert als gefiederter geograp^ifc^r Bcft^ftanö galt^).
IDeitere 2luffc^lüffe foü, fo fagt eine f leine 3"f^riftf Marcus
Paulus Venetus erteilen f6nnen, allein 6em ift nic^t fo, öenn
Marco Polo ift niemals in 6ie Hd^e öes jiquators ober gar
über öenfelben ^inausgefommen» 3"^ 2luftrallan6e felbft fü^rt
ein tCeil 6en Hamen „Bcaii^* unö foü eine ^unbftelle pon (ßolö
fein; an einer anöern Stelle ^eift es: „Malcher regnum, in
quo maxima copia auromatum". Don 6en Ilamenseinseid)«
nungen öes weiten €röraumes, welcher in öer ^eiityit Polyttefien
genannt mirö, ift fdjmer 5U fagen, ob fte eine reelle Beöeutung
beanfpruc^en öürfen, fo 5. B. pom 2tr(^ipelagus „De San Lazaro".
(grfennbarer für uns ift öie „Restringa de ladrones" (Caöronen
oöer inarianen). 3"^ pasififc^en Sleere begegnen mir öem
folgenöen Paffus*) : „Totus ille Oceanus, quiestinter Panamaidem
et Moluccas insulas, nbnnuUis in locis adeo est herbifera , ut
navigantes non per maria, sed viridissima prata vehi videantur."
*) Die bejle (Drtentterung über bas IjYpotliettfc^e Süblanb ^tw&litt
IPiefers ITTonograpttie über btcfen (Segen jlanb (jnnsbrnrf 1880-
*) Seit bem „penplus" hes (5r teilen Sfylaj fpuft in ber (D^eano'
grapl{te bte bur^ bte Übertretbenben Sd^ilberungen bes (tolumbus genfit^rte
inä^r von ^en ^Krautroiefen" ober bem „Sargaffo-IHeere". Die nü4^terne
Prüfung bes beutfd?en Haturforfc^ers Tinn^e (3otanifc^es 3at?rbuc^ für
Sypematif, pflansengefc^tc^te unb pjlansengcograpliie, \. 23anb. S. \9\ ff.)
tiat ben mand/erlei ausfc^meifenben €r3ä^Ittn9en hierüber bie (Eljatfad?e
entgegengejlent, ba% lebiglic^ an einseluen Stellen im IHcere größere mengen
ber com benadjbarten f erlaube losgeriffenen Sargaffumpflanse jid? anfammeln.
10*
\^S I^i^ münc^ener (Sieben p!}tltpp 2lptans von Siegmunb (Sünif^er.
Sübamerifas l{flftenumrif ift beffer ausgefallen als auf
mancher anbem gleichseitigen unö fpdtern Havk. Horbamerifa
dagegen erleiöet am (ßeftabe öes „regnum Anian", b. fj. in
2IIasfa nnb CoIumHen, eine piel 5U energifc^e 2(usbuc^tung nadj
XDeften, fobaf alfo 5er nSrWic^e Ceil 6es ftillen ®$eans min»
öeftens um We ^älfte $u fc^mal ausgefallen ift. Bemunöerns»
wert gut ift dagegen 6as ganse ZRittelamerifa meggefommen;
tnsbefonbere gilt bxes für öie 2Jntiüen unö unter öiefen u>ie5erum
^uptfäc^Iic^ fär Qaiti« Sogar ber Ilicaragua«5ee ift gan5 am
rii^tigen pia^e eingetragen«
IDir refapitulieren 5um Sc^Iuffe mit fur$en IDorten unfere
mefentlic^ften Crgebniffe:
Die in ben 3a^ren (575 VLXxb \576 unter Philipp
itpians ©berleitung ^ergeftellten ©loben entfprac^en
poll unö gan5 öen pon öer öa.maligen IPiffenfc^aft
5U ftellenöen 2(nforöerungen. Haturgemäg max in
öiefer ^infidjt öurd^ öie €röfugel öie weitaus
fc^wierigere 2(ufgabe geftellt, unö geraöe i^r ift
2lpian porsflglic^ gerecht gemoröen. 2tn öer ^immels*
fugel fommt me^röie fc^öne funftlerifc^e 2tusffifjrung
in betrad^t; welche alleröings nid)t öem bereits 1(573
perftorbenen ^ans Zltüelic^ felbft, »o^I aber einem
öurc^aus in öen ^uf tapfen öes Ce^rers manöelnöen
3ünger öiefes 2iltmeifters öer Kleinmalerei 5uge^
fc^rieben weröen muf*
♦^
€ine 4iläünt|enec D^ertj^ectatie«
Don
HDai: Ikocb.
On einem 5er^ folgenben Särtöe 6es ^alivbndis ^offe ic^
©oet^es 3e5ie^ungen 5U HTünc^en unö XHunc^enern im
^ufammen^ange borfteüen 5U formen. Von einer ftd} felbftdnMg
abI5fen6en €pifo6e möchte ic^ im fol^enben fur$ berichten,
^n feiner ,,3talienifc^en Helfe" ermähnt (ßoet^e, 5af
er in ZRündjen bei faltem XDinbe „vom tC^urm" nadi 5em
von Hebel bebecften tEiroIer ©ebirge ausgefc^aut ^abe. £5 wat
nidtfi 5er Curm 5er petersfirc^e, mie Bunker in feinem per»
öienftpoüen Kommentare 5ur italienifc^en Heife (^877) meinte,
fonöern 5er tCurm 5er ^tanenthdi^ , 5en ©oet^e beftiegen
^at. 3n 5em feit fursem peroffentIi(^ten Cagebuc^e 5er italieni=
fc^en Seife (Schriften 5er (ßoet^egefellfdjaft II, 2\; XDeimarer
Zlusgabe Don (ßoet^es IDerfen 3. 2tbtt I, \55) berichtet 5er
Seifen5e ausführlicher: ,,2nan flagt wk überall über Kälte
un5 Haffe, '©n Hebel, 5er für einen Hegen gelten fonnte,
empfing mic^ Ijeute (5en 6. September ^786) frü^ por ZTlünc^en,
5en gansen Cag blies 5er lDin5 fe^r falt pom Cyroler ©ebirg,
5er ^immel ipar be5ecft. 3^ P^^S ^^f ^^" tCurm, pon 5em
ftdj 5ie ^räulein ^erabftür$te un5 fa^ midj nadj 5en Cyroler
Bergen um. Sie tparen be5ecft un5 5er ganje ^immel über«
sogen. Hun f^eint 5ie Sonne im Unterge^n no<^ an 5en alten
Curm 5er mir por 5em ^enfter fte^t. £ebe tpofjl. Du bift mir
immer gegenipärtig."
1^50 ^in^ mdnc^ener lPerif{ertabe
(Eri^ Sc^mtöt Ifat in feinen reichhaltigen 2(nmerfungen
$u (ßoet^es ttagebflc^m unb Briefen aus Italien feine €r»
ISuterungen $u biefer SteBe gegeben. Die ZITflncftener tofah
forf^ung öagegen Ifat, bereits e^e (ßoet^es 2(uf5eic^nungen
befannt waren, 5ie nöttge 2tufflärung bereit gefteüt^
(Es tpar (ßoet^es (ßenDo^n^eit an fremden 0rten tpo
möglich fofort einen tturm 5U befteigen, um pon 5er ^5^e aus
einen be^errfc^enfeen orientierenben Uberblicf 5U gcminnen, u>ie
er anberfeits per allem 5ie geologif^e unb mineralogtfc^e Be»
f^affen^eit 5es Boöens, auf Sem 5ie ZITenfc^en öaljinwanöelten,
fennen lernen wollte; e^e er bas Ceben un5 ttreiben 5er ZlTenfdjen
felbft $u beobachten anfing. Seine Befteigung öes^rauenturmes
ift alfo nic^t; o5er 5oc^ ni^t in erfter Cinie aus <teilnaljme an
6em Sc^icffale öes ^räulein erfolgt, itnöererfeits fe^t 6ie 2trt
un6 IDeife 5er (Ermahnung ^rau Pon Stein gegenüber un*
$n)eifel^aft poraus, 5af 5iefe 5ie traurige (ßefdjic^te bereits fannte,
$n>ifc^en i^r un5 (ßoet^e alfo in IDeimar fd^on 5ie Sac^e 5ur
Sprad^e gefommen fein muf te.
Befon5ere Unglfldsfalle ge^en au^ in 5er (ßegenwart nod;
5U grof er Befrie5igung $a^Ireic^er Cefer un5 Ceferinnen , 5ie im
„Sc^au5ern 5er ZHenf^^eit beftes tEeil" finden, rafc^ 5urdj alle
Blätter. 3"^ porigen 3a^r^un5ert; 5a 5ie politifdjen Xteuig-
feiten un5 Betra^tungen in 5en 5eutfdjen SAiunq^zn noc^ menig
Haum einnahmen, fpielten 5erartige Zladjric^ten noc^ eine piel
gröf ere Holle. Die (ßeiftlic^feit liebte es, an 2Juffe^en erregen5c
Unglficfsfälle in i^ren Pre5igten ansufnüpfen. So blieb 5e^n
auc^ 5ie l{un5e, 5af jtc^ ein fdjönes porne^mes ^räulein am
H* 3cmuar (785 5urc^ einen Sturs pom tEurme in Zn uneben
5as tebtn genommen, ni^t auf 5ie Qauptfta5t o5er 5as £an5
befdjränft, fon5ern perbreitete pc^ rafq un5 in allen möglidjen
Raffungen 5urd) gans Deutfc^lan5. Selbft in 5ie Kerfer 5es
bo^enafperg 5U 5em gefangenen Did)ter Sd)ubart 5rang 5ie
Leitung pon „5iefem fc^rSflic^en Dorfall". (Einige 3a^re früher
Ijätte Sc^ubart fic^ pielleic^t felbft peranlaft gefüllt, 5as
(Ereignis 5ic^terifc^ $u penperten. Ztoc^ (783 ^atte er eine in
in uneben i^ren itbfc^luf fin5en5e Kriminalgefdii^te pon einem
„(E5elmann aus Bayer lan5" 5U 5er Homanse 5er „^luc^
5es t?atermör5ers" perarbeitet. IDeltridj ^at es rpa^r=
fc^einlic^ gemacht, 5af 5ie 5er Homanse 5U grun5e ltegen5e ©e»
fc^i^te für 5ie (Entfte^ung pon Schillers Hdubern pon (Ein»
fluf geipefen ift^ (ßera5e 5U 5er ^ext, in ipeldjer Sdjubart
in ZlTund^en meilte*, (773, ^atte 5ie Beftrafung 5es unnatür«
lid)en Sohnes in ZTIünc^en ftattgefun5en. Sdjubart aber
von Xriaj l^odi. ^51^
ifatU in ZtTfin^en 6ie nähere Befanntfc^aft bes 5U trauriger
Berflfjmt^eit gelangten ^^rauletn unb iljrer ZlTutter gemalt, un5
5ies veranlagte i^n gegen öiejentgen Partei 5U ergreifen, meiere
bas traurige (Ereignis litterarifc^ fruchtbar $u mad)en fuc^ten, im
(ßlauben, ftc^ babei auf (ßoct^es Umbi^tung pon 3erufalems
Ceibensgefc^ic^te berufen 5U fSnnen.
IHaria ^ransisfa, nac^ bem Hamen i^rer ZlTutter
^anny, geb. IDeinbac^, ^anny genannt, war bie ältefte
Coc^ter b^s am \5* TXiax (77^ in jugenblid)em 2Hter per=^
ftorbenen peter 3<*P^tt* 3" 3ngoIftabt, wo i^r t?ater
feit \76^ Uniperfitätsprofeffor mar, würbe fte \76S geboren.
Xiadi 3cfftatts tCobe permä^Ite ftd) bie IDititje in sweiter (£^e
mit bem furfürftli^en ^ofrate pon ^eppenftein. Sc^on naci^
bem Cobe i^res ©atten mar fte, mie es fdjeint, nac^ ZITünd^en
übergefiebelt. Tlls IlTäb^en mar fte im 4^wfe bes berühmten
3o^ann 2tbam ^rei^errn Pon 3cfftatt (geft. \776) er»
sogen morben. „3^^ Beifpiel", fagt ^d^tatts älterer Biograph*,
„bemeifts, mas ber JUenfä) unter feiner 2tnfü^rung merben
fonnte. €r nannte fte nur feine ^anni unb permanbte fo piel
€r5ie^ungsforgfalt auf fte, ba^ fte nun eine gierbe i^res ©e«
fd)Iedjts ift." 3^^^ ungemS^nli^e (ßeiftesbilbung mürbe allgemein
bemunbert; (E^riftian Daniel Sdjubart, ber im ^eppem
fteinfc^en ^aufe piel perfe^rte, rühmte mie i^ren Derftanb fo
auc^ bas „^immlifc^e ^ers" bes ,,Iieben, grofen, ^oc^geprüften
IDetbes", feiner „f5ftlid)en ^reunbin". 3^^ Urenfel eriPIärt, mie
ic^ einer mir freuitblic^ft 5ur Derfügung gefteUten ZlTitteilung
entnehmen barf : „3c^ na^m 2tnlaf , mieber Ürgrof mutters Cefta=
ment unb bie Briefe an i^ren So^n 5U lefen, unb ba fann ic^
faum glauben, baJ^ fte eine fo falte unb ^errifc^e Perfon ge:^
mefen fein foü; benn mer fo an feine Kinber benft unb für fte
forgt, fte mit fo por5ügIi(^en Ce^ren ermuntert, mie bies in
befagten Briefen gefdjie^t, fann unmöglich falten ^ersens fein.
Dielme^r ma^en bie Briefe ben (Einbrucf , ba^ ein ebles ZHutter»
^er5 biefer ^rau 5U eigen mar." ^^beti^aüs berechtigt bas im
I)ru(Je porlicgenbe ZTTaterial fo menig 5U einem tabeinbcn Urteile
gegen ^rau pon^eppenftein, mie dwa bie (Beftalt Gilberts im
Smeiten Ceile Pon IDert^ers Ceiben 5U einem Dormurfe gegen
Keftner benu^t merben bürfte* Sie Coc^ter bagegen perbanfte
i^re litterarifc^e Bilbung i^rer HTutter. Diefe fonnte fpäter
Sdjubart baran erinnern, mie er fdjon an bem fünfjährigen
Kinbe (ßenie unb ausge5eid)nete Bilbung bemunbert ^abe. „IHit
pier$e^n ^alfven mar ^e bas ZTlufter eines pollfommenen grauen»
5immers. Sie fpielte noc^ mit Kinbern unb bisputierte mit
1^52 ^tn^ Xnönc^ener U)ertf{enabe
P^tlofop^n/' ^err Direftor Caubmann, öcr sucrft wubet
auf öen (ßegenftanö unb feine litterarifc^en Denfmale aufmcrf*
fam gemacht Ijat, eripä^nt, 5aJ ^anny pon 3(fftatt fc^on
in iljrem neunten 3a^re Me bfi55e 5U einem paterlänbifc^en
tCrauerfpiele ,;€u5n>tg öer Strenge" entworfen Ijabe; ans
6em 3aljre ^783 ftamme „eine Ijübfc^e (Ersd^Iung ,5er
le^te ©raf pon Dachau', aus 5em folgenden 3a^re 5n>ei
^Y^"^^ ^^ Petrarca als Sänger 5er Caura un5 an 5en
jungen Sömer Curtius, 5er 5ur Hettung 5es Paterlan6es \xdi in
5en 2tbgrun5 ftürste." Der patriotif^en ain5 ^tftorifc^en Vxdi^
tung $u begegnen, 5iirfen mir uns bei t)er (ßrofnidjte 5es ^rei*
^errn pon 3^^^** "i<^* n>un5ern. Itirgen5s mur5e feit 5em
(Erfdfeinen 5es (55^ pon Berlic^ingen 5te ^erfteüung pon
Dramen aus 5er paterlän5ifci^en (ßefdjidjte eifriger betrieben als
in 5er bayrifc^en Pfal5 un5 in 2tItbaYern. (Eine 5ufammen=
^ängen5e Betrachtung 5iefer bayrif^en Dramatif märe wolfl 5er
I^ü^emert^ Die €r$ä^Iung „5er Ie^te(ßraf pon Dad^au"
beseugt 5ie gleite Hic^tung 5ur paterlän5if^en (ßefc^ic^te mie
5as Drama. Petrarca 5agegen mar \78^ in Deutf^Ian5 nod?
$iemlid) unbefannt.® IDenn ßanny von ^d^iattilixx als Sänger
5er Ciebe feiert, fo erfennen mir 5araus, 5af fte eine eifrige
Pere^rerin Klopftocts mar, 5effen ®5e „Petrarca un5
Caura" (^7^8) $um erften 2TTaIe 5as itaüenifclje Ciebespaar in
5en (ßejtdjtsfreis 5er 5eutf^en Cefermelt geführt ^atte. 3^^^
Porliebe für Klopftorf bemeift $ugleic^, 5af fte pon 5er in
ltor55eutfc^Ian5 ^errf^en5en empfin5famen (fentimentalen) Stro-
mung ergriffen mar* ^m Hamen Klopftocfs fanben fic^
überall 5ie empfinbfamen Seelen 5ufammen- IDie oft ift fdjon
auf 5en Sdjiuf Pon IDert^ers Brief pom \6. ^nnx ^ingemiefen
mor5enI Uls Cotte un5 IDert^er ftc^ auf 5em Balle 5uerft
5ufammengefun5en, 5a traten jie nac^ 5em (ßemitter ans ^enfter.
„(£s 5onnerte abfeitmärts, un5 5er Ijerrlidje Hegen fäufelte auf
5as £an5, un5 5er erquidfenbfte IDo^Igeruc^ ftieg in aller ^üUe
einer marmen £uft 5U uns auf. Sie ftan5 auf il?rem (Ellen-
bogen geftü^t, un5 i^rBlirf 5urclj5rang 5ie ©egen5, fte fa^ gen
-^immel un5 auf ntic^, ic^ fa^ i^r 2tuge t^ränenpoü, fle legte
i^re ^an5 auf 5ie meinige un5 fagte — Klopftod 1 3^' perfojif
in 5em Strome pon (Empfin5ungen, 5en fte in 5iefer £ofung
über midj ausgoß* ^di ertrug's nidjt, neigte midj auf iljre
^an5 un5 fügte ^e unter 5en monnepoUeften Cl^räncn." IDir
fe^en 5araus, mie 5ie Begeifterung für 5en Sänger 5er göttlidjen
£i5li un5 ^anny — unter 5iefem Itamen perljerrlic^te ja Klop=
ftorf feine erfte ©eliebte — auf junge ©emüter mirfte. gmar
von Zltoj Koc^. ^53
gab es in 7X1 ün dien feine Klopftotfgemetnöe wk in IDien,
allein S^ubart fül?Ite fic^ gerade für Sü66eutf^Ian6 5um
2JpofteI Klopftods berufen; er Ifat and) in 6er ^amilie ^eppen»
ftein fein poetifd)es (Eoangelium gepreMgt.
3^ 3al?re \78^ permeilte ^anny t?on 3dftatt 5U längerem
Befuc^e bei i^rer (Broftante in jngolftaöt. Da tarn fie, .fo ersä^lt
i^re ZHutter in einem Briefe pom 2^. 2tpril ^785, in 5ie l{on5erte
pom Statthalter (ßraf Pappen^eim, fc^Iug Klapier unö fang
meiflerlic^. Sie lernte in 5er (Befellfc^aft einen jungen, artigen
Ceutnant fennen, 5er il?r affompagnierte; „unö nun mar fcfy>n
iljre erfte Ciebe fifiert." Bei6e Seelen fanöen unter fic^ ^armonif^e
(ßleic^ftimnmng; fie fdjmuren einander emige Ciebe. 2JIs ^rau»
lein pon 3cfftatt nac^ IHündjen 5urü(ffeljrte, ging aud^ ^t^an$
pon t?incenti; Ceutnant im Regiment Deuxponts, auf
Urlaub nac^ ZlTün^en* Die £ieben5en trafen jt4 tägli^ in
6er ^rauenfirc^e. Die Kirche 5U einem perliebten Steil6id^ein
$u benu^eU; ift alfo nic^t nur 6as Porredjt italienifc^er un6
fpanifc^er Icopellen ; 6as gleiche ereignet fic^ ab un6 5U auc^ „im
fälteren Deutfc^lan6". 2Juc^ in 6er Q)per, un6 noc^ am 9. 3^"ttar
auf einer Se6oute, famen 6ie £ieben6en, 5mifc^en 6enen ein
eifriger Brief mec^fel ftattfan6, 5ufammen. ^reilidj gab es xn-
folge6effen mandje (Ermahnung 5U ^aufe, 6ie 6as ,,aufbraufen6e
inä6c^en, 6eren Seele 5U ftol$ mar, nur einen 2trgmo^n 5U
6ul6en, belei6igte". Die IHutter erftaunte über i^ren perän6er»
li^en ^umor. „(Ein ^erslidjes (Belädjtcr mec^felte fte mandjmal
mit einem fc^auerpollen, faft un^armonifc^en 2t6agio auf 6em
Klapier 6a^er — un6 p^antafierte ftc^ mie6er bis 5um feurigften
2tllegro. (Dft fieFs mir auf, mie gan5 ZTTeifterin fte 6ie Cöne
— faft neu gefun6ene Cöne 6a^er säuberte — aber ic^ mar 5U
gut um 3U 6enfen, 6af iljre Seele pielleic^t eben fo perfc^ie6en
p^antafierte". €^e fte ant ^reitag 6en \^. 3^""^*^ ^^^ ^^^^
perlief, arbeitete fie noc^ an einem 2nasfenflei6e 5ur Sonntags»
re6oute; fte mollte, mie gemo^nlic^, mit Ceutnant pon Pin»
centi in 6er ^rauenfirdje 5ufammcntreffen; als 6iefer ausblieb,
beftieg fte, pom ZlTesner geführt, mit iljrem Stubenmä6d}en 6en
Curm, „um 6as (ßemimmel Pon ZTTenfc^en 5U fe^en, 6ie eben
am Sc^rannentag un6 5ur ZHefseit beifammen mären". Der
Qiftorifer Corens IDeftenrie6er bemerft nac^ Caubmanns
ZHitteilung in feinen Tagebüchern 5um \^. j^^^ar: „Itac^»
mittag ein menig por Ijalb 6rei Uijt ftürste Kl. ^ransisfa
^reiin Pon 3^^^**/ ^I^ U 3^^^/ ^^" ^^^ ^rauent^urm
melc^er nor6märts fte^t, 5U ^ödjft, tpo 6er C^ürmer mo^nt,
^erab. 2tllen nadjridjten 5ufolge ^at fte 6ies aus eigenem €nt-
^5^ <2ine mflnd^ener Wttitiexxabe
f^Iuf ietfyxnJ* IMefer leiteten Be^auptunj sesenflber Ift je5en=
falls $u bcmerfen, 6af es 6em Stiefpatcr ^yannys nic^t nur
gelang „(ßegenseugfc^aften'' aufsuftellen, fonbem mit biefcn audj
an entf(^ei6en5cr Stelle, beim i/^reYftnger Bifd)of", (ßlauben $u
flnöem IDeftenrieber ermähnt auc^ 6ie in 5er StaM per=
breitete (grsä^Iung; 6af man ^anny bmii 5ie Drohung, pe
nac^ einem ICIofter $u f^icfen, 5um äuferflen getrieben ^be.
Kein 3n>eifel, 6af öas ©erüc^l; pon 5er C^alfac^e 5es Sturses
ausgeljenö, fofort au^ (ßrün6e für We C^al ansugeben wufte.
Die (Erflärungen 5er ^amilie lauten aber in 5iefem Punfte 5oc^
5U beftimmt u>i5erfprec^en5 , als 5af wir eine folc^e Drohung
für mirflic^ erfolgt annehmen 5ürften. Pon 5en Ittterarifc^en
Bearbeitern tpur5e freili^ gera5e 5ies (ßerfld^t mit befon5erem
(Eifer aufgegriffen. 3m Kampfe gegen 5en Klofterswang u>aren
2tufflärer un5 ©riginalgenies einig, Biefter un5 (ße5ife
buchten forgfam alle i^nen 5ugetragenen (ßefc^idjten, meiere Pon
5en Übeln 5es Klofterlebens ersäljiten. €in ZHitglieb 5es (Bot-
tinger tjains fc^rieb 5en t^ränenrei^en un5 überall C^ränen
ipedPen5en Homan „SiegtPart. (Eine Kloftergefc^ic^te". Das
5eutfc^e ZlTufeum peröffentli^te Spricfmanns ten5en5iöfe (Erjälj^
lung „Das Strumpfban5, eine Ktoftergefc^ic^te". Das in
ZHünd^en entftan5ene, ja auc^ Pon U)eftenrie5er ertpä^ntc
(Berückt genügte, um ^anny als ®pfer 5es lüoftersmanges 5U
bejammern. So 5eflamierte IDil^elm £u5n>ig IDefl^erlin
in feiner 5«i*ung „Das graue Ungeljeuer" (III. Ban5, 9. Hop.) :
„2trme ZHutterl ^at fic^ 5ein Temperament fo gans un5 gar
geän5ert? €rinnerft 5u 5ic^ nimmer 5es (ßefü^ls, 5a 5u \7 3al^re
alt warft? u>ie: (ßeljorfam o5er ins Klofterl iTTan muf fürs
Klofter gebo^ren fein: Dies ift eine eben fo ^eilige IDaljr^eit
als jene ift, 5af man für einen IHann geboren fein muf.
Hi^t je5em inä5c^en ifts gegeben, einen Kopf 5U ^aben un5
ni^t 5U 5enfen, 2tugen un5 nidjt 5U fe^en, ein Crommelfell por
5en (Dljren, um 5as ewige (ßefeife 5er (Dberin nid^t 5U empfin5en,
^än5e 5ie ni^ts als ^ü^ner füttern, Kropf gen baden, priefter»
frdgc^en fteppen un5 ^ödjftens Znefgetpan5e ftiden fönnen, eine
^aut, welche we5er Cili$ noc^ (ßeifel fü^lt . . . ITIisfannteft 5u,
5ag fte eine Drol^ung mit 5em Klofter aufs ituferfte bringen
müf te. 3^?^ Znütter alle, nehmet ein (Eyempel l Caffet euc^ 5urdj
5as ITTufter 5iefer fdjrörfli^en Begebenljeit pon eurer ©raufam«
feit un5 ^errfc^aft gegen eure Cödjtern feilen. IHöge 5er
bluttriefen5e Sdiatkn 5es ^räuleins 3*** ^^^ erfc^einen un5
fein Bil5 $urücflaffen 1 ZHöget i^r 5ie Schlangen stfdjen ^ören,
weldje 5as ^er5 i^rer Zltutter nagen 1"
von inaj "Kodi. \Q5
Diefe Parteinahme für 6ie ftürmifc^e, letöenfc^aftlic^e 3ugen6
gegen 5ie alte ,5uc^t entfpric^t gans 6em (ßeifte 6er Sturm» unö
I)rangperio6e. So ^atte Sd^ubart felbft in feiner öeutfc^en
C^ronif, in 5er er gegen 5en Kloftergeift fyftematifc^ Krieg führte,
gefproc^en» Seine ^reun6fdjaft für Me IHutter aber lief i^n 5en
menfc^Iic^en ^n^etkn, bie mit bem XDurme ^annys Cetebe be»
frieden, ^eftig jürnen. Der ^Jamilie muf te bie 2trt unb U)eife,
in meldjer man über bas traurige (Ereignis fc^rieb unb ber ^ärte
ber ZlTutter alles $ur £aft legte, ^öc^ft unangeneljm fein. IDas
^alf es, ba^ ber Bifc^of pon jjreiftng ^räulein von 3dftatts
Cob für einen unglüdflic^en §ufaU erfiärt ^atte unb i^re 3e^
erbigung am Sabatorfrieb^ofe, am \7. 3^"^^^^ in einer im gansen
sufriebenftellenben IDeife erfolgt war, w^nn fo plele ^ebern biefen
unglüdlidjen ^xx^aü als freie C^at tabelten ober lobenb entfc^ul»
bigten? Die in ZHün^en unert)5rte ©efc^ic^te ^ielt 2tbel unb
3ürgerfc^aft in Ztufregung, noie uns ber pon Karl Cr autmann
Suerft ans Cic^t gesogene amllidje Eintrag bes Pfarrers belehrt \
Der Pfarrer felbft fonnte ftdj feine fefte Jtnficijt bilben unb
ö)ünf(^te, ba^ bie Büdjer b^s Znäbdjens unterfudjt mürben, jene
heutigen Sc^riftfteüer, bie Selbftmorb unb Ciebelei lehren. ZlTit
(Entrüftung gebenft ber Pfarrljerr ber Pamphlete, mel^e bei €r»
$äljlung ber (ßefc^idjte 2JnHagen gegen bie IlTutter bes IlTäb^ens
porbringen. IDenn (ßo etiles Didjtung mit ben befannten
IDorten fdjiieft: „^anbmerfer trugen iljn. Kein (ßeiftlidjer Ifat
i^n begleitet", fo barf man bagegen ^erpor^eben, ba^ bie pon
Sc^ubart unb auc^ ben Jtufflärern fonft fo Ijart angegriffene
bayrifc^e (ßeiftlic^feit ftd? in biefer ZHünd^ener IDertl^eriabe
burdjaus mit toleranter ZlTilbe betragen ^at. 2tuf biefen ©egen»
fa^ 5U IDert^ers Begräbnis ^at fdjon Heffelrobe aufmerf«
fam gemacht, ber ^annys (ßefc^ic^te fonft möglidjft ber IDert^ers
an5unä^ern beftrebt mar. „Der Bifdjof befahl, ba^ man fie
nac^ (gebrauch ber Kirdje beerbigen unb iljr bas Cotenamt galten
foüe. Das gefdja^, unb nic^t tpie IDertljer iparb fie in ber
Stiüe o^ne Begleitung eingegraben, fonbern mit allen gen>ö^n=
li^en (ßebräu^en ber Kirdje 5ur (Erbe gebradjt. 2Ttan mar über*
jeugt, ba^ nur bie Kranf^eit bes (ßemüt^cs bas arme IHäbdjen
$u einem fo auf erorbentlidjen (Entfdjiuf bur^ Beraubung ber
Sinnen gebracht Ijatte". ^reili^ mar ber IDille 5ur tC^at ^ier
nic^t fo unsmeifel^aft mie bei '^^tn^aUm-Wcrtliex crmicfen. Die
Klage bes Pfarrers über bie mobernen pijilofop^eme, nadf btnen
falfdje (Ersie^ungsgrunbfä^c blül?en, bietEljeaterftürfe unb fdjäblidjen
Büdjer enbet aus in ber Selbftbefdjeibung, bas Urteil ftelje ©ott
anljeim. IDie anbers lauten bie Kraftfprüc^e, meldje IDert^ers
\56 ^tn^ mtönc^ner IPerttieriabe
Cetöen 6em eifrigen ^auptpaftor in Hamburg; 2rtelc^tor(ßoe$e,
entlodten. 2tuf 5te P^ilofopljie fc^mä^te aud^ 6er am ^oljenafperg
5ur ^rSmmigfeit ^ingequdlte Sc^ubart „Hi^t aus 6em eis*
falten Besirfe 6er P^tlofopljie", fc^rieb er ^ an ^rau pon fiep^ptn-
ftein , y Idolen Sie gefrornen Croft für 3^t tief per n>un6ete5 ^ers; —
in 6em allerleuc^teten, an6urd^rpärmten ©ebiete 6er (C^riftus^
Heligion, ift allein tpa^rer tEroft für Sie. ,Deine ^anny ift bei
mir', lifpelt 3^nen 6er (ßeift j^f^ 5^/ ^foüp Pe bei mir ipie6er
fin6en'. Choren mögen jte alfo per6ammen, Pfaffen fopffc^ütteIn6
an iljrem (ßrabe porbeige^en, früppel^afte Jtutoren mögen auf
Stelsen um i^ren Cö6es^fi9el ^infen; — ^anny ift bei (ßott,
fc^aut Ijoc^ ^erab pom Sonnent^rone un6 belächelt 6ie Harren
im €r6ftaube. Dort fin6en wxx jte u>ie6er, liebe (Bnä6ige, auf
emig u>ie6er; un6 fc^ämen uns 6er langen, fengen6en tE^rdnen,
im €r6t^ale um fie geu)eint'^
2tUein in 6iefem „€r6t^ale" faxten 6ie früppel^aften 2tutoren
6ie (Bcf^ic^te in i^rer IDeife auf un6 bereiteten 6amit ^rau Pon
^eppenftein piel Ürger. IDef Berlin, 6er feinen 2tnf lagen
gegen 6ie fü^Uofe ZHutter 6as fe^r profaif^ (ße6i^t eines 2tno*
nymus: „ttänie über 6en tragifc^en Co6 6es graulen
pon 3t" ^^tte folgen laffen, na^m in Zlr. \2 feiner geitung
6ie (Erflärung 6er ^Jrau Pon ^eppenftein bereitwillig auf un6
be6auerle, 6a5 ^er5 einer gef rauften 2Tlutter belei6igt 5U ^aben;
er lief aber 6iefer Hidjtigfteüung fofort eine (ßefc^i^te folgen,
meldje ftc^ fdjarf gegen 6ie ZTlütter n>en6et, 6ie für i^re ttöc^ter
reiche Znänner fuc^en, un6 ^annys ZlTutter ^atte erflärt, man
„fonnte ja 6as 2Ttä6cIjen feinen Cieutenant mit 6er menigen (ßage
betraten laffen". 3^^- (Seorg Prän6el5 (ße6ic^t über ^annys
tragifd^es (En6e, auf 6as Caubmann ^ingemiefen ^at, ift nxdit
piel be6euten6er als 6ie Hdnie im „Ungeheuer". Dagegen liefern
6ie 2trbeiten 5U)eier IHünc^ener Sc^riftfteller^^ beadjtenswerte
Beiträge 5ur fi)ert^erlitteratur* .
^anny 6ie 6en ^*^" IDintermonat 1(785. in ZtTünc^en Pom
^rauent^urm ftürste. (Ein Craumgefic^t. Pon 2tnton Baum-
gart n er, 2Ju6itor 6es Kurfürftl. Ceib^Hegiments. (Dignette: ein
2tmor mit perbun6enen 2tugcn, in 6er redjten ^an6 6en ge^
5Ücften Dolc^, in 6er linfen 6ie lo6ern6e ^adcl) ZlTündjen \7S5.
bei 3ol?ann Baptift Strobl. (70 S. S'^yK — Das g;itelbil6 fteüt
6ie .frauenfir^e 6ar; eine weibliche, gan5 ftein eingeseic^nete
^igur ftürst ^erab, un6 Punfte besei^nen 6ie ^aülinie pom Curm
auf 6as l{ir^en6adj, pon 6a auf 6as Pfarrljaus.
Die £ei6en 6er jungen ^anni. (Eine (ßefc^ic^te unferer
Reiten in Briefen pon ^. ©. Pon Heffelro6e. (Vignette: unter
von ITTaj Koc^. H57
Bäumen ein 0belisf mit befrän5tem itfc^enfruge, an 6em ein
trauernber 3ö"9li"9 Ulint 3m ^intersrunöe 5ie ^rauenfirdje.
Habermann, del. Rein, sc.) Jtugsburg, bey Conraö ^einrid^
Stage ^785. (80 S. 8<*).
2tnton Baumgartnet; 6er ^c^ ^785 als Hegtments»
au5itor unter5et^nete , mar ^o^ft ma^rfc^einlic^ in 3"SoIf^^^t,
wo er \789 als Cisentiat 6er He(^te am €n6e feines juriftifc^en
Kurfus ftd) auffielt, mit ^räulein pon 3<Jft^tt befannt semorfeen.
Die fgL ^» un5 Staatsbibüot^ef in ZlTünc^en beft^t pon i^m
Sa^Irei^e iPerfe; ob er mit 5em fpäteren PoliseiMreftor unter
Konig ZlTai I. eine unö Mefelbe Perfönlic^feit ift, läft fidj nadj
^errn Profeffor pon Kein^ar5ft5ttners Unterfuc^ung nidjt
mit poUer Bcftimmt^eit behaupten (pgl. ZHaillinger, 3iI6er=
c^ronif 6er Sta6t ITlün^en \876). Der Kurfürftli^e Kämmerer
un6 0beramtmann (ßraf pon lleffeIro6ci n>ir6 pon 6en
_^amilien ^eppenftein un6 t?incenti mit auffälliger (Bering»
fdjä^ung be^an6elt* <£s wixb il^m Porgeu>orfen, 6af er nur 6es
(0eI6es megen Bücher fc^reibe, unb meil feine bisherigen itrbeiten
erfolglos geblieben, nun nac^ einem (ßeminne ftrebe, in6em er eine
peinliche ^amiliengefc^i^te in unanftän6iger IDeife por 6ie (Dffent=
Iid)feit 5erre. lDä^ren6 Baumgartners IHadjnjerf pon 6er
^amilie gar nid)t ermähnt u?ir6, lägt fte jid) mit ©raf Heffel*
ro6e in einen litterarifdjen un6 geri^tli^en Kampf ein. ^reilidj
fin6 bei6e Sdjriften aud^ fe^r perfc^ie6en* Baumgartners
moralifc^e Salba6erei erinnert an 6ie pielen Sdjriften, welche
(Boet^es Sichtung 5um Ceyte i^rer langweiligen Pre6igten na^»
men; ZteffeIro6es VHadjvoevt fudjt ein (ßegenftücf 5U IDert^ers
£ei6en in ttitel, ^form un6 3n^<jW 5U liefern. Baumgartners
Craumgejtc^t ^at 6ie meifte Ü^nlid^feit mit 6er Sdjrift „6es jungen
IDert^ers guruf aus 6er (Emigfeit an 6ie nodj Ieben6e ZlTenfc^en
auf 6er €r6e", pon 6er mir ein Karlsruher Drucf Pon ^775
porliegt. Die C^atfac^e n>ir6 in einem Porberic^te Pon \ 3 feilen
ab^ti^arif in 6em es ^eift: „Sie wax fdjSn» un6 ipo^lgebaut,
^atte eine gewiffe (Entfd^Ioffenljeit in i^rer ITliene, äuferte piele
^ä^igfeiten un6 piele ittunterfeit im gefellf^aftlidjen Ceben".
Das Craumgefidjt felbft beginnt mit einer u)ortreic^en Klage
über 6a5 (Ereignis, 6as Ijun6erttaufen6 jungen in Bewegung
gefegt. „Bei allen 6ergleidjen öffentlichen un6 auffallen6en Be:»
geben^eiten, 6ie 6as ganse Dolf erfc^üttern" gelte es, 6en 2Ttit--
bürgern 6en wahren (ßejtdjtspunft 5U seigen un6 nü^Iic^e ZHei»
nungen 6araus 5U 5ie^en. ^\x 6iefer Jtufgabe muf Baumgartner
pdj wirflic^ gans befon6ers berufen gefüllt Ijaben, 6enn faft
je6es in Bayern ftattfin6en6e (Ereignis ^at er in Profa noie in
](58 <Stne IRünc^ener IPectf^rta^e
Derfen feöergeioanM begleitet. €s ift f^aöe, meint er, 5af 5ie
tote ^anny ni^t felbft i^re ZHeinung un5 nunmehrige (Er:»
fa^rung Aber i^ren Co5 uns mitteilen fSnne* (Er ge^t auf 5en
Kirc^fy)f unb Idf t i^ren (Seift erfc^einen. Der ^5^eren Citteratur
ge^rt unfer Hegimentsaubiteur nid^t^ an, aberßoungs XiadfU
geöanfen, feit lange in (Eberts Überfe^ung porliegenb; waren
iljm befannt. <Db ^anny freiwillig o6er öurc^ ^wfall 5en Co5
gefunden, läft 5er erfc^einen6e ©eift ^annys in Zweifel; er
u>en5et fic^ preWgenfe gegen 6iejenigen, meiere i^ren Co5 als
einen aus Ciebesgram gefudjten preifen. Die ^rage, inwieweit
6er Selbftmorö berechtigt fei, bildete feit 6em (Erfc^einen 6er
Nouvelle H^loise ein Cieblingst^ema 6es ac^tse^nten 3^1?*^*
I}un6ert5. Die t^eologifdje ^afultät $u (ßöttingen ftellte es als
Preisaufgabe, un6 faft alle 6eutf^en geitfc^riften ftritten für un6
wi6er. IPert^ers £ei6en wur6en, fo albern 6ie ituffaffung auc^
war, meift pon 6iefem 5tan6punfte aus betradjtet. <ßan5 im
(Einf lange mit feinen geitgenoffen lägt Baumgartner 6enn
auc^ ^annys Schatten mit 6en gewölinlidjen (ßemeinplä^en
6arüber pre6igen. (D^ne 6en IDert^er aus6rücflic^ 5u nennen, b^-
Seic^net fte „empfin6eln6e Homane" un6 S^aufpiele als Quelle
6er t?erirrung. „Die gutmüt^igen Cefer un6 Ceferinen, ^n^diamt
un6 Sufc^auerinen perbrennen fic^ i^re (Einbil6ung5fraft un6
glauben, 6ie auf eror6entli^en Dinge, 6ie fie gefe^en un6 gelefen
Ijaben, wären im gemeinfcfyiftlidjen Ceben ebenfo anwen6bar.
ITIit 6emienigen, was fie umgibt, ni^t me^r 5ufrie6en, fc^affen
6ie 3fl«sK"9^ fi<^ 36eale Pon inä6djen, un6 6tefe Pon 3ung*
lingen, wie fte fc^werli^ fie fin6en wer6en; un6 wenns 6ann
nic^t fo hinauswill, wie fie ftdjs porgeftellt ^aben, fo ^aben jte
ja pon 6en ^el6en 6er Bü^ne" — IDert^ers £ei6en fin6 in
Deutfc^lan6 un6 ^ranfreicfe öfters 6ramatiftert wor6en — „un6
i^rer Homane gelernt, wie man mit piftolen umgeben muffe,
un6 was (ßift un6 Dolc^ in 6er auf erften Derlegenljeit für ^err»
lidje Stufen fm6".
Baumgartner läft feinen (Beift gans richtig bemerfen,
anftatt über 6ie 0pfer 6es falfdjen (Ehrbegriffes un6 6er Hot 5U
lamentieren, folle man an eine Befestigung 6er Urfac^en 6enfen,
Seiner tCen6en5 nadf ift aber bas Craumgefic^t oljne weiteres 6en
gegen IDert^er erf^ienenen Schriften einsurei^en, Baumgartner
Seigt, 6af (ßoetljes Di^tung, 6ie bei i^rem erften^erportreten
in £eip5ig un6 Kopenhagen als unfittlidj perboten wor6en war,
au^ elf ^aifu fpäter noc^ nidjt auf I?erftän6nis in weiteren
Kreifen redjnen fonnte. 2tn6erfeits beweift neffelro6cs ZTIad)*
werf, 6af auc^ elf ^alivz nac^ 6em (Erf<^einen pon IDert^s
von ZRaj üodi. ^59
Cetöen 6er (Etnörutf nodj ein fo ftarfer war, öaf jeöe ttac^»
a^mung öes Zneifteriperfes, mochte fie noc^ fo ftfimper^aft unö
niarftf^reterifc^ fein, auf eifrige Cefer un6 Käufer redjnen fonnte.
Daf 5er plumpe Zlac^a^mer 5abei noc^ auf 5en moralifc^en Dor«
5U9 feines Bud^es (ßoett^e gegenfiber pocijen mo^te, 5eigt freilid^
5ur genüge, meffen (ßeiftesfinb er mar. Zleffelrobe Ijatte be»
retts 1178^ in feinem einaftigen ZITelobrama** „Dirimel unb
Caura" (münden, bei 3o^* Baplift Strobl) einen erften Schritt
auf 6em ©ebiete 5er IDertljerWdjtung perfuc^t Diefes überaus
fentimentale Drama in profa — ic^ folge ^ier 6er freunWic^en
JTTitteilung pon Sein^aröftöttners — be^an6elt eine ma^re
(Sefc^ic^te. ^wex Ciebenöc muffen fid) trennen. €r (Dirimel) ftirbt
aus (ßram. Das ßanit foü seigen, ,;ipie gefaljrlid^ 6ie tiebe"
a>ir5, menn fie 5U feljr mä^tig u?ir6." „Die Ceiben 5er jungen
^nni" fteüen ftc^ als pöüigcs (ßegenflücf 5en „£ei5en 5es jungen
u)ert^rs" gegenüber. „Vflan IfaV, beginnt 5as Bü^Iein, ;,5ie
®efd)ic^te 5er unglücflid^en ^anni merfipür5ig genug gefun5en,
lim jte als 5en Pen5ant 5er £ei5en 5es jungen IPert^ers ju
fdjiI5ern". (Eine ^eI5in an Stelle 5e5 3fl"Sttngs 5U fe^n,
mar fdjon \775 pon 2tuguft Cornelius Stocfmann, „5ie
£ei5en 5er jungen ä)ert^erin", unternommen morben,
mie noc^ \797 30^. (ßottfrie5 ^oc^e „5es 2tmtmanns
Cod]ter pon £ü5e, eine IDertljeria5e", angeblich auf grun5
einer mirf liefen Begebenheit, peröffentli^te. €ine 5ramatifd)e
Paro5ie 5es (ßoett^efc^n IDerfes „Werther ou les £garements
d*un coeur sensible", 5ie ^8\7 in Paris grofe 2tn5ie^ungs-
fraft ausübte, perlegte 5en Sdjaupla^ in ein Dorf nalje bei
Znünc^en. ^
neffelro5e midj pon feinem unerrei^baren Dorbilöe fluger
IDeife fo meit ab, 5af er einen mirfli^en Briefmec^fel 5mifdjen
^ran$ un5 ^anny gab, 5ie Kü^nljeit un5 S^mierigfeil 5es
grof en IDert^erf^en ZHonologes permei5en5. Der £ieb^aber ift
es, 5er in 5iefem Brief mec^fel ftets jur Hläfigung rät; 5as
inä5c^en erfeljnt 5ie €^e un5 ängftigt ftdj ob 5er Drohungen
5er ITlutter, entme5er einen bejahrten, falten ZITann heiraten $u
muffen o5er ins Klofter gefperrt 5U mer5en. Die (Einfdjadjtelung
5er langen (Befdjid)te pon einem ^räulein pon £ilien^ain,
5as ft^ pergiftet, um einer per^aften Qeirat fic^ 5U ent5ie^en,
in ^annys Brief, foü auf iljr eigenes (En5e porbereiten; 5ie
Kunft 5er porbauen5en ZHotipierung mar aber neffelro5e perfagt,
un5 5iefe Dorfpiegelung 5es tragifdjen S^luffes fSmmt unge^
fc^idt fyeraus, obmo^l 5er Derfaffer pon einem ridjtigen ©efü^le
geleitet mar. Tlnd) (ßoet^e füllte bei 5er Überarbeitung feines
^60 €»«e lYlündfener tt>ert!^ertabc
3u9en6n>erfcs bas Bcfeürfms, 6urc^ eine ParaUelgefc^i^te
ZPert^ers eigene Ciebesgefc^id^te noieöersufpiegeln un5 fc^altete 6ie
d5efc^id)le pon 5em perliebten Bauernfnec^te , eine 5er erften
Borfvjefc^idjten in unferer Citteratur, 5U Mefem ^wtdc ein. HJie
U)er%r 6te (Emilie (ßalotti; fo tjat ^anny por i^rem (En5e
5en auten IDertljer auf i^rem tEifc^e Por ftc^ aufgefdjiagen.
,,®, mie be6aure i^ i^n", ruft fte, ,,tpie fe^r gleichet fein ^\x*
ftanb 6em meinen 1 ^offnungslofe Ciebe u>ar 5ie Urfa^e bts
(Enbes feiner Cage unö feiner ZTIarter, 2Tun ffi^It er nichts me^r,
feyn un5 nidjt feyn (^amlet!) beunruhigt feinen (ßeift nic^t me^r".
Xicbtn IDertljer ift es Sapp^o, an 5eren 3eifpiel ^anny fxdj
jum Co5e begeiftert; nic^t unpaffeni ipir5 gerabe 5ie Dichterin,
noel^e 6urc^ einen Stur5 i^rem Ceben ein €n6e fe^t, pon 5em
M^tenfeen 2nä6d)en angerufen. Der pernünftige Ceutnant 6a«
gegen miü meöer pon IDert^er noc^ Sapp^o etmas tpiffen.
„iflädjtig; meine ^annil fm6 Me Croftgrünöe einer aufgeflarten
Heligion, mädjtig 5ie ©runöfä^e 5er Cugen5. Hur bey einem
fd^rpadjen Zierpenbaue eines ^rauensimmers fann eine heftige
(ßemüt^sfranf ^eit eine tT^or^eit entfc^uI5igen, 5ie feinem ITTanne
pon Kenntnif, mie IDert^ent; $u persei^en ift". 3^/ !^^ fin5et,
ein ^rauensimmer foUe gar feine Bücher lefen, ,,5ie 5ie folgen
unüberlegter £ei5enfc^aften seigen".
Dem 2tbfc^ie5sbriefe ^annys ift fürs 5er Bericht über Co5
un5 Begräbnis angefügt.
Die Zlac^aljmung pon 5en £ei5en 5es jungen IDert^er wirb
pon neffelro5e me^r o5er min5er 5eutlic^ 5U einer Jtnflage
gegen fein PorbiI5 sugefpi^t. (Es ift (ßoetljes Dichtung, 5ie
beftimmen5 auf 5en unglücflidjen €ntfdjluf ^annys eingemirft
^aben foU. Iln5 wenn nidjt früher, fo mufte (Soet^e 5oc^
5urdj 5en im „3ow^"<^I ^<>" ^"^ fö*^ Deutfd)Ian5" (3uli'
^eft \785) gefüljrten Streit pon 5iefer IDert^eriaöe Kenntnis er-
Ijalten. Das Pon Sigmun5 freite rrn Pon Bibra ^eraus:^
gegebene 3o^^"^I n>ur5e*in IDeimar gelefen; 5as 3w"^^^f* ^^^
3a^res ^786 bradjte fogar einen Beitrag pon (ßoetlje felbft,
einen Brief über 5ie geplante 2tusgabe feiner IDerfe in ©öfc^ens
llnfün5igung 5erfelben. €s u?ar nidjt 5as erfte ZlTal, 5af man
5em (Einfluf e pon IDert^ers £ei5en 5en SeIbftmor5 junger Ceute
5ur £aft legte, ^df erinnere nur an Criftel Pon Casberg,
Sie ftdj; 5en IDert^er in 5er Cafc^e, am \6. 3^""^^ l^^8 i"
5er 31"^/ wi^t unferne pon (ßoet^es (Barten, aus Ciebesgram
ertränfte. tEieferfdjüttert fdjrieb (ßoet^e 5arüber am ^9. feiner
^reun5in (Cfearlotte pon Stein, 5as £ie5 an 5en 2non5 bei«
legen5:
von IXias Koc^. l^^l^
Wenn tn ober VOmUtnad^i
€r (bcr (fing) oom Cobc fd^wtflt,
Unb hex ^rü^Hngs Cebensprac^t
2ln ben Knospen quillt
Selig, iper f{<^ vot bet Wtli
(Dkne ^a% oerfd^Iießt,
€inen XXiann am Bufen f{ält
Unb mit bem geniegi ^
€5 mufte (ßoet^e eine alte Harbe mteber aufretfen, als
\785 beim Co5e öes ^räuleins pon 3cfftalt iljre Ciebesgefdjüte
nic^t nur nac^ 2trt unö IDeife UJert^ers be^anöelt, fonöern aud?
5cffen (Einpuf 6ie Sc^uI6 an 6em Untergänge öes TXl&bdicns
betgelegt wuröe^ Unö gerade beim Beginne fetner italienifdfen
Heife, auf öer er alles itlte pon ftc^ abf^ütteln iPoUte; trat i^m
in Znfin^en auf öem Curme, uon öem fidf bas ^rdulein ^erab^
geftürst, 5ie öfiftere ZITa^nung an fein 3ugen5n>erf peinlich ent»
gegen^ IDir öürfen piellei^t an 6iefen €in5rucf beim Beginne
6er italienifdjen Seife öenfen, ipenn wir in einer älteren Raffung
5er 5n>eiten römif^en (Elegie lefen:
Tldi wie iiah ic^ fo oft bie tl^drigten :SlMet oern^Anfc^et,
Die mein jugenbhdb £eib unter bie IRenfc^en gebracht.
Wlixe lPertl{er mein trüber aen>efen, idf f{ätt xfyx erfc^kgen,
Kaum verfolgte mic^ fo rad^enb fein trauriger <9eiß.
IDenn au^ beibe ftreitenöe Ceile, ^rau pon ^eppenftein
tt)ie (ßraf Heffelroöe, in i^rer Polemif öen berühmten (ßoet^e
mit Hüdjtc^t eru>ä^nten, fo muf te i^m bodf Mefe ganse ^inein»
5errung feines UJerfes un5 Hamens in 5en Streit ^5d^ft ipiöer»
tpdrtig feim ^rau pon ^eppenftein empfanö Hef felrobes
Dichtung un5 IDa^r^eit als eine BeleiMgung. Über We 35entität
5er jungen ^ an ny in Heffelrobes (ßef^id^te mit i^rer tEoc^ter
fonnte fein ^wex\el fein; $ugleic^ waren tjier aber 2tnMagen
gegen 5ie ZHutter enthalten, We ^e tief perlenen muften. ^m
erften 2tugenblide fc^eint pe gefürchtet 5U ^aben, 5af 5er wirf-
Kc^ Stpifc^en iljrer ttodjter un5 Ceutnant pon Dincentt ge»
führte Brief tpec^fel 5er Dichtung 5U grun5e liege. 2tls Pincenti
fie 5arüber beruhigen fonnte, reid^ten bei5e ^amilien bei 5er
KurffirftL ®bern £an5es--Hegierung eine Klage ein, 5er Perfauf
5iefer piece mochte inhibiert un5 5em Derfaffer 5erfelben fein
ftrafbares, IjSc^ft belet5igen5es Unternehmen gefdjärfeft un5 un-
gnä5igft peripiefen, 5as Publifum aber über 5ie Unec^t^eit 5er
neffelro5ifdjen Briefe apertiert xoevben. 3n feiner Perantroortung
fteHt Heffelro5e je5e Belei5igung in 2tbre5e- ©riginalbriefe
3at}rf)nc^ für tnahc^encr 0efc^. II. \ {
\62 £tne HTönc^ener Weti^exiahe
Ifdbt er ju feinem Homane ebenfoiwmg nötig gehabt, „als öer
Perfaffer 5er Ceiöen öes jungen IDertljers, obfc^on Mefer Homan
andi in Briefen gefc^rieben ift, wovon i^m jeöoc^ meines IDiffens
von 6er lüert^erifc^n ^amilie 6ie ©riginalbriefe nie abgeforöert
moxben. Die gegen midj porgebradjte feltene Klage mu^ 5em
iDi^igen 2luslän6er Stoff sur Unterhaltung machen, wmn 6ie
^(ßef<^c^te nd^er befannt u?er6en foUte".
3n einer 5U)eiten Klagef^rift tt?eifen ßeppenftein un5
t?incenti 6ie Dergleic^ung surücf, „meiere oer Homanen* unö
Komoöienperf affer $tt?ifd)en fxdj unö ©öt^e 5U machen jtc^
erfü^net. ^reilic^ fonnte 5ie IDert^erifc^e ^amilie gegen öas
Buc^: Ceiöen öes jungen IDertl?ers nidjt fo n>ie n>ir Hagen.
Pie ^amilie bes jungen 3«^wfalem xvat ^ierinnen nidjt an i^rer
(E^re angegriffen; es ift feine Stelle 6arin, wo auf jte ein Por»
njurf 5urücf fällt; bei 6em jungen 3^^ufalem war 5er Selbftmorö
gett)if, unö ebenfo auc^ We 2tbfdjie5sbriefe, nur (ßöt^e änöerte
Sen Styl öerfelben. 2tIIes 6as trifft bei unferm ^aü nic^t 5U.
3u6em fonnte ftc^ We ^amilie bes ^^tu^akm nodj einiger»
magen öamit tröften, 5af 6as Sdjidfal i^res Sohnes pon einem
(ßoet^e gefdjilbert tt?or6en; uns trifft aber noc^ Mefer Schimpf,
6af ein Imitatonim servum pecus feine unfelige Caune uns
auförang." Befanntlidj maren bie Beteiligten nac^ bem (£rfdjeinen
pon IDert^ers Ceiben nidjt biefer 2Jnftdjt; Cef fing unb €fc^en«
bürg grollten über fol^e (Entftellung bes i^nen befreundeten
jungen 3erufalem, bie ^amilie ICeftner per^e^lte i^rem
f^riftftellerif^en ^reunbe i^ren Unmut nidjt. 2tus il?rem Kreife
l^eraus erfdjien im 3^^^^ U'^^ ^^^ „Berichtigung ber (Befc^ic^te
bes jungen IDert^ers", meldje mir in einem Hadjbrurfe (S^aff*
Raufen ^775) porliegt. gutreff enb bagegen unb für ©oet^e
c^arafteriftif4 ift eine Bemerfung ber Kläger: tteffelrobe
ujufte nxdit anbers $u motipieren, als ba^ er nac^ gemö^n»
lidjer Sdjablone bie tyrannif^e ZlTutter ä la Pater Capulet
Seidjnete, u?obei er aüerbings ber in ZTlündjen perbreiteten 2tn»
fdjauung folgte, (ßoet^e lief U)ert^er=3^^ufalems ^amilie fein»
füljlig gan5 aus bem Spiele.
Da bie eingereichten Klagen nic^t gans btn von ber ^Jamilie
gerpünfc^ten (Erfolg ersielten, münfdjte ^rau Pon ^eppenftein
i^re Derteibigung gegen Iteffelrobes i^r nadjteilige Sdjilberung
in ber Öffentlic^feit 5U fül^ren. Unb fo erfdjien im 7. Stüde
bes „3<^w^"^l^ ^^^ ^^^ fö^ Beutfdjlanb" eine umfang^^
reiche ZHitteilung „7ln bas Publicum, über bie Broc^üre: Die
Ceiben ber jungen ^anni". Bei näherer Betra^tung 5eigt
jiclj nun, ba^ biefe ^ier 5ufammengeftellten Briefe stpifc^en Jrau
oon mal Koc^. 1^63
pon ^eppenftcin un5 einem ^reuuöe feinesnoegs 5er Ko^*
5rucf eines tptrfUc^ geführten BrieftDec^fels ftn5; fonbern tptr es
mit einer litterarifdjen itusarbeitung 5U t^un Ijabcn. Bei Mefer
Überarbeitung 6er Briefe un5 itftenftücfe ift 5em Bearbeiter
6er 3^^tum mituntergelaufen, 6ie erfte Klagefc^rift pom 20^ 2lpril,
neffelro6es 6arauf foIgen6e Peranttportung Pom \({.7ipnl \785
5U datieren» 3"^ übrigen ift je6o^ 6ie ganse itppellation ans
Publifum mtt unperfennbarem litterarifdjem ©efdji j sufammen»
geftellt» IDer aber ^at 6ies get^an? 3n feinem Briefe an ^van
von ^eppenftein fdjreibt Sc^ubart: „Kann id) 5U €tp.
(ßna6en Beruhigung auc^ etmas beitragen, fo befehlen Sie mir
6le 2trt un6 IDeife, tpie? tt>ann? un6 wo 6if gefdjeljen foü??
— 3n6effen iiaV xd) einigen meiner tpic^tigften ^reun6e 6en
3nn^alt 2^v^s portrefflidjen Schreibens mitgetljeilt un6 auc^ fie
aufgefor6ert, ftc^ gegen alles 5U fesen, was 6ie ZHanen 3^^^^^
^anny beunrul?igen will* (Einftnoeilcn ^arren Sie, liebe ältere
Sanny, in <0e6ult I" Der Stil int ,,3^"^^' ^^" ^^^ f ö^ Deutfc^lan6"
ft?ridjt 6urc^au5 für Sdjubarts 2tutorfdjaft; besüglic^ Uberv
arbeitung» lln6 tpenn ^rau pon Meppen ft ein (im 3<>wrnal)
\785 an 6en ;yreun6 fdjreibt: „ttidjt ma^r, als Kin6 Pon fünf
3a^ren be«>un6erten Sie f^on i^r (ßenie, i^re ausgesetdjnete
Bil6ung", fo erinnern rpir uns auc^, 6af S^ubart gera6e im
fünften Cebensja^re Dannys in ZlTün^en im ^aufe i^rer
ZHutter perfe^rte»
3c^ ^alte in 6er C^at Sc^ubart für 6en t?erf affer 6e5
itufrufs an 6as Publifum. Das 7. Stücf bts „'^outnals pon
un6 für I)eutfc^lan6" ift ni^t im 3^^ erf^ienen, u?ie es
aller6ings ^ätte erfdjeinen foUen, fon6ern je6enfalls nidjt por
6em \. Xlopember ^785, fo6af 6er fc^einbare IDi6erfpruc^ in
6er ^^xt 5U)ifdjen 6em Briefe (3uli) un6 6em (Erfdjeinen 6es
2lrtifels Scn nur ein fdjeinbarer bleibt, ^nbtm beseugt 6er
Brief felbft; 6af Sc^ubart fc^on früher megen einer 5ffentli^en
gurücfnoeifung neffelro6es Sdjritte getrau ^atte»
Das Croftge6idjt, noeldjes Sc^ubart feinem Briefe beifügte,
^at er nidjt in 6ie Sammlung feiner IDerfe aufgenommen^®.
3m (ßegenfa^e $u Heffelro6e ftellt ftc^ fein (ße6ic^t natürlich
gan$ auf Seite 6er ZlTutter.
^anny, bas Wflltc^^fle (Scfietn
tm Brautfc^mud ocr Xtaint,
wat 2k^tt HTuitcr f ufl.
Sie f^ielte um 6ie Wmfe tl^rer Htutter^
tt)te bas £Smmletn
unt ben rofenBetPunbenen QtrtenflaB.
U*
\6^ (Eine ITlfinc^ener XPertt^eriabe
(Ein f6ftlid^s Vfiäbdicn wat ^anny!
Beim Tlnhßd ber <9rdge t^ob fi^ xl^t <0etil,
tranf 2Itl{er{iraf{me, fonnte fid^
im Udtc^te etptger <9r5ge«
Unb nur bte (Cf{räne ber letbenben IRenfd^liett
DermocHe fie ({emnter 3» loifen
in «rbpaub.
(Einfl trat fie auf eines tlfyitmts SpÜ^e,
um nSI^er 5U [eifn
bem hlanwoo^XQtn QtmmeL
Sie backte (Sottes (Srögel —
Unb ac^! bte t^immlifc^e ^anny fc^vinbelte.
herunter fanf fie an bes (Cljnrmes
felfigen Hippen. (£s hxad^ tl{r (SeBein,
unb Qirn unb Blut Befpriste hen Sanb.
Vinb {iel^e! bie Htutter
fati bte jerfc^metterte Cetebe (fannfs
unb oerfanf nidjtl —
^odi Blicfte fie gen Qimmel — fc^n>ieg lange —
bann {lärmte fie bte IPorte t^in:
Dein IPiUe gefd/et^e, 3ef{0])af{I
Jannys entfeffelte Seele
pog gen Qimmel empor.
(Snabeläc^ienb fprac^ ber (Eoige:
^ier Bin ic^, fannyl —
TXnn fnieet fie in Sonnenfiralen,
hos l{immlifc^e Kinb — unh ern>ariet
— bie größere mutier!
(ßraf tteffelroöe ^at pon öer Jtufforöerung, ftc^ im
/,3ournaI pon unb für Deutfd)Ian5" $u perteiöigen, feinen (ße*
brauch gemalt Die geipS^nlic^c 2tnna^me, 5af bie ungarifcljc
XDert^criafee „^annys Hadjlaf"** pon 3ofcf Kärmän
(\77\~(795) unter öem Cinflufe pon Iteffelroöes ;,£ei5cn
5er junsen^anny" entftanöcn fei, ift entf Rieben irri^. ^ipar
ge^t CS nadj 5er anöem Seite 5U tpeit, wenn €. p. IDur$:^
badj fbiograp^ifdjes Ceyifon öes Kaifertums (Dfterreic^ X, /^80)
pon liärmäns 3riefipedjfel mit ^anni f priest, „einer Unbe»
fannten, Me aus Ciebe $u 5em Dichter ftarb, ba i^re Dereinigung
mit 5em Dichter unmöglich ipar". IDenn wirflic^ in 6er \7^^
in Peft erfc^ienenen ZlopeUe Kärmäns eigene Ciebesgefdjidjte
5U grunöe gelegt ift, fo mifc^t bie ZlopeUe felbft bodj Didjtung
unb IDa^r^eit, wk 6ies 6ic Derfaffer pon IDert^ers unb Pon
^annys Ceiben getrau ^aben. ZTTit ber pon Heffelrobe
e^a^lten (ßefc^i^te ^räulein ^annys pon 3cfftatt ijat aber
bie ungarifdje IDert^eriabe nichts als ben Zlamen ,,^anny"
gemeinfam. Unb biefer felbft tft ja feit Klopftods erftem 2luf»
treten ein frei geipä^Iter Ctebesname", ipte Me Doris un5 (E^Ioe
6er porange^enöen Jtnafreontifer es loaren» Dagegen Ifat ein
2Tlflnc^ener Sc^riftfteüer 6es ^9. 3a^r^un6erts ^rdulein von
3cf ftatt un6 i^r tragifcljes (ßefdjicf 5nm (ßegenftanöe fetner
Dichtung erwählt. €s ift, für 6en fijec^fel 6es (ßefc^macfes
be5eidjnen5; nun nidjt me^r ein pfydjologifc^er Soman in Briefen,
fonöem ein ^iftorifc^er Soman, in 5em. mir ^anny eine Hoüe
fpielen fe^en* ZlUein ^ermann ponSc^miö^^ fonnte 6en
begonnenen Soman „5 um grünen Baum" (ogl. ,,5 am ml er"
Zlr. \^8--\50im3a^rgang ^880 6er „Jlugsburger 2tben5'
$eitung") nic^t me^r PoUenben.
3n 6er allgemeinen 6eutfc^en Citteraturgefdjidjte fin6 6ie
litterorifc^en (Erseugniffe , welche fic^ an 6en Hamen un6 6as
traurige Sdjicffal 6es ^rSuIein »on 3*P^t* fnüpfen, pon
feiner Be6eutung. Die Sulturgefdjic^te ZlTünc^ens fjat UrfadEje
i^rer 5U ge6enfen. Die fentimentale Perftimmung ift im ac^t»
sehnten 3^^^^""^^^* ^i^^ allgemein europäifc^e gemefen; 6er
gröf te Didjter 6er ^ext Ijat i^r in „JPert^ers £ei6en" 6en tiefflen
un6 gemaltigften 2(us6rucf verliefen; nac^ friner Dichtung wnvbe
6ie IDert^erftimmung benannt*
IDie ^at ftc^ nun 6iefer allgemeine gug 6er geit gera6e
in Zn Andren befon6ers bemerfbar gemadjt, loie ^ier feinen
fc^drfften 2tus6rucf gefun6en? Diefe ^rage wxtb bntdj einen
Qinblicf auf 6ie £ei6en 6er jungen ^anny beantwortet Das
an |idi unbe6euten6e €reignis erregt unfer er^ö^tes 3"*^^^ff^/
wenn mir es im ^ufammen^ange mit jener allgemeinen Strömung
erfennen*
Znit 6er Erinnerung an 6as ^räulein, 6as fidj in ZlTündjen
Dom tCurme geftür$t, taniiU (ßoet^e noc^ einmal feine 3us^n6=
$eit un6 3wS^^Mti^^wng, 6er „pielbemeinte Schatten", Dor 6en
Ztugen auf, als er, auf 6em ^rauenturme fte^en6, feine 2tugen
feljnfüditig nadj Sü6en fdjmeifen lief, mo baI6 jp^ö^^i^ ^"^
Zlaufifaa i^m JPert^er un6 6ie JI>ert^eria6en in 6en Qinter^
grun6 6rangten.
^66 ^^"^ mfind^ener IPertiiertabe
\) 3<^ »eripetfe biermtt natürUt^ auf Qerm Dtreftor Dr. (5. iaub-
manns Illtttetlungen tn tlr. ^^, ^8 unb (9 bes f^utöetons bcr „IXlmd)enet
tXene^en Xlad^xid^ien" tom ^. unb |8. 3anuar ^885. „^Jannys Sturj ootn
jfrauentl|urm am H- 3<^w>i<i>^ ^785" unb „^ann^^s Stax^ oom ^raucntljurm.
tlttc^trag*" Die 2lbljängtgf eit meines 2luf faftes oon iaubmanns
j^orfc^ung brauche idf nic^t er^l eigens 5U eripäljnen, wol^I aber ben
Danf, ipeld^en ic^ iljm für ^tnregung unb Öelelirung fd?ulbig bin, fotpie
für mannigfache freie 53enü^ung ber Hilfsmittel ber !. ^of- unb Staats»
bibIioti)ef.
2) Hit^arb Q^eltric^, f^iebrid? Sd/iöer. (Sefd^irfjte feines £ebens
unb <£^arafterijtif feiner IPerfe. Unter !ritifd?em TXadjxotxs ber biograplji-
fc^en (Queüen, Stuttgart ^885. I, \^7.
3) 3. JJer3feIber, Sd^ubart in inünd|en. HTfinc^ener Heuere Had;*
richten XS86 7Xx. 2&%
^) fLehcn bes ^reyl^errn i?on 3fflabt Cljurfürpi. Bairifd^en
<5ef{eimben Hatl^s von UTagifter Sc^ubari Ulm ;776. Dgl über biefe
2lrbeit Sd^uhaxts (5u^av ^auff, Cfjr. ^x, Daniel Sd^uhaxt in feinem
iiehen unb feinen IPerfen. Stuttgart (885. S. x^o.
5) XXux einen ber bayrifc^en Dramatiker, 3<>f^P^ 2luguji t?on
(Cdrring, l|at 0tto Brabm in feinem Bud?e ,;Das beutfc^e Hitterbrama
bts \s. 3a^rljunberts", Strasburg (880, eingeljenber betrachtet. Die 2Irbeit
müßte freiließ mit £iebe für bie Sefd^ic^te bes engeren Vaiexlanbes unb mit
pietöt für ade, aucf| bidjterifc^ red^t mangelf^afte 2(ugerungen bes patriotis"
mus unternommen werben.
6) ID. Söb er Ijjelm, petrarca in ber beutfd^en Dichtung. J^eljing*
fors (886.
7) 2ll5 U?ertl|ers £eiben erfd^ienen, (77/^, tjerftanb jebermann t?on
felbfl bie 21nfpielung auf KIop<ioc!s prac^troHe (Dbe „Jrül^Iingsfeier".
2lls (ßoetlje IHitte ber ad;t3iger 3al^re feine 3>i9^ttbbid?tung umarbeitete,
wax Klopflocfs poefle fd^on fo u>eit 3urücf gebrängt, ba% ex es notujenbig
3um Perftänbnijfe fanb, einsufc^alten : „3d? erinnerte mid? fogleic^ ber Ijerr-
liefen (Dbe, bie il^r in <&ebanhn lag, unb perfanf . . J'
8) Der Ijier 3um erjten IHale oeröffentli^te (Eintrag bes Pfarrers ip
ßerm Dr. KarICrautmann in gefäüigfter IDeife ton ben ftrd?Iid?en
Öeijörben 3ur Perfügung gejieüt roorben, u>ofür ic^ forool^l biefen, n>ie
Herrn Dr. (trautmann 3U grogem Danfe pcrpflid^tet bin. Dag n>ir
il|n poUftSnbig 3um 2lbbru(f bringen, wirb burd? feinen in mefjrfac^er ?ixn*
fld^t intereffanten 3nljalt gered^tfertigt. (Er lautet im (Eotenbud? ber
^rauenpfarre ron ;78( — (793 incl, JoL 23: Unter Januarius 1785.
de Ickstad (17) M. Francisca Baron essa de Ikstad 16^/3 annorum ex Indulto
Rvdmi Ordinarij ad D. Salvatoris cum Process.
Haec Illustris puella 14. huiu[s], casu hactenus Monachij inaudito, ex
Turri Basilicae nostrae praeceps, eliso, confractoq. cerebro, caeteris membris
illaesis, per planum inclinatum templi primum, dein vi motus accelerati
adeo vehementer acta est in aedes Revndi D. coeremoniarij Trauner, ut
tegulis confractis. fractisq. asseribus irrueret, bene tarnen vestita adhuendum,
post 2. 'pomeridianam.
von Vfiai Koc^. ^67
Tristissima haec historia excitaverat Nobiles, civesq. — Quare voces
diversae! — Erant, qui consulto meditatoq. ob amores, malamq. domi
disciplinam id factum assererent. — Expedire, ut puellae Lihri, hodiemiq.
Suicidiu[m], amorculosq. docentes autores examinarentur : Esse hanc necem
Philosophie. Nee deerant, qui adfirmarenti hanc Illustrem Virginem morum
fuisse optimorum, animi hilaris et excitati xx., nisi quod jam olim Ingol-
stadij maniae benignae signa ostendisset — puerili audacia muliebri curiosi-
täte, aut quorumq. casu fortuito fallente pede, vestigioq., cum testes deessent,
ex tum fuisse per vertiginis . vim . prolapsam. — In re itaque ancipiti, et
dubia, In qua Jus favet reo, magisq. Mater Ecclesia, veniam aetatis
tenerae deinceps pariter habendam ratus, Ego Parochus utroq. Judice et
Aulae et Urbis ad me rogatis^ ut testimonium facti et Morum
ederent authenticum, Frisingam cito transmittendum istud epistolis meis
comprehensum ad Reverendum ordinarium Submisi per cursorem expre§sum.
Quo altero mox die Sub vesperas redeunte, rescriptum est in favorem
benigni. His verbis, ad memoriam posterorum adnexis.
2(uf euren We^en ber rotn borttgen Stiftstl^nrtne IjerabgefaHenen
Saroneffe Jrancisfa von 3(f jiab, l|iel^er erjiattelen 3erid?t, iPtrb 3ur HefO"
lutton Ijtemit gnabigfi angefügt, ba% Z^v hen entfeeltcn Körper Ct^rips
fatt^oUfd^em gebraut nadj 3ur (Erbe befiSttigen [foHet. {frcij^ng ben
\5, 3änner ^785. Ex comiss. R.rai J. Hofmann.
Cautelae autem ergo, donec respondisset Frisinga, cadaver puellae non
concessi capellae inferri benedictae, sed ut fieret distinctio, jussi, ut in loco
tertio, ubi vespertilio instrumenta sua, interim reponeretur,
Egit Ecclesia favens suum, jam vero Magistratuum est indagäre, Quare ?
Quomodo res contigisset. En Exemplum forte Philosophismi hodiemi et
educationis mollissimae inter theatra , per versosq. Libros. Deus autem
dijudicabit et hos et Illos. Scripsi can. Parochq. de Scherer. 21» jan.
Hoc de casu ao, 1786. mox in publicum, pro aevi nostri mollitie
et audacia , comparuere Libelli publici — adcusabatur Mater filiae saltantis,
ac si vero illa perditum isset hanc puellam minis — fore, ut nisi
desisteret ab adfectandis nuptiis, in Monast. detruderetur. xx.
Mater, me Parochu[m], quasi extrema in hoc casu moventem, in
Responsis ad amicissimas sibi datis adcusaverat xx. En nugas muliebresl
En mores I En temporal
9) Cljr. ^r. Daniel Sd^nhatis liehen in feinen Briefen. (Se«
fammelt, bearbeitet nnb fjer ausgegeben ton Dacib ^r. Strang; in
Strauß' gefammelten S^riften. Bonn ;878. IX, ^^2.
^o) Beibe ftnb nid?t eripäl^nt in bem bibliograpljifcben fjaupttperfe,
bas bie jaljlreic^en IPertt^eriaben üer3eid?net: 30$. lPiIqeIm2IppeII,
IPertljer unb feine geit. gur <5oett^e«£iteratur. Dritte, gänslic^ umge*
arbeitete unb permet^rte 21uflage. ©Ibenburg ^882.
U) Ttehen biefem IHünd^ener Drurfe tft, tpie mir fjerr profeffor von
Heinl^arbft5ttner nac^getpiefen l\ai, bejfen nie ermübenber <5efäüig!eit
id? alle ipeitern ^n^ahen über 3aumgartners unb Heffelrobes per»
fönlid?!eit unb Cl^ätigfcit oerbanfe, auc^ eine 2Iusgabe pon Baumgartners
2lrbeit „f ranffurt unb £eip3ig'' erfd?ienen.
^2) Das VOetf wax wie anbete bramatifc^e 2lrbeiten Heffelrobes
für bas fürjtlid? (Eajisfd?e (El^eater in Hegensburg gefd?rieben. 2Iu^er bem
IHelobram fanb ponKeinliarbjtöttner auf ber IHünc^ener Btbliotl^ef
nod?: IPer Ifätie bas gebac^t? €in £uftfpiel in brei 2Iuf3Ügen. Per-
faffer ^. (5. p. Heffelrobe. Hegensburg, in ber Hlontagifc^cn 23ud?l|anb'
lung. (779. — 3ulie ober bie banf bare dod^ter, ein £uftfpiel (länb*
Iid?es (Semälbe) mit (Sefang. Von S- ®' ^* Hejfelrobe. Die rHuji! i|l
1(68 ^in^ tnünc^ner XVetifietiabe von Utas Koc^.
9om ^ärfll. (Ca^isfc^en Opent^DirePteur Qerm Kirsinder. Hegensbura 1780*
— Dte ntupf jtt £attra unb Dirimel i<l oon bcm KurfärfU. pfalsbatrtfc^cn
Concertmetfiec Qerm (Confd^i. 2(u(^ bie Hegensbur^er BibItott)efen ent*
Italien ntc^t mel|r. — 3n bcm Briefe an ^tan von Stein am \. Zinnat
(780 exwä^ni (0oetf{e (0raf tleffelrobe nnb qitid^ barauf, ha^ bie
<Erbprin3efPn am 3. 3annar hos Htelobram geben »erbe. 3P «« btefem
(Srafen tteffelro^e nnfer Dichter nnb im lllelobram tfwa „Canra nnb
Dirimel" jn vermuten? J>a% biefes erfl xis^k im Drnde erfc^ienen ifl,
[(fliegt feinesmegs ans, ba% es bereits einige 3aiire frfif^er anfgefnf^rt
n>erben fonnte.
^3) Crfl (gnflao Qanff f^ai es in bie I)i{iorif(^'fritif(^e 2{nsgabe
Don Sc^nbarts (Sebic^ten (Ceipjig, Heclam jun. Ztr. ^82^— 2/^) anf«
genommen*
A^) Dannys Ha(^la§. Hopefle ©on 3^^f Kärmän. 2Ius bem
Ungarift^en oon XHanrns Höjfa. (£eip3ig, «eclam jun. Ztr. 1378.)
^5) ijrans IHunrfer, jriebrid? (gottlieb Klopftocf. (Se-
fc^id?te feines £ebens unb feiner Schriften. Stuttgart, (888. S. 195.
1(6) gur (Erinnerung an ^ermann oon S(bmib oon Dr. inb^
n>ig (Er oft Tlus bem n^iffenfc^aftlic^en nnh funßlerifc^en £eben Bayerns,
inünc^en ^887. S. ^06.
/-^jC»
bet <iSörberer D0lt6tttmtt(^er Pflege Daterlfinbifc^ev ®efc^ic^te;
bcv VOiebcvUivünbev ba^rifc^er Stfibtec^roniten.
Von
£rn0t von 2)e0toucbe0.
,,(D^ne üaterlanbsgefdiic^te feine XJaterlanbs»
liebe I" — IDer wav wolil tiefer pon ber erhabenen IDa^r^eit
biefes lOortes über$eu9t unb bur^brun^en; n>er ^at glfi^enber
fein angeflammtes Bayerlanb unb bas große „teutfc^" tJater»
lanb geliebt, wer Ifat aber auc^ beffer feine (ßefc^ic^te perftanben,
jte treuer geppegt unb Dolfstümlid} gefSrbert, als König
£ubtt)ig L, beffen gentenarfeier in iDürbeDOÜer IDeife 511 begeben
fein Volt unb bie Bürger feiner Qaupt* unb Hefibensftabt eben
jtc^ ruften?
IDo^I ^aben fc^on 3^^^"" Sepp unb Karl tC^eobor
Qeigel in i^ren Biographien König Cubtpigs L, Cubtpig
pon Sorfinger in feiner afabemifc^en ^eftfc^rift 5ur ^eier bes
HHttelsbac^r 3"^*^""^^* n^i^ PPege ber (ßef^i^te ourc^ bie
tDittelsbadjer" unb Karl tC^eobor ^eigel in feinem, am
h 3"H ^886 im ^iftorifdjen Dereine pon ©berbayern gehaltenen
Portrage ,,König Cubipig I. als ^reunb ber (ßefdjic^te" ber
grof en Derbienfte bes Königs auf biefem (ßebiete in ausfü^rli^er
IDeife unb e^renb erwähnt.
Znögen au^ bie nad^folgenben menigen feilen basu beitragen,
aüäberaQ, wo immer fte im fc^önen Bayerlanbe gelefen toerben
mögen, bas Bilb bes verewigten Königs als ^reunbes, als eifrigen
^örberers üolfstfim lieber Pflege vaterlänbifc^er (ßefc^id^te
^70 König iubtPtö I. Don Saycrn
in 6ie €rinnerun9 feines bantbaun Polfes 5urürf$urufen, mochten
fte i^m als ZlTa^nung gelten, 6es grofen Königs paterlänMfc^^
^iftorifc^e Beftrebungen $u e^ren un6 t^m 5arin für alle ^ufunft
gelreue ^eeresfolge 5U leiften, auf 6af 6as ^euer ^eiliger Patern
lanösliebe in allen fersen immer nod} geller, immer noc^
Io6ern5er entfacht un6 ent5Ün5et weröel
Sc^on als 3ö"9K^Ö ^<itt^ £u6«)ig feine entfc^iebene Por»
liebe für (ßefc^idjte öofumentiert, fdjon als 3üngling ^atte er
5en ißeöanfen gefaft^ jur Peremigung 6er Perbienfte grofer
Znänner einen €^rentempel 5U bauen, un6 fo fmö alle pidne,
aüe Kunftfc^Spf ungen , 5urd^ 5ie nacfjmals 6er König als
Kunftmäcen jenen unpergänglic^en Huljmesfrans ftd) erworben,
mögen es Bauten, Denfmale, ^resfen, BiI6niffe, Sfulpturen
gemefen fein, einem Ijiftorifc^en, einem paterlän6ifdjen ©e»
Sanfen entfprungen, beftimmt, 6as (ßrofe, 6as ^errlidje 6er
Pergangen^eit un6 ißegentpart 5U e^ren, 5U peretpigen, feinem
Polfe es teuer un6 u>ert 5U mad^en un6 es 6a6urd^ feine eigene
Pergangen^eit un6 fein fdjönes 4^imatlan6 um fo beffer fennen
un6 lieben 5U lehren.
(Einen ^erporragen6en Schritt, 6en König Cu6u)ig I. nad)
feiner tC^ronbefteigung 5ur Peru>irflid)ung jenes i6ealen Zieles
t^at, mir 6ürfen iljn in 6er ®rganifationsurfun6e 6er f. 2tfa*
6emie 6er tDiffenfc^aften pom 2\.7Xlavi \827 erblicfen. 3"^^^
er als eine 6er Hauptaufgaben 6iefer gelehrten Korporation
„(ßefc^ic^te , un6 ivoat porsüglic^ 6ie paterlän6ifd)e in i^rem
gansen Umfange, mit i^ren ßilfsu)iffenfc^aften", erflärt, be«
ftimmt er, „6af in 6en 5U)et feftlidjen ^aljtes^ii^ving^m am
Stiftungstage 6er 2lfa6emie un6 am Zlamenstage 6es regieren6en
Königs 2lb^an6Iungen über ipiffenfc^aftlidje ©egenftän6e pon
allgemeinerem ^nUva^^z un6 (ße6äd)tnif re6en über ausgeseic^nele
perftorbene Znitglie6er porgetragen rper6en", ferner, „6af 6ie
Sammlung 6er für 6ie paterlän6ifc^e (ßefc^ic^te mic^»
tigen Urfun6en weldje, unter 6en ZXamen Monumenta boica
befannt, unter befon6erer Berüc!fid)ttgung 6er Stä6te«
urfun6en mit 2tus6e^nung auf gefdjic^tlic^e Ur»
fun6en aus 6en neuermorbenen ©ebietst^eilen 6es
Königreichs fortsufe^en fei."
lJn6 ivocx ZHonate fpäter, am 29. ZlTai \827, erlief König
£u6n?ig L, 6er 6amals unter ^^alkns fonnigem ^immel meilte,
aus Villa Colombella einen Kabinettsbefe^l besüglic^ 6er €r^
Haltung 6er gefdjiditlicfjen Denfmale un6 Kunftüber»
refte in Bayern.
von ^rnfl von Desiouc^es. 1(7^
Jtls gwerfe Mefer K6m(jlt(^ 2tIIer^5(^ften €ntfdjltef ung aber
waren folgenöe besetc^net:
„a. ^fir 6te (Erhaltung un6 Betpa^rung altert^ümlic^er
Ueberrefte 6e5 gefc^d}tlid}en ober Kunftfac^s aus 6er Homer»
vodt, o6er aus öem Ztlittelalter 6ie mSglic^fte Sorge 5U tragen^
b. Befc^reibungen un5 Perseidiniffe öerfelben Don öen (ße=
fc^tc^ts« 06er Kunftfreunöen perfaffen 5U laffen.
c. Kunftwerfe je6er 2trt ntdjt nur u>o^i 5U erhalten, fonöern
auc^ Dor ungefc^tcften Heftaurations^Derfudjen $u bewahren*
d. 3"fo^^^^^^i* We (ßrabntäler genealogifdjen, artiflifc^en
o6er fonp gefdjtc^tltc^en IDert^es mo^I in ®b^ut 5U nehmen,
un6 gegen öie Unbilöen 6er IPittcrung 5U (djü^en, o^ne fte je6oc^
pon i^rer Stelle, als pon i^rem etgenllic^ be6eutungspoüen;
Hafjtfc^en Bo6en 5U rflcfen*
e. Befon6ers in pormaligen bifdjSflidjen Std6ten, 5* B.
^reffing; 2lugsburg, paffau, Bamberg , IDürsburg, 2tfd}affen»
bürg IC, 6a^in 5U tradjten, 6ie (Epitaphien 6er eljemaligen fürffc
bifc^öflic^en Segenten in moglic^fter ^olgerei^e 5U erhalten,
6agegen in 6en großem pormaligen Hei^sftä6ten (namentlich in
Zlugsburg, Nürnberg, Kegensburg, ZHemmingen 2c0 auf 6ie
Hefte 6er (Entmirfelung 6es HTunisipatoefens, 6er commercieüen
un6 an6ern be6euten6en ftä6tifd^en Per^dltniffe porsüglic^e 2tuf-
merffamfeit 5U richten''.
Sc^on 6iefe Deror6nung 6es, feine geit, ipie Bayerns Dor»
$eit fo fdjarfftnnig ergrün6en6en 2TTonarc^en, ipelc^e an fämt»
lic^e Kreisregierungen erging, un6 mit welcher gleichseitig 6ie
erfte 2tnregung 5ur (ßrfln6ung un6 (Entfte^ung 6er ^iftorifcljen
Per eine gegeben ipur6e, ^atte nidit blof in Bayern, fon6ern
aud} auf er Bayern me^rfadlj als preiswertes ZTTufter 6er Xladi*
a^muTig ge6ient.
Überaus ftnnpoü mit 6er (Erhaltung 6er Kunftüberrefte un6
6er gefc^id}tlic^en Denfmale 6ie ^flrforge für 6ie gefc^ic^tlic^en
Quellen 6er größeren <ßemein6en un6 Körperfdjaften perbin6en6,
gab König £u6u>ig I. baI6 6arauf, am \9* 3änner ^829, im
2lnfd)Iuf an jenen Kabinettsbefe^I 6en Königlichen JPunfd} laut,
6af bei 6en ZlTagiftraten 6er Stä6te un6 2Tlärfte geitbüc^er 06er
C^ronifen angelegt un6 fortgeführt voevben möchten.
2tm \5. ®f tober ^835 erfdjien eine weitere Königlid} 2tüer«
^öc^fte Peror6nung, 6ie ^iftorifdEjen ^orfc^ungen un6 6ie
gefd}id)tlic^en I)enfu>ür6igfeiten un6 Denfmale in
Bayern betreffen6.
„Sc^on bei (ßrün6ung 6er ^iftorifc^en Pereine (29. ZlTai
\827)" — alfo lautet 6er Eingang 6iefer Peror6nung — ^war
\72 Kdnig iubtptö I. von Bayern
Unfer IDunfc^ auf eine nd^cre Berfl^run(j 6erfclben mit Unferer
2Ifa6emte 6er IDiffenfc^aften urt6 baijxn gerichtet, in liefet erften
wiffenfc^aftKc^en l(5rperfc^aft 6es Heic^es 6en JTlittelpunft öes
rpieöererrpac^ten ^iftorifc^en Strebens un5 6er pon Uns gebotenen
Cr^altung 6er gefdfic^tlid^en Denfi»flr6igfeiten erblicfen $u fönnen.
3n6em IDir 6a^er 6ie Uns üorgelegten neuerlichen €ntfc^Iüffe
benanntet 2(fa6emie mit lebhaftem ZDo^Igefallen entgegennehmen,
un6 Uns 6iefe5 Beweifes Ieben6i9en (Eingehens in Unfere räter»
lic^n 2tbjtc^ten freuen, i>eror6nen lOir ^iemit, wie folgt . • . •"
lJn6 am Sc^Iuffe äufert itdj 6er König: ,,lJnfere 2lfa6emie
6er IDiffenfc^aften wxtb ftc^ 6urd) nac^6rficnic^e Unterftfi^ung
6er in i^ren Sweden un6 Beftrebungen fo achtbaren ^iflorifdjen
Dereine neue Zlnfprfldje auf Unfere fortgefe^te 2lnerfennung
ermerben* Die ^tftorifdjen Deretne i^rerfeits wevbcn in 6em
i^nen 6argebotenen 6ireften Benehmen mit 6em erften gelehrten
3nftitute 6er ZTTonarc^ie einen fprec^en6en Beweis Unferes
Königli^en Sc^u^es erfennen un6 ftc^ 6esfelben 6urc^ Benü^ung
6es i^nen freiwillig entgegenfommen6en ZTlittelpunftes, 6urc^
eifriges ^ortfd^reiten auf 6er Ba^n grfin6Iic^er gefc^ic^tlic^er
^orfc^ung un6 insbefon^ere 6urc^ fuccefjtpes ^erporrufen ent»
fprec^en6er, aümo^Iig pon felbft 5U einem i>oBftän6igen ^iftorifc^*
topograp^ifc^en Cejifon 6es Setdjs fic^ geftalten6er Zftonograp^ien
aller <ßemein6en 6es Königreichs aud) fortan ftets n>ür6ig er*
galten".
(Einen weiteren 2(us6ru(f feines t>aterlän6ifc{/en ^iftorifcl/en
Sinnes biI6et 6ie pon König £u6tt)tg L unterm \8. ®f tober
\835 erlaffene ZHIer^öc^fte Deror6nung, womit er ein neues, 6ie
Bereinigung 6er £an6e Bayern, pfal$, ^ranfen un6 Sdjwaben
unter feinem Ssepter 5um fymbolifc^en 2lus6rucfe bringen6es
föniglic^es IDappen un6 Siegel einführte un6 6abei 6en
IDunfc^ ausfprac^, „6af 6ie Can6e, welche 6ie göttliche Dor^
fe^ung in 6em bayerifdien Heic^e 5U einem innig perbun6enen
ßanim pereinigt ^at, einen fprec^en6en Beweis feines König»
licljen IDo^Iwoüens 6artn fe^en möchten".
(Ein 3a^r supor f^on (\83^) ^atte König £u6wig L
„6as (ßefud) feiner treuen Qaupt« un6 Hejt6en5fta6t ZRünc^en um
IDie6erperIei^ung i^res alten, feit ^808 abgefc^afften
Stabtwappens mit ^reu6en bewilligt", un6 hierbei eigen-
^5n6ig bemerft, „wie gerne er 6te pon feinem erhabenen Vot>
fairer Kaifer £u6wig 6em Bayer feiner ^auptfta6t ZlTflnc^en
als ^usseic^nung perlie^enen fc^war$ un6 gelben ZDecfen 6iefer
brapen Stabt surücferftatte, um fo me^r, als Bayern mit Selbft»
gefü^I auf feine (ßefc^ic^te fe^en fönne, un6 als es feine fönig»
üon (Ernjl oon Destonc^es. ^73
Kc^e 2tbftc^t ifl, 6af alte Hamen ixnb ^«tc^^n 6urc^ 3a^r^un6erte
fortleben bis 5U 6en fpäteften (ßefc^Iec^tern"*
Tlüs feinem marmen (ßefüljle für bas Deutfc^tum entfprang
eine itnorSnung; 6ie als gefd^rltd^ für öie Konfoliöierung 6es
bayrifc^en Staates in ftaatsmdnnifc^en Kreifen riele (ßegner
fani. I)ie Cerritorialeinteilung ZlTontgelas* mit 6en Benennungen:
3farfreiS; 3üerfreis xc. murie nämlid} aufgehoben, un5 6ie
propinsen erhielten 6ie alten Hamen surürf*
ßören wir u>ie6er 6ie ^errlic^en Eingangsworte 6er be^
treffenoen, am 29. Hopember ^837 erfdjienenen Königlid} 2tüer-
^^ften Perorönung:
„Die göttliche Porfetjung ^at unter Unferefi Scepter mehrere
öer eSelften teutfcljen Polfsftdmme pereiniget, 5eren Vergangen»
lieit reic^ an 6en er^abenften Porbilöern je6er ?Eugen5 un5 jeg»
lid}en Su^mes ift.
3n 6er 2tbftc^t, 6ie (Erinnerung an 6iefe er^eben6e Per^
gangen^eit mit 6er (ßegenwart 6urc^ fortIeben6e San6e enger 5U
perfnüpfen, 6ie alten, gefc^idjtlic^ geheiligten ZlTarfen
6er Uns untergebenen Can6e möglidift wie6er ^er5U*
ft eilen, 6ie €int^eilung Unferes Heidjes un6 6ie Benennung
6er ein$elnen ^aupt ^^ £an6est^eile auf 6ie e^rwär6ige
®run6Iage 6er ©efdjic^te 5urücf5uffi^ren, un6 fo 6te
6urc^ alle Reiten bewährte treue 2tn^änglidjfeit Unferer Unter»
tränen an C^ron un6 Paterlan6, 6ie Polfsl^ümlic^feit
un6 6as Hationalgefü^I 5U erhallen un6 immer me^r
5U befeftigen, lidben JPir befc^Ioffen un6 peror6nen, was
folgt . . /'
lJn6 als Konig £u6ipig L 6ie auf (ßrun6 6iefer neuen
£an6eseinteilung neugewä^Iten Stän6e 5um erften ITIal um feinen
tEljron perfammelt fa^, 6a begrüßte er fte mit f oIgen6en XDorten :
„Bayern, pfdlser, Sdivoaben un6 ;Jranfen,
ru^mpoll nennt fie 6ie (ßefc^ic^te; 5U fd)5n gldn$en
6iefe Hamen 6urd^ eine Sei^e pon 3^^^^^"^^^^*^"/
als 6af fie erlofdjen follten, un6 freu6ig ert^eilte
xdl 6en £än6ern u>ie6er i^re angeftammten Be*
nennungen."
Hoc^ im I)e$ember 6esfelben 3^^^^^ \837, in welchem
Konig Cu6wig I. 6ie (Einteilung 6es Seiches einer lJmbiI6ung
auf gefdjic^tlidier ®run6lage unterftellt ^atte, fa^ er feinen u>ie6er»
^olt un6 lebhaft ausgefproc^enen XDunfd) erfüllt, in6em, wie
foldjes bereits in ^ranfen un6 5d}rx>abm 6er ^aü gewefen war,
nunmehr auc^ in 6em wie6er ins £eben gerufenen ©berbayern
\7^ König £ubtDt9 I. von Bayern
eine 2tn$a^l von (ßefdjtc^lsfreunöen jtc^ sufammettl^at , loeldje
6er PPe^e paterldnMfc^er (ßefc^tc^le ftc^ ju tpiömen entfc^loffen
waxm, un6 im ß^bvnav \S5S fonnte er aud} 6em ^iftori»
fdjen Dereine pon un6 für ©berbayern 5ie Zlllerljoc^fte
Seftätigung erteilen« 2tber nic^t blof auf 6en Kreis ron ©e»
lehrten un6 Fachmännern, ja nid)t blof auf 6en nodj mei»
teren 6er (ßefc^i4tsfreun6e foüte nadj 6es Königs 2tnfid)t 6ie
ppege 6er (ßefdiic^le befdjrdnft fein* Sein ganjes Volt wo
mSglid), fo mar es fein ^^sensmunfc^, follte an i^r teil«
nehmen.
Die ZlationaI6enfmaIe un6 alle 6ie an6ern firc^Iic^en un6
profanbauten, 6te er aufführte, 6ie lJrfun6en, 6ie er in i^ren
(ßrun6fteinen nie6erlegte; 6ie Süften un6 6ie ^resfen, 6ie 3"*
fdjriften un6 6ie 3<J^^^s$ö^kn/ ^it 6enen er i^re (ßiebel, Faffa6en
un6 Por^aüen fc^müctte, 6ie Sc^anf ungsurf un6en , 6ie er über
6eren Dergabung ausfertigte, 6ie (ßefdiic^tsttjaler, 6te er auf
6ie 6enfn?ür6igften €reigniffe feiner Regierung prägen lief —
fm6 |te nic^t aUe bere6te ^eugniffe für 6es Königs unermü6Iicfjes
Streben, fein ganses Pott mit ^iftorifc^en Denfmälern un6
(Erinnerungen ju umgeben, feinen ^iftorifc^en Sinn 6a6urc^ 5u
mecfen, 5U ^egen un6 5U p^egen, un6 mit 6er ^eimatfun6e i^m
6ie ^eimatliebe ins ^er5 5U legen?
IPie aber ein jeglidjer Bau aus fo ptelen ^un6erten un6
taufen6en pon Steinen fxdf sufammenfügt, fo baut ft(^ aud^ 6ie
(ßefd)id)te eines £an6es, eines Dottes nur aus 6er (ßefc^idjte 6er
einjelnen 3"^i^i^wen, 6er einseinen ©efc^Iedjter un6 ^amilien,
6er einseinen €iemeinu>efen auf; un6 ;Jamilienfinn, £iebe ju
ßaus, ^eim« un6 ^er6ftatt un6 5ur Paterfta6t — fte ftn6 6ie
(Brun6be6ingungen, o^ne meiere Paterlan6sliebe tt)e6er entfte^en
nod) befielen tann.
Das Ijat 6es grof en Königs IDeis^eit mo^I erfannt, 6arum
iiat er fo grofen ä)ert auf 6ie Pflege 6er ©rtsgefc^ic^te
oeru)en6et, un6 6arum ^at er es auc^ nidjt bei feiner erften Kun6«
iah^ besüglid) 6er 2lnlegung pon ©rtsdjronifen bett)en6en
laffen. ^m Jtuftrage 6es f. Staatsminifteriums 6es 3"^^^
erging im 3^^^^ 1^37 an 6ie Kreisregierungen eine u>eitere
(Entfd^Iiefung, u>orin neuer6ing5 betont u>ir6, „6af es fomo^I
6en 3wtereffen 6er einseinen (ßemein6en, als jenen 6er ©efc^ic^ts»
Kun6e un6 6er allgemeinen Staatssu)ec!e entfprec^en6 erfdjeine,
nad^ 6em Beifpiele 6er in an6ern 6eutfdjen Staaten, u>ie nament*
lic^ in JPürttemberg, getroffenen (Einridjtungen, in je6er (ßemein6e
eine ©rtsdjronit fertigen un6 fortführen $u laffen.
Bepor je6odj hierüber tpeitere 2tnor6nung ergebe, follten 6ie
von €rnjl ton Destout^es. H75
Ztnfic^ten erfahrener (ßefc^äf tsmänner gefammelt loeröen : a. über
5te Jtusfü^runs Wefer ZHaaf re^el überhaupt, b. 6ie srperfmäf igfte
IDeife bts öte Znitmirfung 5er <£\xtateU nnb PoIt5eibe^5r6en,
unö besüglic^ 6er ©rtsdironifen 6er (ßeiftlic^en erfor6ern6en PoII«
Suges insbefon6ere ; fo6ann c. ^injtdjtüc^ 6er erflen Zlnleguns
6er Statutenbüdjer un6 ©rtsd^ronifen, 6er Hepifton 6es £nt«
rpurfes un6 6er ^ortfe^ung 6iefer Bücher"*
23e5Ü9lic^ 6er Jfü^rung 6iefer ®rts* un6 Stä6tec^romfen
waten fol9en6e DirertiDen aufgeftellt n)or6en:
„\. Pom \. ®f tober ^829 an wirb in je6er StabU un6
2narh5s(ßemein6e ein ^^i^l^ii^ (C^rontf) angelegt un6
unter Jtufftdjt 6e5 ZTtagiftrats fortgeführt.
2. Diefes (ßefcfjäft ift nac^ 6er JPa^I 6es ZUagtftrats einem
2TTitglie6e 6esfelben o6er 6em Sta6t* o6er UTarftfd^reiber, o6er
nadf Umftdn6en einem an6ern, ^ieju fähigen <5emein6eglie6e
an5ui>ertrauen*
XDo gefdiäftsfun6ige (ßeiftlic^e pn6, fSnnen 6iefelben um
i^re UTitiDirfung angefproc^en werben.
3. Die C^ronif ift (Eigent^um 6er (ßemein6e. Sie
muf 6a^er in 6er Hegel in 6em <ßemein6e^aufe aufbeuja^rt,
un6 im ^alle 6er Cl?roniffdjreiber aus 6er (ßemein6e, o6er pon
6er i^m übertragenen 2trbeit abtritt, pon 6emfelben 6em TXla-
giftrate unperle^t fibergeben iper6en.
^. (Es ift 5U ipünfdjen; 6af 6ie €i)tonxt in geiro^nlic^em
;JoIio»^ormat ^albbrüdiig, o6er 6ocIi mit einem 3 Ringer breiten
leeren Han6e perfe^en, gefc^rieben iper6e, un6 am (Eingange 6ie
Semerfung 6er 3a^re55a^I, mann fte begonnen n>or6en, 6es
Hamens un6 6es 2lmtes 6es C^roniften enthalte.
(Ebenfo muf , wenn ein an6erer (£^ronift an 6effen Stelle
tritt, 6effen Hame un6 2Imt am itnfange feiner Ztufsetc^nungen
un6 6ie geit 6iefes 2lnfangs bemerft fein.
Die (Eljronif muf mit einem (£inban6e perfe^en iper6en.
Dasfelbe perfte^/t ftc^ aud^ pon 6en Hat^sprotofoUen 6er (ße»
mein6e, weldje als ihaterialien 5ur (ßefc^idite 6erfelben 6ienen.
5. Die (ßemein6e«(E^ronif foll 6as <ße6enf budj für
6ie ©emein6e, alfo 6as 23ud} feyn, in weldies alle
Denfipür6igfeiten, tpeldje fic^ in Besie^ung auf 6ie
®emein6e ergeben, ein$utragen fin6.
6. (Es u>ir6 iwedmä^xQ fein, am (Eingange 6er C^ronif
auf 6ie allenfalls Por^anSenen älteren gefc^riebenen C^ronifen,
lJrfun6en, 2tften, Saalbüc^er u. 6gL, u>eldje in 6em ©emein6e*
2trc^ipe aufbewahrt jtn6, o6er auf 6ie im Drucfe erfc^ienenen
©efdjidjten 6er <ßemein6en ^in5uu>eifen»
^76 Kdniö tubiDtg I, von Bafern
TXlan mxb es gerne fe^en, 6af 6iejentgen (ßemeinöen; meiere
Me im Drurfe erfc^tenene (ßefc^idjte t^rer Stabt o6er i^res
ZlTarfteS; fo tote Me PropinsiatCefc^tc^ten 6es tanbes, yx weiden
fte früher gehörten unb 6ie bayerifc^e (ßefc^idite n<fdf nic^t be»
ft^eTt; ein (£^emplar 6iefer <ßefc^id)tbäc^er anfaufen.
£öWic^ ift es befonöers, 6er (tljronif felbft einen f ursen 2tb»
rif 6er StabU oöer ZTlarfts-Cefc^ic^te unter 7ln%ab^ 6er Quellen,
Dorausjufdjirfen* Derlei i>er6ienftlic^e ilrbeiten iper6en mit be»
fon6erem IPo^Igefaüen aufgenommen n>er6en*
7* 3" itnfe^ung 6er JPa^I 6er (ßegenftän6e,
»elc^e in 6ie (t^ronifen aufsune^men fin6; ift eine
in 6as (Einselne ge^en6e Porfd^rift nidjt u>o^I möglic^.
TXlan muf in 6iefer Besie^ung 6er Perftän6igfeit 6es
C^roniften pertrauen. 3m allgemeinen eignen fid} alle
Porf&He un6 Qan6lungen, meldte 6en 3eftan6 un6
6ie (Eigent^ümlidjfeit 6er(ßemein6e seigen, o6er per»
än6ern, ein 3il6 6er Sitten, (ßebräuc^e un6 6er
5eitper^ältntffe überhaupt 6arftenen, 5ur2tufna^me
in 6as <ße6enfbuc^; 6a^er:
(Ereigniffe, meiere 6ie (ßemein6e*Perfaffung un6
Deripaltung betreffen, 6ie Befe^ung 6er ZUagiftrats»
ftellen un6 jener 6er (ßemein6ebeponmäc^tigten (6es
ehemaligen {(einen un6 grofen Hat^es), 6ie XDa^Ien
5um £an6rat^e un6 5ur Stän6eperfammlung, tpic^«
tige 2t6miniftratip»Znaf regeln, 2tnor6nungen, 6as
Sd^ul- un6 2lrmenrpefen u. f» ip. betreffen6, 2lus»
fü^rung pon Bauten, Stiftungen, 5eitu)eife Xladi*
richten über 6en 5uftan6 6es (ßemein6e»Permögens,
be6euten6e Perbefferungen o6er Perfc^limmerungen,
Perän6erungen an 6en <ßemein6egren$en un6 in 6er
ZRarfung o6er an 6en <ßemein6e-Sediten, be6euten6e
Culturen, Co6esfäIIe ausge$eic^neter JTldnner, 2tuf«
enthalt fürftlidier perfonen, 6ie Befdjreibung pon
^eftlic^feiten, auffaIIen6enatur-(Ereigniffe, Beifpiele
großer tE^euerung o6er IDo^Ifeil^eit u. f. ip.
8. Die Dorf alle, ipelc^e in 6er (ßemein6e»(£^ronif aufsu^
nehmen fm6, follen fic^ $unäc^ft auf 6ie <ßemein6e bejie^en;
fo ipie aber je6e ein$elne (ßemein6e mit 6en i^r benadjbarten
(ßemein6en un6 mit allen übrigen 6es Kreifes un6 6es gansen
KSnigreidjs 6urc^ ein gemeinfames Ban6 pereinigt ift, fo ftn6
6ie (Ereigniffe, tpeldje fxdf iwav $unäd)ft auf benachbarte (ße-
mein6en o6er auf 6as ganse Daterlan6 besiegen, un6 6ie (ße»
mein6e mit betreffen, Pon 6er (E^ronif nic^t ausgefc^Ioffen.
ton (2rnp von Destond^es. ^77
9* £tn porsfiglic^er tDert^ 5er (E^rontfcn bcfte^t
in 6er treuen Jltnaabe aller einseinen Umflänbe —
oft f^einbarer Kleinigfeiten — un6 in 6er Sicher»
^ett, mit ipelc^er eben aus 6en ersd^Iten, ins (Ein«
seine ge^en6en ^fjat^adien ein wahres BiI6 6er per»
fc^te6enen Reiten, enttdufc^t von aller eingebiI6eten;
^iftorifc^'P^ilofop^if^en Sypematifirung gewonnen
voivb. Die (tl?roniflen iiaben fic^ 6a^er 5U beftreben, 6ie (Ein*
Seln^eiten 6er Vorfälle, 6er ^eftlidifeiten u. f. w., woraus 6ie
Sitten 6er geit erljeüen; redjt genau aufsuseic^nen. tDeit*'
fc^weifigfeit ift ^iepon Derfd^ie6en; 6ennodi ift jie beffer, als leere
2tIIgemein^eit.
\0. Vtxdit eine pragmatifc^e (ßefc^idjte, nic^t 6as
Url^eil 6es C^roniften über bie Swedmä^xileii einer
(Einrid)tung 06er über eine Qan6Iung, noc^ auc^ eine
Sierlic^e, gefudjte 06er gar fdiwülftige Sdjreibart tt)ir6
gefor6ert» Diefe foll üielme^r t>ermie6en u>er6en;
un6 6ie Schreibart 6er befferen C^roniften 6es ZlTittelalters sunt
ZlTufler 6ienen. Die einfac^fte €r$ä^Iung 6er tCIjatfac^en ift 6ie
befte un6 alles, was begehrt ipir6* Sie fin6 aufsuseidjnen
nac^ 6er Zeitfolge. 3c6e einselne ift am Han6e 6er C^ronif
mit 6er ^aifxesiaifl , wenn nic^t 6iefelbe 3a^res5a^I bey 6en
i>or^erge^en6en bemerf t ift, un6 im £aufe 6er (Erjä^Iung ZlTonat
un6 tEag 6eutlic^ 5U bejeid^nen.
\\. Der £^ronift wxxb wolfi Ifjun, 6ie 2tuf5eic^nung un-
mittelbar na^ 6em Vorfalle porsune^men. Diefe pünftlic^feit
in 6er (ßefc^aftsfü^rung ift eine Bürgfd}aft für 6ie tUreue 6er
C^ronif,
^2. 3e6er Sta6t« un6 ZITarfts*(ßemein6e wirb ein (Eyemplar
6iefer itnweifung mit 6em 2tuf trage mitget^eilt, 6a5felbe 6er
(ßemeln6e»(E^ronif beysuffigen''* —
lJn6 in 6er QT^at, beffer, pe!:ftän6nispoIIer un6 erfdjopfen6er
^atte ipoljl fein Programm für 6ie itniegung 6er ©rts^ronifen
aufgeflellt, richtiger un6 flarer nimmermehr 6es IDortes „Cljronif"
urfprünglic^e Be6eutung un6 iljr eigentlidier un6 i6ealer ^wed
nnb 6er ffinftigen Cljroniften Beruf un6 2lufgabe 6argelegt
u>er6en fSnnen.
Hidjt eine pragmatifc^e (Sefc^ic^te follte gefc^rieben iper6en,
— 6as ;,(ße6enfbud} für 6ie (ßemein6e" foIIte 6ie Cljronif
fein un6 6arfteIIen, alfo 6asjenige Budj, in welchem alle Den^
u>ür6igfeiten, welche in Besiel^ung auf 6ie (ßefamtgemein6e
un6 i^re Znitglie6er fic^ ergeben, ^ronologifc^, 6« i. 6er ^exU
folge nac^, Cag um tCag, gera6e wie in einem Qlagebuc^e
1(78 K^ni^ JtubiPtg I. Don Sayertt
bes (Ein$eImMpt5uums, einftetragen unb persetc^net merben foBten,
un6 5eren por$ügIidifter IDert befte^en foUte „in 6er treuen 2tn»
gäbe aller einselnen Umfldnbe — oft fdjeinbarer Kleinigkeiten
— unb in 6er Sidjer^eit, mit welcher eben aus 6en ersäfjiten, ins
ein$elne ge^en6en C^atfad^en ein tpa^res BiI6 6er Derfdiie6enen
geiteU; enltäufdjt pon aller eingebiI6eten; ^iftorif^^p^ilofopf^if^en
Syftematifierung gewonnen ipir6''.
(Eigentum 6er ©emein6e ferner foDte jte fein un6 bleiben,
foüte in 6er Segel nur im (ßemein6e^aufe, alfo wie ein wert»
poüer Sdfai^, 6erfelben nur am jidjerften (Orte, in treuer ^ut auf*
bewahrt wer6en.
J)af 6er fSniglic^e XDunfc^ (ßeftaltung angenommen un6
wie er sunSc^ft in 6er £an6es^auptfta6t Perwirflic^ung gefun6en,
möge 6en na^folgen6en geilen entnommen wer6en*
Die Sta6t ZlTünc^en ^atte ftd} bislang nidjt in 6er glürf*^
liefen £age befun6en, eine PoIIflän6ige Ctjronif we6er aus 6er
älteren, noc^ aus 6er neueren geit 5U bejt^en* Über 6iefen
ZUangel ^atte fic^ fc^on por me^r als ^unSert 3^^^^^" Karl
2tnton pon Bart^ be6auern6 geäufert, welcher ^775 $um
innern ^at 6er Sta6t erwäfjlt, \777 mit 6er 2trc^iparfteüe
betraut wor6en war un6 fpäter auc^ 6as Bürgermeifter« un6
Sta6toberric^teramt perfa^, bis er \786 aus 6em Dienfte 6er
Sta6tgemein6e trat, 6a er Kansler 6er £an6fdjaft in Savcrn
©ber^* un6 Unterlan6s gewor6en war. 3" feiner (Eigenfc^aft
als Sta6tarc^ipar ^atte er im 3^^^^ l^^O es unternommen,
eine ^iftorifc^e Denff^rift: „^ortgefe^te Beyträge 5ur (ßefdjic^te
6er Sta6t ilTänd^en Pon 3^^^ ^^^ Stiftung 6er.befant Znün^»
nerifdjen £inie pom 3^^^^ ^^92 an, bis auf 6as 3^^^ \^03"
5U fdjreiben, 6eren ZlTanuffript noc^ im Sta6tarc^ip Ijinterlegt
ift» 3^ ^^^ (Einleitung I?ier5U aber ^atte er fic^ foIgen6ermaf en
pernetjmen laffen:
„(Es ipürbc überfTüfflg feyn, wenn id^ von bemjcmgen Zinsen reben
rvoUie, ber nhexlianhts aus bcr 21ufflärung fomoljl ber aUgemein als
Ijaubtfäd^Itc^ ber fonberbarcn £anbes« unb Stabts-cSefdjic^te entfpringi Die
täglid^e €rfaljrung, unb bte beftänbigcn DorfaHent^eitcn ^ehen Ijierinnen
bie untpiebcrfprec^ltc^jicn Beipctfe. So ric^ti^ unb genjtg aber biefes tfc
fo befant ip leiber, iPie ungemein weit man nod? immer befonbers mit
biefer ^we^ten in unferem f>ater'£anbe unb oorjüglid? felbfl in unferer
I^icftgen VattvStabt in- ber baierifc^en ^aubt« unb Kefiben3-5tabt Hlünc^en
5urücf jinb.
€s liahen biefes fc^on anbere unb geleierte IHänner vor mir gefagt.
Unb baF^er Ijabe xdf es mir fd^on jeljer jeber3eit, fonberl^eitlic^ aber feit
jener §eit 3um 2(ugenmer!e genofjmen, mic^ gebadeter (ßefd^ic^te nac^
Kräften 3U mibmen, von ber mir an aUev erpen bie erforberlic^e auffid^t
unb Einrichtung fammentHd?er Stabt'Ur!unben, unb 23rief*3eliältnijfe üoer*
tragen ujorben
t?on <£m{i von Destouc^es. 1(79
TXut t^ 5U bebauern, bag bte (5efc^tc^ifc^retber auc^ ^ter,
tpie fafl bur^gelients von berStabt IHüno^ener (Sefc^tc^te 3U
fnt^, nnb General, audf nid^t allzeit vo(I!ommen äd^t ae«
((^rieben i^ahen, nnb bag auc^ bey ({teftger Stabt t^etls
mcgen öfters erlttljenen Jfcners^Brunfien, t^eils aber burc^
»ibcrtgcs Sc^icffal ber gelten un^ IHenfdjen auger benen
beträchtlichen Urfunben nur »entge Fragmente alterDerorb-
nnn^en unb berTey Kammer-Hed^nungen, unb bergletc^en,
feine Kronicfcn ober 2^k^'^^<^^^ aber gar ntc^t porljanben,
auc^ bie förmlichen Hat^s-protofoIIen erp oom 3a^r ^^59
ttiren 2lnfang nehmen.''
So fteüt 6enn andj bas „Fragment einer (E^ronif ber Stabt
HTündjen von \({60-\^6S", u>eldjes Bayerns ^odjDerötenter
(ßefc^idjtf^reiber Corens von IDeftenrteber im V. ISanb^
feiner „Beyträge $ur Daterldnbifdjen ^iftorie zc." veröffentlichte,
nichts anöeres bar, als einen 2tusjug aus biefem erflen unb
älteften, von ZTTeifter QansKirc^mair, ber päpftl. Sec^te
£i$entiaten, im ^aiiu (^59 begonnenen SatsprotofoU de annis
H59 — l^ö8, bestp. eine ^^fammenfteüung ber pon biefem
»arfern ZHunc^ener Stabtfc^reiber in gebautem Protofoübanb in
c^roniftifc^er ^orm einge^oc^tenen ^iftorifc^en (Einträge. —
itm \0* juni \837 nun ^atte Bürgermeifter port tCeng Pon
mfind^en auf jene oben ertpä^nte Hegierungsentfc^Iiefung mit
einem ausführlichen (ßutac^ten geantwortet unb barin bie 7ln»
legung pon (ßemeinbeftatuten unb ©rtsc^ronifen ipärmftens
begutaci}tet* ^n Befolgung bes 2IUer^5c^ft funbgegebenen
ZPiQens befd)Iof bann ber ZTÜagiftrat ber f. Qaupt« unb Heftbens^
ftabt HTündien im 3a^re ^8^5 bie Ztniegung einer Stabtc^ronif,
Snäc^ft pom 3a^re \8^2 an, nadj ben oben angefütjrten
ireftipen, unb betraute mit biefer Ztufgabe ben bamaligen
ftäbtif c^en Bibliot^efar Ulrid} Pon Destoui^es* Unterm
\2. De$ember ^856 erteilte er bemfelben b^n weiteren 2tuftrag,
bie 2<^lixbüii^t ber Stabt HTünc^en auc^ für bie ^^xt pon ^8^8
Öa^r ber IDiebereinfü^rung ber ZUagiftraturen) bis \8^2 nad^-
träglic^ ^ersufteüen.
2lls Ulrid} pon Destoucljes am 27. 33nner \S65 mit
Cob abging, ba lagen bie 3^^J^9änge \8\8— \835 unb \8^2
bis ](86\ PoOenbet por. Die ZIusfflQung ber Cucfe unb auc^
bie Fortführung ber (E^ronif bis 5ur ©egenipart, fowie bie
^erftellung pon Hegifterbdnben ^ier$u tparb bem So^ne bes Per»
lebten, bem Derfaffer biefer geilen, burd} ZlTagiftratsentfdilief ungen
pom \2, 2Tldr$ unb 27. ©ftober ^863 übertragen, welcher benn
auc^ b^s Zimtes eines (Ctjroniften ber Stabt ZlTüncijen feit
25 ^aiixtn ununterbrochen gewaltet ^at, unb nodj waltet.
IDas nun bie Ztrt ber Ztniegung unb ^ü^rung ber StabU
\2*
H80 König iubmig I. von ^ayetn
c^rontf anbelartöt, fo ipuröe fc^on bei Beginn Mefer 2Jrbett 6te
S^töung 6e5 einselnen ^^litian^es in stpei ^auptteile, 6eren
erfterer bas eigentliche tCagebuc^ 6er Stabt öarfteüt, ipä^renö
in 5en smeiten Ceil 6ie ©egenflänöe von allgemein Ijtftorifdier unb
ftatiflifdjer Hatur pertpiefen fin6, als stoerfmäfig erachtet.
Xlnb wk alles auf €r5en von Keinen 2tnfangen beginnt,
fo seigt auc% ZlTünc^ens Staötc^ronif, ein lebhaftes Konterfei bes
bamaligen Umfanges 6er Stabt, in i^ren 2lnfdngen 5tt>ei un6 6rei
3a^rgänge in einem mäf igen ^oliobanbe pereinigt. Später füllte
6ie Darfteüung eines 2alixQan<ies einen foldjen Banb aus; 6ie in
6er JPeltgefdjidjte fo be6eutungspoIIen 3a^re (sTO un6 \87\ erfor*
6erten fc^on iwex mädjtige ^oliobän6e, \872 6rei folc^e nebft einem
Beilagenban6e in Hoyalfolio, 6ie 3aljre jl873— 76 je pier Ban6e.
Vas ungeahnt raf^e, ja gera6e5U exorbitante JPad^stum
6er 5ta6t ZHünc^en im ftebenten un6 aditen Desennium unferes
3a^r^un6erts, 6ie ungeahnt geftiegene Be6eutung 6erfelben als
6er 5ipeiten ^auptfta6t 6es neuerftan6enen 6eutfc^en Seiches, als
^auptpflegeftätte 6eutf(^er Kunft un6 als (grün6erin 6er neuen TXta
6er Blüte 6eutfc^en KunftgetperbeS; un6 6er 6urc^ all 6as
rafc^er, ja * ftürmifc^er geu)or6ene ^er5* un6 pulsfc^Iag 6iefes,
5ur (£^re 6es bayrifc^en ^eimatlan6es un6 6es grof en Seutfc^en
Paterlan6es 5ur (gropa6t fic^ auffc%a)ingen6en (ßemeinipefens
einerfeits, un6 6as Streben, 6te C^ronif 6iefer ru^m* un6 5U*
fünf tsreidjen Sta6t moglic^ft ausführlich 5U geftalten un6 i^r ein
(ge6enfbuclj 5U fdjaffen, 6as i^r nadj je6er Sichtung ^in
n)ür6ig fein un6 5ur €^re un6 ^reu6e gereidjen foll, an6erfeits,
Ijdbm es peranlaft, 6af pom 3^^^^^ \877 an fec^ mächtige
Folianten mit einem Beilagenban6e in Royalfolio un6 5 bis
6000 ^oliofeiten ZTlanuffript nic^t me^r ausreichen, um einen
einsigen ^aifXQanii von Hlünc^ens C^ronif 5ur Darfteüung 5U
bringen.
Da aber 6as gefc^riebene IDort in pielen fällen 6urc^ Bei*
fügung pon 3öuf*^^tionen nur an £eben6igfeit getoinnt, fo tpur6e
es fctjon bei 6er 2tnlegung 6er (Eijronif por piersig 3^1?^^" ^Is
i^rer gmecfbeftimmung entfprec^en6 eradjtet, 6en Ceyt 6urc^
Porträts 6er in iljr eru:>äljnten Perfönlidjfeiten, 6urd) 2tbbil6ung 6er
in i^r gefc^iI6erten (£reigniffe u. ögl. nodj anfdjaulidjer 5U madjen
un6 6amit 6ie (Erinnerung an Sie befproc^enen Perfönlidjfeitert
un6 (Ereigniffe noc^ beffer für 6ie fünftigen Reiten 5U erhalten.
Deshalb n)ur6e 6em tCeyte Pon 3^^^ 5^ 3^^^ immer me^r
pon alle 6em beigefügt, was ftdj fo5ufagen als pragmatif(^es
Dofument 6er 5^itS^f5?i<i?te 6arftent, als 5. B. aufer 6en eben
ermähnten porträts un6 bil6Iic^en Darfteüungen audj 2Inft^ten
von €rit{i von Destouc^es. ]^8\
neuer ober 6urc^ Tlbbtnii Derfdjmtnbenöer .<ßebäu6e, ^eroor-
ragenbe plafate, 6te in fpäterer ^tit, fc^on iljrer äufern ^orm
un6 2tu5ftattung tpegen, als Signatur 6er (gegenmart gelten
fdnnen, Me widjtigften ^lugfc^riften, fofern fie Me Stimmung
6e5 tEages beseic^nen, 6ann was an Programmen, (£tnla6ungen,
Jtufrufen, (Eintrittsfarten :c* bas fo$iaIe £eben djarafterijteren
wirb, fürs eine ZRenge, für bas ^eute anfc^einenb aütäglidje
Kleinigfeiten, 6ie aber nadi ^un6ert unb aber ^unbert 3^^^^^^
für eine in bas Detail einge^enbe ^iftorifdje ^orfc^ung unb für
Me Kulturgefdjic^te pon JPert fein fonnen unb merben.
X?on ben fteben Bänben, meiere 5ur ^^xt 5ur Darftellung
eines 3a^rgangs ber Stabtc^ronif erforberlic^ finb, bilben bie
Bänbe I— IV, quartaliter abgefdjioffen, als I. (Qiftorifdjer) tEeil,
bas Diarium ber Stabt Die Bänbe V unb VI bringen als
II. (2lUgemeiner unb ftatiftifc^er) tEeil alles, was ft^ ni^t
unter bie (ßefdjic^te eines fpesiellen Cages fubfumieren lägt, unb
fomit, fvftematifi^ in Kapiteln georbnet, bas JPic^tigfte über:
^lügetnetn ^tflonfc^es; Stobtgebtet; Bobenperljältnlflfe; Htmottfc^e
Peritältntfe; BeDötferung; <5ebänbe unb IPoljnuTtgsDer^ältTttffe; ^an*
wefen; ^euercerftc^erung nnb Jf cuerlöfd^mefen ; Stragen- nnb Der"
btnbungstpefen; privat* unb Qansmirtfc^aftsmefen ; ^cf erbau, tanb"
wtrtfAaft unb ^clbmcfen; ^ogelperfld^erung; Dtefjjuc^t, CterpoH3et,
2lbbecrerei unb Pietjoerfld^erung ; Z^qlb unb ^tfd^erei; (Sarienbau,
(Semüfe", (Dhfk* unb 53Iumen3ud?t: 2lnpfran3ungen , 53aum3U^t
unb (jforflmtrtfc^aft; (Semcrbs« unb ^abrtfmcfen; ifanbels- unb
Perfeqrsmefen, ^thzits* nnb Dienflpertiältniffe ; Bepfe», Vermögens',
(Etnfommens-', Derbrauc^S" nnb pretsoerljältnijfe ; VOolil^anbsp^e^t
nnb Perforgungsmefen; löoljltljättgfeit, Dermäd^tniffe unb Stiftungen;
Jlrmenmefen ; Unterrichts« unb Sc^ulroefen; Pormunbfc^afts- nnb (Er-
3ietjungsmefen ; IDiffenfc^aft unb Kunp; preg- unb Citteratur-*
erfd^einungen; Heligions- unb Kirc^enmefen ; <SefunbIietts(nTebi3inaIs)
n>efenunb(ßefunbljeits(ntebi3inal0poli3et; 53egräbnisn>efen; Sittlic^fett
unbSittenpoli3et; Sic^erljeitsmefen nnb 5ic^erl^eitspoIi3ei ; Kec^tspflege ;
Straf poIi3ei« unb (ßef ängnismefen ; <Senoffenfd?aften , (SefeÜfdJaften,
Pereine, gemeinnüftige Seprebungen; (Semeinbeoerbanbs- (Difirüts-)
nnb Kretspertiältnijfe; Staatsperl^ältniffe; 53ürgerfd?aft, (Semeinbeoer*
tretung unb (Semetnbeoorftanb ; Öemetnbepermögen unb (Semeinbe-
fd?ulben, (Einnaljmen unb 2Iusgaben, Kajfen- nnb Hed^nungswefen ;
befonbere 53emer!ungen über (Semeinbeperljältniffe unb SuPnbe.
3n bem Hoyalfoliobanbe VII enblidj werben alle jene Porträts,
2tnfidjten unb fonftigen ^iftorifc^en, fünftlerifc^en unb funftgen>erb»
liefen Beilagen pereinigt, »elc^e, 5umeift pon Sdjanfungen ^er*
rü^renb, permoge i^res *jrmates nic^t ben erften fedjs, im
Heic^sformat ^ergeftellten Bänben einperleibt u:>erben fonnen.
3ebem einseinen 3^^^8^"S^ ^^^ Stabtc^ronif ift ferner ein
Segifter beigefügt; ber3n^alt biefer 3^^^^«s»regifter aber wirb in
][82 K5nt9 £nbtDt9 I. von Bayern
eigene Segifterbatiöe übertragen^ von 6enen 6er erfte We fünfslg»
jährige perioöe pon \8t8— \867 umfaßt, xväfjvenb für Me nac^»
folgenöen stpei DefaSen je em folc^ djronologtfc^er Hegtfterban6
^ergefteüt ift; auferbem tragt nodj ein 5ie erfte ^albfdfular^
perioSe umfaffenöer alp^abetifc^er Perfonal* un5 ein folc^er
®rt5^ un5 Sac^regifterbanö 5em praftifc^en unb Itac^fc^Iage»
beöürfnis weiter Hec^nung,
X)iefe ^nnalirm il^res Umfanges un6 6amit auc^ ber Heic^»
^Itigfeit i^res ^^ffalUs perbanft Me (E^ronif 5undd)ft htm
mit 5em H)ie6erern>adjen öes ^iftorifdjen Sinnes 6er Bepolferung
gleichseitig angeregten 3ntereffe für öiefes ,,(ße6enfbudj i^rer
Staöt", welches ^ntevtWc 6urc^ immer sa^lreic^er iperbenöe
Sd^anfungen un6 ^un>en6ungen fotpo^l einselner Bürger als
pon Korporationen un6 XJereinen un6 pon föniglic^en Stellen
fic^ in ftets erljö^terem ZTTage öofumentiert, unb, — ba Mefe
Beilagen meift nid^t blof einen ^iftorifd^en unb miffenfd^aftlid^en,
fonbern audj einen fünftlerifc^en unb funftgemerblic^en IDert
repräfentieren, — ber (E^ronif ein eigenartiges (geprdge,.unb auf er
bem ibeellen unb fulturgefd)idjtlic^en, nebenbei auA noc^ einen
nic^t unbebeutenben reellen IPert perlei^t.
Unb wenn bie me^rermä^nten Direftipen porfc^reiben, ba^
bie ©rtsc^ronifen mit einem €inbanb perfe^en unb in ber Hegel
im (gemeinbe^aufe aufbewahrt werben muffen, fo mag ^ier nod^
erwähnt fein, ba^ bie Bdnbe ber ZHün^ener Stabtdjronif in
i^rem blauweifen (ßewanbe mit bem aufgebrucften Stadtwappen
in Silber in bem in ben 3ö^ren \88^ — (883 reftaurierten Stabt»
arc^ipe am Peterspla^e i^ren angemeffenen 2(ufbewa^rungsort
erhalten ^aben. 2tn ber Ztorbwanb biefes traulidjen gotifd^en
(ßelaffes, beffen JPdnbe mit ftilpoüen ZHalereien, mit bem alten
bayrifcljen unb bem Stabtwappen unb ben Sinnfprüc^en
„XOas Iflünc^en bie ^eit bringt im tpec^felnben £anf:
<£i}ront{ieni}anb seic^nefs ber Hac^melt t{ier anf I"
unb
^m5s' (Eljr' erblfi^n
Dem piKen IRä^nl«
gesiert finb, in btn mit Busenfc^eiben perfe^enen gotifc^en
Sd^rdnfen fte^en fie ba, bie balb bie PoIIsa^I Qunbert erreic^enben
^olianten, ZHün^ens (ßefc^ic^te bes neunse^nten 3a^r^unberts
rünftigen (ßefdjiedjtem überliefernb.
Ter praftifd^e JPert ber Stabtdjronif ift bereits 5U tEage
getreten unb 5ur (ßeltung gefommen in bm wieber^olten ©e»
fud)en, weldje bem Stabtar^ipe unb bem iHagiftrate um beren
Benü^ung 5U ^iftorifd^en ^we^en porgelegen ^aben.
von Cm{i von Destouc^es. 1^83
IDert nnb Bc6eutun$ 5er StaMc^rontf fmb aber audj bereits
öffentlidj pon 5er tCages» unb ^adjprejfe anerfannt unb semüröigt
moröert, fo sunt erften Ztlak am 7. Desember \877 in einer iljr pon
6emt b. Zflinifletialrate Dr. ®tto ^rei^errn Pon P5I6ern»
6orff-H)ara6ein getpibmeten itb^anWung in 6er „Mgemeinen
Leitung", 6ann Pon 6em f. (Beweinten Qaus» un5 Staatsatdiivat,
©e^eimen ^ofrate Dr. tnbvoiq Sitter Pon Horfinger in
5er pon iljm 5um IDittelsbac^er 3iiWIäum \880 perfagten ^eft
un6 Denffc^rift 5er f. K Jtfabemie 5er IDijfenfdjaften ;,Die
Pflege 5er (gefdjic^te 5urdj 5ie JPittelsbac^er", ebenfo Pon 5em
f. pr. Hniperittätsprofejfor Dr. iHaj liodf in ZTTarburg in einer
5er ZHündjener 5ta5tc^ronif getPtbmeten Jtb^an5lun9 5er geit»
fc^rift ;,X?om ^ek 5um ZlTeer" \885 u. a. m.
IDert un5 Be5eutun9 5er lTlfin(^ener 5ta5tc^ronif jtn5 aber
audj fonft noc^ im iluslan5e seipflr5i3t wovbm. ßat 5oc^ ü. a.
5ie l{aiferfta5t IDien 5urc% i^ren 2trd^ip5ireftor H?eig un5 5ie
Sta5t £eip5ig 5urdj iljren Hatsardjipar Koe^Ier pon i^r €in»
fxdft nehmen un5 {tc^ über 5eren Cinrid^tung un5 Einlage Seridjt
erftatten laffen.
2tber nid)t blof , 5af aus ^adjfreifen 5er (E^ronif 2^kuWc
entgegen getragen tPor5en ift, in erfreulic^fter JPeife ift ein folc^es
andf in 5en Kreifen 5er Burger* un5 (Einipo^nerfc^aft im fleten
JPac^fen begriffen. Bemeis 5afür ftn5 5ie oben ermäljnten, immer
$a^Ireidjer tper5en5en 3wu>en5ungen un5 Sdjanfungen für 5iefelbe,
Beweis 5afür ift, 5af ^un5erte Pon Bürgern un5 Bemo^nern
5iefer 5ta5t, ja 5ag 5ie erlauchten Znitglie5er 5es bayrifc^en
KÖnigs^aufes felbft fdjon ZTlünc^ens Sta5tarc%ip aufgefu^t un5
pon Sem 5ort peripa^rten ,,(ße5enfbudj 5er (ßemein5e'' €injtc^t
genommen Ifaben. —
(getreu nac^ 5en 3^*^^*^^"^^ ^"^ Direftipen
König £u5ipig5 L angelegt un5 fortgeführt; reprä»
fentiert2nünc^en5 5ta5t-c^ronifni(ijt biofeine ureigene
S^Spfung 5es perewigten tRonarc^en, ein tpeiteres
Dofument feiner ^ürforge für 5ie polfstümlic^e
pflege paterldn5ifd5er (gefc^idjte, fon5ern fie fteüt sugleic^
audj ein Denf mal 5anf barer pietät 5er Sta5t ZHündjen gegen i^ren
grof en König 5ar, u:>eldje es ftc^ nun baI5 ein falbes 3a^r^un5ert
lang angelegen fein lief, 5urc^ iljre ^ürforge 5es Königs IDunfdj
un5 (ße5anfen lebenspoüe un5 in alle gufunft 5auern5e ©eftaltung
gewinnen 5U laffen.
Daf taufen5 un5 aber taufen5 Blatter pon ZHünc^ens Sta5t«
c^ronif feinen Hamen, feine C^aten, gans befon5ers aber fein
unfterblic^es JPirfen für 5ie Sta5t ZlTünc^en per$eic^nen; 5af
^8^ Kdntg £ttbtpt9 I. von Ißa^exn von Crnfl von Pestonc^es.
aus irrten allein ein Cebensabtif 6es grof en ^firften von bem
tCa^e an, ba er am 27. ZRai \8\8 ds Kronprinj 6er £in*
fü^runs 5er Derfaffung beiwohnte; bis $u jenem; ba ZlTflnc^n,
6er tiefften tCrauer voü, am 9. ZlTärj ^868„ feines . größten
IDo^It^aters, feines Iteube8rfin6ers fterblid^e Überrefte 5U i^rer
legten Su^eftatte in 6ie Bajtlifa geleitete, in unperlöfc^Iidjen
Cettern ^erausleu^tet, 6as be6arf xvolil feiner befon6eren Be»
fräftigung.
Sie fommen6en t£aQ^ 6er ^^ntenatU*^^^ ober
follen un6tt>er6en einen weiteren sldn5en6en Beweis
6afflr erbringen, 6af 6es Königs Streben, 6ie pflege
paterian6ifc^er (Sefc^ic^te polfstfimlic^ 5U machen,
von feinem Volte anerfannt tt>or6en ift, 6af fie in
feinem DoUe IDurseln gefdjiagen un6 6ie pon i^m
beabfic^tigten goI6enen Segensfrflc^te getragen ^at:
6enn nic^t blof ein Danf» un6 (ße6dc^tnisfeft für 6en
grof en König foU jene ^eier fein; 6as tt>ir6 i^r polle
IDei^e un6 in 6en 2(ugen 6er gansen JPelt Bedeutung
geben, 6af 6ie pon 6en ^eftaltären auffteigen6en
Jlammehseidjen 6es ^eftes llrgrun6 weithin Io6ern6
un6 perflären6 fün6en:
Die ^eiTge £ieb' 5um teuren Üaterlan6el
/^jC»
jFtansöjIfcöe ^cöaufpieler am fiaprifcöen #ofc.
Von
Itarl tIra'Utmann«
ßutfütjl nrajimtltan 6er €rftc mav nic^tme^r. 2tm
27* September (65\ ^atte 5er vielgeprüfte ^errfc^er bas ^^xU
lic^e gefegnet, unb als ber öamals getpalttgfte unter Deutfd;(anös
Dichtern, als 3^'^^ BaI6e am Sarge 6es XJerftorbenen in
madjtpoüer Hebe * 6ie Summe 50g aus bes dürften (Erbenmallen,
ba mod^ten n>o^l mentge a^nen, ba^ ^ier me^r 5U (grabe ge*
gangen, als ein fturmbemegtes, l^atenretc^es ZHeufd^enleben. €5
tft eine lange ^iftortfd)e €nttt>t(f lung , bie mit ZlTaytmtltan
i^ren 2tbfc^luf ^nbd; an Stelle ^absburgs tritt fortan ber
Cin^uf ber Bourbonen, unb jene Strömung beginnt, welche
Bayern fflr ein 3a^r^unbert lang, politif4* nidjt minber
mie fulturelP, an ^ranfretc^ gefeffelt fjat
Die Porfämpferin fflr biefen Syftemwec^fel tft 2tbelaibe
von SaDoyen* gemefen, bes ICurf ürften ^erbinanb ZlTaria
{\65\ — ^679) ©ema^lin; i^r muffen mir sunädjft unfere ituf*
merffamfeit fc^enfen unb bas um fo me^r, tt>eil pon 2tbelatben
bie erften Perfu^e ausgeben, bem fransöftfc^en Sc^aufpiele eine
bauernbe ^eimftätte am ^ofe ber JPittelsbadjer 5U beretten,
^reilic^, biefes rei$enbe ^rauenbilb 5U seidjnen, muf uns ^ier
perfagt bleiben, fo lodenb audj bie itufgabe tt>äre; n>ir mflffen
uns bamit begnügen, aus bem Cebensgange ber ^ürftin bie»
jenigen ZlTomente ^erporsu^eben, meiere bebeutfam geworben
ftnb für bie (geftaltung ber bramatifdjen Kunft in i^rem neuen
XJaterlanbe,
^86 ^ransöjtfc^e Sc^oufpteler am bafcx^d^tn fjofe
2Hs 2l6elat6e am 25* 3um ^652 in 6er Kapelle 6er
ZRündjener Sefiöens 6em Soljne Znayimiltans permä^lt xvnxbe,
Ijatit fte 6a5 fec^seljnte 3a^r noc^ nidjt erretd)t *. 2tm ^of e von
Savoyen, 6em Si^e feiner (gefeüiöfeit un6 prunfenöer ifeftes»
freu6e®, war fie als paterlofe IDaife aufgetpadjfen an Seite 6er
ZHutter, un6 6iefe iHulter, (C^riftine pon^ranfr^idj^ 6es
grofen ßeinrid)5 6e5 Pierten un6 6er OTaria von ZHe«
6icis (Tochter, ift ^ransoftn getpefen 6urc^ un6 6urc^. X)er
„ch^re et adorable et bonne maman" blieb 2t6elat6e i^r
9an$e5 Ceben lang in fdjmärmerifc^er XJere^rung sugel^an^ fte
ift i^r ein JPefen üon i6ealer Poüfommen^eit, ein Ieud^ten6e5
Vovbxlb^, iann es alfo mun6er neunten, 6af auc^ 6ie Codjter
,f ran5öfin 9en>or6en nidjt nur in Sitte, fon6ern aud} in ©e»
ftnnung? Da5u trat nodj etwas: 2t6elai6e als ©emaljlin
£u6wigs 6es Pierse^nten auf 6em tC^rone 6es mädjtigen
Hadjbarreidjes 5U fe^en, n>ar 6er fe^nlidjfte IDunfdj €l?riftinens^,
un6 tt>ie feine an6ere ^firftentoc^ter ^ätte gera6e fte 6ie (Eigen*
fdjaften befeffen, £u6n)ig 6auern6 5u feffeln. Die ^eirat tarn
nidjt 5u ftan6e, 6em ITTanne aber, 6er iljr beftimmt geipefen
un6 6er für fte, 6eren (Erachten ja audj überall nad) Hu^m un6
©lans ging, fo redjt 6en ^errfdjgeu)altigcn^el6en perförperte,
fin6 aüeseit i^re Sympathien geblieben. Seine piäne ^at fte
in 6er ^olge 5U 6en irrigen gemadjt, un6 getoig fonnte 6amals
6er Roi-Soleil feinen eifrigeren Perfedjter jin6en als 2l6elai6e,
fo eifrig, 6af im 3a^re 1658 6es Königs (ßefan6tcr, 6er be^*
ifannte ZTTarfc^an von (ßramont, nadj einer 2tu6ien5 bei
6er Kurfürftin an ZlTasarin beridjtete^^ er Ijabe bisljer ge*
glaubt, feinen ^errn su lieben wie fein $weiter, je^t muffe er
ju feiner Sc^an6e befennen, 6af er hierin pon 2t6elai6e in
6en Schatten gefteüt wer6e* Diefe Heigung für ^ranfreidj un6
für £u6wig 6en XJierse^nten ift ein ma(^tig Ijerportreten6er
5ug im IDefen 6er Kurfürftin, 6er Ceitftern i^rer politif, 6ie
— ec^t ipeiblic^ — eben nie etipas an6eres geipefen, als <ße»
fü^lspolitif.
Tlndi 6as (geiftes leben ^ranfreic^s fan6 am ^ofe 5U
Curin eifrige Pflege un6 gerechte li)ür6igung. 3" Sapoyen ^atte
por6em Honor6 d'Urf^** gelebt, 6er Perfaffer 6es Sdjäfer»
romanes Astree**, 6effen erfterBan6 anno \6\0 erfdjien un6
alsbal6 6es 2(utors un6 feines Qel6en Cela6on Hame bmdi
gans (Europa trug*'; un6 nidjt min6er tpar Frangois de
Sales^* 6em ßofe na^e geftan6en, 6er fromme Btfdjof pon
(ßenf, 6er 5wei jaifxe Por^er ((608) mit feiner „Introduction ä
la Vie devote" (p^ilotljea) faum min6ercn €rfolg gehabt ^\
von Karl Croutmann. ^87
XDxt xv&xben 6et betbcn XDetfe an 6tefer Stelle tttc^t Crtpä^nung
t^un, wenn t^r Cin^uf auf Jtöelaiöe fein fo tiefge^enöer
getpefen tpäre. Die P^ilot^ea ^e^örte 5U 6en CieWingsbflc^ern
6er IKurfürftin, un6 2t5elai5en5 ^römmigfeit, 6ie fxdf in Stif-
tungen, n>ie 6em 3öS^"öI5(fIein un6 6en 2trmenbe$rdbniffen *®,
betljätigte, 5ei3t gans jenen liebenstDüröigen un6 sartftnnisen
C^arafter, 6er in 6en IDerfen i^res £an6smannes fo n)o^It^uen6
berührt un6 fo ^er59fn?innen6,
lln6 n>ie Frangois de Sales i^rem frommen (gemüte,
fo entfpradj d'Ur{6 i^ren romantifc^en Heigungen*^ 2tn 6er
Ceftüre 6er Astr^e Ijat jene ^reu6e an 6er t6YUifdjen JPelt
6er Sc^dfer un6 6er Hymp^en ualjrung 9efun6en, weldjer jte
in i^ren ^eften " 2tu56rurf ^ab, un6 für 6ie ^eute noc^ 6er Hame
i^rer Ciebltngsfc^pfung Itvmpljenburö** geugnis ablegt.
Don Honor6 d'Urf^ 5um Precieufentume*^ ift nur
einschritt, un6 n^enn uns Pater ZlXeneftri er** ersd^It, 6af 6ie
Kurf flrftin, meiere an Jtüegorien (Befallen fan6, in 6er ZTIündjener
Hejt6en5 ein „Cabinet des Mysteres du coeur** fdj ein*
geridjtet ^atte, ein mit finnigen (Emblemen, Depifen, Symbolen
un6 t^iffren ausgemaltes Sanftuarium, un6 in 6en \668 gehal-
tenen „Festes de Lucine" 6ie „Carte de Tendre" 6er
befannten Somanf^riftftellerin Mademoiselle de Scud^ry**
n>ie6er auflebte, 6a erfd^eint uns 2(6elai6e gans als parifer
ZTTo6e6ame Don anno (650, 6ie ido^I in 6en efpritreic^en ^xttzln
6es Hotel de Rambouillet einen (E^renpla^ eingenommen
^atte; un6 n>er u?eif, ob bei genauerem ^rfdjen nidjt 6irefte
Besieljungen 6er Kurffirftin 5U 6en Precieufen fic^ nac^n^eifen
liegen, — n>o^lgemerft, nid^t 5U 6em bürgerlidjen un6 propiti»
Sielien Precieufentume, welches Moli^re fo föftlid^ per«»
fpottet ^at*', fon6ern 5U jenen Kreifen, welche 6ie 2lriftofratie
6es ©eiftes un6 6er (geburt in ungestrungenem XJerfe^re per»
einigten un6 6as ^kl anftrebten, 6ie Citteratur 5U för6ern un6
6ie ©efelligfeit 5U pere6eln*
Jtls C^riftine pon ^ranfreic^ eine X?erbin6ung mit
Cu6tt>ig 6em Dier5e^nten plante, l?atte 6er greife Kurfürft
ZHafimilian 6er (grfte bereits 2t6elai6e feinem So^ne
un6 tCljronerben ^er6inan6 ZTlaria als Braut 5uge6adjt.
Xladj mannigfaltigen go^if^^f^^Möen un6 X?cr^an6lungen ** fam
6ie €Ije en6lid) 5U ftan6e, am 22. 3uni (652 ^ielt 6ie fapoyifc^e
prinseffin il^ren €in5ug in 6ie ^auptfta6t Bayerns. €s n>ar
ein tcbzn voll Weiterer Pergnügungen , Pon 6em 6as Znä6djen
2(bfd}ie6 genommen ^atte, ein ^errlic^es £an6, n>o 6ie (ßrof*
artigfeit 6er 2tlpennatur mit ffl6lidjer ^arbenfüüe pc^ paarte**,
1(88 (fran5dftf(^e Sc^aufpteler am bayrtfc^en Qofe
ein ^of, tt>o Kunft nnb Cttteratur** 6er beiöen damals tortart»
gebenöen Kulturnationen groggünftige ^Sröerung fanben, eine
^amilie, 6ie pe mit rü^renber Eingebung liebte. Die CEinbrürfe,
welche pe in ZMün^en empfing, u^aren alleröings ntc^t ba^n an-
getljan, bks alles pergeffen 5U machen un6 6ie tCraurigfeit 5U
oerfdjeuc^en, 6te jtc^ t^rer fd^on auf 6er Seife von Curin Ijer
bemäd;tigt ^atte.
2tnt tpenigften fonnte i^r ^er6inan6 ZTlaria^^ €rfa^
bieten für 605 XJerlorene^ Der junge Kurfürft mar ein fc^fld)»
terner, melanc^olifc^er ^err, ungelenf un6 unfrei in feinem
gansen 2Iuf treten, geiftig wenig be6euten6 un6 alfo gans gemig
nic^t im ftanöe, eine fo lebhafte, geiftreidje un6 6er 2tnregung
be6ürflige ^uennatur, wie 2t6elai6e, 6auern6 5U feffeln. So
befam 6ie ZHutter bal6 bittere Klagen über 6en Sdjwiegerfo^n
5U Ijören, 6er 6urdjau5 nidjt ä la mode fei, mit 6em jebe
PIau6erei ein rafc^es €n6e ne^me*^, 6a er fo gar nichts 5U
fagen n>iffe, — mit einem IDorte, 6a§ man fie nic^t einem
ZHanne permä^It lidbe, fon6ern einem unfelbftän6igen Knaben;
un6 als it6elai6e am \5. 2tuguft 5um erften ZHale 6ie e^r»
tt)ür6ige JPallfa^rtsfirc^e 5U 2tltötting auffuc^te, 6a er^e^te fie
pon 6er gna6enreidjen 2na6onna 6ie Kraft, i^ren (ßemaljl lieben
$u fönnenP^
Da5U famen forttt)ä^ren6e Setwüt^m^z mit i^rer Sc^mieger»
mutter, 6er ftolsen Kaifertodjter ZlTaria Zlnna'^, n>eldje 6urc^
6ie politifc^e Hipalität 6er bei6en grauen nodj pcrfc^ärft a)ur6en;
6enn 6ie energifc^e ^absburgerin un6 i^r einflugreic^fter Hat^
geber (graf Kurs pertraten eifrigft 6ie 5fterreid)ifc^en jntereffen,
n>ä^ren6 2I6eIai6e alles 6aranfe^te, 6en (ßemaljl für ^ranf»
reic^ $u gewinnen ^^ So waren 6ie erften 3a^re, wel^e 6ie
^ürftentodjter am bayrifdjen ^ofe perlebte, 3^^?^^ ^^^ Unglürfs
un6 6er Unfreiheit, in 6enen 6er (ße6anfe oftmals fc^wer auf
i^rer Seele laftete, 6af i^r Cebensglüd für immer 6a^in fei*
2tber auc^ 6iefe traurigen tEage gingen porüber» 3fjr (ge»
ma^I war i^r pon fersen 5ugetljan, 6as gegenfeitige Per^dltnis
6er (gatten befferte ftd^ im £aufe 6er 3^^^^/ wn6 il?re (E^e ift
fpäter eine glücflic^e gewor6en, fo glücflic^ als eben eine €^e
fein fann, in weldjer 6ie ^rau Pon 6em geiftigen Znin6erwerte
6es ZHannes 6urc^6rungen ift. Iln6 als im 3^^^^ 1^65 ZHaria
2tnna ftarb, war 2t6elai6e jeglidjen ^wan^es le6ig. IPirf.
lic^ Kurfürftin, nic^t wie bisljer blof 6em Hamen nadi, fonnte
fie ungeftSrt i^rem ^ange 5ur Kunft un6 5U Ijeiterem ^eftes»
gepränge jtdj Eingeben; nun fam 6er ent5Ü(fen6e Kei5 i^rer
liebenswür6igen.perfönltc^feit poü 5ur (ßeltung, un6 es ift feine
von Karl Crautmann. ^89
S^mctc^elei, fonöem bas überetnftitnmenbe Urteil bcr geifc
genoffen'*, U)enn 6er ^ran$ofe Chappuzeau^' Don t^r fc^reibt:
„C*est une Princesse de la riche taiUe, qui a un grand
air & beaucoup de Majeste. Elle a du coeur, de Tesprit
& de la generosit^ dans un degr^ que peu de personnes
peuvent atteindre , & eile en a donn6 de bonnes marques en
quelques rencontres» Cet esprit a toüjours est6 en ferme
assiete; & comme eile est capable des grandes resolutions
& des plus grandes affaires, si eile eust est6 n6e pour regner
seule, eile n*auroit pas fait moins de bruit qu*une EH z ab et
Tous ceux qui connoissent l'Electrice de Baviere tombent
d'accord qu*elle a un tres-grand genie, qu*elle entend par-
faitement les affaires, pour lesquelles eile a de belles lumi^res;
& TElecteur est souvent tres-aise d'^couter ses sentiments.
Pour la conversation ordinaire, c*est une facilit^ & un brillant
qui se trouvent rarement dans les genies les plus eclairez;
&-bien loin que ces grandes qualitez, & le haut faite de
grandeur oü eile se void, luy donnent le moindre orgueil, eile
a un abord doux & affable, ce qui sied bien aux-Princesses
de son rang. Elle regoit les Etrangers de Tair le plus obligeant
du monde, & est si engageante generalement envers tous
ceux qui ont l'honneur de Tapprocher, qu'il n*y a personne
qui ne souhaitat passionnement d'etre pour jamais ^attach^
ä son Service."
3n 6er C^at it6elai6e wat eine 6er fc^Snflen'* un6 ge*
biI6etften grauen i^rer geit; eine hochbegabte Hatur, ipeldje nur
6er ftdjeren ^u^rung eines energifc^en, geiftig reifen un6 geift»
reichen ZHannes be6urft ^ätte, um in wirflic^ be6eutfamer IDeife
ftd} 5U cnttt)ideln'** Dodj genug pon 6er ^ürftin felbft; per«
folgen n>ir nun, »ie fte auf 6en ^of umgeftalten6 gen>irf t, 6effen
gldn5en6er ZTIittelpunft fie fortan n)er6en foüte.
Jtls 2t6elai6e nac^ ITTünc^en tarn, lebte ftc^'s rec^t ru^ig
6ort un6 eingesogen, es n>ar, als ob 6ie (Erinnerung an 6ie
Drangfale 6e5 faum erft 5U €n6e gegangenen Krieges noc^ Aber
6er ^ofburg lagere un6 6er Sdiattm 6es perjlorbenen ZRafi»
milian in 6iefen Säumen n>eile, 6es dürften, 6er n>o^I 5U
Kunft un6 Künftlern Zleigung ^atte, nidjt aber 5U „pber^üfftgen
effen pn6 trind^en, fpilen, 5U pilen jagen, Hitterfpilen pn6
an6ern furstmeiüen pn6 paniteten"*^ un6 an 6effen ^of, iPte
uns 6er 2tugsburger patrisier ^ain^ofer'^ berichtet, „ein
nued)ter ftiles pn6 fri6Iidj5 £eben" ^errfdjte, lln6 6es ^flrften
(geift ipar's in 6er C^at, 6er ^ier noc^ gebieten6 ipaltete, 6enn
ftrenge befolgte feine IDitme ZlTaria ilnna 6ie ilnor6nungen
1^90 (fran39|if(^e Sc^aufpteler am bayrtfc^en Qofe
6es (Sema^Is fibet 6te (Beftattung bes Qofftaates n>d^ten6 5er
Segcntfc^aft'®, tpelc^e i^r in allen gipeigen Me größte (Ein*
fc^rdnfung un6 Sparfamfeit sur Pflid)t madjten. 2^ ZHünc^en
wav 5u5em im (ßegenfa^e 5U 5er ungestpungenen fransöjtfdjen
Sitte 6es tCuriner ^ofes 6ie flrenge fpanifdje €tifette mit iljrer
fteifen ©ran6e55a maggebenö'^ Bitter beflagt ftdj 2t6elai6e*®
über 5en ^wariQ, 6er t^r tC^un unb Caffen regelt, un6 als 5er
Abb6 de Coulanges*\ 5er ®nfel 5er bef annten ZHarquife
von Sepign^, im ©ftober \6d7 in unferer Sta5t ftc^ auf ^ielt,
perfe^Ite auc^ er nid^t aber 5iefe (löfterlid^e Cebenstpeife 5es
Znfinc^ener Qofes fein Crftaunen 5U augern:
„II n*est point de cloitre oü Ton vive plus r^guU^rement et
avec plus de s6v6nt6 que dans cette cour; on s'y Ifeve tous
les jours ä six heures du matin, on y entend la messe ä
neuf, on y dlne ä dix ou dix et demie; on est une heure
et demie ä table; on y assiste ä v6pres tous les jours, et il
n'y a plus personne au palais ä six heures du soir, hors
quelques domestiques n^cessaires; on soupe ä cette meme
heure, on se couche ä neuf, ou ä dix, tout au plus tard, et
par-dessus tout cela, ils ont tous les avents un rorate qui
finit seulement ä Noel, et oü il faut se trouver d^s les sept
heures du matin, Cest ainsi que la belle Adelaide passe
sa vie qui doit lui etre bien penible, aprfes avoir 6t6 ^levee
dans la cour de Savoie, la plus agr^able et la plus divertissante
de toutes les cours."
JPelc^ ein (gegenfa^ 5U 5er ben>un5ern5en Sdjil5erung, 5ie
üierse^n 3a^re fpater Chappuzeau** pon 5em prunfpollen,
farbenpräd}tigen Ceben 5es gleichen Qofes entwirft, 5en er einen
5er glän5en5ften un5 gaftfreieften Europas nennt, einen ßof, n>o
^eft an ^eft fic^ reifte, un5 5er 5cn ^reun5en 5es C^eaters
neben 5er italienifdjen ©per ein 5eutfdjes Sdjaufpiel bot un5
eine Com^die frangaisel Dies alles mar 2i5elai5ens IPerf.
3^t (Eingreifen galt 5UPÖr5erft 5er Umgeftaltung 5es ^eftes»
lebens. IDenn mir in 5en Befdjreibungen blättern, meiere
uns pon XJermdljlungen, €mpfang un5 2tufent^alt fürftlidjer
PerfSnlidjfeiten, Pon ^eftfdjief en un5 an5eren feierlichen Jtnläffen
am 2Ttundjener ^ofe wäifvenb 5er Hegierung Znayimilians
5e5 €rften l{un5e bringen, un5 5eren eine erflecflidje itnsa^l
unfern „iTIitburger" 30^^"^^ ZHaver*', feines g^ic^^ns £e5er»
fd)nei5er un5 „lieb^aber Ceutfdjer Poeterey", 5um Perfaffer ^at,
fo ift 5a meift pon „^edjtfdjuelen, (ßeiai5en, Pogelfdjiefen" 5ie
Re5e, „pon Kr5n5l pn5 Kübelgeftedj", „On^ pn5 ^ewrmerrf'',
un5 5af es befon5ers fein 5abei 5ugegangen, ift audj nic^t gera5e
von Karl Crautmann* \^\
5U crfe^en nodi ansunc^mcn. ^e^lten 6oc^ fclbft We ^of»
narren** nidjt mit i^rein unpstigcn C^un un6 (ßerebe. . So
fü^rt uns ^ain^ofer** anno \6\\ an 6te tEafel 6cs dürften
un6 feiner (gatlin, (Elifabet^ von Cot^ringen. Jtües
;,8eljet gar ftille 5ue'^ bis 6em ^^fnarren JPölfflein 6ie ^eit
5U lange voxtb unb er mit feinen IDi^en loslegt. Da Ijeigt er
€ I if ab et^, tpeil fte iljn nerfen voiü, „eine grünne ZHerc^" (grflne
Znä^re) un6 gibt t^r 5en lS,at, ,,fte folle für Sidf freffen", unb
als er gar „ainen mit ainem roten angefleht fteljet, fagt er 5u
3^me; Du bift eben fo perfoffen als id^, wann idj Didj anjt^e,
fo burftet midj". Unb fein iJColIege, 6er Sc^alfsnarr 3onas**,
treibt's faum feiner, wenn er ;,in geftalt aines alten n>eibs mit
ainem äffen aufgesogen, bemfelben ainen frifc^Iing an ben fuef
gebunben, bas bann faft pifterlidj pnb feltsam 5u fe^en gemefen,
n>as bie Satp mit bem äffen für ain ^anbel gehabt".
^Soldje (Elemente werben je^t freiließ in ben ^intergrunb
gebrängt. IDie es in i^rer ^eimat, in tEurtn*', Sitte war,
legte man jeber feftlidjen Peranftaltung, modjte es ftc^ nun um
Ballette, Ritterfpiele, Sdjlittenfa^rten ober ZHasferaben ^anbeln,
eine einljeitli^e 3^^^ myt^ologifdjen ober paftoralen ^^IfalUs 5U
grunbe, unb biefen, oft pon ber Kurfurftin felbft*.® ausge^enben
^»runbgebanten in {inniger ZPeife aussugeftalten , lag bm TXlxU
gliebern ber italienifc^en Didjterfolonie*^ ob, welche, pon ber
^reigebigfeit 2tbelaibens unterijalten, am bayrifc^en ^ofe pc^
5U bilben begann. JPir fonnen natürlidj bie Ümwanblung bcs
l?6fifdjen ^efteslebens nac^ bem Porbilbe tCurins*^ an biefer
Stelle nidjt einge^enb perfolgen, wollen aber bemerfen, ba^ bie
Pon alters ^er in ZTlünc^en ^eimifdjen Cuftbarfeiten , wie bie
Sdjlittenfa^rten^* unb fonberlic^ bie IDirtfdjaften**, ntc^t
etwa perfc^wanben, fonbern in neuem ß^wanb^ wieber auflebten.
3n engfter Besie^ung 5U biefer Umgeftaltung bes ^eftes«
lebens fte^t bie Pflege ber ZHufif unb in erfter Cinie bie
(Einbürgerung bes „dramma per musica", ber italienif c^en
©per*', in ber ^auptftabt ber bayrifc^en £anbe.
2tl5 einft 2tbelaibe in büfterer Schwermut ftc^ perse^rte
über i^rem, wie fte bamals meinte, unabwenbbar unb unfagbar
traurigen Sdjicffale, ba fjatU iljr bie ZHutter eine ^arfe ge»
fenbet unb b^s ^rans Pon Sales P^ilot^ea**, wo^l um
ber tCo^ter bamit ansubeuten, ba^ neben ber Selig ton fonber^^
lic^ bie JPelt ber C5ne es fei, in welcher ein perbüftertes
©emüt (Croft finben fSnne unb neue Cebensfreube. Jtbelaibe
^at ben Sat befolgt, fie ift eine leibenfc^aftlic^e ^reunbin ber
ZlTufif geworben, (gar meifter^aft fc^lug {te bie Caute unb bie
\^2 ijran33|!f(^e Sc^aufpieler am bafrifc^en Qofe
^arfe; andj wav jte 6es (ßefanscs furtötg^^ un6 es mag ein
anmuten&es BH6 getoefcn fein, vomn 6ie furfürftlidje ^amtlie
5u einem ^äuslic^en Kon$erte fxdi pereinte, in »elc^em ^erbi-
nanb TXlaxia bas Spinett fpielte, fein Bruber ZTlayimilian
Philipp 6ie Querpfeife unb 6ie Kurfürfttn 6en Cef angspart
übernahm *^ 3^ ^^^ ^^^^^ $^^ iTluftf ftimmte 2t6elai5e
mit i^rem (ßatten*^ überein, welcher barin nur ben tCrabitionen
feines Qaufes folgte, ba, wk männiglic^ befannt, bie IDittels^
bac^er ftets eifrig unb oerftänbnispoU bie Confunft geforbert,
audj Kurfflrft ZHafimilian ber CErfte, ber bie ®rgel ^atte
fpielen gelernt^®, ein 3nftrument, bas feinem ernften unb frommen
Sinne befonbers 5ufagen mochte. H)äl?renb ber traurigen ^exUn
bes breigigjä^rigen Krieges n>ar bie einft weltberühmte ^offapelle
Zllbredjts bes ^ünften^^ unb feines Sohnes IDil^elm
ftarf perminbert morben, unb nodj in feinem Ceftamente ^atte
Zriayimilian tpeitere Sefc^ränfungen porgefe^en, inbem er befahl,
ba^ nadj feinem 2tbleben ;,auc^ pnnfer ^of ZlTufica ofs meriigist
bif auf pierse^en Perfoljnen geringeret pnb baraus folc^e Vocah
vnb 3^P^wmentaI ZlTujtcanten behalten werben , bamit pnnfer
(ßema^Iin bannoc^ 5U ^of einen (ßottsbienft liaben möge, tpie
mit foldjer ansall gar u>oI befc^edjen Kjan®^. ..." 2tber ein
bemäljrter (ßrunbfto^ pon Sängern unb Znuftfern^^* unb eine
fefte fünftlerifc^e Crabition waren por^anben, unb mit beiben
lief fidj in f urser ^ext ipieber Qerporragenbes erreidjen. Bereits im
^ebruar \65^ tarn eine tpelfc^e ©per „La Ninfa ritrosa**,
auf einer im ^erfulesfaale ber Reftbens erridjteten Bü^ne 5ur
2tuffüljrung **• Die erfte ©per übrigens, bie in ZlTündjen über
bie Bretter ging, fdjeint mir biefes „paftorat ober poctifd) ^irten»
(ßebidjt, fo in ber ^urfürftlidjen Seftbens 5U ZHünc^en in Zuuftca
repräfentiret iporben", tro^ Kub^arts Behauptung nic^t ge*
tpefen 5U fein. 2tls man im ZHai \6^\ über bie ^eftlic^feiten
beratfdjiagte, mit benen man bie (ßegenwart Kaifer ^erbinanbs
bcs Dritten in ZTlünc^en e^ren wollte, ift Pon „einer abfonber*
lidjen . inpention" bie lS.^be, welche ber Kapellmeifter — biefe
Stelle befldbete bamals ber 3tciliener Porro ^* — im ^of garten
por bcn ^o^en ^errfdjaften „5U Heprefentirn" permeinte. Daf
bie 3ni>^nti<^" gerabe eine ©per gewefen, getraue ic^ mir nidjt
5U behaupten, wo^l aber ^alte idj biefe C^atfac^e für bas
^aijt \6d\, alfo por bem Eintreffen 2tbelaibensin ITtündjen,
für beglaubigt 2tm \6. ^ebruar \65\ nämlid) weilte ber
Bifdjof Pon ^reifing, Peit ilbam, bei ^ofe unb teilte pon ^ier
aus, unter anb^vtn Heuigfeiten, bem Dombec^anten ^rei^errn
ppn Puec^ inIDien** mit, ba^ „suHadjts por bem effen (ift)
von Karl (Erauimann. \^5
Don bm tpclfc^en ZlTuficts eine fc^one Comoedia cantata
uf 6em Saal, n>o fonften 5er ©e^Iberg gemacht tt>ir&et, gesalbten
n>or6en." JDie 6em nun fei, von \65^ an reifte ft4 2luf»
füljrung an 2tuffü^rung, un6 als im 3a^re ^662 6ie (ßeburl 5es
Cljronerben 2nay€manuel5u ^erporragenöer Prac^tentfaltung
Peranlaffung bot^*, 6a na^m hierbei 6ie italienifd^e ©per fc^on
eine bebeutenbe Stelle ein. Hur eines noc^ permiffen wir, n>enn
tt>ir in 6em munberlidjen Poem 6es 2^^^^ Sturm pon
Spreenberg®^ 5ie Sdjilöerung jener ^feftestage nadjlefen, —
eine Vertretung 5es resitierenben Dramas. Dief e Vertretung
ju fc^affen, ^at Me Kurfürftin in 5en näc^ften 3^^^«« P^ 5"^
itufgabe gemacht.
3n ben C^eaterper^dltniffen ZTtündjens bei Stabt un6 ^of
^atte pd) feit 5em 2tusgange 5es fedj5e^nten ^alfvlinnbetts, ba
ilTayimiHan 6er€rfte6ie Hegierung übernommen, menig
oerdnöert®^ Der 6ramatifc^e Sdjmerpunft lag in 6en Ituf*
füljrungen 6er 3^f"it^^/ »eichen, fon6erli^ pon feiten
6e5 ^ofes, rei^Iid^e Jtnerfennung un6 tt>eitge^en6e materielle
Unterftü^ung 5U teil n>ur6e; 6aneben laffen ftdj 6ie ebenfalls in
lateinifc^er Spradje gehaltenen l{om56ien 6er Pfarrfc^ulen
Pon Unfer Cieben grauen un6 Santt Peter, ^erab bis
5um 3^^^^ \^\^f urfun6lid) perfolgen, un6 meiters treffen mir
neben 6iefen gelehrten (Elementen 6eutfc^e un6 englifc^e
H)an6ertruppen, fpanifdje Buffonen 06er Scfyilfsnarren un6
italienifdje (ßaufler un6 l{om56ianten. 2tudj pon einem
IDei^nadjtsfpiele ift 5U berichten, un6 wir t^un 6as um fo
freu6iger, als ja befanntlic^ 6ie ur!un6lidjen Hadjmeife über
Mefe fc^6ne un6 jtnnige 6ramatifd^e ©ep^ogen^eit in 6er £an6es==
^auptfta6t auferft fpärlic^ ftn6 un6 ftc^ bis je^t eigentlich auf
6ie IHitteilungen befc^rdnfen, n>eldje aus 6en ^ieftgen Kammer^^
rec^nungen 5U erholen waren ^®. 2lus i^nen erfaljren wir, 6af
JPei^nac^tsfpiele bereits im fedj5eljnten 3^^^^"^^^^* ^^^ ^^"
„Discipeln" 6es ftd6tifdjen ©ymnafiums un6 6er pfarr»
fc^ule bei St. Peter im grofen Saale 6es Hatljaufes 6arge»
ftellt wur6en. 2tm Sonntag 6en 20. 3ö^uar \553 ging 6ort*
felbft eine „€ome6i pon 6en ^eiligen 6reYn f^önig
pnn6 fonig ^ero6es" einem „erbarn Hat^ $u e^rn" über
6ie Bretter un6 $war in lateinifdjer un6 in 6eutfdjer
Sipradjc, ein JPerf 6es per6ienten Keftors 6er „Poetenfc^ule"
fieronymus ^xe^Ut^^; anno \600 gab ZlTagifter ®swal6
ta6ler'^, „Sd^ulmeifter 5U St. peter", eine „(tome6j Pon
6er gepurt 3^1^ (E^rifti pn6 6er ^eiligen 6rei funig
tag"; i^m folgte im 3^"^^^ \ö\5 fein Kollege Kafpar
3al)tbuc(f far niAnc^ener (Befc^ II. ][3
1^9^ ^ran3Öflfc^e Sc^oufpieler am 6oYrifd?en f^ofc
Znerflin'* mit einer ,,Comedia de Nativitate Christi";
un6 6ag auc^ 5ie 6eutfc^en Schulen in biefem öramatifc^en
JPettflreite nic^t 5urücf blieben , erfe^en mir baxans, ba^ am
3^ Sesember \593 6er Hat 5er 5ta6t 2Ttünc^en 6em 6eutfdjen
Sc^ul^alter Jtnöre ©rimperger adjt (8ul6en besa^Ite, meil
er „6ie(Eommeöi ponben ^eiligen 5rei finig" a9iert''^
Das waren freilidj feine polfstümlidjen Spiele, in 6er alt»
^erfömmli^en JPeife 6es Um^ersie^ens pon ^aus $u
^aus gel?alten, fon6ern meift Slücfe oon gelehrten Uerfaffern.
Diefen Hadjridjten reiben ipir je^t eine tpeitere an, bei 6er es
ie6od) nic^t feftfte^t, ob es ftdj um ein polfstümlidjes Spiel
^an6elt o6er um ein Kunft6rama^ itm 28. Hopember \625
bittet 6er Stu6ieren6e 6er Ct^eologie (ßeorgius Pobinger mit
feinen ©enoffen, ,,man ipolle i^nen oergunnen, 6as jte ^\xv if.
JPeynädjt^^^^it ein Comediolam de Christo nato in 6en
^eufern galten mögen." Tiefe l{omo6ie pon unfers ^eilan6s
©eburt 5u geben, „3P i^"^" pergunt vooxbm" '*. ®b fte es in
6eutfc^er o6er in lateinifdjer Sprad^e t^ten, permag ic^ nidjt 5u
beftimmen*
Pon einer weiteren polfstümlic^en 2tuffüljrung, un6 5n>ar
pon 2tgierung einer trrago6ie, giebt uns 6as HatsprotofoII 6es
3a^res \606 Kenntnis. Dort ift namlic^ unterm 30. 3^"*
5U lefen:
„Qanns 7X1 ayv Ie6erfdjnei6er bittet 3^^ ^wuergonnen,
6af er fein Cragoe6i pon 6er g^^fSrung Croia medjt
ey^ibieren, Zn(agifter] Sta6ler^* melt mit pn6 neben 3"^^
occupiert fein. Vfl. Sta6Ier fagter mell 3^^ ^elffen 6ie leüt^
o6er perfonas abridjten, fo pil er 6ienfts falben f^un6e ab*
frommen.
Conclusum; 6if foU nadj or6enl(ic^er) reuifton'^* 3"^"
6er geftalt g^S^Iaffen fein, 6as er 6ife 6an 3^ ^^^ ^^^^ ^^^^
^asnadjt galten, aber 6en ZTT. Sta6Ier o6er einen an6ern
ZTTagifter gu ftdtj nemmen foll pon 6en pfarr Sc^ueln".
Tiefer 3^P^^f^riö/ 5" ^^ff^" Regiffeurfä^igfeiten 6er Sat
fo wenig Pertrauen I?atte, 6af er i^m 5U feinem 23eginnen einen
Sdjulmeifter beior6nete, — 6ie Sc^ulmeifter waren ja 6amals
in Ijieftger Sta6t, wie überall''^, 6ie 6efignierten £eiter un6 Tlb-
ridjter fc^aufpielern6er Bürger — war nieman6 an6ers als unfer
fdjon erwäljnter „Cieb^aber Ceutfdjer Poeterey^' 3 ^ ^ ^ " "
ZHaver'^', 6er fein 6id)terif djes 3"9^"i^^ ie6esmal leuchten
lief in 6er e^rfamen Pritfc^enmeifter '* ilrt un6 2Ttanier, wenn
was Son6erlic^es fid) ereignete in Jtltmündjen, fei es ein feft=
lidjer €insug o6er ein illuftrer Co6esfalI, ein pielbefuc^tes Sta^l»
oon Karl Crautmann. ^^5
fc^tcfen ober ein Canbtag. Vnxdi einen Sn^aü ift 6as gereimte
2trgument feines XDerfes einem 6er Petiodjenbänöe btsTXlürX"
d^ener 3^futtenfone5s''® beigebunben tporben unb fo ber Ver-
nichtung entgangen, tpelc^er es als fliegenbes ^eftc^en unstpeifel-
^aft anheimgefallen rpare®^
Der tCttel lautet: 2tuf$ug | ober Summarifc^er 3"H ^^J*/
ber tCragoebien | oon ber | gerftörung ber Ijerrlidfen Statt | Croya.
I ©ehalten | 3n ber ^ürftlic^en I^auptftatt ZHündjen | Durc^ 3o*
^ann Zirayer. | 3" bem ^aljt C^rifti / ^607. | Cum licentia.
I (ßebrucft 5u ZUünc^en bur^ Hico* | laum ^enricum.
3« elf 2tften bet^anbelt Zriaver bie befannten Begeben*
Reiten oom Urteile bes Paris an bis 5um Cobe Poly^enas,
bie feiner geit ^ans Sac^s®^ in einer fed^saftigen „Cragebia mit
\5 perfonen, bie gerftörung ber ftatt Croya pon ben ©riechen"
bargeftellt Ijatte; unb gan5 in ber IDeife bes Itfirnberger Dichters
muf auc^ bes Diepgen „Zflitburgers" XDerf oor btn 2Itünc^enern
ftc^ abgefpielt ^aben, in bem glelcl}en Z^ifve, in wzHi^m eng*
lifii^e Komöbianten^* auf. bem Katljaufe i^re Scl}aubfi^ne auf*
gef dalagen* ^flljren u)ir noc^ an, baf anno \6\6 in ber Perfon
b^s ^^VQ^^almayt ein Komobiant als Bürger aufgenommen
würbe®', fo iiabm wxt alles ermäljnt, was an Sc^aufpielnoti5en
bis $ur 2lnfunft ber Kurfürftin 2lbelaibe {\652) aufsufinben
wax, unb ba^ es nur menig ift, fann ni(^t u>unber nehmen,
u^enn man bebenft, ba^ ber Zeitraum oon \6\8 bis \6^S burdj
bie unfeligen 3^^^^ bes breifigjä^rigen Ifrieges ausgefüllt
wax, ber ja auc^ über Bayern fo traurige Derobung gebracht ^at
(Erft bei ber Permäljlung ^erbinanb ZlTarias im 3^"^
\652 ift toieber oon Komöbien bie Hebe, freiließ, o^ne ba^ wix
näheres über bie Stücfe erfahren unb bie Sdjaufpieler, wzldiz
fte barftellten®^ TlvLäj walixenb bzt ^^lixitlinU bis \669 fehlen
uns beftimmte urfunblic^e Hac^ric^ten, bie Hatsprofolle unb
Stabtifammerredjnungen fdjmeigen Doflftänbig, unb mit ben€in»
trägen ber ^ofsaljlamtsrec^nungen ift nichts ansufangen, ba alles
u>as bort unter ber Beseidjnung „(tomebi" figuriert, fomeit jtc^
feftftellen lief, nic^t auf liomöbien Besug ^at, fonbern auf bie ©per.
IDie nun machte ber Kurfürfttn perfönlidjer €inf[uf auf
bem (ßebiete bes Sc^aufpietoefens fidj geltenb? I)af 2tbelaibe
nidjt nur- ber ZITufif fonbern auc^ ber Citteratur eine freigebige
(ßonnerin gemefen, bemeifen i^re Besie^ungen 5ur italienifdjen
poetenfolonie am ZUünc^ener Qofe®^ unb 5U manchem S(^rift»
fteller iljrer ^eimat®^; aber me^r noc^, fte xoax felbft Didjterin®',
unb voas für unfere ZTTaterie fonberlidj oon Belang ift, Dramen»
bitter in* gu mandjer ©per ^at fte ben Stoff angegeben,
^3*
]^^6 (^tanjdftfd^e Sc^aufpteler am Sayrifc^en ^ofe
im 3aljre ^667 f(^tcft fte an t^ren sdicbtcn Bruder eine KomöMe,
5ie jte felbft oerfaft ^atte®*, unS 6as jebenfalls, $let^ i^ren
anderen XDerfen, in italienifc^er Sprache. Die porijanbenen
^eimifc^en tC^eaterelemente boten 6er tpo^l nodj 5er öeutfd^en un6
lateinifdjen Spradje unfunöigen ^ürftin®^ feine Jtnfnupfungspunf te,
un5 fo fommt es, 6af totr 5uerft oon 6er ituffü^rung toelfc^er
Kom56ien erfahren, tro|6em mit (ßetoif^eit ftd} behaupten läft,
baf iamals feine italienifc^en Berufsfc^aufpieler in
Dienften 6es furfürftlidjen ^aufes geftanben^^ €$ tourbe eben von
^ofange^rigen gefpielt, benn es ift faum ansune^men, ba^ Stücfe
toie La Bella Adelasia** ober Benedetto Giustanis
KomSbienfc^ers®*, in bem ber jugenblidje Kurprins 7X1 ajc
(Emanuel felbft auftrat, anbersmo, als in ben £ er des
21belaibens 5ur DarfteUung gelangtem
3^ 3<^^^^ \^^9 ^^n" «>i*^^ ^i"^ beutfc^e Sc^aufpiet«
gefellfc^aft unter ber Ceitung ZlTic^ael Daniel tCreus^* für
ben ZITünc^ener ^of engagiert. 3dj ge^e über biefes dttefte
bayrifc^e Qoft^eater®* ^ier rafc^ ^inu)eg, ba xd) beffen
€ntfte^ung unb toeitere Sdjicffale im gwfammen^ange mit ber
€ntu)irfetung bes beutfc^en Sc^aufpietoefens in unferer Stabt
überhaupt im britten Banbe bes ^^^litbudits einge^enb 5U be»
^anbeln gebenfe, möchte aber boc^ bemerfen, ba^ feine (ßrünbung
mir e^er eine Konseffion an bie bayrifcljen (Elemente
bes ^ofes gemefen 5U fein fc^eint, benn eine perfSnlic^e
Schöpfung ber Kurfürftin.
iCbelaibens eigenftes IDerf toar bie Berufung fran«
5öjifc^er Sc^aufpieler, u^elc^e im Sommer bes 3<^^^^^ \^'^\
erfolgte. Diefe Berufung ift für bie Signatur bes ^ofes bemerfens»
toert; fte ift ein Beweis bafür, ba^ bem bisher tonangebenben
italienif(^en (Einpuffe, ber feine glänsenbfte Vertretung in ber
PPege ber italienifc^en ©per gefunben ^atte, fortan bas
fransSfifc^e (Element in entfdjiebener IDeife 5ur Seite tritt; unb
bas gerabe 5U ber geit, ba ber politifdje 2infc^luf Bayerns an
£ubu)ig ben Pierse^nten 5ur tEIjatfac^e geworben voat^^.
(£lje voix aber mit ben fran$öfifc^en Komobianten einsieden
in Bayerns ^auptftabt, u)ollen mit einen Blid auf bie IDanber*'
jüge u>erfen, u)elc^e biefe ZHimen porbem fc^on in Deutfdjlanb
unternommen.
XDo^l in feinem £anbe (Europas ift u)äljrenb bes ZITittel»
alters bie ^reube an bramattfc^en Darftellungen lebljafter ent»
u)icfelt gemefen als in ^ranfreidj^^ Die Puys, u^eldje ja nidjts
anberes waten, als fransöftfdje Zneifterfmgerfdjulen*^, bie Con-
freries, in erfter £inie bie Parifer Confr^rie de la
von Karl (Erantmann, ]^^7
Passion, Me Basochiens, Me Enfants-Sans-Souci u. a»
Ratten 5ort bas (ßenoffenfd^aftsiDefen 5U f(^aufptelert:==
fdjcn gtoecfen frflijer un6 tntenjtDer ausgebildet als anbevswo.
tEro^öem ift von Serufsfc^aufpielern erft in ber sipetten
^dlfte 6es fec^seljnten 3öl?r^un6erts 6te Äe6e. Itidjt 5um beften
toeröen fie pon 5en ©brtgfetten 6er Stäbk beljanbelt, 6enen jie
i^r Können seigen tooUen^®: tpie fpäter in Deutfc^Ianö ftn6 i^re
Stücfe öer genfur unterworfen , oon amtsmegen wivb 6er
Eintrittspreis feftgefe^t, un6 manchmal madjt man 6ie Spiet
erlaubnis fogar pon einer Probeporftellung por IlTitglieSern
6es tpoljtoeifen Äates abhängig» ^mx^i nennen jic^ 6iefe
l{omö6ianten ,joueurs d'histoires, trag^dies, moralitez
et farces", fpäter 6ann pertaufc^en fte, 6er Uman6erung i^res
Repertoires Hec^nung tragen6, 6iefe Beseic^nung mit 6em tCitel
,joueurs et reciteurs d'histoires, tragedies et
com e dies", fie ^aben ftc^ in 6ie „€ome6i un6 tCrage6ifpiIer"
peru>an6elt, als tpelc^e fte uns in I)eutfc^Ian6 entgegentreten.
3talien, 6effen Sc^aufpieler 6amals allerorten 5U fin6en
tparen an 6en ^ürften^öfen (Europas, un6 6ie i^nen im eigenen
£an6e fo gefäljrlic^e Konfurrens mad^ten ^^, wax 6er aufftreben6en
Kunft 6er fransöftfc^en Kom56ianten perfcfjloffen, ebenfo porerft
€nglan6, ipo Drama un6 Büljnentpefen 6urdj S^afefpeares
un6 feiner getpaltigen Porläufer un6 §ettgenoffen Beftrebungen
fidj fo mac^tpoU entrpicfelt Ijatte, 6af es felbft im ftan6e wax,
fdjaufpielerifdjen €yport nac^ Deutfc^Ian6^®®, nic^t min6er
als nad} ^ranfreidj^®* un6 pieUeic^t au^ 3talien^®* 5U
treiben, un6 fo iparen 6enn 6ie oftlic^en Hac^barn 6ie einsigen,
bei 6enen fie auf (Erfolg redjnen fonnten un6 6as umfomeljr,
als 6ie §eiten por 6em 2tusbrudj 6es un^eilpoUen 6reif igjätjrigen
Krieges für unfer Paterlan6 3^^^^ perijältnismäfiger Hu^e
un6 emfiger Kulturarbeit geu^efen fin6.
