m
■(;■':'■■'_ '.I
Digitized by the Internet Archive
in 2009 with funding from
University of Toronto
littp://www.archive.org/details/jahrbuchfrroma12berl
T ^ 3 1 ':'0
JAHRBUCH
FÜR
ROMANISCHE und ENGLISCHE
LITERATUR
BEGRÜNDET IM VEREIN MIT FERDINAND WOLF
VON
ADOLE EBERT
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. LUDWIG LEMCKE,
PBOFESSOR AN DER UNIVERSITÄT GIESSEN.
ZWÖLFTEL BAND.
LEn>Zia:
F. A. BROCKHAUS.
1871.
S'
vr H'
a
\V' b'
Inhalt.
Seite
Zur provenzalischen Literatur; von Karl Bartsch 1
Zum Romulus; von Dr. Eduard Mall 18
Zu Bartsch'* „Beiträge zu den romanischen Literaturen"; von
Adolf Mussafia 29
Nachträge zu den Apuntes biogräficos y criticos ; von C. Michaelis 37
El Misterio de los Reyes Magos ; von Eduard Lid/orss .... 44
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia; von H. Michelant
(Fortsetzung) 60
Kritische Anzeigen:
Zar englischen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts; von
Jjpmcke 73
Altfranzösische Romanzen und Pastoiirellen , herausgegeben
you Karl Bartsch. Leipzig, 1870. Angezeigt von G. Gröber 91
Der Troubadour Guillem de Cabestanh. Sein Leben und
seine Werke. Von Franz Hüffer. Berlin, 1869. Ange-
zeigt von G. Gröber 99
Ricerche intorno al Libro di Sindibäd per Domenico Compa-
retti. Milano, 1869. Angezeigt von Reinhold Köhler . 106
Die Lusiaden von Luis de Camoens. Uebersetzt von Karl
Eitner. Hildburghausen, 1869. Angezeigt von Ed. Böhmer 108
Miscellen :
Zu Scheler's Glanures lexicographiques, von A. Mussafia. —
Refuser von K. G. Andresen. — Etymologisches von H.
Schuchardt. — Zur Kritik der Divina Commedia, von
L. Bossler. — Zu Paul Meyer's Etudes sur la chanson
de Girart de Roussiilon, von Edm. Stengel 110
Zum Andenken an Julius Brakelmann 121
Die Narrationes des Odo de Ciringtonia; von Hermann Oesterley
(Schlufs) 129
Beiträge zur Kenntnifs der französischen Sprache des XIV. Jahr-
hunderts; von Otto Knauer (Fortsetzung) 155
IV Inhalt.
Seite
Die norclwestrouiaiiischen Auslautsgesetze; von Julius Zupitza . 187
Zum Pariser Glossar 7692; von Adolf Toblcr 203
Titoli dei Capitoli della Storia lleali di Francia; per //. Michelant
(Fortsetzung) 217
Zu Roniulus; von //. Oesterley 233
Miscellen:
Zu den Bocados de oro, von J. Gildemeister. — Berichtigung
zu Mahn's Artikel „der Troubadour Cercamon" und
Tobler's Nachtrag dazu, von Edm. Stengel 239
Raparius; von Hennann Oesterley 241
Die Mundarten des südlichen Frankreichs in ihrem doppelten Ver-
hältnifs der Schreibweise und der materiellen Zusammen-
setzung der Worte; von H. Bartling 269
Zu der altspanischen Erzählung von Karl dem Grofsen und seiner
Gemahlin Sibille; von Reinhold Köhler 286
Lettere inedite di Ugo Foscolo ; mitgetheilt von Adolf Tobler. . 317
Sicilianische Volkslieder und Volksräthsel von Felix Liebrecht . 337
Kritische Anzeigen:
Italienische Novellen. 1. Novelle di G. Sercambi. Bologna,
1871. Angezeigt von R. Köhler 347
Spanische Bearbeitungen arabischer Werke; von M. Steinschneider 353
Zu Romulus; von Dr. Emil Grosse 377
lieber einzelne Momente der Bedeutungsentwickelung in den ro-
manischen Sprachen; von Dr. Mieck 384
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia ; par H. Michelant
(Schlufs) 396
Kritische Anzeigen:
Italienische Novellen. Angezeigt von R. Kühler (Schlufs) . . 407
Romancero dei Cid. Nueva edicion anadida y reformada
sobre las antiguas, etc. publ. por Carolina Michaelis.
Leipzig, 1871. Angezeigt von Lemcke . 415
La Gerusalemme liberata di Torquato Tasso. Riveduta sul
testo e corred. di note crit. ed illustr. per cura di G.
A. Scartazzini. Leipzig, 1871. Angezeigt von Lemcke. 417
Bibliographie des Jahres 1870; von Adolf Ebert, Adolf Tobler
und dem Herausgeber 419
Register 467
Zur provenzalischeu Literatur.
Zur proveiizalischen Literatur.
1.
Ein lateinisch -provenzaüsches Lied.
In der Benedictbeuerer Handschrift zu München,
welche J. A. Schmeller unter dem Titel „Carmina Bu-
rana" (Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart
XVI, 1847) herausgegeben, steht unter Nr. 81, S. 167 fg.,
ein lateinisches Liedchen, untermischt mit romanischen
Versen. Ehe wir deren Sprache näher betrachten, mufs
bemerkt werden, dafs die beiden ersten Strophen nicht
dazu gehören, sondern ein Lied für sich bilden, wahr-
scheinlich auch noch die dritte, von welcher nur der An-
fang erhalten ist: es schlofs mit ben vermuthlich ein Blatt
der Vorlage der Hs. und dann fehlen Blätter, was der
Schreiber nicht bemerkte. Das Lied, welches uns inte-
ressiert, umfafst daher nur die Strophen 4 — 9. Schon
die unmittelbar vorhergehenden Lieder enthalten einige
romanische Worte, namentlich in den Refräns; der Re-
frän von 72 lautet:
Audi bela mia
mille modos Veneris
da hizevaleriu,
WO die romanischen Worte öer amia — da chivaleria zu
lesen sind. In 86 finden wir den ganz romanischen Re-
frän Tort a vers mei ma dama. Derselbe ist eine Parodie
des Refräns Tort a vers nos li mcstre ^ der zu einem von
Abälards Schiller Hilarius noch bei Lebzeiten des Meisters
(i 1142) gedichteten Liede gehört: Le Roux de Lincy,
chants historiques fran9ais 1, 6 — 10. Der sprachliche
Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. Xlf. 1. 1
2 Karl Bartsch
Character beider Refräns zeigt eine Mischung des fran-
zösischen und provenzalischen Idioms, die auf das Grenz-
gebiet beider als Heimat weist. Dieselbe Mischung, aber
mit stärker hervortretendem Provenzalismus , haben die
romanischen Verse des Liedes Sl'', wie wir es zum Unter-
schiede von den ersten drei Strophen nennen wollen.
Ich lasse den hergestellten Text hier folgen, der in der
Ueberlieferung schwer gelitten hat.
Proh dolor, quid faciam?
utquid novi Franciam?
perdo amicitiam
de la gentil:
5 iniser corde fiigiam
de cest paisf
Cum venrai en mon pais,
altre drut i aura pris:
pöder ai umi las!» a dir,
10 Die miserum,
suffero per su' nmor
supplicium.
Dies, nox et omuia
mihi sunt contraria ;
15 virginum colloquia
me fan planzer.
oy suven suspir e plur
me fan temer.
0 sodales, ludite,
20 vos qui scitis dicite ,
mihi mesto parcite,
grand ei dolur :
attamen consulite
per vostr' honur.
25 A^nia, per vostr^ ho7iiir
doleo , suspir e plur ,
per tut semlan ei dolur
gründe d!amer.
fugite nunc, socii,
30 lassem aler.
Hd. 4 de la segentil. — 6 de ces pay. — 7 veray in mont. —
8 altridrudi autrabris. — 9 podyra mi lassa dis. — 16 fay —
17 suuenz suspirer plu. — 18 fay. — 24 voster. — 26 suspirer plu. —
27 — 30 ey grande dolur. de amur fugite. nunc socii aler lassem aler.
Zur provenzalischen Literatur. 3
Tua pulchra facies
me fei planser milies ,
pectus habens glacies.
a remender
35 statim vivus fiereni
per iin baser.
Die Strophenform ist eine in der provenzalischen und
altfranzösischen Poesie vorkommende, sehr alte und volks-
thiimliche. Sie besteht in ihrer ursprünglichen Gestalt
aus viertaktigen Versen, deren vier zu einer Strophe
verbunden sind. Dazu kommt ein zweizeiliger Refrän,
dessen erste Zeile nach der dritten, die zweite nach der
vierten längeren Zeile steht. An die Stelle des Kefräns
trat dann ein Refränreim, d. h. der Reim der vierten und
sechsten Zeile geht durch alle Strophen hindurch, wäh-
rend in V. 1 — 3 und 5 der Reim mit jeder Strophe
wechselt.
In dieser Gestalt finden wir die Strophe bei dem
ältesten Troubadour, dem Grafen Wilhelm LX von Poitiers,
in dreien seiner Lieder, Farai un vers de dreit nien, Pos
vezem de novel ßorir^ Un vers farai pos me someill, nur
dafs hier überall die viertaktigen Verse mit einem Auf-
takt beginnen, also acht Silben haben. Zum Beispiel
diene folgende Strophe ^):
Farai un vers de dreit nien,
non er de mi ni d'autra gen ,
non er d'amor ni de joven
ni de ren au,
qu'enans fo trobatz en dormen
sobre chevau.
Genau in derselben Form findet sich die Strophe in
altfranzösischen volksthümlichen Liedchen: so in einer
Fassung des beliebten Themas von Schön Aelis, Roman-
zen und Pastourellen II, 82.
Main se leva bele Aeliz :
« dormez , jalous, je vos en pri.»
biau se para , miex se vesti
') Vgl. Diez, altromanische Sprachdenkmale S. 122 fg.
1*
4 Karl Bartsch
desoz le raim.
«mignotement la voi venir
cele que j'aim».
Dafs die Strophenform mit siebensilbigen Versen in der
That identisch ist mit der in achtsilbigen, lehrt am deut-
lichsten die Variation des Themas von Schön Aelis in
siebensilbigen Versen. Romanzen und Pastourellen II, 86 :
Aaliz main se leva.
«bon jor ait qui mon euer a».
biau se vesti et para
desoz l'aunoi.
«bon jor ait qui mon euer a,
n'est pas o moi ».
Der Graf von Poitiers hat auch eine modificierte Ge-
stalt der Strophe mit einer Zeile mehr, indem der Refrän-
zeile vier Verse vorausgehen:
Ben voill que sapchon li pluzor
d'un vers, si's de bona color,
qu'eu ai trait de mon obrador,
qu'eu port d'aieel mestier ia flor,
et er vertaz,
e posc en trair lo vers auctor,
quant er lassaz.
Dagegen verkürzt der Mönch von Montaudon die ur-
sprüngliche Strophe um eine Zeile und schickt dem Refrän-
reim nur zwei Verse voraus:
L'autre jorn m'eu pogei al eel
qu'anei parlar ab saint Miquel,
don fui mandatz;
et auzi un clam quem fon bei:
eras l'aujatz.
Pei're Cardinal hat zwar die ursprüngliche Zahl von
Versen, aber er scheint, wenn die Ueberlieferung nicht
entstellt ist, sieben- und aehtsibige Verse zu mischen,
was noch mehr die Identität der Form von sieben- und
achtsilbigen Versen bestätigt; Raynouard 4, 441 ^):
1) Die beiden ersten Strophen, anders gebaut, gehören nicht zu
dem Liede, T hat sie auch gesondert.
Zur provenzalischeu Literatur. 5
Clersia uo valc auc mais tau ,
que soli anar precicau:
aras van peiras lansan
a l'autra gen ,
e tenou per plus publican
cel quis defen.
In der ersten Zeile fehlt in C mais^ in der vorletzten
jj/«s, aber in der siebensilbigen dritten stimmen alle Hss.
überein. Aehnlicher Wechsel in der folgenden Strophe,
denn alle Hss. beginnen Cavaliers solou raubar^ während
die beiden letzten Strophen regelmäfsig achtsilbige Verse
haben.
Marcabrun hat die ursprüngliche Strophenform, aber
er bindet die Reiuie etwas anders , indem er die zweite
Zeile mit dem Refränreim reimen läfst: für die Melodie
macht das keinen Unterschied. Archiv 33, 335:
Lo vers comens quan vei del fau
ses foilla lo cim el braniiuill ,
com d'auzel ni rana non au
chan ni grondill,
ni o farai josta al temps chau
quel vais brondill.
Auf den volkstümlichen Character dieser Strophen-
form hat bereits Diez (Sprachdenkmale S. 121) hingewie-
sen. Eine deutsche Form ist es nicht, auch aus der
lateinischen Poesie nicht nachweislich. Sie kommt im
Norden wie Süden Frankreichs vor, auf einem Boden,
wo ehemals Kelten safsen. In der Strophenform eine
alte keltische Volkweise zu erblicken, darin bestärkt mich
ihr Vorkommen in der schottischen Poesie. Robert Burns,
der seinen Liedern sehr häutig Volksmelodien zu Grunde
legt, hat sie gar nicht selten. So in dem hübschen Ge-
dichte, to a mountain daisy (1786):
Wee, modest, crimson-tipped flow'r,
thou 's met me in an evil liour;
for I mann crush amang the stoure
thy slender stem :
6 Karl Bartsch
to spare thee now is past my pow'r,
thou bonnie gem.
Vgl. meine Romanzen und Pastourellen, Anmerk. zu
II, 82.
II.
Provenzalische Verse im Renart.
Als Renart zum Tode verurtheilt ist, verlangt er
vorher zu beichten. Belin der Widder und Grimbart der
Dachs nehmen ihm Beichte ab. Während dessen kommt
Bruder Bernart, qvi de Granmont ert repairiez 15111:
nachdem er vernommen, was hier geschehen soll, begibt
er sich zum Köjiige und le sahia moult doucement 15128.
Im Folgenden aber weichen die Hss. Gange 68 der
grofsen Pariser Bibliothek und Beiles -lettres fran^aises
60 der Arsenalbibliothek ab und fahren fort (Chabaille?
Supplement S. 176):
en soll langage doucement,
por Renart le va sermonant,
en son langage vost parier u. s. w.
und dann wird er redend angeführt, diese Rede aber
weicht von dem Texte der übrigen Hss. ab, doch so,
dafs man eine gemeinsame Vorlage erkennt. Die beiden
genannten Hss. geben die Worte, wie man namentlich
aus den Reimen sieht, in provenzalischer Sprache, die
übrigen in französischer. Ersteres ist ohne Frage das
ursprüngliche : der Dichter läfst den aus Südfrankreich
kommenden Mönch in südlichem Idiom sprechen, wie
Renart an einer andern Stelle in absichtlich entstelltem
Französisch redet, weil er sich für einen britannischen
Spielmann ausgibt (V. 12107 fg.).
Die ursprüngliche Fassung ist allerdings auch in
jenen beiden Hss. von den französischen Schreibern nicht
Zur provenzalischen Literatur. J
unangetastet geblieben, doch ohne Schwierigkeit überall
herzustellen.
«Gentils reis», dist il , « entendatz
e ma paraula escoutatz:
no pot aver ab dieu estat
qui no perdona aicun pecat.
5 per tal conseil com sai donar
si en laissatz Rainart anar.
per vostr' amor sui sai vengutz
que Rainartz no sia pendutz.
molt fort vos prec, emperador,
10 que no crezatz lauzenjador;
el segle no fan al que mal ,
la pen' en auran enfernal.
per so, si Rainartz es vencutz,
donatz lo mi, si er rendutz ,
15 bos reis, per s'arma espurgar:
ancar poira ben dieu amar.
senher, per dieu lo nos donatz
de Rainart vos sui atiatz,
monge en farem , dieu servira ,
20 sa vida en Forde esmendara.
aujatz», dist il, «emperador,
dieus no vol mort de pecador;
esmen se , si fass' alcun ben ,
salvar se pot, s'a lui no ten
25 segon Testat del volpillatge:
er toz Jörns mais en moniatge.»
Im zweiten Verse haben die Hss. et a ma i^arole
escoutez, escouter mit ä ist französisch ebenso ungewöhn-
lich wie prov. escotctar: die Schreiber haben die Präposi-
tion eingeschoben, weil ihnen der Hiatus paraula escou-
tatz anstöfsig war, der aber provenzalisch ganz in der
Ordnung ist. Aus gleichem Grunde ist V. 15 geschrie-
ben bons reis et por farme^ d.h. et eingeschoben, weil
ar7na espurgar einen Hiatus bildet. V. 3 und 25 ist estat
nicht nach provenzalischem Brauche, man würde viel-
mehr estatge erwarten. V. 6 habe ich umgestellt, die
Hss. haben ve7nr Ramart (: donart), ein unmöglicher
Reim, auch eine Assonanz donar : Rainart ist nicht wahr-
scheinlich. V. 8 haben die Hss. et que R. ne seit, wieder-
um ist wie V. 15 eingeschoben, aber aus anderem Grunde,
weil der Conj. des Verb, subst. im Französischen nur
8 Karl Bartsch
eine Silbe bildet, also der Vers zu kurz war. In den
beiden folgenden Zeilen habe ich die indirekte Rede in
die direkte verwandelt, die Hss. haben moult fort pria
Ve. qu'il ne creust losanjador^ vgl. 15145 der Ausgabe; da
sich in den Reimworten die provenzalischen Formen
erhalten haben, so müssen die beiden Zeilen provenzali-
sche Fassung gehabt haben, diese findet sich aber nur
in direkter Rede, denn iiberall wo der Dichter erzählt,
braucht er natürlich sein Französisch, wie in dem ein-
geschobenen dist iL V. 1. 21. Der Vocativ emperador
aber kommt auch V. 21 vor. V. 13 für per so haben die
Hss. das unprovenzalische porquant. V. 18 steht cifigaz^
dies könnte für qficatz stehen, was jedoch zum Sinne
weniger gut als afiatz pafst. moniatge in der letzten Zeile
ist allerdings keine nachweisbare provenzalische Form,
aber an sich durchaus statthaft.
III.
Provenzalisches Weihnachtslied.
Die Pariser Handschrift fonds fran9ais 24954, früher
La Valliere 152, eine Papierhandschrift in Quart aus dem
15. Jahrhundert, enthält auf Bl. 13 — 210 die Vida de
San Honorat von Raimon Feraut, und auf Bl. 223^ bis
225'' ein Weihnachtslied, das einzige provenzalische das
wir kennen, und das daher mitgetheilt zu werden ver-
dient.
Cantinella in nativitate domini.
Am graut alegrier annem vesitar
la verges Maria el sieu bei filh car.
Nostre senhor dieus trametra del cel
messagier nouvel , l'angel Gabriel ,
■') de Josep l'esposa pres a saludar,
la verges Maria e a consolar.
Zur provenzalischen Literatur.
((Ave verges pura! non ajas temor,
car en tu s'enclina nostre Salvador,
e sera fach home per nos a salvar
10 lo filb del altisme, d'aysso non duptar.
Lo sanct esperit sobre tu vendi'a,
car en tu s'enclina e solombrara,
e seras tu mayre del filb de dieu car,
precios e sanct, non aura ges par.
15 Ves, Helizabet aras porta fruc
en sa gran vilbeza, un filb ben astruc.
aras son .VI. mezes qu'ella ha conseuput-
non es enpossible de dieu eucarnuar.»
E tantost la verges ambe bumilitat
20 respondet a l'angel plen de sanctitat
((de dieu sui serventa per son plazer far:
fassa si ves mi segon ton parllar.»
Quant hac consentit dieus a encarnnar ,
lo sanct esperit tost hi va hobrar,
25 e mot sotilment l'annet enprenbar,
e cant venc son temps , la fes enfantar.
En aquest mejan Joseph fon duptos,
car non la toquet en temps que mays fos.
mays sicretament el la volc layssar:
30 l'angel li va dire (c non o deves far.
Joseph, de David tu yest filh mot car.
so que te diray vuelhas escoutar,
que may non fom home que volgues tocar
la tieua espoza, per que non duptar.
35 So que es en ella, dieus ha tot bobrat,
lo sanct esperit l'enfant ha format.
lo sieu nom Jhesus li dejas pauzar,
car aquel enfant deu lo mont salvar.»
La verges Maria, cant l'enfant fom nat,
40 en US petis drapes l'a envolopat.
entrel buou e l'aze lo va repausar,
e dedins la grupia lo van adorar.
Quant lo buou e l'aze lo van regardar,
eis s'i ajunelhon, van lo adorar:
11 sperit. — 24 sperit. — 36 sperit. — 40 iis fehlt. — 41 entre
— 44 aiunelhoron.
10 Karl Bartsch
45 la palha el fen laysseron estar,
per so que la mayre lo pogues colcar.
Quant l'enfant plorava, lo va vesitar
la verges Maria, apres allachar
de las plenas poussas, car dieus va mandar
50 lach habundadament per lo sadollar.
L'angel deyssendet del cel als pastos
e anunciet gran gauch a trestos,
que la verges pura aj'a enfantar
dieus e creatura per lo mont salvar.
55 Gran companha d'angels del cel deytisendet,
an l'angel fizel tantost s'ajustet,
gloria a dien anneron cantar,
car li ha piagut son filh home far.
Pas del cel en terra han annunciat
GO a tot hom que agra bona voluntat,
volra dieus temer e son plazer far
el volra servir e tostemps amar.
Los pastos ensemps tost s'en van annar,
hon l'enfant nat era eis van ensercar.
(35 Bethlehem intreron , la lo van trobar ,
Joseph an la mayre, van lo saludar.
Gran festa meneron quant lo van trobar:
quant l'an connegut van lo adorar,
e quant s'en tornavan lur aver gardar,
70 eis mays non cessavan de dieu a lausar.
Quan fon circumsit, nom li van pausar,
Salvador del mont lo van appellar.
e cant fom talhat, el annet sannar.
la mayre o vi, comenset plorar.
75 Quant l'enfant senti la peyra talhar,
gran pena li dona, e va fort cridar.
la carn si separa, lo sanc va rayar:
so son las estrenas que nos volc donar.
Los tres reys s'en vengron davas orient,
80 en Jherusalem s'estela seguent.
lo rey que nat era eis van demandar,
car ellos venian per lo adorar.
61 c volra.
Zur pi'ovenzalisclien Literatur. W
Quant lo fom sauput , fom turbat lo rey ,
e fes tost venir aquels de la ley,
85 si avian legit ni podon trobar
que autre senhor degues governar.
Daves Bethlehem van determenar,
que en deu eyssir sei que deu regnar.
«ayssins es escrich» e ho van trobar,
90 e sobre aquo non podon plus far.
Tantost de prezent los en fes annar ,
daves Bethlehem los fes endreyssar;
eis l'agran trobat, deguessan tornar
per so qu'el l'annessa apres adorar.
95 E tantost apres l'estela s'en venc ,
daves Betleheem drecha via tenc.
eis la van seguir, va lur demostrar,
la hon l'enfant era si annet pausar.
Dins l'ostal intreron , van hi atrobar
100 la verges Maria an son enfant car.
aur, ensens e mirra li van prezentar
e per antra via s'en van retornar.
Purificatio.
AI temple s'en venc, l'enfant va portar,
a sanct Symeon l'annet prezentar,
105 e annet ufrir de eolomps un par
o de tordoletas per la ley servar,
Quant sanct Symeon hac l'enfant petic,
promes li avia lo sanct esperit
que mort non sentira fin qu'el l'agra vist,
110 aquel que devia tot lo mont salvar.
Quant sanct Symeon hac l'enfant tengut,
el l'a benezit e l'a connegut.
en lauzor de dieu pomenset cantar,
e d'aquesta vida si va enujar.
115 Tantost Symeon va prophetizar
qnel cor de la mayre deu coutel traucar
de dolor que agra de son bei filh car,
quant ella lo vira tant formens naffrar.
An grant alegrier etc.
108 sperit.
12 Karl Bartsch
Die junge Abfassuugszeit des Liedes kann nach den
Sprachformen, wie sie auch in den Reimen hervortreten,
nicht zweifelhaft sein: es ist schwerhch älter als das
14. Jahrhundert. Aber was ihm einen Werth verleiht,
ist die volkstümliche Schlichtheit, der einfache Ton, und
wahrscheinlich ist es ein wirklich gesungenes und ver-
breitet gewesenes Weihnachtslied. Dafür spricht der
zweizeilige Refrän, welcher der ersten Strophe voraus-
geht, vmd welcher, wie man aus dem Schlüsse sieht, am
Ende jeder Strophe wiederholt werden mufs, wahrschein-
lich von der Menge, während das Lied selbst ein ein-
zelner, ein Vorsänger, sang. Dafs die beiden letzten
Reime jeder Strophe auf ar ausgehen ist natürlich nicht
Zufall, sondern Absicht. Nur zweimal ist an dieser Stelle
der Reim gestört, V. 67 und 109.
Einfach wie die Darstellung ist auch die rhythmische
Form. Die Versart ist eine alte und gewifs volkstüm-
liche. Sie begegnet beim Mönch von Montaudon (Mahn,
Gedichte der Troubadours Nr. 408) , wo immer je drei
Zeilen von einer Halbzeile begleitet sind, die ganze
Strophe aus sechs ganzen und zwei halben Versen be-
steht.
Manens e frairis foron companho ,
anavo per via cum autre baro.
e quant ilh anavon niesclos de teuso ,
pauc tenc lur paria:
car quan Tun ditz oc e l'autre ditz no ,
quascus te em pes la sua razo:
ja de gran amor non aura razo
la lor coinpanhia.
Die Cäsuren gehen wie in dem Weihnachtsliede
beliebig weiblich oder männlich aus. Nur männlich sind
sie in einer Balade, deren erste Strophe lautet (Denk-
mäler 2, 25 — 32):
M'amia, bei cors, blanca lior de lire,
avinen e pros don' ap lo beii dire,
qu'ieu am mais de vos, dona, lo dezire
que d'autra no fai ni tot so quem plaja.
Zur provenzalischen Literatur. |3
Auch in der altfranzösischen Lyrik kommt diese
Versart nicht selten vor, was für ihren Ursprung charak-
teristisch ist, in Liedern von volkstiimlicher Haltung
und oft in den Refräns der Lieder. Ganz in diesem Vers-
mafs ist das hübsche Lied von der Nonne (Romanzen
und Pastourellen I, 33).
Quant se vient en mai ke rose est panie,
je l'alai coillir per grant druerie.
en pouc d'oure oi une voix serie
lone un vert bouset pres d'une abiete,
ebenfalls mit einem zweizeiligen Refrän, dessen Reime
mit dem Schlufs der Strophe gebunden sind:
Je sant les douls mals leis ma senturete.
malois soit de den ki me fist nonnete.
Ebenso begegnet dasselbe Versmafs I, 65. II, 2. (35. 76,
und zum Theil 11, 62. 63.' III, 11; in Refräns 1, 38,
82. II, 3, 10. 21, 20. 29. 27, 77.
Zuweilen sehen wir in dem Weihnachtsliede den
Cäsurreim auftauchen, auch das kommt in französischen
Liedern vor, so Romanzen und Pastourellen II, 71:
A l'entrant de mai l'autrier ehevauchoie;
en un pre trouvai touse qui s'onbroie.
cors ot cointe et gai , euz verz, crigne bloie.
vers li m'en alai, bien la saluoie,
dann aber in andere Versmafse übergehend. Nicht regel-
mäfsig in den Cäsuren gereimt ist eine Pastourelle von
Thiebaut de Nangis, III, 36.
Bei dem Troubadour Guillem Peire de Cazals fin-
den wir auch eine Cäsur nach der fünften Silbe, aber
dann eine Senkung am Beginn der zweiten Hälfte,
C 246«
D'una leu chanso ai cor quem eutremeta,
q'una donam fai la razo e lam dona,
qu'aras quan la prec mi ditz qualhors cometa
cum s'anc mais no fos dojosta sa persona,
14 Karl Bartsch
und dann andere Versarten. Bei weiblicher Cäsur bleibt
die zweite Vershälfte ebenfalls mit einer Senkung am
Anfang versehen, z. B.:
quan n'estara guaire greu ni'es quez o despona.
IV.
Provenzalisches aus Schweden.
Senors e donas, gran quonquist
podet far am diu Jesu Christ,
si de bon euer vollet ausir
so que vos vol comtar e dir.
5 aquel au de bon cor lo be
qui en son corage lo rete,
e puis pohat a hobre far
per que nol posque oblidar.
Senhors e donas, per niersi
10 escotat tuit, entendes mi,
qu'io vos vol de Jesu Christ parlar,
dosamen o devet escotar;
car novas . . d'eytal senhor,
don venon motas gens a gran honor.
15 nos las devem fort ben esfcotar,
Tun ni l'otre no deu parlar.
lo playn de la verge Marie
cridet tan fort en aquel dia
lo jor que lo jusius ahores hom
20 sopenderon nostre senhor
en la cros, don nos resemet
per lo seiu sanc que escampet.
nos devem aver pietat
quant ausirem l'umilitat
25 del veray payre glorios
que sufri en la cros per nos.
qant en la cros l'ogron levat ,
li fals jusiu Pogron botat.
dius Jesu Christ aiues perdon sies
30 trestot for ti prec que perdon lur fases,
quar negus hom no sap que si fase.
tuit l'escarniant e los gabavan,
los fals jusius lo menasavan.
la siue mayre fo equi,
35 que lo syu fil en la cros vi,
am d'otras donas ysemen:
Zur provenzalischen Literatur. |5
totas ploravan de türmen,
mas plus . . 'engoysosa
la siuue mayre presiuse
40 et a mervilar for irada,
marida e desconortada,
car en son ventre lo portet
es e dolor l'enfantet
e lo noyri' e l'alachet.
Die vorstehenden Verse finden sich auf zwei Vorsatz-
blättern einer Handschrift der königlichen Bibliothek in
Stockholm, Nr. XLiv, Pergament des 14. Jahrhunderts:
vgl. George Stephens, Förteckning öfver de förnämsta
Britiska och Fransyska Handskrifterna uti kongl. Bi-
bliotheket i Stockholm, S. 124. Sie nehmen die Rückseite
von Bl. 116, und die halbe Vorderseite von Bl. 117 ein.
Mein Freund, Professor Lidforss in Lund, liefs, da die
Schrift schwer leserlich ist, eine photolithographische
Nachbildung der beiden Blätter für mich nehmen, nach
welcher ich sie bearbeitet habe.
Die Verse, von einer Hand des 14. Jahrhunderts ge-
schrieben, sind nicht abgesetzt, auch nicht durch Punkte
von einander gesondert. Da Stephens als Anfangszeilen
angibt Senors e donas gran quonquist podet far^ und Sen-
hors e donas per mersi escotat, so mufste man zehnsübige
Verse erwarten, und die im Provenzalischen unhäufige
Cäsur nach der fünften Silbe (vgl. Sancta Agnes S.
XXVI fg.) , liefs in diesem Fragment etwas älteres uud
werthvolleres vermuthen, als die Einsicht bestätigt hat.
Gleichwohl verdient das Fragment einen Abdruck, da es
auch sprachlich einige Besonderheiten zeigt.
Wiewohl die Hs. bei V. 9 einen Absatz macht, und
vorher einen freien Raum von einer Zeile läfst, so bilden
doch ofi'enbar beide Stücke ein Ganzes, vielleicht den
Anfang einer Marienklage. Die Ueberlieferung ist nichts
weniger als fehlerfrei, die Verse mehrfach zerstört; ich
lasse einige sprachliche und metrische Bemerkungen hier
folgen.
1. Die Schreibung quofiquist ist auffallend, sie hat
indefs ihre Analogie in Schreibungen wie quastiazo, casti-
gatio, Lex. Rom. 2, 355, qualiditat, caliditas 2, 290 u. a..
IG Karl Bartsch
und beweist, dal's die Aussprache des provenz. qu nicht
der des italienischen, sondern der des französischen und
spanischen qu gleich war.
2. podet für podetz^ ebenso vollet 3, escotat 10, de-
vet 12; dies t findet sich schon in sehr alten Denkmälern,
in der Oxforder Uebersetzung des Evangel. Johannis,
dizet ehrest. 2, 16, fazat 21, sabet 24, seret 25 u. s. w.,
in einem geistlichen Liede, aprendet Chrest. 16, 40, sabjat
17,5, dijat 18, 18. Auch noch in späteren, Beda's liber
scintillarum , Chrest. 229, 19 mnat. Daraus und aus an-
deren sprachlichen Eigenthümlichkeiten , und aus der
corrumpierten Ueberlieferung ist auf eine ältere Vorlage
zu schliefsen, die ins 13. Jahrhundert zurückreicht. —
Die Hs. hat iesu chirt; V. 11 steht iesu chrit^ und 29 noch
mehr entstellt iuse chirt.
3. euer für cor ist nicht provenzalisch, sondern
französisch. In andern Worten ist allerdings ue für o
später üblich, aber nicht in cor.
6. Die Verschleifung qui en weist auf jüngere Zeit,
das Ende des 13. Jahrhunderts, wenn sie auch vereinzelt
schon im Boeci vorkommt: Sancta Agnes S. xiii fg.
7. pohat. a : hobre steht in der Hs. pohat könnte
man als 2. Person plur. nehmen (vgl. zu 2), aber an-
gemessener ist doch die 3. sing. Der Strich über o mufs
vergessen sein; es ist ponh (von ponhar') zu schreiben,
und at a ist entstellt aus a tal, also der ganze Vers e
puis ponh a tat hobre far.
9. Die unprovenzalische Form mersi wird erst vom
Schreiber herrühren; der Dichter reimte merse : me.
11. Der überladene Vers wird richtig, wenn man
liest: qii'ieus vol. — Nach chrit gerieth der Schreiber in
V. 2 und schrieb si de bon (= 3), strich es aber aus.
12. 0 ist aus metrischen Rücksichten zu streichen.
13. Das dem Sinne und Verse fehlende Wort wird
die gewesen sein, der gleiche Anlaut d verschuldete den
Ausfall.
14. um zwei Silben zu laug; vielleicht don ve la
gens.
15. fort mufs getilgt werden.
Zur provenzalischen Literatur. |7
16. otve : 0 für au durch französischen Einflufs; für
a steht es in ogron 27. 2S.
18. Die Hs. hat e naquedii.
19. 20. sind ofienbar entstellt: lo jor wird zunächst
zu streichen sein, da es nur aquel dia glossirt. ahores
hom ist vermuthlich corrumpiert aus a desJwnor.
20. sopenderon steht für sospenderon.
21. Die Hs. hat domioresemet.
22. sein^ das auch sem gelesen werden kann, steht
für sieu.
29. 30. sind wieder verderbt, und der Reim gestört.
Ohne eine stärkere Aenderung wii'd hier nicht zu bessern
sein. In 29. oO stecken wohl drei Reimzeilen, etwa
dius Jesu Christ, ajes perdon,
sies trestot
foi't ti prec que perdon lur fases,
quar negus no sap que si fase.
32. lies el gahavan.
34. equi für aqui.
38. ist wie Vers und Sinn zeigen unvollständig: es
wird zu lesen sein mas plus de totz fo ejigoysosa.
43. um eine Sylbe zu kurz: etwa es e gran dolor.
Karl Bartsch.
•lahrb. f. roin. u. engl. I-it. XII. 1.
18 Dr. Eduard Mall
Zum „Romiilus". *)
In die noch immer ziemlich dunkele Geschichte der
aesopischen Fabel im Mittelalter wird durch die unten an-
geführte Schrift einiges Licht gebracht. Wir erhalten in
derselben eine neue Edition des llomulus auf Grund einer
neu entdeckten Hs. (Brit. Mus. Burney 59) aus dem
10. Jahrhundert, sowie den Text aller derjenigen lateini-
schen Prosafabeln, welche in den „Romulus" betitel-
ten spätem Ausflüssen desselben zu dem ursprünglichen
Bestände der Romulus'schen Sammlung hinzugekommen
sind, und endlich in der Einleitung einen Abrifs der
Geschichte der aesopischen Fabel im Mittelalter. Indem
Oesterley den eigentlichen Romulus in seinen verschie-
denen Recensionen genau von den mehr oder weniger
selbständigen Bearbeitungen desselben scheidet, theilt er
diese in mittelbare und unmittelbare. Unter die letz-
teren gehöre namentlich der Anonymus Neveleti, so-
dann auch die niederländische Fabelsammlung, die von
J. A. Clignett (in Bijdr. to de oude nederl. letterkunde,
Gravenh. 1819) herausgegeben ist. Weniger erforscht
war bisher eine dritte Gruppe von Ausflüssen des Ro-
mulus, deren bedeutendster Vertreter der „Esope" (so,
nicht Ysopet, lesen die besten Hss.) der Marie de France
ist. Auch Marie spricht von einem „Kaiser" Romulus,
aber in etwas dunkeler Weise. Dagegen gibt sie als ihre
Quelle den Aesop an, so wie er aus dem Griechischen
ins Lateinische und später auch ins Englische übertragen
sei; letztere Uebertraguug, die von König Alfred ver-
anstaltet sei, will sie benutzt haben. Von ihren 103 Fa-
beln finden sich nur ungefähr 60 beim Romulus; woher
sie den Stofl" zu den übrigen genommen, und was es mit
der englischen Uebersetzung des Alfred für eine Be-
*) Romulus, die Paraphrasen des Phaedrus und die aesopische
Fabol im Mittelalter, von Hermann Oesterley. Berlin 1870.
Zum „Roniulus". 19
wandtnifs habe, konnte bisher trotz allen Nachforschungen
nicht ermittelt werden, auch der Fund Robert's, dessen
„Romnlus de la Bibliotheque du Roi" unter 22 Fabeln
auch eine Reihe der sonst nur aus Marie's Werk be-
kannten Stücke in lateinischem Gewand aufweist, konnte,
so lauge et allein stand, das Dunkel nicht lichten. In
Folofe neuerer Entdeckuno^en erwies sich nun zunächst
die Recension, die wir bei Marie finden, als nicht allein-
stehend, sondern an die Seite traten ihr zwei nieder-
deutsche Fabelsammlungen, die Gerhard's von Minden
(wovon Mittheilungen bei Fr. Wiggert, Zweites Scherf-
lein etc., Magdeburg 1836) und eine Wolfenbütteler Hs.,
aus welcher HoflFmann von Fallersleben (Germania 13, 469
und Niederdeutscher Aesopus 1870) Proben mitgetheilt
hat. Beide stehen unter sich und zu Marie's Esope in
so naher Verwandtschaft, dafs eine gemeinschaftliche
Quelle für alle drei sehr wahrscheinlich wurde und
wirklich hat Oesterley eine lateinische Fabelhandschrift
(XV. Jahrh.) in Göttingen entdeckt, welche unter 134
Nummern sämmtliche Fabeln der Marie de France mit
Ausnahme einer einzigen ^) inhaltlich aufweist. In obigem
Werke theilt er nun in üeberschriften den Inhalt sämmt-
licher 134 Stücke mit und bringt auch den Text der-
jenigen zum Abdruck, welche nicht schon dem Stoffe
nach beim Romulus oder in den anderen von ihm ge-
druckten Fabeln sich finden (Oesterley, Romulus S. 102
bis zu Ende).
So interessant diese Entdeckung an und für sich
ist, so war sie doch, wenn auch auf anderem Wege, längst
vorbereitet. Indem ich, mit einer neuen Ausgabe der
Dichtungen der Marie de France beschäftigt (die jedoch
durch die sodann eingetretene Unmöglichkeit, die Pariser
Hss. zu vergleichen, ins Stocken gerathen ist), auch
den Quellen ihrer Fabeln nachspürte, brachte mich die
Benutzung einiger gelegentlich hingeworfener Winke bald
dahin, dafs ich nicht nur die von Oesterley entdeckte
') Nach Oesterley p. xxxv; es fehlen jedoch zwei; s. unten S. 24.
2*
20 I^r. f:duard Mall
Hs. Burney des Roinulus keuneu lernte '), sondern auch
in Bezug auf die Quelle von Marie's Esope zu ähnlichen
Resultaten wie mein Vorgänger gelangte, und so im
Stande bin, die letztern in einigen Punkten zu ergänzen.
Schon der Abbe de la Rue und, ihn copierend, Ro-
quefort hatten auf eine lateinische Fabelhandschrift des
Britischen Museums aufmerksam gemacht (Bibl. reg. 15 A
VII. XIII saec), weil sie ähnlich wie Marie von einer eng-
lischen Uebersetzunor des Romulus durch einen rex ansrlie
1) Man sermifst bei Oesterley eine eingehende Untersuchung des
Verhältnisses der beiden Hss., nach denen er den Romulus edirt, des
Cod. Burn. (A) und des Divion. nach Apogr. Gud. (B). Da die
beiden Hss. offenbar in einer sehr nahen Verwandtschaft stehen , so
wäre es zur Beurtheilung der Schlüsse des Herausgebers auf p. xi
nothwendig zu wissen, ob sie zwei oder nur eine Autorität repräsen-
tiren. Divion. könnte leicht aus Burn. geflossen sein, ja als ich den
Burn. fand, dachte ich einmal an die Möglichkeit einer Identität bei-
der. Der Divion. selbst ist „verschollen«'; alle unsere Kunde über
ihn bei Burmann, Lessing, Schwabe etc. bis auf Oesterley selbst, be-
ruht auf Gude und seiner Abschrift; die Beschreibung, die letzterer
von der Hs. giebt (bei Lessing, Werke ed. Lachmann IX, 44), enthält
nichts, was nicht auch auf den Burn. angewandt werden könnte (denn
der Plinius kann ja im Laufe der Zeit vom Komulus getrennt und
letzterer separat eingebunden worden sein, wie denn der jetzige Ein-
band des Burn., wenn ich mich recht erinnere, noch nicht alt zu sein
scheint), und die auffallende bis auf Lese- und Schreibfehler sich er-
streckende Uebereinstimmung beider Hss. konnten einen solchen Ge-
danken nahe legen. Es' fehlte mir jedoch damals an Zeit, die Sache
näher zu untersuchen. Wenn nun auch die Varianten , die Oesterley
aus A und B mittheilt, hinreichen, die Annahme der Identität der Codd.
Divion. und Burn. abzuweisen , so läfst sich doch aus ihnen das
genaue Verhältnifs beider zu einander nicht genügend bestimmen. Sie
können eine bis ins Einzelne der Schreibung gehende Untersuchung
nicht ersetzen, zumal sie nicht ganz vollständig angegeben zu sein
scheinen. Wenigstens läfst eine Vergleichung der Stücke, welche Les-
sing (ib. S. 42 fg.) aus Apogr. Gud. diplomatisch genau reproducirt
hat, einige kleine Lücken erkennen. Danach fehlt z. B. in der zwei-
ten Zeile von Rom. IV, 14 das Wort puer im Apogr. Gud.; in der
folgenden Zeile liest letzteres scorpius (in Oesterley's Anmerkung schei-
nen scorpius und scorpulus verstellt und dadurch die Variantenangabe
unrichtig geworden zu sein): in Rom. IV, 22 Z. 3 liest Apogr. Gud. alli-
gaverit nicht alligauera^, und in der folgenden hat Apogr. Gud. nach
Lessing cTculi nicht cyculi. Liest A (Burney Hs.) vielleicht auch
crculH)
Zum ,,Romulus". 21
afi'rus, der natürlich Alfred ist, spricht. Auch Oesterley
erwähnt sie (S. xxxv), doch scheint er sie nicht näher
untersucht zu haben, da er sie sonst wohl genauer aus-
genutzt hätte. Sie ist nämlich nichts anderes, als ein älterer
Text derselben lateinischen Fabelsammlung, die in der
neuen Göttinger Hs. vorliegt. Die Hs. enthält nach dem
Catalog die praecepta moralia des Dionysius Cato (fol. 1),
die Belogen des Theodulus (fol.8r°), die Fabeln des Avian
(fol. 1 4r"), eine ., poetische Biographie" des Maximian (fol.
25v^°), die Achilleis des Statins (fol. 37 v=°), Claudian
de raptu Proserpinae (fol. 56 y°'^), ein lateinisches Bufs-
gedicht (fol. TG r" col. 2) und endlich unsere Fabelsamm-
lung fol. 77 r" bis zum Ende der Hs. fol. 8-3 v^° (worauf
noch Kritzeleien, die 10 Gebote und dergl. folgen). Sie
stammt aus dem XIII. Jahrh. ; mehrere Texte, u. a. der
Avian sind mit unleserlich klein geschriebenen Rand-
noten versehen; auch unser Stück ist eine wahre Augen-
probe, so klein geschrieben, so mit Abkürzungen über-
laden und die Blätter theilweise so vergilbt und be-
schmutzt, dafs die Entzifi'erung äufserst erschwert ist; auch
sind manche Stellen im Text hoffnungslos corrumpirt.
(Was man mit einigem Leichtsinn aus der Hs. heraus-
lesen kann, davon gibt die einzige davon gedruckte
Fabel [in Keliquiae antiquae ed. Th. Wright and J. O.
Halliwell. London 1841, I, S. 320] ein interessantes
Beispiel.) Die Einleitung bildet ein Prolog, auf den
.").') Fabeln und der Anfano^ einer sechsundfünfzigsten fol-
gen, nach den ersten Zeilen der letzteren bricht die Hs.
ab. Die Uebereinstimmung des Textes unserer Hs.
mit der Göttinger ist fast wörtlich, so dafs so mangel-
haft unter den obwaltenden umständen meine Ab-
schrift des Codex werden mulste, sie doch hinreicht,
einige Stellen der von Oesterley aus der Göttinger Hs.
gedruckten Fabeln zu verbessern. *) Noch mehr Aus-
') Z. B. (T bezeichnet den von Oesterley gegebenen Text, L di •
Londoner, B die gleich zu erwähnende Brüsseler und G die Göt-
tinger Hs.) :
22 Dr. Eduard Mall
beute aber würde die Collation einer dritten Hs. des-
selben Textes ergeben, die sich zu Brüssel befindet.
Auf diese wurde ich durch eine Anmerkung bei Du Meril
(Poesies inedites S. 15o, Anm. 5) aufmerksam gemacht,
da daselbst drei Fabeln aus derselben abgedruckt sind,
von denen die erste (De füre et sathane) sich auch in
der Londoner Hs. gleichlautend fand. Von der Brüsseler
Hs. habe ich nur soviel notirt, als sich bei einer zwei-
stündigen Benutzung auf der Durchreise thun liefs, doch
genügt es, den Charakter derselben festzustellen. Sie
trägt die Nummer 536, ist auf Papier recht leserlich ge-
schrieben, nicht paginirt und stammt aus dem 15. Jahrh.
Rubriken: Incipit prologus esopi in librum fabularum
und später: Incipit liber fabularum, quas esopus grecus
Oesterley Romiilus S. 102, Z. 5 rursum T, riiius L; ib. Z. 17 und
18 male portare illud T, malum illud portendere L; ib. Z. 19 furem
rei T, finem rei L; ib. Z. 20 periturus T, partiturus (lies pariturus L);
ib. Z. 27, intermittendo T, introm. L; Z. 28 interspiciens T, introsp. L ;
Z. 29 0 ut foret T, O ut umbra f. L; Z. 30 distructa T, discinta L;
Z. 35, 36 fale in.saturato T, sale infatuato L; Z. 37 crederet T, credere L.
S. 103 Z. 3 falli T, fallere L; ib. Z. 11 iudicem T, iudice L;
Z. 11, 12 statt Vir bis verba T, Vir itaque facilis falli uerba L; ib.
Z. 14 — 16 Item — illum fehlt L; Z. 29 furta furtorum T, furcas furor.
L; Z. 30 viriliter T, uiliter L.
S, 104 Z. 14 sua T, sue L; Z. 37 cum fehlt L me expectat T, ad
me spect. L.
S. 105 Z. 1 debes T, debeo L ; de pura f. T, depicta f. (lies de
pacta f.) L; Z. 6 fossum T, socium L; Z. 17 nach mirabatur: et ut
moris est uri cepit in uetitum (et uisum etc.) L: Z. 24 — 26 bis Schlufs
fehlt L •, Z. 29 curare T, arare L; nach agrum: colere L.
S. 106 Z. 5 leiuno — sabbato fehlt L; Z. 7 nach suam: et pueros
suos et amplius nullum L; Z. 13 vicimus T, uicinus L; Z. 16 visa
sape T, est uisa sapere L; Z. 20 regulatu T, reatu L; Z. 26 volucris
est data faris T, uolucris data fatis L ; Z. 29 bis Schlufs fehlt L.
S. 107 Z. 7 optatum — fuit T, optatis — affuit L; Z. 8 subiit T, sub-
dit L; Z. 14 rescruciret T(!), reseruaret L. fugare prop. T. f. me pr. L,
Die folgenden Fabeln sind in L nicht mehr enthalten.
In der Vorrede Oesterl. S. xxxi sind die hauptsächlichsten Va-
rianten:
Z. 15 mundi contulit T, mundo tulit L und B; Z. 16 Esopion T>
esopum L; Z. 21 romano — venit T und B, fehlt L; Z. 25 nach loquen-
tes folgt: Arbores L; Z. 25 eas T, de eis L; Z. 25 und 26 scripsit B,
scribit L.
Zum ,,Romuhis". 23
homo ingeniosiis studiose collegit et litteris eas couimen-
dari pulclirum iudicaiiit et vtile. Wie mau aus den Pro-
ben bei Du Meril ersehen kann (die Fabeln, die er giebt,
stehen bei Oesterley appeud. ;>5, 57, (55^), ist auch diese
Hs. ein Exemplar desselben Textes, den die Göttinger
und Londoner Hss. bieten, ja sie scheint zu der ersteren
in naher Verwandtschaft zu stehen. Somit wird aus dem
Cod. Gotting. Oesterley's ein Exemplar einer eigenen,
wie es scheint, ziemlich alten und weitverbreiteten Fabel-
sammlung; wir haben eine dritte Gruppe, dies ich selb-
ständig neben den Anonyinus Neveleti und die niederländi-
schen Fabeln stellt. Leider hat Oesterley, dem Plane seines
AVerkes gemäfs, nur einen Theil der Stücke der Göttinger
Hs. abgedruckt (41 Fabb.); doch ergibt schon ein Ver-
gleich des Gegebenen, sowie des Inhaltsverzeichnisses
(auf S. XXXI — xxxv) mit meinen Notizen einiges In-
teressante. Danach enthält G 134 Stücke und einen
Avian. Unter n''. G verzeichnet der Heravisgeber nur
eine Fabel, die vom Löwenantheil ; in B sowohl, wie in L,
wie auch bei Marie, wird diese Fabel in etwas veränder-
ter Gestalt zweimal erzählt; es wäre interessant, zu
wissen, ob dies auch in G der Fall ist. Zählen wir
diese beiden Fabeln für eine, so stimmen alle 3 Hss. in
Inhalt und Anordnung der Stücke überein bis n". 48
incl. Von hier ab trennt sich L, indem die folgenden
Stücke in der Anordnung abweichen, ß und G stimmen
auch ferner in Inhalt und Anordnung bis zu Ende iiber-
ein mit einigen Ausnahmen, auch in B folgt auf das
letzte Stück ein Avian. Jene Ausnahmen sind nun fol-
gende: B hat 135 Stücke (sofern ich richtig notirt
habe, denn B hat keine Nummern), eins mehr als G,
indem nach n°. 58 (Wolfsfell) — als n°. 59 unter der
Ueberschrift: De wlpe et vrsa — die bewufste Fabel von
der Ueberlistung der Bärin (alias Wölfin) durch den lüster-
nen Fuchs folo;t. Dadurch wird die Uebereinstimmungr
der Nummern nochmals gestört; indessen ist Grund zu
vermuthen, dafs in der Vorlage von G diese Fabel vor-
handen war; denn wie Oesterley S. xxxv anmerkt, ist
in G die Bezifferung von n^. 81 ab unrichtig, indem die
24 Dr. Eduard Mall
Zifier von da ab stets um 1 zu hoch ist; dies würde sich
am besten erklären, wenn die Vorlage von G unsere
Fabel auch enthalten hätte; der Abschreiber mag sie aus
begreiflichen Gründen weggelassen haben. Möglicher-
weise stand sie sogar in der Vorlaa-e von G an derselben
Stelle wie in B (als N°. 59), da es nicht wahrscheinlich
ist, dai's der Schreiber von G den Irrthum in der Be-
zifferung da gemacht habe, wo er von der Vorlage ab-
wich, sondern eher dafs er die Bezifferung eine Zeitlang
mit Bewufstsein änderte, bis er es einmal (bei N°. 81)
vergafs und gedankenlos in die seiner Vorlage zurückfiel. ^)
Eine weitere Abweichung ist, dafs n°. 87 in G (Ameise
und Grille) in B N°. 85 ist; und in Folge dessen die
N ummern 85 und 86 in G den Nummern 86 und 87 in B
entsprechen; von n°. 88 ab ist wieder Uebereinstimmung.
Auffallend jedoch ist eine Verderbnifs: die Fabel
(122) vom Wolf, der lesen lernt, ist in B zerrissen;
der Haupttheil steht an derselben Stelle wie in G, allein
der Anfang ist davon abgetrennt und steht zwischen N°.
56 und N°. 57. Er lautet hier (ohne Ueberschrift) :
Ab antiquo habemus quod quilibet lupus in eadem pelle
moritur, in qua nascitur. Lupus capiatur et sepe per
1) Der Herausgeber hat die Abwesenheit dieser Fabel (bei Marie
N". 60) in seiner Tabelle (S.xxxi — xxxv) nicht bemerkt, sondern nur die
von Marie's Fab. 22, und zwar kommt der Irrthum wohl von einem
andern Irrthum, indem nämlich die 74. Fabel Marie's in der Liste
zweimal aufgeführt ist (zu N". 40 uud zu N". 79, an letzterer Stelle ist
sie zu streichen). Ein drittes Versehen hat uns um den Text einer
Fabel aus G gebracht. Unter N". 51 sowohl wie unter N". 121 finden
wir als Inhalt „Adler und Habicht" angegeben; ihnen entsprechen
die Nummern 53 und 81 bei Marie, und dennoch wird in beiden Fäl-
len auf append. 27 als lateinischen Text für beide verwiesen. Dieser
Text entspricht jedoch nur der einen Fabel Marie's (N°. 81), während
die andere bei derselben einen ganz verschiedenen Inhalt hat. In
dieser kommen Adler und Habicht ebenfalls vor, aber die dritte
Hauptrolle gehört nicht wie dort dem Kranich, sondern spielenden Tau-
ben , die der Habicht aus Furcht vor dem Adler nicht zu behelligen
wagt und statt dessen zu leeren Drohungen seine Zuflucht nimmt.
Dafs auch in G N". 51 diese letztere Fabel ist, erschliefse ich aus dem
zufällig notirten Anfang der Fabel in B. Da nun diese Fabel beim
ßomulus und in den Extravaganten nicht vorkommt, hätte sie aus G
gedruckt werden müssen.
Zum „Romulus". 25
aurem trahatur, ut tandem presbiter fiat, semper tarnen
griseus erit.
Dies ist an und für sich keine Fabel und begreift
sich nur als Einleitung zu der später (N°. 122) folgenden:
De presbitero et lupo, welche aus G bei Oesterley S. 117
abgedruckt ist. Das Merkwürdigste ist jedoch, dafs diese
Fabel in der besten Hs. der Gedichte Marie's (MS. Ilarl.
978) dasselbe Schicksal hat; auch hier steht die Einlei-
tung vereinzelt avif fol. 77 v^° (alte Paginiruug), während
die eigentliche Fabel, natürlich ohne Einleitung, auf fol.
81 yso folgt. Wie nahe die Bearbeitungen sich stehen,
sieht man recht deutlich durch die V^erffleichuno- des
französischen Textes. Er lautet fol. 77 v^° (MS. Harl.
hat keine Ueberschriften):
Par ueille essample recunte ici ,
Que tuit ]i lu sunt enueilli
En cele pel .v. il sunt ne,
La remainent tut lur ee:
Ki sur le lu meist bon mestre,
Quil doctrinast a estre prestre,
Si sereit il tut dis gris lus ,
Fei e engres, leiz e hidus.
Folgt durch 15 Fabeln davon getrennt, auf fol. 82 v^°:
Un prestre uolst iadis aprendre
A un lu lettres fere entendre;
A. dist le prestre .a. dist li lus,
Que mut ert fei e enginnus,
.B. dist le prestre , di od mei ,
.B. dist li lus, iol otrei;
.C. dist le prestre, di auant;
.0. dist li lus, ai dune itant?
Respunt le prestre, ore di par tei;
Li lus li dist, ieo ne sai quei;
Di que te semble, si espel ;
Respunt li lus, il dit: aignel.
Le prestre dit que uerite tuche,
Tel en pense tel en la buche.
* Le plus dit hum souent
Cel dunt il pensent durement,
E par lur buche est euneu,
Ainceis que seit d'autre seeu:
La buche mustre le penser,
Tut deine ele de el parier.
20 Dr. Eduard Mall
Dazu die lateinische Fabel aus G N°. 122 Oesterl. 117.
Presbiter quidam docuit lupum literas. Presbiter dixit
a et lupus similiter. Presbiter b, et lupus similiter.
Presbiter dixit c et lupus similiter. Modo congrega ait
presbiter et sillabica. Et respondit lupus. Sillabicare
non scio, Cui presbiter: Ut tibi melius videtur sie di-
cito. mihi videtur quod hoc optime sonat agnus. Tunc
presbiter ait: Quod in corde hoc in ore. Moralitas. Lingua
clamat quod cor amat, hine sepe datur intelligere quid
verum sit in corde teneri.
Kann es einen schlagenderen Beweis für die Verwandt-
schaft zweier Texte geben? Ich habe die Einleitung aus ß
und die eigentliche Fabel aus Oesterley's Druck von G ent-
nommen; es ist aber bei der sonstigen Uebereinstimmung
beider Hss. kein Zweifel, dafs auch in B letztere lautet
wie in G. Ebenso wahrscheinlich wird auch G die ab-
gerissene Einleitung zwischen N". 56 und 57 enthalten,
doch schweigt der Bericht Oesterley's über diesen Punkt.
In spätem Hss. der Fabeln Marie's scheinen Kopf und
Rumpf der Fabel wieder vereint worden zu sein; wenig-
stens ist dies in Roquefort's Ausgabe der Fall (fab. 82)
und schwerlich wird man Roquefort im Verdacht haben,
diese Vereiniguno; durch Kritik herg-estellt zu haben
DO O
(vgl. dazu Hoffmann's Niederd. Aesop S. 48). Haben wir
nun so für unsere neue Version aesopischer Fabeln zwei
durchweg ziemlich congruente Hss., die durch eine ältere
L, die von fab. 1 — 48 ebenfalls congruent ist, unterstützt
sind, so bleiben doch noch zwei Hauptschwierigkeiten:
das Abweichen L.'s von B G nach N". 48 und das Ver-
hältnifs des Romulus Roberti zu L B G.
Was L betrifft, so scheinen sich die nach N". 48
folgenden Fabeln auch alle in G und B zu finden: den
Ueberschriften bei Üesterley nach zu urtheilen mufs L
49 (Henne kratzt Erde) in G und B N°. 131 sein; ebenso
L 50 (Kahlkopf und Fliege) = G 90; L 51 (Löwe,
König, Athem) = G 75; L 52 (Frosch bläht sich) = G
94; L 53 (Fuchsschwanztheilen) =: G 74; L 54 (Trau-
ben sauer) = G 100, endlich L 55 (Affenkönig) = G 80.
Ob die Uebereinstiramiing sich auch auf den Wortlaut
erstreckt, kann ich nicht genau ermitteln, weil Fabeln
Zum „Romulus". 27
dieses Inhalts bei Rom. sich finden und Oesterley sie
del'shalb nicht aus G abgedruckt hat mit Ausnahme
einer, der ersten, welche app. 71 gedruckt ist, aber der
Fassung nach von der entsprechenden in L ganz ab-
weicht. Ob in den andern sechs L mit G B zusammen-
trifft, bleibt also vorerst ungewifs, jedenfalls weichen sie
in L von der Fassung, wie sie sich beim Romulus finden,
bedeutend ab, bis wiederum auf eine (Kahlkopf und Fliege),
in der auch dem Wortlaute nach Rom. und L ziemlich
genau übereinstimmen.
Ueber das Verhältuifs des Rom. Rob. zu L B G
kann ich ebenfalls wenig sagen, da der ganze Text des-
selben mir nicht vorliegt, sondern nur das, was Oesterley
davon abdruckt (app. 19 — 32); von diesen kommen nur
drei Nummern (app. 23, 25, 28) auch in L vor, und
zwar in bedeutend abweichender Fassung; es wäre
wünschenswerth über diesen Romulus mehr zu erfahren,
da er eine Fabel aufweist, die bei Marie de France
■(N°. 22, Kukuk als König) vorkommt, ohne in G L oder
B enthalten zu sein.
Was endlich die vielberufene ensrlische Uebersetzunff
o o
Alfred's angeht, so hat man sich wohl vielfach ohne
Grund ereifert. Bezeugt ist ihr Vorhandensein durch L,
B, G, Gerhard von Minden und Marie. Die vier ersten
Zeugnisse können wohl nur für ein einziges gelten, da
sie wohl auf einer Quelle beruhen. Marie jedoch will
dieselbe selbst vor Augen gehabt und übersetzt haben (wie
die Stellen Epil. fabb. v. 16 — 18 Li reis Alurez que mut
lama, Le translata puis en engleis E ieo lai rimee en
franceis und ib. v. 11—12 Mentremis de cest liure feire
E del engleis en romanz treire zusammengenommen zei-
gen); unter den englischen Wörtern, die ihr untergelaufen
sind, befinden sich Thiernamen (wie wibet ^) und dergi.),
1) Beiläufig bemerkt bedeutet dieses Wort wohl kaum „Pfeil",
wie es Bartsch (Gloss. z. afr. Chrestom.) auf Grund einer mifsverstan-
denen Stelle im Rom. de Rou (vs. 13296) übersetzt; die Bedeutung des
Wortes steht durch Stellen wie Mar. d. Fr. fab. 56, 27, Eel. Antiq. I>
155 fest als Name eines stachelbewehrten Insekts (wahrsch. Stechfliege);
wenn in jener Stelle bei Wace die ,, Engländer'« die Pfeile „wibetes"
nennen, so ist dies wohl nichts weiter, als ein humoristischer Euphemismus,
wie sie auch unsere heutigen Soldaten haben (vgl. blaue Bohnen u. dgl.).
28 r)'"- KJuard Mall, Zum „Romulus".
die gewifs in keiner lateinischen Vorlage standen, endlich
sind bei ihr mehrere Fabeln so verstümmelt und mil's-
verstanden , dafs eine dazwischen liegende , vielleicht
schlechte englische Uebersetzung nicht unwahrscheinlich
wird. Und warum soll denn eigentlich eine solche nicht
existirt haben? Die Thierfabel und Thiersage sind in
England nicht sehr verbreitet gewesen (Grimm, Reinh. F.
p. ccxx); aber Spuren finden sich doch (vgl. Mätzner und
Goldbeck, Altengl. Sprachproben I, 131 und 372, Reliq.
Ant. I, 4, Polit. Songs ed. Th. Wright 1839, S. 197 fg., Old
Engl. Homilies ed. ß. Morris 1867, S. 50.); man mufs es
nur mit dem Namen Alfred nicht zu genau nehmen ; thut
man dies ja auch bei den Proverbs of King Alfred (Reliq.
Ant. I, 170 fg.), trotz der jeden Abschnitt beginnen-
den Versicherung „Thus quad Alfred", nicht. Ver-
loren ist die Sammlung freilich und alle Nachforschungen,
auch die meinigen, haben zu nichts geführt.
Ueberblicken wir nun das, was zu unserer Frage
von Oesterley und in vorliegendem Nachtrag beigebracht
ist, so ergibt sich, dafs die beiden niederdeutschen Fabel-
sammlungen und die der Marie auf eine gemeinsame und
zwar lateinische Quelle hinweisen, und dafs wir der
letzteren ziemlich nahe geführt werden durch vier latei-
nische Fabelhandschriften (L, B, G und Rom. Rob.),
welche zusammen sämmtliche 103 Fabeln der Marie
inhaltlich aufweisen. Zu ermitteln bleibt noch das Ver-
hältnifs der beiden niederdeutschen Sammlungen zu ein-
ander und zu Marie, und das Nähere über das Verhältnifs
der vier lateinischen Texte zu einander, zu ihren Quellen
und Nachahmungen. Dazu wäre neu zu findendes Ma-
teral sehr erwünscht; vor allem nothwendig aber, dafs
das vorhandene sämmtlich gedruckt vorläge; es würde
dies aul'ser manchem andern Nutzen auch den haben,
ein unschätzbares Hülfsmittel für die Kritik der einzelnen
Texte zu liefern. (Vgl. z. ß. oben S. 25.)
Dr. Eduard Mall.
Zu Bartsch's „Beiträge zu den romanischen Literaturen". 29
Zu Bartsch's „Beiträge zu den romanischen
Literaturen ".
Jahrb. XI, 1 — 64. 159—188.
I. Provenzalisches.
Nicht aus kleinlicher Eitelkeit, sondern weil ich die
innige Ueberzeugung hege, dafs es der Wissenschaft nur
frommen kann, wenn jede neue Arbeit an die voran-
gegangenen knüpft, erlaube ich mir, zuerst auf einige
Puncte aufmerksam zu machen, welche in meiner Ab-
handlung „Del codice Estense di rime provenzali"
(Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften,
LV, ^39 fg.) schon zur Sprache gekommen waren.
Zu .3. Ein vollständiges Verzeichnifs der Lieder,
welche die Hs. zu Bologna 1290 enthält, habe ich nach
Carducci's freundlichen Mittheilungen S. 447 — 45Ö be-
kannt gemacht. Auch ist dort bemerkt worden, dafs
diese Hs. mit Vatic. 3205 innig zusammenhängt, und dafs
beider Quelle in O zu finden ist.
Zu 5. Seite 344, Anm. 3 war schon bemerkt wor-
den, der Tractatus de bonitate et malitia mulierum sei
nicht provenzalisch, sondern altfranzösisch. Auch ge-
schah dort der Ausgabe von Heyse Erwähnung.
Zu 9. Dafs schon Guessard den Rice. 2814 ge-
kannt hatte, ist S. 340, Anm. G angegeben.
Zu 14. Die Zusammenhörigkeit von Rice. 2981 und
eines Theiles von Ambr. D 465 inf. ist S. 341, Anm. 3
nachgewiesen worden. Dafs die Quelle der ersten Hs.
und folglich auch der zweiten im cod. Chig. 2348, für
welchen zur Zeit, als ich meine Abhandlung schrieb, jede
Nachricht fehlte, zu suchen sei, hat schon Meyer (Revue
critique 1867, N°. 156) hervorgehoben. Dadurch ist auch
30 A. Mussafia
die Frage, welche ich S. 340, Anin. 4 stellte, beant-
wortet worden. ^)
Zu 18. Zu den Nachrichten über Pia hätte aus S.
344 auf den Antheil hingewiesen werden können, welchen
dieser Gelehrte an Tiraboschi's Ausgabe von Barbieri's
Werke „Dell' origine della poesia rimata" hatte. Diese
Ausgabe erschien 1790 und in der Vorrede wird Pia
„il piü dotto e il piü profondo poliglotto per avventura
che sia ora in Italia" genannt. Er mag also nicht mehr
ganz jung gewesen sein, und daher dürften auch dessen
Collectaneen — was übrigens nichts weiter auf sich
hat — etwas älter sein als Bartsch vermuthet.
Zu 19. Auch ich hatte S. 343, Anm. 3 Identität
zwischen Rice. 2777 und der Hs. Scannarola vermuthet.
Da ich aber bei Crescimbeni, der mir für Ubaldini's Ta-
vola zu den Documenti d'Amori als Quelle diente, las,
letztere Hs. habe auch Lieder von Gui d'Uisel enthal-
ten -), und ich in ersterer Hs. nichts von diesem Dichter
finden konnte, da mufste ich diese Identität in Zweifel
ziehen. Nach Bartsch scheint nun als ob Ubaldini für
Gui aus einem Ms. Strozzi geschöpft habe; verhält es
sich so, dann fallen allerdings meine Bedenken weg.
JNoch ein paar Bemerkungen zu diesem Abschnitte.
Zu 19, S. 43. Das Distichon auf Bl. ß"" rührt nicht
von Dante her; es ist das 10. Distichon der bekannten
Elegie des Henricus Septimellensis De adversitate (al. di-
versitate) fortunae et de philosophiae consolatione, die in
Hss. sehr häufig vorkommt und mehr als ein Mal ge-
') In Bezug auf diese ■vielleicht nicht sehr deutlich stylisiei'te
Frage, bemerke ich zu Meyer a. a. O., dafs ich nicht meinte, die Rice.
Hs. sei abhanden gekommen. Ich frug nicht: Wo ist der Cod. Rice?
Sondern: Wo ist dessen Quelle, die Hs., welche einst Adriani ge-
hörte?
") Delle rime di Guido a temjio dell' Ubaldino ve n'erano parte
appresso M''. Scannarola. Cresc. II, 1, 71.
Zu Bartsch's „Beiträge zu den romanischen Literaturen". ;31
druckt wurde. Eine italienische Uebersetzung gilt als
testo di lingua; zuletzt von Milanesi herausgegeben. Den
Verfasser nennen die Italiener gewöhnlich Arrighetto da
Settimello. Arriglierius ist demnach verschrieben oder
verlesen worden für -ettus. Es braucht nicht gesagt zu
werden, dafs mascidis (vielleicht nur Druckfehler) zu
macidis zu emendieren ist.
Zu 9, S. 18. Bartsch bezeichnet mehre der im Rice.
2814 aufgezählten Dichter als unbekannt. Es wäre
erspriefslich gewesen, sie in zwei Classen zu trennen:
1) solche , deren Namen überhaupt sonst nirgends vor-
kommt, also ganz unbekannt; 2) in solche, die bisher
nur von Nostradamus angeführt wurden, von denen aber
keine Lieder bisher nachgewiesen werden konnten. Sie
sind also streng genommen nicht durchaus unbekannt, sie
schwebten nur in jenem Halbdunkel, welches alle Per-
sönlichkeiten umgibt, für die Nostradamus die einzige
Gewähr bietet; man konnte selbst zweifeln, ob sie je
existirt haben. Nun zeigt sich wieder, dafs in N.'s Er-
dichtungen doch ein Kern TVahrheit liegt; er entnahm
die Namen ächten Quellen, überliefs sich aber seiner
Phantasie, um sie mit einer ausführlichen Biographie zu
bedenken. Von diesen bisher blofs durch Nostradamus
bekannten Dichtern wäre aber noch vorher der eine oder
der andere zu scheiden, welcher scheinbar sich nur auf
diese unlautere, jetzt durch das Rice. Verzeichnifs etwas
mehr beglaubigte Quelle stützt, in der That aber zu
den wol bekannten gehört, da wir von ihnen auch Lie-
der kennen. So Luqetz Gatelus. Crescimbeni nennt ihn
Lughetto Catello, auch Ughetto C. , und verweist auf
Nostradamus (der mir im Augenblicke nicht bei der
Hand ist) xlv; wer wird zögern darin Ugo Catola zu
erkennen? Dieser gehört daher weder zur 1. noch ziu*
2. Classe. Auch für Bertrans de Pessatz (Nostr. lxiv
Pezars) läfst sich fragen, ob er nicht mit Bertranz de
Preissac identisch ist. Bermon Rascas könnte zu Classe 1
gehören, also zu denjenigen, deren Namen zum ersten
Male gehört wird; man wird aber kaum fehlsclilagen,
wenn man annimmt, Nostradamus habe an ihn gedacht,
32 A. Mussafia
als er über ßernard Rascas schrieb. Zu Classe 2 gehört
dann Perceval Doria, von dem um so weniger gesagt
werden konnte, er sei unbekannt, als über den Mann von
Seite italienischer Litterarhistoriker (Crescimbeni nach
Nostradamus, Tiraboschi, Spotorno) mehr als nöthig ge-
schrieben worden ist. Selbst Didot's Biographie univer-
selle nimmt Notiz von ihm. Man wufste nicht recht wie
sein Verhältnifs zu Simon Doria aufzufassen sei, von
dem der Vatic. 3208 zwei Tenzonen enthält; bald hielt
mau Perceval für einen Vorfahren Simon's, bald für des-
sen Bruder, bald identificierte man die zwei Personen.
Nicht ohne Interesse ist zu bemerken, dafs auch die ita-
lienische Litteratur auf einen Percivalle Doria Anspruch
macht. Trucchi, Poesie di dugento autori, I, 84 theilt
mit, dafs in jener grofsen Sammlung von altitalienischen
Lyrikern, welche im Vatic. 379.3 — dem sogenannten
libro reale — enthalten ist, sich zwei Lieder finden, die
P. Doria zugeschrieben werden. Das eine: Come Jo giorno
gtiancP e al mattino wird anderswo dem Semprebene da
Bologna zugewiesen, und wurde unter dessen Namen ge-
druckt, z. B. bei Nannucci I, 136, das andere: Amor
?»' ha priso E iniso ?h' ha in hal'ia hat Trucchi a. a. O.
abgedruckt.
II. Französisches.
Zu 2. Es ist zu bedauern, dafs Bartsch die Hist.
litt, XXII, 828 übersehen habe, wo der Mittheilungen von
Daremberg und Renan aus Guillaume de Dole Erwäh-
nung geschieht. Er hätte sich dann darauf beschränkt,
blofs jene wenigen Lieder nachzutragen, welche die ge-
nannten Gelehrten übergingen. Die zwei Abdrücke stim-
men im Allgemeinen so ziemlich überein. Bartsch hat
dadurch, dafs er in dem Liede Quant voi la loete moder
eine Verballhornung eines prov, Liedes erkannt, den
metrischen Bau, mit dem die zwei Franzosen nichts an-
zufangen wufsten, richtiger darstellen können. Ebenso
beim darauf folgenden Liede, wo die Letzteren, da die
Zu Bartsch's „Beiträge zu den romanischen Literaturen". 33
Hs. die Strophen nicht absetzt, sich nicht zu recht fan-
den. Der IV. Vers der 2. Strophe fehlt bei DR., in
Bartsch lautet er dem 2. vollkommen gleich. Steht es so
in der Hs. ? Und ist diefs richtig? In dem Bruchstücke
aus Girbert de Metz, 2. Vers, liest Bartsch im ersten He-
mistiche Li prevoz und ergänzt vint; nach DR. hat die
Hs. li bons pr. Den letzten Vers des Couplets auf Bl.
87 ^ liest Bartsch : ce que Ten n'i voudroit trover. Acht
Sylben, während alle andern Verse deren sieben zählen;
DR. cc qv'on. DR. bemerken auch, es sei in dieser
Strophe die zweite eines Liedes von Auboin de Sezanne
zu erkennen, das im Romancero francois, S. 120, abgedruckt
wurde.
IV. Italienisches.
Zu 1. Zu ein Dutzend Gedichten trao^e ich nach
den Nachweis über den Ort, wo sie gedruckt stehen.
Da ich keine Verzeichnisse der Anfänge besitze und mich
auf eingehende Untersuchungen nicht einlassen konnte,
gebe ich nur das Zunächstlieo-ende an. Bartsch konnte
nur die Poeti del primo secolo und die palermitanische
Raccolta benutzen; dann für Dante Fraticelli's Ausgabe;
übersah aber hier und da Einiges, was in diesen Hilfs-
mitteln vorhanden ist. Auffallend ist, dafs er Nannucci's
Manuale nicht zu Rathe zog.
52* O morte della vita privatrice, dem Lapo Gianni
zugeschrieben. Nach Racc. 2, 29i) von Cino da Pi-
stoja. (Ebenso Allacci 268, Rime di diversi antichi
autori toscani, Venezia 17.31, S. 174 u. s. w.)
61* G. Cavalcanti. [O] tu che porti nelli occhi sovente.
In der Ausgabe von Cicciaporci, Firenze 1818,
S. 16.
G5^ Monaldo da Sofena. Donna, il cantar piacente. Bei
Nannucci I, 354 (nach Fiacchi's mir unzugänglicher
Raccolta) demselben Dichter zugewiesen; nach Poeti
I, 442 und Racc. I, 542 von Saladino di Pavia; in
Jahrb. f. rom. u. eugl. Lit. XH. 1. ,j
34 A. Mussafia
einem cod. Palat. , nun in der Nazionale zu Florenz
(Palermo II, 108), dem Riccuccio da Firenze zu-
geschrieben.
74^^ Cino da Pistoja. Questa donna ch' andar me fa
pensoso. Bei Fraticelli I, 272 unter den Gedichten,
welche in Giunti's Ausgabe Dante unrichtig zu-
geschrieben werden. Dieses Sonett wurde, als Cino
gehörig, mehrfach abgedruckt, zuletzt bei Carducci,
Rime di Cino da Pistoja, 52.
id. [O] voi che siete ver me si giudei Racc. II, 189.
77 * Rinuccino. Amor(e), si come credo , ha segnoria.
Nann. I, 214 nach einem Cod. Strozz. schreibt das
Sonett Rinuccino zu; es war früher, als von Cino,
in der mir unzugänglichen Ausgabe Ciampi's und
daraus in Racc. II, 206 gedruckt worden.
77^ id. Questa leggiadra donna ch' io sento, Racc. II,
197, als von Cino, daher wahrscheinlich auch
in den früheren Ausgaben von Pilli, Tasso und
Ciampi.
78* id. Io non fui fatto per mia viltate. Nann. I, 213,
nach zwei Hss.
id. Dögliomi, lasso, piü ch' i' non so dire. Nann. I,
213 nach Serassi, Anecdota litteraria ex mss. codd.
eruta, einem Werke, das ich ebenfalls nicht kenne.
78^ Rinaldo d'Aquino. Per fino amore vo si allegra-
mente. Mit der Variante „ Si lietamente " wird der
erste Vers dieser Canzone bei Dante de vulg. el.
II, 6 angeführt. Gedruckt in der ersten Ausgabe
von Zambrini's Catalog 296 und später von Palermo
II, 95, der das Lied als unedirt betrachtete.
86 '^ anon. aber in der Mitte zwischen anderen Ge-
dichten Cino's. Se voi udiste la voce dolente.
Rime 123 [gewifs auch bei Ciampi, daraus] Racc.
II, 196.
SS^ Cino da Pistoja. S' io mi riputo di niente alquanto.
Racc. II, 178.
90 '^ zu Ell' e tanto gentile ed alta cosa, wo Racc. II,
200 citiert wird, hätte bemerkt werden sollen, dafs
hier das Sonett Cino zugeschrieben wird.
Zu Bartsch's „Beiträge zu den romanischen Literaturen". 35
anon. E' non e legno di si forti nocchi. Als von
Dante mehrfach gedruckt; unter anderen Racc. II,
23, Fratic. I, 158.
anon. Ben dico certo che non e riparo. Fratic. I,
269 unter den apocryphen Gedichten, bei Tasse und
Ciampi, als von Cino.
92* Onesto da Bologna. Non so se per merce che mi
vien meno, Racc. II, 367 und vorher mehrfach, z. B.
Allacci 394, Rime 287.
93* Noffo Bonaguide. Ben posso dir che 1' amor vera-
mente. Nann. I, 362 nach einer Magl. Hs.
Zu 2. Die zwanzig Canzonen Bindo Bonichi's, welche
3* — 20* enthalten sind, finden sich alle (nach der Hs.
7778 der grofsen Pariser Bibliothek und mit Hilfe von
anderen 11 Florentiner Hss.) abgedruckt in: Rime di
Bindo Bonichi da Siena, Bologna 1867 (82. Band von
Romagnoli's Scelta). Ebenso sind alle auf Bl. 41'' — b2^
enthaltenen Sonette in denselben Band aufgenommen wor-
den, da unter den nicht weniger als 23 Hss., welche
Bilancioni bei der Herausgabe der Sonette benutzte, auch
die casan. Hs. an zweiter Stelle genannt wird. Wir
möchten überhaupt bei dieser Gelegenheit auf die im
Stillen unablässig schaflende Thätigkeit dieses unermüd-
lichen Forschers hinweisen, dem kaum eine der irgend
wie erheblichen handschriftlichen Sammlungen älterer ita-
lienischer Lyriker entgangen sein diirfte. Möchte er uns
nur bald ein Gedichtenverzeichnix's, mit Anoabc der
Hss. und Drucke geben!
Von den wenigen anderen Gedichten, welche Bartsch
aus dem Casan. namhaft macht, kenne ich als gedruckt
52^^ B. di Mocata. Non pensai che distretto. Crescim-
beni IH, 55.
55* Meuzzo Tolommei. Non e larghezza penso uella
mente. Cresc. IH, 166.
Musa da Siena (ein Spitznamen für Nicolö Salim-
beni; vgl. im Chig. 95'' Nicola Muscia). Dusento
scodellin di diamanti. Cresc. III, 167, auch Racc.
III, 426.
3ß A. Mussafia, Zu Bartsch's „Beiträge zu den romaii. Lit."
57^' Antonio da Sltna, Sonett auf den Tod von Giuliano
Davanzati. Der erste Vers ist nicht angegeben; es
ist aber sehr wahrscheinlich jener, den Cresc. III,
178 veröffentlichte.
59 '^ Folcacchiero de' Folcacchieri. Tutto lo mondo vive
senza guerra. Bartsch hätte dieses litterarhistorisch
so berühmte Lied, das man bis 1150 hinaufschrauben
wollte und zu so erbitterter Polemik Anlafs gab,
nicht als unbekannt behandeln sollen. Auch Ebert's
Handbuch S. 29 theilt das Lied mit.
82^ Von Simone Forestani, il Saviozzo genannt, sind die
Lodi di Dante mehrfach gedruckt worden: zuerst
von Corbinelli in seiner Ausgabe von Dante de v.
el., zuletzt von Carducci, 1. c. 573. Ebenso gelangte
das Gedicht auf die Pest von 1390 mehrmals zum
Drucke, zuletzt bei Carducci 581. Bibliographisches
über die gedruckten Stücke dieses Dichters findet
sich in: Storia d' una fanciulla tradita, Bologna 1862
(6. Band der Scelta).
1. Juli 1870.
A. Mussafia.
Nachträge zu den Apunteä biograticos y criticos.
Nachträge
zu den
xipuntes biogräficos y criticos
in Band xxvii der ,,Coleccion de Autores espanoles"
Die kurzen einleitenden Notizen, die wir den „Tres
Flores del Teatro Autiguo Espanol" (Mocedades del Cid,
Conde de Sex und Desden con el desden) vorangeschickt,
waren leider schon gedruckt, als wir in Antoine de La-
tour's: Espague religieuse et litteraire, Paris 1863, S.
113 — 134, einen uns bisher unbekannten Artikel über
Pierre Corneille und Juan Bautista Diamante fanden, der
eine berichtigende Umgestaltung einiger Sätze aus der
Einleitunsi; zu den Mocedades nöthie; macht.
Es ist nämhch nicht nur, wie wir gesagt, tvahrschein-
lich , dals Diamante nach Corneille geschrieben , sondern
es ist eine imwiderlegliche Thatsache , die sich mit Be-
weisen aller Art belegen läfst. Antoine de Latour ver-
dankt seine Kenutuifs i'iber Diamante dem Verfasser des
Catdlogo bibliogräfico y biogrätico del Teatro autiguo
espanol. Dieser, Don Cayetano Alberto de la Barrera
y Leirado, fand unter den Actenstiicken eines Processes,
der 1648 gegen Diamante geführt wurde, ein von seiner
Hand unterzeichnetes Verhör, aus welchem hervorgeht,
dafs der Verfasser des Ilonrador de su padre 1626 ge-
boren wurde. Er kann also unmöglich vor 1636, d. h.
ehe Corneille seinen Cid schrieb, in einem Alter von
noch nicht zehn Jahren ein Bühnenstück, wie der Ilon-
rador trotz aller seiner Fehler und Schwächen doch
immerhin ist, verfafst haben. Somit steht fest, dafs Cor-
neille nicht, wie Voltaire geschrieben und so viele nach
ihm behauptet, neben Guillen de Castro noch Diamante's
38 C. Michaelis
Werk benutzt; dieses letztere, 1G59 zum ersten Male
gedruckt, ist vielmehr eine Nachahmung des französi-
schen Cid. —
Zum Conde de Sex haben wir zu bnemerken, dafs
jene älteste Ausgabe, die wir uns nicht verschaflen
konnten (Tomo xxxi der Coleccion primitiva de varios
1638), dem Wiederabdruck in der Madrider ßiblioteca
de Autores espaiioles (Dramäticos contemporäneos de
Lope de Vega II, 403) zu Grunde liegt.
Der Anfano; bietet nur wenige und unbedeutende
Varianten; aus dem Ende des zweiten und dem ganzen
dritten Acte heben wir folgende Stellen heraus, welche
alle späteren Ausgaben ganz unberücksichtigt gelassen
haben.
(S. 213) Z. 1362
Conde. Adios, ambicion. jAh Bianca!
i Que arrepentido que vuelvo
Del tiempo que me apartaba,
De ambicioso 6 de soberbio ,
Del empefio de tus ojos,
Que son el mayor imperio!
(Vase.)
1382 Curar quisiste, homicida,
Y fue tan cruel el medio ,
Que morirme del remedio
Pude aun mas que de la herida;
Mas yo bebi tan templado ,
O de tibio 6 de cortes,
El veneno , que despues
Conozco que me ha sanado.
(S. 230) 2009 Pues el ijcomo, cuando muere
Su inocencia, no disculpa,
Por no echar ä si la culpa,
A Bianca? Claro se infiere;
Luego el Conde k Bianca quiere
Pues la libra con su honor.
(iCömo, si de su rigor
Bianca misma se quejaba?
Luego ^el Conde me mataba,
Si ä Bianca no tiene amor?
jOh mal haya la agudeza,
Con que ä mi pesar me aviso!
i
Nachträge zu den Apuntes biograficos y criticos. 39
Siempre mi daiio es preciso ;
Si uno acaba, el otro empieza;
Si busco eil su amor firmeza,
Hallo en su lealtad recelos;
Y si quieren mis desvelos
Diferenciar de pasion,
Convalezco ä la traicion
Para enferinar de los celos.
(S. 236) 2203 Ya no hay mentira que finjas,
Ya no hay engafio ni abono
Que mientas , ya no hay siquiera
Un quizä; que cierto es todo.
2207 El Conde quiere matarme ,
El Conde, de Bianca esposo,
' Ofende mi amor; el Conde
En amor me causa oprobios,
En traicion me busca muertes,
En cuidados me da enojos,
En deslealtades peligros;
Y en celos me causa asombros ;
Mas joh sentimiento! espera,
No confundas presuroso
Dos males que son distintos;
Vämonos mas poco ä poco.
Cada cual te busca entero ,
Siente el uno , y luego el otro ,
Que si de una vez los sientes,
Quizä dirän , sospechosos ,
Que es ardid de la flaqueza,
Y no prisa del enojo.
El Conde, adorando a. Bianca,
Habiendo entrado engafioso
Tan dentro de mi , ^ se burla
De la fe con que le adoro ?
^Adoro dije? Si dije;
No pienses que me equivoco :
Honor, duermase el recato,
Esta vez ahoguese sordo;
Que confunde el sentimiento
La atencion con el ahogo.
El Conde, mi dulce dueno,
Que ya en mi pecho amoroso
Idolo fue, a quien el alma
Consagrö en culto devoto
Verdad en tiernas finezas,
Victima en duros enojos,
Agua en lagrimas distintas,
40 C. Michaelis
Y fuego en suspiros roncos,
^Con otra mujer me ofende?
Con otra mujer? Pues ^como!
^Es Bianca major qua yo?
^Tiena valor mas heroico?
Tiene mas amables partes?
Y lo qua encarezco solo
g Quierata mas, Conda? Dabes
A SU fe extremos mas locos,
Mas vardad ä sus finezas,
A SU favor mas soborno ,
Mas suspiros ä su pecho,
Mas lagrimas a sus ojos?
^Quierete mas? Mas ^que es esto?
^Yo ternuras? Yo sollozos?
Yo, a pesar de mi grandeza,
Con infame llanto mojo
La pürpura real, qua vista
La majestad por adorno ?
Yo , en rayos qua arroja el pecho
Por indicio 6 desahago,
Hago el decoro cenizas
Y el valor deshago en polvos?
Enjugue pues mi venganza,
O bebase lo que lloro;
Cierra la razon valiente
La boca, por donde arrojo
Suspiros que me disfaman,
Porqua, cagando los propios,
O me ahoguen ö se vualvan
A la esfara en que los formo.
^Cuidado un traidor me debe?
Suspiros un alavoso,
Mamorias un deslaal ,
Y un fementido sollozos?
^Por un hombre que, infiel,
Estando ä las voces sordo
Conque en el rey mudamente
Habla lo majestuoso ,
Pretandio darme la muerte,
Siento, gimo , peno, lloro,
Padezco , suspiro y muero ?
jOh, que afecto tan impropio!
(S. 244) 2506—9. Reina.
Nada con la Reina puedo ;
Que, aunque estoy muy cerca della
Tambien della estoy muy lejos;
Nachträge zu den Apuntes biogräficos y criticos.
41
Pero, si ella estä ofendida
De vuestro alevoso intento,
^Que consuelo hallar procura
Vuestra traicion, vuestro yerro
De una reina en la justicia
De uua ofendida en el cefio?
Conde. ^Yo ofensa?
Reina. Pues, ^que descargo
Teneis? Hablad.
Conde.
La inocencia.
Reina. (jQue disculpa?
Conde. (Ap.jÄy Bianca!) La del sileucio.
Reina. Pues si no hay otro , morir
Es el ultimo remedio,
Y el mas cierto el desta llave.
Conde. Ver la Reina es el mas cierto.
Reina. Pues, aunque para el perdon
Sera ocioso aqueste medio ,
Yo voy, Conde, 4 procurarlo
Con ella para el consuelo.
Conde. ^Donde vais?
Reina. A esto que os digo,
Aunque de la Reina temo
Que no habeis de verla el rostro.
Conde. Pues esperad; yo sospecho
Que sois tan una las dos,
Que lo mismo que deseo
De consuelo viendo el suyo,
Conseguire viendo el vuestro ;
Y asi, yo quiero excusaros
Que os aventureis en esto,
Pidiendo aquesto que os digo
Cuando vos podeis hacerlo.
Yo os ruego que os descubrais;
Que, si ver la Reina quiero,
Viendoos a vos, que sois una,
Pienso que serä lo mesmo.
{Ap. Sepa que la he conocido;
Quiza harä lo que le ruego.)
Reina. {Ap. Pues me conoce tan claro,
Forzoso es mudar de intento ;
Quiza en viendome darä
Las disculpas que deseo.
Yo he de hacer lo que decis;
Pero primero os advierto
Solo tenffo
42
Conde.
C. Michaelis
Que quizä os estä mejoi'
Que tenga el rostro cubierto;
Que tanto mi ser transforma
Esta mäseara que tengo ,
Que OS espantareis de ver
Cuänto asi me diferencio.
No excuseis tanto mi diciia.
(S. 245.) 2543 — 46.
Reina. Ya las se,
No penseis que no me acuerdo;
Dellas estoy obligada,
Y aunque ya pagädoos tengo,
Nunca quisiera otra vez
La grandeza de mi pecho
Escuchar vuestros servicios
Sin dai'os algo de nuevo ;
Y como ahora es forzoso
Que sea inütil recuerdo,
Conde, el de vuestras hazaüas,
Pues perdonaros no puedo,
No quiero oirlas, calläldas;
Que si soy la Eeina y veo
Que de vos estoy servida,
Tambien soy la misma y siento
Que ofendida estoy de vos,
Y ä mi pesar, considero
Que borra la ofensa cuanto
Los servicios habian iiecho;
Y asi, solo servirä
Decirlas, cuando no os premio,
En mi de vergüenza mucha,
Y en vos de poco provecho.
(S. 245.) 2255.
Reina.
A la Reina
De aquese agradecimiento
No le toca nada, Conde.
Conde.
Luego ingrato es vuestro pecho.
Reina.
Si la ofendida os castiga
Por cumplir con lo severo,
Tambien la obligada os libra
Por cumplir con el empeno.
Conde.
^; Cömo ?
Reina.
Ya sabeis el modo.
Conde.
^No hay otro ?
Reina.
No.
Conde.
No le apruebo,
Nachträge zu den Apuntes biogräficos y criticos. 43
Es infame.
Keina. Es el mejor.
Conde. ^Me aconsejais?
Reina. No aconsejo
Lo que es contra mi justicia ;
Que antes, si os halla, en saliendo,
Mi rigor , bare mataros.
Dagegen fehlen in dieser alten Ausgabe Zeile 2428 —
2447 und 2783 — 2811.
Caroline Michaelis.
44 Eduardo Lidforss.
El Misterio de los Reyes Magos.
Durante mi parada en la corte castellana (ano de
1869 y principios de 1870) mi excelente amigo D. Jose
Maria Escudero de la Pena, profesor de paleografia y
diplomatica en la universidad central, con la galanteria
que le distingue tuvo la bondad de comunicarme uua
copia del notable poema sobrescrito, la cnal acababa de
sacar del original que entönces se hallaba en Toledo,
adonde habia ido D. Jose como miembro de la Comision
encargada por el Gobierno de la incautisacion de la
biblioteca capitular. Haciendo el cotejo de aquella copia
con el texto publicado por D. Jose Amador de los Rios
en el tomo III de su Historia Critica de la Literatura
Espanola, no pude menos de caer en que este eminente
literato, a cuya vasta erudicion y ardor infatigable tanto
debemos los amigos de las letras espafiolas, se habia
apartado en ]a Ilustracion ä fines del tomo, de la in-
tencion manifestada en la nota de la päg. 19 de repro-
ducir el texto „con la fidelidad ortografica que exije
este linaje de obras ", ya dando en efecto alguna que
otra palabra de otra manera que no se halla en el cö-
dice, ya anadiendo algun trozillo que le pareciera hicicse
falta, en fin, como dice el mismo Jjäg. 657, supliendo
algunas de las imperfecciones de tan antiguo monumento.
No cabe duda de que era buena bajo cierto aspecto la
idea del ilustre autor de dar asi un texto enmendado y
restablecido ; pero, siendo este poema tal vez la com-
posicion mas antigua en romance castellano, precisameute
su importancia filolögica pide una redacciou del texto
hecha con toda la fidelidad posible. Esta consideracion,
que convencian tambien las acertadas observaciones del
entendido filologo senor prof. Mussafia en esta Revista
(ano VI, päg. 220 — 222)-, nie moviö a pedir al senor
Escudero la permision de hacer para mi propio uso otra
copia de la que habia sacado el, y con su acostumbrada
El Misterio de los Heyes Magos. 45
benevolencia me la concedio inmediatamente. Entre tanto
habiendo sido el cödice mismo trasladado a la Biblioteca
Nacional de Madrid , tome ademas la ocasion de cotejar
mi copia sobre este, de modo que puedo responder que
el texto que a continuaciou se leera es de todo piinto
autentico.
Tocante al cödice, estä ya descrito en la nota citada
de la Historia Critica; mas, no encontrandose este mo-
numento nacional tan frecuentemente fuera de Espana
cual lo merece, no creo inoportuno presentar ä los
lectores de la Revista los pormeuores que sobre el da el
senor Escudero en las palabras siguientes:
„Forma el cödice un volümen, cuyo tamano se
aproxima mas al 4° que al f°, puesto que mide 0,242™-
de alte, por 0,162™- de ancho ; esta encuadernado en tabla
cubierta de piel anteada, con un broche de hierro y seda
verde, puesto en el centro; sobre el tejuelo se lee:
Glossa ordinaria in Cantica. Ms. — Consta de 68 folios
sin numerar; comienza con una inicial exornada, como
las capitales y versales, que son sencillas de tinta roja
y amarilla. AI fin del texto del cantico y de la glosa y
en la segunda mitad del f° 67 v° empieza el Romance
de los Reyes Magos, escrito, como dice el Indice, a
renglon seguido y de letra que indudablemente no pasa
de la segunda mitad del siglo xii, lo mismo que la del
resto del libro, a pesar de la oj)inion de Frias. ^ La
division de los versos estä indicada con un punto, aunque
tal vez falta en algunos, siendo tambien muy inconstante
y irregulär la colocacion de esta y de las demas notas
^ Esas palabras se refieren ä un articulo que se lee en el Indice
de la Libreria capitular del Cabildo de Toledo, redactado ä principios
del siglo actual por el agustiniano Frias, y que copiado ä la letra
dice asi:
,,Glosas sobre los cantares , con la exposicion de Gilberte 6
Gisliberto, Diäcono Altisiodorense 6 Auxerre , sobre los trenos de
Jeremias. AI fin hay un romance ä los reyes magos escrito ä renglon
seguido, como si fuera prosa: un tomo en f'\ vitela y letra del
siglo xin.
Cax. 6.-8."
46 Eduardo Lidforss
ortogrdficas , lo mismo que la forma de las letras y la
separacion de las palabras. El romance ocupa, segun
hemos dicho, la seguuda mitad del f° 67 v° y algo mas
de la primera del 68 r°. La lectvira ofrece alguuas difi-
cultades, tanto por la mala division de las palabras y
oraciones, cuanto por hallarse el texto corroido ö borroso
en algunos pimtos y por faltar ea la parte inferior del
f o (37 yo ^^jj renglon, recortado al parecer en la encuader-
nacion."
Con la division de escenas que parecen determinar,
aunque no en todas partes, las cruces y puutos agru-
pados del original, y con los acentos y notas de ortografia
que nos ban parecido necesarios para su inteligencia,
dice pues el texto asi: ^
[Säle mago 1°.]
^Tfios criador, quäl maravila^!
no ^ se quäl es achesta strela;
agora primas la e ueida,
poco timpo ^ a que es ^ nacida.
5 Nacido es el criador,
que es ^ de la[s] gentes senior.
Non es uerdad ß, non ^ se que digo:
todo esto non uale ^ uno ^ figo.
Otra nocte mö lo catare,
10 si es uertad, bine '" lo sabre.
[Pausa. Säle el mismo otra vez.]
Bine "> es uertad ^ lo que io digo,
en todo, en todo lo prohio i^;
non ^ pudet i^ seer ^^ otra sewnal '■*,
achesto es, i '^ non es äl.
15 Nacido es Dtos por uer ^^ de fenibra '"
in 18 achest[e] i^ mes de december. ^o
Alä Ire,
1 Las palabras 6 letras encerradas entre crochetes no se hallan
en el manuscrito. Ademas van sefialadas con bastardilla las letras
espresadas en el original por abreviacion, y se ponen en las notas las
diferencias del texto publicado en la Historia Critica de la Literatura
Espaflola. — ^ marauela. — ^ non. — * tiempo. — * ques. — ^ ver-
tat. — " nin. — s val. — ^ un. — ^'^ bien. — 'i profijo. — ^^ pued. —
13 ser. — 1^ senial. — '^ et. — ^^ ves. — ^^ fenbra. — ^^ en. —
1^ acheste. — 20 decembre.
El Misterio de los Reyes Magos. 47
o que füre, aoralo i e,
por deos de todos lo terne.
[Säle mago 2".]
20 Esta strela non se dond - uinet ^,
quin* la trae o^ qui«^ la tine[t].
gPorque es achesta ^ sewnal?
En mos ' dias on i" ui atal:
certas , nacido es en terra ^^
25 aqnel qwi en pace i ^^ en guera^'
senior a ä seer da Oriente
de todos, hata in occide«te. i*
Por tres noches^^ me lo iiere
i^- mas de aero lo^^ sabre.
[Pausa. Säle el mismo otra vez.]
30 En todo, en todo es nacido;
non se si algo e ueido :
Ire, lo aorare
i ' 2 pregare i^- rogare.
[Säle mago 3°.]
jL'ali' criador ! atal facienda'*
35 fu numquas alguandre falada
o en escripturai^ trubada -°:
tal estrela non es in celo,
desto so io 21 bono strelero.--
Bine 2 3 lo ueo 2* sines2ä escarno26
40 qne2" uno o?nme 2 8 es nacido de carne2!'
ques senior do todo ePo mundo ^i,
asi cumo32 qI ciio 3 3 es redondo^*:
de todas gentes^ä senior serä
1 adoralo. — 2 (Jq. — 3 uiene. — * quien. — ° nin. — ^ qui. —
" tiene. — ^ aquesta. — ^ meos. — ^° non. — '^ tierra. — ^- et. —
13 guerra. — ^* ociidente. — i' noctes. — ^^ so. — i' Eu al. —
18 faQinda. Abreviado en el manuscrito asi: facida. — i* scriptu-
ra. — 20 trobada. — 21 jq — 22 strellero. — 23 Bjen. — 24 ygio. —
2 5 sine. — 26 scarne. — 27 falta en el texto de Amador. — 28 home. —
29 el manuscrito dice earne, sin duda por equivocacion. — ^o jq^j-
el. — 31 mondo. — ^2 como. — Muy borroso este renglon; pero
cilo, claro por cielo. Aqui y en otros pasajes marcamos con letras
menores las palabras de lectura dudosa. — ^^ cielo. — ^* rredon-
do. — 25 yentes.
48 Eduarde Lidforss
i 1 todos ^ o 3 seglo uogara.
45 Es nascudo ^ que uerdad ^ es.
Uerr ^ lo e otra uegada ,
si es uertad o si es nada.
[Pausa, Säle el mismo otra vez.]
Nacido es el criador ,
de todas las gentes maior^;
50 bine 9 lo ueoi", caual^i uerdad. ^^
Ire alä par"^ caridad.
[Sälen los tres magos enconträndose. Diee uno de ellos:]
Df'os uos salue, senior'''; ^sodes uos streiero?
dezidme'5 la uertad, de uos sabelo quiro. '*
55 es una strela. '^
Nacido es el criador,
que de las '^ (fol. 68 r.) gentes es senior.
Ire, lo aorare.
[Otro de ellos.]
lo '^ otrosi rogar[e]2°;
60 seniores ^^ andar.
^Queredes ir conmigo
al criador rogar?
[Otro de los mismos.]
^Auedes lo ueido?
[Contesta el otro:]
lo ^2 lo iiei. 2 3
[Otro de ellos.]
65 Nos inios -■' otrosi ^s^ sil podi-emos falar.
[Otro de ellos.]
Andemos tras el strela, ueremos el logar.
[Otro de los mismos.]
^Cumo 2^ podremos prouar si es homine^? mortal,
o si es rei 2^ de terra, o si^a celestrial? »o
[Otro de ellos.]
1 et. — 2 todo. — 3 fälta esta palabra en el texto de Ama-
dor. — * vigarä. — * Es nasQudo. Escudero cree leer: es messudo;
lo que liay de cierto, es que la lectura es dificilisima. — ^ uertat. —
7 XJer. — ä major. — ^ Bien. — 'o ueio. — i^ ques. — ^^ uertat. —
13 por. — 1* sennor. — '* Emosti-adme. — '^ quiero. — ^^ Estas
tres palabras faltan en el texto de Amador. — ^^ la. — ^^ jo. —
20 rogare. — ^i en la laguna pone Amador: a manana quiero. —
22 Jo. — 23 ui [-gine dubdar]. — 24 ymos. -- 25 otro si. — 26 c„e.
mo. — 27 home. — 28 rrey. — 29 gi es. — ^o ^elestial.
El Misterio de los Reyes Magos. 49
^Queredes bine ' sabei- cumo '■^ lu sabremos?^
70 Oro, mira * i' acenso ä el ofrec[e]remos '^:
si fnre rei ^ de terra, el oro querä^;
si füre omme ^ mortal, la mira* tomara;
si rei '' celestriai i", estos dos ^i dexara,
tomarä el encenso quel pertenecera,
[Otro de los mismos.]
75 Andemos i '^ asi^^ lo ^^ fasamos. ^*
[Sälen los tres magos saludando ä Herodes. El primero :]
;Salue te el criador! jDtos '" te curie de mal!
[El segundo.]
Un poco te dizeremos i^, no« ^' te^^ queremos äl.
[El tercero.]
i Dtos te de longa uita i '* te curie de mal!
[Mago primero.]
Imos 19 en romeria aquel^" rei adorar^i,
80 que 2 2 es 22 uacido in 23 te;Ta, nol podemos fallar.
[Herodes.]
^Que decides? ^o ides?2i ^ä quin ides buscar?
^de quäl terra uenides? ^lO queredes andar?
Decidme25 nostros nombres, nom los querades celar.
[Caspar.]
A mi dizen 26 Caspar,
85 est otro Melchior, ad achest27 Baltasar.
Rei, un28 rei 2» es nacido, que 22 es 22 senior de terra,
que mandarä el seclo en grant29 pace, sines gera. ^^
[Herodes.]
^Es asi, por uertad?
[Uno de los magos.]
Si es, rei, por caridad. '^^
[Herodes.]
90 ö^^^ cumo 32 lo sabedes?
ii^ aprouado lo auedes?
[Mago.]
Rei, uertad te dizremos ,
que prouado lo auemos:
' bien. — - Cuemo. — •'' saberemos. — * mirra. — * e. — ^ ofi-ecere-
mos. — ^ rey. — ^ querrä. — ^ ome. — i" ^elestial. — i^los. — ^2^. —
13 asil'. — 1^ fagamos [logo sine tardar]. — Los puntos que senalan
la division de las escenas, preceden en el manuscrito a este renglon. —
i^Deus et. — ^^ dineremos. Tal vez sepueda leer tambien esta palabra:
direremos. — i' ante. — i^ et. — i^ Ymos. — 20 ä aquel. — 21 ^ ado-
rar. — 22 ques. — 23 intra. — 24 oydes. — 25 Decitme. — 26 diseu. —
2" acheste. — 28 unic. — 29 gran. — 3o guerra. — ^^ caridat. —
32 cuemo.
Jahrb. f. rora. u. engl. Lit. XII. 1. 4
50
Kduardo Lidforss
esto es grand^ ma[ra]uila,
95 un '^ strela es nacida,
sennal ^ face que es * nacido ^
i 6 i« carne humana uenido.
[Herodes.]
^•Quanto i a que la uistes
i ' que la ^ percibistis? *
[Mago.]
100 XIII dias a,
i ^ mais non auerä ,
que la auemos ueida
i " bine ^ percibida. ^°
[Herodes.]
Pus andad^i \^ buscad '^
105 i ^ a el adorad
i 8 por aqui tornad :
io ^^ alä ire '*
i ^ adoralo e.
[Herodes solo.]
;Qui?i^^ uiö numquas^^ tal mal!
110 jsobre rei'^ otro tal!
Aun non so io morto
ni ^* so la terra pusto. '^
jRei otro sobre mi!
nu??)quas ^^ atal non ui.
115 El seglo ua^o ä caga,
ia^' non sc- que me faga;
por uertad^^ no'^^ Io creo,
ata que io 2* le ueo.
Uenga mio maiordo[rao]-*,
120 qiti mios aueres toma.
[Säle el mayordomo. Herodes sigue :]
Idme 26 por mios abades
i27 por mis podestades
1^7 por mios screuanos
i^' por meos^* gramatgos
125 i^" por mios streleros'^^
i 3" por mios retoricos :
i grant. — ^ Una. — ^ Senial. — * ques. — ^ nagido. — ^ e.
7 et. — 8 lapercebistes. — ^ bien. — '" apercebida. — '^ andat y,
■12 buscat. — '^ Jo. — '* vre. — 1* Qui. — i^ nunquas. — ^^ mi_
18 nin. — '^ posto. — '•"' ia. — ^^ ja. — ^^ uertat. — 23 non.
24 jo. — 25 majordoma. — ^b Itme. — ^7 gt, — ^8 mios.
2^ strelleros. — ^" e.
El Misterio de los Reyes Magos. 5£
dezir ^ man la uertad ', si iace ^ in* escripto •'
o si lo sahen elos o si lo an * sabido.
[Sälen los abades, etc., saludando ä Herodes.]
Rei '', ä* que^ te plaze ^ he nos nenidos. '"
[Herodes.]
130 4!^^ traedes uostros '^ escriptos? '^
[Abades, etc.]
Rei , si traemos
los meiores que nos auemos.
[Herodes.]
Pus catad ^S
dezid 1' me la uertad,
135 si es aquel omme nacido
que estos tres rees man dicho.
Di, rabi, la uertad, si tu lo as sabido.
[Rabi.]
Por ueras^'' uo i" lo digo
que no 18 lo ^^ escripto -° ha^'
140 mi2i hala. 21
[Herodes.]
;Cumo22 ei-gg enartado !
gporque eres rabi clamado?
Non ente?ides las profecias ^^,
las que nos diso -^ Jeremias.
[Rabi.]
145 Par^ä mi lei, nos somos erados. 2«
^Porque non somos acordados?
^porque non dezimos -" uertad? 2*
[Otro.'
lo 29 non la se , par^" caridad^i,
porque no ^^ la auemos usada
150 ni ^2 en nostras ^^ uocas ^* es falada.
1 Desir. — - uertat. — ^ jace. — * y. — » scripto. — ^ han. — " Rey. —
8 qualque. — ^ place? — i" aqui venidos. — ^^ y- — ^^ nostros. —
13 scriptos. — '* catat. — i' et decid. — ^^ uertat. — i' vos. —
1^ non. — 18 es. — 20 gn scripto. — ^i Hamihalä. — ^^ cuemo. —
23 prophesias. — 24 ,ii^_ — 25 poj. — 26 errados. — 2" deximos. —
28 vertat. — 29 jo. — so por. — 3i caridat. — ^- nin. — ^3 nues-
tras. — 34 bocas.
52 Eduardo Lidforss
Es de notar qiie al verso 53 sigiie ima lagima de
verso y luedio, por haber sido recortada la parte ex-
terior dcl ultimo renglon del f° 67 v°, y en el verso 60
hay tambien un pasaje tan corroido que su lectura queda
del todo iinposible; pero fuera de esto no tiene el codice
vacio ninguno, de siierte que los puntos suspensives que
en varios otros lugares ha puesto el docto Amador, solo
indican su opinion particular de que el metro y la
versiticaciou le parecen exijir en aquellos pasajes algunas
palabras de complemento.
Nos queda aliora tocar algo sobre la division esce-
nica^ Ja versißcacioii, y el letiguaje de este interesante
fragmento.
Por lo que hace a la division escenica., abonamos con
mucho gusto y hacemos nuestras las razones que lian
persuadido al prol'. Mussafia que el primer grupo de
versos octosilabos (v. 1 — 51 segun nuestra numeracion)
debe estar repartido entre los tres magos: cado uno de
ellos estä observando por si la estrella; cada uno se
propone convencerse por observacion repetida de que es
cierto lo que acaba de descubrir; por ultimo, habiendo
vuelto ä asomärseles la estrella, cada uno demuestra
estar confirmado en su opinion y determina ponerse en
Camino para ir ä adorar al recien nacido. De esta ma-
nera las tres oraciones presentan un paralelismo com-
pleto, nada alterado de que el primero y tercer mago
se proponen de observar la estrella „otra nocte" (v. ü)
y „otra vegada" (v. 46), es decir una vez mas, mientras
que el segundo pretende continuar la observacion ,,por
tres noches" (v. 28), ö dos veces mas. — Solo nos
apartamos del senor Mussafia en atribuir al mago tcrcero
los versos 34 — 36, fundados para esto en la division que
en ese lugar indica el codice mismo.
Mas dificil sale la reparticion de los versos siguientes
desde el b2 hasta y con el 75, por no ofrecer el codice
ni tampoco el contenido del dialogo algun indicio cierto
de las replicas, y por lo mismo no tenemos inconveniente
ninguno en confesar que acaso se puedan repartir aque-
llos versos de otra y mas acertada manera. El ya men-
I
(
El Misterio de los Reyes Magos. 53
cionado paralelismo parece exijir qiie tambien los versos
76 — 80 se repartan eutre los tres magos; por los demas
basta el fin del fragmento, el argumento constituye de
si y con bastante claridad su distribucion.
La versificacion ofrece varias dificultades, para cuya
solucion nos parece indispensable buscar en ella mismay sin
opinion preconcebida su noruia y regia, si es que la hay,
siendo en nuestro concepto este el solo Camino seguro
euando se trata de im monumento literario, que ya a
primera vista se da ä conocer como uno de los mas an-
tiguos del habla castellana y que por eso mismo,
hasta que no se averigüe la epoca precisa ä que perte-
nezca, nada nos autoriza para aplicarle la pauta de otra
composicion, que tal vez fuere posterior. Pues, si no
estoy equivocado, tenemos en la rima 6 consonancia el
hilo por que podremos sacar el ovillo. Con efecto, par-
tiendo de ella, fäcilmente se echa de ver que las mas
veces van juntos dos versos consecutivos, ya agudos, ya
llanos , unidos por medio de un consonante , no siempre
limpio por cierto, pero muy claro y distinto para ser
efecto de la casualidad y no de un principio fundamental
que con entero conocimiento habia adoptado el autor para
esta composicion. Solo, estableciendo asi los versos segun
la consonancia, de la manera que se ve aqui arriba, nos
quedamos con una diversidad de metros harto embarazosa
y al parecer inadmisible. Porque no menos de tres son
los metros principales que con mayor frecuencia se en-
cuentran, amen de varios otros contenidos en un nümero
de versos relativamente corto. Los primeros estan agru-
pados de tal manera que generalmente los versos
1 — 51 constan de nueve silabas ^,
1 A fin de evitar toda equivocacion sobre nuestra luanera de
medir los versos espafioles, nos parece muy ä propösito insertar aqui
las propias palabras del docto Salv^, cuya Metrica merecera sin duda
siempre la justa reputacion de una verdadera obra maestra: „La di-
versa situacion del acento en el final del verso, hace variar el niimero
de sus silabas , pues el llaiio requiere tantas cuuntas son los pies de
que Consta ; el agudo una menos, porque duplicamos alli en la pro-
nnnciacion la vocal aguda para proporcionar el descanso necesario a
54 Eduardo Lidforss
52 — 87 son alejandrinos, y
88 — 126 tienen siete silabas, mientras que eu
127 — 150 van promiscuos los versos enteros y los
de pie quebrado, y tambien eu los dos grupos primeros
ocurre algiin que otro verso quebrado. Examinando los
pormenores de este asunto, hallamos que en el grupo
primero los versos 9, (10), 43 y 44 tienen diez silabas
sin poderse reducir ä nueve, ä no ser que en el verso 9
se lea mel por me lo, en que caso tambien liabrä sinalefa
entre si y es en el 10. Eu el 46 probablemente hay
error de pluma, debiendo leerse ueer en lugar de uerr.
El 32 tiene siete silabas, y el 17 cinco; ambos son agu-
dos. Quedan por consiguiente cuatro versos, 17, 32, 43,
44, rebeldes ä la medida general de este grupo. — Por
lo que hace al grupo secundo, es evidente que su tipo
general es el alejandrino, pero no lo es menos que un
trozo de el estä de tal modo irregulär, ya por el metro,
ya por la consonancia, que parece imposible reducir sus
versos ä la norma de los otros. Son estos los versos
56 — 64, de los cuales el 50, 57 y 58 no son mas que
una repeticion literal del 5, 6 y 52; si el manuscrito
diera märgen ä las palabras „sin dubdar" auadidas de
Amador, los versos 61 — 64 harian una pareja de alejan-
drinos cabales y por lo tanto se conformarian perfecta-
mente con los siguientes; quedan el 59 y 60, este sin
consonante que le corresponda y con su laguna irreme-
diable. Los otros hasta y con el 87 son alejandrinos,
algo defectuosos de vez en cuando, pero comparables con
los de Gonzalo de Berceo, del Arcipreste de Fita, del
libro de Alexandre y del de Apolonio. El v. 75 estä
aislado sin su pareja consonante, ni tiene metro cabal,
la entonacion, y el esdrüjlo tiene una mas, y en mi sentit pudiera
tenir hasta dos. Seria pues mas exacto denominar ä los versos por
el nümero de sus pies, que son invariables, que por el de sus silabas
y llamar epfdmetro al octosilabo , decdmetro al endecasilabo etc. ; pero
euemigo eonstante de embroUar ä los que lean mi Gramätica, me con-
tento con indicar la utilidad de esta nueva nomenclatura, y continüo
usando de la antigua." Gramätica de la Lengua Castellana, por Don
Viente Salvd. Valencia 1840.
El Misterio de los Reyes Magos. 55
circunstancias ambas que acaso se puedan explicar por
SCI" este verso el ultimo de la escena ä la cual pertenece.
El V. 84 solo represeuta uu liemistiquio. — Los versos
del grupo tercero son eptasilabos, ä excepcion del 0(J y
97 que tienen oclio silabas, y el 100 que no tiene mas
de seis. — Eu el grupo postrero son alejandrinos los
versos 127, 128 y 147; de onze silabas el 129; de nueve
el 130, 132, 135, 136, y 142 — 150; de siete el 134, 138,
139 y 141; de cinco el 131, y por ultimo de cuatro el
133 y 140.
Ahora bien, ^ como se explica esa variedad de metros,
esa irregularidad que uo tiene semejante en cuanto
conocemos de la antigua poesia castellana? Algo, aunque
no mucho, se podrä atribuir al escribiente, quien, como
ya advirtiö Amador, no era gran pendolista y, cuando lo
fuera, trasladando jDrobablemente el fragmento de memo-
ria, bien podia olvidarse de vez en cuando de su tenor
6 terminos exactos. A tal motivo quizä se debe referir
la falta del primer liemistiquio del verso 84 y otros erro-
res menores ya senalados en la redaccion del texto. Pero
la causa principal de tan estraüo fenömeno estä, segun
nosotros, en el caräcter dramätico del poema. AI tal
caräcter con su madauza instantänea de sensaciones,
temples e incidentes era perfectamente apropiada una
mudanza correspondiente de andadura metrica , y ä ver
como maneja el diälogo, con que brio, por ejemplo, logra
pintar en las breves, anhelantes y multiplicadas preguntas
de Herodes (las cuales ademas van engalanadas de
consonantes interiores repetidos), la inquieta ansiedad del
tirano; ä ver esto, decimos, no podemos menos de creer
que asi lo Labia entendido el autor mismo, y que en
aquella variacion metrica tenia una verdadera intencion
artistica, mirando a un realce de la composicion, un
aumento de su efecto. Podriamos advertir al paso que
esta mafia uo la hau desdefiado un Shakespear, un Gua-
rini y otros grandes ingeniös dramäticos, pero mas hace
al caso presente recordar que precisamente en el mas
antiguo fragmento que del teatro moderno nos queda, en
el poema latino-provenzal Mysterium fatuarum Virc/i-
r^g Eduardo Lidforss
imm, 1 se encuentra tambien esta misma soltura metrica.
No queremos decir con esto que el poema espanol se
haya lieclio en imitacion del otro, ni siquiera que su
autor lo conociese y por el estuviese influenciado, que
harto uos disgusta aquella mania de oler influencias
extrangeras siempre que haya similitud entre dos pro-
ducciones literarias, y ese hablar de la absoluta prioridad
de una ü otra lengua y literatura neo-latina, solo porque
de una nos ha conservado el azar de las circunstancias
monumeutos algo anteriores ä los de las otras, como si
en todos paises no hubiese el pueblo siempre tenido su
habla propia y espontänea, en que trataba sus asuntos
cotidianos y cantaba sus heroes, sus gozos y dolores, en
formas tan espontaneas como la misma lengua, Pero, el
poema provenzal pareciendose al castellano en teuer una
antigüedad muy respetable (el manuscrito es de Ja pri-
mera mitad del siglo XI) y en ser tambien una represen-
tacion biblica, no creemos temeraria la conclusion de que
no era imposible se empleara en Espana una forma
parecida ä la que en circunstancias parecidas se empleaba
en una lengua y una nacion consangulnea.
La lencjua^ clara y sencilla, ofrece pocas dificultades.
El proMo del v. 12 es el moderne jjo^/^'o; la metätesis en
terne del v. 19 por ten(d)re no es rara en los autores
antiguos; la palabra on del v. 23 puede ser error de
pluma por non^ como lo pone Amador, pero tambien
podria ser la forma castellana de unquam con sentido
negativo (comp, la fräse moderna: en mi 'vida he visto tal
cosd); el ajguandre se encuentra en el Poema del Cid y
la Crönica Rimada del Cid, aunque no con el sentido
puramente expletivo que tieue en el v. 35 de nuestro poema.
El verso 31 es oscuro respecto a su conexion con el pre-
cedente; tal vez esta corrompido. Oscuro es tambien el
verso 44, tanto por el o (aunque la lectura no es entera-
mente cierta), cuanto por el verbo iiogarä; ^si estarä este
1 Publicado en parte por Raunouanl (Choix, tomo II), y despues
por entero por Wright (Early Mijsteries), y Monmerque et Michd
(Theutre Franfais au moyen dge).
El Misterio de los Reyes Magos. 57
por abogarä? Por lo que hace ü la palabra hala del
V. 140 no nos atrevemos a proponer conjetura alguna;
solo nos parece indudable la division en tres palabras
del hamihala del manuscrito. Muy primitivas soa las
formas pndet del v. 13 y uinet del v. 20 con su termina-
cion entera; pero lo que en estas y otras palabras cons-
tituye en nuestro concepto el caräcter mas antiguo de
la lengua de este fragmento, es que en las palabras donde
el habla moderna pone los diptongos ie y ve en lugar
del breve e (i) y o latino, siempre tiene vocales simples
e indivisas, de tal manera que leemos
con i ö e por ie: con o ü v por ue:
t/mpo, V. 4. pwdet, v. 13.
bme,v. 10.1 1.39. 50. 69.103. bono, v. 38.
umet, V. 20. , longa, v. 78.
qu/n, V. 21 bis. 81. 109. uostros, v. 83. 130.
tme, V. 21. p??s, v. 104. 133.
certas, V. 24. morto, v. 111.
celo, V. 37. pt^sto, v. 112.
Cilo, V. 42. nostras, v. 150.
quiro, V. 53.
entmdes, v. 143-
Tambien en otros monumentos antiguos se puede
encontrar un certas, un longo, nostro, vostro, pero por
excepciou; y nunca hemos visto otro monumento que
erija en principio esa conservacion de las vocales simples
y la practique con tanto rigor que en todo el poema no
se asoma siquiera una sola vez uno de dichos diptongos.
En el texto castellano del Concilio de Leon de 1020
(Coleccion de Fueros Mimicipales y Cartas Piieblas etc. por
D. Tomas Munoz y Romero) es donde hemos encontrado
con mayor frecuencia vestigios de este fenömeno , como
quin (dos veces), bonos (varias veces), pöble, pöble, moble,
fontes, soldos (varias veces) y porco, y con todo son raras
estas formas en comparacion de los quien, bueno, pxieblo,
etc. Lästima que no se sepa por cierto la epoca cuando
fue romanceado ese texto, aunque para nosotros es in-
dudable que no debia ser largo rato despues del concilio
58 Eduardo Lidforss
mismo , al mas tarde dentro de un siglo ö sea ä prin-
cipios del siglo xii. i Por otro lado, ya en los Fiieros
de Nave de Albura deolarados y confirmados en tiempo
de Don Sancho conde de Castilla, ano de 1012, leemos
los dos pasajes siguientes : „Ex quo fuit edificata Nave
de Albura non habuit fuero de homicidio", y: „Nos
omnes supra nominati niete {=^ nitide) et clare laudantes
confirmamus." (Fueros Munic. y Carlas Pueblas, p. 58).
La copia de este documento fue sacada por Llorente de
un becerro götico de San Millan, y asi tenemos la cer-
teza de que los diptongos ie y iie eran ya bastante comu-
nes para introducirse en un acto latino de 1012 6 cuando
menos en una copia heclia en letra toledana, es decir
j)robablemente äntes de acabado el siglo xi. Conside-
rando pues: que el lenguaje de nuestro fragmento es
castellano puro; que la conservacion de las vocales
simples e (ij j o (u), no es distintivo de alguna habla
local, sino de un periodo mas antiguo y mas cercano al
latin; que por un lado los diptongos ie y iie son regia
en el texto castellano del Concilio de Leon y el Poema
del Cid, de los cuales este se cree escrito ä mediados
del siglo XII, y se asonian ya en un documento latino,
cuya redaccion, tal cual la conocemos, sube probable-
mente ä fines del siglo xi; y ültimamente, que por otro
lado en el fragmento de los reyes magos siquiera liay
un solo ejemplo de los tales diptongos; no creemos que
1 El erudito P. Fr. Juan de Soüreira, monje benedictino del moiias-
terio de Benevivere, en un catälogo que escribio de los manuscritos del
archivo de dicho monasterio, dice, ä propösito del Cö4«ie ^ que sacaba el
texto castellano del Concilio de Leon de 1020, que estaba escrito en
letra cursiva del siglo trece y en idioma castellano, coetäneo ä la
copia hasta la ley XXVI del titnlo primero del libro segundo (del Fuero
Juzgo), y de alli adelante muy anterior; y a esa parte mui/ anterior al
aiglo trece perteuece el texto castellano del concilio. D. Tomas Munoz
refiere la opinion del docto benedictino sin reserva ninguna, lo que
nos liace creer qiie por su parte la abona, y que D. Aureliano Fer-
nandez-Guerra y Orbe, asentando (El Fuero de Ariles, p. 143 s. v. (ifa)
que dicho texto se romanceo en el siglo trece, solo reparö en que la
letra del codice de Benevivere es de ese siglo, mientras que, como
ya queda dicho, el idioma de grau parte de el es muy anterior.
El Misterio de los Reyes Magos. 59
con razon se nos pueda culpar de temerarios, si fijamos
la edad de este fragmento como no posterior a la segimda
mitad del siglo xi. C'onfirman esta coDclusion asi los
otros caracteres de la leugua, como la estriictura primi-
tiva del drama, y su versificacion, estribando esa muy
principalmente en la liturgia, y parecida esta ä la de
otro drama biblico del siglo xi.
Hemos expuesto nuestras observaciones sobre el
texto publicado y las razones que para nosotros lö hacen
el monumeuto mas antiguo del romance castellano. Otras
no menos valederas y que se encaminan todas häcia la
corroboracion de esta resiüta, pueden ver niiestros lecto-
res en la Historia Critica de la Literatura Espafiola, ä
cuyo ilastre autor debemos si no el descubrimiento , al
menos la revelacion de tan interesante monumento.
Esperemos que circunstancias mas apacibles que las de
los liltimos aüos le permitiran muy pronto de dar ä la
luz publica los volümenes de su gran obra que, segun
sabemos, lleva ya acabados.
Limd (Suecia) y enero de 1871.
Eduardo Lidforss.
ßO H. Michelant
Titoli clei Capitoli della Storia
Reali di Francia.
(Fortsetzung.)
Cap". 230.
Chome essendo ito Charllo a Chanpo alla citta di
Fiamiggoue e Ggerardo co figliuoli venne a Parigi el di
di San Donigi e misse a sacho el paese e vinse piu di
XII. m^ cittadiui e iii. m'^. donne e in fine alle doune
gravide e ssi riempie e disonesti luoggi le quali ne meno
in Borgognia. Cap°. ccxxvv.
Cap". 231.
Chome essendo fatta la ruberia ella uccisione di San
Donigi la reina mando a Charllo e a Orllando a dire la
ruberia ch' aveva fatta Ggerardo e quando Charllo ebbe
auta tale novella ebe gran dolore. Cap^. ccxxxi.
Cap°. 232.
Chome lo re Charllo mando chomendamento per
molte parte alla primavera ch' ognuno fusse a chorte e
chome Ggerardo fece tagliare uno ponte e no potette
passare. Cap". ccxxxii.
Cap". 233.
Chome Ggerardo mando a dire al chapellano di
Zennone che ordinasse uno trattato doppio e chosi fecie
e mando a dire a Charllo che gli darebbe el chastello
por certo tesoro e Charllo achonsenti di volerlo fare.
Cap'\ ccxxxiii.
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia. ß[
Cap". 234.
Chorae la gente che Charllo aveva ordinata si mosse
sotto el chooduscimeuto di Ricieri e di Richarde di Nor-
maudia e chol loro Riccieri vassallo e chavallchorouo
inverso la zona dov' era ordinato essere al jjromesso
teiiipo. Cap". ccxxxiv.
Cap". 235.
Chome Uggieri torno al re Charllo e chonto la bat-
taglia ch' era stata e chome Balante 1' aveva tradito e
chom' era morto Riccieri vasallo e Charllo levo chanpo
e passo el fiuine e prese el chastello e poi pose champo
intorno alla citta di Vienna. Cap°. ccxxxv.
Cap°. 236.
Chome el messo torno a Ggerardo e dettogli la ris-
posta di Charllo pella quäle chosa monto in maggiore
superbia e chomincio a dispregiare Charllo e Orlando e
voleva che Don Chiaro andasse a pigliare 1' anpresa di
chonbattere chon Orllando e Don Chiaro none avrebbe
voluto eppiu lo prego della parte e fue da Ggerardo
spregiato in modo che se gli levo dinanzi. Cap''. ccxxxvi.
Cap°. 237.
Chome Charllo sentito ch' era venuto Don Chiaro
al chanjjo mandato da Ggerardo raghuno e suoi baroni
a chonsiglio in fine Orllando ando alla battaglia. Cap°.
<C XXX VII.
Cap°. 238.
Chome Orllando giungniendo al champo egli voleva
salutare Don Chiaro ma none aspetto e prese del champo
chome quello chontro a sua volonta e chome si dierono
dua grandi cholpi e chosi dnro tutto el di e chome Taltro
di tornarono alla battaglia. Cap". ccxxxviil.
Cap». 239.
Chome lo re Charllo disarmo Orllando c dimandollo
della battaglia e Orllando molto lodo Don Chiaro del
62 H. Michelant
siio aversario e Don (liiaro lodo Orllando pello migliore
chavalliere del mondo. Cap''. ccxxxix.
Cap°. 240.
Chome Charllo chiamo Orllando dicendojrli chome
Don Cliiaro era venuto al cbanpo e Orllando non si
voleva levare ma ttanto Charllo lo prego che v' ando.
Cap°. ccxxxx.
Cap«. 241.
Chome Orllando ando al re Charllo e Charllo Taiiito
disarmare e cbonto della battaglia e poi chome el terzo
di e ferono maggiore battaglia che prima non era stata.
Cap°. ccxLi.
Cap^ 242.
Chome ritornati e dua chavalieri al cbanpo Orllan-
dino e Don Chiaro vennono animossi per fare battaglia
e Orllando gli parlone humilmente e che none voleva
piu battaglia in fine Orllando Tucise. Cap°. ccxlii.
Cap°. 243.
Chome Ggerardo vide morto Don Chiaro levo la-
menti bruttamente al cielo e rrineggo Iddio e prese el
chrociiisso dal lato e tutto lo spezzo e frachasso evitu-
perevolmente el chonsiono. Cap°. ccxLiii.
Cap». 244.
Chome Ggerardo avendo fatto soppellire el chorpo
di Don Chiaro avendo in tutto rineggato Iddio segreta-
mente se n' andava e passo sconoscinto pello mezzo dello
cbanpo e figliuoli si diedono a Cbarllo e nelle braccia
sua si rimessono. Cap°. ccxxxxiv.
Cap°. 245.
Chome el ducha Ggerardo ebe rinneggato Iddio si
fue partito da Vienna essi se n' ando in Ispagnia arre
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia. 63
Marsilio e di nuovo chongiuramento rinneggo Iddio e
giuro la fede di Maiinietto e promesse a Marsilio farlo
signiore di Vienna e di tutto el suo duchato e diccio
ch' egli era signiore primo. Cap". ccxlv.
Cap°. 246.
Chome Marsilio sentendo la veuuta di Charllo rag-
guno el suo chonsiglio e domando e sua baroni se gli era
da pigliare la battaglia choritro a Charllo ossi onno e
pelle parole el vauto di Ggerardo si mise di stare chollui
a battaglia. Cap". ccxlvi.
Cap°. 247.
Chome Marsilio ordino di fare le sciere dalla sua
gente e fecie quattro sciere cholloro chapitani e Charllo
lo senti e fece le sue sciere cioe tre sciere di tutta sua
gente e chominciossi la battaglia gran de Christiani e
Saracini molto forte. Cap°. ccxlvii.
Cap°. 248.
Chome mossa questa sciera in rotta entro la sichonda
e chome allora Orllando sono el chorno e ristrinse la
sua sciera al lui el Dauese e Astolfo e Berlinggieri e
Ottone e Salamoue e Uggieri e quali chominciorouo
grandissima battaglia facciendo graude uccisione. Cap".
CCXLVIII.
Cap°. 249.
Chome Charllo s' avide ch' e Christiani avevono
bisognio di sochorso massime Orllando alla sua sciera e
mandovi Girardo da Rrossiglione e Amone di Dordona
e Grgano di Maggan za chou xm^. chavaglieri alla bat-
taglia e per questo li Christiani raquistarono molto el
loro amore e fue ferito Astolfo nella testa e fue portato
al suo padiglione. Cajj". ccxlv im.
Cap°. 250.
Chome Orllando s'achosto chon Pantaleone e fec-
ciono grande battaglia in fine Orllando li parti la testa
e chascho auorto ed essendo fatta sera Orllando torno
al padaglione. Cap°. ccl.
(54 H. Michelant
Cap«. 251.
Chome tornato el ducha megliorano in Vienna nella
sua signoria ma cho figliuoli poco si chonchredeva e
chome solo fecie Ulivieri suo amicho e messelo a punto
e fecielo niinicho d'Orllando. Cap°. CCLI.
Cap^ 252.
Chome Charllo ebbe assediata la citta di Viemia
molto sollecitava di pigliarla e chome per introduzione
di Ggerardo delibero Ulivieri di conbattere chon Orllando
tanto era molestato da Ggerardo e armossi e venne al
chanpo chontro Orllando. Cap°. CCLii.
Cap°. 253.
Chome Ulivieri rispose a Orllando non avere ra-
gione di dargli risposta anzi lo fido e chomincio chol lui
la battaglia si ruppe la spada in mano a Ulivieri e Or-
llando lo preggava che venisse a Charllo ellui non volse
e ttorno in Vienna. Cap". CCLiii.
Cap«. 254.
Chome Ulivieri si rappresento a Ggerardo cholla
spada rotta e chome Orllando per sua gentilezza l'aveva
lasciato tornare e chome ebbe la spada di Messer Lan-
cialotto del Laggo e ttorno alla battaglia e Orllando ne
fue dolente. Cap°. ccLiiir.
Cap'^. 255.
Chome Ulivieri tornato in Vienna tutto rotto della
faticha della battaglia e chonto la promessa a Ggerardo
ch' aveva fatta a Orllando e chosi fue ordinato si faciesse
e chome Alda fue menata bene achompagniata da due
mila chavalieri. Cap**. CCLv,
Cap°. 256.
Chome e dua chavalieri ebbono preso del champo
tutte le mura erano piene di gente e Ggerardo era nella
terra armato chon molti chavalieri ella la battaglia si
chomincio. Cap°. CCLVI.
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia. 65
Cap°. 257.
Chome partito Orllando da Ulivicri e messa Alda a
chavallo Ulivieri la meno alla citta dinanzi a Ggerardo
e manifesto tutta la chosa era passata ellui ne fue do-
lente e chome Ggerardo prese Charllo per impiccharllo
e chome Ggerardo fue messo da figliuoli in prigione e
quivi mori. Cap°. CCLVii.
Cap*'. 258.
Chome a Parigi e pello rearae di Francia si fecie la
festa de l'avuta vettoria e Charllo fecie Arnalldo e Kic-
cieri figliuoli di Ggerardo suoi consiglieri. Cap°. CCLViii.
• Cap". 259.
Chome in questo tempo Ggicciardo e Millone si
partirono e veunono a pigliare la signoria di Puglia.
Cap°. 259.
(Finisce il primo libro.)
Incomincia Cap". 1 del secoudo libro.
luchomincia la nobilissima Storia della Spagna e
prima secondo un libro francioso rechato in lingua latina
nella quäle si trattava dello achiusto che fecie Charllo e
la morte di dodici paladiui di Francia. Proemio primo
chominciasi a di 7 di Novembre 1508 a ore 4" circa.
Capo. 2.
Chome Santo Giacopo compari tre volte a Charllo
in tre notte e dicevagli che pigliasse la impresa
deir aquisto di Spagnia e Charllo non credeva pure la
terza notte gli promise di pigliarla. Cap". ii.
Cap". 3.
Chome lo re Charllo aveva rotte le tre visione si
levo tutto in^^aziente e sopra questo molto penso di fare
Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. XII. l. J3
ß6 H. Michelaut
e di raggunare tesoro pella detta inpresa e poi si parti
d' Asia la Chappella e torno in Franeia e chonfesta per
fare el detto ordine. Cap**. 3.
Cap°. 4.
Chome Charllo stette in Pariffi sei anni a rrao;orhu-
nare tesoro pella inpresa ed erane molto biasimato ch' egli
era el piu amaro uomo del mondo diventato. Cap". 4.
Cap^ 5.
Chome lo re Charllo chiamo el suo segreto chon-
siglio e allora palleso tutto V animo suo della inpresa
della Spagnia chome aveva avute tutte le tre visione e
pero aveva raggunato tanto tesoro pella detta inpresa e
tutti e baroni chon allegrezza ordinarono gran genta.
Cap° 5.
Cap°. 6.
Chome lo re Marsilio sentito la grande gente che
raggnnava Charllo a Parigi si glievo gran sospetto e chiamo
tutti i signiori della Spagnia e chonsigliarono di man-
dare anbasciadori a Charllo alla fine non parve loro e
chonsiglorono di stare a buona guardia tutte le loro
terre. Cap". 6.
Cap". 7.
Chome lo re Marsilio non sapendo chome lo re
Charllo si volesse andare dilibero saperlo e ando a uno
suo giardino e tolse uno bacino pieno di aqua e per
forza d' inchantamento seppe dove Charllo voleva andare
in Ispagnia ellui con frate gli ordino un inbasciadore in
Franeia a Charllo per saper lo chiaro. Cap°. vii.
Cap". 8.
Chome lo re Marsilio mando uno suo inbasciadore
allo re Charllo per sapere dove volesse andare e chosi
gli proffereva auto eil' anbasciadore si parti e ando a
Parigi e fece sua inbasciata. Cap. 8°.
Cap^ 9.
Chome Fanbasciadore fecie la rrisposta cio che Charllo
lesse la lettera di Marsiglio e chome Charllo fecie la
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia. (]7
rrisposta e chome lo inbasciadore torno in Spagnia e
fece la rrisposta a Marsilio.
Cap°. 10.
Chome Marsilio adolorato chiamo el chonsiglio e
chol loro chonsentimento ordinarono d'afforzare ia Spagnia
e mandarono Ferrau a Lazzera per guardia. Cap°. 10.
Cap°. 11.