IDenn tpir pon fransöfifc^en Komö6ianten Kun6e bringen
ujollen, tpelc^e Por \6^8 in Deutfc^lan6 jic^ geseigt^®^, fo muffen
voix 5uerft ^ranffurt berühren, 6ie IjanSelsmädjtige IDa^l»
un6 Krönungsfta6t am ZlTain, ipo um 6ie lDen6e 6es fedjse^nten
3<x^r^un6erts 6urdj 6ie fo lebhaft befuc^ten ZUeffen ein ipirflic^
internationales £eben fic^ entfaltet ^atte. Das ipur6e 6amals
allüberall anerfannt, 5um legten nidjt in ^ranfreid}, un6 fein
geringerer als 6er berühmte fran$5jif(^e pijilologe un6 Bud}.
Srucfer Henri Estienne^®* (Henricus Stephanus) ^at
in begeifterten IDorten g^ug^is hierfür abgelegt. 3" ^^"^^ Meinen,
fulturgefc^ic^tlidj ^oc^intereffanten S(^rift, tpeldje er im 3^^^^
\5H 5U Paris Verausgab ^<**, un6 6ie gleidj5eitig ein fdjöner
H58 iJran3Ö|tf<^c Sd^aufpieler am SaYrifd^en ^ofe
Beweis ift für We freunMtc^en Besie^ungett; Me auf geifttgem
©ebtete siDtfc^en 6en beibett PöHern jic^ angebahnt Ratten,
geöenfl 6er gefc^aftsfunötge ©ele^rte 6er froren tage, meiere er
in 6er gaftfreien Heidjsfta6t 5Ugebrac^t un6 6es fc^af ensfreuMgen
tCretbens, 6a5 6ort wäljxtnb 6er ZtTeffe feinen ZCugen ftc^ erfc^Iof .
IDir toan6ern mit i^m an 6en 23u6en un6 KaufgewSlben por»
über, 6ie alles 5u bieten permögen, tpas Deutfc^lan6 ^erpor*
bringt, fo6af 6er ^ransofe behauptet, tper um 6iefe §eit ^ranf»
fürt gefe^en, au^ Nürnberg fennen gelernt Ifat, 2(ugsburg,
Ulm, Strafburg un6 6ie übrigen ^an6eIsemporien, rpir
beu>un6ern 6ie farbenfc^immern6en (Erseugniffe 6er 6eutfc^en
Klein! unft, 6ie ja 6a5umal 6en IDettftreit ftegrei^ aufgenommen,
mit 6en (5oI6fdjmie6en 2^(dxtns, wxt befudjen 6en Büc^ermarft,
ipo Drucfer, Perleger un6 (Belehrte aus aller Qerren £än6er ftc^
5ufammenfan6en, nic^t btof 5U Kauf un6 2tbrec^nung, fon6ern
auc^ 5U geiftigem Perfe^re. Iln6 neben 6er lebenspoUen Sc^il»
6erung 6er ZHeffe fetbft, tpeif Estienne in bere6ten IDorten
6en Bürgerjtnn 6er ^ranf furter 5U rüljmen, i^r «)eltgeipan6tes
Benehmen gegen 6ie ^rem6en, 6ie IDeis^eit un6 ^ürforge 6er
©brigfeit jener Sta6t, meldte man mit ^reu6en auffudjt, un6 6er
man nur ungeme 6en Kflcfen fe^rt.
Daf bei 6iefem (ßeipoge pon ^rem6en, n>ie es 6ie ZHeffen
mit pc^ brachten, unfere Komö6ianten eines fieif igen un6 getpinn»
bringen6en gufprudjes ftc^er fein 6urften, ift fetbftperftan6li(^ ;
neben 6er ZHeffe aber n^irfte unsmeifet^aft nod^ ein an6erer Um»
ftan6 mit, 6er jte gera6e ^ranffurt mit Porliebe auffuc^en lief:
6ie 6ort n>eilen6e (ßemein6e 6er fransöfifc^en Hefugies
reformierten Befenntniffes*®^
3m TXläti \55^ wavzn 6ie erften 6iefer ^lü(^tlinge in 6er
Heic^sfta6t eingetroffen, fransSfifc^ re6en6e UJallonen,
meift arbeitsfun6ige tEuc^weber, 6ie um i^res (ßlaubens n>illen
aus 6er ^eimat nac^ (Englan6 gefommen, nun auc^ auf Befehl
6er fat^olifdjen Königin ZRaria tCu6or 6ie 6ort eben gegrün»
6ete ^eimftätte wkbcv Ratten perlaffen muffen* 2tn i^rer Spi^e
ftan6 Valeran Poulain, ein €6elmann aus £ille, 6er fid^
6er Deformation angefcI}loffen un6 Cljeologie ftu6iert Ijatte.
U?eitere Scharen Pon Flüchtlingen famen fpater ^insu, fo6af
6iefe (ßemein6e im ^atjxe \56\ bereits \\6\ Köpfe sdljlte —
getpif eine ftattlidje ZUenge fransöftfc^ re6en6en Polfes — un6
unter iljnen, n^as für unfern (5egenftan6 befon6er5 wichtig
ift, £eute, meiere 6er 6ramatifc^en £itteratur ein reges ^nktt^c
entgegenbrachten. Denn als 6er (ßenfer Buc^6rurfer un6 (ße*=
lehrte Jean Crespin^^'', 6er 3ugen6freun6 un6 Kampfes»
pon Karl (Erauhnann. ][99
Senoffe 6es Theodore de B^ze Me Heic^sftabt befuc^te,
tpuröe er oon mehreren 5cr bort lebenden He fugt es aufge^
foröert; bas im ^^Ijvt \5^0 erfc^renene lateinifc^e Sc^aufptel
„Mercator seu Judicium** ins JransSfifc^e 5U über»
traget!; jettes Sind, itt tpelc^ettt tE^otitas Zlaogeorgus^*^®
,/6er ftreitbare Schüler Cutlje.rs utt6 sugletc^ ein genialer Vta-
Titatifer; bk proteftanttfc^e Ce^re pon 6er Hedjtfertigung 6es
ZHenj^en buxif 6en ©lauben allein öic^tcrifc^ geftaltet ^atte"^®^
Jean Crespin entfpradj Mefem IDunfc^e un& miötnete 6as
IDerf unter 6etn tCitel „Le Marchan t Converti" ^*® feinen
lieben (ßlaubensbrüöem in ^ranffurt, „Avx Fideles de Flandres,
Arthois, Hainaut & pays bas, qui sont ä Francfort, ses freres
bien-aimez en nostre Seigneur."
Doc^ es ift geit, enblic^ auf 6ie fran5öjif(^en Komoötanten
felbft 5u fomtnen. Die erfte befttmmte Had^ric^t; meldje pon
i^nen in ^ranffurt^^* jtc^ erhalten Ijat, ftammt aus 6em 2^l)u
\583. €ine ©efellfc^aft Pon „VO c l f dj e n" bat unterm \% ^ebruar
6en Hat; 6af man für 6ie „^ransofifc^e Comoebia" Spiefc
erlaubnis gewahren möge* Die Se^öröen machten feine grof en
Sc^wierigfeiten, Me 2tuffütjrung 6es nic^t genauer benannten
Stucfes fan6 unter 6em Porbe^alte Genehmigung, baf 6er
Prdöifant ZTTattljiasHitter nac^ genommener Durc^fidjt feine
weitere €infprac^e dagegen ergeben u>ür6e**^
2tuf Mefe Sdjaufpieltruppe besiegt fic^ jedenfalls eine nic^t
öatierte Zloti5 aus ^ranffurter Hatsaften, wüöje berichtet, öaf
„Die melfen fo in me5, (traf bourg pn6 anöer ort a^n
r^ine meljrmalen en6 fteb5ig pn6 allernyl • • ♦ biblifc^ comö*
bias pn6 anber agiret, wollen . ♦ • ein comöbia pffflljren".
IDer mögen voolfl biefe ID eiferen gewefen fein, nebenbei bemerft
bie erften berufsmäfigen Komöbianten, bie in ber alten
Heic^sftabt i^ren €in5ug gehalten, wo man bisher nur Sürger^
fpiele fennen gelernt unb Sdjülerfomöbien?*^' IDir ^aben
Pergebens nac^ i^nen geforfd}t, aber weber am Hljeine, noc^
in ZHe^ *^\ ber t^eaterfreubigen Stabt, tpo fo manches ZTtYft^re
in fransöfifc^er Sprache über bie Bretter gegangen, unb wo
bie Enfants sans souci einft iljre ^arcen gefpielt, weif man
um biefe 5^it etwas Pon ^erumsieljenben Sc^aufpielern. 2tn»
geftc^ts biefes ZHangels an Ztac^ric^ten, wollen wir ba^er nidjt
unterlaffen, auf ben lot^ringifc^en ^ürften^of aufmerffam
5u machen, ber ja mannigfaltige Besieljungen 5U Deutfd)lanb
unterljielt, insbefonbere 5U Bayern^**, unb auf bie Komöbianten,
weldje in Xlancy i^re Stücfe sum beften gaben ^^^» Ceiber ift
bie 2tu5beute nur gering; waliunb ber für uns in betrac^t
200 f ransöjtfc^e Sc^aufpteler am bayrifc^en Qofe
fommenben 3^^^^ treffen wiv, neben ttaUentf(^en un5 fpant»
fc^en Sc^aufpielern nur smeimal ^ransofen Ijier an: \572
bis \575 6en Nicolas Bource, 6er als „maitre joueur
d*histoires'* figurtert, unb fpäter einen $etptffen Chasteau
Vieil (\57&y IDenn man nic^t für einen öiefer betöen fid^
entf (Reiben miü, bleibt nidjts flbrig, als erneuter ^orfc^uns Me
Suc^e nadj 6em ^üljrer 6er (ßefellfc^aft 5U fiberlaffen, »eldje
\583 in ^ranffurt aufgetreten*
Dodj nic^t Sc^aufpieler allein, auc^ fran55jtf(^e Biester
ober tpenisftens Su^brucfer Ratten bamals iljr 2tugenmerf
auf bie Äei(^5ftabt am ZlTain geridjtet unb fu(^ten, burdj IDib^
mungen bes e^renfeften unb ^odjgele^rten Äates (ßanft 5U er-
ringen, tpas ja nidjt unflug tpar, ba in biefem ^aüe meift eine
ftattlidje Pere^rung für ben Bittfteüer abfiel. Pon einem folc^en
Dermelbet am \6. September \585 bas HatsprotofoII: „(Es ^ab
einer einem €rb. Uatlf ein f ransofifc^e (Eomoebien, u)eldjer»
maf en ermelter Spradj compenbiofe erlernet «werben folte, pber»
geben pnb pereret." PieÜeic^t ^anbelt's ftc^ roieber um ben
„Marchant converti", pon u?eldjem gerabe anno \585 $u
©enf ein ZTeubrud ^erausgefommen tvax.
3ntereffanter nod) als biefe Hotis ift bie Kunbe, u)elc^e uns
bas 3a^r j[587 bringt, namlic^ nidjts geringeres als ben Be*
meis für bie 2tuffül?rung fransofifdjer Sc^ulfomobien in
^ranffurt. Die Kefugiesgemeinbe I^atte in ber Heic^sftabt i^re
eigene Sdjule errichtet"', eine Sdjule im fe(^$eljnten 3^^^^unbert
o^ne Sc^ulfdmöbie lagt jtc^ überhaupt nicfjt benfen, unb fo u^äre
es e^er perrpunberli(^, u)enn bie fransoftfc^en Sc^ulmeifter, ent»
gegen bem Porgange i^rer beutfd)en ICollegen, fidj biefes wxxh
famen ZHittels nic^t bebient Ijätten, um für iljre religiSfe Saift
Stimmung 5U machen. Zlid}t unu>efentlidj mag basu ber beutfd)e
Sc^ulmeifter ZHatt^ias Heuter*^® beigetragen ^aben, ein in
bramatifd^en Dingen pielerprobter ZITann, ber als 2tuffet>er über
bie u)elfc^en prebigten 5U ben Sefugies in fortipa^renben Be^
jiel?ungen ftanb* 2tuffüi^rungen fanben alfo ftatt unb iwax mit
foldj Ijeftiger Polemif gegen Hom, ba^ bie beforgten Stabtpater,
aus Kücfftdjt für ben (grsbifdjof unb Kurfürften pon ZHains, bm
Komtur bes beutfdjen ©rbens in Sacf|fenljaufen unb anbere
benad)barte „papiftifdje prelaten", bie „bapon offenbiret
U)erben mocI}ten", am 28. TXläti fic^ peranlaf t faljen, bem fran»
5öfifc^en Sc^ulmeifter peter (ßofen, bem Peranftalter ber
„(tomebia", in meldjer „bas Babf ftumb etu>as fc^melj-
lidj pnb fdjimpflic^ tracbiret morben", 5U perbieten**^,
„foldje pnb dergleichen ^infürber gu Spilen on eines €rb, Sat^s
von Karl (Erautmann. 2011
I?oru)t|fen". ^reiüc^ erfahren tt>tr nic^t, toelc^e Kom5Me bav^
gcftellt woxbm, ob es ptelleic^t 6er „Marchant converti"
getoefeit; ber aüer6tn$s an fc^arfer polemif gegen bas Papfttum
nichts 5U toünfdjen übrig lief; o5er gar 6es Theodore de
Bfeze^*^ „Comedie Dv Pape Malade, Et Tirant A
La Fin, Oü ses regrets, & complaintes sont au vif
exprimees, & les entreprises & machinations qu*il
fait auec Satan & ses supposts pour maintenir son
siege Apostatique, & empescher le cours de l'Euan-
gile, sont cathegoriquement descouuertes*% ein
Sind, aus beffen tCitel fc^on 5ur (ßenüge ^erDorgeljt, 6af in i^m
„bas Babfftumb" faum anbers als ;;fc^me^Ii4 t>nb fd^impflid^
tracöiret tporöen". Tlndj bas IDerf Ses Theodore de B^ze
wax 6en ^ranffurter Äefugiös wolilbdannt, ba es it\, mehreren
2tusgaben einen Ban6 biI6et mit Jean Crespins Uberfe^ung
bcs ZlXercator*
Peter (ßofen aber lief ft^ 6ur^ 6as gegen t^n erlajfene
Perbot nic^t abfc^reden» (Einige tCage fpäter u>en6et er ft^
tpleber an 5en Äat, öiesmal mit öer Sitte, „3"^^ f^^" angeftellte
Comoeöiam pom Seichen ZlTann pn6 Casaro nac^ 6er
ZHeffen clausis Januis mit feinen Sdjulfinöern 5U agiren 5U
erlauben"; öoc^ umfonft: Cro^ 6er beru^igen6en Perfic^erung,
bei perfc^Ioffenen tC^üren 5U fpielen un6 alfo 6ie Unberufenen
fernsu^alten, entfc^ie6 6ie ©brigfeit, 6af es bei 6em por^erigen
Bef^Iuffe fein Perbleiben liab^n folle**^
(Es n>ar am 27. ZlXärs \5^5, als Valeran le Comte
,,Pon Znon6i6ier 3" Picar6eY" für fidf un6 feine „mitgefellfc^aft
^ran^öftfc^e (Comoe6ianten" um 6ie (Erlaubnis einfam, „!}xt
Sibltfc^e (tomoe6ias & Cragoe6ias" w&lix^nb 6er ©ftermeffe
//3^ fran^öfifc^er Sprach" aufsufü^ren. ZlTan willfaljrte
fofort feinem Begetjr, aber mit 6em aus6rücflic^en Befc^ei6, 6af
er nic^t mel^r als pier Pfennige pon einer Perfon ne^me unS
fi^ einen (Drt fucfje, ipo nieman6 6urd^ i^n befc^mert voüxbe.
3m Tlpxil bann bittet Valeran le Comte 6en ^odimeifen
un6 ^odje6Ien Hat, er „tpolle in gnatten pergonftigen, feine
biblifdje comoe6ias pn6 tragö6ias al^ie nodj agiren 5U
6örfen"; un6 fügte bei, 6af er in „Houen, Strafbourg,
D'2lngres(2tngers 06er Cangres?)" nic^t nur BiblifdjeS;
fon6ern audj Stüde „Pon 5 dj 06 allen" 5ur Darftellung ge-
bracht ^abe***, eine u)icljtige menn audj nur fpärlidje 2tn6eutung
über 6ie 3wf^"^"i«"f«^ung feines Repertoires. Die C^atfac^e,
6af neben Jodelle"', 6em Dramatifer 6er pieja6e, 6em
Dichter 6er Cleopatra, 6er Di6o un6 6es Cuftfpieles Eugene,
202 ^ran5dftf(^e Sd^anfpteler am baYtifc^en f^ofe
fo eifrig auf 6te Dramen geift liefen ^^lialtes ^insetpiefen
wxtb, ffalt Znen^eP** mit Sedjt fürnidjts ipeiter, als ffir 6ie
in anberen IDorten ausgebrücfte Derjtc^erung; öag öer Sdjtper»
punft 5es IDtrfens 6er Komoöianten in 5er Porfül^rung
©Ott wohlgefälliger (ßegenftanöe 5u fuc^en fei, eine Per«
jic^erung; auf u^eldje 6er ^at grofes (ßemid^t legte, un6 tpelc^e
auc^ 6ie in I)eutfc^Ian6 umljersie^enöen Komo6ianten in i^ren
eingaben niemals aufer adjt laffen 5U 6ürfen glaubten*
Die Porftellungen Pal er ans erfreuten ftdj regen Sefudjes
feitcns 6er ^ranf furter un6 6er 5a^lreid)en ZHefgafte^**, un6 ob»
gleid} i^nen 6er etwas anticaluiniftifc^e Jodelle**^ nicfjt fon6er»
lic^ $ufagen mochte, tper6en aud^ 6ie Kefugi6s nidft ©erfaumt
Ijaben, 6ie ^ortfdjritte 5U perfolgen, welche i^^ £an6sleute jen*
feits 6es Steines auf 6ramattf4em un6 fdjaufpielerif(^em (ße^
biete gemadjt Ratten. Dasu bot jt^ aller6ings günftige (ßelegen*
^eit, 6enn Valeran le Comte^", 6er erfte in Deutfd(lan6
mit Hamen auftreten6e ^ransofe, 6er nadjmalige £eiter 6er
feit \599 im Hotel de Bourgogne 5U paris fpielen6en
„comödiens frangois ordinaires du Roi", war einer 6er
beften un6 befannteften Komö6ianten feiner ^txt
2tuf Valeran le Comte folgen nun in meljr 06er min6er
grofen 3"^Ud?enräumen an6ere fran$6fifc^e Sc^aufpielgefell'
fd)aften, pon weldjen tpir faum meljr erfahren als 6ie Hamen 6er
^ü^rer, lauter Hamen bisher unbefannt in 6er
Sutjnengefdjid)te unferer weftlic^en Hadjbarn* Den
U. ZHärs ^595 erfc^einen „Carle Chaudron & (Eonforten,
ComoeSianten" un6 bitten „pmb g^llaffung 3res Spils (pf)
anfte^en6e ©ftermeffe", Sie erhalten günftigen Bef(f|ei6^2». „Da
aber; wie ZHen^eP*® fc^reibt, 6er :S.at 6em ^ü^rer Carlo
Ch au tro n o^ne jegliche €inwen6unggeftattete, einen 2llbus (2 Kr.),
alfo nac^ unferm (ßel6wert ungefähr 50 Pf., me^r als feine Dor»
ganger 5U neljmen, fo ift wo^l ein begrün6eter 2tn^alt für 6ie
ZHeinung Porljan6en, 6af 6iefer fransöfifdfe Komö6tant, weldjer
in 6er ©ftermeffe \595 mit feinen Konforten in Jfranffurt
fpielte, etwas Befferes als feine Dorgänger leiftete un6 i6entifdj
ift mit jenem Chautron, 6er am €n6e 6er ad}t5iger un6 am
Jtnfang 6er neunsiger 3^^^^ ^^^ fiebenscljnten 3^^^^wn6erts
in 6en ofllidjen Propinsen ^ranfreidjs befon6ers Stücfe mit
gefänglichen un6 inftrumentalen (ginlagen gab. Diefer
Chautron führte auc^ oft 6ie erfte fransöjifc^e Paftorale
„La Sultane** pon Gabriel Bounin 06er Bounijn
(15^9—^600) auf, weld}e ftc^ überall 6es grofartigften Seifalles
erfreute*80".
von Karl (Erautmann. 203
Die ©ftermeffe bes ^alixzs \602 bringt uns Me ©efellf(^aft
6es Johann le Boeuff^'^ Supplifationen fransöpfc^er
Komöötanten ftn6 feiten, wir tpoUen 6a^er ntc^t perfäumen; eine
6er älteften unter benfelben, ies befagten Le Boeuff (Eingabe
an bm 2Jat, ^ier im IDortlaute an$ufü^ren. (Er fc^reibt:
„(E6Ie, (E^rnDefte, ^oc^geldrte, fürftdjtige; (Erfame Dn5t
IDeffe, gepietenbe onb grof günftige Qerren*
<E. <£. vnnb VO. foU idj 5U enbbenanter pnbert^änig
nic^t per^alteU; toeyln 3^ ^^^b meine (Company 3u
me^rmalen al^ie gewefen vnb Comoebien ge»
fpielett; vnb abermals ^u fpielen Dor^abens jinöt, tDo fern
onnf foldje, wu wxt pnöert^dnig l?offen, nod^malen per»
gflnftiget u^eröen fann.
IDeYln bann bey folc^en pnferen €omoe6ien einige
leic^tfertigfeit ober pppigfeyt, piel «weniger pnsuc^t nic^t
5U fpuren, fonöern 6iefelben pornemlic^ gu (Erbarfeyt
anleytung geben, auc^ 6em Znenfdjen ^n recreation pn6
freuSen geridjtet*
So ift an (E. (E. pnb ^, VO. mein pnbert^äniges pnn6
^ec^ftpeifiges pitten, tpeilen 3c^ mit meiner gefeUfc^afft
mit fdjtperen Koften baljer Kommen, audj aÜIjie eyn
Qerberg pn5 Spielplan beftellet, öiefelben mir Mefe ZHef
über abermals al^ie gu fpielen grofgfinftigIi(^ geftatten
ipöllen.
(E. (E. pn6 ^* VO. ^iermitt ben gnadenreichen fegen
(ßottes (5ur) 3^^^^^5ö^^"^^(sicl) pnb grofgünftigen, geper-
lieber Äefolution pnöert^äntg ertpartenb, (E. (E. Pn6 ^. VO*
Pnbert^änig pn6 ge^orfame
Johann le Boeuff
un6 Compagnie fransSjtfc^e Comoeöianten."
2Hfo früher ift Wefe (ßefellfc^aft mehrmals fd)on in 6er
Hei(^sfta5t getpefen; tpann, erfaljren xx>xt freiließ ni^t, weil
iarüber Had^ridjten por \602 fehlen. Htdjt unertpä^nt möge
bleiben , 6af gleichseitig 6er berüljmte fransSjtfc^e „Seylfa^rer"
3afob ^rey 6en ^ranf furtern feine Künfte feljen lief^'*.
Un6 nun eine lange paufe; erft im 3^^^^ \^\^ tauchen
tt)ie6er fransSjifdie Komö6ianten auf. €s wat *eine Cruppe,
»eldje pom furpfät$ifd)en ^ofe 5U ^ei6elberg fam, 6a5U noc^
perfcljie6ene ^urftenft^e 6er Umgegen6 befuc^t ^atte un6 nun
u>illens wax, nadj Kaffel 5U sieben. Sie führten U)ä^ren6 6er
^erbftmeffe i^re ^iftorien auf, madjten aber 6amit fc^lec^te
©efdjäfte, fo6af fte nictjt einmal im ftan6e u>aren, 6ie gebräudj»
lic^e 2tbgabe an 6ie Jtrmenfaffe 5U sa^len, un6 auf er6em fo
20^ ^ran3öfif<^e Sc^aufpicler am bayrifc^en ^ofc
piele Sc^uI6en Ratten, 6af ber Hat aus ^ntdit vov nodti grof crer
itn^dufung öcrfelben gerne auf „bas Beftimmte für bas Jlerario"
oersidjtetc *'*. 3" ^^^ Cetter tiefer fdjul6enbela6enen ZTltmen
glaube tc^ 5en fransSfifdjen ^offomSötanten ^lorian 5U er»
fennen, 5er uns im gletdien 3^^^^ ^0^ i" Strafburg
begegnen wxtb.
IDenn u>tr traöitionellen Zladjric^ten (ßlauben fdjenfen,
toelc^e auf Seffrieö, öen im oortgen 3^^^^"^^^^* lebenien
^iftortograpljcn 5er ^ranffurter Sd^aubütjue, }urüd$ufü^ren ftn6,
fo Omaren in 5en nädjften ^aliv^n vov un5 nac^ ^600 nodj andere
berühmte fran$5ftfc^e tCruppenfüIjrer nadj 5er Heidjsfta5t ge»
fommeu; pon Senen aber in 5en 2lften bis je^t feine Spur jid}
auffin5en lief^**. IDir fönnen alfo nic^t angeben, ob Noel
Le Breton, sieur de Hauteroche ^** unter i^nen ge=
mefen, 5er fruchtbare l{omö5ien5ic^ter un5 gefc^ä^te Sd)aufpieler,
u>eld)er oor feinem (Eintritte in 5as Th^ätre du Marals 5U
Paris (\65^) Spanien 5urclfftreifte un5 Deutfc^Ian5 als
£eiter einer IDan5ertruppe. Iln5 5amit fagen wiv 5er alten
Krönungsfta5t mit i^rem fo reidj entujicfelten CI?eaterIeben
Dalet un5 sieben hinaus in 5ie gefegneten (Baue 5es Hljeines
auf u)eitere Su(^e nadj fran5öfifdjen Komoöianten un5 i^ren
XDan5erfpuren.
Da foU's 5enn suerft nadj Bafel ge^en, einem 5er2nittel»
puntte ipiffenfclfaftlid)en un5 fünftlerifdjen £ebens im fedjseljnten
3aljrljun5ert un5 gleid) ^ranffurt un5 Strafburg eine fidjere
I^eimftätte für 5ie proteftantifc^en ^lüd?tlinge aus ^tantreidj ^'^;
(cnglan5^'' un5 3*^'i^^^^'^' 3^ 3wni 5es 3^^^^^ i^O^
trafen in 5er tljeaterfreu5igen**^ Sta5t „Dapi5 ^lorice un5
feine gefpanen" Pon Paris ein, „5er Koniglidjen Htft:
5U ^rancfljreid) (£om55i, un5 Crag55ifpiler" un5 er*
fuc^ten in 5em na^foIgen5en Schreiben um Spielerlaubnis: ^^^
„(ßeftreng, €5el, €Ijrenpeft, ^rom, ^ürnem, ^ürfic^tig,
(grfam, un5 tDeif* (£. g. Strg. un5 (£. XDift feyen
unfer un5ertl?enig «billig 5ienft, bereit 5UPor, gne5ige Qerren.
XDir 5U en5ernante Supplicantes 5er Königlichen
ITtft: 5u ^rancf ^reidj (£ome5i, un5 tCragS5i»
fpiler, Ijaben pon i^r Koniglicij HTft : unferem gne5igften
^errn tCeutfc^lan5 5U perluftrirn, un5 5U be-
fe^en, ettlidje monat lang gne5igfte erlaubnus ufgebraci)t;
IDeil mir 5ann unfer redjnung 5a^n gemadjt, 5af wir
namlidjen, in 5em tpir 5ur^ ^ürneme Statt reifen tper5en,
(£omoe5ia5 un5 tCragoe5ia5 galten, un5 alfo 5a^ero
uns 5ie geljrung 5U meegen bringen U)er5en fönnen,
von Karl (Erautmann. 205
liabexx wxv oon Paris uf unöertDecgctt ©aft in allen
Statten, unb öas letfte maljl 5U Znfimpelgart**^ toas
für ein Uebung wxv in folc^en fadjen. ^aben
(o^ne r^um 5U mel6en) nit 5U Kleiner 6ef
bolcf^s pertpunöeruns an tag geben uniKunö»
bar gemad^t. Deg^alben toir aud^ 5U unferer al^ieftgen
anfunft unns erf uniiget, ob nit ebenmeftg attjie unns
iafelbige sugelaffen irerien modjte. Sittema^len nun
tt>ir pcrftenbiget tporben, 6af folc^es bif bal^cro von €.
g. Strg. un6 €. XDtjt. audj anderen gnebig oergont tporben,
unb bann bie gemelten Comoebiae unb tEragoebiae
(fo ttjeits, u?ie in beiligenber Defignation ^^^
5U fe^en, uf ber Ijeiligen fdjrift, tlyeils aber
uf ben ^iftoricis gesogen finb) ^\x ber Spectatom
unb gufe^ern unbertoeifung bienen unb alfo otjne grof en
nu^ nit abgeljn tperben, XJOiv auc^ uns (u)ie (£. g. Strg.
unb €. XDljt. uffer bes Qerren Can^lers unb ber Äat^en
5u ZHümpetgart atteftation 5U fe^en) bergeftalten perljalten,
ba^ xoxv an benen ©rten, ba wxv foldje agirt ^aben,
eljer lang ufge^alten bann batbt fortgefc^icft morben, So
^aben €• g. Strg. unb €. VOfjt wxv ^iemit unbert^enig
erfuec^en tPöUen, unns gnebig 5U oergonnen unb JU5U^
laffen, ba^ voxt bero burgerfd^aft 5U e^ren unb nu^en,
bie in beiliegenber Deftgnation begriffene Cragoebias
unb (Eomoebias agirn unb fpilen mögen; IDöllen wxv
uns mit ber ^ulf (ßottes alfo perljalten, ba^ €, g. Str.
unb €. VOlil ^folc^es unns bewilliget 5U ^aben nimmer*
meljr gereuten mürbt, 2tu(^ baf eibige umb €. g. Strg.
unb €. IDljt. in Unbertljenigfeit 5UDerbienen uns ieberseit
befleifen €. g. Strg. unb VOiit unns 5U gnaben unber*»
t^enig befe^lenbt
(E. g. Strg. unb €. VOfjl
Unbertljenige bienjimillige
Daoib ^lorice unnb feine gefpanen".
®ljne Hücffidjt auf bas in bem Schreiben 5U tCage tretenbe
eble Selbftbeipuf tfein, mies ber Hat am 30. 3uni i^r Sege^ren
ab^^^, unb bie Komobianten $ogen pon Safel u)eg. 2tu^ wxv
Perlaffen bie Sdjmeiserftabt unb treten unfere Hineinfahrt an, unb
leiber fc^neller nodj, als u^eilanb bas „(ßlüd^aft Sdjiff" mit
bem marmen I^irfebrei, gelangen n>ir nadj Strafburg, benn
nirgenbs gebieten uns arc^ipalifdje Hac^ridjten innesu^alten;
wxv muffen ^reiburg im Breisgau ^** feitab liegen laffen,
bie alte Uniperfttat, IRü^l^aufen^** unb Sdjlettftabt^*«,
206 ^ransöjtfc^e Sc^aufpieler am bafrif(^en ^ofe
nidjt Ijält uns bas ftatiH(^e Colmar**', wo im fec^se^nten
3a^r^un6ert; mit 35tg IDidrams öramatif^cm IDirfen Der»
fnüpft, eine rege fdjaufpielerifdje tC^atisfeit**® fic^ entfaltet haue,
2tber felbft in bem getDaltigen Pororte 6es (Dberr^eines finben
mir unfere fransofifcljen ©efellen nic^t fo oft, als man bei 6er
künftigen ta^z unb ber ^eruorragenben Bebeutung Straf*
bur9s**^ bei ber Kraft unb ^üUe feines geiftigen unb
fo5iaIen Cebens in jenen gIan5DoUen rei^sftäbtifdjen
tCagen^*^^ ^atte ertDarten foUen, unb trenn man bie 2tufna^me
in betraft sie^t, meldje bort gleichseitig ben englifc^en Komö«
bianten"^ tpurbe, fo fann man ftdj u>irflic^ bes ©ebanfens nic^t
eripe^ren, ba^ ber Hat ben fransöfifc^en ZHimen nidjt fonber«
lic^ ^olb geiDefen. Ztur breimal seigen jie ^xdf vox bem 3^^^^
\6^8, unb 5U)eimal u^irb i^r ©efuc^ abgefc^lagen**^
Der erfte, n^elc^en biefes Sdjicffal trifft — es wav am
2\. ^nni \593 — ift unfer „Valeran le Comt pon 2tmiens
auf ^randPreic^", ber „ettlid^e fdjone Comoetias, geiftlidje
onb ipeltlic^e" aufführen «sollte. 3^^ Mö* ^^ 20. ITTai ^6^5
;Joann Floran D(on) Cieon ain ^ran^ofe ©nb Comoebiant
fo mit 8 perfonen al^er fommen". Cro^bem er „gutte ZHuficam"
bei fic^ Ijat unb n>illens ift, ;,(5eift* pnnb u^elbtlidje
Comoebias" 5U fpielen, tpirb er abgeipiefen, erreicht aber
einige tCage fpater bie erfe^nte Spielerlaubnis, ba ic^ i^n für
ibentifc^ ^alte mit^^lorian ber König ^ran^ifc^ Comoe»
biant famb \0 perfonen", u>elcl}em man unterm {. 3^1^ {^\^
geftattet, „etmas geiftlidis" 5um beften 5U geben **^**
Unb nun weiter rljeinabmärts , porüber an bzn reidjen
^anbelsemporien , aus beren ^äufergemoge romanifdje Dome
Pergebens uns entgegengrüfen, mit i^ren pielgeftaltigen Kuppeln
unb Ormen, porüber an Speyer^'*, ber alteljrmürbigen
Kaiferftabt, bem fagenumraufdjten IDorms^**, bem golbenen
ZHains^*^, ber er5bifd)5f liefen Hefibens, an ben pielen (£bel»
ft^en unb Keinen ^flrften^öfen, wo bie ^ransofen gemif freunb«
iid^ aufgenommen würben, porüber audj anßeibelberg^*',
benn mir Ijahm bereits ermäljnt, ba^ am pracptliebenben Qofe
bes fransoftfc^ er5ogenen Kurfürften ^riebri<^ V. pon ber
Pfal5 unb feiner fdjönen (ßema^lin (glifabetlj Stuart anno
\6\5^lorian feine Qiftorien gefpielt ^atte.
(Erft in Köln ftofen wir wieber auf franiöfifc^e Sc^au»
fpieler. €s ftnb alte Befannte pon Bafel Ijer, pon benen bas
Hatsprotofoll**^® ber ^anfeftabt am Hljeine, am 26. Desember \60^,
5U permelben weif:
„Florentino pnb feinen socijs, Gallis et Comedis,
von Karl drautmann» 207
ift pergunt, ^ift orten 5U fpillen, gleic^tDoII Mc nichts
fc^anboloifc jnnen Ijaben, nod} frau50pfcl}e exempla cala-
mitosa fein, vnb 6te Ijiftorien 5U eyamineren ift ^erman
' IDiibig vnb Peter von Cins befollen".
Zlteine Jlnnat^me, 6af Dapiö^Iorice — 5enn er ift's
6odj woiil, ipeldjer uns §ier als ^lorentin entgegentritt —
pon Bafel r^etnabmärts gesogen ^^^, Ifat jtc^ öemnad^ beipa^r*
I^eitet; nur erf^eint es feltfam, Saf feiner in Wefem ^aiixz tpeöer
in Straf burg €ru>äljnung gettjan tpir6, nod^ in ^ ran f fürt.
ZHit öiefer Hotis ift Köln erf^öpft, mir müßten nur in Fran-
ciscus Ferrar dictus Mondorus medicus Pargiricus",
6er am 20. 2tuguft \627 gebeten Ijatte, „i^m 5U erlauben feine
medicamenta alltjier 5U Siftribuiren un6 5U 6em €n5e ein
t^eatrum auf freien ZHarft, um öarauf etliche comoeiias
5U repräfentiren, aufrid)ten 5U laffen"!^®, 5en befannten Parifer
Cljarlatan Mondor*^^ tDieöererfennen, 6er mit Tabarin im
(Befolge Ijerab pon einer (Eftrabe auf 6er Place Dauphine 6en
Parifern 6urclj feine tollen un6 mitunter me^r als 6erben ^arcen
fo piel Stoff 5um £acl}en gab.
Pon Köln ifl's nidjt fon6erli(^ tpeit nadj Tlaiftn^^*, aber
6ie Heife ift pergeblidj, 6a auc^ 6ort, tro^ 6er Ztä^e ^ranfreic^S;
nidjts Pon fran5öjtfd)en KomoWanten 5U erfun6en wav, ebenfo«
menig tpie am ^ofe 5U DüffeI6orf ^*^^ Da n>ir nun einmal
im Hor6en fin6; foll gleich in 6iefen £an6en unfere Suc^e fort^
gefegt tt)er6en.
€in Eitteratur, ZTTuftf un6 Sdjaufpietoefen f6r6ern6er
^firftenfi^ ift in jenen tCagen KaffeP^* gemefen, u)0 £an6graf
ZHori^ 6er (ßeleljrte Pon Reffen (\ 592 — \627j 6a5 Regiment
führte, einer 6er geiftig I?erporragen6ften Qerrfqer feiner geit.
XDelc^ ein grofgünftiger (Bonner er 6en englifd?^" l{omo6ianten
war, fönnen u>ir als befannt porausfe^en, ebenfo, 6af er nadj
6em Dorbil6e 6es tEerens tateinifdje Dramen 6id}tete un6 bei
Sdjulfeftlidjfeiten 6urclj 6ie ^^günge 6es CoUegium Mauri-
tianum, 6er pon iljm errichteten ^of* un6 Hitterfc^ule auf^*
führen lief. Don fran$öfifc^en Sc^aufpielern in ICaffel er*
fahren ipir nidjts*^*, es ift aud) nidjt nadjsumeifen, ob ^lorian
\6^5 pon ^ranffurt aus »irflidj 6ort^in gejogen, jtc^er bagegen
bleibt, 6af 6ie ^offdjüler mitunter in fransofifdjer Spradje
fpielten^^^, un6 6ag 6er (ßenfer Catherin Le Doux für 6ie*
felben \60^ eine fransöjtfc^e i{omö6ie Tobie perfaft ^at^®^
3m Zlor6en fommt 6ann neben Kaffel nur noc^ Dres6en
in betradft. ^m 3anuar \6\\ „tansten pn6 fprangen" 6ort
5U)ei '^ran5ofen^^^, alfo wolfl nur geu)öljnli<^e Seilfal^rer,
208 f ran3oPfc^e Sc^aufpieler am Sayrifc^en ^ofe
tpa^renb t^r Can&smann H ab cP^^ mit feinen ©enojfen; u>eldje
am \7. 3w"i 1^20 por öem Kurfürften iwav ebenfalls auf 5er
£eine tanjten, Ijterauf aber Komööien fptelten, fdjon eljer 6en
Sc^aufpielern beisusä^Ien fein önrften.
3m fränfifdjen Kreife ragt Hürnberg ^erpor 6urc^ ZHac^t»
fülle, ^anöel un6 Kunftfieif, Deuifc^Ianös Korint^; n^ie es
Hicoöemus ^rifc^Iin preifenb nennt*'^ £et5er fini 6ie
2trdjipe 6er ehemaligen Heic^sftaöt in Sachen 5er Sc^aufpiel-
gefdjic^te bisljer tpenig ausgebeutet u)or5en^^^ un5 5ie ge*
Srucften Quellen un5 5ie ^an5fc^riftlicljen C^ronifen, fou^eit id^
5ie Unteren 5urc^gefeljen, als ic^ in Zlfirnberg nadf 5en eng»
Iifd)en Komö5ianten fa^n5ete; bieten nur einige fparlic^e ltoti5en
über fransofifdje Seiltänser aus 5en 3^^^^^ 1^02
un5 xeo^^'^K
So muffen u^ir 5enn felbft, gleidj einem Kom55ianten,
tpcldjem 5er geftrenge Hat 5ie Spielerlaubnis permeigert Ifat,
unperri^teter Öinge 5er Sta5t 5en Hücfen fe^ren un5 unfern
IDeg aUgemac^ ins Sc^mabifdje Ijerein fortfe^n, 5a in
^rantens Bifd}ofsft^en,„5U lDür$burg un5 5u Bamberg^''',
nichts 5U erholen ift. Über Hor5Iingen; tpo am \0. 3wli \^\\
5em „Francisco Sc^Iof ^rancSfifd^en feilfa^rer pn5 fpringer"
abgefdjlagen wixb, „fein fpil öffentlich su^allten"^^*, gelangen
mir nac^ Ulm, aber ebenfalls nur, um 5ie gleiche (Enttaufc^ung
5U erfahren wie in Nürnberg,
34 ^^^^ ^^5 Sriefgeujölbe 5er ehemals fo einfiufreidjen
un5 ^an5elsgen)altigen Hei^sfta5t an 5er Donau, 5as je^t in
einem Seitenturme 5es ITIünfters, in 5er ehemaligen Hüftfammer
tpeilan5 Kaifers ZHaj-imilians 5es €rften fein Untertommen
gefun5en, gar emjtg nac^ Sdjaufpielnotisen 5urcIjforfdjt, un5 fo
reic^ 5ie Jtusbeute fonft gemefen*^*, für unfern (ßegenftan5 nur
eine ein5ige armfelige ttoti5 gefun5en über „^ran^Ijofen ufm
Saill lauffen". Sie ftel?t im KatsprototoU unterm 9. 2tpril ^602 :
„Den ^ran^^ofen 3ft 3^ Spil pff 5em Sayl ^nlan^en) vnb
an5ere Kur^meil $u yben p(er)gont, 5(odj) follen Sie pon einer
Perfoljn meljr nit als 2 51. nemmen pn5 3"»^" ^^^ Wa^ pffm
pre5iger Kirc^Ijof 5a5U eingeben n:>er5en." ®b mit 5er an5ern
l{ur5n>eil pieUeic^t, u)ie in Dres5en, Komö5ien gemeint fin5,
permag idj nidjt ansugeben.
3m ^erbfte 5es 3^^^^s \6\5 tvav in Hegensburg unter
5em Porfi^e 5e5 Kaifers ZUatttjias JJeidjstag geljalten
wovb^n. (£ine folc^ prächtige (ßelegen^eit glän5en5e ©nna^men
einsuftreic^en, Ratten natfirlid^ 5ie 5amals in Deutfdjlan5 ^erum^
$ie$en5en l{omö5ianten ft^ nic^t entgeljen taffen, un5 neben
von Karl Crautmann. 209
6en ensUfc^en Sd)aufptclcrn*'^; italientfc^en Buffonen^''',
Seiltänsern nnb anöern faljrenöen •©cfeücn, tDar axxdj eine
fran5Öfifd)e ©efeUfdjaft 5ur Stelle gefornmen, öeren ^fütjrer
am 20. September aus 6er faiferlic^en ^offaffe vkv^eifn ©ul6en
erljielt^''^ €s ipar öie Sdjaufpieltruppe bes Pierre Gillet
aus Paris, Dielleidjt öie gleiche, 6ie anno \60^ am ^ofe 5U
XXancy fpielte^'^^
tlodi etje 5er l{aifer Kegensburg perlaffen tjatte, naljmen
unfere ITtimen iljre Seife ipieber auf unb iDanMen fidj 5UDör6erft
Jlugsburg 5U, in jenen Reiten eine 6er ^auptpflegeftätten 6es
Cljeaterlebens in beutfdjen £an6en^^® unö öa^er eine gefudjte
Station für IDanbertruppen. Bereits am \, 0f tober \6\5
reidjten fie itjr (ßefuc^ um Spielpergünftigung ein:^^^
„lDol?IgeI?orn, (E6el pnb Pöft, ^^ürfidjtige, €rfame vnb
XDeif, (ßünftige, (ßnebige vnb (ßebietenbe fjerren.
Demnadj jd^ Peter (Bxldti p(on) Parif, ein comeöiant
por 3r. Kaif . ZHaj. pn6 anberer fürjten pn6 Ferren
anje^o 5U Hegenspurg meine comebia gehalten pn6
gefpilet meiere, one ru^m meniglid)en tpolgefallen ; meiln
aber ettroa bei öifer löblichen reic^ftatt Jtugspurg in
meffen pnb anöeren seitten allerlei biüidfen fachen pn6
f unftmerc! perüebt pn6 getriben tDoröen, alf gelangt auc^
mein aller pnbertljenigft bitten, €ur ^-r (5: pn6 &%
ipellen mir öifer angeljenber mef meine fdjöne comeöia
5uljalten pn6 meniglid^en fürsumeifen günftig pn6 gneöig
pergunnen, baf tpelle jdj meines geringen öienftes gan^
pnbertljenigft tpiberumb befd)ul6(en); tljue midj €:^:
(ß: pn6 ©ft. l)öd}fter biemut befel^(en)*
(£: ^: pnb (ßft. biemüetiger
Peter ©ildj p(on) Parif auf ^francfreidj"»
XDie es bamals in 2tugsburg Braudj, ging bas (ßefudj an
bie Perorbneten über bas Sdjutoefen, benen bie genfur ber auf-
jufü^renben Stücfe an^eimgeftellt tpurbe^®^* Die Hüdäuferung
biefer ^erren lautete begutadjtenb:
„(£bel, lüolgeborn, Pöfte, ^Jürftc^tig, (grfam pnnb
XDeife £^errn, Pflegere, Bürgermaifter pnb ein €. lS.atfj,
(ßebüettenbt, (ßnebig pnb ©ünftige Qerrn.
€. ^. (ß. pnnb ©ft» traben pns Peter (ßildjen
^fransoftfc^en comoebtantens biemüettiges anlangen per
decretum firtjalten laffen. IDeiln ban in benen pon inte
pns fürgetpifnen getrurftjten ^Jransofifdjen tragoe^
bien, bie er 5U fpilens fürtjabens, nidjts pnerbars ober
pngebürlidjs 5U fünben, er au^ als ein auslänbifcl}er
^atjrbudj fflr ttldndjenex <5efdf. II. ^/^
2^0 f»ön3<>Pf^^ 5cf?aiifpieler am bayrifc^en Qofe
mit 5tmHc^er ftard^er gefelfc^aft ratfenber mann
^rof en oncof tcn, bis er al^ero gelangt, aufa>en6en müeffen,
alfo Dermeinen u>ir, es möchten ime bei ie^t tpe^renber
firc^metEjcn 2 taQ 5U fpilen pergunbt u>er6en.
€. ^. <ß. pn6 (ßft. Dns benebens ge^orfambs pfeif
beuel^enöt
(£.£}. <ß. pnnb (ßft. geljorfame
6ie perorbnete obern pber 6te fc^uefen".
2tuf folc^ günftigen Bericht ^in ipuröen öem Supplifanten
5ipei Cage berpilligt, eine u^eitere Bitte aber, ipa^rfdjeinlic^ um
Perlängerung öer Spieferlaubnis, fanö abfdjiägigen Befdjeiö^**.
3n Stuttgart^®* 5eigen im gktdjen 3^^re ebenfalls
fran$öfifc^e liomöbtanten i^re ICunft por öen fürftüdjen Per^
fönen, un6 nidjts ^inöert uns, audj in i^nen Pierre Gillet
un6 feine (ßefellfdjaft 5U permuten/ Unb ipeiter nodj etipas.
3n ZHündjen refiöierte feit \595 €Iifabet^, öes Qersogs pon
Cot^ringen ^oc^ter, als 6ie (ßema^Iin ies nadjmaligen Kur^
fürften lUayimilian 6es (Erften^^*. Ilun fpielt aber
Gillet längere ^cxt in ier Hä^e 6er bayrifc^en ^auptfta5t,
5U 2tugsburg unö Hegensburg, unb es u>äre mirtlic^ felt=
fam, u>enn er mit feiner ©efellfdjaft gerade jenen ^of umgangen
Ijätte, an ipeldjem eine fran5Öfifc^e Prinseffin lebte. IPenn auc^
bie bayrifd^en ^ofsaljlamtsredjnungen aus öem 3^^^^ \^\^
nidjts öarüber bringen, fo fann man in öiefem ^alle gemif öie
2tnu'efen^eit fransöfifd^er Sc^aufpieler in ZRünc^en als feft»
fte^enb, ipenn auc^ nidjt urfunölic^ ermiefen anneljmen^***.
Por 6em Kaifer 2TlattIjias Ijaben ^ransofen in Segens^*
bürg gefpielt; pom Kaiferijofe in XDien bagegen, u)elc^er fo
reidje 2tusbeute liefert 5ur ©efc^idjte 6er Comici italiani^*'
jenfcits öer 2llpen fe^It je5e 2ln5eutung, öaf öort jemals um
Mefe geit fransöfifdje Komöbianten aufgetreten ^®^ Unö bamit
ipdren mir öer Uberfidjt leöig über 5ie XDanöersüge öer fremben
(ßefellen in beutfdjen Canben, unb beeilen uns nun 5urficf5ufe^ren
nad) unferm ZHündjen.
XDenn u>ir am fc^Iuffe unferer Keife bie Hac^ric^ten über«
blicfen, meldje ipir aufgefunben, fo muf man sugefte^en, ba^ es
feine ausgiebige (Ernte geipefen, befonbers mcnn ipir im gu«
fammen^alte bamit an bas fo ungemein umfangreidje 2TlateriaI
beuten, tt?eldjes in ben Pon uns befudjten Stäbten über bie eng =
lifdjen Komöbianten 5U Cage geförbert u?orben ift. ZlTan
fönnte uns allerbings b^n (gintpurf madjen,. ba^ eben bie Cofal»
forfc^ung in ben legten ^aliv^n bie Spuren biefer erften 2lpofteI
S^afefpeares befonbers einge^enb perfolgt, mdljrenb man mit
von Karl Crautmann. 2\\
öcn fransoftf^en S^aufpielcrn bislang arc^tpalifc^ faft
noc^ gar nxdjt {xdf bcfdjäfttgt liat Dies mag ja in getPtffem
Sinne anerfannt meröen, unb tdj glaube feft, öaf für unfern
©egenftanb, befonöers in 6en itrc^ioen 6er H^einlanöe, noc^
nianc^ intereffante Xiotii auf €rlöfung ^arrt, aber 6er eigentliche
<ßrun6 für Mefes ^^rücftreten fdjeint mir — gera6e toie bei
6en italienifc^en l{omo6ianten^®' — 6arin $u liegen, 6af es
6en ^ran5ofen Dorerft pcrfagt u>ar, öurd) 6ie Spradje auf .6ie
grofe 7Xla\^^ 6es Pol!es 5U mirfen. 2tber nic^t 6ur<^ 6ie
Sprache allein, fonöern me^r nodj 6urc^ „mölfc^e tan^e mit
u>un6erlic^em pertreljen, Rupfen, Ijinter vnb für fic^ fpringen,
Dbermorffen, Dn6 anöern fel^amen gebcrten" ^^®, öurdj 6en
Ztarren, „6er mit Soffen u>ar fo eyellent" ^^^, überijaupt 6urc^
jene Permifdjung 6e5 2l!robatentums mit 6er Sc^aufpielfunft,
u>elc^e pon 6en l{om66ianten , „6ie übers ZTleer herüber*
gefommen"^^^, fo eifrig fultipiert u>ur6e, un6 u>eldje 6er Popu»
larität 6er englifdjen ZHimen in Deutfdjlan6 getpif meljr noc^
f6r6erlidj getpefen, als 6ie in gebrochenem Beutfc^^*' porgetragenen
üerfe Cears un6 Qamlets. ^n 6en ^ransofen treten uns
eben nidjt, n^ie 6ies sumeift bei 6en €nglän6ern 6er ^aü
wav, min6eru>ertige Bü^nenelemente entgegen. €s jtn6 ^of»
fc^aufpieler, „Comediens ordinaires du Roi", meiere
in i^rer ^eimat einer feften Stellung ftc^ erfreuten un6 nur i^re
C^eaterferien 6a5U benü^ten, „Ceutfd)Ian6 5U perluftrirn", Sie
berufsmäßigen lDan6ertruppen 6agegen, u>ie man jte ja
auc^ in ^rantreic^ auf allen Qeerftrafen pn6en fonnte, fc^einen,
in jenen Cagen tpenigftens, 6urcij 6ie er6rücfen6e Konfurren$
6er „(Eng eilen 6 er" Pon I)eutfd?Ian6 ferne gehalten u>or6en 5U
fein, un6 gera6e 6iefe (ßefellfdjaften Ratten 6er oben ermähnten
für 6ie Büljnenfunft geipif cljer Ijin6erlic^en als för6ern6en Be»
^elfe 5ur 2tn5iel?ung 6es publifums nict)t entbehren fönnen, 6a
i^re geringeren • fc^aufpielerifcijen Ceiftungen jte nidjt an 6ie^öfe
u>iefen, fonöern an 6ie 6es ^ransöftfdjen un!un6ige Bepölferung
6er Stä6te, Dabnvd) ift bas ^eI6 i^rer ^Ijätigfeit porerft
aller6ings ein befc^ränftes, 6ocij nic^t ju i^rem Hac^teile: fie
^aben ficij entfctjieöen in feinerer lüeife bei uns eingeführt, als
iijre Kollegen aus 6cm 3"f^II<in6e. Un6 als nadj 6em 6reif ig«=
jährigen Kriege I)eutfd]Ian6 im Banntreife fransöfifdjer Kunft
un6 Sitte micöereru^actite^^** un6 6ie fransofifc^e Sprache allen
©ebiI6eten 5um ©emeingute geipor6en, 6a ift es 5UPör6erft jene
bei i^rem erften (Erfc^einen bereits erfennbare Ilobleffe 6es 2Xuf*
tretens geipefen, u>clcije es 6en fran5ofifc^en KomS6ianten
ermSglidjte, über ein 3a^rljun6ert lang nid^t nur in I)eutfc^Ian6
2\2 ;fran3Öftfc^e Sc^aufpicler am bayrifc^cn Qofc
fonbcrn in gans (Europa öie Qofbü^nen fcfjaufptelerifc^ 5U be«
^crrfc^cn, un6 bas mit einer Steti^feit unö 2tusfdjlief Iid)feit, toie
es u>e6er 6en funftgeiDanbten 3t^H^"^^n gelungen, nod) öen (Eng»
länbern 5ur geit öer glän5en6ften Blüte i^res Dramas.
3m Sommer \67\ — im 2Ttai 06er 3^"* — t^^f ^i^
fransöftfdje Sdjaufpielgefellfdjaft ein, meldje für 6en bayrifcljen
^of u>ar engagiert u>or6en. 2ln iljrer Spi^e ftanb Philippe
Millot, ein öamals bereits pielgereifter unö oielerfa^rener
Komööiant, öer uns \6^^ suerft in Paris begegnet.
Dort, in öcr lebensluftigen £an6estjauptftaöt an 6er Seine,
Ijatten furse geit poriger metjrere BürgersföEjne ftdj 5ufammen»
getljan unS eine Dilettantenbüljne errid)tet. 2tber wie bas
gemeinigltdj 5U ge^en pflegt, mas 5uerft nur als ein angeneljmer
Zeitvertreib erfdjien, muröe fc^Iieglidj Cebensaufgabe, un6 als
man 3^'^ \^^'^ fdjrieb, säljlte Paris um eine Sdjaufpieltruppe
me^r. Sie nannte ftdj füljn öie ^odjberü^mte ©efellfc^aft,
1' Illustre Theätre^^*, ein Citel alleröings, 6er eljer pon
iljren Hoffnungen Zeugnis ablegte, als pon i^rer Befdjei6enl?eit.
Die Seele 6e$ Unterneljmens u>ar Jean Poquelin, eines
Cape5ierers Kin6, 6em es 5U enge gett?or6en in 6en fleinlidjen
Perljältniffen 6es Pater^aufes, un6 6er nun, 6er tofetten Sdjau^
fpielerin Made leine Bejart 5uliebe, 6ie 3wrifterei aufgegeben,
jtc^ gans 6em Ctjeater gemiömet un6 6en Büljnennamen Moli^re
angenommen I?atte. 3^ September \6^5 mietete 6ie (ßefell*
fdjaft ein SaUfpiellofal im Faubourg Saint-Germain,
traf 2tnor6nungen, es in ein Sc^aufpiel^aus umsumanöeln, un6
fpielte,. u?dljren6 6ie 2trbeiten 6a5U im ©ange tparen, einftu?eilen
in Houen.
2lm 3^ De5ember \6^3 naijmen 6te Dorfteüungen in Paris
iljren 2lnfang, un6 am \. 3"'^ ^^^ foIgen6en 3^^^^^ unterseidjnet
unfer Philippe Millot als neuangeu?orbener Sdjaufpieler
neben Moli^re un6 an6eren Kollegen einen Hotariatspertrag^®^,
in ipelc^em bereits pon 6en SdjuI6en 6er ©efellfdjaft 6ie He6e
ift. Un6 6iefe ScfjuI6en meierten ftdj pon Cag 5U Cag, fo6af
faum 5u?ei IHonate fpater Millot, 6iesmal mit 6cm polItönen6en
tEitel eines Znitglie6es „de l'Illustre Theatre entretenu
par son Altesse Royale" neuer6ings 6as Vergnügen
^atte, einen auf elf^un6ert £ipres Iauten6en SdjuI6fdjein mit
feiner Unterfdjrift 5U fdjmürfen^^^ Das feine Publifum, u>elc^es
man fidjer erwartet Ijatte, n?ar eben ausgeblieben, un6 6iefe
traurige Sage än6erte fidj nidjt, als man in ein Spiellofal auf
6em an6crn Seineufer überfte6elte. So fam fdjiief lidj 6er ZTloment,
tpo 6er (ßeridjtspoUsie^er feinen (Einsug in 6ie ö6en Häume
Don Karl Crautmann. 2 13
Ijielt, meil bas &clb fel^Ite, um 6ie 5ur Beleuchtung nötigen Calg«
lidjter 5U bziaifUn. Moli^re ipanberte ins Sdjulögefängniö,
un6 als man nad) feiner ^rcilaffung in einem öritten Cofale
6ie erträumten Kaffenerfolge nidjt fanö, 6a befdjiog 6cr ^füljrer
gegen €nöe 6es ^aijxes \6^6 mit feiner ©efellfdjaft Paris 5U
Derlaffen un6 porerft in öerProDtns fein ©lürf 5U fudjen. (Db
Millot öiefe traurige g^it üBer bei Moli er e ausgel^alten,
ipiffen u>ir nidjt, ftdjer dagegen ift, öaf er 6en grofen Pidjter
auf feinen medjfelreic^en n?an6er5Ügen öurc^ ^ran!reidj nidjt
begleitet l|ai^^^
Xiun gelten 3aljre baljin, e^e u?ir mieöer etmas Don Philip pe
Millot 5u ^ören befommen. (£nölidj taudjt er 11659 in £y<>"
auf, als ITlitglieb öer Comediens de Mademoiselle^'-^^,
ber Sc^aufpieler öer t^eaterliebenbcn ^ersogin von VHonU
penfter, 6er Cante König £u6u:> ig 6es Pierseljnten,
un6 6er ^reun6in 6er Kurfürftin 2t6elai6e von Bayern.
Befagte ^ersogin ujar nadj Unter6rücfung 6es 2lufftan6es
6er ^ron6e, an toeldjem fte fo ljerporragcn6en Jlnteil genommen,
nadj iljrem Sd?Ioffe Saint»^argeau perujiefen n?or6en. IDie fie
uns in i^ren ZITemoiren ersäljlt, Ijatte fie bei einem Befuc^e in
®rI6ans eine feEjr gute Sdjaufpieltruppe angetroffen^^®, u?eld}e
Dortjer in Poitiers un6 Saumur Dor 6em Qofe gefpielt
(Zlopember \65\ bis ^ebruar 1652) un6 5mar mit pielem Bei»
falle. Xladf 5aint»^argeau surücfgefeljrt, lief fte einen grofen
Saal in ein C^eater Dermanöeln un6 berief in 6en erften ZlTonaten
6es 3^^^^^^ \653 6iefe Komööianten, um ftdj öurdj iljr Spiel
6ie langen lDinteraben6e 5U pertürsen^^^ Den ^wzd muffen
fie trefflic^ erreidjt Ijaben, 6enn in 6en foIgen6en 3^^^^" (1^5^,
11655) tt)er6en fte nodj smeimal an bas Qoflager 6er ^ürftin
ge5ogen^"^ un6 erhalten 5u6em 6ie (Erlaubnis, 6en tEitel
„Comediens de Mademoiselle" füljren 5U 6ürfen, ipas
für 6ie Cruppe immerljin eine €mpfeljlung voav, meldje gegenüber
6en oftmals 6en ZlTimen nidfi gera6e fon6erIidj gewogenen ®brig»
feiten mit gutem (Erfolge fidj gelten6 madjen lief. Millot
geijörte woljl 6amals fdjon 6er Cruppe an, mir 6ürfen alfo
nidjt perfaumcn, 6en Spuren 6iefer ©efeüfdjaft etmas nadjsu»
gelten, u?eldje eine 6er Ijerporragen6ften fransöfifdjen H)an6er»
truppen 6es fiebense^nten 3^^^^^"^^^*^ gemefen»
ITidjt nur in Saint^^argeau aUein, audj in Cours,
6as Mademoiselle de Montpensier rpä^ren6 6es Sommers
1653 auffudjte^**^ un6 ebenfo in Blois^»^ (®!tober \654), folgte
fte 6en Porfteüungen 6iefer Cruppe, u^eldje fidj 5u6em 6er Pro^
tettion ©aftons pon (Drieans, 6es Paters 6er ^ersogin
2\(}^ ifran36Pfc^c Sc^aufpielcr am baYrifc^eti Qofe
pon Znontpenfter erfreut 5U Ijaben fc^tnt. Dies erljellt
baraus, 6af bie Sd)aufpieler in Dtjon, u>o t^nen im 2lprU
^655 SpielDerjünfti^ung gemährt ipirö*®*, öie Beseic^nung
„Comediens ordinaires de Son Altesse Mgr le duc
d'0rl6ans et de Madem ois eile , souveraine de
Dombes" anneljmen. Biefen ©tel „Comediens de Son
Altesse" füljren aber bereits in 6en 3^^^<^" l^^ö bis \650
oerfdjieöene in Cvon*®^ anioefenbe ober auftreten be Komöbianten,
von benen mehrere fpäter unter ben Comediens de Made-
m o i s e 1 1 e erfc^einen. 3^ f ^^^^^ berfelben , Abraham
Mitallat«o7^ 5^^. „^^ y^^^ j„ Brüffel il?r ^ül^rer ge»
tt)efen, taudjt bereits \6^^ in ber H^oneftabt auf. So per»
lodenb es aud^ fein mag, Mitallat als btn l{ernpunft 5U
betrauten, um ben über 5ipei 3öl?r5el)nte ^inburc^ bie Comediens
de Mademoiselle jtd) frYftaüijierten , fo erlaubt uns ber
gegenwärtige Stanb ber arc^ipalifdjen ^orfc^ung in biefer
^rage nod) nidjt, mit Sic^erljeit bie Behauptung aufsuftellen,
oa^ bie um \6^^ ober pieüeic^t fdjon früljer befte^enben
Comediens de Son Altesse eins fmb mit jener tEruppe,
u>elc^e in ber ^olge als Comediens de Mademoiselle
unfern Phillippe Millot 5U i^ren 2TtitgIiebern läiflk.
Um feften Boben 5U erreichen, muffen tpir 5um 3^^*^^ 1^58
5urü(i!e^ren. Damals, gegen €nbe Hopember, Ijerrfdjte reges
Creiben in Cyon, Der Qof tpar angefommen,,, Cubtpig ber
Pierse^nte mit feiner ZlTutter 2tnna Pon (Dfterreidj unb
bem Karbinal lUasarin, um bie ^ersogin Cljriftine pon
Sapoyen ju begrüben , u>eldje in ber Hoffnung, bes Königs
pon ^ran!reic^ Sdjmiegermutter 5U werben, mit iljrer Cod)ter
ZlTargaret^e fidj eingefunben ^atte. Daf bei biefem 2tnlaffe
natürlidj Sdjaufpieler 5ur Stelle fein muf ten, ift felbftperftanblid^,
unbfo beridjtet uns benn Mademoiselle de Montpensier^^s
pon 5U?ei in Cy^n fpielenben (ßefeüfc^aften unb ertpäljnt basu,
ba^ eine berfelben mit Kedjt ben ©tel Comediens de
Mademoiselle jic^ beilegte, rneil fte brei XDinter auf iljrem
Schlöffe Saint^^argeau sugebrac^t. €^e unfere Comediens
de Mademoiselle nadj ber Htjoneftabt famen, waren jie in
ben ^aifven \6d6 unb \657 in Brüffel aufgetreten unb Ratten
bort am 2. 3^^ war \657 einen Paf erhalten, ber i^nen erlaubte,
in allen Stabkn ber Hieberlanbe Üufentljalt 5U neljmen*®^
3n £y^^ ^ww blieben bie Säjaufpieler bis 5um ^rüljja^re
\659/ um bann, im IHai ober 3^"^^ porerft nadj Cljambery
5u 5ie^en^^^ Der Qersog pon Saroyen Ijatte in Cyon ©elegen«
^eit gehabt, bie Ceiftungen ber ©efellfc^af t, welche Mademoiselle
ooii Karl Crautmatin. 2\5
de Montpensier als porsügltc^ bejeic^net, fennen 5U lernen,
unb öaf er burc^ öiefelben woifl befrieöigt mar, bewies er,
inbem er 6er tCruppe erlaubte, 6te Be5eic^nung „Comediens
de S, A. R. le duc de Savoie" 5U tragen. Philippe
Mi Hot befanb jtdj unter i^nen. Wxv erfahren bei ötefer <ße*
legen^eit, 6af er aus Pijon ftammte, un5 baf feine Sdjmefter
Anne Millot als Sc^aufpielerin bei 6er tCruppe engagiert mar,
unb ferner noc^, 6af er in öiefem 3^^^^ ^^^ Marguerite
Prunier, 6er IDitme feines Kollegen Hugues de Lan, ftc^
per^eiratete, meiere i^m nic^t fon6erIic^ oiel (ßlücfsgüter in 6ie
€Ije brachte, moljl aber einige Kinöcr, 6arunter einen Soljn
2lbra^am, 6er erft am H. Hopember \659 in €yon getauft
mor6en mar*".
Die XDan6er5Üge 6er (ßefellfd^aft nef^men iljren ununter»
brodjenen Fortgang. Von C^ambery geljt^s nadj Curin^^*,
an 6en Qof 6es ^ersogs pon Sapoyen, 6es 23ru6ers 6er Kur»
fürftin 2l6elai6e pon Bayern, wo man pon ®!tober ^659
bis 2Tlai \660 permcilt; am 28. ZlTai ift man fdjon mie6er in
Dijon*^^ un6erljält 6ort Spielerlaubnis, un6am ^.3^""^^ \^^\
peranftalten 6ie Comediens de Mademoiselle 5U Paris *^*
im Faubourg Saint-Germain PorftcIIungen. DoJ) 6ie Kon»
furrens 6er ^auptftä6tifc^en Bnljmn muf 5U 6rücfen6 gemefen
fein, man perläft Paris un6 menbet fidj 6en nie6erlan6en
ju. Brüffel*^* mir6 in 6en nun foIgen6en 3^^^^^" ^^^ geminn*»
bringen6es Hauptquartier un6 6er 2lusgangspun!t für ©aftfpiele
in 6en Stä6tcn 6es nor6ens, fon6erIidj im ^aag**^, pieüeidjt
fogar auc^ in £on6on*^^ 3"^ ^Tlai 11667 bittet 6ie ©efeU»
fdjaft, pon 2He^ fommen6, in Dijon*^® um Sptelpergünftigung.
Di Jon ift 6ie le^te nadjmeisbare (Etappe Millots por feinem
Eintreffen in 2Hünd)en, 6a mir bis je^t nodj nic^t mtffen, in
meieren Stä6ten er pon ^667 bis \67\ ftc^ aufgehalten Ijat.
(Eine mel?r als fünfun65man5igjdl?rige Künftlerlaufba^n
mar's, auf meldte unfer Kom56iant 6amals 5urücffdjauen fonnte,
un6 moljl moc^t' es ftdj anhören mie 6ie Seiten eines piel»
bevot(ikn Komans, menn er in trautem ^reun6esf reife Kun6e
gab Pon feinen (Erlebniffen un6 (Erfahrungen un6 6ie ©eftalten
aufleben lief, 6enen er naije getreten auf feinen lDan6er5Ügen,
menn er pon feinen (ßönnern fpradj un6 Kollegen, Pon 6em Ieid?t=
fertigen un6 6oc^ fo to6esmutigen 2t6cl 6er ^ron6e5eit, Pon Moli er e
un6 Pon Dorimond*^^, 6em pielgefc^äftigen comedien-
auteur, 6er mit feinem Festin de Pierre 6ie Don^3^^^"
fage^*® eingebürgert Ijatte auf 6er fransöjtfc^en Büljne. Dodj
meieren Keij 6as freie IPan6erleben feiner ^äi 6em jungen Künftler
21 6 irart3oftfc^e Sd^aufptelcr am bayri^en Qofe
geboten ^aben modjte, je^t backte Mi Hot getpif anöers. €r
tDar nun, gering geredjnet, ein Pter5i9er, feit 5ir>ölf 3^^*^^"
^atte er für IDeib un5 Kino 5U forgen, unö fo u>irö er mit
jfreu6en 6ie 2iufforöerung entgegengenommen Ijaben, nadj
Zllfinc^en 5U sieben, öie i^n öes fortöauernöen Umljermanöerns
entljob unö nidjt nur für feine ^amilie, fonöern audj für feine
Kunft ein feftes Qeim in Husjtc^t ftellte un6 beiöes an einem
^ofe, beffen jfreigebigfeit un5 feinjtnnige Prac^tliebe allerorten
gepriefen u>ur5e.
I)af man gerabe Mi Hot mit 6er Bilöung öer ©efellfdjaft
betraute, fann nadj ben eingaben über feine bisljerige C^ätigfeit
nidjt ujunber neljmen, war er ja 6odj am ^ofe Don SaDoyen
a>oI?lbe!annt unb geu?if Don feiner Befdjü^erin, MademoiseUe
de Montpensier, i^rer ^reunöin, öer Kurfürftin pon
BayevUf aufs n^ärmfte anempfoljlen. HJa^rfc^einlidj ^at
Millot inllancY*^^ feine Cruppe gefammett» Sdjaufpieler
öes Theätre de MademoiseUe bilöeten öen (ßrunöftocf,
anöere büljnenfreuöige (Elemente madjten öas ^auflein reife»
fertig, unö fort ging's, doU fro^lic^en ZTiutes ZlTündjen 5U, u>o
öie pon öer fransöfifc^en Kolonie jeöenfalls fe^nlic^ erujar*
teten Komoöianten im 3uni öes 3a^res \67[ il?ren €in5ug Ijielten.
3a, an fransöfifdjen (Elementen bei ^ofe, meiere für
unfere Sc^aufpieler ein öanfbares Publifum bilöeten, mat öamals
fein ZlTangeL Da glänste in öen Cercles öer Kurfürftin Dor
allem öie J)er5ogin Mauritia Febronia de la Tour
d' Auvergne^^^, öie Sdjn?ägerin 2töelaiöens, „ein allere
liebftes geiftpolles Perföndjen" ^^^, öas mit öem grofen ^abel=*
öidjter La Fontaine*** in Besieljungen ftauö, meiters öer
Marquis de Beauveau, öes l{urprin5en 211 ay (Emanuel
(Ersicljer**^, ein mcltgemanöter Qofmann, öeffen ZTlemoiren***^
npdi ^eute mit Hu^en gelefen n?eröen, öie ^amitien öer la
Perouse, öer Creange, öer Harancourt, öer Saint-
Maurice unö piele italienifdje unö öeutfdje 2löelige, u?eldje
öes fremöen 3^i^"i5 öurd)aus mädjtig u>aren» Da5U famen
nodj $aljlreidje ^ransofen in öer 2lrmee unö im ^oföienfte, öer
Spradjmeifter, Kammeröiener unö öes minöeren Dottes gar nidjt
5u geöenten**^
Die Dorftellungen öer (ßefellfdjaft naljmen alsbalö i^ren
2lnfang; fc^on am ^9. 3uni tonnte Mi Hot feine erfte Quittung**^
in Porlage bringen, auf \20 ©ulöen lautenö für öie 2luffü^rung
pon örei Komööien, Dom \^. 3^^^ ^^^ 26, ^\xlx wivb nidjt
weniger als ör eis einmal g^fpi^H/ in Summa ujieöer eine
(£innal?me pon 520 (ßulöen, unö alfo geljt's n^eiter, foöaf
von Karl Crautmamt. 2\7
unterm 20. Zlopember \67\ bas furffirftUc^e Qofsa^Iantt bereits
eine 2lu5gabe von 2^00 (Bulben 5U regiftrieren I^atte für 6ie
„Troupe Frangoise de l'Electeur de Baviere". Das
©lücf u>ar übrigens unfern Komööianten geipogen. €n6e ^^rxx
nämlidj traf (Ersbifc^of ©an 60 If pon Sal$burg 5um Bt^
fuc^e ein^^^ am ZlTündjener ^ofe, unb öas ^ürftenpaar Ijlatte, roie
in öen Sdjilöerungen öes meitgereiften Citteraten Chappuzeau^*®
5U lefen, alles aufgeboten, um 6em Ijoljen (ßaft 6en 2lufent^alt
in öer 3fö'^P^bt fo angenehm als möglich $u geftalten. Da gab's
benn gemaltige ^efteffen, italienifd^e Opern unb beutfc^e
Sdjaufpiele, 2lusflüge nadf bem Starnberger See unb ben nalfz^
gelegenen £uftfd?Iöffern , ^euermerfe, tEurniere, unb u>as ber«
gleid^en ^öfifdje Kur5a>eil meljr ift. Daf unfere ^ransofen eine
©elegenljeit fidj nidjt entgelten liefen, fo günftig u?ie feine 5u:>eite,
bas Pertrauen in iljre "Kunft 5U red^tfertigen, bem fie i^r ^ier«
fein perbanften, braucht nidjt erft perjtc^ert 5U merben. Da5U
aber reidjte bas geu?ö^nlidje Kepertoire nic^t, meljr aus, bd
mufte ein ^eftfpiel gefdjaffen merben, eine Uberrafc^ung gan5
befonberer 2trt. Unb bie mürbe auc^ b^n ^o^en ^ix^dianetn,
als am 2tbenb bes ^7. 3wli ber Dorl^ang jic^ ge^oben^*^ Der
IDirflidjteit abgelaufc^t, entfaltete jtc^ bas bunte treiben ber
3afobibult auf ber Büljne, genau fo, mie es um biefe 5^it
fic^ abfpielte in ber Canbes^auptftabt , gemif ein prächtiger
^intergrunb für bie intrigues d'amour, bie nun i^r fc^altljaft
Xbefen trieben. Ceiber ift biefe Komöbie, meldje einen ^reunb
Chappuzeaus 5um Perf affer Ijatte, pollftänbig perfc^oUen;
tro^ eifrigften Itadjforfdjens fonnte xdi fte meber gebrucft auf*
finben, nodj Ijanbfd^riftlid). Selbft bie J^ofsa^lamtsrec^nungen,
bie bod) fonft bie (ßratififationen für berartige Dinge pün!tlic^
ausmeifen, I^üllen jic^ in perljangnispolles Sdjmeigen unb rauben
uns bamit bie ^Jreube, bcn fransöfifdjen Parnaf b^s Siecle de
Louis Quatorze um einen neuen, für ben bayrifctjen ^of
mirfenben Poeten 5U permeljren. IDenn bas ®pus nidjt pon
einem ber Sdjaufpieler Ijerrütjrt, fonnte man pielleidjt ^errn
.jLudovicus Bondar" 5um Perfajfer besfelben ftempeln, ber
ftdj feit bem \0. ®f tober \66[ als „fransofifc^er Sprad?maifter"
mit Unterridjtung ber Pagen einen 3aljresgel?alt pon 200 ©ulben
perbiente ^**, unb es ift ja befannt, ba^ berartige Poften an
beutfdjen ^öfen meiftens fransöfifd^en Citteraten anljeim»
fielen, meldje am Stranbe ber Seine Sdjiffbrudj gelitten; i}at ja
bod) felbft ber illuftre Chappuzeau in feinen alten Cagen am
I^ofe 5U Celle bie (Ebelfnaben in bie Znyfterien ber Grammaire
frangoise einmei^en müffen^^' unb ift fic^rlic^ fro^ gemefen
2^8 Jran3öftfc^e Sc^aufpieler dm bayrifc^en ^ofe
6arum. (Eine folc^ gemaltige Htterarifc^e tC^ätigfeit, u>ie biefer
fein pielfc^reibenber KoUega, Ijai nun Bon dar allerbings nic^t
entu>icfelt. Hur einmal ^abe idf gefunben, 6af er ^5 (ßulöen
„Recompens** erljält, u?eil er bem Kurfürfteu ein „Sprach Buedjel"
geioibmet*^'^, too^I eine 6er älteften fransSftfc^en (ßrammatifen,
mit benen unfer pielliebes 2Tlün4en beglücft morben, Ijoffentlidj
aber feine „miffenfdjaftlidf ba^nbrec^enbe", tpie fte ^eutsutage,
meift 5um „ Sdjrecf en ber Perleger, alliier bas £ic^t ber IDelt
erblicf cn. Übrigens ift Monsieur Bondar, geroif nur, u?eil er
gan5 feinem Berufe lebte unb jeber ujirflid^ fc^riftftellerifdjen
Jtrbeit forglic^ aus bem XPege ging, $u Ijoljen 2^^^^^ 9^'
fommen; erft anno 117(7 am 22. tCag Jtugufti*'^ ^aben fie
biefen llTünc^ener „Heufpradfler" ber guten alten ^eit?*^ 5ur
eujigen Hulje hinausgetragen auf ben ^riebljof 5um IjeiUgen
Kreu5. IDer nun aud^ ber Perfaffer fein mag, bas Stücf mürbe
als (ßelegen^eitsprobuft faum meljr als lofales 3"*^^^^ff^
beanfpruc^en. Komöbien toie Dancourts „La Foire de
Saint-Germain" ^^'^ geben uns eine 2lnfd)auung, mie man
bamals folc^c Sujets burdjjufü^ren beliebte.
€s mar «ine Heine, aber auserlefene (ßcfellfc^aft, meld)e in
bes Kurfürften Don Bayern Dienfte getreten mar, Sd^aufpielcr,
bie nidjts gemein Ijatten mit gemo^nlid^cn ^erumsie^enbon
IDanbertruppen. Hidjt mir beljaupten bas, fonbern ber me^r»
ermähnte Chappuze au , ber unfere Komöbianten 5U perfc^iebenen
ZRalen in ZTlündjen tjatte fpielen feljen, unb mclc^er uns bie
Mitteilung madjt, ba^ bie ttl?eaterfreunie bes ^ofes Don itjren
Ceiftungen in Ijoljem ©rabe fid? befriebigt seigten. Befagter
Beridjt finbet fidj in biefes Zlutors IDerf „Le Theätre
Frangois", bas (67^ in Cyon Ijerausfam ^*^ unb eine Ijod)»
fdjä^bare 2tus!unftsquelle bilbet für bie fransöftfdjen C^eater»
5uftänbe 5U Seiten Molieres. IPir fönuen uns nic^t oerfagen,
bie Stelle ^ier ansufüljren*^^. Hadjbem Chappuzeau ertlärt
^at, ba^ man bie Don bm dürften Don SaDoyen, Braun«
fdjmeig*£üneburg unb Bayern unterhaltenen fransö»
fifdjen Sc^aufpielgefellfdjaften ja nidjt 5U ben IDanbertruppen
Säulen bürfe, fä^rt er fort:
„La Troupe Frangoise qu'entretient Son Altesse Electorale
de Bauiere n'est pas forte en nombre de personnes, mais eile
est bien concertee, & l'ayant veüe ä Munich, en deux voyages
que j'y ay faits, ie reconnus que la Cour en estoit fort satis-
faite. Chacun sgait qu'elle est des plus magnifiques de
l'Europe, qu'il y a des esprits fort eclairez, & qu'outre
plusieurs Seigneurs Alemans qui entendent parfaitement notre
0011 Karl Crautmatin. 2](9
langue, il y en a de Lorrains & de Sauoyards qui en
connoissent toutes les beautez. Madame rElectrice les passe
tous de bien loin, & ce n'est pas ici le Heu de poursuivre
son Eloge."
Unb nun fü^rt er als 5ur tTruppe se^örig an un6 5tDar
„par ordre d'anciennete'^ : „Actevrs. Les Sievrs de Lan,
Milo Actrices. Les Demoiselles de Lan, Milo "
3n 6cm ©rtginalntanuffripte Chappuzeaus, bas gegen^
u?ärtig im 2Ttufeum Houmtantfeff 5U ZlTosfau aufbeioa^rt
voxtb^^^f unö bas öer Troupe du Roy sugeeignet tft, 6en ^of»
fc^aufpielern Cubtoigs bzs Pierse^nten, fc^tteft 6cr Bericht
in nodj fdjmeic^elljafterer IDeife mit öen XDorten: „et je puis
icy faire l'eloge des princes et des princesses en ce qui regarde
leur bon goust pour la comedie et les comediens".
Die 3nfü^rung öer eben beigebrachten Hamen bringt uns
auf 6ie Perfonalperljdltniffe unferer tEruppe, tCro^öem in
6en Hften fein- poUftänbiges Perseidjnis öer Sdjaufpieler jic^
porfinbet unb auc^ Chappuzeau nur pier IHitglieber erioä^nt,
jinb loir mit Qilfe ber Unterfdjriften auf Quittungen unb niedrerer
(Eintrage in ben ^ofsaljlamtsre^nungen bodj im ftanbe gemefen,
bie ac^t Perfonen aufsufinbcn, aus benen laut einem fpäter 5U
era>al?nenben 2lftenftüdfe bie ©efellfdjaft ftdj sufammenfe^te.
Va ift benn als erfter ansufü^ren Philippe Millot, ber
bereits ^inlanglidj befannte £eiter ber Cruppe, u>eldjer aus
Dijon ftammte unb, elje er 5ur Büljne gegangen, bas (ßeu^erbe
eines „graveur en metaux" ausgeübt ^atte**^ 3^^ $^^ ^^^^^
erfc^eint bie Demoiselle Millot, entu?eber bie ©attin bes Prin*
$ipals — bie perljeirateten Sdjaufpielerinnen mürben ja befannte
li(^ Mademoiselle betitelt unb nic^t Madame — ober beffen
Sc^tt?efter Anne Millot. Die u?eiters pon Chappuzeau
ertpäljnten ZUitglieber de Lan unb Mademoiselle de Lan
fmb wolil ^xan Millots Kinber aus i^rer erften (£^e mit
bem Sdjaufpieler Hugues de Lan^^*»
(£in galjlungsausujeis pom 26. 3wK \^'^\ madjt uns mit
bm Sc^aufpielern Po lande, (3<itob) Duplessiez unb
Caderousse befannt, 5U benen ein (Eintrag in ber Sfof^aiiU
amtsredjnung bes 3^^^^^ \673 nodj ben „3^^^^^" Deseffars
(Des Essars) fran5öftfd?en Comoebianten" Ijinsuffigt.
XDie ftanb's nun mit ber Besaljlung? Itnfangs Ijatten
bie Komöbianten piersig (Bulben für jebe Dorftellung erijalten,
fpäter bann, im UTai \672, wnvbz ber ©efeUfc^aft ein fefter
3al}resgeljalt pon breiseljn^unbert (ßulben ausgeujorfen. Das
u?ar ni^t aU3UPieP*', fonberlic^ u>enn adjt Perfon jtc^ barein
220 Jran3ö|lfd?e Sc^aufpicler am bayrifc^en f^ofc
$u teilen Ijatten. €s feljite 6emnac^ nic^t an Bittfc^riften, in
Senen öie „pauvres estrangers", öie armen ^remMinge, in
bereiten XDorten i^re bebrängte Cage fdjtlöern. Der erfte, ipeldjer
6en 2lnfturm auf öer Kurfürftin Üöelaibe gutes fyti ipagte,
tDar 6er eljemalige Keiteroffi$icr Caderousse, 6er, aus 6en
foIgen6en geilen 5U fdjliefen, eine redjt beilegte Dergangenljeit
Ijinter ftc^ Ijaben modjte. <ßar einfdjmeic^eln6 ^ebt er an:
„Les bontez de Votre Altesse Electorale ce faisant
cognoistre tous le Jours en sy grand nombre a l'endroit des
pauvres Estrangers et particulierement de ceux que vostre
A. E. cognoist estre affectionne a son seruice, et comme
depuis huict ou neuf mois je me suis arrest^ en cette
Ville avec les comesdien que V. A. Electorale a fait venir
de France sans toutefois avoir tire qu'Une demie part avec
la quelle Jay eu bien de la peine a mentre tenir, quand au
present lesieur milot mayant fait Scavoir qu'il estoit accomode
au Service de Vos Altesse Elect^ et que les comedies estoient
reglee a Vingt cinq florins pour chasqune semaine,
estant huict a partager II me seroit Imposible de subsister,
ce qui ma fait avoir recours a V. A. Electorale Dans
l'esperance que Jay que par ses bontez ordinaire V. A.
Ellectorale agrera loffre de mes tres humble seruice dans
lemploy que V. A. Electorale ont donne au sieur Duplessy
Tun de nos Camarade assurant Vostre Altesse Ellectorale
que ce nest pas d'Aujourdhuy que Jay porte les armes ayant
este cornette en France dans le Regiment des Royaux
Rousillon puis officier reforme dans le regiment de Liuourne
enSauoye soubs le Commandern*, de mon sieur de Cagnolle
et depuis la reforme Jay este chevaux legers de Monseig.
le Prince^e Vaudemont en Lorraine soubs le commen-
dement de Monsieur le Chevalier de Verru ce que
Vostre Altesse Electorale peut scavoir par les Principaux
officiers de Vostre cour Ellectorale et en suitte m'honorer
de Ihonneur de ses commandements que Je proteste garder
Religieusement , Minclinant auec profond respect aux pieds
de V. A. Ell^ Je prirez Dieu pour la sante et prosperitez de
Vostre lUt ^* maison. De V. A. Ellectorale Madame Le plus
humble et plus obligez seruiteur Caderousse."
Das Sd?reiben blieb nidjt oljne (Erfolg. Unterm 3. TXlai \672
erging ein furfürftlidjes Signat an 6en Kriegsrat, in ujeldjem
es ^ief: „Der C^urfürftl Kriegsrijat Ijat 5U Perfiegen, 6as
6er Supplicant lln6er 6ef obrift Znacfai|s Compagnia 5U
einent reiterspla^ accomo6irt a)er6e, gleic^n^ollen fol 6erfelbe fein
oon Karl Crautttvinn. 22 ^
too^nung folattg altjier bcftenötg Ijaben, bif feinerseit dwa öie
tompagnia loeiter niardjteren myfte". Sicfer Heiterspla^ mar
übrigens nur eine Sinefure, unb 5U fonberlic^en ^elöent^aten
gab man öem Komöbianten nur auf öer Bütjne ©elegenljeit,
6enn als bte Kompagnie am 6. JUai \675 von XDoIferts^aufen
in 6ie ®berpfal5 abrücfte^'^*, blieb Monsieur Caderousse
ruijig in ZlTünc^en, be5og aber tro^öem feine Cö^nung meiter.
Das ZHittel, 6ie Sdjaufpieler bei einseinen ^ofämlern unter*
5ubringen unb auf biefe XDeife iljre Subftftensmiltel 5U er^öljen,
wddizs früher fc^on bei (£rridjtung eines beutfc^en ^oftljeaters
fid? erprobt Ijatte*'**, foUte audj je^t mieöer mit €rfoIg ange*
u>enöet u?er6en. Caderousse alfo u>ar, auf 6em Papier
ujcnigftens, ein ftrammer bayrifc^er Heitersmann, fein Kollege
Duplessier, 6er ebenfalls militärifc^e tCalente 5U Deru?erten
I^atte, u>ur6e unter öas Kriegspolf geftedt, un6 öaf man öen
Sireftor Mi Hot nidjt pergaf, lägt ftdj öenfen. (Ein Defret öes
Kurffirften ernannte iljn unterm \5. Desember \67\ „5U berö
Hütter-Stuben*Portter"^*^ mit einem (Behalte pon oier«
Ijunbert (ßulben^^^, ein Hepräfentationspopen^**®, meldjen 6er
ftattlic^e ZlTann — . Thourneusen ^*^ ^at ja fein Bilb in
Kupfer geftoc^en — gett)tf prächtig ausfüllte, u>enn er bei
^ulbigungen*^® un6 ^offeftlidjfeiten Wadjc ^ielt in glänsen&er
©alauniform. VLnb als bann fdjlieflidj audj Des Essars
behauptete, nic^t me^r o^ne ^ufdjuf leben 5U fönnen, bewilligte
man iljm porübergeIjen5 eine jäljrUdje Beiljtlfe pon Ijunbertunö»
fünfsig (ßul5en**^ Die Ijätte er nun gar 5U gerne in einen
ftän6igen ©eljalt umgeujanöelt; barob, im Zhai \67^ „Tres
humble suplique", ein gans bepotes aber erfolglofes (ßnaben*
gefudj an ben Kurffirften:
„Suplie tres humblement Des' essars lun des comediens
francois de vostre altesse Electorale, disant que depuis le
temps quelle a eu la bonte de luy accorder vne-petite pension
pour ayder a le faire subsister a Ihonneur de vostre Seruice,
11 a est^ oblige de Se rendre Importun plusieurs fois pour
estre pay6 de ses quartiers n'ayant point vn decret permanant,
Cest pourquoy pour empescher les frequentes Importunitez,
II prie vostre altesse Electoralle de luy en donner vn, tant
pour ce qui est echeu que pour ce qui viendra, et quil soit
durable autant quil aura Ihonneur destre a vostre Seruice,
en cas que vostre altesse luy veuille bien continuer la mesme
grace, Et Ledit Desessarce Sera oblige de faire des voeux
pour La prosperite et santd de toute la maison Electorale,
Desessarce."
222 (Jran3o|lfc^e Sc^jaufpteler am bayrifc^en Qofe
Die ©c^altsfragc mar nun in sufrieöenfteUenöer IDetfe
gcISft, unö fo mo<^t' es 6em KomSWantenpöIfdjen ntc^t all5u«
fdjiedjt ge^en in 6er bayrifc^en £an6es^auptfta5t, wo jic^'s bamals
fo billig öa^inlebte unb fo gemütlic^. Ceiöer fehlen 6ie Quellen,
meldje uns Cinblicf gemä^^ren fonnten in bas Prioatleben unferer
Sdjaufpieler, un6 fo muffen ipir es uns perfagen, fte öem £efer
menfdjlidj nä^er $u bringen, fo anmutend es gemefen märe, bas
Sfexm 6er ^amilie Millot ausjumalen un6 6amit Dielleidjt
einen neuen Beleg 5U bringen für Chappuzeaus^*^ Be^aup»
tung> 6af andj in 6iefen Kreifen (E^rbarfeit geljerrfdjt un6
fdjlic^te bürgerlidfe Sitte, 06er Don iljrem Der!eljre 5U beridjten
mit 6en bie6ern 2Tlünc^nern un6 fon6erIidj mit i^ren 6eutfd^en
Kollegen, mit ZTlic^ael Daniel ttreu un6 feinen ©enoffen.
^b un6 5U fdjeint's einmal eine PerfonaIperän6erung
gegeben 5U Ijaben. So fin6cn mir in 6er ^ofsaljlamtsredjnung
pon 167^ unter 6en „ilbfertttgungen un6 Sdjanfljungen" 6ie
folgenben bei6en Poften: „Dem Deffar fransSf. (tome6ianten
5ur abferttigung laut^ §eil p. 1137-30. ^wg^Uxiftn 6em
üileot (£omme6iantcn crafft ^dl p. 69." Die Be-
Seic^nung 2lbfertigung 6eutet auf Dienftesentlaffung, es
mären bemnac^ Des Essars, 6enn er ift's 6oc^, meldjer ^ier in
perfür5ter Sdjreibung auftritt, un6 ein an6erer Sc^aufpieler
Vileot aus 6em Perban6e 6er fransSjifc^en Qoffom56ianten aus^^
gefc^ie6en. IPas 6ies noc^ meljr ma^rfdjeinlic^ mac^t, ift 6er
llmftan6, 6af gcra6e mit 6em \. ^anuav \675 in tCurin ein
Des Esserts unter 6en Sdjaufpielern 6es ^ersogs pon
Sapoyen auftaud)t un6 neben i^m ein gemiffer Valois^^*,
6er moljl mit 6em Ijier angefüljrten Vileot i6entifdj fein fönnte.
geitlidj lägt jtc^ gegen le^tere 2lnna^me ebenfalls nidjts ein«
men6en, 6a Valois pon 11672 bis \67^ in Cur in fe^lt un6
erft \675, 6as ^eift nad) feiner 2tbfertigung in ZTlündjen,
6ortfelbft mte6er auftaucht. Iln6 mo mären pon ZlTünc^en fommen6e
Sdjaufpieler beffer aufgenommen mor6en, als am Qofe 6es 23ru6ers
6er Kurfflrftin 2i6elai6e?
Über 6as Kepertoire 6er fran5Öjifcijen l{omö6ianten feljlt,
6ie Hoti5 pon 6er anno \67\ aufgeführten £ofalfomö6ie aus»
genommen, je6e Hac^ridjt, 6odj mir6 man faum fe^lge^en, wtnn
man annimmt, 6af Millots Repertoire Pon 6em 6er großen
Parifer Bühnen menig perfdjie6en gemefen. Daf 6te ©efell^
fdjaft 6em ^errfc^en6en ©efc^macfe 6es ^ofes Hedjnung tragen
muf te, ift felbftperftän6lidj, un6 6iefer ©efc^macf ^atte 6urdj 6ie
Kurfürftin eine ftar!e Hinneigung 5um: 2Illegorifdjen un6
Precieufen. So mögen ab un6 5U neben 6en Haffifc^en
oon Karl Crautmann, 223
Zlutoren, unter öenen Moliere an öen öcutfdjcu ^öfen be^
fonbcrer BeUebtIjett ftdj erfreute***^ audj Sc^äferöramen über
Me Bretter 6es fran5öftfdjen ^^eaters gegangen fein unb Öa5u
mandje pi^ce ä machines, n?te fte Millot mit großem
Seifalle bereits in BrüffeP^^ gegeben, benn in ilTündjen, wo
®pern, IDaffenfpiele, Ballette mit ungeheurem 2lufu?an6e infseniert
mürben, Ijatte er in Besug auf ZHuftf, Beforation unb inaf(^inerie
über ein ZUaterial 5U perfügen, u>ie man es reidj^altiger bamals
auf feiner Parifer Bütjne finben fonnte.
Bei biefem poUftänbigen ZITangel an Hac^ric^ten muffen
mir felbft ferner liegenbe ^^^ilfsmittel in ISetxadji sieben. (£ih
foldjes ift bie „Specification Über bie (£omebie»Büc^er, meiere
gndbigfter 2lnbefeI?Iung 5U folge aus ber Cljurfrl. Heftbenj«BibIiot^ec
£)errn ßerrn (ßrafen pon Seau (Eycellens be^änbiget iporben"
(ol^ne Vatum, aber nac^ \7^6)^*^ Da pnben u>ir in (£injet
ausgaben aus ber ^qH por \677 Moli^res Tartuffe;
Chappuzeaus Dame d'Intrigue**', ein Cuftfpiel, welches
2lbelaibens Sdju?ägerin gemibmet toar^^^; Co rn ei lies
Rodogune; einen Themistocle, ma^rfdjeinlidj bietCragöbie
bes Du Ryer; Rotrous Cosroes; ben Prince Restably
pon Guerin de Boscal; La Descente d'Orph^e aux
Enfers, woijl jenes Stücf, bas bie Comediens de Made-
moiselle im Karnepal \66\ 511 Brüffel aufgeführt *^^, unb
eine fransöfifc^e Perfion pon Caffos pielbemunberter
Paftorale L'Aminta. lüie gefagt, bie Dramen fonnten pon
Millot 5ur Darftellung gebradjt morben fein, etwas weiteres
aber, als biefe ZTTöglidjfeit, wollen wir mit unferer Zlufsä^Iung
nid)t angebeutet ^aben»
(Ebenfowenig wie über bas Hepertoire wiffen wir über ben
®rt 5U berichten, wo gefpielt würbe. 2tn paffenben C^eater«
lo!aIen feljite es bei ^of burc^aus nic^t. Da war einmal bas
Comöbitjaus bei St Salpators ^reit^of ^^®, 5war fein
Heubau, wie bisljer allgemein angenommen worben, fonbern
ein grofer ©etreibefpeic^er , welchen Kurfürft ZlTayimilian
ber (£rfte Ijatte umbauen laffen, als man baxan badete, feines
Soljnes ^erbinanbJTtaria J^odjseit f eftlidj $u begeljen, unb
ber je^t mannidjfadj peränbert unb perfc^önert btn italienifdjen
®pern 5um Sc^aupla^ bleute, ferner für ^eftlic^feiten mit grof er
Pradjtentfaltung bas gewaltige Curnier^aus^^^ am ^of*
garten unb auferbem nodj eine fleinere Bü^ne im ^erfules^»
faale^^^ 3^ Sommer wirb bann aud^ in bm ©arten ber
Keftben5 gefpielt worben fein, faft fieser aber glaube idj an»
nehmen 5U bürfen, baf Millots (ßefellfc^aft gleic^ i^ren beutfdjen
22^ ^ran3Öpfd?e Sd^aufpieler am bayrifcf^en ^ofe
Kollegen 5em ^ofe nadj 5en Cuftfc^Iöffern in ZlTun^ens
Umgegenb folgte, nadj 6cm joalbumraufdjten, bamals noc^ fo
länMtdj'ftillen Sd?Ietf Ijeim, nadi öem ausfidytsreic^en 5 ad) au
un6 ptelletdjt nid^t minöer nad) Hymp^enburg unbStarnberg.
Über 5ie ^aijl 6er Porftellungen , toeldje 6ie ^ransofen
alKjier oeranftalteten, fei noc^ bcmerft, 6a| fic pon iljrer 2lnPunft
(3uni ^67^) bis 5um 20. Itopember. fünfun6fünf5igmal un6 pon
6tefem Datum bis 5um 6. Znar5 1672 5ipeiun65ipau5igmal
fpielten. ^ür 6ie ^oIge5eit tritt 6ann, ipie oben eripätjnt, 6er
fefte ^aiix^sq,zlialt ein un6 madjt 6urdj 6as ^e^Ien 6er Sp^siaU
quittungen 6ie ipeitere Beredjnung unmöglidj.
mit 6em 20. 3^'^ neljmen 6ie auf fransöfifdje l{omö6tanten
be5üglid)en (Einträge in 6en ^ofsa^Iamtsredjnungen ein €n6e,
obgleidj 6ie Cruppe in bayrifdjen Dienften pcrblieb un6 ins-
befon6erc Mi Hot an feinem ©eljalte als Hitterftubenportier
feine (Einbuße erlitt. (Einen urfun6Iic^en 2luffdjluf über 6iefe
Perän6erung ^abe idj nidjt ftn6en fönnen; ftn6 6ie ^aljlurKi^n
einer an6eren Kaffe fibermiefen n)or6en, o6er l}at 6ie (ßefellfdjaft
pielleidjt Urlaub erl^alten 5U (ßaftfpielreifen nadj benadjbarten
Stä6ten^^^ un6 dürften Ijöfen?*^* Ce^teres gefc^alj am ^ofe pon
SapoYen, tpo 6ie „Comediens entretenus par le D.uc
de Sauoye" 6en IDinter über 5U tEurin agierten un6 in 6en
Sommermonaten 6ie Std6te ^ranfreidjs auffuc^ten*^^. ®6er
follte 6er Bran6, meldjer am 9. 2lpril \674 in fo furdjtbarer
IDeife 6ie prädjtigen (ßelaffe 6er ZJTündjener 2Xefi6en5 perljeerte^^^
6amit in ^niamrmniianQ fte^en? Sem ipi6erfpric^t, 6af 6ie
I^offeftlidjfeiten in 6er ^olge i^ren ungeftörten Fortgang neljmcn.
ibir muffen uns 6amit begnügen, 6ie tE^atfac^e einfadj $u
regiftrieren,
Schmer ^atte 6ie 2tufregung beim Bran6e 6er Hefi6en5 6cr
Kurfürftin oljneljin fdjtpädjlidje (ßefun6^eit**'' angegriffen, un6
als furse g^it 6arauf 6es i^ersogs Karl (Emanuel 6es
gleiten, 6es fo 5ärtlidj geliebten Bru6ers, tEo6 neues ^er5elei6
über 6ie ^olje ^rau bradjte^®^, 6a fiedjte jie langfam 6aljin.
2lm \S, TXlävi \^'^^ perfün6eten 6ie langgesogenen tC$ne 6er
Salpeglocfe pon Unfer Cicben grauen, 6a§ 2I6elai6e Pon
Sapoyen 6a^ingegangen wav aus 6iefer IDelt.
ITIit 6er Kurfürftin tEo6e fdjie6 6as alles belebcn6e (Element
6es llTündjener ^ofes, un6 audj 6ie fransofifdjen Sc^aufpieler
Ijatten fortan i^re ^auptftü^e perloren. Kurse geit 6arauf, gegen
(En6e bzs ^di}x^s \676, tt>ur6e Philippe Millot feiner Stelle
als Kitterftubenportier entljoben un6 Sie (ßefellfdjaft aus
bayrifäjen Dienften entlaffen^^^
von Karl Crdutmartn. 225
Die 2tbretfe oersogertc ftc^ aber bis $um Sommer ^677.
(Es %ab 2Inftdn6e tpegen 2(üS5a^Iung 6es beöungenen HeifegelöeS;
VLxxb Millot wanbU ftd^ öes^alb in einem örin^enöen Schreiben
an 6en Kurfürften:
Durdjleidjtigifter £^urfürft;
(ßeneöigifter ^err.
Die (gügerifte Hotlj tCrinst mid? (Eur c^urfrl. Drl.
I)iemit sue beijölligen, Unnb öerofelben Unötertljänigift
Porsubringen, H)ie 6af idj big dato örey ZTlonat^ lanng
mein (ß(na)bi(gi)ft Perfprod^ene gStjrung 5U raif en nit
^abe ertjalten Önö ic^ Ünöerbeffen mit Heün Perfo^nen
in Scljn?ären Uncoften al^ier 5U 5ö^ren ges^ungen Unb
gelt öarsue $u entlegnen genotiget n?or6en.
(Eür d^urfrL Drl. bemnac^ Önöertljänigift unb gannc$
fle^entlid? bittenöt, öiefelben gerue^en mir 6ie obgeföcste
herauf Haifsötjrung Perfprodjenermaf en abermaljlen mit-
fambt öiefen Perflüef enben Quartal geneöigift ansufc^affen.
Soldje ^odje ©nab ipiU idj bie §eit meines lebens mit
fambt ben meinigen in ber ganncsen IPelt r^üemen Unb
mit meinen ftätten gebett oor bero c^urfrl. ^auf $u oer»
fdjulben nit Unberlaffen.
(Eür djurfrl. Drl. Unberttjänigifter
Philipp Millot, Comoebiant.
Dem 2tnfucljen Millots n?urbe laut Defret 00m 5. 3""^ 1^77
^olge geleiftet:
„Demnach mit Philippen Milot (Comebianten oon
£ot ^ringen oortjin bei feiner herauf (raif) für 8 Per»
fotjnen unber anbern gebingt n?orben, ba^ man Sie
fonfftig von ^ier n?iber ab unb nadjer ^auf raifen
»erben, i^nen fambtlidjen ain^unbert PiftoUen Haif fogten
be5alt iperben follen, pon bzmn fidj bereits brey per«
foljnen von Ijir ipiber ^inn?egcflj begeben unb i^r gebür
batan empfangen Unb nun bermalen gebadeter Milot
felb vierter ftdj audf n?iber nadjer ^auf 5U begeben
por^abens, 2tlf beueldjen ^u Ctjrfrl. Drl. beto £fof^
camerrijat unb4of5aIjIm(aifter)3o^ann ^rans Camer«-
loljr ^iemit gbift., i^me Milot für fol^e ^ Perfo^nen
3r gebürnus alf b^n falben C^eil, nemblid^ fünffsig
PiftoIIen, fo in Heidjs Znünc$ 275 fl. austberffen gegen
einen Quitfdjein aufuolgen 3"I<Jff^"} beffen t^uen biefelbe
fxdl gbift* perfeljen unb feinbt 3^"^^ ^"^^i "^i* ©naben
gerpogen."
Damit n?ar bie Jtngelegen^eit feineswegs erlebigt. Millot
3af)tl>n4( fAr mand^nec <Sefc<f. II. ^5
22^ ^ransoftfcije Sdjaufptcler am bayrifd^en f^ofe
Kollegen 6em ^ofe nadj 6en EuftfdjlSffern in ZITünc^ens
Utngegenb folgte, nadj 6cm jpalöumraufdjten, öamals noc^ fo
Idn61id?.ftillen Sd?Ieif Ijeim, nadj 6em ausftd^tsreic^en Dadjau
un6 pielleidjt nic^t minSer nadj HYTnp^enburgunbStarnberg.
Über bie gatjl ber Porftellungen , n?eldje Me ^ran$ofen
aütjier peranftalteten, fei nodj bcniertt, 6a§ fic pon ifjrer 2tnfunft
(3""^ 1^7^) bis 5um 20. Hopeniber.fünfunbfünfsigmal un6 pon
ötefem Datum bis 5um 6. Xn&Yi {672 5meiun65ipan3igmal
fpielten. ^üx bk (Jolgeseit tritt bann, mie oben eripäljnt, 6er
fefte ^atfv^SQzlialt ein un6 madjt 6urdj 6as ^JetjUn 6er Spesial»
quittungen bie ipeitere Beredjnung unmöglidj.
Zrtit bem 20. 3^'* nehmen bie auf fransöftfdje Komobianten
be5üglid)en (Einträge in ben ^ofsatjlamtsredjnungen ein Snb^,
obgleidj bie Cruppe in baYrifdjen Dienften perblieb unb ins»
befonberc Mi Hot an feinem ©el^alte als Hitterftubenportier
feine (Einbufe erlitt. (Einen urfunblic^en 2tuffdjluf über biefe
Peränberung tjabe idj nidjt finben fönnen; fmb bie ^aiilnnitn
einer anberen Kaffe überliefen UJorbeU; ober I?at bie ©efellfdjaft
pielleidjt Urlaub erhalten 5U (Baftfpielreifen nadj benadjbarten
StabUn^^^ unb (Jürftentjöfen?^^* Ce^teres gefdjalj am ^ofe pon
SaDoyen, wo bie „Comediens entretenus par le Duc
de Sauoye" ben IDinter über 5U tCurin agierten unb in ben
Sommermonaten bie Stäbte ^ranfretdjs auffudjten*^*. ®ber
follte ber Branb, ipeldjer am 9. 2tpril \67^ in fo furdjtbarer
IDeife bie prädjtigen (ßelaffe ber IlTündjener Heftben5 perljeerte^^^
bamit in guf^namenljang ftetjen? Dem n)iberfpridft, baf bie
^offeftlidjfeiten in ber ^olge iljren ungeftörten Fortgang netjmcn.
VOk muffen uns bamit begnügen, bie Ctjatfadje einfadj 5U
regiftrieren.
Sd)n?er ^atte bie 2tufregung beim Branbe ber Hefibens ber
Kurfürftin oljneljin fdjmddjlidje (ßefunbtjeit*^^ angegriffen, unb
als fur5e geit barauf bes ijer5ogs Karl (Em an uel bes
gujeiten, bes fo 5ärtlidj geliebten Brubers, Cob neues Qer5eleib
über bie ^otje ^rau bradjte*^*, ba fiedjte fte langfam bal?in.
TXm \S. TXläxi \676 perfünbeten bie langgesogenen Cöne ber
Salpeglode pon Unfer £ieben grauen, ba^ 2Xbelaibe Pon
Sapoyen bafjingegangen wav aus biefer IDelt.
ZTlit ber Kurfürftin tCobe fc^ieb bas alles belebcnbe (Element
bes ZHündjener ^ofes, unb audj bie fransöfifdjen Sdjaufpieler
I^atten fortan iljre ^auptftü^e perloren. Kurse geit barauf, gegen
(Enbe bes ^alfves {676, u?urbe Philippe Millot feiner Stelle
als Hitterftubenportier entljoben unb bie (ßefellfdjaft aus
bayrifcfjen Dienften entlaffen^^^
von Karl Crdutmartn. 225
Die 2tbreife oersSgertc ftc^ aber bis 5um Sommer ^677.
(Es qab 2tnftän6e toegen 2tüS5a^Iung öes beöungenen Heifegelöes,
VLxxb Millot ipanöte ftdj öes^alb in einem örin^enöen Sdjreiben
an 6en Kurfürften:
Durdjletdjtigifter £^urfürft;
(ßeneöigifter ^err.
Die (Eüferifte Hott? Crinst mid? (Eür djurfrl. DrL
I)iemit 5ue be^ölligen, Unnb öerofelben UnMerttjänigift
Porsubringen, XDxe 6af idj bif dato örey ZHonatl? lanng
mein (ß(nä)6i(gi)ft Perfprodjene götjrung 5U raif en nit
^abe erljalten Uno ic^ Ünöerbeffen mit Ileün Perfo^nen
in Sdjiüdren Uncöften al^ier 5U 56tjren gesmungen Unb
gelt öarsue $u entlegnen genötiget n?or6en.
(Eür djurfrL Drl. öemnadj Un6ertljänigift unö ganncs
fle^entlid? bittenöt, öiefelben gerue^en mir 6ie obgeföcste
Ijerauf Haigsoljrung Perfproc^enermaf en aberma^Ien mit«
fambt öiefen Derflüef enben Quartal geneöigift ansufdjaffen.
Soldje ^oc^e ©nab ipill idj 6ie §eit meines lebens mit
fambt öen meinigen in 6er gannc$en IPelt r^üemen Unb
mit meinen ftdtten gebett por 6ero c^urfrl. ^auf 5U per»
fdjulöen nit Unöerlaffen.
(Eür d^urfrl. Drl. Unöert^anigifter
Philipp Millot, (Eomoeöiant*
Dem itnfudjen Millots n?ur6e laut Defret 00m 5. ^nnx \677
^olge geleiftet:
,;Demnadj mit Philippen Milot (Comeöianten pon
£ot ^ringen por^in bei feiner herauf (raif) für 8 Per«
fo^nen unber anöern geöingt n?or6en, öaf n?an Sie
fonfftig pon I^ier n?iber ab unb nadjer ^auf raifen
tperben, i^nen fambtlidjen ain^unöert Piftoüen Haif fof ten
besalt werben foUen, pon benen fidj bereits brey Per«
fo^nen pon ^ir miber ^inn?egcflj begeben unb i^r gebür
baran empfangen Unb nun bermalen gebadeter Milot
felb pierter pc^ aud? n?iber nadjer ^auf 5U begeben
por^abens, Tili beueldjen 3re £^rfrL Drl. beto Sfof^
camerrijat unb4of5aljIm(aifter)3o^ann ^ran5(Camer«-
lo^r ^iemit gbtft., iljme Milot für fol^e ^ Perfo^nen
3r gebürnus alf ben falben C^eil, nemblidj fünffsig
PiftoUen, fo in Heidjs ZTlüncs 275 fl. austberffen gegen
einen Quitfdjein aufuolgen 5"I<iffß"; be^zn t^uen biefelbe
pdj gbift* perfeljen unb feinbt 3^me anbei mit ©naben
geujogen."
Damit wax bie Jtngelegen^eit feineswegs erlebigt. Millot
3af)rbn(^ fAr manc^ner ^efcff. II. ^5
226 Jransöflfc^e Sc^aufpieler am bayrtfc^en fjofe
muf te bie ausbe$a^Ite Summe sur tEtl9un9 feiner Sdjnlben per«
tDenöett; unö als 5ief^ Sc^ulben setilgt loaren, machte er 6te
letöige Beobachtung, 6af nun abermals öie ZTltttel 5ur ßeim*
reife fehlten. Blieb öemnad) nid^ts flbrig; als tpieöer 6ie (ßnaöe
^eröinanö ZTlarias ansurufen:
Durc^Ieidjtigifter (C^urfflrft,
(ßneöigifter ^err.
(Eur c^urfrL DrI. tC^ue ^iemit Unöert^enigiften Dand^
fagen »egen (ßöift angefc^affter Haig Unf^often. IDeillen
idj aber albereitlj sn^ey ganncser Htonnatlj 6arauf Ifab
ipart^en mflefen lln6 mit Heun Perfo^nen bif dato
folcf^e Sdju^äre Und^often gemacht, 6ag ic^ 6as ange«
fdjaffte Haisgelt beraitlj fc^n PersS^rt Unb mir alfo
5U meiner Porfte^enbten Haif nichts in^änbten bßbe
Unb fonften andere guete gelegen^eiten mit ipenigen Un»
fljoften ^aimsuraif en, fo xAi in geübten gehabt, Perfäumen
müeffen, 2tlf gelanngt an Cur c^urfrl. DrI. angeboljrner
gegen ö^en JrembMing ZniI6igf ^eit, mein Unöer^
t^anigiftes, fle^entlidjes bitten, 6ie gerufen mir eintmeöers
6if 5u entlauffenbes Quartal ober aber fonften öero an*
geboljrener 2TliIbtgf^eit nac^, anöer ZlTitl 5U meiner
beuorfte^enöten Haif (bie ic^ fonften o^ne miti nit Doli*
bringen f^an) gbift. ansufc^affen Solche ^oc^e (ßnabt
n?irbt xdi in 6er ganncsen melt alleseit H^üemen Unöt
mit meinen ftetten gebett für bero djurfrl. ^auf bie geit
meines lebens 5U uerfdjulben nit Unberlaffen Vinb barbey
5U djurfrL ^ulben unbt (ßnaben folcfter gejlalt beuelc^e
(Euer c^urfrl. DrI. Unbert^änig unb geljorfambifter
Phillip Millot £omoebiant.
Darauf erging am \^. ^\xnx \677 ein Befdjeib: „3^^ ^^*
D. ^aben bem fuppl(ican)ten sur abfertigung noc^ ein quartal
mit 2tin^unbert gulben pern?illiget, fo i^me förberli(^ ausuolgen
gelaffen, bamit er nit aufgehalten n?erbe". Damit enben bie
Hadjric^ten über bie erfte ftänbige ©efellfc^aft fransöfifc^er Sc^au«
fpieler am bayrifcljen ^ofe. IDas in ber ^olge aus i^ren ZTtit*
*gliebern geujorben, ift mir unbefannt*
Sec^s 3^^^^^ ^^"9 ^^*^^ Millot in Htünc^en gen?eilt unb
burdf fein fünftlerifdjes IDirfen bie beutfc^en KomSbianten
pollftänbig in ben ßintergrunb gebrangt ^'^ ^ür Jtbelaibe
unb bie geiftig fdjaffenben unb litterarifc^ geniefenben Kreife,
ipelc^e ftdj um bie feinfinnige Kurfürftin f Charten, n?ar bas in
jenen Cagen 5U flaffifc^er PoIIenbung gereifte Drama ^ranf*
reidfs allerbings ein £ebenselement gen?efen — nidjt fo für
Don Karl (Erautmonn. 227
^erbtnanö TXlatia. ^ür pdf perfönlidj rxrxb ffir feine Um»
gebun^ erachtete er bas tpeitere Perbleiben 6er Cruppe als
jioecflos, unö fo tarn es, 6af auf 6er Bfll?ne, loo oor fursem
noc^ Moli^res fo feine un6 lebenswahre Komif unö Racines
meloMfc^e Derfe ge^errfdjt, alsbalö ZTItc^ael DanieltEreu in
feine Hedjte trat: Jtuf Tartuffe unö Andromaque folgte
6er ^Durdjleudjtige Ko^Ibrenner" un6 6ie „beftdn6ti9e
C^riftabella". <Db bas einen ^ortfc^ritt be6eutete, mag 6er
Cefer felbft entfdjei6en.
2tuf 6as tt^eaterleben 6er Sta6t fdjeint Millots
un6 feiner ©efellfc^aft 2tnipefenl?eit otjne (Einfluf gebliebeti 5U
fein; es ift niemals oon fransSfif^c^en Porftellungen oor einem
ftä6tifc^en Publifum 6ie He6e. Ubertjaupt läft pdf oon 6en
Büljnengenüffen , n?elc^e 6en ZTlünc^enern n?atfren6 6er Hegierung
^er6inan6 ZJTarias geboten ipur6en; nic^t fon6erIidj oiel
berichten. Das ftabile (Element 6erfelben biI6en 6ie Sc^aufpiele
6er 3^fwiten*'S 5U i^nen gefellen fidj, pon \65S ab auf
eigener Bü^ne, 6ie lateinif^en Kom66ien 6er 3nfaffen 6es
©regori^aufes*'*, 6es furfürftlidjen Seminars für arme
Stu6ieren6e un6 an6erer Schulen* '^ un6 n?eiters 6ie Paffions»
trag56ien 6er Sta6tmufif anten*^* un6 6ie DOei^nadfts»
fpiele*'*, 6ie meift in IDirtstfäufern $ur Darftellung gelangten
un6 6en fdjaufpielerifc^en 23e6ürfniffen polfstümlic^er Hatur
genüge leifteten* Don befagten Paffionstragö6ien un6 H)ei^»
nac^tsfpielen foU im näc^ften San6e 6es 2<^livbix(ii^s eingetfen6
6ie He6e fein. Heben 6iefen regelmdfig n?ie6erfe^ren6en Ztuf»
fü^rungen fommt nur noc^ 6ie tEreufc^e €ntreprife in be«-
trac^t. IDie fdjon ertpä^nt*'*; ^atte 6er furfürftlidje ßof»
fom56iant ZTlic^ael Daniel (Creu im grofen Saale 6es 2tat»
Kaufes eine Bü^ne aufgefc^Iagen un6 peranftaltete 6ort für 6ie
Bürger 6er Sta6t Dorfteüungen in 6eutfdjer Spradje, lei6er mit
feinem fon6erIidjen (Erfolge. Anno ^670 fpielt er 6reiun66rei0ig»
mal, \675 neunun66rei|igmal, \67^ aber mugte er feine 2Iuf»
fütjrungen einftellen, „ipeiln es 6armit fdjledjt ^ergangen un6
ipenig leit^ 6ar5ue fljommen". (Erft nac^ me^rjätjriger Paufe
na^m (Creu 6as Unternetfmen iDie6er auf un6 gab gegen (En6e
6es 3a^res \677 elf DorfteUungen*'^ um 6ann abermals bis \6^6
5U oerftummen*'®.
Xiadi 6em tCo6e ^er6inan6 ZITarias {26. TXlax \679)
^atte für 6en minberjä^rigen Kurprinsen 2Tlay (Emanuel,
^ersog ZITafimilian pijilipp^'® 6ie §ügel 6er Hegentfdjaft
ergriffen, 6er (ßema^I Mauritia Febronias de la Tour
d'Auvergne^®^ ein gelehrter, 6er Citteratur freun6lidj
^5*
228 Jran3oftfc^e Sc^aufpteler am bayrifc^en fjofe
geftnnter Qerr, unö loenn audj feine fransöfifc^en Sdjau^
fpieler mel?r in baYrifd?en Bienften ftanöen, fo ma^ tro^bcm
mandjes StfidP in öiefer Sprache bei ^ofe sur 3)arfteUung gelangt
fein, benn an 2TIayimtIian Philipps unö feiner geiftreic^en
(ßematjlin Harne fnüpft ftc^ 6te. ältefte Kunöe oon einem (ße=^
fellfdjaftst^eater, meldjes ftdj 5ur 2tufgabe madfte/ 6en
I>oIjen ^errfc^af ten fransöfifc^e Stüdz porsufüljren. Uls es
fic^ ndmiid) im Karneoal \669 öarum I>an6elte, 5U (E^ren 6er
beiöen ^ürftenperfonen irgenö eine feftlid^e Deranftaltung ins
IDerf 5U fe^en, w&lflk man 6a5U Pierre Corneilles Drama
Nicom^de*®^ Die 3"f5^"iß^wng geraöe öiefes Stücfes ujuröc
oon 5en „Tldoves vnb 2tctrices Ser Crageöi" folgenbermafen
motipiert:***
„<Db iwat €. (£. Qoc^fl. Durc^I. 5as ujenigfte fo öero
Durd^leudjtigften (ßemüt^er 5U gndöigftem (Befallen ge»
raidjen möchte / per Scenas oor5uftelIen / mir ©ns al5U
fdjmadj vnb incapable befinöen / So ^aben »ir 6oc^
biefelbe 5U beseugung onferer ob^abenöer ^Sdjften SdjuI6ig»
feit vnb Segieröe / gIeidjn?oIn in ettoas onbert^änigft
5ube6ienen cns porgenommen / pnö auff 6as fleif igft
nadfftnnnen enblidj befunben / 6af öero ^oc^fürftlk^en
Cugenöen nidjts ätjnlidj : nodj annemblic^ers reprcEsentirt
n?er6en fönbte / als ein pon 6er ßo<^mfitigfeit pnnö
beftänbiger £iebe erhaltener Sig / pno öarauff folgende
tTriumptj: meldjer über alle maffen fdfön erfdjeinet in
6em Königlichen Prinzen* Nico med, n?eiln er fo ^er^
Ijafft / ein einige (Cron / fo j^m 6ie £ieb in Laodice
Perfo^n anbietet / piern anöeren porsidjen t^ut.
Sed facere laus est quod decet, non quod licet.
Seneca.
So ^at 6ie Ciebe niemals j^ren ^errlic^en Schein fo
mädftig Pon ftdf geben als in 6er (ßegenlieb feiner
Laodice/ in 6eme pe fidf nic^t fdjeu^et/ nic^t allein
jljr Königreidj / fonöern 6as izb^n felbften fflr 6ie ^rey»
Ijeit jljres geliebten Nicomedis, als in tpeldjer fein ^eyl
beftünbe / pnerfdjrocfen in 6ie ©efa^r sufe^en.
Quis enim modus adsit Amori? Virgilius.
5lfo 6af man billidf fagen fann / 6a| 6ie £iebe pnnö
6er Huljm niemalen beffer pn6 mit größerer I^errlic^feit
pereinigt geu^efen feye als 6a5umaln. Die grofe Der*
U)un6erung fo über 6ife sn^ey perliebte Perfotjnen ge»
faf t fan n)er6en / ift nidjts an6ers / als ein falfc^er
lüoljn gegen 6erjenigen / tpar$u 6ie pngleidj^eit €. €•
von Karl (Erauttnonn. 229
ßoc^fflrftltd^en DurdjI. Durc^l. ra^rer (Cugcnöen 6te Qani^e
Welt besiDtngen t^ut / vnb obipoln 6er ^tmmel bif bato
fo ^olje tCugenben mit 6em gebü^renbcn Prey^ einer
(Cron*** itic^t begnaöet / ift allein 5ie Prfadj / öaf er
foldjen tCugenöglan^ / welcher alle Cronen auff Sifer
IDelt loeit übertrifft / mit einem fo geringen Recompens
einer £ron nic^t peröuncflen wollen : ^^malen audj glor*
iDÜröiger 6er ganzen IPelt Be^errfdjung 5U meritirn als
nur ein Ztnt^etl 6apon subeft^en.
Ipsa quidem virtus pretium tibi. Claudianus.
©leic^ ipie nun 6effen XDar^eit nidjts an6ers / als ein
u?i6erfIingeTi6er Schall einer allgemeinen Pbereinftimmung /
alfo ift 6asjenige / fo tpir 6erfelben beyfe^en / allein 5U
Seseugung onfers eyfferigen Derlangens / einem fo grof »
müt^igen ^ürften pn6 Durdjleudjtigiften Princeffin,
aUer^an6 l^oc^ffirftlid^e 5^"f^i6en^eiten beysubringen / 5U
6em (£n6e / n?ie audj 5U aü an6ern ^odjfürftlidjen ^uI6
pn6 ©na6en pns allsumal pn6ertljanig : treu): ge^orfambift
empfe^lent"*
Die Sc^aufpieler gehörten 6er Ztriftofratie an un6 6em
Kreife 6er ^ofbeamten^®*; 6ie Hauptrollen 6er Laodice un6 6es
Nicom^de njur6en pon Mademoiselle de Beauval un6
pon Monsieur Noblet 5ur Darftellung gebradjt. gn?ifd)en
6en einseinen 2tften 6es Corneillefc^en Stücfes I?atte man
„Intermedes" eingefdjoben , Balleteinlagen*®*, n^elc^e auf 6er
^an6Iung 6es Dramas ftdj aufbauten un6 pon ZTlufif un6
friegerifc^em Sc^augeprdnge begleitet n^aren. Das beim ^of*
budj6rucfer 30^^"" 3*dPIin*®* ge6rucfte Ssenarium^®'« ift in
6eutfdfer un6 in fransSfifdjer Spradje abgefaft, ujoljl ein
Berpeis 6affir, 6af nic^t alle gufdjauer*®* 6es frem6en 36iomes
6erart mädjtig waren, um einer 6ramatifcljen 2tuffüljrung folgen
$u fSnnen.
2tm \\. 3wR ^680 war Htayimilian (EmanueP'^^
grof jährig erfidrt wor6en» Der fransoftfdj ersogene*^® Kurfürft,
lebensluftig, prunflieben6 un6 feftesfreu6ig, Pon frfiljefter 3iiS^"6
an bei welfc^en Sc^wänfen^^* un6 bei Balletten ^^^ mit wirf en6,
folgte gans 6emDorbil6e feiner ITIutter 2t6elai6e; un6 fo ^ob
6enn baI6 wie6er ein reges fc^aufpielerifdjes Ceben an in 6er
^ofburg.
gu 6er italienifdjen*®* un6 fransofifcften^^* ©per un6
5U 6em 6eutfdjen ^oft^eater, 6effen ftärffte ^^an^^tndjnaijxm gera6e
in 6ie erften Hegierungsja^re 6es jungen dürften fällt* ^^ ttakn
italienifc^e Komö6ianten*^^, un6 audj 6as fransofifdje
230 ifran3SPfc^e Sc^aufpteler am bayrtfc^^en fjofe
Drama wnvbt sepflegt, tDcnn ntc^t oon Beruf sfc^aufptelern,
fo boif von Kapalteren auf einer £ieb^aberbü^ne. 23e«
fonbere guneiftung fc^etnt Htay (gmanuels Bruber, 3^Uf^
Kieme ns^ biefcm Pergnflgen gefc^enft 5U ^aben, 6er nad^malige
Kurfürft oonKoIn**', n?elc^er, wu befannt, mufifalifd? ntc^t
unbegabt n?ar, fpäter fransöfifc^e Komoöten fdjrteb*®® un6
öeffen Hame audj fonft nodj im ^u^ammenlfarxi^ mit fc^au^
fpielerifdjen (Jeftlidjfeiten (Ermahnung pnöet*^®.
2tm 7. ^ebruar \686 wnvbe von 6em pierse^njd^rigen*®®
Prinsen „fambt bemn ^ier$u gesogenen Qof=*Damefen vnb
Caoalliern", 5U (E^ren 6es Kurfürften 7X1 a je (Emanuel un6
feiner neuvermählten ©attin, 6er Kaifertodjter ZRaria^tntonia,
Racines Andromaque^®^ „3n (Jran^öjtfdjer Sprach" vot^^
geftellt, „Der getreten tCrojanerin Andromachae ZPiöer
6ef Pyrrhi onbefuegt: angemaßte Ciebs^^Iammen /
pert^aöigte Unfdjulö", n?ie bas öeutfdj gefdjriebene
Ssenarium'®* erläuternb ausführt, unö als Weiteres Xtac^fpiel
eine „Farce", öeren Sdjaupla4„in „€in IDälölein aufer Parif
mit Käufern" perlegt n?ir6. Über 6ie n^eiteren Sdjicffale öiefes
fransSfifc^en Eieb^abert^eaters fetjlen uns beftimmte
Hac^ri^ten ; in 6en Belegen 5U 6en ^ofsa^Iamtsredjnungen *^^
ift ivoax in öen 3^^^^" ^685 bis ^688 pon „gehaltenen
fran5öfifdjen Comoebien" 6ie Hebe, einmal fogar, am
\i5t.^ebruar \688, pon ber „Heuaufgeric^tenfrs. Comoebia",
aber bas ift au4 alles.
3nt großen unb gan$en tragen bie fremblänbifc^en
(C^eaterelemente bes ZTIünc^ener ^ofes ipä^renb ber Hegierungs»
ja^re bes Kurfürften por (70\ entfdfieben italienifd^es ©e»
präge; bas fran$öfifc^e Drama finbet eine offisielle Vertretung
bur^ Berufsfc^aufpieler nidjt, felbft 5U ber g^it nic^t, als ber
nachmalige ZHarfcIjall Villars, meldjen 7Jla]c (Emanuel in
IDien I?atte fennen lernen'®*, unb ber i^m im 2tuf trage £ub*
tt)igs bes Pierse^nten nadj Bayerns ^auptftabt folgte, bas
2TTünc^ener ^eftestreiben gans in fransofifdjem (ßeifte leitete
unb über aU bie „bals, concerts, festiiis, jeux, parties de
chasse, spectacles'*, beren Seele er war, ben „vernis de la
galanterie frangoise" perbreitete. Unb an itnfnüpfungs*
punften mit ber Parifer Sdjaufpielern?elt ^ätte es gerabe bamals
nidjt gefehlt; mar bodj Htaria 2tnna C^riftine'®*, bes Kur«
fürften Sdjujefter, bie am 7. ZHärs \6S0 bts C^ronerben pon
^ranfreidf (Bemaljlin geujorben, nominell ujenigftens mit ber
Oberleitung ber Parifer ^ofbüI?nen**^® betraut, 3^
ijabt audj nadf biefer Sichtung ^in meine ^orfc^ungen ausge»
von Karl drautmann. 23 \
öe^nt'®^, aber nic^t finben fSnnen, 6af 2JTa| (Emanuel in
irgenö einer IDeife 6ie Permittlung fetner t^eaterf unöigen Sdjmefter
in 2Infpruc^ genommen«
(Erft in B ruf fei, wo er feit 6em 26. ZTlai \692 für öen
finöerlofen KSnis oon Spanien Me Hegieruns fütjrte, ^aben 6es
Kurfärften C^eaterneigungen eine UmmanMung erfahren, ober,
um uns öeutlic^er aussubrüden, erft 6ort tft er gans 5um eifrigen
^reunöe f ransöfifc^er Bfl^nenfunft geujoröen. IHay
€ manu eis (Einfluf auf 6ie (Entmicfelung 6es Cljeatermefens
6er Zlieöerlanöe ift beöeutenb^®*, ja man fann bel>aupten, 6af
6as 2Iuf leben 6er Brüffeler Büljne als eines ICunftinftitutes
porne^mlidf feiner 2tnregung sugefdjrieben iper6en muf , un6 6er
befannte £uftfpieI6i^ter Dancourt^^®, n?el<^er 6es Kurfürften
fon6erIic^e proteftion'^® fic^ errungen, ^atte fo llnre<^t nidjt,
menn er ZHay (Emanuels ^reu6e an 6ramatifdjen Darftel»
lungen un6 feine Bemühungen, 6iefelben $u för6ern, in 6en nac^«
foIgen6en, aller6ings meniger guten als gutgemeinten Z)erfen>^^
$um 2tus6rucle brachte:
Ses innocens plaisirs, ont pour toi des appas;
Et Ton t'a vü cent fois au sortir des combats,
Tempresser ä les prendre, et tranqnille, sottrire
Des traits ing^nieux d'une heureuse satire.
Tes peuples, du spectacle ainsi que Toi charmös,
Par ton exemple instruits, par ton goöt aniin^s,
De tout ce qui te platt sagement idoldtres,
Ont ^lev^ chez eux de süperbes theätres.
Tel on vit autrefois cet illustre Romain,
Qui le premier porta le surnom d'Africain,
De Terence naissant appronvant les Ouvrages,
Pour lui, de Rome enti^re entratner les sufTrages.
Plus fameux, plus h^ros que ne fut Scipion,
Grand Prince, honore moi de ta protection,
Tu me feras par eile, un sort digne d'envie.
£s n>är6e uns 5u meit führen, sollten mir pon jenen Cagen
un6 6eren (Jeftesglans berichten, oom Qofe in Brfiffel, wo es
nac^ 6er £eute ZTleinung $uging, u>ie „im emigen Ceben", un6 von
6en 6ortigen C^eateroer^ältnijfen. Dies auf (8run6 bayrifcljer
2trc^ioaIien mannigfaltiger aussugeftalten un6 5u begrün6en, als
^aber in feiner Histoire du theätre frangais en Bel-
giqueget^an, foll 2tuf gäbe neuer Stu6ien fein; ^ier muffen u?ir
uns 6arauf befd^rdnfen, 6ie (ßefc^icfe 6er fransSftfc^en Komö^
6ianten auf 6em 23o6en unfers ^eimifc^en 2tltmundjens 5u per«
folgen*
^ür 6en Htflnc^ener ^of tritt 6ie Derdn6erung in 2JTay
Emanuels C^eaterneigungen alsbal6 nad^ feiner Hücffe^r
232 ifransöftfc^e Sc^aufpteler am bayrifc^en Qofe
Don Brflffel im 3a^re ^70\ su tCa^c, 6a eine fransöfifc^e
Sc^aufpielgefellfc^aft'^* öem Kurffirften auf 6em ^ufe
folgte. Die erften Sluffc^Iflffe bavübtt gtebt uns ein Defret t>om
28. ©«ober \70\:
„"^v^ c^urfrL DrI. in Baym ic. onfer gbifter ^err ^aben
mit 6em Chateauneuf fransSfifc^en Comoeöianten 5U
ßanouer auf 6 ZTlonat^ lang al^ie öerlei f ranjSfifc^e
(Lomoeöien 5U fpi^Ien, öaljin göift. tractieren laffen,
bas 3^"^" öarfür Tldit taufent fünfhundert vnb Zleunsig
fransSftfdje Ciuers gegeben: vnb für 6en Haif pncoften
5n?ölf ^un6ert Patagon 06er fpectes tC^aler besaljlet, felbige
aud; fämbt 6er Qelffte pon befagten 8590 Ciuers gleich
nadjer 2tntu)erppen gelifert meröen foUen.
Sie befeldjen foldjemnad^ öero ^offammer^H^t onö
^of sa^Imaifter ©eorgenDnertl ^iemit gMft ; obberrierten
falben t^ail ber bedingten befolbung 06er Summa, fambt
öenen \200 Patagon Haiffpefa 6er gan$en tTrouppen,
meiere fidj de facto 5U 2tntu?erppen aufhaltet, in
specie 06er Principaliter aber 6em Prefleuri pnö du
C o r m i e r alsbalö 5upbermac^en oöer an$ufc^affen* Deffen
Sie fic^ göft. perfedjen pnb feinö 3^^^ anbei mit <ßn.
gen)ogen".
Der (Empfang 6er befagten Summe n?ur6e unterm 25. Xlo*
pember \70\ in Brüffel pon 6en Komödianten Prefleury,
Ducormier, Prevost, De la Garde, un5 D'Artenai
befdjeinigt. (Ein weiteres furfürfllidjes Schreiben pom \3* 3^"W<J^
\702 orSnet 6te 2tu55a^Iung 6es Heftes mit öem Beöeuten an,
6af „Me geit fotl^an auf geu?orffnen SoIös nunmehr perfloffen
unS 6ie£omoe6ianten im Spilen mürcf^Iic^ begriffen".
ferner erfahren von aus biefem Sdjriftftficfe, 5af ber Kurfürft
5ur DerpoUftänöigung 6er (ßef eüf djaf t „5U?ei muficalifc^e
£omoe6ianten'" aus 3t^^i^ berueffen laffen, öenen eben»
falf für 5ie Haifcoften smei ^unbert, ban por Sec^s UTonat^
5ur befolöung Dier Ijunbert Patacon beftimmet u?or5en".
Die ©efellfdfaft muf fidj öen Beifall 6es Kurfürften in
poUem Zriafe erujorben ^aben; ein Signat pom 20. 2^m \702
ordnete 6aljer öen U)eiteren Perbletb 6er Sdjaufpieler in bayrifd^en
Dienften un6 öie befinitipe Hegelung 6er ©e^altsfrage an:
„Demnadj ^xz [(EIjurfrL Drl. in Bayrn ic, pnfer g6ifter.
^err 6enen im peru?ici^enen IDüntter Ijie^Äo IPommenen
fran$öftfdjen Comoe6ianten ins gefambt für iljre bemüe^*
ung Quartaliter ^^^^itöufent, 2td)t ^un6ert (ßuI6en; 6an
por 6eren ^ierjue ge0rauc^ente ®agiftes abfonöerlic^ 2?ier
von Karl (Erautinann. 233
^un6ert 6ret vnb Sedjstg (Bulben, 50 fr, ^rx^amen aber
miteinanber örey tEaufent, ^wzy ^unöert örey vnb Sec^sig
©ulöen öerma^len unö bis auf »eitere refolution göift
bewilliget. 2tIfo ^at bie (C^urfrL ^of»(Cammer suDerfüegen,
bas 3^^^^" foldje Quartalsbelo^nung 6er 3263 fl. 30 fr.
bei öem ^ofsa^Iambt alfogleic^ nadj perfiieffung ieben
Quartals alle geit pnb o^ne 2tnftan6 auf gefolgt duö hier-
mit 6er 2tnfang Dom €rften Znarty 6if. 3^^^
(n?eilen ftd) 6ie porige in 6em Beeret angesogene Sedfs
[monat] 5U en6 6es ZlTonats (Jebruarij en6en) gemad^t
n?er6e> Sie perfedjen fidf 6effen g6ift. pn6 fein6t 6erfelben
anbei mit (ßn. getpogen."
Die Cruppe fe^te jidj aus fteben Scfyiufpielern un6 eben fo
pielen 2tctricen sufammen. (Es maren 6ies, 6er Beilage eines
Defretes sufolge, 6ie ^erren de Prevot'^*, (Richandeau) Du
Cormier, de la Garde'^*, Prefleury, D'Artenay,
Prevot fils, 6ie Damen la Garde m^re, la Garde fille,
la Vieille, Prevot, Du Cormier, Prefleury; 6a5U famen
noc^ 6as aus 3*^1^«" berufene &)€paat Dalois un6 fieben
,;<ß a g i ft e s" ^ ^ ^, 6as ^eif t nie6eres DienftperfonaL ^ebes ovbcnt»
lic^e Znitglie6 erhielt eine 3<i^J^ß5befol6ung pon adjt^un6ert <ßuI6en,
6en famtlidjen ©agiftes tt)ur6e i^re Znü^ewaltung mit quartaliter
^63 p. 30 fr* pergütet.
Die ^ier erujäljnten Perfonli^feiten gehörten 6en „Come-
diens du duc d'H anno vre" an, n?eldje im 3^^^^ \^^0 ^^
BrüffeP^' mit grofem Seif alle aufgetreten maren un6 je6en»
falls bei einem fpäteren (ßaftfpiele^^® 6es Kurfürften Pon Bayern
2tufmerffamfeit erregt Ratten.
Das fransöftfdfe ^oft^eater $u Qannopcr*^^ fonnte 6a»
mals auf eine eljrenpolle fdjaufpielerifc^e Dergangen^eit surficf»
blicfen. Um einige 2<^livt früher begrfln6et als 6ie ftammper«
n?an6te 2n unebene r Bütjne unter Htillots Ceitung, fin6et 6as
nor6ifc^e Kunftinftitut bereits {66^ in Chappuzeaus Heife»
befdjreibung „L'Europe Vivante"*^® rfil?men6e2tnerfennung:
„L'Eueque d'Osnabruc, et les Ducs de Cell et d'Hannouer
entretiennent depuis plusieurs ann^es une excellente Troupe
de Comediens frangois riches en habits et qui executent ad-
mirablement leurs roles ; et lorsque leurs trois bandes de vio-
lons se trouvent ensemble, on les peut nommer la bände des
vingt quatre, la plus part frangois et des meilleurs maitres de
cette profession. Comme on se lasse des plus doux diver-
tissements , et que dans le sentiment d*un Poete ancien qui en
cherchoit de tous costez: Les plaisirs moderez sont les plus
23^ iransSpfd^e S^/aufpieler am bayrifd^en Qofc
agreables cette troupe suit quatre mois TEueque , quatre mois
le Duc de Cell, et quatre mois le Duc de Hannouer. Mais
comme je Tay dit, ces princes se rencontrent quelquefois en-
semble pour les affaires communes ou pöur se mieux diuertir ;
et il y a trois ans qu'ils passerent Thyuer äLunebourg l'une
des grandes villes d'AUemagne au Duc de Cell, oü le bal, le
ballet, la Comedie, les courses de bague, les festins et toutes
les galanteries imaginables faisoient le diuertissement ordinaire
de ces belles Cours/*
Chappuzeau urteilt als ^(ugenseu^e, unö was nodti me^r
fagen wiÜ, als Dichter, 6er oon ötefen KomSöianten gefpielt
iporöen; gemeint ift öamtt 6as Cuftfpiel „Les.Eaux de Pyr-
mont''**^ tDeldjes er in Mer5e^n tEagen gefdjrieben, unö über
öeffen Stuffü^rung oor perfammeltem ^ofe, er in 5er „Europe
Vivante** eine einge^enöe Sdjilberung tjinterlaffen •**. Hidjt minöer
lobenö flingt, was 5er oielgefdjäftige 2Jutor einige 3^^^^ fpdter
(\67^) in feinem „Theätre Frangois** über 6ie „Troupe
des Ducs de Brunsvic & Lunebourg' fdjreibt'**:
„Les Ducs de Brunsvic & Lunebourg de la branche de
Cell entretiennent aussi vne Troupe, que le grand nombre &
le merite des personnes qui la composent rendent tres acom-
pHe, & en estat de pouuoir paretre auec gloire en quelque
lieu que ce fust. Elle execute parfaitement bien toutes les pie-
ces les plus difficiles, soit dans le Serieux, soit dans le Comique,
& eile a aussi ä faire ä des esprits eclairez & delicats, dont
les Maisons de ces Princes sont remplies."
Tlndi perfdumt er nidjt; uns mit 6en „Actevrs et Actrices"
6er ©efeüfdfaft oertraut 5U machen, mit 6en „Sievrs Benard;
de Boncourt; de Bruneval; le Coq; de Lauoys; de
N anteuil", mit itjren Partnerinnen 6en „demoiselles Benard;
de Boncourt; leCoq; de Lauoys; de la Meterie" unö
mit 6em „comedien autheur de la meme troupe: NantheuiP"
Don öeffen Stücfen er „La prise de Brunswic et quelques
autres pi^ces" anfflijrt'**.
Diefes fransöftfdje ^oft^eater erfreute pc^ eines meitperbreiteten
Hufes, 5u beffen JTleljrung satjlreic^e, meift auf IDunfdj frember
^ürftlidjCeiten unternommene ©aftfpielreifen nic^t n?enig mögen
beigetragen ^aben. 2tls bie Königin C^riftine ponSc§ipe6en
im ^ebruar \668 5U Hamburg n?eilte, peranlafte fie 6ie
„Troupe Frängaise de Comediens qu'avoit M. le Duc
de Zell" por i^r aufsutreten, ipobei 6er 6urdj feine UTemoiren
befannt geu)or6ene Gourville 6ie DermittlerroUe übernahm ^**;
6as 3a^r \6Q0 bringen 6ie Sc^aufpieler , ipie bereits befannt,
von Karl (Erautmann. 235
•
5ur großen gufrieöen^cit 5es (ßoupcrneurs un6 öcs 2t6els in
Brfiffel 5U, unö faft fd^etnt es, als ob Me pom Bifdjof pon
Strafburg anempfoljlene (ßefellfd)af t , mit ipeldjer Kurfürft
Karl Cuöipig oon 6er Pfal$^^* im gleidjen 3^^^^ unter«
^anöelte, unö Me Pon ^annoper nac^ 1(6 In gegangen ipar,
ebenfalls 5U liefen Kreifen Besie^ungen ^atte. Anno ^692 (fielt
6er ^annoperfc^e S^aufpieler Passera(t) por £u6tt)ig 6em
Dierse^nten $u ^ontainebleau*^' un6 ipäljrenö 6es Kar»
nepals {6^6 enSlic^ giebt 6ie 3Iruppe am fädfftf^en ^ofe 5U
Dresden'*® ein (Baftfpiel Pon piersetjn Porftellungen, für wddfzs,
einfdjlief lidj 6er Heifefoften, 6ie be6euten6e Summe pon 6583
tC^alern besal^It tpur6e.
2tuf er6em fei noc^ eripätjnt, 6af mehrere fransSpfc^e Sc^au»
fpiele Pon Chappuzeau, Narlteuil•^^ Passerat '^^ a* a»
auf 6iefer Büljne suerft 6en IDeg in 6ie (Dffentlic^feit fan6en.
£ei6er muffen tpir uns mit 6iefen fpärlic^en ttotisen begnügen,
6a 6ie (ßefc^ic^te 6es dlteften fransöfifdjen ^oft^eaters
in Deutfc^Ian6 eine einge^en6e ard^ipalifdje 23e^an6Iung
bis je^t nod; nid^t gefun6en ^at, fo 6an{ensu>ert aud; 6iefes
Beginnen ipäre.
3^3^^^^ \680^ob ^er5og(Ernft2tuguft pon^annoper
6ie bisherige (Einridjtung auf, na^ u^el^er nur eine (ßefeUfd)aft
für 6ie bei6en Hefi6en5en ^annoper un6 Celle beftan6, un6
erteilte 6em ©ber^ofmarfdjalle ©rafen piaten 6en Befehl,
eine neue tEruppe 5U biI6en^*^ (ßraf piaten betraute 6en Sc^au^*
fpieler Chateauneuf mit 6iefer 2tufgabe, 6eren (Ergebnis wat,
6af nodj in 6em ermähnten 3<^Ijre 6ie ^erren Chateauneuf
(Könige), Passeval (erfte Hollen), Le Coq (6esgL), Du-
cornier (fomifdje Hollen), Marcel (6esgL), Beauveuil,
Longe val (5tpeite Hollen), un6 6ie Damen Chateauneuf
(fomifdje Hollen), Passeval, Le Cocq (erfte Hollen), Du-
cornier, Subuisson (5U?eite HoUen) 6em neuen ßoftljeater
als Znitglie6er beitraten. £in 3^^^ ivSd^v tt)ur6e 6ie (ßefellfdjaft
pergrö0ert un6 umgebil6et, un6 6a 6er PerfonaIftan6 n a dj 6iefer
Heformation nidjt 5U ermitteln roar*^*), muffen n?ir 6ie ^rage
porerft unentfdjie6en laffen, ob \70\ 6ie ganse 6amalige
^annoperfc^e Qoftruppe 06er nur ein Ceil 6erfelben in
bayrif^e J)ienfte aufgenommen vouxbt.
XDas 6ie bei6en aus 3talien berufenen „JTtufxcalifdje Comoe*
6ianten'' betrifft, 6en Valois un6 feine (ßattin, fo mödjte idj
am e^eften annetjmen, 6af fie mit 6em Künftlerpaare i6entifdj
n?aren, melc^es nodj im 3<J^^^ 1698 6er (ßefeüf^aft 6es ^ersogs
pon Sapoyen suge^örte'^^
236 f ran3öpfc^e Sc^anfpieler am bayrtfc^en Qofe
3mmer frieserifc^er wavtn unteröeffen 6te S^Un gemorbcn,
bas fc^aurigc Unheil einlcitenö, toelc^es mit 6cm fp an tfdjen
(Erbfolsefriegc übetBayevn un6 insbefonöcrc überZnündjcn
^ercinbrc^en foUte. 2tm 8. September \702 ^atte 6te Über»
rumpelung 6er Hetc^sftabt Ulm*'*) bie ^etnöfeügfetten eröffnet,
un5 tDenn nun 6ie IComoöianten oftmals 5U langer Untl^atigfeit
oerurtetit ujuröen, perlor 7X1 a je (Emanuel tro^öem feine ^of*
bfl^ne nidjt aus 6en itugen. 2Tlitten in öen IDirren 6es Krieges,
im ^unx ^703, ipenige Cage bepor er ausjog 5U feinem unglücf»
lidjen (Einfall nac^ Cyrol, orbnete er an, „6af in öero Hepöen$
auf 5em St. (Beörge^Saal**'* öurc^ öen KammerMener un6
Hofmaler 3o^ann 2tnton (ßumpp**^ Me 2lrbeiten $u einem
„fran5öfifc^en Comedi Teatro" fdjieunigft in Eingriff ge»
nommen »werben foUten, alfo 5U einer Bä^ne, n^elc^e ausf erlieg«
lidj für 6ie Dorftellungen unferer ZTlimen beftimmt mar. Die
Koften ^iefür beüefen fidj auf 550 ©ulben»
Die (Dfterreidjer Orangen in Bayern ein, ein tCeil 6es £an6es
mar bereits in itjren (fänbtn. Die (ßelber blieben aus, bie Befot»
bungen fonnten nur me^r mit ZTlä^e besal^lt merben, unb ba ans-
brficflidjer Befehl porlag, ben fransöfifdjen Sdjaufpielern „por
anbernV i^renöefyalt regelmäßig aus5ufolgen, fo lief bie Qoffammer
Porftellung auf Porftellung an bzn Kurfürften abgelten, ba^ „bei
berma^ligen ^zxkn, wo bie intraben aller orten paft genslidjen
geljemet unb bie allernotmenbigifte aufgaben nitmeljr beftritten
merben fönnen, bie Comoebianten, fo 3äl?riidj ^3000 fl.
erf orbern, nebenftber parforce 3^9^*/ Y^^^ meldje bef 3^rs
mit pnber^altung ber Hog, barsue bebörfftigen Ceut^en, ber 3äger,
livre, 17015 unb Ciedjt gegen \6000 p. ergeben, abgeftellet unb
biefer uncoften eingesogen merben mödfte".
Da feine Hefolution erfolgte unb am \. Desember \70^
abermals ein Befolbungsquartal fällig mürbe, rafften pc^ bie
Beworben 5U einer legten ituferung auf, in ber fte in (Erinner»
ung bradjten, ba^ „bie Qofauf gaben Ijernedjft nitme^r beftritten
merben f gönnen, mie kidjtlidj gbift. 5U ermefen ift, mofern ber
mehrere tljail bef lanbts in ainen anbenr gemallt fljomen folte",
5ur enblidjen (Entlaffung „bemelt unnötigen bodj coftbaren leutlj"
mahnten unb auferbem bemerften, ba| in bzn Uttm nidjt 5U
finben fei, „ba^ me^r ernannten Comoebianten megen 3^^^ ^"*^
lafung eine ^albe ia^rs seit, mie fye unb 3^?^« faporiten Por*
geben, bie anbeutung unb abfertigung barauf gefdjeljen folle".
Znit bem legten Qinmeis mollte man „injinuiren", ba^ einer äugen»
blicflidjen ilbfertigung — oljne porljerge^enbe Künbigung —
redjtlic^ nichts im IDege fte^e.
von Karl Crautmann. 237
(Es gereichte 5en fransöfifdjen Koniöbianten nur 5um eigenen
Sc^aöen, 6ag i^re ;,^aporiten" 6te Jtngelegen^eit in 6ie fange
sogen.
2Jm ^3. 2tuguft \70^ ^atte 6ie blutige Hieöerlage bei ^öc^«
ftdöt Zltay € manu eis Schief fal entfdjieben. Der Kurffirft
muf te als (Jlüdjtling Bayern perlaffen, unb als audj feine ©ema^Iin
tE^erefe Kunegunöe, an n?eldje er 6ie Hegierung übertragen
^atte, im ^ebruar \705plö^Iidj nadjDenebig ftc^ surücfsog**',
fiel nidjt nur 5as ganse Canbesgebict, fonbern felbft Sie Canbes^aupt^
ftabt in bie ^änbe ber Kaiferlidien. (Dfterreidjifdje Sefjorben
traten an Stelle ber bayrifd^en, eine S^xt maflofer Bebrucf»
ung unb 2Iusfaugung begann. Dag je^t, »weniger nod; als früher,
ein günftiger geitpunft für Hegelung oon ©e^altsrücfftänben n?ar,
follten bie ^ransofen alsbalb erfahren.
äberaü in Bayern gal^rte es, unb auc^ bie Htfinc^ener
Bepölferung ^atte beim Cinsuge ber Kaiferli^en in allerlei Pro»
pofationen unb Cfieffen i^rer gereisten Stimmung £uft gemacht.
Dies fc^ilbert uns in braftifc^er IDetfe bie nodi erijaltene „Deftg-
nation" eines „£alumnian ten", Hamens S^erer, tpeldje
Destouc^es in feinem XDerfe ;,2Itündjener Bürgertreue"
ans Cidjt gesogen ^at'"®. Befagter Sdjerer ^atte eingaben
gemadjt ;;über einige berer, fo jebermanniglic^ oon ber Kaifer»
liefen unb Königlichen Zriajeftät ic, andi ^oljen ilUiirten ic. gans
Dulgär unb notorifc^ fe^r übel gerebet, ^öc^ft fc^äblidje unb
fdjimpfiidje geitungen, $ur Perfüljrung bes Pöbels, pcrbäc^tigt unb
biDuIgirt ^aben" unb melbete in feinem Beridjte mie folgt:
„Unter allen ben ärgerlidjften ber erfte wäre ein ^of»
mufifant gen?efen, fo Hie ber genannt wirb, bann ein
anberer ^ofmufifant Hamens Blum, bann ein fdjtpars
Hein altes ^oftrompeterl ic, ferner ber fogenannte tt^ ürl«
baber, ber ^lof mann, ein Kaufmann auf bem pia^e
bei ber ^auptipadje unb ber ^ersogfpitatpfleger* Diefe
Ratten beim (ginrücfen ber Kaiferlidjen in ITIündjen auf
offenem ZTlarf t in ©egenn?art un$d^liger Perfonen beiberlei
©efc^ledjts ftc^ permeffen, bie Bürgerfdjaft sur ©egen-
ipe^r ansu^e^en, ba es ja ru^mlic^er fei, baf bie ZTlündjener
bie Kaiferlidjen angreifen unb maffacriren, obfc^on ein
tC^eil babei $u (ßrunbe ge^en follte, als i^nen ftc^ ergeben.
2(uf foldjen ^ufprud; ^in ^abe bann felbigen ttages ber
IDeber Cibtel einen faiferlidjen ^euern?erfer pom Hoffe
^erabgerijfen unb unter ber beiben ^ofmufifanten 2Jn=*
füt?rung mit Scf^lagen graufam sugerid^tet unb tobt f^lagen
wollen* IDäljrenb biefes Cumultes aber fjabe ber C^ürl»
238 ;fran3öpfc^c Sc^aufptelcr am SaYrifc^cn Qofc
habet, 6er ftdj felbft notorifdj eines itn^an^s Don
200 Sürgern geprogelt, bei 6er ^auptmac^e 6urdj einen
Suben eine ^Trommel ^eimlici^ ersmacPen un6 bamit Jlüarm
fdjiagcn tDOÜen» Soldjes aber Ijabe 6er ^offflrfdjner in
in 6er Sofengaffe, als 6amali9er Corporal auf 6er ^aupt*
loadje, bei geiten erfeljen un6 6en Cärm abgeftellt; 6er
^Jlofmann aber ^abe jtc^ einige ZTlale, loie fta6tfun6ig,
, erfecft, ft(^ allerärgerlidjft au55ulaffen, 6ag man 6ie
Kaiferlidjen aufljängen follte un6 toenn man Ijie5U nic^t
genug genfer »üfte, ipoüte er felbft es t^un. Soldjen
©eli^ters (ßefellen feien aber nodj meljrere, als 6er
Straubinger ein ZTlaler, 6er Setterframer Hoff ignol
in 6er Kaupngergaffe, ein pried)Ier o6er £einu)an6framer
unterm Hatljaustljurm, ein ©eiftlidjer bei St. Peter,
Kuedjel genannt un6 gar ein geiftlidjer IS^aÜi, Hamens
©artner, ein 2l6pofat, Hamens Petter un6 nodj un«
5äljlig Diele an6ere, pon meieren je6esmal 6ie aufridjtig
faiferlidj (ßejtnnten, ^erren un6 (gemeine, (Seift» un6
IDeltlidje foldjergeftalt oerfolgt u>ür6en, 6ag 6er fdjä6«
lic^e (Effeft unidngft fogar an einem ^off aplan,
6e 2nujenljar6t; ärgerlic^ft ausgebrodjen fei. I)urdj
6ergleid}en Ceute, 5u n>e(d}en aud; 6er in ZHunc^en {tc^ auf«
^alten6e ;Jran5ofen»£om56iant un6 £afeljäusler
Srie6er**® geijöre, tt)ür6en nodj immer allerljan6 JTlittel
u)t6er 6ie Kaiferlidjen ausgefonnen, un6 ob es fdjon 6er^
malen feljr permtrrt ^erge^e, fo U)er6e 6oc^ gar bal6 6en
Kaiferlidjen aUentlyalben un6 audj alHjier Dera?trrtes
genug gefdjeljen; 6enn Stücf, (ßeweljr un6 Pulper fei nodj
genug perborgen; fo fönne man ein un6 an6eres noc^
5ur 2lbtljuung 6er Kaiferlidjen im Can6e peranftalten,
inmaffen eine fe^r saljlretdje ZlTannfdjaft redjtfdjaffener
bayerifdjer Sol6aten in unfenntlidjen l{lei6ern annod^ im
£an6e ftdj ^in un6 u?ie6er aufljalte, auf 6eren abge5a)ungenen
(Ei6, tt)i6er 6ie Kaiferlidjen un6 2lIIiirten nic^t su ftreiten,
nic^t fo piel, fon6ern ZlTeljreres auf iljr treues, beftän6ige5,
generofes (ßemütlj pdj 5u perlaffen fei, beporab fein einjiger
£an6^(DfficiaIi pom £ljurfürften abfte^en u?er6e".
IDie man peljt, perme^rten ^of mufif er un6 fran$öfifc^e
Komö6ianten 6ie galjl 6er Un5ufrie6enen, tpas nidjt erftaun«
lidj ift, menn man be6enft, 6ag pe ZRonate ^in6urc^ feine 8e«
foI6ung me^r genoffen Ratten un6 feit 6em (ginrücfen 6er (Dfter*
reidjer auf meitere Pertt)en6ung nidjt me^r rechnen 6urften. I)en
faiferlidjen Selj5r6en mugte 6a^er 6aran gelegen fein, foldje
von Karl Crautmann. 239
demente bal6möglidjft aus 6er Siabt 511 entfernen, un6 fte tljaten
es in 6er fc^roffften IDetfe*
2tm \6. TXlax wav 6er Sfterreic^ifc^e Statthalter ©raf
DonCöiDenftein in JTlünc^en angefommen'*^, einen ZRonat
fpfiter bereits tDur6e an i^n in Sachen 6er fransSftfdjen Sfof^
ifom56ianten Seric^t erftattet:
,,3n Ao. ^7oi feint 6ie am f rftL Qofe 5U ^anouer
getoefte fransSfifdje (Comoe6ianten gegen 2^00 p*
Haifcoften al^ero erfor6ert un6 5U 3^?"^" ^^^ 3^^Y
muficalif(^e comoe6ianten auf 3talia i3erueffen, 6enen
ebenmefig 6ie Saigcoften mit ^00 p. entridjtet; audj iljnen
fambentlidj un6erm 20. 3^"? 210. ^702 Big auf weitere
Äefolution alle quartall 3263 p. recompens angefdjafft
u>or6en, toelc^ Sye Sif ju en6e 6ef monats
Hopembris Porigen 3^^^^ ^Sey 6em ^ofsa^Iambt
empfangen ^aben, Von folc^er §ext ^ero aber big 5U
en6t 6ef monats TXlay feint 3^"^« ^^^^ "it/ <»lt 300 fl.
in abfc^Iag entrichtet n?or6en, 6ag yberige, al% 6227 p.
ift toegen mängl 6eg gelts in au|ftan6t perbliben un6
u>er6en fye oljne 5n>eifel auc^ für gegentoertiges monat^
Satisfaction Sege^ren , u>ieu>o^Ien Sye ain gan5es
3<»I?t ^ero nur etlidjma^I gefpillet ^aben.
Xtun ^at man ^mar an feit^en 6er ^ofcammer n>egen
abftSüung 6ifer unnettigen un6 6odj coftbaren Ceut^
^iebeuor f(^on un6erfc^i6Iic^ erin6erungen getljann, worauf
aber f Ijein g6fte. refolution eruolgt, 6a^ero 8ey (ßne6iger
Äefolution fte^et, mie man jtc^ gegen 6ifen Ceit^en, fo
6ie 8e5aüung 3^^^^ Ijoc^en 8efoI6tung, man Sye nit
6imittiert, Begeljren u>er6en, 5U ©erhalten liabzV^'
Die (Entfc^ei6ung lief nlc^t lange auf fxii warten, jte fiel
ungünftig genug aus für Sie Sc^aufpieler:
„2luf befeldj 6er alljier Subjtftieren6ten ^odjf^ayf.
a6miniftration, n>är6t ^iemit 6enen alliier fic^ noc^ be»
fin6enten, in SoI6t geftanÖtnen Comoe6ianten be6eutet,
6af man 6eren Dienfte nitme^r ponnötten, fon6ern Sye
6erfelben würctljlic^ begebe. Sye wifen fic^ 6annen^ero
umb 6ie §u 3^^^J^ abrais benötigte paf, (ip etilen 6as
f^ay. ^ofsd^Iambt 6eren befoI6ung absefie^ren
nit im ftan6t, poigfamb audj 6a^in nit ansutragen ift),
bey Ijodjge6ac^t fljay. a6miniftration geljorfambft 5U
infmuiren."
Zladjträglic^ tpur6e 6er am 6. 3^^ ^705 erlaffene, fo Ijarte
Befc^Iuf einigermaf en gemil6ert, tpie aus 6er ^of ja^Iamtsredjnung
2i(0 ;fran5df!f<^e S<^aufpieler am bayrifc^en Qofe
erftc^tltc^, welche in 6iefcm 3^^^^^ **"*^^ ^^" 2tbferttgungen
folgenben (Eintrag budjtc:
„Venen al^ier gemcften franjöf* £omoe6ianten sui^rer gens»
lid^cnabferligung, DcmtSg anfc^affung un6 fdjcin . . p. 600/'
2tIfo eine £tqui5ation mit neunsig projent (ßewinn, — bk
(Dfterreic^er t)erftan5en es, ^aus^älterifd; umsuge^en mit 6en
bayrifc^en Kontributionsgelöern 1
I)te (ßefellfdjaft perlief nun, toie porgefc^rieben „o^ne geit
Derluft" Znündjen un6 jipar in folc^er €ile, 5af fie pergaf,
einem öer 3^rigen , 6em Sdjaufpieler Philipp deiaRue,
6effen ;Jrau i^rer Hieberfunft entgegenfa^, feinen 2tnteil an öer
2(bferti9ungsfumme aussut^änMgen ; 6ie ^ran5ofen Ratten ftd;
eben 6es ^errn pon Cömenftein ©efc^äftsgeba^ren 5um
Porbilöe genommen un6 darüber jene fdjon pon Chappuzeau
6en JTlimen nac^gerüljmte Punftlidjfeit im 3^^^^"**^ öiesmal
auger ac^t gelaffen. 3" feiner Hot u>an5te ftdj öer UnglücHic^e
um Unterftu^ung an 5ie faiferlidje 2l6miniftration. Das
Schreiben mag, als ein Beitrag 5ur ©efdjidjte 6es Komööianten*
elenbes in Ultmunc^en, ^ier eine Stelle finöen:
„Cur ^oc^gräfl. €fceL mit Unöert^eniger Dimifion,
^ugleic^ fiel^entlidjift «gube^elligen, fann id^ öermal^l gan^
Perlaffner nit Umbge^n, Umb in meiner fo grofen
tTrangfall Un5 Hot^, Ijilf 5efuec^en, meillen, n>ie mir
gan^ moll bemuf t, öie geweft fransSf» ba^* Commeöianten,
Pon 6ennen ic^ als bey^elffer gegen ftellung eines
Porgen aufgenommen morben, aud? felbe mit mir ^60 p.
35^riic^e befolöung, jeöodj alle quartall mit ^0 p. §u»
beja^len, padirt Ijaben, folc^es aber Pon itjnen tpiber
Per^offen Un6 Perfpre^en nit befc^edjen ift, fonöern fye
fambentlidj auf ©öigfte. ert^eillung 600 p. i^re g^ru*
Unb abreis gegen ^rancfreidj genommen Ijaben, midj aber
nebft lüeib un5 Kin6 in gröf ter notlj , o^n einigen
freuier besa^lung, tDiier alle billidjfeit im ftic^ allein
Unb ^inöer i^nen gelaffen» lüann nun bey foldj fc^iperen
Umbftänöten ic^, nebft einem grog fdyipangern IDeib Unb
2 f tjinbern oljneI)ienft unb folglidj oljneöelt Unb Ha^rungs*
mittlen feinestpeegs länger fteljen fann, meillen auc^ bereits
meine Porijin geljabt (£t)rlidje mobilien Unnb ^augfa^rnug
nadj Unnb nadj Peralieniern Unb beyfesen mügen, mit«
^in mir unb ben meinigen nidjts als ber elenbifte petlftab
me^r ybrig Unb in Rauben Perbleiben toill, n>ann nit
auc^, gleidj anbern, mir menigip mit 2 ober 3 quartallen
tpiberumb aüergbip. ge^olffen u>irbet, (Belangt folc^emnac^
von Karl Crautmann. 2^\
an (Eur* ^od^^rdfl* €yceL mein, Umb (ßottesiDillen fucf •
fällig, Swgkidj UnM^. ©cljorf, Bitten, Sye gerue^en 5o%
fo (ß5ig. Unn6 barrntjersig 5U fein, mir in anfe^ung; 6ef
^odjfdjioangern lüeibs Unn5 meines iest gan^ entblöf ten
iXnb mittlofen Stanbts mit 2 o5er 3 QuartaU 5er all 5U
grofen XloÜ} aufsufteuren, 6amit idj mein 3^^^^^^"
^aug3ün5, 6ie creöitores Unb anöers entridjten Un6
enötlidj nadj ©ottes anorbtnung meinen XDeeg andf nadj
^aus Pornemmen fönne. ^u ©big. gewe^rlidjer erfjör
midj gans Unbert^Snig, geljorfambift empfeldjen mollen".
Dag 6ie Kaiferlidjen !ein ^er5 Ijatten für öen armen Sc^au»
fpieler, braucht faum eigens bemerft 3U werben.
„€s ift 6em Supplicanten 5U bebeutten", — lautete bie 2lnt»
»ort — „ba^ er i^me umb fein portion Don bennen, feinen
(Eammeraten bewilligten abferttigungs ©eitern beffer vov fein foüen
unb u>eiU man bar^berf^in nidjts weiter abfolgen gulaffen ge»
bencf^t, fo ^at i^me Supplicant umb feinen Unber^alt gleic^.
wollen anberweittig 5U pigilieren/' Spätere Kunbe über ben
armen ^ransofen unb feine ^amilie fe^It'*^
3a, bas waren traurige geiten im tanb Bayern für bie
Komöbianten unb ITTufttcr bes ^ofes, unb es liege ft^ ein langes
Kapitel ^ier einfdjalten , wenn wir berichten wollten, wie elenb
es manchem JTlitgliebe basumal ergangen, wie ber tTenorift
Pontano, weldjer „36 3^^^^ i" ^^^ Kapelle gebient ^atte",
fein Brob erbetteln mugte pon d?ür 3U d?ür^**, wie ber alte
Znic^ael Heuner, ben „bie Perftorbene djurfürftin ZHaria
2tnna Ijedjftfel. angebencf^ens Celjrnen laffen", nac^ 5weiunb»
fünfsig in (E^ren 5urücfgelegten Dienftjatjren „in gref ter 2trmut^
perftorben"^*^ bes wacfern ZlTidjael Daniel Creu nidjt 5U
gebenfen, bes Ceiters ber beutfdjen ^oftruppe, ber „alliier alf ein
Ceutfc^er Comoebiant 36 iaijr lang geftanben Unb Unber foldjer
geit ba^ ein Unb Siebensigifte iaIjr erreidjet" unb je^t nichts
meljr fein eigen nannte, als f,bzn fümmerlic^en Petlftab"***.
Die ^of bü^ne als feftgefügte ^eimftätte mufifalifdjer
unb bramatifdjer Kunft, ^atte aufgeijört 5U befte^em Per*
öbet lagen bie prächtigen 5äle ber UTünc^ener Äejibens, peröbet
nic^t minber bie ^errlidjen Cuftfdjlöffer braufen, inmitten i^rer
nun perwilberten £aubl?ecfen unb Blumenparterres ; auf bie feftes«
froren Reiten UTay (Emanuels waren bie ftillen, traurigen
Cage ber öfterreidjifc^en ©Mupation gefolgt. IDir wollen
biefe Äu^epaufe perwenben, um einen rüctfc^auenben Blicf ju
werfen auf bie (Entwicfelung bes ftäbtifdjen Cljcaterlebens
feit bem ^i^gange ^erbinanb ZTlarias (\679) unb auf bie
2/^2 ifran35ftf(^e 5(^aufpleler am bayrtfc^en ^ofe
fc^aufptclerifdjen Porfommmffe bei ^ofe toä^renö jener 3a^re,
ba ZlTay (gmanuel öer Canöes^auptftabt ferne u>ar (^692 bis
^70\ unö \70^ bis ^7\5).
lüas Sem ftabtifc^en C^eaterleben in 6em ermähnten S^iU
raunte feine Signatur perleif^t, ift bas nun ^dufiger u>er6en6e
(Erfdjeinen 6eutfdjer XDanöertruppem IDir führen Mcfe
©efellfdjaften un6 i^re Prin3ipale ^ier nur fur3 an, ba i^nen
im näc^ften San5e bes 3^^*^^^^^^/ jumeift mit ^ilfe bisher
unbenü^ter tT^eateraÜen 6es Jlugsburger 5ta6tardjipe5^*^,
einge^enöe IDfirbigung 5U teil n>er6en foll.
Va tritt uns öenn als erfter un5 sugleidj als beöeutenöfter
2Hagifter 3oIjannes Pelten entgegen, jener melertoä^nte Sc^au«
fpieler, 6effen bislang fo menig befanntes Ceben nun 5urc^
^eine^*' eine grünMidje Durdjforfc^ung erfaljren ^at. Sein 2tuf«
enthalt in unferer Stabt^** fallt Dor ©ftern ^682. 3^ gleidjen
3a^re geben audj „Hiberlenöifdje Commeöianten"**^
i^re Porftellungen im grogen Saale 5es Hat^aufes, 6er über«
Ijaupt öen meiften 5er nun 5U eru)al?nen5en (ßefellfc^aften als
„Theatrum" Mente. Anno \695 fpieltßafob Kuj^lmann^^^^
aus Bauten 5ort; ^699 erfc^einen 6ie ^ersoglidj merfe»
burgifc^en^offd^aufpieler unter 5er ^üljrung Baltljafar
prunbac^s^^^; einige Cage fpäter 3öf^P|? 2tnton
Stranisfy*** aus itugsburg mit feinem „poUicionelafpiU";
meiters \709 „^anns ©eorg pliembl et Cons.; Bifd^offl
2lidjft5t. ^of ZlTuftfanten"^^*, um einun55U)an5ig l{omö5ien 5U
Ijalten. 3^3^^^^ {"^{^ benü^en fadjfifc^e Sc^aufpieler*^* 5ie
Crinfftube als Bäl?nenIofaI; 5as deiche gefc^ie^t in 5en erften
lüoc^en 5es 3^niiar \7\5 pon feiten einer nic^t näljer benannten
©efeUfdjaft^^^, unter treldjer ftdj übrigens andf einige Spi^buben
befun5en ^aben muffen, 6enn 5er ZlTündjener Bürgermetfter
3ofeplj Pon Pacdjiery fdjreibt in feinem tTagebud^e***^ —
tEagebud^ ift eigentlicfj ein 5u fc^wädjlic^er 2lus5ruä für 5ie 5icf^
leibigen .^olianten, in 5enen befagter ^err feine (Erlebniffe 5er
Zlad^a?elt überlieferte un5 mitunter 5ramatifdje Dorfommniffe
eines Iei5er nur 3U fursen (Eintrages u>ür5igte — unterm
\3. 3^"Uö^ l'^\5: „Die Beittlfdjnei5er 5erobiern etlic^ Capalier
in 5er Comoe5i auf 5er Cringftuben, als Conte 5i Starn»
berg, Baron Stein, Cornet pon 5er Ieibgar5e, le Baron
^ill; disordine percio seguito, 5ie ^r. Capaliers neljmben 5ie
wadit pon 5er Ijaubt EDac^t pn5 ic^ fc^igge auf 5ero begehren
2 ambts5iener ^inauf, 5ie 5an 2 pon £omoe5ianten pn5 i j gleitie
pueben in 5ie f c^örgenftuben einfe^en laffen. " Daß i t a I i e n i f c^ e
Sd^aufpieler in 5en 3^^^^" \6^^ un5 \697 auf 5em Hat^aufe
von Karl CCrautmann. 2^3
agierten, tft an einem anöern ®rte fdjon nac^getoiefen toorben'*^;
was aber aufer6em an Dramen in XDirts^äufern gefpielt n>ur5e
ober toä^renb 6er Dultseiten in eigens 5a5u aufgeflogenen Bretter*
bu5en,,,u)eif ic^ bis je^t nodj nic^t ansugeben*
Übrigens mug unfere 3f^^f*ö^t 5amals ein geeigneter ®rt
5ur BiI5ung von lüanöertruppen gemefen fein, ein Sammel«
pla^ für (Engagement fudjenSe Komoöianten, loie aus
^ranffurter 2tften**® erfic^tlidj ift, loeld^e uns ersäufen, 5af
oer berühmte itnöreas (Elenfon im 3aljre \685 eigens
öen grogen lüeg pon ^ranffurt nac^ Zn Andren 5urficf»
gelegt I^at, um ftc^ ^ier „eine neue wacfere Compagnte
5U erwerben".
Diefe pon auswärts fommenöe Konfurrens regte audj 6ie
einljeimifd^en Sdjaufpieler 5U erneuter C^ätigfeit an un5 es ift
folglidj auf biefem ©ebiete allerlei ZTlerfenswertes 5U perseidjnen.
3uD6r6erft einmal 6ie Porftellungen 6es beutfcfjen ^offomö6ianten
Zni(^ael Daniel Creu"^ im 3a^re 11696; 6ie fec^s auf
„(ßemainer Statt rljat^aus geljaltenen Comoebien" 6es „(ßeSrg
3ofepIj Steiger al^iefigen Comoebianten"^^^, bann
bie beutfdjen ®pern, meiere ber furffirftlidj bayrifdje ^of*
unb Kammerorganift Dominifus Deic^el'^^ in bm 3^^*^^n
\70\ unb \7\0 peranftaltete*^^, ber toäljrenb ber (Dffupation
in fal5burgif4e Dienfte trat*^* unb \7\0 als „Capeümaifter
5U ititen * (Dtting" auftaudjt. (Eines biefer Stücfe, „ZlTaria
ZHagbalena ober bas perlorne unb miebergef unbene
Sc^äflein", beffen le^te 2tuffüljrung Pacc^iery am \6. 2Har$
\7\0 ermäljnt, Ijat unter ben ^anbf(^riften ber Diepgen ^of» unb
Staatsbibliot^f pia^ genommen ^^*. Den Befdjiuf madjt
ein anberer tfofmixfxtns, 3^f<>^ Seerieber, mit feinen Kon-
forten'^^; audj fte perfudjen es mit ,,®peren pfm JJ^atljaus",
boc^ mit fo u?enig (Erfolg, ba^ felbft ber burc^aus nic^t fritifdj
angelegte ZHündjener Bürgermeifter Pon einem biefer Stücfe in
feinen 2luffd}reibungen bemerfte, bie „opera ber ©enofepa"
tt)dre „fdjledjt, fd^Iec^tior, fdjledjtissime herauf f^omben,
cui vna cum mea Consorte interfui", unb ber Jlrme Ijatte ba5U
am Cage porljer, Samstag ben 9. 3^"^/ ^^^ „Prob ber
©enofepa (Eomoebi" angea?o^nt; biesmal freiließ oljne feine
(EI?e^älfte.
Der 3"^^^ fi^^^ ^i^ Befreiung IDiens pon ber
tEürfengefa^r (^683) ^at jtd} befanntlic^ in mandjem brama»
tif^en IDerfe £uft gemadjt^^^, unb audj bie ^auptftabt bes
„blauen Königs", meldjer fo ruijmpollen itnteil genommen an
biefer IDaffent^at'^', ift barin nxdit surücf geblieben.
16*
2^^ ;fran3öjifc^e 5(^aufpieler am bayrtfc^en ^ofe
Du tapfrer fjclb / ber ganzen VOelt
Dem ilMer eine Stuften /
Der ßimmel ift betn (Snaben-'gelt
Dem UTonb 3ei9fl beine Spiften:
2Iujf freyer €rb / im freyen lufft
3P 30>«V 2<^k^ Won bein Heben j
(£5 fradbt / vnb fnalt ümb bic^ bag pup
Dil ©faljren omb bid^ fc^roeben.
Der Blutfjunb / fjält bic^ felbji im IDertli
IDie (Er bann aud? tljuet fagen /
Daft bu ein jnnger lön? auff £rb ^
(Sefäljrlic^ bi($ tfjufi wagen:
Du jagji jt|m folc^en Sc^röcfen ein,
(Sanft d)rient mu^ flagen /
Dag beine Üentii wxe (Eeuffel (eyn
Unb liaxt mit jf^nen fc^Iagen*
IDeil bann bie ^t>^ben felbfien big
Derrüffen / pno augfd^reyen / •
So ip mein guegang ^imblid? gwig
Unb werbt mir tool gebeyen:
?(ah alfo ba 5U beiner (Ei^r
IDas wenigs wollen fc^reiben-/
IDas Ijätt gebüljrt / nod? freYlid? mel|r /
Das t!{ue id; fd^ulbig bleiben.
2tIfo lauten 6te Pcrfe, tpelc^e 6em „Thoma Bernardo
de Lillis^^^ ^odj»^ürj!l. ^reyf* tErompetem / pnn6 Ccutfdjen
Poeten" in 6ie ^e5er gepoffen, ba er anno \685 feine bei tntas
Straub in ZRünc^en geörucfte „tEürcfifdje Tragoedia*^^
Unö Cljriftlidje Comoedia ®6er Ceben / pnn6 tEo6t
6ef Cürcfifc^en IDütteridjs / vnb flrangulierten ©rof «
Pe5iers Cara Mvstapha" 5em Kurfürften ZRay (Emanuel,
feinem „Jtllerjnäötgiften ^Jürften pn5 ^errn / :c. 2t uf Sc^ulöigift«
Unbertljdnigifter Devotion dediciret onn5 offeriret", unö 6af
ftc^ allljier feine Sdjaufpieltruppe gefunben ifabm follte, um
Mefes patriotifdje ®pus auf5ufü^ren, ift faum an$une^men, felbft
wenn bis 5ur Stunöe 6er urfun6Iicfje Xlaiiweis hierüber fe^It.
3ntereffant öürfte ferner 5U perne^men fein, 6af am
8. ^ebruar \6^0, ipäljrenö öer Itnwefen^eit Kaifer Ceopolbs, 6es
Paters 5er 'Kurfürftin ZHarie 21 ntonia, 6ie fjoljen ^errfc^aften
„5U 5enen OEnglifdjen ^räulein bey pnfer lieben grauen
©rufft" jtdj begdberif „tpofelbften eine artige Comoedia
burdj lauter 3ungfrau)en praesentiret würbe/ pn6 6ie
Agenten grofen Huljm erlangten"* Die „^olbfeelige Action"
^alte pon fec^s U^r abenbs bis um 5e^n U^r gewä^rt^'^
Znan fte^t, 6as C^eater 5er ^rau Pon ZTlaintenon in
von Karl Zxautmann,
2^5
Saint^Cyr*''^, wo ein 3aljr por^er (Januar \689) Racines
Esther'"'* 5ur Darftelluns tarn, wat nic^t o^nc uac^tDtrfung
in Bayern geblieben.
IDas fonft nocfj pon 6ramatifcfjen Dergnügungen wäljrenb
6er ®ttupations5eit berichtet toirö, ift in ^errn pon Pacdjierys
Cagebuc^ 5u lefen. itm \5. ^annat \7\0 befucfjte er 5ie
;,Come6i", ob bei 5en 3^fwiten^^^ ober anbersipo, erfaljren mir
nic^t, un6 bemerft 6a5u: „werben bie 3ean un5 Com eil De
IDit unb bas 2Tlafacre in SfaaQ a°. \672 eyljibirt"; am
2. September bes gleicfjen 2<^ifYcs fdjreibf er: „. . . Ijcint mar
bie (Erfte opera Musicale'^^, fo bem Sft. (ßrafcn pon
lötpenftein unb graf Starnberg dedicirt tporben"; am
26. Januar \7\3 gibt er felbft ein ^amilienfouper unb lä^t bei
biefem Jtnlaffe „bie (Comebi pon 5. Sebaftian eyljibiern";
am \5. 2tuguft \7\3 per^inbert er als 2tmtsperfon „bie ^eint
angefe5te (Comoebien", beflagt ftcfj einige ^^xt barauf, am
2. September, baf bie „£omifjion mit ben £omoebianten" ftdj
persSgere, melbet aber jtpei Cage fpäter, es „Ijabzn Jljro Drl.
Princeffm bie Comebi bepdjtiget". Anno \7\^, am 3\. 3^"^^^/
ge^t er nachmittags mit feinen Hngel^örigen „in ^offgart^en*'*
in bie bafelbft ge^altne Comoebi Bacdjus", fte belPommt i^m
aber nic^t gut: „mir ift puber ber Comoebi gans ybl tporben,
ftoft mid^ mein Diarea an, befentipillen ein paar ayr 3^ '?'^ff'
gart^en ne^mbe pnb miber hinauf 5ur Comoebi f^ere", — lauter
Zlac^ridjten, bie in i^rer Unpollfommenljeit porerft nur 5U
erneuter ^orfcfjung anregen bürften.
€s tparen gar ftille Cage bei ^ofe, nacfjbem 2Ttay
€manuel im. 3^^^^ \^9^ f^i"^ Äepbens nadj Brüffel perlegt
^atte. 2tm 23, JTlai {6^3 trifft ber Kurprins in ZRündjen ein, ber
am 28. ©ftober ^692 5U XDien geborene ^oUpil ^Jerbinanb*'^,
unb wxxb fogleidj, ofpsiell ipenigftens, ZHittelpunft bes Cljeater*
lebens, bas nun natürlidj bem (ßeficfjtsf reife ber Keinen IDelt
JJec^nung tragen muf .
„(ßroge Comebien", fo ^eift es in einem Berichte'"'''
pom 8. Zrtai \697, werben je^t „nit meljr" gegeben, por bem
Kurprinsen aber „ctaine Comoebien pnnb pridjenella»
fpill"» ZnicIjaelDanielCreu barf wieber beißofe agieren^'*,
pon lüanbertruppen jene bes fc^on erwähnten jat ob Kfiljl-
mann'^^ {{6^5), ber, nebenbei bemerW, im 3^^^^^ 1^85 in
^ranffurt am ZTlain b^n Citel „Principal ber bayrifc^en
^offomSbianten" fidj beilegt*®^, unb b^s itnbreas €len»
fon'*^ (^698) unb auferbem noc^ „3oIjann 3öcob Pranbt
pollitinellfpiUer"*®* unb ein gewiffer ,,C^omas ZHacculla''*^^
2^6 f ransöjifc^c 5(^aufpteler am bayrifc^cn JJofe
Tindf ein Dichter ^atte ftdj für bcn Kleinen gefunben; ^err €rtl,
C^or^err bei Unfer Cieben grauen ^^^, fedtgte 5um Hamenstage
3of eplj^eröinanbs anno \6^S „eine glficf ^toinfdjung £omoe6i"
un6 braute biefelbe por 6em Ifurprtnsen smeimal 5ur Jluf^
fü^runj^**; 3^f^P^ ^Jeröinanö, an loeld^en als (grben 6er
fpanifc^en ZlTonardjie, fo grofe Hoffnungen jtc^ fnüpften, wat
bamals gerabe fedjs 3at)re alt!
Um öie Znitte 6es 2lpril \706 fjaite man 6ie Dier difeflen
Soljne 6e5 geächteten Kurfürften nac^ Klagenfurt gebrad^t'®^
Prin5 C^eo6or un5 feine Sdjtoefter JTlaria 2tnna blieben
allein in ZTlündjen, un6 Pac djiery toeif mehrere ZITale 5U per»
melben, 5af bei ^ofe por 6er jungen ^errfdjaft 2tuf:*
fü^rungen ftattfan6en; fo u>ir6 am Dienstag 6en 8» 2tpril ^7\0
„ein gleines Drama ascetico Morale ey^ibirt", am \2.2tpril
ge^t eine „Ceutfdje eyljibition" in Ssene, „fo 6er ^err
Heuner 6er jungen ^errfc^aft ZRuficaliter gemadjt", un6
am \2. 3uH \'^\\f ungefäljr ein 3^^^/ «^^ Prins C^eo6or
nac^ (ßra5 überjie6eln mugte, u)er6en Sie bei6en furfürftlic^en
Hinbev mit „PoIIicionelln pn6erljalten"^®^
Xiadj 6er ungificflidjen Sc^lac^t bei Höc^ftä6t (\70^) l^atte
Kurfürft JTlay (Emanuel mit 6en Crummern feines ^eeres
nac^ 6en Hie6erlan6en ftc^ 5urücf gesogen , wo er nunmehr als
Souperän mit poller fürftlidjer ZRadjtpoIIfommenljeit fdjaltete'®®.
Pergnügungsfüdjtig un6 prunflieben6 toie er war, 6adjte er
alsbaI6 6aran, feinen ^of in Brfiffel auf glan5en6en ^uf 5U fe^en
un6 audj 6em tTljeater freigebige ^ör6erung 5U teil »erSen
5U laffen. Die Academie de musique in Brüffel tt)ur6e
erricfjtet'^®. Bei 6iefem itniaffe seigte ftc^ u)ie6er einmal fo redjt,
u>ie polfstümlidj 6es Kurfürften Hame in Künftlerheifen
geu>or6en; äugerte ftc^ 6ocfj 6as im 3^^^^ \^0ö erfdjienene
njerf „Parnasse Belgique*^ '^^ foIgen6ermagen über 6iefes
Unternehmen :
„Son Altesse Electorale de Baviere, aiant formd le dessein
de se delasser pendant l'hiver des fatigues de la guerre, et
voulant rendre sa cour, dejä fort brillante d'elle-meme, encore
plus magnifique, proposa, sur la fin de 1704 l'^tablissement
d*une Academie de musique, et y joignant une somme con-
siderable pour engager plus aisement et aider en meme tems
celui qui se croiroit capable d'une teile entreprise, trouva ä
propos, que celui que je nommerai le Trop bon'^^ en füt le
chef, aiant non seulement la capacite d'etablir ladite mais
6tant encore tr^s-recommandable pour son merite personnel
dans Tart de la musique.
von Karl Crautinann. 2^7
Le bruit de cet Etablissement s^etant bientot repandu de
tous cotes, les sujets s'offrirent d'autant plus volontiers, que
Son Altesse Electorale etant la cause premiere de cet eta-
blissement, ce fut un empressement general ä vouloir contri-
buer aux plaisirs d'un si grand prince; on ne trouvoit plus
sur les routes de Paris, d'Hollande et du pais de Liege, que
musiciens, musicienneSj danseurs, et enfin tout ce que Ton crut
necessaire pour rendre cette ^cademie au moins aussi parfaite
en bons sujets que celle de Paris."
2tber neben 6er ©per follte auc^ bas fransöfifdje Sdjau*
fptel Pflege pnöen. 2Iuf 5em legieren ©ebtete ftnb es öie ^of^
fomobtanten iJTaf (gmanuels, weldje \705 in ZHündjen
abgefertigt tpuröen, öie uns in 23 ruf fei toieöer entgegentreten;
tpenigftens geljt aus einem pon Faber mitgeteilten Perfonen:==
Derseidyniffe*^* iietvov, öaf Prevost mit feiner ^amilie, Pre-
fleury mitSattin un5 6a5(£l?cpaar Ducormier im3a^re \706
6em Perbanöe 5er Brüffeler i3ütjne angehörten.
itber nic^t in 8 ruf fei allein, überall, wo 5as wecfjfelDoUe
XDaffenglücf feiner fransöftfdjen Bunbesgenoffen 6en Kurfürften
5tDang, 2IufentI)alt 5U nehmen, ift alsbalö pon öramatifdjen
Peranftaltungen öie Hebe : 3u2non5, wo PorZHay(£manueI
eine Paftorale aufgefüljrt ipuröe, „Les Plaisirs deMarimont",
tpeldje ein gemiffer Vaillant in ZHufif gefegt lyatte®^^, unb ipo
in öen 3^^^^" (^06 bis \709 öie Cruppe ber ^offomoöianten
regelmäßige Porftellungen gab*^*; ju Paris, tpo 5er fdjon ge»»
nannte Dancourt im 3al?re \7\5 bas Dipertiffement „L'Im-
promptu de Suresnes" für i^n 5idjtete^^^ fon5erIic^ aber
5U tlamur*^^, wo 5er Kurfürft feinen fransöfifdjen Sdjau«
fpielern, 5ie pom 6. 3uli \'^\^ an mit einem ^aiixcsg^zlialk pon
^2000 Cipres neuer5ings engagiert wotbm iparen, ein eigenes
C^eater errichten lief.
iiberfyaupt mu| ZlTay €manuel in 5en Hie5erlan5en
meift eine fransoftfdye Komö5iantentruppe in feinem ©efolge gehabt
^aben, un5 nodj unterm 20. Jlpril \738 wxvb 5em uns pon
iJTünd^en Ijer befannten Richandeau du Cormier „auf
gesimmentes erfuedjen" pom ®berftl)ofmeifter (ßrafen ZTTayi*
milian pon Cörring«SeefeI5 beftätigt*^'', „5af 2^ 5ifen,
5a (£r 3^^^^ £^urfrl. DrI. ZRayimilian (Emanuel ^ödjftfeel
ge5äcfjtnif als fransSfifc^er Come5iant ^ier in Bayrn
alf ni5erlan5t Pon ao. ^70\ Bif \7\\, alfo Beyleüffig
ailf 3^^?^ ge5ient, 5as minSifte Unrecht pon feiner Perfo^n,
t^uen lln5 Caffen gehöret, fon5ern i^n alle ^di por einen €I?r=
liefen Un5 U)acf^eren 2Ttan erfen5t ifaUJ'
2^8 ifranjöjtfc^e Sc^aufpieler am ha^ti^dfen ^ofe
Xladf elfjähriger Perbannung ^atte 7X1 at €manuel am
^0. 2lpril ^7\5 feinen ebenfo ,,eriDünfc^t (ßlorreic^ als (ßltcff^elts
^o(^fferfreulicljen (Einsug"^^^ in 6ie ^auptftaW fetner «neber^*
gewonnenen £an6e gehalten. Des dürften Heigungen toaren 6ie
gleichen geblieben, ja, loie es fc^eint, ^atte 6er 2tufentl^alt in
^ranfreic^ un6 6er 2lnblicf 6es ßofes in Derfailles feinen
^ang sur Pracfjtentfaltung noc^ gefteigert, un6 glan$en6er 6enn
je ^ob 6as fro^e Ceben pon elje6efit u)ie6er an.
Der ^offtaat n?ur6e akbaI6 reorganifiert, un6 6a Ijierbei eine
fransSfifdje Sc^aufpieltruppe unerläflic^ voat, fo fann
es nidjt n>un6er nehmen, 6af f(^on im 3aljre \7\5 6ie Konto»
6ianten eintreffen, loelc^e 6er Kurfürft geipif felbft noc^ in Paris
angetDorben. itm 26. 3"K ^^^^ ^^^ St^iplian Pertfc^
pon ©ünsbac^, 6er „6enen aus ^ranfljreic^ an^ero nadj Qoff
berueffenen £omoe6ianlen 6ie iljnen ange^örige ^als* audj anoere
flai6ung un6 bagages mit einem wagen in Sibense^en 6arauf
gela6enen fäften gelieffert", ein Paß 5ur ^eimreife ausgeftellt,
un6 am \. September 6es gleichen ^atfizs ergebt pon Schleif*
^eim aus 6as Defret, auf grun6 6effen 6ie ©efellfdjaft in bayrifc^e
Dienfte tritt.
,,Demnac^ 3^^^ £IjurfrI. Drl in Sayrn, Unf er (ß6ifter.
^err, für 6te unberm (. itpril 6if ja^rs neu aufgeftolte
comoe6ianten un6 an6ere 6ar5ue benöt^igte perfoljnen einen
refpectipe jä^r liefen unber^alt in 6reY un6 6reYiig
taufent Livres de France befteljent, wie beyligente
Specification repartierter mafen weifet, g6ft. Per williget;
2tIfo befeldjen Sye 6ero ^ofcammer ^iemit g6ft. 6efent*
wegen gehörigen ort^s 6ie weitljere notljurfft 5uperffiegen,
6amit ie6em pon obbemelten comoe6ianten 6er in befagter
Specification auf gesaigtes SoI6t, 5U quartaln eingetljailter,
gegen fc^ein auf gefolget un6 Crafft 6if in Sec^nung pr.
aufgab paf iert wer6e, Perfel?en jtd) 6effen g6ft» un6 feYn6t
6ero ^ofcammer, Directori un6 Ä^äten anUy mit (ßna6en
gewogen."
Die erwähnte „Specification" seigt uns an, welche ©emenle
ponnöten waren, um eine fransöjtfdje Sc^aufpieltruppe 5U biI6en,
un6 wie 6ie einseinen Znitglie6er befoI6et wur6en:
„Les comediens de S{on). A(ltesse). E{lectorale). sont En-
gagez a son seruice le premier d'auril 1715.
La Troupe Est composee de 15 acteurs ou actrices,
chaqu'un a raison de 1600 ^ (livres) monoye de France
par an, Ce qui monte pour le total Annuel a la
somme de 24000 ^
pon Karl Crautmann.
2^9
Plus il y a trois danceurs chaqu^un a raison
de 1600 ^ monoye France, ainsy que les
comediens, ce qui fait pour le total annuel
la somme de 48CX) ^
Plus septGagistes, scavoir un violon pour les
repetitions de dances a raisons de 8cX) ^
Un decorateur a raison de . . . 800 ^
Une Souffleuse a raison de . . . 600 *
Deux habilleuses a raison de 500 ^ 42CX) ^
chaqu*une ...*.... 1000 ^
Deux porteuses de pacquets a raison
de 5CX) ^ chaqu*un iocx> ®^
Total de gages des la Troupe des comediens
par chaqu'un an
Total des gages des Danceurs idem . .
Total des gages des Gagistes idem . . .
24000 *
4800»
4200 ^
Total general 33000 ^"
Um unfere Kenntnis ber pcrfonalper^dltntffc befagter ©cfell:»
fc^aft tft es freiließ fdjiedjt beftellt. Die ^ofsa^Iamtsrec^nungen
für 6en Zeitraum von \7^5 bis \750 jin6 abijanben gefommen,
nidjt minber 5ie 2lften 6es fransöftfdjen Cljeaters, infoipeit fte
auf öte fpäteren Äegierungsja^re ZTTayCmanuelsjtdj besiegen;
tDtr fin6 leöiglidj auf 5ie Defretenfammlung 5es HeidjsardjiDes,
auf nodf erhaltene perfonalaften einselner JTlitglieber un6 auf
5ie Cotenbüdjer 5er beiben StaWpfarreien pon Unfer Cieben ^Jrauen
un5 St. Peter angewiefen unb aus biefen Quellen Ijat {xdf menig«
ftens ergeben, ba^ bamals bte Sdjauf pieler Beaüpr^^^^, Champ-
vallon*oo iiiit (gattin, Clavel^^S Andre Duclos^^«,
Grandval*^*, Pierre Gravier*^*, Louis Le Sage*®*, Pierre
Rey406. 5j^ Sdjaufpielerin Vassy*<^^, bie tEänserinnen La
Feuvre*^^ (Lefövre?) unb Crem er s*®^, ber Cansmeifter
Pierre Dubreuil*^^ bie Sängerin Baptist e*^^ ber Hluftfus
Jean Baptiste*^^ unb ber ZHafdjinift Pierre Laurent *^^
menn nidjt gleidjseitig , fo bod} in ben ^^^ren \7\5 bis \722
ber fransSjtfc^en ^ofbüljne in JTlündjen angehörten.
2luc^ einen comedien-auteur ^atte bie Cruppe in ber Perfon
bes Sc^aufpielers Dauvilliers auf5uu?eifen.
Über Dauvilliers nun, ftnb wir beffer unterrichtet, als
über feine Kollegen unb Molleginnen ; 5«>ar tljun bie2tften feines
tlamens feine (gra?ä^nung, tDO^I aber ijat er jwei Komobien
^interlaffen, in benen er g^ugnis ablegte, ba^ man ni(^t gerabe
Siebter 5U fein braucht, um Perfe madjen ju f$nnen, unb bie,
250 iJtanjöjtfc^e Sc^aufptcler am baYrtf(^cn Qofe
Don öem e^renfeften Zltatt^ias Hieöl mtt sa^Ircic^en DruJf eitlem
ausgeftaftet, in ZHündjen bas Cic^t 6er IDelt erblicften.
„LeFaucon | ou LaConstance|Comedie | ParM.
Dauvilliers | Comedien [ De S. A. E. De Baviere | Re-
presentee pour la premier fois | le 2. Januier 1718.I
AMunich, | Chez Mathiae Riedl", | (8^ ^\ BL)*^*/ tftaut
öem Citel öes umfangreidjeren 5er beiöen U)erfe 5U lefen.
3« 6er XDeife 5er alten Fabliaux, alleröings 5urc^fe^t mit
5em feinften esprit gaulois, liat La Fontaine im Sritten
Buc^e feinerContes et Nouvelles^^* 5ie aus Boccacios
Decamerone entlehnte (ßefdyidjte pom Ralfen (Le Faucon)
er$d^It, jene ^iftorie, in meldjer von 5er aus5auern5en Ciebe 5es
jungen Florentiners Federic 5ur ftolsen Clitie beridjtet wirb.
Sec^s 3atjre lang fjat 5er (£5elmann erfolglos um 5ie (ßunft
5er Sdjonen geworben, feine reidje Sfabe ift 5arüber perloren
gegangen, un5 nun lebt er 5rauf en auf 5em einsigen ZlTaierfjofe,
5er iljm geblieben, ein freu51os ärmlidjes, Don fel}ren5er Seljn*
fuc^t serqualtes £eben. J)ie 3<^9^ if^ f'^i"^ I^^^^ Kursmeil, ein
trefflidjer ^alfe fein unerläglidyer un5 lieber Begleiter. Da erfdjeint .
eines Cages Clitie bei i^m. Sie ift in5effen VOiiw^ gea>or5en,
itjr einsiges Soljndjen liegt fterbensfranf 5arnic5er un5 Ijängt in
feinem ICinöestro^e an 5em einsigen lüunfc^e, 5en 3^9^f^lf*^"
fein eigen ^n nennen, pon 5effen ©efc^icflidjf eit es. fo wunöerbare
Kunöe erijalten, Cange I^at Clitie mit ftd) felbft gefämpft, pon
5em ZlTanne einen foldjen Dienft $u perlangen, 5em fte tro^
feiner innigen Ciebe alleseit falt un5 abipeifen5 entgegengetreten,
un5 nur 5er ©eöanfe, 5af i^res Kleinen t<ibtn an 5er (£r«
füUung 5es IDunfcfjes Ijänge, ijat 5ie HTutter $u 5iefem Schritte
permoc^t. Federic la5et 5ie (Beliebte $um ZTTat^le ein, un5 als
nun Clitie s5gern5 i^re Bitte porbringt, wivb il?r sur 2tntu>ort,
5af, um fie nid^t allsu ärmlicfj $u beipirten, 5er ^alfe subereitet
iPor5en. 2)ag er i^r ^u €^ren in ^Jeften fein Permögen per»
fc^tpen5et, ^at fie falt gelaffen, 5af er aber, nur um 5er (Beliebten
eine geringfügige ZCufmerffamfeit su era?eifen, fein Ce^tes un5
tEeuerftes oljne Beftnnen ^ingiebt, ift ifjr eine fibertt)ältigen5e
©ffenbarung feiner tiefen £ei5enfc^aft, un5 Clitie tpeigert ftdj
nid^t länger me^r, Feder i es lüeib $u u)er5en.
SonSerlic^ geeignet $u 5ramatifcljer Beljan5lung fann man
5iefe ^ersensgefdjidjte gera5e nidjt beseic^nen, un5 n?enn allenfalls
ein ZHeifter pfyc^ologifdjer Pertief ung, ipie (ßoetlje*^^, i^r geredjt
ge»or5en märe, ift ^ier nur $u fonftatieren, 5af Dauvilliers
fläglidj 5aran 5djiffbrudj gelitten. (£r ^at ftdj 5ie Saiie aber
aud^ leidet gemacht.
©on Karl Crautmann. 25 ^
„Le faucon — fc^rcibt er in 6er Porrebe — est un conte
de bocace si connu, par la delicatesse dont le celebre, Monsieur
de la fontaine, Ta mis en vers ; que je ne feray point d'argumeiit
a ma Comedie, je diray seulement; que j'ay suivi le conte
de point en point. Mais comme il est necessaire de faire
rire dans le comicfüe, & que le sujet est fort serieux de luy
mesme. Je Tay reveille de quelques incidents ou Ton trouve
un peu de plaisant, toutefois beaucoup plus sensible a la
representation qu* ä la lecture. II y a quelques scenes qui
ne sont päs veritablement du sujet, mais je les ay nienzigees
avec tant de soin qu'il y paroist de la liaison, puis qu'elles
fönt connoitre qu'aucun domestique de la mere de Federic
n'a d'argent, & que le point essentiel est de mettre Federic
dans la necessite de tuer son faucon pour donner a diner a
sa maitresse faute d'autres secours.**
2tIfo ^erbet5teljen von fomifc^en Hebenperfonen anftatt
pfYc^oIogtfdjer Perlief ungl Dem ^eI6en tritt 6er nadj einem
e^rlidjen ZHittageffen fti^ fe^nen6e Diener Merlin 5ur Seite,
6er ^eI6in bas fd^alfl^afte Kammerfä^d^en Lisette, ein renom**
mieren6er €6elmann aus 6er (ßascogne 6arf nidjt fehlen,
un6 um Federics ©pfermut befon6ers ^eroorsu^eben , loeig
D au vi liier s ftdj nidyt beffer ju Ijelfen, als in6em er ein reidjes
2nd6c^en in i^n perliebt fein läft:
En 6pousant lucfesse, il deviendroit heureux
Elle est aimable, riche, & peut combler ses voeux;
Tout conspire a luy faire, un destin favorable;
Et luy seul obstin^ veut estre miserable **'''.
Daf 6ie (ßefdjidjte in Paris fpielt un6 nidjt me^r in ^lorens,
ift eiaentlidj feIbftoerftan6üc^.
Das iberf ift 6em Kurprinjen Karl Gilbert sugeei^net,
6er fur5 Por^er aus feiner erften Kampagne ^egen 6ie Cürfen
5urücf gelehrt tpar, ipas unferm Poeten Peranlaffung gibt,
i^n als Sialhq^oit 5U preifen — welcfje Summe er 6afür er^^^
Ijalten, ift aus 6en ^ofsa^Iamtsrec^nungen Iei6er nidjt meljr
5U erfel^en,
2ludj 6as an6ere Drama aus Dauvilliers ^e6er: „La
Feste I De Delos | Comedie Par M. Dauvilliers |
Comedien, | De S. A. E. De Baviere. | Ornee de
dances & de Musique de la Composition | de M,
Grandual Comedien | De S. A. E. de Baviere. | Re-
present^e aMunich, le 30. |Aoust M.DCCXVI. | Chez
Mathieu Riedl", | (8^ 28 Bl.)*^^ tpeldjes 6er Sdjaufpieler
ZTlaj (Emanuel felbft tDi6mete, fnüpft; toie 6er „Auant-Propos''^
252. Jtön35Pf(^c Sc^aufpieler am bayrifc^eu Qofe
permelbct, feine (Entfte^ung an ein Porfommnis in 6es Kur«
prinsen Ceben:
„Son Altesse Serenissime Monseigneur Le Prince Electoral
Parti t le 4 decembre de l'anöe 171 5. pour voyager dans
ritalie a Taproche de son retour Venuie de luy marquer mon
zelle & la joye de le revoir, me fit ejitreprendre de composer
ce divertissement que jay titre de petite comedie, quoy que
les scenes ne soient proprement qu'une introduction, a la
dance & au chant qui ont ^te mon seul objet je ne crois pas
estre blam6 du dessin puis que le succez ma ete favorable mes
camarades m'ont procure cette avantage par les peines qui
ce sont donnes pour rendre l'execution agreable» mais si le
tout merite quelqu' attention jen ay rentiere obligatio a un
seigneur des premiers de la cour qui a daignd m'honnorer de
sa protection & de ses avis, soit pour marquer avec plus de
justesse les pensees que je voulois rendre, ou pour reformer
ce qui auroit pu paroitre un peu trivial je n'ay jamais
improuu6 les gens qui ecrivent & cherchent les conseils des
personnes d'esprit, je m'entrouve trop bien pour changer
jamais de sentiment je suis redevable par bien d'autres endroits
au seigneur dont je viens de parier & je ne manquerois pas
de le nommer s'il n*etoit assez connu par le sang illustre
dont il sort & je crois faire son panegirique apres ce mot
en disant que son esprit & sa politesse ne cedent en rien a
sa bravovre & a sa noblesse.
Au reste ce petit ouvrage ce devait representer le 6. aoust
jour de la naissance de S. A. S. ce qui avoit occasione mon
allegorie jour au quel S. A. S. etoit attendüe a Munich &
pour n'avoir ete execute que le 30. du mesme mois je ne
crois pas que mon idee soit assez eloignee pour n'este pas
comprise sur tout a pres l'honneur que jay de plaire a
lAuguste Prince que je sers & dont l'Aprobation a entrainee
Celle de toute la cour."
Das (ßan$e ift ein rafc^ ^ingen^orfenes ©elegen^eitspoem
mit 6em geioo^nten mYt^oIo9ifc^:=paftoraIen 2tufpu^e unö mit all
6en ^abaifen, in tt>eldje folc^e IDerfe ftets perfaüeu; menn nic^t
6er ©enius eines waift^n Dichters 5ie ^ergebradjte ;Jorm mit
neuem (Seifte 5U erfüllen permag.
3upiter Ijat befohlen, auf 2)eIos 6es (ßotterfoljnes 2lpoII
©eburtsfeft 5U feiern — biefe sarte 'Jtnfpielung auf Karl
Gilbert ift von 5en ^offapalieren bei 6er 2tuffü^rung gea?if
mit beifälligem ©emurmel marfiert a?or6en — un5 5a giebt's
5es Caufens genug für ZHerfur unö für ^omus, feinen fpott^
von Karl Crautmann. 253
füc^ttgen Kollegen. 2tmor in Perfon gefeilt jic^ ju i^nen^ un6
mä^renb 6te ©ötterboten 6ie 2tnor6nungen 5um ^efte treffen,
erteilt 6er Schelm 2tuöien$, öenn er Ifat überall perMnöen laffen,
6ag, tper in Ciebesfac^en ein 2(nliegen Ifab^, bei i^m ftc^ iS.at
erholen möge un6 ^ülfe. 2tllerlei Polf ftrömt ^erbei, ^irte unb
^irtenmäöc^en, ein eiferfüdjtiger tErunfenboIb mit feiner (E^e*
Ijälfte, 6er unpermei6Iidje (E6elmann t>on 6en Ufern 6er ©aronne,
6er Cölpel pierrot, melc^er gerne ein IDeib freien mödjte, menn
es nidjt ein gar fo gefä^rlidj Beginnen tpdre; jeglic^m Bitt»
fteUer giebt ümor treffen6cn Befdjei6, auc^ 6er faum se^njä^rigen
Bauern6irne IHimi, 6ie ebenfalls ^erbeigetroüt fommt, um ^c^
einen ZTTann 5U erbitten. IDas 6ie bei6en per^an6eln, mag
^ier als Probe pon Dauvilliers' Poeterei* ^^ eine Stelle fin6en:
L'Amour.
• . . Que cherchez vous la belle enfant,
Venez que regardez vous taut,
Mimi.
Je crains, que Ton ne me surprene,
Je n'nay qu'un moment a parier;
Si Qa ne vous fait point de peine,
Autrement je uais m*en aller.
L'Amour.
Parlez je veux bien vous entendre,
Voyons que voulez vous m'aprendre.
Mimi,
On dit que les Dieux s^auent tout,
Et qui connoissent toute chose;
S'il est vray vous s^avez la cause,
Qui m^aroeine icy.
L'Amour.
Point du tout
Je ne sgay ce qui vous attire.
Mimi
Je suis trop honteuse a le dire.
L'Amour.
Dite ne craignez rien I
Mimi
Monsieur . . •
Ce matin . . .
L'Amour.
Quoi :
Mimi.
Ma grande Soeur.
L'Amour.
Elle est fort bien apari^e:
25^ Jtan33jif(^e Sc^aufpicler am baYrtfc^cn Qofe
M i m i.
Vous TAuez presque Marine:
L*Amour.
D' Acord ;
Mimi.
Devinez vous ce qui m'ameine icy,
L ' A m o u r.
NOD.
Mimi.
Je Youdrois bien Testre aussi.
Je vous parle avec confiance.
L' Amour.
Vous aures votre tour donnez vous patience,
On ne peut marier, de si jeunes enfants,
Et quel age avez vouz:
Mimi.
J'auray bientost dix ans;
Pour metre ma soeur en menage.
On ne demende pas son age.
L*Amour.
Ce n'est point penser a demi,
Comment vous nome-t-on.
Mimi,
Je m'apelle mimi
L'Amour.
Mais pour yous marier . . .
Mimi.
^h pour quoi non oh dame,
Les garonsgons du hameau, veulent de jeune ftmme,
&t nous avons certains apas . .
L'Amour.
D*Acord, mais ne voiez vous pas,
Que vous n'etes pas assez grande,
Que feriez vous :
Mimi.
Belle demende,
Je ferois ce que fait ma Soeur.
L'Amour«
Ovy:
Mimi.
Helas qu'eir a de bonheur,
Je ne seray. Jamals comme eile.
L'Amour.
Cont^s vous pour Rien d'estre belle,
Que me dir^s vous la dessus,
von Karl Crautmann. 255
Mimi.
Ce n'est pas un grand avantage,
Si je n'cn fais un promt usage;
Le temps perdu ne revient plus,
Oq dit quand on me voit eile est assez gentille ;
Mais pour tant; on m'apelle encor petite fille,
Ce nom petite ülle, est petit si petit,
Que je voudrois jamais, n'estre venüe au monde,
Si tost que quel qu'un me le dit.
L ' A m o u r.
Que ma sur prise est sans seconde.
Vous av^s trop d'esprit, pour manquer de raison,
Tout doit venir dans sa saison,
Pour vous grandir sitost, il fraudroit un miracle,
Mais il ne se peut faire, & j'y vois trop d'obstacle,
Peut estre dans quatre ou cinq ans . . .
Mimi.
Les nuits me sont deja, d'une longeur horrible,
Comment peut il m'estre possible,
D'attendre encore un si lontemps.
L'Amour.
Je les racourciray; mais enfin pour vous plaire,
Voila tout ce que je puis faire.
Mimi,
Monsieur, faite le promtement,
Quelles ne durent qu^un moment.
L'Amour.
AlMs donc, vous ser^s contente,
Et je rempliray votre attente.
Deti 5tt>i^94P^ädjen mit 2tmor, 6te übrigens bas Befte an
6cm Stücfe ftnö, mac^t ZlTomus mit 6en XDorten ein (En6e:
Du plaisir, de la joye, allons qu'on fasse place,
Je vous ameine icy, dans la dance & le chant,
Le plus sublime du talant,
Silence, qu'on prete Toreillc,
Et que chdcun fasse merveille.
Die Statue 2tpoIls, t>on ©rangenbäumen umgeben, erfdjeint
in einer Hifc^e, bas „Divertissement en Musique" t^t an*
3n raufc^enben €I}oren erflingt aus öer Hymp^en unö vvfaben
ZTIunöe bas begeifterte £ob 6e5 „fils du maitre du tonnerre**,
öer Beifall fpenöenö in 6er ^ofloge 6er X?orfteUung anmo^nt;
3ri5 erfdjeint auf einem Hegenbogen un6 fpric^t allen tteil«
ne^mern 3upiter5 befonöeres XDo^IgefaUen aus, worauf ein
tCan$, „un chaconne suivie d'un passepied", 6as (San^e feinem
(En6e $ufü^rt.
256 ifran35jif(^e Sc^aufptclcr am bayrtfc^en Qofe
llnö nun laffen mir öes Monsieur Dauvilliers t>erfifi3lerte
©efc^madloftgfcitcn fdjieuntgft tpteöer in 6ie Pergeffen^ett surflcf*
^nfen, tpeldjer fte mit fo pielem Hechte anl^cimgcfallcn»
©lüdlidjer IDcifc bcfdjränfcn fic^ unfere Hadjric^ten über
ias Hepertoire 6er fransöfifdfen i(omö6tanten nidjt auf öie
Stfide pon Dauvilliers allein. Da ersä^It 5uerft einmal
X?acdjierY in feinem Cagebudje, baf er am Sonntag 6en
22. Znär5 ^7^6 ,/nadj ^off in öie Comoeöi gangen, La Piece
Le Malade Imaginaire, representatio finit parum ante
horam lo"; ferner am 29. ZTTai ^7^9: „Xiaii 6em Te Deum
(n^egen 6er IDa^I 6es ^ersogs Klemens 5um Bifc^of von
ZHünfter unb Paberbom) n^urbe 6ie fransöftfc^e (Eomoeöie Le
Saul**® betitelt gehalten, toarsue mflr beybe (Dac^iery unö
feine (ßattin) auc^ gefahren pnö uns eingefunben", unb basu
erfdjiief t ftc^ uns in ben Kalenberaufseic^nungen bes (ßrafen
Preyfing für biefe 2TIaterie eine Queue poh grofer Äeid^«
^altigfeit.
3n ber ßanbf^riftenfammlung ber ZTTünc^ener ^of» unb
Staatsbibliot^er*^^ liegt ein Stof unfdjeinbarer S^reibfalenber
aus ber erften Qälfte bas adjt5e^nten 3^^^^ttnberts, mie fol^e
bie befannte 3ä<*li"f<^^ ^ofbuc^bruderei alljä^rltdj in ber
Canbes^auptftabt 5U tEage forberte. I)iefe Südjlein gehörten feiner«
seit bem (ßrafen ZRayimilian Preffing***, bem treuen Berater
unb Ciebling bes Kurprinsen unb nadjmaligen Kurfürften Karl
iCIbert Daran märe nun nichts fonberlic^ ZTIerfensmerteS; toenn
ber Ijocijgeftellte ^err nic^t burdj fe^sunbr)ier$ig 3a^re auf ben
leeren Seiten ber aalenber, je nadj £aune mit me^r ober weniger
Jlusfü^rlidjfeit, alle X?orfommniffe bei :^ofe aufgescidjnet ^ätte
unb berart in befdjeibenem 2TIafe fonberltoj fürJTlayCmanuel
unb Karl 2tlbert bas geworben, n>as fein fransöftfdfer geit*
genoffe, ber befannte Marquis de Dangeau*^^, für Cubwig
benX?ier5eIjnten geipefen. So geftalten ftdj biefe unfdjeinbaren
Kalenber, n>eldje uns in i^ren Umf^lägen aus geblümtem ©olb«
papier fo altpäterlic^ anblicfen, 5U einem Cagebudje bes bayrifc^en
^ofes gerabe aus jener §äif pon welcher uns bislang fo geringe
Kunbe geworben; Ijunbert Weine (Einselljeiten, bie o^nebem fc^on
längft perfdjollen wären, erwadjen in ben pergilbten Blättern,
es ift ein Stücf Jlltmün^ener Cofalgef^ic^te aus ber
prunfpollften Periobe ber Hofofoseit. ^reilic^ ge»
winnen biefe Zladjridjten erft ^arbe unb £eben, wenn wir uns Sie
Stätten por 2tugen füljren, bmm bie (Ereigniffe 5ur Staffage
gebient, jene golbfc^immernben, tro^ i^rer unermef liefen Pracht*
entfaltung fo ^armonifc^ unb traulidj wirfenben Kaifersimmer
von Karl Zxauimann. 257
&cr Hefi6en5, bic ZTTünc^cner Stabtpaläfte öes bayrifclfen Jlöels
mit iljrcn rei5cn6en Stiegen^aufcrrt, fo red)t ^efdjaffen, öteZlTengc
6er feflltdj ^cfdjmüd tcn (ßäftc 5ur ©eltung 5U bringen unb empor»
Sugcleiten in grasiöfer IDinbung; bie £uftfd)Iöffer un6 ©arten
bes ^ofes, u?ie fie in bes 3"9^"i^"^^ IXlaitlixas Dtfel*^*
Stid^en üor uns erftel^en mit iljren meitfc^attenben jllleen,
blütenbuftenben Parterres unb nimmerruljenben ^Jontänen; jene
laufdfigen Hebuits im IlYmpljenburger Parfe, bie Babenburg,
bie Maison des Indes, bie Jimalienburg, wo jeber IDinfel 5U
,;l{onfiben5en" einlub, 5U perliebtem (ßetänbel, 5U fein pointierter,
fo!etter Kauferie — mit einem IDorte, all bie Sdjöpfungen,
in benen bes feinfül^Iigen Jtrdjiteften unb Deforateurs Frangois
de Cuvillies*^*. pielfeitige Begabung, uns perftel^en läft,
„welcher ^ierlidjfeit unb porne^men IDürbe sugleidj, welcher
Cinienfc^önljeit unb formalen ©raste'' *^^ bie Kunft bes Äofofo
fdijig gett?efen.
Znit bem ^aifxe V^l? I?ebt bie Äei^e ber Kalenber an,
bod? fmb bes ©rafen Jtufseic^nungen porerft gar fpdrlidj. Tlb
unb 5U bemerft er, ba^ ein liaruffell gel^alten morben, ein Curnier,
ba^ „commebie, bal unb soupee bey ^off" gemefen ober „aca-
demie de Musique'*. X?om ^\xm an u?erben bie Hotisen interef:==
fanter, leiber nidjt für unferen ^mecf ; ber Kalenber perfekt uns
in bie £auf graben Belgrabs, u?o ber greife Prin5 (Eugen pon
Sa PO Yen Sie militärifc^en Belegungen leitet. Ztidjt fonberlid)
reidjer ift bas 3^^^ 17 \ 8 bebadjt; tüobesfälle finben (Ermahnung,
Beförberungen, Heifen, ^fefte, aber meift nur in fnappfter ;form,
basu anbere für einen ^ö^ing Ijoifft u?id)tige (Ereigniffe: ba^ ber
Kurfürft am 2\. 2tpril ZHebisin genommen, ba^ am \^. ^nnx
,,ber (Si?urprin5 bie €felsmilc^ angefangen", ferner, im bunten
I)urd)einanber eingeftreut, Kriegsbulletins, ^ausl^altungspermerfe,
Hadjridjten über bie eigene ©efunbfjeit. So erfal^ren u?ir genau,
an u?eld)em tEage ber ^err ©raf „bas englifc^e Sal^ genommen"
ober ban „Sauerbrunn angefangen "♦
iinbers fte^t's mit bem 3^^?^^ \'^\9\ f^^^ ^<^^ ^'^ Blätter
6es Kalenbers Haum genug bieten, um all bie ^errlic^!eiten an^u--
fdljren, tt?eld)e bes Bayernfürften Jlufmanb ins Dafein ruft* \7\^\
CS ift ber Cebensabenb Znay(Emanuels, pier 3^^^^^ P"^ ba^in
gegangen, feit er ^eimgefel^rt aus langer, entbel^rungsreicijer*^^
üerbannung» Kein IDunber, ba^ er je^t für biefe traurigen geiten
(Entfcl)äbigung fuc^t in ^eften Pon feenfjafter Pradjt, in beren 2tn=
orbnung er ja felbft JTleifter mar, unb bei melden fol^ ausgeführter
©efdjmad ^errfdjte, ba^ man, mie ein meitgereifter 3^i^9^"^ff^*^^
beridjtet, auf einer persauberten ^n^^l 5U tpeilen permeinte»
3aficbttci? für OTandjener (5efc^. IL ^7
258 ^ran3<>nf*ß 5d?aiifpiclcr am ba^v\\<ben ^ofe
©erne möchten mir nun innehalten un^ ein 3^^^ 'u^*
baytifctjen ^oflebens an unfern £efern porüberste^en laffen unö
öurdj öeffen Sdjilöerung seigen, melden ^erporragenben pia^
bas fransSfifdje Sdjaufpiel eigentlidj eingenommen in 6er
(ßefamt^eit 6er ^efte un6 Porfommniffe bei ^ofe» Das foU
gefdfeljen, u?enn uns feinersett einmal pergonnt ift, 6ie (ßefdjidjte
6es Zltflndjener Sdjaufptetoefens bei ^of un6 Sta6t auf breitefter
fultureller (ßrun6Iage aufjubauen, t^ier u?olIen n>ir 6es (ßrafen
Jtufseidjnungen nur beilüden , um l{un6e 5U bringen pon 6en
aufgefül?rten Stüden*'^
J)a ftn6 6enn in erfter £inie, ipie es jidj für eine ^ofbü^ne
Siemt, 6ie flafftfd)en 2tutoren 6es Si^cle de Louis Quatorze
pertreten, Pierre Coraeille*^ mit Nico med e (28. 3^^^uar \7\^)f
Polyeucte (26. ^februar \7\^), Heraclius (öriTTärs \7\^,
22. un6 28. (Dftober \725), Rodogune (\2. ITTärj \7\%
Le Menteur (25. 3anuar \7{^); Racine mit Iphigenie
(^5. 3^""^^ \'^\9) un6 Andromaque (22. 3^""^^ \7\9);
Moliere mit 60m Medecin malgre lui (^8. 3^"^^^ l^\9)/
Les Fourberies de Scapin (\S. 3^""^^^ l^\9)/ Le
Mariage force (22.3önuar \7\^), Le Bourgeois gentil-
homme (^9.^ebruar \7\9), LeMalade imaginaire (2.2Tlär5
;7^9), Madame d'Escarbagnas (\9.2när5 \7\% l'Etourdi
(7. un6 ^8. (Dftober \723); ferner 6ie fulturgefc^idftltd} fo intcref»
tauten nadjmolterefc^en £uftfpieI6id)ter, 6er 6em bayri*
fdjen ^ofe naljeftet^en6c Dancourt*^^ mit feinen IDerfen Le
Moulixi dejavel {2S. ^^nxxav \7\^), L'Opera de village
(^2.^ebruar^7\9), Le Mari retrouve (\9. ITtärs \7^9), Les
Troiscousines(6. 2tuguft \7\^); Lafont mitLesTrois freres
rivaux (5.2Trär5 \7\9); Boindin*'^mit feinem LePort dt mer
(HS. 3^Tiu^^ 17\9); Boursault^^'mit 6em Esope ä la cour
(4 3wli 1^19); Campistron*^ mit 6em Jaloux detrompe
(8. ^ebruar \7^9); Dufresny*^^ mit L'Esprit de contra-
diction (5. ^ebruar \7{^)\ Hauteroche**^mit 6en Cuftfpielen
Le Deuil (\2. ZHärs \7\^) un6 L'Esprit follet (\S. 3uni
\7^9); Regnard*'' mit Le Joueur (9. IHärs \7^9) un6
Attendez-moi sous l'orme (26. ^ebruar \7\^) un6 fc^Iieglid^
nodj als tEragifer 5tt?eiten Hanges Thomas Corneille*'^
mit feinem Comte d'Essex (\2. ^ebruar \7\9) un6 Cr^billon
pere*'^ mit Electre (5. ^ebruar ^7\9) unö Rhadamiste
(^6. ZHärs ^7\9).
Heben 6em Hepertoire bringen Preyfings Kalcn6er=
auffc^reibungen allerlei fonft für 6as fransöftfdje tEfjeater am
Znünd^ener ^ofe intereffante Details. So teilt er mit, 6af 6ie
oon Karl (Crantmann. 259
Porftellungen meift stotfdjcn fe^s unb fteben U^r abenbs i^ren
Zlnfang nal^men, un6 6af hierbei 6ie ^eute noc^ in Paris bei
Ztuffüt?rungen bcs flafftfdjen Kerpertoires befteljenbe (Bcpftogcn»
t?eit eingel^alten rourbc, 6er pi^ce serieuse, eine Komöbie als
Ijeitere petite piece folgen 5U laffen. Jlls SpielIo!aI erfc^eint
„öas fleine theatrum bey l?off', woifl 6ie von ^olfann
iinton (Sumpp anno \70^3 im (ßeorgifaale 6er Kefi6en5
erridjtete ^äitm, öaneben mir6 mitunter 6as „©pera^auf"
benü^t, unö als mieöer einmal 6er junge ComtedeCharolais
5um Sefuc^e bei ^ofe arigefommen u?ar, 6er Soljn 6es ^er509S
pon ©rieans, 6es Regent, roeldjer bis 5ur (ßrofjä^rigfeit £u6*
tt>i96e5^ünf5e^nten ^ranf reidjs 6ef djicf e lenf te, fpielte man
am 6. iluguft \7\^ auf 6er ^errlic^ erleudjteten ©arten»
bnifm^^^ 6es nymp^enburger Parfes: „TXadf 6er taffei gienge
alles gleidj naii Himpljenburg, wo umb 9 Uljr 6ie fran^öpfc^e
commedieauf 6em off enen theatro, les trois cousines
gefjalten un6 mit Dil ^un6ert ämperl illuminiert «:>or6cn".
Doc^ 6ie Cage 6er Com^die frangaise in ZlTündjen waten
6amals fdjon gesä^It. Die Pradjtliebe ZTIayCmanuels, 6ie
befon6ers in 6er grofen Sautljdtig!eit an 6en SdjISffern 5U
Hympljenburg*** un6 Sdjleifljeim**^ jtc^ äuferte un6 in 6em
Zluftt>an6e für 6ie ^ofljaltung, tjatte ;finan55uftän6e geseitigt, 6eren
2tn6auern gans einfach unmöglidj tpar. „3^re C^urfrl. I)rL in
Sayrn ic. — fo ift in einem Defrete pom 26. Jlpril ^72\ 5U
lefen**^ — Ijaben fiij pber iljren Cameral Statum 5U meljr»
mahlen un6ertfjenigift referiren laffen un6 Ijieraus befunSten, tpie
Ifodti un6 fe^r 6ie 3ärlidje ausgaben 6ie Cfjurfrl. ordinari ^aifU
ambts (Einamb pberfteigen, fo 6ie Urfad? ift, 6as mit besaljlung
6er befol6ungen; nita>2niger bey 6enen ^ofdmbtern einige 3a^r
Ijer man in fo grof en ausftan6t perfaljlen, 6af 6effen entric^tung,
a>an nit remedirt tt)er6e, nadj 6er Ijan6t gar unerfdjipinglidj
fallen, nebenbei aber audj 6as lauffente in pöUige ftod^ung
geratt?en foüte". Da Ijief es nun fidj einfdjrän!en, un6 in 6er
Cfjat or6nete 6as eben beigesogene Defret auf feinen fünfun6*
6reifig ^oliofeiten 6ie umfaffen6ften (Erfparungen an^^^ un6
ging 6abei 6erart ins Detail, 6af es fogar porfdjrieb, mit 6em
8rennt?ol5 ^ausfjälterifc^ 5u fein, fintemalen es 6urdjaus nidjt
5U billigen, 6af , wk bisher, „6ie 5^^^^^ pnnöt^igar rpeis
folc^ergeftalten yber^aiset a>er6en, 6as ^ierinnen faumb 5U
bleiben"*
3« 6icfem (Erlaffe ift pon fransöftfc^en Sdjaufpielern feine
He6e meljr, fte waren fc^on früher 6em Drängen 6er £an6ftän6e
5um ®pfer gefallen, 6ie gefor6ert Ratten, 6af ItTay (Emanuel
\7*
260 ^ranjöftfd^c Sc^anfpictcr am bayrifd^en ^ofe
feine foftfpteligen Kontöbtanteit abfc^affe*^*. Der genaue ^ettpunft
iljrer €ntlaffung lägt ftdj nid^t beftimmen, mehrere Zlnöeutungen
in amtlidjen Sdjriftftücfen madjen es aber tpaljrfdjeinlidj, baf mir
ifjn in bas 3^t?^ 1*^20 oerlegen muffen; Ijetft es 6odj unter
anbereni in einem Defrete üom \. ^\xlx ^720, es mödjten „6er
Danserin La cremers 5U ifjrer jäljrlic^en onber^altung Heun»
Ijunöert Dterjeljen (ßulbcn" ausge5at^lt u?er6en, „gleic^toie fye es
gcnofen, 6a 6ie fransöfifdje comoeöianten annoc^ bey
Ijof in öienft unö befolbt tpaljren''. Daf 6ie Sdjau^
fpielcr 6er fdjlimmen ^inan5la9e suerft sum ®pfer fielen, ift
natürlidj, öenn an JTtufifern unö Sängern 5U fparen, erlaubte
6as Jtnfeljen bes ^ofes nidjt, 6a „6er decor erforbert, 6as
man bergleic^en Pirtuofen auf all Begebente ^aijl 5U l?an6en
Ijabe"**«.
Die fransöftfc^en Komo6ianten u?aren alfo u>ie6er in iljre
£)eimat gesogen, un6 als im (Dftober H722 6es tn?ronerben
Karl Gilbert Permätjlung mit 6er Kaifertodjter lUaria
ilmalia gefeiert ir>ur6e, 6a fonnte 6er P^re de Bretagne,
6es Kurfürften BeidjtDater, in feiner fransöfifdjen ^eftes»
befdjreibung^*'' u?oljl 6er prunfDoU infsenierten italienifd^en
(Dpern (ErtDät^nung tljun, nic^t aber metjr einer fonftigen Der--
tretuug 6er Sc^aufpielf unft. IDenn tro^6em (ßraf Preyfing
im ^erbft H723 üon 2luffü^rung iwmt fransöftfdjer Stücfe bei
^ofe fpric^t, 6es Etourdi pon Moli^re un6 6esHeraclius
pon Corneille, fo Ijaben u?ir je6enfaUs ein ©efellfcfyafts»
t^eater por uns, n?eld)es feine 2Tlttglie6er in 6en Kreifen
6es bayrifcljen 2t6els refrutierte, un6 6em pieüeid^t 6er l\ur=
prins Karl Jtlbert felbft angeijörte, tpeldjer, u?ie gleid) 5U
crtpäl^nen fein u>ir6, ein gett)an6ter Darfteller Corneillefdjer
un6 Molierefdjer Koüen geroefen.
Heben 6en fran5ofifd}en l{omö6ianten mu0 übrigens
6er ^of in 6iefen 3^^?^^" ^^" Vertretern 6es 6eutfdjen Sdjau^
fpieles einige 2tufmerffam!eit gefd)enft Ijaben. 2tm ^7. 3anuar
17V9 «tu?äljnt Preyfing in feinen ifufseic^nungen'*-^^ 6af 6ie
Prinjen 6ie „teutfdje comme6ie" befudjt, ebenfo am
2^. 3^"^^^/ ^" tpeldjem tEage 6ie ZHimen 6es ^errn ©rafen
befon6ere5 Zllif fallen erregten: „©eljeten 6ie g6fte. prinsen
abents»in 6ie teutfdje comme6ie auf 6as ratljljaus, fo
umb 5 Ul?r anfangt un6 6urdj un6 6urclj Don Ijer^en , . . .
abgefdjmadjt ift". IDie aus 6er Sta6tfammerredjnung*^^ un6
un6 aus Pacdjierys^*'* Hotisen erftdjtlidj, ftan6 6iefe Sd^au*
fpielentreprife unter £eitung 6er bei6en furfürftlic^en Kammer^
6iener Lespillies un6 Blanchard, 6ie am 8. 3^nuar ^7^9
uon Karl Crantmann. 26\
tljr Cfjeater im grofen Katfjausfaale eröffneten, bortfelbft fünf»
unöstDansig Dorfteüungen peranftalteten, öann aber in bas Ball»
^aus 6er 211 ay bürg überfteöelten, wo am 20* ZTTärs bie
„Comoedi Pappinianus" aufgeführt tDurbe.
Tlrxii für bie KarneDal&seit 6er folgenben bei6en 3a^re
beridjtet Preyfing von 6er prinsen Zlnteilnafjme an 6eutfdjen
tEtjeateroergnügungen» 2tm 5. ^ebruar \720 ^^abents nadf
5 Uljr fahrten fie masquierter 5ur come6ie im tljal un6
engagierten ^inab eine compagnie Von et^lidj 30 masquen, t^eils
capaliers, tljeils 6ames" ; ebenfo begab man ftc^ am 6. ^ebruar
„masquierter 5um toeifer in tljal in 6ie comme6ie", nidjt
min6er am 7. un6 8. gleidjen ITTonats un6 am ^5. 3^"war H72^
„ abents f aljrten 6er Cfjurprin^ - ün6 fjer^og ^ e r 6 i n a n t , ie6er
mit feiner parti X?on ^ big 5 Dämmen masquiert ins tl^all
5ur teutfdjen commeSie". 3^ ^M brunten ift 6emnadj
agiert mor6en, beim XDeiferbräu, 6effen „Ceutfd^es
tE^eatrum" nodj anno \752 6er melbefannte Sdjaufpiel6ireftor
(ßertt)al6 Don XDallerotti an ftc^ bringen tDoUte**^
^eitmeife muffen 6eutfc^e Kom56ianten fogar n:>ie6er in
Dienften 6es ^ofes gemefen fein. Unterm 20. 2tuguft (720
nämlic^ petitioniert ^oljann ^einridj Prunius, Direftor
6er Kurfürftl. Sayrifcljcn beftallten Qoffomö6ianten ,,insgemein
6ie teutfd) XDienerifdje Ban6e genannt", ein übrigens aud? in
an6eren 5tä6ten nac^gemiefener XDan6erprin5ipaI, in^ranffurt
am ZHain um Spielerlaubnis***» Jlus 6iefem Citel allein
ginge aller6ings nodj nidft 5ur (ßenüge fjeroor, 6a§ 6er S^au-
fpieler n?irflidj im Sol6e ZHay (Emanuels geftan6en — ein
gemiffer Sitpijan IViayev, 6er nur „Don ^ifto CI?ur»^firftI.
DurdjL aus Bayern per decretum mit einem beftän6igen
Confens in 6ero Kefi6en5 5U agiren begnä6iget ll)or6en"**^
legte fic^ ebenfalls 6ie Beseidjnung „Principal 6er Cl?ur=
bayerifdjen Comoe6ianten" bei, — tt?enn von befagte tE^at»
fad^e nidjt je^t fdjon bntdj ein Don uns im ftä6tifdjen
2trdjir)e 5U Ztör6lingen aufgefuh6enes Sc^riftftücf erwarten
fönntcn, in u?eld)em Prunius am 27. September (7(9 6em
Kak 6er fc^mdbifc^en Heic^sfta6t gegenüber folgenbermaf en pdj
auf erte :
„Qo(^e6eI ©eboljrne, ©eftrenge, ^oc^gele^rte, XDof?le6Ie,
X?efte, ^ürpdjtige, £)odj> un6 IDoljtoeif e, 3"f^"^^^^ ©rof »
günftige, ^odjgeneigte ^errn.
€s ^aben 3^^^ C^urfürftL D^L in Bayrn, mein
(ßnä6ftr. Cfjurfürft t>n6 ^err, in 6ero ^ofjen Dienfte
jc^ 5U fte^en 6erma^I begna6iget, mit meiner
262 Jran3öPfd?c 5d?aufpieler am bayrifd^en ^ofc
banb^ ^oc^tefltfc^r Commeöianten mir bie Untcrtljänigfte
(Erlaubnus ^iKi^^tanben, uf 3 2TIonat^ anberer ©rt^en
meine X?on \6 Ccbenbigen Pcrfo^nen t^eatralifdjc unö
Znoralifdfe fc^cnsmüröige Tlctxoms offentlidj fürftellen
3u iörffcn» ©Icic^iDte nun ßicrauff 6ie €l)rc erlanget,
ein un6 anöern ©rtijs XJermSg Beysebogenen ^ 2tteftationen
bergleic^en . piecen mit größtem Contento an tEage gu*
legen un6 6armit ufsuirartten, 2tlfo lebe 6er Unteröienftl.
5uDerftcl)t, (Ein ßodjeöler unö ^odjmeifer Hljat biefer,
6ef ^eyl. Höm. Heid^s Statt Hörölingen n^erbe, n^eiln
meine gnbft. erlaubte geit innerljalb 3 XOodfixi aufgebet,
mir öie 6nabz geben, bamit al^ter meine mit ben aller-
5ierlidjften Kleibern unb Dielen ergö^Iic^en X?eränberungen
bes tE^eatri audj bergleidjen niemaljls ^iergeroefenen fe^ens»
mflrbigen praefentationen unb DorfteUungen ebenfak nur
auf einige \^ ttag auffuhren möge. IDie bann ^ierumben
nodjma^Ien unter an^offenber (ßrofgnabiger IDillfaE^r
geE^orfambl. nac^gefucfet Ijaben unb mit ergebenften refpect
X?er^arren tpollen.
(gper ^oc^ebel. ^errn, ^ürpc^t., £)odj* unb XDoljtoeife
3ofjann ßeinridj Prunius
3^ro C^urfurftl. Durdjl. ^off»Comoebianten Principal."
TXlan fie^t, baf felbft in ben tEagen bes unbe»
bingten X?or«)aItens auslänbifdjen unb in erfter £inie
fransöfifdjen Bü^neneinfluffes bie^eimifc^entE^eater*
elemente bei ^ofe niemals pöllig aufer Udjt unb
aufer Dermenbung gelaffen tpurben.
IDenn mir 5um Sdjiuffe biefes ^^xivanm^s bes ftäbtifdjen
Bflijnenlebens gebenfen «sollen, fo fönnen wxv uns barauf
befc^ranfen feft5ufteUen, ba^ in Be5ug auf bie Ijergebrac^ten
Vergnügungen — 3^f^i^^"'ö"iöbien, Jtuffüljrungen im
(ßregori^aufe, paffionstragobien, XDei^nac^tsfpiele
— alles beim alten bleibt, unb ba^ im grofen Hat^ausfaale
nur 5tt>eimal Dorfteüungen ftattfinben, im 2tuguft \7^8 burdj
^rans Seyfribt***, „fo aber nur 2 Commebien ofm ^IjaU
^aus gehalten, 5umaüen er foban erttjranctt unb geftorben, fo
6 p. gemadjt Ijettc, onb aber pf beffen Bitten feiner Befljanbten
2trmuetlj fjalber, I^at man beme ain Dritl nac^gefed^en", unb int
3a^re ][72^ pon feiten ber „alliier Jtntpefent ÖTrierifdjen
^ofCommebianten"*^*. Ce^terer Umftanb ben^eift aber
nur, ba^ ber Hat^ausfaal als Spiellofal pon ben IDanbertruppen
«weniger oft in Jtnfprudj genommen tpurbe, als früljer; fie
tperben eben porgesogen Ifabm, bas fte^enbe „C^eatrum" beim
von Karl (Crautmann. 263
XDetfer imCfjal 5U benü^ett; wo pe nic^t, wu im Hatljaufe,
gestoungen roaren, jebesmal auf eigene Koften bie ISüiim auf»*
fdjiasen un6 abbre^en }u laffen»
2lm Jtbenb bes 26. ^ebruar ^726 ^atte 7X1 aj: €manuel
bas ^ciüiiie 9efe9net*^^ (Es roaren troftlofe guftdnbe, roelc^e
fein Hadjfolger, 6er jugenölidje Kurfürft Karl 2tlbert**' (^726
bis ^7^5), porfanb; Sie ^inanslage, wdifz fc^on im 2^lin ^72\
5U roeitge^enben (Erfparungsmaf regeln geörängt, ^atte fi<^ burdj*
aus nidft gebeffert, unb es erfdjienen neue Derorbnungen, meldje
bie Dorfc^riften von ^72\ perfc^ärften ober tpieber in Erinnerung
brachten, unb barin muf bie Dermaltung roirflidf im Kleinen
grof gemcfen fein, ^atte man bamals anbefohlen, „bas pf
bieienige Perfo^nen, fo bas XDay, 3"^'^* ^"^ anbers unter
l)anbten ^aben, beffer auffielt genommen, in fonber^eit aber per*
fiegt wzxbk, bas bie piü ober tpenig abgeprente forsen o^ne
abgang tpiber 5ur Silber Camnier gelifert unb folc^es bey
entfe5ung bes Dienft o^ne Unterbrechung continuirt merbte", fo
fam je^t, am \8. (Df tober ^727, fpesiell für bas tEf?eater ber
Befehl heraus, „fortan pon bm Kersen bie St impf ein, fomo^I
beim t^eatro, als ben Znufifanteri jebesmal 5urüd5unel?men unb
5u tpeiterem Hu^en 5U per menben"*^®; freiließ oI?ne befonberen
(Erfolg, ba bie ^ausf ammerei forttt?ä^renb bei bem ^ofttjeater»
intenbanten anfragen mufte, wo benn bie St impf ein geblieben
feien, unb einmal fogar, anno ^732, ben Eintrag fteUte, „ba^
(ßraf pon £obron ber por be^bz 3a^r 5urucf^geblibnen
Stimpfel I^alber 5ur perantu?orttung unb reftitution angeljalten
u?erben u?olIe" *^^. IDie fd)on biefes einsige (Eyempel bemeift, Ijatte
bas Sparfyftem bei ^ofe nic^t allsulange feine ^errfc^aft be»
Rauptet; basu wav Karl Zllbert felbft piel 5U lebensluftig unb
feftcsbebürftig unb 5ur Hepräfentation fdjon aus politifc^en
©rünben genötigt; es follte ja ber Beipeis geliefert merben,
ba^ man an fürftlidjer Pradjtentfaltung bem Kaifer^ofe 5U XDien
nic^t nadjftanb, beffen (Erbfdjaft man nadj Karls bes Sedjften
Cobe ansutreten Ijoffte.
Unb tljeaterfreubig mar ber Kurfürft audj , menn
möglich nodj tl^eaterfreubiger als fein Dater ZUa^c (Emanuel.
Heben ber italienifdjen ®per*^ gen^ann ^auptfädjlic^ bas
fransöfifdje S^aufpiel feine Zuneigung, unb felbft in bzn
grogen tragif^en Hollen Corneilles unb Cr^billons auf*
5utreten ober als Moli^res Misanthrope, batte bereits
bem neunse^njä^rigen dürften mandje Stunbe perfürst, als
er auf feiner erften italienifdjen Seife in Schloß C^iepo
na^e bei X?erona pom 2{. Desember \7\5 bis 5um 29. 3anuar
26^ (fran3ö(tfd?e Sd?aufpielcr am bayrtfc^en £)ofe
einer ftrcngcn un6 lanstoeiltsen Peft!arantäne ftdj untersic^en
mufte*'\
„Touttes ces visites", permelbet öarflber bas je^t im baYttfdjen
Hattonalmufeum aufbctoaE^rte l?an6fc^riftlidje Diarium, „qui pro-
curoient a. S. A. quelque entretien pendant cet ennuyant
sejour n'auroient pas ete suffisants pour luy faire passer
insensiblement le temps du sequestre, S'il ne se fut auise
luy mesme d'un autre entretien plus noble, qui fut celuy de
reciter les comedies de Corneille auec les Caualiers de Sa
Suitte, et d'en representer dans Sa chambre une espece de
comedie ; jl en fit tirer les roeles Separes, comme celuy du
Cid, de Rodogune, du Cinna, du Rhadamiste, du
misantroppe etc. et les distribua a tous les Caualiers, qui
les ayant etudies pendant quelque temps, comparurent sur la
Scene. La chambre de S. A. etoit destinee pour ce passe-
temps. Les chaises seules en formoient le Teatre, et nonobstant
cette simplicite l'action et le geste des acteurs en rendoit le
recit tres agreable.
Monseig^ le Prince prenant tousiours pour son roole le
principal de la piece, S'acquitat parfaittement bien de
cette fonction. C'est ainsy que se passat une bonne partie
du temps . . /*
Diefe fo frü^seitig fi(^ äufernöe Heigung 5ur fransöf ifdjen
Bü^ncnfunft ift in öem liurprinsen jedenfalls nodf Derftärft tporSen,
als er im ^erbfte bzs^aijxzs ^725, anläflid) öer Permäfjlungsfeier
Cuötpigs 6es ^ünfsefjnten, ©elegen^eit fanb, nadi Paris
fidj 5U begeben un6 Dom 2. September bis 5um 22. ©ftober in
^franfreidjs ^auptftaöt 5U pertt)eilen. <Sar Peifig befudjte er
bort, tt)ie Preyfing*®^ uns mitteilt, neben öer ©per 6ie
Comedie frangaise bei ^of un6 Sta6t; am ^^. September fal^
er Racines Iphigenie, am {^, gleidjen 2Ttonats Molieres
Tartuffe un6 Dancourts L'Ete des coquettes, ja fogar
eine Premiere Ijat er erlebt un6 eine redjt ftürmifdje 6a5u, als er
am ^7* (Dftober 5er 2tuffül)rung von „Les Petes d'automne**
antpo^nte, „fo ein neues ftüdlj, Don 6em parterre fogleid) im
änderten act fiffliret rpare''. 2tuf öie bamals pielberü^mte Foire
Saint-Laurent*^^ ift er ebenfalls 5U meljreren ZHalen gegangen,
tpo er nid)t blof in 6er „opera com i que, fo repraefentiret
gefjabt la mort de la foire et le monde renvers,a'*,
porfprac^, fonbern audj bei 6en „6rei tpil6en mannern'', bei
öem „öafdjenfpiller tmö marioneten", unö tpeiters „in etfjlic^en
boutiquen",
2tm 9. 2när5 ^729 fc^rieb Preyfing in feinen Kalenöer:
von Karl (Erautmann. 265
„Die fr5» Comebianten aufgew>mmcn unö von mir iljiten 6er Per*
trag gemadjt moröen". €s ftanben bemnadj roteöer fransöfifdje
Sc^aufpieler fontraf tlidj im Dienfte bes Qofes, nadjöem bereits
Dom 29. 2när5 \728 an 2luffüE^run$cn in ZHünc^en ftattgefunben
ljatten*^S XDas gegeben tpuröe, erfaljren n?ir aus bes ©rafen
tCagebudjnott5en.
üorab nalürltdj tCragifdjes* Pierre Corneille ift
mit Rodogune pertreten (^» 3^^^^^^ ^^3\); Racine mit
Andromaque (29. 2Ttär5 \728 unb \8.3uni \729), Ph^dre
(^.Jlprü ^728), Alexandre le Grand (22* 3anuar \730),
Britannicus (»7» 3anuar {75\), Athalie (\\.2när5 \75\),
Iphigenie (26*2Ti;är5 \85\ unb 25. 3^""^^ i^39), Bajazet
(^0.3uli ^735);Voltaire*'^mit feinem Brut US (\0.3uli\732);
Thomas Corneille mit 6em Comte d'Essex (^7* iluguft
\739); auferbem fommen weniger befannte DidjtertDerfe 5ur
Darftellung; 6er Regulus öes Pfadon*^^ (29. 3ö"uar 1(730);
6er Pylade et Oreste 6es Le Clerc*^^ (7. ^ebruar 11730);
6ie Machab^es 6es Lamotte*^® 06er 6es Abbe Nadal
(;2.2Trär5\730);6iePenelope6esGenest*''(\.(Dftober\733);
6er Alcibiade 6es Poisson*'^ (6. Jtuguft \735).
Unter 6en Komifern fte^t Moli^re obenan mit 6em Cocu
imaginaire (\8. 3uH ^729), 6em Misanthrope (25* 3^^^^^
^730) un6 6em Don Juan ou le Festin de Pierre
(\^.;februar H730); nebeniljmerfdjeinen 6er oielgefpielte Dancourt
mit 6enl{omö6ien L'Ete des coquettes (2^, ^anxxat \730),
Le Chevalier ä la mode (\. 3^^^^^ l^3\); Le Mari
retrouv6 (\7. 3^""^^ U^\)f Les Eaux de Bourbon
{\0. 3^1* 1^32), Les Bourgeoises ä la mode (2. 3^""^^
\735); Les Vendanges de Suresnes (6. 2tuguft ^735];
Boissy*'* mit Le Frangais ä Londres (25. 3^""^^ \^39);
Boursault mit6en Pen6ants Esope älacour(3\.3^""^^^^^ö
un6 27.HoDember ^7^0)un6 Esope ä la ville (2.3^nuar \730);
Destouches*'^^mitLe Philosoph e marie (2.;Jebruar \739),
Le Glorieux (\8. 3uli ^7^0) un6 Le Medisant (6. 2tuguft
\7^H); Dufresny mit L'Esprit de contradi c tion
{\7. 2tuguft \739) un6 pielleidjt mit Le Mariage fait et
rompu — menn an6ers 6iefes Cuftfpiel i6entifd? ift mit Le
mariage fait en un moment (29. ZTTärs \728) — un6 Le
Grand*"'* mit 6em Aveugle clairvoyant (^.(Dftober \733),
roelc^en Stücfen noc^ 6ie am U. 3^""^^ ^"^ 8- ^ebruar {7^\
aufgefül^rte Ecole des Hommes*'* beisufügen toäre.
Jlud? in 6en C^ur»fürftlidj Bayrtfdjen Qof^Calen»
6ern*''^ 06er melme^r in 6en 6ortfeIbft enthaltenen rücff^auen6en
266 ifran3ojifd?e Sc^aufptcler am bayrifd^cn £Jofe
Bemcrfungen über bas Qofleben 6is jewetls pcrfloffenen 3a^res
^ören voxv ab nnb 5U pon fransöftfc^en Sdfaufpielen; einmal fogar
von einer ,;neucomponierten fran^öfifdjen Comoebie"; n?eldje
am \0. 3uU \737 sur ^eier öes „Principal Hamens tEa$es"
6er Kurfurflin JTlaria amalia in Xiympiienbnvi aber öie
Bretter ging. Ceiber erfaljren toir meber Citel noc^ Derfaffer
öes neuen Ö)pus.
Über 6en Perfonalftanb ber (ßefellfdjaft unb über Me
©eljaltsper^altniffe q,ebm uns Quittungen aus ben 3al?ren
\732 unb \733 2tuffd)lu§. Diefen 2Iftenftüdfen sufolge voavan
bamals im üerbanbe ber ZlTündjener ^^f'^'?"^ ^^^ ^erren
Duclos(Quartalbefolbung \ 87 p. 30 fr.)*'', Dulondel (;50p.)*'',
Prefleuryraine(^50p.)*'^Prefleury lecadet(\87p.30fr.),
D'Artenay (\50p.)*^«, Le Grand l'aine (\50fl.)*% Le
Grand le cadet (^SOp.); bie Damen La Motte (\50p.)*^S
Denis (^50P.)*«^ Federic (\50 p.)*^ Prefleury (\50p.)*^
Le Grand (\50p.), Dulondel (75 p.), Jacinthe (75 p.);
berSoufPeur Lejeune (75 p.); bie 2TIutter ber Denis (30 P*),
unb, n^aljrfc^einlic^ als Bebienter, ein gemiffer Joseph mit
feinem XDeib (60 p.).
3m großen unb gansen blieb biefe gufammenfe^ung bie
gleite bis 5um 2<^iivt \7^0. 2tufer ben genannten Sc^aufpielern
pnben mir nodj seitmeilig befdjäftigt: Clavel*^, perabfdjiebet
anno ^735; Duchemin*^^ unb De vor re*^', beibe pom fran=
}öpfc^en ^oftl^eater in ^an noper fommenb; La Jumiere*^^,
Birochon*®^; bie Sdjaufpielerin Scio**^, beren ITTann, ber
furpfäl5ifcl)e ^oftansmeifter Scio, ebenfalls nadj ZHündjen über»
ftebelte; Louis Lef^vre*^^ unb bas (El)epaar Defforges*®^
Defforges unb feine (ßattin traten fpäter an bie fr an*
5ofifcIje ijofbüljne ^riebridjs bes (ßro§en über, unb beibe
u?erben in piümires ^7811 erfd)ienenem (Entwurf einer
tC^eatergefdjidjte pon Berlin*®^ unter jenen Scl?aufpielern
angeführt, bie n>ät?renb bes Zeitraumes pon (7^^ bis \756 pdj
„porsüglidj berüfjmt gemadjt'', er, „vodifzt pdj in ben erften
Hollen, befonbers als Ciebijabet seigte", unb 2Ttabame Defforges
als eine „megen il^rer grof en Klugtfeit, als porsüglidjen (ßefc^icf*
li^feit in C^arafterrollen berül^mten ilftrise''.
Der Didjter ber tCruppe ift einer ber beiben Legrand
gen^efen, unb ipas pon feinen IDerfen unter bzn fransöpfc^en
Jjanbfdfriften ber ZTTünc^ener ^of» unb Staatsbibliotljef ftd) er==
l^alten*^, giebt uns burdjaus nidjt üeranlaffung 5U bebauern, ba^
feine weiteren (Er5eugniffe feiner poetifc^en Begabung auf bie Hac^»
weit ge!ommen.
©ort Karl Crautmann. 267
€r ^anöelt jtc^ um einen ^eftprolog 5um (ßeburtstage
6es Kurfürften Karl 2tlbert aus öcm 3aljre 17^0: „Dia-
loguePourLe Jour de La Naissance De Son Altesse
Serenissime Electorale de Baviere etc. etc. 1740".
©er ©idjter betritt 6ie Sdjaubfi^ne, 6ie ZlTufe folgt i^m:
Triomphez, Charle Albert; triomphez k jamais.
Que mes voeux, mes souhaits
Volent au bout du Monde;
Et que L'Echo r^ponde.
Triomphez, Charle Albert; et vivez ä jamais.
Die Zriufe ift Ijödjlic^ erftaunt über biefe fo plS^Iic^ fic^
äufernbe Begeifterung iljres Sdjü^Iings:
Honteux de v6tre oisivet^
Quel glorieux dessein vous fait prendre la Lyre ?
Qui chaotetz vous? quel sujet vous inspire
Tant de vivacit^?
Hun beginnen bei6e ein intereffantes 3«)iegefprä(^, in n>eldjem
6ie JTlufe 6em Didjter pormirft, öaf iljm porerft nod) 6ie nötige
Begabung feljle, um 6es dürften tC^aten unö tCugenöen 5U be»
fingen. Legrand — er felbft bürfte rPoI?l 6ie Holle bargefteUt
^aben — perteibigt fein Unterfangen in fo berebter IDeife, ba^
bie (ßöttin 5ule^t in bie IDorte. ausbrid?t :
Je vous ne retiens plus, mortel audacieux
Un poete impun^ment a droit d'6tre ennuieux.
Dag ber Dichter pon biefer (Erlaubnis feinen 5U ausgiebigen
(Sebtandf madjt, fonbern fidf ber Kurse unb baneben frer (Ein»
fac^^eit bepeifigt, mag 5U feinem £obe angefüljrt »erben, benn
feine poetifc^en 2TIittel Ratten ifjm ja ebenfogut, wie feinerseit
Dauvilliers erlaubt, 3U (El?ren Karl 2tlberts b^n gönsen
©lymp 5U mobilifieren unb bie Xiyrwplitn unb Dryabeif basu.
Heben ber fransöfifdjen ^ofbüljne beftel^t b^s fran»
Sofifdje (ßefellfc^af tstfjeater bei ^ofe, unb bak bem fo
war, ift bei ber Heigung bes Kurfürften 5um KomöMenfpielen
gan5 in ber ©rbnung. „Die frs. Comebie ber iungen E^errfc^afft",
^eift es bei Preyfing unterm 25. 3^"^ X'^^^f ur^b gerabe
über biefe Porftellung, in welcher bie junge ^errfdjaft, bas ^eif t
bie Kinber Karl Gilberts, i^re Hollen trefflid^ agierten, ^at
uns ber Pater felbft in feinem eigen^dnbig gefül?rten Diarium*®^
Bericht erftattet.
3^1 3wni bes 3^^^^^ l<39 fanb in bem I^errlid) über
ber Donau gelegenen Stift 7X1 oll in Hieberöfterreic^ eine gu»
fammenfunft ber furfürftlic^en ^amilie mit ber Kaiferin-ZTIutter
268 ^rQn3Öfifd/e St^aufpieler am bayrtfc^en EJofc
IDtl^elmine 21 malte ftatt; ^ter wat es, loo 6ie 2tuffül?rung
por jtdj ging; 6te Hauptprobe ^atte man am \^. 3^"^ ^" ^^^
Heft6en5 5U ZTTünc^en gehalten:
,,Le Theatre a ete construit en 4 jours de tems dans un
emplassement sans toit, qui jusqu'au murs a ete consomme
du feu l'annee passee, cependant on a trouve le tout si bien
arrange et illumine aiant fait apporter les Scenes de Munic,
qu'on auroit cru que c'etoit une veritable Säle de comedie
en tout tems a cette fin destinee. Enfin la piece nommee
Athalie des oeuvres deRacines futcomencee. L'Imperatrice
eu son fauteuil place en fasse, nous avions les notres de deux
cotes, la Noblesse derriere nous, et tout le reste du monde
encore plus en arriere et au tour sur un amphiteatre; tous
les acteurs et actrices si j'en dois croire au bruit comun firent
tres bien leurs rolles, la petite Duchesse Marie*®^ avoit celuy
de Joas; la Duchesse Marie Antoine*^' d'Athalie, la
Duchesse Therese*^^ Josabeth, le Prince Electoral Abner,
le Co(mte) D'envie Joad, le Co{mte) Max Terring
Mathan, le jeune Comte Daun Zacharie, le Baron
Haslang Ismael, le Baron de Seissel Azarie. Cette
Tragedie a ete suivie de la petite piece nommee le mari
retrouve (pon Dancourt) qui eut egale approbation ,
c'etoit le Baron Mairhofen qui faisoit le Meunier,
MUe. Scharf hausen Mme. Jullienne sa femme, Mlle.
Frauhofen Collette Sa Niece, Mlle. Frisenhausen
la Commere Agate, le Baron de Haslang Clitandre,
Baron Seissel Charlot garcon Meunier et le Co(mte)
D'arco Mr. de L'Epine le Comique; apres la petite piece
on finit avec un Ballet ou les Princes et Princesses danserent
ce qu'il y avoit de plus fort; apres la comedie toute la
trouppe baisa la main ä Tlmperatrice, Elle en a temoigne
une Satisfaction parfaitte de meme que tout le puplique et
en demanda la repetition pour un autre jour".
gipet 3^^^^^ fpäter {\7^\) 509 öer l(urfürft öen gleichen
XPeg, lüten 5U, öiesmal aber nic^t 5U tjetterem i{omö6tenfpteIe,
fonöern um ftdj öte tjabsburgtfc^en £an6e 5U erfämpfen, auf
6eren Beft^ er ja begrünbete Jtnfprüdje 5U ^aben glaubte. Die
5^tten öes öfterretc^ifc^en Crbfolgefrieges iparen ange»
brodjen un5 mit t^nen tpteöer neues Unheil für unfer Bayern.
2tm nämlichen Cage, an tpeldjem Karl Gilbert in ^ranffurt 5um
öeutjc^en Kaifer gefrönt tpuröe (^2* ^ebruar \H2), nahmen
bie ©fterretdjer ZTIünc^en ein unb hielten bie £anbesljauptftabt,
fur5e Unterbrechungen abgeredjnet, bis 5um ^erbfte \7^^ befe^t*^^
ton Karl Crautmann. . 269
Dtefe 3^^^^ waren für 6te fransSfifdJen Komöbianten traurig
genug; öte Befolöungen touröen ntdjt me^r ausgesa^It, unb es fudjte
öa^er ein Ceti 6er tEruppe an anberen ^ofen, in Engagement
5U treten^. Die Brüber Pröfleury tpanbten fic^ \7^2 nac^
ITTosf au, tDoIjin i^nen bie bereits früfjer aus bayrifc^en Dienften
getretene Sdjaufpielerin J a c i n t h e folgte , D u c 1 o s , ber
artiftifdje Diref tor bes C^eaters, fam nad^ Straf bürg, Lefevre
unb bas (Efjepaar Defforges erhielten Stellung in Berlin, ber
Souffleur Lejeune begleitete ben ^Jelbmarfdjaü ©rafentEörring
als Sefretär auf feinen ;Jelb5Ügen; 5mei ITTitglieber ber (ßefell^s
fd)aft, Marie Anne Dulondel unb Jean D'Artenay,
gingen mit tEob ab.
Unterbeffen tjielt Kaifer Karl ber Siebente 5u ^ranf^
fürt £)of, unb in ber alten Seidysftabt entfaltete ftdj irä^renb
ber XDaljU unb Krönungstage burdj bie 2lntpefen^eit einer
frans öfifdjen tEruppe unb beutfc^er Sc^aufpieler unter
(ßermalb ponlDallerottis Ceitung ein reid^es tt^eater leben,
welches ZHenl^el*^^ quellenmäßig fo eingetjenb betjanbelt ^at,
ba^ mir nidjt metjr barauf 5urücf5ufommen braudjen.
2tm 23, ®f tober ^7^^ tpar es bem dürften enblic^ per^
gönnt, 5um legten 2tuf enthalte in bas pon feinen ©egnern
geräumte ITIündjen 5urücf5uf e^ren ^°\ €in 5afj(reidjes ©efolge
pon^ürften unb fran5Öfifd?en ©eneralen begleitete i^n, unb ipätjrenb
bie Gruppen bie IDinterquartiere besogen, rüftete man ftc^ bei
^ofe, um bie Hu^epaufe 5tt)ifdjen 5tt)ei ^elbsügen fo angenefjm
als möglidj fjinsubringen. ^tpei ®pern mürben 5ur 2tuf==
fül?rung porbereitet, Iphigenia im Komöbientjaus bei St.
Salpator unb Agrippa auf ber Bü^ne bes (ßeorgifaales ber
Kefibens; in le^terem Stücfe liaikn, u>ie ber Sc^aufpieler
Legrand ^^ fc^reibt, bie Prinsen unb Prinseffinnen felbft bie
Hauptrollen übernommen: „A La Sal St. George il ce doit
represente agripa, opera, Les princes et princesses Repre-
senterons Les principeaux Roles (sur) notre theatre ordinaire
pour La Comedie frangoise, a moins quon ne change de
dessin Et quil ne soit trouve trop petit'*. Va^ix fpradj man
pon Sebouten, ^reibällen unb fogar Pon Berufung einer italienifdjen
Sdjaufpielgefelifdjaft^^, „outre Les redouttes, bals francs Et
autres Diuertissements, on parle dune comedie italienne que
Sa Majest6 doit prendre a son seruisse, mais cela nest pas
bien fonde".
2l\xdi bas in5tpifdjen fläglidj ^erabgefommene fransöfifc^e
tCl?eater foUte aftionsfäfjig gemacht tperben. 2ils Karl 2Ilbert
nodj in ^Jranffurt refibierte, Ijatte ber früljere Direftor Duclos
270 .if'^^^nS^PW^ Sd^aufpielcr am bayrifc^eit Qofe
eine hierauf besfislic^ 2tnfrage ergeben laffen, pom (Brafen
^ugser aber 5te Tlntwoxt erhalten, öaf 6ie geit noc^ nic^t
gcfommen, „ou S. M. Imperiale puisse ou juge ä propos de
faire reuenir Les plaisirs de La Commedie frangaise äSa cour".
Hun louröe bic Sadjz eifriger betrieben; nadj Itieberfämpfuncj
oerfc^ieöener Konfurrenten erhielt öer in Strafburg u)eilen6e
Duclos 6en gemeffenen 2tuftrag, 6ie tEruppe 5U ergansen unö
mit 6en neuangeioorbenen ZHitglieöern balömöglidjft in 2Tlünc^en
einsutreffen ; unö (Eile loar mirflidj auc^ anöerrpeitig ponnoten,
6a bie Diepgen Sdjaufpieler toä^renb öer fdjiedjten S^xUn i^re
ganse (ßaröerobe Ratten perfe^en muffen un6 nur auf 6te IDieber^
aufnähme 6er Dorftellungen u>arteten, um fte auslöfen 5U fönnen*
£ei6er iparteten fte oergebens, Duclos perlor feine ^txt mit
nu^Iofen Schreibereien un6 Jtnfragen, 6er Kaifer tt>ur6e unge==
6uI6ig un6 erteilte am \% 3^"uar \7^5 6en Befehl, 6en 2Iuf=
trag rüdgängig 5U machen.
Cags 6arauf — am 20. 3anuar ^7^5 — enöete ein ^er5=
lei6en Karl Gilberts an fdjujeren Sdjicffalsfdjlägen fo reidjes
geben ^^; 6e5 Heimgegangenen So^n, 6er adjtse^njäljrige 7X1 aj:
3ofep^, wav Kurfürft pon BaYern.
^ier ipollen u>ir innehalten, 6enn mit 6e5 jungen ^errfdjers
Regierungsantritte beginnt, n?ie auf fo pielen (ßebieten fuItureUen
Sdjaffens in unferem Daterlan6e, für 6ie Sdjaufpielfunft ein neues
Zeitalter, ^wav bleibt 6as fransöfifdje Sl^eater 3^^^J^^"^^ I^"9
nodj befte^en, aber pon e6elfter Begeifterung getragen^ nimmt
je^t 6as 6eutfdje Sc^aufpiel 6en Kampf auf mit 6em überlegenen
(ßegner un6 füljrt i^n ftegreidj 5U €n6e.
Das allmäljlidje (£mporringen 6er Hationalbü^ne aus be^
fc^ei6enen ilnfängen un6 i^r 2Inftreben gegen 6ie bei ^ofe fo
madjtig tpirfen6en auslän6ifc^en Sl^eaterelemente , 6iefen voolfl
intereffanteften 2Ibfc^nitt 6er Sdjaufpielgefdjidjte Jlltmündjens 5um
erften ZTtale eingeljen6 un6 quellenmäßig 5U fdjil6ern, foU
6em 6ritten Ban6e 6es 3^^^^^^^^^ sugetpiefen fein.
ton Karl Crautmann. 27 \
*
\) (5. IDefiermayer, Z^^^^^^ Balbe, fein £eben unb feine IDerfe,
niündjm \868. 5. \96 Über halbes IPirFen als EJofprebiger oergletd^e
man bes 2lutors BemerFungen auf 5» 76 ff.
2) Über bte Bc3tcliungen Bayerns 3U ^JranFretc^ nad? bem brcigig^
jäljrigen Kriege ^ehen u. a. 2luffd?lu§ bte neueren ilrbetten üon K. (Ei^.
I7eigel, Die Be3tcljungen 3n)tfd?en Bayern unb Saooyen ^6^8— \653.
(5iöungsbcrid?te ber pi?tIofopljifd?^pl^t(oIogifd?en unb Ijifiorifd^en Clajfe ber
f. b. 2lfabemie ber IPiffenfd?af ten 3U IHünd^en. J887. 5. ns ff.); von
^eibe, Die Walii £eopoIbs I. 3um römifc^en Kaifer (^Jorfd^ungen 3ur
beutfd^ert (5efd?td?tc, 25. Banb); von J. Valfrey, La Diplomatie frangaise
au XVIIe siecle, Hugues de Lionne, scs ambassades en Espagne et en
AUemagne, la paix des Pyren^es d'apr^s sa correspondance conserv^e aux
archives du minisl^re des affaires ^trangferes. Paris ^88^. 5. 67 ff. — Unter
t>en älteren lüerfen mag auf bie einfd^Iagigen Kapitel in Sugenljeim,
Jranfreid^s (Hinflufi auf unb Be3ieljungen 3U Deut)d?Ianb feit ber Keformation
bis 3ur erften fran3ofif(^en 5taatsumn)äl3ung (\5i7 — ^789) Banb II (^856)
Ijingemiefen ©erben.
3) Die 3ai^lreid?en Be3iel^ungen Bayerns 3U JranFreid? bar3ufienen,
foü einer fpätcren, alle fulturellen Jaftoren eingel^enb berürfftd?tigenben
Stubie Dorbel^alten bleiben. 2lbgefel^eu von ben Sagen, ba bxe bayrifd^e
^ürftentod^ter I s a b e a u auf Jranfreid?s Königstl^rone faß (ogl. (£1^. Q a e u 1 1 e ,
(ßenealogie bes erlaud^ten Stamml^aufes lüittelsbad?. Illünd^en ^870. 5. ;2^),
beginnt fran3Ö(ifd?er Kultureinflug, befonbers feit IDill^elm bem (fünften
. ftd? geltenb 3U madjen, ber ja im 3^^^« 1568 eine Jürftentod^ter aus ber
tonangebenben Maison de Lorraine Ijeimgcfüljrt l^atte. Damals
erfd^ienen 3um erften IHale fran3C)fifd?e Diener im Qofftaate. Dag aud?
fran3Öftfd?e 2Ibelige an ber in fatl^olifd^en Kreifen »citberüljmten Unioerfitat
3ngolftabt ftubierten, ift hefannt (Pgl. Journal de ma vie. M^moires du
mar^chal de Bassompierre. Premiere Edition conforme au manuscrit original
publice avec fragmenls in^dits pour la Societe de l'histoire de France par
le Mts de,,Chant6rac. paris ^870. Banb l, 5. ^^ ff.)
^) Über iebensgang, Cl^araFter unb tteigun^en biefer ^ürftin oer«
gleid?e man bie IHonograpl^ie von Gaudenzio Claretta, Adelaide di
Savoia, duchessa di Baviera, e i suoi tempi. Torino 1877; ba3U bie n>enig
tiefgel^cnbe Stubie Don (Suftao ^eibe, Kurfür jiin 2lbelljeib von Bayern
(§ettfd?rift für 2lllgemeine <ßefd?id?te, Kultur«, Citteratur* unb Kunftgefd?td?te
^886. 5. 3^3 ff.); Heinljarbftöttner, 3al?rbud? für IHünd^ener (&e*
fd?id>te, (Erjier 3<Jlirgang. 5. ^06 ff.; K. Sl^. Q ei gel, Die Be3iel^ungen
3n)ifdjen Bayern unb Sauoyen ^6'^8— ^653, a. a. 0. 5. J56 ff. (gin3elnes
aud? m Clarettas umfaffenben Ü^erfen, Storia della reggenza di Cristina
di Francia, duchessa di Savoia. Torino 1868. 2 "Bbc; Storia del regno
e dei tempi di Carlo Emanuele II, duca di Savoia. Genova 1877. 2 ^be.l
Sugli principali storici Piemontesi e particolarmente sugli storiografi
della casa di Savoia. — Von älteren 2lrbeiten feien evwätint: Kolliers
lji(lorifd?e inün3beluiiigung , fed?ster (El^eil. Nürnberg \75^. S. 95;
((Softe) Die burd^laud^tigften (ttjurfürjiinnen oon Bayern 2c. Dresben 17^7.
5» ^^ ff.; S* 3- tiporosFy, Des ^erbinanb IHaria ic. £ebens^ nnb
Hegierungs*ißefd?id?te. Vfinndien ^83^.
272 (Jran3Öjtfc^c Sd^aufpieler am bayrifc^en ^ofe
5) Sic toat am 6. Hoocmber ^636 3U (Eurin geboren iporben.
Claretta, Adelaide di Savoia. 5. \2.
6) Über bas leben am £Jofe oon Saroyen unb bie bort oeranpalteten
JeftUd^fetten ^ehen 2luffd?Iug: (Menestrier) Traite des tovrnois , jovstes,
carrovsels , et avtres spectacles publics. Lyon 1669. 5. ^^3, 56, 68, 70,
7^, 78, 8[, 83, 89, 93, U5, 239, 28i, 357, 365; bes aleid^en 2lutors IDerF
Des Representations en musique anciennes et modernes. Paris i68i.
5. 30\ jf.; M^moires de M, de Coulanges etc. publics parM. de Monmerqu6.
Paris 1820. 5. 60 ff.; M6moires de MUe. de Montpensier petite-fiUe de
Henri IV. collationn6s sur le manuscrit autographe etc par A. Cheruel.
:5anb III (paris i859), S. 302 ff.; Chapuzeau, Relation de Testat
present de la maison royale et de la cour de Savoye. Paris 1673; F.
Mugnier, Le Theätre en Savoie etc. Paris 1887. 5. \\7 ff.
7) Über (Ll^rtftine pon ^f ranfreic^ oergleic^e man G. Clarettas fc^on
evtväiinies VOevf Sioria della reggenza di Cristina di Francia.
8) Die Briefe 2lbelaibensan Hlutter nrib Brnber, welche G. Cl a r e 1 1 a
3um 2lbbru(fe gebrad^t l^at (Adelaide di Savoia. 5. 193 ff.), geben hevebtes
geugnis Ijierfür.
9) ^eigel. Die Be3teljungen 3iDtfc^en Bayern unb Savo^en, S. ;27 ff.;
Montpensier a. a. 0. 3anb 3, 5. 301 ff.
\o) Valfrey a. a 0. 5. ^06. Piefer Berid?t ftammt aus ber in ben
Archives du minist^re des affaires 6trang^res aufberoal^rten offt3ieüen Korre*
fponben3 Gramonts unb ift in ben Memoires du marechal de Gramont etc.
^anb II (llmjierbam \7\7) 5. 82 nur angebeutet. (Er lautet: ,,L'on ne
doutera point de la joie qu'eut la jeune Electrice de me voir. Ce que je
puis dire sur son siijet est qu'on ne saurait trop louer la beaut! de son
Corps et Celle de son esprit, et je puis dire que la passion qu'elle a pour
le Roi et pour l'Etat me fit honte. Car, en v^rilÄ, les sentiments que j'ai
pour Tun et pour l'autre paraissent, s'il se peut, inf^rieurs aux siens, et je
suis tr^s persuade qu'elle soufTrirait le martyre, je dis sans exag^ration, pour
la grandeur et l'avanlage de Sa Majeste ... Je lui dis que le Roi , ne
l'ayant pu faire Reine de France, la voulait faire Imp6ratrice. Elle me
r^pondit de la meilleure grdce du monde que, si eile avait quelque ambition
de cette couronne, ce n'etait que pour la mettre aux pieds de Sa Majest6\
\\) Über bie fran3öjtfd?e £itteratur in Saroyen oergleid^e man bie
etnfd^Iägigen Kapitel im erjien 3anbe ron A. Sayous, Histoire de la
litt^rature frangaise a l'etranger. Paris 1853; über Honor^ d'Urf^;
Demogeot, Tableau de la litterature frangaise au XVIIe si^cle avant
Corneille et Descartes. Paris 1859. 5. [2 ff.; J. Cotl^eißen, (6efd?id?te
ber franjöjtfd^en £itteratur im XVII. 3alirl|unbert. I. Banb {tOkn ns78),
5. \55 jf.; Vapereau, Dictionnaire universel des litt^ratures. Paris 1876.
5. 2007 unb bie bortfelbft angefül^rten Quellen.
;2) Der erfte Banb ber Astr^e erfdjien im 3^^^^ 16 'O» ^^^
Sroeite ^6^6, ber britte ^620. Der oierte Banb he^anb flc^ bei d'Urf^s
^ob als IHanuffript im Beftft bes f7er3ogs pon Saüoyen nnb würbe
erft \627 gebrurft. Dgl. £otl?etgen a. a. 0. Banb I, S. {'^2.
\5) Befonberer Beliebtl^eit erfreute ftd? ber Homan in Deutfc^lanb.
UTan pergleidje barüber £otl|eigen a. a. 0. Banb I, 5. U8; J. W,
Bartl^olb, <Sefd?id/te ber frud?tbringenben (Sefeüfd/aft. Berlin 18^8.
5. \55 ff.; £J. IPelti, Die As.tree bes Honor^ d'ürf^ unb il^re beutfd?en
Derel^rer» (§eitfd?rift für neufran3Öjtfd?e-5prad?e unb litteratur, Banb V.)
X^) BibIiograpl|tfd?e 2Ingaben flnbet man bei Vapereau a. a. 0.
5. \809. Befonbers l^ingeroiefen fei auf bie fc^öne Stubie oon Sainte-
Beuve im VII. Banbe ber Causeries du Lundi, 5. 266 ff.
von Karl (Erautmann. 273
\5) Sainte-Beuve a. a. (D., S. 273. (Ereffenb c^araftenftert bicfir
2Iutor bte (Eenbcns bes IDerfes mit ^en Woxten: „Le livre de saint Fran^ois
de Salesr en paraissant, fit une revolution heureuse : il reconcilia la d^votion
avec le monde, la piete avec la politesse et avec une certaine humanite ;
il remplit, assure-t-on, un voeu de Henri IV lui-meme, lequel, causant avec
Deshayes, cet ami intime du saint ev6que, avait exprime le desir que Ton
composät un lel ouvrage qui remlt ä la Cour la religio» en honneur et ne
la presentat aux laiques ni comme vaine, ni coLiiine farouche".
^6) £tpoiPsPY a. a. (D. fd?reibt (5. (^^2): „. . . fic legte ein "Kapital
ntcber, aus beffen giufen bic Kooperatoren ber pfarrert 311 HTünd^en unb
3tpar jcber 50 (Sulben ^e(^en bte ©bliegenl^ctt jäl^rHd^ bcjogen, bie rcr»
mögcnlos geftorbencn UTenfd^cn, betberici (Sefd?Ied?tcs, unentgelbltd? 3a bc^^
graben. (Eben fo mad^te fte bte fd^one Stiftung, ba%, wenn 3emanb aus
ber Heftben3ftabt IRünd^en jierben roiirbe, man, fo wie ber UTenfd? in bie
legten güge fällt, bie Sterbeglorfe — gleid?rie( bei (Lage, ober njöf^renb
ber Ztad?t — fogleid? läuten foüe, bann ba^ bei ausgefegtem f^oc^roürbigften
ungefäumt ^wei Cljeatiner für ben mit bem (Tobe ringenben Ct^riften betf^en,
an bemfelben, ober, nadf Umftänben, am folgenben (Lage aber eine i^exl,
HTcffe für ben 2lbg«ftorbenen lefen follen". 2lugerbem oergIeid?e man
3. HI. Söltl, Die frommen unb milben Stiftungen ber IDittelsbad^er ic.
Canbstjut \858. S. \o^ ff. unb Marimont, Die l^od?I8blid?e X>nb (Sott-
feelige Stiftung/ fo tüeylanb Die Durc^Ieuc^ttgifte ^fürftin onb (Jrau) / ^xaw
£^enrietta 2lbelljaib 2c. Bey benen (El^ripr: P. P. Theatinis in ITtünc^en für
bte in gügen (igenbe perfonen eingelegt onb auffgerid^t. (inünd^en (676.)
\7) Befannt i(l bas Urteil, bas bie £Jer3ogin Don IHontpenfier in
il^ren ITIemoiren über 2lbelaibe fällt: „Elle etait de Savoie et ma cousine
germaine : eile avait pris une arniti^ pour moi fort grande , eile m'^crivait
souvent, je lui faisais r^ponse, eile me faisait des pr^sents, je lui en envoyais
de plus beaux : eile me faisait tenir les livres de tous les ballets qu'elle
dansait, dont eile avait fait les vers, eile avait l'esprit un peu
romanesque. On dit que la coür de Savoie avait fort de cette air et
Celle de Bavi^re peu de politesse. Ce qu'elle avait trouv6 k la cour de
Bavi^re et la mani^re, dont on y vivait, qui tenait beaucoup de celle
d'Espagne, l'avait confirm^ dans les mani^res; eile ne faisait que lire tous
les romans^ en toutes langues et des vers".
\8) Über biefe ^Jefte geben bie beiben bereits angefül^rten IPerfe pon
Menestrier 2luffd?Iu§. tJgl. ba3U Ketnljarbftöttner im 3ö^rbud? für
inünd?ener„ (Sefd/icf?te, Banb I, S. Ul ff.
\9) Über bie Öefd?td?te biefes £uftfd?loffes rergleid^e man K, Clj.
I7eigels rei3enben 2liiffag: Xlymp\:ienhmQ (Heue Ijiftorifd^e Porträge unb
2(uffäge). lriünd?en 1883. S. 289 ff. unb G. Claretta, Nymphenburg
"ed Agli^, reminiscenze antiche e moderne. Torino 1883,
20) Die reid?e £itteratur über biefe Kulturerfd^einung oer3etc^net
Vapereau a. a. <b. S. (695* €inen gut gefd^riebenen Uberblicf bieten
Breitinger, Der Salon Rambouillet unb feine cuIturgefd?id?tHd?e 53e«
beutung. (2Ius neuern ütteraturen. gürid? (879. S. ^ ff.), unb £otljeigen
a. a. 0. Banb I, S. (53 ff.
2O Des Representations en musique anciennes et modernes. S. 332.
22) Über Mademoiselle de Scud^ry geben 2(usFunft Victor
Cousin, La soci^t6 frangaise au XVIIe si^cle, d'apr^s le Cyrus de Made-
moiselle de Scud6ry. 2 B'dnbe. Paris <858 nnb V. Fournels Stubie:
Du Roman clievaleresque et poetique au XVIIe si^cle, et de son influenae.
(La litterature ind^pendante et les ecrivains oublies. Essais de critique et
d'erudition sur le XVIIe si^cle. Paris 1862. S. ^63 ff.)
3atjrbu<^ für müiM^ener <5efd?. II. 18
2?H ^ransoftfc^e Sd^aufpicler am bayrifc^en Qofc
23) Über Moli^res, Les Pr6cieuses ridicules nnb il^r Der«
l^ältnis 3um Presteufcntumc pergleid^e man C. D e s p o i s' Notice 311 bicfcm
Stüde in feiner Moli^re-2lusgabe in ber Sammlung ber Grands 6crivains
de la France. Banb II, Paris, Hachette 1875, S. 3 ff.; £ottjeigcn,
Moli^re, fein Üthen unb feine IDerfe. (Jranffurt a. HI. 1880. S. 9? ff. nnb
5. U6 ff.; H. UTaljrenl^oIft, Moli^res £eben unb IDerfe t)om Sianb*
punfte ber l^eutigen ^Jorfd^ung. ^eilbronn (88 u S, 80 ff.
2^) <5enaue eingaben bringt Qeigels 2Ibltanb(ung: Die Be5ieliungen
3iDtfd?en Bayern unb Sacoyen, a. a. 0. 5. (27 ff.
25) UTan uergleid^e barüber Chappuzeau, Relation de Testat present
de la maison royale et de la cour de Savoye. S, 8 ff.
26) Über bie pflege von Kunjl unb £itteratur am ^ofe 3U Saooyen
unter ber Hegentfd^aft Cf^rijtinens von franfreid? j!nb nad?3ulefen
G. Claretta, Storia della reggenza di Cristina di Francia. Banb II,
Kapitel (6 unb [i; (L, (gurlitt, <gefd?id?te bts Barocf»StiIes, bes Kococo
unb bes Klafftcismus. ^anb I (Stuttgart (887), S. (57 ff.
27) tJgl. ©feles 2IrtifeI in ber 2lIIgemeinen Deutft^en Biograptjie.
Banb 6, S. 677 ff. unb bie bortfelbjt angefüljrten IDerfe. X)ie geitgeuoffen
ujiffen nid/t fonberlid? piel von feinen Dorsügen 3U beridjteu, nid?t einmal
ber fo lobesfreubige Chappuzeau, n?eld?cr in feiner Relation de Testat
present de la Maison Electorale et de la Cour de Baviere (Paris (673)
fd^reibt (S. 66 ff.): „C'est un Prince de la riche taille & de grande mine,
poil chastain, & qui n*a pas plus d'enbonpoint qu'il ne luy en faut pour
etre bien fait. II se montre doux & affable ä tont le monde, & particuliere-
ment aux Etrangers qu'il regoit d'une maniere tres-obligeante. Comme il
a este ^eve avec grand soin, sur le pied de Teducation de TElecteur son
pere qui fut parfaitement bien instruit, il a de tres-belles connoissances, &
autant qu'il reüssit bien dans tous les exercices du corps, autant sgait-il
faiie valoir les lumieres de Tarne dans les occurrences des affaires. II est
magnifique en toutes ses actions, comme 11 se verra dans la suite de mon
Discours. II s'est appliqu6 avec soin ä toules les sciences dignes d'un
Prince, & il entend particulierement la Fortification, en ayant donn^, comme
j'ay dit, de bonnes marques dans les Forteresses d'Ingolslat, de Brunavv
& de Scharding. Tous ces avantages sont accompagnez d'un grand fonds
de piet^, de laquelle il ne s'eloigne Jamals, & il est exemple k toute sa
Cour & k tous ses peuples".
Strenger, aber mie es fc^eint, rid^tiger fd^ilbert ber fd?on erwäljntc
XHarfd^aü von Gramont (a. a. ®. Banb II, S. 83) ben Kurfürjten:
„L^Electeur etoit grand sans etre de belle taille, qu'il avoit extr6mement
contrainte, Ton ne peut pas dire que son visage füt tout-ä-fait desagr^able,
mais il s'en falloit aussi beaucoup qu'il fut advenant, mauvai<e grace k ce
qu'il faisoit, & le rüde dans sa personne de la Nation Tudesque: il savoit
fort bien la Langue Italienne, & ses discours etoient assez suivis , & ne
s'eloignoient pas du bon sens: il n'avoit aucun plaisir de tous ceux que les
jeunes gens ont accoütum6 de prendre , & n'agissoit presque jamais de
lui m^me sur rien, ^tant entierement resign^ aux volontez de ses Ministres:
du reste, devot & pieux autant qu'on le peut 6tre, & tr^s-convaincu que
suivant la conduite de ses Directeurs, il pouvoit aussi peu errer que le Pape"
2Iud? ber bayrifd^e Heidpstagsgefanbte Dr. 0ejle fd?reibt am 9. I)e3ember
(653 an ben (ßrafen Kurs (^ßigel a. a. 0. S, (70), ba% man in Heic^s-
tagsfreifen rermeine, „ba^ biefelbe mel^rers ad otia, quam negotia incitnirt
feyen unb ba^ Sie, wann Sie 3U ber Hegierung fl^ommen, ben recreationibus
fa^er, bau rebus seriis nad^fesen werben, sumal^Ien »eil Sie melancholici
von Karl Crautmantt. 275
et variabilis humoris, ^tn erqutcflt^fetten nad^jircbert nnb bie gefd^äfft hen
Hatljen oertrauen".
28) Cläre tta, Adelaide di Savoia, 5. 58.
29) Cläre tta, Adelaide di Savoia, 5, 5^.
30) HTarta Tlnna füljrte bic Hcgentfd^aft oom 27. September 165 (
Ms 27. September \65'^ (X)gl. ^aeutle a. a. (D. S. 68), übte aber bis 3U
il^rem (Tobe entfd/eibenben (Einfiug aus auf bie Kegieruug iljres Sol^nes. Über
x^te perfönIid?Feit erfaf^ren mir Halberes bei fjeigel a. a. (Ö. S« ^58;
(Softe, Die burd?Iaud?ttgften (Etjurfürftinnen von Bayern S. 30 ff. unb
Cod. bav. 1622 ber inüud^ener f^of" unb Staatsbibltotl^ef : tthen nnb 2lb*
leben ber €l|urfür(tiu IHaria 2lnna, IDittme UTaji mutans h, geborne
€r3ljer309tn von <&perreid?.
30 fjeigel a. a (Dl S. (58.
32) Coulanges a. a. 0. S. U f^^reibt uon iljr: „Elle est une des
plus heiles princesses du monde, et des plus accomplies; mais je crois qu'il
se peut dire, en mSme temps des plus malheureuses ; eile vit dans une
contrainte continuelle et n'a pas la moindre libertö*'. Gramonts Urteil
I^aben mir bereits ermätjnt. (Ein ^Inonymus (Mene strier?), ber bcm Kur*
prinsen HXaj (Emanuel ein IDappenfpiel „Le Chemin de Thonneur jev
d'armoiries" (Lyon 1672) mibmete, oerglcid^t f!e gar mit Latona: „Vous
voyant auec Madame la Princesse vostre Soeur k ses costez, ie la considerois
comme cette Ancienne Deesse que les Poetes ont fait mere d'ApoUon &
de Diane".
33) Relation de Testat present de la Maison Electorale et de la Cour
de Baviere. S. 73. (Ein jmeitcs Bilb ber Kurfürpin entljSIt Chappuzeaus
Relation de Testat present de la maison royale et de la cour de Savoye.
S. 77; ein brittes bes gleid^cn 2lutors L'Europe vivante etc. Geneve 167 1.
S. 3^^.
3^^) Das portrejflid^e lebensgroße porträt ber Kurfürjiin angeblid?
gemalt von Kneöer befinbet pd? im IL Stocf bes Hationalmufeums, Saal XIII.
(Dgl. ifüf^rer burd? bas föntglid? bayerift^e Hationalmufeum in ITlünd^en.
0ff[3ietle 2lusgabe. Pierte, oermetjrte 2luflage. ITlünd^en (88^^. S. (25).
35) (Einen Pormurf möd^ten mir 3um Sd?Iuffc 3urü(fmeifen.* ^etbe
in feiner oberpd?lid?en (tl^arafterfd^ilberung ber f ürflin berichtet von iljrem
grensenlos egoiftifd^en Qer3en, von iljrer oölligen Unempfänglic^feit unb
Perpänbnislofigfeit für bie (Jürft nnb 6oIf cerbinbenben pttlid^en pffid^ten.
3dj Ijabe vergebens nad? einem Belege für biefe Betjauptunöj gefud^t. Das
geizige IPoljI bes PolFes mar iljr burd^aus nid?t gleid^gültig, burd? Per*
befferung ber ^rauenersieljung fud?te jte auf bie ^amilie etn3umirfen, nnb
fie tl^at es burd? bie Berufung ber Salefianer-tlonnen, meldte es flc^
3ur 2lufgabe mad^ten, im (Seifte Fran^ois de Sales nnb ber ^rau von
Chantal biefe (Ersiei^ung beffernb um3uge(taltm. Pgl. iipomsfy a. a. 0.
5. \o^'f Xnaver-lDeftermaYer, Statipifd^e Bcfd?reibung bes (Ersbistf^ums
inänd?en«Jreiftng. II. :Sanb (Hegensburg l88o) S. 3^4 ff.
36) geitfd^rift bes ^ijiorifc^en Pereins für Sdiwahen unb Heuburg.
2ld?ter 3<i||rgang (^880» 5- "^8.
37) geitfd^rift bes Qijtorifd^en Pereins für Sd^wahen nnb Heuburg.
2Id?ter 3aljrgang (i880, S. \6^.
38) K. b. Hei(i?sar(i^iü. jürjtenfad^en IL Specialia. Lit. C. Fase. XLIX.
No 537. ((Eljurfürjl HXaj L ?|offtaatsfad?en in genere betr de 1631— 1648.
lll. Fase.) in einer 1639 ausgefteüten, \6^8 neu betätigten unb in einigen
punften oeränberten „3nPruction onb orbnung. IPeldjergeftalt nit aüain
ünnfer ITlajimtlians, von (Sottesgenaben pfal3grafens bey Hinein ic, Qof jtatt
18*
276 (Jransofifd^e Scbaiifpiefer am bayrifd^en EJofe
nad^ Dttnferm abjlcrben gcringert, fonnber and^ betfelbigc Piib anbers, bei
ipel]renber (Eutcl pnnb 2lbmintfiration angeftclt onb gcljalten »erben foüe".
39) ^eigel a. a. 0. S. \56.
^o) 3n ben Briefen an iljrc IHutter bei Claretta (Adelaide di
Savoia, S. ^95 ff.)
^\) Coulanges a. a. (D. S. 15.
^2) 3n ber anno ^673 erfdjtenenen Relation de Testat present de la
Maison Electorale et de la Cour de Baviere.
^3) (Jür unfere gipecfe Fommen folgenbe (Jejlesfc^ilberungen tXta^ets
in betradjt:
0 0rbenItd?e | Vxib fur^tpeilige Be» | fd^reibung beg »eitberl^ümbten
Sia^U I fd?ie§ens / fo ber Durd^leud^tigijl (fürfl vnh ^err | I^er^og IlTaji-
milian / Kegierenber lanbtg^ 1 fürfl in Bayrn / ic. ben 2^. 2(pril / Anno | 99.
in 3l?r Purd?I: £^aupt)latt/ | 3U münd^en getial* | ten. | gu IHünc^en brucfts
ITiclag ^ainrid? / | 3m 3ar / ba man 3et|lt | M.D.IC. | 6 BI. ^.
2) 0rbenlid?e befd?reibung / beg ljerrlid?en | ^ynsugs / | XPie ber
Durd?Ieud?ti* 1 gift ,-fürft vnb ^err / fjerr fjer^og IRajimi* | lian / Hegierenber
tanbtgfürft in Bayrn / 2c. 3l|r | ^ürftl: Dnrd?I: aug Cotl^ring / als feinen
öieliebten fjerrn | Sd^mäi^er / mit swölff Ijunbert pferben an ber (gränife |
5»»g Canbts / entgegen sogen / pnb in bie fürpi: fjauptftatt IHündjen
cinbe* | (aytet. | Darneben ein erüärung / beg l^errlid^en ^Jelötsugs / bamit
ein c£bler / (Et^niDefter 'Eai\:i / 3r | (Jürftl: Purd^I: ftattlid? ^aben empfangen.
I IPeiter roirb angesaigt / aüe Fitr^njeü rnb freu* | benfpiel / als (tomebi /
Krönbl vnb Kübelgefted? / | (Sejaiber / Cänfe vnb ^ewvwexd fo in : onb
anger | ber Statt fein gel^alten n^orbcn. | 2lnc^ ein £obfprud? ber ^ürftlid^en
^auptftatt I HTünd/en | Cum liceniia superiorum. | (Sebrucft 3U IHünd^en /
burc^ rticias Qainrid?. | M. DCIV. | 2^ BI. ^.
3. Dialogus: I 0ber I (Sefpräd? / | Deg 3üngft ge« | l^altnen Bayrifd^en
£anbtags / | 3" ^^^ weitberümbten (fürftlid?en | EJauptftatt Hlündjen /
Anno I \605. | §u (Eieren / glücf feiiger He» | gierung / and^ glürfmünfd^ung
eines 1 fren)benreid?en Uewen 3ßl?rs: | Dem Durd?Ieud?tigiften (Jürften vü
f^errn / | ^errn Maximiliano , pfal^grafe bey | Hel^yn / ^er^og in (Dbern
pnb Ztibern Bayrn / ic. bebiciert: Dnb nad? ' poetifci^er art befd/riben /
Durd? 3^^^"" HTayer. | Cum licentia Superiorum, | <Sebruc!t 3U ITtünd^en /
Durd? Hicias | ^ainric^ / Anno | M.DC.VI. ^6 Bl. ^,
^) Compendium, j Das ift / | Kurier Bcrid^t / roie | ber Durdjleud?tigifl
(Jiirft vnnb fjerr / | Qerr IHajimilianus / pfalfegraue bey 2?l^ein / | ^er^og
in 0bern pnb Hibern Bayern / ic. 3r ^ürftlid^en | Durd?l, ^r^l^er^og ron
(Sräft vnnb 0efterreid? / fambt • feinem l^od^geliebten (Semal^el / vnb ^vaw
XTTutter / | aud? anbern (Sefd?n?tftern entgegen gesogen / | onb in bie {Jiirftl.
I^auptftat inünd^en | ben 30. 2lugufti / Anno \607. | einbeleitet | Sambt
!ur^er (Er3et|lung ber überaug | grogen pancf et / barinn 19. ^fürftenperfo' |
ncn bey einanber gemefen | IDeittcr u?irb angeseigt / alle Kur^meil vnb
frew I benfpiel / als CEragebi / ^ed?tfd)uelen / (Seiaber / | Pogelfd^iegen / fo
in vnb auger ber Statt feynb | gel^alten worben. | Durd? 30^?^"" IHayer /
(Eeutfdjen poeten t>ub | Burgern 'in IHünd^en. | <ßebruc!t ju inändjen bey
21bam Berg. | Anno M. DC. VII. | 2^ BI. ^. — Die üier oorliegenben Drucfe
bcftnben ftd? in ber f. £^of* rnb StaatsbibliotlieF.
5) fioc^3eitIid?e be* | fd?reibung | Des Durd^Ieid^tigi^en ^^ürflen cnnb |
^errn, ^errn U?oIfganng IPill^elm pfalftgrau | en am Hein, (Jürft in Bayrn,
güllj, Berg, | pnnb (£Ieuen. | iPie aud? ber Durd?Ieidjtigiften ^ürftin | onnb
Jrauen, grauen Magdalenas pfal^* | gräuin bey Hein, J^ersbgin in 0bern |
vnnb ITibcrn Bayrn. | (Sel^allten in ber Jürj^Iid?en l^aubtftatt | IHünd^en benn
von Karl (Erautmann. 277
\o, (Eag Nouvem: | Anno 1613. \ Purc^ 3o^Änn Vfiayev Burger | bafelbjien.
28 BI. JoL (Cod. bav. 1958 bcr f. ^of. unb Staatsbtbltotf^cF.)
^'^) 2iner(ci tloti3ert über bie beutfd^en ^Jofnarren am bayrtfc^en fjofe
entljalten bie ^of3aljIamtsrcd?nungem porträts folc^er £ujligmad?er befanben
(td? in ber l^ersogltdjen Kunftfammer (ogl. ^tcflers 3"ü<^"törium bcr
Kunjifammer aus bem 3^^^^ 1598. Cod. bav. 2133 bcr f. ^of» unb
Staatsbibliotljef ) unb auf Sc^Iog Crausni^ bei £aribsljut (ä. Staubenraus,
(Eopograpf^ifc^*$tatiftifd?e Befd^reibung bcr Siabt £anbsl|ut in Bayern unb
il^rer Umgebung, lanbsl^ut ^835, 5. 6\ unb 62). 2lud? fran3öftf(^e
Harren tauchen 3un)eilen auf; fo wirb burc^ 0rbonnan3 pom \. Pe3ember
1585 ein geroijfcr UTartin Heitter ,,für bcn ^rannc3oifd?en Harren
auf benfelben 3efel^en vnnb mit aller notujennbiger roart 3uuerforgen", 3U
einem Diener aufgenommen. (Cod. bav. 2537 — 0rbonannc3 Buec^ von
Anno (^5) 82. 83. 8^^. 85. 86. — ber F. ^of« unb StaatsbibliottjcF.)
^5) geitfd^rift t>es ^ifiorifd^en Pereins für Sdjwahen unb Heuburg.
2ld?ter 3a5rgang (\880f S. 66.
^6) (Ebenbort 5. 2^6.
^^7) Pgl. bie in 2lnmerFung 6 angefüljrten IPerFe.
^8) 3ö^rbud? für HTünd^ener <Sefd?id?te, (Erjier Z^k^^^^^i 5. \09.
^9) Über biefe italienifd^e Pid?terfo(onie„ unb iljr IDirfen am
bayrifd^en ^ofe giebtKeinljarbftöttners2Irbeit: ^Über bie Be3iel^ungen
ber italienifc^en £itteratur 3um bayrifd^en fjofe unb itjre pjlege an bemfelben"
(Jaljrbud? für IHünd^ener (5efd?id?te, (Erper 3aljrgang, 5. 93 ff.) 2luffd?Iug.
50) Menestrier, Des Representations en musique anciennes et
modernes. S. 28^ unb 33 \.
5 0 Sd^Iittenfatjrten waren in ^Itmünc^en eine fJauptlujlbarFeit
bei Stabt unb ^of. JXlan rergleid?e barüber: Kegnet, Hlünd^en in
guter alter geit. IRünd^en 1879. S. U9 nnb ^2o; IDejienrieber, Bey*
träge 3ur raterlänbifd^en ^iftorie zc. Banb VII (HTünc^en ^803), Heber bas
jäl^rli^e Sd^littenfaljren bes niagijlrats 3U IHünc^en, S. 28 ^ ff. 2lud? bie
Sd^üler bes 3^fiii*^"3Y"^"^fi^"^s reranftalteten in ber ^Jaftnac^t
große masfierte Sd^Iittagen (ogl. Bauer, 2lus bem Diarium gymnasii S. J.
Monacensis. HTünd^en i878. 5. 23, 3aljlreid?e gebrückte Programme ba3u
in ber f. d^oj^ unb Staatsbibliotl^eF.) Das <&an^e mürbe Stoff 3U einer
f^übfd^en Fulturgefd?id?t(id?en ITtonograpt^ie bieten.
52) Menestrier, Des representations en musique anciennes et mo-
dernes. S. 283 ff.
53) ^. Vfi, Hubtjart, (Sefd^ic^te ber 0per am ^ofe 3U IHünd^en.
(Erjter Ceil: Die italienifd^e 0per ron \65^ — \787. (Jreiftng ^865. Der-
ftänbnisDoüe Beitjilfe in iljren Bejtrebungcn fanb bie Kurfürftin oon feiten
bes 0berftl|ofmeifters fjermann (Egon oon (Jü rjtenberg. (Jicfler
((5efd?id?te bes Kaufes unb £anbes Jürftenberg Don Dr. (E r n jt XTT und?.
(Jortgefeftt oon (£. B 21. Jicfler. ICarlsrutje \8'^7. Banb VI, S. 5\ — 53)
fd^reibt hierüber: „€r wax es, meld^er bie (Jreubenfefte anorbnete, meldte
3ur ifeier ber (ßeburt bes Kronprin3en oeranpaltet mürben, namentlid? mar
bas Curnierl^aus mit feinen fünjllid/en IHafd^inen, maren bie überrafd^enben
2Inorbnungen ber Sc^aufpiele unb 0pern meiftens feine (Erjinbung unb
fein IDerf". (fürjienberg fonnte bies um fo el^er tljun, als bie oberjle
£eitung bes (Iljeatermefens bis 3um Z^tive ^689 bem jemeiligen (Dberft-
I^ofmeifter übertragen mar unb er biefe SieÜe von (662 bis (67^ he*
f leibete. £aut gefälliger IHitteilung, meldte id? ber üorftanbfd^aft bes fürftlid?
(fürftenbergifd^en ^auptard^ioes 3U Donauefc^ingen oerbanfe, \:iahen ftd?
im bortigen ^amilienard^iue feinerlei auf bie (Eljeaterleitung bes (Jürften
278 ifran3örtfd?e Sc^aufpielcr am bayrifc^en ^ofe
^ermann €goit von ^örjlenberg in Vflünd^tn besüglit^e Sc^riftjlücfe
porgefunben.
ö't) Claretta, Adelaide di Savoia. 5. 59.
55) Claretta, Adelaide di Savoia. S. ^98, Gramont a. a, ©.
3anb II. S. 83.
56) ^eibe a. a. 0. 5. 329.
57) Per Pamassus Boicus (IRünc^en ^722. Sec^jle Untcrrebung, S.5U)
berichtet „<Er n>ar ein befonberer £ieb^aber ber fd^önen Künjlen unb IPtffen«
fd^aften, ber (ßeometrte, 2iproTtomte, Musique wnb ^aufunft".
58) ;,Pcm ipigreiter (Drganigten bei Unfcr £ieben gramen allste, fo
^en jungen J^errn ^erftog IHajimtlian auf ber orgl unnberrid^tet, §u
einer Perel^rung, laut ber getl galt... ff. 30" ifi in ber ^of3al^Iamts=
red^nung bes ^aljres \585 unter ben Perel^rungen (B(. 3^0*») 3U lefen.
59) V^l meine Bemerfungen im erjien Banbe bes ^aljrbud^es für
inünd^ener (Sefd^ic^te. S. 2(8 ff.
60) PgL 2lnmerfun9 38.
6 0 Had^folgenb ber perfonalflanb ber l^offapelle, wie er
aus ben ^ofsa^Iamtsred^nungen bes ^alixes ;650 (Bl 587 ff. unb Bl. 603 ff.
erjtc^tlid?: I. Hluficanten. ^err 3 oljann 3acobPorro Curfrl« £)of'€apeü'
mai^er bes 3ölirs f(. ^ooo; Befferung ff. loo; Vnb weqen abfc^reibung
ber (5efenger fi. 74, ff. ^7^^. — petern Sansoni Bafjtften, monatlich
20 H(eid?s)tlialer, tljuett bes3aljrs fambt 120 ff. für bte (Eaf l 3U Qof ff. ^80.
— Ludovico Aromantario ^of Musico, monatlid? 25 H.tl^aler, tljuet
^^6 3o^^^ fani^t 288 ff. für bie (Eaff 3U fjof 738 ff.; IDeilen er aber für
ein Seit lang nit bey ber Stell geu^eft, So fein 3^^^^ ^ß"* orbinan3 Dom
.24. IRai big Z^k^% ö^s pro rato be3alt tt>orbcn ff. ^^6, (fr) 2 (bl) ^. —
Baltljafern Pistrini Baffljien, IHonatlid? Solbt 35, tljuet bes 3aljr§
ff. 3^0 ; J)ann für ben (Eifd? monatlid? 2'^, ff. 288 ; Unb wegen bes ange»
nommnen Cantorej Kljnabens IHid^aelnHeumayrs (Eofftgelt, be§ 2^^^^
{0^%, ff. 932. — (georgen £upp erger fjof (Drganijlcn, 3^^^^ ff. 250;
Addition ff. 50; Unb wegen Stimung ber Kegal nnb 3«^'«»"^«*» 0»^ 3^
erfljauffung ber Saitten beg 2^h^% fr 30f ff- 330 — (2 I i a £J e I m mit ber
Befferung ff. 300; Addition folang bie tljeurung roertlj ff. \oo, ff. 400. —
IDoIf en illber (Eenoriffen, 3^*^^^^" ff.'^8^ — Cl^riffopl^ (Saiglmaver
^of ihuficus ff. 475; Dann Addition com \. 2lpril bi^ 3al^rs, bod? bas
fol^e, man ber XPeinn ins fl^onfftig in einen redeten preig fl^ommen roirbet,
wiber fallen unb nit meljr be3alt iperben folln ff. 50, ff. 525; IDarb 3"i^
alfo in allem pro rato besalt ff. 5^2, (fr.) 30 — 3ol?ö"^ Baptiff £ang
Curfrl« ^of Bafjlff, Z^^^^^ ff» ^00; Dann laut orbinan3 üom \. 2lprilts
big 3*^^^^^ Addition ff. 50, ff. ^50; (Empfteng alfo pro ratione temporis
ff. 437, (fr.) 30 — Bfanns £ubn)ig IDembblinger Curfrl. ^of 0rganiff,
3erlic^ ff. 300; Franciscus Sandi (Eaffrat Qof IHuficus, monatlid? 39
tl^uet bes 3ö^»^s, fambt 288 ff. für bie Za^ 3U fjof ff. 756;"3ol|annes
PöII unb ^anns friberic? Bliembl, Cljriffoplj Ji^t^g »«b
Dominicus ?iänbl, aü ^ Cantorej fljnaben, fo 3U ben Qerrn 2^]miexn
in bas Ccfftf^aug all^ie transferirt worben, für yeben wod^entlid? 2, tl^uet
3erlid? ff. ^^6 Unb auf ainen Praeceptor ff. ;oo, ff. 5(6; U^eilen aber
IRatljias ^ainbl unb IPoIfgang (frieg anffatt bes Dölg onnb
Bliemblg 00m 4. 2lug. bleg3flW angefc^afft unb bahev beuoId?en roorben,
ermelten Bliembl, »eilen er porljero bereit 6 wocben tn ber (tofft unber=
l|alten morben, bas Cofftgelt pro rato 3ube3alen, 2llg warb für l^eur pro
rato guetgemad^t ff. 528 — Benno Burdjjo(3er Cantoret fljnab, bes
Zdkvs ff. (O'^; (Empffenge aber tjieran aüein pro brey famb 6 ff. rf bas
von KatI Crautmann. 279
^. (Quartal ff. s-^. 33artI^oIme Sorlisius Qof J>xscanix% monatlich Solbt
20 H.tl^alcr, tl^uet bes 3alirs, fambt t^^ ff. für bteCofft, ff. 50^. — Pietro
Zambolini Curfrl" f)ofmu|icus, Solbt monatlid? 30, tbuet bes 3aljrs,
nehm 288 ff. für bte Cojft, fl« 6^8 — Bandino Bandini tfl laut orbi-
nanj oom \. sbris bieg 3fl^rs für 3r. Curfrl. DrI. £)of Musicum ange«
fd^afft TOorben mit 3^^^^^^^^ f^» 525; Be3alt Z^m alfo pro bas Pierbe
Quartal fl. t3i, (fr.) [5, — Summa ber Cljurfrl. £)ofmu§tfanten 33efo(bungen
ff» 809^, (fr.) ^7, (bl.) '^. — II. 3nftrumentiften. ^InbrelPilbtperger^of
paugger, in allem fl. 220 — 3öi?ö"" £ e b e r e r 3" jtrumenti ji, bes 3<Jl?J^s
in allem fl. 350 — 3otiann Starletjner (Erometer unb 3"Pr""^^"tift,
für aUes ff. 5\^ — dobtas lünbermayr Calcant, ^exVxdi ff. i37 —
2llbred?t Xlibermayr (Erometer, 3^*^^»^ i" aüem ff. 370 — 301?^"«
IPtIbtperger 3"f*'^w"^^n*tft ^^s ji^l^rs ff. 250 — ^ranctscus Siber
3njirumentift, bes 3<i^rs ff. 330. — £eonljarb Ktiremponer 3"^^»"
menttjt, für alles nnb alles f[. 290 — ^anns (Seorg £eberer 3"'
(trumentiji unb Crometer, Z^^^^^ fr 200 ; Pann laut orbtnans uon etngang
big "3<J^»^s Addition ff. 50, ff. 250 ; IDarb 3me alfo l^eur bejalt ff. 250 —
(Seorg dljrtftopl^ (Erometer ff. (72 — Sebajtian Burrfljol3er (Erometer,
ber 3»«9^r ff. \72 — (Jriberid?Qol3ütl 3"f*fi*»"^"*ift ^^5 Z^k^^ fambt
30 ff. addition ff. 250 — peter^Jrans (Eaefar (Eornettp unb üiolin
öetger, Z^xVxdf ff. 250 Urxh, laut orbinans com 27. 3wtitj big Z<^^^^ Ad-
dition ff. 30, ff. 280 ; (Empfieng alfo oon gemelter geit big ju befd?lug 3^^rs
pro rato ff. 265, (fr.) (9 (bl ) 5 — Summa ber 3"prumentiften Befolbungen
ff. 3370, (fr.) 19 (bl.) 5."
62) Hubijart a. a. (D. 5. 29.
63) Hubljart a. a. (D. S. 28. 3" ^^^^ 2lnorbnung, u?ie Kaifer
(Jerbinanb ber Dritte in Itlüncf/en empfangen »erben foU (K. b. Heic^s^'
ard^iD. ^ürjienfad^en. I. Generalia. Fase. XVI. No. 126. Durd?retfen frember
(Jürjlen, (5efanbtfd?aften 2c. »äl^renb ber Hegierung bes ^erjogs unb dl^ur*
fär[ten IRaytmilian I. unb (Seleite ljter5u. \ 595 — 1 650), l^eigt es u. 21.:
„Vxe IHufic l^at ber Capellmaifter, forooll in ber CapeUn als bei ber (Eafel,
in befeld? he^iexxs 3U bestellen, wa% er aber permaint in berx garten für ein
abfonberlid^e inoention 3U Keprefenttrn, gibt ber beifd^lug Zto. 6". £etber
fetjlt biefe, roaljrfc^einlid^^bas £ibretto bes (Jeftfpieles in jtd? fd^liegenbe
Beilage; es bürfte wol^l 2iljnlid?feit mit bem (Opus gel^abt traben, u?cld?es
für bie 2lnfunft bes Kaifers im 3^^re (65^ oorbereitet würbe. £eöteres
ifi eine in italientfc^er Sprad^e oerfagte 53ene für Soli unb Cljöre ; Dorxan,
3far, 3"" treten auf unb begrüßen bie l^ol^en Qerrfd^aften. (K. b. Heid?s*
ard^io. ^ürftenfad^en I. Generalia. Fase. XVII No. 127. Durd^reifen frember
dürften, (Sefanbtfc^aften tc, ipäljrenb ber Hegierung bes (Ll^urfürjten
Jerbinanb IRaria unb (Seleite Jc. ljtC3U. ^652— ^679.)
6^^) UTitgeteilt in f^ormayers (Eafd?enbud? für bie uaterlänbifd^e
(Sefc^id^te. Heue folge. \, 3^^rd^"9- 1830. 5. \?o ff.
65) Hubljart a. a. 0. S. ^7 ff.
66) Jrolj* begangenes f^erfeergegen | Deg Kvl^r-^avfes | Baiern |
XnSnnlieh . gebornen (Erbens/ | als | Per Durd^Ieuc^tigijte fürjt unb EJerr/
^err | MaximilianEmmanuel ( in 0ber» unb Ittber - Bayern aud? ber 0bern..|
pfal3 • Qer3og/ pfalsgraf bey Hinein/ i,anb' \ (Sraf 3U £eud?tenberg/ ic, \ 3um
gnäbigften Kuljr*£anbes*fürjlen. | Den II. £)eumonats/ am (Eage pius/ in
Pero fjaupt'Hefibenö'Stabt IHünd^en/ | ljer3 • erf reulid^ 3ur IPelt geboren
morben: | IPas alfo I Dom (Eage ber ^freubenreic^en (Seburt/ big 3um I
glücflic^ geenbeten Befd^lug/ I für oortrefflicfae Kuljr«fürftlid^*angejlellte 1
grojfe ^reuben | benfirürbig oorgegangen: | ^olc^e Ijat | nad^ ber §eit Per-
280 ^röftjöfift^c Sc^onfpteler am 6ayrtf<^ett ^ofe
lauff I orbentUc^ »crf äffet | unb | glürfmänft^enb befc^riebcn | 3öcob Sturm
»Ott bpreenbcrg. | (6 BL i^.)
(2me Beft^retbung biefer (Jejte in italtenifc^er 5prad?e entflammt
ber (Jeber bes befannten Galeazzo Gualdo Priorato (ogl, 3^^^^^"^
für inütic^etter (Sefd?td?te, Banb I, S. 327).
67) Über bas dt^eaterleben Vfimd^ens bis 5u biefem geitpunfte per^
gleid?e man meine ITlttteilungen im erjten ^anbe bes 3öt?rbu(^es, S. (95 ff.
68) Per fjerber^* ober f^irtenbialoge, welche ju IPeil^na d^ten
burd? bie 3«! ttit^nfd^iiler jur Jlufffiljrung gebrad?t »urben, tljut (Ermälj'
nung Beba StubencoII, ©efd^tc^te bes föntgl. (Er3teljungS'3Ttftitutes für
Stubirenbe (Qottanbfd^es 3"Pitut) in Xti^ndien ic. HTünd^en (874. 5. 208.
21. Qartmanns fc^öne Deröffentitdjungen : lDetlinad)lslieb unb IDeiljnad^tS'
fpiel in 0berbavern (Separatabbrucf aus bem XXXIV. ISanbe bes (Dber=
bayerifd^en 2lrd?iijes). Hlünc^en 1875, unb Polfsfd^aufpiele. 3" Bayern unb
0ejterreid?'Ungarn gefammelt. £eip3ig (880, bringen fein ard^ioalifc^es
Ittaterial über ben Segenftanb.
69) „xiij ff., V ß, jalt Magistro Iheronimo giegler poeten, erung
oon megen ainer Comebj £ateinifd? x>nnb (Eeutfc^ pon benl^eiigenbreyer
fl^önig pnnb fönig Ijerobes, ainem (Erbern Hatl^ 3U eljrn gel^alten,
Sontag 20 januarij Ao. 54. Actum bie galung 2lm 27. Januarii". (Stabt»
fammerred?nung für (553, BI. 95^ Stabtärc^tp IHünd^en.) Die ^luffütir»»
ung fanb. alfo J554 jtatt.
70) „Adi. 29. Januarij (1600). 2105 Vfl, ©smalb Stabler, Sd?uel»
maijter gu St. petcr, ain Comebj von ber gepurt 3^fw Cljrijti
pnbber l^eiligen brei funig t a g gel^alten, 3P 3"^^ ^^tem gebrauch
nad^ oerel^rt worben ... (3 fl. 5 /*." (5tabtfammerred?nung für (599.)
7() ;;Ad. 17, Januarij (1615) 3aljlt aus Hatl^sbeuelc^ bem (Caspar
UTercft^Iin/ Ludimagistro ad S. Petrum, pro exhibita Comoedia de
Nativitate Christi auf bem Hatf^ljaug . . . (2fl." (Stabtfammerred^nung
für (6(4, BI. ((4M
72) 3al^rbuc^ für IHünd^ener (ßefc^id^te, ISanb l, S. 276, 2lnmerf. 59.
73) HatsprotofoII (BI. 8(», Siabiaxdiiv Vflündien): »(Seorgius
Po binger, Theologiae studiosus et Consort., bitten, man roott ii^nen per«
gunnen, bas fte 3ur ^. IDepädjt'geit ein Comediolam de Christo
nato in beji Ijeufern Ijalten mögen. 31^ iljnen pergunt roorben.
74) über bie bramaiurgifd^e dl^ätigfeit bes XHagifters 0sn>alb
Stabler, ber amtlid? als „Notarius pnb 5d?uelmaijter §u St. peter" erfd^eint,
fann id? bas nac^folgenbe ard?ipalifd?e IHaterial aus bem Stabtarc^ipe bei-
bringen :
(593. „Ad. 27. Martij dito, (&ehen Vfl. ©sroalben Stabler, Sc^uel-
maifter gu St. peter, fo bieCommebj pon St. Catljarina
gel^alten (2 ® bl. ... (3 fl., 5 /?." (Stabtfammerred^nung für (593,
BI. (08.)
(594. „Ad. 19. Martij dito, (Sehen Vfl. (Dswalben Stabler, fd^uelmaijter
3U St. Peter, fo bie Tragediam pon ber Sufanna getjalten
. . ♦ (3 ff., 5 ß/' (Stabtfammerred?nung für (594, BI. (08).
(593. „Ad. 18. (Februarij)dito, 2IIIsin.®sn)aIb Stabler bieCommebi
Pon bem 3ofepI^ in (Egipten gel^alten, 3P bemfelben auf fein
bef^eljens Supplicirn pereljrt »orben (2 S^ bl, tl^uet ... \5 % 5 ß."
(Stabtfammerred^nung für (595, BI. (05.)
Die Supplifation, »eld^e unter ben „Elften bas Unterric^tswefen be-
treff enb", fid? porgefunben, I^at folgenben IDortlaut:
„€bl, (gljrnueft, (fürfld^tig, IDeis, (Sunftig, gebiettenbe fjerren. 3^ ^^^
pergangne ^asnac^t 3U pnberweifung pnnb abric^tung ber 3ttg^nt bie
»Ott Karl Crautmann» 28 ^
Comoebi von bem fromben pnb g3ttsf ör c^ttgen 3ungltn$
3ofepf^ angeridjt, auc^ (2. (E. <E. ^. €. ID. ottb ber ganscn 33urgerfc^ajft,
auf berfelben Hatl|l|aus geljorfambltc^ cjt|tbicrt onb gel^alten; IDetl mir han
nit gipctflet €. (E. €. (J. (E. IP. loerben ein gunftig ipolgefallen ob fold?er
abric^tutig ber ^va^eni tragen pnb fonbcrlid?, »eil gemeltes fpil 3imblid?
lang geroeji unb beroioegen nit geringe muel^ onb arbait, and} simblic^en
vncoftcn gebrandet, So l^ab td? mid? besiegen bei (E. €. € (f. (E. W, anmelben
ipeüen, ber t)n3n)eiffcnlid?en l^offnung, (E. (E. €. ^. (E ID. »erben mir mit
einer erge3lid?Fliait entgegen gan vnb nadf iljrer naigligfljeit gegen ber 3ugent
unb bergletd^en ejercitien vrib nu3baren obungen nod? wie bißl^cro befc^e^en,
ein oerel^rung bei berfelben damer oerfd^affen. (El^ue mid? tjierauf (E. <E. (E.
(f. (E. ID. gan3 bienftlid? beuell^en. (E, (E. (E. (f. (E. ID. bienftn^illiger Vfi.
(Dswalb Stabler, Sd^uelmaijter bei 5i peter." — 2Iuf ber Hücf feite bes
<ßefud?es ijt 3U lefenr „Sd?uelmai(ter bei St. peter betr. (Ein (Erfamer 2?atl^
liat bem Supplicantm bie (Etjrung, »ie fie im anbern 3ar gegeben »erben,
auff bi§ mal »iber üon gemainer (tat camer 3U geben, actum 12. Februarij
anno etc. 95."
1597. „Ad. I. Marty dito. <5ehen bem Sd^uelmaifter 3U St. peter, So bie
(Eragebiam oon benn 6 römifd?en Kempfern getjalten
|2 S: bl, iiinen ... ff. ^3, 5 ß," (5tabt!ammerred?nung für ^597.)
\598. „Ad. (21. February) dito. (Sehen IR. ®sn)alben Stabler, Sd?uel«
maijter 3U St. peter, fo bie CComebi pon ber aufopferung
bes rjfaac geljalten \2 W bl., tl^uet ... \3 ff., 5 ß/' (Stabt*
fammerrec^nung für U98, BI. ;o9)
„HI. (Dsw Stabler, fd?uelmaifter bei S. peter, wegen feiner §u
^asnadii gel^altnen Comoeoi, fein (2 Daler Dernjitligt." (Kats*
protoFotl, für ^598, Siftung rom is. (februar, ^I ^5^.)
1599. „Adi. (6. Marty) dito. 2105 HI. (Dswalb Stabler, Sd^uelmaijter
3U St. peter, bieCommebi oon bem gebultigen 3^^ geljalten,
3me geben . . . ^3 fl., 5 ß." (Stabtfammerred/nung für (599,
31. (09.)
„%rr (Dswaib Stabler, fd?uelmai(ters bey S. peter alljie, liaii
erbauten auf Ijerrn Burgermaifters relation, 3*"^ bie (Eeütfc^e
(tomoebiam 3^^ ^^ publice exhibendum 3uueru)illigen : 3^^^^
follen bie Ceutfc^e 3ntermebia vnn\> paurnfpil genslid?
abgefd^afft, wie audj bife (Eomoebiam cor vnb ber (Er^I^er3og von
bannen »iberumb uerraijt, 3utjalten 3"ic "^* Pergont fein. — Ulit
bem lautern fd^lug, bas 3"*^ Ijinfüro fl^ain (Eeütfd/e Comoebj
3eljalten pergont, fonbern alle latteinifd? gel^alten follen »erben,
bamit ber 3i>9^""* bamit Hatl^ g^f^öfft »erbe." (HatsprotoFoII für
1599, (Erftes Semefter, Siftung oom \. (Jebruar, Bl. 48.)
„inagiftro Stabler, fc^uelmaijier bei S. peter, ip fein Comoebi
3 0 b am 2Ifd?ermttt»od? 3el^alten t)er»illigt, bod? bas er bie fpil ober
(ErumI vnb 3Tttermebia onberlaffe." (Hatsprotoü für (599, (Erjies
Semejter, Si^ung com 23. ^Jebruar, Bl. 8^^.)
„HI. St abier, fd^uelmaifter bey 5. peter, bitt »egen ber Comoebi
umb ein Perel^rung. 3P 3"^^ ^^^ guuor be»ittiget." (HatsprotofoH
für 1599, Kon3ept, Bl 39.)
^600. „Adi. 29. Januarij (1600). Tlüs IH. ©s»alb Stabler, Sc^uel-
maijter §u St peter ain <£omebj von ber gepurt 3^ftt
d^rifti vnb ber tjeiligen brei funig tag gel^alten, 3ft 3"^^
altem gebrauc^ nad? cerelirt »orben ... ^3 ff., 5 ß." (Stabt*
fammerred^nung für \5990
282 (Jran3Öfifd?e Sc^aufpieler am bayrifd^en ^ofe
\60{, „Adi. 23. Martij. (geben bein UT. (Dswalb Stabicr, fo aiii
(Eragebtam pon St. )3arbara geljalten , , . \2 fl."
„Stattmiberric^ter referiert, »eld^ermajfen besITt. Stablers Comoe-
dia De S. Barbara oolgeitbe mengl l^ab, 2lls erflltd?, bas (El^rtpus S.
Barbaram 3" <törcere uiptiert rnb 5. 3o- Baptijta fle getauft, fei contra
ueritatem Historiae, beroipegen bi§ gu corrigiern vrib mit anbern perfonen
guerfe^en [fo fei bife Carminibus Eligiani (unleferlid^ : nonam?) diu justis
(unieferlid/ : componi ?), fo leic^tlic^ (unleferlid? : 3uerfeöcn ?)]. Conclusum :
Pnberridjtcr foU bife mengl bem HT. Stabler attjaigen, folc^e 3uerfeöen,
vnt> ob t)iib mo er bife aud^ gul^alteit erlaubnus, bo foU er bei l?» burger-
maijter ümb »eitern befd?eibt an}:ia\ien." (Hatsprotofoö für \60i, (Erftcs
Semejter, Sifewng 00m 9. (Jebruar, 23L ^5^.)
„in. Stabler, fd^uelmaijter bei S. peter, Jbittet 3me bas alle
gebreuc^ige Honorarium megen ejljibierter Comoebia oolgen 3ulajfen.
Bfd^aibt figniert; IHan »tffe ftc^ ftjaines fold^en alten gebraud?s 3U'
erinnern, fonbern Ijieuor Ijab mann au§ lautterer gunftcn 3me xDa% la^en
rolgen; foü beromegen 3^"^ 12 fl. an ber Cl^amer aug lantter (^naben onnb
aus fljainer gered^tigfl^ait polgen." (Hatsprotofoü für \60{, (Erftes Semeper,
Siönng com 22. inär3, BL 9'^a.)
3ni 3^^^^^ 1^02 »ibmet er bem IRate einige (Sebid?te auf ben (Eob
ber ^er3ogin Kenata: „Adi 17. Augusti, 2ins IHagifter (Dstoalb Stabler
ainem (Erfamen "^Ratii etlid^e Carmina, bie er in obitum Ducisse
Rennate Bauariae geftelt, peretjrt, ift 3^^ geben n)orben . . . 6 fl."
(StabtFammerrec^nung für ;602.)
3m 3^^^^^ \^06 oeranftaltet bie Schule oon St. peter nad^ me^r-
jäl^rtgcr paufe abermals eine bramatifd^e iluf f ül^rung , als £eiter erfd^eint
aber Ulagifter IHid^ael Barttenjlain, benn Stabler l^atte fein 2lmt
im 3^^*^^ 1^02 aufgegeben.
£aut freunblid^ec IHitteilung bes Pfarramtes St peter iiahm pd? im
Pfarrard^ioe Feinerlei Elften u. 2(. über bas Komöbienfpielen ber Sd^ul-
meifter üon St. peter rorgefunben.
75) Don ber ftäbtifc^en §enfur in bramatifd^en Dingen giebt uns bas
in 2lnmerfung 7^ angefütjrte gitat ans bem Hatsproto!o(Ie bes "^ahves |60i
ein )3eifpiel.
76) DgL 3. 33. über biefe Perl^ättnijfe in Hörblingen meine 23e-
merFungen tnSd^norrs 2Ird?ir für £itteraturgefd?id)te. 3anb XIII, S. 5^ ff.
77) Biograpljifd^es über biefen poeten ift nid^t fonberlid? üiel oor*
l^anben. 2lus bem, u?as bie Hatsprotofoöe enthalten, gel^t Ijerpor, ba% er
im IHai \609 gefänglich einge3ogen u?urbe, meil er lutf^erifd? fein foü; ba%
er am 2[» Z<^nüav \6\\ ben Hat um ein 2lnleljen bittet, bafür aber ^voex
(Sulben 2IImofen erl^ält, unb bag er mel^rmals roegen 2lrbeitens am Sonnia^
Strafe erleibet. 2^ Z^k^^ 1^26 befc^äftigt jtd? bie 0brig!eit 3um legten
UTale mit il^m; 3UD<)rberfl am 28. 2Iuguft: „^ans IFlayr, löberfd^neiber, fo
oljne erlaubnus Don l^ie mit Ijaus liinn)egge3ogen Vnb feine glaubiger nit
befriebiget, t^altet Pmb eröfnung ber Siait an. 3f^ "^^* feinem begern ah*
gewifen", unb roeiters bann am ^. September: „^ans IRayr, £öber»
fd^neiber, l^altct an ^me fein beim Ijeiligen (Seift alt^ie mit bemitligung
eines €rf Hatljs auferpautes läbl mibcrumben eruolgen Vnb barinnen fein
l^anbtierung treiben 3U laffen, er liab pd? mit bem Ceifd^I IRö^ger feiner
fc^ulb Ijalber Pergli(^en."
2lb unb 3u erl^ält er für feine bid^terifc^en £eiftungen eine (gratipfation
aus ber Stabtfaffe:
Don Karl Craiitmann. 283
„Adi. 19. (Julij) dito. gal^It bem ^antts Hlayr, £eberfc^nctber
onnb ITTitburger 2III|te, fo 2linem (Erfamcn 2Satli von bcm Ijeurtg gcJ^aütnen
gansen Umbganng in festo Corporis Christi, 2lin (Eewtfd? poetengebid?t r>nb
carmtna 3n 2(in Büedjl ocrfagt, Deretjrt . . . 12 fl." (StabtFammerrcd?nuncj
für ^603, 231. U3a.)
„Ad. 22. Nouembris. §atjlt bcm Biaxin s Utayr, £eberfd?netber, fo
2ltnem (Erfamcn ^aiii von 5. Benno, HTel^r oon bes ^er3ogen 2(u6
£ottrtngen l^eurtgcn (Etn3ug, sipay onberfdjtbltdye teutfd?c poeten*
gebidjt ocretjrt . . . 6 fl." (Stabtfammerred?nung für ^603, BI. US''*)
„Ad. 5. Junij. Had^bem B^annfi UTayr, leberfd?neiber ^ilixe, von
ber (Translation Sancti Castuli 3" ianbt%linet teutfc^e Heimen
r>nb Perfus gejlelt rnnb foHid^e ainem (Erfamen Hatlj bebtciert, fein 2^e
barfür, laut ertl^ailter Signatur, cerel^rt n?orben ♦ . . ^ fl." (Stabtfammer*
rcc^nung für ^604:.)
„Ad. 5. May dito. gal^It bem Qanug Hlayr, (Eeutfd^en poeten
2III^te, für feine Ceutfd^e Derg ober 23efd)retbung ber 2Ittf3äg onb
Hitterfpil, fo3n iex ^ainad^i big ^6073arsbes 27.February,
2111^1 e auf bem UTarrfl^t ^üiyberganngen ... 6 %"
Hu%ex ben xn 2(nmerfung 43 angefüljrten It^erfen, jtnb mir oon
IHav^rs Did^tnngen noc^ folgenbe ju (i5eftd?t gefommen (f. ^of« unb
Staatsbibliottje!):
(Sen?iffe cnb üormals in Crucf nie aug* | gangne 23efd?reibung / | Deg
ganzen onb tjalben | Dmbgangs / ober Procession , IDeld^er 3ärlid? | in ber
Jürpiic^en ^auptftatt IHÜnd^en auff bas ^olje | Fest Corporis Christi, solenniter
onb fiattlic^ I gel^alten ipirbt. | Darneben ein wäre anjeigung aüer perfonen |
in hen ^Jiguren / mit jrer redeten Kleibung / n?eld?e pon | tnandjerley
färben / gan^ (gulben vnl> Silbern StucFen / Sammet | cnb Seyben / auc^
üon (5oIt vnb Silber fünjllid^em gen?ircf feinb gemadjt | gen>efen / IDie aud?
bic tjerrlic^cn ^nnbi / fo bie Z^ng^f^varven \ Ijaben auftragen / mit fambt
aller sierl^eit / | beybes 3U Hog r>nb f ueg / ic, \ 2IuA eigentlid^c erflärung
ber ^errlid^en cnnb iDeitbe* | raubten Statt Hom / lutt aller jt|rer gelegen»
tjett / wie fie je^t | 3U cnferer 3eit gefetjen roirbt / ic. \ IPeitter n?irbt ev^efyt /
wie ber ^. äpofiel ^acohns / in bas Königreid? | Kompofieü in (Saüicia /
3U feiner Begrebnug fommen ijl / 2c. 2lües 3U CEI^ren | bem ^eyltgen ^oc^«
iDirbigen Sacrament / | Durc^ ^ang irTaycrn / in (teutfd?e Heimen | perfafi. |
Cum licentia superiorum permissu. | (Sebrucft 3U UTünd^en / burd? Hicias
fjatnrid?. | 3m 3atjr | M. DCIV. | (^6 BI. 4.) — Die in Cod. germ. 2995
ber f. ^of* unb Staatsbibliotl^e! enttjaltene „Befd^reibung ber Iflünc^ener
^ronleic^namS'Procefjion oon ^624; in Heimen'' ij^ mit bem eben angefül^rten
SrucFe tbentifd?.
(Ertumptj / I Deg jlanbtjafftigen (Eb«» | len Hitters vn IHartyrerg (El^rifti /
beg I ^. (Ea^ult. I IPeld^er 3ur geit beg grimmigen (Eyrannen Diocletiano
onb Maximiano im Z^^v (Eljrifti 287. I ben 26. IHartij / r>mb beg <£tjrtflUc^en
(Slaubens roiüen / 3ur 3eit | Babfls (tay / an einet Ham fd?mer^Iid? aug*
gefpant / onb jämmerlich | mit Bley Kolben gefd?Iagen / leftled? lebenbtg
begraben | r>nb mit Sanbt erjiorft | roorben. | Qernac^er burd? Offenbarung
(Sottes 00m Babft | Eugenio bem II. Anno 826. in Hom 3ipeyen 0rbens«
perfonen für | ein groges ^eyligtl^umb gefd?encft roorben / Weldfes fte aus
fon* I berbarer anfc^tcfung öottes gen HTogburg in Bayrn | btadtt / ^lllba
bann fein erfle pifftung ©nb | ©il IPunberroercf befc^e- | tjen. I 2In je^o aber
Anno 1604. ben 3. ITTay / auff erlaubnug Bäbfilic^er Qeyligfeit (Elementen
beg VIII. 3u mogburg erl^ebt / ©nb alfo | ben \5. big / nad^ Caubgl^ut /
solenniter iras- | ferirt »orben. | 2luc^ ein lobfpruc^ ber Statt Caubgl^ut /
28^ fran3of!fc^e Sd^awfpieler am bayrtfc^en EJofe
Durc^ I ^ans nTayrn befc^riben. | Cum licentia superiorum. | (Sebrucft 311
manchen / burc^ Xliclas fjatnrid?. | M.DC.IV. | (\5 BI., ^.)
Speculum peccatorum mortalium. | Pas ifi: | Spiegel bcr Sibeit |
^auptlafler / vnß'then Zu^enien / Da« | rinn eysentlic^ befd?riben wirbt
iDie bie tugent du I putugent u)iber ein anber jireitten / was ein jebn?ebere
für frafft ! Ijabe / 3n ipeld^em pil fd?öne fjijiorien / Celjr vn IDarnungen / 1
in benen fld? jebermannigf Iid?s / 3uerfpieglen / vnnb \_ feine menge! vnb
gebred^en erfe* | l^en fan \ (Sanfe Furfeweitig 3U (efen / vn nad? poe»! tifd^er
art befd?riben / Durc^ 3ofiann niayer. | Cum licentia Superiorum. | (gebrurft
3tt inünd?en / burc^ Hicias ^ainrid?. | 3m 3alir / M.DC.V. | (55 Bl. 4.)
(Srabfc^rifft | De§ Purd?Ieud?ti* | giften ^odjgebornen Jfürften vunb \
^crrn / Qerrn ^erbinanbi pfal^arafe bey Hljein / ^erftog | in 0bern x>nb
Hibern Bayrn ic. ^odpfeügijier gebäd^tnug | meld^er ben 30. Januarij Anno 1608.
nac^ I (5ottes roiflen entfd^Iaffen iji. | Seines lllters 58. 2^v t>nb ^o. (Eag. |
Durd? 3ö^öW" irtayer / (Eeutfd^en Poeten. | Cvm Licentia Svperiorum ' (Se*
brucft 3u 2Iugspurg / bey (£tjrifioff HTang. | 3»" 3ar / l^os. | (4; BI. ^.)
(Ein fobfprud? / groger IPunberbing /, welche in ber gnabenreid?en
nad^t I , bavan bcr lang oerfproc^ene / vri t>il eru)ünfd?te ITTeffias vnb ^eylanbt
beg inenfd?tid?en <Sefd?Ied?ts / (Ltirifius 3efus / (5ott vnb IHenfd? / in bife IDelt
geborn, / jid? tjaben perloffen rnb 3ugetragen. Cum licentia Superiorum.
gu inünd?en / bey 2Ibam Berg. 3»" 3^^^^ l^io. (8 BI. ^.)
78) Dgl. bariiber K. (Soebefe, (grunbrig 3ur (Sefdjid^te ber beutfc^en
Dichtung, groeite 21uflage (\886). Banb II, S. 32 (.
79) K. ^of* unb Staatsbibtiott^ef. Bav. 2197. 4. Banb V, No. 49.
80) (Emil ID eil er, 21nnalen ber poetifd^en HationaMiteratur ber
Deutfc^en im XVI. unb XVII. 3alirtjunbert. ZTad? \>en (Queflen bearbeitet,
groeiter ^arib. ^86^. S. 579, fennt nur bas IHünd^ener (Ejemplar.
80 ^ans 5ad?s, tjerausgegeben Don 21belbert oon Keller.
(Bibliottjef bes litterarifc^en Dereins.) Banb XII, S. 279 ff.
82) Über bie englifd?en Komöbianten in HTünc^en r>ergleid?e mau
meine BemerFungen inSd?norrs ^trc^in für £itteraturgefd?id?te Banb XII,
S. 319. n:>at^rfc^einlid? gel^örten biefe „(Engellenber" ber fcrwppe Greens
an, n)eld?e im fjerbjle bes gleichen 3al?rcs an ben (Stauet Qof ging, unb
über beren IDirffamFeit bortfelbji 3o^annes Ifleigner fo interejfantes
IHaterial 3U (Eage geförbert (pgl. 3ol^annes IHeigner, Die englifc^en
Komöbianten 3ur geit Sl^aFefpeares in Äfterreid?. IPien \ss^). (Trifft
bies 3U, fo Fönnte fogar %r3og Iflajimili an biefe in HTünd^en fpielenben
Komöbianten an bie it|m fo natje perroanbte er3lier3oglic^e ^amilie ge«
U)iefen l^aben.
83) „3 ^ r g (E t|a Im ay r (Eomebiant (bas 3uerp gefc^riebene „f pr i n ge r"
ift ausgefiric^en unb burd? „(Eomebiant" erfefet) ttjuet burgerlid?e pffid^t"
(HatsprotoFoII für ^6^6, Sitjung rom 18. inar3, BI. 55»). 3" ^^" anberen
Stellen, wo von il^m bie ^ebe x% whb er als „(Eafd?enfpiler" be3eid?net.
^n biefer Bürgeraufnal^me fdjeint übrigens ber ^ersog llnftanb genommen
3U l^aben, benn in ber Siftung rom 26. 3auuar ^6^8 w'ixb ein Befetjl bes
lanbesljerrn abgelefen, meldjer 3U miffen begel^rt, u)ie (Seorg Ctjalmayer
Bürger geworben.
84:) Der beFannte KammerprSfibent pon ITTänbl fd^retbt in ben von
IPeflenrieber Ijerausgegebenen Had^rid^ten aus feinem iehen (Beyträge
3ur t>aterlänbifd?en fjiftorie :c. geljnter ^anb. IHünd^en I8i7. S. (7:
„Anno 1652 i(l bie (tl^urfrtl. prin3ePn 2lbelljeit r>on Savoia ben 22. 3»"«
3U münd^en glücFIid^ unb flattlid; eingerollt, vnb ben 25 barauf bas (Et^urfrtl.
Beylager geljalten, auc^ Pill Dornembe (Lavaliev in* rxnb auger £anbt
von Karl Crautmann. 285
bcfc^nben, feuripcrrfl^, (Eomoebtcn, 3ttgMen, onb bergletc^cn eingesogene
j^cfttns angej^ellt, aber ipegen bes (Erancr 3a^rs anbere freubenfptel onter*
lajfen iporben." Pas Ssenarium für ein bei biefer öelegenljett aufäu*
fül^renbcs (fejifpiel l^at ftd^ unter ben ^anbfd?riften ber f. Qof* üxib Staats*
bibliottjef (Dellingrana 13: ^eierlic^f eiten , (Eomoebia, (Turnier 5U (Eljren
ber fapoyifd^en princefjln) oorgefunben. Va^ ein jefuitenfpiel 3ur
2luffülirung farn, ifl felbftoerftänblid? : „Exhibita fuit a Gymnasii Societatis
Jesu Juventute Corooedia Ferdinandina"*, t^ermelben bie Annales Boicae gentis.
(Partis in. Liber XXXIIII, 5. 587 ber ^ns^ahe oon ^662.)
85) Heinl^arbftöttner a. a. 0. 5. t09 ff-
86) Dcjl. 3. 23. bie anerfennenben IPorte, mit welchen jie ber Derbtenjie
bes (Euriner ßijtorifers Tesauro gebenft (Claretta, Adelaide di Savoia,
S. 2^9.) 2lu(^' bie (5efd?id?te il^res neuen Daterlanbes wav it^r nid?t gletd?*
gültig. Sie beauftragte bm Saooyifd^en f|iftoriograplien Thomas Blanc,
eine Sefc^id^te Bayerns in f ran3Öftfd?er Spxadfe ab3uf aflfen (pgl. £. H 0 rf i n g e r,
Die pfl[ege ber (öcfd?id?te burd? bie lPitt»lsbad?er. 2Ifabcmifd?e ^cftfc^rift
3ur feier bes IDittelsbad^erOtt^iläw^^s. ^880. S. 69.); ^on biefem lUerfe
pnb oier 23änbe erfd^ienen, öer erjte fül^rt btn (Eitel: Histoire de Bavi^re
qui traite de l'Origine des Peuples; qui les Premiers habiterent la Baviere,
du commencement et du progres de la Religion et des Piinces qui ont
regn^ jusqu'ä Charlemagne. Par le Sieur Blanc, Conseiller et llistoriographe
de S. A, R. Monseigneur le Duc de Savoye. To:ne I. A Paris, chez la
Veuve Mille de Beaujeu, rue Dauphine, au Dauphin, etc. M. DCLXXX.
IDie aus ber Dorrebe erfid^tlid?, follte ein fünfter Banb folgen: Je divise
mon ouvrage en cinq Volumes ... — fd^reibt Blanc — Le cinquieme
qui ne parottra pas si-tost, contiendra une description exacte de tous les
Etats de Baviere TEtat present de ceite Auguste Maison, avec toutes les
Branches, et les appanages de ces Branches, la description de la Cour soüs
l'Electeur Ferdinand Marie, et tout ce qui s'est fait de plus considerable
sous le Regne de cet Electeur, depuis son Mariage avec la Princesse
Adelaide de Savoye, jusqu'au Mariage de Madame la Dauphine, et ä la
Majorit^ de Monseigneur l'Electeur Maximilien Emanuel a present regnant."
<£in3elne Porarbeiten 3U biefem Banbe liahen fidj Ijanbfd^riftüc^ im f. b.
geheimen ^ünsarc^iüe erljalten (ngl. Horfinger, Heber ältere 2lrbeiten
3ur bayrifdyen unb pfäl3if^en <5efd}i(^te im getjeimen Bfaus' unb Staats«
arc^ioe. IHünd^en 1879 II, S 258). €me 3 u) ei te 2lusgabe oon ^ 682 ift, nur
(Eitelauflage. Von einer auf 21belaibens IDunfd? gefertigten Über"
fe^ung ber befannten Monita Patema bes Knrfürften inajimtlian
ins 3talienifd?e berichtet Itporosfy (a. a. (D. S. 5i).
87) Dgl. Hcinl^arbjiöttner a. a. 0. S. ^08 ff., unb ^eigel, Die
Besieljungen 3n)ifd?en Bayern unb Sacoyen, S. \57.
88) Claretta, Adelaide di Savoia, S. ^^9. Sie bemerft ba3U: ,Je vous
envoye en contrechange une com^die que j*ai fait dimanche et hier au
soir.**
89) init il^ren 2Inge!]8rigen in Curin perf eierte 21 belaibe, wie bie bei
Claretta abgebrucFten Briefe beipeifen, in fransöfifd^er Spradje.
ferbinanb Htaria feinerfeits fprad? ausge3eid?net ttalienifd? (Gram ont
a. a. 0. ^anb II, S. 83) unb n?ar ba3u bes ^ramöfifd^en funbig. 3n feinem
(Eejtamente (pgl. Jlnmerfnng 38) [lat ITTa 51 mili an ber (Erfte aud? bie
fprad^Iic^c 2Insbilbung feines Sol^nes nic^t cergeffen: „...Damit »nnfer
Sol^n bie frembbe fprad?, als fonberlic^ bie IPelfd^e r>nnb fran3öfifd^e
bcfto beffer ergreiffen onnb aud^ reben r>nnb fc^reiben lel^rnen mög, foU jnie
bei geiten onnb fobalb er fouil oerjianbt, bas ers f äffen tnöge, ein guetter
Sprac^maifier ht^elt werben''.
286 ^ran33ftfc^e S(^aufpieler am bayrtfci^en ^ofe
, 90) P9I. meine Bemerfunoicn im 3alirbttc^, 23anb I, 5. 252«
9O Claretta, Adelaide di Savoia, 5. ^9.
92) Hctnliarbftöttner a. a. 0, 5. X55.
93) Uttd^aelDanielCreu war frül^er puppenfpieler getpefen, roenn
anbers er mit ber gleichnamigen perfönlid?feit ibentifd? tft, tDeld?e (2. Hie bei
in £üneburg nac^ipeift ((Erica, SonntagsWatt 3ur £üneburger geitung. \883.
Hr. 35, 5. HO).
9^) Pgl. einflrpeilen meine Bemerfungen im erflen ^aribe bes Jatjr*
bnc^es, S. 25^^ ff.
95) K. (Elj. fjeigel, (QueUen unb 2(bl|anMungert jur neueren (Sefc^ic^te
Bayerns. UTündpen i88<^, 5. 7.
96) 21m Ijanblic^jlen unb juoerläfftgfien finb bie ^orfd^ungsrefnltate
auf biefem (Sebtcte in bem IPerfe Petit de Julevilles ßufammenge^eUt :
Les Comediens en France au moyen age. Paris 1885.
97) (2s n?äre intereffant, bie Be3ie5ungen 5U Derfolgen, meiere 3n>if^en
fran3öfifd?en unb bentfd?en Hleifterfingern bejianben, benn ba§ öesietj"
ungen, im (6. 3fll?r^unbert roeuigftens, üorljanben waren, getjt aus managen
Einbeulungen in Elrd^ipalien t^eroor.
98) Petit de Juleville a. a, <D. 5. 3^2 ff.
99) Dgl. meine 21btjanblung „3taltenifdje Sdjaufpieler am
bayrifd^en ^of e" Oaljrbud?, ^anb I, 5. ^93 ff., unb fpe3iell für ^ranf-
reic^ 5. 22^^ unb bie bortfelbft ermäljnten 2Irbeiten).
^00) (Eine Uberfidjt giebt 21. (£otjn: „(Englifd^e Komoebianten in Köln
(\592 — ^666)'' im Jaljrbud? ber beutfd?en Stiafespeare*<5cfeIIfd?aft. 2^. 3atjr-
gang (1886), 5. 2^5 ff. Dasu über „(Englifd^e Komoebianten in Dänemarf
unb Schweben" bie PeröffenMid?ung 3oI?annes öoltes im 3oI?rbuc^e
ber beutfd?en SI|a!espeare'(Sefeflfd;aft. 23. 3öl]rgang (^888), 5. \ ff.
^op Über englifd^e Komöbianten in ^ranfreidj oerglei^e man
meine HTitteilungen inSc^norrs 2lrc^io für £itteraturgefd^id?te. 23anb XIV,
5. 3^8 ff.
\02) HTeine 2Inregung, bie (forfc^ung über biefen (5egenjianb aud? auf
i ta li enif d? e m Boben auf3unelimen (ogl. Sd?norrs 2Ird?iD für £itteratur*
gefd?id?te, Banb XIV, 5. 32o), ij^ bis je^t leiber otjne (Erfolg geblieben,
obgleid? eine neuerbings von Bolte (a. a. 0. S. 3) beigebrad^te Hotis,
welche von bem 2luf entffalte bes Sd^aufpiclers Kempe in 'Italien fpridjt,
meine Dermutung, t>a% englifd^e IHimen über bie 2IIpen gebrungen, beftätigt.
^03) Pgl. meine Porarbeiten in 5d?norrs 2Ird?it> für litteratur*
gefc^id?te: „^ran3Öfifd?e Komoebianten in 2Iugsburg {\6{5)", Banb XIV,
5.4^2 ff.; „Pie Sd^aufpieler bes Hotel de Bourgogne in Bafel (^604)",
Bani XV, 5. 102 ff.; „^ran3Öjifc^e Komoebianten in Stuttgart 2c.", ^anb XV,
5. 2^8 ff. Über bie Be3tef]ungen ^ranfreic^s 3U Deutfdjlanb auf bramatifd^em
(Sebiete wirb bie bemuäd?ft in f^errigs 2Irc^io erfd^cinenbe Stubie Boltes,
„§wei unbefannte ITToIi^reüberfe^ungen. (Ein Beitrag 3ur (öefc^ic^te bes
beutfd^en Dramas im ^7. 3(^^fl]U"bert", neue 2Iuffd?lüffe bringen.
\o^) Übet HenrlEstienne cergleid^e man u. 21. L^onFeugfere
Caract^res et portraits litt^raires du XVI^ si^cle. ^anb II. Paris 1859, S. \ ff.;
Ant. Aug. Renouard, Annales de rimprimerie des Estienne 2« Edition.
Paris ^8^3. 5. 36^ ff.; A. Sayous, Etudes litteraires sur les ecrivains
frangais de la Information. Tome second. Paris ^8^^. 5. 63 ff.
^05) Francofordiense emporium, sive Francofordienses nundinae etc.
(Paris 157^). (Einen Heubrucf bes lDercfd?ens mit gegenüberfteljenber fran=
3Öfifc^er Überfefeung Ijat Isidore Liseux Ijerausgegeben : La Foire de
l-'rancfort [Exposition universelle et permanente au XVI« siMe] par Henri
von Karl Crautmanrt. 287
Estienne. Traduit en Frangais pour la premi^re fois sur l'^dition originale
de 1574 par Isidore Liseux. Avec le Texte Latin en regard. Paris 1875.
Vql aud? (Elj. Süpf le, (5cfd?id?te bcr beutfdjen Kultttreinpjfe auf (franfs
retc^ mit befonbererBerücfftd^ttgung ber tttteranfd^en (Eintpirfung. (Sollja ^886.
5. 29 bem übrigens bie bereits im ^6. 3^^/^""^^^* auf fd?aufpiclerifd?em
(gebiete bejlel^enben lPec^feIbe3tel^ttngen ber beiben Vblfex unhetanni geblieben
3U fein fd?eijien.
^06) Über bie (gemeinbe bcr fran3<5ftfd?en Refugi^s in franffurt oer^
gleiche man: f. 5d?arff , Die Zlieberlänbifd^e unb bie ;fran3öjtfd?e (Semeinbc
in (franffurt am IlTain (Ut(bw für f ranffurts (gefcbi^tc nnb Kunjt. Heue
folge, gtpeiteröanb. franffiirt a.Vft. ^862. 5.2^5^.); Sc^roeber, Troi-
si^me jubil^ seculaire de la fondatidn de Teglise reform^e frangaise de Franc-
fort s. M. 1854. H. Dalton, Johannes a Lasco. (gotlja ^88J. S. ^62 ff.
^07) Über Jean Crespin, u)eld?er Theodore de B^ze im 'fällte
\5^s von Paris nad?(Senf begleitete, bortfelbji eine Drucferei erri^tete nnb
nadf emjigem Sd^ajfen auf ben (Sebieten bcs Bud^brucFes unb ber (Selcljrfam«
feit, \572 flarb, giebi 2luffc^Iu§ La France l'rotestante par Eug. et Em. Haag.
3anb IV. (\853) 5. \\8 ff. Befonbers befannt ifi er burd? ben Li vre des
martyrs geworben, iDe^cr 3uerft im 3alire (55^ feine Prejfe ©erlieg.
^08) Über Cl^omas Kird^meyer, genanntHaogeorgus (geb. \5{{,
geft. ^563), üergleid^e man ben 2IrtifeI von (Erid? Sd^mibt in ber 2lügc'
meinen Deutfd?en Biograptjie. ^anb 23 (^886), S. 2^5 ff. unb bie bortfelbp
beigesogenen (Quellen.
lo9)3oljannes öolte, (Eine nieberbeutfc^e Überfe^ung von
Haogeorgs ITTercator (3at?rbuc^ bes Dereins für nicbcrbeulfc^e Spradj*
forfd?ung. J^l^rgang ^8ss. XI. Herben unb £eip3ig ^886, S. {5\).
(Erid? Sc^mibts ^Inalyfe bes Stfirfes (a. a. 0. 5. 2^8) bürfte an
biefer Steüe nic^t unroiüfommen fein. (Erfd^reibt: „IPie Haogeorgus im
pammad?ius bas alte (Etjema t>om 2lntid?rip fül^n aufgreift, fo tjat er
Ijier ben Stojffreis ber IHoralitäten Don Every-man Homulus unb Hecastus,
wovxn ber (Snabenroeg in ben EJimmel bargefteUt rourbe, mit ariftopl^anifd?er
£aune bereid?ert. Der protej^antismus^ niugte fidj biefer morality um fo
lieber bemächtigen, als ber Stoff bie Überbietung ber alleinfeligmac^enben
guten IDerfe burd? bie alleinfeligmad^enbe innere Heinigung gerabesu forberte.
Unb biefe Heiniguna fagt ilaogeorg ot^ne über feiner ferfen profanation
ben inneren potemifc^en (Ernft einsubüffen, fd^n^anfroeis als eine Förperlidje,
wie iriurner gefdjmacFIos 3U einem aUegortfd?en ^abe fid? cerirrt tjatte,
roie pirfl^eimer launig bie fymbolifd^e Depojltion imEcciusdedolatus
oern>ertt|ete unb u)ie ^ansSad^sbas 2Iustreiben bes £afiers unb (Sebrec^en
finnlic^ als ein ZTarrenfc^neiben barpeüte. 2(uc^ an p. (Sengenbac^
fei erinnert. — Der (Eobesbote ly^^dyares beginnt mit einer gebetjnten Hebe,
bann aber entroicPelt ftd^ ein frifd^es (Treiben an bem aud; bie aQegorifd^en
(Jiguren, wie (öcwiffen unb ibud^er tt^eilne!]men. Dem reid^en Kaufmann
roirb fein le^tes Stünblein angefagt. llUes Sd^adiern um 2Iuffd?ub ift Der«
geblic^. 3»n 2. 2Iuf3ug rürft ber Satan gegen ben (Eobescanbibaten los, ber
feinen Pfarrer als Reifer beruft, groifdjen bie versagten IPorte bes einen
unb bie pfäfflfc^en bes anbern fd^reit bas (5cn)iffen unb ber (Teufel ,,far3t"
fein papay tjinein, eine föftlid^e Scene: ber Pfarrer als QJuarffalber, bie
(Snabenu)er!e als greulid?e IHijturen, bie pein ber Patienten als furd^tbar
3unetimenbes Bauc^roel?. Satan fd^lägt einen legten Eingriff bes Pfaffen
unb bes IHegners nur burc^ fein (gebrumm 3urürf. Der 2Ict fd^liegt mit
einer tollen ^Jarce, 3ugleidj aber mit ber Der3n?eiflung bes Kaufmanns. Der
britte 2Iuf3ug bilbet ben (Segenfa^: (Lljrijlus eni^enbei paulus unb ben
288 ^ran33f!fc^e Sc^aufpteler am bayrtfc^en ^ofc
fjtmmclsant Cosmas sunt Beijlanbe. Der Kaufmann witb nic^t für fctne
guten IPerre, fonbern als ^luserroät^Iter (£t;rtf^i allein burd; bie (Sndbe erlöfi.
€in üerroegenes (öemifd? bes Burlesfften unb bes Strengften : 2Iuscinanbcr-
fefeung ber epangelifdyen f|eilslelire nnb bie grünblidjen IDirfungen einer
purgan3; Cosmas Ijält bas Becf cn, paulus fiü^t ben Kopf bes Kauf-
manns, ber unter fd?rerflid?en ZTaturlauten (mooc) alle lüattfal^rten. Mafien,
2lbläffe, Ker3en, IHeffe u. f. u). l^erausfpeit unb enblid? nac^ einem tüd^tigen
Sd?neu3en genefen i^. Der ^, 2lct fdyilbert mit Polemif gegen fd?limme
fattjolifd^e dürften, Bifdjöfe unb Sdjolaftifer ben IPeg 3um grogen (Seridjte,
ber bes 5. Kaufmanns (Ertjörung im proceg 3U)ifd?en (Ll^rijius unb 5aian\ bod?
iji bie Derljanblung 3U breit gerattjen unb wie überall geroat^rt man gegen
(Enbe bie (Ermübung unb Unluft bes rafd?en 2Iutorsr 3mmerl|in bleibt biefes
Stücf bie Krone ber ZTaogeorg'fd?en Dramatif, ein bialogifdjes irTeijierftücf."
Dag Haogeorgus auf bem anno \569 l^erausgefommenen Jnbej
ber in Bayern perbotenen Büdner nid^t fel^It, ift eigentlich feIb|loerftänbIid?.
Über biefen bayrifd^en 3"^^J ^on \56^ oergleid^e man 3. <£tjripopt|or
^freyl^err r>ou 2Iretin, Pon ben ältepen Denfmälilern ber Bud^brurfer*
funji in Baiern, unb bem Hüften itjrer naiveren Kenntnig, üorgelefen in
einer öffentlichen Derfammlung ber c^urfftl. 2lfabemie ber IPiffenfdjaften.
ntüncijen \80\. 5. \7; übet „(Lenfurmefcn in ^lltbaYern", überl^aupt ^eigels
initteilungen (Heue tjij^orifd^e Porträge unb ^luffäfee. IHündjen 1883.
5. 23 \ ff.)
U 0) Die 3at^Ireid?en f ran3Ö jifdjen 2Iusgaben besMarchantConverti
per3eici?net Brunet im Manuel du Libraire. Banb IV (5. 2luflage ^863)
Col. 7 ff.
Von biegen 2Iusgaben finb mir burd? bie freunblid^e Vermittlung ber
BibHott?e!st>eru)altungen 3U Stuttgart (f. öffentliche Bibliottjef) unb ^Jran!*
fürt (Stabtbibliotl^ef) ^wex 3U Qanben gefommen:
Le I Marchant | Converti. | Tragedie Excel- | Lente. | En laquelle la
vraye & fausse reli- | gion, au parangon l'vne de l'autre, | sont au vif repre-
sentees: pour en- | tendre quelle est leur vertu & • effort au combat de la
conscien- | ce, & quelle doit estre leur issue | au dernier iugement de Dieu. |
Item suit apres la Comedie du Pape | malade, & tirant ä la fin. | Chez Jean
DvraDt. I M.D LXXXIIII. | (8. 96 unge3älilte Blatter.) — Diefem Stücfe
folgt: Comedie Dv | Pape Malade, | Et Tirant A | La Fin. | Oü ses regrets,
& complaintes sont au | vif exprimees, & les entreprises & | macbinations
qu'il fait auec Satan | & ses supposts pour maintenir son | siege Apostatique,
& empescber le | cours de l'Euangile, sont cathego- | riquement descouvertes. |
Traduite du vulgaire Arabic en bon | Roman & intelligible, par Thrasibu- | le
Phenice. Chez Jean Dvrant. | M.D.C. LXXXIIII. | (8. 38 gesäljlte Blätter;
Stabtbibliotl^ef ^franffurt a. m.)
Dem erftcn Stücfe ift eine lUibmung in Derfen oorgebrucft: Jean
Crespin | Avx Fideles de | Flandres, Arthois, | Hainaut & pays bas, qui sont
ä I Francfort ses freres bien- | aimez en nostre Sei- | gneur, S. |
Ov est-celuy qui dire s'osera
Estre Chrestien, & point n'auancera
De ce grand Dieu la gloire superftelle?
Oii est celui qui se dira fidele,
Qui les abus de ce monde verra,
Sans y pouruoir en tout ce qu'il pourra?
Pourtant, Amis, de toute ma puissance,
D'autant que Dieu m'a donne cognoissance
De son sainct Nom, pour ma pnrt ie m'efforce.
oon Karl Crautmann. 289
A ruiner & abattre la force
De TAntechrist, & tous ces vicieux,
Qui par leurs faits pensent voler aux cieux :
N'ayaDS esgard au Sauueur pur & monde,
Qui a port^ tous les pechez du monde.
Et par ainsi, Eglise de Franc fort
Du pays bas, pour te donner confort
Je t'ay choisi ce liure-ci present,
Dont ie te fay de bon coeur vn present.
Tu y verras d'vn gros Marchant la vie:
Tu y verras comment Dieu le conuie
Par sa Parole, k faire penitence :
Tu lui verras pardonner son offence:
Tu y verras comme il est aduerti
De ce grand Dieu, & k lui conuerti :
Tu lui verras reietter la fiance
De tout merite, & auoir confiance,
Par Jesus Christ, en la diuine grace,
Qui les pechez de tous Chrestiens efface.
Semblablement trois autres sont mis,
Dont les pechez n'ont point est6 remis:
D'autant qu'ils ont en leurs oeuures fond6
Leur esperance, & en mal abond^.
Bref, tu verras comment eil qui se fie
En ce grand Dieu, & qui le glorifie,
A la parfin k la vie eternelle ;
Comment aussi flamme sempiternelle
Attend celuy, qui l'esperance fonde.
De son salut, ^s oeuures de ce monde.
Ce qu'en effect k l'Eglise presente,
De toy Francfort, de bon coeur ie presente.
Le I Marchant | Converli. | Tragedie | Novvelle, | En laquelle la vraye
& fausse religion , au pa- | rangon Tvne de l'autre , sont au vif represen- |
tees : pour entendre quelle est leur vertu & | efFort , au combat de la Con-
science, & quelle | doit estre leur issue au dernier iugement de | Dieu. |
3ud?brucFer3eid?en | M.D.LXI. | (8», 88 gcsäl^Ite Blätter, f. öffentliche
Btbliotl^ef 3U Stuttgart).
3n ber Porrebe: ,Jean Crespin avx Lecteurs ou Spectateurs de
ceste Tragedie S.'* l^eigt es am Sdjiuffe: ,,Or en ceste tragedie, on y aura
auec le plaisir vne singuliere instruction & doctrine. Elle a est^ premiere-
ment escrite en Vers Latins par un sauant homme, & bien renomme en
Allemaigne, ämi de Jean ä Lasco (.) Baron de Pouloigne, lequel me bailla
(il y a pass6 dcux ans & demi) estant k Francfort , ceste Tragedie , k la
requeste de quelques amis , pour la donner en Frangois k ceux de nostre
nation qui \k estoient : auxquels partant ie l*ay adress6e , les suppliant tous
la receuoir d'aussi entiere affection qu'elle leur est present^e".
Ztaogeorgs Bejteljungen 3u franfreic^ unb ber (Hinflug bes
beutfd^en Hcf ormationsbramas auf bie £itteratur unferer roeft'*
lidien Xladibatn traben bis je^t eine quellcnmägige Bel^anblung nid?t
gefunben» ^ür (Entlaub liegt bie griinbüd?e Unterf uc^ung j^ e r f o r b s por.
(Studies in the literary relations of England and Germany in the sixteenth
Century. Cambridge i886. S. 70 ff.)
3af{rbuc^ für Znancf)ener Cefcf). II. \^
2^0 fran3öfifd?c Sd^aufpicler am bayrifc^en ^ofc
\\\) Die nadpfolgenbcn ard^toaltfd^cn TXoix^en iDurbcn mir Don
<E. nienftel, Derfaffcr ber fo rcid^t^altigen (5cfd?id?te ber Sd^anfpiclfunfl
in ^ranffurt a. IH., mit iperftljätiger unb fad^funbigcr CiebensiPÜrbigfeit
3nr Verfügung gcfleüt, tDofür ic^ an bicfer Stelle meinen bejlen Danf
ausfprec^e.
\[2) „fran3ojtf(te Comoebta 3jl anbrad^t, (Es I^aben bie IDelfc^en ein
Comoebia 3U agiren für. Vnb bitten Dmb (Erlaubnus biefef^Ibige 3U Ijalten."
(KatsprotofoII pom \% februar 1583, BI. 89.)
„211% anprad?t, es l^aben bie IPclfd^en ein Comoebia 3U agiren für
nnb bitten omb erlaubnus. Sofl man fold^e matljiam Hitter, präbifanten
3nDor erfctjen laffen." (Bürgermeifter^Bud^ com felben Sage, BI. 20^). Pgl.
aud? IHen^el, (5efd?idjte ber Sd?aufpielfunjt in ^ranffurt a. UT. franffurt
^882. 5. ^7.
U3) rnenfeel a. a» Ö). 5. 3— w*
^/^) H. Lepage, Etudes sur le fh^dtre en Lorraine et sur Pierre
Gringore. (M6moires de la sociale des sciences, lettres et arts de Nancy. 1848,
Nancy, 1849.) 5. ^9? ff. Die Enfants sans souci fpielten bcrtfelbft im
3al^re ^49^ (S. 208). Heben nXvfterien unb ^arcen rourbe im Z^^ve 150^
eine Komöbie bes (Eeren3 in Iateinifd?er Spxadie aufgefüljrt; über
fran3Öfifd?e IPanbertruppen oor {6^h erfatjren wxt nid?ts. (Einer freunb*
lid^en iflitteilung bes ^errn 21rd?iDbireFtors Sauer 3ufoIge \]ai jid? roeber
im 3e3irfsardjiDe von £otI^ringen, nod? im Hleöer Stabtard^ioe auf unfern
(Segenftanb be3ÜgIid?es 2IFtenmateriaI uorgefunben.
U5) 3" inünd^en lebte ja feit ^568 als bes prin3en IPilljelm
(Semai^lin, Renata, ^er3ogsfran3 bes(Erften pon £ottfringen Cod^ter.
(Dgl. fjaeutle a. a. (D. S. 5^ unb Jatjrbud? für IHünd^ener (Sefd^ic^te,
Banb I, S..,236 ff.)