Chome Charllo partito che fue l'anbasciadore di Mar-
silio fece la rrisposta del Santo Padre di Koma chome
r aveva ranffermo de xxvi™. e chome mandava uno char-
dinale choUa attulita papale e chome uscirono di Parigi
chon tutte le bandiere e gente. Cap°. 11.
Cap°. 12.
Chome Charllo lascio uno luegotenente in Parigi
tanto chellui tornasse da champo e chome lui V avio in-
verso Ispagnia e non e poteva passare ma cholle industrie
del Danese passarono sanza licenza di Charllo magnio
Inperadore. Cap°. 12.
Capo. 13.
Chome Ferrau sentito de Christiani usci fuori e mise
si in agguato e ordino egli altri chominciassino battaglia
facessono vista di fuggire e chosi fecirono ch' essi fug-
giro inverso la terra e Christiani molto forte gli seggui
tarono infino presso alla vitta. Cap". 13.
Cap^ 14.
Chome Astolfo vegendo Orlando che lo sgrido torno
alla battaglia e fue preso e messo co gli altri in prigione
e di poi Ferrau torno a Llazera e vide tutti e prigioni
e rritenne Astolfo el quäle gli mostro tutte l'ensegnie di
Charllo. Cap". 14.
Cap°. 15.
Chome si rachonta delF arme di Ferau e in che
modo era armato e chome mando al champo addisfidare
Orlando. Cap". 15.
5*
63 H. Michelant
Cap". 16.
Chome innanzi chel Faviglio giugniesse Charllo fece
ragunare tutti e baroni e chomando che nessuno clion-
batesse a chorpo a chorpo chon Ferrau el Famiglio fe
Tanbasciata e Orlando volle conbattere chon Ferrau e
Charllo non voleva e pure gli disse licenza. Cap". IG.
Cap'. 17.
Chome Orlando avuta la licenza mando a dire a
Ferrau e ch' andava a conbattere e Ferrau n'ebe grau
piacere e di poi Orllando s'armo e tutti e signiori gli
erono d' intorno e dissono che ssi guardassi. Cap". 17.
Cap". 18.
Chome Orlando parti dal champo per andare a con-
battere chon Ferrau e giunto allui si salutarono gentil-
mente e poi disfadati chorsono lelante e poi Orlando ri-
mase a pie e poi per uno cholpo tramo e Ferrau lo por-
tava per morto alla citta per mostrarlo agli altri prigioni.
Cap^ 18.
Cap°. 19.
Chome lo re Charllo ebe grande dolore d' Orllando
che mandava per morto e chome Orlando si risenti e
chome si cominciorono la battaglia grande e duro assai
e poi fecirono insieme patto di non rifare villania 1' vmo
air altro mentre la battaglia durava e rriguardare e pri-
gioni. Cap". 19.
Cap^ 20.
Chome torna la storia a parlare di Charllo che aveva
ävuto grande dolore d' Orllando veggendolo portare e
chome poi gli andarono incontro e chon molta allegreza
e non volevono torrnasse piu a conbattere e trando el
bando che nessuno schornasse la Spagnia mentre dur-
rava la battaglia. Cap°. 20.
Cap°. 21.
Chome Orlando sene ando al suo padiglione a rri-
posare e disarmossi e poi n' ando a ciena chon Charllo
Titoli dei Capitoli della Stoiia Reali di Franeia. ß9
c Salamone el simile fece Ferraue che ttorno a Llazera
e disarmato si che fue e cho suoi molto lodo el chonte
Orlando. Cap°. 21.
Cap°. 22.
Chome Astolfo molto si schuso , dell' essere stato
abattuto e chome fue difetto del suo chavallo e chome
Ferraue gli fece mangiare m sua presenza e poi fece
nella torre in una chamera fare letti per loro. Cap°. 22.
Cap°. 23.
Chome Orlando veduto aprarito el giorno si fue
armato e montato a chavallo e venne in sul fiume essono
el giorno e Ferrau el simile armato venne alla battaglia
chontro Orlando chosi tutti si salutaro e presono del
charapo. Cap«. 23.
Cap'. 24.
Chome Charllo veggendo Orlando a tanto disvan-
taggio ebbe diilui grande paura e preggava Tddio pel lui
chello aiutasse e chome Orlando duro gran pezo a dif-
fendersi schifando sempre c cholpi e in fine era molto
stancho e dolevasi chon Ferrau ch' egP usava villania
essendo a pie e lui a chavallo. Cap°. 24.
Cap°. 25.
Chome torna la storia a Orlando e a Ferraue che
ssi riposarono e chome 1' uno diceva alF altro che rrinne-
gassino la sua fede e in fine richominciarono la chrudele
battaglia cholle spade. Cap°. 25.
Cap°. 26.
Chome Orllando fece patto chon Ferrau di ritornare
r altra mattina alla battaglia e d' achordo si partirono e
Orllando si torno nel champo chon grande festa ed entro
in uno bagno e poi s' ando a posare. Cap". 26.
Cap". 27.
Chome Orllando a Ferrau disse che salvasscro e pri-
gioni da sua parte e chome promise di farlo e poi torno
alla terra e sua e non volcvono ch' egli tornasse piu a
chonbattere ellui s' adiro cholloro. Cap**. 27.
70 H. Michelant
Cap". 28.
Chome Ferrau ando a trovare e prigioni e chonforto,
gli per parte d'Orllando e poi se vincieva se gli farebe
morire e andossi a posare e V altra mattina s' armo e
venne al chanpo. Cap°. 28.
Cap°. 29.
Chome torna la storia al parllare d' Orllando che ssi
levo la mattina e fece sua orazione e si fece armare e
Charllo gli dette el suo elmo e dopo molto parlare Or-
llando venne al champo chon Ferrau e chominciarono
el primo assalto. Cap°. 29.
Cap°. 30.
Chome Orllando parlava chon Ferraue e Ferrau c
molto gli predicho la fede di Christo e poi feciono un
assalto e poi andarono una valle a chonbattere e Ferrau
s' adormento e chome Orllando lo champo che sarebbe
aflbgato ellui si meraviglio della chortesia d' Orlando.
Cap". 30.
Cap^ 31.
Chome lo re Charllo vide tornato Orllando al piano
dubito di llui e prega Iddio collui tutto el chanpo de
Christiani e chosi e Saracini preggavono per Ferrau e
chome richominciarono la battaglia insieme molto forte.
Cap". 31.
Cap" 32.
Chome Orllando avendo fatto nuovo avviso richo-
mincio la battaglia chon Ferrau e Orllando dopo molta
batta Orllando amazo Ferrau e fue grande allegrezza fra
Christiani e quegli di drento feciono anbasciadori a Charllo
che tutta la terra si voleva battezzare e parte se ne ando
in Ispagnia. Cap°. 32.
Cap«. 33.
Finito el primo libro della Spagnia a di di Novembre
1508 a ore 22 e chomincia el terzo a ora detta e chome
seggira in prima chome dice el proemio del libro secondo
e chome Charllo vide ballare e sua presenza e allui
parve di muovere cl chanpo c chosi ordino chon Or-
Titüli dei Capitoli della Sturia Keali di Francia. 71
Uando e ordinaroiio di inandare a Panpalona e misse a
ordine le sciere e Astolfo non voleva. Cap°. 33.
Cap". 34.
Chome el chonte Orlando mando 1' arcivescovo Tur-
pino cho cc*'. e chome si parti una spia e aviso Mazarigi
e chome mando sei cento alla battagha e morivi assai
fralloro da ogni parte e chome Orllando sochoKse chon
tre mila. Cap", 34.
Cap". 35.
Chome giimto Iseres al champo e feceva grande
danno e chome Orllando mando Astolfo e amazo Sinettor
e fe gran fatti e chome choUe saette avelenate amazava
ogniuno e chome Orllando ruppe gli arcieri e Iseresse
ordino de rompere lui. Cap*'. 35.
Cap°. 36.
Chome Iseres ritorno alla terra e mando e xx. m*.
cholle saette avvelenate e Mazarigi ando chon otto m*.
alla battaglia e furono e Christiani pericholati e tiraronsi
alla montagna e fii mandato gente per assaltagli e Iddio'
gli ajuto che sareuo morti. Cap". 36.
Cap'\ 37.
Chome dice ch' erra partito Orlando gli mando drieto
Ghano chon x. m^ e Ggano trovo e x. m^ pedoni che
mandava Mazarigi e chome gli ruppe perche Ghano pro-
mise di mendare e chavagli e chome poi nel champo fe-
cerono grande battaglia e Iseres rimase preso nella
battaglia e rresto furono schonfitti e rre Mazarigi fugi
nella citta chon grande dolore. Cap'\ 37.
Cap". 38.
Chome la madre d'Iseres fece grande lamento ch' era
preso Iseres e volle sapere el suo nome e per quello si
consolorono. Cap°. 38.
Cap«. 39.
Chome per che Charllo aveva mandato lo chonte
Ggano si messe e per IIa via trovo Iseres in champo a
72 H. Michelant, Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia.
Panpalona e chome giunse in chanpo a Panpalona e fece
attendare gli dua padiglioni e chome volle sapere el pri-
gione chi era e minaccio d'impichallo e Orllando fe
sonare a racholta. Cap°. 39.
Cap°. 40.
Chome Orlando spichata la battaglia torno al pa-
diglione e chome fue chonto a Charllo della vettoria e
chome Charllo voleva fare morire Iseres e Orllando
n' ebbe ritegnio. Cap°. 40.
Cap°. 41.
Chome Namo e gli altri si tornarono al padiglione
di Charllo e dissono la risposta d'Orllando e chome
Astolfo era preso e chome ordinarono uno inbasciadore
a Mazarigi e Chome Iseress dette segnio e chome ando
drente a Panpalona e fe V anbasciata e torno a chavallo
cholla risposta. Cap°. 41.
Cap°. 42.
Chome Charllo fece venire dinanzi a sse Iseres e
chome gli disse la risposta di suo padre chome la dono
al chonte Orllando lo libero e mmandolo drento e pro-
mise di rimandare Astolfo el quäle ando nella terra el
padre non voleva el lui voleva ritornare in prigione e
pure Astolfo fue libero e Yseres T acompagn' al chanpo.
Cap^ 42.
H. Michelant.
(Wird fortgesetzt.)
ICritit;che Anzeigen: 73
Kritische Anzeigen.
Zur englischen Literatur
des 16. und 17. Jahrhunderts.
1. English Reprints. CarefuUy edited by Edward Arber. London,
1868 — 70. 120. b_ j_ 23 Lieferungen.
2. Spencer Society Publications. Manchester, 18G8 — 70. 4". u. FoL
b. j. 5 vols. in 7 Lieferungen.
3. Eoxburghe Library. Edited by W. C. Hazlitt. London. 4". b. j.
8 Lieferungen.
4. Fuller's Worthies Library. Edited by the Rev. Alexander B.
Grosart. Printed for private circulation. 12". b. j. 15 vols.
Keinem der sich einigerraaafsen ernstlich mit dem Studium
der englischen Nationalliteratur beschäftigt hat, kann es ent-
gangen sein, wie kläghch dürftig in den allgemeinen Werken
über dieselbe gerade eines ihrer wichtigsten und interessan-
testen Zeitalter^ das im weiteren Sinne sogenannte Elisabethi-
sche Zeitalter, behandelt ist. Mit alleiniger Ausnahme des
Dramas und einiger der hervorragendsten Erscheinungen der
andern Literaturgattungen, wie Spencer, Raleigh , Bacon und
was sich unmittelbar an diese anschliefst, gewähren die be-
treffenden Partien meistens sehr wenig befriedigende Belehrung
und lassen, wenn auch einen Theil des Glanzes, doch wenig
oder nichts von der Fülle der literarischen Publication ahnen,
welche der Regierungsperiode der jungfräulichen Königin und
der ihres unmittelbaren Nachfolgers traditionell zugeschrieben
wird. Die vorshakespearische Zeit insbesondere ist in den
gangbaren Literaturgeschichten beinahe ein weifses Blatt, auf
welchem hier und da ein Name mit einigen dürftigen No-
tizen sichtbar wird. Und doch ist es gerade dieser erste
Abschnitt, welcher die grofsen Erscheinungen des zweiten in
allen verschiedenen Literaturgattungen vorbereitet, welche Er-
scheinungen hier so wenig, wie anderwärts in der Geschichte
des menschlichen Geistes, gleich einzelnen Basaltkegeln aus
der Ebene herausspringen, sondern eben nur Gipfel eines all-
74 Zur englischen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts.
mälich ansteigenden Gebirgszuges sind. Shakespeare's erzäh-
lende Gedichte und seine Sonette z. B. sind, ebenso gut wie
seine Dramen, Glieder einer Kette von nicht blofs der Form
sondern auch dem allgemeinen Geiste nach verwandten Er-
zeugnissen vor ihnen, und können daher nur mit Hinblick auf
ihre Vorgänger und die Bedingungen des Entstehens derselben
vollständig und richtig gewürdigt werden. Für die Geschichte
der Poesie haben wir zwar Warton's bekanntes Werk. Aber
es ist mitten in der Periode stecken geblieben, und selbst die
zum Abschlufs gekommenen Theile bedürfen dringend einer
Verbesserung und Vermehrung, resp. Umarbeitung, wie sie
gegenwärtig in Vorbereitung ist. Auch fehlt es nicht an zum
Theil vortrefflichen, wenn auch in Dutzenden verschiedener
Werke zerstreuten Einzelforschungen über bestimmte Erschei-
nungen jenes Zeitalters, wohl aber an einer zusammenhängen-
den Darstellung und historisch -genetischen Entwickelung, und
zum Zwecke einer solchen hat der Forscher sich unmittelbar
an die Quellen selbst zu wenden. Will er aber von den se-
eundären Hilfsmitteln zu diesen aufsteigen, so sieht er sich,
wenigstens aufserhalb Englands und fern von dessen öffent-
lichen und Privatbibliotheken, den gröfsesten Schwierigkeiten
gegenüber. Ein grofser Theil der Elisabethischen Literatur
ist nämlich in Folge mehrhundertjähriger Vernachlässigung
beinahe verkommen und dadurch gar nicht oder doch nur
äufserst schwer zugänglich geworden. Man braucht nur das
erste beste bibliographische Handbuch, beispielsweise das von
Hazlitt, zu öffnen, um sich zu überzeugen, von wie vielen
wichtigen und interessanten Literaturwerken jener Periode
sich nur wenige (oft sogar nur ein einziges) Exemplare ge-
rettet haben, die im Schoofse einiger öffentlichen oder Privat-
bibliotheken den Schlaf des Gerechten schlafen und somit den
Handschriften gleichzustellen sind. An ihre Wiederheraus-
gabe ist entweder nie gedacht worden, oder, wenn es in
neueren Zeiten in einzelnen Fällen geschah, so geschah es füt
die ganz exclusiven Druckgesellschaften, wie der Roxburgh
Club, oder auf Privatpressen, wie die von Utterson u. A. und .
in einer so winzig kleinen Anzahl von Exemplaren, dals
diese Neudrucke sofort nach ihi-em Erscheinen wieder zu
Raritäten und der allgemeinen Benutzung fast wieder ebenso
sehr entrückt wurden wie ihre Originale.
;
i
Zur englischen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts. 75
Aber auch selbst jene neueren Ausgaben, durch welche
ein Theil der Elisabethischen Literatur allgemeiner zugänglich
gemacht ist, sind — immer natürlich mit Ausnahme der Dra-
matiker — meistentheils weit entfernt, heutigen Ansprüchen
zu genügen. Sie stammen meistens noch aus der Zeit, wo
man genug gethan zu haben glaubte, wenn man die "Wünsche
des blofs Unterhaltung suchenden Lesers erfüllte, wo man
aber von den Bedürfnissen der literarhistorischen oder philo-
logischen Forschung nur ausnahmsweise die nöthige Einsicht
hatte , und sie verdienen daher auch nur ausnahmsweise den
Namen wirklich kritischer Ausgaben. Denn abgesehen davon,
dafs sie sich nicht einmal im blofsen Abdruck des Textes
einiger Sorgfalt befleifsigen, huldigen sie mit sehr wenigen
Ausnahmen dem Gebrauche, die Orthographie zu modernisi-
ren, einer Unsitte, welche die Engländer bis in die neueste
Zeit nicht haben los werden können, die aber nicht nur ein
Frevel an einem literarischen Denkmale, sondern auch ein
Vergehen gegen die Interessen der Wissenschaft, ja, wir möch-
ten sagen, eine Misachtung des Publicums ist, für welches die
Herausgeber ihre Ausgaben bestimmen. ^) Im Jahre 1832
z. B. gab T. Maitland Drummond's Werke zum ersten Male
vollständig und in der ursprünglichen Orthographie hei-aus,
aber für den Maitland Club, also in 68 Exemplaren. Mr.
Turnbull republicirte 1857 diesen Text, modernisirte aber
vollständig die Rechtschreibung, wie es sich seiner Meinung
nach geziemte für ein Buch „intended for populär use". Noch
ganz neuerlich (1868) hat der Rev. Giles den trefflichen alten
Roger Ascham in den modernen Frack der neueren Ortho-
graphie gesteckt, natürlich auch „for populär use". AVas für
Leute sich diese Herren wohl unter dem ,,people" denken
mögen, dem sie ihre Ausgaben bieten!
In neuester Zeit fängt nun aber bei den Engländern die
Ueberzeugung an durchzudringen, dafs es endlich an der Zeit
sei , ihrer älteren Literatur mehr als bisher gerecht zu wer-
den, und es sind im Laufe der letzten fünf Jahre eine Anzahl
von Unternehmungen ins Leben getreten, welche ausgesproche-
1) Selbstverständlich gilt dies nach unserer Ansicht auch von den
Dramatikern, für die wenigstens in den eigentlich kritischen Ausgaben
die ursprüngliche Orthographie beibehalten werden müiste.
76 Kritische Anzeigen:
nermaafsen oder stillschweigend den Zweck verfolgen, die
Denkmäler jener Literatur dem Banne unverdienter Vergessen-
heit oder Vernachlässigung zu entreifsen, Unedirtes oder Ver-
schollenes zu ediren, schon Edirtes besser und vollständiger,
kurz in einer den heutigen Bedürfnissen der Wissenschaft
angemessenen Gestalt zu republiciren. Bezeichnend für den
Geist des heutigen Englands ist es aber, dafs keines dieser
Unternehmen ein eigentliches Verlagsunternehmen ist, sondern
dafs sie sämmtlich entweder nur im Wege der Association
oder durch die Aufopferung Einzelner haben zu Stande kom-
men können.
Von den verschiedenen im Laufe der letzten Jahre ins
Leben getretenen Unternehmungen sind nun die vier Eingangs
dieses Artikels genannten eben ausschliefslich den literarischen
Denkmälern des 16. und 17. Jahrhunderts gewidmet, und es
dürfte eine kurze Würdigung ihrer Bestrebungen und ihrer
bisherigen Thätigkeit wohl nicht ohne Interesse für die Leser
des Jahrbuchs sein.
1. Die seit dem Jahre 1868 unter dem Titel „ English
Reprints" erscheinende, von Mr. Edward Arber in London
herausgegebene Sammlung, deren bisherige einzelne Publica-
tionen in den betretFenden Jahren unserer Bibliographie auf-
geführt sind, erschien anfangs im Verlage von Alexander
Murray in London und machte in ihren ersten Lieferungen,
bei aller von dem Herausgeber sichtlich angewandten Sorgfalt,
doch den Eindruck einer blofsen Buchhändlerspeculation. Sie
liefs ältere und neuere Werke bunt durcheinander folgen, und
unter den letzteren waren mehrere so allgemein bekannte, in
zahlreichen guten und wohlfeilen Ausgaben verbreitete, dafs
die hier auf ihre Wiederherausgabe verwandte Mühe und
Sorgfalt beinahe verloren erschienen. Man sah ziemlich deut-
lich, dafs die Intentionen des Herausgebers und die des spe-
culativen Verlegers einander durchkreuzten. Seitdem aber die
Sammlung aus dem früheren Verlage in den Selbstverlag des
Herausgebers übergegangen ist, läfst sich darin ein fester
Plan erkennen, indem Mr. Arber seine Bemühungen aus-
schliefslich der Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts zu-
zuwenden, und vor allen die wichtigen aber durch ihre Selten-
heit gegenwärtig beinahe unbekannt gewordenen Schriftwerke
jener Periode allgemein zugänglich machen zu wollen scheint.
i
Zur englischen Literatur des IC. und 17. Jahrhunderts. 77
Diese Absicht, so wie die Art und Weise, wie sie bisher aus
geführt worden, verdienen die grofseste Anerkennung.
Der in unserer für ideale Zwecke nur allzusparlustigen
Zeit zunächst in die Augen fallende Vorzug dieser Ausgaben
besteht in ihrer beispiellosen Wohlfeilheit. Der Preis der
einzelnen Bändchen übersteigt selten Is., beträgt öfters nur
Gel. und erhebt sich bisher nur in einem einzigen Falle bis
zu 4-?. Für diesen Preis aber ist die äufsere Ausstattung
bezüglich des Druckes und Papiers eine sehr anständige,
namentlich sind die in kleinerer Anzahl für Liebhaber abge-
zogenen Grofspapierexemplare für ihren, wenn auch dreifach
höheren Preis von grofser Sauberkeit und Eleganz. Die
Sammlung hat daher schon aufserordentliche Verbreitung ge-
funden, wird in einer fast unbeschränkten Anzahl von Exem-
plaren gedruckt und soll nach der Absicht des Herausgebers
immer käuflich erhalten, bleiben.
Den Hauptvorzug der „English Reprints" aber bildet
die lobenswerthe Sorgfalt, mit welcher sie behandelt sind.
Der Herausgeber will augenscheinlich die ältere englische
Literatur im guten Sinne des Wortes popularisiren, nicht
aber — um es mit dem neuerlich in England oft gebräuch-
lichen passenden Worte zu bezeichnen — plebificiren
(plebify). Diese Sorgfalt in der Behandlung aber ist es be-
sonders , welche diese Ausgaben auch für wissenschaftliche
Zwecke empfehlenswerth macht. Das Bestreben des Heraus-
gebers ist vor allen Dingen darauf gerichtet , einen möglichst
authentischen Text zu liefern. Für diesen wird daher immer
die älteste vollständige, wo möglich die vom Verfasser noch
selbst besorgte Ausgabe zum Grunde gelegt. Wenn nöthig,
werden die Avichtigsten Varianten der übrigen Ausgaben mit-
getheilt. Jedem Werke geht eine literarisch -kritische Ein-
leitung voran, anstatt der Lebensbeschreibung aber eine, nach
Art von Regesten chronologisch geordnete Reihe quellen-
mäfsiger Notizen über Leben und literarische Wirksamkeit
des Verfassers, eine Einrichtung, der wir, unseres Wissens,
hier zum ersten Male begegnen, die uns aber ganz empfehlens-
werth erscheint.
Diese Ausgaben sind also weder mehr noch weniger, als
das, wofür sie sich ausgeben, nämlich eigentliche „Reprints",
Wiederabdrücke, deren Werth von der richtigen Wahl des
7g Kritische Anzeigen:
Originaldrucks und von dem Grade der Genauigkeit des
Wiederabdrucks, event. auch der Reichhaltigkeit der Varianten-
sammlung abhängt. Auf die Arbeit einer eigentlichen Text-
kritik hat der Herausgeber verzichtet, ebenso wie auf die
Ei-reichung möglichster Vollständigkeit durch Aufnahme etwa
noch unedirter Werke in seine Sammlung.
Die bis jetzt erschienenen Lieferungen enthalten eine ganze
Anzahl von wichtigen Werken, welche allgemein zugänglich
gemacht zu sehen in hohem Grade erfreulich ist. Einige
derselben waren so selten geworden, dafs sie selbst in Eng-
land nur schwer, aufserhalb Englands aber gar nicht erreich-
bar waren. Zu diesen letzteren rechnen wir insbesondere
Puttenhain's Arte of Engüsli Poesie (1589), von dem zwar
ein neuerer, aber auch so gut wie ganz wieder verschwundener
Abdruck existirt. Nicolas UdaWs Eoister Deisler (1566), des-
sen verschiedene Ausgaben seit seiner Entdeckung im Jahre
1818 sich gleichfalls in den Staub einiger Bibliotheken zurück-
gezogen hatten, Thomas Watson^s Poems ^ von deren Original-
ausgaben nur einige wenige Exemplare übrig waren, vor
Kurzem, jedoch weniger vollständig, auch von der Spencer
Society gedruckt, und endlich die hochwichtige Sammlung
TotteVs Miscellany (1557), welche vor einigen Jahren zwar
auch von Collier, aber nur in äufserst wenigen Exemplaren
für einen sehr kleinen Kreis von Subscribenten wieder her-
ausgegeben w^orden, und deren endlich erfolgte allgemeine
Verbreitung durch Herrn Arber's Abdruck einen lange
im Stillen gehegten Wunsch jedes Forschers in der Ge-
schichte der englischen Dichtung erfüllt. Andere nicht so
schwer, wie die genannten, zugängliche Werke werden theils
in der hier gebotenen bequemen Form, theils wegen der
sorgsam erstrebten Authenticität des Originaltextes höchst
willkommen sein. Dahin gehören Stephen Gosson's Schoole of
Ahise, in neuerer Zeit nur in den Fublicationen der Percy
Society gedruckt, Sir Philip Sidneifs Apologie of Poetry^
Lyhfs Euphues^ Roger Ascham^s Toxophilus und Schole?naster,
George Gascoigne''s Notes of Instruction, Steele Glass und
Complaynt of Philomele, in neuerer Zeit nur in Hazlitt's kost-
barer Gesammtausgabe zu finden, Latimer''s Sermons und die
vier verschiedenen Texte von Baco7i''s Essays.
Gemischt mit diesen wirklich wichtigen literarischen Denk-
Zur englischen Literatur des IG. und 17. Jahrlninderts. 79
mälern finden sich in der Sammlung allerdings mehrere, deren
Bedeutung wir nicht besonders hoch anschlagen können, ja
die sogar in die Rubrik der blofsen Curiositäten gehören und die
wir daher einstweilen lieber unberücksichtigt gesehen hätten,
wenigstens so lange als noch so manches Bedeutende seiner
Wiedererweckung aus langer Vergessenheit harrt. Zu diesem
vorläufig leicht Entbehrlichen möchten wir selbst Webbe^s
Travels^ Earle's Microcosmography und HoweWs Instructions^
welche immer noch eine Zeitlang hätten warten können, rech-
nen, ganz besonders aber rechnen wir dazu: the Eevelatlon of
the Monk of Evesham^ unserer Ansicht nach ein Buch von
sehr zweifelhaftem literarhistorischen Werthe, welches seine Auf-
nahme in die Sammlung wohl nur seiner Eigenschaft als
Unicum oder auch vielleicht der unausrottbaren Vorliebe der
Engländer für alles was „sacred" ist, verdankt, und ebenso
James VI Essaies of a prentise in the art of j)oesie und
Counterblast to Tobacco, die wohl irgend einem andern Dich
ter der Periode, beispielsweise Turbervile, den Platz hätten
rämnen können.
Zu bedauern haben wir an Mr. Arbers Plane, dafs er
demselben, durch das Streben nach absoluter anstatt rela-
tiver Wohlfeilheit der einzelnen Lieferungen, seiner Sammlung
eine gew^isse nachtheilige Einschränkung gegeben hat. Da jede
einzelne Lieferung dem Käufer möglichst geringe pecuniäre
Opfer auferlegen soll, so dürfen die einzelnen Bändchen auch
nur von verhältnifsmäfsig geringem Umfange sein. Von den
bisher erschienenen Bändchen ist Lyly's Ephues das bei wei-
tem umfangreichste. Die meisten andern bestehen nur aus
wenigen Bogen. Der Herausgeber hat sich hierdurch die
Möglichkeit, umfangreichere Denkmäler zu produciren, abge-
schnitten. Daraus aber entsteht ein doppelter Nachtheil. Ein-
mal nämlich wird manches bedeutende Denkmal aus der
Sammlung ausgeschlossen , sodann aber werden die AVerke
wichtiger Schriftsteller in nachtheiliger Weise verzettelt. Dies
ist beispielsweise der Fall mit Roger Aschara. Eine neue
Ausgabe seiner Gesammtwerke nach den Originaldrucken ist
ein dringendes Bedürfnifs, da die von Bennet längst nicht
mehr im Handel, die neueste von Dr. Giles aber wegen der
durchgängigen Modernisirung der Orthographie für wissen-
schaftliche Zwecke unbrauchbar ist. Mr. Arber's Sammlung
80 Kritische Anzeigen :
hat bereits den Toxophilus und den Scholemaster gebracht, wir
können kaum zweifeln, dafs sie demnächst auch den „Report
on the State of German affairs " bringen wird , ein Wunsch,
den uns nicht etwa ein patriotisches Interesse an dem Gegen-
stande eingiebt, sondern die Thatsache, dafs jene Abhandlung
ein kleines Meisterstück politisch -historischer Darstellung ist.
Nun, meinen wir, hätte es sich dem Herausgeber empfohlen,
durch Hinzufügung von Ascham's Briefen gleich eine Ge-
sammtausgabe seiner Werke in c. 3 Bändchen zu einem dem
der einzelnen entsprechenden Preise zu geben, anstatt jene
Werke zu zersplittern. Denn wer heut zu Tage Asham's
Werke, sei es zu philologischen, sei es zu literarischen Zwecken,
studirt, der studirt sie eben alle, und es mufs ihm daran ge-
legen sein, sie bei einander zu haben.
Nachdem indessen der Herausgeber für gut befunden hat,
seiner Sammlung die erwähnte beschränkende Einrichtung zu
geben, wird es ihm auch für diese nicht an passendem Stoff
fehlen. Denn noch gar manches in sich abgeschlossene Lite-
raturdenkmal von einem den Plan der Sammlung nicht über-
steigenden Umfange aus der in Rede stehenden Periode darf
man nunmehr hoffen, nach und nach der Sammlung einverleibt
und dadurch der Vergessenheit entrissen zu sehen. Freuen
sollte es uns, wenn dabei die Poesie noch etwas mehr als
bisher berücksichtigt würde und besonders wenn Mr. Arber
sich bewogen fände, dem jüngst republicirten Tottel's Miscellany
auch noch die andern kleineren, für die Geschichte der Dich-
tung im 16. Jahrhundert so wichtigen Mischsammlungen nach
und nach folgen zu lassen. Von einzelnen Dichtern jener und
der nächstfolgenden Periode würden sich noch eine ganze
Anzahl durch den mäfsigen Umfang ihrer Werke für die
Sammlung empfehlen. Wir erinnern hier nur an Googe,
Turbervile, John Harrington (den Epigrammisten) , Barnfield,
Nie. Breton u. A.
2. Während Mr. Arber bei seiner Sammlung ein mög-
lichst grofses Publicum, wie die Engländer sich gern aus-
drücken "the Million", vor Augen hat, wenden sich die drei
anderen, mit ihren weit kostspieligeren Bestrebungen, nur an
einen bestimmten Kreis von Literaturfreunden.
Zur englischen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts. Q]_
Die Spencer Society wurde im Jahre 18G7 in Manchester
durch eine Anzahl von Literatur- und Bücherfreunden gegründet,
zu dem ausgesprochenen Zwecke, selten gewordene Werke des
16. und 17. Jahrhunderts und zwar zunächst der poetischen,
ausnahmsweise und der Vollständigkeit wegen auch der pro-
saischen Literatur aufs neue und mit Sorgfalt zu reprodu-
ciren. Die Zahl der Mitglieder wurde von vorn herein streng
auf 200, der jährliche Beitrag auf 2 Guineen festgesetzt. Die
Subscriptionslisten füllten sich ziemlich schnell und der Mit-
gliederbestand hat sich, so weit uns bekannt geworden, bis
jetzt so ziemlich unverändert erhalten.
Der ursprüngliche Plan lief augenscheinlich auf die Her-
stellung kritischer, mit Biographien, Anmerkungen, Glossaren
u. s. w. versehener Ausgaben hinaus, modiücirte sich aber sehr
bald dahin, dafs man sich vorläufig auf die Publication von mög-
lichst sorgfältigen Textabdrücken beschränken wolle. Dabei
ist es denn auch bis jetzt verblieben. Die Publicatioaen der
Spencer Society sind blofse Reprints, bei denen alle eigent-
liche Textkritik ausgeschlossen ist, über deren Innern Werth
daher nur eine Vergleichung mit ihren Originalen entscheiden
kann, und sie bieten keinen irgend nennenswerthen literari-
schen Apparat, mit Ausnahme von Variantenverzeichnissen,
wo solche nöthig erscheinen. Sie sind sogar in den meisten
bisherigen Fällen geradezu Facsimileabdrücke, bewahren das
Format des Originals und reproduciren auch die etwa zu dem-
selben gehörenden Holzschnitte.
Hieraus läfst sich schon von vorn herein schliefsen, dafs
die Spencer Society in Bezug auf die äufsere Ausstattung
ihrer Publicationen alle ähnlichen Unternehmungen weit über-
trifft. Ja man könnte diese Ausstattung wohl etwas zu luxuriös
nennen und mehr für den Bibliophilen par excellence als für den
bescheideneren Literaturfreund bestimmt halten- und mit einigem
Rechte fragen, ob es im Interesse der Literaturwissenschaft
nicht wünschenswerther gewesen und ob der Zweck der Ge-
sellschaft nicht besser erreicht worden wäre, wenn sie einen
Theil der bedeutenden, auf die äufsere Ausstattung verwandten
Kosten dem Inhalte zugewandt und, der ursprünglichen Ab-
sicht geniäfs, anstatt dieser glänzenden ,, Reprints" wirkliche
wissenschaftlich ausgestattete Ausgaben in, wenn auch elegan-
ter, doch nicht luxuriöser Form geliefert hätte.
Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. XII. 1. 6
32 Kritische Anzeigen:
Dem sei indessen, wie ihm wolle, immer kommen doch
auch diese Publicationen der Forschung in so fern zu Gute,
als sie derselben wenigstens die Texte der Werke zugäng-
licher machen, als dieselben bisher gewesen sind. Bezüglich
der Zuverlässigkeit jener Texte, als scrupulös genauer Ab-
drücke des Originals, ist es nun zwar ein weiterer Uebelstand,
dafs keine der bisherigen Publicationen unter der Garantie m
eines bestimmten Herausgebernamens steht, denn die Heraus- ^
gäbe selbst wird von einem Verwaltungsrathe überwacht. In-
dessen scheinen denn doch die Namen der den Verwaltungs-
rath bildenden Männer, sowie der ganze Plan des Unternehmens j
selbst, und endlich einigermafsen sogar die auf das Aeussere
der Publicationen verwandte Sorgfalt einige Bürgschaft dafür
zu leisten, dafs der Hauptzweck, die genaue Reproduction des
Originaltextes, nicht aus den Augen verloren worden ist. Eine
Prüfung in dieser Beziehung anzustellen, ist natürlich nur in
England selbst möglich.
Die Spencer Society hat bis zu Ende des vorigen
Jahres 4 verschiedene Werke in 7 Publicationen geliefert,
nämlich Heyicood's Epigrams^ die Sonettensammlung Zepheria.,
Watson's Ecatompathia, sämmtlich in 4*^, the Works of Tom
Taylor, the Water Poet, nach der Ausgabe von 1630 in 3 Lie-
ferungen in fol. und den ersten Band von desselben Tayior's i
einzeln gedruckten Werken in 4^. Von diesen Veröffent-
lichungen ist der kostspielige Wiederabdruck der Werke Totii
Taylor^' , welche mit einem zweiten noch zu erwartenden
Bande seiner vermischten Schriften zum vollständigen Ab-
schlüsse gelangen soll, schon in so fern am wichtigsten , als
ein solches Unternehmen in England schon seit Jahren wieder-
holt in Anregung gekommen, die Ausführung aber immer an
den Kosten gescheitert war. Taylor's Werke verdienten aber
auch in der That der Vergessenheit entrissen zu werden,
wäre es auch nur, weil er in der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts einer der populärsten Dichter war und seine Werke
somit den Geschmack gewisser Leserklassen jener Zeit kenn-
zeichnen. Sodann lernen wir in ihm eigentlich den ersten
wirklichen Naturdichter (er war bekanntlich Themsefährmann)
oder, um es richtiger mit dem englischen Ausdrucke zu be-
zeichnen, den ersten "seif educated poet" Englands kennen.
Endlich aber repräsentirt er, gegenüber den Cavalierdichtern
Zur englischen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts. §3
einer-, und den republikanisch -puritanisch gesinnten Dichtern
andererseits , in der Literatur den stuartisch ge.sinnten Theil
der grofsen Volksmasse. Diese verschiedenen Umstände ver-
leihen ihm in der englischen Literatur des 17. Jahrhunderts
immer einen nicht gering zu schätzenden Platz, Avenngleich
seine übergrofse Fruchtbarkeit bei doch nur mäfsiger poeti-
scher Begabung seinen Namen ., Wasserdichter " auch in einem
andern als dem auf sein Gewerbe bezüglichen Sinne recht-
fertigen könnte.
Der Wiederabdruck von HeyivoocVs Epigrams ^ womit die
Spencer Society ihre Thätigkeit eröffnete, rechtfertigt sich, trotz
ihres mindestens sehr ungleichen Werthes, von selbst, um so
mehr als, nach dem Versprechen der Gesellschaft, diesem
Bande demnächst Heywood's übrige Werke folgen sollen.
Dem Erscheinen der wichtigen, bis jetzt fast ganz unzugäng-
lichen Enterludes^ wird Jedermann mit Verlangen entgegen-
sehen. An „Me Spider and the Fly^'- dagegen wird hoffent-
lich Papier und Druck nicht vergeudet werden.
Zepheria und Watsoii's Ecatompathia sind, namentlich die
letztern , dankenswerthe Publicationen geringeren Umfanges.
Watson ist aber nachträglich vollständiger von Mr. Arber her-
ausgegeben.
Von den beiden vorgenannten Sammlungen unterscheiden
sich die beiden folgenden principiell. Sie sind nicht blofse
Wiederabdrücke früher gedruckter Texte, sondern wirk-
liche Ausgaben von Schriftstellern und treten mit dem gan-
zen Ansprüche kritischer Ausgaben auf. Sie erstreben
daher nicht nur die Werke des Autors in gröfstmöglichster
Vollständigkeit mit Hinzufügung alles etwa noch Ungedruck-
ten zu geben, sondern auch den besten Text durch Benutzung
alles erreichbaren gedruckten und ungedruckten Materials. Sie
sind ferner mit biographischen und literarhistorisch -kritischen
Einleitungen, erklärenden Anmerkungen, Variantenverzeich-
nissen und, wenn nöthig, mit Glossarien ausgestattet.
.3. Die seit Anfang 3 868 erscheinende Roxburghe Library
verdankt ihr Entstehen der ursprünglichen Absicht, eine Druck-
gesellschaft unter dem Namen Di'ayton Society zu gründen,
welche analog der Spencer Society und unabhängig von der-
34 Kritische Anzeigen:
selben, sich die Herausgabe, resp. AVicderherausgabe wichtiger
Werke der englischen Nationalliteratur aus dem Elisabethi-
schen und dem ihm zunächst folgenden Zeitalter zum Ziel
setzen sollte. Der eigentliche Anreger dieser Idee, der durch
eine Reihe schätzenswerther Arbeiten auf diesem Felde bereits
rühmlich bekannte Mr. W. Carew Hazlitt, wollte sich zu dem
Zwecke mit mehreren andern Gelehrten verbinden, um mit
ihnen im Verein die Herausgeberarbeit zu übernehmen. Aus
Gründen, die uns unbekannt sind, mislang diese Vereinigung,
Mr. Hazlitt blieb als Herausgeber allein und an die Stelle der
Gesellschaft trat ein einfaches Subscriptionsunternehmen für
die nunmehr unter dem Namen der Ro.vburghe Library und
unter Mr. Hazlitt's alleiniger Garantie als Herausgeber zu
veröffentlichenden Publicationen. Wie bei der Spencer Society
beträgt die Anzahl der gedruckten Exemplare 200, der jähr-
liche Subscriptionspreis 2 Guineen.
Der erste von Mr. Hazlitt ausgegebene Prospectus war
ziemlich bunt und planlos, Er versprach aufser den Werken
einiger wirklich wichtiger Schriftsteller des 16. und 17. Jahr-
hunderts noch den Wiederabdruck mehrerer alten Caxton'schen
Drucke, theils Prosaversionen von Rittergedichten, theils Hei-
ligenlegenden , mehrere Sammlungen culturgeschichtlicher Do-
cumente, einige ältere Jest-Books, eine Sammlung alter Mord-
geschichten und dergleichen mehr. Diese Auswahl fand sehr
wenig Beifall. Man konnte mit Recht der Ansicht sein, dafs
die Caxton'schen Drucke wohl einer Caxton Society, die
Ritter- und Heiligengeschichten insbesondere der Early Text
Society, das Culturgeschichtliche etwa der Camden Society
überlassen werden könnte , und die Subscriptionslisten füllten
sich in Folge dessen so langsam, dafs der Herausgeber einen
zweiten, etwas modificirten Prospectus veröffentlichte, in
welchem den wirklichen Bedürfnissen der Literaturfreunde mehr
Rechnung getragen war, und welcher namentlich die Werke
einiger sehr interessanter und bisher nie vollständig gesam-
melter Schriftsteller in Aussicht stellte. Letzteres Versprechen
ist denn auch, nachdem anfangs wirklich ein Caxton und ein
Band culturgeschichtlicher Schriften glücklich ihren Weg in
die Sammlung gefunden hatten, in anerkennenswerther Weise
durch Herrn Hazlitt's Ausgaben von Browne, Gaseoigne
und Carew erfüllt worden.
Zar englischen Literatur des IC. und 17. Jalirhunderts. g5
Alle diese drei Publicationeii uiacheii dem Fleiise, der
Umsicht, dem Sammeleifer und der Sorgfalt des Herausgebers
grofse Ehre. Der Text der drei Dichter erscheint hier nach
den ältesten und zuverlässigsten Drucken, resp. Handschriften,
berichtigt und mit allem irgend zugänglichen Ungedruckten
vermehrt, die Biographien mit Liebe und Sorgfalt ausgearbeitet
und mit manchen neuen aus bisher unbenutzten Quellen ge-
wonnenen Thatsachen bereichert , das Verständnifs durch
erklärende Noten und Glossarien erleichtert. Eine ganz be-
sonders willkommene Erscheinung ist Gase oigne, der wegen
seiner Wichtigkeit als vermittelndes Glied zwischen Surrey
und ^yyat einerseits und Spencer andererseits längst eine kri-
tische Ausgabe verdient hätte, da die Originalausgaben selten
und kostbar geworden sind, der einzige Abdruck aus neuerer
Zeit aber, der in Chalmers' British Poets, weder vollständig
noch zuverlässig ist. In beiden Beziehungen erfüllt diese
neue Ausgabe alle berechtigten Wünsche.
Browne ist natürlich von ungleich geringerer Wichtigkeit
und hätte, nach unserni Dafürhalten, vielleicht einstweilen
einem bedeutenderen Dichter den Platz räumen können. Im-
merhin aber ist es doch angenehm, seine Werke in dieser
neuen Ausgabe vollständig beisammen zu haben und ihn von
allen Seiten kennen lernen zu können. Denn die bis dahin
vollständigste Ausgabe von 1773 (in 3 vols. 12*^.) enthält
noch nicht seine vermischten lyrischen Gedichte, die erst 1815
von Sir E. Brydges aus Handschriften herausgegeben wurden,
aber in einer nur sehr kleinen Anzahl von Exemplaren und
in ziemlich incorrecter Gestalt. Sie erscheinen hier nochmals
mit der Original handschrift verglichen und zeigen den Dichter
von einer sehr vortheilhaften Seite. Endlich enthält die Aus-
gabe auch das 3. Buch von Brltannia''s Pastorais ^ welches
schon einmal in den Percy Society Publications gedruckt war
und dem der Herausgeber seine öfters bezweifelte Aechtheit
vindicirt.
Carew wird von dem prüden England unserer Tage
wegen seiner allerdings häufigen Ungezogenheiten nicht mit
günstigen Augen angesehen, nimmt aber doch unter den Dich-
tern der leichteren Gattung einen Platz ein, der ihn einer
vollständigen, mit einer Anzahl noch ungedruckter Stücke be-
zeichneten Ausgabe, wie sie hier vorliegt, wohl wcrth macht.
gß Kritische Anzeigen:
Von den übrigen Fublicationen der Roxburghe Library
%'erdient hier nur noch die Sammlung von Documenten zur
Geschichte der englischen Bühne unter dem Titel: „The English
Drama and Stage under the Tudor and Stuart Princes" (s.
unter Bibliogr. J. 1869, No. 78) einer dankbaren Erwähnung-
Die meisten dieser Documente waren zwar früher schon be-
nutzt, ein Theil davon aber noch nie gedruckt worden.
Die genannten vier Fublicationen sind verdienstlich ge-
nug, um bei allen Freunden der englischen Literatur Be-
dauern zu erwecken , wenn eine Nachricht des Athenaeum
vom October v. J. sich bestätigen sollte, wonach Mr. Hazlitt
entschlossen sei, seine Arbeit nicht weiter fortzusetzen. Da-
mit würden denn leider auch zwei in seinem Prospectus ver-
heifsene sehr interessante Fublicationen , die Werke von
Rowlands und Lodge das Licht der Welt nicht erblicken.
Zum Schlufs drängt sich uns gerade bei dieser Roxburghe
Library, die aus der verunglückten Drayton Society hervor-
gegangen ist, die sehr nahe liegende Frage auf: Wo bleibt
Drayton selbst? Dafs von diesem ebenso interessanten, wie
durch seine Stellung in der englischen Literatur wichtigen
Dichter noch keine ganz vollständige und auch nur einiger-
mafsen kritische Ausgabe existirt, ist einer von den vielen
Beweisen, wie gering das Interesse der heutigen Engländer
für ihre ältere Literatur ist. Die letzte selbständige Ausgabe,
die von 1745 (4 vols. 8*^.) bietet, wie Hazlitt selbst (FLandb. of
Engl. Litt. s. V.) bemerkt einen sehr mangelhaften Text. Dieser
aber ist ohne Weiteres in die Sammlungen von Anderson und
Chalmers, die einzigen neueren zugänglichen Abdrücke, über-
gegangen. Eine von F. Collier für den Roxburghe Club be-
stimmte Ausgabe ist nicht über den ersten Band hinaus gelangt. ;
Wie manche Erzeugnisse des Dichters noch handschriftlich
vorhanden sind, darauf ist von verschiedenen Seiten aufmerk-
sam gemacht worden. Nichts hätte nun, unserer Ansicht
nach, dem Herausgeber der Roxburghe Library näher gelegen,
als derselben eine vollständige kritische Ausgabe von Drayton's '
Werken einzuverleiben, sie wo möglich an die Spitze der
Sammlung zu stellen und dieselbe damit gewissermafsen ein-
zuweihen. Dafs er dies verschmäht hat, kann nur in hohem
Grade bedauert werden.
Schliefslich können wir nicht unterlassen , der bei aller
Zur englischen Literatur des 1(J. und 17. Jahriiunderts. 37
Eiufacliheit schönen und geschmackvollen äufseren Ausstattung
der Roxburghe Library Erwähnung zu thun , wenn wir auch
anstatt des kl. 4. Formats lieber ein mäfsiges 8". gesehen
hätten. Die AVahl wurde aber ohne Zweifel getroffen, um
die Bände äufserlich denen des Roxburghe Clubs gleich zu
machen, dessen Art und Weise des Einbandes mit zweck-
niäfsiger Vei'besserung gleichfalls beibehalten ist.
4. Die Fuller\'; Worthies. Lihrarij wird von dem Rev.
Alexander B. Grosart zu Blackburn in Lancashire seit 1868
herausgegeben und ist nur ,,for private circulation " gegen
Subscription bestimmt. Die günstige Aufnahme, welche die
Herausgabe der poetischen Werke des insbesondere durch
seine Worthies of England als originellen Prosaiker bekann-
ten Th. Füller durch den Rev. Grosart gefunden hatte , ver-
anlafste diesen, jener Arbeit eine Reihe von Ausgaben an-
derer englischer Schriftsteller des 16. und 17. Jahrhunderts,
die einer vollständigen Herausgabe und kritischen Behandlung
vor anderen bedurften, folgen zu lassen. So entstand im Laufe
der letzten 3 Jahre die Fuller's Worthies' Library, welche auf
Kosten des Herausgebers in zusammen 206 Exemplaren (avovou
106 auf grofsem Papier in 8^. die übrigen in 12^.) gedruckt wird.
Diese Sammlung hat seitens der englischen Kritik, die
sonst in ihren Hauptorganen nicht immer die gehörige Notiz
von den Verdiensten Einzelner um die ältere englische Lite-
ratur nimmt, erfreulicher Weise gerechte Würdigung erfahren.
Und in der That gebührt dem Rev. Grosart der Dank aller
Freunde der älteren englischen Literatur und des Forschers in
ihrer Geschichte insbesondere, für sein mühevolles Unter-
nehmen, welches die Werke einer ganzen Reihe interessanter
Schriftsteller der Elisabethischen und nächstfolgenden Periode
nach langer Vernachlässigung wieder allgemeinerer Benutzung
erschliefst und zwar in einer Gestalt, wie sie dem ernstlichen
Studium allein willkommen sein kann, d. h. in gröfsester Voll-
ständigkeit, möglichster Authenticität und Reinheit des Textes
und versehen mit dem nöthigen literarischen Apparat von
Biographien, kritischen Einleitungen, erklärenden Noten, Glos-
sarien u. s. w. Mehrere Schriftsteller erscheinen hier über-
haupt zum ersten Male vollständig gesammelt, andere von
gg Kritische Anzeigen:
älteren Editoren arg gemifshandelte Averden in Grosart's Aus
gäbe durch die gewissenhafte Benutzung alles zur Plerstellung
des Textes vorhandenen Materials zum ersten Male wieder
lesbar. Grofse Sorgfalt ist auf die Biographien verwandt
und es ist Grosart gelungen, mancherlei neue Thatsachen zu
entdecken, zweifelhafte aufzuklären und Irrthümer früherer
Biographen zu berichtigen. Der coramentatorische Theil ist
reichhaltig, ohne doch im Allgemeinen überladen zu sein , das
kritische Urtheil im Ganzen gesund und unbefangen.
Die bis jetzt erschienenen 15 Bände der Sammlung ent-
halten aufser dem schon genannten Füller folgende Schrift-
steller: Washbourne's Dimne Poems ^ Giles Fletcher''s Poems,
Sir John Davies'' Poems , Phineas Fletcher''s complete Works
(4 vols.), Sir John Beaumonfs Poems, Joseph Fletcher''s Poems,
Fulke Greville, Lord Brooke''s complcte Works (4 vols.), und
Miscellanies (vol. I). Die Werke von allen diesen waren bis-
her theils gar nicht, theils nicht vollständig gesammelt, sämmt-
lich aber in keiner Weise kritisch behandelt. Davies, die
beiden Fletcher und Sir JohnBeaumont finden sich zwar
bei Chahners, die drei ersteren auch bei Anderson, in beiden
Sammlungen aber als blofse nachlässige Wiederabdrücke frü-
herer nachlässiger iVusgaben. Namentlich ist der treffliche
Giles Fletcher, ein Mittelglied zwischen Spencer und Milton,
von verschiedenen Herausgebern im vorigen Jahrhundert bis
zur Unverständlichkeit entstellt und sogar absichtlich verstüm-
melt worden, und erscheint hier zum ersten Male seit der
Mitte des 17. Jahrhunderts wieder in seiner ächten, genaueren
Studiums so höchst Avürdigen Gestalt, zugleich aber vermehrt
mit einer Anzahl früher nie gesammelter Gedichte. Der ge-
dankentiefe Davies war in der zugänglichsten und relativ
besten Ausgabe von 1773, aus welcher die wenigen folgenden
geflossen sind, noch immer unvollständig und sehr ungenau-
Grosart's Text beruht auf des Dichters letzter Ausgabe von
1622, verglichen mit den früheren. Hinzugefügt ist aber das
Book of Epigrams von 1699 und zwar vermehrt aus dem
MS. Harley, so wie eine Anzahl noch ungesammelter und un-
gedruckter Gedichte. Auch Sir J. Beaumont's poet. Werke,
dem Haupttheile nach auf der Ausgabe von 1629 beruhend,
haben in dieser neuen wesentliche Vermehrungen aus ver-
schiedenen Quellen erfahren, so die Metamorphosis of Tobacco
Zur englischen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts. 59
nach dem einzigen noch vorhandenen Exemplar auf dem Bri-
tischen Museum.
Ganz besondere Zierden der Sammlung aber sind die voll-
ständigen Werke von Phineas Fletcher (4 vols.) und von
Fulke Greville, Lord Br ooke (4 vols). Von dem ersteren
waren nur sein Purple Islaird , die Piscatorie Eclogues und
Sicelides öfters , wenn auch meistens sehr ungenau und in
modernisirter Orthographie gedruckt. Diese neue Ausgabe
enthält aufserdem aber noch die lateinischen Gedichte, näm-
lich Locustae und die Silva Poetica, beide mit bisher unedir-
ten Zusätzen aus Handschriften, sodann die Poetical Miscella-
nies, ferner eine Anzahl bisher nicht gesammelter kleinerer
Gedichte und endlich das sonst immer in Spencer's Werken
gedruckte, ihm aber gleichwohl von den meisten Herausgebern
abgesprochene Gedicht Britai7fs Ida, welches Grosart in einer
eigenen Abhandlung, die freilich nicht ohne Entgegnung (u. A,
von Hepworth Dixon) geblieben ist, unserm Dichter vindicirt.
Dem ersten Bande voran geht eine ausführliche Biographie
und ein ,, Essay on the Poetry of the two brothers Fletcher",
in welcher der Verfasser dieselben zwar als Geistesverwandte,
nicht aber als blofse Nachahmer Spencer's anerkennt, vielmehr
eine durchaus selbständige Stellung für sie in Anspruch nimmt,
eine Ansicht, der wir freilich nur mit einigen Modificationen
beitreten können. Die Noten und Erläuterungen sind überaus
reichhaltig.
Die poetischen und prosaischen Werke von Lord Brooke,
den Sir W. Hamilton einen der tiefsten Denker Englands
nannte, waren bisher niemals gesammelt und mit Ausnahme
eines einzigen auch in neuerer Zeit gar nicht wieder gedruckt
worden, und daher fast alle selbst in England schwer zu
finden. Diese erste vollständige Gesammtausgabe hat noch
aufserdem den Vorzug, dafs der Herausgeber in den Stand
gesetzt war, Lord Brooke's Handschriften, jetzt im Besitz des
Eari of Warwick and Brooke, für seine Arbeit benutzen und
ein reichhaltiges Verzeichnifs von Varianten von den gedruck-
ten Texten geben zu können, was um so willkommener ist,
je mehr Schwierigkeiten die Textkritik eines so schwer ver-
ständlichen Schriftstellers, wie Lord Brooke es ist, dar-
bietet.
Thomas Washbourne und Joseph Fletcher, wenn
90
Kritische Anzeigen :
auch von geringerer Bedeutung als die übrigen, sind doch sehr
willkommene Erscheinungen.
Die ,,Miscellanies" der Fuller's Worthies' Library, von
welchen bis jetzt erst der erste Band vorliegt, bestehen aus
Neuausgaben von Werken geringeren Umfangs. Von den
6 verschiedenen Werken, welch'e dieser erste Band enthält,
sind aufser den an Zahl geringen Poesien Lord Baeon's als
besonders interessant hervorzuheben Bishop Bale's Enterlude
of tlie Temptacyon of our Lord (1538), hier zum ersten Male
nach dem einzig übrigen Exemplare der Bodleyana gedruckt,
ferner Poems of IVilUam Harbert of Glamorgan , und endlich
Humphrey Giffords Posie of Gilloßowers (1580), von früheren
Literatoren so viel genannt (Proben bei Ellis), hier aber zum
ersten Male nach dem gleichfalls einzigen im Britt. Museum
befindlichen Exemplare vollständig gedruckt.
Zunächst in der Sammlung werden die Complete Works
of Henry Vaughan, tlie Sibirist in 4 vols und die Complete
Poems of Richard Crashaw folgen. Wir freuen uns , hinzu-
fügen zu können, dafs der Rev. Grosart, der seine mühevolle
Arbeit mit diesen beiden Publicationen abzuschliefsen ge-
dachte, sich in Folge von den verschiedensten Seiten an ihn
gelangter Aufforderungen entschlossen hat, derselben noch eine
weitere Ausdehnung zu geben und u. A. auch die sämmtlich
ki'itischer Bearbeitung so sehr bedürftigen Dichter Donne,
Daniel, und (höchst erfreulicher Weise) auch Draytou, sodann
Cowley, Wither und andere in die Sammlung aufzunehmen.
Wir sehen dieser Fortsetzung mit gröfstem Interesse ent-
gegen und werden unsern Lesern regelmäfsig Bericht darüber
erstatten.
Ueberblicken wir, was bis jetzt durch die vier verschie-
denen Unternehmungen geleistet worden ist, so dürfen wir
uns der Ergebnisse wahrhaft freuen und bei günstigem Fort-
gange hoffen, in einer nicht allzulangen Reihe von Jahren die
Literatur jener lange vernachlässigten Literaturperioden ihrem
wichtigsten Theile nach in wünschenswerther Vollständigkeit
und in gediegener Gestalt vor uns liegen zu sehen.
15. Februar 1871.
Lemcke.
Ältfranzösische Romanzen und Pastourellen. 91
Altfranzösische Romanzen und Pastourellen, herausgegeben von Karl
Bartsch. Leipzig, 1870. F. C. W. Vogel. XVI u. 400 S. 8".
In schöner Ausstattung bietet hier Herr Prof. Bartsch
einen Theil der altfranzösischen Lyrik, die beiden ihr eigen-
thümlichen Genres der Romanzen und Pastourellen nebst
Stücken verwandten Inhalts in einer kritischen Ausgabe dar,
der ersten in Deutschland und Frankreich überhaupt, durch
die ein genauerer Einblick in dieses Gebiet der altfranzösi-
schen Dichtung möglich wird. Sowohl nach Seiten der Voll-
ständigkeit als in Betreff der philologischen Arbeit wird sie
wohl als eine abschliefsende betrachtet werden dürfen, da alles
bekannte Handschriftenmaterial herbeigezogen ist und ein Zu-
wachs desselben kaum irgendwie zu erwarten steht. Wir
suchen in Folgendem eine kurze Charakteristik des Inhalts des
Buches und eine Beurtheilung der philologischen Arbeit des
geehrten Herausgebers zu geben.
Die Zahl der unter dem Titel ,, Romanzen" aufgenomme-
nen Gedichte beläuft sich auf 73. Darunter dürften jedoch
die ersten 11 von unbekannten Verfassern und 5 von Aude-
frois li Bastars (I, 56 — 60) zu einer besonderen Gruppe, als
eigentliche oder ältere Romanzen, zusammenzustellen und von
den übrigen (I, 33 — 52 und 63 — 73) zu scheiden sein.
Alle sind zwar erzählenden Inhalts und dialogisch; aber
in den erstem verfährt der Dichter objectiv, in den letztern
tritt er in dem erzählten Ereignifs selbst als Mithandelnder
auf. Ihr Grundgedanke ist: Der Dichter trifft mit einer dariie
oder i^ucelle zusammen , deren Bedürfnifs nach Liebe durch
einen vilain nicht gestillt ist oder das zu erwachen be-
ginnt; Klagen hierüber, Spott über den Mann, der Entschlufs,
sich um seinetwillen die einzige Freude des Lebens, die der
Liebe, nicht versagen zu wollen, sind es, was der Dichter
bei seiner Begegnung mit den Frauen, im Gespräch mit ihnen
oder als unbemerkter Zuhörer vernimmt und berichtet, wofern
er nicht, was häufiger geschieht, das Resultat seiner eigenen
Anträge, die durch Bitten, Versprechungen und Geschenke
unterstützt, selten fehlschlagen, zu erzählen weifs. Der Clia-
racter der Frauen ist verschieden dargestellt, sie sind natürlich
sinnlich, befangen in ihrem Bedürfnifs oder auch der Berech-
tigung ihres Thuns sich bewufst und benehmen sich danach
92 Kritische Anzeigen:
dem Dichter gegenüber als naiv schüchtern oder handwerks-
mäfsig raffinirt. Die ganze Scala der hier erforderlichen
Töne wissen die Dichter zu treffen und oft den Schein vollster
Naivität über ihre Erzählung und sich selbst zu verbreiten.
Gegenüber diesen Romanzen, unter denen einige unter Bei-
stimmung der Handschriften (vgl. I, 34) von früheren Heraus-
gebern zu den Pastourellen gezählt werden, mit denen sie
auch weit gröfsere Verwandtschaft haben, zeigen die als eigent-
liche bezeichneten, offenbar altern Romanzen nichts von
jener Betonung roh sinnlicher Liebe; ihr gemeinsamer Stoff
ist die echte Liebe, die nichts als die Vereinigung und den
Besitz des Geliebten erstrebt, den seine Entfernung, der Wille
der Eltern , eine aus kindlichem Gehorsam eingegangene Ehe
oder anderes verhinderten oder der Tod des Geliebten un-
möglich macht. Die Liebende ist eine Kaiserstochter oder
Königstochter oder sonst von hohem Stande, das stehende
Beiwort bele begleitet ihren Namen, für den nicht selten ein
alliterirender des Geliebten gewählt ist (I, 3; I, 5 etc.) und
der auch in andern Romanzen wiederkehrt. Gemeinsamkeit
zeigen sie auch in der Scenerie. Meist befindet sich die Ge-
liebte nähend oder spinnend etc. im königlichen Gemach,
allein oder mit der Mutter und des Geliebten gedenkend, und
erst von hier aus nimmt die Erzählung eine verschiedene Ent-
wicklung. Eine Begegnung mit dem Geliebten oder die Er-
kundung über seinen Tod, ihre Entführung und Vermählung,
Verzicht des Gatten auf ihre Hand und anderes bilden
den weiteren Inhalt. Alles hat den Schein wirklicher Ge-
schichte und Audefrois beruft sich in der That auf eine Quelle
(56; 58), doch deutet die Unbestimmtheit in Personen und
Oertlichkeiten, die blofse Characterbezeichnung (Kaiser, König
etc.), die Wiederholung der Namen weit mehr auf Erfindung
als auf Nacherzählung wirklicher Vorfälle hin. Mit ihrer epi-
schen Objectivität, die im Zehn- und Zwölfsilbner entsprechen-
den Ausdruck findet, verbinden sie eine schlichte, schmucklose
Sprache, Kargheit in der Erzählung, deren Nebenraomente
dem Hörer zu errathen überlassen bleibt, und die dennoch
Gestalten und Situationen plastisch hervortreten läfst. Von
alledem nichts in den übrigen Romanzen: Vers und Strophen
wechselnd, wie bei den Pastourcllen, nichts von dem objecli-
ven Hintergrunde jener, voller Ausdruck der Gedanken, so
Altfranzüsische Romanzen und Pastourellen. 93
(lals auch gar nichts mehr zu sagen übrig bleibt, keine Königs-
uud Fürstentochter, sondern mit einem poetischen Hauche ge-
schmückte Dirnen und eine Sprache ebenso geschmeidig als
reich an obscönem Doppelsinn — das sind Eigenthümlichkeiten,
die nicht im mindesten an ihre Verwandtschaft mit den altern
Romanzen denken, sie vielmehr als besonderes Genre erschei-
nen lassen.
Es fragt sich, wie weit die Handschriften die empfohlene
Trennung gut heifsen; nur wenige von ihnen geben Gattungs-
namen an und auch diese Angaben sind schwankend; allein
trotzdem würde ein Name für sie mangeln , ohne den eine
so fleifsig cultivirte und in den Handschriften vielfach repro-
ducirte Dichtungsart kaum bleiben konnte , doch kann auch
der Name Pastourelle nicht geeignet scheinen, da in ihnen
eine andere weibliche Person die Schäferin vertritt, ^yir
müssen uns daher ohne die Frage zu entscheiden begnügen,
auf den Unterschied unter den Gedichten der ersten Abthei-
lung unseres Buches aufmerksam gemacht zu haben.
Wie bemerkt theilt die zweite Gruppe der Romanzen
mit den Pastourellen dasselbe Sujet: dort der Dichter und
die Dame, oder mehrere miteinander, in deren Gesellschaft
sich der Dichter begiebt, hier der Dichter mit der Schäferin
oder dem Schäfer oder inmitten des Schäferlebens. Noch
anderes haben sie miteinander geraein: den Conventionellen
Eingang, den kunstvollen Strophenbau, Leichtigkeit und An-
muth der Sprache, den Wechsel von kurzen und langen Zei-
len und die, andern verbreiteten Liedern oder aus dem Volks-
gesang entlehnten Refrains (unter denen natürlich aucli vom
Dichter erfundene anzutreffen sind) ^). Alles erscheint nur bei
den Pastourellen potenzirt. Für die Beliebheit dieser zeugt
nicht minder die grofse Zahl des Ueberlieferten (174 mit den
Bruchstücken). Unter den Dichtern begegnen die gefeiertsten
Namen und Namen aus hohem Stande, selbst Thiebaut, der
König von Navarra, gehört zu ihren Vertretern; sie waren
also auch für die höheren Kreise bestimmt und sind erst von
hieraus ins Volk gedrungen, ähnlich wie Adam's de la Halle
Robin et Marion, das vom Sicilianischen Hofe auf die Volks-
') I, 49, Worte im Munde der Gesellschaft; spruchartig; VV.
44 — 46 dame etc. weist die Sphäre an, der dieses Wort angehörte.
VV. 14 — 15, 29 — 30 aus beliebten Spottliedern?
94 Kritische Anzeigen:
bühne überging. In nichts volksmäfsig als in einer grofsen
Zahl Refrains, die auch dem Gesang der Hirten und den Tönen
ihrer Instrumente entnommen sind, und nur da, wo sie Ver-
gnügungen, Feste, Tänze, Spiele etc. der Schäfer schildern,
bei den Dichtern Geschmack und Theilnahme für den eng-
begrenzten Lebenskreis dieses Völkchens verrathend, erzählen
die Pastourellen vorwiegend ein galantes Abenteuer des ritter-
lichen Sängers mit einer Schäferin, dessen Mittelpunkt fast
immer das jeu d'amors bildet, zu dem der Dichter mehr oder
weniger leicht, durch Bitten, Drohungen und Gewalt und dann
immer zum Behagen der Schäferin gelangt, wenn anders die
listige Schöne sich ihm nicht zu entziehen weifs, ihre Treue
zu Robin, Perrin etc. nicht entschieden genug ist oder die
hülfreiche Nähe des Schäfers die böse Absicht stört, vereitelt
oder bestraft. Doch das .gereicht dem ritterlichen Dichter
nicht zur Unehre: er ergötzte seine Kreise damit, die adelige
Gesellschaft; nur hier konnte die beschränkte Schäferwelt als
Gegenstand der Belustigung und des Gelächters dienen, die
Pastourellen mit dem angedeuteten Inhalt schmeichelten dem
Gefühl der materiellen und geistigen Ueberlegenheit jener
Kreise über den beschränkten Armen, über seine Einfalt, sie
schalteten auch über seine Unschuld und Tugend. Wir wollen
hiermit nur der Ansicht begegnen, als liege in der Pastourellen-
poesie etwas Volksmäfsiges: schon, dafs die Person des Dich-
ters im Vordergrund steht, hindert dies zu glauben — sie sind
nach Inhalt, Tendenz und Form der Kunstdichtung angehörig.
Die Schilderung des Characters der Schäferin und ihr Beneh-
men bildet für die Dichter die Hauptaufgabe und sie zeigen
hierin ebenso grofse Mannigfaltigkeit (ebenso in den Situatio-
nen) als Feinheit. Sie treffen die Sprache wirklicher und
erheuchelter Unschuld, des Widerstrebens, in dem doch das
Begehren liegt, des trotzigen Widerstandes oder der Ver-
schämtheit, durch die doch die Lust zur Sünde blickt, sie
breiten über sich selbst den Schein der Naivität, die sich von
der erfahrenen Schäferin belehren oder überlisten läfst; farb-
loser sind die Pastourellen, in denen der Dichter sich geringere
Hindernisse schafft und die, auch an Zahl geringeren, in
denen er sich begnügt von des Schäfers und der Schäferin
Liebesglück zu erzählen. Die übrigen Personen, der Dichter,
der Schäfer zeigen weniger Mannigfaltigkeit im Character.
Altfranzüsische Romanzen und Pastourellen. 95
Der Dichter ist mehr oder weniger raffinirt, hier und da sen-
timental. Dem Schäfer ist meist eine passive Rolle zugetheilt,
er ist eine derbe Natur^ und weit beschränkter als seine
Schöne; nur bei den Spielen tritt er hervor, wo der Dichter
gewifs treu nach dem Leben schildert. Hier sind die P. von
culturgeschichtlichem Interesse, wie sie andererseits bedeutsam
die sittliche Richtung ihrer Zeit zum Ausdruck bringen, die
keinen Drang fühlte, höhere und edlere Gefühle in lyrische
Formen zu giefsen und bezeichnend genug, so wenig von der
echten älteren, ideal angehauchten Romanzenpoesie (die zu
ihr gehörigen Gedichte sind meist nur in einer Handschrift
erhalten) auf uns kommen liefs. In ihr wirkt noch der Ge-
danke, der nicht einer gewählten Form bedarf um Eindruck
zu machen, die Dichtung war noch naiv. Die übrigen Ro-
manzen und Pastourellen sind der Mehrzahl nach Spiele des
AVitzes, der auch einen schmutzigen Gegenstand geniefsbar
und ergötzend machen kann, und der über die Wirkung der
Form sich bewufst, durch kunstvollen Versbau, in dem mancher
nicht mehr erkennbare Reiz liegen mag, mit dem Ohr auch
den Verstand zu befriedigen weifs: das Poetische wird mehr
in der Form gesucht.
Doch diese Andeutungen über den Character dieses Theiles
der altfranzösischen Lyrik mögen hier genügen; wir wenden
uns zu den Fragen, die die Textgestalt betreffen.
Was die Authenticität der den Gedichten gegebenen Form,
Text und Schreibung betrifft, so ist dieselbe bei der Mehrzahl
(159 zu 247), die uns nur in einer Handschrift überliefert
sind, nur eine geringe: hier ist die kritische Arbeit, wie es
nicht anders sein konnte, auf Beseitigung der Schreibfehler
und aus Grammatik, Reim und Strophe offenkundiger Ver-
derbnisse beschränkt geblieben. Bei den Gedichten, die in
mehreren Handschriften (sie sind meist unabhängig von ein-
ander, fliefsen aber zum Theil je 2 oder 3 aus gemeinsamer
Quelle) überliefert sind, und die häufig in ihren Abweichungen
Gleichberechtigtes bieten, war die Entscheidung bisweilen der
Wahl anheim gegeben, wo nicht Spuren der Verlängerung
oder Kürzung und die erwähnten Kriterien einen oder den
andern Text als authentischer erwiesen. Einen genauen Nach-
weis des Zusammenhangs der handschriftlichen Ueberlieferunor
macht die grofse Sorgfalt, mit der Herr Prof. Bartsch den
96 Kritische Anzeigen:
Werth der Handschriften bei jedem einzelnen Gedicht geprüft
hat, entbehrlich; das reiche Vai'iantenmaterial rechtfertigt fast
immer die Wahl der dem Text zu Grunde gelegten Hand-
schrift. Wir wollen nur bemerken, dafs bei I, 67; HI, 23;
HI, 26 ; in, 45 , die Herr Prof. Bartsch in der Reihe dem
Gilles li Viniers, Jehans Erars, Gilebers de Bernevile und
Moniot von Paris auf Grund eines handschriftlichen Zeug-
nisses beilegt, die Autorschaft fraglich bleibt, da andere
Handschriften mit andern Angaben hier gegenüberstehen, auch
eine entscheidende Gleichmäfsigkeit der Töne nicht zu erken-
nen ist. Dagegen beruht die Angabe der Handschriften L
M N bei III, 35 offenbar auf einem Mifsverstäuduisse des
Verses 61, es war daher natürlich E F zu folgen. Dafs uns
aber in einigen wenigen Fällen die Zugrundelegung eines an-
deren Textes, als des von Herrn Prof. Bartsch gewählten,
berechtigt zu sein scheint, möchten wir nicht verschweigen,
da es vielleicht auch Andern nicht gelingen dürfte, das die
Wahl bestimmende Motiv, das möglicherweise tiefer liegt, zu
finden. Bei II, 12 ist der längeren Fassung A gegen B, der
die Strophen 45 — 55 und 67 — 88 fehlen, der Vorzug ge-
geben. Abgesehen davon, dafs B alles giebt, was zum Ver-
ständnifs nothwendig ist, spricht mehreres gegen A. In VV.
67 — 69 kann unter ü nur der Dichter verstanden werden
(vgl. 71- 77 — 78), er hat aber bis dahin immer in eigener
Person gesprochen; in der folgenden Strophe steht 84 — 86:
car Robins saut \ por un baston coillir ou gaut | si Ven
feri den Versen 89 — 90 Robins stet sous lo pm — der Schlufs.
Strophe entgegen ; in V. 45 kann mit vasal nur der Ritter an-
geredet sein und dann ist respont im selben Verse nicht
begreiflich , da die Schäferin dem Ritter nicht zu antworten
hat. — Auch in II, 67 scheint L, dem die Strophen 27 — 34
und die Schlufsstrophe 51 — 58 fehlen, eine bessere Fassung
als M zu bieten; die von M mattet das Ganze ab. Der dop-
pelten Begründung für ihre Weigerung in VV. 13 — ^14 und
39 — 40 stellt die Schäferin VV. 55 — 56 noch eine andere
zur Seite, die schwächer als jene, weit weniger geeignet sein
konnte, den Ritter zu bestimmen von seiner Bitte abzustehen.
Mit VV. 47 — 48 hat der Gedanke des Gedichts seinen Ab-
schlufs schon erreicht. Die Strophe 35 — 42 fällt darum aus
dem Zusammenhange des Ganzen, weil sich die Antwort der
Altfranzösische Romanzen und Pastourellen. 97
Schäferin VV. 35 — 40 unmittelbai- an V. 24 anscbliefst und
dabei der in W. 27 — 32 angebotenen Geschenke nicht im
mindesten gedacht \Yird, was sonst immer geschieht und natür-
lich gewesen wäre. Vielleicht dürfen hier auch VV. 9 — 10
aufgegeben werden. — Bei III, 26 ist gegen L M N, die nicht
überall aus gemeinsamer Quelle hervorgehen, G zu Grunde
gelegt, das die Schlufsstrophe 61 — 72 allein hat. Für die
Ursprünglichkeit von G spricht nichts; gegen sie, dafs VV.
61 — 64 ohne erkennbaren Zusammenhang dastehen und
die VV. 65 — 67 nur ausführend VV. 54 — 56 wiederholen. —
Von der zur Basis der Textgestaltung gewählten Handschrift
ist natürlich nie ohne Noth abgewichen, so dafs die einzelnen
Gedichte zugleich ein Bild der Handschrift geben. Wo eine
Lesart aus andern Handschriften herbeigezogen ist, ist immer,
wenn auch nicht auf den ersten Blick, die Begründung zu
finden. Auch eine grofse Zahl über die Ueberlieferung hinaus-
gehender Vermuthungen, die im Text Aufnahme gefunden,
wird sich allgemeiner Zustimmung zu erfreuen haben. Wir
erlauben uns nur einiges Wenige hinzuzufügen. I, 8, 45 steht
nicht verständliches hai me vos, das auch gegen den Buch-
staben der Handschrift in Jiae-s me vos unbedenklich geändert
werden dürfte und nach V. 46 ein Fragezeichen erfordert. II,
9, 23 ergiebt die vom Sinne gestattete Umstellung retenus et
pris den fehlenden Reim; ebenso II, 67, 23 die Schreibung
joge 'parfaite für por/ö/^t; joie ^ wenn auch II, 66, 37 ff. die
Reime oie und aie sich mischen, wo sich noch menoie V. 45
schreiben liefse, nicht aber apaie V. 39 beseitigen lassen will.
I, 8, 33 verträgt sich rait nicht mit ie; entweder ist t zu til-
gen, oder, was bessern Sinn giebt, ie in il zu verwandeln.
II, 27, 7 darf et li an fist eile geschrieben werden; // ist erfor-
derlich und erträgt den Hiat. In V. 51 ib. verhilft vielleicht
ce dist la hergiere (ce geben L N) zum Reime. Auch bei
III, 2 scheint L M 0 F (gleichfalls nicht überall aus der näm-
lichen Quelle) gegen das einzige E befolgt werden zu dürfen,
das V. 18 mise a raison statt mise en prison bietet. Letztere
Lesart verträgt sich sehr wohl mit V. 24 und giebt dem Schmerz
des Schäfers erst Bedeutung. III, 4, 14 ist mis Varaison erfor-
derlich, wie es III, 2, 5 steht, und auch F liest.
Auch in der Schreibung hat Herr Prof. Bartsch im All-
gemeinen an der zu Grunde gelegten Handschrift festgehalten,
Jalu-b. r. roin. u. engl. Lit. XII. 1. 7
93 Kritische Anzeigen:
einigemal auch, vielleicht aus praktischen Gründen, andern den
Vorzug gegeben (I, 36; I, 37; II, 6; III, 12). Wo die Hei-
math des Gedichtes durch den Namen des Dichters oder durch
Andeutungen im Texte sicher gestellt war, durften Trans-
scriptionen in dem ursprünglichen Dialect geboten scheinen.
Sie beschränken sich, wo burgundische Handschriften für pi-
cardische Gedichte vorliegen, auf Beseitigung der Burgundis-
men. Es ist dann bürg. ^ getilgt, der Artikel lo (lou) ist
durch die picardische Form (aber auch weibliches Ict) ersetzt,
X m s^ ce in se^ ^ in s verwandelt, w getilgt, ou als m
(bouson : buisson II, 10 etc.) amin als ami geschrieben und
anderes, was sporadischer auftritt. Weiter mochte kaum ge-
gangen werden dürfen und es bleibt ungewifs , wie weit die
Ueberlieferung dadurch dem Originale näher gebracht ist.
Specielle Picardismen herzustellen hat der Herr Herausgeber ver-
mieden. — Es würde kaum zu etwas führen, wollten wir auf
Einzelnheiten der Schreibung und auf Aenderungen in dersel-
ben, die weniger consequent oder weniger erklärlich scheinen,
aufmerksam machen. So, wenn I. 12, wo die Gemination
häufig, im Reim vile für ville ^ das die Handschrift giebt, ge-
schrieben, dagegen II. 20 in gleichem Falle doppelter und
einfacher Consonant beibehalten ist (dagegen wieder nicht II,
24, 14 etc.), oder wenn von den I, 9 neben einander her-
gehenden Schreibungen des Pt. pf. f. in eie und ee die erstcre
aufgegeben, in andern Gedichten dagegen beibehalten ist, wenn
I, 49; II, 3, wo z und s im Auslaut vorkommt, ersteres ge-
tilgt, aber II, 18 etc. in denselben Fällen stehen gelassen
ist; oder wenn I, 68 seur nach N in sor gegen L M geän-
dert, aber V. 23 geschrieben wird etc. Die Tilgung eines
hinter der Auflösung noch geschriebenen Z's erfolgt I, 69,
aber nicht I, 70, 16 und 20 etc.: l wird auch an Stelle seiner
Auflösung u, das die Handschrift bietet, wiederhergestellt II,
6, 7, wogegen I, 68 die aufgelöste und unaufgelöste Form
nebeneinander geht. Der burgundische Artikel ist in I, 36
aufgegeben, bürg, z etc. geschrieben, picard. und burgund.
Artikel stehen dagegen in II, 12 nebeneinander; I, 8, 7 steht
amins^ Voc, I, 4, 4 etc. die Aenderung amis. Nicht deutlich
ist uns endlich geworden, warum II, 26 von der bürg. Schrei-
bung abgewichen und II, 14, II, 24 keine Handschrift für die
Schreibung festgehalten ist. — - Es mufste hier überall darauf
Hüffer, Franz. Der Trobador Guillem de Cabestanh. 99
ausgegangen werden , diejenigen unter den Buchstaben der
Handschriften festzuhalten, die am sichersten die Aussprache
des Dichters , worüber der Reim freilich nur spärlich Aus-
kunft giebt, zu repräsentiren scheinen, aber darüber dürfte
bei der Beschaffenheit der Ueberlieferung selbst das ein-
gehendste Studium des Rechtschreibungsverfahrens jeder ein-
zelnen Handschrift nicht überall zu vollkommener Entschieden-
heit gelangen. Die bemerkten Abweichungen in der von Herrn
Prof. Bartsch befolgten Schreibweise sind daher auch uner-
heblich, da sie keine sprachlichen Thatsachen verwischen und
können nicht im mindesten der schönen und lehrreichen kriti-
schen Arbeit und ihrer philologischen Bedeutsamkeit Ab-
bruch thun.
Hoffen wir, dafs Herr Prof. Bartsch bald die in der Ein-
leitung versprochene Abhandlung über die Romanzen- und
Pastourellendichtung seiner Edition folgen lassen werde.
Leipzig, 1871.
Dr. G. Gröber.
Hüffer, Franz. Der Trobador Guillem de Cabestanh. Sein Leben und
seine Werke. Berlin, 1869. S". 68 S.
Das unglückliche Ende Guillems de Cabestanh und seiner
Dame, der Gemahlin Raimunds von Castell Roussillon ist
bekannt. In den wesentlichen Punkten, der Tödtung G.'s
durch Raimund, dem Braten und Verzehren des Herzens, der
Rache des Königs von Aragon stimmen die verschiedenen
Handschriften, welche G.'s Lebensnachricht enthalten, überein
und so begründete Zweifel sich gegen diese Angaben auch
erheben lassen, so führt doch auch ihre kritische Behandlung
zu keiner positiven Berichtigung. Diese zu geben ist auch
dem Verfasser obiger Schrift in seiner kritischen Untersuchung
der vielfach willkürlich ändernden provenzalischen Biographien
G.'s nicht gelungen, wohl aber liefert er einen Beitrag zu der
Erkenntaiis, wie geringen Respect die Verfasser der Biogra-
phien vor der Wahrheit und wie wenig Interesse an treuer
Ueberlieferung des Faktischen sie haben. Auch die nähere
Aufgabe, die sich Herr Hüffer im ersten Theile seiner fteil'sigen
IQQ Kritische Anzeigen :
Arbeit stellt, nämlich die verschiedenen Entwicklungsphasen
zu markii'en, in welchen die Lebensnachricht G.'s im Laufe
der Zeit gekannt und zur Aufzeichnung gebracht wurde, scheint
uns nicht richtig gelöst. Unter den 6 von ihm in Betracht
gezogenen Handschriften der Lebensnachricht B (cod. Par.
7614), H (cod. Vat. 3207) c (cod.? bei Rayn. Ch. und Mahn
W.), L (cod. Par. 7225), R (cod. Par. 2701 Lavall 14), F.
(cod. Bibl. Chigi. 2348), P (cod. Flor. bibl. Laur. Plut. 41,
Nr. 42) besteht nach ihm folgendes Verhältnifs: B und H
enthalten zwei unabhängige, auf keine gemeinsame LTrquelle
zurückzuführende, von den übrigen Handschriften aber benutzte
Berichte, c ist aus H, zum gröfseren Theil wörtlich, und aus
B zusammengesetzt, L stimmt fast wörtlich mit c überein und
nimmt einige Ausdrücke aus B auf, R ist im Wesentlichen
gleich c, folgt aber aufserdem noch H und L, F und das
ihm ähnliche P endlich stehen in näherer Beziehung zu H.
Da in der ältesten Handschrift B von dem Liede „lo dous
consire", das nach den übrigen Handschriften der Verräther
von G.'s Liebe und die Ursache seines Todes wurde, noch
nicht die Rede, in H das Gedicht nur nach der Anfangszeile
citirt ist, in c, L, R aber die verrätherischen Verse selbst
Tot qan faz per temensa
Devez en bona fei
Prendre ncis qan nous vei,
in R noch unter besonderer Bekräftigung, dies Gedicht sei die
Ursache zu G.'s Tode gewesen, angeführt werden und zuletzt
F und P der Erzählung eine solche Wendung geben, dafs
endlich ein leidlicher Zusammenhang zwischen dem genannten
Gedicht und G.'s Tod hergestellt ist, so scheint ein hierin her-
vortretendes sich successiv steigerndes Bestreben zu erklären,
worin das Verrätherische des ,,lo dous consire" zu suchen
sei, mit der aufgezeigten Abfolge der Berichte über G.'s
Leben: B, H, c, L, R, F, P sehr wohl zusammenzustimmen
und letztere noch besonders zu stützen. Natürlich dafs dem
Verfasser die Erklärungslust der Schreiber nicht Princip bei
Feststellung der Entwicklungsphasen von G.'s Biographie,
sondern Resultat seiner auf Beachtung des Uebereinstimmenden
und Abweichenden basirenden Anordnung der Lebensnach-
richten war. Allein eine andere Abfolae der Hundschriften
Hüffer, Franz. Der Trobador Guillem de Cabcstanh. IQl
läfst sich dieser Anordiiuiiy; an die Seite stellen, und dadurch
wird das gewonnene Resultat illusorisch.
Es muls vor allem gegen die von Herrn Hüffer ange-
nommene Unabhängigkeit von B und H auf eine zwischen
beiden trotz aller Abweichungen doch vorhandene, vom Zufall
unmöglich bewirkte Uebereinstimmung im Gang der Erzählung
hingewiesen werden, in dem beide, wenn sie auf getrennten
schriftlichen oder mündlichen Berichten beruhten, ebenso wenig
zusammentreffen konnten, wie in der Folge der Gedanken, in
gewissen Ausdrücken (z. B. que confinava ab Cataloigna el
ab Narbones) und in den ersten drei Sätzen, die H ent-
sprechend B und c haben mufs, da sie sonst als von c aus
B herübergenommen bezeichnet zu werden verdient hätten.
Sodann erscheint aber auch die Annahme von Haupt- und
Nebenquellen, nämlich B neben H für c, B neben c für L,
H und L neben c für R keineswegs von Nöthen, da die
Nebenquellen in meist zu unwesentlichen Punkten mit Ueber-
sehung der wichtigeren benutzt wären und bei anderer Grup-
pirung sich jede Handschrift ganz wohl aus einer Quelle ab-
leiten läfst.
Wenn nämlich R wesentlich c, so ist auch c wesentlich
R, und wenn c fast wörtlich H, auch H fast wörtlich c.
Stimmt nun R, wo es von c abweicht, noch mit einer andern
Bearbeitung in einzelnen characteristischen Punkten überein,
so müssen beide, sofern sie nicht aus einander hervorgehen
können, eine gemeinsame Quelle haben, in der auch noch das
beiden speciell Gemeinsame erhalten war, also muls da R und
H gleiche Aeuderungen c gegenüber haben, ihnen eine gemein-
same Quelle -. , welche das durch Aeuderungen modificirte
c repräseutirt, vorangestellt werden. Da aber aufserdem R
noch Verwandtschaft mit L, dessen Auslassungen es theilt,
zeigt, so kann y nicht ohne Weiteres mit c, in dem L's Aus-
lassungen sich als Hinzufügungen betrachten lassen, verbunden
werden, vielmehr ist zwischen beide eine vermittelnde Quelle
zu stellen, die L's Auslassungen bewahrte und einerseits in c
mit Zusätzen versehen, andererseits in y durch Aenderungen
modiücirt wurde, so dafs also das Verhältnil's das fol-
gende ist:
J02 Kritisclie Anzeigen:
L
H R
Auf eine engere Beziehung zwischen B und L deuten die nur
diesen Handschriften gemeinsamen Ausdrücke pebrada und
albere, welche entweder B aus L oder L aus B entlehnt
haben mufs oder beide aus gleicher Quelle entnehmen — was
zu entscheiden wir verhindert sind, da uns der Text von L
leider nicht vorliegt, wogegen F und P, wie z. B. der beiden
und H gemeinsame Ausdruck esmondega si lo col bezeugt,
als Descendenten von H zu betrachten sind. Hieraus ergiebt
sich also nachstehende Abfolge der Bearbeitungen von G.'s
Biographie, zu deren genauerer Feststellung uns leider aiifser
L's auch der Text von H fehlte:
B^)
B
z
B2)
H R
F r
Eine weitere Bestätigung für diese Darstellung der Entwick-
lungsphasen von G.'s Lebensnachricht mufs wünscheuswerth
scheinen, es fehlt jedoch dazu noch an dem nöthigen kriti-
schen Apparate. Immerhin aber mag bemerkt werden, dafs
es nicht gelingt ein Ilüffer's oder unserer Anordnung ent-
sprechendes Verhaltnifs der provenzalischen Liederhandschriften
z. B. aus der Anzahl und Aufeinanderfolge der in jeder ein-
1) Die Divergenz zwischen B und L hindert keineswegs eine engere
Beziehung zwischen ihnen zu constatiren. F und P divergiren ebenso
weit von H und können doch nur dieser Fassung untergeordnet
werden.
-) Es ist selbstverständlich, dal's, da B älter ist als L, unter L die
getreue Copie einer mit ihm gleichlautenden altern Handschrift zu ver-
stehen sein würde, falls eben L's Text ursprünglicher wäi'e als der B's,
liüffer, Franz. Der Trobador Guillem de Cabestanh. 1Q3
zelnen Handschrift enthaltenen Lieder Peire Vidals (auf Grund
von Bartsch's vortrefflichen Angaben in der Ausgabe der
Lieder dieses Dichters, Berlin 1857) nachzuweisen.
Ein mit der Zeit sich steigerndes Bemühen das Lied „lo
dous consire" mit G.'s Tod in möglichst enge Beziehung zu
setzen , unterliegt nun nach unserer Classification den Texten
der Lebensnachricht G.'s nicht. Es stellt sich vieiraehr heraus,
dafs wenn B's Text abhängig ist von dem L's, von vorn-
herein nicht nur das Gedicht, sondern auch die verrätherische
Stelle bezeichnet war, beide Angaben von B unterdrückt,
von c beibehalten, von R, in dem sich möglicherweise ein
Zweifel an der Richtigkeit seiner Quelle regte , noch mit der
ausdrücklichen Bemerkung begleitet wurden, das Gedicht sei
wirklich die Ursache zu G.'s Tode, während H, wie F und
P, sich genügen lassen die Anfangszeile zu citiren, letztere
jedoch die Sache durch eigene Erfindung wahrscheinlich zu
machen suchen. Sollte B vor oder neben L zu stellen sein,
so entsteht auch noch die Alternative, die ganze Erwähnung
des Liedes, das wir heutzutage nicht im Stande sind in der
ihm gegebenen Deutung aufzufassen, für eine Erfindung von
L zu halten oder sie auf ein nach G.'s Tode entstandenes
Gerücht, wie Herr Hüffer will, zurückzuführen, das aber dann
immer noch auf einem andern Gedicht, als auf dem in den
Handschriften angeführten (vgl. Diez, Leben u.W. p.90) beruhen
könnte, — auch auf einem verlorenen, denn die 7 oder im
günstigsten Falle 11 erhaltenen Gedichte konnten G. schwer-
lich den Namen eines bos trobaire que fet motas bonas cansos
eintragen. Was die Specialitäten, die den andern Handschriften
gegenüber F und P enthalten, betrifft, so müssen sie trotz
ihrer Exactheit (vgl. Diez a. a. 0. 86) und abgesehen von
ihrer romanhaften Färbung, doch als spätere Erfindung be-
trachtet werden, wie Herr Hüffer sehr gut zeigt (vgl. p. 21);
sie verdienen keinen Glauben, man müfste denn gerade an-
nehmen, die Erzähler hätten vielleicht an den Orten der That
noch nachträglich Facta gesammelt.
Wir sind hiernach auf L resp. B als eigentliche Quelle
für die Kenntnifs des Lebens G.'s angewiesen. Die innere
UnWahrscheinlichkeit der Erzählung vom gebratenen Herzen
(vgl. Diez, a. a. 0. p. 87, Hüffer pp. 28 — 29) und noch mehr
die Unmöglichkeit, die Angaben der Biographic mit denen
104 Kritische Anzeigen:
welche historische Quellen darbieten, zu vereinigen, entziehen
aber auch diesen beiden Fassungen den Anspruch auf Glaub-
würdigkeit. Der Verfasser weist aufser dem von Diez schon
aufgeführten Gaucerandus de Capite Stagni, der in Urkunden
der Jahre 1150 — 1171 und noch 1189 vorkommt, einen oder
wahrscheinlich zwei Guillem de Cabestanli in Urkunden vom
Jahre 1162 und 1212 und in einer vom Jahre 1210 eine So-
rismonda, Wittwe Raimund's von Castell Roussillon nach.
Es dürfte kaum zu kühn sein, den 1212 urkundlich erschei-
nenden Guillem und Sorismonda mit den gleichnamigen Per-
sonen der Biographie zu identificiren, denn geradezu ein seltnes
Zusammentreffen wäre es zu nennen, wenn innerhalb zweier
Generationen drei andere Personen mit denselben Namen
und theilweis in denselben Beziehungen gelebt haben soll-
ten. Aber dann hätten Guillem sowohl als Sorismonda Raimund
überlebt, der Tod der erstem wäre reine Erfindung und die
provenzalische Erzählung gerade in den characteristischen
Punkten (p. 28) unwahr. Oder weist man die Identifieirung
y.urück und nimmt zu der Annahme Zuflucht, dafs der älteste
Biograph das Schicksal G.'s willkürlich oder irrthümlich an
die Namen Raimund von Castell Roussillon und Sorismonda
angeknüpft habe, wie Hüffer p. 28 thut, so kann zwar die
Todesart G.'s unbeanstandet bleiben, aber die Lebeusnaehricht
wird wieder in Bezug auf die Personenangabe der Unwahrheit
beziehen werden müssen.
Das "Wenige also, was sich über unsern Dicliter sagen
läfst, läfst sich mit Hüffer (pp. 29 — 30) in den Worten zu-
sammenfassen^ dafs ein Guillem de Cabestanh gelebt, seine
Liebe zu einer Dame (vielleicht) durch seine Lieder verrathen
habe und von deren Gemahl getödtet worden sei.
Auf die Kritik der Lebensnachricht, deren richtige Grund-
gedanken und strenges Maafshalten Beifall verdienen, läfst der
Verfasser zunächst des Dichters 7 durch Alter und Mehrzahl
der Handschriften als echt beglaubigte Gedichte nebst metri-
schen Bemerkungen, sodann die 4 ihm von einer Minderzahl
von Handschriften beigelegten Lieder und endlich eine Ueber-
setzung des „Lo jorn qeus vi", ,,Ancmais nom fo semblan"
und „Mout m'alegra douza votz" folgen. Die abgedruckten
Gedichte bieten den von Flüchtigkeitsfehlern gereinigten Text
des Codex Estensis (D) aus dem Jahre 1254 (worin das
i
Hüflfer, Frauz. Der Trobador Guillem de Cabestanh. 2Q5
6. Gedicht jedoch fehlt) dar, den der Verfasser in Abschrift
von Prof. Mussafia erhielt. Besonders nützlich wird diese
Ausgabe von G.'s Gedichten durch den beigegebenen Les-
ai-tenapparat, der bei Lied 1. 4 und 5 auch noch eine hand-
schriftliche Bereicherung durch die Lesarten des Cod. Par.
7614 (dem Verfasser durch Herrn Dr. Mahn mitgetheilt) er-
halten hat.
Wie der Verfasser, in dem Bewufstsein, dafs es inter
virtutes grammatici gehöre aliqua nescire, darauf Verzicht
leistet, auf das ihm zugängliche Material hin, eine kritische
Ausgabe von Guillem de Cabestanh zu bieten, so auch wir
darauf den Werth des Cod. Est. in Bezug auf G 's Lieder
abzuschätzen, für deren Abdruck indessen dem Verfasser Dank
zu zollen ist. — Die metrischen Bemerkungen weisen unter
Anknüpfung an die Leys d'amors auf Bau und metrische
Kunst der Gedichte hin und führen den Verfasser bei dem
3. 5. und 6. Lied (Ar vei q'em vengut; Li douz cossire; Mout
m'alegrajj wie uns scheint, mit Recht zur Ünechterklärung
der ersten tornada in UI, der auf die sechste Strophe in den
Handschriften C, E, R folgenden überzähligen Strophe (für
die H noch eine andere unsymmetrische Strophe bietet), in V,
und der fünften Strophe in VI, die weder dem Inhalt noch
dem Bau der übrigen Strophen sich fügt. — In den Ueber-
setzungsproben ist der Verfasser dem Metrum und dem Reim-
bau w^enigstens innerhalb einer Strophe treu geblieben. Was
den poetischen Ausdruck betrifft, so ist er bisweilen verschönt,
doch wird der Gedanke dabei nicht verletzt. Gewifs würde
die Troubadourpoesie, in solcher Form dargeboten, auch dem
gröfseren deutschen Publicum Beifall abgewiuneu. Möge des
Verfassers Thätigkeit der Romanischen Philologie auch ferner
zu Gute kommen.
Dux bei Teplitz, 1870.
Dr. G. Gröber.
106 Kritische Anzeigen;
liicerche intorno al Libro di Sindibcld per Domeuico Cümparetti,
Socio corrispondente del R. Istituto Lombarde di Scienze e Lettere,
Professore nella Regia Universitä di Pisa. Milano coi tipi di Giu-
seppe Bernardoni 18G9 (Estratto dalle Memorie del R. Istituto
Lombarde di Scienze e Lettere. Vol. XI, II della serie III.)
4". 54 S.
Diese gründliche und scharfsinnige Abhandlung über die
orientalischen Redactionen des Volksbuchs von den sieben
weisen Meistern und ihre vorauszusetzende gemeinsame
Quelle enthält als Anhang (S. 37 — 54) — und deshalb ge-
bührt ihr auch in diesem Jahrbuch eine dankbare, leider etwas
verspätete, Erwähnung — ein hier zum erstenmal heraus-
gegebenes spanisches Literaturdenkmal aus dem XIII. Jahr-
hundert. Es ist das Libro de los engannos et assayamienios
de las mugeres, eine Uebex'setzung einer arabischen Redaction
des Sindibäd -Buches, die aber im arabischen Original verloren
zu sein scheint. Sie ist nach Angabe des Prologs auf Ver-
anlassung des Infanten Don Fadrique [Friedrich], des Sohnes
des Königs Ferrando [Ferdinand III. oder des Heiligen] und
der Beatris [der Tochter des deutschen Königs Philipp des
Hohenstaufen], verfafst worden ,,en noventa et un aüos",
d. h. im Jahre 1291 der damals üblichen spanischen Aera,
welche 38 Jahre vor Christi Geburt beginnt, also im J. 1253
nach Christi Geburt. ^) Das Libro de los engannos stimmt
mit dem aus dem Syrischen übersetzten griechischen Syntipas^),
1) Comparetti erinnei't S. 4 daran, dafs im J. 1251 der Bruder
Don Fadriques, der Infant Alfonso, der nachmalige König Alfonso X.,
den arabischen Kalilah und Dimnah hatte übersetzen lassen.
-) SuvTiT^ac. De Syntipa et Cyri tilio Andreopuli narratio e codd.
Pariss. edita a Jo. Fr. Boissonade. Parisiis 1828. Eine deutsche
Uebersetzung hat Heinrich Sengelmann (Das Buch von den sieben
weisen Meistern aus dem Hebräischen und Griechischen zum ersten
Male übersetzt, Halle 1842) geliefert. — Comparetti hat zuerst das
Alter des griechischen Syntipas festgestellt. In dem Prolog nennt sich
nemlich ein durchaus unbekannter Grammatiker Michael Andreopulos
als Verfasser der Uebersetzung und sagt, er habe sie im Auftrage
Gabriel's, Aouxo? aeßaaTOu uoXsu? fjieXtow'jjio^ ? verfertigt. Comparetti
hat nun (S. 30) einen Herzog Gabriel von Meiitene in Armenien , der
am Ende des 11. Jahrhunderts diese Stadt und ihr Gebiet unter by-
zantinischer Oberhoheit beherrschte , nachgewiesen und es mehr als
Ricerche intorno al Libro di Sindibad. -[QJ
der nach Comparetti's Untersuchung das Sindibad -Buch zum
gröfsten Theil am treuesten ^viedergibt, am meisten überein.
Es enthält fast durchaus dieselben Erzählungen und in der-
selben Reihenfolge wie der Syntipas, nur drei fehlen, von
denen eine vielleicht nur vom Schreiber der Handschrift aus
Versehen ausgelassen worden ist, und eine ist hinzugekommen.
Es ist die letzte — im Text offenbar verderbte urud nicht
ganz klare — Erzählung, „Enxenplo de la muger et del cle-
rigo et del frayre", welche vielleicht erst von dem spanischen
Uebersctzer hinzugefügt, jedenfalls, wenn sie sich bereits im
Arabischen vorfand , auf christliche Verbältnisse übertragen
worden ist. „Riconosciamo" — sagt Comparetti S. 15 — .,in
(juesto racconto una novella del ßandello (IV, 8) ^) che trova
raffronto nella notte IQ'* del pukasaptati (^Galanos)". In der
Rahmenerzählung selbst, besonders im Anfang und am Ende,
ist die Uebereinstimmung zwischen dem Syntipas und dem
Libro de los engannos geringer ; hier ist letzteres, bald allein,
bald mit andern Redactionen, wie dies Comparetti S. 5 fg. im
Einzelnen nachweist, dem Original theilweis treuer geblieben
als ersteres.
Das Libro de los engannos ist nur in einer Handschrift
des 15. Jahrhunderts — im Besitz des Grafen de Puüon-
rostro — erhalten. Eine Abschrift derselben hat Comparetti
von Don Jose Amador de los Rios bekommen, welcher in
seiner Historia critica de la literatura espanola^ T. III (Madrid
1863), S. 536 — 41, auf das Libro de los engannos aufmerksam
gemacht und die Rahmenerzählung im Auszug und die erste Erzäh-
lung des erstenWeisen ganz mitgetheilt hatte.-) Comparetti hat den
blol's wahrscheinlich gemacht, dais dies der Herzog Gabriel des Pro-
logs ist.
1) IV, 7 der Ausgabe: Londra (Livorno) 1791 — 93. Die Novelle
ist betitelt: „Aecorto avvedimento di uua faiitesca a liberare la pa-
drona e l'innamorato di quella de la motte."
-) Marens Landau, der in seinem Buche: „Die Quellen des Deea-
merone", Wien 1869, S. 10 ff. Erörterungen über die sieben Weisen
angestellt hat, die jedoch durch Comparetti's Abhandlung wesentlich
ergänzt und berichtigt werden, hat dazu auch die Mittheilungen
Amador's de los Rios benutzt, dabei S. 15 aber irriger Weise gesagt,
der Infant Friedrich habe auf Befehl König Alfons des Weisen das
Libro de los engannos übersetzt.
108 Kritisclic Anzeigen:
Text dieser Abschrift unverändert herausgegeben. „E questo
testo" — sagt er S. 36 — „tahiiente gnasto e corrotto che
quasi debbo chiedere perdono ai piii delicati e suscettibili ro-
manisti se lo metto fuori in questa sua brutta forma , che
certo dara loro sui nervi. Ma chiunque siasi alquanto adden-
trato in queste ricerche, ed abbia quindi riconosciuto quanto
sia importante un testo il quäle, mentre rappresenta un testo
arabo certamente anteriore al 1253, piü di qualunque altro
si accorda col Syntipas, mi sapra grado di averlo pubblicato
quäl e per intiero, piuttostoche in un semplice estratto."
Zum Schlufs noch eine Bemerkung, eine einzelne Stelle
des Libro de los engannos betreffend. Ganz am Ende des-
selben (S. 54, Z. 3 V. u.) sagt der Königssohn: Et dise el sabio
que aunque se tornase la tierra papel , la mar tinta, et los
peces della pendolas, que non podrian escrevir las maldades
de las mugeres. Hierzu verw^eise ich auf meinen Aufsatz:
5, Und wenn der Himmel war' Papier" in Benfey's Orient und
Occident II, 546 — 59, zu dem ich jetzt noch mehrere Nach-
träge liefern könnte. Dafs die Fische des Meeres als Schreib-
federn gedacht sind^ kömmt sonst nicht vor; die Erde als
Pergament oder Papier findet sich in von mir nachgewiesenen
italienischen und englischen Dichtungen, häufiger aber wird
der Himmel als Pergament oder Papier gedacht; als Tinte
wird überall, wenn sie überhaupt erwähnt wird, das Meer
angenommen. Die Verbindung der Voraussetzungen mit der
Unmöglichkeit, die Bosheit oder die Ränke der Frauen be-
schreiben zu können, kömmt in mehreren der von mir gesam-
melten Stellen vor.
Weimar.
Reinhold Köhler.
Die Lusiaden. Heroisch -episches Gedicht von Luis de Camoens. Aus
dem Portugiesischen in Jamben übersetzt von Karl Eitner. Hild-
burghausen, Verlag des Bibliographischen Instituts, 1869.
In Jamben. In wie langen Zeilen? In gereimten? Es hätte
heifsen sollen: im Versmaafs des Originals, aber ohne Reim.
Der Uebcrsetzer bemerkt am Schlufs der Einleitung, die Ueber-
Die Lusiadcn. 1Q9
Setzung sei ursprünglich zu dem Zweck unternommen worden,
um gleichsam als Interlinear- Version dem Anfänger im Por-
tugiesischen das Studium des Originals zu erleichtern. Des-
halb sei sie auch nicht in gereimten Octaven abgefafst, aber
doch in Jamben, um den Genufs, den das Original gewährt,
ahnen zu lassen. „^^^ so kann man, bei Festhaltung mög-
lichster Worttreue, eine wahre Vorstellung von der klaren
Simplicität desselben geben, da Camoens in klassischer Schlicht-
heit des poetischen Ausdrucks einzig neben Homer und Ariost
steht. Bei der gröfseren Schwierigkeit des Ottavenbaues im
Deutschen, als in den Sprachen des Südens, ist immer die
Gefahr vorhanden, das Gedicht entweder in pomphafterem
Tone, als der Styl des Autors gestattet, wiederzugeben, oder,
will man dies vermeiden, sich eine Menge kleiner Aus-
lassungen und Zusammenziehungen, oder Dehnungen und Ver-
setzungen zu erlauben, die der genauem Wiedergabe des
originellen Charakters der Dichtung Eintrag thun." Und so,
meint er, ,, dürfte wohl dem blos deutschen Liebhaber poeti-
scher Werke auch diese Art der üebersetzung nicht unwill-
kommen sein."
Die Aufgabe, welche sich der Herr Verfasser gestellt,
hat er sprachkundig, gewandt und mit Geschmack behandelt.
Ich kann aber die Sorge nicht unterdrücken, ob wohl das
gi"öfsere Publicum, welches in Dichterwerken poetischen Ge-
nufs sucht, über den ersten Gesang dieser Üebersetzung hin-
auskommen werde. Ich meinerseits habe tapfer weiter gelesen,
und gebe hier eine Strophe des dritten Gesanges, damit der
Leser selbst über den Eindruck solcher reimlosen Octaven
urtheilen könne, die 91.:
Nachdem Alfons gestorben, folgt auf ihn
Sancho der zweite , schwach und unbedachtsam ,
der's in der Unbesorgtheit so weit trieb,
dafs, statt dafs er befahl, man ihm befahl.
Der Eeichsherrschaft, nach der ein Andrer strebte,
wuvd" er, ob seiner Günstlinge, beraubt;
denn da durch sie er sich regieren liefs .
stimmt' allen ihren Freveln er auch bei.
Es ist wahr, man könnte schönere Stellen anführen, aber es
bliebe dabei: eine metrische Üebersetzung der Lusiaden, welche
den Genufs, den das Original gewährt, ahnen lassen will.
110 Miscellen.
darf sich des Reimes nicht entschlagen, sonst wird der Sim-
plicität oft die Anmuth entweichen. Dagegen erträgt gerade
dieses Epos wegen jener seiner mit Recht gerühmten Schlicht-
heit sehr wohl eine Uebertragung in Prosa; und eine solche,
die jedwedes Hindernifs der Treue abwii'ft, wäre natürlich
dem nicht „blofs deutschen Liebhaber" am willkommensten für
den Zweck, sich an der Hand eines kundigen Führers in das
Original hineinzulesen. Man mufs wohl sagen, dafs der Herr
Uebersetzer sich eine unlösbare Aufgabe gestellt hat. Es war
eben nicht möglich, eine Uebersetzung zu liefern, die zu
gleicher Zeit die Ansprüche dessen befriedigte, der Portugie-
sisch lernen will, und dessen, der das Gedicht in deutscher
Sprache reproducirt geniefsen will. Dieser wird sich mehr
belehrt als erfrischt finden; jener wird verdriefslich sein, dafs
nicht wörtlicher übersetzt ist. Gleichwohl wollen wir gern
ihnen beiden das frui paratis predigen und ihnen diese Ver-
deutschung der Lusiaden warm empfehlen, als die treueste, die
vorhanden ist. Die einzige Anmerkung, welche das Bändchen
bietet, findet sich S. 16: „Vergl. Gesang III, Strophe 54."
Einige mit B. unterzeichnete Vorbemerkungen betreffen das
Leben und die Bedeutung des Dichters, und geben eine Ana-
lyse des Gedichts.
Ed. Boehmer.
Miscellen.
1. •
Zu Scheler's Glanures lexicographiques
Jahrbuch X, 241.
Nur ein paar Randbemerkungen aus italienischen Mund-
arten sei es mir gestattet hier mitzutheilen :
carlit = chälit. Das r findet sich im mail. carlet (schon
von Ferrari angeführt). Mundarten haben bei diesem Worte
häufig d statt t: bresc. cadeleta, crem, cadelett; cremon. ferr.
cadilett; mant. cadlett; bol., mit eingeschobenem ?<, candlett.
Es ist möglich dafs d zw. r geworden sei; -wozu ferr. carnanz
neben cadnazz = it. catenaccio zu vergleichen wäre. Es ist
Miscellen. 1 1 [
indessen auch friaul. caderleU cadarlett zu berücksichtigen, wo
also 7' eingeschoben wurde ; cader konnte sich dann zusammen-
ziehen: ca[d]er caer car. Abfall des d finden wir auch im
ven. caileto, tir. cailet.
Esmougonner^ mutiler, estropier.
In einem uordital. -deutschen Wb. vom Jahre 14G0. das
handschriftlich in München liegt, und von Schmeller mehrfach
benutzt wurde, findet man smögacte (et = t) „verrenke"; über
dem "Worte ist als Erklärung scnestrate geschrieben. In vielen
Mundarten bedeutet in der That noch sinistrarsi una mano^
%in j)i^de „sich eine Hand, einen Fufs verrenken". Ich ver-
mochte bisher zu smogar nichts anderes zu finden, als eine
Stelle aus einer Urkunde vom J. 1270 des Archivs zu Como
(P. Monti 279) nee feritam aliquam . . . nee smigatam facere;
wo Laut und Bedeutung der zwei AVörter grofse Aehnlichkeit
zeigen. Noch besser stimmt das nun nachgewiesene franz.
esmong-onn-er zu. Ist der Zusammenhang mit mognon (Diez
Et. Wb. I, 286) wirklich zweifellos?
Glier, glisser.
Vgl. pavesisch s-ghiä, piem. sgJiie dass. {glü =gli^ wie
ghiro aus glirem); im Niedermailandischen sghijon „schlüpfrige
Gegend, Abhang". Piem. auch sguj'e, das sich im piac. sgujä
wiederfindet. Sehr ähnlich genues. scüggia. — In Bezug auf
esglinder, das ebenfalls „gleiten, schlüpfen" bedeutet, dürfte
auf Diez II, 282 — 283 zu verweisen sein; also ags. gUdan
mit lat. Präfixe ex-. Genues. sgJi in da ,, durchschlüpfen" deckt
sich genau mit esglinder, und doch darf man fragen, ob nicht
ital. ghindare (1, 212) darin steckt. Das genues. Verbum be-
deutet nämlich auch „durch List und Geschicklichkeit ent-
wischen, sich loswinden".
Bone/iier, ronfler.
Scheler wäre geneigt, rouchier zu lesen. Schon Paris
bemerkte, die Form mit n sei die richtige, und verwies auf
Du Gange s. v. runcare. Aber auch lat. rhonchus bei Martialis;
das Verbum rhonehare erst bei Sidonius; vgl. Diez, Et. Wb.
II, 171 zu span. roncar. Ein lat. rhonehissare belegt Forcellini.
In ital. Mundarten finden wir nun: bresc. comask. mail. (selten)
roncä; mant. ronchizar, ven. ver. ronchezar u. s. w. Manche
Wbb. verzeichnen auch für das Ital. roncare roncheggiare neben
russare und ronfare ronfiare.
112 Miscellen.
Tcmgonner, invectiver, provoquer. Cela fait ponser au tan-
ganare = interpellare, du bas latin, voy. Du Gange.
Das Wort steht schon in der I. Ausgabe von Diez' Et.
Wb. und ist dort ausführlich besprochen worden. Man ver-
gleiche auch Pott, Zeitschr. I, 331. Es ist überhaupt bezeichnend
für die Leichtigkeit, mit welcher man beim Mangel eines altfr.
Glossars selbst das zunächst Liegende übersieht, dafs dieses
Wort mehr als Einem unter uns unnützes Kopfzerbrechen
machte. Zuerst mir (in einem solchen Falle sich an die Spitze
zu stellen ist Höflichkeit), der ich in der Germania X, 120
die Richtigkeit des Wortes in der Stelle des Barlaam und
Josaphat in Zweifel zog; dann, wie gesagt, Scheler, der in-
dessen von seinem bewährten Scharfsinne in derlei Fragen auf
das Richtige geführt wurde; endlich darf man auch Meyer
nennen (bei meinem Versäumnisse sehe ich mich gern nach
guter Gesellschaft um), welcher in seinen Anmerkungen zu
Scheler wol ein paar andere Belegstellen beibringt, aber auf
das MeisterAverk nicht hinweist. Auch Littre hatte in seiner
im Journal des Savants (18G5, S. 347) enthaltenen Recension
des B. und J. das Wort besprochen, und es von tabanus
gedeutet; also tangonner = piquer comme un taon. Wenig
glücklich, wie er selbst wol fühlte, als er bei dem Wieder-
abdrucke der Recension in dem Buche ,,Les Barbares et le
moyen age" die betreffende Stelle untei-drückte.
Zu Diez' Erörterungen will ich nun hinzufügen, dafs Galvani,
Glossario Modenese 481, ein Verbum tanganer verzeichnet (in
anderen jemilianischen Mundarten scheint es nicht vorzukommen),
welches er ,,cavillare", also ,,chicaniren", dann auch „avvi-
lupparsi e non risolvere" übersetzt. Er erklärt es auch voll-
kommen richtig aus dem mittellateinischen Verbum, indem er
ebenfalls auf Du Gange verweist. Auch bringt er damit ital.
tanghero in Zusammenhang. Wenn er dann auch afr. tencer
hierher rechnet, so irrt er sich allerdings, zeigt aber dadurch,
dafs er im richtigen Theilc seiner Auseinandersetzung unab-
hängig von Diez verfuhr.
Zum Schlüsse noch die Frage: Ist fendofle als eine be-
rechtigte Nebenform \'o\\ fondefle, Diez II, 298, anzusehen?
Solche doppelte Umstellungen sowol von Gonsonanten als von
Vocalen sind zwar ziemlich häufig; so lange aber keine andern
Belege gefunden werden, darf man an einen Schreibfehler
denken. A. Mussafia.
Miscellen. 113
2.
R e f u s e r.
Das französische refuser denkt sich Diez (Wb. I, 350),
welcher hier allein angeführt zu werden braucht, da soviel
bemerklich die übrigen neueren etymologen ihm folgen, aus
einem zusammenflufs der beiden verben recusare (recuser) und
refutare (refuter) entstanden, oder vielmehr aus recusare durch
einmischung von refutare. Der an sich viel einfacheren be~
Ziehung auf fundere wird er deswegen aus dem wege gegangen
sein , weil teils refusare selbst nicht nachzuweisen steht , teils
von Seiten der bedeutung im ersten augenblicke sich Schwierig-
keiten zu erheben scheinen. Die folgende erörterung will ver-
suchen diese bedenken zu beseitigen.
Dafs refusare nicht vorhanden sondern nur anzunehmen
sei, kann schwerlich ein hinreichender grund der abweisung
sein; in sehr vielen Fällen findet dasselbe Verhältnis statt.
Man vergleiche doucher, dresser, essorer, ficher, hausser, oublier,
percer, welche den blofs vorausgesetzten formen ductiare,
directiare, exaurare, figicare, altiare, oblitare, 2')ertusiare ent-
sprechen. Noch näher liegen diviser und user, ja verhalten
sich buchstäblich wie refuser : divisare uiid usare lassen sich
sowenig wie refusare nachweisen. Nun aber stammt refutare
ohne zweifei von refundere, wie das simplex futare von fun-
dere. Wechsel zwischen s und t in der bildung des supins
und der aus ihm stammenden verbalfonn kommt oft genug
vor. Bekannt sind tentum und tensum (attentus und extensus;
von tendere; von farcire begegnet einzeln farsum f, fartum,
daher des Apicius porcellus farsilis neben dem anser fartilis
des Plinius. Varro hat tertus f. tersus, Quintilian spricht von
mertare f. mersare^ Plautus sagt mantare (vgl. mansitare) und
ziemlich häufig pw^tore, j^ultatio. Wie sich fartilis zu farsilis
verhält, gerade so futilis zu fusilis : futiUs dicitur, qui silere
tacenda nequit, sed ea effundit; effutire heifst ausschwatzen
futilis wer nicht dicht halten kann. Wenn glossen mehrmals
futare = fundere anmerken, so mag die bedeutung von arguere,
welche Festus dem Worte beilegt, sich auf den redcflufs
beziehen (vgl. Corssen krit. beitr. s. 215); daher begreift es
sich, dafs refutare, eigentlich zurückbleiben, vorzüglich von
der Widerlegung gebraucht wurde. Aber es hiel's auch „ver-
jährt, f. rom. u. engl. Lit. XII. 1. 3
114 Miscellen.
scbmälicii ", und eben diese bedeutung findet sich, wie die
\v(")rterbücber melden, wenn gleich vereinzelt, auch bei refundere.
Resultat: Dem franz. refuser liegt ein von refundere
gebildetes unvorfindliches frequentativ refusare zu gründe,
dessen bekannte seitenform refutare ist,
Berlin.
K. G. Andresen.
3.
Etymologisches.
Corbaccio.
Dieses Wort, welches den Titel einer Prosaschrift Gio-
vanni Boccaccio's bildet, pflegt als Peggiorativ von corbo, Rabe,
betrachtet zu werden. Man glaubt, es beziehe sich dasselbe
auf die Wittwe, welche in der Schrift an den Pranger gestellt
wird, und Flögel übersetzt es demgemäfs durch ,, Galgenvogel".
Nur Witte vermuthet, der Autor habe das Buch, als eine bös-
artige, mit dem Schnabel hackende Krähe, so nennen wollen,
imd verwundert sich gleichzeitig darüber, wie Fr. Schlegel
dazu gekommen sei, Corbaccio durch Geifsel zu erklären.
Letzteres ist aber das einzig Richtige und, wenn auch die ital.
Wörterbücher corbaccio weder in dieser, noch in einer ande-
ren Bedeutung kenneu, so bietet uns dafür noch heute die
spanische Sprache die fast gleiche Form corbacho^ Karbatsche
(fr. cravache). Der Erzpriester von Talavera mufs Corbaccio
in diesem Sinne genommen haben.
Azzimare.
Diez Et. Wtb. ^l, 164 stellt folgende Reihe auf: ital.
azzimare^ schmücken = altfr. acesmer, ordnen :^= pr. azesmm\
berechnen, bex-eiten = lat. * adaestimare. Ist es nicht ein-
facher azzimare als oberitalienische Form von accimare aufzu-
fassen? Cima heifst zunächst Gipfel, Höchstes irgend einer
Sache, dann bes. Kopf, Tuchleiste, daher cimare^ abstutzen,
köpfen, Tuch scheren, und in Mittelitalien accimare, azzimare,
frisieren. Aber cima wird auch, in übertragenem Sinne ge-
braucht, so cima d'uomo (mailänd. zimma cVhovm oder omm de
Misöpllen. JJ5
zimmä), Prachtmensch; gerade in Bezug auf äufsere Erscheinung
bei Boccaccio Dec. III, 5 Anf.: il quäle s\ ornato e si j)ulito
della lyersona andava , che generalmente du tutti era chiamato
il Zima. Daher azzimarsi, sich schön machen, sich putzen.
Bizzeffe.
Unter den drei Etymologieen von C. Michaelis (Jahrb.
XI, 291 fg.) spricht die erste: ital. bizzeffe = neuarab. bizzdf,
ungemein an. Und doch überzeugt sie mich keineswegs. Da
so viele volksthümliche italienische Ausdrücke unmittelbar aus
dem Gelehrten- und Kirchenlatein geschöpft sind, so scheint
mir Minucci's Ableitung von Ms und effe, zweimal /, durchaus
nicht widersinnig, wenn auch der Hinweis auf das Fiat Fiat
der römischen Magistrate als unglücklich zu betrachten ist.
Das deutsche „aus dem ff" entspräche zwar in der Form
ganz dem italienischen a bizzeffe; aber es bezieht sich auf
die Qualität, und dies auf die Quantität. Wie dem auch
sein mag, ich erblicke in bizzeffe eine Zusammensetzung
mit verdoppelndem oder, wie in bisunto^ verstärkendem
bis; man halte neben a bizzeffe das ganz gleichbedeutende a
bisbdio , welches zu Lucca gebraucht wird. Uebrigens ist zu
bemerken, dafs zz in bizzeffe die weiche Aussprache hat und
dafs in manchen Gegenden Italiens diese Wortform leichte
Veränderungen erleidet. So sagt man zu Neapel a bizzeffeja,
zu Arezzo und zu Fistoja a buzzeffe (auch in dem aretinischen
busica = vessica hat b sich den folgenden Vokal assimilirt). —
Wenig annehmbar scheint mir die Vermuthung in Betreff des
Wortes refe zu sein, über w^elches auch Diez, und nicht erst
in der 3. Ausg. des Wtb.'s handelt. -^ Die Auseinandersetzung
über orle^ ourlet widerlegt die Diez'sche Auffassung keines-
wegs; kymr. or^ welches w^eiblich ist, stammt, wie ungemein
viele Wörter dieser Sprache, aus dem Lat. und das Gleiche
gilt vom agi. orl.
Leipzig, 19. Nov. 1870.
H. Schuchardf.
HG Miscellen.
4.
Zur Kritik der Divina Commedia,
Im Anschlufs an das, was ich im 9. Bande dicsei- Zeit-
schrift S. 23G fg. „Zur Kritik der divina commedia" veröifent-
licht habe> theile ich hier noch einiges in Bezng auf die ita-
liänischen Pronomina mit, wofür die Belegstellen wiederum
der divina commedia entnommen werden sollen.
I.
Eine ausführliche Erörterung erfordert die Frage, ob die
Form lui für die casus obliqui des männlichen Personalpro-
nomens der dritten Person als eine Genitiv- oder als eine Dativ-
bildung zu betrachten ist. Für die erstere Annahme spräche
allerdings die analoge Bildung oro aus orum (loro-illorum,
costoro -istorum); man könnte dann vielleicht annehmen, lui
wäre aus illius, ebenso wie costui aus istius, altrui aus alterius
durch Umkehrung des iu in ui entstanden, allein für eine
solche Umkehrung bietet, nach Diez die Lautlehre gar keine
Beispiele. In phonetischer Beziehung hält der eben genannte
Gelehrte den Dativ huic für besser befriedigend, indem er an-
nehmen zu dürfen glaubt, die Volkssprache habe iste und ille
oder vielmehr istic und illic ,,als Zusammensetzungen mit hie"
ebenso declinirt wie das einfache hie und von ihnen die Da-
tive istuic und illuic gebildet. Unserer Meinung nach würden
aber dann die Genitve istuius und illuius, analog huius, cu-
ius, welche nach Krüger und Pott gunierte Formen für hi-us,
qui-us, also mit der Endung us sind, von Bopp aber als
Genitive mit der aus einer Umstellung des sanskr. sja ent-
standenen Endung jas betrachtet werden, ebenso nahe liegen,
und die auch von Diez eingestandene Disharmonie zwischen
einer Dativbildung für den Singular und der Genitivbildung
für den Plural wäre dadurch aufgehoben. Eine Rechtfertigung
dieser Annahme einer Genitivbildung giebt Diez selbst, indem
er ein illui, der Bedeutung nach für illius, anführt auf einer
alten Inschrift: ultimum illui spirtum. Ein gewichtigerer
Grund für diese Annahme läfst sich aber noch aus Folgen-
dem ersehen. In der That lauten nämlich die ursprünglichen
lateinischen. Demonstrativpronomina wirklich illice -und istice.
Diese sind aber keineswegs als Composita von hie anzu-
Miscellen. 1[7
sehen , dessen urspüngliche Form ebenfalls hice gewesen ist,
sondern es ist in allen dreien die enklitische Anfügung ce
aus ci entstanden und aus dem demonstrativen Pronominal-
stamm abzuleiten, der im Griechischen in der Form £X, xs
in iy.tlvoc, xsivOi^ auftritt und im Sanskrit ka lautet. *) Es
würde dann wol anzunehmen, sein, dafs die drei analog
gebildeten Pronomina hice, illice und istice in der früheren
Sprache auch einerlei Flexion besessen hätten, diese ursprüng-
liche Flexion (Gen. -uius. Dat. -uic) später aber nur bei hie
zurückgeblieben ist.
Wie weit aber auch das Gesagte uns die Möglichkeit
einer Genitivbildung darthun kann, so dürfen wir doch auf der
anderen Seite einen Umstand nicht verschweigen, der für die
Annahme einer Dativbildung sprechen könnte. Es steht näm-
lich lui wirklich zuweilen auch ohne die Präposition a als
Dativ, so:
Inf. 1, 81: Risposi hii con vergognosa fronte,
Inf. 7, 67: Maestro, ilisse lui, or mi di anche;
Inf. 28, 48: Ma, per dar lui esperienza piena
und an anderen Stellen, wie im 11. Sonett der vita nuova:
Tu rassomigli a la voce ben lui.
Aber wie nahe ist bei diesen und ähnlichen Beispielen die
Vermutung gelegt, dafs der Dichter selbst durch die Form
irre geleitet worden ist und der lateinische Dativ illui ihm
dabei vorgeschwebt hat.
II.
Analog dem lui mit der den romanischen Sprachen eigen-
thünilichen Endung ui gebildet sind die Formen nui und vui
anstatt noi und voi, wie sie sich bei Dante allerdings nur
im Reim z. B. Inf. 5, 95; 9, 20 und öfter in den lyrischen
Gedichten finden. Die Bildung dieser Formen wurde sehr
begünstigt durch die innige Verwandtschaft des geschlossenen
o mit dem m, und wir haben es daher hier vieUeicht nur
mit zwei Zeichen für den nämlichen Laut zu thun. Denn da
viele Wörter in älteren Zeiten und noch jetzt bald mit dem
1) Vcrgl. W. Corsseu über Aussprache, Vocalismus und Betonung
der lateinischen Sprache I, 271.
118 Missellen.
einen, bald mit dem anderen von diesen beiden Vocalen ge-
schrieben wurden und werden, und ältere Dichter unbedenk-
lich o und u mit einander reimen lassen, so liegt gewifs die
Vermutung sehr nahe, dafs auch Dante an jenen Stellen, wo
wir jetzt nui und vui lesen, noi und voi geschrieben hat
und der Reim erst später auch dem Auge sichtbar dargestellt
worden ist. —
Bei dieser Gelegenheit dürfte wol auch bemerkt werden,
dafs an Stellen wie
Purg. 5, 52: Noi fummo gik tutti per forza morti,
WO manche Ausgaben no' anstatt noi lesen, ohne dafs man
dafür irgend einen Grund sehen könnte, die Lesart noi jeden-
falls vorgezogen werden mufs, besonders da auch no' und vo'
nur dem gemeinen Leben angehörige Abkürzungen für noi
und voi sind.
III.
Was den seltsamen Plural mia des Possessivpronomens der
ersten Person Sing, betrifft, so scheint die Crusca denselben
Inf. 22, 111 angenommen zu haben:
Rispose: malizioso son io troppo
Quando procuro a mia maggior tristizia,
während die besten und zahlreichsten Autoritäten, namentlich
alle neueren und mit ihnen auch Witte, a' miei lesen und
meistentheils miei für miei compagni nehmen, andere jedoch,
ohne die Gezwungenheit dieser Auslegung einzusehen, miei
mit maggior für maggiori verbinden wollen.
Liest man aber mit der Crusca a mia, so kann dies
wol mit tristizia verbunden werden. Allein die Herausgeber
der Crusca scheinen es anders verstanden zu haben. Es war
nämlich mia, tua, sua bei den Alten und namentlich bei den
Florentinern sehr beliebt, und man sagte in Toskana i mia
parenti, i mia fratelli öfters anstatt i miei. Es ist darum
durchaus nicht unwahrscheinlich, dafs Dante sich hier auch
einmal dieses den Florentinern eigenen Idiotismus bedient
hat, und dafs an dieser Stelle mia für miei in dem oben ange-
deuteten Sinne genommen werden mufs. Mit dieser Auslegung
stimmen denn auch von italiänischen Erklärern Monti, Tom-
maseo und Cesari überein. —
Miscellüii. 119
Die bei älteren Dichtern noch häufiger vorkommenden
Formen tui und sui für tuoi und suoi finden sich bei Dante
nur noch im Reime und zwar nur an fünf Stellen des In-
ferno. Sonst finden sie sich nirgends in der divina commedia,
inid man kann aus diesem Umstände wol ersehen, dafs Dante
sich ohne Not niemals dieser Formen bedient hat.
Gera, den 18. October 1869.
Dr. Ludwig B o s s le r .
5.
Zu Paul Meyer's Etudes sur la chanson de Girart de Roussillon.
Paul Meyer sagt in seiner vortrefflichen Auseinander.
Setzung über die handschriftlichen Gestaltungen des Girart de
Roussillon im letzten Hefte des Jahrbuchs p. 125, dafs die 7
Tiraden der Verse 4190 — 4397 in der Oxforder Handschrift
derartig umgestellt seien, dafs Tirade III vor II gesetzt sei
und beide in Tirade VII eingeschoben seien. Das ist äufser-
lich ganz richtig. Wie aber, wenn Tirade III uud II 2 Perga-
mentblätter anfüllen, welche von fremder Hand, in verschie-
denem Dialekt geschrieben sind, welche sogar in der Zeilen-
zahl [die Seite hat hier 30 Zeilen] , dem Format und wie
ich glaube auch dem Pergament nach verschieden sind? Dann
kann doch als Eigeuthümlichkeit der Oxforder Handschrift nur
die Unterdrückung der Tiraden II und III gelten. Diese Unter-
drückung bemerkte ein späterer Besitzer und ersetzte sie
durch Einfügung der beiden Blätter, beging aber das Versehen,
sie um ein Blatt zu spät einzuheften. Die Blätter gehörten
zwischen fol. 85 (wo in der Mitte der Rückseite die beiden
Tiraden ausgefallen waren) und fol. 86. Der Schreiber der
Oxforder Handschrift scheint an dem Fehlen der beiden Tiraden
nicht Schuld zu sein, da er die Lücke in der Erzählung
bemerkend hier einen Abschnitt vermuthet und denselben durch
eine besonders grofse und verzierte Initiale kennzeichnete. Die
beiden eingefügten Blätter sind als Rest einer fünften Hand-
schrift anzusehen, aus welcher sie entweder direct entnommen
oder zu dem vorliegenden Zweck abgeschrieben sind. In dieser
fünften Handschrift fand sich die Umstellung von Tirade II
120 Miscellen.
und III, welche P. Meyer auch an den in seinem Besitz befind-
lichen Fragmenten constatirt, welche jedoch nun wohl umgelegt
werden müssen und so die Tiraden III, II, V, bieten. Man
könnte verniuthen, unsere beiden Blätter seien der Londoner
Handschrift entnommen, welches eine Lücke von 4185 — 4429
zeigt. Dem widerspricht jedoch von vornherein Schrift, Sprache
und Format der Handschrift. Ich will nicht weiter auf die
Verschiedenheit der Sprache eingehen, .welche die beiden ein-
geschobenen Blätter bieten. Ich überlasse das gern dem weit
mehr dazu befähigten Verfasser der Etudes. Nur die wenigen
sachlichen Bemerkungen glaubte ich nicht zurückhalten zu
dürfen, da ich an der Quelle selbst sitze, um so mehr als
Herr Meyer selbst dazu aufgefordert hat. Proben für meine
Behauptungen halte ich für unnöthig zu geben, da ein Mal Herr
P. Meyer im Besitz einer Collation ist, dann aber auch der Rest
des Oxforder MS. bald ganz in der Mahn'schen Sammlung vor-
liegen wird. Seit September vorigen Jahres befindet sich Dr.
Mahn im Besitze meiner Copie von 4000 Versen , unter welchen
sich gerade auch die betreffende Stelle befindet, nebst einer
Collation des schon gedruckten Theiles. Hoffentlich wird der
neue Band bald erscheinen, so dafs ich in der Lage bin, den
Druck noch ein Mal mit der Handschrift zu vergleichen.
Oxford. Edmund Stengel.
Post scriptum. Die beiden fraglichen Worte in der von
Paul Meyer S. 126 ausgehobenen Stelle Zeile 5 betreffend
constatire ich, dafs ganz deutlich Quin und gerre [für gent]
zu lesen ist. Schliefslich bemerke ich zu den ,,Glanures Lexi-
cographiques ", dafs die Ausgabe der Miracles de saint Eloi
von mir einer genauen Vergleichung mit der übrigens gut ge-
schriebenen Handschrift unterzogen werden wird. Ich werde
die Resultate der Collation seiner Zeit mittheilen. Ueberhaupt
wäre es von grofsem Nutzen, wenn alle die Ausgaben, welche
von nicht hinreichend geschulten oder unsorgfältigen Heraus-
gebern gemacht sind, besonders die welche nur in einer Hand-
schrift überliefert sind, noch ein Mal collationirt würden. Für
die in England befindlichen MSS. denke ich, wenn Zeit und
Mofse nicht fehlen, einen Theil dieser freilich nicht sehr an-
ziehenden Arbeit zu übernehmen.
Zum Andenken an Dr. Julius Brakelmann. J21
Zum Andenken
Dr. Julius Brakelmann.
Kanonenschüsse verkünden soeben den Abscblufs des
Friedens. Wir stehen heute am Ende des gewahigen Völker-
kampfes, dem Deutschland seine politische Wiedergeburt zu
verdanken haben sollte. Eine Frucht dieser Art konnte nicht
mühelos gepflückt — konnte nicht anders als durch nachhaltiges
Aufgebot aller Kräfte und durch freudigste Hingabe auch der
kostbarsten Opfer errungen werden. Zu diesen edlen Opfern,
welche das Vaterland, welche vor allem die friedliche Gemeinde
deutscher Wissenschaft zu beklagen hat, zählt auch Julius
Brakelmann; ja er ist vielleicht der einzige, dessen frühzeitiger
Tod hüben und drüben fast gleich schmerzlich empfunden
werden wird, der einzige, in dessen Betrauerung die beiden
erbitterten Völker sich einträchtig begegnen.
Es steht dieser Zeitschrift, welche mehi'ere seiner gehalt-
vollsten Arbeiten in die Welt eingeführt hat, wohl an, ihren
Lesern den Lebensgang und die wissenschaftliche Bedeutung
des frühvollendeten Mitarbeiters in wenigen Hauptzügen vor-
zuführen.
Julius Brakelmann wurde am 29. Januar 1844 in der
westfälischen Stadt Soest geboren, die sich auch rühmen
kann, die Heimat des jüngst verstorbenen Nestors der klassi-
schen Philologie, August Meineckes, zu sein. Er war der
einzige Sohn der zweiten Ehe seines noch daselbst als Kauf-
mann lebenden Vaters. Der Mangel geschwisterlichen Um-
gangs trieb den vereinsamten Knaben, der sich von frühster
Kindheit an durch eine ungestüme Lebhaftigkeit des Geistes
auszeichnete, schon mit 5 Jahren ganz und gar der Bücher-
welt in die Arme. Er verschlang während seiner ganzen
Knabenzeit — zum Theil unter Vernachlässigung gewisser
122 Dr. G. Legeilotz
trocknerer Schuldisciplinen wie der Mathematik und Gramma-
tik — ohne Auswahl alles , was ihm von gedruckten Sachen
in die Hände liel. Es ist jedenfalls ein Beweis für die
ungewöhnliche Geisteskraft des Knaben, bei dieser Lesewuth
nicht zum schlaffen Träumer und blasirten Halbwisser ver-
kümmert zu sein, sondern sich schon vor seiner Confirmation
einen überaus reichen Schatz wohlgeordneter Kenntnisse,
namentlich auf dem Gebiete der deutschen Literatur, vom Mittel-
alter bis auf die neueste Zeit, angeeignet und sich ein über-
raschend klares, scharfes, selbständiges Urteil bewahrt zu haben.
Wie wenig die eigene Schöpferkraft des Knaben unter dieser
massenhaften Stoffaneignung gelitten, davon zeugen die zahl-
reichen, zum Theil schon auf Veröffentlichung berechneten
Privatproductionen , welche durch seine ganze Gymnasialzeit
sich verfolgen lassen: anfangs poetischer Natur, selbst mit
Einschlufs des historischen Trauerspieles — beim Secundaner
und Primaner hingegen vorherrschend von wissenschaftlichem
Charakter und bereits mit ausgesprochener Vorliebe auf die
Zeit bezüglich, welche seinem Forscherfleifse späterhin so viel
zu verdanken haben sollte: das Mittelalter, — Diese ganze
Frühreife ist einer der hervorstechendsten Züge in dem geistigen
Bilde Brakelmanns.
Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt von 1853
bis 1859, von da an bis zu seinem Abgange zur Universität,
Herbst 1863, das Gymnasium zu Essen. Mit allerlei Kennt-
nissen und Ideen in dem jungen Kopfe, wovon die Schul-
weisheit eines Sextaners bis Tertianers sich sonst nichts träumen
läfst, fand Brakelmann bei seinen Soester Mitschülern kein
Verständnifs, keine Anerkennung, sondern vielmehr Angriffe
und Verfolgungen, die er in diesem bellum omnium contra
unum mit derjenigen Waffe ausfocht, welche ihm seine geistige
Ueberlegenheit in die Hand gab: die Satire. Auch sie gehört
zu den charakteristischen Eigenthümlichkeiten Brakelmanns. —
Bemerkenswerth ist aus dieser Zeit noch, dafs er schon
damals eine ausgeprägte, schwer zu erklärende Vorliebe für
das Fr anzösische besafs. Und in jener hochstrebenden Kühn-
heit, die von jeher ihm eigen war, sehen wir ihn gleich nach der
ersten Aneignung der ersten Elemente dieser Sprache nach
einem Schriftsteller greifen , der sonst für die Jugend gewifs
keine ansprechende und im ullgeracincn noch weniger eine
Zum Andenken an Dr. Julius Brakelmann. j 23
empfehlenswerthe Kost darbietet. Es steht fest, dafs Brakel-
mann bereits im Alter voii 14 — 15 Jahren sich mit einem sehr
grofsen Theile der Werke Voltaires vertraut gemacht hat. —
Diese Vorliebe für das Französische und die deutsche Literatur
zeitigte bereits in dem Essener Secundaner den festen Entschlufs,
die Theologie, welche die zärtlich geliebte Mutter von ihm
dereinst ergriffen zu sehen wünschte, dennoch ein für allemal
aufzugeben und sich dem Studium der neueren Sprachen, nament-
lich der romanischen, zu widmen. Er sah übrigens schon
jetzt klar ein, dafs für seine Ziele gründliche grammatische
Kenntnisse eine unerläfsliche Vorbedingung seien; das heran-
rückende Abiturientenexamen mit seiner Mahnung kam hinzu —
und so ward denn kurzer Hand der Entschlufs gefafst, durch
Privatfleifs jene Lücken auszufüllen, welche frühere Abneigungen
in gewissen Fächern verursacht hatten. Und bei seiner grofs-
artigen Arbeitskraft war dies gar bald gelungen. Dispensation
vom mündlichen Examen und ein überaus glänzendes Zeugnifs
krönten seine Bemühungen. —
Wiewohl die Universität Berlin damals noch gar keine
besondere Professur für romanische Sprachen besafs, so zog
der junge Mann, im Vertrauen auf eigene Kraft und Einsicht,
dennoch die Hochschule der preufsischen Hauptstadt der des
Rheinlandes vor. Es mochte ihn eben das glänzende Getriebe
der Residenz sowie die reichen und seltenen Schätze ihrer
Bibliotheken locken. Büchereien mit ihren schweinsledernen
Folianten und dem darin versteckten, der Erlösung harrenden
Hort hatten schon für den angehenden Secundaner einen
dämonischen Zauber, der ihn zu mancher ergiebigen Fahrt in
ihre staubigen Schachten trieb. In so sicheren und folgerechten
Bahnen verlief das ganze Leben Brakelmanns von Anfang an!
In den Mittelpunkt der Universitätsstudien wurden von
ihm die romanischen Sprachen gerückt; daran schlofs er in
vei-ständiger Einsicht allgemeine linguistische, klassische und
germanistische Studien, sowie Geschichte und Paläographie.
Steinthal scheint von allen Docenten derjenige gewesen zu
sein, welcher den nachhaltigsten Einflufs auf ihn ausgeübt. —
Brakelmann verblieb in Berlin bis Ostern 1867 mit einziger
Unterbrechung während der Sommermonate des Kriegsjahres
1866, das ihn als Vicefeldwebel im 2. Garderegiment gegen
Baiern ins Feld rief. Seit dem Herbste 1665 gehörte er als
124 Dr. 6- Legerlotz
aufserordentliclies Mitglied dem mit dem Friedrichs -Gymnasium
zu Berlin verbundenen „Seminar für Lehrer der neueren
Sprachen" an. Professor Herrig, unter dessen Leitung diese
Anstalt noch heute steht, äufsert sich über Brakelmanns
damalige Mitgliedschaft folgendermafsen : „In dem Seminar
zog er durch den Umfang und die Gründlichkeit seiner Kennt-
nisse, sowie durch die Frische und Schlagfertigkeit seines
ganzen Wesens sehr bald die Aufmerksamkeit auf sich, und
die Trefflichkeit seiner Leistungen begründete mehr und mehr
bei jedem Unbefangenen die Ueberzeugung, dafs dieser kenntnifs-
reiche, energische junge Mann wohl befähigt und berufen sei,
das wissenschaftliche Studium der neueren Sprachen dereinst
auf eine höhere Stufe zu führen." — Aufserdem war er Mit-
glied der gleichfalls von Herrig geleiteten ,, Berliner Gesell-
schaft für das Studium der neueren Sprachen."
Im Frühling 1867 finden wir Brakelmann plötzlich auf
dem dem Grafen Bniuski angehörigen Schlosse Samostrzel in
der Provinz Posen, wo er den jungen Sohn des Hauses in
deutscher Sprache und Literatur unterrichtet und die ihm
gelassene Mufse zur Vorbereitung auf die Promotion sowie
zur Abfassung einer Preisaufgabe benutzt. Die genannte
Berliner Gesellschaft hatte nämlich auch in jenem Jahre wieder
ein Reisestipendium „für einen Studirenden, der sich zur
Erweiterung und Vertiefung seiner Kenntnifs der neueren
Sprachen in Frankreich oder England aufhalten sollte", aus-
geschrieben und zur Bedingung gemacht, ,,dafs die Bewerber
durch irgend eine wissenschaftliche Arbeit ihre Befähigung
nachweisen sollten". Brakelmann hatte die Freude, seiner
Abhandlung ,,Histoire de l'etude de la langue d'oil" den Preis
vor 20 anderen Concurrenzarbeiten zuerkannt zu sehen. Als-
bald wird die Hauslehrerstelle von ihm aufgegeben und die
Promotion beschleunigt, damit er noch in selbigem Jahre die
fränkische Hauptstadt erreiche, die damals gerade in Folge
der Weltausstellung in doppeltem Glänze prangte. So erwarb
er sich denn auch im Herbste das Doctordiplom der Göttinger
Hochschule durch eine gehaltvolle Dissertation über den ita-
lienischen Novellisten der Reformationszeit Giovan Francesco
Straparola da Caravaggio (Göttingen, Universitäts-Buchdruckerei
von Huth, 1867), worin er mit grofser bibliographischer Ge-
lehrsamkeit und sehr besonnenem Urteil, dem man selbst einem
I
l
Zum Andenken an Dr. Julius Brakelmann. ]^25
Wilh. Grimm gegenüber meistenteils Recht geben mufs, über
das Leben sowie über die verloren gegangenen und die noch
erhaltenen Werke jenes „Vaters der Feenmärchen in Europa"
handelt. Und nun ging's freudepochenden und hoffnung-
geschwellteu Herzens nach Paris, wo ohne langes Besinnen
mit jugendlicher Begeisterung und nordischem Fleifse die xiuf-
gabe in Angriff genommen wurde^, welche die Berliner Gesell-
schaft ihrem Stipendiaten gestellt hatte: eine sorgfältige und
treue Abschrift der altfranzösischen Liederhandschrift Fonds
Mouchet 8 der kaiserlichen Bibliothek in Paris, welche ihrer-
seits wieder eine sehr gute Copie des äufserst werthvollen
Berner Codex 389 ist, anzufertigen. Brakelmann entledigte
sich seiner Aufgabe in ausgezeichneter Weise und wufste den
Werth seiner Arbeit durch eine Einleitung uud durch kritische
Anmerkungen und Beilagen noch zu erhöhen. S. Herrigs
Archiv Bd. 41, p. 339—376; Bd. 42, p. 73—82 und p. 241 —
392, Bd. 43.
Diese Arbeit, welche auf einem bis dahin ungemein ver-
nachlässigten Gebiete, dem der altfranzösischen Lyrik, den
Mitforschern ein sehr reiches Material zugänglich machte,
wurde für Brakehnann der Ausgangspunkt für eine ganze
Reihe von Abhandlungen, welche sich dieses Literaturzweiges
liebevoll annahmen. Zunächst ist zu nennen: „Die 23 alt-
französischen Chansonniers in Bibliotheken Frankreichs, Eng-
lands, Italiens und der Schweiz" (Herrigs Archiv Bd. 42, p.
43 — 72), sowie die Arbeiten: „Kritischer Anhang zu der
Abhandlung über die altfranz. Chansonniers" (Herrigs Arch.
Bd. 43, p. 185 fg.) uud „Zur Berner Liederhandschrift 231"
(in Lemckes Jahrbuch Bd. 10, p. 381 — 98). Alle drei Arbeiten
verfolgen den Zweck, einen Ueberblick über das gesammte
handschriftlich noch vorhandene Material für die altfrauz.
Lyriker zu geben und den Werth der betreffenden Manuscripte
und ihre Beziehungen zu einander festzustellen. Ihnen schliefst
sich an: „Verlorene Handschriften" (Jahrbuch Bd. 11, p.
94 — 108), worin Brakelmann auf den Verlust von 4 für die
altfranz. Lyrik sehr werthvollen Handschriften, welche Ste
Palaye noch gekannt, aufmerksam macht, zugleich aber auch
einen bis dahin unbekannten Codex (Fonds franyais 12780
der Pariser kaiserl. Bibl.) nachweist, der für die lyrische
Gattung der Motets nicht unwichtig ist. — Ebenso aumuthifi:
126 I>r- Gr. Legerlotz
als gelehrt ist die Arbeit: „Die Pastourelle in der nord- und
südfranzösischen Poesie, Ein Beitrag zur franz. Litteratur-
geschichte des Mittelalters" (Jahrbuch Bd. 9, p. 155 — 89 und
p. 307 — 37). Brakelmann tritt hierin der herrschenden An-
sicht entgegen, als sei die altfranzösische Lyrik nichts weiter
als ein matter Abklatsch der provenzalischen, und macht
wenigstens für die Pastourelle die Priorität und gröfsere Aus-
giebigkeit und Mannigfaltigkeit der Nordfranzosen geltend.
Brakelmann schliefst seine an sich schon höchst anziehende
Arbeit mit einem Anhange, worin er 16 bis dahin noch
unbekannte altfranz. Pastourellen nach 4 Pariser Handschriften
veröffentlicht.
Wie heimisch Brakelmann auch auf anderen Gebieten der
altfranz. Literatur war, beweist seine eingehende Anzeige
des Buches: „L'Art d' Amors und die Remedes d'Amors etc.,
herausgeg. von Körting" (Jahrb. Bd. 9, p. 338 — 43 und p.
403 — 31) — die für die Herausgabe dieser Ovidischen Lehr-
gedichte einen vollständig neuen Boden schafft, indem es
Brakelmann gelungen war, 2 ganz neue, besonders wichtige
Handschriften der art d'amors und eine gleichfalls noch
unbekannte Bearbeitung der remedes an das Tageslicht zu
ziehen. — So eben erscheinen noch von Brakelmann in
Zachers Zeitschrift für deutsche Philologie 2 Arbeiten: „Die
Nitharth and Schrift und die Eide von Strafsburg", sowie eine
Anzeige der Ausgabe des Besant de Dieu von Martin^ doch
ist mir der betreffende 3. Band der Zeitschrift noch nicht
zugegangen.
Unter seinem Nachlasse befindet sich noch eine ziemlich
umfangreiche Anzeig e des Buches: ,, Altfranz. Romanzen und
Pastourellen, hrsg. von K. Bartsch"^ ferner mancherlei Anecdota
Bernensia, sowie Vorstudien zu verschiedenartigen Arbeiten;
endlich aber auch noch der Torso des Hauptwerkes seines
ganzen Lebens: einer kritischen Gesammtausgabe der altfranz.
Lyriker des 12. und 13. Jahrhunderts, die, mit Einleitungen
und Varianten und sonstigen Noten in franz. Sprache [versehen,
bei Franck (Vieweg) in Paris in 3 Bänden zu etwa 70 Bogen
erscheinen sollte. Mir liegen S. 1 bis 208 und mehrere Cor-
recturbogen des 1. Bandes vor; da jedoch der Druck bereits
anfangs Mai 1869 begonnen hat und Brakelmann überdies
contractlich verpflichtet war, das Mscr. des 3. Bandes spätestens
Zum Andenken an Dr. Julius Brakelmanu. J27
bis zum 1. Okt. 1870 einzuliefern, so ist es liöcbst wahrscbeinlicli,
dafs der Druck bereits viel weiter vorgeschritteu ist und das
Werk wenigstens bandscbriftlich seinem Abscblusse nabe war,
als der junge Mann am 17. Juli vorigen Jabres von Paris auf
Nimmerwiederseben scbied. Völligen Aufscblufs bierüber werden
uns erst seine Effecten geben, die er damals — docb wobl-
verpackt — in der feindbcben Hauptstadt zurücklassen mufste,
und die jetzt, nach eingetretener Capitulation, bereits der
Gegenstand meiner Bemübungen geworden sind. Hoffen wir,
dafs sie all' den Gefabren, die ibnen in der umlagerten und
beschossenen Stadt drohten, glücklich entgangen sind, und
dafs das treffliche Werk, welches durch den von jener
schmachvollen Austreibung mitbetroffenen deutschen Ver-
leger so geschmackvoll uud sauber ausgestattet worden ist
und überall die sorgsame „mit gleicher Lust und gleichem
Wissen " bis ins Kleinste sich versenkende Arbeit ihres abge-
schiedenen Herausgebers verräth, zu einem würdigen Ende
geführt werde.
Für die zunftgenössischen Zwecke des Jahrbuches mag
es genügen , die andere , mehr populäre Seite der schriftstel-
lerischen Thätigkeit Brakelmanns eben nur anzudeuten. Er
bat für die Grenzboten, für Unsere Zeit, für Lehmanns
Magazin, für die Augsb. Allg., die Vossiscbe, die Spenersche
imd die Nationalzeitung, für die Wiener Tagespresse, die
Rheinische Allg. und die Leipziger Illustr. Zeitung, sowie für
einige andere Blätter eine ganze Reihe von Artikeln geschrieben,
die sich teils auf französische Literaturgeschichte, teils auf
bemerkenswertbe Neuheiten des deutschen und französischen
Büchermarktes, teils auf Politik, teils auf das Pariser Leben
bezieben. Wenn man bedenkt, dafs alle diese Werke die
Erzeugnisse dreier kurzer Jahre sind, so wird man erst ganz
inne, welche rüstige, vielverheifsende Kraft die Wissenschaft
in Brakelmann nur allzu früh verloren. Bis zum Herbste
1871 wollte er noch im Auslande verweilen und zur Ver-
tiefung und Erweiterung seiner Kenntnifs der romanischen
Sprachen auch noch Spanien und Italien besuchen, um sich
alsdann an einer Hochschule seiner deutschen Heimat zu babi-
litireu. Es sollte anders kommen. Mitte Jiüi vorigen Jahres
eilte er auf den Ruf des Vaterlandes freudigen, ja kecken
Muthes zu den Fahnen, und gerade einen Monat später, am
128 ^^- Gf. Legerlotz, Zum Andenken an Dr. Julius Brakelmann.
16. August, ereilte ihn bei Mars la Tour das tödtliclie Ge-
schofs aus den Reihen desselben Volkes, das ihm für die
Aufhellung seiner literarischen Vergangenheit so viel zu ver-
danken hat.
Mit ihm verlor der betagte Vater den Stolz seines
Lebens, die Wissenschaft einen hochbegabten und nimmer
rastenden Jünger, das Vaterland einen treuen Sohn, der auch
in der Fremde den deutschen Schild blank hielt.
,,Er wird sich droben nicht nach der Erde umwenden
und nach ihrem Lohne; seinen Lohn bringt er mit hinauf;
aber ihr geniefst den seinen hier unten."
Soest den 27. Februar 1871.
Dr. G. Legerlotz.
Berichtigung.
Band XI, Heft 4, Seite 370 letzte Zeile, statt: blos, lies: statt seiner.
379 /
„ „ „ oop [ TJeberschrift zu VIII. st.: Fee, 1.: Feen.
Druck von F. A. BrocKliaus in Leipzig.
Die Narrationcs des Odo de Ciringtonia. J^OQ
Die Narrationes
des
Odo de Ciringtonia.*)
IL
Die Sammlung moralisirter Fabeln und Parabeln,
welche der englische Cisterciensermönch Odo von Shirton
im letzten Drittel des zwölften Jahrhunderts verfafste,
und deren ältester Text im Jahrbuch IX, 2 veröffentlicht
ist, verdankt ihre Stellung und Bedeutung in der Literatur-
geschichte hauptsächlich dem Umstände, dafs sie die älteste
Quelle einer nicht unbedeutenden Reihe von Erzählungs-
stoffen darstellt, welche in den nächstfolgenden Jahr-
hunderten eine weite Verbreitung unter den Culturvölkern
Europas gefunden und dadurch einen nicht unwesent-
lichen Einflufs auf die Literaturentwickelung des Mittel-
alters erlangt haben. Vor meiner Veröffentlichung des
lateinischen Originaltextes mufste das spanische Libro de
los Gatos als die letzterreichbare Quelle für die Mehrzahl
dieser Stücke gelten; nachdem ich nachgewiesen hatte,
dafs die spanische Sammlung nichts sei, als eine sklavisch
treue Qebersetzung des Odo'schen Werkes, waren die
Grundzüge des wahren Sachverhalts allerdings festgestellt,
aber das Einzelne, die Art der Verbreitung bei den ein-
zelnen Völkern, konnte noch nicht völlig aufgehellt,
wenigstens noch nicht urkundlich belegt werden. * Denn
wenn ich in England auch eine Reihe von Handschriften
der Narrationes nachgewiesen hatte, welche dem L^mfange
ihrer Verbreitung in diesem Lande ungefähr entsprach,
wenn das Libro de los Gatos auch den zuverlässigsten
*) S. Jahrbuch. Bd. IX, S. 121.
Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. XII. 2.
130 ' Hermann Oesterley
Aufschlufs über die Verbreitung in Spanien gab, und die
in Flandern aufgefundenen Handschriften ein Zeugnis für
die Verbreitung sowohl in Frankreich wie in den Nieder-
landen ablegten, so konnte doch in Italien nicht die geringste
Spur einer Handschrift nachgewiesen werden, und in
Deutschland, welches die hauptsächlichsten Vehikel der
späteren, mittelbaren Verbreitung lieferte, nicht mehr, als
eben eine Spur, ein kleines, nur acht Capitel umfafsendes
Bruchstück einer noch dazu späten Abschrift.
Im weiteren Verlaufe meiner Forschungen ist es mir
nun gelungen, diese Lücken auszufüllen, in einer aus
Deutschland und einer aus Italien stammenden Hand-
schrift den vollgültigen Beweis von der Verbreitung des
Odo'*schen Grundwerkes auch in diesen Ländern zu
liefern. Der Name Odo's ist zwar in beiden nicht ge-
nannt, aber die Identität kann keinem Zweifel unterliegen.
Der Pergamentcodex 103 der Coblenzer Gymnasial-
bibliothek enthält ExcerjDte aus einer Reihe von Samm-
lungen moralisirter Stücke verschiedenen Inhalts, welche
ich auch sonst mehrfach zusammengeschrieben gefunden
habe; zunächst die Moralitates von Holkot mit dem
Schlüsse: Expliciunt quedam moralitates holcoti, que mihi
placuerunt extrahere inter alias; ferner: Incipiunt quedam
moralitates de aliquibus enigmatibus aristotelis, que mihi
placuerunt extrahere inter alias; weiter: Incipiunt quedam
moralitates de quibusdam declamacionibus senece; endlich:
Incipiunt quedam fabule; den Schlufs ])ilden 4G ebenfalls
moralisirte Mirabilia mundi aus Gervasius und Plinius
mit einem weitläufigem Index über alles, welcher die
Compilation als ein Ganzes characterisirt und demgemafs
mit den Worten schliefst: Explicit [tabula] super excerptis
moralitatum, enigmatum, declamacionum, fabularum et
mundi mirabilium. üeber die diesen Auszügen zu Grunde
liegende Sammlung, oder richtiger Sammlung von Samm-
lungen, mufs ich auf meine im Drucke befindlichen Gesta
Romanorum verweisen, mit denen sie in nahem Zusammen-
hange steht; hier kommen nur die mit aufgenommenen
,, Fabule'' in Betracht, welche dem Odo'schen Werke ent-
nommen sind. Der Auszug umfafst folgende Stücke:
Die Narrationes des Odo de Ciringtonia. ' \^\
1. Läufiger Katze wird das Fell verbrannt: Meibt zu
Hause.
2. Storch lockt Schlange aus dem Loche.
3. Pfau geplündert (Gud. 31; siehe unten).
4. Storch und Maus; Aal im Schnabel.
5. Wer in Athen Schläge tragen kann, ist Philosoph.
6. Novize soll Knochen segnen (Gud. 33).
7. Fuchs und Wolf auf dem Fischfange (Gud. 36).
8. Fliege und Ameise streiten.
9. Löwentheil (Douce 88, 20).
10. Gerechter betet für Sünder (Douce 88, 38; Gud. 41).
11. Fuchs und Katze (Odo, Text des Jahrb. 19).
12. Schwarzes und weifses Schaf (Odo 2.3).
13. Der Katze Schellen anhängen (Odo 20).
14. Katze rettet Maus (Odo 28).
15. Wolf und Hase kämpfen (Odo 32).
Die Vorlage dieses Auszugs war also eine Kecension,
welche nicht nur den ältesten Text, sondern auch die
Erweiterungen des Codex Douce 88 und des gleich zu
besprechenden Codex Gudianus 200 enthielt, zugleich
aber noch weitere, bisher nicht nachgewiesene Einschal-
tungen.
Bei weitem wichtiger ist die aus Italien stammende
Fafsung. Sie befindet sich in dem Wolfenbüttler Per-
gamentcodex Gudianus 2( 0, welcher zu Bologna im Jahre
1326 geschrieben ist, und füllt die Blätter 187'' bis 194''.
Ich gebe zunächst ein übersichtliches Verzeichnis des
Inhalts nebst Angabe der entsprechenden Nummern in
den übrigen Recensionen.
1. Pelican (abweichend von 7).
2. Vögelversammlung (Odo 2).
3. Henne schützt Küchlein (Douce 88, 36; Gatos 36^
4. Nisus (Odo 3(;).
5. Falke und Weihe (Odo 2o).
G. Uhu verschenkt Rose (Odo 27).
7. Pelican (Odo 31).
8. Fremde Federn (Odo 37).
9. Kukuksei (Odo 39).
10. Storch Auge aus (Douce 169, 19; Berol. 6).
9*
J32 Hermann Oesterley
11. Adler und Schildkröte (Odo 40).
12. Wolf, Knochen (Odo 41).
13. Vogelsteller wehit (Odo 4o).
14. Katze und Mäuse (Douce 88, 14; Gatos 9).
15. Stadt- und Feldmaus (Douce 88, 15; Gatos 11).
16. Löwentheil (Douce 88, 20; Gatos 15).
17. Wolf lernt lesen (Douce 88, 21; Gatos 19).
18. Löwe richtet (Douce 88, 22; Gatos 20).
19. Adler augenkrank (Douce 88, 31 ; Berol. 8, Gatos 31).
20. Schachspiel.
21. Fuchs und Katze (Odo 19).
22- Singe besser (Odo 5).
23. Wiedehopf und Nachtigal.
24. Zehnten dem Hasen angehängt (Odo 7).
25. Wolfsbegräbnis (Odo 9).
26. Fuchs schifft (Odo 12).
27. Katze Schellen anhängen (Odo 2{]}.
28. Fuchs im Hühnerhof (Odo 20). a
29. Maus im ßiere (Odo 28). *
30. Hund, Schatten.
31. Pfau geplündert (Confl. 3).
32. Schmeichelnder Esel.
33- Novize segnet Knochen (Confl. 6).
34. Bock und Esel.
35. Alter Vater.
36. Wolf und Fuchs schiffen.
37. Wolf büfst.
38. Salamander.
39. Frosch und Maus (Douce 88, 19; Gatos 18).
40. Wolf und Fuchs in der Fleischkammer.
41. Gerechter betet für Sünder (Confl. 10; Douce 88, 38).
42. St. Antonius.
43. Vogel entfliegt.
44. Weiber Gänse.
45. Im Zorn nicht strafen.
46. Arroganz.
47. Esel im Löwenfell (Douce 88, 25; Gatos 22).
48. Affe in Apotheke.
49. Affe rettet Junge.
I
Di "^Narrationes des Odo de Ciringtonia. |33
50- Esel, Löwe, Hahn.
51. Hirsch an der Quelle (Douce KIO, 24; Gatos 12).
52. Esel und AV'aldesel.
53. Fufsspuren.
54. Wolf lernt lesen (bereits 17).
55. Schwein fragt nach Kleie (Douce 88, 21; Gatos 19),
56. Esel mit Salz und Schwämmen.
57. Esel wechselt den Dienst.
58. Adler und Hasen.
59. Adler und Tauben.
60. Singe besser (bereits 22).
61. Esel lebt von der Luft.
62. Esel im Dreck.
63. Sau und Löwin streiten.
64. Zicklein tanzt.
65. Augenkranke beraubt.
66. Wespe und Schlange.
67. Löwentheil (ähnlich bereits 16).
Ehe ich die Extravaganzen dieses wichtigen Codex
ihrem Wortlaute nach folgen lafse, schalte ich zu weiterer
Aufklärung der einschlagenden Fragen eine Inhaltsangabe
der drei Oxforder Handschriften ein, deren Mittheilung
ich der Güte des Herrn Bibliothekar H. O. Coxe von
der Bodley'schen Bibliothek zu danken habe. Cod. Douce
88 enthält nach zwei Proloijen:
1. Baumkönig (Odo 1).
2. Taubenkönig (Odo 2).
3. Geizige Aebte (Odo 3).
4. Habicht und Tauben (Odo Sd).
5. Fremde Federn (Odo 37).
6. Bussard im Habichtneste (Odo 3!^).
7. Kukuksei (Odo 39).
8. Adler und Schildkröte (Odo 4'^ Gatos 1).
9. Wolf und Storch (Odo 41, Gatos 2).
10. Martins vogel (Odo 42, Gatos 3).
11. Knochenbrecher (Odo 44, Gatos 5).
12. Adler und Junges (Odo 45).
13. Eule und Rose (Odo 27).
14. Katze und Ratten (Gatos 9).
234 Hermann Oesterley
15. Stadt- und Feldmaus (Gatos 11).
16. Ydrus und Crocodil (Gatos 13).
17. Wolf und Fuchs im Brunnen (Gatos 14; Mone 1).
18. Käse, Katze und Ratte (Gatos 16).
19. Frosch, Ratte und Habicht (Gatos 17).
20. Löwentheil (Gatos 15; Mone 2).
21. Wolf als Mönch (Gatos 19; Mone 3).
22. Löwe richtet (Gatos 20; Mone 4).
23. Schäfer und Wolf (Gatos 21; Mone f)).
24. Fuchs und Caplan (Mone G),
25. Esel in der Löwenhaut (Gatos 22).
26. Freude ohne Ende (Gatos 23).
27. Wolf und Hase (Odo 23; Gatos 58;.
28. Zwei Reisende (Gatos 28).
29. Wespe und Spinne (Gatos 29; Berol. 7).
30. Käfer und Mist (Odo 4; Gatos 30).
31. Augenkranker Adler (Gatos 31; Berol. 8).
32. Schwein fragt nach Kleie (Gatos 32).
33. Käfer vor Pflug (Gatos 33).
34. Bienen und Käfer (Gatos 34).
35. Esel und Schwein (Gatos 35).
36. Habicht und Küchlein (Gatos 36).
37. Löwe und Katze (Gatos 37).
38. Gerechter betet fiir Sünder.
39. Weber macht Fürsten blind.
40. Küchlein im Wafser.
41. Neidischer Habicht.
42. Fuchs und Katze (Odo 19; Gatos 40; Mone 7).
43. Krähe und Taubenjunges (Odo 5; Gatos 41).
44. Einzige Kuh (Odo 6).
45. Zehnten durch Hasen geschickt (Odo 7; Douce 8;
Gatos 44).
46. Ameisen und Schweine (Odo 8; Gatos 45).
47. Wolfsbegräbnis (Odo 9; Gatos 46; Mone 9).
48. Hund und Binsen (Odo 10; Gatos 47).
49. Honig (Odo 11; Gatos 48; Mone 10).
50. Fuchs und Fährmann (Odo 12; Gatos 49; Mone 11).
51. Affen efsen Nüsse (Odo 13; Gatos 50).
52. Schildkröte und Haus (Odo 14 — 15; Gatos 51 ab).
Die Narrationes des Odo de Ciringtonia. 13b
53. Spinne, Fliegen und Wespen (Udo 16; Gatos 52).
54. Fuchs stellt sich todt (Odo 17; Gatos 53).
55. Fuchs im Hühnerhof (Udo 20; Gatos 24)-.
50. Fuchs im Schafskleide (Odo 21 ; Gatos 25).
57. Strafsenräuber (Odo 22; Gatos 26).
58. Schwarzes und weifses Schaf (Odo 23; Gatos 27).
59. Schildkröte und Kröte (Odo 24; Gatos 54).
60. Falke und Weihe (Odo 2ö).
61. Katze Schellen anhängen (Odo 2ii; Gatos 55).
62. Der schönste Vogel (Odo 27).
63. Maus im Biere (Odo 28; Gatos od).
64. Pelican (Odo 31).
65. Schlange im Busen (Odo 33).
<66. Panther wohlriechend (Odo 35).
67. Wolf und Lamm.
68. Bischof Theodosius und die verdammte Seele.
Der Codex Douce 101 enthält nur ein Bruchstück
Von 21 Capiteln, von denen keins neu ist. Das MS.
Douce 169 endlich bietet 86 Stücke, von denen aber die
Nummern von 67 — S6 als spätere Zusätze sich erweisen.
Diese Fafsung enthält den gesammten Bestand von MS.
Douce 88, mit Ausnahme der Nummern 3, 38, 39, 40, 41,
45, 59, 6S^ gibt dagegen die folgenden neuen Stücke:
7. Froschkönig (Odo 2'').
19. Storch hackt Auge aus (Berol. 6).
20. Häretiker und Fliege (Gatos 6).
21. Phönix.
22. Fliege im Spinnengewebe (Gatos 9. Moral.).
24. Hirsch an der Quelle (Gatos 12).
66. Reicher und Kloster.
Es folgen endlich die in dem bereits veröfientlichten
Texte nicht enthaltenen Stücke des Cod. Gud. 200, bis
auf die oöenbarsten Fehler wortgetreu abgedruckt.
Incipit tractatus de diversis fabulis.
Primo de pellicano.
Libro de proprietatibus rerum legitur quod pellica-
nus niniis atl'ectu diligit [)ullos suos. Euiscerat seipsmn
136 Hermann Oesterley
pro Ulis nutriendis, sanguinem suum eis ad sugendum
ministrat, qui ex hoc tautum debilitatur quod non potest
nidum exire nee necessaria procurare; sed respicit pullos
suos quasi eis insinuans voluntatem suam debilitatam nuti-
bus et gemitibus. Tunc pulli, qui non degenerant natura-
liter a parente, cibum ei procurant.
Sic est de homine et prole, quo ad ipsum pater et
mater dant pueris sanguinem proprium; quasi se eui-
scerant laborando, quando autem sunt in purgatorio, non
possunt se iuuare, sed claraant ad pueros, quos teuere
dilexerunt dicentes libro primo machab. 21°: Miserere
fili mei, qui te genui.
3. Contra nolentes ad cristum, venire quando eo8 vult.
Gallina frequenter colligit pullos suos sub alas suas,
precipue contra miluum. venit semel milwus volitans super
pullos suos, et illa vocauit eos. omnes venerunt sub alas
suas [excepto uno] , qui invenit vnum vermiculum et pu-
tauit super illum, ut comederet. Interim venit milwus
et illum pullum rapuit.
Sic dominus vocat nos, ut fugendo peccata ad alas
sue protectionis fugiainus. Sic plerique vocante domino
ad cristum non fugiunt, sed vermiculo peccati adherent
vel meretrici vel cupiditati. et venit milwus id est dya-
bolus et rapit talem pullum stultum. Vnde Job: dulcedo
eius vermis, quia impio nichil sapit quam vermis peccati.
sed fugiantur ad alas crucifixi de ipso cogitando ipsi
compaciendo ipsum mutando, et salui erimus.
10. Contra nolenfes dimittere peccata, sed maluni semper
secum portant.
Cyconia semel rixata est cum vxore sua et cum rostro
suo oculum eius extraxit. Verecundata cyconia, quod
talem iniuriam intulit, in aliam regionem volare cepit.
obuiauit ei corwus et causam itineris quesiuit. Ciconia
dixit, quod rostro oculum vxoris extraxit. Respondit
coruus: nonne adhuc idem rostrum habes? dixit cyconia,
quod sie. quare ergo fugis, qui vbicunque fueris semper
tuum rostrum portabis?
Die Narrationes des Odo de Ciringtonia. |37
Sic quidem cum fecerint multa peccata iiel scandala
in aliam regionem iiel in aliud claustrum fugiunt, cum
sem^er rostrum suum seil, peccatum seu maliciam por-
tant, nolentes dimittere peccatum, sed usque ad infernum
portant.
14. Contra iUos^ qui non possnnt ohtinere quod uolunt, sed
ßngioit se sanctos.
In quodam refectorio fuit quidam murilegus, qui
omnes mures excepto vno magno interfecit. Cogitauit
cattus qualiter predictum rattum deciperet, tandem fecit
sibi radi coronam et iuduit cappam et fecit se monachum,
et inter alios monachos sedit et comedit. videns hoc rat-
tus gauisus est, credens quod nollet ei nocere. Saltauit
ergo rattus huc et illuc et cattus dissimilans oculos avertit
a uanitate. Tandem securus rattus appropinquauit ad
cattum. Cattus vero cum unguibus viriliter cepit et fir-
raiter tenuit. Dixit rattus: quare talem crudelitatem facis,
quare me non dimittis? nonne monachus factus es? Dixit
cattus: nunquam ita bene predicabis, quod te dimittam,
frater. quando volo, sum monachus, quando volo, sum
canonicus. et sie deuorauit rattum.
Sic plerique, quando non possunt diuitias uel aliud
quod diiigunt, ieiunant, fingunt se bonos et sanctos cum
sint palardi et faciunt se monachos, ut sint cellerarii
priores, et sie faciunt se radi, ut capiunt vmmi rattum
seil, beneficiuro uel rem temporalem, et quando habent
illicite, quod desiderant, nunquam tantum predicabis quod
rattum suum dimittant uel aliud restituant.
15. Contra rectores ecclesiarum usurarios voliiptuosos,
Quedam mus domestica querebat a campestri, quid
comederet. que respondit: duas fabas quandoque dua
gramina tritici vel ordei. Ait domestica: arida sunt cibaria:
mirum est, mirum est quod fame non peris. quesiuit
etiam siluestris: quid comedis tu? Respondit: certe
comedo pingues morsellos. quandoque album panem etc.
venies ad pranduim meum, optime comedes. placuit cam-
pestri et iuit ad domum alterius muris. homines sedcutes
138 Hermann Oesterley
ad prandiuin micas et morsellos proiecerunt. Mus do-
mestica dixit siliiestii: exeas de tbramiue. ecce quanla
bona proiciantur. exiuit et cepit vniim inorsellum et sal-
tauit cattus post murem et uix euasit in foramen. et ait
mus domestica: ecce frater, quam bonos morsellos comedo.
maneas mecum per aliquos dies. Respondit siluestris:
boni sunt morselli, sed habes singulis diebus talem socium.
et quesiuit domestica: qualem? et ait siluestris: vnum
cattum, qui fere me deuorauit. vnde exterritus morsellum
cadere dimisi. et ait domesticus: ille interfecit patrem
meum et matrem. et ego multociens uix euasi. respondit
siluestris: certe nollem totum mundum cum tali periculo.
Remaneas cum morsellis tuis. plus volo viuere pane et
aqua in securitate, quam habere omnes divitias cum tali
socio. Vnde versus: Rodere maio fabam, quam cura per-
pete rodi.
Sic plerique si cum intelligent rectores ecclesiarum,
qui sunt indigni et symoniaci et vsurarii, cum quanto
periculo comedunt, quoniam super morsellum iniuste sedet
dyabolus seil, cattus, qui animas deuorat mallent come-
dere panem ordeaceum. cum bona conscientia quam omnes
delicias cum tali socio, quid prodest homini, si vniuersum
mundum etc.
IG. Leo lupus volpes condixerunt sibi inuicem, quod
venarentur. vulpes cepit anserem, lupus arietera, leo
bouem, et cum deberent comedere, dixit leo ad lupum,
quod predam diiiideret. Respondit lupus: vnusquisque
habeat, quod accepit. Leo iratus erexit palmam et cum
vngulis extraxit totum corium de capite lupi, et dixit
leo volpi, quod diuideret. Dixit: domine libenter. Vos
domine comedetis de ariete pingui quantum voletis, quia
teueres habet carnes, et postea de ansere quantum volue-
ritis et de boue temperate, quia duras habet carnes, et
quod remanserit detis nobis, quia hoiuines vestri sumus.
Ait leo: certe bene dicis. quis te docuit ita bene diui-
dere? et ait vulpes: Iste rubens capellus socii mei capite
excoriato.
Sic dominus percusso primo parente pro inobediencia
seil, multis infirmitatibus, fauce, siti, nuditate, tandem
Die Narratioiies des Odo de Ciringtonia. 139
morte, iste rubens capellus seil, ade deberet nos casti-
gare qiiia inmquam domiui offenderemus in praiiis bolis.
vnde versus : Castigato pestilente stultus sapiencior ei-it.
quaudoque verberatur catulus coram leone, ut tiineat et
mansuescat. Sic dominus verberat triplicem leonem , ut
nos catuli miseri timeamus. verberauit sathan primum
adam. verberauit secuudum adam i. e. cristum, vnde vox
cristi ad patrem: In me trausierunt ire tue. quoniam
flagellis, cruci, et clauis ipsum exposuit et proprio iilio
non pepercit. adhuc nos miseri non timemus. potest
dominus dicere: Micius inveni, quam genus omne fera-
rum. Maledictus talis catulus, qui tarn maguis leonibus
verberatus non timet nee curat castio^ari.
17. Lupus semel voluit esse monaelius, coronam,
cucullam et cifa monachalia suseepit. tandeni posuerunt
eum ad litteras et fuit ei dictum: dieas a. Respondit:
agnus. dieas b. respondit. bos. dicas c. Respondit capra.
docuerunt eum ut respiceret crucificum et ipse semper
direxit oculos ad agnum.
Sic plerique fiunt monacbi, semper tamen dicunt:
aries, semper clamant; bonum vinum, semper habent ocu-
los ad pingere frustum ad scutellam suam. Similiter si
senem fatuum et insensatum velis instruere, nunquani
relinquit antiquum modum, qviia uetus equus nunquani
ambulare addiseat. Item quid am sunt ita asinini nature,
quod nunquam nolunt antiquam consuetudinem dimittere,
quia difficile est consulta dimittere. Versus: Sordibus
imbuti nequeunt dimittere sordes.
18. Contra raptores et usxirarios.
Oues conqueste sunt leoni de lupo, quod suas socias
deuoraret. leo congregauit consilium suum, quesiuit a
porcis, qualiter lupus conuersaretur inter illos. Respon-
derunt porei: domine bonus et largus est et frequenter
inuitauit nos ad agnos et ad arietes pingues, quos rapuit.
tunc ait vna ouis: Domino mi rex, lupus mihi parentes
meos, deuorauit filium meum. uix ego euasi. sie clama-
uerunt alie oues. at leo: Judicium detur. suspendatur
140 Hermann Oesterley
lupus et porci similiter, qui de tali preda comedeiunt
scienter. et factum est ita.
Lupi sunt diuites istius mundi , qui rapiunt oues
cristi i. e. pauperes, et daut porcis i. e. aliis diuitibus et
uxoribus ad induendum pro fauore humano. venit dominus
ad iudicium. oues de talibus lupis conquerentur. poici
i. e. alii diuites, vxores et filii forsitan tales lupos lauda-
bunt, sed in vanum. faciet iudicium dominus et suspendat
lupos et porcos in inferno.
19. Nota qiiod dijabolus excecat prelatos per temporalia.
Aquila semel doluit oculos et vocauit coruum, qui
dicitur medicus auium. consuluit quid contra dolorem
faceret, et ait corvus: afieram herbam optimam et faciam
inde emplastrum et sanabit oculos tuos. et ait aquila: si
hoc feceris optimam dabo tibi mercedem. Coruus accepit
cepam et calcem viuam et inde fecit emplastrum et posuit
super oculos aquile et excecata est. venit coruus et
pullos aquile deuorauit, et ipsam aquilam multis perse-
cucionibus infestauit et dixit aquila: maledicta sit medi-
cina tua, quia iam uicliil uideo. Insuper pullos meos
deuorasti. et sie corwus: quamdiu uidisti nullatenus de
pullis tuis potui gustare et tamen hoc multum affectaui,
et ideo desiderium meum est completum.
Mystice aquila est prelatus, qui habet oculos aper-
tos, ut pullos suos i. e. gregeni sibi commissum custodiat.
Dyabolus autem gregem domini desiderat interficere et
deuorare. et ideo quamdiu prelatus habet oculos desiderio
suo frustratur. Dyabolus autem facit emplastrum de con
gerie rerum temporalium et proicit in oculos prelatorum,
quod celestia contemplari non possunt. totum Studium
illorum est cura, grangias, oues et boues et redditus , et
ita oculi spirituales sunt extincti. et sie dyabolus pullos
eorum rapit et deuorat et ipsum aquilam hinc inde in-
festat. hoc pactum iniuit naase amonites cum viris taboris
galaat, ut erueret oculos suos dexteros et sie eos in
pace dimitteret. reg. 19. Naas dicitur serpens. ad hoc
nititur serpens antiquus, ut oculos spirituales a prelatis
i
Die Narrationes des Odo de Ciringtonia. 141 '
et clericis eruat. nee celestia, sed terrena, que a sinistris
sunt, ualeant contemplari.
20. Contra gloriantes de genere nobilUaiis. De scacis.
Similes sunt huius mundi diuites, quod fit in ludo
scacorum. quidam doniini. reges, quidam milites. quidam
duces. quidam pedones. quidaui sacerdotes. et ludunt
omnes cum talibus, qui alium vincere poterit probus dici-
tur. De bursa sine ordine exeunt bursam. In bursa
sine ordine collocantur. sie omnes de vuo sacco exeunt
de vtero matris. postea ludit vnus cum alio, vuus aufert
vni vnum ludum, tandem raattat. In fine eolliguntur et
iterum sine ordine in sacco ponuntur.
Sic in hoc mundo ludit vnus cum alio. vnus amittit,
alius mattatur. qui alium potest vincere probus et incli-
tus dicitur, sed tandem sine ordine ponuntur in saceulum
seil. Corpora in terram, anime in gehennam, vbi nullus
ordo, sed sempitemus horror inhabitat.
23. Contra luxuriosos.
Upupa pulcra varietate colorum distineta eximie
tristata dixit phylomene: tota nocte cantas, super ramos
duros saltas. veni et quiescas in nido meo. que acquieuit
et in nidum vpupe descendit. sed stercora fetida invenit,
quod ibi morari non potuit et advolauit dicens : magis
volo super ramos duros iacere, quam in tali fetore qui-
escere.
Vpupa, que in stercoribus nidificat ornata diuersis
coloribus, signat mulierem fornicariam, diuitem, luxurio-
sum qui quandoque habent lectos ornatos et suaues, sed
cum stercore culpe fetidissimos. phylomena signat religiöses
super duros ramos i. e. in austeris preceptis regionibus
inhabitantes et deum in horis diurnis et nocturnis lau-
dantes. hü magis diligunt super tales ramos exultare, quam
in fetore luxuriöse computrescere.
31. Contra habentes graciam dei videntes vmhram d diui-
cias dimittvnt illam.
Canis semel frustum carnis tenens in ore flumen
transiuit. Vmbram frusti videns, que maior frusto erat,
142 Hermann Oesterley
aperuit os. frustum dimisit, ut vmbram caperet et vmbra
euauuit et frustura pro vmbra amisit.
Sic plerique habent soliditatem gracie, ipsum domi-
num, videntes vmbram istius mundi, i. e- diiiicias, pulcra
cibaria, mulieres, dignitates , illis adherent. de quibus
Sap. V. Transierunt omnia tanquam vmbra et tanquam
nuncius precurrens et tamquam nauis pertransit fluctuan-
tem aquam. aut tanquam auis, que transuolat in aere, et
post nulluni invenitur argumentum itineris illius, aut
tanquam sagitta emissa in locum destinatum. talia dixerunt
in interno hü qui peccauerunt quoniam spes impii tan-
quam spvma gracilis, que a procella dispergitur et tanquam
fnmus, qui a vento diftusus est et tanquam memoria
hospitis vnius diei pretereuntis. ecce quam bonum
est quam iocundum et solidum et commutabile pro Lac
vmbra perdunt et vtroque priuantur. hü dimittunt rosam
pro Urtica, granum pro palea. vinum pro fece, vitam
pro morte. talis dicitur adulter. Augustinus: si desieris
cum, qui te fecit et amas que fecit deserto illo adulter es.
31. Contra lyrodigos.
Pauo inter ceteras aues plumis ornatus et diuersis
coloribus distinctus , A^enit ad congregacionem auium.
Venit corwus et rogauit, quod daret ei duas pennas. et
ait pavo : quid facies pro me? et ait corwas alta voce: in
curiis et coram auibus te laudabo. pauo pennas dnas ei
concessit. Similiter cornix peciit et impetrauit. sie cucula
et multe alle aues: ita ut pauo totus dej^lumatus reman-
sit. debuit pullos suos cum alis protegere et non potuit
quia pennas non habuit. pulle ab eo recesserunt et ut
poterant uixerunt.
Sic quandoque rex uel comes, miles uel episcopus
habent multas villas, castra, campos et vineas et quasi
pauo variis pennis decenter ornatus. veniunt adulatores
et mimi, promittunt laudes. stultus pauo quandoque
acquiescit et sua eis distribuit et remanet totus deplu-
matus, et non habet postea quid filiis distribuat seil,
pauperibus, et sie dirimatur a filiis.
Die Narrationes des Odo de Ciriiigtonia. 143
32. Qtd assvmnyit officium^ qnod facere nesciunf.
Qvidam paterfamilias habiiit canes, qui qiiando do-
inine dominegotus veniebat applaudebant ei pedibus et
rostro ipsum tangentes. asinus boc iiidens penes se cogi-
tauit: ita deberem domino ineo applaudere. semel rediit
dominus de negocio. occurrit ei asinus uolens applaudere
pedes anteriores erexit et dominum dure in faciem per-
cussit. dominus iratus fecit asinum fere ad mortem fusti-
gari, et in stabulum retrudi.
Sic plerique volunt assumere officium, quod nesciunt
tractare, sicut quidam volunt esse episcopi, canonici, sacer-
dotes, priores, et nesciunt cantare nee legere nee predi-
care, immo dominum in quantum in ipsis est in facie
peruersis operibus percuciunt. sed dominus iratus faciet
tales asinos fustigari , et in carcere gehenne perpetuo
detrudi.
33. Contra murmuratores et maledicentes.
Quidam voluit claustralem uitam ducere. dixit abbas de
miraculo acerbo ossium mortuorum: lauda et benedic ossa.
quo facto quesiuit abbas. benedixisti ossibus? Respondit.
benedixi. querebat abbas: quid responderunt? dixit iuue-
nin: nichil. Iterum abbas: maledices et vituperas ossa qui
ait: fecit quomodo potuit. Et ait abbas. maledixisti
ossibus? et ait iuuenis. maledixi. et quesiuit abbas: quid
responderunt et ait juuenis: nichil frater. talem te oportet
esse si verus monachus vis fieri. Ita quod malediccionibus
uel benediccionibus respondeas : quoniam ut dicitur ysa.
3°: In silencio et spe erit fortitudo vestra. Arnos ö:
prudens in tempore illo tacebit, quia tempus malum est.
vnde quidam: ve michi nascenti, veli morienti. veh quia
sum. ve non innuit filius eve.
34. Contra dehonestanfes dominos suos.
Hyrcus semel factus seruus asini et vidit eum sim-
plicem et humilem ascendit asinum et voluit equitare.
asinus iratus erexit pedes anteriores et cecidit retro super
doreum suum et hyrcum oppressit et interfecit dicons: si
asinus est dominus tuus no equites eum.
144 Hermann Oesterley
Sic plerique vident dominos suos simplices et senes
contempnunt et derident eos.
35. Contra deltonesfantos parentes.
Quidam Habens patrem senem et tussientem ait uxori.
iste cum tussi sua tedium nobis infert. i^roiciatis eum
longius, et veteri pelle indiiatis. et jjater quia nichil aliud
habuit ad induendum, fere ex frigore uiortuus est. Tarnen
filius paruuliis ipsius filii accepit veterem pellem et
suspendit in pertica. quesiuit pater eins quid uellet
facere de pelle. Kespondit: ad opus tuura. cum senueris
te seruabo, quia ita facis patri tuo. et ita a te disco.
qualiter debeam te habere erga senectutem tuam Eccl. H;
Ne spernas hominem in senectute sua. etenim ex nobis
senescunt.
36. Contra malos co)isHiatores.
Lupus obuians volpi ait. vnde venis compater? et
ait volpes: de quodam piscario vbi pisces optimos cepi et
comedi. Quesiuit lupus quomodo cepisti? et ait volpes:
caudara in aquam posui et diu tenui, et pisces credentes
quod esset aliquid comestibile vel essem mortuus, caude
adheserunt et traxi cito eos ad terram et comedi. et ait
lupus: Nunquid sie ego pisces capere possem? aitwlpes:
optime poteritis, cum sitis forcior, quam ego. perrexit
ergo lupus festinanter ad piscarium et caudam in aqua
posuit et diu tenuit donec esset congelata. gelu enim
maxime vrgebat. post longam horam voluit caudam extra-
liere. credens quod multitudo piscium ei adhereret, sed
non potuit propter gelicidium , quod caudam tenebat.
Detentus est ibi vsque mane venerunt homines et lupum
fere usque ad mortem fustigauerunt, et cum uix euasisset
et caudam amisisset maledixit compatri suo , qui pisces
sibi promisit et uerbera et vulnera et fere mortem per-
soluit.
Sic plerique promittunt amicis et filiis diuicias. et
faciunt eos vsurarios, latrones et fures et persoluunt sup-
plicia eterna, vere talibus dicitur: Immolauerunt filios
suos et filias etc. Item adapta ad illos, qui ponunt se
Die Narrationes des Odo de Ciringtonia. 245
in aquis deliciarum. et tarn diu in deliciis raorantur, quod
sicut detinentur quod exire nequeunt. Quoniam infixe
sunt gentes in interitu quem fecerunt. psalmus: in laqueo
quem ab etc. Augustinus: dileccio eos alligat et inde
abrumpere amorem et ad utilia uertere non audeant. Si
enim conentur dolor est deserere quod delectant. et ille
dolor non sinit abscedere.
oT. Qiii non proj^oniiiit ahstinere a peccato.
Lvpus venit semel ad penitenciam et vno oculo respi-
ciebat sacerdotem et cum alio oues super moutem illum
et dixit sacerdoti: date michi cito penitenciam, quia habeo
negocium. video enim oues super montem illum et iam
incipiunt descendere. hoc fuit cum ultima die quando
voluit recedere de terra illa ad aliam.
Sic plerique faciunt, qui volunt venire ad peniten-
ciam nisi vsque ad ultimum diem quadragesime, et cum
stant coram sacerdote respiciunt cum vno oculo et altero
mulieres uel alia inconueniencia et nolunt exire terram
penitencie et intrare terram peccati et inmunditatis.
38. Salamandra venenosus cum semel esset in
igne vbi aurum excoquebatur videns muscam dixit: cum
magna angustia et periculo uictum tuum queris et ex-
Ciuiris. veni ad me et dabo tibi aurum in copia, ut victum
habeas sine labore. Musca adquiescens propter aurum
in medias flammas se proiecit et combusta est. sala-
mandra viuens in igne est malignus serpens, qui in
maligno igne positus est, qui dicit peccatori: cum magno
labore acquiris victualia. veni ad me, proicias te in ignem
cupiditatis, rapinam, vsuram exerce. dabo tibi aurum et
argentum, ut sine labore viuere valeas.
39. Mvndus similis est rane, que blandiendo muri
promisit quod eam vltra duceret, si ad pedem suum se
ligaret. quo facto rana cum mure aquam intrauit et in
medio flumine murem submersit. Sic facit mundus ama-
toribus suis. Vel similis est mundus arbori, cui elephas
cum dormuit se appodiat. sed venatores, cum non pos-
sint eum aliter comprehendere, arborem succidunt, sie ut
elephas more consueto super illam appodians simul cum
Jahrb. f. roiu. u. engl. Lit. XII. 2. ] (J
\^Q Hermann Oesterley
illa cadit. qui cum surgere non possit, a venatoribiis com-
prehenditur. sie qui in mundo conlidit cum mundo ruit
et a demonibus interficitur.
40. Quomodo dyabolus decipit vsurarios.
Reynardus semel duxit lupum ad locum multarum
carnium, qui cum tenuis per foramen artum intrasset,
inflatus nimia comestione exire non potuit. Vigiles vero
excitati per clamorem reynardi lupum vsque ad euacua-
cionem fustigauerunt.
Sic demon vsurarium cum per congregacionem vsu-
rarum tantum fuerit inflatus a pelle carnis ipsum in in-
fernum fustigabit.
41. Quomodo inßrmitafes prosu7if.
Qvidam miles a morbo afflictus rogauit quendam
religiosura, ut eo orante ad deum a morbo suo liberaretur.
Cui religiosus ait: Die mihi fili, in quo statu magister
dirigis ad deum intencionem tuam. dum sanus es aut
dum morbo afflictus? Cui ille: dum molestat morbus
totus animo suspiro ad deum. Cum sencio me sanum
totus temporalibus aspiro. et dixit vir iustus : oro
ut deus te conseruet in statu egritudinis, in quo plus
times deum. vnde versus: Cum fero langworem, fero reli-
gionis amorem. Expers langvyroris non sum memor huius
amoris.
42. Qvidam venator veniens per siluam vidit beatum
antonium cum suis monachis gaudentem. displicuit ei.
Quod senex intelligens ait: Pone sagittam in arcu et
trahe. et fecit. iterum dixit: trahe, etiterum: trahe. Dixit
venator: si ultra modum traxero, arcus frangetur. Dixit
ei abbas : ita est in opere dicitur si supra naturam mensi-
nam nos laborauerimus, deficiemus. expedit enim aliis
relaxari. hac responsione facta venator contentus est.
Vnde versus: Interpone tuis interdiu gaudia curis. dicitur
etiam, quod Jo. evangelista semel lusit cum perdice et
cuidam super hoc admiranti respondit: delectasti me,
domine, in factura manuum tuarum.
Die Narrationes des Odo de Ciringfonia. 147
43. Qvidam magister cum inpeteretur a suo seruienti
nee vellet cessare, quare adam stalte comedit pomum
fetitum, et magister cum excusasset quod propter proni-
tatem peccandi et tarnen pacem non haberet. semel in-
clusit auiculam inter duas scutellas et recedens a domo
prohibuit, ne aliquo modo inspiceret intus, sed de aliis
dedit potestatem. cum magister recessisset de domo, cogi-
tauit quare inspeccionem prohibuisset. quid plura? scu-
tellam apperuit et statim auis auolauit. seruiens confusus
intra se ait: Quomodo dyabolus me decepit. Keuersus
magister seriiientem tristem invenit. Qui se rniseruin
confessus est. Magister quesiuit. nostra auis advolauit
etc. et sie impositum est ei silencium, quod nunquam
postea adam vituperauit, quoniam: nitimur in fetitum.
44. De hereniita iuuene.
Qvidam iuuenis heremita cum abbate suo ad vnam
ciuitatera iuit vbi mulieres in corea conspexit et cuius-
modi res esset ab abbate sollicite quesiuit. Cui abbas asse-
reus esse anseres respondit. Reuersus puer in claustrum
flere cepit. cui abbas: quid uis fili mi? et ille: volo de
illis anseribus, quos vidi in ciuitate. tunc abbas couuo-
catis fratribus dixit: fratres considerate, moneo, sollicite
quam periculosa sunt mulierum spectacula. nam hie puer
innocens, qui prius mulierem non viderat in heremo
nutritus, solo visu sie est temptatus. sie est igne con-
cupiscencie succensus.
45. De ira uel iudicio.
Qvidam nobilis absentauerat se ex causa a bonis
suis et reuersus inuenit agros incultos et vineas, quia
serui nichil laborauerant. ex quo valde prouocatus dixit
vni famulorum: si non essem iratus eso ostenderem tibi
quantum in ista negligencia me ofiendistis.
In quo docentur iudices et prelati, quod non debent
iudicare nee conigere quam diu svint prouocati. Kacio
est quia aqua turbida et mota ostendit t'aeiem inspicientis
tortuosam. Sic homo motus et iratus habet faciem et
racionem deordinatam et per consequens iudicium racionis.
10^^
;[48 Hermann Oesterley
46. De vana gloria arrogancia iicl superbia.
Arrogancia habet tres gradus. pritnus est, quod vo-
lunt uideri esse quod iion sunt, uel uideri habere quod
non habeut. Secundus est, quia hoc quod sunt vel
habent uideri volunt. 3"^^ est quod volunt videri super
alios. Vana gloria similis videtur uesice inflate, que
quando ventum dimittit inclusum nichil retinet nisi in-
mundum corium.
47. Qvidam habens asinum omni hora cogitabat,
quomodo bene percuteret eum, quia tardus erat, et asi-
nus contra omni hora cogitabat, qualiter eius uerbera
euaderet. Semel uadens in grege invenit pellem leonis
et circumposuit corpori suo, cogitans quod sie alia ani-
malia putantes eum leonem timerent ipsum et etiam domi-
nus suus. procedente autem tempore dominus querens
asinum in grege non inuenit, sed respiciens in montem
audiuit vocem asini. et uidit eum aures extendentem, et
statim cepit eum et vehementer percussit, non obstante,
quod alia animalia eum tamquam leonem habuissent et
timuissent.
Sic multi, qui se extollunt ultra id quod sunt, licet
ab hominibus aliqualiter timeantur deus tarnen percutit
eos in iine eterna pena, ducens de monte superbie et
mittens in vallem exterioris miserie. per asinum bene
peccator designatur. quia sicut asinus multum portat in
parte posteriori et non in anteriori, sie peccator multum
cogitat de salute corporis, et parum de anima, que est
anterior.
48. Nota de sijmca.
Legitur de quodam habente vnam symeam in apo-
theca sua, que erat ita sagax, quod nullus aliquid in ea
furari poterat, predicta symea quin videret. Quadam vice
contigit, quod vnus mercator veniens dixit domino apo-
thece, quod uellet aliquid furtiuo subtrahere de apotheca
non obstante quantuincumque symea custodiret. Ille pactum
faciens cum alio et alius cum illo pro certa pecunia, pre-
dictus mercator apothecam intrans signa et modos diuer-
sos coram symea faciens, modo os aperiendo, modo nasum
Die Narratioiies des Odo de Ciringtoiiia. |49
recurvando, modo oculos cum duobus digitis claudendo.
predicta autem symea sie eciam volens facere, oculos cum
duobus digitis claudebat et medio tempore dictus raer-
cator et pecuniam auferebat. donainus vero apotece videns
quod symea sie decepta erat, eam percuciens ostendens,
quod per mercatorem fuerat sie decejjta. altera vero die
iterum in apotliecam intrans volens eam eodem modo
decipere, oculos cum duobus digitis claudendo. hoc videns
symea ipsa eins oculos cum duobus digitis fortissime
aperiens et quod secundario non posset decipi mercatori
indicabat. moraliza sicut vis.
.--.rii: >. 49. Item de symea .
Ttem de symea legitur quod quando procreauit pullos
suos inter quos semper vnum plus diligit alio. venator
autem veniens volens capere symeam cum puUis. mater
hoc videns recipit pullos et illum, quem plus diligit, in
dcxtro brachio portans, quem vero minus, in dorsum po-
nens currens ad arborem. volens venatoris periculum
euitare. Cum autem arborem querit ascendere pullum
cariorem, quem brachio dextro tenuit, dimittere cogitur,
quia tunc ascendere poterit, vt se ipsum eripere possit.
quem vero in dorso tenuit et minus dilexerat , a periculo
liberat et defendit. Moraliza sicut placet.
öO. De Icone et asino.
Leo intempesta nocte venit ad domum , in qua erat
asinus. ut autem intrauit leo. gallus excussis alis more
solito cecinit. leo nesciens quis esset, timuit et recessit.
asinus vero confissus sua fortitudine. cum ruffitu magno
insecutus est leonem. at ubi vidit eum leo, sine mora
occidit.
Exemplum hoc docet, ut inimicum forciorcm nobis
fugiamus.
51. De ceruo.
Cenuis venit ad fontem ut biberet, et aspiciens
uidit umbra sua in aqua, considerans autem se halbere
cornua grandia et forcia gauisus est ualde. Item videns
se habere crura gracilia dicebat intra se: orura sie
150 Hermann Oesterley
gracilia quomodo possunt sustinere tarn grandia et tarn
magna cornua et tante fortitudinis ? et inseqiientibus a
tergo venatoribus cogitabat intra se et dixit: cnira ista
velocia sunt et per ea forsitan potero euadere. dum
autera nemus subintravit uicinum, habebat cornibus inter
uepres et captus est. Tunc dixit: spes mea decepit me.
credebam enim in cornibus meis totam meam inesse for-
titudinem.
Exemplum iliorum, qui in ea in quibus confidunt
facile decipiuntnr.
52. De oncujro et asino.
Onager videns asinum procurari et pasci dixit intra
se: pulcrior sum isto asino, et tarnen non ita bene pro-
curatus sum, nee ita diligenter enutror sicut asinus iste,
et hoc iniustum est. Sequenti die vidit onager asinum
graui sarcina onustum incedere et dixit: Justum est asi-
num pro uelle comedere, cum multum laboret et ego toto
die permaneam ociosus.
Exemplum illius, qui bonis inuidet alienis et postea
recognoscit multis habundare diuiciis. nee carere graui
pondere sollicitudinis.
53. De leone et volpe.
Leo plus solito uigilans debilitatus est recumbens in
spelunca sua. ad quem veniebant cetere bestie, ut uisi-
tarent et consolarentur eum. et dum appropinquarent
comedebat cas. venit et volpes ad visitandum eum stans
de foris ante portam spelunce, cui dixit leo: veni huc,
soror mea, ut grata tecum possim miscere colloquia.
Respondit volpes: nequaquam domine. Quare? inquit
leo. Cui volpes: uideo quidem intrancium uestigia, sed
redeuncium nulla possum intueri.
Exemplum sapieutis, qui bene sua seit disponere
negocia, ita et qui intrat infernum nunquam exibit.
54. Quidam miles dixit cuidam literato, quäle gau-
dium erit in paradyso et ait literatus: tale gaudium quod
nee oculus uidit nee auris audiuit. et ait laycus qui
multum dilexit cum canibus et auibus uenari: nunquam
Die Narrationes des Odo de Ciringtonia. J51
essent ibi canes et aues? et ait: absit quod canes intrent
tarn amenum locum. et ait laycus: certe si ibi essent canes
et aues et huiusmodi plus diligerem illuc venire. Respon-
dit clericus: Leo cum aliis bestiis semel vnum magnum
conuiuium celebrauit. vocauit quam plurimas bestias et
dedit diuersa genera carnium et multas delicias. festo
celebrato reuerse sunt bestie ad proj^ria. ysengrimus in-
uenit in uia porcum druscam comedentem et ait porcus:
vnde venis ysengrine? qui ait: de nobili conuiuio leonis,
et tu, nonne fuisti ibi? et ait porcus: fueruntne ibi bona
fercula multe delicieV et ait lupus: fuerunt utique bona
et multa et bene parata. ait porcus: fuitne ibi drusca?
et ait lupus: quid queris maledicte? absit quod in tali
conuiuio tarn vilis cibus poneretur. Ait porcus: si ibi
non fuit furfur mixtum locione scutellarum non curo si
non interfui.
Ita sunt plerique, qui nichil reputant nisi druscam.
Idem drusca in cereuisia, quod vinacia in vino. qui dili-
gunt vilia diligunt peccata.
56. De asino.
Asinus sale onustus incedebat et transiens per aquam
offenso pede corruit et liquefactum est sal. asinus senciens
se exoneratum gauisus est ualde et ibat uiam suam. non
multo post honustus est spongia et dum transiret per
aquam cecidit offenso pede, et dum spongia aquam mul-
tara sorbuisset, asinus ita honustus est, ut nix posset in-
cedere.
Exemplum illorum, qui letantur in prosperis. in ad-
uersis vero penitenciam necessariam non habent.
5G. De asino.
Cuiusdam ortulani asinus conquerebatur pro assiduo
labore d. sibi iniurianti. quod audiens ortolanus vendidit
eum molendinario, et nocte ac die laborabat et facta sunt
asini peiora prioribus.
Exemplum illius, qui conqueritur de seruicio domini
sui et forsitan incidet in grauius.
]52 Hermann Oesterley
58. De leporibus et aquilis.
Aquilis et leporibus ad inuicem pugnantibus lepores
perrexerunt ad vulpes querentes succursum. wlpes dicen-
tes. libeuter vobis succurreremus, si uestram prius cogno-
sceremus aiidaciam.
51K De aquila et columba.
Aquila et columba litigabant ad inuicem. dixit autem
columba: fere per singulos menses genero pullos et grata
sum hominibus pro collata mihi celitus fecunditate. Cui
aquila: et inde tibi dolor et frequens tristicia, quia quanto
plus paris tanto plures de pullis tuis ad hominum deli-
catas epulas moriuntur.
(31. De asino.
Asinus audiens merulam modulatis canere uocibus
quesiuit ab ea, quo cibo vteretur, pro eo quod sie optime
caneret. Cui raerula: aerem serenara et rorera celi pro
cibo habeo. tunc asimia emulus voce eius aperto ore yans
attrahebat aerem expectans vocem celi donec debilitatus
fame mortuus est.
Exemplum stulti, qui appetit ea, que non pertiuent
ad cum.
62- De asino.
Asinus cadens in lutum cepit eiulans clamare pro
eo quod non poterat egredi. Cui canes dixerunt: quare
plangis, cum nos qui longe ante cedimus in lutum, minime
plangamus ?
Exemplum delicatorum, qui nicbil volunt pati aduer-
sitatis.
().j. De sue et leena.
Sus et leena litigabant ad inuicem. sus autem dixit
leene: et tu in quo te. iactas pro qua re tantum eleuaris
in superbiam? labor tuus inanis est. et cum per annum
vnum labores, non potes habere nisi catulum vnum. ego
fecunda et grata sum hominibus et duos quosque menses
Die Narratioiies des Odo de Ciringtonia. 253
porto xiiii porcellos. Kespondit: verum est. sed tu paris
porcellos. ego leonem.
Exemplum verbosi, qui multa loqnitur inutilia. sapiens
autem paucis contentus est uerbis.
04. De lupo et edo.
Lupus accepit edum de capris iuxta uicum vnum.
Cui dixit edus: Letare et gaude, postea comedes me totum
cum gaudio. precor autem ut cautes et dum cantaueris
ego saltabo et sie epulaberis canendo me coram te sal-
tante. ad hoc cepit lupus canere et edus saltare. audientes
hoc canes uici illius, impetum fecerunt in hipum, quem
insecuti ad hoc conpulerunt. ut edum relinqueret, et libe-
ratus est edus.
Exemplum quod aliquis vtitur bonis suis in pace et
silencio.
05. De medico.
Anus quedam paciebatur in oculis. facta autem con-
uencione spospondit medicus eam curare, in domo autem
vetule plurima erant utensilia. tottidie medicus apponebat
medicinam oculis eins et tottidie j^^^^^^tim furabatur
uascula eins donec tota domus euacuaretur. Tandem con-
ualuit anus illa, que ut uidit domum suam spoliatam
contristata est et nolebat medico suam reddere mercedeni.
medicus conuenit eam coram iudice. que ait: nondum
conualui ab infirmitate, cum enim oculus meus sanus
esset, plurima videbam in domo mea, que modo non
video.
Exemplum sapientis, qui fraude fraudem a se nouit
repellere.
(SQ. De vespa et serpente.
Vespa pungebat aculeo suo caput serpentis. et serpens
angustiata nitebatur se amouere ab ea nee poterat. Vt
autem uidit serpens se non posse iuuare supposuit caput
quadrige pretereunti et ambo mortui sunt.
Exemplum quod in tantum potes inimicum infestare,
quod te et ii:)sum occidet.
154 H. Oesterley, Die Narrationes des Odo de Ciriiigtonia.
(37. De hone viUpe et orso.
Leo vulpes et vrsus perrexeruiit venatum. ceperunt
autem arietem vnum, ouem vnam et agnum vnum. Dixit
autem leo: quis ex nobis parcietur predam istam? Vrsus
respondit: ego domine. leo dixit: parcire. Vrsus dixit:
tu domine habebis arietem. ego ouem et vulpes agnum.
(Schlufs.)
Dr. Hermann Oesterley.
Beiträge zur Kenntnifs d. franz. Sprache d. XIV. Jahrh. 155
Beiträge zur Kenntniss der französischen
Sprache des XIV. Jahrhunderts. *)
(Fortsetzung.)
VIII. Verb um.
"Wir werden im Folgenden schwache und starke Con-
jugation einer getrennten Betrachtung unterwerfen, so
weit es sich um die charakteristischen starken Formen
handelt, und sodann die Formen der Hülfsverba erörtern,
um endlich in einer Schlüfsübersicht die aus dem gesammten
Material sich ergebenden Hauptcharakterzüge für das franz.
Verbum im 14. Jahrhundert zusammenzustellen. Zuvörderst
aber heben wir bei beiden Conjugationen die imter-
scheidenden Merkmale der alten und der modernen Sprache
übersichtlich heraus.
A. Schwache Conjugation.
Ein Hauptkennzeichen der schwachen Conjugation in
der modernen Sprache ist die Anfügung paragogischer
Buchstaben, nämlich von e und s in verschiedenen Fällen:
von e in 1. Sg. Präs. Ind. der I. Conjugation; von s in
1. Sg. Präs. Ind., im Sg. des Imj^erat. und in 1. Sg.
Perf. der II. und III., sowie in 1. Sg. Imperf. Ind. sämmt-
licher Conjugationen.
Dagegen zeigt das Neufranz, ein entgegengesetztes
Verfahren in Bezug auf auslautendes -^, welches den
Formen in /]. Sg. Präs. Ind. der I. und .').Sg. Präs. Conj. der
1. II. III. Conjugation, sowie im Ptc Pf. derselben ety-
mologisch zukommt und früher vorhanden war, gegen-
wärtig aber längst völlig geschwunden ist und nur aus
*) S. Bd. XI, S. 233 fg. d. Jahrb.
156 Otto Knauer
euphonischen Gründen in einem Falle wlederauftaucht.
Nur in o. Sg. Perf. der II. III. Conjugation ist es be-
wahrt oder, richtiger gesagt, wieder in seine Stelle ein-
gesetzt worden, nachdem die ältere Sprache sich längere
Zeit ganz desselben entschlagen hatte. In ?, Sg. Präs.
Conj. der I. Conjugation sind mit jenem -t, das übrigens
da gerade am längsten gehaftet hat, auch die Syncope
des e der Endung und die Veränderungen des voraus-
gehenden Endconsonanten des Stamms in Wegfall ge-
kommen. Die 1. 2. PI. in den verschiedenen Zeiten (vom
Perf. abgesehen) zeigen nur noch eine feststehende En-
duno;: -ons -ez einer- und -ions - t'e^; andrerseits an Stelle
des früheren Reichthums.
Dialectischer Wandel des Charaktervocals , wie er
früher beim Imperf. Conj. der I. Conjugation vorkam, ist.
wie jede Art dialectischer Färbung, der Schriftsprache
abhanden gekommen. — Die eigenartige Femininform des
Ptc. Pf. der I. Conjugation auf -ie hat der regelrechten
völlig weichen müssen, und im Fut. und Condit. kommen
Syncope und Assimilation etc. fast gar nicht mehr vor. —
Von den anomalen Zeitwörtern endlich haben die meisten
ihre Anomalie verloren, und nur etiler^ suivre und luär
zeigen in etwas den alten Charakter. —
"Wir brauchen im Folgenden unsre einzelnen Quellen
nicht getrennt zu betrachten; denn wenn auch beim Verbum
so gut wie bei den anderen Kedetheilen die sprachliche
Zersetzung in den jüngeren weiter geht als in den älteren,
so haftet doch allen im Grofsen und Ganzen der Charakter
der altfranz. Conjugation noch ziemlich ausgeprägt an,
während man die modernen Eigenheiten nur sehr all-
mählich Platz greifen sieht. Auf die verschiedene Stellung
unserer Denkmäler zu diesem Entwicklungs- oder Zer-
setzungsprocess, so weit wirklich eine solche sichtbar ist,
sowie auf ausgeprägte dialectische Eigenheiten im Gebiete
des Vcrbums wird es genügen in der Schlufsübersicht
hinzuweisen.
Zuerst ziehn wir die Formen der schwachen Verba
in Betracht^ bei denen es sich um den Antritt parago-
Beiträge zur Kenntnifü d. fraiu. Sprache d. XIV. Jahrh. I57
gischer Buchstaben oder um den Abfall von Endconso-
nanteu handeln kann.
Für 1. Sg. Präs. Ind. der I. Conjugation sind als
Beisp. der alten Form u. A. anzuführen: je m'qji Cond.
54, llo5, ajfi Cuv. 4207, je vons affij Desch. 154; dej^i
H. C. 72, 20; graci ib. 84, 13; merclii ib. 109, I(); i^ri
Cond. 184, 247; H. C. 23, 4; C. de Tr. 14, 2; Doc. or.
VII; Cuv. 426; Desch. 33; Fr. I. 77; suppli Doc. or.
XI; Desch. 83; Fr. II. 347; employ Desch. 57; noij (von
noyer = nier') ib. 33; otroi Cond. 58, 1273; Cuv. 17'. »47;
je le foctroy Desch. 106; otry H. C. 88, 16; — reu (von
vouer') H. C. 61, 16; Cuv. 17938; — je me conseil Cond.
48, 897; je me merveil Cuv. 4510; Desch. 53; je desir
Desch. 279 1); jur H. C. 34, 10; Cuv. 211; Desch. 228;
plour Desch. 44; — adevin Cuv. 16; — devis H. C. 19,
23; ^atz- Desch. 83; os Cond. 60, 1341; — je vous chant
Cuv. 17914; vant Cond. 98, 72; present ib. HO, 316; je
le vous acreant Cuv. 4235; creant H. C. 11, 8; je le vous
cwnmant Cuv. 893; demant H. C. 179, 12; Cuv. 6971; — je
doubt ib. 18026, bei welchen letzteren Formen zum Theil
die alte, zunächst burgundische''^) Kegel der Verhärtung
im Auslaut noch in Kraft erscheint.
Ferner mit dem auch früher vorkommenden Abfall
von d (t) nach n und diesem selbst nach /• im Auslaut:
deman H. C. 166, 17; atour (von atourner) ib. 34, 22; je
m'atovr Desch. 57.
Endlich mit dem aus älteren picard. ^) Quellen be-
kannten Wandel eines auslautenden t besonders nach n
in ^, dl und sogar s, welches letztere sich auch Eingang
in den bürg. Dialect verschafit hatte:-)
*) Die wenigen aus Desch. von pag. 261 an citirten Beisp. sind aus
seiner Art de dictier entlehnt, /um Theil aus den dort angeführten Muster-
beispielen für die versciiiedenen lyrischen Formen. Es liefse sich denken,
dal's diese Muster nicht Deschamps eigene Schöpfungen wären; jeden-
falls gehören sie aber doch seiner Zeit und niiht einer älteren Periode
an, so dafs wir unbodeniclicli Fornicn aus ihnen anführen dürfen.
2) Vgl. Burguv 1. '2 IG.
1^58 ^^^'^ Knauer
creanc Cond. G2, 1401; demanc-.comanc ib. 27, 129. 130;
— douch (von douter) ib. 98,77 ; — commtins H. C. 194, 27;
Cuv. 6912; creans H. C. 69, 8.
Andererseits kommt auch umgekehrt t statt c im
gleichen Falle vor : so ßant C de Tr. 16, 5 (v. fiancer) im
Reime. Ebenso in älterer Zeit z. B. cornment für coiamenc:
Je cornment^ car mix de ti vail (Li Jus de St. Nicolai von
J. Bodel: bei Monmerque et Michel: Theätre fr. au moyen-
äge p. 189); ferner dert für clerc: . . . . en l'onnour du clert
que Dieus a volut prendre (li Jus du Pelerin von Adam
de la Halle bei Monmerque et Michel. 1. c. p. 99 ') Es
lieo-t auf der Hand, dafs t wie c in diesem Falle stumm
war, dafs dieser Wandel also die Aussprache nicht be-
einflufste, und Gleiches mag wenigstens theilweise von den
vorerwähnten Wandlungen gelten.
Wir finden also die alte 1. Sg. Präs. Ind. der I. Con-
jugation ohne paragogisches e in einer genügenden Anzahl
von Beisp. bei den Stammauslauten i, o/, eu, mouillirtem
I, '/•, w, s, n(/, t vertreten, wobei auch Wandel des Endcon-
sonanten noch keineswegs ausgeschlossen ist.
Für alle die grenannten Fälle aber und noch für weitere
sind auch Beisp. mit paragogischem -e in Fülle anzu-
führen, wie aus folgenden Citaten hervorgeht: affie H. C.
99, 8; aße Cuv. 211; 4109; je vous acerteße Cuv. 520; cer-
tiße Doc. or. XXH; je vous certeße Cuv. 4122; je crie
Desch. 45; envie C. de Tr. 27, 16; ße ib. 27, 19; je vous
mercie Doc. or. XI; remercJde H. C. 171, 17; prie Cond.
111,369; H. C. 28, 17; Doc. or. XI; Cuv. 6791; Desch.
49; Fr. I. 127; deprie C. de Tr. 34, 24; senefße H. C. 99,
6; je vous seigneße Cuv. 4212; je vous svpplie Desch. 49; —
otroie H. C. 90, 13; Cuv. 896; je Vottrie Desch. 21; — loe
H. C. 56, 17; voe ib. 147, 23; — tue ib. 104, 10; — je vous
baille Cuv. 22752; je conseille Desch. 29; — je parole Fr.
I. 68; — desire H. C. 219, 16; jure ib. 113, 16; Cuv.
136; — je ne nomme Cuv. 22549; — je li ordomie Fr. I. 49;
extraiiie Desch. 90; — je tesmoigne ib. 72; — j^afvise Desch.
') Gleich darauf ist c/e/c gesclirieben ib. p. 100: De uiaistre Adan,
!e clerc d'ouueur.
I
Beiträge zur Kenntnifs d. franz. Sprache d. XIV. Jahrhrh. 159
40; ose Cond. 93, 156; H. C. 215, 23; Desch. 72; prise C.
de Tr. 25, 6; Cuv. 15347; je ne vons refuse pas Fr. J. 30;
je suppose ib. I. 2. 21 ; vse Doc. or. XXII; je te lesse Desch.
17; je vom laisse Fr. I. 127; passe Desch. 247; je pense
Cond. 111,366; Fr. 1.31; je pence Desch. 32; commence
Cond. 169, 11; Fr. I. 2; — commande H. C. 140, 14; Cuv.
17942; je vovs recommande Fr. I. 118; vante H. C. 99, 13;
compte Cuv. 17941; je le preste Cuv. 185; doute H. C. 189,
4; je (me) douhte Cuv. 6728; Desch. 150; j''en traicte Fr. I.
2; je n'' empörte Desch. 173; raporte H. C. 170,25; je le
facorde Desch. 172; je le vous acorde Fr. I. 118; je me
recorde Desch. 183; je me cuide Cuv. 7063; je en cuide
Fr. I. 4; — j'ohlige Cuv. 142; — escappe H. C. 75, 8.
Eben so häufig sind derartige Formen in anderen
Quellen aus dem 14. Jh., z. ß. in den bei Monmerque et
Michel 1. c. abgedruckten Mirakelstücken aus jener Zeit,
in denen wir u. A. je pense, ose, prise, propose, suppose,
refnse-je; j''avance, denonce; change, charge, juge, oblige;
demeure, jure, livre; compte, aconte, enorte, porte; demande;
afferme; rctourne; appelle, chancelle, haille, travaiUe lesen
können.
Es liegt auf der Hand, dafs dieses -e, welches wir
in Anbetracht des historischen Vorgangs innerhalb der
französischen Sprache selbst paragogisch nannten, seine
etymologische Begründung in dem lateinischen -o findet.
Aber die alten Quellen entschlagen sich dieser Endung
so regelmälsig, dafs wir wohl berechtigt sind, von einer
Anfügung des -^ in der modernen Sprache zu reden.
Ganz vereinzelte Formen mit -e bieten allerdings
auch ältere Quellen. Burguy führt zwar keine Beisp. an,
wohl aber Diez ') aproche, proie, (deve aus den burgimd.
Sermons de St. Bernard. Einige weitere Beisp. aus picard.
Quellen des 13. Jh. sind: je vous aporte che p>resent (Robin
et Marion von Adam de la Halle , bei Monmerque et
Michel 1. c. p. 119); je n'osc (:cose) (ib. p. 123); je nose
(:rose) (Mir. de Theophile von Rutebeuf 1. c. p. 15.;;);
') Rom. (iraiiini. II. 214.
160 Otto Knauer
ni'en passe oiitre (li Jus de St. Nicolai von Jean Bodel 1.
c. p. 163). Für den Ötammauslaut -c/ ist es uns nicht
gelungen, überhaupt einen Beleg aus älterer Zeit 'beizu-
bringen, und doch liegt die Vermuthung nahe, dafs in
diesem Falle vielleicht schon die ältesten Sprachdenkmäler
das auslautende e schreiben, also jufje ohlige u. s. f. wie
im 14. Jh. — Im üebrigen scheint die meiste Neigung
zur Anfügung des paragogischen -e und somit zu gröfserer
Annäherung an den latein. Typus der Form der Stamm-
auslaut -5 zu haben.
Wir wenden uns hiernach gleich zu den Belegen für
die 3. Sg. Präs. Cj. der I. Conjug. und verzeichnen einer-
seits mit -t; anoit H. C. 75, 20 j oroit C. de Tr. 19, 10;
otroit H. C. 38, 23; consavt Cond. 91, 96; griet ib. 81, 2109;
alt (von aichr) ib. 92, 110; H. C. 116, 14; dit ib. .52, 15;
aist C. de Fr. 16, 10; gart Cond. 58, 1274; H. C. 17, 24;
C. de Tr. 19, 9; Cuv. 18103; Desch. 35; ») lait (von laier)
H. C. 215, 6; laist (von laisser) Cond. 27, 131 ; 65, 1522;
H. C. 77, 20; Desch. 224; past Cond. 125, 877; cravent H.
C. 113, 20; port Desch. 116; dcport Cond. :)S^ 1275; destonrt
(von destourner) ib. 121, 743 etc.
Wir beobachten an diesen Formen zugleich den alten
Wandel des Stammauslauts: mouillirtes / ist zu n auf-
gelöst, V und n sind ausgefallen und d ist entweder auch
geschwunden oder zu s geworden, während t mit / nicht
st, sondern einfaches t gibt.
Andrerseits finden sich u. A. die modernen Formen:
aloie H. C. 53, 6; anoie ib. 90, 21; otroie Cond. 145, 1582;
H. C. 91, 19; octroie C. de Tr. 35, 2; qu^om le paye Desch.
42; quoy qui se mite ib. 62; ^^We H. C. 140, 8; sauve ib. 224,
17; que on ne lor commande Fr. 1.370; farde Desch. 38;
desgvise ib. 41 ; ne voelt point que nuls povres bacelers . . .
') Gerade die letztgenannten Formen uiufsten sich lange erhalten,
weil sie unendlich häufig in feststehenden und sich vererbenden Floskeln
wie: se Diex me gart (z.B. Pierre de la Breche bei Monmerque et
Michel 1. c. p. 212), si m'ait Dix (z. B. li Jus de St. Nicolai von J. Bodel.
ibid. p. 187) angewandt wurden.
Beiträge zur Kenntnifs d. franz. Sprache d. XIV. Jahrh. \Q'l
s'esctise Fr. I. 3; espeiise H. C. 221, 9; laisse ib. 62, 25; passe
ib. 132, 2; ose Coad. 97, 45^); prise ib. 50, 979; redresce
Desch. 118; chace ib. 51; couche ib. 170; il se mete k rai-
son et eslongo Fr. I. 14; demeure H. C. 187, 18; dezagree ib.
32, 13; qii'il les praingne et enserre Desch. 64; escappe C.
de Tr. 25, 12 etc. Sie thun deutlich dar, wie hinter den
verschiedensten Stammauslauten das c sich festigt und
das t sich verliert.
Während das -e der 1. Sg. Pr. Ind. der I. Conjug.,
wie bemerkt, schon in der alten Sprache vereinzelt auf-
taucht und vollkommen etymologisch berechtigt erscheint,
ist das paragogische -s, das zunächst in der 1. Sg. Präs.
Ind. der II. und HI. Conjugation bei schwacher wie bei
starker Form sich zeigt, früher ganz unbekannt und
schwerer zu erklären."^)
Aus unsern Quellen sind Beispiele der 1. Sg. Pr. I.
ohne -s: atent Cond. 123, 812; entcnt H. C. 22, 21 j fentan
Desch. 252; je me dehat ib. 102; je per (von perdre) H.
C. 200, 16 3); rench ib. 34, 8; Cond. 158, 409; — je vif
Cuv. 142; Desch. 129; — ment Cond. 123, 786; mench ib.
123, 782; manch ib. 142; 1476; senc ib. 82, 2118; je me sen
Desch. 129; sier (von servir) H. C. 196, 24.
Wiederum begegnen wir in diesen Formen den oben
bereits erwähnten Veränderungen des consonantischen
Auslauts: der Verhärtung von d zu. t und dem Abfall
beider nach n, ferner auch dem Abfall des d nach r ; der
1) Die Stelle lautet:
Li autres est si fort doutans
Qu'il lait anscois passer lonc tamps
Que dire ose sa maladie.
Die Belegstellen für angois que bei Burguy II. 376 zeigen alle den
CoDJunctiv nach dieser Conjunction, so dürfen wir ihn wohl auch hier
annehmen.
2) Vgl. Diez, Rom. Gramm. IL 232.
3) Aus älterer Zeit führen wir dafür die Form pierc (picard.) an:
z. B. Roman dou roi Flore et de la belle Jehanne bei Monmerque et
Michel 1. c. p. 419. 424.
Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. XII. 2. 11
|(j2 Otto Knauer
Verhärtung oder dem Abfall von v ; endlich dem picardischen
Wandel von t {d) in c, ch nach 7i.
Wenn wir jedoch für dieselbe Verbalform je vons
hani Cuv. 6834 ohne -s finden, aber mit -?*, so liegt darin
natürlich keineswegs eine Alterthümlichkeit wie in den
obigen Beisp. ohne -s, sondern eine Formverwirrung;
denn in der Inchoativklasse ist das s ja integrirender
Bestandtheil auch von 1. Sg. Präs. Die Form beruht also
wiederum auf falscher Analogie, die das Uebergangs-
stadium so häufig in seinem Gefolge hat. Doch kann auf
dies vereinzelte Beisp. selbstverständlich kein Gewicht ge-
legt werden, wenn es auch unserm Princip wider-
strebt, darin einfach einen zu verbesseJTnden Schreibfehler
zu sehen.
Dagegen lesen wir andrerseits mit paragogischem-s;
fatem Cuv. 4379; je atens Fr. II. 27; je entens ib. II. 178;
deffens H. C. 62, 8; je pers Desch. 179; rens H. C. 21, 26;
74, 14; Cuv. 15348; je o-espons Desch. 32; — vis H. C. 141,
16; je vis Desch. 87; je vifs Cuv. 800 (im Reim); — je
sens Cuv. 398; Fr. I. 127; assens consens Desch. 29.
Auch hier sind also wenigstens gewisse Lautgesetze,
auf welche die moderne Sprache in den sogenannten
regelmäfsigen Conjugationen ganz verzichtet hat, noch in
Gültigkeit: nicht blofs fällt bei sentir, wie heute noch,
das -i^- zwischen n und saus, sondern dasselbe geschieht
auch mit (i, wenn es zwischen 7i und s oder zwischen r
und s stehen würde; bei dem anomalen Zeitwort vivre ist
der Ausfall des v (/), der später sanctionirt worden, noch
schwankend.
Genau wie mit 1. Sg. Präs. Ind. steht es mit 2. Sg.
Imperat. der II. und III. Conjugation in Bezug auf das
paragogische s. Unsere Quellen scheinen hier aber die
Anfügunij noch seltner als dort vorzunehmen. Wir lesen:
abat Desch. 106; aten H. C. 67, 9; Desch. 60; entent Cond.
178, 27; enten H. C. 67, 4; ven (von vendre) Desch. 199;
rent C. de Tr. 27, 12; — desgleichen croy Desch. 3; di
Fr. II. 167; fay Desch. 11 '); wef ib. 66; pran ib. 58; quier
1) Vgl. Burguy IL 157.
Beiträge zur Kenntuifs d. franz. Sprache d. XIV. Jahrh. Jßß
ib. 27; — ferner oy Desch. 00; tien ib. 8; vien ib. 0; voy
ib. 3 ; appercoy ib. 3.
Andrerseits mit s sind uns nur zur Hand die Beisp.:
entens Cond. 180, HO; 181, 157; 183,207; — vis Desch-
61; — siers Cond. 182, 169; sers Desch. 3. In beiden
Fällen aber sind die mehrfach erwähnten Veränderungen
des Stammauslauts wiederum ersichtlich, so dafs wenig-
stens hierin das 14. Jahrb., auch wo es schon die moderne
Endung bietet, der älteren Zeit noch nahe zu stehn
scheint.
Völlig aber widerstrebt der Anfügung des parago-
gischeu s, nach den Beispielen aus unseren Quellen zu
urtheilen, noch die 1. Sg. Perf. der II. III. Conjugation:
so chayndi H. C. 205, 20; fentendi Cond. 88, 2336; repondi
Doc. or. XXII; nasqui H. C 200, 4; — offin parti Doc.
or. XXII; je me parti Fr. I. 110; desiervi Cond. 154, 260;
plery H. C. 200, 7; vesty ib. 205, 18; issy ib. 219, 14.
Ebenso fehlt in weitaus den meisten Fällen der 3.
Sg. Pf. der II. III. Conjugation das frühzeitig abfallende
und erst später wieder in sein wohlbegründetes Recht
eingesetzte -t. So z. B. abaty H. C. 51, 27; comhnfy C.
de Tr. 20, 2; ardi Fr. I. 8; atmdi Cond. 38, 538; Fr. I.
129; attendi Desch. 232; entendy C. de Tr. 27, 9; entendi
Desch. 121; Fr. 1.68; deffendy H.C. 11, 17; descindi Cond.
14, 27; descendi Fr. I. 5; despendy H. C. 8, 2; pendi Cond.
38, 537; pandi Desch. 232; perdi ib. 172; rendi Cuv. 533;
respondi (y) Cond. 15, 60; H. C. 34, 22; Cuv. 102; Fr. 1. 18;
repondi Doc. or. XXII; vendy Desch. 136; — nasqui C. deTr.
34, 22; — chery H. C. 59, 11; choi»i Cuv. 424; couvri Cond.
55, 1160; c/ormi/ ib. 15,76; empliih.lljloß', estourmy ih.lb,
75; failli Cuv. 530; feri H. C. 17, 21; issi(i/) Cond. 17,
151;' H. C. 3, 24; Fr. I. 25; obei ib. I. 76; offry (i) H. C.
58, 15; Fr. I. 21; ouffri Doc. or. XVII; ouvri Cuv. 243;
Desch. 121; Fr. I. 17; ^^arfii/ (i) H. C. 4, 18; Cuv. 531 ;
departi Fr. I. 22; rougy H. b. 28, 4; sali Cond. 38, 532;
sailli C. de Tr. 28, 13; saisi H. C. 52, 1 ; senti Desch. 121 ;
Fr. I. 31; souffry (i) H. C. 20, 8; C. de Tr. 20, 23; Cuv.
99; toUy H. C. 17, 17; vesfi Fr, T. 51 etc. — also in II.
11*
Iß4 ^"f> Knaner
und III. Conjugation, bei regelniäfsigen und bei anomalen
Zeitwörtern , in der III. bei der Hauptform wie bei der
inchoativen.
Dem gegeniiber sind uns nur aus Desch. die 3 Bei-
spiele: perdit 180; servit 153; sovffrit 154 zur Hand. —
Wir knüpfen hieran einige wenige Bemerkungen über
das Perf der I. Conjugation.
Die Endungen sind hier in der iiberwiegenden Mehr-
zahl der Beispiele die bekannten modernen, wie ja über-
haupt dieses Tempus, von der allerältesten Zeit abgesehen,
seine Gestalt wenig mehr verändert hat. Doch finden
wir in 1. Sg. vereinzelt statt -ai -e geschrieben, so aU
monstre transporte troiire Doc. or. XXII ^).
Die 3. Sg. hat selbst bei Cond. kein -t mehr: z. B.
gloza oza etc. Für 3. PI. treffen wir nur -erent (^-erenf):
so parlerent Cond. 14, 30. In I. PI. aber herrscht -ames
zwar vor, doch können wir auch die Anbildung an die
2. Person : -asmes nachweisen : hailliasmes Doc. or. XXIII;
commencasmes ib. XXII. —
Das Imperf. Ind. sämmtlicher Conjugationen in
schwacher oder starker Form (und also auch das Con-
ditionale) zeigt natürlich noch oi in der Endung, das ja
nur im normannischen Dialecte durch ei vertreten war,
während lle de France zwar zeitig die normänn. Aus-
sprache annahm, aber dabei die burgund.-picard. Schrei-
bung Ol bewahrte, die dann erst im späten Neufranz, durch
die entsprechendere ai ersetzt wurde '^).
Das paragogische s aber in 1. Sg. ist noch höchst
selten : wir haben als Belege für sein Auftreten nur je
Ven prierois Froiss. I. 272; auerois ib. H. 21 beizubringen.
Die Endung -oie (-oye) ist immer noch die Regel, so z. B.
aloie H. C. 6, 12; doutoie Cond. 34,401; |>ar/ote Fr, 1.8; —
') In ähnlicher Weise ist fe (haheo) geschrieben in einem Mirakel-
stück aus dem 14. Jh. bei Monmerque et Michel 1. c. p. 413.
^) Der Diphthong ai gehörte eigentlich den Provinzen an, die den
Uebergang vom normänn. znm bürg. Dialectgebiet bildeten: Anjou, Poitou
und besonders Touraine. Vgl. Burguy I. 25.223.
Beiträge zur Kenntnifs d. franz. Sprache d. XIV. Jahrh. Ig5
devote Cuv. 188; favoi/e Desch. 1; estoie H. C. 3, 2;
Doc. or. XXII; vouloie ib. XXII; prendroye C. de Tr.
23, 15; seroie H. C. 3, 3; pouroie Cond. 16, 100 etc. Im
Ganzen scheint also die Endung -ois für 1. Sg. Impf.
Ind. dem 14. Jh. noch durchaus fremd gewesen zu sein.
Die allerälteste selbständige Imperfectform der I.
Conjugation auf -eve durften wir in unsern Quellen nicht
mehr erwarten, da sie sich ja schon zu Ende des 12. Jh.
verloren hat und ohnehin nur dem burgund. Dialecte an-
gehörte. Eher ist hervorzuheben, dafs es auch an Bei-
spielen der Endungen -oue -oe fehlt, die doch das 13«
Jh. hindurch in einem grofsen Theile des französ. S^jrach-
gebiets herrschend waren ^). —
Wir gehn nun dazu über, die Endungen der 1. 2. PI.
der verschiedenen Tempora aller Conjugatiouen fniit
alleiniger Ausnahme des Pei-f.) einer gemeinsamen Be-
trachtung zu unterziehen.
Für 1. PI. sind die heutigen Enduno^en : -ons im Präs.
Ind. etc., ions im Imperf. etc. von den ältesten Zeiten an
bekannt, jene auf burgund. Gebiet, diese in Ile de France'^);
andre Provinzen aber bedienten sich andrer Endungen :
für den ersteren Fall -omes -ommes -om -um etc., für
den letzteren -iens -iemes -iom -ium etc., welche sämmt-
lich aus der heutigen Schriftsprache verschwunden sind.
In 1. PI. Präs. Cj. wurde das i der Endung im 13. Jh.
gern weggelassen').
Unsere Quellen nun brauchen im Präs. Ind. etc. nur
Formen auf -on mit "Wegfall des -s, wie er auch in
früheren Jahrhunderten oft vorkam"*), oder auf -ons\ im
Imperf. etc. herrscht dagegen fast durchweg -iens. Ein
Beispiel des beliebten Ausfalls von i in der Endung
-ions der 1. PL Pr. Cj. haben wir später bei üsir anzu-
führen.
1) Vgl. Burguy I. 219.
•i) Vgl. Burguy I. 217. 224.
3) Vgl. Burguy 1. 2Ö8.
^) Man vergleiche z.B. da^ Citat aut; dem Koinaii de Brut bei
Burguy I. 217.
■\^QQ Otto Knauer
So finden wir: alon C. de Tr. 30, 3; demandon Cuv.
21170; 2^nso7i Cond. 171, 94; combaton C. de Tr. 16,1;
entendon ib. 27, 17; assenton Cviv.2\Kß', faison C. de Tr.
15, 25; metton ib. 30, 3; amn H. C. 5, 10; C. de Tr.
15, 5; devon H. C. 5, 6; savon ib. 50, 16; — aprenderon
H. C. 5, 27; diro)i Cuv. 16947; fen-on C. de Tr. 17, 10; yrou
ib. 17, 6; mentiron H. C. 5, 18; rendron C de Tr. 22, 15;
responderon H. C. 5, 23; seron C. de Tr. 17, 1
neben: alons C. de Tr. 24, 3; cuidons Cond. 11, 91;
mandons C. H. 40, 12; Doc. or. I; reffussons H. C. 33, 9;
remuons C. de Tr. 23, 3; trouvons E. M. II; C. de Tr. 21,
20; escripsons E. M. II; faisons Doc. or. VI; reqnerons E.
M. I; avons Doc. or. I; cheons E. M. II; devons H. C. 33,
20; poons E. M. II; savons H. C. 25, 26; 26, 22; veons E.
M. II; volons votdons E. M. II; Cuv. 211931); C. de Tr.
23, 2; Doc. or. I; — manderons H. C. 40, 17; mourrons
E. M. II u. s. w.
Andrerseits: cognoissiens faisiens aviens vouliens ame-
riensferiens E. M. II; ariens Cuv. 22664; eussiens ib. 16855;
lairiens H. C. 181, 11 ; poriens ib. 14, 8 und selbst cuidiemes
Cond. 40, 621;
doch auch: arions aurions H. C. 34, 2; Doc. or. VI;
pourrions Doc. or. V.
In 2. PI. ist die moderne Endung -ez zugleich die
alte dem normannischen Dialecte eigne , der auf burgun-
dischem Gebiete -eiz und auf picardischem -es gegen-
überstand.
Diese letztere Endung zeigt sich in einigen unsrer
Quellen gleichfalls als vorherrschend, während sie in
anderen wenigstens vereinzelt auftritt.
So: ames E. M. I; leves Cond. 15, 92: parUs H. C. 196,
21; 'penses C. de Tr. 24, 7; resgarderes Doc. or. XXI; pren-
des Cond. 10, 48, tenes E. M. I; aves Cond. 14, 50; E. M. I;
1) In derselben Tirade wie die oben angefüiirten assenton und de-
mandon und im Reime mit ihnen, ein weiterer Beleg für das Verstummen
des auslautenden -s. Vgl. Beiträge pp. II. Cousonantismus. Jahrb.
VIII. 394.
Beiträge zur Kenntnifs d. franz. Sprache d. XIV. Jahrh. Jf^J
deves Fr. I. 2; saoes Cond. 14, 49; E. M. I; croines E.
M. I; laissies Cond. 120, 701; coiivoities ib. 113,448*).
Dagegen aber : demorez H. C. 5, 27 ; escoutez H. C. 4,
14; C. de Tr. 13, 6; Cuv. 1; gardez Cuv. 18; portez H. C.
6, 3; entendez Cuv. 17; arez H. C. 6, 4; serez ib. G, 2; ore^
ib. 4, 13; orr^^ Cuv. 19; poez veez E. M. II; deviez deuissiez
ib. I etc. Nur bei Cond. und Froiss. ist das picard. -^5
alleingültig; bei E. M. beliebt, in den andern Qxiellen
hingegen seltne Ausnahme.
') Die beiden letzten Stellen lauten:
J'ai asses autre cose aflfaire,
Penser m'estuet a autre afFaire
Mais laissies m'ent a tant ester,
Car riens n'i poes conquester.
und:
Se vous couvoities tant m'amour
Et vous y voles parvenir,
Si preu vous couvient devenir
Den Imperat. laissies bringt Burguy gleichfalls bei aus dem Partonopeus
de Blöis. Die Form könnte, wie der Imperativ mancher Verba, dem
Conj. anstatt dem Ind. entlehnt sein; couvoities aber ist durch das
parallele voles hinlänglich als Ind. documentirt. Die Endung - ies für
2. PI. Pr. I. stehtauch mit diesem Beisp. nicht vereinzelt da, sondern
läfst sich eben so gut aus älteren Quellen belegen, so z. B. Me cuidies-
vous chi faire honte? (Robin et Marion von Adam de la Halle bei
Monmerque et Michel 1. c. p. 122); vous vous courcines (ib. 123); Fi!
mauvais , me cuidies- vous jjendre (li Jus de St Kicol. v. Jean Bodel
1. c. p. 206) ;
A! Chevalier qui chi ^isie's,
Com par estes hon eure!
Comme or ches euvres despisies
Le mont oü taut aves dure (ib. p. 17G).
Wir können hierin nur die bekannte pic. Diphthougirung erkennen, die,
wie in den Endungen des Inf. und Ptc. Pf. der I. Conj., so auch in
2. PI. Pr. I. auftritt unter dfem Einüufs der voransgehenden Consonanz.
Burguy führt nur bei dem starken Zeitwort connaitre - ies als die ge-
wöhnliche Endung von 2. PI. Pr. I. an (II. 131) und erklärt sie ganz
richtig durch den Einflufs des ss. Dafs sie eben so gut für die schwachen
Verba der I. Conj. gilt, scheint ihm entgangen zu sein; denn er be-
schränkt jene Diphthougirung auf Inf. nnd Ptc. Pf. (I. 207. 212. 218),
so gut wie Diez (R. Gr. II. 213. 214). Bei yisies ist aulserdem daran
zu erinnern, dafs in pic. Texten bei Verbis der III. Conj. zuweilen
Nebenformen des Inf. auf - ier vorkommen: vfil. Burguv I. 208.
168 Otto Knauer
C. de Tr. endlich enthält für 2. PI. Fut. auch Beisp.
mit der Endung -oz>, wie trouverois 21, 10; mourrois 24,
10; orrois 24, 4; aurois 26, 5; serois 25, 5. Derartige
Formen auf -ois oder -oiz belegt Burguy ^) für ein be-
stimmtes Gebiet im Innern Frankreichs, doch noch über
Ile de France hinausgehend, aus Quellen wie Ville-
hardouin, Roman de Mahomet, Gerars de Viane. Es ist
auffallend, dafs diese Schreibung des 13. Jh., von welcher
unsre übrigen Denkmäler aus dem 14. keine Spur zeigen,
in dem einen auftaucht, dessen Sprache dem neufranz.
Typus in andern Beziehungen so nahe steht und nur etwas
dialectische Färbung^ verräth. —
Wenden wir uns zu dem Parte. Perf., so haben wir
es zunächst bei der Maskulinform wieder mit dem ety-
mologisch begründeten - f zu thun, das in alter Zeit sich
gewöhnlich im Auslaute zeigt, der modernen Sprache aber
vollständig abgeht. Unsre Quellen bieten es namentlich
in der I. Conjug. noch recht häufig, die älteste wie die
jüngste, gerade bei der letzteren {Froiss.) ist es sogar
fast Regel. Z. B. achafet Fr. I. 2 ; aidiet ib. I. 2 ; aisiet H.
C. 213, 20; allet ib. 128, 11; amet Cond. 91, 92; appaijetih.
37, 494; arivet Fr. I. 36; blämet ib. I. 19; brochiet H. C.
157, 27; caciet Cond. 24, 43; cauciet ib. 33, 356; comparet
Fr. I. 2; consüUet ib. 1. 17; contet Cond. 52, 1040; donnet
E. M. II; emploiiet H. C. 142, 3; envoyet Fr. I. 18; escapet
ib. 1.48; eslongiet ib. I. 19; espargniet ib. I. 28; imaginct
ib. I. 4; ladet Cond. 179, 70; laissietH.C 9, 22; Fr. I. 37;
mariet ib. I. 10; menet ib. I. 45; montet'H. C. 4, 21; nagtet
ib. 237, 2; payetYr. 1. 7; penset'ih. I. 4; repairiet Cond. 83,
2177; saquietH. C. 35, 23; tuet ib. 37, 23; — rendut Cond.
136, 1277; — endormit Fr. I. 54; — estet Cond. 34, 392.
Daneben aber auch z. B. ame¥i. M. II; appliquie Doc.
or. XXIII; auctorisie Cuv. 341; briste H. C. 51, 3; brissie
Fr. I. 18; chargie Doc. or. XXIV; commande Cond. 16,
124; couc/iie Fr. I. 3; laissie Cuv. 858; Fr. I. 29; logie Cu\.
4441; mande Cond. 16, 123; obligie Doc. or. VI; oublie
') Gramm, de la langue d'oil I. 231 fg.
Beiträge zur Kenntuifs d. franz. Sprache d. XIV. Jahrh. 1(39
Cond. 14, 39; perchie C. de Tr. 26, 8; qidctie Doc. or. III;
scelle E. M. II; tnnttie Doc. or. XX; trehuchU C. de Tr.
o3, 7; vengie ib. 14, 13 u. s. w.
Aus diesen Beispielen, die wir leicht vermehren könn-
ten, geht so viel hervor, dafs das Ptc. Pf. auf -t ein
Archaismus ist, den einzelne Quellen mit Vorliebe an-
nehmen, während die vocalisch auslautende Form als die
gemeine überall auftritt; in einigen Denkmälern, wie C.
de Tr., Doc. or., Cuv., Desch. hat sie sogar ausschliefs-
liche Geltung, wenn auch eine gewisse Erinnerung
an das alte -t hier zuweilen bei der flectirten Form in
dem Flexionszeichen z sich geltend macht: vgl. appelez
Cuv. 26; montez ib. 30; redonbtez ib. 38; essiliez Desch.
2 etc.
Nach Burguy ^) haben die Formen ohne t sich von
der Picardie aus, wo sie bereits um 1250 allgemeine
Regel gewesen seien, erst iiber das Gebiet der iibrigen
Dialecte verbreitet.
Zu dieser Angabe stimmt unsere Beobachtung aller-
dings nicht ganz; denn gerade mehrere von unsern Texten,
bei denen wir picardischen Lautcharakter constatiren
mufsten {Cojid., H. 6'., Froiss.), schreiben mit Vorliebe
das auslautende -f, andre, wie Cvr. und Desch. ., in denen
sonst von Picard. wenig zu verspüren war, kennen es
nicht mehr. Auch in älteren picard. Denkmälern finden
wir für Burguy's Angabe keine voUe Bestätigung. So
lesen wir z. B. in dem schon einige Male citirten Jus de
St. Nicolai travilliet: veilliet 1. c. p. 197; atisiet: haptisiet
ib. 207; espiet ib. 203, neben espiU ib. 202; semenchie: com-
menchie ib. 204; coukiet (li Jus Adan 1. c. p. 67); brisiet
ib. p. 72 neben conünande voue ib. 67, emploie ib. 72 u. s. f.
Jedenfalls müssen wir das Ptc. Pf mit vocalischem Aus-
laut als die gemeinfranzös. Form im 14. Jh. auffassen,
das -t als eine absichtlich archaistische Schreibung;
gesprochen wurde es schwerlich noch.
Bei Cond. bieten 2 Ptc. Pf. noch eine Besonderheit:
') Gramm, de la lanirue d'o'ü 1. 213.
170 Otto Knauer
wir lesen 119, 6G0 lasqui = nfr. lache ^ vielleicht der
demnächst zu besprechenden weiblichen Form auf -ie
nachgebildet oder ein Uebertritt in die dritte Conjugation;
ferner tritt zu der burgund. Infinitivform ameir 97, 57
auch ein entsprechendes alterthiimliches Ptc. Pf. ameit
auf, welches wir aus der Form ameis 98, 90 zu folgern
berechtigt sind. Beide Formen können den im Kapitel
vom Vocalismus') angeführten Spuren burgundischer Vo-
calisirung zugesellt werden.-)
Der zweite Punkt, auf den wir beim Ptc. Pf. unsre
Aufmerksamkeit zu richten haben, ist die eigenthümliche
Femininform auf - ie in der I. Conjugation, welche in ver-
schiedenen alten Quellen^) unter gewissen lautlichen Be-
dingungen vorkommt und auch unsern Denkmälern aus
dem 14. Jh. noch nicht fremd ist.
Wie früher finden wir sie auch hier nach erweichtem
l und ?^, sowie den Zischlauten cA, c, g: z, B. consiUie
Cond. o9, 5G4; soullie Cuv. 204; traviUie H. C. 74, 4; tra-
vaillie Cuv. 15598; — enseignie\b. 15600; gaignie ih. 979; —
adrechie H. C 74, 2; cercMe Desch. 161; nonchie H. C.
99, 18; revcrchie Desch. 161; trenchte H. C. 133,17; —
couroucie Cond. 174, 181; courroucie Cuv. 200; drecie ib.
4116; escorcie Cond. 174, 182; engaigie Cuv. 526; enragie ib.
968; eslongie Fr. I. 24; rengie H. C. 132, 24; Cuv. 6782;
vengie H. C. 37, 21; vergie Cond. 178,44.
Ebenso nach s und ss, wo sie in älterer Zeit nach
Diez seltener war : z. B. acoisie Cond. 2^^ 6 ; hrisie ib. 36,
470; Cuv. 512; prisie H. C. 144. 11; — abaissie ib. 133,
6; laissie ib. 114, 15; Cuv. 17867 etc.
Endlich aber kommt sie auch bei den Stammauslauten
qu in enbusquie H. C. 132, 25; saquie ib. 133, 13; d in aidie
ib. 74, 16; ^ in aquitie Cuv. 22518; voüe (von voter für
1) Jahrb. VIII. 398.
2) Cond. 78, 1989 .ist statt senec (senef seiie = sense) jedenfalls
seiiee zu lesen, da das Femin. zu erwarten ist, also:
Dist la dauie senee et france:
,, Ostes, dou roiaume de France."
') Diez. Gramm. II. 216.
Beiträge zur Kenntnifs d. franz. Sprache d. XIV. Jahrh. J71
volter') H. C. 144, 4; t in edefiie ib. 224, 14; oi in desploiie
ib. 132, 11; despldie Cuv. 4118; envdie Doc. or. XXI; envoye
Cuv. 17887 vor — ein Fortschreiten der Analogie, das
uns kaum Wunder nehmen darf.
Dafs diese Form mit der Diphthongirung im Infin,
und Ptc. Pf. (ier, ?e)') in einigem Zusammenhange steht,
liegt auf der Hand. Sie ist längst als eine Form Verein-
fachung erklärt worden, der das Streben zu Grunde liegt,
Vocalhäufungen zu vermeiden.'-^) Von unseru Quellen
ist sie bei H. C. und Cuv. am beliebtesten.
Wenn in der alten Sprache die 1. 2. Fl. Impf. Cj.
der I. Conjugation statt des Charaktervocals a ein i zeigen,
anfänglich im nordpicard., dann auch in den andern Dia-
lecten, eine Erscheinung, die Burguy gewifs richtig aus
dem Tonloswerden erklärt^), so kehren auch in einigen von
unseren Denkmälern derartige Formen wieder, so: amissiez
Desch. 220; demorisions Fr. I. 56; donnissiez H. C. 211, 21 ;
pensissiez ib. 208, 8.
Auf Formen mit e statt u, wie sie Burguy I. 240
aus den Sermons de S. ßernard beibringt, und in späterer
Zeit für die Gegenden constatirt, wo die langue d'oil
sich mit der langue d'oc berührte, stofsen wir in den Doc.
or.: 3. Sg. Impf. Cj. envoiesset XVII; 2. PI. pourchacessez
XV, das letztere wieder mit Ausfall des i der Personal-
endung. "*)
J) Vgl. Beiträge pp. IIL Vocalismus. Jahrb. VIII. 396 ff., sowie
oben die Anmerkung zu 2. PI. Präs. Ind. p. 167.
2) Diez, Gramm. II. 216.
^) Gramm, de la langue d'o'ü I. 24:2.
*) Was sollen wir aber aus der Form envoierem Doc. or. XVII
machen? Die Stelle lautet: nous, le dit jour de la presentaciou,
envoierem ou dit monseigueur le princep certain messaige qu'il nous
envoiesset povoir et mandement special de recevoir la dite summe . . . .:
les quelles lettres et povoir le dit monseigneur le princep nous envoia
. . . Der Zusammenhang erweist, dafs es nur 1. PI. eines Tempus der
Vergangenheit, nicht Fut. oder Condit. sein kann. Dann läfst sich
einzig au das lat. Plusquamperf. Ind. denken. Dies lebte bekanntlicli
im Span., Port., Prov. mit cunditionaler Bedeutung fort und diente
nebenbei auch zuweilen, seinem Ursprung gemäfs, als Präteritum, während
172 Otto Knauer
Bei Froiss. lesen wir in der II. und III. Conjugation
auch Formen des Imperf. Conj. wie cntenJesist I. 385;
espardesist I. 182; respondesist I. 2ßO; departesist I. 40;
estahhsist II. 86, denen aus dem Perf. purtesimes I. 56 ent-
spricht. In allen diesen Formen ist eine Erweiterung
mittelst der Silbe -es- eingetreten. Diez ') und Burguy^)
citiren aus verschiedenen Quellen älterer Zeit ähnliche
Formen auf -esist -isist etc. und wollen sie auf unregel-
mäfsige Einmischimg des inchoativen Elements, die beson-
ders seit Mitte des 1 o. Jh. stattgefunden habe, zurückführen,
eine Auffassung, der sich Angesichts einer Form wie
garimst neben gai-ei<sist kaum widersprechen läfst. —
Bei der Betrachtung der Formen des Fut. und Condit.,
zu welcher wir nunmehr übergehn, ist dreierlei ins Auge
zu fassen: zunächst die Syncope und die Metathesis, die
bei der Bildung in der I. Conjug. vorkommen, alsdann
der Einschub von e in der II. Conjug. und endlich eine
Besonderheit der Endung bei 1. Sg. Fut.
Zahlreiche Beispiele zunächst zeigen Ausfall des
Charaktervocals der Infinitivendung in der I. Conjug.
(wie noch heute in der Poesie), wobei, wenn o- Stamm-
auslaut ist, öfters eine Vereinfachung des /■;• zu ?• eintritt,
so dafs die Form im Sg. ganz dem Perf. gleich wird.
Seltner ist Assimilation eines andern Stammauslauts an
das r der Infinitivendung eingetreten, welche in früherer
Zeit so üblich war.
Wir lesen: comparra Cond. 152, 192; comparrez Cuv.
45; comparai Cond. 71, 1739; comparont H. C. 31, 21 neben
compareront Fr. I. 78 von comparer; demourra C. de Tr.
22,11; Desch. 12; demorrons Fr. 1.37; demourrez Cuv.
ausschliefslich im letzteren Sinne einige der ältesten franz. .Sprach-
denkmäler es aufweisen. Vgl. Diez, Gramm. II. 113. 18G. 210. —
Dafs ein Document aus dem J.1368 eine derartige Form noch gehrancht
ist auffallend und läfst sich nur aus prov. Einflufs erklären: die Quittung
ist nämlich von Bordeaux datirt. Aus ihr war ja auch das obige
encoiesset.
') Rom. Gramm. II. 220.
-) Gramm, de ia laugue d'oii I. 320.
Beiträge zur Kenntnifs d. franz. Sprache d. XIV. Jahrh. J73
18088; demourront Doc. or. III; demorroiefit Fr. I. 98; de-
mourai (: i:ourai) Cond, 86, 2279; demouras (^: pouras) ib.
181, lß4 von dcmovrer deniorer; donray H. C. 77, 7; Cuv.
523; donra Cuv. 814; Fr. I. 20; donront Cond. 84, 2207;
Fr. II. 293; donroit Cond. 30, 243 \on doner \ diirras Desch.
47 von durer; jurroit Fr. I. 279 von jurer; menray (€) H.
C. 18, 20; Cuv. 4242; menrons Fr. I. 95; amenroient ib. I.
27 ; merront C. de Tr. 26, 5 ; amerron ib. 22, 12 von mener
amener; rura Desch. 94 von ruer; plourra ib. 224 von
plourer; priray H. C. 199, 25 von pHer etc.
Ebenso aus der III. Conjug./erra Desch. 81 vonfenr.
Bei Desch. finden wir zuweilen auch eine rein graphische
Verdopplung des r der Infinitivendung nach Ausfall des
Charaktervocals: z. B. donrras 65, donrra 75 von doner;
jourra 176 \ on jouer; menrras Qb von mener. ^^
Ausfall des Stammauslauts neben dem des Charakter-
vocals zeigt sich in fourra H. C. 131, 1 von tourner, wofür
auch mit weiterer Vereinfachung tou?'a ib. 150, 16 steht.
Ferner ist die bekannte Metathesis von rer in err
noch üblich, nur dafs dann vielfach noch die schon erwähnte
weitere Vereinfachung des rr zu r hinzutritt. Denn so
sind doch jedenfalls Formen zu erklären wie: duera Cond.
51, 1031 von durer; livera ib. 128, 974 und lyveray H. C.
75, 26 von livrer; desmemhera H. C. 89, 24 von desmembrer^
monsteroie ib. 53, 8 von monstrer (jnontrer); renterons ib.
49, 8 von re7itrer; ouvera ib. 26, 26 von ouvrer, wenn wir
daneben lesen: liverrons Cuv. 4338; deliverrons Doc. or.
IV und delivrera ib. VI ; delivreroient Fr. I. 24 ; monsterra
Desch. 81 und monstreront ib. 30; enterrons Cuv. 882 und
entreroient Fr. I. 27; ouverra Cond. 145, 1593; recouverra
ib. 145, 1594 (von recouvrer"). Wir nehmen in den zuerst
genannten Formen nicht directen Ausfall des Stammaus-
^) Unorganische Verdopplung des r der Infinitivendung ist bei der
Futurbildung ja überhaupt nichts Seltenes : wir erinnern nur an altfr.
harrai von hatr, orrai von o'ir, porrai von pooir, verrai von veoir; doch
ist in den obigen Beisp. das Verhältnifs in sofern ein anderes, als die
Gemination dort zum Theil eine unnatürliche Consonantenhäufung
erzeugt.
J74 Otto Knauer
lauts r an, so dafs z. B. duera = chi(r')era^ livera — Uv{r)era
wäre, sondern erklären sie vielmehr durch Vereinfachung
der an zweiter Stelle angeführten wie liverrons etc. und
supponiren also auch ihnen vorausgehende Metathesis.
Die moderne Sprache besitzt bekanntlich in dem Fut.
fenverrai von envoyer eine unregelmäfsige Bildung, deren
Vocal sich aus den altfr. Infinitivformen enveier and envaer
neben cnvoier erklärt. Gerade hier aber bilden unsre
Quellen aus dem 14. Jh. ein vollständig regelmäfsiges
Fut. ohne jede Verkürzung oder dergl. z. B. envoieray C.
de Tr. 23, 4; envoierons Fr. I. 110.
Die Futurformen couverra: ovvcrra Desch. 218 von
couvHr und ouvrir möchten wir aus einer Nebenform im
Infin. *couverir *ouverir durch Ausfall des Charakter-
vocals / erklären; in descouveroit Fr. I. 125 von descouvrir
descoicverir liegt aufser dem gleichen Vorgang, wie es
scheint, noch jene Vereinfachung des rr zu r vor, der wir
bereits in vielen Beisp. begegnet sind.
Die Formen lairai Cond. 114, 493 (larai H. C. 24, 18);
laira H. C. 2, 19; Desch. 176; lairez H. C. 162, 17; lairotit
E. M. IL; lairoit Cond. 101, 21; delairoit Fr. I. 183
auf der einen und: laissera H. C 101, 23; Desch. 18;
Icdsseroit Fr. I. 87 auf der andern Seite sind alt und Belege
für die Fortexistenz der alten Doppelform im Infin. laier
und laisser. i) Ein Infin. luire kommt Cond. 74, 1 849 im
Reime zu retraire vor und mag als eine Anbildung erst
an das Fut. lairai etc. gelten. Dieses selbst erklärt sich
wie die obigen Formen durch Ausfall des Ableitungs-
vocals, wenn man laier als selbständige Form aner-
kennen will.
Ebenso entsprechen soufferai Cond. 71, 1728; souferons
Fr. I. 125; — soufferroit ib. I. 7; — soufrerai ib. II. 130
den verschiedenen Infinitivformen soufere soufferre souffrer.
') Ueber das Verhältnifs der beiden Formen und die Frage, ob
ihnen verschiedener Ursprung zukommt , vergleiche man namentlich
Diez, W. B. I. 245. — Während Rom. Gramm. II. 218 verschiedener
Ursprung behauptet wird und ebenso bei Burguy I, 303; III. 217, gibt
Diez im W. B. die Möglichkeit zu, dafs laier erst nach einem syn-
copirten Fut. von laif^ser gemodelt sein könne.
Beiträge zur Kenntnifs d. franz. Sprache d. XIV. Jahrh. J75
Gar nicht selten treffen wir ferner in unseren Quellen
Futurformen der II. Conjugation an, in denen vor dem
r der Infinitivendung Einschub eines e stattgefunden hat,
gewöhnlich aus metrischen Gründen.
Z. B. combatera Cuv. 17920; combatero?it Fr. 1. 42;
descenderai Cuv. 4377; descenderoient Fr. I. 132; penderaa
Cuv. 16818; apendera H. C. 26, 5; despendera ib. 7, 5;
perdera ib. 105, 14; perderons ib. 62, 3; Cuv, 4336; pren-
deray H. C. 74, 21; rendera Cuv. 677; renderoient Fr. I.
44; rompera Desch. 144; desrompera Fr. I. 15; respondera
H. C. 26, 21; Fr. I. 21; atendera H. C. 175, 1; attenderons
Cuv. 4285; entenderai Fr. 1. 24; entenderoit ib. I. 69; viveray
H. C. 65, 17; viveroit Fr. I. 149.
Dagegen auch batray Desch. 176; perdras ib. 18;
rendrai H. C. 75, 5; vivray Desch. 84. i)
Zu constatiren ist dabei, dafs Beispiele mit einge-
schobenem e von den umfangreichern Quellen bei Cond.
ganz fehlen, bei Desch. sehr selten sind, während es bei
H. C, Cwr., Froiss. sogar die gewöhnliche Form zu sein
scheint. —
Endlich dürfen wir eine sonderbare Endung nicht
unerwähnt lassen, die an einigen Stellen bei 1. Sg. Fut.
auftaucht, nämlich die Endung -oy statt -ay. Wir lesen
so: aideroy H. C. 114, 16; diroy C. de Tr. 22, 1; metroy
ib. 18, 17; conquerroy ib. 25, 9 gegen auray ib. 2.3, 8 etc.
Die Formen stehn nicht im Reim ; wenn wir sie überhaupt
gelten lassen wollen und nicht ..als einfache Fehler der
Handschrift ansehn, so sind sie nur durch falsche Ana-
logie zu erklären: es ist auch hier 03/ statt 07/ geschrieben,
weil sonst bürg, picard. oi dem norm, ei {ai) entspricht,
und in Mittelfrankreich schon zeitig jenes die Aussprache
von diesem annahm. ^) Man vergleiche unsere Erörterung
') Cuv. 15371 ist statt rendray render&y zu lesen, um den Vers
vollständig zu machen, also :
Et je I leur reit\derai/ || lor bonlne loijalte.
2) Ein Analogen hierzu ist 1. Sg. Perf. amoi Cond. 112, 406, das
als grammatischer Reim zu a moi steht.
176 Ot*^o Knauer
über die Endung des Impf. Ind. oben S. 164 und die
dort angeführten Stellen ans Burguy.
Wir schliefsen hieran die Betrachtung der schwachen
Verba mit besondern Eigenthümlichkeiten oder Anomalien
und finden da wiederum viele Formen noch im Gebrauch,
die der uniformirenden Tendenz der späteren Sprache
völlig haben weichen müssen und die allerdings schon im
14. Jh. etwas seltner zu werden anfangen.
Das neufr. aimer, altfr. amer zeigt fast durchweg in
unsern Quellen den Wandel des Stammvocals a zu ai (ay)
nur in den stammbetonten Präsensformen, in den flexions-
betonten Formen aber das alte a, wie z. B. Inf. amer
Cond. 9, 15; H. C. 15, 12; Desch. 22; Fr. I. 134; ameir
Cond. 97, 57; 1. 2. PI. Pr. I. (Imper.) amons Cond. 93, 138
amez H. C. 93, 19; Doc. or. XXIV; Cuv. 18089: Desch
48; ames E. M. II; 3. Sg. Impf. I. amoit Cond. 13, 15
Cuv. 309; Desch. 28; 1. 3. Sg. Pf. amai Cond. 84, 2197
ama H. C. 3, 16; Cuv. 6361; Fr. I. 63; 1. Sg. 3. PL Fut
amerai Cuv. 186; ameront Desch. 25; Fr. I. 6; 1. PI. Condit
ameriens E. M. II ; Ptc. Präs. ainant Cuv. 6957 ; Ptc. Pf.
Cime Cond. 24, 46; H. C. 19, 17; E. M. II; Doc. or. VII
Cuv. 6G91 ; Desch. 47 ; Fr. I. 9 etc.
Dagegen 1. Sg. Pr. I. faim Desch. 99; ain H. C. 38,
11 wie in älterer Zeit; ains H.C. 91,27; Desch. 271,
offenbar nur eine andere Schreibung für das alte ainc,
wie wir oben neben comanc commans, neben creanc creans
fanden; ferner auch mit paragogischem -e: aime H. C.
194, 10; 196, 12; — 3. Sg. PL gleichfalls wie früher bald
mit einfachem m, bald 'mit doppeltem, welches letztere
nach Burguy 1) zunächst burgund. war: aime H. C. 86, 4;
Cuv. 7037; Desch. 2; Fr. 1.6; ayme^.M.ll\ aymme
Cond. 61, 1357; — aymentih. 104, 119; mWw^ H. C. 73, 12 ;
Desch. 52; Fr. 1.5; aymment Cond. 62, 1404: aimment
Fr. I. 5.
Bezeichnend aber für die Abstumpfung des Sprach-
gefühls in der Uebergangszeit ist, dafs nicht blos der
') Gramm, de la langue d'oil I. 277.
Beitrage zur Kenntnifs d. franz. Spraclio d. XTV. Jalirh. ^77
getrübte Vocal ai vereinzelt schon in flexionsbetonten
Formen auftaucht, wie ainioit 'H.. C. 171, 11; a»Wra Desch.
225, sondern auch umgekehrt der reine Vocai a in einer
stammbetonten wie ament Desch. 25.
Ein ähnlicher Lautwandel wie bei amer scheint bei
damer vorzuliegen, nur dafs bei diesem Zeitwort die
Vocalbildung nicht, wie bei jenem, später durchgehend
geworden ist. Wir lesen bei Cond. damer 98, 98; 2. PI,
dames Hl, 355; Impf. Cj. dämmt 100, 152; Ptc. Pf. dame
105, 140; aber 1. Sg. Pr. I. dainc 123, 784; 3. Sg. daimme
111, 362; on dame aber Fr. I. 95. Burguy stellt allerdings
im Glossaire 3 Infinitivformen auf: damer daimer deimer^
bringt aber nur 3. Sg. Pr. I. dehnet aus der Chanson de
Koland bei, und die Beisp., die uns selbst aus älterer
und jüngerer Zeit gerade zur Hand sind, sprechen sämmt-
lich dafür, dafs der Wandel des Stammvocals nach den-
selben Principien wie bei amer erfolgt: z. B. Inf. damer
(Pierre de la Broche bei Monmerque et Michel 1. c. p.
214; Mir. de N. Dame ib. p. 379. 397), redamer (Theophile
von Rutebeuf 1. c. p. 144. 150); Ptc. Pf. in flectirter
Gestalt damez (Mir. de St. Ignace 1. c. p. 277; Mir. de St.
Valentin 1. c. p. 299; — 1. 3. Sg. Pr. I. (aim;) redaint (St
Nicol. 1. c. p. 163); je li daim cuite (Theophile von Rute-
beuf I.e. p. 142); ceW que 'faime: Et qu'a seigneur et espoux
daime (Mir. de N. Dame 1. c. p. 389); Mahummet sert et
Apollin redeimet (Ch. de Bol. ed. Müller v. 8.) etc.
Auch 3. Sg. PI. Präs. von mener treten noch mit dem
Wandel des Stammvocals e in ai {oi nicht mehr) auf:
maine H. C. 7, 21; C. de Tr. 14, 25; Cuv. 16669; Desch.
40; mainne H. C. 224, 24; Cond. öfters; maincitt H. C.
234, 15; C. de Tr. 26, 2; Desch. 169: emmadnent Cuv. 790;
mainnent Fr. I. 83; 3. Sg. Pr. Cj. ramaine Cuv. 18093.
Ebenso 1. Sg. Pr. I. main (: demain) (Mir. de Notre Dame
1. c. p. 600). Dagegen mener H. C. 35, 7; Cuv. 6394;
Desch. 7; Fr. I. 132; meyiez H. C. 164, 8; Desch. 26; menoit
Fr. I. 94; mena H. C. 118, 17; Desch. 154; mcne ib. 1 ; Fr.
I. 117 etc. Futur, mit Syncope und zuweilen auch mit
Assimilation, wie die oben citirten Formen menray etc.
merront etc. darthun.
Jahrb. f. rom. ii. engl. Lit. XII. 1. 12
2^8 ^^^^^ Knauer
Die moderne Sprache besitzt ja genau dieselbe durch
den Wechsel der Betonung bedingte Lautveränderung- im
Präsens, bewirkt dieselbe aber durch ihren accent grave;
zugleich erstreckt sie sich dort auch auf Fut. und Condit.,
wo eine Art von Dissiuiilation fiir Sprach- und Hörorgan
nöthiff erscheint, nachdem die contrahirten Formen ver-
loren gegangen sind.
In ähnlicher Weise ist die 1. Sg. Fräs. Ind. von esperer
noch mit Diphthongirung des Stammvocals gebildet: espoir
Cond. 174, 187; Cuv. 4495; je espoirg Fr. I. 203; ferner
die S. Sg. PI. Präs. Ind. \0npese7': poise Cond. 14, 43; Fr.
I. 196; poisse Cond. 58, 1259; poysent Doc. or. XVIII. Das
Ptc. Präs. poisant Doc. or. XVIII zeigt hier Eindringen
des Diphthongs auch in flexionsbetonte Formen.
Die Formen 3. PI. Präs. painent Cuv. 958 und gietent
b. 6933 mögen nicht sowohl auf Diphthongirung unter
dem Einflüsse des Tones beruhn, als vielmehr auf einer
diphthongirten Form des ganzen betr. Verbums: a,\xi painer
und gieter, die auch in älterer Zeit als Nebenformen von
pene7' und gete^^ (jeter) im Gebrauche sind.
Bei dem neufr. donner^') herrscht in unsern Quellen
die Form mit 0, nicht die getrübte mit oic, dabei tritt aber
die in jener Zeit so beliebte Gemination auch hier bereits
häufig ein und läfst das Verbum seine moderne Gestalt
annehmen: so neben dem völlig vereinzelten douner Cuv.
4. 3!iO und done Cond. 18, 193; Doc. or. XVIII z. B. donner
Cond. 15, 68; Doc. or. XVI; Cuv. 339; Desch. 60; Fr. I.
45; donne H. C. 5, 10; Doc. or. oft; Desch. 18; Fr. I. 14;
donnet mit etymologischem t E. M. I. II; 3. Sg. PL Pr. I.
donne Cond. 27, 157; H. C. 95, 16; Cuv. 305; Desch. 111 ;
Fr. I. 58; donnent E. M. I; C. de Tr. 30, 9; Doc. or. VI;
3. Sg. PI. Pf. donna Cuv. 33; Desch. 13; Fr. I. 21; donne-
rent Cond. 24, 48; Fr. I. 10; 3. Sg. Impf. Ind. donnoit H.
C. 8, 3; Cuv. 215; Desch. 34; Fr. I. 19 etc.
*) Burgund. doneir, norm, dtiner, pic. donier, mittelfranzös. doner,
anglonoriD. douner und ebenso im 13. Jh. picardisch. Burguy I, 290.
Heiträge zur Kenntnifs d. franz. Sprache d. XIV. Jabrh. [79
Nur die Formen, die in der alten Sprache durch
Trübung und Nasalirung des Vocals oder Erweichung
des n ausgezeichnet sind: 1. Sg. Pr. I. und der ganze
Conj. Präs., haften noch theil weise mit diesen höchst
charakteristischen Eigenheiten.
So ] . Sg. Pr. I. doing Desch. 90 und je te dons Cuv.
16712; dagegen aber auch je donne Cuv. 4287; je me
donne Desch. 111; desgl. Fr. I. 197; — 3. Sg. PI. Pr. Cj.
doinst Cond. 41, 650; H. C. 242, 19; Fr. I. 58; doint H.
C. 19, 7; E. M. I; Doc. or. VII; Cuv. 193; Desch. 3. 13;
doingne Desch. 73 und dont C. de Tr. 18, 13; dongent Doc.
or. XXI ; daneben aber auch bereits 2. 3. Sg. que tu levr
donnes Desch. 206 ; se le novs donne en Vautre Fr. I. 45.
Wir beobachten also mehrfach Nasalirung ohne Trü-
bung. Für 3. Sg. Pr. Cj. hat auch Rurguy ein derartiges
Beispiel in der Form (7?/,'?^' aus der Chronique des Ducs
de Normandie. Da gerade die Form doint mit Trübung,
Nasalirung und flexivischem t noch weit über die Zeit
hinaus, mit der wir es zu thun haben, in der Sprache
haften geblieben ist, so ist sie uns in den Quellen aus
dem 14. Jh., weniger interessant als einerseits dont ohne
Trübung und andrerseits doingne mit erweichtem n imd
ohne flexiv. f. für welche letztere Form es jedoch an
Belegen aus älterer Zeit auch nicht felilt. ')
Die Verba trorer prover rove?^, von denen das erste
begreiflicherweise die meisten Belege bietet, zeigen zwar
auch Vocalwechsel im Präs., ihre eigentJiümlichsten Formen
aber werden doch schon durch Neubildungen allmählich
verdrängt. Zunächst überwiegt in den flexionshetonten
Formen neben o die moderne Verdumpfung ou, die sich
schon recht früh im Picard. eingestellt und später des
ganzen Zeitworts bemächtigt hat: nar bei Desch. ist o
etwas weniger selten.
Wir finden: trouver Cuv. 247; Desch. 13; Fr. I. 20;
trouve H. C. 17, 5; Cuv. 15302; Fr. I. 27 ; trouvons E. M. II;
') Vgl. Burguy I. 292.
12
JgQ Otto Kiiauer
tronvoit Cond. 106, 170; trouva H. C. 25, 17; Cuv. 250;
Fr. I. 26 ; trouveront Desch. 25 ; —
prouver Desch. lo; prouve Cuv. 6718; prouva H. C.
16, 12; — rouver H. C. 14, 12; rouva Cond. 151, 161; H.
C. 89,4 etc. und nur ausnahmsweise: trover Desch. 233;
trova ib. 178; trover ent ib. 235; troveroit Cuv. 359; —
prover H. C. 234, 5; prove Cuv. 6561.
Die stammbetonten Präsensformen dagegen haben
meist eu (o^, tte)^ also den alten Vocalwechsel, nur zum
Theil in veränderter graphischer Bezeichnung, vind selbst
1. Sg. erscheint nach Analogie der andern Personen ge-
formt. Z.B. l.Sg. je treuve Cuv. 130; Desch. 188; trueve
Fr. IL 130; — prueve Cond. 145, 1585;
3. Sg. PL troeve Cond. 121, 742; 141, 1452; trenve H.
C. 1, 5; Cuv. 6776; Desch. 67; trueve Fr. I. 5.81; troevent
Cond. 50,968; treuvent H. C. 116, 1; E. M. II; Desch.
215; — roevent Cond. 150, 128.
Dieser Diphthong dringt sogar in eine flexionsbetonte
Form ein: wir lesen treuvon H. C. 163, 11. Die alte Form
der 1. Sg. Pr. I. tnds aber findet sich Cond. 13, 18; Desch.
93; dazu 1. Sg. Pr. Cj. truisse Cond. 102, 52.
Das altfr. aler wird in unseren Quellen meist noch
mit einfachem Z geschrieben, doch kommt auch doppeltes
wie neufr. schon zuweilen vor: z.B. aler Cond. 32, 321;
H. C. 196, 22; Doc. or. I; Cuv. 180; Desch. 13; Fr. I. 5;
ale C. de Tr. 16, 16; alon ib. 30, 3; nous alons Fr. I. 43;
alez Cuv. 65; alis Fr. I. 39; aloit Cond. 24, 50; H. C. 10,
11; aloient Doc. or. XXIII; Cuv. 58; Fr. I. 42; aZa Cond.
27, 153; H. C. 2, 2; Cuv. 447; Desch. 108; Fr. I. 38; alastes
H. C. 15, 10; alerent Fr. I. 'i^; alast Cond. 27, 127; Doc.
or. XXII; Fr. I. 122; alaissent H. C. 12, 9; Fr. I. 43; alant
Fr. I. 122 etc.; aber doch auch: aller C. de Tr. 16, 4; alle
H. C. 5, 2; allez ib. 7, 16; alloit ib. 2, 5; alloie?if Fr. I. 85;
alla H. C. 9, 15; allerent ib. 9, 4; C. de Tr. 14, 20.
Von Präsensformen sind aufserdem besonders zu. ver-
zeichnen: im Ind. 1. Sg. vay H. C. 68, 10; voy ib. 102,
19; 134, 20; vois Cond. 102, 59; H. C. 53, 3; Cuv. 54; je
TrCen vois Desch. 34 und öfter; 3. Sg. vait Cond. 66, 1552;
Beiträge zur Keniitiiifs d. franz. Sprache d. XIV. Jahrb. \^\
109, 278; voit Cuv. 939; — im Cj. 1. Sg. voise H. C. 103,
9; voie Fr. I. 78; 3. Sg. voist Cond. 57, 1213; H. C. 12,
15; Cuv. 896; Desch. 85; voit H. C. 43, 1; voise Cond.
116, 562; Cuv. 6970; 3. PI. voisent Desch. 209; Fr. II. 178 ;
voient H. C. 170, 15.
Daneben Formen von dem Hauptstamm des Zeitworts;
3. Sg. Cj. aille Cond. 41, 636; mdt Desch. 62; ail ib. 142;
1. PI. aillons Cuv. 888.
Es zeigt sich mithin immer noch ein gewisser Reich-
thum in den Präsensformen, wenn sie auch in der älteren
Sprache noch üppiger wuchern.
Die dem lat. vaclere entsprofsnen Conjunctivformen
scheinen vor den andern vorzuwiegen, wie sie ja bis in
das 16. Jh. hinein ihren Platz behauptet haben. Hervor-
hebung verdient nur der Ausfall des s in voie voit voient^
der besonders in 1. Sg. und 3. PI. zwischen Vocalen auf-
fällig ist, und die Form «v//, die Burguy nicht anführt,
welche aber gewiss nur eine andre Schreibuno; für
aille ist. i)
Von dem selbständigen Zeitwort ester von stare stofsen
wir auf einige Formen bei Coyid, und in //. C , so Inf.
ester Cond. 41, 657; 117, 573 etc.; H. C. 14, 7; Ptc. Präs.
estant Cond. 85, 2244; H. C. 223, 2; 3. Sg.Präs. Ind. esta
H. C. m, 5.
Aus der IL Conjugation ist zuerst für perdve die
Nebenform pierdre als noch im Gebrauch anzuführen, so
3. Sg. Pr. I. neben pert Cond. 33, 362 auch piert ib. 23,
10. S. oben.
Ferner kommt noch das später aufgegebene Zeitwort
occirre Cuv. 6872. 16787 oder ocire Fr. I. 34 oder auch
mit der Endung der III. Conjug. ocir Cuv. 736 vor.
Endlich ist von neufr. suivre eine der alten nahe-
') Die Stelle lautet:
Que le scisme ail trop longuement
Ell l'Eglise, c'est grant pite.
182 Otto Kuauer
kommende Fülle von Formen zu verzeichnen. Der Infin.,
der ja schon seit ältester Zeit zwischen II. und III. Conjug.
schwankt uud namentlich im picard. Dialecte der letztern
zufällt^), neigt auch entschieden mehr zu ihr in unseren
Quellen: es finden sich zwar poursivre Cond, 102, 45;
raconsievre H. C. 108, 2; dagegen in der Regel mit -ir:
sieuvir Cond, 92, 130; sieuicir H. C. 207, 22; poursieuvir
Fr. I. 179; ensievir Cond. 169, 13; Fr. L 6; raconsievir ib.
I. 88; suir Cuv. 17797; Desch. 28; raconsuir Fr. I. 85 —
also jüngere Formen, wenn schon kein suii^e oder das
ganz moderne suivre; auch suivir^ das nach Burguy im
14. Jh. auftauchen soll, ist uns nicht gerade begegnet.
Präs. Ind. kommt in den starambetonten Formen bald
mit der alten mannichfaltigen Dipbthongirüng, bald mit
ui vor, das früher nur dem Plur. zukam und erst später
das ganze Zeitwort ergrifi'en hat.
Z. ß. 3. Sg. PI. sient H. C. 12, 2; s'ensieut Fr. I. 5;
poursivent ib. I. 370; sievent Cond. 37, 489; Fr. I. 83; s^en-
sievent H. C. 3,9; sieuvent ib. 5, 15; — suit Cond. 66,
1541; Cuv. 806; s'ensuit Doc. or. XXIII; Desch. 40; pou7'-
suit ib. 16 und bereits mit hiatustilgendem v. suivent Doc.
or. XX; Desch. 247.
Die übrigen Formen schliefsen sich je nach dem an
die eine oder andre Infinitivform an, bei ui ist wie in
suivent auch zum Theil bereits Hiatustilgung erfolgt: so
sievons Fr. I. 298; poursives Cond. 14, 55; sieuwez H. C.
23, 9; suiez Cuv. 1012; Desch. 146; poursievoit Fr. I. 135;
sievoient ib. I. 58; sieuvoient ib. I. 88; suioit Cuv. 1033;
Desch. 234; suivoit ib. 152; 3. Sg. PI. Pf. ensievi Fr. I.
8; pow^sui Cuv. 535; sievirent Fr. I. 93; suyvirent ib. I.
104; 3. Sg. PI. Impf. Cj. sievist Fr. I. 85; suist Cuv. 227;
sievissent Fr. I. 122; suiront Cuv. 6802; suieroit ib. 227;
poursievroient Fr. I. 158; sieuwant H. C. 10, 18; ensievant
Fr. I, 1 1 ; suiant Cuv. 4505 ; siewi H. C. 28, 8 ; sievi Cuv.
16718; poursieuvi Fr. II. 158 etc.
' ) Ueber die dialectische Trennung der verschiedenen Infinitiv-
formen vergl. man Barguys ausführliche Darstellung. Gramm, de la
langue d'oil II. 210 ff.
Beiträge zur Kenntnils d. franz. Sprache d. XIV. Jahrh. j g3
In der III. Conjugation ist zuerst das Zeitwort hair
zu betrachten. Bei diesem beschränkt sich die Triibung
des a ZM e nicht auf die stammbetonten Präsensformen,
sondern dringt mehrfach auch in flexionsbetonte Formen
ein, wie in das Imperf.: z. B. neben 1. 3. Sg. Pr. I. je he
Cuv. TOTG; je hez Desch. 268; het Cond. 21, (31 ; Cuv. 6718;
Desch. 7 finden wir auch 3. Sg. PL Impf. I. heoit H. C.
23iJ, 5; lieoient ib. 46, Ki; Cuv. 57 oder in andrer Schrei-
bung: haioit Fr. I. 206; haioient ib. I. 79; ja sogar Jiaiioit
H. C. 25, 9, eine Form, die wiederum jenes unsichre
Tasten der Schreiber nach der entsprechendsten gra-
phischen Darstellung eines Lautganzen verräth.
Daneben sind sowohl die alten Formen mit a noch
in Gebrauch, als auch beginnt schon die moderne Ein-
mischung der Inchoativform. Wir lesen: haez'H. C. 179,
11; haoit Cond. 169, 19; Cuv. 4464 und halssoient Fr. I. 138.
Der Conj. Präs. schwankt wie früher zwischen einer
Form mit a und Sibil. und einer mit der Vocaltrübung:
3. Sg. hace Cond. 137, 1311 und hee Fr. I. 170. — Perf.
wie früher und noch gegenwärtig, nur 3. Sg. ohne -t: hay
Cond. 136, 1278; H. C. 157, 8. — Fut. haray H. C. 93,
25 und harraij Desch. 85 wie früher; haerront C. de Tr.
21, 18 mit Einschub von e aus metrischen Gründen, wie
wir es oben so häufig bei der Futurbildung fanden, oder
in die I. Conjugation überspringend. — Die Infinitivform
hdir^ die sich von ältester Zeit bis auf den heutigen Tag
behauptet hat und nur normannisch durch heir vertreten
war (Jiadir nur im Alexius), ist natürlich auch im 14.
Jh. gültig, z. B. Desch. 23.
Das aus der modernen Sprache bis auf die beiden
Participien und ein Compositum verschwundene Zeitwort
hsir ist noch in zahlreichen Formen im Gebrauch, nament-
lich bei Cond. und in H. C: z. B. Inf. issir H. C. 7, 20;
3. Sg. PL Pr. I. ist Cond. 33, 365; 125, 889; uist Desch.
175; isse?it Cond. 133, 1178; H. C. 150, 15; 2. PL issiez
Cond. 98, 79;^) Imperat. yssez Desch. 76; 3. Sg. 1. PL Pr.
') Dame, voiis issiez de la voie,
Car negligence vous dcsvoie.
184 Otto Knauei-
Cj. isse Cond. 172, 123; H. C. 66, 24; issons Cond. 174,
1790; 3. Sg. Impf. Cj. ysist ib. 149, 79; Fut. istero?is H. C.
48j 25; ysteront Desch. 225 — Alles Formen, wie sie in
älterer Zeit üblich waren, vielleicht bis auf uist, bei dem
man jedoch an die altburgund. Infinitivform ussir (neufr.
noch reussi/-) nnd mehr noch an die mittelfranzösische
oissir erinnert wird. Unsere Form würde auf einen Infin.
uissii' hindeuten.
Das Ptc. Pf. ist wie früher auf -m (-w^) gebildet: issu
Cond. 161, 25; H. C. 14, 1; issut ib. 15, 25.
Bei vesfir oder mit Diphthongiruug vtestir ist das
Ptc. Pf. noch doppelformig: vesti Cuv. 4210; Desch. 84;
Fr. I. 23; revesti ib. I. 96; viesii Cond. 13, 23 und vestu
Cuv. 15304; Desch. 18.44; Fr. I. 53; viestu Cond. 156, 328.
Das lat. audire, altfr. o'i)\ von welchem die neufranz.
Sprache nur den Infin. ov'ir und das Ptc. om bewahrt
hat, besitzt in unsern Quellen gewöhnlich noch den
Stammvocal o, die Verdumpfung ou kommt jedoch in C.
de Tr.^ Desch. ^ Froiss. daneben vor; das i der Infinitiv-
endung tritt, ganz wie früher, öfters mit in den Stamm
hinein und verschmilzt durch Synaeresis mit dem o. So
lesen wir: oyr Cond. 13, 11 ; dir ib. 18, 203; H. C. 71, 26;
Cuv. 5; Desch. 13; Fr. I. 89; Präs. Ind. 1. Sg. oi (oij)
Cond. 114, 486; H. C. 103, 15; Cuv. 3.57; Desch. 121 und
ohne t, aber mit paragog. s die merkwürdige Form os
H. C. 23, 16; 142, 13; 3. Sg. ot Cond. 21, 33; H. C. 2, 16;
oit Cuv. 407; Desch. 13; aber auch ohne -t: o H. C. 216,
17; oy ib. 219, 17; 2. PI. oes Cond. 43, 717; Fr. I. 3;
(Imperat.) oez H. C. 25, 25; Cuv. 135; Desch. 26 und wie
auch früher oiez H. C. 7,2; 32,26; 3. PI. oyent' T>esch..
123; Präs. Cj. 3. Sg. oie Cond. 20, 27; H. C. 91, 3; Impf.
Die Endung -iez im In die. Präs. kann uns nach dem oben Constatirte
hier nicht mehr befremden.
*) Anseois que de caiens issons.
Da, wie oben erwähnt, diese Conjunction den Cj. nach sich hat, auch
eissons wenigstens als Conjunctivform von Burguy I. 355 beigebracht
wird, so liegt auch in unserm Beisp. gewifs der Cj, vor.
Beiträge zur Kenntnifs d. franz. Sprache d. XIV. Jahrh. [35
Ind. 3. PI. ooient Cond. 32,340; Fr. I. 940; Perf. 1. Sg.
oij Fr. I. 68; 3. Sg. PL oit H. C. 107, 21; gewöhnlich mit
abgefallnem t: oij {oi) Cond. 26,102; H. C. 6,26; Cuv.
421. 124; oyrent H. C. 34, 4; dirent Cuv. 1541{>; Fr. I. 74;
3. Sg. Impf. Cj. oist Cond. 59, 1309; Ptc. Präs. oiant H.
C. 166, 7; Ptc. Pf. Ol ib. 3, 15; oy E. M. II; Doc. or. XXI;
Cuv. 354; Fr. I. 4; dit mit -t H. C. 145, 2.
Dagegen nur: Inf. ouir C- de Tr. 13, 15; Desch. 277;
Ptc. ouy Fr. I. 144.
Die Formen des Fut. und. Coudit. werden bald mit
einfachem, bald, wie dies zunächst im picard. und im
normänn. Dialecte üblich war, mit doppeltem r geschrieben ;
namentlich schwankt der Text des Froiss. zwischen beiden
Formen. So: orons Fr. I. 38; ores Cond. 24, 21; Fr. I.
67; orez H. C. 4, 13; oront Cond. 13, 5; Fr. I. 2; oroient
Cond. 29, 222; -
orrez Cuv. 19; orres Fr. I. 18; orrois^) C. de Tr. 24,
4; orront Doc. or. XVIII; orroit ib. XXII.
In 2. PI. Fut. oirrez Cuv. 15459, zweisilbig gebraucht,
ist wiederum Synaeresis eingetreten; Burgny belegt diesen
Vorgang bei Futurformen gerade nicht.
Desch. 57 findet sich 1. Sg. Pr. I. von esjdir (je ?»")
esjoy im Reime: moy: voy: foy^ also joy einsilbig gebraucht;
dieselbe Form führt Burguy I. 366 aus der Uebersetzung
der Disciplina clericalis des Petr. Alfonsus an in der Stelle :
Ce dist li fiz, merveilles oi,
Si sachiez que mout m'en esjoi.
Es ist hier ganz dasselbe wie bei o'ir geschehn: der
Ableitungsvocal i ist in den Stamm aufgenommen worden
und Synaeresis erfolgt.
Andere Beisp. desselben Zeitworts findet man bei
Diez, Gramm. U. 219; Burguy I. 192. Wir düifen hier-
1) Burguy führt I. 366 note (1) eineu Infin. ooir aus Partonopeus
de Blois an und bezeichnet ihn als einen Fehler; es ist wohl nur eine
ungeschickte Schreibung, die möglicherweise durch die naturgemäfse
Form des Imperf. veranlafst sein könnte.
^) Ueber die eigenthümliche Endung -ois in 2. PI. Fut. wurde
oben gesprochen.
1^6 O. Kuauer, Beiträge zur Kenntnifs d. franz. Sprache etc.
nach joir\ soweit es nicht die Inchoativform angenommen
hat, mit Recht nir anreihn.
Das neufranz. henir^ altfr. heneir ist endlich auch noch
durch einige Formen vertreten, die dem alten Infin. mehr
oder weniger entsprechen: 3. Sg. Pr. Cj. henaie H. C.
18(1, 20 und hetioic ib. 53, 15; 3. Sg. Perf. henay ib. 184,
H mit dem beliebten Abfall des -f. Von Einmischung
der Inchoativform, die doch schon bei manchen picard.
Schriftstellern des 13. Jh. vorkommt, haben wir Beispiele
nicht gefunden.
Leipzig, im Februar 1871.
Dr. Otto Knauer.
Die nordwestromanischen auslautsgesetze. 187
Die nordwestromanischen auslautsgesetze.
Die auslautsgesetze der romanischen sprachen , d. h.
die gesetze, nach welchen auslautende konsonanten und
vokale der letzten silbe bei der niedersetzung der roma-
nischen sprachen abgesehen von ihrer späteren entwicke-
lung bleiben oder schwinden — diese gesetze rühren,
obwohl die gemeinschaftliche neigung die endsilben zu
erleichtern von ihrer mutter, der lateinischen Vulgärsprache,
stammt, doch erst aus einer zeit her, da sich schon eine
östliche, eine nordwestliche und eine südwestliche spräche
mit besondern eigentümlichkeiten ausgebildet hatte,
nehmen wir eine beliebige lateinische form, z. b. cantatis^
so sondern sich 1) die östlichen sprachen mit it. cantafe,
wal. ciintafzi (euphonisch für cuntati: Diez 2'^, 245): der
auslautende konsouant ist abgeworfen; 2) die südwest-
lichen mit sp. u. port. cantais: der auslaut bleibt ganz
unverändert und eine abweichung von der lat. form tritt
nur dadurch ein, dafs nach auswerfung des inneren t^ an
welcher die auslautsgesetze keine schuld haben, synizesis
stattfindet; o) die nordwestlichen mit pr. chuntatz und
altfr. chantez^): der vokal der letzten silbe ist ausge-
worfen, worauf aus orthographischen oder phonetischen
gründen für fs pr. tz, altfr. z eingetreten ist.
Wie in diesem beispiele, so zeigen überhaupt it. und
wal., sp. u. port., prov. und altfr. ganz gleiche auslauts-
gesetze: alle etwaigen abweichungen weisen auf spätere
entwickelungen. die meisten zeigen sich zwischen dem
it. und wal., da das letztere äufserst verwildert ist: nament-
lich hat es viele vocale in letzter silbe eingebüfst, die es
noch nach dem vollständigen durchdringen der auslauts-
gesetze gehabt haben mufs. es ist mir nämlich nicht im
') auch das churwälsche mit chanteiis gehört hierher, es verhält
sich ganz und gar, wie das provenzalische: es ist im wesentlichen nur
ein pr. dialekt. ich habe es daher nicht besonders berücksichtigt.
138 Julius Zupitza
mindesten zweifelhaft, da[s für das wal. ebenso, wie für
das it. die regel gegolten hat: alle ursprünglich aus-
lautendenkonsonanten fallen ab, dagegen bleiben
alle vokale der letzten silbe. lat. ecce Idc =^ it. et,
wal. ota, ici. lat, apud = it. apjjo. lat. novem = it. nove^
wal. 7ioe. lat, siisum (sursuni) = it. suso, wal. sus. lat, can-
taham =■ it. cantava^ wal. amtüm für cuntä'^'). lat. nomen =
it. fiome, wal. nume. Iski.f rater = it., wal. /Va^e. lat. vendls :^^
it. vendi^ wal. -yMi^-«". lat. cantaf =::^ it. ccmtci, wal. cunte. da-
gegen lat. Corona =■ it. corona, wal. corone. la.t. ßore- in =
it, ßore, wal. ßoare. lat, a/i«i =: it, anni, wal, a«/. lat. crtw^o =
it. canto^ wal. zwar (■«>«/, vgl. aber ro^w- (= vo/o) und Diez
2% 243; lat. stcbtus = it. so^^o, aber wal. s?^ii5 für *suhtv^
*sifbto.
Noch mehr in die äugen fallend ist die identität der
auslautsgesetze beim spanischen und portugiesischen: v o n
ursprünglich auslautenden konsonantcn bleibt
nur s^j, von vokalen ist dagegen nur ursprünglich
auslautendes oder durch den abfall eines m in
den auslaut srekommenes e nach einfachen konso-
nanten beim nomen (also auch bei dem infinitiv)
und bei j)artikeln dem abfalle ausgesetzt.^), lat.
1) «im Widerspruche mit allen verwanten sprachen', sagt Diez 2 2,
242, 'duldet die walachische das auslautende lat. m in zwei Zeitformen,
cunfam, cuntdsem {cantabam, cantassem).' indessen ich zweifle nicht, dafs
hier formübertragungen aus den entsprechenden formen des plurals anzu-
nehmen sind, so dafs jene für cuntd, cuntdse stehen, hätte sich in dem
Singular das lat. m erhalten, dann würde unzweifelhaft auch die 1. pers,
sing. präs. conj. cuntem = cantem lauten, nicht cunt. beweisend für
meine annähme der formübertragung scheint mir wal. am = habeo.
Diez 2 2, 246 sagt über diese form: 'eigen ist am für habeo, da m sonst
nicht aus b hervorgeht.' es ist daher unbedenklich Übertragung aus
dem plural am für avem =: habemus anzunehmen.
2) auslautendes /•, das sich eigentlich nur in partikeln zeigen sollte»
wie super, inter, tritt hier durch umspringen des er in re in den inlaut:
sp., port, sobre, entre. ist so vielleicht auch sp, iibre, port. livre = Über
zu erklären oder, was mir wahrscheinlicher vorkommt, gleich lat. * Ube-
rem zu setzen? schwer ist es über die von Diez 1\ 210 angeführten
fälle zu urteilen: nur in <^ort. goto = lat, guttur ist r sicher abgefallen.
3) eine bestimmtere regel über das c habe ich leider bisher nicht
finden können.
Die nordwestromanisfhen auslautsgesetze. 239
cantafHus = sp., port. c an famos, lat. cantat =^ cnnta. lat.
cantabam = sp. cantaba, port. cantava. lat. novem == sp.
iiueve, port. ?eoiv; aber lat. clecem = sp. «Zt^^, port. cZe^'. lat.
chortem = corte^ aber florem = flor. lat. m'/k? = sp. sm,
port. sem'^ aber lat. aw^g bleibt u. s. w. lat. cantasti = sp.
port. canfasfe. lat. ccmfo bleibt, annum gibt sp. ano^ port.
a;««o 11. s. w. auf ausnahmen lasse ich mich bei den öst-
lichen u. südwestlichen sprachen nicht ein; es kam mir
hier nur darauf an die gesetze zu formuliren um den
verschiedenen weg, den die einzelnen sprachgruppcn ein-
ireschlao-en haben, zu constatiren. nur bei den nordwest-
liehen sprachen werde ich auch auf alle ausnahmen ein-
gehen, da die sache hier nicht so klar liegt, wie bei den
iibrigen.
Zwar das sresetz ist nicht zu verkennen: von
ursprünglich auslautenden konsonanten bleiben
7', s, beim verbum auch #, von vokalen in letzter
silbe nur a. rücksichtlich des t scheiden sich dann die
beiden sprachen, worüber weiter unten, es finden sich
aber vielerlei wirkliche und scheinbare ausnahmen von
den letzteren wird zu zeigen sein, dafs sie bei richtiger
anschauung wegfallen, von den ersteren, dafs an dem ver-
lassen des gesetzes nicht laune der spräche, sondern
irgend eine notwendigkeit schuld ist. ich werde beide
arten immer gleich nach den belegen für die durchführung
der gesetze besprechen.
I. das konsonantische auslautsgesetz.
A. es bleiben r, .9, beim verbum auch t.
1. r ist durchweg erhalten, aber es ist dabei ein
euphonisches gesetz der nordwestromanischen sprachen zu
beachten: eine konsonantverbindung, deren letzter teil r
war, galt im auslaut als unaussprechbar: es wurde ihr
ein e angeschoben, oder, wenn vor dem r ein reibungs-
geräusch stand, ein e vor r eingeschoben ^). für das erstere
kann man aus dem zend die erscheinung vergleichen,
') der 2. fall guhürt eigentlich nicht hierher, aber ich wollte die
beiden ähnlichen crscheinunsjeu nicht trennen.
190 Julius Zupitza
dafs einem ursprünglich schliefsenden /• immer e beigefugt
wird: autark = skr. antar (Bopp vgl. gr. 1^, 55); mit dem
letzteren lat. ager für cigr^ über für libr^ die ausspräche
von fr. niediocre^ engl, theatre u. dgl., ahd. prvoder got.
bro^rs und br6p7' gegenüber u. s. w. in dem ersteren uns
hier vorläufig allein beschäftigenden falle ist der konso-
nant vor dem auslautenden r sehr häufig in einen vokal
übergegangen, aber das angeschobene e ist geblieben: so
gibt lat. salüator pr. salvadr-e^ salvciir-e^ altfr. sauveire;
servitor servidr-e^ serviire^ servire^ imperator eniperaire^ altfr.
auch eniperere; pater ^v. paire'^)^ afr. peire^ pere. pastor^ pr.
2Jastre, altfr. paistre, lat. minor = pr. menre, afr. mendre. lat.
melior = pr. melher^ afr. mialdre. major = pr. majer^ altfr.
maire. semper = senipre.
eine scheinbare ausnähme bietet pr. sor^ altfr. so?*,
suer = lat. soror', in dessen steht sor für sorr, weil im
auslaut nur der einfache konsonant zu hören ist. soll rr
gehört werden, so tritt pr. sorre ein.
2. s.
a) belege, lat. Coronas = pr. Coronas, altfr. corones. lat,
annus = ans. lat. annos ==; ans. lat. *ßoris und flores =
flors. imperatores (als acc.) = pr. emperadors , afr. empe-
re{d)ors, bonus und /^o/?^)« = 6o;«6'. bonas = pr. bojias^ afr.
bones. legalis und legales = pr. legals, afr. ^e«^6-. cantas =
pr. chantas^ afr. chantes. intus = t«5, afr. auch t'/?^ (für iVz^s).
b) scheinbare ausnahmen.
a) kaum ist nötig zu erwähnen, dafs in formen, wie
pr. chantatz^ fr. chantez = lat. cantatis tz^ resp. 0 nicht
etwa, wie öfter im walachischen, aus ^ entstanden ist, so
dafs das s abgefallen wäre, sondern f^, 2^ sind orthogra-
phische oder euphonische Vertreter für ts: so auch in /orte,
afr. forz = fortis, fortes.
ß) wenn man als nom. pl. im pr. fruit .^ mon(t), par,
jove(n) u. s. w. (Diez 2, 36 fg.) und entsprechende formen
im altfr. findet, so sind diese nicht = lat. fructuSj montes,
pares, juvenes u. s. w. zu setzen, sondern, indem die wörter
aus der o. in die 2. deklinazion übergetreten sind = '^[fructi,
') in falscher analogie auch aer — ^ pr. altfr, (lire neben aers, uirs.
Die nordwestromanischen auslautsgesetze. |9|
^motiti, *paH^ *juveni. so auch nom. pl. imperador, emjie-
re(d)or = *imperaton. beim adjektivum, das im singular
für masc. u. fem. mir eine form hat, nom pl. masc legal^
altfr. lecd^ fort = *Iec/ali, *forti.
Y) „die indeklinabelu" ^) ors^ sens u. s. w. stehen im
nom. sing, und acc pl. für orss^ senss u. s w. = ursv8
und ursos^ sensus. es ist ganz derselbe fall, wie oben bei
8or = soror.
5) niemand lasse sieh dadurch, dafs Diez 2"^, 68. 60.
70 und Bartsch ehrest, prov. 418, ehrest, de l'anc. fr. -181
die reste organischer Superlative ohne s aufFühren, zu dem
glauben verleiten, dafs formen, wie pesme, pr. santisme,
afr. saintisme^ nominative des sing. masc. seien: es sind das
nur formen = pessiinum^ pessimi u. s. w., im altfr. auch
(mit e statt a) = pessima^ pesnmom. der nom. sing. masc.
u. acc. pl. masc. niinmt s an: santismes = sanctissimus u.
sanctissimos; das fem. prov. a: santisma^ y»!. sanfismas (z,
b. en santismas foiis lavada: Raynouard unter santisme).
e) wenn im prov. lateinischem ?nus bei der konjuga-
tion nicht 7ns, wie im altfr. gewöhnlich fis. entspricht,
sondern m, so ist nicht ein verlassen der auslautss'esetze
daran schuld, sondern der umstand, dafs „der plural der
person dem sprachsinne mit blofsem 7n hinreichend aus-
gedrückt schien". Diez 2~, 185. zu vergleichen ist damit
das öftere vorkommen der endung t in der 2. pl. statt
tz = lat. tis^ die sich namentlich in dem bruchstücke der
alten Übersetzung des Johannesevangeliums zeigt (Bartsch
7, 25 ff): fcizat, sabet, serct u. s. w. ahd. m neben ntcs
ist aber nicht zu vergleichen, da jenes wohl auf ma,
dieses aber auf * mansi zurückgeht (Scherer zur gesch. d.
d. spr. 180 ffj, wohl aber germanisches m im dat. pl. für
WS, das das litauische bewahrt hat imd auch das germa-
nische, wenigstens das ostgermauische, abzuwerfen durch
die auslautgesetze nicht gezwungen war, = skr. bhyas,
lat. bns. der dativ schien dem Sprachgefühl durch m hin-
reichend bezeichnet. — Uebrig-ens ist das 6 noch erhal-
1) sie heifseu mit demselben rechte oder unrechte so, mit dem
man ahd. ylint = got. öiinds, LUnda . öHnd das untiektirte adjcktiv
nennt.
192 Julius Zupitza
teil worden in der form esu/es (euphonisch für esms^
nicht = altlat. esitnms^ sondern, wie auch altfr. esmes nach
der 2. pl. esi'is gebildet: Diez 2% 211): im Boethius 6, wo
mit Bartsch zu lesen ist per cui sah esmes per pur tan
quell clamam (Diez las salv esm, esper) und in einem
Marienlied ,,w so noel de virgine Maria'-'' Bartsch 18, 15.
dies scheint mir aufs unzweideutigste zu beweisen, dafs
der abfall des s nach m jünger ist, als das konsonan-
tische auslautsgesetz.
3. t wird ursprünglich beim verbum geblieben sein,
aber in den erhaltenen denkmälern scheiden sich die
beiden sprachen.
a) das provenzalische behält das t nur nach betonten
vokalen, also nur in der 3. pers. sing, des prät. ind. der
schwachen verba: chantet = ''^' cantevit für cantavit^ vendet =
*vcndevit für vendidit^ part'it = *parthnt für partitus est:
doch findet sich für partit auch part'i, vielleicht in falscher
analogie mit starken formen, wie vi = vidit. in cliantet
u. s. w, erhielt der ton auf der letzten silbe die genauere
ausspräche und schützte so das t.
b) das altfranzösische behält anfangs alle auslau-
tenden t beim verbum: so nicht nur chantät^ vendet^ partit^
sondern auch sot oder sout = sapuit; dist =^ dixit;
fist = fecit; cliantet = cantat; chantast = canta(vi)sset ;
vendent = vendunt; mesdrent = miserunt u. s. w. erst
im 13. jahrh. wurde auch im altfr. t in Branchen formen
aufgegeben: Burguy, langue d'o'il 1^, ^15. 225.
B. es fallen ab c, t7, m, n und alufser in den oben
besprochenen fällen auch t. /, das im lat. auch als end-
laut vorkommt, fällt beim romanischen weg, da z. b. nicht
mel, animal, sondern '^'niellis, *animalis^ resp. *nielleih^
"animalem den bildungen zu gründe gelegt und wörter,
wie nihil, vel, simul ^), aufgegeben werden.
1. c fällt ab in lat. die = pr., altfr. di; Itoc = o;
1) simul ist, was mir erst bei der korrektur einfällt, doch erhalten
in der Pass. Chr. 104 als senps (für semps, dies mit euphon. p für serns,
dies mit angefügtem adverbiellen s für sc«, welch letzteres nach den
lautgesetzen zu erwarten wäre) und in pr. ensems, it. insieme = lat.
*i}i simul gegenüber fr. ejiseinöle, it. I.nseinbrt — lat. *■ in tiimulum.
Die nordwestromanischen auslautsgesetze. J93
nec = ne; sie = si', ^eccehic = pr. aissi, iv.ici^')\ * altert
knie = autrui; *illuic = lui; *ecce illuic = celui. nur
für das einsilbige hoc findet sich neben o auch oc und
stäts afr. avoc^ nfr. avec = apud hoc. ferner gibt Jianc
horam^ weil beide wörter als eines zusammengefafst werden,
pr. ancora, altiv. aticore, encore. auch pr. f/wnc, ado?ic, fr.
dofic = *acl tunc hat im auslaute einer betonten silbe c
erhalten, aber afr. iUoc^ das Diez 1, 2'2>< hierher rechnet,
kann unmöglich lat. illoc sein, da in diesem der ton auf
der ersten silbe ruht, hätte es afr. nur il geben können,
afr. illoc ist den auslautsgesetzen gemäfs illo loco.
2. d ist abgefallen in qve ^ qvid; a =^ ad; ab, ap =
apud: doch die beiden ersten sind schon im lat. einsilbig
und man findet daher auch afr. qued, quet, pr. quez, az u.
dgl., ja im afr. auch 0(7, ot als nebenform von ab = apud
aus avd^ avd.
3. m.
a) belege, lat. coronam mufs ebenso, wie corona., pr.
Corona, difr. coro7ie geben; lat. annum = an; die lat. end.
des gen. pl. orum = or in lor = illorum, crestianor ^=
christia7iorum u. s. w. \2it.fl0rem = flor; fortem = fort;
meliorem = pr. melhor, afr. meillor; cantabani = pr. chan-
tava, afr. chanteve (chantoie); susum (sursum) -= sus.
b) ausnähme, bei einsilbigen verhinderte der accent
oft das abwerfen des in: doch erhielt sich nicht ?», sondern
n (vgl. gr. -c-v, lit. tq für älteres ta-n, got. tha-n-a, ahd.
dc-n gegenüber skr. ta-m, lat. is-tii-m). so gibt lat. rem
pr. ren, fr. rien; sunt = pr. son; sum für smim = pr., fr.
son. bei quamdiu = pr. quandius; tamdiu= fr. tandis kann
auch die zusammenziehung in ein wort an der erhaltung
des m als n schuld sein, wenn man (z. b. Bartsch pr. 2i'>, 1)
quam pouc findet, so ist das zu beurteilen wie em paradis.
4. n. es kommen hier abi^esehen von einsilbi2;en,
wenn ich mich nicht teusche, nur lat. neutia auf -en, gen.
-inis in betracht. diese konnten im romanischen auf
zweierlei weisen behandelt werden, jenachdem man von
einem masc. acc. auf *inem z. b. ^noniineni oder einem
1) prov. i, hi, Ir. ;/ ist, wie ii- in den Strafsburger eideo und it.
ivi, rt zeigen, = lat. ibi.
Jahrb. f. rom. u. eiicl Lif. XII. 2. 13
]^94 Julius Zupitza
neutralen auf en^ nometi ausging, das erstere geschah im
span.: altsp. nomne^ nsp. 7iomhre (Diez 1 -, 201); das letztere
sonst, also auch im nordwestromanischen, daher ent-
sprechend it. nome^ wal. nvme^ port. nome pr. und afr.
nach dem vokalischen auslautsgesetz und mit dem s des
nominativs nom-s. bei einsilbigen Wörtern kann n im prov.
nach belieben stehen oder fehlen, d. h., das auslautsgesetz
hat es unberührt gelassen, es teilt aber (und elienso aus
711 entstandenes 7i) das Schicksal des durch lautabfall erst
auslautend gewordenen n: also no und no?) ; c und en; afr
nur en, non.
5. t.
a) das provenzalische hat im gegensatz zum afr. auch
beim verbum auslautendes i^ unbetonter endsilben abge-
worfen: lat. sapitit gibt mit metathesis des u saup; dixit
mit erweichung des c von .^• in i zunächst diis, dann disi
fecit., je nach dem verhalten des c fec^ fei oder/ö. cantat =
canta; *vendihat für vendebat = vendia; *cantesset für
canta(vi)sset = chantes; vendunt = vendon; cantent ^=
chanten; miserunt = mesdren; erit = er u. s. w.
b) gemeinschaftlich in beiden sprachen ist bei nomen
und Partikeln der ab fall des t: lat. caput wird cliap^ chef
oder mit dem s des nominativs chaps, chefs. ein zweites
beispiel vom nomen kenne ich nicht, bei den einsilbigen
Partikeln et, avf kann aber t auch bleiben: daher neben e
auch et, ez; neben pr. o auch oz^ doch afr. nur o, ou.
11. das vokalische auslautsgesetz.
A. es bleibt a, im altfr. aufser in den ältesten denkmälern
als e. lat. corona und coronam = pr. corona, afr. Corona^
später corone. Coronas = Coronas^ corones; bona, bonam =^
ho?ia^ bone; bonas = bonas., bones. lat. amas = pr. amas.,
afr. aimes; lat. a7nat = pr. ama, afr. aimet. lat. amabam.,
amabas, amabat = pr. amava, amavas.^ amava, afr. aimeve^
aimeves, aimevet (oder aimoie u. s. w.); lat. veTidam^ vendas
= pr. venda^ vendas., afr. vende^ vendes. unquam = pr.
onca oder mit angefügtem s ojicas.^ altfr. Eul. omqui und
onqui „mit aufiallender endung i" statt e für a, gewöhn-
lich onques. darum ist pr. soJrrc nicht, wie Diez 2, 4,'jl>
Die nordwestromanischeu auslautsgesetze. 195'
annimmt, = lat. supra, it. sopra^ sovra, afr. sore (Eul. sovre)^
sondern = lat. super, afr. swr, sor; woraus sich auch
ergibt, dafs afr. sirr und sore^ die Bartsch ehrest, de l'anc.
fr. 660 als identisch hinstellt, zu sondern sind.
B. alle andern vokale ^) fallen in letzter silbe ab oder aus.
1. e.
a) belege, ßorem gibt ßor; ßores = ßors; imperato-
rem = emperador, afr. empere(d)or ; imperatores = empera-
dors, empere(d)ors; fortem = fort; fortes ^ fortz^ afr.
forz; cantavisset = pr. chantes^ afr. chantast; aviare = pr.
amar^ afr. amer; *partire = partir; inde = pr. en (für
enf), afr. iVi^, t'n^, ew; *ab ante = pr. «ra?i, fr. avant.
b) ausnahmen,
aa. wirkliche.
a) einsilbige wörter, wie quem^ rem konnten natür-
lich das e nicht aufgeben.
ß) wäre in formen, wie lat. cante/it , amejit, das e
ausgefallen, so wären ganz unaussprechbare oder jeden-
falls sehr schwer aussprechbare konsonantenverbindungen
entstanden; deshalb bleibte: pr. chanten^ ah. chantent; pr.
amen, afr. aiment. so auch cantassent = pr. ckantessen^
afr. chantassent u. s. w.
7) auch mvlier konnte sein e nicht aufgeben, weil
nach mouillirung des l eine unaussprechbare konsonanten-
verbindung eingetreten wäre, daher der nom. mölher^
afr. möllier oder, wie sonst geschrieben wird.
8) lat. canta(vi)sses sollte nach der regel pr. chafttess-s-,
afr. chantäss-s geben, was nicht anders lauten würde, als
chantes^ chantäs. dieselbe form ergibt sich aber in beiden
sprachen^) aus lat. cantavisseni^ im prov. auch ans c(i?i-
tavisset. der Unterscheidung halber wurde daher in der
2. pers. das e nicht ausgestofsen : so chantesses, chantasses
und entsprechend in den andern konjugationen. •
1) es kommen nur die einfaclien vokale in betracht: ae, oe, oe zeigen
sich nicht in nordwestromanischeu endsilben, au und ui nur in einsil-
bigen Wörtern oder betont: aut =z o, illüic = lui u. s. w. lange und
kurze vokale werden gleich behandelt, weil in unbetonten silbeu gleich-
mäfsig kurz gesprochen. Diez 1 ^, 456.
2) im altfr. ist freilich in den erhaltenen denkmälern chantas
durch rha»taf!<e verdrängt; s. unten bb, S.
13*
2^96 Julius Ziipitza
bb. scheinbare,
a) eine ausnähme scheint ferner zuzugeben zu sein,
wenn man die paradigmen mustert. Diez 2, 189 gibt als
pr. präs. conj. der 1. schw. konj. cJiant-e, chant-es^ chant-e
und erst in 2. reihe für die 1. u. 3. person auch chan;
ebenso Bartsch ehr. prov. 42') ame, ames^ ame^ erst in 2.
reihe am. für das alti'r. gibt Diez 213 cliant-e.^ chant-es,
ckant-et und in klammer hinter dem letzteren t, was wohl
heifsen soll, dafs für et auch t eintreten kann; Bartsch
ehr. de Tanc. fr. 485 nur die formen mit c. darnach
könnte es scheinen, dafs das ausfallen des e, wo es statt-
findet, erst spätere entstellung ist, das auslautsgesetz es
unangerührt gelassen habe, aber dem glaube ich aufs
entschiedenste widersprechen zu dürfen, sagt doch Diez
2, 190: ,,der konj. (im prov.) legt in der 1. u. 3. sg.
nach konsonanten, selbst stummen, sowie nach diph-
thongen, sein flexivisches c willkürlich ab. nach ein-
fachem vokal ist diese apokope sogar regel. auch die
2. sg. elidirt, wenn keine härte entsteht, ihr e
häufifr." wie häutiaj kann man aus dem reimlexicon im
Donatus provincialis ersehen, fürs prov. steht demnach
die Sache unzweifelhaft so: ursprünglich fiel vermöge des
vokalischen auslautsgesetzes das e im sing. präs. konj.
der konjugation auf cf?'ß aus bis etwa auf fälle, wo der
stamm auf einen zischlaut ausging, weil sonst die 2. person
mit der 1. u. ;;. zusammengefallen wäre, also nur am,
chan(t); ams, chantz (chans)^ aber von laissar^ cessar in der
2. pers. laisses, cesses^ damit sie nicht mit der 1. u. 3. laiss,
cess zusammenfiele, auch vielleicht härten vermied man
durch das beibehalten des e. später aber brauchte man
e auch ohne* diese gründe als willkommenes auskunfts-
mittel beim vers und reim und das veranlafste wol auch
die regel, dafs, wie in den übrigen konjugationen a durch
den ganzen konj. präs. durchsteht, so auch in der auf
ai^e eigentlich e durchstehen müfste. unterstützt wird
meine erklärung, wenn ich nicht irre, durch die ganz
ähnliche erscheinung, dafs im konj. prät. statt der form
chanteSy chantesses, chantea u. s, w. nach venda, vendas,
Die nordwestromanischen auslautsgesetze. X97
vciida auch chcmtessa^ chantessaSj cha7itessa vorkommt.
Diez 2, ISG.
Ebenso steht es, glaub' ich, mit dem altfr. in der
1. u. 3. pers. sing. präs. conj. kann das c auch hier fehlen.
Burgu}", gr. de la langue d'o'il 1, p. 238: „cn poesie on
retranchait quelquefois Ve de la premiere personne" und
,,on voit par ces exemples que dans quelques cas Ve (der
3. jjerson) se syncopait devant le f." Burguy spricht
nur von qii^lquefoi,^ nnd quelques cas. Diez dagegen 1\
214 sagt ganz entschieden: „die 3. sg. des conj. läfst ihr
flexivisches e, wie im prov., jedesmal fallen, wo die
Lautgesetze es erlauben" (d. h. dort, wo keine härten
entstehen), das alter dieses ausfalls sieht man daraus,
dafs euphonische Veränderungen vor dem t ohne e statt-
finden. D. 2, 215. wäre nicht ursprünglich abfall des e
regel gewesen, so wäre in solchen fällen sicher e geblieben,
und so glaube ich denn, dafs auch in der 2. person nicht
ai//ies, sondern ainis die älteste form war, obgleich diese
nicht zu belegen ist. dafs im afr. das e eindrang, war
noch natürlicher, da in den andern konjugationen sich das
ursprüngliche a des konj. präs. in e schwächen inufste.
nach alledem würde ich als paradigma aufstellen: prov.
1. am [ante]. 2. ams [ames]. 3. am \_ame]. altfr. 1. aim,
[aime]. 2. ai)7is? aimes. 3. aimt \aimet\. nicht die den
lateinischen zunächst stehenden, sondern die das romanische
princip am reinsten ausprägenden formen gehören im
paradigma an die erste stelle.
ß) auch nur scheinbar ist die ausnähme bei Infinitiven,
wie vendrc^ dire, segre^ die zu beurteilen sind, wie cmpe-
raire, servire, paire: das e ist euphonisch, s. oben TAI.
7) in fällen, wie comte (conte) = comitem, cointes
(contes) = comites zu dem nominativ cons, cuens = comes',
femer omne = liominem^ omnes = homines zum nom. om =:■
homo', agradahle, agradahles^ afr. agreable, agrcahles =
* adgratabilem, * adgratabilcs u. s. w. ist das romanische e
nicht aus dem lateinischen beibebalten, sondern euplionisch:
es tritt bei ähnlichen konsonantverbindungen, die in den
auslaut oder vor ? kommen sollten, auch dann ein, wenn
198 Julius Zupitza
andere vokale abgefallen sind. vgl. unten 2. b. bb. ß. 3.
b. bb. y. 4. b. bb. a. bei omne, omnes kann n auch
schwinden und doch bleibt das e: also owö, omes.
5) fr. chantasse für lat. cantassem, pr. chantes ist durch
vende^ l^arte veranlafst: es ist ganz das pr. chantessa ■=
lat. *cantassam^ hat aber die ursprüngliche form chantäs
vollständio: verdräno;t.
2. *.
a) belege, anni gibt aw; panis = pans^ pains; honi =
hon; fortis =forfz, forz; vendis = vens; *partis ^partz^parz;
cantatis = chantatz^ fr. cliantez\ canta(tn)sti = pr. chantest,
fr. cliantas (für chantast wegen chantast = cantavisset) ;
sapui =■ pr. saup; misit = pr. mes, altfr. wmf; ms = ers;
erit = pr. gr, altfr. ert.
b) ausnahmen,
aa. wirkliche.
a) einsilbige wörter, wie qui, li (aus illi)^ si (sie) u. s. w.
ß) in der 1. pers. sing. perf. ind. prov. chantei^ vendei,
parti^ altfr. chantai, vendi, parti =^ canta(v)i (pr. *cante(v)i)^
*vende(v)i (altfr. *vetidi(tj)i), *parti(v)i. v ist vor der
Wirksamkeit des vokalischen auslautsgesetzes geschwunden,
worauf synizese stattfand und aus n schliel'slich i wurde,
der accent schützte sodann vor Verstümmlung, ebenso
sind zu beurteilen fui^ mei, tei^ sei (pr. auch moi^ toi, soi) =
lat./w^, mci, tni^ sui.
y) in der 2. person plural. perf. ind. entspricht lat.
cantastis oder vielmehr *cantestis pr. chantetz für chantestz:
das i ist da regelrecht ausgeworfen, die dem prov. uner-
trägliche Verbindung sfz durch ausfall des s beseitigt, wie
es ja auch Critz^ tritz für Cristz^ tristz = lat. Christus,
tristis heifst. auch den organen des Nordfranzosen wider-
strebte sts: deshalb heifst es in der Eulalia (Diez s. 31)
Krist im nominativ statt Krists^ später auch in provenza-
lischer weise Criz, wie oz für osts = hostis, keines
dieser beiden auskunftsmittel, abwerfen des zweiten oder
des ersten s, war im altfr. anwendbar bei der 2. pl. perf.
Ind., wenn nicht zusammenfallen dieser form mit andern
eintreten sollte, denn 1) wäre cantastis zu chantaz ge-
worden, so wäre es mit chantaz (das später chantez
Die nordwestromanischeii auslautsgesetze. X99
lautet) =■ cantatis zusammengefallen. 2) wäre es zu
chantast geworden, so wäre es mit chantast = cantavisset
zusammengefallen, wie nun um zusammenfallen mit der
letzteren form zu vermeiden lat. cantasti nicht chantast^
sondern c/tanfas gibt, so wurde in dem vorliegenden falle
das i der lat. form als e erhalten.
bb. scheinbare ausnahmen zeigt a) das paradigma bei
Diez und Bartsch, nicht vendes, vens; partes^ partz darf
im pr. das paradigma lauten, sondern umgekehrt; es ist
das ganz derselbe fall, wie beim präs. konj. der verba
auf are; nur dafs hier die Sache noch viel unzweifelhafter
ist, da das fr. ganz durchgehend das e synkopirt. so
wird es ursprünglich auch in der 3. person gewesen sein.
Burguy hat in seinen paradigmen mit recht nur die
formen ohne e.
ß) in adj. auf bl (= lat. bili) ist euphonisches e ein-
geschoben: agradable-s^ agreables.
3. 0.
a) belege, lat. annos =^ ans; soror = sor für sorr;
haro = pr. bar^ afr. mit s bers; homo = om; nepos =3 pr.
neps^ altfr. nies; bonos = bans; octo = pr. oit, fr. huit ;
amo = am^ aim; fcrio = pr. feri; ero = er; catitando ^=
chantan(t); quaiido =■ pr. qua)i(f)^ afr. qiui/ul., quant.
b) ausnahmen,
aa. wirkliche.
a) bei einsilbigen: pr. los, fr. geschwächt les = illos;
lat. duos = dos; hoc = 0, oc. vgl. aber dels, als.
ß) in folge von synizese, wobei das pr. 0 meist zu
u wird: ego mit ausfall des g wird pr. cw, altfr. auch eo;
meos gibt prov. mens, was auch teus^ st'i<s nach sich zieht,
bb. scheinbare.
a) wenn Ugo neben Ug = ahd. Hiigo vorkommt, so
ist das wohl lat. oder deutsche, nicht rom. form.
ß) es ist eine unhaltbare ansieht Diezens (1, 162),
dafs in prov. formen, wie ami = amo, das 4 aus dem 0
geschwächt sei. wäre 0 nicht abgefallen, so hätte es sich
sicher unverändert erhalten, wie in los. auch Bartsch
scheint aber Diezens ansieht zu teilen, wenn er ehrest,
prov. 423 sagt: „la V personne du pres. rejette ordinaire-
200 Julius Zupitza
raeut ViCe), qui ne persiste que dans les verbes dont le
radical se termine par l ou par r. " er hätte sonst nicht
von einem rcjeter und persister gesprochen, doch hat
Diez 2, 185 schon den weg zur richtigen auffassung der
Sache angebahnt er sagt da: .,eigentiimlich ist in der
1. sg. des ind. (präs.) die ihr zukoinineude endung t, die
aber meist wegbleibt, im Boethius z. b. gar nicht vorkommt,
vielleicht beschränkte sie sich anfangs auf solche fälle,
in welchen die vorhergehende konsonanz einen vokal ver-
langte^ wie in sofr-i von sufero (vgl. das subst. laire von
latrd) und ward nach und nach allgemeiner, für i trat
auch e ein, zumal wenn der stamm bereits ein i enthält."
hier ist alles richtig bis auf die noch nicht aufgegebene
entstehung des / oder e aus o. o ist aber abgefallen:
dadurch entstanden mitunter im auslaut unerträgliche Ver-
bindungen, wie auch beim substantivum emperadr-^ des-
halb niufste ein hilfsvokal eintreten, dafs hier gerade i
vorzugsweise beliebt war, daran waren wol die verben
auf io oder die mit ihnen ganz gleich behandelten auf eo
schuld, die o nach der regel abwerfen, i behalten und e in
i wandeln, freilich ist dieses ?", wenn es, was die regel ist,
nicht spurlos verschwindet (z. b. pari = *partio)^ meist
durch mouillirung oder konsonantirung (valli und valc =
valeo) so zu sagen latent geworden, aber es zeigt sich
doch noch als i z. b. in sai =^ sapio, ai = habeo (Diez
2, 19.5 f.), avzi = audio, fcri = ferio (Bartsch 20, 31). -^
Beweisend fiir diese ansieht scheint mir das altfr. , wo
sich e nur ganz vereinzelt zeigt (Diez 2, 214).
Y) dafs auch laire sein e nicht dem o des lat. lafm
verdankt, sondern der Verbindung tr (romanisch dr), die
in den auslaut kommen sollte, ergibt sich schon aus dem
vorhergehenden.
6) endlich in sordejer = sordidior, mäjer = major
senher = senior^ Icvger = levior ist das prov. e nicht
Schwächung des lat. o, sondern, nachdem dieses o aus-
gefallen, entstanden unerträgliche konsonantverbindungen
im auslaut, die, da hier dem r reibungsgeräusche vor-
hergehen, durch einschiebung eines e vor dem r auf-
gehoben wurden (vgl. I A 1).
Die nordwestromaiiischen auslautsgesetze. 201
4. u.
a) belege, anmis gibt ans, annum = an; bonus
bonum = bons, bon; christia7iorum •=. crestianor ; ülorum =
lor; caiitamvs = afr. chantons, pr. chantam für chantams.
lat. pressuvi =^ pres; aliorsum = alkors, aillors; intus =
ins^ ens; subtus = pr. sotz, afr. soz, nfr. sous; apud = ah, ap.
b) ausnahmen,
aa. wirkliche.
a) bei einsilbigen: tw, con = cum\ lo = illum.
ß) bei synizese: lat. deus, deicm ^= deus, deu; pius,
piwni = piiis, piu; lat. mens, tyiewn = meus, meu; so auch
teus^ seus.
y) bei sonst eintretender unaussprechbarkeit: ven-
dunt = vendon, vendent.
bb. scheinbare.
a) bei diables, pobles, libres, disciples, albres u. andern
Wörtern mit konsonantverbindungen , deren letzter teil r
oder l, ist e nicht Schwächung aus u, sondern (Diez 2,
2-]7. 243) euphonisch eingeschoben, ebenso bei santisynes
und den übrigen organischen Superlativen, auch bei den
subst. auf sw (basmes, blasmes), pt (doptes) u. s. w., nament-
lich auch auf palatales g (auch tg geschrieben) wegen der
mehrfachen konsonanz (g =^ d -\- tön. seh), die vor s
und im auslaut unerträglich.
ß) bei dem afr. chantames = pr. chantem =■ lat.
canta(vi)mus ist e nicht aus u zu erklären, sondern aus
der analogie der 2. person chantastes: mulste diese zwei-
silbig bleiben, so blieb es auch die erste, es stützt diese
erklärung, wie ich glaube, die später noch einmal wirkende
analogie, vermöge deren auch diel. person eins vor7?i bekam:
chantasmes, weil chantastes, womit sich im hochdeutschen
die alemannische und bairisch- österreichische einfügimu;
des n auch in die 2. pers. pl., weil die 3. ein n. hat, ver-
gleichen lälst.
Auf diese weise zeigt sich auch im prov. und altfr.
strenge durchführung der auslautsregeln: wo sie nicht
beachtet sind, ist immer ein zwingender oder (und das
ist im wesentlichen dasselbe) verführender grund daran
202 Julius Zupitza, die nordweätromaiiischeu auslautsgesetze.
schuld, nicht lauiie der spräche, ebendarum kann es
aber auch nicht laune sein, dafs grade diese und nicht
die andern laute bleiben oder schwinden, bei den vokalen
ist es wohl klar: a derjenige laut, bei dem die sprach-
werkzeuge am wenigsten von ihrer läge im ruhestande
abweichen, der ihnen also nur geringe anstrengung zu-
mutet (vgl. Scherer zur gesch. d. deutsch, spr. s. 22), ist
geblieben, die übrigen sind abgefallen, warum aber
blieben ä, r u. zum teil t'i das .letztere wol nur aus
griinden der deutlichkeit um die 3. person besonders zu
bezeichnen, s u. r aber gewifs aus demselben gründe,
wie im ostgermanischen, weshalb ich auf Scherer a. a. o.
s. 163 fg. verweise.
Breslau, 17. December 1870.
Julius Zupitza.
Zum Pariser Glossar 7692. 20c
Zum Pariser Glossar 7692.
Von den der gfrofsen Pariser Bibliothek zuo-ehörenden
lateinisch -französischen Glossaren, die namentlich von
Carpentier benutzt und im siebenten Bande der Henschel-
schen Ausgabe des Du Gange S. 442 aufgezählt, sodann
theilweise durch Littre im zweiundzwanzigsten Bande der
flistoire litteraire de la France in der „Glossaires" beti-
telten Abhandlung S. 1 — 38 besprochen sind (auch Diez,
altromanische Glossare, S. 4, Anmerkimg), ist dasjenige
der Handschrift 7692 ^) durch Conrad Hofmann zu genauerer
Kenntnifs gebracht, wenn auch nictit vollständig abge-
druckt worden. Das von Hofmann in Uebereinstimmung
mit Littre an den Anfang des vierzehnten Jahrhunderts,
im Index zu Du Gange gewifs mit Unrecht ins dreizehnte
gesetzte Glossar ist an ungewöhnlichen französischen
Wörtern nicht eben reich; Hofmanns Auszug, ,,der alle
etwas seltenen Wörter (im Ganzen etwa ein Zehntel) ent-
hält'% gibt des dem Lexikographen der altfranzösischen
Sprache Gleichgültigen, oder doch nur für die Charakte-
ristik der Sammlung Bedeutsamen immer noch genug:
auch nimmt heute der Urheber des Glossars in der
chronologischen Folge der Verfasser gleichartiger Arbeiten
nicht mehr die zweite Stelle ein, welche Hofmann im
Jahre 1868 ihm anwies, da ihm aus früherer Zeit nur das
Vocabulaire von Evreux bekannt war; denn seither ist
das zwar wenig umfangreiche, aber seltene, in gleich-
zeitigen Denkmälern sonst schwerlich nachweisbare Wörter
in grofser Zahl bietende Glossar von Tours aus dem
zwölften Jahrhundert durch Leopold Delisle abgedruckt
worden (Note sur un Manuscrit de Tours renfermant des
1) Auf dem Titelblatt und dem Umschlage des Separatabdrucks
von Hofmanns Mittheilung daraus in den Sitzungsberichten der Kön.
Akademie der Wissenschaften in München, 1868. I. 1 steht durch Ver-
sehen 3692.
204 Adolf Tobler
Gloses fran9aises du XII*^ siecle, in derBiblioth. de TEcole
des Chartes. Tome cinquieme. Sixieme Serie. Paris 18G9.
S. 320 — 333), uud von einem der Schrift nach in die
Mitte des dreizehnten Jahrhunderts zu setzenden Glossar
aus Glasgow hat schon 18GG Paul Meyer im Jahrbuch
VII 37 und 18Ö7 nochmals in den Archives des Missions
scientifiques et litteraires, deuxieme Serie. T. IV, S. 153
gesprochen und an ersterer Stelle eine kleine Probe
gegeben, welche in Verbindung mit dem an letzterer Stelle
Gesagten den lebhaften Wunsch erregt, es möge der
wichtige Fund bald allgemeines Eigenthum werden. Ist
nun auch dem Glossar 7692 weder um der Beschaffenheit
des in ihm zu findenden Sprachstofies willen, noch hohen
Alters wegen hervorragende Bedeutung zuzuschreiben, so
kann doch ein Glossar des vierzehnten Jahrhunderts, das
zu (3000 lateinischen oder für lateinisch gehaltenen Wörtern
die französische Uebersetzung gibt, für uns nicht ohne
grofsen W^erth und kann ein von geschickter Hand ange-
fertigter Auszug nur willkommen sein. Sehr vieles aber,
was wir in Hofmanns Auszuge finden, ist schwer zu
verstehn und bedarf der Aufklärung, bevor es für das
altfranzösische Wörterbuch nutzbar werden kann, und so
mag denn ein Beitrag zur Besserung und zur Deutung
des von Hofmann gegebenen Textes ^äelleicht willkommen
sein. Ich erwähne noch, dafs ein Theil der Schwierig-
keiten durch Gaston Paris Scharfsinn (s. seine Anzeige von
Hofmanns Arbeit in der Revue Critique, Trois. Annee,
deux. Semestre S. 10(3 und 107) seine Erledigung ge-
funden hat.
28. ahsolere contumer. Mit Ersterem ist wohl
adsolere, assolere gemeint, für Letzteres wird contumer :=
coustumer zu lesen sein, dessen Participium Perf. nicht
selten vorkommt. Den Ausfall des s vor t zeigen auch
gouter 47, degater 55, hater 68, 115, contreter 96 und andre.
Was ist aber 620 von contumer contumare appreciare zu
halten? continuer zu lesen hilft nicht.
31. abhominari escöniovoir erklärt sich allenfalls.
Zum Pariser Glossar 7G92. 205
\venn man das lateinische Wort in der Bedeutung des
daraus hervorgegangenen afz. aho(s)mer, emho(s)mer
nimmt, das doch nicht blofs „niederschlagen, nieder-
drücken" heifst; vgl. De Voevre qu'il roif, mult s'alosme,
Et crient qiie ^ou ne soit fantosme, Blancand. 383; T)e la
pitie qii'il ot, le euer li embosma, Si que poi s'e.n failli
que des icv ne ploi/ra^ Doon d. May. !öP. Oder sollte
der Verfasser abominari^ dessen Derivatum abominatio
Johannes de Janua mit anathema erklärt, durch escomvio-
nier (= eäxommnnicare^ haben wiedergeben wollen? Dafs
communicare 313 mit acomminger (oder acomminijer^)
iibersetzt ist, spricht nicht dagegen.
45. abscintium cdene. Mit Letzterem ist sicher das
noch nfz. aluine gemeint, mit welchem auch die Glossen
von Tours 327 absincium erklären. Es ist wohl alone
zu lesen; alogne findet sich z. B. im Rom. d'Alix. 270,
14: Plus fu amere Vimie que li rois ot beiie^ Que sive (1.
suie), ne santerne, n'alogne, ne ceüe.
53. abstudere vel abstuere estouper. Die lateinischen
Wörter werden in abstrudere^ abstruere zu ändern sein,
deren Letzteres aus Tertullian nachgewiesen wird.
75. acceptxis recue; man lese receu.
88. acies otage u. s. w. Diese Glosse führt auch
Carpentier unter acies an; er räth ostage zu lesen, dem
er gleiche Bedeutung mit ost glaubt beilegen zu dürfen.
An ost zu denken liegt freilich nahe, aber ein gleichbe-
deutendes ostage mül'ste erst erwiesen werden. Sollte
nicht auch hier, wie ja in 53 zweifelsohne geschehen ist,
ein r hinter t vom Abschreiber übersehn worden sein und
ursprünglich oträge d. h. ost ränge gestanden haben?
92. acitare tere. Die aus Festus bekannte archaische
Form für agitare (auch acctare wird gelesen) wird mit
fere = faire übersetzt sein.
96. adicere contreter d. h. abdicere cofit rester „be-
streiten. "
109. agiiia le treu de la balence vel hautcsce. aguia
hat Gaston Paris gewifs richtig durch agina ersetzt, ein
wiederum von Festus in der ersten der hier angeffebenen
Bedeutungen verzeichnetes Wort. Für haufesce wird mau
206 Adolf Tobler
wohl hatäce d. h. hastance setzen dürfen, da 115 aginare
mit hater i'ib ersetzt ist. Carpentier, der auch diese Glosse
aufgenommen hat, verbindet damit die auch von Diez im
Wörterbuch I^ 10 wiederholte des Pariser Glossars 521
agina idem qtiod festinancia und eine aus dem proven-
zalischen Glossar 7657 cochar citare, festinare, aginare.
112. aggßi' traval sive monier sive fosse. Traval
scheint hier wie nfz. travail Werk, Erdarbeit zu bedeuten;
monier wird in moncel zu ändern sein (vgl. jeiereni pierres
sur hii^ si que il i out un grani muncel: comportaverunt
super eum acervum lapidum magnum nimis, LRois 187);
doch liefse sich auch an niontee, eine aufgeschiittete Auf-
fahrt, denken. Fosse kann nur durch Irrthum in diese
Glosse gerathen sein.
113. agea naie en nef. Festus erklärt via in 7iavi^ es
ist also sicher vaie zu lesen ; normannisches ei oder e aus
? oder i' (für oi der andern Mundarten) begegnet hier
öfter: so 125 auney, 159 pleer^ 162 tet a pors (nfz. toit\
182 rosei, 213 j)erre^ 338 clee, 371 ßeibe^ geht aber nicht
durch, s. zu 128.
116. agapaUus vireli führt auch Carpentier aus unserem
Glossar an und zwar mit der von ihm nicht weiter gerecht-
fertigten Bemerkung, es sei damit die Pflanze pervenche^
das Sinngrün, bezeichnet. Mir ist vire/i nur als Bezeich-
nung einer Art Tanzliedes und Tanzes bekannt; Carpentier
selbst führt eine lat. Stelle aus dem 13. Jahrhundert (unter
vireli) an, welche ihn veranlafst, vireli (etwas streng) mit
ludi inhonesti genus zu erklären.
119. alabrum trao^d. Eine mit dieser Glosse gleich
lautende führt Carpentier aus dem Pariser Glossar 52.
an und zugleich eine danach zu emendirende aus Hds.
7684 alabrum tanoil. Mit dem pr. trolh und dem afz.
trueil = nfz. treuil aus torcuhim verträgt sich die noth-
wendig zweisylbige Form traoul schlecht.
122. alcedo cormorage findet sich ebenfalls bei Car-
pentier, welcher annimmt, es sei damit alcedonia (tran-
quillum tempus) gemeint. Zu solcher Annahme aber fehlt
jeder Grund, cormorage wird wohl eher glbd. mit nfz.
cormoran sein, vielleicht mit Anlehnung an dieses aus
Zum Pariser Glossar 7692. 207
cormarage (corvus *maraticus) abgeändert, welches sich
neben prov. corp mari stellt.
128. alpes mont de monge ist mir völlig unverständ-
lich. Vielleicht wurde montes excelsi durch mont demoine
übersetzt und demolje nachher zu demonge entstellt.
Das zu 1 13 besprochene normannische ei oder e ist durch-
aus nicht überall an die Stelle von o« getreten; s.forvoier
11, renoier 25, recevoir 11, croie 348 u. s. w.
129. altitronum pronel findet sich wiederum bereits
bei Carpentier. Die Bedeutung Kanzel (oder doch Erhö-
hung in oder an der Kirche für Redner) kommt dem afz.
pro7is in der That zu, so Chev. au Lyon ()27 Home qu'an
7ie puet chastier, Devroit en au mostier Her Come desve
devant les prones (: rampones). En Veglise Nostre Davu
devant le proisne ou Von faxt les commandemens führt
Roquefort aus einer Urkunde des 15. Jahrhunderts an,
und das prosne des nicht ganz klaren Verses bei Band,
de Conde IGl, 269 wird wohl dasselbe sein. Auffällig ist
hier die diminutive Form,
133. amarnsca^ amouroife. Ersteres ist wohl entstellt
aus hcemorrhusa (blutflüssiges Weib) der Vulgata; dem
entspricht nfz. hemorrhdisse. So ist denn zu emendiren
avionisa amourdice. Ich will aber erwähnen, dafs das
Glossar von Tours S. 331 folg-ende Glosse bietet: amanisca
nmerele similiter camomülce^ und dals Walter von Bibles-
worth (bei Th. Wright, a vol. of vocabularies S. 161) eine
Pflanze mit Namen cnneroke (englisch glossirt mathcn,
maythe")^ wenn dieselbe sich im Garten zeige, ausreuten
heilst.
136. amphora hiere sive chmie. Das letzte Wort, das
auch die Bücher der Könige 317 zur Uebersetzung von
hydria verwenden, und von dem im nfz. canette noch eine
Ableituns: vorlieg-t, kann man sich gefallen lassen. Wie
kommt aber biere Bahre und Leiche (wie im Churwälschen
bara; En Aleschans fu la bateille fiere; Le jor i ßst
Renoars meinte biere, Bat. d'Alesch. 6292; Se vous ne
ni'escapes. . . ,, Htii ferai de vo cors une nouvele biere,
Fierabras 39) hieher? Stand ursprünglich buire, das afz.
nicht selten vorkon)mt und noch heute, wenn auch als
208 Adolf Tohler
veraltetes Wort, mit der Bedeutung Schenkkanne in den
frz. Wörterbüchern sich findet?
141. onas ane bovre. Ane ist bekannt; honi' bezeichnen
die Benedictiner zu Du Gange unter bonreta als eine zu
ihrer Zeit in der Picardie tibliche Bezeichnung der Ente.
143. ancionarivs regratier. Mit dem nämlichen noch
nfz. Worte übersetzt unser Glossar 198 axionarius, das
von Lille 4G a avixionarivs d. h. üvctionarivs^ wie auch
bei Johannes de Garlandia mit der gleichen Glosse steht,
Jahrb. VI 300.
167. arcimum escarlate. Das lat. Wort ist sicher
arcinium (d. h. apywiov) zu lesen. Dieses führt Forcellini
unter den von ihm ausgeschlossenen Wörtern mit der
Erklärung morbus olew (also Kermes) auf.
175. artiue arthiers; 1. arciste arcMers.
176. arthocrea royssole hat auch Carpentier aufge-
nommen. Die Glossen zu Joh. de Garlandia Jahrb. VI
299 und zu Adam Parvipontanus eb. VIII 87 geben Va-
rianten zvi dem französischen Worte: rvsohs (so auch
das Glossar von Tours 327 hec ortocrea rusole)^ russeics,
russel; das Glossar von Lille .55 a sagt ronssoUe.
177. arthocaseus faon oder fion. Carpentier hat arto-
caseus ßuon (= nfz. flati) gelesen, was mau herstellen
müfste, wenn es wirklich in der Handschrift nicht stehn
sollte.
185- assata clierbonee vel hate. Cherbonee ist eine
ächte französische Nebenform von carbonade; hate hat
wie die zu 28 angeführten Wörter sein s eingebüfst,
reimt übrigens auch im Renart 249 mit rate. Dafs es
mit aspirirtem h vorkommt, dafs es bisweilen männlichen
Geschlechtes ist, die Verbindung iin jjetit de haste De
deus roignons et d'une rate im Renart lassen die Entstehung
des Wortes aus hasta sehr unsicher erscheinen.
186. asser es vel espuer. Das lateinische Wort, im
Sinne von assis genommen, ist mit es (ais) zutreffend
übersetzt. Espuer begegnet in der mit Zuzug von Paralip.
II 3 erweiterten Uebersetzung der Bücher der Könige
247: El pavement fud de po'imes li marbres culchiez, e
desure tables de sap serreement juintes e bien asis\es\,
Zum Pariser Glossar 7692. 209
puis tout cele (1. cel^ esptcer fud cuverz e adubez de plate d''or'
In der von Roquefort im Supplement beigebrachten Stelle
scheint espuer eher die Bedeutung Pfosten zuzukommen.
192. autoriiim abotage. Carpentier liest abocage^ das
er mit dem in der Bedeutung „gemeinsame Feststellung,
Uebereinkunft" nachgewiesenen ahocatio zusammen stellt.
Mit dem ersten Worte ist ohne Zweifel avctorium gemeint
das auch Johannes de Janua in der Bedeutung „Zugabe,
Zulage " kennt, und das aus dem von Festus mit gleicher
Bedeutung verzeichneten aiictariitm entstellt ist. Ist dem
so, dann wird abotage die richtige Lesung sein, das zwar
nicht nachgewiesen ist, sich aber doch wohl annehmen
läfst, da abouter „anstofsen" vorkommt. Un i^dis plein
de gent estoute, Qui es fiez de Bruges hahoute, Guill.
Guiart II 5496; Sezile qui sus mer aboute, eb. II 6407.
209. bipennis hache lorreise. Das Glossar von Lille
19* übersetzt das nämliche lateinische Wort mit hace
danoise^ und so oder vielleicht norreise (noroise) wird
auch hier zu lesen sein.
217. bofrus bourion. Carpentier fuhrt aus unserm
Glossar eine von Hofmann übergangene Glosse vitulamina
bourjons (= bourgeons) an. Hier aber haben wir es
vermuthlich mit ßo^po;:, ßo^picv und einem wie it. borro.
horrone^ moden. budrione daher stammenden Worte mit
der Bedeutung Schlucht zu thun, welches sonst nicht
nachgewiesen ist.
218. bracos grece breire. Mit dem „griechischen" ^rcrco«
ist wohl 0 ßpa-yyci; gemeint, das mit braire freilich nicht
gerade glücklich übersetzt ist.
219. braceum gui. Ersteres erklärt Johannes de Janua
durch vadum mit der Bemerkung, es sei von ßpax,'J = breve
genommen. So ist denn hier sicher gue zu lesen. In
hranchya (joitue) der folgenden Zeile wird ßpayx,'-^ Kiemen
zu erkennen sein, das mit Jone zur Noth übersetzt werden
konnte, so lange eine besondere Bezeichnung für die Sache
nicht bestand (nfz. ouie).
227. bricium goutiere. Das Pariser Glossar 521 braucht
nach Carpentier das nämliche französische Wort zur
Uebersetzung von imbricium , imbrium, das unsrige nach
Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. XII, 2. 14
210 Adolf Tübler
demselben Gewährsmanne zur Uebersetzung von imber.r
d. h. imhrejc. bricivm dankt seine Existenz nur dem Ver-
sehn eines Abschreibers, der das i übersah und das ent-
stellte Wort da einreihte, wo es nach seiner Verstümmelung
in der alphabetischen Reihe hin gehörte.
242. cambis chaveires. Ersteres steht wohl für cana-
bis. Letzteres ist aus chanvre entstellt, wie schon Carpentier
vermuthet, vielleicht auch aus chaneviere = nfz. cheneviere.
246. carbo cherbon vel escarbot. Das letzte Wort
war wohl Uebersetzung von crabro, das mit carbo ver-
mengt wurde.
247. carestvni glaie. Jenes ist wohl Eins mit dem
von den Benedictinern aus Papias und Isidorus in Du
Cange aufgenommenen caristevnt^ dieses fz. glaise^ zur
Uebersetzung des Namens einer Marmorart freilich wenig
geeignet.
249. cucvfa puelle. Im Glossar von Lille 16^ und in
dem unsrigen .'157 lesen wir cucufa coife. Sollte puelle
aus quefe ■=■ cueffe verderbt sein? oder ist jjuclle richtig,
= poele, und cxicnfa mit cacubus^ cacnbius Wasserkessel
verwechselt?
25(". cattina harle. Ersteres ist sicher verlesen für
cauma (ywau[j.a), das mit /unie :^ nfz. hdle recht gut über-
setzt ist.
266. cericus tormente liest auch Carpentier. Gemeint
ist cerritiis (nach Festus = furiosus) tormente. Dafs das
nämliche Wort au einer zweiten Stelle des Glossars wieder
auftritt (282 cerritus deue d. h. desve), spricht nicht da-
gegen, vgl. 143 und 198, 148 und 200, 249 und 357.
308. collißuni cochclui vel pains azimus vel rede. Für
französisch halte ich nur das letzte Wort, das von Car-
pentier unter recticinnwi belegt wird; was ihm zunächst
voransteht, ist jedenfalls panis azimus., eine oft wieder-
holte Erklärung von coliphium^ zu lesen; das zweite Wort
der Glosse soll auch ein lateinisches auf lium ausgehendes
sein; es ist mir unbekannt.
322. conhibere ostreer. Zahlreiche Belege für die
Vermengung von conhibere mit C07inivere (otriier) gibt
Du Cansre.
Zum Pariser Glossar 7692. 211
341. creaga havef oder Jianef. Sicher ist erstere Les-
art die richtige; auch 'Me Glosse zu Johannes de Garlandia
Jahrb. VI .814 übersetzt creagra (xpeaypa) Fleischgabel.
Haken mit havef, das übrigens noch die nfz. Wörter-
bücher kennen.
363. ctippa fune. Letzteres wird eher cuve zu lesen
sein.
365. cvruca hrntiete vel /lomo qui sanat estrange.
Ebenso liest Carpentier, welcher aus dem nämlichen
Glossare hinzufügt: ciirncare corrumpre mariee. Brunete
bezeichnet oflFenbar den Vogel (vielleicht die braune Drossel,
nfz. bninef)^ der fremde Eier als eigne ausbrütet, und
ist auch noch heute der Name eines Vogels. Das Fol-
gende aber mit Carpentier (unter sanare) zu verstehn:
„der eine Fremde behandelt", scheint mir zu gewagt
und zudem nicht zutreffend. Nach andern von Carpentier
mitgetheilten Glossen ist curuca nicht der Verführer eines
Eheweibs, sondern der Hahnrei und heifst curucare zum
Hahnrei machen; auch das Glossar von Lille sagt 32^
curuca oijsel, gallice cu-cul, et aliquando signiße eil qui
est cous et nourist aultrui enfant et cuide les siens nourir.
Vielleicht ist für sanat zu lesen servat. Auffällig bleibt
die Mischung der Sprachen in einem und demselben Satze
und das nicht genug sagende estrange^ hinter welchem
w^ohl ein Nomen verloren ist.
37s. depiga nache ist aus dem Zusammenhang der
Glosse unglücklich herausgenommen; in der Handschrift
steht nach Carpentier (unter depiga") depigis esrcine et
dicitur depiga räche ^ zu lesen de piga nache. Damit
stimmt das Glossar von Lille 14 '^ natis yiache, piga ide7n.
piga ist natürlich Tiuy»].
392. e.reqvare aigier. Für Letzteres schlage ich
diguer vor, das aus adcequare gebildet ist und von dem
die Nebenform diiccr in unserm Glossare selbst vorkommt;
Carpentier nämlich führt aus demselben coeqiia und
coecpiare mit der Uebersetzuug aviement und ariver an,
was er besser äirement^ a'ivucr oder ahrer würde gelesen
haben. Exequare diver sagt auch Vocab. duac. 10'.)*.
398. falernum gnersey. Das französische Wort Qguersei,
14*
212 Adolf Tobler
guersoi und nach der Ableitung (/ueisseillier zu scliliefsen
auch guesseil = engl, n-assail) ist eine sonderbare Ueber-
setznng von falernum. Zunächst der Zuruf dessen , der
beim Trünke es dem Genossen bringt (s. die Stelle des
Brut, welche Michel in seinen Rapports S. 244 aus mehrern
Handschriften abgedruckt hat, und welche die authentische
Erklärung des Ausdrucks enthält), findet das Wort sich vor-
zugsweise in der Verbindung hoire a guersai zechen, so z.B.
RRose 13314, wo der nämliche Michel die Insel Jersey
hinein interpretirt; sodann bedeutet es geradezu Trunk-
sucht, wie z. B. in dem De Guerscnj betitelten Gedichte,
welches Jubinal zu Rutebeuf II 435 abgedruckt hat. Die
von ihm ebenda I 39 vorgebrachte Deutung aus gucre
und soi ( - so//') ist sprachwidrig, und Eurguy hat schwer-
lich irgend welchen Grund gehabt, dieselbe als eine schon
der altfranzösischen Zeit angehörige zu bezeichnen.
400. fanum tcmple chacel moutier. Das zweite der
erklärenden Wörter ist cliancel zu lesen; chancel bedeutet
afz. Chor der Kirche und abgeschlossener Betraum, so
z. B. Tristan I 4(') La part (de la chapele) que Ven daime
chantel (schon Michel im Glossar zu Tristan schlägt
chancel zu lesen voi'), Fu asise sor un moncel, und Renart
21298 le servise Doit Ven dire a treit en Viglise Et fere le
mostier (1. niestier Gottesdienst) moulf bei; Ovrez les
huis de cest chancel.
416. fulcrum couessin vel esponde. Keines der erklä-
renden Wörter trifi't das Richtige (Bettstolle); indessen
steht unser Glossator mit seinem Irrthum nicht allein;
auch das ältere Glossar von Tours übersetzt S. 329 ful-
crum mit culte Polster, Matratze, behält sich dagegen
cussin zur Uebersetzung von jndvmar eb. vor.
454. horariu7n guimple vel perhores. Guimple ist
Uebersetzung von orarium Schleier, der das Gesicht
bedeckt, wie denn nach Carpentier unser Glossar auch
orarium guimple bietet, horarium mit etymologisch be-
gründetem A ist das Horenbuch , hores., heures; hores wird
also von dem vielleicht für pro eingetretenen per abgelöst
werden müssen.
473. lagenapois ban'k Von dem zweiten Worte wird s als
Zum Pariser Glossar 7692. 213
die mehrfach, z. B. 112, 136, 166 vorkommende Abkürzung
von sive abzutrennen, und jjot für jyoi zu lesen sein.
■ 482. legia le trendre de Voreille. Mit legia ist legula
gemeint, trendre in tendre zu ändern, vgl. Glossar von
Lille 15 ^ legia tendre cuir d''oreille. Mit tendron, das
die Sprache noch besitzt, bezeichnet Walter von Bibles-
worth 145 den Nasenknorpel: E cn/sy avet vous par resoun
Dens 7iary8 e un tendroim, dazu die Glosse a gristel, jetzt
gristle.
487. ligula lamere. Es ist zu lesen laniere^ w^elches
auch neufranzösische Wort Carpentier aus einem Glossar
als Erklärung zu liga anführt,
492. lira herpe [an^t ree. Hofmann setzt hinter ree
als Conjectur i'oe. Das ist mir unverständlich; an das
Tonwerkzeug rote, das sein t nie verlieren kann, wird er
doch nicht gedacht haben. Mit herpe, das gleich harpe
ist (vgl. 439 perage für paragc , 387 chereste für charete,
246 cherbon für charbon u. dgl.), ist lyra übersetzt, mit
ree (= raie, roie) dagegen lira Furche. Vgl. Glossar von
Lille 21^ siilcus roye de carue.
515. nazarenus dieu denois. Auch hier wie 473 scheint
t für ein i genommen zu sein; ich möchte lesen dieu
devots Gott ergeben.
562. serum meegue. Das von Roquefort in verschie-
denen Schreibungen (megue, maigue, maisgue, meigue,
mesgue), aber ohne Beleg aufgeführte Wort begegnet öfter
in Glossen: mege Glosse zu serum in Alexander Neckara,
Jahrb. VII, 158, grase mege zu colustru/u eb. ; seru mesge,
Glossar von Tours 330; auch in Palsgraves Wörterver-
zeichnifs begegnet es 287 und 288 zur Uebersetzung von
wey oder, wie jetzt geschrieben wird, icliey of cheese.
565. sodes keles. Diese Glosse und folgende zwei des
Vocab.duac. enge keles 108 und sodes kieles 130 geben wenig-
stens den zunächst erwünschten Aufschlufs über ein bis-
weilen vorkommendes, aber bisher noch nicht erklärtes
und mir völlig; unverständlich gebliebenes Wort. Orains ne
le volles veoir, Or n'aves nul si der avoir. Moxdt esteroit
vostre anemie, Qui vous en feroit departie. — Kieles,
faxt Blanceflor, Gloris; Ja est cou Floires incs amis, Fl. u. Bl.
214 Adolf Tobler
2437. Du Meril im Glossar seiner Ausgabe erklärt das
Wort nicht, führt aber die Stelle an: Desploies kiel es
cel savoir, Parton 9074. Mit diesem kdes, kieles zeigt
die nämliche Verwendung und darf wohl identificirt werden
cheles. Cument che! es sui jo duiic Deuf (Numquid ego
Dens sum), L. Kois 3(52; Cument chieles quclez que
nies sires me enveiast al rei? (numquid ad dominum tuum
misit nie dominus), eb. 409 j Cument chieles jjottt dune
mds Dens de nule terre defendre sun pa'isf (quinam illi
sunt in universis diis terrarum, qui eruerunt regionem
suam) eb. 410. Ebenfalls damit gleichbedeutend und
höchst wahrscheinlich nah verwandt ist chueles. iV'^ trovai
consoil en nelui, Ne nH trovai qui nie de'ist De vos chose
qui me seist ^ Cur il rCen savoient noveles. — Et mes sire
Gauvains ckaeles, Li frans, li dolz^ ou ert il donquesf
Chev. au Lyon 3690; D'Erec li demande noveles. Dites
moi, fait ele^ chaeles^ Savez vos^ quant Erec inendraf
Erec 1192. Saint Sepulcre, escria; feres avant chaelel
Jerus. 8372; Ce dist la danie: sire Renier, chaielles, Por
Deu voz proi, le gloriouz celestre, Ceste parole ne soit
ja descouverte, Jourdain d. Blaiv. 501. Ueber den Ur-
sprung des Wortes oder der Wörter habe ich nicht einmal
eine Vermuthung auszusprechen.
568. spatiari esbaliei. Vermuthlich esbanei[er'\. Dafs
das lateinische Wort im Sinne von it. spazzare mit dem
Besen kehren, das allerdings mit demselben nah verwandt
ist, genommen und dafs esbalaier zu lesen sei, ist mir
unwahrscheinlich; denn was unser Glossar an die Spitze
stellt, pflegt nicht lateinisch eingekleidetes Romanisch
zu sein.
573. strabo toiidout. Dazu ist zu halten hie strabo,
nis id. est turlusc im Glossar von Tours 329. Tortus und
lusciis^ deren Jedes für sich schon romanische Ueber-
setzung von strabo sein kann {aincois que il encoreust
le dit perill, il avoit les ieuz droiz et Max, et apres il
les a toz jors eii louches et tors, Kec. des Hist. des
Gaules xx, 144, e) treten zu einem mit dem einfachen
luscus gleichbedeutenden Compositum zusammen. Man
kann damit das gleichbedeutende, italienisch mundartlich
Zum Pariser Glossar 7G92. 215
vorkommende berhisco vergleichen, dessen erster Bestand-
theil ber aus lat. bis zu dem zweiten ebenfalls nichts
hinzubringt, was in diesem nicht bereits läge. Die pleo-
nastischen Zusammensetzungen cormoran, loup-c/arou ver-
einigen Elemente verschiedener Sprachen; dagegen ver-
bindet Synonyma der nämlichen Sprache it. giravolta^
gewissermafsen auch span. tartainudo ; vielleicht auch afz.
arvout (arc-voute).
582. terebintus bououl. Bool , ein von Carpentier
unter bolum nachgewiesenes Wort, heilst sonst Birke und
ist die noch nicht durch das Diminutivsuffix r/, eau
erweiterte, aus betulla regelrecht, blofs mit der bei Baum-
namen gewöhnlichen Aenderung des Geschlechts hervor-
gegangene Form. Wie mag bool aber dazu kommen,
terebinthus zu übersetzen?
611. viinea i'ionet vel osiere. Vionet ist in vi7nei zu
ändern. Die ßenedictiner zu Du Gange unter vinnis
weisen vimoi Weidengebiisch nach, ebenso das gleich-
bedeutende vismiere unter vismeria.
612. visquiamKS queuele druckt auch Carpentier ohne
Erklärung ab. Auch hier ist wie in einem früher (227)
besprochenen Falle nach vorangegangener Entstellung
das lateinische Wort an einer Stelle der alphabetischen
Folge untergebracht worden, die es vor seiner Verunstal-
tung nicht hätte einnehmen können; visquicimus ist falsch
gelesen für iiisquicamts d. h. Iiyoscijaymis (uocxua.ao^ „Sau-
bohne") Bilsenkraut, noch nfz. jtisqniame. Ueber das
altfranzösische Wort gibt erwünschten Aufschlufs das
Glossar von Tours, zuerst S. 327 jusquiamuvi chenilee
und sodann noch befriedigender S. .'^30, wo wir zugleich
die Herkunft des Wortes kennen lernen, jusquiamns
caniculafii clienelie. Es ist also chenilliee die im alt-
französischen Wörterbuch voranzustellende Form. S. auch
Glossar von Glasgow \h~i^ jiisquiamus clieinlee (\. chenilee)
und Harleyan Gloss. bei Wright 141" chenille (1. clienillee^
hcnnebone (jetzt heu-bane^.
616. urna treue. Letzteres ist mir unbekannt; ich erinnere
blofs daran, dafs eine Glosse zu catiuas (1. cafiiws) bei Adam
Parvipont. lautet gates (d. h.jattes), item freie, Jahrb. VIII, 87.
2lß Adolf Tobler, zum Pariser Glossar 7692.
Die Schwierigkeiten des von Hofmann gegebenen
Auszugs sind mit Vorstehendem noch lange nicht alle
gehoben; auch hier ist ja gar nicht immer mit Sicherheit
erklärt, sondern oft nur vermuthet oder gefragt worden.
Möge auch weiterhin die Aufmerksamkeit der Fachgenossen
sich der wichtigen Sammlung zuwenden, und Andern ge-
lingen verständlich zu machen, was mir dunkel geblie-
ben ist.
Berlin, im Juni 1871-
Adolf Tobler.
Es mindert die Wahrscheiulicbkeit meiner zu 473 ausgesproche-
neu Vermuthung, es sei pot s für pois zu lesen, keineswegs, dafs auch
im Vocab. duac. 118 ** zu lesen steht lagena pois volages; der franz.
Ausdruck gehört hier wohl als synonymer Zusatz zu dem jouene barba,
womit in der vorangehenden Zeile lanugo übersetzt wird. Pois (poils)
volages halte ich für gleichbedeutend mit nfz. poils follets.
Titoli dei Capitoli della Storia Heali di Francia. 217
Titoli dei Capitoli della Storia
Reali di Francia.
(Fortsetzung.)
Cap«. 43.
Chome lo ducha Astolfo torno in canpo e disse che
temeva che Orllando non facesse tradimento che Iseres
lo presentava e chome dopo molti ragionamenti vene
novelle ch' era stata volta vettovaglia e poi ordino d'a-
veme per mare e di poi si chonsiglio di conbattere e
chosi si dette ordine. Cap°.
Cap°. 44.
Chome Avello Chapitano che aveva avuto Fufficio
di chondusciere el legniame per isdegno ordino partirsi di
champo e fue palesato a Charllo ed egli mando Salomone
alla porta dove dovieno passare segretamente per fargli
tagliare a pezi. Cap°.
Cap°. 45.
Chome Charllo chiamo Ggaaltieri e disse che Sar-
racini andavono a Nobile e ch' egli andasse la notte a
ritenergli sprovveduti e chome egli ando e trovo Sala-
mone e feciono battaglia e furono quasi chetti morti e
dus Namo s'adiro chon Charllo ed egli disse ch' erano
traditori e Salamone si schuso che non gli chonosceva.
Cap". 46.
Chome lo re Charllo fe di poi dare ordine di fare
le chastella e chome furono fatte presto e chome vollono
dare una battaglia e chome le chastella furono arse de
rre Mazarigi [e] chome ebe gran vettoria Yseres e torno
drento chon gran festa in Panpalona. Cap"".
218 H. Michelaut
Cap\ 47.
Gliome Cliarllo gli paive avere grande dauuo deiie
chastella arse e i'ece di eco chonsiglio e chome iiiia spia gli
disse che Marsilio mandava un sochorso in Panpalona c
chome Orllando ando loro incontro a pigliare e passi c
Saracini presono el poggio di Igna a Orllando e poi dette
loro grande noja. Cap".
Cap". 48.
Chome Falseroue vide preso el poggio ordino bat-
taglia che fue pericolosa e Orllando maado per sochorso
e di poi furono perchossi Christiaui e fuggirono Orllando
andone per ima vaja e fu per perire e dipo venne Sala-
mone in lloro aiuto e poi Charllo e piue e Saracini en-
trarono in Panpalona chon grande festa e poi feciono
chonsiglio.
Cap V 49.
Chome lo re Grandonio chonsiglio d'andare in Francia
e chome Argalia chonsiglio di no e chome Falserone
anch' egli chonsiglio di no e disse piu tosto d'assalire el
chanpo e feciono le stiere.
Cap". 50.
Chome la gguardia del chanpo senti che nella terra
si mettevono a ordine e venne a Charllo e disse gli
ogni chosa ch' aveva sentito e Charllo fece armare tutta
la gente e ordino le stiere e usci fuori s'apicho la bat-
taglia e Andiomagi amazo a Ouardo di Brettagnia e poi
tutte le stiere entrarono in battaglia facendo da ogni
parte grande danno di morti.
Cap". 51.
Chome essendo la battaglia grande da ogni parte
Grandonio schontro Ghanio di Magganza e feciono cholpo
insieme e chome Charllo entro in battaglia veggendo e
sua Christiani fnggire e vinceva la battaglia e chome a
Orllando venne una spia che disse che nella citta di
Nobile non v' era persona e chome si potrebbe pigliare e
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia. 219
Orllando dopo molte dispute si parti di canpo per aii-
dare alla citta di Nobile per pigliarla.
Cap°. 52.
Chome torna a dire di Charllo ch' era in battaglia
essendo in gran vittoria e avendo veduto partire Orllando
con tutti e sua e chol quanti eri tutti e Christiani si
misono in rotta e Charllo uon pote\ a sapere la chagioue
e voleva ritenere la gente che mando Orllando traditore
se no che Iddio fu in loro aiuto in piu chonti e C'hris-
tiani erono tutti schonfitti e morti.
Cap". 53.
Chome torna la storia d'Orllando che giunsono
presso alla citta di Nobile e ordino che la genta fosse
cheta e giunsono a uno borggo di case e quivi feciono
parllamento insieme allo poco ne dette ordine di pigliare
la Terza chome presono le tre porte en una citta per
chonsiglio el signore che mandasse per soccorso loro.
Cap°. 54.
Chome Filidusse si mosse e trovo e Christiani uella
terra e chome Orllando non poteva audare per forza in
piazza e chome ando bando di fare la Terza a sacho e
chome non lue osteso dalle chase e chome Astolfo prese
la piaza e chome Orllando prese la Terza e Filidus si
voleva schordare e volono fare inbasciadore.
Cap". 55.
Chome Angiolino rispose a quello ch' era stato do-
mandato e chome disse che l'aveva fidato e chome si
volevono fare Christiani e chome Orllando a tutti per-
dono e fecionsi Christiani.
Cap". 5G.
Chome Orllando mando el bando che chi non si
battezzasse e chome Stabil! si doleva d'Orllando chome
gli aveva lasciati rubare e chome gli chontento tutti chol
tesoro di Nau e chome Ulcieri volle sapere la nazione
di Filidus e saputola Ulcieri lo fece signiere di Nobile e
I
220 H. Michelant
Orllando lo richonfermo e tutti e cittadini ne furono lieti
e chontenti,
Cap°. 57.
Chome sonava ad arme che tornava la gente di No-
bile ch' era andata a Panpalone e chome Orlando fece
di sua le stiere per diffendersi da loro e chome gli Sar-
racini s'avidoDO che ll'era perduta la citta e molto se ne
dolse Sonichauo re e Christiaui che uscivono fuori e
chome la battaglia si chomincio e Filidus amazo uno suo
aversario.
Cap°. 58.
Chome el Danese entro in battaglia facendo grande
danno a Saracini e chosi poi entro in battaglia Solichauo
re choUa sua stiera faccendo grande danno a Christiani.
Cap°. 59.
Chome Orllando facceva grandi fatti e nessuno lo
voleva aspettare e chome Andernasse lo feri a tradimento
e Orllando amazo lui e sul cbanpo lo volle vendicare e
Orllando Tamazzo e chome poi messi i rrotta tutti e Sa-
racini e Fildus fue portato alla citta e fue medicato.
Cap°. 60.
Chome Orllando avuta la vettoria torno nella terra
e fe medichare tutti e feriti Fildus Astolfo e Ggerardo
da Rrossiglione e poi mando el bando che perdonava a
tutte le chastella a chi si battezzava a Senti Joanis e
chome s'arende li chastella e battezati.
Cap^ Gl.
Chome Orllando lascio buona gguardia a Nobile e
ordi partirsi e venire inverso Panpalona chon molta
roba e sua dagniata e vettovaglia pel chanpo e inanzi a
Rigi sentendo di Nobile n' ebe grande dolore e molto
fece armare la terra per sospetto.
Cap°. 62. '
Chome Charllo senti che Orllando tornava da No-
bile e voleva farlo morire e armossi lui e la sua gguardia
e gli chonestabili nollo no vollono fare morire e chome
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Fnincia. 221
molti signiori dissono a Orlando che non andasse a
Charllo per IIa offensione fatta del parlare e lui vi volle
andare e andogli inanzi.
Cap°. 63.
Chome Orllando giunto inanzi a Charllo lo saluto e
chiesegli e dono della sua partita e chome Charllo gli
diede uno pugno in su el viso e gli disse villania e
chome Orllando volle dare a Charllo ma pure si parti
di canpo e chavalcho via.
Cap°. 64.
Chome Orllando si parti poi ch' ehe avuta la ciaffata
per andare fra Saracini e molto si doleva de chonpagni
ch' egli lasciava e chome Charllo si doleva ch' egli parve
d'avere fatto male e chome tutti e dodici paladini choUa
loro gente s'armorono e xx. "^^ vi. c° e andarono a pa-
diglione di Charllo tutti armati.
Cap°. 65.
Chome xii. paladini furono dinanzi a Charllo e Astolfo
gli disse villania e di poi parllo Ulivieri in ajuto d'Or-
Ilando e di poi parllo el Danese in ajuto d'Orllando.
Cap°. 66.
Chome lo re Salomone fece una bella vocazione e
diceria che tutti se umigliorono e mutorono openione.
Cap^ 67.
Chome Charllo fece a baroni una bella diceria per
modo ch' egli muto di pensieri e rafermono Tanpresa
della Spagnia e chome Charllo fece Ulivieri chapitano de
XX. m^. VI. c-'. e di xii. paladini e di tutto l'oste chapi-
tano generale.
Cap°. 68.
Chome Orllando poi che si parti da Charllo chamino
tre di senza troppo mangiare e arrivo a una bella fönte
e di poi vino alla marina e quivi fe battaglia e monto
in suu una nave.
222 H. Michelant
Cap". 69.
Chome Orlando eiitrato in nave el padrone gli disse
al La Mech si faceva guerra ed egli disse volere andare
la e cliosi per molto arrivo dove si faceva ggnerra nel
chanpo del soldano.
Cap°. 70.
Chome lascia di parlare d'Orllando e torna a par-
llare dell' Archaliffa el soldano e Machidante e furono
tutti a parlamento ella fanciulla lo rifiuto che voleva
servire a Diana loro idia e Marchidante giuro di fare la
terza e chome Pilagi disse al soldano che a chorpo si
che volea provare e chome in questo Orllando giunse a
padiglione inanzi al soldano.
Cap°. 71.
Chome Horllando giunto al soldano da Mech gli fece
una bella proposta da parte di Marsiglio el soldano lo
fece honorare e chome el soldano propose ajutare Mar-
silio e Marchidante non volle e chome Piliagi prese la
fanciulla per farla ardere e Orllando si levo in piedi e
disse che non era ragione e che 1 voleva provare per
forza d'arme.
Cap°. 72.
Chome fue molto lodato el parlare d'Orllando e a
tutte piachque e chome Pilagi l'ebe molto per male e
disse villania a Orllando e Orllando a lui e poi lo dis-
fido a chorpo a chorpo e dopo molto parlare fermarono
battaglia per l'altra mattina e ogniuno torno nella citta
e a Orllando fue fatto grandissimo honore.
Cap«. 73.
Chome lo Soldano fece parllamento che dubitava
che Orllando non perdesse la battaglia e pure s'achordo
chonbatesse e chome Machidante ragiono di pigliare
achordo chol Soldano e Pilagi non volle e di poi Or-
llando molto ragiono la notte chon Sansonetto della bat-
taglia.
Titoli dei Cnpitoli della Stnria Reali di Franoia. 99^
('ap". 74.
Chome el soldano ando alla chamera del chonte ür-
llando e chome Orllando tutto s'armo e chome in piazza
fue chonosciuto da uno buflPone e apalesollo e nollo volle
chredere ella fanciulla preggava Machone per lui e Or-
lando si rapresento al chanpo.
Cap*». 75.
r'home torna la storia a Piliagi che s'armo e ando
al chanpo chontro Orllando; saliitaronsi di diverse parole
e ciascuno prese del chanpo e cosi i dua canpi si mira-
vigliavono da ogni parte si faceva prieghi e poi dua
s'imporno le lancie a dosso e molto si maraviglio el sol-
dano e a Machidante e di poi e dua parlarono molto in-
sieme.
Cap". 76.
Chome e dua chavalieri l'Amostante e Orlando s'in-
chominciarono graude battaglia el soldano aveva grande
paura e Machidante per paura del suo nipote si pentiva
della inpresa ch' aveva fatta.
Cap°. 77.
Chome TAmostante e Orllando si tenevano vitupe-
rati cheir uno durava tanto assalto e chome nel canpo
fue di diversi parlare dall' una parte o dall' altra e chosi
fra Orllando e l'Amostante assai parlarono.
Cap''. 78.
Chome lascia e dua chonbattendo e dice de bufFone
che un' altra volta disse al Soldano che egli era Orllando
e l'Amostante si maraviglio che egli era scieso a piedi
e dopo molto parlare schongiuro Orllando che gli dicessi
chi egli era.
Cap°. 79.
Chome rOrllando fue richongiurato ü;li disse suo
nome e Orllando gli lo disse e a l'Amostante gli entro
paura e penso di volere fuggire e dette uno graude
cholpo al chonte Orllando e chacciossi a fuggire via.
224 H. Michelant
Cap^ 80.
Chome Orllando richorse drieto all' Amostante e
giunsolo e chon pcchi l'amazo e levossi nel chanpo grande
lamento el Soldano n' ebe grande allegrezza e Orllando
ringrazio Idio el Soldano fue richiesto dalloro Archalijffo
al suo padiglione e disse per molte ragioni facessino
pace e Machidante e llevo chanpo e andone in suo paese.
Cap". 81.
Chome lascia el dire di Machidante e delF Archa-
liffo che torno in suo paese e fue nella terra fatto a
Orllando grande honore el chonte Orllando fue fatto
chapitano di tutta Persia e goveruatore di tutta la Persia
e poi rifiuto tutti e presenti che gli fecciono e citta-
dini.
Cap°. 82.
Chome stettono in festa a quattro mesi e Orllando
in questo tenpo a Sansonetto cholpi di fatti d'arme e
grande bene si volevono e di poi venne una spia e disse
che Machidante raggunava assai gente e chonsigliossi
chon Orllando e ordinoro di provedere alla difensione
del soldano.
Cap°. 83.
Chome el chonte ando riveggendo e paesi ed ebbe del
tesoro da una terra che v' era una buona usanza e soldo
XX. m^ chavalieri di fiorite gente.
Cap°. 84.
Chome Orllando poi che ebbe visitati e paesi si
torno inverso a Mech el soldano gli fece grande honore
e sbigottivasi della pocha gente ch' aveva ordinata e
Orllando lo chonforte e stie chontento.
Capo. 85.
Chome Horllando trascielse fralla gente del soldano
XXX. m^ dei piu fioriti e una spia venne al dire d' una
raggunata di Machidante e fue richiesto tutti quegli or-
dinati e chome venne spie che Machidante veniva e
quegli del soldano avevono paura ch' erono 250. m*. e
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francis. 225
quegli era viii. c°. migliaia pella quäle cosa Orllando si
levo ritto.
Cap^ 86.
Chome Orllando fece una bella diceria a tutti gli
chonforto e ordinorono di fornire di vettovaglia la terra
el chanpo e Sansoneto fue fatto chavaliere e poi giunse
iu chanpo el grande Archalifia.
Cap''. 87.
Chome torna a parllare di Charlo che poi che
Orllando si parti e mando molte spie cerchando di lui
una arrivo nella Mech e richonobbe Orllando e fecionsi
gran festa e chome a spia disse che Machidante era
presso e chome Orllando nel chonsiglio lo schonforto e
di poi mando geute al porto e tutte le donne ch' erano
in chanpo mando nella terra.
Cap°. 88.
Chome Grandonio ch' era al porto vide 1' armata e
non voleva lasciarla smontare e t'e battaglia e per molti-
tudine si parti e chaccio foco nel porto e si torno in
chanpo e mettendosi in punto e Orllando fece stiere e
stessino in punto.
Cap°. 89.
Chome torna a dire di Machidante che smonto delle
navi e fece una bella diceria e fe chapitano Pulinoro e
chome a Machidante fue detto ch' egli era uscito a chanpo
el soldano e molto sene maraviglio e di poi Polinoro fece
9 stiere e Orllando messe la sua a ordine.
Cap°. 90.
Chome s' apicho la battaglia e fue morti quatro e
principali della stiera di Machidante e messo ir rotta dua
prime stiere e Orllando muto le stiere messe la terza in
battaglia e ruppe la terza de Saracini e rinfrescho la
prima.
Cap°. 91.
Chome le due stiere si rinfrescavono lodavono
molto Orllando e chome chonbattendo chon inimici pareva
Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. XII. 2. ^^
226 ^^- Miohelaiit
loro avere el torto e 4 stiere di Machidante perdevano
molto chanpo e fugironsi di chanpo.
Cap°. 92.
Chome vene la settima stiera e fue grande battaglia
e Llionagi amazo e re Abilante e poi fue grande battaglia
perche Tiirchonio venne alla battaglia e fece cholpo chon
Orllando.
Cap°. 93.
Chome Nestor vegendo molti de suoi morire chomin-
cio cholle saette avelenate e amazo Brochardo e amazo
el chavallo sotto a Orllando e rimase a piede perpure fu
rimesso a chavallo e ando pclla quinta stiera e sochorse
el chanpo e Sansonetto fu abattuto da Nestor e poi lo
portava a Machidante.
Cap°. 94.
Chome fue detto a Lionagi che Nestor ne portava
Sansonetto el lui gli chorse drieto e amazzollo e poi tor-
narono inverso el chanpo e feciono grande battaglia
sopra la gente di Machidante.
Cap°. 95.
Chome si sparse la novella per Uo chanpo di Marchi-
dante che Nestor gguigante era morto e Pulinoro sene
dolse e venne cholla sua stiera alla battaglia e chome
Orllando faceva rinfrescare le stiere di mano i mano e
Saracini erono tutti sbigottiti per IIa forza dello assumato
e Llionigi misse tutte le cinque stiere in battaglia.
Cap". 96.
Chome Polinoro era in chanpo c forte chonbattendo
abatte Sansonetto e poi lo voleva fare morire e Orllando
lo sochorse e amazzo Folichanoro e di poi Pulinoro lo
feri per chosta a tradimento e rifecirono cholpo di lancia
e poi d' achordo andarono a chonbattere fuori di bat-
taglia.
Cap°. 97.
Chome lo re Pulinoro usci di chanpo chon Orlando
a fare battaglia e Orlando T amazo e poi mando a dire
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia. 227
al soldano chel chanpo era rotto e poi a baiidiera spie-
gata si messono inverso la marina per trovare Machi-
dante.
C ap". 98.
Chome a Machidante fue detto che Pulinoro era
morto nollo poteva chredere e fugli detto di vero allora
per paura monto in mare e fuggissi.
Cap°. 99.
Cbome I^ionagi e gli altri rubarono tiitti e padiglioni
poi che Machidante fue schonfitto ello soldano ebe grande
allegrezza e per fare honore a Lionagi gli porto la spada
inanzi mentre che mandavano alla terra.
Cap^ 100.
Chome torna a Machidante che pella via gli fue detto
che IIa Soria si ribellava e llui si voleva amazare e rre
Charadosso lo chonforto e chome audo a Gierusalem che
v' era uno suo nipote e chollui si dolse della rotta e
chome poi dopo molti parlari per fare Vendetta ragionoro
di torre TiVfiiimato al loro soldo.
Cap°. 101.
Chome torna la storia al soldano che portava inanzi
a Orllando la spada e chon grande chalcha entrarono
nella terra e andarono al tempio a ringraziare gli dei e
poi mandarono al palagio e poi 1' altro di fece nettare
la chanpagnia di morti, divise tutto el tesoro che ogniuno
avesse la sua parte.
Cap". 102.
Chome Lionagi spartito ch' ebe el tesoro tutti gli
uomini gli volevano bene e dopo molto honore el sol-
dano gli voleva dare la figliuola jjer moglie e llui disse
che voleva sempre prima la gguerra di Machidante.
Cap«. 103.
Chome Lionagi mando uno bände che tutti e cha-
valieri uscissono fuori al chanpo e tutti chon grande
ardire per disfare Machidante e chome trovorono che
15*
228 ^^- Michelant
Soria s' era libellata e andarono apporre chanpo a Gie-
rusalem e Machidante ne chavo tutte le boche disutole
e chome mando el bando Christiani si rigguardassino.
Cap°. 104.
Chome lascia la storia del chanpo ch' era a Gieru-
salem e ttorna a Charllo che poi che Orllando si parti
lo re Mazarigi mando a Marsilio per sochorso ed ebbe
LXXX, m^. di Saracmi e di poi Charllo ragguno el chon-
siglio e ogniuno disse suo parere e ordinarono che üli-
vieri portasse 1' iusegna d'Orllando e chapitano de Pala-
dini e ordino le stiere.
Cap". 105.
Chomo lo romore del chanpo di Charllo fue sentito
di drento e chome ordinorono le stiere e chome Charllo
fue el primo feritore e amazo e re Tarquino e dopo molta
grandc battaglia da ogni parte Charllo fece intrare la
5'^. stiera in battaglia.
ö
Cap". 106.
Chome lo re Charllo avendo el maggiore della bat-
taglia sciese Ulivieri chosi chol quartieri d'Orllando e
oro e fiamma e gli Christiani chredettono che fusse
Ürllando e chosi chredettono e Saracini e ando in bat-
taglia.
Cap°. 107.
Chome e Saracini si feciono grande meraviglia che
Orllando fusse tornato e chome gitto molti in terra Uli-
vieri e per questo e Saracini spantarono assai e pella
forza d' Ulivieri si misono i rrotta e Saracini e pure dice-
vono le stiere che Orllando non era in chanpo e poi e
Saracini per paura rientrarouo nella terra e llo re Charllo
a sera chiamo el chonsigiio.
Cap". 108.
Chome ßaliggante e gli altri ritornati feciono chon-
sigiio e dissono ch' erono stati ingannati ma perche la
vettovaglia mancherebbe si voleva lasciare la terra fornita
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia. 229
dl gente e loro poi la notte tiitti s' ando chon Dio in
Yspagnia.
Cap°. 109.
Chome lo re Charllo propose inanzi a baroni la pu-
tazione che si faceva d'OrUando e quello che allora pareva
da fare poi che none v' era , tutti dissono chel chanpo
stessi saldo e che di lui si cerchasse e Charllo la mattina
notificho chome e Pagani s' erono fuggiti e di poi fue
sgombetta di morti la piauura.
Cap°. HO.
Chome lo re Charllo mando Ansuigi a cerchare del
ehonte Orlando e chome Uggone veggendo partito An-
suigi chiese licenza a Charllo e torno in sua terra.
Cap''. 111.
Chome Taltro fratello Uggone cerchando d'Orllando
e arrivo a Chonstantinopoli e 1' enperadore gli fece grande
honore e poi lo mando a Gierusaleme e per la via trovo
Ansuigi suo fratello.
Cap^ 112.
Chome Uggone e Ansuigi dissono 1' uno all' altro la
partita e poi ch' erono presso a nimici feciono le stiere
e feciono battaglia e richonfissono e nimici ed entrorono
in ßettaliem e fue fatto loro grande festa e Orllando
sene maraviglio.
Cap°. 113.^
Chome lo re Marchidante si chonsiglio di torre as-
suo soldo Uggone e Ansuigi e chome andarono a Gieru-
salem ed ebono la meta della terra e Ansuigi si messe
in sulla torre una bandiera a quartieri, ma nou cliome
quella d'Orllando.
Cap". 114.
Chome li Christiani uscirono di Gierusalem e assa-
lirono el chanpo del soldano e mori xv. m^. o piu del
soldano e Uggone chonbatte chon Sansonetto e furono
spartiti e Christiani ritornarono drcnto e Machidante gli
presento di richi doni.
230 H. Michelant
Cap°. 115.
Chome Sansoneto lodo a Lionagi molto Uggone e
Orllando si maraviglio e disse che chome uscissino fuori
chonbatterebbe chollui e di poi Uggone volle uscire fuori
e trovo Orlando e parlarono insieme e Uggone chi
egli era.
Cap°. 116.
Chome Uggone nel chonbattere chon Orllando lo
chonobbe e fecionsi festa e dopo molto chonbattere si
toruo drento alla terra e Orlando a padiglioni.
Cap°. 117.
Chome quegli del soldano ritorno al padiglione e
Orlando disse a Taverigi chi erono e Christiani di drento
e che voleva ch' egli andasse drento chon una inbasciata
e chosi Uggone disse ad Ansuigi ch' aveva ritrovato
Orllando. Chome Taverigi fece F anbasciata e rritorno
a Orllando e Orllando ordino x. m^ alloro bisogne e
sochorso e chome Machidante si disposo a tradire gli
dua Christiani per sospetto di loro.
Cap°. 118.
Chome Machidante ordino ch' avessi a chominciare
la zuffa del tradimento e Avilante ando al palazzo d' An-
suigi e chome lo presono prigione e poi feciono le stiere
e apichorono la zuffa ad uno grande pezzo.
Cap°. 119.
Chome essendo giorno s' era ridotta in piazza la bat-
taglia e Ansuigi amazo Machidante e chome poi presono
la terra e mesono la chroce in sulle mura el soldano
veggendo questo ragguno el chonsiglio e disse loro sopra
quello chaso.
Cap". 120.
Chome el soldano fece una bella diceria de Christiani^
avevono presa Gierusalem e chome ando drento inbascia-
dore Sansonetto e Ttaverigi e lue fatto loro grande
honore e poi la mattina tornarono al soldano cholla
risposta e. ragguno el chonsiglio.
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia. 231
Cap". 121.
Chome detto Orllando fece bella diceria e in lui fue
riinesso ogni chosa e che andassi drento aUa terra fer-
mare e patti e Taverigi tolse molti giojegli e portogli
drento e Orllando fue da tutti e Christiaui richonosciuto
6 poi drento fece grande parllaraento chon Ansuigi e di
poi Sansonetto chiese el battesmo.
Cap°. J22.
Chome Orllando battezo Sansonetto e poi lo mando
inbasciadore al soldano pello achordo e che Gierusalem
fusse de Christiani e molti parlari fue traUui e Orllando
di molte chose.
Cap^ 123.
Chome poi Orllando chavo da prigione Aquilante e
manifestogK el nome e Aquilante prese el battesimo e
mandorono pello patriarcha in Bettaliera.
Cap°. 124.
Chome Sansonetto fece bella diceria e chome disse
chel balio di spia era Orllando e chonsigliolo di lasciare
Gierusaleme a Christiani e chome lo soldano venne a
fermare e patti e diede licenza a Sansotto e ritorno fuori
allevare chanpo.
Cap''. 125.
Chome Orlando fece Ansuigi signiore di Gierusalem
e poi si partirono per tornare in Francia e entrorono i
mare e poi smontati al passare d' uno fiume Aquilante fu
per annegare.
Capo. 126.
Chome lo romito dette loro tre pani da mangiare e
chome lo romito gli chonobe e chome disse che morebbe
e dove lo sotterrassino e andassino presto in Spagnia e
chome Sansonetto disse che Christo era el vero Idio e
quivi stettono tutta notte.
Cap°. 127.
Chome la mattina lo romito disse la messa e poi
mori e Orlando lo sotterro e partiti che furono spari via
232 ' H. Michelant
lo romitorio e parve loro gran miracolo e poi venendo
inverso Panpalona si posono a una fönte che vedevono
V oste di Charllo e uno chavaliere gli chonobe e ando a
portare la novella a Charllo.
Cap°. 128.
Chome in questo tempo Charllo aveva raggunati e
signiori di chanpo per chonfortargli perche assai se ne
voleva partire si che dopo molti ragionamenti e parllari
di sui signiori si riprofersono pareche di restare a chanpo.
Cap°. 129.
Chome venne Rricieri e disse a Charllo che aveva
veduto Orllando e Charllo nollo chredette e minacciollo
di morte e andorono tutto el chanpo a vederllo e Sala-
mone lo vene a dire a Charllo.
Cap°. 130.
Chome in questo mezo il chonte Orllando fece una
grande festa a tutti e paladini e fue di diversi parllari
d' allegrezza e chome Charllo gli venne inchontro e
abacciollo chon grande festa e volle le inchoronare della
sua e poi di Spagnia e andarono al padiglione e chome
quegli di Panpalona s' armarono per vedere quello che
era che Christiani erano in allegrezza.
H. Michelant.
(Schlufs folgt.)
Zu Romnlus. 233
Zu Romulus.
Herr Dr. Ed. Mall hat in seiner Besprechung meiner
Romulus -Ausgabe (Jahrb. XII, 1, S. 18) verschiedene Fragen
ausgesprochen, die ich wohl als an mich gerichtet betrachten
kann, und die ich daher nach Kräften beantworten will, so-
weit es zur Förderung der Sache dienlich erscheint. Herr
Mall vermifst zunächst (S. 20, Note) eine eingehende Unter-
suchung des Verhältnisses der beiden ältesten Romulus -Hand-
schriften, Cod. Burn. (A) und Divion. (B) zu einander. Ich
habe eine solche nicht gegeben, weil ich sie für überflüfsig
hielt, weil nach meiner Ueberzeugung die unter dem Texte
gegebenen Varianten den völlig erschöpfenden Beweis liefern,
dafs B aus A geflofsen ist, wie die auf einer einzelnen Seite
(80) vorkommenden gemeinsamen Fehler schon zur Genüge
bezeugen: 3, ferens] non ferens; 10, Fatorum] Factorum:
13, ritus] leere Stelle; 14, gruis] grauis; 17, uero queris]
loqueris. Herr Mall ist ferner nicht der Erste gewesen, der
an die Identität beider Handschriften gedacht hat; sie ist in
dem Cataloge der Burney - Manuscripte bereits als abgemachte
Thatsache hingestellt. Der Gedanke lag bei jeder nicht äufserst
ge-wäfsenhaften Prüfung sehr nahe, bei der Üngenauigkeit des
Schwabe'schen Abdruckes erschien die Congruenz beider Texte
schlagend, das Alter stimmte wenigstens einigermafsen, die
ungewöhnliche Gröfse des Formats gab einen weiteren Ver-
dachtsgrund an die Hand, und es war sehr wohl möglich,
dafs der Plinius, welcher in Gudens Vorlage dem Romulus
folgte, abgebunden und in anderen Besitz übergegangen war.
Nicht möglich aber war es, dafs Gude , als er den Romulus
mit diplomatischer Genauigkeit copirte, die Stücke übersehen
haben sollte, die zwischen seiner Vorlage und dem Plinius
standen. In dem erwähnten Cataloge wird der Cod. 59 fol-
gendermafsen beschrieben : Codex membranaceus in folio
majori pp. 20, sec. fortassis XI, quondam, ut liquet ex
coUatione editionis Gudianae, monachorum Benedictinorum Di-
vionensium.
1. Romuli Fabularum Aesopiarum libri quatuor p. 2.
234 Hermann Oesterley
2. Propositiones quinquaginta tres aiithmeticae p. 12.
3. Praedictarum solutiones propositionum p. 15.
4. Propositiones tres de numero mente concepto p. 19-
(5.) In fine enigma quoddam.
Der Mangel der Stücke 2 — 5 im Divionensis und die
durch meine Vergleichung ans Licht gestellte Verschiedenheit
beider Texte im Einzelnen lafsen jenen Gedanken einer Iden-
tität also nicht ferner zu. Ob IV, 14 puer im Apogr. Gud.
fehlt und IV, 22 alligaverit statt alligauerat liest, wie es nach
Lessings Abdruck dieser beiden Stücke scheint, kann ich nicht
feststellen, da der Codex nicht in meinen Händen ist; aber
erstens war Lessing eben so wenig unfehlbar wie ich oder ein
anderer Mensch, und zweitens habe ich meine Arbeit auf der
Festung vollenden müfsen, ohne jeden litterarischen Apparat,
wodurch auch einige andere von Herrn Mall mit vollem
Rechte hervorgehobene Mängel Entschuldigung finden mögen.
Anderes aber mufs ich entschieden abweisen; scorpulus für
scorpius ist augenfällig nur eine Verstellung des Setzers und
Lessings crculi für cyculi ist einfach falsch. A und B haben
gleicher Weise cyculi, nur geht das y in Beiden nach Art
des heutigen grofsen Y nicht unter die Linie hinab und wird
dadurch einem r sehr ähnlich. Gude hat dieses y wie in
allen übrigen Zweifelfällen genau nachgemalt, und Lessing
würde, hätte ihm eine entsprechende Type zu Gebote gestan-
den, cyculi geschrieben, oder wenn es ihm auf diplomatische
Genauigkeit angekommen wäre, das Erforderliche in einer
Note bemerkt haben, hätte er aber die richtige Lesart erkannt,
so hätte er tytuli (orig. cyculi) schreiben müfsen.
Das bescheidene Verdienst, durch die Auffindung und Ver-
öffentlichung der ältesten Handschrift des Romulus diesem den
ihm gebührenden Platz in der Litteraturgeschichte angewiesen
und zugleich über die Stellung der Marie de France und zweier
niederdeutschen Dichter das erste Licht verbreitet zu haben,
wird Herr Mall mir nicht schmälern können, wenn es ihm
auch schmerzlich gewesen sein mag, die von ihm „längst
vorbereiteten" Entdeckungen von einem Fremden gemacht zu
sehen. Die Ausnutzung der zu meinem Anhange verwertheten
Göttinger Handschrift mufste dem Herausgeber der Marie de
France allerdings sehr wünschenswerth sein , aber ich konnte
doch von seinen Privatstudien keine Kenntnis haben und ich
Zu Romulus 2oö
konnte den zweiten, lediglich secundären Theil meiner Arbeit
nicht in so erschöpfender Weise behandeln wie den ersten,
da ich nicht Marie de France herausgeben wollte, sondern
Romulus. So begnügte ich mich mit Einer Handschrift als
dem Repräsentanten einer weitverbreiteten Gruppe, über deren
Verbreitung namentlich Zambrini's Aesop werthvollen Auf-
schlufs bietet, während der Bearbeiter Mariens deren allerdings
mehrere bedarf. Für diesen, oder für Herrn Wiggert, der
seit langer Zeit mit der Herausgabe Gerhards von Minden
beschäftigt ist, wäre eine erschöpfende Veröffentlichung oder
mindestens Ausnutzung der lateinischen Vorlage eine geeignete
und äufserst dankbare Aufgabe und ich will einiges Material
dazu beitragen. Zunächst durch die Beantwortung einiger
Fragen des Herrn Mall. No. 6 des Göttinger Codex (G) wird
nicht zweimal erzählt, wie bei B, L und Marie; G enthält
nach No. 58 die No. 59 von B (Wölfin) nicht. Der ver-
meintliche Anfang von No. 122 steht in G allerdings zwischen
No. 56 und 57, gehört aber gar nicht zu 122, sondern ist
einfach der Schlufs der Moralisation von Nr. 56. Ferner aber
kann ich Herrn Mall eine neue Handschrift des lateinischen
Textes zur Verfügung stellen. Dieselbe zeigt das bei No. 6
und 58 von G vermuthete, aber dort nicht vorhandene und
weicht sonst noch im Folgenden von diesem Codex ab. No. 36
fehlt, No. 69 steht nach 62, No. 72 fehlt, No. 87 nach 84,
Alles was von Nr. 98 bis 121 im neuen Codex enthalten ist,
steht nach No. 134 (dem Ende von G), so dafs Cap. 121 den
Schlufs bildet, und es fehlen endlich noch Cap. 97, 103, 104,
106-108, 110—113, 115 — 119, 123, 129, 130 und 133.
Dieser Codex scheint also der Vorlage Gerhards von Minden
am nächsten zu stehen.
Dr. Hermann Oesterley.
236 Miscellen.
Miscellen.
1.
Zu den Socados de Oro.
Das arabische Original der Bocados de Oro ist nicht,
wie X, 144 vermuthet wird, das in einer leider mehrfach
verstümmelten Handschrift in München und in der einigemal
gedruckten hebräischen Uebersetzung des Charizi erhaltene
Werk des Hunain ihn Ishäq (Joannitius) : Navädir alßläsifat.
Merkwürdige Aussprüche der \_alten] Philosophen^ aus welchem
allerdings die X, 137 erwähnten, in das Gedicht des Juan
Lorenzo gerathenen Alexanderbriefe und die X, 309. 326 fg.
excerpirten Anhänge der Codices der Poridad stammen ^),
sondern das um 1050 verfafste Buch des ägyptischen Arztes
Mubashshir ihn Fätik Mukhtär alhikam, Auswahl der Weisheits-
sprüche, das sich, doch auch nicht ohne Lücken, handschrift-
lich in Leiden (Catal. III, 342) befindet. Einer ausführlichen
Nachweisung der Identität, die jedem, der beide Werke ver-
gleichen kann, in die Augen springt, wird es nicht bedürfen j
schon die Vergleichung der Capitelüberschriften X, 132 mit
den im Leidener Catalog gegebenen wird daran nicht zweifeln
lassen, und sie wird auch aus den gleich zu gebenden Proben
erhellen. Natürlich fällt damit die Vermuthung (X, 140), der
Verfasser sei Christ gewesen, und andererseits Avird bestätigt,
dafs die in spanischen Handschriften vorangeschickte Einleitung
ein fremder Zusatz ist.
Die lateinische Uebersetzung, von der oben der Londoner
Codex Arund. 123 benutzt ist, ist bereits aus dem Pariser
Cod. 6069 (statt dessen der Cod. 6652 einen viel bessern
Text dargeboten haben würde) unter dem Titel Liber philo-
1) Nur ein Beispiel zur Erläuterung. Der Ausspruch der Frau
X, 312 lautet cod. Mon. f. 103^: Es sprach Rushanq, die Tochter des
Darius^ sein Weib: Dieser Tod ist gerecht, Gewicht für Geicicht, Masar
für Mass; ich glaubte nicht, dass der Mörder des Darius besiegt tcerden
würde. Die Verderbnisse der Namen in Eurapica und Adaramis oder
Odorcanis geben eine Probe von der Verkleidung, in der arabische
Personen in diesen Uebersetzuugen auftreten, ähnlich sind aber schon die
griechischen Namen bei den Arabern vielfach unkenntlich geworden.
Miscellen. 237
sophorwn moralhim. angeblich von Joannes von Procida aus
dem Griechischen übersetzt, in einem fabelhaft elenden Ab-
drucke bekannt gemacht in Salvat. de Renzi Collectio Saler-
nitana III, Nap. 1854. 8. p. 68—150.
Rücksichtlich des Verhältnisses zwischen dem spanischen
und lateinischen Text ist XI, 387 aus einzelnen kleinen Ver-
schiedenheiten gefolgert worden , dafs beide unmittelbare von
einander unabhängige Uebersetzungen des Originals seien.
Diese Beweise reichen nicht aus; sie gründen sich meist auf
schlechte Lesarten in der überhaupt sehr nachlässigen Ueber-
lieferung. Im Gegentheil zeigt sich dem Original gegenüber
gerade in Kleinigkeiten eine solche Uebereinstimmung, dafs
beide nur eine und dieselbe Uebersetzung darstellen können.
Zunächst ergiebt sich dies schon aus der beiden gemeinsamen
A^erderbnifs der Eigennamen, die durch das Fehlen der die
arabischen Consonanten unterscheidenden Puncte in der Ori-
ginalhandschrift veranlafst ist. Asklepios ist spanisch zu
Catalquius, lateinisch zu Zacalquius oder Caqualquius (t und c
in lateinischer Schrift verwechselt) geworden, Zenon beider-
■wärts zu Rabion (Renzi hat Fabion), Loqman spanisch zu
Leogenin, im ms. Ar. und bei Renzi zu Loginon, und es ist nicht
wohl anzunehmen, dafs verschiedene üebersetzer auf dieselbe
Entstellung gerathen seien. Gleiches gilt von "Wortfehlern,
z. B. von den beiden anstofsig befundenen xVusdrücken XI,
390. Wenn gesagt wird, Aristoteles sei spazieren gegangen
por los campos e por los rios. per campos et rivos (ebenso
Renzi III), so hat das Original cod. Leid. 63^^ durch die
Ebenen und längs der Flüsse und der Zufall der Auslassung
dieses Wortes müfste sich wiederholt haben. Das arabische
84^: gieb uns zurück unsere Seelen und begnadige uns, können
unmöglich zwei verschiedene üebersetzer durch danos nuestros
cuerpos^ indulgeas corporibus nostris (woraus bei Renzi 120
cordibus geworden ist) wieder gegeben haben.
Die Stellen, in denen XI, 388 Anzeichen einer Doppel-
übersetzung gefunden werden, lassen sich unschwer erledigen.
In der ersten, deren arabischer Text fehlt, ist vitta illos, weit
entfernt, dem sus carrillos gegenüber richtiger zu sein, da
Renzi's Handschrift p. 89 ma.villas bietet, einfach Verderbnifs
aus diesem Wort. Die zweite ist für das Verhältnifs der Texte
besonders instructiv. Das lateinische: Post Jiaec fuii Alexander
238 Miscellen.
dominus terrae et lucratus villas multas pervenü ad quandam
quae dicitur Qiiela wird für offenbar richtiger erklärt, als das
allerdings sonderbar aussehende: Desi Alixandre fue al monte
e (jano muchas villa,'!, despues fue a una villa que es dicha
Quela. Im Original steht So*": Darauf brach er auf nach devi
Gebirge und eroberte darin viele Städte, nahm eine Anzahl
ihrer Einwohner in Sold und sie folgten ihm; darauf brach er
auf zum Berg Tuvds (vielleicht Taurus nach Pseudo-Callisth.
ed. Müller I, 43), dann zur Stadt Pila (hierin hat sich die
Lesart der Handschriften des Pseudo-Call. I, 44 de. rrjv tc^jXtjV
erhalten; ein zugesetzter Punct macht in der arabischen Schrift
qila daraus). Das Gebirge oder das Land der Berge ist im
Arabischen stehender Landesuame für das alte Medien; dafs
es hier so gemeint sei, zeigt das Wort darin und der Umstand,
dafs Alexander vorher nach Adserbeidschan gekommen ist;
der Uebersetzer hat dies nicht begriffen, sondern buchstäblich
wiedergegeben, uud sein nunmehr unverständlicher Ausdruck al
monte ward im Lateinischen theils nach Gutdünken geändert,
theils, wie in Renzi's Text p. 121: Post hoc processit Alexander
et lucratus est villas multas et veniens vel perveniens ad villam,
quae dicitur Quille — , ausgelassen. Die gleichmäfsige Ver-
kürzung des Originals zeigt hier noch besonders die Identität
der Uebersetzungen. In der nächsten Stelle ist accenditur
vielmehr Fehler für attenditur oder wohl attendit ; bei Renzi
p. 114 steht intendit. Im Leidener Codex fehlt der Spruch;
französisch übersetzt findet er sich aus einer andern Quelle, die
ihn aus Mubashshir citirt, im Journ. Asiat. 1856. VIII, 345:
Quiconque poursuit ou recherche instamment les defauts Caches
de ses amis intimes rCexercera jamais Vautorite. Wefshalb in
der vierten Stelle Pues levantate etc. dem Lateinischen der
Vorzug gegeben wird, ist nicht deutlich; das Arabische lautet
85"^: Steh auf dich nicht beschwerend über das Vergangene,
und gräme dich nicht beim Eintritt des Mifsgeschicks, denn In-
haber des Wohlstandes und Königthums ertragen Mifsgeschick
leichter als andere. Gleiches gilt auch von dem Satz 5389:
Dios apoderome etc., der arabisch 86"^ heifst: Gott hat mir
Macht gegeben in den Ländern (das Wort ist eigentlich Plural
von Stadt, daher de las villas) und mich gesendet zur Rache
an denen, die gegen ihn ungläubig sind und ihn leugnen, es
niüfste denn die Auslassung der Worte e lo niegan gemeint
Miscellen. 239
sein; aber bei Rrnzi p. 123 non credenthim sihi et neganthim
enm fehlen diese nicht.
Die Frage, ol) das Lateinische aus dem Spanischen über-
setzt sei oder umgekehrt, ist nach dem bis jetzt vorliegenden
Material wohl unbedenklich zu Gunsten der ersteren Alterna-
tive zu beantworten. Schon obige Stellen lassen keinen
andern Schlufs zu. Nur so ist z. B. auch die Erscheinung zu
erklären, dafs zum Ausdruck des s vor a auch im Lateini-
schen c geschrieben wird, wie in Caqualquius X, 143, und
darauf deuten Worte wie maravitiorum (bei Renzi p. 128; bei
Mubashshir steht Dinare) oder riberia für Flu/s (Renzi p. 133)
ebenfalls hin.
Bonn, März 1Ö71.
F. Gildemeister.
2.
Berichtigung zu Mahn's Artikel: Der Troubadour Cercamon
und Tobler's Nachtrag dazu.
(Jahrbuch I, p. 87 und 212.)
Mahn sagte p. 87 seines Artikels, ein fünftes Stück Cer-
clamon's Per fin amors ses enjan, welches in der Handschrift
des Vatican 3208 p. 26 als von Pons de Capdueil bezeichnet
wird, sei ihm unzugänglich. Tobler, welcher sich damals gerade
in Rom befand, liefs dasselbe daher p. 212 abdrucken, bemerkte
aber ausdrücklich, dal's der von Raynouard Lex. Rom. 3, 530
angeführte Vers BelV e blanca plus c'us hermis sich nicht darin
finde, auch nach seiner Schlufssilbe gar nicht zu den Reimen
passe — ganz abgesehen davon, dafs dieser Vers eine Silbe
mehr zähle.
Es war klar, dafs hier ein Irrthum vorlag. Raynouard,
auf dessen Citat Mahn's Kenntnifs des Liedes beruhte, giebt
übrigens nur die beiden Worte Per fin als Gedichtanfang an
jener Stelle des Lex. Rom. an, es lag also die Vermuthung
nahe, dafs der Anfangsvers des Cerclamonschen Gedichtes mit
240 Miscellen.
dem oben citirten des Pons de Capdueil einen ähnlichen An-
laut hatte aber nicht mit ihm identisch sei. Wirklich findet sich
nun in der Modeneser Handschrift ein neues Gedicht des
Cerclamont, welches anhebt: Per fin amor mesjauzira^ und in
Mussafia's Abdruck desselben: Sitzungsberichte der Wiener Aka-
demie LV, j). M6, Z. 7, sowie bei Bartsch Chr.^ 45, 18 steht
auch der von Raynouard citirte Vers. Wir haben also nach
wie vor nur 5 dem Cerclamont zugehörige Gedichte, welche
Zahl schon Diez Leben und Werke, p. 598 angiebt.
Ich glaubte diese kleine Berichtigung den Lesern des
Jahrbuchs nicht vorenthalten zu sollen, wie wohl sie sich auf
das leichteste jeder selbst machen kann und dieser oder jener
sie sich vielleicht schon gemacht hat. Es ist aber bekannt,
wie gerade kleinen Irrthümern nicht immer auf die Spur ge-
gangen wird und durch ihre Fortpflanzung nachher gewich-
tigere Ungeuauigkeiten entstehen.
Basel, August 1871.
Edm. Stengel.
Berichtigung.
Seite 113, Zeile 2 v. u. lies: „ dafs refutare, eigentlich zurücktreiben,
vorzüglich" etc.
Druck von P. A. Blockhaus in Leipzig,
Raparius. 241
R a p a r i ii s
Von dem Raparius oder Rapularius genannten Gedichte
waren bis jetzt drei Handschriften bekannt. Zuerst das
StraCsburger MS. Johann. C. 102 (XV. Jahrb.), nach
welchem Grimms No. 14(3 der Kindermärchen übersetzt
haben, und welches den Grimm'schen Nachweisen (3,239
od. 220) zufolge unter der Ueberschrift Raparius 3)02 Zeilen
enthielt. Es ist bei der Beschiefsunor von Strafsburv zu
Grunde gegangen, wie die übrigen Handschriften der
Bibliothek, und ein zuverläfsiges Urtheil über diese Re-
cension würde jetzt unmöglich sein, wenn nicht die Brüder
Grimm ein (Vers 321 — 381 unseres Textes umfafsendes)
Bruchstück derselben durch den Abdruck gerettet hätten.
Eine zweite Fafsung ist in dem Wiener Codex 13')5 ent-
halten, welcher spätestens aus dem Anfange des XIV. Jahr-
hunderts stammt. Sie nimmt dort Blatt 78'' bis 80''
ein, zählt 430 Verse und trägt keine Ueberschrift.
Grimms hatten dieselbe bereits erwähnt, Mone hat sie
Bd. 8, S. 571 bis 580 seines Anzeigers auszugsweise,
A. Wolf in Pfeiffers Germania 7, S. 43 bis 54 vollständig
abgedruckt, und Mussafia hat ebenda, S. 237 bis 239,
eine Reihe von Abweichungen in diesen beiden Drucken
nach dem Orio-inale fest2;estellt und berichtiort. Der dritte
Text ist in einer, früher Salmansweiler, jetzt Heidel-
berger Handschrift vom Jahre 1452 erhalten, füllt dort
die Blätter 13 — 17 und umfafst unter der Bezeichnung
Rapularius 380 Verse; er ist mit den vergleichenden
Auszügen der Wiener Fafsung von Mone im Anzeiger
8, 561 bis 570 veröffentlicht, während die Handschrift
daselbst 3, 161 beschrieben ist.
Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. XII. 3. X6
242 Hermann Oesterley
Ich habe in dem Göttinger Codex theol. 114 (XV. Jahrh.)
eine vierte Recension aufgefunden, die unter der Ueber-
schrift „Quedam pulchra moi^alisatio nietrice coniposita
contra superbiam et invidiam" 41(5 Zeilen zählt, wie alle
iibrigcn Fafsungen im elegischen. Versmal'se.
Diese vier Texte zeigen so uiannigfache und tief-
gehende Abweichungen, daCs es sich wohl der Mühe ver ■
lohnt, dieselben in einer kritischen Bearbeitung übersicht-
lich zusammenzustellen. Ich habe daher die neue, noch
ungedruckte Fafsung des Göttinger Codex zu (i runde
gelegt und bin, da es sich weniger um die Feststellung
eines raustergiiltigen Wortlautes, als um die Vergleichung
der vorhandenen Kecensionen handelte, für diesmal auch
im Uebrigen den Grundsätzen der englischen Philologen
gefolgt, die ihren Text mit möglichster Treue wieder-
zugeben, die Auswahl der befseren Lesart aber Anderen
zu überlafsen pflegen. Ich brauche in dieser Beziehung
nur darauf hinzuweisen, dafs jede der benutzten Hand-
schriften eine Reihe vorzüglicher Varianten darbietet.
Als Resultat meiner Vergleichung ergiebt sich in
Bezug auf die Stellung der verschiedenen Fafsungen zu
einander das Folgende. Der bei Weitem ältesten Wiener
Handschrift (A) gebührt die Bedeutung wenn nicht des
ursprünglichen, so doch des ältest erreichbaren Textes.
aus welchem sich die iibrigen Recensionen gestaltet
haben. Und zwar in sehr auffallender Weise. Das Ge-
dicht besteht bekanntlich aus zwei J'heilen, von denen
der erste die vielfach auch selbstständig auftretende Ge-
schichte von der grofsen Rübe, der zweite dagegen den
Schwank vom Schüler im Sacke erzählt. Der Göttinger
Codex (C) steht im Allgemeinen dem ältesten Texte am
nächsten, ist in der ersten Abtheilung mit ihm nahezu
gleichlautend;, zeigt aber im zweiten Theile eine durch-
gehende, vielfiich als Umarbeitung sich darstellende Ab-
weichung. Die Salmansweiler Handschrift (B) ist aus
dem Texte von C entstanden, ist aber umgekehrt in
ihrem ersten Theile völlig umgearbeitet, während sich
die zweite Hälfte näher an ihre Vorlage anschliefst, dabei
Baparius. 243
aber merkwürdiger Weise mehrfach auf den Wortlaut
von A zurückgeht, namentlich in der Berichtigung von
metrischen Fehlern, welche in der Umarbeitung des Göt-
tinger Textes stehen geblieben w-aren. Die Strai'sburger
Handschrift (D) endlich mufs, so weit sich aus der
Grimm'schen Bearbeitung und dem erhaltenen Bruch-
stücke schiiefsen läfst, der Salmansweiler Fafsung sehr
nahe gestanden haben, zeigt aber ebenfalls mannigfache
Abweichungen und sogar bedeutende Erweiterungen.