U6) Über bie üor ^6^8 am £^of e von £otl^ringen erfd^einenben Sd?au*
fpielgefellfd^aften fd^reibt Lepage (S. 278): ,,. . .ron voit successivement
paraltre, sur le th^atre dressö dans le palais de nos ducs, Nicolas Bource,
maitre joueur d'histoires (1572 — 73); Francisquin, joueur de
com^dies Italien, avec sa troupe, et ChasteauVieil (1578), dont le nom
indique une origine frangaise; Ventourin Gasparin et Jacques Guir-
lande, Italiens, qui semblent avoir fait un assez long s^jour ä Nancy pen-
dant Tannee 1584, avec une troupe de com^diens espagnols dont le chef
est appel6 dorn Diego deMedina; en 1597 c'est Gaspard Barbette,
Italien , qui ne se borne pas k jouer avec sa suite des com^dies devant
le duc, mais qui lui donne encore le spectacle de tours de force et saute
en sa pr^sence ; puis Adriani Thalmy (1598), Robert Diapp, Rudul-
phus Recanis et Jean Meuffert (1600), maitre de la compagnie des com6-
diens frangais ; Antoine Varnod (1602), egalement comedien frangais, Pom-
peo Salomon, maitre comedien italien, et Pablo de Castanida (1604)".
IDir fütjren biefe IHitteilungen l^ier an, weil unter ben in Ztancy
auftretcnben italienifd^en Komöbianten ftc^ foId?e beftnben, roeld^e uns
bereits in Deutfd^Ianb unb fpe3icll am bayrifc^en ^ofe begegnet
finb. Ventourin Gasparin bürfte u)oljI mit bem i58^ xn JXlvLnd}en
fpielenben Venturino Gasparino Venetiano ibentifd? fein (ogl. Jaljr-
bud?, ^anb I, S. 2^9), ^en Hamen Barbeta fütjrt ein in £anbst?ut be^
bienjteter italienifc^er Springer (ogl. 3al?rbud?, Banb I, S. 2^5), unb in bem
Francisquin, joueur de com^dies italien ben anno 1575 in IDien fic^
3eigenben melfd^en Komöbianten Franciscina n?ieber3uerf ennen (ugl.
3al?rbud?, 3anb I, S. 229) j^etjt ebenfalls nid?ts im IPege.
\\7) Sd?arff a. a» 0. S. 267.
von Karl Crautmann. 291
H8) j^rcunMtc^c IHtttetlung (2. IHcnfeels.
U9) »/frönsopffc^e (Eomoebia 3ft anbracht, Had^bcm in bero ncc^jies
Sontags 3« ber Bcljaufung §ur (Slocfe celebrtrten comoebia bas Babgftumb
etiPds fd^meljHc^ x>nb fdjimpflid? tracbtret iporben. 2Ilg 3U beforgen, ber (£13*
bij'd^off DTtb (El^urf. §u nTayrtj, besgleid^en bcr f}. (Eeutfd^meifter onb anber
paptftifd^e prclatcn öa es für Sy fornmctt foltc baoon offenbiret iperben
möd^tcn. 0b foId?e <£omoebia oerner ^e^tattei werben folte." (HatsprotofoU,
Dienstag ben 28. lrtär3 ^587.)
„Pub bemnadi obiter aud? anregung befdyel^en einer <£omocbien fo
Peter (5ofenns (ober (ßofems) 3U fran3Öjtfdjer Sprad^en nedjjlen Sontag
^ilen lajfen, barinnen bas Bapstum angetaftet werben, iDeld?es einem €rb.
Satl^ etn>an §n Ztac^tljcil gereid^en möd?te. Soü man 3»»^^ foldje vnt> ber*
gleiten l^infürber §u Spilen on eines (Erb. ?latt^s Dorroiffen Perpieten.
(Bürgermeij^erbud?, 28.inär3 ^587, Bt.^os.). Pgl. auc^ lUen^ei a. a.0. 5. \^.
\20) Über bes Theodore deB^ze £eben unb IPerfe oergleid^e man;
J. Senebior, Histoire litteraire deGeneve. ^anb I (Geneve 1786), 5. 266 ff.;
3. n?. Baum, Cl^eobor Be3a nad? ljanbfd?riftlid?en (QucUen. 2 Bänbe.
(£eip3ig ;8'^3 — 1852); A. Sayous, Etudes (iit^raires sur les ^crivains
fraogais de la r^forraation. Banb I (Geneve 1841), S. 227 ff.; Jules Bonnet,
R^cits du seizi^me si^cle. Paris 1875. 5. 163 ff. — J)cL^n übet feine brama«
tifdje (Ltjättgfeit U. a. H. Tivier, Histoire de la litt^rature dramatique en
France depuis ses origines jusqu'au Cid. Paris 1873. 5. ^^85 ff.; eine Zleu«
ausgäbe feiner ,,Trasedie frangoise dv Sacrifice d' Abraham** fam \856 bei
Joel Cherbuliez in (Senf tjeraus.
Von mancher Seite tpirb jeboc^ B^zes 2lutorfc^aft in Betreff ber
Comedie Dv Pape Malade in 2Ibrebe gej^ettt. (Dgl. 3. B. (Ll^eobor Be3a.
'iehen unb ausgeroät^lte 5d?riften. Don Dr. Qeinrid? ^eppe. (Elberfelb
\S6\; teben unb ausgeu)äljite Schriften ber Pater nnb Begrünber ber ref or-
mirten Kirche, ^anb VII, 5. 38^^. — (Eine Perbeutfd^ung bes Abraham
sacrifiant (1550), unb 3mar btreft nad? bem fran3Öfifdjen originale, unter*
natjm ber Bremer 5d?uIreftor Hatl^an (Etjyträus. (^reunblid^e HTit*
teilung bes ^errn Dr. '^olianneslSoUe in Berlin.)
X2\) ,,peter (5ofen fran3Öjifd?cr Sulmeijier (ogl. Sc^arff a. a. (D.
5.265) ijat fupplicirt Z^e fein angefteflte (Eomoebiam 00m Heid^en
niann vnb Casaro nad^ ber niejfen clausis Januis mit feinen Sd?ul*
finbern 3U agiren 3U erlauben". (HatsprotoFoII , Donnerstag ^3. 2ipril
1587, BI. ^00.)
„2IIs peter (gofens fran3Öfifc^er 5d?ulmeifter gepctten, 3»"^
3U oergünftigen, ba% €r bie (Eomoebiam com Heic^en ITlann mit r>nb burc^
feine Sdjulfinber in bi§er ITTeg agiren vnb fpilen möge, legt man es bey bem
am 28. IHartY Z^n^^t gemadjten Hatl^sbefd?Iu§ perbleiben." (Bürgermeifter*
budj, Donnerstag \5. 2Ipril \587, BI. \96.)
^22j „Paleran le (£omte r>on ITTonbibier 3n picarbey 5: (Lonforten
(tomoebien Spiler Ijaben fupplicirt vnb gepetten, 3nen 3^^ Biblifd^e
(£omoebias 8c (Eragoebias bife ITteg über alt^ie 3n fran^öfifc^er Sprac^
3u agiren vnb 3U Ijalten (freunb?) lid? §u gulaffen." (Hatsprotofoü ron
^592 — ^593, 27. inär3.)
,,2IIg Paleron le comte au§. pycarbi Pnb mit gefeflfd?aft franko«
fifd?e (tomoebianten gepetten ba% man 3^nen bige UTeg ober alljie §u fpilen
ertauben wollen, Soü man So fern Sy nid?ts ergerlidjs vnb an einem ort
ba niemanb burd? pe befd^roert roirb fpilen »erben, 3^rcr pitt ftat geben.
Dod? ba% Sy von ber perfon mer nit benn ^ pfg. nemen." (Bürger meifter*
buc^ ^592- 1593,27. rnär3.)
\9*
292 ^rön35jtfc^e 5d?aufpielcr am Sayrtfc^en ^ofc
„Daleron le comte belHonbittcr ,begerret*" oon einem Ijod^tDeifen
imb tjod^eblen Hat, er „roöfle in gnatten cergönftigen , feine bibHfd?e
comobiasDnbtragöbias allste nod? agiren 5U börfen. (Er tjat in „H 0 u e n,
Strasbourg, D'2lngres, Ilteg (Hleö) biblifdyc comobias vnb
tragöbias awcb . . . (unlesbar) von 5 d? 0 b ä 1 1 e n agiret." (^lusjug aus einer
fal^renben Supplikation pom 2lpriU593.) Pgl. aud? inende I a.a. 0. S.<to.
U3) 2Iuger beti einfd?lägigcn Kapiteln bei (Ebe.rt, (Entroicflungs*
(5efd?icf?te ber fransöfifc^en (Eragöbie oornel|mlid? im XVI. Jat^rtjunbert.
(Sotl^a ;856, unb E. Faguet, La Tragödie frangaise au XVP si^cle
(1550 — 1600), Paris 1883 pergleid^e man 3ur Orientierung über Jodelle
aud^ Darmesteter unb Hatzfeld, Le seizi^me si^cle en France, Paris 1878.
S. \5^ unb S. 326 ff.
^2^) nienfeel a. a. Ö). S. ^\.
125) Va^ ber Befuc^ ein fetjr reger war, gel^t baraus tjerpor, baß es
einmal roegen ftarfcn (Sebränges „por ber roelf d?en <£omöbienljütt" 3U einer
Hauferei fam. (UTen^el a. o. 0. S. ^u)
\ 26) Über J o d e 11 e s anticalüini jiifdje tLeriben^en oergleid^e man <E b e r t
a. a. 0. S. 99.
^27) Valeran le Comte j^ammte aus UTontbibier, einem Stabtd^en
in ber picarbie (in ber XXä^e von llmiens), batjer fein Beiname le Picard
(I>. Moland, Moli^re et la com^die italienne. Paris 1867. S. ^20). Diefe
0rtfd?aft befag bereits im Z^livt ^529 eine aus tjeimifd^cn (Elementen gebilbete
Sdjaufpielgenojjfcnfdyaft (Georges Lecocq, Histoire du th^ätre en Picardie.
Paris 1880. S. ^50).
Über bie IPanberjal^re biefes HTimen ift ans fran3Öjtfd?en 2Ird?iüen
bist^cr nod? menig erfunbct roorben. lüie mir ber 2IrdjiDar ber Com^die-
Frangaise in Paris, ^err Georges Monval, ber meine Had^forfd^ungen
über öic fran3Öfifd?en Sd^aufpieler in Deutfd?lanb in liebensmürbigjter IPeife
unterftüfete, mitsuteilen bie (5üte \]aite, fpielte Valeran anno 1592 in
3orbeauj ,,les roles d'amoureux dans une bände dont le chef 6tait bour-
guignon et mari d'une com^dienne fiUe d'un avocat de Paris, unb ferner,
tt>ie er ja aud? in feiner ^Jranf furter (Eingabe anfüljrt, in Houen unb in
2Ingers. Pom 3al)re »599 an füljrt er in amtlid^en Sc^riftftücFen ben (Eitel:
,,com^dien frangois ordinaire du Roi" (ogl. Eud. Souliöf Recherches sur
Moli^re. Paris .1863. S. ^5^ ff.). Über feine (El^ätigfeit auf ber Büt^ne bes
Hotel deBourgogne giebt bie überjtd?tlid? getjaltene 2Irbeit pon Eugene
Rigal, Esquisse d'une histoire des th^dtres de Paris de 1548 a 1635.
Paris 1887. 5. 32 ff. lluffd?lu§. Sein ^ob erfolgte um bas ^al^r ^632. 3n
ben Chansons de Gaultier Gargouille (21usgabe ber Biblioth^que elzevirienne ;
S. 150, 2InmerFung \) n?erben einige Daten unb Urteile über Valeran '
3Ufammengeftellt: Tallemant parie ainsi de Valleran, dont Le Comte 6tait
le vrai nom. „C'^toit, dit-il, un grand homrae, de bonne mine; il ^tait chef
de la troupe ; il ne savoit que donner ä chacun de ses acteurs, et il recevoit
l'argent lui-meme äla porte". (Historiettes, 2« ed., Tome 10. p. 40.) L'Es tolle
parie de lui, sous la date du 31 may 1607 (^dit. du Pantheon, t. 2, p. 424).
11 est aussi nommö dans l'Espadon satyrique (Cologne, 1680, in 12, p. 25).
L'Abbö deMarolles, en ses M^moires (in-fol., p. 31), le eile avec honneur;
et il est nomm^ comme jouant encore ä la page 62 du Voyage de maistre
Guillaume en l'autre monde, vers Henry le Grand. Or, cette pi^ce est de
16t 2] eile suffiroit donc ä prouver que De Mouhy s'est tromp6" quand il
a dit (Tablettes dramat., 2« partie, p. 09) qu'en 1608 Valeran avait pass6
ä la troup6 du Marals**. Dgl. ferner noc^ Fournel, Les Contemporains de
Meliere. Banb I, S. XXXVIII, XXXIX, XL.
von Karl Crautmann. 293
^28) „Carle Cfjdubron 8c Conforten, Comoebianten , l|aben omb
guflajfung 3^^^^ Sptls anjiteljenbe 0jiermcfl[e fupplictrt r>nb gepettcn " (Hats»»
protofoU com U- IHärs ^595, BI. 77.)
„2116 Carlo <£t?autron & Confortcn, Comocbtanten Pmb gnlaffung
3res Sptls of anftcl^enbe UTeg gcpetten, Solle man 2^^^ gegen §tmblid?en
£aj, nembltd? pon Jeber perfon ein 2IIbus, ipiüfarcn." (Bürgermeifterbud?
pom \\. IHärj ^595, BL'ZO'^.)
^29) nien^el a. a. 0. S. ^\,
\50) Die Had?rtd?t, über bie 2luffül^rung r>on Gabriel Bounins
Crauerfpicl La Soltane (ogl. (2bert a. a. ®. 5. ^3^;) entna!]m <E.
irien^el trabittonellen Büt^nenmitteilungen, loelcfae auf ben in ber 3tDeiten
fälfte bes porigen 3fl^r!]unberts lebenden (frankfurter Ctieaterf^riftj^eller
eyfrteb 3urürfgeljcn.
\^\) „3ol]ann £e Boeuff 8c conforten, ^fraußöftfc^e Comoebtanten
pitten l)mb Dergnnft btefe IHeg ober alljie §u fpieten." (Katsprotofoö
r>om (8. inär3 ^602.)
„ 2lls ettltd^e 3" Suppitfatione otiberfc^riebene ^Jran^oiifc^e commoebianten
gepetten, l>a% man 3"^" ^^f^ "^^6 ^^^^ comoebien §u fpielen ©ergünjiigen
roSIIe, Solle man 3rer pitt ^iatt geben Pnb ben taj of ^ albus fe^en, bey
ftraff 20 fl. So Sy ein mel^reres üon einiger perfon netjmen rourben."
(Bürgermeij^erbud?, ^8. inär3 \602.) Dgl. au^ (2. HTen^el a. a. 0. S. ^^9.
132) (freunbltc^e IHittcilung (E. Ht enteis.
\55) ,,(Jranööjtfd?e Comoebianten bitten pmb §ulaffung if^re Comoebien
3u agieren." (KatsprotofoH 00m ^2. September ^6^5, 31. 38.)
„2Ils etlid?e fran^öfifd?e Comoebianten Tln^etialten vnb ^ebetten, ba%
man ^tinen bey 3^0*9^^ IHeg 3t|re Comoebias onb (Eragoebias §u l^alten
Perftatten wolle, Soll man 3^"^" i" 3^^»" begerren roiüfatjren, 2lbcr metjr
nit bann ein 2llbus pon 3ßber perfon §u nemen Derjtatten". (Bürger*
metjterbud? pom i2. September ^6^5.)
Das Bittgefuc^ biefer 5d?aufpielgefellfd?aft an ben 'S.at l|at folgenben
XPortlaut:
„Plaise, A Messieurs Les Bourgmaistres de permettre aux comediens
frangois de representer leurs histoires en cette ville de Frankfort pendant la
foire au contentement d'un chascun aiosy que lez ont fait en dautres lieux
et mesme devant Monseigneur L'electeur Palatin a Hidelberg d'ouviennent
maintenant, Et plusieurs autres princes de ces pays, ce faisant ils prieront
pour nos prosperitez." (Pgl. (E. IXlen^el, S. 59 unb 60.)
^34;) (Jreunbltd^e IHitteilung (2. ITT cnft eis.
\35) Über biefe perfönlidjfeit pcrgleic^e man V. Fournel, Les
Contemporains de Moli^re. Banb II. paris ^866. S. 90; P. D. Lemazurier,
Galerie historique des acteurs du theätre frangais, depuis 1600 jusqu'ä. nos
jours. ^anb I. Paris ^8^0. 5. 283 ff ; Campardon, Les Comediens du
Roi de la troupe frangaise. Paris ^879 S. ^^3.
136) Sc^arff a. a. 0. S. 283.
^37) über bie englifd^e Hefugi^sfolonie in Bafel pergleic^e man
f^erforb a. a. 0. u. a. S. 138.
^38) Bonnet a. a. 0. S. 2'^rff-
^39) Über Bafels (Eljeaterleben in alter geit geben 2Iuffd?lug £ 21.
Burrfl^arbts (5cfc^id?te ber bramatifc^en Knnjl 3U Bafel (Beiträge 3ur
(5efd?id?te Bafels, Ijerausgegeben pon ber tjiftorifd^en (Sefellfc^aft 3U Bafel.
Bafel ^839), unb (£, IX> eller, Das alte Dolfs-tEl^eater ber Sc^n?ei3. grauen-
felb ^863. 5. <t ff.
29^ ^ran3Öfifc^e Sc^aufpieler am bayrtfc^en £Jofe
X 40) Ptefc «nbatierte Suppitf attott beflnbet fid? gegeniDärtig im Staats*
ard?tpc ^afel-Stabt. (Dgl. Sc^norrs 2Ird?io für £ittcraturgefdjtd^te, BanbXV,
5. ^05.)
^^0 Damals im Bcfi^c einer Seitenlinie bes Kaufes IPürttemberg.
\^2) Diefe Defignation mit bem Der3eid?nijfc ber 3u fpielenben Stürfe
l^at P4 "i^t ^^^^^ porgefttnben.
^^3) „DaDibt jjlorice unbt feine mit Conforten a\% KS: IHt: n%
^ranrfljretd? (£omebifpieIer, begeren 3n unbertt^enigfeit 3"^" ^^^^ lujtige
aragebiag 3u fpilen, ug tjeilig gfdjrift 3U fpielen g. ccrgünftigen iDofic.
Seinbt färgipifen tporben."
X^^) Das Stabtard?iD 3U ^reiburj i. B. entljält, einer gefälligen ITTit«
teilung ber PorPanbfd?aft 3ufolge, fein für unfere groecfe rerroenbbares
IHaterial; and? bie Dard?fid?t ber 3unäd?fi in ^Jrage fommenben 3a!]rgänge
1593, (60^^ unb ^615 ber HatsprotofoUe ifl ol^ne (Erfolg geblieben»
^^5) %rr Stabtard?ioar Jos. Coudre in ITTül^lljaufen tjatte bie (5üte,
mir mit3utetlen, ba% „in bem biesfeitigen 2Irc^iD feinerlei 2IFten ober Daten
über fran3öftfd?e Sd?aufpieler con ben ^ai^iven 1 580— (6^8 oortjanben flnb'\
glaubt andi als ftd^er annel^men 3U bürfen, „ba% bamals feine Komoebianten
— 3umal fran3Öfifd?e — l^iertjer gefommen jinb, ba gerabe in jenem Zeitraum
UTülilliaufen (roeld?es übrigens bei tpcitem nidjt fo hebzuierib wav als Straß»
bürg ober Bafel) bie tjärteften Prüfungen, einen blutigen Bürgerfrieg unb
alles bamit rerbunbene (Elenb 3U befteJjen ^aiie,"
^^6) Das Stabtard?it> in Sc^lettflabt roirb gegenwärtig einer Heu«
orbnung unterioorfen unb tparen besl^alb genaue ^luffc^lüjfe nic^t 3U erl^alten.
(^7) laut freunblic^er ITTitteilung bes fjerrn Stabtardyioars HI og mann
in (Eolmar l|at jid? „iDeber in btn Hatsprotof ollen , nod? in ben inifjtD=
büd^ern unb Stabtrcc^nungen irgenb eine (EriDäl^nung r>on bem 2Iuftreten
fran3Öftfd?er Comöbianten gefunben".
^^8) ITTan oergleid^c Ijierüber bie Schrift pon ITTogmann, Les Origines
du th^Ätre k Colmar. Colmar 1878»
{^(^) 2luf grunb eingel^enber ard^ipalifd^cr Jorfd^ungen roirb bie (ße*
fc^id?te bes Dramas unb ber Sd?aufpielfunjt in Strasburg pon 3öficinnes
(Erüger bargefteflt u?erben. 2ln biefer Stelle möge bemerft fein, ba% bie
Heid^sftabt ebenfalls itjre f ran3Öfifd?e (öemeinbe befaß. (Dgl. Alfred
Erich so n, L'^glise frauQaise de Strasbourg au seizi^me si^cle d'apr^s des
documents in^dits. Paris 1886.)
\ 50) Bef annt iji bas begeijterte £ob, u?eld?es Htcobemus^Jrifdplin
in feinem Julius redivivus ber Stabt 3oIIt, bie er bie fd)önfte oon ben
beutfdjen Stäbten nennt. (Pgl. D. f. Strang, £eben unb Sd?rif ten bes
Dichters unb pljilologen Hicobemus ^rifdjlin. franffurt a. UT. 1856.
S. 136.) nian pergleid?e aud? 21. 3 unbt, Die bramatifdjen 2luffüf]rungen
im (gymnaflum 3U Stragburg. Stragburg 188^. S. ^5 ff.
\5\) Übet bie 2lntDefenlieit ber englifd?en Komöbianten in Stragburg
geben 2o\:iannes (Ltn^exs urfunblid^e Mitteilungen in S d? n 0 r r s 2Ird?ip
für £itteraturgefd?id?te, Banb XV, S. \X5 ff., 2luffd?lug.
^52) 3^ perbanfe biefe Hoti3en aus ben Stragburger Hatsprotof ollen
ber freunblid^en Beiljilfe bes fjerrn Dr 3ot?annes (trüger bortfelbft.
(Dgl. audj Sdjnorrs 2lrd?ip für £itteraturgefd?id?te. Banb XV, S. 2;8)
^53) Hid^t unerroäl^nt barf an biefer Stelle bleiben, bag ein (Elfäffer
Sdjriftfteüer, bejfen Hame jld? I?inter ben 3nitialen 3. B. B. B. perbirgt,
bes Nicolas de Montreux, Diane ((6^6) unb Isabelle (\607) über»
fefet. ((freunblic^e ITTitteilung bes fjerrn Dr. 30 Cannes Bolte aus beffen
oon Karl Crautmann. 295
bemnäd^ft erfc^einenber 21blianblung : groei unbekannte IHoIt^reüberfe^ungen.
(Ein Beitrag 3ur (Sefd^idjte bes beutfc^en Dramas im \7, Jatjrl^unbert.)
^5^) Das Stabtard?it> 3U Speyer, melc^es id? felbjl auf Sd^au»
fpielnac^rid?ten tjin burc^forfc^t Ijabe, enttjält fein jwecfbienlic^es IHaterial
für bas fed?3etjnte nnb fieben3eljnte 3öt?rliunbert.
^55) 2luf eine biesbe3ii9lid?e 2lnfrage Ijatte bie Dorftanbfd^aft bes
IPormfer Stabtarc^ioes bie (5üte mir mif3utetlen, ba% „übet Sd?au*
fpieltruppen 2Iften aus bem ^e*«" unb ^7*«" 3aljr!]unbert im tjiefigen ^Ird^ioe
j!c^ ntd?t oorflnben, unb ba% tnsbefonbere bie Stabtred^nungen unb 'S.ais*
protofoile bis 3ur §erftörung ber Stabt IPorms im 3aljre ^689 nic^t met^r
porljanben finb".
^56) Dom Stabtarc^ioe in inatn3 ^^^ ^^^ j^6* ^'^^ ^«fW^ß t«
biefem Betreffe nicfct 3U er!]alten»
^37) Über bas fi;an3öftfd?e IPefen am ^ofe bes Kurfurjien von ber
pfal3 uergleidje man S- ^* Bartljolb, (5efc^id?te ber frudjtbringenben
(Sefeüfd^aft. Berlin \i:^&. 5. 40 ff; über „Die ^od?3ett (friebric^s V.
oon ber pfal3" unb bie babei oeranftalteten (feftlidjfeiten, K. (Elj. fjeigel,
Heue I^iftorifc^e Vorträge ufib ^luffäfte. IHündjen ^883. 5. 65 ff^
Urfunblid^es ITTaterial Ijat pd? im (Sro6tjer3ognd? Babifd^en
<Seneral'£an bes »21 rdjit) 3U Karls rut^e ntdjt oorgefunben. 2luf
meine «Eingabe tjatte bas Direftorium bie (5üte, mir mit3nteilen, „ba%
unter ben biesfeits beroat^rten einfcblägigen ilrdjioalien jtd? keinerlei Xtadi'
roeife über bas Perroeilen fran3Öflfd?er Sd?aufpieler am furpfäl3ifd?en Qofe
in ber §eit Don ^590— ^6^9 l^aben aufftnben laffen, unb ba% tnsbefonbere in
bm tjier uorf^anbenen Kammermeiftereired^nungen Don ^593, ^597, ^599
& \602 !]ierauf be3ÜgIid?e Einträge nid?t oorfommen".
^58) 34 oerbanfe biefen (Eintrag, ber in bem 2(uffafee oon <Ennen
((Ef^eatralifd^e Dor^eüungen in ber Heic^sftabt Köln, §eitfd?rift für preugifd^e
®efd?id?te unb £anbesfunbe. Sedjfter Z<^[ix^anq,, Berlin \&6% S. 5 ff.)
feljlt, ber freunblid?!eit bes ^errn 3- 3- HTerlo in Köln. — iani gefälliger
IHittetlung bes Stabiard^ioars profeffors Dr. ^öl^Ibaum enttjält bas
Stabtard^io nid^ts auf fran3Öfifdje Komöbianten Besüglid^es.
159) Sdjnorrs 2lrc^iD für £itteraturgefd?ic^te. ^anb XV, 5. ^07.
^60) €nnen a. a. 0. 5. 8.
^60 Über nXonbor oergleic^e man bie in Sc^norrs 2lrc^ip für
£itteraturgefd?id?te, ^anb XV, 5. 103 angegebenen IDerFe; ba3u nodj
E. Des Chanel, La vie des com^diens. Paris s. a. 5. ^^9, unb Vapereau
a. a. 0. 5. i'^22.
^62) Qerr Stabtardjicar H. picf in ^ad^en l^at bie freunblid?feit,
mir 3U fc^reiben, ba% im bortigen Stabtarc^ioe „Elften, welche über bie 2ln*
roefenljeit fran3öjtfdjer Sd^aufpieler 3U 2Iaci?en in ben 3ö^rcn ^580— 16^8
2Iuffd?Iu§ geben Unnten, bisher nid^t aufgefunben roorben finb. Die nod?
Dortjanbenen HatsprotoFoUe beginnen er^ mit bem Z^^^^ ^^56, unb ob
Stabtred^nungen aus ber fraglid?en §eit jtd? noc^ erljalten traben, lägt ftdj
bei ber Unorbnung, in roeldjer flc^ 3ur geit ber 2lFtenbepanb bes 2lrd?it)es
beflnbet, nid?t einmal angeben".
^63) Dgl. 3al^rbud? für münd?ener (5efd?ic^te. I. ^anb. 5. 227.
^6^) Dgl. Gilbert Duncfer, £anbgraf UTorife oon Reffen unb bie
engltfc^en Komöbianten. (Deutfd^e Hunbfc^au. Zwölfter 3ö^>^9ong. ^886.
5. 260 ffO Da3U i^nf er, (5efc^id?te bes Cljeaters unb ber IHuflf in Kaffel.
Kajfel \865. S. 235 ff., unb r^. ^abic^t, (Ein falbes 3(i^«^^öwbert aus
296 (fröii3oftfd?e Sc^aufpicler am Bayrifc^en £Jofe
bem Ctjeaterleben Sc^malfalbens. (S^itfc^J^tfi bes Dereins für Qenne^
beratfd^e ^efd^ic^te unb lanbesfnnbe 5U Sc^malfalben. Drittes f^efi I88O.
5. 3 ff)
165) Pas fdnigHc^e Stabtarc^b 3U Dtarburg Sen>at{rt, n>te bas
Dtreftorium mit3nte!leti bte (Süte Ijatte, fetnerlet auf fran3öpfd?e Komobianten
am Qofe bes £anbgrafen HTort^ Besägltc^e Hac^rtd^ten.
1166) Dnncfer a. a. 0. S. 262.
167) 3o^önnes Bolie in ber Settf%ift für beutfc^e pijilologie 20,
82, ttttb in ber 2lbtjanblung ^§u)ei unbekannte UToli^renbcrfefeungen".
^68) m. (fürftenau, gur (Sefc^td?te ber rTTuft! nnb bes (Etjeaters
am £Jofe 3n Bresben. (Erfter (Eeil. Bresben \86^. S. 79.
1^9) m. ^ürpenau a. a. 0» 5. 79.
^70^ D. f. Strauß a. a. 0. 5. 137.
UO Die urfnnblic^en Hac^rid?ten über ^ans 5ad?s unb bie fd?au'
fptelerifc^e (El^ätigfeit ber nürnberger IlTeifterjinger, welche ^err Dr. IP.
£oofc in nürnberger 2lrd?ioen gefammelt tjat, unb bie H. (5en6e in
feinen leljr* unb tPanberjalJren bes beutfd^en Sd^aufpiels. (Berlin ^882
5. ^26 ff.) benü^te, ftnb bis je^t leiber nod? nidjt 3ur Deröffentlid?ung
gelangt. 2^ ^^^^ ^^^ meiner ^tbt^anblung „<Engtifd?e Komobianten in
Nürnberg bis 3um Sd^Iujfe bes DreigigjSljrigen Krieges 1593—^6^8"
(Sd?norrs 2Irc^it) für £itteraturgefd?id?te. ^anb XIV, S. U3 ff.) eine
fypematifdje Purd?forfc^ung ber HatsprotofoIIe ^nad? biefer Hid^tung l^in
begonnen, meldte ic^ bis 3U bem geitpunfte bes Überganges ber Heid^sjiabt
an bie Krone Bayern (^806) fortsufe^en gebenfe.
^72) niaterialien 3ur Hürnbergifd^en <5efd?idjte, I^erausgegeben dou
3. <Etj. Siebenfee s. ^anb III, Nürnberg ^79'^. Dort Ijeißt es auf
S. 52: (iniscellaneen aus einer gleid?3eitigen nürnbergifcben <£tjronif aus
bem 2lnfange bes XVII. 3aljrl|nnberts) „Seiltän3er. ^602. (Einem 5eiltän3er
von Paris erlaubte man etHd?e VOodien lang feine Kunftj^ücfe in bem
lPirtt|stjaus 3um golbenen Stern 3U 3cigen. — leo'^. (Einem (fran3ofifd?en
Seiltän3er rourbe einige (Eage erlaubt, feine Kunjt auf bem Seil 3U seigen".
(73) Stabtard?it> nnb Kreisard?it> IDürsburg ent!]alten f einerlei
. Hoti3en über bramatifd^e Dorjieüungen mäljrenb bes (6. unb \7, 3ölirl^unberts,
bas (5Ietd?e iji in Bamberg ber ^aü.
174) V^l Sd^norrs 2lrd?io für £itteraturgefd?id?te. Banb XIII.
S. 66. Das tlörblinger Hatsprotofoü (3al?tdang \6X\, Siftung pom (o. 3wn,
BI. 3(5» fd?reibt barüber: „^tanctsco Sdylog, francöftfd^en feilfaljrer
vnb fpringer ijt fein fpil offentlid? gul^aUten, weil ie^t nit gelegenljeit,
abgef plagen".
(75) Das reid?e, tjierauf be3Ü^Iid?e UTaterial foü bemnäd?ft in B.
Seufferis Dicrteljatjresfd?rift für £ttteraturgefd?ic^te 3ur Veröffentlichung
gelangen.
(76) 3ol^annes IlTeigner a. a. 0. S. 53 ff.
(77) 3atjrbud? für ITTündjener <5efd?ic^te. ^anb I, S. 23(.
(78) 3otjannes IHeigner a. a. 0. S. 52.
(79) Henri Lepage a. a, (D. S. 28p fd^reibt: „Dans le courant des
ann^es suivantes, on voit reparattre fr6quemment des troupes de com^diens ;
mais presque tous sont Frangais, et c'est tantot au palais de Nancy, dans
la salle Saint- Georges, tantot au chdteau de la Malgrange, quHls donnent
leurs repr^sentations , destinöes special ement aux plaisirs de la duchesse,
ainsi, que l'indiquent les mentions des d^penses faites k ce sujet. Parmi
les artistes appeWs k divertir la cour, figurent Thomas Poirier (1606);
von Karl Crautmann^ 29?
la Fortune, Gillet et Vassagne (1609); Jean Gazotte, qualifi6 de
mattre des paladins com^diens (1611), et enfin Jean Garco (1614).'*
^80) 3^ ^<^^^ ^ös ungemein xe'xdfe auf Jlugsburgs (El|eater*
leben roäl^renb fetner reic^sftäbtifdjen §eit besüglic^e Elften*
material bes bortigen Stabtard^bes 5um großen (Eeile bereits gefammelt unb
ge(td?tet unb roerbe bcjfen Teröffentlid^ung bemnäd^fl in Eingriff netjmen.
;80 Dgl. meine ZIoti3 ,,(Jran3Ö(tfd?e Kömöbianten in 2lugsburg (^6^3)
in Sdjnorrs 2lrd?iD für £itteraturgefd?id?te, Banb XIV, 5. ^^^^2 ff.
^82) 1. (Sreiff, Beiträge 3ur (Sefd?ic^te ber beutfc^en Schulen 2lugs»
burgs. 2Iugsburg ^858. 5. (52.
183) „Peter (Silg. peter (Silgen feien 3u?een tag beroiüigt." (2lugs-
burger Hatserfenntniffe pon ^6^3, Siftung oom 3. 0f tober 16; 3.)
„Peter (gilg. Bärtig. 5d?ref t^snötel peter (gilgen, Bartlj.
Sc^refljsnötel foll jr begeren abgefc^lagen u)erb(en)." (€benbort Si^ung com
5. 0f tober 161 3.)
18^) Pgl. meine Hoti3 „fran3öfifd?e Komobianten in Stuttgart ic.
(S^norrs 2Ird?ix) für £itteraturgefc^id?te. Banb XV, 5. 2;8 ff.) — »3tem
I f. etlid^en ;fran3Öjifd?en commebianten, fo 3U tjof gefpielt, 3U itjrer ah*
fertigung laut 3ebels 3ugepelt . . . . L ff.", iji in ber roürttembergifc^en £anb*
fd?reibereired?nung biefes 3atjres 3U lefen.
^85) Dgl. C !]. Biaeviile a. a. (D. 5. 62.
{86) Sonft finbet fld? in ben ITTündyener ^of3aljIamtsre(^nuhgen
nur ein einsiger auf fran3oftfd?e Springer be3ÜgIid?er (Eintrag aus bem
3alire ^602: „2linem fran3öpfd)en Sprinnger . . . ^ ft", t^eigt es unter ber
Hubrif „2lbferttigung unb gnaben-gellt".
3» ben Katsprotofoflen roirb im 3^^^^ ^626 (Sifeung rom 9. 3<Jnuar/
BI. 6) „^ans pecfl^er Sailfarer aus franncfljreid^" erroäl^nt unb ein
geroijfer ,j3acob pabel Sailtanset" (Sifeung com 2\. unb 23. 3önuar),
ber r>iefleid?t mit bem in Vvesben auftretenben fran3Öfifd?en Seiltänser nnt>
Komöbienfpieler ibentifd? fein !önnte.
^87) Dgl. meine ITTitteilungen im 3ötirbud?e für IHünd^ener (Sefd?id?te,
Banb I, S. 228 ff. 2lls Hadjtrag ba3U möge ans 2lnton UTayers
XPer!, IPtens Bud?brucfer-(Sefd?ic^te n82 — ;882. (Erfter Banb ^^82— ;682.
IPien ^883. S. 22^, Xix. ^20; erroatjnt fein, l>a% ein Drama bes am
Kaiferljofe fpielenben Sc^aufpielers Giovanni Battista Andreini in
IDien erfc^ien:
„Drama La Maddalena. Compositione Rappresentativa Di Giov:
Battista Andreini , Florentino , della Seren : Casa Gonzaga Diuotissimo
Seruitore. All' Illustrissimo, e Reverendissimo Signore MoDsig : Gio : Battista
Pallotto Arcivescouo di Tessalonica, Nuntio dl N. S. alla Maesta dell'
Imperatore. Viennae Austriae, Typis Casparis ab Rath, Bibliopolae, 1629. 12®.
20 unnumer. BI. unb ^25 num. S. Signat. (Euftob. (K. K. ^ofbibliotl^ef unb
Karmeliterbibliotljef in XPien; K. K. Unioerfttätsbibliot!]e! in (5xa^,)"
188) Had?(2. IPIaffacf, <E!]roni! bes f . f. fjof .Burgtt^caters. IDien 1876.
5. 9 ff., erhielt lüien ein pSnbiges fran3Öfifd?es (Eljeater crft im 3^^^^^ l'?52.
— Perfc^ieoene bereits im £aufe bes pebensetjnten 3ö^r^ii"^^J^*s in ber
Kaiferflaot erfd^eiiienbe fransofifc^e Prurf roerfe, baruntcr aud? (Srammatifen,
rerseic^net nTayer a. a. 0. Banb I, S. 220, 266, 277, 326, 335.
189) 3atjrbuc^ für ITTünd^ener <5efc^id?te, Banb I, S. 236.
190) So berid?tet ber Nürnberger patri3ier Sta rf in feiner Ijanbfdprift*
liefen (tlivonit. (Dgl. Sc^norrs 2Ird?ic für £itteraturgefd?id?te ^anb XIV,
5. ^27.)
298 Jran3oPfc^e Sc^aufpiefer am Bayrifc^en ^ofe
^90 So fjetgt es tnlUarjrnangoIbs „HTarffc^iffs^Hac^en" ans
bem 3al?re 1597. (D9I. (E. lUenfeel q. a. 0. S. 29.)
^92) So nennt ber ^franffurter öürgermetjler ^teronymus 311 m
3ungen in feinem Berichte an btc Väiex ber Stabt biefe ITtimen, als fic
am 30. Jluguji 1592 3um erften IHale in ber alten Heid?sftabt um Spiel«
erlaubnts einfamen. (Dgl. (E. IHenftel, a. a. 0. S. 23.)
^93) Dg(. bie ^x^Stlilnn^ (Susmans pon feinen Komöbiantenfa!irtcit
in bes ^legibius 2(Iber tinus Itad^bilbung bes Guzmän de Alfarache
im porliegenben ^anbe bes ^at^rbuc^es (S. ^7).
19^) Piefe Dert^ältnijfe fd?ilbert in überjtci?tlici?er öleife bas IPerf
üon 3. 3* Qonegger, Kritifcfee (ßefc^icijte ber fran3Öftfc^en (tultureinflüjfc
in ben legten 3öliriiunberten. Berlin J875.
195) Über bas Illustre Th^dtre nnb feine Derljältnijfe orientieren
bie beutfc^en IPerfc pon £ottjeiffen, nioli^rc fein £eben unb feine IPerfe.
Jranffurt a. in. x&&o. S.'k^ ff., IHal^rentjolö a. a. <D. S. 3\ ff.; bann Jules
Loiseleur, Les Points obscurs de la vie de Moli^re. Paris ^877 5. U^ ff*
^96) EudoreSouli6in ber Correspondance litt^raire. ^865. 3an8 IX,
S. 8^. VqI. aud^ Loiseleur a. a. <D. S. 378.
^97) Loiseleur a. a. <D. S. 379.
^98) ÜberMoli^res IPanbersüge oerglcic^e man bie 3ufammenfajfenbe
2Irbeit ©on ID. IHangoIb, IHoIi^res IPanberungen in ber propin3. ^6^6
bis ^658. (geitfc^rift für neufran^öpfd^e Sprad^e nnb £itteratur, l^erausgeg.
©on Körting unb Kofdjmife. Öanb 11, S. 26 ff.)
^99) Über bie Com^diens de Mademoiselle geben 2luffd?lug bie
grunblegenbe 2lrbeit pon Henri Chardon, La Troupe du Roman comique
devoil^e et les com^diens de campagne au XVII« si^cle. Paris 1876 S. XA-^ ff.;
bann Mugnier S. {^ ff.; Brouchoud, Les Origines du th^ätre ä Lyon.
Lyon 1855; Faber, Histoire du th6ätre frangais en Belgique. 3anb I
(Brüffel 1878), S. 56ff.;3anbIII(|879), S. 3^7 ff.; öanb IV (i880),S. 225 ff.
200) Memoires a. a. 0. ^anb II, S. 2^9: ,Je partis de Saint-Fargeau,
et je m'en allai k Orleans. Monsieur et Madame me regurent fort bien ; je
n'y fus qu'un jour. J'y trouvai des com^diens; [c'ctoit] une tr^s-bonne
troupe qui avoit 6t6 tout l'hiver de devant avec la cour ä Poitiers et ä
Saumur, et qui avoit eu beaucoup d'approbation de toute la cour. Je les fis
jouer un soir a mon logis, oü Son Altesse royale vint."
20O Memoires a. a. 0. 23anb II, S. 2'^9: „Monsieur et Madame
s'en all^rent ä Blois, et moi h. Saint-Fargeau. Je passai par SuUy, oü je fus
un jour. A mon arriv^e, je ne songeai qu'ä faire accomoder un th^ätre en
diligence. II y a ä Saint-Fargeau une grande salle qui est un Heu fort propre
pour cela ; j'ecoutois la com6die avec plus de plaisir que je n'avois jamais
fait. Le th^ätre ^toit bien ^claire et bien d^core; la compagnie k la v6rite
n'^toit pas grande, mais il y avoit des femmes assez bien faites . . . Apr^s
le plaisir de la com6die, que le car6me fit finir, le jeu du volant y succ^da."
202) Memoires a. a. 0. öanb II, S. 29^^: ,,. . . Cela n'empecha pas
que je ne fisse venir les com^diens h. Saint-Fargeau, qui y demeur^rent deux
mois. (IDinter ^653 auf I6.i^.) — (Banb II, S. 32^:) „J'eus les com^diens
ä mon ordinaire**. (IDinter \65^ auf ;655.)
203) Memoires a. a. 0. Banb II, S. 275: ,,Les com6diens, que j'avois
eus h. Saint-Fargeau tout Thiver, se rencontr^rent ä Tours; de sorte qu'en
arrivant je fus ä la com^die.*'
20*^) Memoires a. a. 0. öanb II, S. 323: ,Je demeurai tout le mois
d'octobre ä Blois; il y avoit des com^diens , dont Monsieur et Madame
üon Karl Ctautmann. 299
n'avoient point le divertissement ; il n'y avoit qiie moi qui y allois et mes
soeurs qui en ^toient ravies, n'ayant aucun divertissement/*
205) Chardon a. a. 0. 5. \^8.
206) Brouchoud a. a. 0. S. ^5 ff.; Chardon a a. <D. S. \5\ ff.;
Loiseleur a. a. 0. S. H9 ff.
207) Pen Crauungsaft Abraham Mittallats pom 27. (februar
^63^ l^at Monval in Sens aufgcfunben. (Moli6riste. 2Id?ter 3al^rgang
(^886), 5. 183 ff.) /
208) M^moires a. a. 0. öanb III, S. 302: ,J'oubliois de dire qu'il
y avoit k Lyon deux troupes de com^diens, dont l'une ^toit tr^s-bonne. Ils
afüchent les com^diens de Mademoiselle , avec raison; car ils avoient
joue trois hivers de suite ä Saint-Fargeau.*'
20 9) (faber a. a. 0. ^anb III, 5, 3^7.
2^o) Mugnier a. a. 0. S. H, n)eld?er über bte gufammenfefeung
bcr Gruppe fc^reibt: ,,Les Com^diens partirent pour Chamb^ry, en mai ou
en juin, au nombre de douze k quatorze. C'^taient le pohe auteur et acteur
Nicolas Dorimond et sa femme Marie Dumont, Abraham Mit-
tallat dit La Source, de Metz en Lorraine; Jeanne de Ronserre, sa
femme^ Nicolas Biet dit de Beauchamp, de Senlis en Picardie, et
FranQoise Petit sa femme ; Joseph Dupin de Nantes en Bretagne;
Philippe Millot, de Dijon, et Anne Millot, sa soeur; Louis Dori-
mond; Marguerite Prunier, veuve de Hugues deLan; Catherine
Bidaut, veuve de Charles Perroux; Gu^rin (Frangois Isaac),
gagiste peut-^tre; Frangois de Beaulville, d6corateur de Paris; enfin,
Pierre Oyzillon, de Montpellier, gagiste ou sigisb^e de la femme de
Dorimond, ou peut-6tre d^jä portier de la troupe, comme il le fut plus tard
k Paris/'
2U) Mugnier a. a. 0. S. 28 ff.; Brouchoud a. a. 0. 5. 53. —
Pen ^ciratsfontraft t|at Mugnier (a. a. 0. 5. 276) anf^efunben. Da er
uns über bie ^Jamilienperl^ältniffe Millots eingel^enb unterrid?tet, mag er
l^ter im IDortlaute folgen:
,,L'an 1659 et le 8™* jour de septembre par devant moy notaire ducal
et Procureur au souverain S^nat de Savoye se sont personnellement estably
et constitu^s le sieur Philippe fils de feu s'" Philippe Millot de Dijon, d'une
part, et damoiselle Marguerite fiUe de feu s'^ Pierre Prunier de Soissons en
Picardie, vesve du s' de Lans tous deux com^diens de S. A. R. et de Made-
moiselle d'0rl6ans, estant k präsent avec leur trouppe residente en cette
ville, lesquels ensuitte du traite de mariage faict entre eux ont promis et
promettent par foy et serment de se repr^senter touttefois et quantes que
Tun d'eux en sera requis par l'aultre et au contraire en face de nostre
saincte mere Eglise pour y recevoir la benediction nuptiale a paine de tous
d^pens dommages et interets.
Et parce qu'il est de coustume que les femmes constituent dot aux
marys pour leur ayder a supporter les charges du mariage, h. c'est efFect la
dite damoiselle Marguerite Prunier a constitue et constitue en dot au dit
s'^ Philippe Millot, son futur epoux present et acceptant, ä scavoir tous et
uny chascuns ses biens meubles et immeubles en quoy qu'ils puissent con-
sister et particuli^rement tous ses habits de com^die sans rien se r^server ni
retenir. Le tout entre eux 6valu^ k la somme de douze cents livres tournoises
vallant quatre cents escuz de Roy , dont le dit s' Millot s'est contente et
[se] contente, et a le tout affect6, oblig^ et hypoth6qu6 sur tous et uny
chascuns ses biens presens et advenir avec la clause de constitut en bonne
forme, desquels biens en cas de predeces du dit s^ Millot, ou comme encore
300 vfrö"35pfd?e Sdjaufpieler am bayrtfc^en ^ofe
le cas de restitution arriv^ 1a dite damoiselle Marguerite Prunier pourra de-
meurer saisie et nantie jusques ä plaine et enti^re restitution de tout ce qu'a
est^ par eile constitu^, k la charge n^anmoins, au dit cas de predeces tant
seulement, que ses hardes qui consistent particulierement en ses habits de
com^die seront partagees avec damoiselle Anne Millot sa sceur qui demeure
maintenant avec luy a l'arbitrage de messieurs de leur trouppe qui s^avent
leur valeur et en quoy ils consistent: et venant la dite soeur £ se loger
ou par mariage ou autrement avant la mort du dit s' Philippe Millot son
fr^re, ledit Philippe Millot promet luy donner au terrae qui sera par luy
pris et convenu la somme de six cents livres toumoises soit deux cenls
escus de Roy, auquel cas ladite damoiselle Anne Millot ne pourra pretendre
appr^s le d^ces de son dit frere au partage de ses dites hardes pour tenir
les dites six cents livres en place de sa portion moyennant quoy la dite
Millot ne pourra pretendre aulcune chose es biens de son dit fr^re.
Le tout quoy a este par eile ainsy accepte et convenu entre eux.
Ayant encore este expressement convenu ä cause des nopces entre le dit
s' Philippe Millot et damoiselle Prunier que tous les proufficts qui se feront
par eux respectivement pendant leur mariage seront communs entre eux et
se partageront egalement k !a Charge que sur iceux seront entretenus les
enfants de ladite demoiselle Prunier et de feu s' de Lans son premier mary,
jusqu'ä ce qu'ils soient loges et en estat de s'entretenir de leur Industrie.
Fait et prononc^ h. Chamb^ry dans la maison du s'" d'Autheville en
pr6sence de noble Gaspard Thomassin, cons" d'Estat de S. A. R. et s^nateur
au souverain S^nat de Savoye, de spectable Pierre Thomassin, advocat au
S^nat, du s^ Abraam, fils de feu Jean Mittalas de Metz en Lorraine, du sieur
Nicolas fils de feu s' Nicolas Droin, du s' Nicolas fils de feu s*" Jean Biet,
de Sanlis en Picardie , et du sieur Joseph fils de feu s'^ Guillaume Dupin,
de Nantes en Bretagne , tous com6diens , t^moins requis et appel^s. Ont
sign6: Philippe Millot; Marguerite Prunier; Anne Millot; G. Thomassin;
P. Thomassin; Dorimond ; La Source ; Gu^rin J. ; N. Biet de Beauchamp ;
J, Dupin; De Louis; Bonaud et Humbert Georges, notaire.** (En marge est
cette annotation: Lev6 pour les epoux.)
:,. 2\2) Mugnier a, a 0. S. 3^.
2(3) Chardon a. a. 0. S. \52; M u g n i e r a. a 0. S. 36.
2(^) Chardon a. a. 0. S. (53; M u g n i e r a. a. 0. S. 36.
2(5) f a b e r a. a. 0. Banb I, S. 66 ff ; :3anb m, S. 3^7 ff, ; ^Sanh IV,
S. 225 ff.
2(6) 2Im (, 2Iprti (662 fc^Itegen Philippe Millot unb Abraham
Mittallat mit bem 23ootsmanne O. Wauters in Brüffel einen Dertrag
ah, monac^ leftterer pc^ perpfltd^tet, für bie Summe pon (50 (Sulbcn bie
Com^diens de Mademoiselle mit (Sepäcf unb §ubet|ör (touts leurs
dits hardes et bagages , unb IDetters toutes leurs personnes tant hommes,
femmes, valets que servantes et enfans) nad? bem Qaag 3U überfütjren. (faber
a,a.<D. Banb IV, S. 228.) Über ben 2lufentt^alt bei* Cruppe im B^aa^
oergletd^e man bie UTittetlungen bes ^errn A. J. Servaas van Ropyen
im Interm6diaire des chercheurs et curieux. XVII« ann^e (1884), Gel. 434
«• 435; 556 u. 623. IPie Qerr A. J. Servaas van Royen, Pireftor
bes ^aager (Semeinbearc^tües, mir mtt3uteilen bie ^reunbüd^fett I^atte, tjl
es tl^m bis jefet ntc^t gelungen, weiteres IHatertal ijber bie Com^diens
de Mademoiselle auf3uPnben.
2C7) IDas mir 3U biefer Vermutung Einlaß giebt, tjt ein Hotartatsaft
pom (6. Januar (66*^ (f aber a. a. 0. 23anb IV, S. 23(), in welchem
_,,J
von Karl Crautmann. Z0\
Jean Fallet dict Bellefleur, ,,un de la trouppe des commMiens de
Son Alt^ze Mademoiselle d'Orl^ans** erflärt, bäg befagte Komöbtatlteit ü^tt
für eine (jebenfaös im 2Iuftrage ber <SefelIfd?aft unternommene) Heife na^
^nglanb entfdjäbtgt Ijätten. Bereits in ben ^al^ren \62^ unb ^635 treffen
mir fran3öjtfc^e Sd^aufpieler in £onbon, ipo befonbers ber beriü^mte Floridor
am ^ofe Karls bes (Erflen unb feiner fran35Pfd?en (ßcmatjlin reid?en
Beifall (id? erwirbt. (Pgl. Sd?norrs ^Ird^io für ütteraturgefAic^te,
Banb XV, S. {Oif.)
2^8) Chardon a. a. 0. 5. \56 U. \57; Mugnier, 5. ^^2.
2^9) Über Dorimond oergleid^e man Victor Foumel, Petites
com^dies rares et curieuses du XVII« si^cle. 23anb I (Paris ^88^), S, 15 ff.
220) Dgl. Knörid^s (Einleitung 3ur 2(usgabe ©on De Villiers
Le Festin de Pierre {\, %ft von K. PoIImöIIers Sammlung fran»
3öftfc^er Heubrucfe, ^eilbronn (88 U»
22 0 wX)er IHabam poupo in Han3Y unb tjerrn pl^illippen IHibt Caut
§etl be3alt .».fl. 573-— 5.", I^eigt es unter ber Hubri! „Tlüexlay axn^x^e
2lu§gaben" in ber ^of3alilamtsred?nung bes Jal^res (67^. Qunbert piftolen
(550 (5u!ben) mußten laut einem fpäter 3U ertDäl^nenben 2l!tenftücfe 3ur
Beflreitnng ber Heifefoften an bie Sd?aufpieler entrid?tet merben; ber Hejl
fiel bemnac^ „UTabam pouoo* 3U. IDer biefe Dame wav, t^abe id? nid?t 3U
erfunben permod^t, ipiö aber nid?t perfäumen barauf liin5unjeifen, \>a^ ber
am nrünc^ener ^of lebenbe Marquis de Beauveau eine Q^od^ter ijatte,
meldte als Chanoinesse in Hanqp lebte, (ügl. M6moires du marquis de
Beauveau, pour servir ä l'histoire de Charles IV, Duc de Lorraine et de
Bar. A Cologne, chez Pierre Marteau. 1688. 5. 352.)
IDaljrf^einlid? bürften bie bis je^t nod? nid^t burc^forfd?ten Hotariats«
arc^ipe in ZTancy mand?es 2Iftenftüc! über bie gemig fontraftlid? erfolgte
Bilbung ber Cruppe Millots entl|alten.
222) Pgl. ^aeutle a. a. <D. S. 62.; Chappuzeau (Relation 5.92)
fagt Pon itjr: ,,Maurice-Phebronie de la Tour d'Auvergne, dite
la Princesse d'Evreux, fille de Frederic-Maurice de la Tour d'Auvergne, Duc
de Bouillon, mort ä Pontoise le 19. d'Aoust 1652. & d'Eleonor Febronie de
Bergh, qui mourut le 14. Juillet 1657. C'est une jeune Princesse de la laille
mediocre mais tres-bien proportionn^e , belle, de beaucoup d'esprit, de
laquelle le Prince Maximilian n'a pas encore d'enfans.*'
223) So nennt jteS. Sugenl^eim (^tuffäfte unb biograpl^ifc^e Sfi33en
3ur fran3dftfd?en (Sefd^ic^te. Berlin ^882. 5. 85).
22^) Die CEuvres compl^tes de La Fontaine pub. par M. Louis
Mol and. 3anb VII, Paris s. a. enttjalten auf S. {o\ ff. bie ßpitre VI
A Son Altesse Ser^nissime Madame la Princesse de Bavi^re (Juillet 1669),
meldte folgenbermagen ani^M:
Votre altesse s6r^nissime
A, dit-on, pour moi quelque estime,
Et veut que je lui mande en vers
Les affaires de l'univers,
J'entends les affaires de France:
J'ob^is et romps mon silence. . .
225) Qeinric^ IHarquis be 23eaupeau ipirb burd? Defret pom
9. 3wli 1668 3um ^ofmeifter bes Kurprin3en mit 2000 (ßulben öefolbung
aufgenommen. (K. b. Heid?sard?ip , Defretcnfammlung.) Dgl. aixd^
Chappuzeau, Relation. 5. 87.
226) Dgl. 2Inmer!ung 22 ^.
302 Jransöjtfd^c Sd?aufpieler am bayrifd^en ^ofe
227) Dies aöes fott bes HStjeren in meiner Stubic über bie ^taxt"
jofen in IHünd^en bei Qof unb Stabt urfunbltd? beljanbelt nnb
belebt tperben.
228) 3m gan3en [^ahen ftd? fünf3et^n oon Philippe Millots ^anb
gefc^riebene (Quittungen im f. Kreisardjioc Hlünd^en erljalten, beren erjle
folgenben IDortlaut ijat:
Je confesse auoir reccu La sommes de Cent et uint florins, et ce
pour les representatioDs de trois Comedies, a sauoir quarante fiorins par
Comedie suiuant les Conuantions accord^es,
fait a Munic ce 19 Juin 16 71. Philippe Millot "
Cro^ eifrigen Hadjforfd^ens tft es mir bis jc^t nid^t gelungen, biefe
„Conuantions", bas l^ei§t bie Bebingungen, unter meldten bie Sd^aufpieler in
bayrifd^e Picnfte traten, ausftnbig 3U madjen.
229) Diefe feftesfreubigcn Cage fd^ilbert lebensüoü im Hal^men einer
rci3mben Hooelle Karl von ^eigel („(Hs regnet. (Eine IHünd^ener <5e-
fd?id?te." gmeite 2luflage. Stuttgart, Deutfd?e Perlagsanftalt), einem IPerfe,
njclc^es lebtjaft bebauern lägt, bafeber Dichter [auger für „IPalpurg. (Eine
(Sefd^id^te aus ber §eit ITlaf (Hmanuels." (f^annoocr, ^859)] feine ZToüeUen*
fioffe nidjt fürber meijr aus ber paterjiab tif d?en Dergangent^eit gefdjopft.
230) Chappuzeau Relation S. US ff. — Über Samuel Chappu-
zeaus, biefes oielgereiften £itteraten, iehen nnb IDerfe oergleid^e man u. a.
bie Einleitung Georges Monvals 3um Heubrucfe bes Tli6atre Fra ngois.
Paris \875); Jal, Dictionnaire critique de biographie et d'histoire 2. ^luf-
läge, paris J872. 5. 362); inaljren!|olö a, a. (D. S. 5; unb Bordiers
3iograpl|ie in ber neuen 21uflage ber France protestante. — ^Jeuilletonipifd^
umriffen t^abe id? biefes fd?riftftellernben 2Ibenteurers 2Iufentt|alt in unferer
Stabt in ben IHünd^ener ZTeueften tTad?rid?ten (\88^, Ztv. 2^). 2lrd?ipalifd?
lebt er nur in einem (Eintrage ber ^of3al^lamtsred?nung \>es 3öi?res \67\
fort: „Xlodi jenem (nämlic^ bem l^iejlgen (Saftgeber ITlid^ael 5tol3) megett
l7erm Samuel Sapufty aus paris laut §etl . ♦ . fl. 75."
23 ^) „La veille du dei)art de TArchev^que , & pour la cloture de
toutes ces Festes, leurs Altesses Electorales luy donnerent le divertissement
d'une Comedie Frangoise qu'un de mes amis composa en trois Actes, prenant
pour sujet les Intrigues de la Foire qui se tenoit alors k Munich durant
quinze jours, & qui est une des plus belies d'Alemagne". (Chappuzeau,
Relation. S. [5^.)
232) ^of3at|lamtsred?nung für 1662. „§u ainem Sprad^maijler" aber
n)irb er erft burc^ Defret oom 22. Ve^embex (66^ ernannt unb ^wav erl^alt
er 200(Sulben (Sel^alt, unb foll bie 2Ius3al^Iung ber Befolbung am \. 3""^
it^ren 2lnfang nel^men. (Heid^sard^io, Defretenfammlung.)
233) Vq\, Chappuzeau, Le Th6dtre fran^ois (6d. Monval) 5. V
unb bie Öorrebe 3u: „Idee du monde etc. par S. Chappvzeau Gouverneur
des Pages dv S. A. S. Monseigneur le duc de Brunswic et Lunebourg.
A Cell Chez Andr6 Holvein, Imprimeur de la Cour. M. DC.XC.«
23^^) „luboüicus Bonbar megen 3^» (£l]urfrl. Drl. Unferm (Sbifien.
f^errn bebtcierter gmayer Sprad? Bued?el, (Et^rung laut getl." (^of3aljI-
amtsred^nung für ^665.)
235) Cotenbud? ber Pfarrei St. Peter 3U Hlünc^en.
236) 3<^ njerbe gelegentlid^ einmal bas reiche ard?ir)alifd?e ITtaterial,
njeld?es id? über bas Stubium ber neueren Sprad^en in HTünc^en gefammelt
babe, 3ur Deröffentlid?ung bringen unb babei andi iljres erften Dertreters
aw ber bayrifdjen Canbesuniüerfität , Angelus de Sumeran, eingel^enber
gebenden, als im erjlen öanbc bes Z<^k^^^^^s (S» 25 0» ^i^r f^i «o<^
pon Karl Crautmann. 303
evwäfyxt, ^a% befaßter Sumeran ^63^ in Wien eine „Gramatica y
Pronunciacion alemana y espafiola. Espanola y aleman» Compuesta en
beneficio de estas dos naciones, que quieren aprender iina d'estas lenguas.*
(inaYer a. a. <D. S. 228, TXx. \2^\.) üerfaßt t^at. (Dgl. aud? 5. 59. 86.)
237) Vq,l. Ch. Barth^lcmy, La Com^die de Dancourt. Paris 1882,
5. 22^ if.
238) Le Theatre Frangois Diuise En Trois Liures ou 11 est trait6
I. De rVsage de la Comedie. II. Des Autheurs qui soütiennent le Theätre.
III. De la Conduite des Comediens. A Lion, & se vend A Paris Chez Rene
Guignard, Rue Saint Jacques, k Tlmage saint Basüe vis ä vis saint Yves
MDC.LXXIV. Auec Permission. (ZTeubrucfe: 0 ^?on Eduard Fournier
UTib Paul Lacroix, BrÜffeHSö?; 2) üOn Georges Monval, Paris ^875.
239) Chappuzeau, ed. Monval S. ^37.
2^0) Dgl. bie üon G. Monval angeregte Kollation bcs PrucFes pon
\67^ mit bem ©riginalmanuffripte, beren Hefultat 2I(c5is Deffelopsfy
im Moli^riste Oal^rgaiig III [^88^ 5. 8^ ff.) oeröffentlidjt l^at.
2^0 Brouchoud a. a. 0. 5. 29, Mugnier a. a <D. S. 136.
2^2) Mugnier a. a. 0. 5. ^35. — Hid?t unerujäl^nt mag bleiben,
t>a% ^686 in Dienjlen bes %r3ogs 3ofept^ Klemens ein Kammerbiener
£)cinrid{ Dclan erfdjeint (f. Kreisard^iü IHünd^en, pcrfonalaftcn ber
Kammerbiener), ber oor biefer Dermenbnng furfürftlic^cr „^ätfd^ier" gcmefen.
(2r erl^ält bie Kammeibienerfteöe burd? Defret 00m J8. februar ^686, fein
(Scl^alt beträgt ^00 (Sulben (Heid^sarc^tD, Defrcteiifammlung).
2'k^) Z^ ^<*^^ ^is j^fe* f^i"^ 2lnl^altspunfte barüber gefunben, ob bie
Sd^aufpieler üon ^e\i bie Komöbie be^nä^^enben Kaoalieren (Eintrittsgelb
erl^oben, unb ob fte, gleid? il^ren parifer Kollegen, in ben Pajäften bes 21bels
Prioatoorfleüungen, fogenannte visites, oeranftalteten. (Über bie Visites
ogl. Chappuzeau, l.e Th^dtre franQois, ^d. Monval, 5. X\0).
2^^) Perfonalaft bes Sd^aufpielers Caderousse. (K. Kreisard^io
rnünd^en.)
2'^5) Dgl. meine IHitteilüngen im 3^^^^"^ f"*^ Hlündjener <Sefd?id?te.
23anb I, 5. 25^.
246) „Demnad? bie Cl^urfrl. Pl^rl. in 23ayrn ic. Unfer genebigifter
(£l^urfürft unb ^crr ic, pi^ilippen ITlilot 311 bero Hütter-Stitben-portier
gbiji. an« unb aufgenommen unb il^me 3U 3el^rlid?cm Solb Dier^unbert
gulben oermiöiget ; 21I§ beueld^en Sye bero ^of^Camer-Pirectori unb
Ht^äten l^iemit gbift. (§u üerfiegen) bas itjme IHilot fotl^ane üierl^unbert
gulben befolbung ^infüran §u ÖJuartaln eingetl^ailter- iel^rlid? ausgeoolgt
unb barmit ber anfang com l^cintigcn Dato gemad?t merbe. CCl^uen l^cd^ft«
ernant S^. (Lt^urfrl Dl^rl. ftdj gbiji oerfel^en unb feinbt 3^"^" ^^^^i "^it
gnaben geujogen. Sig. ben 15. Xbris ao. 1671. f erbinanbt ITlaria Ctjurfürjt
Ma(nu prop)ria." (K. Heid^sardjiü, Defretenfammlung )
Über bie Hitterpube fdpreibt ^ainl^ofer (^eitfd?rift bes ^iftorifc^en
Pereins für Sdiwaben unb Heuburg. 2Id?ter 3at^rgang [1881] 5. 59): „2lus
bifem Saal geltet man inn eine groge jiubcn bie Hitterftuben, barinn ein
fdpöner ofen, auc^ bie lange tafel onber bem Balbadjino, an ber 3^^^ ^^l*-
tafel l^alten 3"« bifer ftuben märten bie Hätt^ t>nb officier auf, big 3^^^
Dt^lt. aug 3^^"^ gimmer l^eraug 3ur ITTcg gelten, t>a bann, fobalb Sie bie
tt^ür 3l?'^^s gimmers auftt^uen, alles l^ofgefünblein fort mib oortjero geltet ♦ . ."
2^7) Pie 23efolbung eines Qofmupfers ,de prima classe" betrug im
3al^re ^66^ 993 (Sulben (Heid^sard^io, Dcfretenfammlung, 2Inftellungsorbre
bes 3oIiann ^nton Piuiba 00m (8» inär3 \66U.
30^ ^raii3öPfc^e Sc^aufptelcr am bayrtfc^en ^ofe
2<t8) Dag btefe HitterportierfleKe nur eine Stnefure mar, tjl leicht
na(^3iimetfcn. 3« ^^" Befolbungsbüdjcrn bes ^of3a!iIamles für bas 3aljr
i67^ finben (tc^ bei ber Hitterftube angeheilt: Palenttn Cf^äber als
Portier unb ^etnrid? HlaYer als C!|ürljütcr, beibe mit je neun3rg (Sulben
3alires9et[alt. 3"^ 3^^^« 1677, nad^bem Millot HTändjen oerlajfen l^atte,
fommen tn ben He^nungen nur ein Cljürliüter unb ein Portier mit bem
oben ermäl^nten (Setjalte por; bie für Millot nengefd^affene Steüe mit
^00 (5ulben Hemuneration mtrb nid^t mieber befe^t.
Da% ^ofmufifer nebenbei als Kammerbiener bei ber furfürßlic^en
(familie pgurieren, ijl begannt. 2lis Beleg l^abe id? mir aus ber Defreten»
fammlung bes Heid?sard?iocs nadj^etjenbe perfönlic^feiten notiert: Julius
Rossoni (V September 1665); IDoIfgang (ferbinanb Crübner
(^8. IHai 1666); Anton Pistorini {\5, September 1668); Benedikt
Giusani (\5. September \668); 3- 23enno Sayler (^5. September 1668);
Thomas Maculini (\. 0Ptober (676); Peter Zambonini {\, Jebruar
1678).
2<t9) Monval a. a. <D. S. ^82.
250) Bei \>en ^ulbigungen im Hatl^ausfaale parabiert auc^ ber
Hitterfbibenportier unb erljält bafür aus ber Stabtfajfe eine Deretjrung.
251) „Demnad? bie Cl^urfrl. Dl^d. in ^Sayrn ic. Unfer gbifier. ßerr ic.
Jacoben Desessars fran3Öjtfd?en €omeb'tanten 3u einer beyljilff ^lin"
l^unbert fünffstg gulben auf ain3<^}?Jf öbift. oerroiöiget, 2(Is . beueld^en
Sye bero ^of (£amer Directori uiib Ht^äten l^temit, bie üerfiegung guttjuen,
bas Ü^me Desessars fotljane 150 fl. oon extraordinari mitln, 3U Oter
(Quartaln eingetljailter, ausgeoolgt unb barmit ber 2lnfang unber t^eintigem
Dato gemacht werbe. Cljuen t^ed^jternant S\ (Eljurfrl. DrI. jid? gbijt. per*
feigen unb fetnbt Zk^ien anbei mit gnaben gewogen. Sig. ben er^en ^prtl
ao 1672. (ferbinanbt IHaria (tt^urfürft Manu propria". — Durd? ein Pefret
pom 10. 3"«^ (673 behält er aud? für bas gan3e 3^^^ 1673 biefe Der»
günftigung. 2luf bas 23ittgefud? Desessars tpirb bann unterm 29. lÜai
167^ perfügt, „bas bcm Supplicanten bas il^me porl^in auf ein gewife §eit
pon extraordinari mitln angefd?affte gnabengelt, neben beme, mas pd? feit
beffen (Erfpirierung perfallen, aud? nod^ big tnjletjenbe Quartal auggepolgt
werbe." ^ (K Hcid^sard^ip, Defretenfammlung unb !. Kretsard?ip Hlünd^en,
Perfonalaft Desessars).
252) Chappuzeau, Le Th^dtre frangois, ^d. Monval, S. 89.
253) Mugnier a. a. 0. S. l^^^.
25^) Pgl. fiotljetffen, IHoliere S. 390.
255) So fptelten 3. 3. bie Com^diens de Mademoiselle in
Brüffel, mie bie Relations v^ritables unterm i^. 2Ipril 1663 anfül^ren, eine
,,magnifique com^die intitulee : Les plus grand charme est l'Amour'* in
weld^er ,,les rares machines et les changemeiits de seines merveilleux avec
les balleLs et autres diversitez des plus ing^nieuses et parfaitement ex^cut^es,
ravirent d'admiration tous les spectateurs". (Jaber a. a. 0. S, 58.)
256) K Kreisard^ip IHünd^en.
257) ZTeubrucf pon Fournel im erpen 23anbe feiner Contemporains
de Moliere. 2IIs (2rgän3ung ber bort aufgefüt^rten 3emerfungen über
Chappuzeau als Pramatifer pgl. man bes gleidjen IDerfes brttten Banb,
S. 207 ff.
258) Mugnier ä. a. 0. S. 56; Fournel a. a. 0.; 23anb I, S. 360.
259) 3m Karnepal i66i. P9I. ^aber a, a. 0. 23anb I, S. 56.)
260) Bis je^t ift es mir nid?t gelungen, ^^nen^ ober Zlugenanpd^ten
bes alten KomÖbtentjaufes auf3upnben. Per lobesfreubige Chappuzeau
von Karl Crautmann. 305
fagt barüber nur (Relation, 5 ^6): ,La sale des Comedies et le jeu de
paume ne sont pas loin du quartier du Prince Electoral." Pas Hefultat
meiner ardjioaUfd^en (forfdjungen über bie Baitgefd^id^te bicfes Ctjeater«
raumes foll im näd^ften 23anbe bcs 3aljrbud?es eine Steüe ftnben. Hod?
fei bemcrft, ba^ bie pon Hubl^art (a. a. 0. S» ^o ff.) beigebrachten Daten
teil^ falfd;, teils nn^enau {tub.
260 Chappuzeau (Relation S. 58) fd^reibt über btefen grogartigen
Bau: „Le Manege touche l'Arsenal, et^l'on peut dire de m^me que c'est
un des plus beaux qui se puissent voir. La Lice ou se fönt les Carrousels
est un long et large couvert, autour duquel regne un double rang de tres
belles galeries peintes et enjoliv^es, et dans toutc l'Alemagne on ne voit
rien d'aprochant". (Eine 2lnRd?t bes (Sebäubes oon äugen bejiubct jtd? in
ber ITTaiüingerfammlung (ügt Jofepl^ Ulaillinger, Bilber»€t^ronif ber
föniglid?en ^aupt- nnb Heftbensftabt Hlünd^en pom XV. bis in bas XIX.
3at^rtjunbert. Barib I [IHünd^en ^876] 5. ^6, Hr. ^90; ^i"^ 3""^"'
anfid?t ift bem IPerfe Don (Zii. £JaeutIe, Z)ie IPittelsbad^er aIs„Qer3oge,
Kurfürften unb Könige in 23ayern. 2(ugsburg ^880, beigegeben. Über hen
gujianb bes (Sebäubes gegen (Enbe bes oorigen 3Ä^'^tju"^^rts ogl. IPejIen*
rieb er, 3efd;reibung ber Qaupt" unb Heftben5f)abt IITünd^en. Xtlünd^en
^782. 5. 8^.
262) Hubt^art a. a. 0. S. 29.
263) Unter ben benachbarten Stäbten mürbe bie Sc^aufpieler in erfler
£inie 2lugsburg angesogen l^aben. Z^ l^abe im bortigen Stabtard^io
nad? iljnen gefat^nbet, aber nid^ts 3U Cage geförbert.
26^) ^ier !ämen juoörberjl bie ^öfe ©on 3nnsbrucf unb Sal3-
bürg in hcixadii, bod? rennte id; in ben gebrucf ten (Quellen nid^ts barüber
auffinben.
265) Chappuzeau, Le Th^dtre fran^ois, ^d. Monval. 5. ^36.
266) Über ben Heftbensbranb oergIeid?e man neben ben Bemerkungen
in(L!i. f^aeutles, (5efd?id?te ber Hejtbens in Illünd^en. Xladi ard^ioalifc^en
(Quellen l^erausgegeben £eip3ig. Seemann ^883. (Cejt 3U ber 5eibe!fd?en
Publikation berfelben), S. 82|f., (fransCrautmanns 2Iuffaö ;,Per groge
Hejlbensbranb 3U lUünd^en am 9. 2Ipril I67<t" (Beilage 3ur [2lugsburger]
2(ngemeinen §eitung, 3^l?^9<*n9 ^8^^, Hr. 99).
267) Die Kurfürftin litt an f^er3musfelfrämpfen (Claretta, Adelaide
di Savoia, 5. ^6^).
268) Des grogen Sd?mer3es ber Kurfürftin über ben Cob il^res Brubers
gebenft aud? Beauveau in feinen UTemoiren (a. a. 0. S. ^^0).
269) ^»^ fonft ujurben (2rfparungen angeorbnet. So tjeigt es in
einem Defrete t>om 23. September ^676 (bie „ßoffd^neiberey, ^aug'(£amereY
Unb Capescrey" betr.) : „Die üon ber Zape^exey §u ben umbgängen, (Eomebien
Unnb anbern gufamen fljunfften, aud? gu fagnad?t3eiten unb fonjien mie
es nammen Ijaben möchte, bisl^ero ©on felbften angemafte Capesereyen Unb
(£laiberaugleid?ung foUe l^iemit (ujfer Special (ßbijter Dermtlligung) gen3lid?en
abgefd?ajft fein". (Heid^sardjio, Defretenfammlung.)
270) 3m 3a!ire ;669, alfo por ber 2(n!unft Millots fpielten bie
beutfd^en Komöbianten neunsetjnmal ; ;67^ 3U)an3igmal; 1672 smeimal;
i673 bis 1676 gar nid^t; ^677, nad^ Millots 2lbf ertigung , sel^nmal;
^678 Dier3et^nmal; 1679 fünfmal; ^680 pierunbbreigigmal ; ^68i fünfjet^n*
mal; ^682 breiunbsujansigmal ; ^683 nennunbsmanjigmal ; ^68^ breiuub*
3n)an3igmal; \685 fünfmal; ^686 gar nid?t; ^687 einmal; 1688 bis ^695
gar nid?t; ^696 ^toeimal; ^697 breimaL (K, Kreisard^io, (Quittungen
älid^ael Daniel Creus unb ^ofsaljlamtsred^nungen.)
3at)rbud) far Znandjener ^efdj. II. 20
306 ^rans^Pf^« Sd^aufpiefer um bayrtfc^en ^ofe
27 0 t)^!. 3aljrbMc^ für IHündjener <ßefci?td?te, öanb I, S. 208 nnb
bic bortfclbft angefül^rtcn (Quellen, befonbers bas Diarium gymnasü soc. Jes.
Monacensis (Cod. lat. 1550—1553 ber ÜTund^ener ^of" unb Staatsbtbliottjef).
272) StubenpoII o. a. 0. 208 ff.
273) 3o^<Ä""^s öolte, Kleine 23etträge 3ttr (5efd>id?te bes Dramas»
(geitfc^rift für beutfd?es ^Iltertl^um, XXXII. Sanb, 5. 6 ff.) enpäl^nt, baß
ein geiDiffer ^ol^ann UTid^ael (Sali im 3al^re ^658 in einer ITlünd^ener
Schule (in Paedagogio Allmayriano) ein von il^m gebic^tetes Spiel vom fjl.
(Seorg auffüi^rte unb \66o ebenba in einem IPirtsl^aufe eine anbere Cragobte
(„Cragoebia ober ein fläglid?g Spil Don einem 3ünglin9, weither jt% in
ein Heligion begeben, aber burd? fmaid^len vnb liebft^ofen ber (Eltterit
3iDaimal|l biefelbe fünblid? perlaffen, feinen Patter ermörbet, vn^ er felber
entlid? entl^auptet morben. Von mir 3^^^. IHid?. (Satt (Eafi^ä 5U IHünd^en
in Baycrlaubt ejl^ibiret ünb offcntlid? gefpilet morben in einem IPirtgl^aug
bafelbften ^660, meld^er 2Iction pon tjot^en vnb niberen ftanbeg perfonen
bey 500 aufs n^enigifi beigeujol^net I^aben, vnb id? felber l^ab ben oatter,
ber von bem Soljn ermörbet ift n^orben, agiret.) (öeibe Stücfe I|anbfc^rift*
lid? in Donauefd^ingen.)
27^) 3" einer (Eingabe ber Hlün ebener Stabtmu fif antcn an
bie faiferli($e 2(bminiftration, welche im ITTärs ^7'^3 in Porlage fam, I^eißt
es: „31?^^ Hörn. fayferL Hlay. »ürbet von felbften aüergnäbigftes IDiffert
tragen, wie bas eine üerburgerte Banba ber aÜl^iejigen StattslTtuftfanten
fd?on oor mel^r bann 90 3<^l?re" h^^ ^^^ attergnäbigijie Iicen3 erl^alten
l^aben, in ber l^eiUigen (faften3eit bie fo genante Siragoebj begt^eilligen
pagions bem gemeinen publico 3ur 21ufferbaulid?er (Erinerung bes bitereu
£eiberis eic. offentltd? aufftet|ren 3uberffen". (K. Kreisard^io IHünd^cn,
^cia bie geiftlic^en Sd?aufpiele in flTündjen ^ 726— (797.)
275) 3^" Horember ^750 bittet (fran3 (felij t>on Sd?arffeebt^
„(£omoebiant unb IHal^Ier ob ber ^n" um Spielerlaubnis unb fd^reibt bei
biefem 21nlaffe, bag „bie all^iejtge (Eomebianten ob ber 2Iu in all^iejiger
I^aubt Statt ITTünd^en in benen IDeinnjirtl^sI^eu^ern unb l^errfd?afft l^eufern
in ber l^eiUigen 2lbuents vnh Jaften geit, |d^on yber bie ad?t3ig 3^^*^
bie erlaubnus getrabt mit atterijanbt geiftltd^en (Lommebien bebient ju
mad^en". (K Kreisardjio IHünd^en, 2I!ta bie geiftlid^en Sd?aufpiele in
rnünd^en ^726—^797.)
276) 3ö^^^Ji^ für inünc^ener (Sefc^id^te 3anb I, S. 255.
277) „Ad. 8.3enner ^678: €ingenommen ooninid?aeIPanieI Prey,
(£I?urfrL (tomebianten, als meld^er auf (Semainer Stattratl^I^ang \ \ Comebicn
get^alten, üon iebr \ fl., 30 fr., trifft ^6 ff., 3o fr. . Daüon l^at man bem
ratl^bienner 3öcoben berffi, n)egen feinet bemic^ung unb tjiermit t^abenter
üngelcgenl^eit, bas brittl^ail, als 5 ff., 30 fr. gegeben, ber yberreff iff (Semainer
Statt üerbliben, nemblid? . . . u ff." (Stabtfammerrec^nung für ^677, BI. 77.)
278) „Adi 6. 0ctob. 1696 bat IHic^ael Daniel Dreyer, cl^urfrl.
fjof (Eomoebiant all^ie et Cons. ab bennen mit oorgangner (S. üermiüigung
üf (Semainer Stattrl^atl^aug gel^altnen 38 (£omoebicn, tajiertermaffer ab
ieber 2 3efammen 76 ff. entric^t, maruon bem Stattrl^atbienner, feiner bereut«
mitten geliebter miel^e vnnb üngelegenl^eit wegen, bas Dritt^ail mit 25 ff.,
20 fr. geraid^t morben, Der yberrcff fombt big 0l^rts in (Empfang mit
.*.50ff., ^ß,, 20 bl"
„Adi. dito So ift auc^ pon erfagten (£omoebianten bas taglol^n, fo
yber abbred?nng bes Theatrij burd? bie Statt gimmerleutlj pnb Cagwerd^cr
von Karl Crautmann. 307
he^d^edien, altjcro erflattet morben mit ...5^., 6^, 2 bl." (Stabtfammcr*
redjnung für ^696.)
279) irTaytiniltan pt^iltpp fgcb. ^638, gcji. ^705) fül^rte bie
Hcgentfd^aft com 26. IHai t679 bis 3um \\. 3uli ^680. (Dgl. ^^acutlc
a. a, ®. 5. 62 u. 5. 7'^).
C happuze au (Relation, S 90 fd?ilbert il|ii mic folgt: „Maximilian
Philippe-Jerosme, Duc des deux Bavieres, Landgrave de Lichtemberg
(tcud^tcnberg), fr^re unique de l'Electear, ne le 30. Septembre 1638. entre
les huit & neuf heures du matin, est un Prince de belle taille, tres-vertueux
& sgavant. II aime l'etude & les gens de lettres, & juge tres-solideraent de
toutes choses. II reüssit admirablement dans tous les exercices du corps, &
aime la chasse qui l'occupe, tandis qu'il n'a pas Toccasion de faire laguere,
pour laquelle il a toutes les grandes qualitez de l'Electeur Maximilian son
peie , qui a si long-tems conduit des armees avec tant de gloire et de
succez." — (Sleid^cs £ob ^oüt itjm andf 21. (5. (ErtI in ber IDibmung feiner
Relationes Cnriosae Bavaricae etc. 2lugsburg ^685. — (Eine ^(njal^I
l^anbfd^rif tlid?er Befd^reibungen üon Heifen, ujcld^e IH a j i m i l i a n p l^ i I i P p
itntcrnominen, bemal^rt bie !. ^of* unb Staatsbibliotl^ef. (Cod. Germ.
1973— 1977 unb Cod gall. 536; pgl. aud? Sd^noxxs 2Ird^io für £itteratur-
gef^id^te, :Sanb XIV, 5. 320.)
280) Dgl. JInmerfung 222.
281) Das Stücf erfdpien 3nerj^ im 3^^^^ \^^\ (^9^- lottjeiffen,
<Scfd?id?te ber fran3Öftfdjcn £itteratur im XVII. 3öt^rt?u"bert. ^meiter iSanb,
1879, 5. 282). Dgl, bie Notice 3U Nicom^de in ber Corneille-2lusgabe
von Ch. Marty-Laveaux in ber 5am?nlung ber Grands ^crivains de la
France (Paris, Hachette). Über beutfd^e Überfe^ungen Pierre Corneilles
mirb 3ol?annes Boltes fd^on ermät^nte 2l[rbeit 2luffd?Iug geben.
282) ZXid^i unintereffant bürfte es fein, aud^ \>en fran3Öftfd^en Cejt
biefer IDibmmig fennen 3U lernen,
„A Levrs Altesses Serenissimes. Monseigneur & Madame. Apres auoir
longtemps cherche ce que nous pourrions exposer aux yeux de VV. AA. SS.
pour les diuertir dans cette saison ; Nous auons creu ne leur pouuoir donner
rien de plus agreable, rien de plus grand, & rien de plus proportion6 a
la vertii de VV. AA. SS. que le Triomphe de la Gloire & Celuy de l'Amour.
La Gloire paroist en son plus bei eclat dans la conduite du Prince Nicomede ;
puis qu'il prefere genereusement la seule couronne, que l'Amour luy presente,
aux quatre autres que ce m^me Amour arrache a son pere d^natur^ , pour
Ten faire le maistre.
Id facere laus est quod decet, non quod licet. Seneca.
Et TAraour n'a jamais paru plus glorieux , que dans la conduite de
Laodice; puis qu'il luy fait exposer son royaume, & sa vie, pour m^nager
la libert^ de Nicomede.
Quis enim modus adsit Amori? Virgilius.
De Sorte que si Ton peut dire que l'Amour n'eut jamais tant de Gloire,
on peut bien dire aussy que jamais la Gloire n'eut tant d'amour. L'admira-
tion que nous avons eu pour la vertu de ces deux illustres Personnes, est
la meme que toute la Terre a pour la vertu de VV. AA. SS. Et si le Ciel ne
les a pas jusqu'a present couronn6 des plus brillans Diad^mes de la Terre,
c'est parce qu'elle n'en a point qui seul soit capable de couronner tant de
merites unis ensemble, & qu'il est bien plus glorieux a VV. AA. SS. de
meriter toutes les couronnes, que d'en posseder une seule.
20*
308
(fran33ftfc^e Sc^aufpieler am bayrtfc^cn EJofe
Ipsa quidem virtus pretium sibi. Claudianus.
Cette grande verit6 n'est que l'^cho de la voix publique : Tout ce que
la nostre y peut ajoüter, c'est que la Gloire que nous receuons de contribuer
au divertissement d'un si grand Prince , & d'une si grande Princesse , est
une suitte de TAmour & de la forte passion qui nous fait estre. Monseigneur
& Madame De vos Altesses Serenissimes Les tres humbles, tres obeissans,
& tres fidelles seruiteurs & seruantes. Les Actevrs et Les Actrices de la
Tragedie de Nicomede."
283) inajtmiltan pl|t(tpp f^atte jtc^ ^668 um bte polmfc^e Krone
beworben, allein oljne gebei^üd^en (2rfo(g. (DgL itpoms^Yf ^^s (ferbtnanb
Vdatxa 2C. £ebens* unb Kegierungsgcfd^tdyte. 5. 25.)
284)
Prusias.
Mons. Noblet.
Actevrs
Roy de Bithynie | Monsieur de Tournhoffen.
König tn jSittimxenl J
^ r "Ü^Ia' cf / } Mademoiselle de Rosoy.
pruftas (öematjun/ J ^
Nicomede. Fils- de Prusias du premier lit. \
Prnftas Sot^n oom erjien ^ariHI J
Reine d'Armenie | Mademoiselle de Beauual.
Königin tn 2Irmenten/ J
Fils de Prusias & d*Arsinö6 \ ,, ^ ,
Deg pruPas »nb ^ttfinoe So{,n/ ) ^°"'- ^°"'°°-
Flaminius. Ambassadeur des Romains ) n, j'r\L j r
«öv .fr -.ft f V. / } Moiis. a UDernaori.
Hömifd^er 2Ibgcfanbter/ J
Confidente d'ArsinÖe | ,. j x» t>
} Mons. de Berguere Page.
Arsinö6.
Laodice.
Attale.
Cleone.
Araspe.
Gardes.
Per 2Irjtnoe vexitawiej
Capitaine des gardes de Prusias , \
prujtas £eibquarbi«Qauptmann/ J
X)ie Wad^t
Entr^es,
Premiere,
Deux Furies. 2 gurten.
Deuxi^me
Mons. Paty.
L'Ambition.
La Dissimulation.
L'Enuie.
La Finesse.
Troisi^me,
L'Amour. Die £ieb.
I. Furie. (Hin ^uri.
Quatri6me,
De Combattans,
Party de Laodice.
I. N. N.
2,. Mons Charles Constantin Comte de Fougre. (Fugger)
3. Mons. Pistorini.
4. Mons. Paty.
Party De Prusias. prujtas partliey.
1. Mons. Noblet.
2. Mons. d' Oberndorf,
3. Mons. de Tournhoffen.
4. Mons. Coulon.
(folgen 5. Zän^.
(Erfier.
IMons. Noblet.
Mons. Pistorini.
Der anber.
Mademoiselle Notthafft.
Mademoiselle de Lerchenfeld.
Mademoiselle de Fougre. (Fugger)
Mademoiselle de Tauffkirch.
Der britte.
Mons. de Boiluisant Page.
Mons. Noblet.
Der üterbte.
Von Streitienben.
ioabice partl^ey.
von Karl Crautmann. 309
Cinquieme, Per (ftttlffte.
Des Guittares, lUit (Quttaretl.
1. N. N. I. N. N.
2. Mons. le Comte de Fougre. 2. Mademoiselle de Beaaual.
3. Mons. Noblet. 3. Mademoiselle Notthafft.
öemerfensipert i% ha% eine (frauenrolle, bie ber Confidente Cleone,
von einem jungen Hlanne, Monsieur de Bergerac barge^eüt n)trb.
285) Xlad^ bem erfien 2I!te ifl folgenbes „Intermede" (bie beutfc^e
Überfefeung be3eid^net es als „Chorus*) eingefd^altet : „Deux furies entrent
dans le palais pour y mettre la diuision, & apres l'y auoir allum^e dans le
coeur de Prusias, d*Arsinö^, de Laodice, de Nicomede, d'Attale , & de
Flaminius, EUes s'en rejouissent par les sauts qu'elles fönt dans la salle royalle".
ZXad^ bem 3mciten 2lfte: .La dissimulation, Tambition, l'enuie, & la
6nesse, qui se sont donn6 rendez vous au palais, estans demeurees d'accord
de regner toutes quatre ensemble dans cette Cour, temoignent par leur danse
la joye qu'elles ont de se voir si bien vnies".
XXadf bem brüten 2lfte: „L'Amour vient au secours de Nicomede, 11
inspire dans le cceur de Laodice ce qu'elle doit faire pour ce Prince; II
danse de joye d'avoir dispos^ Tesprit de la Princesse a ce qu'il en souhaitte ;
vne des furies, qui se sont empar6es du palais, Ten veut chasser; Mais
Tamour s'estant echapp6 de ses mains luy tire des fleches du ciel ou 11
s*enuole, & la fait abysmer aux yeux de tout le monde.**
Xtadf bem Pterten ^fie: „Le jardin disparoist, & Ton volt a sa place
d'un cost6 la ville de Nicomedie, de l'autre un bois, & dans l'eloignement
vne mer: Du bois & de la ville sortent deux partis, Tun du peuple, a la
teste duquel paroissent les gens de Laodice, Tautre du Roy: la place ou
se fait le combat demeure ensenglantee par la mort de Zenon & de
Metrobate : Le Party de Laodice met Tautre en fuitte, & reuenant auec des
prisonniers, les oblige en leur rendant la liberte de se r6joülr auec eux
de leur victoire, & de la deliurance de Nicomede".
Xladf bem fünften 2Ifte: ,Toute la Cour se r6jouit de cette paix par
une danse auec des guitarres, dont les accords fönt connoistre, celuy de
leurs esprits".
286) ^otjann 3äcfHn brucFte aud? Ptcl ^taüeniid^es (ogL 3al^rbud?
für inünd?ener (Sefd?ic^te, öanb I, S. 9^). Va^ 3«^^^" feinen (ßefeöen
ein gar ftrenger £el^rl^err gemefen, erfel^en mir aus 2lnton Hlayers Wexf
(IPiens 3ud?brucfergefd?id?te. (Erper 23anb, 5. 356).
287) Nicomede | Tragedle. | Representee | DeuantSon AltessesSerenissime, |
Monseignevr | Maximilian | Philippe, | Duc des Deux Bauieres & | Du haut
Palatinat, Comte Pala- | tin Du Rhin & Landgraue de | Leicht enberg, etc. |
Son Altesse Serenissime | Madame | Mavrice | Phebronie | Duchesse des Deux
Bauieres, etc. N^e Duchesse | de Bouillon, Et de la Tour d'Auuergne, etc |
LeLundy 19. Feurier, 1669. | Inprim^ a Munich, | Par Jean Jecklin, Imprimeur
de S. A. Electo- | ralle des Bauleres | 26 öl. ^^,
(Das öüd^lein entl|ält ben Citel [fran3öflfc^], bie IPibmung [fr3.], ben
©tel [beutfd?], bie IPibmung [beutfd?! bas 2Irgument [fr3. unb beutfd?,
gegenüberj^etjenb], bas Ssenarium [fr3. unb beutfc^, gegenüberjiet^enb], bas
l)er3eid^nis ber mitroirfenben Perfonen.)
288) (Es bürfte oieHeid^t an biefer Stelle von 3nterejfe fein ju erfal^ren,
meldte fran35Pfd?e IDerfe bamals in ber Bücherei eines altbayrifd^en (Ebel"
mannes fidj oorfanben. €in „3"^^"tö^i>*"^" aber bie Derlajfenfd^aft bes
(ßrafen 3o^ötin ^erbinanb von preyfing, „gemepen (Ll^urfürfll.
(Eammerers nnb oiceooms 3U Burgljaufen, aud^ £anbtric^ters gu Sc^ärbting ic. "
3\0 ^ransöftfc^e Sc^aufpieler am bayrtfci^en ^ofe
aufgenommen im JöH ^683(K. Heid?sard?iü, 2lbelsfeleft, preyling, tlac^träge,
2. ^as3ifcl oon I650— ^77o) gtebt uns ben geipünfd^ten 2Iuffd?lu6. Befaßtes
Sd^riftftücf ermätjnt an franjöjifd^en 23üdjern meistere Hcifebefd^reibungcn,
„fran3Öjlfd^e Hebten, Francis ci de Salei''; „La Cauallerie Francoise et
Italiane de ao MDCXXI."; „Artamene vu le grand Cyry de Die (?) de ao.
^'JDCLII."; „La guide de Barri Parle Sieor De chuges lyonnois de ao.
MDCLIV; „Lettres Du Sieur de Balzac de ao. MDCXXXXIV " 2lIfo
aud? in ber ptovin^ braugen bie am IHündjeuer J)ofe in ben Kreifen bcr
Kurfürftin 2lbelaibe beliebten Sdjriftfteller unb Sc^riftmerf c : Frangois
de Sales mit feinen religiöfen Craftaten, Mademoiselle de Scudery
mit it|ren uielbänbigen ^elbenromancu unb ber bem Hotel Rambouillet
nal^eftel^enbe Balzac mit feinen bamals l^od^benjunberten Briefen.
289) €i"^ miffenfd?aftlid? get^altene tebensbefd^reibung biefes (füri^en
fel^It bis jeöt nod?. Umfaffenbe l^erporragenbe Dorarbeiten ba3U in K. 1 1|.
^e ig eis, Quellen unb^ Übl^anblungen 3ur neueren <Sefd?id?te Bayerns.
inünd?en ^88'^. — (Eine Überjidjt aus ber gleid^en Jcber in bem 2Irtifel ber
2lllgenieinen Deutfdjen Biograpl^ie. Banb XXI, 5. 22 ff . Über inaj<£manucl
als Knaben pergleid^e man bie fd?on ermäl^nte Öorrebe 3um Chemin de
l'honneur, Lyon 1672 unb bie Sd^ilberung Chappuzeaus (Relation, 5.8^).
€ine Heilje 3eitgenöffifd?er Urteile über ben (fürften finbet man 3ufammen«
geftellt bei (£. v. 21 retin, Had?rid?ten 3ur baierifdjen (Sefdjidjte aus nod?
unbenü^ten Quellen gmeite Sammlung. IHünd^cn \8;o.
290) Der bereits mel^rfad? ermät^nte Marquis de Beauveau mar
fein €r3ief|cr gcmefen. (Dgl. be^en XHemoiren a. a. <D., 5. 3i5.) — (Eine
„3nftruction (JcrbinanbÖIarias für bie fjofmeifter finbet ftd? in Cod.
germ. 3298 ber Hlünd^ener ^of« unb Staatsbibliotljef.
29 0 t>gl. 3alirbud? für Hlünd^ener (5efd?id?te, Banb I, S. ;33.
292) Hubl^art a. a. 0. S. 5^ unb 55. — Sd?on Chappuzeau
(Relation 5. 85) er3ät^lt pon il^m: „II danse avec une grace, un degagement
& une justesse, dont ses maitres ne peuvent se loüer assez".
295) Hubt^art a. a. ®. 3. 69 ff.
29^) 3m Z<^lixe ^686 mirb bie „fran3Öftfd? opera" bei fjofe ermäf^nt.
(Hubl^art a a. (D, 5. 79.) Befonbere pflege manbte ITTaj (Emanuel
biefem (Sebtete ber Confunp in ben tlteberlanben 3U. (Dgl. ^aber a. a (D.
S 51 ff.)
205) Pgl. 2lnmerfung 270 unb 3^^^^"^ für IHünd^ener (5efd?id?te.
Banb I, 5. 257. — 2Iud? fei bemerft, ba^ 3U Beginn bes 3aljres 1683
„3ol|an Sd?ud?mad?ern (Lomoebianten , Umb (£r Vox l^e^ftgebadjt 3l?r.
d?urfrl. Drl. auf bem Sil^eatro gefpilt unb eine üerfton üon einer comoebi
bebtcirt" 3U)ölf Heid?stl]aler be3al^lt mürben, (Krcisard?it> £anbst^ut, l]of3al|l-
amtsrcd?nungsbelcge.) (Er t^atte bem Kurfürften folgenbe Bittf d?rift überrcid?t:
Durd?leud}tigiper (£l^urfürft.
(Senebigifter ^err 2c.
€uer c^urfrl. Dl|l. fann tc5^ Pnbertl^änigift nid?t bergen, ha% id?
etlid/mal^l bie l^ot^e (Snabt (Senogen, cor <£uer (El^urfrl. Drl. meine
menige perfol^h in (Lommebien 3U pracfentirn, 2llfo erfüt^ne mic^,
nod? oor meiner abreig, berofelben mit (Segenmärtiger (tommoebj
Unbertl?änigift 2luf3umarten , IPeld^e Pnlengften üon ber fürftlic^
(gggen bergif d?en (£ommoebianten (Lomp, 3U (Sromau y^nt) noc^ an
feinem an'bnn ortl? iji 2Igirt morben. IPerffc mi^ anbey 3U bero
(Snaben (fügen, Dnbertl^änigifter l^ofnung Uhtn\>\, €ur d?urfrl. Dl^l.
merben bieger, UTein obmoln (Seringes, ieboc^ aug Unberltjänig»
von Karl drantmann.
3U
(Sel^orfamtjlen ^f eberopff er , mit c^urfrl. <5naben 2Iugen bejlral^len,
UTid? anbey €ur c^urfrL PrI. Pnbertliäntgifl empfet^Idjenbt. (£nr
ci?urfrL DrL Dnbertljäniötfier
3ofjann Sc^ul^mac^er
fürjll. (Eggenbergtfc^cr (£omocbiant.
296) Über ttaltenifdje Sc^aufpieler am lUünc^ener ^ofe oergletd^e
man 3al^rbuci? für IHündjener (Sefci?id?te, ^arib I, S. 258 ff.
297) Über bicfeii dürften pcrgletc^e man neben ber älteren 2(rbett von
(Ennen, Der Spanifc^e (Erbfolgefrteg nnb ber (El^urfurj^ ^ofepl^ Clemens
von (Zbln. 3ena I85i, bas eben erfc^ienene IDer! oon £. CCroft, Die
<Sefc^ici?te bes St. Hlid^aelS'CDrbens in Bayern unb ber 5i Znic^aels-Bruber"
fd?aft feit bem 3a!ire ^693 bis auf bie (Segenwart nadj amtlichen Quellen
bearbeitet. IHünc^en isss unb ^ aeu tie a. a. 0. S. 70. — Über feine
mujtfalifd^en Kompofttionen (f. 3- tfipomfy, öaterifd?es ITTufü'gesifon.
mündjen \8\\ 5. 135; IPefienrieber, Beyträge Banb X, 5. 257 ff.
298) EJacutle a. a. ®. 5. 70, JInmerfung 8.
299) 3m 3ö^r^ ^693 erfdjien 3U IHünc^en: «inu|tcalifc^es Dorfpifjl,
Weldfes Öey 2Inf ang ber crften §ufammenf unff t Von ...JösephClemens,
(Er^'Bifd^offen 3U <Lbün , ... 3" bero Ct^urfürjtl. ^of'(£apeIIn 3U Berg am
£aimb, t>en 29. September im 1693. iften 3<J^r ij^ gel^alten vnb oorgefteüt
iporben (ßebrurft 3U IHünd^en, Bey 3ol?ann 3ärfUn, (£ljurfürftl. Qof*
bued?trucfer, unb öuec^!ianb!er". (Pgl. ID e U e r s 2lnnalen, Banb II, S. 275.)
- Die ^of3al^Iamtsreci?nungsbe(ege von \ 682— ^ 687 oer3eid?nen allerlei
2(usgaben über „wa% 3ur geljaltenen (Eomeby Z^t. ^od? (fürftl. DrI. ^er3ogen
3ofep!| (Element üon ainem unb anbern ijt gemad^t unb abgegeben
morbten.''
300) (geboren 3U ITlünd^en am 5. De3ember ^67^. (^aeutlea. a. 0.
S. 70.)
30 0 §um erjten Hlale aufgefiü^rt ben ^7 Houember ^667. (Dgl.
bie Notice 3U Andromaque in Paul Mesnards Racine ^ ZCusgabe
in ber Sammlung ber Grands 6crivains de la France. (23anb II. Paris,
Hachette, 1865.)
302) Der getreten Trojaner in | Andromachae J IDiber beg Pyrrhi
onbefuegt: angemaßte | £iebs«^Iammen / oertl^äbigte Unfd^ulb. | öeeben
(El^urfürftl. Durd?I. Durd?l. | Dem Durd^Ieud^tigPen (f ürften / | onnb ^errn/
ijerrn | Maximilian | Emanuel, | 3n (Db : vn\> Hibern Bayrn/ aud? ber | (Dbern
pfal^ ^erftogen / pfalfegraf en bey Ht|ein / | beg ^eil. Höm Heic^s (2rö=
trud^feg: onnb (tl^urfürften / | £anbgrafen 3U £eid?tenberg / ic. ic. \ Wie
aud? I Der Durd?leuc^tigijien (fürftin vnb ^xawenj ßxawen \ Maria Antonia, |
f^erftogin in ®bern vnnb ZTibern Bayrn 2c. 2c. f (Sebornen (Hrfel^er^ogin 3U
0efterreic^/ ic. | 3n (franfeöftfd?er Sprad? üorgeftellt. | Durd? 3t^re Qoc^fürftl.
Durd^I. Qpr^og | Joseph Clement, | 3n ®bern vnnb Hibern Bayrn/ 2c.
fambt benen \ liieren gesogenen Qof^Damesen onnb Cavalliern. | Den 7.;Jebruarij/
Anno 1686. I rnünd?en/ gebrucft bey £ucas Straub. | (^ BI. ^. — K. Qof«
unb Staatsbibliott^ef, IHünd^en.) Das ^eftd^en entl^ält in beutfd?er Sprad^e
bie 3ufamment^ängenbe 3"^ö!tsangabe ; bas Der3eid?nis ber „perfonen" unb
„Scenen" (an lefeteren merben angefüt^rt: <£in Saal. (Hin Dort^of. €in
(Sarten. €in Galerie. €in gimmer; alfo feine IDat^rung ber<£inl^eit bes
0rtes!); bie Scene ber Farce; bie perfonen bes „Ballet" unb bas nadj
„Qanblungen" unb ;, (Hintritten'' geglieberte Ssenarium ber Andromaque.
303) Qofsaljlamtsrec^nungsbelege oon \685 bis ^688. (K. Kreisarc^io
ianbslint.)
3^2 JratijöPfc^e Sc^aitfpleler am bayrifc^en ^ofe
30^) Vie du Mar^clitl Duc de Villars dcrite par lui-meme et donnee
au public par M. Anquetil. Paris 1784. öanb I, 5« 27 ff.
305) 3d? arbeite an einer umfaffenben Stubie über bie Sd^icFfale bicfer
baYri[d?en (für(lentod?ter am ^ofe Cubroigs bes Diersetjnten. (feuifle*
tonijltfd? t^abe \df il^re perfönlid?fett unb il^r iehtn einjlmeilen in einem
2lrti!el bcr lUündjener Xlenefken Hac^ri^ten (\886, Hr. 63) gefd^ilbert. Dgl.
andf Imbert de Saint- Amand, La Cour de Louis XIV. Paris 1882.
5. 129 ff. ^
306) Dgl. Jules Bonnassies, La Com^die-Frangaise. Histoire ad-
ministrative (1658 — 1757). Paris 1874. 5. 75 ff. unb Eugene Despois,
Le Th^ätre frangais sous Louis XIV. Paris 1874. 5. 3^6 ff.
307) XDie ber Dorftanb bes !. (Sel^eimen Bfaus* unb Staatsard?tpcs,
(5. Qofrat unb profeffor von Hocfinger, mir mitsuteilen bie (ßüte t^atte,
fjaben jid? im (ßeljeimen J)ausard?it)e feine 23riefe biefer f ürflin porgcfunben.
308) IHan ©eröileic^e barüber bie von Jaber a. a. 0. Banb I gc*
fammelten Hac^rid?ten.
309) PgL über biefen Pi(^ter Ch»Barth61emys fd^on ermätintes Wert
5X0) Über bie Besieljungen Dancourts 3« HlajcEmanuel fd?retbt
bie Dorrebe ber „CEuvres de Th6ätre de M. D'Ancourt." Paris 1760:
„Ayant fait un voyage h. Dunkerque, pour y voir sa fiUe ain^e, qui y de-
meuroit alors il en prit occasion d'aller faire sa Cour k TElecteur de Bavi^re,
qui se trouvoit a Bruxelles. Ce prince le regut fort bien; et apres Tavoir
retenu assez long-tems pour qu'il eut besoin d'une Prolongation du conge
qui lui avoit 6t6 donne, il le renvoya, en lui faisant präsent d*un Diamant
de mille pistoles. II ne le r^compensa pas moins genereusement, lorsqu'^tant
venu k Paris, d'Ancourt fit un Divertissement pour lui."
3U) T>xe^e Perfe ftnb ber IPibmung entnommen, meiere Dancourt
mit feinem iujifpiele „Les Enfans de Paris" an Vflaic (Emanuel rid^tete
(CEuvres de TMätre de M. Dancourt. Paris 1760. Banb VII, S. 5). Xlad^
Pa.rfaict (Histoire du Th^atre frangois , ^ant> \^, 5, 338) mibmete ber
Did?ter bas Stücf im ^^t^re \70^ bem Kurfürften.
3^2) Die nad^folgenben Daten berufnen, wenn nid^t eigens bemerft,
auf 2Ird?ioaIien bes f. Hei^sard^ipes (Defretenfammlung) unb bes !. Kreis*
ard?ipes (I^auptfäd^lid? auf ben 2Iften, bas fran3öpfc^e Ct^eater betreffenb,
unb ben Perfonalaften ein3elner 5d?aufpieler).
3^3) Darnach jtnb bie eingaben bei Hubt^art a. a. <D. S. 88 ff. richtig
5U {leUen.
3^^) Über ©erfdjiebene Sc^aufpieler biefes ttamens pergletc^e man
Mugnier a. a. 0. S. ^^0.
315) Über bie Jfamilie La Garde og(. ^aber a. a. <D. 23anb I,
5. 62 ff. unb :Sanb IV, 5. ^ ff. — €in Kinb ber Sd^aufpielerin La Vieille
flarb ^u HTünd^en. 3"^ totenbud^e ber peterspfarrei ftnbet jid? unterm
26. Jebruar ^70^ per3eid?net: „llTaria Ct|erefia Dielin, comoebianten*
finbt, sepulta est ad S. Salvatoris coemet".
3^6) Chappuzeau, Le Th^ätre frangois (6d. Monval 5. 145), fc^reibt
über bie Gagist es: „Les Bas Officiers portent entre les Comediens le
nom de Gagistes, parce qu'ils tirent des gages, qui leur sont ponctuellement
payez." €r rechnet ba3u ben concierge; ben copiste ober souffleur;
bie violons; ben receveur au bureau; bie controleurs des portes;
bieportiers; biedecorateurs; biemoucheurs: (pour les lumi^res);
bie assistans (domestiques des comediens); bie ouvreurs de loges de
th^ätre & d'amphith^ätre; ben chandelier (welcher bie lichter
liefert); l'imprimeur unb Tafficheur.
von Karl (Eraittntattrt. 3^3
31?) if aber a. a. 0. Sanb I, 5. 60. Dtc Relations v^ritables
fc^retben über eine von tljnen aufgefäljrte pi^ce ä machines pon Pierre
Corneille: „i68o, le 2 novembre. — S. A. le prince de Parme fit l'honneur,
mardy demier, k la troupe de com^diens du duc d*Hannovre, d*aller avec toute
la cour voir, k leur theätre, la repr^sentation de la pi^ce ä machines intital^e :
la Toison d'or, qui reussit fort bien ä la satisfaction de ce prince."
318) t)ieüeic^t besietjt ftc^ auf ein folc^es ber unter ber Hubri!
„Commocbien, paüet" ftel^enbe t)ermerf in ber £Jof3aljIamtsred?nung bes
3aljres ^70^: , Monsieur Chateauneuf et Compag. fran35jif(^e Commoe*-
biantcn, feint loo Specie Ducaten nac^er ^anouer burd? ^errn Jran3cn
(Sugler ybermad^t unb bem mit einfc^Iug, fomol beg agio, alg ber IDejIfpefa
errafft gbjl. unber3ci9neter Conto, andf barbei ligenten fc^eins, entrid^tet
werben ... ff. ^^35, — 37."
3^9) Über biefes pon ben brei ^öfen von Celle, 0snabrücf unb
^annoper anfangs gemeinfc^aftlid? untertjaltene (Etjeater »ergleid?e man
bte Hoti3en bei ^. iflüner, Cljront! bes Königlid^en Qofttjeaters 3U
j^annopcr. ^annooer 1876. 5. ^o ff.; ben 2luffa^ „tL^eaiet in ^annooer 1680"
in nialorties 33eiträgen 3ur (5efd?id?te bes 33raunfd?n)ei9ifd?«£üneburgifc^en
£Jaufes unb Qoffs. Diertes £Jeft £Jannooer ^86^. 5. \\5 ff.; bes gleid^en
2lutors IDerf : Der Qannooerifd^e ^of unter Crnjl Jluguft ^8^7. 5. 152.; ferner
V. Fournel, Curiosit^s th^dtrales. Paris 1878. 5. ^8, unb G. De snoir es-
st err es, Les Cours galantes. 33anb II, Paris 1862. S 286 u. 287. Da3U
über bie Be3ieljungen bes Qofes in Celle 3U ^franfreic^: Desnoiresterres
a. a. (D., ^anb II, 5. 277 ff., unb Beaucaire, Une Mesalliance dans la
maison de Brunswick (El. d'Olbreuze). Paris 1884. — (Ein3elne Daten über
fran3Öftfd?e Sd?aufpieler, meldte in Qannoper fpielten, finben ft(^ in G. Monyals
inlereff anter Stubie, Le Laquais de Moli^re. Paris 1887. — Über
f ran3Öjifd?e Stücf e , meldte 3U IDoIf enbüttel gefpielt würben , ogl." (Sefd?id?te
ber Braunfc^meig-IDoIfenbüttelfc^en Capelle unb 0per 00m fed?3ef?nten bis
3um ac^t3el|nten 3^^^^""^^^^*- (3öJ?>^büd?er für iflujüalifc^e IPiffenfc^aft.
(Hrjier ISanb. £eip3ig H863. 5. X^i^-, fonberlid? S. 200.)
320) Chappuzeau, L'Allemagne Protestante. (Suite de L'Europe
Vivante contenant La kelation d'un Voyage fait en Allemagne Aux mois
d'Avril, May, Juin, Juillet et Aous! de l'ann^e 1669 etc.) A Geneve Chez
Jean Herman Widerhold. 1671. S. 3'^8 ff.
320 t)gl. Monvals (Einleitung 3um Th^ätre frangois 5. X, unb
Fournel a. a. 0. Banb I; ba3U bas ältere IDerf oon M. de Beauchamps,
Recherches sur les Theatres de France. Paris 1735. 5. 230 unb 23;.
322) Chappuzeau, L'Allemagne Protestante, 5. 38 ;.
2(ud? einer 2Iuffütjrung von Moli^res Amphitrion burd? biefe
Cruppe ipoljnte er an (ebenbort 5. 379): „Le 21 (juin) Je fus k la coraedie
au cbateau, et n'ayant pas dessein de faire la reuerence a leurs Altesses que
lors qu'elles seroient h. Pirmont , ie me mis dans vne des ailes du theatre,
d'oü ie ne pouvois ^tre vcu. La Troupe me parut excellente, et aussi forte
dans vn sexe que dans l'autre. Elle ioua ce iour \k 1* Amphitrion".
323) Chappuzeau, Le Thedtre frangois (ed. Monval, 5. ^38).
32^^) Moli^riste a. a. (D. 3al|rgang III, 5. 8^.
325) M6moires de monsieur de Gourville, concernant les Affaires
auxquelles il a 6i6 employ^ par la Cour, depuis 1642, jusqu'en 1698.
A Paris, chez Estienne Ganeau, rue S. Jacques vis-ä-vis la fontaine S. Severin,
aux armes de Dombes. 2 Bänbe ((72^). <Hr fd?reibt (Banb I, 5. 38):
„Quelque tems apr^s £tre revenü d' Hollande, la Reine de Suede qui ^toit
zu fran33ftfc^c Sc^anfpteler am bayrifd^en f^ofe
pour lors k Hambourg, m'ayant fait dire, que je lui ferois plaisir, si je
pouYois lui envoyer la Troupe-Frangoise de Comediens qn'avoit M. le Duc
de Zell. Apr^s en avoir obtenu la permission de S. A. je les fis partir, et je
m'y rendis aassi-tot. Comme j'avois eu l'honnear de voir cette princesse
en France, j'en regus beaucoup d'honn^tetez aussi-bien que de M. de
Wrangel, personnage tr^s-consd^rable. Nous nous trouvions tous les soirs
chez la Reine, ou tl y avoit grand nombre de femmes de Suede et de deux
jours Tun Comedie*.
326) Bobemann, 23rtefiped?fel ber Biex^o^in Soptjtc oon ^annoDer
mit Karl inbmtg pon bcr pfal3 (883. S. 385—393, ^02. (^freunblid^c
Utitteilung hes ^errii Dr. 3ollö"ttßs 23oltc in 23erlin.)
327) Despois a. a. 0. 5. 95.
328) Jürfienau, gur <5cf^id?te bcr Vflnfxf mtb bes Cf^eatcrs am
fjofc 3» Dresben. gmeiter d|cil, Dresben (862, 5. 9. — 2(ud? in
lDarfd?au fpielten mäljrenb bes Karneoals (699 „bie gelHfd^en
(tomoebianten", mofür folgenbe Summen berechnet iDurben: „(Te^^ Kaifer*
gulben für Quartier, 5669 ^fö- 'ko fr. £Jonorar, 2905 Kfg. für (Sarberobe
nnh 3600 Kfg. für bie Hücfreife, — 5. S. \3938 Kaifergulbeu". (^ür jtenau
a. a. 0. gmeiter (Teil, 5. 22.
329) Über N a n t e u i 1 oergleid^e man bie älteren IDerfe pon Beauchamps
a. a. 0. 5. 257, unb Mouhy, Abr^g^ de l'histoire du th^dtre frangois etc.
Banb I (Paris (78o), 5. 22, 32, 7^ ^22, unb 23anb II, 5. 250, unb G.
Monvals 2(rtifel: La Troupe de Nanteuil ä AngoulSme en 1685.
(Moli^riste 3aljr9. X [^888], 5. 57 ff.)
330) Über Passe rat pgl. Jabera. a. 0., Sanbl, S. 35; Beauchamps
a. a. 0. 5. 287; Mouhy a. a. 0. 23anb I, S. (90 unb 23anb II, 5, 26^^.
330 IHalortie, Beiträge a. a. 0. S. {\7 ff.
332) IDie ßerr Baron con Hlalortie, mol^l ber grünblid?fte Kenner
^annooerfd^er l^ofgefc^id?te, bie (Säte Ijatte mir mtt3uteilen, ftnb in ben
2lrd?ipen 3U fjannoper meitere tlad^ric^ten über bas fran3Öftfd?e Cf^eatcr
bortfelbfl faum meljr 3U ertjolen.
333) Mugnier a. 0. S. \^.
33^) Spruner, CljaraFterbilber ans ber bayerifc^en (5efd?td?te ic.
irtünc^en H878» S. (70.
535) Pgl. über biefen Saal (L^, f^aeutle, (5ef(^id?te ber Hepbenj
in inünd?en, S. U5 ff.
336) 3ot|ann 21 n ton (Sump, ans einer (Eyroler Künjilerfamilie
jtammenb unb piel 3ur fjerjteüung pon ^eftesbeforationen peru>enbet, mürbe,
mic id^ aus ben Cotenbü cbe rn ber (frauenpfarrei gefunben, am
29. inär3 (7i9 auf bem ^friebljofe Pon St. Salpator begraben. (Haglers
KünftIer-£ejt!on (Banb V, S. ^^52) lägt if^n fälfd^lid? im ^atjre H720 flerben.)
337) Über aüe biefe Vorgänge geben bie pon fjeigel burd^forfc^ten
Briefe IHay (Emanuels an feine (Semaljlin Cl^erefe Kunegunbe
2(uffd?lu§ (pgl. Die Korrefponben3 bes Kurfürften ITtay €manuel Pon Bayern
mit feiner smeiten (Semaljlin Q^ljerefe Kunegunbe mit itjren (Eltern, in ben
ÖJueÜen unb 2(bl^anblungen 3ur neueren (5ef(^id?te Bayerns. IHündjen i88^,
S. ^69 ff.; fonberlid? S. 179.)
338) (Ernft Pon Destouc^es, HTünc^ener Bürgertreue. Urfunblid?er
Beitrag 3ur (gefd^ic^te ber IHünd^ener inorbipeit|nad?ten ;705. IHünd^en 1880.
S. 6; mo über bie guftänbe in IHündjen mä^renb ber öjterreic^ifd^en
0f!upatton„bas meitere nad?3ulefen.
339) Über biefen Faffeeflebenben Httmen f^abe id? nichts 3U exHnben
permod^t. Unter ben mit Hamen angefüf^rten fran33fifd?en Komöbianten
von Karl tLvanimann. 3^5
fommt er ntd^t cor; er gel^örte alfo woiil entroeber 311 ben Gagistes ober
gletd? bem nod? 3U etwäfyxenben Philippe de la Rue 311 bcn probeioeife
aufgenommenen unb pon ber (Sefellfc^aft felbft befolbeten Pensionnaires.
3^0) Destoud^es a. a. 0. S. ^.
5Q(\) Chappuzeau, Le Thedtre fran^ois (ed. Monval, 5. HS).
3^2) 3tn Q^otenbud^e ber pfarrei oon St. peter l^eigt es unterm
6. 3MTit \7\5: „Philippe de la Rue d^urfrl. Jelbfd?erer bei bem Ijoffftab.
SS. Sa(cramen)tis munitus extra sepultus est". 0b biefer ^elbfd^erer ibentifd?
tft mit bem etiemaltgen fran3Öftfd?en Komöbtanten, vermag td? ntd^t an«
3ugeben.
3<^3) Hubljart a. a. 0. S. 90.
3^^) 3n einer „Befd^reibung yber bie bey porig (Sbigjier. £anbts-
f^errfd?aft geroeften Qofmufifanten. Perfagt ben ns*^»» 7bris 1706" (K.Kreis*
ard?io IHünd^en, 2ifia. Die fjofmufifer in genere, Status^Sad^en u. bgL
1610-180^) Ijeigt es u. a.; „IHid^ael Heuner, ain 6^ 3^J?^»9^^ ^^"»i/
bient fd?on 52 3öf?r onnb I^at 2^me bie Derflorbene (^urfürftin ITTaria
anna l|ed)ftfel. angebencff^ens £el^rnen laffen, beffen Solbt ifl 350 fl.
genjeji. — 3f* bereits in grefter 2Irmuettj perftorben". Später cerful^r bie
äbminijtration etwas milber. Durc^ Signat com 2^ iftai ^706 werben
aüe Dofals unb 3nftrumentalmu|ici entlaffen, bie nac^ auswärts 2(bgef^enben
erl^alten il^re päffe, bie wegen 2liter unb Kranfl^eit 3U anberweitigen Dienjien
Unfät^igen ert^alten penfionen. (K. b. allgemeines Keid?sard?iD, dürften«
fad?en. II. Specialia. Lit. C. Fase. LXXVI. Hr. 7^0. IHof (Ertianuel, ber
21ufentl^alt ber jungen Prin3en unb Prinsefftnen in IHünd^en wäl^renb ber
!aiferli(^en 2Ibminiftration , beren fowie ber übrigen Düafterien unb Be-
bxenten Untert^alt unb Befolbungen. ;706). Bebeutenb freiließ jxnb biefe
Penftonen nid^t gewefen, benn als im 3^^^^ l'^X^ ^^^ ^^fPP Seerieber
um eine Bcil^tlfe bat, ba er fed?s Kinber i^ahe unb bermalen brotlos fei,
mürben il^m monatlid? fcd?s (Sulben bewilligt. (K. Kreisarc^ip IHünd^en,
perfonalaft Seeriebers.)
3^5) 23ittfd?rift Creus an bie faiferlic^e 2Ibminijiration 00m
26. 0!tober ;705. (K. Kretsard?ir> IHünd^en, perfonala!t tireus.)
3'^6) Pgl. 2(nmerfung nso.
3'^7) <£arl ^eine, Z^lianms Delten. €tn 23eitrag 3ur (5efd?ic^te
bes beutfd?en Q;i?eaters im XVII. 3aljrljunbert. f^alle a. b. 5. ^887.
3^8) €. IHen^el a. a. 0. S. x\o.
349) „(Eingenommen pon bennen Hiberlenbifd^en (tomme'
bianten, welche auf öemainer Stattrf^atl^auß 20 <£ommebien gef^alten,
iebe pactirtermajfen ^, in allen 80 fi. Pauon l^at man aber bem Statt*
rt^atbienner l^crfljomnermaffen ber bahe'f geliebten bemieljeung I^alber 28 fl.
gegeben, ber yberreft würb biffer 0I^rten in (Einnamb getragen mit . ♦ . 52 fl.''
(Stabt!ammerred?nung für \682, Bl. 89.)
350) „Adi. ^3. 2(uguft ^695. IDolfgang Heitter Stattonbter-
paumaifter Ijat oon 3<^coben Kuglmann oon pausen, aus Sec^s*
ftetten (?), (lomebianten, cor bas mit (S. ©erwtlligung aines £obl. Statt
Hljats ic. auf bem Hl|atl^aus aufgeritzte Sljeatrum, omb t^ergebne pau
niaterialien onb taglol|n 69, bann cor ainer (Ellepl^anten [jitten »nb
2(r3tensftanb \5, andi ausbefferung etlid^er (Lrämmer Stenbt in ber '^acohi
Dult 3 fl. 4-0 !r., vnb sefammen 87 fl. 40 !r. eingenommen, IPelc^e €r
nun alt^ero erlegt l^at, fo big ol^rts l?iemit in €mpfang fommen, id est * * .
87 f., 4 ß., 20 bl."
„Adi. ;^. 3ßnner ^696. £egtlid?en von oorgemeltem Z^^^^ Kugel«
mann, (Lomebianten , 00m 2^. 3^^^ perfc^inen Z^vs bis anljero auf
o\6 fran3ö|tf(^e Sc^mifpielcr am bayrifc^en £Jofe
(Scmainer Statt Hl^atl^aus gef^altneu ^5 Comebtcn, iebe pacttertermajfen 3,
gcfammen empfangen ^35 p. Daoon bem Hljatbtenner, megen feiner bis*
fal^Is geliebten mief^e t>nb ongelegentjeit, bas brittl mit ^5 fl ^e(iehen
werben, ber yberregt fombt big 0t^rts in €!nnamb mit . . . 90 ff." (Stabt*
fanimerred^niing von 1695). — 3n bes gleid? 3U etv>ä}:inenben 23ürger-
metfters Z^\^Vk ^^^ Dacc^icry Cagebud^auffc^reibungen ift unterm
[6. (Dftober ;695 311 lefen: „. . . Die Kud^Imannfdje compagnie fangt
of (Erl^altene 3monatIid?e (Hrlaubnus, bas €rjie mal^I ipieber tjeut <£omoebt
ofm Hl^atl^ans §u fpillen ..."
35 0 //Adi. 22. 2Iug. anno 1699. Von 33aItI|afarM pr unbac^,
ljer3og. IHorsburg. ^offcomoebianten ab \2 auf (Semainer Staii Hl^atljaus
gel^altner comoebicn, ieber pactiertermaffen 2 fl. \5 !r., 3efammen 27 fl.
empfangen; Dauon bem Hl^atbienner roegen feiner bisfal^Is geliebter enge-
legculjeit bas brittljail mit 9 fl. 3ugeftelt loorben, ber yberregt mürbet alba
in empfang gefe3t mit . . . H8 ff.''
„Adi. dito. (Erleget erfagter prump ad? megen anfrid?t= unb mieber
abprcd^ung be§ (El^eatrY, vov tag- vnb (Jurlol^n, fo alljer in €innamb gc»
tragen mürb . . . 6 fl., 6 /?, 9 bl." (Stabt!ammerred?nung für 1699.)
552) „Adi J9. 7bris ^699, besgleid?en oon 3öfepi| 2(ntl^ont
5trani3fY oon 2lugspurg, oon 6 auf (gemainer Stattrljatl^aus gel^altner
Potticionelafpill, ainem 2 fl., alfo in aüem |2fl. eingenommen, l^ieuon mann
bem Ki^atbienner ebenfal^Is bas brittl^aiU mit ^ fl. gegeben, oerbleibt
fold^cmnad? alba in (Einnamb 3ebringen ... 8 fl." (Stabtfammerrec^nung
für ^699.)
353) „Adi. 20. (September) dito. Pon ßanns <5eorgen pliembl
et Cons, Bifcf^offl. 2Iid?ftett. Qof HTufifanten, Don 2^ 2Iuf (Semainner Statt
Hl^atl^aus gel^altnen (Lomoebien, ieber 2, 3efammen ^2 fl. eingenommen,
IDarpon man aber bem Statt Hl^atbienner (ßabrieln £u3en gemot^nlid?er-
maffcn ben brüten tl^aiü mit i^ fl. eruolgen laffen, ber tjbcrregt !ombt
alba pr. (Empfang mit 28 fl." (Stabt!ammerred?nung für i709.)
354) „Adi. 5. 2IpriI, eingenommen oon benen (Eommebianten loegen
uf ber Q;rinnfl?fluben geljaltnen \o fpiüen, k \ fl., 30 fr., 3ufamb . . . \d %"
(Stabtfammcrred^nung für l7io.) Da^u bie Bemerkung Pacc^ierys unterm
8. (Jebruar \7\oi „ . . .ben Söd?fifd?en (Eomoebianten Intuitu H. Admini-
stratorn Ex. bie Q^ringfluben 3U ejl^ibirung 3uegeftanben."
355) Über bie (Sefellfc^aft Ijaben ftd? t)ermer!e in ftäbtifc^en Urd^ioalien
nic^t oorgefunben.
356) Cod. germ. \<)q.^ ber IHünc^ener ^of» unb Staatsbibliotljef :
Des niünd^ener Bürgermeifters Utay 3of- ^>on Pacd^iery eigent^änbiges Q^agc
buc^ über bie ^al^xe ](7;o— t7i6, unb Cod. germ. 1946: Dasfelbe über bie
^aljre ^7^7— \72](, ^723.
357) Z^^xhüdi für inünc^ener (Sefc^ic^te, 33anb I, S. 263.
358) ITTenfeel a. a. (2). 5. U6.
359) t)gl. 2Inmerfung 278.
360) „Adi. ^7. 2(uguft t697 l^at (Seorg 3<^f^P^ Steiger allt^iefiger
(£ommoe6iant auc^ oon 6 uf miberl^olt (Semainer Stattrl^atljaus geljaltnen
(Zomoebkn, ieber \ fl. 3o !r., in allem 9 fl. be3alt, l^ieuon ebenfals bem
Hl^atbienner bas brittf^ail mit 3 fl. gegeben morben, bas ybrige mirbet neben
\ fl., fo €r Steiger megen 2(bbrec^ung bes (El^eatrij oor taglol^n erftattet,
in €mpfang genommen, tf|uet . . . 7 fl." (Stabtfammerred^nung für 1697).
560DominifusDeic^eI mar ein Schüler bes berütjmten Komponijien
Kafpiar Ki^erl (ogl. Hub^art a. a. <D, S. 37).
von Karl Crantmann. 3^7
362) „Adi ^2. ^ehxnax H70U Httirenigßr Ijat man von bem Curfrf.
^of« unb (£ammer«3nPrtt'"ßnttpen £J. Domtnt co Deyd^I ob 20 auf (Sc*
mainer Statt Hl^atljaug gel^altncr domoebicn, tebe pacticrtermaffen 2, sefammen
'^o fl. empfangen, bauon bem Kl^atbienner megen feiner bigfat^Is geliebten
ongelegent^cit bas brittljati mit ^3 p» 20 !r. guegeftelt morben, ber yberreft
würbet alba in empfang gefest mit ... 26 f., ^ ß, 20 bl." (Stabtfammer*
red^nung für utoo.)
„Adi. ^8. 3^«"^^^ l^^o (Erlegt £Jerr Dominicas Detd^I, (tapell"
maijier 3U 2IIten 0etting, ob ^o of (Semainner Statt Hl|atl^aus get|altenen
Commebien, h 3 tl^uett 30 fi., bauon bem Ht^atbienner bas ^/s*^ »"tt lo fl.
gegeben morben, ber regt fombt all^ero . . . 20 fi." (Stabtfammerrec^nung
für ^709.)
363) 3« ^^ni in 2(nmerfung 3^^^ erroätjnten Sd^riftfiücfe I^eigt es:
„Z^^^n^ Dominicus D^id?el, (Drganijl, 50 2a}:ix alt, t^at ^ Kinber
unb 23 3^^^^ gebieut; bejfen Solb waxe '^oo p. i^at falsburgifd^e Dienji
angenommen."
36^) 2Im ^6. inär3 17](0 fd?reibt Dacc^iery in fein Sagebuc^:
„ . . . D e i d? I t|at feine UTagbalena (£omoebi bas lejftc IHal?!/' Das
StücP felbft Ijat bie Signatur Cod. geim. 4064: Dominic Deid^el,
d?urfürjtlt4ßr £Jof' nnb (Eammerorganift : UTaria IHagbalena ober bas oer*
lorne unb u)iebergefunbene Sc^äflein, Comöbie in Heimen für IHufi!.
365) „Adi. 2i.3»^^i- Empfangen pon 3<i<^ob Seerieber, Qof ITtufico
et cons , ah 3U oerfd^ibencn 6 maßen gel^altenen 0peren ofm Hl^atl^aus (2 fl.,
loaruon bem Hl^atbienner bas briti l^erban geben iporben, pr. ^ f(.; Perbleibt
alfo ant^ero gubringen... 8 fl." (Stabt!ammerred?nung für ^7^^.)
366) Pgl. bie bibliograpl^ifd^en Hotisen im 8. Qefte berlDiencrHeu*
brucfe, ijerausgegeben oon 2(. Sauer (IPien, CKonegen): Pier bramatifd?e
Spiele über bie sroette (Eürfenbelagerung IDiens aus ben 3al^ren \ 683— 86.
367) 23ereits in IDien fam ^685 eine Ijierauf be3Üglid?e Komöbie cor
bem Kurfürften 3ur Darftcüung. Pgl. Cod. germ. 3169 ber !. ^of« unb
Staatsbibliotl^ef in ITTündyen : P. 5 d? e r e r s S. J. Austria armata, (£omöbie
in Heimen 1685, nad? bem (Entfafe IDiens cor IHaj €manuel probu3iert.
368) Pon biefem poeten, ber aud? mand^e ^feftesbcfd^reibung oerfagt,
foK im näd?ften Banbe bes Z^k^^^^^^ eingel^enber bie Hebe fein.
369) ,,Q;ürcf ifd?e Tragoedia I ll^b | (£l|riftltd?e Comoedia | (Dbcr | £eben/
onnb Sobt bes Sürcfifd^en I lPüttcrid?s / vnb ftrangulierten (ßrog« | Pesiers 1
Cara Mustapha. | Dem | Durdjlcuc^tigijten (Jürjlen | onnb fjerrn / £Jerrn |
Maximiliane | Emanveli , | 3« <Dber vnb Hibem Baym / | aud? ber 0bern
pfalö f^erfeogen/ | pfalfegrafen bey Ht^ein/ beg f?. Höm. Heid^s | €r^ Srucf-
feffen / onb (Lt^urfürften / £anbgrafen | 3U £eud?tenbcrg / ic. ic. | IHeinem
2Iüergnäbigtjien (Jürften onb Qerrn / ic. \ 2Iug | Sd^ulbigift^Pntertl^änigifter
Devo- I tion dediciret pnnb offeriret j Pon mir | Thema Bernardo De Lillis, |
^od?-(Jürftl. (f reys. (Trompetern / rnnb | (Ecutfdien Poeten. | IHündjen / bey
£ucas Straub/ ^685." | (32 231. 8. — K. Qof. unb Staatsbibliotl^ef, ITTünd^en).
Diefes Opus Ijat (Ebuarb Seig in bem Qefte ,,^umorifti!a. Satyrifd?e
Dialoge unb St^eater aus ber §eit ber 3n5eiten Ör!en'BeIagerung IPiens"
(IPien H883) abbrucfen laffen.
370) Der I Höm. Keyferl. vnb Königlichen j UTajejtäten | (5n5bigi|ier
(Einfetji; | IPeld^e bife l?ot|e perfol^nen in Begleitung einiger | (Ltiur* r>nb
(Jürften: | Xladi bero 2lb3ug aug ilugspurg | 23ey bem | Durd?Iend?tigjien
Pnüberujinb' | (id?ften | gelben / | Maximilian | Emanvel , | (Ll^urfürften in
Bayrn/ ic» | 3« bero Hepbenft'Statt HTünd^en/ Anno | 1690. ben ^. Februarij
31(8 frönjöjtfc^e Sc^aufpteler am bayrtfd^ert fjofe
genommen. | 2(nffgemercft/ | Durc^ Thomam Bernardum De Lilliis, | gemcften
iljnpCöü. obriflen Crompeter/ Directoren j £n^'^etDx*Wctdsl vnb (Eeutfd^en
Poeten. | (gebrucft bey Joljann 3äcflin/ Ct|urfürjiL ^ofbud?- 1 trucfern/ vnb
370 Ö^^^ ^M^ penjtonatsbüljne oergletd^e man bas IDerf oon A.
Taphanel, Le Th^dtre de Saint-Cvr, d'aprSs les documents iD^dits. Paris,
L. Ccrf.
372) §um erjien Vflale aufgefüt|rt 3U Saint^Cyr am 26. 'Januar H689.
(Dgl. bie ttottce 3U Esther in bcr Racine-Husgabe von Paul Mesnard
in ber Sammlung des Grands ^crivains de la France, ^anb III. paris
Hachette (865).
373) Dag bte Z^^mUnfombbien unperänbert il|ren (fortgang ncf^men
brauchen w'n eigcntitdj gar ntd?t mct|r 3U criDäl^nen. Ungefü^rt jebod^ fei,
ba% andi in beutfdjcr Sprad^e gefptelt tt)irb;^fo fii^reibt Dacd^tery am
(9. 2(ujup H710: „., .XDixhi bie (Ergt <£omoebt ht>^ htn 3^futten getjalten,
ncljmbltd? IDalter von perlac^ (?) Kitter, in (Eeutfd?/'
37^) IDaf^rfd?einIid? mürbe tm (Dpernl^ans bei St. Salrator gefpielt,
benn in ber ^of3at^Iamtsred?nung bes 2a\:tves i7\o ijl auf Blatt 593 b 3U
lefen: „Denen beim (£ommoebianten*f|au§ aufgej^eüten It>ad?teru £oren3en
<L{a% et cons , roeil fye oon t>enen (£omoebien einen geringen Hujen gesogen,
l^ingegen bie befteüung ber IDadyten wegen ber ^feuersgcfal^r notrocnbig
gemefen, iji bie nod? reftierente IPac^t angefd^afft, befag fjoffammer orbonan3
unb Sd^ein besalt morben ... fl. 7, (!r.) 48."
375) ITTid^ael IPening, Historico - topographica Descriptio. Das
tfl: 23efd?reibung bes3 (Ll^urfürften unb Qersogtfjumbs Ober*- unb Hibern
Bayern ic. Anno MDCCI. (Hentümt HTünc^en S.9O erroäl^nt ein (Lomoebi-
l|aus im ßof garten.
376) l)gl. Qeigels 2(uffaö: „Kurprins 3ofeplj ^Jerbinanb oon Bayern
unb bie fpanifd^e (Erbfolge. ^692— (699." ((Quellen unb 2(bt|anblungen 3ur
neueren (Sefdjid?te Bayerns. S. 91 ff.)
377) K. Kreisard^ip Hlünc^en {2lHa, Die Qofmufifer in genere, Status-
Sad^en u. bgl. (i6io— (80^).
378) Pgl. 2Inmerfung 270.
379) ^of3at|Iamtsre(^nung unb Qof3aljIamtsred?nungs*BeIege für (695.
380) irtenöel a. a 0. S. U7.
380 ^Ictifon lub ben ^of in folgenbem Sdjreiben (^ofsal^Iamts*
rec^nungs*BeIege) 3U einer DorfteÜung ein:
Durc^Ieuc^tigifter (£ljurfürjt,
(Senebigijier (fürft unb Qerr, £Jerr etc*
Vflan pflegt in (Semeins Sprid^roortt 3U fagen, unbanfbal^rfeitt^
3ii ba% (Srefte lajier, bamit id? aber biges lafters mid? nid?t toiU
tl^eiUt|aftig mad^en, liah ic^ cor ermigene l^od^e (Lt^urfürftl. (&nat>te,
meiere id? nid?t aöein cor nngefel^r \o ober \2 3aljre, aud? anie3o
in agir' unb praefentirung meiner (Eomoebien genogen, 3ur unter*
ttjenigften Danfbarfeitl^ €uer (£l^urfrl. Durc^I. 3U bieger Hö mif c^en
^iftory einlaben UJoUen, wie Beyligenbte Senopfis ( — nid^t mef^r
oorl^anben —) ausmeigen, bemüttigft bittenbt Fünftigen ITTonbag ol^nc
inaggebung (Eine Siunbi 3U beftimmen, in u)eld?er wir Bercitf? fein
motten anf3umarten, €ntmöbter auf bcm ratl^l^aug ober mo bie ijoc^
2(belid?e gefellfd^aft beyfamen 3ft; ober in unfern orbinary pla3.
^etrejien uns einer gneb. Hefolution Unbi Derbleiben
€uer (£l^urfürftl. Durd?I. Untertlj. (Sel^orfambjl.
2(nbreas €Ienfon principal nebjl feiner ^anbie
Ijoc^teutfd^er (Comoebianten.
von Karl Crautmann. 3^^
Die „fambtltd^en Comoebtanten" erl^alten Ijterauf unterm s.^febrnar ^698
Seljn 5pe3testt^aler ans ber Qoffaffe.
382) „3oljann3öcobpranbt, poüttmenfptKer, fo cor 3^r» l?od?f rl.
BrI. bem d?urprtn3en 2 mal gefptit, recompens inl^ali geti . . . fl. 60."
(Qof3aljIamtsred?nung für H697.)
383) „(Eljomag IHaccuIIa, fo eine Comoebi gefptHet, t)ermög geti
, ♦ . ff. 30." (ßof3al|Iamtsrecf?nung für 1697.)
38^) D9I. 21 n ton ITTaver, Die Domfirc^e 3U H. £. (frau in IHitnc^en.
rnünd?cn 1868. 5. 195 unb ^52.
385) „Qerrn (ErtI, (El^orl^errn bey bem Stüfft Unfer lieben (frauen
alliier, loeld^er beg <£f?urprin3en DrI. 3U bcro Hat^menstage eine glücflj«
minfd^ung (tomoebi gemad^t unb cor berfelben 3n)eYmal?l ejl^ibirt, 3um
Hecompens, gaig. Unberfc^ribenen fc^eins ... f. ^^o." (^of3atjIamtsrec^'
nung für ^698.)
386) Spruner a. a. (D. 5. H87.
387) ^f aber a. a. (D. 33anb II, 5 58 fc^reibt: „Ce ne fut qu'en 1706
que parut la premi^re oeuvre dramatique. Elle est due ä un certain D e
Valentin et a pour titre: Le Franc Bourgeois, com^die en cinq
actes et en vers. En cette m6me ann^e, cette pi^ce fut represent^e ä
Munich, quoiqu'ayant €t6 ^ditee a Bruxelles". lüeitere tTad^ric^ten über
biefes IDer! finben fid? in Banb IV, 5. 276: „Le Franc Bourgeois, Com^die
(5 a. V.), dediee ä S. A. Electorale de Bavi^re, par G T de Valentin.
Bruxelles, Antoine Claudinot, 1706. In — 12 de 94 pp. plus 4 pp. non
chifF. pour l'^pitre d^dicatoire. Fig. d'Harrewyn. — Rare. — Dans les
feuillets pr^liminaires, l'auteur nous dit qu'il s'est propos^ »de tourner en
ridicule les mani^res dures d'un franc bourgeois, l'aversion qu'il a pour les
gens de qualit6, son avarice, son attachement aux vieilles modes, sa haine
pour tout ce qui sent la nouveaut^, son ignorance, son peu de politesse . .«
Le caract^re de son heros est parfaitement trac6." — (Einen urfunblid^en
Unljaltspunft für biefe 2(uffütjrung I^abe id? bis jefet nid^t finben fönnen.
388) ^eigel, (Quellen unb ^Ibt^anblungen, 5. \72.
389) iaber a. <i. 0. Banb I, 5. 79 ff.
390) Jaber a. a. 0. 23anb I, 5. 82.
39O Piere-Antoine Fiocco, KapeKmeifter IHaj (Emanuels.
(t)gl. über iljn ;f aber a. a. 0. S. 73 ff.)
392) if aber a. a. 0. 3anb I, 5. 90.
393) Jaber a. a. 0. 33anb I, 5. 67.
39^) Jaber a. a. 0 ^anb 1, 5. ^25.
395) L'Impromptu deSur^ne, Com^die-Ballet ; Repr^sent^e pour
la premiere fois, devant Son Altesse Electorale Monseigneur le Duc de
Baviere, k Surßne, le 2 Mai 17 13. (Oeuvres de Dancourt, Paris 1760,
Banb XI, 5. 297.) — Der prolog feiert bie 21nnel^mlid?feiten bes ^friebens.
Dgl. aud? Mouhy a. a. 0. 23anb I, 5. 253.
396) (faber a. a. 0. Banb l, 5. 68 ff. unb U6 ff.
397) K. Kreisard^io Illünd^en (Elften, bas fran3Öfifd?e Q^l^eatcr betreffenb).
398) So l^eigt es in ber Stabtfammerred^nung bes 3al^res ^7^5, wo
unter ber Hubri! „Hatl^sgcfd^efft" eine eingel^enbe Befc^reibung ber bei
biefem 21nlaffe erfolgten feftlid^en 2Iusfd?müdPung ber Stabt 3U lefen ift.
2Ibbilbungen biefer (feftes3ier finben jid? in bem \7<6 bei ITTattjias Hieb!
erfd^ienenen IDerfe „(Et^rn-33e3eugung So bem I)nrd?Iaud?tigiften ^Jürften
unb f^errn Utayimilian (Emanuel .... IDie aud? 3^^^ grauen (Semal^Iin
Sljereftae Kunigunbi .... errid^tet roorben x% Von 23urgermeifter unb
320 ijtart3öpfc^c Sc^aufpielcr am bavrifc^en Qofe
Katlj ber Cf^urf. EJaubt» u. Kepbenfe» IHünc^en ben u. 3uli Anno 171 5.
(niailHngcr a. a. 0. Barth l, 5. 83, Hr. 832.)
(Hljc ber Kurfür ji fraufreid? perUe§, fegte er bem Kebafteur ber be-
kannten gcttnng „Le Mercure galant* einen J^l^resgeljalt aus: ,;3nbeme
3ljro Cljurfürftl. Drd?I. ic onnfer gbtjier l^err, ben 2Iutl^or Von bem Dero*
fclben bebicterten Mercurio Galant 3U einer beftanbtgen penpon Dom
(Eingang bi§ 3^^'^, 3älirlid?e breyt^unbert Liures 'de France Specialtter
gbift PermiUiget; 2Ilfo befel^en t|öc^ftgebad?t 31|ro ' d?urfürftL Dd. Dero
t^of (Lammet §u IlTänd^en Ijtemtt gbijl., megen bero Pcrabpolglajfnng bcy
bem Qof §al)I'2Imbt bafelbfi t>as meitt^ere guoerflegen . . . Sig. 5t. (Llonb,
ben 22t5w IHersen Anno 17 16". (Heidjsard^it», Defretenfammlung.)
399) »3^^^ (£t|urfrl. DljL in Bayern, Ungcr gbfter. £Jerr, Ijaben au%
befonberer conftbcratton gbft. refoicieret t>nb ujollen, bas bem beabfdjibten
comoebianten Beaupr6 3U beflreittung feiner abraig nad? jjran!tjreicä[?, eine
jaljrsbefolbung ocrabfolget werben foüe; Die dljurfürjil. t7of (Lammer Ijat
folc^emnad^ biger gbiften tntention 5U gel^oifambjier folge, gef^örigen orts
bas ujeitliere §uuerfügen. Perfet^en Sye ftd? gbift t>nb feynbt anhe^ bero
^of (Lammet Directorn vnb Ht^äten mit ^naben geujogen. Sig. IlTund^en
ben 30. 2IpriI ^720. (K. Heid^sarc^io, Dcfretenfammlung.)
^00) 3" ^^^^^ unterm 5. ITTai \7[^ erlajfenen 0rbonnan3 an bas
!urfürftlid?e ^of3atjIamt l^eigt es: ba^ „ben bei bero fjofmufic etlid?e Z^k^
geftanbtenen 3"ft^""^^"**f*^" ^^ Buisson unb bie iwei Comoebianten,
Öenantlid?en champvalon unb Pierre Gravier, auf 3^^ befd^ec^en
Unbertlj. 21nlangen, 3^^^^, Dienft gbft. entlajfen unb anbei befoldjen, bas
3U 'Z):ixex balbtigen abraig bie il^nen noc^ ausjienbtige Befolbtung perabuolget
merben foKe". (K. Krctsard?ip, 2Iftcn, bas fran3Öftfd?e Cl^eater betreffend.)
Da3u ein Defret oom ^o. September H72o: „Zk^^ (£t|urfürftL Dt^I. in
^Sayrn, Unger gbijier. Qerr l^aben fpecialiter gbift. refolrieret, bero geroeflen
commebianten chanvalon annod? Dier fjunbert gulben, mie be%en CEtietoetb
bigl^ero alg eine penfton jäl^rlid^ genoffen, ain für alle mat|I 3U feiner
abförtigung ©nb raig §öt^rung oerabfolgcn §u laffen; ^od^flgeb. biefelbe
befeld?en fold?emnad? bero ^of (Lammet l^iemit gbift. bcffentrocgcn geljörigen
orts bas meitcre 3uuerfucgen; Derfel^en Sye ftd? beffen pnb feynbt anbey
bero ^of (Lammer Directorn vnb Ht^äten mit ^naben gett)ogen. Sig. Hympt^en*
bürg ben ^o. September \72o". (Keic^sard^io, Defretenfammlung.) Über
einen Sd^aufpieler gleid^en Hamens t^ergleic^e man Lemazurier a. a. (D*
Banb I, S. ^85, unb G. Monval im Moli^riste (3cil|rg(m9 X, S. 60-
^oO Z^ Cotenbuc^e ber pfarrei St. peter l^eigt es unterm 27. 2IpriI ^7^7 :
„nr. 2Cnna ^tancisca Clapellin, Comoebiantenfünbt, sepulta est
Dfm (Ereu3".
^^02) 2lm 22. Desember t7i9 roirb „2inbteas Diclo fr3. (Lomebiant"
auf bem (Jriebljofe bei St. Saloator begraben.
^03) Unterm \. 3"^» ^720..ergeljt pom ^offriegsrate an bie ^of«
!ammer ein Signat megen ber Uberlafjung einer Summe pon neun3ig
(gulben, roeld^e ber fran3Öftfd^e Sd?aufpteler Grandval bem „bimittterten
(fenbric^ Maquaire'' fd?ulbig ift, unb bie erfterem oon feinem 23efolbungs'
ans^anbe abge3ogen »erben foü.
^O'^) Pgl. 2Inmerfung ^00.
^^05) „3^re (El^urfürpi Dt^I. in Bayrn, t)nger gbifler ^err, moUcn
Specialiter gbift., bas bero gemeften (Eommebianten Le Sage 3U feiner ah»
förtigung vnb raig3Öl|rung aint^unbertfttnff3ig gulben, iebodj oljne confequen3,
el^en^ens Perabfolget werben foden. r^odjgeb. biefelbe befelc^en alfo bero
^of Cammer l^iemit gbift. beffentwegen geljörigen orts bie meitljere oerfüegung
von Karl Craittmann. 32 ^
3U tljucn; Derfci|cn Sye jtc^ beffcn onb feynbt anbey bcro Qof (Kammer,
Dircctorn unb Hljäten, mit ^naben getpogen. Sig. Hümpl^enburg ben
^8. September ^72o." (Heid?sard?tD , Defretenfammlung.) Q)b btefer
Le Sage mit bem brittcu So^ne bes bcrül^mten Homanciers, roeld^er ja
acteur dans les Proviuces gemefen (ogl. Parfaict a. a. 0. 23anb XV, 5. 7),
ibentifc^ ijlt, tjabe ic^ nic^t fepjleüen !önnen.
^06) ,,3f^rc Cf^nrfürftl. Dl^I. in ^Sayrn, Uiiger gbij^er. £Jerr, traben
gbift. refoloieret, bas anjiatt.bes commcbiantcn Gravier, fo in oerrid^tungen
nad?er paris oerraigct, Pierre Rey angeftöUet vnb mit ber t^elfften gage,
fo crmeltem. gravier oerraid^et ruorben onb 3n?ar von §eit ie%en abrai§
von Ijier, oerpfleget, ban it^me Rey roeitl^ers ain t^unbcrt fiinffjig (Bulben
raig oncofien antjero guetgemad?t merben foöen . . . Sig. HTünd^en ben
{0. inär3 i720/' (Heid^sard^ip, Defretenfammlung.)
407) „3^^^^ Cl^urfürjil. DM. in Bayrn, Unger (Sbijler Qerr, l\ahen
bero etliche jat^r geroeften EJof^Comoebiantin Vassy §u it^rer abförtigung
Pier f^unbert gulben alg eine grattfication gbijlt. ©erroiüiget . . . ITTünd^en
ben 22. 3enner ^722." (Heic^sarc^io, De!retenfammlung.)
^08) „Der La Feuvre gemejien Dan^ertn in benen commoebien"
foll ,,ein befolbnngsquartal, fo iV annod? tjon (tompiegne t^er augflänbig,
eljcjiens bejaljlet merben." (Heic^sarc^tr, Defretenfammlung.) Befanntli^
wies £ubn>ig ber Dierseljnte bem Kurfür jten bas 5d?Iog (Eompiegne
3um 2(uf enthalt an, unb bort lebte ITIaj (Emanuel, n>ie er am 20. (Dftober
1709 an feine (Semal^Iin fd^reibt (Qeigel, Quellen unb 21bljanblungen,
5. ^93), „u>ie ein Kapuciner". Dag an befagtem (Einfteblerleben aud?
BaIIettcin3erinnen teilnat^men, Ijat er ber <5atttn freilid? nid^t gemelbet.
409) ,,3l?rc <£l^ttrfürjil. Dbl. in iSayern, Unger gbijter ^err, Ijaben
ber Dan3erin La Cremers §u it^rer jäl)r(id?en ünberljaltung Hennljnnbert
Dier3eljen (gulben, gleid?n)ie fye es genogen, ba bie fran3öflfd?e comoebianten
annod? bey Ijof in bienfi- vnb befolbt roal^ren, roiberumben gbifl. agignieret
. . . IHünc^en ben \. 3"!? ^^- U^o," (Heid?sard?io, Defretenfammlung.)
Diefer, ber „fran3öf. Dan^erin La Cremers" angeroiefene (Set^alt „foll
t)erreid?t merben'', melbet ein De!ret oom 6. 3ttli (723. gum britten ITtalc
tt|ut iljrer bie Defretenfammlung am 22. 2Iuguii i725> (grroäl^nung, inbem
Pcrorbnung gefc^iet^t, bag bie ausjtänbige 23efoIbung ber oerflorbenen
(Eän3erin an i^xe (Eltern ausbesat^lt werbe, bamit biefe nac^ ^xanfxexdi
3urücf feieren fönnen. — 3^" Cotenbuc^e ber ^f raucnpfarrei finbct pd? unterm
\o. inär3 ^72^ ber Dermer!: „ITTaria (£atlj. (Eremerin <£omoebianten«
bod?ter. D. V."
'^^o) „Zk^^ (Lt|urfürfll. Drl. in 23ayern jc, Dnfer genäbtgfter ^err,
l^aben bero ben erjten (Df tober ^7^5 aufgcflelten £Jof Dan3*2TTaijiern Peter
Dubreil 3U 3^»^^^ Drl. bes (El^ur'Prin3en Cammer-Diener gbgft. beclariert
vnb iljme Beynebens als Dans nTaijtern 3U feinem 2^\:ix{\ö;ien Sel^alt 5ed?s
l|unbert (5ulben bergejtalt genäbigjl Bej^immet, bas ii^me fel|rner rerbleibcn
folle, was gebac^tem Dubreil oon bem plaft ber (£omoebicinten
Suegcl^et . . . Sig. ben \^. (februar i7^8." Dgl. über biefe perfönlid^feit
Hubljart a. a. 0. 5. 98 nnb \05. — (Ein Ballet Don Dubreil aus bem
3al^re 1730 beroal^rt bie !. Qof- unb Staatsbibliotl^ef (Cod. gall. 541):
^Dubreil, la Carlstadt, danse figuree, compos^e pour le jour de naissance
de Charles Albert, Duc de Bavi^re".
^U) »Dag c^urfürjil. f^ofsaljlambt Ijat 3U abferttigung ber onber
ben (iomoebianten compagnie begriffnen Sengerin Baptiste
Chanteuse gegen Zk^^^ Schein vnb bes c^urfürftl. 0brift*5tallmaijlers
3abrbuc^ fflr tn&ndjener <ßefd}. II. 2^
322 ifran3Öjifc^c Sc^aitfpteler am Bayrtfc^en Qofc
önberfd^rtfft PterE^unbert (Sulbcn gubesalcn . . . Sig. ben 28. Oct. ao. ^7\5»"
(Hetd^sard^io, Pefretcnfammlung.)
^12^ „3{|re (tf^ttrfürjil. Drl. in Bayrcn zc, ©nnfer <5btjier %rr, traben
bem ITTuftco bey bcnen fransöftfc^en (Eomocbtanten Jean Bapt».
yber bag fc^on empfangene, nod^ vnb a\n für aüe mai|I gu feiner 216-
fertigung PierE^unbert Bulben ^bift PermiQiget . . . Sig. HTünd^en t>tn
lo. Decembris Anno 17 15." (Hetc^sarc^to, Def retenfammlung )
'^^3) „Z^xe df^urfürjll. Pljl. in ^Sayrn, Unger gbijler. Qerr, iiahen
gbift. refoloieret, bem gemefien comocbianten Pierre Laurent ffir
einen fo genanbten Q^ljeatcrs* onb Scenenbecoratorn mit jä(^r(ic^en Sed^s*
t^nnbert (5ulben befolbnng anjiötten vnh §mar mit bifem get^alt t>en anfang
00m erjien 3"^Y *^o. ^720 machen gulaffen . ♦ . Sig. manchen ben
15. (februar ^722." (Heid^sardjio, X>ef retenfammlung ) Von bm weiteren
Streid^cn biefes ^crrn im furfiirftlid^en 0pernl^aus J^ahe idj feuiUetoniftifc^
bcridjtet (IHünd^ener tleuefte-ttad^ridjten, ^887, Hr. 3^).
^{^) K. üjof* unb Staatsbibliotl^ef in IlTünAen. Über Dauvilliers
oergleid^e man u. 2(. Mouhy a. a. (D., 23anb I, 5. \8^, wo aud? ber Be*
arbeitung bes gleid^en Stoffes burd? bcn AbW Pellegrin <Hru>ätjnung
gefd?iet|t, nnb Banb II, 5. \[7,
^\5) CEuvres compUtes de La Fontaine etc. par Louis Moland.
Paris 1875. Banb IV, 5. 60 |f.
^\e) (Soetlje wollte ja ben Stoff ebenfalls bramatifd? htt(anbeln.
Über bie Bearbeitungen biefer (5efd?id?te in bramatifdjer nnb nopellipifc^er
^orm üergleid^e man £itteraturblatt für germanifd^e unb romanifc^e ptjilo-
logie, l^erausg. oon Bet^agel unb ZT eu mann. ^^Ijrgaiig ^885. Sp. ^5\
unb ^52.
4^7) Dauvilliers, Le Faucon. S. 8.
^\s) K. ^of" unb Staatsbibliotl^ef in IHünd^en.
^19) XX?ir geben bicfe Steüe (Ssene IX, S. ^e ff.) getreu nac^ bem
(originale, um bamtt gleid?3eitig anfd?aulid? ju machen, u>ie bamals fran«
3Öfifd?e Cejte in ITtünd^en gebrurft mürben.
^20) Dielleid^t: Saül, bie Tragedie sainte bes Abb^ Na dal (ogl,
Vapereau a. a. 0. S. H^Of ^^^ Stücf, melc^es mot|I bem geifllid^en
Sianbe bes 3U Jeiernben entfpred^en mochte.
^20 Cod. germ. 5026. Piefe Kalenbcr, fünfunbbreigig an ber gal^l,
ftammen aus ber BibliotE^ef bes et^emals preyfingifc^en Sd?loffes Heu«
beuren unb mürben im 3^1?^^ \^^^ ^on Kofent^eim aus an bie t Qof- unb
Staatsbtbliotl^c! ücrfauft.
^22) fjeigcl, Heue {|ijlorifd?e Vorträge unb 2(uffä^e. IHünd^en i883.
S. 259, unb Qiftorifd^e Vorträge unb Stubien. Dritte ^olge. IHünd^en
\887. S; H06.
^23) Über Dangeau (^638 — ^72o) oergleic^e man Vapereau a. a.<D»
S. 573 unb bie bortfelbft angefül^rten Quellen, fonberlid? Sainte-Beuves
Stubte (Causeries du Lundi. Banb XI, S. \ ff.). Seine 2Iuf3eid?nungen reidjen
Don ^68^ bis ;720 unb finb im 3^^rc \85'^ oon Soulie, Dussieux, de
Chenne vieres unb Feuillet deConches in neun3el|n Bänbcn l^eraus«
gegeben morben.
^2^) (Eine Heilte foId?cr Debuten oon Diefels Qanb entf^ält bas 23uc^
von F. Pierre de Bretagne, Augustin, Confesseur et Theologien de S.
A. E. de Baviere „R^jouissances et F^tes Magnifiques que se sont faites en
Bavi^re l'an 1722. Au Mariage de Monseigneur Le Prince Electoral avec
Madame la Princesse Marie Amelie . . . ä Munique, de l'imprimerie de Marie
Magd. Riedline Veuve, Tan 1723.
von Karl Crautmann, 323
^25) 3^^ berette eine ITTonograpt^te cor, in meld^r id^ biefes inetjiers
unb feines gleid^namigen unb gleid?fd?affent>en Sohnes £ebensgang auf
(Srunb ard?ioaIif4er (Jorfdjung feftftellen merbe.
^26) D 0 Ij m e , <5efc^id?te ber beutfc^en Baufun^. Berlin , (Srote
1887. 5. 388.
^27) irtit meldten <£nihelitnn^en ber (fürft roäl^renb feines (Ejiles mit*
unter ju !ämp|en l^atte, ij^ in t>en Briefen an feine (SemaljHn nad^3ulefen,
oon benen fjeigel Kunbe gebrad^t (Quellen unb 2lbl^anblungen 5. ^95).
^28) So berichtet ber hefannie Baron ron pöllnife in feinen
niemoirert. {Vql (E. Def^fe, (5efd?id?te ber ^öfe bes Qaufes Baiern,
IDürtemberg, ^aben unb fjejfen. €rfter Q^l^eil [Hamburg ^853]. S. 259.)
^29) IDir <izhen Ijier in d^ronologifdjer (folgie alle auf fran3öfif(^es
Cljeater be3Üglid?en (Hinträge in bes (Srafen Kalenberauffd?reibungen :
I7)7» 4. Horember: „commebie, bal nnb soup6 bey (|off."
IW* 15. 3^"ii^r: „abents oesper, barauf franftöfifd^e commebie, ein piece
serieuse, genanbt Iphigenie, neb^ bem nad^fpitt le port de
Mer ; bie commebie lourbe in bem operaljaug gefpilt unb wegen
bes ceremoniel, fo man mit bem Comte charolais eoitieren
mollen, bas f leine CCt^eatrum bey l{o{f gar nit aufgemacht; bie
ftunb 5ur commebie oare nac^ ber pesper, gegen ^alh 7 Uljr
abents."
^8. 3^">iöJ^* ;,abents foban fran^öjifc^e commebie umb 6 Ul|r, waren
2 fleine pieces, als le Medecin malgr^ lui unb les four-
beries de scanarelle/'
22. 3önuar: „abents wate fran^ftfc^e commebie Andromaque
mit bem nadjfpill le mariage foroi."
25. 3^">i<^r: „um 6 Ut^r in bie fran^öflfc^e commebie, in ber nur
ein petite piece, als le menteur repraefentiret mürbe, urfac^en
folc^es ein ftucfl^ ©on 5 acten x%"
28. 3<iwuar: „nad^ 6 Ul^r commebie Nicomede, bas nad^fpitt le
moulin de Schavel.''
5. (februar: „ahenis 5 Uljr pesper unb l^ernad? commebie Electre,
bas nad?fpill l'Esprit de contradiction."
8. (febrnar: „abents ^bod? in bie f ran^öfifc^e commebie, 1 e j a 1 o u x
detromp^, gangen."
;2. ^ebruar: „6 Ul^r fran^öjtfc^e <£ommebie, le Comte d'Essex,
bas nad?fpill Topera du vilage."
^9. (febrnar: „6 Uljr commebie bourgois gentil-homme."
2. mär 3: „(ber Kurfürjt ijt) über bie gang in bie commebie gangen,
wo and^ bie 2 tier^oginen, nit aber bie c^urfürftin jtd? ein*
gefunben, man fpilte le malade imaginaire."
5. IlTär3: „gegen 6 Ül^r fangte erjt bie cefper nnb nad^geetjnts btc
commebie an, Heraclius, bie Heine piece mare les trois
fr er es riyeaux."
9. inär3: „commebie, le joueur."
(2. inär3: „umb ^6 Ut^r mare pcfper, barauf bie fran^öjifc^e commebie
nomm^e Rodogune, bas nac^fpiÜ le deuil *
^6. inär3: „nad? l^alb 7 Ul^r mare bie commebie Radami sie, fein
nad?fpil nod? ballet mürbe barauf nit mel^r gel^alten."
^9. inär3: „bie commebie, fo le mari retrouv^ et Mde scarbi-
gnac l^ätte feyn foHen, mürbe eingeteilt." (ba bie Ztac^rid^t
pon bem in Hom erfolgten 2Ibleben bes JJer3ogs PM^^PP
eingetroffen mar.)
21*
52^ ijran3öftfc^c Sdjaufpteler am bayrifc^en ^ofc
^. 3ttni: ,,umb 6 Ul^r wate fo ban commebte Esope de cour."
^8. 3>iwi* ffUnib 6} Uljr in bie commebte l'esprit io\\6,"
6. ^lugnfi: „nadi ber taffei gtenge aQes gletd^ nad? Himpi^enbur^,
mo umb 9 Ui)r bie fran^d^fd^e commebte auf bem offiten
tE^eatro, les trois cousines, gefjalten uttb mit Dil Ijunbert
ämperl illuminiert tDorben."
3. September: ,,anfiatt ber commebie Ijat^ber failtanser um 6 Utjr
§n fpitten angefangen, barauf ein nac^fpiel beym fa^f)In gemad^t,
fo big 8 Ul^r getljauret; ber fpill plafe n>ar auf bem offenen
tljeatro."
17^3. 8. September: „Xladfis bie CI?urprin3cfPn nac^ tlimpfienburg;
prob ber franko jtfdjen commebie."
7. (Df tober: ;,abents, prob Pom etourdi."
^8. 0ftober: ^f^aubf prob bes etourdi."
22. (Df tober: ,,umb 7 Uf^r fangt bie Cragebie Qeraclius an,
tl^aurte bei '^ j^unb."
28. 0! tob er: „tragebie Heraclius umb 5 Uljr abents."
}725. 22. 3anuar: „bie oöllifd^e comoebte umb 5 Ul^r auf bem grogen
(Eljeatro, foban accabemie." (IDaljrfd^einlic^ }:(anbe\i es jt^ Ijicr
um 2luffüt{rung einer ita(ienif(^en Komdbie.)
430) IDie aus ben eben angefnljrten 2lus3iigen ju erfetjen, u>irb ber
Derfaffer bes Stücfes niemals genannt, mir Ijaben iljn aus ben meijt richtig
gegebenen Citeln bejlimmt.
^^30 Über Dancourt oergleic^e man 2InmerFung 3io; fiber Lafont
(\686 — ^725), ben Did?ter ber Trois fr^res rivaux, Vapereau a. a. (D.
5. ^60 unb bie bort angefül^rten Quellen.
^52) Übet Boindin (^676 — 175;) ©gl. Vapereau a. a. 0. S. 288.
433) Über Boursault (\633—^700 03I. Vapereau a.a, 0.5. 3^7.
^34) Über Campistron (^656 — ^723) ogl. Vapereau a. a, 0. 5. 370.
^35) Über Dufresny (^6^8— ^72^) ogl. Vapereau a. a. 0. 5. 668.
/^36) Über Hauteroche (^6^7 — ^707) pgl. Vapereau a* a. (D.
5. 977. unb 2(nmerfung ^35.
/^37) Über Regnard (1(655—1709) ogl. Vapereau a a. 0. S. ^707
unb bie bortfclbft nic^t angefül^rte (Sefamtbusgabe feiner IPcrfe öon
Edouard Fournier. Paris, Laplace, Sanchez et Ci«. 1875.
^^38) Über Thomas Corneille (^625— \709) ogl. Vapereau a,a* 0.
S. 525.
^39) Uber Cr^billon ben Pater (^67^^ — ^I62) ©gl. Vapereau
a. a. 0. 5. 5^5.
^^0) Die 21bbilbung biefes „Cl^eatrum" oon ber ^anb Diefels ifl
bem in 2Intner!ung ^24 ermähnten IPerfe bes P. de Bretagne beigegebetu
'^^O Über bie Baugefd?id?te Hympl^enburgs ©gl. ^eigels 2Iuffa^
(Heue ^!jiorifd?e Porträge unb 2Iuffa^e. S. 289 ff)
^^^^2) Die 53augcfd?id?tc Sc^leigl^eims beljanbelt auf (Srunb arc^ioalifc^er
(f orfc^ung 3 0 f^ a n n e s IHayerl^ofers fc^öncs IPerf : <5cf c^id^te bes König-
Itd^en £uftfd?loffes Sd?Icigl^eim. £eip3ig, Seemann ^885.
^^^^3) K. Heid?sard?to, Defretenfammlung.
W) So foll — um einiges an3ufül^ren — bas ^offüc^en* unb Keller-
amt mit looooo (Sulben feinen 2Iusgaben genügen; bem „0brip«Statt«
maifterambt mit €infc^lug ber ^anbtn)erd?s-£eutli, befolbungen nnb tibereYen"
werben nur meljr \69 j \^ (Sulben 3ur Perfügung gefteüt ; „bas 0bri jl
Jägermaifterambt mit einfd^Ius ber f alcfl^nerey unb fran3Öjtfd^en ^agerev"
von Karl Crautmann. 325
wirb Don 78000 (ßulbcn auf 50000 (Snfben befd?rän!t;. bas fjofbauamt
»on 46000 (gulbcn auf 25000 (gulben. Wexiexs wirb auf uiöglid^j^e Hebu*
3ierun9 ber Beamtensaf^I unb ber Pienerfc^aft ein 2Iugennier! gertd?tct, am
beften fommt I^terbei bte f^ofmujtf weg: „Bey bencn bcfolbungen ber
(El^urfrl. f^of ITTuftcanten, ©elc^e bes 3aljrs 31568 fl. betragen tl|uen, l|at
es bermaljlen fein oerbleiben, wan aber tene abgelten, benen 3^re (Ef^urfrl.
DrI., tl^ails ujegen tt^rer (engern Dtenjien, tt^ails aud? it^rer btftinquirten
besatgung rUetn, ptr unb Brob gbiji. angef^aft, I^at bie (El^urfrl. ^of
Kammer bcffen abti^ucung bey bero nad^folgern gebül^rent 3U 23eobac^ten" ;
bagegen werben bie Kammerbiener , „bern unber il^res I^crrn Pattern,
€tjurfrl. DrI. glorreic^jien gebec^tnus, Hegierung nur ^6 geroefen, iesto aber
^2 fetnb", oerminbert, ebenfo roerben ftatt 60 fjoflarfaien fortan nur met^r
30 perroenbet, „bei weldjem numero es fonfftigsl^in »mb fo melir fein oer*
bleiben t^o^n fotte, als fonpen nur ^5 geroefen.''
^^^5) Pgl. ifr. 21. IDiliielm Schreiber, ITTay ^manuel, Kurfürji
»on 23aYcrn. HTünc^en {86\. 5. \\z.
<t46) So f^eigt es in einem Defrete com ^7. IHai ^7^9 (Heic^sard^iu,
Defretenfammlung) , als bem Kurfürften „Beebe t)irtuofen ben pt^ilippo
23alatt?ri Unb Öartljolomeo partolli ontertf^änigfi porgeftelt, mie
bem €rpern nnb feinem 23ruber ^eranbo bie Befolbungsquartall Pon
^ejten 3unY pnb £e3ten 7br. abge©id?enen 3aljrs, ban bem 2lnbern von
Herten 3»^? Jl^l^ ausjienbig feyen, berentroegen felbige umb 2^xe entlajfung
(Sel^orf. 2(ngefue(^t Ijaben", unb man nun il^re Husftänbe alsbalb in (Er^
lebigung brachte, ba „^way bergleid^en t)irtuofen nic^t £eid?t met^r §uv
dljurfrl. ^of Capelen jubef^omben meren.*'
^^7) Pgl. 2(nmerfung 424.
4^8) tt>ir lajfen t^ier in c^ronologifd^er 0rbnung bie auf beutfc^es
Sc^aufpiel be3ÜgIid?en (Einträge tn ben Kalenberauf3ei^nungen folgen:
J7JÖ. \7, 3ö«tt(^r: „ahtnis giengen bie prinfeen in bie teutfd^e commebie."
24. 3öW"^J^* ^gel^eten bie gbfte. Prin3en ahents in bie teutfcf^e
commebie auf bas ratljtfaus, fo umb 5 Uljr anfangt nnb burc^
unb burd^ Pon Ijer^en . . . (unleferlid?) unb abgefc^mad^t ijt."
1720. 5. (februar: „ahenis nad^ 5 Ut^r f alerten jte {bu prin3enj masquierter
gur comebie im i^ail nnb engagierten Ijtnab eine compagnie
Pon etljlic^ 30 masquen, tljeils caraliers, tt^etls Dames."
6. (februar: „abenis bie Prin3en masquierter gum roeiffer in tljal
in bie commebie."
7. (februar:. „abents in bie teutfc^e commebie."
8. (februar: ;,abents bie prin3en masquierter in bie commebie."
I72J. 15. 3^«ttö^^* „abenis faf^rten ber (Et^urprin^ unb t^erfeog ^Jerbtinant,
ieber mit feiner parti Pon ^ bi§ 5 Dämmen masquiert ins
Ctjall 3ur teutfd^en commebie."
449) ,,Adi. (4. Marty anno 1719) dito. Eingenommen oon benen
Beeben Cl^urfrl. Cammerbiennern, als iespillier vnnb planc^art, üon
roegen bennen pfm Statt Ht|atljaus (Srg. perroittigtermaffen get^altnen 25
<£ommebien, ah ieber ^ ft. unb gufammen (oo fl. IParuon man aber bem
Statt Hljatbienner, megen feiner oahe^ 2IbfonberIid? geliebten Bemüet|ung
f^alber, ben britten tljaill mit 33 ff. 20 fr. abgeben, ba% alfo noc^ ant^ero
gnuerrec^nen oerbleiben . . . 66 f[., /^ /?., 20 bL" (Stabtfammerred?nung
für ^7^90
326 f rön3öpfd?e Sd^aufpteler am bayrtfc^cn ^ofc
^^50) Vacdftet^ fd^rttbt am 8. ^artnar ^7^9^ «Jtem I^at btfen tTa<^
mtta^ ober 9tQmel)r ahcnt £esptllte unb ^(anc^arb il^r (El^eatrum bas
crr^c maljl eröffnet. Dio ci guardi di tutti Mallanni"; am \7. '^annat:
«... mar ben gan3en (Eag ein graufamber Sturm »inbt . . . man Ijat
berentmtUen gefnec^t, bie (£omoebi im Hf^atljaug ein5«jilöllen , serenissimus
Princeps Electoralis t^abens aber abfolute anbefold^en t^nbt feinbt felber
barjne tjerausgefaljren . . ."; am ^9. 3önuar ^7^9: „. . . Umb 5 Ul^r in
bie (£omoebi ofs Hl^atljaiis, bahe^ nebji ber (fr. (Scneralin auc^ bie ^rau
(Sräfin von fjaimbf|aufm gemeft; id? vnb IHein 2Iblljett gelten nad^ ber
Comoebi nad? ^aiis"; am 26. Jebruar: „. . . IDar 3U fjof in <£omoebi, of
bem Kljatl^ans aber i^ai mans perl^inbtert" ; am 27. ^Jebruar: „. . . conferiere
^mit Ijr. Dr. 5tattfd?reiber yber bie (bittfd?rift) ad Intimum n?egen ab jiöllung
ber (Eeutfc^en Comoebien ofm Kljätljans onb raumbung besfelben; auf
befelc^ pnfers gfl. I^errns, auc^ ^l^t» Drl. <£t|urprin3ens I^at man »l^eint bem
£espilHe unb b(and?arb bas Hljatf^aus eröffnen mueffen, aud? morgen,
es »erbe rofolution f^inad? oolgen. Cosa nella quaresima mal sentita" ; am
28, (Jebruar: „. • ♦ Had^mitag mit ß. Dr. Stattfd^reiber megen einrid^tung
bes beri^ts ad manus, omb bie öffentlichen Sd^aufpüU ufm H(}atf}ans §u
oerljinbern, meitl^crs conferiert, Pergleid?en uns"; am \. Xtläv^: „. . . con«
ftgniere nebfl Ij. Stattfc^reiber ben onbertl^änigften berid?t miber bie Comoebien
3m Hljatl^aus Sr. (Hjcell. ßerrn (Dbrift'Jammerer . . ."; am 6. Vfläx^:
„tespillie et 33Iand?arb fangen an bas St^eatrum 3m Hl^atl^aus ah"
bred^en §elaffen , ob Sye nod? am Samstag gefued?t mit bem Votwant y:ttev
VxU (£f^urprin3ens onb bes liex^o^ vf {^k Q^ag gufpitten, hoc addito, bas
3t|nen t^inac^ bas £Jer3og IHajifd^e pallljaus 3U it^ren Sd?aufpiIIen, n?ar3ue
Sye nod^ ^ Sad?fen befd^riben tieften, gbft. permiUiget feye . . ."; ben
20. inär3 ^7^9» «mare (Eeutfd^e Comoebi pappinianus in ber ^er3og
irtojifd^en 33urg."
^fi\) (Eine aftenmägige Darfiellung ber Be3ief?ungen IDallerottis
3um inünc^ener Cl^eaterleben foü im nädjflen Ißanbe bes 2<^h^^^^^^ 9^"
geben werben. Seine Huljeftätte l\at er auf bem ^fricbl^ofe bei St. Saloator
gefunben. (Dgl. mein nadi ben (Eotenbiidjern ber Jrauenpfarrei gearbeitetes
Jeuilletort über biefe <5räbcrftätte , „€in oerfd?oüener IDin!cl aus 2llt'
Öliinc^en", in ben IHünd^ener Heneflen Hac^ric^ten, ^888, Hr. 39O
452) ITTenfeel a. a. 0. S» \^7.
^53) 5tabtard?io 3U Hörblingen. Das Sd^reiben l^at folgenben IDortlaut:
ßod? (Ebelgebobrene, £Jod? ^bel, (Seflrenge unb £Jod?geIeI^rte, IPoljI
(Ebel, Defte, Jürpd^tige, ijoc^« onb IPol^Imeife, gnäbige, f^od^gebietl^enbe
^errn, ^errn.
IDagmagen IDir fd^on an Derfd?tebnen ^fürpi. t|öfen, als Dor-
netjmen Hcid?s- unb anbern Stäbten bie gnäbigfte £icen3 ertjalten,
unfere, tl^eils m 0 r a li f d? e , tl^eils (5 e i ft l i d? e (£omoebien auf 3uf üE^ren,
IDegen probucirung berfelben als aud? unfcr eigen aufül^rung nic^t
aüein Don einer Kayferl. (Dber«(&fterreid?ifdjen Hegirung, Perfd?iebnen
jjürpen, Heid^s*- unb anberen Stäbien unfere 2Itteftatcn erljalten
t{aben, fonbern aud? Pon 3^r<> dl^ur^-^f ürftl. Durd?I. aus
Bayern per decretum mit einem beftänbigen (Lonfens
in bcro Hefiben3 3U agiren begnäbiget ÜC>orben {Wie
beyliegenber bezeiget), gelanget bemnad^ aud? unfer Untertl^änigft
bcmüt^figjtes Bitten an (Eur ^od?abI. t^errlig!eiten , uns fünftige
ine§3eit Ijinburd? eine gnäbigfte £icen3 3U ertt^eilen, unfere <£omoebien
3u eyljibiren. IPir fönnen uns l^iebey DerpjUid^ten , ba^ bergleid^en
von Karl Crautmann. 327
^anhe, fo IDof^I in propren fkyfi>nn^, (E{|eatris unb Piüfac^en t)cr-
änberung, aüt^ier nid^t Ä>trb fefit gefeiten Woxhen, Uebcr btfes, ba
DtOeic^t ein unb anbere Vaganten, Wxü nic^t fagen Comoebianten,
bntd^ ihre üble proceburen, tljeils andj gemad^te Sd^ulben, anbern,
Weldie qonnet ftc^ begef^ren aufsufüljren, bie gnäbigfte £icen3en Piß»
ma^ls Derberben, fo erbietljen ibir uns ^oo Heidjstl^Ir. (Eaution
absule^en, aixdf aüe Uncojien anticipando 3ube3aljlen, nebft ber Deften
Derpfl[i(^tung, hafi nic^t ba% aUergeringfte ber mobejite, IDeber in .
anfüiirung berer Comoebien, nod? in uns foüe suftnben (eyn. IPtr
getröften uns \>emna(ii in anfet^ung unferer 2(tteftationen , al%
getl^anen Offerten (ba wir Ijieburd? auc^ in ber t^eyL Homifd?»
Heidjs «"Stabt 2lngspurg, XOo w'ix annodj agiren, unnb in Ulm
bife permission erl^alten F^aben) burd? bie ineg3eit, al§ einer fonft
gen>ö{|nlid?en (freylieit, einer gnäbigjien €ri|örung, bie IPir uns
Unermübet nennen
(Euer Qoc^abl, ^errligfeiten UntertljänigP Demütl^igjic
Stefiian niayr principal,
neben ber fämbti. 23anba (£t|ur«baYerifd?er Comoebianten.
2Iud? biefer fo felbjlbemugt auftretenbe Komöbiantenfülirer foU im
nädjfien 3aljrgange bes 3aljrbu(^es auf (Srunb bistjer unbenü^ter Hlünc^ener
unb ianbsl^uter ärd^icaTien näl?er betradjtet »erben.
^5^) „Adi. 20. 2luguji dito. (Jranj Seyfribt, gen^efler Commebiant,
fo aber nur 2 Commebien pfm Hf^atijaus gel^alten, 3umaKen er foban
erfE^rancflit unb gej^orben, fo 6 ft. gemadjt Ijette cnb aber of bejfen Bitten,
feiner Befljanbten ^Irmuetlj Ijalber, l^at man beme atn DritI nac^gefedjen
vnb bem Hl^atbienner 3um gerooljnlic^en beputat bas anberte PritI abgeben,
oerbleibt alfo anl^ero ... 2 fl." (5tabtfammerred?nung für ^7^8.)
^55) „Adi. 19. Currentis (Jebruar ^72^). (Eingenommen von bennen
alliier 2ln©efenten Crierifdjen ^of (Eommeb ian'ten, von wegen r>fn
großen Statt Hljatl^aus Saal, (5rg. üermiUigtermajfen get^altnen ^2 (£ommoe-
bien, ah ieber 3, 3ufammen 36 fl., baruon aber bem Statt Hl^atbienner
megen* feiner bi§fa(s geEjebten Bemieljeung Ijalber, gerool^nlic^ermalfen ber
britte tl^aill mit \2 ff. abgegeben toorben. J>as alfo nod? anljero 3uuerred?nen
, Derbleiben. . . 2^ fl " (5tabt!ammerred?nung oon ^723.). — „Adi. ^. 2IpriI.
(Eingenommen pon bennen angeroejien (Erierifd?en ^of (Lommebianten,
pon megen ofm (Srogen Htjatl^aus Saal DermiUigtermaffen nun gct^allnen
£e3ten £omoebi 3 %; baruon bem Statt Hljatbienner ber gerool^nlic^ brite
tljatü pr. \ fl. abgegeben morben, bas alfo nod? anljero 3uuerred?nen
Derbleiben . . . 2 p." (Stabtfammerred?nung für ^72^.)
^56) preyfing a. a. 0. Eintrag unterm 26. ^ebruar.
457) Dgl. 2Iügemeine Deutfc^e Biograpf^te. Banb XV, S. 2(9 jf. I^ie
genaue €r!enntnis biefes Dieloerläfterten (fürften unb feiner polifif Der-
banfen mir befonbers ßeigels trefflidjen 2lrbeiten. (für unfere groecfe
fommen befonbers in Betracht: Das (Eagebud? Kaifer Karls VII. (Heue
l|iftorifd?e Dorträge unb 2Iuffä^e 5. 258 ff.) nnb Heu aufgefunbene (Tage-
büd?cr Kaifer Karls VII. (^iftorifc^e Dorträge unb Stubien. Dritte (folge.
S. 105 ff.)
/^58) Hubf^art a. a. (D. S. U3.
<t59) K. Kreisardjio ITTünc^en (2Ift: Ökonomie* unb Stains^ad^en bes
Cljeaters unb ber (Dpern ^689 — ^^7).
^60) Hubfia rt a. a. 0. S. \{2,
328 Jran3öjlf(^c Sc^aufpleler am ha^vi^d^en ^ofc
(k6x) Dgl. über biefe Hetfe unb has fransSflfc^c Dtartum berfelben
^ctgel Qtjlonfc^e Vorträge unb Stubten. Dritte ^olge. 5. ^06. — XPtr
geben f)ier ben IDortlaut bes originales.