Was den im Folgenden zum Abdrucke gebrachten
Göttinger Text speciell anlangt, so zeigt derselbe, wie
bereits erwähnt, vielfache Mängel rücksichtlich des Me-
trums, sofern theils durch das Ausfallen, theils durch
das Stehenbleiben einzelner Verse bald zwei Hexameter,
bald zwei Pentameter einander unmittelbar folgen. Im
ersten Theile, wo sich die Handschrift eng an A anschliefst,
habe ich die oflPenbar ausgefallenen Zeilen nach der Vor-
lage ergänzt (cursiv gedruckt) oder als fehlend bezeichnet
und dadurch den ursprünglichen Bestand von 416 Versen
zu 422 erhöht; im zweiten Theile dagegen, wo diese Un-
regelmäfsigkeiten sich als das Resultat einer mangelhaften
Umarbeitung herausstellen, habe ich die überschüfsigen
Zeilen stehen lafsen müfsen, die ja für die Beiirtheilung
des Verhältnisses der Handschriften zu einander nicht
ohne Bedeutung sind. Alle diese Stellen (V. 294 — 296,
V. 316—318, V. 329 — 332, V. 342—344, V. 358, V. 366—
367, V. 370—371, V. 384 — 385) sind in A richtig und
in B berichtigt.
Die Schreibung der Varianten, die in den vorliegen-
den Drucken theilweise modernisiert ist, habe ich der
meines Originals wenigstens einigermai'sen angepafst, um
gar zu schreiende Discordanz zu vermeiden; über den
Inhalt und die Verbreitung des Gedichts brauche ich nur
auf die angezogenen Stellen bei Grimm imd Mone so wie
auf Wendunmuth 2, 40 zu verweisen.
16'
244 Hormaiiii Oesterley
Fama fuisse duos testatur frivola fratres ,
Quos Ulli viro edidit una mater.
Milicie titulus hos insigniverat ambos
De quibus unus erat dives , alter inops.
5 Militis officium cum nomine dives habebat,
Alter egestatis triste ferebat onus.
Ne tamen omnino mendicus posset haberi ,
Prochdolor insolitum discere cepit opus.
Mollibus ergo solum rastris modo cindit aratri ,
10 Nunc radicosa ruga sepius longe vertit,
Et patulis sterilem sulcis commendat avenam
Utpote cui farris copia parva fuit,
Seminat et semen cuius sit rapula fruetus,
De quo fructificat immoderata seges.
15 Rapula crevit ei reliquis enormior una,
Quo dici pleno nomine rapa potest,
Tam dilatata foliis, tam corpore grandis,
Ut nemo penitus viderit ante parem,
Ipsius umbra viris duodenis sufficiebat,
20 Ne sub ea solis ureret estus eos.
1 frivola] prodiga B.
2 viro und mater] verstellt A B , uesprünglich auch C. — mater]
mnlier B.
3 insigniverat] insignaverat A.
4 De] Ex A, E B. — alter] et alter A B.
5 habebat] tenuit B ; steht vor cum A B.
6 Alter — onus] Ast alter questu paupere vixit inops B.
7 mendicus posset] possit mendicus A. 7 — 12 Ne — fuit]
Hie igitur rebus subtractis desiit esse
(fehlt ein Vers)
Ergo valefaciens Marti non militat ultra,
Sed potius Cereri , proh pudor, ipse vacat.
Ut sibi procuret misere dispendia vitae,
Villani more rura ligone serit B.
9 Mollibus] Mollius A. — solum] corrig. aus solus A. — rastris]
rastro A. — aratri] arastro A.
10 ruga — vertit] manu rura ligone serit A. — vertit] ver-
tebat C.
12 farris copia parva] parva copia farris A. — fuit] erat A.
13 Seminat et] Sicque serit B. — sit] fit A B.
14 De — seges] Proventumque capit seminis ipse sui B.
16 dici pleno] umgestellt B.
19 — 20 Ipsius — eos] Ipsaque tanta fuit, qualem nee viderat ante,
Sed neque vidisse creditur ullus homo B.
Raparius. 245
Tarn fuit enormis, ut pratum sola repleret
V'ixque boves traherent quatuor istud onus.
Ast pauper viso tarn magni poudere fructus
Obstupet et secum dicere cepit ita :
O deus omnipoteus, celi terrecjue creator, 25
A quo conditus est primus et omnis homo,
Qui celum sole, stellis lunaque venustas
Et qui multiplici germiue pingis humum ,
Quique facis variis habitabile piscibus equor,
Arbitrio parent onusta creata tuo; 30
Absque tuo nutu folium non proicit arbor,
Nee sine te fructus giguit ager vel humus ,
Nee sine te crevit hec rapula prodigiosa
Q«(? norrnam vincit transgrediturque modum.
Deprecor, ut fructus hie sit mihi causa salutis, 35
Sit paupertatis fiuis opumque datnr.
21 ut pratum] ut carrum A, quod currum B.
22 Vixque — onus] Et traherent poudus vis dun talc boves B.
23 magni] grandi A. — fructus] fructu A.
23 — 24 Ast — ita]
Rusticus hac visa quasi portento stimulatur
Insoliteque rei de novitate stupet.
Dumque stupet, dicit: Non accidit hoc sibi tantum ,
Nee tarnen est sortis nuntius ipse bone.
Qui dum miratur quorsum sors isla feratur ,
Indicium fati conicit esse boui,
Et quia mens hominum non est presaga futuri ,
Consurgunt in eo spesque timorque simul,
Sed cum sors dubia dederit sperare timenti,
Ore quidem cauto se penes ista terit: B.
25 — 44 O deus — ad hec]
O deus omnipotens, qui solus cuncta creasti,
Quo prorsus tendant singula, uosse potes?
Quo sine uulla comam deponere creditur arbor,
Quo sine nee minimum (orig. nimium) posset ad ima lui
Te rogo, summe deus, qui cuncta creata gubernas ,
Ne solita prives me pietate tua;
Quidquid obesse potest remove, largire quod opto,
Rarus ut liic fructus sit mihi preco boni ;
Hactenus hlc misere patior dispendia vite,
Deprecor ergo deus a modo certe vices.
Hec cum dixisset homo, quid videatur agendum
Discutit, ista sibi nemine teste loquens : B.
27 stellis lunaque] luua stellisque A.
34 que — modum] fehlt C.
246 Hermann Oesterley
Si nichil in terra iubet esse deus sine causa,
Hunc fructum frustra non generavit humns.
Hactenus, heu domine, sub paupertate fatiscor,
40 Que me coiifundit degeneremque facit.
Magne deus , novi , quanto de compede tali
Me potes eripere, si tarnen ipse voles.
Ergo sub tali tormento quid sit agendum
Consulit nxorem; protinus uxor ad hec:
45 Vilis erit precii, si rapula veneat ista,
Proderit ymo minus ventre vorata tuo;
Expedit, ut regi rarissima rapula detur ,
Nam debent regi munera rara dari.
Forsau eris rege multo ditatus honore,
50 Quem dare pro parvis munera magna decet.
Hoc placet, hoc plane faciam, vir ait mulieri.
Utile propositum consiliumque tnum.
Mox igitur carrum componit et ordinat aptum ,
Applicat et carro quatuor ipse boves.
55 Pondere sub tanto stridens gemit axis, et ipse
Id celer, ut regi munera rara ferat.
Solibus ergo tribus sie incedens vir onustus,
Ecce die quarta regia castra petit.
Se presentari regi petit , impetrat , intrat ,
60 Utpote qni munus grande daturus erat.
39 heuj hunc C. — fatiscor] fatisco A.
41 Magne — tali] fehlt C. — quanto] quoniam A.
42 eripere] eximere A.
43 tormento] portento A.
45 veneat] venditur B.
46 tuo] meo B.
47 — 52 Expedit — tuum]
Hanc igitur regi dabo rem tarn prodigiosam,
Res etenim regem prodigiosa decet.
Se penes hie pauper homo dum deliberat , inquit.
Nil reor utilius, hoc placet, hoc et agam. B.
49 eris] es a A.
52 propositum consiliumque] consilium propositumque A,
53 — 66 Mox — ait]
Accelerans igitur currum parat ocius aptum
Et super imponi tale iubebat onus,
Combinansque boves geminos festinat ad aulam ,
Offerat ut regi munera rara suo. B.
55 Stridens] stridet et A.
56 Id] It A.
57 Solibus] Mensibus A. — onustus] honestus A.
Raparius. 247
IIoo eteiüm rcgis sibi ciira sanxit, ut omnis,
Qui nisi attiilerit, stet foris ante fores.
Non tarnen introitiim negat illi sanctio legum,
Qui cum muneribus limina regis adit.
Ergo vir iste sui regis profectus ad aulam, 65
Qui coram rege stans reverenter ait :
Accipe, mi domine, quoddam mirabile munus,
Quod solo regi iudico iure dari.
Protinus inspecto fructu tarn ridiculoso:
Pape, quid hoc monstri, rex ait, esse potest? 70
Unde tibi, bone vir. hec rapula prodigiosa,
Unde tibi talis rapula , queso , refer.
Multa quidem rara scio me vidisse frequenter ,
Sed numquam vidit tale quid ullus homo.
Non est fortassis hec rapula filia terre, 75
De celo pocius hanc cecidisse reor.
Hec erit, ut video, tibi fons et origo salutis ,
Indiciuuique reor oininis esse boni.
Die, aye simpliciter, tibi qui consanguinei sunt,
Queve tibi patria, quod genitale solum. 80
61 regis] regum A. — cura] curia A.
62 nisi] nichil A. — attuleritj adtulerat A.
63 Non] Nee A. — introitum] interdum A.
65 vir] ubi A. — sui] suam A. — profectus ad] vectatus in A.
67 Accipe — aiunusj
Suscipe, mi dominc, mnnuscula pauperis buius,
Que iiuUi potius, quam tibi danda reor;
öi pretiosa minus censes, non rara negabis. B.
66 Quod solo regi] Et regi merito B. — solo] soli A. — iudico]
censeo A. — iure] rara B.
69 fructu tarn ridiculoso] tarn grandi pondere fructus B.
70 monstri] monstrum A.
71 — 77 Unde — salutis]
Multa quidem mira mc conspexisse recordor,
Sed nuuquam talem vidit homo nee ego ;
Die, rogo die, unde fructus provenerit iste,
Unde tibi spccies prodigiosa nimis?
Credo quod hie fructus fiat tibi causa salutis B.
7-J Unde — refer] fehlt A.
73 rara] mira A.
78 Indiciumque] Judiciumque A. — ominis] omuis C.
79 aye] age AB. — simpliciter — sunt] die, quis sis, que pro-
genies tua, quodve B.
80 Queve — solum]
Officium teucas, quo<lvo tibi sit opus?
24:8 Hermauu (Jesterley
Hiisque peroratis a rege svibiutulit ille;
Natus imperii sum dicione tui,
Estque parentela micLi uobilis et generosa ,
Miles erat genitor, miles et ipse fui.
85 Testis adest miles gemiue mihi nobilitatis ,
Quem mihi germanum fecit uterque parens,
C^ui quamvia magnis opibus flatuque tumescat,
Sed tamen haut fratrem denegat esse meum,
Hunc tua maiestas primos habet inter amicos ,
90 Vix est in regno dicior ullus eo
Et mea quottidie sie me confundit egestas,
Ut coram notis sit michi nullus honor.
Heu mihi quottidie tantis cruciatibus angor,
üt sit uou parva vivere peiia michi.
95 Quanta putas, domine, michi sit crux gloria fratris.
Dum me substernat indigna vita meis.
Quem natura parem michi fecerat, ecce superbit.
Et me pauperies rusticitasque premit.
i'rochdolor, experior, quam sit sentencia yera,
100 Dives ubique placet, pauper ubique iacet.
Et dives frater regi placet et placet urbi ,
Regis humo verbis tarn dulcifluis animatus
Illico responsis talibus alter ait. B.
81 — 98 Hiisque — premit]
Sam pauper factus, non paupere de patre natus,
De patre sum, domine, milite natus ego,
Dives adhuc superest frater, quem tu bene nosti,
Qui me germanum denegat esse suum. B.
82 imperii] in imperii A.
85 gemine mihi] germen C.
87 magnis opibus] opibus multis A. — flatuque] flastuque A.
88 denegat] se regat A.
90 dicior ullus] umgestellt B C.
91 quottidie] continua A.
93 Heu] Et A.
95 michi sit crux] quod est mihi A.
96 Dum] Cum A. — indigna] indiga A.
98 Et me] Ast me A.
101 Et dives] Ecce mens A.
101 — 113 Et dives — presens]
Frater enim mens ipse tibi placet, placet ubique,
Fredicat et pompa non mediocris cum.
Heu paupertatis iaceo sub fece sepultus
Et titulo careo nobilitatis ego.
Vulgus enim census pluris quam nobilitatem
Estimat , idcirco pauper ubique iacct.
Raparius. 249
Heu michi , me miserum displicet esse soluiu.
Cum me desererent et opes et copia reruui ,
Deposui gladium milicieque iocum ,
Et modo pro gladio manus utitur isto ligone, 105
Ut fodiam propria rura ligone meo ;
Hostes qui quondam gladio terrere solebam ,
Nunc stimulis pungo posteriore boum;
Qui quondam sevi tractare negocia belli,
Nunc pauper propria semino rura manu. 110
Rusticolo more miseram sie transeo vitam,
Inde michi victus , vestis et inde michi ,
Inde michi, domine, quam cernis, rapula presens,
Quam nunquam vidit sive videbit homo.
Et quia magna decent magnos pro munere magno, 115
Hoc volui, princeps maxime, ferre tibi.
Illico privatas aperiri rex iubet archas,
Materno dum me gremio natura beavit ,
Tunc ego et crasso nomine miles eram,
Cum mihi fortuna spondebat prosperitatem ,
Florebam rebus nee probitate minus;
Ast ubi crudelem mihi se natura novercam
Exbibuit, cnnctas precipitavit opes;
Ex tunc milicie quasi factus iuutilis, esse
Contemtus cepi rusticitate mea.
Ah, quis pauperior est paupere milite? nemo;
Nosse potest miles, quid patiatur inops.
Idcirco tibi, rex, non milito, rebus ademtis,
Sed cogor potius rusticitate frui.
Nunc enira aratro rura sero , nunc scindo ligone,
Ut quamvis tenuem det labor iste stipem.
Inde mihi fructus presentis maxima moles B.
105 isto] ista A.
106 ligone] labore A.
107 gladio terrere] cunctos terere A.
109 sevi] studui A.
111 Rusticulo] Rusticule A. — transeo] transigo A.
114 quam nunquam] qualem non A B.
115 Et] Ast B.
116 Hocl Hec A. - Hoc volui prineeps] Me decet id regum 13
117 — 144 Illico — onus]
Auribas hec regis pariter dum dixerit ille ,
Dcmulcet blando rex pius ore virum:
Hoc tameu accepto muuus carum quoque rarum ,
Et grates referam restituamquc vicem.
De reliquo nee pauper eris , nee inops , nee egebis ,
Nam dabitur rerum copia multa tibi.
250 Hermann Oesterlcy
Ut sibi pro raro nmnere magna daret.
Rex igitnr variis hominem tunc rebus onustum
120 Gazarum magno pondere sarcit eum,
Gazis addit equos, nee equis redimieula desunt ,
Addit et armentum laiiigerumque pecus.
Singula quid memorem bona, qualita viro dederit rex,
Dicere sufticiat mnlta dedisse viro,
126 Qui varia rerum variarum meree refertus
Disponit proprias dives adire lares.
Ergo valefaciens regi gratesque rependens
Omnibus erectis ad sua vertit iter.
Ecce revertenti coninx occurrit eique
130 Oscula continuans dulcia dixit ave.
Dicere, dixit, item si quid profeceris ipse,
Aut quid contulerit hec mora longa tibi.
Die, aye, die quid sis mercedis adeptus? At ille
Gloria demonstrat, que bona nactus erat.
135 En, alt, arrisit michi iam fortuna seeunda,
Contulit hec regis et michi larga manus.
Ecce vide bona, quanta meo de semine vulsi,
Pone metum, spe eoncepta constantior esto,
Nam bene nunc agitur res tua sorte bona.
Crede mihi tantis a me ditabere bonis ,
Ut bene germano par habeai'e tuo.
Protinus advehitur pretiosi massa metalli
Prefatoque viro rege iubente datur.
Nee contentus eo iubet, ut dl versa supellex
Detur, et officium verba iubentis habent.
Additur agrorum possessio magna, daturque
Cum grege balantum sexus uterque boum.
Indigus ut guttis pluvialibus amnis abundat,
Sic homini subito crescit acervus opum.
Ne foret ingratus, homo regem pronus adorat,
Inde valefaciens in sua letus abit,
Uxorique sue tarn dulcia munera prodit,
Ut fi.eret tanti testis et ipsa boni.
Hei coniux, inquit, mihi congaude, quia nobis
Optima pro vili semine messis adest. B.
118 Ut — daret] Quas impregnarar grandia acervus opum,
131 Dicere] Dissere A. — quid] quod A.
132 quid] quod A.
133 aye] age A.
134 erat] eram C.
135 En, alt, arrisit] Arrisit, en, ait A.
136 hec regis et] et regis hec A.
137 meo] meto A. — vulsi] vili A.
Raparius.
251
Quod pietas domini contulit alma michi.
O mulier, gaude, cui copia suppetit omnis,
Animodo nequaquam pauper eris vel inops. 14.0
Prosperitas aderit, ingens opulencia rerum ,
Quas mitteilte deo tollere nemo potest.
Nunc igitur nostros solentur gaudia luctus ,
Paupertatis enim non paciemur onus.
Tunc accersiri iubet affines et amicos, 145
Omnibus eventus pandat ut ipse suoy.
Ecee propinquorum grandis coUecta gregatur
Hiisque ministratur copia multa dapum.
Cumque videret eos iucundos et temulentos
Successus proprios dicere cepit ita: 150
Auscultate, precor, verba pacienter, amici ,
Fortunam vobis insinuabo meam.
Nostis enim cuncti, me quanta domaret egestas
Sed salvatus ab hac sum bonitate dei.
Accidit, ut rara michi rapula cresceret orto; 155
Hec eadem crevit grandis et absque mora.
Hanc ego donavi pro magno munere regi ,
Pro qua divicias has dedit ille michi.
Hoc dicente viro simul affuit inter amicos
Miles, quem fratrem diximus esse viri. 160
138
michi A
139
141
142
143
144
abest A.
145
146-
151
152
153
159
160
161
Quod
michi] Hec bona . ijuanta dedit rapula magna
gaude cui] grandis tibi A.
ingens] ingensque A. — rerum] nobis A.
Quas — potest] statt dessen Vers 144 A.
solentur] dissolvent A.
Paupertatis — onus] Gaudia succedunt, nam labor omuit
Tunc] Hie B.
— 159 Omnibus — amicos]
Historiamque refert omnibus ipse rei,
Postque iubet cunctis convivia larga parari,
Tam (orig. Cum) dape quam potu pocula festa creat.
Affuit et miles conversens inter amicos B.
verba — amici] noti mea verba notate A.
meam] vobis C.
domaret] domarit A.
Hoc] Hec A.
Miles, quem] Quem supra B.
- 164 Is — nichil]
Isque videus fratrem tenus hac so pauperiorcm
Tantum ditari deliciisque frui ,
252 Hermann Oeaterley
Is quoque pestifero cepit tabescero zelo ,
Cum vidit fratris crescere liicra sui,
Germanique sui subito miratur bonorem,
Eins respectu se putat esse nichil.
165 Hoc equidem proprium sibi vendicat invidus omuis ,
Ut putet alterius lucra nocere sibi.
Invide, die, quare fratris torqueris honore,
Si ditatur inops, uon tua perdis ob hoc;
Invide, crede michi , fortuna tibi nichil aufert
170 Muuere de cuius proücit alter humo.
Ergo tui fratris quare torqueris liouore?
Letari pocius convenit inde tibi.
Vidit et invidit, se coiiiectans spoliari,
Dum fratris vidit crescere lucra sui B.
161 Is] Hie A.
163 miratur] miratus A.
165 equidem] etenim B. — proprium] proprio A. — vendicatj vin-
dicat B.
166 — 176 Ut — iter]
Alterius lucrum damiia putare sua ;
Huc accedit et hoc (orig. alteriusque) dumtaxat vera locutum .
Qui primum dixit, semper avarus eget.
Huc aures adhibe, quisquis censeris avarus,
Quisquis avaritie sub iuga spoute venis ,
In te sermonis iaciuntur spicula nostri,
Forte salutiferum vulnus et ipsa dabunt.
Die aie, cul servas thesauros, quos coacervas,
In quibus heu temere spemque fidemque locas?
Forsitan hos furi servas aut forte tyraimo ,
Ut für surripiat aut violenta manus?
Turpis es idohitra, sathan simulacra frequentas,
Contemtuque eolis turpiter era deo.
Quid tibi fossus humi census, quid clausus in arca?
Estimo nullius utilitatis erit.
Sis igitur dives , habitis contentus , eisque
Utere, dum poteris utilis esse tibi,
Invidieque tue mordacem comprime dentem ,
Lucraque fraterna non tua damna putes.
Öi ditatur inops, quid in hoc, raiser invide, perdis?
Nil nisi quod gratis invidus esse velis.
Si ditatur inops, frustra cruciaris avare,
Lucra metit frater, perdis et inde nihil.
Ista relinquentes ad materiam redeuntes
Et ceptum rursus aggrediamur iter. B.
168—171 Si — honore] fehlt A.
172 convenit] expedit A.
Raparins. 253
Huius fortuna non est tibi causa niine,
Lucraquc fraterna non tibi tarnen stnient.
Hiis super invidie morbo breviter memoratis, 175
Aptius hystorie nunc repetamus iter.
Convivis igitur dapibus vinoque refectis
Et satur et letus ad sua quisque redit.
Tunc hominis frater eciam sua tecta revisit ,
Invidie secum dira venena ferens. 180
Sic aurum siciens , multo tarnen obrutus auro,
Tantalus ut mediis querit aquas in aquis.
Tunc ut opes opibus venetur et augeat ecce
Rethe novum texens calliditatis ait:
Si mens hie frater, quem tanta premebat egestas, 185
Tantas pro vili merce recepit opes,
Muneribus regem placabo satis preciosis
Et rex restituet multiplicata michi.
Protinus argento proprio se privat et auro ,
Talibus ut regem mulceat ipse suum. 190
176 Aptius] Ipsius A.
177 — 18S Convivis — michi]
nie videns fratris inopinam prosperitatem,
Et quod pro noto res bene cedit ei,
Se velut exhaustum dolet et quasi rebus ademtum ,
Possessas nihili pendere cepit opes.
Contexens igitur fratri sua retia tendit
Ut venetur opes calliditate sua.
Corde tenus multa volvens iterumquc revolvens,
Talia comploso ruminat ore sibi :
Hie sibi pro messe vili bona multa recepit,
Plura recepturus preniia multa dabo. B.
177 refectis] refertis A.
179 tecta] septa A.
181 tarnen] licet A.
182 ut] hiis A.
188 Et] Que A. — multiplicata] centuplicata A.
189 — 205 Protinus — habeto]
Mox igitur massam preciosi congerit eris
Taliter ut regis sumat et urbis opes.
Vestes addit equis auro textas phalerites ,
Omnis et ornatus congregat omne genus.
Retibus utitur his novus auceps divitiarum,
Sed deerit voto preda cupita suo.
Surgit, ubit , defert commercia singula secum,
Et regi dona dat pretiosa suo.
Munere rex huius accepto divitis inquit: li.
190 Talibus] Scilicet A. — mulceat] muueret A.
254 Hermann Oesterley
Gemmarum tollit preciosa monilia, quarum
Fasce laborabant scrinia clausa diu,
Complicat et vestes operoso scemate textas,
De quibus ornari regia membra decet.
195 Omnibus adiungit equos faleris coopertos,
Quorum eingebaut fulva metalla iubas.
Talibus egregius miles speciebus onustus
Pergit et evehitur regis ad usque domum.
Cumque salutasset, quo debuit ordine regem,
200 Singula demonstrans munera miles ait:
Accipe, mi domine tibi, que miles tuus offert,
Que non despicies, rex reverende, precor.
Parva quidem sunt hec, minimeque decencia regem,
Cum dives fuero , tunc pociora dabo.
205 Cominus hiis visis: Grates, rex inquit, habeto,
Herde placent, fateor, munera tanta michi.
Cardine sub cell non creditur esse superstes ,
Qui dederit regi tarn preciosa suo.
Rex quoque, quid tanto possed conferre datori,
210 lleginam fertur consuluisse suam.
Ast ea regalis pollers racione sophie,
Hec responsa viro reddit ipsa suo:
Inclite rex opibus nimis est iste refertus
Et dono penitus neseit egere tue.
193 operoso] oposo C.
195 Omnibus] Omnibus biis A.
197 egregius] et paribus A.
198 domum] fores A.
199 debuit] deeuit A.
202 non] ne A.
206 Herde] Certe A. — tanto] data A.
206 — 208 Herde — suo]
O vere largum corde manuque virum ,
Tempora prisca parem multis e millibus unum
Non norunt regi tanta dedisse suo. B.
208 tarn] tot A.
209 Rex — datori] Rex quid restituat ignarus, quidvc repcndat B.
210 Reginam fertur] umgestellt B.
211 — 212 Ast — suo]
Quo super illa bene postquam deliberat, infert,
Extemplo verba reddit et illa viro: B.
212 reddit] reddidit A.
213 Inclite — iste] O rex, hie locuples nimis est opibusque ß.
214 Et — tuo] fehlt B.
Raparius. 255
Argentumque tiinm pariter fastidit et aunini, 215
Si gemmas dederis, grandinis instar erunt,
Si vestes dederis, si bellica dona quiritiim,
Omnia despiciet, nil reputabit ea.
Ne tarnen omnino regia munera despiciat vir,
Restat , ut enormis rapula detur ei. 220
Hanc non despiciet, qui cetera despicit, ymo
Implebit rari muneris ista vicem.
Dixerat hec mulier; sibi rex respondit et infert:
Utile propositum consiliumque tuum.
Nee mora, profertur hec rapula rege iubente 225 i'
Ipsaque fit munus imperiale viro.
Si ego, rex inquid, te munero manere magno.
Quo michi nee ciiiquam rarius esse potest.
Hoc etenim nuper quidam dederat michi pauper
'215 Argentumque — aurum]
Et scito quod dono non ille tuo satiatur,
(fehlt ein Vers)
Aurum si dederis aut vestes, spernit utrumque. A.
216 dederis] gemme B.
217 — 219 Si ^ vir]
Non acceptat equos, sibi nam non arma queruntur,
Omnibus iste satis plenus abundat homo;
Nam pelagus numquam pluvialibus indiget undis,
Cum plene propriis semper abundat aquis.
Si quidquam dederis, adeo fastidiet iste,
Ut satur escarum respuit omne genus ,
Sed ne nil largo videare dedisse datori , B.
219 omnino] omnia A.
220 Restat] Expedit B. — enurmis] grandis !>.
221 —226 Haue — viro]
Auribus hec regis regine verba moventis
Non placuere nihil, rex: ita fiet, ait.
Accitoque viro rex: o ditissime , magnas,
Inquit , ago grates, nam tua dona placent;
Sum tarnen ambiguus, quid pro mercede rcpendam,
Undc tibi reddam restituamque vicem. B.
222 Implebit] Supplebit A. — ista] illa A.
223 sibi] cui A.
224 propositum consiliumque] consilium propositumque A.
225 hec] ea A.
227 Si] En A. — Si — inquid] Sed vice mereedis B. — magno]
rato A.
228 Quo] Quod A. — nee cuiquam] necquicquam B.
229 Hoc] Haue A. — quidam] fehlt C.
256 Hermann Oesterle
230 Cui bona multa dedit dapsilis ista manus.
Accipit ille miser non acceptabile niunus,
Nempe quod acceperat, rapula vilis erat.
Sic decet , o fratres , ut supplantetur avarus ,
Quem sarcire nequid grandis acervus opiim.
23Ö Mundus enim totus homini si detur avaro,
Se tarnen infelix credit habere nichil.
Sic tunc affatur inopem, quem copia fecit
Privatum propriis, dum peregrina sitit.
Dum lucra venatur stultus sua perdit et ecce,
240 Qui dederat magna, vile recepit olus.
Sic homo delirus propria deluditur arte,
Dum vult ditari , perdit et id , quod habet.
An non delirat homo mittens in mare fontes,
Fonti tollit aquas , ut mare ditet aquis?
245 Haud secus hie miles, regem qui munere ditat,
Non meminit propriis se spoliare bonis.
230 Cui — dapsilis] Premia tunc digna contulit B.
231 — 251 Accipit — inops]
Confestim rapam preseutat raachina carre
Ipsaque sit mnnus imperiale viro.
Ecce vir hie quali fortune leditur arte,
Dum venatur opes, perdit idem , quod habet,
At paupertatis in fossam precipitatur ,
Quam licet ignarus foderat ipse (orig. ipsa) sibi.
Ille videns non equa dari nee digna rependi,
Confestim regi tanta dedisse dolet
Turbatusque nimis sie secum murmurat ista:
Quid miser aggrediar, quid faciam, quid agam?
Quis mihi mendico, quis compatiatur egeno,
Qui propria video me spoliasse manu?
Non mea für timidus, non predo tulit violentus
Für et predo mihi pessimus ipse fui.
Ex tunc livoris in fratrem spicula torquet,
Ac si pestifere sit reus ipse rei ,
Hec tua sunt, inquit, frater commenta tuoque
Talia de famulo fraude doloque fero.
Et velut a fratre confessus vulnere crudo : B.
231 Accipit] Accepit A.
232 acceperat] accepit A.
233 o fratres] offerens A.
234 sarcire] farcire A.
237 tunc affatur] homo prefatus A.
238 Privatum] Privatur A.
243 fontes] fontem A.
245 regem qui] ut regem A. — ditat] ditet A.
246 Non meminit] Sic meruit A.
Raparius. 257
Jamque domum remeat, quem amarum comeat esse
Et gratis regi tanta dedisse dolet.
Et frendens igitor tantum sie murmurat ore:
Ecce mei fratris hec fero damna dolo. 250
Hie exaltatus, ego proch dolor opprimor inops,
Non impune feret per caput istud, ait.
Convocat ergo suos, quos noverat esse fideles,
Plus leone furens dieere cepit ita:
Nostis enim, quanta fuerat mihi gloria pridem, 255
Tarn michi quam nobis hec generalis erat.
Nunc lecatoris deceptus calliditate
In preceps eadem gloria tota ruit,
Qua sublimabar est omnis adempta facultas.
Heu panpertatis nunc grave porto iugum , 260
Heu cecidi miser, tarnen est vestrum meminisse,
247 quem — esse] et amaram convocat iram A.
249 Et frendens] Infrendens A. — tantum] tanto A.
250 hec] hoc A. — fero] fehlt A. — damna] dampno A.
251 exaltatus] exultatus A. — dolor] pudor A. — opprimor in-
ops] deprimor ergo A.
252 feret] feres B. — per caput istud] verdorben B.
253 Convocat ergo suos]
Sicque domum rediens furiis agitatus iniquis
In damnum fratris corde manuque furit,
Accitisque suis B,
254 Plus] Plusque A. — Plus — ita]
Quorum prebuerat experimenta fidem,
Alloquiturque viros compellans famine tali:
Nunc decet, o socii, vos meminisse mei. B.
255 fuerat] fuerit A.
255 — 256 quanta — erat] quis sim, quibus et naturalibus ortus,
Et quanto fuerim gurgite mersus opum. B,
257 lecatoris] impostoris B. — deceptus] cuiusdam A.
258 — 276 In preceps — meo]
Omnibus exhaustum me nihil esse queror.
Sit rogo communis vobis iniuria nostri ,
• Compatiendo quidem nou faciendo malum.
Est eadem mecum vobis iniuria facta,
Qui vobis semper rexque priorque fui.
Ergo fides vestra facti ratione probetur,
Dat quoque verus amor experimenta sui.
Plura locuturo fletus fuit impedimentum
Nam rigat ipsius lacrima crebra genas.
Taliter afflicto presentes compatiuntur,
Tniusque dolor fit generale malum.
Aiunt ergo viro, cur fleret, scire volentes:
Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. XII. 3. 17
'258 Hermann Oesterley
In caveam pariter vos cecidisse reor.
Nunc si sunt ulla pietatis viscera vobis,
Aut si quid vobis est pietatis honor,
265 Si per "vos vindicta nieum iactetur in hostem,
Ut, que commeruit, retribuatis ei.
Qui tuus est, aiunt, hie et mens est inimicus,
Et quodcumque iubes, faciamus ei.
Hec cum dixissent animatur voce suorum,
270 Et quasi mentis inops talia rursus ait:
Haud procul est vallis nemorosa iosapha lignis:
Que vallis nunquam frugibus apta fuit;
Hanc, precor, assumptis intrate viriliter armis,
Sed tarnen penitus nemo sciat nisi vos.
275 Donec ego veniam nolite recedere quoquam,
Ocius assumpto vos sequar hoste meo.
Frater adit fratrem, fellitus feile carentem,
Unde tibi, bone vir, hie dolor, unde tibi?
Die et erit eure nobis impendere curam,
Divide quod portas et lene pondus erit.
Obstruit vir dictis pauper fontem lacrimarum
liespoudens: Ferre si mihi vultis opem,
Quod peto, spondete, vos scilicet esse paratos,
Ut quidquid iubeo, vos faciatis idem.
Hi spondent tandemque fide mediante suorum
Mitius infestant ira furorque virum.
Tunc ait: Ite, locum vicine querite vallis,
Que fruticum multis vernat amicta comis,
Donec ibi veniam, sit ibidem sessio vestra,
Assumto citius vos sequar hoste meo (cf. v. 276.).
Hie per vos pereat traiectus viscera ferro,
Aut laqueo furis more necetur homo.
Qui tuus est, aiunt, nobis est inimicus, (cf. v. 267.)
Impia facta luet, tu modo trade virum.
Frotiuus armantur, adeunt penetralia saltus,
Observantque loca usibus (orig. visibus) apta malis. B.
262 caveam] casu A. — reor] meo A.
264 Aut] Et A.
265 Si per] Semper A. — iactetur] iaculetur A.
266 Ut que] Et quod A.
267 hie et] et A.
271 nemorosa] nemorosis A. — iosapha] consita A,
272 nunquam] unquam.A.
274 tameu] causam A.
275 quoquam] quoque A.
277 fellitus — carentem] lictaque salute salutat B.
Raparius. 259
Et verbis fraude dulcibus ista refert:
O germane, micbi preter te nemo superstes,
Quem michi frateruo federe iungit amor. 280
Nos sumus una caro, nee nos natura bipartit,
Nos uni mater edidit una viro.
Forsan inest anima personis una duabus,
Quas et individuus iungit et unit amor.
Est michi secretum, quod nolo pandere cuiquam, 285
Attamen id fratrem nolo celare meum.
Est prope condensa vallis nee ab urbe remota,
Frondibus arboricis obsita, frage carens;
Hec est tarn multa thezauri mole referta,
Ut michi proficiat sufficiatque tibi. 290
Hunc ego fraterno tecum partibor amore,
Ymo deum testor, pars tua maior erit.
278 fraude] false A. — ista refert] usus ait A.
278 Et — refert]
Verbaque depromit dulcia plena dolis;
Ac si det mella medicus candita veneno,
In quibus ignaro potio mortis erit.
Pape quid insanis scelerate susurro bilinguis,
Cur fratrem ficto fallis amore tuo ?
Scorpius est hominis, homini qui fingit amorem,
Et quasi sica latens est simulata fides.
Sic fratris frater turpis venator et auceps
Dulcibus bis verbis retia tendit ei. B.
279 O — te] 0 boue frater, ait, preter quem B.
280 iungit] iungat A. — Quem — amor]
Quem sie nature conditione vocem,
Tu vite spes sola mee baculusque senecte B.
282 uni] olim A. — mater] mulier B.
283 — 291 Forsan — amore]
Rem tibi secretam, frater carissime , pandam,
Quam de te uullus esperiatur bomo.
Que tibi sum soll dicturus, prodere noli,
Fac precor, ut tutis auribus ista loquar.
Est ostensa mihi pretiosi massa metalli,
Cuius te, si vis, portio magna manet,
Impiger ergo veni nee te dilatio tentet B.
284 Quas et] Quos A.
285 pandere] prodere A.
286 Attamen] Et tamen A. — celare] latere B.
290 mihi und tibi] umgestellt A.
292 Ymo — testor] Testor euim superos B.
17*
260 Hermann Oesterley
Hüs iurauientis homo magne simplicitatis
Ad laqueum tendit eins ad instar avis ,
295 (fehlt ein Hexameter)
Fratris enim verbis nescit inesse dolos.
Ad loca declinat, loca scilicet insidiosa,
In quibus armati delituere viri.
Assunt carnitii;es, eoncurrunt more latronum ,
300 Iniciunt prede brachia seva sue,
Ut proprie rapuere canes Acteona quondam,
Sic datus est preda canibus iste suis.
Cominus interea resonat vox dulce canentis,
In terram feriens ungula crebra sonat.
305 Venit enim iuvenis quidam petulansque Scolaris,
More viatorum dulce canendo melos.
Nee mora captivus in saccum precipitatur,
293 Hüs — simplicitatis]
Nunc age, rumpe moras, absit dilatio, surge,
Pergamus nostram nemine teste viam.
Hüs liomo blandicüs irretitus simulatis A.
293 iuramentis] irretitus B.
294: eius ad] inscius ß. — ad — avis] fehlt A.
296 Fratris — dolos] fehlt B.
297 insidiosa] insidiarum B.
297 Ad — insidiosa]
Annuit ergo sui fratri simul et monitori (orig. monitor)
Surgit, abitque, carens suspicione mali.
It frater cum fratre suo , loca nota subintrat. A.
299 latronum] latrantum B.
300 Iniciunt] Immittunt B.
299 — 300 Assunt — sue]
Exiliunt hü more canum iustumque nefande
Tractantes etiam mortificare parant. A.
301 rapuere] nocuere B. — Acteona] oceana C.
302 preda] prede B. — Sic — iste]
Civibus haud aliter preda fit ille A.
303 — 305 Cominus — Scolaris]
lam vincire Student hominem conamine toto,
Contendunt predam iam iugulare suam;
Sed fortuna suum iuvat et tutatus alunipnum.
Sepit et horrendum criminis huius iter.
Accidit in terram quemdam properare scolarem,
Qui per eam vallem solus iturus erat. A.
304 In] Et B.
306 dulce — melos] sie breviabat iter A.
307 — 314 Nee — labor]
Cum levat hie vocem simul echo reciproce vocem
Rapariiis. 261
Arboris in ramum precipitatur homo.
Ocius effugiunt hi pendentemque relinquunt,
In fraudemqne rei sie latuere viri. 310
Hiis perturbatis homo pendet et ecce Scolaris
Transit equester et hunc pendulus audit homo
Et quia pertusa fuerat pars maxima sacci ,
Utputa quem tempus triverat atque labor,
(fehlt ein Hexameter) 315
Per rimam iuvenem pendulus ille vidit.
Mox ut rasuram capitis vidit, ecce scolarem
Comperit, et clamans: Quisquis es, inqnit, ave !
Aspiciens igitur hominem cognovit eundem
Nee latuit nomen officiique gradus, 320
Tunc quasi securus huuc leta voce salutat
Et, quasi nil triste prospiciatus, ait:
Salve, mi frater, hominum carissime, salve,
Huc ades, ut spero, sorte favente bona.
Ast cito devenit vox ipsa Scolaris ad aures 325
Reddit et auditur longius iste sonus.
Ast ubi vox eadem lictorum perculit aures
De sola fit eis proditione timor.
Et quia non licuit opus hoc implere scelestum
In solam pavidi spem posuere fugam.
Ne tarnen hie fugiat, in saccum mittitur atque
Vivus in arborea fraude ligatur homo.
Hie pendet, fugiunt lictores , insuper ipse
Criminis incentor non manet, immo fugit.
Ecce Scolaris ibi cupiens pausare sub umbra
Arboris, in cuius fronde pependit homo.
Et quia rimosiim latus idem Saccus habebat A
308 in — homo] excelsa fronde ligatur homo B.
310 viri] rei B.
311 Hiis perturbatis] Is perturbatur B.
312 et hunc] adhuc B.
313 pertusa] pertrusa B.
314: Utputa] Utpote B.
316 — 318 Per — ave] fehlt B.
316 rimam] rimas A.
317 ut] ubi A.
319 — 324 Aspiciens — bona] fehlt A.
319 Aspiciens] Prospiciens B. — cognovit] coramovit B.
320 officiique] hospitiiquc B.
321 securu.s] socraticus B. — huin] sie B.
322 prospiciatus] propitiatus B. — porpatiatus D.
324. Huc] Hie B. — ut] et B.
325 cito] ubi A. — ipsa] isla A.
325-326 Ast — cum] fehlt B.
262 Hermann Oesterley
Invasit nimius terror et horror eum,
Erigit ille caput stupidosque regirat ocellos,
Ambigit hec ciiius vox sit et unde soniis.
Cumqne diu staret stiipidus nniltumque videret,
330 Et super hoc dubitat utrum fugiat maneatve,
Nam monet ire timov et vetat ire pudor,
Estimat illiidi demonis arte tibi.
Ocius ergo loco cogitat discedere ille
(fehlt ein Pentameter)
335 Stat licet invitus vincente pudore timorem
Seque salutanti personat ista loqui:
Tu quis es aut non sis, a quo vox ista resnltat,
Vellem, si possem , scire libenter ego.
Hunc sie nntantem snlidat constaneia tandem,
340 Dixit: Item resonat vox tua, quisquis ades.
Ex sacco rursus audita reciproea vox est:
Ne timeas, iuvenis, sit procul iste timor,
Si dubites ubi sim , erige triste caput,
Possjdeo letns aera, sperno solum.
327 — 328 Erigit — sonns]
Tunc surgens stupidus loca proxima girat ocellis
Cuius ab ore sonet vox ea nosse volens. A.
328 hec] hie B, et D. — sonus] sonet B D.
329 Cumque — videret] fehlt B D.
330 — 331 Et — pudor] fehlt A, Vers 331 folgt nach 333.
330 Et] Dum B D.
331 Nam] Nunc B, Huc D.
332 — 338 Estimat — ego] fehlt B D.
333 cogitat discedere] discedat, cogitat A. — il!o] ille
Stare timor prohibet, sed vetat ire pudor A.
336 ista] ille A.
337 Tu — non] Quisquis es aut ubi A.
339 _ 340 Hunc — ades] fehlt A.
339 Hunc sie] Sic sibi BD. — tandem] mentem B D.
340 resonat] resonet BD. — ades] es hie D.
341 Ex] De B D. — rursus] sursum B. — audita — est] auditur
vox quoque secundo D. — rursus — est] loquitur iterato pendulua
ille A.
342 Ne] Nil A. — Ne — timor] fehlt B D.
343 dubites] dubitas BD. — ubi] quid BD.— erige triste] suspice,
tolle B.
343 Si — caput]
Erige triste caput, si vis spectare loquentem A.
344 Possideo — eolum] fehlt B D.
Raparius. 263
In sacco sedeo, sedet hie sapiencia mecum , 345
Hicque sedens didici tempore multa brevi.
Pape scolas quevunt longe lateque scolares ,
Hie tarnen veras noveris esse scolas.
Quidam Parisius aut oppida cetera girant
Expenduntque multa, proficiimt paruiu. 350
Sed si phas sit adhuc hora subsistere parva,
Verba plena dabit philosophia michi.
Tunc cum prodiero , puto , me sapiencior inter
Terrigenas omnes non erit ullus homo.
Utque scias, quid contulerit Saccus michi presens , 355
De multis saltem suggero pauca tibi.
Hie artes multas docuit me philosophia,
Pectore clausa meo latet orbita totius anni.
Ut sit nota michi machina tota poli.
Hie ego stellarum didici cognoscere signa, 3(;!0
Lumina magna duo vi complector racionis
Nee sensus fugiunt astra minora meos.
Sed neqae signa me possunt duodena latere,
Quatenus ex ipsis scire futura queam.
Hie me naturas fateor didicisse ferarum, 365
Hie michi natura proditur omuis avis.
Addo , quod herbarum didici discernere vires ,
345 hie] fehlt D.
346 Hicque sedens] Hie pendens A, Hie studiis B D.
348 tamen] tantum B D.
349 — 354 Quidam — homo] fehlt A.
349 _ 350 Quidam^ — parum] fehlt B D.
351 Sed] Hie BD. — hora — parva] horam — parvam B.
352 Verba] Omnia BD. — plena] nota D.
353 Tune cum] Ae si B, Ae cum D.
354 ullus] unus D.
355 Saccus] steht vor quid A.
355 — 357 Utque — philosophia] fehlt B D.
356 saltem] saltim A.
358 Pectore — anni] fehlt A.
359 Ut — machina] Sie quoque siderei fabrica B D.
360 Hie — signa] fehlt B D.
361—363 Lumina — latere] fehlt A.
361 vi complector] complector vi B D.
362 fugiunt] fugient B D.
363 signa me] me signa BD. — possunt] possent D.
364 — 370 Quatenus — hiis] fehlt B D.
364 seire] queque A. — queam] sciam A.
366 proditur] panditur A.
264 Hermann Oesterley
Ut bene cognoscam, qtie bona, que mala sint.
Hie arbustarum didici vires lapidumque
370 Et didici, quid sit utilitatis in hiis.
Quas vires habeant singula singna scio,
Quid mare, quid terram et quid colit aera novi,
Gratulor hie isto me didicisse loco.
Hie totum didici totus quid continet orbis,
375 Hoc totum Saccus contulit iste michi.
Audisti qualis natura sacei sit huius,
Qui possessori dat bona tanta suo.
Nobilis liic Saccus fulvo preciosior auro ,
De cuius gremio graeia tanta fluit.
380 Si semel intrares, daret expediencia nosse,
Hie quantum Saccus utilitatis habet.
368 cognoscam] conjiciam A. — sint] sit A,
371—374 Quas — orbis]
Et didici tumidi maris indagare profundum A .
371 singna] membra B. — scio] mea B. — singula — scio] quas
et arena maris.
Flatus ventorum bene cognovi variorum ,
Cuilibet et morbo que medicina valet;
Vires herbarum bene cognovi variarum,
Et que sit volucrum vis simul et lapidum.
Septem per partes cognovi quaslibet artes,
Si foret hie Catho cederet atque Plato.
Quid dicam plura? novi bene singula iura,
Cesareas leges hie studui varias.
Qualiter et fraudes vitare queam muliebres D.
372 Quid — quid — quid] Quod — quod — quod B. — terram]
terras B.
373 hie] hee B, hoc D.
374 quid] quod B. — totus quid] quod totus D.
375 contulit — raiclii] continet — meus BD. — iste] ille A.
376 — 377 Audisti — suo] fehlt BD. — natura sacci] umge-
stellt A.
377 Qui — suo] fehlt C.
378 Nobilis hie] Hie verte A, — fulvo — auro] precioso dignior
ostro A B D.
379 — 381 De — habet]
Kegali melior utiliorque stola.
Experior certe deliros esse scolares,
Qui multas querunt circumeuntqne seolas.
Quidam parysius aut oppida cetera gyrant ,
Raparius. 265
Credulus hiis nngis infelix ille Scolaris
Orat, ut in sacco possit habere locnm.
Tunc velut invitus ex sacco prodeat ille
Pendulus: Absit, alt, nee enim sie deeipies me, 385
Dixit: In bunc saccum non ita venit homo.
At si condigna merear niercede potiri ,
Expenduut multa proficiuntque parum. (cf. Vers 350)
Hie ego momentum transegi sie sine sumptu,
Et didici quidqnid scire novisse fuit.
Hie tibi si detur saltim brevis hora studendi,
Disces , qnid locus hie utilitatis habet, A.
382 Credulus — Scolaris] Hiis nugis simplex iuvenis male traditus
orat A.
383 Orat ut] Quatenus A.
384 Tunc — ille] fehlt A. — ex] e B.
385 Pendulus — me] fehlt ß.
386 Dixit — saccum] In saccum, socie A.
387 At si] Nee B. — potiri] vocari B.
387 — 406 At si — mora]
Et contra iuvenis vocem prorumpit in istam :
Sacci, ni fallor, istius hospes ero.
lam novi , quanta saccus virtute redundet,
In cuius pausat phylosolia sinu.
lam satis es sciolus, adeo iam doctus es, ut te
In mundo nullus doctior esse queat.
Quisquis es in sacco , queso miserere miselli ,
Quatenus in sacco sit mihi pausa brevis.
Si te forte precum non flectunt verba mearum,
Muneris, ut spero , te bene flectit amor.
Et ni sponte velis flecti mercedis amore,
Pendere curabo quicqnid habere voles.
Tunc ut invitus e saceo prodiit ille
Pendulus, ac iterum verba rependit ei:
Niteris in vanum, non est mihi tybia tanti,
Ut pretio saccus veneat iste tuo.
Utque scolas istas me velle relinquere speres
Absit, deciperis, spes tua tota perlt.
Mallem mori, socie, quam perdere delicias has.
Si mihi sim ncquam , cui bouus esse queo.
Non tibi delicias sacci me vendere speres,
Absit, in hunc saccum non ita venit humo.
Non mihi continget istuni venumdare saccum,
In cuius pausat phylosofia sinu.
Et quia discendi multo flammascis amore
Cedo tibi gratis ad breve tempus ego.
266 Hermann Oesterley
Hie pacior parva te residere mora.
Sed precor, expecta donec pertranseat hora,
390 Discendi modica porcio restat adhuc.
nie rei cupidus modicam non sustinet horam:
Gratis, ait, presens tempus et hora preit.
Eya, riimpe moras, si vis prestare cupitum,
Urit enim pectus diva sophia meum,
395 En foris experior, quid habet dulcedinis intus
Saccus hie, unde mihi tarn bonus exit odor.
Taliter oranti respondit pendulus ille:
Me frater cogis linquere grande bouum,
Utque satisfaciam tibi, mitte me deorsum ,
400 Et voti compos efficiare tui.
Non differt ille, solvit saccum virumque,
Deuique pendendi tanta libido fuit.
Nonne vides hominem sua damna sibi fabrieantem ,
Sponte sua laqueum dum parat iste sibi?
405 Impiger in saccum iuvenis descendit apertum
Seque trahi sursum postulat absque mora.
Differ, ait, modicum, nee enim se sie habet ordo ,
In saccum, socie, non ita venit homo.
4
I
Cumque satis fueris potitus fönte sophie,
Delicias sacci tunc mihi redde mei.
Ocius aseende ramum, restemque resciude,
Ut voto compos efficiare tuo.
Hoc miser audito pendenti latus obedit,
L't sacci possit utilitate frui.
Exit hie, ast alter festinat, ut ingrediatur,
Seque trahi sursum postulat, ille negat. A.
388 pacior] patiar B. — residere mora] recidisse mota B.
390 modica] parva B.
392 presens] fehlt C.
393] moras] moram B.
394 diva] dura B.
396 mihi] fehlt C,
397 oranti respondit] intranti respondet B. — ille] iste B.
398 linquere] lingere B.
399 mitte me deorsum] me dimitte retrorsum B.
400 efficiare] effieiere B.
401 saccum] saccumque B.
404 sua] sibi B. — dum paras] preparas B. — sibi] sunm B.
406 postulat] poscit et B.
407 nee — habet] socie , sie non habet A , etenim sie con-
gruus B.
408 In — socie] Poscit, et in saccum B.
Raparias. . 267
Deprimit ergo caput homini talosque snpiiiat:
Frater in hnnc saccum sie homo venit, ait. 410
Insultans risii pendenti sie ait: Eya,
In saceum socie quomodo venit homo?
Jam puto.cepisti doctissimus esse sophista,
Te tua, ni fallar, experimenta docent.
Ergo sede donec sapiencior efficiaris, 415
Nam vere stultus esse probare modo.
Hiis dictis conscendit eqiium pendentis abitque
409 Deprimit — homini] Deponasque caput ad humum A.
homini] hominem B. — talosque] saccumque B. — supinat] snpi-
nans A.
410 — 422 Frater — tulit]
Hec est lex sacci, sie eris intus, ait.
Hec dicens miserum libravit in ethera sursnm,
Ac in nodoso stipite vinxit eum.
Stans igitur cepit sie insultare Scolari ,
Et derisoris voce locutus ait:
Ecce quod optasti, quod quesisti, quod amasti,
Nunc compos voti factus es ipse tui.
lam puto cepisti doctissimus esse sophista,
Ut toto similis non sit in orbe tibi.
O te felicem nimis egreginmque magistrum,
Quem fovet in gremio phylosofya suo.
Experiar certe, quantum modo delicieris,
Quem talis sacci claustra beata tenent.
Phylosofare modo propone, quod hie didicisti,
Quantumcumque potes, phylosophare modo
Utere sorte tua, quam toto corde petisti,
Quamque deus tribuit utere sorte tua.
Nunc superest, ut pace tua mea tecta revisam,
lam non in saccum curo venire meum.
Hiis dictis ascendit equum pendentis, abit
Et clamans inquit: Magne sophista vale! A.
411 Insultans]
Ocius hunc miserum libravit in acrc sursnm :
Sic est mos sacci, sie eris intus, ail. B.
Insultans B. — risu] rursum B.
413 sophista] poeta B.
415 Ergo sede] lam sedeas B. — efficiaris] efticieris B.
417 conscendit] ascendit B. — pendentis abitquej loca descrit
illa B.
268 Hermann Oesterley, Raparius.
Quique pedes venit, in sua tendit eques.
Incolumis , letus et iugi pace quietus
420 Decursat vitam sorte faveute bona,
Diviciis fioret, in prosperitate superbit,
Donec cnncta simul mors inimica tulit.
Dr, Hermann Oesterley
419 — 422 Incolumis — tulit] fehlt B.
Die Mundarten des südlichen Frankreichs. 269
Die Mundarten des südlichen Frankreichs
in
ihrem doppelten Verhältniss, der Schreibweise und
der materiellen Zusammensetzung der Worte.
Raynouard in der Vorrede zu seinen Recherches
philologiques sur la langjue Romane bemerkt, dafs er die
französische Sprache unter allen modernen Sprachen für
diejenige halte, welche in Folge ihres hohen Alterthums
und ihrer mannigfachen successiven Veränderungen das
meiste Material zu philologischen Betrachtungen darbiete,
und dafs man, um sie recht verstehen zu lernen, zuvör-
derst zu ihren Ursprüngen hinabsteigen müsse, die man
in den Sprachen finden könne, welche die Troubadours
und die Trouveres gesprochen. Dieses Rathes eingedenk,
verfolgte ich während meines mehrjährigen Aufenthalts
im Süden von Frankreich das Studium der romanischen
Sprache und der Dichtungen der Troubadours iiud gerieth
dadurch in ganz natürlicher Folge zu einer nähereu Be-
trachtung der verschiedenen Mundarten, die noch heute
im Süden Frankreichs gesprochen werden; ja, bei meinen
Wanderungen in diesen wahrhaft romantischen Gegenden
wandelte mich bisweilen die Lust an, Verse in diesen
Patois zu machen. Hierbei stiefs ich nun merkwürdiger
Weise auf eine Schwierigkeit, an die ich beim Entwurf
derselben nicht gedacht hatte, und zwar auf die der Schreib-
weise. Es wurde mir nicht so schwer die verschiedenen
Reime zu finden, als die verschiedenen Buchstaben des
französischen Alphabets so zusammenzustellen, um durch
sichtbare Zeichen den schriftlichen Werth der ^\'orte dar-
zuthun, deren ich mich zu meinem Versemachen bediente.
Oft, doch stets vergebens habe ich nach einem Mittel
gesucht, diesem Uebelstaud, der mir ein ernster zu sein
270 H. Bartliug
schien, abzuhelfen; doch ich mnfs es offen gestehen,
anstatt eine Abhülfe aufzufinden, wurde meine Verwirrung
und Unbeholfenheit nur immer gröfser, je mehr ich mich
mit den Poesien der Troubadours und den Productionen
der Dichter des siidlichen Frankreichs beschäftigte. Die
Abweichung der Sprache , die sich so zusagen von Ort
zu Ort kund thut, schien mir aufserdem eine Schwie-
rigkeit, um so schwieriger zu überwinden, als ich weit
entfernt war, daran zu denken, dafs die Thatsachen,
welche sich meinem Geist als eine Menge verschiede-
ner Dialekte darstellen, im Grunde nur die Folge eines
Wechsels der Aussprache seien, wovon ich mich nach
einiger Zeit vollständig überzeugte. Und in der That,
je mehr ich in die Sprache und die Literatur der Trou-
badours eindrang, desto mehr wurde ich inne, dafs die
Verschiedenheit der Ausdrucksweise nur eine scheinbare
ist und dafs sie überall ein und derselben Quelle ent-
springt, d. h. dafs die zahlreichen Mundarten alle nur die
Kinder der romanisch -provenpalischen Sprache sind, mehr
oder weniger ausgeartet, mehr oder weniger verkrüppelt,
doch immer deutliche Spuren ihres ehemaligen Ursprungs
bewahrend. Diese Thatsache nun einmal erst ordent-
lich festgestellt, fixnd ich auch keine Schwierigkeit mehr
mich zu überzeugen, dafs auch eine Möglichkeit vorhanden
sein müsse, das zu bewerkstelligen, was ich solange
als unausführbar angesehen hatte.
Seit dieser Zeit nun habe ich mich vielfach damit
beschäftigt die Mittel zu finden, um ein orthographisches
System zu schaßen, das, ohne die localen Gewohnheiten
zu beeinträchtigen, eine Möglichkeit darbiete, durch mate-
rielle Zeichen, deren Werth für alle derselbe sei, die
literarischen Productionen zu repräsentieren, die man in
den verschiedenen Dialekten des mittäglichen Frankreichs
findet. Da mir nun die Fähigkeit sowohl als auch die
Gelehrsamkeit fehlt, dieses System vollständig und der
Gelehrtenwelt zur Genüge zu entwickeln und in allen
seinen Einzelheiten und verschiedenen Beziehungen zu
einander darzustellen, so will ich hier nur flüchtig die
allgemeinen Principien, die ich mir gebildet und die als
Die Mundarten des südlichen Frankreichs. 271
Basis eines solchen Systems dienen müssen, mittheilen j
vielleicht, dal's sich eine würdigere imd geschicktere
Hand findet, diese meine Arbeit aufzunehmen und zu
vervollständigen.
Indem ich nun die Aussprache der "Worte, welche
die verschiedenen modernen Mundarten von der romanisch-
provengalischen Sprache bewahrt haben, mit der Ortho-
graphie derselben Worte verglich, so wie sie sich in den
Manuscripten des 12., 13. und 14. Jahrhunderts vorfindet,
habe ich o-efunden, was die Vocale anbetrifit:
1. Dafs das A^ überall wo es beibehalten, beständig
wie das gewöhnliche französische A ausgesprochen wird.
2. Dafs das E, welches niemals stumm ist, bald die
Aussprache des geschlossenen, bald die des offenen E
hat, und sehr häufig einen Ton, der die Mitte zwischen
beiden hält.
o. Dafs kein Unterschied zwischen dem I und dem
französischen I stattfindet.
4. Dafs das 0 sich auf zwei ganz deutlich von ein-
ander verschiedene Weisen ausspricht: als OU (U)^ wenn
es mit dem 0 correspondiert, welches die Troubadours
gebrauchten; als französisches 0, sobald als es in den
Worten die Stelle des A vertritt, dessen sich die roma-
nische Sprache bediente oder bedient haben würde. ^)
Hin und wieder jedoch kommen Fälle vor, wo es wie im
Französischen ausgesprochen wird , obgleich es die
Functionen des romanischen 0 erfüllt. Der Gebrauch
lehrt sehr bald diese Verschiedenheiten und Abweichungen
kennen.
5. Dafs die Aussprache des U in allen diesen Idio
meu gröfstentheils dieselbe ist, wie die des franz. U.
G. Dafs ein gleiches von Y gilt, wobei jedoch
bemerkt werden mufs, dafs in allen diesen verschiedenen
') Die Transmutation des A in 0 ist selir häufig und «.-rfordert eine
eingehende Beleuchtung, um den Ursprung und den Eluflufs derselben
coustatiren zu können.
272 H. Bartling
Dialekten gewöhnlich kein Unterschied zwischen / und
Y gemacht wird.
7. Dafs die Diphthonge so ausgesprochen werden,
dafs man ein wenig alle Vokale, aus denen sie zusammen-
gesetzt sind, heraushören kann; man mufs sie eben so
modificieren, dafs man sie alle deutlich in ein und der-
selben Tonwelle, der Anzahl und der Natur nach, erkenne ;
z. B, Paire, Maire (pere, mere) müssen Pa-i-re, Ma-i-re
ausgesprochen werden; und ferner um den Ton der Worte
Neit (nuit), Rei (roi) recht wieder zu geben, mufs man
sairen: Ne-i-t, Re-i etc. etc.
Von dieser Regel findet keine Ausnahme statt, und
wenn qui wie im Französischen ausgesprochen wird;
wenn que gleicherweise nur eine einzige Flexion beim
Ausstofsen des Lautes erfordert, indem es das U halb
offen läfst; wenn dasselbe von quäl, quanta und im all-
gemeinen von allen Worten gilt, die mit Q U anfangen oder
in denen sich dasselbe vorfindet, so kommt dies zweifels-
ohne daher, dafs das U^ welches sich mit dem Q ver-
bindet, der Thätigkeit dieses Consonanten weder etwas
hinzufügt noch raubt, woraus ganz natürlicher Weise
folgt, dafs der Vocal, der nach dem U kommt, nicht
angesehen wird, als ob er einen Diphthong mit demsel-
ben bilde.
Diese Bemerkungen finden im allgemeinen ihre An-
wendung bei den Worten, die mit Gü anfangen, wohl-
verstanden, dafs an vielen Orten das CT, vor dem ein G
steht, durchaus keinen anderen Wertli hat, als den in
der gedachten Verbindung mit Q : doch häutig auch
kommt es vor, dafs es einen Diphthong mit dem ihm
fola-enden Vocal bildet.
Was nun die Consonanten anbetrifit, so werden sie
alle wüe im Französischen ausgesprochen, mit der Aus-
nahme des G', welches den Werth des ClI hat, und des
J (j), welches mit dem französischen TCIJ übereinstimmt;
Cr, vor dem ein T steht und dem E oder / folgt, werden
gleichfalls wie TC'// ausgesprochen; aber dieses T und G
vereint, ersetzt man durch 677, wenn der Vocal, der darauf
Die Mundarten des südlichen Frankreichs. 273
folgt, ein A, 0 oder U ist. Im Anfang der Worte lautet
G genau wie im Französischen, zum Unterschiede von
J (j) ^ das seine ihm eigene Aussprache behält, stehe es
nun im Anfang oder in der Mitte eines Wortes. CH im
Anfang eines Wortes tönt bald wie TCIJ^ bald wie Ä', je
nach der Localität.
Es möge mir nun vergönnt sein, materiell die Wahr-
heit des von mir Behaupteten darzuthun, und zu diesem
Behufe hier einige Stellen aus mittäglichen Dichtern, die
zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Provinzen
gelebt haben, mitzutheilen. Mit diesen Citaten hofie ich
einen doppelten Zweck erfüllen zu können, und zwar
zuerst die Richtigkeit der von mir aufgestellten Regeln
ans rechte Licht zu setzen, und dann die progressive
Veränderung der Worte und gar häufig das vollständige
Invergessenheitgerathen ihrer Grundbedeutung zu zeigen.
In den „Annalen von Toulouse", Band II, Notes,
Seite 12, findet man ein Chanson, welches an Clemence
Isaure gerichtet ist luid das man als dem 15. Jahrhundert
angehörig betrachtet. Ich werde verschiedene Couplets
hier übertragen; auf der einen Seite so wie sie gedruckt
worden sind, und auf der anderen, so wie sie den Regeln
nach, die ich so eben angedeutet habe, hätten gesetzt
sein sollen, und ferner, zum bessern Verständnifs, darunter
eine französische üebersetzung.
Text der Annalen. Verbesserter Text.
Dona Clemen^a, se bous plats, Dona Clemenga, se bos plats,
Jon bous dire pla las bertats Jo bos direi pla las bertats
De la guerra que ses passada De la guerra que s'es passada
Entre Pey , lou rey de Leon, Eutre Pey , lo rey de Leon
Henric, son fray, rey d'Aragoun Henric, son fray, rey d' Aragon
Et dac Guesclin , son camarada... Et d'ab ') Guesclin, son camarada...
L'an mil tres cent soisanta-cinc, L'an mil tres cent soisanta eine,
Deu houle deu rey Karloquint, Deu hole den rey Karlo quint,
Passec en aquesta patria Passet en aquesta patria
Noble seinniou Bertran- Guesclin Noble seinnior, Bertran Guesclin,
1) Peut-ctre dans le texte, au licu de Dac, y avait-il Dam, qui
eignifie seigneur. [Ist wohl unzweifelhaft! Red.]
Jahrb. f. roin. u. engl, Lit, XII. 3. 13
274 H. Bartling
Baron de la Rocha-Derin Baron de la Roche de Ein,
Menan ambet gend d' Armaria Menan amb et gen d'armaria
Den! qu' eraquo en aquet temps ! Deu ! qu' er'aquo en aquet temps?
Las fennas qu'eran labes prens Las fennas qu'eran las bes prens,
Boulevan estar a jagudas, Bolevaii estar ajagudas.
E que lous enfans fouron grans, E que los enfans foron grans
Per poude pourta lous carcans Per pode porta los carcans
Dam las beilas lan^as a cutas. D'am las beilas lan9as acutas.
Trachiction.
«Dame Clemence, s'il voiis plait, je vous dirai toiit
bonnement les verites de la guerre qui s'est passee entre
Pierre le roi de Leon, Henri son frere, roi d' Aragon,
et d'avec Guesclin son camarade ....
«L'an niil trois Cent soixante-cinq, de la volonte du
roi Charles V, passa dans ce pays, noble seigneur Bertrand
Guesclin, baron de la Roche de Rin, menant avec lui
gendarmerie
«Dieu! qu'etait cela en ce temps-la! Les fenimes
qui etaient a peine grosses voulaient etre accouchees, et
que les enfonts fussent grands pour pouvoir porter les
Colliers d'avec les belies lances aigues.»
Es ist bemerkenswerth, dafs in diesem Gedichte das
B immer an die Stelle des V gesetzt ist, besondere Eigen-
heit der gasconischen Sprache '); ferner dafs OU sehr
1) Rambaud de Vaquiers, der um das 13. Jahrhundert lebte, hat
ein Descort komponiert, von dem das vierte Couplet in gasconischer
Sprache ist und wo die B gleichfalls für F stehen. Ich theile dasselbe
hier mit, wie es Raynouard im Choix des Poesies originales des Trou-
badours, Band II, S. 127, abgedruckt hat.
Dauna io me rent a Bos,
Quar eras m'es bon 'e Bera;
Ancse es guallard' e pros,
Ab que no m fossetz tan fera ;
Mout aBetz Beras faissos
Ab coror fresqu' e novera;
Bos m'aBetz, e s'ieu Bs aguos
No m sofranhera fiera.
Traduction.
«Dame, je me rends a vous, car maintenant vous m'etes bonne.et vraie;
vous etes toujours joyeuse et meritante, pourvu que vous ne me fiissiez
Die Mundarten des südlichen Frankreichs. 275
häufig, doch nicht immer für 0 steht; dafs das R am
Ende fast schon in allen Infinitiven der Verba ver-
schwunden ist; und endlich, dafs eine kleine Anzahl von
Wörtern höchst willki'irlich , ja fast ohne Verständuifs
gedruckt sind, wie ses im ersten Couplet, ambet im
zweiten, a jagudas, a cutas im dritten, wofür man s'es,
amb et, ajagudas, acutas hätte setzen müssen, da diese
Wörter eigentlich se est, avec lui, alitees, aigues be-
deuten.
Betrachten wir nun einmal die Productionen Goude-
iin's. Ein Fragment, ohne weitere AVahl, den Werken
<}ieses berühmten Dichters entnommen, wird uns die, in
Folge progressiven Aufgebens der primitiven Formen
und in Folge des totalen Verlustes der guten Traditionen
des graphischen Systems, gewaltig veränderte Sprache
seiner Zeit vor die Augen führen.
Gedicht an M'' de Montauron,
Text in den Werken Goudelin's. Verbesserter Text.
Yeu n'e ni plumo ni paraulo Yen n'e ni plumo ni paraulo
Per tratta d'un brabe seignou Per tratta d'un brabe seigno
Que l'autre jour me fec l'aunou Que, l'autre jor, me fec l'ono
De me recebre de sa taulo, De me recebre de sa taulo,
E moun esprit non sap oun s'es E mon esprit non sap on s'es,
Quand lin cal dire gran messes. Quand li'n cal dire gran messes-
El agradec ma conneissenijo, El agredec ma conneissensa
E me fec liberalitat E me fec liberalitat
Soulomen per la qualitat Solomen per la qualitat
Qu' yeu soun del loc de sa nays- Qu' yeu son de loc de sa nays
sen(;o , sensa.,
Certos yeu m'en trobi rabit, Certos yeu m'en trobi rabit,
Per jamay nou l'abe serbit. Per jamay no l'abe serbit.
Yeu me fan ') be tira raureillo Y^eu me fan be tira l'aureillo
De nou descrubi leu soun noum De no descrubi leu son nom,
E de nou pourta soun renom E de no porta son renom
Dins uno bilo de Merbeillo, Dins uno bilo de Merbeillo.
Toulouso e jou que pregan Diu Toloso e iou que pregan Diu
Que cent ans nous demore viu. Que cent ans nos demore viu.
pas si cruelle , moult vous avez de vraies faijons, avec coulcur fraiche
et nouvelle, vous m'avez, et si je vous avais, ne me manquerait foire
(c'est-k-dire: Je trouverais gens qui voudraient vous aoquerir de moi).»
') Das Original hat hier fa«, was jedenfalls nur ein Druckfehler ist.
18*
27G
H. Bartling
Mountauron es le noum aymable
Que biura dins soun soubeni,
El que las bertuts fan beni
Dins un estat inestimable,
Oun serbis en fidelitat
Soun inbinciblo majestat.
La diligenco, la sagesso ,
L'hounestetat, le joutjomen
L'acoumpagnouii hurousomen
A las graudous de la richesso,
Digne d'un plus rare tresor
Perque ne donno de boun cor.
Muso tanquen aci la beno
Tapauc n'aben pas entrepres
De parla de tout (;o qu'el es,
Contenten nous de soun estreno.
Piasso dounc, plasso coumplimens
Per prene sous commandemens.
Aro soungi de prene cour^o
Per sauta d'aci din Paris
Ount aquel grand moundi fiouris
Que fec grana d'or dins ma bour^o
Placio li qu'eu le saludan
Yen fasso recolto quad' an.
Montauron es le nom aymable
Que biura dins son soboni,
Et que las bertuts fan beni
Dins un estat inestimable,
On serbis, en fidelitat,
Son enbenciblo majestat,
La diligenso, la sagesso
L'honestetat, le jutjomen
L'accompagnon hurosomen
A las grandos de la richesso
Digne d'un plus rare tresor;
Per que ne dono de bon cor.
Muso tanquen aci la beno ,
Ta pauc n'aben pas entrepres
De parla de tot so qu'el es.
Contenten nos de son estreno.
Plasso dono, plasso, complimens,
Per prene sos comandamens.
Aro sogni de prene corso,
Per sauta d'aci dins Paris,
Ont aquel grand mondi floris
Que fec grana d'or dins ma borsa;
Plassio li qu'en le saludan ,
Yeu fasso recolto quad' an.
Traduction.
«Je n'ai ni plume ni parole pour traiter cFun brave
seigneur qui, Tautre jour, me fit Thonneur de me rece-
voir de (a) sa table, et mon esprit ne sait oü il est quand
il faut lui en dire grand merci.
« II agrea ma connaissance, et me fit liberalite, seule-
ment par la qualite (par ce motif seul) que je suis du lieu
de sa naissance. Certes je m'en trouve ravi, pour jamais
ne Tavoir servi.
«Je me fais bien tirer l'oreille de ne decouvrir vite
son nom, et de ne porter son renom dans une ville de
Merveille. i) Toulouse et moi que nous priions Dieu que
Cent ans il nous demeure vif.
«Montauron est le nom aimable qui vivra dans son
Souvenir, et que les vertus fönt venir dans un etat in-
1) Cette fa^on de parier correspond a l'expression fran9aise «jus-
ques aux cieux »,
Die Mundarten des südlichen Frankreichs. 277
estimable, oü il sert avec fidelite son invincible majeste
(le roi).
«La diligence, la sagesse, Fhonnetete, le jugement
raccompagnent heureusemeut ä (dans) les grandeurs de
la richesse, digne (qn'il est) d'uu plus rare tresor; (c'est)
pourquoi il en douue de bon coeur.
uMuse, arretous ici la veine, aussi bieu nous u'avons
pas entrepris de parier de tont ce qu'il est: contentons-
nous de son etrenne. Place donc, place, compliments,
pour prendre ses conimandements.
«Maintenant je songe de prendre course, pour sauter
d'ici dans Paris, oü ce grand monde fleurit (ce monde)
qui fit graiue d'or dans ma bourse: quil lui plaise qu'en
salutant je fiisse recolte chaque an.»
Sicherlich, es waltet ein grofser Unterschied zwischen
dieser Production ob und jener, von der ich weiter oben
drei Couplets citierte; es genügt, auch nur einen flüch-
tigen Blick auf beide Stücke zu werfen um zu erkennen,
dafs der anonyme Autor des «' Chanson au Dame Cle-
mence» nur ein einfacher Reimschmied ist, dagegen Gou-
delin ein wahrhafter Poet, so wol in Gedanken als im
Ausdruck. Wenn man dagegen aber die Werke des
letzteren in rein graphischer, und selbst, wenn man will,
in lexicographischer Beziehung mit denen des ersteren
vergleicht, so mufs man zugeben, dafs die Kluft, die
beide trennt, eine gewaltige ist und die anonyme Dich-
tung den Sieof davon träojt. Und in der That. bei Gou-
delin hat der Verlust der alten guten Traditionen die
Orthographie der Worte nicht allein einer W^illkür ohne
Grenzen unterworfen, nein, auch das R am Ende der
Infinitive ist verschwunden, so wie eine Menge von Sub-
stantiven gleicherweise dieses charakteristische R eiuge-
büfst haben. Diese Unterdrückungen von Buchstaben)
es ist wahr, können der Euphonie beigemessen werden:
doch ich zögere keinen Augenblick mit der Behauptung,
dafs sie aus Unwissenheit entsprangen, da man verlernt
hatte, jene Sprache zu schreiben Ferner ist es bemerkens-
werth, dal's sich bei Goudcliu mehrere französische A^ orte
vorfinden, die der Dichter, eben so weit es ihm gelingen
278 H. Bartling
wollte, verpatoitisierte ^); im übrigen nahm dieses Eingreifen
ins Französische, das sich schon zu Zeiten dieses
Dichters sehr fühlbar macht, immer mehr nnd mehr
an Ausdehnung zu , wovon man sich leicht über-
zeugen kann, wenn man die mehr neueren Werke zur
Hand nimmt.
Wenn wir nun von Goudelin zu Daubasse übergehen,
der fast zu derselben Zeir lebte, so trefien wir bei diesem
noch auf eine andere Abänderungsweise der Sprache,
noch auf ein anderes orthographisches System, das nicht
weniger fehler- und lückenhaft ist. Der Grund davon
liegt einfach darin, dafs Daubasse zu Villeneuve d'Agen
lebte, wo eine andere Aussprache herrschte und noch
herrscht als zu Toulouse.
Betrachten wir einmal vier Verse dieses Dichters —
der übrigens wegen seines grofsen Improvisationstalents
bemerkenswerth ist — , die er an eine Dame richtete, indem
er ihr die Hand bot, um ihr über einen Rinnstein zu
helfen.
Gedruckter Text. Verbesserter Text.
Bous ses bello coumo lou xour, Bos ses bello como lo jor,
Xamai la neu sera ta blanquo; Jamal la neu sera ta blanquo
Per passa lou riü de l'amour, Per passa lo riu de Tamor,
N'ou boudrioi pas d'autra polan- Na bodrioi pas d'autra polanquo.
quo.
Traduciion.
« Vous etes belle comme le jour, jamais la neige ne
sera si blanche; pour passer le ruisseau de l'amour, je ne
voudrais pas d'autre planche.»
Man sieht in diesen Versen, wie ich schon weiter
oben bemerkte, dafs das X hier gebraucht ist um das -/
zu ersetzen, und zwar i^anz aufrenscheinlich, weil man die
') Le mot Brau, qui signifiait rüde, mecliant, dans l'ancienne langue
proven9ale, se trouve, dans le deuxieoie vers de Goudelin, transforme
en Brabe, brave, ayant la meme signification que dans le fran^ais
aetuel.
Die Mundarten des südlichen Frankreichs. 970
richtige Aussprache oder besser den Sprachwert des J
vor Vocalen nicht mehr kannte. Gleicherweise fällt es
in die Augen, dafs die Accente sich mehren, wie das
kommen mufste, da man die französische Auss^iracbe als
Vorbild und Ausgangspunkt nahm.
Die folgenden Verse werden meine Behauptungen noch
in ein deutlicheres Licht stellen und zu gleicher Zeit ein
Mittel darbieten, die Niiancen zu erfassen, welche diese
Sprachiudividualitäten charakterisieren, die, weit entfernt
mit der Zeit zu verschwinden, nur noch immer deutlicher
in den Vordergrund treten und immer zahlreicher und
verschiedenartiger erscheinen.
Daubasse, von einer epidemischen Krankheit befallen,
die zu Villeneuve herrschte, wurde von dem Pfarrer des
Orts, seinem Freunde, besucht; und da der Geistliche
anfing ihn über seinen Zustand zu trösten und Hoflfnuug
auf baldige Besserung zu machen, so antwortete ihm der
Dichter auf höchst brüske Weise durch folgende acht
Verse:
Gedruckter Text. Verbesserter Text.
Quand you besi la mort en sa Qiiand yo besi la mort, en sa daillo
daillo a la ma a la ma,
Bisita lous castels, et sabra las Bisita los castels, et sabra las ca-
cabanos, banos,
You disi qu'es bien sot, qui eres que Yo disi qu'es bien sot, qui eres que
las campanos las campanos
Par el sounerant pas beleü lou Per el sonarou pas be leu lo leu-
lendoiima. doma ;
Y'oun'ou besi pas trop que la cruello Yo no besi pas trop que la cruello
laise laisse
Lou boi enquero bert ni lou niol, Lo boi euquero bert, ni lo mol,
ui lou dür. ni lo dur;
Y'ou besi qu'ello coupo 90 que fai Y'o besi qu'ello copo so que fai
pas que naisse pas que naisse,
Coumo nous-aux eoupan un rasiu Como nos aus copan un rasin bleu
bien madur. madur.
Traduction.
«Quand je vois la mort avec sa faux ii la main
visiter les chateaux et sabrer les cabanes, je dis qu'il est
bien sot (celui) qui croit quo les cloches pour lui (ne)
sonueront pas pcut-etre le lendemain; je ne vois pas trop
280 H. Bartling
que la cnielle laisse le bois encore vert, ni le moii, ni
le dur; je vois qii'elle coupe ce qui ne fait que
de naitre, comme nous aiitres coupons un raisin bien
mür.»
Bei Daubasse wie bei Goudelin begegnen wir schon
häufigen Eingriffen ins Französische; doch diese Eingriffe
sind mehr in die Form der Phrasen, als in die Worte
selbst, gethan. Einen Umstand mufs man jedoch nicht
aufser Acht lassen und das sind die Idiotismen: «so que
fai pas que naisse » ist ein endemischer Ausdruck, der
gewaltig nach dem Territorium schmeckt, von dem er
stammt; dergleichen Dinge findet man häufig in den Wer-
ken von Daubasse.
Wenn wir nun den Dichter von Agen verlassen und
uns nach Perigord wenden, so werden wir wahrnehmen,
dafs hier das Z statt des 6', ja selbst statt des T gebraucht
wird. Im übrigen aber werden die Vocale fast auf gleiche
Weise ausgesprochen, nur mit Ausnahme des f7, das
in einzelnen Fällen wie OTJ tönt. Die folgenden Verse
werden genügen, diese neuen Eigenthümlichkeiten, wenn
nicht Mängel in dem graphischen System , das in dieser
Gegend angenommen, zu illustrieren:
Gedruckter Text. Verbesserter Text.
D'en pey que toun cur m'es dounat, Denpey que ton cur m'es donat,
Zonti berzier en gaze, Jontil bergier, en gatge.
Nou Tai vendu ni mai prestat, No Tai vendut ni m'ai prestat,
N'ai fat millour usaze ; N'ai fat millor usatge ;
L'ai pres, i'ai mesclat en lo meou L'ai pres, Tai niesclat en lo meu,
No savi pus quales lo teou. No savi pus quäl es lo teu.
Tradiiction.
«Depuis que ton coeur ragest donne, gentil berger,
en gage, je ne lai vendn ni prete, j'en ai fait meilleur
usage: je Tai pris , je Tai mele avec le mien, je ne sais
plus quel est le tien.»
In den so eben angeführten Versen sieht man, dafs
das V nicht durch ein B ersetzt ist, dagegen aber sind
die anderen Abänderuntren desto häufiger. Man darf in-
Die Mundarten des südlichen Frankreichs. 281
dessen^ wol nicht mit Unrecht, behaupten, dafs Perigord
das Land ist, wo sich die romanisch -provenfalische
Sprache, wenn auch nicht grade in den "SV ortformen, so
doch in den Wurzeln erhalten hat.
Ich gedenke nun auf einige Einzelheiten des limu-
siner Patois einzugehen. Er verdient um so mehr eine
Aufmerksamkeit, als die Provinz in der er gesprochen
wird, an das Land grenzt, wo französisch die allein herr-
schende Sprache ist.
Vor ohngefähr siebenzig Jahren unternahm ein Pfarrer
in Bas-Limousin, der Abbe Foucaud, in seinen Mufse-
stunden eine Uebersetzung der Fabeln Lafontaine's.
Erstaunenerregend ist es, dafs es ihm gelang in dieser
Verkleidung, zuweilen allerdings ein wenig burlesk, den
elgenthümlichen Reiz zu bewahren, der die Dichtungen
des französischen Fabeldichters umgiebt. Eine rigorose
Kritik könnte der Uebersetzuno; höchstens ein wenio; zu
grofsen Wortschwall, in einzelnen Fällen auch Paraphrase
statt Uebersetzung vorwerfen. Man mufs indessen zu-
gestehen, dafs das Idiom, in welchem der Abbe Foucaud
schrieb, bis zu einem gewissen Punkt diese Unzuläng-
lichkeiten und Weitschweifigkeiten entschuldigt, die mehr
scheinbar als reell sind; denn wenn sie für gewöhnlich
den Fremden ein wenig langweilen, so haben sie anderer-
seits sehr häufig den Vortheil, den Bewohnern des Lan-
des zu gefallen, denn der Gebraucli der von Foucaud
angewandten Sprache erlaubte ihnen die delicaten Schat-
tiruno;en der Ausdriicke und den genauen Werth der
Worte im vollsten Mafse zu schätzen. Obgleich ich mich
hier nicht mit dem literarischen Werth des Autors zu
befassen habe, so konnte ich es mir doch nicht versagen,
diese Keflcxioneu zu machen , da ihre Richtigkeit zur
Genüge aus der Fabel hervorleuchten wird, die ich im
Sinne der Frage, die den Gegenstand dieser Arbeit aus-
macht, eitleren und näher beleuchten werde.
Ich nehme die erste Fabel, la Cigale et la Fourmi, die
zugleich Gelegenheit darbieten wird, das Talent und die
Mängel des Autors zu erkennen, so wie die Inconvcnienzen
282
H. Bartlinc:
zur Anschauung zu bringen, die man sich geschafien,
indem man dem Patois auf der einen Seite das System
der Aussprache, das für die französischen Buchstaben,
respect. Laute festgestellt ist, einzuimpfen versuchte, und
auf der anderen Seite sich abmühte, die Worte so zu
schreiben, wie sie sich durch den Schall dem Gehör
präsentiren, anstatt zu versuchen sich Rechenschaft zu
geben von ihrer primitiven Form und ihrem sprachlichen
Werth.
Ich gebe die in Frage stehende Fabel so wieder, wie
sie in der letzten Ausgabe der Werke von Foucaud —
Limoges 1835, chez Bargeas, imprimeur et editeur — ab-
gedruckt ist, und setze ihr gegenüber den Text, wie ich
glaube, dafs er hätte gedruckt werden müssen.
Text der Umusiner Ausgabe.
Lo Cigalo et lo Fermi.
Is man counta qu'uno cigalo
L'hiver darnier guet lo fan-galo,
E vou vole countäs coumen
L'y survenguet que-1-acciden.
Tou l'eitiü quelo parporello
Vio fa so belle domneizello
Nei-t-e jour Tiaurias pas vü fäs
D'autre meytiez que de chantäs.
Quan la bizo fuguet vengiido
Ah! disse-t-ello, sai perdudo!
Pen bri de verme, de moüchan!
Fau. plo que i'au mere de fan.
Lo sen oneit credas fomino
Chaz caüco fermi so vesino ,
E copounas per-mour-de-Diü
Deque broütäs deich -a l'eytiü.
Bouei! praito me l'y desse-t-
ello,
Per viaüre, caüco bogotello
Tu siras (fe de parpoillaü)
Poyado dis tou lou mey d'aü.
Te tournorai avec uzuro
Toun gage ma'i to nurituro.
La fermi ue prait-a-degu,
Soun trobaii fa'i soun reveingu:
Verbesserter Text.
Lo Cigalo et lo Fermi.
Is m'an conta qu'uno cigalo,
L'hiver darnier, guet lo fangalo;
E vo vole contas comen
Ly survenguet quel acciden.
Tot l'eitiu, quela parporelle
Vio fa so hello demoizelle;
Neit et jor li aurias pas vu fas
D'autre meytier que de chantas.
Quan lo bizo fuguet vengudo ;
Ah! disset allo, sai perdudo!
Pe'n bri de verme , de mochan !
Fauplo qne io mere de fan.
Lo s'en onet creda fomino
Chaz cauco fermi so vesino
E coponas, per mor de Diu,
De que brotas de'ic'ha l'eitiu.
Boei! praito me, ly disset ello,
Per viure, cauco bogotello;
Tu siras, fe de parpoillaü,
Poyado dis tot lo mei d'au.
Te tornorai avec uzuro
Ton gatge mai to nurituro.
Lo fermi ne prait' a degu,
Son trabai fai son reveugu:
Die Mundarten des südlichen Frankreichs.
283
Lei be, coum-un sait, meinojero
Mä3 lo nei pen-pikü eizuriero.
No fermi!
Bei CO fi!
Co mai d'eime que noü san-douto,
Co sen de louen no bancorouto ,
E jomai de bancoroiitiez
Ne roueinoro pen fermijiez.
— Mo paübro sor saT plo fachado
Qne vous ehäs tan emborossado
Hujan precisomen l'io tan de-be-de
Diu
Que fogias-vous doun ton l'eitiü?
— Ce que fogio? pardi chantavo;
Mai tou lou mounde s'arretavo
Pode dire (sei me flotas)
Exprez per m'entendre chantas!
— Vous chantovas? nen sai char-
mado,
Eh-b-auro dansas n'auvergniado.
Meinageix ! queü connte v'apren
Que fau bien empluyas soun ten.
Quei dis l'eitiü de lo jaunesso
Qu'un tuo l'hy ver de la viellesso ;
E lou proverbe nei pas fau
Qui fai mau soun liet coueijo, mau.
Lei be, com un sait meinojero;
Mas lo n'ei pe'n piau eizuniero.
No fermi!
B'ei CO fi!
Co mai d'eime que no sans doto
Co sen de loen no bancoroto,
Et jomai de bancorotiez
Ke roeinero pe'n fermijiez,
— Mo paiivro sor, sai plo fachado
Que vo ehas tan emborossado:
Hujan precisomen l'i o tan de be
de Diu;
Qne fozias tos don tot l'eitiü?
— Ce que fozio? par Di ! chantavo;
Mai tot le monde s'arretavo
Pode dire, sei me flotas,
Exprez per m'entendre chantas!
— Vo chantovas, n'en sai char-
mado,
Eh b'auro dansas n'auvergniado.
Menageis, queu conte v'apren
Que fan bien empluyas son ten.
Qu'ei dis l'eitiü de lo jaunesso
Qu'un tuo Ihvver de lo viellesso ;
Et lo proverbe n'ei pas fau:
Qui fai mau son liet, coeijo mau.
Fouillo fas soun gronier quand lou Foillo fas son gronier quand lo
froumen s'eicudio ; fromen s'eicodio ;
Lou ten perdu jomai ne tournoro , Lo ten perdu jomai ne tornoro ,
Qui no pas vougu quant au poudio , Qui n'o pas vogu quant eu podio,
Ne poudro pü qi^ant au voudro. Ne podro pu quant eu vodro.
Traductlon mot ä mot.
«Ils ni'ont (on m"a) conte qu"une cigale, Thiver dor-
nier, eiit la fringale: et je vous tcux conter commeut lui
survint cet accident. Tout Tete cette frivole avait fait
sa belle demoiselle; uuit et jour vous ue lui auriez pas
vu faire d'autre metier que de chanter. Quaud la bise
fut venue: Ah! dit-elle, je suis perdue! Pas un briu de
vermisseau, de moucherou! 11 faut, certes, que je meure
de faitn. Elle s'en alla crier famiue cbez quelque founni
sa voisine, et capouner, pour Taniour de Dieu, de quoi
284 H- Bartling
brouter d'ici a l'ete: Bast! prete-moi, lui dit-elle, pour
vivre, qiielque bagatelle; tu seras, foi de papillon, Ytnyee
dans toat le mois d'aoüt. Je te rendrai avec usure ton
usteusile (dans lequel j'anrai empörte la pitauce) ainsi
que ta pitance (que ta m'anras j)retee). La fonrmi ne
prete ä personne, son travail fait son revenu: eile est
bien, comme on sait, uienagere; mais eile n'est pas
(raeme) \m peu nsuriere. Une founni! combien c'est lin!
cela a plus d'instinct que nous, sans deute, cela sent de
loin une banqueroute; et jamais de (les) banqueroutiers
ne ruinerent pas une (la moindre) fourmiliere. — Ma
pauvre soeur, je suis certes fachee que vous soyez si
embarrassee : cette annee precisement il y a tant de bien
de Dien; que faisiez-vous donc tout l'ete? Ce que je
faisais? par Dien, je chantais; meme tout le monde s'arre-
tait, je puis dire sans me flatter, expres pour m'entendre
chanter! Vous chantiez, j'en suis charmee, eh bien!
actuellement dansez une auvergnade (bourree).
«Enfants, ce conte vous apprend qu'il faut bien
employer son temps. C'est dans Tete de la jeunesse
qu'on tue Thiver de la vieillesse; et le proverbe n'est
pas faux: qui fait mal son lit repose mal. II fallait faire
son grenier quand le froment se battait; le temps perdu
ne reviendra jamais; qui n'a pas voulu quand il pouvait,
ne pourra plus quand il vaudra.»
Ich könnte die Citationen noch ins Unendliche aus
dehnen, doch denke ich, dals die angeführten genügen
werden, um die ganze Tiefe des Uebels in die Augen
springen zu macheu. In der Furcht jedoch, dafs man
Zweifel erhöbe über die Nothwendigkeit, dieser Confusion,
ja, ich möchte sagen, dieser Unordnung und Sprach-
verwirrung abzuhelfen, so fi\age ich ganz einfach, ob man
es vernünftig finden würde, wenn die Autoren des nörd-
lichen Frankreich im Patois ihrer rcspectiven Provinzen
schreiben wiirden, ohne sich weiter um die grammatica-
lischen Principien, die Kegeln der Orthographie und der
durch den Gebrauch eingeführten Aussprache, so wie
der Combination der Worte unter sich, zu bekümmern.
Die Mundarten des südlichen Frankreichs. 285
Doch dies sind grade die beständigen Freiheiten, die sich
die Dichter, die in den mittäglichen Dialecten schreiben
und geschrieben haben, herausnehmen. Ich glaube, dafs
es nur sehr wenige unter ihnen giebt, die sich mit der
Grammatik ihres Mutteridioms bekannt gemacht haben,
ehe sie zur Feder griffen. Alles geht wunderschön bei
ihnen von statten, bis zu dem Augenblick, wo sie ihre
Ideen durch materielle Zeichen repräsentiren wollen.
H. Bartling.
28G Reinhold Köhler
Zu der altspanischen Erzählnng von Karl
dem Grossen und seiner Gemahlin Sibille.
Bekanntlich hat Ferdmand Wolf in seiner Schrift
^Ueber die neuesten Leistungen der Franzosen für die
Herausgabe ihrer National -Heldengedichte' (Wien 1833),
S. 124 fg. einen Auszug aus dem spanischen Volksbuch
'Historia de la reyna Sebilla' ^) gegeben und diese Dich-
1) Wolf hat die zu Sevilla 1532 von Juan Cromberger gedruckte
Ausgabe in dem Exemplar der Wiener Hofbibliothek benutzt. Mir
liegt aus der Münchener Hof- und Staatsbibliothek, durch die Güte
ihres Directors, des Herrn Professors Dr. Karl Halm, die zu Burgos
1553 gedruckte Ausgabe vor. Auf dem mit einem Randleisten umge-
benen Titelblatt dieser in gothischen Lettern gedruckten Ausgabe steht
unter einem nicht zu der Geschichte gehörenden Holzschnitt folgender
Titel: La historia de la | rcyna Sebilla. Ayora ( nneuamete [sie!] im-
pressa. \ Ano. M. D. LiiJ. Am Ende der vorletzten Seite (die letzte
ist unbedruckt) steht: Fue impresso el presente tra- | tado en la muy
noble, y mas leal ciudad de Bur- | gos: en casa de Juan de Junta im-
pressor j de libros. Acabo se a quatro dias del ] mes de Hebrero.
Ano de mil y ] quinientos y cinquen- [ ta y tres. | 36 unpaginierte
Blätter in 4°, A — E(iiij). Die Historia beginnt auf der Rückseite des
Titelblattes also:
Capitulo primero. De como vi - | no vn Enano muy difforme ala
Corte del rey Carlo Magno, | y el Rey lo rescibio por suyo. |
En el tiempo ql rey Carlo Magno rey- | no en Francia, acontescio que
haziedo | vna gran fiesta en el monesterio de sant | Leonis de Francia
estauan en vn pala- | cio con el muchos hombres, y la reyna | su
muger u. s. w. Das letzte (29.) Capitel schliefst: Y quan | do el Empe-
rador Ricardo se despidio de su hija, y de su nieto | todos auian mas
sabor de Uorar que de hablar: y finalmete se | partio el emperador: y
el rey Carlos quedo en Paris con mu | chos plazeres. Y despues de
8U vida reyno su hijo do Luys en | Francia: el quäl fue muy buen
Rey y senor, y mantuuo la tie- | rra en paz, y en justicia. | A dios
gracias. | — Es gibt noch zwei andere Ausgaben, nämlich: Burgos,
1551, und: Valladolid, 1623. Siehe Wolf, Leistungen S. 124 und
Ueber die beiden niederländischen Volksbücher S. 8, und Brunet, Manuel
V, 326.
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 287
tuDg aus einem verlorenen französischen Gedicht her-
geleitet, dessen Hauptinhalt Albericus von Trois-Fontaines
in seiner Chronik kurz mittheilt, i) Fragmente dieses
Gedichtes wurden einige Jahre nach dem Erschei-
nen des VVolf'schen Buchs vom Baron von Reifienberg
in seiner Ausgabe der 'Chronique rimee de Philippe
Mouskes' (Bruxelles 1836), I, 610 fg., bekannt gemacht,
aber nicht als solche erkannt. Erst zwanzig Jahre später
wurde ihre Herkunft von F. Wolf erwiesen in seiner im
8. Bande der Denkschriften der philosophisch-historischen
Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
und auch in besonderem Abdruck (Wien 1857) erschie-
nenen Abhandlung 'lieber die beiden wiederaufgefunde-
nen niederländischen Volksbücher von der Königin Sibille
und von Huon von Bordeaux.' -)
Seitdem hat Amador de los Rios im 5. Bande seiner
'Historia critica de la literatura espaüola', (Madrid 1864)
S. 344 — 391, aus einer dem Ende des 14. oder dem An-
fange des 15. Jahrhunderts angehörenden Handschrift der
Escurial -Bibliothek eine prosaische Erzählung heraus-
gegeben, welche überschrieben ist: Aqui comien^a vn noble
cuento del enperador Carlos Mai/nes de Rroma e de la
huena enperatriz Seuilla^ sie mvger. Hierin haben wir das
Original des spätem Volksbuches erhalten. Das Volks-
buch ist nämlich nichts als eine Ueberarbeitung dieses
älteren Textes, der in ihr sprachlich modernisirt, durch
zahlreiche gröfsere und kleinere Auslassungen verkürzt,
ja nicht selten entstellt, und sonst hie und da geändert
worden ist. Besondere Hervorhebung verdient es, dafs
manche Namen des alten Textes im Volksbuch weg-
') F. Guessard hat in der Einleitung zu seiner Ausgabe des
'Macaire' (Paris, 1866) S. xii fg. die Stelle des Albericus nach einer
Pariser Handschrift in einem bessern Text gegeben, als der der Leib-
nizischen Ausgabe ist.
2) Wolf hat in dieser Abhandlung (S. 10 fg. des Sonderdrucks)
die Bruchstücke des französischen Gedichtes wieder abgedruckt und an
einigen Stellen verbessert. Nochmals sind sie abgedruckt und wieder
mit ein paar Verbesserungen in Guessards 'Macaire' S. 307 fg.
288 Reinhold Kühler
gelassen, viele andere mehr oder weniger verändert oder
entstellt sind.
F. Wolf meinte (Ueber die beiden Volksbiicher
S. 8), dafs das spanische Volksbuch wahrscheinlich nach
einem französischen Prosaroman, nicht nach dem Gedicht
selbst bearbeitet sei. ^) Jetzt wo wir nun die altspanische
Prosa als Original des Volksbuchs vor uns haben und
wo es sich zeigt, dafs die Bruchstücke des französischen
Gedichtes mit dieser altspanischen Prosa vielfach wört-
lich übereinstimmen — leider entzieht sich das eine
Fragment der Vergleichung, da es in eine Lücke der
Handschrift fällt, worüber Näheres weiter unten — , ist
die Annahme einer zwischen dem französischen Gedichte
und der spanischen Prosa liegenden französischen Prosa
unnötig, ja unwahrscheinlich. Auch eine andere Erzählung
derselben spanischen Handschrift, nämlich die, welche
überschrieben ist 'Fermoso cuento de una sancta enpera-
triz que ovo en Koma et de su castidat' (heravisgegeben
von A. Mussafia im Juliheft der Sitzunecsberichte des
Jahrgangs 1866 der philosophisch -historischen Classe
der Akademie der Wissenschaften zu Wien und auch
besonders erschienen unter dem Titel ^Eine altspanische
Prosadarstellung der Crescentiasage') ist, wie Mussafia
nachweist, aus einem französischen Gedichte • — des
Gautier de Coinsy — übertragen. Von einer dritten
Erzählung der Handschrift, überschrieben 'Cuento muy
fermoso del enperador Ottas et de la infante Florencia
su fija et del buen cavallero Esmere', und herausgegeben
von Amador de los Rios a. a. O. S. 391 — 468, hat es
1) Das niederländische Volksbuch ist nicht, wie Wolf ebenda sagt,
nach demselben französischen Vorbilde wie das spanische bearbeitet, es
ist vielmehr nur eine — allerdings stark verkürzte — Uebersetzung
des spanischen Volksbuches. Dies ergibt zwingend eine Ver-
gleichung der Wolf'schen Mittheilungen aus dem niederländischen
Volksbuch mit dem spanischen. Wolf freilich hat, wie er S. 15 selbst
andeutet, das niederländische Volksbuch nur mit seinem Auszug aus
dem spanischen verglichen, und so ist es gekommen, dafs er Einiges
als dem niederländischen eigenthümlich, im spanischen aber fehlend
bezeichnet, während es in der That im spanischen Volksbuch selbst
vorhanden, freilich aber in Wolfs Auszug ausgelassen ist.
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 289
Mussafia in seiner Abhandlung 'Ueber eine italienische
metrische Darstellung der Crescentiasage' (im December-
hefte des Jahrgangs 1865 der Sitzungsberichte der philo-
sojDhisch- historischen Classe der Wiener Akademie und
auch besonders erschienen) sehr wahrscheinlich gemacht
(S. 86 fg. des Sonderabdrucks), dafs sie gleichfells einem
französischen, leider verlorenen Gedichte nachgebildet
ist. Und endlich dürfte auch eine vierte Erzählung der
Handschrift, betitelt 'Estoria del rey Guillermo de lugla-
tierra', von der Aniador de los Kios a. a. O. S. 68 leider
nur zu kurze Auskvmft gibt, eine Uebersetzung entweder
des 'Contes del roi Guillaume d'Engleterre' des Crestien
von Troies oder des spätem 'Dit de Guillaume d'Engle-
terre' sein. (S. über diese Gedichte Holland, Crestien von
Troies S. 64 fg. und S. 100 fg.)
Allerdings ist ein auf dem fi-anzösischen Gedichte
von der Königin Sibille beruhender französischer Prosa-
roman neuerdings entdeckt worden, aber er stammt aus
dem 15. Jahrhundert, ist also jünger als die spanische
Prosa. Leon Gautier hat ihn in einer Handschrift der
Arsenal -Bibliothek in Paris aufgefunden und in seinem
Werke 'Les Epopees fran9aises', H (Paris 1867) 521 fg.
und 547 fg. die Capitelüberschriften imd einige Bruch-
stücke mitgetheilt. Unter letzteren befindet sich eins
(S.521 fg.), welches einem der Reiffenberg'schen Fragmente
entspricht. Die Vergleichung dieser beiden und der be-
treffenden Stelle in der spanischen Prosa (bei Amador de
los Kios S. 367, Z. 9 v. u. bis 368, Z. 7 v. o.) zeigt, dafs
der französische Bearbeiter sein Original weit weniger
treu als der spanische behandelt hat. i)
') Erwähnt sei hier noch, dafs in der französischen Prosa einige
Namen für Personen und Orte vorkommen , die in den Gedichtfrag-
nienten, in der Stelle des Albericus und in der spanischen Prosa keine
Namen führen, nämlich Segon^on als Name des Zwergs, Lucaire als
Name des Bruders des Kaisers von Constantinopel, Faulcon als Name
des Rosses des Kaiser Karls, welches ihm Varroquier entwendet, end-
lich 'le forest de Bondis' als Ort der Ermordung des Aulbery de
Mondidier und 'lisle de Nostre-Dame ä Paris' als Ort des Zweikampfs
zwischen Maquaire und dem Hunde. Letztere Ortsangaben weist
Jahrb. f. rora. u. engl. Lit. XII. 3. J9
290 Keinhold Köhler
Ich biete nun im Folgenden den Lesern eine Anzahl
kritischer und erklärender Bemerkungen zu einzelnen
Stellen der altspanischen Prosa, und theile zur Ergänzung
einer grofsen Lücke der Handschrift die entsprechende
Partie des späteren Volksbuches mit.
S. 347, Zeile 3: Enton^e estauan y los traidorcs del
linage de Galaion, Äloris et Foucans, Goubaus de Piedra-
lada, et Sa)ison^ et Amaginns, et Macaire. — Galaion ist
Ganelon. Aloris kömmt auch S. 357, 4 und 381, 18 \. u.
vor, an letzterer Stelle als ^cormano de Galaion'. Aidori
oder Älori spielt bekanntlich in den französischen Dich-
tungen eine Hauptrolle unter der Sippschaft Ganelons.
Foucans ist wol entstellt. Vielleicht ist es der im Gaydon
öfters, z. B. V. 2952, 3505, 4112, mit Aulori zusammen-
genannte Forcon. Statt Goubaus ist nach S. 361, Cap.
XXIV, Z. 3 und 12 und S. 383, 12 Gonbaut zu lesen. Ich
weifs aber Gonbaut de Piedralada sonst nicht nachzu-
weisen. Ein Garin de Pierrelee kömmt im Gaydon V.
2972 vor, daselbst V. G915 ein Henri de P. und
V. 8145 li fei Bernars, qui tenoit Pler'relee^ in Gui de
Nanteuil V. 521, 635, 644 ein Huidelon (Hue) de P.,
in der Bataille d' Aleschans V. 2057 ein Gautier de P.
Sanson und Amagidns kehren S. 361, 4 v. u. als San-
son et Amagin wieder. Beide spielen in Aye d'Avignon
Guessard (Macaire S. xxi) zuerst in den 'Deduits de la Cliasse' des
Gace de la Buigne nach. Was den Namen des Zwergs Segon^ou
betrifft, so sei Folgendes bemerkt. Aus drei Stellen französischer
Diebtungen, nämlich des 'Auberi le Bourgoing' (in der Histoire litte-
raire de la France xxii, 325), des 'Tristan' (Fr. Michel, Tristan I, 16)
und des 'Blasme de Fames' (Jubinal, Jongleurs et Trouveres pg. S2),
geht hervor, dafs es eine Ueberlieferung gab, wonach ein Kaiser oder
König Constantin bei seiner treulosen Gemahlin einen häfslichen Zwerg
fand und deshalb tödtete. Nach dem 'Tristan' heifst dieser Zwerg
Segoron, nach dem 'Auberi' Seguiton. Ich vermute nun, dafs der Ver-
fasser der französischen Prosa, indem er für seinen Zwerg einen Namen
suchte, sich des Zwerges des Constantin erinnerte und nach diesem
seinen Z-werg Segon^on nannte, sei es, dafs er den Namen Segoron
absichtlich oder in Folge falscher Erinnerung in Segon^on abgeändert,
oder sei es, dafs er in irgend einer Fassung jener Gedichte wirklich
Segon^on als Namen des Zwerges gefunden hatte.
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 291
als Sayison (Senson, Sense) und Amaughi (Amauguin) und
im Gui de Nanteuil, der sich an jenes Gedicht fortsetzend
anschliefst, als Amalgre (Ammiguins) und Sanso7i (Sanse)
Hauptrollen. Vgl. auch Gaydon V. 1038 u. 1776: Amau-
gins et Sansons^ und V. 4899 fg. :
En Tavant garde fu li cuens Auloris;
L'enseigne porte le roi de Saint Denis.
Avec lui fu Sanses et Amaiigis,
Li fei Guimars, Hardrez, Forques et Guis.
Und Philipp Mouskes Chronique V. 8457 fg.:
Guenles, 11 fei, et si parent,
Fromons, li vious, et Aloris,
Hardres , Sansons et Amaugris ,
Et li autre traitour faus.
In Paris la Duchesse V. 182 fg. kömmt ein Sohn des
Herdre (Hardre), eines der zwölf Verräter, vor, der Aic-
maugin (Aummiguin^ Aumaguin und Amaugin) heifst. —
In B 1) Cap. IV lautet obige Stelle also: Entonces
estaua ay el linage de los traydores que Dios maldiga
Galalon, y Alorones^), y Fauanes, y Cobir de Piedralada^),
y Sason de Magros, y Macayre. Galalon tritt hier
wie weiterhin in ß handelnd auf. B hat nämlich fast
immer, wo es in dem alten Text heifst 'Galalon's Ver-
wandte', dafiir gesetzt 'Galalon und seine Verwandte'.
Aufserdem hat B an die Stelle des im alten Texte han-
delnd auftretenden Galeran de Belcaire — s. unten zu
S. 358, 1 V. u. — immer Galalon gesetzt. So ist es ge-
kommen, dafs in B Galalon zweimal hingerichtet wird,
einmal im Cap. x zusammen mit Macaire, entsprechend
dem alten Texte (S. 365, 15), wo Galeran mit Macaire
^) So bezeichne ich kurz die mir vorliegende, oben beschriebene
Ausgabe der Historia de la reyna Sebilla.
^) S. 381, 18 V. u. Aloris, cormano de Galalon = B Cap. xxv :
Alormes, hermano de Galalon, wo der von Wolf benutzte Sevillaer
Druck (Leistungen S. 150) Alorines hat. Alormes ist nur Druck,
fehler.
3) S. 361, 19 V. u. Gonbaut de Picdralada =i B Cap. x: Mil de
Piedralada.
19*
292 Reinhold Köhler
hingerichtet wird, und dann Cap. xxviii, wo der Kaiser
Karl nach der Versöhnung mit seiner Gemahlin 'los
traydores y Galalon' hinzurichten befiehlt, während
es im alten Texte S. 389, 3 heifst 'los traydores parientes
de Galalon',
S. 348, 13: el duque Almeriqiie, et Guyllemer de
Escogia, et Gaufer de Ultramar, Alinerique de Narhoita, et
el mxiy huen don Aymes. Hier liegt ein Verderbnis vor,
indem el dnqve Almerique und Almeriqne de Narhona eine
und dieselbe Person sind, der bekannte Aimeri (Aimeric)
von Narbonne. GuiUemer de Escogia ist der in mehreren
chansons de geste vorkommende GUlemer VEscot oder
d''Ecosse. "Wegen Gaufer </' Ultramar s. zu S. 364, 10 v. u.
Dafs Herzog Aymes^ der S. 389, 1 don Aymes de Bayvera
und S. 356, 3 v. u. el conde don Aymes de Bayvera, in B
aber stets nur don Jaymes oder el duque don Jaymes
genannt wird, niemand anders als Naimes de Bavüre ist,
bedarf kaum der Erinnerung. — In B Cap. v lautet
obige Stelle: el Duque don Jaymes y Guillermo de Esco-
cia: y el Almerique de Narbona,
S. 352, 25: en el llano de Salomon märtir. Hier liegt
wol eine Entstellung vor. B Cap.vii hat diese Ortsbezeich-
nung weggelassen.
S. 353, 4 V. u.: rtn hurguete mny hueno^ que llaman
Leyn. (B Cap. vii : vn lugar que se llama Videuniz.)
S. 354, 4: llegaron ä Leyn. (B Cap. vii: llegaron a Videu-
niz.) Was ist mit Leyn für ein Ort gemeint? und wie
kömmt B zu dem ebenso unverständlichen Videuniz'^
S. 355, 4: pasaron por Vere^ et desy por la Abadla,
et fueronse albergar al castiello de Terrui, et otro dia gra^it
manana caualgaron et fueronse d la noble giudat de Renis:
desy pasaron Campana, et pasaron ä Musa en vna barca,
despues en Ardana, et ä ora de cunpletas llegaron ä Bill-
ion, et i^asaron la puent, et fueronse albergar d la abadia
de Sanct Romacle; otro dia grant manana salieronse dende^
et tomaron sit Camino et pasaron el mont et la tierra gasca,
et fueron remanescer d Ays de la Capilla, et de alli se
fueron d la buena ciudat de Colonia. — Mehrere der
Namen bedürfen keiner Bemerkung. El castiello de Terrui
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 293
ist doch wol Chäteau Thierry, Renis Rheims, la ahadia
de S. Romacle die von S. Remaclus gegründete Abtei
Stablo 1). Was aber Vere'^), la Abadia und la tierra
gasca sein sollen, weifs ich nicht. — In B fehlt diese
Reiseroute, wie überhaupt Cap. xv und xvi des alten
Textes.
S. 355, 6 V. u. lies: mas comian el cauallo.
S. 356, 1 V. u.: ä Gaufredo qxie era padre d'Ougel.
(B Cap. IX: a Gofredo que era padre de Augel.) Ozigel,
gewöhnlich so oder don Ougel, S. 357, 2 v. u, Ougel el Se-
nescalj S. 386, 13 Ougel de las Marchas, S.. 389, Cap. xlvi,
Z. 6 Ougel de Buenamarcha, ist niemand anders als Ogier
de Danemarche oder le Danois, der Sohn Gaiifrexfs (Geoff-
roijs). OugeFs Rois Breyefort (S. 386, 19, in B fehlend)
ist Ogier's Broiefort.
S. 357, 3: Ingres^ et Erui, et Baton, et Berenguer^ et
Focaire, et Aloris^ et Beari^ et Brecher^ et Grifez de Alta-
folla, et Alait de Monpantet\ (B Cap. IX heifst es nur:
sus [lies: los] parientes de Macayre.) Ena ist vielleicht
Gtd (de Autefoille), der im Gaydon unter den Verrätern
vorkömmt. Statt Baton ist vielleicht Haton zu lesen, s. zu
S. 361, 4 V. u. Ber enger (Beranger^ Berengier) findet sich
ebenfalls im Gaydon und sonst unter den Verrätern. Im
Aye d'Avignon V. 23 ist er der Sohn Ganelon's, im Gui
de Nanteuil V. 7 der Neffe. Alori haben wir schon oben
gehabt. Grifez de Altafolla ist der bekannte Grifon de
Ilautefeuille. lieber die andern Namen weifs ich nichts
zu bemerken.
S. 357, 6: ä Rrechart de Normandla^ et ä Jufre^ et ä
Ougelj et ä Terrilar de Nois, et ä Beraje de Mondisder^ et
1) S. Remaclus hat die beiden Nachbarklöster Stablo und Mal-
luedy gegründet, die einen Abt hatten, dessen eigcntlit'hcr Sitz zu
Stablo war. Vgl. Friedrich, Kirchengeschichte Deutschlands II, 1,
S. 315. 328. 347. Was die Namensform Romacle betrifft, so bemerke
ich, dafs in einem von Dinaux, Les Trouveres Artesiens, S. 257 — 259,
herausgegebenen Gedichte sains Roumacles vorkömmt.
2) In Philippe Mouskes' Chronik V. 3(5G2 kömmt le mousfier de
Vere vor, was der Herausgeber auch nicht zu erklären weifs.
294 Reinhold Köhler
al viejo Simon de PuUa, et ä Gulfev Des'poliga. (B Cap. ix^
ä Richarte de Normandia y a justo el Augel: y a muclios
caualleros.) Jufre^ dem wir noch einmal begegnen, ist
wol kein anderer als Ogier's Vater Gaitfrey^ der oben
S. 356 als Gavfredo und S. 362 als Gavfre erscheint.
Statt Terrilar de Nois ist zu lesen Terri Lardenois. S. 358,
3 V. u. finden wir Terriii Lardenois und S. 364, 9 v. u.,
380, 10 V. u. und 383, 7 kurzweg Lardenois. Es ist natür-
lich der bekannte Thierry VArdenois oder d'Ardane ge-
meint. Beraje de Mondisder erscheint auf der nächsten
Seite richtig als Berart de Mondisder. Simon de Pidla
ist Simon de Pouille. Aber Golfer (S. 358, 2 v. u. Gaufer)
Dcspolifa d. h. d''Espoli^af Ein nicht näher bestimmtes
Land EspoUce wird im Amis et Amiles V. 633 genannt:
Et d'Espolice Girars li fiuls d'Othon,
und im Gaydon V. 80 lesen wir:
Ganes mes freres ne le volt endurer,
En Espolisce me fist a lui mander.
In der oben erwähnten, aus dem Französischen über-
setzten spanischen Geschichte der Florencia kömmt Cap.
XXX ein Galter Bespoli^a und im letzten Capitel ein Ottas
d^Espoli^a vor. Zu der Stelle im Amis et Amiles bemerkt
Paulin Paris in der Histoire litteraire de la France xxii,
292: Par Espolice nous croyons qu'il faut entendre la
Westphalie ; c'etait le pays possede par les barons de la
race de Ganelon, comme on le voit dans le Gaidon, et
ailleurs encore. Ein König Gaifier de Police kömmt im
Coronemens Looys vor, z. B. V. 305, 2224, vgl. auch
Li Charrois de Nymes V. 97, und hier scheint Police
Apulien (Pouille.) zu sein (Gautier, Les Epopees frangaises
III, 326).
S. 358, 4 V. u.r Aymes llamö los doze Pares ssö un
arhol, Richarte de Noj'mandia^ et Jitfre, et Ougel, et Terrin
Lardenois, et Berart de Mondisder ,.' et Simon el viejo de
Ptdla, et Gaufer Despoliga., et Salomon de Bretana, et
muchos otros ommes buenos (B Cap. x: [el Rey] Hämo a sus
doze pares so vn arbol, y otros hombres buenos). lieber
die zwölf Pairs ist auf Gaston Paris, Histoire poetique
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 295
de Charlemagne S. 416 fg. und 507, und Leon Gautier,
Les Epopees fran9aises II, 173 fg. zu verweisen.
S. 358, 1 V. u.: Galalon de Belcaire fablö primevo^ qiie
era pariente de Macaire. Hier und S. 359, 14 und 17
und S. 361, 22 ist statt Galalon zu lesen: Galer an ^ wie
S. 363, 16 und 28, S. 364, 8 und 15 und S. 365, 16 rich-
tig steht. Galcran de Belcaire ist der Galleranus de Ba-
caire in jener Stelle des Albericus. ^) — In B lautet unsere
Stelle Cap. x: hablo Galonlon (verdruckt statt: Galalon)
primero por Macayre. Wie schon oben (zu S. 347, 3)
bemerkt, setzt B immer Galalon an Stelle von Galeran.
S. 359, Cap. XXII, Z. 11 fg.: Zu der hier erzählten
Geschichte von Merlin^ der seinen Lustigmacher, seinen
Diener, seinen Freund und seinen Feind zu Hofe bringen
soll und als solchen seinen kleinen Sohn, seinen Esel,
seinen Hund und sein Weib bringt, verweise ich auf
Mussafia, Ueber eine altfranzösische Handschrift der K.
Universitätsbibliothek zu Pavia, Wien 1870 (besonders
abo;edruckt aus dem Maihefte des Jahrgano-es 1870 der
Sitzungsberichte der phil.-histor. Classe der K. Akademie
der Wissenschaften) S. 52 — 68.
S. 359, 25: Cesar el enperador de Roma lo tenia en
prision; et este fiie aquel que ßzo las carreras por el monte
Baues. Was für ein Kaiser und was für ein Berg sind
hier gemeint? B Cap. x hat nur: 'El Emperador ropta
le tenia preso', und das andere weggelassen.
S. 361, 5 V. u.: et llamö a Berenguer, et Orienbaut
Dorion, et Foraut, et Roger Sanson, et Amagin Aston, et
Berengver, que eran parientes de Galalon. Die Stelle ist
offenbar arg entstellt. B Cap. x hat nur: E Hämo luego
algunos de sus parientes de Galalon. Für Orienbaut ist
vielleicht Gonbaut — s. zu S. 347, 3 — zu lesen. Sanson et
Amagin — s. zu S. 347, 3 — sind durch Kommata von
Roger und Aston zu trennen. Aston kömmt im Gui de
1) Galteranns de ßacairc lautet der Name in der Pariser Hand-
schrift, Galleranus de Bachare in der Leibnizischen Ausgabe. Gaston
Paris, Histoire poetique de Charlemagne, S. 392, bemerkt, Bacaire sei
ohne Zweifel Beaucaire.
296 Reinhold Kohler
Nanteuil als Ilaston vor (V. 1136: C'est .1. des tra'itors,
parent fu Guenelon), im Gaydon als Ilaton (V. 3513, 5041,
Hates 5165) — zu unterscheiden von dem Ilaton, der
unter den zwölf Pairs genannt wird (G. Paris, Histoire
poetique de Cliarlemagne S. 507).
S. 364, 10 V. u. : Guyllemer d^Esco^ia, et Oiigel^ et
Lardenois, et Goiifre d' Ultramar^ et Almerique de Narhona,
et el hueno de don Aymes^ et Bernalt de Brunhant, et todos
los doze Pares. B Cap. x: Guillermo de Escocia, y el
Aguel de vardo, y Jofre de vira, Almerique de Nar-
bona, y el duque don Jaymes, y Bernaldo da Vstan: y
todos los doze pares. (Der von Wolf, Leistungen S. 136,
benutzte Druck hat 'el Auguel de Vardo', "^ Jofre de Vtra',
Bernaldo de Vstan'.) — Bernalt de Brunhant ist Ber-
nart de Brehant^ ein Sohn Aimeri's von Narbonne. Die
Form Bruhant findet sich zuweilen, z. B. Aleschans
V. 2952 (vgl. auch 5400): Bernars de Brubaut.
S. 365, Cap. XXIX, Z. 1: Ui^mesa, una mny hxiena cin-
dat. (B Cap. xi: Nuega vna buena ciudat.) TJrmesa
kömmt noch viermal vor: 372, 5: venemos nos a Urmesa
(B Cap. XIV: venimos d Vngria), '6'^2^ 15 v. u.: llegamos ä
una villa que dizen Urmesa (in B fehlt die Stelle), 390,
15: el SU huespet et la su huespeda de Urmesa (B Cap.
XXIX: SU buen huesped de Vngria), 390, 17: llegö ä Ur-
mesa (in B fehlt die Stelle). In der französischen Prosa
heifst die Stadt Armoises en llongrie. Wie mag der
Name im französischen Gedicht gelautet haben? Weder
Urmesa noch Armoises erinnern mich an bekannte unga-
rische Städte.
S. 366, 20: Joserant. So auch auf der folgenden
Seite, aber S. 390 und 391 Joseran. B hat immer Jose-
ran. In einem der Keiifenberg'schen Fragmente lautet
der Name Joscerant^ in der französischen Prosa Jo-
cerant.
S. 366, Cap. XXX, Z. 2: quando el tiiüo fuese tamano
que podiese andar. Es müfste vielmehr nach dem Zu-
sammenhange caiialgar heifsen, vgl. S. 367, 15: quando
fuesedes tal que pudiesedes caualgar. B freilich hat
beidemal 'andar'.
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 297
S. 367, 19 V. u.: asi como yo creo — 368, 10: deste non
avia cura. Diese Stelle entspricht den Versen:
Si com je cuit et croi et me fet antandant etc. etc.
Mes Looys n'ot eure d'amor ne druerie
in den Keiflfenberg'schen Frao-menten.
S. 367, 6 V. u. : la mayor avia nombre Elifanta. B
Cap. XII: la vna auia nombre Belisarte: esta era la ma-
yor. — • Es ist zu bemerken, dafs in dem entsprechenden
Gedichtfragmente und in der französischen Prosa das
Mädchen keinen Namen hat.
S. 369, 1 : Barroquer, que viö el monte verde, et las
aues cantar. Lies: et oyö las aues. B Cap. xiii: Baruquel
quando vido y oyo las aues cantar.
S. 370, 9: nunca te fies en ladron, ca aquel 'que lo
quita de la forca, d ese furta el mas toste, ß Cap. xiii:
nunca os fieys en ladrones que aquel que lo tira de la
horca, a esse mata mas ayna. In Wander's Deutschem
Sprichwörter -Lexikon I, 1318 fg. werden deutsche, fran-
zösische, italienische, holländische und englische Sprich-
wörter angeführt, welche aussagen, dafs ein vom Galgen
Erlöster seinen Erlöser später selber aufhängen oder die
Kehle ihm abschneiden werde. Zur Ergänzung Wander's
sei hier noch folgendes hinzugefügt. Ein deutscher
Spruch (Diutisca I, 323) lautet:
Wer von dem galgen loset den diep,
dem wirt er selten iemer liep.
Vgl. Boner's Edelstein lxxi, 61. 62. In einem französi-
schen Gedicht (Barbazan et Meon, Fabliaux et Contes
1,90) heifst es:
Que son tens pert qui felon sert:
Eaembez de forches larron,
Quant il a fait sa mesj rison ,
James jor ne vous amera.
In der Chronicque de la traison et mort de Richnrt
Deux Roy dEngleterre, mise en lumierc etc. par B. AVil-
liams, Loudres 1846, S. 54, klagt der König: Adieu
comme il est verite ce que on seult dire que on na nul
jjire ennemy que ccllui que on retournc des fourches.
298 Reinhold Köhler
(Var. : du gibet.) Nach einer Erzählung in dem 'Trat-
tato deir ingratitudine e di molti esempli d' essa' (II
Propugnatore Vol. II, Parte I, Bologna 1869, S. 411)
liest ein Baron drei Sprichwörter, darunter: Non espic-
care lo 'npiccato, ch' elli impiccarä te. Er erprobt
an sich selbst die Wahrheit dieses, wie der beiden
andern: ein von ihm vom Galgen losgebetener Ritter
ist später bereit an ihm Henkerdienst zu versehen. Eine
Variante dieser Erzählung ist die letzte des 'Livre du
Chevalier de la Tour Landry pour Tenseignement de ses
filles'. Hier gibt der sterbende Cathon seinem Sohne
Cathonnet drei Lehren, darunter eine: 'Ne respitez homme
qui a mort desservie, et par especial qui est coustumier
de faire maF. Als später der von Cathonnet vom Galgen
losgebeteue Käuber sich erbietet, Cathonnet aufzuhängen,
sagen die Umstehenden: 'Vraiement, cellui est bien fol
ä droit qui respite larron de mort.' Eine dritte Version
dieser Geschichte ist die Comödie des Hans Sachs 'Von
dem Marschalk mit seinem Sohn'. Der sterbende Mar-
schall Sophus gibt seinem Sohn drei Lehren, darunter
die, dafs er keinen verurteilten Dieb vom Galgen los-
bitten solle ^). — In deutschen Märchen (Grimm , KHM.
Nr. 57; Wolf, Deutsche Hausmärchen S. 59; Vernaleken,
Oesterreichische Kinder- und Hausmärchen S. 301) wird
dem Helden der Kat gegeben, 'kein Galgenfleisch zu
kaufen', d. h. keinen Verurteilten vom Galgen loszu-
kaufen. — Endlich sei noch erwähnt, dafs W. Carew
Hazlitt, English Proverbs and Proverbial Phrases, London
1869, S. 328, aus Nash's Christs Teares over Jerusalem
(1593) anführt: Save a thief from the gallows, and he '11
be the first to shew thee the way to St. Giles's.
S. 370, Cap. XXXIII, Z. 15: qiie ha nonbre Ricardo etc. —
') Andere Varianten dieser Geschichte gehen uns hier nicht an, da
in ihnen die Lehre, keinen vom Galgen loszubitten, durch andere
ersetzt ist. S. Mussalia's schon oben citirten Bericht 'Ueber eine alt-
französische Handschrift der K. Universitätsbibliothek zu Pavia'
S. 68 und meine Anzeige desselben in den Göttinger gelehrten An-
zeigen 1871, Nr. 4.
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 999
S. 370, letzte Zeile: la chcena et el donzel. Die Stelle ent-
spricht folgenden Versen der Keifienberg'schen Fracr-
inente:
Richiers a non eis rois, com si j'oi conter, etc.
bis:
II a clioisi la dame et Loi son enfant.
S. 371, Cap. XXXIV, Z. 10—17: Dueha, decitme dönde
sodes 6 de qua tierra cmdades — jJor los j^arientes de Ga-
laion. Diese Stelle entspricht folgenden Versen der
Reiffenberg'schen Fragmente:
Dont estes, de queu terre? ne me deves noier. etc.
bis:
Les parens Guenelon, que Dien n'orent ains chier.
S. 371, Cap. XXXIV, Z. 12: sso ßja del enperador y
de SU muger Ledima. Der entsprechende Vers des Ge-
dichtes lautet:
Certes, il [Richiers li emperere] m'engendra en.sa franche
mouillier.
B Cap. XIV hat nur: soy hija del emperador. Ich ver-
mute, dafs statt Ledima zu lesen ist: legitima.
S. 372, 16: et y vernan grifones et pulleses et lonhardos
por guerrear d Francia. (B Cap. xiv: y yremos ä guerrear
la Francia.) S. 386, 22 v. u.: grifones corrieron e/i pos et
(in B fehlend). Grifones^ Grifons wurden im Mittelalter
die Griechen von den Franzosen genannt. S. Ducano-e
unter 'Griffones'. In der oben erwähnten, aus dem Fran-
zösischen übersetzten spanischen Prosa von Florencia
kommt Grifones — abwechselnd mit Gviegos — sehr
oft vor. Auch Grifonie (Griechenland) findet sich,
z. B. Jourdains de Blaivies 3784 , Ph. Mouskes Chrou.
11908.
S. 372, Cap. XXXV, Z. 2: et Griomoart sse adclantö et
dixo: Senor^ que yo vos fare ricos et hien andantes etc.
Zwischen die Worte dlvo und Senor fällt die schon oben
angedeutete grofse Lücke, die der Herausgeber unbe-
greiflicherweise nicht gemerkt hat. Dafür lasse ich die
betreffende Partie aus B vollständig hier folgen:
300 Reinhold Kühler
Guiomar se adelanto, y dixo. Yo sabre mejor yr
vos a traer de comer de lo mejor que hallare: y dixo el
hermitafio. Pues yd y no tardeys.
Capitulo. XV. Como embiaron a Guiomar el ladron
que les traxesse de comer.
Guiomar tomo sus dineros y fuesse su Camino, y
antes que Uegasse al castillo vnto se su rostro, y fuesse
por la montana quanto mas pudo hasta que llego al
castillo: y fuesse para donde vendian el pescado y no
lleuaua mas de diez sueldos, y fue a tomar vn salmon:
y dixo Guiomar. Ay dios que hare que no tengo mas
de diez sueldos, y no lo puedo auer por los dineros que
querria. Y ayunto se con vn pilar y juro que antes que
viniesse la manana auria quantas cosas ouiesse menester:
y Hämo a vn mo^o en poridad, y dixo le. Amigo quäl
es el mas rico hombre deste castillo: y dixo le que
era vn hombre que moraua en vnas casas que tenia vnas
man9anas doradas sobre su casa. Y luego j^artiose de
alli, y saco tres granos de su bolsa non se de que: y
tomo los entre los dientes, y vnto se su rostro y su
cuello, y paro se negro como la pez, y tomo vn palo
y comenco de coxquear: y fuesse a casa del rico hombre,
y abrio el vn ojo y cerro el otro, y hallo lo a su puerta
posado con su muger y sus hombres delante: y abaxo
la cabe^a, y dixo en su lengua. Senor por aquel Dios
que del agua hizo vino que me aluergues esta noche.
Y el rico hombre miro lo : y desque lo vido feo y ligado,
dixo le. Tira te dende malo y vete, sino de palos te
hare dar: dixo la muger. Senor aluergaldo esta noche,
y manana vaya se: y dixo el rico. Antes lo [C5^]
quiero ver ahorcado: como quereys que me Heue mis
panos y mis dineros : y dixo Guiomar. Senor porque
ganays gran pecado, que ya vedes que soy contrecho
tanto que con cincuento marcos de plata no me podre
tener sobre mis pies sin vn palo : y dixo la duena. Amigo
aluergar vos hau: y dixo Guiomar. Senora Dios aya de
vos piedad: y dixo entre sus dientes que ninguno se lo
entendio. Para sant Pedro de Koma que antes que
manana a medio dia venga haga al rico hombre ser
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 301
sanudo: y entonces lo metieron dentro, y hizieron le vn
lecho miiy pobre. Y depues que se echaron el rico hombre
y SU muger, Guiomar no dormia, mas antes escuchaua
quanto podia. Y quando entendio que todos dormian, a
la media noclie comenco a hazer sus conjuros: y fueron
todos adormidos en tal manera que les podian coiiar las
cabe^as: y tomo vna candela ardiendo en la mano y miro
por la camara, y fue a vn almario que estaua abierto ya
por SU encantamento : y tendio vn pano de oro que ende
hallo, y emboluio en el quanto auer hallo, y dixo en su
corapon : este presentare a la reyna. Y luego fuesse
para vna cueua que sabia rauy encubierta, y escondio su
fardel con quanto traya. Y compro luego buena ropa
por se hazer desconocer, y lleuo de los dineros para
comprar de comer: y lauo su rostro y su cuello, y fuesse
para el castillo, y oyo el ruydo por toda la villa, y por
la plafa. Y el rico hombre y su muger comeuyaron a
dar grandes bozes: y ayuntaron se todos ellos, y comen-
90 les a dezir. Vistes a noche el contrecht) que passo
que se hazia que no podia andar: esse me ha robado todo
mi auer: mala ganancia le venga, y agora no se a donde
le vaya a buscar. Y los pobres agradecieron lo mucho
a dios: porque los despechaua mucho: y fuesse Guiomar
contra el rico hombre y dixo. Sefior que es csto que
me dixeron: fue este el contrecho cpie por aqui passo
anoche el que vos robo la casa: que me semejaua que a
mala ves podia lleuar el bordon: por esso no se deue
hombre fiar en peniteucial: y dixo el rico hombre. Amigo
assaz [C 5*^] pesar tengo, pero no se que me haga. Y
Guiomar se torno y no quiso mas ay estar: y fiiesse al
mercado a comprar de comer pan y pescado, y de lo
mejor que hallo, y dos barriles de vino: y fuesse para
la cueua donde auia dexado su fardel con todo su auer.
Capitulo. xvj. De la cuyta y hambre que passarou
la reyna y su hijo y Baruquel.
Mucha era la hambre que passo la reyna Sebilla
aquella noche, y Luys, y Baruquel: que como estauan
cansados del Camino, y no auian comido sino aquel poco
de pan de ordio que les auia dado el hermitano, aquexaua
302 Reinhold KGliler
les mucho la hambre: y salian miiy a menudo al Camino
por donde auia ydo Guiomar, y veyan que no venia. Y
quando fiie puesto el sol y la noche venida, entraron se
todos a la hermita, y mirauan se todos vnos a otros: y
gran pesar auia Baruquel por su senora la reyna que tal
pena padescia: y con safia dixo a Luys. Assi Dios me
salue fuertemente lo errastes en dexar aquel ladron mala-
uenturado: ca bien vos lo digo que si en encuentro me
cayera yo le diera tal golpe con rai bordon, que nunca
otra vez hiziera olro tanto. Y bien vos dixe que nunca
creyessedes del ladron cosa ninguna: y vos rectauades
me dello, y dixo Luys. Por ser piadoso de muerte: mas
como vos fiastes del todos: y dixo el hermitano. La
culpa fue mia en lo conoscer por tan malo, y fiar del y
de sus palabras: y todos dixeron en esta manera. Y
salio Baruquel fuera y cuydauan los otros que lo yua a
buscar para lo matar: ca bien sabian cierto que si con
el se encontrasse que le demandaria cuento de los dine-
ros que auift lleuado. Y Baruquel se fue a vn prado
antes que viniesse la noche: y con las manos arranco de
las yeruas y hizo vn gran haz, y tomo lo a cuestas, y
vino se para la hermita y entro dentro: y hizo vna alta
cama en que se echasse [C 6^] la reyna y Luys: y assi
passaron aquel dia y aquella noche sin comer y sin
beuer. Y desque el dia fue venido leuantaron se y co-
menfaron de pensar en lo de ante noche, de como les
auia burlado Guiomar, y eran sin pan y sin vino. Mucho
estauan desconsolados, que maguera poco dinero les hazia
gran mengua. Y el hermitano rogaua a Dios que diesse
mala Ventura a Guiomar: y la duefia dezia que el fuesse
mal andante que tan poco dinero hazia tan grande mengua :
y cobdiciaua Baruquel otra vez topar con el, Luys dixo.
Pues aun no me pesa porque no lo mate, que aun no
puedo teuer mal coracon.
Capitu. xvij. Como Guiomar les traxo de comer y
holgaron mucho: y como el hermitano descubrio a Luys
como era hijo del rey de Francia.
Guiomar se fue hasta la cueua donde auia dexado
el su fardel: y tomo lo todo y echo selo a cuestas y
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 303
fuesse a qiianta mas priessa pudo: y a la entraJa de vn
prado hallo vn villano con vn asno, y dixo le. Amigo
vende me este asno: y el villano le dixo. No trabajedes
en ello, que no vos lo dare j^or quanto dinero vos teneys.
Y quando Gniomar lo oyo oiio miiy grandissimo pesar:
y llego se le a la oreja, y diso le dos cosas de encanta-
mento tales qne el villano se adurmio, y cayo en tierra
amortescido sin sentido ninj^uno, Y lueeo tomo Guio-
mar el asno, y derribo le la lefia, y eclio le encima el
fardel y todo lo que lleuaua: y tomo el aguijon en la
mano, y dixo. Anda anda adelante y Dios te guarde: y
fuesse a la hermita do era muy desseado de los que lo
esperauan. Y como Luys lo vido venir conoscio que era
el, y dixo. Yo veo venir a Guiomar, y semeja me que
trae vn asno cargado: y salieron a el y dixeron que bien
fuesse veuido, y dixo el. Como me hablades, mas segun
yo pienso aueys gran ham[ C 6^]bre i): pero bien teneys
de comer mal grado aya el rico liombre. Y quando des-
cargo fue bien rescebido, y fueron todos muy alegres:
y descubrieron las copas de oro que lleuaua, y Guiomar
presento las a Luys, y dixo le. Amigo si me mataras
no ouieras esto: y presento un rico pano a la reyna: y
dixo Baruquel. Amigo de dondc ouiste esto, nunca vi
tan buen ladron como tu eres: y Luys Hämo a Guiomär
a parte, y dixo le. Donde ouiste esto no me nieo-ues
la verdad: pienso que deuiste de raatar alguno, o robaste
algun monesterio: dixo Guiomar. Seuor yo vos dire la
verdad: yo nunca mate ningun hombre, mas dios que
tiene el poder me las dio, y traxe vos las de grado, por
esso no lo dexedes : y dixo el hermitano. Amigo '^) no
') So ist statt: nombre zu lesen,
=') Dem Capitel bis hierher entsprechen die Verse 'Li fnnUax fit
pesans' u. s. w. bis 'Amt, dit U hermites, sachiez tot vraiemant'. AVcnn
es da heifst:
Quant Grimoars Toi', qu'il n'est a poi desves,
Envers l'asne s'an vait, de lui est acoles,
An Toreille li dist .II. enchantemens tes
Que 11 asiies s'andort , a la terre est verses
so ergibt sich aus dem Zusammenhang schon, wie aus der spanischen
304 Reinhold Kühler
lo dexaremos, antes lo tomaremos de biien grado: dixo
Guiomar. Vos teueys buen seso, nimca vi tan buen her-
mitafio como vos. Y luego Baruquel hizo gran fuego y
guiso bien de eomer: y asseutaron se a la mesa la reyna,
y el liermitaüo, y Luys, y Baruquel, y comieron todos
eil vno, y Guiomar' comio a parte: y supo bien el pan
al bermitafio que auia treynta anos que no lo auia co-
iiiido: y dixo les. Ya no quiero ser mas bermitano, y
quiero me yr con vosotros, y ayudar vos lie quaiito
pudiere. Y despues que ouieron comido y beuido de su
espacio alcaron la mesa: y abra^o el bermitano a Luys,
y dixo. Ay dios quaii gran mal hizo el rey de Francia
a mi sobrina su muger que la echo de su tierra preüada
del infante: assi Francia quedara sin heredero, y sera
gran peligro. En tanto que el liermitaüo esto dezia
adormio se Luys en su regaco. Y el bermitano quando
lo vido adormido desperto lo: y quando se vio el cuello
mojado, y la cara miro al bermitano y vido que lloraua:
y dixo le. Senor por aquel que tomo muerte en la cruz
por los pecadores saluar que me digades porque llorays:
y dixo el bermitano. Buen bijo yo vos lo dire: vos pen-
sades que Baruquel este villano es vuestro padre, y que
el vos engendro, mas no es assi, que vos soys bijo del
Rey de Francia, y vos soys ecba[C 7^]do del reyno a
gran traycion, y vos lo aueys de beredar: y digo vos lo
porque sepades que soys mi sobrino verdadero: dixo el
infante al bermitano. Senor consejad me que baga pues
que assi es: y creed que nunca os fallescere mientra el
alma tuuiere en el cuerpo. Dixo el bermitano. Yo cuydo
con mi cuerpo bazer guerra al rey de Francia vuestro
padre si os quisiere deseredar: y luego ecbaron se en
aquello que el bermitano tenia, y durmieron toda la
iiocbe.
Capitulo. xviij. Como fueron al padre sancto, y el
padre sancto con ellos fueron a Costantinopla al empe-
Uebersetzung, dafs lui im 2. Vers nicht auf den Esel, sondern auf den
'vilain' geht, und dafs statt 'Que li asnes s'andort' zu lesen ist: 'Que
li vilains s'andort'.
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 305
rador: y el emperador ayunto su liueste y fue a hazer
guerra al rey de Francia su yerno.
En la mafiana adere^aron se para andar, y anduuie-
ron tanto que llegaron al Apostollco: y el hermitano
conto le todo el hecho de la reyna Sebilla a el y a los
Cardenales, como mezclaron la traycion los traydores: y
como la echaron de Francia a sinrazon. Y quando el
apostollco lo oyo tomo se a llorar de pesar: y luego el
apostollco y el hermitano, y la reyna, y Luys, y Baru-
quel, y Guiomar entraron en vna galera, y corrieron
por la mar hasta que llegaron al puerto de Costanti-
nopla: y hizieron lo saber al emperador Ricardo. Y
quando lo oyo salio los a recebir lo mas honrradamente
que el pudo: mas quando vido a la reyna de Francia su
hija fue muy marauillado, y dixo sospirando. Sancta
Maria y no soys vos mi hija Sebilla que yo tanta amaua:
dixo ella. Padre yo soy vuestra hija verdaderamente.
Entonces la abrago y la beso su padre, y comen^o a
llorar y dixo. Como fue esto, o como vos dexo venir
Carlos vuestro raarido tan sola y tan sin compaüia, que
no vieue con vos cauallero ninguno ni otra compania: y
ella dixo. Padre senor sabed que el rae echo de su
tierra muy abiltadamente. Y luego conto le el Apo[C T*"]-
stolico todo el hecho como se lo contara el hermitano.
Y" quando el emperador lo oyo ouo muy grandissimo
pesar dello: y fue a Luys y beso lo muchas vezes, y
dixo. Gran pesar me ha hecho vuestro padre: y mal
mantuuo lo que prometio que assi echo mi hija abiltada-
mente, sabed que no lo hizo bien. Y si quiera por amor
de Dios deuiera sufrir alguna cosa, y no fallecer lo que
comigo puso: y se que mi hija ha passado gran lazeria
y grau cuydado a sinrazon: dixo la reyna. Por Dios
senor assi fue, que sino fiiera por Baruquel este hombre
bueno yo uunca a vos viniera, ni a mi madre: y dixo
el emperador. Hija bien vos lo creo, que mucho mal
aueys passado : mas para aquel Apostolico sant Pedro de
Roma que jamas mi merced fallezca a Baruquel en todos
los dias de mi vida: dixo el hermitano a muy grandcs
bozes. Senor hazed llegar vuestras gentes que vengau
Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. XII. 3. ')()
306 Reiiihold Köhler
con vos quantos supieren tomar armas, e yremos sobre
Fraucia: ca cierto yo fuy hermitano bien treynta anos,
y sufri mucha lazeria y mucho affan. Mas agora me
quiero tornar al primer estado por fazer a mi sobrina
guardar su derecho. Y si me hallo con aquel viejo de
Carlos y a mi sobrina no quisiere recebir por muger
lealmente, yo le hare perder la cabepa: y el emperador
dixo. Vos dezis bien, y yo vos lo prometo que assi sera
si dios quisiere, que nos moueremos e yremos derecha-
mente para Paris. Y hizo el emperador quanto honrra
pudo al apostolico de Roma y toda su compania. Y
tuuo los bien viciosos: y mando pregonar por toda su
tierra que viniessen peones y caualleros luego a la ciudad
de Costantinopla, Y el almirante de Camino fue luego
con el en los primeros: otrosi el alferez de Chamenia ^)
con diez mil de a cauallo bien adere^ados. En toda
Romania ^) no quedaron caualleros ni escuderos que armas
supiessen tomar que todos no vinieron: y alli auia naos
y galeras quantas quisieron. Y luego el emperador sin
detenimiento entro en la mayor naue, y el Apostolico y
la reyna y el infante y el hermitano. ßaruquel y Guio-
mar en[C 8*]traron todos en ella: y quando fueron todos
bien aderepados mouieron de alli al alua del dia, y alca-
ron sus velas y fueron su viaje: y anduuieron tanto que
allegaron al puerto de Venecia : y hizieron sacar cauallos,
y mulas, y viaudas, y quanto ay trayan, y holgaron en
aquellos prados. AI quarto dia mouieron de alli, y fueron
se para Lombardia: y passaron los montes sin deteni-
miento, y fueron a posar a sant Miguel de los vados ^),
y salieron por el valle de Moriana*): y anduuieron tanto
') Wer der almirante de Camino und der alferez de Chamenia sein
sollen, weifs ich nicht. Ist Chamenia vielleicht Chumania, Cumania?
2) Romania d. h. das byzantinische Reich. S. Ducange unter ' jRo-
mania'. In der von I.V. Zingerle herausgegebenen gereimten Geogra-
phie aus dem XIII. Jahrh. wird V. 978 daz lant Romame neben Bul-
garie und Traviü genannt,
s) Saint Michel in Savoien.
*) Mauriana, Maurienne in Savoien.
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 307
por sus jornadas hasta que llegarou a Leon de sobre el
Rone, vna buena ciudad: y entraron en el reyno de
Francia por desfazer el rey Carlos: y destruyeron le la
tierra por el mal que hizo a su muger. Y fueron que-
mando y robaudo villas y ciudades, y tomando fortalezas
por toda Francia. Y despues destruyeron a Borgona, y
tomaron el auer de la tien'a tanto que marauilla era: y
despues no hallauan villa, ui castillo que se les de-
fendiesse.
Capitu. xix. De la batalla que ouieron el empera-
dor y Luys su nieto con don Almerique duque de Nar-
bona. 1)
El duque don Almerique de ]Narbona mouio de su
cibdad: e yua para el rey Carlos y lleuaua cousigo mil
caualleros. Y con el yuan sus liijos que eran muy cor-
teses y bueuos caualleros: otrosi Guillen de Orienguana ■■^)?
y aun moros que eran muy buenos guerreadores de
Espana, y Gaueloys ^), y el conde Mares que era muy
palacin. Y porque este don Almerique tenia parada su
tierra con el rey de Francia, yua le a ayudar a su tierra.
Y quando liallaron la grande liueste de los Griegos
Uegaron se ayna con don Almerique, y comenparon lo a
llamar a muy grandes y altas bozes: y la sena del rey
Carlos que Ueuauan, y Almerique que los caudillaua yuan
delante. Y Luys desque lo vido dexo se yr para el, y
dio le vna gran lan9ada en [C 8^] el escudo que lo auia
pintado de flores: don Almerique bizo otro tanto que se
hirieron de las lan^as tanto de rezio que se derribaron
de los cauallos en tierra. Y leuantaron se y sacaron las
espadas de las vaynas: mas el duque don Almerique que
era muy cortes Hämo a Luys: y dixole. Senor por dios
1) Man Tgl. das entsprechende , aber , wie schon oben bemerkt,
sehr abweichende Capitel des französischen Prosaromans bei Gautier
a. a. 0. II, 548.
2) Der von Wolf benutzte Druck (Leistungen S. 145) hat 'Orien-
guna'. Es ist, wie Wolf vermutet und wie sich auch aus dei* fran-
zösisclien Prosa ergibt, Guillaume d'Orange gemeint.
3) 'Gabeloys' bei Wolf. Wolf vermutet, es sei Gui/belin, der
jüngste Sohn Aimeri's von Narbonne, gemeint.
20*
308 Reinhold Köhler
dezid me quien soys ante que peleemos: y dixo Luys.
Senor no vos lo negare: sabed que soy hijo del rey
Carlos y de la Reyna Sebilla su muger que el echo de
SU tierra: y agora viene el tiempo que lo vengue. Y uii
raadre esta en la hueste: y su padre torno la a Francia
para la entregar al Rey mi padre: y si rescebir no la
quisiere tal guerra le haran que no la pueda durar. Y
quando el duque lo oyo comen^o a sospirar: y dixo.
Ay dios tu seas bendito que yo halle a mi seuoi', pero
no se SU nombre. Y despues desto dixo. Sefior donzel
no dudeys que no vos fallecera mientra que yo biua: y
luego quiero ser vuestro con mis hijos y con quanto yo
tuuiere, que yo soy el Almerique de Narbona: y quiero
vos dar por muger a mi liija Biancaflor. ^) Ca a mejor
hombre no le pueda dar. Y dixo Luys. Por Dios sefior
esto vos agradecere mucho si mi madre lo otorgare. Y
muclio fue alegre el Almerique quando se conoscio con
el infante Luys, y encomendose a el y a toda su tierra.
Y don Almerique fue luego a ver la reyna: y conto
le lo que auia hablado con su hijo y hizieron lo saber
al infante. Y el dixolo al Emperador: y vino ay luego.
Y quando oyo el pleyto de su nieto y de la donzella
pagose mucho dello; y otorgolo. Y despues contaron lo
al apostolico todo: y el tuuolo por bien y confirmolo. Y
luego se ayuntaron todos en vno mucho alegres: y con
plazer y fueron se derechamente por la tierra: y andu-
uieron tanto hasta que Uegaron a Acria ^) y posaron
1) Gedruckt: blanea Flor. — Ich bemerke hier, dafs es nur ein
Versehen des Albericus ist, wenn er sagt: (Ludovicus) cui dux Naa-
man filiam suam Blancafloram in uxorem dedit, statt: dux Almericus. —
Dafs Ludwig, Karls des Grofsen Sohn, eine Tochter Aimeri's von Nar-
bonne, Namens Blanchefleur, geheiratet, kömmt mehrfach in den Dich-
tungen vor. Vgl. Histoire litter. de la France XXII, 515, G. Paris
a. a. O. 393 und 400, Gautier a. a. O. III, 251 und 479, Philippe
Mouskes V. 12163, Loher und Maller, erneuert von Simrock S. 58.
2) Dies Acria wird auch Cap. xxi genannt: y son ya en Acria,
wo der handschriftliche Text (S. 375, 11 v. u.) hat: et son ya en tierra.
Und dies iierra, dieselbe Oertlichkeit bezeichnend, kömmt dann wieder
S. 378, 11 vor: llegö d tierra do fue naty bien regebido. B hat an letz-
I
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 3Q9
fuera de la villa por los prados : assi que bien tenia la
hueste tres leguas: y comenfaron de armar tiendas y
tendejones muy ricos: y en la ciudad posaron los altos
hombres: y los de dentro rescibieron los bien que no
pudieron al hazer. Y quaudo el emperador Carlos oyo
hablar de las huestes de los [DJ Griegos, y del gran
poder que el Emperador de Grecia traya, y que era ya
entrado en su tierra: y como estaua en la ciudad de
Acria y en todas las fortalezas que pertenescian a la
ciudad, y se entregauan: ouo ende muy gran pesar.
Capitulo. XX. De como Baruqviel tomo licencia del
Infante Luys y de su madre la reyna Sebilla y fue a
ver su muger y a sus hijos.
Quando el infante Luys llego a la ciudad y entro
dentro y tomo todo quanto thesoro ay hallo del rey y
quantos cilleros hallo de pan, y tomo de quanto ouo me-
nester para la hueste, y esto fue vn dia que era martes.
Y luego viuo le a Baruquel en mientes de su muger, y
de sus hijos que auia tiempo que los auia desamparado
en la ciudad de Manes: y comenfo a llorar fuertemente,
y dixo. Ay Dios que es de mi muger y de mis hijos
que dexe pequenos tan grande tiempo ha, donde tengo
gran cuyta: y agora no he en el mundo cosa porque los
dexe de yr a ver por saber como les va. Y luego fue
al infante y parose antel, y dixo le. Senor uo os pese
que yr quiero a ver mi muger y mis hijos que dexe
pobres y pequenos en la ciudad de Manes, y mi casa
que he plazer de la ver: y por Dios otorgad me lo que
vaya alla: dixo el infante. Ay Baruquel si te fueres
nunca aure alegria hasta que te vea yo venir y con salud :
ca miedo he que te hagan mal los de las ciudades que es
mala gente: dixo Baruquel. Senor no temas que sino
me tomaren el bordon antes lo compraran muy caro: y
terer Stelle: llego dun Luys lies: a don Luys], y lue muy bien resee-
bido. Es mufs also Tierra ein Ortsname oder die Entstellung eines
solchen sein. Ob Acria das richtige, ist bei der Unzuverläfsliohkeit
B's in Bezug auf die Namen sehr fraglich. F. Wolf (Leistungen S. 146)
setzt zu Acria in rareuthese mit einem Fragezeichen: Are en Barrois.
310 Reinhold Köhler
)a reyna que estaua ay se leuanto muy espantada y dixo.
Baniquel amigo dexar me quereys: y comen^o a llorar: y
dixo el. Senora no tomeys pesar que quiero yr a Manes por
ver mi miiger y mis hijos que se hizieron, que gran
desseo he de vellos: qvie puede ser que son muertos, »
que mucho mal auran passado: y no se cierto si son
muertos o biuos: y dixo la reyna. Bien se que todo lo
hezistes por amor de mi, mas quiero que lleueys .xl.
marcos de plata y los mejores panos que [D ^] yo tengo
para vuestra muger: y dezilde de mi parte que si Dios
me dexare tornar a mi honrra: y me diere gracia con mi
senor el rey, yo vos bare ricos y bien andante s.
S. 372, 11 V. u.: et fiie de alli manero d Proyus. (B
Cap. XX: y fue a dormir a Paris.) Es ist zu lesen Pro-
yns, wie S. 377, Cap. xxxviii, 2 und S. 378, 5 steht.
Darunter ist das heutige Provins (Dep. Seine et Marne)
zu verstehen.
S. 372, 10 V. H.: Emam. Ebenso 374, h v. u., 377, G
V. u., 382, 24. Ist vielleicht Etnans zu lesen und das
von Provins siklwestlich gelegene Esmans gemeint? Da-
für spräche, dafs B für Emaus immer Manes hat. Aber
nach S. 377, 6 v. u. scheint Emaus nördlich von Provins
gedacht.
S. 374, Z. 18 V. u. lies: Amiga.
S. 375, 8: non ouo fexj en Franeia del tiempo de Mer-
lin fasta enton^e que no ouiese traydores qiie le feciesen
muy graut datio. Bemerkenswerte Stelle, die in B weg-
gelassen ist.
S. 375, 22 und 376, 10: Man^iones (B Cap. xxi zu-
erst Imaciones, dann Maciones). Dieselbe Person heilst
weiter unten 379, 10 v. u., 380,2 v. o. und 17 v. u. Manfion
(B Cap. XXIV: Macion). Es ist der Almagim in der
Stelle des Albericus. In der Londoner Hs. des Gui de
Bourgogne (S. 136 der Ausgabe von Guessard und Miche-
lant) kömmt ein Maucion^ jüngster Sohn Ganelon's, vor.
S. 375, 11 V. u.: et son ya en tierra. S. oben S. 308,
Anmerkung 2.
S. 377, 16: et y /W el duque don Aymes et Ougel e
Galter de Corauina^ et los parientes de Galalon. (B
J
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofseii etc. 311
Cap. XXI hat blos : y tambien el duque don Jaymes.) Wer
ist Galter de Coravina'?
S. 377, 21 fg. Die Orte, welche Baroquer auf seiner
Flucht berührt, sind Ormel^ Gortnay^ Leni, Columer, Froyns.
In Proyns haben wir schon oben Provins erkannt, Colu-
iner ist jedenfalls Coulommiers^ Leni wahrscheinlich hagny^
Gormay vielleicht Gournay. B ist hier sehr verkürzt und
hat alle Namen weofojelassen.
S. 377, 30: Uegö el duque don Aymes et Aleni et Ougel.
Lies: . . . Aymes et Ougel ä Leni.
S. 378, 11: Uegö d tierra. Siehe oben S. 308, Anmer-
kung 2.
S. 378, 17 V. 11.: don Almerique de Narbona, et Guylle-
mer, el giierreador^ et todos los otros de su conpaha. B
Cap. XXII: don Almerique de Narbona, y Guillen corre-
dor, y todos los otros de la compania de Luys. —
Guyllemir el guerreador ist wol kein anderer als Guillaume
d'Orenge. Vgl. Li coronemens Looys V. 2145 Guillaume
le guerrier (d. i. G. d'O.).
S. 379, Cap. XXXIX, Z. 4: Seilor, dixo Sulamon, (iqu't
nOH auemos que tardar, ca el proueruio diz qne rnejor es
huen foyr que mal tornar. Statt Salamon ist zu lesen:
don Aymes, wie sich aus dem vorhergehenden ergibt.
Salamon wird dem Schreiber in die Feder gekommen
sein, indem er bei dem folgenden 'proueruio' an die pro-
verbia Salomonis dachte. B Cap. xxii hat: y dixo el
duque Jaymes. No nos detengamos: ca el prouerbio lo
dize, que mas vale el mal huyr.
S. 379, Cap. xxxix, Z. 9: a ssiet legiias de aqui hä
un castiello en una montaha, d que dizen Altafoja: ya lo
uos touiestes cercado, quando yazia dentro Gnfonet quefizo la
traycion quando vendiö Roldan al rey Marssil, et non uos pudo
escapa7', ayite ouo su gualardon de la traycion que feziera^
ca fue quemado. — Altafoja ist Hautefeuille^ über welches
P. Paris in der Histoire litteraire de la France xxii, 431
bemerkt: 'Hautefeuille est une terre voisiue de Joigni,
et de ce cbäteau venait le cri de guerre de toute la race
de Ganelou.' (Vgl. auch daselbst S. 312.) Bei Albericus
entspricht der mons Widomari oder Wimari. In der frau-
312 Reinhold Kohler
zosischen Prosa lautet nach Gautier a. a. O. II, 550 eine
Capitelüberschrift: 'Comment Charlemaine fut chassie et
enclos dedans ung chastel fort a merveilles nomme pour
adont IJaultcfeuilleet de present Moynier. Grifonet ist Grifon
von Tlmitefeuille. Auch im Fierabras wird dieser Grifon
einmal (V. 4406) Grifonnet und ebenso im Gaydon mehr-
mals genannt (z. B. V. 5165, 5950, 6221, 7432, 8453). Aber
nicht Grifon, sondern sein Sohn Ganelon verriet bekanntlich
Rolanden dem König Marsile. Diese Verwechselung ist
wol nur ein Versehen des spanischen Bearbeiters. Die
Belagerung Ganelon's in Hautefeuille vermag ich sonst
nicht nachzuweisen. Dafs Ganelon für seine Verräterei
verbrannt worden, kömmt auch im Gaydon V. 46 ig.
vor, aber an zwei andern Stellen desselben Gedichts
(V. 7164 und 10134) findet sich die Angabe, dafs er
gehängt worden. Nach den sonstigen Ueberlieferungen
ist er gevierteilt worden. Siehe G. Paris, Histoire
poetique de Charlemagne S. 276. — In B Cap. xxii lautet
obige Stelle; aqui esta vn castillo muy bueno que dizen
Altafoja: y esta siete leguas de aqui en vna montana: y
ya vos lo tuuistes cercado quando Galalon yazia dentro:
y sabeys que hizo la traycion quando vendio a los doze
pares: y bien sabeys senor que gastastes de vuestros
thesoros por lo poder auer: porque no ay hombre en el
mundo que lo pueda ganar, sino por traycion. — B hat
also richtig statt Grifonet: Galalon. Woher die Angabe,
dafs Hautefeuille nur durch Verrat gewonnen werden
konnte, weifs ich nicht.
S. 379, 10 V. u. : Justort de Claurent. Derselbe wird
S. 380, 2 Justort de Monteclaro genannt. Claurent ist viel-
leicht entstellt aus Clairemont^ wovon dann Mo)iteclaro
Uebersetzung wäre. In B Cap. xxiv heifst Justort Justior
(ohne Zusatz).
S. 381, 2: et comen^aron d emcntnr ä aJtas bozes:
iMonjoya! iMonjoyal la seha del rey Carlos. (BCap. xxv:
y comenfaron a llamar a altas bozes a la seiia del rey
Carlos.) Ueber Montjoie vgl. G. Paris a. a. O. S. 374.
S. 381, 10: Barroquer qve andaua en icn buen cauallo
de Alemaria. Vgl. Gui de Nantcuil V. 2570:
I
J
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 313
Et sist seur .1. cheral coureor d'Alemaigne.
Gaydon V. 5447:
Et Bernars sist sor le vair d'Aleniaingne.
S. 383, 11: Entonge llamö d Focart et Gonbaut et
Guynemer (estos eran de los traxjdores). (B Cap. xxv: Y
Hämo a corte [a Gerate, nach der von Wolf, Leistungen
S. 151, benutzten Ausgabe] a Galud, y a Guillermo que
eran grandes traydores.) Foucart kömmt im Gaydon
V. 3832 und 6550 vor, desgl. Gxdnemer V. 6848 und 7582.
S. 385, 5: Ici SU buena esjyada que Uamavan joliosa ä
quien non sabian par^ sy non era durandana. B Cap. xxvi:
la espada . . . que auia nombre Giosa: y non se hallaua
par sino fiiesse Durandal. Ueber Karls Schwert Joyeuse
vgl. Gaston Paris a. a. O. S. 372 fg., Gaydon V. 1305 fg.,
über Rolands Durandal oder Durendart vgl. Reiflfenberg
in seiner Ausgabe des Ph. Mouskes II, xcix und F. Wolf
Ueber die beiden niederländischenVolksbiicher S.69 und 99.
S. 386, 4: Despues que el cauallo es pcrdido , ^erradcs
bien la establia. (In B fehlend.) Vgl. Lai du trot
V. 284: . . . a tart comence a fermer S'estable eil qui a
perdu Son ceval.
S. 386, 13: Prendetme aquellos dos falsos inalos, que
auian de guardar el palmero. (In B fehlt dies.) Nach
S. 383, 12 mufs es heifsen tres falsos malos.
S. 386, Cap. XLiv. W^ährend hier Ougel in die Nor-
mandie nach Ruen zum Herzoge Rechart seht, ff eben in
B Cap. XXVII Jaymes und Ogel nach Coma zum Herzog
der Lombardei.
S. 389, 2: Galter de Tolosa (B Cap. xxviii: Galoer
de Tolosa) d. i. Gautier le Tolosan, der in den Gedichten
über Guillaume d'Ürenge öfters vorkömmt.
S. ^'^^^ 23 : y fue Salanion de Bretaha, et el duque de
Longties, et don Almenque de Narbona, et el duque den Aymes^
et Grauerer, et el muy bueno Buemont, et el conde don Mou-
rant, et Guyllen d'Ourenga, et los buenos dos marqueses, et
el uno auia nombre Bernalt, et el otro Ougel de Buena-
marcha. El duque de Longues ist wahrscheinlich entstellt
aus Estous (Estoul) de Langrcs. (Vgl. über ihn Rciffcn-
314 Reinhold Kühler
berg a. a. O. I, 207 und Gautier a. a. O. II, 166.) Cran-
crer ist vielleicht der im Aspremont vorkommende Caroer
d' Angletei're (vgl. G. Paris a. a. O. S. 295), dort Mourant
wol Morant de Riviers, der im Gaydon z. B. vorkömmt,
Guyllen d'Ourenga natiirlich Guülaume d'' Orange^ Ber?ialt
vielleicht der S. 364 genannte Bernalt de Brunbant =
Bernart de Brehant. Wer ist el bueno Bvemontf — In
B Cap. XXIX entspricht folgende Stelle: El Almerique de
Narbona conoscio que era buen tiempo mientra qiie el
Apostolico estaua con el emperador Ricardo de pedir por
merced al rey Carlos que otorgasse el casamiento con su
hijo Luys, que era desposado con su hija Biancaflor: y
ayunto consigo a Salomon de Bretana, y al duque de
Londres, y al duque don Jaymes, y al buen Olumena, y
al conde don Morante, y a Guillermo de Tenga, y a
los dos Almirantes, Aernalte, y Oriel de las Marchas.
S. 389, 9 v. u.: el castiello de Meulenf, d. i. das heu-
tige Meidan. B Cap. xxix hat Malete.
S. 390, 10: es verdat lo que dizen: quien ä buen sehor
sirue^ non pierde su ticnpo. Vgl. die von Zingerle, Die
deutschen Sprichwörter im Mittelalter, S. 24, angeführte
Stelle aus Heinrich Teichner 145*:
Ir habt gehöret manec zit;
Swer einem vruinben dienen kan,
Daz der niht verliuset dran.
Hieran mögen sich noch ein paar Bemerkungen
schliefsen, die sich nicht auf die spanische Prosa, sondern
auf deren Original beziehen.
In dem Prolog des Gedichtes 'Richars li biaus' (s.
A. Scheler's Inhaltsangabe und Auszüge im Bibliophile
beige, T. II (1867), 405 fg.) zählt der Dichter zahlreiche
'contes' auf, die gegen sein Gedicht nichts wert seien.
Wenn es nun da unter anderem heifst:
Pour nient oriez de Charlemainne,
Qui en Espagne ot mainte painne . . .
Zu der altspan. Erzählung von Karl dem Grofsen etc. 315
De Baudoiiin, ne de Sebille,
D'Alixandre, le roy nobille . . .
SO ist hier vielleicht ein Hinweis auf unser Gediciit zu
erkennen.
Entschieden bekannt war aber das Gedicht dem
Verfasser des Romans von Loher und Maller, der uns
bekanntlich leider nur in einer deutschen Prosabearbei-
tung erhalten ist. Hier tritt der Dieb und Zauberer
Grimmoner auf. Es heifst von ihm (S. 140 der Simrock-
Schen Erneuerung: 'Ihr sollt wissen, dafs Grimmoner
eiu rechter Dieb war: er kannte Kräuter und konnte
Worte, womit er die Leute in Schlaf senkte; er öffnete
auch alle Thüren, wie hart sie verschlossen waren.'
König Ludwig (S. 137) spricht bei sich: 'Ach Grimmo-
ner, du lieber Freund, wärst du nun hier, so wüfst ich
wol, du triebst deine Kunst, dals mir meine Hausfrau
wieder wiirde; du hast mir auch schon öfter geholfen.
Als mein Vater meine Mutter verjagte, da halfst du uns
wieder in das Land.' Grimmoner selbst sagt einmal
(S. 192) zum König Ludwig, der ihn nicht erkennt:
'Wer brachte euch denn wieder nach Frankreich, als
eure Mutter von euerm Vater vertrieben ward?' Und
zur Königin sagt er (S. 141): 'Euers Gemahls Mutter,
König Karls Hausfrau, ward aus Frankreich verjagt: da
fand mich der König [Ludwig] in einem Walde. Ich
heifse Grimmoner der Dieb.' Man sieht, Grimmoner ist
der Grimoart der Sibillen- Dichtung. ^)
Li den Bruchstücken eines niederländischen, unbe-
zweifelt einem französischen nachgebildeten Gedichtes
von Huou de Bordeaux, die mir leider nicht vorliegen,
kömmt, wie ich aus F. Wolfs Angabe (lieber die bei-
den niederländischen Volksbücher S. 21) sehe, ein Zau-
berer Grimuwacrt vor.
') Ich wage hier beiläufig die P'rage : sollte mit Grimoart (Gri-
moardus nach der Pariser Handschrift des Albericus, Grimouart in
der französischen , Griomoart in der altspanischen Prosa) , dorn Diebe,
dem sich alle Thüren öffnen, das italienische (^rimaldcllo, Dietrich,
Diebsschlüssel, irgend zusammenhängen?
316 R. Köhler, Die altspan. Erzählung v. Karl d. Grofsen etc.
In dem ungedruckten Roman 'Enfances Garin', wel-
cher nach Gautier (Les Epopees fran9aises III, 91 fg.),
der ausführlich über ihn berichtet, nicht vor dem 15. Jahr-
hundert verfafst ist, wird die Mutter Garin's, die Her-
zogin Flore von Aquitanien von ihrem Gemahl Savari
unschuldig zum Tode verurteilt, jedoch, weil sie schwanger
ist, begnadigt. Ein Ritter soll sie in die Lombardei zu
ihrem Vater dem König Thierry geleiten, wird aber
unterwegs auf Anstiften der Feinde der Herzogin über-
fallen und erschlagen. Alles dies ist der Geschichte der
Sibille sehr ähnlich, und von Aubri, dem Ritter dieser,
hat wahrscheinlich auch der Ritter der Herzogin seinen
Namen Alexandre di'Obrie erhalten.
Weimar, October 1871.
Reinhold Köhler
II
Lettere inedite di Ugo Foscolo. 317
Lette re inedite
di
Ugo Foscolo.
Allorcbe nel 1861 andavo raccogliendo quante notizie
relative al soorüfiorno di Ugo Foscolo in Isvizzera mi
somministravano le sue lettere stampate, ]e relazioni
de' suoi biografi e del Sorelli e i ricordi di diverse per-
sone allora viventi, che nel 1815 e nel 1816 a Ziirioro
avevano conosciuto il „poeta e pensatore egregio, ma
pur troppo crudelmente piü da se stesso che dagli
uomini perseguitato" ^), notizie riunite di poi in breve
articolo di rivista ■^), ottenni dalla squisita gentilezza della
signora Bertha Reinhard nata Hess di Winterthur
il permesso di copiare le lettere e i biglietti seguenti,
scritti giä (eccetto uno ch' e diretto a donna) dal Foscolo
o in nome suo al di lui amico e „buon Nestore" (Episto-
lario II, 326) Giacobbe Enrico Meister^) e da esso
1) Giov. Gasp. Orelli nella prefazione delle Poesie filoso-
fiche di Tommaso Campanella, Lugano 1834, p. viii.
•) Ugo Foscolo's Aufenthalt in Zürich nella rivista Die
Schweiz, Zeitschrift für Literatur und Kunst, Bern bei
Haller, 1862. Furono dell' articolo tirate a parte trenta copie in
ottavo.
^) Ampie notizie intorno a questo letterato e politico zurighese
nato nel 1744, un tempo segretario a Parigi del barone F. M. Grimm
e continuatore della famosa Correspondance litteraire di questo
suo padrone, e autore di nou poche opere di argomento o filosofico o
politico, morto a Zurigo nel 1826, si trovano nella Biographie
universelle del Michaud e nella Nouvelle Biographie gene-
rale del Hoefer. II Foscolo allegando il giudizio dato dal Meister
sullo Stile deir Ortis, coglie occasione di rendergli pubblico omaggio,
vedi la Notizia b ibliografica intorno alle Ultime Lettere
di Jacopo Ortis per l'edizione di Londra MDCCCXIV (piü
veramente di Zurigo 1816) a p. xcvi (Opere edite e postume I, 216). —
318 Adolf Tobler
lasciati al suo nipote Cristiano Enrico Hess, padre della
attuale posscditrice. Potevo dunque da lungo tempo e
petendo dovevo far di pubblica ragione quelle che avevo
trovato, e con quanta soddisfazione non lo avrei offerto
al povero mio maestro e amico Francesco Silvio Or-
landini, ende aggiugnendovi forse qualche altra cosa
ne facesse uu' aj^pendicc agli undici volumi delle Opere
edite e postume del Foscolo, che tauto devono alle pie-
tose di lui eure. Se non che tuttavia speravo di rin-
tracciare qualcuno degli scritti perduti di Ugo, dei quali
si fa menzione in fine del sopradetto articolo e che pur
devono aver esistito in Isvizzera, e di schiarire coli' andar
del tempo certi particolari che oggi rimangono oscuri,
se non forse a tutti i lettori delle presenti lettere, a me.
Tale speranza fino a quest' ora mi e riuscita vana; e in-
tanto — da sei anni il povero mio dono non lo posso
deporre se non sulla tomba dell' Orlandini, e da quattro
anni sto fuori del mio paese natio e meno che altre volte
posso ripromettermi alcun frutto di ricerche da farsi j)er
quegli archivi, quelle biblioteche e case private. Sara
meglio, si stampi adesso, quanto mi trovo aver fra le
mani di reliquie foscoliane, ora che gli sguardi degF Ita-
liani nuovamente si son rivolti alla „illacrimata sepoltura"
deir esule, e che a molti pare necessario pur troppo
rammentare chi e quäle fu giä il nuovo ospite di Santa
Croce.
Berlino, ottobre 1871.
Adolf Tobler.
Giacobbe Enrico (Jacob Henri, come dice la sottoscritta del suo
ritratto disegnato dall' Oeri e inciso dal Lips) sono i veri prenomi del
nostro Meister, non gia Giovanni Enrico, come scrisse l'editore delle Prose
politiche (Opere, vol. V, p. 167), e indotto da lui scrissi nel suddetto
articolo anch' io. Furono autori di varie opere anche il padre Gio-
vanni Enrico (1700 — 1781) e il cugino Leonardo (1741 — 1811).
Lettere inedite di Ugo Foscolo. 319
I.
Monsieur. En vous en%-oyant la lettre pour Mad^ D — ,
je devrais y joindre celle qui regarde la belle dame de votre
creation; quoique d'apres natura, vous n'en etes pas moins
le createur. En venant ä Baden je m'etais muni de mon scar-
tafaccio et de la bonne volonte de vous en faire une copie;
mais je n'ai jamais eu assez de courage pour m'y mettre
tout de bon:
,,Tua nam mihi cognita virtus
„Terret, ut infirmse nequeant consistere vires."
Je tacherai toutefois de vous obeir, vraiment c'est un grande
honte de vous envoyer si peu de chose; mais j'aurais plus de
honte en retardant l'accomplissement de ma promesse: aussi
vous aurez ä Berne la copie du scartafaccio avant la fiu
du mois.
Ma sante, puisque vous avez la bonte de prendre interet
a moi, — ma sante n'est pas en bon train: je me resens de
la meme faiblesse le soir surtout. Les bains, ä ce que je
crois, sont d'un eiFet tres- indifferent pour moi: je serais fache
pour la celebrite de vos eaux tout-puiss antes de devoir
leur appliquer certains vers d'un de mes amis qui vivait il y
a 300 ans:
Fan come il mio parente cardinale
Che non mi fece mai ne ben ne male — Malgre
cela, la Situation est plus comfortable pour moi, quoique
moins belle que la Situation du tabernacle de Hottingen: je
vive ici encore plus avec moi -meme, que au tabernacle; c'est
tout dire: mon ame comence ä se debarasser peu a peu de
sa paresse chagrinante; car je ne joui point de la bonne pa-
resse qui console les heureux epicuriens:
Nunc veterum libris, nunc somno etinertibus
horis
Ducere sollicitse jucunda oblivia vitae —
Ma paresse est d'un caraetere sombre, mecontente de soi-
meme; qui desire de faire de grandes chose, incapable de rieu
entreprendre. Je resterai ici dans l'espoir de la domter.
Cependant il comence a faire bien froid; et je suis seul: le
pauvre Hinterof n'est habite, que je sache, que par deux
pedans, M"^ l'Obman Echer avec sa perruque et moi.
J'ose vous prier d'envoyer la lettre a Mad^ D — avant
320 Adolf Tobler
de lui rendre votre visite; car je lui ai promis votre visite; eile
vous attende: et je l'ai prevenue de maniere a s'attendre en meine
tems de vous quelque consolation — et eile en a besoin! Sa
reponse a la lettre que vous avez eu la bonte de lui faire par-
venir annonce une ame qui n'a d'autre refuge que sa dignite;
je la croyais et moins infortunee, et moiiis forte; mais c'est le
malheur qui decele les caracteres. Je pense devoir vous prevenir
qu'elle renferme tres-soigneusement ses blessures; et vos
paroles verseront, j'en suis sur, le vin et l'ouil de l'evangile
dans son coeur, sans cependant lui laisser soup^onner que
vous et moi en ayons eu l'intention. Je lui ai parle de vos
dialogues sur l'immortalite: oserais-je vous prier de les lui
preter, et d'y joindre le petit livre de prieres? Elle a assez
d'elevation et d'esprit pour apprecier ce genre d'ouvrages, et
trop d'amertume pour ne pas en sentir le besoin.
Vous voyez, Monsieur, que je ne menage gueres mon
amour propre; mais je vous ecris en fran^ois ultramountain
pour menager vos yeux. En ecrivant l'italien il m'est physi-
quement impossible d'empecher ma main de courrir et de tracer
degli atomi e de' gieroglifici: riez de mon style, et
surtout de mon orthographe, pourvu que vous puissiez au
moins dechiffrer mes idees.
Comme je desire que vous lisiez ma lettre jusque au
bout, je vous fairai grace des complimens d'usage. Ainsi,
Monsieur, faites bon voyage et pensez quelquefois a un pauvre
hermite qui pendant le tems que vous resterez loin de
Zürich croira d'avoir perdu un de ses bienfaiteurs — Vive,
Vale —
Hugues Foscolo.
Baden, 22 Sept. 1815.
Indirizzo : Monsieur Mr. Meister auf dem Graben Zürich.
Sappiamo da lettera scritta alla Donna gentile li 6 dicembre
1815 (Epistolario II, 117), che sul tinire d'agosto dell' anno medesimo
una grave perdita di sangue condusse il Foscolo a cercar nuove forze
ai bagni di Baden d'Argovia, dove si trattenne per quaranta
giorni.
La signora D. di cui due volte si parla in questa lettera e che
si trovava allora a Berna, dove il Meister istava per recarsi , e senza
dubbio Matilde Viscoutini, moglie del generale Dembowski,
della quäle il Foscolo e il suo annotatore parlano a p. 245 del volunie
secondo dell' Episto lari o.
Lettere inedite di ügo Foscolo. 321
I versi latini citati dal Foscolo (a memoria, secondo pare) sono
cavati dalle elegie di Tibullo (IV, I, 1) e dalle satire di Orazio (II,
VI, 61); quelli italiani dall' Orlando Innamorato del Berni (c. LXVII).
I dialoghi del Meister sull' immortalita sono 1' istesso libro che
nella quarta lettera e in altre si chiama l'Euthanasie; eceone 11
titolo: Euthanasie ou mes derniers entretiens avec eile sur
l'immortalite. Paris 1809. 8°.
Non occorre dire che in tutte le lettere ho lasciata quäl era la
grafia dell' originale, quantunqne scorretta assai in quelle francesi.
11.
4 Maggie —
Signor mio caro —
Sperando che la pioggia avesse tanto potere da tenerla
in prigione, sono venuto a farle visita intorno alle 11 ore
di stamattina — Mi rincrescerebbe di partire senza pigliare
aflfettuosamente commiato da lei, ed insieme ricevere qualche
ambasciata per Berna — dove io, non so se nell' andata o
nel ritorno, mi soffermerö per mezza giornata a dire (fare
r ultimo) addio alla donna gentile. Partiro lunedi mattina; —
mi ci vorranno dieci o dodici giorni a vedere — non giii guar-
dare — i cautoni frauciosi: — poi mi tornero; e dopo altri
quindici giorni di dimora in Zurigo, m'avvierö a Londra per
la strada di Strasburgo. — lo non m' attento di dirle 1' emisti-
chio del Petrarca
To' di me quel che tu puoi: —
Bensi la prego di lasciare ch' io negli ultimi giorni che
vivro vicino a lei, sig"^ mio, possa convivere tanto con lei da
consolarmi deUa lunghissima — e forse perpetua separa-
zione —
Ugo Foscolo,
Indirizzo: M"" M'^ Meister — . Appare dal contesto che la lettera
fu scritta a Zurigo e nel 1816. La partenza definitiva da Zurigo non
segui prima dei 5 luglio, alquanto piü tardi dunque di quel che aveva
pensato il Foscolo. La donna gentile cui egli intende vedere a Berna,
dev' essere la signora D, della lettera precedente.
Le parole del Petrarca si rinvengono nel souetto 286, che inco-
mincia : Quel vago, dolce, caro, onesto sguurdo Dir parea:
to' di me quel che tu puoi: Che mal piü qui nOn mj ^edrai
da poi c' liarai quinci '1 pie mosso a movcr tardo.
Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. XII. 3. 21
322 Adolf Tobler
III.
Carissimo — sono malato d' un rcuma che m' introna la
testa — e m' ha addolorata la vita, — e il braccio destro
in guisa che non potrei stenderlo a scrivere — Ma perche ha
seco una febbre, forse si risolverä fra non molto — credo
bensi che a levare i semi di queste noje ricorrenti ci vorra il
temuto salasso — ma aspetterö — Se non che quand' anche
stessi benissimo, non potrei venire — Taluno, e potete in-
dovinare il nonie, e T ufficio — ha fatto intimare al mio
albergatore che mi faccia con bella maniera sgomberare dalla
locanda ove sto; segnatamente per tutto il tempo della
Dieta. — Ond' io per non fare le cose a mezzo, m' appa-
recchio a sgomberare al tutto e dalla citta e dal cantone, e
dalla Svizzera; e per tutta 1' eternita — di questo voglio av-
vertirvi, che qualunque ostilita m' usassero ridonderä in loro
infaraia — e quando venissero agli estremi, io ridurrei la
facenda all' estremitä finale; e mi vendichera il tempo — se
non che stimo che per ora le sieno sofisticherie suggerite a
certe testuccie — testaccie da immaginarj terrori; pur le
rai giovano, perche m' avvertono in tempo — Or addio — Non
vi rivedrö forse piü ; andro fra due giorni a Lucerna dove ho
meno da sospettare. E intanto vedrö di procacciarmi un
passaporto, e aspetterö d' Italia le lettere senza le quali non
posso mettermi in lungo viaggio — Mercoledi non ne ho
ricevuto dalla signora; n' avrö forse domani, e ve Io faro sa-
pei'e — addio.
Ugo Chisciotte —
Zurigo 28 Giugno 1816.
Indirizzo: Monsieur Monsieur Meister — Bade en Ar-
govie; una mano ignota vi ha aggiunto in Hinterhof, nome di
locanda esistente tuttora, la quäle dalla prima lettera si vede che
aveva abitata anche il Foscolo. Di suo pugno non v' ha in tutta questa
fuorche la sottoscritta.
IV.
Martedi 6 Agosto 181G.
Signor mio caro — La bella donna e tornata piü lieta
e piü bella. Parmi che la speranza di finire bene le cose sue
con la mediazione vicina le abbia ridato un po' d' allegria5
Lettere iaedite di Ugo Foscolo. 323
e che la villeggiatura a Vevey le abbia fatto rivivere la Sa-
lute, leri ho desinato con lei dalla aniabile S* Beuther; e
m' e stato carissimo il vedere una nipote del grande Haller: —
nia io, io, Sig"^ mio, sodo stato inamabile — e non avrei
potuto essere che inamabile: — un po' la pioggia; un po' la
mia febbricciuola reuraatica, che a dispetto di sei giorni di
bagnature non e passata che per tornare, m' avevano accresciuto
certo mal-umore — il mal-umore delle mie lettere sequestrate
dalla Polizia; e sfrontatamente: almeno negli altri paesi
quest' abuso di potere assoluto e adonestato dalla forma; ma
qui me 1' hanno detto a lettere majuscole: sia cosi! — iMa
v' e pur della gran putredine politica in questa arcimoralis-
sima Svizzera! — me n' andrö. — Or Ella, S"" mio, se puo,
mi scriva due sole righe; e mi dica se gli Ortis sono stati
ricapitati a lei; e s' ella s" e compiacciuto di distribuirli; mi
dica inoltre che T e sembrato di quelle lunghissime filastrocche
— non ho avuto tempo di farle succinte: — basterä un
giudizio sommario mais sans menagemens. La bella donna
m' ha prestato les etudes sur l'homme; e gli ho tutti
riletti con assai piacere e con profitto, e non senza grave
rincrescimento di non averli veduti assai prima. Vi trovo
certe opinioni tutte consuonauti alle mie; e alcune tutte dis-
cordi; e pero mi sarebbe stato necessario il poterle esami-
nare pazientemente col libro sott' occhio. Ora devo restituirlo.
Partiro Yenerdi o Sabbato a dir tardi. S' ella mi scriverä in
questo frattempo, le sarö gratissimo. Da Venerdi in poi non
saprei dirle dove sue lettere potessero ritrovarmi. Le scrivero
poi d' Inghilterra; e vedrö se per mezzo delT Ambascieria
Britannica potro farle capitare con la minore spesa possibile
la versione dell' Euthanasie: e il S"" Calbo la copierä in
guisa che occupi assai breve volume — - Non le rincresca di
mandare le annesse, e quanto piü presto ella poträ, al S"" Calbo
all' Elsasser, ed al S"^ Barone de Krudener. II S*" Calbo le
dara due Didymi; 1' uno per il S' Krudener, 1' altro sigillato
pel S"^ Conte di Capo d' Istria; e saranno ben consegnati al
Barone. — Or ella mi ami, e si ricordi d' un uomo che non
poträ ne vorra mai dimenticarsi di lei. Questo affare delle
mie lettere mi ha gettato un po' di tenebre. nelT anima mia
che pur s' ez-a rasserenata. Almeno si spicciassero a riman-
darle. — Ma Dio sa quanto tempo ci vorrk ancora, perche
21*
324 Adolf Tobler
que' signori esploratori possano leggerle e farle tradurre e
capirle. — La sorte della Svizzera non ista piü negli Sviz-
zeri; — nia in un' altra guerra tra le nazioni dell' Europa
che ravvolgera anche voi altri, poveri scostumati^ in nuove
divisioni; — Dio vi protegga; qiianto a me vi perdono; ma
non posso che disprezzare le Simie della Polizia Bonapar-
tesca — ed assumere il pianto Didimeo e lagrimare sulla
imminente rovina delle vostre repubbliche — seppure non son
rovinate. — Viva vale — e i miei ossequiosi rispetti a
Madama —
Ugo -
IScrisse il Foscolo questa lettera da Berna, dove dopo breve
soggiorno fatto a Baden (Epist. II, 260, 2G5) si era reeato un' altra
volta (vi era stato anche di maggio dell' istesso anno, v. Epist. II,
233 e 249) coli' intenzione, attuata dopo dieci giorni di dimora, di
ricongiungersi a Basilea col suo „fido Acate" Andrea Calbo.
Questi, come prima a Firenze (Epist. II, 226), cosi anche in Isvizzera
gli aveva fatto da segretario o araanuense e da famiglio a un tempo e
lo segui qiiindi fino in Inghilterra, dove pero lo abbandonö, quando il
benigno padrone, che non lo aveva trattato mal se non come fratello
ed amico del cuore (Epist. II, 294), maggior bisogno aveva de' suoi
servizi. —
La bella donna del principio di questa lettera e probabilmente
la signora D. della prima. Ci dice qui il Foscolo che si era tratte-
nuta alcun tempo a Vevey, sappiamo dalla pag. 215 del 2*' volume
deir Epistolario, che da Berna essa era andata a Zurigo e che partita
di questa citta il giorno dopo la venuta di Calbo, cioe ai 10 di giugno
(Epist. II, 240), per tornare in Italia, due giorni dopo diede avviso al
Foscolo del suo arrivo a' piedi delle Alpi di qua. Nel biglietto che
invece di data porta le parole Dimanche 7 hs (qui appresso), si legge
che il giovedi era arrivata a Bellinzona. Si vede che poco appresso
stava nuovamente a Berna. II Foscolo che torna a parlar di lei nella '
lettera seguente, la vide in casa della moglie del banchiere Beuther,
figlia di figlio del grande Haller. II libro che la signora D. gli fece
leggere era altra opera del Meister: Etudes sur l'homme dans le
monde et dans la retraite par J. H. Meister, Paris xiii — 1804.
8°. (331 p.)
La traduzione dell' Euthanasie promessa dal Foscolo qui e
medesimamente nella lettera dei 30 agosto (si veda anehe la nota
seconda a pag. xcvii della notizia bibliografica aggiunta all' Ortis, ediz.
di Londra MDCCCXIV, piü veramente di Zurigo 1816) o non fu mai
stesa o si perde.
Lettere inedite di Ugo Foscolo. 325
Signore ed amico niio — Non posso mai ripensare a
lei, ch' io non rai senta i-icorrere le lagrime agli occhi. E
mi pare d' avere perduto un padre e un sacro amico, e rai
rimprovero d' essere partito d' un paese ove io aveva trovato
un uomo caro alla raia mente e al mio cuore. Le tante noje
ch' io ho pur sostenuto negli Svizzeri, mi sembrano compen-
sate — compensate a mille doppj dall' amicizia ch' io credo,
anzi ne sono certissimo, d' essermi meritata da lei. — No , io
non adulo; or perche adulerei? ma s' io da giovinetto fossi
stato educato dalla conversazione e dalF esempio suo , or io
certauiente sarei molto piü caro agli altri, e fors' a.nche men
infelice. Andrea ne' pochi giorni che fu ouorato di si gentili
accoglienze da lei, ha desunto anch' egli de' sentimenti di
riverenza e d' amore, e di gratitudine; e spesso mi parla del
S' Meister: or ella, signore ed amico mio, non si dimentichi
mai di noi due: ,,Ch' ambo i vestigj tuoi cerchiam
piangendo." —
Ho dimorato a Berna dieci giorni , e sono partito col
gemito nelle viseere: fido molto nella protezione della Gran
Duchessa; raa fido assai piü nella forza generosa delF aninio
di quella cara e misera donna, e nella giustizia del cielo, che
vorrä un di far finire le sciagure della innocenza perseguitata
ed aftiitta — e alle volte in que' giorni io la ho veduta afflitta
a morte. Oh com' io mi dilungherei con anima piü serena
dalla mia patria, se non portassi dentro di me confitta la
Spina dello stato di quella donna! Ben mi consolo ch' essa
non dimora troppo lontana da lei, che se non potra soccor-
rerla, poträ, non foss' altro. consigliarla e riconfortarla: tutta-
via Zurigo e pur troppo lontano da Berna! — Da dieci
giorni il mio giovine Acate si sta tutto solo a Magonza.
L' ho lasciato a Spira. ed ha continuato il viaggio in barca:
io ho errato per tutto il palatinato e i dintorni: e perche il
tempo e stato assai hello, il paese m'e sembrato bellissirao ; e
gli uomini naturalmente buoni da' vetturali in fuori, che e
razza ribalda in tutti i canti del globo. Molte comraendatizie
favoritemi dal Dott^ Ebel m' hanno introdotto presse parecchi
uomini dotti d" Heidelberga c di Francfort. Sono illuminatis-
simi delle faccendc germaniche; e dal trasunto di lunghe e
varie conversazioui, mi pare d' avere potuto formare ilPano-
326 Adolf Tobler
rcima Politico della Germania: Ma saria cosa lunga il
descriverlo a lei per lettera, e le poste non sono fidate.
La somma si e che la bilancia pende, e bastera il minimo
crollo a farla traboccare o verso una pace stabile, o verso
rivoluzioni peggiori forse delle passate. I Borboni sono uni-
versalmente disprezzati; e gli Svizzeri non sono stimati per la
loro venale adesione a' Borboni. lo mi studio d' attenuare il
torto; — le mie ragioni di risentimento contro a que' poveri
diavoli della Polizia sciraiotta tacciono ora; e in lor vece
parla in me la gratitudine dell' ospitalita ricevuta, e 1' amore
per r unica repubblica che sornuota in Europa sul naufragio
di tutte le altre. Gl' Inglesi hanno addosso la crociata uni-
versale; e molti bestemmiano la Inghilterra senza sapere perche:
ma in tutti i tempi tutti i popoli cercano una nazione sovra
la quäle possano sfogare 1' odio, 1' invidia e i lamenti. L' uomo
e animale querulo: la tirannia di Bonaparte 1' aveva avvezzato
alla rabbia, ed ora ch' ei se n' e ito, la rabbia che non puo
essere sedata, si ritorce su 1' Inghilterra: ma se il mondo
sapesse a che strette gl' Inglesi oggi si trovano, avrebbe com-
passione di loro. lo viaggiando, ho parlato in quest' ultimo
mese con alcuni di quel paese; e gridano tutti miseria, e im-
minente calamita e sovversioni. 11 governo in Inghilterra e
disprezzato; non e dunque da stupire, se la liberta tende
alla licenza, e quindi la monarchia alla tirannide; — se questa
lotta non sarä in tempo calmala, le sommosse dell' Inghilterra
metteranno a soqquadro 1' Europa, dove quasi tutti i governi
son disprezzati. Ma io non me ne avveggo, e fo 1' appendice
del Profeta minimo: lasciamo andare; sara quel che sarä;
io vorrei potere „Neptunum procul e terra spectare
für entern", non tanto per timore di naufragare anch' io,
quanto per noja d' udire d' ogni parte tanti vani lamenti, di
vedere tanti diritti e sinistri e sempre inutili tentativi a gui-
dare in quest' oceano del tempo il timone del genere umano»
II tempo va da se; le cose corrono da se; e le nostre diverse
opiuioni non fanno altro che inimicarci 1' uno contro 1' altro —
e renderci insieme ridicoli. Gl' Inglesi tutti, e i Tedeschi, e
i pochissimi Francesi che ho incontrato da che uscii di Zurigo,
fanno tutti da Legislatori dell' Universo. leri n' ho veduto
uno alla tavola del Barone di Weifsemberg: — quest' uno
dopo desinare mi parlo a parte, dicendomi con gravissima
Lettere inedite di Ugo Foscolo. 327
serietä che il raedio Evo fu il piü illuminato che tutte Je
altre epoche da Adamo in qua — inoltre, che il governo
de' celibatarj, conie per eseiupio de' cardinali e del papa, e il
migliore de' governi possibili — inoltre, che la Santa Inquisi-
zione operö effetti santissimi. Dissi anch' io poche parole
con melodia diplomatica; non perö contraddissi. Bensi m' af-
frettai a chiedere all' ospite tnio il nome. la vita e i miracoli
di questo nuovo legislatore: indovinate? — gli e il fratello
deir amico di M™'* di Stael; ed e pur letterato — e storico —
e filosofo — ma piü eh' altro, e cattolico fattosi di fresco —
perche il S"" Slager — come si scrive egli? — ma Slager,
o Sieger, o Slaegler, o come diavolo si chiami, era protestante;
e si ribattezzö a Vienna ; ed ebbe in compenso des titres
de noblesse, e una corte e 1' impiego di secretario dell' am-
basciata austriaca al congresso di Francfort, dove ora predica
il medio Evo, i celibatarj e 1' inquisizione — Ür
quis tarn ferreus, ut teneat se? — pur mi son contenuto;
e ricordandomi de' consigli di lei, niio caro amico e padre,
ho pigliato prosaicamente quelle impertinenze che avrebbero
meritato una sonora frustata poetica. — Ma 1' ora passa, il
foglio si va riempiendo, ed io ho pure da dirle delle altre
cosette. Ho da dirle che ho incontrato a Darmstadt una
signora attempata che viaggia con un suo fratello , Barone di
Benesfeld, o tal altro nome si fatto: la signora io la aveva
incontrata nelle stanze di Mad""^ Meister, e ci siamo rico-
nosciuti ed aflfratelJati all' albergo come fossimo concittadini:
il Barone non T ho mai veduto prima; ma e di Basilea, e se
ne vanno in Sassonia. Or Madaraa Meister capirä chi puo
essere quella signora — e la mi ha parlato molto, e quasi
sempre ed affettuosamente della casa ove ci siamo riscontrati
a Zurigo, e giuocato a Wist — ed ha ripetuto che Mr. Meister
est la perle des maris : — ed io ho risposto che M™*
Meister e il diamante sul quäle si spezzano lutti i miei
ragionamenti in favore delle passioni. — Dopo questo, ho da
pregarla di ricevere uno scudo di sei franchi dal S'' Hagen-
buch, al quäle ho gik scritto, e d' otferirlo in mio nome al S"^
Lavater che si e compiaciuto di visitarmi e di proibire la
ricetta del salasso ch' io aveva , senz' essere medico , scritta
contro il mio reuma; e forse 1' avrei vinto piü presto: — vero e,
che ora sto benissimo, e mi sono risparmiato una libbra di sangue.
328 Adolf Tobler
Or, signor mio caro, e tempo ch' io le dica addio per
oggi, e che preghi Iddio Signore di darle pazienza e occhi da
dicifferare questa indiscreta leggenda; raa il buon Andrea non
e qui, ed io scrivo come posso, e quanto piü mi studio a far
bei carattere, tanto piü mi riesce bruttissimo. Per ora la
prego di palpare la sua cara paresse, e di non risponderini;
bensi quaiido le scrivero da Londra; e allora le assegnerö, o
le chiederö mezzo da spedirle il manoscritto della versione
deir Euthanasie, Piacciale di offerire i miei ossequii a
;^ma Meister, al S' Burckli, e alla signora; e di far una
qualche carezza a' ragazzini anche per amor mio — Dio sia
con lei Signore ed amico e padre mio —
Ugo Foscolo.
Francfort sul Meno 30 Agosto 1816.
Questa lettera non si piibblica oggi per la prima volta; essa si
trova impressa a p. 222 della prima e a p. 227 della seconda edizione
del mio Italienisches Lesebuch für Gymnasien und Real-
schulen, Solothurn und Bern 1866, 1868. La faccio ristampar qul,
affinche sia riunito quanto ci rimane del carteggio fra il Foscolo e il
SUD vecchio amico.
In quanto alle persone di cui in questa lettera si fa menzione,
basta dire che il dottore Ebel e 1' istesso bravo medico e un tempo
celebre naturalista di Züllichau, domiciliato per.parecchi anni a Franco-
forte e quindi Inngamente a Zurigo (nato nel 1768, morto nel 1830),
che scrisse il viaggio odeporico (Anleitung auf die nützlichste und
genufsvollste Art in der Schweitz zu reisen, 2 Bde, Zürich 1793)
meritamente commendato dal Foscolo in lettera dei 21 dicembre 1815
(Epist. II, 128^. Ricorre altra volta il nome del valente tedesco in
uno dei biglietti seguenti, ne sara altri 1' illustre naturalista che
sta a dimora inZurigo e che scrisse un'egregia operasulla
Svizzera mentovato nell' Epis tolario II, 220.
I due passi di poeti latini inserti dal Foscolo uella sua lettera, li
tolse da Orazio (Epist. I, 11, 10) e da Giovenale (I, 30); il verso ita-
liano e di Giovanni della Casa (Sonetto in morte di M. Trifon Ga-
briele, „Come splende valor").
J
Lettere inedite di Ugo Foscolo. 329
Seguono nove biglietti senza data espressa scritti
dal Foscolo al Meister anch' essi e conservati in casa
Reinhard-Hess. Non mi parendo possibile stabilire quali
fossero i posti da assegnarsi ai singoli fra le lettere por-
tanti data certa, ne ho fatto una sezione speciale.
VI.
Venerdi, ore 7.
Signor mio ,
Eccole una copia tal qaale ; esattissima ad ogni modo,
ed autentica. — Ella, S' mio, puö non solo farla leggere,
ma copiare e ricopiare : non le rincresca, s' Ella la leggera in
conversazione, di correggere i miei barbarismi francesi —
Mi sarebbe gratissimo ch' Ella la leggesse in casa del Cano-
nico Hottinger, e che Ella ne desse le spiegazioni — intanto
io la ringrazio del consiglio ch' Ella mi ha dato; e sono stalo
si pronto ad eseguirlo dalle 8 di jer sera in qua, ch' io fra
un' oretta potro mandare un' altra copia della lettera al S""
D' Ebel — ma piu di tutto la ringrazio della serenita
d' animo che jer sera mi ha restituito, e che mi ha fatto pas-
sare una buona notte — io le mando il buon giorno — Vive,
vale —
Tutto suo —
Ugo Foscolo.
Indirizzo: Mr. Mr. Meister auf dem Graben. Che il Foscoto
fosse in relazioni eol canonico Hottinger, e gli fosse iibero 1' accesso
alla bella libreria di lui, s' inferisce anche da una lettera di G. Gasp.
Orelli (Epist. III, -lie).
VII.
Sig' mio caro —
A che ora dovrö presentarle il gentiliiomo inglese? —
ha nome Finck; cd e Colonnello — ed il suo locandiere ha
fatto stampare boles — perö la storpiatura del nome — ■
Vive vale —
Ugo —
Domenica.
330 Adolf Tobkr
II siguor Finck o piuttosto Finch fu del iiumero dei ochi
amici che ebbero in dono dal Foscolo esemplari della Chiave dell' Iper-
calissi, V. la nota a p. 167 delle Prose politiche. L' epigrafe della
copia destinata al Finch lo chiama nostrse p er egriuationis per
Helvetios come sodalitium. S' incontra il suo nonie anche
neir Epistolario a p. 271 del vohime secondo, dove 1' Orlandini in
nota riferisce qiianto intorno a lui gli riusci sapere.
VIII.
II S'" Fink verra — io sono malato: pregate Dio per
nie — e fate di mandarmi qualche libretto allegro , tanto
ch' io rni possa sviare dalle mie malinconiche fantasie. Xaips —
Ugo.
Venerdi sera.
IX.
Venerdi —
Le mando il buon gioriio e la riugrazio dal vivo del
cuore delle ore consolatrici ch' Ella jeri nii ha procacciato
— E affinche oggi e domani io non rni stia qui tutto solo,
non le rincresca di mandarmi gli opuscoli di Plutarco
della versione d'Amiot, ch' era im buon vescovo, ed un
buonissimo Epicureo. Ma non e Epicureo, chi vuole:
eccole un pretto Franc esismo. Vive vale — tutto suo —
Ugo Foscolo.
X.
Tous ces jours passes j'avais le projet d'aller vous voir
et presque a chaque heure j'en ai ete empeche par l'impri-
merie: a present meme je sort pour y assister; malgre ma
ferme resolution de passer une heure au moins avec vous
seul. Demain ou apres -demain j'espere que tout sera acheve.
En attendant ayez la honte de presenter mes respects a vos
dames et de me mander de vos nouvelles. Adieu carissimo.
Vale.
Dimanche 5 hs Y^. Hugues Foscolo.
P. S. Comme demain toutes les familles ont une fete
domestique et moi (sans famille!) je serai tres occupe je dois
pour double cause envoyer nies excuses ä Mme Füssli.
M
Lettere inedite di Ugo Foscolo. 331
XI.
II y a des hommes, et j'en suis un , qui pour oublier la
misere fatale du genre humain, n'ont d'autre ressource que
d'exercer leur esprit dans la solitude — la lecture que vous
m'avez procure m'a confirme dans cette idee, et je vous en
remercie — d'autant plus qu'il est rare de rencontrer des
caracteres semblabies k celui de Diderot, et des ecrivains qui
sachent les peindre comme vous avez fait. — Vive Vale —
Benche questo biglietto non abbia ne indirizzo ne sottoscritta, non
v' ha dubbio ne intorno a chi lo scrisse, riconoscendoTisi agevolmente
la mano del Foscolo , ne intorno a chi si era meritato i ringraziamenti
di lui. Scrisse le affettuose parole il Foscolo dopo aver letto 1' opuscolo
anonimo del Meister che porta il titolo : Aux mänes de Diderot
(a Londres et se trouve a Paris chez Volland, 1788).
XII.
Vorrei accertarmi 1° — se 1' area abitata di Parigi, corapresi
i sobborghi, e di figura quasi circolare — 2° — quante
miglia o leghe quell' area ha di circuito, da poterne desu-
mere a un di presse il diametro — 3° — quante miglia qua-
drate di superficie risulterebbero da quell' area —
lo le fo queste preghiere importune in nome di Didimo
chierico; e per parte mia la prego di non dargli retta; gli
ho gia detto ch' Ella, Signor mio, non e geometra ne alge-
brista: ma Didimo s' e ostinato a ricorrere a Lei — io le
mando intanto il buon giorno —
Ugo F —
Indirizzo: W M"' Maister. II Foscolo coUe precedenti doniande
al Meister, che per anni cd anni a Parigi era vissuto , si rivolgeva,
allorquando dettava il capitolo xvii dell' Ipercali:isi. Quivi Didimo
ode voci che rimbombando per le nubi e dirette verso la Babylo
maxima, che secondo la Chiave e Lutetia, suonano cosi: Si sanguis
effusus a te et per te refluxerit super te, fiet in te lacus
... latus latitudinis ter millia passiium a Meridie ad sep.
tem Triones et longus longitudinis sex millia passuum ab
ortu ad occasum. Ne segue che il biglietto e scritto o verso lo
scurciü del 1815 o nel principio del ISlü.
332 Adolf Tobler
XIII.
Dimanche, 7 hs —
J'ose vous presenter Mons' l'abatino Didimo; et je
vous prie de voiiloir bien le presenter a M"" Hess. — M™^ D.
est arrivee jeudi a Bellinzona, ed io mi sento fuori d' an-
goscia, non perö senz' amarissimo desiderio; car,
mon eher Mons' Meister, je crains, je crains fort que mes
yeux se fermeront sans qu'ils puissent la revoir — Au reste
vous pouvez croire, sans vous tromper, que toutes ses lettres
me parlent de vous, et de M"^** Meister, ä qui je vous prie
de presenter mes respects. — Je vous renvois votre Chevalier
de Grammont; veuillez bien m'envoyer pour quelques jours
la Maria Stuarda: — pour Delille je ne Tai pas encore
assez lu; e lo riavrete a suo tempo. — J'ai a vous don-
ner des nouvelles de ce pauvre diable boiteux Ettori, — et
j'ai meme une presque-necessite de vous entretenir sur uii
sujet qui sans m'allarmer, ne laisse pas de m'inquieter — mais
vous avez l'Eglise, et la societe de dimanche; et vous n'aurez
boucaup de tems a me donner aujourd'hui; a ogni modo,
si vous etes libre, je passerais chez vous entre deux et trois
heures de Tapres midi. — Comme ce billet vous parle de
rebus omnibus, et de quibusdam aliis, je ne crois
point hors de propos de vous dire que le Valeriani dont
vous m'avez parle, est Thomme per l'appunto de qui je
vous ai fait le caractere; — et malgre que je n'aie dit que
la verite, je serais tres-fache contre moi-meme, si j'eusse
parle a d'autre qu'ä vous: car au fond tel qui a ete un mau-
vais sujet, deviendrait un sujet pendable si on le mettait au
desespoir: le malheur aide souvent a se corriger; et ce Vale-
riani me semble reellement malheureux. Je Tai rencontre sur
le pont du fosse en allant chez Mr. Hess: il n"a pas ose me
» dire qu'il esperait mon secours, - — mais il avait l'air de se
fier dans ma discretion: Faites donc, Monsieur, que sa con-
tiance ne soit point trahie; j'en aurais du remord toute ma
vie: — C'est un homme sans patrie, et sans pain. —
Adieu.
L'amico vostro
Ugo Foscolo.
Lettere inedite di Ugo Foscolo. 333
Indiriz?.o: Mr. Mr. Meister ■ — et 4 volumes — chez lui.
La domenica in cui fu scritta questa lettera, e probabile che fu la
terza ossia il dl 16 di giugno del 1816; domenica anteriore a
questa non fu in nessun modo. Li 10 (hinedi) Mad. D. era partita da
Zurigo e due giorni dopo aveva dato avviso al Foscolo del suo arrivo
a' piedi delle Alpi. Poco prima si era condotta a termine la stampa
del Didimo (v. Epist. II, 224 e 239). Chi si fossero il Valeriani e
r Ettori, non m' e venuto fatto di scoprire.
XIV.
Vendredi, 3 h' —
Dans l'incertitade si vous serez chez vous, je vous ecri-
rai pour vous certifier: comme quoi ce matin un agent
de la Police est venu pour m'inviter de quitter le
canton; que l'aubergiste ä qui il s'est adresse, lui
a dit „qu'il pouvait s'epargner cette peine, car M"^ Foscolo
partira lundi au plus tard'-; que l'agent de Police s'en
est alle an disant que il aurait attendu jusque au
lundi — que moi j'ai pris la chose poetiquement
peut etre, mais sans dire mot; et sans interrompre
mes occupations, quoique le rhume m'aie redonne
Ja fievre; et j'en ai aussi maintenant: enfin que je
vous ecrive sans inquietude et je vous embrasse pas-
sionnement.
Di questü biglietto, a chi conosca la lettera scritta da Andrea
Calbo e dal Foscolo alla signora Quirina li 6 luglio 1816 (Epist. II,
259), non puo esser dubbia la data. Esso fu scritto il 5 luglio.
Non aggiuugo se non che l'albergo dove ebbe il Foscolo la visita
deir ageute di polizia, fu quello del Corvo (v. Epist. II, 331).
II biglietto che segue, come tiitti quelli che prece-
dono, si trovö fra le carte lasciate da G. E. Meister; ma
lo crederei indirizzato piuttosto alla signora Fiissli,
moglie deir Obmann (sindaco) e librajo editore Fiissli
e madre della Susi, che non alla signora Meister, tauto
334 Adolf Tobler
piü che la prima, se la memoria di sua figlia 45 anni
dopo i fatti non errö, fu qiiella che prese F incarico di
fornire il Foscolo di camicie nuove.
XV.
Jeudi 9 hs
Toute ma bonne volonte — et meme inon impatience de
vous voir, Madame, et de gronder Mademoiselle , et de me
faire gronder d'elle — et de diner a une table, enfin le be-
soin que j'ai d'un peu de societe — tout cela, madame, n'est
point sufisant a vaincre ma maladie qui m'empeche de sortir:
Samedi je n'etais pas ä mon aise; la fievre est survenue et
depuis hier au soir je commence a craindre une maladie tres-
longue — car voiei la cinquieme fois que depuis quattre mois
j'ai les memes rechütes, avec les memes symtomes — mais
cette fois la fievre est un peu plus violente — je suis presque
tente d'aller aux bains de Baden — mais je crains la solitude;
ici au moins j'ai quelques amis qui, comme vötre famille, ont
la honte de s'interesser a moi et de me voir quelquefois —
consultez — je vous en prie — quelque medecin, si en cette
Saison le[s] bains peuvent etre dangereux — adieu, madame,
mille coraplimens a Mr. Obman, et a la petite Susi — Pen-
sez ä mes cbemises; car si je dois faire mon testement, je
pourrai au moin laisser ce petit legue de six chemises neu-
ves — Adieu avec tout mon coeur
Hugues Foscolo.
P. S. J'ai repu des nouvelles sur l'affaire de la malheu-
reuse Negri — L'on m'ecrit que le gouvernement prende de[8]
mesures contre le monstre; — il est retourne ä Milan —
mais pour eile, je crois qu'il l'a laissee en garde a quelque
Huber en Suisse.
E di provenienza differente 1' ultimo dei biglietti che
qui per la prima volta si pongono in luce, L' autografo
datomi gentUmente a copiare dal possessore, e presse il
Lettere inedite di Ugo Foscolo. 335
dottore Homer a Zurigo, figlio e siiccessore del pro-
fessore e bibliotecario Horner cui esso e diretto.
Feci menzione di questa lettera nell' articolo piü volte
mentovato, dicendo mostrar essa chiaramente che il
Foscolo nello stendere la Storia del Sonetto italiano
nel dicembre del 1815 non si astenne cosi assoluta-
mente dal ricorrere a sussidi letterari, come supporrebbe
chi prendesse letteralmente la dedica di essa operetta.
Colgo r occasione di correggere V errore che ivi commisi,
dicendo il biglietto diretto al consigliere aulico Hor-
ner, mentre e indirizzato al fratello di lui.
XYI.
Monsieur le Professeur Horner.
Vendredi 8 X'""^"
J'ose, Monsr le professeur, vous prier — et je Tose en
connoissant votre bonte et votre etude de la literature ita-
lienne — de consulter la storia del Tiraboschi a l'ar-
ticle Poesia anno 1500 = 1600 et me marquer le tems
precis de la mort:
Di Galeazzo di Tarsia Di Giovanni della Casa
Di Vittoria Colonna Di Alfonso, Marchese
Dl Angelo di Costanzo di Pescara, marito
d i Vittoria Colonna
\euillez bien aussi me marquer quelque chose sur la
mort de Leonello d'Este qui fleurissait vers le 1440
et de Guittone d'Arezzo anterieur de deux siecles a Lio-
nello, c'est ä dire vers le 12 20. — Auriez vous par hasard
(car je ne les vois pas dans le catalogue de la Bibliotheque)
les poesies Lyriques del Cavalier Marino? ou celles del
Frugoni? — Je vous demande pardon de tant de questions:
mais etant oblige a rester enferme par un mal de tete tres-
obstine, dans ma cLambre, et ayant promis quelques eclaircis-
semens ä quelqu'un de vos concitoyens sur l'histoire de notre
poesie, je suis force a vous etre importun. — Yous pouvez
Mr. le professeur, envoyer vos reponses cachetees a mon
336 Adolf Tobler, Lettere inedite di Ugo Foscolo.
adresse ä l'Elsasser, d'oü Ton aura soin de me les faire
parvenir. J'oubliais de vous demander des renseignemens sur
Lodovico Paterno: c'est un auteur peu celebre; mais
j'espere che i diligentissimi Tiraboschi e Creseimbeni ne
Taui-ont pas oublie. • — Pardonnez, Monsr, a mon Fran9ais et
a mon ecriture chaldeenne: — mais mes yeux tremblent, et
me manque la force de tenir la plume. —
Daignez, Mr. le professeur, d'agreer les assurances de
raon estime et de ma reconnoissance.
Hugues Foscolo.
Sicilianische Volkslieder und Volksräthsel. 337
Sicilianisclie Volkslieder und Volks-
räthsel.
In den Gott. Gel. Anz. 1870 S. 997 fg. und 1871
S. 655 fg. habe ich Giuseppe Pitre's trefiliche Sammlung
Canti 2)opolari siciliani (2 Bde., Palermo 1870, 1871) ein-
gehend besprochen und dem Werthe derselben sowie der
sie begleitenden Abhandlungen und Erläuterungen die
gebührende Anerkennung erwiesen, so dafs ich es unter-
lassen kann hier darauf zuriickzukonunen. An mehreren
Stellen jedoch bemerkt Pitre, wie ich dort bereits ange-
führt, dafs er verschiedene Volkslieder, namentlich aber
eine grofse Anzal Räthsel besitze, die er ihres austöfsigen
(oder vielmehr nur scheinbar austöfsigen) Inhalts wiegen
nicht mitgetheilt habe, was auch leicht erklärbar erscheint,
da seine Publication auf einen ausgedehnten Leserkreis
berechnet ist, obwol wir in Deutschland auch in diesem
Falle weniger zurückhaltend sind. Es wäre überflüssig
die Belege dazu in den verschiedenen Sammlungen deut-
scher Volkslieder, z. B. von Erlach, Mittler, Simrock
u. s. w. oder in denen fremder bei Ferd. Wolf, Hoflmann
V. Fallersleben u. A. hinzuweisen. Und in der That ent-
halten gerade dergleichen Stücke nicht selten einen hohen
Grad von schlagendem Witz, sprühender Lebendigkeit
oder einschneidendem Spotte. Wie dem auch sei, sie
bilden ein wichtiges Moment in der Dichtungs- und Sitten-
geschichte und dürfen deshalb nicht unbedingt vorent-
halten werden, zumal nicht wenn ihre Bekanntmachung
zunächst gelehrten Kreisen bestimmt ist. Was nament-
lich die Käthsel betrifft, so kann ich nicht umhin hier
Simrocks treffende AVorte zu wiederholen (Volksbücher
VII, 378): „Wer deutsche Räthsel sammelt, mufs oft
scheinen den Anstand zu verletzen, da der Schein des
Unanständigen ein eigeuthümlicher Zug des deutschen
Räthsels ist. Dieser Schein verschwindet indefs, sobald
Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. XII. 3. 22
338 Felix Liebrcclit
die Auflösung ergiebt, dafs etwas ganz Unverfängliches
gemeint war; mit ihr also schirmt sich der Fragsteller
und wirft den Vorwurf unlauterer Gedanken auf den
unbedachtsamen Angreifer zurück. Im Grunde besteht
aber gerade hierin der Reiz dieser uns eigenthümlichen
Räthselgattung , dafs die iibereilte Anklage absichtlich
hervorgelockt wird, um sie mit der Auflösung zurück-
weisen und durch den Spruch: dem Keinen ist alles rein,
beschämen zu können. Es ist eine dem sittlichen Eiferer
«releffte Falle, welcher er nicht leicht entgehen wird.
Freilich mag auch hier das Sprichwort gelten, dafs wer
dem Andern Gruben grabe, selber hinein falle und darum
haben wir manches Hierhergehörige zurücklegen müssen."
Was hier von dem deutschen Räthsel gesagt ist, findet
aber auf die Räthsel fast aller Völker Anwendung, wie
wir dies gleich auch aus dem hier mitgetheilten siciliani-
schen ersehen werden. Ich habe mich nämlich in Folge
der in Pitre's Sammlung sich findenden oder erwähnten
Andeutungen an diesen Gelehrten mit der Bitte gewandt,
mir einige Proben der in Rede stehenden Art freundlichst
mittheilen und mit den nöthigen Erläuterungen begleiten
zu wollen, welchem Wunsche er mit gröfster Zuvorkom-
menheit zu willfahren die Güte gehabt hat. Ich lasse
also dieselben hier so folgen, wie ich sie von ihm erhal-
ten, und glaube aus den mitgetheilten Gründen sowol wie
in sprachlicher Beziehung den Lesern damit etwas Will-
kommenes zu bieten, wofür sie den Dank zunächst dem
Dr. Pitre schulden, ich selbst habe nur einige weitere
Worterklärungen hinzugefügt.
I. Indovinelli.
1. La Ficudinnia (La Fico d' India).
Lassami spugghiari
E ti fazzu arricriari.
Traduzione: „Lasciami spogliare — E ti fo ricrearc." (Lo dice
la fico d' India (ficus opuntia), la quäle si mangia rimondata, ed e
l'resca e dolce come la donna, nella cui bocca, per doppio senso, si
mettono le parole.)
Sicilianische Volkslieder und Volksräthsel. 339
2. Eadem.
'Ntra 'na vaniddazza
Cc' e 'na signurazza
Russulidda,
Bianculidda,
Avi lu neu cu li pilidda.
„In nna stradaccia — Vi e ana signoraccia — . Un po' rossa
Un po' bianca; — Ha il neo con i pelnzzi." (In Palermo i fichi
d' India si vendono sopra tavole davanti le porte. II senso osceno e
nelle pudende esterne della donna.)
3. La Sanguetta (La Mignatta).
Signura, vi la mettu, vi la mettu,
Cu pattu ca 'un v' aviti a lamintari;
Ca ddoppu r ura ch' e fattu 1' effettu,
La pigghiu, la strinciu e la fazzu sculari,
„Signora, io ve la metto, ve la metto (la mignatta) — A patto
che non vi dovete lamentare — E depo 1' ora che e fatto I' effetto
La piglio, la stringo e la fo colare." (II significato osceno e nell' asta
virile.)
4. II Dormire.
E jamnninni a la casa ch' e notti
E jamu a fari li soliti fatti ;
Quannu si junci lu pilu cu 'u pilu,
Dda cosa cchiii dintra ti 'nfilu.
,,E andiamcene a casa, che e nette, — E andiamo a fare i soliti
fatti. — Quando si unisce il pelo col pelo — Io ti infilo piü indentro
quella cosa." (Si riferisce al dormire, in cui le palpebre si chiudono
[pilu cu pilu] 6 il globo dell' occhio si njette piü indentro.)
5. La Lanzetia pi sagnari (La lancetta da salasso),
Lu picciutteddu di quattordici anni,
La trasi e nesci comu una granni ;
La trasi asciutta e la nesci vagnata,
Cu la puntidda ch' e 'nsanguniata.
Pri la Santa Nunziata,
'Is' e parola scumunicata.
,, Un giovinotto di 14 anni — La entra ed esce (la lancetta) come
an (uomo) grande (provetto, maturo, giudizioso) — La entra asciutta,
la esce fuori bagnata, — Con Ja pnntina insanguinata — (Giuro) per
22*
340 ^elix Liebrecht
la S''' Nunziata — Noii e parola scomunicata." (Gli ultimi due versi
sono r intercalare degli indovinelli osceni. V. i Canti pop. sicil. vol. I,
p. 42.) Vgl. no. 16.
6. La Navetta (La spola col caunello del ripieno).
lo aju un figghiu chi si chiama Cola,
Abita 'ntra li causi di tila;
Unni ca vidi fimmini, 'ncannola,
Unni vidi pirtusa, iddu si 'nfila.
„lo ho un figlio, che si chiama Cola (Nicola) — Abita in mezzo
ai sottocalzoni di tela; — Dove (quando) vede domie, esso incannola
(si fa rotondo come una canna); — Dove vede dei buchi, esso si iu-
fila." (Si riferisce alla spola, ]a quäle nel tessere si passa in mezzo
alla tela, maneggiata dalle tessitrici , intanto che lo spoletto gira e si
svolge. — In senso osceno me figghiu Cola significa: il mio pene, ed
e voce furbesca.)
7. Lu piditu (Lo scoreggio).
Cc' e 'na cosa chi va e veni ,
E a la porta si tratteni;
Cc' e piriculu 'i (di) muriri ;
Chi diciti? 'U (lu, lo) lassu jiri?
,,C' e una cosa che va e viene (il gas), — E si trattiene alla
porta. — (Se continua cosi) c' e pericolo di morire; — Che dite? la
lascio scappare?"
Vgl. Sadi's Rosengarten übersetzt von Graf I, 274.
Tuti Nameh übersetzt von Rosen I, 159 fg.
8. La Campana.
Sutta 'a (la) födara 'a (della) cammisa
Cc' fe 'na cosa tisa tisa (il batacchio);
E si si voll tuccari ,
Jetta vuci di spirdari.
„Sotto una falda di camiscia — Sta una cosa tesa tesa; — E se
si vuol toccare — Getta strida da (fare) spiritare."
9. La Pignata chi vugghi (La pentola che bolle).
Idda mi risi,
lo cci la misi;
4
Sicilianische Volkslieder und Volksräthsel. 341
S' 'un mi ridi'a.
Nun cci la mittia.
„Essa mi rise (pel grillare che fa 1' acqua boUente), — lo ve la
misi (la carne, la pasta o altva cosa cruda da cuocersi); — Se non mi
rideva, — Non ve la mettea." (Si riferisce all' uomo che, vistosi
ridere dalla donna, habuit rem una illa.)
10. La Cannedda di lo vuttl (Lo zipolo della botte).
Vaju nn' 'a (nni la, nella) me signura,
Cci staju quantu un' ura,
Nesciu dda cosa liscia,
E cci la 'nfilu unni piscia.
„Vado dalla mia signora (la botte), — Vi sto quasi un' ora, —
Mette fuori quella cosa liscia (lo zipolo), — E gliela infilo Ta donde
piscia." (Si ricordi che dda cosa nel linguaggio convenzionale o fur-
besco significa sempre organo genitale, sopratutto maschile. Fari dda
cosa significa coire, come puö vedersi nel seguente indovinello.)
11. La Chiavi (vgl. no, 15).
Ficca — ficcagna,
Rota — rutagna,
Fa chidda cosa,
Poi si riposa.
„Ficca — ficcagna (ficca la chiave); — Ruota — rotagna (ruota,
gira la ruota; girala dentro la serratura); — Fa quella cosa (apre), —
Poi si riposa." (E chiaro che nel secondo senso la chiave e 1' asta
virile, onde si suol dire motteggiando: la me chiavi; io sacciu beni chia-
vari ; sempre in qui pro quo. — Le voci ficcagna e rutagna non hanno
significato ordinario.)
12. La Citarra.
Panza cu panza
A lu monacu s' avanza;
Un pizzuddu "i carni crura
Fa divertiri 'a signura.
„Ventre con ventre — S' avanza al frate — Un pezzetto di carne
cruda — Fa divertire la signora." (La chitarra poggiata col sno ventre
sul ventre di chi la suona col dito [In pizzuddu di carni cruda] per
isvago delle donne.)
Vgl. Erlacb 3, 15 „Des Studenten Saitenspiel".
342 Felii Liebrecht
13. La Scarpa e tu Pedi (il piede).
Un parmu un' aju ed un parniu nni vogghiu,
Di carni cruda jinchiri la vogghiu.
,,Io ne ho un palmo (il piede) e voglio un palmo (di spazio) -.-
E la voglio riempire di carne cruda."
14. Lu Fusu (Il fuso).
'Na cusuzza d'un parmu
Fa spinciri a li fimmini la gamma.
„Una cosettina d'un palmo — Fa alzare la gamba alle donne,"
(tn Sicilia nel filare le donne alzano la gamba o meglio la coscia e
la gamba per girare il fuso.)
15. La Chiavi e la Toppa (vgl. no. 11).
— Gnuri Minlcu, mittitivi 'n susu.
' — Gnura Minica, pirchi?
— Vi ficcati 'ntra 'u pirtusu,
E faciti 'nzi-ri-chi-ti^nzi.
<,, — Signor Domenico, mettetevi su." -^ „Signora Domenica,
perche?" — ,,Vi ficcate nel pertugio — E fate nzi-ri-chi-ti-nzi.*«
(Si puo tirare benissimo ai due sensi dell' aprire la toppa ferrea e la
toppa femminile. L' ultimo verso ha il suono imitativo.)
Vgl. Hoffmann von Fallersieben Horae Belg. XI, 294 fg»
(Antw. Liederbuch no, cxci). — Das Schi öfs lein in
Uhland's ,,Graf Eberstein" ist dagegen in dem Sinne
von bürgelin zufassen, welches gleichfalls den Doppel-
sinn hat.
16. La Lancetta nel Salasso (vgl. no. 5).
Sigilura, vi lu battu, vi lu bättu,
A li quattru, a li cincu vi la mettu;
Pigghiu di poi un biancu fazzulettu,
Quantu vi stuju zoccu v' aju fattu.
,,Sigrtota, io ve la batto, ve la batto (il luogo che ho a salassafe;
J)l-atica commune ai flebotomi) — Alle quattro, alle cinque (signilica
subito, subito) ve la metto; -^ Di poi prendo un fazzoletto bianco — "
Per asolügafVi qüel ehe vi ho fatto.'*
Sicilianische Volkslieder und Volksräthsel. 343
17. Lu Rasolu (II rasojo).
Cc' e una cosa quantu un parmu,
A ch' e gauta di schiua,
'Alnienzii di pilu e pilu s' arriniina.
„V' e una cosa lunga un palmo — Ch' e alta di schiena — E si
dimena in mezzo i peli." (La parola A del secondo verso e un riem-
pitivo poetico popolare. La voce gäuta e per corruzioni 1' agg.
iiutu alto.)
18. La Serra (La sega).
Tu di supra, io di sutta,
Di nu' dui cu' ammutta, ammutta ;
Quannu s' apri la ciaceazza,
Di nu' dui cu' fazza , fazza.
,,Tu (stando) di sopra, io di sotto, — Chi puo spinga di piü ; —
Quando s' apre la fenditura — Di noi due chi fa, fa (chi puo fare,
faccia; facciamo a chi puö piü)."
U. Storia ad aria.
Lu Solichianeddu (II ciabbatino).
Sugnu 1) mastru d' opira nova,
Vi li conzu ^) li scarpi a prova;
Firriannu ^ 'na matinata,
'Ua aju avutn nudda chiamata.
'Na signura m' ha chiamatu
E la scarpa cci aju cunzatu;
E la scarpa 1' avia stritta,
Cci i' allargai cu la sticca *) ;
E la scarpa cci aju allargatu,
Pirchi avia 1' ugnu 'ncarnatu. ^)
Poi mi dissi arricriata ^)
Cu dda facci so 'ncarnata:
„ — Sempri cca v' aviti a stari
E la scarpa m' äti ^) a allargari."
„ — Signiruzza, 'un pozzu cchiüi , *)
Staju 3) cu vui , staju cu vui."
1) sono. — -) io racconcio. — ^) girando. — *) stecca. In lin-
guaggio furbesco : il pene. — *) V ugna incarnata in senso equivoco e
a matrice. — *) essendo gia ristorata. — ^) avete. — *) iion posso
piü. — ^) io sto.
544 Felix Liebrecbt
Vgl. Erlach 4, 192 „Jungfer Lieschen und der Schuh-
machergesell". Ueber die stoiii ad arii sowie ein dem
obigen verwandtes Lied in Pitre's Sammlung s. Gott. Gel.
Anz. 1871, S. 660. Vgl. Heidelb. Jahrb. 1871, S. 550.
III. C a n z 0 n i.
1. La schetta >) cci spio a la maritata
„ — Comu facisti tu quann' eri zita?"
„ — La prima sira nn' appi 'na lanciata,
L' appressu sira 'na duci 2) firita;
La terza sira, ca cc' era 'mparata,
Corpu pri corpu mi dava la vita;
Ora ca sugnu bedda abituata,
Nun pozzu stari chiü senza maritu.
Alimena.
') scapola. — 2^ dolce.
2. Schetti e cattivi '), chi a lu munnu 2) stati ,
Nn' aviti ogghiu ^) a la vostra lumera? ^)
Viniti cca nni mia *), ca nni truvati
Oggbiu lampanti, adduma comu avena.
Nn' aju 'na vutti ^) di centu carati "),
Inchi e sdivaca ^) e ritorna com' era;
Si tanticchiedda 9) di st' oggbiu pruvati,
Novi misi v' adduma la lumera.
Palermo.
') vedove. — ''■) mondo. — -) oglio. — *) lucerna. — *) qua da
me. — *) botte. — ") carati, peso. — ^ si riempie e si vuota. —
®) un pocolino.
3. Mi mannasti a cbiamari ed iu cci vinni,
Rusidda, spampinata, chi cumanni?
Conzami un lettu di cuttuni e pinni,
Quantu riposu un' ora e mi nni manni.
Ssu biancu pettu e ssi sciacquati minni
Su' biancbi comu nivi di muntagni;
Cui tasta latti di ssi biancbi minni ,
Campa quantu Noe novicent' anni.
Alimena.
In dieser Canzone kann ich durchaus nichts Anstöfsi-
ges entdecken und lasse daher eine wörtliche üeber-
I
Sicilianische Volkslieder und Volksräthsel. 345
Setzung folgen, zumal Dr. Pitre keine Worterklärungen
beigefügt:
„Du hast mich holen lassen und ich bin gekommen;
— Rosige, Entknospete, was befiehlst du? — Bereite mir
ein Lager von Baumwolle und Federn — Bis ich eine
Stunde geruht und du mich fortsendest. — Dieser weifse
Busen und diese leuchtenden Briiste — Sind weifs wie
der Schnee des Berges. — Wer die Milch dieser weifseu
Brüste kostet — Lebt so lang wie Noah, neunhundert
Jahre."
4. La mamma si la chiama la picciotta.
„ — Nun la chiamati , nö, 1' aju di sutta;
Quantu cci la dugnu 'n' antra botta,
Cu 'n' antra botta 1' arricriu tntta."
Palermo.
5. Sacciu cui si mangiau li toi iinocchi,
Sacciu cui si soacciau li minnulicchi. J)
Cn mia ti fai la santa e cali 1' occhi,
E cu r autri longa longa ti stinnicchi. 2)
Palermo.
1) dim. di mennuli mandorle. — 2) distendersi, coricarsi abban-
donatamente. (Für den hier Klagenden ist die Angeredete eine Heilio-e,
eine nola, für Andere aber eine coa; s. Quintil. 8, 6, 53.)
6. Sacciu di certu ca dui soru siti ,
E tutti dui 'ntra un lettu y\ curcati;
E troppu pocu la roba eh' aviti,
E comu di lu friddu nun quagghiati? ^)
lu sugnu comu un focu, si m' apriti,
Mi euren 'ntra lu menzu e quadiati 2);
Ca la matina all' arba, lu sapiti?
Cuntenti a tuttidui v' aju lassatu.
Ficarazzi.
1) morite di freddu. — -) riscaldate. v. n.
7. 0 Diu, Chi rinali ^) addivintassi,
E 'ntra li quartararu 2) mi nni jissi !
Vinissi la me amanti e m' accattassi ,
E sutta lu so lettu mi mittissi!
A menzanotti idda mi pigliassi
E 'mmenzu li sei cosci mi mittissi!
Kun mi nni cum s' idda mi pisciassi,
Basta chi tutti cosi cci vidissi!
Alimena.
') Crinale. — ^) stovigliari.
346 F- Liebrecht, Sicilianische Volkslieder u. Volksräthsel.
Solche oder ähnliche Wünsche smd oft geäufsert
worden, um der Geliebten irgendwie nahe zu kommen;
s. ühland, Schriften zur Gesch. der Dichtung und Sage
3, 282 fg. Erlach 2, 593 fg., no. 37. Kind, Neugriech.
Poesien, Leipzig 1833, S. 20 fg., Ho^os (von Christopulos).
Comparetti, Saggi dei Dialetti Greci delF ItaUa Meridio-
nale. Pisa 1866, p. 28, no. xxvi. Auch Pitre bemerkt
zu obiger Canzone, dafs sie die Parodie eines Liebesliedes
wäre, welches anfängt:
0 Diu, Chi pisci d' oru addivintassi ,
A lu funnu d' 'u mari mi nni jissi,
Vinissi la me manti e m' aaccattassi ecc.
Lüttich.
Felix Liebrecht.
Italienische Novellen, ' 347
Kritische Anzeigen.
Italienische Novellen.
I.
Lovelle di Giovanni Sercambi. Bologna presso Gaetano Romagnoli
1871. 8". IX und 304 S. (Scelta di curiositä letterarie inedite
o rare dal secolo XIII al XVII. Dispensa CXIX. Prezzo L. 12. —
Ediziöne di soll 202 esemplari ordinatamente numerati.)
Die Sammlung von Novellen Giovanni Sercambi's (geb.
18. Februar 1347, gest. 27. März 1424) ist von Professor Ales-
sandro D' Ancona in Pisa veranstaltet. Er hat darin 1) die
von B. Gamba aus der Trivulzischen Handschrift der Novellen
Sercambi's veröffentlichten 20 Novellen (Novelle di G. Ser-
cambi. Venezia, Tipografia d' Alvisopoli, 1816 — nur in 113
Exemplaren gedruckt); 2) die 12 aus Sercambi's Chronik von
C. Minutoli herausgegebenen Novellen (Alcune Novelle di G.
Sercambi Lucchese che non si leggono nell' ediziöne veneziana
coUa vita dell' autore scritta da Carlo Minutoli. Lucca, Tipo-
grafia di A. Fontana, 1855, — nur in 130 Exemplaren gedruckt),
und 3) die ebenfalls aus Sercambi's Chronik von Pierantoni
zu Lucca 1865 herausgegebene Erzählung vom Zauberer Yirgil
im Korbe wieder abdrucken lassen, wofür man ihm bei der
Seltenheit dieser drei Publicationen nur dankbar sein kann.
Wie wir aus D'Ancona's Vorwort erfahren, hätte er sich gern
eine Abschrift auch der zahlreichen übrigen Novellen jener
einzigen Handschrift derselben verschafft, um sie herauszu-
geben — die Handschrift enthält 156 Novellen! — , aber der
Marchese Trivulzi in Mailand, der gegenwärtige Besitzer der-
selben, gestattete dies leider nicht, und zwar, wie D' Ancona
sagt, — 'per amore alla castigatezza del costume!'
D' Ancona hat S. 271 fg. zu einer Anzahl der Novellen
Anmerkungen geschrieben, in denen er zur Geschichte der
Novellenstoffe schätzbare Nachweise liefert. Einige Nachträge
zu diesen Anmerkungen hat F. Liebrecht in den Göttiuger
gelehrten Anzeigen 1871, S. 1158 fg. gegeben, einige andere
mögen hier folgen, zuvörderst zu den von Gamba veröffent-
lichten.
348 Kritische Anzeigen :
Die Novelle III '•De simplicitate virl et uxoris'' erzählt:
Mucchietto und Stoltarella machten in der Hochzeitsnacht einen
Pact, wer zuerst aufstehe oder spreche, solle die folgende
Woche die Schüsseln aufwaschen. Da sie demzufolge am
nächsten Tage weder Thür noch Fenster öffneten, drangen
gegen Abend die besorgten Verwandten, Nachbarn und Freunde
mit Gewalt ins Zimmer, aber die Beiden blieben liegen und
antworteten auf keine Frage. Mucchietto winkte endlich einen
Freund zu sich heran und flüsterte ihm unbemerkt zu, er wolle
sein Testament machen und der Freund solle darauf bezüg-
liche beliebige Fragen an ihn richten, die er durch Kopf-
bewegen bejahend oder verneinend beantworten wolle. Als
nun Mucchietto auf mehrere die Erbschaft betreffende Fragen
stumme Antworten gegeben hat, mit denen Stoltarella nicht
zufrieden ist, kann sie sich nicht länger halten und sagt: 'Ich
will nicht, dafs' . . . Alsbald unterbricht sie Mucchietto und
sagt: 'Du mufst die Schüsseln aufwaschen, denn du hast zuerst
gesprochen!' — Zu dieser Novelle bemerkt D' Ancona: 'Non
so se da questa del Sercambi, o da altra fönte, sia tratta la
graziosa novella in versi di Antonio Guadagnoli, intitolata
' La lingua d' una donna alla prova', e che tratta lo stesso argo-
mento coi nomi di Gosto e Mea, invece di Mucchietto e Stol-
tarella. Piü probabilmente perö il lepido aretino 1' avrä
tratta dai Contes du Sieur D'Ouville (I, 194, Haye 1703).'
Guadagnoli's Novelle kenne ich nicht, aber D'Ouville stimmt
ganz mit Straparola VIII, 1, an w^elche Novelle D' Ancona
sich nicht erinnert hat, überein. Bei Straparola und bei
D'Ouville machen Mann und Frau eines Abends aus, wer von
ihnen zuerst spreche, solle die Thür zumachen. Ein Vorbei-
kommender tritt durch die offene Thür ein und erhält von
beiden keine Antwort. Er legt sich zu der Frau ins Bett,
und sie und ihr Mann lassen Alles schweigend geschehen.
Als er sich wieder entfernt hat, beginnt die Frau dem Mann
wegen seiner Gleichgiltigkeit Vorwürfe zu machen, der aber
erwidert nur: 'Du hast zuerst gesprochen, du mufst die Thür
zumachen!' — Man vergleiche aber auch noch die 'Farce d'un
chauldronnier' (Viollet le Duc, Ancien Theätre fran^ais II,
105), das 2. Pickelheringsspiel ('Ein sonder lustig Pickelherings-
spiel, darinnen er mit einem Stein gar lustige Possen machet')
in dem ersten Theil der 'Englischen Comedien und Tragedien',
das Zwischenspiel in Jacob Ayrer's Schauspiel 'Vom König
[Italienische Novellen. 349
5n Cypern' und eine schottische BalLade (Child, English and
Scottish Ballads VIII, 125). In den genannten Dichtungen
ist der Ehemann nicht so geduldig wie bei Straparola und
D'Ouville, vielmehr spricht er zuerst, da er es nicht leiden
will, dafs ein Hinzukommender seine Frau küsse und fort-
führe. Im Pickelheringsspiel und in der schottischen Ballade
handelt es sich in dem Vertrag des Ehepaars ebenso wie bei
Straparola und D'Ouville um das Zumachen der Thür, in der
französischen Farce um die Herrschaft, bei Ayrer um 'ein
gnts abpern'.
Die Novelle IV '■De iiisto iuditio^ erzählt: Landrea hat
ein Felleisen gefunden und gibt es uneröffnet seinem Eigen-
tümer, einem Bürger aus Lucca, zurück. Dieser behauptet, es
seien 100 Gulden darin gewesen, Landrea aber habe 10 davon
gestohlen, und läfst ihn festnehmen, um ihn in Lucca vor Gericht
zu stellen. Auf dem Wege dahin hilft Landrea ein in einen
Sumpf gefallenes Pferd herausziehen, reifst ihm aber dabei den
Schwanz aus, und der Eigentümer des Pferdes geht nun mit,
um ihn auch zu verklagen. Als sie eine Strecke gegangen sind,
scheut ein Pferd, auf welchem eine Dame sitzt, vor Lan-
drea und wirft die im sechsten Monat schwangere Dame ab,
welche auf der Stelle eine Fehlgeburt zur Welt bringt. Der
Gemahl der Dame schliefst sich den beiden Klägern an. In
der Nähe von Lucca springt Landrea von einer Brücke ins
Wasser, fällt aber dabei auf einen Mann in einer Barke und
erschlägt ihn dadurch. Er wird wieder ergriffen, und der
Bruder des Getödteten geht als vierter Kläger mit. Die Richter
in Lucca fällen folgende Urteile: 1) das Felleisen mit den
90 Gulden gehört dem Kläger nicht, da dieser eins mit 100
Gulden verloren haben will, Landrea soll es also behalten,
bis sich der Eigentümer findet; 2) Landrea soll das Pferd,
dem er den Schwanz ausgerissen, so lange bei sich behalten,
bis ihm der Schwanz wieder gewachsen ist, dann soll er es
dem Kläger zurückgeben; 3) er soll die Dame so lange zu
sich nehmen, bis sie wieder im sechsten Monate schwanger
ist, und 4) er soll sich unter die Brücke in die Barke
stellen und der Kläger sich von der Brücke auf ihn herab-
stürzen. — Mit dieser Novelle vergleiche man auCser den von
Benfey in seinem Pantschatantra I, 394 fg. (auf welche Stelle
D' Ancona verweist) zusammengestellten Erzählungen — tibe-
tanische Erzählung im Dsanglun, russisches Volksmärchen,
350 Kritische Anzeigen:
Erzählung in Lutfullah's Memoirs und Meistergesang von Kaiser
Karls Recht i) ■ — und aufser dem im 16. und 17. Jahrhundert
wiederholt gedruckten Volksgedicht 'Novella di Busotto', worauf
D' Ancona mit Verweisung auf Passano I Novellieri italiani
in verso pg, 90 fg. aufmerksam macht, auch noch ein in
'Bishop Percy's Folio Manuscript. Ballads und ßomances.
Edited by J. W. Haies and Fr. J. Furnivall' (London 1868),
III, 127 fg., erhaltenes Gedicht, welches der Sercambischen
Novelle besonders nahe steht. Nach dem englischen Gedicht hat
ein Kaufmann einen Beutel mit 100 Pfund verloren und dem
Finder 20 Pfund Belohnung versprochen. Ein armer Mann
findet den Beutel und gibt ihn dem Kaufmann, der aber sagt
jetzt, in dem Beutel seien 120 Pfund gewesen, und der Mann
habe sich schon selbst 20 Pfund herausgenommen. Beide
machen sich auf, um zum König Salomon zu gehen. Unter-
wegs wird ein Pferd, auf dem eine Dame sitzt, durch das
Geräusch der Schaffelle, die der arme Mann auf seinem
Rücken trägt, scheu und wirft die Dame ab, die sich im Fallen
ein Auge ausstöfst. Ihr Gemahl geht nun mit, um auch beim
König zu klagen. Sie kommen an die Küste, und der arme
Mann will sich ins Meer stürzen, fällt aber auf einen Fischer
in einem Boot und bricht ihm den Hals. Der Bruder des
getödteten Fischers hält den Armen fest und geht ebenfalls
mit zum König. König Salomon weifs aber nicht, wie er
urteilen soll, da erbietet sich sein Narr Marke More (Marcolfus,
Morolf?), die Urteile zu fällen. Er erkennt, 1) dafs der arme
Mann den Beutel behalten solle und der Kaufmann ihm folgen
könne, bis der Arme einen Beutel verliere, den der Kaufmann
dann behalten möge, 2) dafs der Ritter seine einäugig gewor-
dene Frau gegen die des Armen, die zwei Augen hat, aus-
tauschen könne, .3) dafs der arme Mann sich an derselben
Stelle in das Fischerboot setzen solle und der Fischer auf
ihn springen könne.
Zu Nov. VI 'De amicitia probata'' — von welcher die
1. der von Minutoli herausgegebenen Novellen nur ein Auszug
1) Nach dem seltenen Bamberger Druck von 1493 abgedruckt in
Haupt's Zeitschrift für deutsches Alterthum XIV, 525 — 529. Erfindet
sich auch in dem ' Lieder- Büchlein ' von 1582, welches Jos. Berg-
mann u. d. Titel 'Das Ambraser Liederbuch', Stuttgart 1845, für den
Literarischen Verein herausgegeben hat, und steht daselbst als 138. Lied.
Italienische Novellen. 351
mit Aenderung der Namen der Personen und Orte ist ') —
hätte sich D' Ancona, wenn ihm K. Gödeke's treifliches Buch
'Every-Man, Homulus und Hekastus. Ein Beitrag zur inter-
nationalen Literaturgeschichte' (Hanover 1865) bekannt gewe-
sen wäre und er darauf A'erwiesen hätte , die meisten seiner
Nachweisungen sparen können. Wenn D' Ancona in der An-
merkung sagt, die Erzählung von der Freundesprobe fände
sich im Conde Lucanor, in den Castigos des D. Sancho und
im Libro de Patronio, so liegt hier ein Versehen vor: Conde
Lucanor und Libro de Patronio sind ja, wie D' Ancona eben-
sogut wie wir weifs, verschiedene Titel desselben Buches. Mit
dem Citat 'Denkmäler altniederländ. Sprache und Literatur di
Kausler pag. 474' ist ohne Zweifel das im 3. Bande der
Denkmäler S. 131 fg. stehende Gedicht, mit Anmerkungen
dazu S. 474 fg., gemeint. Dies Gedicht gehört aber streng
genommen nicht her. Es erzählt nämlich, wie die Freunde
eines Ritters diesem nicht zu Hilfe kommen , als er vorgibt,
einen Mann erschlagen zu haben, M'ährend dagegen sein von
ihm immer schlecht behandelter Bruder gleich bereit ist. Das
Gedicht soll also lehren, dafs Blutsverwandtschaft mehr wert
ist als Freundschaft, während die Parabel von der Freundes-
probe die Blutsverwandtschaft gar nicht hereinzieht, vielmehr
nur lehren will, dafs es allerdings wahre Freunde in der Not
gebe, dafs sie aber sehr selten seien.
Die Nov. IX '■De honis moribus'' erzählt: Dante-), der an
der Tafel des Königs Robert von Neapel einen Ehrenplatz
erhielt, als er ein schönes Gewand anhatte, während er vorher
in geringer Kleidung zu unterst hatte sitzen müssen, bestrich
sein Gewand mit den Speisen und dem Wein und erklärte, er
thue dies, weil nicht er, sondern das Gewand geehrt worden
sei und letzteres deshalb seinen Theil an dem Mahle haben
müsse. Mit dieser Novelle vergleiche man aufser Laura Gonzen-
bach's Sicilianischen Märchen I, 258 (von D' Ancona angeführt)
auch Gladwin's Persian Moonshee No. LXIII und Nasr-eddin's
') Ebenso ist die 2. Novelle bei Minutoli ein Auszug aus der 15. No-
velle bei Gamba. In letzterer heifsen die beiden Freunde Grabino
und Cionello, in ersterer Ciabino und Cionollo.
2) D' Ancona verzeichnet in der Anmerkung eine ganze Reibe von
'novelle, facezie, risposte argute e simili che sono State appropriato
al gran poeta' und die man als Bruchstücke der '■leggenda di Dante''
ansehen könne.
352 Kritische Anzeigen : Italienische Novellen.
Schwanke, übersetzt von "W. v. Camerloher, No. 55. In allen
diesen erhalten die Kleider, deren Träger ihretwegen bei einem
Mahle ausgezeichnet werden, einen Antheil am Mahle. Man
vergleiche aber auch die Geschichte, die Papst Innocenz III.
in seinem berühmten Buche 'Decontemptu mundi sive de miseria
humanas conditionis' (lib. II, cap. xxxix) erzählt: Cum quidam
philosophus in habitu contemptibili principis aulam adisset et
diu pulsans non fuisset admissus, sed quoties tentasset ingredi,
toties contigisset eum repelli, mutavit habitum, et assumpsit
ornatum. Tunc ad primam vocem aditus patuit venienti. Qui
procedens ad principem, pallium, quod gestabat, coepit vene-
rabiliter osculari. Super quo princeps admirans, quare hoc
ageret, exquisivit. Philosophus respondit: Honorantem me
honoro, quia quod virtus non potuit, vestis obtinuit. Dieselbe
Geschichte, ein wenig anders eingekleidet, findet sich in Pauli's
Schimpf und Ernst No. 416 und daraus, nur sprachlich ver-
ändert, in Weidner's Teutscher Nation Apophthegmata, Amster-
dam 1655, IV, 127. In Melander's Jocoseria I, No. 264 —
wörtlich wiederholt in den Doctae nugae Gaudentii Jocosi, Solis-
baci 1713, pag. 222 — wird, mit Berufung auf 'Ludovicus
Milichius in Oratione contra immoderatum vestltum', von dem
berühmten Humanisten Hermann Busch erzählt, er sei einst,
als er in seinem Hausrock über den Markt gieng, von den Bür-
gern nicht gegrüfst worden, darauf sei er nach Hause gegangen,
habe eine 'toga admodum pra?lustris' angezogen und sich
wieder auf den Markt begeben, wo ihn nun Alle ehrfurchts-
voll grüfsten. Nach Hause zurückgekehrt, habe er den Rock
ausgezogen und mit Füfsen getreten und gesagt: 'Es tu Buschius,
vel ego sum?' Fast ganz dasselbe erzählt Kirchhof in Wend-
unmuth I, 122 von 'einem fast gelehrten Mann, der ein Poet
war, welches Bücher auch noch vil vorhanden, wonete zu
Erdfurt', nur mit dem Unterschied, dafs hier der Gelehrte
seine 'köstliche gefütterte Schauben' zu Hause in kleine Stücke
zerhaut und dazu sagt: 'Soltestu besser denn ich sein und dir
gröfser Ehr weder mir erboten werden?' In Kirchhofs
Erzählung ist wahrscheinlich auch Hermann Busch, der ja eine
Zeit lang in Erfurt lebte, gemeint.
Reinhold Köhler.
(Schlufs folgt.)
Druck von F. A. Blockhaus in Leipzig
Spanische Bearbeitungen arabisclier Werke. 353
Spanische Bearbeitungen arabischer
Werke.
Je ernster und tiefer die geschichtliche Forschung
auf einzehie (xebiete der Literatur eingeht, desto schwie-
riger wird es dem Specialisten, die Leistungen auf den
ihm fremden Gebieten zu übersehen, das Verwandte her-
anzuziehen und zu verwerthen; um so willkommener mu(s
daher auch jeder Versuch einer Vermittlung sein,
wenn er auch nur die anderswo gewonnenen Resultate
zur Kenntnifs bringt und die Quellen für weitere For-
schung nachweist.
In diesem Sinne wage ich es, eine Reihe von Be-
merkungen, welche nicht in die stricte Form einer Ab-
handlung gegossen sind, über das oben bezeichnete Thema
den Lesern des Jahrbuchs vorzulegen. Seit einem Viertel-
jahrhundert die vermittelnde Thätigkeit verfolgend, welche
die Stellung der Juden in der mittelalterlichen Literatur
kennzeichnet, mufste ich luein Augenmerk in gleicher
Weise auf orientalische Quellen und occidentalische Aus-
läufer richten, luid bin daher wie von selbst auf den
Zusammenhang literarischer Erscheinungen geführt wor-
den, deren Geschichte hier und dort Gegenstand sjoecieller
Untersuchung geworden. Die gewissermalsen neutralen
Gebiete der Philosophie, Naturkunde, Mathematik und der
Volksschriften ') bieten in der Literatur der, unter den
Culturvölkern herrschenden drei Religionen die meisten
Berührungspunkte, und dafs die vielfach verschlungenen
Fäden in Spanien vorzugsweise zusammenlaufen, braucht
den Lesern des Jahrbuchs nicht erst auseinandergesetzt
zu werden.
1) ,,Ueber die Volk-sliteratur der Juden", in (iosche's Arohiv für
Literaturgeschichte, II. S. 1.
Jahrl). f. rora. u. eugl. Lit. XII, 4. 23
354 M' Steinschneider
Die nachfolgenden Bemerkungen knüpfen sich spe-
ciell an die interessanten und lehrreichen Mittheilungen
des Herrn Knust über spanische Handschriften des Escu-
rial (Jahrb. X, 129 fg. ; XI, o87 fg.). Kurz vorher hatte
mich eine Abhandlung ,,Z(Ur Alex an der sage", ge-
knüpft an Zacher's „Pseudocallisthenes" (Halle 18G7), —
welchen Herr Knust noch nicht gekannt zu haben scheint —
in der ,, Hebräischen Bibliographie" (Jahrg. IX, 1869,
S. 13 fg., vgl. S. 149, und XI, 1871, S. 74) auf verwandte
Themen geführt; indem ich auf die dort gegebenen
Quellen und Belege (mit der Abkürzung „HB.") ver-
weise, werde ich die gewonnenen Resultate zur Ergän-
zung und Erledigung der Aufklärungen und Zweifel des
Herrn Knust zu verwerthen suchen. Bedauern mufs ich,
dafs mir die spanische Literaturgeschichte von Aniador
de los JRios nicht zugänglich ist.
In der Reihenfolge weiche ich, aus verschiedenen,
später ersichtlichen Gründen, von Knust ab.
I. Procerbios Inienos.
(Knust X, 317.)
Zwei HSS. des Escurial, h-lll-l /. 41 und (unvoll-
ständig) L-III-2 /. 49r. enthalten: El libro de los huenos
proverbioSj que diveron los philosoplios e sabios untigvos
e traslado este libro Joani^io fijo de Isaac de griei/o,
en aravigo, e trasladanios lo nos de aravigo en latin.
Knust vermuthet die Identität des Joanifio mit dem
Joani^io (?) ^es Secrditm; allein letzterer heilst Johannes,
arab. Ja'-lija Ihn Batrik; unser Joann. ist aber Honein,
Sohn des Isak.
'Hon ein ben Ishak el-Ibadi, ein syrischer Christ
(809 — 73), berühmt als Uebersetzer aus dem Griechi-
schen ins Arabische, im christlichen Mittelalter gewöhn-
lich Johannicius, auch Ilum.ayn u. s. w. genannt^),
bearbeitete auch ein Buch: Sitten Sprüche der Phi-
2) Siebe Virchow\s Archiv Bd. ■)2 S. 369.
Spanische Bearbeitungen arabisehor Werke. 355
losophen u. s. w., wahrscheinlich nach byzantinischen
Qnelleu. Die Sprüche sind grofsentheils bestimmten
Personen, fast nur Griechen, beigelegt. Auf die Be-
deutung dieses Werkchens als „vorzügliche Fundgrube
für die arabische und jüdische Gnomik" habe ich schon
in meinem „Manna" (Berlin 1847, S. 109)^) und auch
in anderer Beziehung an verschiedenen Orten (s. meine
Abhandlung: Zur pseudepigraphischen Literatur, Berlin
1862, S. 50—51) hingewiesen.
Als arabisches Original erkannte ich die HS. TT;!)
des Escorial und (als unvollständig) die Münchener HS.
651, auf welche auch Knust (X, 144) gekommen ist,
jedoch ohne das richtige Verhältnifs auffinden zu kön-
nen. Auch kleinere Fragmente scheinen erhalten zu sein;
doch übergehe ich dieselben, so wie die Reihe muham-
medanischer und christlicher arabischer Autoren bis in
das XVIII. Jahrhundert hinunter, welche das Buch Ho-
nein's in Contribution gesetzt haben, grofsentheils ohne
ihre Quelle zu nennen (s. die Nachweisungen: Zur pseud.
Lit., S. 44 und 91, Anm. 8; HB. IX, 47; XI, 74); auch
eine äthiopische Uebersetzung, namentlich der Partie
über Alexander, hat sich erhalten; persische und tür-
kische Schriften scheinen aus Honein geschöpft zu haben,
nach den Parallelen, welche man bei Diez findet (HB.
XI, 74).
Zu Anfang des xiii. Jahrhunderts übertrug der
Uebersetzer des Hariri, Jehuda Al-Charisi in Lunel,
das Werk Honein's ins Hebräische, und diese Bearbei-
tung ist zweimal — nicht besonders correct — gedruckt,
in Handschriften sehr häutig, auch in einzelnen Stücken,
welche die Catalogisten , z. B. Bartolocci und Assemani,
nicht erkannten. Diese HSS. haben, u. A. wegen der viel-
fixch verstümmelten Namen, einen Werth; noch wichti<>cr
ist der Umstand, dafs einige die Alexanderpartie an
3) Dieses BücheK'heii enthält Uebersetzuugen aus dem Hebräisclien
(xiii. Jahrb.), mit Parallelen, als Beitrag zur romantischen Literatur
in •wissenschaftliohem Sinne. Es ist meines Wissens wenig von denen
ben\itzt, für die es vorzugsweise vorfafst worden.
23*
35g ^- Steinschneider
richtiger Stelle enthalten, nämlich anschliefsend an die
Sprüche des Aristoteles, während die Ausgabe sie als
einen III. Abschnitt anhängt. Letztere zählt im I. Ab-
schnitt („Pforte") 20, im II. 21 Kapitel, obwohl zu An-
fang nur 19 angegeben wird. I, Kap. 1 — ;> beginnen
stets mit den Worten : „ Es spricht Chananja ben Isak.'"
Einige HSS. haben einen 4., eben so beginnenden Absatz,
welcher die Geschichte des Dichters ;rprwS (oder u^p"^:«)
enthält; InJxas (oder Anikas) ist eine im Arabischen durch
Umstellung eines diacritischen Punktes erklärliche Ver-
wandlung von Ibicus. Dieses, wohl noch zur Einlei-
tung des Uebersetzers gehörende (in Cod. MiJnch. ar.
651 fehlende) Stiick ist in HB. IX, 92 abgedruckt und
stimmt ziemlich genau mit der spanischen Uebersetzung
(Jahrb. X, rU9 — 21). Die Siegelinschriften sind Kap. 5,
die Tier Philos. Kap. 0, f iinf Philos. Kap. 7; Cap. de los
juntas (Jb. S. 325, eigentlich Erbauung von Palästen, s.
zur ps. Lit. S. 50) ist Kap. 8; der junge Arist. Kap. 9,
seine Sentenzen Kap. 10, desselben Anleitung zum
Studium Kap. 11. Hier folgt ein, von Knust S. 325 nicht
erwähntes Kap. 12 von vier Weisen (Grieche, Inder,
Römer, Perser) im Tempel des Königs did'^Jd,- dann
sieben griech. Phil, im goldnen Hause Kap. 13, zehn Phil.
Kap. 14 (wörtlich wie im Jb. S. 325), dreizehn Phil.
Kap. 15 (desgleichen), vier Phil, bei Anuschirwan
(„Lusesa" bei Knust 8. 32G, vgl. S. 322). — Hierauf
fehlen im Spanischen die Kaja. 17 — 20, wovon Kap.
18 über Musik und Gesang bei Aumer in der tis. f. 25
(vgl. HB. IX, 47) *); Socrates ist II, Kap. 1, Plato Kap. 2.
Demnach ist avich die HS. /;-III-i unvollständig;
denn im Hebrä.ischen folgt Kap. 3 Arist.; Kap. 4: ,,Es
schrieb Arist. an Alexander" (Sentenzen)''), Kap. 5
Alexander's Sprüche — woran sich der III. Abschnitt
schliefsen sollte. G — 8 Diogenes, Pythagoras (goldne
*) S. unten zu 3 Tract. 11.
^) Knust S. 323 vermuthet die Identität mit Secretum, welches
jedoch nur benutzt scheint, siehe unter III und Knust 8. 309 über
L-III-2.
Spanische Bearbeitungen arabischer Werke. 357
Sprüche) und Hippocrates (Jb. X, 317 n. 14 — IG), 9, 10
Galen, 11 Ptolemäus, 12 Lokman, 13 „Römer" (lies:
Hermes), 14 Homer, 15 Auinus, Anisus (s. unten), 16 So-
Ion, 17 Balianus [Plinius oder Apollonius] , 18 Euclid
(vgl. Jb. X, 144, 325), für Honein's Buch entscheidend,
19 verschiedene Philosophen, deren erster Eusebius? (HB.
XI, 74), 20 Mehadargis (s. unter H); 21 Salomo und
die 110 Dschinnen, wofür Knust (S. 325) nirgends eine
Parallele gefunden.*^) Der IH. Abschnitt der hebr. Aus-
gabe in 12 Kapp, über den Tod Alexanders ist in einer
deutschen Uebersetzung von M. E. Stern, Wien 1861,
mit der neuen ITeberschrift „Grabespforte" (vgl. HB. IX,
47) zugänglich und schon von Zacher benutzt. Bei aller
Ungenauigkeit dieser Uebersetzung im Einzelnen würde
sie doch für Knust (S. 310, 323) ein besserer Führer
gewesen sein, als die kurzen Andeutungen des Aumer'-
schen Katalogs. Doch wird die Besprechung dieses Ab-
schnittes bequemer unter II (Bocados) folgen.
Hat der spanische Bearbeiter der Proverbios das
arabische Werk unvollständig; voro;efunden und so über-
setzt? In welche Zeit gehört die Uebersetzung? Ich
wage es nicht, diese Frage selbst zu behandeln, möchte
aber doch auf zwei andere Schriften hinweisen, wovon
eine sicher das Werk Honein's benutzte.
Die Madrider Natioualbibliothek besitzt eine HS.
Jafuda, judio di Barcelona, Dichos y sentencios de Filo-
sofos sacados de libros arabes per orde/i de D. Jainie I. (?)
de Aragon i/ trad."^ en lenwsin a. 1385; Helfferich (R.
Lull, 1858, S. 52, vgl. HB. 11, S. 17; Jahrb. II, 1860,
S. 256; Kayserling, Sephardim S. 329; Klein, Gesch. des
Dramas VIII, 1871, S. 227) theilt 39 Sentenzen daraus
6) N. 9G fehlt; die N. 1, 2, 4, 5, 8, 0, 11, 12, 18 — 20 u. s. w.
siri'l aufgenommen in den von mir (hinter Testament des Jehuda Ihn
Tibhon, Berlin 1852) herausg. Sentenzen (Misefiie Chachonii/ti) S. 21,
N. 72, 73, 95 — 137 (ausgenommen 119), unter weichen auch andere
aus verschiedenen Kapiteln Honein's; z. B. gleicli n. 11 (Honcin II,
Kap. 11, s. unten unter II). — Das Kap. ist als besondere Schrift auf-
^Lvahlt von Assemani unter Cod. Uibin. 53, 8.
358 ^^- Steinschneider
mit, ohne anzugeben, welcher Stelle oder welchen Stellen
sie angehören, und vermuthet (S. ßO) dafs Honein's Werk
benutzt sei, ohne speciellen Nachweis.') Ueber jenen
Je hu da und seinen Antheil an dem Buche ist noch
Nichts ermittelt"); in einem Fragment der Apophthegmen
Honein's in dem Münchener Cod. 43 wird Jehuda Charisi
von dem unwissenden Abschreiber als Barceloneser be-
zeichnet (HB. VHI, 08, 86), worauf also kein Gewicht
zu legen ist. Nachdem aber jetzt eine Uebersetzung der
Apophthegmen nachgewiesen ist, wäre eine genauere
Untersuchung der Madrider HS. wünschenswerth.
Eben so wimschenswerth wäre eine Vergleichung von
Jakob 's Liibro de la Saviesa (Cod. Escor, j. M. 29 bei
Rodriguez de Castro II, 605, der von „zwei" HSS. spricht)
mit dem arab. Original, nach den Andeutungen über das
vermuthliche Verhältnil's, welche ich, von der hebräischen
Uebersetzung ausgehend, in der HB. IX, 50 gegeben.
Ob hierüber Etwas bei Amador de los Rios zu finden
sei, weil's ich nicht, mufs es jedoch bezweifeln, da Knust
Nichts davon erwähnt, während er (XI, 393) eine Stelle
Amador's (III, 544) über das Verhältnifs des Libro de la
Saviesa zu einem Werke bespricht, zu dem ich mich nun-
mehr wende.
IL Bocados de Oro.
(Knust X, 131; XI, 387.)
Ohne eine der Ausgaben benutzen zu können, welche
Herr Knust nachweist, bin ich in der Lage, eine ihm un-
bekannte lateinische und das arabische Original nach-
weisen zu können (vergl. über das Nachfolgende im All-
gemeinen HB. IX, 50).
") Die Parallele bei Helfferich S. 60, Anm. 65 aus Petrus Alfonsl
(Kap. 38, s. Schmidt, S. 166) ist aus den Grabreden über Alexander,
Honein III, s. unten.
*) „Jehuda b. al-Chorasani" bei Helfferich S. 59 ist eine Con-
fnsion drei verschiedener Schriftsteller ; Corsani bei De Rossi S. 88 in
Fes, und Jehuda b. Salomo Barceloni bei Zunz S. 469 (Catal. Bodl.
*2585) , der im Index S. 590 mit Jehuda ben Barsiliai el-Barccloni
confundirt ist. Keiner derselben pafst für unseren Jehuda.
Spanische Bearbeitungen arabischer Werke. 359
Abu'1-Wefa Mobeschir Ihn Fatik (dessen Bio-
graphie im Journ. Asiatique 1856, T. VIII, 177) verfafste
ein Buch von Sentenzen alter (chronologisch geordneter)
AV eisen mit einleitenden kurzen Biographien, welche auch
die äufsere Gestalt u. s. w. schildern.-') Ein unvollstän-
diges Exemplar hat sich in Leyden (Catal. III, 346)
erhalten. Einzelne Sentenzen hat die berühmte Ge-
schichte der x4erzte von Ibn Abi O'seibia aufgenommen,
woraus Proben von Sanguinetti im Journ. As. L c. fran-
zösisch übersetzt sind. Eine Stelle aus diesem „Albu-
guasis" über Ptolemäus findet sich im Vorwort der
(1515) gedruckten lateinischen Uebersetzung des Alma-
gest, welche (nach HSS.) von Gerard von Cremona
(starb 1187) herrührt (vgl. Zeitschr. für Mathematik u. s.w.
herausg. von ^chlömilch u. A. XVI, 1871, S. 381, vgl.
S. 370). Es lag daher nahe, dem Gerard die Ueber-
setzung des Buches beizulegen, welches im Cod. Paris.
(';069 als eine Uebersetzung des Joh. Procida aus dem
Griechischen figurirt und in S. de Renzi's Collectio Sa-
lernitana (III, 69 — 150), freilich sehr incorrect, abge-
druckt ist. Diese latein. Uebersetzung aus dem Arabi-
schen ist unstreitig identisch mit der HS. Colleg. Corp.
Christi 241 (Jb. X, 143), Par. 6G52 (ib. 144) und ,,dicta
anücpiorwn jy/iilosop/iorinn'-'' bei Bandini III, 9, Cod. 8, IV.
Zu den französischen HSS. (Kn. X, 145) gehört vielleicht:
Morcditcs des pJiilos. in Turin (Pasinus II, 476, Cod. 49.
f 61). Von der englischen Bearbeitung des Earl of Ri-
vers verzeichnet der Catal. impress. in Bibl. Bodleiana
III, 826 unter Vidville die Ausgaben 1477 und 1528
ohne gegenseitige Verweisung auf und unter Bocados.
Die latein. Ausgabe, die ich fortan mit R. bezeichne,
enthält 20 ungezählte Kapitel, deren Ueberschriften ich
mit denen des Originals von Ibn Fatik (F.).^ und der
Apophthegmen Honein's (IL), nebst einigen Parallelen in
Schahrastani's Buch der Secten u. s. w. (deutsch von
Haarbrücker) zusammengestellt habe in HB. IX, 51.
9) Ueber Abbildungen s. mein Alt";uabi (Petersburg ISÜO) S. iOG.
3(50 M. Steinschneider
Für das Verhältnils des Lateiners zum Original ist
uns nur eine indirecte Vergleichung mit den Excerpten
des Oseibia gestattet, welche sich auf* 5 Personen er-
strecken.
Hippocrates (J. As. VIII, 178, I8G, dazwischen
S. 182 aus Honein Kap. 8) fehlt in der latein. Ausgabe.
— Eine Stelle aus dem Secretum secrctor. s. Jb. X,
136, 288.
Pythagoras ib. S. IfO n. 10 bis 195 n. 47, vergl.
R. S. ^^ Z. 6 bis 84 Mitte, bei 77. als die von Galen so
genannten „goldnen Sprüche" (HB. XI, 74).
Socrates ib. 319 n. 15, R. 90 Z. 9; 322 n. 35 (//.
/*. 7'' unten); n. 41: comme les figures ... ou clans un livre^
7v. 92 Z. 2 sicut ßgurentur iii foliis lihri^ IL f. 7: „wie
die Zeilen im vohimen'''' (^Mcgilla^ Buchrolle, wodurch
das Bild deutlich wird). S. 323 n. 45, i?. 92 Z. 13, //.
7^ 324 n. ßO, //. 8; 326 n. 76 H. 8^ n. 77 i?. 96 Z. 4, //.
8''. — 327 n. 83 Ll t'preuves etc. ist eigentlich = 349
n. 69 unter Aristoteles und unter diesem bei IL Ende
Kap. 3. — R. 92 Z. 5 v, u: despicite mortem IL 7; Ä. 96
Z. 2: Et vidit quandmn midierem sepelientem IL 8 Mitte;
R. 97 Mitte: videns uxorem suam plorantem^ bei //. 7 unten:
„ein Mann".
Plato ib. 330 n. 1: D''ordinaire chaquc chose ä so/i
maitre! falsch übersetzt, R. 99 Z. 10 v. u.: consuetudo prc-
valet omnihiis rebus; Gewohnheit hat Macht über Alles //.,
und schon in der Rede des Arist. I, 10 /. 3'\ S. 331
n. 7 R. 101 Z. 15; 333 n. 20 R. 103 Z. 12; 334 n. 27 R.
106 Z. 17 V. u. (Oel — Wein, vgl. mein „Manna", Ber-
lin 1857, S. 89 N. IC und S. 107, Gabirol, Choice of Pearls,
London 1859, S. 137 n. 17, Berachja, Sittenbuch ms.
Kap. 8). S. 335 n. 35, 36. R. 106 Mitte; .336 n.41 R. 107
Z. 9; 337 n. 48 R. ib. Z. 6 v. u.; ib. n. 51, 52 R. 108
Z. 1 (für sive tenus lies ßne) und 4; 338 n. 55, das Rich-
tige in der Anmerk., R. 108 Z. 14 senex; ib. n. 58, 59, 60
R. 108 Mitte. — R. 107 Z. 8 v.u.: wenn Zuhörer ka-
men; vielmehr wenn Aristoteles kam, s. mein „ Alfarabi",
Petersburg 1869, S. 204, wo O'seibia die Stelle unter
Spanische Bearbeitungen arabischer Werke. }](j\
Arist. giebt; //. hat sie unter Plato. R. 108 Z. 10 scio
quod noii suni adJiuc sapiens bei IL Anf. Kap.
Aristoteles, das Biographische in meinem Alfa-
rabi S. 202 fg. — Sprüche Joum. As. 340 n. 2 R. 111
Z. 18 V. u. (wonach zu berichtigen daselbst S. 104); 341
n. 4 R. Z. 12 V. u.; 342 n. 8 R. 112 (Altarabi S. 10-1) ;
n. 9 R. Z. 21 und //. /. 10 Z. 2; n. 10 R. Z. 10, //. ib.
Z. 0; 343 n. 11 R. 113 Z. 17; 347 n. 48 R. 114 Mitte;
348 n. 55 R. 115 Z. 4 amicus Plato (Alfarabi S. 151, 250);
n. m R. Z. 13; n. 67 R. 115 Mitte, H. Z. 8; 349 n. (39 s.
oben Socrates n. 83; u. 70 R. Z. 19 v. u.; 350 n. 74 R.
Z. 16 V. u.; 351 n. 85 i?. 117 Z. 12; 352 n. 87, 88, 72. 117
unten, worauf: et dixit in libro celi et imindi! Ich ver-
muthe einen Schreibfehler im Arabischen: scmä für sin-
oder isrcn\ so dafs vom lih. secretuni secretor. die Rede
wäre, welchem der letzte Acht- Spruch (n. 80) angehört
(vgl. Jb. X, 305), s. Alfarabi S. 104, HB. IX, 140, unten
S. 373. — i?. 114 Z. 9 V. u. ist //. Kap. 4 Z. 5.
Es kam mir bei diesen Nachweisungen nicht auf
specielle Textvergleichung an, deren Nützlichkeit ich
wenige Male angedeutet, sondern auf das Gesanuntver-
hältnifs. Man sieht, neben der Identität der Werke, dafs
O'seibia nicht alle Sprüche aufgenommen, und wenn er
nicht fremde eingeschaltet, so umfafste auch der Lateiner
nicht den ganzen Text.
Auch in Bezug auf das Verhältnifs zu Ho nein 's
Apophthegmen sind schon Andeutungen gegeben. Die
nur theilweise identischen Apophthegmen bieten selbst in
der hebr. Ausgabe instructive Lesarten, z. B. Plato bei
R. 99 Z. 10 V. u.: (dies injicit nonnidla lies absinthiuni in-
ficit mell Ptolemäüs S. 130: non moritur sapientiant ha-
bens etc. bei //. (Kap. 11): Es stirbt nicht, wen die
Wissenschaft belebt hat (und so in meiner Ausg. der
Mischle Cliacliamim n. 1) — ■j^der die Wiss." u. s. w. bei
Schieiden, Studien, 1855, S. 23'>.
Dafs Knust noch zu wenig Gewicht auf die Be-
schaffenheit der lateinischen Texte für die Abhängigkeits-
frage gelegt, mag aus folgenden, zugleich die Identität
362 M* Steinselineider
erhärtenden Nachweisungen hervorgehen, in welchen ich
gleich difi spanischen Bocados mit berücksichtige.
Jahrb. X, 141 Ermes en grlego , . . monje^ R. 12
hcrmes dicitur grece^ Mercuritis. S. 136 Diogenes (/'. 28^
/. 24^?) paga a tus orejas . . R.IG 1. Z. virtiis honi viri con-
sistit in auribus etc. Nichts von der Zahl; aber bei IL 2
unter Plato vollständiger: Zahle die Schuld deiner [dei-
nen?] Ohren von deinem Munde, denn der Schöpfer
gab u. s. w. (vgl. mein Manna S. 104 zu LV, lies LVI;
Nabi Efendi bei Cardonne, Melanges II, 192, wo als
Parallele Cato Ceusorinus: Os umcm natura, duas formavit
et aiires etc.; im Journ. Äs. l. c. S. 323 n. 52 unter So-
crates, der auch bei Honein im Fafs wohnt, wie bei
Petrus Alfonsi II, 5, Schmidt S. 162).
XI, 388 (Socrates) EcUton . . construit vitta, bei
R. 89 richtig maxillas. S. 389 (Sedekia) Si rex claudatiir
. ., R. 70 richtig adulatw' . . sicict Uli qtii . . invadunturl
— Daselbst (Hermes) R. 75 unten: Cum ira . . levis [lies
leviiisl^ ad se dandum (1. sedandum). — S. 390 — 1 (Dio-
genes) Et dehonestavit . . R. 81 se ipse dehonestavit. —
S. 390 Z.l (Arist.) Quibns, lies cdiquihus i?. 111 (Alfa-
rabi S. 207). — Die Stelle vom Arabischen (XL 392)
finde ich in R. nicht; das Aufsuchen ist mir freilich beim
Mangel der spanischen Ausgabe nicht leicht geworden,
da Knust kurze Citate aus langen Kapiteln giebt, deren
Ueberschrift ich auch nur mühsam durch Benutzung sei-
nes genauen Index über die HS. (X, 132) auffinden
konnte. — In dem Art. Alexander (s. weiter unten)
hat Ibn Fatik ohne Zweifel, neben Ilonein's Apophth.,
Stücke des Secretum secretorum, benutzt, s. Jb. X,
282, 285, -R. 112 unten, 114 unten, und schon Hon ein
Kap. 4, wo der von Knust angeführte Satz lautet; „Wenn
das Volk sprechen kann, kann es auch thun; trachte,
dafs es nicht spricht, so wirst du dem entgehen, was es
thun könnte"; s. unten unter III. S. 371.
Hiernach erledigt sich auch, was Knust (X, 140 — 141)
für das Christenthum des Verf. anführt, s. R. 73 (Her-
mes); nuntlos pcrfusos spifitu und S. 88 (Socrates): Tu
autem Romam pcrgcns etc.
Spanische Bearbeitungen arabischer Werlie. 363
Weun ich bisher aus Rücksicht auf den Kaum nur
eine kleine Auswahl von Details gegeben, so fiige ich
doch noch eine Uebersicht der Kapitel hinzu, schon damit
die weitere Yergleichung Anderen erleichtert werde, aber
auch das Verhältuifs der Bearbeitungen im Ganzen be-
quemer zur Anschauung komme. Ich kann mich dabei
nur an Knusfs Index S. 131 halten; 7?. hat keinen Index
der einzelnen Kapitel, denen ich jedoch eine fortlaufende
Zahl gebe (vor der Seitenzahl).
Die einleitenden 7 Kapitel der Bocados von Bonium
[für Dabselimf f Barzujeh?], König von Persien, hat auch
R. nicht (vgl. Jb. X, 134, XI, 394); sie scheinen eine Ver-
quickuug der Einleitung zu Kaiila we-Dimna (vgl.
Zeitschr. d. Deutsch, morg. Gesellsch. XXIV, 353) und
der Einleitung Houein's (,, Ji/anic/o").