^62) Had^folgenb bie auf Ci)eater be3ttgHd^en Einträge pre^fings:
1725. u- September: „foban (nad? ber £Jtrfd?jagb in Derfaiües) (Eomoebie,
bie Iphigenie.''
X^k' September: „fo ban (in Derfaiües) in bie commebie. Tartuffe
unb £t^ des coquettes/'
2^. September: „nad? foldjer {nadf einer Dorjteüung in ber (Dper)
a la foire St. Laurent in bie opera comique (juerfl fjatte prey"
fing gefd^rieben: gefungne comoebie), barauf ju brei ojilben
männern unb in etfjlid^en boutiquen."
22. September: ^^ol^enis a la foire St. Laurent ju einem bafd^en*
fpiüer unb marioneten."
23. September: „abents opera, wo bie prevot gebanst."
2^. September: „lefelid? a la foire St. laurent unb albort in bte
opera comique, fo repraefentiret gefjabt la mort de la foire
et le monde renvers6."
25. September: „folgents bie opera comique au grand» Theatre,
WO es ber Comte charolais fpitten machen unb mürben bte
gefirige piece repraefentiret."
30. September: „bie opera les 4. Elemens."
\. (Dftober: „folgents a l'opera comique au Palais royal."
^3. (Df tober: ,,abenbs (3U f ontainebleau ?) bie mäüifdje commebie."
^7. (Dftober: „folgents in bie commebie les f^tes d'automne,
fo ein neues fkü(f({ von bem parterre fogleid; im anberten act
ftffliret mare."
^63) über bie Spectacles forains unb il^re (8efd?id?te oergleid^e man
bie ard^ioalifd^e Publikation Don Jules Bonnassies, Les Spectacles
Forains et la Comedie Fran^aise d'apr^s des documents in^dits. Paris 1875.
^6^) IDir jteüen fjier fiir bie Segierungsjal^re Karl Gilberts bie auf
fran3öfifd?es Cljeater Be3ug tjabenben (Einträge bes <5rafen preyfing
3ufammen.
J7Z$. ^8. 3öwuar: „Commebie im opera l^aug."
29. inär3: „erfte franftöflfd^e commebie andromaque unb bie
mariage fait en an moment."
^. 2lpril: ,,fr3. Comoebt fedre et Hipolitte.''
^3. 2lpril: „ahenis commebie."
i?. 2lprtl: „ein franftöfifc^e comebie."
2. IHai: „ahenis commebie."
23. Utai: „fr. comebie, mo man Pon ttimgl^enburg fjineingefal^ren/'
3. 3^*wi- „ahenis in bie comebie nac^ ITTunc^en."
6. 3uni: „in bie commebie nac^ Ittünd^en»"
^/(. 3**^i* „ahenis in bie Comebie."
^7. 3uni: „in bie fr. comebie."
20. 3uni: „abents fr. comebie."
22. 3uni: „ahenis in bie fr. comebie."
2^. 3»"*» „ahenis in bie fr. comebie."
27. 3uni: „ahenis ift ber ganfte tjof in bie comebie."
/(. 3«Ji' /fi" ^^^ Commebie."
7. 3uH: „in bie Comebie."
\^' 3ult: „comebie."
von Karl (Crautmonn. 339
25. ^nli: „m bte comebtc."
^6. 2luguft: „in bte comebie nadymtttag."
^9. 2lugu^: ^tn bie comebie."
5. September: „nad?er IHünc^en in bie Comebie."
{2, September: „in bie fr. comebie."
J7Ä9. 9. inär3: „bie fr3 Comebianten aufgenommen unb Pon mir iljnen
ber Vertrag gemacht morben.
^8. 3"!^- /^wmb 5 Utjr (3u Hympfjenburg) franftöfifd?e Comebie,
andromaque unb cocu imaginaire."
1730. 2. 3<itiuar: „abents comebie, Esope en ville."
8. 3ö"Wör- »fCommebte umb -Je Ufir."
\\. 3ötiuar: „Commebie."
^5. Januar: „comebie."
22, 3ötiuar: „comebie, al exandre. "
25. 3anuar: „abents commebie, Misantrope.*'
29. 3önuar: „abents ©efper, fr3. commebie regulus et l'Et^ des
coquettes."
3^. 3önuar: „ahtnts commebie Esope k la cour."
7. Jebruar: „fr3. comebie, Pilate et oreste."
\ik. Jebruar: „ahtnis fr3. commebie fest in Pierre."
5. IlTär3: „commebie."
^2. inär3: „Comebie les Machabees."
6. 2lugujl: „franftöf. commebie."
I73|. X' 2^^^<^^» „abents oefper, flunb unb comebie. le Chevalier
k la mode."
^. 3ött»ör« »l** comebie rodogune."
^5. 3ötiuar: „commebie."
i?. 3ötiuar: „abents commebie britanicus et le mari relrpuv^.*
\\. inär3: „franftof. comebie athalie."
26. inär3: „Iphigenies. "
8. 2lpril: „Commebie.''
2^. IHai: „abents refper umb 5 Utjr unb fr. Comebie."
J73Ä. 6. 3ött»a»f* »fJ^» commebie";
9. 3öwttör: „fr. commebie";
^5. 3ötiuar: „fr. comebie";
16. 3önuar: „fr. commebie";
20. 3ö«ttar: „fr. comebie";
23. 3öWttöJ^* wfr» Comebie";
27. 3önuar: ,,fr. comebie";
30. 3ö"ttö'^« wf^ comoebie";
3. ^ebruar: „fr. commebie";
15. 2lj "
Ipril: „fr. commebie";
^0. 3wli: „abents commebie Brutus Pnb les eaux de bourbon."
1733. 25. 2Iugu^: „Comebie."
3. September; „fr. comebie."
\. 0!tober: „nad?ts bie comebie 3U IHündjen, mare Penelope et
l'aveugle clair voyant"
1734. ^0. 3wtii: ,;<:omebie.''
1735. 2. 3önuar: „commebie, les bourgeoises."
6. 3ö"J*ö*f- «öbents refper unb fr. comebie."
^0, 3'*^^* »franfe. comebie bajaceth."
350 f raiisSfifd^e Sd?aufpicler am bayrtfc^en Qofe
6. 2Iugu{l: „comebte alcibiade unb les vendanges de
Surenes*
7. 2lit9ujl: „abcnts bte erfl wStttfdjc burlesque im opera Iiang."
(5cbetifaüs italtentfdyc Komöbie.)
27. ^(uguft: „ahents commebi."
28. 2luguji: „nad?ts (tm £ager bei 3n9oIjlabt) ^*« ipaüifdjecommebie".
29. ^lugnjl: „abents (im Cager bei 3"do^f^öbt) ipäüifc^e comebie".
(3n beiben f äßen ipolil italienifc^e Komöbie )
I73S. ^0. Januar: ^fr. commebie."
1750. 25. Januar: „abents umb 7 U(^r fr. commebie Iphigenie, bas
nac^fpill, le frangois k Londre."
2. ^ebruar: „nmb 7 Ul^r fr. commebie le Philosophe mariö"
25. 5«tti^ «bie fr3. Comebie ber iungen fjerrfdjafft" (3U ITTöl!).
30. Juni: ^rcpctilion ber fr. comebie."
^7. Jlugujl: „abenis fr. (Eomebie le C(omte) d'Essex et la petitc
piece l'Esprit de contradiction'' (in Hympfjenburg).
9. December: „ojeillen ber Ct^urfürfl nit gn n>oljI pc^ bef anben,
ijl bie comebie ah^e^a^i n>orben."
J740. 18. Juli: „umb 6 Ufjr fr. comebie le glorieux."
27. Hooember: ,,umb 7 Ul^r fr. comebie Esope a la cour.''
J74I* U» Januar: „fr. commebie l'Ecole des hommes."
8. ^ebru.ar: „fr. comebie l'Ecole des hommes."
fi. IHars: „2 fr. commebieu."
6. 2lugujl: „fr. comebie le Medisant."
^7. Jluguft: „fr. comebie."
465) Der BruberKarl Gilberts, Kuffürfl Klemens :iuguft von
Köln, liebte es, bie Sc^aufpiele Voltaires 3U fiberfeften unb für bie Büfinc
3U bearbeiten. (Pgl. Qeigel, Ittänd^ens (5efc^id?te ^58—^806. inünd^en
;882. 5. 36, ba3U auc^ Qaeutle a. a. (D. 5. 78.)
466) Pradon ((632—^698), ogl. Vapereau a. a. 0. 5. ^6^2.
467) Michel Le Clerc (^622 — ^690» ^9^- Vapereau a. a. (D.
5. ^2;3.
468) Lamotte (^672—^730, t)gl. Vapereau a. a. (D. 5. U79.
469) Genest (^039—^7^9), rgl. Vapereau a. a. (D. 5. 867.
470) Poisson (^633-1690), pgl. Vapereau a. a. 0. 5. ^62\.
47O Boissy (^694—^758), rgl. Vapereau a. a. 0. 5. 290.
472) Destouches (^680-^754), ogl. Vapereau a. a. 0. 5. 62^.
473) Pgl. iiber ifjn Lemazurier a. a. 0., Banb I, 5. 32\ ff.
474) Woi^l ibentifd? mit Moli^res Ecole des Maris.
475) Sufammengeftettt finb biefe tToti3en in bem Jluffafte Qaeutles,
2lus bem FurbaYcr. ^ojf^Cebcn unb treiben unter Karl 2IIbrec^t. (0ber-
bayerifc^es 2Ird?iD für oaterlänbifd^e (5efd?id?te, l^erausgcgeben dou bem Ijifto-
rifd?en Pereine dou 0berbafern. 35. Banb. HTünc^en 1(875— ^876. 5 ^58 ff.)
476) Diefe Befolbung ift nid?t fonberlid? l^od?, wenn man bebenft,
\>a%bet „n)ürcfljlid?e (Eammer'Pirtuofe" Johann Carestini einen Jaljres.
geijalt von 2000 (Sulben be3og.^ (K. Hei^sard?io, Def retenfammlung : De!rct
00m 2^. rtooember J740.) — Über Duclos' perfonalien entljalten bie^lrd^i-
oalien nur eine tToti3, ujcld^e in ber fjofjal^lamtsrec^nung bes Jafjres ^735
unter ber Hubrif „^Abfertigung unb c^urfiirjll. (Snabcnfd?encfungen" 3U lefen
ip: /^Jl^ro Cfjurfrl. DrI. Ijaben bero Comoebianten Duclos 3U Be3aüung
t>on Karl Girantmann. 33 ^
feiner in ^oKanb gemachten Sc^ulben, ang befonberer .<5nab , Bey bero in
fjottanbt jtd? Befünbenten (Sefanbtcn Van (Sanftnot '^oo ^eixt^d^e gniben
anfd^affen lajfen; fo (Er aud? genojfcn, fag anfd^affung unb Scheins . . . '^oo ff."
^^77) Der im !. Kreisard^ioe Vflnnd^en üorl^anbcne pcrfonalaft bcs
„Renau«l genannt Londel" cntl^ält Icbiglid? Sc^riftftücfc, njelc^e (Sel^alts-
öb3Üge 3ur Besal^lung eingegangener Sd^ulben betreffen.
^^78) €in Prefleury gcl^örte, mie n>tr gefeiten liahen, 3u ben fjof»
fomobtanten IHaj (Emanuels in IHünd^en nnt> in ben tlieberlanben ;
er bürfte, einem Pergleid^e ber Dorl^anbenen Unterfd^riften sufolge, mit
Prefleury l'aln^ ibcntifc^ fein. €benfo hefanb fid? bamals n>ie je^t eine
Sc^aufptelerin btefes Hamens bei ber Cruppe; ob bie gleid?e, mar triebt
feftsnjtellen.
IDeiters i)t nodf in betreff ber Jamilie Prefleury 3U bemerfen, ba%
anno ^735. „Dem (Eomoebianten Prefleury Le Cadet für feinen Stief
Brnebcrn 3nr gratification, um mitten (Er fic^ ain unb anbersmal^I auf bem
Cl^eatro gebraud?en laffen, £aut anfc^affung unb 5d?eins . . . ff. 50." aus-
be3a(^It merben (JJof^al^Iamtsrcd^nung für ^735); ferner, ba^ ,/3l?ro (£t^urfrl.
DrI." unterm 2^. inär3 ^ 739, mit ^50fi. Jal^resfolb, „bcn Lovis Prefleury
als einen (Eommebianten Bey benen fran3df. (Eommebien (Snäbigifi ari' vnnb
aufgenoljmcn" (f. Keid?sard?iü, Defretenfammlung), unb fd?lieglid?, ba% im
3at^re ^737 „2^vo DrI. prin3eff[n ITTaria 2Intonia furst^in beg fran*
3öfifd?en (Eomoebianten Preffloris (El^emürtl^in , burc^ bero Cammerfrau
Mad. Faignon ein fünbt au§ ber fjl. (Eauff tiehen laffen." (K. Kreisard^io
inünc^en, perfonalaft bes Komöblanten Prefleury.)
^79) Wie ein X)ergleid? ber Unterfd^riftm ergiebt, ift ber l^ier auftretenbe
D'Artenay ibentifd? mit bem Sc^aufpieler gleid^en Hamens, meld^er in
Dienften IHaj (Emanuels jianb.
Von D'Artenays Q[od?tern, meldte ebenfalls 3U ben Ittitgliebern säf^Iten,
erfdjeinen 3mei nur mit il^ren Pornamen in ben £tften — F^deric unb
T a c i n th e. (Db bie „Cod^ter bes fransöf. (£ommoebianten Dartenay, Hammens
Tonton, fo ftc^ in bie 7 3at?r l^er in benen (£ommoebien oljne Befolbung
ober anbere genug gebraud^en laffen", unb bie bafür im 3öl|re ^735 ^unberl
(Sulben 3ur ,,grati^cation unb abferttigung" erl?telt (^of3at^lamtsred?nung)
nnb burd? Defret com 7. Hopember ^737 abermals „Ijunbert fünf3ig (Sulben
recompens unb abfertigung" (Heid?sard?io, Defretenfammlung), eine perfon
mit Jacinthe ift, !ann id^ aus bem Dor l^anbenen fpärlid^en ilftenmateriol
nic^t erfet^en.
3m 3öl?re ^737 reid?te Hyacinthe D'Artenay bei bem Kurftirften
ein (Sefud? folgenben ^ni^alis ein: „Hyacinte Dartenay represente
auec un tres prüfend respect a Votre Altesse Serenissime Electoralle, que la
crainte de L'importuner l'a fait demeurer depuis neuf ans qu'eUe a
l'honneur de luy appartenir dans le silence, eile a cru que V. A. E.
trouveroit qu'elle merite aussy bien 600 fl. que Prefleury l'aisnö, la Legrand
et autres, cependant eile n'en a Monseigneur que trois cent ; auroit-elle pü
viure et S'entretenir pour le theatre , si Son Pere , qui s'est Epuis^ , ne luy
eut fourny d'habits ; ellejoue tous lesjours et dans toutes les pieces,
grandes et petites, et danse, eile a recours aux bontez de V. A. S. E. pour
auoir 600 fl. comme quelques autres, car il y en a cinq qui ont d'avantage,
eile espere cette faueur, eile la demande auec jnstance , Elle et toute sa
famille redoubleront leurs voeux et prieres pour la sant6 et prosperite de
V. A. S. E. et de Son auguste famille.** — Diefer Supplikation l^at bie Bitt-
fteüerin ben perfonalftanb ber Gruppe beigelegt unb mit Hanbbemerfungen
332 5ran36flfd?c Sd^aufptefer am bayrift^en Qofe
©crfeljen, aus »eichen bic Hotwenbigfeit ber <ErfjdI|un9 tljres öcfjaltcs Ijer-
porgel^en foQ:
,Etat de U trouppe de S. A. E. : La I.amothe a 900 fl.; Duchemin
a 900 (ce sont les moins utiles, puisqu'ils jouent moins que les autres et
ne sont pas meilicurs) ; Duclos a 750 fl. ; Prefleury le cadet 750;
La Denis a720 (Sont ils plus utiles et jouent ils plus souvent qae
Datenay qui n'a que 600 et que sa Alle aisn^e qui n'a aussi que 600) ;
Prefleury l*aisne 600; Sa femme 600 (Elle les a eus en commen^ant
La Comedie) ; Dulondel 600; Sa femme 300 (eile ne joue point); La
seulle Hyacinthe n'a que 300 (II y a 13 ans qu'elle joue La Comedie et
eile joue partout et danse) — fait 8820 fl."
^80) (Ein pcrfonalaÜ über bic beiben Le Grand ijl ntc^t rorljanben.
^80 Quittungen beftättgen, ba% biefe Sd^anfptelerin t>om 2IpriI (73(
an, brettjunbcrt (Sulbcn jätjrlic^e „grattfication" ertjtelt. (K. Kreisard^ip,
inünc^en, 21!ten, bas fransSPfdyc dCJjeater beive^enb.)
^82) 3« eitler Bittfd?rift com Juli \748 (!. Kretsard^ir ITTfinc^en,
Elften, bas fransöftfc^e Cl^eater betreffenb) berichtet bie Sd^aufpielertn La
Denis, ba% fie bereits ad?t3eljn IJa^re in bayrifc^en Pienjlen pel^e, alfo
ungefäfjr fett ;730.
^83) Dgl. 2Inmer!ung 479.
<(84) X)g(. 2(nmer!nng ^78.
^85) „Dem Derabfd?ibteten fransöf. Commoebianten Clavel bas
ratum fürs IHonat 2lprt( mit 50, bann 3U einem Haiggelb loo, 3ufammen
fag. gbjter. 2lnfd?affung unb Steins ... ff. ^50." (^ofsai^Iamtsrec^nung
für ^735.)
^86) „Dem Don ^annouer l^icl^er gefomnen franftoflfc^en comme-
bianten Du Che min" werben itnterm ^. Januar (736 I^unbertffinfjig (Sulben
Heifefofien ausbe3al?It (Qof3al^lamtsred?nungs«23eIege); burc^ Signat pom
16. 3a"ttor ^736 wirb er mit einer Dom \. 3uU an (aufenben 3atjress
befolbung Don neunt^unbert (ßulben in bie (5efeUfd?aft aufgenommen.
(Über einen Sd^aufpieler biefes Hamens ogl. Lemazurier a. a. 0.
Banb I, 5. 2/^7.)
^87) Dnrc^ Defret Dom 2\. 2^l\ \739 »erben „bem fran3öf Comoe-
bianten Devorreju beftreittung feiner üon Qannoner fjiefjero gemachten
rais" breil^unbert (öulben beujtttigt.
^88) Unterm 9. Ittai \730 melbet ,,3ol^ann IHartin StroH, burger
unb Sdjneiber allster", „ba% bero fran3Öf. (Eommebiant Lajumi^re ben
\s. oct iungjl ©erwiesenes 3^^*^ üerfiorben, weld^er mir wegen mit itjmc
groß getrabten Sorg unb 9 gan3er 3^^*^ Derraid?ter Koft aud? augwarttjung
in feiner langwürigen franft^eit, bas legte ober jlerb CQuaxiai Yberlajfen."
(K. Kretsarc^iD HTünd^en, perfonalaft bes Komöbianten La Jumiere.)
^89) Durc^ Defret rom 7. Hooember 1737 erfjält „Birochon, fo
ein 2^^^ k^^ ^^^ Souffleur ober etnfager Sei benen fran3öftfd^en Comoebien
gebraud^t worben, für einen rccompens aint^unbert gulben yberf^aupt gbfl.
rerwiüiget." (K. Kreisarzt© IHün^en, (Set^eime l^aisafien, bas Ct^eater
betreffenb.)
^90) 3^*^^ „<£l^urfürjil. DrL in Bayern ic, Unfer (Snäbigtfter Qerr,
traben ben gewesen <L^ux Pfäl3. fJoffsDan3maifter Sigmunb Scio, in
betrad?t beffen et^ewetb allbereitt^s etliche jal^r bey bero
^off Comoebianten partljey allster in Dienjten itefjet, al§
von Karl Cranttnann« 333
Qoff'Dan3matfiern genebtgfi an^nnb aufgenommen vnh tf)me 3tim jaftrltd^en
get^alt breyfjunbert (Sulben in Q3uatemberlid?cn nnb' gleic^ bencn Comoe«
biantcn 3U besallen f aücntcn ratts vexvaid^en selaffcn öenäbigijl rcfoloteret. "
(K. Ket4sard?tD, Def retenfammlung : Defret 00m ^8. februar ;7'^o.)
^^91) Dnrc^ Defret oom 28. 3onuar \7^0 wirb „Louis leFeure
für einen fran3öjtfc^en (tommoebianten gbiji. aufgenol^men unb beme 3ur
iäfjrlicf^en befolbung, 00m ^t«" october bes iungfi abgeiDtc^enen ;739ten3ö^rs
lauffent, Sed?s(^unbert (Sniben (Sbtjl. beftimbet". (K. Heid?sard?it), Defreten*
fammlnng.)
^92) „3^^^ di^urfrl. DrI. in Bayern 2c. Unnfer <5nabtgjler ^err, i^aben
ben Pierre de Forsche als (£omoebianten, ban beffen €lie Confortin als
Comoebiantin, Bei benen fran3Öftfc^cn Comoebien Bereitt^s Dnterm ^*«» 2lpri(
t^eurigen 3^^^^ Ö^ifr anfteüen laffen unb iljme Pierre de Forsche
Heunljunbert, gemelt befjen (Efjegattin aber 5cd?s J|unbert , sufammen alfo
fünff3eJjenljunbert gulben Befolbung in quatemberlid^en ratts eingctl^ailter
üom obigen bato gegen jebers fonberbaljren iebesmafjltgen Befd^einungen
aus bem (Efjurf rl fjof 3aljlambt oeru)iüigct ..." (K. Heidjsard?tD, Def reten»
fammlung: Defret 00m 3o. 3wli ^739.)
^^93) Cni.plümicfe, €nta)urf einer Cljeatergefc^ic^te oon Berlin xc.
Berlin ;78;. S. i^5.
/(9^) Cod. gall. 567. ber ItlHnd^ener fjof- unb Staatsbibliotl^e! : „Dia-
logue ponr le jour de la naissance de S. A. Elect. de Bavi^re. 1740 In fine:
Le Grand. An nomen auctoris? Diefe (frage bes Kataloges Surfte fomit
beantwortet fein.
^95) Cod. gall. 857 ber !. fjof- unb Staatsbibltotl^ef in ItTünc^en.
Dgl. Qeigel, f^iftorifd?e Porträge unb Stubien. Dritte folge. S. ^2; ff.
^96) IHaria 21nna 3<>f^P^^ (9^^- X'^^'kf üermäljlt 1755 mit bem
UTarfgrafen tubmig (Seorg von ^aben-^aben* Pgl. ^aeutle a. a. <D,
5. 86).
^97) 2Intonia IHaria IDalpurga (geb. \72^, ocrmäljlt ^7^7 mit
bem Kurfürjlen Jricbrid? Don Sad^fen. Pgl. Qaeutle a. a. 0. 5. 8^^).
^98) Ct^erefia ^enebxcie llTaria (geb. ^72'^, geji. I7^3in Jran!*
fürt. X)gl. ^aeutle a. a. (D. 5. 8^, unb fjeigel, Heue Ijiftorifc^e Per*
träge unb 2luffäfte. S. 280-
^99) Über biefe traurigen Cage giebt eingel^enbeu Berid?t bas im
!. Hei^sardjtüe aufben>at^rte „Chronicon Monacensc über Unterfd?ieblid?e
merfn>ürbige Begebent^eiten in Bayern unb Dorsüglid? in IHünd^en ic. von
l'^03 bis 1756 gefammelt Don einem aus ber familie oon Heinbl gen>ejten
Stabtfammerer 3U IHünd^en".
500) Diefe ^^at^adien erfat^ren xvxx aus ben 2l!tcn, in benen im 3öl?re
17'^9 2Ibred?nung get^alten u>irb über bie Befolbungsausjtänbe ber fran3Ö-
ftfc^en Komöbiantcn. (K. Kreisard^to IHünc^en, Elften, bas fransöfifdje
Cljeater betreffenb.)
5oO ntenftel a. a. <D, 5. 177 ff.
502) ^eigel, Heue (?ijiorifd?e Porträge uwb 2(uffä^e. S. 287.
503) (Eine Hetlje Don Briefen Legrands, in u>eld?en er feinem
Kollegen Duclos in Strasburg Kunbe giebt über feine Bemüfjungen, bem
le^tercn bie IPerbung unb £eitung ber für IHünd^en beffimmten franso«
ftfd?en Sc^aufpieler 3U oerfd^affen, beffnbet fid? im f. Kreisard^ioe Ittünc^en
(Elften, bas fran3öpfc^e Cljeater betreffenb; Lettres justificatives de La
33^ Jransdjifdje 5d?aufpieler am bayrtfcljen ^ofe von Karl Crouttnann.
Conduite du Sieur Duclos). Jtjtien ftnb Mcfe nnh bte n(X^ f olgenbcn UTit*
teilungen entnommen.
50^) Dgl. 3a(^rbud? für IHündjencr (8efd?td?te, öanb'l, S. 266.
505) Pgl. Hctnbl, Chronicon Monacense: ,,2Im St. Sebaftianj Cag,
abents umb I^albe ^ Uiiv Periped^sleten 5^ Kayfl. IttaY. Dolfomen bag
gcitlidje mit bem (Eujigen, ipobei fonberbaljr 5n cottflbertcren fommct, bag
an benen (tSßen, ba aüert^öd^ji biefelbe in t>a% (fclb unb nad?cr (francftj-
furtfj Don l^ier abrctfcten, bie Cljurn Pljr 3u fjof alseit auf ^ mal^I
ablanffete, Por bero ableibcn aber swey Cäg bie gro§e Cl^urn Ptjr in
Pnfer lieben Jrauen Stäfft Kürd^en alljier gleid^fat^Ig ganft Pnoerljofft ab-
geloffen feye. (Sott Derleilje . Dero 2lrmcn Seelen bie €n>ige f renb unb
glüdfeeligfeit. 2Imen."
^^^
^a^ jptojeftt öct (6rtinbun0 einet ^tabt
„itfarlftatit"
3taif£|&en Mün&itn iinh JÖpmpöenfturs,
Don
Ikarl ^bcobor IbciöcL
*
Unter Jlrc^balten, toelc^e aus 6em ehemals Preyf ins fc^en
Sdjiof ^o^enafc^au in bas fömglidje allgemeine Heid/sarc^io
perbrad/t morben waren, fanö ic^ por etma 5tt>5lf ^^Ijven ein
Sdjriftflücf; beffen 3nl?alt moljl geeignet tpar, meine 2tufmerf*
famfeit 5U feffeln^).
3dj glaubte öamals, 6en (Entwurf einer Urfunöe por mir
5U ^aben, wobntdf einer neuen Sta6t smifdjen Hymp^enburg
un6 Znündjen Stabtrec^t perlieljen oeröen follte*
Das undatierte Sc^riftftürf mit öer Überfd/rift: „Von (ßottes
©enaben IDür Carl 2tlbredjt in ®bern^ un6 nie5ern:^BaYrn
^er^og :c. zc", menbet fidj, mie ätyniidje Defrete ber furfürft»
lid/en Regierung, an bie ^ofratsprdftbenten, Disebomen, Kansler,
Hentmeifter, P^eger unb beren üermalter, Hidjter, Kaftner,
ZRautner unb alle anbern Beamten.
Die (Einleitung tt>eift barauf ^in, weldj eifrige Pflege bie
bafrifdje Regierung bisher ber Bobenfultur sugemenbet ^abe, mie
für „(£xlfeb^ unb anbauung einer grof en mdnge unb meite in Unferen
£anben ber fogenanten gamblos*) (£IIenb ober IDaifeläcfer •),
*) 3^ 90b von biefem Junb fm^e ttad^nd^t im „2(n5ctger für
Kunbc ber Dcutfc^en l)or3eit", ^atjrgang 1877, Hr. \, S. \&.
^)(Samblos = gaumlos, ol?ne 2Iuf pd?t, ad^tlos, renDafjrlojl
(5d? melier, Bayr. IPörterbud?, I, 9^2).
^) Xüaifelacfer = Qatbc, ITToos (Sc^mcIIer, II, ^020).
336 ^as projeÜ bet (grünbung einer Stabt «Karijiabt"
^ayöen, ^tl^n, ZlTöfcr unö ankern 5U feines 21Tenfdjen nu^en
(^ebeyenb, perfc^iöenen 56en ©rünöten" Sorge getragen n>or5en
fei, auf gletdje tDeife aber auc^ für ,,6te guette Känft unb
IDiffenfdjaften fambt aller^anö eljrltdfen gemerb unö Ifaxib^
t^ierungen". Da 6iefe aber ,,6urc^ 6te et^emalig unö leso aberma^Is
in bas tje^Kge Hömifdje Hetc^ etngertffene peröerblicfje Kriegs«
läuffte in feljr grofen abfc^tpung, Hutn unö perberben gerat^en'%
fei, um ^an6el un6 (ßeu>erbe beffer in ^lor 5U bringen, 6er
pian gefaf t u>or6en, „ein neues 2TIunicipaIftabtß>efen 5U funbiren
un6 an5ulegen un6 bafelbft eine freie Haljrung, ^anöel unb
IDanöel 5U ftiften un6 aufsuric^ ten".
Die neue Stabt, 5U>tfcf/en HTünc^en unb Hymp^enbur^
angelegt, foU ben Hamen Karl ftabt füt^ren. 2^^^VV^^ f^Ö
fte 5U befonberer (£^r unb ^ier bie blaumeigen IPeden fuhren
bürfen, barin eine von pier Choren umfdjloffene, mit bem Kur*
^ut beberfte Burg, flanfiert burd} je einen golbenen mit Hubin
gefrönten £ött)en.
3n geiftlidjen unb meltlic^en Dingen foU bem ZITunisipiunt
alle unb jebe ^retljeit eingeräumt merben.
gutritt ftelpe offen jeber „Perfon oon c^riftfat^olifdjer ZXation,
meffen Canbes, Stanbes, Dignttat unb IDefens fie fonft fein
möge, fo nidjt ein öffentlicher ^einb ober ZTliffet^äter". ^^bzr*
mann fjat bas Hed^t, bort ^anbel unb IDanbel 5U treiben* IDer
£uft ^at, jic^ anfäffig 5U machen, erljält brei ober pier 3au(ijert
5ur ^offtatt unentgeltlid^, mu^ ftd/ aber perpflidjten, binnen brci
3a^ren nad) ber pom furfürftltc^en Bauamt porgefc^riebenen
I^ö^e, IDeite unb JTIanier fein (ßebdu auf5urid)ten ober u>enigftens
ben Bau ernftlidj ansufangen.
Dagegen foUen bie Bürger in ben erften 3a^ren „pon allen
unb jeben Canbtbefdjmdrben, orbinari unb extrasorbinari»Steuren,
2tnlagen, 2tuffdjlägen, (Einquartierungen, Serpifen, Peftungsbau
unb anbren bergleic^en £aft unb Contributionen exempt unb
gänslid} befreiet fein", audj für (Erteilung bes Bürgerrechtes feine
Jtusgaben traben. 2tus anbren Stäbten nad} Karlftabt sie^enben
Künftlern unb ^anbiperfern foll feinerlei Hadjfteuer auferlegt,
ebenfou>enig benjenigen, voddft Karlftabt mieber perlaffen mollen,
ein 2lb5uggelb abperlangt werben.
^anbel unb ©emerbe follen pöüig frei, fdfäblidje ZHonopoIe
unb anbere ber gemeinen Ha^rung, ©emerbfc^aft unb ^anbels»
frei^eit nadjtcilige ^mangsbebrücfungen nid/t gebulbet fein; bie
fünfte foIIen „nit 5U Unterbrücfung unb Huinirung bes gemeinen
IDefens" aufgeridjtet, fonbern es foII jebermann freigeftellt werben,
ob er in eine ^ixn^t eintreten moüe ober nic^t.
von Karl Cljeobor Qetgel. 337
„Da 6te (ßott geliebte 3wf^i5 ^^^ ftarcfe (ßrunöpefte eines ieöen
tPoI?I auf^ unö eingerichteten Staats, Regiments un6 gemainen
HJefens ift unb bleibet", foü 3ufti5« ün6 Poliseitpefen „auf einen
folc^en 4uf gefe^et tperöen , 5af einem jeben fdjieunig unö
unparteiifd} Hedjt un6 ^ilfe ot?ne 2tnfet?ung 5er Perfon ipiberfaljren
un6 ertljeilet merben möge".
über bas Staötregiment bleiben näljere Beftimmungen vov^
beljalten; bis 6ie Sta&t 5U i^rer pöüigen (ßröfe unö Jrequens
geipac^fen fei, follen obrigfeitlic^e 2tufjtd}t unb (ßeioalt stüifdjen
Sem furfürftlid/en ßoffammerrat unö 6em Canbridjter un6 PPegs=
abminiftrator 5U X)acf/au geteilt merben, bamit fte „in guter
©rbnung regieren unb barüber wadicrif ba^ bie SetDo^ner in
i^ren porgenannten Privilegien nidjt ge^inbert ober perfür5t
tperben".
Der Sdjiuf lautet : „gu Urf unb unb mehrerer X)erftd)erung
Ijaben wir biefes gegentpärtige Patent eigen^änbig unterfd}rieben
unb mit Unfrem 3nftegel befeftigt, aud} bamit es 5U ^^bet-
manns IDiffenfdjaft fomme, $um Drurf beförbern, publicirn'unb
überall affigiren laffen".
Die ganse Raffung bes Sc^riftftücfes lief midj, ipie gefagt,
vermuten, ba^ man es mit bem (Entwurf eines offisieüen Patents
$u t^un ^abe, menn idj auc^ u>eber ein amtltc^ ausgefertigtes
(Original, nodj einen Tlbbtvid aufsufinben, nod/ bei ber erften
f[üd)tigen Hadjforfdjung über bie Umftdnbe, tpeldje bas Projeft
fdjeitern machten, näheres in (Erfahrung 5U 5ie^en vermochte«
X?or fursem ^atte aber ^err Heidjsarc^iüaffeffor (Ebmunb
^rei^err oon (Defeie bie ©üte, mir aus bem Hadjlaf feines
Urgrof Daters , bes berühmten Herausgebers ber „Scriptores
Rerum Boicarum", ^eliy oon ®efele, ein Sdjriftftücf
mit5uteilen, bas mit jenem im ^oljenafdjauer 2trdjiDe gefunbenen
offenbar im engften gufammen^ang ftet?t.
€in Stiefbruber ^eliy von (Defeles, 3ot?ann 2tbam
Spatlf, ber ^7^0 furbayrifcljer ßoffammerrat ipurbe unb \770
5U 2Ttünd}en ftarb, fdjreibt am 25» ®f tober ^735 an einen
nidjt nä^er beseidjneten „^oc^gebornen Heic^sgrafen, Ijodfgenäbig
gebiettenben ßerrn". Hadj allgemeinen empfe^Ienben P^rafen
ge^t er auf bm eigentlichen ^vo^d ein: „♦ . »fo mirb ja mandjem
fe^r einfältig fdjeinen, bas idj benen übrigen fdjmadjtjeiten meines
lebens audj biefe noc^ bevgefeüe unb midj aberma^I unterfange,
€uer ßoc^gräflidjen (gycellens ^oc^e Staatsgefdjäfte in etipas 5U
unterbred/en unb 5U>ar mit unseittig unb otjnperlangter bey»
tragüng eines fd}Iec^ten ftains 5U bem gnebigft por»
Ijabenten gebäu ber Zleüen Carlftatt, ba idj boc^ aufer
3ai)tbttc^ f Ar mand^ner (Sefd^. II. 22
538 t)as projeft ber (Srunbung einer Stabt „Kariflabt"
Ceutfc^Ianö fein geringes Bauern^üttlein, gefc^tpcigens 6enn eine
gan^e IDelt in einer Statt beylammen 5U fedjen Sie IHittel un6
gelegen^eit iemal^Ien geljabt Ifabz un6 pielleic^t in meinem Patter»
lanb felbften nod^ Ijin un6 U)ie6er als ein Peregrinus in Israel
angefe^en werben berffte :c."
2tuf 5en erften Blicf fteljt man, 6af 6as (Driginalfc^retben
b^s ^oijann Späiii bie nämlichen Scf/rift5Üge aufmeift, u>ie
ber oben befprod/ene (Enttpurf. Bei bm IDorten „beytragung
eines fdjiedjten ftains 2c. " ift ein 2tIIegicrungsftric^ angebracht.
2tuc^ bie im Sdjluffa^ enttjaltene 2tnfpielung ift, wenn man bie
beiben Sdjriftftücfe sufammenljält, unperfennbar: ber Perfajfer
entfdjulbigt ftd}, baf er, ber nidjt oiele frembe Stäbte fennen ge--
lernt Ijabe, fidj anmaf en ipolle, für bzxx Jtuf fc^rpung einer neuen
Stabt nü^Iidje X?orf(^riften aufsufteüen.
Die im (Entwurf erwdfjnten „ie50 aberma^Is in bas ^I.
Hömifc^e Heidj eingeriffene Derberblidje Kriegsläuffte" besiegen
fxdf auf ben polnifdjen ttljronfolgefrieg, an weldjem Bayern 5war
nidjt' unmittelbar teilnatjm, ber aber ftarfe Lüftungen notwenbig
mad}te unb b^n Durdjmarfdj ber Huffen burc^ bie (Dberpfals
unb mandjerlei Kriegsbrangfal im ©efolge IfatU.
Kein Zweifel: ber (Entwurf 5um Stabtredjt pon HatU
ftabt ift nur eine Pfeantafteleiftung unb nur eine Pripatarbeit
Spätljs, bie er mit bem Begleitfdjreiben pom 25. ®f tober ^735
bem (ßrafen 2Xla^ (Emanuel pon Preyfing, (Dberftftall^^
meifter unb Konferensminifter bts Kurfürften, in Porlage btadjU.
3mmerljin erljeUt aber aus bem Begleitfdjreiben, ba^ bas
Projeft „ber neuen Karl ftatt" tljatfädjiidj beftanb, ja es liefen
ftdj noc^ anbere geugniffe auffinben 5um Beweife, ba'^ wenigftens
ein 2tnfang gemadjt würbe, bin pian ins IDerf 5U fe^en.
Befanntlic^ war Hvmpljenburg ber £ieblingsaufentljalt
bes Kurfürften KarI2tIbert. (£r lief im Parf 5U (£^ren feiner
(ßemal}lin bie 2tmalienburg, eine ber glücflidjften Sdjöpfungen
bes Hofofo, auffüljren, an ben 2TtitteIbau bas Sdjioffes ^lügel«
bauten anfügen, bzn Kanal nad} Heul?aufen bis in bie Hät^e
bas furfürftlidjen 35gerl}aufe5 anlegen* 3" ^^"} ^<^^ ZHeilen im
Umfang meffenben Cierparf würben grof e pärforcejagben per*
anftaltet, für bie Heine 3^g^ tot fidj reidje Beute im (ßet^öls, bas
bie fransöfifdjen Blumenanlagen einljegte. Der pielgereifte PöII«
ni^ perftdjert, an Prad]t unb ©efc^macf wetteifere Hympl?en»
bürg mit Perfqilles, fein beutfdjer Parf fSnne bamit per»
glichen werben, iiljnlidjes £ob sollt ber 2Jeifenbe Keysler, .ber
im 3^^^^ 1^29 Bayern befudjte, ber Sommerreftbens Karl
2tlberts^
von Karl (Elieobor ^etgcl. 33^
3n Keyslers Sc^iI6erung tDtr6 nun aucfj ermähnt; 6er
Kurfürft beabftdjtige , (ßarten unb ^dufer, jeöes Don befonberer
Bauart, 5tt)ifdjen Hympljenburg un5 ZTlündjen ansulegen,
5U nidjt geringem Deröruf 6er Bepölferung ZTTünc^ens, meldje
Surij 6ie neue Sdjöpfung öes Kurfürften überflügelt 5U merben
beforge.
2ludj urfunbUdje TXadtitxdikn über bte geplante Zlnlage liefen
ftdj auffpüren, freilidj nur von fet^r bürftiger Hatur*
3n einem im föniglid/en 'Kreisardjip ZlTüncf/en oerma^rten
Sdjriftftücf Dom 20. Hooember ^729 ift Don einem ®bjeft „in
ber fogenannten Karlftatt 5U Hymp^enburg" bie Hebe» ^n
einem anbern Itrdjipale 00m 3^^*^^ U^^ ^^^^ ^i^ 2tus5eigung
eines Planes 5U Karlsburg bel?anbelt, ber bem Stuffator
©eorg ^incf^ unb bem ITtaurer 2Tti(^aeI VxetUiex 5ur
(Erbauung eines ^aufes überlaffen ipirb, ipeil bes Kurfürften
3ntention bat?in get?e, Karlsburg mit ^dusli(^en IDo^nungen
5u befe^en.
ZHe^r £idjt perbreitet ein an bie £anbfd}aft geridjtetes Unter»
ftü^ungsgefuc^ bes „^offontrolors" ^rans C^tiftop^ ^ieber.
3n bem nidjt batierten, jebenfalls smifc^en ^7^5 — ^776
ausgeftellten S(^riftftücf fe^t ber ©efuc^fteller auseinanber, er ifabt
ftc^ auf „pielfaltiges unb heftiges" einbringen tpeilanb Caroli VIL
animieren unb bereben laffen, mit 2tufne^mung einer fonpberablen
Summe ©elbes auf einem i^m pon ber furfürftlidjen Scfjmaige
geometrice tjintangemeffenen unb brei tTagmerf in fi4 begreifenben
(ßrunb, ben it?mi£arl 2tlbert gefdjenft Ijatte, „bie allererfte
Be^aufung in bero bafelbft neu ansulegen por«*
gehabten Statt Carlftatt" 5U erbauen; 5U befferem 2tuf»
fommen Ijabe ber Kurfürft auc^ mittels Defrets pom ^5. 3^"^^^
^730 iljm unb feinen Xiadtitomrmn auf jener Bel?aufung eine
Caferngerec^tigfeit nebft einer Bäcferftatt jure reali für je^t unb
aüeseit perlietyen*).
Da ^ran5 (tfjriftopt? ^ieber (ßoff ontrolor , fpater ^of*
f ammerrat, geftorben \776) in smeiter (c^e mit Klara ©efele,
Sdjmefter bes ^eliy pon ©efele, permd^It war, lief fidj ^offen,
*) 3" ^ttter Urfunbe 00m 27» 3anuar 1730, burc^ ipeld^e bte Per*
leti^ung ber Caferngered^tigfett jc. befannt ^t<^ehen würbe, unb tpelc^e jtd?
nod? Ijeutc im Bcfifte ber (Eigentümer ber Saftipirtfc^aft „jum Kontrolor"
beftnbet, tpirb bte £age ber Beljaufung näljcr bejetdjnct, „lueld^e gegen
Sonnenuntergang an bie bafelbftige ilUee, gegen Ittittag an amen 3U Unfrcr
Sd^roatg Hvmpljenburg get^örigen 2lcfljer, gegen nibergang an Unfres <£am»
merers unb Ptceobriften Staümaijler Baron oon irTayrljofers gepäu nnb
gartten, gegen IRttternac^t aber an atnen 5U ermelt Unfrer Sd^matg get{örtgen
tPiggrunbt lieget".
22*
3^0 X^as projeft ber (ßrünbung einer Stobt „'Katl^aht'* v, K. Cljeob. Qei^eL
6af fic^ ineüctc^t im litterartfc^en Ilac^Iaf 6es ^tftorifers, 6ejfen
Verausgabe 6er Urenfel foeben porbereitet, no4 «in weiterer
Jin^altspunft finden voexbe, unö 6iefe (Ertpartung n>ur6e ntdjt
betrogen.
3n einem fransSftfc^en Briefe ^iebers aus Cic^tenberg
pom ^8. 3um \75\ an feinen gelet?rten ^errn Petter Ijeift es:
„(£s ift tpaljr, 6af idj mir nidjt menig auf bie (£^re einbilöe,
bie mir ber Kurfürft 5U ermeifen geruljte besügüc^ meines ^aufes
in Cariftatt; xd) bin entsutft, ba^ in bemfelben ein ZHeifterftücf
3t?res ©eiftes, fei es in Derfen ober in Profa, in ZHarmor per=
emigt fein tpirb, 3ur 2Ineiferung für meine Had/fommen, bamit
jte pdj beftrebeu; jtc^ nodj me^r Hu^m burdj it?r Derbienft 3U
ertt>erben".
(Ein (Eintrag im tEagebud/ ©efeles Hart uns über bie
Zlnfpielung ^iebers auf. (Es Ijanbelt fic^ um eine 3"f<^^^f*/
ipeldje an ber neuen Bet^aufung ßiebers angebrad^t merben foll.
2Im 2^.3^"^^^ 1^32 tpurben bie IDorte pon (Defeie fertig
geftellt. Der 3ntjalt befagt, ba^ am 3^. JTtärs \728 Kurfürft
Karl 2IIbert unb JTIaria 2tmalia mit ^Sdjfteigenen Rauben
;,5U biefem ^aufe unb bamit 5ur neuen Stabt Karl-
ftabt" ben (ßrunbftein gelegt ^aben, was bie Beft^er, ^rans
^ieber unb feine (Ehefrau Karoline be pieffis, bie erften
Bürger pon Karl ftabt, ber Hadjmelt überliefern tPoUen.
Xlai) ®ef eles Eingabe wäre bie ZITarmortafel, weld/e biefe
3nfd)rift aufnaljm, offen an ber JTlauer bes ^aufes angebracht
tporben. Cro^ forgfditiger Zcad/forfdiung permodjte id} aber nic^t
5U entbecfen, wo^in „bas erfteDenfmal ber neuen Stabt" geraten ift.
Die „neue Stabt" felbft ift in ben itnfängen ftecfen geblieben,
gtpar ift ber 5U geiten Karl2tlberts mit ^elb unb IDalb
bebedte Haum swifdjen Itynap^enburg unb^ünc^en ^eute
nat?e5U pollftänbig mit Beljaufungen überbecft, allein bie Beforgnis
ber Bewohner ber furbayrifdjen ^auptftabt war unbegrünbet:
es fmb ZRün d)ens Strafen, bie fid) immer weiter gegen bas
Cuftfdjiof ber fd)5nen 2tbel^eib pon Sapoyen ausbeljnen, unb
nidjt „Kariftäbter"; fonbern ZlTünc^ener sedjen ^eute in
bidjten Scharen beim „Kontrolor".
/^^
3IIfiubatnu]§ (!25arfifltu]§)j
ein toftiiäfcv (Dnentaliß am bem ^chiclfnten 3aifv1fmbcvt^
unb feine »egie^^ungen ju JHiin^^en.
Ton
Xucian Scbcrmam
*
ZTTan liat fid? mit Sec^t batan gemS^nt, bei Beurteilung
6es geiftigen Perfe^rs irgenö eines tanbts o6er einer Sta6t nidjt
bas alleinige 2tugenmerf auf 6ie ftetigeu (Einrid/tungen öafelbft
un6 ebenfo ausfd^Iiefltd) auf 6ie bort b etyeimat et en Vertreter
pon Kunft unb HJiffenfdjaft 5U ridjten, fonbern behufs (Erlangung
eines pielfettigeren Hefultats auc^ biejenigen ^eroorftedjenben
ZHomente in ben Kreis eingebender Unterfuc^ungen tyereinsu^
5te^en, meldje eine unmittelbare (Einmirfung nur Dert?altnis=
mäfig furse geit bet^atigen fonnten. 3" folc^em Sinne finb
5. B. aud^ bie in biefem ^ativbndi^ entljaltcnen 2tb^anblungen
ber Herausgeber über 2tegibius 2tlbertinus unb bie fransöftfc^en
Sd/aufpieler am bayrifcljen ^ofe entftanben, meiere bie fulturelle
(gnttt)icfelung ZlTünc^ens von neuen, nic^t 5U unterf<fjd^enben
<0eftdjtspun!ten aus beleuchten*
2tuf einem bem atjnlidjen, tpenn auc^ fpesielleren (ßebiete
bemegt fidj ber folgenbe anfprud/slofe 2tuffafy, weldjer $ur
Cebensgefdjic^te eines je^t faum* bem Hamen nac^ bekannten
©rientaliften €rgdn$ungen bringt, bie gerabe an biefer Stelle
nic^t allein best?alb, u>eil fte fic^ auf bisF/er nidjt befannt
geworbene Urfunben ftü^en, fonbern meit meljr in Berücf»
pdjtigung it?rer lofalen Besugna^me auf ZHündjen i^ren pla^
finben mögen.
3^2 ^(bubacnus (53arbatus)
Unter öenjenigcn Drudtpcrfcn über orientaltfc^e Sprache unb
Kulturgefdjidjte, meldje fc^on 6urc^ tt?re relattp frü^e (Entfte^ungs*
5cit bas 3ntereffe aller, n>elcf/e bte Cntirirfelung 6iefer Stubten mit
Dorliebe perfolgen, in Jlnfpruc^ 5U nehmen geeignet ftn6, befinöen
jtc^ 5n>ei Schriften oon nic^t bebeutenSem Umfange , tpeldje als
Perfaffer „Josephus Barbatus" ober auc^ „Josephus
AbudacnusMemphiticus, Linguarum Orientali um
Professor" nennen; bte eine, „Speculum Hebraicum", ^6^5 in
£5u>en, bte anbere, „Historia Jacobitarum etc.", suerft \675 in
®jforb peröffentlidjt» IDenn ipir über ben 2tutor berfelben bie
altere ensyHopäbifc^e Citteratur — bie moberne lagt uns faft gans
im Stidj — 5u Hate sieljen, fo begegnet uns eine ^ülle fic^ tDtber==
fpre^enber (EinseKjeiten , abgefe^en bavon, baf auc^ fämtlic^e
Perfonalangaben sufammengenommen pon feinem Cebenslaufe
fein auc^ nur einigermaßen pollfommenes Bilb enttperfen.
Sc^on bie oben ermähnte Duplijitat bes Hamens, bie i^re
einfad}e (Erfldrung barin finbet, ba^ Barbatus, „ber Bärtige",
bie lateinifc^e IDiebergabe bes arabifdjen Wovks Abuddakn
(iDursel /.vJiÖ) ;^X)ater bes Bartes" ift*), ^at 5U manchen
3rrtümern perleitet. So nennt (ßeorg Könige Josephus
Abudanus als Perfaffer ber „(Sefdjid/te ber Kopten", u?äljrenb
er einem Joh. Barbatus bas „Speculum Hebraicum" 5uerteilt.
Diefe Korrumpierung bes IDortes Abudacnus 5U Abudanus,
bie übrigens pon Kon ig audj anbere, 5. B. ^ebUt^ über*
nommen Ijaben, ^at bei (£Ij. ^enbreic^^ fogar 5ur Dreiteilung
unferes Abudacnus in einen Abudanus, Abudacnus unb Bar-
batus gefütyrt»
(ßeboren ift er in Kairo als foptifc^er C^rift; baf er ftc^
ftets als „Arabs" beseidjnet, ^at man baburdj 5U erhären, ba^ bas
Zlrabifdje ftd) alsSd)riftfprac^e bei ben Kopten, meldje pom fiebenten
bis 5um fedjse^nten 3^l?tt?unbert unter arabifc^er ^errfdjaft ftanben,
bereits feit bem 5eljnten 3^^^^wnbert (Eingang perfdjafft ^at.
Das von xifm perfafte /^8 ^oliofeiten umfaffenbe Ijebräifc^=*
lateinifc^e Ceytfon : SPEC VLVM | HEBR AICVM, | Q VO | Omnium
omninö radicum Hebraearum , praecipuo- | rümque inde deriua-
torum significata , facili me- 1 thodo est intueri. | AVCTORE |
JOSEPHO BARBATO, | MEMPHITICO, | LINGVARVM
ORIENTALIVM | PROFESSORE. | LOVANII, | In Officinä
*) Wiv bcljalten bie in!orre!te CransfFriptton „Abudacnus'' tjier
bei, ^a jie bem allgemetnen X)erjiänbniffe feinen (Eintrag ifyit unb burc^
einen jat^rljunbertelangen (5ebrau4 geiPtjjermagen gerechtfertigt ift.
von incxan Sc^erman. 3^3
Typographica GERARDI RIVII. | AN. CID. IOC. XV. | Cum
Gratia et Priuilegio* interefftert burc^ feine 2tnlage. Diefelbe ift
tabellenartig; öaoon ausge^enö, 6a§ 6ie ^ebräifc^e wie 6ie übrigen
femitifc^en Sprachen im allgemeinen nur breiraöifalige It)ur$eln
beft^en, ift für je einen 2tnfangsbud)ftaben eine Doppelfeite burd^
Don oben un6 oon feittDärts gefüljrte 2tbteilungen, beren gal^I
jener 6er ^ebraifc^en Buc^ftaben entfprid)t, in Quaörate eingeteilt,
Don öenen jebes 6ie lateinifc^e Uberfe^ung öes öurdj basfelbe
beftimmten ^ebräifc^en IDortes angiebt, unb iwav erljält.man
6as $u irgenb einem IDorte gel?6rige Quabrat in ber Pereinigung
ber Don oben ausgefjenben 31eilreif?e, wddft für ben stoeiten, unb
ber pon feittDärts ausge^enben, roelc^e für ben legten Habifal
beftimmt ift. Die wenigen Diern:)ur5ligen IDörter fmb auf bem
5um Jtnfangsbud^ftaben gehörigen Blatte gefonbert angegeben,
tDä^renb bie $a)eirabifaligen in ber oberften Kei^e bes stoeiten
Bud^ftabens 5U pnben fmb, tDoburc^ aüerbings eine f leine Un^
beutlic^feit entfteljt.
Pon tpeit größerer Bebeutung für i^re ^zxi wat bie Schrift :
HISTORIA I JACOBITARVM, | SEU|COPTORUM, | InAegypto,
Lybia, Nubia, \ Aethiopia tota et parte Cypri \ Insulae habi-
tantium. | Opera Josephi Abudacni^ seu | Barbati, nati Memphis
Aegypti I Metropoli. | OXONII, | E THE ATRO SCELDONIANO
I Anno Dom. M.D.C.L.XXV. ^ 3n itjren 73 Seiten [\2 ^) giebt
fte nidjt bem ©tel entfprec^enb eine ®efd)id)te ber Kopten, fonbern
oielme^r eine Darfteüung ifjrer Sitten unb firdjiidjen (ginridjtungen.
2tuf i^ren 3n^alt unb xlfc Perljältnis 5U neueren ^orfc^ungen
einsugefjen, fann ^ier nic^t angängig erfc^einen; es genügt ber
PertDeis auf bie inftruftipen 2trtifel über „Kopten" unb „Koptifc^e
Sprache unb £itteratur" oon Cubtpig Stern in ber€rfclj unb
©ruberfdjen €n5Y!Iopäbie (\886). — Das IDerf ift 5U einer ^eit
peröffentlidjt tporben, in tpeldjer, wie ipir tpeiter unten fe^en
tperben, Abudacnus längft nic^t meljr in ®yforb, tpo er feit
ettt)a \603 le^renb peripeilte ^, ftc^ auffjielt unb überijaupt nidjt
me^r am £eben ipar. Die 2tusgabe ift Pon einer Porrebe begleitet,
als beren Perfaffer tEen5en tpo^l nidjt mit Unredjt ben ®yf orber
23ifcIjof 3o^n ^ell permutet (geftorben 11686); benn biefer ^atte
feit \^6\ bie (Seujo^n^eit, aüjä^rlidj an bie Uniperjttätsftubenten
in ©jforb ein auf feine Koften gcbructtes Budj 5U perteilen, bas
er bann mit 2tnmerfungen unb einer Porrebe ober bergleid)en
gufä^en perfa^.
3n biefer Praefatio nun tpirb Josephus Abudacnus
als ein ZtTann pon geringerer litterarifc^er Bebeutung, babei
aber pon grofer Kenntnis feiner paterlänbifc^en ©efc^ic^te fjin*
3^ij( Tlhnbacnns (Barbattts)
geftellt®. ^zbod) ftnöett ftc^ and) allfetttger anerfennenöe Urteile
über iljn; por allem pretft Erycus Puteanus (Van de Putte)
in einem feiner Briefe bas IDiffen 6es Barbatus, welc^r bet
C6u)ener Uniperfttdt unb 6em Staate von Ijo^em Hu^n fei ^ ;
an iljn anfnüpfenb Ijat bann audj (0, ^. IDelfdf 6ie (Erfahrung
unb ©ele^rfamfeit bes Barbatus gerühmt ^^ Unter 6en tmffen*
fc^aftlic^en ©rSfen feiner geit nennt iljn ferner 2tbralpam
Scultetus, u)elc^er als Begleiter ^riebridjs 6es fünften,
Kurffirften üon 6erPfal5, 6er im3^^^^^ 16^3 (Elifabet^ Stuart,
Wettodjter 3ö'oI^5 !•/ ^iratete, nac^ (England reifte un6 \6\2
in Conbon audj 6en ,Josephus Barbatus, aus Ztlempljis in
Jtegypten gebürtig, feiner Äeligion nac^ ein Kopte, Profeffot
6er arabifdjen Sprache in ®yfor6", fennen lernte".
Übrigens ift 6em Abudacnus pon einer Seite fogar bas
Sedjt, fic^ Profeffor in ®yfor6 un6 £ou)en $u nennen, beftritten
u>or6en. 3* ^* ZHosljeim^* Ijebt Ijeroor, 6af ein Ce^rftuljl
für arabifdje Sprache in ®yfor6 erft im 3^^^^ 1^36 erridjtet
U)or6en, un6 folgert 6araus, 6af Abudacnus, 6em nur 6ie
(Erteilung pon Unterridjt im 2trabifc^en in ®yfor6 geftattet ti>or6en
fei, {xdi fjier un6 in äfjnlic^er lÖeife ie6enfalls auc^ in CSwen
6en ttitel eines Uniüerjttätsprofeffors angemaf t Ijabe (hominem
iusto, ut solent Syri et Aegyptii, arrogantiorem , Professoris
Lovaniensis sibi temere sumsisse). €s ift immerijin mSglidj,
6af er in ®yfor6 nur eine 2trt „readership" innehatte — 6ie
Fasti Oxonienses führen iljn unter 6er 2lbteilung „Incorporations"
auf — obvooiil bann feine fonfequente 2trt, fidtf als „omnium
linguarum orientalium professor in alma Universitate Oxoniensi"
5U beseidjnen, BefremSen erregen un6 an eine gera6e bei 6em
Profefforentitel noc^ je^t audj in unferem beutfdjen X)aterlan6e
nidjt unbeliebte Znet^o6e gemahnen muf . itljnlidj mag es
fidj audj mit feinem Berufe in Cöu)en perljalten Ijaben; menn
auc^ Puteanus 6en Hu^en, 6en er 6er 2tfa6emie gebradjt,
befon6ers betont, fo fallt 6odj 6a5 ^e^Ien feines Hamens in 6en
Athenae Belgicae 6es Franc. Sweert, in 6en Fasti Academici
Lovanienses un6 6er Bibliotheca Belgica 6es Val. Andreae
gera6e nic^t 5U feinen ©unften in 6ie U)agfdjale. ^alls er aber
audj u)irflic^ nur eine 2tct u>iffenfc^aftli(^er Ceftorenftelle beflei6et
Ijat, fo fc^eint er 6ennoc^ in 6iefem feinen 2tmte ftc^ 6as Per*
6ienft Ijoljer 2tnerfennung erujorben 5U ^aben. So ift feine
obenerwähnte Schrift über 6ie Kopten ^•, 6a fie feljr baf6 per»
griffen un6 in Katalogen nur um einen feljr Ijo^en Preis an»
geboten wax^\ im 3^^^^ ^^33 mit pielfac^en g^fd^en pon
30. ^einr. a Seelen in Cubecf neu herausgegeben mor6en;
t?on %nc\an Sc^emtan. 3^5
in einer Dorrcöc bringt ötefer niedreres, was über Abudacnus
berichtet tDorben, tnbem er auf er ftanöe 5U fein erfidrt, genauere
Mitteilungen über feine perfon 5U geben. 2tn 6er ^iejtgen IgL ^of»
un6 Staatsbibliot^ef liegt übrigens 6er erfte Drucf üom 3^^^^
^675 in smei (Exemplaren auf, üon 6enen 6as fpätere in groferem
^Jormate, fonft aber mit Jtusna^me unbe6euten6fter Kleinigfeiten
DöUig mit 6em an6eren übereinftimmen6, in 6en Cod. arab. 924
mit 6er ebenfalls ge6rucften „Matthiae Wasmuth Holsati Gram-
matica Arabica, Amstelodami 1654" un6 6er ^an6fdjrifllidjen
„Grammaire Arabe de P^tis. Premiere Partie appellee Sirf et
Tasrif" 5ufammengebun6en ift. Dann erfdjien in CeY6en \H0 *^
eine 6rilte (in ZlTündjen nidjt por^an6ene) itusgabe pon Siege»
bert Qaüercamp, 6er 6ie 2tnmerfungen, meiere 3» Hicolai
5U 5U)öIf Kapiteln 6es Abudacnus gegeben ^atte, beifügte,
u>ä^ren6 „Carl ^einric^ Crommlers | 2lbbiI6ung | 6er J
3cicobitif4en | 06er | Coptifc^en Kirche, | ZHit u)aljr^aften Ur*
fun6en erläutert | un6 beriefen, |- Ztebft einem furzen 2tn^ang |
Don 6er | gefudjten Pereinigung 6er päbfllic^en Kird^e | mit 6er
Coptifd^en, | Un6 einer Porre6e | 3o^- ©eorg IDaldEjs. | ^^na,
perlegts 3o^- ^rie6ric^ Hitter, \7^9." | 6ie 2trbeit 6e5 Barbatus
nic^t überfe^t, fon6ern nur geu>iffermafen als wic^ligfte ©run6^
läge Dern)ertet ^^, „u)eil 6emfelben, 6a er felbft ein Copte geu)efen
un6 in feiner (Erse^Iung ein aufrichtiges (Semüt^ 5U erfennen
gegeben, am meiften 5U trauen ift." . . . „Pon fo einem ZHann,
6er 6en ^^P^^^ M"^^ Kirche, in 6er er er50gen un6 gebo^ren
ift, fennet, fann man nic^t fo leidjte Unwa^rfjeiten ernjarten.
n?ir mögen auf alle Blätter feljen, fo leudjtet überall eine un^
gemeine Ke6Iic^feit Ijeroor, un6 xoxt getrauen uns in feinem
gan5en 2tuffa5 feine Ztusnafjme 5U machen* Der oon ifjm an^
gegebene Urfprung feiner Kirche, 6en er pon 6em (Erjpater 3^cob
^erfdjreibt, ift ^bzn nidjt einer ^Jalfdjljeit, fon6ern einer €r$ä^Iung
5U5ufc^reiben , 6ie ifjm oljne ^meifel feine Cefjrer beygebrac^t
Ifaben. IDas wir alfo nodj' etwa DoIIftän6iges oon 6en Copten
bejl^en, 6as fjaben wie gröstentljeils 6iefem 5U 6anfen/' Die
oben erujä^nte Seelenfc^e 2tusgabe pom ^dljxe ^733 fennt
Crom ml er nic^t; aud^ in i^r begegnet uns (p. XXVII f.) eine
ähnliche It)ür6igung 6es Abudacnus: „Etsi itaque non desint
alii auctores Jacobitarum notitiae copiosiori comparandae in-
servientes .... haud spernendus tamen etiam est Abudacnus,
quippe quem et brevitas et perspicuitas et rerum comme-
morabilium relatio facile commendant. Quam laudem forte
non omnino adiment errores nonnuUi , ob quos interdum cen-
suram est promeritus. In rebus saltem Jacöbitarum recentioribus
3^6 2(bnbanitts (Barbatns)
fide haud inidonea scribere potuit, cum ipse ex ea regione,
in qua vivunt Jacobitae, ortum traxerit. Quare non sola raritas
ad hanc Jacobitarum Historiam renovandam me impulit." —
iluc^ engltfdje Übertragungen 6er ,,Historia" besAbudacnus
ujerben genannt, es ift mir aber nidjt gelungen, eine berfelben
5U erfjalten; fo pon €6. 5 abier, Conbon ^692 nadj 6er 2tngabe
IDatts^', un6 von €. 5. Bart, 6eren sroeite 2tusgabe (Con6on
\693) £u6u>ig Stern sitiert*®.
Von unge6rucften IDerfen 6e5 Abudacnus ift nichts
befannt als ein arabifc^ gefcf(riebenes „CompendiumGram-
maticae i\rabicae" üom 3afjre ^620, welches jtc^ in VDun
befin6et*^ ^nwxewdt 6ie 2ln(iabe Woods: „he hath written
one or more things in that (i. e. Arabian) language, which
were acceptable to the learners of it" ^® in 6iefer Besieljung 5U
iiypotlizii^iltn (Ergän5ungen berecf)tigt, muf 6aI?ingefteIIt bleiben.
3ß6enfall5, lüeil Abudacnus 6as „Speculum He-
braicum" perfaft Ijat, fdjien es 3- ^^^- IDoIf** un6 nadj
feinem Porgange audj mandj^n an6ern^^ naije 5U liegen, 6af
i^m audj 6ie „Sylva Radicum Hebraearum", u>eld)e 5U
Paris H622 als 2tn^ang 5U Hobert Beüarmins „Institu-
tiones linguae Hebraicae" mit 6em §n^ai^t „Autore J. B. M.
e Societate Jesu" erfdjien, sujufc^reiben märe. €s fteljt aber
6urdj an6ertt)eitige fiebere Hadfjridjten feft, 6af 6iefe Permutung
5urücf$uu>eifen ift; nadj 6en suoerlaffigen eingaben bei Bad er ^^
ift 6ie „Sylva Radicum" 6urc^ ein Perfel^en 6es Drucfers unter 6em
Hamen 6es 34uiten Jean Baptiste Martignac (geftorben
11627) erfc^ienen, ^at aber 5um eigentlidjen Perf affer 6en Pater
Nicol. Riqueil (geftorben 16^3). Überhaupt Ijalte xdi 6ie
r>on einigen ftc^erlic^ auf 6ie IDoIffc^e 2tngabe f|in gebrad)te
Hotis, 6ag Abudacnus a)ä^ren6 feines 2tufentfjaltes in töwm
in 6en 3^f^it^"^^^^" eingetreten märe, für ntcf)t ma^rfc^einlic^,
6a fein Hame meines IDiffens in feiner jefuitifdjen Bibliograpljie ^*
genannt ift un6 audj feine unten mitgeteilten Briefe feinen 6arauf
be5üglidjen S^f?^ aufmeifen, obmo^I ein foldjer am bayrifc^en,
u?ie am polnifdjen ^ofe nur ^älte nü^en fönnen. Cro^6em ift
aus 6iefer Ztnnafjme il?m t>on feiten eines Beurteilers, 6er fid^
6amit als fanatifc^er (ßegner 6er 3^fw^t^" befennt, eine I^erab^^
fe^en6e Kritif feiner fonft immer gelobten „Historia" erwacfjfen,
in6em aus 6er ein5igen tt^atfac^e, 6af er fd^Iief lidj in 6en ®r6en
eingetreten märe, feine (ßlauba>är6igfeit in ein 5tt)eifel^aftes Cidjt
geftellt mir6 ^*.
IDir gelangen nun 5ur Ztlitteilung un6Befprec^*
ung 6erjenigen 2tftenflücf e, roeldje uns oon einem
t?on £itctan Sd^etmaru 3^7
längeren 2tufentljalte öes Josephus Barbatus in
ZlTünc^en un6 feiner Unterftü^ung pon feiten 6es
^er5095 pon Bayern Hadjric^t geben. 3^ tjiejtgen
fgl. Kreisard^tpe *® befinben fidj 6rei Briefe 6es Barbatus
unb bamit 5ufammentjän9en6 ein (Empfeljlungsbrief öes ^ersogs
ZITayimilian I. pon Bayern an 6en König Sigis^*
munö III. Don Polen; nur bas legiere Sdjreiben ift genau
öatierl, 6ie übrigen tragen bas allgemeinere pon 6er ilrc^ip^
peru)altung bemerfte Datum „\6\8" unb ftnb auc^ fdmtlic^ tpoljl
aus öiefem ^ai}U. Der erfte ^ier su eru)aljnen6e Brief (Beilage I)
ift pon Con>en aus an 6en Bifdjof pon IDürsburg unb
Bamberg (polj. ©ottfr. pon 2tfc^^aufen) gerichtet unb fuc^l
6ie weitere (cmpfeljlung pon Ijier an 6en^er5og ZTtayimilian
nac^. Josephus^ Barbatus — mit biefem lateinifc^en Hamen
unter5eidjnet er fidf in 6en porliegenben Briefen flets — beruft
fxdj barin auf feine bischerigen £eIjrerfoIge in £öu)en; im Caufe
ber legten ^vozi ZITonate Ijabe er Ijier brei tjebräifc^e Sprad^furfe
mit angefeljenen Perfonen aus bem geiftlic^en unb u)eltlic^en
Staube abgeljalten unb feine Schüler binnen 5u?ei bis brei IDodjen
fo weit geförbert; baf fie bie ganse Ijeilige Schrift aus5ulegen
im ftanbe wären^ 3^^* ^^^^ ^^ö^ ^^ ^^^ Uniperfttät perlaffen,
um nac^ Hlünc^en ober 3^S^^ft^^* 5^ ge^en; an b^n
Kaifer ^erbinanb bep^e er ^voax pom ^erjog illbredjt
(Empfeljlungsbriefe, fönne aber infolge ber friegerifc^en Unruljen
feinen (ßebrauc^ pon i^nen mad^en. Desljalb nun erbitte er
aufs bringenbfte, ba^ ber Bifc^of in IDürbigung bes Umftanbes,
ba^ ^rembe feiner 2Irt ftets auf bie ^Jreigebigfeit unb ^ürfprac^e
ber ©rofen angewiefen wären, i^n an ben ^er5og Pon
Bayern empfehle.
Das Bittfc^reiben an ben Qer$og felbft (Beilage II) begrünbet
Barbatus mit bem Qinweife, baf er, nac^bem er an ben Uni»
perfitäten pon ®yforb unb £öwen wä^renb meljrerer 3^^^^
öffentlich bie orientalifc^en Spradjen gelehrt, beabfidjtige, nac^
feiner ägyptifc^en ^eimat surüctsufeljren. Um bie Ijiefür erforber»
lidjen ©elbmittel, bie il?m mangelten, auf5ubringen, I)ätte er fic^
ftets um bie Perwenbung pon Königen unb dürften bemüfjt unb
bementfprec^enb aud^ ben Bifc^of Pon IDürsburg unb
Bamberg um eine (Empfetjlung an ben Serenissimus angegangen.
€r erfuc^e biefen um eine Unterftu^ung; pielleidjt ba^ er i^m
geftatte, ein ober 5wei ZHonate auf ber Bibliotljef 5U arbeiten;
biefe Ijabe er fc^on burdjmuftert, unb Pon il?m feien bie Citel
einiger unbefannter orientalifc^er XDerfe bem Bibliot^efar an*
gegeben worben. itnbernfalls aber möge ber ^er50g i^m bie
3^8 Tlhnbacnns (Barbatus)
(ßuttft crwetfcn, i^n tpetter an 6en Katfer 5U empfehlen, tote
bks audj fc^on ^ersog 2tlbredjt, bei roelc^em er 5U)et 3^^^^
5Ugebta4t ^ätte, get^an.
2tuf 6er 2luf enfeite btefes Briefes finöet fic^ 6er (Erleöigungs^'
permerf pon fetten 6er ^offammer (pom 6. Horember \6\S),
ans tDelc^em ^erporgel^t, 6af 6em Barbatus Ptersig (BuI6en
gefc^enft u)or6en jtn6. Vk ^oßa^Iamtsrec^nung Dom^aljre ^6^8
entljält andi einen entfprec^en6en Permerf*).
Der sroeite ebenfalls an 6en ^ersog geridjtete Brief (Beilage III),
meldjer u)O^I nur 6urc^ eine furse ^rift von 6em erftermä^nten
getrennt ift, betont im (Eingang tt>ie6erum 6ie Cage 6er ^rem6en,
ujeldje, mie an i^m fdjon in einer langen Sei^e pon 3^^?^^^
flar geu)or6en fei, pon 6er (ßüte 6er ßod^geftellten ftc^ erljalten
müßten. So erfuc^e er je^t auc^ 6en 4^^5^9<: ^^ m5q,e ftc^ für
i^n beim König pon Polen in 6em Sinne pertpen6en, 6af 6iefer
i^m entu)e6er ein 2tmt geu)a^re, in u)elc^em er feine Kenntniffe
im Orfifc^en un6 in 6en an6ern orientalifc^en Sprachen per^
tperten fönne, 06er 6odj il?n «weiter an gefronte ^äupter empfehle,
6amit iljm auf 6iefe IDeife 6ie ^eimfefjr über Konftantinopel
ermöglidjt u)ür6e*
2tud? 6iefes (ßefucjj blieb nic^t o^ne (Erfolg. ^ er 50g
ZITafimilian fertigte am 6. Xtopember \6\8 ein Schreiben an
6en Konig pon Polen (Beilage IV), tpeldjes Barbatus über»
bringen follte. 3^ 6emfelben erujafjnt er, 6ag 6er Untere in 6er
I^ersoglidjen Bibliot^ef peru)en6et u)or6en wäre un6 nun mit
feiner (gntlaffung audj eine (Empfeljlung an 6en polnifc^en König
erbeten Ijätte. (gr U)ie6er^oIt nun 6as iljm Pon Barbatus por*
getragene 2tnfuc^en un6 befürnjortet 6asfelbe aucjj feinerfeits nac^*
6rücfIi(Jj.
2tus 6iefen Briefen erfel^en voxv alfo, 6af Abu-
dacnus 5U)ei ^alftz in ZHünc^en bei ^ersog 2llbrec^t
gelebt ^at, un6 6af er fogar eine^eit lang — wk es
fc^eint, 5a)eimal — in 6er lllündjener Bibliot^ef tljätig
gemefen ift. (Es wäre pon 3tttereffe geu^efen, aus 6en Bibliottjefs*
aften 6er 6amaligen geit über fein IDirf en näljeres 5U erfahren ;
Iei6er lief ftdj aber in 6em fjieftgen fgl. Staats» un6 Kreis*
2trdjipe nichts ermitteln, ebenfo mie audj 6ie fgL ^of* un6
Staatsbtbliot^ef felbft — nac^ gütiger ZHitteilung 6es ^errn ®ber»
•) Xtlan möge bte (5rö§e btefer (Sabe übrigens tttc^t unterfc^äfeen ; bag
fte für bic bamaltge gctt, in ipeld^er bte £tberalttät bes ^ofes fetjr fiarf in
^Infprud? genommen unb bettjätigt würbe, nic^t gering war, getjt am beflen
n)o(jl aus ber Ctjatfac^e t^eroor, ba% Kepler bei (Selegentjett ber Überreich-
ung einer Schrift fünf3etin (Sulben ertjalten t|at. (Siet^e oben S. 2^.)
von £uctan Sc^erman. 3^5
Hbltot^efars Dr. S. Sic sie r — pon jener 3^it '^^"^ Urfunben,
tDeldje für unfern ^tpecf, namentlich burdj 2tuff(JjIuf über 6ie
bamals bereits üor^anbenen ©rientalia, Belang Ijaben, pernja^rt.*)
Über 6ie tpeitere C^ätigfeit 6es Barbatus iiabc xdj feine
ftdjere 2tngabe gefunben* 2tn5unefjmen ift ja, 5af er auc^ bei
Sigismunb III. pon Polen in XDarfdjau porgefproc^en un6
fc^Iieflic^ auc^ ipo^l pon 6en (£mpfefjlungsbriefen an 6en Kaifer
^erötnanö IL in IDien (ßebrauc^ gemacht I^at. Der „Nouvelle
Biographie Generale" (I. Banö 1(855 S* H56) jufolge leierte er
auc^ in JPien arabifd); tpo^er biefe Hotis ftammt, ift mir
unbefannt, boc^ ift i^re XDd^rfc^einlidjfeit auf grunö bes eben
Berüljrten unb ferner bes Umftanbes, ba^ andi fein Ijanbfcferift-.
liebes „Compendium grammaticae Arabicae" ftc^ in IDien befinbet,
eine nidjt eben geringe. Dagegen ift bie Tln^abt in geblers
Ceyifon (a. a. ®.), nadj tpelc^er ,Josephus Abudanus Pro=
feffor ber 2trabifd^en Spradje 5U (Erfurtfj" ipurbe, ftc^erlidj auf
ein bloges Perfe^en 5urücf5uleiten unb für „(Erfurt^" einfach
„®yfurtlj" 5U fe^en. Bejüglidj feines Cobesja^res fte^t bie
XJermutung in Pier er s ensytlopäbifc^em IDorterbudj (L Banb
\822 5» 65), er fei im 3a^re \630 geftorben, gans pereinselt
ba, inbem fte auc^ auf feine ältere Quelle, ber fte i^ren Urfprung
perbanft, ^inujeift.
Oueliennapeife.
0 BIBLIOTHECA | VETUS ET NOVA, | in qua Hebraeorum, Chaldae-
orum, Syrorum, Arabum, | Persarum, Aegyptiorum, Graecorum et Latinorum
per univer | sum terrarum orbem Scriptorum, Theologorum, JCtorum, |
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Oratorum, ; Poetarum, etc. | Patria AEtaSy Nomina y Libri^ saepius etiam \
Eruditorum de iis Elogia, TestimotUa \ et Judicia \ Summa üde atque dili-
gentia I ex quotidianä Autorum Lectione depromta | a prima Mundi origine
ad Annum usque \ M. D C, LXXIIX. | Ordine Alphabetico digesta gratissima
brevitate \ recensentur et exhibentur | a | GEORGIO MATTHIA KÖNIGIO, |
Graec. Lingv. et Poes, in Acad. Altdorfina Prof. Publ. | nee non Biblio-
thecario. | ALTDORFI | Impensis WOLFFGANGI MAURITII et Haeredum |
JOHANNIS ANDREAE ENDTERORUM, | Bibliopol. Norimb. | Typis
HENRTCI MEYERI, Typographi Acad, \ Anno CID DC LXXVIII. 5. \ U. 8^.
*) Der obengenannte ^er3og 2(Ibrec^t ijl ber unter bem Beinamen
;,ber £euc^tenberger" befannte 2llbrec^t VI., welcher ^65^ — ^65^* für
Jferbtnanb UTarta bie oormunbfc^aftlic^e Hegierung fülirte. Sein palafi
war bie I|eutige ^er3og'inajburg, welche mit bem anjiogenben Jefuiten*
fottegium, bem er befonbere Sympatt^ien entgegenbrachte, burc^ einen ge*
"^divsi (Sang oerbunben mar.
350 Tlhnbacnns (Barbatits)
2) <5ro§es Untoerfal £ejtcon aUet IDtffcnfc^aften unb Künjle, tpefc^e
bis3tjero burdf menfd^Itc^en Dcrflanb unb IPife erfunben unb öcrbejfert n>orben.
f^alle unb £ctp3ig, ^Sanb I (1732), S. 2i6.
3) Pandectae Brandenburgicae, Berolini 1699, I p. 24 u. 411.
4) Don €, 5. Sc^ursfleifd^, ber bas Buc^ anerfennenb beurteilt,
(Epistolae arcanae I 5. 20) irrtümlid^ in bas ^aljr ^65^ gefegt.
5) Das Journal des Sgavans, de Tan 1678 p. 169 perlcgt es irrtümlich
in bas 3atjr 1678.
6) Fasti Oxonienses, or Annais of the University of Oxford, by Anthony
A Wood, M. A. of Merton College. A new edition, with additions, and
a continuation by Philip Bliss. London 1815, I. p. 301 f.
7) monatliche | Unterrebungen | (Einiger 1 (Suten ^reunbe | Don | 2(tter»
lianb Büchern nrib anbern | ann^mlid^en (Sefc^idjtcn. 1 2IIIen liebljabern |
Der (Eurioptäten 1 gur (Erge^Iigfeit unb Hac^ftnnen | tjerausgegeben. | Martins
1693, I Sine censura et approbatione Auctoris, \ 3n Verlegung | 3olj. ^riebric^
(Slebitfd? I Bud?til. | 1693. S. 202.
8) . . . vir quidem parvus lileratus, sed incülpatis moribus, et rerum
in patria sua gestarum testis locuples.
9) VIRI CLARISSIMI | ERYCI PUTEANI. | EPISTOLARUM | SELEC-
TARUM I APPARATUS | MISCELLANEUS | ET NOVUS, | InCenturias quatuor
distributus,|OFFICIAFAMILIARIA, ; NEGOTIAACSTUDIA| CONTINENS.
Epistolarum Pars III | Coloniae, | Sumptibus SIMONIS PAVLLI Bibliopolae
Argentoratensis M.DC.LXXXI. Der Brief, roeld^cr als bas Urteil eines
geitgenoffen — bie Briefe ftammen nad^ bes Dcrfajfers Dorbemerfung aus
ben^öt^ren ^6i5 — ^6^8 — befonberes Jntereffe beanfpruc^en barf, lautet:
Petro Toletano, Principibus Belgarum ab Eleemosynis. Omnibus modis
humanitati tuae obstrictus sum, lUustrissime Vir, quae et in alios med se
caussd extendit. Josephum Barbatum, sie amari, virum Orientalium linguarum
peritum *) , Academiae ver6 nostrae, adeoque Reipublicae utilem , quidni
gaudeam ? Laudo hominem ; ut tuum sie magis beneficium existimem,
extollam favorem, quo neglectas artes linguasque ipse extollis. Nam pro-
fectö quorsum doctiina, nisi cultus ille varii atque eruditi sermonis accedat?
quorsum , multa scire , nee posse eloqui ? Quam plurima etiam alieno et
exotico, idiomate sepulta iacent, quae aut Barbati, aut fortassis nullius operä
vitam et vigorem accipienl; sed si ipse vivendi et vigendi fomenta. Bene
spero: accipiet, et sie benignitati tuae magis debebit. Ego in arce instau-
randä, quantum licet, occupor; ut dignam Serenissimorum Principum oculis
et ingressu reddam. Utinam brevi fiat! Utinam Solls nostri lunaeque radiis
locus tarn antiquus illustreturl sidera sie omnia propitia habebo; inter quae
tuum mihi nomen magnum est, virtus aeterna. Vale, et me ama.
^0) GEORGII HIERON YMI VELSCHII | Exercitatio | De | VENA
ME I DINENSI, Ad Mentem Ebnsinae, | Stve | De | Dracunculis Veterum.
Specimen exhibens novae Versionis ex Arabico, | cum Commentario uberiori.
Cui accedit altera, | DE VERMICULIS | CAPILLARIBUS | INFANTIUM.
Augustae Vindelicorum. | Impensis Theophili Goebelii, Bibliopolae,
CIOIDCLXXIIII. Praefatio p. 10.
\\) De I Curriculo Vitae, | inprimis vero | de actionibus Pragensibus |
Abrah. Sculteti, | Professoris nuper Theologi, | in Florentissimä tunc Academid
Heidelbergensi, | Narratio Apologetica: | Qua decus famae et doctrinae ipsius ä
virulentis nominis eius Mastigibus modest^ vindicatur. | Accesserunt | Orationes
NonnuUae, | quarum in hac narratione mentio, etc. Emdae 1625. p. 58 f.
*) Der Drurffet^ler ,pretium" ifi in biefer IDeife 3U Derbeffern.
von inctan Sc^crman. 35 ^
\2) JO. LAUR. MOSHEMII | Dissertationum | ad | Historiam | Ecclesiasti-
cam I pertinentium | Volumen altervm | Altonaviae et Flensburg!, |
Sumptibus Fratrum Körte. | MDCCXXXXIII. p. 226 f. 2lnm.
^3J XXadi UTostieim, a. a. ®. S. 228 tji bte „Historia Jacobi-
ta rum" arabifc^ ntcbergefc^rteben unb crft oon einem €nglänber ins
£atetntfc^e überfeftt morben. 2(ber feine Beljauptung „nee Latinum sermonem
calluit, Galilei quamvis et Italici peritus esset" roirb fc^lagenb n>iberlegt
burc^ ben oon IPoob (pgl. 2lnm. 5) mitgeteilten <Empfet|Iungsbrief von Ctjomas
Bobley an Dr. ^ames; berfelbe lautet:
Sir, The bearer hereof Josippus Barbatus was born at Memphis
in Aegypt, and comes recommended from the lord of Canterbury, to
Mr. vice-chancellor, to the end he might read the Arabian tongue in
Oxon, which is natural to him: as withal he speaketh French and
Italian very readily, also Latin well enough, to explicate
his mind: Being likewise as I guess, of a kind and honest dis-
position. I would be glad to understand, that he might be provided
ofacompetent entertainment, to keep him in Oxon, least Cambridge,
should endeavour, as I make account ihey would, to draw him unto
them. I pray you use your own credit and mine, where you think
you may prevail (for I have no leisure at this present to write to
more than yourself) to farther his desire, whom I think a small
matter will content at the first, which may hereafter be increased,
according to the profit, which his anditors may reap : Wherewith I take
my leave, recommending your welfare to God's gracious preservation.
Your ever assured
London, Aug. 14. (1603). Tho. Bodley.
\^) Seelen, praefatio p. XXVIII; ogl. auc^ fc^on bie Eingabe auf
bem (Eitel feiner 2lusgabe: Historia Jacobitarum . . . opera Josephi Abu-
dacni . . . Libellum rarissimum recudi curavit . . , Jo. Henr. a Seelen. —
CATALOGVS | MSSTORUM MEMBRA | NACEORVM | ET | CHARTA-
CEORUM, I ITEM , LIBRORVM AB INVENTA TY | POGRAPHIA VSQUE
AD ANN. MD. | ET IN | DE VSQUE AD ANN. MDCX ET | VLTERIVS, |
IMPRESSORUM | RARISSIMORUM | CVM MVLTIS ALIIS EXIMIIS |
OPERIBVS|PRO ADSIGNATO PRETIO | VENALIUM | APVD | lOANNEM
LVDOLPHVM BUNEMANNVM, | REG. BIBLIOTHEC ET GYMNAS.
MIN I DENS. (IN WESTPHALIA AD VISVRGIM) | RECTOREM. | (Die
Porrebe fd^liegt: Dabam Mindae die 3. Januar. CIO 13 CC XXXII.) p. ;2^.—
(fortgefeftte Sammlung | Don | eilten unb ITeuen | (El^eologifd^en Sad^en, \
3üd?ern, UrFunben, Controoer | fien, Deräriberungen, 2Inmerrfungen, | Vor*
fc^Iägen, u. b. g. | gnr getjciligten Übung | 3n beliebigem Beytrag | (Erttjeilet |
Don I (Einigen Dienern bes <Söttlid?en | IDortes. | 2Iuf bas ^atjr i733. | Hebft
nött|igen Hegiftem unb Summarien. | Itlit K8n. pol^In. unb (ttjurfl. Säc^f.
PRIVILEGIO I £cip3ig, | 3ey Zok- ifriebr. Brauns fei. (Erben | p. 629. —
ACTORUM|ERUDITORUM,|QUAEj LIPSIAE PUBLICANTUR, | SUPPLE-
MENTA. I TOMUS X. | Cum S. Caesareae Majestatis Et Regis Pol. \ aique
Electoris Saxoniae PriviUgiis. \ LIPSIAE, | Prostant apud JO. GROSSII
HAEREDES, | JO. FRID. GLEDITSCHII B. Fil. | ET | JO. CHRISTIANUM
MARTINI. I Typis BERNHARDI CHRISTOPH. BREITKOPFII. | A
MDCCXXXIV. p. 467. — JAC. FRIDER. REIMANNI | ACCESSIONES |
VßERIORES I AD | CATALOGVM | BIBLIOTHEC AE THEOLOGICAE |
SYSTEMATICO-CRITICVM | A | SECTIONE I. VSQUE AD SECTIONEM
VL I IN LVCEM PVBLICAM | EDITAE | A | JOH. WILHELMO REIMANNO
FILIO I p. t. PASTORE KEMMENSI IN EPISCOPATV | HILDESIENSI. |
BRVNSVIGAE | APVD VIDVAM B. LVD. SCHROEDERI | MDCCXLVII.
352 ^hnbacnns (Barbatus)
(5) Diefe 2lbfa{fangs3ett ergtebt ficb u. a. aus ber t^terfuc fi(^erlt(^ mag«
^thenbtn Datiernng in Waidfs Dorreoe 5n Crommlers ,,2(bbt(bungen
Ser 3acobintfc^en ober Koptifd^cn Kirche ic." uitb im Dorbcric^te bcs leiteten
felbp. Clements Biblioth^ue curieuse historique et critique, (5dttingen I.
(1750) 5. ;8 giebt irrtümUdj bas 3aljr ^T'^a an.
16) 3n foId?em Sinne i|l bte 2lngabe bei Clement a. a. (D. unb
ijt 35d?er«2lbelungs lejüon I. (^78^) 5. 8^, „tLtommUx Ijätte eine
Uberfeftung geliefert", rid?tig3upellen. Die ausfüt^rlic^pe Befpred^ung bcr
(Trommler fc^en Sd?rift finbet jtc^ : (Etjeologifd^er | Büd^erfaal j Darinnen |
oon bem ^nljalte | ber nenefien tt| eologif d?en Büdner unb | Schriften ^nvex*
lägige Had^ric^t | gegeben roirb. | Drittes StüdP. | 3ena unb feipjig, | Vev*
legts Ctjriftian ^riebric^ (Sollner, | ^749. 5. 253—269.
;7) Bibliotheca Britannica I, Edinburgh (I824), 3 g.
\s) <Erfc^ unb (Srubers (Ensyflopäbie, 39. Ceil, ^886. S. 22.
^9) Petri Lambecii Hamburgensis CommeDtaria de Augustissima Biblio-
theca Caesarea Vi ndobonensi, Editio altera I. 1766, p. 318 No. loi : Josephi
Barbatl Memphitici, linguae sanctae caeterarumque Orientalium linguarum
In Academia Lovaniensi Professoris, Compendium Gtammaticae Arabicae
A. 1620 in fol. Bis. — p. 380 No. XV: Grammaticae Arabicae Compendium,
Autore Joseph© Barbato , Memphitico-Arabe , LLque Orientalium in Alma
Lovaniensi Academia Professore, fol. in Charta.
20) Pgl 2Inm. 6.
2{) Bibliothecae Hebraeae Pars II, Hamburgi 1721. p. 55a (im „Cata-
logus Lexicographorum ex Christianis , vel Ex-Judaeis Hebraicorum , Alpha-
beticus"): Non puto, me errare si suspicer, Sylvam Radicum Hebraearuniy
quae cum Rob . Bdlarfnini Qx^xaxsi^X.. Hebr. Paris, 1622. 8. sub literis nomuiis
initialibus J. B. M. e S. J. prodiit, huic nostro Jos. Barbato Memphit. tribuen-
dam esse. Ibi radices omnes cum aliquot derivatis, ordine literarum, addita
Latina versione, exhibentur. 'y^ bem (Eyemplar ber tjiejtgen StaatsbibliottjeF,
beffen ©tel lautet: ROBERTI | BELLARMINI | POLITIANI, E SOCIETATE
JESV I S. R. E. PRESBYTERI CARDINALIS [ Institutiones linguae He-
braicae. \ Eiusdem exercitatio in Psalmum XXXIV. | Vnä cum SIMEONIS
MVISI, I Aurelianensis y \ Hebraearum literarum in Academia Parisiensi \
Regij Professoris annotationibus. Accedet SYLVA RADICUM, autore J. B. M.
h Societate JESV. | Omnia per eundem MVISIUM recognita, \ Parisiis, | Apud
JOANNEM LIBERT, via D. Joan. | Lateran. ^ regione Auditorij Regij. |
M.DC.XXII. I CUM PRIVILEGIO REGIS., iji bie auf bem Citelblatte per-
j^eigene „Sylva Radicum*' nic^t beigetjeftet. 2luc^ in gefonberter ilusgabe
ijl fie t^ier nic^t oorljanben.
22) Seelen in ber Dorrebe ju feiner 2lusgabe bes Abudacnus S. VI.
3öc^er»2lbclung I, S. 8^ (roo ber ^inmeis auf (Eenjel ju fireic^en ifi).
23) Biblioth^que des !^crivains de la Compagnie deJ6sus par Augustin
de Backer. Nouv. Ed. I. (\869) S. 533 f.; II (^872) S. \\\Q\ III (l876)
S. 2\\ f. Die gleid/e Hotis t^at QiVi&( 3ul. ^ürft, Bibliotheca Judaica III
(^863) S. ^60.
2^^) So 3. 23. roeber in bem neuen IDerBe oon A. de Backer (f. 0.),
noc^ in Ribadeneiras Bibliotheca Scriptorum Societatis Jesu, welche, oon
Alegambe unb Sotw6l bis 3um 3^^^^ 1^75 fortgefeftt, 3U Hom ;676
erfc^ienen ip.
25) 2Iuserlefene | (Et|eoIogifd?e | BIBLIOTHEC, | (Dber | (Srünblid/e tla(^-
ric^ten | Don | Denen neuefien \xv^ hz^zxi \ Cl^eologifc^en Büchern | ViX(^
Sd^rifften | (Ein unb Sec^sig^cr Cljetl. | £eip3ig, | Bey %o\{, ^riebric^ Brauns
fei. €rben | ^732. 5. 830 : „Dem guten Abudacno l<xxv\ man n>oI|I glauben,
von indan Sc^erman. 353
weil er von ben neuern ^acohxien fc^retbet, unter welchen er felbfl ^elebet.
2(ber mtcf^ beucht, man mng ti)m nic^t aUes glauben. (Er tfl 5tt(e^t ein
3efutt gen>orben; unb vteüeic^t liahe ic^ mit bem einzigen IDorte genug
gcfagt, ju perjte^en, warum feine fjijlorie fo gut <Eatt|oItfd^ aus(iet|et." Der*
f äff er biefet Befprec^ung (ber Seelenfd^en 2lusgabe) ijt fid^crlic^ wol(l 3 o tj a n n
Ct^ripopl? Coler.
26) (Set, 3ngoljiabt, Unioerfität, aus £asy 6 Vit, 5», (6(8.
*
Beilage I.
Reuerendissime et Illustrissime Princeps
Clementissime Domine.
Cum duobus circiter meDsibus, hac in ciuitate moratus, tres distinctas
Linguae Sanctae lectiones habuerim , vnam quidem Reuerendis Patribus
Capuccinis, reliquas uero duas alijs tarn Religiosis quam Secularibus personiSi
et quidem non absque notabili profectu, omnes enim per Dei gratiam, duarum
aut trium hebdomadüm spati6 tantum profecSre, ut non solum per se in-
teUigere, uerum etiam totam Sacram Scripturam interpretari didicerint, ut
ex relatione multorum patebit. Quare, cum ex bac alma Vniversitate aliorsüm,
Monachium scilicet seu Ingolstadium pergere intendam (ad Sacram enim
Caesaream Maiestatem cum suis commendatitijs ä Serenissmo Alberto acceptis,
bellici tumultus mihi viam occludunt) Tuam Celsitudinem humillim^ ob-
nix^que rogatam volo, ut Crucifixi amorS me aliquä litterarum commend^tionS
ad Serenissimum Principem Bauariae, ditare digneris, (cum idem etiam ab
alijs Principibus quibuscum fui clementissime impetrauerim ; Tales enim
peregrini cum aliter vnde viuant non babeant, fauorem, liberalitatem et
commendationem Magnatum quaerere tenentur, Vnde id ipsum k Reuerendissm»
et Illustrissma Celsitudine tua me impetraturum bumillim^ spero, Quod si
euenerit, pro felicissimo et diutumo regiminis processu ad Deum ter Opt:
Max: assiduas mihi preces fundendas esse semper agnoscam.
Reuerendis»nxae et lUustrissmac Celsitudinis tuae Infimus Cliens.
Josephus Barbatus.
[2(ujfen:] Ad Reuerendissimum et lUustrissmum Principem Episcopum
Bamberg, et Herbypolensem Suplex libellus.
Josephi Barbati Arabis Linguarum Orientalium
Professoris.
^«"•»Sell. Sereniss: Prin:
Josephus Barbatus, Arabs, omnium orientalium linguarum professor,
qui post harum linguarum professionem, prius in Anglia, per aliquos annos
in Alma Oxoniensi Vniuersitate , tum in Florentissima Louaniensi, publica
professionem harum linguarum funxisse, patriam uersus cogitauit. Vnde cum
aliunde non habet, ut patriam usque perüeniret, rogauit semper, se commen-
dari, ä regibus, et principibus, ut ex eorum beneuolentia, et liberalitate ui-
ueret, donec ad patriam perüeniret. Similiter ad V. Sereois: Excels: com-
mendari orauit ab Illus: et Reuerendiss: Episcopo Herbypolensi , et Bam-
bergensi, ut si non haberet gratiam, et unde uiuat, per unum mensem,
uel alterum , ut uersari posset in Vestra Instructissima Biblioteca, ubi sunt
multi Orientales libri (quos perlustrauit, et titula aliquorum incognita, Doctis-
simo Domino Bibliotecario tradidit) habeat Vestrae Excelsit: Sereniss: gratiam,
et liberalitatem , et Vitra ad Sacram Maij. Caesaream (ad quam ä Sereniss:
3af}rbu4r fac znandfener (Sefd;. II. 23
55^ 2lbubacnns (Barbatus) von tncian Sd^erman.
Prim Alberto, apud quem per duos annos uixit, bonis litteris commendatur)
transeat. De qua re obstrictus erit, semper Deum immortalem, pro V. Excels:
Sereniss: exorabit.
V. Celsitud: Sereniss: Humilissimus Cliens.
Josephus Barbatus, Arabs.
ÜDguarum orientalium professor.
[2(uffen :] Ad Suam Excels: Sereniss: pro Josepho Barbato Arabi linguarum
orientalium professori.
lt>etter oben flnbet fid? ein (Erlebigungsoernter!: Senb ^m butd^ eine
fürjilic^e anfdjaffung (fo von ber ^anb roccPti gcfd^rieben) '^o f(. gefc^enfl^t
iporben. ben 6. 9br. ^6^8. — Dgl. £Jof3al|Iamtsred?nungen x)om3<it?re ^6^8,
;foI. ^^37^ (unter „2lbf erttigung : unb erb. (SnabenSc^ancfl^nngen"): Josepho
Borbato, a\x% Arrabia, auf (Snaben laut S^iiel fl. '^o. —
Beilage III. Sereniss: Prin:
V. Excels: Sereniss: grauis n^ sit petitio humilissimi supplicantis, nam
in talibus peregrinationibus remotis, neque liberi, neque tuti tales peregrini
sunt, nisi per commendatitias literas t Regibus et Priacipibus rogatas. Et
quia hactenus hoc subsidio per multos annos in alijs regionibus (discendi
linguas et mores gentium) tutus fui: similiter humilissimi a V. Excels:
Sereniss: rogans supplicansque tales literas ad Sereniss: Regem Polonorum,
hoc tenore, ut si in eins sacra curia pro interprete linguae turcicae, aut aliarum
linguarum manere non possum : dignetur ad Alium Regem , aut Principem
me commendare: ut Vitra circa Constantinopolim transeam. Hoc habito
strictius ero, pro V. Excels: Sereniss: Deum Opt: Max: que continu^ exorare.
V. Excels: Sereniss: Humilissimus Cliens:
Josephus Barbatus, Arabs.
[bluffen:] Ad Sereniss: Prin:
pro Josepho Barbato, Arabi.
Betlage IV*).
Tradet has literas Regiae Dignitati Vestrae Josephus Barbatus Arabs ;
qui cum aliquandiu in hac Nostra Sluba ubi eius opera ad uisendam Bi-
bliothecam usi sumus mansisset, tandem et dimissionem, et commendatitias
ad R. D: Vam flagitauit, ea scilicet intentione, ut si pro linguae Turcicae,
aliarumque interprete apud ipsam locum obtinere nequeat, saltem ab eädem,
alio commendetur. Cum porr6 illius petitioni annuendum duxerimus, pos-
cimus ä R, D. V. ut dum Josephum quoad eius qualitates merebuntur benig-
nitate amplecti ; at de caetero Sibi persuadere uelit, Nos omni omnino tem-
pore ad quauis R. D. V. seruitia paratissimos fore: quemadmodum operam
ipsi studiaque nostra ex animo deferimus, et secundissima k Deo auguramur.
Monachio die VI. Nouembr. MDCXVIII.
[2(uflfen:] Intercessio ad Regem Poloniae pro D. Josepho Barbato Arabj,
Orientalium linguarum Professor).
*) Diefes Sc^nftpücf tpetn oielfac^ uerbeflfcrter (Entwurf; über bieplural"
formen iji jlets noc^ bie entfpred?enbe Singularform (mea Stuba, paratissi-
mum etc.) gefegt, roie aud^ am nnieten befc^äbigten läanbe bes Blattes ber
Zweifel über hen anjuroenbenbcn Stil feinen 2(usbrucF finbet in ben IPorten:
j,3c^ roeig eigentlich ntt mer ob man bem(£(iünig inpotten in plurali, ober
in singulari 3ufc^retbt; ipoferne man it^m im singulari jufd^rib, mügte..."
4^
€in i^anuffttijEit htm 3[o§* jpairi ^timmelmaier.
mitgeteilt von
3o0epb HL flDai^en
•Du grap^ifc^e Sammlung 6es bayrifd^en Hattonalmufeums
bcjt^l ein ZHanuffript oon öer ^an6 öes 3<^^^"" Paul
Sttmmelmater, weilanb ^offaplan unb ^offapellcnseremoniar,
audj C^omfar un6 Ccoit 5U U. C. ^rau in ZlTündjen. Biefe
unter 6em ©tel „(Einer meiner IDünfdje" niebergefdjriebene
Stubie öürfte als 2tnljang erfc^einen 5U feinem tjanöfc^riftlic^en
IDerfdjen „ZMeine (ErinneruKgen", bas ja für öie iotaU
gefc^idjte ZlTündjens in 6er ^di pon circa ^750 — \800 bei
aller Haioetät 6es Ceytes unö öer beigefügten Zeichnungen oon
^oljem IDerte ift. 2tudj in unferm ZlTanuffripte erfc^eint
Stimmelmaier als begeifterter Cofalpatriot, 6oc^ tritt er ^ier
weniger als Befdjreiber, 6enn als Derfdjönerer feiner lieben Stabt
ZHüncJjen auf, ja fogar — ein rereinf amter ZlTann feiner Perioöe
— als Pere^rer öer (ßotif, in5em er 6ie beiöen Stiftstürme mit
fpi^en Reimen un6 (Salerien un6 perfc^ie5ene Prioat^äufer mit
ginnengiebeln gefd^mücft u^iffen moUte.
(Die getc^nungen ^nb in »erfletnertem Hlagflabe jtnfograplitfc^ ipieber»
gegeben.)
©bgleic^ gegenwärtig^ an fidj geringer Derfuc^ beyna^e
u>ie eitler Craum 5U betrachten, fo in 6er 2tusfü^rüng ungemeine
Sdjwierigf eiten erregen — ungeheure Summen perfdjiingen U)ür6e ;
Vodi (:Ijoff idj:) 6iefer Derfudj u>ür6e für i^ige Cage — bey
6ermaligem 2tntrag 5U Perfc^öner^^ un6 nÜ5lic^er 2tnu)en6ung
6er* in t^rer erften £n6fte^ung ftdj tpirrffillig angelegten pia^e
23*
356*
(Ein UTanuffrtpt von Joliann pauI Sttmmelmmcr
— tDcmgft 5um tClpetl einen Segrtf Don geltnberer 2tnlage —
eine ©elegen^eit 5ur Beobacfelung barftellcn; Dabey aber 6er
(Erfüllung freyltc^ beyna^e 6ie Unnioglidjfeit enbgegen ftcl^t —
tpentgft nod^ 5ur ^xt enögegenjufteljen fdjeinet. itüein I Va fo
was Don jeljer mir ein €rf?oIungs«(ße6anfe war — nodj i^t
ift: So fann ic^ mir nic^t oerfagen ein sufällige ZHeynang in
7 Tabellen öarüber Dor5uIegen.
Tabelle I.
[3m t>orbergrunbe linfs bas Kod^jdgert^aus, red^ts ber Larosee-Q[urm, mit bem 8. tdanbU
f)ans, baswifd^en bas (Sruftga^c^en , in bie ZHei^Ibergaffe fld^ Derldngernb; im mittleren (Ceile
ber 2JbbiIbung (Baffe 3«m Hinteren Ceile bes Canbbaafes ; im oberen bie IDetn^afe mit beut
Sporer' unb 5ilfergä§d?en, jiüifdjen welchen bas Branntnjeiner unb ^anbelsmann-OTargreiter«
ßans; 5wifd?en ^llfer« unb JJteljIbergaßdjen bas ^llferljaus. Hed^ts bas (El^oIeclDeintians.
Stimmelmaiec fagt:, „Wenn biefes olfneljin ganj freffteljenbe 3ä9^Vo^'^öus gdnslid}
abgetragen »arbe : So tDÜrbe fiel? aus ber Dienersgaffe burdj bie Kruftgaffe unb Znef^IbergAgd^en
t}inauf ein poHfornmene Tlns^dii auf beebe Stifts*Kird)tt}arme barfieQen; unb ba in folgenber
Tabelle ber Eintrag auf bie XDegraumung bes ^ilfecbrdn* unb Caubert}dnnfel ' J^tanbweiner*
bann ^anbelsmnnn • margreiter'fdjen ^aufes gefc^iefjt, fo »arbe oon ber Dienetsgaffe bis iut
5tifts*Wrd?e eine ^t}rgaffe eröfnet".]
Da nun bie (Eru)eiterung 6er fogenannten (Eifen^ZlTann ©af e
ein e6Ie 2tusfi(Jjt nac^ 6em im ernften (ßotIjen»©ef(Jjmacf erbaut*
graues 2tltertl?um perratfjen6en l{reu5»l{ircf)*C^urme 6arbeut;
So tt)ür6e auf gleiche 2lrt 6ie XDeg»Kdumung 6e5 fogenannten
3dger Koc^ljaufes üon 6er Dieners^Cafe aus 6urciEj 6ie Kruft»
©afe Ijinauf einen pradjtigen 2lnblicf auf bee6 — Colossale —
StiftS'Kirc^^C^ürme er5fnen.
von 3ofepfi 211. Vftayet.
357
Dtefe Ct?flrmc bürften auf 6te in 6er II. u* VI. Cabelle
angeseilte 2trt mit fpi^igem Dac^e un6 mit Hings um
bieClfürme in ber^ölje angebracht* ober* un6 niederer*
mit eifernem ©itter perfe^ener Galerie geftaltet feyn.
Der 5a>ifc^en 6em Polizey»(ßebdu6e un5 bem Baron von
ZlTanbrfc^en Qaufe unbeöecft fte^enöe Cf?urm fSnnte mit einem
2tuffa^ gesieret tDeröen. (^olgt Cabelle I.)
3u (ErSfnung mehrerer Zlusjtc^t burdj bas Sporer^(0af c^en
hinauf 5ur uralten » ^errlidjen ^rau-Stifts^Kirc^e u>ären beebe
TabeUe II.
[£!nfs bie Sporergaffe ; folgen bann ble beiben toegsuneljmenben ßdnfer bes Sranbweiners
nnb Kramers, bann bie nietflbergaffe unb ber tPetniDirt. «Der nen l}er«nflenenbe 5Hft'pIa||
fdnnte einen mit einem ersenen Öllbni§ gejierten Spring« Brunn ertjolten.*]
ßäufer^StöJe (:6eren erfterer 6as 23ran6tt)einer- un6 Kramer«
4au5, 6er 2te hingegen 6a5 Dilfer« un6 6aneben fte^en6e ^aus
en6^ält :) bis 5um Zflefjlberljaus meg sune^men un6 5u>tfc^en 6em
3fördjor un6 3f^^^23rücfe Ijtnsufe^en: gu welcher gemif gewerb«
famen* neuen ^^at'ßa^t fo6ann auc^ 6te 5U fiberfe^en6 Pilferifc^e
Brauftatt un6 6ie anderen ©emerbe 6em Publico bequem un6
6enen (Eigent^fimern nodi nü^Iic^er un6 einträglicher u>flr6en. ^nv
grSffern ^kxU un6 2tnfeljen 6ürfte ein neuer C^or«tE^urm in
Poriger geftalt.un6 mit einer Ul/r an 6ie 3far«23rücfe gefe^et u>er6en.
358
€in nianuffript ©ort 3ot|ann pauI Sttmmelmaier
Der abgeräumte Branömetners» unö ^anöeMlTanns^ bann
^ilfer»8räul>aus.pla^ ^tnsegen njflröe 6er Stift» pla^ I^^tffen,
unö 5um tCöpfer-öefcfjirr- un6 ®bs»Perfauf in Zllarftsetten (:6a
Tabelle III.
[I^ie por ber ^anenffrc^e gelagerten ^ufetfompIe|re finb bas Sd^nlgeMiibe, Me Dec^nef zc]
Tabelle IV.
[«2(uf ber 3farbracfe fönnten Btlbniffe Aber bem Hanbe angebracht werben.'']
6er jinger-pia^ 6ort o^neljin immer mit ^äu-^u^ren an$efüüet
tpir6:) o6er 5U was immer für einen ©ebraudj 6ienen un6 6a6urc^
6ie StiftS'Kirdje fammt 6en C^ürmen eine PoIIfommene 2tnftc^t
gerpä^ren. (^olst Cabelle 2 un6 3.)
von 3of^P^ ^f» ötaYer. 359
2tII«6tefe Stifts ^IDo^ngebäube pon öem ßofglafer^aus an
6er Sc^afler*(ßafe bis 5ur äufferften €cfe &es iluguftiner*^aufer'
©esirfes öürften (: mit itusna^me 6er Decaney) 5U (Ermeiterung
6cr 2tusftd)t 5ur Stifts-Üirdje meggebrodjen tDer6en: tDo6urc^
aixdi auf 6iefer Seite 6as 2lnfe^en 6es Kirdjengebau6es ftd;
öfnen „un6 6as ganse 6efto retner in 6as 2luge gebracht n>ür6e. ,
Die 5tiftsn>ol?nungen 6ürften $um C^eile in 6en Decaney-
(BavUn^ C^eils aber in 6ie 2luguftiner*^äufer«Hei^e überfe^t
n>er6en : un6 auf 6en neuen freyen pia§ n>ür6e audj ein Spring«
brunnen mit er$enem BiI6nif sierlidj [eyn» (^olgt Cabelle ^.)
Der in 6er IVten Tabelle angejeigte pla^ 5n>ifdjen 6em
3föt'd?or un6 2iat»BvM^ foüte eine (ßafe $n>ifc^en 2 auf
beY6en Seiten angebradjten Heiden von Käufern mit sugefpi^ten
„je6oc^ an bee6en Seiten ^erabgeftaffelte , 06er mit fdjmalen;
gera6e fteljen6en ^en>orragen6en £inien 6arfteUen (:in 6er ^orm
6er S. Peters Decaney :), 6a ^ie6urdj 6er ^äufer Hei^e me^r
2HannigfaItig^eit; ftatt 6es immertDaIjren6en einerley Derfcfjaft
n?ir6; 6ie neue Straffe n?ür6e 6ie 3f^^8^ff^ ^^^^ JPienner»
©äffe Reifen.
2tuf 6er 3fö^'23rücfe 6agegen foll n?ie6er ein C^urm mit
einem geraumen X)urcf;gang t^ergefteUet n>er6en.
Tabelle V.
[mtet Qof mit ber CorenjKK^e.]
Die uralte » fogenannte 2tltenI?ofes»üircfje fammt 6er Sacristey
foüte von allen Seyten freyfte^en, folglich 6ie an 6ie Kircfj ^in^
gepfufcfjte Küfters IDo^nung fo an6ers gän$Iic^ n>eg* geräumet
un6 in ein an6ere na^e (Gelegenheit überfe^et tDer6en» Bios 6ie
Sacristey ^abe an 6er Kirche 5U perbleiben.
Der (Eingang sum alten ^ofe $ß>ifcfjen 6er Kirdje un6 6er
£an6es^Direction, in einem fleinen Bogen befte^enÖ, foüte meg«*
genommen tt)er6en un6 ftatt 6iefes fleinen Bogens blos ein
©itter-C^or $n>ifdjen 6er ICirc^e un6 £an6es-Directions-©ebäu6e
an 6ie Sküc fommen.
360
(Ein ntanuffripi von ^oiiann pau( Sttmmelmater
3n 6er ^tnöerftcn Klrdj^jrtauer, fon>ie an fcer Wx(ii*7Xlaviet
$ur Hnfen ^anö (: an öeren beyben pia§ öermal &ie Beidjt-Stüle
fielen:) foüen an beeben ®rten flatt 6er Betdjt^Stüle 5U Der*
mei6un8 6es unseftümnien Drücfens noc^ 2 <El?ore gefe^et^ 6ie
Betditftäle 6age9en an rpeldj: immer für eine Stelle überbrac^t
tper6en, etoa $u bee6e Seiten 6er ^in6erften Kirdjen«C^ür.
Tabelle VI.
[Die mit Stttnd)tn bejeiclineten Käufer: X) ®berri<I?ter, 2) ^nbelsmann, 3) nTet)Iber,
'k) Branbmeiner, 5) lCa<i;e(bacfer.]
Die nie6erfte Por=*Kirdje (:i>ber 6en ^in6erften Bettftülen:)
6urc^ tpeldje bas (SetDÖIbe (auf rpelc^em 6ie obere Porfirdje
ru^et) perunftaltet ipirb,^ sugleidj 6ie itus-Dünftung ^in6ert:^ un6
ftatt 6es £idjts nur Dunfelljeit auf 6en ^in6ern pia^ 6er Kirche
5ur ebenen €r6e perbreitet: 6iefe un9efun6e* an bas ©emolb
6er ^aupt « Porfirdje angepf ufcfjt * ipinfel^afte ^öle foUe 6ann
ebenfalls ipeggeraumet iper6en.
von ZoU^^ 2I(. Utayer.
56\
Der 2tufgang $uir ^auptpocfirc^e un6 5ur Orgel follte in
einem an bte Kirche 5U bauenben runben Cljürmijen hefteten :
uu6 6ie Cljüre innen^er feyn. ^wi^ii^n 6eni Dadj uu6 6er
Kirc^ ZHaucr öürfte nadj öem Seylptele ausrpärtiscr Stifts-
Kirdjen eine Galerie aufgeftellt unb mit (Eifengttter umgeben
iperben.
2tudj fSnnte ber breite Bogen 6es Überganges pou 6er
£an6es-Direction 5um ^of^ZnarftaII»(ßebäuöe in 6er UTttte mit
TabeUe VII.
[Clnfs unten ITianbung ber Dienersgaffen auf ben großen OTarft unb hen Kräutermarft ;
ttdfts ^inmänbung ber Sd^Iecfergaffe. Hedjts von S. Peter bte peters^Defaney.]
einem f leinen Cfjurme gesiert» un6 6ie im 2HarftaII»^ofe bey»
na^e ipie per6ecf t » ftefjenSe UEjr 6arauf gefe^et iper6en.
Der Marmor-Springbrunnen im alten ^of perlangt eine
Heine €r5ene BiI6fäuIe — etu^a 6es in 6iefem ^of*6ager ge«
tpefenen liaifers 6u6erpig nacfj 6em Beyfpiele 6es Springbrunnens
im inncrn ^^f^ ^^^ Resideoz. (Jolgt tEabeüe 6.)
Der in 6em unter 6em ^^xdi^n * bemerfte Kaum ift 6er
I?erporragen6e Cl?eil 6er 8 I^äufer, fo 6ie gleicfje gera6e ilusftcfjt
6es obern tEjE^ales ^in6ern un6 6ie Hücf=Seite 6es HatE/^^aufes
gröften tE^eils per6ecfen.
362 €tn ntanuffript Dort Zok* P^»^ Sttmmelmaier oon 3of. 211. UTaver.
Von 6em Badjel Kodj * (ßajfel bis an 6en Hat^*Cl?urm
foüen aü^ötefe ^crporragenbcn 8 Raufet bis an bas Satljt^aus
abgefdjnitten un6 öenen l^erunben fleljcnben Käufern 6es Bacbcl«
Kodjes unö 2Ha6er»Bräucrs $IeidjgefteIIt warben: Daburc^ fic^
nidjt nur eine breite gerade (ßaffe, fonöern audj &as Katl?^aus
pon 6er Hücf-Seite ^er in feiner PoUen 2tusftcfjt seigen ipür6e.
Die €cfe 6er (ßajfen überhaupt, unt nidjt gar 5U fc^arf»
fc^nei6ig in 6as 2luge 5U fallen , foüten mit run6cn C^firmen
gesiert tper6en^ wk mehrere ^aufer am pia§ fid^ 6a6urc^ in
einem gröfferen 2lnfel^en 6arftellen, n>ie in folgen6er VII. Tabelle
5U feigen, (^olgt Cabelle 7.)
Vnxdi 6ie mit 6em 5^ic^en * bemerft ^erporragen6en ^äufer
n>ir6 nidjt nur 6ie 2lnfidjt 6es Hatlj»CI?urmes pon 6er Kaupnger«
(Baf un6 ^auptmadje Ijer gel}in6ert ^ fon6ern es ftellet ftdj audj
6urdj 6iefe Porragen6en Qäufer ein unregelmessige » f rummc
Linie 6ar: 6iefe Krümme 6er Qdufer tpäre abjufdjnei6en „ un6
eine gera6e Linie ^ersuftellen.
5um Sdjiuf tpünfdjte ic^ 6em e^emalig-fcfjSnen Cljurme
6ie porige altprädjtige ©eftalt un6 auf 6as faft run6e ZHittel»
punct 6es Hin6er XlTarrfts einen ftetnernen Springbrunn mit 6em
er$enen 3iI6nif 6es Qer$ogs un6 ^eI6^errn ^er6inan6s.
Bitte 6ie 2Ttängel 6iefer Skizze meines iP0^lmeYnen6en Der-
fudjes mir 5U ©utem 5U Ijalten; 6a 6ie im <t^al bemerf ten»
tpeg5uräumen6en 8 ©eu^erbs^^äufer eine tpeit beffere itufna^me
in 6er, neu Ijer5uftellen6en 3far» 06er fo 5U nennen6en XDienner»
06er (Dfterreidjer^(ßaffe fin6en tpür6en.
3ofep^ Stimmelmaier.
Ä4f
ein bariti\ifev Säfulmann m\h ^Htabemiter be» aöftyifnkn
Von
Xubwiö fiDuoöcntbaler*
lüenn hiermit einem bayrifc^en Sdjulmanne 6es adjtse^nten
3öl?r^un6crts bas getptf perbiente „digito monstrari" 5U teil
iperbcn foU, fo ift fidj 6er Perf affer wolil beipuft, bamit nur
einen befdjeiöenen Beitrag, aber eben bodi einen Beitrag für
eine fünftige (ßefdjidjte 6es bayrifdjen Polfsfc^ultpefens
5U liefern, fo^in audj öem fünftigen (ßef^tcfjtfdjretber bes beutfdjen
Polfsfdjutoefens ein ipenn audj nur mäftges 2Hatertal an 6ie
Qanö 5U geben. Kaum bürfte ja beftrttten u)erben, baf eine
fogenannte „(ßefdjic^te bes beutfcfjen Polfsfcfjutoefens" für ^eute
immerhin nodj ein pompös flingenber Citel ift, ber, was er per:^
fpricfjt, nidjt 5U erfüllen im ftanbe ift. €rft muffen bie ein$elnen
beutfdjen Propinsen bie Porarbeit einer erfdjopfenben, grünblidjen
Carfteüung bes Polfsfdjutoefens in iljren refpeftipen tEerritorien
erlebigen, bis eine gefc^icfte £)anb an eine 5ufammenfaffenbe Dar»
ftellung bes gefamten beutfdjen Polfsfdjultpefens mit €rfoIg
herantreten fann. 3ene Porarbeit felbft ift aber fc^on einmal eine
/^ftiöe,;;,unenbliclje ilrbeit" genannt rporben, unb geu)i§ mit Hedjt.
Vmn einmal ipirb bas meift reiche unb meit auseinanberlicgenbe,
nidjt je.bem unb nidjt immer leidjt sugänglidje Quellenmaterial
aufgebecft unb beigefdjafft «werben muffen; meiter ift bas Polfsfdjul»
n?efen eines £anbes nid)t fc^on bargefteüt, wenn Sc^ulperorbnungen,
36^ £ubwig ^ronl^ofer
obriafeitltdje Keffripte u. 69I. anetnanöergercil^t »eröen; 6er
(ßefc^td^lfcfjrcibec audj öes Dolfsfdjulmefens mu§ fein ©bjeft als
einen (Drsanismus betradjten, un& er mirö feiner Jtufgabe nur
genügen, ipenn er öie €nttpicfelung von i^ren Crftlingsfeimen
an perfolgl, seigt, n?ie unö aus weldf^n TXlotiven 6ie erften
Itnfä^e 5u einem „Unterridjt" im elementaren XDiffen un6 Tiönnm
fid) bilbeten, um allmäljlidj feftere formen $u gewinnen; wk
6er Staat me^r unö me^c mit &ec btreften 3"t^"^i<>"/ ^^s Volt
5U btlöeU; ^erportrat un& öies ^i^I &urc^ €infüljrung öes
öffentlid^en Unterrtcfjtes 5U erretten fuc^te; wk, mit
ipeldjen XlTitteln, ©pfern unö Kämpfen, öurdj n>el^e leitenben
Perfonlidjfetten jene Beftrebungen $ür Dera)irfli(^ung famen ober
fidj Ba^n bradjen; ob unb u?ie Sie Kirdje ^ier ^emmenb ober
forbernb eintfat; ob im Polfe felbft Bebürfnts unb üerftdnbnts
für foldjes 8ilbungsu)erf pc^ seigte, ober ob IDoIjltljat piage
warb unb bte ©eplagten in ben Dienft ber oppojitionellen 2Tlac^te
fidj ftellten ober fid^ 5ie^en liefen; ob folc^e ^örberung bes
üolfsbilbungsmerfes natfirlicfjer 2tusflu§ seitberoegenber 3^^^"
voax, ob aUgemeine, litterarifc^e unb anbere Strebungen unb
Strömungen berfelben bie Hic^tung geroiefen u. f. f.
€ine foldje Darftellung ber (Entmicfelungsgefc^idjte i^res
Polfsfc^ultoefens fdjon 5U beft^en, n?irb feine beutfdje Propins
ftdj rühmen f5nnen\ ift bodj jene Porbebingung ^ier$u, bie Bei»
fdjaffung bes nötigen Quellenmatcrials, nodj lange nid^t erfüllt,
menn aucfj erfreuliche Beftrebungen nac^ biefer Hidjtung neueftens
fidj seigen *. €^e aber biefe „ftille unb unenblic^e 2trbeit" pon
Un einseinen beutfdjen Propinsen erlebigt ift, wxvb eine Dar*
ftellung bes beutfdjen Polfsfc^ulroefens im beften ^alle eine gu«
fammenfaffung längft befannter Cljatfac^en, ein 2tggregat pon
©efc^idjten bes Polfsfc^ulroefens in bzn ein$elnen Propin$en
fein unb bleiben: eine 2lrbeit, bie an fidj ja auc^ i^re Beredjtigung
unb i^r Perbienft ^ätte, u?enn ber Sammler ber aller Kompilierung
bro^enben Perfudjung n?iberfte^en fönnte» So ^at befanntlic^
ffe^^e es unternommen, eine „(ßefdjic^te bes beutfc^en Dolfs»
fdjulmefens" ((ßot^a \ 858— 60) 5U fdjreibcn unb in fünf ^änben
5U publi5ieren. Dag biefes IDerf in feiner IDeife neues beige»
fdjafft, ift fdjon früljer gefagt n?orben^; aber Efe\>\>^ I?<it felbft
nidjt bas längft Befannte unb IDidjtigfte auc^ nur einigermaßen
erfdjöpf enb sufammengeftellt, ja nadj meljr als einer Seite ^in
ftdj bie Zlrbeit redjt leidjt gemadjt. 2lls Beleg hierfür biene
unter anberem feine Beljanblung bes bavrifdjen DoIfsfdjuU
tt)efens^ (Eingangs ztwäifnt Sf^ppc bas \6\6 erfdjienene „tanb*
rec^t ber ^ürftentume (Dber* unb Zlieberbayern" (f. unten), $itiert
von £ubtpig ItTuggentl^afcr. 365
6arau5 eine auf „&te öeutfc^en Schulen" fi^ be5teljen6e Stelle,
fpringt bann mit einem Sai^z auf 6en Begrünber öei: bayrifcljen
ilfaöemie 6er XDiffenfdjaften, 6en Kurfür ften ZHay ^oUv^l HI.
(geftorben ^777), über (Seite 2I). Sie ganse für 6ie €nttt)icfelung
gerabe b-es Polfsfc^ulmefens in Bayern fo bebeutfame
Periobe pon ber ITtitte bes fedj5e^nten bis 5ur ZHitte bts aiiU
Seljnten ^^Ifvliunbzxts^ witb alfo in einer fünfbänbigen „(ße*
fdjidjte bes beutfdjen Polfsfdjutoefens" nidjt einmal als nacfte
C^atfadje fonftatiert; unb bocfj mufte ein IDerf von foldjem
Umfange bie aus einer 5tt)ei^unbertjäljrigen €nta)icfelung ^erpor»
ragenbeu Cenf» unb ZHarffteine rpenigftens mit Hamen auf'
führen, unb als folcfje erfdjeinen gemif jene rpic^tigen Sdjulreformen
unter ^ersog XDilljelmlV. (,,SdjueIorbnungt de anno 1548",
bas ältefte Dofument biefer ilrt in Bayernl), ^ersog
2tlbredjt V. („Sdjuelmaifterorbnung 2c. 2tctum bzn 28» Zlugufti
2tnno ^56^"; 2tbtrennung ber beutfdjen €lementarfdjule; Poeten»
fc^ulen ; ;,SdjuI»®rbnung ber ^ürftentljumb ®bern unnb Hibern
Bayerlanbs ][569" zc), ^ersog XDilljelm V. (Qerrfc^aft ber
3efuiten), Qer$og (ICurfürft) UTa^imilian I. („Canbredjt,
Policey^ ic. ©rbnungen" pom 3^^^^ \^\^f Banb III, Cit. X
2trt. \-3, bie beutfdjen Sdjulen betreff enb), Kurfür ft^erbinanb
Zrtar ia („Sdjuet unb ^ndiUCDvbnnnq, für Ceutfdje unb Cateinifdje
Sdjulmeifter unb Kinber, t659"), Kurfflrft 2Hayimilian
€manuel (,;SdjuI» unb gudjt » (Drbnung" im 3^^^^ 1^82
erneuert unb beftätigt; XDirffamfeit bes Benebiftinerorbens ic),
Kurfürft Karl 2tlbert („Sdjut unb gudjtorbnung" im 3^^*^«
\738 „renopiert")»
Unb audj für bie neuere 5^it n?eift Qeppes IDert bebtiX'
Unbz £ücfen auf: ber Hame ^d\tatt witb gar nic^t ausge»
fproc^en, unb bodj muf berfelbe mit unb neben Braun (für
bas adjtje^nte 3^^^^^^?^"^^^^^) 9^tt>ürbigt werben; Braun rpirb
mit Hedjt Ijerporgeljoben , aber mieber über ©ebü^r gepriefen ;
benn ffeppt fc^iebt ungefdjidjtlic^ alles Perbienft um ^ebung
bes bayrifdjen Polfsfdjutoefens im ac^tse^nten ^aifvlinnb^xt ber
Perfönlic^teit Brauns 5U, rpdljrenb eine gefc^ic^tlic^e Betradjtung
5eigt, ba^ biefer Ijodjperbiente ZTIann unb Priefter eben aud^ —
vok jeber grofe ©eift — nidjt auf bem 3f<>ti^^f^^^^^ ftanb,
fonbern Pon einer rpenigftens teitoeife günftigen ^zitittömixnQ
getragen rpurbe unb bie günftigen IDinbe mit (ßefc^icf 5U be*
nfi^en perftanb, bie ungünftigen mit ZTTut unb Kraft 5U bannen
ftc^ bemühte. X?om näheren (Einpuf ber 2tufljebung bes 3^fuiten»
orbens in Bayern auf Schule unb Unterridjtsmefen , pon ber
Stellung bes Benebiftinerorbens bei biefer ^rage u. bgL ^5ren
366 £ubiDtg (fronljofer
tx>\v bei i)tppz nidjts, wolfl aber bas Befenntnis aus feinem
2Hun6e, öaf i^m oon 6en 5a^Ireidjen Schriften Brauns, um
öeffen €in5elfi9ur alles gelagert u?ir6, „geraöe 6ie n?idjtigften
leiber nidjt 5U (ßeftdjt gefommen jtnö"^»
2tudj manche einselne ZlTomente beunruhigen bei Qeppe:
6ie Beljauptung, ba^ es por Braun „in 6en Cripialfdjulen 6es
Kurfürftentums (Bayern) an Sdjulbüdjern nodj 9än$lid^ fehlte" '',
ift eine CnlflcIIung 6er 9cfdjict)tlidjen C^atfac^e, 6af unter unb
pon Braun neue Sc^ulbüdjer eingefüljrt mürben; Me bayrifife
2tfa6emie 6er IDiffenfdjaften lägt Qeppe \758 gegrünbet
n?er6en (I) ^ un6 im (ßlauben an 6ie autoptifdje Quellenperipertung
6e$ Oerfajfers fönnten mir nur beftärft wzxbtn, wenn ^eppe
5. B. ftatt 6es pon i^m angesogenen „6an6rec^ts 6er dürften*
turne (Dber« un6 nie6erbaYern" ® (pon \6\6) 6en (Drigtnaltitel
6iefes be6eutfamen ©efe^buc^es „£an6rec^t, Policey^, (ßeridjts--,
2TtaIefi^ un6 an6ere ®r6nungen 6er ^ürftentfjumben ©bern»
un6 HiSern Bayrn" eingefe^t ^ätte* — Xloii fdjledjter fa^rt 6as
bayrifdje Polfsfdjutoefen in 1{. il. Sdjmi6s „Cnsyf Iopa6ie
6es gefamten Crsie^ungs» un6 llnterrid?tsn>efens''.
^n 6iefem 5eljnbän6igen IDerfe mir6 6ie (ßefc^i4te un6 X?or*
gefc^icfjte 6es preufifdjen Polfsfc^utoefens auf ^un6crt Seiten
entmicfelt un6 6abei bis ins fec^seljnte ^aifvifVinbext surücf-
gegangen ^^; 6as n>ürttembergifdje Dolfsfdjultpefen erfäljrt
eine 6urc^ fiebsig Seiten fic^ erftrecfen6e Beljan6Iung, un6 6ie
(ßefdjic^te 6esfelben u>ir6 bis ins fedjseljnte ^aifviinnbext fjinauf
perfolgt ^^; 6as Oolfsfc^ulmefen im Keinen ^ec5ogtum ©ot^a
witb auf 5ipan5ig Seiten be^an6elt un6 6abei bis ins 6cei5e^nte
3aljrfjun6ert 5urücf gegangen^*; bei Betradjtung 6es bayrifc^en
Polfsfdjulipefens mir6 fofort beim 3^^^^ 1^02 (I) eingefe^t
un6 6ie feit^erige (gntmicflung unter 6em Ölitel „^iftorifc^es" auf
5tt)ei Seiten lafonifc^ abgefertigt!^^ 3^ einem 5e^nbdn6igen IDerfe
n?ir6 alfo nidjt mit einem IDorte gefagt, 6ag in Bayern
por \802 audj fc^on ettpas eyiftierte, »as man Schule un6
Sc^ulmefen nennen fannl 3^ felben IDerfe wivb 5» B* für 6as
^ersogtum 2t n^ alt fogar 5U fonftatieren nic^t pergeffen, 6af
6ort ^. 6u6ß>ig fc^on \6\^ mit 6es Katic^ius neuer £el?rart
üerfudje aufteilen lief ^^
2tngejtdjts folc^er Perle^ungen 6er „justitia distributiva" 6ürfte
es mol^l 6oppelt ange5eigt fein, 6er oben angeregten Pflicht 6er
Beifc^affung 6es nötigen Quellenmaterials nac^5ufommen
un6 eine ardjipalifdje Darftellung 6er IDirffamfeit eines
bayrifdjen Sdfjulmannes un6 2tfa6emifers 5U liefern, 6er fomoljl
als praftifc^er Schulmann eine für 6ie ©efc^ic^te 6es Potts*
von £ubwtg ÜTuggcntl^aler. 367
fdjultpefens im adjtse^nten 3a^r^un6ert nic^t unbc6euten6e XDtrf-
famfett, als audj eine für bamals rtidjt uner^eblidje Htlerarifdje
Cljäligfeit ^* entfaltete un6 eben besipegen audj als IRitglieö
in öie bayrifclje 2tf aöemie 6er XDiffenfdjaften aufgenommen n?ur6e;
un& audj als 2tfa6emifer fteljt ^ronljofer für 6ie Jtnfangs»
gefdjidjte 6er ilf abemie, fpesiell 6er „belletriftifdjen Klaffe"
6erfelben, nidjt o^ne Bebeutung 6a. ^ronljofer ^at 6aljer
auc^ in 6en leyifalifdjen, en5Yflopa6tfcljen un6 an6ern IDerfen,
6ie 5u feinen Cebseiten un6 in 6er erften £)älf te 6iefe5 3^^*^^^^"^^^*^
erfc^ienen fm6, ftets einen pia^ neben 6en an6ern (ßeleljrten
Bayerns 9efun6en^®; in neuefter geit je6ocfj wnvbe fein Zlame
nur einmal ausgefproc^en , nämlidj auf 6en „2liEa6emiter"
^ron^ofer fur$ ^inge6eutet ^ ^, un6 es fönnte ettpas befvem6en,
6af auc^ 6ie „2lllgemeine Deutfdje Biograpljie" an
^ronfjofer ftiUfd)ipeigen6 porbeigegangen ift, wenn 6asfelbe
ja geu)if per6ienftpolIe un6 Peifig gearbeitete IDerf nidjt audj
mandj an6ern nennensipcrten ZTTann ungenannt gelaffen Ijätte.*)
£u6tDig^ronIjofer, geboren 5U 3ngoIfta6t, als Soljn eines
l{ammer6ieners; genof feine Ijoljere Ztu5biI6ung in ZUündjen^^
„(Eben Ijier in ZTlündjcn fing er (^ronljoferj Catein 5U lernen
an, lief immer unter 6en erften Beften 6ie Sdjulen 6urdj, ftu6ierte
6ie pijilofop^ie un6 einen tt^eil 6er Hedjtsgele^rfamf eit ; $u 6en
•) So i(l, um gleid? beim Buc^ftaben S 5U bleiben, in ber „eilige"
meinen Dcutfd^cn Biograpl^ie" n, a. aud? bcr bayrifd^e iSe^dfidjts*
forfd^er (unb 2IfabemiFer) petcr pauI ^inaucr (geboren 3U IHünqen
a»» 29. 3u"» 1733, geflorben am 22. tTooembcr ^788) unerroäl^nt geblieben,
unb bod? fonnie feine 2lbreffe leidet erfragt »erben: bei lüeflenrieber,
Beiträge 3ur oaterläubifd^en ijiflorie. ^789» Banb II S. ^82; lüeufel,
£ejiFon oerftorbener Sd^rif tfleücr , 23anb HL S. 333 — wo ^inauer
irrtümlid? ^peter Karl" Ijeigt, unb aud? bas 3alir U32 fälfd^lid?
als (Scbnrtsjal^r angegeben ip — ; <£rfd? unb (5 ruber, (En3Yrtopäbie
VI. Sect. I. :Sanb ^^ S. 2{5; fjormayr, (Eafd^enbud? für oaterlänbifc^e
(Sefc^tdjte ic. (gbenfo ijl in berfelben „Ülllgemeinen Deutfd?en Bio*
grapl|ie" Benebift ^injlern>albcr (geboren 3U lüejfobrunn am
\6. 2när5 1(620) ungen)ärbtgt geblieben, unb boc^ n)irb berfelbe anbern)ärts
(Kobolt, Baierifd^es (5eIel|rten«£e5ifon; Centn er €oel., Hist. Monasterii
Wesofontani, T. I. p. 481 sq.; ^ormayr, Cafc^enbuc^ für paterlänbifc^e
(Sefd?id?te; (Süntljner Seb., (Sefc^idjte ber litterarifd^en 2lnflalten in
Batern, Banb II. 5. 270; 2lugsburger poftseitung t857 Hr. uo)
a(s groger, aud^ augert^alb feines engern Daterlanbes befannter (pon Kaifer
£eopoIb als „totius Austriae archivum" be3eid?neter) Ked^tsgefetjrter gebül|renb
Ijeroorgelioben. — ^ud^ ber 2Iugsburger Hed^tsgelel^rte 3» ^ ^exwaxi
(fjörmart — bte Schrei broeife fc^roanft) 1096— 16^ ^, ebenfo ber pljilofopliifdje
Sd^riftjleüer (friebr. ^erroart (geworben ^676 in £anbsl^utj, wie nic^t
minber ber Ked?tsgelel|rte unb (Sefc^id?tsforfd?er £.B. (Ebler oon^ertten*
jlein (geboren 1(709 3^ ^^^t defiorben i(76^) iperben in ber „Mgemetnen
Deutfc^en Biograpfjie" permigt.
368 Cubmig (fronljofer
fdjönen XDijfenf<^aften aber füllte er immer me^r Hetgung, unö
felbft feine Jlrbeiten seilen genug, &af er audj I^iersu ein befon&eres
tEalent un& (ßenie Ijat Sdjon in 6er merten Sdjule fan6 er einen
guten un& gelehrten ^reunb, 6er i^n auf 6ie redjten Pfa6e füljrte.
€r mur6e 6urclj iljn mit 6en alten Hömern bejfer befannt, als
man insgemein 6amit befannt 5U n>er6en p^egt. €r lernte fte
nidjt nur 6em ttamen nadj fennen. €r las fie* Sein ^reun6
erflärte fie iljm. €r jagte 6en Quellen nadi, ^ora^, 6er Celjrer
aller guten Did^ter, führte iljn in 6a5 innere ©emadj 6er 2Hufcn-
€r fing an, Perfc 5U madjen un6 en6Iic^ 5U 6idjten. (£nblxdj
befam er audj Rattern, ^age6orn, ©ellert, ©ef nern un6 an6ere
gute Cidjter, 6ie i^t befannt ftn6, in 6ie ^än6e. Die heftige
Heigung, 6ie er von 3ugen6 auf sur Dicfjtfunft füljlte, lief xlfn
nidjt ru^en» €r wnxbe ein ttadja^mer 6iefer großen ©eifter
I)eutfcl}Ian6$" 1».
Unterm \9.3uli \76^ n?ur6e ^ron^ofer vom StiftsfcfjuU
fapitel 5U Unfer Cieben ^rau in ZHünc^en foIgen6es
Cefret 5ugefteIIt: „3n ünbetradjt 6er pon einem (£IjurfflI. ^odjIöbL
geiftL Kat^ Beigebradjten Promotorialien un6 feiner bejisent
foIjn6erbaren ^ä^igfeit wixbd 6em £u6tDig ^ron^ofer 6er
6urc^ 2tbleben ^errn £oren^ Prey erle6igte SctjuIImeiftersöienft
bei Unfer lieben ^rau alljier gegen (E^elidjung 6er Preyifc^en
SdjuUmeifterstodjter perliel^en, te6oc^ Ijätte €r Sc^uümeifter
reversales aus5uftellen, 6af tpe6er 6effen fonfftig YberfIjommen6e
Kin6er noc§ ^interlaffente UJittib einem ^ocfjtDÜr6igen CapitI
YberlSftig feyn nodj einige pension 06er Unterljaltung for6ern
tpolle, tDonac^ 6ie Perpfiidjtung erfolgen tDir6et> Ita conclusum
in Capitulo 6en ^9. ^nly H769"^^ Diefes Defret un6 an6ere
folgende u?erfen ein 6idjt auf 6ie Dotierung un6 öfonomtfc^e
Sicherung 6er 6amaligen Sd)ulleljrer felbft in Stä6ten un6 per*
raten audj, rpie 6ie unterfte Sdjulbe^ör6e, 6er übrigens fogar
6as Sedjt 6er öffentlidjen Beurfun6ung 6er Ceftamentserric^tung
eines Sdjulleljrers 5uftan6^*, u?o^I 6urdj finansielle Hücffidjten
pdj gestpungen fa^, 6en Sd^uIfon6 porftdjtig gegen eine „Be*
läftigung" 6urdj U)eib un6 iiinb eines perlebten SdjuIIeljrers 5U
fdjü^en un6 aus 6er 2lnfteUung eines neuen Sdjulle^rers faft
eine 2trt ^an6els», ja felbft Qeiratsgefdjäft 5U madjen. Denn
foldjen 2tnfd)ein gen^innt es 6odj, w^nn ^ron^ofer 6ie Sd?ul=
ftelle 5u Unfer £ieben ^rau „gegen €l?elid)ung 6er Preyifc^en
SdjuUmeifterstodjter", alfo gegen €Ijelic^ung 6er einen noc^
unperforgten tEodjter feines Dorgängers Prey — 6ie an6ere
Ijatte bereits i^ren ZUann, tpar „perfjeuratete ^of» un6 Stift
Musicantin"*' — erljalten foU; 6iefelbe Sdjulbe^5r6e giebt ferner
von iubtpig HTuggcntl^aler. 369
in einem Sd^reiben 6er Codjter Bebenfseit, „bis auf an^euri^es
^eft ber aller fjeilligen 5U ertlären, ob öiefelbe öen ^errn ^ron*
^ofer eljelidjen tDoIIe 06er nicfjt", im perneinenben ^alle aber
ipoüe fte 6enfelben Qerrn ^ron^ofer, 6er überöies pon i^r audj
5ur §al)l\xn<i ^i"<^*s tpeitern ^albjaljrmiet5tnfes an 6ie Preyifcfje
VOitwc perurteilt tpirb, 5ur ^aijlnnQ 6er o^neljin freirpillig 5U'
geflan6enen 200 fi. an 6ic Icbi^e Preyin amllic^ anljalten **.
Dabei fin6et es 6as Sdjulftiftsfapitel allerbin^s felbft nötig, 6en
Per6ac^t ab5uipeifen, ,,6af öerley Sienft perfäuflidj feyn foUe",
un6 tritt in fdjarfer Spradje 6er „fupplisirenten IDittib" entgegen,
6a fte Zniene madjte, einen Sed^tsanfprudj auf Penjtonsge^alt
5U ergeben ^^; aber 6asfelbe Stiftsfdjulfapitel fonnte ftd^ offenbar
6en ^ier in ITtitte Iiegen6en Bifligfeitsgrünben nidjt perfc^Iiefen,
nur tt)oIIte es 6er fogenannten moralifdjen Derpflidjtung auf mög==
lidjft billigem XDege, o^ne Belaftung 6er ,,Scljulfaffa", aber eb^n
auf-fron^ofers Koften, nadjfommen. Diefem je6odj erfc^ien
6ie yreyifc^e Sc^ul^alterstocfjter als ein 5U ^o^er Kaufpreis, er
besa^lte im Oergleidjstoege an 6iefelbe 6ie Summe Pon 200 fl»,
un6 mir erfaljren bei Gelegenheit 6es Zlbgangs ^ron^ofers
pon 6er Stiftsfdjule un6 feiner 2tuseinan6erfe^ung mit feinem
Hacfjf olger öJinfler, 6af jene ^inausbesa^Iung Pon 200 fl.
;,nur 6ie £ostper6ung Pon 6er bräuifdjen Coc^ter 5um (ßrun6e
^atte" *^» Sonac^ mag le^tere felbft 6em i^r pon amtstpegen
fo fürforglidj 5uge6ac^ten Zftanne nid^t abgeneigt gemefen fein,
allein lei6er fdjeint ^ron^of er fein ^ers bereits perfdjenft 5U Ijaben,
6enn fdjon nac^ 6rei 2Ttonatcn ipir6 6em Sdjulleljrer £u6n>ig
^ronljofer pon feiten 6es Stiftsfdjulfapitels „permilligt, 6af
6erfelbe 6ie 3ungfrau Katljarina IDenigin, geric^tsfdjreiberstodjter
pon Qodjenafc^au, e^elidjen 6örffe, 6a§ er je6odj einen revers
auf 5ufte^len ^abe, 6af 6iefelbe einem ßod?tPür6igen (£apitl, nodj
i^re überfljommcn6en l(in6er auf feine ^1. ^ron^ofers erpolgentes
ableiben nit mit einem gna6gelt, pension 06er in an6ern>eg
beläftigen tpolle. ita conclusum in capitulo 6en 3\* (Dft. \769" *'.
(£s mochte nun aller6ings auffallen6 erfdjeinen, 6af ein
junger IXXann mit foldjer Porbil6ung 5U einer ^<txi, wo es in
Bayern ebenfoa>enig rpie im übrigen I)eutfdjlan6 einen Polts»
fc^ulleljrerft an 6 im heutigen Sinne gab un6 6er Sc^ulmeifter
bei 6er ^ronleidjnamspro5effion gera6e noc^ por 6em IDafen»
meifter marfdjierte, nur überhaupt auf 6en (ße6anfen perfaüen
fonnte, „Sdfuüeljrer" 5U rper6en. Z)as Befrem6en hierüber er^ö^t
ftcf) noc^ 6urdj 6en Umftan6, 6a§ 6iefen €ntfc^luf 5U einer ^^ixt,
wo eben 6odj 6as flerifale Clement Sdjule un6 Sc^utoefen
be^errfc^te, ein Vflann 5U f äffen 6en Zltut ^atte, 6er Caie, nt^t
yiipchüäi far mAtu^ener ^efci;. II. 2^
370 ivbxDXQ Jronliofer
Znitglicb öes gciftlic^en Stanöes wav. 2tIIetn gera&e in (£l?araf tcr
un5 €nergie ötefes €ntfdjluffcs ^abcn mir eine ©etpäljr fotooljl
für &te in ^ronljofer liegenbe, von tljm poraus gefüljlte, fpäler
felbft pon feinen ^einben nid)t in 2lbre6e gefteüte befonbere Be*
fä^igung jum praftifdjen Sdjulmanne, rpie für feine bataixs
Piegenbe, pon iljm felbft oft beteuerte, felbft in trübften ^ag^en
nicfjt perlorene £uft un6 £iebe 5U 6iefem Berufe ju erblicfen»
IDoIjl modjte ftc^ ^ron^ofer mit 6er Hoffnung tragen, nidjt
Seitlebens auf 6er untcrften Stufe 6es Sdjulorganismus fteljen 5U
bleiben, un6 6iefe Hoffnung tpar getpif bered^tigt in einer geit,
rpo es fogar in IDürttemberg — alfo in jenem „6eutfdjen £an6e,
in ipelcfjem ein eigentlidjes Polfsfdjulrpefen am frü^eften gefdjaffen
ipur6e, un6 6effen (Einridjtungen für 6ie (ßeftaltung 6er Dolfsfdjule
in pielen 6eutfdjen Cerritorien muftergiltig gerpor6en ftn6" *^ —
als eine belangreidje üerbefferung galt, als man 6ie Celjrer,
„6amlt pe fidj 6em SdjulMenfte gan$ u)i6men fönnten", von
Befdjäftigungen n?ie pom „Büttel» un6 ^lurfct)ü^en6ienfte" los«
fprad?*^. Hun beftan6 allerMngs ein menigftens mertbarer Unter =
fd)ie6 5n?ifdjen Sta6t-' un6 £an6fcfjulen, un6 gera6e 6ie üollegiat*
ftiftsfdjule 5u Unfer Cieben ^rau in ZlTünc^en ftan6 als Prinsipien»
fdjule im beftem Kufe; ^ronljofer wav ^auptleljrer , erfter
magister principiorum , un6 besifferte fic^ aud} fein (ßeljalt faum_
Ijö^er als 6er feiner Kollegen, fo tfjat 6ies für ^ronljofer nidjts
jur Sadi^. (£t betradjtete ja fein (glementarfdjulamt überijaupt
nid?t als „Kulj, 6ie mit Zflildj un6 Butter perforgt", un6 t^at
gan5 u?o^l 6aran in einer geit, in bev ^ean panl, felbft
Sdjulle^rer, 6en „^eif Ijunger" als 6ie einsige „l{ranfljeit 6er £eljrer"
fonftatierte*®, un6 in tpelc^er 6er furfürftUdj bran6enburgifc^e Sdful-
plan (Pon ^736) beftimmte: „3ft 6er Sdjulmeifter ein ^an6iper!er,
fann er fidj o^ne^in näljren; ift er feiner, fo rpir6 i^m erlaubt,
fec^s lDod)en auf Cageloljn 5U ge^en"*^ ^ronljofer, über==
^aupt eine i6eal angelegte Hatur, rpollte gefiiffentlic^ feine £auf»
baljn als €lementarlefjrer beginnen, un6 in fpäteren Bittgefudjeii
an 6ie ^ocfjfte Stelle meift er rpie6er^olt un6 ftets mit Stol5 6arauf
^in, 6a0 er „am längften beim ttripialfdjulmefen ge6ient unb
6urdj alle Stufen, u?ie ein Sol6at, 6er pon 6er picfe auf apan«
ciret, gegangen", un6 6af er, „o^neKu^m 5U mel6en, Kenntniffe
gefammelt, 6ie fc^merlic^ ein an6erer in 6iefem ^ac^e Ijaben
fann"*^ lln6 aucfj 6ie in Sdjulre6en Pon if?m ausgefprodjenen
2tnfdjauungen erfdjeinen nur als 6as Kefultat pon ^ronljofers
innerster Uberseugung, 6af 6er maljrljaft gcbil6ete Sdjulmann
auf Praxis un6 praftifdje Betljätigung fein ^auptaugenmerf
richten un6 mit feiner C^eorie beim „Kin6e" einfe^en, bei 6iefem
von £ubn?ig lüuggentlialer. 37 H
fo5ufa$en in 6ie Sdjule geljen muffe. Dabei aber begegnen wxt
bei i^m rpieöer 6er richtigen (Erfenntnis, öaf 6er Sd^ulmann
nidjt im ,,praftifer" aufgefjen 6ürfe; er verlangt tljeorettfdje 23il=
6ung un6 2lusbiI6ung 6esfelben, un6 ^rohljof er felbft ift ^ter
6a5 Ieudjten6e üorbiI6, fosufagen 6ie Ieben6ige Pcrfonipfation ; in
amtlidjen Beridjten un6 Qualififationen tDir6 ftets auf feine aUge^
meine BiI6ung ^ingetoiefen un6 betont, 6af feine „tfjeoretifdjen un6
praftifcfjen Kenntniffe mafgeben6ft befannt fin6" *^. Dies fann
nidjt U)un6ernefjmen bei einem ZTTanne, in 6em Cetjr« un6 £erntrieb
wie aus einer gemeinfamen XDursel fprof ten, 6er 5ur Übung 6es
fdjttjeren XDerfes 6er Selbftbil6ung un6 SelbftDerpoIIfommnung audj
6en initmenfdjen per^elfen u?oUte un6, mit 2lbu)eifung 6er p^an»
taftifdjen Jtüeripeltsbeglücfungst^eorien jener geit, 5ur €r5ielung
pofttiper Refultate feinen BlidP auf 6as Ceilgan$e 6er ZlTenfdjljeit,
6em er felbft angehörte, auf fein Pater Ian6, ridjtete; gera6e
6as patriotifdje PaÜjos, von 6em ^ronEjofers Ceben un6
IDirfen getragen erfdjeint, läft 6ie 3e6eutung 6iefes ZHannes
pon Dorneljerein Ijö^er erfdjeinen.
(Ein foldj praftifdj lüdjtiger, felbft gebiI6eter Sdjulmann un6
ffir 6ie PoIfsbiI6ungsintereffen begeifterter Patriot muf te aber
gera6e 6amals in Bayern 6as feiner ^äEjigfeit un6 Steigung ent»
fprecfjen6e 2trbeitsfeI6 Dorfin6en. €s fann ^ier feIbftDerftän6Iic^
nur als auf eine gefdjidjtlidje Cl?atfad)e ^ingetoiefen n)er6en,
6af um 6ie ZUitte 6es porigen ^aiixiinnUtts für Bayern eine
neue 2tera geiftigen 2tuffcfjtt)ungs anbradj un6 — als natur»
nottt)en6ige ^olge 6esfelben — eine grun6lid)e Heform 6es Sdjul«
mefens mit sielbemuf ter Klarljeit ins 2luge gefaf t U)ur6e. „€ine
ebenfo mannigfaltige als fegenspoüe (Entrpidfelungsperio6e 6es
bayerifcljen Stu6ienipefens beginnt mit 6em Regierungsantritte
6es Kurf ürften ZUayimilian 3^f^P^ UIv un6 es tpur6e nun
6er erfte (ßrun6 5U allem Späteren in 6em ^exitaurm 6reier 3^^^'
yljnk gelegt, rpä^ren6 6eren einerfeits nod} im Kampfe gegen
tra6itioneüe 5uftän6e 6ie freie Pflege 6er XDiffenfd^aft
6urc^ (ßrün6ung 6er 2tfa6emie iljren ftaatlidjen Sdju^ fan6 un6
an6erfeits nadi 2tufljebung 6es ^e^mknoxbens eine grun6fd^*
lidje Reform 6es Sdjutbetriebes nodj 6en 2lnfang eines
ge6eiljlidjen 2tuffdja>ungs mit fidj bradjte" ^\ TXadi bei6en' Seiten
^in ifat 6er 2tfa6emifer un6 Sdjulmann ^ronljofer
fein Sc^erflein mit beigetragen, un6 es blieb iljm auc^ 6as
Znarlyrium nidjt erfpart, 6as öffentlich tpirfen6e ZITänner gerne
in ^eiUn ertpartet, in 6enen 5ipei (ßrun6gegenfä^e aufeinan6er
ftofen* (Ein foldjer Kon^ift entfpann ftd) Samals in Bayern,
unS 6arin Ijat Sfeppe pollftän6ig rec^t, ipenn er fcfjreibt, 6af
2^*
372 CubiDtg ^ronljofer
unter l{urfürftZnaf3^f^P^ III v ö^m ©rünber 6cr 2tf abernte,
„für Bayern im ©egenfa^e 5U 5er bisljertaen ilUeinljcrrfdjaft 6er
laleinifdjen ©ela^rt^ett 6er itnfang einer (£ultur 6eutfdjer
Siföung un6 hiermit auc^ 6er Jlnfang eines 6eutfdjen üolfs^
fdjutoefcns begann"; un6 6af , „a)ä^ren6 6ie Poltsfdjule an6er»
märts als Sac^e 6es firc^lidjen un6 6es fonfeffionellen
3nlereffes erajudjs, 6iefelbe in Bayern als Sac^e eines natio»
naien 6eutfdien 3ntereffes perjüngt ins £eben trat"*^ 2Jus
6iefem ZCntagonismus erflärte ftdj 6ie ftarfe (ßä^rung, in 6cr
Bayern in geiftiger Besie^ung 6amals jicfj befan6, unb erfidren
ftcfj alle jene (greignijfe un6 Crfdieinun^en von a>eittragen6er
Be6eutung, n>ie 6ie Jlufljebung 6es ^^^\xxtenotb^ns , 6er ja 6as
nationale (Element 6urdj eytlupDe Pflege 6es allgemeinen firdj»
lid^en ^nkv^^^^s unter6rücfte; 6ie (ßrün6ung 6er 2tfa6emie 6er
XDiffenfc^af ten , mit 6em ausgefproc^enen gtoccfe rein u)iffen=
fdjaftlic^er C^ätigfeit, 6er Pflege freier ^orfdjung un6 ^ör6erun9
6cr allgemeinen Bil6ungsintereffen ; 6ie grfin6ltd^e Umgeftaltung
6es gefamten Sc^utoefens. Cräger un6 £eiter 6er Sdjulceform«
bemegung u?ar anfangs un6 lange geit Qeinricfj Braun, erft
BeneSiftiner in Cegernfee, 6ann Profeffor, Sdjulbireftor, furfürft»
lidjer n>irflicfjer Uat un6 2tfa6emifer in ZTTündjen.
Die Schulreform U)ur6e allen (Ernftes un6 mit jielbeu)ufter
.(Energie in Eingriff genommen. (Eben 6aljer tt)ur6e noc^ im
3a^re ^770 (un6 ][77\) 6ie Heform 6er (Elementarfdjulen
ins IDerf gefegt, un6 5ß>ar 6urdjgefjen6s nacfj Brauns pian.
So5ufagen als 6as ^eft 6er (5run6fteinlegung ift nämlidj 6er
^8. September \770 5U betrad)ten, an meldjem Cage 6ie 6enf:*
u>ür6ige furfürftlidje „Sdjulor6nung für 6ie 6eutfdjen
06er Crii>ialfd)ulen" publisiert u?ur6e, u?oran fidj als
Supplement eine 5tt>eite (dd. S^^ebruar \77\) reil^t. (Es tt>ur6en
6arin u. a. über 6ie (Einteilung 6er (Elementarfdjule in fec^s Klaffen,
über £eljiftpff, Ce^rart, Sdjulbefudj, (Einführung pon Sdjulbüdjern,
amtlidje liberu^ac^ung 6er Sdjulen, Befol6ung un6 X?orbil6ung
6er Sdjulle^rer nähere Beftimmungen gegeben*^*, un6 in 'n>elc^
engem gufammen^ange 6er Hame ^ron^ofer mit 6iefer Sdjut
reform fteljt, mag aus § VII jener am ^8* September \770
publi5ierten furfürftlic^en „Sdjulor6nung für 6ie 6eutfc^en
o6er Cripialfd}ulen" erhellen: „H)ie es aber eine fo befannte
als ridjtige Sadi^ ift, 6af man eine neue £eljrart a>eit leichter
6urcfj Beifpiele als 6urc^ Bucfjer un6 Kegeln begreifen fann, fo
foU 6ie Sdjule bei Unferm (£ollegiatftifte ad divam Virginem
alltjier 6ie ^aupt» un6 ZlXufterfi^ule in 6er Unterri^tsart
fein, welcfje, wie fie bereits mit einem nadj Unfern
von £ubn)ig HTuggentljaler. 373
Snäbic^ftcn 2tbftdjtcn tüdjttgen Subjeft Dcrfe^en tft,
fo feljen VOiv andi gans gerne \xx\b wetben Dorsügltdj benjenigen
in Sdjulbebienftungen mit ©naben geroogen fein, meldje jtc^ 5U
fünftigen Sdjulbienftcn alba bereiten un6 porläufig öie £e^r»
unö Unterridjtungsart practifc^ gefe^en unö aussuüben toeröen
gelernt Ijaben." ^rontjofer u>ur6e alfo 6ie getpif feltene Tlns-
Seidjnung 5U teil, in einer lanbes^errltc^en Derorbnung öffentlich
belobt 5U tperben, unb fdjon biefes itjm tjier gefegte „monumentum
aere perennius" fjätte frütjer bie ^rage nac^ bem tlamen biefes
„tüdjtigen Subjefts" natjelegen fSnnen. Jron^ofer tpar fomit
gleidjfam ber Dcrtrauensmann ber Regierung, er foUte bie auf bem
Papiere fertig geftellte' Schulreform nun in ^Ifai unb £eben um*
fe^en, bie neue £e^rart 5U praf tifc^er 2tntt>enbung bringen, unb feine
nadj ber neuen Sdjulorbnung geleitete Sdjule foUte bie „Horm"
für alle übrigen Sdjulen bes Canbes abgeben; ja bie Hegierung
fe^te in bie päbagogifdje Oc^tigfeit bes Hormalfc^uUe^rers ^ron»
Ijofer ein fo unbebingtes Dertrauen, ba^ fte fdjon im Doraus
in biefer pon ^ron^ofer geleiteten KoUegiatsfttftsfc^ule bie
„^aupt» unb Hlufterfdjule in ber (neuen) Unterridjtsart" erblicft,
unb biejenigen, bie in biefer Xtormalfdjule i^re Dorbilbung ge==
noffen, bei ber ^rage ber 2tnftellung por anbern 5u berürfftdjtigen
fcfjon je^t Derfpridjt* Der „^aupt«= unb Hormalfdjulle^rer"
^ron^ofer tpurbe auc^ 5um „(Examinator" für bie — burc^
jene Sdjulperorbnung beftimmte, ausfdjlieflid} in ZHündjen por
bem geiftlidjen Hate ftattfinbenbe — Prüfung fämtlic^er Sc^ul»
lefjrer ernannt (ben austpärtigen Betperbern u>urbe für eine foldje
Seife nadj ZHündjen ein 5iätenbe5ug pon täglich 2^ fr, per:^
willigt) ^^. Damit geftaltete pdj audj bie materielle £age ^ron^^
Ijofers mefentlidj beffer; benn u>enn bei biefem Sdjulreformmerfe
auclj bie ^ebung unb Befferung ber öfonomifcljen £age ber
Sdjulleljrer, namentlich jener in bcn Stäbten, als eine tpidjtige
Jrage nun perftänbnispoU ins 2tuge gefaxt mirb, fo ift ein
erfreulicher llnfang ^iersu geipif in ber tC^atfadje 5U erblicfen,
ba^ im 3^^^^ \'^'^\ J^^^^ ^^^ i" ZHündjen befinblidjen £e^rer
neben bem Sc^ulgelbe fdjon 60 p., ber ^aupt* unb Xtormalfc^ul»
leljrer aber für bm Ünterridjt ber £anbfdjulmeifter unb als
(Examinator ber Sc^ulf anbibaten 300 p. ^nlag^c erljielt*^
Daf biefe Umbilbung ber untern Sdjulen nidjt o^ne Kämpfe
5U ftanbe fam, ift in einem befannten (ßefe^e aller gefc^idjtlidjen
(Enttpicfelung begrünbet, unb audj Jron^ofers Hame fpielt
felbftperftänblid) in biefen Kämpfen tpieber eine Holle. Da muf
nun por allem ben obern Sdjulbe^Srben nadjgerü^mt merben,
ba^ fte mit 5ielbeipufter ^Jeftigfeit unb (Energie alle ^inberniffe,
37^ £ubiptg ^ronliofer
bk pdf 6er Schulreform entaegenftellten, aus öem U)ege 5U räumen
fudjten. Sdjon dd. 2. 3^"ttar \77\ mürbe ,,6enen XDüröiöen,
(E^rfammen in gots (Eölen un6 ^odjgele^rten, Unferen £teben,
getreuen Probft, Dedjant, Senior unö gemeinen Kapill Unferes
Collegiat ^ Stifts $u Unferer lieben grauen in HTündjen" ein
Sd^reiben öes geiftlidjen ÄatsfoUegiums sugeftellt, in 6em es l^ief :
„IDir ^aben (Eud? 5u?ar gnäöigft aufgegeben, öaf 3^^ ^^^ ileue
Sc^uUorönung öurd} 6en Scholasticum einfül^ren laffen unö was
jtdf bah^y für Sdjmiertgfeiten tjeroortun, beridjten foüet. ^nmakn
aber öiefes bis nun 5UDern>eislidj nic^t gefc^^en: als ^abt 3^^^
biefem in $eit adjt tfage Jolge 5U leiften. Sinö aud) anbey in
©naöen" ic.^*. Das ICapitel 6es KoUegiatftifts fdjeint aber 6er
2tuffor6erung nidjt mit 6er gemünfdjten ^urtigfeit nadjgefommen
5U fein, 6enn dd. \6. ^ebruar \77t He§ 6erfelbe geiftlidje Hat
an 6iefelben „XDür6igen, (E^rfammen, in gots (Eölen" öes
KoUegiatflifts ein 5d|reiben ergeljen, meldjes an Deutlidffeit nichts
5U n>ünfd!en übrig lief: „IDas mir in 2tnfe^ung öes öeutfc^en
Sdjulmefens 5U perorönen für nöt^ig befunöen ^aben, öief liegt
aus öen beyöen Sdjulgeneralien nadjörücflic^ genug am tCage.
(Es ^at öabey fein unabänöerlidjes Perbleiben, unö gleidjmte
n>ir nidjt anöers als in ^öd|ften Ungnaöen aufnehmen uniröen,
rnenn felbft in öer ^aupt» unö 2Ttufterfdjule öer Sdjulplan nidjt
aufs ©enauefte unö inn allem (Ernfte pollsogen n>üröe, So
befehlen n>ir eudj mieöerijollter mafen unö alles (Ernftes, ba$
xifv auf alle Benu^ung beyöer Generalien ftrenge galten un8
öie ^aupt- unö 2nufterfd)ule alfo öirigiren foUet, öaf es öen
Hammen öer ^aupt^ unö ZTlufterfdjule in öer ^Ifai peröiene,
unö n>ie es nidjt nur öer fc^ulöige (ße^orfam gegen unfere
gnäöigfte Perorönung, fonöern audj öie Ppidjt eines Scholastici
secundum sacros canones et concil. Trident. von fidj felbft
foröert. Wxv fönnen audj nidjt ungea^nöet laffen, öaf i^r
n>eöer öen erften Bericht n>egen (Einführung öer neuen Sc^ul=
einridjtung, nodj einen ferneren bisher erftattet Ijabt* Sinö eudf
übrigens mit (ßnaöen ic. ZHündjen, öen \6^'' Jebr. ao \77t"'^
3n$u>if(^en ^atte übrigens öas Kollegiatftift bereits feinen Sdfo^
laftifus (^errn p. Schief 1) aufgeforöert, „umbftenöiglidj" über
öie „(Einfüf^rung öer neuen fdjuellorönung unö öer öabey fi^
ereignenöen Befc^wernuf en" Beridjt 5U erftatten. Der Sc^olaftifus
fam in einem längeren Sdjreiben an öas KoUegiatftiftsfapitel
(praes. 23. Jebruar ^77^) öer 2tufforöerung nac^ unö erflärte,
^^t ^^ ffi^ fdjulöge^orfamfter Befolgung öes obperftanöenen
gnäöigen ©efdjäfts nit ermanglet, nit nur allein öen nunma^ligen
Sc^ullmeifter ^ron^ofer (bey mir) porruffen 5U laffen", um
von lubipig IHuggentlialer. 375
von xlfm 511 tjSren, „was 6te porIjat>en6e (Einridjtung 6er neuen
Sd)uUorönung [eitler Dor einen Fortgang oöer ©egenftanb (^tn6er»
nis) 5u befahren getjabl", fonöern öaf er audj perfönlidj ,^in 6er
Sdjul felbften 6ie erfor6erUd}e (Einjtc^t porgenommen" un6 fidj
überseugt ifabz, 6af 6ie neue £e^rart „poUfommen obftrutret"
«>er6e; 6eni „erfprtefUdjen Fortgang 6er neuen ZHufterfc^uI^
€inrid)tung" ftefje faft ntdjts me^r im XDege als — 6er „al^ieftge
Sta6tniagiftrat", gegen meldjen 6er Sc^olaftifus 6en Pormurf
„unerF?örter Heuerung" un6 „ungereimter ©efinnung" fct|leu6ert,
6enn 6erfelbe Ijabe „tt)i6er aüe uralt hergebrachten ©bferoans
[xdl gar nit Derfdjämt, 6em oft befannten Sc^uUmeifter (^ron^
^ofer) fein Quatember«Sd)uIgebür in fo lange por un6 aufsu*
galten, bis nit 6erfelbe 6afelbft por einen Burger praestitis
praestandis u>irflid? an un6 aufgenommen fey"; n^enn aber
„ein einselner Pfarrfc^uUmeifter ein Burger 5U u>er6en unbilliger
u?cis ge6rungen meröen foUte", 6ann tt)er6e 6ie neue SdjuU
einrid^tung nic^t ge6eitjen fönnen, 6enn 6ie ^olge u>ir6 6ann
fein, 6af „ein tauglidjes un6 6er neuen £e^rart anftän6iges
un6 braudjbares Subjeftum u>er6e in (Ermanglung 6er i^m
billic^mefig gebü^ren6en Subftftens bey 6er fdjuell nit längers
perbleibe". 5er Sdjolaftifus beantragt 6al?er, 6af „6ie pom
alljieftgen Stattmagiftrat ein6ringente ©egenftenS Ijöd^fter ©rt^en
getilget wtxbzn medjten", un6 ftellt an 6en furfürftlic^en geiftlic^en
JS.ai aud) 6ie n?eitere Bitte, 6af „6er pom Sta6tmagiftrat auf»
geftellten Kirc^enpermaltung 6as fdjueü ^aus cum pertinentiis
6urdjgefjen6s in braudjba^ren Stan6 ^ersufteüen gnä6igft an-
befohlen wevbcn mödjte", 6enn 6a5 fdjuell ifans fei „einiger
Reparation unumgänglid} 6ürftig", un6 6ie lürdjenpermaltung
eigne fid) ja auc^ „6ie je6esmal ab5ufie^ren6en (Sdjul«) ^aus»
5infen" an ^^. — I)abei lief es aber 6er Sc^olaftifus ^err
pon Sct/iefl nidjt beu>en6en, er peranlafte pielme^r ^ron-
tjofer 5ur Itbfaffung eines einge^en6en Berichts über 6ie (Er«
fa^rungen, 6ie er bei (Einfüfjrung 6er neuen Sdfulor6nung bisher
gemadjt; un6 in6em Jron^ofer 6iefem 2tuf trage nac^fam,
lieferte er in feinem amtlict/en Beridjt an 6as Stiftsfct/ulfapitel
(dd. 26, ^annav \77\) ein 6enfn;)ür6iges 2tftenftücf, meldjes 6ie
^in6erniffe un6 „Befc^u>erniffe, auf meldje jene bayrifdje SiinU
reform ftief , ebenfo u?ie 6ie pä6agogif4e Befäljigung ^ron*
^ofers, 6ie unter folc^ miflidjen Per^ältniffen 6ie Feuerprobe
be j^an6 , treffe ti6 beleudjtet ^*. ^ron^ofer f lagt in 6ief em
Beridjte 6arüber, 6af 6ie l{in6er nodj lange nid/t mit 6en
nötigen (neuen) Sdjulbüdjern perfe^en fm6 un6 6ie l{in6er felbft
bemittelter (Eltern foldje 5U faufen 2tnftan6 nehmen; er flagt
376 Inbipig ^ronljofer
über 5en fc^Iedjtcn ^n^tanb 6e5 Sc^uI^eMubes, über 6te öor
Heparatur ^ö^ft bebürftigen Sdjulrequtftten , über Bänfe unb
®fen, tDte über öte Unsulänglict/feit 6er für öen ^olsbeöarf
ausgetDorfenen Summe („ein etnstger ®fen ^etst öie Sd)ule 511
fcfjmad)" — öie Sdjule ftanb überdies frei auf 6em Kirdj^ofe);
Me §alil 5er £eljrfräfte fte^ ferner in feinem Per^altniffe 5ur
^aifl 6er Sdjulflaffen, 6enn für 6ie „fedjs 6eutfdjen ICIaffen
neben 6er lateinifd^en Sdjule" feien auf er i^m nur nodj stpei
Prä5eptoren angeftellt, fo6af er, ^Jronljofer, um nur einiger»
mafen 6er i^m gepeilten Zlufgabe nadjsuf ommen , in felbftlofer
IDeife einen 6ritten Prdseptor beigesogen ^abe, allein ,,Don
6emjenigen was idj geben fann un6 mirflidj gebe, un6 etoa
nod) von ein paar 3"ft^^^Wi<>"^" if* ^^^^ unmöglidj 5U leben,
6ie geilen jtn6 5U na^rlos un6 5U tfjeuer"; 6ie Perme^rung
6e5 Celjrperfonals fei 6a^er 6ringen6 geboten, u?enn an6crs öie
Sd|ule 5ur „^aupt^ unö ZHufterfcljule" erhoben meröen foUe;
auferöem erfudjt ^ronljofer um Hegulierung öer ^rage öes
Sdjulgelöes, öas oft erft „naif Dielem Streite" beigebracht
meröe -— unö öodj bilöet öasfelbe öas ^aupteinfommen ies
SdjuIIetjrers — ; er foröert im 3ntereffe eines geöei^Iidjen Unter^
ridjts Sdjul5u?ang, unö ruft mit befonöerem 2tccente öen Sd)u^ öer
„^ofjen Sdjulobrigfeit" für öen Sd|ulle^rer unö öie „Auctorität"
öerfelben gegenüber (Eltern unö liinöern an: „Bei, öer neuen
(Einridjtung ift öiefes nur gar 5U nöt^ig, unö öie altern fügen
jtdj gar nid|t, folange fte glauben, es fey^ nur ein blinöer
£ärm unö eine (ßefdjäfttgfeit öes Sc^ulle^rers/' 3n
öer IDiöerfpenfttgfeit fursjidjtiger (Eltern erblicft ^ronl?ofer öas
^auptljinöernis für öie neue Schulreform, unö 5tt)ifc^en öen geilen
lägt er öeutlidj genug öurdjblicfen, öaf mit öiefem ^aupt^inöernis
5umeift eben öer 5U fämpfen ^at, öer in unmittelbarem Derfe^r
mit Kino unö ^Jamilie öie neuen Heformiöeen ins £eben um5U:=
fe^en berufen ift.
Die fjo^e Sdfulobrigfeit fdjeint audj -^tnfc^auungen, (ßrünöe
unö Porfc^Idge öes Hormaifcf(ulle^rers ^ronf?ofer poUfommen
gebilligt unö gemüröigt unö in ^ronqofer naif n>ie por öen
Zltann i^res Pertrauens erblid t 5U Ijaben, btnn nidjt me^r taöelt
unö örängt öer geiftlidje Hat öas Sct/ulftiftsfapitel, nidjt metjr
foröert öiefes Dom Sdjolaftifus, nic^t me^r öer Sc^olaftifus pom
ITormalfdjulleljrer Hedjenfdjaftsberidjt; ja fdfulobrigfeitlic^e Be=
gutad)tungen, Ztnorönungen unö (Entfc^eiöungen fdjon öer nädjften
geit beilegen jtdj im Kreife öer pon ^ronljofer ausgefprodjenen
Heformgeöanfen, felbft in Hebenöingen. So ifat ^ronljofer
in jenem Berichte öen (ßeöanfen naife gelegt, „geringe fleine
von Cnbipig IHuggcnttialer. 377
(ßefdjcnfe, fc^öne BiI6er u. a. au55ufc^cn", um Cuft un6 Gebe
öer Kinöer 5U Sdjule nxib Sdjulbefudf 5U ipecfen unö 5U fSröern;
man lieg bas TXlxtkl nidjt unperfudjt: „um audj bei öen (gltern
einige ITeigung für 6ie neue Sadi^ ^err>or5ubringen, tpuröen für
öiejenigen Sdjüler, melct/e ftc^ por anöerrt ausseic^nen mürben,
pom berühmten 2TleöaiIleur Sc^ega Prcismeöaillen (gröfere 5U
\ ^. \2 fr, unö fleinere 5U 36 fr.) mit 6em Bilönis öes Kurfürften
unö vüdwävts mit öer 2tuffdjrift „Bene Merentibus" geprägt
unö bei öer erften Sc^ulfeierlid^feit, ipeldje 5U (gnöe öes Sdjul«
Jahres \772 auf öem Hat^aufe por ftdj ging, sum erften IXlak
perteiIt"^^ ^ronfjof er fjat ferner in jenem Beridjte auf öie XioU
tpenöigfett Ijingemiefen, öen Sc^uUeljrer finansiell beffer 5U ftellen,
unö eben je^t „muröen öie Staötfc^uIIetjrer 5u2nündjen ausge5ünftet
unö inöef, bis gleidjmo^I beffere Umftänöe famen, mit einem
f leinen ftänöigen (ßeljalt perfe^en" **. ja, öa ^ron^ofer felbft
eben um öiefe geit ein ©efudj um „(griaffung öes £jaus5infes"
einreidjt, u>irö öasfelbe öurc^ furfürftlidjes I)efret, dd. \6, Xfläv^,
\77\, alfo erleöigt: „Bey unfern geiftL JS^aii) fjat Cuötpig
jfron^ofer Princip. Magister gefjorfamft gebeten, um (öamit)
er öes ^aufsinfes begeben tperöen mödjte. ^umalen es Unferen
gnäöigften generali p. 3. ^ebr. perftof enen 3^^^^^ otjnetjin gemäf
ift, öaf öenen Sc^uIIe^rern freye IDo^nung perfdjaft
iperöen foll, audf öenenfelben öer geljalt auf einer Seite nidjt
pon öarum perme^rt moröen, öamit er auf öeranöernmieöer
gefdfmälert iperöen fönnen, ljiernä(^ft auc^ meöer öas
CoIIegiatftift nodj öie Pern:)altung 5U feiner Befol«
öung etmas beytrdgt; als ^abt 3^^ itjm pom 3- \'^^9
anfangenö, folc^en in sufunft nad)5ufe^en. Sinö audj anbey in
gnaöen" ic.'^K Die Peröienfte, u?eldje ftdj ^ron^ofer öurdj
päöagogifd|e^ O^tigfeit unö organifatorifdje tE^ätigfeit geraöe
als HormalfdjuIIeljrer, fpe5iell öurdj ^eranbilöung eines braudj»
baren Hadjtpudjfes im £e^rperfonaIe — öer unerläf lid/ften Be»
öingung für ^ebung öes Sc^utoefens — ermarb, fanöen öie
unbeöingte 2tnerfennung öer Sdjulobrigfeit; nodj nac^ langen
3atjren u?irö in einem amtlidjen Sdjreiben an feinen Had)foIger
IDinfler rüljmenö öes „favor" geöadjt, „öeffen fidj öer ante-
cessor ^ron^ofer peröient 5U mact/en Ztlittel unö IDege ge^
funöen IfaV ^\ Unö tpie fe^r ^ronljofer gans unö gar öer
geeignete Sdjulmann ipar, um oas IPerf öes Sc^ulreformators
Braun geraöe für öie nieöeren Sdjulen in Eingriff 5U nel?men,
öas ^ören mir aus Brauns eigenem IHunöe, Braun eradjtete
es als feine „ppidft", öffentlidf ^ron^ofers „Odjtigfeit in
le^rljafter unö moralifc^er Be5ie^ung" 5U fonftatieren unö ifjn
378 fubiPtg Jronljofer
gegen ungeredjte üeröäc^tigungen, ja Derleumbungen 5U fc^ü^cn.
I)ie Hücfpdjt auf 6te perfönltije (E^rc ^ron^ofers uii6 jene
auf bas allgemeine Befte, bas n?aren öie „befonöern Umftänöc",
«>eIcJje Braun beojogen, bas „per^afte 2lmt eines Dorreöners"
5U übernehmen, unö eine „Porreöe" 5U ^ronl?ofers „(grflcr
Perfudf in (ße biegten" (\770) $u fdjreiben, 6ie ein weiteres
itftenftüdP für 6ie Kampfe bilöet, n?eldje öie (ginfütjrung 6cr
Schulreform im allgemeinen unö für öie Ünbilöen, meldje fie für
einselne nadj pdf 50g. „^ron^ofers ©eburtsort ift 3"9<>If*^i>^
unö öer ®rt feiner (Erjieljung IHündjen. Diefe (Erinnerung
fdjreibe xif nur öefmegen nieöer, um jene HTifgönner 5U be^
fdjämen, öie iljn als einen Don fern Ijer berufenen Pro»
te flauten ausgeben, um ^ieöurdj pielleidjt nidjt fo faft i^n als
fein öermaliges Ce^ramt per^af t 5U madjen» (Eine
£üge, eine Derleumöung ift ^wat niemals einer Tlntwovt, ptel
weniger einer XDiöerlegung u?üröig, auf er in fällen, wo fte
nidjt nur in öie (Eljre einer Pripatperfon , fonöem auc^ in öas
gemeineBefte einen (Einf[u| fjat"*^ Braun bemeift auc^ bei
öiefer (ßclegen^eit, ipie fein Heformmerf öurc^aus pon patrio«
tifdjem Patljos getragen mar, unö er öie Perfpefipe beglüdenöer
2tnba^nung unö ^öröerung öer Polf sbilöung nidjt aus öem
2tuge perlor. (Eben öesmegen nimmt er ^ron^ofer in Sdju^,
öer als tüdjttger Päöagog „öem Paterlanöe gemif gute
Cljriften unö gute Bürger liefern u?irö", unö öeffen tCüdjtigfeit
über allen ^wti\d ergaben ift, fo öaf geu>i| „jeöer Patriot
ein polles ^^trauen 5U i^m ^aben unö iljm feine Kinöer an-
pertrauen tpirö, u?enn er je nidjt feinen pon öer Kinos»
ftube Ijergebradjten üorurt^eilen blinölings folgen
unö me^r öenfelben als öer gefunöen Dernunft ein»
räumen mill"*^ Braun tritt mit feiner gansen 2tutoritdt für
^ronljofer ein, in unö mit öeffen Perfönlidjfeit man nur öie
Sdjulreform felbft 5U peröäd)tigen unö 5U öisfreöitieren fudjte;
unö öabei entbloöeten jtd) bilöungsfeinölidje Schreier nic^t, öem
gebilöeten Sdjulmann ^ron^ofer eben öie Bilöung als I?er:==
brechen ansuredjnen unö öie Befätjigung 5um Sdjulfadje i^m
namentlich öesfjalb ab5ufprec^en, meil er (ßeöidjte mac^e. 2tuc^
gegen öiefen Pormurf nimmt il)n Braun in Sdju^, rü^mt öie
litterarifdj publisiftifdje Cl?ätigfeit, meldje öer gebilöete Sdjulmann
^ron^ofer bereits entfalte, unö beruhigt ftc^ beim Bemuftfein:
„IDas idj ^ier nodj 5U fagen ^abe, ift nidjts anöers, als öaf
idj unö alle (ßutöenfenöen mit mir ^ron^ofern. mit
pielem Pergnflgen beim £e^ramte feljen, öas er i^t
befleiöet"*^ Braun erflärte ftdj in Sdjulfadjen foliöarifc^
von £iibu)ig IlTuggetitljalcr» 375
mit Jron^ofcr, unö öiefer fonnte fidj mit Braun tröften;
fdjalt man i^n einen „pon fern ^er berufenen Proteftanten", fo
perläfterte man 6en pom Sprac^perbefferer Braun perf aften
Kated^ismus als „lut^erifd?", ipeil er ftatt 6es bisher üblidjen
//3^ glaube in <ßott" bas metjr 6eutfd?e „3^ glaube an ©ott"
einfette, un6 es entfpann ftd? fjierüber im 3^^^^ ^"^^2 eine an
Sdjriften oöer Pampf?Icten reidje, xm^aiiu H780 nodf mdjt ge»
fd|Itc^tete litterarifc^e Je^5e, öeren jtäf?ere IDüröigung ein Beleg
öafür tt)äre, u>ie man gegen 6ie UmbiI6ung 6er unteren Sdjulen
6en Pöbel aufl)e^te unö 6te neuen (Einridjtungen 6en (Eltern 5U
peröädjtigen, befonöers in öen neuen £e^rbüdjern eine ©efafjr
für 6ie KinSer $u entöerfen fud^te.
Jron^ofer redjtfertigte 6as auf i^n gefegte üertrauen. ills
infolge 6er 2tufljebung 6es 3^fuit^nor6ens (\773) eine Heform
audj 6er Znittelfd/ulen tpie pon felbft notipen6ig u>ur6e un6,
u?ie ^ier nur fürs ange6eutet wevben tann, ein „ebenfo fenntnis:=
reidfer als tüd^tiger HTann", ^rei^err pon 3^P^t*/ mWxx
un6 mit Braun 6a5 Heformmerf in Eingriff na^m*^ tpobei
eine Bewegung entftan6, 6eren Darftetlung aUein eine 5iemlidj um^
fangreidje Sonographie füllen u?ür6e ^^, ba ergab fidj als poptipes
HefuUat 6ie berühmte „Sdjulor6nung pom 8. (Dftober ^77^.