Kap. 1. Seth, bei R. Sedekia (P. Paris findet hier
nur ^^ridiciile '"'■')•, 2. Hermes R. S. 72; 3. Catalquius, Za-
kalqukis (S. 142), Caqualquius (S. 143), scheint Aesculapiiis
bei F. 4 (auch im Schlufskapitel bei R. und //.), vielleicht
gehört ihm ein Stück des langen Kap. Hermes bei RJ —
4. ^ad, Thoth in Arundel (S. 142), fehlt ebenfells. —
5, 6. Homer, Solon, R. 3, 4 S. 78, 80. — 7. Rabion, R. 5
S. 81 Fabion, lies Sabion, ist Sabi, fingirter Stammvater
der Sabier. — 8. Hippocrates, F. 8, fehlt bei R. (vgl.
oben S. 360). — 9. Pithagoras (auch bei F. 9) ist bei
R. 6 S. 82. Von da bis 14 stimmt die Reihenfolge, bei
einer Differenz von 3 in der Zahl, demnach 10. R. 7
S. 84 Diogenes ; — 11. i?. 8 S. 87 Socrates; — 12. R. 9
S. 98 Plato; — 13. R. 10 S. 109 Aristot. — 14. R. 11
S. 118 Alexander (s. unten); — 15. Ptolemäus i?. 12 S.
130; — die HS. (S. 134) trennt richtig As aron (Asseron
S. 142) R. 13 S. 131, ob etwa Zenon bei F. 7?? —
16. Leoginon, R. 14 S. 132 Loginon, ist Lok man (S. 133
Z. 2 v. u.: Et predicans ßlio suo düvif^ das s. g. Testament
an seinen Sohn) ^'*), wie schon aus Petrus Alfonsi hervor-
geht (s. Manna S. 102). — 17.Eunutio, oder Enesius (S. 142)
1») Siehe HB. IX, 51; Flügel, Handschr. der Wiener k. Bibliothek
HI, 13, 14; vgl. Index S. G29.
364 M. Steinschneider
it. 15 Eielius u. s. w. (vielleicht Aiirelius? oder Euna-
pius?) — 18. Medragis, R. IG S. 138 Medargis, eigent-
lich „Mahraris", eine Corruption von Mercurius (s.
die Anführungen in Virchow's Archiv Bd. 52 S. 470); —
19. Sillus, R.ll S. 139 Mesilns, in HSS. Thensilus, ist
Basilius (vgl. Virchow's Archiv /. c. 470); — 20. Galen,
R. 19 S. 140, also umgestellt; — 21. Proteus, Prothe-
gus (in Cod. Coli. C. C), ist ohne Zweifel R. 20 S. 142:
Sapientum dicta stmt hec. Inferror/aventnt Prothegtim etc.;
bei Honein Kap. 19 /. 16'' 0"^5"'üDnp Krastigcs i'); etwa Pros-
ta gor as? — 22. Gregorius c de otros; R. 18 S. 140 wie
in Cod. Coli. Corp. Chr. und F. 17 vor Galen; aber nur
vor Gal.; ist dasselbe in der HS. h-Ul- \ der Fall (Jb. S.
134 vgl. 136)? ich mufs bemerken, dafs im letzten Kap.
bei R. S. 143 Z. 17 Gregorius wieder erscheint (vgl. auch
HB. IX, 74), also dieses Stück gemeint sein könnte; dann
wäre Kap. 23 Piramus etwa Cramis bei R. S. 143??
Die letzten 4 Kapitel bedürfen genauerer Vergleichung.
Ich komme nun noch einmal kurz auf Alexander
zurück, indem ich auf meine Untersuchung über das
Verhältnifs der arabischen Quellen zu P send o -Kai -
llsthenes (Jb. X, 140) in HB. IX, 52 verweise.
Das 14. Kap. der Bocadon ist ohne Zweifel identisch
mit R. Der Uechtsspruch (X, 137) ist bei R. S. 125
(HB. 1. c); Quela (XI, 388, Quilla R. 121) ist Abdera;
Surge . . . aliis honiinibns (XI, 388) bei R. 122: 2?/w6* aliis
etc.; — Et dixit laudahilis . . (X, 142 unten) bei R. 130
Ende des Kap. eorum qvi (!) alii posstdent.
Hingegen sind die Anhänge in L-IH-2 f. 2(i n. 1 — 5
(Jb. X, 309) und /<-IH-l (S. 139) nicht „Auszüge aus
den Bocados mit Zusätzen" (S. 310), sondern Stücke aus
Honein — welche freilich auch Ibn Fatik (Bocados)
theilweise benutzte.
Die s. g. „zwei Briefe des Aristoteles", die an das
SecretuDi erinnern u. s. w. (S. 309 — 10), sind Honein's
Kap. 4, 5 (HB. IX, 48), das Uebrige gehört Honein's
") ,, CVi/f's/ayo*" (Ascher zu Gabirul, L'/ioice of PtarU S. 181, N.
iJOO) ist sicher nicht die richlij^e Form des Namens.
Spanische Bearbeitungen arabischer Werke. 365
IIL Abtheilung nach der hebr. (und hieraus deutschen)
Uebersetzung, welche ich kurz analysire.
Kap. 1, 2, Alexanders Briefe an seine Mutter (der
erste auch bei R. 12G), Jb. X, 310 n. 0, 7; das Gastmahl
hier in Kap. 1 bei R. erst S. 127. — Kap. 3. Antwort
der Mutter, n. 8 (S. 311 Z. 3 cosas nuevas^ hebr. Welt-
schöpfung, weist auf das arabische IJvdvtJi). — Kap. 4
Rede derselben am Sarg Alexanders in Alexandrien n. \)
S. 312; — Kap. 5 hat 49 Sprüche von ungenannten
Weisen in Babylon (uuvollst. bei R. ]2ri, Schahrastani II,
188 nennt einige Namen, auch bei Cardonne, JSlelanges
J, 253, bei Schmidt zu Petrus Alfonsi S. 1G6; letzterer
C. 38 S. 83 hat nur 7 Sprüche, dann: Sed de triginta
duohvs pliilosopliis . . . vuuHoriae longum est redvcere; vgl.
mein Manna S. 114, wo auch Parallelen in Thaalebi);
n. 10 S. 112 fg., wo 76 Personen, auch den folgenden
Kapp. Honein's entsprechend; — Kap. () Sprüche der
Rustuk [Roxane], Tochter des Darius — Eurapica ßUa
de Adaramis im Span. — (und der Hofdiener); — Kap. 7
der Sarg wird (noch einmal?!) von Babylon nach Alexan-
drien gebracht u. s. w. (S. 313); — Kap. 8 Sprüche von
17 Philosophen (s. unten); — Kap. 9 der Sarg wird ins
Haus gebracht; Jb. S. 313 (Bocados stimmt mit R. 127);
— Kap. 10 Rede der 5 Philos., Jb. 11 S. 31-i; — Kap.
11, 12 Brief des Aristoteles an die Mutter und Ant-
wort derselben, ohne Zweifel Cod. Vat. [Urb. 53?J bei
Bartolocci 1, 480 (Jb. S. 138). Der Spanier (Jb. S. 315
n. 12, 13 vgl. S. 139) setzt hinter Arist. Brief den Schlufs
des 7. Kap. (von den Worten E despves diro Ay iiifsiel/a)
und die Sprüche von 18 Philos. aus IJ. Kap. 8; dafs die
nachfolgenden ensennamientos (317 n. 14 — U)) nicht den
Bocados sondern Ho nein H, G — 8 gehören, ist schon
oben bemerkt; ich beziehe daher auch das ("itat ,.Ilev-
viervs in libro suo de dictis phüosophonnti'-'- in Cod. Arundel
123 (xiv. Jahrb., Jb. S. 141 — 2) auf Honein, obwohl
dort der Auszug aus Ibn Fatik folgt.
Eine neue Ausgabe der Proverbios und der höchst
seltenen Bocados^ mit Benutzung der nachgewiesenen Hilfs-
quellen, darf wohl den Herausgebern der Biblioteca espahola^
3ßG M. Steinschneider
insbesondere dem Orientalisten Pascval de Gayavqos^
der bereits Calila ive-Dimna geliefert hat, angelegentlich
empfohlen werden. —
Die Geschichte des Secundus (S. 148) steht mit
unserem Buche in keinem innern Zusammenhang, obwohl
auch sie von orientalischen Christen bearbeitet ist, s.
Nicoll, Catal. S. 58 und 507 (so lies in Zeitschr. für
Mathem. X, 463 A. 20); mein: Zur pseud. Lit. S. 80,
Sachau's Syriaca inedita (Gott. Gel. Anzeigen 1871
S. 1202).
III. Secretum sccretorum.
(Knust X, 153 fg.; 272 fg.)
Bei der Besprechung dieses culturhistorisch bedeu-
tenden Buches werde ich zuerst die Fragen ins Auge
fassen, welche das Ganze betreffen, dann auf die T heile
iibergehen, die sich auch in den verschiedenen Bearbei-
tungen gesondert finden und für besondere Bücher ge-
halten wurden ^''^).
Für alle bekannten Bearbeitungen ist die arabi-
sche unedirte (Jb. S. 161) als Text zu betrachten.
HSS. verzeichnet der neue Leydener Catalog (IV, 205
N. 205), dazu kommt noch: Lee, Cafal. of orienf. MSS.
n. 30, und Cod. Sprenger 943 (den ich benutzte und durch
A. bezeichne). Ein unvollständiges Exemplar enthält
vielleicht der karschunische (mit syrischen Lettern ge-
schriebene) Cod. Vatican. 209, ^, 14 Bl. 4", geschrieben
in Kom 1654, welchen Assemani (Catal. III, 408) ohne
Weiteres mit de siU/ et viirabil. Indiae (im Secret. ist
häufig von Indern die Rede) identificirt, während der Cod.
schon auf f. 2 eine Antwort des Aristot. enthält. Des-
gleichen Cod. arab. Vat. 523 (Saec. XV): In recto ducis
1^) Im Allgen)einen, und insbesondere über die hebräische Ueber-
setzung, s. meine Bemerkungen in Frankel's Zeitschr. f. d. relig. Inter'
d. Judenth. III (184C) 8.280; Register zn Catalog Michael (Hamburg
1847) S. 323; Jewish Ltterature, London 1857, §. 20, Anm. JMa und
Ende §. 22; Ckitol. Cudd. hebr. Lvgd. Bai. 1858, S. G5; Catal. Hör.
hehr, in Bibl. Bodl. p. 1308, 2487; zur pseud. Lit. S. 9G; Alfara bi S
258; HB. VI, 70; IX, 143.
Spanische Bearbeitungen arabischer Werke. QgT
seil impcmtoris regimine et ejva moribus rite instituendis.
Wohin der Cod. in Konstantinopel (Hagi Klialfa VII,
349 N. 901) gekommen , ist mir unbekannt. Hierher ge-
hört wohl auch die im Jahre 1521 copirte Epistola de
regimine in Cod. Vat. 408 (Philologus 1860 S. 353, s
HB. III, 117).
Ueber die ältere Quelle lauten die Angaben ver-
schieden (Jb. 160, 164, 276, 278); sie stammen aber alle
aus dem Prolog des arabischen Buches; nach A. wäre
dasselbe direct aus dem Griechischen übersetzt; an-
dere H8S. (siehe z.B. Lee) nennen als Mittelstufe romi,
was auch der Hebräer beibehalten; die latein. Ueber-
setzung hat dafür romuna oder latina., Andere (vgl. Nean-
der bei Wolf, Bibl. hebr. I, 122) setzen daf ür" „ c h a 1 -
däisch"; ich habe dies für syrisch genommen (s.
Virchow's Archiv Bd. 52, 1871, S. 367).
Das griechische Original ist meines Wissens nir-
gends nachgewiesen; also wird auch die Stelle bei Gott-
fried von Waterford (Jb. 160) nicht auf unser Buch,
sondern auf die ,,autres livres d'autoritei'-'- zu beziehen
sein. Eine ältere hebräische Quelle existirt sicher
nicht, eben so wenig als von dem Pseudo- Aristotelischen
de causis (s. mein Alfarabi S. 249). Hingegen ist das
arabische Buch compendiös ins Hebräische übersetzt
(Jb. 162), und zwar wird, als Uebersetzer Jehuda-al-
Charisi genannt von Assemani zu Cod. Urbin. öo, wo
es, wie in mehreren anderen HSS., verbimden ist mit den,
von Charisi übersetzten Apophthegmen Honein^s, so dafs'
der Verdacht einer irrthümlichen Uebertraguug entsteht;
ja Assemani verzeichnet unter Cod. 435, ■'^ die Apophtheg-
men, während der Anfang jedenfalls dem Secr. angehöi^tl
Ob die Buchstaben tp und r> im einleitenden Disti-
chon (HB. VI, 70) auf den Namen „ Juda- führton, lasse
ich dahingestellt. Handschr. des Werkes, aulser den
erwähnten Vat. 435, Urb. 53, sind: Paris 930, ' ; 896. ^
(Dukes, Litbl. d. Orient VIII, 422; IX, 193). Parma D.
R. 773, Petersburg Firk. 445 (Gurland, Ginse Israel IV,
S. II, Zeitung ha-Maggid 1867 S. 335, 1868 S. 118)'
Bodl. Oppenh. Add. Qu. 9 (Orient XII, 110), München
o68 M. SteinsolineidiM-
■542, ^ 417 (HB. VI, 70), Berlin 543 Qu. (Köhler's Anzeige-
hefte 18(18 S. 108 n. 1, HB. IX, 140), Besitz von Abr.
Jefet (Zeit. Jui -Karniel I, 33''), des Buchhändlers Fisehl
im J. 18.Ö,'), und meine eigene; davon kenne ich sechs
aus Autopsie. — Theile s- weiter unten.
Aus dieser hebr. Uebersetzung ist keine der beiden
lateinischen geflossen, auf.welche vielleicht alle euro-
päischen zurückzufiihren sind.
Ueber das von Johannes Hispalensis übersetzte
unedirte ref/i»ien sanitatis hat Knust (S. 279, 280, 308)
leider Nichts näheres mitgetheilt. Joh. übersetzte von
11 35 — 1142 sehr Vieles (Quellen über ihn s. in der Zeitschr.
für Mathematik u. s. w. 1871, XVI, 37.3).
Philipp Clericvs^ dessen Uebersetzung edirt ist (ich
benutze die Ausg. 1501, vgl. Jb. S. 272) wird von Jour-
dain wegen Guido um 12U4 angesetzt; das bestreitet
Knust (S. 275, vgl. 1(32), weil das Secretum schon von
Pierre de Vernon benutzt sei ^^), der im xii. Jahrh. ge-
lebt. Allein die Hist. lit. de la France XHI, 115 versetzt
ihn nur im Allgemeinen nach der Sprache in die 2. Hälfte
des XII. Jahrb., er könnte also um 1200 gelebt haben.
Man scheint diese beiden Uebersetzer und den arabischen
Johannes, „fil. Patricii" confundirt zu haben, wie Knust
(155, vgl. \{\(\, 280) an Felipe Patrias nachweist, wie er
auch bei P. Bayer (zu Antonio) ßl. Pafricii heifst. In
zwei Bodleian. HSS. heifst er Philippus de Johanne und
Johannes C'lericus (HB. IX, 1.50). Ich halte ihn für den-
,, Philippus Tripolitanus" in der hebr. HS. De Rossi 354
(Uroscopie, s. Virchow's Archiv Bd. 40 S. 91). üb er
der artis ntedicinae Docfor^ welcher ein Werkchen über
das Astrolab des „Ameth fil. Afar" lateinisch übersetzte
(spanisch in Cod. Canonician. 240, 9, Coxe S. G93), lasse
•3) Die Verse, in welclieii Pierre den Hebräern die erste Wissen-
schaft beilegt, vor den Lateinern, Griechen, Indern und Persern (vgl.
Anm. 17), ist aus dem Anfang des Abschn. de conservatione sanit. (/". 6
Col. 21), wo zuerst Gott den Philosophen und „Propheten" und anderen
Auserwählten pliirima acquirendu offenbart, und von ihnen die Inder
11. s. w. lernen.
Spanische Bearbeitungen arabisclier Werke. 3ß9
ich dahingestellt, bis diese HS. mit der Uebersetzung
desselben Werkes von Ibn es-Saflfar, welche Plato aus
Tivoli dem ,,Jo. David" (d. i. Job. Hispalensis) widmete,
verglichen ist (s. D. M. Zeitschr. XVIII, 12;j, XXV, 392;
Zeitschr. f. Mathem. XVI, 374). ^*) Andererseits wird
in einer HS. von Avicenna's de anima der Uebersetzer
Pldlippxts flisjx(7ws anstatt Job. Hispal. genannt (HB. X,
.06). — ,,Anthiochia", wo Guido das Buch angeblich
fand, halte ich für eine Erfindung (s. Nachschrift S. 37(5).
Um die Verschiedenheit der beiden spanischen
Uebersetzungen (Jb. S. 305) auf ihre erste Quelle zurück-
zuführen, müssen wir zur arabischen zurückkehren.
Der Uebersetzer Jahja (S. 304 = Johannes) Jö/i aJ-
Batrik (oder Bitrik), ein syrischer Christ aus dem
VIII. Jahrb., ist wohlbekannt (s. Virchow's Archiv Bd. 52
S. 304) ^•^), und meines Wissens kein triftiger Grund vor-
handen, ihm das Werkchen abzusprechen, welches wahr-
scheinlich schon von dem Verf. des Fihrist (herauso-. v,
Flügel 1871 S. 247, vgl. D. M. Zeitschr. XHI, 625) citirt
wird, der den rhetorischen Styl hervorhebt "'), auch von
Honein (s. oben) benutzt scheint, jedenfalls von Ibn
Fatik. Ob ihm die in Fhilipp's Uebersetzung vorkommen-
den Verweisungen^'^) angehören, wird noch zu unter-
1*) Ob verschiedene Verweisungen im Secret. etwa dem Philipp
geliören? s. unten Anni. 17.
15) franslator jjeritissimtis etc. iieil'st er hei Philipp, s. weiter
unten.
IS) Eben so sagt Philipp in seinem Vorwort: in enigmatilnis et
exemplis et figuratlvis loqmitionihus docens.
1") Da dieselben für die Geschichte des Buches von Bedeutung sind,
so stelle ich die wichtigsten hier zusammen: Ende des Abseli. Quod
rex se debet regere per astronomiam /. 6 Col. 2: Scias itjitur quod
j'i.ri [fehlt ct^ ptanete s^int mille et XXIX de quihiis tradam tihi od jde-
7ium in quadiun parte istius libii — steht aber nirgends. Im Abschnitt
de conserv. sanit. (kurz nach der Stelle oben Aum. 13) /. G Col '6:
Scire tarnen debes quod gloriosus deus inter caeteros prophetas vmgis gre-
cos illtiminavit ad scientias acquirendas et rerum iiaturalium genera
cognoscenda. de hoc aiifem alibi tibi fidem J'ecimus vnde secundum
ipsos proposuinuis procedere in hoc libro deo concedente. Ende de bal-
neo /'. 10, Col. 2: . . oirru lune cngnoscifiir an sint breves aiit lange
Jahrb. f. rom. u. engl, Lit. XII. 4. 24
370 ^^- Steinschneider
suchen sein. Der Leydener Catalog weist dem Buche
eine zu späte Stelle an, und scheint Jahja's Namen in
der Einleitung für ein blofses C'itat zu halten. Diefs
beruht auf einer Lesart, die uns nunmehr, um Wieder-
holungen zu vermeiden, zu einer näheren V er gl eich ung
f iihrt, bei welcher wir uns mehr an Knust, Jb. S. 276 fg.,
anschliefsen können.
Die meisten arabischen HSS., die hebräische Ueber-
setzung (die ich fortan durch lir. bezeichne) und Poridad
haben VIII Hauptabschnitte oder Tractate mit eini-
gen untergeordneten Pforten oder Kapiteln, deren Be-
zeichnung und Zählung, wie sonst häufig, schwankt. Die
"Wiener, von Hammer verzeichnete HS. zählt X Tractate
und ist umgestellt; Philipp's Worte (im Absatz ap-
probatio operis seiner Vorrede): dividens itaque ^j?'«.se?2-
tem codicem in distincfiones ^*) i^el libros X quonim quiJibet
in se continet cupitula et particulas Jiatas (?J, müssen noch
auf Aristoteles bezogen werden, nicht auf den Ueber-
setzer (wie Knust S. 276); dann folgt itt vero sub certis
titulis . . . inveniatvr quod queritur. ego . . . in huius
libri principio collegi et scripsi libroruni (!) principia et
omnia capitula titulonim. Vor diesem Specialindex Phi-
lipp's (der nicht ganz mit den Ueberschriften im Buche
. . et ego te docui fideliter . . . divisiones . . . Sed precedentia signa
sunt veriora et meliora sicut determinmn in liöris (so) de aquis. Et
hec Signa su/ßeiunt Uli qui bene lm.(f tenent?) in memoria doctrinam illius
libri: sicut etiam continentur in libro quem feci de medicinis compo-
sitis et potionibus artificialibus et unguentis compositis et emplastris sc-
cundum ordinem et artem grecorum, italorum, indorum et per-
sarum (s. Anm. 13) in quibus nullum experimentum fnit faliax. Die
Beziehung auf den Mondlauf erinnert an das dem Hippocrates bei-
gelegte von Jachja Ihn el-Batrik bearbeitete Schriftchen über die
Zeichen des Todes (Virchow's Archiv Bd. 40, S. 108; Bd. 42, S. 107)
und ein damit verwandtes aus dem Arabischen übersetztes über Diagnose
nach dem Mondlaufe. — Endlich Auf. de proprietatibus /. 12, Col. 1:
In aliis siquidem libris nostris plenarie de proprietatibus lapidum et viri-
bus herbarum et naturis plantnrum declararimus ; hier soll wohl Aristot,
selbst gemeint sein.
^*) Distinctio entspricht eigentlich mehr dem arabischen Fdsl, Ab-
schnitt, bei anderen Uebersetzern Differentia. s. Zeilschr. f. Mathematik
XVI, 360.
Spanische Bearbeitungen arabischer Werke. 371
selbst stimmt) beginnt: De proJogo iounnis qvi transtulit
huuc üb nun ^ also ist die Uebersehrift /. 3: Prologiis
Jonnnis qui transtulit Hb mm (,, zweiter Prolog", bei Kunst
S. 280, 304) an die unrichtige Stelle gerathen? A.
beof'innt: Gott befrliicke den E/nir cl-Muminin u. s. \v.,
lir. setzt noch vor: „Es sjjricht der Ismaelite der Ueber-
setzer" und schliefst an das Elogium Alexanders ^"^
dessen Brief an Arist. (Orient XII, 110) und die Ant-
wort, an deren Schlufs: „Wisse wie das Volk reden
kann, so kann es auch thun" u. s. w.^*^) Dann beginnt
ein Absatz: ,,Es spricht der Ismaelite der Uebersetzer
Jahja ben el-Batrik: Ich habe keinen Tempel u. s. w. . .
zu übersetzen aus dem Arabischen ... (s. S. 3G7). Das
Erste, was ich darin fand, ist die Antwort des Philos.
Aristoteles . . ." (Lat. /. 3 col. 1 Joannes qui transtulit . .
linguarum interpretator jjeritissimus et ßdeliss. inquit non
reliqui locum neque templum . . . in primis enini sie
inveni in ipso codice. transtuli librum ^^ßfiiissitni Aristo-
tclis . . .); der Schlul's kürzer als im Lat. /. 3 Col. 3;
dann Index der VIII Tr. (Wolf, B. H. 1,222), der im
Lat. fehlt, aber in Por. S. 304 erscheint. — ^4. läfst auf
das Elogium Alexander's nicht die ersten Briefe Alex. 's
und Arist. folgen, sondern schliefst immittelbar an: „Es
liei's der Uebersetzer Jahja . . keinen Tempel" u. s. w.
bis zur Stelle von den Sprachen; worauf; „das Erste,
was ich darin antraf, war der Brief Alexander's" u. s. w.,
dann die Antwort (zum Theil gereimt) mit jenem Satz
vom Volke, und an diesen selbst anschliefsend ohne wei-
tere Uebersehrift oder Einleitungsformel: „O Alexander
du bedauerst meine Abwesenheit" u. s. w. (Jb. S. 281,
vgl. Florcs S. 50), dann Index. Die Differenz besteht
also in der Stellung der ersten zwei Briefe innerhalb der
Einleitung des Jahja oder als Anfang der Einleitung des
Aristot. Ob sie in den Por. gar nicht vorkommen, ist
aus Jb. X, 304 nicht mit Sicherheit zu ersehen. Jedenfalls
^') Die Erklärung des bicornis beim Spanier (S. 277) haben A., hr.
und der Lateiner nicht.
20) Vgl. oben S. o()2 Z. 5 v. u.
24*
372 ^^- Steinschneider
weist alles Diefs darauf hin, dafs die Por, weder direct
noch in direct (durch das span. secr.') aus Philipp's
Ueb ersetz ung geflossen, sondern aus der abweichen-
den arabischen Recension, oder einer derselben ent-
sprechenden lateinischen. Sollte noch Jemand das ganze
Buch lateinisch übersetzt haben? Eine Verglei-
chung des vorhandenen regimen samt, von Joh. Hispalensis
wäre jedenfalls wünschenswerth.
Obiges Resultat wird auch eine weitere kurze Ana-
lyse bestätigen. Tr. I (Jir. Litbl. VIII, 423) span. S. 281
de las manieras . . — lat. /. 4 Col. 1 Z. 2: sapientiani
pJiysicam abbreviatam. — „p/^i/s," nicht in A. und hr.
Die Stelle (de intentione fnali) Jb. 282, ist von Ibn
Fatik (R. III, 112) aufgenommen. — A. f. ^ nennt zwei-
mal den ,, griechischen Dichter Homer".
Tr. II ist de Ja savieza S. 282 Z. 4 v. u. — 3 Excerpte
hr. (das 3. gehört an den Anfang) bei Dukes, Sckire Sche-
lomo I. Hannover 1858 Anhang S. xiv. — Von „musika-
lischen Instrumenten" (S. 284) weifs weder A. /. 5 noch
hr. (Musikalisches bei Honein s. HB. IX, 47 Anm. 1). —
Die Stelle vom Volke (s. oben im ! . Brief) Jb. S. 285
(ed. 1501 /. 5 Col. 1) steht auch in A. und hr., aber auch
schon in Honein's Apophth. Kap. 4 (vgl. Jb. 309), bei
Ibn Fatik S. 114 Z. 9 v. u. ungenau: facüius ad facta
tollabitur. — Für „Hermogenes" (S. 286) ist nach A.
und hr. (Litbl. d. Or. VIII, 423) Herines niagnus zu lesen
und im Spruch desselben für virtutes (!)-, die ,, Engel" des
Himmels schreien. Die Namen der vernichteten Stämme
fehlen in A., sind am vollständigsten in lir. Das Gift-
mädchen wird im Spanischen (S. 287) von der Königin
de Nicomedia geschickt, im Lat. von Indien, in A. und
hr. vom König von Indien (s. mein: Zur pseudepigr. Lit.
S. 6e,, Virchow's Archiv Bd. 52 S. 347, 481, 499). ~~ Der
II. Tr. schliefst in A. f. 7'' und hr. (Orient XII, 111) mit
einer Stelle, wo vom Schachspiel die Rede ist, während
der Lateiner auf eine astronom. Abhandlung; verweist
(oben Anm. 17). Hier tritt nun die gröfste Differenz
hervor. Die X theilige Wiener HS., Philipp und das
span. Secr. (S. 2nS) lassen das reg. .^auif. folgen; ^1. f. 7'',
Spanische Bearbeitungen arabischer Werke. 373
Ar. (auch einzeln im Cod. De Rossi 1358) und Por. (S.
304) haben als III. Tr. de jvstitia — worin der König
wiederum mit dem Kegen verglichen wird (Litbl. IX, 103),
schliefsend mit dem achttheiligen Ringspruch (circulusj,
den auch Ihn Fatik aufgenommen (oben S. 361) und
dessen Paraphrase im 4. Kap. der Fl o res (Jb. X, 52). ^^)
Diefs Kap. fehlt aber nicht im Latein., sondern findet
sich f. 13 coL 3 hinter dem reg. satiit.., im Index hinter
der Physiognomik (also nicht 2 — 3. Kap., wie Knust
S. 276 glaubt). In Hammer's Inhaltsangabe steht es
nirgends.
Das reg. sanit. ist in A. Tr. VII, f 18 ,, über Medizin,"
in hr. ein imtergeordneter letzter Abschnitt von VII
und sehr gekiirzt (bis auf die letzten 2 Zeilen abgedruckt
in ha-Maggid 1867 S. 375, vgl. Litbl. d. Or. IX, 11)5, auch
besonders vorhanden als regimen corporis in Cod. De Rossi
1050,% 1335, % München 240,' 0- Hieraus stammen viel-
leicht (oder umgekehrt) die Titel angeblicher Schriften
des Aristoteles über Diät, Aderlafs u. dgk (s. Wenrich,
de avctor. graecor. version. 8. 144 und 142 Z. 6, 159), was
anderswo näher zu erörtern ist. Das Citat aus Hippo-
crates (Jb. S. 288, lat. f 6 Col. 3) hat weder A. noch
Ar., eben so wenig die Verweisungen auf andere medi-
zinische Schriften (oben Anm. 17 j und die Aufzählung
der 8 berühmtesten Aerzte, deren Namen im Latein, (f 10
CoL 2 de medicinis) stark verstümmelt ist (vgl. Fihrist
S. 286, Ibn Abi O seibia unter Gurus, Kap. 3, unedirt) und
die Medicinen, welche der Lateiner auf Heuoch = Her-
mogenes (Hermes, Idris, Henoch werden gewöhnlich iden-
tificirt) zurückführt (Adam im Span. S. 290 ist Zu-
satz?). — Die Wiener arab. HS. hat die Physiognomik
am Ende des III. Tr.
^') Die Flor es bieten überhaupt Parallelen zu orientalischen Sen-
tenzen der spätem Zeit; so z. B. S. 53 los reijes judgan . . Gabirol,
Cfioice S. 6, n. 25 und S. 138; el preciamento de cada im ombre: ib.
Ö. 6, n. 33; S. 5-4 unten: la primera es el saher. . Daselbst S. 140,
n. 39, Mischte Chachamim S. 21 n. 87. — Aehniich den ßores ist eine
türkische Bearbeitung des secretum von Mewali (starb 149-1 — ."i) für
Sultan Muhammcd; s. Hagi Khalfa V, 89, N. 10152.
374 M. Steinschneider
Von den Steinen (S. 291) hcandelt der Vlll. Tr. in
A. f. 21 lind hr. (auch besonders vorhanden in Cod. De
Rossi lOöO, ^,^'^) und Münch. 24G, '*) und zwar ohne die
einleitende Verweisung auf ein gröfseres Werk zu An-
fang (lat. /. 12 Col. 1) und ohne die Abtheilung über die
Pflanzen (lat, /. 13 CoL 1 und spanisch); für die Wiener
HS. (Tr. X) giebt Hammer nur: De scicntris secrctis ac
talismanis an, aber wahrscheinlich nur nach dem Index
zu Anfang; die Sclilufsformel in A. und Jir. bezieht sich
auf das ganze Werk. — Im Latein, folgt, wie erwähnt,
hier /. 13, col. 3, das Kap. do. justifia. Ist das spanische
Secr. unvollständig?
Mit den „mystischen Bemerkungen" (S. 291, lat. /.
14 de exitu reriim etc.') beginnt in A. f. 8, /rr., Por. (S. 304)
und in Wien der IV. Tr. über die Wesire u. s. w., in A.
und lir. mit der Vorbemerkung, dafs hier philosophische
Grundlehren u. s. w. folgen sollen (eigentl. Anfang und
über die thierischen Eigenschaften des Menschen [S. 203,
Cardoune, Melunges II, 83] in Litbl. d. Or. IX, 193). Die
Bemerkungen über die Zahlen, insbesondere die Fünfzahl
(S. 292, lat. /. 14 Co/. 4 und Wien) hat hr. nicht. In-
structiv für die Geschichte des Buches ist die
(S. 293 — n) mitgetheilte Anecdote vom Mager und
Judön („Inder" ist falsche Lesart), welche in der alten
berliner latein. HS. als Randnote steht, aber von Alfons
de Sjjina (um 1460) aus dem Secretum wiederholt wird.
Sie gehört in der That nicht dem letzteren, sondern den
Abhandlungen der „lauteren Brüder", und ist latein. und
deutsch mitgetheilt in HB. X, 1 1 fg.
Ueber die Schreiber (S. 290) und das Volk sind in
^,, lir. und Porid. noch untergeordnete Abschnitte von
IV, in Wien. HS. schon V., die Gesandten in A. f. 12,
/;/\, Por. V, in Wien VI, Diener und Herr in A. f. 12'\
hr. und Por. VI, in Wien VII und VIII. - Von da ab
scheint die Abtheilung schon frühzeitig geschwankt zu
haben. .4. /. 13: Rede über die Kriege (vgl. das türki-
sche Werk im Catal. bei Hagi Khalfa VII, 349 Cod. 902),
-^) S. zur pseudepigr. Lit. S. 84.
Spanische Bearbeitungen arabischer Werke. 375
/. 14'' Rede über die Zahl; /. Iß Physiognomik; Wien IX
strategia; hr. VII vom Kriege, später: ,, Rechnung der
Soldaten" — auch besonders im Cod. Vat. 171, 31 an-
geblich: Schachregeln! Cod. Mich. <S2, s. meinen Catal.
Bodl. 322, zur ps. Lit. S. 8(3, Oij und den Excurs iiber
dieses, als besonderes Werkchen figurirendes Kunststück
in meinen Lettere a Don B. Boncompagni, Roma 1863
S. 88. Latein, und span. Secr. haben nicht die Berech-
nung (vgl. Cod. Paris 7470. ^ de flispositione exercitvs ad
Alex.'i)^ aber ( /. 17 Col. 4) eine, auf das Vorangehende
hinweisende astrologische Anweisung ^3); Po/-. (S. 303,
304) hat die Berechnung, die auch in andere Sprachen
übergegangen, als VII; hingegen will Knust (S. ;)04) die
Physiognomik und Diätetik dem VIII. zuweisen, was
unrichtio; ist.
Die Physiognomik endlich, in Wien Ende III. in
A. f. 16 Unterabtheilung von VII (als besondere Schrift
des Arist. bei Hagi Khalfa V, 129 N. 10361, bei Wen-
rich, /. c. S. 158, Flügel zu //. Kh. IV S. 388 und 589,
VII, 820, 842, Ibn Arabi im Leydener Catal. III, 173), in
hr. (kürzer) in VII hinter der Namenberechnung (für sich
in Cod. De Rossi 1050, '' — wo richtig die Identität mit
ed. 1516, jedoch nicht als Theil des Secretum — 1237, '^,
1355, ^ Bodl. Michael 82, s. mein Register S. 323, gegen
die Vermuthung in Deutsches Catalog der Wiener IISS.
S. 142 N. cxxviir, dafs der üebersetzer Salomo ben
Mose Melgueiri sei, München 246, ^'), eine Stelle über
die Deutschen (?) im Litbl. IX, 195; — im Latein, als
Schlufs des Ganzen (für sich? Cod. Baliol 245 /. 46,
nach Coxe S. 83, dabei de niorte Alexandri: anf. öim
Jiomo est ad imaginem, dann Secretvm sccretor.! Merton
281 f. 180^ Coxe S. 111; Comm. des Jo. Buridanus in
Cod. Canon, miscell. 422 /. 111, Coxe S. 756), eben so im
Span. (Jb. S. 296). Ueber die Anecdote aus Polemo,
betreuend Hippocrates oder Socrates, s. mein Alfarabi S.
'-'S) Die hebr. Bearbeitung hat auffallend wenig Astrolngisches. —
Zu der reichen astrologischen Terminologie, Knde des cc//.".-. sa»it. /. 11,
Co/. 3, vergl. D. M. Zeitschr. XXV, 418.
\
376 ^- Steinschneider, Spanische Bearbeitungen arab. Werke.
172, 251 ; vgl. HB. X, 78. Die HS. Harleian 399 (Jb. X,
159) wäre mit den arabischen HSS. zu vergleichen. —
Schliefslich bemerke ich, dafs über die englische
HS. 188 (Jb. 171) Näheres in Coxe's Catalog II, 1 S. 494
Cod. Land. N. G85 (xv, Jahrh.) zu finden, und zu den
französischen (S. 162) Cod. St. Johns College 102,^
(Coxe S. 30) nachzutragen ist. Der Anfang: Jehan filz
Patrice sage de toics langages etc. trägt den Anschein eines
Compendium.
Berlin, December 1871.
M. Steinschneider.
Nachschrift vom April 1872.
S. 357 Z. 5 V. u.: Jaime I.; nach Amador de los
Rios (IV, 139) Jaime II.; der Uebersetzer Jehudah hen
Astruch (Astruc) soll Christ geworden sein, der Beweis
dafür fehlt.
S. 359 Z. 11 V, u.: Moralites des philos. Etwa zu ver-
gleichen mit Fiore di Filosofi . . attributo a Brunetto
Latino (Bologna 1865. 8«.)? —
S. 369 Z. 9: Antiochia. Dafs die Angabe dieser
Stadt in verschiedenen Schriften unrichtig sei, wird nach-
gewiesen in einer Besprechung des Libro di Sidrach^
welche im Juni -Hefte der Zeitschrift 11 Buonarroiti
(herausgeg. v. E. Narducci in Rom) erscheinen wird.
Zu Romulus. 377
Zu Romulus.
Die Bemerkungen, welche Eduard Mall im ersten
Hefte des zwölften Bandes (1870) dieses Jahrbuches
p. 20 A. 1 zur neusten Ausgabe des Romulus gemacht,
sind von dem Herausgeber derselben, Hermann Oesterley,
im zweiten Hefte jenes Bandes bereits besprochen: es
sei jedoch gestattet darauf zurückzukommen und einiges
zu ergänzen.
Die Frage, ob Rom. IV, 14 puer im Apogr. Gud.
fehle und IV, 22 alligaverit für alligaverat stehe, ist da-
hin zu beantworten , dafs in beiden Fällen Lessing un-
genau gelesen: puer fehlt nicht und Gudes Abschrift hat
alligaverat. Oesterleys Angaben waren folglich hier nicht
lückenhaft, wie Mall vermuthete. Dagegen sind aller-
dings an anderen Stellen die Varianten von B bei Oester-
ley nicht ganz vollständig mitgetheilt. Der folgenden
Berichtigung derselben füge ich die Lesarten der Mün-
chener Handschrift cod. lat. 756 (sie hat diese Unter-
schrift: Perscripsi Aesopi has fabulas die 30 Junii 1495
cum fabium privatim interpretarer et graecis operam
magis quam latinis impenderem Pet: Crinitus
Florentiae) nach einer höchst sorgfältigen Collation von
Wilhelm Meyer, welche ich der Güte Carl Halms ver-
danke, mit dem Zeichen M hinzu.
p. 38, l Incipit fehlt in B - 38, 2 Hinter ßlio fehlt
S. in B M wie A — 39, 20 petiit] petit B M — 41, 9
esse vor putabat fehlt in B M wie A — 41, 14 ut in 3 M
wie A, nicht et — 42, 11 erit nobis auch B M — 42, 15
similem B wie A , nicht iamiam — 43, 5 iniunam A M
inui .. am B vgl. C iniurias corrigirt aus inridias — 44, 12
Aliquanti am Rande L. (=; Lege^ Aliquando. Ausser mit
L. werden die Randverbesserungen in der Abschrift auch
mit /*. (=^ fortasse) bezeichnet oder mit durchstrichenen^
l (= vel). Die mit L. und /. werden zweifellos als Cor-
recturen von Gude anzusehen sein, ob auch die mit /
378 Dr. Emil Grosse
bleibt ungewifs; vielleicht sind diese der Handschrift schon
eigen gewesen — fjO, 5 coepit A B M — 50, 25 rettidit
BM — 52, 11 hijdmm B M — 53, 18 promenfe AB
jncniente M — 54, 10. 13 geminos^ beidemal unterstricheu
und Z. 13 am Rande von Gude geviitus verbessert, wie
auch in M geschehen — 58, 9 tritici A M trici B —
af.
58, 10 presente et ßdeyn dicente Inpo A, praesente^n et ad
fdem dicetitem (über i ausgestrichenes u) B praesentem.
At ßdem dicente M — 58, 11 presententia A prae sententia
B M — 59, 13 verbis j/'dei Indunt A verbis ßde^ Cludunt
(die Buchstaben zwischen ßde und hidunt unklar) B verbis
se deludwit M, vgl, Rom. III, 10 p. 70, 26. Eine wiener
Handschrift, über welche ich eine Notiz in Fleckeiseus
Jahrbüchern für Philologie gebe, hat alios deludunt. —
Gl, 9 esset A M fuisset am Rande l esset B — 61, 10 itn-
molatnr A iinniolatur corr. sec man. immolantur B, denn
im Texte zwar inimolantvr^ aber am Rande steht: immo-
latur. sed al^ ibl corrigit in textu immolaiitur. M hat im-
molantur — 61, 1,5 infortune corrigirt Gude am Rande
c
importune — 61, 18 delieiosa A delitiosa B delitiosa M —
63, 7 stipem corr. spinain A stipem, am Rande l spinam B
stipem M — {Y^,^ 10 nicht 13 tudit für vidit — 6."^, 11 me-
decinam — 63, 15 stippe A B, doch hat es Gude in stipe
corrigirt. 63, 19 et curreret A et cum ederet am Rande /
airreret B. 64, 21 und 65, 2 stippem von G. corr. stipem^
wie M hat. <)5, 5 intellegensque cf. 52, 10. 77, 4 — 66, 8
aliqiws wie A M, aber B am Rande /. alios — 71, 1 et si
A etsiB — 71, 17 of'ßcina A B M — 72, 1 precido A pre-
cido B praecido M — 72, 19 (ibhastatnm scciiri A ab hasta-
tnm secnri B ab liastatvm securim M — '^7, 4 neglegentia —
78, 5 sivilum — 78, 7 fraglare B wie A, aber in B am
Rande L. fragrare. M hat ßagrare corr, fragrare —
8!, 4 innox A in nox B cf. C Dum nox fuisset — 86, 7 ist
verdruckt für: pnlicem] culicem AB, In M steht jyu-
liccm.
Mehr ist bei Üesterley, wenn man von den Difi'eren-
zen zwischen c, ae^ oe sowie von n- und m vor q absieht,
auch 'bis ins Einzelne der Schreibung'' nicht nachzu-
Zu Romulus. 379
tragen, so viel ich sehe. Es war also eine ganz unge-
rechtfertigte Meinung Mails , dafs man aus den von
Oesterley mitgetheilten Varianten nur die Möglichkeit
der Identität der Handschriften A und B abweisen, aber
'das genaue Verhältnis beider zu einander nicht genügend
bestimmen' könne.
Dies Verhältnis anlangend, so meint Oesterley, schon
aus der Betrachtung der gemeinsamen Fehler, wie sie
auf einer einzigen Seite seiner Ausgabe verzeichnet stän-
den, ergebe sich, dafs B aus A geflossen. Als Beispiel
wählt er pag. SO. Dort finden sich in der That die
allermerkwürdigsten gemeinsamen Fehler von A B neben-
einander und es ist überflüssig, andere von anderen Sei-
ten hinzuzufügen: nur auf einige gemeinschaftliche Lücken
in A und B will ich noch hinweisen, die als solche bei
der Einrichtung von Oesterleys Ausgabe nicht kenntlich
gemacht sind. Denn der Herausgeber hat sich leider
damit begnügt, den von ihm aufgefundenen Burneianus
mit fast allen, selbst den evidentesten Fehlern abdrucken
zu lassen und mit den Varianten des codex Divionensis,
sowie der ehemals weifsenburger, jetzt wolfenbütteler
Fabelhandschrift zu versehen ohne Rücksicht auf die
ulmer Ausgabe und ohne den Versuch einer Emendation,
so dafs dem Buche die Bezeichnung einer kritischen
Ausgabe, die Oesterley selbst in der Anzeige in den
götting. gelehrten Anzeigen IS7(', Stück 41, p. 1678 — Sn
für dasselbe in Anspruch nimmt, nicht beigelegt werden
kann. Grössere gemeinschaftliche Lücken nun enthalten
nach der Fassung von AB z. B. die elfte Fabel des
zweiten und die 18. des vierten Buches. Jene beginnt:
In domo cuiusdam pauperis venire semper consueverat
serpens ad mensam eins et inde fovebatur ex micis.
Non longo post tempore coepit pauper irasci serpenti,
quem securi vulneravit. Interposito tempore ille ad
egestatem rediit. Er mufs also nothwendigerweise vorher
reich yreworden sein. Diese Angabe fehlt hier. Sie steht
in C und, wenn auch zum Theil corrumpirt, im Anony-
mus Nilantianus fab. 65, so dafs zu schreiben ist: Non
longo post tempore dives efiectns (oder factus) }nuiper
380 r)r. Emil Grosse
coepit — ähnlich Burmanii — , oder Non longo post
tempore dives f'actus est pauper et coepit, wie jedesfalls
im Anon. Nil. herzustellen fiir das handschriftliche Non
longo post tempore factus est pauperior et coepit. So-
dann heilst es IV, 18: Et camelns ad culicem (so hat B
und Culex ist für pulex überhaupt in der Fabel zu lesen
nach An. Nil. und vor allem nach Dositheus, den Oester-
ley in seinem Buche mit keiner Silbe erwähnt) sie ait:
gratias ago; sed nee te imposito gravatus sum, die an-
dere Hälfte mit nee fehlt in A B. Nach C, Rom. Ulmens.
und An. Nil. ist zu ergänzen: nee te nunc deposito re-
levatus.
Auf gemeinsame Fehler also beruft sich Oesterley
dafür, dafs B aus A geflossen, und hält einen weiteren
Beweis für überflüssig. Wenn 'B ist aus A geflossen'
heifsen soll, B kann aus A abgeschrieben sein, so wird
dies Resultat auch von Seiten der Abweichungen •) bei-
der Handschriften bestätigt. Unbedingte Nöthigung eine
solche directe Abstammung der Hds. B von A anzu-
nehmen, ist indefs nicht vorhanden, ein Zwischenglied in
der Abstammung auf Grund jener Abweichungen immer-
hin möglich; aber es können auch beide auf eine dritte
') Die erwäiinenswerthesten stelle ich zusammen. Wenn sie in
obiger Berichtigung bereits vorkommen, gebe ich nur die Seiten- und
Zeilenzahl an. Lib. I. 38, b prohnnda. B Tprobanda M fehlt in A — 39, 2
rapitisset A te rapitisset B M — 41, 7 illam B M aliam A — 43, 5 —
44, 8 sua A quldem sua B M — 47, 8 Sed post inrecuperabile [inrecn-
pnrahile A) factum A M Sed inreparaliile factum B ~ 48, 9 saturari
A AI saturari illum B — 49, 16 nnn A M nee B — Lib. II. 51, 17
hanc A hanc severam. B M — 53, 3 ait B M fehlt in A — 54, 5 pe-
tendo fraudulenter A fraudtdenter petendo B M — 55, 13 et sua iam
aelate A M et sua aetate iam B? — öG, 4 catulos A cufulus suos
B M. 57, 5 eziit A abiit B M — 58, 10 — 59, 13 — 59, 10 lautiores
A lautiores simul B M — Lib. III. C3, 8 sanius A sanie B M — 63,
19 — 65, 15 decorus A M decorum B — 67, 5 suis A puUis suis
B M — 67, 9 calamis lento velato A calamis lentore luto B calamis sub
silentio levatis lentove luto M — Lib. IV. 83, 25 cenutiune B M vendi-
tione A — 83, 31 transigere B M transfiyere A. 85, 4 Malorum B
Amalorurn A Quod malorum M.
Zu Roraulus. 381
Handschrift als gemeinsame Vorlage zurückgeführt wer-
den; jedesfalls — und darauf kommt es allein an — sind
sie so nahe verwandt^), dafs es gleichgiltig ist, ob man
A oder B zu Grunde legt, denn verbessern wird man
im ersten Falle aus B ziemlich ebensoviel können, als
im zweiten aus A : wegen des Alters von A wird man
natürlich diese als Grundlage wählen, wie es geschehen,
einen ordentlichen Text aber nur unter Zuratheziehung
der anderen Fassungen constituiren können. Nicht ein-
mal das hat Oesterley gethan , dafs er überall da, wo B
zweifellos richtigeres als A bietet, dies in den Text auf-
nahm. Man vergleiche: 41, 7 — 50, 1 — 51, 22 — 63,
8 — 82, ol — 83, 25. — Aus mehr als einem Grunde
ist mir daher folgender Satz Oesterleys unverständlich:
'Das bescheidene Verdienst, durch die Auffindung und
Veröffentlichung der ältesten Handschrift des Romulus
diesem den ihm gebührenden Platz in der Litteratur-
geschichte angewiesen und zugleich über die Stellung
der Marie de France und zweier niederdeutscher Dichter
das erste Licht verbreitet zu haben, wird mir Plerr Mall
nicht schmälern können.' Thut denn das Mall? will er's
auch nur im entferntesten? In dem eingangs erwähnten
Aufsatze sicherlich nicht; kein einziges seiner Worte
'^) M steht, wie die obigen Mittheilungen zur Genüge darthun, A B
sehr nahe. Doch sind die Ueberschriften durchgängig verändert und
auch sonst sind einzelne Stellen, grüfstentheils wohl vom Abschreiber
Petrus Crinitus anders gefafst. III, 1 z. B. zeigt eine Reihe von Ab-
weichungen: 63, 8: Ferus cum oCGurreret pasio/i, de cauda blandiri
[coejiit fehlt] suspenso interim pede. 63, 13: magnam eins contufiionem
inmemor su/ inrenit tarnen ingenium. svmpsit acutum fibulae et paulutim
aperuif rulims. 63, 17 : resumpsit virtutem, abiit dcinde incolumis —
capifur. In liarena amphytheatri citrrere coepif; pastor er inline oppres-
sus auditur ; dafür ad (ab) bestias. Eo in l<tcu — dimittiiur. Leu
foris, leo semper impetu veniebat demissus paulafini ambularit. 64,4:
oculos et vullum cum rugitu ingenti tune ad puj'ulum levavif. 64, 5 :
Inriiatur redire ad st(a. et noiuit relinquere hominem. 64, 7 cui olim in
sijlva nutus fuerat. 64,8: Alius et aller dimittitur, ut reccdertnt. Dafs
einiges für den Text zu gewinnen ist aus M, wird an 11,6 in den
.Tahrbücht'rn für Philologie bewiesen.
382 I^r- Emil Grosse
mufs man so deuten. Wer es aber auch wollte, betrefis
der Marie und der niederdeutschen Dichter würde er
nicht das Verdienst Oesterleys schmälern können. An-
ders steht es mit Romulus. Das Verdienst, diesem 'die
ihm gebührende Stellunof in der Litteraturireschichte an-
gewiesen zu haben', gebührt nicht H. Oesterley, sondern
L. Roth, dessen Abhandlung im Philologus 1, p. 523 fg.
jener leider übersehen zu haben scheint zum Schaden
seiner Einleitunor.
Nur noch eins zu berühren, über die Heimat der
Fabelsammlung sucht man in dieser Einleitung vergebens
nach Belehrung. Roth giebt wenigstens Andeutungen.
E)r erwähnt Docens Ansicht, dafs Romulus ein Gallier
gewesen sein müsse, erachtet aber seinen Beweis (Hand-
schrift in Gallien) mit Recht für unzureichend. Drefsler
hat jedoch im Programme des Gymnasiums zu Bautzen
vom Jahre 18J1 'de Phaedrina fabularum novarum,
quas Yocant, origine', aul'serdem auf etwas aufmerk-
sam gemacht, wodurch meines Erachtens ein sicherer
Halt gewonnen wird, wenigstens für die Ueberarbei-
tung der Fabeln. Seite 9 der angeführten Abhand-
lung heilst es: 'Romulum hunc Phaedri spoliatorem
in Gallia vixisse inde apparet, Cjuod libri, quibus
eius fabulae continentur, manu scripti ibidem servati
sunt, et Gallum fuisse ea testantur, quae passim de
suo addidit; quae nisi e latino sermone in gallicum con-
verteris, niagnam partem non satis aperta erunt ad intel-
ligendum. Ejus modi sunt in Romuli fabula 4 libri H . . , .
verba haec: „Obsecro, da mihi honorem", nata e galli-
cis: je vous supplie, donnez-moi l'honneur; eiusmodi
etiam, quae Romulus in libri III fabula 0 pro Phaedri
verbis: Interea fanum qui compilarant Jovis, cruci suf-
fixi luerunt poenas numini, non meliora scripsit: „Conti-
git interea, ut aliquis peccasset, et de lege accepit sen-
tentiam et suspensus est in cruce", quibus expressit
gallica: En attendant il arriva que quelqu'un avait peche,
et d'apres la loi il re^ut la sentence, et fut mis en croix.
Eadem ratione pro (Phaedri) verbis : aquam rogavit, immu-
Zu Romulus. 383
tavit „aquae jDiisillum rogaus", gallicani locutioneni: deman-
dant un peu d'eau, secutus'. Die Belege lassen sich ver-
mehren. Ich begnüge mich für jetzt nur noch auf Par-
ticipialcoustructioneu wie I, 17 zu verweisen: mures
agrarii luxuriantes, unus ex illis super leonem non volun-
tarie transiit.
Königsberg i. Pr. Januar 1872.
Dr. Emil Grosse.
384 Dr. Mieck
lieber einzelne Momente der Bedeutungs-
entwickhmg in den romanischen Sprachen.
„Wer vermag der wunderlichen ßegrlffsentwicklung
überall nachzugehen?" ^) — Dies sind Worte von Diez,
dem „Grammatiker von Gottes Gnaden", wie ihn Sim-
rock trefiend zu bezeichnen pflegt, welche auf den ersten
Blick etwas Abschreckendes enthalten für Jeden, den
es gelüstet ein Gebiet zu betreten, dessen Boden gar zu
leicht zu wanken droht unter den Füfsen. Und doch
wird die Frage nach dem Woher und Wie der Wörter
weit öfter aufgeworfen, als der speciell damit Beschäf-
tigte vermuthet, weil das Bedürfnifs nach der Wahrheit
zu forschen dem Menschen eingepflanzt ist. Der eigen-
thümliche Reiz, der hierin liegt, ist es aber nicht allein,
der zu bescheidenen Versuchen Veranlassung geben
könnte, sondern auch das ermuthigende Wort eines hoch-
verdienten, erprobten Mannes, G. Curtius-), der folgender-
mafsen den Weg andeutet: ,,Es Avird dabei (Bedeutungs-
entwicklung) mit logischen Schematismen gar nichts
gewonnen werden, sondern Alles auf gewisse zutreffende
Grundanschauungen , bei deren Aufstellung die Sprach-
forschung sich mit der Psychologie berührt, und auf
das tactvolle Herausfinden von Analogien ankommen."
Das ,, Woher" der wichtigsten Wörter in den romani-
schen Sprachen ist von Diez glänzend gelöst, das
,,Wie" einzelner Gruppen von Begriffen in ihrer Ent-
wicklung auf gemeinschaftliche Ausgangspuncte zuriick-
zuführen und mit Analogien zu belegen, soll die Aufgabe
dieser Zeilen sein.
1) Diez' Etym. WGrterb. II, 81.
-) Gniiulzii^e der (i riech. Ktyui. j)ag. 92.
Ueber einz. Momente d. Bedeutiingsentwickl. in d. roni. Sprachen. 385
In erster Reihe mögen die Alfecte zur Sprache
kommen. Man theilt sie ein in die des Gefühls der
Lust und die des Gefiihls der Unlust. Jene sind mit
kräftigem Selbstgefühle verbunden und treiben zum Han-
deln nach aufsen, diese wirken bei beschränktem Selbst-
gefühle mehr nach innen." Sehen wir zu, inwieweit die
sprachliche Ausdrucksweise mit dieser Anschauung über-
einstimmt. — Eine grofse Anzahl von Bezeichnungen der
ersteren, die erregende oder excitirende genannt wer-
den, enthalten übereinstimmend mit ihrem eben erwähnten
^V'irken nach aufsen den Begriff der Ausdehnung oder
den der Trennung. Hierzu stimmt zunächst spas-
sarsi ^) = sich erlustigen, unser spafsen, von e.rpandere^
sich ausbreiten, sich auslassen. Während wir diesen
deutschen Ausdruck aus dem Romanischen entlehnt ha-
ben, findet das Umgekehrte statt bei /orr/;/o=) = fröhlich,
munter, welches ans ahd. los. leer entstanden und auf o-r.
Auu^) zurückzuführen ist. Hiermit ähnlich ist baldo^) =
fröhlich . . . leer, entblöfst. Auf den Begriff des Ausspan-
nens gehen ferner epancher und epanouir'''') zurück. Selbst
unser „tanzen", welches gewifs eine Aeufserung der Freude
ist, häng-t zusammen mit „dehnen".^) Epancher eYinnevt
sofort an Analogien; risum non teuere, sich ausschütten
vor Lachen, sich den Bauch halten (damit er nicht
berste), bersten vor Lachen, aufser sich sein, sterben vor
Freude u. a. m. Hiernach wäre ein Zusammenhan o- des
latein. laefvs mit dem bei Curtius ^) aus sternere gebildeten
(st)lah<s vielleicht in Erwägung zu ziehen. — Zu den
excitirenden Affecten gehören aufser der Freude auch
der Hafs und der Zorn. Es wird nicht nöthis sein, für
diese beiden die einzelnen Ausdrucksweisen besonders
1) Diez' Etym. Wörterb. II, 66.
2) Ebend. II, 146.
3) W. Wackernagers Altdeutsch. Handwürterh. p. 184.
*) Diez' Etym. Wörterb. I, 47.
5) Ebend. II, 279.
6) Ebend. I, 151.
") Griech. Etym. pag. 203.
Jahrb. f. roui. u. engl. Lit. XU. 4. 25
33G ^r. Mieck
zusammenzustellen, da sie sich reduciren auf die j^ositive
Bezeichnung „auslassen" und die negative „nicht halten
können". — Etwas langer verweilen wir bei den depri-
mir enden Affecten: Traurigkeit und Furcht. Ueber-
einstimmend mit ihrem oben erwähnten Wirken nach
innen liegt der gröl'seren Anzahl der Bezeichnungen da-
für die Anschauung des Zusammenziehens oder Ein-
ensrens zu Grunde. Es werden zusammengestellt:
Schreck, Hemmung, Beklommenheit, Beschwerde^);
ferner : athemlos , niederdrücken -) ; unser deutsches
„Angst" hängt mit „enge" zusammen. Aufserdem ist
besonders hervorzuheben: Frost, Schauder^); Schrecken,
Kälte ^); Schrecken oder Kälte werden als ein herzdurch-
dringendes Schwert gedacht.^) üebereinstimmend mit
diesen letzten Worten nennen wir im Deutschen die
Kälte scharf, schneidend und spitz, und hiermit
können wieder verglichen werden die BegrifiPsübergänge :
einfädeln, durchbohren, erschrecken, bleich machen,*^)
Durch diese letzten Stellen werden wir sofort an den
physikalischen Grundsatz erinnert: Durch die Kälte
ziehen sich die Körper zusammen. Aus der den exciti-
renden Affecten anhaftenden Anschauung der Ausdeh-
nung miifste demnach auch auf deutlicheres Hervorheben
der Wärme zu schliefsen sein, und wir gerathen nicht in
Verlegenheit. „Hell und fröhlich gehen leicht ineinander
über^); hell ist aber gleich lichtfarb, und wo Licht ist,
ist auch Wärme. Dafs neben der Kälte für Beschwerde
auch die Dunkelheit in Gegensatz zum Licht gebracht
wird, zeigt lobrego.**) Das glänzende, strahlende Sonnen-
licht, dem das Auge fröhlich entgegenlacht, das uns
erwärmt und belebt, das uns mit Lebensfreude erfüllt.
1) Diez' Etym. Wörterb. I, 389.
2) Ebend. II, 382.
3) Ebend. II, 302.
4) Ebend. II, 299.
5) Ebend. I, 210.
8) Ebend. I, 181.
7) Ebend- II, 347.
*•) Ebend. II, 145.
Uebcr einz. Momente d. Bedeutungsentwickl. in <1. rom. Sprachen. ,'587
ist der Ausgangspimct aller dieser Anscbaunngeii und
Bezeichnungen. „Dunkel ist uns verhafst für die Lebens-
thätigkeit . . . Schön ist das Licht. Alles freut sich
seiner. Mit ihm erwacht die Lebensfreude; vor ihm
flieht die Angst. In seinem Begriff schon liegt das Freu-
dige, Angenehme; das Lichte, Helle, Klare, Sonnige
u. s. w. bezeichnet das Schöne, dem Traurigen und dem
Häfslichen des Finstern, Trüben, Dunkeln gegenüber."')
Und gerade dieses Aufstreben zum Lichte liegt den mei-
sten Bezeichnungen für „Schöfsling" zu Grunde: sich
heben, aufsteigen, treiben, schiefsen, eine Spitze bilden,
schwellen, ausbrechen, ausschlagen, sind Wörter, welche
alle denselben Begriff der Ausdehnung in mannich-
faltigen Momenten aufgefafst, enthalten.
Von den Affecten, die nach aufsen wirken, bietet
sich der L^ebergang leicht zu anderen charakteristischen
Aeufseruno;en der Seelenthätiojkeit. Zur Kundo-eimnij-
innerer Vorgänge nach aufsen dienen die mannichfaltigen
Gestaltungen des Mienenspiels. Eine wichtige Rolle
spielt dabei der Mund. Gehen wir von den materielle-
ren Anschauungen aus , so finden wir die dicke Unter-
lippe als Merkmal des behaglichen Speisens aufgeführt. -)
Es möchte vielleicht hier das stille Bewufstsein, dafs dem
Munde von dem einmal Eingenommenen nicht leicht
Etwas entfallen kann durch die vorgelagerte Schutzwehr,
beitragen zur gröfseren Behaglichkeit des Speisens. An-
ders wird natiirlich zu erklären sein, wie diesell)e dicke
Unterlippe das Merkmal eines verdrüfslichen Gesichtes
genannt werden kann^). Die Bedeutung ,, übler Laune
sein" wird auch durch „blinzeu"'*) vertreten. Es wird
sodann das halblaute Lachen als Zeichen der Bosheit
oder Albernheit angegeben.*) Jedenfalls ist das Spiel
der Augen in diesen beiden Fällen nicht dasselbe: der
1) C. Lemcke's Populäre Aesthetik, pag. I3j.
2) Diez' Etym. Wörterb. IT, 347.
3) Ebend. II, 370.
■») Ebend. II, b.
5) Ebend. I, 345.
25*
388 ^^- Mieck
Bosheit gehören kleme, hämisch halb geschlossene, der
Albernheit grofse, naiv geöffnete Augen. — Bei weitem
am häufigsten ist der Begriff „spotten" mit solchen
Aeufserungen in Verbindung gebracht, und zwar mit dem
„Spitzen der Lipj3en"^), dem „Näseln" -), dem „Nicken
mit dem Kopfe" ^), dem „Schnarchen"*), und schliefslich
dem „Wimmern mit grinsendem Maul". ^) Ohne Zweifel
geben die verschiedenen Bezeichnungen auch verschie-
dene Grade der Intensität oder der Wirkung des Spottes
an. Sicher entstammen sie der Verkehrsart der unteren
Volksschichten, zum Theil wohl auch der Kindersprache,
Ein Bild, das so recht characteristisch aus dem gewöhn-
lichen Volksleben gegriffen zu sein scheint, ist die Be-
zeichnung des „Hochmuthes" durch „Locken auf den
Ohren". *^) „Mit offenem Maul da stehen" heifst: ,, gaf-
fen"^), „vergeblich harren"^).
Dafs auch das religiöse Element nicht ohne Ein-
wirkung auf die Volkssprache bleiben konnte, ist leicht
zu vermuthen. „Mit der Heiligkeit eines Namens hängen
zuweilen Anomalien der Form und Flexion zusammen ". ^)
Diese Anomalien kennzeichnen sich in zweifacher Rich-
tung: einerseits wagt man nicht, Heiliges bezeich-
nende Wörter den gewöhnlichen Modificationsgesetzen
zu unterwerfen, wie „f/t'ws", woran der Spanier nicht
einen Buchstaben abzubrechen, welches er nicht wie
,^7neus" umzuformen wagte '^), und spirito^ welches Wort
man zarter behandelte als andere, weil ihm eine heilige
Bedeutung anhing. Der Spanier liefs ihm sein u unan-
getastet, und der Provenzale wandte hier seine gewöhn-
') Diez' Etym. Wörterb. I, 60.
2) Ebend. II, 373.
3) Ebend. II, 374.
*) Ebend. II, 171.
6) Ebend. II, 29 — 30.
6) Ebend. I, 431.
') Ebend. I, 287.
8) Ebend. I, 43.
9) Ebend. I, 155.
10) Ebend.
Ueber einz. Momente d. Bcdeutungsentwickl. in d. rom. Sprachen. ,'},S9
liehe Syncope nicht an.') — Andrerseits hat man, ans
derselben Scheu vor der heiligen Bedeutung, absichtliche
Umtauschung oder gar Entstellung eintreten las-
sen — eine nicht geringere Abweichung von den üblichen
Modificationsgesetzen. So ist parohi Ersatz für verhnm^
das man aus Scheu vor seiner heiligen Bedeutung ver-
mied. 2) Während man sich hier Aushülfe verschaffte
durch Heranziehen eines griechischen Wortes, konnte
mau greifbaren Aenderungen an den aus der eignen
Sprache vorhandenen Wörtern selbst ausgeführt, nicht
entgehen: in tri/iifas, welches man zu ^^trinca'''-, gestaltete,
also absichtlich entstellte^), und in parhleu^ aus pardieu
abgeändert, das unnütze Aussprechen des göttlichen Na-
mens zu umgehen. "*) — Der Ursprung der absichtlichen
Entstellungen möchte wohl mehr der gewöhnlichen Ver-
kehrssprache des Volkes zuzuschreiben sein, während die
Sprache der Gelehrten, namentlich die der Geistlichen,
Schuld trägt an den übrigen Aenderungen. Auch sind
solche Betheuerungsformeln wie parhleu dem gewöhn-
lichen Volke am geläufigsten. Zu eziandio^) führt Diez
aus der bair. Mundart an: Gott geb die seien gut oder
bös = mögen sie gut oder bös sein. Es war sonst
üblich, bemerkt er kurz vorher, gewissen Concessiv-
partikeln den Namen Gottes verstärkend beizufügen. —
Weniger häufig findet sich der Name des Teufels; die
ihm an einer Stelle *") beigelegten Eigenschaften sind:
häfslich, geschwänzt. Absichtliche Entstellungen dieses
Namens sind uns aus dem Deutschen bekannt.
Nach diesen Darstellungen einzelner Momente des
geistigen Lebens wenden wir uns dem materielleren
Dasein zu, welches nicht weniger interessante An-
knüpfungspuncte darbietet. Es ist nicht unsere Aufgabe,
') Diez' Etym. Wörterb. 1, Ö92.
2) Ebend. 307.
5) Ebend. II, 184.
*) Ebend. II, 383.
») Ebend. II, 25.
«) Ebend. 11, 3(J1.
390 Jt^r. Mieck
hier ein vollständiges Bild des gewöhnlichen biirgerlichen
Familienlebens nnd Hanshaltes zu entwerfen, wozu sich
aus der Sprache allerdings reichliches Material zusammen-
stellen und lohnend verwerthen liefse — es handelt sich
diesmal für uns um Einzelnes, Zusammenhangloses, was
aber deutliche Blicke werfen läfst in die Eigenthümlich-
keit der Auffassungs-, Anschauungs- und Denkungs-
weise in der Sprache. Gehen wir von untergeordneten
Puncten aus. Topf heifst ital. pentola von pendulus^ weil
er über dem Feuer schwebt. ^) Durch die Erklärung
dieses einen Wortes sehen wir uns in eine Küche ver-
setzt, mit niedrigem, offenem Feuerheerd, aus Mauerwerk
hergestellt; darüber schwebt an breitem, sägeförmig aus-
gezackten Hängeeisen der Topf; der Rauch flackert auf
zur weit ausgedehnten Kaminmündung, kurz mit Leich-
tigkeit liefsen sich aus dem einen Worte alle einzelnen
Gegenstände ergänzen, welche dazu passen, um ein ab-
gerundetes idyllisches Genrebild zu Stande zu bringen.
Unterlassen wir jedoch die weitere Schilderung und
bringen eine andere Stelle ans Diez mit der eben citirten
in Verbindung. Den Flügel, woran man den Vogel fafst,
betrachtet man als Grifl:' (Henkel, Oehr an Gefäfsen). -)
Dies bestärkt die Annahme, dafs der Topf demnach als
Vogel aufgefafst wurde, wobei man höchst wahrscheinlich
von der Grundvorstellung des Schwebens in der Luft
ausging. Unverkennbar tritt hier das Bestreben zu Tage,
leblosen I)in<2;en p;leichsam Leben einzuhauchen. Wie
aber die Acte der täglich wiederkehrenden Beschäftigung
durch die Macht der Gewohnheit die Bezeichnungen
dafür immer geläutiger machen, so dafs sie allmählich
und immer ausgedehnter auf andere Dinge übertragen
werden, zeigen folgende Worte: „Brot oder Fleisch
schneiden oder geschnitten haben ist anfangen zu essen,
und so ward schneiden bald überhaupt für anfangen ge-
1) Diez' Etym. VVörterb. II, ÖO.
=) Ebeiid. II, 99.
Ueber einz. Momente d. Becleutimgsentwickl. in d. rom. Sprachen. 391
braucht." ') Der Begrifi' „schneiden" dient im Deutschen
einer andern Begriflfsentwicklung , Aufschneiderei, zum
Ausgangspuncte, die von Diez bei ravaut^ rarauder'^^
erörtert wird. Dafs man von Gegenständen und Mo-
menten der häuslichen Umgebung gerne und vielfach ent-
lehnte, bezeugt der Ausspruch: „Backe = Efsgeschirr
ist eine der Volkssprache durchaus gemäfse Auffassung
menschlicher Körj^ertheile, die auch in andern Wör-
tern begegnet." ^) Die Anschauungen sind gröblich
volksmäfsig, wahrscheinlich ausgehend vom Essen und
Trinken und in derb scherzhafter Weise dann über-
tragen.
Aehnlichkeit der äufseren Gestalt hat die
bereits bei pentola erwähnten Thiernamen vielfach auf
leblose Dinge übertragen. Sehen wir genauer zu, so
sind es die Handwerke, und unter diesen vorwiegend die
Zimmerkunst, welche solche Uebertragungen aufzuweisen
haben. So werden Querbalken und Stute durch dasselbe
Wort*) bezeichnet, ebenso Folterbank und Füllen'), weil
sie Aehnlichkeit mit einander haben. Mit dieser letzteren
Stelle scheint in innigem Zusammenhange zu stehen
trabs =^ zwingende Vorrichtung.^) Vom Kranich wird
der Eä-ahn benannt. ^) Curtius ^) sagt geradezu, „ dafs in
allen Sprachen das Wort auch zur Bezeichnung von
Maschinen dient". „ Geifsfufs" wird ein Werkzeug mit
gespaltenem Ende zum Heraufziehen einer Last genannt. ^)
Auch das Deutsche hat solche Uebertragungen in ziem-
lich grofser Anzahl, gleichfalls vorwiegend in der Zimmer-
1) Diez' Etym. Wörterb. II, •2T(;.
2) Ebend. II, 396.
s) Ebend. 1, 221. 222. Vgl. I, 412; II, 1(31.
*) Ebend. II, 414.
*) Ebend. I, 327.
6) Ebend. I, 420.
") Ebend. II, 259.
*") Griech. Etym., pag. 166.
») Diez' Etym. Wörterb. I, 66.
392 l>r- Mieck
kunst: Wolf, Bar, Fisch, Schnecke, Fuchsschwanz,
Schwalbenschwanz, Schwanenhals, Storchschnabel u. m. a.
Eine ganz wörtliche Auffassung unseres deutschen
„Steckenpferd" haben die romanischen Sprachen auch
aufzuweisen. ^) An erster Stelle bemerkt Diez ausdrück-
lich: „Der Wanderer konnte den Stab, auf den er sich
stützte, Vergleichungsweise sein Lastthier nennen." Das
tertium comparationis ist hier aber nicht die äufsere Ge-
stalt, sondern die befördernde Unterstützung, also der
Zweck. — Die Thiernamen finden noch fernere Verwen-
(5ung: sie dienen als Bezeichnungen für Krankheiten.
Wir erwähnen aufser dem deutschen „Krebs", „Wurm"
nur loupe = kreisförmige Geschwulst . . . von lupa
Wölfin, nach diesem gierigen Thiere vielleicht von ihrem
Umsichgreifen genannt. 2) Schliefslich dienen die Thier-
namen, und zwar vorwiegend das Rind-, Kleinvieh und die
Vögel zur Bezeichnung der Dummheit.^)
Es ward sich lohnen, den Handwerkerstand noch
specieller ins Auge zu fassen , da hier eine der Haupt-
quellen der Uebertragung des Concreten auf das Ab-
stracte zu suchen ist. So wird acht drastisch der nagende
Kummer einem Reibeisen oder einer Feile verglichen."*)
Schlechtes Tuch als Abfall bezeichnet eine werthlose
Sache. ^) Entsprechend im Deutschen ist „Lump". Auch
die Entstehung einzelner Namen für Maafse ist hier zu
suchen: so bezeichnet toise (tendere) die Länge der aus-
gesjaannten Arme.*') — Dafs man beim Arbeiten die
linke Hand anstatt der rechten nicht gerne thätig sah,
geht aus zahlreichen Stellen hervor. Sie wird die
„schwache, matte" ^) genannt, die „verstümmelte, schad-
') Diez' Etyru. Wörterb. 1, 70; 11, 15-1.
2) Ebend. I, 351.
3) Ebend. I, 203, 254, 398; II, 10, 384 u. a.
^) Ebend. II, 241; I, 339, 350.
^) Ebend. II, 247, 382 u. a.
«) Ebend. II, 424.
") Ebend. II, 307.
Ueber einz. Momente d. Bedeutungsentwiokl. In d. rom. Sprachen. 393
hafte" ^), schliel'slich inano storta^ die verdrehte, also ge-
nau entgegengesetzt der mam droite. ") — Der tüchtio-e
tapfere Mann selbst wird vom festen dauerliaften Stoft'
benannt.^) Bestimmte Eücksicht auf das wackere Drein-
schlagen beim Handwerk und im Kampfe nehmen wohl
die Wörter „Holzaxt, Hammer, kurzer Säbel".*) Zu
letzterem möchte wohl unser deutsches „Degen'' stim-
men. Ganz characteristisch sind folgende Bedeutunofs-
Übergänge: einen Gesellen annehmen — listig wei'ben;
aus der Werkstätte locken — verfiihren. ^) Auf der einen
Seite sind die Arbeitgeber durch die steigende Concur-
reBZ genöthigt, sich gegenseitig die Arbeitskräfte ab-
spänstig zu machen, auf der andern Seite sehen wir unter
den Arbeitleisteuden schon Versäumnifs und Corruption
eintreten in Folge des Bewufstseins, dafs man ihrer nicht
entbehren kann. In commercieller Beziehung sind die
Begrifle des „Abschliefsens oder Beeudigens" *') und des
„Friedenmachens" ') besonders hervorzuheben. Es wer-
den demnach die dem Bezahlen vorhergehenden oder die
das Bezahlen bedingenden Handlungen viud Umstände
als Kampf oder Streit aufgefafst, in den die betheiligten
Parteien gerathen sind. Zur Erläuterung dieser Erschei-
nung gehen wir von Beziehungen aus, welche den Be-
griff „kaufen" enthalten. Lat. emere heifst nehmen und
kaufen, ebenso accattare *) (frz. acheter}. Dadurch nun dafs
man einem Anderen Etwas nimmt, geräth man mit ihm
in Streit, sofern man nicht Kestitution leistet und dadurch
also den Frieden wieder herstellt (Händel haben).
1) Diez' Etyni. Wörtorb. I, 262.
2) Ebend. I, 396.
3) Ebend. II, 101.
*) Ebend. II, 146 und löO.
•'') Ebend. II, 210.
•') Ebend. I, öi (aiiesto), 181 (finanza).
') Ebend. I, 124 (cheto), 301 (pagare).
*) Ebend. I, 5.
394 I^r. Mieck
Schliefslich gedenken wir noch des Bauernstan-
des. Ilnii entspringt die Bezeichnung des Besitzes, Ver-
mögens durch „Vieh". ^) Es reichen die Bezeichnungen
sicher in hohes Alter hinauf. — Was in Bezug auf die
Bauernschaft in den romanischen Sprachen vorwiegend in
die Augen springt, ist das gespannte Verhältnifs, in dem
sie mit dem Adel lebt. So ward der Bauer als Besitzer
eines Gereutes oder kleinen Gutes der gemeine Mann
genannt im Gegensatz zum Edelmann, -) Pitaud ^) be-
zeichnet den groben Bauer, eigentlich Fufsgänger, wahr-
scheinlich im Gegensatze zu dem hoch zu Rofs oder im
Wagen einherstolzirenden Edelmann. Der Bauer wird
ferner ein Lümmel^) genannt. ,,Dem Worte villano ^^
legte der Standesgeist des Mittelalters auch die morali-
schen Nebenbedeutungen u niedrig, schurkisch, häfslich »
bei, welche im Provenz. die Hauptbedeutungen, im Neu-
franz, die einzig verbliebenen sind." Sogar auf die Mund-
arten des platten Landes wird seitens der Gebildeten
mit Geringschätzung herabgesehen, sie werden leicht als
Kauderwälsch betrachtet. ^) — Dafs es seitens des Bauers
an Rache nicht fehlt, läfst sich leicht vermuthen. So
wird der arme Edelmann als einer bezeichnet, der einen
Klepper reitet.^) Gerade die Herabsetzung des Pferdes
enthält eine grofse Beschimpfung, da höhere Würden
nach dem Pferde benannt wurden.*) — Wir lassen nicht
unerwähnt, dafs auch der Clerus, namentlich wegen des
Cölibates, eine Zielscheibe derber Späfse und Bezeich-
nungen gewesen ist. ^)
1) Diez' Etym. Wörterb. I, 182; II, 99, 137, 168.
■-') Ebend. I, 358.
3) Kbend. II, 387.
*) Ebend. II, 406.
^) Ebend. I, 440.
«) Ebend. II, 384.
') Ebend. II, 385.
*) Ebend. II, 87 — 88.
s) Ebend. I, 3o4.
Ueber einz. Momente d. Bedeutungsentwickl. in d. rom. Sprachen. 395
Es möge das bisher Aufgeführte für diesmal ge-
nügen. Wir haben versucht gewisse ürundanschauungen
mit Rücksicht auf die Psychologie aufzustellen, üb und
inwieweit das „Herausfinden derselben taktvoll" genannt
Averden kann, möge dem Urtheil besserer Kenner über-
lassen bleiben.
Düsseldorf, im November 1871.
Dr. Mieck.
596 H. Michelant
Titoli dei Capitoli della Storia
Reali di Francia.
(Schlufs.)
Cap°. 131.
Chome tornati al padiglione Orllando disse a Charllo
che gli portava la signoria di Gierusalem e di Bettaliem
e chosi gli dono uno libretto e molta gente se motto a
Orlando.
Cap°. 132.
Chome gli Christiani essendo a disiniare inanzi usci
fuori di Panpalona per assaltare el chanpo e Orllando e gli
altri si s' armorono e andorono alla battaglia e Uggone
vi fue morto e Yseres volle sapere el nome di Sansonetto
e poi fecciono iusieme gran battaglia.
Cap°. 133.
Chome Orllando vide morto Uggone ando per volerllo
vendichare e finiva per Seres se non e che llui gli richordo
la promessa allui fatta e Orllando gli perdono e sichurollo
d'Aqnino inanzi e poi alle mura furo morti chi resto di
fuora.
Cap''. 134.
Chome essendo tornati a padiglioni venne lettera di
Francia che diceva che in Parigi si facceva quistione e
che e Magganzesi avevono posto chanpo a Parigi perlloro.
Cap^ 135.
Chome avendo questa novella di Francia parve loro
mala chosa e Orllando volle sapere la verita e chon uno
libretto di negromanzia si schongiuro uno spirito e sepe
Titoli dei Capitoli della Storia Eeali di Francis. 397
ogui chosa e di poi si parti Charllo chon 4 clioupagni
e ando a Parigi per raettere pace.
Cap". 136.
Chome Charllo si parti di Spagnia e ando a iu Parigi
e chome di fuori si Seppe che Charllo era tornato le-
vorono chanpo e andoron se in illoro paese e poi si
mandorono a schusare e Charllo perdono a tutti e poi
riscrisse a Roma e a tutti Christian i che urgente di
nuovo venisse in Ispagnia e poi si parti di Parigi e
torno in Spagnia chon bella gente di xx. m^, chavallieri
e chome Orlando andando a spasso ebe chomandamento
che tutti andassino la notte in su el monte e spari via
la Nostra Donna.
Cap». 137.
Chome da cielo una grande piova la notte e quegli
di Panpalona la mattina uscirono fuori chredendo che i
Christiani fussino aneggati e Christian! tornorono a pa-
diglioui chon molta allegrezza e Charllo andava intorno
alla terra e fue per rimanere ma pure e Saracini furono
schonfitti e Charllo ritorno a padiglioni.
Cap". 138.
Chome Chirone che Charllo lascio luoarffotenente di
Parigi si parti di Parigi chon vi. m^ chavalieri e ando
in Ispagnia e disse a Charllo che voleva aquistare honore
e Charllo e Salamone e tutti e baroni lo chondanorano
a morte e Orllando e Namo gli fecciono perdonare e
rechossi disperse agli altri.
Cap°. 139.
Chome torna a dire di Desiderio che inteso lo cho-
mandamento di Charllo mando a Rroma al papa e aiuto
anche di sua gente tanto che fece x. m". a pie e x. m^.
a chavallo e andarono in Ispagnia e Charllo lo vide vo-
lentieri e di poi s' alloggio in uno boscho e ordiuo Disi-
derio di fare tre chastella e molti altri edifizi da chou-
battere la terra.
;]98 H. Michelant
Cap". 140.
Chome Desiderio faceva lavorare gli edifizi e Salamone
e Namo ando a vedere e maravigliossi essi lo disse a
Charllo e Cliarllo ando a vedere e molto gli piacqne e
poi ordinorono di chonbattere la terra e quegli di Pan-
palona chorsono alle mura.
Cap°. 141.
Chome Desiderio senti la battaglia apichata mosse
le chastella alle mura e poi per forza gitto c°. bracia di
muro in terra e entro nella terra e prese el palagio e
poi entro drento Orilando e Mazzarigi e Yseres se gli
dette prigione.
Cap°. 142.
Chome lo re Desiderio prese la terra el palagio non
voleva lasciare entrare altri e chosi a Charllo per sua
inbasciadori intese che aveva ragione e chosi Desiderio
gli domando tre grazie e furogli concedute e di poi
licenzio e maestri e battezossi tutta Panpalona senone
era morto e Mazarigi si fuggi in chanpo di tre giorui
che fue battezzato.
Cap". 143.
Chome lo re Charllo domando chonsiglio d' andare
o di Stare e Namo chonsiglio di segiiire V anpresa alla
fine ordinorono di mandare anbasciadore a Marsilio.
Cap^ 144.
Chome fue letto inbasciadore Chironn figliuolo di
Salamone e in questo erre Disiderio ando a gguardia
d' Alischante e Chiron n'ando anbasciadore a Marsilio.
Cap^ 145.
Chome Chiron giunto a Siragozza ando a Marsilio
a fece una superba inbasciata e die gli la lettera e disse
villania a Mazzarigi e Marsilio li fece la rrisposta e di
poi si parti e Mazarigi si pose in aguato per amazallo
pella via.
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia. 399
Cap°. 140.
Chome Chiroue si parti della terra e dette negli
agguati e fece grau battaglia e fue ferito in molte parte
e chosi ferito ando inanzi a Charllo e poi 1' altro di
mori e fue gran lamento.
Cap^ 147.
Chome lo re Charllo veggendo morto el suo iii-
basciadore chonsigliorono di partire chol chanpo e Orllando
si parti gguardo e ando inanzi e giunse alla Stella e
Grandonio dal Marocho inpauri dello assedio e Sserpeu-
tino si proferse d' essere suo chanpione e di chonbattere
chon Orlando uipote di Charllo.
Cap°. 148.
Chome Grandonio mando a fermare e patti di chon-
battere Orlando e Serpentino e chosi poi chonhattendo
insieme Orlando gli uccise sotto el chavallo e sraonto del
suo e richominciarono gran battaglia.
Cap°. 149.
Chome Orlando chonbattendo chon Serpentiuo Charllo
aveva grande paura d'Orlando che non e morisse e fece
el sichondo assalto e grande pura era dall' una elF altra
parte e al terzo assalto a Sserpentiuo si ruppe la tibbra
del chosciale.
Cap°. 15U.
Chome Serpentino s' avide del cosciale e chiese di
racconciarllo rispose e Orllando nollo volle fare e taglio
gli una choscia e chosi mori Serpentino e di poi presono
la terra e chosi Grandonio fuggi a Siraggozza e quegli
della Stella quasi tutti se battezorono.
Cap^ 151.
Chome a Marsilio parve molto male delhi morte di
Serpentino e ragguno e sua baroni e che chousigliava di
fare achordo e chi raforzava le terre e stare alle difese
ma poi si levo Bianciardino.
400 H. Miclielaut
Cap". 152.
Chome Bianciardino fece una bella dixeria espose
sua anbasciata e Charllo gli fece poca risposta e man-
dollo la sera a rriposare e ordino che F altra mattina
venisse a chonsiglio.
Cap^ 153.
Chome Bianciardino in presenza del chonsiglio mag-
giore disse un' altra volta sua inbasciata e Charlo do-
mando parere al chonsiglio e chome Salamone disse che
achordo non si facesse in altri piu modi dissono e Or-
lando chonsigliava seguire la gguerra e molti ne lo biasi-
morono.
Cap^ 154.
Chome si levo suso lo chonte Ghano e fece una
bella diceria nella quäle chonsiglio che la pace si facesse
e onore de Christiani e chome tutto el chonsiglio feruio
suo detto.
Cap«. 155.
Chome 1' onperadore chonsiglio di fare V onbascia-
dore che fusse atto attale chosa deir anbasciata e chome
tutto el chonsiglio d' achordo fu elletto e Ghano di Mag-
ganza inbasciadore e chome poi Ggano venne a parole
chon Ulivieri e gli dette una ceffata.
Cap°. 156.
Chome Ulivieri dette una ceifata a Ggano e lu molto
rumore e partissi e andone al palagio d'Orlando e lui
lo riprese di tale fallo e Ggano molto si doleva e giurava
Vendetta se potra e Orlando s' ando a schusare e poi
ebono licenza di partire alloro posta cholla risposta
Ggano e Bianciardino.
Cap°. 157.
Chome Ggano si parti dalla Stella e ando chon
Bianciardino a Siraggoza alla via si sotrassono l'uno T altro
di fare trattato e giunti a Siraggoza al palagi innanzi a
Marsilio e Bianciardino disse e cho Ggano e che viene
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia. 401
a fare la risposta della inbasciata alora Ggano si schosto
da Marsilio per fare siia inbasciata.
Cap". 158.
Choine el chonte Ggano fece una superbia inbasciata
e di poi Marsilio gli rispose humile e parllarono poi piu
volte insieme di fore trattato e iDoi dissono chou pochi
praticbare la pace.
Cap°. 159.
Chome Ggano infra se non sapeva che si fare del
tradimento e poi si dispose farllo.
Cap^ 160.
Chome Bianciardino ando per Ggano e menollo a
spasso ella terza e poi chapitorono a hello palazo di
Marsilio ed era raggnnato el chonsilio e quivi parlarono
di molte chose dello achordo e fecciono collazione e poi
Marsilio e Ggano andorouo in uno giardino dov' era una
bella fönte e posonsi a sedere.
Cap°. 161.
Chome Marsilio disse a Ggano che cio ch' ä egli
direbe, terrebe segreto e chome s' abraciarono e insal-
raorono el tradimento e in qiiello venne uno vento che
fece tremare la fönte e gitto per terra tutti e tutti del
giardino e chosi si getto per terra tutti e padiglioni di
Charllo e d'Orllando in quella medesima ora.
Cap°. 162.
Chome Marsilio e Ggano dettono ordine per 1" altra
mattina d' essere cinque insieme e fermare Y achordo
e r trattato e chosi la mattina essi trovarono nel giardino
e giuraro el tradimento e aparve molti segni e rrovino
la fönte ella cholonna e quegli xii. segni e grande
furia di vento e di poi spaventati ordiuorono essere di
parte.
Jahrb. f. rom. ii. engl. Lit. XII. 4. 26
402 H. Michelant
Cap^ 1G3.
Chon uno tremuoto e chome tuttavia in quella ora
aparriveno in clianpo di Charllo.
Cap°. 164.
Chome Ghano e Marsilio uscirono del giardino e
sparsessi la novella chome la pace era fatta e di poi
Ggano si parti chol trebuto e toruo a Charllo e chonto
tutti e chapitoli achördo fiitto el re Charllo ando a San
Gian a pie di porto e Orllando in Roncisvalle.
Cap°. 165.
Chome Marsilio mando a Orlando in Roncisvalle di
molta vettovaglia e vino e tutti inebriorono e Pulinoro
andava spiando e poi si parti di chanpo e s' inchontro
suo padre che ss' era posato chon x. m^ a chavallo.
Cap°. 166.
Chome Marsilio fece 4". sciere per dino dove aves-
sino a entrare nella valle e chosi tutte le sciere entrorono
nella valle e dicevo ch' erono amici quaudo era detto:
che e la?
Cap°. 167.
Chome e Christiani furono assaliti e Ulivieri e gli
altri fm'ono morti e Orllando fuggi fuori del padiglioue
e sono el chorno e fu udito di Charllo o sua gente e
ordino x. m-"^. in suo sochorso se bisognio fusse e Alorino
veniva arrechare la novella a Charllo.
Cap". 168.
Chome dicie che Paladini furono morti e Orlando fu
chonosciuto da uno ostieri ch' era Christiano riuegfato
e Orlando volle sapere dov' era Marsilio e volelo ama-
zare e amazo el figliuolo di Marsiglio e Orlando fue
morto nella barufi'a.
Cap°. 169.
Chome lo re Marsilio vide morto esse el figliuolo
ritorno chon piante a Siraggoza e chome in Roncisvalle
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia. 403
a Saracini attende uoppo aggodere e chome Baldovino
recho le uovelle a Charllo che Orllando era raorto e che
Gbano aveva tradito.
Cap". 170.
Chome Gbano si richusava non essere stato ma pure
fue menato e messo in prigione e Charllo face chonsiglio
e fui ivi chi diceva di partire e ritornare in Francia per
paura di Marsilio.
Cap«. 171.
Chome lo re Salamone chonsiglio che s' andasse a
fare Vendetta d' Orlando e chome Yseres chonsiglio che
modo avessino a tenere e chosi Charllo fe tre sciere.
Cap". 172.
Chome lo re Charllo domando tre grazie e poi monto
a chavallo e ando inverso Roncisvalle e chominciossi
grande uccisione di Saracini e fui ivi morto Falserone.
Cap''. 173.
Chome el Danese e gli altri cholloro sciere entro-
rono in battaglia da piu parte in Roncisvalle e fue morto
Grandonio e Mazarigi e molti altri signiori e rre.
Cap". 174.
Chome essendo morti e Saracini e Christiani della
valle s' andava chercando pe baroni e assai ne trovarono
e fue trovato Sarigi da Brava ne sapeva Orlando e poi
venne assai charette di vettovaglia e ogniuno si mera-
vigliava cbel di fusse ingrande.
Cap". 175.
Chome Charllo mando a cerchare tutti e padiglioni
e trovo tutti e padiglioni salvo Orlando e aveva ne grande
dolore e poi la notte ordino le gguardie e Orlando non
si trovava e Ausuigi si richordo del prigione e fello
venire e lui none voleva insegnare Orlando se Charllo
non gli perdonava.
2G*
404 H. Michelant
Cap". 170.
Chome Lanbarigi menato f'iie dinanzi a rre Charllo
e fugli perdonato e fatto scrittura e lui disse tutta la
chosa chome stava della morte d'Orllando e dov' era
stato gittato e disse venite mecho e io v' insegnero dove
egli e.
Cap". 177.
Chome andarono al burroue e chome molti preti e
uficio rietrassono Orllando e portollo dove gli altri a
padiglioni chosi morto che a pena si riconosceva e di poi
tutti e signori furono mandati in lloro paesi a onorare e
di poi e Sarraciui per fiiocho consumati e Charllo do-
mando Lanbarigi se egli sapeva chi avessi fatto el
tradimento e hordinato.
Cap^ 178.
Chome Charllo sepe da Llanbarigi tutto el tradimento
e chome Ghano fue poi sqnartato.
Cap". 170.
Chome lo re Charllo parlo che a lui pareva di se-
o-uire r anpresa e disfare Marsilio e chosi fue per tutti
chonfermato e oi'dino la gente e ando chol chanpo in
fino presso a Ssiraggozza.
Cap^ 180.
Chome a Marsilio parve assai male poi che fue morto
el figliuolo e torno a Siraggoza e fegli grande honore
e chosi a Siraggoza si stava adolorato e allui venne no-
velle chome Falserono clion tutti e Saracini erono morti
in Roncisvalle elloro re n' ebbone grande dolore mala-
dicendo Chano e chi gli chrede mai e chome poi Mar-
silio si fuggi per paura e andossene in Egitto.
Cap^ 181.
Chome Charllo giunse a Siraggosa e posevi chanpo
e quegli della terra elessono xii. huomini che andassino
a Charllo che erre Marsilio s' era fuggito pella quäle
Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Franoia. 405
chosa Charllo ordino cento ggalce che di lui cerchassino
per mare e chosi fecciono e mai lo trovorono.
Cap". 1<S2.
Gliome Charllo rispose agli anbasciadori cd ehe la
terra e fece morire chi chontradire voleva e fe disfarc
el palazo di Marsilio iiifiuo a fondamenti e poi cholla
gente ch' aveva in picholo teiipo si clionquisto tutta la
Spagnia ch' era sotto la siguoria che teneva Marsilio.
Cap°. 183.
Chome lo rre Charllo fece diceria a suoi baroni del
partire ossi o no e poi fecciono parlamento chi aveva a
rimanere re di Spagnia chi diceva uno e chi iin' altro
alla fine vi lasciarono Ansuigi di ripess di Brettagnia.
Cap°. 184.
Chome Charllo inchorono Ansuigi della Spagnia e
molto r amestro e poi si ritorno in Francia.
Cap". 185.
Chome lo re Charllo torno in Parigi chon tutta la
baronia molto male chonteuti e di poi tutti e Signiori si
partirouo e tornarono illoro paese.
Cap". 18G.
Chome Alda bella seppe che Orllando era uiorto ed
ella chiese a dire volere cholloro morire quello che avesse
a fare e chome ella poi chonfortava Charllo.
Cap". 187.
Chome Alda ando a San Dionigi a udir la messa e
poi entro nella sepoltura d'Orllando e Ulivieri e quivi
mori.
Cap'». 188.
Chome si fece grandi lameuti d'Alda e poi si fecie
assai ofici c Charllo nndo in sino a Kroma pell' aninia
d' Orlando e deij-li altri niorti in Koncisvallc.
406 H. Miclielant, Titoli dei Capitoli della Storia Reali di Francia.
Qui finisce lo libro della prima Spagnia chopiato
per me Bartolomeo di Frauco Cimatore fornito a di dieci
Otto di febrajo inille cinque cento otto a ore dici otto
per grazia di Dio ella sua madre Vergine Maria. Deo
gracias. Amenne.
Kaffaele Ceccarelli di Savignano copio nel mese
7rabre g gbre 1849.
H. Michelant.
Italienische Novellen. 407
Kritische Anzeigen.
Italienische Novellen.
I.
Novelle di Giovanni Sercambi. Bologna presso Gaetano Romagnoli
1871. 8°. IX und SO-i S. (Scelta di ciiriosita letterarie inedite
o rare dal secolo XIII al XVII. Dispensa CXIX. Prezzo L. 12. —
Edizione di soli 202 esemplari ordinatamente numerati.)
(Schlufs.)
Nov. XVI. '•De muUere volubiW ist die Geschichte der
'Matrone von Ephesus', nach Perugia versetzt. Zu D'Anco-
na's Anmerkung trage ich nach, dafs diese Geschichte auch
im jüdischen 'Buch Kidduschim cap.Esdre jochasin und Maasaeh-
buch Cap. 108' und daraus deutsch von Christoph Ilelvicus,
Ander Theil Jüdischer Historien, Giefsen 1617, S. 104, erzählt
wird, und dafs P. Lerch in Benfey's Orient und Occident II,
373 sie nach einer russischen Aufzeichnung aus dem Volks-
mund mittheilt.
Die X. der von Minutoli herausgegebenen Novellen ist
die Legende von dem stolzen Kaiser oder König, dessen
Kleider, während er badet, ein Engel, der auch seine Gestalt
angenommen hat, anlegt; — hier von einem König Anibrotto
von Navarra erzählt. D'Ancona's reichen Nachweisen füge
ich Folgendes hinzu. Das Gedicht von König Robert of
Cysille ist nicht zuletzt in Halliweli's Nugje poeticte, London
1844, sondern seitdem noch in Hazlitt's Remains of the Early
Populär Poetry of England, London 1864, I, 270 gedruckt
worden. — S. 297, Zeile 5 mufs man statt 'v. d. Hagen
Minnesänger IV, 751' — welches nicht hergehörige Citat
durch Misverständnis einer Stelle in von der Ilagen's Gesammt-
abenteuer III, cxvi veranlafst ist — lesen: 'Wiener Jahr-
bücher V, Anzeige -Blatt pag. 31'. wo der Meistergesang
gedruckt ist. — Des Stricker's Gedicht ist, sprachlich erneuert
und hie und da entstellt und verstümmelt, 1497 zu Erfurt
u. d. T. 'Von dem kunig in dem pat', wahrscheinlich auch
schon 1493 zu Bamberg, gedruckt worden, s. von Tettau, Ueber
408 Kritische Anzeigen:
einige bis jetzt unbekannte Erfurter Drucke aus dem 15. Jahr-
hundert, Erfurt 1870, S. 65. — Hans Sachs hat die Legende
nicht nur im Jahre 1556 als Comedie 'Julianus der Kaiser im
Bad', sondern auch schon 1549 als Meistergesang 'Der hoch-
fertig Kaiser' (Dichtungen von H. Sachs. Erster Theil. Geist-
liche und weltliche Lieder. Hgg. von K. Gödeke. Leipzig
1870, S. 275) behandelt. Im Meistergesang heifst der Kaiser
Jovianus, eine Entstellung des Jovinianus der Gesta Romano-
rum, auf welche H. Sachs als auf seine Quelle hinweist; in
der Komödie heifst er Julianus, d. i., wie aus dem Prolog
hervorgeht, der römische Kaiser Julianus der Abtrünnige,
ohne Zweifel ein Einfall von H. Sachs selbst. — In geziertem
Jesuitenstil hat Jacob Bidermann in seinen Acroamata acade-
mica I, 6 die Legende lateinisch erzählt; aus ihm hat sie der
Kapuziner Pater Martinus von Cochem geschöpft, der sie in
seinem Aufserlesenen History-Buch, Dillingen 1687, I, S. 89 —
104, in seiner Weise nicht schlecht erzählt und am Ende in
dem keiner Historie fehlenden, lateinischen Quellennachweise
bemerkt: 'Hfec Historia desumpta est ex J. Bidermanno e
Soc, Jesu Libro primo Acroamatum, Acroamate sexto. De-
scribit etiam eandem ad longum P. Ignatius Trauner, in suo
Gallo cantante , conc. I, citans Raymundum et Procopium.'
Mit Verweisung auf den heil. Antoninus hat endlich auch
Abraham a S. Clara die Legende in seinem heilsamen Ge-
misch Gemasch, Würzburg 1704, S. 219 — 21, erzählt.
Schliefslich noch eine Bemerkung über einen eigentüm-
lichen Brauch, der in der 13. der von Gamba herausgegebe-
nen Novellen vorkömmt. Hier sagt nämlich Antoniotto zui
Lavina (S. 105) : ' vo' che il soldano sia quello che ti tegna
il dito quando io ti rnetterö lo anello.'' Und später (S. 108)
sagt er zum Sultan: 'vi vo' pregare, che, poiche qui non sono
parenti della sposa, in mio servigio il dito a lei dobhiate
teuere quando io li metterb V anello.'' Und endlich heifst es
S. 109: 'col soldano, tenendo il dito alla nuova sposa. ^ Schon
vor ein paar Jahren, als ich zum ersten Mal diese Novelle
in Gamba's Ausgabe las, fielen mir diese Stellen auf, und
ich erinnerte mich nicht , von dem Brauche , dai's ein Ver-
wandter der Braut ihr den Finger hielt, damit der Bräutigam
ihr den Trauring ansteckte, irgendwo schon etwas gelesen
zu haben. Seitdem habe ich doch wenigstens einen weitem
Italienische Novellen. 409
Beleg gefunden, nämlich die folgende Stelle einer dem 15. Jahr-
hundert angehörenden Bearbeitung der Geschichte der Griselda
in Ottaven (zuletzt herausgegeben als XIX. Dispensa der
Scelta di Curiositä letterarie u. d, T. : II Marchese di Saluzzo
e la Griselda, novella in ottave del secolo XV, Bologna
1862):
Gualticr chiamo Giannucolo al presente,
Perch' e' tenessi alln sua ßglia il dito,
Poi la sposo.
Vielleicht können Leser dieser Zeilen noch andere Belege
nachweisen.
II.
Ich schliefse hieran noch die Besprechung einiger 1869
und 1870 herausgegebener Legenden und Novellen, die nicht
im Buchhandel zu haben und nur in geringer Anzahl gedruckt
sind — nach italienischer Sitte als Gratulationsschriften zu
Hochzeiten. Ich verdanke Exemplare der Freundlichkeit Ales-
sandro D' Ancona's und Francesco Zambrini's.
Storia di Santa Ismeria avola della vergine Maria. Teste
inedito del buon secolo di nostra lingua. Imola, Tip. d' Ignazio
Galeati e figlio. 1869. 8°. VI und 10 S. (In 85 numerierten
Exemplaren gedruckt.)
Die von Fr. Zambrini aus einer Magliabechianischen Hand-
schrift des 15. Jahrhunderts herausgegebene Legende zeichnet
sich, wie Zambrini mit Recht sagt, durch Anmut, Natürlich-
keit und Einfachheit der Diction und Lebendigkeit und Man-
nigfaltigkeit des Dialogs aus. Sie erzählt, wie Ismeria, die
Tochter Nabom's, aus dem Geschlecht David's, mit Liseo in
frommer Ehe lebte, deren Frucht die heil. Anna war ^); wie
sie dann als Witwe in einem Spital verschiedene "Wunder
that und daselbst starb, und ihre Seele von den En2;eln ins
1) Ich kenne Hismeria, Ismeria, Esmeria. sonst nur als Schwester
der Anna und Mutter der Elisabeth, also Grol'sniutter Johannes des
Täufers. S. die Legenda aurea Cap. cxxxi (de nativitate beat» Mari?e
virginis) und Alw. Schultz loonographische Studien über die Sippe der heil-
Jungfrau im An/.eiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1870, S. 313 fg.
Als Aeltern der Anna und Ismeria werden Stallanus (Stolanns) und
Emerentia genannt.
410 Kritische Anzeigen :
Paradies getragen wurde, und wie auf die Nachricht von
ihrem Tode die Jungfrau Maria und der Herr Jesus Christus
und die 12 Apostel und Maria Magdalena und Maria Salome
und Maria Cleofe herbeikamen. 'Allora messer Giesü Cristo
fece una predica si fatta, che quanta gente vi fu, si conver-
tirono tutti alla fede di Cristo.' — Als Probe der Diction
möge der Schlufs der Storia hier folgen: Lo spedalingo
alzava le mani al cielo e rendeva laude e grazie a Dio, e
diceva: Signore mio, fammi conoscente della grazia che tu mi
fai in questo mio spedale, che ci e intrato el cielo e la terra,
el sole e la luna e le dodici stelle principali del cielo, cioe
sono i dodici Apostoli di Cristo e molte altre donne sante.
O anima mia ingrassata! ora ti se' tu bene satolla di quello
cibo che tu se' stato tanto bramoso! tu raangiasti e bevesti e
parlasti e stesti col Signiere del cielo e della terra! o Iddio
padre onnipotente, menatemene oggi mai nel regnio vostro. E
poco tempo passando, il buono spedalingo ebbe una grande
infirmila, per la quäle infirmita passo di questa vita in santa
pace, e gli angeli ne portarono 1' anima sua in vita beata,
nella quäle ci conduca noi lo nostro Signore Jesu Cristo, qui
vivit et regnat in secula seculorum. Amen.
Novella c?' tma donna e d' uno uomo che non poteano aver
figliuoU. Testo inedito del buon secolo della lingua. Bologna
Tipografia del Progresso ditta Fava e Garagnani 1870. 8°.
23 S. (In 80 numerierten Exemplaren gedruckt.)
Diese gleichfalls von F. Zambrini aus einer andern
Magliabechianischen Handschrift herausgegebene geistliche No-
velle beginnt also: Avea nella citta di Vinegia una donna,
eh' avea uno suo marito, ed era molto ricco dell' avere di
questo mondo, e non avea figliuolo niuno. E questo suo
marito teneva molte amiche per disiderio d' avere ligliuoli; e
questa sua donna se ne dava molta ira, e grande maninconia
n' avea veggiendo Stare questo suo marito in peccato d' avol-
terio. Pensando questa una fiata infra se medesima, e' disse :
i' 6 fatte quante medicine sono sute in questo mondo e niente
m' e valute, inperö voglio ricorrere a colei ch' e fontana di
misericordia e divotamente la voglio pregare, che, per la sua
pieta e misericordia, che le piaccia di darmi figliuoli; perö
che '1 mio marito non ne stia in tanto peccato e in avolterio,
quanto egli sta. Die Dame begab sich hierauf ■ — so erzählt
Italienische Novellen. 411
die Novelle weiter — in eine Kirche und betete inbrünstig vor
dem Bilde unserer Frau (di nostra Donna). In der darauf
folgenden Nacht träumte sie, sie hätte einen wunderschönen
Käfig gemacht, und dieser Käfig war voll von Hähnen, die
laut sangen, und darunter war einer mit goldenen Federn, der
so süfs sang, dafs sie entschlief. Am Morgen fragte sie vor-
geblich viele Weise nach der Deutung des Traumes, endlich
aber erklärte ihr ein Freund Gottes (un amico di Dio), der
Käfig bedeute ein Kloster, die singenden Hähne die Mönche,
der Hahn mit den goldenen Federn ihren Sohn, 'che sara
vergine e di gloria eternale; il quäle sarä santo e grande
amico di Dio; e le penne dell' oro significano la grazia di Dio.'
Die Frau beredete nun ihren Mann ein Kloster zu gründen. Kaum
war das Kloster fertig, so wurde die Dame guter Hoffnung,
und als die Zeit kam, gebar sie einen schönen Knaben. Zehn
Jahre alt und der schönste und verständigste Knabe in ganz
Venedig geworden, ging er einst mit seinen Gespielen längs
der Meeresküste, 'e V onda del mare venne si grande, che
trasse al se il fanciuUo e menollo via.' Als die Aeltern dies
erfuhren, eilten sie verzweiflungsvoll in das Kloster zu den
Mönchen. Da erschien einem der Mönche ein Engel und ver-
kündete, dafs die Jungfrau Maria den Knaben gerettet habe,
und dafs die Aeltern ihn auf einer Insel unversehrt finden
würden. Wirklich fanden sie auf der bezeichneten Insel ihren
Sohn, und auf die Frage, wie er dahin gekommen, antwortete
er: 'Una donna, la piü bella che si vedesse mai, incoronata
6 tutta vestita di sole, mi prese e tennemi in grembo suo, e
dissemi, s' io intrassi nel munistero nostro, eh' ella verrebbe
molte volte ad me; et io non ne starö giä mai allegro, s' io
nolla riveggio, inperö s' io la vedessi, io sarei tutto sazio e
satollo cosa mondana (sie); e sappiate, padre mio e madre
mia, che nonn' e piii mondo che vedere lei.' Er ward sei-
nem Wunsche gemäfs in das Kloster gethan, wohin ihm sein
Vater bald folgte. Nach nicht langer Zeit starb der Knabe im
Kloster, 'e gli angioli di cielo vennono visibilmente con gran-
dissimo canto e con grandissime luminare. E quando 1' anima
sua fu partita dal munistero, che parve che tutto Io moscado
vi fussi.' ^) Auch die Aeltern starben später selig, der Vater
') Vgl. Cullezione di opere inedito o rare I, 17S ('tutto il moscado
412 Kritische Anzeigen:
in dem Mönchskloster, die Mutter iu einem von ihr gestifteten
Nonnenkloster.
Novella del Fortunato nuovamente stampata. In Livorno,
pei tipi di Franc. Vigo 1869. Lex.-8'^ (d. h. nur das Format
des Papiers, der Satz selbst im kleinsten Miniaturformat).
XI nnd 31 S. (In 80 numerierten Exemplaren gedruckt.)
Die hier von dem ausgezeichneten Bibliophilen Giovanni
Papanti in Livorno herausgegebene Novelle eines gewissen
Fortunato (s. G. Passano I Novellier! italiani in prosa S.
211 und 309) führt in dem zu Grunde gelegten Drucke aus
dem 15. Jahrh. den Titel: 'Novella di Ilizardo re di Thebe,
quäle, doppo 1' auer maritate tre sue figliuole in gran perso-
nagi, la quarta marita a chi la uenze a corere, e ne segue
dubio de tre compagni.' Der Inhalt ist folgender: König
Ricardo von Aegypten hatte drei heiratsfähige Töchter, und
da er keine Kinder mehr zu bekommen glaubte, theilte er
sein Reich in drei Theile und gab sie den Töchtern, die er
an die Könige von Scardona, der 'Gotthi' und von Scithia
verheiratete, als Mitgift. Er selbst behielt nur so viel, als zum
Lebensunterhalt für ihn und seine Gemahlin und seinen Hof
nötig war. Wider Erwarten bekam er aber noch eine vierte
Tochter, welche zu einer schönen Jungfrau heranwuchs. Als
sie heiraten sollte, erklärte sie, wenn sie nicht, wie ihre
Schwestern, einen König zum Mann bekäme, nur den, der sie
im Wettlauf besiege, heiraten zu wollen. Verschiedene ritter-
liche Bewerber traten auf, wurden aber besiegt und hin-
gerichtet. Denn Prudentia war nicht nur wirklich eine aufser-
ordentlich schnelle Läuferin, sondern sie besafs auch ein
wunderbares wohlriechendes Wasser, mit dem sie die, welche
ihr im Wettlauf nahe kamen, bespritzte, so dafs sie ohn-
mächtig hinfielen. Da kamen drei Gesellen mit wunderbaren
Eigenschaften nach Theben. Der eine hiefs Tiritirante und
schofs mit seinem Bogen drei Meilen weit, ohne das Ziel zu
fehlen, der andere hiefs Vedividante und sah fünf Meilen
weit, der dritte hiefs Coricorante *) und lief so schnell wie
del raondo'), Leggende del sec', xlv, I, 503 und Leggenda di Vergogiia
S. 28 ('tiitti moscadi del mundo").
') Man beachte die Doppelung in den Namen, welche eine Stei-
Italienische Märdien. 413
ein Vogel fliegt. Coricorante unternahm es, mit der Königs-
tochter um die Wette zu laufen. Auch ihn bespritzte sie mit
dem Wasser, und er fiel ohnmächtig um. Das sah aber Ye-
dividante sofort und sagte es seinem Freunde Tiritirante, der
alsbald einen Pfeil auf Coricorante abschofs und ihn, ohne
ihn zu verletzen, traf und dadurch erweckte, so dafs er der
Königstochter nacheilte, sie überbolte und vor ihr das Ziel
erreichte. Als er sie nun aber zur Gemahlin verlangte, erho-
ben die beiden Gefährten denselben Anspruch. 'Et il re
vedendo tutt' e tre haver operato 1' uno in aiuto de 1' altro,
fece consiglio per far dicider de chi dovea essei'e. La coppia
della sententia e nelle mani del Fortunato, a beneficio di
quelii che li piacerä vederla.'
Man vergleiche Grimm Kinder- und Hausmärchen No. 71,
Ey Harzmärchenbuch S. 116 und das Märchen 'Belle-Belle
ou le Chevalier Fortune' der Gräfin d'Aulnoy. In diesen
Märchen kömmt auch ein Wettlauf mit einer Königstochter
vor, wobei der Läufer einschläft, aber durch einen Schufs
oder Wurf noch zeitig genug erweckt wird, um vor der Prin-
zessin das Ziel zu erreichen. Bei Grimm und Ev schläft er
ein, indem er etwas ausruhen will, da er einen bedeutenden
Vorsprung hat; bei der Gräfin d'Aulnoy in Folge eines Trankes,
den ihm die Prinzessin vor Beginn des Laufes gereicht hat.
Bei Grimm sieht der scharfsehende Jäger, dafs der Läufer
schläft, und weckt ihn durch einen Schufs, bei Ey weckt ihn
der Starke durch einen Steinwurf, nachdem der Scharfäugige
gesehen hat, dafs er schläft, und bei der Gräfin d'Aulnov
hört Fein -Ohr den Läufer schnarchen und der Schütze
erweckt ihn durch einen Pfeilschufs. ') Es gibt noch andere
Märchen, in denen ein eingeschlafener Läufer durch einen
weittreffenden Schützen oder Werfer erweckt wird, es handelt
sich aber in diesen Märchen nicht um einen Wettlauf mit
einer Königstochter, sondern der Läufer soll binnen einer
gerung ausdrücken soll nach Analogie von tutuito , or ora , ben bene,
piun piano.
') In Basiles Pentamerone III, 8 wird Furgolo ^Blitz), der Läufer,
durch einen Ring mit einem Zauber.-tein festgemacht, bis Cecadiritto
(TriflFgut), der Arnibrustschütz. ihm den Stein vom Finger schiefst.
414 Kritische Anzeigen : Italienische Novellen.
bestimmten Frist etwas holen. S. meine Anmerkung zu Laura
Gonzenbach's Sicilianischen Märchen No. 74.
Novella di Anton/r. Doni. Pisa Tipografia Nistri 1870.
8°. X S. (In 73 Exemplaren gedruckt.)
Diese von Alessandro D' Ancona herausgegebene Novelle
ist Doni's Filosofia morale entnommen. Es ist die bekannte,
aus Indien stammende Erzählung (s. Benfey Pantschatantra I,
283) von den zwei Kaufleuten, deren einer behauptet, Mäuse
hätten das von dem andern ihm zur Aufbewahrung übergebene
Eisen gefressen , worauf der andere den Knaben des erstem
bei sich versteckt und dem Vater sagt, er habe gesehen, wie
ein Raubvogel — bei Doni 'uno passerino' — den Knaben
fortgetragen habe, und dies sei nicht wunderbarer, als dafs
Mäuse Eisen gefressen hätten. Doni hat die Novelle vor-
trefflich erzählt. Einige kleine wörtliche Uebereinstiniraungen
mit Firenzuola's Bearbeitung derselben Erzählung in seinen
'Discorsi degli Animali' (in Bianchi's Ausgabe der Opere di
A. Firenzuola, Firenze 1848, I, 64) zeigen, dafs Doni auch
hier wie mehrfach in seiner Filosofia morale die Discorsi degli
Animali benutzt hat. (Siehe Passano I Novellieri italiani in
prosa S. 185.)
Kovella di Francesco Ängeloni da Terni. Modena Tipo-
grafia Cappelli 1870. 8^ 16 S. (In 80 Exemplaren ge-
druckt.)
Fr. Ängeloni, Gelehrter und Dichter (gest. zu Rom 1652),
hat 36 Novellen handschriftlich hinterlassen, von denen bis
jetzt 13 — einschliefslich der vorstehenden, von A. Cappelli
herausgegebenen — gedruckt sind. (S. Passano I Novellieri
italiani in prosa S. 8 und Cappelli's Vorwort.) Die vor-
liegende Novelle erzählt, wie einige Spitzbuben einem ehe-
maligen Mitglied ihrer Bande eines Nachts Schinken und
Salami auf sehr listige Weise stehlen, die ihnen aber der
Bestohlene noch in derselben Nacht auf nicht minder listige
Weise wieder stiehlt. Mit unwesentlichen Abweichungen findet
sich derselbe Schwank in Temistocle Gradi's Saggio di letture
varie per i giovanni, Torino 1865, S. 111 fg., sehr gut er-
zählt, wahrscheinlich nach mündlicher Ueberlieferung.
Weimar, November 1871.
Reinhold Köhler.
Romancero del Cid. 415
Romancero del Cid. Nueva edicion anadida y reformada sobre las
antiguas que contiene doscientos y cinco romances, recopilados,
ordenados y publicados por Carolina Michaelis. Leipzig (Brock-
haus), 1S71. 8». X — 368 p.
Durch diese neue, an Vollständigkeit alle früheren über-
treffende Sammlung der Cidromanzen , welche den 30. Band
der im Brockhaus'schen Verlage erscheinenden Coleccion de
autores espanohs bildet, hat die Herausgeberin, welche ihre
Befähigung zu dieser Arbeit bereits durch ihre vortreffliche
Einleitung zu Herder's „Cid" (in der Brockhaus'schen Klas-
sikersammlung) documentirt hatte, der spanischen Literatur
einen ausgezeichneten Dienst geleistet. Um denselben voll-
ständig zu würdigen, ist es freilich nöthig, sich der biblio-
graphischen Geschichte der Cidromanzen zu erinnern. Die
erste selbständige Sammlung derselben wurde bekanntermafsen
von Juan Escobar im Jahre 1612 u. d. T. Romancero e histo-
ria del muy valeroso caballero el Cid Ruy Diaz de Bibar
(Alcalä, 12^'.) veranstaltet. Sie enthält 96 Romanzen und
wurde in demselben Jahrhundert mehrmals unverändert wieder
abgedruckt, bis sie 1702 zu Cadix in etwas verbesserter Ge-
stalt und mit 6 Romanzen vermehrt erschien. Letztere Aus-
gabe wurde dann wieder das Original für alle folgenden
Abdrücke, deren letzter zu Barcelona 1757 in 2 Bänden
12" erschien. Auf ihr beruhte die correctere, aber nur 78
Romanzen enthaltende Sammlung, welche Vicente Gonzalez
de Renguera 1818 zu Madrid u. d. T. Romancero e historia del
Cid veranstaltete und die von Dr. Julius besorgte Frankfurter
(1828, 12".), welche die frühere Zahl von 102 Romanzen
wiederherstellte. Inzwischen waren aber die allgemeineren
Romanzensammlungen von Depping (1817 und 1825) und
Duran (18.32 fg.) erschienen, so dafs A. Keller in seinem
Romancero del Cid (Stuttgart 1840, 8".) die bisherige Anzahl
durch 52 den letztgenannten Sammlungen entnommene Stücke
vermehren konnte. In den nächsten Jahren erhielt das Ma-
terial neuen Zuwachs durch die neuen Ausgaben der Dep-
ping'schen (1844) und der Duran'schen Sammlung u. d. T.
Romancero general (Madrid 1849 fg. 2 Bde. 8"), so wie
durch die verschiedenen Epoche machenden Arbeiten unseres
Ferdinand Wolf, besonders durch den Wiederabdruck ^er Rosa de
416 Kritische Anzeigen:
Bomances des Timoneda (184G), die Mittheilungen aus der
berühmten Prager Sammlung (1850) und der Primavera y
Flor de Bomances (1856), und seitdem regte sich bei allen
Freunden der spanischen Literatur der Wunsch, das neue
Material für eine neue selbständige Ausgabe der Cidromanzen
benutzt zu sehen.
Diesem Wunsche ist nun durch die vorliegende Samm-
lung in dankenswerthester Weise entsprocl;ien worden. Die-
selbe läfst zunächst an Vollständigkeit nii^hts zu wünschen
übrig. Duran hatte in seinem Bomancero geiHral die Zahl der
Cidromanzen auf 187 bringen können. Fräulehi Michaelis hat
nun noch 18 in keiner neueren Sammlung gedruckte Stücke
hinzugefügt, theils aus der Frager Sammlung, theils aus der
Silva von 1550 und dem Cancionero de Bomances, theils
endlich aus des Fr. de Santos Buche La Verdad en el jiotro
ij el Cid resucitado, und wenn diese letzteren auch nur Frag-
mente sind und der vulgären Klasse der Romanzen ange-
hören, so ist ihre Aufnahme in die Sammlung doch der Voll-
ständigkeit wegen dankenswerth. Auch die zuerst von R.
Köhler in „Herder's Cid und seine französische Quelle"
vollständig bekanntgemachte Romanze Banderas antiguas,
tristes aus dem Jardin de Ämadores und dem Tesoro escovdido
des Metge ist mit aufgenommen.
Ein zweiter Vorzug der Sammlung vor allen früheren
besteht in der Authenticität der Texte, welche stets den älte-
sten Quellen entnommen sind unter steter gewissenhafter An-
gabe derselben, so wie der wichtigsten Varianten späterer
Drucke.
Was die Anordnung betrifft, so wird vom wissenschaft-
lichen Standpunkte aus vielleicht der Wunsch laut werden, es
hätte der Herausgeberin gefallen, die Romanzen nach ihrer
Entstehungsart und Entstehungszeit, also nach den von Wolf
und Duran aufgestellten Kategorien zu ordnen, während sie
die chronologische Ordnung beibehalten hat. Wir unsererseits
können ihr hieraus keinen Vorwurf machen. Denn die Samm-
lung, wie werthvoll auch immer für die wissenschaftliche
Forschung, ist doch zu einem grofsen Theile auch für ein
nicht gelehrtes Publicum bestimmt, welches sich an den schö-
nen Dichtungen erfreuen und dieselben im Zusammenhange
geniefsen will. Für solche Leser aber wäre die Wissenschaft-
Romanoero del Cid. 417
liclie Anordnung schlechterdings nicht zu gebrauchen gewesen.
Sie würde sie nur verwirrt und gestört und sie würden das
Buch unbefriedigt aus der Hand gelegt haben, woliingegen
dem Manne von Fach Mittel genug zu Gebote stehen , sich
die literarhistorische Ordnung selbst zurecht zu legen.
Die Sammlung befriedigt somit alle berechtigten An-
sprüche, macht dem Fleifse, der Gewissenhaftigkeit und dem
kritischen Tacte der Herausgeberin hohe Ehre und fügt den
deutschen Verdiensten um die spanische Literatur ein neues
hinzu, welches sicherlich auch jenseits der Pyrenäen die ge-
bührende Würdigung finden wird.
Lemcke.
La Gerusalenime liberata di Torquato Tasso. Riveduta nel testo e
corredata di note critiche ed illustrative per cura di G. A. Scar-
tnzzini. Leipzig (Blockhaus), 1871. 8". XLVI, 411 p.
Von den in Deutschland gedruckten und daher am leich-
testen zugänglichen Ausgaben der Gerusalemme liberata war
bisher die von Fernow (2^ ediz., Jena 1824) die mit Recht
am meisten benutzte. Sie war allerdings sowohl bezüglich des
correcten Textes, wie der Anmerkungen, vortrefflich, und hätte
eher verdient in Herrn Scartazzini's Verzeichnifs der von ihm
verglichenen Ausgaben erwähnt zu werden, als die in vieler
Hinsicht unvollkommene von A. Wagner im Parnasso iialiano.
Aber sie ist gegenwärtig doch schon etwas veraltet und exi-
stirt vielleicht auch nicht einmal mehr im Buchhandel. Wir
heifsen daher diese neue Ausgabe des Gedichtes sehr will-
kommen. Sie ist, nach des Herausgebers eigener Erklärung,
nicht für den Gelehrten, sondern für den gebildeten Freund
der italienischen Literatur bestimmt, dem sie einen möglichst
guten Text liefern und das Verständnils erleichtern soll, und
beide Zwecke scheinen uns vollkommen erreicht zu sein. Der
Text beruht auf der Vergleichung der beiden ältesten Aus-
gaben und 6 neueren. Unter diesen vermissen wir aufser der
schon oben genannten Fernow'schen auch die von Gherardini
besorgte in den Opere scelte di T. T. (Milano 1824), von
dessen, wenn auch nicht immer unbedingt annehmbaren Ver-
Jahrb. f. roiii. u. engl. Lit. XII. 4. 27
418 Kritische Anzeigen: La Gerusalemme liberata.
besserungsvorschlägen doch wenigstens hätte Notiz genommen
werden können. So, um nur einige Beispiele anzuführen,
erscheinen uns seine Gründe für die Lesart estremo statt
estrem« C. I. st. 52 durchaus beachtenswerth, und C. VI. st. 17
würden wir die Schreibung or si parra statt or st parra
entschieden vorziehen. Die vom Herausgeber aber wirklich
geprüften Ausgaben sind mit grofser Gewissenhaftigkeit und im
Ganzen mit besonnener Kritik geprüft und alle wirklich wich-
tigen Varianten mit genauer Angabe ihrer Quellen angeführt
worden. Die erklärenden Anmerkungen enthahen, dem Zwecke
der Ausgabe durchaus angemessen, ohne allzu zahlreich zu
sein, doch Alles zum Verständnifs Nöthige. Der Ausgabe
vorangeschickt ist die Vita di T. T. von Maffei, eine Materia
storica della Gerusalemme liberata in Auszügen aus Cantü und
Girolamo Serra, Eniiliano -Giudici's Urtheil über die Gerusa-
lemme und schliefslich die Parallelle zwischen Tasso und Ariosto
von Cereseto. So zweckmälsig diese Beigaben gewählt sind,
hätten sie uns doch aus der Feder des Herausgebers passender
geschienen.
Lemcke.
Zur französischen Literaturgeschichte. A\q
Bibliographie des Jahres 1870.
I. Zur französischen Literaturgescliichte.
Von Adolf Ebert.
A.
1. Catalogue general de la librairie fran9aise pendant
vingt-cinq ans (1840—1865) etc.; par 0. Lorenz [s J 69
Nr. 1]. Livr. 14 — 16. a 5 fr.
2. Les supercheries litteraires devoilees etc., par J. M.
Querard. Seconde ed., publ. par Brimet et Janoret [s J 69
Nr. 2]. Tome I, 2^ partie. 12 fr. ' '
3. Les anciennes bibliotlieques de Paris etc., par A.
Franklin [s. J. 67, Nr. 7]. Tome II. Avec grav. pl et fac
simile. XXIV, 403 p.
Theil der «Histoire generale de Paris».
4. Livres imprimes ä Cluriy en 1493; par A. Bernard.
In: Memoires de la Societe imp. des Antiquaires de
France 4*^ Ser. Tome I.
5. Catalogue methodique des imprimes de la biblio-
tbeque publique de Douai, avec une notice historique Douai
8". k 2 col. 155 p.
6. Promenade a la bibliotbeque de Troyes, par Socard
8". 48 p.
7. Histoire nationale de la litterature fran^aise par E
Chasles. Tome I. Origines. 8«. VIII, 453 p. 6 fr.
Enthält: Le genie gaulois ou la race; les Gallo -Romains et la
civilisation; les Gallo-Francs et l'epopee; les Gallo -Bretons et l'esDrit
romanesque. ''^
8. Les derniers troubadours de la Provence etc nar
P. Meijer [s. J. 69, Nr. 12]. "' ^
In: Bibl. de l'ecole des Chartes, p. 412 i».
Gibt als Appendice: ,. Table du chansonnier La Valliere.. p 410 f„
und »Table alphabetique des Troubadours qui Ügurent dans les Chanson-
niers Giraud et La Valliere» p. 453 fg.; endlich «Additions et cor
rections». — Erschien auch selbständig: s. darüber Tobler Gült Gel
Am., J872, Febr.
9. Die provenzaliscbe Poesie der Gegenwart, von E
Bohnur, Halle. 8'\ 48 p. 12 Sgr.
97*
420 Bibliographie v. 1870.
10. Essai de classiücation methodique et synopliqiie dos
romans de clievalerie inedits et publies. Premier appendice
au catalogue raisonne des livres de la bibliotheque de M. A.
F. Didot." 8". XXIV p. 15 Tableaux.
11. Sagnet oni Holger Danske, dets udbredelse og for-
hold til Mythologien, ved L. Pio. Kopenhagen. 8'\ 100 p.
64 ß. dän.
S. darüber den Artii^el in der Rei\ crit., Nr. 7, von G. P. (Gastnn
Paris), welcher im Eingang bemerkt: «L'auteur rassemble toutes Ics
legendes sur Holger Danske (Ogier le danois) qui sont populaires en
Danemark et il essaie d'en donner Tinterpretatiün mythologique; mais
il se garde bien de vouloir faire rentrer dans cette Interpretation la
tradition fran(^aise.»
12. lieber eine altfranzösische Handschrift der k. Uni-
versitätsbibliothek zu Pavia; von A. Mussajla, Wien. gr. 8".
74 p. 12 Sgr.
Aus den öitzungsber. der phil.-histor, Classe der Wiener Akad.
Bd. LXIV. — Die Handschrift aus dem 14. Jahrb. ist bezeichnet CXXX.
E. 5 und besteht aus 87 Pergamentblättern, die zweispaltig 38 Zeilen
auf der Spalte haben. Die Handschrift enthält vornehmlich Dits und
Fabliaux und histor. Gedichte, worunter manches Neue und Interes-
sante, auch ein£ schon bekannte metiische Bearbeitung der Disciplina
clericalis (die 1824: durch die Si)cicte des bibliophiles publicirte). Ein
paar interessante Stücke werden ganz mitgetheilt, namentlich ein
Eabliau, das einen im Mittelalter weit verbreiteten Stoli" behandelt,
wie die daran geknüpfte gelehrte literargeschichtliche Untersuchung
des Verf. zeigt.
13. Hisloire des poemos epiques frauyais du 17® siecle,
par J. Duchesne. 8". 384 p. 5 fr.
S. Rev. crit. 1872, Nr. 8.
14. Beauvau, Pierre de. — Zum Roman des Troilus
des Pierre de Beauvau, von A. Mussafia. (Handschriftliche
Studien IV.)
In : Sitznngsber. d. Wiener Akad., phil.-hist. Cl. Bd.LXIlI.
Der Verf. fand in der Ihindschrift 3-135 der Wiener Hofbibliothek
einen besseren und ursprünglichereu Text als der in den Nouvelles
fran^. en prose du XI \'. s. von Abdand und d'Hericaiilt (s. J. ö8,
Nr. 88) mitgetheilte, und hat alle wichtigeren abweichenden Lesarten
desselben liier publicirt. Diese Uebersetzung des Filostrato erscheint
hiernach viel richtiger.
Benoit de Sainte-More. — S. unten Nr. 3n.
15. Chrestien de Troies. — Das Verhältnifs des Ilart-
mann'schen Iwein zu seiner ahfranzösischen Quelle ; von Gitth.
In: Archiv f. d. Stud. d. neuern S[)r., XLVI. Bd.
16. Descartes. — Descartes, son histoire depuis 1637,
sa Philosophie, son role dans le mouvement general de l'esprit
humain, par J. Milhi. 8*\ 372 p. 7 fr.
Schliefst sich an Nr. 36, J. 68.
17. Froissart. — Etüde sur les chroniques de Froissart.
Zur franzosischen Literaturgeschichte. 421
Guerre de Guienne. 1345 — 134G. Lettres adressees ä M.
Leon Lacabaue, par Bertranch/. 8". 404 p. 7 fr.
18. Joinville. — Etüde sur la vie et les travaux de
Jean sire de Joinville, par A. F. Didot. 1 ° partie, ornee de
6 gravures, accorapagnee d'une Notice sur les mss. du sire
de Joinville par Paulin Paris. 8^. 25G p.
19. Joinville. — Le sire de Joinville (12-23 — 1318),
essai biographique par Ch.IIequet. CIiälons-sur-Marne. 8". 45 p.
20. Lacordaire. — Eloge du P. Lacordaire, par L. Fa-
vatier. Discours qui a obtenu une violette au concours de
1869 de TAcademie des Jeux-floraux. Narbonne. 8*^. 61 p.
21. La Säle, Antoine de. — Versuch über Antoine de
la Säle, von L. Stern.
In: Archiv f. d. Stud. d. neuern Spr., XLVI. Bd.
22. Malebranche. — La philosophie de Malebranche,
par L. Olle-Lapnine. 2 Vol. 8'\ XI, G51 und 505 p.
Diesem Werke liegt ein von der Acadeniie des soiences morales
i^ekröntes Memoire zu Grunde. Es zerfällt in 3 Abtheilungen, wovon
die erste die Person des Philosophen und seine Lehre, namentlich im
Vergleich mit der des Descartes und Augustin, die zweite seine Schü-
ler und Gegner, die dritte endlich eine Kritik seiner Philosophie zum
Gegenstand hat. Jutini. des Sai\, März 1872.
23. Pascal. — Pascal, sein Leben und seine Kämpfe,
von /. G. Dreydorff. Leipzig. 8*\ X, 462 p. 2 Thlr. 24 Sgr.
Rabelais. — S. unten Nr. 48.
24. Rabelais. — Rabelais, medecin stipendie de la cite
de Metz; par Ch. Abel. Metz. 87 p.
Aus den Memoires de l'Acad. imper. de Metz, ann. 18G8 — G9.
25. Racine. — Racine et sa famille niaternelle ä St.
Maximin -lez- Uzes (1660—1780). Nimes. 8'*. 23 p.
Aus den Memoires de l'Acad. du Gard 67 — G8.
26. Ronsard. Vindiciae Ronsardianae, auct. R. Weil.
Marburg. 8'\ 39 p. (Doctordissort.)
27. Rousseau. — J. J. Rousseau's Leben, von Th. Vo<jt.
Wien. 8^ 114 p. 18 Sgr.
Aus: Si^zungsber. der Wiener Akad., phil.-hist. Cl., Bd. LXIII.
28. Voltaire. — Voltaire. Sechs Vorträge von David
Straufs. Leipzig. 8". HI, 446 p. 2 Thlr.
29. Voltaire. — Voltaire et la societe franyaise au 18®
siecle; Voltaire et Frederic; ^ar G. Desnoiresterres. 8". 524 p.
7 '.2 fr.
Vgl. Jahrg. 69, Nr. 48.
30. Voltaire. — Nolice sur un des aniis et des cor-
respondants de Voltaire, Jean-Nicolas Forniont, par C/i. de
Beaurepaire. Ronen. 8'*. 58 p.
422 Bibliographie v. 1870.
Aus dem Precis des travaux de FAcadem. imper. des sciences de
Rouen, 1868— 69.
B.
31. Mittheilungen aus altfranzösischen Handschriften von
A. Tobler. I. Aus der Chanson de geste von Aubri, nach einer
vaticanischen Handschrift. Leipzig. 8". VI, 298 p. 1 Thlr. 15 Ngr.
32. Altfranzösische Romanzen und Pastourelien, heraus-
gegeben von K. Bartsch. Leipzig. 8". XVI, 400 p. 2 Thlr. 12 Ngr.
S. oben p. 91 die Anzeige von Gröber.
33. La sire de Bacqueville, legende normande; repro-
duction de deux arguraents sceniques representes en Belgique
par les etudiants des jesuites en 1622 et 1630. Frecede
d'une introduetion; par de Blosseville. Rouen. 8'\ XVIII,
17 p.
Herausgegeben von der Soeiete des bibliophiles normands.
34. La conspiration de Compesieres, poeme en patois
savoyard, 1695; introduction et notes par Plu Plan, dessin
d'A. Du Mont. Genf.
Ein burleskes Gedicht, durch eine Streitigkeit des französ. Resi-
denten zu Genf mit dem dortigen Kath 1695 veranlafst; es erscheint
hier zum ersten Mal im Druck mit den nöthigen historischen Erläu-
terungen; leider ist zu wenig für die sprachliche Erklärung gethan.
S. Rec. er it., Nr. 15.
35. Bassompierre. — Journal de nia vie. Memoires du
marechal de Bassompierre. Premiere edition conforme au ms.
original, publiee avec fragments inedits pour la Soeiete de
rhistoire de France, par le marquis de Chanierac. Tome I.
8". 416 p.
36. Benoit de Sainte - More. — Benoit de Sainte-More
et le roman de Troie, ou les metamorphoses dTIomere et de
l'epopee greco-latine au moyen-age, par A. Johj. 4^. 2 par-
ties. 109, 450 p. 20 fr.
Von den beiden Abtheilungen dieses Buchs enthält die erstere,
kürzere, eine Abhandlung über den Dichter und sein Werk, die zweite
gibt das letztere selbst, das hier zum ersten Mal vollständig publicirt
wird. Wie mangelhaft indessen diese Ausgabe ist, zeigt eine Recen-
sion in der Rev. crit., Nr. 16. — In der Abhandlung versucht der
Herausg. namentlich nachzuweisen , dafs der Verfasser der Dichtung
identisch mit dem Verf. der Chronique des ducs de Normandie sei.
37. Brantome. — Oeuvres completes etc. publ. par L.
Laianne [s. J. 08, Nr. 72]. Tome IV. Grands capitaines
fran^ois. 443 p. 9 fr.
38. Chapelain. — De la lecture des vieux romans, par
Jean Chapelain de l'Academie fran9aise. Publie pour la
Zur französischen Literaturgeschichte. 423
preraiere fois avec des notes par A. Feillet. 8*^. X, 51 p.
3 Vi fr.
Dies interessante, bish\ng ganz unbekannt gebliebene Werkchen
fand sich im 8. Bd. der Papiere Conran's. Es ist dem Cardinal von
Retz gewidmet, und in der Form eines Gesprächs zwischen Chapelain,
Menage und Sarasin verfafst : merkwürdig ist es durch die der mittel-
alterlichen Literatur Frankreichs, namentlich seiner Epik, bereits von
Chapelain geschenkte Anerkennung. S. Rec. crit., Nr. 29, und Bio/,
de l'ec. d. C/i., p. '2'3b.
39. Cochon. — Chronique iiormande de Pierre Cochon,
notaire apostolique ä Ronen, publiee pour la preraiere fois en
entier , par Ch. de Eobillard de Beaurepaire. 8**. XXXIX,
372 p.
Von dieser für die Societe de Thistoire de Normandie publicirte
Chronik des 15. Jahrh. war bisher nur ein Theil , der sich auf die
Regierung Karls VII. bezog, veröffentlicht. — Angehängt ist hier noch
eine Chronique rouennaise vom J. 1371 — 143-1, die aber von geringer
Bedeutung ist. Jouni. des K^niuinfs 1871, Avril — Juin.
40. Froissart. — Oeuvres publ. par Kervyn de Letten-
hove [s. J. 68, Nr. 78]. Chroniques. Tome IX, (69) 590 p.;
X, 588 p.; I. Introduction, 1« partie, YIII, 559 p. 6 fr.