Diefe entljält feljr ausfü^rlidje Beftimmungen a6miniftrattper
2lrt (über 6as Sdjul6ireftorium un6 6ie iljm untergeor6neten
Cofalfommiffionen, über 6ie monatliche Eetjrerfonferensen, über
6ie 1:{lei6ung 6er £eljrer, über 6as Derbot, ©efc^enfe ansune^men
06er Pripatinftruftionen 5U erteilen, über Karserftrafe un6 Hüten»
ftreidje für 6ie Znittelfdjulen, ®el6ftrafen in 6en fjö^eren Klaffen);
allein 6as (Entfd)ei6en6e lag in 6er neuen feftgefe^ten Jlbftufung
6er perfdjie6enen Sdjulen: Cripialfdjule, Healfd|ule, ©y»^'
na fium, £v5eum. Die Healfc^ule, ein „neuer, Ijier ju £an6e
unbefannter (i5egenftan6", tpur6e in jener bayrifd^en Sd)ulor6nung
mit befon6erem 2nktz\\e ins 2tuge gefaxt, un6 mit Hedjt. Pon
Sdjulen fpesiell für 6ie 2tusbil6ung 6er 3"ö^"^ 5" bürgerlidjen
Berufsarten — einer Heuerung, $u ipeldjer ^. 2t. ^r an de. 6urdj
feine ^allefd|en 2tnftalten 6en erften entfdjei6en6en 2infto| gegeben
(fog. Healfdjulen), fafj ja 6ie erfte ^älfte 6e5 '^aifviinnbevis nur
pereinselte 2lnfänge; es be6urfte langer un6 tt)ie6er^olter Kämpfe,
bepor 6ie €rfenntnis 6er Hotipen6igfeit einer felbftän6igen
(gntmidelung 6es bürgerlid/en un6 realiftifd/en Unterriditsmefens
un6 feiner Unab^ängigfeit Pon 6er flafjtfd/en ©ele^rfamfeit ftdj
allgemeinere (ßeltung perfd/affte. Soldje felbftän6ige ilnftalten,
Healfc^ulen, fonnten aber erft entfteljen, u^enn 6ie Polfsfdjule
felbft, früljer un6 urfprünglidj 6ie Porfirdje, me^r un6 me^r 5U
580 lubrpt^ ^ronf^ofer
einer Dorfc^ule aui) für bas bürw3erUc^c Ceben ftc^ geftaltet fjatte.
Echteres war aber in Bayern naljesu bereits ^efi^efjen, un6 in
Sd^ulorönungen, Sc^ulreöen u, bal. u?ir6 sipar 6em liatedjismus
fein Kec^t belajfen, aber ebcnfo öie HottDenbtgfeit öcr Bilbunc^
unö IDeiterbilöung bes Zltenfcljen überfjaupt, öie (Ertperbung Don
Kenntniffen, u?eldje auf (Segen u>art unö praftifct/es Ceben BesUvj
IfaUn, unö neben öer ^eranbilöung öes ZlTenfdjen 5um „guten
C^riftcn" auc^ öie ^eranbilöung öesfelben 5um „guten Bürger"
als ausörüdlidjes giel öer Scfjule besetdjnet : ein ©eöanfe, a>clc^en
Braun, ^ron^ofer u. a. öamals öffentlidj aus5ufprec^en
nid)t niüöe muröen» iTtit öer gan5en Klarheit eines sielbemuf ten
(ßeöanfens muröe öenn audj öie Kealfdjule als eine befonöers
u?idjtigc 2tnftalt ins 2tuge gefaßt unö Ijiernadj dud} öas Programm
f eftgefe^t. ( l[ . "K I a f f e : Sd)önfcl>reiben, Hedjtfdjreiben, (Etymologie
öes Deutfdjen, (ßeograpl^ie, biblifdje <5efd)idjte, Hed^nungsübungen,
Haturgefdjidjte, Canömirtfc^af t ; 2. Idaffe: Schriftliche 2tuf^
fä^e, Syntar, (ßeograpfjie , biblifd^e ©efcijidjte, allgemeine &e
fdjicijte, praftifc^e (ßeometrie, ITaturgefdjidjte mit Denf Übungen,
ßaus== unö £anött)irtfdjaft, 2tnlegung pon Sammlungen für
Zhineralien, Kräuter, ittoöelle u. ögl.) Da es ftcij nun gcraöc
für iTlünc^en u?ieöer um eine tücfjtige, mit organifatorifdjem
(Talent ausgeftattete £eljrfraft Ijanöelt*, fo fonnte natürlidj nur
ipieöer Jronfjofer als öie geeignetfte Perfönlicijfeit erfdjeinen,
öal?er öenn auc^ Seine Kurfürftlidje Durdjlaudjt „unfern mll
geeierten ^errn (^ronljofer) als professorem in öer real classe
für fonfftiges fdjuelliafjr ansufteljlen gnäöigft (jtdjj entfdjloffen"^^
5u?ar u?uröe ^ron^ofer, u?ie alle übrigen Kollegen, einftmeilen
nur in proDiforifdjer €igenfdjaft als Healfdjulprofeffor angeftellt,
öenn es follte eben erft „öer 2t n fang mit (Erricijtung einiger
Healfdjulen gemadjt u?cröen"; aber eben öesmegen beljielt er fidf
andj öen Hücftritt in feine Stellung als Hormalfcljulle^rer an
öer Kollegiatftiftsfc^ule ausörürflid) Dor, unö Don öer Sc^ulbeljöröe
ujuröe ifjm öiefer Hegrcf audj bereitmilligft 5ugeftanöen**; öenn
pom geiftlidjen Hate n?uröe ausörücflidj perfügt, öag für öie
betreffenöe Pafatur nur eine „Interimsbeftellung" gemadjt meröe.
Prä5eptor 2tnton IDinfler, an öerfelben Sdjule, rücfte öal?er,
weil eins öer „tüc^tigften subjecta", alleröings als ^aupt« unö
Itormalfdjulleljrer an ^Jronljofers Stelle, „ieöod) nur even-
tualiter, öamit nemblidj öem ^r. ^ronfjofer öer regress por=
befjalten bleibe" ^^. Bei öiefer Gelegenheit ift eine — aud? für
fjeute nidjt unintereffante — 5tt)ifd)en ZHagiftrat unö SdjulftiftS'
fapitel ebenfo rafd) entftanöene als gefclflidjtete Differens 5U per-
5eid}nen. Der „Statt ZHagiftrat" fa^ ficij nämlidj peranlagt,
von tnbwi^ Xltuggenttialer. 38 ^
folc^enbcs Sdjretben dd. 28. ITopcmbcr n??^ an bas KoUegiatftift
5U Unfer £iebcn ^rau 5U ridjtcn:
,/Der Ie^tl)in sub dato öen \6*^"rtop. ai. praet. mit einem
ijodiwüvbig^en liapitl ab^efdjloffene Per^Ieidj fa^et § 2 lit. c. gan5
flar, 6af bey 2Iufnal?me eines neuen Sdjullefjrers beym löbL Stift
uns ^ierpon Dorlaufige Communication erttjeilt loeröen folle. Da
nun Sern jtdjern Derneljmen nadj fur5fjtn bey einem löbL Stift
ein neuer Sdjulle^rer oljne öiefe porläufi^e Communication auf=
genommen vooxbaxi ift, als a?iffen wit nodj nidjt, ob Ijiemit öem
9an5 neulidj gefdjioffenen Pergleidj 5UU)i6er gel^anöelt u?eröen iDoUe»
VOit ijaben pielmel^r 5U perl^offen un6 6as 2tnfmnen 5U ftellen,
öa§ in conformitate transacti uns 6te nodj ermanselnbe notifi-
cation ert^eilt unö fonüt öem gan5,, neuen transacto nidjt 5uu>iöer
$etjanöelt n?eiöe. Die u?ir im Übrigen unter unfer Ijöflidjften
€mpfeljlung perbleiben. ZTIündjen öen \S. Hop, \77^. ^*
(£uer (£ycellen5
öicnftergebenfter
Bürgermeifter unö Hdtf)e,"
iTIagiftrat unö Sdjulftiftsfapitel ^aben alfo öamals ein Über«
einfommen öal?in getroffen, öaf jeöer für eine pafante Sc^ulftelle
in Husftdjt genommene lianöiöat öem ZlTagiftrate 5U öenominteren
fei. Das Sdjulftiftsfapttel ^atte aber öie (Erfüllung jener 2tn5eige»
pflidjt im porltegenöen Jalle gemig nidjt in proposierenöer 2tb*
jtdjt unterlaffen, öenn öasfelbe beeilte fidj in einem Sd/reiben
dd. 28. Hopember \7H an öen HTagiftrat, „öie ex commissione
speciali erlaffenen Promotorialien öem Statt ZlTagiftrat 5U com-
municiren" unö „5ur be5eugung unferer ma^r freunöfd^afft nadjt^^
baEjrlic^en gefinnung foldjes 5U insinuiren"; ja öasfelbe enlfc^ul»
öigte fidj fogar öamit, öaf es öie „notification" nicbt für nötig
eradjtet ^abe, meil es ja ,,ljierinfat)ls nidjts neues perfiegel", fonöern
nur, einem Ijö^eren 2tuflrage gemäf, IDinfler 5um „Interims
HormalfdjuUe^rer" gemadjt ^abe ^^
3m 3^^^^ l'^^ö u)uröe ^Jron^ofer als Profeffor an öer
Healfd)ule öefinitip beftätigt, öal?er er auf feine Stelle an öer
^rauenftiftsfdjule refignierte, freilidj unter öer Beöingung, öaf
it/n IDinfler, fein propiforifdj bestellter Hadjfolger, „über öie
öer breuifdjen Sdjulleljrertod)ter ^inausbesa^lten 200 fl. fd/aölos
^alte". IDinfler, öer fdjon früf?er ^ronljofer 5U einem
öefinitipen V^xydii auf jene Sdjulftelle peranlaffen mollte, u?eigerte
ftcfj öeffen unö ftellte an öie Sdjulbeljoröe öie Bitfe um ©emäljriing
öes Definitipums*^; le^tere fudjte allem 2lnfdjeine naJ| eine für
^ron^ofer ungünftige (Entfdjeiöung 5U umgeben unö fd)ob
eine foldje überhaupt folange Ijinaus, bis öie Streitenöen öie
382 ittbiDlg f ronfjofer
Sac^e gutlic^ beglidjen; XDtnfler erbot ftc^ ci6lic^, bei feinem
ilbgange pon öec Koüegiatsftiftsfc^ule öen Profeffor ^ron^ofer
„für peripenbete 200 p. mit 2^ bayerifc^en tC^alern su con-
tentiren"*^
IDie ernft man es mit öer fogenannten HeaIfc^uIbiI6ung
naijm, un6 mie richtig man ^ier blicfte, erhellt öaraus, 5af
man nic^t alles über einen Ceiften fc^Iagen tt>oUte, fonöern fogar
6ie fpesieUen Berufssmeige öer por5ubiI5enöen Knaben als 6iref ten
^ielpunft bei (Einführung in öie fogenannten Healien fd?on ins
2luge; fafte unb ^ternac^ auij reformierte unö organisierte; un6
auf öiefe IPeife fdjritt man fpdter meiter 5ur ©rünöung pon ,f adj*
fc^ulen felbft (lanöioirtfc^aflli^e Sdjulen, Kunftfdjulen, Zllilitäc»
fdjulen u« f. w.). Die 2Jlnfänge öiefes Proseffes liegen ^ier*
3cfftatt. fpradj es im 3atjre \770 in feiner Hebe „üon bem
(£inpuf bes Hationalfleifes unb ber 2lrbeitfamfeit ber Unter«
iiiamn in bie (ßlücffeligfeit ber Staaten" offen tlidj aus^ baf
„bas in mandjen Staaten leiber fo gering gefdjä^te Sdjula?efen
nadi ben ©runbfä^en bes bürgerlidjen gefellfdjaftlidjen £ebens
fo eingeridjtet u>erben muffe, ba^ in ben Dorf* unb £anb»
fdjulen ben 5ur Kultur bes Canbcs unb anbern lanbipirtfdjaft«
lid)en (ßefc^äften gen?ibmeten Kinbern nebft bm nötigen ©laubens»
leljren unb Pflidjten gegen i^re porgefe^ten ©brigfeiten ein
grünblidjer Unterridjt im £efen unb Sdjreiben unb Rechnen,
audf bas X?or5üglid)fte in ber Canbmirtfdjaft, pom
ilcferbau unb ber t)iel?5ud)t unb ben übrigen ofono^*
mifdjen (ßefdjäften gelehrt unb praftifdj porgeseiget,
in ben Stdbten unb ZHärften tjingegen fürKünftler, Pro=
feffioniften unb I^anbiperfer gute Healfdjulen angelegt
tperben", unb er perlangt für biefe Unterridjt in ber „mat^e-
matifdjen Hedjenfunft, ©eometrie, Statif, Zltedjanif, ®ptif,
Perfpcftip:^, IDaffer^, ^euer^ unb Cuftberedjnungen" u. f. tp*,
ja 3<*P^*t forbert, b(^ in ben Heftbensen unb grSfern Stäbkn
nod} „ZHilitär», £ommercien^ unb befonbere Kunftfdjulen Ijinsu
gefegt tperben". (£r Ijatte nidjt in bie Cuft gefprodjen; ein
Beu?eis ift bas im ^aijxe \772 in ber ^ofmarf ^epperg bei
3ngolftabt gegrünbete „Heal = £anb»Sd)ul»3nftitut"** —
ipoljl bie IPiege ober bod) ber Porbote ber lanbmirtfdjaftlic^en
Sd|ulen in Bayern*^ — ; ferner bie „2tnftalten, permög beren
perlafne Kinber fc^on ipäljrenb ber unmünbigen ^ai}vt, gegen
eine grofmüt^ige Besa^lung, an Bauern im £anb abgegeben
unb für bm Beruf baierifc^er Bauern ersogen u^erben
follten"^^ 2tuf ^dStaits 2tnregung follten ferner audj bie
l{unftnopi5en bei ber Äealfdjulporbilbung befonbers bebac^t tperben,
von fubiPtg IHuggentljaler. 383
un6 für Znündjcn fa^ man ftdj audj gleidj um eine entfpredjenbe
£eljrfraft um.
3n 6em Beridjte, tpeldjeh Braun als Itommiffär unö
Direftor 6er ©ymnaften über 6en Perfonalftatus dd. \2. ©ftober
\778 erftattet, tft u. a. 5U lefen: „Tln öen Kealfd)ulen erbotfj
ftd) £u6u?tg ^ron^ofer 6ie (ßefdjtdjte, (ßeosrapfjie unö
Xnytljolosie für Künftlersföljne unö 5u?ar oljne neue Befolöung
5U legten an, tpetl er o^neljtn als SdjuI6ireftionsfefretatr Ijtn==
länglidj befolbet tft un6 efjemal felbft ein Healprofefor u?ar".
Das 2tnerbieten ^ron^ofers wmbc audj fofort angenommen,
6enn öurc^ Signat fd?on dd. \7, ®f tober \778 tpuröe „bey 6er
realfdjul £u6tt)ta (Jronljofer als £e^rer öer (ßefdjidjte,
©eograp^ie unö IHytt^oIosie für Künftlers Sö^ne mit öem
nätjmlidjen (ßeljalt, u?eldjen er als Sdjuldirectionssecretarius
öermal fdjon t?at", angeftellt ^^
^ronljofer u?arö alfo, mie fct/on aus öen eben angeführten
2tftenftücfen 5U entnehmen ift, 5um „Sdjulötref tionsfef retär"
ernannt Xiadti 3<*f*^tt5 ^^^^ (l^'^ö) tpuröe öas bisherige
Sdjulöireftorium aufgehoben unö öie Ceitung öes gefamten
Stuöienmefens öem geiftlidjen HatsfoUegtum übertragen: ©raf
pon Sprett (Dorfi^enöer), Steeb, Koljlmann, Kenneöy,
©ärtner, ^ron^ofer^*. Sdjon im 3a^re \777 aber tpuröe
Braun 5um alleinigen Direftor öes Sdjutoefens ernannt, er
Ifatk ja aud? alle Sd)ulen mit £eljr» unö IDörterbüdjern perfeljen,
unö erfdjeint immer fjin als eine itrt ,,baYrifc^er ©ottfdjeö"* Die
Beseic^nung „Sdjulöireftionsfefretär" — ^ron^ofer
unterseidjnet je^t audj als folc^er — tft Öal^er im allgemeinen
unö gleidjbeöeutenö mit „geiftlidjer Hatsfef retär" 5U per»
fte^en^^ — nämlidj für jene §eit, in öer öem geiftlidjen Hat
öie £eitung öes gefamten Sc^ulioefens 5uftanö ' — , oöer aud)
mit „Sc^ulöeputationsfef retdr" ; öiefe örei Titulaturen toeröen
^ronljofer beigelegt (£ljurbaier. ^of» unö Staatsfalenöer, ^780,
5. 2\0), unö er felbft giebt ftdj öiefelben. ilud) als Sdjulöireftions»
fefretär erfreute fic^ Jronljofer öes befonöeren IDo^lmollens
öer Hegierung, meiere gleidj öafür forgte, öaf öer Sdjulöiref tions»
fefretär audj „öie 300 fl., öie er als examinator bisl^er genoffen
iiaiie^\ noif ferner geniefe^*. (Eine tpeit größere (Eljrung aber
lag in öer gleid?5eitig im 3^^^^ l^^9 erfolgenöen (Ernennung
^ron^ofers 5um furfürftlic^ bayrifdjen ifo^vatsUf^^^^^^^f
foa?ie 5um JTlitglieöe öer bayrifd^en 2lfaöemie öer
XDiffenfdjaften ®^. 2tudj jene erftere (Ernennung n?ar ja nidjt
eta?a eine blofe tCitulare^rung, öenn öer „^ofratlj" war ein
Kollegium, öas aus einem Direftorium (nämlic^ öem Präfiöenten,
38^ f ubipig ^ronl^ofer
ütscpräfibenten unö Kansler), bann aus „einer ^tnldnalic^cn
Jlnsaljl Hal^e pon ©rafen, ßerren nnb Zlöeligen, audj graöuiertcn
ober fonft gelehrten Perfonen auten Hamens un6 Sfev^
fommen" beftanö, unö 6em öte „jurisdictio ordinaria in (ZxviU
un6 Straffadjen $uftan6" (für 6en Hentamtsbesirf ZITünc^en pertrat
5er ^ofrat öie Stelle öer Hegierunjen, für öte anöern Hentamts^
be5trfe toar er ©beraufftdjtsftelle un5 5um tCeil auc^ 3'^P^"5
über 6en Hegierungen) ^' '. Va ^ r o n ^ o f e r in 6en ^of rat
berufen muröe, beftanö berfelbe aus fe^r melen IHitglieöern ^^
Vflodfk ^ron^ofer jene (gljrungen auc^ feiner perMenft^
poUen, päöagogtfdj praftifdjen tCljätigfeit 5U 6anfen ^aben, fo
foUten fie aber — namentli^ feine (Ernennung 5um 2tfa5emtfer —
gemif auc^ eine öffentlidje jtnerfennung 6es ^leif es fein, tpomit
er als Sd/riftfteller am IDerfe ber Derbreitung unö ^öröerung
allgemeiner Bilöung arbeitete, alfo feine Jeöer in öen Dienft öcs
Daterlanöes ftellte. Braun ftanö audj bei öiefem pon ec^t
patriotifdjer Segeifterung eingegebenen Streben mieöer in por»
öerfter Heilje, unö i^m 5ur Seite ^ron^ofer, iPte Braun
felbft beridjtet : „3<i) niadjte mir feit etlidjen 3a^ren ein eigenes
©efdjäft öaraus, um öen (ßrunö 5U öen fc^önen IPiffen»
fdjaften in unferer ZHutter jpradje 5U legen. So piele
(ßegner unö IDiöerfadjer öiefe patriotifdje Bemühung an«
fänglidj fanö, unö fo fetjr man audj öiefelbe öurc^ perfc^ic^
öene Spöttereyen unö üerläumöungen peräcfctlic^
unö läc^erlid) 5U madjen fudjte, fo fanöen fic^ öodj auc^
auf öer anöern Seite immer me^r ^reunöe unö (Bonner,
als man bey einer in unferem Paterlanöe fogenanntcn Neuerung
beynalje fjoffen fonnte. (giner öer erften, öer öen guten
(ßefdjmacf perbreiten ^alf, wav öer üerfaffer öiefcr
©eöidjte (^ron^ofer)" ^^ itud/ Bayern na^m an jenem Pro5ef
öer Umfe^ung öer neuen pljilofop^ifdjen 3öeen auf öas £eben
unö öie (ßefeUfdjaft, wk an öer allgemeinen äftljetifdj--Iittera=
rifdjen Beu?egung im porigen 3^^^^^""^^^* immerfjin nennens«
u?er ten 2tnteil, unö öürfte öiefe Zlnteilnaljme tpoljl einmal 5um
(Segenftanöe einer monograpljifdjen Darftellung genommen meröen.
IDenn 3^^^^^ S^m (ßemeingut öer Hation gemadjt u?eröen foüen,
unö öies allen (grnftes angeftrebt tpirö, fo a?irö ftets 5um ZITittel
.öer forporatipen (Einigung gegriffen; öenn „perbunöen ftnö auc^
öie Sd)tt)adjen ftarf", 2tudj im porigen 3^^^^^^^^^^^* entflanöen
förmlid|e Dereinigungen unter (ßleic^gejtnnten , ©efellfc^aften 5U
öem ^wede, öas U)erf öer ftttlidjen unö gefelligen Derbefferungen,
öer ^ebung öes guten (ßefdjmarfs u. ögl. 5U föröern. (gs machte
fidj ja öamals ein reger I)rang fittlidjer PerpoUfommnung unö
von £ubtDtg ntuggentl^aler. 385
gemetnnü^igen IDirfens geltenb, unö allma^Hdj geroann 6te
Ztnftdjt immer me^r Boben, 6af es ntdjt genüge, ein guter £^rift
5U Ijeifen, fo lange man nid^t auc^ ein guter Bürger unö ein
nü^ltdjes (ßlieb 6er menfdjlidjen (ßefeüfcljaft fei. 3^"^ Dereini»
gungen muf ten aber, tocnn fte öie neuen 3^^^" 3^^ ©egenftanöe
populärer Beleljrung unö gefeiligen ©eöanfenaustaufdjes machten,
ftdj periobifdjer Schriften als ®rgan beöienen; erft ipar ja
tCljomafius öurdj feine „ZHonatsgefpradje" 6er Pater 6es
öeutfdjen 3^^^^^^^^"^ gemor^en. 2tus jenen Dereinigungen
gingen öie „2noralifd7en IDodjenfdjriften" (5. B. öie „Discurfe
öer ZTtaler" von einer ,,Societät" in öer5d?tt)ei5; öer „Patriot"
pon öer „Patrtotifdjen ©efeUfdjaft" in Hamburg u. a.) IjerDor,
öeren tiefge^enöe fulturgefd/idjtlidje Beöeutung erft in neuefter
geit gemfiröigt muröe'^®, mäljrenö fie — loeil ein gans neuer
£itteratur5U>eig — Don öer Citteraturgefdfidjte fdjon früher be^
aiiki u?uröen ^^ „3n öen ZlToralifc^en IDoc^enfc^riften ^5rte
unö fpradj 5um erften ZHale tpieöer öas Bürgertum pon jtc^
felbft" '*, unö in öiefer Selbftermannung unö Selbfter^ebung öes
Bürgertums liegt öie eigentlidje nationale Beöeutung jener perio«
öifdjen Sdjriften, öie öen Sdjmerpunft öer gefellfdfaftlic^en unö
ftttlidjen Heform in eine Pereöelung öes ^amilienlebens Unö eine
beffere (£r5ieljung öes nadjmadjfenöen ©efdjledjts legten; eben
öesljalb sogen fte nidjt ettoa blof öas rein geiftige unö littera»
rifdje (Element, fonöern öie ganse Breite öes bürgerlichen Cebens
— in ^aus, ©efellfdjaft, öffentlidjem Derfefjr u. f. f. — bei.
Bei öiefer tiefgefjenöen Beöeutung für öie (Entmicfelung unö
^ebung öer Polfsbilöung unö öes nationalen Cebens überfjaupt er»
fdjeinen öie ^eute nur öem ZHanne öer XDiffenfdjaft nodj befannten
geleEjrten ©efellfdfaften unö Pereine, fomie iljre ®rgane unö
Kanäle, öie perioöifdjen Sdjriften, unö ebenfo öie ©rünöer unö
Znitarbeiter, in ftärferem Cidjte. 2tudj Bayern ift tjier nidjt in
fester Heif?e geblieben, ^u öem ausgefprodjenen gmerf , „iljre
Canösleute öurd) perfdjieöene 2trbeiten im Hcidje öer Künfte unö
IDiffenfdjaften 5ur Hadjeiferung aufsumuritern , gute ©runöfä^e
in Umlauf 5U bringen unö enölidj ftd) felbft eine leljrreidje Unter»
Haltung 5U perfc^aflfen", entftanö in ZlTündjen fdjon im 3^^^^
\702 eine aus (ßeiftlidjen unö XDeltlidjen befteljenöe ©efell»
fdjaft unter öem tEitel: Hu^» unö £uft ermecfenöe (ßefell»
fdjaft öer pertrauten tladjbarn am 3f^^P^<^^/ ^^^ ip
etlidjer in felbiger djurbaierifdjer Hepier u?o^nenöen
guten ^reunöe". Diefe ©efellfdjaft, melct/e eine fo „freimütige
Spradfe" ffiljrte, öaf „öie faiferlic^e 2töminiftration, öie feit \705
in Bayern mar, fie nidjt pertragen fonnte" unö öa^er öen fünften
3a^rbn(^ für Utanc^ener ^efcl^. II. 25
386- iubwig (fronljofer
Banb 6cr pon 6er (ßefcUfc^aft publtsterten Sdjriften „nntexbvüdte
unö fo^flS5terte"''^ Italic halb Sie (ßrünöunc^ anöcrer im ©efolgc,
fo öer Academia Carolo-Albertina (\720), 6ie in aemeim
fcl)afllid|er ilrbeit öen „Parnassus Boicus o6er Heu eröffneter
ZHufenberg" herausgab '^ Un6 poUenös als „eine Unftalt, 6ie
alles übertraf, ipas man bisl^er in Baiern 5um Beften 6er
Citteratur getljan ^atte"'^, ndmiidj 6ie „2tfa6emie 6er IDiffen«
fd^aften", 1759 ge9rün6et iPor6en, 6a „l^at 6ie (ßeleljrfamfeit un6
6er miffenfdjaftlic^e ©efdjmad in Bayern eine gans an6ere
©eftalt geujonnen", un6 eine reidje litterarifdje Pro6uftion mar
6ie unmittelbare ^olge 6iefer freieren, frifdjeren geiftigen Belegung ;
es „erfdjienen pon • perfdjie6enen bayrifdien (Belehrten foldje
IDerfe, meldje 6es gmecfs nid^t perfel^len fonnten, 6ie Denffräfte
6er 3"'ä"^^^ 5" erfdjüttern un6 eine tjeife Seljnfudjt, fidj 6urdj
irgen6 ein Denfmal pon Derftan6 un6 ridjtiger €mpfin6ung aus»
5U5eicI}nen, in alle fälligen ©emüttjer 5U legen" '^ ©eleljrtc
(ßefellfcl>aften entftan6en ^', felbft HTöndje blieben nxdjt surücf^®
un6 beftrebten ftdf, ebenfo u?ie Pripate, in sa^Ireid^en perio6ifc^en
Sdjriften'^ 6a5 BDerf 6er allgemeinen Bil6ung un6 Jlufflärung
5U för6ern, 6abei iljre unmittelbare ^üljtung mit 6em — in TXadf^
a^mung gera6e 6er englifdjen IDodjenfdjriften betljätigten —
Bil6ungsftreben 6er ^exi felbft ausfpredjen6 *^. Unter 6en Pri*
Paten, meiere Ijier in rüt)rigfter IDeife fic^ tjerportljaten, treffen
tpir audj n?ie6er 6en Reformator Braun als Begründer un6
He6afteur 6er ^eitfdjrift „6 er Patriot in Baiern" un6
„als einen 6er erften", 6er i^n bei 6iefem patriotifdjen JDerte
u?ie6er unterftü^te, ^Jronljofer^ 2tber audf als ITlitarbeiter an
an6eren ^^itfdjriften n?ar ^ron^ofer t^ätig®*, un6 5u?ar nic^t
blof als Perfaffer Pon profaifdjen 2tuffä^en un6 moralifc^en
ilbl?an6Iungen ®^, fon6ern auc^ als Didjter^ Die Poefte wntbe
6amals 6er 6i6aftifdjen Cen6en5 6er geit 6ienftbar gemadjt, in
i^r, in „©e6ic^ten", erblidPte man ein locfen6es, gefälliges De^ifel
für 6ie popularifieren6en 8il6ungsbeftrebungen — 6a^er 6ie all»
gemeine Kultipierung 6er „^cibel"; (ßellerts fabeln ftn6 ein er»
5ieljen6es üolfsepangefium, liegen als Bil6ung5» un6 (£rbauungs=
budj in 6er ^an6 6es Dolfs; felbft £effing sollt 6er 6i6af«
tifdjen <Cen6en5 6er geit in „fabeln" feinen tCribut. IDer 6aljer
bil6en un6 Bil6ung perbreiten a?oUte, beftieg, u^enn nur immer ,
möglidj, 6en Parnaf. 2tud} Braun publisiert „Perfudje in pro»
faifdjen ^Jabeln" unö leiftet felbft ein Sdjaufpiel „Die Dorffdjule,
ein Drama"* ^ron^ofer folgte iljm. „(ginige fähige Köpfe
perfudjen ficl> fogar in einigen 2luffä^en, un6 perfc$ie6ene
gute (ße6ic^te bes ^errn £u6tpig ^ron^ofer, tpelc^e
vcn £]ibiDtd inugdetttt)aler. 387
nachmals in einem befonöecen Bdnöc^en erfc^tenen, bann einige
2tuffä^e öes ^errn 2t6amt^ unter öenen ftc^ feine Überfe^ung
6es 9. ombifdjen Briefes im \. Budj aus Ponte rü^mlic^ aus»
nimmt, sogen fidj öen ermunternöenBeifall 6er Kenner
5u"®*. TXlodik nun auc^ ^ronfjofer bei feiner Didjterarbeit,
gleic^ anbern, 6en populär praftifdjen gmecf öer Verbreitung öes
„guten ©cfdjmacfs", öer „f reu5e an öen fdjönen IDiffenfc^aften",
unö u)ie 6ie Sd^Iagmörter l?iegen, nic^t gan5 aufer aift gelaffen
^aben, fo füt?Ite er fic^ aber 5ur Dichtung auc^ innerlid^ berufen,
unö 5tt)ar infolge einer „frülj eru)ad|ten Heigung 5ur Poefie";
unb U)enn „aut prodesse volunt, aut delectare poetae*', fo ge«
fjört ^ronljofer fidjer Dorsugsmeife in 6ie Hei^e öer le^teren,
infoferne in öen toeitaus meiften feiner ©eöidjte nidjt öas
öiöaftifdje (Element öas öominierenöe, feine Poefie melmeljr um
mittelbarer 2lusörurf inneren (£mpfinöens, alfo lyrifclj ift ^wav
feljlt es öem Didjter an öer nötigen (ßeftaltungsfraft, unö erljeben
ftc^ feine ©eöidjte formell nic^t über öas mittelmäßige Didjterf?eer
öer (geit; aber er fingt unö mill öod? fmgen, u>as er empfinöet,
unö audj öas tpär eta>as in einer ^^xi, in öer (ßottfc^eö nodj
eine 2tnleitung 5um Derfemadjen fdjreiben fonnte. ^ron^ofer
ftimmt ein in öie allgemeine Klage über ©elterts tCoö („2Iuf öen
tCoö öes ^errn Prof. ©eüert"), es örängt iljn, feinem gepreßten
fersen £uft 5U madjen, „5U fagen, tt>as er leiöe", wk (Soet^e
fpäter meinte, unö er tljut öies in smei (ßeöidjten, öie einen
u?eiteren Beleg für öie erlittenen perfönlic^en Perfolgungen liefern,
unö öie audj feine fpätercn ^einöe milöer 5U ftimmen nic^t ge»
eignet maren**; in Hadjafjmung ^allers unö namentlidj Klopftorfs
befingt er ,,©ottes ITtadjt unö ^errlidjfeit", „öer Seelen Unfterb*
lidjfeit", unö einer pfalmifd^en Begeifterung perleiljt öer KatEjolif
Jron^ofer fdjiperfälligen IJusörucf in ©eöidjten, für öie er oft
auc^ gleidj öie Zfteloöie Dorfdjreibt, unö öie n?egen iljres allgemein
religiöfen £l>arafters awdi gan5 gut 5ur 2lufnafjme in ein pro»
teftantifdjes (ßefangbudj fidj eignen®*; öie Keine Ke^erei aber,
meldje ^ronljofer öamit beging, modjte feinen Jeinöen ein 2tnlaf
me^r fein, i^n als „einen pon fern ^er berufenen Proteftanten"
5U peröäd)tigen , obmoljl öamals Dolfslieö unö Dolfsgefang für
gmecfe öer moralifdjen unö fpesiell religiöfen Bilöung felbft in
fat^olifct/en Hirtenbriefen marm empfofjlen u?uröen*^ unö auc^
im fatt)olifd)en Polfe felbft Sympathien für öen Dolfsgefang in
öer Kird^e laut muröen, öenn „fann öer elenöe Stilus in mand^em
alten ©ebetljbudj , öas (ßemenge öer lateinifdjen Stimmen, öer
fdjreyenöe Saitenton, öas ©eräufc^e pon tCrompeten unö Paufen,
unfer fc^lafenö ^ers gegen ©ott ermerfen? Sollte es bznn (bei
25»
388 fubnjtg (fronl^ofer
unfern empfinbfamen Reiten) feine ZlTet^obe geben, bie ,f ibren
öes ^ersens im (ßebetlje fo in Betpegung 5U fe^en , 6af ein
ganses ^ers 5U (ßott re6e ? Urfac^en, tDeId)e tiefe XDirf ung geben,
muffen gefuc^t un6 angetpenbet toeröen : fo, tpie tpenn alle fersen
einflimmig oerurfac^t tperben, audj alle einftimmige XDirfung
geben muffen. Könnte man nidjt unter öem (ßottesbienfte in
fat^olifd)en Cänbern, befonöers auf 6em Canöe un6 in 6en Sta6t=
pfärren mit 6em gefammten Polfe, ein Paar gute, auf bas
empfinöfame ^ers componirte geiftlidje Cieöer abfingen? — lang=
fam, fceutlic^, oerneljmlidj, mit fc^öner ZlTelobie : 6amit bas £)er5
gerei^et u>ür6e . ♦ . IDenn u>ir gute Didjter für bas tE^eater be==
fommen: u>arum nic^t audj für ben Cempel ©ottes?" („Ko^l«
brenners ZlTateriaKen für Me Sittenlehre, Citteratur ic." 3al?rg.
^773 S» 52)» — 2tber nidjt blo0 6er ernften, audj öer ^eiteren
ZlTufe tt^ei^t ^ron^ofer feine ©aben, un6 Ijier, offenbar bem
Sänger mäfig Ijeiteren Cebens, ^ageborn, nac^aljmenb, fingt
^ron^ofer Haturlieber ®', felbft ein XDeinlieb („Die (grpnbung
oes XDeines unö öer Caube"), ja in lofalpatriotifd^er Begeifterung
befmgt er audf „Das ZlTärsenbier. €ine Hadjaljmung öer legten
tage5ornfd)en (D6e öer IDein''. Zweimal oeranlaft i^n öer
I?rontt)edffel in Bayern, als ©öenöidjter feine Stimme 5U er«
^eben*^; öireft oon öiöaftifd)er 2tbftdjt eingegeben' finö nur „Der
00m ®reft u>ieöergefunöene pilaöes" (Ijier fmgt er öem „oer^
eljrten UTittelftanö" öas £ob), ferner „^elöen unö Didjter'', foipie
„Die Ztadiu>elt", 5u>ei (ßeöic^te, in öenen er me^r äft^etifdie fragen
beljanöelt; allein audf ^ier tritt öie öiöaftifdje Qlenöens nidit platt
^eroor, ebenfotoenig tt>ie in öem in profaform gefleiöeten 3^TÖ
„Das He^ oöer öie ®efc^id)te öer -Jifdjer in ^vo^y (Befangen". —
2tber auc^ auf öas öramatifdje (ßebiet begab fidj ^ron^ofer,
unö es fann öies nidjt ujunöer nehmen bei einem ZTTanne, öer
in jeöer XDeife Bilöung, Polfsbilöung an5ubal?nen unö 5U föröern
bemüht tt)ar. ®ottfd)eö ^atte für feine gmede öas tE^eater ins
2tuge gefaxt; für Cefftng bilöete C^eater unö Ctjeateripefen jeit»
lebens eine ^ersensangelegen^eit, er fudjte öurc^ öas Cljeater
Deutfdjlanö öeutfdf 5U mad)en, unö er ^atte I?ier eine ^erfules*
arbeit unternommen, öenn erft mufte er ja öas C^eater pom
fransöfifc^en XDufte fäubern, öen auslänöifc^en <5ö^en aus öem
Cempel, überljaupt über öie (Srense treiben, unö Cefftng ^at öiefe
2trbeit mit öem Sdju^erte feines ©eiftes oor allem in feiner
„^amburgifc^en Dramaturgie" (^767) unternommen; aber öem
edjten Kritifer gleidj, ^at er in feinen äft^etifc^en XDerfen audj
öie rechten XDege gemiefen, ja felbft Dramen gefdjaffen, öie
gleid?fam eine €jemplififation für feine C^eorie fein follten.
von £ubiPtg IHuggenttjalcr. 389
2tn öiefem Pro5ef 6er nationalen XDieöergeburt 6es
Dramas unö öe.s C^eaters ^at — toie I?ier nur fürs an^
geöeutct tocröen fann — audj Bayern Jlnteil genommen.
£s tpirb um \770 offen ausgefprodjen, 6af. „5ur 2tufnal?me
bes guten (ßefdjmads nodj ein IlTittel übrig fei, nämlidf
6ie (ginfü^rung einer regelmäßigen Sdjaubü^ne", unö 5af
öiefes Znittel, u>eldjes man niemals perfuc^t I?atte, in HTündjen
bereits gute XDirfung übe, unö es tt>ir6 sugleidj, als auf bie
aüererfte Beöingung, auf 6ie Ztotmenbigfeit guter Sdjaufpteler,
guter Stücfe un6 eines ujüröigen tEljeatergebäuöes ^ingeu>iefen
(2tnnalen 6er baier. Citteratur com 3^^^^ l'^'^ö. Hürnberg ^78)1,
S. ^7). (Eine erftaunlidje 2In5aI?I pon Dramen, Crauerfpielen,
£uftfpielen, Sdjaufpielen, Singfpielen erfdjeinen aHjä^rlidj un5
toerben in ben 3<^urnalen angeseigt ober befprodjen; man greift
öabei felbft fcfy>n nadj Stoffen aus ber paterlänbifdjen (ße»
fc^ic^te, unb bie burdj bie neuges^ünbete 2tfabemie ber IDiffen*
fdjaften angebaljnte befonbere PPege berfelben*^ mag I?ier anregenb
unb fSrbernb auf XDaifl unb Benü^ung bes Stoffes gen)ir!t traben.
Dabei toar man ftdj bes (ßegenfa^es, in bzn man fidj 5ur fran»
5öftfdi oerbilbeten XDelt ber gebilbeten Deutfdjen ftellte, flar beu>u§t,
man fprac^ bies offen aus unb befunbete fc^on auf bem Citel
ber Dramen burdf ben ^n^ai^ „beutfdj", „oaterlänbifd?" ober
„national", ba^ man nicf)t fransöjifdj, fonbern in ber eigenen
ZHutterfprac^e benfen unb empfinben unb fpredjen, alfo beutfc^ fein
wollte ^^; ja eine gar eigentfimlidje, glüdperljeif enbe (Erfdjeinung
wax es, ba^ in Bayern felbft UTitglieber ber ljöcf)ften 2Iriftofratie
an ber bramatifc^en Probuftion tljätigen Jtnteil naijmen ^^
(Eine öffentlidje Stimme oom 3^^^^ l'^^^ fonftatiert bies mit
patriotifdjer Begeiferung: „tDir muffen bem JlTündjnerifdjen
beutfdjen Cljeater ben Hutjm 5ugeftel?en, ba^ felbes, nadjbem
bie £ebensgöttin ber beutfdjen Pernunft ben fran»
5öfifdjen Ciebestänbeleyen i^ren^aben abgefdynitten ijat,
unter ber Direction eines anfetjnlidjen (Lapaliers im 3^^^ X'^'^X
bas ^eft ber Seinigung 5um erftenmal gefeyert, unb bisher ntit
beutfd)en, meiftens (DriginatXDerf en ben Beyfall gnäbigfter £anbs«
l?errfc^aft 5U conferoiren geu>uft I?at: ja, was unfern ^zxkn
gleiche (Eljre bringet unb bem guten (ßefdfmacf in ben fd)önen
ZDiffenfdjaften 5U ^ülfe fommt, fo Ijaben, um bie oaterlänbifdfen
©enies aufsumeden, fogar perfonen oom ^ödjften Hange, grofe
prin5efmnen unb ber baierifdye 2tbel ftdj geujürbiget, für bas
^ieftge beutfdje üjeater 5U arbeiten" ^^
IDie Braun, fo moüte auc^ ^ronI?ofer ^ier, wo es ftc^
toieber um nationale Bilbungsintereffeu ^anbelt, nidjt 5urü*
390 Jfubmlg Jronliofer
bleiben; „bas ru^mmflrWge Beylptel feiner aöeltgen Dorgänaer
in öer paterlanbifdfen Dramaturgie munterte audj i^n
(^ron^ofer) auf, er publisierte „ZlTat^ilöe, ein Sdjaufpiel,
in 6reY Zlufsügen" (i??^) ^\ un6 bas Kin5 feiner öramatifdjcn
ZlTufe üerfc^tt>in6et öurdjaus nidjt im großen Raufen gleidjseitigcr
öramatifdier (ßeburten, es u>trö „am 6. un6 8. Xtlay, am 7. un6
^7. 3unY (177^) an 6er 2TTünd)ener Sdiaub&iin^, 5ipeimal in
(ßegenmart öes gansen £)ofes aufgefüljrt" un6 erfährt eine faft
in allen Ceilen 5utreffenöe, günflige öffentlidje ICritif, 6te in
eingeljenöer IDeife 6ie ^ronljoferfdje „ZHat^ilbe" befprid)t un6
au^ als Beleg für 6ie öamalige Jlrt un6 IDeife journaliftifdjer
Kritif nidjt oljne '^x\kx^^\^ fein öürfte ^*. Diefe Kritif, wk über^^
^aupt öie eingel?en6e IDürbigung un6 Befpredfung 6er erfdjtenenen
X)ramen, u>ie 6er djeateroorfteüungen (unter 6er Kubrif ,,Baierifd)e
Dramaturgie", „Sc^aubüfjne in ITlündim'' u. 6gl.) in 6en
perio6tfdjen Schriften beu>eijen, wie fel?r man fidj 6amals für
Drama un6 Qlljeater intereffterte, andf in 6en fogenannten X?oIfs=
freifen, un6 jener Kritif er 6er ^ron^oferfc^en „nTatI?il6e"
eignet 6em Publifum 6as Kedjt 5U, 6urd} 6ie Cogeninfaffen fidj
6en ©enuf nidji oerfümmern 5U laffen: „IDcnn man bey 6en
rü^ren6ften ^an6lungen felbft in 6en £ogeu 6ie u>enigfte 2Iuf:=
merffamfeit bemerft, fo erfaltet 6er (Eifer (6er Sc^aufpieler),
IDir 6äc^ten, 6as Publifum ^dtte für fein (ßel6, 6as es in 6as
Sdjau^aus trägt, audj 6as billigfte Kedjt, 5U fo6ern, 6af es
6urdi mutljtDillige Sdfmä^er un6 Sc^u>ä^erinnen in feinem Dcr^
gnügen nidjt geftoret tDer6e»" Von unujeit größerer Be6eutung
aber ift 6er von jenem Krittfer öffentlidf ausgefprodjene XDunfdj,
6af man auf 6er HTündfener Büljne ,,einen ^reygeift 6es
^rn. Ceffings 06er Bearne, eine (Emilie (ßalotti un6
über^aupts 6ie Ceffingifdjen Stücte öfters üorfteüen
mödjte" ^^. Znit 6iefem im 3aljre ^77^ öffentlidj ausgefprodfenen
XDunfdje ftel?t jener Kritif er ni4t allein; 6em 6eutfdjen ^räulein
ZHinna oon Barnljclm U)ur6e nidjt fogleid; auf jc6er 6eutfd)en
Bnijm 6er (gintritt poliseilidj geftattet; um 6as 3aljr \710 wxxb
6iefes 6eutfdje Hationalluftfpiel bereits als eines „jener Stüde"
fonftatiert, „u>eld}e (in IlTündjen) nac^ un6 nadj 6as ^ers 6er
Ztation getoonnen, obgleidj nodj Ijie un6 6a ein ZTtann aus 6er
alten XDelt feinen ^answurft feljnlidjft surüiJrüünfdite"^^ lln6
6af man in Bayern oor Sem ^reigeift Cefftng überhaupt eine
abfolute Sdjeu nidjt Ijatte, beu>eift 6er gelehrte ^nqol^iäbkt
Zrtagifter (ßer^ar6inger S. J., wenn er (\772) fdjreibt, ba^ „man
in Sdfulen nidjts Befferes oortragen fönne als was Sulser,
^omer, Baikn^, Ceffing, Fontanelle un6 Di6erot, was 6iefe
grogen (ßeifter 5um Unterrichte 6er XDelt unö aller
fünftigen 3a^rl?un5erte in oerfdjiebenen XDerf en
gefagt ifab^n^'^^. Datier I?ören toir audj um öiefelbe 3^it
2tnfd)auungen unö Urteile über tCt^eater unb C^eatermefen , Me
gans unö gar aus Ceffingfdjem (ßeifte geboren 5U fein fdjeinen»
iXodj e^e Schiller öie Sdjaubütjne als moraüfdje Zlnftalt erflärte
unö öcm Ctjeater 5uni Ceile eine analoge 2lufgabe toie öer Kirdje
jUtDies, ruft eine Sffentlidje Stimme in Bayern, öaf „öie firc^>
liefen 2Inöad}len atlein öen ZHenfdjen nidjt frömmer mad)en",
öie Cugenö muffe u>ieöcr „in öen alten einfadjen ^ormeln"
geleljrt iperöen, unö als eine „neue ZlTet^oöe" empfeljle ftdj:
„öie tEugcnö muf in menfd^lidjen Bilöern geseigt unö auf öer
Sdjaubflijne eben fo gut porgeftellet meröen als in Preöigten,
offenen Blättern unö moralifd)en Sdj.riften" ^^.
3m erften Banöe öer — oon öer 2Ifaöemie öer IDiffeu:*
fdjaften publiiierten — „2Ibtjanölungen über (ßegenftänö^e öer
fdfönen IDiffenfdEjafteu" befinöet ftdj audj öie 2Ibljanölung „Über
öie 'Singfpiele" eines ^oadfim Sdju^bauer; öer Per«
faffer, in öer (ßefdjic^te öer ZHuftf unö Üft^etif längft oergeffen
oöer nie beadjtet, fpridjt — ^78^ — treffenöe muftfalifc^^äft^etifc^e
2Infdjauungen aus, weift öie falfc^e 2lnfdiauung ab, öaf „audj
eine matte poefte unter öer Sdjminfe öer muftfalifc^en Kompo«
fition nodj mit 2lnftanö figurirt"; „jeöe Stelle öes Cejtes muf
fdjon in iljren (ßrunölagen red)t fangbar fein", unö „leiöige
Pöbelf aprice oöer oielmetjr Sünöe wiöer öieHatur unferer
lieben öeutfdjen ZHutterfpradje iffs, u>enn man i^r öie
2Inlage 5ur ZlTufif abfpridjt, u>eld)e öod) unfeljlbar in jeöer
Spradje ftecft, fobalö man fte geijörig 5U bearbeiten oerfteljt";
Sdju^bauer fpridjt — oor Sdjillers „ZHadjt öes ®efanges"
unö „2)ie Kranidje öes 3bYfus" u. ögl. — com mädjtigen €in»
örucf, weldjen „öie 3fad}e Perbinöung pon poefie,
HTufif unö Sd^aufpielfunft" auf öas menfdjlidje ©emüt
übe, unö er wiü öen bilöenöen unö oereöelnöen (Einzug öes
Ql^eaters unö öer C^eaterporftellungen , tt>ie n^ir il?n fd}on im
griedjifdjen 2Iltertum tt>aljrnel?men, audj ^eute geübt miffen;
aber nadj feiner — \78\ ausgefprodjenen — Jlnfdjauung u>eröe
öas nur möglidj fein, n>enn u>ir original fdjaffen, eine nationale
ZlTuftf beforgen. „S^m Beften aller Seutfdjen münfc^te
idj redft ^erslidj, öaf jeöe auslänöifdje ICompofition
^eute nod) n>ie iljre S\>vadie oon unferem Zlational»
tljeater oollenös oerbannt n>eröe", unö öaf „öen bereits
lebenöen öeutfdjen ©enies mit beloljnenöer Jlufmunterung nod}
me^r originale gan5 öeutfc^e Singfpiele abgelodt würöen";
392 iubiDld (fronljofer
unö 6abei meifl er auf bas Betfpiel 6er ^ransofen ^in, n>elc^e
„iljrer JTTuftf beittalje mit fo pteler 2tc^tun$ als felbft 6er Heü«
gion un6 6er Can6esre9ierun9 begegnen", un6 6te in Houffeaus
para6oyen Schriften alles ;,frie6ferti9" Ijinnaljmen, aber „6ie offenfc
lic^e Ru^e geftört" un6 „6ie (£tjre 6es Paterlan6es gefc^än6et"
fan6en, als „Souffeau in 6ie IDelt tjinausfcfjrieb , 6ie ^ransofen
I^atten feine natürliche Cljeatermuft!". 3^^^^"^ SdjuJjbauer
aber, 6er im tEo6esja^re Cefftngs in foldj treffen6er Cejfmgfdjer
IDeife über IDefen un6 nationale Be6eutung von Poejte, IHuftf
un6 C^eater fdjrieb, ipar ein — Bene6iftinerpater in Hie6er-
altaid) (fpäter Profeffor in 2tmberg)^®^.
Vk 2tfa6emie 6er XDiffenfdjaften eradjtete feine 2tb^an6lung
für midjtig genug un6 tpür6ig 6er 2lufna^me in 6en erften
Ban6 i^rer 2tbI?an6Iungen über (ßegenftän6e 6er fd)§nen IDiffen'
fc^aften, .un6 neben Sdju^bauer treffen toir I?ier audf tt>ie6er
^ronljofer. (Er ^atte ja bereits \779 6ie offentlid^e 2tufmerf=
famfeit ^inreidjen6 auf ftc^ gelenft, um 5um 2tfa6emifer
ernannt ju n>er6en, un6 er u>ar als foldjer auf äftljetifdj fritifdjem
(ßebiete litterarifc^ tljätig. (Eine öffentlidje Stimme begrüfte
gleidj mit freu6iger Ztnerfennung 6as (Befdjenf, 6as 6ie 2Ifa6emie
Sem gebiI6eten publifum in jenem 1178 \ ausgegebenen €rften
Ban6e iljrer „2Ib^an6Iungen über (ßegenftän6e 6er fdjönen
H)iffenfd)aften" bot. „Die neue äfttjetifdje Klaffe 6er ltta6emie
liefert I?ier 6ie (grftlinge i^rer ^rüdjte. XDer fte genief t un6
feinen oer6orbenen (ßefdjmacf ijat, wirb fie reif un6 gut fin6en" ^®^
(£ine 6er fünf 2lbl?an6lungen, u>eld)e 6iefen Ban6 füllen, nämlidj
jene „Über 6as Stu6ium 6er Kupferftecljerey" (^3 5.), gefrört
^ron^ofer an. (Er befin6et ftd} in befter (ßefellfc^aft, 6enn 5n>ei
jener 2lb^an6tungen ^aben feinen geringeren als ^er6er 5um
Perf affer.
Selbftperftän6lidj nmf für 6ie gerechte lDür6igung un6
XDertfdjä^ung andf Siefer äft^etifc^en 2lbl>an6lung un6 6er 6arin
ausgefprodjenen 2Infc^auungen ^ronljofers 6er Blicf auf 6en
6amaligen Stan6 6er Kunfttljeorie geridjtet n>er6en. XDir glücf=
lidjere (Enfel fteljen ja Ijeute audf in funflpIjilofopI?ifd}er Be*
5ie^ung auf einem Ijoljeren Stan6punfte, un6 oieles, was vox
^un6ert 3^^^^" ^^^^ ^^^ i" 6unfler Zttjnung er^afc^t o6er ein
XDerf o6er nur beruftes (Eigentum gottbegnadeter einselner
iDar, ift freute in 6er formet oon £e^rfä^en je6em geläufig
gett>or6en; beim 2lnbli(J 6es erftan6enen Baumes aber mögen
freilid) 6ie erften fc^madjen 2lnfä^,e un6 Keimtriebe un6anfbar
aufer ad)t gelaffen n)er6en. Die Üfttjetif ift eine junge IPiffen-
fc^aft, erft 2Ilef. Baumgarten ^at 6em Kin6e 5U einem
von fubiPtg HTuggcntf^aler. 393
Hamen perljolfen („Aesthetica nxxb Aestheticorum pars
altera". ^ran!furt a. 6. ®. ^750— ]1758)- 2lber mit 5cm
ZTamen ^atte man immerijtn nod) öte Sac^e, nämlidf eine
felbftänöige ; um ben IHittelpunft bes Säjöntjettsbegriffes ftdj
beipegenöe XDiffenfdjaf t , nidjt. Baumgarten I?atte otelmel^r
fragen, tpelcbe für fidj längft 6te 2lufmerffamfeit einselner
befc^äftigt, 2lnfdjauungen , öie man als befdjeiöenen (ßeminn
felbftänbiger Betradftung ober in gelegentlidfer Berüljrung mit
anöern ^Jragen ausgefprod^en, bie aber ba unö öort serftreut
^erumlagen, 5um erften ilTale unter gemeinfamem ZTamen oereinigt.
I)te (ßefdjidjte 6er Üft^etif pflegt öa^er audj meift gleid) bei
Baumgarten einsufe^en, um fofort auf XDindelmann unö
Cef fing übersugeljen ^^^ 2lIIein geraöe jene cor un6 um
Baumgarten gelagerten 21 nfä^e un5 21nläufe funftt^eoretifdjen
Denfens unb Had^öenfens, öie ftd} bann bei XDin<felmann unö
£^ffi"9 5U bleibenöem ©etoinn peröidjten, ftnö oon gefdjidjt^*
lidjem 3ntereffe unö pielleidit nod) nid)t genug gerpüröigt, Ijaben
öod) 5. B. in. ZlTenöelsfo^n erft in neuerer, 2^1}. (Elias
Sdjlegel in allerneuefter ^eit öie äftljetifdje (Ehrenrettung er^
fal^ren^*^^ 2Iud) öie (ßeöanfen Ijaben it^re (Befc^id)te, toeröen^
unö im Cicf)te öiefes XDeröeproseffes erfc^einen alle ZHomente,
audj öie oorbeöingenöen unö porbereitenöen, als notu>enöig unö
an iljrer Stelle beöeutungspoll* (ßeraöe öie Verfolgung öer (Ent*
u?icfelung öer fogenannten Üftl^etif in Deutfdjlanö bis 5urücf 5U iljren
erften Jtnfängen, öie man bei öen Sdjmeisern (Boom er unö
Breitinger) 5U fuc^en ^at, beleljrt öarüber, öa| aucfj ^ier öas
neue £anö fdjon 5UPor gealjnt u^arö unö, u>enn audf pon
nieörigem Ufer aus, ein5elnen bereits ins 2Iuge fiel, bis funöigen
Sdjiffern öie (Entöedung unö (Erfdjliefung öesfelben gelang; unö
mandjes Sai^dim, öas im Büd)lein öes nidjt oöer toenig ge=
fannten 2lutors fdjüdjtern ftecft, pertjüllt in befdjeiöenem <Be»
voanbe bereits öiejelbe lDat?rljeit, öie im prunfenöen S^ulfleiöe
öes grof en 2Ttannes pon öer ftaunenöen IDelt als ein Heues
begruf t tpirö*
äud) in Jronljofers 2lbljanölung „Über öasStuöium
öer Kupfer ftedj er ey" — in öer er aud^ öie Htalerei beisiel^t unö
überl?aupt feinen Blicf gepiffentlid) auf öie fogenannten „bilöenöen
Künfte" ridjtet — begegnen rpir Ülnfdjauungen unö einer ZTTetljoöe
öer Be^anölung öes (ßegenftanöes, wie fte öamals nodj nidjt
gang unö gäbe u>aren. Cef fing, öer ITlann gefunöer tE^at=
fäc^lidjfeit, u?ar ^einö aller abftraften Cljeorie, jenes ^o^len unö
feierten Kationalismus, öer öamals fein Unmefen trieb. Ceffing
übk unö entu?icfelte feine Cljeorie immer an einem (Begebenen,
39^ iubtptg ifronljofer
unö ^awi unb gar in Ceffingfdieni (ßeifte tft es ge^aiiöelt, wenn
audj ^rontjofer nidjt jene graue Ctjeorie treibt, Me fern pom
grünen Baum 6es Cebens fic^ bet^ätigt, unb umgefe^rt audj ntc^t
in trocfener Segiftrierung von ZHeiftern un6 tDerfen feine 2Iufgabe
erblicft; in ridjtigem 3"fK"f*^ S^^?* ^^ surucf 5U öen 2tnf äugen,
5um „yitert^um 6er Kupferfted^erey" {\. Jlbfdjnitt), greift für feine
Beurteilung „6ie gröften ZHeifter in je6er 2trt 6er Kupferftic^e
un6 einige i^rer beften arbeiten" ^eraus (2. Jlbfdjnitt) un6 be=
weift namentlidj im 3. 2tbf(^nitte („Häfjere 5erglie6erung einiger
6er oorsüglidiften Blätter"), 6af er edik Kunftfritif 5U üben
oerfteljt un6 6arum ^iersu bered^tigt ift» (ßleic^ in 6er Dorre6e
treffen loir nämliij bei ^ron^ofer 6en 6ie Unmittelbarfeit
6er Jtnfdjauung für alle Kunft betonen6en Sai^: „2)cr Künftler,
6er Kenner un6 6er blof e £ieb^aber von XDerfen 6er Seidinunq^f
alle 6reY Ijaben nötEjig auf Kupfer ftidje i^r erftes Jlugenmerf
5U richten. Diefer Sai^ be6arf woijl feiner (Erläuterung", ^ür
6en Künftler felbft for6ert er anf(^auen6e Betradjtung 6er
Porliegen6en IDerfe, un6 6as wav nidjt über^üffig in einer §exi,
in 6er 6ie (ßele^rtenpoefie 6e5 fiebse^nten 3^^^^""^^^*^ P^^'
genug naifwxxtk, um nod} einen (ßottfdie6 un6 an6ere im
©lauben an 6ie lDun6er«)irfungen 6e5 „nürnberger Cridjters"
5U erhalten un6 5. B. 6as Drama als ein aus 6en Sdjulregeln
6es fran55pfdjen l{lafft5ismus fauber un6 bequem ^er5uftellen6es
(ßanses 5U betradjten.
2Iber 6abei ift ^ron^ofer u>eit entfernt, 6en Künftler
5um blofen Ztac^aljmer 06er Kopiften 5U madjen; nur 6ie Be-
deutung eines anregen6en, Dorbil6en6en Jfaftors ^aben nadj
^ron^ofers Jlnfdjauung 6ie bereits oorliegen6en Kunftmerfe,
6enn i^m ift bereits 6ie uja^re Quelle aller Kunft woijl befannt.
TXndi 6as u>ar ein Zleues un6 Sdkms 5U einer geit, wo 6ie
Sd}tt>ei5er — im Streit mit 6en Ceip^igern — im meljr nodj
traumljaften Suchen nad) prinsip un6 Quelle 6er Kunft 6as IDort
^pl?antafte" erft ftammelten un6 (ßottfdie6, 6er litterarifdje
Diftator X)eutfcljlan6s, 6en 2tus6ru(i „fdjöpferifdje Kraft" nod}
für Sün6e ^ielt un6 (Dper un6 Kantate ni4t frören moÜte, n>eil
„6er Perftan6 6abei nidjts 5U 6enfen ^abe". 3" folc^er
gßit modjte 6ie uns Ijeute ja gan5 geläufige un6 in allen mog»
licljen metap^orifdj aufgepu^ten lDen6ungen naijgefprodjene 2ln»
fdjauung pon 6er fdjöpferifc^en, freifdjaffen6en P^an«
tafie als Quelle 6er Kunft ein crft 5U löfen6es Rätfei, nodj ein
(ßetjeimnis fein, 6as erft aufgebest tt>er6en mufte, un6 6as nur
pon wenigen begriffen wnvbe, audj als £effing in flarfter
Formulierung 6asfelbe bereits pertün6et Ifaik. ^ron^ofer
©Ott f ubiDtg IHuggcntl^aler. 3^5
gehört 5U öiefcn trcntäen: er fpridjt — ein (ßreuel für 6ie
©ottfc^eöianer — von einer „divina aura", 6te 6en ICünftler
befeele, oon einer „erhabenen nie öurdf ^leif 5U erfe^enöen
ißStterfprac^e", öie-öer Didjter rebe, un6 toie Schiller,
(ßoetlje, in neuefter 5^it befonbers (Bei bei, öie (ßrunöfä^e
aller Kunftp^ilofop^ie auf met?r intuitioem XDege in (ßebidjten
(un6 fonft) ausgefproc^en tjaben, fo fül?lt fic^ merftPurbigertDeife
jro nt?of er 6as gleidje 511 t^un oeranlaft (Er feiert in folgen*
öem — öer in ^rage fteljenben 21bljan6lung einverleibten ^^* —
(Beöic^te 6ie ©riginalität un6 audj fdjon 6ie (baraus jidj ergebenöe)
Souperänität bes Künftlergenius:
Sel^t tt^r bett Bergprotn bort ntd?t? So, iPte laut brüllctiber Dottner
Sdjtegt er, Don etgenetit Duft umttcbelt, bie pfeifen herunter
Stnfxed}t Jall auf ^aü. IHit cbeltti Ungeftüm t^affetib
2IIIe Befc^ränfutig burc^gräbt er 3a>an3tg tttartnorne Dämme,
Breitet ringsum pd? aus, bofjrt neue Hiitnfale, n>äl3et
£apen pon Steinen ©or pc^ bafjer unb frigt an ber lPur3eI
(Einer t^utibertjäljrigen (Eic^e, bie einwärts gebeuget
Had^giebt bem Stärfern unb lecfet anjefet am filbernen Schaume,
Den it^r fiol3er IPipfel 3Ui)or milbtl^ätig befd^attet,
Bis burd? I^unbert Krümmungen pd? ber oft unterbroc^ne
;JIug ins (Efial ergießt, unb fleine pillf lüfternbe öäc^e
init Perad?tung im t|ol|en (Seräufd? t)eüfd?immernb tjorbeyrollt.
Belli if^r? fennt iJjr ben Strom? (Er ift ber föllnifc^e Hubens,
€r, ben IHutter Hatur — an iljren Brüpen gefäuget —
Ubcr ben friec^enben Schwall ber iiiiexnben Hac^af^mer
auffd;n>ang,
Unb f^inpeöt 3um HTufter, wie ol^ne bie ängplic^en Steige,
CDl^ne gefünpeltes Hegelfypem bas freye <5enie flc^
3n bem IHaler unb Dichter bis 3U ben Sternen erl^ebet.
Bei allem Sc^n^ulft ber €infleibung fpridjt ^ron^ofer
^ier, n?ie anbertpärts, beutlidjft jenes (ßrunbgefe^ alles fünfte
lerifdjen Sdjaffens aus, bas eine gefunbe Üftl^etif als ^unbament
bei5U5iel?en l^at. (£r ift fid) audf biefes (ßebanfens tlar genug
bemuft, um gleidj bie nadjftliegenben Konfequensen 5U 5iel?en.
3^ne Souperänität bes (ßenies lägt iljn bereits an bas (ßerec^te
ber l)ora5ifd)en ^orberung bes genio indulgere benfen, unb er
berüljrt bamit ein iHoment, bem man 5. 23* felbft bei Kant
eine mel?r grunblegenbe Bebeutung wünfc^en mödjte. „Rubens
I^at nid)t geit, erft mü^fam 5U überlegen, ob biefer ober jener
ttt?eil nic^t nodj beffer geseidjnet feyn !önnte. XDie ein fd)nelles
(ßemitter . ♦ . , rcigt.fein (gnt^uftasmus unaufljaltfam i^n fort
über (Ebenen unb Berge unb erlaubt iljm feine Seitenblicfe auf
porfommenbe Sdjwierigfeiten 5U tljun* Dief ift bie grofe
Urfadje, marum man mandjmal fo piel 3^^f<>^^^^f*iö"
bey i^m antrifft" ^^^ 2lber nod) eine u>eitere ^folgerung
396 f ubtptg f ronljofer
jwljt Jron^ofcr aus jener ©rtgtnalitdt un6 Souperdnität 5es
Künftlergcnies. Cef fing, in 6er „fjamburgifdjen Dramaturgie"
(^767— 69), Ijält mit 2IriftoteIes es mdft für ppidft 5es Didfters,
uns 6ie u>irfiid)en €rlebniffe öer gefdjidjtlid^en ©eftalten vov^
jufü^ren, 6eren ITamen er benutze; er ^abe nur 5U seigen, lüas
ZHenfd^en pon i^rem (Cfjarafter begegnen fönne unö muffe*
Der bayrifdje 2Ifa6emifer ^ron^ofer fpric^t feine 3upi^"^ii"9
06er 5ufäUige Öbereinftimmung mit Ceffing öeutliijft aus: „Der
Cefer ujirö ja Ijoffentlidj in einem (ßebic^te feine tjiftorifdjen
IDa^r^eiten fuc^en, wo man blof fagt, u>a5 Ijdtte gefdje^en
fönnen, nic^t, u>as gefc^etjen ift" ^^\ Unb öiefe Jreiljeit 6es
Künftlers feinem Stoffe gegenüber erflärt Jronljofer als öirefte
Folgerung aus jener ©riginalität unb Souperdnität öes Künftler«
genies, 6em öer Stoff nur iHittel 5um §w(id^ ift, un6 6as audj
aus u>enigem ctn>as madjen fonne: „CI?o6otpiecfi ^at uns ge»
5eigt, öaf man, um erhabene Porfteüungen 5U liefern, nidjt immer
(ßötter, ^albgotter, ^elöen un6 prinsen n>dtjlen muffe" ^®'.
Diefer ©eöanfe erinnert an 6ie 5U gleidjer ^cxt öurdj
Cef fing u. a. beridjtigte irrige 2Inf(^auung auf öem ©ebiete öer
Poejte, Öa0 5ur Darfteilung öes Cragifdien, überhaupt für öas
Drama, Konige, (Jürften, ^elöljerrn, fur5 öas Ceben öer ^öljeren
Stdnöe allein einen angemeffenen Stoff biete; es eripddjft bas
bürgerlidje Sdjaufpiel, in öem audj öer Bürgerftanö, öas fogenannte
Pol! 5U €^ren fommt. Sdjiller meinte, (ßutes aus (ßutem
fönne jeöer tt^or ^erporbringen, aber öer (ßenius rufe (ßutes aus
Sdjiedjtem Ijerpor; in gleid} energifc^er XDcife giebt ^ron^ofer
fc^on por Sdjiller feinem (ßlaubenan öie JtUmadjt öes Künftler»
genius 2lusöru(J: „Bisljer ^atte man immer irrig geglaubt, öaf
öie moöernen Crac^ten unö ZTToöen ftd) für öas grof e ^iftorifdje
nidjt fd)idten. Slüein Cljoöomiedi ^at öiefen 3^^^*^^"^ ^^^ grünö»
lid)ften öurd) feinen Calas u>iöerlegt» €s f6mmt nur öarauf an,
tper es in feiner (ßeipalt tjat, aus 2tllem 2IIIes 5U
madjen, öie Jrei^eit unö öie Hedjte öer Hatur ju
^anöljaben unö nichts unbenu^t 5U laffen"^®^
Hidjt blof öer proöusierenöe, öer Künftler, audj öer Hesi»
pierenöe, ö. i. öer öas Kunftmerf (ßeniefenöe oöer im (ßenuf
2lufnel?menöe, erregt bereits öie Jlufmerffamfeit ^ron^ofers.
3a er nimmt jidj fdjon öen 2tnlauf, öamit öie ^rage nadj
öer XDertmeffung für öas Kunftproöuft in gufammen^ang 5U
bringen, ^ron^ofer ift ftd? öeffen flar bcwnp unö Ijat es
öeutlidjft auscjefprodjen, öaf nidjt blof öer Künftler, fonöern
audj öer Kunftgeniefenöe JCunftftnn befi^en muf, öenn n?as
erftercr proöu5iert unö gefdjaffen ^at, reproöU5tert unö fdjafft
von £ubi»ig HTuggentljaler. 397
6cr leitete nadj, „€6eln Seelen Dor5ufüI?Ien, ift öes Künftlers
^crrlt(^fter Beruf" ((ßoettje). Jür 6te (gntfdjeibung 6er Jrage:
toas ift fd}ön? ift bas Pro6uft ein liunftiperf? ^aben aber nidjt
einmal Sijiller unö Kant öen Blid auf 6en Hesipierenben
gen^orfen, 6enn toer oon 5er ^ölje bes Begriffs aus in 5ie XDelt
5e5 Sdjönen einsuöringen fuc^t unö nic^t auf unmittelbar pfydjO'
Iogifd)er Bafis öie C^eorie 6es Sdjonen, öie Ztftl?etif; auferbaut,
6er wxvb öen Se}ipieren6en, bas urteilende Publifum, als mefent»
lidjen ^a!tor ffir 6ie €ntfc^eiöung 6er Jrage: u>as ift fc^ön?
nidjt beistehen un6 überfe^en, 6af 6erfelbe ZTTenfdfengeift, 6er
im Künftler fc^afft, im He5ipieren6en, alfo im Publifum, über
6as ©efc^affene 51} ©eric^t fi^t. XDie mandj an6erer ntdjt 06er
u?enig gefannte Üft^etifer ^at audj Jron^ofer 6iefe Jrage
mel?r als geftreift, un6 5n>ar im (SeMdjte „6ie Zlac^tpelt" ^^^:
3e^t 3an!t unb fämpft um ben Huf^m,
Unb appeKirt ans publifum ;
Pas Publifum fann nidfts entfc^ciben.
Die Had^melt cnbigt erp t>en Streit,
Unb 3oUt, frcy oon partf^eYlid^feit,
Perbtenften roaljres £ob mit f reuben.
£agt ein 3a^rfiunbert nur corbey,
Da urtl^eilt erft bie IDat^rl^eit frey;
Der Hul^m wirb nad? bem IPerttj gemejfen.
Kein Debicant unb fein HTäcen,
Hi<^ts fann ber Krttif roiberftefin,
Unb alle Stümper ftnb Dergeflfen.
(£r legt alfo 6ie (Entfc^ei6ung ber ^rage: was ift fdjön?
für 6en fonfreten Jall in 6ie ^an6 6es Publifums, freilidf nic^t
6es Publifums 6es tEages un6 6er tEageslaune, tt>ie 6enn uber=*
^aupt bei jener ^rage nid)t einfadje Stimmenmeljr^eit entfdiei6et,
6ie Stimmen oielmeljr getDogen, nidjt gesä^lt n>er6en muffen.
Dag 6ie fog. Kritif I?ier u>efentlid)en 2lnteil nimmt, ift felbft»
perftdn6lidj, aber eben 6arum for6ert ^ronI?ofer aucfj für 6en
Kunftfrttifer 06er „Kenner", toie er ifjn nennt, Kunftfinn
un6 Betljätigung 6esfelben 6urc^ Jlnfdfauung, repro»
6uäieren6e Betrachtung 6er Kunftmerfe, un6 er will
6iefe toefentlic^e Porarbeit nid^t an einem tEage abget^an ipiffen.
„ITIan ^ebe aus 6em gansen Bil6e foon Sap^aels ^eiliger
^amilie) nur 6en einsigen Kopf 6er ^eiligen 3i^W9f^^ii ^"^/
ftu6ire itjn Qlage lang, un6 man n>ir6 ftets neue lDun6er
6er Kunft 6arinn getDaljr n>er6en"^^^ ^ron^ofer weift
6arauf I?in, 6af grofe IDerfe, wie 6ie eines Hap^ael, „lang
un6 mit emfig oerfammeltem ©eifte betradjtet feyn wollen,
um 6en 6er Dollfommen^eit allein eigenen unoer»
löfc^lidjen (£in6rucf auf unfre Seele 5U machen, 6er
398 Cubtpig ^ronf{ofer
6ie rafdje Jtnftaunuttg 6es flüdjtigen Begaffers fo ^immel»
weit übertrifft'' "\ un6 toie fd^tper voxvb es felbft oft „Kennern",
bas ridjtige Urteil 5U fällen: „Die Urteile 6er Kenner ftnö oft
fo perfdjieben als 6ie JTIenfdjengefic^ter" *^^ Das ift aber
nadf ^ron^ofers rid^tiger Stnfdjauung auf Sedjnung jenes
öualiftifdjen Dertjältniffes ju fdjreiben, in ipeldfem 6ie Kenner
06er Kritifer 5um Kunfttperfe, alfo 5U ifjrem ©bjefte, fo ^äufig
fte^en 06er fteljen bleiben. (£rft nadf reichhaltigem eigenen Kunft-
genuffe ift 6er Perftan6 beredjtigt un6 befähigt, fein fritifdjes
©efc^äft auf5une^men, un6 er for6ert 6amit nur, mas Ceffing,
U)incfelmann u, a. get^an, un6 mas er felbft in ausge6e^ntefter
un6 forgfältigfter U)etfe geübt I^at. ITTan muf in 6er Ql^at ftaunen
über 6en Bienenfleif , womit jronljofer überall nac^ ©bjeften
für feinen Kunftfinn un6 für feine f unftf ritifdje Urbeit f a^nöete ;
un6 jum ©lüde fan6 er in einer ^ext, 6ie naii 6iefer Sichtung
6en 6ürften6en fo farg bcbaifk, (ßönner un6 Kunftfreun6e : er
f priest 6em (ßalerieinfpeftor Dorner, 6em (ßrafen pon La
Ros^e un6 6em (ßrafen pon Ceibelfing, 6ie i^re Kupferfttdje
i^m 5ur Perfügung ftellten, feinen öffentlidfen Danf aus, befon6ers
aber 6em (ßrafen Pon ^aimljaufen, „aus 6effen f oftbarer
Sammlung pon Kupfern un6 5um Ceil audj ^an6rtffen idj mir
nadj ^ersensluft Kats erljolen fonnte"^^*. Kunftliebe, überfjaupt
perfönlidje Bil6ung fdjeinen i^m alfo gutritt audf in 6ie ^oljeren
©efellfc^aftsfreife perfc^afft 5U ^aben, un6 feine „ftarfe Ciebe 5U
6en bil6en6enKünften", an 6te ipir audj o^ne feine Selbftbeteuerung
glauben xvüxbm, bettjätigte er in fold) intenfipem Kunftgenuf,
6af er, wie fdjon oben bemerft, 6iefe Begeifterung U)ie6er in
anderer ZDeife, nämlic^ poetifd}, aus5ufprec^en ftd^ gc6rungen
füllte*); ja er ging nodj weiter: „Jronljofer £u6wig, djur-
fürftl. ^ofratlj 5U fhündjen, ä^te 5U feinem Dergnügen einige
Blätter, 6te er mit 6en 2lnfangsbudjftaben feines Hamens be»
5eidjnete. (Ein fleines Blatt, welches 6ie IHinerpa auf ZDolfen
mit Sifilb un6 Cause porftellt. H. i Z 6 L., Br. i Z i L.
Diefer per6ienftpolle ZITann ftarb \800 im Soften 3^^^" (Hagler,
Künftler.£efifon, Ban6 IV, 5. 5U). Un6 6iefe wenn audj nur
,.*) Der Cttel feines (Sebic^ts „Danf lieb IHofts nad( ber Vertilgung
ber ägypter im rotf^en ZHeere" entf^ält beu Beifafe „Xtad^ einer geid^nung
von le Brun"; bes ponttus' Kupferftic^ „ EJerobiantfd?er Kinbermorb nad^
Hiibens" regte tl^n fd^on nad^ ber erftmaligen Betrad?timg 3U einem längeren
„Senbfcbreiben an einen freunb" an (f. ,,äber b. Stub. ber KupferfledjereY",
S. 299); ätjnlidj regt iljn bie Betrachtung bes (Scmälbes bes grogen Hubens
an, funftpl^ilofopf^ifd^e 2lnfdjauungen in (form eines (Scbtc^ts aus3ufprec^en
(f. oben u. 2lnm. (o^).
von iuhmt^ ITTuggentt^aler. 599
WIcttantcnljaftc ScIbftlljätigfcU crfidrt ^ron^ofers rcidfe unö
einge^nöe Bemcrfungen unb (Erörterungen über grap^ifdje
Ced^nÜ, Me anfeljnlid^e ZlTengc oon Kenntniffen aus 6em (ße«
biete 6er Kupferftedjerfunft, u^ie auc^ 6er IHaleret, über 6ie er
perfügt*
€tn ZHann mit foldjent Kunftjinn un6 foldj grün6lidjen
tedjnifc^en Kenntniffen wav u)oIjI beredjtigt, audf als Kunftfritifer
ein öffentlid^es IDort 5U fprec^en un6 namentlidj jene ^or6erung
an alle Kunftfritif 5U fteüen, im (ßefüljl 6er äftl?etifd)en £uft,
in 6er äftl?etifdjen Stimmung erft 6a5 5U erleben, was 6er
Perftan6 6ann 6enfen6 5erglie6ern foU un6 ujill. 2)a6urdj unter*
fdjei6et ftdj ^ronljofer gleidf oon feinem ^^itgenoffen 2lley.
Baumgarten, 6er „tt)e6er 6urdi 6ie Sc^ön^eit 6er ZTatur nodi
butif XDerfe 6er bil6en6en Kunft 5U feinen äft^etifdjen Unter»
fuc^ungen angeregt u>ur6e''^^*; un6 6od} Ijat er 6em neugebornen
Hxnbe gan5 ridjtig 6en Hamen oon 6em €mpfin6en gegeben,
mit 6em fte Jid} überljaupt 5U befdjäftigen, oon 6em fie aussu«
getjen iiat [alad^avoiAat). (£ben 6al?er aber, u>eil er felbft nidit
oor^er empfun6en I?at, u>a5 er nadj^er 6enfen6 äerglie6ern toiU,
betoegte fidj Baumgarten auc^ noc^ in einem ^öd}ft be-
fdjränf ten äftl?etifc^en ©eftc^tsf reife, un6 aus 6em gleidjen (ßrun6e
fonnte er nur eine Aesthetica, nic^t aber eine Ztft^etif
fc^reiben, 6enn mit 6er Unmittelbarfeit 6er CEmpfin6ung ift 6oc^
audj 6er unmittelbare 2lus6rucf 6erfelben in 6er natürlidjen i. e.
in 6er 2Trutterfpradje nidft blof gefor6ert, fon6ern n>ie oon felbft
fc^on gegeben; 6ie im 6eutfc^en (ßemüt ftdj regen6e (Empfindung
U)ir6 nidjt auf lateinifc^em o6er,,fran5öftfc^em ZDege 5um 2Ius»
6rucfe ringen; n>enn 6aljer 6er Üftljetifer, wie Baumgarten,
feine tC^eorie in fdjmerfälligem £atein entu>i(Jelt, fo ift 6ies ein
Beu>eis 6afür, 6af er jenen Prosef gemütooHen (Erlebens 6er
Kunftmerfe — u>ie xoxt 6ies bei XDindelmann un6 £effing
bemerfen — nidjt 6urc^gemadjt»
Ztudj ^ron^ofer looüte ^ier gleic^fam an ftc^ felbft 6ie
geftellte ^or6erung ooUsieljen, 6enn wvc fe^en, u>ie er all 6ie
Bil6er, 0emäl6e un6 Stidje, 6ie er 6er fritifd^en Betrachtung
untertt?irft, felbft immer erft „lang un6 emftg mit oerfammeltent
©eifte" betradftete un6 auf fidj ujirfen lief. Dabei aber oer»
mei6et er jene ^ier nal?eliegen6e ZlTifdjung o6er Permec^felung
5ioeier ZlTomente: er fdjei6et un6 unterfd)ei6et — n>ie6er gans
in Ceffmgfdjer IDeife — 6en 2lft anfdjauen6er Betradjtung,
rein äftl?etifdjen (ßenief ens oom Jtfte äfttjetifd} frittfdjer Be=
tradjtung 6er Kunftmerfe; jener gilt i^m als notwendige Por=
ftufe für 6iefen, un6 wzxm er für jene erftere Betradjtungsweife
^00 CubiPtg (front{ofec
allcrbtn^s 6er P^antafte bk öominiercnbe Stellung antpetft, fo
fe^en mit aber, wk ba, wo 6er Perftanö öas erfte IDort
unb 6ie 6omtnteren6e SteUung ^at, 5ie P^antafte öiefen ntc^t
um fein Hec^t betrügt, 6enn ^rontjofer ipeig, 6em eckten
Kunftfritifer gleidj, allen Beifa^ pon (Ent^uftasmus in feinem
Urteile femesu^alten un6 ruft 6a, wo er ein BiI6 befpric^t, nic^t
blog aus, 6af es fc^ön ift, fon6ern er jeigt un6 fü^rt aus, n>as
fdfön ift, un6 toarum es fdjön ift. Seine Urteile bereifen auc^
einen forgfältig geläuterten Kunftgefcfjmacf un6 ein fdjarfes, ge*
übtes Kennerauge, wk feine Beurteilung 5. B. Hap^acls^^^
un6 Sembran6ts^^^ befun6et. Un6 felbftDerftdn6Iici^ jin6 es
originale Urteile, 6ie er fällte un6 fällen fonnte; er oerfdjmä^t
alle fflaoifc^e Jtnle^nung an an6ere un6 untersie^t pielme^r
— ipie6er in 6er äc^t miffenfc^aftlidjen IDeife Ceffings — 6ie
Schriften un6 6arin nie6ergelegten Urteile an6erer einer Kritif.
So ergebt er gegen „6ie im 3^^?^^ X'^'^l ^^ Ceipsig bey
Sc^n>icfert l^erausgefommene aus 6em €nglifc^en überfe^te
2lb^an6lung pon Kupferftidjen'' 6en l?orn?urf, „siemlic^
unpolIftän6ig ju fein", 6enn „piele 6er größten ZlTeifter fin6
6arin pergeffen," un6 Jron^öfer fü^rt fol^e auf, 6arunter
CI?o6ott)iecfi, UTaffon u. a.; fdjärferer QIa6el trifft 6en
^üridjer ^üfli, 6er in feinem „Haifonniren6en t?er»
5eidjnif 6er porneljmften Kupferftec^er" jene aus 6em
€nglifc^en überfe^te 2tb^an6Iung Peigig benü^e, aber in un«
frittfc^er XDeife zb^n nur benü^e un6 „6eren Cücfen ni^t aus*
fülle", 6enn „porsüglidj fdjSne 2lrbeiten ^at ^err ^üf li näljer
5u beleudjten un6 5U 5erglie6ern unterlaffen, un6 pon einigen
berüljmten Mnftlern, ^uret, CI?o6on>iecfi u. f. u>» fin6et pdj
6arinn ebenfomenig eine 2In5eige" ^ ^ *. €benfo urteilt ^ronljofer
über 6ie ^777 erfd^ienenen „Dorlefungen über 6ie fc^önen
Künfte" pon Sdjubert: „Der Haum fo u?eniger Blätter litt
beynal^e nid}ts als fimple 2In5eigen. Un6 tpären nur noc^ 6iefe
nidjt poUer Unrid)tigfeiten I ^^vTXnl^en ift alfo fe^r gering'' ^^^;
un6 ein Beweis feines forgfältigen Stu6iums 6er Schriften
an6erer ift u. a. auc^ feine €nt6ecfung Pon U)i6erfprüc^en ; fo
entgel^t i^m 5. B. nid^t, 6af „^err Jüfli in 6er neuen Jius»
gäbe feines "Künftlerleyifons über ZHaffons 3fin9^^ *"
€maus nadj (Citian gans an6ers urt^eilt als in feinem
Kaifonniren6en Perseidjnif 6er porne^mften Kupfer»
ftec^er"^«^
3n tt)0^lt^uen6er tDeife läft Jronljofer in politifdj troft«
lofer Seit, ipo £effing mit perijaltenem ^o^"« 6en gut^ersigen
(Einfall eines 6eutfc^en Hationalt^eaters 5U belädjeln ftdj bemühte,
von £ubn?lg XHuggentt^aler. (j^o\^
voe'xl es nodj feine fceutfc^e Hation ^ebe, andj IjUx 6te patriolifdje
unö iwav öeutfdjpatrtottfije Perfpcfttüe nidjt aus 6eni 2Iugc. UTit
Stolj nennt ^rontjofer öen öantals in Paris jtdj auf^altenöen
berüfjmten Ijeffifdjen ITtcifter ^oif, (ßeorg XDille ^^^ ,/unfern"
IDille, preift it^n als „6ie €I?re öer öeutfdjcn Ztation im
2luslanöe" unö fiefjt — in einer geit, wo in J)eutfdilan6 noc^
faft alles fransöftert wav — in biefcm XDille öen lebenöigen
Bemeis öafür, öaf ,;9rofe 2)eutfdje fdjon oft öen jinfenöen
Suljm öes 2Iuslanöes aufrecht erl^alten oöer öenfelben, n>enn er
andf gleidj auf Quten IDegen wav, mit einemmale 5ur Ijödjften
Stufe erijoben"; ja mit (Emp^afe oerfünöet er, öaf ,,tnille
öem ftolsen 3^^^^^" S^S^^Ö^ ^^^ 2tlbrec^t Durer war,
unö mie feljr müröe er öie grofen ©eifter jenfeits öer 2Ilpen
übertroffen I^aben, u^enn er fo mitten im 8efi^ öer Kunft»
reid}t^ümer öes 2lltert^ums getoefen wäre tt>ic jene"*^^
SelbftDerftänölic^ unö mit Hedjt lenfte aber ^ronljofer öabei
feinen 8licf audj auf fein engeres Paterlanö: ,,Unö ntit tpas
groffem Dergnügen fe^e ic^, öaf man je^t fo emftg in meinem
Daterlanöe nadj Kupfer ftidfen fragt unö ftuöirt! 21llenttjalben
u>irö gefammelt; I?ie unö öa seigen jtdj bereits fc^r artige
Kabinete, unö nur öieg allein fe^lt, öaf nocfj mandje Sammler
feine gans ridjtige XDa^l 5U treffen miffen. Diefcn 5um Beften
ergreife ic^ oorsüglid} öie ^eöer" ^*^.
jfronl^ofer ^atte audj nidjt sufällig unö 5um ^wedt
blofen Selbftgenügens geraöe nadj jenem Cfjema für feine 2Ib=
Ijanölung gegriffen ; fein IHotio lag tiefer, unö er ftanö öabei in
lobenöigfter ^ü^lung mit einer fegensreic^en Strömung öes Cages.
(£b^n öamals ^atte öer Heftor (unö fpätcre Direftor) öer Berliner
Jlfaöemie öer bilöenöen Künfte öie 2tnerfennung öer geitgenoffen
in reic^ftem JTIafe genoffen, unö wenn ja CI?oöott)iec!i öem
großen Stecher pon Nürnberg nidjt gleic^fommt, fo mar er aber
öamals öer ZTtann öes Cages — iljn nidjt 5U nennen, erflärt
^ron^ofer für eine Unterlaffungsfünöe (f. oben) — , unö ob
es (ETellerts Sdjriften oöer Bürgers (öeöidjte, Doltaires
XDerfe, Schillers Häuber oöer S^afefpeares Dramen tparen,
es erfi^ien faft fein artiftifd} ausgeftattetes XDerf, 5U öem md)t
CI?oöon>iecfi it>enigftcns eine Pignette lieferte. Da^er fann
es nidjt munöer nehmen, öaf nic^t blof öie C^eorie fic^ öes
Stoffes nun 5U bemächtigen unö eine Citteratur öer Kupferftec^er»
fünft 5u erroadjfen beginnt ^^'^ — n>05U auc^ ^ronljofer gleidj
einen Beitrag liefert — , fonöern in ridjtigem Perftänöni ffe fudjt
5. B. öie bayrifc^e 2Ifaöemie öas früt?er nur oon einseinen nad^
einseinen Hidjtungen, audj oon TXlondjm betriebene antiquarifc^e
3al}rbu(i} fär tnand^enec (Befd;. II. 26
4^02 inbiPtg JronI|ofer
3ntcreffe^*' auf öem (ßebiete 6er grapljifdjcn Künftc 5U vcv^
allgemctncrn ^*®; iljr tjoljer (ßrünfcer tft fogar beinuljt, 6em
publifum auf populärem IDe^e 6ic nötigen l(enntntffe in Künften,
(ßemerbcn ic 5U Dermitteln^*^ ja es erfteljt \770 5U JTTündjen
eine 21nftalt, n>ie es öeren 6amals nodf rec^t u^enige gab, eine
öffentlidje geic^nungsfcfjule größeren Stiles^*®; eine geitftimme
erflärt un5 begrfigt auc^ 6iefe Jlnftalt ausörürflid) als ^ruc^t
6er einfdjiägigen Beftrebungen 6er 2lfa6emte 6er IDiffenfdjaften,
un6 6as gefc^idjtlid) blicfenSe 2Iuge a>ir6 6arin eine meitere un6
5U>ar eine 6er legten (Etappen 06er Dorftufen für 6ie im 3aljre
\808 erfolgte (ßrun6ung 6er bayrifclfen 2tfa6emie 6er bil6en6en
l{ünfte crfennen 6ürfen.
Zrtitten in 6iefer nic^t be6eutungslofen Belegung fte^t
^ron^ofer; ja er Ijatte ptelleidft 6as 2tuge 6er 2Ifa6emie auf
jene ^^xt\Mmnn<i ^ingeipiefen, 6enn' 6a er 5n>ei ^aijx^ por^er
(\779) 5um erften 2Ilale als afa6emifd}er 2Je6ner auftritt,
5äl?lt er 5U 6en 2tuf gaben 6er neugegrün6eten „belletrifc^en
Klaffe" audf 6ie: „Baiern fann for6ern, 6af mir 6as
in Pergleic^ung mit Spradje, Sljetorif un6 poefte nodj unglcidj
min6er bearbeitete ^el6 6er bil6en6en Ifünfte nä^er
beleuchten un6 unfere ©enies ^ierinenfalls 5ur griec^ifdjen,
italienifcljen 06er flamän6ifdjen lDur6e un6 €legan5 empor 5U
bringen fuc^eii" ^*^ Jron^ofer I?at ftdj au^ glcic^ 6aran
gemacht, 6as Seinige 5ur (Erfüllung jener ^or6erung; 6ie Bayern
an 6ie „beUetrifdfe Klaffe" ftellte, bei5Utragen, un6 er ^at ftdj
6amit aud) für 6ie (Entmicfelung 6er Kunfttl^eorie 06er Üft^etif
ein n>efentli(^es I?cr6ienft ermorben. Bei 6en fortgefe^ten un6
immer tiefer ein6ringen6en ^orfdjungen über 6as IDefen 6er
Kunft Ijatte man — u>ie es ^ron^ofers 2Iuge nidjt entging —
immer nur Dor5ugstt>eife 6ie Poefie im 2tuge un6 6ie bil6en6en
Künfte nur infoferne beriicfjtc^tigt, als pe 6er Poefte oeriDan6t
erfdjienen. 2tber „6er u>a^re <ßef^macf tft 6er allgemeine, 6er ftd}
über Sd}önl?eiten oon je6er 2trt oerbreitet", erflärte Ceffing*«*^
un6 6rang als Kritifer felbft gleidj erobcrn6 ins Cerrttörium
auc^ 6er an6ern Künfte, felbft 6er Sc^aufpielfunft, ein, 6ie bil6en6en
Künfte n>ur6en bal6 an ftdj un6 o^ne Hebenbesieljung auf 6ie
Poepe 6er fritifc^en Betradjtung untertporfen, un6 auc^ ^ier ift
6er Übergang 5U XDindelmann un6 Ceffing, 6te jene 2Irbeit
in grofem Stile pollbrad)t, fein unpermittelter; auc^ ^ier liegen
um 6ie großen ZHeifter I?erum nur 6em ^adjmanne befannte
Kleinmeifter, fo unmittelbar por il^nen C^r. £u6u>. p. ^age«
6orn („Betradjtungen über 6ie ITTalereY", ^762), 6er berühmte
2Traler Hap^ael ZTtengs („(ße6anfen über 6ie Sdjöntjeit un6
von £ubtD!g ütugöentt^aler. ^03
bcn (ßefcfemaiJ in bcr Utalerey", \762), un5 beibe erinnern,
namentlidj in bem gefdjicfetlidjen Unterbau ihrer tljeoretifd^en
itnfdjauun^cn, an ^ron^ofers 21bljanblun$. 2tudj le^tere ftel^t
baljer nidjt oljne Sebeutun^ in jener enblidj 5U Kant unb
Sdjillcr Ijinbrängenben (Entipicfelung ber funftpljilofopljifdjen
BeiDegung ba, unb 5u>ar nidjt blof mc^en ber Zteu^eit bes
Stoffes, fonbern auc^ weq^^n bcr 2trt unb JPeife ber Beljanblun^
besfelben. Die funftpljilofoptjifdjcn Unterfudjungen Ijatten fxdf
bamab allmaEjItdj Don ber Ijergebradjten miffenfdjaftlidjen ober,
ridjtiger ^efagt, fdjulmäf igen ;Jornt losgeriffen unb fud^ten eigene
freie IDege 5U geljen, eben bie Baljn ber Kritif 5U betreten, unb
le^tere fnüpfte einjtdjtsDoII am ßegebenen an , gefdjid)tlidjer
KritisismusiDurbe allmäfjlidj bie glücfperfjeif enbe £ofung. ^ron»
fjofer fdjeint fidj audj beffen bemuft gemefen 5U fein, benn wolfl
auf nid^ts anberes fann fidj fein SdjIufu>ort besieljen: „Heu
fonnte idj nidjt immer fein unb mufte pieics, wk in bergleidjen
Sdjriften nidjt anbers ntöglidj, nadjfagen. 2Xber idj maljlte
gröftent^eils einen anbern Stanbpunft, unb mafjrljaft neu
unb $an5 mein eigen ift bodj ein ftarfer Dritt^eil bes EDerfdjens.
So piel fey u>egen jener erinnert, bie auf er ber Heuljeit fein
Dcrbienft gelten laffen" ^*^ Die bayrifdje 2lfabemie ber IDiffen«
fdjaften blidte baljer gans ridjtig, tpenn fie ^Jronljofers ilb-
Ijanblung in ben (Erften Banb iljrer „Jtbljanblungen über (ßegen»
ftänbe ber fdjSnen lDiffenfd)aften" aufnaljm unb iljm bort ben
€f?renpla^ neben ^ erber einräumte, ber bamals bereits ein
berfiljmter ZTlann tpar. Die Jlfabemie mufte fdjon aus Hücfftdjten
für bas IDeiterbefteljen ber im 3a^re \779 (neben ber ^iftorifdjen
unb ber pljHofopljifdjen Klaffe) gegrünbeten „Klaffe ber fdjSnen
IDiffenf^aften" ober, tt)ie man fie gemS^nlidj nannte, ber
„belletrifc^en Klaffe" *^^ gebiegene 2trbeiten bem (Erften
i^anbz einperleiben, benn pon biefem erften öffentlidjen „belle==
trifc^en" Debüt modjte ja piel abljängen.
^Jron^ofers Jlbijanblung u?ar audj gemif geeignet, bas
2tnfe^en ber belletrifdjen Klaffe unb ber 2tfabemie fiberijaupt
5u erfjöljen; unb ber belletrifdjen Klaffe Ijatte ^ronljofer für
(Erfüllung ifjrer bamals boppolt fdftt)ierigen 2tufgabe geu>if ben
rechten IDeg gemiefen. Das ©leid^e fjatte er aber audj fdjon
im 3^^^^^ \779 getrau, tpo er nad) (Erridjtung jener äftljetifc^en
Klaffe eine Hebe ^ielt: „Deutfdjianbs belletrifdjes göl^
benes geitalter ift, tpenn 's fo fortgeljt, fo gut als
porbev"* 2Xfabemifer ^ronEjofer fe^te in biefer Hebe — .
bie in i^ren ^auptmomenten fjier ffissiert merben foll — por
allem bas Programm für bie tDirffamfeit ber belletrifc^en
26*
(IfßH inhwtQ f ront^ofer
Klaffe feft: „Baiern tann, unb bas mit IS^edfi, befonbers von
unferer neuen Klaffe, bie natürlidjfte unb pernünfti^fte
Hic^tung bes paterlänbifc^en (ßefdjmacfs forbern. (£s
fann f orbern, ba^ por5Ü9lid^ tpir für Hedftfdjreibung,
Htc^tigfeit unb Sdjönljeit bes Jtusbrurfs forgen; ba^ wiv
bie ftdjerften Quellen 5ur ädjten Didjtfunft unb Berebfantfeit
anseigen; ba^ wiv in ber Ausübung biefer iwav gStllidjen Künfte
alles übertriebene unb fpielenbe pieken lehren; ba% wit bas in
Dergleidjung mit Spradje, H^etortif unb Poefte nodj ungleidj
minber bearbeitete ^elb ber bilbenben Künfte nätjer beleudjten
unb unferc ©enies l^ierinnfalls 5ur griec^ifdjen, italienifc^en ober
Pamänbifdjen IDürbe unb (£Iegan5 empor 5U bringen fudjen.
Diel gefordert, idj geftelje esl itllein bas Datet^Ianb will
^ierinn Cidjt ^aben, unb u>em als uns gebürt bie
möglidjfte (ßciftesanftrengung, 'bamit mir es fo n?eit
bringen, Cic^t in allen Stürfen ertl^eilen 5U fönnen?"
Jronljofer naljm alfo audj Ijier bie Sadje feEjr ernjl, unb
aufs CEjema näEjer übergel^enb, bemerft er, ba^ er fidj nidjt
etma barauf befdjranfen wolle, „pon ben Derberbniffen (in Spradje
unb Citteratur) Hos allgemein 5U reben", er wollt pielmeEjr audj
„etmas fpesififdj tjanbeln unb felbe näljer beleudjten".
Klopft od wav in feinen „Fragmenten über Spradjc unb
I)ic^tfunft(\779)" and} als Reformator ber beutfdjen Hedjtfdjreibung
aufgetreten, unb burdj bie 2trt unb IDeife feiner Heformporfc^Iäge
Ejatte er, u)ie er felbft fagt, „piel Staub pon ber (Opponenten»
banf aufgett)irbelt", fo 5n?ar, ba^ er ftd) 5U einer abmetjrenben
SepHf peranlaft fa^. 3^ ^^^f^ bisher menig beadjtete, pon
uns anbern)ärts gemürbtgte ^^^ (Drttjograpljiereformbemegung
griff andf ber bayrifdje 2tfabemifer ^ronljofer ein, unb er
geijört 5U benen, meldje bie (ßebredjen ober bas €ytreme ber
Klopftodfdjen Hedjtfdjreibung gan5 richtig erbliden unb auf»
bcdcn; freiließ tfjut bies ^ron^ofer mit einer Derbljeit, ja
Ceibenfdjaftlidjfeit ber Spradje, bie als offenbarer itusflug bes
patriottfdjen Patfjos unb burdj bie gleiche Sprache anberer 5eil=
genoffen in ber gleidjen ^rage iljre (Entfc^ulbigung finbet, lief
bodj Cidjtenberg gegen Dof feine fatirifc^en ,,S<iföpU <^^ ber
(Elbe" unb bie „Ka^en an ber Ceine" los^^*» Klopftod ^atte
in befter 2tbftdjt bas fogenannte pljonetifdje Prinsip („fc^reibe
u>ie bu fpridjft") für bie Hedjtfc^reibung geltenb gema(^t unb,
mit bem ^euereifer eines 3^^^^^"^^^ basfelbe burdjfü^renb,
fdjeute er por ber Sdjreibmeife „feru^eyeln, nidj5, bef,
lDoIIau5, ferftet (perftefjt), <ßlüy, filmal, fergäbens,
fererer (Dere^rer), fersien, fafen (f äffen), gefdja, ÖJoItär,
Sct?effptr, är ta5(ertt?at'5), nafcrtoant (nal>Dcrn>anöt)"u.69l.
itidjt jurücf. 2tud^ ^ron^ofcr teilt bas (Entfc^cn feiner geit»
öenoffen über biefe „neue grotesfe <?)rt^ograpl)ie", bei 6er ein
(Belehrter ben anöern frage: ,,nein, iffs andj getpif, Ijat 6as
Klopftorf Qctljan?" €r toeift por allem gans ridjtig barauf
ifin, öaf bic gansKdje lUifadjtung ber (Etymologie, tpie pe bie
Sdjreibiueife nidj5, (ßlüy, fera>eyeln u. f. tp. befunbe, ein
(ßrunbgebrcd]en ber Klopftocffdjen (Drtljograpfjie fei, benn wtnn
andj bie (EtYntoIogic nidft bas bominierenbe (Element ber Hecfet^
fdjreibung fein baif, fo muf fte bodj in ifjrem Beftanbe refpeftiert
u?erben; ipeiter u>eift ^Jronljofer barauf ^in, ba% vok überall,
audj in Sadjen ber Hec^tfc^reibung, jene rabifale ITlettjobc, meiere
„alles 5ugleidj nteberftür5en tpill", pon übel fei, unb ben einen
ein ©reuel, ben anbern 5um (ßegenftanbe bes Spottes ujerbe,
unb „wem graut nid^t Por bcn alle itugenblirfe porfommenben
frunimen ^äcfd^en, 5trid?en unb Spiefen?" Hudj bie ©rttjo:^
grapt?icreform fei nidjt iberf eines Cages, unb folc^ extremes
Hieberreifen alles bisher Üblichen unb Befteljenben ^abe Ijier
eine Sdjreibtpeife 5utagc gefSrbert, wk wxv jte „in Küdjensetteln
xxnb Sc^u^mac^er^^ ober Sd^neiberfontos" ober bei „IDeibern unb
^anbiperfern" 5U treffen gen^oljnt fmb, unb es bleibe unerflar^
lidf, wk „Kampe, biefer nüdjterne p^ilofop^, bergleid;en P^an»
taften in feine Sammlung pon €r5ieljungsfdjriften einrürfen
fonnte." (Eine tpeitere Sünbe Klopftorfs fei feine 39"orierung
bes „allgemeinen (ßebrauc^s ber beften Sdjriftfteller", u>eld)e fjier
aud} ein IDort 5U reben fjaben. IDenn ferner Klopftorf fage:
„fdjreibo, mie bu fpridjftl" fo ift erft bie Dorfrage 5U erlebigen:
u>ie fpridjt man? unb a>enn Klopftorf biefe Dorfrage bamit
erlebigt 5U ^aben glaube, ba^ er fagt: „Deutfdjlanb gefteljt burdj
bie allgemeine Hcdjtfc^reibung geipiffen (ßegenben bie richtige
2tusfprad?e 5U?" fo fragt ^ron^ofer entgegen: „rpeldjen
(ßegenben? Sadjfen? — gemif biefem am metften, aber nidjt
fo faft, weil man in Sadjfen bie reinfte 2Xusfprac^e Ijat, benn
ipie piele ^el)ler fönnte man nidjt audj bm nationalen biefes
Canbes pormerfen? fonbern besmegen, weil bie fadjfifc^en (ße^
lefjrten am meiften an ber Derpollf ommnung ber
Sprache gearbeitet unb es am meiteften barinn ge*
bradjtljaben." ^Jronfjofer gefteljt ber „fadiftfc^en, branben=
burgifdjen , fdjlefifdjen , rljeinifdjen , baierifdjen , fdjmabifc^en,
tyrolifdjen, fränfifdjen 2Xusfprad)e", jeber an fic^, gleiches Hec^t
ba unb bann 5U, wenn bie ;Jrage nad) ber für bie Hedjt=
fdjreibung normgebenben 2tusfpradje aufgetporfen ujerbe; „eine
Propin5 Deutfc^lanbs Ijat nidjt me^r Hedjt als bie anbcre, feine
^06 CubiPtg (fronljofer
llTunöart 5ur Hicl?tfdjnur (ber Hec^tfc^retbuns) 5U madjen."
^ron^ofcr w\ü alfo öiefe ^xaq,c von einem Ejofjeren Stanb^
punfte aus entfd^ieben Ifdbexi, unö l^ätte and) Klopft ocf bks
gelljan, fo loürbe er nid?t eine fo geiDaltige un6 gänslidje „Um=
fdjmelsung, bie faft ans ülberne grenst", porgenommen I?aben,
unb iwat in fo untDiffcnfdjaftlic^er IDeife: „guni (ßlfirf nodj
trägt bas IDerfdjen btn Hamen „„^Jragmente"", benn
fyftematifdje ©rbnung ipürbe man pergeWic^ barinn fudjen,
2lIIes burc^einanöergemcngt toie ^erffel unb Stro^,
ba einen Budjftaben abgebanft, bort eine Hegel ber itusfprac^e
mit ^teroglYp^ifdjer Deutlidjfcit 5U (ßrunbe gelegt, öftern IDiber« '
fprudj unb bas ipaljre (ßepräge ber Übertreibung finbet man
allcntl?alben barinn"; unb in biefer ,,®rtfjograpfjieper^n5 —
Derbefferung wollf id? fagen", foU „bie 3ugenb geübt werben"!
2tber nidjt blof bic 3ugenb, nod^ etipas anberes liegt bem
beutfdjen Patrioten ^ronI?ofer am fersen: „IDas ge^
tt)innt bie Citteratur — gefegt auc^ man u>oUte anfangen ftc^
5U biefer (DrtfjograpI?ietortur 5U uerfte^en — was gewinnt unb
was perliert fie baburdj? — t)a§ wir pom Huslanbe noc^
feltener gelefen werben als bisher; ba^ nodj einmal ber ^vany-
mann ausruft: ber I)eutfd?e ift fein (ßenie"; unb jorn-
erfüUt ergebt er Proteft gegen bas treiben berer, bie bas fo
müf?fam pollbradjte IDerf ber ortljograpljifdjen (Eimgfeit Deutfdj«
lanbs fo mutwillig in tErümmer fc^Iagen wollen : „Don Cutljers
Reiten an, ber einer ber erften jtdj bie Kultipirung ber beutfdjen
Sprache angelegen fein lief, bis je^t wahrte es, e^e man fo
weit fam, eine faft allcntl?alben gleiche Hedjtfdjreibung
angenommen 5U fefjen. Hun ba man bamit fo jiemlidj 5U
Staube ift, foU ber langfame, mü^fame Bau nidjt nac^ unb
nac^, fonbern auf einmal pernidjtet, nidjt Ejier unb ba etwas
perbeffert, weggenommen, Ejinsugefe^t, fonbern alles sugleidj
niebergeftürst werben .... Unb bas alles warum, W05U?
H)eil es ein paar Ccuten nid)t gefällt, nadj ber alltäglidjen IDeife
orbentlic^ gerabe auf 5weien Beinen 5U gefjen. Da biefe ZHobe
freilidj fdjon siemlidj alt ift, fo foUen wir alle, alle Ijinfen, nac^
Krücfen greifen ober wofjl gar, wie ein tfjöridjter 71x^1 ehemals
porfdjiug, auf allen Pieren fried)en, weil gerabe biefe 2trt 5U
gelten bie fdjirflidjfte unb gefünbefte für ben ZlTenfdjen wäre."
Unb würbe man mit unb bei ber (Drtljograp^iereform btefen
abfc^üffigen U)eg betreten, bann wäre nadf ^fronI?ofers 2tn«
fdjauung bas „gölbene belletrifdje 3^1^^^^""^^^* f^ S^t als Por=
bey". ^ronljofer ift aber burdjaus nidjt gegen eine ©rtfjo^
grapfjiereform überfjaupt („üerbeffere man an ber Sprache, wo
noc^ tt^as fc^It"), foiiöern nur $egen ben rabifalcu Umftur5 öer
bcftetjenöcn , öurdj 3^^^^""^^^^^ ertpadjfenen Hedjtfc^reibuns.
Sdjon für 6ie praftifdjen ^tocde 6er iamaltgen Sdjulreform,
namentlich für bte (Einführung neuer Sdjulbüijer fonnte un6
öurfte 6ie ort^ograp^ifdje (Jragc nidjt umgangen tt>er6en. Die
Sdjulorbnung Dom \8. Septeml>cr \770 fafte 6ie ©rt^ograp^ie
gans richtig namentlidj für 6te ^rage öer X?orbiI6ung 6er Ce^rer
ins ituge^'^^; in allen SdjuIor6nungen, Cetjrplänlh u. 6gl. wirb
6ie Hed?tfdjreibung als felbftänöiger, a>id?tiger Unterridjtsgegenftanb
gemüröigt; Braun perfafte ein „Beutfd^ ort^ograp^ifc^es IDörter»
budj" (\767); ja 6ie 6eutfdje Hedjlfcftreibung tt)ur6e geraöe im
gufammenfjang mit 6er eben energifdj angeftrebtcn 6eutfc^en
Bil6ung als U)ic^tiger Punft ins 2tuge gefaft: „2tber feine
6eutfdje Hec^tfdjreibf unft klärten 6ie 3^fwiten in 6en Sdjulen,
6as tpir6 i^nen 5um Dormurf gemadjt"?*^; un6 Cipomsfy,
6er (ßefdjic^tfc^reiber 6er 6eutfc^en Sdjulen, 6er 6ie 3^f"it^"
fc^on ifjrer „ gefdjiiff enen ZlTanieren" tpegen u>ie6er nadj Bayern
5urüiu)flnfd?te **', mufte pe gegen jenen „Dormurf" nur 6urdj
6en J)inu>eis 6arauf 5U fc^ü^en, „6a§ es 6amals eigentlidj nodj
feine (Drtljograp^ie gegeben" *^^. Ce^teres ift aber eine unwahre
Bet?auptung un6 iDtr6 fd?on 6urdj 6ie C^atfac^e 6es entbrannten
©rtljograp^iefrieges U)i6erlegi, öer ftc^ ja um Ülnöerung oöer
€r^altung öes bisljerigen Befi^ftanöes öre^te. Unö mie fefjr
man öamals in Bayern an öiefem Kriege teilnahm, beu>eift 6ie
€rfc^einung, öaf öie Hed)tfd}reibungsreform nidjt blof öie
Jtfaöemie öer IDiffenfdjaften, fonöern felbft öie Dorftänöe öer
€lementarfdjulen befd?äftigte, ja von öiefen in ^ufammenljang mit
öer allgemeinen Bilöungsreform oöer 2tuff lärung gebradjt muröe.*)
*) 2lu9. Sebelmayer, XPe l tpr i ejler unb furfürftlidjer
2. bcutfdjer Sci?ultnfpe!tor 3uinünd?en, fagt in fetner bei belegen-
l^cit ber prcifeoertetlung auf bem niüncf?ener Hatljaufe ; 7 8 5 geljaltenen
Hebe, bie 3ugleidb einen Beleg bafür liefert, ha% bie fo arg angefcinbetc
2Ifabc?nte ber IDtffenfd?aften in hcn Heitren bes Klerus aud^ Sympatljien
genog: ^Denfen Sie ftd? einen gettraum von X2 bis \6 ia\:txe\i 3^«s
£ebens 3urüd, erinnern Sie ftd? ber geiten, ipo aufgeüärter 3U benfen ein
Perbrec^en mar; wo bie erften Ulitglteber ber 2Ifabemie ber
IPiffenfc^aften von ber Nation mit ßc^redcn betrad^tet
würben; mo bie ^nsmer3ung eines unnötigen Bud^ftabens Kefterei l^teg;
wo man an allen (Drten gegen (Drtt^ograpl^ie, wk gegen ^eterobojte, eiferte
unb Sc^rcibfetfler n?ie Dogmen »erteibigte, wo nid?t lanbesljerrlic^er 5d?uft,
nur Perfd^Iießung 3U ^aufe gegen öffentlidje IHist^anblung bes pöbeis
ftd^erte . . . bas was man als Urfac^e bcs Streits anfüt^rt , ift nic^t immer
ber gan.^e groed besfelben. 2Imerifa fod^t wegen einem Stempelpopier ober
einer Zi^eeiajcc unb erfod^t frd? bie (Jretljcit. Unfere erften Sd?ulüerbefferer
mugten um 0rtljograpl^ie fed?teu, aber ^lufflärung ber gansen
tlatiou Faun einft bie ^rud?t tl^rer Bemiil^ungeu fein."
^08 Cubtpig ^ronbofer
Häc^ft 6er Hec^tfc^retbunä ift es vov allem Me Sc^ön^cit
unb Heintjeit 5er Spxad)^ un5 öes Tiusbtnds, öie i^m am fersen
lieat, unb im gufammen^ang bamit öte (Edjt^ett 6er Poefte felbft,
für 6te er banden 5U muffen glaubt Tludf ^ter muf ^ron f?of e r
6urcfjaus auf 6em ^tnter9run6e fetner ^ext betrautet warben.
Die Se6e fällt ins 3*^^«^ 1^79/ <Jfo i" We geit, loo Sd^iller nod)
wxdli, Klopftocf als ferapljifc^er Sänger, (ßoet^e erfl als Dichter
6es (ßo^, IDlrtl^er un6 ClaDigo 6em Publifum befannt tpar;
gera6e in 6en ftebsiger 3<i'?ten 6cs adjtseljnten 3ö^r^un6erts fanö
auf 6em (ßebiete 6er IDiffenfc^aft, Kunft un6 Poefie eine gewaltige
llmtDäl5ung ftatt, 6ie getpaltigfte aber auf 6em 6er poefte:
(ßenialität un6 (Originalität tparen 6ie Parole, unter 6er man
mit allen gefdjicfjtltd)cn Cra6itionen bredjen, alle bistjer gclton6en
Segeln unS (ßefe^e abwerfen u>ollte, unt Zteues, Urfprünglidjes,
originelles 5U fd?affen. 3^ ^^^f^^ 3^** ^^^ „©riginat un6
Kraftgentes", in 6iefer „Sturm» un6 Drangperio6e" crljebt —
u>as gett>if fd]on an fidj intereffant ift — ein Znitglie6 6er
bayrifdjeit 2tfa6cmie 6ie Stimme, um ein Urteil über 6iefe
geitberoegung 5U fällen. Daf fein IDort manchmal 5ur l{affan6ra'
ftimme tDir6, befagt fdfon 6er Citel 6er He6e un6 lag auc^
gan5 in 6er Hatur 6er Sadfe 06er in 6er fc^roierigen Stellung,
6ie 6er Hebner einnafjm, un6 in 6er jtdj 6amals je6er befanS,
6er mitten im u>il6en Strome über 6ie Semegung 6esfelben 5U
refieftieren nur übertjaupt im ftan6e tpar. Die IDeltgefc^idjte
ge^t 5a>ar nadf (ßoetfje in einer Spirale, aber mandjmal ftellt
fte eine faft gera6e o6er menig gefrümmte £inie 6ar, un6 als
fold)er itusnaljmsfall mödjte 6er Sonnenaufgang 6er streiten
litterarifc^en 33lüteperio6e Deutfd)lan6s erfdjeinen. ^mifdjen 6er
5u?eitcn fdjleftfc^en Sdfulc un6 6em erften 23egrün6er 6er neueren
Poefie, l\lopftO(J, liegt eine pert?ältnismäfig fur5e Spanne
Seit, liegt 6cr <5ottfd}e6»Bo6merfdje Streit; (5ottfd}e6, erft
6er litter arifd)e Diftator Deutfcftlan6s, mufte nadj IDincfelmanns
.Kunftgefd)idjte un6 £effings Caofoon fdjauen: yvd IDerfc, in
6enen er ftdj für imnter Don 6er g^it perurteilt fa^, un6 6ie
einent ZHanne, 6er 5n?ar piel 6adjte,.6em aber 6ie eigentliche €r=
leudjtung 6od) nie fam, 6as Sterben erleictjtern mochten; ^ all er
eru>arb fidj mit an6ern 6as Pcr6ienft, 6er (ßefctjmadloftgfeit un6
tofjlfjeit 6er fdjlefifdjen Sctjule, befon6ers 6er Cofjenfteinfctjen
icf?tung, 6a6urc^ ein €n6e 5U mad^en, 6af er 6er Poefte tt>ie6er
5u einem tt)ür6tgen 3"^ölte pcrljalf, 6erfelbe ^aller mugte
noc^ evfaljrcn, 6af Cl?arafter 06er Qualität 6es Stoffes nic^t
fd)on Poefie ift 06er mactjt, 6enn fonft wäre 6iefc immerl?in
an 6ie ZTToral un6 an 6ie ptjilofop^ie ausgeliefert; un6
pon £ubipig ITluggentljaler. i^Og
neben benfelben fallet ftellt itdj nodj Klopftod, Ceffin^,
(ßoclfje! 3" foldjer ,gett mochte es namentlidj 6em fritifdfen
Befc^uer fdjiDer merben, 6en Bo6en ntc^t unter öen ^üfen 511
perlieren. Tlls foldj fritifdjer Befdjauer erfc^eint aber ^ron»
tjofer, öer andj ^ier nur wkbev über etwas fpridjt, tpas er
felbft erfahren unb innerlidj erlebt Ijat, alfo ntdjt 5U benen gefjort,
öic gegen bas Heue ftdj erljeben, um bas 2tlte 5U retten: „3clj
^abe fte ja audj mttgemad|t bie ZlTobe, ifabe alles mitgelefen,
mttbefeufst, tnttbelac^t, nntDerfd)Iungen. Ünb ba tdj nun alles
mitgciefen unb perfdjlungen, fanb idjs sule^t nur $u mafjr, ba^
IPerfe unb Poefien von biefer 2trt uns n?oI 5u>qr fc^nell t?in=
reifen, übertriebenen Beyfall in ber erften ^i^e uns abfdjma^en,
aber nadj ein paar ZTlonaten, Ijöd)ftens 3^^^*^" pergeffen fmb,
b^n 5d)aben nic^t 5U beredjnen, ben fie mandjmal nodj basu
anridjten, unb aus jungen Ceuten bie pielleic^t 5U tpas Ijöfjereni
beflimmt gemefen mären, feidjte Sdjmä^er, ewige Cieber»
bredjfler unb fabe 21änbler madjen* itlit ber waljren, fad)»
poUen Poefte, mit ber pernünftig eleganten Citeratur perljält ftd^s
gan5 anbers . . ., wie wir an b^n Sdjä^en ber 2tlten unb fo
mandjer Heuern, wie wir an bem fleinen IDerfc^en unfers
unfterblidjen ^ allers feigen"* ^Jron^ofer polemiftert gegen
jenes grofe ^eer ber „Itadja^mer, bie abwec^felnb erft nidjts
als Sd^äfer unb bann Cieberfänger im Cone bes preufifd)en
©renabieres, nun in Denis ©efdjmacfe lauter Barben, unb jei^t
wteber was anbers geworben, nemlid? ewige lDetterIjaI?ne ol?nc
ftdjere Beftimmung"* (£r siefjt gegen jene Dagabunben auf bem
(ßebiete ber Poefie 5U ^elbe, „bie Ijeute (ßefnerifdj unb morgen
(ßleimifdj gefmnt finb", übertjaupt abor gegen bie 2lrt utib IDeife,
wie man bamals bie fogenannte X?oIf spoefie betrieb. DerPolfspocftc
an fid) gilt nun allerdings feine Polemif nidjt. (£r befennt fidj 5ur
itnfdjauung, weldje Bürger in ber Porrebe 5U feinen (ßcbidjten
ausgefprodjen : „(Erfenne bie Dolfspoejte als bie einsige, wat?re
Poe^e unb ergebe biefelbe über alles anbere poetifc^e ZlTad^werf";
Bürger gilt iljm „als einer unferer ausge$eid)netften Köpfe",
„wer fiefjt feinen (ßebidjten nidjt divinae particulum aurae, bas
waljre poetifdje Calent nidjt an?" ^ron^ofer laft fidj in biefer
Zneinung au«l? nidft beirren „ol^ngeadjtet ber ZTtobe, 5U ber er
ftdj nun freilidj in mehreren feiner Stücfe Ijinreifen lief", unb
J^ron^ofer fürdjtet, ba^ „Bürger bie IDunben, bie er ber
^id^ung gefdjiagen, niemals feilen wirb". Dief es Urteil ^ron»
fjofers befte^t im grunbe noc^ fjeute 5U red}t, benn Bürger
erfafte auc^ bie Polfsmafigfeit in iljrer wafjren Bebeutung nur
in wenigen (ßebidjten, in anbern erwedte er 3um minbeften ben
^^0 CubiDtg ^ront^ofcr
Sdjcin, als ob er 6iefelbc im baufelfängerifc^en 2Ione mit aü
feiner 2?oIjeit unb (ßemeiii^eit fudje. 3^^^* „^efdjlasene IDunöC
aber befielt in öem Sdjiparm pon ,,£ie6er6redjflern unö
Sänfelfängern", 6ie pdj an bie Kocffcfeöfe Burgers u. a. l^än^en
unb nur in „Dolfsliebeley'' bie waifxe unb ganse Poefte erbliden :
„Pu alfo, göttliche Üneis, bu erl^abener Kottjurn, bu
^o^e feuerDOÜe ®be, bu pEjabrifije ^abel, bu füfes £tcö
itnafreons, bu 5ärllidje 3bvHeI 3^^ ^^^r ^^e i^r liabt
cigentltdj nidjts mit ber Did?tfunft 5U fdjaffen, feyb nidjt ädjtc
Didjtarten. Dolfsscfang, DoIfsliebeleY ift allein nur
walfvc Poeterey". <5an5 unb gar Don Sc^ulb ^pxxdjt ^von^
Ijofer ^icr audj (ßoetlje nid?t frei, unb als „Weines PröKljen"
beleud)tet er ein (ßebidjt (ßoetljcs, bem er aber bei allem Un^
mut bodj mieber (ßercdjtigfeit mibcrfa^ren lägt: „es ift immerfjin
launidjt genug felbft in bem ungemöEjnlidjften 2tn5uge, in ber
neu-, ober altmobifdjen Perftfif ation , barin es eingef leibet ift"»*)
Jron^ofer fielet, fofern jene polfstümlidje Cenbens befonbers
audj in ber ;Jorm 5um Jtusbrurf fam, barin Dor allem audj eine
bcfonbere (ßefal?r für bie Sd)önljeit ber Spradje. 2tuc^ I?ier ift $ur
IDürbigung feiner Polemif bie bamalige (gntmicfelung ber beutfdjen
Profa ins Ztuge 5U faffen. Cef fing Ijalte feine Spxadit auf bem
IDege gelehrter ^orfdjung gebilbet; um ber Sprache bas ujefent-
lidjftc (Element, bas ber polfstflmlidjen 2tuffaffung unb Boljanb=
lung, 5U geben, fud)te man biefelbei por allem 5U perjüngern,
iljr.jugenblid^e ^rifdfc einsu^audjen, n?as Klopftocf, befonbers
(ßoetlje traten. X)a mar es nalürlid? fein IDunber, wenn mancher
an ber alten Spvadft aufgemadjfene bie neue Spradje nidjt meljr
•) „Das „„Z<^ füt^rt' einen cjreunb 3n c'm iriatbel yun^""
wxxb rooljl ntd?t5 neues feyn foUen? ^uf atten BterbänFen ftngt man
(Sajfent^auer: „„Du allerfd^önjltes Sd^ä^Ietn mein u. f. rv." Xtlan
3ct9C mir bod? um aller neun HTufen willen bie Sd^önljeit, bie poejte in
ien Perfen:
IDir ^anben fte (t^cn an it^rem Bett,
tl^ät fid? auf it^r ^änblein ftü^en;
Per ^err, ber mad?t il^r ein Kompliment,
t^ät gegen it^r überpöen.
Unb auf gleidjem Sd^Iagc finb bie meificn anbern. IDaruin Fonnte bas
alles nid?t in ber orbentlid^en Spradje unb Perpflfation gefagt merben?
IP03U bie ungrammati!al!fd?e unö obenbrcin fürs (Öt^r fo t^arte Pfrfc^ung
mit bem jung im erften Perfe? ID03U bas tl^ät jiüöen unb tljät fiften
ftatt fie jiüötcfid? — er feftte fid? gegen il^r über? ID03U ber
fd^öne Heim Kompliment auf Bett? Dor biefem Ijieg man bicfc eblc
Pid^tart £eberreime unb Knitteloerfe, Ijeut 3U Cag iji pe (Senie*
ausl^aud?. 3^ ^^n fd?önen Polfspoeften , bapon id^ glei^ fprec^en roerbe,
fönnte man fo n?as nod? el^cr gemol^nt merbcn : aber biefc €r3äljlung ift ja
feine Ballabe, l^anbclt oon nid^ts, was für ben gemeinen fjaufen ift?"
. von tuhwi^ inuggentfjaler. ^H
t)erftan6; gufammcnfe^ungen bei Klopftod, roie „5ujubcln,
ntcSeröonnern" u* ögL bünften öen 2tlten ein (ßreuel, un6 felbft
ein Habener entfe^t ftc^ Aber 6ie Stelle bei (Eramer: „Das
XtTäödjen fd?Iäft 5U (ßott ^in", 6enn 6ann fönne man ja ebenfo
gut fagen: fte fdfläft 5U (ßott Ijer» ZITandje freiließ, 6ie 6er
iieuen Spradje 5ur ©eburt oer^elfen^tDoIIten, gingen in i^rem
Übereifer 5U tpeit, unö gegen 6iefen Übereifer $ie^t ^Jronljofer
befonbers 5U ;JeI6e un6 taöelt namentlidj, 6af , „ba man altbeutfdj
5U fc^reiben fioj nun einmal fc^Iedjteröings oorgenommen, man audj
alle Jefjler, Üngereimtl?eiten un6 (ßebredjen 6er grauen Porseit
auffaft, fte als ^auptfc^ön^eiten in Profa unS Derfen ans
Publifum Derfauft''. Daf öie Spradje aus iljrem eigenen Ur«
quell fc^pfe unö fidj mieberoer junge, 6as ^ält audj er (mit
Klopft od) für öas befte; beftel?lt er bodf felbft, „nac^ öem Hetdj«
tum 6er Sprad^e 5U forfdjen — er ift no4 lange nic^t erfc^öpft — ,
IDorte, Kernfprü^e, Heöensarten, IDenöungen aufsufudjen, 6ie
unrecht im ZlToöer 6es Jlltert^ums ©ergraben liegen"; „fage man
fur5 mit 6er befannten Bün6igfeit 6er Otiten, loas 6er
tpdfferic^te <5ottfdje6 mit clcnöcn (ßeipäfd^e erfe^en
tpollte". 3^ einfidjtspoll unö geregt sollt er bereits öem Sprad?»
peröienfte (ßoet^es alle Jlnerfennung: „IDer fönnte audj fo
gar feidjt fein unö <ßo etiles fc^önen, geörängten, paffenbcn
Dialog, feine treffenöe, marfige Sdjreibart in Profa unö Perfen,
feine Stärfe in öer Wal)l öer angemeffenften IDSrter unö Tlns-
örüiJe misfennen?" — 2lber nid)t Mos nac^ öer formellen, fonöern
aud} oöer porsugsweife naif öer in^altlidjen Seite fc^eint i^m
jene Polfspoefie an einem ©ebredjen $u leiöen, unö audj ^ier
befte^t Jron^ofers 2tnfd?auung nodj ^eute 5U red?t* Bürger,
befonöers aber ©leim u. a, ^aben öas edjt X>olfstümlid?e teiU
tpeife oöer prinsipeü mit öem gemein Populären perwedjfelt, unö
auc^ öiefe ituffaffung ^at Proöufte 5U Cage geföröert, n?eld)e
^ron^ofers gorn erregen fonnten, 5umal jene ituffaffung in
^nfammen^ang mit öer fogenannten Hadja^mung öer Hatur
gcbradjt ipuröe. €r ift mit Hedjt entrüftet über „öie Ungesogen»
Reiten, Sdjujeynereyen, Schimpfwörter unö (ßrob^eiten, öapon be«
fonöers Cense im ^ofmeifter unölDagner in öer Kinösmöröerin
ein Sc^ocf liefern. Das ^eif t nidjt metjr Hatur malen."
„H)o tpüröen tpir tjinfommen, u>enn tpir öie Itatur bis auf öie
fleinften Umftanöe, öie ftd) porfinöen fönnen, ^aarflein nadj^
malen unö getreu beybe^alten müßten? . . . IDenn ipir Itatur
malen, marum muffen u>ir öenn eben eine Bauers»
oöer ^ols^adersnatur malen, unö gefegt audj, tpenn eine
foldje, iparum benn geraöe öieHatur öes ungefdfliffenften
H\2 Cubtpig ^rottljofer
Bengcis von ^ols^acfer, warum ntdjt eines nadj feiner 2Irt
gefittcton?" ©erabe 6iefes treffenbe Urteil über eine c^cmein^
fdjäMidje Hid?tun$ 6er bamaligen Poefte, weldje Hatur mit
oröinärer lDirfIid)feil oertoedjfelto, beseugt ^ronljofers fdjarfen
frilifdjen ölicf, un6 es fei il?m öarum bie Sdjaöenfreu6e oersieljeii,
ipcldje er öaran Ijatte, 6af bantals bas Znartoncttentljeater auf
6er IDiefe bei Salsbura, um jene ^erren, roeldje 6ic Itatur fo
c^ea)iffen^afl fopiert »iffen wollen, $u paröbieren, „6ie IHücfen
fumfen, 6ie ;Jr6fc^e quacten un6 ^rau Knips 6ie ^lölje in iEjrent
Sd^Iafgeniadje abfudjen lieg". 2tuf 6er an6ern Seite crfjebt
,f ronljofer mit Hedjt feine Stimme gegen jene fentimentalc
Kidjtung, roeld^e Derrporrene un6 marflofe (ßeftalten 6er Poefte
erseuge, 6ie Dor 6em Hiefen (ßoetfje 6odj wotfl fliegen muffen:
„tOenn €mpfin6ung=* un6 (ßefüljln)infeln6e Sdjriftftellerc^en fo
was fa6es, einförmiges, ge6eljntes, fdjleppen6es Ijinfafeln un6
wk 23erd}tc5ga6ener Puppen fd)tt>adj un6 gebredjiid?, entn>e6er
nadj leidstem fran5öftfcC)en Schnitte anfgepu^t ^intan6eln, o6er im
mit ^leif fdjavrfällig ausgeu>ät?Iten englifc^en Cone in WolUn
eingeljüUt p^antaftren: fo tritt (ßoetlje 6afür mit Hiefen»
beinen auf, rxodf altbeutfd? un6 unDerwStjnt wie fein
Serlidfingen poll ftarfer Knodjen, Sefjnen un6 ZHus^^
fein, un6 feine oontönen6e Zfiannesfpradje madjt 6i'e
Cän6Ier un6 ^afler sittern un6 fliegen". ZHit weldjem
3ntereffe überhaupt un6 mit weldj gefun6em Urteile ^Jronljofer
6ie €ntwicfelung 6er Poefte oerfolgte, beweift er gera6e Klopftocf
un6 (ßoetlje gegenüber. (£r fann 6en bei6en nidjt allerwege
5uftimmen, in6es: „<£s fei ferne Don mir, un6 tdj wäre 6a$u
piel 5u flein, 6ie (ßrögc 6iefer bei6en ITTänner ansutaften". €r
mufte gegen 6en (Drtl^ograpljiercformator Klopft od eine fjarte
Spracfje führen un6 fc^Iief t ftdj betreffs 6er „(ßelefjrtenrepublif"
Klopftocts 6em Urteile jenes S^tgenoffen an, 6er 6iefer (ßelefjrten»
republif gegenüber 6er arme Cobias 5U fein erflärte, 6er vergebens
auf (Engel un6 ^ifdjleber un6 6ie Sdfwalbe warte, 6amit fie
ifjm 6ie 2tugen öffne. 2tber 6erfelbe ^ronljofer fjat auc^ ein
£ob für 6as ©ute an KlopftodP: „a6ler Klopft od fdjwang
ftc^ im 21Tefftas, in feinen (D6en ijodj 5ur Sonne auf, er re6ete
bal6 6ie Sprad^e 6es Cljerubs, baI6 6ie 6es djerusfifdjen Sar6en.
Überall mädjtig, erfjaben, befeelt mit fdjöpferifdjem (ßenie
un6 allumfaffen6er €inbil6ungsfraft ; un6 gan5 original oer^
fdjiang er, 6er 2l6ter, lange 6es IDeltlidjts naljen un6 Ijeftige»
Stral mit offenem 2tuge, perfdjlang Ztganippens I^eiligen Quell
in Pollen Strömen, in6e§ nieöere Siijterlein um 6en Juf 6es
Pin6us froi]en un6 faum aus Cifternen 5U leden Ijatten".
von £ubtDtg lUiiggentt^aler. t^\^^
Dasfelbe rtdjtige Urteil fällt er über (ßoetfje, fo ^Icid)
über ©oeltjes größere öramatifdje (Erflgeburt, bie bereits „fooiel
2tuf feigen in 5er öeutfdjen IDelt gentad^t ijat". (Er anerfennt mit
einem ^eitgenoffen bie „ungemeinen SdjönEjeiten" 6es (ßoet^efd^en
©ö§, freiließ ,, liegen Siefe Sd^önljeiten 5U serftreuet linb muffen
Me (ßolbförner erft aus 6em JKotEje fjerporgefudjt werben". €r
fonftatiert gans ridjtig bie „^xxeq;alavxtäV' bes (ßö§ unb meint:
„Jllle möglidje 3'^'^^9wlarität unb 3^f^'^"5/ t?erbunben mit ber
fd:önften Dialogirung unb Karafteriftif ift ^ier in einer
fcitfamen ZHifcijung 5U erbliden"; aber er finbet audf, ba^ „bk
Karafteriftif 3ua>eilen bodj ju übertrieben fei, ba burdjaus bie
rofje Hatur gefc^ilbert roirb, oljne 2tusa>afjl bes Sdjöncren, ja
oft nidit einmal auf 2tnftanb unb Deforum* Die Hadja^mung
jener Spradje ift sioar gut, aber audj u^ieber 5U u^eit getrieben" ;
unb u>as fpesiell „2tnftanb unb Seforum" betrifft, fo glaubt es
^Jron^ofer (ßoet^e nidjt perseiEjen 5U fönnen, was er ben
Sitter (ßö§ auf bem Schlöffe 5U 2a]cii}avi^en 5um ^Trompeter
fagen lägt. Dann aber entgeljt es ^Jronljofer u^ieber gar
ni^t, ba^ (ßoetlje im „ClaDigo" einen Sdjritt porwärts madjt,
„bereits eine anbere Spradje fü^rt", unb wenn tpir fjeute
(ßoet^es Clapigo 5U ben büljnengeredjteften Stücfen sä^Ien, fo
n?ei§ audj ber Jlfabemifer ^Jron^ofer, ba^ Clapigo „fd)on
meljr regelmäßig unb fürs tEtjeater gearbeitet ift", unb nur
tt)ieber ein Beweis ber Belefenfjeit ^ron^ofers ift bie Be*
merfung, ba^ in ®oet^es Claoigo „ein Paar ber fd?onften
Ssenen aus bes Beaumardjais eigener (ErsäEjIung in IDielanbs
beutfd?em Zfierfur entletjnt unb beynalje abgefdjrieben fmb".
XDznn nun ^ronljofer mit foldj flarem 2Xuge unb gefunbem
Urteile bie (ßegenmart betradjtet unb in bie gufunft blicft, fo
werben wir es iljm gewiß perseiljen, wenn er audj feinen „un=
fterblidjen" ^ all er nodj ni4t pergeffen I?at unb fidj aud?
anbern Didjtern gegenüber entfd^ulbigen 5U muffen glaubt: „Daf
bodj Hiemanb benfe, als wollte idj midj ^ier an ben großen
ITTännern (ßleim unb ©efner pergreifen, benen Deutf erlaub
fo piel 5u banfen ^at". (Er will ja bamit burdjaus nidjt —
wie ber tEitel feiner Hebe am (Enbe permuten läßt — bie alte
^eit ^eraufbefdjwören unb ben laudator temporis acti fpielen,
pielmeljr mußte er als entfdjiebener Jtn^änger ber bamaligen
2tufflärer fdjon barum gelten, weil er „jene 3^l?^Qunberte" nic^t
me^r surüdwünfdjt, „wo nodj dürften faum itjren Hamen
fdjreiben fonnten, wo man feinen ßomer, pinbar, Sop^ofles,
Pirgil, ^oras, tterens fannte, bie bamals allein in ITTöndjs»
flöftern 3war wenig gelefen, boc^ P^ißtg aufbewahrt würben";
unb — ftdjcr mit einem Seitenblicf auf bie Qflter nnb Pfleger
6er mittelalterlichen P^ilofop^ie — meint er: „Uriftoteles —
nämlic^ 6er itriftoteles 6er Sdjolaftif — oerfroc^ <tc^ in JPinfel
un6 fpuft nur nodi ^ier uh6 6a gans unfd;ä6Iic^ un6 ntdjts
be6euten6 in einigen finftern Kreusgängen"*
Tinif für 6ie Poefte ift nadj feiner ZHeinung 6as „göI6ene
3a^r^un6ert nodj nic^t oorbet, 6enn 6a er pom „PoIfs=Sing*
un6fang" fpric^t, 6er ,Je^t auf 6em C^rone ift", fügt er bei:
,,lDir6 audj perge^en, ipirS U)ie6er an6ers tpeirben, liebe bie6ere
Seutfdje un6 Bayern I Hur (ße6uI6I" Daf er aber ju jener ^ext
[\77^)f wo Sturm un6 Drang 6urc^ Poefte un6 Poeten ging,
tflr 6ie IDeiterentmicfelung 6er Poefie in richtigen ISaifnen bangte
un6 bangen mugte, 6a5 law^ in feiner rid^tigen Hnfd^auung aber
6qs IDefen aller Kunft begrün6et. IDie in 6er 2tbEjan6Iung
,,Über 6as Stu6tum 6er Kupferftectjerey" giebt er audj ^ier feinem
(glauben an 6ie Pro6uftiDität un6 (Originalität 6es Künftler^
genius 2tu56rud, er »eift 6arauf ^in, 6af 6er Didjter „mit
gellem ©enieftral un6 pollem ßer5ens6rang fc^reibt", 6oc^ ^ret=
^eit auc^ 6es (ßenies ift nidjt ^ä(iMo[x(iUxt ^me jungen Kraft»
genies 6er Sturm» un6 Drang$eit aber glaubten, mit 6en ^effetn
o6er ftarren Hegeln 6es fran$öfifcfjen Klafpsismus überhaupt alle
Hegeln un6 (ßefe^e abwerfen un6 ignorieren 5u muffen, un6
6as 5U ta6eln u>ir6 ^ron^ofer nidjt mü6e, 6enn eben 6arin
fie^t er — un6 gan$ mit Hedjt — 6ie UnmSglidjfeit einer ge«
fun6en IDeiterentmicfelung 6er Poefie un6 Citteralur, un6 zben
6icfer bangen Sorge giebt er 6ie naioe Formulierung: „Peutfc^«
lan65 belletrifdjes g5l6ene5 3^^^^^^"^^*^* ^% rx>tnn 's fo fortgebt,
fo gut als Dorbey". Don Kunft un6 edjter Poefie fann ja rxadf
feiner ZITeinung nidjt 6ie He6e fein, „rx>mn man fetner über»
fpannten 3^09^"^*^^" un6 rafen6en ^ieber^i^e freye (Bemalt
lägt"; „jener sügellofe (ßenieflug, 6er über Qerfen un6 Stau6en
un6 (ßräben un6 ^ügel u>ie ein unftetes Pfer6 megfe^t", ift
nid?t tpaljre Poefte; un6 6er Bidjter ift noc^ nicfet Didfter, wmn
er audj mit 6er P^antafie arbeitet, „auf 6er an6ern Seite aber
5uglei(i) alle Hegeln mit ^üfen tritt, gar fein (8efe^ 6er
Didjtfunft erfennt, 6en ßoras iun6 alle alten un6 neuen
poetifer in IDinfel fAmeift".
Üljnlic^ mie bei 6er (Drt^ograp^iereformfrage fte^t er alfo
audj ^ier bangen Qersens eine ra6ifale, alles Dernidjten6e HeDO»
lution aufzeigen, un6 6as entlocft i^m aller6ings 6en Klageruf:
„Deutfdjlan6, Deutfdjlan61 6u fte^ft — o mödjte ic^ 6iesmat
falfdj prop^c5eien — 6u fte^ft, fürd^te ic^, am Han6e 6es 2tb*
grun6es. Deine Habener, ^aller, (ßellerte un6^age6orne
von CubtPt^ KTtiggentt^aler. /^^5
pnb 5U t^ren Patern perfammelt. Deine IDeife, Samicr,
IDtelanöe, Ceffinge fteljen nodj por öem Htffe unö galten
bxdi auf. 2tber ipte lange? 2t dj öa§ fte fterblidj un5 beine
Klopftocfe un6 öeine (ßoet^e, ob fie idoI?I fonnten, bidf nidjt
retten tpoüenl" Das ^orastfc^e „Est modus in rebus", bas
€tnbammen öer Setpegung, Me Hücffefjr 5ur Befonnen^eit fann
nadj feiner ZTleinung Hettung bringen, un6 tpie ^Jron^ofer in 5er
Jlb^anMung „über bas StuStum in öer Kupferftectjerey" 3*^^^"^
Kunftblüte auf 6en bortigen ,,Heic^tum an flaffifdjen Altertümern"
Surücffü^rt, fo beutet ber felbft ^umaniftifc^ gebilbete unb für
Humanismus begeifterte 2lfabemifer audf für bie glücflic^e IDeiter»
entmidelung ber beutfc^en Poejte auf bie gleidje Quelle: „® fo
fomm benn audj su uns, bu allein tpaljr^aft golbene g^i* ^^^
alten (ßriec^cn unb SSmerl €rljabener ©enius 2ttljens unb
Catiumsl breite beine Sdjmingen über uns aus, pernidjte bas
Derberbnif unb fdjtPtnge auc^ bei uns bie ^adel bes geläuterten
reinen (ßefc^macfsl"
gum Sdjiuf erflart ^Jron^ofer, „gerne bem ^o^nlädjeln
unb Secenfentengeifer blofgeftellt feyn 5U roollen"; „u>enn ic^
nur", meint er, „meine 2tb^d)t erreidje unb einige bey all bem
Unfug unempfinblic^ fdjiummernbe Deutfdje tpecfe
unb mein üaterlanb Por ber itnftecfung mit biefer
Peft bes (ßefdjmarfs beu>a^re"; er ruft bafjer audj aus:
„(ßeifter unferer Däterl . . . erhaltet, erhaltet noc^ einmal euer
geliebtes Deutfc^lanbl" 2Xber auc^ fein engeres Patertanb
pergift er ^ier nic^t, unb bas Bilb ponldopftorfs (Belehrten«
republif entletjnenb, meint er: „bem baierifc^en Patrioten
fann es boc^ nidjt gleidjgiltig feyn, baf jemanb audj in feinem
Hamen ben Canbtag ber (ßele^rtenrepublif befudft,
(Dber ift ber Baier semper auditor tantum, nun-
quamne reponat? Soll er ber pöbel fein, ber feine
Stimme auf bem Canbtage ^at, unb foll fein Heprafen=
tant ber Sdjreyer feigen, ber nad) geenbetem Canbtage
Canbes permiefen u>irb? Hein bodjl Dief Blatt u>irb
fidj audjnodj wenben. 7ln ber ^anb unfers Karl C^eobors
werben voxv audj nodj emporf limmen , werben als Polf, als
fünfte unb vool gar noc^ als 2tlbermänner auftreten.
Segnen u>ir biefes ^eft unb preifen ben -^ürften, ber unfere
britte Klaffe gegrünbet ifat". ^ronljofer brachte alfo 2tuf»
gäbe unb giele ber britten ober äftfjetifdjen Klaffe ber 2tfabemie
in unmittelbaren gufammen^ang mit 2lufgaben unb gielen ber
litterarifdjen (£ntn>iiJelung in Deutfdjlanb überhaupt, unb feine
Hebe imponiert fc^on burdj ben €rnft unb bie Ciefe folc^er
Jtuffaffunj, un6 von flehen ntdjt an $u behaupten, öaf ^roTt =
^ofers Hebe ebenfo tpte jene itb^anSlung „Über bas Stubium
5er Kupferftec^erey" foioo^I in^altltd) als formell 5U 6em 3e^en
gehört, was öie bayrifcljen itfaöemifer bamals litterarifc^ unb
r^etorifc^ geleiftet ^abett; tpenn es nic^t uber^upt bas Befte ift.
^ron^ofers Hebe un6 Hb^anblurtj unterfc^iöen pdf fc^on
fo tpoljlt^uenb pon jener Breite un6 Setdjtigfeit blof rattonali»
ftcren6er, nidjt an greifbarem ZHaterial fidj bel^atigenber Be^
tradjtung, 6er mir im oortgen ^aifviinnbext überhaupt fo ^äufig,
gerabe auc^ bei öen fogenannten Jtufflärern begegnen, un6 öie
5. 8. felbft IDeftenrieöers Heben nic^t rec^t intereffant erfc^einen
lagt. Pem 2tfa6emifer ^Jron^ofer ftanb fretlidj auc^ eine
Summe unb ein Heidjtum i>on Kenntniffen 5U geböte, bie ftc^
als gan5 geeignete ©runblage für t^coretifdje Betradjtung
per werten liefen, unb fo ipurbe ^ron^of er, ber überhaupt nur
über foldjes fprac^, worüber er fprec^en fonnte, u>ie pon felbft
jur JInmenbung unb ^anb^abung jener gefc^tc^tlidj = f ritifc^en
ZHetljobe geführt, bie mir ^eute für bie ma^re unb unffenfd^aft*
lidje galten.
(ßan5 im gleichen tEon unb Stil jtnb auc^ bie brei Sdjut*
reben^*** gehalten, in benen ^ron^ofer felbftperftänblidj feine
2lnfdjauungen über Pabagogif unb über Sdjulreform öffentlich
barlegte. Die Hebe mit bem Citel: „Pie befte 2trt bie Sc^ul»
jugenb moralifdj 3U bilben" seigt, a>ie ^ronljofer bie
Heformibeen, meiere bamals Bafebou? auf Houffeaufc^er
(ßrunblage gemonnen ^atte unb in 5a^lreidjen Schriften publisierte,
fidj bereits angeeignet ^at unb biefelben nun frudjtbringenb für ben
Sd^ulunterridjt angelegt »iffen roill. Bafeboms neue 2Ttet^obe
wav por allem barauf beregnet, bie perfc^iebenen Kenntniffe ben
Kinbern metjr fpielenb als burc^ bas ZHebium ernfter Befdjafti^
gung beisubringen. 2tudj ^Jron^ofer greift biefes Bafebomfc^
Pcinsip auf unb er finbet basfelbe jroar „nic^t auf alle ©egen*
ftdnbe ober niJjt immer beim öffentlichen UnterricJjte, boc^ ge»
u>i§ auf bie Sittenleljre anmenbbar unb erfprieflic^". €r ipeijl
Ijin auf „bie tüc^tigften ZHittel 5ur fittlidjen (£r5iet)ung", wk fte
Bafebom in feinem „tjerrlic^en iTTetljobenbuc^" emppe^lt, 5. 8.
auf bas „fc^roarse unb ipei^e Budj", in roeldjes Cugenben
unb ^Jeljler bes Kinbes eingetragen werben, beutet auf bie bies^
besüglidjen Half erläge unb IDinfe eines Hod?au, (Campe,
Seiler ^in; feine ganse (Erörterung bes C^emas aber gipfelt
in bem Sa^e : „2tm glürflic^ften ift berjenige, ber, u>ie bie Hatur,
oljne grofe glan$enbe Vorbereitung u>irfet unb befto fünftlic^er
perfäljrt, je weniger er Kunft perrät^»"
©Ott £ubiD{g XlTuggentlialer. ^1^7
Sie sipeite Sc^ulreöe ttäg^t bm tEttel: „tlTuf 6cr Sd?ul»
mann ein (ßele^i-ter fein?" Diefes CEjema mag etmas
fonberbar flinken in einer ^eit, in öer man eigentlidj erft öaran
ging, bem Sdfulmeifter einige Bilbung 5U5Utt>enöen. 2tber ;Jron»
^ofer Ijatte feine (ßrünöe, gerabe biefe ^rage öffentlidj 5U be»
fpredjen: „(Eins ber allgemeinften Dorurt^eile, bas ftdj ber Sdjul*
reformation gleidj 2tnfangs in ben IDeg ftellte unb befampft
tperben muf te, toar bie ZHeynang, man wolle aus Sc^ulmeiftern,
ja felbft fd)on aus Kinbern, lauter ©elefjrte machen. Da bie
guten 2teltern bie gemöEjnlidjen Sdjulfenntniffe audj fdjon por
funfsig unb fedj5ig 3^^^^" ^^f ^^^^ bist^erigen ibege gelernt
fjatten: fo ujpllten pe, ba^ es ifjire Kinber audj fo lernen foUen,
unb faEjen eine 2tenberung bieffalls, toie jebe Zteuerung, mit
fdjeelen 2tugen an. Daf bie 2tenberung nidjts toeiter betreffe als
Ceic^tigfeit, ^aflidjfeit, £)rbnung unb (ßrünblidjfeit, fdjrie man
iEjnen vooijl ^unbertnml in bie (D^ren, aber umfonft. Hur tpenige
fjörten. Der grofe ^aufe blieb bey feiner tHeynung, bey feinem
Cärm, ba^ man (ßeleljrte, lauter (ßelefjrte unb (ßott meig mas
fonft nodj, madjen rooUe, unb biefe ITTeYnung, biefer £ärm ^at
ftdj bis $ur Stunbe nidjt gan5 gelegt. tCodtf loieberljolt il?n ber
gemeine ZTlann von §^\i 5U geit, unb nidjt nur ber gemeine
ZlTann; im Stillen n?ieber^oIen i^n alle bie, meiere je^t nodf
gute Sdjulanftalten ^eimlic^ ober öffentlidj untere
graben, Ijinbern, aufljalten, tt)eil fie entipeber aus gewohnter
Blinbfjeit por jebem Cidjtftratjl 5urü(f beben, ober aus wolfl
überlegtem ^^usfyftem ^ödjftens nur für fidj, nie
aber für anbere £idjt ^aben iPoHen". (Dbipofjl nun felbft
ein (ßeleEjrter unb ITTitglieb ber 2tfabemie, fo u>ill aber Jron*:
fjofer ben SdjuIIe^rer nic^t 5U einem (ßeletjrten machen; er
unterfdfeibet gan5 ridjtig 5mifd}en miffenfdjaftlidjer Befähigung
unb päbagogifdjer Begabung unb meint, es mürbe ben ed?ten
(ßelefjrten ber 2tufent^alt in ber Sc^ulftube rpenig anmuten : „Der
(Belehrte müfte beinatje aufljöreu, ein (Belehrter 5U fein, toenn
er bas ^unbertmalige finbifdje (fragen ber 3^S^^^/ i^^^ ^lüdjtig*
feit, i^r unaufmerffames IDefen, i^re Unrutje, bie Säfvoadi^
i^rer Begriffe, bas nSt^ige eipige IDieber^oIen unb taufenb
anbere Umftänbe ertragen unb überioinben lernen foUte. Die
(ßeletjrten neljmen fidj 5U pielen getPöljnlidiern unb leichtern (ße^
fdjäften nidjt geit, wk iperben fte ftdj beren erft 5ur ßebung
foldjer Sdjn?ierigfeiten, 5ur ftrengen IDadjfamfeit auf alle Schritte
ber ^nq^enb, jur ^erablaffung im Dortrage unb Umgänge mit
i^r, unb fur5, ba5u ^eit nefjmen, in gemiffem Umftänbe Kinber
mitKinbern 5U fein? (£s ift gans tpas anbers, Profeffor
3a^rl>n(^ füx tnfttu^nrr (Sefc^. U. 27
auf 6cm ftoI$en Kat^e6er unter pogtbaren 3ön9li"S«"
als Ce^rcr in einer Ktn6erfdjule von oft ^unöert
unö me^r Köpfen 5U feyn. Un6 n?irfUdj in meinen Ztugen
gebül^rt 6em geSuIbiaen; fleifisen; müljfamen, gefdjicf ten tanb*
fdjulleljrer me^r Jtdjtung, als jenem, fo Diele Cttel unö IDüröcn
er audj Ijersä^Ien mag". „Der ©eleljrte ift felbft fürs ^S^ere
Sc^ulipefen feiten unb f ürs untere gar nie brauchbar".
Der Sdjulmann muf nadj ^ronljofers 2tnfijauung „päöagog"
fein, unö öas fe^t eine praftifdje Befäf^igung unö Begabung
DorauS; öie öer (ßeleljrte feiten iiaU 2tber öabei unö tro^öem
muf öer SdjuIIeljrer — roie ^ron^ofer näljer ausfüljrt —
tl^eoretifdje Bilöung unö Dorbilöung era?erben, nur muf hierin
öer ridjtige „ZTlittetoeg" eingefdjlagen meröen, öenn „beybe C^eile
übertreiben es, öie Dom alten Schrott, menn fie Dom SdjuIIeljrer
nidjts foröeru; als u?as er bisl^er leiftete, unö einige Heuere,
a?enn fie öem Sc^uIIe^rer 5U Diele IDiffenfc^aften, (Erfal?rung ic.
5umutljen unö in i^ren Sdjriften ein 3öeal ^erftellen, öas nie
eyiftiert ^at, nodj jemal eyiftieren u?irö* Unö baUy ift auf il?rcr
Seite nodj öas lächerliche, öaf fte Diel foröern unö u)enig geben ;
öer SdjuIIe^rer foll ein Doftor feyn unö u?ie ein
Caglöljner leben. Der pl/ilofopl/ifc^e Croft, nämlic^ öas Be^
ojugtfein, öag er feine Pflidjt getljan, fSunte, öenfen öie ^crren,
beY IDaffer unö Broö immer für i^n eine tjerrlidje ZHa^lseit
genug, fönnte für iljn ein fürftlic^ ©erüdjte, eine Jtnanas feyn,
bey öeren (ßenuffe er ftdj, öer gemeinen Zneynung nadj, öen
©efc^mad jeöer anöern Speife nur Dorftellen öürfte". IDieöerI?oIt
aber Deru^a^rt ftdj ^ronljofer öagegen, öaf, tDenn er aus öem
Sc^uIIeljrer feinen ©eleljrtcn gcmadit a?iffen iDoIIe, er öemfelben
geftattc, „ein Derädjter öer (ßeleljrfamfeit 5U fein"; unö es Der^
rät nur u^ieöer öen fdjarfen unö tiefen Blid ^ronljofers,
a?enn er öie Hoto^enöigfeit einer entfpredjenöen u?iffenfc^aftlic^n
Bilöung öes £el?rers alfo motiDiert: „Der Sc^ullefjrer foII alle
ereile öer (ßele^rfamfeit Ijodjacljten , unö in Dielen fidj tDirflic^
umfeljen. Die IDiffenfc^af ten finö miteinanöer 5U fe^r
Derbunöen, als öag man in einer öen geringften Dorfdjritt
t^un tonnte, o^ne Don öen anöern u^enlgft gea?iffe Begriffe
Hilfsmittel, ^ertigfeiten zc. $u entlel^nen". Der £eljrer
Ijat ftdj all ötefe nota?enöigen Kenntniffe 5U Derfc^affen, iDenn
„feine göglinge mit allen (Elementarfenntniffen ausgerüftet öaftel^en
follen". Hur in einer entfpredjenöen Bilöung ö^s £e^rers, öem
„audj etroas £atein nic^t fc^aöen tonnte", fte^t ^ron^ofer öas
^eil für Sdjule unö Sc^ulmefen, unö er liefert aus eigener €r»
faljrung einen Beleg für öie Bilöung oöer Bilöungslojtgfeit uni
von £ubtPtg Vfln^^eniliaUx, (^\^
bamit für Me päöagogifc^e Unfäljtgf ett öamaltger Sc^ul^alter
unö PrtDatleljrer, rpobet er namentU^ Me tanb- nnb Sorffc^ut
meifter im Jluge Ijat. *) Per getftlofe JTtec^anismus beim Unter»
ridjte, 6er fic^ fogar auf öie Unteripeifuns im Kateijismus
erftrede unö Ijier bas giel im ,,^erplappern nnb in ^erfagung
öer €DangeIien"; im „fogenannten Beic^tabric^ten in 6er ^aften»
$cit" un6 öerlei Dingen erblide, wirb nadj ^ron^ofers Itm
fc^auung nur bann 5U ©rabe ge^en, tt>enn 6er £e^rer felbft für
6en Unterrid)! er5ogen tt>or6en ift un6 es i^m 6abei felbft von
fersen geljt; ^ronljofer ift alfo bereits 6aDon überseugt, 6af
6ie Per fön lic^ feit 6es £eljrers 6en beleben6en Hlittelpunft
alles Unterrichts biI6en mug un6 6ie in6iDi6uelIe £eiftung 6es
£eljrers befte feiftung ift.
Daf nur eine tüdjtige BiI6ung 6es £el?rer5 6ie 2tdjtung 6es
£eljrerftan6e5 felbft un6 6amit eine I^eilfame lüirffamfeit 6esfelben
ermögliche, un6 6af man 5U 6iefem groecfe für 6es £eljters
materielle £age entfprect?en6 forgen muffe — 6iefe ©ebanfen
fprid^t ^ron^ofer in feiner Sd^ulre6e „Die Urfadjen 6es
Verfalls pom 2tnfeljen 6er Sdjulle^rer in Baiern"
*) „Damit man ntd?t glaube, bie Sdjuler3tefjung aöein träffen alle bte
Doripürfe, fo wiü id? Ijter mit lebenbtger ^arbe ein ITtujier bes priüat*
untcrrid^ts oon ber (Sattung entwerfen, n?ie er nodj ujtrflidj grogentljeils
in Käufern ejiftirt, ba bod? bie Sdjulen lange fd?on oerbcjfert finb. — (Es
iji fo lange nid?t, als id? auf einen JJanbn?erFsmann in feiner IPerfftatt,
bie sugleid? fein IPofjnsimmer wax, einige geit märten mugte. IPäljrenb
bem, unb bis er nad? ^aufe fam, falj id? ber 3ni^^^uftionsftunbe 5U, bie mit
Dier Kinbern foeben oon einem fogenannten präseptor geljalten würbe.
(Elenberes !ann es bod? nidfis geben. — €rji würbe gebetljet, gemurmelt
unb gel^eult eigentlid?, bann eine bicfc Hut^e, unb ein bicfes, fjölsernes
£ineal auf ben Cifd? gelegt. Das erfte Kinb bud?jiabirete aus bem alten
Hamenbüd?el 2luguftinus, unb fing an: 21 u — u — (Efel; a u — au, fd?rie
ber £et|rer, unb 3ugleid? Ijatte bas Kinb einen berben Sd^Iag auf bie ^anb
geFriegt Das weinte unb ber ieljrer rief, lerns bejfer, unb wanbie jic^
nad? ber Heilte 3U ben übrigen breyen, mit benen er es ebenfo madjte.
(Eins baoon fjatte eine Sd?rift fd?on 3um coraus cerferttgt getrabt, unb legte
Pe cor. Dorlegen aber, unb bey ben paaren nnb (Dl^ren gewaltig gefdjüttelt
werben, war eins. (5efaut ift bas, nid^t angefd^rieben, tjieg es, nnb einige
WoxU würben ausgeßrid^en , nnb an ben Hanb anbexs gefd^rteben, ol^ne
bem Ktnbe 3U 3etgen, worinn es etgentlid; gefeljlet, ober wie es bie Jeljler
»erbejfern foüte; benn es iji nid^t gewöt^nlic^, ba^ bie Kinber mit bem
ieljrer fd^reiben, fonbern allein, ba fie benn immer gleidj fort fubeln, nnb
gleid? fort gefiraft werben. Hun giengs ans <£ljriftenttjum. lOer in ben
8 Seligfeiten nur eine perwed^felte , t^atte fein tüd^tiges paar Sd^Iäge auf
bie £Janb. guleftt warb wieber gebett^et, jebes nod^mal wacfer attsgefil3t,
unb tjiemit befd?Iojfen. — So get^t es alle Cage, fagte mir einer ber
arbeitenben Qanbwerfspurfd^e. — IXnb t^iet alfo traben bie £efer bas getreue
porträt von vielen prioat*3nJtru!tionen, oor3ÜgUd^ in bürgerlichen unb ge-
meinen Qäufern".
27*
^20 £ubn>ig Jront^ofer
aus; 6af ^ronljofer öamals Dom „üerfall" 6es 2tnfel?ens öcr
Schulleiter fprec^eu fonnte, flingt allerötngs fonberbar un6 erflärt
ftdj aus 6er Cieblingsneigung 6er P^antafte, an 6en Unfang aller
(Entoicfelung ein goI6enes ^zitalUXf fomtt Ijter aud) ein eigenes
Sc^ulIel?rerpara6ieS; Ijinsusaubern.
^ronl^ofer giebt 6rei <Brün6e an un6 tl^ut 6ies, „um
6ie Jlufmerffamfeit 6es Publifums auf 6iefen tDidjttgen (35egem
ftan6 5U erregen", ZTTan nennt 6as <BeI6 6en nervus rerum
gerendanim, un6 (ßoetlje meint einmal: „(ßel6 ift immer eine
fc^Sne Sac^e, roenn etn^as abgetljan tDer6en foü"; fo fte^t audj
^ronl^ofer 6ie ^auptfc^uI6 üom Derfall 6es 2tnfeljens 6er
Sc^uUe^rer :
0 3n 6er Ijeute gera6e5u toie eine 3»^^"^^ <iuf 6en Znagcn,
6en grofen ^mpexatot 6e5 menfc^Iidjen £ebens, flingenöen
Dotierung. „IDas foü 6ie ^odjac^tung, wo bas Jtnfeljen folc^er
£eute ^erfommen? X)er ITtann, 6er von 20, 30, \0 un6 ^ (ßul6en
jäljrlic^er Sdjuleinnaljme — man glaube meinen tDorteU; es ift
C^atfac^e — fic^ un6 eine safjireidje ^amilie ernähren foU, mug
not^u)en6ig 6as Sdjuirpefen pernadjiäfftgen un6 nac^ 6em Pfluge,
6em lüeberftuljle o6er einem an6eren ©enterbe greifen, wo er
nic^t gar betteln o6er perijungern tDill; un6 nodj glüdlidj ift er,
tDenn er 6urdj Kenntnig eines ^an6rperfs o6er als Spielmann
bei Kirdjmei^en un6 ^ocIj5eiten feinen fümmerlidjen Unterhalt
fin6et". So6ann füljrt ^ronljofer an, wie enttt>ür6igen6 5, B.
6as fin6ifdje „^erumtrommeln 6er Sdjulmeifter beim ©regorifefte",
befon6ers aber 6as fogenannte „2Iusprütfdjen" ift, 6as gera6eju
„5U einem ^nnnnqS' unb ^an6n)erfsgebrauclje" gett>or6en ift»
„lJn6 6ie Sdjulleljrer geben 6iefes „itusprütfdjen" nidjt auf, 6enn
es ift für fte eine ^inan5quelle (I), aber meldj' lac^erlidje Profti«
tution ift «s für einen Cel^rer, wmn er bei 6er 2tnfunft längerer
^erien 06er meljrerer ^efttage feine Schule an 6em I>oraben6
nidjt an6ers als mit 6er fc^önen Ceremonie un6 6em ^erslic^en
Spa^e entläf t, 6af alle Kinöer Kopf für Kopf, nadj6em fte einen
f leinen Cribut erlegt, 6urc^ eine oor 6en (Eingang 6er SäfnU
gefegte Banf , iporauf 6er e^renf efte Sc^uborfte^er, bewaffnet mit
einem wafc^fdjIegelfSrmigen ^ol5e, ft^t, auf allen meren 6urc^=
friedjen un6 einen 6erben Sdjlag auf 6ie ^ofen befommen, mobei
6ann natürlidj piel Staub, (ßefdjrei un6 Cumult erhoben u)ir6",
un6 ^ron^ofer fügt bei, 6af audj 6ie IDeiber 6er Sc^ul=
meifter an 6er ^erabfe^ung iljres ITtannes getreulich mitarbeiten
un6, um f leine ©aben un6 ©efdjenfe pon 6en (Eltern ipie eine
Beute 5U erljafc^en, oft feine Cljorljeiten un6 nie6erträcljtigen
mittel fparen".
von lubipig IlTuggcntfjaler. q^2\
2) „So witb 6ie IDüröe bes £e^rers mutljrDillts in öen
Staub getreten", unö Me ganj na^e Itegenbe ^olge — unö 5U»
gleid} öie vettere Urfadje öes üerfalls 6es 2tnfe^ens 6er Sc^ul»
meifter in Bayern — ift öie „geringe (g^rfurdjt felbft 6er
Schüler gegen öen Ce^rer". Sdjon 6ie prefäre Bilöung öes
Sdjulmeifters fonnte nidjt 6a5u beitragen, öen Sc^uIKnöern Hefpeft
ein5uf[6gen: „idj Ijabe £e^rer gefeljen, öie von pielen mittelmäfigen
Schülern in aller 2trt Kenntniffen roeit, Ijimmelipeit übertroffen
iDuröen"« Sie ^olge u?ar, öaf öer Sdjulmeifter „öen nSt^igen
Hespect mit Hutljen unö Stäbdjen frudjtlos ersmang", allein öas
Derfeljlte rpieöer öie XPirfung, öenn „öer ^äupge ©ebrauc^ öer
Hut^e Derleitcte öen Ztlut^miüen öer Knaben pielme^r fo meit,
felbft freitt^illige Schlage 5U begef^ren unö in öie IDette 5U 5anfen,
rper ftel^enöen ,f uf es auf einer ifanb me^r Streidje ausl^alten
fonnte; unö öiefe nämlichen 3w"9^" »eröen ftcfj", meint ^ron-
^ofer, „einft als ZHänner öer jugenölidjen Streiche, tpomit fte
iljren Sd^ulmeifter genecft, in grofer (ßefellfc^aft auf Koften öer
(Ef?re öesfelben beluftigen, unö idj fenne in öer ^i)at ZTTänner,
ujeldje mit öer öroUigften 2tttitüöe unö (ßefc^icflid)feit alle ^eljler
unö Unarten i^rer ehemaligen £e^rer ^aarflcin nadjfpotten, auf
mandje Stunöe öie £angtt?eile pon einer ganjen Cafel megfcljersen
unö fo öurdj gefunöe (Erfc^ütterung öes gansen gu^erdjfells aller=
feits eine red^t gute Deröauung ^erporrufen". (Es fdjeint alfo
öer öamalige Sc^ulmeifter als Baja550 in pripaten mie in öffent»
lid|en Kreifen figuriert 5U Ijaben, fann öoc^ ^ron^ofer fagen:
„Der £eljrer ipirö Ijieöurd} fabula urbis et orbis unö öer Stoff
öer Unterhaltung bei (ßaftmaljlen auf Canöl^äufern unö in —
Prälaturen; öaöurdj gefdjieljt es, öaf man felbft in Sc^au*
fpielen, tt>enn je ein Sc^ulmeifter por5uftellen mar,
il^n jeöerseit fo albern ipie möglid? auftreten lieg,
ipeldjer fc^limme ©ebraudj fidj leiöer bis je^t nodj
auf öen Buhnen erhalten Ijat".
3) „Sa öie ^erabfe^ung öes el^renüoUen Sc^ulftanöes nun
einmal eine gefc^eljene Sad^e ift, fo bauen felbft öie, rpeldje öie
erften fein foUten, öas perlorene 2tnfeljen n^ieöer Ijersuftellen, nodj
immer auf öiefen (ßrunö, unÖ fo Ijabz idj bas gröfte Hec^t,
meine öritte unö ipidjtigfte Urfadje öer ^erabmüröigung öer
Sc^ulleute in öer obrigf eitlidjen (ßeringfdjä^ung öerfelben
5U fuc^en. Sie perfdjieöenen (Dbrigfeiten faljren fort einen SdjuU
leerer gering 5U fdjä^en, fo stpar, öaf ic^'s bei manchem ©e»
ridjte einem audj nodj fo geübten Celjrer nidjt ratzen mödjte, öie
Sreiftigfeit 5U begeljen unö ftdj öem geringften Sdjreiber*
jungen im ^ana,t gleic^suljalten. (ßott u^eif, ipie Ijart
i^22 CnbiPtg ^fronf^ofer
er fflr fo einen ^repel beftraft Itourbe. Der gemeine ZXlann aber,
6er öie meift unipürbige Begegnung feiner (Dbrigfeit gegen öie
Ce^rer fte^t, glaubt ftd} bann eben fo oiel erlauben 5U fonnen;
er fc^aut feinen Dorf» unö ItTarftfc^uImeifter blos über 5ie 2ti}fel
an, un6 ein guter Dieljarst ift freilid} ein üiel widf
tigeres ©efd^opf als 6er Sittenarst feiner Kinöer".
nic^t blof 5er u)eltlicljen (Dbrigfeit lieft ^ronljofer 6en tCeyt.
„34 begreife unter 6en (Dbrigfeiten, befonbers auf 5em £anöe,
audj Me Pfarrljerren, unb öiefe gan$ porsüglidj, mit ein. XDenn
pon mandjen ©eridjten 6ie SdjuIIeute seljnmal unujüröig be^anöelt
u>er6en, fo »erben fte's pon 6en Pfarrern öreifiglTtal; benn es
ift beinahe Sdjulöigfeit, 6af 5er Sdjulmeiftcr , sumal a?enn er
audj irtegner, (Drganift, ober Kantor sugleic^ ift, ein geprägter
Diener 5es Pfarrers, im Pfarr^ofe wk in 5er iKirdje , fein muffe.
Da ^ilft 5enn 5er tl^eure ZTlann, für 5en 5ie 3ugen5 5es Dorfes
df^rfurdjt tragen foü, ^eu auflegen, Die^ füttern, fattelt
feiner ^oc^u?ur5en oas Hettpfer5, ^olt IDaffer, trägt
Speifen, u)enn (ßäfte 5a fm5, un5, u?ie's fSmmt, madjt er auc^
mitunter, wenn anbete Spä^e fehlen, bei 5er Cafel 5en Sc^alf s*
narren un5 beim Sdjiefen un5 Hennen 5en Pritfdjmeifter.
Iln5 fo ge^t 5enn noc^ alles gut, un5 5er Ce^rer genief t 5afür
5ie Proteftion 5es Seelenljirten. tT^ut er aber nic^t all 5as, n^as
man gern fte^t, gutmilltg, welie i^m 5annl 3" ^^^ liirdje,
Safriftei un5 Sdjule wirb man fofort alles an iljm $u ta5eln u>iffen ;
er tt>ir5 nirgen5s me^r rec^t Ijaben; man wxtb xifm fein oljne
5ies geringes un5 fümmerlid^es Bro5 auf allerljan5 2trt fc^mälern,
i^n öffentlich ^eruntermadjen un5 feine Sdjimpf Wörter pon erftcr
€ytraftion fparen, ujoljl audj im €ifer ijxe nnb ba mit 5er
fladjen ^an5, befon5ers falls er murren follte, feinen (Diften einen
f leinen, päterlic^en Deru^eis nac^5rücflidj einprägen; man xvirb
enblidj, wenn audj 5ies nic^t perfängt, iljn or5entlidj perflagen,
5ie (ßemein5e un5 ©eric^te wxbev i^n in ^arnifdj bringen un5
5afür forgen, 5ag er enttt>e5er noi} aus (Bxxabe yxv (Erbauung
5er 3^3^"^ öffentlidj im Stocfe ft^en mug o5er aber mit IDeib
un5 Hinb gejagt wxxb. H?agt er's 5ann eta?a, fidj ^öljeren (Drtes
5U befd}tt)eren, tt?ie fann er 5a bis 5um 2lusgang 5es Proseffes,
o^ne betteln 5U muffen, austjarren o5er feine Unfdjul5 n>i5er 5as
©eu?ebe pon falfdjen 3"5i4*^" ^"^ falfdjen Porfpiegelungen
retten? ZITan mac^e mir nic^t 5en (Einujurf, ic^ Ijabe I^ier ein
5U fc^tt>ar5es (ßemäl5e entworfen. 3^ anta?orte hierauf u?eiter
ntdjts als: id} Ijabe 5as Sefultat Pon fo pielen Proseffen, 5ie
ic^ entfte^en un5 per^an5eln gefe^en, geliefert".
Undf gegen bxe ©emeinSen un5 (ßemein5cporfte^r ergebt
©Ott lubiDlg IlTuggentl^alcr. i]^23
^ron^ofer bittere Klage. ,,Un mandjen (Drten, 6a (Bemeinbe
gehalten roirb, ge^en als öie legten im ^ang^e 6er Sdjul* un6
6er IDafenmetfter. 2tn6ertDärt5 ift 6er Sdjulmeifter, altem ^er^
tommen gcmäf , suglcic^ Bettelridjter un6 ItadjttDäc^ter, un6 erft
jüngft f?at 6er Sc^ulmeifter von einem naljen (Drte angehalten;
i^n 6odj einmal oon 6er befdjrperlic^en £aft 6er Bettelric^ter=
un6 Had}tu?ädjterfteUe 5U befreien. Die ZTIagiftratsperfonen eines
benachbarten StäMdjens traten, als man i^rem macferen Celjrer
einen anfeljnlidjen (ßel^alt ausmadjte, fopffdjütteln6 sufqmmen
un6 u?un6erten ftd? ^öc^lidj, 6af man einem Sdjulmeifter fo oiel
geben fönne. Bei Befe^ung 6er Sdjulämter, 6a beobadjtet man
ein 5ünftiges ^erfommen, audj 6er Sdjulle^rer muf eine Prüfung
beftel?en — bei an6eren fünften ^eif t man es Stucfmadjen — ,
ein Porgefdjmad aber, u?ie 6erglei^en Prüfungen aussufallen
pflegen, mögen smei 2tufgaben fein, 6ie oor etlichen 3^^^^"
irgen6tt?o einem I{an6i6aten vorgelegt tDur6en. 2tus 6em Cl?riften*
t^ume: ^rage: „IDarum Ijat ©ott feine ©ebote auf fteinernen
Cafein gegeben?" Jtntmort: „lüeil man 6ie (ßebote (ßottes fo
feft galten foll, als 6er Stein Ijart ift". 2tu5 6er Hec^enfunft:
(Efempel: „€ine Sta6t ^at \7^ ^äufer, in je6em ^aufe feYn6
9 Stiegen, je6e Stiege Ifat {{ Staffeln, auf je6em Staffel feYn6
3 Beutel, in je6em Beutel 8 bayerifc^e C^aler, 7 Pierun65U?an5iger,
9 Siebseljner, \5 Bai^en, \\ (ßrofdjen, 5 Kreuser. IDie mel
feYn6 nun geller in 6er Sta6t?" 3ft 6as nidjt allerliebft? Un6
^aben 6ie £e^rer 6ann iljr Stucf gemadjt, 6ann befommen £eute
6ie Uuffidjt über fte, 6ie oljne 6ie geringste (ginftdjt in Sdjulfac^en
fm6, oft nic^t einmal 6es Cefens un6 Sdjreibens funMg jtn6,
aber 6ennoi} 6em Celjrer falt, ^art, auffaljren6 begegnen".
Damit eilt ^ronljofer 6em Sc^luffe 5U un6 glaubt „^iti=
länglidj geseigt 5U Ijaben, u?o man 6ie Quellen 6er (Enteljrung
6es Sct)ulmannes auffuc^en" muffe: „Der Celjrer felbft 6arf es an
mutljigem Streben nidjt ermangeln laffen, 6as oerlorene 2tnfeljen
u?ie6er l^ersuftellen ; un6 auf 6er an6ern Seite muffen es 6ie
(Dbrigfeiten t^un, un6 iwav 6a6urdj, 6af fte eine Dernadjläfigung
6er Cultur, befon6ers 6es £an6Dolfes, Ijeben; 6af fte Don 6em
Porurt^eile 5urücffommen, 6er Bauer 6ürfe ntdjt oiel lernen, un6
es fönne fol^in leicht je6er abgelebte Knedjt, £aquai, Sdjufter,
Sc^nei6er, IDeber u. f. f. einen Can6fd}ulmeifter abgeben; 6af
6urdj Perbeff^rung 6es Unterijatts un6 Cfjarafters audj tt)ür6ige
£eute Sc^ulbe6ienftungen fudjen, un6 nidjt Stümper nadj SdjnU
ämtern greifen, ipeil fte an6ers nidjt fort5ufommen n?iffen" ; un6
^ronljofer magt, fdjüdjtern un6 um (Entfdjul6igung bitten6,
6en 2tntrag 5U ftellen, „6en Sdjulmeifter an Stelle eines 2tftuars
^2^ CnbiPtg (fronf^ofer
bei einigen Porfdüen 5U gebrauchen ober aber auc^ als Prof urator".
^ronljofer ^offt fieser, 6af fein Ijeifer IDunfcIj nadj ^ebung
öer S^ulbilöung in (Erfüllung gelten n>er6e: „^aben u?tr boi)
in ^iejtger Stabt unb ba unb bort auf bem £anbe fc^on je^t
treffliche SdjuIIel^rer. ©er (Eifcrfudjt megen, bie rege n?erben
fönnte, n>ill idj biefe roacfern IHanner ungenannt laffen." 2tber
einen nennt er boc^: „2tber Dic^, etjrlidjer Ulrid} Heisnerl Did)
muf ic^ laut ber XPelt preifen, Z)iclj unter ben anbern ausljeben,
unb bem Daterlanbe fagen, ba^ es an Dir ein nodj ungefanntes
Kleinob, ein^elbpeildjen beft^e, bas im niebrigen ZlToofe, nidjt
Dom ftoI$en, fy?I?en Stengel ^erab, füfen IDo^Igerudj ausbüftet!
Sei ftoI$ Paterlanb ! Sei ftols f (eines Stäbtdfcn ilidiadj, auf biefen,
beinen £el?rer/' „(£x, ber Zflann ol^ne alles Stubium, er rormals
ein ftmpler ßanbmerfer unb Sauerbä(Jer, übernimmt bie Sdjule,
tro^bem bie oarbenben Kinber fo oft um Brob 5U iljm aufminfeln
unb, mäljrenb er mit ber größten Dürftigfeit fdmpft, tt>irb er
einer ber beften Ce^rer". 2tm Scf?Iuffe preift ^ron^ofer bm
„unpergleidjlicfjen Dater Znayimilian 3ofepl? als
ben Derbefferer bes Sc^ulu^efens"; bcffen großes I>ater=
^er5 Diele Summen Ijiefür opferte, unb „u?eld)es ebenfo große
Daterljers ^at nicfjt je^t, wo gan5 Deutfdjlanb, ja gans
(Europa, fic^ bas Sd^ulmefen sum n?ictjtigften Staats^
gefdjäfte gem ad) t Ijat, für eben biefelbe 3^9^"^ ^"f^^ ^^''
gebeteter Karl tC^eobor — nidjt etu^a erft pon il?m ererbt —
nein — porldngft befeffenl ^ier, meine £eljrerl tieften Sie ben
Blicf auf bas pereljrungsmürbigfte Bilb biefes großen Belo^ncrs
3l?res €ifersl ^ier feljen Sie, Däter unb Znütter! unb nun l>in
mit mir 5um tEf?rone bes Daters, Cel^rer, (Eltern, Kinberl Des
beften Daters, beffen 2tnbenfen in ben fersen ber Bürger noc^
eingegraben fein mirb, tpenn bie Sdjriften fo pieler praljlenber
Denfmäler längft 5U Kalf unb Staub gemorben fmb, u?enn bie
IDelt längft oergeffen ijatf ba^ es einft 2tleyanbers unb Cdfars gab".
(Ein Zrtann, ber als (Belehrter unb 2tfabemifer, u?ie als
Päbagog auf einen für jene geit gea?iß nidjt niebrigen Stanb»
punft ftc^ emporgefd)u?ungen, fonnte felbftperftdnblidj audj ma==
teriellen £oIjn eru?arten. 3"^ 3^^^^ 1^80 rpurbe Braun „5ur
Pfarr Kell^eim beforbert" unb Ijieburc^ bas Dtreftorium bes
Canb* unb Criptalfc^utoefens pafant. ^ronljofer wagte baljer,
„ftdj unter bie Seilje ber Ijierum ftdj melbenben Supplifanten 5U
ftellen" unb an bie Ijödjfte Stelle bie Bitte }u ridjten, iljm einen
Ceil pon Brauns Direftion, nämlidj „bie 2tufftc^t über bas
fämtlidje Cripialfc^utoefen" 5U übertragen. (Er beruft ftcf? bar«
auf, ba^ er „bereits \\ ^^Ijxa beim Crtptalfdjulmefen tljdtig,
»Ott £ubn)tg lITuggentlialer. i^25
erft als SfanpU nnb Ztluftcrfc^uIIe^rer, bann als profeffor, je^t als
SdjuI6ireflion5fefretdr", 6ag er „Dom erften 2tugenbUd an öen
neuen Sdjulperbefferungen teilgenommen, bei Ztbfaffuns 6er Siful
budjer, bei öen djurfürftlidjen Kommifftonen beigesogen u?orben",
unö 5af ;,nur £iebe 5U öen Schulen, fein anöerer perabfc^euungs*
iDÜröivjer Crieb", i^n 5U feinem iSittgefuc^e beftimme, öa^er er audj
beim bisherigen ©eljalte von 830 fl. ftdj befdjeiöe, nur erfudje er,
i^m „öes ^ie5u nöt^igcn 2tnfe^ens megen, öen (£f?arafter eines
u>irf lidjen geiftlidjen Katljs cum voto et sessione 5U ert^eilen, jeöodj
nur in Sc^ulangelegen^eiten" ^^^ Braun aber na^m öie iljm
übertragene Pfarrfteüe in Kel^eim nidjt an, tro^öem ftellte ^ron»
Ijof er ein abermaliges Petitum, iljm öas Reftorat über öieöeutfdjen
Sdjulen 5U übertragen, öa ja öer öermalige Heftor Seöelmayr
„ipegen fränflidjer Umftänöe" fein 2tmt nidjt perfeljen fSnne" unö
er, ^ront^ofer, „o^neÖief in effectu bisljer öen Hef tor oorge«
fteüet", u?obei er abermals öie Bitte beifügt, ibm „öes nStljtgen 2ln»
feljens roegen öen (Eljarafter eines u>irf liefen Hatljs 5U perleil^en" ^*^
XPie felbftDerftänöIidj es öas geiftlidje SatsfoUegium fanö, öem
2tnfud)en {fronl^ofers ftattsugeben, getjt öaraus Ijerpor, öaf öas»
felbe es als „Pflidjt" eradjtete, i^n fofort „provisorio modo" jum
Heftor öer öeutfdjen Sdjulen in Zhünc^en 3U beftellen unö in einem
für^ron^ofer ^ödjft fdjmeid^elljaften Sc^^^eiben an öen Kurfürften
(dd. \S. September ^78\) nachträglich um öie Ijöc^fte Betätigung
nadjfud^te ^*^. festere erfolgte nic^t fogleicl?, unö öies mag öarin
feinen (ßrunö getrabt ^aben, öag Brauns Stellung öamals
bereits erfdjüttert wav unö man öesi/alb Don einer öefinitiDen
Regelung öer Befei^ungsfragen nodj abfeljen ipollte. Sobalö aber
Brauns Hücf tritt Cljatfad^e u?ar, ftellte ^ronljofer in einem
neuerlichen Sdjreiben öas 21nfucljen : es möge, nadjöem öer oor^
maltge Pireftor unö (Canon, unö geiftl. Hatlj Braun pom Sdjul»
U)efen 5urücftrete, öie 2tuffid}t über öie öeutfc^en Sdjulen iljm über*
tragen u?eröen. (£pentuell aber ftellt ^ronljofer öie Bitte, i^m
„u>enigftens nebft öer fimpeln unc^araf terifirten öeutfc^en
Sc^ulreftoratsftelle öas erleöigte Sefretariat beim
geift L Hatlje", öasu er „oljneöief pon öiefem Collegio primo loco
begutadjtet »oröen, in J}5cl)ften (ßnaöen $u perlei^en" '*^. Sarauf Ijin
tt)uröe jfronljofer (dd. (o. ßanuar ^782) in öer (Eigenfdjctft als
Sdjulreftor öefinitip beftätigt unö i^m sugleidj öer „Caracter
eines u?irflicijcl}urfflrft liefen Hat^so^nentgelölicI}"perlie^en,
„Der ad interim als öeutfc^er Sc^ulreftor angeftellt
gen^efene Secretarius Fronhofer tt>irö ^iemit in öiefer
Qualitaet gndöigft beftättigt, unö öemfelben aufgegeben,
öaf er auf öie 2trt unö IDeife, tpie es öas Sireftorium
^26 Cubtpig Jront{ofcr
erfprieglicfj finben n>tr6, in 6en Schulen nac^fe^en wirb,
unb öie piäne in D0II5U9 fe^n foll Um aber feinem
Jtmte bas not^ige 21nfeljen $u geben, fo ertljeiren i^m
Se. CIjurfurftL Surc^Iaudjt öen Caracter eines n?irfHc^
djurfürftlidjen Hatijs ol^nentgelMic^, unö oerlei^en 6em*
felben anbey Si^ unö Stimme bei 5er Deputation, fo oft
man iljn 6a^in ruffen, 06er er fidj alöort anmeI6en tt>ir6.
3. 2n. (ßaill
gel?. Hegiftr." '^\
Dos geiftUdje HatsfoUegium^*^ säljlte bamak neben öem
Präftbenten unö Pisepräftöenten örei „Hät^e Don 5er ojeltlidjen
Banf", fedjs „Hätlje Don öer geiftlic^en Banf " (barunter feit \76S
Braun], 5tpei „Hätf^e in Sc^ulfaijen", öeren einer nun ^r on t?of er
mar^*^; unb baneben u)urbe er audj Sefrctär ber „^öc^ften Sdjul=
furatel" ^*', bie mit bem geiftlidjen Hatsfoüegium nidjt ibentifdj
unb eine Sdjöpfung bes Kurfürftcn Karl tEl?eobor mar"^*^
Der freiftnnige ©rünber ber 2tfabemie ber IDiffenfc^aften
unb tljatfräftige ^Srberer ber Sdjulreform, Ztlay 3ofepIj IIL,
l^atte gerabe baburdj, baf er bas getftlidje HatsfoUegftim (bur^
3nftruftion dd. 30. 2tuguft ^768) audj ober meljr mit weli-
lidjen (Elementen mifdjte, i^m fogar einen u?eltlidjen Prä«
fibenten unb einen gciftlid^en unb n?eItlic^enDireftor gab^*®,
feinen (ßeredjtigfeitsjinn unb bie Unparteilidjfeit feines Regimes
beglaubigt; umgefeljrt aber bea?ies Karl C^eobor batb nac^
feiner C^ronbefteigung gleidj burc^ meljrere gerabe gegen Sdjule
unb Sdjutoefen geridjtete Hegierungsafte, ba^ er jener freifinnigen
Hidjtung feine Sympathie entgegen bringe, unb bie retarbierenben
Dämonen modjten ftdj ja mit ber fidjern Hoffnung tragen, ba^
iljnen nun ber IDeisen üppiger bluten u^erbe. ^wav l^atten jte
audj fdjon unter Zflay 3<^f^P^ HI- ^^^^ i)^b^l in Ben^egung
gefegt, um gegen bie Dorfämpfer beutfdjcr Dolf sbilbung in Bayern,
befonbers gegen bie erfte^enbe ZHetropole ber Bilbung, bie 2tfabemie
ber XPiffenfdjaf ten, mit allen, auc^ bzn unreinen ZlTitteln ber 3titrigue
unb üerleumbung, u^ie ber 2tuflje^ung bes Pöbels, porsugeljen.
Unter ZlTay 3^f^P^^II- tljaten fte bies mit u?enig (Erfolg; ber
IjodjDerbiente Bäcfersfotjn aus Croftberg u?urbe bireft als Ke^er
Dcrleumbet, ja ausgerufen, aber Braun beljält bie £eitung ber
Schulreform nadj wie por in ber ^anb; alle, bie mit tljm gelten,
werben als Ke^er Derbad)ttgt, auc^ ^ronljofer, ber jenes (ße^
bidjt „Orthodoxissima seculi nostri tempora" (1770) gewig nidjt
gemacht unb barin auf bie^rage: „was madjt ber Orthodox?"
nidjt bie 2tntwort gegeben i/ätte: „ganf, Ke^er, 21 1 Reifte nl"
wmn er nidjt fdjon bamals, \770, felbft arge üerfolgungen
von lubipig lITuggentlialer. /^27
erlitten I^ätte; „beiläufig um bk^e^ext{\770) übergab etn^euc^Ier
im frommen ©emanbe 6em l{urfürften eine £tfte baierifc^er ^rei«
getfter. Sie Hamen 6er oerbienteftcn ZlTänner ftunöen öarauf,
un6 5er Porfdjiag tpar, fte aus Baiern 5U perbannen 06er fonft
empfinölidj 5U beftrafen. ZlTayimilian iparf 6ie Cifte mit einer
eölen Deradjtung in bas ^euer" — fo berichtet ein S^xi^^rxo^^^,
ba er 6ie (Einfüljrung 6er Sdjulorbnung in ZTlündjen im 3a^re
\77\ un6 6ie (Errichtung ber ITtufterfi^ule am ^rauenftifte be»
fpridjt, roeldj le^tere ^ronljofer leitete. (2tnnalen 5er bair.
£itteratur o. 3. ^778 [I. \] 5. ^7.) Sidjer ftan5 aud} er felbft auf
jener „Cifte baierifdjer ^reigeifter", 5odj genof er öen S(^u^ feiner
(Dbevn, audj 5en 5er geiftlidjen Beljörbe, 5ie ftets nur rüt?men5
Dom Sdjulmann ^ronljofer fpridit, un5 5ie gefdjidjtlidje ©e»
redjtigfeit perlangt es $u fagen, 5af gera5e^ronIjofers ganje
£aufba^n ein Bea?eis 5afür ift, 5a| Klerifer un5 BiI5ungsfein5
5amals nidjt i5entifc^e Begriffe Omaren, pielmeljr 5ie bei5en £ager,
5as 5er Bil5ungsfreun5e un5 jenes 5er BtI5ungsfein5e, aus
£aten un5 Klerifern fidj mifcbte; 5te Bene5iftiner fteüten ein
ftarf es Kontingent 5um erfteren : 5a?eimal tt>ur5e 5ie in i^rem Be»
ftanbe be5ro^te 2tta5emie 5er IDiffenfdjaften 5urc^ 5as energifdje
(Eintreten 5es Bene5iftiners un5 Profeffors Kenne5Y gerettet ^^^
5erfelbe Kenne5v Ijält 5um erften ITTale Porlefungen über pIjYpf
in 5eutfdjer Sprache ^*^, un5 audj aus flerifalem Znun5e n>ir5
5en Üer5ienften 5er 2tfa5cmie 5er IDiffenfdjaften um BiI5ung
un5 2tufHärung 5as £ob gefungen^**. Ilur 5ies madjt 5ie fonft
auffallen5e Cfjatfac^e erf lärlid}, 5af audj nadj 5er C^ronbefteigung
Karl djeo5ors 5ie retar5ieren5en Z)ämonen gera5e auf 5em
©ebiete 5es Sdjutoefens nur langfam un5 anfangs me^r auf
Sdjleic^tt>egen porge^en fonnten, tro^bcm Karl Cf?eo5or jene
3nftruftion ZHaj 2^Uv^^ HL, 5urd} 5ie er 5as geiftlic^e
SatsfoUegium mit u?eltlidjen €Iementen mifdjte, fc^on 5urdj eine
3nftruftion dd. 25. 2tpril ^78^ annullierte. Surdj Heffript
dd. 5\. Jtuguft \78\ fdjuf er eine befon5ere (Dberbef?or5e; 5ie
Sd}ulturatel , un5 erflärte 5as ,;Supremum Protectorium et
Curatelam 5er Stu5ien Ijödjftfelbft unmittelbar auf ftdj 5U nel^nten",
un5 felbft 5ie £an5esuniperfttät 50g er bei^**. 2tber 5ur felben
Seit fteigt ^ronl^ofer erft ad summos honores, Ijalt feine
öffentlidjen 5d}ulre5en, in 5enen 5ie Btl5ungsf ein5e , felbft 5ie
^olje (Dbrigfeit, mandjes IDörtleiu 5U Ijoren befommen, 5as als
Sdjmeidjelei nidjt 5U neljmen mar, ja er ft^t als Znitglie5 in jener
oberften Sc^ulbel?ör5e, 5er Sdjulfuratel. iludj 5as ift ein Bemeis
5afür, 5af an 5em unter Znay3^f ^P^ H^- gefdjaffenen Beftan5
5er Sdjulen eigentlidj 5odj nid}t o5er lange nidjt gerüttelt wnvbz ^**.
/^28 £ub»ig ^fronl^ofer
^reiltc^ 6te tTrdger unö Dcrtrcter 6er Seformibecn befamen halb
5en u>t5riöen IDinb 5U fpüren, ixnb namentlich ^roii^ofer mar
ein waifv^s inartyrium beftimmt. (£in Heffript dd. 2^. Hooember
\785 lautet: „Vtv Sdjulrat^ unb rector ^ronljofer wirb als
Straubtngifdjer Hegierungssecretarius öergeftalt de-
cretiret, 6a| er feinen Don 5em öeutfdjen S^ulfonb bisljer ge»
noffenen (Behalt nod) ferner un6 5rpar infolange bis i^n Sie
(Drönung 5um Secretariatsgei/alte betreffen u?ir6, 5U genießen
^aben foUe; als bleibt folijes 6em Hegierungsdirectorio feiner
Perpflidjt^ unb Jtnftellung Ijalber hiermit unoerljalten, ZHünc^en
2^. tlov. ^785"^*** ^ronljofer »urbe alfo 5um Hegierungs»
fefretdr in Straubing, aber porldufig o^ne (Behalt, ernannt,
^ronljofer rooHte nun nac^ Straubing burdjaus nidjt ipanbern,
unö in einem langen Sdjreiben, iporin er befonbers anführt, baf
feine Vermögens» unb ©efunb^eitSDerljältniffe i^m bie foftfpielige
Heife unb ben 2tuf enthalt in Straubing, wo „es ermeyslic^er*
mafen bermalen gerabe fo tljeuer als in ZHündjen 5U leben ift",
nidjt erlauben, ftellt er bas 2tnfudjen, iljn „etu^a bei ber ^of»
fammer, mit einiger Dermeljrung bes (ße^alts" 5U permenben,
eoentuell il^m „einen ettoas einträgUdjcren £anbbienft beim
Sal5=, Brau:=, Kaften» ober ZTTautljiDefen an5uu?eifen"^*^
Daraufhin tpirb ^ronljofer pon bem Eintritte bcs Hegicrungs*
fefretärpoftens in Straubing entbunben, aber er foU in ber £ifte
ber bortigen Setretdre gefüljrt u?erben:
„Seine (Eljurfürftl. Surdjlaudjt Ijaben bem geu^eften Sdjulratlj
unb Heftor ^ronl?ofer betpiüiget, ba^ er bis auf anberu^eite
piasirung bie pon bem beutfdjen Sdjulfonb bejieljenben ^00 gülben
auf bem £anbe 5U geniefen, fo^in bey ber Hegierung Straubing
unter ber Claf e ber ^voav wixtlxdi — aber nic^t frequentirenben
Secretarien 5U fte^en l?aben foUe. ZTTündjen bm \6. Dej. ^785/'
Der „gemefte Sdjulratlj unb Heftor'M ZTIan ipirb fragen,
rpo^er auf einmal biefe gan5 anbere Be^artblung, bie bem per»
bknUn Sdjulmanue ^ron^ofer nun 5U teil u?irb? Darüber
fldrt uns 5ur (ßenüge ein — in bzn jperfonalaften bes ober»
bayrifcljen ICreisardjips ftc^ finbenbes — Schreiben ber oberften
Sdjulbeijörbe dd. 3. Sept. \7^\ auf, in u?eld)em fte Aber ein Pon
^ronl^ofer eingereichtes ©efuc^ um Heaftipierung als Sefretdr
ber Sd)ulfuratel bas abgeforberte (ßutadjten erftattet:
Durd}leud)tigfter (£f?urfürft,
©ndbigfter ^err, ^err!
€uere C^urfürftl, Durdjleudjt traben uns beyltegenbe
untert^dnigft überreidjte Bittfd^riften b^s £ubipig ^ron«
von £ubipt9 ntuggentitaler. ^29
^ofer um gnäbigftc XPieberanftellung als Secretaire bei
^ödjftöero ©eljctmen SdjuUCuratel ben 25. Julius b. 3»
mit öem 2tuftra§ sugcfdjloffcn, hierüber beridjtlic^e Tlixs*
fünft ad Manus por5ule9en. Sicfem ^ufolge rt)oüen
u)ir 6ie (ßefdjidjte öes Supplicantcn in Iffirse an^
führen. Selber ipar por öiefem mehrere 3aljre Sdjut
rat^, Heftor unö Curatel Secretaire öa^ier unb
erfüllte feine Sienftobliegenljeiten mit allem
Beifall. 2tls ftdj aber nadjljer ent6edt«, 5af felber 5er
3numinaten9efenfdjaft suget^an märe: fo mürbe
er öurd? ein Ijodjftes Defret pom \7*»" Sept. \785
.feiner Stelle entlaffen mit 6er gnäöigften Üuf erung,
ba^ man felben anbersmo 5U placiren benfe. Selber
muröe auc^ mirflic^ öen 2^. Nov. Ijierauf als Hcgierungs
Secretaire in Straubing gnäöigft ernannt, ilus uns nid^t
befannten Urfadjen fam aber biefe 2tnfteüung nidjt nur
nic^t 5u Staxxb^f fonbern es mürbe it?m pielme^r balb
barauf audj ber biegfalls poriger gnäbigft angegonte (ßeljalt
gänslidj ent5oljen. Seit biefer ^ext lebet ^ron^ofer o^ne
alle Bebienftung unb ausfdjlügig ber fleinen Penfton
pon 200 fl., menn mir nic^t irren, bie feine ©attin in
gnäbigfter üüdjtdjt i^rer faft immermä^renb franflic^en
Umftänben aus befonbers ^ödjfter (ßnabe erhalten ^at,
in ben mtflidjften Umftdnben, meil eines Cljeils biefe
geringe Pension 5U Derforgung meljrerer beftänbig mit
mibriger ©efunbljeit ringenber £eutlje unmöglid} erfleden
fann, anbern C^^ils aber benfelben alle ©elegen^eit 5U
felbftanbigerl>erbienft=€rmerbung platter bings abgefd^nitten
ift; nadjbem megen ber Pon iljm auf ftdj gelabenen l?ö:^ften
Ungnaben jebermann Umftanb nimmt, i^n 5ur Instruction
feiner Kinber aufsuneljmen. Diefe Umftänbe 5ufamen*
genommen, machen freylic^ eine gndbigfte llnterftü|ung für
bm supplicirenben ^ron^ofer aUerbings not^menbig,
nur fann es auf bie bereits untertljänigft angefügte 2trt
nimmermel^r fein, nadjbem bas Curatel Secretariat bur^
bas eigene ^5(^fte Placet pon €uer (E^urfürftl. Durdjleudjt
dd. 9. 3uHus b. 3« ""* jenem ber Universitäts Curatel
5U consolidiren unb mit ber Perfon IjSc^ftbero geheimen
Secretaire Ol. Ztemmer 5U befe^en gnäbigft geruljet
morben ift. (Entsmifdjen foUen mir bie geringfte ZlTaaf
nidjt geben, ob unb in mie m^it €uere Cljurfftl. Surc^»
leudjt ben Supplicanten in erbarmenber Be^ersigung feiner
tpa^r^aft elenben £age unb feiner dwa von i^m erproblic^en
^30 £ttbtPtg Jronf{ofer
Hsljer untaöelljaftcn Ztuffü^rung bey öer t^m gciDis erptg
6enf baren IDarnung für alles Illuminaten-UJefen o6cr
anberer 6erIeYSectirereY3'?^^^ I?5i;ften Begnaöigung müröig
5U ijolUn, nnb ba er nad| öem ^^ugntf 5er lUuminaten»
Sdjriften felbft unter 5cn Dupirten un6 feinesn^egs mit
tiefen (Einftdjten Initiirten portömt, 5U Ijödjftöero Beöienft==
ung nadj abgelegten Illuminaten»€i6 bey einer anöern
Stelle ipie6er aufsuneljmen gnäbigft geruljen tooUen, JPir
empfeljlen uns 5U ^Sdjften ^uI6en un6 (5na6en unter-
tljänigft geljorfamft ZTlündjen 6en 3**" Sept. \7^\*
€uer (Eljurfürftlidjen Surc^leuc^t
untertf?änigft ge^orfamfte
(ße^etme Sdjul Curatel
^r^r. Don Hertling
£afimir Bifdjof 5U (E^erfones
V. Vacchieri curator.
Itemmer junior.
Das (ßefudj felbft, in u?eldjem ^ron^ofer fpesiell um
XPieöeranftellung als Sefretär 6er geljeimen Sc^ulfuratel gebeten,
finöet fidj in öen Perfonalaften 6es oberbayrtfctjen Kreisarc^iDS
nidjt, wolfl aber ein allgemeines (ßefudj ,,praes. 23*^" ^eu=
monats \7^y', in meldjem ^ronljofer öie Bitte ftellte: „mic^
u)ieöer in Ijödjften Dienften an einen in meiner le^tperlorenen
Stelle, 5er idj ^ 3aljre u>irflic^ frcquentiren5er Sat^ n^ar, in
etujas aequivalenten Poften wk immer ausuferen". Die i(on=
5effionen, meiere 5er Sdjiffbrudjige 5arin madjt, möchte 5er am
pdjeren Ufer ftel}en5e am (£n5e lieber u?egmünfd)en, allein 5ie
„entfe^lidje Hot", 5ie 5er eljemalige Sdjulrat un5 Seftor nidjt
einmal 5urdj 5as je5em IDinfelfdjulmeifter 5U geböte fte^en5e
ZHittel 5er PriDatunierricIjtsftun5en lin5ern tonnte, nötigte i^m
jene 5ugeftän5niffe ab, un5 5as Sdjreiben 5ürfte ebenfo u?ie 5ie
ganse £ebens^ o5er Cei5ensgefd}ic^te ^ronljofers pon \785
bis 5U feinem tEo5e ein nidjt unintereffanter Beitrag für 5ie
©efdjidjte 5es 3lluminatenor5ens in Bayern fein:
Durd?Ieud?ttgfter Cfiurfürfl,
(Snäbigjler £Jerr, £Jcrr!
ntein Ijerbjics Sd^icffol, barann td? fd^on im 6. 3al^re fc^mac^te,
iiat nunmeijr ben tjöd^ften (Sipfel erreicht. Zladi \5 bis ;6 3fl^J^eit.
getreuen Dienj^es bey ^ödjfibero Sd^ulipefen oerlor tdj allen Unterljalt
ev\t 3um CCtjcil unb iann gän3lic^, litt bisljer einen Derlujl von
meljr als 3500 <5ulben; felbji bas mütterlid^e erfi cor einem paar
3aliren ererbte Permögen metner <5attin tfl nun rein baljtn; meine
fonß beträchtlich geioefenen Meublen flnb entn>eber gän5(ic^ oerdugert
üoti iubtütg Itluggcntfialer. q^Z\
ober bie es nid?t jinb, bepfee id? nur nod? aus ber <5üte berer, meldte
fiVPottieF barouf l^aben. 3d? fclje alfo gans l^tlflos einer fd^auber*
t|aften guhmft entgegen unb lebe in einem guftanbe, ber nafjc an
Persroeiflung grän3et. Die Urfadje oon aü biefem meinem Unglücf
ift ber leibige 3Uuminatismus. ^ingerijfen, gleic^ üielen 2lnbern,
von überfpaimter pijantajte nnb UlYperiomanie glaubte id?, IPunber!
iDeld^e groge ttaturgcl^cimnige in bicfer geljeimen <SefeIIfd?aft ent«
berfen 3U fönnen, mollte bm berufenen Stein ber IPeifen, wie fd?on
mein getrabter (Drbensname Haymunb £uüus seigt, oljne ptel IHül?
unb £aboriren, bas meine Sad^e nid^t n?ar, fiuben, unb fanb barauf
ben Stein ber 2lrmut; fanb midj am (Enb nid^t nur betrogen [: benn
id? fannte bas ^nnet^ie bes 3nftituts nid?t, mar Fein fogenannter
Areopagiticus :], fonbem aud? in ben grögten 2lbgrunb bes Derberbens
oerfenft. (gnäbigfter Qerr, £Jerrl Da id? gar niemal über trgenb
etmas in biefer caussa befragt, geljört unb constituiret morben; ba
in feinem ein3igen in meinen ängelegenl^eiten erlajfenen Rescript
oon trgenb einem mir imputirten Special - Perbred^en (Ermäljnung
gefdjal] : fo oermutfje id?, ba% mid? blog ber Strom mit 2lnbern fortriß,
unb bie aud? IHel^rern gemeinfd^aftlid^ 3ugefommene Sd^ulb, ein
^Uuminat unb nodj ba3U ein ebenfo eifriger als blinber 3öii"^i"^*
gemefen 3tt feyn, mie id^ aufrtdjtig gefietje unb bereue, meine Strafe
©eranlagt Ijabe. JDas es aber aud? immer fey, fo mö^e eben biefe
meine Heue bas Ubergeu)ic^t ertjalten, unb ic^ f[elje fjter 3uoörberji
in tieffter Unterttjänigfeit um t|ulbDoIIfte Vergebung, ia^en EJödjft*
biefelben (5nabe für Hedjt ergel^en unb meine fo lang fc^on ujöl^renbe
Bejirafung mir Buge unb Äarnuug genug fein. 3^ bett^eure t)or
(Sott unb (Euer <£l?urfürftl. Durd?Ieud?t, bag id? in ehtn bem (ßrabe,
als id? eljebegen ein eifriger 3öw"^^"<Jt gemefen, nun, unb fd^on feit
meljreren Z^}:ixen biefe unb alle geljeime Perbiubungen eifrigji^üer«
abfdjeue , befonbers feitbem bie heyben Bdnbe ber auf ^öd^ftbero
23efet|l t|crausgegebenen lUuminat. • (Driginalfd^riften gebrurf t er-
fd^ienen, bie mir über all bie CCaufd^ungen, gefäljrlid^en unb fd?äblid?en
piäne jc. IC. mit einemmal bie 2lugen bergeftalten öffneten, bag id?
menn id? mid? biefer Derfettung erft ans (Set^orfam ent3og, es in
ber (folge aus ber innerften äber3eugunj tt^at, unb t)on gan3em
^er3en ein (Jeinb biefer unb äl^nlidjer (Srunbfa^e unb gel^eimer
Derbinbungen marb, fold^es allentF^alben äußerte, überall nur eine
Spradje begt^alb füt^rte, mie id? bemeifen !ann. 3^ betljeure, bag
idi bie 2(uffd?lüge, meldte bie IDelt burd? bie t^erausgePommenen
(Driginalfd^rif ten t^ierüber erljielt, als bie grögte IPot^ltl^at anfelje,
bie €ure (tt^urfftl. Durd?leud?t ber IPelt, mir unb allen (Setäwfd^ten
erseigten, unb barüber id? mic^, als über Befreiung pon einer
fd?u)eren Sflaoenfette unb ber größten Blinbl^eit tjer3lid? freuen
mürbe, wenn nid?t bie traurigen (folgen biefer memer Blinbl^ett
mic^ immer nod? barauf 3urücferinnerten. 3^ betljeure, bag id? als
ein majorer fatl^olifd?er Ct^rift, als ein rul^iger, getreuer, allen Befel^len
unb (Sefe^en (Euer (tfjurfürftl. Durc^leud^t ofjne 2lusnaljme gefjorfamer
Unterttian 3U leben unb 3U fterben bereit bin; bag ic^ bereit bin
meinen fdjon be.i 27*«" 2luguft ;785, bas ift, gleid? ben Cag nac^
ber im geiftlidjen Hatl^ gefc^et^enen Publication, ausgepellten Revers,
begen ^luffa^ id? nod? l^abe, nod^mal unb mit allen 3U üerlangenben
gufäften unb (Jörmlid^feiten 3U erneuern, ja auf (Erforbern felbji im
öffentlichen Drucfe, um auc^ jeben Schatten von gmeifel an meiner
Denfungsart 3tt 3ernidjten, unter Dorausfegung meines Hamens in
^32 tnbiptg (frontjofer
einer umflSnbltt^en (Erflärung meine unget^euc^eltfle Stnnesänberung
in Betreff bes lUuminatismi famt ben Urfad^en btefer Sinnesanberung,
unb was bal^in etnfc^Iägig ifi, mit unocriDerflic^en Beroeifen bar3n*
fteüen. 3n biefer f^inftc^t benn I^offe ic^ mieber ber liö4>ften £julb
(Hner Ctjurfürfll. Durc^Ieud?t tpürbig 3U (eyn. (Serul^en t^öd^ftbicfelben
auf meine entfe^Itd?e £age einen oer3eiI]cnben ft^oncnben Blicf 3U
iperfen, mir eben bie (Snabe angebeil^en 3« laffen, bie fc^on fo mand^e
anbere 3üuminaten, unb unter biefen oieüeid?t einige minber fc^ulb*
lofe als ic^, gcfunben Ijaben, uinfomel^r als ja allen Heumütljtgen
unb Reversirten t|öd?|ibero Hac^lidyt, IlTilbe unb ^Infieüung in meljreren
Decretis, unb mir begonbers in ^we^ Rescripten, felbft in bem, bas
midi von bem mir 3U fofifpieligen ^inab3ieljen nad^ Straubing aus
ben erljeblid?ften (Srünben, bie mein submissejtes bamaligcs 2lnlangen
porlegte, ausbrücflic^ dispensirte, gnäbigft 3ugefic^ert roorben. Äe«
ruljen (Eure <£ljurfftl. Durd^leudjt auf meine bcy (Selegcnljeit ©er«
fd^iebener Aperturen met^rmalen eingereid^te untertt|änigjte 3ittfd?riften
enblic^ eine mitleibigfte Hürfftd^t 3U nefjmen, unb mid? lieber in
Ijöd^ftiljren Dienften an einen in meiner leötoerlornen Stelle, ber td?
^ 3al^re »irflic^ frequenttrenber IRatti war, in etujas aequivalenten
pojien mie immer ausuferen. 3" 3uoerjtd?tIid?fter £^offnung einer
gnäbigfien Bitteserljör empfel^le ic^ mid? bemnac^ 3U biefen unb
ferneren (£ljurfür|il. Ijöd^jten £Julben unb (bnaben in tief jler €ljrfurc^t
(Euer (£f|urfürjtl. Durd?leuc^t
untertl{änigfl get{orfam{ler
iubmig ifronljofer.
2tm Kopf Mefes S<ijreibens finbet ftc^ bie (bie (gntfdjeibung
bes (ßefudjs fonftatierenöej Bcmerfun^: „Soll auf fic^ beru^en"(I).
Dtefe itbipeifung ifielt aoet ^ronljofer — wie audj aus öem
(Eingang bes folgenben Scijreibens IjerDorgeljt — nidjt ab, um
6te in (Erleöigung gefommene Stelle eines Sdjulfuratelfefretärs
^xdj 5u bewerben, ^n ^Sc^fter Stelle fdjeint man aud) urfprungltc^
einer ©etpä^rung biefer Bitte nidjt abgeneigt geojefen $u fein,
6as geiftli(ije HatsfoUegium mur6e ja 5ur 2tbgabe eines ©ut*
adjtens aufgeforbert, unö biefcs tonnte, um nii^t eine offen»
bare Ungeredjtigfeit gegen einen anbern Kompetenten 5U be*
ge^en unb gegen bas einf(^ldgige Hedjt einer anbern Be^örbe
5U oerftof en, ben Petenten srpar nidjt für bie eben pafaute Stelle
empfeljlen, aber bas getftli<ije HatsfoUegtUm na^m gar feinen
2tnftanb, bie Perbienfte bes Sdjulmanns ^ron^ofer 5U fon*
ftatieren unb ben geacljteten 3^^^*"^^^" ^^^ ^0(i}ften (ßnabe 5U
empfehlen, ^ron^ofer, barüber ^xdietlidi informiert, reii^te
ein tt>ieberljoltes ©efuc^ (praes. \2*2tuguft \7^\) ein, in weldjem
er in fdjrillften Conen ber ,,X?er5tt)eipung" unb „gänsli^en Brob=
loftgfeit" um „fdjleunige ein ftu? eilige ^ilfe" p^ljt:
üoii iubiPtg nXuggentt^aler. ^33
Purd^Ieuc^tigPer Ct^urfürft,
(SnäbigPer Qerr, QerrI
init bei irmigpen lPel|mutt^ erfut^r id? jüngftl|tu, als td? um bic
IPiebercrlaiigung bes geheimen Curatel-Secretariats nad? 2lblcibcn
meines bcgfaüs geroefencii ttad?fofgcrs Hlcol. goller untertl|änig(l
supplicirte, haf( id? mit meinem (Sefuc^ 5U fpät gekommen, unb bicfer
poften fd?on einige Cage oor feinem Eintritt unb meiner 2lnmelbung,
burc^ ben geheimen Secretär Nemmer t>en jüngeren 3»ar aud? einen
eljemaligen 3IIuminaten'§ögIing |: ein Umftanb , ber mid? btefer unb
anberer Stellen oerlujtig gemacht t^atte :| befefet »orben mar. 3(^ bin
inbegen weit entfernt itjn begt^alb im Hlinbeften 3U beneiben, fonbern
gönne jebem gerne fein (Slücf, i^ahe bieg geit iebens gettjan, unb
eben barum, unb n?egen meiner angebol^rnen Sd^üd^ternl^eit unb
Un3ubringlic^feit meljrmalen, befonbers feit ben 6 3atjren meines
Unglüds unb meiner gänslic^en Broblop^feit, ben Kür3eren ge5ogen,
wie and? gleic^ l|ier n?ieber ber ^aü wat, tnbem id? mid? nid?t getraute
um bes meljr (^ebad^Un goüers Sieüe, ba fte boc^ Dorthin mit unter
bie meinige mar, nod? bey Cebjeiten biefes Hlannes, ob er gleid? fc^on
übei; ein ^aliv beynai^e im Dienft unfä()ig gemefen, an3u$alten, unb
baburc^ eben meinen §n?ed rerfet^Ite. Hun ijt es aber, önäbigjter
Qerr, %rr! mit mir aufs äugerfte gefommen, nnb weil je^t auc^
biefer 2lnfer ber Hoffnung, bas getjeime Curatel-Secretariat nSmlic^,
baburd? ic^ sine Aggravio summt Aerarii oenigftens einen einjiroei*
ligen pla^ mieber. 3U erringen backte, fo unoermutt^et meinen Qänben
entfc^ipunben ift, fo ipeig id? mir in biefer fc^redlic^en £age nid?t
* mei)r 3U rattjen, unb mug 3ule^t noc^, aus Xllangel aller ausfielt,
(Sattin, Permanbte nnb mein liebes Paterlanb n?iber meinen IPillen
oerlaffen, unb ipie ein 2lbentljeurer in ber n?eiten H>elt mein Qeil
fuc^en, wenn nic^t (Euer Cljurfürftl. Durd^leuc^t mir balb bie l^ulb*
DoUfte Paterljanb reichen, unb einen Croftlofen bem fürd^terlic^pen
2lbgrunb ber Per3n?eiÄ[ung entreißen. (Ein ein3iges mittel noc^, unb
3war nad^ftel^enbes , moburd^ mir fd^leunige einftn>eilige Qilfe
|: oljne Befd^iperbe Ijöc^jtbero Aerarii, wie fd^on oben ^ebad^t :| jugel^en
fönnte, geruljen l{dd;[tbiefelben einer milbeften HüJftd^t 3U n^iirbigen.
3ene ^00 fl. , bie mir oon meinem getrabten (ßet^alte ad 900 fl. — ,
nac^ meiner (Entlaffung als resp. auf bem ianbe einftoeilen 3U ge-
ntegen Ijabenbe Penrsion |: mie ic^ benn 3U meiner Schwiegermutter
3iel|en 3U wollen felbft im bamaligen 2lnlangen Dorf(^rteb, als aber
bieg nid^t anging, es ebenfo getreulich n>ieber fc^riftlicb an3etgte :| laut
tjöd^pen l^ier in copia vidimata untertl^äntgfi beygelegten Rescripts
Dom 16*«« Dec. ^785 bis auf anberipeite Placirung, welches
ausbrücflic^ barinen entljalten, aus bem geiftlic^en Hatl{S beutfd^en
Sc^ulfonb belajfen, unoermutljet aber burc^ ein ebenfalls l^öc^ftes
Rescript Dom ^9*«njulii ^787 |: barinnen jebod?, eben rote in bem oor*
tjergeljenben tjöc^ften Rescriptis, bie Peranlajfung nid^t ausgebrudt
ift, fo ipie ic^ aud^ niemal über etwas constituirt warb :| wieber ein*
ge3ogen worben; jene ^00 p., fage idf, jtnb es bemnadj, um beren
IPieberertlieilun^ id? ffel^entlid? bitte, uub 3war a die exspirationis,
bamit ic^ nur xn etwas meiner, nadf in3wifc^en aufge3el^rtem Per*
mögen meiner (5attin, burc^ Deräugerung unb 3. C Perhypothecirung
ber meinen Qabfeligf eiten , unb burd? einen fc^on feit bem erftem
t)erluft oon ^785 nod^ oiel grögeren Befolbungsentgang angel^äuften
bringenbften Sc^ulben 3U bef riebigen im Staube wäre, auger begen
3al)rbnc^ fdr VflSmdientt (Sefcf). IL 28
^3^ fnbmi^ Jronljofer
id? fonfl in feinem Jfatl, auc^ tpenn mir pro futuro ein tpeit ergiebigerer
Untert)alt angen>iefen n>ürbe, mic^ jemal roieber coüfommen erholen
föiinte. 3d? fud^e ober biefe tjöd?fie (Snabe nid^t unter bem tLxiel
einer Pension, fonbem will gerne baruin Pienße ii^un, unb bitte baljcr
mi(^ bamit, oie mit einem IPartgelb, als roirüid? frequentirenben
getjeimen Sefretär in ber Anciennctäts-(Drbnnng an3ufteflen, bie mid?
nad} bem gnäbigften Defret vom io**«Januarii ^782 beträfe, babnrd?
idf unter anberu u>trflid?er Hatlj, resp. oielmetjr freqncntirenb Sd?ul^
rattj geworben, andf in biefer (Qualität ^ 3«^^^^ ^^V*" geipiic^en
Hatl{S'CoUegio gefranben; bie^ attes jeboc^ ot^ne uunbejie ifTaaggabe
unb etn>a nur infolange, bis irgenb ein convenabler £anbbienjl offen
wirb, ber freylid? bas angeneljmfie giel meiner Xüunfd?e wäre. §u
bem (Enbe berufe id^ mid^ benn nod^mal auf alle meine bist^erigen, be^
fonbers bie legten ^wo untertljänigften öittfc^riften, barinnen tdj bie
Stuffenreitje meiner ungeijört mi^ betroffenen UnglürfsfdUe |: ba3u
inbegen, neben bem Illuminatismum , aud; pietteid^t meine manchmal
3U ^c^tbare ^ifte in Verfechtung hts beutfc^en Sc^uMnteresse, unb
mein Senel^men bey CoUisionen ber beiben Sd^uläfle etmas beyge-
tragen tjaben :| , ferner bie innigfte Heue über meine eljemalige, aus
Hi^tfenntnig ber matjren Befd^affentjcit ber Sad^e Ijerrulirenbe 21ns
Ifänglic^feit an ben fatalen Illuminatismum; meine feit mef^rercn
3aljren begfalls geänberte Denfungsart; meinen 2lbfd?eu oor biefer
unb anbem bergl. Seften, umf^änblic^ barlegte; mic^ auf meinen
Dorlängft ajisgefieUten Revers bejog, unb mid? 3U allen proben, ba%
mir biefe 2lu|erungen n?al?rer (Krnji jlnb, erbotlj, baburd? aber bie
tjöd^fie Vergebung unb 2lufljebnng meiner fc^on fo lange baucrnben
Brobloftg!eit untertl^änigft aufleimte. 3^ berufe mid^, fage id?, Ijierauf,
unb in ber lebl^aften guoerjtd^t auf (Euerer Cl^urfärpl. Purd^leudjt
meltbefannte angebol^rne Sdjoiiungs* unb Hac^fi^^^^*^^^ ^^ff^ ^^
Vergebung, ^ulb unb (5nahe, iinb benfe mir meinen gnäbigpen £anbes»
tjerrn als ben bejien Vater, ber, roie unfer aller Vater im Qimmel,
feiner fleljenben Kinbcr Untergang nid^t motten fann, fonbem t>a% fie
iljre jf eitler einfetten, pd? beffern nnb leben. Unb fo getröfte ic^ mid?
bemnad? einer gnäbigjlen Bitteserl|ör , ba3u idf mid?, mie 3U anbem
c^urfür^lid^en tjöc^ften Bulben unb (Snahen in tieffier (Et^rfurd^t em*
pfeljle.
(Euerer. (El^urfürpiic^en Purd^leuc^t
untertt{änig{l gel^orfamßer
£ubmig Jronljof er" ^^''.
2tuf öem Kopf audj öiefes Schreibens finbet fic^ Me Hoti^:
,,SolI auf ftdj beruljen". ^ron^ofer xvav alfo bem €IenSe
ipeiter preisgegeben, unö öies muf gerabesu auffaDenb erfc^tnen,
öenn bas getftlidje HatsfoUegium u)te audj öie gel^etme SdinU
furatel (f^ unten) fdjtenen t^nt nadi wk Dor (ympat^ifd) suget^an
5U fein, fpradjen ftete ju feinen (ßunften; nodf im 3a^re ^798
fprid^t öte Sc^ulfuratel in ber Perbefd^eibung eines Petitums,
tpeld^es HormalIet?rer IDinfler, ^ron^ofers Hadjf olger, ge=
ftellt, rüt^menb pon ^ront?ofers IDirffamfeit^^®; ja felbft an
^ödjfter Stelle fdjien man, loenigftens anfangs, einer Rumänen
Beljanblung audf b^s remooierten Sdjulrats unb Heftors ft<^
von £ubiPtg IHuggcntl^aler. - ^35
Siyuneigen. Cro^ alI6cni aber erfäljrt ^froiiljofer eine immer
fc^roffere un6 ungereimtere 8eljanölun$; er mufte gleidj nadj
feiner Hemooterung üon öer Sd^uJratsftelle, irie er felbft in
einem Sdjreiben an öie Ijödffte Stelle 5U bemerfen ftdj erlaubt,
einen „Revers" betreffs feiner ferneren Stellung 5um 3Duminaten=
oröen ausftellen, u>as öoc^ nur bie Beöeutung 6er lDieber=
t)eru?enöung in anberer IDeife I^aben fann; es Ijief in jenem
Jtbfe^ungsöefrete ausörüdlid) ,,bi5 auf weitere Placirung'',
un6 ^ronljofer erlaubt ftdj audj öarauf ^insuroeifen , öaf
„aDen Heumütigen unö Reversirten Ijödjftöero IXadifiifi un6 ITlilöe
unö 2lnfteUung in meljreren Decretis unö mir befonbers in
5U5ei Rescripten gnäöigft 5Ugefidjert tporöen". 2tber
aü öiefe gufidjerungen un6 Perfprec^ungen tpuröen an Ijödjfter
Stelle nic^t geljalteU; oielmeljr tpurbe ^ronljofer — wie voxt
fpäter aus einem Sdjreiben 5es geiftlic^en HatsfoUegiums felbft
erfahren {f. unten) — €n6e 3wK 1^87 o^ne aDe Peranlaffung
gans aufer (ße^alt gefe^t> unb öasfelbe geiftitdje Hats=
foDegium erflärt nad) 3aljren in einem Sdjreiben an ben Kur»
fürften Vfla^ 3ofeplj IV., öaf es über öie an ^ronljofer
begangenen Üngeredfttgfeiten feinen 2luffd?Iuf geben fönne,
6enn es finbe fid) 6at)on nidjts in feiner Kegiftratur (f* unten)^
Da fdjetnt es ja, als ob eine unftc^tbare ^anö aus bunflem
Qtntergrunöe ^ron^ofer ftets nieber5u6rücfen unö 5U per»
nickten jtc^ bemüljte. So u>ar es audj. €s fann Ijier nur
fürs öarauf Ijingeöeutet werben, baf unter Karl Cljeobor
bie (Eijefuiten bas verlorene ^elb u>ieber 5U erobern ftdj an-
fc^icften unb ber Kurfürft ftc^ 5U i^rem willigen IDerfseuge
ma^te; befonbers waren es ber 3^futtenpater ^ranf (Beidjt-
oater bes Kurfürften) unb feine ,,Kreatur", ber geheime Hat
p. Cippert, weldje es als tt?re 2lufgabe betradjteten, ber geiftigen
Bewegung, bie fic^ unter Vfla^ 3ofept? III. 8a^n gebrodjen,
bie Cebensaber 5U unterbinben» ZlTay ^oUv^ HI- M*ß ^^^
Ztfabemie als ZlTetropoIe ber Bilbung gegrünbet — unter Karl
C^eobor rettete, wie fdjon angebeutet, bie ^ürfpradje bes
fdjneibigen Benebiftinerpaters Ken neb y bie 2lfabemie, bie burc^
bie Denunsiation ^ranfs unb Ctpperts in i^rer
€yiften5 bebroljt war***. IXla^ 3oUvil HI. perorbnete,
ba^ bie (Bükt bes (t773) aufgehobenen 3^fwttenorbens nidjt
„infamertrt'', fonbern für bie Schulen üerwenbet werben f ollen;
Karl Cljeobor bagegen üerorbnete, ba^ mit biefem PermSgen
eine 3öl?ö""i*^'^ö'^^^"sp^ö^i"$ S^r Befämpfung bes Unglaubens
unb ber Ungläubigen botiert werbe; ben Unterljalt für bie Schulen,
©ymnaften u. f. f. überlief er bem prälatenftanb i. e. ben Klöftern,
28*
^36 fnbiplg Jronljofcr
öie jtc^ 6ie £aft gefallen liefen, tpeil il^nen baöurdj 6ie Schulen
ausgeliefert tpurben. So wat öer Sdjulbeftanb u)efentlidj b^bvoifi,
un6 ein befonberes Peröienft bes Beneöiftineroröens tft es, öaf
nidjt alle unter TXlajc 3ofep^ IIL ^ier ausgeftreute Saat per^
nicktet voütbt: Unkt lUa^c ^o^epii IIL wat öie (ßrfin&ung 6es
3Uumtnatenorbens un6 feine Jlusbreitung niSglidj, unter ICarl
Cljeoöor beu)irften 6ie 3^fwiten feine 2tufl?ebung. 2lber öiefe
lief fidj nidjt pon f urser ßanb 6urdjffi^ren, öas erforderte (ßeiralt,
unö man fdjeuto por öiefer nid^t 5urä(f : ein 3"^wifi^iö"^9^J^^*
tt)ur6e eingeridjtet, 6as öie Verfolgung öes 3It^^i"<i*^"^^^^^"S/
öie 2Juffpürung feiner ZITitglieöer u. ögL berufsniäf ig betrieb, an
öer Spi^e öesfelben aber ftanö Cippert; „Cipperts Hegierung
fann öie Hegierung öes bayrifdjen Hobespierre genannt
tt>eröen" (IDeftenrieöer), unö er u)uröe audj für „öie ntit
unermüöetem ^leif geleifteten Dienfte" Pon Karl Cljeoöor 5um
(ßeljeimrat, \797 fogar 5um ,,€ölen Pon" erhoben. Die TXlondie
— mit 2lusnal^me öer Beneöiftiner — fYmpat^fterten mit öiefen
Ke^ernerf olgern, unö „über öie ZTtaf regeln, tpeldje KarlC^eoöor
t782 unö \785 u. ö. 5ur Unterörüdung öes ^reimaureroröens unö
öer 3Uuminaten ergriff, u>aren öie Kapusiner ebenfalls feljr per=
gnügt, fte belobten öen €ifer öes Kurfürften unö ipünfd?ten eifrig,
öaf er Ijierin nidjt erfaltc, fonöern fortfahre, „öiefeZTtenfdjen
5U pertilgen" *^^ Diefer bayrifclje Hobespierre ftredte feine
Polypenarme aud} gegen ^ronljofer aus, öer als 2tfaöemifer
bereits einen Hamen unö fdjon öurdj feine Heöe (Ober Peutfc^«
lanös belletr. gölö» 3^^?*^^^^^^^^* ^^j/ «benfo öurc^ feine 2tb=
^anölung ,;Über öas Stuöium öer Kupferfted^erey" grofes 2tuf*
feigen gemadjt unö öen Beftanö öer beUetrifc^en Klaffe gefiebert
5U ^aben fdjien; tt>eiter ftanö ^ron^ofer ftets im Hufe eines
ausgeseidjneten Schulmannes unö Päöagogen (feine Sdjulreöen
ujeröen in 3<^^^"^I^" befprodjen unö im 2lus5uge mitgeteilt).
(Einen foldjen einpufreidjen ZHann unö ^n(^enbztiklict, öer nooj
Öa5u als ZHitglieö öes 3Kw^i"^*^"<^^^^"^ P^ entpuppte oöer
entöedt n?uröe, pon aller XDirffamfeit fernesu galten, mufte öer
bayrifdje Hobespierre als ^ersensangelegen^eit betrad^ten. Da^er
finöen ujeöer ^ron^ofers (ßefudje, nodj öie befürroortenöen
®utadjten ein (ßel)ör, öaljer enölid? öie fategorifc^e 2lbu)eifung
^ronljofers: „Seine Cl^urfürftl. Durdfleudjt laffen anöurc^
^Sdjftöeren (ßeljeimen Sdjul-Curatel auf iljren in Betreff öes um
IDieöeranfteUung beY öer eben geöad^ten Sdjul-Curatel Secre-
tariats-S teile untertl)änigft fupplisirenöen £uöu)ig ^ronljofers
erftatteten Beridyt pro Resolutione gnäöigft unperijalten, öaf,
weil iljn ^ödjftöiefelben ipeöer bey obiger nodj bey einer anöern
von £ubtPt9 HTugdentt^aler. 1^57
Stelle me^r aufteilen, nodf iljm eine Pension 5U geben geöenfen,
öemfelben alfo auf feinen unftatt^af ten (ßefudj ein für allellTal
öie 2lbtpeifun$ bcöeutet werben folle. ZlTüncI^en ant
30. November \79\". Das Defret ift unterseidjnet mit ,,üon
Cippert" (I).
€s ift 5tpar nirgenös öapon 6ie He6e, öaf audj^ronljofer
in We «ja^Ireidjen ^äntifdjen 3ubeH)Yntnen unö Satiren" mit^
einftimmte, roeldje in Bayern öer am t6. ^ebruar \799 erfolgte
Coö Karl C^eoöors ^erüorrief ^^^, moljl aber fanöte audj er
mit Dielen anöern öem neuen ^errfc^er feinen poetifc^en ©ruf
un6 örüdte in einer ®6e, 6ie sugleic^ ^ron^ofers Sc^roanen-
gefang ift, 6ie jtd^ere Hoffnung aus, 6af mit lUay 3ofep^ IV.
&lnd unö ^rieben in Bayern tpieöer einsieljen meröen. 3^ fö"f*
Seljn 3^^^^ tiefften €lenös fonnten 6em gebrodjenen ZlXanne öen
Vilnt nidjt DoUen6s rauben, an öie Hüdfeljr feines perfönlic^en
(ßlücfes nodj 5U glauben, un5 nun in HIay3^f^P^ ^^" IDieöer»
bringer öesfelben 5U erbltcfen. Kaum oier IDodjen nadj 6em
Kegierungsantritte öesfelben magte ^ronljofer an 6en Stufen
öes C^rones ein Bittgefud? (dd. 22. ZHärs \799) um gnäöige
Perleitjung eines „feinen Kräften un6 porigen Perljältnijfen an-^
gemeffencn Poftens" nie6er5ulegen ; am ^9. 2lpril (799 n>ie6er-
t^olte er fein (ßefudj; am [6. TXlai \799 bittet er abermals in
einem Sdjreiben fpe5ieU um XDieberanfteUung als Sc^ulrat öes
geiftlidjen Hatsfollegiums. ^ronljofer ^atte nidjt 5U üiel ge«
n>agt. Tim 6. 2tpril \799 ergel)t an öas geiftlidje KatsfoUegium
öie 2tufforöerung : „tt)ie öem Bittfteller 5U Reifen voäte, unö n>ie
allenfalls feine Kenntniffe u^citers benü^t n^eröcn tonnten, ift
föröerlidj einsuberid^ten"*^*. Unö als Jlntmort auf jenes sroeite
unö öa^er für öringenö erachtete Bittgefuc^ dd. \^. 2tpril \799
ergeljt an öas geiftlidje Hatsfollegium folgenöe XDeifung:
„Der el^emaltgc 5c^ulratl| £ubipig fronl^ofer lütebert^olt in
bevliegenben Bittfc^riften bie Dorfteüung feiner el^emaligen 23cbmcf=
ungcit unb hiiiet inbegen in feinen briiigenben Umftänben um jene
^00 (Sulben, iDcldje er el^emals aus bem beutfc^en Sd^ulfonb genoffen
l^at. Sr. (£l?urfürfil, Durd?lauci?t molleu auc^ bcmfelben gnäbigft Qilfe
leijten, foI]tn, wenn bie Cassa Umßänbe es ntd^t etwa untl^unlid^
machen, il|m l^iemit obige ^00 fl. |: näl|mlic^ 200 nnb 50 3U t>en feiner
(Sattin ifc^on angcmiefenen ^oo unb 50 (Sulben :| aus ber beutfcf^en
Sc^ul Cassa einsmeilen bis allenfalls 3U feiner ipirflid?en 2lnpeUung,
gnäbigji 5U bewilligen. Wonadj bas IPeitere 3U üerfügen ifi.
UTünc^en ben 20* 2lprtls ^199.
Max. Jos. €l^urfürft."»ö3
2tudj in einem furfürftlidjen (Erlag dd. {5. 2^m \7^^
n>uröe bereits öem geiftlidjen Hatsfollegium öer Ijöc^fte IDiUe,
Jronfjofer als Sdjulrat 5U reaflioieren, funögegeben unö öas»
/^38 fubiptg ^ronliofer
felbc aufgeforbert; in feinem ©utadjten auf 6iefen Punft Hücf^
jidjt 5U nehmen. Das XatsfoIIcgium unterbreitete auc^ &ent Kur^
fürften ein für ^ronljofer ^ödjft fc^meidjeUjaftes (ßutac^tcn
[dd. 29. 3uni \799)/,u)eId)es einen 6eutlid>en Beweis bafür liefert,
oaf es öem gelotisntus tro^ fünfsel^njä^riger Jlnftrengungen
ni^t selang, öen guten 2Juf ^ronljofers 5U erfdjüttern. Das
gciftlid^e XatsfoUegimn ipünfdjt aud) je^t nodj ^ron^ofer an
einem — wie es felbft fagt — für ^öröerung öer allgemeinen
23iI6ungsintereffen feljr beöeutungspoUen Poften 5U fe^en: ,,Der
Sc^uU Deputation ift audj öic (Dbforge un6 Administration öes
öeutfdjen Sd)ulfon6s Sucher :=t?erlags gndöigft übertragen, eine
2tnftalt, öie öie ganse Cätigfeit eines ZHannes erforöert unö öie,
ipenn pe geljSrig geleitet würöe, pon 5em ausgebreitetften Hülfen
fowol für öas Publifum als für öen Sdjulfonö felbft tDeröen
fönnte"; öas geiftlidje SatsfoDegium erfidrt aber ^ron^ofer
als öen geeignetften lITann für öiefe Stelle, unö iwav ipcgen
feiner päöagogifdj praftifc^en Oc^tigfeit unö wegen feiner all»
gemeinen Bilöung, öenn ^ronljofer fei öer Zftann, öer öie
swedlofen unö unfdjidlidjen Südjer aus5ufdjeiöen, öie 'neu auf»
5ulegenöen aus5un?a^len, öie (Drt^ograpl^ie öarin 5U ocrbeffern
unö öafür 5U forgen wiffe, öaf „f^fli^ porgetragene unö öen
je^igen S^^tl^^^fi^f^iff^" angemcffene Sdjriften aufgelegt unö in
unfern Canöfdjulen eingeführt würöen"; öabei weift öas Hats^
foÜegium fpe5iell öarauf ^in, öaf fo piete ^exdinuxK^^n unö
Kupferftic^e für öen Sdjulfonös^Büdjerperlag beigefdjafft weröen
müffeU; unö „fo fSnnte öer Kat^ ^ronI?ofer bei öiefem ^a(^e
auf eine für feinen (ßefdjmacf unö Kenntnis inKunft«
fachen angenehme unö für öen Perlag fe^r nü^lic^e
2t rt befcfjäftigt weröen". Das geiftlidje HatsfoUegium ftellt
öal?er an öen Kurfürften öie Bitte, ^ronljofer jum Kommiffär
für öen Sdjulfonös==Büdjerperlag 5U ernennen unö i^n öes^lb
als lUitglieö (Hat) in öie Sdjulöeputation aufsuneljmen ^^\
Daraufljin befcfjliegt öer Kurfürft (dd. \8**" 3ulius \799):
„Wiv tiahen auf bas oom geiftlic^en Hatijs Directorio am 29. o. in
abgegebene (Sutac^ten gnäbigft 5U befd^Iiegen gerutjt: ba^ unfer
Hatl^ £ubipig ^ronljofer als orbentli^ frequentirenbcr
Sc^ulratl^unb 3ugletc^ als (EommiffSr über ben beut fc^eii
5d?ulf onbs«Büd?er Derlag mit ber (Dberauf fic^t über
bieDrurfereyunb benBüd^eroerfdyleifibesfelben, ipieber
gnäbigft ange ftellt n?erbe, fofort aud? unb nadf iljm ber Scf?ul
Deputations Betfifeer Sc^ul Heftor IHic^ael Steiner als ebenfalls
orbentltc^ frequentirenber Sd^ulratlj nun^mel^r iDtrfltd? etnritcfen fott."
^ronljofer wuröe fomit glänsenöe, offi$ietIe Sa tisfaftion
5U teil, unö um iljm auc^ ootle pnansielle (ßenugt^uung weröen
von £ubn>i9 IITu$9entl|aIer. ^5^
5U laffiju, wutbe iljm fc^on im nddjften 3^^^^ f^i^ ©e^alt auf
Sic ^ö^e öer Don i^m ehemals beiogenen Summe er9än5t:
„Wix finb bnrcf? bie üon Unfcrm iDoljlDerbtcnten Sdjulratl^ ^^ r o n *
t^ofer in beylie^enber PorfleUung angefüi^rten rücfflc^tsipnrbtgen
(Srüiibc nnb oorgcfc^rtcbenen Derliältniffe gnäbtgft bemogen iDorbcn:
bcmfclben bie it^m an feinem el^emals geno§enem (Set^alt
nodf fetjlenben fünft^unbcrt (Sulben aus bem bentfc^en
5d?ulfonb oon bem erficn bes gegenmärtigen (Quartals
an^e^an^en, gnäbigji ju bewilligen, bod? oljne aße folge für
anbete nnb nur auf fo lange, bis il^m bas Häl^müc^e aus einer
anbetn ÖJncüc aösgemittelt werben fann. Sollte jebod^ mit (5runb
beriefen werben fönnen, ba% gebac^ter Sc^ulfonb biefe einsweilige
2lusgabe nic^t tragen fann, fo wäre fold^es nod^ ein3uberic^ten, im
entgegengefe^ten falle aber bie §at{Iung otjne weitters an5uweifen.
UTünd^en ben [2^^^ Ulai ^8oo
UT a j 3 0 f .
(Etjurfürfi.
col llemmer''*®^
XDic toxv aus einem Schreiben öes geiftlidjen HatsfoHegiums
(f. unten) erfaljren, ^at ^ron^ofer felbft „^s leiber Dorausgefagt,
oaf er oem Sd}ulfon6 nic^t lange 5ur £aft fallen un6 6ie wenigen
perme^rten 2TTonat^sgeI6er öemfelbcn wenig genug füljlbar feyn
tperöen". Seine Propljeseiung ging leiber in (Erfüllung; Kummer
un6 junger, 6ie ^aiixe lang an i^m genagt un6 iljn 5rei 3^^^^
lang aufs Kranf enlager gemorfen, Ijatten feine Kräfte allmäljlidj er«
fc^pft, ^ronI)ofer ftarbaudj an „€ntfräftung", am ?.HoDember
\800. XDie Ifodi JronI)ofer unter öem neuen Kegime in (Eljren
geljalten n?ur6e, ge^t 6araus ^error, 5af man öas i^m einft
roiöerfa^rene Unrecht and) nadf feinem Coöe noc^ 5U füljnen unö
öen iljm 5ugefügten Sdjaben 5U reparieren fudjte» Die „c^urfürftL
getftl. Hatljs Sd?ulöeputations=Hätljin IDittu^e" ^ronljofer ftellt
ein Bittgefudj — öasfelbe beginnt naiü: ,,Dier5eljn üolle ^^ifu
litt mein ^eute JTTorgens oerftorbener ZHann" ic» —, ^ebt 6arin
öie mit raftlofem (Eifer gepaarten ^ä^igfeiten il?res ZHannes
Ijeroor, „unö nun ift er to6t"; fxe bered^net öen „unperfc^ulöet
erlittenen (ßelöentgang" aus früljerer geit auf „-^ fl." (5eljntaufenö
(Bulben), unö bittet ba^er, itjr „ftatt 5es einer Kattjsroitttpe- be=
ftimmten jäljrtidjen (ßnaöenge^alts von 200 fl. tpenigftens
300 p. als eine Pension gnäöigft 5U beu>illigen"^^^. 2)er Kur»
fürft foröert „mit Kücfftdjt auf öie Peröienfte bes perftorbenen
Sdjulrat^s" gittadjtlidjen Beridjt pom geiftlidjen Hatsfollegium,
öiefes gibt einen Überbticf über ^ronljofers Cfjätigfdt, (ße^alts»
perljältniffe un5 erlittene Kränfungen , erflärt in besug auf
le^tere: „marum 6as alles gefdjeljen, barüber fönnen u)ir (Eurer
(C^urfürftl. Durdjlaudjt feine 2tuffct;lüffe geben, ipeil fic^ 6ef»
falls $ar feine 2tftenftflde in unferer Registratur
— piclleidjt in gar feiner — porfinöen" (II); bas
HatefoUcsium erfWrt Jron^ofer als einen „um öas 6eu tfc^e
Sd^ulwefen in Bayern getüif beft perbienten Znann'',
unö empfieljlt baljer bas Bittgefuc^ öer Xatstpitme 5U gnäWgfter
Bcrücfjtdjtiguns, un6 iwat aud) mit Hüdftc^t auf Me ungerecht
erlittenen finansiellen Perlufte bes^ron^ofer fdjen (Eljepaares ^ ® ^.
Der Kurffirft befdjiof aud) in öiefem Sinne ^^®, 6ie Hatsmittpe
^ron^ofer erhielt 300 fl. Penfton unb bas ^inan5mintfterial«
öepartoment Ijiernac^ fofortige Ztnmeifung^^^.
Das Sd^recfensfvfteni Cipperts perörängte öie u>firMgften
unö peröienftpoUften ZTlänner pon 2Jmt un6 XDüröen; audj
^ron^oferfiel bcmfelben 5um (Dpfer, 6er erftpierstgjäljrige ZlTann
wirb in fdjönfter C^ätigfeit unterbrodjen, für immer laljm gelegt.
£ebens* unö £^araftcrbilö eines foldjen Znartyrers füf Bilbung
unö 2Juff lärung erfdjeint in öoppelt beflem Cidjte, ftdjer in Ijellerem,
als öas £ipperts , öer unter öer Hegierung öes milöen, aufgeflärten
Kurf ürften Vda^^oUv^i^ auffäDigfter U)eife als ,,€r5Öef lamator
u>iöer öie ^e^vAkn'* fJdj ^erportt^at, unter Karl Cl^eoöors
gegenteiligem Hcgimc „ein Henegat für öie 3^fuiten" würbe, unö
unter 2nay3ofep^IV. nidjt me^r ^ext fanb, öen ZlTantel aber«
mals nad? öem IDinöe 5U Ijängen, öenn nad? öer C^ronbefteigung
öiefes dürften n>uröe Cippert fofort, „meil öie furfurftlic^e He«
gierung eine neue (Einvidjtung öer Hegierungsgefdjäfte beabftc^tigte,
aller Stellen, Dienfte unö Pflidjten entljoben"; nur
öen ©et^eimratstitel unö eine f leine Penfton beljielt er^'^ Diefe
fdjleunige ITTafregelung Cipperts entfprad) aud) gan5 öer üolfs=
ftimmung, 3^1?^"" Kafpar p. Cippert u>uröe im Polfs«
munöe fpSttifd) immer nur „öer €öle pon" genannt, ja öer
bayrifdje Kobespierre u^ar in Polfsfretfen fo per^af t unö öiefes
I^affes jtd) fo flar berouf t, öaf er bei öer ^lud)t Karl C^eoöors
por öen anrücfenöen ^ransofen (\796) fuf fällig bat, mit öem
dürften öie Staöt perlaffen 5U öürfen; unö als er i. 3- ^800 ftarb,
erfdjienen fofort Pasquille, öie über öen tEoö öer „Baierns
ZHänner perfdjlingenöen'^Y^^*^" fro^locften^'^^ ZITit jenen
beiöen Kegierungsaf ten aber, öer 2Ibfe^ung Cipperts, öerlDieöer-
einfe^ung ^ron^ofers in (£l)ren unö IDüröen, inaugurierte
2n^? ^oUvh IV. treffenö feine öie Sad)e öer Bilöung unö
2Iufflärung ftd) aneignenöe Politif, öie öenn aud) unter feiner
Kegierung öie in öen legten öreif iger 3^^^^" ^^^ ac^t5el)nten
3al)rl)unöerts auf öem ©ebiete öes Sd^utoefens ausgeftreute Saat
in Bayern 5U fd)öner ^eitigung brachte.
von tnbw'iq niuggenti^aler. q^(f^\
Üueflennaiveife unö Mm^Ut
*
x) „VOas uns Subiptg o. Hönne über \>as Unterrtd^tstpefen bcs
preugifc^en Staates, Berlin "Sanb I, 1855, geliefert Ijat, flnb fel^r fd^ä^baie
<ßrunb3Ü9e unb ein reid^er TXi^i^axai von Befttmmnngen ber leitenben Be«
t^örben, aber fein lebensvolles 3ilb pom gefd?id^t liefen Perlaufe".
(Sd?mib, (EncyPL bes gef. Unterr.^ u. (Ers.^lP. öanb VI, 5. 160.) — „(Ein
lUerf, auf n>eld?cs ljtnf[d?tnc^ ber Polfs* unb IHittelfc^uIen <Dfierreid?s
in it^rcr (5efamttjeit n>ie in il^ren mid^tigflen ^Ibtl^eilungen ermiefen oerben
fönnte, be^eljt nid?t." ((Ebenbaf. Banb V, S. 566.)
2) Pie „Monumenta Germaniae paedagogica". — „Vot' unb frulj*
refornmtorifd^ Sd?uIorbnungen unb Sc^ulcerträge in beutfd^er unb nieber«
länbifd^er Sprad^e. fjerausgeg. Don 3oljannes IlTüIIer." I. 2lbt. 5d?ul«
orbungen u. f. w. ans b. 3. ^296— ^505. §fd?opau ^885.
5) K. ix. S^mx^, ^ncytioTf^hh bes gefammten (Erjieljungs* unb
Unterric^tsroefens, 23anb VI (2lrt. „preug. Polfsfd^nlmefen'', S. 159): „IPas
unfer beuttoer £anbsmann £J ep p e in feiner (Sefd^idyte bes beutfd?en P.'5d?.«tD.
giebt, i{l (0 gut, als es bie it{m mie jeberntann 5ugänglic^en unb befannten
bürftigen ® neuen ergeben".
^) Q. ditTf^t, (5efd?. bes beutfd^en Dolfsfc^ulmefens, Banb VI,
5. ^—^25.
5) Baoaria. £anbes« nnh PoIPsfunbe bes Königreichs Bayern. 'San'ii I,
S. 53^ jf.
6) fjeppe, a. a (D. Banb IV, 5. \o 2lnm.
7) (Ebenbaf. S. ^o.
8) (Ebenbaf. 5. 2.
9) (Ebenbaf. 5. \.
^o) 5d?mib, (Encyfl. \>zs gef. Unterr.« u. (Er5.-lP. Banb VI, S. ^59 ff.
U) (Ebenbaf. 'San\> X, S. ^59 ff. 3
12) (Ebenbaf. "Saxd) VII, 5. ^86. ff.
\3) (Ebenbaf. Banb I, 5. ^26 ff.
\ß^) &>zr(iioS 'Ban'^ I, 5. ^5^
\5) fronl^ofers Schriften:
a. „£ubu)ig Jronl^ofers (Erjier Derfuc^ in (ßebic^ten. IHit
einer Dorrebe bes d^urffirjll. geifllid^en Hatl? unb Canonici
'Btann. inün(^eni77o. Derlegts 30^01^" Hepomucf ^Jrife, d?urfürjll.
afabemifd?* unb bürgerlicher Bud?t^änbler näd?jl bem fdjönen Cljurin." (Dem
an ber ITtünd^ener ^of^ \\n\i StaatsbibliottieP ftd? flnbenben (Ejeinplare ift
ein Jlnl^arig u. b. C. „Dermifc^te (Sebid^te" beigebunbeii ; obmol^I biefer
Jliiljang typograpl^ifd? unb aud? orttjograptjifc^ von jenem ,,€rPer Perfud^"
abn?eidjt, fo gel]ören aber auc^ biefe „Dermifdjten <Sebid?te" unftreitig
frontjofer an, benn nac^ ^n\:ia\i unb form tragen fie (ßeijl unb (£tjara!ter
feiner übrigen (gebleute — 3. B. \ias (Sebid^t „DancHieb UTofis nad^ bem
2lusgange aus Ägypten" erinnert fd^on in Citel unb 3»^^(*^* Ö<^"3 ^^ ^^^
anbern?ärts (f. unt. c) jic^ finbenbe „Panflieb UTops nac^ bem Untergänge
ber 2le^vpter"; t>as (Sebic^t „2ln Qerrn M. G. B. S., (Einen ^od?t)erbienten
leerer in S." xotx^ ebenfalls fd?on im Citel auf Jroul^ofer l^in; has <5ebid?t
„Orthodoxissima seculi nostri tempora" fpric^t gan3 unb gar Jronljofers
Irfibe Selbjlerlcbniffc aus — ; bte ortljograptjtfd^cn Jltoeic^ungen aber er*
flärcn ftcb aus bem rafd?en Jortfc^ntte 3um Bcffcm, ben aerobe in bex
3ipettcn ^älfte bcs ad^i^eiinten Jatjrlinnberts bie beni\(iie Hed?tfc^retbung mad^te.
b. „(Dben bei (Sclegcnl^eit bcs Ijöd^Peu üxib erfreu Itdjficn Hegterutigs«
antrtHes Seiner Cljurfür^Ud^en Durd^Ieud^t 3tt p alsbaiern ic. 2c. B^evm,
^errn nTarimtltan 3ofept{s, utifers neuen gnäbt^flen Canbcspaters unb ber
2lnfunft Qödyjlbejfen burd^Icuc^ti^llen (Sematjhn , (f rau , ^f rau Karoline
Jfrieberife IDilijelmine , gebotjrner* Ularfgrä^nn von Babcn ic. ic , unfercr
neuen gnäbigften £anbesmuttcr. (Sefungen von £. S* (£ubn)ig fronljofer).
Vfimd^en, gebrucft bey ^ofeplj Sängl, bürgerlid^en Stabtbud^brucfer. J7 99."
c. X)rei <Sebid?te fronljofers finbcn jid? in feiner Sd^rift „Über b.
Stubium ber Kupf erfiec^erey" : „DanfUcb nTofis nad? ber Pertilguiig ber
2le(jYPter im rotten UTeere" (S. 278); ^poetifd?es 5enbfd?reibeu an einen
f reunb" (S. 299); ein (5ebid?t oljne 2luffc^rift, worin ber Hubensfd?e Kunft«
gcnius bid^terifd^ gefeiert ipirb (5. 3^7.) — Die als Beiträge in periobifc^e
Schriften von Jronl^ofer gelieferten (5ebid?te f. unt. k.
d. „in »ttjtibe, ein 5d?aufpiel in brey 2luf3Ügen, oon £. ^v,
(£ubn?ig Jronljofer). Bey 3<>f^P^ ^lloys Crä^, bürgerlichem Buc^tjänbler im
t)e.Iage, [ii^k- in e^".
e. „Peutfc^Ianbs belletrifc^es gölbenes 3^^^Mnbert iß,
roenn's fo fi^rtgel^t, fo gut, als üorbey. (Eine IRebe, abgelefen, als
bie furfl. 2lfabemic ber IPiffenfd^aften in IHünc^en bas l^öd?fteifreulid?e
Httmensfeft 5r. jefet regierenben furfl. Purc^läuc^t 3U pfal3baiern ic. 2c.
Karl Ctjeobors feyerte, Don £ubn?ig;Jronl?ofer, profegor, ^ofrattjsfefretär
unb ber furfürftl. 2lfabemie IHitglieb. 3 m Z^^^^ j 7 7 9. UTiiuc^en gebrucft
bey 3ol^ann paul Dotter, furpfal3baierifd?en Qof*, ^Ifabemie« unb ianbfdjafts-
bud^brucfer."
f. „DieUr fachen bes De rfallsoom Jlnfeljen ber Sc^ulletjrer
in Bayern, gc3eigt oon Cubroig f ronl^ofer, furfftL Qofrattjs* unb
Sd^ulbeputations'Sefrctär, als in (Segenroart ber furfürftlid^en gnäbigjl auf^
gcftcllten geifHidjen Hatl?sfd?ulbeputation nnb ber ilbgeorbneten bes Stabt»
magiftrats bie t^tcfigen Crioialfc^ulfinber ben 16. Sept. J7 80 öffentlich cnf
^em Hatljljaus mit preifen befdjenft n?orben jtnb. IHünc^en gebrucft bey
3ol^ann paul Dotter, furpfal3baierifc^en i^of«, 2lfabemie unb Canbfdjafts*
buc^brucfer.''
g) „Die bcfte 2lrt, bie Sc^uljugenb moralifd? 3U bilben,
unterfud^t üon Cubroig ^fronljofer, djurfürftlic^er wirf lieber Hatlj unb
Heftor bes beutfc^en Sd?uln)efcns, als in (Segcnmart ber d^urfürjll. l^odyfien
Sdjulfuratel, bes djurfürfil. geiftlid?en lRat\:is Sd?ulbireftoriums nnb ber 2lb*
georbneten bes Stabtniagijtrats bie l^iefigen (trioialfc^ulfinber ben H*l" Qerbft*
monats 17 8 2 öffentlid? auf bem Hatl|l?aufe mit preifen befc^enft roorben
ftnb. nttt (Senet^mljaltung bes ci^urfürpi. Büd^ercenfurfoöegiums. IHünc^en,
gebrucft bey frans 3ofepl? Ctjuille."
h) „UTuß ber Sd?ulmann ein (Selel^rter feyn? eine (frage,
entmicfelt Don lubmig (frontjofer, c^urfürjll. mirfl. 5d?ulratii, unb bes
beutfd^en 5d?uln>efens Heftor, als in ©egenn?art ber c^urfürftl. tjöd^Peu
geljeim. Sd?ulfuratel, bes c^urfürftl. geiftlidjcn Hatt^s Sc^ulbireftoriums nnb
ber 2lbgeorbneten bes Stabtniagiftrats bie Schulen ber d?urfürjil. tjötjern
biirgerl. unb lateinifd?en Dorbereitungsflaffen, bann aud? bie Crioialfd^ulfinbcr
ber Diepgen Qaupt* unb Hefibcnsjlabt ben \6 ßerbftmonats ^7 8^ öffentlid?
auf bem Hatt^l^aufe mit preifen befd?enft morben jtnb. Ulit (Sene^mtjalttmg
bes c^urfiirjil. Büdi^ercenfurfoÜegiums. UTünd^en."
i. „Über bas Stubium ber Kupferftec^erey , Don Cnbroig .frontjofer,
178\" (^2^ S.) 8^. Diefe Sd?rift mürbe oeröffentlid^t im ^ Banbe ber
von inbw't^ ntug^entf^aler» ^^3
„2lbl?anbliingen ber batertfc^en 2lfabemte ber IDtffenfc^aften über (ßegenjISnbe
ber fd?öncn 3X)iffenfd?aften. ^781" (5. 2^^—363).
k) Jlttßerbem toax ^froiiljofer ein cmjlger Iltitarbeiter an btn
bamals in Bayern erfd?eineuben periobifdjen Schriften:
;,Baierifc^c Sammlungen unb 2IUS3Ü9C 3um Unterricht unb
Dergnügen"; mit Itainensnnterfc^rift perfelfen ffnbet fid? Ijier nur bas
(5ebici^t „Der (5arten unb bie (Segenb um HYmpl^enburg" , 3öl|rg 1765.
5. 835, fpäter in bie Sammlung feiner (Sebic^te aufgenommen. Kleine
poetifd?e 2luffafee finben fld? in b. 3aljrg. \765 Stücf \, Si 2— (o; 1766 S. 8,
S. 57^— 577; ebbf. St. \\, 5. 865—87^; 1767 St. 8, S. 606—615 2C. (f
Baaber, bas geleierte Baiern, ^anb I, S. 558). — fjeinric^ Braun,
ifrontjofers ^freunb, berichtet in f. Porrebe 3U ,, Jronlyofers €rPer Perfud? in
(ßebic^ten", baß berfelbe ,,moraIifd?e 2lbl^anblungen" für bie ^eitfc^rift „Der
Patriot in Baiern" geliefert tiabe (mit Hamcnsunterfc^rift ocrfeben
^nbet jtd^ nur im 3al?rg. 1769/ CI?. n, S. ^6^, bie (Dbe „(tljriftus im (DI'
berge"). — 2luc^ in ber (gn3Y!Iopobie Don (E r f (^ itnb (5 r u b er (Seft. I, Ctj. 50),
in Baabej, bas gelef^rte Baiem (Banb I, S. 358) u. a. wirb fonflatiert, baß
jfrontjofer^profaif^c unb poetifd?e 2luffäfte" im „Patriot en oon Baiern'%
im „UT ün (^ e n er 3n t ein g en 3bla tt", in „Kotjlbr cnners niaterialien
2c." publi3iert liabe. ZlTit ZTamensunterfc^rift üerfel^en finbet ftd? in Kol^I«
brenn er s Iltatcrialien nur im„3ö^r9- 1^7^ (S. 88) bas (Sebid^t „Danflieb
Iltofts nadi ber Pertilgung ber ägypter im rotI?cn Itleere" ; im Z^^^^ ^^^3
(S. {^) finbet ftc^ ein (5ebid?t „Der blinbe Brißcnfd^Ieifer" , unter3eid^net
mit F— r.
^6) IPeftenrieber, (Sefc^ic^te ber baierifdjen 2lfabemie ber IPiffeu"
fd?aften. Banb 1, S. I53. — 2lunalen ber baierifd^en £iteratur.
Banb I, S. ^23 u. 205 ff., Banb III, S. 23 ff. S. 3i 2c. — K. 2l.Baaber,
Das geleierte Baiem. Banb I (\bo^), S. 357. — IHeufel, Sc^ifon per*
jiorbener 5d?riftjleIIer, Banb II, S ^^^^9. — Qormayr, (Eafdjenbud?. ^al^r*
gang ^83i, 5. ^36. — 2lIIgemeiner literarifd^er 2ln3eiger J80U
S. 1538 (tle!roIog auf ^f ronl^ofer oon <L. 21. Baaber). — Haß mann*, £itera«
rifd^es Qanbnjörterbud? ber perj^orbenen teutfd^en Dichter (\8\6), S..25^. —
(Erfc^ unb (Sruber, Mgem. (Encyflopäbie ber lPiffenfd?aften unb Künfte.
I. Section 50 Cl^. 5.33^. — Hagler, Künftler-fie^ifon. Banb IV, S 5U.
17) <£. oon pranti, „Baoaria. £anbes« unb PoIfsPunbe 2c." Banb l,
S. 727. — 2lu6erbem erlaubten roir uns im ,;päbagogium, XnonatS"
fc^rift für €r3iel|ung unb Unterridjt" (oon fr. Dittes), bie Sdjul*
rebe ^ronl^ofers über „bie Urfad?en bes Perfaüs ooin 2Infeljen ber Sd?ul*
leljrer in Bayern" (3aljrgang V., S. t23), fomie in bcrfelben geitfc^rift
in Perbinbung mit ber 21btjanblung über „Klopftocfs (Drttjograpljiereform*
bejirebungen unb il^re Bebeutung für bie (Segenroart", bie Hebe bes 2lfa«
bemiPcrs Jfronl^ofer, „Deutfc^Ianbs belletrifc^es gölbenes 3<^^rl]unbert ift,
wenn's fo fortgeljt, fo gut als oorbey", im IPorllaute 3um 2lbbrucf 3U bringen.
(3alirgang VII, S. ^7o.)
^8) 3" ben Schularten bes alten HTünc^ener (I^eute IPill^elms*)
(Symnafiums, meldte mir ber ber3eitige Heftor, Qerr prof . Dr. 21 r n 0 1 b,
gütigft 3ur Perfügung gefießt, finbet fid^im „Catalogus Principistarum
ao 1756: Fronhoffer Ludovicus, Monac. Bojus, Cubiculaiii
filius ai. 10". Dicfer Eintrag im Catalogus ober 3«f^fip^i<>^*s^^"^ ift
aber, wie mand^ anberer in ben oerfdjiebenen 3ö^r9Sngen bes Catalogus,
burd^ftridjen unb bafür ein Jac. Gloner" — ber alptjabetifd^en 0rbnung
entfpred^enb — banebcn eingetragen. Daraus ip 3U fd^Iiegen, ba% (Jronl^ofer,
ber bamals erft {O Z^^^^ ^^^ ^^^ ""^ 3roeifeIsoline ibentifd? ift mit bem
i^m iu^wi^ jronl^ofer
in ifragc ficljenben fiir3e §eit nad^ ber 3«f'^»P*wn bie 2lnfialt mieber rer«
laffen l^at. 2luc^ bte Ct{atfad?e ber ^nf^nbterung genügt für unfere §n>ecfe,
fofenie baburd? ber 2(ufentljalt bes scljnjät^rigen Knaben in Vfinnd^n fon«
fiatiert ifl; es liegt überl^mipt bie Vermutung naf^e, t>a% jronl^ofers Dater
nadi XlTünc^en überjiebelte iinb eben bestjalb Fronhoffer jun. als ,,Monac/'
im Catalogus aufgefül^rt ijt. — Had? brei ^^^titen treffen mit ^rontjofer
n^ieber am (5ymnaflnm in IHünd^en. 3m „Catalogus Rudimentistaruro
Scholae Minoris a^o 1759' finbct ftd? ein „Fraueuhofer Ludov.
Ingolstadiens. Boi. Anatomici filius. an. 13". Die 3bentttät mit bem
in irage ftel^enben f ronl^ofcr bürfte auger gmeifel fein ; bie Qualiftfations«
rubrifen im Catalogus, bie namentlich für Sd^ulmänner nic^t unintereffant
fein bürften, entl^alten folgenbe Angaben: Ingenium — valde capax;
Diligentia — magna; Profectus — interprimos; Mores: omni laude
digni.** — 3"^ , Catalogus Discipulorum Granimaticae Scholae
minoris 1760" finbet fid^ „Fraunhofer Ludov. Ingolstadiens.
Boi. Anatomici fil. an. 14"; baju: „Ingenium — florens ac volucre ;
Diligentia — mnxima, sed inconstans; Profectus: inter primos;
Mores: religiös! reverentes, affabiles ac liberales, non nihil inquieii.* —
3m „Catalogus Discipulorum Syntaxeos min. Scholae minoris
anno 1761**: „Fraunhofer Ludov. Ingolstadiens. Boi. Anatomici
fil. orbus patre, ann. 15"; ba3u: „Ingenium — florens ac volucre;
Diligentia — inconstans et ad aliena a tempore proclivis; Profectus
— inter primos; Mores — religiosi, candidi, observantcs ac liberales, non
nihil inquieti". (Der Catalogus pro 1762 fetjlt in btn Sc^ulafteit b«S
nXünd^ener Wil^elms^i&yfmna^nms; ha^ aber ^Jronl^ofer in bicfem S^l^rc,
bem regelmäßigen Stufengang folgenb, bie Syntaxis Major burdjgemad^t,
gel|t aus ben [an ber IHünd^ener E^of- unb Staatsbibliottjef pc^ flnbenbcn]
gebrückten „Nomina Literatorum, qui in Electorali Gymnasio . . . intra annum
eminuerunt 1762" l^erpor; l^ier Ijeißt es u. a. : „In Syntaxi Majore B ex 61
eminuernnt ... 6. Ludovicus Fraunhofer.") — 3*^ „Catalogus
Humanistarum minorum Anno 1763" finbet ftc^ gleid^ (Eingangs bie
Hoti3:.„ad Rhetoricen abiere: Fraunhofer (!) Ludovicus*' etc. ;fron=
Ijofer trat fomit ©äl^renb bes Sd^uljaljres (^763) in bie Hl^ctorif über; im
„Catalogus Rhetorum 1763* finbet fidj aud?: „Fronho fer (!) Ludo-
vicus Ingolstad Bojus Cubicul. Aul. fil. 17"; ba3u: Tempus
Scholae — 8 mensium ; Ingenium — bonum ; Diligentia — non
maxima; Profectus — inter meliores; Mores — boni". (Serabe tjicr
bürfte fid? bie 3^^^"***^* bes Ludov. Fraunhofer unb bes Ludov. Fronhofer
epibent ergeben. — Wenn Braun (f. 2Inm. ^9) fagt, ^ront^ofer tiabz „bie
id^onen H)if[enfd[?aften" unb „aud^ Heci^tsiüiffenfd^aft" kubiert, fo möd?te man
baraus aüerbings auf eine afabemifd^e Öilbung fronf^ofers 3U fd?Iiegcn
geneigt fciir, unb fönnte ja biefer Sd^Iug burcf^ bie oieifcitige nnb gebiegene
Bilbung, meldte ^ronljofer in feinem fpäteren IDirfen unb namentltd? aud?
burd? feine litterarifdjie Cl^atig!eit beglaubigt, nur cerftärft werben. 2IIIein
bas — mir burc^ bie n?oI|Iu)oUenbe Permittlung bes f. UniDerfttatsrates,
EJerrnDr. Heufjierl, 3ugänglic^ gemorbcue — UTatrif elbud? ber Uni»
perfttät JXlixndien meift in ben 3(^^rgängen ^ 760— 69 — in biefe geit
müßte bie afabemifd^e ^usbilbung f ronl^ofers, ber ^7^6 geboren rourbe nnb
^769 feine erfie ^nfteöung erl^ielt, gemig fallen — n?otjI oiele Ingolstadienses
als afabemifd^c Bürger auf, aber ein ^f ronl^ofcr finbet ftd? nic^t barunter. —
gum Sc^luffe nod? bie Bemerkung , ba% ^fronl^ofer sen. gemöl^nlid? als
cubicularius (einmal als cubic. auUcus, £iofPainmerbiener), 3n)etmal als ana-
tomicus aufgefül^rt ifi; maf^rfd^einlid? mar berfelbe H)unbar3t ober (Eljirurg
u. bgl. , unb l^at berfelbe fpäter ben (Eitel eines Kammejfbieners erljalten
von CubiPtg ITtuggentl^aler. ^^5
ober er wat iDtrf lieber ^of dytrurgus ; nadj "Ausweis bes „(Ef^urbatcrifc^en
f^of- unb Staatsfalenbers" (jiel^e 3. B. Jaijrgang {ii'k—US'k) maxen ^of*
barbiere, Qof juipelicre , felb^ furfürfKidje Häte titulierte „Kammerbtener",
iinb finb legtere unter ber Hubrif ber Qofc^argen auf^efü^rt.
19) Brau H in feiner Porrebe 5U „£. ^fronl^ofers €rjter Perfud? in
(Sebid^ten".
20) V^l 2lu!n. (8.
2O 2U\s ben perfoualaften bcs f. oberbayrifd^en Kreisard^ios.
22) Da bie Cejlamentserric^tung eines ,,fd?uent^alters'' ber bamaligen
Seit immerl^in ein Kuriofum fein bürfte, laffen xviv bie com ,,l^od?n?ürbigen
(iapitui" barüber aufgenommene Urf unbe im IPorlaut Ijier folgen:
ProtocoUum So gel^alten morben ben 6>«inav \76^. ßerr (£fjrifiopI|
£orenft prey latcinifc^er fc^ueül^alter bey Unfern £ieben f raueu Stifts*
uub Pfarr Kürc^en liat 3U einem l^od?mürbigen Capitul bes djurf ürjll.
CoUegiatjlifts alliier, bas anfuc^en gefiet^let, feine le^tmiüige dis-
position ad acta Capituli ju errichten. So ^ahen ^Ijre i)oc^mnrben
unb ^naben Qerr Stifts bec^ant un6 geipl:«" Hljats Director Qerr
(Carl von Vacchiery nebft 5U3iet)ung Citl Suraucr Syndici in beyfeyn
beren enbs Unterfc^ribener <5e5eugen of^nermanglet fld; 5n oboers
melten ^errn prey in bas Sdyuell fjaug ju begeben, too alfobann
erft befagter Q(. prey bas mibert^oQte Bitten gefteUet feine le^twiflige •
disposition ad ProtocoUum 3U nemmen. Por allem ujitt berfelbe an»
georbnet Ijaben, ba% feiner geliebte jten (El^e Consortin llTaria Jran3isfa
preyin il^r l^ereingebrac^tes ^eurat (5ut 3U 300 f!. bann Paraphernal
gut 3n 300 f!. unb ^ooo ff. (in allen alfo Qeurats gut Paraphernal
gut isoofl., fage ain Taussent fünfl^unbert (Sulben) bann it^re ^ert»
tigung, IHorgengab, unb bie Kürc^en Kleibung, n?ic ^l. prey bey ber
Copulation in ber Kürd^en erfc^ienen, aüe iijre Kleiber, ring anb:
unb gebenbt, unb mas 3U il^rem £etbe gel)drig, auc^ mas iljr ge»
fd?enfljt morben, oor allen angetjörig feyn fotte. gu feinem ©atiren
unb unge3meiffelten universal €rbeu ernennet Ql. Ct^riftoplj £oren3
Prey hooerabili titulo institutionis feine geliebtefte (£l)e Consortin
UTaria Francisca preyin, bann feine (Etjeleiblid^e 2 Cöd^ter IlTaria
2lnna (Clara Copfin, Pertjeuratete ^of: unb Stift Musicantin, bann
Xriaria Francisca preyin annoc^ lebigen Stanbs in 3 gleidye Cl^eiü,
boc^ ba^ Vflana ^nna Clara Copjtu 3U conferiren l^abe, mas folc^e
empfangen. Da nun ber (Eljriftoplj £oren3 prey, fo 3mar unpSglic^,
iebod? bey Doüfommnen Pernunft erfunben n?orben, biefe feine Icfet'
miüige disposition oon llTunb ausgesprochen, unb foldje ad acta et
ProtocoUum 3U nemmen gebetten, alfo ift fotl^ane le^roiUige dispo-
sition ad ProtocoUum genommen iporben.
<Lavi von Vacchiery Stifts Dec^ant.
Q[itl Surauer Syndicus.
3ol]ann Baptxft 2lurbac^ d^urfürftl. geijll.
Htjats Hec^nungs Commissarius als er*
bettener <0e5ettg.
3oljann 2lnion perger Stifts Sammler
als erbettener <Se3eug.
(2lus ben perfoualaften bes oberbayerifd^en Kreisarc^ios).
23) (gbenbaf.
2^) „Pon bem <£l|urfurpL Ijod^mürbigen coUegiat biefes (Kapitels n?irbet
ber oerwittibten fc^ulll^alterin Jransisfa preyin l^iemit aufgetragen, ba%
felbe bif l^curige Itlic^aeli bie f^ullmol^nung raumben foü. Per tteue fd^utt-
mß Cnbipig (f ronl)ofer
Ijalter fyxht aber berfelbttt von ITltc^eH an t^ener bif georgi fofifttges iai^r
einen fialbe jaf^rs 3i>is n^<^ 20 ff. iebod^ ot^ne anbermettl^ige consequenz
3» rateten. Übrigens i)abe ftc^ bte (Tochter ^ran5tsfa preytn bis auf an'
tjeuriges jefl ber aQer t^eiUtgen sn erflären, ob btefeibe ben ^erm ^ronl^ofer
e^eU^en tx>oüt ober ntc^t, ab in welä^ le^tern jat{( ein ({Oi^vitrbiges Copitel
anf Knaben gefc^edjen [äffen n>oQe, ba% ber jroni{ofer biejenigen 200 fl fo
felber frevmiUig ausgefproc^en unb vi conclusi capitalaris fiiex^n ntdft ge*
tialten wate, erlegen foUe, 5U einem mel^reren aber molk man Qr. ^ronf^ofer
nic^t oerbunben nodf audf gemeynet \:iaben, ha% berley Pienft verfäuff(t(^
feyn foU. Sd^IieffHc^n bat ein t{0(^n>nrbige5 Capitul nid^t ot^ne fonber be<
fiembben aus ben etngereid^ten Memorali erfec^en müeffen, ba% bie fnppli'
5ierente Xüittib unb fc^uQt^alterin Dorgefcf^riben, famb (als ob) ein t)od;n)nrbtges
Capitul ftc^ engagiret t{dtte, bie fd^nUt^alterin famt Kinber bey an^euraiung
it^res Hlannes 5U Derforgen, fo gegen ii{r pern^eiflic^en geanbet würbet,
ita conclusum in capitulo ben 14 sept. 1769. (2(us ben Perfonalaften bes
oberbayerifcben Kreisarc^iüs.)
25) (Ebenbaf.
26) perfonalaften bes oberbayrifd^en Kretsarc^ios (f. nnten).
27) Uns ben perfonalaften bes oberbayrifd^en Kreisarc^ios.
28) ßeppe a, a, (D. Banb II. 5. \2\.
29) Äa inner, (5ef<^i<^te ber päbagogif. Banb I, 5. 3^2.
30) £ei>ana ober (£r5ie^Iet{re § (3.
30 lR.6nne, bas Unterrid?ts» »fen bes preug. Staates \S5^. 5. 3i2.
32) perfonalaften bes oberbayrifc^en Kreisarc^ios (f. unten).
33) &enba.
5^) (L. D. p r an tl in „Baoaria''. Banb l, 5. 5'^9.
35) ßeppe a. a. (D. Banb IV, 5. 3.
35a) feaüaria, I, 551.
36) IPeßenrieber, (5efd^ic^te ber baierifc^en 2tfabemie ber IPiffeu'
fd^aften, I, 3^7.
37) perfonalaften bes oberbayrifd^en Kreisard^io» f. unten).
38) perfonalaften bes oberbayrifd?en Kreisar^ips.
39) &enbal
^0) Sd^reiben bes Sc^olafüfus Qrn. o. Schieß l an ben geiftl. ^ai
dd. 23/^ebr. (771 :
,, (Euere €jcellen3 unb Qoc^ IPürben Bfodf Xüürben ic. Ijaben in conformitet
beren sub datis 2*^« Jan. unb ^6««n Febr. autjeur com (tt^urfür^l. geifll. HIjat
an bas t^od^ IPürbige capitl gnäbigft erlagenen befeld^en bie einfät)rnng ber
tleuen fc^uellorbnung unb ber babey jtc^ ereignenben befc^n>ernu§en unb fo
anberes betreffenb, ben gttäbigen auftrag mir capitulariata 5U mad^en beliebt,
bas id^ oon Seiten ber mir gnSbigft anoertrauten Scholasterey fiieribert
meinen amtsbeiid?t umbjtenbiglid? erflatten fofl. gu fc^ulbgeljorfamber be«
folgung bes obrerftanbeneu gnäbigen gefd?efts l^ahe nit ermanglet, nit nur
allein ben ttunmal^ligen fd^ullmeiftcr (Jrontjofen bei mir oorruffen 3n
lagen, umb was bie Dort^abenbe einrid^tung ber Heuen fd^ullorbnung feitl^ero
Dor einen fortgang ober gegenfianb (Qinbernis) 3U befatjren getrabt, mir mit
IHeljreren 3U erleitern, fonbern l^abe and? gemäß meiner fc^ulbigftjeit in ber
fc^nell felbjten berentwillen bie eiforberlid^e einftd^t vorgenommen, n>obey
ftd? auf Q>irfl{Itc^en anbesaiget, ba% bte i)öd?fter ortl^en gndbigfl approbirte
unb gemäs bes biefertl^alben orbentlic^ publicirten Sd^uellplans oorgefd^ri ebene
einteilung ber 3ur neuen lel^rart benötl^igten classen allerbings DoUffiommen
observiret roorben; aUermagen nunmeljro ein jebroeberer fnab mit benen
3U ber neuen let^rart nad? betreff einer jeglid^en class destinirten Bud?em
pon bem d}urf ürftlic^en Ellemosinariat unb der beym alt{ieftgen Statt magißrat
von £u^n)ig IHuggcntlialer. ^^'7
in Dcripaltung ftcljetiben S. Bennonio-Stifftung ^wav iDirfliItd?en oerfed^cn
morbeii imb tjat auc^ obgemeltcr fc^ueömcijlcr (fronljofer in feinem er«
forberlid^en ^leis bis dato nit am ITtinbeften ermanglet, bie fnaben in einer
utib anbern 5tuffenn?eis entn?orffenen lel^rart 3» unberroeifen , alfo ^roav,
bas wan nur von ob mentionirten jroey Stiftungen bie §ut!^eilnng ber
üorgefc^ribenen fd?ueöbüd?er 5ur gebüljrenben §eit erfolget roere, bie nun-
malflige fd?ueüorbnnng jene oom d?urfürpiic^en (5eifiHd?en IRiiat gnäbigfte
ipiUensmevnung fd?on aüerbings erfiUet t^ette, nnb würbe aud? bem erfpries-
lid^en Fortgang bec aeuen iftuperfd?ueü-einric^tung faft Hid?ts mel^r im
meg geftanben fein, n>an nur bie doiu all]ie|tgen Statt magijhat mit ein^
bringt Ute gegenftenb (i. c. ^inbernijfe) ^öc^^en ortljen getilget n?erben
n ed^ten ; inma§en berfelbe roiber alle uralt l^eroorgebradyten Observanz fld?
gar nit üerfd^emet ben ojft benannten Sd^uefimeifter fronljofer oon ber
S. Bennonio-Stifftung 3l^m gebüljrenbe quatemberlid^e Sc^ueügebür in fo
lange unb üill cor" unb aufsul^alten, bis nit berfelbe bafelbjt oor einen
^Bürger praestitis praestandis mirfljlic^en an' nnb aufgenommen morben feyn,
roeld^es Z^hod^ bey benen pfarr 5d?u etlmeiftern , fo lang aud? immer biefe
fd?uellen oom anfang bis auf bife seit im fd^roung fortgegangen, niemal^len
gefd^el^en, viü weniger auf bergleic^en Dorl^aben jemal^ls als gegenoerttig
qebadft oorben ift; ba% einfolglid^en bife bes Stattmagiftrats fo ungereimbte
gepnnung eine aüerbings unerljörte Heuerung mit fid? brachte; moburc^
benn enblic^ Itid^ts anbers erfolgen rourbe, bas fofern ein ein3eln<^r pfarr«
Sc^uellmcifter ein burger 3U merben fo unbillic^er weis gebrungen merben
folte, berfelbe, han au^ ein taugliches unb ber neuen letjrart anftänbiges
unb brauc^batjres subjectum mere in ermanglung ber iljm billid^me^ig ge*
bül^renben substistenz bey ber fdjuell nit lengers oerbleiben, fol|in ber
intentionirte Fortgang ber neuen fc^uell einric^tung nit n^enig gel^emmet
werben fl^dnnte, welches fo ban ber l^öc^ften orten fo l^eilfambjt als gnäbigft
ftel^renben gefinnung 3U einem nit geringen praejudiz gebeyen oiirbe. bey
tDeid^ex bemenbfambe (Bewantms) nun annodf an3ufiegen gan3 nit umbt^in
folle, bas bas fd^uelll^aug felbj^en einiger reparation unumbgenglid^ bebürftig
»ere, roeld^es freylid? and:^ 3ur erfprieslid?en fortfesung bifes fo nu3baren
gefd^äffts gleic^fal^ls üor einen gegenpaub (^inbernis) angefetjen merben
fljonte; Hac^bemiji es aber eine oljnel^in befljannte fad? ijt, bas meljr ge*
bad^ies fc^uelll^aus ber Stiftsfl^irc^en eigent^omblid? angeljörig unb bie
jebesmal^ls ab3ufierenbe l?aus3infen 3U ber oom Stattmagiftrat aufgeftellten
Kl^ird^enoernjaltung abgeftrret werben micßen: alfo moUte id? bemnac^ nit
bie minbefte XTlag geben, biefes gefc^ejft bal{tn capitulariter 3U effectuiren,
bas pom d^urfürftlid^en geiftlid^en Hljat ber t)om Stattmagiftrat aufgeftellten
Kljirc^enDern?altung bas Sdjuelljiaus cum pertintntiis burc^gl^enbs in braud?^
bal^ren Staub t^er3upellen guäbigjl anbefoll^en werben ntec^te. Xüelc^es
einem l^od^mürbigen Capitl t^iemit oom ambtsn)egen beric^tiglic^en auflegen
nnb 3u ferneren (5naben geljorfamblid? empf eilten."
'^V) €wr« Excellenz
Qoc^n)ürbige, Qod^mot^lgeborne,
önäbige unb Qod?gebiettjenbe Qerren!
(Eurer Excellenz, ^oc^mürben unb (Snaben (Snaben foll id? auf öefetjl
Sr. ^oc^ujürben nnb C5naben fjerrn üon Sd?ie§l untertljänig berid?ten,
n?ie bte nemn Sc^uleinric^tungen in ber mir anoertranten Schule cor jt^
gelten, was jid? bahe^ für Befd^mernijfe porgefunben unb ob überl^aupt ber
Sd?ulplan ber (tj^urfiirjtl. gnäbigften äbfic^ten gemäg oollsogen »erbe.
Piefem gnäbigen Befel^le 3ufolge roill tdf benn einen jeben punft genau
erläutern unb 3roar
(£r|lens fyiHe id^ f4}on mit 2Lnfan^t btefes Sd^niia^us aUe "Unfkalien
gemalt, bte neue £et)rart etnsufüljren. Tlüein ha nod^ fein Kxnb fogCetc^
mit ben ttte5U ndtt^igen Sd^ulbüc^ern t>erfet)en mar, fo mugte idf folange
3urü<!t)alten, bis tpenigßens einige ftd; btefelben bey^efd^afet. 0i)ngefaf|r
um 2IUer ^eiligen fieng td; mit beit obern (Liagen fdrmlid; an, bie 6^ aus«
genommen, bie \d^ mit gutem (5runbe folange oerfc^tebe, bis bie Kinber
m ber Sprad^funß be§er unterrichtet fein merben. mit ben anhttn (Lianen
mugte id; eine gett lang inne (galten aus inangel ^tic^er, nnb aus ^urc^t
bie Knaben mdd^ten bie Sd^ule verladen, meil mir ti^eils ber £arm nrib bas
tabell^afte Dorurti^eil von allen Seiten befannt n>ar, tt^eils aber fcbon
einmal ein t{ie{iger Bürger feinen Sot^n aus ber Sd^ule vegjuuel^men broqte,
menn id; ii^m aufbürbete ein neues Sd^ulbüc^Iein 3U faufen.
^meytens ^nh aber fet^r Diele Qinbernige, bie hen guten Fortgang
bes neueren Sc^ulmefens auf i^aiten, unb bie id; bann orbentüd} an5eigen wiU :
{. Die mei|len Kinber Ijaben nod? feine Sc^ulbäd^er. Die ^errcn
CommissarieQ ber Sd^ulen oon Seiten eines tjiefigen Qod^Idbl. Stabtmagij^rats
traben smar ben unter ber Stabtjurisdiction ftetfeuben Kinbem bie 3üd^(ein
orbentlid; ausgetl^eilet , aber bey meiten noA nid^t fo viele, als nötl^ig ge*
mefen n>ären. Vom (tt^urfärfil. £Ieemosinanat''^mte traben vir nid^t bos
Hlinbeße nod} t>on einem Sd^ulbud^e ert^alten. Unb t>ie(e Knaben, bereu
altern bas Sd^ulgelb felbfl besat^Ien, maren nod; nid}t bat{in 5U bringen,
ha% fie pdy mit Öüdylein »erforgct Ijätten.
2. Qat meine Schule nodf fel{r Dtele Unbequemlic^feiten. 2Itte BSnfe
j!nb gro§enttjeiIs fo befdyäbigt, ba% fte nid^t nur eine Reparation nStl^ig
):iahen, fonbern aud? fetjr oiele, »0 nicht bie meijlen gftnslic^ neu gemacht
merben bürfteu. Unb es fommt aud; fet^r t>ie{ barauf an, ha% biefelben
l^crnady bc§er rangirt unb auc^ breiter gemacht mürben, bamit bte in bie
(tiagen getjorig eingettjeilten Knaben nid^t etnanber oermirrten unb bequemer
fd^rieben. (Sin (Sleic^es gefc^iet^t aud; n(7t bem Qei^en. (£in einziger (Dfen
t^eiftt bie Sd?ule ju fc^macf?, unb bie Kinber flagen bejlänbig über ^frojl.
Denn ber 0fen ift nid?t am hej^tn Orte angeleget, bie Jenjler* ober Kreu3«
ftöcPe {tnb Dödig oermobert, nnh XDiub unb "kälte, bie ot^nef^in auf bem
Kird^t^ofe immer ftärfer jtnb, bringen auf allen Seiten ein Die Derferti^ung
neuer f enjler unb f enjierflocfe nnb ein jmeytcr 0fen f3nnten freylid^ bicfem
Übel abt^elfen, boc^ mürbe mir btefes, wenn id^ bas Q0I5 ba5n beyfd^affen
mügte, nur neue nnb groge Koften uerurfad^en, bie id; uumdglicf} beflretten
fönnte. 3n5mif(^en bleibt rid^ttg unb ausgemad^t, ba^ biefe obigen Stucfe
bas Sdyulmefen infomeit ijinbern, als es notl^ig ijl, bag £eljrer unb Difctpel
alle möglid^e Bequemlic^feit nöttjig Ijaben.
3. Die grögte fjinbernig ifi aber oor allen anbern biefe, bag bie
6 beutfd^en klagen neben ber lateinifd^en Sd^ule unfer brey, ici; ndmlid;
nnb jmeen präceptoren audj bey einer uod? fo geringen 2In3a^l ber Kinber
ntd^t im Sianbe {tnb 3U uerfel^en, mir mod^ten es aud; anflellen mie mir
moüten. §ween finb für 3 parttjeyen im Catcinifc^en gar motjl nottjmcnbig.
Unb ici^ allein fann bem Unterricf^te andj nur in ^ <£lagen, in einer Sc^ul«
3ett unmöglid; abmarten, befonbers ba es ber Qaupt* unb UTufierfc^ule 3U«
fdmmt, bem Sd^ulplan vor 2Illen anbevn genauefi nad73uleben unb bie Jugenb,
fo mie es porgefd^rieben iji, rec^t praftifd; auf ben mirflic^en tlugen ber
3U lernenben Dinge an3ufüljren. 3d? tjabe mirflic^ injmifc^en einen neuen
. prä3eptor in ber Sd^ule aufgeflettt; allein von bemjemgen mas ic^ geben
fann unb mirflid; gebe, unb etma nodf von ein paar 3n{iructionen i{l ti)m
uumößlid^ 3u leben. Die Reiten {tnb 3U nat^rlos unb 3U tt^euer, unb ba
xdi mid? außer ber gnäbig(l oerlietjenen Pension, bie idj nunmel)r gentege.
von £ubn>t9 tTtuggehtl^aler* 4^a
nnb unaufl^örltc^ bafür banfe, fclbp nid^t weiter mürbe tjaben erhalten
fönnen, fo bin id^ es gleid^mo^I nid^t im Staube, einem 3. präceptor, ber
bod? unumgänglid? nöt^ig ijt, gän3lic^e Sustentation 3U t)erfd?aff en , weil bie
Schule fo gar wenig einträgt unb bie Sitern bey bem Sc^ulgelb an^an^en
moKen 3U l^aufen unb 5U fparen. Unb überbieg fömmt ein Subjectum, u?ie
id; eins tjabe, bas 3U bem nemn Sc^ulwefen fc^on einigermaßen abgerichtet
ift, bermalen nodj etwas tjart an, unb ein fold^er entfc^Iiegt pd? uidyt lei^t,
um bas gewöttnlid^e präceptorgelb gleic^ 3U bienen.
€s wären nod; eine Itlenge Umflänbe, bie bem Sd^ulwefen nac^ttjeilig
ftnb, bie aber alle Sd^ulen angetjen, mitl^in nid^t tjiel^er geljören, als 3. (2.
ber 2(bgang einer förmlid^en Hegulirung ber 3U besatjlenben Sc^ulgelber,
bie weil {te nic^t ta^irt ftnb; von altern oft gar nid^t ober gering genug
unb mand^mal nod? nadi oielem Streite gegeben werben.
3c^ foHte auc^ nod? Sc^lüglid? mit IDenigen bes Fortgangs oon ber
neueren £etjrart gebenfen. 2^ ben untern 3 Claflfen iiahe id? fle erft feit
bem neuen 3atjre eingefül^rt, nnb ba fann id? jle nod? fo lange nic^t mit
bem geljörigen €ifer betreiben, als bie Sltern freye IDaljl ^aben, il^re
Kinber in bie Sd^ule 3U fd^icfen ober 3U ^au§e 3U betjalten. Itland^e, bereu
Kinber erp noc^ nid?t redyt bud^fiabieren fönnen, IwoUen mit (Sewalt, fte
foUen lefen, 2lnbere, bie noc^ feljr fel^lerljaft lefen, wollen burc^aus fd^reiben.
Die meiften ünahen, weil |te noc^ bie Buc^jtaben nid^t nac^ ben Hegeln
ber Sc^reibfunft formiren unb fauber fc^reiben fönnen, bürften alle' (Eage
wieber von Dornen anfangen unb Bud^jtaben fc^reiben lernen. 2lllein biefen
Stritt fann id^ nid?t wagen, fonfi läuft 2llles fort. Denn nid^t ber £el|rer,
fonbern bie Sltern disponiren über bie ^Jäl^igfeit ber 3ugenb.
Unb fo ifi es nun mit allen Stücfen befcfeafen, unb id? fc^liege nun
mel^r meinen unterttjänigen Berid^t mit ber bemütl^igm Bitte, mir fooiel
möglich gnäbige Qilfe in 2lbftellung obiger Qinbernige 311 ertljeilen, unb
was bie Sd^ulreparaturen unb eine fleine Addition für einen Praeceptor,
audi ben willfütjrlic^en X)orfd?ub mit nötljigem Qol3e betrift, mein unter*
tljänigjtes 2lnlangen unb Bitte nic^t unerljört 3U laffen, wie id? benn aud^
3U biefen Bitten nod? ein paar l^in3utljuc, nemlid? ba^ Zk^^ ^od^würben
unb (Knaben Qerr Scholasticus fo oft als es nur unbefd^wert gefc^eljen fann,
in ber Sd^ule gegenwärtig 3U fein bie <5nabe traben mö^c^ten. Bey ber
neuen Einrichtung ift biefes nur gar 3U nötl^ig, unb bie Sltern fü^en ftd?
gar niAt, folange fie glauben, es fey nur ein blinber £ärm unb eine (Se»
fd^äfiigreit bes Sd^ullel^rers, unb bie Kinber mügen bas 2lnfel}en unb bie
Auctorität einer l^ol^en Sc^ulobrigfeit fürd^ten, befonbers wenn ber gnäbigfte
^err Scholasticus felbfi je 3U weilen berfelben ^leig unb ^ätjigfeit in beti
neuen Sd^iuibüdfetn prüft, unterfud^t unb bie Kinber crwaljnt. 2lugerbem
i(l mir nid?t woljl möglich, fd^nelleren Sd^ritt 3U machen, weil, £eiber! bis^
l^er nur gar 3U ^arf bas 2lnfel^en eines Sd^ullel^rers bey ber 3ugenb unb
iljren 2lltern gefallen iji. Damit aber bie Knaben me Irrere £u(t unb 21 uf«-
munterung 3um £ernen l^aben, fo wage id; aud^ nod^ bie legte Bitte, ba^
nemlic^ eben audy Sr. ^odywürben unb <5naben 3uweilen geringe fleine
(Sefc^änfe ober aber etwas Xüeniges an (Selb ausfäfeen, bafür man fold^es
leijten fönnte. Denn üon bem Eleemosinariatsamte aus l^abe id? feit meinem
angetrettenen Sc^ulamte nur ein ein3igmal etwas unb ba nur fel^r wenig
unb fc^led?te Sadien ba^u erl^alten, unb von bem golbenen 2llmofen Scti
Joann. Bap. befommt man blos Büdner allein, bie ben 2lugen ber 3wgenb
lange nid^t fo rei^enb {tnb als fd^öne Bilber, Scapuliere unb 2(muleten u. b. gl.
3d? lebe ber gän3lid?en guoerjtd^t auf fold^e Ijolje (Snaben, bagecjen
id? aüen ^lei§ unb 0bforge »erfprec^e, unb burd? ein bis 0ftern ober ntdjt
3af)rbu(^ f Ar tnfitu^ner <5ef(^. II. 29
^50 tubmtg ^ronf{ofer
lange barna(^ ansußeUenbes Examen publicum metner "Knaben, ba^u id}
je^t (Suere Excellenz Qocf^ipurben unb (5naben (5naben untertt^änig etn<
5u(abeu micf; unterfange, dff entlicb 5U 5etgen, mte fet^r tc^ mtc^ befirebe ber mir
anvertrauten tjotten Stiftsfd^ule (c^re unb 2(nfei}en 3U mad^en. 2^ empfei^Ie
midi 5u btefen unb nod^ fortmät^renben f^ol^en ^ulben unb (3ndben unb bin
(2nrer Excellenz
^oc^geboren unb (5naben
<5naben 2C.
untertl)äntg gef^orfamfler
nitinc^en ben 26««« Januar ^77^.
£ubö>ig ^ronljofer Princ. Magister.
^2) IPepenri^ber, <gef4y. ber baier. 2l!ab. b. IDiff., I, 3^8.
43) (Sbenba.
^^) perfonalaften bes oberbayrifc^en Kreisarc^ics.
^5) CEbmba (f. unten).
^6) Braun in fetner „Dorrebe" 3U ^ronljofers „€rjler Perfudj
in <5ebtdyten".
47) ^benba^,
^e) Braun a.a.(D.: „Dem c^urfürflltd^en gnSbtgßen Befet^Ie gemSg
iß bie Schule bey bem (£oItegtat{ltfte aHl^ier als bie f^aupt^ unb muf^er-
fd^ule in ber £et)rart ernannt tporben. n?er foQte nun nic^t mit uielen
^reuben fetten, n?enn biefe ^auptfd^ule mit einem tüd^tigen Dorflei^er vev
feigen ift, als wovon bie eingefüt^rte neue Unterrid^tungsart tjauptfäc^Iic^
abljängt. Die (Eüc^tigfeit wirb ^ronl^ofern mol^I niemanb
meljr abfpred?en, ber biefe (Sebid^te hejt» 3^^^*^ Patriot loirb oielmeljr
ein ooQes Zutrauen 5U il^m traben unb it^m feine Kinber anoettrauen,
wenn er ja nidjt feinen oon ber Hinbsfiub e l^ergebrad^ten Por*
urtl{ei(en blinblin^s folgen nnb met^r benfelben als ber ge^
funben Pernunft einräumen w'ilL €in Sc^uUel^rer mu§ 3tDar eben
nidyt attesctt ein jlarfer Didyter fein. — 3^' ^^^»^ ^i" 9«*^*^ Did^ter befi^t
in ber ITtutterfprad^e jene (Eigenfc^aften fc^on in einem oodfotnmenen
(Stabe, bie fonft ein Sd^uHel^rer in ber ^auptfad^e unb wenigftens bodf
gerabe tjier befi^en mu§. Unb l^iermit ijl ber (Einwurf beantwortet, ben
man il^m mit aller an^ewanbten Spi^jinbigfeit mad^en fonnte. Denn uon
moralif^en (gigenfc^aften eines Sc^ullel^rers ifl Ijier eigentlich bie Hebe
nid?t; wenn fte aber aud? wäre, fo fann id? Bürge fein, ba% er auc^ in
biefem SiMe genug unb unferem Paterlanbe gewig gute Cl^riften unb
gute Bürger liefern wirb. PicIIeic^t erfc^einen in furser gett audi jctie
moralifc^en 2lbl^anblungen , weld?e er einsein bey »erfc^iebenen (Selegen*
beiten verfertiget, unb bie jum (tljeile fc^on in ben Patrioten eingerückt
jinb, bie feine StSrfe audi in profaifc^en 2luffSften beutlid? genug 3eigen.''
,,lDas ic^ l^ter nod? 3U fagen t?abe, i(l nid?ts anbers, als ba% id? unb
alle (Sutbenfenbe mit mir ^ronljofern mit vielem Pergnügen
bey jenem Cel^ramte fetjcn, bas er l^ier tftt befleibet."
^9) Klucf Ijoljn: Der ^rett^err t?on j^fi^bt unb bas Unterric^tswefen
in Bayern unter bem (Eljurfürften IHajimilian 3ofepti. (2lfab. ^Jejlrebe.)
inünc^en ^869. — „Batjaria" l, 553 ff., 7^. 723.
50) (£. 0. pr an tl in „Bat)aria" I. 5^^.
5\) Der geiftlid?e Hat in einem Sd?reiben dd. 3. ^ebr. ^77^ an bas
Koaegiatjliftsfapitel 3U U. C. ^.: „Hac^bem Sr. Cljurfürftl. Durd?laud?t ex
commissione speciali gnäbigft resolviret, ba% für f ünftiges Sd^uljaljr ber ^In*
fang mit €rrid?tung einiger Healfd^ulen gemad?t, bie principien Scl^ulen ^in«
gegen als unnötljig für bie gufunft cejfiren foöen einerfeits: unb ba wir
anbrerfeits ben leljrer in eurer Stiftsfd^ule £ubwig ^Jronljofer einsweilen als
t?on tubtpig äTuggentt)ater» i^5l(
professorem in ber real classe für ffinftiges Sc^uljaljr ^wax anjuflellen uns
entfd?Iojfcn Ijaben, bod? ein Decret iljm ober anberen Professoren 3ur geit
l^ierüber 3U ertljeilen Bebenfen l^aben: alfo ergeljet Unfer gnäbigftes 2ln-
ftnnen an eud?, bag iljr bey ber euc^ anvertrauten 5d?ule auc^ einsmeilen
nur eine }nterimsbefle0un9 mad^en unb attenfaQs biefe bem bisi^erigen
präceptor in ber nämmlid^en Sd^ule 2lnton IDinrfler gegen (Seniegung ber
geroötjnli^en 5d?uIemolumenten, anvertrauen möget; tl^eils weil uns euer
€ifer, mit bem iljr von felbji auf ftäte ^Jorfpflanßung bes ©erbefferten
S(^ulwefens unb nufelid^er (Er3ieliung ber 3ugenb bebac^t feyt, Pormurffs
unb mitbey hefannt i% ba% il^r aÜ3eit auf bie tüd^tigjien subjecta bie cor«
3iigHc^fie Reflexion tragen werbet, ttjeils au<^ weilen eben ber supplicirende
wirflic^ jene rul^mlid^en (Eigenfdjaften bepöt, bie man oon einem beutfc^en
Sd^uUel^rer fobern fann" ic,
52) ^ronljofer ert^ielt dd. 2. 0ftober ^77^ folgenbes Schreiben:
tlac^bem Se. <£ljurfürjlL Purd?laud?t in Baiern Unfer (Snäbigfier Qerr
^err ex commissione spcciali resolviret, ba% für fonfftiges fd^ueljat^re ber
2lnfang mit (Errichtung einiger HealfAuIen gemadyt, bie principienfdjuelen
Ijingegen als unnötig für bie 3u!onfft cessiren foÜen einerfeitl^s: unb ba
Ijödyfl biefelben anbrerfeitljs unfern piK geeJjrten ^errn ((fronl^ofer) als
professorem in ber real classe für fonfftiges fc^ueöial^r ansu^et^Ien anäbigft
entfdylo jfen : bod? ein decret ßur geit l^ierybcr 3U ertljeiHen bebenfijen ge»
tragen: anmhens an Uns bas gnSbig^e anjndien geftel^Iet worben, ba%
berjelbe als £et{rer in Unfer Stiftsfc^ueH 3urücfl)gel{en wolte; baffelbe teber
Seit frey gejteljlet werben fotte. als Ijaben unfern viü geehrten Ijerrn in
anh^tvad^t ber gnäbigfl einaereic^ten Promotoralien eröffnen 3U lajfen, ba%
bemfelben bas £et;ramt tn unfrer Stiftsfd^uette ieber geit t>orbet)a(ten
bleibe, unb lebiglid? eine Interims-BefleKung »erfüeget xDOxben , bie wir an^
nehens göttlid?em Sd^n^ alles beftcns empf eitlen."
53) Sdyreiben bes geijil. Hats dd. ^6. (Dft ^77^. (perfonalaften bes
oberbayr. Kreisard^ios.) — OgL 2lnm. 5^.
5^) perfonalaften bes oberbayr. Kreisarc^ios.
55) (gbenba.
56) Wxnflev in einem Sd?reiben an bas Kapitel bes Koüegiatfliftes
dd. (?) ^776: ,,profegor ijront^ofer, et^emaliger SdjuHel^rer bes Ijodylöb»
lid^en Stifts, gab mir jüngjt 3U oerj^eljen, ba% ex nun als profeßor be*
ftättigt worben, folgfam wilt er jtd; bes uorbel^altenen Hegreges begeben,
bod? mit biefer ^Ineftote, bag idy il^n über bie ber bräuifd^en Sd^uIIelirers*
tod?ter ljinausbe3alilten 200 fl. fc^ablos Ijalten foK. Wie aber Qerr ^ron»
l^ofer biefe 200 % laut ber iljm erttjeilten Signatur aus freyer XPiUfur
unb mit bem 2Inljange be3aljlt, ba^ bieg ber freien präfentation bes Ijod?^
löbiid^en Capitels nid^t praejudicirhc^ fey, weil btefe Qinausbe3al{(ung ni4t
bie Sc^ulbienfiert^altung, fonbern nur bie £oswerbung oon ber bräuifdyen
(Eod?ter 3um (Srunbe l^atte; fo fuc^t er bod^ mir biefe Summe burd? Um*
wege ab3U3wingen, unb bey Perwetgerung ber orbentlid; unb ooUfommnen
X)erpflid?tung ^u t?er3ögern unb 3weifell^aftig 3U mad?en/' Dai^er geljt
XPinrflers petttum balfin: „mid? Jnterim aufgejtellten Sd?u(Ielirer tjoc^*
gnäbigP 3U manuteniren unb in Hfirffld^t ber für mid? t)om Ijod^IöbHdjen
geipiid^en Hatlj oorjä^rig eingefd^itften gnäbigften Promotorialien fowotjl
als meines in Unterweifung ber 3ugenb nic^t unheiannten ^fleiges in Rolfen
(Snaben Dollfommen 3U oerpflid^ten , gleic^wotjl aber an bas tjod^Iöblid^e
geijtlid?e Hattjs Sd^ul-Directorlum bas Benötljigte ergeljen 3U laffen" ic.
57) Sd^reiben ^Jronliofers an bas SdjulbireFtorium dd. ^, Q)ft
^776: ,,3d? t^atte 3war bereits unterm 9*«« (Dft anni prioris auf Per-
anlaffung eines mir 3ugefertigten i^od^gnSbigen Schreibens mid; fd^riftlid^
29*
^52 Cubwig f rortljofet
batjtn erflüret, ba% xd^ eigentlich proprio motu ol^ne Dorwiffen unb <Se»
neljml^altung eines <£l?ffil. I?od?Iöbl. Sc^ul'Directorii nic^t rooljl meinen elje*
maligen Dieufl resigniren fönntc, um fo mctjr als fein Profeßor decretirt
wäre; babei liaiie id? aud? bie untertl^änige Bitte gesellet, ba% man ben
einsmeiligen Stiftsfd^uHet^rer 2lnton IDinrfler,, batjin anmeifen möd?te , mir
bod? einen convenablen €rfafe meiner bey Üebernet^mung ber Schule ge*
trabten namtjafften Kojien ju mad?en. 0b mir nun gleid? Ijierauf feine
toeitere resolution 3ugefommen: fo tjaben ftc^ toäl^renb ber geit als id? nod^
immer eine declaration erwartete, bie Um jlänbe fo geänbert, ba% fürs €rfle
befagter 2Inton IPincfler ftd? eiblid? felbft ertottjen, mid?, wenn er abtritt,
in (Ermanglung feiner begern IHittel, für »erwenbete 200 p. mit 2^ bayrifc^en
(Eljalern 3U contentlren. §weytens id? unb meine (Etjegattin, als bie toir
oljnebieg immer Ijöc^ft uneigennü^ig unb freunbfd?aftlic^ bie Sadie beigelegt 3U
fetjen wnn^dfUn, ot^ne IDeiters in ben Eintrag billigten, unb fofort ic^ von bem
gnäbigen ^errn Sdjul Commissario in disciplinalibus btn 2(uftrag erljielt, libere
3U resigniren. 3" biefer 2Ibftd?t benn unb ba idf ol^nebieg neuerbings als
profegor bcftättigt bin, folglid^bie Stiftsfc^ule nidyt länger bel^aupten fönnte:
fo t^abe id? mic^ ^enn aller 2lnfprüd?e auf befagte Sd?ule frevnjillig in 21x1"
betrad^t bes oon 2lnton IDincfler gemad?ten Offerts, begeben, uno biefen Dienfl
in bie Bfanb berjenigen, oon beren l^otjen (5nat>en ic^ il^n ertjielt, unter nod?-
maliger Panferftattung für alle erl^altcncn (5näben resigniren wollen."
58) Die inpenflon tjier lebenbenKinber follten neben benHealien in ber „tljeo»
retifd^en unb praftifd^en ©fonomie" unterrichtet, ferner 3um „Spinnen, StridP en,
§iDärnen Hälfen ic. abgerid^tet werben." HTanc^erlei Umftänbe, befonbers
inbujiriell fpetulatioe 2lbfid?ten bereiteten bem auf 2Iftien gegrünbeten Untcr-^
neljmen berx Untergang (^778). (U?e(ienrteber, (Sefd?. ber baier. 2lfabemie ber
U)iffenfd?aften. I, 3^9. ^ipowsfy, <Sefd?id?te ber beutfd?en Schulen. S. 302.)
59) Kurfürft ^erbinanb IHaria Ijatte bie Bewirtfd^aftung ber (Srunb-
pücfe in 5d?leigl|eim allerbings 3ugleid? als UTujterlanbwirtfd^aft
einrid^ten lajfen, aber tjieburd? immertjin erj^ ben <5runb 3U ber erft ^822
znt^anbenen lanbwirtfc^aftlid^en Sd^ule bafelbft gelegt. Baoaria I. S. 5^6.
60) U)eftenrieber a. a. 0. I, 320.
60 P^rfonalaften bes oberbayrifc^en Kreisard^ios. — Der U^ortlaut
ber Beftimmung „fürKünftlersfötjne" finbet feine €rflärung burc^ bie (8. 21 ug.
^778) „Kurf. 5d?uloerorbnung f. b. bürgerliche (2r3teljung ber
Stabi* unb £anbfc^ulen in Bayern" (§ 3— ^8), wornac^ für bie mit
ber bürgerlidjen l^auptflaffe oerbunbene Porbereitungsflaffe ber (Symnaflen
bie (Sren3fd?eibe 3wifd?en ber bürgerlid?en nrib ber geleierten (Er3ieljung
aufs genauefte htobaditet werben follte. €s mugten 3» B. bei ben Bürgers-
finbern 3 Klaffen unterfd^ieben werben: a) gemeine Kinber oon fjanbwerfem;
b)5ötenet)onKünfHern;c) fünftige Stubierenbe b. Ij. Söljne, bie wegen iljrer
Calente ^uweilen aud? aus ben geringftenStänben 3umStubium 3ugelaffen werben.
62) Baoaria I, 558. — 5. ferner „5r. (£ljurfürjtl. Durd^leuc^t 311
pfal3 2C. IC. ^of' unb Staatsfalenber". Z^k^^^^Q X'^'^^r 5. ^36.
63) 3" ^ctt perfonalaften bes oberbayrifdjen Kreisard^ios finbet ftc^
folgenber (Ejtraft aus ben protof ollen bes get^eimen Hats: „Unter Portrag
bes (Eitl. 0. f>aeffelin ergienge ben 9. Z^nnet ^78^ bas Specialresolutum:
es l^abe ber teutfci^e Sd^ulfond nit nur jene gratificationen an Citl (Srafen
V. Spreti, (Eifenreid? ic, welche bis bal^in ber UTaltljefer orben be3alilt l^at,
einsweilen unb in fo lang 3U übernemmen, bis l)ier3U eine anbere (QueHe
unb fd?icflid?e (Seiegen Ijeit 3U Qanben ftel^en würbet, fonbern es mugen aud^
bie fogenanntcn Healleljrer als Sprad?en« unb geidjenmeifier, wie fold^e ber
prälatenftanb , id est ber lateinifd^e Sc^ulfonb be3al|lt Ijat, 3ur Befolbung
ybernommen werben. Der gei^lid^e Hatl^sfefretarius Itlüljlbauer,
bcrS<^u|meijlerfronljofer,bcr Biiec^eroerleger prte per (Sreiff würben
eadem occasione bem beutfc^cn Sc^ulfonb mit überburbet NB. Sefretär
ntül^lbauer ift cigentltd? bem fronljofer fuccebirt cum obligo, bie
Hegtftratorpcüe bey bem beutfc^en Scf^ulbireftorio 3U oerfec^en. ita resolutum
in intimo. ^o. 3enner ^782."
6^) 3n ben perfonalafteti bes !. oberbayrifclyen Kreisard^tüs ffnbet
jtc^ folgenbes Signat bes gel^eimen Hats dd. 26» September \777 an bas
furfürftl. geiftl. „Hattj Sc^ul Directorium": „Die 300 %, ipeld^e ber Fronhofer
als examinator bistjer genojfen l^atte, foKen itjm 3ipar nod) ferner oerbleiben,
jebody für bermaHen weber oon bem beutfd^en, nod? lateinifdyen Sc^ulfundo,
fonbern oon ber funbations (Süter Deputation, unb sipar nur in fo lang
extra besalt werben, bis fid^ ber lateinifd^e Sd^ulfundus fo weit üerminbert,
ba% aud? fott^ane 300 ff. baüon entrichtet werben fönnen."
65) (£tjurbaiertfd?er ^of« unb Staatsfalenber. 3ö^rgang ^780. 5. 206.
66) IDejlenrieber, <Sefd?. b. baier. 2lfabemte b. IPiffenfd?. II, 578.
67) in. Seybel, Bayerifd^es 5taatsred?t. ^anb I, 5. '^o ff.
68) präfibent: 2Iuguft C5raf oon (Eörring; Pijepräfibent: UTay
<5raf oon prey^ng; Kans ler: ^freit^err oon pauIi; 2^ Häte oon ber
Hitterbaijf; 23 Häte oon ber geleierten Banf; 22 wirüid^e,
aber nid^t f requentierenbe Häte oon ber HitterbanF; 26 wirf*
lidye, aber nic^tfrequentierenbe Häte oon ber geleierten Ban!;
l äußerer ^Ird^ioarius; ^8 Secretarien (barunter ^ronl^ofer) u. a.
^^erfonal. ((£l|urbaier. ^of* nnb Staatsfalenber. ^aljrgang \780, S. 206.)
69) Braun in feiner „Porrebe" 3U ^rontjof ers „(Erjier Perfuc^
in (Sebid^tett". S. 3.
70)Biebermanu, Deutfd?lanb im \ S-Jatertjunbert» 2. Jluff. II, \ ♦ 5.^29 ff*
70 Lettner, £iteraturgefd?id?te bes ^8. Jaljrleunberts. 2. 2Iuf[. III,
\- 5. 3^7 ff.
72) Biebermann a. a. (D. S. ^33.
73) Seb. (Sünttener, „(Sefc^id^te ber litterarifd^en 2lnjtalten in
Baiern". II, 276.
7^) „(Eine anbere literarifc^e (Sefellfc^aft mürbe 3U IHünc^en
17 20 oon einigen geleierten Kloftergeiftlic^en 2(mort oon poüing, (Selaftus
j^ieber unb ägnell Kanbler, äuguftiner in Vflmd^en, errichtet, mit
toeldeen fid? balb auc^ anbere IHänner geiftlid^en unb toeltlid^en
Staub es oerbanben, bie in gemeinfdeaftlid^cr 2Irbeit ben „Parnassus
Boicus ober Heu eröffneter IHufenberg" in 6 Bänben teerausgaben.
Die (Sefellfc^aft legte ilere (Sefefee ber teödejten (Einfid^t bes Kurfürften
IHajimilian (Emanuel oor nnb bat ftd? 3U ilerem boleen «Befdeü^er ben
bamaligen Kurprin3en Karl 2llbrec^t aus, unb nannte fid? Academia
Carolo-Albertina. Diefe 21!abemie oerbreitete fid? über alle §n>eige ber
Literatur, es würbe in berfelben bas t^feologif^e , juribifd^e, mebi3inifdee,
pleilofopleifd?e , matleematifd^e unb gefd^ic^tlidee (fad? im weiteften Umfange
gearbeitet, felbft bie fd^önen nnb med^anifdeen Künfte nic^t ausgefdeloffen."
iSietee (Süntlener a. a. 0. II, S. 277.)
75) (Ebenbaf. S. 279.
76) IDejlenrieber, (Sefd?. b. baier. 2I!abemie b. IDiffenfA. I, S. 1(80.
77) „Sogar prioate bilbeten wieber 2lnftalten, W03U bie 2lfabemie bas
IHufler gab. 3m 3atere ^766 entftanb 3U 21ltenötting am 3««» ^,^^'
3Üglid? bürde £eitung bes geiftlideen Qerrn 3(>^ö"" f ran3 ^<>" l^oppenbic^l
eine öefellfc^af t ber fc^önen Xüiffenfdeaften, weldee einige geit
barauf unter bem Hamen „£anbwtrtlefd?aftlidee (Sefellfdeaf t" in
Burgleaufen fortgefefet würbe unb bafelbft bis 3um 3<i^re \&o\ wirffam
geblieben ijt." (Seb. (Süntlener a. a. CD. II, S. 288.)
A54 iubvoiQ (front)ofer
78)„3n bcr Sayrtfc^en Benebiftincr^KongrcgrationiPurbe eine 1 1 1 e r a-
rifc^eCSefellfc^aft errid?tet, n>cld?e pd? mit Bearbeitung pljvpfd?er,iji jlorifc^er
unb ffripturiftifc^et 21btjanblungen befdyäfttgtc. Sdyon bie erfte (Einleitung würbe
mit fo meiern (Slücfe gemacht, bag felbji bie fönigl. Baierifdye 2Ifabemte ber
tt)iffcnf<^aften in inünd?en bie 2lrbeiten ber Kongregationsmitglieber mit ben
übrigen 3U oerbinben oerfproc^en, unb auc^ n^irfli^ fd^on eine 2lbt;anblung über
ben pfal3grafen Hapotl^o »on 3ofepij IHori^ in KI. €nsborf bem V. ^anbe
il^rer Sammlung einoerleibt Ijat." (Seb. (Süntliner, a. a. (2). II. 262).
79) „ Baier ifd^e Sammlungen unb 2Ius3Üge 3um Unterridyt unb Per-
gniigen" ^76^ ff. — „2lnnalen ber Baierifdyen £itteratur" 3aljrg. ^778 jf. —
„Per gufdyauer in Baiern, eine IHonatfc^rift". — „Baierifd^^öfonomtfdyer
ijausoater 3um Zinsen unb Dergnügen ic," — „(Etwas IDidytiges 3um
^t%ien bes gemeinen IDefens in Baiern für Däter, £el|rer unb Kinber." —
„Itlaterialien für bie Sittenlel^re, £itteratur, Canbn?irtl|fd?aft, jur Kenninig
ber probucte, unb für bie (Sefd^ic^te alt- unb neuer geiten. ITtit (EI^urfürflL
gnSoigfier Bewilligung als ein Beytrag I^erausgegeben , von bem gnäbigjl
Privileg, ^^teüxqeny unb 2lbre§*(£omtoir. IHün^en ^773." — „IlTaterialien
5um Vien^e bes Canbmanns, 3ur 2lusbreitung nü^Iid^er Kenntniffe, 3ur
£iteratur, Sittenleljre nnb auten (Scfd^macf. ITIünd^en 177^."
80) Baierifc^e Sammlungen unb 2Ius3Üge 3um Unterridyte unb Der*
gnügen. ^76^, S. 3 ff.
80 S. 2lnm. ^0.
82) €benbaf.
83) rOeflenrieber, (Sefc^. b. Baier. 21!. b. W* I, ^38.
8^) Orthodoxissima saeculi nostri tempora.
IDas ift bas befte Buc^? Des f^eilanbs let^r unb Üzhen.
Was mad?t benn einen (Eljrift? Per (Trieb il^m nad?3ujtreben.
IDer I^at bie Seligfeit? Der (Sott red?t eljrt nnb liebt.
IDer eljrt nnb liebt il^n red?t? Der fo fic^ eifrig übt,
Zk^ ö»s Pernunft unb Sd^rift nnb ans ber IDelt 3U fennen.
IDer ifl benn aber wol^I ein weifer IlTann 3tt nennen?
Xt)er nichts bewunbern barf, nic^t altes eitel mad^t.
2Iuf fein Pertjängnig flucht nnb webet weint nody lac^t.
Wo liegt bas l^öc^jie Cöut? 3m rul^igen (Sewiffen.
IPer ijl auf unfern ^aü am eifrigjien befliffen?
Der IlTenfc^. IDer Ijeigt benn reic^? Der weld^er nichts begeljrt
IDer arm? Der bürre (Sei3, ber von fid? felber «l^rt.
XDer fann wotjl unfrer €Ii' bie befle IHitgift geben?
(£in Kinb von Qäuslid^fett unb unfd^ulbspollem teben.
XDeldj inägbc^en Ijeißt benn feufd?? Pon ber fogar ber Xleib
So jlin als öjfentlic^ fid? was 3U lügen fd^eut.
IDas aber Ijetgt geleiert? Das, was man fagt, beweifen.
IDie wirb ein IHenfc^ ein IHenfd?? Durd? (Einjld^t nnb burdy Heifen.
XDo mögen £Jeerben fein, W03U fein ITliettjling lauft?
Pieüeid^t in Sdi — , ba werben fte gefauft.
tt^as madyt ber Orthodox? ganf, Kefter, 2ltl^eijien.
XDas'\ifi 3U unfrer geit bas größte IPunberwerf?
gwei (Örter: erftlic^ IDien, 3um anbern XDittenberg.
Dort ljerrfd?t nunmel^r (Erajan 3um anbernmal auf Srben,
Unb tjier will audj ber p — ein £ -- werben.
Se^i nod? bas Dritte ^u. IDas? 3^Tia; wie? warum,?
Qier iji bie gölbne geit, ein eifern Saeculum.
IDas ift bie größte £ujl ber meijien purfc^en Qiage?
(Ein IDirtl^sI^ans breiter Baljn, ein Buc^ voü Sd^nlb nnb "Klage.
von £ubit>t9 nTu9gentl{aIer. ^55
Was mag iljr Xüal^Ifpruc^ fein? 2IIs flogen mir baoon.
IDas bringt es enblid? ein? Diel Cad?* Heu', wenig £ol^n.
IDo aber ijl benn audy ein ipaljrer Jreunb 3U ftnben?
3a Bruber leljre midj bie Jlntwort felbj^ ergrünben!
Zdi Ijabe midy oiel ßaljr barum umfonji bemüljt,
Derfud;' ob Dir barinn has <5(ücfe bejfer blül^t
2ln
fjerrn M. G . . B . . S . .
Qfinem ^oc^oerbtenten Cei^rer
in S » »
(. (öetreuer Jfeljrer! nimm l^iermit
Den fdylec^ten Dan! oon armen Qänben,
Denn ba mid? alles niebertritt,
So fann id? nichts als IDorte fenben.
tlur IDorte? Hein! Das Qer3 babei,
Das fjer3, in bem jtc^ (5roK unb Heu\
Dersweiflung, ßag unb Hac^lufl fc^lagen,
Da frember Xleib unb eigner Sinn
Den, beffen (Jletfd? unb 23Iut ic^ bin,
Den Dater aus bem fersen jagen.
2. Peru)egen{ieit tl^ut öfters metjr,
gumal bei fdyon oerberbtem iebtn,
21 Is wenn wir ber Dernunft (Seljör
Unb fauler Klugl^eit gutritt geben;
01 tjätt id? bies nur läng^ getfjanl
€s fommt nur auf bie Dorfidyt an,
Die unfern Sinn notljwenbig lenfet.
Dieüeic^t oerfolgf idy je^t bie Sd^aar,
Die mid? bei äu§erjter (Sefal^r
So finnreid? mit Derleumbung ftänfet.
3. tlun mag ic^ hxdf mit Qtif unb Hatt)
Unb um fein ITtitleib meijr befdyweren;
Dies bitt' icfa: IDirb mir eine Qiljat
Des pöbeis ^aß unb ^Jlud? gebären,
So rebe weber fc^Hmm nod^ gut,
Unb fc^ä^e nur mein reblid^ Blut!
3n übrigen (Sewiffensfadyen
Darf bod^ fein anbrer cor mic^ ^^kn;
Wem (flutl^en burc^ bas Stoß-Brett geljn,
Der muß Derfuji 3U Dortl^eil machen.
85) „(Slaube unt> Ijoffnung"; „Die Begierbe nadi bem Qimmel" ;
„UJeyt^nad^tS'^be" ; ,,Aria Pon„ ber (SeburtQrifti"; Ctjripus am 01berge,
nad? ^rn. Klopftocf''; „Aria Über bie IDorte ; bas ift meine (freube, bag id?
mic^3U (Sott ijalte. Psalm. 73"; „Bug-Aria"; „Aria 2lls er ftc^ über nid?ts
betrüben wollte. Xlad? ber IHelobie: XDer nur ben lieben (Sott läßt walten" ;
„Der gewiffe tLxo% 3m Con: Don (Sott will id? nid?t laffen"; „(El^rifHidye
(Sebulb. 3m (Eon: 3efus meine guoerfid^t ic"; „Oirojl^Aria". U f. f.
86) „(Sute Polfeslieber, fagt ber oortrefflic^e, fal3burgifd?e fjirtcnbrief,
Ijatten fdyon in ben älteflen Seiten bey unferer beui^djen fjelbennation einen
J^oljen IDertl^; fie trugen et^emals oiel 3ur IHilberung iljrer Sitten be^;
iljre Sittenlehren, iljre (Sefe^e, iljr Hob ber (Sottljeit; it^r Danf für bte
IDofiltfiaten bes ^immels, bie ^elbentljaten unb großen Beyfpiele itjrer
H56 lubtDJg vfronljofcr
Poreltern waten in fiebern oerf aßt, bie bey il^ren gottesbienflUc^en Der^
fammlungen, bey iljren (Safhnal^Ien nnb anbern frot^en gufammenffinften
abgefunden, ebles (Sefüi^I unb fronten IRutt} oerbretteten. Xtod^ finb ii^re
Barben- unb Kriegsiteber beruljmt, bie iijren ^elbenmutij entflammten unb
felbfl iljren mSd^tigjten f einben fd^red bar waren. 3^ / ber (Sebraudy , bas
X)oI! burc^ lieber ju unterrichten, in feinem Bufen (ßottes* unb Cugenb*
Hebe anjufad^en unb reUgidfe <5efüi{[e 5U ermedfen, ift beynat^e fo alt, als
bas nienfc^engefd^Ied^t felbfl ; ha fdjon fein ältejter (5efd?id?tsfd^reiber Itlofes
unb ber Perfaflfer bes Bud?s ^iob eine Itlenge Sruc^jlüde ans alten £iebern
anffiijren." („X>er Patriot ober (Semeinnü^ige Porfc^ISge 3um
Bedien berHeligion nnb bes Paterlanbesfamt wichtigen Por*
jiellungen an bie {jol^en 0rbinariaten." tPien ^783. S. 86).
87) „(ginlabung auf bas £anb im ^rütjling an 3. 21. ITt. ^766''; „Der
Sommer"; „Der ^erbjl"; „Der IDinter"; „Die £inbe ober ber fogenannte
grfine Baum"; „Der <5arten nnb bie ^e^enb um tlYmpt^enburg".
88) 5. 2(nm, \{.
89) „eignes Bernauerinn. €in oaterlänbtfc^es Crauer*
fptel ;780". („Diefes Stücf mürbe 3U rnund|en unb Itlannljeim öfters
aufgelegt — im iluslanbe nac^gebrudt — in Ceipjig, Saljburg, IlTannt^eim
mit grogem Beifall — in IHünc^en aber nie aufgefuljrt". ilnnalen ber
baier. Citteratur com 3ot?re ^778, Itlnnd^en i78U S. 2<^8). — ^Cubmig
ber oierte, genannt ber Baier. €in tlational Sdyaufpiel in 5 2luf-
3Ügen. IHünd^en bei Kraft ^78o". — Über bie p^ege ber <5efd?id?te unb
(Sefc^id?tsforfd?ung feitens ber baier. 2l!abemie ber Xt)ijfenfd?aften f. ^hnaUn
ber baier. £itt. a. a. 0. 5. \oo ff.; Seb. (5 Unirnex, (5efc^. ber litterar.
2lnftalten in Baiern" II, 280 : IDeftenrieber, öefcb. ber baier. 2lf. b.
IDiff. II 5. X25 ff.
90) 5. 2lnm. 89, 9^ u. 92.
90 „Xüilliam Buttf er: Baronets 0. IJorfst^ire, oon bem Cljurfurfil.
wivfl. Hegierungsratli unb ber §eit ppegs^Commissarius ju Sc^robentjaufen
hey Z^^^^^^^t (^ZitL) (2blen oon Specf ner, ein baiertfd^es Original-
(Erauerfpiel". (773. — „Sojpl^ie: ober <5rogmutli unb Heue. (Ein
rül^renbes Drama in 2 2(uf5ngen: aufgefüf?rt auf bem Cl^urfürjKic^en
beutfc^en tL^eatex 3U ITIünc^en ^773. von ((Eitl.) Qerrn <Sraf 21 n ton
ü. (Eörrin^=5eefelb ic. eignes IDer!". „Die alte Befanntfd^aft,
ein ttad^fptel t>on einem Dialog, gefd^rieben fürs bentfd^e (Ei{eater in
inünc^en: oon ((Eitl.) fjerrn <5raf oon HToramiftfY. ^77 3. eigene <£om-
poption". — ;,Der Deposidair: ober ber Sd^einetjrlic^e, ein £uftfpiel in
3 2luf3Ügen, aus bem fran3Öfifd?en bes ^rn. v. Poltaire überfeftt. Don
(Citl.) ^revtje-rrn oon Karg. ^783". — „Der Hot l^Ieibenbe ein
Sd^aufpiel oon ^ 2luf3Ügen in ungebunbener Hebe ^773. Diefes
Stücf ijl von Z^^^^ C^urfürfll. Durd^Iauc^t, unfer gnäbigjten
£anbesfrau ins reine Deutfd^e überfefttmorben". (KoI^Ibrenners „filate*
rialien tc." (773, S. {2{.)
92) Koljibrenners „UTaterialien ic." Z^^^Q- l'^^s. S. (2(.
93) S. 2lnm. 95.
9^) Die fjanblung get^t in Hom in bem ^aufe bes BeHarini oor,
fdngt mit bem 2lnbrudye bes Qiages an unb enbtgt erfl um IlTtttemad^t.
2IIs „perfonen bes Sc^aufpiels" fungieren:
„Ulattjilbe unbBellarini, 3^0 unlängjt oertjevratl^ete abelic^e
Stanbs'perfonen. H u g g i e r 0 , t)er jleHter ^reunb bes Beüarini. S e n f a I i n a ,
eine junge IDittme nnb üermeynte Vertraute Itlatl^ilbens. .Benooglto,
ilTatliilbens X)ater. Danbino, ein fjaupt ber Banbiten. gmeen anbere
t>on iubmig HTuggenifjaler. 4^57
Sanbitcn. (Ein (Sefrcyter» €inige Bcbtcnte» €in paar Solbatcn
otjnc (5cipeljr. IDad^e"*
95) Koijlbrcnners „niatertalien 3um Dicnjle bcs £anbmanns,
3itr 2lusbreitung itfi^Uc^er Kcnntnige, 3ur f ttteratur, Sittenlel^rc unb guten
(Sefc^macf' 3alirg. ^77<^ 5. 99 ff.:
„inand?en. UTatijilbe, ein Sc^aufptel, in brey 2Iuf3Ügen, von £. (f.
(lubwig jfronl^ofer). ^774^. in 8^ Wir Ijaben biefes Sd^aufpicl gelefen; —
mie glücflid?! roieberum ein baterifdyes 0rtginaIftürf — urib fd?on bas
üierte; — beffen Perf affer eilet fdjon in feiner erjien probe ^m geübteflen
Dichtern auf ber bramatifdyen £aufbatjn mit fd?neöen Sdyritten nad^: —
nodn jipey ober brey Binde von il^m; unb er ijat fte erreicht. Zlod^ mel^r!
w'iv l^aben biefes Stücf auf ber Ijiefigen Sc^aubüljne ben 6. unb 8. VUay,
7. unb {7. Juny, 2 mal in (ßegenmart bes ganzen f^of es oorfieüen gefel?en.
— (Einl^eit ber ^anblnn^, ber geit unb bes CDrtes; bünbiger, fraftooüer
Dialog; gut gefd^ilbertc <£f|araftere ; rül^renbe fjanblungen fenften (Em*
pfinbungen in bie ßersen ber gufdyauer, wie fte ber Vidjtet woüie, Dan!
fey iljm ber laute Seyfatt bes pnblifums für bas Pergnügen, bas er jebem
empftnbfamen £Jer3en gemad?t! Die Sittenlel^re Ieud?tet aus ben €ljara!tern
unb ^anblungen ^eroor. X)or3iigIid? i^ai uns ITIatliilbens 3ärtlic^er nnb
tuaenbl^after Ctjarafter gefallen, ber überall ITIttlciben, bes Huggerio aber
2lbfc^eu einflößte, 5d?ön i<i bie etjelic^c £iebe in ITTatliilben; jiar! bie
Ceibenfc^aft unge3ät?mter liebe Senfalinen, unb voilb in Huggerio gefc^ilbert»
Diefe unb meljrere Dor3Üge überwiegen bie feljler. — tDaijrfd^einlid^feit iji
^wax in eimeln ^anblungen, nidyt genug im (Sanken. €ine ^anblung, bie
fxd^ mit 2lnbruc^e bes tLaqes anfängt, unb jtd? erp um IlTitternadyt enbigt,
nur in brey 2luf3Ügen oorftellen, bie beynalje brey gan3e Stunben bauern,
iji 3U ge3ö>ungen. Der §ufdyauer, jtSts aufmerffam unb gerütjrt, wixb er-
muoet unb feljnt fic^ um eine paufe. Z^ fünf 2luf3Ügen backten mir, Ijätte
bas Spiel einen leidstem unb natürlid^ern (5ang genommen. Der plan,
bie ijabel: UTatljilbe unb Bellarini, 30)0 unlängfi rerbeuratljete Stanbes«
perfonen, lieben ftd? auf bas 3ärtltd^jle. Huggerio, gewefencr Mitbewerber
um ItTattjilbens dianb, aber bem Bellarint nad?gefe§t, perbirgt feine eifer«
fudytsooHe ^ad^e wegen biefer oermeynten Seleibigung unter bem Schleyer
ber aufridytigften ^reunbfd?aft; j^ört mit Qilfe Senfalinen, einer jungen oer»
fd?lagenen Xßittwe, bie er mit oerjtellter Ciebe unb oerfproc^ener iqeuratl^
täufdjt, bie ^auslidye (Eintracht, unb fad^t in Bellarini bie l^eftigjte, in
irtatl^ilben eine 3ärtlic^e €iferfud?t an, fo, ba^ eins bas anbete fd?ulbig,
fid; felbfl aber unfc^ulbig l{ält, Huggerio, um ntatl^ilben, bie er noc^ liebt,
3u befiften, bringt BeHarini 3um €ntfd?lu§, pe wegen iljrer fdyeinbaren Hn«
treue in ein Klojier 3U fc^irfen; er übernimmt bie änjialten 3ur 2lusfüljrung
besfelben; bie unoermutl^ete 2lnfunft bes Paters ber IlTatl^ilbe t^eigt iljn
biefe 2Iusfüljrung befd^leunigen ; er nüftt bie (Sclegenl|eit, unb will fte mit
l^iife einiget Banbiten 3U Had^ts auf ber Straffe 3um Klojler, eutfüljren;
wirb aber pon ber ungefel^r ba3u fommenben Wad^e »erjagt, ITtatl^ilbe ge*
rettet, il^rem (5emaljl wieber jugejtellt. Senfalina, bey ber Untreue iljres
£iebl^abers aufgewacht, entbeat unb bereuet il^r Perbrec^en, ert^ält Per*
3eiltung ; unb alle ermannen über bie unmenfd^lid^e Bosl^eit bes lafterl^aften
Huggerio; fie erfennen, wie gefäljrlic^ es fey, in ber eljelid^en f iebe^reunbe
unb Pertraute 3U l^aben, unb ftd? il^nen leid?tffnnig 3U überlaffen. Creffenb
ift biefer plan ausgefül^rt; ber Knoten fün^Iid; gefd^ür3t, unb überrafd^enb
aufgelöjt. Darum l^ängen bie 2lb« unb 2luftritte nicfct allemal wotjl in
einanber: bas (Eljeater bleibt öfters leer. XParum geljt Bellarini im 3weyten
2luftritte bes erfien 2luf3uges ah, unb lägt ben Huggerio allein im §tmmer?
Damit biefer einen langen IHonolog ma^en, unb ^td? bem gufd^auer, wie«
^58 lubiptg Jronfjofer
tpofjl 3u frfllj, felbjl fdyilbcrn fann, ipas für ein Böfemic^t er fev. Watum
bleibt mail^ilbens Pater über 6 Stunben ans, nnb !5mmt erfi fo \päi Had^ts
nad? Qanfe; ba fd^on alles fd^Iäft? XTic^t n^at^r? ^amit Hug^erio nnb
Panbino itjre böfen Jlnfdyläge nngel^inbert ansfütjren fönnen. Des Benüoglio
Begierbe, feine (todyter cor Sd^anbe 3U retten, nnb bas 2?ätl^fel anf3u!Iären,
Ijätte ilin geroig, ba il^n nichts snrürfl^altenbes auger bem £Jaufe aufgewogen,
et;er nad? Qaufe gefüi^rt, n>enn es nur bem Dtd^ter gefällig gemefen wäre.
Die (Sleid^niffe, in benen IFIattjübe mit itjrem Pater bey [einer ^Infnnft
fpric^t: ob pe and? fo gut angebracht, als f(^3n jlinb? entfd?etben wit nid?t.
Kürjere unb weniger ÜTonologen, bisweilen audi fürjere perioben, Ijätten
wir fd?on gewunfdjen. — Dod? nid?t alles fo genau! — ibie fd?on gefagt,
bie meljrern 5d?önljeiten entfc^äbigen uns für biefe fleinen UnooUfommen«
Ijeiten genug. Der Perfaffer, ber jtd? fc^on burd? feinen Perfud? in (Sebic^tcn
rütjmlid^ heianni gemadyt l^at, ifl (warum foKen wir iljn nid^t nennen? er
mad?t uns €l|re!) fjr. £ubwig^ronljofer, 5d?nneljrer an ber F^auptfd^ule
bey U. £. ^frau in Itlünd^en. Das rut^mwürbige Beyfpiel feiner abeligen
Porgänger in ber oaterlänbifd?en Dramaturgie munterte audi x\\n auf, feine
tjon Berufsgefdyäften freyen Stunben berfelben 3U weilten. Unb fann man
fie wotjl beflfer anwenben, als 3ur 2Iufnal^me ber fd^önen XPijfenfd^aften unb
ber guten Sitten bes Paterlanbes? — IDir troffen, er werbe bey biefem
erjlen Sinde nid?t jictjen bleiben. — Die Sdyaufpieler erwarben ftdy burc^
it^ren Jleig unb €ifer bey ber Porfteüung geredetes £ob. IPir wünfc^ten,
bag fle in mel^reren Spielen gleid^e ^Id^tung für bas publicum liegten, unb
mand^mal bie Hollen gef^tcfter uertl^eilten. ^wav , xpenn man bey ben
rül^renbflen fjanblungcn felbft in ben logen bie wenigfte 2lufmerffamfeit
bemerft, fo .erfaltet ber (Eifer. XPir badeten, bas publifum tjätte für fein
(Selb, bas es in bas Sc^aut^aus trägt, aud^ bas billig jte Hec^t, 5U fobern,
bag es burd? muttjwillige Sc^wä^er unb Sd^wäj^erinnen in feinem Pergnügen
nid^t geft3ret werbe. — Xtod? vereinigen wir unfern XPunfd? mit allen
(El^eater'(f reunben , bag man uns, ftatt einer bürgerlidyen Dame, fiatt ber
verliebten gänfer, ber ^ausl^altung nac^ ber ITIobe, unb bergleic^en (Sejeugs,
eine £ucie IPoobwil, einen (Saleeren-Sclaven, einen ^reygeijl bes fyn.
£effing's ober Brawe, eine (Emilia (Salotti, unb uberljaupts bie
leffingifc^en Stficfe öfters porftellen möd?te."
96) 5. 2lnm. 95.
97) ^nnakn ber baier. £itter. v. 3. ^778: tlnrnb. ^78j, 5. ^8.
98) „ÖJfentlidye prfifung über bie Did?tfunft, weld^e bie Sdjüler ber
erfien Hljetorif bie erjien 6 Itlonattj ftnb gelehrt worben, in bem grögem
c^urfürj^l. (Symnaftum ber Ferren ^efuitcn in Itlünc^en. ^772. in 8®".
99) Koljlbrenners „UTaterialien ic." ^773. 5. X2\,
^oo) ilnnalen ber baierifd^en fiti o. 3. \78^ S. ^02.
^01) (Bhenbal ^782. S. 185.
^02) g. B. Cofee, <5efd?id)te ber 2ljitjetif in Deutfdylanb. 5. ^.
l03)3ol^ann (Elias Sd^legels „äj^t^etifc^e unb bramaturgifc^e
Schriften" (beutfd^e £itteraturbenfmale bes ^8. unb ^9» 3al?rl^unbert5 in
XTeubrurfen tjerausgegeben von Bernl^arb Seuffert, Nr. 26), eingeleitet
tjon 3o^- 0. 2lntoniewic3, p. III — CLXXX. — Dr. (Sufta© JCann*
gieger, „Die Stellung Utofcs ITIenbelsfol^ns in ber <Sefd?id?te ber äfllietif.
Jranffurt a. ITt. \868." ^
^0^) ^fronl^ofer „Über bas Stubium ber Kupferftec^erey". S. 3^7.
;05) &enba.
106) Porrebe 3um <5ebid?t „Das Xle^ ober bie <5efdyi<^te bes ^ifc^ers
in 3ween (Sefängen."
^07) 2lblianblung „über b. Stub. ber Kupferfiec^erey". S. 358.
von £ub (Dig IRnggentitaler. 1^59
108) (Ebetiba. 5. 359.
^09) <5eb. „Die Hadymelt" (in „(Erfter Perfud? in <5ebtd?ten". 5. <t2).
UO) 2lbtjanblung „über b. Stub. b. Kupferped^erey", S. 337.
UO €benba. S. 336.
U2) €benba. S. 338.
\\5) €benba. Porrebe.
XX'O Habgier, KünjlIerIejt|on, Bd. IV, 5. 5U.
\\5) £ofte, ;,<5efd?. ber 2lfllietif in Peutfc^Ianb". 5. ^.
\\6) 2tbt^anblung ^iiber b. Stub. b. Kupferiiec^erey'^ 5. 33^ ff.
\\7) „3* I^öbe bes großen Hembranbt fc^on fo oft €ripäljnung
^ztan, i>a% id^ in Sd?tlberung feiner Itlanier nid?t meljr fo roeitläiiftig feyn
barf. 2lls irtaler unb (Efter ip Hembranbts größtes Perbienfl feine 2Ius-
tfjeilung üon Sdiaiien unb £id?t. Diefe befielet meijt in einem l^errlic^en
Konträre, u)eld?er bie unbegreiflidjjle lüirfung tljut. 3m Sei(^nen war
Hembranbt mittelmägig, unb (5va^\e unb Koftume muß man hei it{m gar
nic^t fud^en. Seine f^eiligen finb Bauern, feine gelben Karrüaturen, unb
feine <5en?änber, Per5ierungen u. f. f. grotesf unb nad^ ^en ItToben feiner
geit angebrad^t. Der l^eilige 3ofepl^ fniet im Qiempel oor bem priefter
Simeon unb ber propljetin ?ianna, bie über bzn neugebornen Qeilanb
»eiffagten, wie ein moberner ^olstjacfer, eine ßirtentafd^e ober großen
Sdylteßbeutel an ber Seite, nnb ber Qitjeil bes (Tempels, ben ber ^inter*
grunb rorfteüt, welcb eine erb&rmli^e 3bee gtebt er t>on bem prad^tDoQen
Ijeiligtl^ume 3^*^"fölems! 2lber feine alten Köpfe jtnb geijlreid?, feine
pljantajie im €rf[nben ober ^^^fammenfefeen ijl oft frudjtbar, unb über
fein Kolorit geljt nichts. 3" ^bfld^t auf feine Kupfer ifi feine 2lusfnljrnng
meijiertjaft unb il^m allein eigen. (Er oerftunb bie lDir!ungen bes Qeö-
bunfels, ber IDiberfd^eine unb ber IHitteltinten vooiil 2Iber afiemal brachte
er j!e in feinen Kupfern nid?t an. IHanc^mal finb felbe gleidyfam 5ft33en.
Hembranbts gefud?tejle Blätter finb: ^. bas fogen. ^unbert'<5ulbenblatt,
n?eld?es Cliriflum oorflellt wie er Kranfe l^eilt ... 2. bas Bilbniß bes
Bürgermei^ers Sij, in paris^ fc^on smeymal um 80 liores oerfauft.
3. <£{irijtus oor pilato" eic, („Über b. Stub. ber Kupferftec^erey. S. 309 ff.)
\\s) ^btnba, Porrebe.
U9) &enba,
^20) ^henba. 5. 3^3.
120 H.agler, Künjtleriejüon. Bd. XXI, 5. ^^65 ff.
^22) „Hber b. Stub. ber Kupferfiec^erey". S. 308 u. 283 ff.
1123} CEbenba. Porrebe.
^2^) Bo ffe, Befc^reibung ber Kunfl in Kupfer 3U flecken, ju rabiren
unb 3u fiften, neu bearb. v. (Söttler. tTürnberg ^795 f. 3 teile, mit
Kupfern. — Bartfc^, Peintre-graveur, IDien \802— ^82^ 20 ^be. Xieue
2lusgabe. £eip3ig ^866. — (fronljofer ging mit feiner ^Ibljanblung t?oran.
^25) ^2lber3l^aufer, ein regulirter (£l^orl^err (f 1632), wax ein
Kenner unb befonberer iiebl^aber ber 2lltertl)ümer, bie er überall auffud^te,
unb ber inünsfunbe, 3U berenBel?ufe er über ^ooo alteltlünsen fammelte."
(Kobolt, Baierifc^es (Seleljrtenlejifon, Th. I. S. 2 ff.)
^ 26) Seb. <5üntl^ner (<5efd?id?te ber litterarifd?en 2lnftalten in
Baiem. ^b. II, S. 283) berid^tet, ba% bie 2lfabemie ber IPiffcnfc^öften um
biefelbe geit „btn plan faßte nnb in einem 2lufrufe and^ gleid? hef annt
machte, eine Sammlung ber geidynungen nnb 3"f<^nften ber <5rabmSler
in Baiern ceranflalten 3U ©ollen."
127) 2luf fpesieHe 2(nregung bes Kurfürfien fllaj 3ofepFjs III. über-
trug ber Benebiftiner unb 2lfabemifer Kenneby meljrere gemeinnü^ige
IPerfe aus bem (Englifc^en ins Deutfc^e, 3. B. VO, Baily's „tn^eoretift^"
^60 £ubmtg ^ronl{ofer
praftifc^es IDerf, ble Künjle, bie UTanuf afturen unb bie ^anbelfdyaft bc*
treffenb.'' (^ei^el in „JlUg. bcutfd?e Biograpl^tc", Bb. ^5. 2lrt. KennebY).
^28) Seb» (Süntliner, <Sefd?td?te ber litterarifc^en 2(npalten m
Baiern, Bb. IL S. 288: „€tnigc KünjMer in Itlünd^en, Ctjriftian IDinf;
Hofmaler, Homan Boos, ^ofbilbljaucr, m\h ^r. 3£aD. fcidytma^r, Stu!abor
(bcr fc^on feit längerer gett junge Kunjljöglinge in feine pricatmol^nung
aufnaf^m unb unterrid^tete) unternat;men unb bewirften i« 3- 17 7 0 bie
€rrid?tung einer offen tlid?en§eic^nun.gsfd?nle, barüber (Scorg Bcmbifi
f a§mann D i r e ! t o r unb ber Baierifd^e £Jof maier 3ö"^3 <Def ele £ e Ij r e r »ar/
^29) 5. 2lnm. \5. e.
\3o) Cef fing, fjamburgifd^e Dramaturgie (2In!ünbigung)»
\5x) „Über b, Stub. ber KupferfledyereY". 5. 363»
^32) IPejlenrieber, <5efd?i(^te ber Baier. 2lfab. ber IDiff. II, S. 3^.
(33) 5. meine Jlbl^anblung „Klopjlorfs Ortl^ograpl^iereformbeflreb'
ungen unb iljre Bebeutung für bie ©egenmart" im ,,päbagogium IHonats«
fc^rift" IC. herausgegeben von F. Dittes." VII 3a^f9* — ^9^- ^«^ ^•
IHuncfer „f. (S. KlopPocf, (Sefd?ic^te feines febens unb feiner Sd^riften".
Stuttg. (888. S. ^78 ff.
13^) 5. päbagogium ». Dittes. Z^k^^- VIT. (f. 21nm. (33).
(35) Bayrifdye Sdyulorbnung o. 3. (770. § VI.
(36) f ipo ws!y, ,,(Sefc^id?te ber beutfd^en Sd^ulen in Baiern". S.2(6.
(37) (£henba. 5. 298.
(38) €benba. 5. 2(6.
(39) S. 2lnm. (5.
(^0) 'Dur<^Ieud?tigfier Cl^urfürji,
(Snäbigfter £Jerr, ^evx\
Vmdf bie Beförbcrung fjöc^ftitjres wirHidyen geijll. ^Rail^s nnb Can:
Braun ßur pfarr Kelljeim roirb bie Stelle eines <£ommiprs beim ianb»
unb Crtoial-Sc^ulmefen erlebiget, unb idy wage es oljne 3^^^'^^^" 3**
präjubisiren, ha ber bist^erige vicedirector ber Sd^nlen, nämlicb ber geijilid^e
Hatlj, Can. nnb profegor Tanzer mit btn gymnajlifdjen Schulen nur äUüiel
Befd?äftigung nunmet^r ert^alten wirb, unter bie Heilje ber etwa l^ierumb
pd? melbenben SuppHfanten untertljänigft mid? 3U jtellen. XTic^t €ttcl!eit,
(Eigennuft ober fonft ein oerabfc^euungsipürbiger Crieb, fonbem liebe
3u ben Sd^ulen, unb innerliche wal^re Überseugung, ba% xd^ biefem
poflen gen)ad?fen, verleitet mid? 5U biefem Schritte. 3^ k^^^ ^^Y ^^"*
Sd^ulwefen fo3ufagen von ber picfe auf gebient, erfi als Qaupt* unb
HTujterfdjunetjrer , bann als profegor, jeftt als Sc^uIbircctionS'Sefretär.
Pom erjien llugenblirfe in ber neuen 5d?ulüerbefferung , baht>f id? fd?on
bie 3ur Prüfung fommenbe Canbfd^ulmeifler 3U unterrichten aufgefleöet
worben, tjabe i(^ an allen, befoubers £ripialfd^ularbeiteh ^Inti^eil getrabt,
bin bei oerfdyiebenen Peronberungen, felbft ber d^urfürftl, <£ommi|ionen,
immerl^in gebrandet worben, unb liahe fogar gleich anfangs bey Perfajfung
ber 5ci?ulbüd^eld?en , namentlid^ an ber Sd^önfcbreibfunft, nnb Brief fünft
unb nac^tjer an einer biblifdyen (5efd?ic^te für ote Healfdyulen gearbeitet.
So ftet^e iä) nun bey oft getacktem Qirioialfd^ulwefen bereits irn ((. 3^^^^
unb barf beljaupten, ba% id? burd? €rfat^rung, £ectur unb Uber3euaung
fomeit gefommen, ba% td? es nun gan3, tljeoretifcf? fornol^l, als praifttfc^
überfeine. €s gelangt bemnad^ an €urer Cljurfürfil. Dur^leuc^t meine
untertljäntgfte Bitte, mir unter fjöd^fldcro geiftl. Hatljs Praesidio bie 2Iuf'
ftd?t über bas fämmtl. Crioialfc^ulwefen gnäbigji 3U übertragen unb bes
i}ier3u nott^roenbigen 2lnfeljens wegen ben €|jarafter eines wirllid^en geijtL
Hatl^s cum voto et sessione 3U ertJjeilen, jebodj nur in Sc^ulangefegeu'
l^eiten, über welche id? mir bie ^rlcrtibnig fowotjl in Pleno als in ber
ton iubiDig ntuggcntljaler, /j,6^
geijil Hatl^s beutfd^en Sc^ul * Deputation mir bist^cr ber Can. Braun,
referiren 5» bürfcn untcrttjänigii erbitte. Da es mir lebiglid? um bie
Sac^e, unb nid^t um einen Prioatüortl^eil 3U il^nn \^, fo begnüge id? mic^
gar gerne mit bem bist|erigen (Seljalt pr : 830 p. barauf id? bIo§ in einem
gnäbigpen Decret confirmando hebadfi 311 net^men untertWnigfi bitte. 3"
3ut)erpd?tlid?er ßoffnung einer gnäbigjlen (Ert^ör, empfet^Ie td? mid? fomoljl
3U biefer, als all fernem l^öd^jien Quiben unb <5nai>en
(Euerer Cl^urfürpi. Purd?Icud?t
(dd. ? ^780) untertf^änigjt get^orfamfler
£ubn)ig ^rontjofer prof., ßof ratlos*
unb bd?ulbirc!tions Serretär.
(2(us hen perfonaIa!ten bes oberbayrifd^en Kreisard^iüs.)
^^0 Durd?Ieud?tigPer (Etjurfürjt,
(Snäbigjfter Qerr, fjerr!
(Euere (Et^urfürftlidye Purd^Ieuc^t gerut^en ftd^ gnäbigjt 3U erinnern,
ba% id? t)or einiger §eit, als ber ijiefige Direftor ber Sd^ulen Can: unb
geiftl. Hattj Braun bie pfarr Keül^cim antreten »ottte, um einen (Et^eil
von beffen Pireftion, nämlid? um bie 2lnfpc^t über bie beutfc^en Schulen
unterttjänigft getjorfamft fupplicirte. Seitbem iiahen ftd? nun aber bie Um*
fiänbe geänbert unb gebadeter Pireftor bleibt nid?t allein roieber ^ier,
fonbern auc^ oermuttjlid^ bey ben Sd^ulen. (Snäbigfter ^err, ^err! Hie
war es meine Sad^e in praeiudicium tertii cuiuscunque bas (Seringfie 3U
fud^en; id? fiet^e alfo nad? ueränberter £age ber Sac^e von meinem ba*
maligen untert^änig^en Petito in fo weit ab, ba^ id? feinesioegs eine ah*
folute Direftton erljafc^cn 3U wotten geben!e. Da aber tnbefien bod? immer
i^in ein Heftor für bie tjieftgen beutfd?en Schulen, beren 30)0 If jtnb, nött^ig
fevn wirb, nnb feit ao ^769 fd?on ejij^irte, ber bermalige Heftor priejier
(Eqeobor Sebelmayr aber in ben 2 2^k^^^ feines Heftorats aud? nod? nid?t
eine ein3ige 5d?ule . befudjet Ijat, oert^inbert meifi burd? feine fränflidye Um-
pänbe, fotjfin ic^ »n effectu bisljer otjnebieg ben Heftor üorgeftellet : fo ge*
langet an (Euere (Etjurfürftl. Z)urd?Ieud?t meine untertl^anigfte Bitte, mir
gebac^tes Heftorat gnäbigjt an3ut)ertrauen , bahey aber aud? bes nött^igen
SCnfetjens wegen ben (El^arafter eines mirflid^en Hattjes cum sessione et
voto über gebadete beutfc^e Sc^ulgegenjlänbe oon l|ier, bei jenem CoUegio ober
jener Deputation, worunter bas Sdjulwefen fünftig 3U jiet^en l^at, nebft
confirmation meines bistjerigen (Set^alts in Qöc^ßen ©naben 3U oerleit^en.
UTeine (Srünbe, warum id? glaube biefe untcrttjänigfie Bitte wagen 3U
börfen, bleiben bie nämlid^en, wie in ber oorigen Bittfd?rift, bie i% ^ier,
als eine Beylage blos normal geljorfamft anfdyliege, unb in 2Ibjtd?t biefer
<5rünbe eine gnäbigfie Bitteserl|ör tjoffe, ba3u id? mid?, wie 3U ferneren
(£l^urfürfil. Bulben unb <5naben untertl^änigff geljorfamft empfetjle.
€uerer <£t|urfürfil. Durd?leud?t
(dd. ? ^780 unterttjänigji getjorfamfter
£ubwig ^ronl^ofer prof.,
Qofratt|S' unb Sdjulbep. Secretär,
(2Ius ben perfonalaften bes oberbayrifd^en Kreisard^iüs.)
^^2) Durd^leuc^tigfler (£tjurfür<i,
(Snäbigfter Qerr, Qerr!
(Es tji 3war unterm 6 t Brad?monats bieg 3atjres ber unterttjänigfie
Berid?t erftattet worben, ba% bem Sefretär fronljofer, wooon feine tt^eo*
retifd? unb praftifd^e Sc^ulfenntniffe über3eugenbj^ befannt jtnb, bas beutfd^e
5d?ulreftorat um fo metjr foll gnäbigji anvertraut werben, als er feit
2lnfange ber eingefütjrten Sd^uberbefferung oon ^770 Ijer nid^t nur als
beutfd^er Xlormalfd^ullelirer, fonbern als €jaminator ber t^ieljer ad Examen
^62 £ubn){9 ^fronfjofer
fommenben ansrnStti^en Üanb^diüllel^ret , nnb aüex Sc^ulftnber Bey aüen
i^teflgen beutfd^en Sd^ulen gebraud^t morben tj), folglid^ effective fc^on bte
beutfd^en Sc^ulreftoratsbienj^e oerfel^en ^at Da nun fein anberer bte
Sc^ullcl^rer fowol^I als bic Sd^ulfinber, nehi^ \>en £oFalumjiänben aus <Er*
faljrung bcffer fennt,- unb bem beutfd^en Sdyulreftorate üorsujlcijen bei
tveitem ntd^t fo fät^tg, unb taugltcf; ntd^t tfl, ber bermaltge beutfd^e Sd^nU
reftor Seblmayr aber bie gartje 3 3al^re feine ein3ige Schule befud?t, nod?
minber einen teurer, ober Sc^ulfinber eyamtnirt Ijat; feine profegur anc^
bei ber bermaligen Cage im d^urfürfil. lyceo ol^net^in ceffirt; ber 9en)efene
Sefretär finauer |: bem ein Brob 3U roünfd^en wäre, wo er unf<^äblid?
feyn fann :| wegen befannter Umflänbe bey biefem Heftorate roeber bas
gutraueti bes publifums, nod; bie praftifd^e öeutfc^e Sc^ulfenntnife befi^t:
fo ^ahen wir bey biefen Umpänben nidyt nur für nötljig, fonbern für
unenibel}r(id; gefunben, ^ebadiien (front^ofer provisorio modo als beutfc^en
Sd^nlreftor um fo meljr in fjofnung einer gnäbtgften Hatiftfation bis auf
erfolgenb gnäbigfie Resolution 5U beßeUen, weil oieUeid^t feine ({öc^fte
Conferenj fo gefc^winb mel^r geljalten, bie Sdyulen aber l^ieburd? nic^t ol|ne
2Iuffld?t gelajfen werben fönnen. IDir l^offen nad^ unfern Pflidyten ge»
Ijanbelt 5U l^aben, unb empfe({Ien nns 5U t^öd^jlen Quiben unb <5naben,
münc^en ben ^3»«« Sept. ^78^
€uerer <£ljurfärfil. Durd^lcuc^t
unterttjänigfl gei^orfaml^e
3u ben gei{^(i(ten Sad^en gnäbigfi
»erorbnete prSftbent, Vice praftbent,
Direftor unb übrige Hätl^e.
IlTaj <Sraf v. Spreti.
Psdt,
(franj 3Eao. <5raf
Sefretär.
(2(us ben perfonalaften bes oberbayrifc^en Kreisarc^iüs.)
\/{Z) Durd?Ieud?tigjler Cl^urfürp,
(Snäbigfiter ^err, Qerr!
Das t|iefige beutfd^e ober (Erioial-Sc^ulreftorat, bas oortjin ein UTann,
ber von anbetn (5efd?äften frey war, inne Ijatte, ftel^t feit ein paar 3^1?^^"
fo gut als erlebigt, ba ber oermalige Heftor baüon, priefter nnb profeffor
Seblmayr immer fränflid? ijl, wenig §eit üon feinem lel^ramte nnb bem
Heftorate bes prcbiger'3"ft^*"*s wbrig bet^ält, unb baljer noc^ nie and^ nur
eine beutfd)e Sd^ute gefeiten l^at. 3^ bin alfo wäljrenb ber gansen geit
quo ad Effectum Heftor, nnb bieg, unb ber Huf oon anbern Kanbibaten
l^ierum, namentlid? bem Sefretär ^Jinauer, waren bie Hr fachen, warum id?
aud? um biefe Stelle bereits fd?on cor einem l^alben 3^^*^^ unterttjänigji
eingelangct, wie nid?t weniger nac^ ber ^anb um bie erlebigtc Stelle bes
oerftorbencn geij^ltc^en Hatt^s Secretär üpowsfy, jebod? nur auf ben ^aü,
wenn je meine Bitte um bas Heftorat nidjt ftattfinben fönnte. tlun ifi
nid^t allein gebadeter profeffor Seblmayr bcym beutfd^en Sd?ulwefen aus
üorerwät^nten (Srünben gan3 unttjätig, fonbern es Ijat f^d? and^ feitbem
ber üormalige Dtreftor Can. unb geiftl. Hatlj Braun, von allem, was nur
Sd^ulwefen l^eigt, üöllig 3urücf ge3ogen , mitljin wirb ein ITtann, ber frey
oon anbexn qauptgefd^äften bemfelben abwartet, oon (Eag 3U Cag nötljiger.
(Snäbigf^er ^err, fjerr! XTad^ bem eben erwäljnten Canonicus Braun
biene ic^ am längften beim Criüialfd^ulwefen , bin burd? alle Stufen, wie
ein Solbat, ber von ber picfe auf aoancieret, gegangen, unb Ijabe mir ohne
Huljm 3u melben, Kenhtniffe gebammelt, bie fc^werlidy ein anbrer fo leidjt
in biefem ^ac^e l^aben fann. 3<^ prüfte üon jel^er alle angeljenben Sc^ul«
t)on iubiPtg Ittnggentf^aler. /^j63
leljrer, I^atte C!|eil an ber t>crfafl[ung ber £el|rbüc^er, unb eine im porigen
3öljre bei 2lustl|eilung ber Prämien gel^altene 'R^^e , bie ic^ (Euerer
Cl^urfürftL Durdjleud^t untertt^änigji 3U überreichen bie li6d[\te (Snabe
liaiie, nebfl einigen aribetn gebrucften Sd^riften mögen für meine ^fäl^igfeit
fprec^en, fo »ie id? mic^ in Hücfjtdjt auf Hed?tfd?afenljeit unb reblid^en
Dien^eifer auf 3^bermanns geugntg oljne 2Inflanb berufen barf. (Es
gelangt bal^er an (Euere <£l^urf ürftl. Durdjleud^t meine nod^malige untert^änigfte
Bitte mir gebac^tes Crioialfd^ulreftorat nebfi bem djurfürftl. geijil. IRaiiis
(Eljarafter cum sessione et voto in Sdjulfad^en um fo met|r gnäbigft 3U
conferiren, als ot|ne biefem (El^araFter bas nötl^tge 2Infel|en bey ben lel^rern
immer nur unFräftig bel^auptet ujirb, befonbcrs wenn öfters lanbfdjul«
visitationes , beren bist|erige Unterlajfung allein an bem langfamen
jjortgange ber bejieljenben Sd?ulanflalten Urfad^e ij^, fammt ben propo*
jttionen in Betreff ber l^iefigen Schulen unb ber £anbfd?ulleljrer'prüfungen
mir gnäbigft übertragen würben. Sollte aber biefer Bitte unmöglich 3U
deferiren feyn: fo gerut|en €ure (EtjurfürftL Durd^Iaudjt mir roenigp nebft
ber fimpeln unc^araFterifirten beutfd^en Sc^ulreftoratflene bas erlebigte
Sekretariat beym geiftlic^en 'S.attie , ba^n ic^ ol^nebieg üon biefem CoUegiö
primo loco begutachtet oorben, in I^öc^flen (Snaben 3U ertt|etlen nnb als
älteren Sefretar an bem 2*«" piaft üor bem baftgen jungem 2lurac^er 3U
feften. 3n gän3lidjer guuerjtdjt einer gnäbigften Bitteserl^ör empfeljle ic^ mid?
fo bann 3U biefen, oie 3U fernem d^urfürftl. I^ödjften Quiben unb (Snabtn
(Euerer (Et|urfürftl. Dnrc^Ieud^t
(dd ? ^780 untertt|änigjt get|orfamfter
£ubnjtg (Jronl^ofer.
(2Ius ben perf onalaften bes oberbayrifc^en Kreisard^ios.)
X^k^) ^henba,
^ ^5) Das gei jtlic^e Hatsf oüegium ober ^^bergeifilid^eHat" he^anb als
foldjer fc^on feit ^573; il^m oblagen bie lfirdjenangelegent|eiten, fpäter auc^ bas
Sd?ulu)efen ; er unterlag mannigfad^en Snberungen in ber gufammenfefeung ;
probjt, iecbant nnb ein Kanonifus (ober mel^rere (Eljorl^erren) unb ba3U etlid^e
fjofräte biloeten früljer bas Kollegium. Kurfürft IHaj III. änberte burc^
etne ^itftruction dd. 30 2luguft ^768 bie §ufammenfeftung bes geijtlidjen
Hats in ber ÖPeife, bag bas CoIIegium einen roeltlid^en präfibenten, einen
tpeltlid?en nnb einen geiftlid^enDireftor, ferner üier oeltlid^e unb brei geift«
Iid?e Häte ert|ielt. Karl Ct^eobor anuüierte biefe änberung burd? eine
3n(tru!tion dd. 25. 2IpriI \78{, (rn.Seybel, Baverifd^es Staatsredjt I. ^(9 ff .)
^^6) (El^urbaierifd^er Qof* unb StaatsFalenber. ^at^rg. \78^.
H?) &enba.
H8) (für bas gefamte St^ulmefen fd?uf Karl Cl^eobor burc^ Heffript
dd. 3U Üug. ^78^ eine befonbere 0berbet^örbe , bie Sc^ulfuratel; er
erflärte, bas „Supremum Protectoiium et Curatelam ber Stubien t|Öc^Pfelbjl un*
mittelbar auf ftdj 3U nel^men'', burd? Heffript dd. ^9. Hooember i78i fügte er
bas Dolfsfc^ulujefen I|in3u, unb burc^ ein gleiches dd. \5. ^februar ^782 auc^ bie
lanbesunioerptät 3ngoIftabt. {JXi. Seybel, Bayerifd^es Staatsred^t II. S.5^.)
^^9) S. 2lnm. 1^8.
150) Qeigef „2lögemeine beutfc^e Btograpt|ie". ^b. \5 (2trt. Kenneby).
^50 Der Hegensburger Benebiftinerpater ^Ibepl^ons Kenneby wat
„ber erfte in Baiern, ber bie pt^yfif in beutfd^er Sprad?e leierte unb fic.
unmittelbar unfern Bebürfnijfen anpaßte", unb „biefem geleierten unb
unermübeten IHanne banft bie bayr. 2lfabemie ber ÖPipnfdjaften größten*
tljeils il^r Armarium physicum, bas eines ber üolljtänbigften in Deutfd?lanb
iji, inbem er alle bie IHafd^inen, über meiere er in feinen Kollegien leierte,
mit eigener ^anb oerbefferte unb gan3 geroig bas IHeifte ba3U beytrug,
/^6i^ CubiDtg Jronf{ofer
bag man anfing, von bem Bürgerlichen ^nb^voede ber p^YPFaItf(^en rOiffcn*
fd?aften beutltd?e Begriffe an3unet|men, nnb bie Jlnroenbung ber Cljeone
von bem Katl^eber in bie ^aufer nnb IDerfjlätte 3U füijren". {Seh,
i&nnittner, (Sefd?. ber Htterarifdjen 2lnflalten in Baiern. II, 285.)
152) Seb. (Süntl^ner, BenebiFtiner, fagt, ha^ „bet baierifc^cn
2lfabemte ber IDiffenfd^aften bas Derbienß nic^t abgefproc^en werben fann,
ba% fie 5uerfl bas tpol{ltl{ätige üd^t ber 2luf!Iärung verbreitete unb bem
lieben Daterlanbe ju einem Iitterarifd?en Hul^me perljalf." (<Sefc^. ber litter.
2lnjialten in Baiern, II. 5. 289.) Dgl. 2Inm. 75.
153) S. 2lnm. 1^7.
XS'k) Baparia, I. 560.
155) perfonalaften bes oberbayrifc^en Kreisarc^ios.
156) 5d?reiben (Jronljofers :
„€ner Cliurfpl. Durd^lcudjt traben perm3ge gnäbigflen HefFrtpts Pom
2^. IDinbmonats mic^ als Hegierungsfefretör nad^ Straubing bergeftalten
befrettrt, ba^ xd^ meinen bischerigen beim beutfc^en Sc^ulfonb be5ogenen
<Sel{aIt infolange fortgeniegen foQe, bis ic^ in bie orbentlic^e Hegierungs'
fefretärS'BcfoIbung einrüden mnrbe. 3c^ banFe für biefc Ijöc^fte (Snabe
untertt^änigft, nnb gleid;n>ie id; bie pf^td^t eines geI{orfamen Untertljans nie
aus ben 2lugen fe^e, fo werbe idf midf and^ jeber §eit btn li^d^^en Der*
fügnngen, (oviel es nur meine Kräfte erlauben, genauefi unb berettn>iQigfl
fügen. 2IIIein (Snäbigjler fjerr, fjcrr ! fo fel^r ic^ au<^ in tief jler (Eljrf ur^t
Ijödjpbero gnäbigjie 2lnorbitungen oeretire, fo bin ic^ bod^ in einet folc^en
£age, bie es mir, einem t)er({eYratl)eten XTTanne, nnmöglid^ mad^t, von
^00 fl. 5U leben; benn bies, unb meljr nic^t, ift berjenige Seljaltstl^eii pon
meinen porigen 900 fl. Befolbung, ben ic^ beim beut fc^enSc^uIfonb be3og,
ba bas mel^rere unb ganse 500 fl. mir bei einer gan5 anbeten
Kaffe, nemlic^ bei ber bes (Seneralftubienbireftoriums angeoiefen maren,
ein Ümjianb, ben es gar ooljl möglich ifl aus ben 2lugen 3U perlieren,
ba 3umal bey bem Sc^ulwefen fiberljaupt öftere änberungen Porgingen,
folglidj auc^ bie mcijicn (SeljaltS" unb penftons-'Rcpanitioncn eben ben^
felben unterworfen waren. 3d? oerliere alfo baburc^ , nadi lejälirigen
Dienten auf pierer ley IDeife: i*«ns burdj gurürfbienung , ba ic^ nemli<^
[eit 178^ wirflid? frequentirenb l^atti war; 2*^"« burd? (DrtsperSnberung,
tnbem es erweyslic^ermagen bermalen in Straubing gerabefo tt^euer als in
inünc^en 3U leben ifl, unb Heifen? unb IHobiliärtransport nidjt nur einen
parffen 2luf wanb, fonbern einen übereilten, IjSdjP nadjtljeiligen Derfauf
meiner (befonbers Kunfts») (Effeften notl^wenbig ma^cn unb mic^ 3U meinem
gänslidjen Huin fül^rten, 5t«ns ^utd^ biefe fd^male Befolbung felbjl, nnb
enblid^ ^t*«"* burd? einige pon meinem eljemals pielfac^ fränflic^en Um*
fkänben unb ber befannten Cl^'euerung Ijer, mir annoc^ anflebenben Sc^ulben,
bie, voenn id? fle aud^ blos mit einem jät^rlic^en Drittljeil meines fünftigen
(Seljalts tilgen follte, met|r gar nid?t als 266 fl. <to fr. 3U meinem, meiner
(El^erfrau nnb einer boc^ unumgänglid? notl^wenbigen Dienpmagb Unterljalt,
3ur Bcjlrcitung pon gtns, £Jol3, £idjt, Kleibnng u. f. w. übrig liegen. Die
offenbare Unmöglid?f eit , mit 266 fl. ^0 fr. aus3nlangen, ijt unperfennbar,
unb fonjt Ijabe id? nirgenb woljer einen Bleuet 3U be3ielien, am aöer*
wenigflen Pon irgenb einem Sc^ulleljrer ober wegen Sc^ulleljrern hier ober
auf bem £anbe, wie etwa ber Huf gegangen feyn modjte, ber flc^ aber
bei ber geringften Hac^frage augcnblicflid? felbji wieber legen mug. 3<^
bitte bemnadi (Eure dk^'^l Drdjl. fu§|ällmjt, biefe ebenfo waljrljaften als
betrübten Umjiänbe 3U ermeffen nnb tn Hürf fid?t berfelben mein Sc^tdfal
3u erlcid?tern. Qie3u wäre freylid? | : ba ftc^ in einem anbern Difajlerium
ober Hegierung f^werlic^ fobalb eine 2lpertur ergibt: | bas leic^tejle mittel,
von XttbiDtg mu^^enil^aler* ^65
mt<^ etipa he^ ber ^offammer aöljter unb, ipo mSglii^, oljne jurücfbicncn
3U muffen, mit einiger Dermel^rung bes (Sel^dlts |: foUte ic^ and^
gletd^ an meinem porigen <Sel{a(t 200 fl. verlieren: | gnäbigfl ansnf^eHen;
benn augerbem ba^ es bafelbfl ({unbert 2lrten 3U l^elfen, vor einem anb^tn
collegio, giebt, nnb oermelbete Qoffammer fc^on meqr UTaleii ben Jlaftrag
erijalten, ben beutfd^en Sdjulfonb wegen ber Citl. (Sraf Siegmunb von
Sprettfc^en unb von (Eifenretd^ifc^en penfionen, bie ii^t berfelbe 5U reichen
bal, nadi unb nad^ 3U entfd^äbigen , mobnrc^ bann feiner §eit gebac^ter
bc^ulfonb auc^ meiner gän3li4 entübrigt »erben fönnte, fo wäre idf andj
nidfi in bie leibige Hot^menbigfeit verfemt, mein Befles nnb nod^ ba^n fo
fd^nett 3U ©erfaufen, unb bamit meinen nntjeilbaren Untergang mir 3U3tt»
jie^en, nid^ts bavon 3U melben, ba% id? mi^ Ijier leidster arbeitete als im
juribifcben Jac^e, bg(. beim QofratI{s!oUegium erforberlic^ wäre, wotjin ic^
fd}on einmal befretirt war, aber wec|en balbiger änberung nnb weiteren
Beförberung bafelbjt nie orbentlidje Diente machte. €s fey aber ferne oon
mir, (Eurer £t{f^I. Durd^Ieuc^t bie geringfte untertl{äntgjte niaa§ 3U geben.
Hur bitte id?, im ^aü mein hierbleiben gar auf feinerley IDeife geneijmigt
nnb mein (Setjalt verbeffert werben fönnte, bod^ gnäbtgfi 3U erlauben, ba%
idf gebac^te ^(oo fl., womit id^, wie gefagt, 3nmal in einer Hegierungsflobt
unmdglt4 auslangen fann, gleid^woI{l als penfion einsweilen wo
immer auf bem tanbe, mit Beybel^altung meines wtrflic^en
HatljS'CL!|araftcrs genießen bürfe |: id^ t^ätte Hoffnung auf biefe 2trt
wenigftens 3insfreYe IDolinung m neljmen, unb feine eigene IHagb Ijalten
3U muffen:! ^^^ ^^6 ^^^ infolange, bis mir von €urer Cl{l. Dc^l. ein
etwas cinträglid^erer £anbbienjl beim 5al3'' Bräu- Kafien» ober
Xrtautl^wefen angewiefen werben fönnte, als worauf ic^ mir bie gnäbigfte
porläujlge §uftd?erung untcrtljänigft erbäte, (für folc^e lPdIHtt?aten werbe
id; ben 3eitlebens tteff^en Danf erftatten, unb rul|ig nnb gel{orfam jebem
andi leidjteften IDinfe (Eurer Cljfftl. Pc^I. mit waljrer genauerer ^olge»
leiftung nadjfommen. Per ic^ miA übrigens ic empfel^le
€urer €lif jtl. Dc^.
untertt^änigjt geljorfamjler
£ubwig (fronl{ofer.
(57) 2tttS ben perfonalaften bes oberbayrifc^en Kreisarc^ios.
(58) 2IIs IDinfler, front|ofers Had^f olger, „aüe neue candidaten oon
£anb' unb Dorffc^uQen" an fic^ 3tet{en nnb {ic^ tributpflichtig machen wollte,
erlieg bie Sc^ulfuratel einen Befd^eib, inbem es u. a. Ijieg: ,,Darumb
aber bisljero biefes Monopolifc^e prüfungsgefdjäft ber IDincflerifc^en Sd?ul
allein feye anvertrauet worben, bas mag woi^l jener favor bie Urfac^
gewefen feyn, be%en fic^ ber antecessor bes jefeigen suppli-
canten verbient 3U machen Itlittel unb IDege gefunben l?at.
Hur bemörfl^en wir noc^ bieg, bag obfc^on vill genannter 2lnton Winkler
in bie Dienjt unb Emolumente fol^ feines Dorfaljrers f ron^ofers ein*
geiretten ift, mitl^in and^ fc^ulbig gewefen wäre, allerwenigft
für ben umftanb benen ^ronl^oferifc^en €l)elenten ein |äl{r*
Itd^es absent- nnb alimentations gelt ahinxaxd^en; So ift boc^
laut nebenfinbigen Hed}nungs»Extract aud? biefes onus iljm wirflii^
nit", fonbern abermal^ls bem^entfc^en Sd^ulfond mit Be3al)"
I u n g iätjrlic^er (5op,uberburbetworben. Dief es Novum repertum f önneu
wir benen gegenfeitljs angebrachten unjiattliaften €inwenbungen optimo jure
entgegenfe^en'' k. (^us ben perfonalaften bes oberbayrifd^en Kreisarc^ivs).
(59) S. 2tnm. (5o.
(60) <6ef(^i(^te bes Kapujinerorbens in Baiem. IHündjen (80^. § 2(C
(6() 21ns ben perfonalaften bes oberbayrifc^en Kreisard}ivs.
3at)t(nd} fftc 21tan(^encr ^e)di. II, 30
^66 fnbtDtg Jronfjofer
^62) ^eigel, „Jlllgemeine Dealfc^e Btograpfj«". Bd. 15. (Tlti.
Karl (Il;eobor.)
(63) perfonalaften bes oBer^ayrtfc^en Kreisarc^tDS.
IS'^) Cbenba.
165) Durc^Iauc^ttgjler Cljurfurp,
(Snäbigfter £}crr, ^err!
^5d?jlbero eljemaltger 5d?nlratlj unb Rector bcs beutfc^en St^nlipefens
attljter, Subroig (Jronl^ofer ^leöt bey (Eurer Cl^urfärpi. Durd^lauc^t unterm
2^ inärj bie§ Jal^res nebfl anbem au<^ bicfe Bitte, ba% er „auf einen
feinen Kräften ünh oorigen Dert^ältnigen angemeffenen poffen, u)eld?er \>en
Ijöc^flen 2lbf[d?ten gefällig, gefteUt werben möchte"; ben (9. 2lpril batlj er
mieberljolt „um eine fd^idlic^e 2InfteIIung ober oielifietjr IPieberljerfietlung'';
ben (6. bieg IHonatl^s enblic^ brürfte er feine Bitte befttmmt Ijin ans, „ba%
er bey ber Deputation ber geijilic^en Hätlje in Sd?uUfad?en als ntitfdyulratl},
mic er es fc^on war, mit einem mäßigen (Seljalt, bis ber (fonb ein ÖXeljreres
perträgt, ange^eüt werben m3d?te''. (Eure djurffirftl. Durd?Iauc^t befc^Ioffen
hierauf unterm 6»«i 2IpriI bieg ^aljres ,,^dd?ftbero geifilidjer Hatlj ^ätte
förberlid^ 3u berichten, n>ie aUenfalls bie Kenntniße bes Bittftetters weiters
benutzt werben fönntem Den ^5*«" bieg inonatljs aber htbenttitn Qoc^ft-
biefelben bero geiftlicben Hatljs Praesidio, „ba^ €ure Cfjurfürpl. Durd^Iaud^t
bas (Sefud? bes djurfürftl. Hatl^s £ubwig (front|ofer um IDieberanjleaung
als Sdjulratlj ju geneljmigen gnäbigjt geneigt ^nb, nnb alfo Ijienac^ andf
in bem nät^eren <Sutad?ten über bie Benennung ber 5d?ul Deputations Hätlje
bie befonbere Hücffldjt ju neljmen fey* 2lus biefen gesellten Petids nnb ben
l^ieraug gnäbigjl erfolgten (Entfc^Iiegungen ergiebt p^, bag CitI fron^ofer
restituirt feyn will unb bag (Euere <£ljurfürpi. Durd?Iauc^t il^n 3U restituiren
gnäbigfi genügt feyen; es fömt alfo blog barauf an, bag wir (Euer (EfjurfnrpL
I)urd?Iaud?t pf[id?tgemäg berid?ten, ob nnb wie biefe Restitution fein fönne.
Das gegenwärtigen Elften anliegenbe erfte probuft bewät^rt, bag ber clje*
malige geiftlidje Hatt^s Director (CitI) (feifenreic^ ben 2\. Dec. ^78( motu
proprio Den Eintrag gemadjt i:(ahe, bag ber Sc^ul Deputation Secretaire unb
Interims Sdjul Rector f ubwig (Jronl^ofer gnäbigji be^ättigt, unb um feinem
2lmte meljr 2Infet|en ju geben, itjm ber Character eines d?urfürftlid?en wirf*
lidjen Hatljs beigelegt, unb if^m anhe^ Sift unb Stimme in ber Deputation,
fo oft man il^n bat^in rufen ober er jtd? albort anmelben wirb, gnäbigft
t>erlieljen werben möchte." Diefe (Snabe würbe iljm auc^ ben \o. Z^nnet
V782 in bem nemlic^en Formalien gnäbigjt 3uerfannt — unb es !ömt alfo
Wog barauf an, ob iljm (Eure (LljurfürpL Durdjiaudjt bas oorijin üerfel^ene
beutfc^e Sc^ul Rectorat nebjt Sift unb Stimme in ber 5d?ul Deputation auf
bie oorbejiimmte 2Irt wieber gnäbigji perleytien woflen, wobur^ fronljofer
coüfommen restituirt wäre, ba er ben por^in genoffenen geljalt per ^^oofl.
aus bem beni^d^m Sd?uIfonb otjneljtn wieber gnäbigji erljalten i^at £?ier
muffen wir aber pflichten Ijalber erinnern, bag bas beutfc^e Sc^ul Rectorat
in ber perfon bes profegor Steiner bermaüen mit einem IHanne bepellt
ift, be^en we[entlic^e Derbienjie um bie I^ieffgen beutfc^en Schütten entfcl^ieben
finb, ber mtt feinen praFtifc^en Kenntniffen einen unermübeten rajllofen
(Eyfcr perbinbet unb ber bas allgemeine §utrauen bes Ijieffgen Publicum
im Pollen (Srabe befiftt unb perbieni Diefen XXlann von feinem pojlen ent-
fernen wäre ein groger Derlurft für bie gute Sac^e, auc^ glauben wir nic^t,
bag bie 2Ib|tc^t bes (Eitl ^ront^ofer jemal fey, einen würbigen Schulmann
3U perbrängen. tt?ir muffen aud? €uere <Et|urfür|lL Durc^laud^t untertljänigft
erinnern, bag bereits bie Sdjull Deputation burdj 3weY neu angebellte Hätlje
Bermüller unb Suttor, bie wir eben in biefer Qauptabpc^t i^öd^jlbenfelben
in unferen lefetern über ben personal Status bes geipii^en Haitis unter"
von JfubiDtg IHuggentljaler. ^67
tljSntgll ev^aiieten Directorial (Sntac^ten porgefcblagen liaben, mit IjtnISng-
liefen Hätljen befefet iji. Daljer galten wir utis für verpflichtet, (Eurer Cljurs
fürjll. Durc^lauÄt einen anbern Porfdjiag 3U madfcn, »ie bie Kenntniffe
bes BittfteKers rdnnten benü^t tperben, unb er anf einen feinen Kräften
nnb vorigen Derljältntffen angemeffenen plafe gejlellt werben !önnte. Der
Sd^uU Deputation t|) auc^ bie (Dbforge unb Administration bes beutfc^en
Sd?ulfonbs Büc^er'Perlags gnäbigji übertragen, eine 21npalt, bie bie ganse
(ül^ätigfeit eines Cannes erf orbert, unb bie, wenn fte gel^drtg geleitet würbe,
von bcm ausgebreitetjlen Hüften fowoy für bas publif um als aud? für \>en
S<^uIfonb felbfl werben !önnte. Wtnn €uere Cliurfürfll. Durc^Iandjt bem
(Citl) ^f ronl^ofer bie Stelle eines ^ommiprs über biefen 23üd?erüerlag unb
bie (Dberaufffd^t über bie Drucferev nnb ben Büd^eroerfd^leig besfelben
gnäbigft übertragen, wenn er über btefen (Segenflanb wie etjemal über bas
beutfd^e Sd?ul Rcctorat in ber Sc^ul Deputation einen Portrag mac^t: fo
glauben wir, ba% er auf einem feinen Kenntniffen unb vorigen Der^ältniffen
gan3 angemeffenen piaft wäre; nnb ba% feine neue 2lnpeuung, wie er jic^
in ber Btttfc^rift act ad 26 ausbrüdt, nic^t bie (Sefialt einer fortbauemben
Degradation unb ßerabfeftung Ijätte, ba er in eben bem Departement, auf
ber nämlichen Stuffe fiünbe, auf ber er ehemals gefianben ^ah €r fdnnte
fic^ Ijier unter IITitwirfung bes Bücberverlags^Inspectors Steiner bas fc^dne
Perbienft fammeln, ba% bie 3wecfIofen unb unfdjicf litten Pieren naq nnb
nadi gans außer cours gefeftt, bie begern, wegen tt^ren vielfältigen 2Ibgang
wieber neu aufsulegenben, fowoljl tljren ^nnljalt nac^ als auc^ in ber
Schreibart nnb Orthographie verbcffert unb überl^aupt ba^ nur gememnü^ige,
fagltcb vorgetragene unb ben jeftigen geitbebürfniffen angemejfene Sd?rtften
aufgelegt nnb in unfern f anbfdjufen eingef üljrt würben. Da bcy bem Sd?u(*
fonbs Büd?er»DerIag verfdjiebenes in Stein geäftt wirb, ba jäl^rlic^ 3U
Cljrifienleljrfdjanfungen nnb anbeten 2luflagen verfd^iebene geic^nungen unb
Kupfcrflid?e bcygefc^afft werben, fo fönnte ber Hatlj Jront^ofer bey biefem
faä^ auf eine für feinen (Sefdjmacf unb Kenntnig in Kunfifadjen angeneljme
nnb für ben Perlag feljr nüftlic^e 2(rt befd^äftigt werben. IDas bie gnlage
eines and^ nod? fo mäßigen (gemaltes betrifft, fo fbnnien wir für bermaUen
nidjt ^ie3U ratzen, inbem Hatlj ^ronljofer aus bcm Sdinl^onb oljneliin fd^on
bas wieber be3ielit, was er vorhin be3ol^en i^ai, nnb biefer (Jonb mit feljr
großen abgaben belaflet ift, wegwegen auc^ €ure (Ll{urfürftl. Durchlaucht
erft unterm {, Junv laufenben 3aljres uns aufgetragen Ijaben, bag, wenn
einfi von ber gnäbigft befHmmten Befolbungs concurrenz etwas Ijeimfäflig
werben foflte, biefes vor allen ber 5d?ulfonbs*Casse p gute geljen follte.
3n3wifd7en 3wetfeln wir nid^t, bag ber Sc^ulfonbs«Btt(^er«Perlag, wenn er
auf eine 3wecfmägige Tlxt bel^anbelt wirb, in ber gufunft ungleich mel{r
rentiren wirb, als bisljer, wo es alfo auc^ bie Billigfeit erforbert, ben
Commigär verl{ältnigmägig bafür 3U belot^nen. €s l;ängt alfo blog von ber
(Entfc^eibung (Eurer (£t)urfurftlid7en Durd?lauc^t ab, ob Qdd^fibiefelben ben
Hatij f ronljofer bey bem Sdjulfonbs Büdjer-Perlag als commissaire gnäbigfl
ernennen unb iljm anbey in conformitate feines erfiern Jlnflellungs Decrets
vom ^0*«» 3^""^»^ 1782 Sift unb Stimme in ber Sc^ul Deputation, fo oft
man il{n ba^n rufen wirb ober er flc^ albort anweiben wirb, (£t{nrmilbeft
verleyljen, ober ob fjödjflbiefelben nocl? weitters gelten nnb ben Bittfleller
3um orbcntlid? frequentirenben Sc^ntratlj Ijulbreic^ft beförbern wollen. 3"*
lefttern ^aUe müjfen wir (Euere (£liurfür(il. Durd?Iaud?t bitten, bag bem ver*
bienftooUen Sd?ul Rector Steiner, welcher gemäg bem gnäbigften Decret vom
\o. 2lpril bieg Z^^^^^ "«" Beyfifter bey ber Sdjul Deputation ifl, bie näm-
lid^e ^od^fte (5nabe wiberfat^ren möchte, boc^ fo bag obgebad^ter Hatl{ ^von*
tjofer als älterer Sc^ulratl{ Sift unb Stimme vor Selbem gebül^re. <5eben
30*
^68 £ubiptg ^ronI)ofer
jeboc^ in einem noc^ ben anhern bie mtnbejie VXaas, fonbern empfel^Ien wus
5U f^dc^ßen Bulben nnb (Snaben untertt)äingft 9ei)orfam|l.
inändjen hm 29. Juny ^799.
(Eurer Ctjurfärj^Hd^en Durd^Iauc^
untertljämgp geljorfamfle , ju bennen
getjllid^en Sad^en oerorbnetc Praesident
unb Directores
<8raf Von Seinsheim Praes.
Jos. Jos. Dittreiber Director.
Streber Director.
Auracher.
(2lus hzn perfondafien bes oberbavnfc^en Kretsarc^iüs.)
;66) perfonalaften bes oberbayrifc^en Kreisarc^tos.
167) Durd^Ianc^tigjier Cljurfürfi,
(Snäbigfler ^err £}errl
Dterjeljn üoKe Z<^^^^ ^^** "^^i« ^^ti*^ HTorgens ücrjlorbener Htann,
iDte fi^on befannt, fd^nlMos ptele Verfolgungen, bte il^m, fo wie mir baburc^
empfinblic^ n>urben, n>ei( man uns fogar bie Befolbung, bie er et^emals als
Sc^ulratlj genojfen, eingesogen unb iljm tmen unperfc^merslidjen (Selb*
(Entgang oon mcljr als ~ f. oerurfac^t Ijat. Unfcre bitteren Kämpfe mit
ber Hotlj milberten gutmütl^ige (Slaubiger, bie mein Ittann je^t nac^ unb
nad? n>ieber 3U befriebigen bebad^t mar; [eitbem il)m biefes burd; feine neuere
2InjleUung unb (Seljalts-Permeljrung einiger IHagcn möglic^ gemacht würbe.
trid?t ein ooöes 3at^r geno§ er bie 3efo(bungs3uIage, bie ifyn (Euere ^fyit*
fürftlid^e Durdjiaudjt in Häc!fi(^t feiner f(^uIbIos ausgeftanbenen oielen £eiben,
feiner mit einem rafllofen €ifer gepaarten ^ätjigf eiten , bie er bcy bem
5d?ul©efen oon jeljer beroäl^rt Ijat, gnäbigft 3U beroiHigcn geruljten. Unb
nun ijt er tobt. — Weg ijl mit it|m für mic^ alle 2(usjt^t, bey ben bermal
fo tljeuren geiten leben 3U fönnen, unb nidjt, wie etjeljin, neuerbings mit
TXotii unb Kummer fämpfen 3U mügen. (Snäbigfier ^err ^errl fArerfUc^
nnb Fränf enb ijt biefer ^ebanh für mic^ 52 ^a^te alte lDittn?e, bie ben
(Eingangs erujäl^nten — fdjnlblos erlittenen — me!jr als ~ fl. abwerfenbcn
(gelb-^ntgang nun aufs 2iu§erfte füt^It — bie auf bie fajt själjrtge KranP*
tjeit il^res XHannes aües ©erwenbete — unb nun nod^ neue Sd^ulben tilgen
mu§. Htitletbsn>ürbig nnb anwerft traurig tft biefe meine £age, bie xdf in
ber fange nid?t ertragen fann. (Euere (Jtjurfürjllid^e Durd?Iauc^t ffelje ic^
bat^er bemütljigjt getjorfam^ an : mir in Hürf|ld?t meiner fo eben gefc^ilberten
mi§Itd?en Umftänbe — meiner ausgejtanbenen oielen £eiben — nnb in Be*
traAt bes ixen beöotejten Dienfieseifers, ben mein feeliger Itlann von jetjer
ben>tefen \iai — oorsüglid; aber megen bes unoerfcbulbet erlittenen (Selb"
(Entgangs jiatt bes einet Hatt^sroittwe befümmten jä^rlic^en (Snabengeljalts
von 200 ff. menigflens sooft» als eine Pension gnäbigft bewiQigen 3U
laffen. 3c^ getröffe mic^, biefe Ijö^fle <5nabe für meine noc^ »wenigen
Xebenstage als einen geringen (Erfa^ bes öfters ermäl^nten fo beträchtlichen
<SeIb-(Entgangs 3U erffeljen nnb erfterbe in tieffter (Etjrfurc^t
(Euerer (£t|urfürfHidjen Durchlaucht
HTünc^en ben 7^^ Hooember \800.
Demütljigft ge!|orfamfte
Tlnna Katl^artna ^ron^oferinn
IDittroe.
(2lus ben perfonalaften bes oberbayrifc^en Kreisarc^ios.)
von £nbtDt$ tTTuggentitaler. ^6^
^68) Darc^Iauc^tigllcr Cljurfürfl
(Snäbigjler ^err ßcrr!
Tlnna Kat!|artna (Jronl^ofer, IDttttoe ßoc^jlbero jüngll oerftorbenem
Sc^ulratljs (fronl^ofer batlj (Eurer Ct|urfürjli. Durd^Iauc^t um eine jäljrs
lid^e Pension oon 300 fl. unb ^od^ftbtefelben oerlangen con £Jöd?ftbero
(ßetpl. Hatt^s Directorio mit Hücffidjt auf bie Dcrbtenfie bes oer^orbenen
Sd?ulratt|s gutachtlichen Berid^i €lle xoix biefes nac^ au|t|ebenben Pflichten
abgeben fHmn, finben wir es für nötljig, in fo roeit es bie t|ier anliegenben
brey 2Iftenftücfe gej^atten, (Euere CI|urfürflIici?e Durci^Iaudjt in Kenntnig ju
fe^en, wie ciel ©et|alt ber üerjlorbene (Eitl. (JronI|ofer, unb aus welci^em
f onb bis 3U feinem 2lbleiben be3ogen liahe, 2lus bem sub Nr. 6 anliegenben
original Decret com 9. ^Snner ^8^ erljeüet, ba% felber bis bal^in aus bem
Sd^nlfonb nur 3o fi,, aus ber ITTaltt^efer 0rbens'Cassa aber brey^iunbert (Sulben
3U besieljen Ijatte ; biefc 330 jl. würben aber üerm3ge hes angesoljenen Decrets
mit jtebenjtg (Sulben oermeljrt , mitl^in bcjfen (5et|alt auf ^oo fl. f ejigefe^t,
unb naci? bem 3wifcf;en ber Uniperjitäts-Curatel unb bem gcijilic^en Hatlj
wegen ben £ättici?ifci?en (Seibern unb bem Klofter Hiebler Vermögen ge*
troffenen unb t|öc^fler (Drten bejtättigten I^ergletc^ für je unb aöjeit bey
bem beutfcijen Sci^ul^onb angewiefen. Hebfl biefen ^oofl. geno§ ber ^aii^
f ronljofer gemä§ feines actorum 2^^ bejiiegenben Dorfc^reibens noc^ soo jl.,
welche er anfangs aus ber Jesuiten*(Sutter-Fundations-Casse , nact^ljer aber
aus bem gymnapfc^en Sdjulfonb bes prälaten Directoriums 3U be3iet|en
Ijatte, biefe vouvben it|m aber oermöge eines gegen ^ribe Hoocmbers ^785
erlaffenen ({öci^flen Rescripts wieber genot{men nnb fein (Sel^alt blos auf
obige <too fl. hey bem beutfdjen S^ulfonb eingefd^ränfet, bie er wieber nicbt
langer als bis €nbe Julyus ^787 geno§, wo er gan3 auger allen (Seljalt
gefegt unb feiner (ßattin nur eine Pension pon jäljrlic^ ^50fl. bei obigen
Jonb angewiefen würbe. IParum bies alles gefd?et|en, barüber fönnen wir
(Eurer (£l|urfürftlid?en Durchlaucht feine näl|eren 2luffci?lüjfe geben, weil fic^
begfaHs gar feine 2Iftenftucfe in unferer Registratur — oielleict^t in gar
feiner, porfinben. 3nbegen liahen €uere (LljurfürjlHid?e Durd?laud?t laut
einem ben 20. 2lprill oor. ^aljres erfd^ienenem l|öc^jtljänbig unter3eid?neten
Rescript mel^r bemelbte merl^unbert CSulbcn |:nätjmlic^, noc^ 3weY Ijunbert
fünf3ig 3U ben feiner (Sattin fd^on angewiefenen ;50 fl. :| bem Hatlj ^ron*
l^ofer aus ber beutfd^en Sdjulen Cassa wicber gnäbigji angewiefen, ja,
£}8d?(ibiefelben liegen pd^ augerbem in ber act. 37 anliegenben ^fronl^ofer'
Por^ellung angefüljrten unterm \2 Ulay b. 3. gnäbigft bewegen, it^m bie
an feinem cl^emals genoffenen (Sel^alt nod? feljlenben fünfl^unbert (Sulben
ebenfalls bey bem beutfdjen Sd^ulfonb, jebod? oljne äße ^olge für 2lnbere,
nnb nur in fo lange, bis it^m Das Hälimlic^e aus einem anbetn (Quell aus*
gemittelt werben fönnte, liulbDoüft an3uweifen. 2lus biefen Datis, welche
wir in (Ermangelung anberer 2Iftenjiüde grögtentt|eiis aus bes nun ©er*
lebten Sd^ulratt^s Jronljofer überreichten 3ittfd?riften felb^ gebogen Ijaben.
werben (Euere (Lljurfürftl. Durc^laudjt oljnfd?wer ^erfel^en, wie otel (Sel^alt
berfelbe bey bem beni\dien Sc^ulfonb ©om 3al)re \78^ bis 3U feinem TXh»
leiben genoffen, 3ugleid? aber anA gnabigji beurtl|eilen fönnen, wie weit
unfer nac^fleljenbes (Sutac^ten rücrjidjtlic^ ber üon Jront|ofer:lDittwe nac^«
gef ud^ten Pension oon jäljrlic^ 300 fl. einigen (Srunb iiahe, f ronljofer
be3og feinen Fijirten (Sctjalt ad i^oofl. bey ber beni^d^en SAul Cassa pom
3al?re ;78^ bis IHitte bes 3aljres ^787; von biefem geitpunrte an bis bm
i^un 2lprill ^799 mußte er bemnac^ jäl^rlid? 250 fl. entbeljren, weldjes in
einem geitraume oon beynalje ooHen {2 3aljren eine Summe oon 3000 fl.
beträgt. XPerben nun (Euere (£ljurfürftl. Durc^laud^t ber Ijinterlaffenen
52jäljrigen IPittwe ju ber il|r bereits von ber oorigen Hegierung bey bem
i|?0 ittbipig ^ron^ofer ooti inhwx^ muggenif^aler.
beuifc^en Sc^nlfonb anaemiefenen Pension von ^50 fl. noc^ eben fo viel,
miil{tn bie nntertt^änig]^ gepott^enen 300 fl. gnSbtgfl snlegen, fo mug fie
nod^ oolle 20 3al)re leben, nm jene Snmme naA nnb nac^ ju bettelten, anf
bte tt)r feeltger, um bas beutfc^e Sc^ulmefen in oayern gemtB beß oerbtenter
mann in jebem jaQ ben billtgfien 2Infpruc^ (jätte mad^en fdnnen. IPir
glauben alfo il{m nac^ unferm aü^tiahznien Pflichten nnb bem in bem ev*
ijaltenen Rescripte vom U- bieg uns gegebenen jfinger3eig gemäß ju ^anbeln,
wtnn mit bas ^ntad^ien bat^in abgehen, ba% (euere (Ll^urfnrfll. X)urd;(anc^t
bes eintrettenben ^al^res |:ba pe bas Sterbe« unb Hac^monatl} ot^nel^in
nodf 3u be5tel}en bat:| in monai^Iic^en Ratis bey bem beutfd^en Sd^ulfonb
gnäbigjl . ansumeifen gerul^en mdcbten. Hatl{ ^ronl^ofer f^at es letber
oorausgefagi 5* Beylagc ad 37, ba^ er bem Sc^ulfonb nic^t lange 5ur £a{i
fallen unb bie n>entgen permet^rten Hlonatl^sgelber bemfelben wenig genug
füljlbar feyn werben; n>ir ^wei^eln alfo nic^t, ha% (Euere Cljnrfttrfll. Durd?-
(aud^t wenigflens einen S!l)ei( pon bem n>as t|dd^|lbiefelben bem (Satten be«
ftimmt t|5tten, ber (Satttn l|nIbDoüft 3ufommen lajfen; inbe§en geben wir
feine Vftaas, fonbem empfel^Ien uns 5U t^dd^fien Quiben nnb Knaben unter«
it{&nig{i geI?orfamft.
nXiinc^en ben 16. Nov. (800.
€uerer CtjurffirjUid^en Durd^lauc^t
untertt^änigfi get^orfamfie 3U ben
geiftlid^en Sachen oerorbncte Prae-
sident unb Directores
(5r. Von Seinsheim Praesid.
Dittreiber Director.
Streber Director,
(2lus ben perfonalaFten bes oberbayrifd^en Kreisardjios).
169) „Wix genet)mtgen gnäbtgft, ben von Unferm geifllic^en Hatf^s
Directorio unterm {6, Hör. 1800 erftattcten Eintrag unb wollen ber oer*
wittibten Sd^ulrStljin Tlnna Katl^arina ^ront|of er aus bcfonberen Hücf jtd?ten bie
begutad^teten jSl^rlidjensooff. mit2Infang bes eintrettenben 3aljres bewilligen.
Htünd?en ben 30. De3. isoo.*
(2lus ben Perfonalahcn bes oberbayrifc^en Kreisarc^ios).
170) Unfer (Seljeimes IHinifterial Departement ber (ßcijllidjen 2lngelegen-
t^eiten empfängt in ber Einlage bas Pensions (Sefuc^ ber IPiltwe bes vet*
ftorbenen S(^ulratl|s ^ronljofer, um fic^ mit unferm (Seljeimen (finan3
Xrtinifterial Departement über bie Derfor^ung ber ^rau biefes mtttellofen
verbienten unb lange verfolgten Staatsbieners 3U benel^men unb an Uns
einen Eintrag barüber 3U erftatten.
Max Jos. <£l|urf.
^rljr. Montgelas
Exped. Braun.
170 ^eigel in „Mgemeine 3)eutfdje Biograpljie". 3b. \&, 5. 735.
^
Bßitt Äffcüunaen.
Wie %ef30fl Klbvec^t V. im Jaifve }562 gemß iß; itnb toae
et für befolge ictfabt ifat
2lm 2^. Hopember \562 würbe ntajtmtH an II., Soljn bes Katfers
(ferbinanb III., in franffurt a. HI. cin^immtö pm Könige gen?äl|It unb
am 30. Hopember in ber Bartljolomäusftrc^e gefrönt. Pater unb Sot|n
waren jum Kurtage mit großem (ßefolge erf^ienen; berKaifer mar am. 5.,
ber Solin am 3. (DFtober pon präg auf^ebrodjen, um burd? Böljmen,
Branbenburg-Culmbac^, Bamberg unb IDürsburg • nac^ ber lDat|Ijtabt ju
Stellen. Den Portrab aber bilbete ^erjog 211 brecht V. pon Bayern,
ber am \. (Dhohtx präg perlieg unb am \o. 0ttobcr morgens frülj
8 Ut^r bie (Sren3e swifd^en Branbenburg«(£u(mbad^ unb bem Qod^^ifte
Bamberg, nämlid? oas Bäd^Iein im Dorfe Sd^wav^ad^ unterm IDernftein
bei Culmbad? paffierte.
f^ier Ijörte bas Branbenburgfc^e (Seleit auf, bas bem. £Jer3oge Sigel
pon IPirsberg gegeben f^atte; anberfeits jianben folgenbe Bamberger (gbel*
leute 3um (Empfange bereit: Z)omt|err Ctiriftopt^ 2Ibam Pon Stein; £anb*
ri^ter 3oöc^im Pon Strettberg; Qans IPilt^elm pon ^u^s, Pfleger 3U
<5iec^; fjans 3oac^im Stieber ju Butten Ijeim ; ^rift pon Kinbsberg, Qaupt"
mann 3tt Kronac^; fjans Pon Heba)i3 3U IPeiffenbrunn ; J^ans 3^^^^ ^o"
perlmgen, 2(mtmann 3U Burgebrac^; <5eorg IPoIf Pon Kinbsberg, Qaupt*
mann; 3oad?im pon Kinbsberg, 2imtmann 3U Kupferberg; pl^ilipp Pon
Berg, 2tmtmann 3um (Ebersberg; ?(ans pan^xa^ Ö)djs 3U (Sunsenborf;
pl^ilipp Pon Streitberg, 2Imtmann 3U Heunrird?en a. B. Das Bambergfd^e
iSeleite übernahmen 3örg pon IPambac^ unb ^llejanber pon Hebn>i3, 2lmt*
mann 3U (5ösmein{^ein. Der §ug ging snnäcbft nac^ Klofter £ang({eim,
voo bas ^rüljftücf eingenommen würbe, in Staffeljtein würbe übcrnad^tet.
21m u. (Dftober gings weiter nac^ Breitengügbac^, wo ber Bamberger
ijürfibtfc^of, Peit pon lPär3burg (22. 2lpril \56\ — 8. 3uli ^577) perfön-
lic^ 5nm (Empfange bereit ftanb unb nun felbfl ben ^er3og nac^ Bam-
berg geleitete*
Diefem gian3enben (Empfangsfomit6 feitens Bambergs flanb aber auc^
ein reid^es <5efoIge bes Qer3ogs gegenüber, bas uns einen €tnbli(f tlinn
lä%t m bie foPfptelige 2Irt nnb IPeife, wie potentaten por breit|unbert
3al?ren gereift jlnb. Die Kenntnis btefes (Sefolges perbanfen wir bem in
bem Hlangel an ausreic^enben Qotels nnb genögenber Perpflegung über-
<(72 , ttene miüeilttngen
t^anpi Be^rfinbeten (SeBraud^e bamali^er geit, baS Beftennbete Jurflen t^ren
reifenben Stanbesöeitoffen in Besng auf (Cuartier, Diftualten nrib fonfttge
Beauemlid^fetten ade (crletd^iernng 5U oerf^affen bemnt{t tparen unb hes'
l^aii hatnadf trachteten, von ber Um^ebiin^ bes l^ot^en Hetfenben porerfl
bes „ifouriersettels" Ijabliaft 3U werben, auf bem aUe perfonen bes (ßefolges
nebfi Pf erben ic. per5et^nei ^anben, insbefonbere besl^alb, um barnac^
bemeffen 3U fönnen, n>ie piele Smter in ber tlälje ber Bcfuc^spabt 3ur
fiefernng von prooiant, 2ien, ^aber ic* ic. auf3ubteten feien. Damals
waren nSmIi<^ nidjt einmal größere Stäbte berart mit £ebensmittel oer*
fe^en, um o^ne Porbereitung mcljrere ^unberte von plö^Iid? anfommenbcn
<5äpen, insbefonbere in Kriegs* nnb Ceuerungsjaljren, bewirten 3U Unnen.
(Ein fc^Iagenbes Beifpiel bafur ift ber Befet^l bes Hates ber Stobt
2Ingsbnrg pom 3at}re H92i wobnrd^ ben Bäcfem unb Bräuern verboten
würbe, ben etwa tinveitenben ^Jär^eii nnb (Säfien Brot nnb Bier 3U ©er*
fanfen, wenn biefelben iljr Korn, inal3 unb (Serfte nic^t felb^ in bie
Stabt mitbrächten. 0
Der „(fourier3ettel" nun, welchen jic^ Bifdyof Deit oon Bamberg
über bas (Sefolge bes %r3ogs 211 brecht V. vom 3alirei562 3U oerfc^affen
wußte, iß in einem Sammelbanbe bes f. Kreisarc^ios Bamberg (C^iftor.
Katalog Hr. 576) auf uns gekommen nnb wirb Ijiermtt in ber lüeife 3um
2lbbru(fe gebrad^t, ba% bie 2|beligen, Beamten, priefter nnb Künjiler mit
it^ren Hamen ein3eln fopiert ^nb, bagegen bas jafilreic^e perfonal von Be*
bienfleten nieberen ^an^es bloß unter f ortlaufernbe giffern 3ufammen ge3ogen
ifl. £eiber x^ bie £efung manci^mal fd^wierig unb nid^t fieser; benn bie
^anb bes Sd^reibers, ber pieUeid)t ber Küchen-, Keller* ober fltar|latt-
Partei angel^3rte, iji Feine gewanbte.
Das (Befolge bes Qer3ogs betrug in Summa 266 perfonen, — barnnter
allein bie l^offapeUe (Cantorev) mit 27 perfonen von Hr. ^35 — \6\ oer«
treten ijl — , 520 pfcrbe, I5 «fei, Kutfc^en unb fonjiige IPagen.
Die „f ourier3etteI" für ben Kaifer unb feinen Botin (ber lefetere !am
am ^3., ber erjlere am \^, (Df tober nac^ Bamberg) flnb im Kreisarc^ipe
Bamberg nic^t met^r ertjalten ober, was waljrfc^einlidjer ig, gar nic^t
in bie Bf&nbe bes Bifd?ofs gelangt trofe feiner lebtjaften Bemüljungen
barum, wooon bie unten als Beilagen folgenben (Einträge in ber ^of-
fammer'Hedynung" geugnis geben. €ine Detailangabe oon beren (Sefolge
lägt fid) barum nic^t me^r geben ; bod^ ift uns eine Hoti3 über bie ungefäl^re
Stärfe öesfelben aufbewal^rt. 21m 8 (Dftober beffet^It nämlic^ Bifd?of Peit
bem Bürgermeister 3tt geil für (Quartiere unb Diftualien 3U forgcn ; benn
ob3war ber gug bes Kaifers, Königs unb j5er3ogs bemnäd^fi auf ^a|f urt
3ngel}e, wo fie übernachten wollten, fo muffe boc^ auc^ geil flci} auf (ßäf^e
gefaßt macben, weil fie faum alle in Qaßfurt untergebradjt wetbenfdnnten;
benn bie „orei Ijanfen nad^einanber* beftänben aus „pngeuerlic^ oier ober
fünfftaufent pferben.**
Der gettel lautet:
\, Der ^er3og Albrecht famt f. (Sema^Iin, ^— 2.
2. Frauenzimmer:
(Jrau V. Peru, ^ofmeiflerin, 3; (Jrau Untcrt^ofmeijterin Freutin (?), ^;
3ungf rau v. Lamberg , 5 ; 3ungf rau Flitzingerin , 6 ; 3ungf rau Künigs-
felderin, 7; Die von Gieß, 8; Adellzhauferin, 9; Eyfenreichen, ^0; Layt-
tingerin, \\; Katharina Wefchin, {2; ber ^rau v. Fern bienerin, ;3; Jung-
frau bienerin, {^k*
<) Kceisarc^it) Sambers, Krieg^üften pom ydfct li^2, Blei^rtr. j(58.
von Joljcmtt lltaYer^ofer. i^73
3. f firpi. Cämerling:
Hans Adam v.Muggental, Qaiie 3 Pf erbe, ^5; Maninger, (6; Grebner, (7;
Mathes, {8; Joannj, ^9.
^. Edelknaben:
Garhamer, 20 ; Lamberger, 2^; Enndorfer, 22; Leubelfloger , 23;
Thierhamer, 2^; Kotzauer, 25; Be(r)chem, 26.
5. Frauenzimmer-Edelknaben:
Uberäckber, 27; Großwelfch, 28; Waldin, 2%
6. Kanslet:
Prantftetter, Sehetarj, 30; Sein Schreiber, 3^; €in 3«b, 32;
7. £eibSr5te:
Quirinus (?) Kholperger, 33; ber Krimel , 3^; Dr. DhamüUer, 2
pferbe, 35; meiner Gg. Schmidt, Baibier, 2 pf , 36; Zimon Roft, 37.
8. (Eprl^itter;
£ucas furjl, 38; ^frfacy IPagner, 39.
9. Sc^neiberet:
IlTeiper lHatljes IHic^I, ^0; 5. 2 Kned^te, ^t— ^2; nteifler VHaxtin, ^3;
2 Knechte, 't^— ^^5; nieijler Stejfans Kned?t ober lOoIff, it6.
^0. £acfaien tt. 21.:
't /ylaagaten", ^7—50; £iicas pogner, 5^ Cruljenfnec^t Qans, 52;
3nndfrauenfried?t ^ans, 53.
U- 2^ Trabanten, 5^—77.
^2. Stlberfammer-partet, befleljenb aus 5 perfonen, 78—82.
^3. Knc^enpartei, befiel^enb aas \7 perfonen, 83—99.
\^. Kellerpartei, bejleljenb aus 5 perfonen, ;oo— ^o^.
^5. Uta r jla II p artet, bejleljenb aus 2^ perfonen, ^05— ^30.
^6. Kaplan^partei:
Qerr meldjior, X5\\ %rr pauls, ^32; ^err ÜXlidfl, ^33; ber 0.
Praunaw, |(3^.
^7. Canterey:
Orlando, \35; Franz, paffip, ^36; Franciscus, pajfijl, J37; Francisci
3ruber, paffifi, ^38; Joachim, Cenorijt, ^ 39; Lazarus, Cenorijl, \^o;
Grecus, 2Illifi, ;^U Anthoni, 2IItiji, ;^2; Canterey -Buben ^, ^^3— ^^^6;
Orlandt-Bub, ^^7.
;8. 3njirumentipen:
3^eronYnius, cSeiger, ^^8; 2lntIjoni, (Seiger, ^^9; Bajjttfi, (Setger, ^50;
3unger Bnb, (Seiger, X5\; Xltatl^eus, (Seiger, ^52; Üncio, (Seiger, ^53;
gerbenio, (Seiger, ^5^^; 3^JfowYmus, ginfenWafer, famt 2 f. Bröber — 3,
155— ^57; 2lnbreas (Sabrtel. (Drganijl, i58; (Eolman, £antanift (wol
£autenijl), ^59; (£alcant, \60; Kaplan X)iener, \6\.
\% Hetfige pferbe (u. perfonen)
3m fürfil. Xnartlall: 58 pferbe;
20. Qerrn Hätl^e:
2IIejanber v. Wildenftein, ^ofmarfc^^tt, 5 pferbe, ^62; Wilh. Löfch,
frauenljofmeijler, 5 pf ., ^63; Hans Ainkhürn (?), Kuc^elmeifier, ♦ pf ., ^6^;
^7^ Heue mitteilun^en
Dr. Wiguleus Hundt, 5 pf., ^65; Dt. Aufferus g) Pärmbinger*), 3 pf., ^66;
Heinrich V. Haslang, ^ pf ., ^67; Bernh. Dichtl, Hetterljauptmaittt, <t Pf-» 1^8;
Dr. Hanns Hegenmtiller, 3 Pf., ^69; Peter Obernburger, 2pf., UO; Murdl,
2 pfv \n.
2\, Crttc^feffen:
<5raf ^emtiäf ©. fnpfen, 5 pferbe, ^72; IDoIf Wxlf\, v. Htac^felratn,
Hatl^, f rlj. 3» Wildeck (ipo!jl Waldeck), 5 pf, ^73 ; Jolj. UHIIj. EJerr t). Pern,
^ Pfv l?^; Carl V. Freyberg, 3 pf., ^75; (Ernß p. Hcc^berg, ^ pf., ^76;
^ans Stgm. d. Münchau, 2 pf., ^77; Bitrfart tlotljaft, 3 pf., ^78;
fjans IDcmer D. Setboltsborf, 2pf., ^79; Joachim 0. Siernflem, 3 pf., \80;
Qans^inr. t). XXlu^^ental, 2pf., ^8^; IDUli.Dauibt p. Hufborf, 2 pf., ^82.
22. ^ofjttttfer:
Andre Peninger (Peringer?), 3 pferbe, ^83; tltclas ©. IDarnjiat,
^ Pfv is^t; Bernbart ©. Vtenam (?), 3 pf., ^85; lubiPig Z)tcl^tl, 2 pf., ;86;
3eronimus v. Setboltsborf, 3 pf., ^87; (Erijart IlTugeittaöer , 2 pf., ^88;
Qans Volckher 0. Frinburg, 2 pf, |89; Clement HTtnc^, 2 pf., ^90; Jacob
V. plumentaU, 2 pf., X^x; vamb p. Cannberg (?), 3 pf., ^92; Virich
V. preYfing, 2 pf., 193; ^ans 2lbam o. Fraunbcrg, 2 Pf., ^9<t; Bans
Sigm. 0. parsberg, 2 pf., J95; iubiptg IDelfer, 2 pf., ^96; Jladij
£enpred?ttnger, 2 pf., 197; lüillj. Sc^enf, (Quarttermeijler, 2 pf, ^98;
teeljenf eiber , Saf^Imeifler , 2 pf, ^99; — (Juttcrmetjler, 3 pf, 200;
Henfd?amer, ober per ^nrtcr, 20 (; Willi, Vfiaix, propiantmeijler , 2 pf.,
unb nodj 6 Htann mit 6 pf, 202— 208.
23. (Einfpänige (Ebedente unb Knechte:
O IHann mit ;7 pf, 209—228.
Die Hamen ber einfpSnigen (Ebelleute {inb: Cafpar Widerfpacher ;
Seuer; Hannoidt; Acbazi Widerfpacher; Tanhauser ; Görg von Görstorff;
Sebastian Bropst ; Niclas Vnnger von Waratlika ; Jacob Vnnger Wilanifch ;
Onofferus Forster.
2^. ^ Crompeter
{nadi b. BIgn ^ofFammer^Hec^g. waren 'es 5 Trompeter, tpelc^e 5 Cfjl. =
V fL VI a? perel^rt erl|ielten), 229-232.
25. ^ reitenbe Boten, 233—236.
26. Kntfc^en-pferbe 6c (Efel:
Kutfc^enpferbe 66, Cragefel \x, Sänftenefel ^.
27. (Srafen:
(5raf Friedrich v. Otting, 2^ pferbe, 237; <Sraf Hainr. v. Fürftenberg,
27 Pf., 238; Jocham (Joachim?) v. Ortenburg, ^2 Pf., 239; Ulrich v.
Montfort, \5 pf, 2^0; 2Ilbred?t V. Leonftein, \5 Pf, 2<^\.
28. (Jretljern:
Degenljart 0. Stanf, 6 pferbe, 2^2; Junfer d. Pern, 3 pf , 2i^3;
?ians ^ugger, 8 pf., 2<t^.
29. Hitter:
X0\% Xtottia^t, Commentljur ju plumenttial, 5 pferbe, 2^5; (ßg.
V. Hehenberg, 5 pf., 2^6; ^ans <5g. 0. (Swmpenberg, 5 pf, 2^7 ; Kar(
p. Frauenberg, 8 Pf, 2^8.
*) OieD. Dr. Onoffer Perbinger.
von Qenry Simonsfelb, ^75
30. von 2fbel:
Zacoh V. tL^ntn, 5 pferbe, 2(^3 \ Xhit v. CSnng, 5 pf., 250 ; 2l(^a5
p. Lening (Laiming?), 9 pf., 25 Tr WiqnUns o. IDeic^s, 5 pf., 252;
(Dsipalb t). <Ecf, \o Pf., 253; 3org t). Hod?bac^ (Horba<^?) 3 pf., 25^;
^ans 2lbam p. Ölarolttng, 7 pf., 255; Pett tTTarfc^aQ p. pappenljctm,
6 Pf., 256; Wolf V. Hanfperg, 5 pf., 257; 2IrtoIf P. Sanbijeö, ^o pf., 258;
Wolf V. Canberg, 9 pf., 259; ^ons €rasmus p. IDelben, ^ pf., 260;
Friedrich v. pin3cnau, 3 Pf., 26t; 2lbam p. Orin^, 5 pf., 262; inarfipart
p. Stein, ^ Pf.. 263; Jochaimv. Freiberg. ^ pf., 26^^; 2lrtoIff p. Sc^tParsen-
jlctn, 5 Pf, 265; Bergfalt (!) von Kaltetall, ;o pf., 266.
Bettagen aus ber Bamberger ßof fammer3aIjIamtS'Hec^nung
pon XPalpnrgt ^562—^563.
Jlusgaben für hen Katfer zc.
XXI gib. VI a^ XII ^ t\at gadyartag pnd?fd?ufler Heyttenber pot, 2lfls er 3tt
3ipeyen nialjln gein pröc^ 3n5 lanbt 3tt Boljeim abgefertigt worben,
bofelbfl ber Ke^ferl. HTavt annFunfft 3U erfunbtgen, per3ert pnb aus*
geben. (3al|It ^5. Sept.?).
XIII fl. II W XXV Jf Ijat gadjartaß Bud?fc^ufier Heyttenber Pot, als er Pon
meinem gnebtgcn l^errn 3U Keyf. HTayt. gein 3ra(^ mit Briefen gefdjicft
iporben pnb alba 3U Brac^ Heun tag 5tiU gelegen pnnb pff 2lntwort
gewärtig, per3ert; 3aljlt: 22. sept.
xiii fl. VI ^ !|oben IPeyprec^t Sc^rayer pnb Benebict pac^ala (Etnfpentge
als pe mit 3weven pferben gein (gger gefc^idft n>orben bofelbfien ber
Homifc^en Konigl. Ulayt. anwnft pnb alljero gelangen lajfen foöten,
^ per3ert . . .
Tfl[. IUI W ^^ ^ fjat 3örg pon VOannhadi pnb anbere pon abel fampt tren
3ugebnern reuttern 3u Staffelftein bei IPolfen Dife Cafhiem per3crt als
fle pff ljer3og 2IIbrcd?t pon Bayern bofelbfien gemartl^ pnb alljero beglatt.
IUI p. l^at ^ans 3oad?tm Stieber 3U Butten l^eim 3U Banft pnb f idjtenfcls
ausgeben als er ..tjin perorbnet pnb ber Hom. Keyf. HTayt. anfonft
ermarten feilen, jalt 22. (Deicht,
V fr. fjiiii Jf geben (tlaufen Kod? u>trt 3um Sieben tljurn alljte für (07
fialmit 3U \2 4 lier3ogcn 2llbred?ten in Bayern leyb pferbt, bie bey
gebadetem roirt einforntrt »orben.
ncijfj (= 280) ff. inidjeln praun Burgern allste als perorbnetcn €ommi§*
meifter pberantmort; \\ai er furter für Ijabern, l?eu pnb firo... 3U
futterung pnb pnterljaltung ber Heifflgen Pnb magenpferbt ausgeben.
(fjier ift bas (Seftnbe, aller 3 Potentaten 3U perfte^^enl)
§ur Skalierung bes bamaligen (5elbn>ertes mag aus ber Qoffammer^
rec^nung bes 3alires ^562 angesogen ©erben, \>a% ber Cagloljn eines
IlTaurergefellen, ipenn er ftc^ felbft perföftigte, ^5 4 betrug unb 2<k 4„ wenn
er bie Kofi beim Bautjerrn Ijatte. (Ein fet^rjunge t^atte \% 4 Caglol^n
nn\i Koft.
Bamberg. 3ol?ann Ulayer^ofer.
lein Vovtfiufev bed Volapfit in fllfitK^en.
3n einer Befprec^nng bes erften 3(t^vg^ft9^s Wt\ts 3al{rbu(^e5 (Beil.
3. 2111^. gtg. ^887 Hr. 229) äußerte ber Heferent mit Be3ug auf "^(xs von mir
gefireifte problem einer allgemeinen lDeltfprad?e, mit bem fid? ber nod?
immer pielf ad? perfannte polyt|ijlor 3ol?<inn 3o<^4t<n Becker befc^äftigte :
^unfere PolapuFiften Ijätten alles Hed?t, bem Be(^er ein IHonnment ju
/j(76 ^^»e ITtttteilnngen
votieren". Zinn, \d^ bettfe, bamtt hat es nodf gute IPege. IPtrb boc^ and^,
bis bas Dolapü! felbfl erfi fe^en ^n% gefagt unb bte Weli erobert traben
wirb, fo 3tt fagen, „nodj oiel IDaflfcr bie 3f<^'^ I^inabfücgen".
(£5 fod nun aber tjter Feinesn;>egs über IPert ober Unmert bes Volapnf
gefproc^en merben : mir {letzen ber ^rage abfolut gletc^gulttg gegenüber,
ha wit ifjr nod^ gar md^t näfjer getreten finb. Wk wotlen l^ter nur einmal
mitteilen, mas jener Hlann über bas problem gefagt ^at, ba bies pteUeic^t
fär bie <5ef(^ic^te biefer Beflrebungen nic^t ganj oljne 3Tttereflfe x% jumal
Becker ja lange §eit t{ier in Ulnnd^en gelebt i^at unb gerabe mät^renb
bes ^iefigen 2Iufentl^a(tes fid^ mit jenem Sif^ema bef^äftigt t|at. 34 n^ät^le
5u biefem gmecfe ans feinem 5mifd^en {6SQ unb (682 in Üonbon pcrfdgteu
IDerfc^en: ^^Härrifd^e IDeigl^eit unb IDeife Harrt^eit ober: <Ein
^unbert fo Politifc^e als pli^^^italiid^e, Mechanifcf^e unb Mer-
cantilifcbe Concepten nno Propositionen" bas ^kX- Sind, ujeld^es folgenber«
ma§en lautet:
Pon einer algemeinen Sprach nnb Sc^riffi
Qier m3c^te einer anfangs einwerfen nnb fagen :^ n?ann atte natiönen
einerley Character fc^reiben nnb einerley IDörter rebeten, fo )\ätte man
einerley Sprach unb Schrift unb borffte man feine neue erflnben: baroon
aber wirb alliier nic^t ge^anbelt, fonbern bie Sadje unb Proposition bejtefjet
in 30>eYen (Sliebern: erftlid? in einem XHittel burd? Character einanber fc^rifft*
lid? 3U oerflel^en, ba% bod^ jebe Nation itjre Sprache beljalte unb feine ber
anbern IDort, fonbern nur bas significatum unb ben sensum oerftel^e. ^ier«
oon Ijabe feljr piel gef (^rieben. Commenius \:^at nadf 2lnla§ ber Chineser
einen Orbem sensualium pictum ausgeljen laffen^) woraus nod^ wol bet|
ned?jie IDeg 3U einem aügemeinen Character 3U ^nben. €in Spanier wie
au4 pater Kircf?er liahen fic^ ingleid^en barinnen bemüljet^j, aber pater
Sd?ot in feiner „Technica curiosa" aiebet ben prei§ oor allen anbern
meinem neuerfunbenen Character, welken tc^ Anno i660 t|er ausgegeben ^
unb , geliebts (Sott , biefes 3at|r in forma eines ooüf ommenen Lexici auff
bie 2(rt meines Novi Organi Philologici *) in fec^s Sprad^en, als Ceutf(^,
(Englifc^, polnifd?, f ateinifc^, (Jranftöftfd?, ^taliämfc^ ^erausgel^en wirb, ein
fet{r nü^Iid^es IPercf 3U Dielert^anb (5ebraud^.
Die jweyte 2Irt iji eine Sprad^e 3U flnben, welche man reben fönnte,
als 3um (cjempel wie bie Lingua Franca unb welche bod? gan3 leicht 3U
begreiffen, etwan in pier lDod?en geit 3U erlernen, leidet aus3afprec^en, bie
Sadjen bodj wol nnb umftänbig exprimirt unb aus ber Hatur ber Sadjen
felbft genommen wäre, hierüber nun l^ahen jtd? bemiit|ct Unterfdjieblic^e
als Georgius Dalgarnus in feiner Arte signorum ober Charactere uni-
versali et Lexico Grammatico Philosophie© ^), item Franciscus L o t h wi ck {?)*),
item Johann Wilking') -^ alle (Engellänber; unb wie ic^ oerneljme, fo finb
fte bey ber Societät alliier ^ noc^ gcfd?äfftig bas IDercf aus3ufinben. 2tber
0 J1666 in narnberg ; aber 3ot}ann 2(mos Comenins (1592— X6?0 f- t>en ^Ictifel in ber
^.^Ulgemeitien Deutfd^en Bio^rapt^ie". Banb IV, 5. 43^.
*) mfyxna^us Kirdjcr ^602— 1680, j. ^Qg. Dent. Biogr. XVI. X.
•) „Character pro notitia linguarum universali" (Inventum Steganographicum — alfo
audi ein üorläufer ber »tenograpljie I) ^ranffnrt X66t. IHe Stelle in Casp. Schotts (1608— 1666)
„Technica" Qe^t (in ber 2tusgabe von X6&k) S. 505.
*) Wo^l bas I}ier In mand^en ^670 erfc^ienene ,,Novum Organum pro verborüm copia
acquirenda".
») „George Dalgarno, linguistc ^cossais", geboren c. X625, geworben ^687; cf. Nouvellc
biographie g6n^rale (1855).
*) aber ben id} nid^ts gefnnben.
') John Wilkins (i 614— 1672).
' •) 3n Conbon, wo bie X>orrebe oerfa§t i^.
von ^enrf Stmonsfelb. i^77
wie midi beucht, fo grciffm jte es 3U fünpiic^ unb au »eitläufftig an, bev*
gejlalt bag bas IDercf unpracttcabel iperben tPtrb, tpte bann (= benn) bes
Wilkings Lingua Philosophica fünjilid^er ifl als aOe anbeten Sprad^en; nnb.
ipolt id? el^er (Eeutfd?, 5claooni|^, 2lrabifd?, Ulalaifc^, 0taribifd? *) unb
f ateinifc^ lernen, mit ipeld?en fec^s Sprachen man bie c^an^t XPelt burc^*
"fommen fan, als altin biefe bes Dr. Wilkings. Denn es ift eine unenblic^e
multitudo barinnen, unb tjat folc^e 3n erlernen nod^ niemanbs bie probe
getljan als ber %rr Boyle^), ipeld?er bod? felbji befennt, ba% jle fel^r fc^wer
fey, fo großes ingenium er auc^ \\at
meines €rac^tens mug eine S^xad^e feyn, erftlic^ von {o ober \2
Buc^fiaben, roo !etn H, § ober fd^mere 3ud?jlaben feyn, fonbern meljrent!|eils
Labiales, Dentales, Vocaks, alfo ba% fie anA von einem, ber eine fc^mere
gunge l^ai, bod^ (eid^tüd; gefproc^en tperben fan.
groeftens mng es einen Character ^ahen, ber einfältig 3U fd?reiben
t% alfo ba% es audf x>on Bauten in einem Cag gelernet »erben fan.
Drittens: bie ttnn5tige IDörter fo in einer Sprad?e einen Ueberftug
nnb IDeitläufftigfeit mad^en, muffen ausgemufiert unb nur bie ndtl^ige 3nm
täglid?en (Sebraud? erforbembe IDörter 3ufammengebrac^t nnb in radices
gefeit werben, barpon ic^ einen eigenen Tractat gefd^rieben »de Verborum
Sufficientia" unb bemiefen, wie wenig Substantiva, Adjectiva, Verba, Adverbia,
Praepositiones, CoDJunctiones, Inteijectiones, Pronomina in einer Sprache
pon nötigen. Unb bie Nomina Propria ausgenommen, wie oielerley IDdrter
feynb ifjrer wol, fo in ber ganzen IjeiL S^rifft feynb? ober wie pielerley
IDdrter jinb in einer Sprache pon ndtl:ien, bafi man fle wie eine IHutter*
Sprache reben unb aües barinnen exprimiren fdnne? mit brey", Pier- ober
3um ^öd^flen mit 500 IPdrtern, alfo ba% man gar in einem DTonat eine
Sprache fo weit wirb lernen fönnen, nemlidj bes Cages ^e^en ober 3wölff
IDörter, ba% tv eine Sprach 3U genugfamer Hotljburft perftet^en nnb reben
fan: nnb t{at biefe meine ausgefnnbene sufficientia Tocabulorum ttic^t nnr
tljren ^anptnutjen in biefer Lingua universali, fonbern in jeber Sprache,
welche fol^er (Seftalt leidet erlernt werben fann.
Dierbtens mug bas piele variren in ben Declinationen nnb Conjugationen
abgefc^afft werben. Dann wor3U bienen bey ben (Sried?en fo piel variationes,
bas medium, bie Aoristi, bie Futura, bie Declinationes unb Contraeta? bei
ben Lateinern fo ein ^an^en Terminationes, fo ein Qanffen Genera, fo ein
ßauffen Articuli, fo piel Constnictiones, fo Piel Exceptiones, Anomalia, fo
ptel Declinationes nnb Conjugationes , aud^ Comperationes unb bergleid^en?
^n biefer universal Laical-Sprac^e Ijingegen ijl genug ein Genus, eine Ter-
mination, eine Declination, eine Comparation, ein Singularis, ein Pluralis,
4 Casus, ein Activum unb Passivuxn, ein Indicativus, Imperativus, Infinitivus,
ein Praesens, Praeteritum unb Futurum nnb bie brey Perfonen unb ins*
gefampt eiwan fed?s Heguln in Syntaxi: big t{l bie ganhe Grammatic auff
einem ein3igen Blat, unb weil bod^ fo piel exprimiren als einer in feiner
Sprache tl^nn mag.
^finfftens foö man and? feljen, ba% man in biefer Laical-Sprac^e
Sylben unb IDörter flnbe, bie wenig Buc^jtaben l^aben unb leicht aus3ufpre(^en
Seyn, aujfs t)dc^fie dissyllaba, nnb welcbe boc^ ein 2lnfei{en liahen nnb auff
ue £atemifc^e ober Spanifd^e UTanier fommen.
<) Wot}I oerDriuft ftaH ^Otraribifd}" was gleicfrbtbeatenb mit pccfifcfr fein barfte, ba
(Ptrar eine Stabt in perfien (Cutfe^n).
*) Wci)! „Robert Boyle, c^l^bre phyricien et chimiste anglais 1636--169X" cf. Nouvelle
biographie g^.
^78 tleue Xnitteilungen
Stä^fiens, mann bte Sprac^ bergefialt leicht ifl 5U lernen unb ^u reben,
anc^ Hebltc^ in ber ^Insfprac^e, fo mttb fie balb in ber (Semetn feyn, a(s
mte bie Lingua Franca, nnb barumb nenne id^ jle eine Laical-5pra(^e; aber
fie fann aud^ eine Philosophical-Sprad^e genennet merben, bieiDeil id^ alfo'*
balb ans bcm Wott nnb Suc^ftaben beg Worts bie Variation unb Etymo-
logi(c), bie Logische nnb Physische Zlatur beffelben erfennen fan, welAes
de facto feine Sptadje in ber IDelt tjat gum (2jempel: ic^ l^abc fo Dielerley
Sad^en als in ber IDelt feyn, nämli^ Genera ber Sad^en, Radices gemad^t;
alfo ba%, wann id? ein IDort Ijöre ober lefe, idj alfobalb feigen fan ob ber
Radix ein dljier, ein irrbifc^es (E^ier, ein Dicrfiiffiges (Etjier, ein l^üfflgtes
ober gefpaltner Klauen, gel^ört (gefjörnt?), njieberfänenb unb enblic^ was
feine specialissima praccisie mit anbern (5efd?5pff«n ij^, meines, n>er mein
pl)i(ofopt}if(b 2lbc tiai, alfobalb erfennen fan ; mer aber nid^t barauff ac^ung
^ehen w'xl, fan fie als eine anbere Sprad^e reben, aber ({ierDon ein me^reres
m meinem Novo Oi^no Hexaglotto^), sub titulo de Verborum Sufficientia.
Sonften l^at Helmont ein Alphabetum naturale Hebraicnm gefd^rieben 5U
Sul^bac^^}; aber, wie er in aütn feinen Sad^en confus t|l, alfo tfi er and^
aQborten, unb n>er ii{m opponiren molte, mürbe auff feine objectiones feine
satisfaction fjaben, bann er umb einen gangen Baurenfc^ritt feijlet circa
deünitionem, figurationem et sonum Uterarum, vocalium, gutturalium, labialium,
dentalium et lingualium, baroon ber fänfllic^e £efer ein mel)rers in meiner
Lingua Laica mit beffern fundament lefen wirb"). 3d? J^aht einen 0rgel*
madjer gefennt, weither 3mar ntd^t gejiubirt, aber von TXatnt ingeniös mar,
meld^er lange §eit barüber gefeffen, ob er burd^ Kunft einige Bud^^ahen
rebenb exprimiren fönnte, ba% gemiglid? ein groffer tl^eil 23ud?ftaben im
^hc feine (Drgelpfeiffen gefungen unb t^eils fc^ naturel exprimirt liahen,
IPte man bie fiummen £aute fo rebenb machen burd? Kunjl, er3el?Iet Ste-
phanus Rodericps Castrensis Commentatio in librum Hippocratis de Alimentis
sect 2. p. 247. Daß in Spanien bergleidyen fey practiciret morben, mie
itjme ber Budianus er3eljlet, ift auc^ ju unfrer geit in Sulfebad^ bergleic^en
(Ejempel nnb probe gefc^e^en".
IDir enthalten uns iebweben Kommentares 3U biefen ^lusfüljrungen,
inbem mir es ben Dolapüfijlen überlaffen, biefelben genauer 3U unterfud^en
nnb für flc^ 3U Dermerten ober fie 3U oefämpfen.
^enrY Simonsfelb.
ifan\c& {am ®afteig) in Oliinc^en.
IPeber oon bem Qeilig'<Seifl''piIgerl{aus (fpSier £7eiIig'<Sei|l''SpitaI)
nod? ©on bem Sunberfiec^en- ober leprofenl^aus (am (Safteig) in ijiejiger
Siabi Ijat man bisljer urfunblic^ bas genaue 3^^^ ^^^^^ <Errjd?tung nadj*
meifen fönnen. (Es ijl lebiglid? eine bistjcr nid?t beftätigte Überlieferung,
wenn bafür bas Z^lix t20^ angenommen mürbe.*)
*) ](670 in tnfinci^en erfc^ienen.
■) ^657.
») bie abn, fo oiel idf fclje, nid^r erfc(^ienen ifl, ba ^ed^er balb barauf permutlid) ge»
{Sorben ifl.
*) S. Bergmann, Senrfnnbete (Sefd^idjte ber (^urf&rfllic^en ^npt* u. Heflbenj^abt
mandjen (^783) 5. HS u. 20; 3of. ^dj. tDoIf, Urfunb«*e (Cljronif »on ... Wandten (J1852)
Bb. 1, 5. 38. Die eigentlidfe (Srunbßeinlegung bes ^eili9'(5eifl'5|>itals fanb \25\ ^att (molf
a. a. Q>, 5. ^8).
von ^enry StmonsfcI^. ^79
Uttb bodi fc^eitit biefelbe ntc^t als irrig hetradiiei mcrben 311 bürfcn,
mentgßens nicbt Q05utpett ron ber lDa({rf{ett fid^ 5U entfernen.
jd^ bin tn ber £age für bas Sunberped^en« ober £eprofenfjaus (am
(Safleig) eine erpe urfunblic^e (Erioäljnung ans bem 3al|re (2\3
betbringen \n fdnnen.
Der Jtreftor bes Staatsarc^ios in Denebig, €omm. B. Cecchetti,
baiU bie <0fite, mir ein Dofnment aus bem 3a({re ^274 mi^uteilen, bos
jtd? im (Driginal in bem bortigcn 2lrd?iD befinbet unb bemnädyft im „Archivio
Veneto'* Doüftänbig Deroff entließt merben mirb. Dasfelbe entt}äit bie be«
glanbigte 2lbfd;rift eines fet^r tntereffanten Ceflamentes eines in Penebig
©eilenben Deutfc^en ©om Desember ^2^3. Diefer Peutfd^e, Zlamens Bern«
tj a r b (Bernardus Tcotonicus), im Be3irFe 5. Bartolomeo n?oI?nIjaft (habitator
in confinio S. Bariholomaei), feines §eid?ens ein <SoIbfd?mieb, fefet in biefem
Ceftament t>or feinem 2lbleben uerfd^iebene £egate aus, Darunter eben
feiner Jnnun^ 25 pfunb Denetianifdjer Denare (scole mee aurificum domini
Salvatoris, bte iljren Sife alfo in ber Kirche San Salvadore l^atte) unb
unter anberem 50 Pfunb i)enetianifd?er Denare (50 libras denariorum
Venecialiam) „mals(s)anis de Munich**.
Da§ unter Munich nur HI andren 5U per{tet)en fei, mar mir Don
2Infang an fidler unb fd^eint mir ni6t 5U be5n)eifeln (einem anbeten
„Bernardus de Munich*' unb beffen <Eroen Dermad^t unfer Giepamentar
200 pfunb); aber aber ben ^usbrucF ,,malsani'* mar id} lange im nn-
flaren. 2Iud; er fommt nod^mals im Ceftament t>or, inbem aud^ für bie
,,malsani'' t>on 21quileja 25 pfunb Denetianifd^er Denare beftimmt {tnb. 3n
feinem ber befannten Had?fd?Iagebüd?er, felbp nic^t bei Du Gange, Lexicon
mediae et infimae latinitatis, mirb merFmürbtgermeife bas IDort auf gefüt)rt,
unb es fonnte bestialb fraglich fein, ob barunter bas Sunberfied?enl|aus ober
bas Spital 3U oerftetjen fei.
Der freunblid^en lUitteilung bes BibIiotIje!ars V. Joppi in Ubine
t>erban!e id; bie Kenntnis eines fleinen, tinbfd^en 2luffa^es eines Kanonifers
in portogruaro, Ernesto Degani: Della Lebbra e di alcune istituzioni
che da essa ebbero origine, ber in ber ^fRassegna nazionale** (JIoren5)
Bb. XXXIII (^887), 5. 201—220 oor fur3em erfd?ienen ift 2lus biefem
2Iuffag ert^ellt nun aber gan3 beutlid; nnb unmiberleglid;, ba^ ,,malsani**
ober ,,malcsani** ibentif(^ ift mit ,,leprosi*^ Degani oermcip auf bie
iüngp oon ber ,,Deputazione Veneta di storia patria** oeröff cntlic^ten *)
5iatnien ber Stabt Picen3a oom 3aljre ^26^, in benen ftd? ein eigener 2lb*
fd?nitt: ,,De malesanis et loco eorum** finbet. Da t^eißt es nun*): „Qui
fuerit indicatus malesanus sive leprosus*' unb ,,Itein statuimus quod
leprosi qui dicuntur malesani'*.
(Es iann bemnac^ fein gmeifel meljr fein, ba^ mir es in unferem
(Eejlamente mit einem £egat für bas Sunberfiec^en* ober Ceprofent^aus
(uermntlid; bod^ bem auf bem <5apeig) in unferer Siabt yx tl{un traben,
bas alfo im 3al{re ;2;3 bereits urfunblid; nachweisbar beftanben iiat
2^ mug es bafjingefteüt fein laffen, ob man aus bem £egat folgern barf ,
ba% jener Bernardus ein IITüncbener gewefen x% 3n irgenb meldten Be*
«etjun^en mirb er mot|I 3U unferer Stabt gejtanben l(ähen, menn er aerabe
bem {{tefigen £eprofent{aus ein £egat l)inter(ägi (3n ^quileja befag er
and) ein Bfans, wie er im Ceflamente ermät)ni) Beträchtlich ift bie Summe
gerabe nic^t. 3m gan3en belaufen fic^ bie legate auf über ^oooo pfunb
*) Monumenti storici. Serie leconda. Statut! vol. I. (Venezia z886) Statut! del
Comuoe di V!cenza 1364.
«) 5. 25; tttO» 252.
HQO Time HTtiteilttttden
oenettanifc^r Denare, mos nadi ^^ner gntigen 3ere<^nun9 bes Qerm
Dr. H. (Eljrenberg etwa einer Summe von 3500 IHar! [{euti^en (Liges
entfpric^t, ipäl)renb ber ll>ert bes (gelbes bamals freiließ mo^I ber sel^nfac^e
aemefen t|). £s ifi alfo eine für bie bamoH^e geit tmmerl)in nic^t nneri^eb«
liebe Summe, über bie ber Ttlann le^twiQig oerfügt l^ai, nrib es ifl ii)m offenbar
n>al{renb feines 2Iufent!)altes in Denebig in feinem (gefd^Sfte gut gegangen.
IXlan {lel)t, mie frühzeitig fcbon Deutfd^e nac^ ber £agunen{labt ge*
fommen Jinb, um Ijier tr|ren leoensuntcrljalt ßu finben*), unb gerabe
IRund^ener werben auc^ fonfl in biefem S^^ammenl^an^ bann oertjältnis^
mäßig frülj ermSljnt^): 3. 23. ;333 ein Ulric^, ^358 ein IRarfus als
Senfal im jfonbaco bei (Eebesc^i, bem beutfd^en Kaufijaufe, bas, nebenbei
bemerft, in bemfelben 23e3ir!c lag, in ©eld^em unfer Bcmardus too^nit,
unb um jene geit ((2^3) für bie beutfdjen Kaufleute bereits eingerichtet
ipar, iporitber icb auf mein nnitn 5itiertes Bud^ oeroeifen barf.
3c^ mieberqole : ©ieöeic^t war auc^ unfer mefjrgenannter Bernardus ein
Hlundbener, jebenfatts aber oerbanfen mir iljm bie bisher SItefle urfunb«
lic^e ^rn>ät)nung bes Sunber{!e(^en« ober £eprofen^aufes in ({ieflger Stabi
Qenrv Simonsfelb.
3(ttd alten }Idfetagebü(^ern: 5mc\ unbetannte Xefc^retbungen
{Httnc^end am 6en Jatfun ;66| unb }7$2.
3m erjlen Banbe bes Jafjrbu^es l^abe id? auf eine Beft^reibung TllU
miindiens t}ingen>iefen, welche in bem ausIYIannfietmftamnienben Cod.Gall. 26^
ber IjiePgen ^of- nnb Staatsbibliotfjef fxdj oorgefunben» Über ben Heifenbert,
be%m feber wir biefe 2luf3eic^nungen rerbanfen, waren Hac^ridjten nidjt
aufsuflnben; wir wiflfen nur, ba% er im 3atjre J66( Italien, Deutf(^Ianb
unb bie tlieberlanbe burc^wanberte unb auf biefer faljrt audf Bayerns
^aupt^abt berfilirt itat Von Hegensburg fommenb, nimmt er feinen IPeg
über 3ngoIfiabt unb trifft am 22. 3«^^* morgens gegen jebn Ubr, m HTüncben
ein. Hacf^folgenb fein Berid^t») (BI. 62b ff.):
Nous Entrasmes dans munick sur les dix heures. II nous fallat beau-
coup attendre a la porte a cause quil faut aller aduertir le duc et lui dire
les noms de tous ceuz qui entrent dans la ville, de cette maniere Lon est
fort longtems a la porte sans pouuoir entrer ce qui est iDCommode an
demier point et peu vsit6 allieurs, soit en Italie ou En allemagne.
Je uis ce jonr quelque chose de la uille. Je fus entendre La messe
aux augustins, Teglise est assez jolie et fort Enjoliu6e. Je me promenoy par
la ville et trouoy les rnes assez larges et belies; bien pau^es, les maisons
fort om^s de peintures et differentes les unes des autres tantost basses et
tantost hautes. La grande place est Enuironn^e de plusieurs logis assez beaoz
et d'un cost6 H y a des arcades sous lesquels on peut aller a couuert.
Au milieu de la dite place Lon uoit une grande colonne auec Limage
de la uierge au dessus.
Je uisitoy ce jour la Maison et Leglise des jesuistes ; cest vn des plus
beaux couuents que lon puisse uoir. Leglise est la plus belle et lemporte
*) Sieljf ben 2Inbang ^gnr <0e|ci}tc^t» bentfc^er GctDecbetreibenber in Xhmbi^" in
meinem Bnd^ : ^Der ^onoaco bei (Cebesd^i in t^enebia tic." 3b. II, 5. 264.
■) «bba II, 66.
>) tPir tDoQen nid}t perfdumen, Der^Ieici^s f^alber, an biefer Sttü* auf bie Sc^Ibcning
Znfind?ens Ijinsnweifen , toelt^ Monsieur de Monconyi, ber im ^ebniac 166^ f}iec loeilte,
feinem Journal des voyages (Banb U, Cfon 11666) einDerleibt l^at.
von Karl Crauimann. (j^S\
par dessus toutes Celles que Jay ueu £n aUemagne. La aoute est fort hauss6e
et nest soustenue daucuns pilliers, eile est embellie de pierres et dorures
de tous costes, eile est fort omöe, remplie de marbre en beaucoup dendroits,
Enfin rien ne ny mainque. Guillaume duc de bauiere fit bastir leglise et
fonda le couuent; Sa femme Ren^e de Lorraine En est aassy fondatrice,
eile mounit Lan mil slx cent deux et le duc guillaume En 1626. Ils sODt
Enterr^s dans une caue au bas du maistre autel; maximilian, fils dudit duc
guillaume et sa femme Elisabeth y ont aussy Leur Sepulture. Les religieux
sont au nombre de 18. 11s ne tiennent point de pensionaires, cbose fort
ordinaire En alleraagne, mais Ils ont bien 14 ou 1500 escoliers externes.
La maison ou palais du prince albert frere du duc de bauiere deffunt est
uoisine de celle des jesuistes et II y a communication par vne gallerie assez
longue, Ledit prince est fort ag6.
Samedi 23. juillet : Le mauuais tems nous Empescha ce jour de uoir
La uille et nous en fit demeurer une partie au Logis.
Dimanche 24. juillet : Jentendis La messe ce jour a Lesglise de nostre
dame qui est la principalle esglise de La uille, ny ayant point de cathedralle
a cause que munick depend de leaesch6 de freising. Dans le choeur Lon
uoit vn süperbe mausoMe de marbre noir om6 de quantit^ de figures de
bronze et de milles autres omemens, aux deux cost6s se uoit La represen-
tation de deux Empereurs ou ducs de bauiere, aux quatre coings sont quatre
figures de soldats, omees de toutes pieces, lenant chacun vne lance en
main et ayant vn genouil En terre, au haut des lances sont les escussons
ou armes de quatre Em(pereurs) tous ducs de bauiere. En Lun sont ceux de
charlemagne, En vn autre celles de Charles le gros et de Louys 4. En
L'honneur duquel principalement le tombeau est dress^, ainsy que porte
l'inscription qui est autour et qui contient ces mots (Ludouico quarto Imp.
augusto maximilianus bauariae dux S. R. I. elector Jubentibus alberto quinto
et guillelmo quinto parente posuit anno 1622.), au haut du mausol^e est un
oreiller de bronze et dessus La couronne de Lempire de mesme metail, au
deux costes dudit coussin sont deux statues dont Lune tient lesp^e et lautre
le sceptre marques de lempire.
Au pied de maistre autel est vne tombe sur laquelle II se lit une
Inscription qui tesmoigne quil y a dessous vne caue dans laquelle sont les
Corps de plusieurs princes de la maison de bauiere.
Dans Ladite esglise dans une chappelle qui est Enfermöe dans le
chceur gist le corps de St. benon euesque de mysne En thuringe. Lon uoit
Sa mitre, sa Crosse et ses uestements episcopaux Encore tous Entiers
qnoyquils nayent est^ tir6s de son tombeau que 2 Cent ans apres sa mort.
La uille de munik estoit autrefois fort petite et Lon uoit Encore son
peu destendue par le moyen de quatre tours qui sont Encore sur pied et
qui estoient de Lenceinte, mais de puls cinq cent ans eile est fort accrue et
presentement eile est assez grande et bien fortifiee, principalement le tems
que Le Roy de Suede la prit En 1632. II en fut le maistre pendant
3 sepmaines, puis Labandonna pour aller au siege de Nuremberg.
Les ducs de bauiere nojit pris le nom delecteurs que depuis la deffaite
du palÄtin du Rhin et ce fut le pere de celuy qui gouuerne daujourdhuy
qui prit Le premier ce titre que Luy accorda Lemp(ereur) defiunt et II fut
publik tel aux estats de ratisbonne En 1602; par la paix de munster Le
palatin du Rhin fust restably dans ses droits et biens et par ce moyen II
y a presentement huict electeurs Scauoir , brandebourg, Saxe, palatin du
Rhin bauiere; les 3 ecclesiastiques scauoir cologne, mayence et treues; et
le Roy de boheme.
yiffchnäi f&r tnänc^emr 0efc^. U. 5 t
X(82 Heue nttit^tlüttden
Les palatins da Rhin sont de la mesxne maison que les ducs de bhuiere.
Larcheuesque de cologne, et leuesque de Freising sont fils du prince
albett uiuant et qui est oncle du duc debattiere.
Les comtes de vuartemberg sont de la maison de baniere, roais pre-
sentement les princes de bauiere ont peine a les recognoistre pour tels,
ayant dege'ner^ a cause que lun deux a espous^ vne fille qui nestoit pas
princesse, ce qui degenere Entierement parmy les princes dallemagne qui
sont fort scrupttleux En ces matieres.
^ Leuesque de Ratisbonne est de cette maison et par conseqnent parent
du duc de bauiere.
Lundy 25. Juillet, feste de St» jacques: Nous uismes ce jour le mag-
nifique palais des ducs de bauiere qui comprend plusieurs cours toutes
..Entour^s de corps de logis. La principalle en est enuironn^e de quatre
grands fort peints au debors et qui paroissent dune belle architecture, mais
neantmoins Le debors napprocbe pas de La magnificence du dedans. Lappar-
te;EDent,qui est destin^ pour Lem(pereur) en cas qu'il vint a munlk est sur-
prenant et je ne crois pas que Lon En puisse uoir non seulement En alle-
.magne.mais. mesme En France et En Italic un parell. II y a vn nombre
infiny de cbambres de plein pied,. toutes auec des plafonds les plus beaux,
Jes mieux peints et dords quil se puisse trouer. La grande Salle dudit
appartement est surprenante, tant pour sa ,grandeur et bauteur que pour les
Bnjoliuements que Lon y uoit, lesc^lier nest pas moins süperbe estant tout
dun tres beau marbre aussy bien que les pilliers qui le soustiennent. Toutes
les portes dudit appartement sont de pieces rapport^es et le jour de la
. porte est dun tres beau marbre^ orn6 dun nombre Infiny de pierres fines et
precieuses et qui forment dessus mille jolies representations, les ferrures des
] portes sont graues et trauaill^s auec un art merueilleux. II y a aux plafonds
de toutes les chambres des peintures fort Exquises et de la main des plus
babiles ouuriers. Lappartement qui est destin^ pour les princes Estrangers,
Si par Cas fortuit II en passoit quelquun par cette cour, est fort beau et
tres süperbe, les appartements de leurs altesses ne paroissent pas moins
, xnagnifiques, mais lon ny entre pas sans difficult^; Enün tout.ce palais
empörte le prix pardessus tous ceux que lon peut uoir Jusques a ceste beure
pour ce qui est des beaut^s du dedans, car pour le debors quoique tres
benu II ne semble pas correspondre tout a fait a La magnificence que lon
remarque dans les appartements. Nous uismes plusieurs petits jardins fort
jolis Enferm^s dans Ledit palais; joubliois que dans Lappartement de
'Lemp(ereur) et dans celuy des princes II y a 2 cabinets ou petites cbambres
toutes de pieces rapportees et tout de pierres fines et precieuses. Nous
Entrasmes dans une salle faite Expr^s pour mettre les antiquit^s et princi-
palement les beaux bustes que les ducs de bauiere ont fait uenir de Rome,
' II ny a rien au monde de plus propre et lon uoit vne quantit^ prodigieuse
de ces testes auec toute leur Inscription aubas. Je uis debors du palais ▼&
bippodrome ou lieu a courre la bague, Le faquin et autres Ecercices, II est
Couuert et est fait En forme de grande salle, y ayant tout autour trois
rangs damphiteatre Les yns sur les autres, cela est fort curieux; apres auoir
examin6 toutes ces choses nous allasmes dans les grands jardins du prince
qui sont separ^s du chasteau ou palais par un foss€ fort Urge et plein deau,
Ils sont fort beaux et Lon y uoit vn grand uiuier, vn petit labyrintbe, vne
grande gallerie fort belle et plusieurs autres cboses curieuses et qui meritent
destfe consider^s«
Le prince et La ducbesse uiuent dans vne retraitte fort grande. La
mode de ceste cour est fort desplaisante, Ils ne se lai^sent uoir que tiQS
von Karl Craittmahn. .4ß5
. tarement et Lon peut pw mesme E&trer dans les cours du paUis «ans . per-
missiön ;. Le comte de Curte estoit gouuerneur de toute La bauiere et
Premier ministre et gouueraoit entierementlorsque noas passasmes.
Ce mesme joar sur le midy il y auoit une foire fort cel^br^ dans le
. pays et qni se fait dans munik a cause de la feste de la st jacques. II y
auoit grand nombre de marchands estrangers uenus Expr^s £n cette uiUe et
Le coDCours estoit fort grand de toutes sortes de gens, eile dare quinze
jours £ntiers et Lon y ttaffique et uend de toutes sortes de choses.
Leuesque de ratisbonne est de la maison des comtes de vuartenberg
qui .sont upe brauche de celle de bauiere commenc6e a Ferdinand frere de
gttillaurae £tc.
Le ducguillaume aimant la solitude et le repos se defit de.ses estats
£a fauenr de son fils maximilian uers Lan 1602 et a uescu depuis Jusques
£n lann^e i6;26; Sa femme renäe de Lorraine mourut uers Lan 1602.
Maxiniilian fils dudit guillaume pere de celuy qui tient les estats de
bauiere aujourdhuy fit bastir ce süperbe palais que lon üoit a muntk, espousa
2 femmes. La le/e elisabeth de lorraine de laquelle II neut point denfants,
La 2«. marie, soeur de lemp(ereur) Ferdinand 3. pere de celuy qui regne
änjouvdhuy, cette demiere est £ncore En nie- et a Eu 2 enfans masles,
scauoir le duc regnant et vn autre aag^ denuiron 20 a 22 ans.
Au reste pour parier £n general de la uille de munik, eile est petite
mais bien fortifi^e, Liser passe- contre ses murs du cost^ de lorient et uient
des montagnes du tirol qui sont esloign^s Enuiron 2 joum^e du cost6 du
midi, au nord et a loccident La neue se perd autant quelle peut aller et
Lon nappercoit que plaines. II y a vn pontSur LIser fort long dont le
lict est large. Ils oht destoum^ dudit üeuue vn espece de canal quils fönt
passer dans les foss^s du chasteau et dans vn des cost^s de la utile et cela
sert JL plusieurs moulins. Nous estions log^s a munik au cerf dor /^
Dtefer 3cfd?rcibun^ unfcrer 3farjiabt mag noc^ eint smctte angcretlit
fein, ineld^e, ebenfalls in fran39ftfj[^er Sprad?e gef daneben, ben örafen
TXicolans (Salier jnrn Perf affer l(at Befagter Kapalier retfle im tlo*
pemBer ^782 in Begleitung bcs ©rofen fran3 üon 2ll(^oIt^ von Sal3burg
nadf Strasburg nnb natjm babet feinen IPeg fiber HTfinc^en. Was tl^m
afiljier fonbfrlt(^ merfenswert erfd^ienen, tiai er in feiner „Relation du
vojage, que j'ai fait avec le Comte Frangois d'Aichold de
Saizbourg h. Strasbourg au mois de Novembre en 1782* vet»
3eic^net. tßanbf(^riftenfammlung ber f. ^of- nnb Staatsbibliotljef,
Molliana 27 U86].):
... De Zomeding, qui est la demiere Station, jusqu'ä Munic la
Chaussee est excellente et trhs agr^able traversant en droite ligne une pleine
k perte de vüe, outre qu^on decouvre deja II 2 lieues de distances les tours
de r^glise deNotre Dame, qui ont 334. pieds d*61evation. Nous y arrivames
k une heure apr^s midi le 12 Novembre, et nous descendames k Taigle
noir di^s Mr. Albert, une des premieres auberges, daas la Kanfinger
<3a%t ▼is k vis de la tour, qu'on appelle^a belle.
DMcHptiOR de Umilo.^
Le Contour de cette ville Se monte ^5800 pas comuns; eile a 4. portc;s
principales, qui sont le Heuljanfer CE{or vers Toccident, le Sd^xvahxnqtt
*) €in Sommeatat sa tiefer B^^tihung ifk ab^rffflffla; es genagt anftOeflfnttebets
im 3afYre 1785 ctfji^tnene Sefci^reibnna ber Qaupt> unb Beflbenif^bt tnAnc^en (im geaev
»Artigen Sfiftan^e) t^iiwutotlitn ttnb auf Hittert^au feit. Die i>omeI}mßen merfwarbigfelten
Mt Heflbefijflabt mAnd$m fftt Ciebf}4^r ber HlbtnbenICftifß» <inatuf)en |788).
5^*
t^Q/}^ Heue mitteilnttgen
(C!)or vers le Nord, l'Isar C[i{or ven l'Est, et le Sendlinger Ct}or vers le
Sud: il faut ajoater ä celles-ci le Kofhi{or, et le guichet, dit ber (Stn(a§:
eile est perc^e par deux ruei principales, depuis le Henf^aufer Ct^or jusqu'^
risar C[t{or, et depuis le Sendlinger jusqu'au Sc^mabinger (El)or. Par la
eile est en m^me tems divis^e en deux Paroisses, celle de St Pierre et
Tautre du St. Esprit.
Ces Tues aboutissantes k la m^me place, elles forment quatre grands
qnartiers, dont le i«' le Hackenviertel, le 2<l le Kreuzviertel, 3<n«leGrackenauer-
viertel et le ^me rAngerviertel.
Elle est environ^e d'une double muraiUe, et d'un foss^; le long de
Tinterieur de la muraille regne une gallerie couverte, qui va de la Residence
Wilhelmine jusqu'k la Residence principale, et qui Se nome bev Qofgatt^.
II Se tronve entre la premiere et la Seconde muraille de beaux jardins
appartenants aux Bourgermaistres : au delk du Second mur il y a un ass^
large et profond foss^ toujours rempli d^eau. Entre les foss^s et les remparts
de la ville Se trouve un chemin €l6v6.
Munich est Situ^ dans une plaine fort agröable, ä rexception du cot6
de TEst: il est environe de tous cotes de terres labourables; en tirant vers
le Sud on apper^oit des montagnes, et k TEst la riviere de Tlsar, qui tra-
verse la ville en plusieurs canaux.
La plupart des maisans Sont de trois k quatre ^tages, et ass^s bien
baties, et Ton y voit de fort beaux hoteis. Toutes les maisons Sont
numeraut6es: on en compte 1700. II y a 8 Couvents d*hoiäes, et ii de
fernes.
La plus magnifique Eglise est celle de Notre Dame, de laquelle le
le Duc Sigismond IV a pos^ les premiers fondements en 1468: Elle
a 336 pieds de longueur, 128 de largeur: Sa hauteur jusqu*ii la voute
et de 115, et jusqu'au faite un pareil Qombre. La Voute est Support^e
par 21 Colones qui Sont octogones et de 7 pieds de diametre: eile contient
trente autels , et autant de fenStres , qui sont de 70 pieds. II y a dix
cloches, dunt la plus grande p^se 120 quintaux.
Le MausoUe de l'Empereur Louis IV est un de plus beaux monu-
ments: il est d'un beaii marbre noir et blanc, de 16 pieds et demi de
longueur, et de 13 de hauteur. Les Statues Sont de bronze, et de grandeiir
naturelle : celles d'en baut k cot^ de la courone d'Empire Sont allegoriques,
et representent la Sagesse et le courage: II a la courone imperiale Sur la
t6te, le Sceptre dans une, et la pome imperiale dans Vautre main. Au
milieu est l'aigle imperiale, et plus en bas l'Imperatrice Beatrix, avec
Etiene Son fils. D*un cotö est Albert V. et de l'autre Guillaume V,
tous deux de grandeur naturelle. On y lit Tinscription Suivante: Ludovicq.
quarto . Imperatori . Augusto . Maximilianus . Bavarise . Dux . Sac . Rom . Imp .
Elector . jubentibus Alberto . quinto . avo . Guillielmo . quinto . Parente . posuit .
ano SaK M . D . C . XXII.
.;I1 faut encore remarquer l'inscription Suivante, digne d'attention par
rapport k Son Stile antique; eile Se trouve k la droite de la grande porte
Sous le buste du maitre magon, qui y est taill6 en pierre.
(Seorg 5u ^aslbacb l^at ano ^^88 fein £eben mit bem ^an befc^loffen,
nnb tljm bieg 0rt für feine Hutjeftatt auseripäfjlet, auc^ eben, »ie äße
ZHenfc^en in btefem sergängltdjen grogen IPeltgebäube mit einem ©on 6 bis
7 lt>er! Sd?ul^e langen, nnt> fanm 2 breiten plaft ©erlieb nefjmen muffen.
Guillaume V comen^a en 1583 si batir l'Eglise des Jesuites dite bie
^offörc^e 3» St. ÜTic^el: eile a 6i6 consacree le 6 Juillet en 1597 ein
presence de 24 Princes et Princesses. Sa longueur est de 284 pieds Sur 1 14
von Karl CCrontmann. ^85
de largeur: Sa magnifiqiie vonte, qui forme un demi cerde n'est Support^e
par aucun pilier, et est an Chef d'oeuvre. Cette ^glise contient 12 autels
oh Ton voit des peintures Süperbes. _
Le College, qui y 6toit attenant, et qui a toujours 6te regard^ come
le plus vaste de toute l'AUemagne, Sert depuis la Suppression des Jesuites
demplacement aux differents tribunaax tant laiques , qu' ecclesiastiques.
L'accademie mariane occupe le derriere da cot6 de la residence wilhelmine,
et sur le devant vers la grand rue est le College, oa les basses classes.
La Noblesse, qui y est fort nombreuse, remplit les difTerentes charges
de la Cour, et des autres Dicasteres. La gamison consiste actuellement en
trois Regiments d' Infanterie, et an Escadron de Cavalerie.
Le Magistrat bourgois est compos^ de Sept Bourgermaitres , 8 Coo-
seillers dits tnere Hatl{sf rennte , 24 autres, dits afiffere Hatl{sf rennbe , et
38 autres persones employ^s.
Les plus fameases manufactures et fabriques Sont Celles des tapisseries
de Hautelice, erig^e en 1 720 par TElecteur Maximilien Emanuel, Celle
de Cotton, erig^e en 1746 par TElecteur Maximilien Joseph, et celle de
porcellain, qui a €t6 transfer^e k Nymphenbourg en 1758 aux depens de
TElecteur. L'argile, dont eile est compos6e, Se tire du Danube dans les
environs de Passau.
A notre arriv^e en cette ville nous envojames toutes les lettres que
nous avions apport^es pour plasieurs persones, et entre autres ä Mr le
Comte Morawizki, Conseiller intime de S. A. E. et President de ■ la
Regence, au Comte Lodron, Chambellan et Direcleur de la revision, aa
Comte Joseph de Thor ring et a Mr Reichel, Agent de TArchcv^que
de Salzbourg. Ma premiere visite en attendant le din6e fut chez les Dames
angloises, o& je vis la Comtesse de Wicka, fiUe du Lieutenant Colonel
de Salzbourg.
Sur les quatres heures nous allames ch^s le Baron de Rechberg,
dont le fils ain6 ^toit avec nous depuis deux ans k l'accademie de Salz-
bourg, et qui nous avoit aüonc6 k Messieurs Ses parents. Nous en fumes
tr^s bien re^us et invit^s pour toujours k diner.
Ost une matson bien mont^e , ou Ton trouve de la propret^ Sans
luxe, de Tabondance Sans profusion, et une aimable compagnie Sans g^ne:
en un mot j'ose en dire, ce que Mr J. J. Rousseau dit k l'article de
l'oeconomie, et de la police domestique:
„Toute maison bien ordon6e est l'image de son maitre."
A cinq heures nous allames au th^atre ; il est fort 61oign^ de Taigle
noir : nous ne restames au parterre, que jusqu'i la fin du Second Acte, que
nous montames dans la löge du Baron Rechberg: je.pris place daas celle
k cot6, qui appartient au Comte Joseph Thor ring, beau frere de Madame
la Barone de Rechberg.
On y representa le Deserteur par amour filiale, pi^cejlu
fameax Stephanie le jenne, celebre acteur du th^atre national k Viene,
et conne par tout depuis 12 ans. C'^toit an moins la huitieme fois, que je
la voyais, mais ie fus cependant tr^s Satisfait d'y voir Mr Heigl, que
j'avats vu^ il y a%uit ans, jouer le m£me röle k Clagenfourt, et deux ans
apr^s k Insbrouc.
La Comedie fat Snivie d'un divertissement execut^ par une douzaine
de Danseurs, et Danseuses et finit k 8 heares: nous reyinmes k Tauberge,
ou nous Soupames Seuls, et apr^s avoir 6cnt deux lettres , une k ma Mere,
et l'autre k Monsieur d'Ippold, je me couchai.
^86 ttene TRiüeilnn^tn
Ia kndemaifi |: 13 Novij k 8 Beures du matin iiobs fim^ na tönt
dau la vilk accompagn^ d^ Mr Blam, Musicien au Service de S. A. E.
Notts visitames l'Egltse de Notre Dame, celle des Jesuites, et quelques
atttres. Le Baron de Rechberg eut la bont^ de venir Sur le midi nous
cbercher ett voiture, pour noas presenter aux deux Comtes de Thörring
Pere etüls: le pere ne nous re^ut pas, mais je fus ass^ hewreux ponr
faire conoissance avec le fils, qui est un Cavalier d'eoTiFon 25 ans, et
mari6 k la Barone de Sandizel, Soeur de Madame de Rech b erg.. II a'
beaucoup d'esprit et Sa conversation n'est pas moins agr^able qu*instructive.
Nous lui devons une des meilleures tragedies, qui ayent paru depnis
qnelque tems : eile a pour titre Agnes Bernauer, et a eu tput rapplan-»
dissement possible Sur tous les theatres, mais Surtout Sfur celui de Harn-
bourg. Le Sujet de cette piece Se^ fondant Sur un evehement arriv6 füu
comencement du 16 Siecle Sous le Duc Albert, eile fut defendue k
Munic imediatement apr^s la premiere representation.
Nous passames l'apr^s d\n6 k faire des visites avec le Baron de
Rechberg ch^s le Comte de Sensheim, premier ministre, Comte
Lodron, Baron de Lerchenfeld, et ch^s Madame que nous avpns dcj4
vü a Salzbourg ainsique Mr son fils et Mademoiselle Sa üUe.
A 7 heures nous allames k l'assembHe ch^s le Comte de Sensheim,
ok je trouvai occasion de faire plusieurs conoissances. La Dame du logis
arrangeoit les parties, et j'acceptai un tricette avec Mademoiselle la Baroifne
de Weichs, Dame de Cour, Mademoiselle Barone de Lerchenfeld*, et
le Comte Spauer, Lieutenant aux Services de rEmpereur.
A dix heures on Se retire: nous revinmes donc au logis dans \tL voiture
du Baron de Rechberg, ou nous nous couchames Sans Souper.
Le lendemain matin i| 14. Nov:| je vis la' manege; il a So pieds de
hauteur, 360 de longueur, et 80 de largeur : il servit cy devant aux toumois.
Le plafon ^toit tr^s bien peint, et tout au tour regnoit une triple gallerie,
. qui pottvoit contenir plus de loooo Spectateurs. Ces sortes d'exercices '
n'i^tant plus en vogue, les Galleries ainsi que toutes les autres deeoratious
ont 6t6 detruites. C'est U, que Se donent ordinairement les graades fites
et Ton m'a dit, que Celles a l'occasion du manage de la Princesse Joserphe
avec rEmpereur actuel y avoient et^ doiiees, et particulierement un bal
magnifique.
Les ecuries , qui en depend'ent, Sont ass6s ^loign6es, de Sorte , qu'on
est Obligo d'amener les chevaux par la bride, et de les y reconduire, ce qui
est fort incomode.
Du manege on entre dans- le jardio de la Cour, qui est d\ine gtandeur
imense, et qui sert ä de promenades publiques. Se trbuvant alorS couvert
de neige, et les Statues, ainsi que les jets d'eau masquös, j'en ai presque
rien vt. On y voit plusieurs placards portant defense d'oter le chapeau k ■
qui que ce Soit, et mSme k rälecteur, lorsqu'il S'y trouve.
C'est dans ce jardin, qu'on a ooiEäenc^ le printems demier k bÄtir
une gallerie pour les tableaux , qui Se trouvoient auparavant k Nymphen-
bourg, et ii Schleisheim. On nous en a fait voir quelques uns dam une
vieille Salle de la Cour, oü ils Sont entass6s en attendant.
De \k nous passames par un large escalier de marbrei la Residence,
dont voilä la description. Le batiment de la Residence par dehors est
magnifique, d^une architecture Simple et fort aiicienne: les deux grandes
portes, qui forment des arcades en marbre Sont Surmont^eS de belies Statues
en bronze: on parvint ensutte dans une grande avant-cour, qui a beaucoup
SoufTert par un incendie, qui a reduit eu ccndres le ticrs du palais: au
von Karl Ctautmann. ^§7;
milieu de cette Cour on voit une Xrhs belle fbntaine decor^ par des magni-' .
fiques Statnes de bronze. On pense, qu'elles'sont du fameux JeanKrtttnper,
Statuaire de Maximilien I, qui a pareillement fait le fastueux mauftoläe -
de Louis IV, qui se trouve dans l'eglise de Notre Daüe. A la gauobe- est -
le grand escalier large d^ 14 pieds, et contenaut 56 degr^s, de marbre
rouge: on y voit les Statues, qui representent l'Otto de Wittelsp.ac^/
Cbarlemagne, et Louis de Baviere.
Au dessus la porte de la Salle est Tinscription Suivante en lettres d'or ;
„Maximilianus D. G. Comes Palat. Rbeni, ültr. Bav. Dux S. R J. .
Arcbidapifer et Elector."
li conduit a la Salle de TErapereur , qui a 118 pieds de longueur, ,
Sur 52 de largeur: eile est orn^e de belles peintures au plafont, que l*on'
dit dtre de Pierre Candit, et de 16 autres tableaux de Vincentl.
Apr^s avoir parqouru ä peu pr^s 7 chambres, toutes orn^es des differentes
tableaux allegoriques, liistoriques, et mythologiques, on Se trouve dans une
gallerie, qui contient 270 pied^ dans Sa longueut, 15 dans sa lar^eür et ,
autant fehetres tr^s bäutes; eile est remplie ainsi que deux grands quarir^s
de tableaux les plus p'recieux.
On voit k Tentr^e un grand tableau de Rubens, qui represehte
Tadoration des trois Rois : les figures Sont de grandeur naturelle : la quantit^
de personnes, qu'il contient, la riebesse de la draperle, la grace du Coqtour/
et la vivacit6 des couleurs fönt un si grand efTet Sur les Spectateurs , qu'ils
oublient presque toutes les autres beaut^s, dont ils Sont environ^s. Le
Profil de la Sainte Vierge peinte en blanc avec un manteau bleu d'azur,
S'incline et tient l'enfant Jesus, qui ^tend uri de ses petits bras Sur la tßt6
chauve du Roi, est une des plus elegantes et de plus nobles id6es de
Rubens. Le Second Roi Se presente dans un manteau rouge ^clatant,
gami de Zibeline et de pierres precieuses. Dans le fond on voit le Roi
Maure descendant un degr6, et dont la pompe fastueuse agrandit toute
Taction. Le reste de la Suite consiste en Soldats avec leurs armes ^clatantes
et autres domestiques, come aussi des enfans.
Vis k vis de ce tableau est un combat des lions, et Ton est come
effray6 de vöir des bommes arm^s Se battre contre ces b^tes fcroces: on y
voit aussi une esquisse de la Sepulture de notre Seigneur, et plusieurs
portraits de Rubens, parmi lesquels le trouvent celui de lui m6me, celui
de Son epöuse, et d'un jeune guerrier, et quelques pieces des Metamorpboses
d'Ovid. On n'y voit qü'un Seul tableau du Titien, qui represente le
buste d*un vielUard en habit noir, et d'une grande Simplicit^, en quoi ce'
grand maitre a Surpass^ tous les autres.
Entre les autres tableaux de prix on remarque celui de la Vierge avec
l'enfant Jesus de PaulVeronese et un pareil dans le gout frangois et
trhs bien peint.
Celüi de Murillo representant de pauvreä enfans mangeants des fruits
est de toute beaut^, et Si au natufel, que Ton distingue Sur les pieds d6
ces enfans la poussiere, dont ils sont coüverts.
Une descente de croix, et un portrait de Sainte Ane tous dfeux peints
par Albrecht Dur er Sont aussi tr^s magnifiques.
On y trouve pareillement plusieurs beaux portraits de Dick, un Cbrlst
et un Saint Joseph de Charles Loth, ainsi que la memorablei Compagnie
des joueurs de Manfred i.
Ce qui m'a le plus frapp^, et qui merite assurement la prfcferance Sur
tous les autres, c'est la descente de croix d'Anibal Carache: eile est
S} expressive, qu'elj? cai;§e 4^ l'f mption k tous ceux, qui rtxaminent : aveg .
^88 ^^ue tXtHttWnn^tn
ftttention: toutes les figures y Sont parlantes, et particnlierement Celles de
Marie et de la MadeUine. On ne peut mieux caracteriser la douleur: les
eofants mimes qui figurent dans ce tableau, paraissent y repandre des
Isrmes et on croit en entendre les cris.
Le Concierge nous a fait voir Tappartement , qne le Pape occapoit k
SoB passage : il est uni, mais j'y trouvai une peinture, dont je fus sarpris :
eile represente la Madelaine penitente : il n'y a ancun Irait Snr Son visage,
qui n*exprime Sa doulear intime ; je la regardai fort long tems en admirant
la main de ce grand peintre, et je m'en allai interieurement penetr6.
Nous passames ensuite dans la Chapelle de la Cour, oü Se fönt toutes
les ceremonies de 1' ordre de St: George: y ayant remarqu^ un arbre g6n^alogl-
que, je demandai ce que cela Signifioit, on me dit, que c'^toit celui d'un
Cavalier , qui devoit ^tre regu Chevalier k la ffite de la Conception , qui
est la principale.
On nous conduisit ensuite a une autre Chapelle, dite bxe fd^dneKapeOe:
je passe ici Sous Silence les precieux chef d'oeuvres en Sculpture et litho-
tomie, Tor et les pierres, enfin toute la richesse, par laquelle la Cour de
Baviere Temporte Sur presque toutes Celles de rAllemagne: mais je fus fort
pein^, de ne pouvoir examiner le tr^sor et les antiquit^s, qui n'^toient pas
encore en ordre k cause de toutes les altercations , qui avoient Subsist6 k
ce Sujet entre l'Electeur actuel de Baviere et celui de Saxe, qui pretendit
en heriter ä la mort du precedent Electeur de Baviere.
Vers une heure et demie nous nous rendimes ch^s Mr. le Baron de
Rechberg, oü nous dinames avec le Comte et la Comtesse de Thörring et
plusieurs autres persones. Apr^ midi nous fimes quelques visites ch^s le
Comte Morawizky, et ch6s Madame Sa Soeur, la Comtesse de laRos6e:
le premier passe pour tr^s vers6 dans les belies lettres, et la seconde Se
distingue par beaucoup d'esprit et de politesse. Nous passames le reste
de la Soiree ä rassemblee_cii^s le premier Ministre, oü j'eus Vhonneur de
faire la partie avec la Dame de la Maison , avec la grande Maitresse de
S. A. TElectrice, et une autre Dame.
Nous le fimes lendemain matin |: 15 Nov :] un tour dans la ville avec
Mr. de Blum jusqu'^ neuf heures, oü Mr. de Rechberg vint nous prendre
en voiture, pour nous conduire k l'Accademie des Sciences. Ce vaste et
magnifique batiment, qui est dans la Schwebinger (5ag, a 6i€ eng6 par
TElecteur Maximilien III: il a deux ^tages fort ^lev6s, mais le derriere
n'est pas encore achev^. On y a Stabil T^cole de dessin, la bibliotheque
de la Cour et l'Academie des Sciences.
L'^cole de dessin, erig^e en 1770 a deux Seances par Semaine pendant
l^iyver, et 11 est permis k tous les jeunes Artistes de la frequenter gratis.
Quant a la bibliotheque, que j'ai vü dispers^e en 10 ou 12 chambres,
on 6toit fort occupe de la mettre en ordre, pour en rendre Tusage publique.
Ce fut Albert V, Duc de Baviere, qui en posa les premiers fondemens,
ayant fait apporter k Munic une collection exquise de Manuscripts et de
livres, quUl avoit rassembM en Italic, oü il ^tudioit: eile fut considerable-
ment augment^e par l'Electeur Maximilien III.
II Sy trouve un grand nombre de Manuscripts tant grecques, que
latins: parmi les premiers Se trouvent non Seulement les Codes de Martin
Crusius, dont plusieurs sont de la main du George Darmarius,
grecque, et Copiste de Cj u s i u s , mais encore de plus anciens, dont on ne
peut guerres fixer l'ancienet^: de ce nombre est un livre d'evangile, ccrit
von Karl Crdtttmann, ^89
CD leitres d'or et d'argent Sur un parchemin pourpr^ ; un Code, qui contient
presque tous les oeuvres de St. Jerome, des Sermons et des lettres de
Libaniusy une chronique de Julius Polux depuis le comencement du
monde }usqu*au regne des Empereurs Valens et Valentin; les oeuvres
philosophiques et phisiques du Theodore Metohita en 2 T(omes) in
folio, ainsi que plusieurs gramaires grecques.
Parmi les manuscripts latins Se trouvent les lettres du St. Ciprien,
Juvenal avec des n6tes, et plusieurs autres monuments fort precieux,
tels que celui, qui a pour titre de legationibus variarum gentium
ad Romanos ex diversi historicis .A^rriano, Appiano, Malchio
Rethore Philadelphicorum, et aliis. Un grand Code in quarto de*
400 pages au rnoins Sur un papier dgyptien, qui forme un registre d'investiture
des terres de Ravene, qui furent don^es h, des particuliers.
L'academie des Sciences a 6t6 fond^e en 1759 par Maximilien III,
et on a ajout^ depuis les belles lettres k la Philosophie et k Thistoire, qui
avoient toujours €t6 Ses principaux objets. J'y ai vü un Cabinet de l'histoire
naturelle, de Tarrangement duquel on S'occupoit alors.
L'Abb^ Kenedy a contribu6 le plus k la perfection du Cabinet de
Phisique. Les Membres de cette Accademie S'assemblent une fois par
Semaine, et publient tous les ans un volume de trait^s phisiques, ou histori-
ques, et un volume Sur differents objets de belies lettres: on distribue des
medailles d'or aux Accademistes, qui anoncent un merite extraordinaire, ainsi
que k ceux, qui ont le mieux trait6 les questions propos^s.
Nous dinames ch6s Mr de Rechberg, et allames Sur les 5 heures
k la Comedie: on y donna Lucinde Operette, etle peintre Comedie
en 2 Actes, toutes deux fort bones pieces, et quoique la demiere puisse
Itre reg^rdee come une Satyre contre la Noblesse, eile eut cependant beaucoup
d'approbation. Nous dtions dans la löge de Madame de Rechberg qui
nous conduisit apr^s la Comedie avec Mademoiselle Sa fiUe ch6s Madame
Sa Soeur la Comtesse de Thörring, ou nous restames jusqu'ä 10 heures.
Nous retournames k pied en en Compagnie de Mr de Rechberg.
Le Lendemain |: 16 Nov :| nous Sortimes Sur les 9 heures pour faire
un tour dans la ville avec Mr Blum, qui m'apprit chemin faisant un usage
trfes particulier et qui est propre aux habitans de cette ville.
Passant devant une maison j'apper^us une croix faite de paille, Sur
laquelle 6ioit une brique ordinaire, et en ayant marqu6 ma Surprise, il me
dit, qu'on 6toit coutumier d'en mettre de pareilles d'avant la porte des
maisons, ok il y avoit un mort, que l'on ajoutoit une courone Sur la brique,
Si le de funt avoit fait Sa premiSre comunion, ou n'avoit pas 6t6 maxi^.
Monsieur Reichel, que nous voulions voir, S'6tant trouv^ k la
maison de ville, nous y allames: eile a une Uhs belle fa^ade et est dans
une belle Situation au marche aux grains.
Nous vimes ensuite la remise pour la voitnres de galla de l'Electeur,
les ^curies, et la Sellerie, oinsi que la chambre de depot pour toute la
vaiselle et argenterie de la Cour.
La Maison de l'Opera batie par Maximilien III, qui est attenante
Il la Residence, ne sert ordinairement que pour les grands opera.
De la nous passames II l'Eglise des Theatins, oü nous entendames
la messe dans la Chapelle de la St: Viei^e de Lorette, et Sur le midi
nous allames ches Mr de Rechberg, oü nous restames jusqu'll onze heures
du Soir. Mr Blum coucha dans notre chambre et le Lendemain 1 : le
q^ Heue tlttitetluit^ett
17 Nov:{ matin k 5 heüres nous allames k I'eglise de Notre Dame, pour y
attendre la messe Nous partimes de Munic Sur les Sept heures, api^s y
avoir Se journ^ 4 jours et demi. ^)
Karl (Crautmann.
Vier Sfiefe bee (Dvlanbo bi Ca|fo an Tbev^oi XOxVfdm
von Sägern.
Das f. h, gef|etme ^ausarc^io ©eriDal^rt unter allerlct auf bas HTüftf*
Üben am £Jofe ber IPittelsbaAer be3ÜgIic^en Sd^riftjlucfen auc^ oter Briefe,
meiere 0rlanbo bi Caffo in ben Z^titen ;573 unb \57^ an ben ba»
maligen (El^ronf olger, ^en mnfifliebenben unb mu(lFf3rbernben £Jer3og
IPiltjelm*), rid^fete. IPir bringen btefe, if|tes Jn^öltes ni(^t mtnber rote
i!|tes origineflen unb rotzigen Sprac^emenges wegen — aus meinem es t)erans«
fltngt, n>te ein Had^l^aU t>on Rabelais' Gargantua unb Pantagruel —
interejfanten Sd^reiben 3um erfien UTole in wortgetreuem 2lbbrn(fe').
Des großen UTeiflers Briefe perfeteen uns in jene fc^önen Cage^urucf,
ba unfer IHttnc^en gerabe5u ben mittelpunft bes europätf%n IMuftflebens
bübete', bas IDanber3ieI unb ben erfebnten 2lufenttjaItsort ber „Cantores*
unb ,,3njirumentiflen" aus aüer Qerren Cänber; fie 3eigen uns, mit to^ld^
Derfiänbnispoder (freigebigfeit ^er3og 2I(bredfi ber fünfte unb fein
ebenfo Fnnf^liebenber Sotjn IDil^elm auf bie 3ntentionen iljres genialen
Kapeümeiflers eingingen nnb jum legten nic^t, in weidi unge3mungener
lOeife (Drianbo mit feinen furfilic^en (Bonnern ©erfel^ren burfte, — ein
Umjianb, ber g«n)ig niAt wenig ba3tt beigetragen, feine Sc^affensfreube 3tt
lieben nnb 3U erl^alten.
3n bem crjien unb oierten Briefe tritt uns ber burd^ fein luftiges
IPefen unb feine Bonmots bei ben geitgenojfen berüt^mte (Sefellfc^af ter
entgegen, in ben beiben anbexn Ijinwiber ber Kanzler, ber um bie Per-
meljrung unb 2(usgeflaltung feiner KapeHe beforgte Maestro. Unb weiters
flnb uns biefe 2luslaffungen (Drianbos ein Beweis mef^r') für bas lebljafte
3ntercjfe, weld?es befonbers ber CCIjronf olger ber itatienifd^en Sd^au»
fpiel fünft nnb iljren rebe« unb förpergewanbten Vertretern entgegen*
brachte, wir erfeljen ans iljnen, ba% ßer3og tDitl^elm, bamals wenigjlens,
feine (Selegent^eit oerfSnmte, neben Sängern nnb IITuftfem andif welfc^e
Komöbianten für feinen ^of 3U gewinnen.
2Inbere IHuPferbriefe unb fonftige ard?ii>alifd?e Beiträge 3ur (5efc^ic^te
ber UTünc^ener Qoffapette unter 2llbred?t bem ^jünften nnb IDilljelm
bem fünften werbe i^ im näd?ften ^anbe bes Jatjrbuc^s 3ur Per-
öffcntlid^ung bringen.
>) €s Wrfte vitüiidit nldjt unintereffant fein $u erfahren, ivelc^e llus^äbcn hti ÖJrdf
In unferer Stabt 5a befJreiten qtfyiht ; 5»eJ Seilagen geben «ns barflber 2Iiiff^Iu§ : I ^Otr-
3eic^ni§ öer eigenen ilusgaben" : „3m Thcatro a Entr^« X II. — €in Bud} gefouft l fi. 52 fr.
— 2 Sdilafliauhtn l fl. .2<k fr. — CobadP — to fr. — Derfpielt bey <Braf Sensl^eim in bet
(BefeQfdjaft 6 fl. 12 fr. — Cippen pomabe —^U, — Vi^t* Öittets —24 fr. — »dnber — ^Sfr.
— 2«mofen —6 fr." — 2. ^llusgaben auf ber Heiffe": ^mflnt^n pom I2tfn bis ITte« fraije
6 Uijri im lDirtI}st)aus bey ^. Gilbert laut Conto X2 fl. — bem Coi^enUquei 5 |I. — bem
^rifeur 3 f. — b«m Qansfned^t Crinfgelb X fi- — bem Sd^mibt — 2^ fr. — jn übrigen Ztinh
gelbem Betrag 2 ff. — bem niautbner — 2<i fr. — f>oftgeIb bis 5d}tDabl)anfen lV«po{l 3f[. —
Crinfgelb | fC 12 fr."
') Dgl. barftber meine Bemerfunaen im 3al}tbnc^e f Ar mfintf^ener <0ef(^ic^te, Banb 1,5.239.
'} Den erßen tinb vierten Brief bat iü VHata in beutfc^er Uberie%nnf« bem
ecflen Banl^t it}rer mafiferbriefe au5 ffint 3at}ri{unberten (Ceipjig 1886, 5. (8 ff.) elnoerleibt.
>) Über italienifc^e Sd^aufpieler am bajrifd^en ^ofe Mrglei^e mein» (itdb\xK(l\fdttn TdiU
teilungen im Jat^bud? für mand^ner (»efd^lc^. (Banb 1, 5, ^53— 3X2,)
Port KatrtCrdtttmmfft. ^\
\) Tresr illustre prince / mo söüuerain seigneur Et maistret _^
Je me retreuue au€cq la gracieuse letterine que il placuit tt vre Exce
mlhj scribere / Apres menger oportet blbere / ie veux dire in meo sermonibus
qtte ic rehs grosse et grassegrace a vre bont6 et exc«: qui se degne recorder
da moindre de ses petir seruitenrs / et sur tout / questö mi place trdgran-
disshnamente De son retour sanö et gagliardö et legier d'argentö / Dieu face
quo ie merite/ ma pur la qua corr* almare Enquant a la musique que vre Exc^J
ni'escrit quelle va petit a petit/ cela va fort biensör si j perche si dice in
itäliano / pian piano/ si va luntano / librum mtttetarum erft Completorlum -
s^d nunqua potueruiit habere nee inuenire, la itnpresSa di vra Extia: quäle va
stampatö solto la sua imagme si che Fadam berg*) se donue au cuiseniers
d*enfer/ et moj ie Ic donne au diäble Quant a la partita d'anthonio violtsta
Jai' parle ad longum Con il sorjacobo Fuccarj*)/ E spero che fara böüo
vffitio per ipsum / si autem Veritateto mihj dixit / Quant aux nou'elles de
nre Court, elles ne sont oujes d'un sourt , Mons«": Ie duC albert / se treuue
pour adesso a staremberg et Demourera la/ Jusque qüi is'en parte, 11 ia
böaCoup d^autre choses a dire/ mais ie ne les veux escrir. Quant a moj/
Je ne Joue plus au palamaglie / si ie ne veux Jouer seuUet, Ie Jeu de la
balle m'est aussi defendu / Car il nia ni balle blanche ne noire / ne bons
Jouetirs ne mauuais par aiosi mons^: mö patron / en moj trouueres vn poltroh.
Je fäi qUelqüe fois exercice / a pescher pour euiter vice / Je boy äussi souuent
d'äütant Car/ mb maistre en fait bien autant/ Inais laissez les vers qui- me
mengeront quelque'iours/ Je suplie a vre exce aussi humblement qü'il m*est
pössible, de me voloir tenir en sa bonne grace, luj baisant Ie mains auecq:
ma feme et petis enfans / semblablement a madne la princesse renee'*)/ et
madae la princesse maximilienne *\ Con Vn sälut 1000/ braccia longo/ ä
m: franko: et vn gruess a ma laide vieille mere / de monaco Ie. 11. de
settenibre 1573 De vre Exce
treshumble et leal scruiteur
Orlando lässo
5tuf ber Hnrffeitt: Allflustrissimo et ecc«o: principe guilielmo/ Duca
de Ie due bauiere Et mio s«" Clementissimo :
Doue sua Extia: si troua — Pr(aesentatum).
Xnünc^en btn 20 Septcmb. 2lnno k, 73.
2) Illuitrissimo et Ex«o principe mio et patrone sempre ossrao:
Nel partir uro da mantua / doue il sor Joan pietro e stato presentato di
catena, e danarj satis / e cosi in ferrara d'una bellissima catena siamo ari-
uatj sani et saluj per la gratia de dio in bologna / doue hauemo trouato
il re di saltatorj / vn giouine garbatissimo che fa piu cose diferente / coe
saltar il cauallo / saltar saltj di piu sorte saltar con vna Corda / camina con
due gran bastonj / gioca de piu sorte arme/ danza mirabilmente bene/ et
in soma fa tutte Ie cose sue con tanta gratia / che io no ho mai visto vn
*) "Uham l^etq, bn Ceiter l)er htfaniittn Utancl^etter Dretferri.
ainU VJH, 5. J183. i-f -9 »-(
») Henata von Cotljringen, bte (ßematjrin Berjog IDilbelms.
*}ö:o<^tet^lbrecJrt5 bfcs rauften. . „
^92 tteue tntüe{Ittn$en
suo parj: speramo con I'agiuto del sor principe di fiorenza che verrä al ser-
uitio di vra Extia: ho trouato qua medesimamente musicj Exm- vn rarissimo
contralto per il sor duca padre di yra Ex^ia: se io potro far che voglia venire
con vn tenor bonissimo / ho trouato ilmagnifico gerardo quäl ci ha
fatto ridere e piangere / E veccbio di 56. annj / se vra Ex^' / sara semita
io faro il mio potere di condurlo solo meco / perche si ritroua con moglie
e figltolj / se satisf. a virä Extia: Io potera accordare / ho anco trouato vn
giouine di buono aspetto che canta vn basso in camera benissimo sona
di cornetto / e di vida e sicurissimo / e credo che piacera a vra Extia: vedero
di menarlo / ho anco vdito vnavergine di buona famiglia / di mezzo
vilano che m: Joan batista cognoscera bene / questa giouane sona assaj bene
di leuto / et ha vna bellissima voce / e canta sicuramente al libro /et in
lento / e credo che diuentara Exte perche e tutto spirito / e di eta di. 14.
anni / Je ho parlato con suo padre circa a la volunta di vra Extia: cosi mi
ha promesso di consigliare e farruj intendere la sua voluntä e deliberatione
in roma/ se la ven in bauiera/ venira a condurla vn suo frllo galante
gentilhuomo che ancora luj sona e canta honestamente / io haurej a caro a
menar questa donzella a vra Extia:/ io mi sono poi informato di quel Julio
che canta il soprano / quäl 6 cognosciuto molto bene qua in bologna e dicono
che e raro nella voce e nella dispositione / ma si troua con moglie e figliolj /
si che si andava / qualche spesa a condurlo con tanta gente se vora venire /
cosa che tuttj qua/ mi dicono che verrä voluntierj/ et Io laudano grande-
mente di molto ben creato / sona di organo / di leuto mediocremente /^ che si
vra Extia: Io vuole mi scriua quello ho da fare / perchejrouaro si coe spero
in roma quellj altrj virtuosi/ ho dubbio che li danarj no'bastano a condurre
tanto gente che sarebbono: in primis/ gerardo Magco: venturino/ la moglie/
il saltatore vn suo putto che salta/ il basso da camera/ 11 duoi in roma
gia promessj / II giulio discanto / la sua moglie / 3 figliolj / la s« Jpolita
che canta e sona / con il suo frllo e vn seruitore / il Lorenzino / Joan batista
con il suo padre/ vn bon sonator di cornetto che fanno il numero di. 20.
persone che oltra esser conduttj a le spese di vra Extia voranno quasi tuttj.
50. scudi in primis de presente/ si che ho voluto far intendere a vra Extia:
il tutto/ di fiorenza piacendo a dio o di roma auisaro vra Extia: il resto /
per hora humilmente baso le manj di vra Extia: insieme con tutta la ura
compagnia pregando del medesimo a madae la princesse / qui n'a mal au
fesse pardonez moi madae renee / in fretta di bologna adi 3 / del mese di
marzo 1574
Di vra Extia
^_ humilissimo seruitore
Orlando lasso.
2(uf ber HfidP fette : AI Jllustrissimo et exmo: principe guilelmo / Duca
de le due bauiere/ et mio sor sempre osser«»o: in Monaco, o
lantzhuet: — pr« lannbtsljuet. 2^. Vfiattt} \57^.
3) Illustrissimo Et Exmo : gor principe mio :
Siamo ariuatj in fiorenza e domanj si presentarä il pnte di vra Ex^'
gia scrissi a quella / di bologna/ pur dappoi hauer scritto la sera medesima
vdimo gerardo magnifico quäl no parse al so/ Joan pietro troppo ridiculoso
von Karl (Trautmonn. ^^
perche torna voluntierj sopra vn proposito / che gia ne sapemo alcuni tuttj
si che no penso di menarlo / perche in fiorenza hattemo trouato vno altro
di altra maniera si coe mi dicono tuttj qui in fiorenza/ e se sara al pro-
posito vedcro di hauerlo / si ritroua anco in fiorenza il Jan maria ^) che fece
quella comedietta a lantzhuet con quella sua moglie fiamega luj dice se vra
£x:tta comanda che verra da qui vn mese o duj in bauiera con ,6. persone
per far comedie e saltj et altre galanterie cosi venendo luj / vra ExitJa ha
poco bisogno del venturino ^) / il quäl ha poco Voluntä di menar meco,/
rispetto che mi par che la sua moglie no sia troppo di valore basta/ £ venendo
il Jan maria con la sua Compagnia/ stara a vra Ex^ia a tenerlo al suo seruitio
o no/ par nel rimetto nella bona volunta di vra Ex:tia Si ritroua qui in
.fioreza vn giouinetto di .16. annj quäl sona come vra Ex:tia del violone
molto garbatamente e mi par tutto spirito/ sona anco di leuto/ di trombone
di Cometto/ e di violino/ il padre e trombonista del principe e sona honesta-
mente t!i lira/ e credo verrebbono tutti duoi al seruitio di vra Ex:tia pur no
ho voluto concluder cosa alcuna insino a tanto che vra Extia. mi auisa del
suo voler/ inquanto ala soma di danarj che vra Ex'i^ mi fa dar in roma/
6 assaj e d'auantaggio / mi par in conclusione che no tomaro solo in bauiera/
se idio me ne fara la gratia/ perche ho vn grandissimo catarro/ e vna tossa
che mi ofTende grandemente e qui si move di questj malj assaj persone/
idio per sua misericordia mi dia sanita/ e tempo di poter seruir a vra Ex:tia
a Chi humilmente baso le manj in fretta che la posta ^ parte hör hora/
di fiorenza alli 7 del mese di marzo 1574. di vra Ex:tia
humilissimo seruitore
Orlando lasso.
vra Ex:t»a far dar questa al suo Exmo sor padre. '^
2lllf ber Häcffette: AI lUustrissimo et Eximo principe gulielmo Duca
de le due bauiere in Monaco o: lantzhuet: — pr. £annbtf(^uet
Anno 29. niartij 2C. 7^
^) Illustrissimo Et eccmo: principe e patrone piu che ossermo:
Con humilta ho riceuuta la di vra Extia: rallegrandomj d'ognj suo con-
tento/ 6 dio sa quanto le desidero ogni satisfattione in tutto quello che
l^uman pensiero puo considerare / in omni genere musicorum / quanto a
Tesser mio no sono stato maj in vita mia cosi melancolico coe adesso / senza
compagnia eccetto se no volesse imbriacarmj giornj e nottj/ cosa quod mihj/
no semper placet / e manco mTia da piacere nel resto penso con l'agiuto
del src ritrourarmj venerdj 0/ sabato a starenberg/ si trouerö comodita d'una
bestia che mi portj / perque da tres dies in qua / voglio hauer vn discanto
in la stall a mia / hauendolj fatto packtj weg / i testiculj / Dico del mio caual-
lino si che vra Extia: mi agiutj se il bisogno erat/ si ego venio no Curo
aut Videat me il patron grosso / perche son huomo da bene / lontano / basta
che per hora a vra Extia: Et a le due carissime principesse sorelle / baso
quel si contentaranno chio basi / pur che sia tutto d'un Corame / nro sre iddio
*) Dgl. yxfycbüäf far Diand^ener <0efd)i<^te. 3anb 1, 5. 245.
*) t>8(. 3a^rbn<^ far manc^ener «efc^idite. Sanb l, 5. 2^3.
Conseruj'E gotternj keetie: vre ga^flürde «ane/ e senssi mäncameDto de/>a4a
ü restö, per möltj annj/ Di monacö a di. i8. maggio: 74
Dia via Ext^ hnmilissimo
temö :
Orlando lasso:
les esctts. 100 ie ne les tpucberaj Jamals/ si ce nest pour Joner / o pour
manger anecq : vre Exce: et si cela ne podroie faire / ie les donneraj toas
entieremeDt pour Tamour de dieu : en lionneur de vre Exce: -^
^ttf btt Hflcffeite: A_Mon8r Monsr Ie prince goülaume/ Duc des
deax bauieres/ mo bening maistre Et seignear; -^ A. Fddberg —
pr. <9etftn$ btn 27. IHaj ][574(.
Karl CraÄtmann.
Die a^e beut^öft Iteerfe^ung von Baldassare Castigliones
„Cortegiano".
Unier ben unsäi^It^en Schriften, weldit in bibaftifc^er ^orm bte 2Iuf'
gaben einselner Stänbe nnb ^crufsfjiaffen, bie prafttf(^en Cebensregeln für
aüe lagert unb Stellungen berfelben m^t ober minber ansteliienb erörtern,
beanfprud?t faum eine einen J^eroorragenberen Jplafe, alsbiv„filofm<xnn"
bes (ßrafen Baldassare Castiglione ans Cafanatico bei Btantua (^e*
boren am 6. De3ember ^^78, gejiorben am 7. f ebruar ^529). Doöenbet im
inSr5 \5X6, erfd^ien er 3tter^ gebrudft bei ^loo Homano in Denebig im
2lpril ^528^,); ^at^Ireic^e tleuaus^aben folgten rafd;, uttb auc^ an Über*
feftungen ins Cateinifc^e*) unb bie übrigen europäifc^en Spracj^en*) feljite
es nid^t. „Cajiigliones ßofmann", urteilt <5asparf*), „ijl ein
tnenfd; in ber unirerfeilen ilusbUbung feiner ^äi)tgfeiten". ^^igltone
felbjjb Ijat fein Kaifer (üarl V.) als „etnett ber befien Kitter ber IDelt"^)
beseic^nei Das Bnc^ befjerrfd^te feine geh unb bie folgenben ^ai)ri)unberte,
es greift in aüt möglid?en fragen ein^), fobag es pöüig lüäljr ift, n>as
nodf fein v$J^an!furter Überfefeer (^680 von i^m rütjmt, „bie fonfi über
alles tyrannisirenbe geit Ijabe biefem ^ofmann an feiner DoHfornmenl^eit
nichts benommen, inbem er 3U unterfc^iebltd^en geiten/unb nod^ bar3u
von fo Ijod^berül^mten Xltännern in groffen Hu^m gef^alten tporben;"
^) 5ief)e Aber ^enfelben^ feine Bebeutung, feine ^lus^aben n. f. xx>. in „H Cortcgiano
del Conte Baldessar CafÜKlion« publicato per cura del Coj^te Carlo Baudi 4> Yes.ine,
Senatore del Begno di Sardegpa. Firenze, Feiice Ie Monnier 1854. I— VIII u. 349— 361 ntib
Castiglione, Lettere familiari No. X13 u. 114. (Lettere del Conte Baldetsar Caistiglione
ora per la prima volta date in luce e con aniv>tazioni, storicbe illustrttte dtfU' Abd>a^e
Pie^ntonio Serassi. Padova CID 10 CC L XDC.J
*) 1569. Aulicus Balthasaris Castilionei m latinam linguam conversus ab Hieronimo
Turlero; wittebergae ; in. 8«. — 1577. von Bar^h. Clerke 4n.Conban, ber Kdnioin
Clifabetl) gewibmet. — 1577. Strasburg, pon bem ^itnooeraner. Jöh. Riciu9, Kaifer
Hubolf II. gewibmet «. f. w. '
«) 1&31 franjdfifd} non Jehaji Chaperon (pari^,); A^SO iron Gal^riel .Ch-apuis
ans 2Imbois (Cron). — Bead^tenswert ifk Sie fpanifd?e Übertroaung bes befannten t>id^ters
aus IJarcelona Juan Boscan (cc. 1500—1544) non XR^9. (DgI.;;€tdPnors 5panifd}e Cifterattar«
Seft^idfte. Deutfc^ Ttusgabe. X 377 ff.) — ^ne englifd^e Uberfeftiwg «Hbrncle Jl727 in
onbon ein tlad)fommt Castigliones — A. P. Üaätiglione, of the same Fanuly — bem
König <0eocg.
*) Die italienifdje Cltteratur ber Henaiffancejeit. Öerlln 1888. 5. 451..
^) Uno de los mayores caballeros del mundo.
*) t>gL 3.3. 3. 8 u«(r!)arbt,X»ie Kultur ber aenoCffanee in 3toIkn. >8^. 5. 3^, K. a
Dort Karl ^on ^^ehtf^arbfldtiner. ij^^S
Die erjle beutfc^e U&erfefeung btefes fflr feine Seit fo w'id^ti^en ^nd^es
nhetna^m b$v Tdauf^a^Uv 3U ourgl^aufen, £oren5 Krater, auf bett
tDtebert)olt eine freunbUd^e Befprec^ung unferes „^at^rbuc^s'' (2ltt^ Seit.
^ei(. är. 229 ff. 1(887) [{tngetptefen l)at Die IDtbmun^: „oem Durc^'
leüd; I ti^en Qod^gebornen dürften Dn[b] ) f^ernt / Qertn 2l(brec^ten ]9f^I^'
grauen | bey HJ^etn / ^erftogen in obern vni tlibern Baym | ic. meinem 1
® nebigen ^errn." trägt bas Datum Burgfijaufen ben tag \, ntaij ^nno /
jl565. Das ^({^ folio (nebft 28 JoUo Citel, Jntjalt, Hegifter, €rrata,
Dorreb) umfaffenbe Sud? iji betitelt: »^ofmann^ , €in fd^on bolbfe-
llig Buc^/in IDelfdjer fprad? | ber Cortegtano /ober 3u4cutff^
oer*) I ^ofman genannt / IDeld^es feinen orfprung | onb anfang / an bem
^ürftUd^en ^of ju Vr» \ btno empfangen / luftig julefen / (gtroa in 3ta* |
liänifd?er Sprach burd? (ßraf Balttja* | fern Caftiglton befc^riben ,roorben. |
Hunmals in fd^lec^t Seutfd?/ | burd? £auren^en Krater | Itlautjaler 5U
Burd- [ Ijaufen transfe» | riert. .^n* \ no 65. | ITTit H3. 'Ka>^. Utay.
freilieft | nid^t nad? 5etruc!en. | (5ebruc!t 5U ITTünd^en bey |
^bam berg." |
IDeber bie „2Illgemeine Deutf Ae Biograpljie" noc^ (Öobefes
(grunbrig ern>5ljnen bes interejfanten Öberfefeers, obrooljl er in Kobolts
£ejifon bairifc^er (geleierter (II, 359) eine SteUe gefunben Ijai 2lrd?iDalifd?e
forfdjurigen über feiiie perfönlid?feit Ijaben ju feinem Hefultate gefül^rt.
3n bem „llTemorialrenntamtsbud? Burcfljaufen deAnno(586"
ift ^£arennö Krafeer galler" (Djn. b. ^asy \\^l2 Ho. 38 Bb. I
Jol. {^), ebenfo de Anno i588 ^£arenn6 Kt^rafter ^aller" (fihtnbä.
Sb. II ^ol. \ei) ermätjnt. IPir wiffen alfo, bag er nic^t oiel oor ^^56.5
galjler In Burgf?aufen gemorben unb brei nnb 3tDan3ig 3aljre fpäter (tss^)
es noc^ war. ÖTerfmürbiger IDeife flnbet ftcb meber in ^n £Jof3aljI'
amtsrec^nungen nod^än ben Qoffammerfeffionsprotof ollen (üon
^565 u. f. f.) ein (Eintrag über irgenb eine it^m gereichte (El^rung, ohwo\\[
mele „bebi eierte" büc^er nnb carmina Tgerabe ^565 u. ^566) aufgefüt^rt
ftnb. 2Iud? feitens ber Stabt Ilt ünc^en t^ btn freunblidjen UTitteilungen
bes Berm f. Hats €. von Destouc^es 3ufolge, il^m keinerlei Derel^rung
gereift »orben.
Die Vfln%^, bie Krater in feinem neuen ^mte gefunben, veranlagte
il^n 3u Ittterarifd^er Ctjdtigfeit. „Perfc^iner 3eyt'', Ijeigt es in ber Xüibmung
an 2llbredjt V., „als €. ,f. (ß. mic^ \>on berfclben fürfllid?e[n] £Jof 3U
jefeigem meine[m] / Don (2. ^, (S. }:t<^henben bienjt / bes inaut3aler 2lmpts
xa Burgfljaufen mit gnaben ab gefertigt Dnb f ommen lajfen / iji mir biefes
Buc^ in 3talianifd?en Sprachen genannt Dom f^ofman / 3ugefie0t / onb ba
neben mit fonbern ^ünjtigen anfprec^en an mid? gefunnen »oroen /iDeil fld?
nunmals in ange3atgte[m] meinem nen>e[n] bienft Dnter seilen fouil muffiger
^ett / in vellic^er tc^ etmas nu^lid^s ober lufiiges 3U aitter ergegligfett /
Icfen ober fc^reiben 3utragen ober begeben möchte/ * . «"
lDol)l wax bie äberfe^ung ein fdjmieriges Stüc! 2lrbeit; mas aber
Krater burc^ feinen „einfaltigen / bod? Duterti^dnigen molmatnenben Der»
Knb erlangen mögen'', bas übergiebt er DertranensDoUft feinem burc^"
^tigfien Qerrn, „fampt ber felben ^ram ITTuttem / gemal)lin / ^ürftltd^n
f inbern / ic. ic. onb ganfeem jtjrem ^ofgejinb / jefeigen vnb nac^ommenben
3u eujigen le^ien.*"
Krater l^ält flc^ siemlic^ genau an ben (Test Vergebens Dermutet
man bei it^m bie eine ober anbere Stelle lofalifiert, auf bayrifc^ Derl^ält-
niffe übertragen ober mit Unfpielnngen auf bie geitgefd^id^te nns nnb
*) Das 9ef.ptvrt ^e^ncfte ift in c.ot^t Schrift
^96 ^^ne Xniiteiinngen
unferem bayrifc^en ^ofe, wie btes ja boc^ 311 erwarten ftnnbe, näfjer gerücf t
3u feigen. €r müljt fic^ fic^tlid^ ab, bas Bnd? bes Italieners ,,in ^o<^?=
tentfc^ Sprad^en tjerfür aeftreit^en", unb entfernt fidj barum 00m Sinne
bes (Originals nientals, ob er auc^ freier mit bem IDortlaute fc^altet. 2(tte
fein# willffirlid^en ^Inberungen beaieljen jt(^ nur auf äuferüd^feiten.
So liat es Krater für an^aeigt gel^alten, über jebent 2(bf(^nttte
genau jn oeraeit^^nen, wovon er Ijanbelt; unb btefe feine fummarifdycn 3ntialts*
ansahen (IDoIier bie »rfad^en / bas ftd? ber menfd^ert feuc^tigf eit / in met^rerleY
forten ber ttjorljeiten enben. ^. i2a. 2lug was orfad^en ber onmtUen onter
ben verliebten erwac^fe. Fol. i6a. 2ln was qualiteten ober eigenfd?afften /
bes ^of maus polf omenljeit / onb fonberlid? bes 21bels gelegen ift Fol. 22 b u. f w.)
erljd^en bie Uberjtd^tli^feit bes Sud^es. T>ayi treten meijl and^ nof^ Be*
merfungen nnb 2(us5Üge auf bem Hanbe. Caftiglione tjat {td; bei
allem 2Infd?(ug an plato, Cicero unb bie 2IIten bemütjt, ben Dialog gemiffer"
majfen nouellijiift^ 3U gejtalten. (Er fudjt (ginfleibungen ber '^eben in ©er-
f^iebenartigen (formen nnb iß befirebt, einer natürlid^ fld^ baraus ergeben^
ben lYlonotonie nad; Kräften poraubeugen. tlid^t fo Krager. <£r fül^rt
— unb oieüeicbt nidjt otine Berechtigung - einfach bie Heben an unb fegt
t>or biefelben biog bie ttamen ber fpre^enben perfonlid^feiten. So treten
bei il{m an SteQe ber italienifd^en Säge (rispose il signor Gaspar; rispose
la signora Emilia, Allor fra Seraüno . . . . , disse u. f. m. I, 7. 8.) bie
blogen eingaben: Per palaue^ind (Pallavicino); bie ^ran> (Emilia
u. f. w., foweit es irgenbwie anging.
<£iwas feltfam bel^anbeli Krager bie Eigennamen; einen Ceti ber
italienifd^en latinifiert er, inbem er Ottavian Fregoso, Magnificb Julian,
Bembo(1, 5) u. a. 3U (Dctiuianus^jfregofus, Ulagnificus ^ulianus, Sembus u. f. w.
mac^t; eigentümüd^er aber berül^ren bie italienifd^en Hamen, bie er meiß
altflajfifc^en perfonen unb (Drten belägt, wie wenn er (Fol. 232. III, i)
bas italienifd^eE reo le, Elide als Qercule, (Elibe überfegt, {a aus ben
olympifd^en Spielen — i giochi Olimpici — „bas fejl (DHmpici" madjt.
Der migoerßanbenen ober nic^t ganj flar ausgebrücften Stellen finb
bei Krag er „nur fel{r wenige, obmo^I man nid^t feiten bie XYIütje ftet{t,
welche bem Uberfeger fc^on bie annätjernb rid^tige Xüieber^abe mand^es
fc^wierigen (ßebanfens bes Originals foflet. <Es unterliegt fernem groeifel,
ba% wiv l)eute bas italienifd^e IPerf ungleid^ lei^ter lefen, befjfen
fjaffifd^e Durd^ftd^tigfeit attentl^alben an bie 2(lten mal^nt, als bie müf;epoQe
Überfegung Kragers. 2lber barin liegt gerabe bas große Per-
bienjt unfers inaut3aljlers, ba% er bie ungelenfe unb fdyroer-
fällige beutfc^e Sptad^e ans ber ITTitte bes fef^S3eljnten
3aljrl?unberts ju breiten unb 3U wenben unternaljm nnb es
babei boc^ 3U einer grogen^Jertigfeit, ja 3U einer geroiffen
JormooIIenbung brachte. UberaH tritt uns ^wat ber illtbayer nn*
oerfennbar in feiner gunge entgegen. €s liegt barum eine reisenbe
Haioetät unb Urmüc^jigfeit in Kragers Sf>tadie, bie Ijäuflg unmittelbar
an ben Dialog ber gemutlid^en (ßefellfc^aft erinnert. „3ego fetjens <E. (S.",
fagt (Emilia (Fol. 10 b), „idf i^abs vot gefagt, bie roöllen mit jl^m fc^affen
bas er get^orfam fey. Daraujf alfo bie Qergogin iadieni gefagt / bamit enc^
ein jeber get|orfam fey, roill xdq eud? für mein leütenamptin erroeüen / vnb
endq aü mein auttjoritet geben." (Eccovi ch' io Tho detto; ma voi, signora
Duchessa, comandategli ch' e' sia obediente. — AUor la signora Duchessa
Tidendo, Acciö, disse, che ognuno v'abbia ad obedire, vi faccio mia loco-
tenente, e vi do tutta la mia autoritk. I, 6.) So l^at Krager bas füt{ne
Femininum 3U £eutnant mit feiner „leütenamptin'' gebilbei
von Karl von Setnljarbfl^ttner. /j^^?
Bemerfenstpert tfl es, bafi f[(^ Krater ber £attntsmen nad; Kräften
enti^ält unb f!c^ einer relativ grogen Sprad^retni^eit befleigt.
Sd^on nad^ ad?tunb3roan3tg ^aljren (^593) erfc^ien eine weitere Über-
fe^ung bes nCortegiano'S auf bie l^ier nachhaltiger ({inptpeifen oiefleid^t
gefiattet fein mag, weil aud? jte im f^eutigen Bayern — mDillingen —
gebrudt würbe. 2k^ Derfaffer nennt fic^ Joljann (Engelbert Hoyfe;
ber Sitel lautet:
Der fjofmann/ |De§ wolgebor- | neniSrauen/^erren*)! Bai*
tljafars conCa- 1 stiglion. | 3« oier Büd?er abgetl^eylt/barin* ( nen
ganft liebliA nnb 3ierlic^ begriffen unb | oerfagt/wie ein rec^t*
fc^affner T?nb 2lbelid?er Jjof' | mann \n allen jiurfen foü befc^affen fein /wie
er I jlc^ im Dienfi feines f ürflue / aud? im (Eon- 1 uerfiern mit feines gleid?en
t>er« I l{a(ten foQe. | 3tem ein gan^ sierlic^e vnb eygentlid^e
Befc^rei» | bung/ einer 2lbelid?en Cugentüc^en fjof f rawen. I etilen
£ieb^abern vnb Mürberem ber wal^ren ^df* | (ic^feit / fürnemlid^
aber aUen (E^v vnb CugentUebenben | vom 2lbel / nit attein lieblid^ fonber
auc^ I nüfelid? 3ulefen. | Jefetunber t>nferm aUgemeynen Datter-
lanb I 3um begten/in ©nfer (Eeutfcbe Sprach | transferiert vnb gebrad?t:|
burd? I 3oIjann (Engelbert Hoyte. | initÄ5m.Kav.inaY. frey^eiticic. |
(ßebrucft 3tt Dilingen/burc^ | ^oljannem irtayer. | (593. (^07 ^olio. 8^)
^us ber an „(tljrijloffert Jugger, ^reyljerrn 5U Kirc^berg vnnb
IPeiffent^orn^' (unterm 26. ITlai 93 von Augsburg) gerichteten Porrebe
geljt l|eroor, ba% tloyfe bas Wtxf 3ur 2lusfüttung feiner rftugeseit über-
fefete, „inbem er onber manc^erley gebenden / aud? an bie oerberbte cnb
onl^öflidje Sitten beg ^oflebens etlid^er 0rt pnfers attgemeynen Patter»
lanbs gebadet", eine 2lrbeit, bie aud? iljm, wie feinem Porgänger, „faur
vnb fd?wer'' würbe. J>a tloyfe Krafcjers ober überl^aupt eines frül^eren
Überfefeers feine €rwäl|nung tl^ut, fo ijt wol|l bejtimmt an3uneljmen, bag
er bie 2lrbeit feines Porläufers ntd?t gefannt l\at tloyfe Ijält fld^ oiel
ftrenger an ben italientfd^en (Ee^t als Krater; er t{at barum auc^ f einerlei
Kapttelüberfdjriften; ebenfo feljlt bas alpljabetifc^e Hcgijler. €s brängen
ftc^ bei tloyfe £atinismen unb lateinifc^e Kafusenbungen bereits gan3
gewaltig in ben Porbergrunb, fowie auc!? feine Sptadfe, pielleic^t gerabe
barum, troft uncerfennbar grogerer (ßenauigfeit unb Hic^tigfeit, jene naipe
Urwüd^ftgfeit, bie an Krater befonbers einnimmt, nid^t beft^t.
€ine einsige wiUfnrlic^ gewäl)lte parallelflelle ma^ bie 2lrt beiber
Überfefeer am beften d^araftenjieren. (Eajtigliones italtenifd^er (Eejt —
III, 27 — A' di miei fu in Pisa un gentiluomo, il cui nome era messer
Tomaso ; iion mi ricordo di quäl famiglia , ancora che da mio padre, che
fu suo grande amico, sentissi piü volte ricordarla. Questo messer Tomaso
. adunque, passando un di sopra un piccolo legnetto da Pisa in Sicilia per
sue bisogne, fu soprapreso d'alcune fuste de' Mori, che gU furono adosso
cosi all' improviso, che quelli che govemavano 11 legnetto non se ne
accorsero; e bench^ gli uomini che dentro v' erano si difendessino assai,
pur, per esser essi pochi, e gl' inimici molti, 11 legnetto con quanti v'eran
sopra rimase nel poter dei Mori, chi ferito e chi sano , secondo la sorte,
e con essi messer Tomaso, il quäl s'era portato valorosamente , ed avea
morto dl sua mano un fratello d'un del capitani dl quelle fuste u* f» w. —
lautet bei:
*) Das Qtiptttt <Sebnt(fte iß in roter 5<^rift.
3af)vbiu^ fäc m&ndtewt <Sef<^. 11. 32
<i98
tteue ättttetlttitgett
Kroftcr (Fol. 268b):
3n bcr Statt pifa/ ein guter/
eljtUc^er Bürger (Thomas aenannti
was gefd^Iec^ts er aber / iß mir ah
gefallen / iptewol id? jn oon meinem
Patern / ber fein guter frennb ge*
n>eß / etn>a nennen I{ab f^dm.
Difer gut freünb / l^ai nun auf
ein 3eit / feiner I^anbtiemng nad^ /
anff einem fc^iffle in Sictiia faren
roöllen/onnb als fv fic^ nun
in bie l{dl)e bes IlTeers he*
geben/ onb onuerfei^ner bing t>on
ITTom vnh ITTörraubern / elje
ban jljener/fo bas fc^Iiff lin (sie !) ge-
regiert / jl^re wax genommen / über-
fallen worben: Vrib wie wol fy fid?
männlich / aufif bapfer gemdrt
t>nb gefhitten / TXad^ bem aber ber
Tdovn 3u Dil geroefen / alfo bj fy
von jnen oberljerrfdjt / oerujunbt /
cmbfommen pn[b] wk es bj gludf
geben /neben anbern biferCfjomas
andf gefangen morben / melcfoer nnn
männlid? gejiritten / t)n[b] ber
IHörrauber tjauptman einen brubern
entleibt: u. f. to.
rioyfe (Fol 245 a):*;
Bey meinenCagen i^ 3Upifa
einer vom ^bel geoegt / beffen
Hamen Qerr (Ct^omas n>ar / id^ fann
mid; aber nit erinnern was <5e-
e^led^ts / ob ic^ es n>oI von meinem
atter/ber fein groffer frennb
geroeft / 0 f f t Ijab Ijören nennen, ttun
Siefer £|err (Ef^omas/als er auff
einem flatnen Sc^ifflin / feiner (Se-
fd^fifft Ijalber von pifa m Sicilien
t>berfut)re/ mürbe er Donn etlid^en
^ujler ber ITTot^ren obereylt / meflic^e
ji^ alfo pnuerfet^ens auff ber-Bauben
n>aren / ba% es bie jenige / ]o bas
Sc^iffltn regierten niAt gemerc!t
ober wahrgenommen l^aien: vnö ob
fidf wol bie ient fo barinn n>aren
fef^r meierten / fo bitbe bod^ bas
Sc^ijflin / biemeyl jrer wenig pnb
ber Jeinb oil waren /nit aQein
ben jenigen / fo barauff warn / im
gewalt ber Vftotn / einer vetwunbi /
ber anber gefunb / wie es bas (51M
gegeben onnb mit jljnen and^ ^err
äljomas / welcber nc^ feljr IVTannlic^
g e 1{ a 1 1 e n / vno mit a i g n e r
^anb ein Bruber eines ber ^aupt-
leutl) berfelben ^uflen erfc^lagen
^aüii u. f. w.
Die fnrae Stelle aus beiben Überfefeungen im gufammenlialte mit
bem italienifc^en Originale jeigt, wie Hoyfe bereits ober eine gewanbtere,
wenn aud^ nxd^t metjr fo urwüc^flge S^xad^e oerfägt als Krater, fo wie er
fid^ an ben IPortlaut bes Urte^es mel enger ansufd^liegen vex^el^i, was
befonbers bie gefperrt gebrückten IPorte im Pergleid^e mit bem 3talienifc^en
anfweifen.
Jaji ßwolf Jal^rseljnte nac^ Krater (\6^^) glaubte ein isngenannter
äberfefter tn ^franffurt a. IH., es fei iljm corbeljalten, bi? erfJe Vex*
beutfc^ung t>on Caftigliones MCortegiano*^ 5n geben. So wenig
wn%ie ex von feinen beiben Vorgängern. Sein XÖerl betitelt fid^: Der
DoHfommene | ^ofmann | ♦) Unb | ^of -Dame. | Von bem <Sraf | Bal-
thasar de Castillon | Dorma^ls | 3n 3taliänif<^er Sfxadf befd^rieben/ 1
ilnjefeo I Xüegen feiner /oon bem Thuano; | Rutg. Rulando ; M«*. de
Wicque- | fort , nnb anbexn berüljmten Scribentcn / | belpbten Portref Ii<^-
feit. I §um erftenmaljl Derteutfd^t i burc^ | 3^ C £. £. 3. | Jranrf-
fürt am IHayn/ | 21uff Kojten be§ Uberfefeers/ | Unb sufinben bev
(Larl Sd?äffern. | M.DC.LXXXIV. | (75^^ S. H S. Hegijter. t« S. ZiiA
unb Dorrcbe.)
Diefe ^ranffurter Uberfe^ung 5U befpr^c^en liegt angerl^lb ber
Ijier gefteUten 2lufgabe. IDas. uns 3unä(ftjl befonbereg Jnteriijffe bietet» ifl
3u feljen, wie 3U allen geiten nnb in ben allerf rüljeften perip-
*) Da» gefperrt (Bebrucfte ifl in roter S^tift.
von Karl von Hetnl{arbfl9ttner. /j^^^
b^n Bayern nad^ alUn Htc^tüngen ^tn mit ber Kunfl unb
£titeratur bes ^(uslanbes in en^ßem tPec^feluerfel^re ile!{t,
oelcb totHige ^ufnai^nte bte geifiigen €r5eugniffe ber be«
nac^oorten gro§en Kultnrvdlfer in Bayern unb am Qofe
ber Wiiitlshad^ex, metft von bi^fen gefc^ü^t unb ermutigt,
gefunben Ijaben. So ifk and^ ber Um^anb, ba% ber Ijoc^berüljmte
„^ofmann"^ its Caftiglione in unferm £JetmatIanbe bie erpe
beutfd^e Überfe^ung «riebte unb bem Qer^oge von Bayern gevibmet
war, ein Symptom biefer Bayern ju aUen getten aus3etd?nenben Eingabe
an frembe Kunfi unb £itteratur unb iljrer ernflen pflege bei unfern ^i^nen.
Heinl{arb{idttner.
]l9ni9 3Dom VHamel von X^oviu^aU
3n jfeinem für bie Kulturgefc^ic^te äugerfl interejfanten XDerfe über
Portugal 3ur geit ^o^<^^ns bts fünften*) (|706— ^750) erjäljlt Manuel
Bernardes Branco 'S. ^95), ba% im Jaljre ^5^9 bie Sc^we^ern bts
britten (Dxbens 3U IHünc^en ben Konig Dom UTanuel (^^95—^52^
oon Portugal haitn, er m3ge „pater spiritualis" if^res Kloflers werben.
Daß pe an ben portugiefifc^en König fic^ roanbten, erflärt fi(^ baraus,
baf Kunigunbe (geboren btn \6* Vftät^ 1^65, geworben ben 5. 2lugup
^52o), bie (Semaljlin Gilbert IV. (^^65-— ^508), .mntterlic^erfeits mit bem
bortigen Königsljäufe oerwanbt war, ba il^re JJIutter (Eleonore, bie (frau
Kaifer ^riebrid?s III. (^'^'^o — ^^93)f eine Coc^ter bes portugiefifd^en
Königs Duarte (^^^33 — ^/^sg) x^% Kunigunbe geijörte aber bem
püttri4?fIofter ju ITTfinc^en an%
Der Brief beflnbet fic^ in £iffabon, Torre do Tombo (— Cartas
missivas, Mago 2»; n« 21), unb ba fic^ nadf mitteilung bes fgl.
Allgemeinen Heic^sard?iües in ben bayrifcben Tltqiven f einerlei "Kon^e^i
ober 2(bfd?rtft besfelben finbet, mag fein Tlhbxnd an bieget Stelle geregt«
fertigt erft^einen.
3d? oerbanf e bie ^bnaljmc besfelben ber gefaHtgen Vermittlung meines
berü!{mten ^tennbes Francisco Gomes de Amorim in £iffabon. Die
mit punften besei^^neten Stellen finb im IlTanuffripte 3erpöri
Miller bur(^leu(^tigiper grogmäc^tigifier funig aller genSbigifter Qerr.
€ttr fungflif^en maieftät münfd^en mir jefum crijhim ben erlojfer vnnb
fäöigmac^^er bergann^en melt mit feinem genabenreic^en frud^t . . . oer-
biennen vnnb mitten ^ahen 3U ainem aller jterdeft[e]n fd?ilt für alle betrüg-
lieb anfecbter vnb oemtt jrer f. aitt: 2c. 2c. aüer grogmäc^tigifler ^err,
auf befunberm guten onb getremem Berten fo mir trage [n] jn ^ott 3U <E.
f. aj. 2c. IC. Vat^w vnns crfac^t bie ourc^leuc^tig Ijoc^geporn fnrpin fram
fnn^unbi entfprnngen an% bem (Ebel[e]n geplutt t>on portigal vnnjer aller
genäbigifie fram t>nb l^er^en aller liebfie muter in gott <E. f, ay. lieble
0 Portugal na Et)ocha de D. To^o V. ta Edi^ao. Lisboa. (Ant. Mar. Pereira.) x886.
*) Dr. CI). t^atutU, iSeneafogfe b» erlanc^tett Stammftanfes V^ittelshadi. mfinc^n
t870. 5. 36.
*) t>tt Ptnoahbtfdsift Bayerns mit bem ^brtugietlfc^cn Kdnigsbans (Btaaanga) gebenft
oti(^ bds oothtdiefifcl^e Wapftn ober bem ^orban bes Sc^Ioffes in (Btflntodib. VqI Hei^^eit'
flein, C^il 9on (Sramvalb. HSSS. 5. U2.
52*
500 Hene ntittetlungen
fteuntin weld^ tr ff. ab. pey onns armen üniptrbt$en ftoefierleti
inn aütt btemftttgf au anbackt nnb fäUtgem (eben, als onnfer al
ein t^ monnen,
aöer Domamifi
innb hddi^tx troft Ijte jnn nad? "got7 Des wir mit röirbig aber grog
notnrfttg finbi i)arpmb n>ir by fecfljait genomen €. f. aj. 31» fdjreiben
mit lj3(W|le biemütt^feit onnbertänigfli^en Biten <E. f. ajtt. gro§mäd?ttg-
faii meilen bas m genäbigem iDtQen vnb gefallen annemen. Dann
fo n>ir Dnnfem aüer genäbtgtßen Itebflen I^errn vnb getremen oater in
got ^of^Iöblic^er gebäc^ttnig ain f. ajtt. ic, jc. »erlorn onnb »ir ber trojl»
fielen ljoffnu[nla finbt, oon got bem aöemec^tigen jn bas obrip jerufalem
ber €n)igen fretS enp^angen ptten wit (Eur f. grogmäc^ttgfait jnn l)er6It(^em
oertramen unb ftnbltd^er lieb in got (E. !. ajt. wetten färann onnfer atter
genäbigifter vnb liebfter i^err Dater in ^rißo fein. Des 5U ainer geifllid^en
vrfunbt t>nnb oerpünbnng wetten mir arme finbt bem (etben jefu c^rifly
fprec^en j. c. paffion . • • . mnter gotes UTarie j. c. rojfen fren[n]fe onnfer
.... Ijeittigi^en cater fancty franciffy vnnb attem .... ifd?en Ijerr j. c.
l)tmeltfc^er roffen frenn^ . . . . bie jnncffram nnb muter ber genaben <E.
f. aj aüen hen jren geliebten mett aufnemen jn jmen parmljer^igen
fc^irm, rmxib t>ngeDr(anbt helialt an bem fnngf(i(^en Qoff ber (Emigen
fättigfait and^ \ennben mir €. f. aj. t^iemtt ain gemäl meld^s bie t^eiligen
rnb tjeittigin cnnfers !ieilige[n] brtten orbe[n]s \inU, barmit jr füngflic^
grogmäd^tigfait (Erfen[n]e bag mir nit clarijfen finbt, meld^es vnnfer atter
gb. f[. t>nb liebfte muter bas iar t^at laffen 5U (Er[e]n brücken pnnferm
lieilige[n] orben »Sr es mit filber vn[b] golt moIt[en] mir gern (E. f ai.
fold? Dunfer ainfalt on[b] Ijer^Itcb finblic^ pertramfen Darmit befeld^en mir
vnns atme finbt €. f. aj. grogmät^tigfait jn atter mnbertänigfait als
onnferm atter aenäbigiflen liebten Ijerrn vnb vatet in got. Dat. HTündyen am
ad^ten tag onnfers atter Ijeittigipen oaters francisy ä Vc onnb jm XVIIIJ jar.
(E. f. ai.
getreme f firpiterin bes britten orbens
fant francisY ^u^fant crijtojf jm
reglljaug genant ber putrid?
€. f. aj. arme finb in gott."
Die 2Ibreffe lautet:
^Dem burd^Ieutigijten grogmäc^ttgijten fung (Eemanuel fung 3U portygalie
unb aIgarioru[m] wib ober beffem mers in affrica. €in Ijerr gmine onb
oerleger ber augric^tung ber fd?iffung vnb aud^ ber fauffmanfc^a^t bes
morenlannbs arabie perfle onnb inbte :c. ic. cnnferm attergnäbigijten
tjerm ic. ic."
Heinljarbftöttner.
Qlict^el Olontaigne üiev Wiünöftn. -
2luf feinen Heifen, beren er öfter (ErmäJ^nung tljut (»gl. Essays m, 9),
berüt^rte ber berül^mte Michel Montaigne (^533—^392) am 20 (Dftober
1580, einem Donnerstag, auc^lHünc^en, freiließ nur, um es am folgenben
(Tage mieber 5U perlafTen.
3n feinem ^^Hetfejournal"*), bejfen Ulanuffript Mr. Prunis auf
*) Journal du voyage de Michel de Montaigne en Italie, Par la Suuse & TAUe-
magne en Z580— 1581. Avec des Notes par M. de Quer Ion. A Rome, Et se troure k
Pari^ Che« Le Jay, Libraire, nie Saint-Jacques, au Grand-Corneille. M. DCC LXXV. 3 ▼oll-
8«. Der britte Banb auäi mit italienifc^em Citcl: Giomale del Viaggio di Michel de
Montagna, mit ilnmnrhtngen von M. Bartoli. ^nr ^efd^id^te biefes Htifeiournals f. in
ber nmfangific^en Cinleitnng jn bemfelben nnbb^St.Beuyeb Noureaux Lundis. Pftris 1864.
5. ](55. (Monta igne en vojrage.)
von Karl Don Heht^arbfidttner. 50 1(
Schloß Montaigne fanb, nnb has, crfl ^775 gebmcft, üerl|ältntsmä§ig
ipenig befannt »urbe, gefd^ieljt barum auc^ bcr baYrtfc^m ^anptjlabt
€ri»aljnung.
Xftontatgnes Heife3tel war 2^alxtn. Über Tan e (premiere ville
d'Allemaigne (29), Melhouse, Basle (30), bejfen gute IDetne unb
ftrertge ^fafltage erwäl^nt iperben, ging es nad? Hornes ^t), Bade (42),
Schaffouse (56), Constance (60), Smardorff (65), Linde (66^ WO
CS otel Sanerfraitt unb gutes (Dbp gab, Vanguen(7^), Ine, Kempten (77),
Frienten (82), Friessen (8^), Chonguen (85), Lanspergs (86),
Augsbourg (88, „qui est estim6e la plus belle ville d'Allemagne, comme
Strasbourg la plus forte"), too ber cielen UTifc^eljen jwtfc^en Kattjoltfen
unb proteftanten ^ebad^t wxtb, Brong (;08) nacb Vdündien, von wo
ans niontaigne bann weiter feinen IDeg über bas burc^ fein Bjo^xen»
tpunber beräumte Secfelden (U2), Insprug (^^5) u. f. tp. nad^ jtalien
fortfefet.
VOxtb andf uon IVTünd^en nid^t uiel mel^r als bie S<^3nljeit ber
Hefiben3 , bie fatJjoIifc^e <5efinnung ber Beo5Iferung unb mehr unb ans»
fni)r(i(^er als aü bies bie ^erf^ettung bes Hübenf rautes ev^&iili, fo mag
bod^ ber 2Ibbrnd biefes Eintrags in einem IPerfe ae^attet fein, bas Bau*
fleine 5ur (Sefc^id^te biefer Siabi liefern wiU, nno bt^s umfomel^r, als
UTontaignes Heifeerinnerungen , »ie bemerft, nid^t ©iel befannt ge-
worben finb.
Der Bericht auf S. ^08— uo ^^s er^en Banbes lautet:
MUNICH, 4 Heues, grande ville environ come Bordeaus, principale
du Ducb^ de Bavieres, oü ils ontO>) leur maistresse demure sur la riviere
dTser, Ister. £/ie a un beau cbäteau & les plus belles ^cueiries que j'aye
Jamals veues en France ny Italic, voutöes , h, loger deus cens chevaus.
Cest une ville fort catholicque, peupl6e, belle & marchande. Depuis une
joum^e an dessus d' Auguste, on peut faire estat pour la despense k quatre
livres par jour bome & cheval , & quarante solds bome de pied , pour le
moins. Nous y trouvames des rideaus en nos cbambres & pouint de ciels(a),
& toutes cboses au demeurant fort propres; ils neto'fent leurs plancbiers k
tout(b) de la sieure de bois qu'ils fönt bouillir. On bacbe partout en ce
pai's lä des raves & naveaus avec m6me souin & presse, com' on bat les
bleds; sept ou buict bommes ayant en cbaque mein des grands couteaus y
battent avec mesure dans des vesseaus , come nos treuils: cela sert, come
leurs chous cabus, k metre saler pour l'hiver. Ils ramplissent de ces deus
fruits lä, non pas leurs jardins, mais leurs terres aus cbans, & en fönt
mestives(c). Le Duc qui y est k presant, a epous^ la sur(d) de M. de
Lorene(e), & en a deux enfans males grandets, & une fiUe. Hs sont deux
freres en mesme ville; ils estoint all^s k la cbasse, & dames & toutCO, le
jour que nous y fümes. Le vendredy matin nous en partimes, & au travers
des forets dudit Duc, vismes un nombre infiny de betes rousses(a) k trou-
peaux, come moutons, & vinmes d'une trete ä, KINIEF, chetif petit
village, six lieues, en ladite duch€.
b) Les Electeun a) De lit b) Xvec c) R^coltes d) Soeur e) Charles II ou Charles HI
f ) Et leur taite a) Fauves.
Hetnf)arbfldttner.
502 Ha^itSg^ tttib Serti^lt^ttfigen.
§n 5. \s tfl an3ufügen, bag auc^ im €rgän3un95toerfe 5tt Moreri, im
Supplement au dictionnaire bistorique g^ographique g^n^alogique
& & des Editions| de Basle de 1732 n. 1733 (Tome I. A Basic
Ch6s la veuve de Jean Christ MDCCXLIII) auf 5. ^9? (unter
Btnn^tS auf * Diction. Univers. Suppl. AI. de Bale) flebett
Jetlen bem Aegide Alber tin gemtbm^t ^nb. — (Erwäljnung
fefd?alj ferner feiner im erjlen 3aljrgang oiefes ^af^rbud^es
K 305 (2(. 227) u. 5. 307 (^. 232); im 5toeiien ^af^rgang
5. 298 (2(. (93)* — P9I. au(^ pl{i(- Strand}^ gmei flieaenbe
Blätter Don Caspar Sc^^eit auf 5. 9? »nb 98 ber „VxetteU
jaljrsfc^rift für £ttterahirgef<^i4?te.'' I, (; (888. (IPeimar; ^.
Böt^Ian) [nac^ bem Drncfe nnferes ^riifeb erfd^ienen].
(K. V. 2L)
3u 5. 20. X>a§ 2IIberiinus' Stettung als SefretSr Dom^bruar (596
(nid^t (597, iDie bie 2(llg. Deutfc^e 3io$rapl)ie angiebt)
batiert, i^ ans ben Qof fammerfeffionsprotof otten (P*S,6^.^,6\)
erjtd^tlid}. Unierbeffen ^ai fi(^, mie £^err 2(rd}ivpraf tif ani j( e b e r
mtr mitsuteilen bie (5üte !{atte, bie irrtümlich in einem anbem
2lfte ftd^ befin^ltd^e Urfunbe t)ierüber im fgl. Kreisarcbtoe oor^
gefunben. Da biefelbe mit bem 5. e^^ aegebenen <cintrage,
einige ortf^ograpt^ifd^e Varianten abgefei^en, f bereinflimmt, i^ von
ihrem nacbtrSglidben ^bbrucfe hier Umgang genommen »orben.
(K. t). H.)
gttS. (32. 2(nm. 2. lies IPef man fiatt löeinmann. • (S. <5.)
gnS. (<(7» Die Bemerfung über Marco Polo bebqirf einer Hic^ti^flettung.
Der gro§e Heifenbe ^at aüerbings ben äc|uator fc^iperlic^ über'
fc^ritten, aber in be^zn TXäiie iß er bei feiner H&c!faf{rt von
Cl^ina bodf gefommen, nnb t^ier mu§ er fld^ burc^ migper«
^ {ianbene, an (Drt nnb Stelle eingesogene ttac^ric^en bie eigen*
tümlidje 2luffaffung »on einer Döppelmfel Z<^^^ gebilbet Ijaben,
meldte ^pian feiner Porlage bireft^ ot^ne gnt^at feinerfeits,
entleljnte. Pgl. u. a. Skattsch off -Durand, Le V^nitien
Marco Polo et les Services qu'il a rendus en faisant connattre
l'Asie. Journal Afiatique, 7 s6rie, IV. S. (22 ff.
(S. «.)
guS. 3i(8. §• 8 V. n. lies Heid^s« unb üreisarc^ioe flatt St a at s«» n. f. ip.
/^Ä;»
über ben
Der erfte ^oiit^an^ bes ^ä^^^'*^^^ f^^ HtütK^ener (ße*
fc^ic^ie ((887) ^at fci^on nitmtttelbar bet feinem €rf4^tnen eine
libetans gfinjltge 2lnfnabme gefunben. Um von ber looliliponenben
Kritif 5U fd^ipeigen, wtld^t oen eins einen in bemfelben niebergele^ten
^Irtifeln in ber refp. n>iffenfd?aftlid?en ^od^preffe, felbfi bes
^Inslanbes, in reichem Xlla%e ^n teil geworben, wuxbt bas <5efamt<«
nnternef^men aüent^alben auf has fteunbltc^fh begrti§t Unter anbeten
2(n5eigen beffelben t^eigt es in:
^eila^e jur 2IHgemeinen geitung Hr. 229. I9.21uöttfti887:
„. . * (Selingt es oen Herausgebern r toxe mir 3nt>erfic^tlic^ ^of en, bie (Sunfl
bes publif ums bauemb baf ür 3U intereflfieren, fo roSre ein bleibenbes (Drgan
gefc^affen, bie bisljer mei^ in außerbayrifc^en geitfc^riften jeriheuten unb
besljalb fc^roer erreichbaren 2lrbeiten Ijanbfam 3ufammen3ufiefien So
l^at benn bas Xftünc^ener 3<^^^^ii^ ^^^ Sd^onen, (5uten unb
än3iet)enben bie ^üHe gebraut ^T^b fid^ in 2((^tung gebieten^
ber IPeife eingefüljrt. hoffentlich gelingt es iljm, fejten ^ug 3U
faffen. • . . Z^^^^ip^ ^^^^^ jeberman nac^ Itldglic^feit ba3U bettragen., bis
Unternehmen fräfttg 3U fSrbem."
Utönd^ener Henefte tlac^ric^ten ttr. 2^7. 4. 2Iuguil 1(887
(tt. folg. Hummern): ^XDir begrüßen mit froher (Öenugt^uung
ein Unternet^men, bas eine bisljcr peinlich empfunbene £ü(fe
ausfällen n>irb. . . . Unfere !ur3e 2luf5ätilung ber Silber ivirb menigflens
einen Sd^Iug auf ben Heic^tum ber (5alerie ermögUd^t t{aben. lYldge nun
auc^ bas Aünc^ener publifum bem „3at{rbuc^'' bie oerbiente (Eeilname
^nwenben."
Der Sammler (2lugsburger ^benbstg. Setlage) Hr. ^oo,
25. 2lugufl ^887: „ ♦ . . . 2(n ben Ulüncbenern wirb es liegen, oh btefes
wiffenfcjj.aftiic^e, cerbienjUic^e Ünterneljmen feinen ^fortgang
f^aben mirb. Dte Stabt Itlnnd^en nnb if)re <5efd^tc^te n>äre
beffen woljl roert."
Seilage 3ur2IugsburgerpoP3eituna Hr.39. ^7.5eptember
^887: »• . . Wenn xd^ ben erfreu ^anb bavon ourd^blSttere , fo ipirb von
iln^ati^n 2Iuffa^ ber (5ebanfe immer lebenbiger in mir: Die <5rünbung
biefes Z<'^^^^udies 3ät{(t 3U ben beften <5runbnngen auf bem (5ebiete bayrifd^er
nnb ^e3ie0 UTünc^ener f|i{torie Sdfon bas bloge Perset^nis ber
Mitarbeiter bes erjten ijjabrganges fTöft Pertrauen ein. (Es flnb burc^?»egs
fjijtorifc^e ^acbleute, bte bem jungen Unterneljmen iljre Jebern geüeljen
Ijaben, unb faft ausnaljmslos flnb fte beipäljrte Veteranen iljrer IPijfenfc^aft,
Unb wtv l>en einen ober hm anbeten ber Herausgeber fennt, ber fann
nnr ipünfd^en, ba% bie Hebaftion auf rec^t oiele 3aljre Hnaus in ben
Bänben ber XTtänner rut{en bleibe, bie mit bem oSrmflen qer^en für bie
btau-meige ^eimat fo Ijolje IPiffenfc^aft oerbinben. 2lIfo — an ben
2(rbeitern feljlt's nitbt, an 3U beljanbelnbem unenblic^em Stoffe fetjli es
nid^t ^nb ic^ n>iQ l{ojfen, an bem €nt$egenfommen ber lieben Hlitnc^ener
in ^Bejug auf bas Kaufen ber 5eitfd?rift foö es aucft nid^t fetalen
3«^ fonnf unb möd^t* manAes fagen von bem fd^önen ^nl^alte oes „Z^k^*
buc^s'' nnb feiner fd^önen 2iusjlattung — aber id? mug micb mit Kudpc^t
auf ben Haum, ben bies Heferat fd^on je^t beanfpruc^t, befd^eiben unb
fdjliege barum mit bem tjersUc^en lDunfd?e, ba^ bem Untemeljmen ein
rec^t langes unb frä|tiges £eben befc^ieben fein mSge/
Die allgemetn !)i{torifc^e Bebeutung bes 3a!)rbuc^es Ijaben
inbes anäi augerbayrifc^e geitf^rif ten ausbrücflid^ Ijea^orget^oben. So :
^reslauer geitung Hr. 77^. 3. Houember ^887: „3« ^^^
Dorliegenben erjien ^al^t^an^e iß reid^l^altiges neues IVIaterial 5U (Tage
gefdrbert unb in einer Heit{e oon 2Iuffä^en, beren 2Iusarbettung berufene
^ac^männer übernommen l^aben, in lesbarer (form bargeboten n^oroen.
JPas 3uc^ ift inbes feinesmegs nur für Bayern ober gar
fpesiell nur für IVIünd^en bered^net, fonbern esmenbetfic^
an bas gan5e gebilbete publifum, meines für £itteratur unb Kun^
Per|t5nbnts nnb Jnterejfc fyit .... 2lls befonbers »id^tige Beigabe flnb
bie jebem 2lrtifcl beigegebenen (ßueüennac^weife 3U be3eid?nen."
Die tlation Hr. \2, ^7. De3ember ^887: ^ .... man wirb ben
genannten (belehrten nur Danf n>i{fen fbnnen, Sag fie burc^ bas von itfnen
ins £eben gerufene Unternei^men bie unleugbar Dori^anbene £ücfe ans*
pfüQen beftrebt maren. . . . IPir troffen, bag bie Cetlname bes publifums
oem „3a!^rbud?e" eine red^t lange £ebensbauer liefern möge."
UToIbenljauers Heuer £itterari fd^er ^aljresberid^t ^887,
5. 65 : „. . . Die ba3u am he^en tauglid^en £eiter iiaben nun einen lYlittelpunft
für biefe feincsmegs nur für geleierte ^fad^freife bejfc^ränften Stubien ge»
grünbet. (Eine retd^einannigfaltigfeit 3eigt fid^ mit gebiegeitem
€rnjl £itteratur« wie Kunpgefc^ic^te, politif nnb (Semerbe »erben
in ein3elnen 2lbfd?nitten iljrer (ßcfd?ic^tc bargejiellt. ... Der Jnljalt bes
3at{rbuc^es bered^tigt alfo u>of;(, it^m auc^ augerl^alb ber
blauweigen pfäljle Ceilnaljme in 2lusfid?t 3U Jlellen.''
Deutfi^es £itteraturblatt, begründet von rO.^erbil \887
Hr. 20: ,,...llnb fo wollen wir ^braugen im Beidj" benn bem „3aqrbuc^e
für inünd^ener (Sefc^id^te" freunblid? IPiUfommen bieten nnb ben bemS^rten
(ßrünbern, bie fid^ bas fd?öne §iel ber ^örberung ber (Sefc^idjte tljrer
Paterftabt, ber 3U)citen ätabt bes beutfc^en Heid^es, gefefet Ijaben, ben
teidi cerbienten Erfolg in reichem Ulage wünfd^en; arbeitet ^ier bodf bie
patriotifc^'partüulartjtifc^e ^orf^ung 3U €Ijren bes ^an^en beutfc^en Pater-
lanbes burd? 2lufl}e0ung ber im gan3en bisfjer 3U wenig beamteten <5e»
fd^id^te einer ein3elnen beutfd^en Stabt."
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