41. Froissart. — Oeuvres de Froissart, Poesies publiees
par ^4. Scheler. Tome I. Le Paradis d'amours. L'Orloge
amoureus. L'Espinette amoureuse. La Prison amoureuse. Le
dit dou bleu Chevalier. Bruxelles. 8'^ -107 p. 6 fr.
42. Froissart. — Chroniques pubh par Lucp [s. J. 69,
Nr. 57]. Tome II (1340 — 42) LIX, 426 p. 9 fr.
43. Husson. — Chronique de Metz de Jacomin Hus-
son (1200 — l.'i25), publiee d'apres le msc. autographe de
Copeiihague et celui de Paris, pur //. Michelant. Metz. 8".
XII, 384 p. (Biblioth. messine).
Das Kopenhagener Msc. ist fonds de Thott Nr. 3G9, und die Pari-
ser Copie fonds frang. Nr. 5395 : das erstere gehörte zur Bibliothek
Foucault's. Der Herausgeber hat schätzbare Anmerkungen hinzugefügt.
Bild, de rec. des eh., p. 240 fg.
44. Jodelle. — Les oeuvres et meslanges poetiques
publ. par ^Marty -Laveuux [s. J. (S'ti^ Nr. 82]. Tome II.
389 p. 25' fr.
45. Joinville. — Credo de Joinville, fac-simile d'un
msc. unique, precede dune dissertation par ^1. F. Didot , et
suivi d'une traduction en fran^ais moderne par le Chevalier
Artaiid de Mordor. 4'\ 74 p.
46. La Bruyöre. — Die Charaktere oder die Sitten im
Zeitalter Ludwig XIV., von La Bruyere. Uebersetzt von A'.
EUner. Hildburghausen. 8**. 288 p. 20 Ngr.
Band 128 und 129 der „Bibliothek ausländ. Klassiker".
424 Bibliographie v. 1870.
47. Monluc, — Commentaires et lettres etc., publ. par
A. de Ruhle [s. J. G7, Nr. 98]. Tome IV. XXX, 378 p.
Die J. 67 gegebene Anmerkung mufs auf einem Irrthum beruhen.
48. Rabelais. — Oeuvres de Rabelais , collationnees
pour la premiere fois sur les editions originales, accompagnees
d'un commentaire nouveau par Burgaud des Marets et Rathery.
Seconde ed., revue et augmentee. Tome I. 12". XII, 768 p.
4 fr.
Die erste Ausgabe dieser vortreflFlichen Edition Rabelais' erschien
1857, die neue ist noch wesentlich verbessert; namentlich aber ist die
Notice biographique so erweitert, dafs sie jetzt den doppelten Raum
einnimmt, indem manche ganz neue Thatsachen mitgetheilt werden.
S. darüber Rev. crit., Nr. 25, wo G, P. seine Kritik mit den Worten
schliefst: «La notice de M. Rathery est tm ouvrage capital, et, on
peut le dire, dans sa courte etendue, nn modele de saine eritique^ de
bon sens et d'exposition sobre et lucide.»
49. Rousseau. — Rousseau's Bekenntnisse; Deutsch von
L. Sch'ücking. Hildburghausen. 8*\ 2 Thle. 330, 470 p.
1 Thlr. Sy^Ngr.
Bd. 116 — 121 der ,,BibIioth. ausländischer Klassiker".
50. Villon. — Le Grand Testament Villon et le Petit,
son codicille, le Jargon et ses ballades aussi le rondeau que
le dit Villon fist quand il fust jugie a mort et la requeste
qu'il bailla ä Messeigneurs de parlemant et a Monseigneur
de Bourbon. Lille. 16*\ 120 p.
IL Zur englischen Literaturgeschiclite.
Vom Herausgeber.
A.
51. A Critical Dictionary of English Literature and
British and American Authors, living and deceased, from the
earliest accounts to the latter half of the nineteenth Century.
Containing over 43,000 articles Avith forty Indexes of sub-
jects. By S. Austin Allibone [s. J. 1859, Nr. 122]. Vol. IL
roy. 8". 1326 p. 36«.
52. Tables of English Literature, By Henrij Morleij
[8. J. 1869, Nr. 75]. Part 3. fol.
Schlufsheft. Das ganze Werk kostet in 1 vol. fol. 12 s.
53. How to teil a Caxton, with hints where and how
the samc may be found. By William Blades. 12". 46-.
I
A
Zur englischen Literaturgeschichte. 425
54. English Literature of the XVII Century. A Lecture
by F. St. John T/iackerai/. Eton. 8". 1 .^.
55. The Poetry of the Period. By Alfred Austiv. 8".
290 p. Is. 6d.
In diesen Essava, welche ursprünglich im Temple Bar Magazine
erschienen, wird eine sehr strenge Kritik gegen die meisten lebenden
englischen Dichter, u. a. Tennyson und Browning, geübt.
56. Byron. — LordByron. YonKarlElze. Berlin. 8". 2Thlr.
Ueber diese auch von der englischen Kritik nach Verdienst ge-
würdigte Biographie s. u. a. Liter. Ceutralbl. 1871, Nr. 18.
57. Byron. — Lady Byron vindicated; a History of the
Byron controversy from its beginning in 1816 to the preseut
time. By Ilarriet Beecher Stoice. 16^\ 334 p. 2*. 6c/.
Enthält die Replik der Beecher in dem bekannten Streite. Vgl.
unsere vorjährige Bibliogr. Nr. 87 — 89.
58. Chaucer. — Chaucer. Studien zur Geschichte seiner
Entwickeking und zur Chronologie seiner Schriften. Von
Bernhard ten Brink: Theil I. Münster. 8*^. VIII, 222 p.
1 Thlr. 10 Ngr.
59. Dickens. — Charles Dickens; the Story of bis Life.
By the Author of „the Life of Thackeray". With illustra-
tions and facsimiles. 8*^. 380 p. 7-s. 6d.
60. Dickens. — Charles Dickens. By George Augustus
Sala. 12«. 154 p. 1*.'
Besonderer Abdruck aus dem Daily Telegraph.
61. Dickens. — Charles Dickens: a Sketch of bis Life
and Works. By F. B. Perkins. New -York. 12«. 264 p.
1 #•
62. Dickens. — Memoir of Charles Dickens. By TT'/7-
liam Watkins. 32«. 2d.
63. Irving. — Washington Irving. Ein Lebens - und
Characterbild. Von Adolf Lann. Berlin, 2 Bde. 8«. XIV,
246; IV, 2j92 p. 2 Thlr. 10 Ngr.
64. Scott. — Life of Sir Walter Scott by Rev. George
GUfillan. Edinburgh. 8«. 396 p. bs.
65. Shakespeare. — Jahrbuch der deutschen Shakespeare-
Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstandes herausgegeben von
K. Elze [s. J. 1869, Nr. 97]. 5. Jalirg. Berlin. 8«. IV,
401 p. 3 Thlr.
Dieser Jahrgang enthält ausfer dem Jahresberichte von Ulrici und
dem Berichte über die Generalversammlung zu Weimar im J. 18G9,
12 Aufsätze von Viehoff, Werner, H. Kurz, Hense, Oohlmann, v. Frie-
sen, Meifsner, Delius, Lüders, Üechelhäuscr u. Elze, einen Nachruf
42G Bibliographie v. 1870.
an Alex. Dyce, sodann literarische Besprechungen, Miscellen und
sohliefslich die Shakespeare -Bibliographie von 18G8 und 18(59.
66. Shakespeare. — Die Quellen des Shakespeare in
Novellen, Märchen und Sagen, mit sagengeschichtlichen Nach-
weisungen. Von Karl Simrock. Zweite, vollständige und dem
heutigen Stande der Forschung angenäherte Auflage. Bonn,
2 Bde. 8*^. X, 372; IV, 346 p. 2 Thlr. 20 Ngr.
67. Shakespeare. — The method of Shakespeare as an
artist, deduced from an analysis of his leading Tragedies and
Comedies. By //. /. Ruggles. New -York (London). 12*'.
298 p. 1#. 75c.
68. Shakespeare. — Notes and Conjectural Emenda-
tions of certain doubtful Passages in Shakespeare's Plays.
By B. A. Daniel. 8^ VIII, 94 p. 3^. 6 rf.
69. Shakespeare. — The Sonnets of Shakespeare solved
and the Mystery of his Friendship, Love and Rivalry re-
vealed, illustrated by numerous extracts from the Poet's Works,
conteniporary writers and other authors. By Henrij Brown.
8^ 242 p. 7*. (Sd.
70. Shakespeare. — Geschichte der Shakespeare'schen
Dramen in Deutschland. Von Rud. Genee. Leipzig. 8".
VIII, 509 p. 2 Thlr. 22 V2 Ngr.
S. Liter. Cer'tralbl. 1871. Nr. 15.
71. Sterne. — Laurence Sterne, sa personne et ses
ouvrages. Par P. Stapfer. Paris. 8*'. LH, 306 p. 2 Thlr.
S. Athenaeum 1870, Alay 21. p. 670.
B.
72. Early English Text Society Publications for 1870.
1) EngliVh Gilds. The Original Ordinances of more than
one hundred Early English Gilds: together with pe olde
Vsages of |)e Cite of Wyncliestre ; the Ordinances of
Worcester; the Office of the Mayor of Bristol; and the
Costomary of the Manor of Tettcnhall-Regis. From
Original MSS. of the fourteenth and fifteenth Centuries.
Edited with Notes & by the late Toubnin Smith Esq. ;
with an Introduction and Glossary etc. by his daughter
Lucy Toulmin Snufh , and a preliminary Essay in üve
parts: On the History and Development of Gilds, by
L. Brentano Dr. jur. et phil. 8». CXCIX, 483 p. 21«.
2) The Extant Poetical Works of William Lander, Play-
wright, Poet and Minister of the Word of God. Editcd
by Fitzedward Hall, M. A. and F. J. Furnivall. M. A.
8". XXXII, 48 p. 0«.
'6) Bernardus de ctira rei fanuiliaris [siclj, with some Early
Scottish Prophecies etc. From a MS. KK. I, 5. in the
Zur englischen Literaturgeschichte. 427
Cambridge University Library. Edited by J. Bair^on
Lumbii, M. A. 8". XI, 4(j ].." 2s.
4) Ratis Raving and other Moral and Religious Pieccs, in
Prose and Verse. E«lited froni the Cambridge University
MS. KK. I, 5. by /. Rawson Lumbt/, M. A. 8"'. XII, 139 p.
3 s.
Extra Series for 1870.
1) Andrew Boorde's Introduction of Knowledge, 1547, and
Dyetary of Helth, 1542; with Barnes in the Defence of
the Berde, 1542 — 43. Edited with a Life of Boorde and
an account of his \Yorks by F. J. Fitrnicall, M. A. 8".
18s.
2) Barbonr's Bruce, Part I. Edited from the MSS, and early
printed editions by the Rev. W. W. Skeat, M. A. 8*^. 12 s.
73. Bailad Society Publications for 1870.
The Roxbiirghe Ballads Vol. I, Part. 2 with short Notes
by W. Chappell, Esq. F. S. A., autlior of „Popuhir Music
of ihe olden time" and with copies of the original wood-
cuts, drawn by Mr. Rudolph Blind and Mr. W. H. Hooper
and engraved by Mr. J. H. Rimbault and Mr. Hooper. 8".
74. Chaucer Society Publications for 1870.
First Series.
A Six-Text print of Chaucer's Canterbury Tales in parallel
columns fiom the following MSS. 1. The Ellesuiere.
2. The Hengwrt 154. 3. The Cambridge Univ. Libr. Gg.
4, 27. 4. The Corpus Christi Coli. Üxf. 5. The Pet-
worth. 6. The Lansdowne 851. Edited by Frederick J.
Furnivall M. A. Part II. 8". Sechsmal 89 — 128 p.,
dreimal 1 — 2G und dreimal 129 — 154 p.
Den Inhalt bilden the Miller's, Reeve's and Cook's Tales nebst
einem Appendix the Tale of Gamelyn enthaltend.
Second Series.
V. On Early English Pronunciation , with especial reference
to Shakespeare and Chancer etc. by Alexander J. ElUs F.
R. S. Part III, 8'\
75. Tottel's Miscellany: Songs and Sonnetes by Heury
Howard, Earl of Surrey, Sii* Thomas Wyat the eider, Nicho-
las Grimald, and uncertain authors. First edition of 15'^ June
1557, colJated with the second ed. of 31^* July 1557, by
Edward Arber. 12". 286 p. (English Reprints.) 2*. Grf.
Diese hochwichtige Sammlung erscheint hier, da eine vor einigen
Jahren von P. Collier besorgte, aber nur in sehr beschränkter Anzahl
für Subscribenten gedruckte Ausgabe derselben als so gut wie gar
nicht existirend betrachtet werden mufs, zum ersten Male in neuerer
Zeit in neuem und zwar sehr sorgfältigem Wiederabdruck nach der
ersten und der dieselbe ergänzenden zweiten Ausgabe. In der sehr
428 Bibliographie v. 1870.
lelirreichen Einleitung sucht der Heransgeber nachzuweisen, dafs Gri-
luald wahrscheinlich als der eigentliche Veranstalter der Sammlung
anzusehen sei.
76. The Courtly Poets from Raleigli to Montrose.
Edited by J. llannah^ D. C L. Warden of Trinily CoUfge,
Glerialmond. 8". 294 p. hs.
Diese Anthologie aus den Hofdiclitern des 16. und 17. Jahrh. ist
besonders dadurch wichtig, weil sie Sir Walter Raleigli s poetische
Werke vollständig und zum ersten Male kritisch gesichtet enthält,
was in der einzigen bisher existirenden und nicht in den Handel ge-
kommenen Ausgabe von Sir E. Brydges (1814) nicht der Fall war.
Dem Sir Walter werden hier im Ganzen 30 Gedichte, aus verschiede-
nen gedruckten und handschriftlichen Quellen geschöpft, vindicirt.
Auch Sir //. Wottoris Gedichte erscheinen hier vollständig, von den
übrigen höfischen Dichtern nur Proben. Die angehängten Noten, be-
' sonders zum Nachweise der Quellen bestimmt, sind sehr lehrreich.
Zu bedauern dagegen ist auch in diesem Falle wieder die leidige
Modernisirung der Orthographie des Textes.
77. Great Book of Poetry, from Caedmon and King
Alfreds Boethius to Browning and Tennyson; also a separate
Selection of American Poems, containing nearly two thousand
of the best pieces in the English Language, with Sketches of
the History of the Poetry of our Country and biographical
notices of the Poets. Edited by S. C. Beeton. roy, 8'\
2 1 s.
78. The Scottish Minstrel: the Songs and Song-Writers
of Scotland subsequent to Burns. With Memoirs of the Poets.
By the Rev. Charles Bogers. L. L. D. Edinb. 8*^*. bs.
S. Athen. 1870, July 30. p. U5.
79. The Works of the British Dramatists. Carefully
selected from the best Editions, with copious Notes, Bio-
graphies and an historical Inlroduction. By John S. Kcltie
F. S. A. Edinb. roy. 8'*. XLIX, 549 p. 5 .>^.
Wird von der englischen Kritik wegen der guten Auswahl und
sorgfältigen Behandlung sehr gelobt. S. u. a. Athenoeiim, August 13,
p. 205.
80. The Spectator. With a biographical and criticul
Preface and explanatory Notes. 2 vols. 8^*. 12 s.
81. Ascham. — The Schoolmaster by Roger Aschain,
written between 15G3 — 68, posthumously published, P* edit.
1570; collated with the second edition 1571, by Edward
Arber. 12*\ 160 p. (Engl. Repr.) Is.
S. oben S. 80.
82. Bacon. — The Works of Francis Bacon. Vol. XII.
The Letters and Life of Fr. B. including all bis occasional
Zur englischen Literatnrgescliichte. 429
Works, ne\Y]y collected and set forth in cbronological order,
■\vitb a Commentary biographical and historical by James
Speddhuj [s. J. 18G8, Nr. 138.]. Vol. V. 8^ XVI, 422 p.
12 s.
83. Bacon. — The Poems of Francis Bacon , Baron
of Verulam etc., for tbe first tinie collected and edited after
tbe original texts by tbe Rev. Alex. B. Grosart. 12". 56 p.
Ein Bändchen der ,,Fu]Ier's Worthies Library". Genauer AYieder-
abdnick des ursprünglichen Textes in der alten Schreibweise.
84. Bacon. — A Conference of Pleasure, composed by
Lord Bacon for some festive occasion about tbe year 1592.
Edited from a AIS. belonging to tbe Duke of Nortbumberland,
by James Spedding. 8'\ 74 p. 5*.
85. Bale. — Tbe Temptacyon of our Lorde by Jobn
Bale, Bisbop of Ossory. Now first reprinted and edited by
tbe Rev. Alex. B. Grosart. 12". 33 p.
Zur ,,Fuller'.s Worthies Library" gehörig. Der erste Wieder-
abdruck d&i- der Douce Collection in Oxford gehörigen Originalausgabe,
bekanntlich eines Unicums.
*86. Beaumont. — Tbe complete Poems of Sir Jobn
Beaumont, for tbe first time collected and edited, with
Memorial -Introduction and Notes by Rev. Alex. B. Grosart.
1869. 8». and 12". LXV, 334 p.
Ein Band der ,, Füller "s Worthies Library", 262 Exempl., nicht
im Handel. Erste vollständige Sammlung der poetischen AVerke des Sir
J. Beaumont, eines älteren Bruders des Dramatikers. S. oben unsern
Artikel S. 88.
87. Brooke. — The ^Yorks in Verse and Prose com-
plete of tbe right honourable Fulke Greville, Lord Brooke:
for tbe first time collected and edited with Memorial -Intro-
duction, Essay critical and ehicidatory and Notes by tbe Rev.
Alex. B. Grosart. 4 vols. 8". and 12". C, 278 — XCI,
147 — 497 — XII, 440 p.
Gehört /ur Fuller's Worthies Library. L'eber diese erste voll-
ständige Gesammtausgabe von Lord Brooke's Werken s. oben S. 89.
88. Byron. — Byron's dramatische Werke. Deutsch von
W. Grüzmaclter. Hildburghausen, 1870. 8". 321 p. 1.") Ngr.
Gehört zur ,, Bibliothek ausländ. Klassiker" und enthält Manfred,
Kaiu, Himmel und Erde, Sardanapal. Die Uebersetzung ist seiir gut.
89. Camden. — William Camden's Remains concerning
Britain. 12". 486 p. 6*.
Ein Band der ,, Library of Old Authors''.
90. Chaucer. — Tbe Treatise on tbe Astrolabe of
Geoftrey Cliaucer. Edited, with Notes and lllustrations by
A. E. Drae. 8". 7.?. 6(/.
430 Bibliographie v. 1870.
Nach dem Athen. ^ August 6, p. 1G9 sind zwar die Anmerkungen
des Herausgebers interessant unti wertlivoll , der Text jedoch, obwohl
gegen'' die bisherigen Ausgaben immerhin ein Fortschritt, doch keines-
wegs befriedigend , da wichtige Codices unberücksichtigt geblieben
sind.
91. Chaucer. — Chaucer's Translation of Boethius's De
Consolatione Philosophiae. Edited by li. Morris. 8*^ 12.s.
92. Cowper. — Poetical Works of William Cowper,
edited vvith Notes and Biographical Introduction. 8*^. 610 p.
(Globe Edition.) 3*. 6 rf.
93. Daniel. — Delia. Certayne Sonnets: with the Com-
plaint of Rosamond. By Samuel Daniel (London, Simon
Watei'son 1592). Fac-simile from the Original Edition. Edited
by Payne Collier. 12'\
Nur in einer sehr beschränkten Anzahl von Exemplaren für Siib-
scribenten gedruckt.
94. Davies. — S. unten Nr. 121.
95. Dickens. — Charles Dickens' Speeches Literary
and Social, now first collected , with Chapters on Charles
Dickens as a Letter Writer, Poet and Public Reader. 8^*.
Is. ßd.
96. Dryden. — Poetical Works of John Dryden. Edited
with a Memoir, revised Texts and Notes by W. D. Christie.
8^». 653 p. (Globe Edition.) 3 s. Gd.
97. Edgeworth (Miss). — The Tales and Novels of
Maria Edgeworth, complete. New and improved edition,
with 38 Steel engravings. 10 vols. 1,^. 10 s.
Die Werke der ihrer Zeit sehr beliebten Schriftstellerin, die zum
Theil seit längerer Zeit nicht mehr im Handel waren, erscheinen hier
zum ersten Male wieder in einer Gesammtausgabe.
98. Fletcher (Phineas). — The Poems of Phineas
Fletcher B. D., for the first time collected and edited, with
Memoir, Essay and Notes by the Rev. Alex. B. Grosart [s.
J. 1869, Nr. 126]. Vol. III and IV. 8«. and 12«.
Schlufs dieser wertlivolien Ausgabe. Ueber ihren Inhalt s. oben
unsern Artikel S. 8i).
**99. Füller. — The Poems and Translations in Verse
of Thomas Füller D. D., for the first time collected and
edited with Introduction and Notes by Rev. Alex. B. Grosart.
1868. 12«. 244 p.
Gehört zur ,, Füllers Worthies Library". Die poetischen Werke
des hauptsächlich als geistvollen und originellen Prosaiker bekannten
Füller erscheinen hier zum ersten Male vollständig gesammelt, darunter
52 bisher ungedruckte Epigramme.
100. Gascoigne. — The complete Poems of George
Gascoigne [s. J. 1869, Nr. 128]. Vol. II. 4«. 360 p.
Zur englischen Literaturgeschichte. 431
Schlufsband. Derselbe enthält 1) The Glasso of Government
(1575). 2) The princely pleasures at the courte of Kenilworth (1576).
3) The Tale of Hemetes the heremyte (1575). 4) The Steele Glass
(157G). 5) The complaynt of Philomene (1576). 6) The grief of
Joye (1576). 7) Poems from the noble art of Veneria and Hunting.
8) Poems attributed to G. Gascoigne. Den Beschlufs macht der Index,
welcher eine ziemlich grofse Anzahl in den Wörterbüchern noch gar
nicht oder nicht genau verzeichnt^ter Wörter enthält.
101. Gifford. — The Poems of Humfrey Giiford, gentle-
man. Ed. with Memorial-Introduction and Notes by the Rev.
Alex. B. Grosart. 12*^. 173 p.
Zur „Fuller's Worthies Library" gehörig. Die Werke dieses sehr
interessanten Dichters, welche zuerst 1580 u. d. T. A Posie of Gillo-
fioiceis erschienen und in weiteren Kreisen bisher nur aus den wenigen
Proben bekannt waren, die Ellis (Specimens etc. II, 208. ed. 1811)
davon gegeben hat, erscheinen hier zum ersten Male wieder in getreuem
Abdruck der so viel wir wissen nur in einem einzigen Exempl. er-
haltenen Originalausgabe.
102. Goldsmith. — Goldsmith's Landprediger von
"NVakefield. Deutsch von Karl Eitner. Hildhurghausen. 8'\
219 p. IOV2 ^V-
Ein Band der „Bibl. ausländischer Klassiker". Die Uebertragung
verdient alles Lob.
103. Habington. — Castara by William Habington.
The 3^^ edit. of 1640 and coUated with the earlier ones of
1634, 1635. Edited by Edward Arber. 12". 144 p. (Engl.
Repr.) 1 s.
104. Harbert. — The Poems of William Harbert (usu-
ally called Sir William Herbert Glamorgan). For the lirst
time collected and edited Avith Introductiou by the Rev. Alex.
B. Grosart. 12". 111 p.
Ein Band der ,, Fuller's AVorthies Library".
105. Herbert. — The Poetical Works of George Her-
bert. With Memoir by John Nichol B. A. Edited by Charles
Cowden Clarke. 8". XXXV, 311 p. 'is. 6d.
106. Lamb. — Complete Works and Correspondence
of Charles Lamb etc. [s. J. 1869, Nr. 138]. Vol. 2 — 4. 8".
a Is.
107. Lamb. — Charles Lamb's Works, including liis
most interestiiig Letters. Collected and edited with Memorials
by Sir Thomas JS'oon Talfourd. New ed. roy. 8". 6,02 p.
10^. Qd.
108. Loe. — The Songs of Sion of Dr. William Loo
(1620). Edited with Memorial-Introduction and Notes by
the Rev. Alex. B. Grosart. 12". 183 p.
Zur ,, Fuller's Wortliies' Librarv" gehörig.
432 Bibliographie v. 1S70.
109. Longfellow. — Poetical Works of H. W. Long-
fellow. Edited with a ciitical menioir by W. 31. Rossetti. 8*^.
110. Marlowe. — The Works of Cbristopher Marlowe.
Edited with Notes and Introduction by Lieut.-Col. Francis
Cunnlngliam. 8". 392 p. bs.
Eine für weitere Leserkreise bestimmte, als solche aber ganz
brauchbare Ausgabe.
111. Marlowe. — S. unten Nr. 121.
112. Marvell. — Poetical Works of Andrew Marvell
M. F. for Hüll 1658. With Memoir of the Author. Reprint
of the American Edition. 8". 208 p. 2s. Gel
Die auf dem Titel genannte americanische Ausgabe gehört zu
einer bei Little, Brown & C" in Boston erschienenen Sammlung der
englischen Dichter. Der vorliegende Abdruck ist, wie alle von Alex.
Murray veranstalteten, äufserst nachlässig.
113. Milton. — John Milton's English Poems. Edited
Avith Life, Introduction and Notes by B. C. Browne, M. A.
Oxford (London). 2 vols. 8'*. 6^. 6rf.
114. Naunton. — Sir Robert Naunton's Fragmenta Re-
galia, reprinted from the 3*^ posthumous edition of 1653. By
Edward Arher. 12*^. 64 p. (Engl. Repr.) Qd.
115. Pope. — The Works of Alexander Pope. New
edition, including several hundred unpublished letters and
other new materials, collected in part by the late Right Hon.
John Wilson Croker. With Introductions and Notes by Rev.
Whitwell Ehvin. With portraits and other Illustrations. Vol. L
8". 518 p. 10 6'. 6f/.
Es ist dies die seit Jahren ersvartete neue kritisi-he Ausgabe,
lieber diesen ersten Band s. u. a. Athenaeum 1871 und Safurdai/ Rei'.
1871. Nr. 21.
116. Ramsay. — Poetical Works of Allan Ramsay.
Edited by C. Mackay. 2 vols. 4*^. 2 £. \2s. 6rf.
117. Scott. — Poetical Works of Sir Walter Scott.
Edited with Critical Memoir by W. Rossetti. 8*^. 640 p.
3«. 6f/.
Wir führen diese Ausgabe, die übrigens nur eine Buohhändler-
ausgabe ist, hier wegen Rossetti's kritischer Einleitung auf, die gelobt
wird.
118. Scott. — The Waverley Novels. Centenary Edi-
tion [s. J. 1869, Nr. 146]. Vol. II — XIII. Edinburgh. 8*\
a ds. 6 d.
119. Shakespeare. — Shakespeare's Sonnets and a
Lover's Complaint: reprinted in the orthography and pnnctua-
tion of the original of 1609. 8^ 3 s. 6d.
I
Zur englischen Litcraturgeschiclite. 433
120. Shakespeare. — Sliakespeare's Works. Ilorausgeg.
und erklärt von Nicolaus Deliu-'i. Neue Ausg. [s. J. IStSQ, Nr.
149]. Bd. I. Liefer. 20—24. (S. 812 — 1085). Elberfeld. S'^-
ä 4 Sgr.
121. Shakespeare. — Shakespeare's Venus und Adonis.
From the hitherto unknown edition of 1599; the Passionate
Pilgrim froni the first Edition of 1599, of which only two
copies are known. — Epigranimes, written by Sir John Davies
and certaine of Ovid's Elegies, translated by Christopher
Marlowe, from a rare early edition. Edited by Charles Ed-
monds. 8**. 21-?.
Nur 131 Excmpl. Die bisher unbekannte Ausgabe wurde von
Mr. Edmonds in einer Bibl. in Lamport Hall, Northampton, entdeckt.
122. Shakespeare. — Shakespeare's dramatische Werke
nach der Uebersetzung von A. ^V. Schlegel und Ludwig Tieck\
sorgfältig revidirt und theilweise neubearbeitet, mit Einlei-
tungen und Noten versehen unter Redaction von //. Ulrici,
herausgeg. durch die deutsche Shakespeare- Gesellschaft [s. J.
1869, Nr. 151]. Bd. VIII — X. Berlin. 8«.
123. Shakespeare. — Shakespeare's dramatische Werke.
Für die deutsche Bühne baarbeitet von Wilhelm Oechelhäuser.
Bd. I — IV. Berlin. 8'\ ä 15 Ngr.
124. Shakespeare. — Shakespeare's Sonette, Deutsch
von Benno Tschischwit:. Halle. 12". XVIII, 156 p. 12 Ngr.
125. Shakespeare. — William Shakespeare's dramati-
sche Werke, üebersetzt von Fr. Bodenstedt u. s. w. [s. J.
1869, Nr. 152]. 16 — 38. Bändchen. Leipzig. 8*\ ä 5 Ngr.
126. Shelley. — The Poetical Works of Percy Bysshe
Shelley, including various additional pieces from MSS. and other
sources. The Text carefiiUy revised, with Notes and a
Memoir by Wüllam Michael Bossetti. 2 vols. 8". CLXXIX,
1106 p. 21,^.
Nach einem Artikel im Athenaeum, 1871, Januarv 29 erfüllt diese
neue Ausgabe weder bezüglich des Textes, noch der Lebensbeschrei-
bung noch der Anmerkungen die gehegten Erwartungen. Von der
allzu willkürlichen Behandlung des Textes insbesondere werden schla-
gende Proben gegeben. Doch wird anerkannt, dai's es dem Herausgeber
gelungen sei, eine ziemliche Anzahl von Irrthümern in dem bisherigen
Texte nachzuweisen und dal's die Ausgabe daher einen gewissen Werth
für künftige Herausgeber habe.
127. Taylor. — Works of John Taylor the Wnter
Poet, not included in the folio volume of 16o0. First Col-
ection. (Manchester) Printed for the Spencer Society. 4".
Siebente Publication der Spencer Society. Diese Sammlung der
zerstreuten Werke des ,, Wasserdichters" schliefst sich an den von der
Spencer Society herausgegebenen Wiederabdruck der Ausgabe von 163Ü
Jahrb. f. rom. u. eiiyl. Lit. XII. 4. 28
434 Bibliographie v. 1870.
an (vgl. unsere Bibliographie für 1868 Nr. 173 und 1869 Nr. 160) uml
soll sänimtliehe in derselben nicht enthaltene Schriften Taylors, soweit
dieselben als acht erkannt werden, bringen. Dieser erste Band ent-
hält 24 verschiedene Schriften, jede mit besonderem Titel und beson-
derer Paginirung.
128. Taylor (Jeremy). — The Poems and Verse-
Translations of Jereiny Taylor, for the first time collected
and edited after the author s own text by the Rev. Alea'. B.
Grosart. 12". 67 p.
Ein Bändchen der ,,Fuller's Worthies' Library".
129. Walton. — WaUon and Cotton's Complete Angler.
With Notes by Sir //. Nicolas. 2^^ edit. 2 vols. 8".
3^. 35.
130. Watson. - — Thomas Watson's Poems, viz.: the
"^ ExaTop.7ca^'!a, or Passionate Centurie of Love (1582). Meli-
boeus, sive Ecloga in Obitum etc. (1.590). An Eclogue lipon
the Death of Right Hon. Sir Francis Walsinghame (1590).
The Teares of Fancy, or Love Disdained. Posthumously
published in 1593. Carefully edited by Edward Arber. 12".
208 p. (Engl. Repr.] 1*. 6d.
Die vollständigste Ausgabe von Watson's Gedichten. Vgl. auch
unsere Bibliographie für 1869 Nr. 164.
131. Webbe. — A discourse on English Poetrie, 1586.
Edited by Edicard Arber. 12". 96 p. (lingl. Repr.) \s.
132. Wilde. — Poems by Robert Wilde, D. D., one of
the Ejected Ministers of 1662. With an historical and bio-
graphical Prefacc and Notes by the Rev. John Hunt. 12".
3*. Gd.
133. Wordsworth. — Poetical Works of William Words-
worth. A new and complete annotated edition. 6 vols. 12".
oOs.
III. Zur italienischen Literatur2:esclnchte.
Von Adolf Tobler.
A.
1.
134. Bibliografia d'Italia compilata sui documenti co-
municati dal R. Ministero dell' Istruzione pubblica per cura
delle ditte librarie Bocca fratelll, E. Loescher., H. F. e M.
Münster. Anno IV. 8". 5 1. all' anno.
Zur italienischen Literatnrgoscliichte. 435
In diesem Jahre zweimal monatlich erschienen in gleich «starken
aber theilweise mit Insertionen angefüllten Nummern.
135. Giornale delle Biblioteche fondato e diretto da
Eugenio Bianchi. Anno IV. Genova. 20 1. all' anno.
1.%. Bibhotheca manuscripta ad S. Marci Venetiarum.
Digessit et commentariuin addidit Jos. ValentimllL Codices
inanuscripti latini. T. III. Venetiis. 8". 300 p. G 1.
Eine eingehende Besprechung des Werkes von R. Fulin im Arch
Veneto T. I, 1871.
137. Libri membranacei a stampa della Biblioteca
Marciana di Venezia dichiarati da Giuseppe YalentineUi Ve-
nezia. 8*\ 141 p.
Angezeigt von R. Fulin im Arch. Veneto T. I, 1871.
138. I Manoscritti italiani che si conservano nella
Bibhoteea Roncioniana di Prato per Cemre Guasti Pro-
pugnatore III 1, 412 fg. (fortgesetzt 1871 ebenda III 2, 505).
139. Notizie, iUustrazioni e pregio dei cinquantamila
volumi della Biblioteca Landi per Giovanni Maffi. Piacenza.
8'*. VIII, 163 p. (Per nozze Litta Modigliani -Landi.)
140. De' Manoscritti della Biblioteca Nazionale di Na-
poH. Nota prima. (Per Scipione Volpicella). Napoli (s a)
8**. 20 p. 1 V y
c , J^'l'o^ "^^ Anzeige von A. R. in der Histor. Zeitschr. von H. von
V^\, ^ ' ^' -"^^^ ''"'"■''''" '" '^°'" Heftchen eine Handschrift von an-
gele dl Costanzo und eine von Tiberio Carafa behandelt
141. Notizie sulla Tipografia Ligure sine a tutto il
secolo XIV, raccolte da Nicolb Giuliani. Genova, 1869 er 8
324 p. 18 1. ^
Eine Anzeige des Werkes findet sich im Propugnatore III 1 204
Weiteres über dasselbe ebenda IV 1, 443.
142. Catalogo delle edizioni dei Tipografi di Torino nei
secoli XV e XVI per Giuseppe Clerico. Torino. 8'\ 23 p.
2.
143. Storia della Letteratura Italiana di Francesco
De Sanctis. Volume primo. Napoli. 8*^. 408 p. 4 1 50 c
Anzeige von Carlo Lozzi in der Riv. Europ. 1870, Dicembre.
144. Lo Spirito d* Italia nella Lingua e nelle Lettere
per Benecletto Castiglia. Parte prima. Lingua e Amore.
Milano. 16<\ 204 p. 1 1.
Biblioteca dei l'opolo Italiano, vol. '22.
28*
43G Bibliographie von 1870.
145. Dello Svolgimento letterario in Italia nel secolo
XIII per Giosue Carducci. Nuova Antologia. Aprile.
146. Vestigia primitive della Lingua e dei Dialetti
Italiani per Cesare Ccoith. Atti del R. Istituto Veneto di
Scienze, Lettere ed Arti. T. XV, Fase. 10.
147. Histoire de la Litterature italienne contemporaine
par Amedee Roux. Paris. 12'\ V, 511 p. 4 fr.
Mit Anerkennung besprochen von S. M. T. in der Riv. Sicula
1869 Dicembre, ebenso in der Riv. Europea A. I, T. 1, Fase. 3, wo
übrigens einiges von Roux Uebergangene hervorgehoben wird. Das
Bucli geht bis auf die letzten Dezennien des 18. Jahrhunderts zurück.
148. Delle presenti Condizioni delle Lettere in Italia
par N. M. Fniscella. Carnpobasso.
Eine Besprecliung der Broschüre im Septeniberheft der Riv. Europ.
wirft dem Verfasser vor, er anerkenne nicht hinlänglich das völlige
Daniederliegen der literarischen Leistung im gegenwärtigen Italien.
149. Una ojeada sobre la Literatura italiana del ultimo
decenio por Angela De Guhernatis. Revista de Espaiia.
25 oct.
Kurzer sich auf Namen und Titel beschränkender Bericht.
3.
150. Dei Primordi della Lingua italiana e del Dialetto
in Venezia per . . . Cecchetti. Atti del Reale Istituto Veneto.
T. XV, Serie III, Disp. 7.
151. La Storia nei Canti popolari Siciliani, studj di
Salvatore Salomone Marino. Seconda edizione corretta ed
accresciuta di parecchi nuovi canti. Palermo. 8'\ 32 p. 50 c.
Die erste Auflage ist verzeicrinet in der Bibliogr. des Jahres 18tl8
unter Nr. l'J2. Mit Liebe und Sorgfalt wird der Nachweis derjenigen
geschichtliciien Ereignisse aus der Zeit der Regierung Karls V. und
der Einfälle der Piraten geführt, welche für sizilische Volkslieder die
Grundlage, seltner geradezu Gegenstand geworden sind. Ein umfang-
reicheres Werk, welches den Spuren der ganzen Geschichte Siziliens
von der Herrschaft der Normannen bis auf die Gegenwart folgen soll,
will der Verfasser erst nach der Veröffentlichung der von Vigo gegen-
wärtig vorbereiteten vollständigen Sammlung der sizilischen Volkslieder
(7 — 8000 Nummern) erscheinen lassen.
15P. Monografia sull' Archiginnasio di Bologna preceduta
da un discorso di F. D. Guerrazzi per Gius. GukUcini. Bologna.
4*'. 33 p.
4.
152. Alcune öuestioni di Poesia popolare per Giuseppe
Pitre. Rivista Europea, Novembre.
Mit Bezug auf A. d' A.'s Anzeige von Fitre's Volksliedersanimliing
(s. hier Nr. 220) in der N. Antol. Agosto.
Zur italienischen Literaturgeschichte. 437
5.
153. II Propugnatore.
8. Bibliogr. 1S69, Nr. 187 ^ Auf das Jahr 1870 fallen Disp. 5
und 6 des zweiten und Disp. 1 — 4 des dritten Jahrganges. Wir ver-
zeichnen die hier zu erwälinenden Artii^el der Zeitschrift jeden unter
der Rubrik, unter welche er gehört.
154. Discorsi detti nel R. Liceo Muratori da Giov.
Franciosi. Modeua.
Eine Anzeige im Januarheft der Riv. Sicula verzeichnet unter den
Aufsätzen des Bandes folgende auf italienische Literaturgeschichte be-
zügliche: Di Galileo constderato ronte scriftore. I Poemi del Fiirioso e
Jella Gerusaltmme paragonati fra loro sotto nuoci aspetti. Del Veltro
alleyorico. II Satana dnntesco- Proemio alla dic/iiarmiune del Puryn-
torio. Importanza del jjorre studio /nussiino nella Dicina Commedia.
Dino Compagiii e la sua Cronaca.
155. Profili letterari per Eugenio Camerini. Firenze.
16'\ 540 p. 4 1.
S. Riv. Europ. Giugno, Riv. Sicula Settembre e Ottobre. Gesam-
melte Artikel über italienische und fremde Schriftsteiler vorherrschend
neuerer Zeit; von Italienern nennen wir Sacchetti, Machiavelli, Cecchi,
Giusti, Tommaseo.
15G. Profili di Scrittori italiani viventi. Enotrio Ro-
mano (Giosue Cardiicci), Giaoomo Zanella. Per Luigi Mu-
randi. Riv. Europea, Novembre.
157. Arte, Patria e Religione, prose di Glambattista
Giuliani. Firenze. 16^. VI, 408 p. 4 1.
Die Mehrzahl der Aufsätze bezieht sich auf Dante, einer auf
Massimo d'Azeglio.
158. Relazioni sui lavori della R. Accademia della
Crusca e Commemorazioni di soci defunti leite dal segretario
Marco Tabarrini. Firenze.
S. A. d'A. in der N. Antologia, Agosto 1871.
6.
159. Aretino. — Pietro Aretino per Francesco De Sanctis.
N. Antologia, Novembre.
160. d' Azeglio. — Studio su Massimo d' Azeglio per
Giuliano Fanaroli. Rivista Bolognese. Vol. II, f'asc. 3.
161. Belli. — II Popolo romano e Giuseppe Gioachino
Belli per Ferdinando Santini. Riv. Europea, Agosto.
S. Bibliogr. 18G'.», Nr. 318.
162. Boccaccio. — II Boccaccio e le sue Opere minori
per Francesco De Sanctis. N. Antologia, II, fasc. 3. Giugno.
Der Artikel ist seither der olien unter Nr. 143 aufgefüt-.rten Lite-
raturjreschichte einverleibt.
438 Bibliographie v. 1870.
163. Boccaccio. — Di due scrittori politici del secolo
XIV, memoria del M. E. dott. Ferdinando Cavalll. Memorie
del Reale Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti. Vol.
XIV. 18G8 (1870).
Der erstere der beiden Schriftsteller, von welchen Cavalli in
diesem Nachtrage zu seinem am 22. Dezember 1864 vor dem Istituto
Veneto gehaltenen Vortrag „über die italienischen Schriftsteller von
politischen Dingen im 14. Jahrh." handelt, ist Boccaccio, von welchem
eine kurze Biographie gegeben und aus dessen Filocopo, eingeleitet
durch eine Analyse des Romans, die Stelle (Ende des siebenten Buches)
abgedruckt wird, wo der sterbende König Feiice seinem Sohne darlegt,
wie er sich als Fürst zu verhalten habe. Der andere ist Giovanni
Sercambi aus Lucca (1347^ — 1424); auch seines Lebens wichtigste Um-
stände werden nach Minutoli's Biographie (184G) und andern Autoren
vorgeführt und darauf seine an mehrere Glieder des Hauses Giiinigi
gerichteten ,, politischen Rathschläge " in kurzem Auszuge nach dem
von Mansi im vierten Bande von Baluze's Miscellanea gegebenen Ab-
drucke mitgetheilt.
164. CiuUo. — Alcune vecchie e nuove Osservazioni
del conte commend. Giovanni Galvani sulla cantilena di
Ciullo d'Alcamo. Modena.
Die Bibliographie für 1871 wird mehrere Arbeiten über den näm-
lichen Gegenstand zu verzeichnen haben.
165. Coppi. — Antonio Coppi von A. B. in der Augsb.
Allg. Zeitung Nr. 85, 86.
166. Coppi. — Necrologia del cav. Antonio Coppi per
Nicola RoncalU. Roma. 8^. 23 p.
Diese Schrift bespricht A. R. in H. von Sybels Histor. Zeitschr.
1871, H. 2, S. 423. Coppi, bekannt als Fortsetzer der Muratori'schen
Annalen für die Jahre 1750 — 1861 (15 Bände) war geboren zu An-
dezeno in der Provinz Turin 1783 und starb 1870 in Rom.
167. Dante. — Die neueste Dante -Literatur in Italien
von /. A. Scartazzini. Augsb. Allg. Zeitung, Nr. 40. —
Deutsche Dante -Literatur und Kunst von demselben, ebenda
Nr. 217 und 218.
168. Dante. — Sopra lo stato presente della Letteratura
dantesca, lettera critica al prof. David Farabulini di Filippo
Scolari. Roma. 8". 40 p.
169. Dante. — Dante Alighieri. Eene Studie door /.
H. Gunning. Amsterdam. 8«. 6, XII, 148 p. IV^ Thlr.
170. Dante. — Dante und seine Zeit. Vortrag gehalten
am 14. December 1870 in Aarau von H. Keller^ Professor
in Aarau. Aarau. 8^. 29 p. 6 Ngr.
171. Dante. — Les pretendues Maitresses de Dante par
Bergmann. Bulletin de la societe litteraire de Strasbourg.
Vol. IV, p. 306 — 377.
Anzeigen der auch besonders gedruckten Schrift in der Augsb.
Zur italienischen Literaturgeschichte. 439
Allg. Zeitung 1871, 11. Febr. und in der Academy 1871, 1. März.
Eine Uebersetzung derselben gibt der Propugnatore III 2, •229 fg. ,
172. Dante. — Oii tbe Vernon Dante with other dis-
sertations by //. C Barloio. London,
Angezeigt von H. F. Tozer, Academy 15. Nov. 1870. — Einen aus-
führlichen Bericht über des verstorbenen Lord Vernon grol'ses ^^'erk,
dessen dritter und letzter Band zwar das Datum 1865 trägt, jedoch
erst 1869 vollendet ist, hat Karl Witte in der Ausgsb. Allg. Zeitung
1871, Nr. 217 und 218 (5. und 6. Aug.) erscheinen lassen.
173. Dante. — The Giotto Portrait of Dante. Brief
von Seijmour Kirkup. Academy, 15. dec.
174. Dante. — Vorlesungen über die göttliche Komödie,
gehalten zu Krakau und Lemberg durch Kraszeicski 1867, ins
Deutsche übertragen \. S. Bohdanowic:. Dresden. 1 Thlr. lONgr.
S. Augsb. Allg. Zeitung 1870, Nr. 218 sowie N. Antol. 1871, Juli
(Scartazzini) und Blätter f. lit. Unterhaltung 1871, Nr. 13 (Paur).
175. Dante. — Dante und sein Bezug zur Reforma-
tion und zur modernen evangelischen Bewegung in Italien.
Vortrag gehalten von Herrmann Dalton. St. Petersburg. 16*^.
37 p. 6 Ngr.
S. Scartazzini im Julihefi der N. Antol. 1871.
176. Dante. — Osservazioni sulla teorica della pena e
del premio studiata in Dante per G. B. ZoppL Verona. 8'\
227 p. 2 1. 20 c.
Die Schrift besteht aus zwei Theilen, (Jsserr. sulla t. d. pena und
0. s. t. d. premio, von welchen der erstere aus Anlafs der Dante-
ffier des Jahres 1865 bereits gedruckt worden war. S. N. Antol.,
Novembre.
177. Dante. — Gli Ezzelini, Dante e gli Schiavi ossia
Roma e la Schiavitü personale domestica. Studj storici e
letterari di Filippo Zamboni. Con docuraenti inediti. Seconda
pubblicazione aumentata. Vienna. 8". 292 p. 1 Thlr.
Ueber die erste Ausgabe s. Bibliogr. 1865, Nr. 195. Die zweite
ist besprochen in der Wiener Neuen freien Presse vom 17. Juni, in
der N. Antol. 1870, Dicembre, im Lit. Centralbl. 1870, Nr. U.
178. Dante. — Le ragioni snpreme della Istoria se-
condo la mente di Dante Alighieri pel prof. Giov. Franciosi.
Modena. IG". 208 p.
179. Dante. — 11 Volgar patrio e la Casa di Dante
Alighieri in Firenze per una scrittura notarile del 1 360 auno-
tata da G. Gargani. Propugnatore II 2, 181.
180. Dante. — Dante spiegato con Dante. Gli ultimi
canti del Purgatorio commentati da Glambaitista Giuliani. Pro-
pugnatore II 2, 57, 137.
181. Dante. — Saggio di una nuova esposizione di-
dattica della Divina Commedia di Dante Alighieri per Odoardo
Grimaldi. Terni. 8".
440 Bibliographie v. 1870.
182. Dante. — L'Aquila e la Lucia della Divina Com-
media per l'abbate Sante Bastiani. Napoli. 4".
183. Dante. — L'Arte di Dante nelF cpisodio d'Ugolino
per Raffaello Fornaciari. Propugnatore II 2, 172.
184. Dante. — II conte Ugolino, ossia commento istorico,
esegetico, estetico del canto XXXIII dell' Inferno di Dante
per Lnlgi ZerbinaiL Ferrara. 8". 68 p. 1 1.
185. Dante. — Di una sconfitta nel Vicentino ram-
mentata nel IX canto del Paradiso di Dante per N. Tommaseo.
Arch. Stör. S. III, T. XII, P. 2.
186. Dante. — Dell' interpretazione della terzina 16
del canto IX del Paradiso per Lampertico. Atti del R. Isti-
tuto Veneto. S. III, T. XV, Disp. 6.
187. Dante. — Osservazioni critiche sulla terzina decima
del canto III dell' Inferno di Dante (per Alessandro De Colle).
Padova. 8". 14 p.
188. Dante. — Confronti critici estratti dalle lezioni per
le illustrazioni figurative data all' Inferno Dantesco dagli artisti
Dore e Scaramuzza pel prof. Luciano Scarabelli. Parma. 8*\
217 p.
189. Dante. — Appunti per la critica del testo del libro
De Vulgari Eloquentia per Francesco cVOvidio. Rivista Bo-
lognese. Disp. 5 und 6.
190. Dante. — Studien über Dante's Commentatoren
und Biographien aus dem Nachlasse des Prof. Dr. W. Treitz
in Marburg. In Petzhold's N. Anzeiger, Heft 7.
Mittheilungen aus zwei für die Dantebihliüthek des Königs Johann
von Sachsen angekauften Bänden liinterlassenen Manuscripts des jung
Verstorbenen. Der erste Band enthält Uebersetzungsbruchstücke. AVas
P. zum Abdruck gebracht hat, sind Excerpte ohne Bedeutung.
191. Ferrari. — Delle Opere di Guido Ferrari ragio-
namento di Stefano Grosso. Novara.
Anzeige von A. d' A. in der N. Antologia, Nov. Ferrari ist ein
wenig bekannter Latinist des vorigen Jahrhunderts.
192. Galilei. — Der Inquisitionsprocei's des Galileo
Galilei. Eine Prüfung seiner rechtlichen Grundlagen nach den
Acten der Inquisition von Emil Wohhcill. Berlin. 8". 16 Sgr.
Angezeigt von P. A. M . . . r im Kathol. Literaturblatt 1870, Oct. 2;
von C. S. im Lit. Centralbl. 1871, Nr. 6; von Cantor in der Zeitschr.
für Mathem. und Phys., 16. Jahrg. I., und von S. Gherardi im März-
heft der Riv. Europ. 1872.
193. Galilei. — II processo di Galileo riveduto sopra
documenti di nuova fönte dal prof. Sdvestro Gherardi. Ri-
vista Europea. Giugno e Agosto.
194. Gargiolli. Elogio di Girolamo Gargiolli letto alla
Zur italienischen Literaturgeschichte. 441
Societä Colombaria in Firenze il di 3 aprile 1870 da Giujl.
Enrico Saltini. Firenze. 8". 48 p.
G., geboren 1796 in Fivizzano, gestorben 1?69 in Florenz, trat,
nachdem er bis 1849 dem Staate mit Auszeichnung gedient, ins Privat-
leben zurück. Er hat verfafst: Dialoyhi come sayyio del parlare deyli
artigiani fiorenfini und Trattato deW arte della seta in Firenze.
195. Giannone. — Elogio di Pietro Giannone pel prof.
Vincenzo Julia. Firenze. 8". 47 p.
Eine ebenfalls 1870 erschienene Schrift: Sulla tumbu del poetu
Pietro Giaiinonn ßori e lacrime di Dom. ßianc/ii, Cosenza. 16". 12 p.
macht wahrscheinlich, dafs wir es auch in dem Elogio nicht mit dem
Historiker, sondern mit einem modernen Dichter zu thun haben.
196. Giusti. — Giuseppe Giusti e la Satira, discorso
letto neila soleunitä del 17 niarzo 1870 nel R. Liceo Canova
da Lui</i Bailo. Treviso, 8^. 44 p.
Anzeige in luv. Sicula, Sett.
197. Giusti. — I Tempi e la Satira di Giuseppe Giusti
per Ernesto Masi. Rivista Bolognese. Vol. 11. Fase. 3.
Auch 1871 mit einem zweiten öffentlichen Vortrag über Savona-
rola zusammen gedruckt. Firenze. 16'\ 126 p. 1 1. 50 c.
198. Guicciardini. — Francesco Guicciardini, discorso
del prof. Cesare xMbicini. Rivista Bolognese. Vol. II. Fase. 3.
199. Guinicelli. — Guido Guinicelli e Dino Compagni
per Giusto Grion. Propugnatore II 2, 274.
200. Malespini. — Die florentinische Geschichte der
Malespini, eine Fälschung. Von Paul Scheffer- Boichorst. H.
von Sybel's Histor. Zeitschrift. Zwölfter Jahrgang, Heft 4.
Aus sorgsamer Vergleichung Yillani's und Malespini's unter ein-
ander und mit den Schriften, aus welchen die ihnen beiden nach In-
halt und grolsentheils auch nach dem Ausdruck gemeinsamen Partien
stammen (die lateinische, durch Follini als Quelle Ricordano Malespini's
erwiesene Chronik, Martinus Polonus, die gesta imperutorum , die vor-
läufig nur durch ihre Benutzer bekannten gestn Florentiuoriim u. s. w.),
ergibt sich dem Verfasser und so gewifs auch allen vorurtheilsfreien
Lesern, dafs 'das unter dem Namen Malespini's gehende Werk nicht
von G. Villani ausgeschrieben, sondern umgekehrt aus dessen "Werke
geschöpft ist, obgleich es sich als früherer Zeit angehörig gibt. Dafs
es das Erzeugnifs einer Fälschung ist. zeigt ein grober Widerspruch,
in welchem es sich mit sich selbst befindet, zeigen die schlecht ver-
wischten Spuren der Unterbrechung von Villani's Erzählung durch
tendenziöse Einschiebsel, welche hinwieder zum grofsen Tlieile als
ungeschickte Erdichtungen nachgewiesen werden können. Die Absicht
verschiedenen llorentinischen Häusern, namentlich dem der Bonaguisi,
zu weit hinauf reichenden, ruhmreichen Ahnen zu verhelfen, hat den
Fälscher geleitet, welcher, wenn die Handschriften seines Werkes so
alt sind, wie die Herausgeber sagen, schon im 14. Jahrhundert gear-
beitet hat.
201. Marzolo. — Della Vita c degli Scritti di Paolo
Marzolo per Matteo Ceccarel. Treviso. 8'-'. 360 p.
442 Bibliographie v. 1870.
Marzolo war ein Linguist, dessen Hauptwerk Documenti storici
rivelati daW analisi della parola in Padua 1859 erschienen ist.
202. Monti. — Apologia politica di Vincenzo Monti
per Acltille Afonti. Imola.
Der Verfasser sucht zu zeigen, dafs die vielfachen Wandelungen
im politischen Verhalten seines Grofsoheims herbeigefülirt wurden
entweder durch die harte Nothwendigkeit sich zu retten, oder durch
die Reizbarkeit seines Wesens oder durch das Verlangen, seinem Vater-
lande, dem er immer treu ergeben blieb, nützlich zu werden. S. N.
Antol., Marzo und F. Santini im Buonarroti Genn. 1871.
203. Monti. — Conimentarius de Vita et Scriptis Vin-
centii Montii, auctore sac. Giovanni Anfossi. Torino. 8^.
GO p.
204. Parini. • — II Parini nella storia del pensiero ita-
liano , discorso letto nel R. Liceo Dante il di 27 di marzo
1870 dal pro F. Isidoro del Lungo. Firenze. 8^'. 36 p.
S. Arch. stör. T. XI, P. II.
205. Parini. — Giuseppe Parini e i suoi tempi, me-
moria di Leopoldo RomanelU. Firenze. 8*^. 26 p.
206. Petrarca. — Parole suUa tomba del Petrarca lette
nel 18 luglio 1870 da Antonio Malmignati. Padova. 8*\ 13 p.
207. Peyron. — Della Vita e degli Studi di Amedeo
Peyron per V. Sclopis. Atti della R. Accademia delle Scienze
di Torino. Vol. V. Disp. 6.
208. Poliziano. — La Patria e gli Antenati d' Angel o
Poliziano per Isidoro del Lungo. Archivio storico italiano.
T. XI, P. I.
Ueber diese und die ebenfalls mit Poliziano sich beschäftigende
Arbeit des nämlichen Verfassers, welche die Bibliogr. 18G9 unter
Nr. 271 anführt, s. K. H. in der Rev. crit. 1871, 1. Sept.
209. Pontano. — Giovanni Pontano e i suoi tempi, mono-
grafia del prof. Carlo Maria Tallarigo, con la ristampa del
dialogo ,,I1 Caronte" e del testo delle migliori poesie latine
colla versione del prof. Pietro Ardito. Libro primo; la vita.
Sanseverino Marche. 1869 (1871). 8'\ 268 p. 2 1. 50 c.
Anzeige in der Augsb. Allg. Zeitung 1871, Nr. 250, 251. Ferner
in Riv. Europ., Sett. 1871 und N. Antol., Nov. 1871.
210. RafFaelli. — Della Vita e delle Opere di Giovanni
Raffaelli aggiuntivi alcuni scritti inedili o rari del meclesinio.
Cornmemorazione di Oreste Raggi. Modena. 8". 130 p. 1 1. 50 c.
iS. Riv. Europ. Agosto.
211. Sabba. — P>ate Sabba da Castiglione cavaliere Ge-
rosolimitano e Precettore della Commenda di Faenza, cenni
biografici raccolti da Gian. Marcello Valgimigli. Faenza. 4*^
40 p.
S. Propugn. III 1, 205.
Zur italienischen Literaturgeschichte. 443
212. Sacchetti. — Franco Sacchetti, ritratto letterario
per RaffaeJlo Fornaciari. N. Antologia, Ottobre.
213. Sarpi. — Fra Paolo Sarpi consultore e teologo
della Repubblica di Venezia , discorso letto nella festa lette-
raria del 17 marzo 1869 dalT ingegnere Giovanni Clodiff, prof.
di fisica nel R. Liceo di Üdine. Udine. 8". 30 p.
Sercambi. — S. oben Boccaccio.
214. Spinelli. — I Notamenti di Matteo Spinelli di Gio-
venazzo difesi ed illustrati da Camillo Minieri-lliccio. Napoli.
8». 272 p. 5 1.
Die Arbeit riclitet sich gegen Bernhardi's in der Bibliographie für
1868 unter Nr. 289 aufgeführte Schrift. Hat sie A, Reumont (s.
dessen Anzeige in der Augsb. Allg. Zeitung vom 12. März 1871)
nicht überzeugt, so hat sie doch Vittorio Imbriani (s. N. Antol.,
Januarheft 1871) in seinem Glauben an die Aechtheit der Diurnali
bestärkt; auch der Verfasser einer kurzen Anzeige im Propugnatore
III 2, 531 hält ßeruhardi für geschlagen. Das Buch soll übrigens
■werthvolles Urkundenmaterial enthalten. Ausführliche Anzeigen haben
ferner geliefert Salvatore Bongi im Arch. stör. S. III, T. XIII und
Hartwig in v. Sybel's bist. Zeitschr., 14. Jahrg. — Betreffend eine von
der Augsb. Allg. Zeit. (6. Juni 1872) in andere Blätter übergegangene
höchst confuse Notiz von einem Drucke des Pseudo- Spinelli aus dem
17. Jahrh. s. Hartwig ,,lm neuen Reich", 1872, Nr. 25.
215. Tamburini. — Nicola Gaetani- Tamburini per Tav-
vocato Carlo Lo::i. Rivista Europea, Agosto.
Tamburini (gest. 1870) ist der Verfasser verschiedener Arbeiten
für die Turiner Kivista Contemporanea, den Florentiner Spettatore
und das Album von Rom, hat auch als Verfasser von Inschriften An-
erkennung gefunden. Dantestudien führten ihn 1855 zur Gründung
einer geheimen Gesellschaft L'Apostolato Dantesco in Ascoli del Pi-
ceno zum Zwecke einer Erziehung des italienischen Volkes in Dante's
Geiste, was dem Gründer die Verurtheilung zu zwanzigjähriger Galeeren-
strafe zuzog. 1863 erhielt er die Vorsteherschaft am R. Liceo Arnaldo
in Brescia und verfafste in dieser Stellung mehrere öffentlich vorge-
tragene Arbeite^! über Aleardi, über Fragen des öffentlichen Unter-
richts und der Erziehung.
216. Tommaso. — San Tommaso d'Aquino Tlmpero e
il Papato nel secolo XIII. Memoria letta nel Ginnasio Nifo
dal direttore prof. G. B. Solari. Sessa.
217. Valla. - Lorenzo Valla. Ein Vortrag Aon /,
Vahlen. Zweiter Abdruck aus dem Almanach der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften zu Wien vom Jahre 1864.
Berlin. 8". VIII, 63 p. 12 Sgr.
Anzeige in den Heidelb. Jahrb., Juli und in der Zeitschr. für
Philos. und phil. Kritik LIX, 2 (Dr. A. Richter).
218. Varchi. — Della Sepoltura di niesser Benedetto
Varchi nella chiesa dei monaci di S. Maria degli Angeli in
Firenze, per G. Gargani. Firenze. 16*^. 24 p. (Estratto dal
giornale La Nazione.)
444 Bibliographie v. 1870.
219. Bericht über die Handschriften von Arborea. Ja-
nuarheft der Monatsberichte der kön. Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin.
Dem die Aechtheit der Denkmäler auf das Entschiedenste bestrei-
tenden Berichte von Moriz Haupt und Theodor 3Iommsen folgen vier
„Anlagen" von Philipp Jnjfi^, Adolf Tobler, Alfred Dove und Theodor
jUommseii , in deren erster die Unmüslichkeit der Aechtheit aus dem
paläographischen Charakter der dem Berichterstatter vorgelegten Ori-
ginale dargethan wird, während die zweite aus der Betrachtung der
Sprache und des literarischen Charakters dasselbe Ergebnifs gewinnt
lind die dritte den Widerspruch aufdeckt, in welchem Angaben der
arbor. Denkmäler, die auf zeitgenössischen Aufzeichnungen beruhen
sollen, sich mit anderweitig sicher gestellten Thatsachen belinden; die
vierte zeigt, dafs ein wichtiger Bestandtheil der arboreischen Funde
nach 1840 angefertigt und nach 1856 mit Nachträgen versehen worden
ist. Eine kurze Zusammenfassung des Berichtes geben die Grenzboten,
erstes Semester Nr. 15; eine zweite, in welcher auch früherer
Aeufserungen für und gegen die Aechtheit der Documente Erwälinung
geschieht, findet sich in der Reime critique vom 7. Mai aus der Feder
von Fiiiil Meyer, der schon 1864 mit Bestimmtheit ausgesprochen hat,
dafs eine Fälschung vorliege; eine zustimmende Berichterstattung von
D. Comparetti steht im Juniheft der N. Antologiu; eine gute Ueber-
sicht des Inhaltes des Berichtes hat D'Arbois de Jubninville in der
Revue des Questions historiques unter dem 1. Juli 1870 veröffentlicht.
Eine üebersetzung des ganzen Berichtes gab Graf Carlo Bai/di di
Vesme im Archivio storico ituliaiio, Juli. Derselbe liefs kurz darauf
diese Üebersetzung neuerdings erscheinen, begleitet von einer Erwide-
rung und einer Abwehr gegen den im Propngnatore III gedruckten
ersten Theil einer von Alessandro D' Ancona eingeleiteten Abhandlung
Oirolamo Vitelli's (Delle Carte d' Arborea e delle Poesie voUjari in esse
contemite), unter dem Titel: Relazione siii inanoscrifti d' Arborea publi-
cata 7iegli Atti della R. Academia delle Scienze di Berlino (yennajo
1870). Osservazioni iutorno alla Relazione ecc. del conte Carlo Bnudi
di Vesme. Intorno all' Esame critico delle carte d' Arborea di Girolamo
Vitelli. Torino-Firenze. 8". LIX, 152 p. Schon vorher hatte seine
Zustimmung zu dem Urtheil der Berliner Akademie ausgesprochen und
begründet Adolfo Borgoynoni in der Schrift / Poeti italiani dei Codici
d' Arborea, Ravenna. 8°. 22 p. In der Ricista Europea hat Mon-
signor Francesco Liverani die Beweisführung des „Berichtes" nicht
zulänglich gefunden und auf einen andern Grund ein gleichlautendes
Urtheil mit mehr Recht stützen zu können gemeint (Le carte d' Arborea
e l'Accademid delle scienze di Berlino: beantwortet durch Graf Baudi
di Vesme 1871 im Februarheft der nämlichen Zeitschrift); gegen Vitelli
auch: Le poesie italiune delle carte d' Arborea e il sixjnor Uerolamo Vitelli,
cenno critico di Francesco Carta, Cagliari. Im Propugnatore III 2, 128
hat Graf Baudi di Vesme seither neue Stücke arboreensischer Herkunft
zum Abdruck gebracht (Intorno ad una Canzone e ad un Sonetto italiani
del sec. XU e ad una Canzone sarda, tratti dalle carte d'Arborea, auch
besonders gedruckt, Bologna. 8". 19 p.), darunter das von sechs
Schülern des Gherardo gemeinsam angefertigte Sonett; dieselben sind
den früher bekannt gewordenen durchaus ebenbürtig. Im Arch. stör.
S. III, T. XIII und XIV hat der nämliche Verfasser veröffentlicht eine
Prima Poscritta und eine Seconda Poscritta alle Osserrazinni u. s. w.
gegen Liverani und mit Bezug auf Borgognoui's in der Riv. Europ.,
Apr. 1871, ausgesprochene Anregung einer gerichtlichen Untersuchung,
über welche im Junihefte der näml. Zeitschr. auch Salvatore Angelo
Zur italienischen Literaturgeschichte. 445
de Castro sich ablehnend geäufsert hat. Eine Zusammenstellung der
für die Geschichte der italienischen Dichtung seiner Ansicht nach
wichtigsten Stücke der Martini'schen Sammlung hat Fiorentino ver-
öffentlicht: Prosfe e Poesie itoliane della Raccolta aröorense con un pen-
siero di Vincemo Fiorentino. Napoli. (S. hierüber A. D' A. im De-
zemberheft der N. Antologia.) Einen mehr eifrigen als glücklichen
Vertheidiger ihrer Aechtheit haben die arboreensischen Denkmäler
an dem Professor der Anatomie Randacio gefunden : La Quisfione
delle pergamene e dei codici di Arhoiea, lettera del prof. Francesco
Randacio. (Estraffo dalle i^uove Effemeridi Sicilinne di Scienze , Let-
te/e ed Arti di Palermo.) Palermo 187 L 8°. 29 p. ; ferner: Litorno
alle Carle d'Arborea allre considerazioni del profcssore Francesco Ran-
dacio. Cagliari 187 L 8". 107 p. Das Gcständnifs, dafs er sich
hier mit Fragen beschäftige, die aufserhalb seiner eigentlichen Berufs-
thätigkeit liegen , hätte der Verfasser sich ersparen dürfen. — Le
carte d'Arborea e l'Accademia delle Scienze di Berlino. Osservazioni
critiche per F. Carta ed E. AJiilas, im Propugn. V, Disp. 1 und 2 (1872)
mag die Reihe schliefsen und das „letzte Wort" sein; vor einer Antwort
von Seite des Angegriffenen sind die beiden Verfasser vüllig sicher. —
220. Erophile. — Viilgärgriechische Tragödie von Geor-
gios Chortatzes aus Kreta. Ein Beitrag zur Geschichte der
neugriechischen und der italiänischen Litteratur von Conrad
Bursian, Des V. Bandes der Abhandlungen der philologisch*
historischen Classe der k. Sächsischen Gesellschaft der Wissen-
schaften Nr. VII. Leipzig. 4^. 89 p. 24 Ngr.
Angezeigt von Schdt. im Lit. Centralbl. 1871, Nr. 7, von W.
Wagner in der Academy, 1. März 1871.
221. Einaldo da Montalbano per Pio Bajna. Pro-
pugnatore III 1, 213; III 2, 58.
Die zwei ersten von den fünf Büchern eines in einer laurenziani-
schen Hds. vollständig und in einer zweiten laurenzianischen zum
Theile erhaltenen Prosaromans und die ersten 26 von den 51 Gesängen
eines Gedichtes in Octacen, von dem es nur durch mancherlei Erwei-
terungen und Verderbnisse entstellte Drucke gibt, während eine von
Palermo beschriebene Hds. der Palatina es nur wenig lückenhaft, im
Ganzen in seiner ursprünglichen Form darbietet, werden unter einander
und mit der französischen Chanson de geste, w^elche Rajna übrigens
nur in der venezianischen Hds. vorlag, verglichen. (Was in dem
Prosaroman auf die zwei ersten Bücher folgt, ist nach Kajna freie
italienische Erfindung oder doch aufser Zusammenhang mit der fran-
zösischen Gestaltung der Renaudsage). Es ergibt sich aus der mit
Sorgfalt, doch ohne Kleinlichkeit geführten L'ntersuchung , dafs bei
aller Fülle der Uebereinstimmung eine unmittelbare Beziehung zwischen
irgend welchen zweien unter den drei Werken nicht anzunehmen ist,
dafs vielmehr eine französisch- italienische Chanson de geste ähnliclier
Art wie die venezianische, welche die Entree en Espagne und den
Macaire in Italien heimisch gemacht hat, auch aus der Chanson von
Renaud hervorgegangen und dafs dieser einerseits der Prosaroman,
andererseits die Octavendiclitung entnommen sein mufs. Jenes ver-
lorene AVerk hat nicht blofs der Mainzersippe und ihrer endlosen
Bosheit eine ungebührliche Bedeutung gegeben, nicht blofs Helden-
thaten im fernen Osten bis zum Uebermafs zum Ueberlicfcrten hiiizu-
gethan, wie es die italienischen Bearbeitungen der französischen Chan-
sons gerne tliun, sondern auch zahlreiche andere Sagen oder Sagen-
44ß Bibliographie v. 1870.
motive sich einverleibt, deren Stellung ursprünglich eine andere war,
so diejenige, die im Roman de la Violette besonders bearbeitet ist,
u. a. In seinem ersten Theile namentlich war das vermittelnde Ge-
dicht überfüllt mit Stoft', der zn dem eigentlichen Kerne in keiner
ursprünglichen Beziehung stand. — Für die zweite Hälfte des üctaven-
gedichtes beschränkt sich die Verfjleichung auf die franzüs. Chanson;
aber auch hier ist der genetische Zusammenhang durch jenes verlorene
Gedicht vermittelt. — Wahrscheinlich würde eine Vergleichung der
drei (?) Redactionen der franz. Chanson unter sich, wenn Herr R. sie
hätte vornehmen können, manches erklärt haben, was jetzt dunkel
bleibt; so ist in dem Bekker'schen Texte der Zug bereits zu finden,
dafs Haimon seine Söhne Bastarde schilt. S. G. Paris' Anzeige in d.
Rev. crit. 1872, Nr. 14.
B.
1.
222. CoUezione di opere inedite o rare dei primi tre
secoli della lingua pubblicata per cura della R. Commissione
pe' testi di lingua. Bologna. 8*^.
Esemplare della Divina Commedia donato da papa Lambertini
(Benedetto XIV) con tutti i suoi libri allo Studio di
IJologna, edito secondo la sua ortografia, illustrato dai
confronti di altri XIX codici danteschi inediti e fornito
di note critiche da Luciano Scarabelli. I. Inferno. LXVII,
Gü2 p.
Nach Propugn. III 2, 529 sind 50 Exemplare in
4". auf Kosten des Herausgebers gedruckt mit Facsimiles,
mit einer Widmung an den König von Italien statt der-
jenigen an Barlow und einer historisch -philologischen
Vorrede. S. auch Februarheft der N. Antologia 1871 und
Athenaeum 9. März 1872. (H. C. B.)
223. Scelta di curiositä letterarie inedite o rare dal
secolo Xm al XVII in appendice alla CoUezione di opere
inedite o rare. Bologna. 16".
105. Gidino da Sommacampagna, Trattato dei Eitmi volgari
da un Codice dei See. XIV della Bibl. Capitolare di
Verona or posto in luce per Mr. Gio. Butt. G. Giuliari.
XXXIII, 279 p. 10 I. 50 c.
Angezeigt von Msf. im Lit. Centralblatt, 9. Juli,
wo das Werk mit dem verwandten des Antonio da Tempo
(s. Bibliogr. 1869, Nr. 314; es war unter die Bestandtheile
der CoUezione Nr. 285 zu stellen) verglichen ist. S. auch
Rivista Europ., Giugno.
106. La Leggenda d' Adamo ed Eva, testo inedito dei secolo
XIV. 30 p. 1 1. 50 c.
Durch Alessnndro U Ancona einer Hds. der Palatina
(Panciatichi Nr. 75) entnommen und Mussafia gewidmet,
dessen trefl'licher Arbeit über das Kreuzesholz das Stück
sich anschliefst (Sulla Leggenda dei Legno della Croce,
studio di Adolf 0 Mussafia. Vienna 1870. 8°).
107. Novellino provenzale, ossia volgarizzamento delle antiche
vitarelle dei Trovatori scritte giä in lingua d'oc da Ugo
di S. Ciro, da Michele della Torre e da altri. XXII,
222 p. 8 1.
Zur italienischen Literaturgeschichte. 447
Die Uebersetzung ist, meist nach Raynouard's Texten,
(hirch den Grafen Uiuranni Ualruni angefertigt, der einige
Stücice der Sammlung schon früher hatte erscheinen lassen.
108. Lettere di Bernardo Cappello tratte dagli originali che
sono neir archivio governativo di Parma. XIX, 105 p.
4 1.
Den 43 zum gröfsten Theil an den Cardinal Ales-
sandro Farnese gerichteten Briefen schickt der Heraus-
geber. Amadio Bonchini, eine Einleitung voran, in welclier
dargelegt wird, welche Thatsachen die Verbannung Cap-
pello's aus seiner Heimat Venedig herbeiführten, und in
welcher Weise derselbe von seinem Beschützer in eige-
nem und in Pabst Paul's III Dienste verwendet wurde.
Verschiedene Angaben der Biographie, welche Serassi der
Sammlung von Cappello's Gedichten (Bergamo 1753) vor-
angeschickt hat, werden dadurch berichtigt. In den An-
merkungen zum Texte kommen auch Briefe zeitgenössi-
scher Verfasser zum Abdruck.
109. Parma liberata dal giogo di Mastino della Scala addi
21 maggio 13-11, canzone politiea nuovamente esjiosta e
ridotta a miglior lezione dal prof. Fnnicesco Beiian.
200 p. tj 1. 50 c.
Es ist die Canzone Petrarca's, welche beginnt Quel
cli ä nostra natura in se pui degno. Die Publikation soll
als Probe einer versprochenen Sammlung von Petrarca's
politischen Dichtungen in lat. und in itaj. Sprache dienen.
S. A. D' A. im Novemberheft der N. Antologia.
110. Epistola di San Girolamo ad Eustochio, volgarizzamento
antico secondo la lezione di un codice della BibUoteca
muuicipale di Genova. 216 p. 7 1.
111. Novellette di Andrea Cavalcanti ititorno a Curzio Ma-
rignolli poeta fiorentino per cura di Giulio Picciui. 104 p
3 1. 50 c.
112. II Libro di Theodolo o vero la Visione di Tantalo da un
codice del XVI secolo della Capitolar Biblioteca di Ve-
rona or posto in luce per Mr. Gio. Batt. G. Giii/iari
XXXII, 96 p. 4 1.
S. A. D'A. im Märzheft der N. Antologia 1871 und
Msf. im Lit. Centralblatt 1871, Nr. 12 sowie S. 37 48
seiner treulichen Schrift Sid/a Visione di Tundalo, Vienni
1871, wo eine Reihe von Fehlei-n des alten üebersetzers
der Legende, der Abschreiber seiner Arbeit und des
Herausgebers hervorgehoben werden.
113. 114. I Viaggi di Gio. Da Mandavilla, volgarizzamento
antico toscano ora ridotto a buona lezione coli' ajuto di
due testi a penna per cura di F. Zambrini. Vol. I, XXVII,
184 p. 7 1.; Vol. II, 217 p. 7 1.
Angezeigt von A. Bartoli im Archivio Veneto I, 435.
224. Proverbi e Modi di dire dicbiarali con racconti da
Tennstocle Gradi, libro di lettura e di promio , coli' aggiunta
di poesie e di canti in musica per bambiiii e bambine. Firenze,
12". 109 p. 80 c.
* Angezeigt von Liebrecht in den Gott. Gel. Anz., Stück 47.
448 Bibliographie v. 1870.
225. Proverbi lombardi raccolti ed annotati dal prof.
Bonifacio Somarani. Milano. 16". 4G4 p. 4 1.
226. Canti popolari siciliani raccolti ed illustrati da
Giuseppe Pitre , precedati da iino studio critico dello slesso
autore. Palermo. 12". Vol. I. X, 452 p. 4 1.; Vol. II (1871)
X, 495 p. 5 1.
Anzeige des ersten Bandes in den Gott. Gel. An/.., 25. Stück nnd
in der Academy Nr. 15, s. aucli Propugn. III 1, 204, A. D' A. im
Augustheft der N. Antologia und Marc Monnier in der Biblioth. uni-
vers. 1871, Sept. Beide Bände bespricht ausführlich Salvatore Salo-
mone Marino im Giornale di Sicilia 1871, Nr. 87 und 88 (20. und
21. Apr.) und die Rev. crit. 1872, Nr. 19. Der Sammlung, welche
auch musikalische Beilagen hat, sind die in der Bibliogr, 1868, Nr. 194
aufgeführten Aufsätze vorangestellt.
227. Canti popolari siciliani in aggiunta a quelli del
Vigo, pubblicati da Salvatore Salomone- Marino. Palermo.
16". 300 p. 1 1. 50 c.
228. Canzoni popolari inedite in dialetto centrale o
logudorese pubblicate dal canon. Giovanni Spano. Cagliari.
8". 240 p.
229. Saggio di Canti popolari siciliani ora per la prima
volta pubblicati. Lettera di Giuseppe Pitre al comm. Fran-
cesco Zambrini. Propugnatore II 2, 371.
230. Canti popolari veronesi. Verona, fol. 15 p. (Per
nozze.)
Vierundzwanzig Viliotte, gesammelt und herausgegeben durch Z!,7-
tore Scipione Iii(/hi unter Bezugnahme auf einen 1863 gedruckten
Suijgio des nämlichen Autors.
231. Canti popolari monferrini raccolti ed annotati dal
dr. Giuseppe Ferraro della R. scuola normale sup. di Pisa.
Torino-Firenze. 8". XVI, 158 p. 2 1.
Bildet den ersten Band einer durch Domenico Compnrelti und
Alessandro D' Ancona unternommenen Sammlung, die den Titel trägt:
Canti e Racconti del popoto italiano. Angezeigt von V. Imbriani im
Decemberheft der N. Antologia und von laebrecht sowohl in den
Heidelb. Jahrb. Nr. 55 als in The Academy vom 15. Juni 1871, aufser-
dcm von Pitre in der Strenna der ßiv. Europ. 1872 und von G. P.
in der Romania I, 255.
232. II Carcerato, aria popolare siciliana pubblicata da
Giuseppe Pitre. Rivista Europea, Agosto.
233. La Baronessa di Carini, leggenda storica popolare
del secolo XVI in poesia siciliana, con discorso e note di
Salvatore Salomone- Marino. Palermo. 8". 113 p. 1 1.
Der interessanten Localsage , welche dem Herausgeber aus dem
Volksmunde nahezu vollständig herzustellen gelungen ist (262 Verse,
zu denen noch etwa 50 verlorene hinzugehören), geht eine lesenswerthe
Einleitung voran, welche über sizilische Volkstradition (Legenden,
Zur italienischen Literaturgeschielite. 449
^lärchen, Sagen oder orazioni, conti, storie), Uebergang literariselier
Dichtung in N'olksbesitz, über die geschichtliche Grundlage, das Alter
und den Ursprung der Dichtung von der Baronessa viel Beinerkens-
werthes neben einigem Gewagten beibringt. Ein kleines Glossar
erleichtert das Verständnifs des Gedichtes. — Ein Nachtrag in Brief-
form, den der Heransgeber in den Anove Ejfemeridi .siciliaiie S. 14.j)
veröffentlicht hat, gibt über die in demselben auftretenden Personen
urkundlichen Anfschlufs. — Angezeigt von Liebrecht in den Gott.
Gel. Anz., 26. Stück, von A. D'A., welcher gegen die Zugehörigkeit
einiger der Dichtung einverleibter Fragmente Bedenken erhebt, im
Aprilheft der N. Antologia, von Th. de Puvmaigre in der Rev. critique,
2. Juli 1870.
234. Sicilianische Märchen. Aus dem Volksmund ge-
sammelt von Laura Gonzenhach. Mit Anmerkungen Beinhold
K'öhler''s und einer Einleitung herausgegeben von Otto Hart-
wig. Leipzig. 2 Bände. 8". LIII, 368, 263 p. (Jeder
Band mit dem Portrait je einer Märchenerzählerin.) 3 Thlr.
Angezeigt A-on Liebrecht in The Academy Nr. 7, von Strafforello
im Juniheft der Riv. Contemp., ausserdem im Maiheft der Rivista
Sieula, wo die Einleitung übersetzt ist, und im Lit. Centralblatt,
14. Mai.
235. La Novellaja Milanese, Esempii e Panzane lom-
barde raccolte nel Milanese da Vittorio Imhriani. Propugna-
tore III J, 396.
Fortgesetzt im Propugnatore III 2, 192 und 491, IV 1, 278 u. s. w.
236. Rime inedite d' ogni secolo pubblicate per le nozze
Rizzi-Cella (per cura di Domenico Carbone). Milane.
Nach A. D'A.'s Anzeige im Märzheft der N. Antologia 1871 ent-
hält die kleine Sammlung Gedichte von Friedrich IL, Guido Caval-
canti, Dante, Petrarca, Ricciardo degli Albizzi, Franco Sacchetti, Nic-
colö Malpigli, Tasso, Tassoni, Baretti, Lignana. Die Dante'sche Can-
zone war durch Nannucci bereits e iirt und nach handschriftlichem
Zeugniss Pietro Alighieri zugetheilt.
237. Poesie musicali inedite ed anonime del secolo XIV.
Padova. S^. 14 p.
238. Un Dramma claustrale pubblicato da Francesco
De Sanctis. Nuova Antologia, Marzo.
Das durch Palermo bekannt gewordene, von Ebert und von Klein
besprochene ,, Klosterspiel" der palat. Bibliothek (Nr. 445) von dem
Jüngling, der eines Einsiedlers Diener wird und nacli der Aussage
eines Engels trotz seines frommen Wandels verdammt werden soll
durch Beharren auf dem Wege des Guten jedoch die Seligkeit ge-
winnt. Vollständig mitgetheilt und mit Hinsicht auf den Grund-
gedanken geprüft.
Jahrb. ( rom. u. engl. Lit. XII. 4. 29
450 Bibliographie v. 1870.
239. Ghirlandella di brevi scritture sacre e profane dei
secoli XIV, XV e XVI. Livorno. 4". 32 p.
Hochzeitspublication von Ottaviano Targioni- Tozzetti.
240. Lettere inedite d'illustri Italiani pubblicate da
Saverio Scolari per nozze Prina-Blaas. Pisa. 8**. 40 p.
Zweihundert Exemplare.
241. Lettere inedite di donne illustri italiane dei secoli
XV 6 XVI. Padova. 8*'. IG p.
242. Le cento Novelle antiche nuovamente illustrate ad
USD delle scuole dalF avvoc. Giov. Pierotti. Milano.
Hier angeführt wegen der im Märzhefte der N. Antologia sehr
gerühmten sacherklärenden Anmerkungen.
243. Due allegre Novelle dei secolo XVII. Firenze. 64".
32 p.
Neunundvierzig Exemplare.
244. Novella di Anselmo Salimbeni e Angelica Monta-
nini con diligenza ristampata e corretta (per cura di Michele
Pierantoni). Lucca. 8". 40 p.
Die Novelle ist der von Muratori Script. XIX gedruckten Chronik
eines unbekannten Senesen des 14. Jahrhunderts entnommen; llieino,
Sermini, Bandello haben sie nacherzählt; schon Gamba hatte sie 1813
besonders gedruckt. S. N. Antologia, Marzo, und Propugn. II 2, 480.
245. Novella d'una donna e d'uno uomo che non po-
teano aver fis^liiioli, testo inedito dei buon secolo della lingua.
Bologna. 8*'. 23 p.
Durch F. Zambrini aus Anlass der Hochzeit Ghinassi-Ugolini
der Magliabechi'schen Handschrift P II 89 entnommen und in 80 Exem-
plaren gedruckt.
246. Novella tratta da un antico codice delP abbazia
di Monte Cassino e pubblicata da Vittorio Bandozzi. Livorno.
8«. 11 p.
247. Novella d' ignoto autore dei secolo XVJI pubbli-
cata da Giovanni Papanti. Livorno. 8'\ 16 p.
Sechzig Exemplare.
248. ftuattro capitoli della Storia di Rinaldo da Montal-
bano giusta il codice Mediceo Laurenziano (pubbl. dal prof.
Pietro Ferrato per nozze). Venezia. 8*^. 24 p.
Vermuthlich Stücke des Prosaromans, mit dem sich Rajna in der
oben unter Nr. 221 angeführten Arbeit beschäftigt.
249. I primi sei Capitoli dell' Evangelio di San Matteo
da un codice a penna dei XV secolo posseduto da un socio
Zur italienischen Literaturgeschichte. 451
della R. Comniissione pei testi di lingua, ora la prima volta
messi a stampa con note e chiarimeiiti dal cav. Francesco Di
Mauro Di Polrica. Propugnatore II 2, 323.
250. Epistola di San JacopO; volgarizzamento d'anonimo
toscano del secolo XIV, ridotto a buona lezione coli' aiuto di
piu codici e delT originale greco per cura del dott. Giuseppe
Turrini. Verona. 8". 44 p. 1 1. 50 c.
251. Sermone che fece Cristo a la cena a la madre, e
la madre agli apostoli; e questo scrisse santo Agostino nel
libro che fece a' Romiti (pubbl. dal prof. ab. Antonio Cernti).
Propugnatore III 1, 64.
Aus der nämlichen ambrosianischen Ilds. wie der gleich anzu-
führende Perdono di San Francesco.
252. II Perdono di san Francesco d'Assisi (pubblicato
dal prof. ab. Antonio Ceruti). Propugnatore III 1, 54.
Die Legende (Einsetzung des Ablasses der Kirche S. Maria in
Portingola) ist nach einer in einem ambrosianischen Codex enthaltenen
Abschrift des 15. Jahrb. gedruckt. Der Herausgeber glaubt die kleine
Sclirift, welche sich als Aufzeichnung eines Zeitgenossen und Mit-
bürgers des Heiligen mit Namen Micliele Bernarducci gibt, ins 14. Jahrb.
setzen zu dürfen.
253. Leggenda di S. Margherita V. e M. pubblicata da
Antonio Ceruti. Propugnatore III 2, 176.
Wo diese Uebersetzung gefunden ist, erfährt der Leser nicht.
Die Heilige ist von den verschiedenen desselben Namens die aus An-
tiochia stammende. Der Verfasser oder Sammler der Nachrichten von
ihrem Leben nennt sich Teodimo. Die Uebersetzung ist nicht iden-
tisch mit derjenigen, welche seit Manni's Ausgabe der Vite dei Sunti
Fadri im Anhang zu diesen gedruckt zu werden pflegt und u. A. in
Sorio's und Racheli's Ausgabe (Trieste 1S58) S. 387 zu lesen ist.
254. n Pozzo di san Patrizio, pubblicato da Giusto
Grion. Propugnatore III 1, 67.
Aus einer den Brüdern Monga in Verona gehörenden Handschrift
des 15. Jahrh. wird hier eine vermuthlich im 14. Jahrh. abgefasste
venezianische Version der Legende vom Schachte des heil. Patricius
mitgetheilt (schon lange bekannt war die toscanische Bearbeitung des
Domenico Cacalca, und seit 1865 aus Villari's Anfiche Leggende e Tra-
dizioni che illustruno la Dir. Commedia noch eine zweite toscanische).
In der Einleitung gibt Herr Grion nach seiner Gewohnheit so vielerlei
zu einander und zu dem Ineditum in losester Beziehung stehende
Dinge, dass sie hier unmöglich registrirt werden können; es seien
davon erwähnt ein lateinisch -bergamaskisches Glossar des 16. oder
15. Jahrb., eine Reihe altitalienischer Tros-atorgedichte aus der vati-
canischen Hds. 3793, darunter das von Dante (Vulg. EI. II, 11) erwähnte
Spottgedicht des Castra. Die S. 72 nach Hickes citirten afz. Verse
durften nicht ins 11. Jahrh. gesetzt werden; sie gehören Wace's Nicolas
an. Auch sonst würde Einiges zu berichtigen sein.
255. Leggenda e Vita di san GugHelmo d'Oringa, scrit-
tura del sec. XIV ora per la prima volta pubblicata e
29*
452 Bibliographie v. 1870.
illustrata da G. Clnarini. Con 60 incisioni. Livorno. 8*^.
12 1.
200 Exemplare. S. A. D' A. im Februarheft der N. Antologia
1871.
256. Trattato di Falconeria, testo di lingua inedito del
secolo XIV tratto da un mauoscritto della Biblioteca Ambro-
siana per cura di Antonio Ceruti. Propugnatore II 2, 221.
Die Schrift gibt sich als Uebersetzung eines provenzalischen Wer-
kes, zeigt aber nur theilweise Uebereinstimmung mit dem Gedichte
des Daude de Pradas.
257. Giovan da Procida e il ribellamento di Sieilia nel
1282 secondo il codice vaticano 5256 per cura di Vincenzo
Di Giovanni. Propugnatore III 1, 5 e 360.
Der mitgetheilte Text ist nach dem Herausgeber wie die Leggendn
di Giovan du Frocida, welciie Antonio Cappelli {CoUezione di ojiere
inedite o rare, Toriiio 1861) aus einer modenesisciien Hds. herausgab
und mit welcher die zweite Novelle des 25. Tages bei Ser Giovanni
Fiorentino theilweise wörtliche Uebereinstimmung zeigt, eiue Bearbei-
tung des altsizilisclien Uihelhtmeiitu di Sieilia, welches Vincenzo di
Giovanni selbst in den Groiiache siciliane de' secnli XIII, XIV e XV,
Bologna 1865, abgedruckt hat. Wie die Leggenda durch einen Tos-
caner, so wäre der vatic. Text durch einen Schreiber aus der Co-
marca oder aus dem Napoletanischen angefertigt; aucli dieser hat das
Vorwort, welches durch eine dem Giovan da Pr. feindselige Haltung
sich als spätere Zuthat zu erkennen gibt und der sizilisciien Urschrift
fehlt. Der Herausgeber tritt der von Amari auch in der neuesten
Ausgabe der Storia del Vespro (1866) festgehaltenen Darstellung des
Aufstandes und Giovanni's da Pr. mit beachtenswerthen Einwendungen
entgegen. Zum Schlüsse wird die schon von Amari erwähnte , aus
dem Besitze des Fürsten San Giorgio Spinelli in den der National-
bibliothek in Palermo übergegangene, ältere sizilische Version des
Ribellamentu beschrieben, welche im 14. Jahrb. geschrieben ist und von
welcher der 1865 durch Di (iiovanni publicirte Text eine Abschrift des
17. Jahrb. wiedergibt.
258. Provvisioni e Statut! d'una Brigata Carnevalesca
nel 1613, scrittura inedita d'un bell' umore Fiorentino del
secolo XVII. Firenze. 8*\ 30 p.
36 numerirte Exemplare.
2.
259. Angeloni. — Due Novelle inedite di Francesco
Angeloni da Terni (per cura di Giac. Fasolo e Clandia Celotto
Fasolo). Padova. 8*^*. 14 p.
Hochzeitspublication: die Texte einer Marcianischen Ilds. ent-
nommen.
260. Angeloni. — Novella di Francesco Angeloni da
Terni (per cura di Antonio Cappelli). Modena. 8". 16 p.
Zur italienischen Literaturgeschichte. 453
Hochzeitspublication in 80 Exemplaren; die Novelle einer marcia-
nischen Hds. entnommen.
261. D' Azeglio. — Lettere di Miissimo d' Azeglio a Giu-
seppe Torelli con frammenti di questo in continuazione dei
Miei Ricordi , pubblicate per cura di Cesare Paoli. Milano.
8". XVI, 452 p. Con fac-simile. 4 1. 50 c.
262. D' Azeglio. — Lettere di Massimo d' Azeglio a eua
moglie Luisa Bloiidel pubblicate per cura di Giulio Carcano.
Müano. S'^. XVI, 536 p. 4 1. 50 c.
Ueber beide Briefsammlungen s. einen Aufsatz von Heinrich Horn-
berger in den N. Preuss. Jahrbüchern, Üctober; ferner das Juliheft
der Riv. Europea, das Maiheft der Riv. Sicula.
263. Eeccaria. — Ueber Verbrechen und Strafe, über-
setzt von Dr. Waldeck. Berlin. 8*^. 10 Sgr.
264. Borghini. — Novella di Vincenzio Borghini nuo-
A'amente stampata e ricorretta (per cura di Salvatore Bont/i).
Lucca. 12^. 14 p.
Die Novelle will in allegorisch erzählender Form die Eigenthüm-
lichkeiten der lateinischen, der griechischen, der italienischen Sprache
zur Anschauung bringen.
265. Bruni. — Novella di Leonardo Bruni aretino se-
condo un codice Marucelliano inedito (per cura di Giovanni
Papanti). Livorno. 4*\ 20 p.
Hochzeitspublication in 80 Exemplaren.
265^ Bruno. — Vierzig Sonette von Giordano Bruno,
übersetzt, erläutert und mit einer Einleitung versehen von
Matth. Koch. Stolp. 4". 48 p. (Programm.)
266. Buonarroti, — Michelangelo's und Kalaels Gediclite.
Von Hermann Harrys. Hannover 1868. 8*\ 194 p. 22^2 Ngr.
Die von uns früher übersehene Uebersetzung folgt Gua^ti's Aus-
gabe, ohne jedoch die sämmtlichen Gedichtfragmente mit zu begreifen;
auch einiges abgeschlossen Vorliegende ist übergangen. Dass sie sich
leicht liest und grosse Glätte zeigt, hat sie freilich mit den Originalen
nicht gemein. Die bekannten drei Sonette Rafael's sind beigefügt.
267. Carrer. — Ottave inedite di Luigi Carrer tolte
dal suo poema ,, La Fata Vergine". Venezia. 8". 30 p.
Hochzeitspublicalion.
268. Castelli. — I Guelfi e i Ghibellini in Bergamo.
Cronaca di Castello Castelli e Cronaca anonima di Bergamo
pubblicate con prefazione e note dal cav. can. G. Finazzi.
Bergamo. 7 1. .")0 c.
Eine alte Uebcrsetzung und eine Fortsetzung einer von Muratori
edirten lateinischen Chronik. S. A. D' A. im Märzheft der N. Anto-
logia, 1871.
269. Cavalca. — Vite di sau Francesco d'Assisi e di
santa Eufrosina volgarizzate da fra Donienico Cavalca con
note e schiarimenti del sac. Francesco Cerrxiii, dott. in lettere.
Torino. 32*\ 70 c
454 Bibliographie v. 1870.
270. Cavalca. — Serventese del secolo XIV attribuito
a fra Doraenico Cavalca pubblicato da Ottaviano Targloni-
Tozzetti. Livorno. 8^ 18 p.
271- Cavalcanti. — II Vicario burlato, novella di Andrea
Cavalcanti. Firenze. 16'\ 16 p.
46 Exemplare.
272. Cesari. — Dodici Lettere di Antonio Cesari al
prof. can. Schiassi, pubblicate la prima volta per nozze Fanga-
rezzi e Garagnani. Bologna. 8". 23 p.
273. Compagni. — La Cronica fiorentina di Dino Com-
pagni delle cose occorrenti ne' tenipi suoi riveduta sopra i
manoscritti e commentata da Isidoro Del Lungo, con una pre-
fazione e appendici illustrative. Fascicolo I che contiene il
primo libro. Milano.
Angezeigt von R. Fornaciari im Septemberheft der N. Antologia.
Neue Interpunction , Paragrapheneintheilung, Inhaltsangaben und sorg-
samer historischer Commentar. Ein weiteres Stück seiner Arbeit ver-
üflfentlicht der Herausgeber probeweise im Propugnatore III 2, 353.
274. Dante. — La Divina Commedia spiegata alle scuole
cattoliche da Benassuti Luigi arciprete di Cerea. Vol. I. Inferno.
Padova. 8". 335 p. 2 1.
Auszug aus der von der Bibliogr. 1868, Nr. 342 verzeichneten
Ausgabe, auf welche sich auch folgende Schrift bezieht: Lettere di
Michelangelo Smanaa a Tullio Mestre sovra alcune parti del commento
cattolico della Div. Commedia di Luigi Benassuti. Verona. 4°. 39 p,
275. Dante. — Commedia di Dante Allighieri con
note di Gregorio di Siena. Infei'no. Napoli 1867 — 1870.
8". XV, 710 p. 10 1. 50 c.
Nach einer Anzeige im Juniheft der N. Antologia wird nament-
lich den Eigenthümlichkeiten der Sprache des 13. -Jahrh. von dem
Commentar grosse Aufmerksamkeit zugewendet. S. ausserdem Riv.
Europ. Sett. und Propugn. IV 1, 315.
276. Dante. — Codice fraramentario della Divina Com-
media di Dante Allighieri di pertinenza delF Universita di
Bologna secondo la sua ortogralia per opera e cura di L?*-
ciano Scarabelii. Bologna 1869. 4^. 113 p. con una tavola.
277. Dante. — Testi di tre canti della Divina Commedia
tratti da codici conservati nella biblioteca del Museo Brit-
tanico dal dott. Enrico C. Barlow. London. 4". 30 p.
S. Jahrbuch der Deutschen Dantegesellschaft III, 505.
278. Dante. — Dante's göttliche Komödie. Uebersetzt
von W. Krigar. Illustrirt von G. Dore. Mit einem Vorwort
von K. Witte. Berlin, fol. 44 Lieferungen ä 20 Sgr.
S. Scartazzini in der Augsb. Allg. Zeitung, 5. Aug. 1870.
279. Dante. — Dante Alighieri's göttliche Komödie.
Erste Abtheilung. Die Hölle neu metrisch übertragen mit
Zur italienischen Literaturgeschichte. 455
Erläuterungen von B. Baron^ königl. Consistorial-, Regierungs-
und Schulrath. Oppeln. 8*^. VIII, 176 p. 28 Sgr.
S. Scartazzini in der Augsb. Allg. Zeitung, 6. Aug. 1870 und Tb.
Paar in den Blättern für lit. Unterhaltung 1871, Nr. 13.
280. Dante. — Dante's Hölle der Verliebten. Deutsch
gereimt. Mit einigen Bemerkungen und einer Belegstelle aus
dem Roman du Lancelot, von Dr. Rudolf Minzlnff^ kais.
russischem Staatsrath und Oberbibliothekar etc. Hannover.
8". 47 p. 16 Sgr.
S. Lit. Centralbl. 1872, Nr. 10.
281. Dante. — De Komedie van Dante Alighieri (het
Vagevuur) in Dichtmaat overgebracht door J. C. Hacke van
Mijnden. Haarlem. fol. 5 Bl. 248 p.
Mit den Dore'schen Illustrationen: nicht im Handel.
282. Dante. — Dante Alighieri. De Hei. Metrische Ver-
taling met ophelderende aanteekeningen door A. S. Kok.
Amsterdam. 8^ VHI, 304 Bl. met 1 Portr. 1 Fl. 40 Xr.
283. Dante. — The Divina Commedia of Dante translated
into english verse by James Ford, A. M., prebendary of Exeter.
London. 8". 12.';.
S. Athenaeuni 1871, 21. Jan. und Acaderay 1871, 15. Febr. (Tozer).
284. Dante. — Dante Alighieri. Boska Komedja.
Przeklad Ant. Stanisiaicskiego. Poznan. 8*^. 840 p. 4 Tlilr.
Göttliche Komödie ins Polnische übersetzt von Anton Stani-
slawski.
285. Dante. — Le pü belle pagine della Divina Com-
media con introduzione storico-estetica, varie lezioni ed an-
notazioni filologiche, estetiche e storiche per cura del prof.
F. Berlan. Padova. 16". 204 p. 1 1. 50 c.
Nach einer Anzeige im Propugn. III 1, 205 wäre das Buch 18G9
in Venedig erschienen; nach derselben findet sich darin S. 39 — 42
eine Dante zugeschriebene ungedruckte Canzone. S. auch Jahrb. der
Deutschen Dantegesellschaft III, 511.
286. Domenico da Montichiello. — Volgarizzamento
deir Epistola di Penelope a ülissc. Firenze 1869.
In Octaven. Mir nur aus der Anführung in der Scelta di curio-
sita, Disp. 116, p. 122 bekannt.
287. Doni. — Novella di Antonfrancesco Doni (per
cura di Ah'ssandro Tf Ancona). Pisa. 8". 12 p.
Hochzeitspublication in 73 Exemplaren; nach Propugn. II 2, 481
der Morale filosofia entnommen.
288. Fioravanti. — Due Novelle di M. Leonardo Fiora-
vanti bolognese (per cura di Giovanni rajmnti). Livorno. 4".
VHI, 8 p.
Die beiden Novellen sind dem Specchio di Scientia Universale,
Venezia 1567, entnommen. Hochzeitspublication in 80 Exemplaren.
456 Bibliographie v. 1870.
289. Fortini. — Tre Novelle inedite di Pietro Fortini.
Padova. 8". 27 p.
290. Gargiolli. — Novella di Girolamo GargioUi (per
cura di G'iov. Sforza). Pisa. IG". 8 p.
Hoclizeitspublication.
291. Gaudenzio. — Tre Sonetti di Paganino Gaudenzio
in morte di Galileo Galilei (E. JSIJ. Buonarroti^ Agosto.
292. Giannotti. — Nove Lettere inedite di Donato Gian-
notti pubblicate da Jodoco del BacUa. Firenze. 8". 24 p.
2 1.
100 Exemplare.
293. Giordani. — Nove Lettere di Pietro Giordani ora
per la prima volta stampate (per cura dei prof. Fülppo Lau-
zoni e Angelo Ubaldini). Faenza. 8**. 16 p.
Hochzeitspublication.
294. Giordani. — Lettere inedite di Pietro Giordani a
Giuseppe Ligi di Urbino (per cura di Francesco Doiiatl').
Urbino. 8<^.
Nach den Anzeigen von R. F. im Aprilheft der N. Antologia und
von A. D'A. im Propugnatore III 1, 203 sind die 22 Briefe zwischen
1813 und 1828 geschrieben. Giordani gibt Ligi, einem 1843 als Secre-
tär seiner Vaterstadt gestorbenen Urbinaten, Rathschläge für philolo-
gische und stylistische Studien.
295. Gozzi. — Due Novelle di Carlo Gozzi (per cura
di Giovanni Ghinassi). Faenza. 4". 12 p.
Die Novellen sind dem Briefe entnommen, welcher dem 14. Bande
der Opere di Carlo Gozzi voransteht. S. Propugnatore II 2, 480.
296. Grazzini. — Alcune Poesie inedite di Anton Fran-
cesco Grazzini detto il Lasca. Poggibonsi. 32". VIII, 84 p.
297. Lori. — La Mea di Polito, poemetto montanino
di Jacopo Lori con annotazioni filologiche di Pietro Fanfani.
Pistoja. 12". VIII, 108 p. 2 1. 50 c.
298. Leopardi. — Le Operette morali di Giacomo Leo-
pardi con la prefazione di Pietro Giordani, edizione accresciuta
e corretta da G. Chiarini. Livorno. 16". XLVIIl, 520 p.
3 1.
299. Machiavelli. — Der Fürst von Niccolo Macbiavelli.
Uebersetzt und bevorwortet von W. Grüzmac/ier, Dr. phil.
Berlin. 8". XII, 60 p. 5 Sgr.
300. Machiavelli. — Erörterungen über die erste De-
kade des Titus Livius von Niccolo Machiavelli. Uebersetzt
von W. Grüzmacher, Dr. phil. Berlin. 8". 268 p. 20 Ngr.
Beide Uebersetzungen wie auch die oben angeführte von Beccaria
gehören in die Historisch-politische Bibliothek, welche L. Heinemann
in Berlin herausgibt.
Zur italienischen Literaturgescliichte. 457
SOI. Minucci. ■ — Novellette di Paolo Mimicci estratte
dalle note al Malmantile raccjuistato di Lorenzo Lippi (per
cura di Andrea Tessier). Venezia. 8*'= 30 p.
18 Erzählungen in 103 Exenjplaren gedruckt. Ihrer zwei hatte
auch iiiovanni Papanti in 4 Exemplaren drucken lassen unter dem
Titel: Due Lovelle di Paolo Minucci tralte dalle note al Mulmantile di
Lorenzo Lippi. Lirorno. 8".
SOP. Monti. — I Poemetti di Vincenzo Monti annotati
dal sac. dott. Giovanni Francesia. Torino. 32". XVI, 220 p. 80 c.
302. Nannucci. — Don Zizzira, novella di Vincenzo
Nannucci. Firenze.
Eine scherzhafte Erzählung in Sestinen, von dem als Forscher
auf dem Gebiete der italienischen Sprache und Literatur rühmlich be-
kannten, 1857 gestorbenen Gelehrten. S. Rivista Sicula, Aprile 1871.
303. Petrarca. — Le Rime di Francesco Petrarca con
l'interpretazione di Giaconio Leopardi e con note inedite di
Francesco AmbrosoU. Ediz. stereot. Firenze. 16". XX,
194 p. 1 1.
304. Peti'arca. — Sonetti di Francesco Petrarca ora
scoperti e pubblicati (per cura del prof. Gio. Veludo ^ vice-
prefetto della Mariana). Venezia. 16". 10 p.
Hochzeitspublication in wenig Exemplaren. S. Propugnatore III
2, 530. Von den 6 Sonetten waren *i bereits gedruckt, aber in schwer
zugänglichen Büchern. Die Aechtheit ist nicht ganz zweifellos, wird
aber auch von Marsand angenommen.
305. Petrarca. — Lettere scnili di Francesco Petrarca,
volgarizzate e dichiarate con note da Giuseppe Fracassetti.
Vol. secondo ed ultimo. Firenze. 16". 587 p. 4 1.
306. Petrarca. — Le Rime di Francesco Petrarca col
commento di Giuseppe Bo::o. 2 vol. Palermo. 8". XL,
392, 431 p. 5 1.
Angezeigt von R. Fornaciari in der N. Antologia, Sett. 1870,
Maggio 1871; ferner in der Riv. Europ., Sett. 1870. Der Commentar
ist vorzugsweise bestrebt, die einzelnen Schönheiten hervorzuheben.
307. Pindemonte. — Nuove Lettere d'Ippolito Pinde-
monte al P. Pietro Cossali. Verona. 8". 39 p.
308. Pindemonte. — La Simpatia e TAntipatia, discorso
di Ippolito Pindemonte publ)licato per nozze Vicentini-Turella.
Verona. 8*^. 16 p.
309. Pucci. — Una Poesia ed una Prosa di Antonio
Pucci precedute da una lettera al prof. A. Wesselotsky di
Alessandro IP Ancona. Propugnatore II 2, 397 e III ], 35.
Das Gedicht, von welchem Brunet's Manuel IV, 1'21 einen äusserst
seltenen Druck durch Gabriel Petri aus dem 15. Jahrh. anführt, und
welches A. D' Ancona nach einer dem 14. .Jahrhundert angehörenden
Hds. des Herrn Seymour Kirkup unter stellenweiser Benutzung dreier
weiterer Hds. mittheilt, mit dem Versprechen, eine kritische Bearbei-
tung desselben einer von ihm zu veröffentlichenden Sammlung Con-
trasti del XIV e XV secolo einzuverleiben, ist ein 80 Octaveu um-
458 Bibliographie v. 1870.
fassender Confrasfo zwischen einem Hasser und einem Verehrer der
Weiber. Jener führt aus der jüdischen, der griechischen, der römi-
schen Geschichte Fall auf Fall an, der die Schlechtigkeit des weib-
lichen Geschlechtes darthun soll; dieser weiss jeden Beleg wirksam zu
entkräften. Die Prosa behandelt dieselbe Streitfrage in der Weise,
dass an die Bearbeitung des bekannten Tractates gegen die Weiber,
welcher im Mittelalter einem Theopfirast zugeschrieben wurde und von
dem mehrere italienische Uebersetzungen bekannt sind (s. Zambrini,
Op. volg. S. 455 und Mussafia zu Cap. xlviii des TraUato de Regimine
Rectoris) eine durch Pucci's Antwortssonett auf das die Weiber schmä-
hende Sonett des Biitto Gioranin eingeleitete Vertheidigung der Ge-
lästerten sich anschliesst. Diese Prosa ist einer Materialiensammlung
entnommen, welche in einer Riccardi'schen wie einer Magliabechi'schen
Hds. vorliegend, von D'Ancona als Werk Pucci's betrachtet wird, weil
der Verfasser mehrfach Schriften erwähnt und auf sie verweist, welche
wie z. B. die Noje (Jahrb. VI, 225) sicher Pucci angehören. Von
dieser Sammlung, welche in buntester Folge Notizen, Aufsätze und
Auszüge der verschiedensten Art aufweist , der Encyclopädie eines
strebsamen Florentiners des 14. Jahrh. , gibt der Herausgeber einen
leider nur kurzen Bericht. Aus der Einleitung sei noch erwähnt, dass
das unter dem Titel Madonna Llonessa veröffentlichte Gedicht (Bibliogr.
1866, Nr. 207) nach der Lesart der Kirkup'schen Hds. am Schlüsse
ebenfalls Antonio Pucci zum Verfasser hat.
310. Romagnosi. — Opere di Giandomenico Romagnosi
illustrate da Alessandro di Giorgi. Palermo. 8". Disp. 1 —
121. 85 c. l'una.
Es sollen etwa IGO Lieferungen erscheinen.
311. Segneri. — Cinque Novelle di Paolo Segneri tratte
da' suoi Ragionanienti. Bologna. 8*^. 16 p.
Hochzeitspublication in 50 Exemplaren.
312. Strozzi. — L'Acqua cedrata di Rinaldo Strozzi
con una anacreontica di G. P. Ricciardi ed un sonetto in-
edito di P. Aretino. S. 1. n. d. (Firenze). 8". 16 p. 5 1.
12 Exemplare.
313. Tansillo. — Capitoli giocosi e satirici editi ed in-
editi di Luigi Tansillo con note di Scipione Volpicella. Napoli.
8'\ XII, 392 p. 4 1.
Ausser den bisher bekannten 9 Capitoli sind hier 15 noch nicht
veröfi'entlichte aus zwei Hds. der Biblioteca Nazionale von Neapel ge-
druckt, unter Angabe von Varianten der früheren Drucke und nicht
aufgenommener handschriftlicher Lesarten. Dazu kommen erklärende
Anmerkungen und ein neues Leben des Dichters. S. Propugnatore II
2, 4G7 und N. Antol., Giugno.
314. Tasso. — La Gerusalemme liberata di Torquato
Tasso corredata di note filologiche e storicbe e di varianti e
riscontri colla conquistata per cura di Domenico Carhone.
Ediz. stereot. Firenze. 16^'. XVI, 224 p. 1 1. 10 c.
315. Tasso. — Scritti inediti di Torquato Tasso per
Attilio Portioli. Rivista Europea, Luglio.
Zur spanischen Literaturgeschichte. 459
29 Briefe, Javon 4 vor, einer während, die übrigen nach des
Dichters Gefangenschaft in Mantua (1566 — S7) geschrieben, dazu zwei
Sonette und ein Madrigal.
316. Uberti. — Frottola di Gianni Lapo dcgli Uberti
ed alciine poesie musicali del secolo XIV pubblicate per cura
di Pietro Ferratu. Padova. 8". 16 p.
317. Vasari. — Le Vite ecc. Vol. XIV ed ultimo. Indici.
Firenze. IG". XLII, 308 p. 4 I.
318. Velluto. — Paolo Velluto, cronaca di casa sua
scritta in continuazione a quella di messer Donato Velluti con
notizie di detta faraiglia dal 1560 fino a' di nostri pubbl. da
Luigi Passerini. Firenze. 8^. 48 p.
rV. Zur spanischen Literaturgeschichte. *)
(Dieser und die folgenden Abschnitte vom Herausgeber.)
A.
319. Memorias de la Academia espanola. Aöo I. Tomo I.
Madrid, Rivadeneyra. 4". 639 p. 32 r.
320. Discursos leidos ante la Academia espanola en la
ßecepcion publica de D. Adelard o Lopez de Ayala. Madrid,
Rodriguez. 4".
321. Discurso de D. Patricio de la Escosura leido en
la sesion publica inaugural de la Academia espanola de 1870.
Madrid, Rivadeneyra. 4'\ 144 p.
Ueber Felipe Pardo, Ventura de la Vega und Jose de Espronceda.
322. Calderon. — Memoria leida por el director de la
Biblioteca nacional D. Juan Eugenio Hartzembusch en la
sesion publica del presente ano 1870- Madrid, Rivadeneyra.
4". 23 p. 2 r.
Enthält eine interessante Notiz über einige Verse des Principe
constante.
') Bei den gegenwärtigen zerrütteten Zuständen Spaniens ist es
begreiflicher Weise noch viel schwieriger als früher, auch nur über die
wenigen Erscheinungen, welche die gelähmte literarische Thätigkeit
noch ins Leben treten lässt, genaue Angaben zu erhalten. Den
grösseren Theil der hier aufgeführten Titel verdanke ich der Güte
des Herrn Dr. Knust, welcher, obwohl an Ort und .Stelle anwesend,
dieselben nur mit Mühe hat beschaffen können. (L.)
460 Bibliographie v. 1870.
323. Cervantes. — Cervantes y los Criticos. Carla lile-
raria que dedica al dr. E, W. Thebussem (D. Mariano Pardo
de Figueroa) D. liamon Luis Mainez. Cadiz, Rodriguez. 8^*.
24 p.
324. Cervantes. — Cervantes y la Filosofia espanola
por D. Federko Castro. Sevilla, Girones y Orduna. 8".
50 p. 8 r.
325. Cervantes. — Jurisprudeneia de Cervantes, pasa-
tiempo literario por D. Antonio Martin Gomero. Toledo. 8".
Nur 125 Exeiuplare.
326. Cervantes. — Recuerdos de Cervantes. El compas
de Sevilla. Por D. Jose Maria Asensio. Sevilla, imprcnta y
libreria espanola. 8^. 31 p.
Nur 100 Exemplare; nicht im Handel.
327. Cervantes. — La sepultura de Cervantes. Por el
Marques de Molins. Madrid, Rivadeneyra. 8*^. 228 p. 12 r.
328. Herrera. — Observaciones del Liedo Prete Jacopin
(el Condestable de Castilla D. Juan Fernandez de Velasco)
ä las Anotaciones de Fernando de Herrera a las Obras de
Garcilaso. Respuesta de Herrera y algunas del mismo. Con
una ilustracion de D. Jose Maria Asensio y Toledo. Sevilla,
Geofrin. 4". XXXI, 272 p. 16 r.
Publication der Sociedad de Bibliofilos andaluces, nur 300 Exempl.
B.
329. Epistolario espanol. Coleccion de Carlas de Espano-
les ilustres antiguos y modernos, recogida y ordenada por
D. Eugenio de Ochoa. Tomo II. Madrid, Rivadeneyra. gr. 8*^.
VIII, 520 p. 40 r.
Bildet den 62. Band der Biblioteca de Autores Espaiioles. Der
erste Theil erschien 1850. Dieser zweite enthält Briefe von etwa
100 mehr oder minder bekannten Persönlichkeiten.
330. Spanisches Theater, herausgeg. von il/onYr; i^ö^jp [Bd.
VIII, S.434d. Jahrb.]. III.— VI.Bd.IIildburghausen. 8^ ä7Ngr.
Band III und IV enthalten sieben ausgewählte Comödien und sie-
ben Zwischenspiele von Lope de Vega, Bd. V zwei Comödien von
Tirsü de Molina und Band VI drei Comödien von Calderon. Die
Uebersetzung liest sich recht gut.
331. Bernaldez. — Historia de los Reyes Catolicos por
Andres Bernaldez, cura que fue de los Palacios. Con un
Prölogo de D. Fernando de Gabriel y Ruiz de Apocada. Se-
villa, Geofrin. 4*^. 25 r.
Fublication der Sociedad de Bibliotilos andaluces, nur 300 Exempl.
Zur portugiesischen Literaturgeschichte. 461
332. Carvajal. — Tragedia llamada Josefina sacada de
la profundidad de la sagrada Escriptura y trobada por Mioael
de Carvajal de la ciudad de Placencia. Va precedida de un
prologo al lector. escrito por D. Manuel Canete. Madrid,
Rivadeneyra. 4". LXXVIIl, 172 p.
Eine Publication der Sociedad de ßibliölilos espafioles, nur für
die Mitglieder gedruckt. Es ist dies jener Miguel de Carvajal, dessen
von den spanischen Uebersetzern Ticknors als Verfassers mehrerer
Schauspiele kurz erwähnt wird. S. Bd. II, S. 784: der deutschen
Uebersetzung.
333. Cervantes. — The Voyage to Parnassus, Xumantia
and tbe Commerce of Algiers, by Cervantes. Translated by
G. W. J. Gyll. London. 8".
334. Oviedo. — Libro de la Cämara real del Principe
D. Juan e offiziös de su casa e serui9io ordinario compuesto
por Goncalo Fernandez de Oviedo, publicado por D. J. M.
Escudero de la Peua. Madrid, Galiano. 4*^. XIV, 304 p.
34 r.
Publication der Sociedad de Bibliöfilos espafioles, nur COO Exeuipl.
Y. Zur portugiesischen Literaturgeschichte.
335. Cancioneirinho de trovas antigas colligidas de um
grande cancioneiro da bibliotheca do Vaticano. Precedido
de uma noticia critica do mesmo grande cancioneiro, com a
lista de todos os trovadores que comprehende, pela mayor
parte portuguezes y gallegas. Wien. 8*^. XLVIII, 170 p.
2 Thlr. 20 Sgr.
VI. Zur allgemeinen Literaturgeschichte.*)
336. Manuale per gli arcbivii, le biblioteche, li musei
e gli Studiosi della paleografia diplomatica, filologia e storia.
Da Andrea Gloria. Padova. Sacebetto. 8". 752 p. 20 fr.
337. Le livre et la petite bibliotht-que d'amateur. Essai
de critique. d'bistoire et de philosophie morale sur l'amour
des livres. Par Gusi. Mouravit. Paris. 18'\ XXII, 447 p.
3 Thlr. 10 Sgr.
') Mit schätzbaren Beiträgen von Herrn Dr. Köliler in Weimar.
462 Bibliographie v, 1870.
338. Lives of the Founders of the British Museum,
with uotices of its chief augmenters and other benefactors
1570—1870. By Edward Edicards. 2 vols. 8". 30.?.
339. Estudos da edade media. Philosopbia da littera-
tura. Per TL Braga. Porto. 8*'. II, 332 p. 2 Thlr.
340. Geschichte der Literatur des rhäto -romanischen
Volkes, mit einem Blick auf Sprache und Character desselben
von Dr. Friedlieb Bausch. Frankfurt a./M. 8". VIII, 174 p.
28 Ser.
341. The reciprocal influence of English and French
Literature in the eighteenth Century. By //. T. W. Wood.
London. 8". 60 p. 2 s. Qd.
342. La Parodie chez les Grecs, chez les Romains et
chez les Modernes. Par Octave Delepierre. Londres. 4".
182 p. 3 Thlr. 12 '4 Sgr.
Nur in 100 Exemplaren gedruckt.
343. Essai historique et bibliographique sur les Bebus
par Octave Delepierre. Londres. 8*'. 24 p. und 15 Holz-
schnitttafeln. 1 Thlr. 6 Sgr.
344. Das Zeitalter der Novelle in Hellas. Von Bern-
hard Erdmannsdörfer. Berlin. 8*^. 47 p. 8 Sgr.
Abdruck aus dem 25. Bande der Preussiscben Jahrbücher. Der
Verfasser sucht „anschaulich zu erweisen, wie auf dem Grunde
analoger culturgeschichtlicher Voraussetzungen — hier im griechischen
Altertlmm (ausgehendes 8. und 7. Jahrhundert), dort im Mittelalter
(12. und 13. Jahrb.) — eine Anschauung von Welt und Leben ent-
steht, zu deren eigenstem Wesen, neben vielen anderen gleich charac-
teristischen und gleich nothwendigen Zügen, es gehört, jenes leichte
Genre fast unbewusster Dichtung hervorzubringen, welches wir im
kulturhistorischen Sinne mit dem Namen Novelle bezeichnet haben ".
345. Die lateinischen Vagantenlieder des Mittelalters.
Von Oscar Hubatsch. Gürlitz. S'\ V, 100 p. 16 Sgr.
Vgl. die Anzeige von R. Peiper im Liter. Ceniralbl. 1870, Nr. 28.
346. Romulus. Die Paraphrasen des Phaedrus und die
Aesopische Fabel im Mittelalter, von Hermann Oesttrley. Ber-
lin. 8". 124 p.
347. Les Metamorphoses de l'epopee latine au moyen-
ilge. Par M. Joly. Paris. 8*^. 52 p.
Abdruck aus der Revue conteniporaine.
348. Die wäüsche, französische und deutsche Bearbei-
tung der Iiveinsage. Von Dr. Bauch. Berlin, 1869. 36 p.
349. ' The San Greal: an Inquiry into the Origin and
Signification of the Romances of the San Greal. By Dr. F.
G. Bergmann. Edinburgh. 8".
Zur allgemeinen Literaturgeschichte.
463
350. Sulla leggenda del legno della Croce. Studio da
A. Mussüfio. Wien. 8". 54 p. T'/^ Sgr.
Separatabdruck aus den Sitzungsbericht"en der k. k. Akademie der
Wissensch.
351. Etudes dramatiques. Les types populaires au theatre
Par Ludovic Celler. Paris. S*^*. 207 p. 6 h-.
(Inhalt: Polichinelle - Arlequin - Pierrot - ' Arlequinades et
Parades. — Janot. Jocrisse. — Cadet- Ronsseh Mme Ano'ot
— Mayeux. — Robert Macaire. Bilboquet ) "
352. Der Presbyter Johannes in Sage und Geschichte
Ein Beitrag zur Volker- und Kirchenhistorie und zur Helden-
dichtung des Mittelalters von Dr. Gustav Omert 9 vprt.
Aufl. Berlin. 8*\ VIII, 228 p. 3 Thlr. ^^ ' ^' ''^'^"•
353. Le Poete Primat. Par Leopold Delisle
In: Bibl. de l'Ecole des Chartes 1870 p ' ^03
Enthält einige bisher unbeachtet gebliebene Zeugn&e^'über Zeit-
alter und Lebensverhaltnisse des lateinischen Dichters!
*354.Esthnische Märchen. Aus dem Esthnischen über-
setzt von F. Lowe. Aebst einem Vorwort von A. Schiefner
iSfiq «o vfr .r/ ^' ^''''^'* ""'i ^- ^^^-/-^- Halle,
1869. 8«\ VIII, 3G6 p. i Thlr. 7'/. S-^r
355. Contes bretons, recueillis 'et Iraduits par F. M
Luzel. Quimperle. 18". XV, 103 p
356. Chants populaires du Pajs Basque. Paroles et
n^usique originales recueiliies et publiees avec traduction fran-
rThlr'"5 Sgf '■'■'• ^'^^"""^- ^^^- ö"- ^'^ 4^^ P-
357. Medieval greek texts: being a collection of the
eariiest compositions in vulgär greek, prior to the year J500
Edlted wjth prolegomena and critical notes by WuUn Wal
ne^, Ph. D. Part I containing seven poems, three of which
appear here for the first time, with an es ay oii the c^ee
Version of Apollonius of Tyre, by M. A. Gilel , proV^eur
de rhetorique au lycee imperial Bonaparte. Paris 8". XXIV
190 p (London pubhshed for the philological society.) '
358. Erophile. Vulgäigriechische Tragödie von Geor-
gios Chortatzes aus Kreta. Ein Beitrag zur Geschichte dir
neugriechischen und der italienischen Literatur .ZcLrad
Lurs.an D.^ \. Bandes der Abhandlungen der philologisch-
mstorischen Classe der könio-l Qö«i>,- i /-. t " '^^^'ö'»«^ "
Wissenschaften Nr VH T • ^'^''«^«^1^^" Gesellschaft der
vvlsst.nschatteni^l. VII. Leipzig. Lex. 8<\ 89 p. 04 s^r
}g\ die Anzeigen von H. Schuchardt im Lit Centr^lbl TsT,
^r. . und von \V . \\ agner in The Academy 1871 Nr l" '
464 Bibliographie v. 1870.
VII. Philologie.
358^. Grammatik der romanischen Sprachen von Friedrich
Diez. Theil I. 3. neu bearb. und vermehrte Aufl. Bonn. 8*^.
VIII, 514 p.
359. Etymologisches Wörterbuch der romanischen Spra-
chen. Von Friedrich Diez. 3. verm, und. verb. Ausg. [s. J.
1869, Nr. 419], Th. II. Bonn. 8^. 493 p.
*360. Grammaire de la langue d'o"il, ou Grammaire des
dialectes franeais au XIP et XIIP siecles. Par G. F. Burguy.
2^ edit. Berlin, 1869 — 70. 3 vols. 8".
361. De rinfluence du langage populaire sur la forme
de certains mots de la langue fran9aise par Emile Agnel.
Paris. 8». 182 p. 2 Thir. 12 Sgr.
362. Phonetique fran^aise. An et En toniques par P.
Meyer. Nogent-le-Rotrou. 8*^.
In: Memoires de la Societe de Linguistique de Paris.
Tome I.
Eine ausgezeichnete Untersuchung.
363. Dictionnaire de la langue franyaise, par E. Littre
[s. J. 1869, Nr. 429]. Livre 24 et 25. (Vol. II, Part. 2.
p. 1537 — 1856. Eedresser — Scieur.) Paris. 4'*.
364. Encyclopädisches französisch -deutsches und deutsch-
französisches "Wörterbuch. Von Dr. Carl Sachs [s. J. 1869,
Nr. 430]. Th. 1. Französisch -deutsch. 4 — 7. Lief. Berlin.
40. ä 9 Sgr.
365. Dictionnaire etymologique de la langue fran^aise.
Par A. Brächet. Avec une preface par Emile Egger. Paris.
8*^. CVIII, 560 p.
Vgl. Mussafia's eingehende Besprechung in der „Zeitschrift für die
österreichischen Gymnasien 1870 S. 736 — 753.
366. Glossaire des idiomes populaires du nord et du
centre de la France, par /. Batimgarten. Paris et Coblentz.
Tome I. 8'\ 160 p. 20 Sgr.
S. darüber Literar. Centralbl. 1870, Nr. 30.
367. Glossaire etymologique des noms propres de
France et d'Angleterre, ethnologie et familiation. Par M. Le
Hericher. Caen. 4*^. 109 p.
Abdruck aus den Mem. de la Societe des antiquaires de Nor-
mandie. Vol. 26.
368. Dictionnaire franco-normand ou recueil des mots
particuliers au dialecte de Guernsey, faisant voir leurs rela-
tions romanes, celtiques et tudesques, par Georges Metivier.
Londres. 8<^. VIII, 499 p. 4 Thlr. 3 Sgr.
369. Glossaire etymologique montois ou dictionnaire du
Wallon de Mons et de la plus grande partie du Hainaut. Par
J. Sigart. 2° edit. Bruxelles (Frankfort sM.) 8". 408 p. 2 Thlr.
Philologie. 4(35
370. Vestigia primitive della lingua e dei dialetti italiani
da C. Cantü.
In: Atti del R. Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed
Arti. Tomo XV, fasc. X.
371. Nuovo vocabolario dei dialetti berganiascbi, antichi
e moderni. Da Antonio Tiraboschi. Disp. I— IX. Bergamo. 16*'.
*372. Poesie in dialetto bergamasco, raccolte da Ant.
Tiraboschi. Bergamo, 1869. 16". 1 Thlr. 1^/^ Sgr.
373. Vocabulario railanese-italiano, da Francesco Cheru-
bini. 2* ediz. interamente rifusa ed auraentata da Gemello
Gorini e da Vinc. De -Castro. Milano. 8*^.
374. Vocabolario italiano-milanese. Da Giuseppe Banfi.
3* ediz. accresciuta quasi del doppio della seconda ed in-
teramente rifusa. Milano. 8". 830 p. 4 L 50 c.
375. Saggio intorno al dialetto ligure. Da Stefano
Martini. San Remo. 8". 92 p. 2 1.
376. Prospetto comparativo sui dialetti veneti e saggi
di essi dietro l'assnnto programma. Da G. D. Nardo.
In: Atti del R. Istit. Venet. di Scienze, lettere ed arti.
Tomo XV, fasc. 10.
377. Vocabolario domestico friulano-italiano. Da Giac.
Scala. Pordenone. 8*^. 112 p.
378. Nuovo vocabolario siciliano-italiano. Da Antonio
Traina. Disp. I — VIII. Palermo. 8**. 384 p. ä 12 Sgr.
379. Vocabolario siciliano-italiano attenente a cose do-
mestiche, a pareccbie arti ed a taluni mestieri. Da G. Perez.
Palermo. 8*^. 6 1.
380. Voci e maniei-e di dire siciliane-italiane adoperate
negli usi domestici, nelle arti e nei mestieri. Da Salvatore Ro-
mano. 2^ ed. corretta ed accresciuta. Palermo. 12*^. 138 p. 70 c.
381. Proverbi lombardi raccolti ed annotati dal pro-
fessore Samarani Bonifacio. Milano. 8". 464 p. 1 Tlilr. 6 Sgr
382. Dictionnaire d'etymologie daco-romane. Elements
latins compares avec les autres langues roraaues. Par A. de
Cihac. Frankfort s./M. 8". XII, 332 p. 2 Tblr.
383. Etymologische angelsächsisch -englische Grammatik
von J. Z/OfÄ. ' Elberfeld. 8". XII, 481 p. 2% Thlr.
384. Die Sprache des altenglischen Gedichtes von der
Eule und Nachtigall. Inaucural- Dissertation von H. JSolle.
Gottingon. 8". 62 p.
385. Quae ratio intercedat inter anglicam recentioris
aetatis linguam ejusque fontcs inquiritur. Dissertatio inauguralis
auctore Carol. Aemil. Thorer. Görlitz. 8". 6 Sgr.
Jiiliib. f. rom. u. ciij;!. Lit. XII. i. 30
466 Kulturgeschichte.
386. Die keltischen Bestandtheile der englischen Sprache.
Eine Skizze von Otto von Knobelsdorff. Berlin. 8*^. 73 p.
387. Dictionary of Terms in Art. By F. W. Fairholt.
London. 8^. 474 p. 2 Thlr. 12 Sgr.
388. The Laws of Verse, or Principles of Versification,
exemplified in metrical translation. By J. J. Sylvester. London,
8«. 4*. 6rf. •
VIII. Kulturgeschichte.
389. Die Tonkunst in der Kulturgeschichte. Von Emil
Naumann [s. J. 1869, Nr. 464]. I. Bd. 2. Hälfte. Berlin. 8".
p. 399—772. 2 Thlr.
390. Les anciennes bibliotheques de Paris, eglises, mo-
nasteres, Colleges etc., par Alfred Franklin [s. J. 1869, Nr.
466]. Tome II, av. grav. pl. et fac-simile. Paris, fol. XXIV,
403 p. 40 fr.
391. Les ecoles episcopales de Toul pendant toute la
duree du siege fonde par saint Mansuy. Par l'abbee Guil-
laume. Nancy, 8^. 38 p.
392. Les Universites de Franche-Comte, Gray, Dole,
Besan9on. Documents inedits publ. avec une introduction histo-
rique par Beaune et d''Arhaumont. Dijon. 8^. CCXCVI, 212 p.
393. Histoire de Tancienne chevalerie lorraine. Par
M. E. Meaume. Chap. I, 1»"« periode, 1048—1431. Nancy.
8«. XVI, 117 p.
Separatabdruck aus den Memoires de rAcademie de Stanislas,
annee 1869.
394. Les Mirabeau. Nouvelles etudes sur la societe
fran9aise au XVIII siecle, d'apres des documents inedits. Par
Louis de Lomenie. Paris. 8". 41 p.
395. The Ballad Literature and Populär Music of the
Olden Time: a Collection of the old Songs, Ballads and
Dance Tunes, which constitute the national Music of England,
arranged chronologically , with Remarks and Anecdote and
preceded by Sketches of the early State of Music and of the
amusements associated with it in England during the various
reigns. By W. Chappell, F. S.A. London. 2 vols. roy. 8". 4:2 s.
R e g i
s t e r.
Alfred, König, seine Uebers. des
Aesop, 27.
Ancona, AI. d', seine Ausg. v. No-
velle di Sercambi, angez. 347.
Angeloni, Fr., 414.
Arabische Werke , in spanischer
Bearbeitung, 353.
Arber, E., seine English Reprints,
angez. 73.
Ascham, R., 79.
Bartsch , K. , seine Alt/ranz. Ro-
manzen und Pastourellen, angez.
91.
Beaumont, Sir J., 88.
Bocados de oro, arabisches Origi-
nal ders., 236, 358.
Brakelmann, Jul., Necrolog, 121.
Brooke, Lord, 89.
Browne, Will., 85.
Cabestanh, G. de, Leben und Werke,
von Hüffer, angez. 99; — Ent-
wickelungsphasen der Lebens-
nachricht über ihn, 101 fg.
Camoens, L. de. Die Lusiaden
übers, von Eituer, angez. 108.
Carew, Th., 85.
Cercamon, 239.
Comparetti , Dom., seine Eicerche
intorno al Libro di Sindibad,
angez. 106.
Dante, Zur Kritik der Divina Co-
media, 116.
Davies, Sir J., 88.
Diamante, J. B., 37; — schrieb
nach Corneille, 37.
Drayton, 86.
Eitner, K., Uebers. der Lusiaden,
angez. 108.
Englische Literatur im 16. und 17.
Jahrh. 73.
Fabelsammlungen des Mittelalters,
15 fg.
Fletcher, Giles, 88.
Fletcher, Phineas, 89.
Foscolo, Ugo, 317; — lettere in-
edite, 317.
Französische Lexicographie, Bei-
träge zu ders. 110; — carlit, 110;
— esmougonner, 111; _ glier,
111; — ronchier, 111; — tan-
gonner, 112; — refuser, 113.
Französische Literatur, Beitrag zu
ders. 33.
Französische Sprache im XIV.
Jahrb. 155; — Verbum, 155;
Mundarten des südl. Frankreich,
269; — Aussprache ders. 271.
Fuller's Worthies Library, angez. 73.
Gascoigne, 84.
Gerard von Cremona, 359.
Gerard von Minden, 19.
Girart de Roussillon, 119 fg.
Glossar, Pariser 7692., 203.
Greville, Fulke, s. Brooke.
Grosart, Rev., seine Füllers
Worthies Library, angez. 73.
468
Register.
Hazlitt, C, seine Tloxburghe Librarj/,
angez. 73.
Heywood, J., 83; — Neue Ansg.
seiner Proverbs, angez. ebendas-
Holkot, 130.
Honein ben Ishak, 354.
Hüffer, Fr., seine Schrift: der Tro-
bador Guillem de Cabestanh, an-
gez. 99.
Italienische Literatur. Beitrag zu
ders. 33. — Sicilianische Volks-
lieder und Volksmärchen, 337.
— Novellen, angez. 345.
Italienische Sprache. Zur Etymo-
logie, 114; — corbaccio, 114; —
azzimare, 114; — bizeffe, 115.
Jehuda Al-Charisi, 355.
Marie de France, Quellen ihrer
Fabehi, 19.
Michaelis, Carol., ihre Ausg. des
Rümaitcaro del Cid, angez. 415.
Misteriü de los Reyes magos, 44;
Handschrift ders. 45 ; — Sce-
neneintheilung, 52; — Versifica-
tion, 53; — Sprache, 56.
Mobeschir Ihn Fatik, 359.
Odo von Ciringtonia, 159; — seine
Narrationes, 129 ; — Verbreitung
ders. in Deutschland und Italien,
_120; Text der noch nicht
veröffentlichten Stücke, 135.
Pastourellen, altfranz. 93; — ihr
Character, 93 ; — Handschriften,
96.
Provenzalische Literatur, 1; —
Lateinisch -provenz. Lied, 1; —
Volksthümliche Strophenform, 3 ;
Provenz. Verse im Renart, 6 ;
_ Weihnachtslied, 8; .— Stro-
phenform dess. 12; — Proven-
zalisches aus Schweden, 14; —
Provenzalisches von Mussafia, 29.
Raparius, 241; — Handschr. dess.
241 ; Text, 244 fg.
Reali di Francia, 60 fg., 217 fg.,
396 fg.
Reprints, English, angez. 72.
Romancero del Cid, Neue Ausg.,
angez. 415.
Romanische Sprachen. Nordwest-
rom. Auslautsgesetze, 187; —
consonantisches, 189; — vocali-
sches, 194; — Bedeutungsent-
wickelung in dens. 384 fg.
Romanzen, altfranz., ihr Character,
91.
Romulus, 18; — Redactionen dess.
18; — Neu entdeckte Handschr.,
21, 233, 377.
Roxburghe Library, angez. 73.
Scartazzini, seine Ausg. d. Geru-
salemme liberata, angez. 417.
Secretum secretorum, 366; — ai'a-
bische Bearb. dess. 366; — grie-
chisches Original, 367; — latein.
üebers. 368; — span. Uebers.
369 ; — engl, und franz. Uebers.
376.
Sercambi, Giov., 347.
Sex (conde de), span. Comedia, 38.
Sieben weise Meister, 106.
Sindibad, 106; — spanische Re-
daction dess. 106.
Spanische Literatur. Altspan. Er-
zählung von Karl d. Gr. und
seiner Gemahlin Sibille, 286. —
Span. Bearbeitungen arabischer
Werke, 353 fg. — Procerbiox
buenos, 354; — Libro de la Sa-
viesa, 358; — Bocados de oro,
358; — Secretum secretorum, 366.
Spencer, ,Edm., 89.
Spencer Society Publications, an-
gez. 73.
Taylor, the Water -Poet, 82.
VVashbourne, 89.
Druck von F. A. BrocUhaus lu Leipzig.
I»
!•
i«UV ^ ]^(^|
P Jahrbuch für Romanische und
-^ Englische Literatur
(1871)
J
V.12
PLEASE DO NOT REMOVE
CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET
UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY