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Jahresbericht
über die
Fortschritte auf dem Gresammtgebiete
der
Agrikultur-Chemie,
Begründet
LIBRARY
_. V°n NEW YORK
Dr. Robert Hoffmann. BOtanical
Fortgesetzt GARDEN
von
Dr. Eduard Peters,
Chemiker der agiikultur-chemischen Versuchsstation für die Provinz Posen in Kuschen
hei Schmiegel und Generalsekretär des landwirtschaftlichen Hanptvereins im
Regierungsbezirk Posen.
Zehnter Jahrgang:
Das Jahr 1867.
Mit einem vollständigen Sach- und Namen - Register.
BERLIN.
Verlag von Julius Springer.
1868.
Erste Abtheilung.
Die Chemie des Ackerbaues,
Jahresbericht, X.
o
o
CO
CO
-
YORK
BOTANICAL
GARDEN
Der Boden.
Referent : Th. Dietrich.
Bodenbildung.
Ueber die Entstehung des Lössmergelbodens, besonders Entstehung
in Bezug auf sein Vorkommen in Sachsen äussert sich F. A. Fal- und
lou*) dahin: In Sachsen lagert der Löss hauptsächlich in der Gegend von deS°LÖS3
Meissen, Lommatsch und Mügeln, also am linken Gehänge der Elbe, da,
wo sich dasselbe immer weiter von der letzteren zurückzieht, zugleich
immer niedriger wird und zuletzt nur noch an 500' absol. Höhe erreicht.
Nicht im Zusammenhange, sondern nur strichweise kommt er thalaufwärts
von Meissen bis in die Gegend von Pirna vor. Meist ist er bedeckt von
lockerem Glimmerlehm und dieser meist wieder von einem festeren Thon-
lehmboden in einer Mächtigkeit von etwa 3 — 4'. — Ueber die Entstehung des
Löss wird von manchen Seiten behauptet, der Löss sei nichts anderes, als
das von den Gletschern zerriebene Grundgestein, der feine schlammartige
Sand, welcher durch dieselbe Ursache, wie die Gletscherblöcke der Hoch-
alpen, in die Tiefe geführt worden sei. Von Anderen wird er für zer-
setzten Liasmergel gehalten, oder auch für blossen Lehm, der seinen Kalk-
gehalt durch einsickerndes Regenwasser erhalten habe. Noch Andere
nehmen an, der Löss sei nichts weiter, als das Produkt gewöhnlicher
Regengüsse. Im Allgemeinen betrachtet man ihn nur als eine Varietät
des Lehms und diesen, gleichwie den Sand und Kies und die erratischen
Geschiebe mit eingerechnet, als den Inbegriff der Diluvialgebilde. Alle
diese Ansichten entbehren der thatsächlichen Grundlage. Dass er nicht
Gletscherschlamm sein kann, folgt schon daraus, dass nicht alle Gletscher
O auf Kalkstein liegen; was die Alpen an Kalkschlannu liefern, bleibt in
oj den Schweizer Seeen und gelangt nicht in das Rheinthal thalabwärts vom
CD Bodensee. Es ist viel wahrscheinlicher, dass der Löss des Rheinthals,
(5 von Basel bis Bingen und von Coblenz bis Cöln, sein Material theils aus
dem Jura , theils aus dem Muschelkalk und dem Keupermergel der schwä-
bisch-fränkischen Terrasse erhalten hat. Er füllt auch das Donauthal, die
Kornkammern Baierns, umgiebt die ganze Tatrakette und reicht im Norden
*) Agronomische Zeitung. 1867. S. 214.
4 Bodenbildung.
noch weit nach Polen und Galizien hinein und nach Bennigsen-Förder
lagert der Löss in den Flussthälern der ganzen norddeutschen Niederung
vom Kheine bis an den Niemen. Ausser dem Eheine kommt keiner dieser
grösseren Flüsse aus den Alpen und nur einige von ihnen durchströmen
theilweise auch Kalkgebirge. Auch bilden ja die heutigen Alpengletscher
gar keinen Löss mehr, der heutige Gletscherschlamm und Schutt ist völlig
verschieden davon. Ebenso wenig kann er aber auch durch Zersetzung
des Liasmergelschiefers enstanden sein; er überdeckt ohne Unterschied
den Thon- und Glimmerschiefer, den Granit und Syenit, Porphyr, Zech-
stein, Plänerkalk und Plänermergel, den Basalt, die Doleritlava, die Grau-
wacke und zuweilen auch den Thon, meist aber getrennt von diesen Ge-
birgsarten durch eine mächtige Lage von Geröllschutt. Im nördlichen
Deutschland besteht dieser Schutt aus Meeresgeschieben und Trümmern
aller möglichen Gesteine, bisweilen mit nordischen Granit- und Gneiss-
blöcken untermengt; im Donauthale aufwärts von Wien dagegen enthält
er nur Flussgeschiebe, meist aus dem in der Nähe anstehenden Sand-
und Kalkstein bestehend. Denn die Meeres-Alluvionen haben den Grenz-
wall zwischen Nord- und Süd -Deutschland: die Sudeten, das Lausitzer
Gebirge, Erzgebirge, Fichtelgebirge, Thüringer Wald und die Rhön nicht
überstiegen. Lagert aber der Löss auf solchen Gerollen, so kann er un-
möglich durch Zersetzung von Liasmergelschiefer entstanden sein, da
müsste er wenigstens an der Auflagerungsgrenze noch Trümmer dieser
Gebirgsart mit sich führen. — Die Annahme, dass Löss Lehm sei, der
seinen Kalk durch durchsickerndes Regenwasser aus oberen Lehmschichten
bezogen, ist unhaltbar, weil er an manchen Orten völlig unbedeckt zu
Tage geht und der Lehm selbst keinen Kalk enthält, er mag auf Löss
oder anderer Unterlage ruhen. Wäre der Löss nichts weiter, als das
Produkt gewöhnlicher Regengüsse, so müsse derselbe gerade auf waldi-
gen Rückengebirgen und in Hochthälern der Alpen, wie auf dem flachen
Rücken des Erzgebirges, im Böhmerwaldgebirge und in allen Felsengründen
der Hochgebirge anzutreffen sein, wo es am meisten regnet; aber hier
ist gleichwohl keine Spur von Löss, nicht einmal Lehm zu finden. — Der
Verfasser hat früher*) die Vermuthung ausgesprochen, dass der Löss mit
dem obern Quadermergel oder der Kreide, die früher wahrscheinlich einen
grossen Theil des Elbthales bedeckte, in naher Beziehung stehen müsste.
Auch stammen die Polythalamien im Lehmmergel und seinen lössartigen
Varietäten nach Bennigsen-Förder ganz unzweifelhaft aus der Kreide-
formation. Dennoch kann der Löss aus der Kreide unmittelbar nicht her-
vorgegangen sein. Es fehlen ihm die Feuerstein -Geschiebe; auch fehlt
es bis jetzt an einem Fundorte, wo Löss auf Kreide lagert. Die letztere
enthält ferner keinen Glimmer, wohl aber ist der Löss oft sehr reichlich damit
durchsprengt. Während die Kreide fast ganz aus kohlensaurem Kalk be-
*) Die Ackererden des Königreichs Sachsen. Leipzig 1855.
BodenbildiinR. Ö
steht, enthält der Löss nur ca. 10 Proz. davon. Der Verfasser ist deshalb
für jetzt der Ansicht, dass der Löss schwerlich aus der Kreide oder aus
irgend einem andern Kalksteine und unmittelbar durch Zersetzung, son-
dern lediglich durch Niederschlag aus kalkhaltigem Schlammgewässer ent-
standen sei, möge der Kalk darin in schwebendem oder in chemisch auf-
gelösstem Zustande sich befunden haben. Zu der Zeit des Beginnes der
Lössablagerung im Elbthale muss das Weltmeer gegen 300' höher ge-
standen haben, als gegenwärtig. Das Elbthal war damals von Lommatsch
abwärts, gleichwie die ganze norddeutsche Ebene, ein offenes Meer, thal-
aufwärts aber war es eine weite Bucht, die sich in der Gegend von
Meissen allmählich zusammenzog und in der das Mergelmeer, und zwar am
linken Ufer, seine Schlamm -Niederschläge ruhig absetzte. Mit der all-
mählichen Hebung des Landes sank das Meer und bedeckte nur noch seicht
die wellenförmige Hügelebene, welche von Meissen aus nach Lommatsch
und Mügeln zu immer weiter von der Elbe zurücktritt und sich dem
Höhenzuge zwischen der Mulde und Elbe nähert, bis es nach Jahrtau-
senden vielleicht auf seinen jetzigen Wasserspiegel sank. In dieser Hügel-
landschaft, dieser grossen Strandlagune, setzte sich der kalkhaltige Fluss-
und Meeres-Schlamm aus dem bei jedesmaliger Fluth aufgestauten Wasser
ab, wie noch jetzt auf den Watten an der Nordseeküste. Die Bildung
des Lössmergelbodens im Königreich Sachsen hält also mit dem muth-
masslichen Mergelmeere gleichen Schritt, sie beginnt auf Höhen von 600'
und schliesst am Fusse des linken Eibgehänges in einer Höhe von 300'.
Im Ganzen genommen bildet der Löss des Elbthales einen schmalen
h Meile breiten Streifen. Ungewiss bleibt es, ob zur Zeit der Lössbil-
dung noch ein Kreidemeer bestanden habe, das freilich nicht allenthalben
feste Kreide abgeschieden haben kann, oder ob auch das Mergelmeer die
•im Lössboden vorkommenden Polythalamien geführt habe.
F. A. Fallou charakterisirt den Löss (-Mergel),*) das für die Charakter
Agrikultur so bedeutungsvolle Glied des nordeuropäischen Schwemmlandes, des löss-
folgendermassen : Der Löss ist eine Mergelart, von Farbe lichtgraulich bis merge 8-
bräunlich- oder ockergelb, im Gefüge zwar bündig, aber locker, feinerdig
und mehlig abfärbend. Bruch und Schnitt sind matt, er klebt an der
feuchten Lippe und erweicht unter Wasser sofort zu einem milden, fetten
und schleimartigen Schlamm. Es zeigen sich keine sichtlichen Gemeng-
theile, ausser dass er zuweilen viele Glimmerflitter auch kleine Flocken
einer weissen kreideartigen Substanz eingesprengt enthält. Er lagert stets
ungeschichtet und bildet auch da, wo er in 40 — 50' hohen senkrechten
Wänden abgestochen vor uns liegt, in seiner ganzen Mächtigkeit nur eine
dicht geschlossene, völlig gleichartige Masse, es sind keine Schichtungs-
oder Absonderungsklüfte zu bemerken. Doch finden sich in 5, 10 — 15'
*) Agronomische Zeitung. 1867. S. 214.
f) Bodenbildung.
Tiefe bisweilen sehr reichlich die Gehäuse von kleinen Land- und Sumpf-
schnecken eingemengt. Diese treten deutlich hervor, weniger die eben-
falls in dieser Tiefe sehr häufig vorkommenden Kalkmergelnieren oder so-
genannten Lösskindel. — Die in den erdreichen Boden umsichtlich einge-
mengten, festen, noch unzersetzten Mineralfragmente, welche aber erst
nach der Abschlämmung zum Vorschein kommen, bestehen in feinkörnigem
Kalk- und Quarzsand, dem sich nicht selten auch Glimmer beigesellt,
hauptsächlich aber in kleinen, zerstückelten, zarten Röhrchen und Nieren
von Kalktuff, wie sie sich bisweilen auch im festanstehenden Kalktuff
zeigen. Sie finden sich allerwärts im Löss und in allen Tiefen und er-
gehen sich als Inkrustationen von Pflanzenfasern. Denn in den stärksten
Röhren hat sich bisweilen noch der verkohlte Kern dieser Fasern oder
Wurzeln erhalten, der sich wie ein schwarzer Faden hindurchzieht und
die einzelnen Theile der jedenfalls erst beim Seifen oder Abschlämmen
zerbrochenen Röhren noch zusammenhält. Wahrscheinlich sind auch die
korallen-, trauben- oder knollenförmigen Kalkmergelnieren durch Ueber-
sinterung verwesender organischer Körper entstanden. Uebrigens finden
sich auch bisweilen mitten im Löss deutliche Abdrücke von Pflanzen-
stengelu. — Grossentheils lagert der Löss auf Geröllschutt, von welchem
er in wagerechter Richtung scharf abgeschnitten wird und nur bisweilen
ziehen sich einige Schweife oder Schnüre von Sand und Kies in ihn hin-
ein, aber auch da, wo er unmittelbar auf dem Grundgebirge lagert,
mengen sich doch selten einige Bröckchen desselben mit ein. — Aller
Lössmergel enthält kohlensauren Kalk und Talk, er ist mit diesen Stoffen
innig vermengt, nicht, wie zuweilen der Grandlehm, bloss an einzelnen
Stellen, er brausst und schäumt daher auch, mit Säuren benetzt, in seiner
ganzen Masse sofort stark auf. Die Menge dieser Stoffe ist aber sowohl
in verschiedenen Gegenden, als auch an einer und derselben Stelle in
verschiedenen Tiefen ausserordentlich wandelbar.
Nach den vorhandenen Analysen beträgt die kohlensaure kohlensaure
Kalkerde Magnesia
im Rheinthale zwischen Worms und Mainz und in
der Gegend von Bonn 12- 36 Proz. 1 — 4 Proz.
im Wiener Becken 30,7 „ 12,3 »
im Elbthale in einer Tiefe von 3 — 16 Fuss . . . 7 — 11 » 1 — 4 »
in der norddeutschen Ebene zwischen Elbe u. Weichsel 10 »
Die übrigen Bestandtheile sind: Kieselsäure 60—70, Thonerde 5—10, Eisen-
oxyd 4 — 5 Proz., nebst Kali, Natron und Spuren von Phosphorsäure.
Unter- Untersuchungen über den Löss von J. Breitenlohner.*)
Buchungen Die zur Untersuchung genommenen Lössbodenproben stammten von einem
Felde zwischen Lobositz und Sulowitz, dem sie aus verschiedener Tiefe,
von Fuss zu Fuss, entnommen wurden. Der Löss tritt dort, in der zwi-
*) Allgemeine land- u. forstw irthschaftl. Zeitung. 1867. S. 1078.
über den
Löss
Bodenbildung. 7
sehen den Basaltkegeln des Lobosch und Kostial gelegenen Ebene, oft
schon nach weniger als Fusstiefe im ausgeprägten Typus auf und ist dort
ein überaus feines und zerreibliches Gebilde, frei von Gesteinsfraginenten
und Flusskieseln, aber ausgezeichnet durch eine eigentümliche, flockige
Eftioreszenz, welche die Sprünge und Höhlungen durch die ganze Masso
mit einer kreidcartigen Substanz auskleidet. — Für den Verfasser handelte
es sich bei der Untersuchung vorzugsweise darum, festzustellen, in wel-
cher Tiefe sich Kalk und Bittererdo anhäufen, welche Stoffe in der eigent-
lichen Ackerkrume dieser Bodenart sich nur in sehr geringen Autheilen
nachweisen lassen. Die Erde wurde behufs Bestimmung der löslichen Be-
standteile mit kochender Salzsäure erschöpft. Die Resultate sind aus
folgender Zusammenstellung ersichtlich:
Prozente der ursprünglichen Substanz.
Fusf
Feuch-
Glüh-
tigkeit
verlust
(bei
(excl.
140° C.
Kohlen-
getr.)
säure.
Spezi-
fisches
Ge-
wicht.
Summe der in
kochender Salzsäure
lösslichen Stoffe
Nach vor-
her. Glühen
Substanz. des Bo(iens.
Urspr
Kalk-
Bitter-
Kohlen
eide
(Summe.)
erde
säure.
Nicht
an
Kohlen-
säure
gebund.
Kalk.
Eisen-
oxyd
und
Thon-
erde.
Andere
Stoffe
(Rest).
20,0s
6,065
18,54
5,4-24
17,63
5,467
16,75
5,27.3
16,70
5,283
15,54
5-030
2,674
2,635
2,703
2,711
2,686
2,695
15,928
•22,455
29,649
28,675
28,433
26,607
18,388
26.5(Ki
33,350
31,515
30,684
28,316
0,674
0,062
0,093
5,882
0,121
4,067
10,991
0,4 IS
8,151
9,932
1,5S4
7,820
8,781
1,3S7
6,714
6,554
0,551
5,751
0,556
0,706
0,615
0,234
8,443
7,202
6,321
6,761
7,793
10,032
6,656
5,183
3,768
2,578
3,758
3,719
Mittel
aller
Schichten.
17,54
5,424 I 2,693
Mittel nach Ausschluss des ersten Fusses.
25,291 28,125 8,428 I 0,812 I 6,500 I — I 7,622 I 3,801
Der Verfasser ist der Ansicht , dass der Ackerkrume Kalk nach und nach
durch atmosphärische Niederschläge entzogen und den tieferen Lagen zugeführt
worden sei. Es ist uns kein zweites Beispiel einer solchen Auslaugung von Kalk
aus dem Löss bekannt und möchten wir für die Kalkarmuth der obersten ] Fuss
mächtigen Lage andere Gründe vermuthen. Möglicherweise gehört nämlich die
Ackerkrume gar nicht zu dem Lössmergel , sondern sie ist vielleicht (Löss-)Lehm,
der ersterem dem äusseren Anscheine nach so überaus ähnlich ist, und der viel-
leicht weniger als 1 Fuss mächtig auf dem Mergel lagert oder dem sein jetziger
Kalkgehalt aus dem unterliegenden Lössmergel nach und nach durch die Pflug-
arbeit beigemischt wurde. Es ist bedauerlich , dass zur Feststellung dieses Ver-
hältnisses nicht genauer nachgeforscht worden ist, in welcher Tiefe die kalkreichero
Erde beginnt und nicht der Sar.dgchalt der obersten beiden Schichten ermittelt
wurde, da der Lösslehm nach Ben nigsen- Förder fast ohne Ausnahme beträcht-
lich mehr und gröberen Sand führt, als der Lössmergel ; dass nicht ferner durch die
mikroskopische Prüfung die An- oder Abwesenheit von Bryozoen und Polythala-
mien im Boden nachgewiesen wurde , welche im Lösslehm nur höchst selten vor-
kommen sollen.
8
Bodenbildung.
Analysen
von Löss.
Analysen von Lösslehra und Lössmergel von Lorscheid.*)
— Die untersuchten Lössproben sind sämmtlich aus der Nähe von Mün-
ster, wo derselbe nur in geringer Verbreitung vorkommt. — Ueber Kon-
zentration der zur Analyse verwendeten Säure, sowie darüber, ob dieselbe
warm oder kalt auf den Boden einwirkte, ist im Original nichts bemerkt.
No. 1 . ist Lösslehm, senkelartiger über dem thonartigen, von der Werse
bei Nobiskrug.
No. 2. ist Lösslehm vom untern Werse-Abhang bei Nobiskrug.
No. 3. ist Lösslehm, 10 Fuss mächtig; hinter dem Schlossgarten von
Münster.
No. 4. ist Lössmergel, 12 Fuss mächtig, unter dem Lösslehm hinter dem
Schlossgarten von Münster.
In 100 Theilen der Erde.
Bestandtheile.
No. 1.
Lösslehm.
Löslich
in Salzsäure.
Unlöslich
in Salzsäure.
Eisenoxyd . .
Thonerde .
Kalk . . . .
Magnesia . .
Kali . . . .
Natron . . .
Phosphorsäure
Schwefelsäure .
Kohlensäure . .
( Kieselsäure
I Eisenoxyd .
[ Thonerde . .
> Kalk . . . .
| Magnesia . .
Natron .
Kali . . . .
Glühverlust. 1 ^asser . a .
\ Organische bubstanzen
2,40
0,85
0,09
Spuren
0,12
0,08
0,01
Spuren.
keine.
82,72
6,32
5,70
0,04
Spuren.
0,12
0,10
1,45
In Salzsäure löslich.
In Salzsäure unlöslich.
3,45
95,10
No. 2.
Lösalehm.
3,15
1,42
0,25
0,01
0,20
0,30
0,03
Spuren.
keine.
85,66
4,62
2,28
0,0S
0,03
0,03
0,04
1,90
5,36
92,74
No. 3.
Lösslehm.
1,30
1.11
0,30
Spuren.
0,24
0,08
0,01
Spuren.
keine.
83,53
4,74
7,07
0,01
Spuren.
0,03
0,07
1,01
3,54
95,45
No. 4.
Lössmergel.
166
0,97
4,10
Spuren.
0,21
0,10
0,01
Spuren.
3,22
78,37
4,09
5,01
Spuren.
Spuren.
0,35
0,76
1,15
10,27
88,58
Bemerkenswerth ist, dass der Lösslehm keine Spur von Kohlensäure enthält.
Zersetzung Ueber die chemische Zersetzung des Feldspaths und ähn-
Feidspith«. licher Gesteine durch m echanische Einwirkung hat M. Dau-
brec Versuche angestellt.*) — Der Verfasser hatte vor einigen Jahren
die Beobachtungen von Vauquelin, Chevrcul, Bequerel und Pe-
louze, dass verschiedene Substanzen bei gewissen mechanischen Ein-
flüssen, als Reibung und Zertrümmerung, eine langsame und stufenweise
Zersetzung erleiden, bestätigt, indem er fand, dass mit der Bildung von
*) Landw. Zeitung für das nordwestl. Deutschland, 1867. S. 45.
Bodenbildunfr. y
Gerolle, Sand und Schlamm aus Feldspathgesteinen, bei ihrer Zertrümme-
rung unter Wasser, eine chemische Zersetzung verbunden sei, welche sich
durch die Gegenwart von Alkali in diesem Wasser offenbare. - In glei-
cher Weise wie in seinen früheren Untersuchungen*) Hess der Verfasser
bei vorliegenden Versuchen Feldspathstücke sich auf und an einander
reiben, indem er dieselben in einem cylindrischen Gefässe, mit Wasser
übergössen, in eine rotirende Bewegung brachte, ungefähr in derselben
Geschwindigkeit, wie sie sich bei fliessenden Gewässern darbietet, circa
2550 Meter Wegs in der Stunde. Das Gewicht des Wassers betrug das
Ein- bis Zweifache von dem des Gesteins. Es wurden zu dieser Ope-
ration nach einander bei einem und demselben Material Cylinder von
Steingut und solche von Eisen verwendet und die Zertrümmerung des Ge-
steins ging sowohl in reinem Wasser, als auch in solchem Wasser vor
sich, in welchem irgend eines der am allgemeinsten in der Natur vor-
kommenden Agentien aufgelösst war. üebrigens stellte der Verfasser
durch einen vorhergehenden Versuch, bei welchem er Feuerstein einer ro-
tirenden Bewegung, entsprechend 189 Kilometer Wegs, unterwarf, fest,
dass die weisse Glasur der Steingutgefässe kein Alkali an das Wasser
abgab. Der Feldspath, welcher zu den hauptsächlichsten Versuchen diente,
gehört einer in der Gegend von Limoges vorkommenden Varietät an und
wird in den dortigen Porzellanfabriken zur Bereitung der Glasur ver-
wendet; er bot kein Anzeichen der Verwitterung dar. Die erhaltenen Re-
sultate sind folgende:
Feldspath und reines Wasser. — In Stücken zerschlagener
Feldspath in einem Cylinder von Steingut auf die beschriebene Weise
längere Zeit der Aneinanderreihung unter destillirtem Wasser unterworfen,
zersetzte sich beträchtlich ; das Wasser enthielt kieselsaures Kali und war
deshalb alkalisch. In eisernem Cylinder die Operation wiederholt, war
das Wasser zwar alkalisch, es enthielt aber keine Kieselerde. Das feine
Eisenpulver, welches sich durch die Reibung der Gesteinsfragmente an
den Wandungen des eisernen Cylinders erzeugte, oxydirt sich während des
Versuchs, und das gebildete Eisenoxyd entzieht dem kieselsauren Kali die
Kieselsäure in dem Grade, als sich dieses aus dem Feldspath abscheidet.
Es bleibt in dem Wasser nur reines Kali zurück. — Der Verfasser über-
zeugte sich von dieser zersetzenden Wirkung des Eisenoxydhydrates, in-
dem er solches in reinster Form mit einer Auflösung von kieselsaurem
Natron digerirte. Die ganze Menge der Kieselerde wurde der Lösung ent-
zogen. — Aus 3 Kilogramm Feldspath, die in einem eisernen Cylinder
192 Stunden lang bewegt wurden, d. h. die einen Weg von ca. 460 Ki-
lometer zurückgelegt hatten, bildeten sich in dieser Zeit 2,72 Kilogramm
Schlamm und die 5 Liter Wasser, uuter welchen die Zerreibung statt-
*) Comptes rendus. Bd. 44. S. 997.
10 Bodenbildung.
fand, enthielten nicht weniger als 12,60 Grm. Kali == im Liter 2,52 Grai.
Die Menge des Kali's, welche in Lösung kommt, steht in Bezug zu der
Menge des durch Reibung erzeugten Feldspathschlammes. Sie beträgt
nur 3 bis 5 Tausendstel des Schlammes, also nur 2 bis 3 Proz. der ganzen
darin enthalteneu Kalimenge. Neben Kali und Kieselerde enthielt das
Wasser immer noch eine gewisse Menge an das Alkali gebundene Thon-
erde. Ausserdem waren noch Sulfate und Chlorüre spurenweise in dem Wasser
vorhanden, deren Auftreten sich aus dem häufigen Vorkommen innerhalb
der Feldspathgesteine erklärt. Aber einen solchen Ursprung darf man
nicht für Kali, Kieselerde und Thonerde annehmen. Denn wenn man
Feldspath trocken auf das feinste zerreibt und dann dieses Pulver mit
Wasser längere Zeit in Berührung lässt, so nimmt dieses kaum eine al-
kalische Reaction an. Das würde nicht der Fall sein, wenn der Feldspath
eingeschlossenes Kali enthielte, oder wenn vor dem Versuche eine Zer-
setzung stattgefunden hätte. Man sieht hieraus, dass sowohl die Zerrei-
bung allein, als auch das Wasser allein nicht genügen, die Zersetzung
des Feldspaths zu bewirken. Erst das Zusammenwirken der mechanischen
Zertheilung und der auflösenden Kraft des Wassers bringt die Zersetzung
zu Stande.
Feldspath und Salzwasser.—- Der Verfasser operirte unter sonst
gleichen Verhältnissen mit einer Auflösung von Chlornatrium, welche
3 Proz. davon enthielt. Sowohl in Steingutgefässen als auch in eisernen
wurde diese Lösung nur ganz schwach alkalisch. Das Chlornatrium hält
also die Zersetzung auf und die Natur der Flüssigkeit, unter welcher die
mechanische Einwirkung stattfindet, übt einen unvermutheten Einfiuss auf
das schliessliche Resultat. Der Verfasser wendete Kochsalzlösung als Sur-
rogat für Meerwasser an, unter welchem sich in der Natur die Zertrüm-
merung der Gesteine ebenfalls vollzieht. Die Einwirkung von solchem und
seiner einzelnen Bestandtheile auf die Zersetzung des Feldspaths wird der
Gegenstand einer späteren Untersuchung sein.
Feldspath und kohlen säur eh altiges Wasser. — 2 Kilogramm
gut abgerundeter (Feldspath-) Kiesel, Übergossen mit 3 Liter mit Kohlen-
säure gesättigten Wassers, wurden 10 Tage lang in einem Steingutgefäss
der Rotation unterworfen. Die Kohlensäure wurde einmal während des
Versuchs erneuert; der durchlaufene Weg betrug 142 Kilometer. Man
erhielt 48 Grm. Schlamm, 0,27 Grm. freies Kali und 0,75 Grm. Kiesel-
säure. Die Gegenwart der Kohlensäure hat also in diesem Gefässe, wel-
ches davon nicht angegriffen wird, die Zersetzung des Feldspaths in be-
deutendem Grade bewirken helfen. Nicht so in einem Eisengefäss. Das
iViupulverige abgeriebene Eisen desselben wird sogleich mit grosser Ener-
gie angegriffen und es entsteht kohlensaures Eisenoxydul (unter Entwick-
lung von Wasserstoffgas in Folge der Zersetzung des Wassers durch den
doppelten Einfiuss des Metalles und der Kohlensäure). Der Feldspath
Rodenbildnng. 1 ]
wird weniger angegriffen, als durch reines Wasser und es scheint, dass
hier das aufgelöste kohlensaure Eisenoxydul in demselben Sinne wie das
Chlornatrium der Zersetzung des Feldspathes entgegen wirkt. Man fand
unter sonst gleichen Verhältnissen nur ungefähr l/w der Kali -Menge ge-
löst, welche mit reinem Wasser erhalten wurde.
Feldspath und Kalkwasser. - Der Kalk, unter denselben Um-
ständen wie das Salz und die Kohlensäure angewendet, befördert die Aus-
scheidung des Alkali's des Feldspaths.
Feldspath, geschreckt und reines Wasser. — Der Zustand,
in welchem man eine Substanz dem Versuche unterwirft, beeinflusst sehr
die in Rede stehenden Erscheinungen. So lieferte Feldspath, der durch
vorheriges Schrecken weiss und zerreiblich geworden war, ein viel stärker
alkalisches Wasser und gleichzeitig eine reichlichere Menge Schlamm, als
bei den vorigen Versuchen erhalten wurde.
Obsidian und Amphigen (Leucit) in reinem Wasser.
Der Obsidian (glasiger Feldspath) zersetzt sich sehr wenig und das Wasser
wird höchst schwach alkalisch. Ebenso zeigten sich, als der Verfasser
mit Amphigen von der Somme operirte, nur unbedeutende Spuren von Al-
kali in dem Wasser; es ist das um so bemerkenswerther, als der Amphigen
einen grösseren Kaligehalt als der Feldspath hat.
Abnutzungs-Coefficient der der Reibung unterworfenen
Materialien. — Der Verfasser schätzt den Grad der Abnutzung (Ab-
reibung) nach der Menge des erzeugten Schlammes (bezogen auf 1 Kilo-
meter zurückgelegten Weg) und fand folgende Verhältnisse:
Feldspath in eckigen Stücken . . 0,003
„ in abgerundeten Stücken 0,002
Obsidian 0,003
Serpentin 0,003
Feuerstein aus der Kreide . . . 0,0002
Die Abreibung des letzteren fand demnach in 10 mal geringerem Grade
statt, als bei den abgerundeten Feldspathstücken.
Aehnlichkeit des erhaltenen Feldspath - Schlammes mit
gewissen Thongesteinen, wie Argilolithen und Blätterthonen.
- Der frisch erhaltene Schlamm ist von solcher Zartheit, dass er die
Flüssigkeit opalisirend macht und sich selbst nach mehrtägiger Ruhe nicht
absetzt. Im feuchten Zustande besitzt er eine gewisse Plasticität und
ähnelt dem Thone; aber einmal ausgetrocknet, unterscheidet er sich davon
dadurch, dass er pulverig wird. Er ist beinahe frei von Wasser, wider-
steht Säuren und Alkalien und ist schmelzbar geblieben; er ist nichts
weiter als Feldspathschlamm. Man findet unter den Schichtgesteinen in
12 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens
vielen Gegenden Gebilde unter der Bezeichnung : schmelzbarer Thon (d'ar-
giles fusibles), Argilolithen , welche eine grosse Aehnlichkeit mit diesem
Feldspathschlarame haben und es giebt Blätter- und Schieferthone, welche
häufig 6 — 7 Proz. Kali führen. Es scheint, dass diese nicht einer Zer-
setzung, sondern einer einfachen Zerreibung von Feldspath oder Silikaten
ihre Entstehung verdanken.
Durch die Untersuchungen von Berthier und Forchhammer über die
Kaoline und vorzugsweise durch die von Ebelmen weiss man, dass bei der Ver-
witterung der Silikate (wie der Feldspathe) an ihrer Lagerungsstätte ein Thei! ihres
Kali's in löslichen Zustand übergeht. Hier haben wir eine andere Ursache der Aus-
scheidung von Kali Unter dem einfachen Vorgange der allmählichen Zertrümmerung
der Gesteine durch Aneinanderreihen derselben verbirgt sich eine langsam wirkende
chemische Thätigkeit, welche den sich auf der Oberfläche des Festlandes bewegen-
den Flüssen beständig dieses Alkali zuführt.
Chemische und physische Eigenschaften
des Bodens.
verhalten Ueber das Verhalten der Phosphorsäure im Erdboden,
der von E. Peters.*) — Der Verfasser stellte sich bei seiner Untersuchung zu-
säureim nächst die Fragen zur Beantwortung: in welcher Verbindung kommt die
Erdboden. Phosphorsäure im Erdboden vor? und kann diejenige Phosphorsäurever-
bindung, in welcher die unverwitterten Gesteine meist die Phosphorsäure
enthalten, und in welcher durch Stallmist, Guano, Knochenmehl etc. dem
Erdboden Phosphorsäure zugeführt wird, der phosphorsaure Kalk, in den
Boden gebracht, längere Zeit unzersetzt bestehen?
Von den in dem Boden zu vermuthenden Phosphorsäureverbindungen
lösen sich die der Alkalien leicht in destillirtem Wasser auf,
die des Kalks und der Magnesia schwierig in kohlensäurehaltigem
Wasser, leicht in verdünnter Essigsäure,
die der Thonerde und des Eisenoxyds schwer, bezw. kaum in verdünnter
Essigsäure, leicht in konzentrirter Salzsäure.
Dieses verschiedenartige Verhalten der genannten phosphorsauren Salze
zu den angegebenen Lösungsmitteln gab den Weg an zur Beantwortung
der oben gestellten ersten Frage. Vier verschiedene Erden wurden auf
nachstehende Weise und mit nachstehendem Erfolge behandelt. Die Erden
*) Annalen der Landwirtschaft. Monatsschr. Bd. 49. S. 31.
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
13
waren sämmtlich kalk- und humusarm; No. I. und II. waren in gewöhn-
licher Weise mit Stallmist reichlich gedüngt worden, hatten darnach eine
Ernte geliefert und waren dann im getrockneten Zustande drei Jahre lang
aufbewahrt worden; No. III. hatte eine starke Düngung von Knochenmehl
(57« Ztr. pr. Morg.), No. IV. eine solche mit aufgeschlossenem Knochen-
mehl (57* Ztr. Knochenmehl + 1,8 Ztr. Schwefelsäure pr. Morg.) erhalten;
beide wurden direkt vom Felde genommen und im ungetrockneten Zu-
stande verwendet. Bei 1. und 2. der Versuche wurden 1000 Gramm Erde
und 2V« Ltr. Lösungsmittel, bei 3. und 4. 100 Grm. Erde und 250 CC.
Lösungsmittel verwendet.
Auf 1000 Grm. Erde und 2,5 Ltr. des Lösungsmittels berechnet, wur-
den Phosphorsäure gelöst:
1.
Durch destil-
2.
Durch kohlensäure-
3.
Durch verdünnte
4.
Durch konzentr.
Erde.
lirtes Wasser
(3 Tage kalt
diger.)
haltiges Wasser
(3 Tage kalt diger.; täglich
1 stunde laug Kohlensäure
durch die Mischung geleitet.)
Essigsäure
(20Proz. konzentr.
Säure 3 Tage kalt
diger.)
Salzsäure
von l,l2 spez. Gew.
(mehrere Stunden
warm diger.)
Gramm.
Gr am m.
Gramm.
Gramm.
I.
0,0192
0,0224
0,3840
1,4580
II.
0,0214
0,0426
0,4346
1,3061
III.
0,0232
0,05%
0,3777
1,1162
IV.
0,0324
0,0656
0,4800
0,9846
In sämmtlichen Erdauszügen waren sowohl Kalk und Magnesia, als
auch Eisenoxyd, Thonerde und Alkalien nachzuweisen ; ein Theil der Basen
war mit Humussäuren verbunden.
1) Auch die was sr igen Auszüge enthielten Eisenoxyd und Spuren
von Thonerde. Es wurden z. B. gefunden in 2,5 Ltr. aus 1000 Grm. Erde:
Phosphorsäure. Eisenoxyd. Thonerde.
bei Erde No. I. 0,0192 Grm. 0,007 Grm. 0,002 Grm.
hei Gartenerde 0,0376 „ 0,005 „ Spuren.
Die gelösten Mengen des Eisenoxyds sind hiernach viel zu unbedeu-
tend, als dass man sich alle Phosphorsäure damit verbunden denken kann;
es ist nach dem Verfasser vielmehr anzunehmen, dass ein Theil der Säure
an Kalk, Magnesia und Alkalien gebunden war.
Während sich hier bei den Erden im Mittel 1 Theil Phosphorsäure
in 94,200 Gewichtstheilen destillirten Wassers löste, löste sich durch
2) Kohlensäurehaltiges Wasser ebenfalls bei den vier Erden
im Mittel 1 Theil Phosphorsäure in 52,600 Gewichtstheilen des Lösungs-
mittels. Diese letzteren Auszüge enthielten aber kaum mehr Eisenoxyd
gelöst, als die mit destillirtem Wasser erhaltenen, so dass das Plus der
Phosphorsäure zum grössten Theile als phosphorsaurer Kalk und phosphor-
saure Magnesia zu berechnen ist.
14 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
Aus den Erden war sowohl durch reines wie durch kohlensäurehal-
tiges Wasser weit weniger Phosphorsäure gelöst worden , als die Lösungs-
mittel bei Anwesenheit hinreichender Mengen von phosphorsaurem Kalk
hätten aufnehmen können.
3) In den durch verdünnte Essigsäure erhaltenen Auszügen waren
neben reichlicheren Mengen Phosphorsäure zugleich Eisenoxyd und be-
sonders Thonerde enthalten. Es fanden sich in den essigsauren Auszügen
pro 1000 Gramm Erde:
No. I. No. II.
Thonerde 0,215 Grm. 0,202 Grm.
Eisenoxyd 0,055 „ 0,072 „
Kalk 0,932 „ 0,750 „
Magnesia 0,113 „ 0,232 „
Den gefundenen Mengen von Thonerde und Eisenoxyd, als basische
Salze auf Phosphorsäure berechnet, entsprechen:
No. I. No. II.
0,337 Grm. 0,345 Grm. Phosphorsäure.
Gefunden wurden 0.384 .. 0,435 ,. ,,
Differenz 0,047 Grm. 0,01)0 Grm. Phosphorsäure.
Der Verfasser schliesst daraus, dass irgend erhebliche Mengen von
phosphorsaurem Kalk nicht gelöst worden sind.
4) Der grösste Theil der Phosphorsäure wurde erst durch die Behand-
lung der Erden mit konzentrirter Salzsäure in Lösung übergeführt,
wobei gleichzeitig grosse Mengen von Thonerde und Eisenoxyd mit gelöst
wurden. Auch dies spricht nach dem Verfasser dafür, dass die im Erd-
boden enthaltene Phosphorsäure zum weitaus grössten Theile an Eisen-
oxyd und Thonerde gebunden ist.
Diese Ansicht findet durch das Resultat des nachstehenden Versuchs
eine Bestätigung.
Eine gesättigte Auflösung von phosphorsaurem Kalk in kohlensäure-
haltigem Wasser (im Ltr. 0,1882 Grm. Kalkphosphat = 0,0862 Grm.
Phosphorsäure), enthielt nach 48stündigem Digeriren (400 Grm. Erde resp.
Thon = 1000 Grm. Lösung):
mit Erde No. I. nur 0,042 Grm. Kalkpho.sphat im Liter.
„ Thon „ 0,03C „ „ „
Dieselben Erden verhielten sich dagegen so gut wie indifferent gegen
die Kalkphosphatlösung, wenn ihnen zuvor durch Behandlung mit Königs-
wasser Eisenoxyd und Thonerde entzogen worden waren; es wurde ihnen
aber die Fähigkeit, Phosphorsäure zu binden, wieder zurückgegeben, als
den mit Säure ausgezogenen Erden etwas kieselsaures Eisenoxyd zugesetzt
wurde. Wurde eine Auflösung von Kalkphosphat in kohlensaurem Wasser mit
einem löslichen Eisensalze (kohlensaurem, humussaurem oder schwefelsaurem
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 15
Eisenoxydul resp. Eisenoxyd) oder mit einem löslichen Thonerdesalze zu-
sammengebracht, so würde die Phosphorsäure zum allergrössten Theile
gefällt und ein lösliches Kalksalz gebildet. Dass aber lösliche Thonerde-
verbindungen sowohl als auch lösliche Eisenoxyde in dem Erdboden vor-
handen sind, wenigstens vorübergehend, weist der Verfasser durch eine
längere Betrachtung nach, hinsichtlich welcher wir auf das Original ver-
weisen müssen.
Der Verfasser weist ferner experimentell nach, dass die in Form von
Superphosphat in den Boden gebrachte lösliche Phosphorsäure nach kurzer
Zeit von Eisenoxyd und Thonerde gebunden wird.
Die Erde No. I., aus welcher sich beim Behandeln mit verdünnter
Salzsäure (1:3) in der Wärme folgende Bestandtheile auflösten:
Thonerde 2,44 Proz.
Eisenoxyd 3,65 „
Kalk 0,34 „
Magnesia 0,17 „
Kali 0,18 „
Natron 0,26 „
Pliosphorsäure 0,12 „
Schwefelsäure 0,11 „
Kieselsäure 0,25 „
Humusgehalt 4,24 Proz.
wurde auf 100 resp. 200 Grm. mit 50 CC. einer durch Ausziehen von
Bakerguano-Superphosphat mit Wasser bereiteten Flüssigkeit und 200 CC.
Wasser versetzt und damit 3 Tage lang digerirt. Jene 50 CC. Super-
phosphatlösung enthielten 1,471 Grm. Phosphorsäure, zu allermeist in Form
von dreibasisch phosphorsaurem Kalk.
Nach dreitägiger Digestion enthielt die Flüssigkeit noch:
bei Anwen- j 100 Grm. Erde 1,121 Grm., absorbirt war 0,350 Grm. Phosphorsäure,
düng von 1200 „ „ 0,760 „ „ „ 0,711 „ „
Derselbe Versuch wurde wiederholt, nachdem die Phosphatlösung auf
ein Zehntel verdünnt worden war, so dass diese in 50 CC. nur noch
0,1471 Grm. Phosphorsäure enthielt.
Nach dreitägiger Digestion enthielt die Flüssigkeit nun noch gelöst:
bei Anwen- f 100 Grm. Erde 0,1023 Grm., absorbirt war 0,0448 Grm. Phosphorsäure,
düng von l 200 „ „ 0,0636 „ „ „ 0,0835 „ *
Nach dreiwöchentlicher Digestion enthielt die Flüssigkeit noch gelöst:
bei Anwen- f 100 Grm. Erde 0,0373 Grm., absorbirt war 0,1098 Grm. Phosphorsäure,
düng von { -2U0 „ „ U,0255 „ „ „ 0,1 2 IG „ „
Da der verwendete Boden ein kalkarmer war, so kann nach dem
Verfasser in dem vorliegenden Falle die Bindung der Phosphorsäure in
16 Chemische und physische Eigenschaften des Dodens.
der Hauptsache nur durch Eisenoxyd nnd Thonerde erfolgt sein. Der Ver-
fasser nimmt an, dass die Bindung der Phosphorsäure weniger rasch sich
vollzogen hätte, weil das im Boden vorhandene Eisenoxyd sein Hydrat-
wasser durch das lange Aufbewahren des Bodens wahrscheinlich verloren
hatte. Indess genügte eine dreiwöchentliche Einwirkung, um fast alle
Phosphorsäure aus der Superphosphatlösung verschwinden zu lassen.
Zur Auflösung von 1 Gewichtstheil der solcherweise gebundenen Phos-
phorsäure waren nach einem speziellen Versuche des Verfassers 62,500
Theile Wasser erforderlich.
Den fossilen Phosphaten gegenüber erscheint der phosphorsaure Kalk
der Knochen ungleich löslicher; es fragte sich daher, ob dieser zu seiner
Vertheilung in der Erde und zum Zweck der Wiederauflösung daselbst wie
jene des Aufschliessens mit Säure bedürfe. Auch diese Frage beant-
wortete der Verfasser durch einen directen Versuch.
Je 1000 Grm. von der Erde No. I. wurden mit 0,135 Grm. Phos-
phorsäure 1) in Form von feinem Knochenmehl, 2) in Form von aufge-
schlossenem Knochenmehl und 3) in Form von Knochenasche gemischt
und darauf mit 1000 CC. Wasser 14 Tage lang bei gewöhnlicher Sommer-
temperatur digerirt.
Es lösten sich auf 1000 CC. Wasser bei :
1) F. Knochen- ?r i o) Knochen-
' , , seneni Knochen- ' ,
mehl. , , ascne.
mehl.
Phosphorsäure . . 0,023 Grm. 0,048 Grm. 0,012 Grm.
Nach wiederholtem Auswaschen mit
in Summe 6,5 Ltr. Wasser hatten sich
schliesslich gelöst: Phosphorsäure . 0,092 „ 0,106 „ 0,087 „
Der Verfasser kommt hierdurch zu dem unten folgenden Schlüsse.
Nach Beantwortung der oben gestellten Fragen geht der Verfasser
an die Beantwortung der dritten Frage: Wie hat man sich den Prozess
der Auflösung (resp. Wiederauflösung) der im Ackerboden enthaltenen
Phosphorsäure vorzustellen?
Die darauf bezüglichen Versuche, ob dem Boden direct zugefügte
Humussubstanzen die Auflösung der Phosphate befördern, gaben ein ne-
gatives Resultat. Anders stellten sich aber die Verhältnisse, wenn den
organischen Stoffen Zeit gegeben wurde, sich zu zersetzen und dadurch
eine Reduction der Eisenoxydverbindungen im Boden zu bewirken.
Nachdem 1000 Grm. von Erde No. I. mit 2500 CC. Wasser 6 Wochen
lang in einem verschlossenen Gefäss in Berührung gewesen waren, fanden
sich in der Lösung: 0,0952 Grm. Phosphorsäure und 0,168 Grm. Eisen-
oxyd (Oxydulverbindung) während bei obiger dreitägiger Behandlung die-
selbe Erde an Wasser nur »
0,0192 Grm. Phosphorsäure und 0,004 Grm. Eisenoxyd
abgab.
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 17
Ferner tragen zur Auflöslichkeit der Erdbodenphosphate Salze bei, deren
Wirkung in dieser Richtung der Verfasser durch fol^ nde Versuche prüfte.
Es wurden je 1000 Grm. von der Erde No. I. und II. mit 2500 CC.
Salzlösungen 3 Tage lang digerirt:
Gelöste Phosphorsäure in 2500 CC.
Salzgehalt der Lösungen. Erde No. I. Erde No. II.
Grm. Grm.
0,05 Proz. Kochsalz 0,0206 0,0286
0,10 „ „ 0,0302 0,0323
0,50 „ „ 0,0345 0,0364
0,05 „ Salmiak 0,0198 0,0266
0,10 „ „ 0,0333 0,0200
0,50 „ „ 0,0384 0,0422
0,05 „ kohlensaures Natron . 0,0396 0,0626
0,10 „ „ 0,0525 0,0644
0,50 „ „ „ 0,0847 0,0925
Destillirtes Wasser 0,0192 0,0232
Kohlensäurehaltiges Wasser . . 0,0224 0,0596
Der Verfasser erörtert ferner die Vorgänge der Verwitterung in dem
Boden und die Ausscheidungen der Pflanzenwurzeln, welche beiderseits auf
die Auflöslichkeit der Phosphate befördernd wirken. Hinsichtlich dieser
Beweisführung müssen wir auf das Original verweisen.
Der Verfasser resumirt die Ergebnisse seiner Untersuchung wie folgt :
1) die im Erdboden enthaltene Phosphorsäure ist zum weitaus grössten
Theile an Eisenoxyd und Thonerde gebunden;
2) die Verbindungen des Eisenoxyds und der Thonerde mit der Phos-
phorsäure sind in destillirtem Wasser sehr wenig, etwas mehr in
kohlensäurehaltigem Wasser löslich; verdünnte Essigsäure zieht aus
der Erde ziemlich beträchtliche Mengen von Phosphorsäure — haupt-
sächlich phosphorsaure Thonerde — aus, doch ist eine Behandlung
mit konzentrirten Mineralsäuren erforderlich, um die Gesammtmenge
der Phosphorsäure in Lösung überzuführen;
3) aus einer Auflösung von phosphorsaurem Kalk in Kohlensäure wird
die Phosphorsäure nur dann gebunden von der Erde, wenn diese
Thonerde- und Eisenoxydverbindungen enthält; Erden, denen diese
Verbindungen durch Behandlung mit Säuren entzogen sind, verhalten
sich gegen die Phosphatlösung indifferent;
4) im Erdboden kommen lösliche Thonerdeverbindungen und Thonerde-
hydrate vor;
5) ebenso sind darin lösliche Eisenverbindungen enthalten und werden
durch die im Boden sich vollziehenden Reduktionsprozesse stets von
Neuem gebildet. Wenn die eisenhaltigen Wasser mit dem durch
die Verwesung organischer Substanzen blossgelegten Kalkphosphat
in Berührung kommen, so ist dadurch Gelegenheit zur Bildung von
phosphorsäurehaltigen Eisenabsätzen (Ocher, Wiesenerz) gegeben;
Jahresbericht X. 2
lö Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
6) auch die in der Form von Superphosphat in den Erdboden gebrachte
lösliche Phosphorsäure wird darin rasch von Eisenoxyd und Thon-
erde gebunden. Bei kalkarmen Erden genügt eine zwei- bis drei-
wöchentliche Berührung, um alle Phosphorsäure einer sehr reichlichen
Superphosphatdüngung in schwer lösliche Verbindungen überzuführen;
7) das Aufschliessen der Phosphate kann nicht die Wirkung haben,
den Pflanzen die gelöste Phosphorsäure direct in Form eines sauren
Kalksalzes zuzuführen, wohl aber wird dadurch eine gleichmässigere
Vertheilung der Phosphorsäure im Boden bewirkt. Da der phos-
phorsaure Kalk der Knochen verhältnissmässig leicht in der Boden-
flüssigkeit gelöst wird, so erscheint für diese das Aufschliessen
minder nothwendig und vortheilhaft, als für fossile Phosphate (und
Knochenkohle) ;
8) alle Wasserauszüge kulturfähiger Bodenarten enthalten Phosphor-
säure gelöst; die Auflösung wird bedingt:
a) durch die Löslichkeit der Phosphate an sich in reinem und
kohlensaurem Wasser;
b) durch die im Erdboden stattfindenden Reduktionsprozesse,
welche das phosphorsaure Eisenoxyd reduciren, wobei zugleich
lösliche Humussäuren gebildet werden, welche lösend wirken:
c) durch den lösenden Einfluss der in der Bodenfeuchtigkeit ent-
haltenen neutralen Salze gegen das etwa vorhandene Kalk-
phosphat;
d) durch die chemische Wirkung der kohlensauren und kiesel-
sauren Alkalien auf die Phosphate von Kalk, Eisenoxyd und
Thonerde;
e) bei der Aufnahme der Phosphorsäure durch die Pflanzenwur-
zeln spielen wahrscheinlich die aus diesen austretenden Sub-
stanzen (Salze und Säuren) eine Rolle;
9) kohlensaure und lösliche kieselsaure Alkalien sind im Erdboden ent-
halten und werden darin durch die im Boden vor sich gehenden
Zersetzungsprozesse stets von Neuem erzeugt.
Obwohl das Verhalten der Phosphorsäure im Boden, so, wie es durch vor-
liegende Untersuchungen festgestellt worden ist, im Voraus vermuthet werden
konnte, so sind dieselben doch die erste Arbeit, welche die Beziehungen zwischen
Boden und Phosphorsäure in dieser Richtung experimentell erforschte und mit
Zahlenbelegen versah.
Ueber das Ueber das Verhalten der Pflanzennährstoffe im Boden
verhalten von yj Schumacher.*) — Die Absorptionserscheinungen, welche bei dem
der Pflanzen-
nährstoffe Aufeinanderwirken von Erde und Salzlösungen eintreten, können sowohl
im Boden, ein chemischer als auch ein physikalischer Akt sein. Die Meinungen, wel-
*) Annalen der Landwirtschaft. Bd. 49. S. 322.
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 19
eher Art die Absorptionsprozesse seien, sind noch getheilt, die Einen hul-
digen der Ansicht von der chemischen Natur des Absorptionsvorganges, die
Andern betrachten die Absorption als einen physikalischen Vorgang. Der
Verfasser hat nun in nachstehenden Untersuchungen dem Vorgange der
physikalischen Absorption nachgeforscht.
1) Die physikalische Absorption. — Der Verfasser prüfte das
absorptive Vermögen eines aus Zucker durch Einwirkung von Schwefelsäure
künstlich dargestellten Humus gegen verschiedene Salzlösungen. Die Be-
rührung des Humus mit den nahezu 'prozentigen Lösungen dauerte
24 Stunden und fand bei einer Temperatur von 14 — 20° R. statt. Die Re-
sultate der Versuche sind in nachfolgender Tabelle übersichtlich zusam-
mengestellt. Die Angaben beziehen sich auf 14,28 Grm. als wasserfrei
berechneten Humus und 155 CC. nahezu \ prozentiger Lösung. Als Kon-
zentration der Lösung ist diejenige angegeben, welche nach der Ausglei-
chung der Versuchslösung mit dem hygroskopischen Wasser des Humus
entstanden war.
Konzentration Von der gesammten Menge des
Salzes der Lösung absorbirt.
Prozente.
1,8
2,0
3,4
4,1
5,2
2,3
10,0
1,7
Die Wirkung ist je nach dem Salze verschieden: geht man von den
Basen der Salze aus, so sind es die Salze des Kali's, verglichen mit dem
Natronsalze und dem Ammonsalze derselben Säure, welche am stärksten
absorbirt werden : geht man von den Säuren aus, so werden die Salze mit
Phosphorsäure am stärksten und vielleicht die Chlorverbindungen am
schwächsten absorbirt. Der Verfasser vermuthet eine Abhängigkeit der
Absorption von den Aequivalentgewichten der Salze und vergleicht, um
auf die Möglichkeit einer gesetzmässigeu Beziehung aufmerksam zu ma-
chen, die aufgeführten Versuche wie folgt:
Aequivalente. Prozente bei der Absorption.
Chlorammonium .... NIL.C1 = 53,46 2,0 ?
Chlorcalcium CaCl = 55,46 1,7
Schwefelsaures Ammoniak NH4O, SO3 = 66,00 1,8
Schwefelsaures Natron . NaO, S03= 71,00 2,3
Salpetersaures Ammoniak NH40, N05 = 80,00 3,4
Schwefelsaures Kali . . KO, S03= 87,11 4,1
Salpetersaures Kali . . KO,N05 = 101,11 5,2
Phosphorsaures Natron . 2 NaO, P05 = 133,36 1 ,qq
oder (2NaO + nO) + P05 = 142,36 J
der Lösung.
Prozente.
Schwefelsaures Ammoniak
0,50
Chlorammonium . . .
0,50
Salpetersaures Ammoniak
0,48
Schwefelsaures Kali . .
0,50
Salpetersaures Kali . .
0,50
Schwefelsaures Natron
0,49
Phosphorsaures Natron
0,65
Chlorcalcium ....
0,49
20
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
2) Einfluss der Konzentration der Lösungen auf die phy-
sikalische Absorption. — Der Verfasser theilt einige in dieser Rich-
tung von ihm angestellte und in H. Karsten's „Botanische Untersu-
chungen" 1866 S. 182 veröffentlichte Versuche mit Stärke und Bastfaser
gegen Oxalsäure mit, deren Resultate sich aus nachfolgender Zusammen-
stellung ergeben und aus denen hervorgeht, dass eine Lösung um so mehr
durch Absorption erschöpft wird, als ihre Konzentration geringer ist.
Konzentration der
ursprünglichen Lösung
Prozente.
Versuche mit Bastfaser
(schwed. Filtrirpapier).
8 Grm. zu 100 CC.
Dauer der Einwirkung 24 Stunden.
Versuche mit Stärke.
34 Grm. zu 100 CC.
0,5
0,044
0,0075
5,8
0,54
0,095
Von der gesammteu
Oxalsäure absorbirt.
Prozente.
10,0
19,7
49,3
1,5
7,4
32,2
Diesen Versuchen fügte der Verfasser noch folgende bei.
Volum Konzentration der Von dem gesammten Salze
der Lösung absorbirt.
Humus gegen Lösung
von salpetersaurem
Ammoniak.
Lösung.
Prozente.
0,480
0,176
0,051
0,650
0,286
Prozente.
3,4
8,0
29,4
10,0
53,1
Humus gegen Lösung von
phosphorsaurem Natron.
3) Einfluss der Temperatur auf die physikalische Absorp-
tion. — Der Verfasser bezieht sich gleichfalls auf bereits an demselben
Orte veröffentlichte Versuche mit Kollodiumhäuten und Baumwolle gegen
Oxalsäure, die folgende Verhältnisse herausstellten:
Absorbirt Wieder aufgelöst,
waren bezw. wieder absorbirt.
Grm. Oxalsäure. Grm. Oxalsäure.
Kollodium-
häute
gegen Oxal-
säure.
Baumwolle (
gegen Oxal- I
säure von
1,449 Proz
Oxalsäure.
Nach S Stunden bei
17 Stunden später „
6£ n ji
24 „
24 „
Nach 6£ St. bei gew. Zimmertmp.
24 St. später« 30-40° R.
24 „ „ „ gew. Zimmertmi).
iT n r> n r n
7— 9°R.
7-9o
30—40»
8-10«
6—8o
0,039
0,039
0,025
0,029
0,043
0,071
0,047
0,058
0,058
unverändert,
aufgelöst 0,014
absorbirt 0,004
absorbirt 0,014
aufgelöst 0,024
absorbirt 0,01 1
unverändert.
4) Die Auflösung der physikalisch absorbirten Stoffe. —
Die physikalisch absorbirten Stoffe sind auflöslich in Wasser. Wenn eine
Lösung, die mit einer absorbirten Substanz in Wechselwirkung steht, ver-
dünnt wird, so wird es von dem Grade der Verdünnung abhängen, ob et-
was aufgelöst, oder ob noch mehr Salz absorbirt wird. Der Verfasser
Chemische nnd physische Eigenschaften des Bodens. 21
stellte einen Versuch an, aus welchem hervorgeht, wie sich in dieser Be-
ziehung die Verdünnung einer hochkonzentrirten Bodenlösung verhält.
Ein Torf erhielt auf 3 Ltr. 3,6 Grm. kohlensaures Ammoniak, 5 Grm.
phosphorsaures Ammoniak, 6,3 Grm. kohlensaures Kali und 1 Grm. kohlen-
saures Natron (wahrscheinlich nicht kohlensaures Natron wie im Original
steht, sondern kieselsaures Natron) zugemischt und wurde mit Wasser
stark angefeuchtet. Nach einiger Zeit wurde ein Theil der Bodenlösung aus
dem Torfe ausgepresst und auf den Gehalt untersucht. 100 CC. Boden-
lösung enthielten : Kali 0,043 Grm. — Natron, Kalk etc. 0,038 Grm. -
Phosphorsäure 0,121 Grm. — Kieselsäure 0,013 Grm. 283 Grm. dieses
Torfes, Destehend aus 119 Grm. wasserfreiem Torf und 164 Grm. Boden-
lösung wurden mit 250 CC. Wasser übergössen , wobei der Torf eben ge-
sättigt war. Jetzt enthielt der Torf 414 CC. Bodenlösung und die ur-
sprüngliche Bodenlösung war so verdünnt worden, dass in 100 CC. nach
der Verdünnung die Mengen unter A. enthalten sein müssten, wenn Nichts
durch die Verdünnung absorbirt oder aufgelösst worden war. Die ver-
dünnte Bodenlösung wurde ebenfalls ausgepresst und untersucht, und es
ergaben sich die unter B. angegebenen Mengen in 100 CC:
A.
B.
Berechnet.
Gefunden.
Durch die Verdünnung
Gim.
Grm
Grm
Kali
0,017
0,016
absorbirt 0,001
Natron, Kalk u. s. w.
0,008
0,015
aufgelöst 0,007
Phosphorsäure
0,048
0,050
, 0,002
Kieselsäure
0,005
0,00S
0,003
5) Verdrängung der physikalisch absorbirten Basen. —
Der Verfasser liess je 150 CC. von Lösungen von schwefelsaurem Ammo-
niak, von Chlorammonium und schwefelsaurem Kali auf je 14,28 Grm.
trocknen Humus einwirken, ermittelte in jedem der Versuche die absor-
birte Salzmenge und setzte dann, nachdem die zum Zweck der Untersu-
chung abgehobene Menge der Lösung wieder ersetzt worden war, Chlor-
calcium, beziehungsweise schwefelsaures Kali oder schwefelsaures Ammoniak
hinzu. Nach zweitägiger Einwirkung wurden die absorbirt gebliebenen
Mengen der ursprünglich absorbirt gewesenen Salze ermittelt.
Es waren ursprünglich „• t . ßei Beendigung des Ver-
absorbirt: ' ° ' suchs waren absorbirt:
I. 0,013 Gr. schwefeis. Am- 2,500 Gr. Chlorcalcium. 0,015 Gr. schwefeis. Am-
moniak, moniak.
II. 0,015 „ Chlorammon. 1,234 „ schwefeis. Kali. 0,001 „ Chlorammon.
III. 0,031 „ schwefeis. Kali. 0,575 „ schwefeis. Am- 0,026 „ schwefeis. Kali.
moniak.
Hiernach vermag das schwefelsaure Kali physikalisch absorbirtes Am-
nion zu verdrängen oder in Lösung überzuführen; umgekehrt scheint das
Ammoniak auf absorbirtes Kali nicht die gleiche Wirkung auszuüben. Chlor-
calcium scheint ebenfalls ohne Wirkung auf absorbirtes Amnion zu sein.
22 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
In der Folge bespricht der Verfasser noch ferner 6) die Absorp-
tion im Boden, 7) die Bodenlösung, 8) die Aufnahme der
Pflanzennährstoffe aus dem Boden, deren wesentlicher Inhalt in
dem „Kückblick" des Verfassers zusammengedrängt ist, welchen wir hier
folgen lassen :
1) Wenn Düugstoffe in den Boden gelangen, so lösen sie sich ent-
weder direct im Bodenwasser auf (Salze), oder zersetzen sich erst, und die
dabei frei werdenden Pflanzennährstoffe lösen sich im Bodenwasser auf.
2) Nach der Auflösung im Bodenwasser wird ein Theil der Pflanzen-
nährstoffe chemisch absorbirt, d. h. durch gewisse Bodenbestandtheile in eine
chemische Form übergeführt, welche in Wasser unlöslich ist. Die Phos-
phorsäure besonders kann auf diese Weise unter ungünstigen Verhält-
nissen fast gänzlich chemisch absorbirt werden; weniger betrifft es die
andern Pflanzennährstoffe.
3) Die Bodenkultur hat es sich zur Aufgabe zu machen, diese che-
mische Absorption der Pflanzennährstoffe möglichst zu verhindern und die
bereits chemisch absorbirten Stoffe wieder in Auflösung zu versetzen.
Auch in dieser Beziehung ist der Phosphorsäure eine besondere Aufmerk-
samkeit zu schenken.
4) Der überwiegend grösste Theil der gelösten Pflanzennährstoffe ver-
fällt der physikalischen Absorption, d. h. die Bodentheilchen ziehen die ge-
lössten Stoffe aus der Bodenlösung an und sammeln sie auf ihrer Ober-
fläche. Es kann dies um so vollkommner geschehen, als die Bodenlösung
niedrig konzentrirt ist und aus einer Lösung um so mehr absorbirt wird,
als sie verdünnter ist.
5) Eine Bodenlösung wird niemals durch die physikalische Absorption
ganz erschöpft; es bleibt immer mehr oder weniger von den Pflanzen-
nährstoffen in der Bodenlösung der Ackerkrume. Am stärksten wird die
Phosphorsäure in ihren Salzen absorbirt, weshalb die Bodenlösung ge-
wöhnlich sehr arm an solchen ist. Die Bodenlösung der Ackerkrume ent-
hält verhältnissmässig beträchtlichere Mengen von Kali, Natron, Mag-
nesia, Kalk, Schwefelsäure, Salpetersäure, Chlor; an Eisensalzen ist sie
dagegen arm.
G) Der Humus ist derjenige Bestandtheil des Bodens, welcher am kräf-
tigsten absorbirend wirkt. Es ist unter allen Umständen dafür zu sorgen,
dass der Boden eine höhere absorptive Kraft besitzt, was am leichtesten
durch entsprechende Zufuhr von humuserzeugenden Substanzen geschieht.
7) Die physikalisch absorbirten Pflanzennährstoffe können durch den
Regen nicht oder doch nur in unbedeutender Menge aufgelöst und aus
der Ackerkrume ausgewaschen werden.
8) Da aber die Bodenlösung verhältnissmässig beträchtliche Mengen
Pflanzennährstoffe gelöst enthält, so muss dafür gesorgt werden, dass die
Bodenlösung durch den Regen nicht leicht aus der Ackerkrume in den
Untergrund verdrängt wird, weil die Pflanzennährstoffe in diesem nur
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 23
unter günstigen Verhältnissen wieder dem Nährstoff kapital der Wirt-
schaft zurückgeführt werden können. Die Verdrängung der Bodenlösung
durch den Regen kann nur durch eine richtige Stärke der wasserhaltenden
Kraft verhindert werden. Der Humus ist der Stoff, durch welchen die
wasserhaltende Kraft der Ackerkrume am leichtesten erhöht wird.
9) Die chemisch ahsorbirten Stoffe können von der Pflanze nicht auf-
genommen werden; sie müssen deshalb in Lösung gebracht werden.
10) Die Bodenlösung wird durch die Verdunstung des Wassers aus
den Blättern in die Pflanze eingeführt, die in der Bodenlösung enthaltenen
Stoffe können unter Umständen durch die Diffusion in Folge des Stoff-
wechsels und der Assimilation in die Pflanzen übergeführt werden.
11) Die physikalisch absorbirten Stoffe können wahrscheinlich nicht
durch die Verdunstung des Wassers aus den Blättern, sondern nur durch
die Diffusion in Folge der Assimilation und des Stoffwechsels in die Pflanze
übergeführt werden.
12) Die Wanderung der Pflanzennährstoffe durch Diffusion ist eine
bedeutend langsamere, als die Wanderung derselben mit der Verdunstungs-
strömung. Ist der unter 11. angeführte Satz richtig, so ist zu einer
schnellen Entwicklung der Pflanze und zu einer schnellen Erzeugung
grösster Mengen organischer Substanz nöthig, die Bodenlösung entspre-
chend reich an Pflanzennährstoffen zu machen und die physikalisch ab-
sorbirten Pflanzennährstoffe in Auflösung zu versetzen. Um hierbei einen
Verlust an Pflanzennährstoffen durch den Regen möglichst zu verhüten,
muss für eine verhältnissmässig starke wasserhaltende Kraft des Bodens
gesorgt werden.
Beitrag für die Nachweisung der wasserhaltigen Silikate wasserhai-
inderAckererde von E. Heiden.*) — Bekanntlich vertritt der Ver- t!seSilikate
' . in der
fasser die Ansicht, dass die Absorption vorherrschend eine chemische Ackererde,
sei, welche auf die Bildung von wasserhaltigen Silikaten beruhe. Der
Verfasser ist nun bemüht, zur Unterstützung seiner Ansicht das Vor-
handensein wasserhaltiger Silikate im Boden nachzuweisen. Der Weg,
welchen derselbe zu diesem Zwecke betrat, ist nach ihm folgender. Zu-
nächst suchte derselbe diejenige Konzentration der Säure zu bestimmen,
durch welche die wasserhaltigen Silikate noch nicht angegriffen werden.
Den Beweis dafür, dass durch die angewandte Säure die wasserhaltigen
Silikate nicht zerlegt wurden, glaubte er dadurch zu erhalten, dass er zu-
nächst bestimmte, wie viel in kohlensaurem Natron lösliche Kieselsäure
die betreffende rohe Erde enthielt. Nachdem so die Menge der Kiesel-
säure der rohen Erde ermittelt war, wurde eine andere Portion der Erde
mit der betreffenden Säure digerirt, die in der Lösung befindliche Kiesel-
säure, so wie diejenige, welche durch kohlensaures Natron aus dem in der
angewandten Säure unlöslichen Rückstand ausgezogen wurde, bestimmt
*) Annalen der Landwirtschaft. Bd. 49. S. 53.
24
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
und angenommen, dass durch die Säure kein Silikat zerlegt sei, wenn die
Summe der so erhaltenen beiden Kieselsäure - Mengen mit der überein-
stimmte, welche kohlensaures Natron aus der rohen Erde ausgezogen hatte.
Zur Untersuchung diente eine Ackererde des Waldauer Versuchsfeldes.
Die Konzentration von 1 : 30 der Salzsäure fand der Verfasser als die-
jenige, welche noch kein Silikat zerlegte oder nach deren Anwendung
vielmehr nicht mehr Kieselsäure sich löslich fand, als in der rohen Erde
durch kohlensaures Natron. Die ausser dieser solcherweise verdünnten
Säure verwendeten Säuremischungen waren nach dem Verhältniss von 1 : 25,
1 : 20 und 1:10 mit Wasser verdünnt. Die damit erzielten Auszüge ent-
hielten auf 100 Gramm Erde berechnet:
ßohe
Salzsäure
Erde.
1:30
1:25
1:20
1:10
_
0,332
0,482
0,558
0,884
—
0,274
0,377
0,332
0,629
—
0,094
0,102
0,199
0,216
—
0,022
0,020
0,016
0,027
Kali
—
0,075
0,077
0,107
0,114
—
0,005
0,024
0,032
0,037
—
0,051
0,052
0,070
0,079
In Salzsäure lösliche Kieselsäure
—
0,141
0,200
0,260
0,255
In Soda „ „
0,710
0,575
0,651
0,767
1,095
Summe der Kieselsäure . . .
0,710
0,716
0,851
1,027
1,350
Die nachfolgende Tabelle zeigt diejenige Menge der Basen und
Säuren, welche bei der Behandlung mit den konzentrirten Salzsäuren
mehr in Lösung getreten sind, als bei der mit der verdünntesten Säure.
Eisenoxyd
Thonerde
Kalkerde
Magnesia
Kali
Natron
Phosphorsäure
In Salzsäure lösliche Kieselsäure
In Soda „ „
Summe der Kieselsäure . . .
Salzsäure
1 : 25 1 : 20 1 : 10
0,150
0,103
0,00S
?
0,002
0,019
0,001
0,076
0,084
0,135
0,226
0,058
0,105
?
0,032
0,027
0,019
0,119
0,192
0,311
0,552
0,355
0,122
0,005
0,039
0,032
0,028
0,114
0,520
0,634
Auf Grund dieser Resultate glaubt sich der Verfasser zu dem Schlüsse
berechtigt, dass in der Ackererde in verdünnter Salzsäure lösliche, also
wasserhaltige Silikate vorhanden sind, für welche die allgemeine Formel
sein würde: n Si03 m ^^ + Q Si03 p R0 + q H0
In dieser Formel stellt n Si03 m R2 03 den mehr konstanten, 0 SiCb
p R 0 dagegen den mehr veränderlichen Theil dar.
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens
25
Der Verfasser macht noch auf das Löslichkeitsverhältniss der Phosphor-
säure dieser Erde aufmerksam. Es löste sich nämlich aus je 100 Grm. Erde:
Bei Anwendung von Wasser Säure Säure Säure Säure konzentr.
b 1:30 1:25 1:20 1:10 Salzsäure.
Phosphorsäure . . 0,0057 0,051 0,052 0,070 0,079 0,127 Grm.
A. Salomon prüfte in einer Reihe von Versuchen das Verhalten
von Erden zu einer ammoniakalischen Lösung von salpeter-
saurem Kalk.*) — Die angewandte Lösung enthielt neutralen salpeter-
sauren Kalk und eine dem Kalke äquivalente Menge Aetzammoniak ; die
Konzentration derselben war eine wechselnde; ihre Berührung mit den zu
prüfenden Substanzen währte jedesmal 48 Stunden. • — Die ausgeführten
Versuche und deren auf 200 CC. Lösung und 100 Grm. Erde berechnete
Resultate sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt.
Verhalten
von Erden
zu einer
ammoniaka-
lischen
Lösung von
salpetersau-
rem Kalk.
Zum
a
N
a
Angewandte
Versuch ge-
nommen.
5 • M
3 ri •
w M
:■: <I> — ■
o 2 .
1 1 ä
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Substanz.
Sub-
Lö-
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stanz.
sung.
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§ ""CS
< sa
| 1
Grm.
CC.
0
a
o
o
1. Möckernscher Boden . .
100
200
0,5
0,1
0,0788
0,0212
1,000
2. „ „ . .
100
200
1,0
0,2
0,1580
0,0420
1,985
«• » *> • .
100
200
2,0
0,4
0,3096
0,0904
4,264
4. „ . . .
50
100
5,0
1,0
0,S120
0,1880
8,396
5- Russische Schwarzerde .
100
200
0,5
0,1
0,0848
0,0152
—
6. n rt
100
200
1,0
0,2
0,1580
0,0420
1,000
7
50
100
2,0
0,4
0,2344
0,1656
3,942
8. r> r>
50
100
5,0
1,0
0,5960
0,4040
9,619
9. Weisser Kujawischer B.
50
100
5,0
0,2
0,1292
0,0708
1,000
10.
50
100
2,0
0,4
0,2701
0,1299
1,837
H.
50
100
1,0
1,0
0,8586
0,1414
1,990
12. Schwarzer Kujawischer B.
25
50
1,0
0,2
0,1071
0,0929
1,000
1«. n »
25
50
2,5
0,4
0,2862
0,2138
2,301
14.
25
50
5,0
1,0
0,6979
0,3021
3,251
15. Kaolin aus Salzmünde .
50
100
1,0
0,2
0,1743
0,0257
1,000
16- n n r,
50
100
2,5
0,5
0,4306
0,0694
2,738
1 • • » >) n
50
100
5,0
1,0
0,8619
0,1381
5,373
18. Ziegelthon
50
100
1,0
0,2
0,1704
0,0296
1,000
19.
50
100
2,5
0,5
0,3500
0,1500
5,084
20. „
50
100
5,0
1,0
0,7326
0,2674
9,033
21. Eisenoxydhvdrat
25
50
1,0
0,2
0,0490
0,1510
1,000
22.
25
50
5,0
1,0
0,0576
0,9424
6,241
23. Thonerdehydrat
50
100
1,0
0,2
0,0000
0,2000
1,000
24.
25
50
2,5
0,5
0,0226
0,4774
2,387
25.
25
50
5,0
1,0
0,0309
0,9691
4,840
26. Kieselsäurehydrat
50
100
1,0
0,2
0,0659
0,1341
1,000
27.
50
100
2,5
0,5
0,1664
0,3335
2,493
28.
50
100
5,0
1,0
0,2388
0,7612
5,671
29. 25 Gr. Kaolin -f-
25 „ Thonerdehydrat f
50
100
2,0
0,4
0,0106
0,3894
—
30. 100 „ Kaolin +
25 „ Eisenoxydhydrat J
125
200
5,0
1,0
0,3480
0 6520
—
31. 50 „ Kaolin +
50 n Eisenoxydhydrat }
100
200
5,0
1,0
0,0435
0,9565
—
32. Möckernscher Boden .
50
200
5,0
1,0
0,8772
0,2456
—
33. Russische Schwarz
erd
e .
50
200
2,5
0,5
0,2184
0,5632
—
*) Landwirtschaft!. Versuchsstationen. 1867. S. 351.
26 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
Die Ergebnisse zeigen, dass unter den mineralischen Gemengtheilen
des Bodens — wahrscheinlich dieselben, von denen die Absorption des
Bodens überhaupt abhängig — einige wie die Humussäuren das Vermögen
haben, unter den gegebenen Umständen Kalk aufzunehmen. Die Quan-
tität des absorbirten Kalks wächst mit der Konzentration der zur Anwen-
dung gekommenen Lösung und zwar einfach, proportional der Konzentra-
tion bei allen angewandten Substanzen mit Ausnahme der Schwarzerde
und des Ziegelthons, bei welchen die Absorption parallel der doppelten
Konzentration steigt. Der Verfasser glaubt, dass dieses Verhalten durch
den Gehalt an Eisenoxydhydrat und vielleicht an Thonerdehydrat bedingt
werde, durch welchen Gehalt sich Schwarzerde und Ziegelthon von den
übrigen geprüften Substanzen unterscheiden. — Die humusreiche russische
Schwarzerde absorbirte im Allgemeinen nicht mehr Kalk, als die humus-
armen Erden.. Dieses sowohl, als auch die Uebereinstimmung der russischen
Schwarzerde mit dem Ziegelthon darin, dass bei beiden die Absorption
nicht in einer arithmetischen, sondern in einer stärkeren Progression fort-
schreitet, sind dem Verfasser Beweis, dass die Ursache der Absorption
keineswegs im Humusgehalt der ersteren liegen kann. — Die Lösungen
wurden selbst bei den niederen Konzentrationen nicht erschöpft. — Der
weisse, ganz kalkfreie, Kujawische Boden hat aus einer 5promilligen Lö-
sung fast nicht mehr Kalk absorbirt, als aus einer 2 promilligen, und er-
klärt sich der Verfasser dieses Verhalten daraus, dass das Absorptionsver-
hältniss ein beschränktes sei. — Der Verfasser prüfte ferner noch den
Einfluss der Masse der Flüssigkeit auf die absorbirte Menge des Kalks
mit dem unter 32. und 33. der obigen Tabelle angegebenen Kesultate,
nach welchem die Absorptionsfähigkeit der Erde bei Verdoppelung der
Lösung auch um das Doppelte zunimmt.
Wir vermögen das eben Erwähnte aus den gegebenen Zahlen nicht herauszu-
finden. Um den fraglichen Einfluss der Masse der Flüssigkeit auf die absorbirte
Menge des Kalks festzustellen , muss man unsers Erachtens die Versuche unter
4. und 32. und die unter 7. und 33. vergleichen. Also :
In 1000 CC. Absorbirt v. 100 Grm. Erde,
f 4. 50 Grm. Sbst. 100 CC. Lösung. 5 Grm. Kalk. 0,1880 Grm. Kalk.l
\32. 50 „ „ 200 „ „ 5 „ „ 0,2456 , „ J
f 7. 50 „ „ 100 „ „ 2 „ „ 0,1656 „ „ 1
1 33. 50 „ „ 200 „ „ 2£ „ „ 0,5632 „ „ (
Im ersteren Falle ist die absorbirte Kalkmenge weniger, im zweiten mehr als
das Doppelte der absorbirten Einheit. No. 7. und 33. sind eigentlich nicht ver-
gleichbar, da die Konzentration der angewendeten Lösungen verschieden ist; sie
stehen sich aber hinsichtlich derselben am nächsten. — Uebrigens hat Peters
bereits *) Versuche über die Absorption dos Kali's bei verschiedenen Quantitäten
der auf eine bestimmte Erdmenge angewandten Absorptionsflüssigkeit veröffent-
licht.
*) Jahresbericht III. S. 10.
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
27
G. Wilhelm hat seine Versuche über die Wasserverdunstung ueber die
aus dem Erdboden und über den Einfluss der Kulturpflanzen wasaerver-
dunstung
darauf fortgesetzt.*) **) — Der Verfasser schickt voraus, dass der Herbst au8 dem
1865 und der Winter 18G5/66 durch Regenmangel ausgezeichnet gewesen Erdboden,
seien und die Regenhöhe dieser Jahreszeiten beträchtlich unter dem ohne-
dies niedern Mittel geblieben war, dass die Niederschläge der darauf fol-
genden Monate März bis Juli ziemlich das mehrjährige Mittel erreichten,
dass aber alle Kulturgewächse in Folge des früheren Regenmangels durch
die Dürre des Bodens überall da gelitten hätten, wo dieselben nicht von
Grundwasser erreicht werden konnten. Der Einfluss des letzteren erhellt
aus dem Vergleich der nachfolgenden Resultate. — Der Verfasser entnahm
zu 2 verschiedenen Zeiten Bodenproben aus verschiedener Tiefe und be-
stimmte deren Feuchtigkeitsgehalt.
Tiefe
Wiener Fuss.
Bodenbeschaffenheit.
Wassergehalt
in 100 Thl. frischer Erde. | auf 100 Thl.trockner Erde.
A. Bodenproben von tiefer gelegenen, durch das Grundwasser
durchfeuchteten Grundstücken.
1) Ausgehoben am 2. März 1866.
0,5'
| Lehmmergel, nach der
> Tiefe in Sandmergel
16,92 — 18,84
20,37 — 23,22
1,5'
18,01—20,81
21 ,96 r- 26,28
2,5'
J und Sand übergehend.
21,61-24,26
27,57 - 32,03
2) Ausgehob
B n am IS. Juni 1
866.
0,5'
|
18,86
23,25
1,5'
> wie oben.
21,19
26,88
2,5'
1
21,56
27,44
B. Bodenproben von höher gelegenen, ausser dem Bereiche des
Grundwassers liegenden Grundstücken.
1) Ausgehoben am 6. März 1866.
0,5'
Sandmergel.
7,20 — 10,96
7,76 — 12,31
1,5'
Wellsand.
2,32 — 5,09
2,38 — 5,37
2,5'
Sand und Kies.
0,65 - 1,07
0,66 — 1,09
2) Ausgehob«
n am IS. Juni 1866.
0,5'
> wie oben.
9,74
10,79
1,5'
4,92
5,17
2,5'
1
0,66
0,66
*) Allgem. land- u. forstw. Zeitung. 1867. I. S. 31.
**) Jahresbericht IX. S. 51.
28
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
Nachdem im Monat August und in der ersten Hälfte Septembers
reichlich Kegen gefallen war, nahm der Verfasser ferner von 2 nebenein-
ander gelegenen Schlägen, von denen der eine Gerste, der andere Kuben
getragen hatte, am 29. Oktober Bodenproben, deren Feuchtigkeitsmenge
er gleichfalls, so wie deren wasserhaltende Kraft bestimmte.
Tiefe
in
Wiener
Fuss.
Boden-
beschaffenheit.
Wassergehalt Wasserhaltende
, " . Kraft
inlOOThl. auf 100 Thl. des trocknen
frischer trockner Bodens bei 16° C.
Erde. Erde. des Wassers.
A. Ge r st enf e 1 d.
Wassergehalt
des frischen Bo-
dens in % dieser
Imbibitions-
muxima.
0,5'
Lehmmergel.
14,89 17,60 51,58
34,12
1,5'
Lehmsandmergel.
18,13 22,15 58,67
73,75
2,5'
Sand.
3,51 3,64 36,65 •
9,93
B. Rübenfeld.
0,5' Lehmmergel. 14,50 16,97 63,69 26,64
1,5' Lehmsandmergel. 8,82 9,86 56,11 17,25
2,5' „ 13,88 16,13 51,99 31,02
Die Zahlen bedürfen — sagt der Verfasser — wohl keines Kommen-
tars, sie bestätigen die Thatsache, dass dem Boden durch die Vegetation
so viel Wasser entzogen wird, dass dadurch unter ungünstigen Umständen
selbst das Gedeihen der Nachfrucht gefährdet sein kann. Besonders aus
der Differenz des Wassergehalts der mittleren Schichten erhellt der Ein-
fluss der Verdunstung durch die Kuben.
Ueber denselben Gegenstand hat auch J. Breitenlohner Ver-
suche auf verschiedenen Böden ausgeführt.*) — Der Verfasser verweist zu-
nächst darauf, dass mit Pflanzen bedeckte Böden wohl an ihrer Oberfläche
vor dem austrocknenden Einfluss der Sonne und des Windes mehr ge-
schützt seien, und dass ihnen andererseits mehr Thau zugeführt werde, als
unbepfianzten Böden; was aber unter der Oberfläche liege, unterliege in
seinem Feuchtigkeitsverhältniss nicht den Wechselbeziehungen des einen
oder des andern Factors allein. Der Verfasser vermisst in der Literatur,
dass in Bezug auf Feuchtigkeit, über den Einfluss der Vegetation über-
haupt und ihrer Eigenart auf den Boden, je nach seiner physikalischen
und chemischen Beschaffenheit und der relativen Mächtigkeit, welche ein
Bestand beansprucht, und vorweg unter den besonderen Umständen der
Bearbeitung und der Zeit, in der sie geschah, nur vereinzelte Beobach-
tungen vorliegen. Breitenlohner entnahm Anfangs September 1866
von fünf verschiedenen Feldlagen, immer je von zwei nebeneinanderlie-
genden Schlägen mit gleicher Bodenbeschaffenheit aber mit verschiedenen
Früchten bestanden, sowohl aus der Ackerkrume, als aus dem Untergrunde
Bodenproben. Der erstere obere Fuss des Bodens stellt die Ackerkrume,
*) Allgem. land- u. forstwirthschaftl. Zeitung. 1867. S. 497.
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens
29
der zweitfolgende Fuss den Untergrund dar. Die zwei Stellen der Boden-
entnahme, welche zur Vergleichung kamen, lagen immer 100 Schritte aus-
einander. Die fünf Feldlagen charakterisirt der Verfasser wie folgt:
1) „Galgenfeld" und 2) „Grosses Stück." Ebene, Wind und Sonne sehr
exponirte Lage; Löss in bedeutender Mächtigkeit entwickelt, der Unter-
grund in seiner typischen Gestalt völlig unverändert. — 3) „Weingarten
am Lobosch." Der Hopfenschlag wurde im Herbst 1865 auf 3' rajolt und
ist als Schlag mit reiner Brache zu betrachten. Der anstossende Klee-
sthlag überständig, schütter, vergrast und vermoost; der Boden ausseror-
dentlich fest zusammengesessen; der Löss durch langjährige Kultur der
Rebe in seiner typischen Gestalt verändert; Exposition südöstlich. —
4) „Lange Wiese." Ein vormaliger, im Lössgebiet eingeschnittener und mit
Basaltdetritus ausgeebneter Wasserlauf. Die Mächtigkeit der Anschwem-
mungslage 6' und darüber. Vordem durchaus Wiese, wurden nach und
nach einige Parzellen umgebrochen und zu Feld gemacht. Das noch be-
stehende Wiesenland mit spärlichem Graswuchs erwies sich äusserlich un-
gemein trocken. Untergrund zerschründet und zerrissen. — 5) „Tiefes
Thal." Im Obergrund Löss uud Pläner, letzterer vorwaltend. Untergrund
schotterig mit Gesteinstrümmern von Phonolith, Basalt und Pläner. Der
Schlag ist im Ganzen dem Pfluge schwer zugänglich und dem Hackfrucht-
baue weniger günstig. Der gemischte Boden geht an einigen Stellen in
reinen Löss, Pläner oder Basalt über.
Bezeichnung
der
Felder.
Obergrund.
Mehr-
gehalt
in % der
gefund
Feuch-
tigkeit.
Untergrund.
Feuch-
tigkeit
100 Thl,
Erde.
Mehr-
gehalt
in % der
gefund.
Feuch-
tigkeit.
Galgenfeld
Grosses Stück
Weingarten
am Lobosch
Lange Wiese
Lange Wiese
Tiefes Thal
Löss
Löss
Löss
Basalt]
Basalt |
Pläner
Rübe
Luzerne
Rübe
Hafer
Luzerne
Luzerne
Rübe
Wiese
Wiese
Wiese
Som.Weiz.
Som.Weiz,
Som.Weiz,
Luzerne
Hafer
Rübe
Hopfen
Luzerne
Rübe
Wiese
Hafer
Wiese
Rübe
Kartoffel
2. Aug.
7. Aug.
31Aug.
12,23
10,84
15,25
10,33
15,48
7,91
21,53
19,11
24,19
18,55
12,49
12,31
111,37
9,65
9,39
132,26
12,43
10,47
148,90
14,84
8,35
111,25
19,78
16,99
123,22
21,58
17,15
1 1,44
i
12,98
14,00
G7
!2'
115,77
143,73
114,11
120,53
1 7,30
Ueberblicken wir das Ganze — resumirt der Verfasser seine über
vorstehende Versuche angestellten Betrachtungen — so findet man, dass
tiefgehende und schattenreiche Gewächse mit längerer Vegetation und pe-
renirendem Stande, wie Rüben, Luzerne und Wiesengräser den Obergrund
30 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
sowohl wie den Untergrund entschieden mehr an Feuchtigkeit erschöpfen,
als die kurzlebigen und flachwurzelnden Halmfrüchte, und dass sich das
Peuchtigkeitsverhältniss bei überständigen Kleeschlägen und verfilzten
Wiesen, deren Boden sich notwendiger Weise mechanisch verschlechtert,
am ungünstigsten herausstellt.
Die auffällige Differenz im Feuchtigkeitsgehalte des Bodens vom „Gal-
genfelde" und des Bodens vom „grossen Stück," welche beide Feldstücke
gleichen Boden und gleiche Lage haben, gleiche Vorfrucht getragen hatten,
und beide Sommergetreide trugen, sucht der Verfasser durch die Ungleich-»
heit der Bäumung des Feldes von der Vorfrucht und ungleichen Bestell-
zeit zu begründen.
Feld.
Räumung.
Ackerung.
Saatzeit.
Grosses Stück
6. October 1865
16. October 1865
18. März 1866.
Galgenfeld
24. October 1865
15. November 1865
6 März 1866.
Die Bübenstoppel des grossen Stücks wurde um einen vollen Monat
früher ausgepflügt, als die des Galgenfeldes, dessen weitere Bearbeitung,
nachdem es zum Sturze gelangte, wegen grosser und steinharter Schrollen
sich ungemein schwierig gestaltete. Es fanden beim grossen Stück schon
mehrere Pflugarten statt, während das Galgenfeld noch immer in rauher
Furche lag. Dieses letztere wurde dagegen 12 Tage früher ausgesäet und
danach fest niedergewalzt, während das grosse Stück, grob gekrümelt, noch
der Einsaat harrte. Gerade in diesen 12 Tagen aber fielen 8"'Par. Höhe
betragende Kegen. Aus diesen Umständen erklärt es sich der Verfasser,
dass der Gehalt an Feuchtigkeit beim grossen Stück im Ackergrund auf
das Dreifache, im Untergrund auf das Sechsfache in Prozenten des ge-
fundenen Wassers gegenüber dem Galgenfelde sich belaufen konnte. -
Verfasser stellte mit den genannten Bodenarten noch physikalische Unter-
suchungen (nach der von den Agrikulturchemikern vereinbarten Methode)
an, welche das Verhältniss Wasser aufzunehmen, abzudunsten und durch-
zulassen zeigen. Zu diesem Zwecke wurden Proben von Löss-, Pläner-
und Basaltboden in ihrer typischen Gestalt den tieferen Lagen des Unter-
grundes entnommen; ferner wurde durch Abschlämmen, Ausziehen mit
Salzsäure und Ausglühen von allen fremdartigen Beimengungen befreiter
„Kreidesand" der dortigen Gegend in Vergleich gezogen. — Die Imbibi-
tionsresultate beziehen sich auf vollkommen trockene Substanz.
Wasserhaltende Kraft.
Sand. Planer. Löss. Basalt.
Imbibirtes Wasser in Prozenten . . 26,2 33,9 41,5 49,2
Was die Zeit anbelangt, innerhalb welcher die Imbibition vor sich
ging, so stellt sich das Verhältniss, den Löss zur Einheit genommen, fol-
genderweise heraus:
Löss 1 Pläner 1,5 Basalt 5
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 31
Die Austrocknung der irabibirten Erden geschah gemeinschaftlich zu-
erst bei 40° C. so lange, bis kein Gewichtsverlust mehr eintrat, sodanu
bei 100 und schliesslich bei 140° C. mit nachstendem Erfolg:
Temperatur Sand Pläner Löss Basalt
14» C. 26,2 33,2 40,0 43,0
100« C- — 0,7 1,3 5,3
140" C. — — 0,2 0,9
Prozente 26,2 33,9 41,5 49,2
Nimmt man die Zeit, welche Sand und Löss zum Austrocknen be-
durften, als Einheit und lässt die beiden letzteren Temperaturabschnitte
unberücksichtigt, so ergeben sich folgende Verhältnisszahlen:
Sand Löss Pläner Basalt
1 1,5 1,7 3,1
1,0 1,1 2,0
Die ausgetrockneten Erden wurden abermals zur Imbibition gebracht,
um die voraussichtliche Modifikation der wasserhaltenden Kraft in Erfah-
rung zu bringen.
Ursprüngliche Imbibition : Sand 26,2 Pläner 33,9 Löss 41,5 Basalt 49,2
Nach der Austrocknung: „ 23,1 „ 28,6 „ 38,3 „ 41,2
Bezüglich des wasserdurchlassenden Vermögens der Erden kam der
Verfasser zu folgenden Resultaten. Die Versuche darüber währten meh-
rere Wochen. Wählt man die am Schlüsse jeder Woche durchgegangene
Wassermenge von Löss zur Norm, so erhält man nachstehende Ver-
hältnisse :
oche
Löss
Pläner
Basalt
1
100
54
9
2
100
85
8
3
100
128
7
4
100
160
7
Nimmt man hingegen das von jeder Bodenart nach Ablauf der ersten
Woche durchgesickerte Wasserquantum zu hundert, so gewinnt man fol-
gende Vergleichswerthe :
Woche
Löss
Pläner
Basalt
1
100
100
100
2
80
125
59
3
67
158
58
4
54
160
41
Zeitverhältniss der Durchsickerung.
Löss 1 Pläner 2 Basalt 4
Die Resulte dieser physikalischen Bodenuntersuchung lassen sich mit folgen-
den Worten zusammenfassen : Der Basaltboden besitzt den anderen in Vergleich
gezogenen Bodenarten gegenüber die grösste wasserhaltende Kraft; er hält das
aufgenommene Wasser dem austrocknenden Einflüsse der Wärme gegenüber am
ö2 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
t
hartnäckigsten zurück. In beiden Eigenschaften steht ihm der Löss am nächsten.
Das Vermögen, Wasser durchsickern zu lassen ist bei den Bodenarten sehr ver-
schieden; es ist am grössten beim Löss, am geringsten beim Basalt. Eigenthüm-
lich ist in dieser Beziehung das Verhalten des Pläner- Bodens , bei welchem die
innerhalb einer Woche durchsickernde Menge Wasser von Woche zu Woche zu-
nahm ; bei Löss und Basalt hatte ein umgekehrtes Veihältniss Statt.
Boden- H. Grouven veröffentlichte Analysen von Böden,*) auf denen
anaiysen. Düngungsversuche zu Zuckerrüben ausgeführt wurden. Die Bodenarten
wurden sämmtlich nach einem und demselben von dem Verfasser angege-
benen Verfahren von den betreffenden Feldern gesammelt und nach einer
Methode untersucht. Einer jeden Bodenart ist eine nachstende Fragen be-
antwortende Beschreibung beigefügt.
a) Welcher geognostischen Formation gehört der Boden an?
b) Wie lässt sich die physikalische Beschaffenheit der Ackerkrume in
üblicher Weise ausdrücken?
c) Wie ist der Untergrund des Versuchsfeldes bei einer Tiefe von 2§*
und 3|'?
d) Welche Fruchtfolge und Düngung hatte das Versuchsfeld in den
letzten 4 Jahren?
e) Zeigt die Feldflur etwa bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten und
/) Wie hoch liegt sie etwa über den Spiegel der Nordsee?
Wir geben hier die Beschreibungen, soweit sie zum Zweck eines Ver-
gleichs der Analysen von Interesse sind, wieder, ohne die Reihenfolge,
in welcher die Bodenarten aufgeführt sind, beizubehalten. — Boden von
3) Rossla am Harz (goldene Aue), a) Thalboden auf buntem Sandstein
lagernd, b) Rother, ziemlich schwerer Lehmboden, d) Zuletzt
2 Jahre vorher gedüngt mit Mist.
6) Neuhof an der Katzbach (Schlesien), a) Alluvialboden der Katzbach.
b) Strenger kiesiger Lehmboden, d) Zuletzt 2 Jahre vorher mit
Mist gedüngt.
8) Rheinschanz-Insel hei Waaghäusel, a) Alluvialbildung, b) San-
diger Lehm, mit geringer Kohäsion, leicht bearbeitbar. d) Zu-
letzt vor 2 Jahren mit Mazerations-Rückständen gedüngt.
10) Nordhäuser-Aumühle (goldene Aue), a) Jüngeres Alluvium, im
Thalgrunde des Helmebaches, b) Kieshaitiger, rother Lehm,
d) Vor 3 Jahren zuletzt mit Stallmist gedüngt.
13) Königssaal bei Prag, a) Aufgeschwemmtes, dem Wasser fast all-
jährlich ausgesetztes Land, b) Humoser Thonboden 1. Klasse,
d) Vor 3 Jahren zuletzt mit Mist gedüngt.
14) Brodu bei Nadolin (Böhmen), a) Aufgeschwemmter Thalboden.
b) Reicher, sandiger Lehmboden 2. Klasse, d) Vor 4 Jahren
zuletzt gedüngt.
*) Dritter Bericht über die Arbeiten der Versuchsstation Salzmünde.
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. OD
16) Czakowitz bei Prag, a) Alluvialbildung; östlich und westlich Ba-
saltkegel, zwischen welchen Plänerkalk und Sandstein, überdeckt
mit gelbem Lehm, sich lagern, b) Schwerer Thonboden. d) Im
Jahre vorher mit Stallmist gedüngt.
19) Benkendorf a. d. Saale, oberhalb Halle, a) Alluvium der Saale,
b) Milder, dunkelfarbiger, sehr fruchtbarer Lehmboden, d) Im
Jahre vorher mit Guano und Knochenmehl, 2 Jahre vorher mit
Stallmist gedüngt.
21) Prerau südlich von Olmütz. a) Alluvialbildung, b) Sandiger Lehm,
d) Im vorhergehenden Jahre mit Knochenmehl und Kapskuchen-
mehl gedüngt.
17) Gruszka bei Tlumacz in Galizien. a) Alluvium auf der Kreidefor-
mation angehörendem Kreidemergel, Gips und Kalk lagernd,
b) Schwarze lehmige und lockere Ackerkrume, d) Noch nie
gedüngt.
18) Jakowka bei Tlumacz in Galizien. a) und b) wie beim vorigen.
d) 4 Jahre vorher gedüngt.
24) Braunschweig, a) ? (Diluvium), b) Guter lehmiger Sandboden,
d) Seit langer Zeit nicht gedüngt.
23. Ida-Marienhütte bei Sarau in Schlesien, a) Ackerkrume ca. 15"
auf Diluvium (grober und feiner Kies), das auf eocänen Tertiär-
schichten lagert. Der Hauptbestandteil der pflugbaren Acker-
krume ist ein mit thonigen Theilen vermischter zeolithischer Sili-
katsand, der 82% des lufttrocknen Bodens ausmacht, b) Flach-
gründiger, sehr feinpulveriger, lehmiger Sandboden, wenig thätig
und humusarm. Armer wenig tragfähiger Boden, d) 3 Jahre
vorher mit Superphosphat und Pottasche, 1 Jahr vorher mit Stassf.
Abraumsalz gedüngt.
1) Salz münde a. d. Saale bei Halle, a) Mächtige Diluvialschicht auf
buntem Sandstein lagernd, b) Sehr milder, kalkreicher Lehm-
boden, bis zu 18" tief von dunkler, humoser Färbung. 3) 2 Jahr
vorher mit Stallmist, 1 Jahr vorher mit Guano gedüngt.
2) Heinsdorf bei Jüterbogk, Prov. Brandenburg, a) Nordischer Dilu-
vial-Sand. b) Kalkarmer märkischer Sandboden der ausgepräg-
testen Art. d) Im Jahre vorher mit Kompost gedüngt.
5) Wahlstatt bei Liegnitz, Schlesien, a) Diluvialer Höhenboden auf
Thonschiefer. b) Sandiger Lehmboden, d) 3 Jahre vorher mit
Kapsmehl und Guano, 1 Jahr vorher mit Stallmist gedüngt.
12) Schmolz bei Breslau, a) Diluviales Gebilde, b) Kieshaitiger Lehm-
boden, guter Weizen-, Gerste- und Kleeboden, d) 4 Jahre vor-
her mit Stallmist, 2 Jahre vorher mit Superphosphat gedüngt.
15)Friedens-Au bei Ludwigshafen am Rhein, a) Diluvialboden,
b) Lehmiger Sandboden, 8. Bonitiv-Kl. d) 3 Jahre vorher mit
Stallmist gedüngt.
Jahresbericht X. 3
34
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
20) Höningen, westlich von Cöln a. Rh. a) Diluvium der Rheinebene.
b) Zäher Lehmboden, d) Im Jahre vorher mit Mist gedüngt.
7) Müngersdorf bei Cöln a. Rh. a) Aelteres Diluvium, b) Milder, sehr
fruchtbarer Lehmboden, d) 4 Jahre vorher und im Jahre vor-
her mit Mist gedüugt.
9) Stifterhof im Odenwald, a) Aelteres Diluvium, b) Sandiger Mergel,
warm und trocken, d) Im Jahre vorher mit Stallmist gedüngt.
11) Sudenburg bei Magdeburg, a) Bunter Sandstein, b) Milde, durch-
lassende Ackerkrume mit Lehmunterlage, d) 4, 3 und 1 Jahr
vorher gedüngt.
22) Tilleda am Kyffhäuser. a) Rothliegendes Sandgestein, b) Heller,
sandiger Lehm, d) 4 Jahre und 1 Jahr vorher mit Stallmist,
resp. mit Schafmist gedüngt.
4) Blansko, Mähren, a) Verwitterter Syenit b) Normaler Rüben-
boden, d) Vor 4 Jahren zuletzt gedüngt; hat seit 10 Jahren
ununterbrochen Zuckerrüben getragen.
Bezüglich der Methode der Bodenanalyse müssen wir auf das Original
verweisen; das Wesentliche derselben erhellt aus den nachfolgenden Ta-
bellen. Zu bemerken ist noch, dass die Analyse des Bodens von Ida-
Marienhütte von Bretschneider, die des Boden von Braunschweig von
P. Stohmann ausgeführt wurde. Die übrigen Böden sind in der Ver-
suchsstation Salzmünde von Reimann, Lohse, Bittner und Becker
untersucht.
(Siehe Tabelle auf Seite 35.)
Die oben unter 1 bis 4 genannten Böden, deren Auszüge mit kalter
Säure bereitet waren, wurden ausserdem vergleichshalber noch mit ko-
chender Säure (wie die unter 19—22) behandelt. Die hier folgenden
Analysen dieser Auszüge zeigen, wie durch kochende verdünnte Säure
— den kaltbereiteten Auszügen gegenüber — mehr mineralische Bestand-
teile gelöst werden. Zum besseren Vergleich sind die obigen Analysen
hier wiederholt.
Ho.
Ort
der Entnahme des
Bodens.
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35,99
2.
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1 kalter A.
0,53 0,41
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0,50
0,65
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0,21
0,05
0,67
0,45
19,69
6,53
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Rossla |heisser A-
1 kalter A
1,32(1,27
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14,43
16,38
8,23
2,29
17,60|13,93
4,80
1,15
1,15
2,40
1,82
0,50
0,58
1,53
0,93
67,36
28,64
4.
Blansko JheisserA-
l kalter A.
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7,29
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1,48
1,21
2,31
1,92
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Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
35
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Kalk.
Magnesia.
Eisenoxyd.
Thonerde.
Manpan-
oxyd.
Kiesel-
säure-
Schwefel-
säure.
Phosphor-
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H (O OO CO UCACOa>HCOOHOOrf*
Summe der löslich
Mineralbestand-
theile, ohne C02.
36
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
Grouven sagt hierzu Folgendes: „Die Unterschiede sind demnach
autfallend gross. Sie treffen aber die einzelnen Bestandteile nicht gleich-
massig. Am geringsten sind sie bei Kalk, am grössten bei Eisenoxyd-
Thonerde (1 : 5) und beim Kali (1 : 4). Auch werden Schwefelsäure und
Phosphorsäure von heisser Säure vollständiger gelöst als von kalter, wo-
raus ich schliessen möchte , dass diese beiden wichtigen Pflanzen-
nährstoffe nicht lediglich an Kalk gebunden im Boden auf-
treten, sondern theilweise auch als schwerlösliches schwefel-
saures und phosphorsaures Eisenoxyd.... Auch ist zu schliessen,
dass die Magnesia durchweg in unlöslicherer Verbindung im
Boden existirt, als der Kalk."
Das Absorptions- Vermögen der Bodenarten gegen Kali, Ammoniak
und Phosphorsäure wurde auf folgende Weise ermittelt.
50 CC. luftrockener Boden digerirt 12 Stunden lang bei gewöhn-
licher Lufttemperatur mit 100 CC. der betreffenden Lösungen. Die 3 Lö-
sungen enthielten in 1 Ltr. 1 Grm. Kali (in Form von Cl K) oder 1 Grm.
Ammoniak (NH3 in Form von ClAm) oder 1 Grm. Phosphorsäure (in
Form von geglühtem phosphorsaurem Natron PO 2 NaO — Paraphosphor-
säure). Die Resultate sind folgende: *)
Ort
der
Entnahme
des
Bodens.
100 Litre Erde haben absorbirt
Berechnet auf
10U000 Grm. Erde.
no.
Kali.
Ammo-
niak.
Das
Litre
Erde
wog:
b Phos-
phor-
säure.
Das
Litre
Erde
wog:
Kali.
Ammo-
niak.
b Phos-
phor-
saure.
3.
6.
8.
10.
13.
14.
16.
17.
IS.
1.
2.
5.
12.
15.
7.
9.
11.
4.
19.
21.
20.
22.
Eossla . .....
Rheinschanz- Insel
Nordhausen . . .
Königssaal ....
Czakowitz ....
Salzmünde ....
Heinsdorf ....
Wahlstatt ....
Friedens-Au . . .
Müngersdorf . . .
Sudenburg ....
Benkeudorf . . .
Höningen ....
Tilleda
Grm.
127,9
144,9
132,1
112,4
112,5
118,7
157,2
138,7
143,3
101,3
38,5
89,4
149,5
37,0
112,5
112,5
141,8
158,8
135,6
166,5
98,6
131,0
Grm.
105,3
169,6
163,5
93,7
93,7
105,3
113,8
105.3
105,9
81,6
29,4
46,9
90,7
35,4
81,6
85,2
108,3
131,4
105,3
140,5
64,6
76,1
Grm.
1317
1269
1219
1230
1311
1393
1141
1274
1271
1284
15S1
1354
1173
1G24
1231
1423
1190
1253
1382
1329
1467
1265
Grm.
162,7
121,7
107,6
61,5
102,5
76,8
116,6
55,1
107,6
123,0
10,3
60,2
96,1
34,6
126,8
71,7
157,6
178,1
131,9
137,1
46,1
137,1
Grm.
1347
1266
1175
1200
1291
1413
1230
1252
1271
1243
1624
1304
1188
15S0
1218
1409
1206
1322
1306
1265
1442
1223
97,1
114,2
108,4
91,4
85,8
85,2
137,8
108,9
112,7
79,3
24,4
66,0
127,4
22,5
91,4
79,1
119,2
126,7
98,1
125,3
61,1
103,6
79,9
117,8
134,1
76,0
71,9
75,6
99,7
82,7
83,3
63,5
18,6
34,6
77,3
21,5
66,3
59,9
91,0
104,9
76,3
105,7
44,0
60,2
121,5
91,1
93,3
51,3
79,0
54,4
94,8
44,0
84,7
98,9
6,4
46,2
80,9
21,9
104,1
50,9
130,7
134,7
101,0
108,4
31,9
112,1
*) Auf 100 Ltr. Erde kamen zur Einwirkung je 200 Grm. Kali oder Ammo-
niak oder Phosphorsäure.
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
37
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Summe
in 8 Stunden.
*
38
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
Analysen J. Hanamann veröffentlichte die Analysen von 4 Böden der
bö^°her Domäne Lobositz, welchen nachstehende Beschreibung beigefügt ist.
I. Boden von Kottomierz; Plänerboden (Kreideformation Böhmens),
lichtgelbe, sehr steinige, massig tiefgründige Ackerkrume; dem
Gerstenbaue in physikalischer und chemischer Beziehung äusserst
günstig ; im dritten Jahre nach der letzten Düngung.
II. Boden von Augezd: Basalt-Boden, dunkler, grauschwarzer Boden von
bindiger Beschaffenheit, tiefe mit Basaltfragmenten gemischte Acker-
krume auf verwittertem Basalt lagernd ; besonders dem Kleebaue zu-
sagend; vor 3 Jahren zuletzt gedüngt.
DIL Boden von Lobositz; Lössboden mit lichtbrauner Ackerkrume von
sehr bedeutender Mächtigkeit.
IV. Boden von Schelchowitz ; Alluvialboden, einem Teiche entnommen;
lichtgrau, mürbe und pulverig.
I.
Kottomierz.
Pläner-B.
II.
Augezd.
Basalt- B.
III.
Lobositz.
Löss-B.
IV.
Schelchowitz.
Alluvial-B.
Resultate der mechanischen Analyse.
10000 Theile der bei 100° C. getrockneten Feinerde enthielten: (Ackerkrume auf Pflugtiefe.)
Grandigen Sand
Streusand .
Staubsand .
Thonigen Sand .
Thonige Theile
3652
2396
1335
1062
1550
1471
2852
1131
1189
3357
507
2207
185S
2712
2716
389
845
1968
1530
526S
Wasserhaltende Kraft .
Zu 10000 Thl. Feinerde gehören
Steine von Nussgrösse . .
Kleine Gesteinsfragmente
Mineralische Beschaffenheit .
54 o/o
667
435
Kalkarme
Thonsilikate.
71 «/o
sehr wenige.
102
Basalt-Trüm-
merchen.
59 o/o
265
182
Kies und
Glimmer-
blättchen.
76 o/o
32
übersät mit
Muschelresten.
Resultate der chemi
100000 Theile der Ackerkrume bei 12"
Sand und Thon (in Säure
unlöslich) 82297
Lösliche Mineralstoffe . . 12621
Humus nnd Wasser . . . 5082
Eiseno.xyd und Thonerde . 5575
Kalk 364
Magnesia 85
Natron 94
Kali 24S
Kieselsäure 5737
Kohlensäure 359
Schwefelsäure 63
Chlor 18
Phosphorsäure 85
sehen Analyse.
Tiefe, getrocknet bei 140 c
Gesammt-Sticketoff
142
70162
31593
8245
11658
826
40S
341
393
17755
18
23
9
162
72445
21709
5846
8436
415
193
108
396
11466
548
58
16
73
c.
27288
67415
5297
12025
13352
947
417
590
29709
9032
590
237
192
173
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
39
Zu der Analyse des Lössbodens (unter III.) bemerkt der Verfasser, dass der
geringe Gehalt dieses Ackerbodens an Schwefelsäure , Magnesia und an Kalk auf-
fallend sei, dass der letztere bis zu 20 Proz. im Untergrund nachweisbar sei, woraus
sich ergäbe , dass der gewöhnliche Schluss von dem Kalkreichthum der Unterlage
auf den des Obergrunde.s oft sehr trügerisch sein könne. — Wir möchten aus der
relativen Kalkarmuth des Bodens vermuthen, dass die Ackerkrume dieses Bodens
nicht dem Löss inFallou- und Bennigsen-För der'schem Sinne, sondern dem
diesen meist in schwacher Schicht bedeckenden „Glimmerlehme" angehört.
Erschöpfung des Bodens durch Hopfenbau.*) — E. Hoffmann Erschöpfung
berechnete die Mengen von mineralischen Pflanzennährstoffen und Stick- des
stoff, welche einem Hopfen tragenden Boden per Joch und Jahr entzogen durch
werden, indem er den durchschnittlichen Ertrag an frischen Blättern mit Hopfenbau.
Ranken von 100 Ztr. per Joch und Jahr, ferner die von ihm ausgeführte
Aschen-Analyse dieser Pflanzentheile zu Grunde legte. Der Aschengehalt
der frischen Blätter mit Ranken beträgt nach Abzug von Sand, Kohle
und Kohlensäure 4,263 Proz.
Dem Boden werden per Joch und Jahr entzogen in Pfunden:
Bei einer
Ernte
per Joch
Pfunde.
Gesammt-
menge
an
Mineral-
stoffen.
Phos-
phor-
säure.
Kiesel-
säure.
Kalk
und
Talk-
erde.
Alkalien.
Stick-
stoff.
(KOf)
Blätter mit Ranken . . .
10000
426
26
79
162
110(98)
88
Dolden **)
300***)
21
3
5
5
6
7|
Blätter, Ranken, Dolden
10300
447
29
84
167
116
95|
Hiernach gehört die Hopfenpflanze entschieden zu den an den wich-
tigsten Pflanzennährstoffen: Alkalien, Phosphorsäure, Kalk und Stickstoff
erschöpfendsten Kulturpflanzen. Die Dolden allein entziehen dem Boden
nnr wenig Mineralstoffe. Es ist zu empfehlen, die Blätter und Ranken
dem Boden zu lassen, beziehungsweise zurückzugeben.
Bereicherung der Ackerkrume durch Lupinenbau. ff) — Bereiche-
Th. Dietrich untersuchte die auf einer 6a' grossen Fläche gewachsenen runs
und mit möglichster Sorgfalt gesammelten Stoppeln und Wurzelrückstände derkr„nikeer"
eines Lupinenfeldes. Die Menge dieser Rückstände betrug pr. 1 Hess. durch
Acker in runder Zahl 2000 Pfd. und darin wurden gefunden: Lupinenbau.
*) Böhm. Centralbl. f. d. gesammte Landeskultur. 1867. S.
**) Nach mittlerer Zusammensetzung der Asche derselben.
***) Durchschnittliche Ernte.
|) Kalimenge von uns berechnet,
tt) Landw. Anz. f. Regbz. Kassel. 12. J. S. 84.
U.
40 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
Pfd.
Stickstoff .
. 33,1
Kohlenstoff .
- 922,4 (entspr. 3382 Pfd. Kohlensäure)
Kalk . . . .
. 41,4
Bittererde .
. 1,2
Kali . . . .
. 4,6
Phosphorsäure
. 7,0
Da die Lupine zu den tiefwurzelnden und vorzugsweise von den Nähr-
stoffen des Untergrundes lebenden Pflanzen gehört, denn sie gedeiht nur
in tiefgründigen Böden, so kann man die mit den Lupinen -Wurzeln und
-Stoppeln in der Ackerkrume verbleibende Menge mineralischer Pflanzen-
nährstoffe als diejenige betrachten, um welche die Ackerkrume auf Kosten
des Untergrundes durch die Lupine bereichert wird.
Anaiysevon R- Kemper untersuchte einen grauschwarzen Liasschiefer,*)
Lias- der in der Gegend seines Fundortes, Bauerschaft Markendorf, allgemein
schiefer. unj.er ,jem ]vfamen „schwarzer Mergel," 10 — 16 Fd. pr. Acker, verwendet
wird. Derselbe enthält nach dem Verfasser (der seine Analyse nicht als
eine erschöpfende angesehen wissen will) folgende Bestandtheile in 100 Thl.
(löslich in heisser Salzsäure von 1,13 spez. Gew.)
Wasser . 4,61
Thon etc 73,23
Kohle und organ. Substanzen 13,54 (hierin 0,64 Proz. Stickstoff)
Eisenoxyd und Thonerde . 6,69
Kalk 0,92
Magnesia 0,07
Kieselerde ...... 0,10
Alkalien 0,19 (0,85 nach dem Glühen)
Phosphorsäure 0,52
Schwefelsäure 0,11
Später untersuchte der Verfasser 3 aus einer Grube stammende Proben des-
selben Gesteins, welche 3 verschiedenen Schichten entnommen waren. Sie enthielten
verschieden von obiger Probe kohlensauren Kalk, nämlich 25 Proz. (untere Schicht),
2 Proz. (mittlere Schicht) und 4,4 Proz. (obere Schicht).
Anaiysevon Glauk oni ti scher Bairdienkalk von Wür z bu r g. **) —
Bairdien- £ Haushofcr theilt im Anschluss an die mitgetheilten ***) Unter-
suchungen über den Kaligehalt glaukonitischer Gesteine die Analyse des
genannten Gesteins mit, nach welcher dasselbe 5,5 Proz. Kali, also mehr
als die früher untersuchten, enthält.
Das Gestein ist bräunlichgrau, feinkörnig bis dicht und enthält in zahlreichen
Poren Eisenoxydhydrat.
*) Journal f. Landw. 1867. S. 48.
**) Journal f. prakt. Chemie. Bd. 99. 237.
■**) Jahresbericht 1866. S. 47.
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
41
L. R. v. Fellenberg theilt die Analyse eines Gesteins mit, Analyse
welches sich durch die Untersuchung' als ein Feldspath darstellt, der von
Feldspath.
seinem Gehalte an Kieselsäure und Thonerde nach zu den Anorthiten zu
zählen ist. Er unterscheidet sich aber von diesen durch seinen geringern
Kalkgehalt. Die Analyse ergab:
Prozent
Kieselsäure
Thonerde .
Kali . . .
Natron .
Kalk . .
Baryt . .
Magnesia .
Eisenoxydul
Manganoxydul
Wasser (Glühverlust)
46,81
35,15
9,68
0,49
0,99
0,79
0,65
1,43
0,75
5,25
Das angeblich auf der Moräne des unteren Grindelwald -Gletschers aufgefun-
dene Gestein ist von kalkähnlichem Aeussern, helllauchgrün , krystillinisch,
wellig-schiefrig, leicht zerreiblich, durchscheinend. Der Verfasser findet die Formel
4 Ab 03, Si O3 -j- 2 RO, 2 SiC-3 -f- 3 aq. der Analyse am entsprechendsten, nach
welcher sich Si03 : AI2 03 : KO : NO verhalten wie 6:4:2:3.
Schwefelsaure Strontianerde von Krocker.**) — In den ter-
tiären Schichten der Gegend von Krzischkowitz bei Ratibor ist eine erdige,
kreideartig weisse, unter dem Mikroskope splittrig krystallinische Masse
aufgefunden worden, welche in bedeutender Mächtigkeit auftritt. Dieselbe
enthält in 100 Theilen:
Schwefelsäure 36,00
Strontianerde 46,57
Kalk 1,80
Bittererde 1,60
Kali 0,50
Chlornatrium 0,25
Kohlensäure 1,40
Phosphorsäure 0,10
Kieselsäure 2,10
Eisenoxyd und Thonerde 3,60
Thon und Sand 4,28
Glühverl. (Feuchtigk. und organ. Stoffe) 1,80
100,00
Dieselbe Erde, welche hiernach im Wesentlichen aus schwefelsaurer
Strontianerde (82,57 Proz.) besteht, ist bereits seit Jahren und zu vielen
*) Journal f. prakt. Chemie. Bd. 101.
'*) Der Landwirth. 1867. S. 113.
32.
Schwefel-
saurer
Strontian
als Mergel.
4ii Chemische and physische Eigenschaften des Bodens
Hunderten von Fuhren — angeblich mit gutem Erfolg — zur Düngung
der Felder benutzt worden, indem man der Meinung war, dass man Kalk-
mergel oder gipshaltigen Mergel vor sich habe.
Von weiteren hierher gehörigen Arbeiten , deren Wiedergabe uns der Raum
dieses Berichts verbietet, haben wir noch zu erwähnen :
Ueber die chemische Beschaffenheit der Lössablagerungen bei Wien, von Ritter
von Hauer.')
Ueber die Auffindung der löslichen Bestandteile der Ackererde, von Th.
Schlösing.2)
Verhalten des Sandes zur Bodenbildung und Pflanzenwelt, von A. Stö ckhardt.3)
Ueber die chemische Einwirkung des Wassers in Verbindung mit Kohlensäure
und Salzen auf die Gebirgsgesteine, von J. C. De icke.4)
Ueber die physikalische Untersuchung des Bodens, von F. C. Henrici.fi)
Ueber die chemisch - physikalische Klassifikation des Bodens und namentlich
des Ackerlandes, von Edm. Segnitz.6)
Berechnung der Aus- und Einfuhr der wichtigsten mineralischen Pflanzennähr-
stoffe und an Stickstoff in einer Wirthschaft in Mittelholstein für die Jahre 1863,
1864 und 1865.7)
Rückblick. Den ersten Abschnitt unseres Jahresberichts „Bo d enbildung" eröffnet eine
Mittheilung von A. Fallou über die Entstehung des Löss, namentlich in Bezug
auf sein Vorkommen in Sachsen. Wir entnehmen daraus, dass der Löss der
Schlammabsatz eines Lössmergel - Meeres ist, welches bei Beginn der Ablagerung
das norddeutsche Flachland bis an die Ausläufer des Erzgebirges, bis an die Höhen-
züge des Elbthales bei Meissen bedeckte und dort, namentlich in der von Meissen
abwärts sich ausdehnenden Bucht, seinen kalkhaltigen Schlamm ruhig absetzte.
Die Bildung des jetzigen Lössbodens Sachsens begann in einer Höhe, welche
600', und endigte in Lagen , welche 300' über dem jetzigen Meeresspiegel lagen.
Die Ansicht Fallou's über die Entstehungsweise der Lössablagerung , die der-
selbe in überzeugender Weise entwickelt, steht älteren Ansichten entgegen,
welche den Löss als das Resultat der Reibung von Gletschern auf ihr Grund-
gestein oder als ein Zersetzungsprodukt von Liasschiefer erscheinen oder denselben
nur als eine Varietät des Diluvial-Lehmes gelten lassen wollen. Der Löss ist nach
') Sitzungsbericht der Wiener Akademie. Bd. 53. S. 148.
2) Landw. Centralblatt. 1867. I. S. 196.
3) Chem. Ackersmann. 1867. S. 183.
4) Zeitschr. f. d. gesammtcn Naturwissenschaften. 1867. S. 353.
5) Journal für Landwirtschaft. 1867. S. 37.
«) Annalen der Landwirtschaft. Mbl. 1867. S. 39.
7) Landw. Wochenbl. für Schleswig-Holstein. 1867. S. 26.
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 43
Fallou eine besondere geologische Bildung, ein vom Lehm wohl zu unterschei-
dendes, selbständiges Glied des Diluviums, welche Behauptung durch die beobach-
tete Niveau-Differenz von ca. 500' (nach Bennigsen-Förder, der im Wesent-
lichen mit Fallou gleicher Ansicht ist, von mindestens 1000') sich bewahrheitet,
welche sich zwischen den Höhen, bis zu welchen Lehm und Löss reichen, zeigt. —
Fallou beschreibt den Löss als einen feinerdigen Mergel, dessen Gemengtheile
äusserlich nur spärlich hervortreten und sich durch Abschlämmen als feinkörniger
Kalk- und Quarzsand, Glimmerblättchen und eisenhaltigen Thon zu erkennen geben.
Bisweilen finden sich bei grösserer Mächtigkeit in den tieferen Lagen Gehäuse von
Land- und Sumpfschnecken, ebenso Kalkmergelnieren (Lösskindel). — J.Breiten-
lohner lieferte eine Untersuchung über die Beschaffenheit des aus verschiedener
Tiefe genommenen Löss, aus welcher sich die Ungleichmässigkeit in dem Gehalte
desselben an Kalk erkennen lässt. — Auch Lorscheid untersuchte einen Löss
(-Mergel) und daneben (Löss-) Lehme, unter welchen letzteren jedenfalls der über
dem Löss lagernde Glimmerlehm zu verstehen ist. Der Löss unterscheidet sich
hiernach hinsichtlich seiner Zusammensetzung von den Lehmen ausser durch seinen
hohen Kalkgehalt durch einen Verhältnis smässig hohen Gehalt an Kali (0,97 Proz.)
das freilich zum grössten Theile in Salzsäure unlöslich ist. Armuth an Phosphor-
säure ist allen gemeinsam. — Daubree stellte durch seine Untersuchung über
die Zersetzung des Feldspaths etc. in Folge mechanischer Einflüsse die interessante»
Thatsache fest, dass der Feldspath bei seiner Zertrümmerung unter Wasser sich in
bedeutendem Grade zersetzt; er verliert Kali, Kieselerde und Thonerde, welche
sich in dem Wasser auflösen. Wir dürfen wohl annehmen, dass sich diese Er-
scheinung nicht auf den Feldspath beschränkt, sondern dass alle kalihaltigen Sili-
katgesteine unter gleichem Einflüsse mehr oder weniger dieselbe Zersetzung er-
leiden, umsomehr ist diese durch das Experiment erwiesene Thatsache von höchster
Bedeutung, da derselbe Prozess, den der Verfasser künstlich und im Kleinen voll-
zog, in der Natur tagtäglich und im grossartigsten Massstabe in jedem Gebirgs-
bache und jedem Strome vor sich geht. Die Arbeit liefert den Beleg für den Ur-
sprung des Kali's in den Flüssen und für die Ursache, durch welche es dahin ge-
langt. Die Zersetzung, welcher der Feldspath unter reinem Wasser unterliegt, wird
befördert, wenn dem Wasser Kohlensäure oder Kalk beigefügt wird; sie wird aber
beeinträchtigt durch Kochsalz. Es dürfte deshalb anzunehmen sein, dass der Zer-
setzungsprozess unter dem Meerwasser nicht in dem Grade stattfindet, wie auf dem
Festlande unter den süssen Gewässern. Auch die Gegenwart von kohlensaurem
Eisenoxydul hat der Auflösung von Kalk entgegengewirkt. Bemerkenswerth ist
noch, dass der durch Zerreibnng entstehende Gesteinsschlamm viel Aehnlichkeit
mit manchen Schieferthonen hat, wesshalb es nicht unwahrscheinlich ist, dass diese
nicht einer Verwitterung, sondern dem mechanischen Vorgange der Zerreibung von
Silikatgesteinen unter Wasser ihre Entstehung verdanken.
Das Kapitel „Chemische und physische Eigenschaften des Bodens"
beginnt mit der Untersuchung von E. Peters über das Verhalten der Phosphor-
säure im Boden. Aus derselben geht zunächst hervor, dass die Phosphorsäure
des Bodens meist an Eisenoxyd gebunden ist und dass die im unauflöslichen Zu-
stande in den Boden gebrachte Phosphorsäure sehr bald von diesen nur ausnahms-
weise fehlenden Oxyden gebunden und deshalb in einen schwerlöslichen Zustand
versetzt wird. Dennoch ist das Aufschliessen der unlöslichen natürlichen Phosphate
nicht gleichgiltig für die Vegetation der Kulturgewächse, denn erst durch diese
44 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens.
Behandlung wird eine gleichmässigere und tiefergehende Yertheilung der Phosphor-
säure im Boden ermöglicht. Die Wiederauflösung der absorbirten Phosphorsäure
erfolgt durch die Bodenfeuchtigkeit, da die Phosphate an sich in kohlensäurehal-
tigem, in geringem Grade sogar in reinem Wasser löslich sind. Dieselbe wird
unterstützt durch manche neutrale Salze — wofür schon ältere Belege vorhanden
sind — insbesondere aber auch durch den chemischen Einfluss der bei der Ver-
witterung der Gesteinstrümmer hervorgehenden kohlensauren und kieselsauren Al-
kalien. Die Auflösung« wird ferner durch die Pflanzen selbst, durch Vermittlung
ihrer Wurzelausscheidungen bewirkt. Eine wichtige Rolle in dieser Richtung spielen
ferner im Boden vor sich gehende Reduktionsprozesse, bei welchen durch den Ein-
fluss von verwesendem Humus phosphorsaures Eisenoxydul und lösend wirkende
Humussäuren gebildet werden. Man kann daher die Wirhung der phosphathaltigen
Dünger unterstützen, wenn man dem Boden gleichzeitig humusbildende Substanzen
zuführt und andrerseits durch fleissige Pflugarbeit und Bodenlüftung für die Ver-
witterung der Bodensilikate Sorge trägt. — Schumachers Arbeit über das Ver-
halten der Pflanzennährstoffe im Erdboden hebt die bei den letztjährigen Unter-
suchungen über diesen Gegenstand sehr vernachlässigte physikalische Absorptions-
erscheinung — auf welche in diesem Jahresbericht wiederholt hingewiesen ist —
wieder mehr hervor. Schumacher schreibt dem Humus die Hauptwirkung bei
der Absorption zu , wogegen sich nach früheren Untersuchungen gegründete Be-
denken erheben lassen. Der Assimilation durch die Pflanzen sind die physikalisch
absorbirten Pflanzennährstoffe im Boden nicht völlig entzogen, dagegen können die
Pflanzen von den chemisch gebundenen nur nach vorheriger Wiederauflösung Nutzen
ziehen. — Salonion prüfte das Verhalten von Erden zu einer ammoniakalischen
Lösung von salpetersaurem Kalk. Knop hat bekanntlich eine solche Prüfung der
Erden bei Ausführung von Bodenuntersuchungen zu dem Zweck empfohlen, um
sowohl über die Menge, als auch über gewisse Eigenschaften der Humussubstanz
Aufschluss zu bekommen und in der Voraussetzung, dass fast aller Kalk, der bei
dieser Operation absorbirt wird, von der Humussubstanz des Bodens gebunden
werde. Diese Voraussetzung hat sich bei Salomon's Arbeit nicht bestätigt, es
geht vielmehr aus derselben hervor, dass die Eigenschaft, Kalk aus solcher Lösung
zu absorbiren, dem Humus nicht allein zukommt, sondern auch dem Thone , den
Hydraten des Eisenuxyds, der Thonerde und der Kieselerde; es zeigt sich ferner
bei derselben, dass die Absorptionsfähigkeit der Erden — dieser Lösung gegen-
über — nicht vom Humus, auch* nicht vom Kalkgohalte der Erde abhängig zu sein
scheint. — Wilhelm hat seine früheren Untersuchungen über Wasserverdunstung
aus dem Erdboden und über den Einfluss der Kulturpflanzen darauf fortgesetzt
und ist dabei zur Bestätigung der Thatsachen gelangt, dass dem Boden durch die
Vegetation von tiefwurzelnden Pflanzen soviel Wasser entzogen wird, dass dadurch
unter ungünstigen Umständen das Gedeihen der Nachfrucht gefährdet sein kann.
Dabei stellte sieh ferner heraus , dass der Einfluss des Grundwassers von wesent-
lichem Belang ist. — Breit enlohner lieferte über denselben Gegenstand eine
Arbeit und zwar in Bezug auf Löss- (VLehm), Basalt- und Plänerboden und kam
dabei zu demselben Resultat ; er zeigte aber gleichzeitig, dass Bestellungsweise und
-Zeit nicht ohne Einfluss auf die Verdunstung der Bodenfeuchtigkeit sind. Mit
dieser Arbeit verband B reiten. ohner eine physikalische Untersuchung derselben
Böden, aus welcher sich ergab, dass die wasserhaltcnde Kraft, sowie die Fähigkeit,
das Wasser zurückzuhalten, beim Basaltboden am grössten ist, gegenüber dorn
Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 45
Löss- und Pl&nerboden. Bezüglich der Fähigkeit, Wasser durchsickern zu lassen,
zeigte der Plänerboden die Eigentümlichkeit, dass die in gleichen Zeiträumen durch-
sickernde Wassennenge mit der Dauer des Versuchs allmählich zunahm. — Grouven
stellte die Analysen von 24 Bodenarten, die S t o h m a n n, B re t s c h n e i d er, Re i m a n n,
Bittner, Becker und Lohse lieferten, zusammen. Die Böden gehören zum grössten
Theile dem Alluvium und Diluvium an, nur 3 sind Verwitterungsböden des Buntsand-
steins, des Rothliegenden und des Syenit's. Bei den Analysen lässt sich weder zwischen
dem Gehalt an Humus und dem an Stickstoff, noch zwischen der Menge der in
Wasser löslichen und der der in Säure löslichen Mineralstoffe eine engere Bezie-
hung erkennen. Unter den Böden , die arm an in Säure löslichen Mineralstoffen
sind, sind die meisten reich an in Wasser löslichen Bestandtheilen. — H ana-
mann führte Analysen der Böden von Lobositz aus, die in geognostischer Bezie-
hung dem Pläner, dem Basalt, dem Löss (?) und dem Alluvium angehören. —
Ueber die Erschöpfung des Bodens durch Hopfenbau stellte Hoffmann Ermitte-
lungen an, wonach der Hopfen den Boden hinsichtlich des Kali's in bedeutendem,
hinsichtlich der Phosphorsäure in geringerem Grade in Anspruch nimmt. — Diet-
rich untersuchte die Rückstände eines Lupinenfeldes und schätzte darnach die
Bereicherung, welche die Ackerkrume auf Kosten des Untergrundes dnrch den Lu-
pinenbau erfährt. — Schliesslich theilten wir Arbeiten mit, welche die Zusammen-
setzung von Gesteinen betreffen, nämlich eine Untersuchung eines grauschwarzen
Liasschiefers von R. Kemper, die Kalibestimmung eines glaukonitischen Kalkes
von Würzburg durch K. Haushofe r, eine Analyse eines zu den Feldspathen ge-
hörenden Gesteins der Schweiz von R. v. Fellenberg und endlich die Analyse
eines erdigen Cölestin's von Krocker, der merkwürdiger Weise seit längerer Zeit
als Mergel in der Landwirthschaft Verwendung gefunden hat
Literatur.
Der Steinschutt und der Erdboden nach Bildung, Bestand, Eigenschaften, Verände-
rungen und Verhalten zum Pflanzenleben für Land- und Forstwirthe , von
Dr. Ferd. Senft. Berlin, 1S67, bei J. Springer.
Der Kreislauf des Stoffes, Lehrbuch der Agrikulturchemie, von Dr. Wilhelm
Knop. Leipzig, H. Haessel.
Die Erschöpfung des Kulturbodens durch die Ausfuhr aus der Wirthschaft und der
Ersatz durch Mergel, käufliche Beifutterstoffe und käufliche Ersatz-Düng-
stoffe, Vorträge von 0. Köhnke. Mehlbye-Kappeln, bei W. G. Heide.
Bodenkunde und Geologie. Eine kritische Grundlegung der Bodenkunde, als Send-
schreiben an Herrn F. A. Fallou, von Dr. Martin Wilckens. Berlin,
bei E. H. Schröder.
Die Luft.
(Meteorologie.)
Referent : Th. Dietrich.
Einfluss lieber den Einfluss der künstlichen Beleuchtung auf die
der Luftqualität in Wohnungsräumen hat Branislaw Zoch Beob-
Beieuchtung acntungen angestellt.*) — Der Verfasser führte eine Reihe von Bestim-
auf die Luft- mungen des Kohlensäure-Zuwachses aus, welchen die Luft eines natürlich
quaiität. ventilirten Raumes von bekanntem Luftcubus und bei Ausschluss aller
sonstigen Kohlensäure-Quellen durch Gas-, Petroleum- und Rüböl-Beleuch-
tung erfährt und zwar unter Berücksichtigung des Verbrauchs an Leucht-
material, Brenndauer und Lichtintensität. Das Zimmer hatte einen Luft-
cubus von 72 Kubikmeter, 2 grosse Spitzbogenfenster, 1 Thür, 2 Wände
frei, 1 Wand nach dem Korridor. Baumaterial : guter trockener Sandstein.
Das Zimmer wurde nicht oder nur momentan betreten.
Der durchnittliche Verbrauch an Brennmaterial war folgender:
In der Stunde Bei einer Lichtstärke von
Kohlengas, guter Qualität . . 5 Cb.-Fuss 10,5 Normalflammen.**)
Petroleum, von 0,805 spez. Gew. 15,3 Grm. 3,5 „
ßüböl 30,5 „ 4,5
Die Resultate sind aus der auf S. 47 befindlichen Tabelle ersichtlich.
Das mehrsündige Brennen einer einzigen massigen Gasflamme in
einem Wohnräume mittlerer Grösse steigerte hiernach den Kohlensäure-
gehalt der Luft bis nahezu auf 3 Prom., sonach bis zu einer Höhe, wie
sie Pettenkofer und Oertel nur in Hospitälern, Kasernen und Gefangen-
häusern beobachteten. Schon nach 48 Minuten langem Brennen war der
Kohlensäuregehalt der Luft doppelt so gross, als vor dem Anzünden der
Gasflamme. — Bei der Petroleumflamme war die Kohlensäurezunahme be-
trächtlich geringer, doch war deren Lichtstärke auch nur V» von dem der
Gasflamme. — Dem Petroleum gegenüber liefert die Oelbeleuchtung, trotz
grösserer Lichtstärke der Flamme und trotz des grösseren Verbrauchs an
*) Zeitschrift für Biologie. 1867. S. 117.
**) Münchener Stearinkerzen, von denen 4 auf's Pfund gehen.
Die Luft.
47
Ver-
Kohlensäure der Luft
Zunahme
Brenn-
dauer.
brauch
an
pro mille
der
Beleuchtungsart.
Vor |
Nach
Kohlen-
Material.
der Verbrennung.
säure.
St. Min.
Kubikfuss.
1) Gasbeleuchtung.
— 47
4
0,553
1,447
0,894
Lichtstärke = 10,5 Normalflm.
— 47
— 48
4
4
0,655
0,543
1,466
1,405
0,811
0,862
a) Bei geschlossenen
- 48
4
0,560
1,443
0,883
Doppelfenstern.
- 48
4
0,555
1,395
0,840
— 49
4
0,736
1,570
0,834 l)
1 40
8
0,334
2,249
1,9152)
1 55
8
0,512
2,343
1,831
1 56
8
0,636
2,315
1,679
4 —
20
0,647
2,954
2,307
b) Bei einfachen
— 48
4
0,643
1,496
0,853
Fenstern.
- 48
— 49
4
4
0,625
0,624
1,432
1,372
0,807
0,74S3)
- 52
4
0,818
1,684
0,866
1 43
8
0,798
2,417
1,619
1 45
8
0,391
2,043
1,652*)
1 46
8
0,534
2,216
1,682 5)
1 30
12
0,487
2,389
1,842
2 32
12
0,685
2,569
1,884
4 —
20
Gramm.
0,642
2,906
2,264
2) Petroleumbeleuchtung.
1 —
15,25
0,593
1,072
0,479
Lichtstärke = 3,5 Normalflm.
1 —
15,25
0,550
0,975
0,425
Einfache Petroleumlampe mit
flachem Brenner.
2 —
2 —
30,50
30,50
0,786
0,675
1,438
1,440
0,652
0,765
3 —
45,70
0,606
1,441
0,865
4 —
61,20
0,697
1,577
0,880
3) Eübölbeleuchtung.
1 —
27
0,908 6)
1,244
0,336
Lichtstärke = 4,5 Normalflm.
2 —
61
0,513
1,162
0,649
Moderateurlampe mit Argand-
brenner.
3 —
4 —
84
118
0,623
0,769
1,367
1,537
0,744
0,768
Brennmaterial, die niedrigsten Zahlen für die Kohlensäure. Nach 4 stün-
digem Brennen enthielt die Luft fast nur Vz soviel Kohlensäure, .wie beim
4 stündigen Brennen der Gasflamme. Wir erkaufen daher das kräftigere
und reinere Licht, sowie die bequemere Handhabung bei der Gasbeleuchtung
mit einer bedeutenderen Luftverschlechterung. — Bei gleicher Brenndauer
der einzelnen Leuchtmaterialien bleibt die K^hlensäurezunahme bei den
verschiedenen Versuchen annähernd gleich. Bei längerer Brenndauer wächst
die Kohlensäure nicht im geraden Verhältniss, da sich, mit der Länge der
') Im Zimmer war vorher gearbeitet worden.
2) Nachts vorher stark geregnet
3) Sehr windig.
*) Regenwetter.
5) Starker Wind.
6) Vorher mehrere Personen viel verweilt.
48
Die Luft.
Ozon,
Bestand-
theil der
atmosphä-
rischen
Luft.
Brenndauer um so mehr der Einfluss des durch die natürliche Ventilation
bewirkte Luftwechsel geltend macht. — Der Verfasser berechnete, um die
Zahlen unter sich vergleichbar zu machen, die Kohlensäure - Zunahme bei
den 3 Beleuchtungsarten auf den Kauui von 100 Cb.-Mtr. und auf eine
Lichtstärke von 10 Normalflammen, bei 1-, 2-, 3- und 4 stündiger Brenn-
dauer.
Kohlensäur e - Zunahme pro mille.
Brenndauer.
1 Stunde
2 Stunden
3 Stunden
4 Stunden
Für Petroleum.
0,929
1,456
1,779
1,811
Für
Leuchtgas.
0,708
1,342
1,513
1,562
Für Rüböl.
0,537
1,038
1,190
1,229
Bei gleicher Lichtstärke entwickelt das Petroleum mehr Kohlensäure
als Gas, dies mehr als Rüböl. Wenn sich bei Petroleum die Zunahme der
Kohlensäure bis 1,779 Proin. steigerte, bemerkte der Verfasser, dass die
Luft unangenehm und unbehaglich wurde, eine Erscheinung, die bei glei-
cher Brenndauer des Leuchtgases weniger und bei Oelbeleuchtung gar
nicht bemerkbar war. Die Unbehaglichkeit wird jedenfalls nicht von der
Kohlensäure allein, sondern auch von beigemischten Produkten der unvoll-
kommenen Verbrennung herrühren. — Die Zahlen machen ferner anschau-
lich, dass für alle 3 Beleuchtungsarten die Kohlensäure - Zunahme nach
3 stündiger Brenndauer nahezu ein Maximum wird — bei dem hier gege-
benen Grad der Ventilation.
Der Verfasser bemerkt, dass die Versuche die Vorzüge der guten Oelbeleuch-
tung ausser Zweifel setzen , welche die Luft am wenigsten mit fremdartigen Bei-
mischungen beladet. Dass sich die Petroleumbeleuchtung in letzterer Beziehung
am ungünstigsten stellt, hat nur eine beschränkte praktische Bedeutung, da diese
Art von Beleuchtung nur selten durch Brennvorrichtungen erzielt wird, die eine
sehr intensive Lichtstärke und einen bedeutenden Verbrauch von Leuchtmaterial
bedingen. Anders verhält es sich mit der Gasbeleuchtung, die in öffentlichen Lo-
kalen in bedeutender Ausdehnung und Intensität zur Anwendung kommt.
Für die beständige Anwesenheit des Ozon's in der atmo-
sphärischen Luft und für die Zulässigkeit des Jodkalium-
Stärke-Papiers als Erkennungsmittel dafür hat C. F. Schön-
bein neuerdings abermals eine Beweisführung gebracht.*) — Der Um-
stand, dass das mit Jodkalium und Stärkemehl behaftete Papier nicht
bloss durch ozonisirten Sauerstoff, sondern auch noch durch andere luftige
Agentien gebläut wird, durch die Dämpfe der Untersalpetersäure, des
Chlors und des Brom's, ist Ursache gewesen, dass das Vorhandensein des
Ozon's in der atmosphärischen Luft bezweifelt oder geleugnet wurde. —
Die Untersalpetersäure anlangend, so ist deren Entstehung bei den in der
*) Zeitschrift für Biologie. 1867. S. 101.
Die Luft. 49
Atmosphäre stattfindenden elektrischen Entladungen keinem Zweifel unter-
legen. Wie klein ihre Menge im Verhältniss zur Grösse des Luftmeeres
immerhin sein mag, sie müsste aber — im freien Zustande — das Jod-
kalium-Stärkekleister-Papier ebenso gut bläuen, wie das ebenfalls spär-
lich entstehende Ozon, denn direkte Versuche lehrten Schönbein, dass
nur äusserst geringe Mengen von Untersalpetersäure dem Wasser beige-
fügt zu werden brauchen, damit letzteres schon für sich allein den Jod-
kalium-Stärkekleister merklich stark bläue. Dennoch ist es dem Ver-
fasser bei seinen zahlreich ausgeführten Untersuchungen von Kegenwasser,
insbesondere bei Gewitterregen nie vorgekommen , dass ein solches für sich
allein das besagte Kleisterpapier gebläut oder Lackmuspapier geröthet
hätte. Bei dem gleichzeitigen Vorkommen von Ammoniak setzt sich Unter-
salpetersäure mit diesem in Nitrit und Nitrat um und kann deshalb keine
freie Untersalpetersäure in der Luft enthalten sein, höchstens in Fällen
ausserordentlich heftiger und häufiger Entladungen und bei Mangel von
Ammoniak in der Luft. — Der Verfasser verweist ferner auf das Verhalten
von Thalliumoxydul gegen ozonisirten Sauerstoff. Der gewöhnliche Sauer-
stoff vermag das Thalliumoxydul nicht in Oxyd überzuführen, ebenso wenig
die Untersalpetersäure ; das Ozon dagegen oxydirt dasselbe, woher es kommt,
dass mit Thalliumoxydul-Lösung getränktes Papier in künstlich ozonisirter
Luft sich bräunt. In Betracht dieser Thatsachen und in Betracht, dass
das mit Thalliumoxydul behaftete Papier der Einwirkung freiströmender
Luft ausgesetzt bald rascher, bald langsamer sich bräunt, ist es gerecht-
fertigt, diese letztere Wirkung einem Ozongehalte der atmosphärischen
Luft zuzuschreiben. Dass diese Bräunung wirklich das Kesultat der Oxy-
dation (und nicht etwa durch Bildung von Schwefelthallium veranlasst)
ist, geht aus den Eigenschaften des gebräunten Papieres hervor, das in
der That diejenigen Keactionen deutlich zeigt, welche das Thalliumoxyd
charakterisiren (Verhalten gegen Guajaktinktur, gegen Wasserstoffsuper-
oxyd). — Da nun die besagte Bräunung des Thalliumoxydul-Papiers völlig
gleichen Schritt hält mit der Färbung des gleichzeitig der Einwirkung der
freien Luft ausgesetzten Jodkalium-Stärke-Papiers, so muss die Veranlas-
sung zu beiden Erscheinungen ein und dasselbe in der Luft vorhandene
chemische Agens sein; das Bläuen des Jodkalium -Stärkepapiers muss so
gut eine Wirkung des Ozon's sein, wie das Bräunen des Thalliumoxydul-
Papiers. — Als mögliche Ursachen der gedachten Wirkungen könnten nur
noch Chlor und Brom in Betracht kommen. Abgesehen davon, dass sich
nicht einsehen lässt, wie freies Chlor und Brom, welche Körper auf der
Erde niemals anders, als im gebundenen Zustande angetroffen werden,
in die atmosphärische Luft gelangen sollten, so liegt keine einzige
Thatsache vor, die nur entfernt auf die Anwesenheit der genannten Ma-
terien in der Atmosphäre hindeutete. Es wird auch Niemanden geben,
der die in der freien Luft erfolgende Färbung der besprochenen Reagens-
papiere als Beweis dafür geltend zu machen suchte, dass freies Chlor oder
Jahresbericht X. 4
50
Die Luft.
Brom einen regelmässigen Bestandteil der Atmosphäre bilde. Wüsste
man noch nichts von Ozon, man würde diese Färbungen jener Papiere
(diese Oxydationswirkungen) viel eher einem noch unbekannten Sauerstoff-
haltigen Agens, als freiem Chlor oder Brom zuschreiben.
ueber die Ueber die Identität des Körpers in der Atmosphäre, wel-
identitat cjier Jodkalium zersetzt, mit dem Ozon: von Th. Andrews.*) —
des ' 7 '
jodkaiium Der Verfasser zeigte schon vor 10 Jahren, dass das Ozon, das elektroly-
zersetzen- tische wie das durch Wirkung eines elektrischen Büschels auf Sauerstoff
der Luft" erna^ene) bei ernei' Temperatur von 237° C. rasch zersetzt wird. — Ver-
mit Ozon, mittels eines eigens konstruirten Apparates , in welchem ein Strom at-
mosphärischer Luft in einem Ballon von 5 Ltr. Inhalt bis zu 260° C. er-
hitzt werden konnte, zeigte nun der Verfasser, dass Luft, welche mit einer
Geschwindigkeit von 3 Ltr. pr. Minute diesen Apparat durchströmte, Jod-
kalium-Stärkepapier binnen 2 — 3 Minuten bläute, so lange man den Ap-
parat nicht erhitzt hatte; so wie aber die Luft im Ballon auf die Tempe-
ratur von 260° g-ebracht worden war, fand nicht die geringste Wirkung
auf das Papier statt, wie lange der Strom auch nnterhalten werden mochte.
Genau ebenso verhielt sich eine künstlich ozonisirte Atmosphäre. Da-
gegen blieb sich eine mit kleinen Mengen von Chlor oder salpetersauren
Dämpfen vermischte Luft in ihrer Wirkung auf das Jodkalium - Stärke-
papier völlig gleich, mochte diese Luft erhitzt worden sein oder nicht.
Der Verfasser schliesst hieraus, dass der das Jodkalium zersetzende Körper
in der Atmosphäre identisch ist mit dem Ozon.
Ozon-
bildung
bei der
Verbren-
nung.
Pinkus theilt eine Beobachtung mit,**) nach welcher sich bei der
Verbrennung von Wasserstoffgas in der atmosphärischen
Luft Ozon bildet. — Wenn man Wasserstoff aus einer feinen Metallspitze
ausströmend mit einer möglichst kleinen, etwa linsengrossen Flamme ver-
brennen lässt und über die Flamme einige Sekunden lang ein kaltes und
trockenes Glas stülpt, so riecht der Inhalt des letzteren so stark nach
Ozon, wie das Innere einer so eben entladenen Leydener Flasche. Bei
der sorgfältigsten Peinigung und Trocknung des Wasserstoffgases tritt der
Ozongeruch in verstärktem Grade auf, so dass fremde Beimischungen im
Gase, (Phosphor, Chlor etc.) den Geruch nicht veranlassen können. Das-
selbe Phänomen zeigt sich bei der Verbrennung von Wasserstoffgas in
reinem Sauerstoffe, welcher Umstand verbürgt, dass der Stickstoff bei der
Erzeugung des Geruches keine Bolle spielt und nicht etwa gebildete freie
salpetrige Säure von dem Geruchsorgane mit Ozon verwechselt wird. Der
Verfasser hat auch mitunter beim Brennen einer gewöhnlichen Spiritus-
lampe, ja sogar beim Brennen einer Stearinkerze und einer Oellampe mit
*) Poggendorff's Annalen der Physik u. Chemie. B. 131. S. 659.
**) Die landw. Versuchs-Stationen. 1867. S. 473.
Die Luft. 51
Argandbrenner den Ozongeruch wahrgenommen. — Der Verfasser knüpft
hieran folgende Fragen: Begleitet vielleicht eine Ozonbildung jeden lang-
samen Verbrennungsprozess ähnlich wie beim Phosphor, wie überhaupt
jeden Oxydationsprozess in Folge der dabei stattfindenden elektrischen Aus-
gleichung der sich verbindenden Stoffe? Findet vielleicht in Folge der
vorangehenden Ozonisirung des Sauerstoffs unter dem Einfluss der Wärme
eine Oxydation des Stickstoffs statt?
J. L. Soret stellte Untersuchungen über die Dichtigkeit Dichtigkeit
desOzon's an*) und kam — nach einem hier nicht näher zu erörtern- es
' Ozons.
den Verfahren — zu dem Eesultat, dass das Ozon ein specif. Gewicht
von 1,658 besitzt, dass die Dichtigkeit des durch Electrolyse dargestellten
Ozon's daher anderthalbmal so gross als die des gewöhnlichen Sauerstoffs ist.
H. Möhl und Th. Dietrich stellten Beobachtungen über den Relativer
relativen Ozongehalt der Luft mittels ein und desselben Jod- Ozongehait
kalium- Stärkekleister -Papiers (Schönbein's Ozonometer) und unter sonst Städten und
gleichen Verhältnissen an. Erstem* führte dieselben in der unreinen, auf dem
namentlich mit Braunkohlenrauch reichlich geschwängerten Luft der Lande-
Stadt Kassel, letzterer in der reinen Landluft von Altmorschen aus.
Die Eesultate der Beobachtungen sind aus der Zusammenstellung der mo-
natlichen und jährlichen Mittel leicht ersichtlich. Die Zahlen sind Grade
der Schönbein'schen Skala.
Stadt.
Land.
1866. März .
. . 2,5
8,2
April
. . 2,2
6,6
2,8
6,7
Juni
. . 2,2
6,1
Juli
. . . 4,3
6,8
August .
. . 2,9
6,1
September
. . 1,0
6,6
October.
. . 0,37
5,8
November
. . 3,0
8,0
Dezember
. . 1,9
6,6
1867. Januar . .
. . 1,9
7,4
Februar
. . 3.3
. . 3,0
7,6
März
7,3
April
. . 4,0
7,1
. . 3,8
7,2
Jahresmittel 1866/67
2,3
6,9
Hiernach zeigt sich eine bedeutende Differenz in dem relativen Ozongehalt der
Stadt- und Landluft; erstere enthält nur ein Drittel soviel Ozon als die Landluft,
*) Comptea rendus. Bd. 64. S. 904.
**) Originalmittheilung.
52 Die Luft.
und dieser relativ bedeutend geringere Gehalt der Stadtluft deutet auf einen raschen
Verbrauch des zugeführten Ozons durch gas- oder dampfförmige, übelriechende
Fäulnissprodukte hin, für welche grössere Städte noch immer ein ewig thätiger
Heerd sind.
Natur der Ueber die Zusammensetzung der Gase des Vulkans auf
des vaikans Santorin bericntete Janssen*) auf Grund seiner spectral- analytischen
anf Untersuchungen unter Anderen Folgendes: — Die Flammen des Vulkans
santorin. enthalten Natrium und, wie es scheint, in relativ grosser Menge, denn
dasselbe war bei jeder Gelegenheit nachweisbar. Als Basis der brenn-
baren Gase erkannte der Verfasser Wasserstoff, eine Beobachtung, welche
die von Bunsen, Saint Claire-Deville, Leblanc und Fouqu£
gefundenen Resultate über die Gegenwart dieses Gases unter den gasigen
Auswürfen der vulkanischen Krater bestätigt und erweitert. Der Verfasser
berichtet ferner, dass seine Beobachtungen ihm die Gegenwart von Kupfer,
Chlor und Kohle anzuzeigen schienen.
Gang der Ueber den Gang der mittleren Temperatur in Europa von
TrapeVa'tur H> W- Dove**)- _ Die niedrigste Jahreswärme in Europa fällt nach den
in Europa. Ermittelungen des Verfassers in die erste Hälfte des Januars. Ferner fällt
in diesen Monat eine zweite Kälteperiode, die, obgleich veränderlich, dies
doch nicht innerhalb weiterer Grenzen ist. Ueber die Kältetage des Mai's,
die sogenannten „gestrengen Herren", hat sich der Verfasser früher in
einer besonderen Schrift ausgesprochen.***) Eine zweite in den Monat Juni
fallende Einbiegung der Wärmekurve, welche sich für das mittlere Europa
sehr deutlich zeigt, entsteht dadurch, dass, — nachdem das Festland sich
bei zunehmender Mittagshöhe der Sonne im Mai stärker erwärmt hat, als
der atlantische Ocean — die Luft, welche auf diesem ruht, nun als NW.
in die aufgelockerte des Kontinents einbricht, und eine eben dann be-
ginnende Regenzeit veranlasst. Der in den Juli fallenden höchsten Wärme
folgt in der Regel im August ein zweites relatives Maximum. Im An-
fang September zeigt sich Wärmeabnahme, die sich mit der Verkürzung
der Tageslänge beschleunigt. Im November oder Dezember tritt ein Vor-
winter ein, dem Mitte December eine Milderung der Kälte folgt und erst
Ende Dezember wird die Kälte intensiver. Die Rückgänge des Steigens
der Temperatur in der ersten Hälfte des Jahres und die des Fallens in
der zweiten Hälfte treten nicht regelmässig zu derselben Zeit der ver-
schiedenen Jahrgänge ein, so dass diese Unregelmässigkeiten in dem Mittel
vieler Jahresbeobachtungen nicht mehr erkennbar sind. Der Verfasser
sieht darin einen Beweis dafür, dass diese Unregelmässigkeiten nicht kos-
mischen, sondern tellurischen Ursprungs sind.
*) Comptes rendus. Bd. 64. S. 1303.
**) Landw. Ccntralbl. f. D. 1867. I. 19. Auszug aus den geoer. Jahrb. von
C Behm. 1866. 1. B.
***) Die Jahreszeiten in ihrer klimatischen und thermischen Begrenzung. Braun-
schweig 1859. — Siehe auch Jahresbericht 1859/60. S. 70.
Die Luft. 53
Ueber die Vertheilung der Wärme im Erdboden und ihre
Schwankungen, von A. C. Becquerel.*) — Der Verfasser stellte mit-
tels electrischer Thermometer drei Jahre hindurch Beobachtungen über
den Gang der Wärme an, den dieselbe in verschiedenen Tiefen des Erd-
bodens nimmt. Die Beobachtungen erstreckten sich auf Tiefen von 1 Meter-
unter der Erdoberfläche an bis zu 36 Mtr., die eine von der anderen mit
5 Mtr. Abstand, und wurden im Jardin des Plantes ausgeführt.
Die nachfolgenden Tabellen (siehe S. 54) enthalten die wesentlichen
Resultate dieser Beobachtungen.
Bei 1 Mtr. Tiefe ist hiernach die Wärme im Mittel der drei Beobach-
tungsjahre um ein wenig geringer als die Wärme der Luft, welche sich
1,33 Mtr. über der Erdoberfläche befindet. 5 Mtr. tiefer, bei 6 Mtr. Tiefe
erhebt sich die Temperatur um ca. 1° und die hier herrschende Wärme
erstreckt sich auch bis zu 1 6 Mtr. Tiefe, von wo an sie bis zur Tiefe von
21 Mtr. um 0,3° zunimmt, diese Wärmezunahme dauert schwach fort
bis zu 36 Mtr. Tiefe. Man kann daher annehmen, dass von 6 Mtr. Tiefe
an, oder wahrscheinlich schon oberhalb davon, die Temperatur allmählich
und beständig zunimmt; dort ist sie um 1,78° höher, als bei 1 Mtr.
Tiefe. — Die 2. Tabelle lässt den Gang der Bodenwärme bei den angege-
benen Tiefen während eines Jahres erkennen. Bei drei der 8 Beobach-
tungstiefen, bei den zu 21, 31 und 36 Mtr., hat die Temperatur im Laufe
des Jahres keine Schwankungen erlitten. Was die fünf anderen betrifft,
so waren deren Temperaturen folgenden Schwankungen unterworfen:
1) Ein Meter unterhalb des Bodens erhöht sich die Temperatur all-,
mählich vom Winter bis zum Sommer, so wie in ber Luft; die
Differenz zwischen dem Maximum und Minimum beträgt 6,92°,
während sie bei den Extremen der Luft 18,17° beträgt.
2) Bei 6 Mtr. Tiefe nehmen die Schwankungen einen umgekehrten
Gang, indem das Maximum in den Winter, das Minimum in den
Sommer fällt; die Differenz der Extreme beträgt ca. 1°.
3) Bei 11 Mtr. Tiefe zeigt die Schwankung, welche sich auf 0,3° be-
schränkt, noch an, dass das Maximum im Winter und das Mini-
mum zwischen Frühling und Sommer stattfindet.
4) Bei 16 Mtr. Tiefe ist der Gang der Temperatur wie bei der
Luftwärrae; die Grösse der Schwankung ist 0,25°.
5) Bei 26 Mtr. Tiefe ist dasselbe der Fall ; die Differenz der Extreme
beträgt 0,53°.
Aus dem bemerkenswerthen Ergebnisse, dass die Temperatur in 16
und 26 Mtr. Tiefe an den Schwankungen der Luft Theil nimmt, wenn
auch in viel geringerem Grade, vermuthet der Verfasser, dass die diesen
Tiefen entsprechenden Bodenschichten mit der Luft oberhalb der Erde
durch einsickerndes Regenwasser in Verbindung stehe. Er weisst auf
Grund einer hydrologischen Karte des Seine -Departemente von Delesse
*) Comptes rendus. Bd. 64. S. 382.
54
Die Luft.
Tabelle I.
Jahr.
Luftwärrae
1,33 Mtr.
oberhalb
der Erdober-
fläche.
Unterhalb der Erdoberfläche, Tiefe in Meter.
1
6
11
16
31
36 1 31
36
1864
1865
1866
10,83
11,41
10,83
10,47
10,52
10,93
12,00
11,34
11,78
12,13
11,52
11,62
12,03
11,65
11,62
12,09 i 12,30
12,01 12,32
(22)
11,90 j 12,36
(31)
12,33
12,28
12,30
12,45
12,42
12,40
Mittel
der 3 J.
Natur d
10,76
es Terrain6.
10,64
Sandige
und
11,76*) 11,76
Erde, angehäuft
aufgeschüttet.
11,78
Grüner
chlorithal-
tiger Mer-
gel u. Kalk.
12,05*)
Kalk.
12,27*) 1 12,30 1 12,42
Sandiger Thon.
Tabelle II.**)
Tiefe. Jahreszeit. 1864. 1865. 1866
1 Mtr.
Winter
Frühling
Sommer
Herbst
Mittel
6 Mtr.
Winter
Frühling
Sommer
Herbst
6,84
8,19
14,20
12,64
6,27
7,58
14,58
13,65
10,47 10,52
12,64
11,21
11,53
12,62
12,02
10,44
11,11
12,34
8,16
8,29
13,88
13,34
10,92
Mittel.
7,07 Minimum.
8,02
14,22 Maximum.
13,21
10,64
12,22
12,09
11,01
12,46
12,29 Maximum.
11,25
11,22 Minimum.
1 2,27
Mittel
11 Mtr
I Wii
j Frü
inter
rühling
ommer
Herbst
12.00 I 11,50 11,94
12,30
12,06
12,08
12,04
12,82
11,30
11,43
11,58
11,66
11,45
11,68
11,73
11,76
11,93 Maximum.
11,60 Minimum.
11,73
11,78
Mittel
16 Mtr.
Winter
Frühling
Sommer
Herbst
Mittel
26 Mtr.
Winter
Frühling
Sommer
Herbst
12,12 I 11,53 ! 11,63
11,96
12,00
12,33
12,02
11,67
11,67
11,70
11,60
11,42
11.55
11,77
11,77
11,76
11,68 Minimum.
11,74
11,93 Maximum.
11,79
12,08 | 11,66 | 11,63 | 11,78
12,00 Minimum.
12,26
12,53 Maximum.
12,25
Mittel ... | 12,29 | 12,22 j 12,31 | 12,27
*) Bei 6, 21 und 26 Meter ist das im Original angegebene Mittel nicht das
arithmetische der zugehörigen 4 Zahlen; es muss aber dahin gestellt bleiben, ob
eine von diesen oder das Mittel falsch angegeben ist.
**) Auch in dieser Tabelle stehen nicht überall die Mittel mit den zugehörigen
Zahlen im Einklang.
Die tiiift. 55
auch nach, dass wirklich in diesen Tiefen sich Wasserbehälter vorfinden. -
Der Verfasser ist aus dem Umstände, dass die Temperatur von 31 auf
36 Mtr. Bodentiefe um 0,12° steigt und bei jeder dieser Tiefen während
der drei Beobachtungsjahre konstant geblieben ist, zu schliessen geneigt,
dass auf je 41 Mtr. und nicht auf je 30 Meter, wie man im Allgemeinen
annimmt, 1° Temperaturzunahme zu rechnen sei.
Quellentemperatur zu Eostock, von Fr. Schulze.*) — Der Queiien-
Verfasser hat ein Jahr lang über die Temperatur des Wassers eines Brun- temP»ratur
nens, der 8 Meter unter der Oberfläche des Erdbodens gelegen ist, Beob- Rostock,
achtungen angestellt, welche für das verlangsamte Eindringen der Luft-
temperatur von der Oberfläche des Bodens in dessen tiefere Schichten und
für die Verminderung der Temperaturunterschiede mit zunehmender Tiefe
Belege liefern. Der Brunnen ist sorgfältig vor von oben einsickerndem
Wasser geschützt, so dass die Temperatur des Wassers von derjenigen
höherer Erdschichten nicht unmittelbar beeinflusst wird. -- Die beobach-
teten Temperaturen sind folgende:
Datum der Beobachtung. ° Cels.
10. Juli 1866 9,25
10. August , 9,65
10. September , 10,05
10. Oktober „ 10,30
10. November „ 10,45
10. Dezember „ 10,33
Das Jahres - Mittel der Temperatur des Brunnenwassers ist hiernach
9,563° C. oder 7,65° R. Die Extreme fallen, abweichend von der Luft-
temperatur, das Minimum in den Mai, das Maximum in den November;
sie weisen eine Differenz von nur 1,52° C. auf. Die niedrigste Temperatur
war 4 Monate nach der Zeit, wo die niedrigste Lufttemperatur durch-
schnittlich obwaltet, die höchste Temperatur um ebenso viel nach der mitt-
leren Zeit der höchsten Sommerwärme eingetreten. — Die mittlere Jahres-
temperatur des Brunnenwassers ist höher, als die mittlere Lufttemperatur
(diese letztere ist nach Dove nach 18jähr. Beob. = 6,73° R. D. Ref.),
welche Erscheinung der Verfasser aus dem Umstände zu erklären sucht,
dass während der kalten Wintermonate der Boden mit Schnee bedeckt zu
liegen pflegt, der das Eindringen der Kälte hemmt, und dieses Hemmniss
in der wärmeren Jahreszeit wegfällt.
Diese Beobachtung ist vollständig übereinstimmend mit der im vorigen Artikel
erwähnten von Becquerel gemachten, welcher zwischen der Lufttemperatur und
der Wärme der 6 Meter unter der Erdobei fläche befindlichen Bodenschicht eine
Differenz von 1 ° fand, um welche die Bodenwärme im jährlichen Mittel höher war.
*) Laudwirthschaftl. Annalen d. meklenburg. patr. V. 1867. S. I .
um der Beobachtung.
° Cels.
10. Januar 1866
9,45
10. Februar „
9,15
10. März „
9,10
10. April
8,95
10. Mai „
S,93
10. Juni „
9,15
56
Die Luft.
Luft- Ueber die Temperatur der Luft und die Eegenmengen
temundatUr ausserüalb des Waldes und innerhalb desselben sind im An-
Regen- schluss an ihre früheren einschlägigen Untersuchungen*) von A. C. Bec-
mengen querel und E. Becquerel**) an 5 Stationen des Arrondissement
innerhalb jfontargis vom Herbst 1865 bis Ende Sommer 1866 Beobachtungen an-
aueserhaib gestellt worden, deren Ergebnisse in Folgendem enthalten sind.
des Waldes.
Jährliches Mittel der Wärme
Station. , *
innerhalb des Waldes. ausserhalb des Waldes.
Chätillon-sur-Loing***) 11,63 | 11,47 |
La Salvionniere . . . 10,76 [ Mittel 11,00° C. 10,75 \ Mittel 11,07° C.
La Jaqueminiere . . 10,62 | 10,99 |
Le Charme 11,55
Montargis 11,57
Mittlere Wärme des Sommers
Station. * , Differenz.
innerhalb d. Wld. ausserhalb d. Wld.
Chätillon-sur-Loing 18,22 18,76 0,54
La Salvionniere. . 16,80 17,84 1,07
La Jaqueminiere . 16,64 18,76 2,12
Mittlere Wärme des Winters
Station. , •*— . , Differenz.
innerhalb d. Wld. ausserhalb d. Wld.
Chätillon-sur-Loing 4,54 4,15 0,39
La Salvionniere . . 3,98 3,61 0,37
La Jaqueminiere . 3,74 3,68 0,06
Diese Resultate führen nach den Verfassern zu folgenden Schlüssen:
1) Die mittlere Jahrestemperatur der Luft ist innerhalb des Waldes
und in etwa 100 Mtr. Entfernung davon nahezu dieselbe.
2) Im Sommer ist die mittlere Temperatur der Luft ausserhalb des
Waldes höher, als innerhalb desselben; im Winter gilt das Um-
gekehrte.
3) In mehreren Kilometern Entfernung vom Walde erhebt sich die mitt-
lere Jahrestemperatur der Luft über die der Luft innerhalb des
Waldes um nahezu 7«°.
Das erstere Resultat war nach den Verfassern zu erwarten, da durch
einen derselben bereits früher nachgewiesen worden warf), dass der
Stamm, die Zweige und Blätter eines Baumes sich unter den Sonnen-
strahlen erwärmen und sich abkühlen durch die nächtliche Wärmeaus-
*) Jahresbericht. 1866. S. 71.
**) Comptes rendus. Bd. 64. S. 1.
**) In einem von hohen Mauern umgebenen Garten.
f) Jahresbericht. 1866. S. 71.
Die Luft. 57
Strahlung, ferner, dass das Jahresmittel der Temperatur der Bäume das
der Luft ist, nur dass das Gleichgewicht der Temperatur sich in ersteren
langsamer herstellt, als in letzterer. — Die Temperatur-Maxima fallen im
Sommer in der freien Luft gegen 3 Uhr Nachmittags, in dem Walde da-
gegen, je nach seiner Dichtigkeit, zwischen 10 und 11 Uhr Abends. In
den Zweigen treten sie früher, in den Blättern fast unmittelbar nach dem
Zeitpunkte des Luft- Wärmemaximum ein. Im Winter sind die Beziehungen
zwischen den Maxima-Ständen dieselben. — Die Thatsache, dass im Winter
die mittlere Temperatur der Luft innerhalb des Waldes ein wenig höher
ist, als die der Luft ausserhalb des Waldes, stimmt mit einer anderen
Beobachtung des Verfassers überein, nach welcher die Bäume der Wärme-
ausgleichung mit der umgebenden Luft einen Widerstand entgegensetzen,
sobald die Luftwärme unter Null sinkt. Die Verfasser erklären diesen
Widerstand durch die Wärme, welche durch das auch im Winter langsam
fortdauernde Saftsteigen dem Baume mitgetheilt wird. — Die mittlere
Lufttemperatur ist im Sommer ausserhalb des Waldes ungefähr um 1,2°
höher, als innerhalb des Waldes ; im Winter findet dagegen das umgekehrte
Verhältniss statt und daraus folgt, dass das Klima innerhalb des Waldes
etwas geringeren Extremen unterworfen ist, als das ausserhalb des Waldes.
Im Allgemeinen sind die Ergebnisse der vorstehenden Becque rel'scben
Beobachtungen übereinstimmend mit denen ihrer früheren Arbeiten und den Unter-
suchungen von Krutzsch und wir verweisen zur Vergleichung derselben auf die
Jahrgänge von 1865 und 1866 unserer Berichte.
Regenmengen
vom Herbst 1865 an bis zu Ende des Sommers 1866.
La Salvionniere (waldreicher Ort) 752,38 Millimtr. = 27" 9,15'" Paris. M.
La Jaqueminiere ( „ „ ) 741,74 „ =27" 4,44'" „
Le Charme ( „ „ ) 691,10 „ = 25" 6,02'"
Chätillon-sur-Loing (waldfreier „ ) 512,38 „ = 18" 10,88"' „
Montargis ( „ „) 594,19 „ =21" 11,11'"
Der Verfasser zieht auf Grund der Vergleichung der vorstehenden
Regenmengen folgende Schlüsse:
1) Ausserhalb des Waldes ist im Mittel der Beobachtungen mehr Regen
in die Regenmesser gelangt, als innerhalb des Waldes und zwar in
dem Verhältniss von 1 : 0,6 ; 0,4 der Regenmenge sind durch die
Blätter zurückgehalten worden und dann erst allmählich zu Boden
gefallen. Die zurückgehaltene Regenmenge variirt je nach dem Alter
und der Dichtigkeit des Waldes.
2) Betrachtet man nur die ausserhalb des Waldes gefallenen Regen-
mengen, so findet man die nahe bei Waldungen gefallenen grösser,
als die in grösserer Entfernung davon gefallenen, im Verhältniss
von 730 zu 585. Das sind Thatsachen, die bei den Fragen von
dem Einflüsse der Entwaldung auf das Klima in Betracht zu ziehen
sind. Das sind verwickelte Fragen, denn dieser Einfluss hängt nicht
allein von der Lage der Wälder ab, insofern sie zum Schutze gegen
58
Die Luft.
Ueber den
Gehalt des
Regen-
wassers
an
Ammoniak
und
Salpeter-
säure.
warme und kalte Winde dienen, sondern auch von der Natur des
Bodens und seinen physikalischen Eigenschaften.
Ueber den Gehalt des Begenwassers an Ammoniak und
Salpetersäure*) sind die in unserem vorjährigen Berichte**) angeführ-
ten Untersuchungen, welche auf Anordnung des preussischen Ministeriums
für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten von einigen landwirt-
schaftlichen Versuchsstationen in Preussen ausgeführt wurden,
fortgesetzt worden, deren wesentliche Ergebnisse in den nachfolgenden,
von der Centralcommission für das agrikulturchemische
Versuchswesen zusammengestellten Tabellen enthalten sind.
Gehalt eines Liters Eegenwasser an Ammoniak (NH3) und
Salpetersäure (NOs) in Milligrammen.
Monat, Jahreszeit
und Jahr.
Lauersfort
1865.
NH,| N05
Ida-
Marienhütte
1865.
NH, NO,
ReSen" | Dahme
walde
1865***). I 1865'
NH3 I N05 NH, I N05
Kuschen
1865***).
Kuschen
1866.
NH3 I N05
Inster-
burg
1865***).
nh3|nos
Januar 1865
Februar
März .
April .
Mai . . .
Juni . .
Juli . . .
August .
September
October .
November
Dezember
0,82
1,29
1,64
1,99
1,29
1,26
1,81
5,24
3,73
6,39
1 1 ,S8
16,65
9,85|
- 1
16,82J
8,471
6,5 1 1
15—30. April
keins ikeine
3,36
1,91
2,28
2,21
2,91
2,76
421
1,79
1,30
0,65
|0,65
0,60
0,31
2,16
1,765,35
4,555,86
1,805,72
1,40
2,89
1,70
1,72
1,41
2,15(1,15
2,12 2,56
1,54 1.43
14,46l4.74
3,16
4,38
2,10
2,51
1,38
0,28
1,31
1,92
1,95
1,19
0,44|1,63
I)
1,82
0,91
1,93
2,79
3,34
1,40
0,35
0,78
1,61
1,75
1,67
1 ,03
0,95
0,74
0,72
0,63
0,75
0,50
0,73
0,22
0,65
1,00
0,77
1,05
0,44
0,49
0,53
0,83
0,84
0,89
1,19
0,64
0,87
0,5'J
0,70
0,761
0,96
0,57
0,77
0,90
0,7S
0,90
0,76
0,48
0,77
1,43 ■
0,77
0,91
0,43
0,65
0,48
0,86
1,19
1,17
1,08
0,69
0,S3
1,59?
0,75 10,70
0,H8 |0,74jl,91
1,66
1,13
0,29
3,79
1,24
0,74
0,63
0,83
0,89
1,48
3,90
4,36
1,16
1,85
1,66
0,36
2,78
0,87
0,40
1,13
1,69
Jahr
2,72tJ0,b5t) 2,42j2,49 I 1,72 1,16 O,56i0,72|0,74 [0,82 1 1,06 1,63
Januar 1866
Februar . . .
März
April
4,21
4,50
2,16
0,84
bis 15. April
1,94 1,36
1,28 0,66
}3,06
0,24
1,125,34
0,58 2,08
0,373,38
Frühling 1865/66
Sommer
Heibst
Winter
_
2,60
1,15
2,74
4,11
—
—
2,14
0,83
1,76
1,53
—
—
2,85
0,49
1,96
1,69
—
—
4,39
1,32
3,63
1,53
—
-
2,60
0,73
2,28
1,84 |
l,32,0,62]0,71jO,72
1,4710,94,0,3^0,77
3,08; 1,70 0,84 0,66
0,67! 1,65 10,69 10.42
1,39 1,59
0,78 1,00
1,19|1,10
0,82 3,42
Jahr
1,72 1,1(5 0,54 10,62 — j — J0,92|l,90
*) Annalen der Landwirtschaft. Bd. 50. S. 249.
**) Jahresbericht. 1866. 8. 67.
***) Bei Kegenwalde sind die Monate Januar und Februar, bei Insterburg die
Monate Januar bis incl. März, bei Kuschen die Monate Januar bis incl. April 1865
aus dem früheren Berichte entlehnt.
f) Für das Jahresmittel sind die Monate Januar bis April aus 1866 entlehnt.
Die Luft. 59
Bei der Betrachtung dieser Tabelle zeigt sich zunächst dieselbe grosse
Verschiedenheit in dem Gehalte des Regenwassers an Ammoniak sowohl,
wie an Salpetersäure wieder, welche im vorjährigen Berichte hervorzuheben
war. Diesesmal differirt der Ammoniakgehalt zwischen 0,22 Mllgrm.
(Kuschen, August 1865) bis 14,46 Mllgrm. (Regenwalde, Dezember 1865);
der Gehalt an Salpetersäure von 0,31 Mllgr. (Ida-Marienhütte, Novbr. 1865)
bis 16,82 Mllgrm. im Liter (Lauersfort, October 1865). Auch die Jahres-
mittel der einzelnen Stationen differiren wesentlich von einander, so zeigt
für Amino- j Ida-Marienhütte ein Jahresmittel von 2,72 Milligr. pro Ltr. (Maxim.)
niak l Kuschen „ „ „ 0,56 * „ „ (Minim.)
für Salpeter- / Regenwalde „ „ „ 2,49 * „ „ (Maxim.)
säure l Kuschen „ „ , 0,72 „ „ » (Minim.)
Ebenso zeigen sich an ein und demselben Beobachtungsorte nicht un-
beträchtliche Schwankungen in dem Gehalte des Regenwassers an diesen
stickstoffhaltigen Verbindungen; so betragen die Differenzen zwischen dem
Maximalgehalt und dem Minimalgehalt:
Für Ammoniak. Für Salpetersäure.
Bei der Station Regenwalde 13,08 Milligrm. 4,71 Milligrm.
» n » Insterburg 3,50 „ 4,00 „
„ „ „ Dahme 3,06 „ 1,60
„ „ „ Ida-Marienhütte 2,59 „ 1,92 „
„ „ „ Kuschen 0,33 „ 0,75 „
Bei der Mehrzahl der Stationen findet man den grössten Gehalt des
Regenwassers an Ammoniak in den Wintermonaten, nur die Station Inster-
burg macht davon eine Ausnahme. Dieselbe Station und Dahme aus-
genommen, fällt dagegen der niedrigste Gehalt in die Sommermonate, vor-
zugsweise in den August. Bei dem Salpetersäuregehalt des Regenwassers
findet bezüglich des höchsten Gehaltes fast dasselbe Verhältniss wie beim
Ammoniak statt, der niedrigste Gehalt kommt jedoch in Monaten vor,
welche allen Jahreszeiten angehören.
Ueber die an jedem der Beobachtungsorte gefallene Regenmenge giebt
die auf S. 60 befindliche Zusammenstellung Auskunft.
Die Beziehung, welche zwischen den Schwankungen im Gehalte des
Regenwassers an Ammoniak und Salpetersäure und der Regenmenge an-
scheinlich besteht, wonach einer grösseren Regenmenge ein geringerer Ge-
halt an diesen Verbindungen und umgekehrt entspricht, und welche im
vorjährigen Berichte hervorgehoben wurde, tritt in vorliegenden Beobach-
tungen nicht so deutlich hervor. Dieselbe ist nur aus den Beobachtungen
im Monat August zu erkennen, in welchem Monate bei mehreren Stationen
der grösste Regenfall und ein niedriger (wenn auch nicht der niedrigste)
Ammoniakgehalt des Regenwassers zusammenfällt. Mehr noch als die
Regenmenge wird sicher die Anzahl der Regentage, an welchen diese
Regenmenge fällt, ob sich diese auf eine kleine oder grosse Anzahl von
Niederschlägen vertheilt, von Einfluss auf den Gehalt des Regenwassers an
den genannten Stickstoffverbindungen sein.
60
Die Luft.
Regenmengen in
preussisehen Linien.
Monat.
Ida-Marien-
hütte *)
Regen -
walde
Dahme
Insterburg
Kuschen
1865.
1865.
1865.
1865.
1865. 1866.
Januar . . .
(5,04)
20,08
20,60
32,85
14,41 3,31
Februar .
(18,00)
9,17
8,23
5,38
4,66 19,71
März ....
(31,44)
13,47
21,41
9,33
11,28
10,65
April ....
(5,76)
5,03
3,04
9,31
7,55
8,52
Mai
21,00
6,50
10,44
19,83
10,95
20,13
Juni
36,84
22,00
30,74
30,00
28,89
21,04
Juli
26,76
25,30
25,34
16,00
16,89
23,74
August . . .
6S,04
69,96
33,37
72,00
73,72
31,15
September .
2,16
14,28
3,88
6,00
6,80
10,34
Oktober . .
15,12
12,28
15,72
16,00
12,86
0,79
November .
10,56
10,99
22,33
6,00
9,88 19,80
Dezember .
5,40
7,43
4,01
8,79
4,43
18,91
Jahr . .
246,12
216,49
199,14
231,44
202,32
18S,09
Zoll . .
20,51
1S,04
16,59
19,29
16,86
15,67
Frühling 66/66
58,20
25,00
34,89
38,47
29,78
Sommer . . .
131,64
117,26
89,45
118,00
119,50
Herbst ....
27,84
37,55
41,93
28,00
29,54
Winter ....
28,44
45,22
32,87
92,79
27,36
Jahr . .
•
246,12
225,03
199,14
277,26
206,18
In nachfolgender Tabelle sind die Gesammtmengen von Stickstoff be-
rechnet, welche auf die Fläche eines preuss. Morgens im Verlaufe eines
Jahres niederfallen.
Gesammtstickstoff pro Morgen in Grammen.
Monat.
Ida-Marien-
hütte*)
Regen-
walde
Dahme
Insterburg
Kuschen
1865.
1865.
1865.
1865.
1865. 1866.
Januar . . .
108,2
316,8
84,5
433,8
67,0 16,6
Februar . .
394,8
271,2
63,5
61,6
18,9 61,5
März ....
452,7
222,1
188,6
28,0
45,7 45,0
April ....
84,8
83,0
13,4
186,3
30,8 45,9
Mai
378,0
157,5
45,9
158,7
51,0 106,8
Juni . . .
391,1
297,4
272,3
116,7
102,8 122,3
Juli
304,9
341,3
133,7
110,2
85,3
120,0
August . . .
753,8
5*4,4
373,1
360,1
153,8
98,9
September .
32,1
164,3
59,4
27,7
28,8
49,0
Oktober . .
215,7
164,6
240,5
144,2
68,7
7,0
November .
.
139,5
100,3
395,9
33,7
44,7
92.2
Dezember .
122,6
543,0
31,7
49,5
26,1 97,7
Jahr . .
3378,2
3246,0
1902,5
1710,5
723,6 862,9
Frühling r^/ee
915,5
462,6
247,9
373,0
127,5
Sommer . . .
1449,8
1223,3
779,1
587,0
341,9
Herbst ....
387,3
429,2
595,8
205,6
142,2
Winter ....
625,6
852,8
179,7
782,6
104,2
Jahr .
3378,2
2967,8
1902,5
1948,2
71
5,S
*) Ida-Marienhütte vom Januar bis incl. April aus 1866, April aus 1.— -15. April
auf den ganzen Monat berechnet.
Die Luft.
61
Obgleich sich im Allgemeinen in den Ergebnissen ein Zusammenhang
der Regenmenge mit der damit niedergefallenen Stickstoffmenge aus-
spricht, und meist einer grösseren Regenmenge auch eine grössere Stick-
stoffmenge entspricht, so ist doch eine Abhängigkeit der letzteren von
ersterer nicht Regel, noch weniger ist die Stickstoffmenge proportional
der Regenmenge. Beinahe an jeder Station kommt der Fall vor, dass kleine
Regenmengen eine grössere Stickstoffmenge mit sich führten, als grössere
Regenmengen. Dieser Fall trifft sogar zu, wenn man die jährlichen
Mengen von Stickstoff und Regen in den Perioden von 1864/65 und
1865/66 vergleicht, die für
Insterburg im Jahre 1864/65 320,86'" mit 1570,2 Grm. Stickstoff,
„ „ 1862/66 277,26'" „ 1948,2 „
betragen.
Bei den meisten Stationen hat der grosse Regenfall im August auch
gleichzeitig die grösste Stickstoffmenge dem Boden zugeführt, nur Dahme
macht hiervon eine Ausnahme, da dort die Stickstoffmenge des August
durch die des November, wo nur 2/s soviel Regen fiel als im August, über-
wogen wird. Die geringen Regenfälle des April, September und Oktober
(Kuschen 1866) sind meist von nur geringen Stickstoffmengen begleitet
gewesen. Bei der Betrachtung der den Jahreszeiten zukommenden Regen-
und Stickstoffmengen tritt deren Zusammenhang mehr hervor. Bezeichnet
man mit + eine Zunahme, mit — eine Verminderung, so findet man für
die Stickstoff- und Regenmenge folgendes Schema:
Frühjahr
zum Sommer.
Sommer
zum Herbst.
Herbst
zum Winter.
Ida-Marienhütte
| Stickstoff
l Regen
+
+
+
0
Regenwal
de
| Stickstoff
l Regen
+
—
+
+
—
+
Insterburc
J Stickstoff
+
—
+
l Regen
+
—
+
Dahme
| Stickstoff
l Regen
+
+
—
Kuschen
| Stickstoff
V Regen
+
+
—
—
Die grösste Stickstoffzufuhr findet im Sommer, nur (wie auch im vo-
rigen Jahre) in Insterburg im Winter statt.
Schliesslich folgt hier noch eine abelle T darüber, in welchem Ver-
hältniss die im Regen in Form von Ammoniak gefundenen Stickstoffmengen
zu den in Form von Salpetersäure vorhandenen stehen. Die Tabelle zeigt,
dass nur in wenigen Fällen der Stickstoff der letzteren überwiegt, dass
im Gegentheil in der Regel der Stickstoff in Form von Ammoniak die
Stickstoffmenge in der Salpetersäure um ein ziemlich Bedeutendes überwiegt.
62
Die Luft.
Verhältniss des Stickstoffs in der Salpetersäure zu dem
Stickstoff im Ammoniak, ersterer = 1 gesetzt.
Monat.
Regenwalde
Insterburg
Kuschen
Pros-
kau
Ida-
Marien-
hütte
Dabme
1864/65.
1865/66.
1864/65.
1865/6G.
1864/65.
1865/66.
1864/65.
1865/66.
1865/66.
März ....
3/21
1,00
0,80
0 34
4,21
3,42
2,80
40,64
April ....
2,65
7,16
—
6,50
2,40
2,41
2,05
40,64
0,85
4,83
4,81
1,50
2,35
2,41
2,86
1,82
5,96
0,85
Juni ....
4,15
3,93
1,49
6,78
2,11
1,78
1,51
4,66
16,28
Juli
2,37
4,45
3.43
0,72
2,35
1,94
4,15
11,13
3,71
August . . .
1,83
3,10
3.23
3,09
2,21
1,27
2,00
10,S5
3,81
September .
2,39
5,93
6,00
7,30
5,35
2,36
1,65
15,45
5,06
Oktober . .
2,80
2,63
2,48
4,21
3,32
6.12
2,31
15,45
5,06
November .
3,63
3,42
1,77
1,30
3,00
3,47
2,95
28,78
6,35
Dezember. .
1,40
9,69
4,00
1,26
6,67
4,37
3,31
6,20
4,32
Januar . . .
1,04
4,53
1,35
0,67
4,87
6,98
2,75
6,20
0,46
Februar . . .
2,47
6,15
0,82
0,76
4,84
5,23
2,18
17,15
3,50
Die am Schlüsse des vorjährigen Berichts über diese Untersuchungen gethanen
Aeusserungen können füglich für die diesjährigen in vollem Masse gelten, denn
im Wesentlichen haben sich die Ergebnisse der vorjährigen Beobachtungen wieder-
holt, die diesmal mitgetheilten Resultate unterstützen nur die an den vorjährigen
Bericht gereihten Betrachtungen. Die Ergebnisse der vorstehenden Untersuchungen
bestätigen, dass vereinzelte Bestimmungen des Stickstoffgehalts des Regens keinen
Schluss zulassen auf die im Laufe eines ganzen Jahres einer bestimmten Fläche
zugeführte Gesammt- Stickstoffmenge, denn der Stickstoffgehalt des Regens schwankt
zwischen sehr weiten Grenzen; sie bestätigen, dass die auf eine gleiche Fläche
fallende Stickstoffmenge an verschiedenen Orten ungleich gross ist, dass, mit an-
deren Worten, in verschiedenen Gegenden die Atmosphäre vorübergehend oder
bleibend in sehr ungleicher Weise mit Ammoniak und Salpetersäure geschwängert
ist; dass selbst die reichlicheren Mengen Stickstoff, welche auf einen preussiscben
Morgen fallen, nicht ausreichend sind, um den Bedarf der auf dieser Fläche
wachsenden Kulturpflanzen zu decken; sie bestätigen ferner, dass die in Form von
Ammoniak im Regen vorkommende Stickstoffmenge in den bei weitem meisteD
Fällen die in Form von Salpetersäure vorhandene bedeutend überwiegt.
Schliesslich verweisen wir noch auf nachstehende Mittheilungen und Abhand-
lungen :
Ueber die hauptsächlichen Ursachen, welche den Regen beeinflussen, von
A. C. Becquerel. J)
Monatliche Mittel der Jahrgänge 1864, 1865 und 1866 für Druck, Temperatur,
Feuchtigkeit und Niederschläge von H. W. Dove. 2)
1) Comptes rendus. Bd. 64. S. 837.
2) Preussische Statist. Zeitschrift des Königl. Statist. Bureau *.u Berlin. 1867.
Die Luft. 63
Ueber den Kohlensäure -Gehalt der Luft im Zusammenhange mit dem Gange
der meteorologischen Erscheinungen, von Franz Schulze. 3)
Die Witterungsverhältnisse des Jahres 1366, von H. Möhl. 4)
Ueber Maifröste. 6)
Die chemischen Klimate der Erde. 6)
Ueber den Verlauf der Witterung und besondere Witterungserscheinungen im
Königreich Hannover im Jahre 1865, von M. A. F. Prestel. 7)
Veränderungen des Wasserstandes der Flüsse und ihre Ursachen, von von
Berg. 8)
Klimatologie für Landwiithe von N. W. Dove. 9)
Die Witterung des Jahres 1866 im mittleren Holstein. 1°)
Sur les variations periodiques de la tempe'rature, von Ch. Sain te-Claire
Deville.li)
Solar radiations in relation to tbe crops, von Marquis of Tweedale. I2)
Die erste Arbeit dieses Kapitels kann als eine Ergänzung zu Pettenkofer's Rückblick,
und Oertel's Arbeiten über die Luftverschlechterung in Wohnungsräumen gelten.
Während diese untersuchten, bis zu welchem Grade die Luft in Wohnungsräumen
durch den Respirationsprozess mit Kohlensäure beladen werden' könne, zeigt die
Zoch'sche Arbeit den Einfluss der künstlichen Beleuchtung auf die Luftqualität in
Wohnungsväumen. Unseres Wissens ist dieselbe die erste Arbeit, welche diesen
Faktor der Luftverschlechterung durch Zahlenwertbe zum Ausdruck bringt, obwohl
Dumas nachgewiesen hat, dass die bei der Gasbeleuchtung stattfindende Sauer-
stoffkonsumtion und Kohlensäureproduktion eine beträchtliche ist. Als wesentliches
Resultat geht aus den mitgetheilten Versuchen hervor, dass die Rüböl-Beleuchtung
unter den in Betracht gezogenen Beleuchtungsarten die Luft eines gewöhnlich ven-
tilirten Zimmers am wenig>ten mit Kohlensäure beladet und deshalb für die gesün-
deste Beleuchtungsart gölten muss ; dass ferner die Petroleumbeleuchtung verhält-
nissmässig den schädlichsten Einfluss auf die Luftqualität äussert. Die Gasbeleuch-
tung verschlechtert ebenfalls binnen wenigen Stunden die Luft der Zimmer bedeu-
tend, was von grosser praktischer Bedeutung ist, da diese Art von Beleuchtung
in grossen Gesellschaftszimmern, in Konzert- und Tanzsälen, Restaurationen etc.
die gewöhnliche ist und daselbst in bedeutender Lichtstärke und mit starkem Ver-
brauch von Brennmaterial zur Anwendung gelangt. Eine gute künstliche Venti-
lation solcher Räume kann allein der Luftverschlechterung durch die Beleuchtung
3) Landw. Versuchsstationen. 1867. S. 217.
4) Landw. Zeitsch. f. Knrhessen. XII. S. 320.
5) Allg. land- und forstwirthschaftl. Ztg. 1867. S. 694.
6) Ausland. 1867. S. 43.
7) Journal f. Landwirthschaft. 1867. S. 80.
8; Kritische Blätter. 1867. S. 158.
ö) Landw. Nachrichten d. pieussischen Handelszeitung. 1867- No. 155.
10) Landw. Wochenbl. f. Schlesw.-Holstein. 1867. S. 152.
H) Comptes rendus. Bd. 64. S. 933.
12) Gardeners Chron. 1867. 137.
64 Die Luft.
entgegenwirken. — Schönbein lieferte eine überzeugende Beweisführung für die
beständige Anwesenheit des Ozon's in der atmosphärischen Luft und für die Zu-
lässigkeit des Jodkaliumstärkepapiers als Erkennungsmittel des Ozon's in der Luft.
— Noch bedeutend unterstützt wird diese Beweisführung durch die mitgetheilten
Versuche von Andrews, welche unseres Erachtens geeignet sind, alle Zweifel
darüber zu beseitigen, dass der das Jodkalium zersetzende Bestandtheil der Atmos-
phäre identisch mit dem Ozon sei. Wenn aber das Ozon ein selten oder nie feh-
lender Bestandtheil der Luft ist, so muss demselben seines eminent oxydirenden
Vermögens wegen ein bedeutender Einfluss auf die in der Natur sich vollziehenden
Oxydationsprozesse sowie auf die Reinigung der Atmosphäre von Fäulnissstoffen
aller Art zugeschrieben werden. Deshalb findet man wohl auch in der Nähe von
Heerden der Entstehung von Miasmen (grosse Städte, Abtritte, Jauchenbehälter
u. s. w.) gar kein Ozon oder doch viel weniger als in freier frischer Luft. Die oben
erwähnten Beobachtungen von Möhl und Dietrich über den relativen Ozongehalt
der Luft in der Stadt und auf dem Lande sind ein Belag für diese Ansicht. —
Pinkus beobachtete die Ozonbildung bei der Verbrennung von Wasserstoffgas in
atmosphärischer Luft und in Sauerstoffgas und sogar beim Brennen einer einfachen
Spirituslampe, einer Stearinkerze und einer Oellampe. Wir sind geneigt der Ver-
muthung des Beobachters dieser Erscheinungen beizutreten, wonach jeder Verbren-
nungsprozess (wahrscheinlich unter der Bedingung, dass die Verbrennungswärme
einen gewissen Grad nicht übersteigt, D. R), ein jeder Oxydationsprozess von einer
Ozonbildung begleitet zu werden scheint. — Soret bestimmte das spec. Gewicht
des Ozon's und fand dasselbe l'/> mal so gross, als das des gewöhnlichen Sauer-
stoffs. — Janssen fand Wasserstoff als Grundbestandteil der dem Vulkan Santorin
entströmenden brennbaren Gase und Natrium in relativ grosser Menge. — Von den
Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung der Luft heben wir noch die
über den Kohlensäure - Gehalt der Luft im Zusammenhange mit dem Gange der
meteorologischen Erscheinungen von Franz Schulze hervor, die sehr viel Inte-
ressantes bietet, auf die wir im Anhange dieses Kapitels aber deshalb nur verweisen
können, weil eine Diskussion der Beachtungsresultate Seitens des Verfassers bis
jetzt noch nicht erfolgt ist. —
Der meteorologische Theil dieses Kapitels beginnt mit einer Darlegung des
Ganges der mittleren Temperatur in Europa von Dove. Wir entnehmen dersel-
ben, dass die besonders im Mai und Juni bemerklichen Rückgänge des Steigens
der Temperatur und die namentlich in die Mitte des Dezembers fallende Mildetuug
der im Ganzen zunehmenden Kälte nicht regelmässig zu derselben Zeit erfolgen
und sich in dem Mittel vieler Jahresbeobachtungen verwischen, weshalb nach Dove
auf den tellurischen Ursprung dieser Schwankungen zu schliessen ist. — Bec-
querel untersuchte die Temperaturschwankungen der Erdwärme bei verschiedener
Tiefe und kam zu den Resultaten , dass die Bodenwärme bis zu einer zwischen 1
und 6 Mtr. liegenden Tiefe an den Schwankungen der Lufttemperatur, jedoch in
geringeren Extremen, Theil nimmt; dass tiefer liegende Bodenschichten, welche
durch einsickernde Gewässer mit der Luft über der Oberfläche in Verbindung stehen,
dasselbe Verhältniss zeigen; dass die Erdwärme von 6 Mtr. Tiefe (in unseren geogr.
Breiten) an ein höheres Mittel als die Luftwärme zeigt. — Zu dem letzteren Er-
gebniss kam auch Fr. Schulze durch seine Beobachtungen der Quellentemperatur.
— Die beiden Becquerel untersuchten die Beziehungen zwischen der Lufttem-
peratur im Freien und im Innern von Wäldern. Im Wesentlichen wiederholten sich
Die Luft. 65
dabei die Ergebnisse, welche die Verfasser bei der Untersuchung über die Luft-
temperatur innerhalb und ausserhalb von Bäumen erhielten. Die .Schwankungen
der Lufttemperatur ausserhalb der Wälder sind auch innerhalb solcher bemeiklich
nur mit dem Unterschiede, dass die Extreme 7 — 10 Stunden im Walde später ein-
treten als in der Luft ausserhalb der Wälder. Es stellte sich feiner dabei heraus,
dass im Sommer die mittlere Lufttemperatur ausserhalb der Wälder grösser ist,
als innerhalb derselben ; im Winter findet das umgekehrte Verhältniss statt —
Eine Anzahl preussischer Versuchsstationen haben die Fortsetzung ihrer
umfassenden Untersuchungen über den Gehalt des Regenwassers an Ammoniak und
Salpetersäure geliefert. Die Ergebnisse gehen wie die der früheren Untersuchung
bedeutend auseinander, bind aber mit diesen im Wesentlichen übereinstimmend.
Literatur.
Das Klima von Posen. Resultate der meteorologischen Beobachtungen zu Posen,
von Albert Magener. Posen, Lissner.
Ueber Eiszeit, Föhn und Scirocco, von H. W. Dove. Berlin, Reimer.
Der Schweizer Föhn. Nachtrag zu Vorigem, von H. W. Dove. Berlin, Reimer.
Ueber die Witterungsverhältnisse in Würtemberg. Jahrgang 1861 u. 1862. Von
Dr. Plieninger. Stuttgart, Aue.
Ueber die Luft als die unversiegbare Qnelle alles Lebens, über ihre Bedeutung
für die Landwirtschaft und Versuche über ihre qualitative Zusammensetzung,
von H. Reinsch. Erlangen, Deichsel.
Ueber Wetterprophezeiung, von M. Wild. Bern, Jent und Reinert.
Des eaux publiques en geneYal et de Celles de Bordeaux en particulier par
W. Man es. Bordeaux, Gounouchou.
Breslau's Trinkwasser. Chemische Untersuchungen aus 40 theils öffentlichen, theils
Privatbrunnen der innern Stadt und der Vorstädte, von Justus Fuchs.
Breslau, Morgenstern.
Meteorologische Beobachtungen angestellt auf der Leipziger Universitäts-Sternwarte
in den Jahren 1860 — 1865, von C. Bruhns. Leipzig, Ilinrichs.
Resultate aus den meteorologischen Beobachtungen angestellt an mehreren Orten
im Königreiche Sachsen in den Jahren 1760 — 1865 und an den 22 königl.
sächsischen Stationen im Jahre 1865, von C Bruhns. Leipzig, Günther.
Ueber die chemische Beschaffenheit von Basels Grund-, Bach-, Fluss- und Quell-
wasser, von Frdr. Gö ppelsr ö d er. Basel, Amberger.
Jahresbericht X.
Die Pflanze.
Referent: H. Hellriegel.
Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschen-
analysen.
Anaiysevon Analyse von gelben Lupinen, von A.Beyer.*) — Eine Portion
gelben Lupinenheu , direkt vom Felde entnommen, wurde in Blätter, Stengel,
Lupinen. r ' ' . ° '
Schoten und Samen getrennt und jedes dieser Organe gesondert der Unter-
suchung unterzogen. Die angewendete Pflanzenmasse bestand bei 100°
getrocknet aus:
594 Grm. Stengel.
1541
„ Blätter.
341
„ Schoten.
298
„ Samen.
2774 <
3rm. Pflanzenmasse.
Aschenprozente der bei 100° getrockneten
Substanz :
I.
II.
III.
IV.
Blätter.
Stenge
1. Schoten. Samen.
6,062
3,862
2,156
4,022
100 Theile Asche
enthielten
(kohlensäurefrei) :
I.
II.
III.
IV.
Blätter.
Stengel.
Schoten.
Samen.
Kali ....
16,849
21,941
47,542
28,174
Natron .
2,430
10,300
3,689
Spur.
Kalk ....
39,549
31,976
19,478
8,631
Magnesia . .
7,094
10,395
7,976
11,330
Eisenoxyd . .
7,400
1,871
0,222
2,047
Schwefelsäure.
5,417
9,095
2,533
3,023
Phosphorsäure
9,225
8,660
6,068
42,569
Kieselsäure
7,450
2,502
5,138
0,879
Chlor . . .
2,189
4.075
2,215
0,461
97,603
100,815
94,861
97,114
Ab für Sauerstoff
0,494
0,919
0,499
0,103
97,109
99,896
94,302
97,011
*) Landwirthschaftl. Monatsschr. d. pommerschen ökon. Gesellsch. XVI. S. 8ü.
Nähere Pfliitizenbest:uidtliellc und ABcheimnnlysen.
67
100 Theile Trockensubstanz enthielten:
Kali . . .
Natron . .
Kalk . .
Magnesia .
Eisenoxyd .
Schwefelsäure
Phosphoisäure
Kieselsäure
Chlor . .
I.
Blätter.
1,021
0,H8
2,398
0,430
0,449
0,328
0,74S
0,604
0,177
II.
Stengel
0,847
0,398
1,235
0,401
0,072
0,351
0,334
0,097
0,157
III.
Schoten.
1,145
0,089
0,469
0,192
0,005
0,061
0,146
0,124
0,053
IV.
5 amen.
1,109
0,347
0,456
0,082
0,121
1,672
0,022
0,016
In 100 Trockensubstanz wurden ferner gefunden:
Blätter.
Fett 3,40
Eiweisskörper 16,35
Rohfaser 29,71
Mineralstoffe 6,06
Stickstofffreie Extraktivstoffe 44,48
II.
Stengel.
1,94
7,06
49,83
3,86
37,31
III.
Schoten.
0,96
5,79
52,82
2,16
38,27
IV.
Samen.
6,76
34,37
17,46
4,02
37,39
Verhältnisa Nh : Nl
(1 Fett =2,5 Stärke gerechnet) = 1
100,00
5,05
100,00
13,02
100,00 1U0,00
16,13 2,08
Die Bestimmung der organischen Bestandtheile geschah nach der
von Henneberg angegebenen Methode der Analyse von Futterstoffen
(Landw. Versuchsstat. Bd. 6).
Die Aschen -Analysen No. L, II. und III. wurden von Reich aus-
geführt.
Ueber die Beschaffenheit des Bodens, auf welchem das benutzte Untersuchungs-
material gewachsen war, sind keine näheren Angaben gemacht.
Analyse der essbaren Kastanien, von E. Dietrich.*)
Prozent.
Nicht trocknendes fettes Oel 1,750
Zucker 0,415
Stärkemehl 29,920
Proteinsubstanz 3,260
Zellgewebe nebst Gummi, Harz, Bitterstoff,
eisengrünender Gerbsäure, Aepfel-, Citronen-
und Milchsäure 15,905
Wasser 48,750
100,000
*) Chem. Centralblatt. 1867. S. 271.
Analyse der
essbaren
Kastanien.
5*
68
Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen.
Die frischen schalenfreien Kerne hinterliessen 1 ,443 Proz. (auf wasser-
freie Substanz bezogen 3,021 Proz.) Asche. In 100 Theilen Asche wurde
gefunden :
Chlornatrium
0,68
5,25
Kali ....
44,69
Kalk ....
3,05
Magnesia . .
5,89
Thonerde .
0,09
Manganoxydul .
0,13
Eisenoxyd
0,11
Schwefelsäure .
3,04
Phosphorsäure .
14,29
Kieselsäure . .
1,21
Kohlensäure . .
21,17
Analysen
von
Maulbeer-
blättern.
E. Eeichenbach untersuchte 8 Sorten Maulbeerblätter von
sehr entfernten Standorten, und zwar stammte
No. 1. aus Verolanova in der Provinz Brescia. Das Laub war jung,
kräftig und saftig grün, von 12 Centimtr. mittlerer Länge und
9,5 Centimtr. Breite.
No. 2. aus Alais im französischen Departement du Gard. Grosse, reife
Blätter, die im Durchschnitt 15 Centimtr. lang und 12 Centimtr.
breit waren.
No. 3. 4. und 5. aus Tortona im Piemontesischen ; starke, reife, dunkel-
grüne und nicht sehr grosse Blätter von 10 Centimtr. mittlerer
Länge und 8 Centimtr. mittlerer Breite. Die drei Sorten waren
äusserlich uicht zu unterscheiden.
No. 6. und 7. aus Japan. Blätter schmal, lang, von kräftigem Aussehen,
sehr entwickelt und vollständig ausgewachsen. Mittlere Länge
13 Centimtr. und Breite 7 Centimtr. Beide Sorten sahen sich
sehr gleich.
No. 8. aus China. Grosse, gelbgri'me und ausgewachsene, starke und
feste Blätter. Ein Blatt, das noch nicht das grösste war, hatte
17 Centimtr. Länge und 13,5 Centimtr. Breite.
Die Analyse ergab :
Pro 100 Theilo trockner Blätter.
No. 6. No. 7. No. 8. No. 5. No. 4. No. 3. No. 2. No. 1.
Stickstoff . . 3,23 3,36 3,13 2,34 2,34 2,49 2,38 3,36
Asche . . . 12,59 13,58 13,53 14,17 14,45 14,67 11,96 11,34
*) Annalen der Chem. u. Pharm. Bd. 143 S. 83.
Nähere Pflanzenbe.standtheile und Asclienanalysen
69
Pro 100 T hei le Asche.
No. 6. No. 7. No. 8. No. 5. No. 4. No. 3. No. 2. No. 1.
Kali. . . .
Natron . .
Kalk . . .
Magnesia . .
Phosphorsäure
Kieselsäure .
Schwefelsäure
Kohlensäure .
Eisenoxyd . .
Chlor . . .
Chlornatrium .
22,38
1,76
28,28
5,48
.r>,%
30,65
1,65
6,17
0,72
1,55
2,54
23,04
1,23
28,23
5,36
5,15
31,06
1,94
4,46
0,81
1,73
2,85
22,74
0,52
26,59
7,29
4,68
33,56
1,48
3,89
0,86
2,84
4,67
21,55
0,77
31,91
3,31
3,54
29,75
1,59
11,42
0,98
0,86
1,40
14,76
1,45
32,12
3,19
3,14
33,64
1,71
10,58
0,83
1,12
1,83
14,99
0,71
32,99
2,79
3,94
32,31
1,43
s,43
1,75
0,91
1,49
23,65
2,35
34,48
3,75
4,46
17,28
2,11
14,77
0,92
1,29
2,11
22,26
1,24
28,94
5,70
7,26
24,26
2,74
6,21
0,80
1,29
2,11
Verhältniss
P05 : N = 1 :
4,1
4,6
4,8
4,1
4,6
4,0
4,0
4,0
Die Analysen waren angestellt worden, um den Beweis für die Richtigkeit
der Liebig'schen Behauptung, dass die Qualität des europäischen Futters nur
unvollkommen für die Ernährung der aus China und Japan importirten Seidenraupen
genüge und dass die Ursache für die unbekannte Krankheit der Raupen in dieser
ungenügenden Qualität des Futters zu suchen sei. Verfasser hält durch die
vorstehenden Analysen den Beweis für geliefert. (Siehe auch unter „Thier-
ernährung.")
Aschen-
Aschen-Analyse von Hopfen, von Werner.*) Nach Ab- cnairnn
zng von Kohlensäure, Kohle und Sand wurden in 100 Theilen Asche Ton H°pfen-
gefunden :
Kali . .
Natron . .
Kalk . .
Magnesia .
Eisenoxyd
Manganoxyd
Phosphorsäure
Schwefelsäure
Chlorkalium .
Chlornatrium .
Kieselsäure .
Neu-Tomysler Hopfen.
44,11
2,82
13,07
1,62
0,78
0
19,21
0
Spuren.
4,33
14.06
Böhmischer Hopfen.
39,62
0,92
19,16
3,07
0,87
0
17,02
0
2,01
5.00
12,33
In 100 Theilen sandfreier Trockensubstanz wurden gefunden Asche
(incl. Kohlensäure und Kohle) :
Neu-Tomysler Hopfen : 9,87 Proz. Böhmischer Hopfen : 6,11 Proz.
*) Landvvirthschaftl. Anzeiger. 1867. No. 28.
organischen
Materien.
70 Nähere Pflanzenbestandthcilt: und Aschenanalysen.
ueber das Ueber das Vorkommen des thätigen Sauerstoffs in orga-
yorkommen nischen Materien, von Schönbein.*) — Gestützt auf die Beobach-
des thätigen *
Sauerstoffs ™ng, dass verschiedene Theile vieler Pflanzen, z. B. die Blätter von Leon-
todon etc. beim Zusammenstossen mit Wasser eine Flüssigkeit liefern,
welche angesäuerten Jodkaliumkleister auf das Tiefste bläuet, hatte Ver-
fasser früher die Anwesenheit von Nitriten in solchen Gewächsen be-
hauptet, glaubt aber jetzt auf Grund der neueren Beobachtung, dass die
Blätter von Leontodon, wenn man sie gleich unter verdünntem ange-
säuerten Jodkaliumkleister — also bei Ausschluss des atmosphärischen
Sauerstoffs — zerstampft, diese Reaction nicht geben, jene Behauptung
widerrufen, und statt der Nitrite die Gegenwart einer organischen Sub-
stanz in jenen Pflanzen annehmen zu müssen, welche die Fähigkeit hat,
den Sauerstoff der Luft in den thätigen Zustand zu versetzen. Stampft
man die Blätter von Leontodon, Lactuca, Senecio etc. einige Minuten lang
mit der fünffachen Menge destillirten Wassers zusammen, so hat die ab-
filtrirte Flüssigkeit die Eigenschaft, Guajaktinktur augenblicklich bis zur
Undurchsichtigkeit tief zu bläuen und Wasserstoffsuperoxyd unter Entbin-
dung von Sauerstoff zu zersetzen. Der in der Flüssigkeit enthaltene thätige
Sauerstoff verschwindet in einigen Stunden von selbst unter Bräunung der
ursprünglich gelben Flüssigkeit; durch Einwirkung des direkten Sonnenlichts
oder erhöhter Wärme, sowie durch kleine Mengen schweflichter Säure, Eisen-
vitriol, Pyrogallussäure, Brasilin, Hämatoxylin, Anilin oder Blausäure wird
derselbe sofort zerstört. Welcher Natur die organische Verbindung ist,
welche die ozonisirenden und katalysirenden Eigenschaften besitzt, ist
noch nicht festgestellt, doch weist Verfasser nach, dass alle die geschil-
derten Reactionen sich auch mit Blutkörperchen erhalten lassen.
ueber das Ueber das Vorkommen des Natrons in den Pflanzen, von
vorkommen pelig-0t.**) — Der Umstand, dass die hunderte von Analysen, die von
des Natrons ° ' ' J >
in den Pflanzenaschen ausgeführt sind, bald viel, bald wenig, bald gar kein Na-
pfianzen. tron in ein und derselben Pflanze angeben und dass bei den gebräuchlichen
analytischen Methoden das Natron immer indirekt bestimmt wird, veran-
lasste Peligot, diese Basis in verschiedenen Pflanzen einmal auf direktem
Wege aufzusuchen. Was die eigenthümliche Methode betrifft, deren er
sich hierzu bediente, sehen wir uns genöthigt, auf das Original zu ver-
weisen und begnügen uns, hier das erhaltene Resultat kurz anzuführen
mit der Bemerkung, dass zu jeder Untersuchung 200 bis 300 Grm. Sub-
stanz verwendet wurden.
Es wurde kein Natron gefunden in: Weizen (Stroh und Körner),
Hafer (Stroh und Körner), Kartoffeln (Kraut und Knollen), Eichenholz,
Buchenholz, Tabackblättern, Maulbeerblättern, Päonien- und Ricinusblät-
*) Zeitschrift für Biologie. 1867. S. 325.
**) Comptes rendus. Bd. 65. S. 729.
Nähere Pflauzenbestandtheile und Asclienanalysen. 71
tern, Bohnen, Weinreben, Mauerkraut, Gyspophila pubescens, Pastinak
(Kraut und Wurzeln).
Dagegen wurde Natron gefunden in den meisten Atripliceen und Che-
nopodeen, die auf demselben Boden, wie die vorher genannten Pflanzen,
wuchsen. In der Melde, in Atriplex hastata, Chenopodium murale und in
der Kunkelrübe ergaben sich bemerkenswerthe Mengen von dieser Basis,
ebenso in den zu andern Familien gehörigen Mercurialis und Zostera.
Dass aber wiederum der Natrongehalt nicht eine spezifische Eigen-
thümlichkeit der botanischen Familien ist, beweist der Umstand, dass
Chenopodium Quinoa und Spinat frei von Natron gefunden wurden.
Wenn man das ganz allgemeine Vorkommen des Natrons in Gesteinen, Wassern,
und Bodenarten einerseits und die grosse Fähigkeit der Pflanzen, Natronsalze zu
assimiliren andrerseits in Erwägung zieht, so muss das von Peligot erhaltene
Resultat höchst überraschend erscheinen und dürfte eine Wiederholung resp. Fort-
setzung der Arbeit von Interesse sein. Zur Methode des Verfassers sei deshalb
noch kurz bemerkt, dass die Alkalien wie gewöhnlich durch Barryt getrennt, dann
in schwefelsaure Salze umgewandelt und zur Krystallisation gebracht wurden. Nach
Abscheidung des gröbsten Theils des schwefelsauren Kalis wurde die Mutterlauge
abgegossen und der freiwilligen Verdunstung überlassen. Wenn hierbei nicht eine
Efflorescenz von den bekannten Glaubersalz - Krystallen erschien und sich nur die
durchsichtigen Prismen des schwefelsauren Kalis abschieden, glaubte Verfasser auf
Grund einer Anzahl kontrollirender Bestimmungen die gänzliche Abwesenheit des
Natrons als genügend konstatirt ansehen zu dürfen.
Calvert*) wurde veranlasst, eine Baumwollenprobe auf darin ver- Gegenwart
muthete Verunreinigungen zu prüfen ; er konnte diese nicht nachweisen, von
fand aber statt dessen in der Baumwolle eine bemerkenswerthe Menge in phosphaten
Wasser löslicher Phosphorsäure. Um die Allgemeinheit dieses in der
Vorkommens zu prüfen, verschaffte sich Verfasser sieben Proben sorgfältig Baunawo,lfin-
gekrempelter Baumwolle aus verschiedenen Gegenden der Welt und konnte
aus denselben mit blossem Wasser ausziehen an Phosphorsäure:
Prozent.
Aus ägyptischer Baumwolle 0,055
„ Orleans- „ 0,049
„ Bengal- „ 0,055
„ Surat- ,, 0,027
„ Carthagena- „ 0,035
„ Macao- „ 0,050
, Cyprus- , 0,050
Die Phosphorsäure war an Magnesia gebunden und dasselbe Phos-
phat liess sich auch nachweisen in den wässrigen Auszügen von Weizen,
Bohnen und den Kernen von Nüssen und Wallnüssen.
*) Chem. Centralblatt. 1867. S. 831. Nach Journ. Chem. Soc. 1867. June.
72
Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen.
Gehalt der
landwirt-
schaftlichen
Kultur-
pflanzen
an Salpeter-
säure und
Stickstoff.
lieber den Gehalt der landwirtschaftlichen Kultur-
pflanzen an Salpetersäure und Stickstoff in verschiedenen
Entwicklungsstadien lieferte Frühling*) eine umfassendere Arbeit.
Das Verfahren war folgendes. Von den mit aller Sorgfalt getrockneten
Pflanzen wurden 100 bis 700 Grm. zerkleinert und mit 50 prozentigem
Alkohol ausgezogen. Nach Verjagung des Alkohols wurde das Extrakt
heiss mit Kalkmilch versetzt und der entstehende Niederschlag entfernt,
dann der Kalküberschuss mit Kohlensäure weggeschafft, wobei sich wieder
eine Quantität organischer Stoffe auschied und endlich nach erfolgter Fil-
tration in dem passend konzentrirten Extrakt die Salpetersäure nach der
Schlösing'schen Methode bestimmt. Die Brauchbarkeit und Vortrefflich-
keit dieser Methode wurde durch Vergleichung mit andern Verfahren und
durch eine grosse Anzahl Kontrolebestimmungen festgestellt. Der Gesammt-
stickstoffgehalt wurde nach der gewöhnlichen Methode mittels Titriren ge-
funden. Es wurde erhalten immer im Mittel von zwei Bestimmungen:
Art
der Pflanze.
\ Vegetations-
stadium.
Tag
Höhe
der Pflanze.
Centimtr.
In Proz. der Trockensubstanz.
Gesammt- Salpeter- Protein-
stickstoff. I säure. gehalt.**)
Rothidee .
Esparsette
Luzerne
Weizen .
Hafer . .
Gerste .
Kartoffel
Zuckerrübe
, vor der Blüthe
•! während „
' vor der Reife
, vor der Bl.
■j während „
l vor der Reife
r vor der Bl.
I während „
, vor der Bl.
! während „
*■ vor der Reife
{vor der Bl.
während „
vor der Reife
, vor der Bl.
während „
1 vor der Reife
# vor der Bl.
< während „
' vor der Reife
{vor der Bl.
während „
vor der Reife
/ z
I
/ vor der Bl.
Badischer Maisj während „
' vor der Reife
Felderbse
Linse . . ,
vor der Reife
während d. Bl.
I vor der Reife
17. Mai
3. Juni
12. Juli
17. Mai
1. Juni
23. „
17. Mai
1. Juni
25. Mai
9. Juni
17. Juli
17. Mai
1. Juli
23. „
19. Juni
17. Juli
10. Aug.
19. Juni
13. Juli
24. Juli
20. Juni
14. Juli
16- Aug.
19. Juni
17. Juli
17. Aug.
12- Juni
8. Aug.
3. Sept.
19. Juni
19 ,
15. Juli
20-25
45-50
55
25-30
40-45
55
25-30
45
30-35
60-75
60—75
30—35
60—85
80-90
25-30
bis 75
bis 80
25-30
50-60
bis 60
35-40
bis 60
70-75
Blattfläche
18-16 Cm. lan;
bis 50
80—90
100—120
bis 45
30
bis 40
3,3906
0,0061
3,2449
0,0042
1,5961
0,0031
3,5338
0,0017
3,0359
0,0010
2,0308
Spur
3,4626
0,0043
3,0616
0,0034
1,8763
0,0043
1,7356
0,0076
1,2123
0,0015
3,5298
0,0039
1,6445
0,0223
0,8502
0,0026
3,3128
0,0449
1,3954
0,0121
1,0606
0,0068
2,4818
0,0200
1,9565
0,0736
1,7128
0,0191
4,0147
0,5500
3,8025
0,1040
3,0159
0,3902
4,0998
0,5972
1 3,7589
1,6023
! 3,4622
0,2821
3,7054
0,5512
1,9142
0,1061
1,3297
0,0135
2,4077
0,0047
1,7780
0,0020
1,6129
Spur
21,181
20,274
9,971
22,082
18,973
12,693
21,634
19,129
11,720
10,835
7,574
22,055
10,242
5,309
20,633
8,702
6,618
15,478
12,109
10,674
24,201
23,598
18,218
24,656
20,898
21,182
22,266
11,792
8,240
15,041
11,109
10,081
*) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 9 u. 150-
**) Aus dem Gesammtstickstoff nach Abzug des N der NOB mit dem Faktor
6,25 berechnet.
Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen.
73
Die Quantität der in den Rüben, Kartoffeln und dem Mais gefundenen
Salpetersäure beweist, dass die gewohnte Umrechnung des Gesammt-Stick-
stoffs in Eiweisskörper bei Pflanzenanalysen unter Umständen zu recht be-
merkenswerthen Fehlern führen kann.
Einige Bestimmungen von Salpetersäure und Ammoniak Bestimmung
in Rübengewächsen bieten auch Hugo Schultze und Ernst sJ0"ter
Schulze*) in ihren „Beiträgen zur Kenntniss der Zusammensetzung und Säure
des Nährwerthes der Rüben," welche mit den vorstehenden Frühling'- und
sehen gut übereinstimmen. Sie bestimmten Salpetersäure und Ammoniak Amm°niak
nach den von Schlösing angegebenen Methoden und zwar letzteres, um Küben.
vor Fäulniss des Untersuchungsobjekts gesichert zu sein, immer in dem gewachsen,
mit Bleiessig geklärten Rübensaft. Es wurden gefunden
Salpetersäure
Gelbe Futterrunkeln von 1866 aus
dem Garten der Versuchs-Stat.
Desgl. von Klostergut Weende aus
1865 und 1866 ....
Desgl. aus Dorf Weende
Steckrüben aus Wasserleben
Desgl. aus dem Garten .
Gelbe Möhren
Weisse Riesenmöhren . . .
Futterrunkeln
Steckrüben .
Möhren .
in 100 Trocken-
substanz.
in 100 Theilen
frischer Rübe.
1,320-3,128 0,120- (?)
0,655—0,902
0,821-2,050
0,150
0,669-0,863
0,270
0,134-0,165
Ammoniak
in 100 Rübensaft.
0,0084-0,0233
0,0063-0,0172
0,0159—0,0285
0,058-0,075
0,076-0,178
0,012
0,057—0,065
0,048
0,021-0,023
Betreffs der Methode stösst uns das Bedenken auf, ob nicht durch die Be-
nutzung des Bleiessigs auch ein Theil des Ammoniaks aus der Lösung entfernt
worden sein könnte, und wir gestehen, dass es uns immer Wunder genommen hat,
warum man sich nicht ganz allgemein bei der Bestimmung des Ammoniaks in
pflanzlichen Stoffen der Methode bedient, die Boussingault zur Bestimmung des
Ammoniaks im Harn anwandte und die alle Garantie für richtige Resultate zu
bieten scheint.
Ueber den Ammoniak- und Salpetersäuregehalt der Ge- ueberden
treidekörner, von Ho saus.**) — Verfasser hat sich überzeugt, dass Ammoni»k-
seine Methode zur Bestimmung der Salpetersäure und des Ammoniaks "guregehan
(mittels Kochen mit alkoholischer Kalilauge und Reduktion durch Zink der
und Eisen) ihm früher zu hohe Resultate geliefert hat und wiederholte Getreide-
° kbrner.
*) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 444.
**) Annalen der Landwirtschaft. Bd. L. S. 135«
74 Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalj-sen.
seine Bestimmungen der beiden Stoffe in den Getreidekörnern mit der Ab-
änderung, dass er die Körner erst mit Wasser auszog, dann das Eiweiss
aus der Lösung durch Kochen auschied und nun erst die Lösung der De-
stillation mit Kalilauge unterzog. Er erhielt jetzt geringere Zahlen, als
wenn (wie in der ersten Arbeit) die Getreidekörner direkt mit Kali ge-
kocht wurden, und zwar fand er
Ammoniak. Salpetersäure,
in Weizen 0,079 Troz. 0,252 Proz.
in Roggen 0,106 „ 0,337 „
in Gerste 0,085 „ 0,202 „
Als besonders interessant erscheint dem Verfasser, dass das Ammo-
niak und die Salpetersäure in den Getreidkörnern in äquivalenten
Verhältnissen auftreten. Betreffs der Methode wird noch erwähnt,
dass die Abscheidung des Eiweisses aus der Lösung für das Eesultat voll-
kommen gleichgültig und mithin überflüssig ist.
Wir verstehen nicht recht warum der Verfasser mit solcher Zärtlichkeit an
einer Methode, die zu gegründeten Einwendungen Veranlassung giebt, hängen bleibt,
da doch andere tadellose Methoden vorliegen. Denn es ist wohl nicht zu leugnen,
dass sich auch in der wässrigen Lösung und in dieser auch nach dem Kochen noch
gewisse stickstoffhaltige organische Verbindungen vorfinden , deren Beständigkeit in
kochender Kalilauge erst noch eines Beweises bedürfte.
üeber das Busse*) weist nach , dass das Dextrin keineswegs ein in den
vorkommen pflanzen ausgebreiteter Stoff ist. Er fand in jungen Weizen-
_vo" pflanzen einmal. 'A Prom. Dextrin, ein ander Mal keins. In frischen und
Dextrin 7
in den in ausgehülsten Weizenkörnern, Koggenkörnern, in Gerstekörnern ebenfalls
pflanzen, kein Dextrin; in Haferkörnern wenig, in neuen Kartoffeln und in Kar-
toffeltrieben keins, in vorjährigen Kartoffeln wenig; in Boletus cervinus
keins und in Galläpfeln ebenfalls keins.
Auch Heinrich traf bei seiner Arbeit über den Stoffwechsel der Weizen-
pflanze (s. unten) diesen Stoff in keinem Organe und zu keiner Zeit an.
Rohrzucker Du b r unfaut**) wurde durch die Wahrnehmung, dass die auf Spi-
in den ritus verarbeiteten Topinamburknollen im Herbst schlecht vergohren, wäh-
Topinambur- reQ(j s^ zu ~Ente ^ -yy^gj-g leicht und reichlich Alkohol lieferten,
knollen.
veranlasst, dieselben zu verschiedenen Zeiten einer näheren Prüfung zu
unterziehen und fand, dass die im September geernteten Knollen vorzugs-
weise Inulin enthielten und einen stark linksdrehenden Saft lieferten, wäh-
rend der Saft der im März oder April geernteten Knollen das polarisirte
Licht stark rechts drehte und reich war an Rohrzucker und einer optisch
indifferenten und krystallisirbaren Zuckerart.
*) Chem. Centralblatt. 1867. S. 271. xN'ach Archiv f. Pharm. Bd. 127. S. 214.
»•) Comptes rendus. 1867. No. 14.
Nähere Pflnnzenbestandthelle und Aschenanalysen. 75
In dem Samen der Euphorbia lathyris bestimmte Muth*) Oeigehait
den Gehalt an Pflanzenfett und fand in 100 Theilen 46 Theile der Samen
von Euphor-
fetteS Oel . bia latbyris.
Allemann**) untersuchte das fette Maisöl. Das Oel war ge- ueber das
sättigt rothgelb , hatte Geruch und Konsistenz des Olivenöls und einen fette Ma,so1-
süsslichen Geschmack; es gestand nicht leicht in der Kälte und erlitt
an der Luft nur langsam eine Veränderung. Durch Verseifung Hessen sich
neben der gewöhnlichen Oelsäure zwei feste Fettsäuren abscheiden, von
denen die eine bei 69° — 70° schmolz und bei der Analyse Zahlen gab,
welche einigermassen zu der Zusammensetzung der Stearinsäure stimmen;
die andere schmolz bei 62° und war nach der Analyse Palmitinsäure.
Sostmann studirte den Farbstoff, der sich in dem Rüben- ueber den
safte***) beim Stehen desselben an der Luft und beim Kochen mit Kalk- Farbstoff
zusatz bildet und glaubt denselben auf Grund der erhaltenen Eeactionen
als Huminsäure annehmen zu sollen, die sich durch allmähliche Oxydation
aus einem in der Rübe farblos vorhandenen Körper bildet.
Näheres siehe unter „Zuckerfabrikation."
Zur Kenntniss der Korksubstanz, von Siewert. f) — Ver- zur Kennt-
fasser, welcher sich das Studium des Suberins zum Vorwurf genommen niss der
hat, macht vorläufig Mittheilung über das Alkoholextrakt, das sich aus dem substanz.
Kork erhalten lässt. — Theils bessere Korke, theils die im Handel käuf-
lichen grossen Rindenstücke wurden auf dem Wasserbade mit Alkohol von
95° Tr. ausgekocht und so ein Extrakt dargestellt, welches stets 10 Prozent
der angewandten Korkmenge betrug. Das Extrakt konnte geschieden
werden in
• Prozent.
1) Krystallisirtes Cerin 1,75
2) Nicht krystallisirbare fette Säure 2,50
3) Nicht krystallisirbare fettähnliche Substanz .... 2,25
4) In Wasser lösliche Gerbsäure 2,50
5) Aus der Gerbsäure-Lösung beim Erkalten abgeschie-
dene Substanz 1,00
# 10,00
Die Analyse dieser 5 Produkte führte zu folgenden Zahlen und
Formeln (wir behalten die Schreibweise des Verfassers bei):
*) Centralblatt für die gesammte Landeskultur. 1867. S. 376. Nach
Baden. Woch. B.
**) Chemisches Centralblatt. 1867. S. 1024. — Wiener Sitzungsberichte.
Bd. 56. S. 185.
***) Zeitschrift d. Ver. f. d. Rübenzucker-Industrie. 1867. S. 56.
t) Zeitschrift f. d. gesammten Naturwisseusch. 1867. S. 129.
76 Nähere Pfianzenhestandtheile und Aschenanalysen.
1) Cerin, für welches Verfasser den neuen Namen Phellylalkohol
vorschlägt Gn H28 ©•
Gefunden Berechnet
(Mittel aus 8 Analysen) €\7 H28 ©
€ = 82,30 82,25
H = 11,39 11,29
Q = 6,31 6,46
2) Die nicht krystallisirhare Säure, welcher Verfasser den Namen
Dekacrylsäure giebt Gio His ©2
Gefunden Berechnet
(Mittel aus 6 Analysen) do H,g ©2
C = 70,11 79,59
H = 10,89 10,59
€ = 19,00 18,82
3) Die nicht krystallisirhare fettähnliche Substanz gab im
Mittel von 5 Analysen
C 77,08
H 10,04
© 12,88
Verfasser glaubt als die passendste Formel dafür G24 H36 ©3 an-
nehmen zu sollen und giebt der Substanz den Namen Eu lysin.
4) Die in Wasser lössliche rothe Gerbsäure wurde als saures
Kalksalz erhalten und enthielt bei 100° getrocknet
€ 48,35
H 3,87
Ca 2,54
© 45,24
entsprechend der Formel Gn H21 (Ca) ©n + 2 Ho 0.
Da die nur unter der Luftpumpe getrocknete Substanz bei 100° C.
getrocknet circa 5 pCt. Gewichtsverlust ergab, so ist für die ursprüng-
liche Substanz die Zusammensetzung G>-, lh\ (Ca) 0|- -f- 4 H2 © an-
zunehmen. %
5) Das aus der wässrigen Lösung des Alkoholextrakts beim Erkalten
ausgeschiedene zimmt farbige Pulver konnte nicht ganz aschefrei er-
halten werden. Verfasser fand darin im Mittel von fünf Analysen
€ 56,83
H 4,02
© 38,42
Asche 0,73
und schlägt dafür den Namen Corticinsäure mit der Formel Gn H10 ©r, vor.
Nähere Pfianzenbestandtheile und Aschenanalysen.
77
Ueber das Lupinin, von Eichhorn.*) — Es gelang dem Ver-
fasser, das Lupinin aus dem Samen der blauen Lupine rein und zwar
mit folgenden Eigenschaften zu erhalten : Der Bitterstoff ist ein in Wasser
und Alkohol leicht lössliches, in Aether unlössliches, stickstoffhaltiges Al-
kaloi'd von stark alkalischer Reaction und intensiv bitterem Geschmack.
Aus seinen Auflösungen wird er durch Gerbsäure als weisser, durch mo-
lybdän-phosphorsaures Natron als ein hellgelber voluminöser Niederschlag
gefällt. Aus Alkohol konnte das Alkaloi'd nicht krystallisirt erhalten
werden, sondern trocknete zu einer hellgelben gummiartigen spröden Masse
ein, welche bei 100° C. getrocknet bei der Verbrennung mit Natronkalk
8,38 °/<> Stickstoff lieferte. Das schwefelsaure Lupinin krystallisirt in schönen
durchsichtigen, tafelförmigen und farblosen Krystallen. Die Lösung dieses
Salzes reagirt neutral und schmeckt intensiv bitter.
Verfasser empfiehlt folgenden Weg zur Darstellung des Lupinins. Ge-
schrotene Lupinenkörner werden mit Alkohol extrahirt, der Alkohol ver-
jagt, der Rückstand in Wasser gelöst und erst mit Bleizuckerlösung, dann
mit Bleizuckerlösung und Ammoniak gefällt; das Filtrat wird nach Ent-
fernung des Bleioxyds durch Schwefelwasserstoff und des Ammoniaks durch
Kali oder Natron mit molybdän-phosphorsaurem Natron gefällt, der Nieder-
schlag gesammelt, ausgewaschen, in Wasser aufgerührt und mit Barythy-
drat zersetzt, der unlösliche phosphorsaure und molybdänsaure Baryt ab-
filtrirt und das überschüssig hinzugefügte Barythydrat durch Kohlensäure
ausgefällt, abfiltrirt und das Filtrat verdampft. Der erhaltene Rückstand
wird dann in Alkohol gelöst und die Lösung liefert nun bei freiwilliger
Verdunstung das reine Lupinin.
Gelegentlich macht Verfasser noch auf einen Stoff aufmerksam, wel-
cher in der mit Bleizucker und Ammoniak erhaltenen Fällung sich vor-
findet, grosse Aehnlichkeit mit Dextrin hat und sich im polarisirten Licht
rechts drehend verhält, aber in verdünntem Alkohol leicht und selbst in
solchem von 90° Tr. noch, wenn auch etwas schwieriger löslich ist.
Ueber das
Lupiuiu.
Ueber einige Bestandteile des Roggensamens, von Ritt-
hausen.**) — Bei seiner Untersuchung über die Bestandtheile des Rog-
gensamens (vergl. Jahresbericht 1866 S. 104) fand Ritthausen neben
den a. a. 0. genannten Proteinstoffen ein Gummi, welches in Wasser und
verdünntem Weingeist (bis 50 Proz. Tr.) in der Kälte und Wärme löslich
ist. Bei einiger Konzentration ist die Lösung in der Kälte dickflüssig oder
schleimigflüssig. Mit Kupfervitriol und Kali wird ein voluminöser hell-
blauer Niederschlag erhalten, der in überschüssigem Kali unlöslich und in
der Hitze unveränderlich ist. Auf polarisirtes Licht wirkt das Gummi
nicht, liefert aber bei anhaltendem Kochen mit verdünnter Schwefelsäure
Im Wein-
geist
lösliches
Gummi,
Cholesterin
und
Palmitin-
säure
als Bestand-
theile des
Roggen-
samens.
*) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 272.
**) Journal f. prakt. Chemie. Bd. CIL S. 321.
IO Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen.
einen stark rechts drehenden Zucker. Als Formel für das Gummi wurde
C,2 H10 O10 gefunden. Der Körper wird einfach und nahezu rein erhalten,
wenn man Eoggenmehl mit 50 prozentigem Weingeist übergiesst und die
völlig klare mit dem Heber abgezogene Lösung mit viel starkem Alko-
hol ausfällt.
Aus dem Gemenge von Fetten, welche das ätherische oder heisse
alkoholische Extrakt der Roggensamen liefert, wurden vorläufig zwei Ver-
bindungen abgeschieden und untersucht; sie erwiesen sich als Cholesterin
und Palmitin. Beide Körper finden sich nur in sehr geringen Mengen
im Eoggensamen; die Hauptmasse des ätherischen Auszugs besteht aus
einem flüssigen Fette, doch scheint neben dem Palmitin auch noch ein
anderes festes Fett darin vorzukommen. Die Abwesenheit von Stearin
wurde konstatirt.
Ueber Ueber einige Gerbsäuren und die Beziehungen der Gerb-
einige Gerb- säur Glykosid piobaphene und Harze, von Hlasiwetz.*) —
sauren und /
die Be- Mehrere Pflanzenphysiologen haben die Ansicht ausgesprochen , dass die
Ziehungen Harze in den Pflanzen aus einer Umsetzung der Cellulose hervorgehen,
säuref GHy- ^as ZwiSCüengüed dieser Umsetzung soll Gerbstoff, das Endglied derselben
koside, pio- Harz sein, welches dann als Auswurfsstoff zu betrachten ist, dem im Leben
baphene u. <}es Organismus keine weitere Rolle mehr zukommt. Diese Ansicht und
die Erwägung, dass der Begriff „Gerbstoff" chemisch genommen etwas
ebenso Unbestimmtes ist, wie „Harz" oder „ätherisches Oel," bestimmten
den Verfasser, die eingehendere Untersuchung einer Anzahl Gerbstoffe theils
selbst vorzunehmen, theils zu veranlassen. Die Hauptresultate dieser Ar-
beiten sind kurz folgende:
Die Kaffeegerbsäure ist ein Glykosid und zerfällt bei 3A stündi-
gem Kochen mit 5 Theilen Kalilauge von 1,25 spez. Gew. in Kaffeesäure
und einen Zucker, dessen Formel wahrscheinlich €« Hio 04 ist. Schmilzt
man die Kaffeesäure mit Kalihydrat, so zerfällt sie in Protokatechusäure
und Essigsäure. Verfasser stellt die Kaffeesäure in folgende Reihe:
C9 Hr §, HO Zimmtsäure
C6 H9 0, 2 H 0 Curaarsäure
€9 H5 O, 3 HO Kaffeesäure
CT H5 0, H0 Benzoesäure
€7 H4 0, 2 H 0 Salicyls'äure
C7 H3 0, 3H0 Protocatechusäure.
Die Säuren der ersten Reihe verwandeln sich durch Oxydation mit
schmelzendem Kali in die der zweiten unter gleichzeitiger Bildung von Essig-
säure. (Hlasiwitz). —
Die Chinagerbsäure zerfällt beim Kochen mit verdünnter Schwe-
felsäure in Traubenzucker und Chinaroth = €28 H22 0,4- Das Letztere giebt
mit schmelzendem Kali oxydirt Protocatechusäure und daneben Essigsäure
und eine gewisse Menge eines braunen humusartigen Produkts. (Remb ol d)
*) Annälen der Chemie und Pbarmacie. Bd. 143. S. 270.
Kähere Pflnnzenbestandtheile und Aschenannlysen. 79
Die Chinovagerbsäurc lieferte bei derselben Behandhing Zucker
und Chinovaroth und aus letzterem weiter Protokatechusäure. (Rembold).
Die Katanhiagerbsäure zerfällt beim Kochen mit verdünnter
Schwefelsäure in einen zuckerartigen Körper und ein rothes amorphes Harz,
Ratanhiaroth €•« H« 9U. Das Ratanhiaroth, mit Aetzkali in der Hitze be-
handelt, giebt Phloroglucin und Protokatechusäure. (Grabowski).
Die Filixgerbsäure gab mit verdünnter Schwefelsäure gekocht
einen Zucker von der Zusammensetzung C8 Hl2 &6 und Filixroth = €56H|gQi2.
Das Filixroth zerfiel unter der Einwirkung von schmelzendem Kalihydrat
in Protocatechusäure und Phloroglucin. (Malin).
Die Gerbsäure der Granatwurzelrinde liefert mit verdünnter
Schwefelsäure behandelt einen Zucker €6 Hl2 ö6 und Ellagsäure. — Wahr-
scheinliche Formel für den Gerbstoff: €20 H,6 Oj3. (Rembold).
An diese Resultate knüpft Hlasiwetz, indem er sie in Verbindung
bringt mit dem Verhalten einiger anderer im Pflanzenreiche sehr verbrei-
teter Verbindungen, deren Konstitution schon genauer bekannt ist, eine
Reihe in hohem Grade anregender Betrachtungen, von denen wir unter
Verweisung auf das Original einige wenige herausheben:
Eine grosse Anzahl von Gerbsäuren lassen sich wie gewisse bekannte
krystallinische Glykoside, z. B. Quercitrin und Rutin in Zucker, und andere
organische Verbindungen spalten, welche wie das Quercetin, Maklurin,
Luteolin, Skaporin, Katechin bei der Oxydation mittels Kali in Protoka-
techusäure und Phloroglucin oder in Protokatechusäure und Essigsäure zer-
fallen. Es wirft sich vor Allem die Frage auf, ob nun auch die Gerb-
säuren wirkliche Glykoside sind. Die Thatsache der Zuckerbildung allein
entscheidet die Frage nicht. Vielleicht lässt es sich in der Folge beweisen,
dass parallel den eigentlichen Glykosiden, die Zuckerderivate sind, es Ver-
bindungen giebt, die von Dextrin und Gummiarten abstammen. Voraus-
sichtlich würden diese amorph sein, müssten aber bei der Behandlung mit
Säuren gleichfalls Zucker liefern. Derartige Körper könnten die Gerb-
säuren sein. Auch könnten sich manche dieser Verbindungen als Derivate
desMannits erweisen, der sich so häufig neben Traubenzucker findet, und
es Hessen sich dann folgende Gruppen unterscheiden :
I. Glykoside. Geben bei der Spaltung Glykose.
a) die Glykose und das zweite Spaltungsprodukt treten zu einem
Molekül aus:
Arbutin, Helicin, Ruberythrin, Salicin ....
b) es wird mehr als ein Molekül Glykose abgespalten:
Daphnin, Aesculin, Jalappin, Scammonin, Helleborin, Turpetin ....
c) es wird ein Molekül Glykose, daneben zwei Moleküle anderer
Verbindungen abgespalten :
Populin, Benzohelicin, Gratiolin(?), Bryonin(?), Ononin ....
öü Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen.
II. Phloroglucide. Die durch Spaltung entstehende Zuckerart ist
Phloroglucin :
Phloretin, Quercetin, Maclurin, Luteolin, Catecbin, Filixsäure ....
III. Phloroglykoside. Geben zwei verschiedene Zuckerarten, Glykose
und Phloroglucin:
Phloridzin, Quercitrin, Kobinin, Rutin ....
IV. Gummi de. Liefern als Umwandlungsprodukt Glykose:
Gerbsäuren (?) Carminsäure(?)
V. Mannide. Die durch Spaltung erhaltene Zuckerart ist ein Derivat
des Mannits.
Cbinovin, Kaffeegerbsäure (?)
VI. Stickstoffhaltige Glykoside.
Amygdalin, Solanin, Indican, Chitin.
Die Phloroglykoside scheinen die komplizirtesten stickstofflosen Ver-
bindungen zu sein, welche die Natur im Pflanzenleben benutzt. Sie durch-
wandern die Pflanze bis in ihre höchst entwickelten Theile und functioniren
ohne Zweifel bei der Bildung der Blatt- und Blüthenfarbstoffe, indem sie
dort wahrscheinlich eine Spaltung in jene einfachere Verbindungen erfah-
ren, die auch künstlich aus ihnen darstellbar sind. Im Stamm und in der
Kinde findet man sie dann zusammen mit Gerbstoffen, Phlorogluciden und
einer Reihe von Verbindungen, die man Phlobaphene genannt hat. Die
Phlobaphene sind braunrothe amorphe Substanzen, welche dieselben Zer-
sersetzungsprodukte liefern, wie die aus manchen Gerbsäuren abspaltbaren
Körper, z. B. das Chinaroth, Ratanhiaroth, Fichtenroth, und welche zwar
nicht mit diesen identisch, doch gewiss desselben Ursprungs sind. Die
Phlobaphen liefernde Substanz findet sich wahrscheinlich in der Form
solcher Gerbsäuren in den Säften der Parenchymzellen; jene Partien der-
selben, welche in die nach aussen gelegenen, mehr mit der Luft in Be-
rührung befindlichen Zellschichten (Epidermis und äussere Rindenschicht)
gelangen, werden dort zersetzt und scheiden Phlobaphen aus, so wie sich
diese Körper ausscheiden, wenn man die Gerbsäurelösungen an der Luft
stehen lässt.
Ueber die Abstammung der Harze aus den Gerbsäuren lässt sich nach
dem jetzigen Stande der chemischen Forschungen noch nicht einmal eine
Vermuthung aufstellen. Als ganz unwahrscheinlich erscheint sie dem Ver-
fasser nicht, da nicht nur durch ihre Ausserlichkeiten, sondern auch durch
ihre Zersetzungsprodukte manche Harze und Gerbstoffe eine Beziehung zu
einander zu erkennen geben.
In der letzten Beziehung ist eine Notiz von Roc nieder nicht uninteressant *),
nach welcher er bei einer gewissen Behandlung des Gerbstoffes aus Kastanienrinde
*) Chem. Centralblatt. 1S67. S. 972.
Nähere Pflanzenbestandtheile und Ascbenanalysen 81
diesen Körper sich in eine rothbraune, durchscheinende, der Aloe soccotrina ganz
ähnliche, in der Wärme weiche, in der Kälte spröde Masse umwandeln sah. Unter
kaltem Wasser zerfiel die Substanz zu einem Mass rehfarbenen Pulver, das sich
in Alkohol mit rothbrauner Farbe löste und beim Verdunsten wieder als harzartiger
Rückstand blieb. Die unter Wasser zerfallene Substanz besass nach dem Trock-
nen im Yacuum über Schwefelsäure einen deutlichen Moschusgeruch. Dieses aus
Gerbstoff entstandene Harz war wie der Gerbstoff selbst zusammengesetzt, lieferte
dieselben Zersetzungsprodukte und war überhaupt nichts als eine in Wasser un-
lösliche isomere Modifikation desselben. Roc bieder erscheint es demnach mög-
lich, dass die unter dem Mikroskop beobachtete Umwandlung des Gerbstoffes in
Harz ein einfacher Uebergang des erstcren aus der löslichen in die unlösliche Mo-
dification gewesen sei.
Ueber Aesculus Hippocastanum und die Beziehungen der ueber
Pflanzenstoffe zu einander, von Rochleder.*) — Auf Grund der Aesculus
zahlreichen Untersuchungen von Pflanzenstoffen und des Studiums der num
Zersetzungsprodukte derselben, welche in dem Prager Laboratorium eine und die Be-
lange Reihe von Jahren hindurch ausgeführt sind, versucht Verfasser jetzt zlehunsen
, der
die Entstehungsweise und den genetischen Zusammenhang dieser Körper pflanzen.
zu erklären. Als Ausgangspunkt der verschiedenen Um- und Fortbildun- Stoffe
gen im Pflanzenkörper nimmt Köchle der 'zwei Stoffreihen an, von denen zu einander-
er die eine die Fett-, die andere die aromatische Reihe nennt. Die
erstere entwickelt sich aus der Oxal-, J^quiset, Aepfel-, Wein-, Citro-
nensäure u. s. w. und ihr gehören die Kohlehydrate, Mannit, Dulcit etc.
an; die zweite entwickelt sich aus der Benzoe-, China-, Gallussäure u. s. f.
Durch die Verbindung einzelner Glieder aus beiden Reihen entsteht die
zahllose Menge von stickstofflosen Pflanzenstoffen, zu denen die Saccharo-
gene wie Salicin, Aesculin, Phloridzin etc. gehören. Durch Hinzutritt von
Ammoniak mögen sich die organischen Basen, gewisse stickstoffhaltige
Säuren und Körper wie das Asparagin bilden. Selbst die Bildung der
Eiweiskörper dürfte auf die gleiche Weise zu erklären sein, da dieselben
bei ihrer Oxydation sowohl Körper der Fett- als der aromatischen Reihe
liefern; und vielleicht ist der Schwefel der Proteinsubstanzen auf beide
Componenten vertheilt.
Als specielles Beispiel giebt Verfasser die Erläuterungen der Bezie-
hungen, welche zwischen den besonderen Bestandteilen stattfinden, die
in der Rosskastanie in verschiedenen Entwicklungsperioden derselben von ihm
aufgefunden sind. Er weisst nach, dass sich dieselben alle auf eine Funda-
mentälreihe zurückführen lassen, deren Ausgangspunkt das Aesciglykol
ist, indem man dieselben entweder als homologe Substanzen, oder als
Substitutionsprodukte, oder als Verbindungen von Gliedern dieser Reihe
mit andern Körpern betrachtet. Die Fundmentalreihe würde sich aus fol-
genden Gliedern aufbauen:
*) Wiener Sitzungsberichte. 1867. Juni und Juli. Chem. Centralblatt. 1867.
S. 905 u. 972.
Jabresbericbt X. 6
82
Nähere Pflanzenbestandtheile und Asclienanalysen.
Glykol . .
C4 He O4
Glykolal. .
C* H* Ot
Glykolsäure
C4 Hi Og
Glyoxal . .
C4 H2 O4
Glyoxalsäure
C4 H? 06
Oxalsäure .
C4 H2 0,
Aesciglykol . . Cu Hiu O4
Aesciglykolal . C14 Hg O4
Aesciglykolsäure C14 Hg Oe
Aesciglyoxal . . Cu He 04
Aesciglyoxalsäure C14 H6 06
Aescioxalsäure . Cu Hß Og
Das in den Samen gefundene Aescigenin ist Amyl-Aesciglykol CUH9
(C,0H„) 04; das Aesculetin (C18 H8 08) Diformylaesciglykol ; der Gerbstoff
der Rosskastanie ist eine Verbindung von Aesciglyoxalsäure mit Phloro-
glucin; bei dem Behandeln des Quercetins mit Natriumamalgam erhält man
die Aesciglykolsäure. Aus dem Aesculetin erhält man durch Einwirkung
von Alkalien die Aescioxalsäure und durch Behandeln mit Natriumamalgam
das Aescorcin oder Diformyl-Aesciglykolal). Das dem Aesciglykol homo-
loge Aescigenin findet sich als Aescinsäure, Argyraescin und Aphrodaescin
in den Kotyledonen.
Die mannigfaltigen Bestandtheile der Pflanzen entstehen aus den
Gliedern der mit d4 H6 06 beginnenden und mit Cu Hi0 04 endenden Reihe
durch Aufnahme von C2 02 aus Kohlensäure und H aus Wasser.
Weiter sei noch auf folgende A^ikel hingewiesen:
Beiträge zur Kenntniss des Chlorophylls und einiger dasselbe begleitender
Farbstoffe, von Askenasy. 1)
Fluorescenzerscbeinungen als Ursache der Färbung von Pflanzentheilen , von
B. Frank. 2)
Analysen von Futtermöhren, von Ritthausen. 3)
Die näheren Bestandtheile des Grünmaises, von Moser. 4) Siehe unter „Ana-
lysen von Futterstoffen."
Die näheren Bestandtheile des Grünbuchweizens, von Moser. 5) Ebendaselbst.
1) Botanische Zeitung. 1867. S. 225 u. 233.
2) Botanische Zeitung. 1867. S. 405.
3) Land- und forstwirthsch. Zeit, der Prov. Preussen. III. S. 28.
4) Allgemeine land- und forstwirthsch. Zeit. XVII. S. 572.
5) Allgemeine land- und forstwirthsch. Zeit. XVII. S. 527.
Der Bau der Pflanze. 83
Der Bau der Pflanze. ,
Die Bewurzelung der landwirtschaftlichen Kulturge- Die Bewur-
wachse studirte W. Schumacher auf einem mittleren reichen Lehm- zeiung der
boden bei ziemlich tiefer Bodenkultur und gab darüber in der Monatsschrift 1*ndwirtb-
schaftlichen
des landwirtschaftlichen Provinzial-Vereins für die Mark Brandenburg Kuitur-
und Niederlausitz*) einen ausführlichen Bericht, aus dem wir folgende pflanzen.
Beobachtungen hervorheben:
Die Runkelrübe sendet zwar die wieder zur normalen Form zurück-
gekehrte Pfahlwurzel in tiefere Schichten des Bodens hinein, allein diese
besitzt nur an dem dicht unter dem Wurzelkörper befindlichen Theile
einige reiche Nebenwurzeln, an den tieferen Theilen ist sie sehr arm da-
ran, und der tiefer als 1 Fuss in die Erde eindringende Theil der Pfahl-
wurzel ist für die Ernährung der Pflanze kaum mehr von Bedeutung; die
meisten und reichsten Wurzelfäden entwickeln sich aus dem mit der Erde
in Berührung stehenden Theile des Bübenkörpers.
Die Halmfrüchte entwickeln ihre Wurzeln aus den oberflächennahen
Halmknoten ; die Bewurzelung des untersten Wurzelknotens ist so unbeträcht-
lich, dass sie gegenüber der sonstigen Bewurzelung nicht in Betracht
kommt. Bei Weizen und Gerste ist eine besondere Neigung zur Neben-
wurzelentwickelung vorhanden; Tiefgang und seitliche Verbreitung der-
selben ist nicht beträchtlich. Man findet den allergrössten Theil der Be-
wurzelung in der obersten Bodenschicht von 'L Fuss; dringen auch einige
Nebenwurzeln in tiefere Schichten ein, so sind dieselben doch arm an
Wurzelfäden.
Die ausgezeichnetste Bewurzelung findet sich bei den Kleearten, vor-
züglich bei dem EotMdee. Die Pfahlwurzel des letzteren, welche ziemlich
kräftig in ihrem oberen Theile ist, geht in tiefere Schichten hinab, aber
nur ihr oberer Theil von V« Fuss entwickelt einige, wenig kräftige aber
reiche Nebenwurzeln; von jenem Theile der Pfahlwurzel an werden die
Nebenwurzeln immer seltener und schwächer; tiefer als 1 Fuss sind kaum
Nebenwurzeln zu finden. Die oberen Nebenwurzeln sind dicht mit langen
Wurzelfäden und diese mit zahlreichen Wurzelfädchen besetzt. Auf neuem
dicht bestandenem Felde findet man oft in dem oberen Zolle des Bodens
einen dichten Wurzelfilz, welcher aus zahllosen Wurzeln zweiter und dritter
Ordnung besteht und dadurch gebildet wird, dass die dicht unter der Ober-
fläche aus der Pfahlwurzel hervortretenden Nebenwurzeln mit ihren äusserst
zahlreichen Wurzelfäden sich seitlich im Boden und zwar dicht unter der
Oberfläche verbreiten und auf die mannigfaltigste Weise durcheinander
wachsen. Oftmals wachsen sogar Nebenwurzeln von unten herauf, um an
der Bildung des Wurzelfilzes Antheil zu nehmen. Auf dem schlecht
bestandenen, in seiner Oberfläche krustenartig verhärteten Felde, findet
*) a. a. 0. 1867. S. 190 ff.
6*
84 Der Bau der Pflanze.
man diesen für den Klee sehr wichtigen Wurzel filz nicht. Der grösste
Theil der Bewurzelung des Klees liegt in der oberen Schicht von V« bis
höchstens 3U Fuss; nur in einem tief gelockerten Boden ist die Bewurze-
lung in der Schicht von lh bis 1 Fuss von der Oberfläche nennenswerth.
Die Luzerne verhält sich in den ersten Jahren ihres Wachsthums in
ihrer Wurzelbildung ähnlich wie der Klee. Auf einem mehrjährigen Lu-
zernefelde aber geht eine reichere. Wurzelbildung in tiefere Bodenschichten
hinab und zwar in um so tiefere, je älter die Luzerne wird. Auf einem
fünfjährigen Luzernefelde wurde eine reiche Nebenwurzelbildung noch 10
bis 15 Zoll unter der Oberfläche beobachtet.
Auf Grund seiner Beobachtungen stellt Schumacher die landwirt-
schaftlichen Kulturgewächse in Bezug auf ihre Bewurzelungsfähigkeit (und
zwar derart, dass dieselbe von oben nach unten zunimmt) in nachstehende
Eeihe:
Rübengewächse,
Oelfrüchte,
Kartoffeln, Lein,
Weizen, Gerste, Pferdebohnen,
Roggen,
Erbsen, Wicken,
Hafer,
Buchweizen,
Klee.
Bei den Sommerölfrüchten und Sommerhalmgewächsen ist die Be-
wurzelungsfähigkeit geringer, als bei den entsprechenden Wintergewächsen.
Die quantitative Bestimmung der Wurzelmasse pro preussischen Mor-
° ° bei einem Trocken- trockene
gewicht von 100 Pfd. Wurzeln. Pfd.
Klee in der Blüthe gemäht i960 1900
Hafer in der Blüthe gemäht 1500 650
Rübsen reif 2370 370
Auf 100 Pfund trockene oberirdische Pflanzentheile kamen mithin
trockene Wurzeln:
Bei dem Klee 100 Pfd.
Bei dem Hafer 43 n
Bei dem Rübsen 11 „
Der genannte Beobachter bezeichnet diese Zahlen selbst nicht als genau, aber
doch als ungefähr das Yerhältniss der oberirdischen Pflanzentheile zu den Wurzeln
und die Bewurzelungsfähigkeit der angeführten Pflanzen ausdrückend. Mit Rück-
sicht auf unsere gänzliche Unbekanntschaft über diese Verhältnisse und auf die
Schwierigkeit, die genaue quantitative Ermittelungen hier bieten aber sind auch
nur annähernd richtige Zahlen bis auf Weiteres willkommen, wenn man sich nur
ein Urtheil über die Grösse der stattgehabten Verluste und Fehler zu bilden ver-
mag, und es ist deshalb zu beklagen, dass der Verfasser gar Nichts über den Weg
mittheilt, den er bei seinen Bestimmungen eingeschlagen hat. Die gegebenen Zahlen
lassen vermuthen, dass unter der Rubrik „trockene Wurzeln" alles das zusammen-
gefaßt ist, was in der landwirtschaftlichen Praxis nach der Ernte dem Felde ver-
bleibt, also Wurzeln inclus. Stoppeln.
Der Bau der Pflanze. öO
Be wurzelungsversuche, von Zoeller.*) — Unter diesem Titel Be-
theilt Verfasser mit, dass er Zwergbohnen in verschiedenen Bodenarten wurzelung|»-
versuche
gebaut, die "Wurzeln nach erfolgter Ernte aus dem Boden herausgewaschen
und verglichen habe. Ein Theil der Bohnen wurde jung und zwar nach
27 Vegetationstagen, ein anderer reif geerntet; eine dritte Abtheilung
wurde ebenfalls reif geerntet, hatte aber nach der Blüthe eine Düngung
mit Nährstoff lösung erhalten. Die Betrachtung der ausgewaschenen Wurzel-
massen — eine Messung oder Wägung der letzteren wurde nicht vor-
genommen — führte den Verfasser zu folgenden Schlüssen:
Die Wurzelentwickelung der Bohnenpflanzen ist (bei gleich ausge-
wählter Saatfrucht) während der ersten Periode des Wachsthums in ver-
schiedenen Bodenarten eine ziemlich gleiche, als einziger Unterschied ist
zu bemerken, dass die einzelnen Wurzelnbrillen in einem spezifisch schwe-
reren Boden in geringerer Anzahl aber derber sich ausbilden, als in einem
spezifisch leichteren. Dagegen zeigte sich in der Wurzelentwickelung der
in verschiedenen Bodenarten gewachsenen Bohnen bei der Reife eine sicht-
liche Verschiedenheit. In dem reicheren Boden war das Wurzelvolumen
ein grösseres als in dem geringeren, ja in dem letzteren schien sich das
Wurzelvolumen von der Keimperiode ab vermindert zu haben. Die Dün-
gung mit Nährstoff lösung nach der Blüthe hatte ausnahmslos eine Ver-
mehrung der Wurzelmasse bewirkt.
Nach einer vorläufigen Mittheilung sind im Jahre 18G7 durch die Versuchs-
station Chemnitz eine grosse Anzahl der sorgfältigsten und mühsamsten Wurzel-
messungen ausgeführt -worden , welche über das wahre Verhältniss der Wurzeln zu
den oberirdischen Organen Licht zu geben versprechen. Wir sehen mit Spannung
den Resultaten dieser höchst verdienstvollen Arbeit entgegen.
Messungen der Blattoberfläche einiger Kulturpflanzen, Messungen
von Th. von Gohren.**) Verfasser verfuhr in der Art, dass er mittlere ^rfl..a,"
Oberfläche
Probepflanzen theils von verschiedenen Kulturmethoden, theils von verschie- einiger
denen Altersstufen auf gut bestandenen Feldern auslas und die thätige Ober- Kuiturpflan.
fläche derselben nach den beiden Methoden von Knop und Wolf, (Landw.
Vers. Stat. Band HL S. 308 und Band VI. S. 211) bestimmte. Dann
wurden die auf ausgewählten Probeflächen von je 1 Wiener Quadratfuss
stehenden Pflanzen gezählt; das Produkt aus beiden Beobachtungen gab
die thätige Pflanzenoberfläche pro Quadratfuss und weiter pro österrei-
chisches Joch.
Indem wir in den nachstehenden drei Tabellen die Hauptresultate der
Arbeit mit Verminderung der Decimalen wiedergeben, bemerken wir, dass
bei den Cerealien in „Oberfläche der Blätter" immer die der dazu ge-
hörigen Blattscheiden mit inbegriffen ist.
zen.
*) Journ. f. Landwirtschaft. 1867. S. 193.
**) Die landw. Versuchsstationen. 1867. S. 298.
86
Der Bau der Pflanze.
Art
Zeit
Höhe
des ober-
Anzahl der
Gefundene
Gesammt-
Durchschnitt-
liche Ober-
der
der
irdischen
Blätter
oberfläche der
fläche von je
metbode.
Theils.
Blätter.
1 Blatt.
Pflanze.
Centimtr.
Q Centimtr.
□ Centimtr.
Weizen j
gedrillt
30. Juni
. 95
5
277
55,4
breitwürfig
5. Juli
131
5
163
32,5
Durchschnitt
—
113
5
220
43,9
Gerste j
gedrillt
19. Juli
80
10
395
39,6
breitwürfig
17. Juli
94
9
219
24,4
Durchschnitt
—
S7
9,5
307
32,0
Roggen
gedrillt
—
142
4
327
81,8
Hafer 1
gedrillt
16 Juli
92
15
1210
80,7
breitwürfig
13. Juli
87
11
500
45,4
Durchschnitt
—
89,5
13,5
855
63,3
Klee
—
3. Juli
59
59 mit je
3 Blättchen.
878
14,9
Zucker- j
—
6. Juni
8,5
7
78
11,2
—
13. Juni
15
11
377
343
—
26. Juni
29.3
14
1988
142,0
rübe
—
23. Juli
50
18
6981
387,8
(
—
19. Sept.
56
30
14044
468,2
Kartoffel j
—
11. Juni
7. Juli
16
52
34 mit je 8,88
Blättch. i.D.
444
3453
101,6
Pro
"Wiener Quadratfuss wurden gezählt in 3 Probenahmen.
Art
der
Pflanze.
Anb su-
me tho de.
1.
Stc
2.
>cke.
3.
Mittel.
Ha
1. 1 2.
[me.
3.
Mittel.
Blät-
ter.
Pro
Stock
Halme
Klee
{
—
24
11
17
17
16
412
Roggen
!
gedrillt
breitwürfig
12
13
8
20
12
20
11
18
87
60
71
106
79
66
79
77
—
7
4,3
Weizen
!
gedrillt
breitwürfig
14
22
10
23
12
20
12
22
89
78
80
70
82
S9
84
79
z
7
3,6
Gerste
{
gedrillt
breitwürfig
14
16
12
15
14
15
13
15
93
106
86
51
56
81
78
79
—
6
5
Hafer
1
gedrillt
breitwürfig
11
17
9
23
9
22
10
21
44
93
27
78
37
84
36
85
3,6
4
Kartoffel
Zuckerrüb
e
fürl O Klaf-
ter berechn.
34
1
33
1
35
1
I 34
1
Tr
175
i e b e
145
117
145
4,3
4
Berechnet pro
ein österreichisches Joch
.
Art
der
Pflanze.
Anbau-
Methode.
An
der Stöcke.
zahl
der Halme.
Thätige Pflanzeu-
oberfläche
in □ Metern.
Die BlattoberHäche
ist mal grösser als
die Erdoberfläche.
Klee
1 =
979200
921600
23731200*)
85988
35654
14,9
6,2
Roggen
f gedrillt
\ breitwürfig
633600
1036800
4550400
4435200
148844
25,8
Weizen
/ gedrillt
\ breitwürfig
691200
1267200
4838400
4550400
133941
73971
23,3
12,8
Gerste
f gedrillt
| breitwürfig
748800
864000
4492800
4550400
177704
99772
30,9
17,3
Hafer
f gedrillt
\ breitwürfig
577000
1209600
2073600
4896000
250906
244580
43,6
42,5
Kartoffel
Zuckerrübe
54400
57600
233600
18784
27036
3,3
4,7
*) Blätter.
Der Bau der Pflanze. 87
Einfluss der Umdrehung der Erde auf die Form der Baum- Einfluss
stamme, von Ch. Musset.*) — Der Durchschnitt der Baumstämme der
t\- -n i_ ii Umdrehung
bildet nie einen Kreis, sondern immer eine Ellipse. Die Beobachtungen, der Erde
die Verfasser theils selbst anstellte, theils durch competente Personen an- auf die
stellen liess und die mehrere Tausende von Bäumen umfassen, zeigten, Fo"n der
Baum-
dass die grosse Achse dieser Ellipse immer nahezu mit der Eichtung von stämme.
Ost nach West zusammenfällt, und eine genauere Bestimmung mit Hülfe
der Bussole ergab das überraschende Resultat, dass dieselbe mit dem
Ost- und Westpunkt den gleichen Winkel bildet, wie die Ebene der
Ekliptik mit der Aequatorebene. Dieser Parallelismus in der Richtung
der grossen Axe der Stammellipse tritt auch an den stärkeren Zweigen
auf und ist leicht an allen Bäumen zu beobachten, die nicht verpflanzt,
oder durch leicht erkennbare Einflüsse ihrer Umgebung berührt sind, be-
sonders an denen mit glatter Rinde. Verfasser glaubt sich, indem er sich
der Abweichung erinnert, welche frei fallende Körper durch die Zentri-
fugalkraft der Erde erleiden, durch seine Beobachtungen berechtigt, die
Form der Baumstämme als durch die Umdrehung der Erde bedingt an-
zunehmen.
Die Antwort auf die Frage: Warum ist der Körner -Ansatz Ursache des
beim gemeinen Buchweizen nicht selten so gering? findet oft mangei-
Haberlandt**) in der Beobachtung, dass eine grosse Anzahl der Blüthen j^en
von Polygonum fagopyrum nur Staubblätter, keine Pistille besitzt; dass anSatzes
solche männliche Blüthen den fruchttragenden Zwitterblüthen stets unter- beim ein-
gemischt sind; und dass auf verschiedenen Pflanzen, oder auch auf der- n " "c '
° ' weizen.
selben Pflanze, zu verschiedenen Zeiten ihrer länger dauernden Blüthe,
bald erstere, bald letztere vorherrschen. Die Bedingungen, welche die
Ausbildung der einen oder der andern Art von Blüthen begünstigen, sind
nicht bekannt, aber die Erscheinung zeigt sich ebenso an den Varietäten
des gemeinen Buchweizens (dem silbergrauen schottischen und dem schwarz-
sämigen), als an der Hauptart; während bei dem Polygonum tartaricum
und seinen Varietäten (z. B. rotundatum) nur Zwitterblüthen gebildet
werden.
Schon früher hatte Nobbe in der Verkümmerung des Fruchtknotens in seiner
ersten Anlage eine Ursache für den häufig mangelnden Körneransatz des Buch-
weizens erkannt (Landwiithsch. Vers.-Stat. VII, 382). In einer neueren Arbeit
aber (Landw. Vers.-Stat. X. 8.) theilt derselbe mit, dass noch viel häufiger, als
solche männlich gewordene, unfruchtbare Zwitterblüthen vorkommen, in denen des-
halb keine Befruchtung stattfinden kann , weil die Staubgefasse kürzer geblieben
sind, als der Stempel.
*) Comptes rendus. Bd. 65. S. 424 u. 495.
M) Centralblatt f, d. ges. Landeskultur. 1867. S. 23.
Der Bau der Pflanze.
Ueber die
Wirkung
des Lichts
auf die
Pflanzen-
wurzel.
Ueber die Wirkung des Lichtes auf die Pflanzenwurzel,
von Nobbe*) — Am 9. Juni 1866 wurden 6 junge Erbsenpflanzen,
welche soeben die Keimperiode vollendet hatten, in eine V« prozentige
Nährstoff-Lösung gebracht und verschiedener Beleuchtung ausgesetzt. Bei
No. 1 u. 2 wurde das die Lösung enthaltende Gefäss mit Papier dicht umklebt ;
die Standgefässe von No. 3 und 4 erhielten keinen Schutz gegen Licht;
die Pflanzen No. 5 und 6 wurden durch Ueberstürzen eines 70 Centimtr.
hohen thönernen Gefässes vom Licht vollständig abgeschlossen. Bei Ab-
theilung I. befand sich mithin der oberirdische Theil der Pflanzen im
Licht und die Wurzel im Dunkeln, bei Abth. II. Stamm und Wurzeln im
Licht, bei Abth. III. Stamm und Wurzeln im Dunkeln. Um die Tempe-
ratur während des Versuchs in den verschiedenen Lösungen möglichst
gleich zu erhalten, wurden die Standgefässe von Abth. I. und III. in
feuchten Sand eingegraben, die von Abth. II. in eine Wanne mit Wasser
gestellt. Die Versuchsgefässe erhielten ihre Aufstellung an einem Süd-
Ost-Fenster, wo sie der direkten Sonnenbeleuchtung von etwa 9 Uhr früh
bis Nachmittags 3 Uhr zugänglich waren. Der Versuch dauerte 13 Tage.
Bei Abth. n. zeigte sich schon in den ersten 4 — 5 Tagen an der Ober-
fläche der Wurzeln Anflug von Chlorophyll-Algen, der sich bei Abschluss
des Versuchs zu einem dichten grünen Ueberzuge vermehrt hatte. Eine
mechanische Wirkung des Sonnenlichtes — in Form nega-
tiver oder positiver heliotropischer Krümmungen wurde
nicht beobachtet. Folgende Tabelle giebt den Zuwachs innerhalb
der 13 Tage:
No.
der
Pflanze.
Zuna
ime
3es
Zunahme der Wurzel an
Stammes an
Länge
der
Haupt-
wurzel.
MiUim.
Zahl der Nebenwurzeln.
A b t h e i 1 u n g.
Länge.
Millim
Kno-
ten-
glie-
dein.
Zwei-
gen.
I. 1 II.
Ord- Ord-
nung.|nung.
III.
Ord-
nung.
Ueber-
haupt.
T J "Wurzel im Dunkeln,
\ Stamm im Licht
1.
2.
200
170
4
4
0
3
10 3
0 ! 3
372
70
8
365
383
438
Mittel
185 4
1,5
5
3 221
186
410
jj J Wurzel und Stamm
| im Licht
3.
4.
400 7
240 4
0
1
20
0
3
12
176
158
37
66
216
236
| Mittel.
320 | 5,5
0,5
10 7,5 167 51
226
jjj J Wurzel und Stamm
\ im Licht
5.
6.
0
20
0
1
0
0
0
0
0 0
o 1 0
0
0
0
0
Mittel.
10
0,5
o
0
0
0
0
0
') Die landw. Versuchsstationen. Hd. IX. S. 71.
Der Bau der Pflanze.
89
Und nachstehende Tabelle giebt die Dimensionen der einzelnen Or-
gane am Schlusstago des Versuchs.
No.
der
Pflanze.
Anzahl
der
Neben-
wurzeln
in
Summa
Länge
Oberflächen-
Ausdeluing
der
gesammten
Wurzel -
masse.
DMm.
A b t h e i I u n g.
i
des | der
Stam- Haupt-
nies, wurzel.
Mm. 1 Mm.
der Nebenwurzeln.
I. Ord-
nung.
Mm.
II. Ord- Im. Ord-
nung, nung.
Mm. Mm.
Ueber-
haupt.
Mm.
T JWurzel imDunkeln,
{ Stamm im Licht
1.
2.
437
4(50
410 70
440 1 110
1357
188
1539 12
1709 1 1017
2978
2924
7128
5018
Mittel.
449
425
90 | 772
1624
514
2951
6073
Tj \ Wurzel und Stamm
\ im Licht
3.
4.
299
'295
650
510
60
70
2110
1792
2467
2644
176
196
4823
4712
11119
10358
| Mittel.
297
580 : 65 | 1951 2555 | 186 | 4767
10739
rTT [Wurzel und Stamm ! 5.
1 im Dunkeln 6-
34
29
270 40 1542 6
250 1 40 1468 j 0
0
0
15S5
1508
1729
1645
Mittel.
32
260
40
1505
3
0
1546
1687
Das Resume stellt Verfasser in folgenden zwei Sätzen dar:
1) Die Summe der im Lichte gebildeten Nebenwurzeln der Erbsen-
pflanzen ist erheblich kleiner, als die der gleichzeitig imDunkeln
gebildeten ;
2) Die Gesammtlänge der im Lichte gebildeten Wurzelfäden und
damit deren Oberfläche — ist wesentlich grösser, als die der im
Dunkeln gebildeten Wurzeln;
und fügt hinzu: Die sub 1 konstatirte Thatsache steht in vollkommenem
Einklang mit den Beobachtungen, welche man für Adventivwurzeln ge-
macht, dass das Licht die Wurzel Verzweigung beeinträchtige. Die sub 2
erwähnte Beobachtung aber stellt einen ebenso entschiedenen Gegensatz
zu der notorischen Wirkung des Sonnenlichtes auf die oberirdischen Or-
gane dar, deren Längenwachsthum, wie bekannt, durch Lichteinfiuss re-
tardirt, durch Dunkelheit gesteigert zu werden pflegt.
In Folge des letzteren Bedenkens glaubt Verfasser es unentschieden
lassen zu müssen, in wie weit die grössere Streckung der Wurzeln von
Abth. IL, deren ganze Ausbildung etwa mit der in nährsto ff ärmeren
Lösungen stattfindenden analog war, dem Einflüsse des direkten Sonnen-
lichtes, oder mehr einer nachtheiligen Einwirkung der gebildeten Algen-
Vegetation zuzuschreiben sei.
90
Der Bau der Pflanze.
Be-
ziehungen
zwischen
dem spezi-
fischen G e-
wicht und
der Zusam-
mensetzung
von Zucker-
rüben.
C. Scheibler unterzog die Frage einer eingehenden Prüfung, ob
zwischen dem Zuckergehalte, beziehentlich der Saftqualität
der Kuben und dem specifischen Gewichte des Eübenkörpers
ein einfacher gesetzmässiger Zusammenhang besteht.*) Die
Uutersuchung wurde mit Rüben aus vier verschiedenen Wirtschaften (in
Pommern, Sachsen und Braunschweig gelegen) und in folgender Weise
vorgenommen: Jede Rübe wurde unter einem Wasserstrahle rasch und
sorgfältig gereinigt, dann mittels des Messers von den Wurzeln, dem
Kopf und von schadhaften Theilen befreit. Hierauf folgte rasch und sorg-
fältig eine doppelte Wägung derselben in destillirtem Wasser von H1/*0 C.
und in der Luft. Dann wurden die Rüben zerrieben, ausgepresst und von
dem Saft eine Bestimmung des spezifischen Gewichts (mittels einer em-
pfindlichen Waage nach Mohr'schem Prinzip) und eine Zuckerbestimmung
mittels Polarisation nach erfolgter Klärung mit Bleiessig ausgeführt. Die
nachstehende Tabelle giebt die auf diese Weise von 70 Rüben erhal-
tenen Resultate:
Absolutes
Ge-
Spezi-
Spez. G
ewicht
Der Rüben saft
Zucker-
No.
Gewicht
wicht
in
fisches
Gewicht
der
Rüben.
des Rüb
änsaftes.
enthält
Quotient
Rübe.
in
Grammen.
Wasser
von
17'/, °C.
bei 17'/,°
gefunden.
Proz.
nach Brix
berechnet.
Proz.
Zucker.
Proz.
Nicht-
zucker.
Proz.
des
Saftes.
1.
317,15
11,50
1,0376
1,0728
17,64
15,44
2,20
87.5
2.
256,30
9,26
1.0374
1,0720
17,46
15,24
2,22
87,3
3.**)
246,07
14,42
1,0622
1,0775
18,70
16,06
2,64
85,9
4.
376,33
9,44
1,0257
1,0575
14,11
11,03
3,08
78,2
5.
215,34
10,28
1,0501
1,0644
15,71
13,16
2,55
83,8
6.
419,59
19,2S
1,0482
1,0315
19,60
17,09
2,51
87,2
7.
371,26
13,81
1,0386
1,0759
1?,34
15,98
2,36
87,1
8.
300,41
10,65
1,0367
1,0841
20,18
17,44
2,74
86,4
9.
321,21
13,73
1,0446
1,0730
17,68
15,25
2,43
86,2
10
391,25
17,32
1,0463
1,0745
18,02
15,33
2,69
85,1
11.
409.00
17,40
1,0444
1,0679
16,52
13.76
2,76
83,3
12.***)
357,55
16,36
1,0479
1,0706
17,13
14,05
3,08
82,0
13.
359,50
5,70
1,0161
1,0693
16,83
14,12
2,71
83,9
14.
199,35
9,40
1,0495
1,0695
16,88
13,58
3,30
80,5
15.
366,46
15,42
1,0439
1,0647
15,78
13,08
2,70
82,9
16.+)
237,10
10,75
1,0475
1,0656
15,99
12,75
3,24
79,7
17-ft)
589,80
6,27
1,0107
1,0625
15,27
12,00
3,27
78,6
18.
472,20
25,98
1,0582
1,0741
17,93
15,37
2,56
85,7
19.
504,75
21,00
1,0434
1,0690
16,77
14,29
2,48
85,2
20.
406,55
21,00
1,0544
1,0705
17,11
14,37
2,74
84,0
21.
299,51
12,74
1,0444
1,0722
17,50
14,81
2,69
84,6
2-2.
203,58
11,55
1,0601
1,0717
17,38
14,89
2,49
85,7
23.
832,97
35,48
1,0445
1,0684
16,63
14,92
1,71
89,7
*) Zeitschr. d. Ver. f. d Rübenzucker-Industrie. 1867. S. 625-
**) Geschosste Rübe.
***) Zwei giosse Nebenwurzeln.
•f) Viele Nebenwurzeln,
■j-f) Plumpe Form.
Das Leben der Pflanze.
91
Absolutes
Ge-
Spezi-
Spez. G
ewicht
Der Rübensaf't
Zucker-
No.
wicht
fisches
des Rüb
^nsaftes.
enthält
Gewicht
in
Gewicht
der
Rüben.
Quotient
der
Rübe.
in
Grammen.
Wasser
von
17l/,° C.
bei i~72°
gefunden.
Proz.
nach Krix
berechnet.
Proz.
Zucker.
Proz.
Nicbt-
zucker.
Proz.
des
Saftes.
24.
1001,05
30,81
1,0318
1,0625
15,27
12,35
2,92
80,9
25.
684,40
33,23
1,0510
1,0647
15,78
13,76
2,02
87,2
26.
432,96
22,31
1,0543
1,0687
16,70
14,50
2,20
86,8
27.
379,61
20,00
1,0556
1,0696
16,91
15,13
1,78
89,5
28.
772,76
24,53
1,0328
1,0618
15,11
13,01
2,10
86,1
29.
563,54
30,65
1,0575
1,0658
16,08
13,47
2,56
84,0
30.
369,43
19,96
1,0571
1,0713
17,29
14,84
2,45
85,9
31.
545,80
24,75
1,0475
1,0732
17,72
14,79
2,93
83,5
32.
353,98
17,1)6
1,0534
1,0714
17,31
15,11
2,20
87,3
33.*)
343.51
21,66
1,0673
1,0774
18,68
16,46
2,22
88,1
34.*)
271,95
16,91
1,0663
1,0724
17,55
15,44
2J1
88,0
35.**)
411,55
24,15
1,0623
1,0737
17,84
15,13
2,71
84,8
36.
S99,< 0
33,10
1,0386
1,0658
16,03
12,53
3,50
78,2
37.
639,02
26.10
1,0426
1.0635
15,50
11,56
3,94
74,6
38.*)
382,47
19,16
1,0527
1,0686
16,68
12,47
4,21
74,7
39.
583,72
30,17
1,0545
1,0743
17,97
14,06
3,91
78,2
40.
428,72
15,37
1,0372
1,0682
16,58
13,47
3,11
81,2
41.
443,50
19,52
1,0460
1,0730
17,68
14,34
3,34
81,1
49 ***)
512,35
20.02
1,0407
1,0680
16,54
12,98
3,56
78,5
43.'
419,65
20,-15
1.0512
1,0733
17,75
11,31
3,44
80,6
44.
611,81
27,30
1,0467
1,0661
16,10
11,77
4,33
73,1
45.
31)0,56
13,87
1,0483
1,0713
17,29
13,96
3,33
80,7
46.
347,07
14,13
1,0424
1,0641
1564
12,20
3,44
78,0
47.
359,00
14,33
1,0416
1,0665
16,19
13,08
3,11
80,S
48.
308,13
13,95
1,0474
1,0540
13,29
10,71
2,58
80,6
49.
224,92
10,22
1,0476
1,0591
14,48
11,88
2,60
82,0
50.
181,70
10,01
1.0583
1,0676
16,45
13,82
2,63
84,0
51.
273,08
15,30
1,0593
1,0676
16,45
13,31
3,14
80,9
52.
244,00
9,0S
1,0386
1,0614
15,02
11,96
3,06
79,6
53.
179,07
7,55
1,0440
1,0575
14,11
10,73
3,38
76,0
54.
253,(iO
12,48
1,0517
1,0779
18,79
15,42
3,37
82,1
55.
285,70
13,36
1,0491
1,0700
17,00
13,68
3,32
80,5
56.
293,86
11,28
1,0399
1,0683
16,60
13,22
3,38
79,7
57.
1060,95
30,87
1,03(10
1.0518
12,77
8,72
4,05
68,3
58.
645,80
24,18
1,0389
1,0624
15,25
10,79
4,46
70,7
59.
555,12
18,05
1,0336
1,0650
15,84
11,95
3,89
75,4
60.
482,82
14,68
1,0314
1,0586
14,36
9,20
5,16
64,1
61.
301,15
8,05
1,0274
1,0540
13,29
8,81
4,48
66,3
62.
484,70
9,94
1,0209
1,0521
12,84
6,92
5,92
53,9
63.
602,82
26,45
1,0459
1,0709
17,20
14,31
2,89
83,2
64.
524,60
20,08
1,0398
1,0684
16,63
12,95
3.68
77,9
65.
48260
19,90
1,0430
1,0655
15,96
12,16
3,80
76,2
66.t)
334,15
16,45
1,0518
1,0757
18,29
14,86
3,43
81,3
67.
590,97
30,30
1,0540
1,0725
17,56
13,92
3,64
79,3
68.
403,53
14,08
1,0362
1,0626
15,29
11,95
3,34
78,1
69.
334,65
15,09
1,0472
1,0673
16,38
13,40
2.98
81,8
70-tt)
512,08
24,57
1,0504
1,0717
17,38
14,38
3,00
82,8
*) Geschosste Rübe.
**) Viele Nebenwurzeln.
***) Eine grosse seitliche Wurzel.
f ) Zwei starke Nebenwurzeln,
ff) Mehrere Nebenwurzeln.
«7ä Der Bau der Pflanze.
Diese Zahlen führen den Verfasser zu folgenden Schlüssen:
1) Das spezifische Gewicht des Rübenkörpers ist ausnahmslos kleiner,
als das spezifische Gewicht des in demselben befindlichen Saftes. Die
Differenz schwankt zwischen 0,0532 (Rübe No. 13) und 0,0061 (Rübe
No. 34) und beträgt im Mittel der 70 Fälle 0,0288.
2) Das spezifische Gewicht der Rüben schwankt für die grössere Mehr-
zahl derselben (etwa für 85 Prozent) innerhalb der Grenzen 1,0300 und
1,0600; es kann in einzelnen Fällen sinken bis auf etwa- 1,0100 und steigen
bis gegen 1,0700 als äusserste Grenzwerthe.
3) Schwere Rüben (von über 1 bis 2 Pfund Gewicht) zeigen im All-
gemeinen ein niedrigeres spezifisches Gewicht und einen kleineren Werths-
quotienten ihres Saftes, als leichte Rüben (von V« Pfund und darunter).
4) Spezifisch schwere Rüben zeigen im Allgemeinen einen kleineren
Nichtzuckergehalt und besseren Zuckerquotienten des Saftes, als die spe-
zifisch leichten Rüben. Mit Uebergehung der 5 abnorm leichten und der
5 ungewöhnlich schweren Rüben wurden gefunden
Rüben mit einem Durchschnittsgehaltan
Stück.
von spezifischem
Gewicht.
Zucker.
Proz.
Nichtzucker.
Proz.
Zucker-
Quotient.
5
1,0300-1,0350
11,05
3,62
75,3
11
1,0350-1,0400
13,73
3,10
81,6
12
1,0400-1,0450
13,24
3,00
81,5
14
1,0450-1,0500
13,69
3,08
81,6
12
1,0500—1,0550
14,19
3,06
82,3
6
1,0550-1,0600
14,32
2,52
85,0
5) Dieser Satz gilt aber nur im Allgemeinen, denn bei dem Vergleich
der einzelnen Rüben zeigt sich aufs Deutlichste, dass ein streng gesetz-
mässiger Zusammenhang zwischen dem spezifischen Gewichte und der
Saftqualität derselben in keiner Weise besteht, denn es gaben z. B.
5 Rüben von gleichem spezifischen Gewicht (1,0300 bis 1,0550):
Zucker. Nicht/.ucker. Quotient.
No. 24 12,35
2,92
80,9
No. 28 13,01
2,10
86,1
No. 57 8,72
4,05
68,3
No. 59 11,95
3,89
75,4
No. 60 9,20
5,16
64,1
andererseits wurde gefunden
Spezifisches Gewicht.
Zucker.
Nichtzucker.
Quotient.
No. 17
1,0100-1,0150
12,00
3,27
78,6
No. 13
1,0150—1,0200
14,12
2,71
83,9
No. 29
1,0550-1,0600
13,47
2,56
84,0
No. 50
1,0550-1,0600
13,82
2,63
84,0
No. 51
1,0550—1,0600
13,31
3,14
80,9
Der Bau der Pflanze. 93
6) Dieser Mangel an Zusammenhang zwischen spezifischem Gewicht und
Saftqualität tritt bei spezifisch leichteren Rüben stärker hervor, als bei
spezifisch schwereren.
schwankte der Zucker-Quotient
Bei den Rüben
Stück.
von
spez. Gewicht.
von bis ,
d. h. um Einheiten.
5
1,0300-1,0350
64,1-86,1
22,0
11
1,0350-1,0100
70,7—87,5
16,8
12
1,0400-1,0450
74,6—89,7
15,1
14
1,0450-1,0500
73,1—87,2
14,1
12
1,0500—1,0550
74,7-87,3
12,6
6
1,0550-1,0600
80,9— S9,5
8,6
7) Auch zwischen dem Salzgehalt der Rüben und ihrem spezifischen
Gewicht scheint keine Beziehung stattzufinden. Einige Aschenbestimmungen
wenigstens gaben ein negatives Resultat:
Spez. Gewicht.
Salzgehalt.
Rüben No.
1
1,0376
0,718 Proz.
■n n
4
1,0257
0,931 ,
n n
7
1,0386
0,884 „
n y>
9
1,0446
0,876 „
n n
11
1,0444
1,043 „
;? r>
15
1,0439
0,799 „
n »
17
1,0107
1,042 „
Die natürlichste Erklärung für die Erscheinung, dass der in den Zellen
einer Rübe eingeschlossene Saft stets spezifisch schwerer gefunden wurde,
als der Rübenkörper selbst, und dass zwischen dem spezifischen Gewicht
der Rübe und der Saftqualität kein gesetzmässiger Zusammenhang besteht,
findet der Verfasser in der bekannten Thatsache, dass der Rübenkörper
in den Interzellularräumen und in vielen Zellen selbst (Bast-
zellen, Spiralgefässen, Porenleitzellen etc.) L u f t führt und dass diese
Luftquantität variabel ist.
Für die praktische Rübenzucker-Industrie wird aus den gewonnenen
Resultaten gefolgert, dass eine Abscheidung schlechter Rüben von ver-
arbeitungswürdigen durch ein auf das spezifische Gewicht derselben sich
gründendes Verfahren nicht möglich ist, dass es aber immerhin empfeh-
lenswerth erscheint, für die Samenzucht Rüben von hohem spezifischen
Gewicht auszuwählen. Vergleiche unter „Zuckerfabrikation."
Ausserdem machen wir auf nachstehende sehr umfangreiche Arbeit auf-
merksam :
Die Gewebespannung de3 Stamms und ihre Folgen, von G. Kraus. *)
und notiren noch den grösstenteils technische Notizen enthaltenen Aufsatz:
i) Botanische Zeitung. 1867. S. 105, 113, 121, 129 und 137.
94
Das Keimen.
Ueber die Struktur und Konstitution der Pflanzenfaser, von Payen. 2)
ferner :
Einfluas der Pflanzweite auf die Strohbildung, von Opel. 3)
lieber die
Keimung
der gelben
Lupine.
Das Keimen.
Ueber die Keimung der gelben Lupine, von Beyer.*) —
Die Keimungszeit, welche 8 — 12 Tage umfasste, wurde in zwei Perioden
getheilt. Der Abschluss der ersten Periode wurde da angenommen, wo
die Kotyledonen die Samenschale noch nicht gesprengt, und Wurzel und
hypokotyles Glied eine Länge von 1 — H Zoll erreicht haben. Bei Abschluss
der zweiten Periode sind die Kotyledonen über die Erde emporgetreten,
haben die Schale zwar noch nicht abgeworfen, aber gesprengt, und fangen
an, sich grün zu färben. Die Samen keimten in ausgeglühtem und mit
konzentrirter Salzsäure ausgekochtem Flusssand.
1. Mikrochemische Beobachtungen: Die Stärke, welche im
ruhenden Samen nicht zu finden ist, tritt in dem bekannten feinkörnigen
Zustande schon sehr bald nach Streckung des Keims in ganz bedeutender
Menge auf; man findet sie hauptsächlich im Parenchym der jungen Rinde
und zwar in den Schichten am meisten, welche die Gefässbündel unmittel-
bar umgeben. Die Eiweisskörper treten im Keim wie immer massenhaft
in dem Kambiform der Gefässbündel auf. Den Bitterstoff findet man,
wenn man einer anscheinend charakteristischen Iodreaktion folgt, in den-
jenigen Partieen des Mark-Parenchyms, welche die primären Markstrahlen
bilden und auch in einzelnen Zellen des übrigen Parenchyms, namentlich
in der Nähe des Gefässbündelringes.
2. Analytische Resultate: Indem wir betreffs der Methoden auf
das Original verweisen, erwähnen wir blos, dass mit Rücksicht auf das
Unlöslichwerden löslicher Stoffe in hoher Temperatur in der Regel nur bei
30—40° C. getrocknete Substanz zur Analyse verwendet wurde, und dass
bei den ungekeimten Samen die Samenschale immer durch ein kurzes
Einweichen in Wasser und Abziehen entfernt und bei der Analyse nicht
berücksichtigt wurde.
1000 Stück bei 100° C. getrocknete Samen wiegen Gramme:
Kotyle-
donen.
Hypoko- j Wurzel- In
tyles Glied.} glied. Summa.
Verlust
Ungekeimte
I. Periode
II. Periode
80,1
72,89
66,60
4,97
6,67
2,12
4,47
79,89
77,74
2,95
2) Comptes rendus. Bd. LXIV. S. 1167.
3) Der ehem. Ackersmann. 1S67. S. 49.
*) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S.
168.
Das Keimen.
95
In 100 Theilen bei 100° getrockneter Substanz sind enthalten:
Unge-
keimte
Samen.
I. Periode.
Kotyle-
donen.
Hypoko-
tyles
Glied.
II. Periode.
Kotyle-
donen.
Hypoko-
tyles
Glied.
Wurzel.
Fettes Oel
Mineralstoffe
Eiweiskörper
Asparagin
Zucker- und Bitterstoff . . . .
Gummi
Zellstoff, Stärke, Pectinkörper
6,020
4,225
61,268
10,610
6,920
10,957
5,950
4.150
60,762
15,115
4,831
9,192
3,820
6,510
30,000
10,500
[37,010
12,160
3,680
7,120
25.480
10,600
33,700
19,420
4,710
4,322
60,450
1,450
15,540
2,680
10,848
2,680
6,610
27,080
14,650
22,600
11,410
14,970
2,800
7,110
23,000
14,990
29,030
23,070
100
100
100
100
100
100
100
In Wasser lösliche Eiweiss-
körper
Gesammtstickstoff ,
9,803
10,913
9,722
20,676
7,020
1,523
6,325
2,687
9,980 ! 7,440 6,860
26,450 1,681
3,687
In 1000 Stück bei 100° getrockneter Samen, resp. Keimpflanzen waren
enthalten :
Ungekeimte
Samen.
Grm.
Pflanzen der
I. Periode.
Grm.
Pflanzen der
II. Periode.
Grm.
Fettes Oel
4,832
3,384
49,075
24,040
8,869
4,603
3,498
46.281
0,746
17,091
7,715
3,439
3,633
43,097
2,612
In Wasser lössliche Kohlehydrate .
„ unlössliche „
15,69S
9,257
7,852
8,741
7,562
15,145
7,448
In Wasser lösliche Eiweisskörper .
17,891
Ueber die Veränderung der Aschenbestandtheile geben die folgenden
Aschenanalysen des ruhenden Samens und des Keims in der zweiten Pe-
riode Aufschluss:
100 Theile Asche
enthielten
100 Theile Trocken-
substanz enthielten
Ungekeimter
Same
mit Schale.
Ganzer
Keim.
Ungekeimter
Same
mit Schale.
Ganzer
Keim.
Kali
28,127
Spuren
8,631
11,330
2,047
42,569
3,023
0,418
0,559
36,786
2,350
4,246
5,049
1,590
32,437
5,785
1,797
0,811
1,1312
Spuren
0,3471
0,4556
0,0823
1,7121
0,1215
0,0168
0,0224
2,5222 •
0 0910
Kalk
0,2912
0,3463
0,1090
2,3211
0,3968
0,1212
Chlor
0,0213
96 Das Keimen.
3. Schlussfolgerungen: Der Substanzverlust der Lupinen-
körner beim Keimen durch Abgabe von Kohlensäure und Wasser ist ver-
hältnissmässig gering; er beträgt bis zum Schluss der zweiten Periode
nicht mehr als 2,95 Proz. Die Abnahme des fetten Oels ist eine nur
geringe und die Veränderung, die dasselbe erfährt, scheint mehr qualitativer
als quantitativer Natur zu sein, indem der flüssige phosphorhaltige Theil
desselben sich vermindert, während der feste wachsartige sich vermehrt.
Der Gesammtstickstoffgehalt erleidet während des Keimens so gut wie
keine Veränderung, aber in den stickstoffhaltigen Verbindungen gehen
wesentliche Umsetzungen vor sich. Ein grosser Theil der im Samen un-
löslich vorhandenen Eiweisskörper wandelt sich in lösliche um, und zwar
ist nach erfolgter Keimung im Stengelglied und in der Kadikula der lös-
liche Stickstoff fast nur in der Form von Asparagin vorhanden. Der in
dem entstandenen Asparagin enthaltene Stickstoff ist fast gleich dem in
den verloren gegangenen Eiweisskörpern enthalten gewesenen. Die lös-
lichen Kohlehydrate nehmen anfangs an Menge rasch zu, um sich
bald wieder zu vermindern; im Stengel- und Wurzel -Glied häufen sie
sich stärker an als in den Kotylodenen. Die Menge der unlöslichen
Kohlehydrate erfuhr während der kurzen Keimzeit keine in die Augen
fallende Veränderung; das Wurzelglied zeigte sich an Zellstoff prozentisch
am reichsten; die meiste Stärke wies das Mikroskop im hypokotylen Gliede
nach. Die Aschen an alysen zeigen im Allgemeinen, dass die Pflänzchen
während des Keimens -selbst aus dem mit Salzsäure ausgekochten Sande
eine Portion Mineralstoffe aufgenommen haben, — und im Speziellen, dass
in die Keimtheile das Kali, die Schwefelsäure, Phosphorsäure und das
Chlor in reicherem Masse übergeführt wurden, als die übrigen Mineral-
stoffe.
ueber die Ueber die chemisch-physiologischen Vorgänge während
pbysioio- °*er Keimung der Kartoffel berichtet von Kappard.*) — Jeder
gischen unterirdische Tragfaden einer Kartoffelpflanze, an dem sich später eine
Vorgänge Knolle bildet, ist ein Stammtheil der Pflanze, wie daraus hervorgeht, dass
während der " .. u
Keimung wenn man den oberirdischen Stamm mit den grünen Blättern abschneidet,
der jeder Tragfaden den Boden durchbricht und neue Blätter bildet. An die-
Kartofr.i. gen Tragfäden nun bilden sich die Knollen dadurch, dass von dem Kam-
bium aus eine Anschwellung erfolgt. Die Kartoffel ist also nichts, als
ein stark angeschwollener Zweig, der durch Dickenwachsthum vom Kam-
bium gebildet wird; dieselbe hat in der Jugend noch auf der Epidermis
eine grosse Anzahl von Spaltöffnungen wie jeder andere Zweig, welche
erst verschwinden, wenn das Periderm sich bildet. Die dunklere oder
• hellere Linie, die man durch eine Kartoffelknolle hindurchgehen sieht, be-
*) Annalen der Landwirtschaft in den königlich preussischen Staaten. Bd. 50.
S. 393.
Das Keimen. 97
zeichnet das Kambiumgewebe zwischen Mark und Rinde, da, wo ein Auge
liegt, tritt dasselbe dicht an die Epidermis heran und die Knospe steht
in unmittelbarer Berührung mit dem Kambium, das ihr immer neue Nah-
rung zuführt. Das Kambium besteht aus sehr zarten, dünnwandigen Zellen,
die nach aussen fortwährend neue Bastzellen, nach innen neue Holzzellen
erzeugen. Die in der Knolle abgelagerten Reservestoffe — Eiweisssubstan-
zen und Stärke — sind in diesen Geweben ungleich vertheilt. Die Stärke
ist in den saftigen Parenchymzellen des Markes und der Rinde abgelagert,
während sie im Periderm, im Kambium, in den Holzzellen und den luft-
führenden Gelassen fehlt. Die Parenchymzellen sind dazu bestimmt, die
Stärke fortzuführen, während die Gitter- oder Leitzellen die Eiweissstoffe
durch die Pflanze hindurchschaffen.
Wenn die Kartoffel keimt, erhebt sich die Knospe in der Art, dass
sie so lange der Keim sich im Boden befindet, in einem scharfen Knie
nach unten gebogen bleibt; erst wenn sie den Boden durchbrochen hat,
richtet sie sich auf und entfaltet ihre ersten Keimblätter. Schon während
dieser Periode werden kleine Schuppen am Stamm gebildet und entstehen
um diese herum kleine Augen. Aus letzteren entwickeln sich die Wur-
zeln, während erstere sich bald als junge Knospen erkennen lassen, die
zu Tragfäden auswachsen, um später durch Verdickung die neuen Knollen
zu bilden. Die Knospen und Wurzeln entspringen unmittelbar aus dem
Kambium des jungen Stammes. Diese Bildungen erfolgen auf Kosten der
Reservestoffe aus der Mutterkuolle und wenn diese erschöpft sind, hat der
oberirdische Stamm in der Regel 8—10 Blätter gebildet.
In Betreff der Stoffveränderung und Stoffwanderung während des Kei-
mens bemerkt Verfasser, dass die Eiweisskörper durch die Gitter- und
Leitzellen übergeführt werden, welche in der Keimzeit stets mit diesen
Stoffen erfüllt sind, während die Stärke durch Diastasebildung gelöst und
in Stärkezucker übergeführt durch die Parenchymzellen nach dem Keim
hinüberdiffundirt und dort theilweise in Stärke zurückverwandelt wird. In
der ungekeimten Kartoffel gelang es Verfasser nicht, eine Spur von Stärke-
zucker aufzufinden, dagegen war dieser Stoff in der gekeimten Kartoffel,
aber nur dicht neben dem Keime und in reichlicher Menge in dem Keime
selbst und zwar in dem Parenchymgewebe der Rinde und des Marks nach-
zuweisen. Verfasser fügt einige analytische Daten bei. Es wurden ge-
funden
in 100 Gramm Substanz: Stickstoff. Eiweissstoffe.
Gramm. Gramm.
Kartoffel vor der Keimung 0,568 3,545
Kartoffel, nachdem sie im Dunkeln 4 — 5" lange
Keime getrieben 0,552 3,454
Verlust bei der Keimung 0,016 0,091
In den Keimen wurden davon gefunden .... 0,014 0,088
Jahresbericht X. 7
98 Das Keimen.
Bei einem zweiten Versuch : Stickstoff. Eiweissstoffe.
Gramm. Gramm.
Kartoffel vor der Keimung 0,588 3,680
Kartoffel, nachdem sie im Dunkeln 8—10" lange
Keime getrieben 0,530 3,312
Verlust bei der Keimung 0,058 0,368
Davon in den Keimen gefunden 0,057 0,356
Und es wurden erhalten
in 100 Gramm Substanz: Stärke.
Gramm.
Kartoffel vor der Keimung 14,93
Kartoffel, nachdem sie im Dunkeln S — 10" lange
Keime getrieben 10,82
Also diffundirt während des Keimens 4,11 4,11
In den Keimen wurde wiedergefunden 1. Stärke . 0,378
2. Zucker auf Stärke berechnet 0,090
Summa 0,468 0,468
Es waren somit zur Athmung und zur Bildung der
Zellhäute verbraucht 3,842
Die Zahlen bestätigen für die Kartoffel die für andere Pflanzen längst
nachgewiesene Thatsache, dass die Eiweissstoffe während der Keimung
mir in der Hauptsache dazu dienen, direkt aus der Mutterkartoffel in die
Keime übergeführt und dort als Baustoff für die neuen Organe der jungen
Pflanze verwendet zu werden, während die Stärke nur zum Theil für den
Aufbau der Keimpflanze benutzt, zum grossen Theil durch Athmung zer-
stört und in ihre Elemente zerlegt wird.
Verfasser vervollständigt seine Arbeit noch durch einige weitere An-
gaben theils praktischer, theils theoretischer Art, von denen wir folgende
kurz wiedergeben :
Wenn Kartoffeln dem Lichte ausgesetzt aufbewahrt werden, so keimen
sie schwer, besonders in trockner Atmosphäre. Kartoffeln, die unter
eine Glasglocke im Zimmer hingelegt wurden, fingen erst im Juli an zu
keimen, während andere unter einem schwarzen Pappdeckel schon sehr
lange Keime trieben, besonders wenn sie durch Besprengen mit Wasser
in einer feuchten Atmosphäre gehalten wurden.
Ueber die zum Keimen nothwendige Wärme giebt folgender Versuch
Aufschluss: Es wurden zwei Thermometer 4 und 6 Zoll tief in Erde ein-
gegraben und in die Nähe der Kugeln je 4 Kartoffelknollen am 7. Februar,
15. März und 4. April gelegt. Sämmtliche Knollen keimten so ziemlich
zu gleicher Zeit. Folgende Tabelle giebt Auskunft über die Spezialitäten
des Versuchs.
Das Keimen.
99
Die K a r t o f f e 1 n
Summa
der abge
esenen
wurden gelegt.
keimten.
brauch-
ten
bis zum
Keimen
Tage.
Temperaturgrade.
Bemer-
Mor-
gens
8% Uhr.
Nach-
mittags
ü'/2Uhr.
Mittel.
der
Morgen-
Temper.
der
Mittags-
Temper.
Mittel.
kungen.
»i . Da-
Monat- tum.
Monat- tum.
Februar
März
April
Februar
März
April
7.
15.
4.
7.
15.
4.
April
April
April
April
April
April
21.
18.
•23.
21.
23.
23.
74
; 33
19
74
39
19
394
216
169
394
210
166
554
310
236
478
263
206
474
263
202
437
236
186
5,3
6,5
8,9
5,3
5,4
8,8
7,5
9,4
12,6
6,5
6,7
10,8
6,4
8
10,7
5,9
6
9,8
, 4 Zoll
tief
' gelegt.
, 6 Zoll
tief
' gelegt.
Zu Anfang des Versuchs sank die Bodentemperatur wiederholt unter
4° C. und Verfasser überzeugte sich, dass bei dieser Temperatur keine
Keimung statt hat. Elimiuirt man aus dem Versuche alle Tage, in denen
die Bodentemperatur unter 4° sank, so ändern sich die obigen Zahlen in
nachstehender Weise:
Kartoffeln 4 Zoll tief gelegt
Kartoffeln 6 Zoll tief gelegt
und zwar
brauchten
zum Keimen
bei einer durch-
schnittlichen
und zwar
brauchten
zum Keimen
bei einer durch-
schnittlichen
am
Tage.
Tages-Temper.
am
Tage.
Tages-Temper.
7. Februar
49
7,7o c.
7. Februar
50
6,9 « C.
15. März
32
8 „
15. März
38
8 „
4. April
19
10,7 „
4. April
19
9,8 „
Für die Praxis zeigen die Versuche, dass ein zu frühzeitiges Legen
der Kartoffel keinen Gewinn bringt, indem die Vegetation dadurch nicht
beschleunigt, die Knolle aber durch zu langes Verweilen im Boden mehr
dem Verderben ausgesetzt wird.
Ueber die Temperatur, bei welcher die Kartoffel erfriert, werden end-
lich folgende Angaben gemacht: Eine Anzahl junger Kartoffelpflanzen in
Töpfen, von denen einige soeben ihre Knospen über dem Boden erhoben,
einige 2, andere 4 — 6 Blätter entfaltet hatten , wurden am 20. März ins
Freie gestellt. Ueber einigen davon wurde in der Höhe von 10 Zoll hori-
zontal ein Brett befestigt. Am 23. sank die Temperatur auf — 0,9° K.
und stieg am 24. Mittags auf 9,2° K. An den beiden folgenden Tagen
war keine Veränderung an den Pflanzen wahrzunehmen. Am 3. bis 7. Tage
aber zeigten sich bei den unbedeckten Pflanzen Frostschäden, während
die unter dem Brett befindlichen und zwei andere, die eben ihre ersten
Blätter entfaltet hatten, unversehrt blieben.
Der Verauch zeigt, dass der Frostschaden wesentlich durch die Wärmestrah-
lung der Blätter selbst bedingt wird und erklärt es, wie grössere Pflanzen schon
bei einer Lufttemperatur, die 0° noch nicht erreicht, durch Frost leiden kommen.
7*
]00 Das Keimen.
ueber den Ueber den Einfluss verschiedener Substanzen auf die
Einfluss Keimung stellte Carey Lea*) eine grosse Anzahl von Experimenten
verschie- mit Weizenkörnern an, deren Eesultate kurz folgende waren:
Substanzen In reinem Wasser keimten die Körner im Allgemeinen am besten,
auf die Kei- Zuckerlösung und Glycerin verhielten sich indifferent. In einer Gummi-
mung' lösung hatten weniger Samen gekeimt, die jungen Pflänzchen waren aber
um die Hälfte grösser geworden als im Wasser; auch schwefligsaures
Natron und salpetersaures Ammoniak beförderten das Wachsthum — nicht
aber die Keimung — etwas, während chlorsaures Kali dasselbe beein-
trächtigte. Die Pflanzen in Citronensäure und übermangansaurem Kali
waren klein und hatten keine Wurzeln. Kohlensaures Natron, doppeltkoh-
lensaures Kali, Ammoniak, Bromammonium, Schwefelsäure, Salpetersäure,
Salzsäure, alle in geringer Menge zugesetzt, verzögerten die Keimung.
Die freien Säuren, namentlich die Salzsäure zeigten sich dabei viel schäd-
licher, als die freien Alkalien. Ein Kupfer-Zinkelement, welches in das
Wasser gestellt wurde, verzögerte das Wachsthum um ein Drittel.
„ . . Hosaeus**) wiess beim Keimen der Getreidekörner dasAuftre-
Ueber das '
Auftreten ten von Ammoniak zunächst qualitativ nach und bestimmte dann die
von Ammo- Menge desselben auch quantitativ in folgender Weise: Man brachte luft-
"Keimu'ng6' trockene oder angequellte Getreidekörner mit ein wenig Wasser in eine
Kochfiasche und liess sie darin keimen. Während dieses Prozesses leitete
man durch die Flasche einen ununterbrochenen Strom von atmosphärischer
Luft, die vorher durch Kalilauge und Schwefelsäure gewaschen worden
war, und die nach dem Austritt aus der Flasche zwei mit Schwefelsäure
und Barytwasser gefüllte Apparate passirte. Nach Beendigung des Keim-
prozesses wurde das Ammoniak und die Kohlensäure, die sich mit dem
Luftstrom aus den keimenden Körnern verflüchtigt hatten, durch Titriren
bestimmt. Gleichzeitig ersetzte man die Vorlagen durch neue, stellte den
ganzen Apparat wieder vollständig zusammen, brachte unter die Koch-
flasche ein Wasserbad und trocknete die Körner im Luftstrome vollständig
aus. Man fand so die Quantität Ammoniak, die sich noch in dem Ge-
webe der feuchten gekeimten Samen, resp. in der Keimflüssigkeit erhalten
hatte. Und endlich zerrieb man die getrockneten Körner, zog sie mit
Wasser aus, fällte die Lösung mit Alkohol, entfernte durch Kochen das
Eiweiss und bestimmte in dem Auszug das Ammoniak, welches als nicht
llüchtiges Ammoniaksalz vorhanden gewesen war, durch Kochen mit Kali.
Der letzteren Operation wurden auch zum Vergleich natürlich frische unge-
keimte Samen unterzogen.
*) Chemisches Centralblatt. 1867. S. 688. Nach Amer. Joum. of sc. and
Bits. 1867. S. 197.
**) Landwirthschaftl. Centralblatt f. Deutschland. 1867. U. S. 97.
Das Keimen 101
Die Resultate, die Hosaeus hierbei erhielt, waren kurz folgende:
Ammoniak in Prozenten der luft-
trockenen Körner: Gerste. Roggen. Weizen.
a) bei dem Keimen entwichen 0,170 0,102 0,051
b) bei dem Trocknen der Keimkürner entwichen 0,127 0,068 0,207 t
c) aus dem (iewebe der getrockneten Keim-
körner durch Ausziehen mit Wasser erhalten 0,255 0,136 0,080
Summa von a) b) und c) . . . 0,074 0,306 0,33'J
d) in den ungekeimten Samen gefunden . . 0,074 0,106 0,063
Die Menge der bei dem Keimen enthundenen
Kohlensäure betrug in Prozenten der
lufttrockenen Körner: Gers'te. Roggen. Weizen.
a) bei dem Keimen entwichen 6,470 3,352 1,127
b) bei dem Trocknen der Keimkörner entwichen 0,930 0,300 1,475
Summa von a) und b) .... 7,400 3,652 2,602
Temperatur, Keimzeit und Entwicklung des Keims waren in den Ex-
perimenten bei den drei Getreidearten nicht gleich.
Ueber den Einfluss des Dampfmaschinendrusches und Einnuse des
des Einbeizens auf die Keimkraft des Samenweizens veran- Ausdruscbes
auf die
lasste der Mecklenburgische patriotische Verein zwei Reihen von Keim- Keimkraft,
versuchen. Es wurden Proben aus drei verschiedenen Wirtschaften
Mecklenburgs gesammelt, von denen Probe
No. 1) bei raschem Gange der Dampfmaschine mit Patent-Elevator,
No. 2) bei raschem Gange der Dampfmaschine mit Paternosterwerk,
No. 3) bei raschem Gange der Dampfmaschine,
No. 4 bei raschem Gange der Pferd egöpelmaschine und durch Ausstäu-
ben mit der Wurfschaufel,
No. 5) bei langsamem Gange der Dampfmaschine mit Patent-Elevator,
No. 6) bei langsamem Gange der Pferdegöpelmaschine mit Zylinder,
No. 7) bei langsamem Gange der Pferdegöpelmaschine ohne Zylinder,
No. 8) durch Handdrusch,
No. 9) durch Ausreiben mit der Hand und
No. 10) durch Ausreiben mit der Hand
gewonnen worden war, und dem Universitäts-Laboratorium zu Rostock und
dem physiologischen Laboratorium des landwirtschaftlichen Lehrinstituts
zu Berlin behufs Prüfung der Keimfähigkeit, resp. der Widerstandsfähig-
keit der Samen gegen die gebräuchlichsten Beizmittel übergeben.
102
Das Keimen.
a) Resultate der in Rostock von Dr. "Weidner ausgeführten
Versuche.*)
Von 100
Körnern
Von 100 Körnern keimten
waren beim
geb. mit Kupfer-
von dem
Proben.
Dreschen
unge-
Kalk, 1 Th.
gebeizten
zerschlagen
heizt.
Kalk 850 Th.
Wasser
100 Pfd. Körner.
Samen im
Mittel.
worden.
48 Stunden.
No. 1.
Rascher Gang mit
1,83
96
91
3S
52
No. 2.
Rascher Gang mit
Paternoster ....
1,89
96
92
61
40
No. 3.
Rascher Gang mit
Paternoster ....
0,50
98
92
53
60
No. 4.
Schnellerer Gang
mit Wurfschaufel .
0,40
96
95
75
80
No. 5.
Langsamer Gang
mit Elevator . . .
1,10
98
99
56
68
No. 6.
Langsamer Gang
mit Zylinder . . .
0,90
98
98
76
85
No. 7.
Langsamer Gang
ohne Zylinder . . .
1,08
95
94
70
75
No. 8.
Handdrusch ....
0
99
99
97
98
No. 9.
0
98
97
96
93
No. 10
0
100
96
98
97
Mittel
97
95
72
b) Resultate der in Berlin von Dr. Sorauer geleiteten
Versuche.**)
Von je 100 Körnern keimten
nngebeizt.
gebeizt mit
Proben.
Kalk in ge-
sättigter
Lösung-
1 Tag.
Kupfervitriol, Vi,
Pfd. Vitriol, 8 Pfd.
Wasser pro 100 Pfd.
Körner.
1 Tag.
No. 1. Rascher Gang mit Elevator ....
No. 2. Rascher Gang mit Paternoster . . .
No. 3- Rascher Gang mit Paternoster . . .
No. 4. Schnellerer Gang mit Wurfschaufel
No. 5. Langsamer Gang mit Elevator . . .
No. 6- Langsamer Gang mit Zylinder . . .
No. 7. Langsamer Gang ohne Zylinder . .
100
100
100
100
88
96
100
100
100
96
100
92
100
96
84
96
88
100
60
72
32
88
68
60
72
88
92
100 100
96
Mittel
98
95
73
*) Landw. Annal. <1. meckl. patr. Vereins. 1867. S. 185.
**) Landw. Annal. d. meckl patr. Vereins. 1867. S. 266.
Das Keimen. 1 03
In Rostock wurden die Keimversuche theüs in Erde, theils zwischen feucht
gehaltenen wollenen Lappen, in Berlin in feuchter Atmosphäre unter Glaskästen
angestellt. An heiden Versuchsorten waren den hier mitge (heilten Versuchsreihen
noch einige weitere hinzugefügt und zwar:
In Rostock:
Samen mit 'A Pfd. Kupfervitriol zu 100 Pfd. Körner G Tage und
Samen mit '/« Pfcl- Kupfervitriol pr. 100 Pfd. Körner 4S Stunden,
in Berlin:
Samen mit 1/k Pfd. Kupfervitriol pr. 100 Pfd. Körner 2 und 3 Tage,
desgleichen mit '/ß Pfd. Kupfervitriol 1, 2 und 3 Tage,
desgleichen mit l/< Pfd. Kupfervitriol 1, 2, 3, 6 und 9 Tage gebeizt.
In allen diesen Fällen war die Einwirkung des Beizmittels zu stark gewesen, so
dass die Keimfähigkeit nicht nur der mit Maschinen ausgedroschenen, sondern auch
der mit der Hand ausgeriebenen Körner mehr oder weniger beeinträchtigt wurde ;
die betreffenden Reihen blieben deshalb hier unberücksichtigt.
Die Schlüsse, zu welchen die Versuche führten, lassen sich in folgende
Sätze zusammenfassen:
Die Menge der Körner, die beim Dreschen mit Maschinen zerschlagen
werden, ist eine geringe; im Durchschnitt der hier benutzten Proben
machte sie 1,1 Proz. aus und betrug im ungünstigen Falle (Dampfmaschine
mit Paternosterwerk bei enger Stellung und raschem Gange) 1,9 Proz.
Die Keimfähigkeit der Samen wird durch den Maschinendrusch nicht
merklich beeinträchtigt, es zeigten sich im Durchschnitt aller Versuche
97 — 98 Prozent der Samen keimfähig.
Der Einwirkung von schwachen Beizmitteln wiederstehen die durch
Maschinendrusch gewonnenen Samen ungefähr ebenso gut, wie die mit
der Hand ausgedroschenen oder ausgeriebenen. Nach dem Einbeizen
mit Kalk keimten noch
von den mit der Maschine gedroschenen Körnern .... 84 — 100 Proz.,
von den mit der Hand gedroschenen oder ausgeriebenen 88 — 100 Proz.
Dagegen erleiden offenbar eine Menge Körner beim Maschinendrusch
Verletzungen der Oberhaut, die, wenn auch unscheinbar, doch genügend
sind, um den heftiger wirkenden Beizen eine tödtliche Einwirkung auf
den Weizenkeim in derselben Zeit und bei derselben Konzentration zu
gestatten, die nöthig sind zur Tödtung der Pilzkeime. Nach dem Ein-
beizen mit der gewöhnlich gebrauchten Kupfervitriollösung keimten noch
von den durch Maschinendrusch erhaltenen Körnern . 32 — S8 Proz., i. M. 63 Proz.,
von den durch Handdrusch gewonnenen 88 — 97 Proz., i. M. 93 Proz.,
von den ausgeriebenen Körnern 92 — 98 Proz., i. M. 96 Proz.
Die Kupfervitriol-Beize , die sich bei den ausgeriebenen oder mit der
Hand ausgedroschenen Proben unschädlich erwies, hatte also durchschnitt-
lich etwa l/a der mit Maschinen ausgedroschenen Körner getödtet. Bei
der Sektion dieser Samen zeigte sich der Eiweisskörper zwar stets völlig
104
Assimilation und Ernährung.
weiss und von Beize frei, der Embryo aber leicht blau grün gefärbt und
von Kupfersalz mehr oder weniger tief durchdrungen.
Augenscheinlich übt die Gangart der Maschine bei diesen Verletzun-
gen einen Einfluss aus. Es blieben keimfähig von den Körnern die
bei raschem Gange der Maschine gedroschen wurden 32 — 72, i. M. 53 Proz.,
bei langsamem Gange der Maschine 56 — 76, i. M. 67 Proz.
Ebenso lässt sich eine schädliche Einwirkung des Elevators und Pa-
ternosterwerks nicht verkennen. Denn von dem bei schnellerem Gange
der Maschine gedroschenen aber dann nur mit der Wurfschaufel ausge-
stäubten Körnern blieben nach dem Beizen mit Kupfervitriol noch keim-
fähig 75 und 88 Proz.
Nach Allem dürfte es sich empfehlen, in den Fällen, wo ein Ein-
beizen des Samens mit Kupfervitriol für nothwendig erachtet wird, also
besonders beim Weizen und vorzugsweise bei den Sorten, die schwer aus
dem Stroh gehen und eine dünne Schale haben, das Saatgetreide mit der
Hand auszudreschen, oder mindestens bei langsamem Gange der Maschine
und unter Beseitigung des Elevators oder Pateniosterwerks.
Einfluss der Ueber die Einwirkung des Inductionsstroms auf den Keimprozess findet
EIektncItat sich weiter unten in der Arbeit von Blondeau „über den Einfluss der
auf die K«i-
mung. Elektricität auf die Pflanzen" eine bemerkenswerthe Mittheilung, auf die
wir hiermit aufmerksam machen.
Imbition
und Saft-
bewegung
in der
Pflanze.
Assimilation und Ernährung.
Unter dem Titel: Ueber Imbibition und Saftbewegung in
der Pflanze giebt Hallier*) im Auszuge die Ergebnisse einer grösse-
ren Arbeit, welche bestimmt ist, zu zeigen, dass die zwei bisher als be-
wiesenen angenommenen Sätze: „das Protoplasma der Pflanzen nehme im
lebenden Zustande Pflanzenfarbstoffe nicht zwischen seine Moleküle auf,
imbibire sie also nicht" — und „der Saft steige in den Holzpflanzen im
Holze und in den Gefässen empor" — in der Allgemeinheit, wie sie aus-
gesprochen sind, falsch seien. Als Farbstoffe, mit Hülfe deren sich Im-
bibition und Saftbewegung leicht ad oculos demonstriren liess, wandte
Verfasser Saft von dunkeln Sauerkirschen, Saft von Heidelbeeren und
Indigo-Schwefelsäuro an, und bemerkt dazu, dass sich alle drei Farbstoffe
gegen dikotyle und monokotyle Pflanzen ganz gleich verhielten, dass aber
Indigo-Schwefelsäure und Kirschsaft in alle Gewebe ungleich rascher ein-
drangen, als der Heidelbeersaft.
*) Die la'ndwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 1.
Assimilation und Krnährunp. 105
1) Saftaufnahme der Blätter von aussen. Es wurden Blätter
sehr verschiedener Pflanzen theils oherseits, theils unterseits, theils beider-
seits mit Farbstoff bestrichen und der Uebergang des letzteren in das
Gewebe mit Hülfe des Mikroskops verfolgt. Verfasser fand, dass der
Farbstoff immer und nur an denjenigen Stellen aus der Oberhaut, welche
er fast immer ganz und gar tränkte, in die übrigen Gewebetheile über-
trat, wo diese chlorophyllleer waren. Niemals wurden die Chlorophyll-
zellen gefärbt. Der Farbstoff drang leicht in das Gefässbündel der
Nerven vor, wenn dasselbe, wie gewöhnlich, durch chlorophyllfreies Ge-
webe mit der Oberhaut in Verbindung steht und zwar nicht nur durch
Imbibition in die Zell wand, sondern ebenso durch Diffusion in den Zell-
saft. Begierig wird die Farbeflüssigkeit von den Haaren der Oberhaut
aufgesogen und man beobachtete, dass die chlorophyllfreien Chlorophyll-
zellen der weissen Streifen bei Tradescantia zebrina Hort, den Farbstoff
energisch aufsaugen, wie jedes andere chlorophyllfreie Gewebe.
2) Saftaufnahme krautiger abgeschnittener Pflanzen-
theile durch die Schnittfläche. Wurden krautige abgeschnittene
Pflanzentheile, z. B. beblätterte Stengel mit der Schnittfläche in die Farb-
stofflösung gebracht, so stieg dieselbe in den Gefässbündeln, namentlich
im Kambialstrang und Kambialzylinder derselben empor und ging in die
Gefässbündel der Blattstiele und Blätter über, um von dort überall da,
wo dieselben durch chlorophyllfreies Gewebe mit der Oberhaut in Ver-
bindung standen, in diese überzugehen. Der Farbstoff verfolgte also ge-
nau denselben Weg, wie bei der Imbibition durch die Oberhaut, nur in
umgekehrter Richtung, aber ebenfalls mit strenger Vermeidung aller
chlorophyllhaltigen Zellen.
3) Aufsteigen des Saftes im Stamm und in den Zweigen
der Holzpflanzen. Setzt man den abgeschnittenen Zweig einer Holz-
pflanze in die farbige Flüssigkeit, so sieht man leicht, dass derselbe
rasch nur im Kambialring emporsteigt. Von dort dringt der Farbstoff,
durch die Markstrahlen nach innen , durch die Prosenchymzellen nach
oben geleitet, langsam und allmählich in das Holz ein, tritt aber anfangs
gar nicht in das Lumen der Holzzellen über, sondern wird nur in die
Zellwand imbibirt. Trifft der Farbesaft auf hohle Röhren, wie abgestorbene
Holzzellen, Gefässe, Harzgänge u. s. w., so wird er in denselben durch
Capillarattraktion • rascher gehoben, als in dem Holze, doch kann diese
Wirkung nicht entfernt mit dem Saftsteigen im Kambium verglichen
werden. Die eigentliche Saftbewegung kommt also lediglich dem Kam-
bialzylinder und bei den Monokotyledonen den Kambialsträngen zu, wäh-
rend das Holz den Wasservorrath seitlich aufsaugt, um aus diesem Magazin
gelegentlich die Pflanze zu tränken. — Als bei mehreren Pflanzen die
Aufnahme der Farbstoffe durch die W urzel geprüft wurde, erhielt man im
Wesentlichen genau dieselben Resultate, wie mit den abgeschnittenen
Zweigen. Bei todten Hölzern aber werden die Verhältnisse ganz andere.
106
Assimilation und Ernährung.
entfaltung.
Unter- Untersuchungen über die Ursache der Knospen-Entfal-
suchungen tung.*) — Unter dieser Ueberschrift theilte F. Schulze in Eostock
Ursache der folgende Reihe von Experimenten mit:
Knospen- Wenn man abgeschnittene Blüthenzweige von Kastanien, Robinien oder
Rosen, an denen die Blüthenknospen noch sehr wenig entwickelt waren,
mit der Schnittfläche in Wasser setzte, so behielten sie zwar eine Zeit-
lang ein gesundes Ansehen, kamen aber zu keiner weiteren Entwickelung.
Wurde dagegen das Schnittende mittels eines Kautschuckschlauchs mit
dem kürzeren Schenkel eines knieförmig gebogenen und mit Wasser ge-
füllten Glasrohres verbunden, so brachte der hydrostatische Druck eine
weitere Entwickelung der Blüthen- und Blattknospen zuwege. Diese Weiter-
entwickelung hörte aber stets nach einiger Zeit auf, mochte das Glasrohr
mit destillirtem Wasser, oder Brunnenwasser, oder einem Wasserauszug
von Ackererde gefüllt, — mochte es 5 oder 80 Fuss hoch sein. Nur bei
Weiden glückte es, sie so lange frisch zu erhalten, bis sich neue Wurzeln
gebildet hatten. Als begleitende Erscheinung und wahrscheinliche Ursache
des Stillstandes in der Entwicklung der übrigen Pflanzen wurde beobachtet,
dass sich allmählich aus der Rinde organische Stoffe lössten, die das Druck-
wasser färbten und Fäulniss-Erscheinungen hervorriefen. Es wurde des-
halb im Verfolg der Experimente die Rinde der Zweige neben der Schnitt-
fläche soweit weggeschabt, dass das in der Glasröhre befindliche Wasser
dieselbe nicht mehr nässen konnte, vielmehr in den nackten Holzkörper
allein hineingepresst wurde — und der Erfolg dieser Abänderung war,
dass man jetzt eine auffallend weiter gehende Entwickelung der Blätter
erhielt, die hoffen lässt, dass man durch diese Manipulation holzige Zweige
von den Pflanzen, die einer Bewurzelung auf solchem Wege überhaupt
fähig sind, bis zur Bildung von Saugwurzeln aus der Rinde an der Stelle,
bis zu welcher dieselbe abgeschabt ist, bringen kann.
Unter-
suchungen
über die
von der
Hopfen-
pflanze
verdunstete
und
aufgesogene
Wasser-
menge.
Untersuchungen über die von der Hopfenpflanze ver-
dunstete und aufgezogene Wassermenge von Fleischmann und
Hirzel.**) — Bei ihren Arbeiten über den schwarzen Brand am Hopfen***)
fühlten sich die Verfasser zu einer näheren Prüfung der vielverbreiteten
Ansicht veranlasst, dass die Krankheit durch ein Stocken der Säfte und
deren Uebergang in einen veränderten abnormen und für die Ernährung
unbrauchbaren Zustand veranlasst werde. Zu diesem Behufe wurde die
Verdunstung von jungen und alten, von gesunden und kranken Blättern
einerseits und die Wasseraufnahme von gesunden und befallenen Reben
andererseits bestimmt, und zwar in der Art, dass man ad 1 frisch von der
Pflanze abgeschnittene Blätter an der Waage befestigte und ihren Ge-
wichtsverlust von lü zu 10 Minuten notirte, und dass man ad 2 die
Ranken eines Hopfenstocks hart am Boden mit schiefem Schnitt abtrennte
*) Botanische Untersuchungen von Karsten. Bd. I.
**) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX.
***) Vergl. unter „Pflanzenkrankheiten".
143.
178.
Assimilation und Ernährung.
107
und schnell in mit Wasser gefüllte Kolben einführte, die mit Erde über-
deckt wurden. Die von den Banken aufgenommenen Wassermengen wurden
in bestimmten Zwischenräumen ermittelt und ersetzt. Als Resultat der
Arbeit stellt sich heraus:
Alte Blätter verdunsten mehr als junge und zwar gaben von den im
Versuch benutzten Blättern die alten bei gleichen Flächen und in gleichen
Zeiten durchschnittlich 2,2 mal mehr Wasser ab, als die jungen. -- Ferner:
die Verdunstungsgrösse ist bei alten Blättern in weit höherem Grade von
der Luftfeuchtigkeit abhängig, als bei jungen. — Weiter: bringt man ab-
geschnittene Blätter, die schon den grösseren Theil ihres Wassergehalts
durch Verdunstung verloren haben, in einen geschlossenen mit Wasser-
dunst gesättigten Raum, so tritt ein Zeitpunkt ein, wo die weitere Ver-
dunstung aufhört und statt dessen sogar eine Wasseraufnahme durch die
Blätter erfolgt. Dieser Zeitpunkt tritt bei alten Blättern früher ein, als
bei jungen. — Aus Allem ergiebt sich, dass die Verdunstung der alten
Blätter weit mehr abhängig ist von äusseren Einflüssen, als die der jungen,
und dass in letzteren stets eine relativ grössere und gleichförmigere
Spannung vorhanden sein muss, als in ersteren.
Bei den kranken Blättern war von einer gestörten oder unterdrückten
Verdunstung trotz des Pilzüberzuges Nichts zu merken, im Gegentheil zeigten
die kranken Blätter, deren Spaltöffnungen an der oberen Blattfläche zum
Theil verstopft sein konnten, ein offenbar gesteigertes Verdunstungsvermögen,
welches wahrscheinlich durch die von den Blattläusen an der Epidermis der
untern Blattfläche hervorgebrachten Verletzungen zu erklären ist.
Die Wasseraufsaugung war im hohen Grade abhängig von der Wit-
terung und zeigte ganz bedeutende Schwankungen. Ein Unterschied
zwischen dem Aufsaugungsvermögen der kranken und befallenen Reben
war nicht zu konstatiren.
Sämmtliche Beobachtungen führten zu der Ueberzeugung, dass ein
Stocken der Säfte nicht als Ursache des schwarzen Brandes am Hopfen
betrachtet werden kann.
Von dem reichen Zahlenmaterial theilen wir folgende Angaben mit:
Es
verdunsteten
sei
In 24 Stunden
aus der Ver-
dunstungsgrösse
j Verdunstungs-
Blatt.
Luft-Tempe-
Relative Feuch-
fläche (obere u.
der ersten
ratur von Grad
tigkeit der Luft.
untere Blatt-
10 Minuten be-
Reaumnr.
seite).
rechnet.
Proz.
DCentimtr.
Grm. Wasser.
-a
' alt
jung
1.
2.
} 13,6
73 f
1221,5
158,5
48,37
1,61
alt
Jung
3'.
4.
} 14,0
81 !
894,2
178,0
16,42
2,88
alt
5.
} 1-^8
83 {
1197,4
30,16
jung
6.
93,4
1,44
gesund
krank
7.
8.
12,8
90
720,0
492,2
16,07
11,87
gesund
krank
9.
10.
} 14,0
78 J
511,7
481,7
9,57
7,00
108 Assimilation und Ernährung.
Eine Pflanze, welche 3 Banken mit 92 alten und 454 jungen ge-
sunden Blättern hatte, nahm in den Aufsaugungsversuchen bei sonniger
heiterer Witterung und massigem Wind innerhalb 6 Stunden 937,1 Gramm
Wasser durch die Schnittflächen der Ranken auf.
ueber die Ueber die Bewegung der Gase in den Wasserpflanzen, von
Bewegung l e ch ar ti er.*) — An einer in einem Flusse stehenden und unter nor-
den Wasser- malen Verhältnissen befindlichen Nymphaea, deren Blätter noch unter-
pflanzen, getaucht waren, wurde am 23. August Mittags das oberste Blatt an seiner
Basis abgeschnitten und der sofort aus dem Blattstiel hervorbrechende
lebhafte Strom von Gasblasen in einem Zylinder aufgefangen. Die Gas-
entwickelung dauerte ohne Unterbrechung fort bis zum Eintritt der vollen
Dunkelheit, obgleich das Gas in dem Zylinder zuletzt unter einem Druck
von 26 Centimeter Wasser über der Pression der Atmosphäre stand. In
der Nacht blieb der Stand des Gases unverändert und am folgenden Tage
87« Uhr Morgens begann unter der Einwirkung des Sonnenlichtes die
Gasentwickelung von Neuem und in derselben Stärke, wie Tags vorher.
Im Ganzen wurden vom 23. Mittags bis 24. Abends 220 Kub. Centimtr.
Gas erhalten. Die Zusammensetzung des am 24. von 8 Uhr 45 Minuten
bis 11 Uhr aufgefangenen Luftgemenges war
Sauerstoff . . . 12,0
Stickstoff . . . 88,0
Als man auch die noch tiefer stehenden Blätter abschnitt, entbanden
die neuen Schnittwunden keine Luftblasen. Der stärkere Druck des Was-
sers verhinderte hier den Austritt der Luft, und die Gasentwickelung an
der Spitze des obersten Blattstiels wurde durch die Operation nicht gestört.
Ein ähnliches Eesultat wurde erhalten, als man an einer Nymphaea,
die erst ejin schwimmendes Blatt hatte, dieses an seiner Basis von dem
Blattstiele trennte und dann sämmtliche untergetauchten Blätter mitsammt
den Blattstielen hart am Stamme wegnahm. Die Gasentwicklung erfolgte
lebhaft, ,aber nur an der Spitze des oberen Blattstieles, nicht an den
Wunden am Stamme, und zwar dort noch unter einem Drucke von 1 8 Cen-
timeter Wasser. Vom 21. Mittags bis 24. Abends wurden 1028 Kub.
Centimeter Gas erhalten. Das am 23. aufgefangene Luftgemenge enthielt
Sauerstoff . . . 10,0
Stickstoff . . . 90,0
Anders aber gestalteten sich die Verhältnisse, als man mit einer
Nymphaea arbeitete, deren Blätter sämmtlich auf der Oberfläche des Wassers
schwammen. In diesem Falle stand das Gas innerhalb der Pflanze offen-
bar unter keinem höheren Drucke, als unter dem der Atmosphäre, man
konnte den aus einer Blattstielwunde hervortretenden Gasstrom sofort da-
durch unterbrechen, dass man den Blattstiel nur 1 Centimeter unter den
*) Cumptes rendus. Bd. 65. S. 1087.
Assimilation nnd Ernährung.
109
Wasserspiegel senkte; während man, wenn der Blattstiel in dem über-
gestülpten mit Wasser gefüllten Zylinder 10 Centimetr über den äussern
Wasserspiegel hob, einen so rapiden Gasstrom erhielt, dassman in 15 Mi-
nuten 10 Zylinder ä 60 Kub.-Centimtr. füllen konnte. Das so erhaltene
Gas wurde zu einigen eudiometrischen Bestimmungen benutzt, die fol-
gende Zahlen gaben:
1) Gas, 6 Uhr 30 Min. früh gesammelt:
1. Zylinder. 5. Zylinder. 10. Zylinder.
Kohlensäure ... 1,0 3,0 2,5
Sauerstoff .... 7,7 8,1 8,2
Stickstoff 91,3 88,9 89,3
2) Gas, 11 Uhr 30 Min. Vorm. gesammelt:
1. Zylinder. 5. Zylinder. 10. Zylinder.
Kohlensäure ... 0,5 2,5 2,4
Sauerstoff .... 9,0 9,7 9,7
Stickstoff ..... 90,5 87,8 S7,9
3) Gas, 2 Uhr 30 Min. Nachm. gesammelt:
1. Zylinder. 5. Zylinder.
Kohlensäure . . . 0,5 2,0
Sauerstoff .... 16,8 10,7
Stickstoff 82,7 87,3
Aus den Analysen schliesst der Verfasser: das im Stamm enthaltene
Gasgemenge ist reicher an Kohlensäure, als das in den Blattstielen ent-
haltene. An ein und demselben Punkte im Innern der Pflanze vermindert
sich das Verhältniss der Kohlensäure und vermehrt sich das des Sauer-
stoffs mit der längeren Einwirkung des Sonnenlichts, aber die Differenz
zwischen den Stengel - und Blattstiel - Gasen bleibt konstant. Das Ver-
hältniss des Sauerstoffs in dem Gasgemenge ist viel geringer, als in der
atmosphärischen Luft.
Die Resultate stimmen zum Theil mit den früher in einer weit ausführlicheren
Arbeit von Knop erhaltenen, zum Theil weichen sie von jenen ab. Lechartier
scheint die Knop' sehen Versuche nicht gekannt zu haben, die im Chem. Central-
blatt 1851 S. 721, 1852 S. 465 und 1853 S. 646 ausführlich zu lesen sind.
Ueber das Saftsteigen in den Bäumen zur Frühjahrszeit Ueber das
macht Beyer in Anschluss an eine frühere Arbeit (vergl. Jahresbericht Saftsteigen
1865. S. 167.) weitere Mittheilungen.*) Dieselben bestehen im Wesent- Bäunmenn2ur
liehen aus folgenden Sätzen: Frübjahrs-
Im Frühjahrssaft der Hainbuche kommt kein anderes Kohlehydrat zeit-
vor, als Krümelzucker. Die Säure, welcher derselbe seine saure Reaktion
verdankt, ist Aepfelsäure. Neben Ammoniak und Eiweiss findet sich
darin noch ein dritter stickstoffhaltiger Körper, welcher organisch, neutral
und krystallisirbar ist, und welchen der Verfasser seinen Eigenschaften
*) Chem. Ackersmann. 1867. S. 19
110
Assimilation und Ernährung.
nach als Asparagiii anspricht -- eine Elenfentaranalyse konnte davon
wegen Mangel an Material nicht ausgeführt werden. — Die Konzentration
des aufsteigenden Saftes nimmt mit der Entfernung vom Boden ab. Es
enthielten z. B. 100 Theile Birkensaft:
am 1. Mai. am 3. Mai 1S65.
entnommen ( a ( ( a __^
Trockensubst. Asche. Trockensubst. Asche.
2 Fuaa über dem Boden 1,201 0,054 1,157 0,05G
4 „ „ „ 1,010 0,045 1,147 0,050
6 „ „ „ 0,960 0,035 (»,975 0,046
Ueber die Mineralstoffe, welche den Frühjahrsknospen von dem auf-
steigenden Safte vorzugsweise zugeführt werden, geben die nachfolgenden
Analysen Auskunft, welche mit Material von ein und demselben Baume
ausgeführt wurden:
100 Theile Asche enthielten:
von Herbst- _ ,. ,, _ Frühjahrs-
Blättern. Herbstknospen. Fruhjahrssaft. knospen.
Kali 13,75 24,67 12,60 18,57
Kalk 30,66 25,05 29,82 16,88
Magnesia 8,10 9,40 8,17 8,82
Eisenoxyd 1,90 0,53 2,45 0,59
Manganoxyduloxyd . . . 3,63 — 4,85 2,10
Phosphorsäure 6,47 14,92 4,41 22,17
Chlor 2,28 0,85 1,38 1,99
Schwefelsäure 3,14 5,95 5,91 7,07
Kieselsäure — 0,56 — 0,61
1000 Theile Trockensubstanz enthielten:
von Herbst- „'..", ,-, ,., . , ,. Frühjahrs-
Blättern. Herbstknospen. I- ruhjahrssaft. knospen.
Kali 6,18 8,33 8,44 9,43
Kalk 13,79 8,56 20,07 8,57
Magnesia 6,18 3,21 5,47 4,48
Eisenoxyd 0,85 0,18 1,64 0,30
Manganoxyduloxyd ... 1,63 3,24 1,06
Phosphorsäure ...... 2,83 5,10 3,05 11,26
Chlor 1,02 0,29 0,92 0,99
Schwefelsäure 1,41 2,03 4,05 3,59
Kieselsäure — 0,19 — 0,31
1000 Stück Knospen von durchschnittlich gleicher Entwicklungsstufe
enthielten: Herbstknospen, Fiühjahrsknospen.
Kali 0,1714 0,3194
Kalk 0,1741 0,2903
Magnesia 0,0653 0,1517
Eisenoxyd 0,0036 U,0097
Manganoxyduloxyd ... — 0,0361
Phosphorsäure 0,1038 0,3813
Chlor 0,0593 0,0342
Schwefelsäure 0,0407 0,1217
Kieselsäure —
Assimilation und Ernährung.
111
Ueber transitorische Stärkebildung bei der Birke be- Uabor trän-
richten Famintzin und Borodin.*) -- Die Aeste und besonders die s^^e
dünnen Zweige der Birke lassen im Winter nur einen geringen Amylum- bii<h>ng
gehalt erkennen , nur im . Marke befinden sich beträchlichere Mengen bei der
Stärkemehl, während Holz und Kinde fast völlig davon frei sind. Aehn-
liche Verhältnisse zeigt der Stamm, dagegen findet man im Marke, in den
Markstrahlen, im Holz- und Kindenparenchym der Wurzel zu dieser Zeit
ganz beträchtliche Mengen Stärke, so dass das als Reservestoff fungirende
Amylum hauptsächlich in der Wurzel seinen Sitz zu haben scheint. Bei
Beginn der Vegetation nun fanden die Verfasser die männlichen Blüthen-
stände, das oberste Internodium der Zweige, und die jungen Knospen mit
Stärke überfüllt. (Ob auch die unteren Internodien und die älteren Aeste
zu dieser Zeit viel Stärke führen, bleibt späteren Untersuchungen vorbe-
halten). Sobald aber die Streckung der Kätzchen und die Entwicklung
der Knospen zu jungen Trieben beginnt, verschwindet das Amylum wieder,
wird gelöst und als Baumaterial verwendet. Eine ähnliche transitorische
Stärkebildung wurde in dem Pollen beobachtet. Verfasser fragen nun, ob
man anzunehmen habe, dass diese örtlich und ziemlich plötzlich so reich-
lich auftretende Stärke an dem Orte ihres Auftretens gebildet werde, oder
ob man ihr Erscheinen nur als eine Translokation aus andern Stammge-
genden (resp. den Wurzeln) betrachten müsse — und entscheiden sich für
die erstere Annahme. Gründe: die transitorische Stärkebildung findet
auch in vom Stamme getrennten Aesten, die man in Wasser stellt, statt,
und man konnte die Bildung und Wiederauflösung der Stärke selbst an
Kätzchen beobachten, die abgeschnitten unter einer Glasglocke in feuchte
Erde oder feuchten Sand eingesetzt waren. Die Hauptresultate ihrer Ar-
beit fassen die Autoren in folgende Sätze zusammen:
1. Bei der Birke wird im Frühjahr, sowohl in den Kätzchen, als in
den dünneren Zweigen Stärke transitorisch gebildet und zwar unmittelber
aus dem Inhalte der sie führenden Zellen.
2. Die erzeugte Stärke bleibt nicht lange erhalten, indem sie zum
Aufbau der sich streckenden Kätzchen und Knospentriebe verwendet wird.
3. Im Pollen kommt eine ganz ähnliche, jedoch später auftretende
Stärkebildung zu Stande. Die Stärke wird sogar an den auf die Narbe
gelangten und in kurze Pollenschläuche ausgewachsenen Pollenkörnern
wahrgenommen.
3. Ueber den Stoff, aus dem in den vorliegenden Fällen die Stärke
gebildet wird, können wir nichts Bestimmtes angeben. In der Spindel
der Kätzchen findet man im Winterzustande alle Mark- und Rindenparen-
chymzellen mit einem ölartigen Stoffe angefüllt; ob aber dieser Stoff in
irgend einem Zusammenhange mit der später daselbst auftretenden Amy-
lumbildung steht, lassen wir unentschieden, wenigstens wird in dem
Masse, als Stärke sich bildet, seine Quantität immer geringer und später
*) Botanische Zeitung. 1S67. S. 385-
112 Assimilation und Ernährung.
verschwindet er gänzlich. Diese transitorische Stärkebildung scheint dem-
nach der von Sachs beim Keimen ölhaltiger Samen in den Kotyledonen
oder dem Endosperm beobachteten am nächsten zu stehen.
5. Diese transitorische Stärkebildung wurde ausser bei der Birke
noch in den männlichen Kätzchen von Populus nigra beobachtet. —
Ent. Th. Hart ig*) hatte behufs näherer Bestimmung der Laub-
laubungs- masse, die ein Baum zur Erzeugung eines normalen Zu-
v*"udce^e wachses nothwendig bedarf, im Frühjahre 1860 eine Anzahl 20'
Weymuth- hoher Weyinuth-Kiefem bis auf den terminalen Knospenquirl aller tieferen
Kiefer. Knospen und aller. Seitenäste, somit auch aller Nadeln beraubt und be-
richtet nun a. u. a. 0. über den Zustand dieser Bäume im Jahre 1867.
Im ersten Sommer nach der Entlaubung hatte, übereinstimmend mit
früheren Versuchen, eine wesentliche Verminderung der Triebbildung aus
den terminalen Knospen und der Holzringbreite in allen Schafttheilen
nicht stattgefunden; die im vorhergehendem Jahre bereiteten und im
Stamme abgelagerten Reservestoffe hatten ausgereicht, dem vollen Jahres-
zuwachs am Schafte herzustellen; die geringe, aus einem Blattquirl ent-
wickelte Laubmenge hatte genügt zur Unterhaltung der zur Lösung der
Reservestoffe und zur normalen Ausbildung des Zuwachses nöthigen Saftbewe-
gung. (Einige Stämme, denen auch der terminale Knospentrieb genommen,
verhielten sich während des ganzen Sommers saftvoll und in allen Rin-
detheilen turgescirend , es hatte an ihnen aber weder eine Lösung des
Reservemehls noch irgend eine Neubildung stattgefunden.) Dagegen konnte
die abnorm verminderte Blattmenge eine für den normalen Zuwachs aus-
reichende Menge von Reservestoffen für den zweiten Sommer nach der
Entnadelung nicht bereiten, in Folge dessen die Triebe und Blätter dieses
zweiten Sommers sehr kurz und schmächtig blieben und eine Holzring-
bildung am Schafte vom Gipfel abwärts kappenförmig nur bis zum vier-
jährigen Triebe stattgefunden hatte. In jedem folgenden Jahre hat sich
der ihm angehörende Holzring als kappenförmiger Ueberzug des vorher
gebildeten Holzringes tiefer nach unten entwickelt. Im 5. Jahre nach
der Entlaubung war er bis auf 5 Fuss über dem Boden ausgebildet und
im 7., also im Jahre 1867, war er bis in den Wurzelstock hinabgestiegen.
Die Triebe und Blätter der letzten Jahre hatten nahezu ihre normale
Grösse wieder erlangt und bildeten eine dichtbelaubte Krone von pptr.
3 Fuss Höhe und 2 Fuss Durchmesser. Die im Jahre 1867 vorgenommene
Zählung und Messung der seit der Entnadelung gebildeten Holzringe an
einem der gedachten Stämme ergab:
An dem damals terminirten Jahrestriebe 7 Holzringe, zusammen 14 Millimtr. breit.
In der Mitte der Schaftlänge 5 » n 6 n n
Dicht über dem Boden 3 „ „ 1 » »
Wurzel 1 Zoll dick 1 „ „ '/* » „
Wurzel V* Zoll dick 0 „ „ 0 „ „
*) Botanische Untersuchungen, von Karsten. Bd. 1. S. 334.
Assimilation und Ernährung. llo
Verfasser wünscht, dass viel derartige Versuche an Bäumen verschiedener Art und
verschiedenen Alters angestellt weiden und wird die für die praktische Forstwirt-
schaft in Bezug auf die Frage des lichteren oder gedrängten Pflanzenstandes höchst
interessanten Beobachtungen so lange fortsetzen, bis die entlaubten Versuchsbäume
dieselbe jährliche Zuwachsmasse wieder zeigen, wie die nicht entlaubten.
Ueber die Möglichkeit, zweijährige krautige Pflanzen Ueber die
in wässrigen Lösungen zu erzielen berichtet Nobbe.*) — Es ge- zJf jährige'
lang dem um die Wasserkultur hochverdienten Verfasser im Jahre 1865, krautige
einige Kohlrübenpflanzen in wässrigen Lösungen aus dem Samen zu zie- pflanzen m
hen und zu einiger Entwicklung zu bringen. Eine solche Pflanze, deren Lösungen
Pfahlwurzelkörper 5 Centim. Länge und 3 Centim. Durchmesser besass, wurde zu erzielen.
im September an einen massig temperirten, doch frostfreien , halbdunkeln
Ort gestellt und den Winter über, mit den Wurzelfasern in die Lösung
hinabreichend, der Ruhe überlassen. Im Februar 186G wurde sie in einen
wärmeren und helleren Raum gebracht, anfangs in frisches destillirtes
Wasser gesetzt, später mit einer ?, Prom. Lösung versehen. Die Rübe
entfaltete eine lebhafte Triebkraft; nach erfolgter Neubildung von Wur-
zeln wurden zahlreiche Blätter hervorgetrieben und bald hob sich ein
Schoss heraus, an welchem schon am 18. April Blüthenknospen hervor-
traten. Am 27. April waren an der Hauptaxe drei grosse gelbe Blüthen
von normalem Bau aufgebrochen und an den Seitensprossen mehrere der-
gleichen in Bildung begriffen. Am 8. Mai begann die Pflanze zu kränkeln,
erholte sich später auf kurze Zeit einmal wieder, ging aber im Juni all-
mählich ihrer Auflösung entgegen und wurde am 11. d. Muts, geerntet.
Sie war 40 Cm. hoch, besass 6 Seitentriebe (der längste 35 Cm. ) und
einige kleine 6 — 8 Mm. lange Schoten mit rudimentären Samen. Der
Wurzelkörper war von einem weissen Pilzmycelium vollständig überzogen
und theilweise durchdrungen und in Fäulniss übergegangen.
Der gleiche Versuch war auch mit Runkelrüben in Gang gesetzt
worden. Drei Pflänzchen der runden weisshäutigen Runkel die im Jahre
1865 in wässriger Lösung einen Rübenkörper von 8— 9— 9 Cm. Länge und
2 —3 — 3,8 Cm. Durchmesser gebildet hatten, wurden wie die Kohlrüben
überwintert und im Februar in frische Lösung gebracht. Bis Mitte April
herrschte bei denselben noch ein Zustand der Vegetationsruhe, dann be-
gann eine erhebliche Neubildung von Blättern und Wurzeln. Die Blätter
aber erreichten keine bemerkenswerthen Dimensionen, sondern immer neue
Blattbüschel brachen hervor und dieser Zustand erhielt sich, ohne dass
eine Stamm- und Blüthenbildung eintrat, bis Oktober. Da zu dieser Zeit
die Angriffe der Blattläuse und Milben überdies immer mehr 'überhand
nahmen, wurde zur Ernte geschritten. Die Zahl der gebildeten Blatt-
sprossen betrug 20—30 pr. Pflanze.
*) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 228.
Jahresbericht IX. g
114 Assimilation und Ernährung.
Obgleich die Versuche nicht vollständig gelangen, so sieht Verfasser doch in
denselben einen für fernere Arbeiten ermunternden Beweis, dass es möglich ist,
auch zweijährige krautige Pflanzen mittels Ueberwinterung zum normalen Abschluss
ihrer Vegetation zu bringen — , und wir fügen hinzu, dass in dem Laboratorium
des Verfassers im September I8ß7 in wässriger Lösung gezogene Runkelrüben zu
sehen waren, welche die Mittheilung noch besser gelungener Resultate in kurzer
Zeit erhoffen lassen
Ursache Die A u s wi tt e r u ng von Salzen aus lebenden Pflanzen
der aus- fniciet nach Nobbe*) bei Landpfianzen selten, bei in wässrigen Lösungen
von sllzfu stehenden Individuen öfter statt und tritt immer dann auf, wenn die
an lebenden Summe der aus der Lösung aufgenommenen Mineralsalze erheblich die
pflanzen. De^ ^ Produktion verbrauchte Quantität überschreitet. Als nächste Ur-
sache für die Salzauswitterung ist demnach eine zu hohe Konzentration
der Lösungen anzusehen. Salzauswitteruugen aus lebenden Pflanzen kom-
men aber auch bei massigen Konzentrationen und günstiger Zusammen-
setzung der Lösungen vor und zwar dann, wenn die Assimilation durch
ungünstige äussere Einflüsse, z. B. Lichtmangel oder durch Altern der be-
treffenden Organe unterdrückt wird, während die Wasserverdunstung fort-
dauert. So traten dieselben an Eübenpflanzen auf, welche, nachdem sie
in einer 1 prom. Lösung schon eine ziemliche Ausbildung erreicht hatten,
bei einer Zimmertemperatur von 25° C. 8 — 10 Tage lang in einen schwach
beleuchteten Winkel gestellt wurden, wo in Folge Lichtmangels die Assi-
milation und die Chlorophyllbildung still stand (die Wassermenge der Lö-
sung hatte währenddem nur unwesentlich abgenommen). So wurden sie
öfter bei Eüben und andern Pflanzen, die in 1 prom. Lösung standen, an
solchen älteren Blättern bemerkt, welche auf natürlichem Wege absterbend
mehr oder minder gewelkt waren und zu assimiliren aufgehört hatten. —
Die im erstgenannten Falle austretenden Auswitterungen bestanden vor-
wiegend aus Chlorverbindungen, in geringerem Grade aus schwefelsauren
und andern Salzen und entsprachen darin der relativen Zusammensetzung
der Nährstofflösung. Die Exkrustationen waren auf beiden Seiten der
Blätter annähernd gleich vertheilt und zwar unabhängig von den Spalt-
öffnungen, welche nur ausnahmsweise als Ausgangspunkte für Salznadeln
zu erkennen waren und dies nicht einmal sicher. Die Auswitterung war
auf den jüngeren Blättern sehr gering und nahm zu mit dem Alter der
Blattorgane.
Inkrustation Inkrustation der Wurzeln durch kohlensauren Kalk, von
der wurzein Hall ier.**) — An deu Wurzeln von Topfgewächsen ist oft ein weisser
, "":C1 Ueberzug zu beobachten, der von den Gärtnern allgemein als eine Schimmel-
kohlen- ° D
samen Kaik. bildung angesehen wird. Verfasser bemerkte denselben an einer grossen
*) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 477.
**) Botanische Zeitung. 1867. S. 80.
Assimilation und Ernährung.
115
Myrte, untersuchte ihn und fand ihn nur aus kohlensaurem Kalke be-
stehend.
Verfasser ist geneigt, die Ablagerung hauptsächlich als einen durch Ver-
dunstung der Bodenfeuchtigkeit bewirkten Niederschlag anzusehen ; nach unserer
Ansicht dürfte die Ableitung der Erscheinung aus dem Vermögen der Pflanzen-
wurzel, Salpetersäure und andere Kalksalze unter Abscheidung von kohlensaurem
Kalke zu zersetzen den Vorzug verdienen.
Welchen Einfluss gegebene Pfanzennahrungsstoffe auch Wirkung
nach dem Verblühen der Bohnenpflanzen auf deren Entwick- einer"ach
r vollendeter
hing noch üben, ermittelte Zöller*) durch folgende Kulturversuche: Bmthe
Es wurden je 4 Töpfe von etwas über 3 V« Liter Inhalt mit gewöhn- gegebenen
lieber Gartenerde, Schleissheimer Torfpulver, Sägespänen von Nadelholz ^f"^^"^
und gröblich gepulverter Kohlenlösche angefüllt und am 1 . Mai mit Zwerg-
bohnen bepflanzt. Alle äusseren Vegetationsbedingungen wurden soviel als
möglich gleich gemacht. Zwischen dem 14. und 17. Juni fingen die Boh-
nen in sämmtlichen Töpfen zu blühen an und am 23. Juni war die Haupt-
blüthezeit vorüber. Am 23. und 24. Juni erhielt die Hälfte der Töpfe
je 2 Liter einer Lösung von folgendem Salzgehalt.
Phosphorsaures Ammoniak . . 0,3 p. M.
Phosphorsaures Kali 0,3 p. M.
Salpetersaurer Kalk 0,2 p. M.
Schwefelsaurer Kalk 0,1 p. M.
Chlornatrium 0,1 p. M.
Der Einfluss der gegebenen Nährstoff lösung war schon noch wenigen
Tagen sichtbar, die Pflanzen in den begossenen. Töpfen wurden dunkler
grün und obwohl sie schliesslich nicht höher wurden, als die nicht ge-
düngten, produzirten sie doch erheblich mehr Pflanzenmasse. Am 29. Sep-
tember erfolgte die Abnahme der letzten reifen Bohnenschoten; als Er-
trag wurde gewonnen durchschnittlich pro Topf in Grammen lufttrockener
Substanz :
Stengel. Blätter. Samen. Schoten. Tu Summma.
(Gartenerde mit Nährstoff lösung . . . 10,05 8,54 25,33 8,15 52,07
ohne „ ... 8.91 7,80 20,00 8,18 44,89
l Unterschied + 1,14 0,74 5,33 — 7,18
{Sägespäne mit Nährstoff lösung . . 2,64 2,20 5,9 2,20 12,94
desgl. ohne „ . . 1,50 0,84 1,7 0,84 4 AS
Unterschied -f 1,14 1,36 4,2 1,36 8,06
| Kohlenlösche mit Nährstofflösung . 4,04 3,95 9,09 4,22 21,30
\ desgl. ohne „ . 3,20 2,09 4,24 2,12 11,65
l Unterschied -f 0,84 1,86 4,85 2,10 9,65
j Torf mit Näh rstoff lösung 6,05 5,00 14,86 4,4 30,31
J Torf ohne „ 4,74 1,47 3,13 2,6 11,94
Unterschied 4- • . 1,31 3,53 11,73 1,8 18,37
*) Journal f. Landwirtschaft. 1867. S. 195.
116 Assimilation und Ernährung.
ueber die Br etsc Im e i der * ) behauptet auf Grund mehrjähriger Versuche
Unentbebr- und der Annahme der meisten andern Agrikulturchemiker entgegen, dass
lichkeitder eg jq wässrigen Lösungen oder in mit wässrigen Lösungen getränktem
haitigen Quarzsand niemals möglich sei, ohne Zusatz von wasserhaltigen Silikaten
Silikate Landpflanzen auch nur annähernd normal zu erziehen. Es gelang ihm
Nährstoff- nicüt> Dei genauster Einhaltung des von Nobbe publizirten Verfahrens,
mischung in wässrigen Lösungen auch nur ein Gerstenkorn wieder zu erzeugen, und
def als er die Versuche von E. Wolff**) genau nach dessen eignen Anga-
schattiichen Den wiederholte, erntete er in drei Versuchen mit Hafer nicht einen einzi-
Kuitur- gen Samen, es erschien überhaupt nur in einem Vegetationsgefäss eine
pflanzen, verkümmerte Eispe und die Produktion an Trockensubstanz betrug nach
77 Vegetationstagen resp. das 46-, 28- und 41 fache des Samens. Bei drei
Gerstenversuchen wurden 0, 30 und 12 Samen geerntet; die Vermehrung
der Trockensubstanz war 96-, 94- und 46 fach. Lein, Buchweizen, Erbsen
und Strauchbohnen entwickelten sich in der Wolff 'sehen Lösung gar
nicht. Im Jahre 1866 waren 4 parallele Beihen von Versuchen angestellt
und zwar:
1) in rein wässrigen Lösungen;
2) in wässrigen Lösungen, die in völlig reinen und unfruchtbaren Quarz-
sand dergestalt vertheilt waren, dass der Quarz seiner kapillaren
Sättigungs-Kapacität entsprechend mit Flüssigkeit getränkt war;
3) wie 1. aber mit Zusatz von wasserhaltigen Silikaten;
4) wie 2. mit Zusatz von wasserhaltigen Silikaten.
In Beihe 1. gelang es wiederum in keinem Falle, eine normale Pflanze
zu erzeugen.
Beihe 2. führte zu weit besseren Resultaten , namentlich die Cerealien
erlangten eine äussere Ausgestaltung, welche derjenigen völlig normaler
Pflanzen sehr nahe, ihr bisweilen auch durchaus gleich kam. Die Aehren
der Gerste aber enthielten nicht einen einzigen Samen, der Hafer gelangte
nur in einem von 6 Vegetationsgefässen zur Fruktifikation und die Aehren
des Wintergetreides enthielten zwar in jedem einzelnen Falle, aber nur
in den untersten Aehrchen Früchte, während die mittleren und oberen
taub blieben. Der Buchweizen bildete zwar Stamm, Blätter und Blüthen,
aber keine Frucht. Der Lein gelangte nicht einmal zur Blüthenbildung
und den männlichen Blüthen des Maises fehlte regelmässig der Pollen.
Verfasser schliesst daraus, dass bei Abwesenheit der wasserhaltigen Silikate
eine normale Ausbildung der wesentlichen Blüthenorgane nicht stattfindet.
Nur Reihe 3 lieferte, und zwar ohne Ausnahme in jedem einzelnen
Falle, vollkommen normale Pflanzen in landwirtschaftlichem Sinne und
zwar von aussergewöhnlicher Vollkommenheit.
*) Der Landwirth. 1867. S. 77.
**) Jahresbericht 1866. S. 180-
Assimilation und Ernährung. I 17
In der Regel waren zu den Versuchen Gefasse von 2§ Quart Inhalt
benutzt. Verwendete man solche von 1\ Quart Kaum, so erntete man nicht
dreimal, sondern nur pptr. £mal mehr an Trockensubstanz.
Die 3. und 4. Versuchsreihe hatte Verfasser noch dadurch vervoll-
ständigt, dass er einigen Kulturgefässen noch Humussubstanzen (wie man
sie durch Behandeln einer Zuckerlösung mit Salzsäure erhält) zusetzte.
Der Erfolg war, dass von Gerste in Reihe 3 bei Zusatz von 1 Proz. der
Nährstoffmischung an Humussubstiinz 0 Körner, bei Zusatz von 2 Proz. 1 1,
und bei Zusatz von 3 Proz. 41 normale und schwere Körner geerntet wur-
den. Der Zusatz von Humus übte also eine ähnliche Wirkung aus wie
die Beigabe von wasserhaltigen Silikaten. In Reihe 4 hatte die Beigabe
von Humus keinen Einfluss.
Erst die versprochene baldige Veröffentlichung dar Versuchsdetails wird es dein
Leser ermöglichen, sich ein Urtheil in der Streitfrage zu bilden.
Hellriegel beschäftigt sich seit einer Reihe von Jahren mit Ve- ueber das
getatonsversuchen, welche die Ermittelung des Nährstoffbedürf- Kali"_
nisses der Cerealien zum Gegenstand haben. Im Wochenblatt 1867 der Gerste.
S. 299 ff.*) geben die Annalen der Landwirthschaft im Auszuge aus einem
Berichte an den Herrn Minister für die landwirtschaftlichen Angelegen-
heiten die Resultate, welche einige Versuche über das Kalibedürfniss der
Gerste im Jahre 1866 ergaben.
Es wurden 10 Glasgefässe mit je 4 Kilogr. eines von Kaliverbindun-
gen nahezu freien Quarzsandes gefüllt und diesen neben einer gewissen
Quantität Eisenoxyd und Kieselsäure zugesetzt in Milligr. : Kalkerde
je 560, Salpetersäure 1296 (CaO N05), Magnesia 40, Schwefelsäure 80
(MgO SOs), Natron 62, Chlor 71 (Na Cl), Phosphorsäure 284 (in Form von
KOPOs 2 HO und NaOP05 2 HO) und folgende Mengen Kali: (als
K0P052H0 in Vers. 1, 5, 6, 7, 8 und 9, alsK0P06 2 HO und KON05
in Vers. 2 und 3, als KOPOä 2 HO und KCl in Vers. 4).
Gegebenes Kali
Versuchs-
..
Nummer.
pro Kulturgefäss.
Milligr.
pro 1 Million
Theile Boden.
4
1128
282
3
940
235
2
564
141
1
376
94
5
282
71
6
188
47
7
94
24
8
47
12
9
23
6
10
0
0
*) cfr. Landwirthschaftl. Centralblatt f. Deutschland. 1867. IL 8. 157 u. 406.
118
Assimilation und Ernährung.
Pro Kulturgefäss wurden 8 Gerstenpflanzen gezogen und davon bei
100° getrocknete Erntemasse
gewonnen :
Versuchs- Stroh u. Spreu.
Körner.
Summa.
No.
Milligr.
Milligr.
Milligr.
4
8916
8962
17878
3
9003
6162*)
15165*)
2
8764
8529
17293
1
8693
9083
17776
5
9327
10097
19424
6
8195
9578
17773
7
6859
7851
14710
8
5740
4695
10435
9
3869
2933
6802
10
798
—
798
In
der Ernte
wurden durch die Analyse wiedergefunden Kali:
Versuchs-
in d. Wurzel
In. Stroh u. 1
Spreu. K
örner. in S
umma.
No.
Milligr.
Miliig
:r. Milligr. Milligr.
4
77
571
60
708
3
34
459
36
529
2
nicht bestimmt 353
nicht bestimmt
—
1
24
231
45
300
5
20
165
?
1
6
5
80
36
121
7
5
29
28
62
8
2
21
8
31
9
1
17,5
5
23,5
10
0,6
1,9
—
2,5
und zwar wurde gefunden:
und somit enthielten in Prozenten ausgedrückt KO.
A
3-
sehe.
,
Versuchi
a) in 100 Theilen Ascln
3. h) in 300 1
fh. Trockensubst
Nummer. c. . .
Stroh und
Spreu.
Körner.
Stroh und
Spreu.
Körner.
Stroh und _„
Spreu. Korner.
4
14,689
2,408
43,76
27,77
6,428
0,669
3
12,759
2,849
40,63
20,53
5,184
0,585
2
11,009
2,449
36,95
nicht hesti
mmt 4,06S
nicht bestimmt
1
9,730
2,310
31,95
23,69
2,680
0,497
5
7,925
J,S37
22,60
•f
1,791
?
6
7,682
2,337
12,89
16,06
0,990
0,375
7
8,919
2,472
4,77
14,33
0,425
0,354
8
9,472
2,558
3,91
7,07
0,371
0,181
9
12,361
2,822
3,71
6,19
0,459
0,175
10
nicht bestimmmt.
*) Der grössere Theil des Kalis war hier als salpetersaures Salz gegeben und
die Ertragsverminderung ist jedenfalls durch eine .schädliche Einwirkung des durch
die Wurzeln abgeschiedenen kohlensauren Alkalis zu erklären.
Assimilation und Ernährung.
119
Verfasser schliesst aus diesen Zahlen:
Zur Produktion der unter den angegebenen Versuchsverhältnissen
möglichen Maximalernten reichte sicher die im Versuch No. 6 gegebene
Kalimenge, d. h. 47 pro 1 Million Boden aus und genügte vielleicht
schon eine Kaliquantität, die wenig höher lag, als die in No. 7. vor-
abreichte von 24 pro 1 Million Boden. Wurden grössere Mengen von
Kali dem Boden einverleibt, so wurden diese ungefähr in demselben Ver-
hältnisse von den Pflanzen absorbirt, wie die kleinern, bewirkten aber
keine Mehrproduktion. Der Kaliüberschuss wurde vorzugsweise im Stroh
abgelagert. Um eine Maximalernte liefern zu können, muss die Gerste
allerwenigstens für jede 10UO Theile Stroh-Trockensubstanz 5 und für jede
1000 Theile Körner-Trockensubstanz 3,8 Theile Kali aufnehmen können.
Ueber die Aufnahme einiger Chloride durch das Pflan-
zenge webe, von Biedermann*) — Die Arbeit ist im Anschluss an die
Untersuchungen über die Aufnahme der Mineralsalze durch das Pflanzen-
gewebe vonKnop, Lehmann, Sachsse, Schreber und Wolf unter-
nommen (vergl. d. landw. Vers. Stat. VI. S. 81 und Jahresbericht 1864
S. 168) und nach der a. a. 0. beschriebenen Methode mit Erbsensamen
ausgeführt. Benutzt wurden 5, 2 7« und 1 prom. Lösungen von Chlorkalium,
Chlormagnesium, Chlorcalcium, Chlornatrium und einem Gemische der 4 Salze.
Als Resultat ergab sich:
1. Das de Saussure 'sehe Gesetz, demzufolge die Pflanze aus Salz-
lösungen stets verdünntere Lösungen aufnehmen, gilt bei den benutzten
Chloriden und den dabei angewandten Konzentrationen durchweg in Bezug
auf das Chlor:
Bei
und einer
Konzen-
waren in
lOOKub.-Centim.
und wurden in'
lOOKub.-Centim.
der nicht auf-
Anwendung
von
tration
von
gegeben worden
Chlor
gesogenen Flüs-
sigkeit wieder-
gefunden Chlor
pro Mille
Milligr.
Milligr.
CaCl |
5
27»
1
0,3198
0,1599
0,0640
0,4798
0,2427
0,0976
MgCl |
5
27*
1
0,3737
0,1868
0,0747
0,4916
0,2949
0,1272
KCl |
5
2V*
1
0,2376
0,118S
0,0475
0,3345
0,1 8S5
0,0864
Na Cl j
5
2'/2
l
0,3034
0,1517
0,0607
0,3988
0,2231
0,0933
Gemisch aus
CaCl, MgCl, j
KCl u. NaCl [
5
27a
1
0,3086
0,1543
0,0617
0,4229
0,2306
0,1093
Ueber die
Aufnahme
einiger
Chloride
durch das
Pflanzen-
gewebe.
*) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 312.
120
Assimilation und Ernährung.
2. Das de Saussure'sche Gesetz scheint in Bezug auf die Basen
nur für die Magnesia Geltung zu haben, während sich Kalk, Kali und Na-
tron umgekehrt verhalten:
Bei
Anwendung
und einer
Konzen-
tration von
wurden in 100 CC.
gegeben
und in 100 OC. der nicht
aufgesogenen Flüssig-
keit wiedergefunden
von
pro Mille.
Milligr.
Milligr.
CaCl
{
5
2V«
1
CaO
. 0,2523
| 0,1261
1 0,0505
, 0,2092
CaO 0,1039
1 0,0154
MgCl
1
l
5
27«
1
MgO
, 0,2105
\ 0,1053
1 0,0421
t 0,2836
MgO \ 0,1185
1 0,0825
KCl
{
5
SV«
1
KO
f 0,3159
0,1579
1 0,0632
K0 , 0,2446
( und Na 0 1 n , r 7f)
als KO i U,10<U
berechnet) l 0,0422
NaCl
(
5
27«
1
NaO
, 0,2650
0,1325
1 0,0530
NaO ,0,1601
(und KO J 0,0754
als MaO { A a-jaq
berechnet) O,U0U»
In dem Gemisch der 4 Salze verhielten sich die einzelnen Basen ähn-
lich, wie wenn sie als einfaches Salz angewandt wurden.
3. Die Aufnahme der Stoffe erfolgte nur zum Theil der Konzentration
der gegebenen Lösung entsprechend, so z. B. die des Chlors bei Verwen-
dung von Chlorcalcium und die des Kalks, sowie des Kalis bei Benutzung
der Konzentration von 5 und 27aProm.; in den übrigen Fällen zeigte sich
eine strenge Proportionalität zwischen den Konzentrationen der Lösungen
einerseits und den aufgesogenen Stoffmengen andrerseits nicht, oder we-
nigstens nicht scharf.
4. Die Ausscheidung von Stoffen aus der Pflanze in die Lösung rück-
wärts erfolgt nicht nach endosmotischen Aequivalenten der gegebenen
Salze, denn diese Ausscheidungen haben immer nur in sehr geringen
Mengen statt und zeigen sich in den meisten Fällen als von der Konzen-
tration der Lösungen und von der Natur derselben ganz unabhängig.
5. Bei dem Eintritt der Salze in die Samen scheint in den meisten
Fällen eine Trennung des Chlors vnn den Basen stattzufinden; denn die
in den rückständigen Lösungen gefundene Chlormenge war in der Regel
weit grösser, als die Quantität Chlor, die sich für die rückständig geblie-
benen Basen berechnen liess. (Siehe Tabelle auf S. 121.)
In welcher Form dieser Chlorüberschuss in der rückständigen Flüssig-
keit vorhanden ist, ob etwa in einer Verbindung mit aus dem Samen aus-
geschiedenen Eiweisssubstanzen, lässt der Verfasser unentschieden, indem
er vorläufig bemerkt, dass die saure Reaktion der rückständigen Flüssig-
keit sich vollkommen unabhängig von der Menge des vorhandenen Chlor-
überschusses zeigt — und weitere Aufklärung für später verspricht.
Assimilntion und Ernährung.
121
Bei
Anwendung
wurden in 100 CC.
der nicht aufgesoge-
nen Flüssigkeit
gefunden
Milligr. Chlor.
während sich für die
in 100 CC. zurückgelas-
senen Basen nur be-
rechneten
Milligr. Chlor.
CaCl
{
0,4798
0,2427
0,0976
0,2652
0,1317
0,0195
MgCl
I
l
0,4916
0,2949
0,1172
0,5034
0,2103
0,1464
KCl
1
1
0,3345
0,1 885
0,0864
0,1839
0,1181
0,0317
NaCl
I
0.3988
0,2231
0,0933
0,1832
0,0863
0,0353
Salzgeniis
Chi
0,4229
0,2306
0,1093
0,2990
0,1573
0,10S6
Ueber die Umwandelung der Nitrate in Nitrite durch ueber die
Konferven und andere organische Gebilde, von Schönbein. *) —
Frische Konferven, in Wasser gebracht, welches geringe Mengen eines Ni-
trats, z. B. Kalknitrat enthält, ertheilen demselben in kurzer' Zeit die
Eigenschaft, angesäuerten Jodkaliumkleister auf das Tiefste zu bläuen, —
reduziren also in kurzer Zeit das Nitrat zu Nitrit. Bleiben sie längere
Zeit in dem Wasser, so wird auch noch das Nitrit vollständig zersetzt.
Bei Benutzung von reinem Wasser tritt unter sonst gleichen Umständen
die erwähnte Keaktion nicht auf. Konferven, 10 — 15 Minuten lang in
siedendes Wasser gehalten, wirken nur sehr langsam reduzirend auf die
Nitrate. Wird dem nitrathaltigen Wasser verhältnissmässig nur äusserst
wenig Blausäure zugesetzt, so kann dasselbe wochenlang mit Konferven
zusammenstehen, ohne die Fähigkeit zu erlangen, den angesäuerten Jod-
kaliumkleister zu bläuen, vorausgesetzt, es werde der Versuch in ver-
schlossenen Gefässen angestellt, d. h. die Verflüchtigung der Blausäure
verhindert. Ganz gleich wie die Konferven verhalten sich Hefe, Pilze,
Schwämme und Blutkörperchen. Verfasser glaubt das mehrfach nachge-
wiesene Vorkommen von Nitriten in Brunnenwässern auf die gleichzeitige
Gegenwart von niederen Pflanzenorganismen in denselben zurückführen
zu dürfen und meint, dass demnach möglicherweise die Nitratreaktion zur
Entdeckung mancher Krankheitsursachen führen könne. Die reduzirende
Wirkung der erwähnten Pflanzen würde sich auch dann geltend machen
können , wenn dieselben sich nicht in dem Wasser selbst, sondern z. B.
in den den Brunnen umgebenden Bodenschichten befinden, denn als man
nitrathaltiges aber völlig nitritfreies Brunnenwasser mit Konferven, frischen
und verfaulten Pilzen nur wenige Minuten lang zusammenrührte und es
dann durch ein Filtrum gehen Hess, vermochte die durchgelaufene Flüssig-
Umwand-
lung der
Nitrate in
Nitrite
durch
Pflanzen.
h) Zeitschr. f. Biologie. 1867. S. 334.
122
Assimilation und Ernährung.
keit noch nach mehrtägigem Stehen den angesäuerten Jodkaliumkleister
deutlichst zu bläuen, ein Beweis, dass selbst das filtrirte Wasser immer
noch eine die Nitrate reduzirende Substanz enthielt.
ueber,die Ueber die Assimilation des Harnstoffs durch die Pflanzen
latioTaes ' se^e Hampe*) seine Versuche**) und diesmal mit besserem Erfolg fort.
Harnstoffs Am 17. Mai 1866 wurden 7 Pflanzen von Badischem Mais, die vom 28. April
durch die an jn destillirteni Wasser gezogen waren, in 1 Liter fassende Gefässe ge-
bracht und mit folgenden Nährstoffen versehen:
Schwefelsaure Magnesia . . 0,1 Gr.
Chlorkalium 0,2 Gr.
Phosphorsaures Kali . . . 0,1 Gr.
Harnstoff 0,2 Gr.
Dazu wurde noch eine beliebige Menge von Eisen-, Kalk- und Mag-
nesia-Phosphat gefügt. Bei den während der Vegetation erfolgenden häu-
figen Erneueruugen der Lösungen wurde der Gehalt an organischen Sal-
zen mehrmals verändert, auch erhielten einzelne Pflanzen grössere Ge-
fässe. Verfasser hatte auch dieses Jahr mit dem Uebelstande zu kämpfen,
dass in der heissen Jahreszeit eine heftige Erkrankung der Wurzeln und
gleichzeitig eine starke Ammoniakbildung in der Lösung eintrat, glaubt
aber die Ursache der Erkrankung nicht in der Gegenwart des Harnstoffs
suchen zu müssen, da dieselben Symptome auch in einer Lösung auftra-
ten, die statt Harnstoff Ammoniak enthielt. Durch sehr häufige Erneue-
rung der Lösung und durch Amputation der schadhaften Wurzeln, die
man wahrnahm, nachdem man durch tieferes Eintauchen des Stammes in
die Lösung am zweiten Halmknoten eine neue Wurzelbildung hervorge-
rufen hatte, gelang es, die Pflanze zu retten und wenigstens drei davon
zur Fruchtbildung und Fruchtreife zu bringen. Es wurden von diesen
geerntet:
Trockensubstanz.
Stickstoff-
gehalt der
Trocken-
substanz.
Kohlen- und
sandfreie Asche
der Trocken-
substanz.
Produzirte
organ. Trocken-
substanz nach
>-
<u a
>- 4>
M 5
N
a
rt
u
o>
6
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5
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3
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c
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M
o
A
a
N
a
d
53
Oh
a
bo
Samen enthalt,
organ. Trockens.
3 .
h
% 2
Spq
50
o
N
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1) <ä
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N
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3
a
:0
w
Grm.
» in II
° 3 B
'Hl
öS03
. +
j-s
>-
Gim.
Grm.
Grm.
Grm.
Grm.
Proz.
Proz.
Proz. 1 Proz.
Proz.
H-o
III
25,346
1,994
13,329
0,918
41,587
1,91 j 2,65
8,63
6,59
1,90
38,872
305,6
1:1,912
V
11,168
0,S79
8,570
0,663
21,280
2,34 ; 2,41
8,97
7,08
1,81
19,924
156,6
1:1,304
VI
LS, 132
1,635
16,139
0,721
36,627
1,88
1,42
8,47
6,88
1,72
34,563
271,7
1:1,170
*) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen.
**) Vergl. Jahresbericht. 1866. S. 188.
Bd. IX. S. 49.
Assimilation und Ernährung. I 'Lo
Der zum Vergleich iin Garten gezogene Mais ergab in diesem Jahre
eine sehr ungünstige Ernte. Nur eine einzige Pflanze lieferte Samen und
zwar 278 einigermassen ausgebildete Körner 22,962 Gramm schwer und
101 schlechte desgl. von zusammen 3,008 Gramm Gewicht. Der Stick-
stoffgehalt der ersteren betrug 1,29 Proz., der Aschengehalt 1,72 Proz.
der Trockensubstanz.
In allen Orgauen der sieben Pflanzen mit Ausnahme der Körner Hess
sich ein bemerkenswerther Rückstand von unzersetztem Harnstoff nach-
weisen. Einige direkte Bestimmungen (durch Abscheidung als salpeter-
saurer Harnstoff) ergaben in Prozenten der Trockensubstanz:
Stengel und Blätter von III . 0,608 Proz Harnstoff,
desgl. von VI . 0,814 „
desgl. von VII . 0,25 „ „
desgl. von I*) . 1,85 „ „
Wurzeln von I 1,53 „ „ •
Stengel von IV" 0,7 „ „
Blätter von IV 0,39 „ „
Wurzeln von IV 1,17 ,. „
Verfasser hält durch die Versuche den experimentellen Nachweis,
dass auf Harnstoff angewiesene Pflanzen nicht nur Stengel und Blätter
von grosser Ueppigkeit, sondern auch keimungsfähige Samen produziren
können, für geliefert; denn der Nährstoff lösung war kein anderer stick-
stoffhaltiger Körper als Harnstoff beigegeben und die Betheiligung des
zeitweise gebildeten Ammoniaks glaubt Verfasser für nicht erheblich halten
zu dürfen; „bei Pflanze No. VI. z. B. zeigte sich während der 33A Monat
betragenden Vegetationszeit nur innerhalb 25 Tagen überhaupt in der Lö-
sung Ammoniak, während dieses Zeitraums aber stand die Pflanze 6 Tage
lang in destillirtem Wasser und in den übrigbleibenden 19 Tagen, wo
sie also Ammoniak aufnehmen konnte, wurde die Lösung 18 mal erneuert,
die Berührung der Wurzeln mit ammoniakhaltiger Flüssigkeit kann also
nur von sehr kurzer Dauer gewesen sein, und dies um so mehr, als der
Harnstoff doch nicht momentan, sondern allmählich und auch fast niemals
vollständig zersetzt wurde." — Eine Bildung von oxydirten Stick-
stoffverbindungen fand in den Lösungen nicht statt; niemals
liess sich in ihnen salpetrige Säure oder Salpetersäure nach-
weisen.
Ueber d ie Assimilation des Ammoniaks durch die Pflanze Ueber die
von Hampe.*) — In einer wässrigen Nährstoff lösung, die schwefelsaure ,atton des
Magnesia, schwefelsaures Kali und Chlorkalium neben etwas aufgeschwemm- Ammoniaks
ten phosphorsauren Eisenoxyd enthielt, (das relative Verhältniss der Salze durch die
r J ' Pflanzen.
*) Die Lösung für Pflanze No. I hatte am 16. Juni einen „erheblichen" Zusatz
von Harnstoff erhalten.
**) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 157.
124
Assimilation und Ernährung.
wurde bei Erneuerung der Lösung wiederholt verändert) und welcher als
einzige Stickstoffquelle phosphorsaures Ammoniak beigegeben war, wurde
eine Maispflanze gebaut. Anfangs wurde das saure Salz NH40, 2 HO, P05
allein benutzt, später, da die Lösung unter der zersetzenden Thätigkeit der
Pflanze in schädlichem Grade sauer wurde, gab man ein Gemenge von
dem sauren und neutralen Salze NILO, 2 HO, P05 -f- 2 NH*0, HO, POs.
Auch hier erkrankten, wie bei den Versuchen mit Harnstoff die Wurzeln
zur Zeit der Blüthe und die Pflanze konnte nur durch tägliche Erneuerung
der Lösung, durch künstlich hervorgerufene Bildung eines neuen Wurzel-
kranzes aus dem untersten Halmknoten und Amputation der alten Wurzeln
erhalten werden. Auf diese Weise aber gelang es, die Pflanze auch in der
Ammoniak-Nahrung zur Fruchtbildung zu bringen. Sie war immer kleiner
und geringer, als die mit Harnstoff gefütterten Schwestern (siehe den vor-
stehenden Artikel) und hatte einen nur zierlichen Kolben von 4 Centimtr.
Länge mit unregelmässigen lückenhaften Reihen, in diesen aber sassen
36 sehr schwere gelbe und 7 unvollkommen ausgebildete Körner. Ausser
diesem befruchteten Kolben besass die Pflanze noch 2 rudimentäre.
Die Ernte ergab:
Trocken-
gewicht,
Stickstoff-
gehalt der
Trocken-
substanz.
Asche,
frei von
Kohle und
Sand.
Grm.
Proz.
Proz.
Stengel und Blätter .
11,21
0,793
2,49
6,81
7,51
gute ....
Körner ' schlechte . .
1 in Summa .
5,646
0,529
6,175
2,64
1,60
Ganze Pflanze ....
18,178
—
—
Produzirte organische Trockensubstanz nach Abzug der im Saatgut
enthaltenen Trockensubstanz 17,130 Gr.
Organische Trockensubstanz des Saatgutes = 1 : 134,6 „
Verhältnis« der, Körner zu Stroh -4- Wurzel = 1 : 1,943 „
In der Nährstofflösung konnte nie eine Spur von salpe-
triger Säure aufgefunden werden.
ueber die U eb e r As simil at ion des Ammoniaks durch die Pflanze, von
Assimi- G. Kühn.*) — Auch G. Kühn gelang es, zwei Maispflanzen in wässrigen
Ammoniaks Lösungen , welche Ammoniaksalze als einzige Stickstoffquelle enthielten,
durch die zur Fruchtbildung zu bringen.
Pflanzen.
*) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 167-
Assimilation und Ernährung. 125
In den Lösungen war gegeben:
A. B.
7,ooo Aeq. KO, 2 HO, P05 5/,ouo Aeq. KO, 2 HO P05
'/.oo „ CaO, SO., Vmo n CaO, S03
Vioo „ NH40, SO3 V.00 „ NH4O, 2 HO, PO5
tylOOO n Mg°> S°3 8/ooo „ MgO, SO3
x PezOa, P05 x Fe203, PO-,
Die Pflanzen hatten sich zwar nur kümmerlich entwickelt, sie wogen
hei der Ernte
A. 7,0S5 Grm. (lufttrocken)
B. 7,428 „
brachten aber reife Körner und zwar:
A. 18 Stück ä 0,0901 Grm.
B. 15 „ ä 0,0608 „
Von den angewendeten Samen hatte ein Stück gewogen 0,1205 Grm.
Ueber die Assimilation des Ammoniaks, Harnstoffs und Ueber die
der Hippursäure, von Beyer.*) — Auch in Regen walde wurde die j^""^
Frage über die Assimilationsfähigkeit des Ammoniaks und anderer komplexer Ammoniaks,
Stickstoffverbindungen durch die Pflanzen einer Prüfung unterzogen und Harnstoffs
wurden dabei Resultate erhalten, die den in den drei vorstehenden Arti- UpUrSäureP
kein kurz wiedergegebenen geradezu entgegengesetzt sind. Beyer be-
richtet darüber in einer vorläufigen Notiz, wie folgt:
Es wurden wässrige Nährstoff - Lösungen benutzt, in welche statt
des gewöhnlich gegebenen salpetersauren Kalks kohlensaures Ammo-
niak und Kalkwasser eingeführt war, und die dann mit Kohlensäure ge-
sättigt wurden. Das Einleiten von Kohlensäure wurde öfter wiederholt.
Haferpflanzen entwickelten sich in diesen Lösungen höchst kümmerlich und
die meisten starben nach kurzer Zeit ab. Nur einige und zwar diejeni-
gen, in denen das Chlor nicht fehlte , vegetirten, wenn auch immer küm-
merlich bis zur Blüthe weiter und trugen sogar einige Samen. Beinahe
vor Beendigung der Versuche, nachdem mit dem Einleiten von Kohlen-
säure schon längst aufgehört worden war, fing plötzlich eine lebhafte Neu-
bildung von Pflanzeumasse an, deren Grund in einer fast vollständi-
gen Umwandlung des in der Lösung vorhanden gewesenen
Ammoniaks in Salpetersäure gefunden wurde. Auch die Pflan-
zenmasse, die schon früher gebildet worden war, enthielt
grössere Mengen von Salpetersäure. Bei einer zweiten Versuchs-
reihe, in welcher ebenfalls Ammoniakbikarbonat als Stickstofflieferant
füngiren sollte, Hess sich schon nach kurzer Zeit salpetrige
und Salpeter - Säure in den Nährstofflösungen nachweisen.
*) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 480.
126
Assimilation und Ernährung.
Selbst beim Stehen der Flüssigkeiten in offnen Gefässen, in denen, keine
Pflanzen vegetirten, konnte dieselbe Beobachtung gemacht werden.
In verschiedenen Lösungen, welchen der Stickstoff in Form von Harn-
stoff oder Hippursäure zugefügt war, gelang es gut, Haferpflanzen zu er-
ziehen, die zwar nicht soviel Pflanzensubstanz produzirten, wie die in den
salpetersäurehaltigen Normallösungen wachsenden, die aber vollkommen aus-
gebildet waren und schöne reife Samen trugen; ja es gelang dies sogar,
ohne dass während der ganzen Vegetationsperiode eine Erneuerung der
Lösungen nöthig gewesen wäre, — aber auch in den rückständigen
Flüssigkeiten der Harnstofflösungen war Salpetersäure mit
Leichtigkeit nachzuweisen.
Man vergleiche die beiden vorhergehenden Artikel über den gleichen Gegen-
stand von Hampe und Kühn.
verände- Corenwiiider hat die Veränderungen studirt, welche die
mngen, Zuckerrübe bei der Stengel- Blüthen- und Samenbildung er-
weiche die °
Zuckerrübe fährt*) und ist dabei zu folgenden Eesultaten gelangt.
bei der Wenn man im Frühjahr eine gut entwickelte Rübe vom vorigen Jahre
Samen- auspflanzt, so verliert sie im Anfang ihrer zweiten Vegetationsperiode
erfährt. eine gewisse Menge Zucker, welche zur Bildung der Blattknospen ver-
wandt wird. Sobald sich die Blätter entfalten , nimmt der Zucker nicht
mehr in der Wurzel ab bis zu dem Zeitpunkte, in welchem die Samen-
körner erscheinen. Nach Verlauf dieses Zeitraums verschwindet er mit
grosser Schnelligkeit und wenn erst die Körner vollständig reif sind, ist
aller Zucker aus den Wurzeln konsumirt. Die etiolirt?n Triebe, welche
die Eübe bei ihrer Aufbewahrung im Keller und in Mieten gegen das
Frühjahr hin bildet, entstehen auf Kosten des Zuckers und es lässt sich
Zucker in ihnen nachweisen. Ebenso wie der Zucker, so ist auch die
Phosphorsäure, wenn die Pflanze ihre Samen zur Reife befördert hat,
aus der Wurzel gänzlich geschwunden. Dagegen ist die Cellulose in der
Rübe vermehrt uud ebenso die Mineralsalze, welche letztere hauptsächlich
aus Kalk und Kieselsäure bestehen. Die stickstoffhaltigen Substanzen
sind grösstentheils , wenn nicht ganz, durch Salpetersäure Salze ersetzt;
auch findet man viel Alkali im Einäscherungsrückstand dieser Wurzel.
Die Analyse einer Rübe, welche im zweiten Jahre reife Samen gebil-
det hatte, gab folgende Zahlen:
Wasser 90,350
Zucker 0,000
Cellulose 2,950
Pectose, inkrustirende Stoffe etc. 4,580
Phosphorsäure 0,OÜU
Alkalien, Chlor, Kieselsäure etc. 2,120
100,000
*) Zeitschr. d. Ver. f. d. Rübenzucker-Industrie. 1867. S. 13G. Auszug aus
Journ. d'agric. prat. 1866. II. S. 585.
Assimilation und Ernährung. J 27
Anders gestalten sich die Verhältnisse, wenn eine Kühe, wie dies
nicht selten als Unregelmässigkeit vorkommt, schon im ersten Jahre ihrer
Aussaat Stengel und Samen hildet. In diesem Falle zeigt sich nach dem
Ausreifen des Samens die Cellulose im Rübenkörper zwar ebenfalls ver-
mehrt und die Phosphorsäure vermindert, letztere aber nicht ganz ver-
schwunden wie bei den Rüben, welche zwei Jahre regelrecht zur Samen-
bildung gebraucht haben, und der Zucker erscheint im Vergleich zu den
normal vegetirenden, nicht zur Samenbildung gekommenen, einjährigen Rü-
ben entweder gar nicht, oder nur unbedeutend vermindert. Corenwin-
der fand in solchen samentragenden einjährigen Rüben gegen Oktober
1857 hin noch 13,38 Proz. Zucker und bei späteren Versuchen im Jahre
1858 9,58 Proz. Zucker. Eine vollständige im Jahre 1860 ausgeführte
Analyse ergab:
Wasser
Zucker
Cellulose . . .
Pectose, Albumin etc.
Phosphorsäure . . .
Kalk, Alkalien, Chlor
In Samen tra-
In normal ent-
genden einjäh-
wickelten ohne
rigen Rüben.
Samen.
83,470
85,550
9,900
10,090
1.S97
0,840
3,173
2,804
0,020
0,077
1,540
0,639
100 100
Die von den einjährigen Rüben produzirten Körner sind unvollkommen
und besitzen einen kaum ausgebildeten, so zu sagen fehlgeschlagenen
Eiweisskörper. Eine Partie solcher Körner wurde auf gut vorbereitetes
und mit Rapskuchen gedüngtes Land gesäet. Die Samen keimten und die
Pflanzen entwickelten sich wie gewöhnlich. Viele trieben Stengel, aber
das Samenkorn schlug fehl und die Analyse der im Oktober ausgehobenen
Rüben zeigte, dass die degenerirten Körner auch nur eine mit Fehlern
behaftete, sehr zuckerarme Ernte geliefert hatten. Die nach ihrer Grösse
in drei Abtheilungen gesonderten Rüben ergaben:
Dichtigkeit
Zuckerreicht hum
des Saftes.
in Prozenten.
1.
Abtheilung
. 1,024
2,75
2.
Abtheilung
• 1,030
4,30
3.
Abtheilung
. 1,041
6,23
Mittel . . 1,032 4,43
Wir erinnern an die Hoff'inann'sche Arbeit über den gleichen Gegenstand,
deren Ergänzung die vorstehenden Mittheilungen bilden. (Die landwirthschaft-
lichen Versuchsstationen. Bd. III. S. 283 und Jahresbericht IV. 18G2-1863.
S. 86.)
128
Assimilation und Ernährung.
Per.
Per.
Per.
Per. IV.
ueber den Ueber den Stof f wech sei während der Vegetation der Wei-
stoffwechsei zenpf}auze j^ Heinrich*) in dem Tharander Laboratorium eine Arbeit
Vegetation P$ besonderer Berücksichtigung der organischen Verbindungen ausgeführt,
der Weizen- Der als Untersuchungsmaterial benutzte Winterweizen war nach Klee-
pflanze. grag auf e[nem Verwitterungsboden von Thonschiefer gewachsen und hatte
als Düngung 2 Zentner Peruguano und 3 Zentner Knochenmehl pro sächs.
Acker erhalten. Die 10 Versuchsperioden waren:
I. entnommen am 9. Mai.
IL 23. Mai. Mittlere Höhe 24 Zoll. Halme bis zum 2. und 3.
Internodium entwickelt.
III. 6. Juni. Höhe 36 Zoll. 4 Internodien. Die Aehren noch von
den Blattscheiden umschlossen.
19. Juni. Höhe 42 Zoll. Aehren sämmtlich aus der Blatt-
scheide hervorgetreten, einige blühen.
V. 4. Juli. Höhe 54 Zoll. Mehrzahl der Aehren blüht noch.
VI. 18. Juli. Vollständig abgeblüht.
VH. 1. August. Der Weizen beginnt zu bleichen.
Per. Vin. 8. August. Reife und Ernte.
Per. IX. 23. August. Ueberreif. (Von einem zum Versuch stehen ge-
lassenen Feldstückchen entnommen).
Zur analytischen Methode bemerken wir, dass man zur Zuckerbe-
stimmimg frische Substanz benutzte und dass zur Abscheidung des Gummis
der Wasserauszug zur Trockne verdampft, mit 92 proz. Alkohol ausgezogen
und von dem ausgeschiedenen Eiweiss abfiltrirt wurde. Der Verdampfungs-
rückstand galt nach Abzug der Asche als Gummi. — Der Stärkegehalt
wurde, da die anfangs benutzte analytische Methode bei stärkereichem Ma-
terial sich als unsicher herausstellte, bei den Aehren und Körnern durch
Differenzrechnung bestimmt.
Die nachstehenden Tabellen geben die erhaltenen Resultate:
Per.
Per.
Per.
Pro
100
Halme
wurden
gefunden Gramme.
<ö
St
roh.
Aehren.
Körner.
13
O
ü
BS
S ta
ES
|g
_ S
fe <a
CS
ä 'S
Oh
es
2-e
"■" 5
öS
a 2
8
öS
£.2
c 2
£ ?
CS
ffc
2-2
cc
p 2
I.
13
3
16
0,29
II.
59
9
68
0,61
in.
ISO
39
219
0,91
34
6
40
0,61
—
—
—
—
IV.
184
68
252
2,10
48
15
63
0,68
—
—
—
—
V.
221
73
294
2,46
67
25
92
1,14
16
13
29
0,55
VI.
167
83
250
2,60
109
71
180
2,88
66
36
102
0,84
VII.
81
91
172
2,88
83
111
194
5,15
48
79
127
1,70
VIII.
37
98
135
2,89
33
116
149
5,16
37
89
126
1,75
IX.
28
99
127
2,89
29
116
145
5,20
29
92
121
1,79
fc) Annalen der Landwirtschaft. Bd. 50. S. 314.
Assimilation und Ernährung. 129
Pro 100 Theile Trockensubstanz wurden gefunden Prozente.
Periode.
Kriimel-
zucker.
Rohr-
zucker.
Gummi
Stärke.
Eiwoiss-
stoffe.
Chlorophyll,
Oel u. Wachs.
Cellulose.
a) im Stroh:
I.
n.
in.
IV.
v.
vi
vu.
VIII.
IX.
in.
IV.
v.
vi.
VII.
VIII.
IX.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
8,18
15,12
3,40
12,27
6,54
10,78
8,73
9,0D
5,51
7,68
4,66
5,60
3,92
—
-
26,18
—
18,66
—
5,50
3,01
4,36
3,43
4,08
4,51
2,84
4,54
1.99
5,64
1,87
5,06
1,87
9,32
8,16
9,55
6,88
4,40
6,71
1,39
2,31
Spuren
—
—
-
26,87
20,51
18,87
14,67
14,14
9,*87
3,59
1,85
1,70
b) in den A e h r e n
26,04
11,63
7,74
4,73
2,75
2,4S
2,44
c) in den Körnern
2,80
1,80
1,20
1,15
0,93
0,80
0,75
0,75
0,75
27,02
33,92
50,69
51, 19
59,56
66,50
76,46
86,96
87,87
—
20,75
2,45
22,80
11,46
14,12
2,90
38,35
28,94
11,06
2,20
34,39
54,4:5
9,29
1,90
21,88
68,67
8,84
1,90
13,20
71,45
8,07
1,75
11,79
73,15
7,97
1,48
10,50
4,08
1,27
Spuren
6,97
4,24
—
—
12,64
7,50
5,86
5,43
4,97
41,79
61,44
74,17
75,66
76,38
14,15
14,05
12,21
11,82
11,67
5,69
2,25
2,0S
1,90
1,90
10,35
6,77
3,54
3,22
3,20
Bei Besprechung dieser Besultate bemerkt Verfasser:
Dextrin -wurde in der Pflanze niemals gefunden. Das Stärkemehl
tritt erst kurz vor der Blüthe auf und lässt sich von da ah in dem Halme
mittels des Mikrokops in der kleinkörnigen Form beobachten , in der das
wandernde Stärkemehl sich stets zeigt. Man findet dasselbe immer in dem
Halmknoten und in den den Knoten aufsitzenden Blattscheiden, nie aber
auch in den Interuodien. Die Stärkekörner treten in den Blattscheiden
regelmässig nur in den Zellgewebspartieen auf, die als Parenchym an das
Kambiform grenzen, nie in dem Parenchym, welches an das Libriform
grenzt und ähnlich ist ihr Verhalten in den Halmknoten. Je stärker das
Kambiform eines Gefässbündels ausgebildet ist, desto reichlicher findet
man in dem umgebenden Parenchym die Stärkekörnchen. Auch in dem
Fruchtknoten kann man leicht beobachten, wie dort die Ablagerung der
Stärkekörnchen immer in den Zellen beginnt, welche in nächster Nähe
der grünen Zellschicht liegen, die als unmittelbare Fortsetzung des Kambi-
forms der aus dem Halme eintretenden Gefässbündel zu betrachten ist.
In der 9. Periode liess das Mikroskop keine Stärke mehr in dem über-
Jahresbericht x. ^
niss der
Cichorie.
130 Assimilation und Ernährung.
reifen Halme erkennen, obgleich die Analyse solche noch nachwiess. Im
Uebrigen ergeben sich die Schlüsse leicht aus den mitgetheilten Zahlen.
Bei dem massenhaften Auftreten des „Gummi" gerade an den Bildungsheerden
der Pflanze wäre eine nähere Characterisirung dieses Begriffs von grossem Inte-
resse gewesen. Vielleicht fanden sich in dem Stoffgemenge, mit dem es Verfasser
hier offenbar zu thun hatte, auch nicht unwesentliche Mengen stickstoffhaltiger Ver-
bindungen; wenigstens finden wir nicht, dass Verfasser die Abwesenheit solcher
mit Ausnahme des durch Kochen koagulirbaren Eiweisses konstatirt hätte.
zur Kennt- Zur Keiintiiiss der Cichorie lieferte Hugo Schulz*) einen
werthvollen Beitrag, indem er von Wurzeln und Blättern getrennt in 10
verschiedenen Entwicklungsperioden der Pflanze umfassende Analysen aus-
führte. Das Material zu den Versuchen lieferte ein Feld in Sudenburg,
welches im Jahre 1863 Cichorien, 64 und 65 Halmfrucht getragen hatte
und 66 wieder mit Cichorien bestellt war. Die Aussaat war am 4. Mai
erfolgt ; die erste Probenahme geschah am 1 3. Juni nach 40 Vegetations-
tagen, welcher die weiteren Probenahmen in Zwischenräumen von je 10
Tagen folgten. Das Wetter war bis zur ersten Periode kalt, der Juni
durchschnittlich warm mit massig Biegen, der Juli meistens kühl und reg-
nerisch, August und Anfang September ebenso, doch weniger oft Regen.
Die Entwicklung der Pflanzen war anfangs üppig, blieb aber bald ent-
schieden zurück. Anfangs August befielen die Blätter und in Folge davon
kamen nur massig entwickelte Pflanzen zur Untersuchung.
Die analytischen Resultate sind in folgenden Tabellen zusammengestellt :
Von dem ausgetreten Cichoriensamen enthielten
100 Gewichtstheile**) 100 Theile**)
lufttrockner Substanz. Asche.
Wasser 9,65 —
100 Gewichtstheile
Trockensubstanz.
Holzfaser 17,66 —
Fett***) 21,75 —
Stärke und zuckerartige Stoffe Spur —
Stickstoff 2,89 —
Mineralsalze 6,27 —
Kali 0,7464 11,96
Natron 0,5149 8,40
Kalk 1,9558 30,94
Magnesia 0,6731 • 10,80
Eisenoxyd 0,0555 0,88
Phosphorsäure 1,9015 30,26
Schwefelsäure 0,2715 4,36
Kieselsäure 0,0635 1,00
Chlor 0,0589 0,91
1000 Stück lufttrockene Samen wogen 1,395 Gramm.
*) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 203.
**) Mittel aus 3 Analysen.
***) Das Samenfett ist ein hellgelbes, bei 25° C. dickflüssiges Oel, welches sich
lange an der Luft ohne Zersetzung aufbewahren lässt und keine Spur Phosphor-
säure enthält.
Assimilation und Ernährung,
131
Gewichtsresultate während der Vegetation.
<u
• 'S •
u g
■"Ö
S« B
N g
' u
Datum
?'71
o
der
Probe-
HSoü
nahme.
S S g
N ?P,
< £
» «
O
to
Tage.
*<
l
13Juni
40
2500
2
23. „
50
500
3
3. Juli
60
100
■l
13. „
70
50
5
23. -
80
50
6
2.Aug.
90
50
7
12. „
100
25
8
22.
110
25
9
l.Spt
120
25
10
11- „
130
25
B
Im Durchschnitt
in Centimtr
7
0,25
14
0,5
17
1,0
22
2,0
25
2,5
30
2,8
33
3,0
35
3,3
35
3,5
35
3,5
Durchschnitts-
gewicht in Grm.
Tägliche Gewichtszunahme
wahrend der Periode
in Grm.
0,157
1.133
6,00
19,7
38,6
66
82
96
102
103
1,12
5,75
19,5
49,3
72,3
100
99
96
90
81
1,28
6,88
25,5
69
111
166
181
192
192
184
0,003
0,10
0,49
1,37
1,89
2,74
1,60
1,40
0,60
0,10
0,03
0,46
1,37
2,98
2,30
2,77
-0,1
-0,3
-0,6
-0,9
0,03
0,56
1,86
4,35
4,19
5,51
1,50
1,10
0
in Proz.
B
2,5
8,0
7,0
6,0
3,2
2,8
2,0-0,1
1,5-0,3
0,6|-0,7
-0,800,1 1— 1,1
0!
2,5
8,1
7,3
6,3
3,8
3,3
0,8
0,6
0
-0,4
>2 N
■"B
7,13
5,07
3,25
2,50
1,87
1,53
1,21
1,00
0,88
0,79
100 Gewichtstheile frische Substanz enthalten:
In der Periode
1. | 2. | 3. 4. 5.
6. | 7. | 8. | 9. | 10.
§ = j Wasser
£* « \ Trockensubstanz .
89,121 89,19
10,88 10,81
85,93 85,18 81,75
14,07 14,82 18,25
82,01 81,09
17,99 18,19
80,01
19,99
78,13
21,87
78,01
21,99
Iä ^ \ Wasser
JE) -2 \ Trockensubstanz .
89,58J 91.37
10,42 1 8,63
90,76 91,73 90,26
9,24| 8,27| 9,74
92,01
7,99
90,71
9,29
89,74
10,26
88,47
11,53
87,50
12,50
100 Gewichtstheile Trockensubstanz enthalten:
In der Periode
2. 3.
4.
5.
6.
10.
I Holzfaser . .
| Fett ....
(Stärke u. zuckerart
Stickstoff . .
Mineralsalze .
Stoffe
8,97
8,00
5,90
5,31
4,88
4,51
4,17
3,72
2,40
1,94
1,40
1,51
1,40
1,21
30,62
31,60
32,00
32,40
38,02
41,71
44,28
2,11
1,25
0,94
0,83
0,76
0,73
0,71
8,05
5,43
4,11
3,68
3,22
2,89
3,06
4,01
1,30
51,16
0,70
2,91
3,97
1,48
49,74
0,71
2,91
4,10
1,54
51,50
0,69
2,94
-• j Ho
-2 ) Pet
I
lzfaser .
ett . . .
Stickstoff .
Mineralsalze
5,81
6,90
7,83
8,17
8,28
8,47
8,60
8,42
8,40
8,17
6,23
6,40
6,02
5,87
6,49
6,21
6,01
5,74
4,01
3,71
3,21
2,91
2,63
2,37
2,11
2,11
1,82
14,21
13,51
12,67
12,42
12,87
11,79
11,17
10,71
10,30
8,01
5,90
1,71
10,49
1 00 Gewichtstheile Wurzelsalze enthalten
In der Periode
4. 5.
7.
9.
10.
Kali . . .
Natron . .
Kalk . . .
Magnesia
Eisenoxyd
Phosphorsäure
Schwefelsäure
Kieselsäure .
Chlor . . .
47,75|47,22
43,75
44,02
42,58
16,67118,41
18,51
16,09
16,29
15,52
13,44
12,39
9,25
«,42
1,88
2,45
3,66
5,19
5,48
1,16
0,87
1,25
0,91
0,97
4,41
4,58
6,81
10,08
11,64
5,53
5,09
5,42
5,05
5,67
1,53
1,21
0,96
0,78
0,98
5,42
7,61
9,64
9,86
9,81
43,21
15,87
7,43
5,76
0,71
11,97
5,04
0,95
10,94
39,92
18,66
8,44
4,68
1,21
11,84
5,73
1,09
10,54
9*
38,41
18,90
8,21
4,80
0,91
12,17
6,48
1,19
10,49
38,91
18,74
7,81
4,71
1,00
12,31
6,17
0,94
10,64
38.4S
18,40
7,74
4,97
0,89
12,80
6,61
1,07
10,45
132
Assimilation und Ernährung.
100 Gewichtstheile Blattsalze enthalten :
In der Periode
1 2.
3.
4. 5. | 6. | 7.,
8. 9. | 10.
Kali ....
31,59
•31,37
25,14
27,17
25,97
24,45
20,61
19,70
21,47
24,17
Natron . . .
8,53
10,44
13,13
15,65
14,50
15,63
16,04
16,73
16,48
15,55
Kalk ....
17,67
16,99
15,62
15,09
16,74
16,15
19,44
19,62
18,41
19,00
Magnesia .
12,06
10,78
8,47
7,49
7,51
7,19
7,0S
7,45
6,84
6.47
Eisenoxyd
1,43
1,54
1,60
1,05
0,99
1,22
1,04
0,74
1,00
0,88
Phosphorsäure .
5.06
5,66
5,51
5,70
5,14
5,41
4,93
5.28
5,69
5,91
Schwefelsäure .
9,91
9,39
11,84
9,33
9,72
11,06
11,35
10, SO
10,52
10,69
Kieselsäure .
7,91
7,09
6,60
5,91
6,00
5,40
5,28
5,02
4,87
5,20
Chlor ....
7,13
7,67
12,50
16,87
17,80
17,55
17,62
18,20
17,29
15,78
100 Gewichtstheile frische Wurzeln enthalten:
Wasser . . .
Organ. Substanz
Mineralsalze .
Holzfa er . .
Fett . . .
Stärke u. zucker
artige Stoffe
Stickstoff. .
In der Periode
1.
2.
89,120 89,190
10,004 10,223
0,876 0,587
0,897j 0,818
0,3721 0,245
3,062 3,230
0,211 0.128
85,930
13,492
0,578
0,796
0,262
4,317
0,127
4.
6.
85,180
14,275
0,545
0,758
0,200
4,625
0.118
81,750 J82.010
17,662 17,470
0,588 i 0,520
0,862 0,788
0,267 0,245
6,715
0,134
7,287
0,128
10.
S 1,090
18,331
0,579
0,764
0,222
8,116
0.130
80,010
78,130
19,3)2
21,234
0,598
0,636
0,778
0,843
0,252
0,314
9,921
10,562
0,136
0,15! )
78,010
21,340
0,650
0,875
0,329
10,990
0,147
Kali . . .
Natron . . .
Kalk . . .
Magnesia .
Eisenoxyd
Phosphorsäure
Schwefelsäure
Kieselsäure .
Chlor . . .
0,4173
0,1470
0,1360
0,0176
0.0102
0,0386
0,0484
0,0134
0,0475
0,2772j
0,1081!
0,0789
0,0144^
0,0051.
0,0269
0,0299
0,007 11
0,0447 i
0,2529
0,1070
0,0716
0,0212
0,007:'
0,0394
0,0313
0,0055
0,0557
0,2399
0,6877
0,0504
0,0283
0,0051
0,0549
0,0275
0,0043
0,0538
0,2504
0,095 S
0,0495
0,0322
0,0057
0,0684
0,0333
0,0058
0,0577 1
0,2247
0,0825
0,0386
0,0300
0,0037
0,0622
0,0262
0,0049
0,0569
0,2311
0,1 OSO
0,0489
0,0271
0,0070
0,0686
0,0332
0,0063
0,0610
0,2297
0,1130
0,0491
0,0287
0,0054
0,0728
0,0388
0,0071
0,0627
0,2475
0,1192
0,0497
0,0300
0,00' ;4
0,0783
0,0392
0,0060,
0,0677
0,2501
0,1196
0,0503
0,0323
0,0058
0,0832
0,0432
0,0070
0,0679
100 Gewichtstheile frische Blätter enthalten :
In der Periode
1.
2.
3.
4. 5. | 6. 7.
s.
9.
10.
Wasser . . .
Organ. Suhstanz
Mineralsalze . .
Holzfaser . .
Fett ....
Stickstoff . . .
89,580
8,939
1,481
0,521
0,730
0,359
91,370
7,464
1,166
0,515
0,465
0,277
90,760
8,069
1,171
0,632
0,516
0,259
91,730
7,243
1,027
0,592
0,436
0,211
90,260
8,486
1,254
0,703
0,498
0,223
92,010
7,048
0,942
0,597
0,457
0,177
90,710
8,262
1,028
0,711
0,513
0,167
89,470
9,161
1,099
0,771
0,551
0,193
88,470
10,342
1,188
0,869
0,594
0,187
87,500
11,189
1,311
0,896
0,660
0,191
Kali ....
Natron
Kalk . . . .
Magnesia . . .
Eisenoxyd
Phosphorsäure .
Schwefelsäure .
Kieselsäure . .
Chlor . . . .
0,4678
0,1263
0,2617
0,1786
0,0212
0,0749
0,1468
0,1 i 72
0,1056
0,3658
0,1217
0,1981
0,1257
0,0180
0,0660
0,1095
0,0827
0,0894
0,2944
0,1538
0,1829
0,0992
0,0187
0,0(145
0,1386
0,0773
0,1464
0,2790
0,1607
0,1550
0,0769
0,0108
0,0585
0,0958
0,0607
0,1733
0,325.6
0,1818
0,2099
0,0942
0,0124
0,0645
0,1219
0,0752
0,2232
0,2303
0,1472
0,1521
0,0677
0,0115
0,0510
0,1042
0,0509
0,1653
0,2119
0,1649
0,1998
0,0728
0,0107
0,0507
0,1167
0,0543
0,1811
0,2165
0,1839
0,2156
0,0819
0,0081
0,0580
0,1187
0,0552
0,2000
0,2551
0,1958
0,2187
0,0.>13
0,0119
0,0676
0,1250
0,0578
0 2054
0,3169
0,2039
0,2491
0,0848
0,0115
0,0775
0,1401
0,0682
0,2069
Auf einem preuss. Morgen standen durchschnittlich 50000 Pflanzen.
Assimilation und Ernährung.
133
Die Schiassfolgerungen, die sich aus der Arbeit in Bezug auf Auf-
nahme und Vertheilung der einzelnen Nährstoffe ergehen, liegen iu den
Tabellen so deutlich vor Augen, dass sie einer Wiederholung mit Worten
nicht bedürfen. Wir begnügen uns deshalb damit, eine Bemerkung des
Verfassers anzufügen, die sich nicht ganz ohne Weiteres aus den Zahlen
ableiten lässt. Sie lautet: „Nicht unerwähnt will ich das Sauerstoffver-
hältniss der an organische Säuren gebundenen Basen lassen. Es ist bei
den Samensalzen (drei Analysen d. R.) ein konstantes. Bei den Wur-
zelsalzen ist dieser Sauerstoffgehalt in den jüngsten^Pflanzen am grössten,
nimmt stets ab und behält zuletzt eine befriedigende Konstanz. Dasselbe
gilt bei den Blattpflanzen bis zur 6. und 7. Periode, von da an steigt
die Sauerstoffzahl wieder, wenn auch nur wenig. Bei den Wurzeln
stellt sich das Verhältniss dieses Sauerstoffs zwischen der ersten und
letzten Periode wie 3 : 2, bei den Blättern wie 7 : 6." —
Zum Schluss sei an eine frühere Arbeit des Verfassers erinnert: Aschcnana-
lysen der Cichorle. Jahresber. 1866. S. 112. —
Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Maispflanze, Beiträge
von Haberlandt.*) — Die Kultur hat eine grosse Menge von Spiel- zur Ent"
wicklungs-
arten des Maises hervorgebracht, die in Grösse und Gewicht der reifen gesChichte
Pflanze, der Kolben und Körner um das 20 und Mehrfache von einander der Mais-
abweichen. Die Zeitdauer und mit ihr die Wärmesumme, welche zur Aus- *»flanze-
bildung der verschiedenen Sorten nothwendig ist, wechselt vom Einfachen
bis zum Doppelten. Verfasser beschloss die Ursachen zu studiren, die
solche Veränderungen bedingen, und theilt zunächst einen Versuch mit,
der das Verhalten des Maises beim Anbau an einer von seiner Geburts-
stätte geographisch und klimatisch sehr verschiedenen Oertlichkeit illustrirt.
Im Jahre 1865 wurden Originalsamen von Mais aus Nordamerika,
Süd-Ungarn, der Walachei, Odessa und Aegypten bezogen und unter glei-
chen Verhältnissen in Ungarisch - Altenburg angebaut. Im Jahre 1866
wurde der Samenbezng aus denselben Quellen wiederholt und daneben
kamen die 1865 in Ungarisch- Altenburg als erste Generation gewonnenen
Samen zur Aussaat.
Die AVärme- und Regenverhältnisse der beiden Vegetatiousjahre waren
folgende :
1865.
1866.
Mittlere|Nieuers(:IlläSe
Mittlere
Niederschläge
Wärme i
Wärme
1
in |
Grösse
in
Grösse
Graden ' Zahl
in Paris.
Graden
Zahl, in Paris-
Re'aum. I
Linien.
Re'aum.
Linien.
Mai . . .
15,03
9
10,70
10,66 | 11
23,7S
Juni . . .
12,83
9
14,06
17,78 | 13
20,97
Juli . . .
18,53
9
14,47
16,50 17
15,67
Augu t
15,50
17
28,41
14,63 22
55,52
September .
13,01
3
1,78
14,77 10
39,60
Oktober . .
9,13
11
15,82
6,32
3
3,51
*) Centralblatt f. d. gesanunte Landeskultur. 1867. S. 1.
134
Assimilation und Ernährung.
Die Vegefötionsverhältnisse giebt nachstellende Tabelle:
Zahl d
er Tag
e
bis
zur Blüthe.
bis
zur Ernte.
= S 3
» = 3
CO 'S 0>
00 £ 6j0
S "3 •
Sil
§-•§
CO t tC
i-t <a
si .
3 C -
N c S
3*3 .
CO ^ iß
3*3 .
N 3 3
'■2 -2-?
cc £ tu
l-l QJ
si .
3 5 3
N g %
O ■£■&
oo £ tao
i-H P
Mais
7)
»
n
aus Nordamerika
,, Süd-Unf-arn
,, der Walachei
„ Odessa . . .
., Aegypteu . .
85
75
76
71
73
86
77
78
71
76
87
77
80
75
78
173
150
143
133
148
167*)
162
153
141
153
167*)
162
162
151
162
Nöthige "Warmes umme in Graden Keaumur
bis zur Blüthe.
5 0"
N s §
CO S ^
00
N
bis zur Ernte.
a * .
als
■2 ®.°
Mais aus Nordamerika
1681
„ „ Süd-Ungarn
1441
, „ der Walachei
1465
., „ Odessa . . .
1343
n » Aegypten . .
1391
1722
1539
1560
1412
1518
1747
1539
1602
149S
1560
2993
2785
2693
2557
2759
2S04
27S8
2724
2619
2724
2804
2788
2788
2724
2788
Durchschnitts - Gewicht in Grammen
eines || der Körner
Kolbens. ||ein. Kolbens.
der Spindel ||d. Deckblätter
1 des Strolis
von je 100
ein. Kolbens Heines Kolbens
leiner Pflanze.
Körnern.
1865|l8(56|l86G!JlS(j5|l86G|lSGG
lSG5|lS6(j|l8G«
lSG5|lS66|lS66
lS65|l8G6|lS6G
lSG5|l8G6|l866
1. 1 1. 1 2.
,\,\
<■
,|,|,
1.1 1.1 2.
1. 1 1. 1 2. I
1. 1 1. 1 2.
Generation.
Generation.
Generation.
Generation.
Generation.
Generation.
Mais a. Nordamerika
185
158
133
128
112
75
52
46
58
25
27
39
191
195
242
233)205
168
„ Süd- Ungarn
160
130
126
116
99
94
44
30
32
27
16
18
122
145
186
266 255
205
„ der Walachei
141
122
135
97
94
104
44
28
30
26
15
16
107
121
123
303 263
243
„ Odessa . . .
80
82
104
63
54
84
16
18
31
12
14
17
49
47
116
161 154
202
n
n Aegypten . .
150
125
138
112
99
106
38
26
32
30
17
25
103
111
162
317J290
295
Indem der Verfasser gebührend berücksichtigt, dass der Witterungs-
gang des Jahres 1865 für die Entwicklung und die Produktion der Mais-
pflanze günstiger war, als der des Jahres 186G, und dass im letzteren
Jahre die starken Niederschlage, welche zu Ende Juli, im August und
zu Anfang Se2)tember erfolgten, eine Verzögerung der Reife gegenüber
dem Vorjahre bedingten, zieht derselben aus den erhaltenen Resultaten
die nachstehenden Folgerungen:
*) Der Mais aus Nordamerika musste 1866 nach vorausgegangenen starken
Frösten am 24. Oktober in nicht völlig reifem Zustande geerntet werden.
Assimilation und Ernährung. I <j!)
Die frühesten Maissorten gehören dem Süden an. Als Vegetations-
bedingungen, welche zur Entstehung von Frühsorten beitragen, sind zu
betrachten: Trockenheit des Sommers, geringer Vorrath von Pflanzennähr-
stoffen im Boden und raschsteigende Sommerwärino. Die frühesten Mais-
sorten haben in der Regel kleine Formen. Starke, jährlich wiederkehrende
Niederschlage im Sommer, oder künstliche Bewässerung, fruchtbarer Boden,
gemässigte Sommerwärme werden vor allem die Entwicklung der vegetati-
ven Organe (der Stengel und Blätter) der Maispflanze begünstigen, die
Blüthezeit wird immer später eintreten und damit auch die Vegetations-
dauer der Maispflanze mehr und mehr verlängert werden. Frühe Sorten
liefern deshalb das südliche Russland, die Walachei, das südliche Oester-
reich, Italien , Griechenland und Aegypten, soweit bei der Kultur keine
oder keine ausreichende Bewässerung in Anwendung kommt. Zu den
späten Maissorten gehören die von Nordamerika und die von Italien,
Aegypten, Algier u. s. w. bei deren Kultur eine alljährliche künstliche
Bewässerung in Gebrauch ist.
Die Reifezeit früher Sorten wird bei der Uebertragung
derselben ans südlichen in nördliche Gegenden immer wei-
ter hinausgeschoben. Es macht sich dies in geringerem Grade
in der ersten Generation, welche aus den Originalkörnern gewonnen wird,
in immer höherem Masse in den nächstfolgenden Generationen bemerkbar.
In Folge der verlängerten Vegetationszeit und der veränderten Vegetations-
bedingungen vergrössern sich die aus südlichen Gegenden nach nördlicher
gelegenen translozirten Zwergsorten schnell und gehen wieder in grössere,
aber später reifende Spielarten über.
Je mehr ein Land an die nördliche Grenze des Maisbaus gerückt ist,
desto mein- wird sich für dasselbe der Anbau frühreifender Maissorten
empfehlen. Die frühreifenden Spielarten werden sich aber dort nur da-
durch in ihrer Eigenthümlichkeit erhalten lassen, dass man die Samen
derselben immer wieder aus ihrer Heimath bezieht, die selbstgezogene
Saat aber nur durch wenige Jahre zum Anbau verwendet.
Nobbe*) theilt in einem Aufsatze „über den Kulturwerth der Ueber den
Heiligenstädter oder grünen Kartoffel" die Resultate mit, die Kultlir"'erth
° D ' der Hei-
ilim sehr sorgfältig ausgeführte Anbauversuche mit dieser Kartoffelsorte im ngenstädter
Vergleich zu der ebenso konstanten als vortrefflichen und allgemein be- oder K'ü»en
Kartoffel
kannten weissfleischigen Zwiebelkartoffel ergaben.
Beide Kartoffelsorten wurden bei wechselnder Pflanzenweite und unter
dem Einflüsse verschiedener Düngmittel beobachtet.
*) Amtsblatt für die landwirtschaftlichen Vereine des Königreichs Sachsen.
1867. S. 98.
136
Assimilatiuii nud Ernährung.
Im Mittel sämmtHcher Versuche wurde geerntet:
Ernteertrag
Zusammensetzung
der
pro Pflanze.
äjj
Ztr.
Knollen.
p j§
Proz.
Proz.
Proz.
9
<
Proz.
ä
0 «
~ö "3
M
1. S
£-= 2
Loth.
Verhält-
niss der
Nh-
Stoffe
zum
Stärke-
mehl.
Zwiebelkartoffel .
Heiliffens:ädter .
Im Jahre 186G.
4,43 I 9,78 I 24,7 1 100,7 I 27,16 I 21,90 2,2561 1,111 1 1
6,76 I 19,36 I 29,0 | 10S,5 | 25,00 | 19,14| 2,020 1,185 | 1
während im Jahre 1865 geerntet worden war :
Zwiebelkartoffel . . I 5,8 I 14,7 I 31 I 158 131,97 I 25,051 3,27 1 1,12
Heiligenstädter . . | 5,5 | 40,5 | 61 | 310 1 25,34 1 18,95] 2,06 1,07
. | 5,5 | 40,5 | 61
Bei verschieden dichter Pflanzweite im Jahre 1866 wurde geerntet, und
A. bei dichter Pflanzung (1,7 D')-
9,0 | 16,1 j 234 I 27,71 I 22,201 2,0761 1,157 1 1
:9,7
:9,5
:7,7
:9,2
Zwiebelkartoffel .
Heiligenstädter .
Zwiebelkartoffel
Heiligenstädter
Zwiebelkartoffel .
Ileiligenstädter .
4,23
5,89 | 13,9 | 13,8 | 196 |23,95 | 17,97| 1,974| 1,1'86
B. bei mittelweiter Pflanzung (3,8 G').
4,30 I 9,9 | 35,3 I 151 1 27,09 I 21,081 2,599! 1,063
8,47 | 22,5 | 24,5 | 214 | 26,82 ! 20,93] 2,203| 1,051
C. bei weiter Pflanzung (ÖD')-
4,581 10,4
6,16 ! 22,2
33,8
38,8
159 | 26,67 |20,SS|2,141j 1,1071 1
178 |24,90|l8,78| 1,908 1,155 1 1
: 10,7
:9,1
:8,1
:9,5
:9,2
:9,3
In Summa wird Nobbe durch seine Beobachtungen zu folgendem
Urtheil geführt:
Die Heiligenstädter Kartoffel, rundlich, gelb- und rauhschalig, gelb-
fleischig, weisskeimig, und von nicht unangenehmem Geschmack, scheint
von der „Lerchenkartoffel" abzustammen. Ihre unter und über der Erde
gebildeten Sprossen sind langgestreckt (letztere bis 5'), mit zahlreichen
Zweigen (bez. Knollentrieben) ausgestattet. In Folge dessen beansprucht
sie einen relativ grossen Bodenraum, um ihre volle Lebensenergie zu ent-
falten, einen grössern wenigstens als die Zwiebelkartoffel, deren Wurzeln
und Knollentriebe bei gleicher Saattiefe weniger weit auslaufen und deren
Knollen dichter um die aufsteigende Achse gruppirt sind. Im Stärkemehl-
und Stickstoffgehalt giebt sie der Zwiebelknolle nicht viel nach uud gehört
jedenfalls zu den qualitativ besseren Kartoffelsorten. Ihre wesentliche Be-
deutung aber beruht in einer numerisch sehr bedeutenden Knollenentwick-
lung und dadurch bedingten hohen Massenproduktion, obgleich die Knollen
selbst nur von mittlerer Grösse sind. Ihr ungemein langsames Wachs-
thum macht sie jedoch von den atmosphärischen Vegetationsbedingungen
in höherem Grade abhängig, und verweist ihre Kultur auf milde Gegen-
den. In klimatisch rauhen Lagen mit kurzem Sommer ist ihre Ausbildung
As ' iuiiliitioi) "ind Krniibrung. 137
durchaus ansicher. Gegen die Eartoffelkrankheit ist auch diese Sorte
natürlich nicht absolut gesichert, alter in den Chemnitzer Versuchen erwies
sicli die Heiligenstädter als relativ widerstandsfähig, ja als widerstands-
fähiger wie die harte Zwiebelkartoffel. Von den sämmtlichen in den Ver-
suchen von 186G geernteten Zwiebelkartoffeln wurden 3 Proz. krank ge-
funden, von den Heiligenstädter Kartoffeln dagegen nur 1,5 Proz.
üeber die chemische Konstitution der Pflanze, von Ueber die
Stroh ecke r*) — Eine Pflanzenspecies A entzieht einem Boden, welcher Ko^tutiwi
ihr sämmtliche Nährstoffe in genügendem Masse bietet, eine bestimmte der raanze.
Menge derselben und lässt eine gewisse Quantität davon zurück. Eine
Pflanzenspecies B, die auf demselben Boden wächst, entzieht ihm von den
gleichen Nährstoffen eine andere Quantität und lässt eine andere zurück.
Die entzogenen Nährstoffmengen repräsentiren das Assimilationsverhältniss
der Pflanzen und sind für dieselben charakteristisch. Wächst eine dieser
Pflanzen auf einem Boden, welcher einen oder mehrere dieser Nährstoffe
gar nicht, oder in mangelhafter Menge enthält, andere aber in einem
Ueberschusse, so nimmt dieselbe an Stelle der mangelnden Stoffe deren
im Ueberschusse vorhandene Isomorphen und zwar im Verhältnisse ihres
Aquivalentverhälhnsses und ihres Assimilationscoefficienten auf. Es lässt
sich mithin für jede Pflanze ein Assimilationscoefficient und ein Substitu-
tionscoefficient berechnen — u. s. w.
Wir begnügen uns damit, dem Leser, der sich für die Arbeit interessirt, die-
selbe anzuzeigen und die Quelle anzugeben, wo sie zu finden ist.
Tödtliche Einwirkung des Quecksilber -Dampfes auf die Tödtliche
Pflanzen, von Boussingault.**) '""dos11"8
In der ausgezeichneten Arbeit „über die Functionen der Blätter" ***) Quecksiiber-
hatte Boussingault unter andern nachgewiesen, dass Quecksilberdämpfe die Dflmi1fes
9.uf die
Fähigkeit der Blätter, Kohlensäure unter Einfluss des Lichtes zu zersetzen, pflanzen.
aufheben. Schon zu Ende des vorigen Jahrhundorts hatten einige hol-
ländische Gelehrte durch eine Reihe von Versuchungen gezeigt, dass der
Quecksilberdampf das Pflanzenleben vernichtet, dass aber diese tödtliche
Wirkung der Dämpfe durch Schwefel aufgehoben werden könne. In Ver-
folg seiner Arbeit beschloss Boussingault diese altern Experimente etwas
abgeändert zu wiederholen und zu kontrolliren und gelangte dabei zu
folgenden Resultaten :
1. Versuch. Zwei Petunien, jede mit 7 Blättern, einigen Blättchen
und 2 Blüthen wurden am 16. Juli 1866 Abends 8 Uhr unter Glasglocken
*) Chem. Centralblatt. 1867. S. 228. Aus der Botan. Zeitung Flora. 1867.
No. 4.
**) Compt. rend. Bd. 64. S. 924.
***) Jahresbericht 1865. S. 140.
loö Assimilation und Ernährung.
von 8 Liter Inhalt gebracht. Die Glocken waren mit atmosphärischer
Luft gefüllt, durch Wasser gesperrt und wurden in einem Garten aufge-
stellt. Die nach Süden gerichtete Seite der Glocken wurde zur Milderung
des Sonnenlichts mit Kreide angestrichen. Zu der einen. Petunie wurden
auf den Boden zwei Schälchen mit Quecksilber gestellt, in denen die Ober-
fläche des Metalles zusammen 36 ü Centimeter betrug.
Die Blätter der den Quecksilberdämpfen ausgesetzten Pflanze erschienen
schon 10 Stunden nach Beginn des Experiments schlaff. Am 18. Juli
früh 6 Uhr war das den Quecksilberdämpfen nächste Blatt verwelkt und
mit schwarzen Flecken bedeckt. Auch auf den andern Blättern waren
graue Flecken bemerkbar. Am 19. Juli früh 6 Uhr hingen die untern
Blätter vollständig verwelkt und schwarz herab, die oberen waren mit
Flecken bedeckt, ihr Blattstiel welkte. Die Blüthen schienen nicht ge-
litten zu haben. Am 20. Juli 6 Uhr früh war der Stengel überhängend,
einige Blätter an der Spitze zeigten sich entfärbt. Am 21. Juli war das
ganze Blattwerk abgestorben mit Ausnahme einer kleinen Blattknospe an
der Spitze des Stengels-. Die Blumen waren abgefallen ohne ihre Farbe
verloren zu haben. Die Temperaturen im Schatten waren :
am 17. Juli 2 Uhr Nachm. 31 °
„ 19. „ 7 „ Abends 23°
Die andere Petunia, die nicht mit Quecksilberdämpfen in Berührung
gekommen war, hatte unter ihrer Glocke währenddem ihre volle Lebens-
kraft bewahrt, die Blätter blieben schön grün und translucid, der Stengel
straff und die Blumen frisch.
2. Versuch. Am 22. Juli Nachmittags wurden wiederum zwei
Pflanzen unter Glocken (von 10 Liter Inhalt) gebracht, diesmal aber nicht
Petunien, sondern Mentha, und neben eine jede je ein Schälchen und ein
Zylinder mit Quecksilber gebracht. Der Zylinder reichte ziemlich bis zur
Decke der Glocke, eine Vorrichtung die den Zweck hatte, die Quecksilber-
dämpfe gleichzeitig von oben und unten auf die Pflanze wirken zu lassen.
Die gesammte Quecksilberoberfläche betrug in jeder Glocke 40 a Centi-
meter. In der einen Glocke war ein Carre der innern Seitenfläche von
circa 1 Decimeter in Quadrat mit Schwefelblumen gepudert, in die andere
kam kein Schwefel.
Unter der nicht geschwefelten Glocke zeigte sich die Pflanze schon
16 Stunden nach Beginn des Experiments stark befallen; die Mehrzahl
der Blätter hatte eine dunkelgraue Farbe angenommen. Am 24. Juli
Mittags hingen alle Blätter schwarz am Stengel herab. Am 26. Juli
Mittags waren die Blätter todt und vertrocknet. Der Thermometerstand
im Schatten war
am 23. Juli 3 Uhr Nachm. 24°
» 24. „ 3 „ „ 25°
„ 26. „ 3 „ „ 16° (bei bedecktem Himmel).
\ iiinlati'in und Bl'DÜhl'ung.
139
Die Pflanze anter der geschwefelten Glocke dagegen war am 2G. Juli
nucli ebenso gesund, «las Blattwerk derselben noch ebenso frisch, wio hei
Beginn des Versuchs; ja 12 Tage später am 7. August konnte ihr Zustand
noch für befriedigend gelten.
Ganz gleiche Resultate wurden mit Lein und Pfirsichzweigen erhalten;
immer zeigten sich die den Quecksilberdämpfen ausgesetzten Blätter ent-
weder nach einigen Stunden oder doch nach einigen Tagen mit schwarzen
Flecken bedeckt und immer verhinderte die Gegenwart von Schwefel die
schädliche Wirkung des verdampfenden Quecksilbers.
Wie gross die Empfindlichkeit der Pflanze gegen die Quecksilber-
dämpfe ist, beweist der Umstand, dass ein Goldblättchen, das man zwischen
den Blättern der zum Experiment benutzten Pflanze befestigt, in der Zeit
noch keine weisse Farbe annimmt, in welcher die Pflanze schon vollständig
abstirbt.
Die Erklärung der schützenden Wirkung, welche die Schwefelblumen
in dem Experimente ausübten, verspricht Verfasser später zu geben.
Ueber die Wirkung von Chlorzink auf einige Pflanzen, ueber die
von Keichardt. *) — Ans Versehen wurde 1 Pfd. ganz konzentrirte Wirkuns
' D von
syrupsdicke Chlorzinklösimg zum grössern Theile auf einen im Kübel ste- chiorzink
henden grossen Oleanderbaum, zum kleinern auf ein Agapanthus-Exemplar auf einiee
gegossen. Der Boden, in dem die Pflanzen standen, war sehr kalkreich, so
dass die Chlorzinklösung sofort von demselben zersetzt wurde. Die direct
angegriffenen Theile von Agapaiithus starben ab, die übrig gebliebenen
erholten sich allmählich und brachten im Herbst 2 oder 3 Blüthenstengel
mit normal erscheinenden Blüthen. Der Oleander verlor eine Menge
Blätter, entwickelte aber gleichzeitig eine Menge junger Triebe, bei denen
nur auffiel, dass sie ein viel helleres Grün zeigten als gewöhnlich. Im
nächsten Frühjahre befand sich der Baum sehr wohl, zeichnete sich aber
wieder durch hellere Färbung der jungen Blätter aus.
Die Analyse ergab :
2 bis 3 Tage nach der Vergiftung Z i n k o x y d.
1) in den abgefalleneu Blättern . . . 0,1436 Froz.
2) in einem grünen Ast mit Blättern . 0,664 „
8 Tage nach der Vergiftung
3) Rinde J . - . t 1,066 „
4) Holz ( von emem starkeren Zweige 0^QQ
6—7 Wochen nach der Vergiftung
5) Rinde 0,271 „
6) Holz 0,283 „
7) Blätter 0,214 „
*) Annal. d. Landwirtschaft. Bd. 50. S. 235.
140 Imponderabilien.
Im nächsten Frühjahr
8) Blätter 0,406 Proz.
9) Stengel 0,346 „
10) Holz 0,385. .„
11) Rinde 0,330 „
Die Analysen 5., 6., und 7., beziehen sich auf lufttrockne Substanz,
die übrigen auf bei 100° getrocknetes Material.
Einfluss der Imponderabilien auf die Pflanzen.
ueber den Ueber den Einfluss der Elektrizität auf die Pflanzen hat
p!" ,uss •,'! Blonde au eine Reihe von Versuchen mit nachstehendem Erfolg aus-
tilektrizitat °
auf die geführt.*) — Eine Mimosa pudica,**) die so empfindlich war, dass die
Pflanzen. Berührung einer Fliege hinreichte, sie zum Zusammenfalten der Blättchen
und zum Herabschlagen der Blätter zu bringen, wurde auf eine isolirende
Glasplatte gestellt und an beiden Stammenden mit den Drähten einer schwa-
chen, aus einem einzigen Bunsenschen Elemente bestehenden Batterie ver-
bunden. Als die Pflanze sich erholt hatte, setzte man den Strom mit Ver-
meidung jeder Erschütterung in Gang und — die Pflanze zeigte nicht die
geringste Bewegung; Blättchen und Blätter blieben ausgebreitet und straff.
Man veränderte das Experiment in der Art, dass man das Bunsensche
Element entfernte und durch einen Euhmkorffschen Apparat von sehr
kleinen Dimensionen ersetzte, und sofort bei Eintritt des Inductionsstroms
in die Pflanze zeigte dieselbe die entschiedenste Reaction. Blättchen um
Blättchen faltete sich zusammen, die Blätter sanken an den Stengel herab
und diese Bewegung pflanzte sich schnell von einem Ende des Gewächses
zum andern fort.
Jetzt wurden vier ähnliche Pflanzen der Einwirkung des Inductions-
stroms unterworfen und zwar Hess man den Strom durch Nr. 1 fünf,
durch Nr. 2 zehn und durch Nr. 3 fünf und zwanzig Minuten lang hin-
durchgehen, dann wurden die Pflanzen sich selbst überlassen und be-
obachtet. Nro 4 wurde unter eine Glocke gebracht, unter welche man,
nachdem sich die Pflanze erholt hatte, einige Tropfen Aether gab. Die
Drähte traten durch Glasröhren in den Apparat ein und der Strom ging
bei diesem Experiment quer durch die Pflanze.
Pflanze Nr. 1 blieb nach der elektrischen Einwirkung eine Viertel-
stunde bewegungslos, dann öffnete sie allmählich die Blättchen, die Blatt-
stiele hoben sich und etwa nach einer Stunde war der ursprüngliche
*) Compt. rend. Bd. 65. S. 304 und S. 762.
**) Ueber die früheren Verbuche mit Mimosa u. s. w. von Schacht, Colin, Jtir-
gensen u. A. vergl. Sachs. Handb. d. Exper.-Phys. S. 80.
Imponderabilien. 141
Zustand scheinbar ohne allen Nachtheil für das Bäumchen wieder her-
gestellt.
Pflanze Nr. 2 regte sich über eine Stunde lang nicht und die dann
beginnenden Bewegungen waren matt und langsam ; sie brauchte 2 %
Stunden, um sich vollständig zu erholen.
Bei Pflanze Nr. 3 war durch die lang dauernde Einwirkung des
Stroms nicht nur die Keizbarkeit vollständig aufgehoben, sondern wie sich
bald zeigte die Pflanze selbst getödet, denn am andern Tage fand man
dieselbe schwarz, vertrocknet, wie vom Blitze getroffen.
Am bomerkenswerthesten verhielt sich die Pflanze Nr. 4; sie war
durch die Aetherdämpfe vollständig empfindungslos gemacht und zeigte
weder beim Schütteln, noch bei der nachfolgenden Durchleitung des In-
duetionsstroms die geringste Empfindlichkeit oder Bewegung.
Eigentümliche Wirkungen zeigte der Inductionsstrom auf Früchte
und Samen. Die ersteren wurden in ihrer Reife beschleunigt. Es gelang,
Aepfel, Birnen, Pfirsiche unter dem Einflüsse des Stromes mürbe zu machen,
während die an demselben Baume befindlichen nicht elektrisirten Früchte
noch weit von diesem Zustande entfernt waren.
Erbsen-, Bohnen- und Weizen-Samen, die man, um sie leitend zu
machen, in Wasser eingequellt, dann einige Minuten lang der Wirkung
des Inductionsstroms ausgesetzt und in gute Gartenerde gesäet hatte,
keimten immer viel früher, als die nicht elektrisirten und unter sonst
gleichen Umständen ausgelegten. Ausserdem war die Entwicklung der
von elektrisirten Samen stammenden Pflanzen rascher, Blätter und Stengel
derselben dunkler grün und kräftiger. Eine eigentümliche Erscheinung
bot eine Anzahl der elektrisirten Bohnen dadurch, dass sie kopfunter
keimten, d. h. dass sie mit den Kotyledonen in der Erde blieben und die
Wurzel nach oben entwickelten. „Man wäre versucht," sagt der Verfasser,
„den Embryo für einen kleinen Magnet mit zwei Polen und einem neu-
tralen Punkte und den Einfluss des Inductionsstroms als eine Umkeh-
rung der beiden magnetischen Pole zu betrachten!"
Einfluss des farbigen Lichts auf die Zersetzung der Koh- Einfluss des
lensäure durch die Pflanzen, von Caillett. *) Lichts anf
Verfasser brachte abgeschnittene Blätter mit einem Gemenge von die zer-
atmosphärischer Luft und Kohlensäure unter farbige Apparate — und zwar set2un& d(>r
dienten hierzu entweder Glocken von gefärbtem Glas oder zwei in ein- säure
ander gestellte Glasröhren von denen die äussere mit einer gefärbten durch die
Flüssigkeit gefüllt war — setzte dieselben 10 Stunden lang dem Sonnen- Pflanzen-
lichte aus und bestimmte die unzersetzt gebliebene Kohlensäure. Bei Be-
nutzung der gleichen Blattfläche (was für Blätter? ist nicht angegeben)
und unter sonst gleichen Umständen blieb Kohlensäure unzersetzt:
*) Comp, rend Bd. 65- S. 322.
142
Imponderabilien.
Verhältniss der Kohlensäure
in 100 Gasgemenge.
Verhalten des
18 : 100
21 : 100
30 : 100
photographischen Papiers.
Lösung von Jod in
Schwefelkohlenstoß'
18
21
30
schwärzte sich nicht.
Grünes Glas . . .
20
30
37
färbte sich langsam.
Violettes „ . . .
IS
19
28
schwärzte sich sehr rasch.
Blaues „ . . .
17
16,5
27
schwärzte sich sehr rasch.
Eothes „ . . .
7
5,5
23
färbte sich nicht.
Gelbes „ . . .
5
1
18
färbte sich nicht.
Mattes „ . . .
0
0
2
schwärzte sich sehr rasch.
Die Versuche bestätigen hiernach die bekannte von Sachs beobachtete
Thatsache, dass es besonders die leuchtenden und unter ihnen in erster
Linie die gelben Strahlen des Spectrams sind, unter deren Einfluss die Zer-
setzung der Kohlensäure in der Pflanze vor sich geht. In blauem und
violettem Licht findet diese Zersetzung sehr langsam und unvollkommen
statt. Besonders bemerkenswert!! erscheint, dass die Blätter im grünen
Licht nicht nur die Fähigkeit, Kohlensäure zu zersetzen, gänzlich verloren,
sondern sogar wie in der Nacht Kohlensäure ausathmeten.
Zu bedauern ist, dass dem Verfasser die Versuche von Fuchs wie es scheint
ganz unbekannt geblieben sind, er würde es dann für nöthig gefunden haben, die
etwas rage Bezeichung, „gelbes," „blaues" ,.grünes Glas" durch bestimmte Angaben
der Strahlen, welche die benutzten Gläser noch durch sich hindurch Hessen, näher
zu präzisiren.
Produktion Produktion von organischer Pflanzensubstanz bei Ab-
"nischT schluss der chemischen Lichtstrahlen, von A. Mayer.*)
pflanzen- Ausgehend von den vortrefflichen Versuchen von Sachs über die
Substanz bei Saucrstoffabscheidung der Pfllanzen in farbigem Licht, beschloss Verfasser,
Ab.schluss .
dercbemi- diese Experimente zunächst mit Wasser- und Landpflanzen zu wiederholen
sehen Licht- und sodann zu versuchen, ob es möglich sei, den ganzen Vegetations-
strahlen. prozoss e}ner pflanze Dej Abwesenheit von „chemischen" Strahlen verlaufen
zu lassen und die Zunahme von organischer Trockensubstanz zu konstatiren.
Zu seinen Versuchen bediente sich Mayer dreier dreiseitiger Glas-
pyramiden, die abgestumpft und oben und unten offen waren. Pyramide I
war aus weissem Fensterglas konstruirt, Pyramide II aus gelbem durch
Eisenoxyd gefärbtem Glas, welches doppelt genommen in der Stärke von
etwa 4 Mm. die chemischen Strahlen noch vollständiger ausschloss, als
eine konzentrirte Lösung von saurem chromsauren Kali, dafür aber auch
weit weniger Lichtstrahlen überhaupt durchliess. Nach einer photome-
trischen Bestimmung war die Lichtintensität unter Pyramide II nur *U so
stark, wie unter Pyramide I. Pyramide III war wiederum aus Fenster-
*) Die landwirth^chaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S .39G.
Imponderabilien. 143
glas, jedoch inwendig in einer Weise mit geschwärzten Papierstreifen De-
klebt, dass in dieselbe nur der vierte Theil des Lichtes, wie in die erste
gelangen konnte.
Das Verhalten der Pflanzen unter diesen drei Pyramiden war fol-
gendes:
1. Sauerstoffabscheidung aus Wasserpflanzen.
Die von Blättern des Ceratophyllum demersum aus der Wunde des
abgeschnittenen Blattstieles entwickelte Anzahl von Sauerstoffblasen betrug
unter Pyramide II 36—45 Prozent und unter Pyramide III 22—30 Pro-
zent von der unter Pyramide I ausgeschiedenen. Während also die Sauer-
stoffabscheidung unter Pyramide III ganz proportional der geschwächten
Lichtmenge stattfand, beweisst die höhere Blasenzahl unter Pyramide II,
dass durch das gelbe Glas eine verhältnissmässig grössere Menge wirk-
samer Strahlen hindurchgegangen war, als leuchtender überhaupt.
2. Sauerstoffabscheidung aus Luftpflanzen.
Es wurden Erbsenblätter in mit Kohlensäure geschwängertem Wasser
unter die Pyramiden gebracht und dem Lichte ausgesetzt. Die in 24
Stunden abgeschiedenen Gasmengen wurden gemessen, lieferten aber Re-
sultate, die nicht gut mit einander übereinstimmten, und Verfasser be-
schränkte sich darauf zu sagen, „dass die verschiedenen Bestrahlungen
auf die Sauerstoffabscheidungen der Erbsenblätter in ganz ähnlichen Ab-
stufungen wirkten, wie auf die Sauerstoffabscheidungen der untersuchten
Wasserpflanzen.
3. Vegotationsversuche.
Unter jede Pyramide wurden am 9. April 1867 ein Topf mit 4 ge-
koimten Erbsensamen und einer mit 5 gekeimten Wicken gebracht und
ebenso zwei solcher Töpfe auf dasselbe Gestell unbedeckt zum Vergleich
aufgestellt. Die ganze Vorrichtung stand so, dass sie nur von diffusem
Licht getroffen wurde. Ie ein Erbsensame wog trocken 0,2408 Gr., je ein
Wickensame 0,154 Gr. Begossen wurde nach Bedarf.
Stand der Pflanzen nach 3 Wochen :
Unbedeckt. Pyr. I. Pyr. II. Pyr. III.
a) Erbsen.
Länge der Pflanzen, Centimtr. . . 12 22 32 30
Zabl der Internodien 4 4 3 — 4 3
Durcbscbnittlicber Quermesser der
Blätter, Centimtr 3,3 2,1 1,8 1,8
b) Wicken.
Länge der Pflanzen, Centimtr. . . 10 IG 25 25
Zabl der Internodien 5 5 4 — 5 4
Durcbscbnittlicber Querdurcbmesser
der Blätter, Centimtr. ... 1,3 1,2 1,3 1,1
144 Imponderabilien.
Die Trockengewichte einzelner „vorsichtig mit den Wurzeln heraus-
genommener" Pflanzen waren:
Unbedeckt.
Pyr. I.
Py. II.
Pyr. III.
a) Erbsen.
Grm
Grm.
Grm.
Grm.
nach 5.2 Wochen .
. 0,331
0,243
0,179
0,164
jj 6 „
. 0,336
0,310
0,220
0,113*)
. m „
. 0,828**)
1,111**) 0,393
0,163
b) Wicken.
nach 4. \ Wochen .
. 0,174
0,174
0,136
0,141
5£
r> <J<i r> •
. 0,204
0,213
0,151
0,116
n ö n
. 0,531
0,661
0,198
0,182
Wenn man das ursprüngliche Samengewicht mit dem Trockengewicht der unter
Pyramide II gewachsenen Pflanzen vergleicht, so bleibt für die letzteren eine
äusserst geringe Produktion übrig, und gewiss hat Verfasser seine Absicht „den
ganzen Vegetationsprozess bei Abwesenheit von chemischen Strahlen verlaufen zu
lassen" nicht erreicht. Gleichwohl aber dürften die erhaltenen Resultate genügend
beweisen, dass in der Tbat auch bei Abschluss aller chemischen Strahlen eine Pro-
duktion von Pflanzensubstanz überhaupt statt finden kann — eine Beobachtung, die
mit der bisher bloss konstatirten Sauerstoffabscheidung in gelbem Licht nicht noth-
wendig zusammenfällt. — In Betreff der mitgetheilten Ertragszahlen aber können
wir nicht die Frage unterdrücken: wie nimmt man behufs Bestimmung der produ-
zirten Trockensubstanz eine Pflanze vorsichtig mit den Wurzeln aus einem Topfe
heraus, in welchem gleichzeitig noch zwei oder drei andere Pflanzen stehen, die
ungestört weiter wachsen sollen?
Schliesslich lenken wir d:e Aufmerksamkeit uoch auf folgende Artikel:
Die Entwicklungsgeschichte des Farbstoffs in Pflanzenzellen, von A. Weiss. ')
Ueber die Assimilation komplexer stickstoffhaltiger Körper durch Pflanzen, be-
sonders Mais (betr. Harnsäure, Hippursäure, salzt^aures Guanin, Harnstoff), von
Johnson. 2)
Ein Beitrag zur Frage über den Samenwechsel unserer Getreidearten, Hack-
früchte etc , von Pietrusky. 3)
Ueber die Schwächung der Fortpflanzungsfähigkeit bei der Bastardbildung der
Pflanzen, von Pokorny. 4)
Etudes sur les fonetions des racines des ve'getaux, von Coren winder. 5)
Sur la respiration des plantes aquatiques, von van Tighem. 6)
Wirkung des Lichts auf das Ergrünen der Pflanzen, von Famintzin. 7)
*) Der noch im Boden übrige Theil der Erbsen war verfault.
**) Die Pflanze blübte.
J) Wiener Sitzungsberichte. LIVa. 157.
2) Bill. Amerik. Journal. 1866. 21 Jan.
3) Land- u. forstwirthsch. Zeit. d. Prov. Preussen. III. 91.
4) Allgemeine land- u. forstwirthsch. Zeitung XVII. 555-
6) Comptes rendus. LXV. S. 781.
6) Comptes rendus. LXV. S. 867.
7) Jahrbuch der wissensch. Botanik. VI. 45-
Prlanzenkraiikheiten. 14ö
Pflanzenkrankheiten.
Julius Kühn berichtet über drei Krankheitserscheinungen Drei Krank-
-,, .r.n~ iiii /-ii heitsformen
an der Weberkarde,*) die er im Jahre 1867 zu beobachten Gelegen- derWeber.
heit hatte. karde-
Die eine Krankheitsform besteht in dem Abfaulen des Kopfes der
Karde vor dem Stauden, oder bald nachdem der Stengel sich zu bilden
begonnen hat. Im letzteren Falle wird der oft bereits über Fuss hohe
Stengel au seiner Basis faul und gleichzeitig ist in der Kegel auch der
obere Theil der Wurzel mit ergriffen. Als Krankheitsursache ist ein Pilz
zu betrachten, der als feines weisses Gewebe die erkrankten Theile durch-
zieht und bei seiner Entwickelung zahlreiche Sclerotien bildet. Aus diesen
Sclerotien entwickelt sich nach längerer Kühe im Boden schliesslich wieder
der sporentragende Pilz ganz ähnlich wie Claviceps purpurea aus dem
Mutterkorn des Getreides. Aus der Form der Sclerotien vermuthet Kühn,
dass dieselben der Peziza sclerotiorum angehören. Als Vorbeugungsmittel
wird empfohlen, alle derartig erkrankten Pflanzen alsbald mit der Wurzel
vorsichtig auszuheben, vom Felde zu entfernen und am besten in die
Jauchengrube zu bringen, wo die Sclerotien am sichersten getödet werden.
Die zweite Krankheitsform zeigt sich als ein mehlthauartiger, weiss-
grauer Ueberzug anfangs nur auf der untern Seite der Blätter, später auch
auf der obern Blattfläche, dem Stengel und den jungen Kardenköpfen.
Derartig befallene Pflanzen erheben sich entweder gar nicht, oder bilden
nur einen kurzen, verunstalteten Stengel, der verkümmerte, zu technischer
Verwendung unbrauchbare Blüthenköpfe erzeugt. Krankheitsursache ist
auch hier ein Pilz und zwar Peronospora Dipsaci Tul. (Bisher nur auf
der wilden Karde, Dipsacus sylvestris beobachtet). — Verbeuguiigsrnittel:
So lange die Krankheit vereinzelt auftritt, beseitige man sofort und sorg-
fältigst jede befallene Pflanze und verbrenne dieselbe. Tritt der Pilz schon
an den jungen Pflanzen im Garten auf und hat derselbe dort schon eine
grössere Verbreitung erlangt, so unterlasse man den Anbau der Karde
für das betreffende Jahr ganz und wähle dafür besser rechtzeitig eine
andere einträgliche Kulturpflanze.
Die dritte Krankheitsform, die als „Kernfäule" bezeichnet wird, tritt
an den Kardenköpfen auf und wird durch Thierchen — und zwar durch die
Anguillula Dipsaci Kühn — verursacht. Die so erkrankten Kardenköpfe
werden weich, im Innern missfarbig, später hohl und schliessen die An-
guillen in allen Stadien der Entwicklung ein. Da diese Thierchen im
Larvenzustande auch bei trockener Aufbewahrung mehrere Jahre lebens-
fähig bleiben, so schlägt Kühn als Mittel zur Verhütung der Krankheit
vor, alle derart erkrankten Köpfe mit sammt den Stauden bald möglichst
*) Ziiitschr. d. landw. Centr.-Ver. d. Prov. Sachsen. 18G7. S. 265.
Jahresbericht X. 10
Klees.
146 Pflanzenkrankheiteu.
zu verbrennen, von den Feldern, welche kranke Karden trugen, keinen
Samen zu benutzen und auf denselben erst nach einer längeren Reihe von
Jahren — am besten erst nach 6 Jahren Karden wiederkehren zu lassen.
Die Beschädigung der Karden durch Anguillula hatte Kulm schon
früher einmal beobachtet und dieselbe in seinem Lehrbuche „Krankheiten
der Kulturgewächse" S. 178 beschrieben; ebenso war bekannt, dass dieselben
Thierchen als Zerstörer des Weizenkorns auftreten; neu aber dürfte sein,
dass die Anguillulen auch noch für eine Anzahl anderer landwirthschaft-
licher Kulturpflanzen schädlich werden. So berichtet
Eine Krank- Karmrodt über eine Krankheit des Roggens und des
Roggens Klees*), die durch Anguillula hervorgerufen wurde. Verfasser fand die
und des Thierchen bei den jungen Roggenpflanzen massenhaft unter dem ersten
Halmknoten oder an der Basis der Blattscheiden. Die Pflanzen sahen
mit Ausnahme einzelner äusserer Blätter noch grün und frisch aus, hatten
aber nicht vermocht, einen Halm in die Höhe zu treiben ; bei manchen
Hess sich die schon ausgebildete Aehre erkennen, welche aber dicht auf
der Wurzel oder auf einem ganz unvollkommen gebildeten Halm aufsass.
— Bei dem Klee fanden sich die Thierchen in den Stockausschlägen,
welche sich im Frühjahre von der Wurzel ab verzweigen. Diese wachsen
dann nicht in die Höhe, die erkrankten Pflanzen bleiben zurück ued sterben
bald ab. Während des Absterbens der Pflanze stiegen die Anguillulen
in die Wurzeln hinab und wurden noch bei längst abgestorbenen Pflanzen
einen Zoll unter der Bestockungsstelle in der kräftig entwickelten Pfahl-
wurzel lebendig und thätig von dem Beobachter angetroffen. — Auch für
die Buchweizenpflanze hat Karmro dt die Thierchen als Zerstörer konstatirt.
Ausser Karmrodt hat auch Jul. Kühn das schädliche Auftreten de^r
Anguillulen an der Roggenpflanze verfolgt *) Er fand sie in den Blatt-
scheiden und in dem untern kurzen Stengeltheil und zwar in dem Zellge-
webe zwischen den längshin verlaufenden Gefässbündeln. Kühn meint,
dass die durch Anguillulen verursachte Beschädigung nur den ärmlichen
und den in Folge später Einsaat oder verzögerten Aufgehens zurückge-
bliebenen Roggensaaten verderblich wird, während die im Herbste schon
normal und kräftig entwickelten Pflanzen die von den Anguillulen zer-
störten Triebe durch neue Sprossung ersetzen.
Eine matt- Julius Kühn beobachtete ferner eine Blattkrankheit der Es-
krankheit
der Espftr-
parsettc,***) die sich in folgender Weise kenntlich machte: Die Blättchen
sette. der erkrankten Esparsette waren verdickt, markig, schotenförmig zusammen-
geschlagen und anfangs gelblich grün, später röthlich bis intensiv roth
*) Zeitschr. d. landwirthschaftl. Ver. f. Kheinpreussen. 18G7. S. 251.
**) Zeitschr. d. landwirthschaftl. Centr.-Ver. f. d. Prov. Sachsen. 1S67. S. 99.
**) Zeitschr. d. landwirthschaftl. Centr.-Ver. f. d. Prov. Sachsen. 1867- S. 209.
Pflanzenkrankheiten. 147
gefärbt. Diese gallenartige Missbildung der Blättchen tritt zuweilen ver-
einzelt auf, zuweilen befällt sie alle Blätteben eines Fiederblattes und
selbst den grössern Theil der Blätter einer Staude. Bei kleinem Fieder-
blättchen ist manchmal das ganze Blatt in ein schotenförmiges rothgefärbtes
Gebilde umgewandelt, bei dem die mitumgebildeten Blattränder aber nicht
verwachsen, sondern nur dicht an und übereinander gelagert sind. Die
Krankheit wird hervorgerufen durch kleine, im ausgewachsenen Zustande
l3/«— 2 M. M. lange, fusslose, orangefarbene Maden, die nach der Be-
stimmung des Professor Loew der Cecidomyia astragali (wahrscheinlich
identisch mit Cecidomyia onobrychidis Bremi) angehören. Zur Verpuppung
verlassen die Maden die Blattgalle, wobei dieselbe auseiuanderklappt, gehen
in die Erde und umgeben sich mit einem zarten weissen Kokkou. Wahr-
scheinlich erzeugt das Insekt mehr als eine Sommergeneration.
Munter macht Mittheilung über einen neuen Gerstenblatt- Ein neuer
Zerstörer,*) dessen Tbätigkeit sich in folgender Form kenntlich macht. blattzer'
Die Blätter der Gerstenpflanze zeigen sich weissgefleckt, später über ihre störer.
ganze Oberfläche entfärbt und sterben ab. Bei stark angegriffenen Pflanzen
sind alle Blätter blass und welk, der niedrige Halm ist an der Spitze
gesenkt und die von verwelkten weissgewordenen Blättern eingehüllte Aehre
verkümmert, so dass eine Fruchtbildung unmöglich wird. Als Ursache
der Erkrankung findet man eine etwa 1 Linie lange Made, welche die
mit grünem Farbstoffe erfüllten Zellen zwischen der innern und äusseren
Oberhautplatte des Gerstenblattes ausfrisst. Diese Made gehört einem
zweiflügligen Insekte an, welches Stein**) als Hydrellia griseola Fall, an-
spricht. Im Jahre 1867 wurden die Verheerungen der Made in der Pro-
vinz Pommern, wo sie in hohem Grade schädlich auftrat, nur der spät-
gesäeten Gerste verderblich, während die frühgesäete Gerste und der Hafer
nur in geringem Grade angegriffen wurden.
Die Milbensucht des Hopfens, von W. Fleischmann.***) — Die Miiben-
Der Verfasser beobachtete im Sommer 1865 in Baiern das Auftreten sehr
kleiner rother Milben auf den Hopfenpflanzen, welche die Ranken, Träub-
chen und Blätter mit einem zarten Gespinnste einhüllten und ertödteten.
Er benannte die Milbe Tetranychus huinuli und fand dieselbe auch in dem
Boden der Hopfenpflanzungen und unter der Binde der ungeschälten Hopfen-
stangen in ungeheuren Mengen. Ohne weiter auf die Naturgeschichte der
Milbe einzugehen, berichten wir nachstehend nur die Analysen der Blätter
von gesunden und zerstörten Blättern, welche der Verfasser ausführte.
dicht des
Hopfens.
*) Der Landwhth. 18G7. S. 259.
**) Der Landwirth. 1867. S. 278.
***) Die landwirtbscbaftl. Versuchsstationen. Bd IX. S. 419.
10*
148 Päanzenkrankheiten.
Durch die Milben zerstört. Gesund.
Asche in den lufttrocknen Blättern . . . 17,330 Proz. 22,300 Proz.
Eisenoxyd 1,526 0,936
Kalkerde . 39,466 46,043
Magnesia 7,913 11,608
Phosphorsäure 5,322 4,203
Kieselsäure 33,167 26,849
Schwefelsäure 2,411 3,078
Kali 9,631 5,713
Natron _. 0,564 1,570
100,000 100,000
Aii Phosphorsäure und Alkalien waren also die von Milben zerstörten
Blätter reicher als die gesunden, ebenso an Kieselsäure, dagegen enthielten
letztere mehr Kalk und Magnesia.
Das Auftreten der Milbe steht wohl schwerlich zu dem Gehalte des Hopfens
an Aschenbestandtheilen in Beziehungen.
Der Fleischmann giebt über die Krankheit des Hopfens, die man
schwarze mft dem ^amen „der schwarze Brand" bezeichnet, folgende Mitthei-
Jrand am , ' °
Hopfen, hing.*) — Wenn die Witterung im Mai eine schnelle und gleichzeitige Ent-
wicklung der Hopfenblattläuse (Aphis humuli) begünstigt, so dass diese In-
sekten mit einem Male in kolossalen Massen den Hopfen überfallen können,
so beschädigen sie die Pflanze durch starke Saftentziehung der Art, dass
dieselbe ermattet und erkrankt. Einige Zeit nach dem Erscheinen der
Blattläuse siedelt sich dann auf der Oberseite der Blätter ein schmutzig
grüuer bis schwärzlicher Pilz an, welcher der Pflanze vollends den Garaus
macht oder wenigstens den Jahresertrag ruinirt. Was den Pilz selbst
anlangt, so stimmen seine Formen grösstenteils vollkommen mit dem von
Tulasne als Pleospora herbarum, — Cladosporium herbarum Link be-
schriebenen überein, einzelne wenige passen jedoch auf Tumago salicina
Tulasne — Cladosporium Tumago Link. Verfasser ist geneigt, sie sämmt-
lich für verschiedene Zustände und Formen eines einzigen Pilzes zu halten.
Aus dem Umstände, dass sich nach einiger Zeit die ganze Pilzvegetation
stückweise in Form schwarzer, zerbrechlicher an der der Blattfläche zuge-
kehrten Seite ziemlich glatter Häutchen ablösst, schliesst Fleischmann,
dass der Pilz kein ächter Schmarotzer ist, welcher in das Innere der Blätter
eindringt, und glaubt die zerstörende Wirkung desselben vorzugsweise da-
durch erklären zu müssen, dass die schwarze Pilzkruste durch Lichtent-
ziehung eine Zersetzung des Chlorophylls und weiter des übrigen Zellen-
inhalts hervorruft. Die nachstehenden Analysen von gesunden und kranken
Blättern scheinen dem Verfasser eine Bestätigung dieser Ansicht zu ent-
halten :
") Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. 8. 334.
Pflanzeiikrankheiten. 140
A. Gesunde Blätter, am 10. August 1866 einer eben in der
Blüthenentfaltnng begriffenen, völlig normal entwickelten Pflanze entnommen.
B. Kranke Blätter, am 18. August einem kranken Stocke entnom-
men, mit einer dicken schwarzen Pilzkruste überzogen.
C. Am 19. September bei der Hopfenernte gesammelt.
D. Kranke Blätter, zugleich mit C geerntet, voll grosser weissgelber
Flecken, die rilzkrusten fast ganz abgefallen,
Die Proben C und D stammten von verschiedenen Standorten und
wahrscheinlich ebenso die von A und B, bei denen hierüber nichts Näheres
bemerkt ist.
A. B. C. D.
Gesunde Kranke Gesunde Kranke
Blätter. Blätter. Blätter. Blätter.
Wasser, bei 110° C. flüchtig .... — — 74,316 79,402
Asche (kohlensäurefrei) bei A und B für
lufttrockne Substanz gültig . . 13,076 8,107 5,996 4,753
Proteinstoffe — - 5,617 3,901
Holzfaser — — 2,519 1.S39
Stickstofffreie Extraktstoffe . . ■ ■ . — — 11,552 10,105
Summa 100,000 100,000
Die Asche enthielt:
Eisenoxyd 0,874 1,254 0,325 0,435
Kalkerde 40,536 35,845 44,464 42,717
Magnesia 9,580 11,378 6,688 9,071
Phosphorsäure .... 6,003 8,696 3,589 5,110
Schwefelsäure 9,131 7,047 1,769 2,813
Kieselsäure 15,523 16,543 29,129 24,755
Kali 12,23 214,317 11,907 12,931
Natron . 6,130 4,920 2,129 2,168
Summa 100,000 100,000 100,000 100,000
Das Befallen des Weinstocks wird nach Conte durch das Das
Nieder binden der Beben befördert.*) Verfasser verglich zwei Reihen ^?"get"c*eB'
Weinstöcke, die parallel und unter gleichen äussern Bedingungen standen, befördert '
bei denen aber die Reben in ungleicher Lage angebunden waren, bei dlircb daa
Nr. 1 nämlich horizontal, bei Nr. 2 in aufsteigendem Winkel. In Reihe äer/LT
1 fand er von 51 Reben 41 mit O'idium bedeckt, in Reihe 2 dagegen von Reben.
46 Reben nur 9 erkrankt.
Auf Antrag der Central-Commission für das agrikulturchemische Ver- Zur
suchswesen in Berlin waren die landwirtschaftlichen Akademieen und
Versuchsstationen Preussens durch Ministerial-Circular zu einer Anzahl ge-
meinschaftlicher Versuche über die Kartoffelkrankheit aufgefordert worden,
die in folgende sechs Aufgaben formulirt waren :
krankheit.
*) Compt. rend. Bd. 65. S. 316.
150 Pflanzenkrankheiten.
1) Wiederholung der Versuche von Speerschneider, welcher die Nass-
fäule der Kartoffelknollen durch Aussaat der Sporen des Kartoffelblattpilzes
auf dieselben erzeugte.
2) Anstellung von Infizirungsversuchen mit verschiedenen Kartoffel-
sorten unter sorgfältiger Berücksichtigung der Dicke der Schale und der
Ausbildung der Korkschicht.
3) Bestimmung der Zeit, wann für jede Sorte relativ zur Entwick-
lung der ganzen Pflanze die Verkorkung der Schale eintritt und ihren
höchsten Grad erreichte durch mikroskopische Prüfung.
4) Anwendung . von verschiedenen der Pilzwucherung schädlichen Sub-
stanzen zur Prüfung der Frage, welche im Grossen leicht ausführbaren
Mittel die Tödtung der Sporen herbeiführen können.
5) Beobachtungen über die Zeitdauer, binnen welcher die Sporen
unter natürlichen Bedingungen isolirt oder der Ackererde zugemischt bei
trockner und feuchter Aufbewahrung ihre Entwicklungsfähigkeit behalten.
6) Feststellung des Einflusses, den das zur Verhütung der Knollen-
krankheit vorgeschlagene Entlauben der Kartoffelpflanze auf die Entwick-
lung der Knollen hat.
Die Annalen der Landwirthschaft geben in Bd. 49. S. 104 ff. den
zweiten Bericht der Central-Commission über die in dieser Richtung aus-
geführten Arbeiten und wir können uns hier darauf beschränken, unter
Verweisung auf diesen Bericht anzuführen, dass die Central-Commission
bis jetzt nur die letzte der 6 Versuchsaufgaben für erledigt hält, indem
die eingelieferten Versuchsresultate übereinstimmend zeigen, dass durch
das Entlauben der Kartoffelpflanze die Weiterentwicklung der Knollen so-
fort unterbrochen und sistirt wird, und dass mithin diese Operation, je
nachdem sie früher oder später vorgenommen wird, den Knollenertrag auf
% XA und noch weniger herabmindern kann.
Eine prak- Ejne praktische Methode, um die Kartoffel dem Einflüsse
isc e e- ^er Kartoffelkrankheit zu entziehen, von Bossin.*) — Verfasser
thode, um '
die Kartoffel versichert zunächst, dass er zwanzig Jahre lang alle Mittel versucht habe,
dem Ein- weicüe die Wissenschaft zur Bekämpfung der Kartoffelkrankheit vorge-
KartoffeT- scMa8'en nat > a^er vollständig erfolglos. Langjährige praktische Erfah-
krankheit rungen nun haben ihm eine Methode an die Hand gegeben, die ihm so
zu ent- vollkommenen Schutz gegen die Kranhhcit gewährt, dass er in den letzten
17 Jahren auch nicht eine kranke Knolle gehabt hat, und die er mithin
als bewährt empfehlen kann. Sein Verfahren ist höchst einfach. Er be-
nutzt nur die am frühesten reifenden Sorten zum Anbau, pflanzt dieselben
aus, sobald nur irgend der Frost in die Erde zu kommen erlaubt — wenn
möglich schon in der ersten Hälfte des Februar — , legt die Knollen mit
Rücksicht auf die Spätfröste recht tief — 8 bis 10 Zoll — , erntet die
*) Journ. d. 1. soc. d'agric. do Belgique. Bd. XIV. S. 209 u. 235.
PHanzenkrankheiten. 151
Kartoffeln reif im Juli und August und hat die Ernte auf diese Weise in
Sicherheit, wenn die Krankheit auf den Nachbarfeldern das Kraut zer-
stört. Als diejenigen Frühsorten, welche sich für die genannte Kultur-
methode eignen und einen befriedigenden Ertrag geben, nennt Bossin:
„la Marjolin, la naine hätive, la Comice d'Amiens, la Circassienne, la
truffe ou grise d'aoüt, la Hollande de Brie, la Schaw."
Die Bossin'sche Methode beruht auf der Voraussetzung, dass die Frukti-
rikatiüns- Periode des Kartoffelpilzes mit der Zeit der Hundstage zusammen falle,
und um den Vorschlag überhaupt zu verstehen, ist es nothwendig zu wissen, dass
das Gut des Verfassers, auf welchem die Kulturen 17 Jahre lang guten Erfolg
gaben, einen trockenen, hitzigen Boden hat und auf einem Süd - Abhänge in dem
Departement Seine-et-Oise liegt. Selbst die Eichtigkeit der genannten Voraus-
setzungen angenommen, wird das Klima der Anwendung des Bossin'schen Me-
thode nach Norden hin bald eine Schranke setzen ; zudem erinnern wir uns einer
ganzen Anzahl von Fällen, wo gerade die Frühkartoffeln (die allerdings nicht im
Februar gelegt worden waren) stärker von der Krankheit befallen wurden, als die
spätem Sorten. Man vergleiche auch die Angaben von Rappards über die zum
Keimen der Kartoffeln erforderliche Bodentemperatur, oben Seite 96.
Ueber das Lagern des Weizens wurden in Grignon Versuche *) ueber das
ausgeführt, welche die neuern Ansichten über die Ursachen dieser Abnor- Lagern des
. Weizens.
mitäten **) nach allen Richtungen bestätigen.
Auf einem in vortrefflichem Kulturzustande befindlichen Felde wurde,
um eine möglichst luxuriöse Vegetation zu erzielen, eine starke Düngung
von Guano und Phospho- Guano ausgestreut und darauf Weizen breit-
würfig ausgesäet. Das eine Drittel des Feldes erhielt darauf noch eine
Zugabe von kieselsaurem Kali; auf dem zweiten wurden die Pflanzen in
der Weise ausgedünnt, dass die übrigbleibenden in 50 Centimeter ent-
fernten und nach Mittag gerichteten Reihen zu stehen kamen; das dritte
Drittel diente als Massstab zum Vergleich. Auf der ersten mit kiesel-
saurem Kali gedüngten Abtlieiluug lagerte sich der Weizen am frühesten
und stärksten. Auf der zweiten ausgedünnten Parzelle wurden die Pflanzen
am stärksten und hielten sich am besten aufrecht. Die Ernte wurde von
Veit er zu einer chemischen und mikroskopischen Untersuchung benutzt,
die zu folgenden Resultaten führte:
1. Das Lagern des Weizens wird nicht durch einen Mangel an Kiesel-
säure bedingt, denn die Halme des gelagerten Weizens sind reicher an
Kieselsäure als die des nicht gelagerten.
In dem untern Theile des Halmes wurden gefunden:
bei gelagertem Weizen 70,7 Kieselsäure
bei nicht gelagertem 65,3 „
*) Journ. d. 1. soc. centr. d'agric. d. Belgique. Bd. XIV. S. 215 u. Compt.
rend. Bd. 64. S. 1032.
**) Vergl. Jahresber. 1S66 S. 197 ft.
152
Pflauzenkiaiikheit6n.
2. Die Ursache zum Lagern ist vielmehr iii der mangelnden Reife
und Festigkeit der Holzfaser zu suchen.
Je 10 Halme wurden zu einem Bündel vereinigt, dann wurde das
Bündel in horizontale Lage gebracht, am untern Endo .festgeklemmt und
bis zum Brechen mit Gewichten beschwert. Dasselbe Experiment wurde
wiederholt mit Bündeln, die man vor der Belastung 24 Stuuden in Wasser
gelegt hatte. Es wurde gefunden :
Gewicht
der Halme
und Aehren.
Gramm.
1) ausgedünnter Wei-
zen 18,60
2) breitwürfig gesäeter 17,50
3) mit Kalisilikat ge-
düngter .... 17,27
Mittlere
Länge.
Meter.
0,985
0,949
Ursprüng-
liche Beu-
gung ohne
Ueber-
gewicht.
Meter.
0,333
0,402
Zum
Brechen
nöthige
Belastung.
Gramm
104,00
86,50
Beugung
unter dem
zum Bre-
chen erfor-
derlichen
Gewicht.
Meter.
0,721
0,785
0,952 0,445 77,00 0,851
Gewicht
der
Aehren.
Gramm.
6,820
7,300
6,700
Nach dem Liegen im Wasser :
Gewicht Gewicht der Beugung der Zum
der Halme nach Enden unter Brechen
trocknen dem Ein- dem Ueber-
Beugung unter
dem zum Bre-
nöthige chen erforder-
Belastung. liehen Gewicht.
Gramm. Meter.
Halme. tauchen. gewicht.
Gramm. Gramm. Meter.
17,550 42,300 0,403 70,00 0,625
17,300 36,500 0,465 54,00 0,702
3) mit Kalisilikat gedüngter 18,500 35,700 0,495 51,00 0,804
1) ausgedünnter Weizen
2) breitwürfig gesäeter
3. Das kieselsaure Kali scheint nicht in den Organismus der Pflanze
aufgenommen zu werden; wenn es in dem Versuche nachtheilig gewirkt
hat, so ist der Grund mehr in seinem Alkali, als in der Kieselsäure zu
suchen.
4. Der möglichst freie Zutritt von Luft und Licht erscheint am
meisten geeignet, dem Halme der Cerealien die Steifheit zu verleihen, die
zum Widerstand gegen das Lagern nöthig ist.
5. Die Kieselsäure scheint nicht mit der organischen Substanz ver-
bunden zu sein, sie ist in dem Stengel und den Blättern frei abgelagert
und spielt die Rolle eines festen Gerüstes, dem entlang die Holzfasern
und Zellen sich anordnen. Aber dieses Gerüst ist nicht zusammenhängend
und kann deshalb nicht viel zur Steifigkeit des Halmes beitragen. Es
wird von Lamellen gebildet, welche die Form von länglichen Rechtecken
haben, acht bis zehnmahl so lange als breit und an den längeren Seiten
so regelmässig gezahnt ist, wie eine Säge mit rechteckigen Zähnen. Die
längeren Seiten sind parallel zur Stammachse gestellt. Zwischen den
Lamellen von oben nach unten bleibt ein ovales Loch für den Durchtritt
der Haare frei. Seitlich sind die Lamellen dadurch unter einander ver-
bunden, dass die Zähne in einander greifen. Die erwähnten ovalen Löcher
sind so geordnet, dass sie in Spiralen rings um den Stengel stehen.
153
Hallier hat die Entwicklungsgeschichte des Staubbran-
des und des Steinbrandes, Ustilago carbo und Tilletia caries*)
Btudirt und ist zu der Oeberzeugung gekommen, dass dieselben gar keine
selbstständige Pilzformen, sondern nur untergeordnete Fruclitformen von
gewissen Schimmelpilzen sind. Verfasser hat sich lange mit der Be-
obachtung der niedersten Pilzformen und ihrer Rolle bei der Gährungs-
erscheinung beschäftigt und das Hauptresultat seiner Forschungen lässt
sich in folgende Sätze zusammendrängen. Bei den Oxydationsgährungen
oder Venvesungsprozessen, so z. B. bei der Essiggährung, findet Schimmel-
bildung statt, bei den Keductionsgährungen oder den Fäulnissprozessen
dagegen Hefebildung. Schimmel und Hefe sind nur verschiedene Ent-
wicklungsformen derselben Pflanzengattungen. Wenn Pilzsporen an der
Oberfläche gährender Substanzen also bei Zutritt der Luft keimen, so tritt
der gesammte Plasmakörper im Zusammenhang in Form eines Keim-
schlauchs hervor und entwickelt sich zu bestimmten Fruchtformen der
Pilze. Wenn dieselben Sporen im Innern einer gährenden Flüssigkeit,
also bei Abschluss der Luft keimen, so zerfällt das Plasma derselben in
eine grosse Anzahl von Kernzellen, die sich durch Theilung rasch ver-
mehren und dadurch die Kernhefe (Micrococcus Hall.) hervorbringen.
Je nach der Natur der gährenden Flüssigkeit ist der Verlauf der Hefe-
bildung in der Folge ein verschiedener. Bei der Fäulniss von stickstoff-
reichen Substanzen bildet sich lediglich Micrococcus ; die weingeistige
Gährung dagegen wird nicht von Kernhefe, sondern durch Sprosshefe
(Cryptococcus Hall.) eingeleitet, die aus grossen blasenförmigen aber klein-
kernigen Hefezellen besteht und durch Anschwellung der Zellwände auf
Kosten des Plasmas aus Micrococcus hervorgeht. Bei der Gährung von
massig stickstoffhaltigen Substanzen wie z. B. Milch, endlich schwellen die
Micrococcuszellen stark an, behalten dabei aber den glänzenden dichten
Kern und bilden so die Gliederhefe (Arthrococcus Hall). Treten diese
Hefeformen an die Oberfläche der gährenden Flüssigkeit und sonach mit
der Luft in Berührung, so entwickeln sich aus ihnen wiederum andere
Formen und zwar entstehen aus Micrococcus die zarten Leptothrix-Ketten,
aus Cryptococcus die Hormiscium- und Torula-Pflänzchen, aus Arthrococcus
die Mycoderma-, Torula- und Oi'dium -Ketten, aus welchen nun weiter sich
Schimmelpilze entwickeln können.
Auf Grund seiner weitern Untersuchung nun glaubt Verfasser in dem
Staubbrand, Ustilago carbo, Nichts, als eine solche Oidiumform für die
Schimmelpilze Aspergillus — Stemphylium — Eurotium (über die weiteren
Beziehungen zu Oi'dium albicans, Stachylidium parasitans etc. müssen wir
auf das Original verweisen) und in dem Steinbrand Nichts als eine solche
Oidiumform für Penicillium crustaceum — Mucor racemosus — Achlya
prolifera sehen zu müssen. Penicillium und Aspergillus sind die Acro-
(Teber d<m
Staubbrand
und Steiu-
brand.
(Ustilago
carbo und
Tilletia
caries.)
*) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 260 u. 355.
104 Pflanzenkiankheiten.
sporexKPflairzen, Mucor und Stemphylium die Sporangium-Formen, Achlya
und Eurotium die durch die Befruchtung entstehenden Thecasporen-Früchte.
Für die landwirtschaftliche Praxis würde als wichtigstes Resultat aus
den Untersuchungen die Erkenntniss hervorgehen, dass der Brand nicht
nur durch die Brandsporen, sondern auch durch den Aspergillus-Schimmel,
der auf feuchtem oder faulern Stroh ein ganz gewöhnliches Vorkommuiss
ist, und durch gewisse bei der Fäulniss thätige Hefebildungen auf das
Getreide übertragen werden kann, und Verfasser räth deshalb, möglichst
die Verwendung von zu frischem und zu langem Dünger zu meiden und
für rasche Ausbreitung und Verarbeitung des Düngers zu sorgen, wodurch
man die Fäulniss möglichst in eine Verwesung umwandelt und die in
kolossalen Zahlen sich vermehrenden Micrococcuszellen unterdrückt.
Auscrdem sei noch auf folgende Artikel hingewiesen :
lieber den Krebs und den Hexenbesen der Weisstanne, von de Bary. 1)
Ueberträgt sich der R.Qst der canadischen Pappel auf das Getreide? von
Caspary. -)
Nouvelles observations sur la maladie des pommes de terre. 3)
Die Schmarotzerpilze und die Pflanzenkrankheiten, von Willkomm. ■*)
Rückblick ^ei ^em Rückblick auf die Arbeiten des Jahres 1867 fällt uns zunächst auf,
dass die Zahl der Aschenanalysen von ganzen Pflanzen oder Pflanzentheilen, soweit
sie nicht zum Nachweise der stufenweisen Assimilation der Nährstoffe dienen sollen,
eine geringere geworden ist und wir glauben darin einen Fortschritt in der Methode
der agrikulturchemischen Forschung begiüssen zu dürfen. Es gelang uns iu der
ganzen Literatur des Jahres 1867 nicht mehr als vier solcher Analysen aufzufinden,
und wir haben sie an den Kopf des Abschnitts „nähere Pflanzenbestandtheile und
Aschenanalysen" gestellt; sie betrafen: das Heu von gelben Lupinen (Beyer),
die essbare Kastanie (E. Dietrich), eine Serie von Maulbeerblättern (E. Rei-
chenbach) und zwei Hopfensorten (Werner). Nach diesen machten wir von
folgenden Arbeiten Mittheilung : — Schönbein nimmt seine frühere Behauptung,
dass in dem Safte gewisser Pflanzen Nitrite vorkommen, zurück und weist nach,
dass statt derselben das nicht seltene Auftreten einer organischen Verbindung an-
genommen werden muss, welche die Fähigkeit hat, den Sauerstoff der atmosphä-
rischen Luft in den thätigen Zustand zu versetzen. Die Natur dieser Verbindung
ist noch nicht festgestellt; am häufigsten fand Seh. dieselbe in der Klasse der
Syngenesisten. — Calvert konstatirte das Vorkommen von löslichen Phosphaten
(wahrscheinlich Magnesiaphosphat) in verschiedenen Samen und anderen Pflanzen-
theilen und Dubrunfaut wies das Auftreten von Rohrzucker (als Umwandlungs-
produkt aus Inulin) in den Topinamburknollcn während der Frühjahrsmonate
nach. — Dagegen wird das Vorkommen von zwei Stoffen, deren allgemeine Ver-
i) Botan. Zeitung. 1867. S. 257.
2) Land- u. forstwirthsch. Zeit. d. Prov. Preussen. III.
3) La vie^de champs.T, III. VI. No. 140.
4) Der Chem, Ackersmann. 1867. S. 65, 158 u. 202.
Die Pflanze 155
breitung in der Pflanzenwell bisher nicht bezweifelt wurde, in enge Schranken zu-
rückgewiesen. Es sind dies das Dextrin, weiches Busse in einer grösseren An-
zahl von landwirthschaftlichen Kultlirgewächsen entweder ganz vergeblich suchte,
oder nur in sehr geringen Mengen vorfand — und das Natron, dessen gänzliche
Abwesenheit in einer ganzen Anzahl der wichtigsten landwirtschaftlichen Kultur-
pflanzen Peligot behauptet. (Wir konnten einiges Bedenken ob der gewühlten
analytischen Methode nicht verhehlen). — Muth wies nach, dass der Same der
Euphorbia Lathyris zu den ölreichen zu rechnen ist. — Eine ganz besondere An-
ziehungskraft hatte die Frage nach dem quantitativen Ammoniak- und Salpeter-
säure-Gehalt der Pflanzen geäussert und diese Anziehungskraft ist leicht erklär-
lich einerseits durch das Interesse , welches die Frage an sich hat und andrerseits
durch die Wichtigkeit derselben für die Futterwerthsberechnungen. Nicht weniger
als vier Forscher hatten sich mit hierher einschlagenden Arbeiten beschäftigt.
Frühling prüfte die wichtigsten Kulturpflanzen in verschiedenen Entwicklungs-
stadien auf Salpetersäure und zeigte, dass dieser Stoff im Allgemeinen bis zur
Bliithe hin zunimmt in der Pflanze, von da aber sich wieder vermindert, und dass
die Cerealien und Leguminosen so arm sind an Salpetersäure, dass die gebräuch-
liche Berechnung der Eiweisstoffe aus dem nach der Varren trapp -Will 's eben
Methode gefundenen Stickstoffgehalt keinen wesentlich störenden Fehler involvirt,
während der Salpetersäuregehalt der Rübengewächse hoch genug ist, um eine spe-
zielle Berücksichtigung dieses Stoffs bei den Futterwerthsbestimmungen nöthig zu
machen. Hugo Schultze und Ernst Schulze bestätigten diese Resultate in
Bezug auf Rüben, indem sie nachwiesen, dass unter Umständen der Salpetersäure-
gehalt in Runkeln bis auf mehr als 3 Proz. der Trockensubstanz steigen kann,
während der Ammoniakgehalt des Saftes immer bedeutend niedriger bleibt und
innerhalb engerer Grenzen schwankt. Auch Hosaeus hat sich der Frage wieder
zugewendet, giebt jetzt zu, dass ihm seine frühere Methode zu hohe Zahlen ge-
liefert hat und hat dieselbe jetzt einigen Abänderungen unterzogen. Aus den
neuerdings erhaltenen Resultaten glaubt er als wichtigste Schlussfolgerung den
Satz ableiten zu dürfen, dass in den Getreidekörnern das Ammoniak und die Sal-
petersäure immer noch 20 bis 150 mal mehr betragen, als von Frühling nach
der Schloes ing' sehen Methode gefunden wurde. — Zur bessern Kenntniss der
näheren Pflanzenbestandtheile helfen uns folgende Arbeiten: Allemann schied
aus dem fetten Maisöl drei Fettsäuren ab, von denen die eine die gewöhnliche
Üelsäure, die andere Palmitinsäure und die dritte wahrscheinlich Stearinsäure war.
Sostmann versuchte den Farbstoff der Zuckerrübe zu isoliren und glaubt in dem-
selben Nichts als ein sekundäres Oxydationsprodukt [vielleicht des Gummis] und
zwar gewöhnliche Huminsäure sehen zu müssen. (Wir vermuthen, dass die Isoli-
rung nicht vollständig gelungen ist). — Sie wert beschäftigte sich mit einer ein-
gehenden Untersuchung der Korksubstanz und lieferte vorläufig die Beschreibung
und die Formeln von 5 gut charakterisirten Verbindungen, die er aus dem Alko-
holauszuge dargestellt hatte. Er nennt dieselben Phellylalkohol , Dekacrylsäure,
Eulysin, Korkgerbsäure und Corticinsäure. — Eichhorn machte Mittheilungen
über seine leider durch äussere Verhältnisse unterbrochene Arbeit über das Lupinin.
Es gelang ihm, dasselbe rein zu erhalten und er zeigt, dass es ein Pflanzenalkaloid
ist, welches gut krystallisirende Salze liefert. Er beschreibt im Allgemeinen seine
Eigenschaften und giebt einen bequemen Weg zur Darstellung des Stoffes. —
Ritthausen setzte seine Untersuchungen über die Bestandtheile des Roggen-
156 Die Pflanze.
eamens fort, stellte die Gegenwart eines in verdünntem Weingeist löslichen Gummis
in den Roggenkörnern fest und isolirte aus dem ätherischen Auszuge derselben vor-
läufig zwei Fette, Cholsterin und Palmitin. — Endlich lagen noch ein Paar Kund-
gebungen aus der thätigen Prager Schule war. Bekanntlich beschäftigt sich die-
selbe seit einer langen Reihe von Jahren mit dem Studium der näheren nicht all-
gemein verbreiteten Bestandtheile bestimmter Pflanzenfamilien. Den Arbeiten liegt
die Idee zu Grunde, dass aus der genauen ehemischen Kenntniss dieser Stoffe eine
Einsicht in ihre Bildung und Umwandlung und überhaupt in ihre physiologische
Funktion folgen wird und folgen muss. Roc bieder zeigt nun, dass die bisher
gewonnenen Resultate schon nahe Beziehungen dieser Stoffe zu einander zu er-
kennen geben und stellt als Beispiel die Körper zusammen, die er in den Or-
ganen der Rosskastanie in verschiedenen Entwicklungsstufen aufgefunden hat und
die sich sämmtlich auf eine homologe Reihe zurückführen lassen. Auch Hlasi-
wetz giebt uns seine Ansicht von den Beziehungen der näheren Pflanzenbestand-
theile zu einander einmal im Allgemeinen und dann von den Beziehungen der
Gerbsäuren zu dem Glykosiden und Plobaphenen im Besonderen. Die letztere
gründet sich auf die Untersuchung einer Anzahl Gerbsäuren von Hlasiwetz,
Rembold, Grabowsky und Malin, aus welcher hervorging, dass sich diese
Gerbsäuren sämmtlich in Zucker und andere organische Verbindungen spalten Hessen,
die bei der Oxydation mittels Kali in Protocatechusäure und Phloroglucin, oder in
Protocatechusäure und Essigsäure zerfallen. Das zweite Spaltungsprodukt lieferte
demnach dieselben Zersetzungsprodukte wie die Körper, die man unter den Namen
Plobaphene zusammengefasst hat. Hlasiwetz ist demnach geneigt, eine grosse
Anzahl Gerbsäuren als echte Glykoside (Zucker -f- plobaphen-liefernde Substanz) zu
betrachten, oder vielleicht besser als Körper, die den echten Glycosiden parallel zu
betrachten sind , die sich aber von diesen dadurch unterscheiden , dass sie nicht
Zuckerderivate sind, sondern von Dextrin oder Gummiarten abstammen, welche
letztere Anschauung zugleich ihre Unfähigkeit zu krystallisiren erklären würde. —
Um in der Abtheilung „Bau der Pflanzen" nicht zu weit in das Gebiet der
Botanik hinein zu gerathen, haben wir uns darauf beschränkt, in derselben über
folgende wenige Arbeiten zu berichten: Schumacher, Mittheilungen über die
Bewurzelung der landwirtschaftlichen Kulturgewächse. Verfasser beschreibt dio
Verschiedenheit, die die einzelnen Pflanzengattungen in der Wurzelbildung zeigen
und überzeugte sich , dass sich die Hauptwurzelmasse immer in der Nähe der
Boden-Oberfläche entfaltet. Selbst auf einem weichen Lehmboden von ziemlich
tiefer Kultur waren bei einer Tiefe von mehr '/« bis 1 Fuss nur noch unwesent-
liche Wurzelfäden zu finden und zwar galt dies für alle landwirthschaftlichen Kultur-
pflanzen mit alleiniger Ausnahme der mehrjährigen Luzerne. — Zoeller machte
die Mittheilung, dass bei Topf kulturversuchen die Bewurzelung der Bohnen in ver-
schiedenen Bodenarten anfangs nur den Unterschied bot, dass sich in einem schwe-
reren Boden weniger aber stärkere Wurzeln bildeten, als in einem leichten, und dass
ein auffallender Unterschied in der Wurzelmasse je nach dem Reichthum des Bo-
dens oder der Düngung erst bei der Reife der Pflanzen sichtbar wurde. —
Von Gohren führte eine Reihe von Messungen der Blattoberfläche unserer Kultur-
pflanzen in verschiedenen Entwicklungszuständen aus. — Musset behauptet, dass
der Stamm aller unter natürlichen Verhältnissen wachsenden Bäume in seinem
Querschnitt eine elliptische Form zeigt, und dass die grosse Achse dieser Ellipse
immer nach ein uud derselben Himmelsrichtung gestellt ist; den Grund dieser Er-
Die Pflanze. 157
scheinung sucht er in dem Einfluss der Erdumdrehung. — Haberlandt be-
stätigte die von Nobbe gemachte Beobachtung, dass eine Ursache des geringen
Körneransatzes beim Buchweizen in dem häufigen Verkümmern des Fruchtknotens
und in dem dadurch bedingten Männlichwerden der Zwitterblüthen zu suchen sei.
— Nobbe beobachtete den Einfluss des Lichtes auf den Bau der Erbsenwurzel
und fand, dass sich in hellem Lichte der Zahl nach weit weniger Wurzeln bildeten,
als im Dunkeln , dass dieselben aber erheblich länger wurden und eine ansehnlich
grössere Oberfläche repräsentirten. Eine mechanische Wirkung der Sonnenstrahlen
— in Form negativer oder positiver heliotropischer Krümmungen — wurde bei dem
Experiment nicht bemerkt. — Scheibler bewies in einer vortrefflichen und den
Gegenstand nach allen Kichtungen erschöpfenden Arbeit, dass der bisher ver-
muthete gesetzmässige Zusammenhang zwischen Saftqualität — bezieh. Zucker-
gehalt — und spezif. Gewicht der Zuckerrüben nicht besteht und findet der Grund
dafür in der bekannten Thatsache, dass der Rübenkörper in gewissen Zellen und
in den Interzellularräumen wechselnde Mengen Luft führt. —
In der Abtheilung „Leben der Pflanze" lagen ad a „Keimung" 5 Arbeiten
vor. Beyer berichtete über die Keimung der gelben Lupine. Als wichtigste Re-
sultate lieferte die Untersuchung die Sätze : Bei der Keimung der Lupine bildet
sich Stärke, die sich bald nach Streckung des Keims in diesem mikroskopisch
nachweisen lässt , wahrend man in dem ruhenden Kerne diesen Stoff nicht aufzu-
finden vermag. Von den Eiweisskörpern geht während der Keimung so gut wie
nichts verloren , aber sie erfahren eine bemerkenswerthe Umsetzung ; während ein
grosser Theil derselben im ruhenden Kern unlöslich abgelagert ist, findet man nach
der Keimung im Stengelglied und in der Radicula fast nur Asparagin. Das Oel
scheint bei der Keimung ebenfalls mehr eine qualitative als quantitative Verände-
rung zu erfahren, indem der flüssige phosphorhaltige Theil desselben sich ver-
mindert, während der feste wachsartige sich vermehrt. — Von Rappard gab in
seiner Studie über die Keimung der Kartoffel einen hübschen Ueberblick über die
dabei auftretenden anatomischen Verhältnisse und zeigte dass die Keimung der Kar-
toffel unter 4 ° C. gar nicht eintritt, bei einer durchschnittlichen Bodentemperatur von
7° C. nur sehr langsam verläuft. Der chemische Theil der Arbeit , der nur aus
einigen Bestimmungen von Stickstoff, Stärke und Zucker besteht, lehrt nichts
wesentlich Neues. — Carey Lea prüfte den Einfluss einer grössern Anzahl or-
ganischer und unorganischer Verbindungen sowie auch der Elektrizität auf die Kei-
mung und fand, dass keins der angewandten Mittel dieselbe förderte, sondern dass
alle sich entweder als indifferent oder schädlich erwiesen. — Hosaeus wies nach,
dass bei der Keimung der Getreidesamen nachweisbare Mengen Ammoniak gebildet
werden und theilte einige hierauf bezügliche quantitative Bestimmungen mit. —
John berichtete über zwei Reihen von Versuchen über den Einfluss des Dampf-
maschinendruschs auf die Keimfähigkeit des Weizens. Aus den beiden Versuchs-
reihen, die von Sorauer und Weidner ausgeführt wurden, geht übereinstim-
mend hervor, dass die mit Maschinen ausgedroschenen Körner an sich ebenso wohl
keimfähig sind, wie die durch Handdrusch gewonnenen , dass sie auch schwachen
Beizmitteln wie Kalk nahezu ebenso gut widerstehen, dass aber bei dem Einbeizen
mit dem stärker wirkenden Kupfervitriol eine grosse Anzahl derselben, wahrschein-
lich in Folge von Oberhaut-Verletzungen , seine Keimfähigkeit einbüsst. Diese
schädliche Einwirkung tritt in etwas geringerem Masse auf bei langsamem Gange
der Maschine und wenn das ausgedroschene Getreide unter Umgehung der Eleva-
toren und Paternosterwerke mit der Hand gereinigt wird. —
158 Die Pflanze.
Eine ganz besonders eifrige Bearbeitung hat wieder der Abschnitt „Assimilation
und Ernährung" erfahren. Ha liier weist nach, dass die Imbibition flüssiger
Stoße in die Pflanze, gleichgültig ob man dieselben mit einer Schnittwunde oder
mit der unverletzten Oberhaut in Kontakt bringt, immer nur durch die chloro-
phyllfreien Zellen erfolge, und dass die eigentliche Saftbewegung in dem Stamme
und den Zweigen der Holzpflanzen lediglich dem Kambialzylinder und bei den
Monokotyledonen den Kambialsträngen zukomme. — F. Schulze zeigte in
einer Reibe von Experimenten, auf welche Weise es gelingt, Blätter und Blüthen
an abgeschnittenen Holzzweigen durch Anwendung hydrostatischen Drucks zur
Entwicklung zu bringen. — Fleisch mann und Hirzel bestimmten die
Menge des von Hopfenblättern oder Hopfenpflanzen verdunsteten und aufgesogenen
Wassers und zeigten, dass gewisse Pflanzenkrankheiten, z. B. der schwarze Brand
des Hopfens nicht, wie häufig angenommen, von einer gehinderten Verdunstung
— einem Stocken der Säfte — herzuleiten sei. — Lechartier giebt Messungen
und Analysen von dem Gasgemenge, das er aus den Blattstielwunden von Nym-
phaea zu verschiedenen Tageszeiten erhielt und ergänzt und bestätigt damit zum
Theil die Eesultate einer altern K n o p ' sehen Arbeit, die er nicht erwähnt und die
er offenbar nicht gekannt hat. — Ueber die Veränderungen, die während des
Saftsteigens in den Bäumen vor sich gehen, wird unsere Kenntniss durch zwei Ar-
beiten vermehrt. Zunächst ergänzt Beyer seine früheren Mittheilungen über den
Frühjahrssaft der Birken und Hainbuchen, (vergl. Jahresber. 1865 S. 167.) durch
die Angabe, dass in letzterem Krümelzucker als einziges Kohlehydrat, ferner
Aepfelsäure und Asparagin auftrete und durch den analytischen Nachweis der
Mineralstoffe, welche ersterer den Frühjahrsknospen zuführt. Sodann berichten
Famintzin und Borodin über eine lebhafte transitorische Stärkebildung in den
männlichen Biütbenständen und den obersten Zweiginternodien der Birke bei Be-
ginn der Vegetation. Das Material, ans dem die- Stärke gebildet wird, vermutben
die Verfasser in einem ölartigen Stoffe, mit dem alle Mark- und Rindenparencbym-
zellen im Winterzustande angefüllt sind. Bei dem Fortschreiten der Vegetation
verschwindet die Stärke bald wieder, indem sie zum Aufbau der sich streckenden
Kätzchen und Knospentriebe verwendet wird. — Hartig berichtet über einen
Entlaubungsversuch an Weymuthskiefern. Das Fxperiment war angestellt, um die
Laubmasse zu bestimmen, die zur Erzeugung eines normalen Holzzuwachses im
Minimo erforderlich ist. Die von uns oben wiedergegebenen Mittheilungen sind
als vorläufige zu betrachten, da der im Jahre 1860 begonnene Versuch seinen Ab-
schluss noch nicht gefunden hat. — Nobbe hatte die Freude, Runkel- und Kohl-
rüben aus den Samen in wässrigen Nährstofflösungen zu ziehen, sie ziemlich zwei
Jahre lebendig zu erhalten und zu einer ansehnliehcn Entwicklung zu bringen. Es
ist damit der Beweis geliefert, dass die Kulturmethode in wässrigen Lösungen auch
für zweijährige krautige Pflanzen brauchbar ist. — Derselbe Beobachter hatte
wiederholt Gelegenheit, die Auswitterung von Salzen aus lebenden Pflanzen zu be-
merken. Die Eascheinung tritt auch bei Pflanzen auf, die in zu konzentrirten Salz-
lösungen stehen, oder deren Assimilation — auch bei schwachem Salzgehalt der
Nährstofflösung — durch ungünstige äussere Verhältnisse unterdrückt ist; sie be-
zeichnet also ganz allgemein ein Missverhältniss zwischen Sal/.aufnahme und Assi-
milation. — Hallier beobachtete die 'Abscheidting von kohlensaurem Kalk durch
die Wurzeln auch bei Landpflanzen (Topfgewächsen). — Zo eller gab Bohnen-
pflanzen nach vollendeter Blüthe eine Düngung von gelösten Salzen und erhielt
Die Pflanze.
159
davon eine reichliche Mehrproduction von Pflanzenmasse. — Bret schnei der
tritt für die Unentbehrlichkeit der wasserhaltigen Silicate bei der Pflanzenernährung
in die Schranken und führt an, dass er bei seinen Jahre lang fortgesetzten Kultur-
versuchen in wässrigen Lösungen und Quarzsand nur bei Gegenwart von wasser-
haltigen Silicaten (oder nach den Erfahrungen des Jahres 18GG — Humussub-
stanzen) eine normale Vegetation beobachten konnte, und dass das Weglassen der
wasserhaltigen Silicate stets eine ganz mangelhafte Produktion und fast stets das
Fehlschlagen jeglicher Samenbildung im Gefolge hatte. Die bekannten Versuche
von Nobbe und Wolff wurden von ihm wiederholt, hatten aber einen. den Angaben
jener Forscher ganz entgegengesetzten Erfolg. (Bretschnoider giebt uns vor-
läufig nur das erwähnte Resultat seiner Arbeit. Mit Spannung wird jeder Agrikultur-
chomiker der versprochenen Veröffentlichung der Versuch-Details entgegensehen.) —
Von den He llriegel' sehen Versuchen über das Nährstoffbedürfniss der Cerealien
gaben die Annal. der Landw. ein gelegentliches Bruchstück, in welchem die Be-
hauptung aufgestellt wird , dass die Gerste zur Produktion einer Maximalernte
allerwenigstens für jede 1000 Theile Stroh-Trockensubstanz 5 und für jede 1000
Theile Körner-Trockensubstauz 3,8 Theile Kali bedürfe. — Die aus den Möckern-
schen Laboratorium hervorgegangene umfangreiche Versuchsreihe über die Auf-
nahme der Mineralsalze durch das Pflanzengewebe wurde in Bezug auf Chloride
durch Biedermann fortgesetzt und vervollständigt. — Schönbein machte uns
mit der Fähigkeit der niederen Pflanzen — Schwämme, Pilze, Conferven, Hefe —
bekannt, Nitvate mit grosser Leichtigkeit in der Art zu zersetzen, dass sie zunächst
in Nitrite übergehen. Schönbein erklärt daraus das Vorkommen von Nitriten im
Brunnenwasser. — Die Frage : welche Stickstoffverbindungen sind Nährstoffe für die
Pflanzen? hat von drei Seiten zugleich eine Bearbeitung erfahren, aber die erhal-
tenen Resultate stehen mit einander in Widerspruch. Hampe zog Mais in wäss-
rigen Lösungen, die einmal Harnstoff, ein andermal Ammoniak als einzige Stick-
stoffquelle enthielten, und es gelang ihm in beiden Fällen, seine Pflanzen nicht
nur zu einer befriedigenden Massenproduction, sondern auch zu einer erwünschten
Fruchtbildung zu bringen. Auch G. Kühn konnte zwei Maispflanzen aufweisen,
die Körner hatten und denen ausser Ammoniak keine andere Stickstoffverbindung
zugeführt worden war, doch war bei beiden die Massenproduktion nur gering und
Gewicht wie Ausbildung der Samen sehr schwach. Hampe führt ausdrücklich an,
dass bei seinen Experimenten in den Lösungen zu keiner Zeit und in keinem Falle
Salpetersäure , Hippursäure oder salpetrige Säure nachzuweisen war. Dagegen
berichtet Beyer, dass auch er zwar in Lösungen, die Ammoniak, Harnstoff
oder Hippursäure als einzige Stickstoftquelle enthielten, Pflanzen und zwar Hafer-
pflanzen wachsen sah , die es bis zur Körnerbildung brachten , dass diese Pflanzen
aber weit kümmerlicher vegetirten, als die mit Salpetersäure ernährten, und dass er
gleichzeitig immer und in allen Fällen in seinen Harnstoff- und Ammoniak- resp.
Hippursäure-Lösungen eine Salpeterbildung habe nachweisen können. — Coren-
winder weist die Veränderungen nach, welche die Zuckerrübe bei der Samen-
bildung erfährt und belehrt uns zugleich über den Unterschied, den die einjährigen
und zweijährigen Rüben bei diesem Prozesse darbieten. Aus der zweijährigen Rübe
verschwindet bei der Samenbildung aller Zucker und alle Phosphorsäure und die
Eiweissstoffe derselben findet man in Salpetersäure umgewandelt. Schiesst eine
einjährige Rübe in Samen, so zeigt sich die Phosphorsäure zur Zeit der Frucht-
reife nur theilweise konsumirt und der Zucker gar nicht oder nur unbedeutend ver-
16(J Die Pflanze.
mindert. Der von einjährigen Rüben produzirte Same ist immer unvollkommen
und besitzt einen unausgebildeten Eiweisskürper. — Hugo Schulz und Hein-
rich lieferten durch umfassende periodenweise vorgenommene Analysen der ge-
trennten Organe ein Bild von der Assimilation und dem Stoffwechsel in zwei
landwirtschaftlichen Kulturpflanzen, und zwar studirte ersterer die Cichorie mit
besonderer Rücksichtnahme auf die Aschenbestandtheile und letzterer den Weizen
mit spezieller Berücksichtigung der näheren organischen Bestandtheile. — Haber-
landt gab Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Maispflanze, aus denen hervor-
geht, dass die frühreifenden Maissorten nur von trocknen Ländern mit raschstei-
geuder Sommerwärme hervorgebracht werden , dass die Reifezeit früher Sorten bei
der Uebertragung derselben aus südlichen in nördliche Gegenden von Jahr zu
Jahr hinausgeschoben wird, und dass also Länder, die an der nördlichen Grenze
des Maisbans liegen, darauf angewiesen sind, auf die eigene Anzucht von Samen
zu verzichten und denselben immer frisch aus seiner südlich gelegenen Heimath
zu beziehen. — N o b b e referirte über Anbauversuche mit der Heiligenstädter
Kartoffel und sprach sich über den Kulturwerth derselben wie folgt aus. Die Hei-
ligenstädter Kartoffel bietet den Vorzug einer bedeutenden Entwicklung ihrer
Knollentriebe und damit einer grossen Massenproduktion, ihre Knollen gehören zu
den qualitativ besseren Sorten und zeigen eine relativ grosse Widerstandsfähigkeit
gegen die Krankheit, die Sorte beansprucht aber eben wegen der weit ausgebrei-
teten Sprossen einen grösseren Bodenraum, als die meisten übrigen Sorten, hat
eine sehr langsame Entwicklung und ist deshalb in rauhen Lagen mit kurzem
Sommer durchaus unsicher. — Unter anderen fand sich auch ein Artikel von
Strohecker „über die chemische Konstitution der Pflanze," in welchem der Nach-
weis versucht wird, dass für jede Pflanze ein bestimmter Assimilations- und dito
Substitutions- Coefficient aufzustellen sei. (Wir haben darin nur Phantasie, nicht
Forschung zu finden vermocht. H.). — Boussingault theilt eine Anzahl von Ex-
perimenten mit, welche die ausserordentliche Empfindlichkeit der Pflanzen gegen
Quecksilberdämpfe beweisen. Pflanzen, mit einem Näpfchen voll Quecksilber unter
eine Glocke gebracht, starben in kurzer Zeit unfehlbar ab. Wurde aber ausser
dem Quecksilber noch eine geringe Quantität von Schwefelblumen unter die Glocke
gebracht, so wurde damit in allen Fällen der schädliche Einfluss des Metalls sofort
paralysirt. Boussingault stellt weitere Versuche zur Erklärung dieser Thatsache
in Aussicht. — Reichardt berichtete endlich über einen Fall, der geeignet ist zu
zeigen, welche grosse Menge von Zink Pflanzen aufnehmen können, ohne daran zu
Grunde zu gehen. Ein Oleander und ein Agapanthus waren aus Versehen mit einer
konzentrirten Chlorzinklösung begossen worden. Die Pflanzen starben nicht, obgleich
sich in den Organen des Oleanders von 0,2 bis reichlich 1 Proz. Zink (auf Trocken-
substanz bezogen) nachweisen liess. —
Von den drei Artikeln, die wir unter der besondern Abtheilung dieses Ab-
schnitts „Einfluss der Imponderabilien" zusammenfassten , bietet offenbar der erste
von Blondeau „über den Einfluss der Elektrizität auf die empfindlichen Pflan-
zen" das höchste Interesse. Eine Mimosa pudica, die sich gegen die Einwirkung
eines Bunsenschen Elements vollkommen indifferent verhielt, zeigte sich gegen den
Inductionsstrom eines kleinen Ruhmkorffschcn Apparats im höchsten Grande em-
pfindlich. Ein kurzes Durchleiten des Stroms versetzte sie in den Zustand der
Starre und eine 25 Minuten dauernde Einwirkung desselben reichte hin, um sie zu
tödten. Das Bemerkenswertheste dabei war, dass die Pflanze durch Aetherdämpfe
Die Pflanze. 161
vollständig empfindungslos gemacht werden konnte und zwar gegen den elektrischen
Strom ebenso wie gegen mechanische Erschütterungen. Auch auf das Reifen der
Früchte und das Keimen der Samen machte der Inductionsstrom einen deutlichen
Einfluss geltend. Elektrisirte Früchte wurden noch am Baum schnell mürbe und
elektrisirte Samen keimten rascher und kräftiger als nicht elektrisirte; dabei zeigten
eine Anzahl elektrisirter Bohnensamcu die eigentümliche Erscheinung, dass sie
kopfunter, d. h. mit den Kotyledonen im Boden und mit dem Würzelchen in der
Luft zu Tage kamen. — Die beiden andern Artikel von Cailletet u. A. Mayer
bezogen sich auf die Einwirkung des farbigen Lichts auf die Zerset/.ung der Koh-
lensäure und die Assimilation und Produktion überhaupt. Die Versuche von
Cailletet bestätigen die von deutschen Forschern gemachte Beobachtung, dass die
Zersetzung der Kohlensäure vorzugsweise unter den leuchtenden Strahlen des
Spectrums und in erster Linie unter den gelben vor sich geht; in grünem Licht
konstatirte C. sogar eine Ausbauchung von Kohlensäure. Mayer hatte die Ab-
sicht, zu versuchen, ob es nicht möglich sei, in rein gelbem Licht allein den ganzen
Vegetationsprozess einer Pflanze verlaufen zu lassen. Diese Absicht gelang nun
zwar nicht, aber die Versuche genügten doch, um zu beweisen, dass einige Pro-
duktion von Pflanzensubstanz auch bei gänzlichem Abschluss aller chemischen
Strahlen stattfinden könne. —
Mit jedem Jahre mehrt sich die Ausbeute, welche die Literatur für unsern
letzten Abschnitt „ Pflanzenkrankheiten " bietet und so wurde uns auch im Jahre
1867 eine ganze Anzahl bisher unbekannter kleiner Feinde der Landwirtschaft
aus dem Thier- und Pflanzenreiche denunzirt. Zunächst berichtet der unermüd-
liche Julius Kühn über einige Krankheitsformen der Weberkarde. Die eine
eharacterisirt sich durch das Abfaulen des Stengels unterhalb des Kopfes der Karde
und wird durch einen Pilz hervorgerufen, in welchem Kühn die Peziza Sclerotiorum
zu erkennen glaubte. Die zweite Krankheitsform zeigt sich als ein mehlthauartiger
weissgrauer Ueberzug auf den Blättern der Karde, welcher das Verkümmern der
Pflanze nach sich zieht. Als Krankheitsursache wurde auch hier ein Tilz und zwar
Peronospora Dipsaci erkannt. Zugleich beobachtete Küh n wiederholt das Auftreten
von Anguillulen an der Karde als in hohem Grade schädlich. An der Esparsette
fand derselbe eine gallenartige Missbildung der Fiederblättchen auf und konstatirte
als Ursache die kleine fusslose orangefarbene Made der Cecydomia astragali. —
Karmro dt wies die Schädlichkeit der Anguillulen auch für den Roggen, wo sie
an dem ersten Halmknoten oder der Basis der Blattscheiden auftreten, für den
Klee, bei welchem sie in den Stockausschlägen ihr Wesen treiben, und für den
Buchweizen nach. — Munter machte uns mit einem neuen Gerstenblatt -Zer-
störer bekannt, der die chlorophyllhaltigen Zellen zwischen der innern und äussern
Oberhautplatte ausfrist und so die Pflanze zu Grunde richtet. Der Uebelthäter ist die
Larve eines zweiflügeligen Insekts, der Hydrcllia griseola. — Und Fleischmann
theilte seine Beobachtungen über zwei Krankheitsformen des Hopfens mit, von
denen er die eine als ..Milbensucht des Hopfens" bezeichnet, während die andere
gewöhnlich „der schwarze Brand* genannt wird. Die erstere der bezeichneten
Krankheitsformen wird durch eine kleine rothe Milbe verschuldet, welche die Ran-
ken, Träubchen und Blätter mit einem zarten weissen Gespinnst überzieht und sie
dadurch tödtet; Fl. nennt diese Milbe Tetramchus humuli. Als Ursache des
schwarzen Brandes nimmt Verfasser das plötzliche Auffallen einer Unzahl von
Hopfen-Blattläusen und die durch diese Thiere bewirkte starke Saftentziehung an. Die
Jahresbericht X. 1 1
162 Die Pflanze.
Zerstörung der Pflanze wird dann durch die nachfolgende Ansiedelung eines
schwarzen Pilzes auf den Hopfeuhlättern vollendet. In dem Pilze erkannte Fl. die
Pleospora herharum Tulasne. —
Ausser diesen Angaben über neubeobachtete Krankheitsursachen konnten wir
für den Bericht noch einige, auf schon bekannte Krankheitsformen bezügliche Mit-
theilungen sammeln. Conte giebt an, dass es ihm gelang, an einer grössern An-
zahl von Weinstöcken mit Entschiedenheit zu beobachten, wie das Befallen mit
Oi'dium durch das Niederbinden der Reben in hohem Grade befördert wird. — Zur
Kartofl'elkrankheitsfrage berichtet die Generalkommission für das agrikultur-chcmische
Versuchsweseu in Berlin, dass die gemeinschaftlichen Versuche der landw. Aka-
demieen und Versuchsstationen Preussens in Betreff des zur Verhütung der Krank-
heit gemachten Vorschlags, die Kartoffeln sofort bei dem Auftreten der Kraut-
krankheit vollständig zu entlauben, das übereinstimmende Resultat ergeben haben,
dass durch die Entlaubung die Weiterentwicklung der Knollen sofort unterbrochen
und sistirt wird, und dass mithin diese Operation, je nachdem sie früher oder
später unternommen wird, den Knollenertrag ebenso empfindlich herabdrücken kann,
wie die Krankheit selbst. — Ein französischer Landwirth, Bossin bereicherte die
Literatur mit Angabe einer durch 17 Jahre bewährten praktischen Methode zur
Verhütung der Kartoft'elkrankhcit, welche einfach darin besteht, dass man nur die
frühesten Kartoft'elsorten zum Anbau benutzt, die Knollen schon im Februar aus-
legt und die Ernte vor dem Auftreten der Krankheit im Juli und August reif in
Sicherheit bringt. (Schade nur, dass die praktische Methode nach unsrer Ueber-
zeugung für alle nördlicher gelegenen Gegenden nicht anwendbar ist.) — Ueber
das Lagern des Getreides bestätigte Veiter durch Düngungs- und Kulturversuchc,
sowie durch chemische und mikroskopische Analysen die von Pierre aufgestellte
Ansicht, (vergl. Jahresbericht 1866 S. 201.) dass die Ursache für die Abnormität
nicht in einem Mangel an Kieselsäure, sondern in einer vorzugsweise durch Licht-
mangel bedingten unvollkommenen Ausbildung der Holzfaser zu suchen sei, und
dass mithin auch eine Düngung mit Silikaten das Lagern nicht verhindern könne.
VonInteies.se sind in der Vclter'schen Arbeit die mikroskopischen Beobachtungen
über die Form, in welcher sich die Kieselsäure im Weizenhalme abgelagert findet.
— Von grosser Wichtigkeit endlich erscheint eine von Hai Her betreffs des
Staub- und Steinbrandes aufgestellte Ansicht, falls sich dieselbe nach allen Rich-
tungen bestätigen sollte. Hall, behauptet nämlich, dass üstilago carbo und Tilletia
caries durchaus keine selbstständige Pilzformen , sondern nur gewisse Zwischen-
formen von bekannten Schimmelpilzen seien , dass dieselben auch in Form von
Hefe auftreten können, und dass mithin die Ansteckung durchaus nicht einzig und
allein durch die als Üstilago und Tilletia bekannten Brandsporen zu erfolgen
brauche, sondern dass die kleinen Feinde in Form verschiedener, bisher gar nicht
verdächtiger Gebilde auf das Feld geschleppt werden können. —
L i t e r a t ii r.
Handbuch der physiologischen Botanik, in Verbindung mit A. de Bary, TL Ir-
misch, N. Pringsheim u. J. Sachs herausgegeben von W. Hofmeister.
1 Bd. Leipzig, Engclmann.
Die Pflanze. 163
Botanische Untersuchungen aus dem physiologischen Laboratorium der landwirth-
schaftlichen Lehranstalt zu Berlin, von IL Karsten. 3. u. 4. Heft. Berlin,
Wiegandt uud Hempel.
Uebcr die Richtungen und Aufgaben der neueren Pflanzenphysiologie, von Joh.
Hau stein. Bonn, Markus.
Die periodischen Erscheinungen des Pflanzcnlebens in ihrem Verhältniss zu den
Wärmeerscheinungen, von C. Linsser. Leipzig, Voss.
Der Tabak, seine Bestandteile und seine Behandlung. Untersuchungen und Ver-
suche der landwirtschaftlichen Versuchsstation Karlsruhe. Von J. Nessler.
Mannheim, Sehneider.
Notiz über die Bestandteile der Stammrinde des Apfelbaumes, von F. Röchle der.
Wien, Gerold's Sohn.
Die Ftlanzenkrankheiten, von A. Am mann. Stuttgart, Kitzinger.
Recherches experimentales sur le dereloppement du ble et sur la repartition dans
ses diffdrentes parties des ele'ments qui le constituent a divers dpoques de
sa Vegetation, par Isidor Pierre. Caen, Le Blanc-Hardel.
Die Entstehung der wandständigen Protoplasmaströmchen in den Pflanzenzellen und
deren Verhältniss zu den spiraligen und netzförmigen Verdickungsschichten,
von Leopold Dippcl. Halle, Schmidt.
Die Physik in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Pflanzenphysiologie, von Willi.
Schumacher. II. Bd.: Die Physik der Pflanze. Berlin. Wiegandt und
Hempel.
11*
Bodenbearbeitung.
Referent: Th. Dietrich.
Künstliche Ueber künstliche Alluvion als Mittel zur Hebung der
Alluvion °
zur Hebung Bodenkraft, von Frjaas.*) — Der Verfasser empfiehlt unter Hinweisung
der Boden- auf (ije imnier mehr überhandnehmende Getreide -Einfuhr aus dem Osten
Europa's und die daraus hervorgehende Herabdrückung unserer Felder in
ihrem Werthe die Nutzbarmachung der uns im Westen zu Gebote stehen-
den zahlreichen Flüsse und Bäche und der massenhaften Pflanzen - Nähr-
stoffe, welche diese in ihrem Schlamme enthalten. Er sieht in der künst-
lichen Alluvion (nicht bloss Bewässerung), die einst die grössten Staaten
der alten Welt, wie noch heute Aegypten, fruchtbar erhielt, das Mittel
zur steten Kraftmehrung der Felder, zur Steigerung ihrer Erträge und
zur wohlfeileren Produktion. Die Ertragssteigerung liefert der Dünger,
den Dünger das Futter, das Futter am wohlfeilsten die Alluvionswiesen.
Führen die Flüsse schon beim Ueberrieseln den Wiesen beträchtliche
Mengen von Nährstoffen hinzu, so ist das noch viel mehr der Fall durch
ein Ueberschlämmen. Die künstliche Anschlämmung, die Alluvion, ist
nach dem Verfasser der Kern der Bewässerung. Der Verf. verweist auf
den hohen Nährstoffgehalt des Flussschlammes; so bringt die Saale bei
Jena mit einer V« Zoll hohen Schlammdecke auf einen Hektar 16G8.8 Ki-
logrm. organische Substanzen mit 98.8 Klgr. Stickstoff, 32 Klgr. Salpeter-
säure, 144.4 K. Phosphorsäure, 19.2 Klgr. Chloralkalien und 839.2 Kl. Kali
und Natron. Der Schlamm der Scheide enthält in 105000 Klgr. 1000
Klgr. Kali, 2000 Klgr. Natron, 63 Kl. Ammoniak und 493.5 Klgr. Phos-
phorsäure. Wie gross die Schlamm-Massen sind, welche mit den Flüssen
ungenützt wegfliessen, davon kann man sich aus der Berechnung von
Herve Mango n einen Begriff machen, nach welchem die Durauce in
Frankreich in 11 Monaten 10770313 Kubikmeter feste Substanzen mit
sich fortführt.
Horsky'- Neues Ackerungs-System von Franz Horsky.**) — Der Ver-
Ackerunga- fassei' erläutert sein Ackerungssystem in Folgendem. Dasselbe vereinigt
System.
*) Landw. Centralbl. f. D. 1867. I. S. 389.
**) Centralbl. f. d. gesammte Landeskultur. 18G7. S. 91.
Bodenbearbeitung. L65
eine Seichtackerung mit einer gleichzeitigen Tiefackerung in zwei Erd-
schichten übereinander, ohne dass die Erde von diesen beiden Ackerungen
mit einander vermengt wird. Dabei sind folgende Grundsätze festzuhalten,
und zwar:
1) dass die erste Ackerung bei Einführung des Ackerungssysteins um
2 bis 3 Zoll tiefer zu geben ist, als vordem immer geackert wurde,
damit die hierdurch unmittelbar unter der bisherigen Ackerkrume
neu aufgeackerte, 2 bis 3 Zoll starke Erdschicht auf die Oberfläche
gebracht wird;
2) dass bei allen späteren Ackerungen der oberste Theil der Acker-
krume nur seicht, bloss 3 bis 4 Zoll zu wenden, gleichzeitig
aber der Boden in weiterer Tiefe so tief als nur möglich unter-
zuackera ist;
3) dass in Zwischenräumen von etwa 6 bis 10 Jahren eine 8 bis 9
Zoll tiefe Wendefurche zu geben ist, damit die während dieser
Zeit nur 3 bis 4 Zoll tief gewendete, daher immer an der Ober-
fläche erhaltene Erde nach unten, dagegen die zunächst darunter
befindliche, durch die Unterackerung locker erhaltene wieder nach
oben gebracht wird.
Der Verfasser fasst die Vortheile seines neuen Ackerungs- Systems
in Folgendem zusammen:
Erstens werden durch die bei Einführung des Systems um 2 bis 3
Zoll tiefer zu gebende erste Ackerung Düngstoffe auf die Oberfläche der
Ackerkrume gebracht, welche sich unter dieser Ackerkrume auf den Un-
tergrund aus der Dünglauge abgelagert haben. Unter der Ackerkrume
sind nämlich jene Düngstoffe zu finden, welche durch das Regenwasser
aus [dem auf oder in den Acker gebrachten Dünger ausgelaugt wurden
und sich auf den Untergrund abgelagert haben, indem durch dieselben
die Dünglauge gleichsam filtrirt wurde.
Zweitens werden durch die nachfolgende gleichzeitige Seicht- und
Tiefackerung in zwei Erdschichten die ferneren Vortheile erreicht, und zwar
a) die obere, meistens bessere Erde, ferner die unter derselben ab-
gelagert befindlichen und durch die angewendete erste tiefe Ackerung
auf die Oberfläche gebrachten Düngstoffe, endlich auch der aufgeführte
Dünger und die Ueberreste von demselben werden immer in der
Oberfläche erhalten, wo die erste Entwickelung der Pflanzen ge-
schieht, wo der Sitz der Wurzelkrone ist, und von wo aus die Wur-
zeln ihre Hauptnahrung erhalten;
b) die untere, meistens schlechtere Erde des Untergrundes wird bloss
aufgelockert, keineswegs aber mit der oberen besseren vermengt;
c) die Düngstoffe verbleiben in der oberen, bloss 3 bis 4 Zoll zu
wendenden Erdschicht, dagegen dient die untere, so tief als mög-
lich unterzuackernde Erdschichte dazu, nicht nur die Dünglauge
zu filtriren und dadurch die darin enthaltenen Düngstoffe aufzu-
1Gb Bodenbearbeitung.
nehmen, sondern auch die Ausbildung und Verbreitung der Wur-
zeln zu erleichtern und ein Magazin für die längere Erhaltung der
Feuchtigkeit abzugeben.
Der Verfasser legt hiernach auf die Ansammlung des Düngers und die Erhal-
tung desselben in der obersten , nur 3 bis 4 Zoll tiefen Schicht des Bodens ein
Hauptgewicht bei dem Ackerbaue, denn sein System läuft im Wesentlichen auf die
Erreichung dieses Zieles hinaus. Wie verhält sich aber dieses Ackerungssystem zu
dem Gedeihen der tiefwurzelnden Kulturgew ächse , für welche man sonst bemüht
ist, dem Untergründe Dünger zuzuführen und dem Absorptionsvermögen der Acker-
krume entgegenwirkende Mittel zu finden ?
Natürliche Ein System natürlicher Drainirung des Bodens mit
n'ifküus^ künstlicher Vorfluth, von J. Matern.*) — Der Verfasser gelangte
iicher durch Beobachtungen und Erfahrungen, welche er bei der Anlage von
vorflutb. Brunnen machte, die eine natürliche Entwässerung eines grösseren Kom-
plexes nasser und kalter Felder zur Folge hatte, zur Aufstellung eines
natürlichen Drainirungs-Systems. Er entwickelt dasselbe in einer länge-
ren Abhandlung, welche er in folgenden Sätzen resumirt:
1. Das Grundwasser, welches unsere Felder nass und kalt macht, ist
im Allgemeinen der angesammelte Ueberschuss des auf denselben Feldern
niedergefallenen Regenwassers, welches im Untergrunde keine seitliche Ab-
leitung findet und durch die Summe der Hindernisse der Ableitung nach
tieferen Schichten bis in die Oberfläche hineingestaut wird.
2. Wenn die in den festgelagerten und thonhaltigen Schichten blei-
benden kapillaren Zwischenräume auch so eng sind, dass dieselben eine
verhältuissmässig erhebliche Quantität Wasser nicht enthalten, auch eine
solche nicht schnell durchlassen können, so ist doch keine undurchlassende
Schicht in unserem in Betracht kommenden Untergründe so undurchlassend,
dass dieselbe nicht etwa Vs des grössten jährlichen Regenfalls durchlassen
kann, wenn das Wasser aus der unterhalb gelegenen Schicht einen Ab-
flugs erhält.
3. Jede Kies-, Grand- oder Sandschicht enthält so viele Zwischen-
räume, dass dieselbe einerseits bei erheblicher Mächtigkeit und Ausdeh-
nung ein grosses Wasserreservoir bildet, andererseits auch bei einer die-
sem Reservoir gegebenen künstlichen Vorfluth Leitmigsprofil genug dar-
bietet, um der Vorfluth eine sehr erhebliche Quantität Wasser zuzuführen.
4. Wenn man unter einem ebenen nassen Felde eine solche durch-
gehende Sandschicht hat, so hat man nur einen Brunnen anzulegen und
das Wasser beständig auszuschöpfen, um das Feld in der wirksamsten
Weise trocken zu legen.
5. Die Leistung eines in eine genügend tiefe und weit sich er-
streckende Sandschicht gegrabenen Brunnens wächst unter sonst glei-
*) Land- u. forstwirthschafil. Ztg. d. Prov. Prcussen. 1867« S. 5.
nbearbeitung. 10/
chen umständen bis au einer gewissen, durch die Tiefe der Schicht beding-
ten Grösse mit der Flüche der Sandschicht, welche durch den Brunnen
folossgelegt wird (Ausflussöffhung), von da ab mit der Grösse des Umfangs
des Bronnens (entsprechend dem Zuleitungsprofil).
6. Die Quantität Wasser, welche man auf solche Art einer Schicht
durch nur einen verhältnismässig grossen Brunnen entziehen kann, ist
nur bedingt durch die Flächenerstreckung der Schicht und die Wasser-
höhe, welch'1 der Boden im Durchschnitt der Jahre als Drainwasser nach
der natürlichen Drainschicht durchsickern lässt.
7. Dieses System natürlicher Drainirung ist überall anwendbar, wo
sich eine Sandschicht in erheblicher Erstrecküng und genügender Stärke
in nicht zu grosser Tiefe unter der Oberfläche verbreitet.
8. Die Wirkung wird mit grosser Wahrscheinlichkeit in allen Fällen
eine vollkommenere sein, als die der Eöhrendrainirung.
9. Die Kosten der Anlage und des Betriebes werden sich immer ge-
ringer stellen als Kosten und Verzinsung nebst Unterhaltung der Böhren-
drainage.
10. Man kann bei geeigneten Verhältnissen in kürzester Zeit ein
ganzes Gut, eine ganze weite Gegend auf diese Art drainiren.
Dieses dargelegte Entwässerungssystem scheint uns nicht nur in der Praxis
wirklich verwendbar, sondern auch für dieselbe von hoher Bedeutung zu sein. Die
Anwendung desselben dürfte in vielen Fällen, namentlich da, wo die Köhrendrainage
wegen der Tiefe der undurchlassenden Schichten nur höchst unvollkommen zum
Ziele führt, Bedeutendes leisten. Zur Feststellung der Anwendbarkeit desselben
bedarf es nur des meist leicht zu führenden Nachweises einer wasserführenden
.Sandschicht und dereu Verbreitung unterhalb der schwer durchlassenden Boden-
schichten. Es sind Beispiele vorhanden, führt der Verfasser an, wie das System
im Grossen und Kleinen unhewusst und nebensächlich zur Ausführung gekommen
ist, ohne der folgenden Trockeidegung des Bodens ein grösseres Gewicht beizu-
legen. Der Verfasser verweist darauf, dass die Beobachtung, welche ihn auf die
systematische Nutzbarmachung solcher Sandschichten zur Drainirung des Bodens
geführt hat, auch anderweitig gemacht und der eklatanteste Erfolg mehr uud in
grösserem Massstabe als bei ihm konstatirt ist. Man hat mehrfach in nassen Ge-
genden den bergmännischen Abbau von Braunkohlen begonnen und alsbald hat
sich zum grossen Erstaunen Vieler gezeigt, dass die ganze Gegend in weitem Um-
fange sich gewaltig zum Vortheil der Bodenkultur verändert hatte. Dort fördert
man das Grubenwasser, welches vielleicht ähnliche Sandschichten aus der Um-
gegend der Grube zusammenführten, empor, um die Braunkohlen troken zu legen,
und unbewusst hat man nebenbei die Felder weit riuo-sherum drainirt.
Temperatur drainirt cn Bodens.*) — In England ausgeführte Temperatur
Irainirtei
Bodens.
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Temperatur des drainirten Lan
des zeitweise 1 bis lVs Grad, regelmässig aber 2U Grad über derjenigen
*) AYochenbl. d. Vereins nass. Land- u. Forstwirthe. 1S67. S. 120.
1Ö8
Bodenbearbeitung •
des nicht drsinirten Landes stellt, der Vortlieil der Drainage also in
dieser Beziehung in den meisten Fällen der ist, als ob das Land 20 Ins
30 geogr. Meilen nach Süden versetzt worden sei; was namentlich für die
Gebirgsgegenden von grosser Wichtigkeit ist.
Drillsaat
ohne
Behacken.
Ueber Drillsaat ohne Behacken, von G. von Nathusiu s-Or-
lowo.*). — Der Verfasser betrachtet die Vortheile des Drillens als unab-
hängig vom Behacken der Drillsaaten. Die Samenersparniss , welche da-
durch entsteht, dass das Samenkorn durch das Drillen in die rechte Tiefe
des Bodens gelangt, in Folge dessen sämmtliche gesunde Samen keimen
können, bleibt auch ohne Behacken bestehen. Das Drillen bringt das
Samenkorn in die der normalen Entwicklung der Pflanze günstigste Tiefe ;
die Entwicklung eines gesunden, kräftigen Wurzelapparats, welche diese
normale Tiefe mit sich bringt, bedingt das rechte Gedeihen der Pflanzen,
es verhindert das Ueberwachsen und das Lagern, welches ohnehin, da sie
eine bessere Luftzirkulation gestattet, durch die Reihensaat mehr vermie-
den wird; Hacken oder Nichthacken hat hier keinen Einfluss. Das Dril-
len sichert ferner den Pflanzen einen gleichtiefen Stand im Boden und
einen gleichmässigen Abstand von einander, in Folge dessen sie sich alle
gleichmässig die ganze Vegetationsperiode hierdurch entwickeln und da-
mit erfahrungsgemäss der Ausbreitung von Parasiten Widerstand leisten;
auch dieser Vortlieil ist unabhängig vom Hacken. — Auf der anderen
Seite bringt das Drillen eine ungleiche Bedeckung des Bodens und da-
durch die vermehrte Möglichkeit des Austrocknens und der Krustenbil-
dung und bei in Aveniger gutem Kulturzustande befindlichen Böden auch
eine grössere Wucherung des Unkrautes mit sich. Letzterer Kalamität ver-
mag man durch engeres Drillen zu begegnen. — Man kann also auf leich-
teren, hochkultivirten, wie weniger hoch kultivirten Buden drillen ohne
zu hacken. Ein nicht hoch kultivirter, schwerer, thoniger Boden ist die
einzige Bodenart, auf welcher Drillen ohno Behacken wirklich Nachtheil
bringt; das ist aber der Boden, auf welchem anderseits das Hacken die
eklatanteste Wirkung hat.
Peter-
s en'sche
Wiesenbau
methode.
Zu Peter sen' s Wiesenbau methode. — Einem Aufsätze von
Henze- Weichnitz **) entnehmen wir, dass eine nach der Petersen'-
schen Methode ausgeführte Wiesenanlage von 35 Morgen Grösse auf
888 Thlr. oder pr. Morgen auf 25 Thlr. 11 Via Sgl*, zu stehen kam. Die
Kosten der Düngung dazu, auf welche der Verfasser ein grosses Gewicht
legt, betrugen (für 210 Fuder Schafmist, 75 Zentner Knochenmehl und
200 Zentner schwefelsaures Kalisalz) 795 Thlr. oder pr. Morgen 227a Thlr.
*) Zeitsclir. d. landw. Central -Vereins f. d. Prov, Sachse
**) Der Landwirth. 1867. S. 6S.
1867. S. 245.
Bodenbearbeitung.
169
Der Verfasser fasat die Vortheile des Petersen'schen Systems vor den
älteren Bewässerungsmethoden in Folgendem zusammen:
1) die Anlage der Wiese ist bedeutend billiger, weil das Wasser dem
Boden, nicht der Boden dem Wasser augepasst wird;
2) die Wiese kann (— weil drainirt — ) nie versumpfen (ein Haupt-
vorzug);
3) sie kann jederzeit be- und entwässert werden;
4) sie kann abwechselnd mit Gras, Weizen, Korn, Lein, Kartoffeln etc.
bebaut werden;
5) sie braucht zu ihrem Gedeihen nicht den 20. Theil der Wasser-
masse, welche ältere Methoden erfordern.
Ausserdem machen wir noch auf nachstehende Veröffentlichungen aufmerksam :
Zur Drainage der Aecker, von Toussaint. ')
Die Wurzellänge der Cerealien in Beziehung zur Tiefkultur, von Rötger-
Tangermünde. 2)
Ucber tiefe Pflugarheit, von M alink owski. 3)
Ueber das Pflügen bei abnormen Witterungsverhältnissen, von Hermann
Ludwig. 4)
Ueber Brache und Bracharbeiten, von K. Geyer. 5)
Natural Surface- Drainage and subterranean Water Storage, von An st ed. 6)
Draining by aid of machiuery, von John Ewart. 7)
Benutzung der Beschattungsgahre. 8)
Empfiehlt sich eine von Hause aus starke Auffuhr des Mergels oder schwache
Mergelung mit baldiger Wiederholung? von E. Heiden. 9)
Zur Wiesenkultur, von Völker und Colemau. 10)
Die Zahl der Veröffentlichungen über die Bodenbearbeitung, welchen ein Rückblick,
agrikulturchemisches Interesse zukommt, ist diesmal eine geringe. Wir haben
zunächst die Empfehlung einer künstlichen Alluvion als Mittel zur Hebung der
Bodiukraft von Fr aas gebracht. Der Verfasser sieht in einer geregelten und
regelmässigen Ueberschlanunung der an Bächen und Flüssen gelegenen Wiesen ein
kräftiges, anhaltendes Mittel zur Hebung der Bodenkraft der Felder und verweist
auf die Fruchtbarkeit Aegyptcns , die von der natürlichen Uebcrschlainmung der
1) Der Landwirth. 1867. S. 138.
2) Zeitschr. d. landw. Centr. -Vereins f. d. Prov. Sachsen. 1867. S. 71.
3) Allgem. laud- u. i'orstw. Zeitung. 18l>7. S. 1151.
i) Agronom. Ztg. 18(37. S. 819.
••) Chem. Ackers. n. 1867. S. 104.
e) Journ. of the Royal Agric. Soc. of Fngl. 1867. p. I. S. 65-
') Journ. of Agric. Edingburgh. 1867. S. 262.
8) Landw. Zeitung f. d. Grossh. Posen. 1867. S. 67.
9) Land- u. forstw. Ztg. f. d. Prov. Preussen. .18(57. S. 123.
10) Landw. Centralbl. f. D. 1S67. I. S. 467.
170 Bodenbearbeitung
Felder durch den Nil abhängig ist, ebenso auf die Kornkammern der alten AVeit,
deren Fruchtbarkeit auf künstliche Alluvion gestützt war; er verweist ferner auf
den hohen Nährstoffgehalt des Flussschlammes. — Fr. Horsky ist mit einem
neuen Ackerungssystem an die Oeffentlichkeit getreten , welches im Wesentlichen
zum Ziele hat, die Fruchtbarkeit des Feldes in der obersten, 3 bis 4 Zoll tiefen
Schicht zu konzentriren und dieselbe vor einer Vermischung mit dem Untergrunde
möglichst zu bewahren. Der Untergrund soll nur gelockert werden und nur zeit-
weise und nur so tief gewendet und in die Schichten des Ackergrundes gebracht
werden, als sich die ausgelaugten Dungstoffe angesammelt haben. Dieses System
dürfte mehr dem Gedeihen der rlachwurzeluden, als dem der tiefgehenden Kultur-
gewächse angepasst sein. — In der Anlage künstlicher Vorftuthen sieht J. Matern
ein Mittel zur Drainirung der Felder. Nasse Felder, welche in der Tiefe eine durch-
gehende wasserführende Sandschicht von erheblicher Seitenausdehnung haben, die
also auf einer sehr schwer durchlässigen Bodenschicht lagert, soll man am wirksam-
sten nach dem Matern 'sehen System durch an tiefliegenden Stellen der Feldmark
angelegte und bis zur Sandschicht gefühlte Brunnen, die man durch passende
Vorrichtungen fortwährend ausschöpft, entwässern. Das System soll in solchen
Fällen das Drainröhrensystem nicht nur vollständig entbehrlich machen, sondern
den Zweck der Drainage vollkommener und billiger erreichen. — Sodann haben wir
eine Mittheilung aus England eingefügt, nach welcher dort die Temperatur drai-
nirten Bodens 2/3° höher ist, als die undrainirten Bodens. — Nach G. v. Nathu-
sius-Orlowo bleiben die bekannten Vortheile der Drillsaat der breitwürfigen
Saat gegenüber auch dann bestehen, wenn mau dieselbe nicht behackt, und nur
bei schweren, thonigen Böden, die zur Krustenbildung geneigt sind, ist die Drillsaat
nachtheilig, wenn nicht gleichzeitig das Behacken des Bodens erfolgen kann. Der
vorjährige Bericht brachte bereits eine Besprechung dieses Thema's von Krämer,
welcher sich zu derselben Ansicht bekennt. — Die Peters en' sehe Wiesenbau-
methode, die noch immer in der periodischen landwirtschaftlichen Literatur emsig
für und wider besprochen wird, ist in früheren Berichten ausführlich und genugsam
erörtert worden; wir haben uns deshalb auf die Mittheilung eines Aufsatzes von
Henze - Weichnitz beschränkt, dem wir entnehmen, daoS die Kosten einer
Wiesenanlage nach P eter sen 'schem System sich per Morgen auf crc. 251/« Thlr.
belaufen. Henze legt aber auf gleichzeitige kräftige Düngung dieser Anlage ein
Hauptgewicht; eine solche erforderte aber bei Henze' s Anlage einen abermaligen
Kostenaufwand von 22-/3 Thlr. per Morgen. Dennoch ist der Verfasser von der
Vortheilhaftigkeit der Petersen 'sehen Wiesen überzeugt.
Literatur.
Die Meliorationen des Warthebruches; im Auftrage des königlich preussischen Mi-
nistcrii für landwirtschaftliche Angelegenheiten und mit Benutzung seiner
Materialien bearbeitet von Danneman n. Berlin bei Karl Duneker.
Lehrbuch des Wiesenbaues, von Dr. C. F. E. Fries. Herausgegeben von Prof.
Dr. W. Fr. Dünkel berg. Biaunschweig bei Fr. Vieweg.
Anleitung zur Behandlung der Kieselwiesen, für Wiesenbesitzer und zur Instruktion
der Wiesenwärter; von L. Vincent. Im Selbstverlage des Verfassers und
in Kommission bei Baumgärtner's Buchhandlung in Leipzig.
Der Dünge r.
Referent: Tk. Dietrich.
Kloaken-
Düngererzeugung und Analysen verschiedener
hierzu verwendbarer Stoffe.
Das Süvem'sche Verfahren zur Reinigung und Desin- Sttvern'-
fektion der Schmutzwässer der Zuckerfabriken so wie der fyk^s0üsver.'
städtischen Kloakenwässer, von H. Grouven.*) -— Das Prinzip fahren bei
der Süvern' sehen Wasserreinigung besteht in einer chemischen Fällung schmutz- u.
und Ausscheidung der das Wasser verunreinigenden organischen und un-
organischen Materien, beziehungsweise der in dein Kloakenwasser aufgelösten
und suspendirten Bestandteile menschlicher Exkremente. Die desiniizi-
rende und fällende Masse besteht aus einem warm bereiteten innigen Ge-
menge von 1Ü0 Tbl. Aetzkalk mit 7 bis 8 Thl. Steinkohlentheer und
33 Thl. entwässertem (oder 70 Thl. krystallisirtem) Chlormagnesium. Die
Mischung enthält in Folge chemischer Umsetzung neben Aetzkalk und
Steinkohlentheer Magnesiahydrat und Chlorcalcium. Sie wird in Form
eines dünnen Breies (von circa 9 bis 10 Proz. Trockensubstanz) in einem
permanenten Strahle dem ausfliessenden Schmutz- oder Kloakenwasser zu-
geleitet, mit welchem sie sich mischt. Nach Grouven sind bei Kloaken-
wasser, welches ungefähr 2lh per Mll. Trockensubstanz enthält, auf je
18 Pfd. dieser Trockensubstanz 4'A Pfd. der Desinfektionsmasse zuzufüh-
ren; enthält das Wasser aber nur IV2 per Mll. dann ist auf je 12 Pfd.
Trockensubstanz die erwähnte Menge nöthig. Dieselbe verursacht unter
den in Lösung befindlichen, mannigfaltigen organischen und mineralischen
Materien der Wässer einen starken voluminösen Niederschlag, der alle Se-
dimentstorfe des Wassers in sich einschließet und vermöge seiner gross-
flockigen leichten Beschaffenheit sich nicht auf der Sohle der Kanäle ab-
lagert, sondern mit dem Wasser weiter in die Sammelbassins treibt. Die
Bassins haben den Zweck, das Wasser von seinem gesammten Niederschlag
vollkommen zu trennen, den Niederschlag zu reserviren und kostenlos in
eine mit dem Spaten stechbare und geruchlose Düngermasse überzuführen.
*) Neue landwirthsch. Ztg. 1867. S. 226 und „Kanalisation oder Abfuhr?"
Yon II. Grouven. Glogau bei C. Flemming. 1867.
172 Düugererzeugung.
Das von den Bassins abfliessende , gereinigte nnd desinfizirte Wasser ist
wasserhell und farblos, es bat seine Fäulnissfähigkeit verloren und wird
beim Weiterfliessen , im Kontakt mit Luft und Sonne, fortwährend reiner
und besser, so dass es zuletzt wieder für das Vieh geniessbar wird. —
Nach des Verfassers Analysen verliert das Schmutzwasser der Fabriken, je
nach seiner Unreinheit und der Vollkommenheit der Prozedur
50 — 75 Proz. seiner stickstoffhaltigen organischen Materien,
55 — 75 „ „ stickstofflosen „ „
40 — 65 „ „ mineralischen Antheile (ausser Sand u. Thon).
Weniger vollkommen findet die Ausscheidung der organischen und un-
organischen Materien bei dem Kloakenwasser statt. Der Verfasser nimmt
vorläufig an, dass höchstens 33 Prozent der stickstoffhaltigen Stoffe durch
das Verfahren ausgeschieden werden und in die Düngmasse übergehen; er
glaubt, dass Vs der ganzen Stickstoffmenge in den gewonnenen Nieder-
schlag kommt, l/a desselben in Gestalt von reinem Ammoniak verdunstet
und das letzte Vs in Form von Harnstoff mit dem gereinigten Wasser
wegfliesst. Die Phosphorsäure, ebenso die Magnesia gehen vollständig
in den Niederschlag über, dagegen wird vom Kali nur Vs bis lU des im
Wasser vorhandenen gewonnen. Der in der Desinfektionsmasse enthaltene
Kalk kommt nur etwa zur Hälfte in den Niederschlag, die andere Hälfte
geräth in Auflösung und fliesst in Form von Aetzkalk und lölichen Kalk-
salzen mit dem Wasser fort.
Laut übereinstimmenden Berichten aus den Zuckerfabriken Brehna, Dedeleben,
Schafstädt, Trebitz u. a., welche das S ü v e r n ' sehe Verfahren zur Reinigung ihrer
Schmutzwässer anwenden, bewährt sich dieses Verfahren in einem hohen Grade-
In wie weit dasselbe sich bei der Reinigung der städtischen, Exkremente führenden
Kloakenwässer bewähren wird, muss die Erfahrung lehren. Es wäre sehr zu wün-
schen, dass diese viel versprechende Methode recht bald in irgend einer grössern
Stadt praktisch geprüft würde.
Phosphor- Seurette empfiehlt die Desinfektion des Kanalinhalts der
saure Mag- Städte und die Zubereitung eines Düngers daraus mittels Phos-
Desinfek- phorsäure und Magnesia.*) — Die Anwendung dieser Stoffe veran-
tionsmittei. lasst die Fällung eines grossen Theils der Kloakenstoffe und ermöglicht
deren Nutzbarmachung. Der entstehende Niederschlag, in der Hauptsache
phosphorsaure Ammon- Magnesia, repräsentirt im trocknen Zustand einen
Werth von 150 bis 200 Fr. pr. Tonne. Seurette schlägt zur Beschaf-
fung einer billigen Phosphorsäure folgendes Verfahren vor. In einem
gewöhnlichen Hochofen werden 100 Tbl. eines Phosphorit's, welcher 45
Proz. Phosphat enthält, mit 60 Thl. Eisenerz zusammengeschmolzen, der
geschmolzenen, ausfiicssendeu Masse (Phosphoreisen) werden in einem ge-
wissen Verhältnisse schwefelsaures Natron oder Kali zugesetzt, wodurch
*) Compt. rend. Bd. 64. S. 328.
Diingercrzeugung. 173
phosphorsaures Natron oder Kali entsteht. Die erkaltete Masse zerfällt
durch Einwirkung- der Luft zu Pulver, welches, noch etwas Schwefeleisen
enthaltend, die Nutzbarmachung der Kloakenstoffe und ihre Bereicherung
bedingt.
Der Verfasser sagt nicht, in welcher Weise und in welcher Form die Magnesia
in die Mischung eingeführt wird. Ueherhaupt ist die Angabe über das Verfahren
zur Darstellung des phosphorsauren Alkali's etwas unklar; höchst wahrscheinlich
ist das im vorigen Jahrgange dieses Berichts S. 234 ausführlicher mitgetheilte Ver-
fahren gemeint. Die Anwendung des phosphorsauren Natrons in Verbindung mit
Magnesiasalzen als Zusatz zu Latrinenstofl'en ist nicht neu; sie ist wiederholt von
Blanchard und Chateau, so wie von Boblique empfohlen worden.
Mac Dougall's desinfizirendes Pulver enthält nach J. Ness- Mac Dou.
ler*) in 100 Theüen: , g.a"!8
desinnziren-
Schwefelsauren Kalk 3,8 Proz. des Pulver.
Scbweflichsauren Kalk 14,5 „
Kohlensauren Kalk 22,8 „
Kohlensaure Magnesia 10,2 „
Aetzkalk 14,2 „
Magnesia . 14, G „
Sand 7,0 n
Wasser und flüchtige organische Stoffe 12,8 „
Phenylsäure Spuren.
Das Pulver ist dem Geruch und der Zusammensetzung nach Gaskalk,
welcher vermöge seines Gehalts an Aetzkalk, an schwefligsaurem Kalk,
an Magnesia und Phenylsäure die Fäulniss verzögernd wirkt. Dagegen
wird das vorhandene Ammoniak durch den in dem Gaskalk enthaltenen
Aetzkalk aus seinen Verbindungen ausgetrieben. Nach dem Verfasser
dürfte eine Mischung von Gyps, Torfabfall und Theer in kleiner Menge
als Desinfektionsmittel in den meisten Fällen, namentlich für Stallungen
vorzuziehen sein.
Fabrikationsweisc des Taffoe in der Fabrik von Grün Bereitung
in Königsberg.**) — Unter Taffoe versteht man ursprünglich ein in von TaffoS-
China gebräuchliches Fabrikat aus menschlichen Exkrementen, welches
durch Kneten derselben mit Lehm und Austrocknen der daraus geform-
ten Ziegel bereitet wird. Unter demselben Namen und aus demselben
Material stellt die Fabrik von Grün einen verkäuflichen Dünger auf fol-
gende Weise dar: Zunächst findet eiue Auswahl des Rohmaterials statt,
welches sodann mit entsprechenden Chemikalien völlig geruchlos gemacht,
mit auftrocknenden Substanzen in einer Mischungsmaschine zu einem
*) Bad. Gewerbe-Ztg. 1867. No. 3. Nach dem landw. Centialbl. 1867. I. S. 466.
**) Land- u. forstw. Ztg. d. Prov. Preusscn. 1S67. S. 61.
174 Diingererzeugung.
gleichinässigen dünnen Brei verarbeitet wird. Dieser Brei wird in eignes
dazu eingerichteten Trockenrämnen lufttrocken gemacht. Die lufttrockne
Masse unterliegt darauf einer Gährung, wodurch die düngenden Bestand-
teile in chemische Wechselwirkung treten und lösliche 'Salze bilden, die
in der Masse durch fleissiges Umarbeiten gleichmässig fein zertheilt wer-
den. Bereits zu Anfang der Operation werden alle fremden Körper durch
geeignete Filter von der Masse getrennt. Nach vollendeter Gährung wird
die Masse gepulvert und gesiebt. Durch die Desinfizirung des Eohstoffs
wird sowohl während der Verarbeitung als auch bei der Ansammlung des
fertigen Fabrikats jeder üble Geruch aufgehoben. Aus 2 Gwth. des Eoh-
stoffs wird 1 Gwth. Fabrikat dargestellt, das nur einen schwachen, dem
moderiger Erde ähnlichen Geruch besitzt.
zusammen. Zu s am me u s et z u ng und Werth von Kloakenwasser, von
8wZU!!grn J- B. Law es und J. N. Gilbert.*) — Die Eoyal Sewage Commission
Wertn des ' •> °
Kloaken- (kurz Bugby-Kommission) in England, zu welcher auch einer der Verfas-
düngers. ser (Lawes) gehörte und welche zur Aufsuchung der besten Art, den
städtischen Kanalinhalt wegzuschaffen und denselben nützlich und ein-
träglich zu verwenden, eingesetzt war, hat im Verlaufe von 3 Jahren zahl-
reiche Untersuchungen des Inhalts der Kloaken zu Eugby durch die Ver-
fasser ausführen lassen, deren wesentlichste Eesultate in nachfolgenden
Tabellen zusammengestellt sind. Die Verfasser verweisen gleichzeitig auf
die Untersuchungen Anderer, die von Zeit zu Zeit mit Proben von Lon-
doner Kloakenwasser gemacht wurden und die die grossen Schwankungen
in dem Gehalte desselben zeigen sollen. Die Eesultate derselben sind in
der auf Seite 175 folgenden Zusammenstellung enthalten.
Die Zusammenstellung zeigt aufs Verständlichste wie wenig Ueber-
einsthnmung in dem Gehalte der einzelnen zu verschiedenen Zeiten und
an verschiedenen Stellen genommenen Proben eines Kloakenwassers vor-
handen ist, sie zeigt wie unstatthaft es ist, auf das Eesultat einer einzel-
nen Analyse Gewicht zu legen und theoretische Schlussfolgerungen und
Berechnungen über Ausbeute an Kloakenwasser und dessen Gcldwerth zu
basiren, wenn man nicht gleichzeitig die bei der Probenahme obgewalte-
ten Verhältnisse bezüglich der Verdünnung und der Menge des Kloaken-
düngers kennt und in Erwägung zieht. Die verschiedenen Proben weisen
eine Schwankung in dem Gehalte an Ammoniak von circa 50 bis 660
Milligramme per Liter nach. Die beiden höchsten Gehalte wurden von
Way gefunden; sie weichen so sehr von den anderen ab, dass man sie
wohl als Ausnahmefälle betrachten darf. Die von II offmann und Witt
analysirte Probe war nach den Verfassern eine Mischung gleicher Anthoile
*) Ueber die Zusammensetzung, den Werth und die Benutzung des städtischen
Kloakendüngers, von J. B. Lawes und Dr. J.N.Gilbert. Aus dem Englischen
übertragen von Jul. v. Hol t z en dorf'f. Glogau bei C. l'lcmming. 1867 .
DQngererzeugung. 17o
Amnioniakgehalt verschiedener Proben Londoner Kloakenwassers.
Name
des Kloaken- Kanals.
Zeit
der Probe-
nahme.
Ammoniak
per
Gallon.
Gran.
Ammoniak
per
Liter.
Milligramm.
Way j
1
1
1
L e t h e b y . . . <
The Fleet j
London Bridge . . . \
° 1
DoTvgate Dock . . . . i
PauPs Wharf .... I
Whitefriar'a Dock . . 1
Coustom House, West <
Coustom House, East l
Ilambro' Wharf . . . 1
Tag ... .
Tag ....
Mittag . . .
Mitternacht
Mittag . .
Mitternacht
Mittag . . .
Mitternacht
Mittag . . .
Mitternacht
Mittag. . .
Mitternacht
Mittag. . .
Mitternacht
Mittag . . .
Mitternacht
Mittag . . .
Mitternacht
Mittag. . .
Mitternacht
Mittag . . .
Mitternacht
Mittag . . .
Mitternacht
41,28
17,96
5,15
8,50
6,69
8,10
10,30
3,43
8,13
0,20
12,01
3,13
5,35
3,41
6,25
8,17
7,2S
15,01
7,69
5,69
6,95
5,00
10,02
7,15
660
287
82
136
107
129
164
55
130
99
192
50
85
54
100
130
116
240
123
91
111
80
160
114
Ho ff mann u. Witt
Mittel
7,24
8,21
116
131
von Proben, die jede Stunde innerhalb 24 Stunden bei trocknem Wetter
entnommen wurden. Nach den Berechnungen von Hoff mann und Witt
würde die Quantität Kloakenwasser Londons, ausser dem Eegenwasser,
ungefähr 158 Millionen Tons per Jahr betragen (circa 4647 Millionen pr.
Kubik-Fuss).
Die Proben von je circa 1 Quart des Kloakenwassers von Rugby
wurden in Zwischenräumen von ungefähr 2 Stunden mehrere Tage hin-
durch aus einem Sammelreservoir genommen, gut gemischt und von der
Mischung eine Probe zur Analyse verwendet. Die auf Seite 176 folgende
Zusammenstellung zeigt die höchsten, die niedrigsten und die durchschnitt-
lichen Gehalte an Ammoniak und an festen Stoffen, welche die Analysen
der 93 innerhalb 31 Monaten genommenen gemischten Proben ergaben.
Auch hier findet die obige Bemerkung, dass der Gehalt des Kloaken-
wassers von ein und derselben Kloake — hier selbst von ein und der-
selben Stelle — beträchtlichen Schwankungen unterworfen ist, Bestätigung.
Der Ammoniakgehalt schwankt hier von 41 bis 250 Milligramme p. Liter,
der Gehalt der festen Stoffe von 0,6 Grm. bis 4.3 Grm. per Liter,
176
Düngererzeugung.
Am mo 11 i ak.
Gran
per
Gallon.
Milli-
gramme
per
Engl. Zoll-
Pfunde Pfunde
per
1000 1 Million
Liter.*), Tons. Liter.*«)
Trockensubstanz.
Gran
per
Gallon.
Gramme
• per
Liter.
Engl. Zoll-
Pfunde Pfunde
per
1000 1 Million
Tons. Liter.
Höchster Gehalt .
Niedrigster Gehalt
Mittel von 24 Analysen
Höchster Gehalt .
Niedrigster Gehalt
Mittel von 34 Analyse
Höchster Gehalt .
Niedrigster Gehalt
Mittel von 35 Analysen
15,64
250
2,90
48
n
6,39
102
11,38
1S2
2,55
41
n
5,95
95
12,81.
205
3,14
50
ii
7,08
113
500,5
95,7
204,5
364,2
81,6
190,4
409,9
100,5
226,5
216,5
37,6
75,1
129,3
50,5
80,3
269,9
62,2
103,2
3,464
0,601
1,201
2,069
0,808
1,285
4,318
0,995
1,651
692S
1203
2405
4138
1616
2570
8637
1989
3302
Bestandt heile.
Mittel von
24 Proben.
April bis
Oktober 1861.
Gran p.j Mllgrm
Gallon, p. Liter.
34 Proben.
November 1801
bis Oktbr. 1862.
Gran p.1 Mllgrm
Gallon. p. Liter
35 Proben.
November 1862
bis Oktbr. 1863.
Gran p. I Mllgrm
Gallon. |p. Liter
93 Proben.
Gran p.
Gallon.
Mllgrni.
p. Liter.
ßuspendirt
Aufgelöst
unorganische
organische
Summa .
unorganische
organische
Summa .
Summa der unorganischen
Summa der organischen .
Summa der Trockensubsta
I suspendirt .
aufgelöst .
Ammoniak
Suspendirt
Aufgelöst
14,36
14,16
229
226
20,86
16,84
333
269
28,52 455
36,34
10,28
581
164
37,70
34,42
8,20
602
551
131
34,45
24,03
5S,48
36,80
7.92
551
385
936
589
127
24,30
18,85
389
294
43,15 683
35,81
8,63
573
138
46,62
745
42,62
682
50,70
24,44
S10
390
55,28
25,01
8S4
400
75,14! 1200
1,41
4,98
22
80
44,72
71,25
31,95
80,32 ' 1284 ,103,20
1,47 23 j 1,86
4,48| 72 i 5,22
Summa
unorganische
organische .
Summa . . .
unorganische
organische .
Summa . . .
Summa der unorganischen
Summa der organischen . .
6,39 102 5,95
95
716
1140
511
1651
30
83
44,41
60,11
27,48
711
962
440
87,59
1,60
4,S9
1402
26
78
7,08 113 6,49, 104
Engl. Pfunde per 100 Tons oder Zoll-Pfunde per 1 Million Liter.
460
453
668
539
913
1163
329
1492
1623
782
Summa der Trockensubstanz
{suspendirt . . .
aufgelöst . , .
Summa ....
2405
45
159
204
1207
1101
262
L863
1769
801
2570
47
143
190
1102
769
778
603
1S71
1178
253
13S1
1146
276
1431
2280
1022
1122
1924
879
3302
60
167
2803
51
157
227
208
*) Die Gehalte per Liter sind von uns berechnet und der Werth eines engl. Grans dabei
zu 0,0727 Grau angenommen, welcher sich ergiebt, wenn man die Berechnungen der Verfasser
auf den Gehalt per 3000 Tons zu Grunde legt.
**) Die Anzahl der Pfunde (engl.) per 1000 Tons z= der Anzahl der Zollpfunde per 1 Mll. Liter.
Püngererzeugung. 17 <
Das durchschnittliche Resultat der 93 Analysen ergiebt einen Gehalt
von circa 1,4 Grm. per Liter fester Stoffe. Das gegenseitige Verhältniss
der organischen and anorganischen, der suspendirten und aufgelösten
Stoffe ergiebt sich aus Folgendem:
Organisch Va
Unorganisch 2/3
Suspcndirt V2
Aufgelöst V2
( Unorganisch */»
[ Organisch 3/7
Unorganisch 4/s
Organisch 1/b
Ammoniak suspendirt 1U
I
. Ammoniak aufgelöst 3jx
Die Resultate der einzelnen Jahrgänge stehen nach den Verfassern in
vollem Einklänge mit dem Witterungscharakter derselben. Die verdünnteste
Beschaffenheit des Kloakeninhalts (Nov. 61 — Oktob. 62) fällt mit dem
nassesten Jahrgange zusammen; dem trockensten Jahrgange 1862 — 1863
entspricht der konzentrirteste Gehalt des Kloakeninhalts und der Jahr-
gang 61 steht bezüglich seines Regenfalls sowohl als auch bezüglich des
Gehalts des Kloakenwassers in der Mitte. Im Mittel aller Proben
fanden sich 67* Gran Ammoniak per Gallon oder 104 Milligramm per
Liter. Die Verfasser berechnen nach den vorhandenen Grundlagen, bezüg-
lich auf die Bevölkerungszahl, welche zu den Kloakenkanälen beisteuert,
auf die Wasserzufuhr, den Regenfall und Drainageabfluss, dass durch-
schnittlich ungefähr 60 Tons (= 54450 Liter oder 1761 pr. Kubikfuss)
per Kopf der Bevölkerung von Rugby per Jahr kommen. Unter der An-
nahme dieser Kloakenmenge und dessen Gehalts von 6V2 Gran Ammoniak
per Gallon ergiebt sich, dass jährlich 127* Pfund engl, oder 11.3 Zoll-
pfund Ammoniak = circa (J.3 Zollpfund Stickstoff auf jeden Kopf der
Bevölkerung kommen oder von diesem in die Kloaken geliefert werden. —
Ueber die Mengen des gelieferten Kloakendüngers machen die Verfasser
noch folgende weitere Angaben. Bei trocknem Wetter beläuft sich die
Menge des Kloakendüngers auf ungefähr 24 Gallons (circa 100 Liter oder
3'/4 pr. Kubikfuss) per Kopf und Tag oder 40 Tons (circa 36500 Ztr. =
1182 pr. Kbfss.) per Kopf und Jahr. Bei anhaltendem Regen kann sich
die EJoakendüngermenge so steigern, dass sie 200 und darüber Tons Flüs-
sigkeit per Kopf und Jahr repräsentirt. Wie sich der Gehalt des Kloaken-
wassers an Ammoniak je nach seiner Verdünnung modifizirt, geht aus
umstehender Berechnung der Verfasser hervor.
Nach dem Mittel von 10 Analysen des Rugby-Kloakenwassers finden
sich in demselben auf je 100 Gwtbl. Stickstoff 27 Gwthl. Phosphorsäure
und 42 Gwthl. Kali.
Jahresbericht X. *■"
178 Düngererzeugung.
Angenommene Verdünnung Ammoniak Werthschätzung
per Kopf und Jahr, per Kopf und Tag. per Gallon. per Ton.
Tons
Gallons.
Gran.
Pence.*)
40
24k
9,77
2,44
50
30 1
7,81
1,95
60
36| "
6,51
1,67
70
43
5,58
1,43
SO
49
4,88
1,25
90
55 £
4,34
1,11
100
6UL
3,91
1,00
200
122|
1,95
0,50
Die jährliche Ausbeute an Stickstoff beträgt nach obigen Ermittelungen per
Kopf und Jahr 9,3 Zollpfd.; unter Berücksichtigung des eben angegebenen Ver-
hältnisses zwischen Stickstoff, Phosphorsäure und Kali würde der Kloakendünger
per Kopf und Jahr neben dieser Stickstoffmenge enthalten: 2,5 Pfd. Phosphorsäure
und 3,9 Pfd. Kali. Berechnen wir den Werth dieser Ausbeute an Dungstoffen unter
Zugrundelegung der bei uns gangbaren Marktwerthe ( Stickstoff pr. Pfd. 7 Sgr.,
Phosphorsäure pr. Pfd. 3 Sgr., Kali pr. Pfd 2 Sgr.) und unter Nichtberücksichti-
gung der übrigen Bestandtheile des Kloakendüngers, so ergiebt sich ein Geldwerth
von 10,4 Sgr. für den per Kopf und Jahr produzirten Kloakendiinger.
Dünger- Die Düngerzub e r eitung ohne Streumaterial und mit Zu-
zuijereitung ga|.z yon TATasser, von E. P. **) — Sowohl um einen gleichuiässig ver-
ohne Streu- ' ' o o
materiai mit tlieilten Dünger zu gewinnen, als auch um das Stroh zum Einstreuen zu
Zusatz von sparen, behandelt der Verfasser den Stalldünger in folgender Weise. Der
Dünger des Viehs wird im Stalle durch eingestreutes Stroh oder anderes
Streumaterial gesammelt, täglich zweimal ausgeführt und in einen grossen
runden niedrigen Bottich geworfen, zunächst mit Jauche aus der Düng-
stätte, zuletzt mit Wasser abgespült. Der Bottich ist am Boden mit einem
siebartigen Eisengitter versehen, durch welches die aufgegossene Flüssig-
keit mit den vom Stroh abgelösten Exkrementen in ein gemauertes Becken
unter dem Bottich abfliesst. Aus letzterem gelangt der flüssige Dünger
in ein Hauptbassin, zu welchem ausserdem eine wasserdichte Jauchenrinne
aus dem Stalle führt. In letzterer werden nach jedem Ausmisten die
zurückgebliebenen, mittels Wasser und Besen aus den Viehständen ab-
gewaschenen Mistreste dem Hauptbassin zugeführt. Das in dem Bottich
abgewaschene Streustroh wird an der Luft getrocknet und dann wieder-
holt zur Streu verwendet. In dem Düngerbassin ist in Folge des reich-
lichen Wasserzuflusses stets ein Ueberfluss an Jauche vorhanden, die
sich oben sammelt, während die schweren Bestandtheile derselben zu Bo-
den sinken und einen dicken Schlamm bilden. Die Jauche wird zu jeder
beliebigen Zeit abgefahren, der Schlamm bei der Hauptdüngung. Der
*) 1 Pence = 10 Pfennige.
**) Aligem. land- u. for»twirthschaftl. Ztg. 1867. S. 1273.
Düngereizeugung. 179
Schlamm hat nach dem Verfasser den Vorzug vor anderem Dünger, dass
er dem Acker Feuchtigkeit zuführt und nach dem Abtrocknen sich leicht
und vollkommen mit der Erde mischt.
II. Rrtthausen*) untersuchte den Boden einer Düngstätte, Verlust an
welche an der Luft die Farbe der Blaueisenerde annahm, und fand in ,D"nKe'
' Stoffen auf
einer aus 3 Fuss Tiefe entnommenen Probe in in Salzsäure löslicher Form der Dung-
0,G4 Prozent Kali und 0,48 Prozent Phosphorsäure. Unter der Amiahme, stätte-
dass 3/4 der Phosphorsäure und lh des Kalis aus dem Miste stammen, be-
rechnet der Verfasser den Verlust an Phosphorsäure und Kali, welchen in
einer Eeihc von Jahren der Mist erlitten hat. Bei einer Grösse der Düng-
stätte von circa 5000 DFuss Fläche und bei einer Tiefe der infiltrirten
Bodenschicht von 3 Fuss beträgt der Verlust:
an Phosphorsäur£ 7200 Pfd.
,. Kali ... — „
bei einer Tiefe derselben von 15 — 20 Fuss:
an Phosphorsäure 35-50000 Pfd.
.. Kali . . . 30—45000 „
Die angeführten Zahlen geben annähernd eine Vorstellung von den
Verlusten, welche der Dünger auf Lagerplätzen mit durchlassendem Grunde
nothwendig erleiden muss,
TJeber Fleischmehl, von C. Karmrodt.**) — Die Fabrik von Fieisch-
Deussen und Pelz er in Kheydt (Pheinpreussen) fertigt aus dem Fleisch meh1'
gefallener und geschlachteter Thiere und sonstigen thierischen Abfällen
einen Dünger, der unter obigem Namen in den Handel gebracht wird. Der
Verfasser theilt die Zubereitungsmethode dieses Düngers mit, welche ganz
dieselbe ist, die im vorigen Jahrgange des Berichts S. 233 angeführt wurde.
Die Fabrik verarbeitet jährlich etwa 1000—1200 Stück Pferde; von an-
deren Thieren werden kaum Vio dieser Menge verarbeitet. Dazu kommen
noch allerlei Abgänge von Metzgereien, Schaf- und Ziegcnfüsso u. dergl.
im Betrage von mehreren 1000 Zentner. -- Von den getödteten Thieren
wird das Blut gesammelt und eingedickt. Die Häute der Thiere gelangen
in Gerbereien, die Schweife und Mähnen in Rosshaarspinnoreien und
die Hufe in Blutlaugensalz-Fabriken.
Die Analyse einer Probe dieses Fleischmehls theilen wir im 2. Abschnitte
dieses Kapitels mit.
Aufgeschlossenes stickstoffreiches Knochenmehl, von der Stickstoff.
Redaktion der Annalen der Landwirthschaft in Preussen.***) — ci>enmehi°
Die Dampfknochcnmehlfabrik von Amende und Vilter in Berlin verar- 'Knochen"'
mehl).
*) Land- u. for>tvr. Ztg. f. Preussen. 1867. S. 48.
**) Annalen d. Landw. in Preussen. Wochenbl. 1867. S. 237.
***) Annalen d. Landw. in Preussen. Wochcr.bl. 1867. S. 238.
12*
180 Düngererzeugung.
beitet auf ähnliche "Weise wie oben berichtet circa 5000 Stück Pferde jähr-
lich; sie mahlt jedoch das Fleisch nicht, sondern löst es in Schwefelsäure
und Salpetersäure auf und verwendet diese saure Lösung zum Aufschlies-
sen von Knochenmehl, welches noch zur Hälfte mit gegöhrenein Knochen-
mehl versetzt wird. Nach Angabe der Fabrik enthält dieses Düngemittel
je 6 Proz. Stickstoff, schwer-lösliche und leicht-lösliche Phosphorsäure.
Der Jahrgang V S. ISO dieses Berichts theilt eine Analyse dieses Düngers Vuii
Grouven mit, welche die vorzügliche Beschaffenheit desselben bestätigt.
Knochen- Uebcr das Knochensuperphosphat, von J. Piccard.*) —
superphos- ßer yerfasser prüfte die im Handwörterbuche der Chemie gemachte An-
phat.
gäbe von A. Crum, dass 1 Aequivalent Knochenerde nicht 2 Aequivalente
(wie bei der Salzsäure), sondern nur etwa 1 lh Aequivalente Schwefelsäure
zur Auflösung bedürfe, durch folgenden ATersuch. 3 Gramm dreibasisch
phosphor saurer Kalk wurden „mit 20 CC. normaler Schwefelsäure in einem
200 CC. fassenden Kolben mit Wasser digerirt und, um den Verlauf der
Auflösung zu beobachten, von Zeit zu Zeit Portionen von 50 CC. abliltrirt
und analysirt." Der Verfasser fand Crum 's Angabe nicht bestätigt, denn
für je 2 Aequivalente Schwefelsäure fanden sich in der Flüssigkeit
nach lli Stunde 12s/t53 Aequiv. Knochenerde
„ 3 Stunden 148/l55 „ „
OA 136/ ..
aufgelöst; während, wenn Cr um 's Angabe richtig wäre, durch 2 Aequiv.
Schwefelsäure 2u7/t55 Aequ. Knochenerde aufgelöst werden müssten. Auch
bei Wiederholung dieses Versuchs mit frisch gefällter Knochenerde erhielt
der Verfasser kein anderes Resultat. Es liesse sich eine Vermehrung der
Löslichkeit der Knochenerde in Schwefelsäure durch die Bildung eines lös-
lichen Doppelsalzes mit Gips erklären, dann müsste aber in der Flüssigkeit
auch mehr Gips enthalten sein, als der Löslichkeit des Gipses allein in rei-
nem Wasser entspricht. Der Verfasser fand aber nicht mehr Schwefelsäure
in der Lösung eines wie oben bereiteten Superphosphats als genau der nor-
malen Löslichkeit des Gipses in reinem Wasser entspricht und schliesst daher,
dass Schwefelsäure und Salzsäure sich gegen Knochenerde ganz gleich
verhalten, dass nämlich von Beiden 2 Aequiv. zur Aufschliessung eines
Aequiv. Knochenerde erforderlich sind. — Der Verfasser betrachtet die
Erscheinung, dass die meisten Superphos phate des Handels weniger lös-
liche Phosphorsäure enthalten, als nach dem Schwefelsäuregehalt zu er-
warten wäre, als eine weitergeschrittene Aufschlicssung, indem das saure
Phosphat auf die noch unzersetzte Knochenerde weiter einwirkt. Obwohl
ein solches scheinbar (?) schlechter gewordenes Produkt in Folge der fort-
geschrittenen Aufschliessung weniger lösliche Phosphorsäure enthält, als
*) Landw. Versuchsstationen. 1867. S. 414.
ererzeiiguii.
181
ursprünglich, so enthält es doch mehr aufgeschlossenes Phosphat als
dieses.
Jedenfalls ist dieses angegebene Verhalten der Superphosphate von gro
Bedeutung für den Düngerhandel. Es wird sieh aber fragen , ob die derart fort-
geschrittene Aufschliessung der l'hosphate als eine Verbesserung der Fabrikate oder
nicht vielmehr als eine Verschlechterung der Waare anzunehmen ist. Wir möchten
uns nicht für die Annahme einer Verbesserung entscheiden , denn die bewirkte
weitere Aufschliessung des noch vorhandenen dreibasischeu Phosphats rindet nur
auf Kosten der löslichen Phosphorsäure statt, für welche der gebildete schwerlös-
liche zweibasisch phosphorsaure Kalk kein Ersatz sein kann; und der Zweck des
Aufschliessens ist der, die Phosphorsäure in einen so leicht auflöslichen Zustand
zu versetzen , dass ihre Verhreitbarkeit im Boden am grössteu ist. Der Fabrikant
bat es in der Hand , von vornherein eine vollkommene Aufschlies.-ung des drei-
basisch phospor.-auren Kalks herbeizuführen.
Aii fschliessen der Knochen mit gebranntem Kalk, vom
Grafen Walderdorff.*) — Der Verfasser schliesst die rohen unzerkleiner-
ten Knochen mit gebranntem ungelöschtem Kalk auf, indem er Erde,
Knochen und Kalk in sich wiederholenden Lagen von G Zoll Höhe zu
einem Komposthaufen schichtet, den ganzen Haufen schliesslich dick mit
Erde bedeckt und den Kalkschichten durch angebrachte Löcher Wasser zum
Löschen zuführt. Auf 1 Volumtheil Knochen werden 2 Volumtheile Kalk
verwendet. Die beim Löschen des Kalkes entstehende Hitze sowohl, als
auch die gebildete ätzende Kalkmilch machen die Knochen zu einer mür-
ben, leicht zertheilbaren Masse. Ein derart vorgerichteter Haufen, der
80 Zentner Knochen aller Art enthielt, blieb 6 Wochen lang in grösster
Hitze und Gährung. Die erforderliche Menge Wasser ermittelt sich durch
die Erfahrung. Nach beendigter Aufschliessung wird der ganze Haufen
umgestochen und gut gemischt.
Das Verfahren schliesst sieh au das von Ilienkoff empfohlene an, bei wel-
chem ausser Kalk noch Holzasche zur Anwendung gelangt.
Auf-
schliessen
der Kno-
chen mit
gebranntem
Kalk.
R. Ulbricht th eilt über das Vorkommen, den Ursprung Navaga.
und die Zusammensetzung des Navassaphosphats**) auf Grand rhosPhat-
einer Brochüre***) und seiner Untersuchung Folgendes mit. — Die Koral-
leninsel Navassa liegt im kara ibischen Meerbusen unter 18° 15' nördl.
Breite und 75° 5' westl. von Greenwich, 33 engl. Meilen südwestlich von
Hayti und 72 Meilen östlich von Jamaika. Das Phosphat findet sich
nesterweise sowohl in dem todten Korallenfels als auch in den noch leben-
den Korallenstöcken, die unzähligen Höhlungen und Klüfte im Korallen-
*) Allgem. land- u. forstwirthschaftl. Ztg. 1367. S. 1100.
**) Chemischer Ackersmann. 1867. S. 129.
i Memoir on the Island of Navassa, by Eugene Gau-soin, nebst Atlas,
morc, bei J. B. Kose & Comp. 1866.
Balti-
182 Düngererzeii
gesteirie sind meist damit ausgefüllt. Das Phosphat selbst ist ohne Zwei-
fel ausschliesslich thierischen Ursprungs, entstanden aus dem Dünger und
den Leichen unzähliger Seevögel, unter denen besonders der Fregatten-
vogel und Tölpel zu nennen sind, und einer Schuppeneidechse, eines Le-
guan's. Der dort herrschende Wechsel kalter Nächte und tropischer Hitze
am Tage führte die Auflösung und rasche Zersetzung der thierischen Mas-
sen herbei; die gasförmigen Fäulnissprodukte Kohlensäure und Ammoniak
entwichen in die Luft oder wurden von Eegenwasser ausgewaschen , so
dass fast nur der anorganische Theil der thierischen Masse zurückblieb.
— : Das Original-Phosphat stellt eine dunkelbraune Masse dar, zum Theil
erdig, anderntheils aus rundlichen Körnern verschiedener Grosse und bis
faustgrossen Stücken bestehend; ausserdem sind ihr viel pflanzliche Beste
(zumeist von Wurzeln; beigemischt. Die grösseren und festen Klumpen
erweisen sich als ein festes Konglomerat von jenen Körnern mit einer
weissen Verkittungsmasse. Die bald testen, bald leicht zerdrückbaren
Körner wechseln in Grösse und Farbe, sie sind von Gries- bis Kehposten-
grösse und weiss bis braun. Eisenoxyd vorzugsweise und humoso Stoffe
bedingen die Färbung des Phosphat's. — Den Reichthum der Insel an
gutem Phosphat schätzt der Vizepräsident der Navassa-Phosphat-Company,
J. Graf fl in auf 200 Millionen Zentner.
Der Gehalt des Phosphat's von 7 verschiedenen Ladungen schwankt,
Analysen verschiedener Chemiker zufolge,
an Phosphorsäure . . . zwischen 32,3 und 36,4 Proz.
kohlensaurer Kalkerde
»
2,7
;>
6,8
Feuchtigkeit ....
n
1,0
»
10,7
organischen Stoffen
!)
4,1
»
8,7
!)
1,5
n
3,0
Die im vorjährigen Bericht*) üher dieses Phosphat gegebene Mittheilung lautete
bezüglich des Ursprungs desselben ganz entgegengesetzt, indem dasselbe von dem
Verfasser, H. A. Lieb ig als kein organisches Deposit, sondern als ein Mineral
angesprochen wurde.
Analysen Ausser U lbri c h t führten auch P. Bretschneider**) und C. Gil-
„Tvon bert***) Analysen des Navassa-Phosphats aus, welche hier des bes-
Phosphat, seren Vergleichs halber zusammengestellt sind. Ulbricht fand in einer grös-
seren von E. Güssefeld erhaltenen Probe im Durchschnitt 34 Proz. Phos-
phorsäure (Original-Phosphat). Bretschneider untersuchte früher ( 1 860)
sowohl, als neuerdings (1867) dieses Phosphat in 2 Proben. Die eine der
letzteren, so wie die von Ulbricht untersuchte war gemahlenes Phosphat
und Durchschnittsprobe von 1000 Zentner. Die von Gilbert untersuchte
*) Jahresbericht. 1866. S. 240.
**) Der Landwirth. 1867. S. 233.
***) Landwirthsdi. Centralbl 1867. I. * 1 15.
Diingererzciigung. 1S,">
ist als Durchschnittsanalyse einer Partie von 15000 Zentner, welche bei
E. Güssefeld lagerten, zn betrachten.
T. Gemahlenes Phosphat, Durchschnittsprobe von 1000 Zentner
von E. Güssefeld in Hamburg.
IL Stücke Original-Navassa-Phosphat, ebendaselbst.
III. Probe von 1866.
IV- „ von 15000 Zentner.
I. II. III. IV.
a. b.
Ulbricht. Bretschneider. Bretschneider. Bretschneider. Gilbert.
Wasser 2,7 *$£££; 3,54 2,34 6,13 3,01
Organische Stufte und 1 — — — I
chemisch geb. Wasser f ' 4,G4 3,30 7,49 j '
Kalk 37,6 38,35 41,06 30,S2 40,10
Magnesia .... 0,6 1,72 2,09 0,84
Eisenoxyd . . . \ 3,40 2,58 5,40 \
Thonerde . . . j ' 6,50 5,57 8,90 \ '
Kali — 0,34 0,38 0,95
Xatron — 0,32 0,52 0,31
Phosphorsäure . . 33,5 35,60 36,06 34,66 33,28
Schwefelsäure . . — 0,19 0,20 0,20 —
Chlor — 0,08 0,06 0,35 —
Kohlensäure , . . 2,5 2,58 3,91 1,39 2,15
Kieselsäure ... — 1,34 1,24 1.24 —
Sand 4,7 1,31 0,82 1,32 2,53
100,9 99,91 100,13 100,00 100,00
Ab davon Sauerstoff für Chlor 0,01 0,01 0,0S
Bretschneider sagt auf Grund seiner Analysen über die Zusam-
mensetzung des Phosphats : Das Phosphat enthält hiernach der Hauptsache
nach neben basisch phosphorsaurem Kalk phosphorsaure Salze der Thon-
erde und des Eisenoxyds, ferner basisch phosphorsaure Magnesia und
kohlensauren Kalk. Die Mengenverhältnisse derselben schwanken in nicht
unbeträchtlichem Grade.
Ulbricht dagegen hält nur einen sehr geringen Theil der Phos-
phorsäure — 3,3 Proz. — für an Eisenoxyd gebunden und ist der An-
sicht, dass der allergrösste Theil des Eisenoxyds (und der Thonerde) als
freies Oxyd oder in Verbindung mit Humuskörpern vorhanden ist. Schwe-
felsäure und Fluor fand derselbe in sehr geringen Mengen.
C. Gilbert bestätigt durch seine Analyse diese Ansicht, indem er
nur 16,2 Proz. Phosphorsäure an Eisenoxyd etc. gebunden fand.
BemerkensTverth ist der Unterschied des Gehalts an Eiseno.xyd und Thonerde
in den beiden Analysen der „Ihuchschnittsproben" von 1000 Ztr. gemahlenem Phos-
phat; die Differenz beträgt nahezu 5 Proz., eine Differenz, die bei der Beurtheilung
eines Phosphats hinsichtlich seiner Tauglichkeit als Material zu Superphosphat be-
trächtlich in die Wagschale fällt. Wir machen noch darauf aufmerksam , dass in
184
Diiugererzcuyunj
der im vorjährigen Bericht*) rnitgetheilten Analyse des rohen Navassa - Phosphats
von Ulex 19,0 Proz. Thonerde und, Eisenoxyd (incl. der unlöslichen Bestandteile?)
angegeben sind.
Aufsehliess-
barkeit des
Navassa-
Phosphats.
Ulbricht verglich die Aufschliessbarkeit dieses Phos-
phats mit anderen zu Superphosphat verwendbaren Mate-
rialien.*) Diese phosphathaltigeu Materialien wurden in fein
gepulvertem Zustande und in Quantitäten von je 10 Gramm mit verschie-
denen Mengen Schwefelsäure behandelt, die den Rohmaterialien zugesetzt
wurden, nachdem dieselben mit der zugehörigen Menge Wasser gemischt
worden waren, damit die bei der Mischung von Wasser mit Säure sich
entwickelnde Wärme die Aufschliessung begünstigte. Die Gesammtmcnge
der Phosphorsäure in den verwendeten Materialien betrug:
Bakerguano . . 37,S Proz. Estremadura-Apatit . 30,6 Proz.
NaTOssaphosphat . 33,5 „ Kölner Phosphorit . . 25,2 „
Sombrerophosphat 32,8 „ Knochenkohle . . . 28,0 „
Die Ergebnisse dieses Versuchs erhellen aus nachfolgender Tabelle,
in welcher unter A. die aut 100 Theile Phosphat, unter B. die auf die
Gesammtphosptiorsäure sich beziehenden Prozentzahlen an löslich gewor-
dener Phosphorsäure enthalten sind.
1.
2.
c
2s ach dreitägiger
Einwirkung.
20 ,-, Wasser
und 50%
Schwefel-
säure.
Wasser
und 50 ' ,
Schwefel-
säure.
40%Wasser
und 60 ' ,
Schwefel-
säme.
Beschaffenheit der
Präparate.
A.
B.
_A, ...
B.
A.
B,
Bakerguano
—
—
32,0
s
37,3
99 i
Präparat 2 fest und leicht
zerreiblieh, 3 um weniges
feuchter.
Navassaplrosphat . .
19,1
57
20,0
GO
13,4
70
In allen 3 Fällen dickbreiig.
Gleiche Theile Na-
vassaphosphat und
Bakerguano ....
31,6
89
Etwas feucht und nicht leicht
zu zerkrümeln.
Sombrerophospbat .
21,5
65
21,1
G4
25,3
77
Alle 3 Präparate fest und
leicht zu zerkrümeln.
Estremadura-Apatit .
22,7
74
22,6
74*«
24,3
79
Fest, beim Zerdrücken aber
noch feucht und schwer
zu zerkrümeln.
Kölner Phosphorit .
—
—
20,3
81
—
—
Sehr wenig feucht und
bröcklieb..
Knochenkohle ....
—
21,3
76
25,8
92
ßchön trocken und leicht
zerreiblich,
Die Aufschliessung dei
hingen, je nachdem dem
Phosrjrlate ist hiernach sehr ungleich ge-
reinen Phosphat mehr oder weniger Eisen-
*) S. 241 desselben.
**) 40 Proz. Was.- er und 70 Proz. Schwefelsäure.
) 3o „ „ „ G0 „ „
Düngererzeugiui:-;. 185
oxyd und Thoherde (und Karbonate) beigesellt ist. Das Navassa-Phosphat
verhält sich am ungünstigsten, da sein grosser Gehalt an Eisenoxyd und
Thonerde einen Theil der angewandten Schwefelsaure in Anspruch nimmt
und gleichzeitig die Bildung eines feuchten, schwer zu trocknenden Prä-
parats bedingt.
Bretschneider stellte ebenfalls Versuche an,*) aus diesem Ma-
terial Superphosphat ohne Anwendung von Kochsalz, welchen Zusatz
H. A. Liebig empfohlen hatte, darzustellen und kam dabei zu den
Resultaten, dass man, um aus diesem Material Superphosphat zu bereiten,
Schwefelsäure von 6G° B. mit 17* bis l'/s ihres Gewichts Wasser verdiin-
nen muss, wenn man trockne Präparate ohne Anwendung von künstlicher
Wärme gewinnen will; ferner, dass auch bei dem besten, im grossen
Massstabe leicht ausführbaren Verfahren mit Hülfe von Schwefelsäure und
Wasser und ohne Anwendung künstlicher Wärme nicht alle Phosphorsäure
des Navassa-Phosphats in den löslichen Zustand übergeführt werden kann,
sondern dass das beste Navassa- Superphosphat nur 13— Id Proz. Phos-
phorsäure enthalten wird.
Ueber das Vorkommen des Nassauer Phosphorits berichtet vorkommen
\Y. Wicke**) auf Grund einer Brochüre von C. A. Stein***) Folgendes. des Nas'
Vorzugsweise an der Lahn, aber auch in der Dillgegend finden sich Lager Ph0rits.
von Phosphorit. Derselbe gehört dem Verbreitungsgebiete der mittleren
devonischen Schichten Nassaus, insbesondere des Stringozephalenkalks
und Dolomit's au und ist überschichtet entweder von tertiären Ablage-
rungen oder von Schalstein. Die aaadigen und lehmigen aufgelagerten
Schichten gehören der jüngsten Tertiärepoche an. Die Ablagerungen des
phospborsauren Kalks bilden kein zusammenhängendes Ganze, sondern
ausgedehnte, meist langgestreckte Nester, deren Mächtigkeit je nach den
Fundorten etwa 4 bis 6 Fuss beträgt. Der Phosphorit aus der Gegend
von Katzenellenbogen, wo derselbe zum Felsitporphyr in Beziehung tritt,
bildet Nester zwischen den Brauneisenstein - Lagerstätten und lagert auf
nahezu in Thon umgewandeltem Porphyr. Der Nassauer Phosphorit zeigt
bald ein dichtes Gefüge, bald eine mehr poröse, zellige und erdige Textur,
bald bildet er nieren- und tra üben förmige Konkretionen und stalaktitische
Bildungen, welche häufig das Nebengestein, Dolomit oder Stringozephalen-
kalk, überziehen. Er ist meist gelb und braun, jedoch zeigt derselbe eine
grosse Mannigfaltigkeit im Pigment. Erwähnenswerth ist noch die grüne
durchscheinende, den eigentlichen Phosphorit überziehende Varietät, die
nach ihrem Fundorte Staffel „Staffelit" genannt Morden ist.
*) Der Landwirth. 1 8*J7. S. 233.
**) Journal für Landwirthsch. 1867. S. 120.
** ') Geber das Vorkommen von phosphorsaurem Kalk in der Lahn- und Dill-
gegend. Wiesbaden bei Jul. Niedner. 1865.
186
Düngererzeugunj
Analysen Analysen von Nassauer Phosphorit liegen in zahlreicher Menge
des Nas- vor. wjr iieDen dje von Fr e s e nin s ,*) Eichhorn,**) Wicke,***) Diet-
sauer Phos-
phorits. ricn und Königf) und Theodor Petersen ff) hervor.
Der unter 1. und 2. genannten Proben sind mehr voirmineralogischen),
die übrigen mehr von agrikulturchemischem Interesse, da erstere reinere,
weniger in dem Handel vorkommende Formen repräsentireu, die anderen
dagegen Artikel des Handels sind.
1. Gelbbrauner Phosphorit von Staffel; spez. Gew. 2,9907; analysirt
von Fresenius.
2. Grünes, durchscheinendes, den Phosphorit inkrustirendes Mineral
(Staffelit); spez. Gew. 3,1284; analysirt von Fresenius.
3. Phosphorit von Diez; beinahe farblose, durchscheinende, traubige
Agregate, an der Grenze von Porphyr und Stringozephalenkalk vorkom-
mend; spez. Gew. = 2,93; analysirt von Theod. Petersen.
1. 2. 3.
Proz. Proz. Proz.
Kalk 45,97 54,670 53,30
Magnesia 0,16 0,19
Eisenoxyd 6,42 0,037 0,61 »)
Manganoxyde Spuren — —
Thonerde 1,08 0,026 —
Kali 0,58 — 0,14
Natron 0,42 — 0,31
Phosphorsäure 34,48 39,050 36,78
Kohlensäure 1,51 3,190 4,25
Kieselsäure 4,83 1,05 2)
Fluor 3,45 3,050 2,46
J<>d Spuren — \ Q Q3
Chlor Spuren — J
Wasser ■ 2,45 1,400 1,65
101,17 101,423 100,77
Für 1 Aequiv. Fluor 1 Aequ. Sauerstoff ab 1,45 1,280 1,01
99,72 100,143 99,73
Bindet man die Säuren und Basen, so erhält mau folgende Zusam-
setzung für den Staffelit:
Basisch phosphorsauren Kalk 85,10 Proz
Phosphorsaures Eisenoxyd . 0,07 »
Phosphorsaure Thonerde . . 0,06 ,,
Kohlensauren Kalk . . . 7,25 ,,
Fluorcalcium 6,26 „
Wasser 1,40 ,,
100,14 Proz.
*) Zeitschrift für analytische Chemie. 1867. S. 407.
**) Annal. d. Landw. Wochenbl. 1867. S. 332.
***) Journ. f. Landwirthsch. 1867. S. 125.
t) Originalmittheilung.
tt) Journ. f. Landwirthsch. 1867. S. 127.
*) Mit etwas Thonerde.
2) Unlöslicher Rückstand, thoniger Eisenstein und etwas Kieselsäure.
DüngererzGiigung. 187
für No. 3:
Phosphorsaufen Kalk SO,15 Proz.
Kohlensauren Kalk 9,18 „
Kohlensaure Magnesia 0,40 „
Pluorcalcium 6,34 „
Fluorkalium 0,17 „
Fluornatrium 0,41 „
Jod- und Chloralkalien 0,05 ,,
Eisenoxyd, Thonerde, Kieselerde, Rückstand 1,66 „
Wasser 1,65 „
100,00 Proz.
4. Stücke Phosphorit aus nicht vollständig aufbereitetem, nur abge-
läutertein Haufwerk; analysirt von Fresenius.
5. Aehnliches Gestein; ein gröbliches, dunkelbraunes Pulver, Durch-
schnittsprobe [von 100 Zentner in den Handel gebracht; analysirt von
Wicke.
6. Handelsartikel aus anderer Quelle und Fundort bezogen; analysirt
von Dietrich und König.
7. Phosphorit aus Staffel, gelblich weiss; analysirt von 0. Weile.
(Eichhorn.)
8. Phosphorit von Dehru, gelbbraun; analysirt von Eichhorn.
9. Phosphorit von Staffel, gelbbraun; analysirt von Eichhorn.
4. 5. 6.
Proz. Proz. Proz.
Kalk 47,31 42,31 37,31
Magnesia 0,12 0,23 0,18
Kali 0,66 1,26 0,15
Natron 0,52 0,09 0,18
Eisenoxyd 3,77 8,22 4,15
Manganhyperoxyd (Manganoxyde) . . Spuren — 0,54 0£5|£"
Thonerde 1,67 2,23 3,08'
Phosphorsäure 33,84 30,63 29,19*)
Kohlensäure 2,75 2,78 2,07
Kieselsäure . 5,04 6,61 1,03
Fluor 2,11 3,74 4,88**)
Chlor (und Jod) Spuren 0,03 Jnd,X
Wasser 2,74 3,00 3,85
Unlösliche Theile - M™* J£7 14,99
100,53 102,17 101,63
Für 1 Acquiv. Fluor ab 1 Aequ. Sauerstoff 0,84 1,57 2,05
99,69 100,60 99,58
*) Nach dem von Fresenius .in dessen Zeitsehr. f. analvt. Chemie 1867 S. 403
empfohlenen Verfahren bestimmt.
**) Nach dem von Fresenius ebendaselbst 1866 S. 190 angegebenen Ver-
fahren bestimmt.
o.
6.
7,67 Pro/..
10,02 Proz,
6,32 „
4,70 ,
61,37 „
50,72 ,
2,52 „
5,96 r.
188 Düngererzeugung.
welche Bestandteile sich der Hauptsache nach wie folgt verbunden ge-
dacht werden können :
4.
Fluorcalcium 4,33 Proz.
Kohlensaurer Kalk 6,25
Basisch phosphorsaurer Kalk 75,10 „
Phosphorsäuie an andere Basen gebunden — -
7. 8. 9.
• Phosphorsäure . . . 33,14 Proz. 85,63 Proz. 37,45 Proz.
Die reineren Sorten des Xassauer Phosphorits, wie sie durch die
Proben 1., 2., 3. und 6.-8. repräsentirt werden, sind vorzügliche Mate-
rialien zur Superphosphat- Bereitung und geben den überseeischen Roh-
phosphaten nichts oder nicht viel nach; dagegen sind die geringeren
Sorten, wie sie meist im deutschen Handel gangbar sind, ein wenig brauch-
bares Material, weniger wegen des geringeren Gehalts an Phosphorsäure,
als mehr wegen des hohen Gehalts an Fluorcalcium, Karbonaten, Eisen-
oxyd und Thonerde, welche Körper sämmtlieh einen beträchtlichen Antheil
Schwefelsaure in Anspruch nehmen. Sie sind auch meist von sehr wechseln-
dem Gehalte an Phosphorsäure und werden sich um so weniger zur Be-
reitung von Superphosphaten eignen, je grösser der Antheil von Phos-
phorsäure ist, der nicht an Kalk gebunden erscheint. Uebrigens ist noch
erwähnenswerth, dass sämmtliche Proben nicht unbeträchtliche Mengen
* von Kali und Xatron enthalten. Das Fluorcalcium macht die Verarbeitung
äusserst lästig. Die Fabrikate sind geringhaltig an löslicher Phosphor-
säure und können ohne Beimischung besserer Fabrikate schwer Eingang
bei dem landwirtschaftlichen Publikum finden.
Torf als jj e r Torf als Dünger, von J. Xessler.*) — Der Verfasser un-
nger' tersuchte den Torf aus der Gegend der Insel Mainau und Torf von Graben
und fand in 100 Theilen bei 100° getrockneten Torfes: in dem von
der Insel Mainau. von Graben.
Organische Stoffe 47 Proz. l'roz.
Darin Stickstoff 2,2 „ 2,5 „
Unverbrennliche Stoffe .... 53 » 11 „
In letzteren in Salzsäure löslich:
Phosphorsäure 0,14 n
Kali 0,14 „
Schwefelsäure 0,*7 „
In der organischen Substauz :
Stickstoff 4,7 „ 2,8 „
Verfasser empfiehlt den Torf zur ausgedehntesten Anwendung nach Komposti-
rung imd Mischen desselben mit alkalischen Stoffen oder nachdem derselbe
') Wochenbl. d. bad. landw. Vereins. 1S67. S. 377.
DUngererzeugung.
189
als Einstreumittel gedient hat als Dünger für Granit-», Gneis-, Sand- und
Kalkboden.
Zusammensetzung von Guanosorten verschiedenen Ur- zusammen
sprung-s, im Laufe von 12 Jahren im Hafen von Bordeaux verladen ; set*ung von
r ° ' Guano-
von A. Baudrim ont.*) r- Die untersuchten, unten genannten Guano- 8orten.
Sorten waren von gelber Farbe, der Baker- und Jarvis- Guano von sehr
heller, der Bolivia-G. von sehr dunkler Farbe. Keine der Sorten hatte
einen merklichen Geruch. Der Verfasser betrachtet das spezifische Ge-
wicht der Guanos als ein Erkennungsmittel für ihre Reinheit, da der kiese-
lige und eisenschüssige Sand, der gewöhnlich als Verfälschungsmittel
angewendet wird, ein viel höheres spezifisches Gewicht hat und ein Zusatz
davon den Guano spezifisch schwerer macht. Ferner sieht der Verfasser es
als einen Beweis ihrer Reinheit an, wenn dieselben eine weisse Asche geben
»und diese bei Behandlung mit verdünnter Salz- oder Salpetersäure nur eine
geringe Menge unlöslicher Theile zeigt. Nur der patagonische Guano enthält
natürlich beigemischten Sand, und man findet darin sogar kleine abgerun-
dete schwarze Kiesel; das spezifische Gewicht dieses Guanos ist desshalb auch
sehr schwankend. Die mittlere Zusammensetzung, wie sie sich aus mehreren
Analysen ergeben hat, ist in folgender Zusammenstellung angegeben.
Bezeichnung der Sorten
Zeit der Untersuchung
Zahl der Analysen
Feuchtigkeit ....
Stickstoff
Org. Stoffe (ohne Stickst.)
Dreibas. phosphoi s.Kalk
Lösliche Salze
Unlöslicher Rückstand .
Ucbrige Mineralstoffe .
1.
Patago-
nischer.
1855 u. 57
8
Proz.
2.
Kalifor-
nischer.
IS 56.
2
Proz.
20,8
1,0
11,8
20,7
3,6
26,0
16,1
19,2
0,9
8,0
49,S
2,5
15,2
4,4
3.
4.
Baker- u.
Korallen-
Jarvis-
Inseln.
1S60 u. 63.
18G5.
4
1
Proz.
Proz.
15,2
12.0
0,8
1,0
7,0
13,0
68,7
60,3
0,2
—
0,4
—
7,7
13,7
o.
Bolivia-
nischer,
alter.
1856 u. 60.
o
Proz.
13,5
3,0
10,6
54,9
9,7
6,0
2.3
Phosphorsäure . . .
.c -eil höchstes .
Spezifisch. I . , . .
. , , { niedrigstes
Gewicht
\ Mittel
100,0
100,0
100,0
100,0
9,5
23,0
32,6
27,8
1,090
0,636
0,8530
0,845
0,790
0,8175
1,010
0,721
0,84155
0,7430
100,0
25,3
0,960
0,755
0,8575
6.
Bolivia-
nischer,
frischer.
Aug. 1867.
4
Proz.
11,2
0,5
5,9
49,0
12,4
1,9
19,1
100,0
22,6
0.654
0,620
0,6327
Die früheren Jahrgänge dieses Berichts gaben wiederholt Analysen dieser
Guanosorten, d:e im Wesentlichen mit den vorstehenden übereinstimmen.
Ueber die Zusammensetzung der im peruanischen Guano Zusammen-
setzung von
vorkommenden Knollen, von 0. Bäber.*) — Die untersuchten Knol- Knollen des
Peruguanos.
*) Compt. rend. Bd. 65. S. 420. 1867.
**) Zeitschr. d. lanchv. Centralvercins f. d. Prov. Sachsen. 1S67. S. 212.
190
Diuigererzeugung.
len wurden aus ein und derselben Partie Guano von 10000 Zentner, der
wiederholt mit einem Gehalt von 125L Prozent Stickstoff analysirt worden
war, ausgesucht und wie folgt unterschieden:
1 . von hellgelber Farbe mit reichlich kristallinischen Absonderungen ;
auf dem frischen Bruche kristallinisch, hart,
2. Farbe hellbraun; Bruch uneben, mit vereinzelten grösseren Kristal-
len, sehr hart;
3. grau, erdig, ohne Kristallisation und Schichtung, weich;
4. dunkelbraungrau; Bruch eben kristallinisch, schwach geschichtet;
am härtesten unter allen Proben, noch bedeutend härter als 2;
5. grau wie 3, weiss gesprenkelt, körnig; dabei nicht sehr hart, doch
härter als 3, sehr leicht;
6. gelbweiss geschichtet, Schichtungen bestehen aus Kristallen, Härte
wie bei 5.
7. graubraun mit zahlreichen, grossen, hellen Kristallen, bröcklich zum.
Zerdrücken ;
8. der pulverige, absiebbare Theil des Guanos.
Das Kesultat der chemischen Analysen ist in nachstehender Zusam-
menstellung enthalten :
9.
3.
4.
5.
6.
7.
1,06 1,29
26,12
0,61
1,13
9,28
59,89 74,90
13,01 , 10,60
26,04 13,21
39,52
11,24
23,12
63,39
14,73
21,27
74,93
10,39
13,55
64,80
1 1 ,02
14,H0
10,96 1
9,04 1
17,86
5,11
5,87
5,18
11,78
6,72
17,66
11,01
9,90
8,50
Pulve-
riges.
Sand
Feuchtigkeit, organ. Sub-
stanz und Ammonsalze .
Phosphorsäure . . . .
Kalk , Magnesia, Kali etc.
1,52
59,92
17,44
21,12
Stickstoff 11,08
Stickstoff als Ammonsalze 9,09
2,48
64,13
14,20
19,19
11,-19
6,50
Der Verfasser resumirt hiernach, dass der als Ammonsalz vorhandene
Stickstoff im Verhältniss steht zu der Menge der Kristalle in den Klum-
pen; dass einige (1, 2, 4 und 7) nur wenig, andere (3, 5 und G) dagegen
viel stickstoffhaltige Verbindungen neben den Ammonsalzen enthalten,
Sand- und Phosphorsäuregehalt sehr verschieden sind. Die in jeder
Kichtung vorkommenden bedeutenden Schwankungen zeigen, wie noth-
wendig es ist, die grösste Vorsicht beim Probenohmen des Guanos an-
zuwenden, um eine gute, die mittlere Beschaffenheit einer grösseren
Quantität Guano repräsentirende Probe zu erhalten.
Zusatz zu Zusatz zu Guano.*) — Payen empfiehlt ein Produkt von folgender
Guano. Zusammensetzung:
Phosphorsaures Kali . 51,71 Proz. ) Phosphorsäure 17,82 Proz.
Schwefelsaures Kali . 29,72 „ } Kali . . . 49,95 „
Schwefelsaures Natron . 13,45 „
Chlornatrium .... 2,77 „
Kieselerde .... 2,35 »
als Zusatz zu Guano und zur Ergänzung des diesem fehlenden Kalis.
*) Journ. d'agricult. prat. 1867. Bd. I. S. 379.
Düngercizeugnng.
191
Uebcr das Stassfurter Salalager und die kalihaltigen Das stass-
Abraumsalzc, von E. Ulbricht.*) - Mit dem Bohrloche auf Stein- furter Salz'
] it i_f i ■ i" und
salz wurde in Stassfurt schon 1839 begonnen; welches 4 Jahre später in die kaiihai-
975 Fuss Tiefe erreicht wurde. Im Jahre 1851 war man 1851 Fuss tief eigen Ab-
gekommen, ohne das Liegende des Steinsalzes erreicht zu haben. Da raumsalze-
sich die erhaltene Soole wegen ihres hohen Gehalts an Chlormagnesium
nicht zum Versieden eignete und man aus Erwägungen schliessen durfte,
dass die Magnesiasalze der Soole nicht dem angebohrten Steinsalze selbst,
sondern vielmehr dem Hangenden desselben angehören, schritt man 1851
und 1852 zur Anlage von 2 Schächten. In 816 Fuss Tiefe gelangte man
zu dem oberen unreinen Salze, dem für die Landwirtschaft und Industrie
so wichtig gewordenen kalihaltigen Abraumsalz. Im benachbarten An-
halt, in 3720 Fuss Entfernung davon, legte man 1858 ebenfalls 2 Schächte
an, — das heutige Leopoldshall — und erreichte hier schon bei 480 Fuss
Tiefe die Schichten der Abraumsalze. Die Lagerungsverhältnisse der
über dem Steinsalze befindlichen Schichten erhellen aus nachfolgender
Tabelle:
Alluvium und Diluvium
Rother Schieferletten mit Bänken von feinkörnigem
Sandstein, Roggenstein u. festem grauen Kalkstein
Gips und Anhydrit
Salzthon, Gruppe von bituminösem Mergel, mit
Anhydrit und Steinsalz verwachsen
Abraumsalze
Reines Steinsalz
Preussischer
Schacht
Stassfurt.
Mäch-
tigkeit.
Fusse
Ganze
Tiefe
27
576
192
603
795
21 816
153 974
? —
Anhaltischer
Schacht
Leopoldshall.
Mäch- Ganze
tigkeit. I Tiefe.
Fusse.
20
373
87
140
?
20
393
480
620
Die horizontale Mächtigkeit des Steinsalzes erwiess sich 1864 bei
Stassfurt zu 600, bei Leopoldshall zu 270 Fuss.
Das Stassfurter Salzlager zerfällt in 4 in einander allmählich über-
gehende Abtheilungen.
Die erste, unterste derselben wird von dem, von dünnen Anhydrit-
schichten durchzogenen Steinsalz gebildet. Die Anhydritschichten be-
grenzen vermuthlich die jährlichen Ablagerungen des Salzes während der
Bildungsepoche des Steinsalzlagers, deren Dauer von dem Prinzen zu
Schönaich-Carolath zu 15000 Jahren geschätzt wird.
Die zweite, auf das Steinsalz folgende, 200 Fuss mächtige ■ Ab-
theilung ist unreines Salz, in dem ausser wenig Anhydrit und Chlorcal-
cium 5 bis 8 Proz. Polyhalit (nach Naumann: 2CaOS03 -f- MgOS034-
KOS03 + 2 HO) enthalten sind.
*) Chem. Ackersmann. 1867. S. 238.
1 v2 Düngererzeugung.
Die dritte Abtheilung (Kiserit- Region) führt nach Bischoff im
grossen Durchschnitt nur noch 65 Proz. Kochsalz, der Rest ist Kieserit
(MgOS03, HO), Karnallit, Chlormagnesium und Anhydrit.
Die vierte Abtheilung (Karnallit - Region) enthält .gegen 25 Prozent
Steinsalz, 55 Proz. Karnallit und 20 Proz. Kieserit und Chlormagnesium.
In dem Anhaltischen findet sich neben dem Karnallit in bedeutender
Menge noch ein anderes kalireiches Mineral, der Kaniit. Die beiden letz-
ten Minerale sind die für die Kalidüngerfabrikation wichtigsten Bestand-
teile der obersten Abtheilung.
Der Karnallit enthält im reinsten Zustande:*)
26,8 Proz. Chlorkalium
34,5 n Chlormagnesium
38,7 „ Wasser.
Er ist bald farblos und wasserhell, bald heller oder dunkler roth (von
eingesprengtem Eisenglimmer) gefärbt. Beim Eindampfen seiner Auf-
lösung zerfällt er in auskristallisirendes Chlorkalium und in Chlormagne-
sium, welches in der Lauge verbleibt. Auf die leichte Zersetzbarkeit
dieses Doppelsalzes gründet sich die fabrikmässige Darstellung von Chlor-
kalium.
Der Kainit ist nach dem Verfasser wahrscheinlich ein inniges Ge-
menge verschiedener Salze und seine Zusammensetzung deswegen eine
sehr schwankende. Reichardt fand darin:
Chlor . . .
. 17,02 his
36,72 Proz.
Schwefelsäure
• 21,14 „
31,31 „
Kalium .
. 10,79 „
17,16 „
Natrium
• 2,76 „
13,04 „
Kalkerde
. Spuren „
7,29 „
Magnesia . .
• 9,65 „
16,63 „
Seine Auflösung in Wasser liefert beim Eindampfen zuerst Kristalle
von schwefelsaurer Kalimagnesia, dann von schwefelsaurer Magnesia oder
Chlornatrium und in der Mutterlauge verbleibt Cblormagnesium. Der
Kieserit ist kalifrei und dient nur zur Fabrikation von Magnesiasalzen.
Er enthält im reinsten Zustande:
87 Proz. sclnvefelsaure Magnesia und
13 „ Wasser.
Seltener finden sich in dem Abraumsalze noch:
Tachhydrit — 58,2 Proz. Chlorcaleium und Chlormngnesium und 41,8 Proz.
Wasser enthaltend — und
Stassfurtit (Boracit) — Borsauro Magnesia und Chlornirignesium.
*) Die für den Karnallit passende Formel: KCl -]- 2 MgCl -\- 12 HO entspricht
richtiger folgender Zusammensetzung:
26,9 KCl
34,2 MgCl
38,9 HO.
Dünefererzeugung. 19c»
Analoge Verhältnisse bei noch jetzt stattfindenden Salzlagerbildungs-
prozessen, wie sie von Bisch off geschildert werden, zu Grunde legend,
hat sich nach dem Verfasser die Bildung des Stassfurter Salzlagers ver-
nmtlilich wie nachfolgend vollzogen: „das Magdeburg-Halberstädter Becken,
in dem Stassfurt liegt, war ein See, der vom Ocean oder von den von
umliegenden Salzgebirgen kommenden Zuflüssen gespeist wurde. Das
Liegende des jetzigen Lagers ist unzweifelhaft Gips, über ihm liegt das
Steinsalz, mit Anhydrit wechsellagernd. Aus dem gesättigten Seewasser
setzte sich alljährlich zunächst der schwefelsaure Kalk ab, über ihm das
Chlornatrium, während die Kali- und Magnesiasalze noch gelöst blieben.
Späterhin schieden zum Theil auch sie in der Form des Polyhalits sich
aus. Die Zuflüsse versiegten, die fortdauernde Verdunstung aber nöthigte
die noch gelöste schwefelsaure Magnesia und auch schon einen Theil des
Chlorkaliums und Chlormagnesiums zur Kristallisation; so bildete sich die
dritte Karnallit- haltige Kegion des Kiserits. Zeit, erhöhter Druck und
eigentümliche Temperaturverhältnisse mögen die Ablagerung der schwefel-
sauren Magnesia im letztgenannter Form und nicht als Bittersalz bedingt
haben. Ein Gleiches gilt vom Anhydrit. Endlich verdunstete der Rest
des Wassers und nun mussten auch die löslichsten Salze, der Rest des
Chlorkaliums und Chlormagnesiums, zur Ausscheidung gelangen. Dass
während der ganzen Bildungsepoche vielleicht regelmässig wiederkehrende
und jährliche Umbildungen des bereits Vorhandenen stattfanden, ist mehr
als wahrscheinlich."
Der Debit des Königl. Preussischen Steinsalzwerkes betrug
an Steinsalz, an Kalisalz.
1858 512040 Ztr. — Ztr.
1859 408900 „ 430 „
1860 671970 „ 5500 „
1861 820470 „ 47230 „
1862 (Beginn der Kalifabrikation) 970150 „ 391800 ,,
1863 813820 „ 837780 „
1864 901830 „ 1169 250 „
1865 ..- 841100 „ 733000 „
1866 953000 „ 1302700 „
1867 (erste Hälfte) — „ 733000 „
Das herzoglich anhaltische Werk Leopoldshall, dessen Steinsalzför-
derung den eignen Bedarf von 30000 Zentner wenig überschreitet, ver-
kaufte :
Karnallitsalze. Kieserit. Kai'nit. in Summa.
1863 336 574 Ztr. — Ztr. — Ztr. 336574 Ztr.
1864 1130994 „ 1127 „ — „ 1132121 „
1865 1099204 „ 1126 „ 2427S „ 1124608 „
1866 1500777 „ 7170 „ 99411 „ 1607 358 „
1866 (erste Hälfte) — „ — „ - „ 850,000 „
Jahresbericht X. ]3
194 Düngererzeuguug.
stassfurter Ueber die Zusammensetzung der wichtigeren Stassfurter
Kalidünger, K a 1 i d ü n g e r , von 0 s c a r C o r d e 1. *)
ihre Znsani- ° ' '
mensetzung Das „rohe schwe f el saure Kali" besteht aus den bei der Chlor-
UIld kaliurn-Fabrikation abfallenden zweierlei Rückständen, * welche durch Kal-
lung' ziniren entwässert werden. Der eine dieser Rückstände fällt bei der Auf-
lösung des in den Fabriken verarbeiteten Karnallits ab; der andere ist
eine schlammige Salzausscheidung, sogenannter Bühnenschlamm, die beim
Eindampfen der erkalteten, noch kalihaltigen Laugen erhalten wird. Jener
Karnallit-Rückstand enthält im Durchschnitt:
Chlorkalium .... 4 Proz.
Schwefelsaure Magnesia 28 „
Schwefelsaurer Kalk 5 „
Steinsalz 45 „
Thon, Eisen etc. . . liest.
Reicher an Chlorkalium, als dieser, ist der Bühnenschlamm, der bis-
weilen, durch Umsetzen des Chlorkaliums mit schwefelsaurer Magnesia,
auch Kali als schwefelsaures Salz und dafür eine äquivalente Menge des
schädlichen Chlormagnesiums enthält. Die Bezeichnung „schwefelsaures
Kali" für dieses Düngemittel ist insofern gerechtfertigt, als es einen Theil
des Kalis in dieser Salzform enthält; der grössere Theil ist jedoch in Form
von Chlorkalium vorhanden. Wenn der Fabrikant 21 Proz. schwefelsaures
Kali garantirt, so ist das so zu verstehen, dass der Kaligehalt 21 Prozen-
ten schwefelsauren Kalis entspricht.
Die sogenannten „konzentrirten Düngesalze" (dreifach kon.
zentrirtes Kalisalz) werden durch Vermischen des vorigen Fabrikats
mit hochprozentigem Chlorkalium erhalten oder auch durch Kai ziniren des
„Bodensalzes," ein geringwerthigeres Chlorkalium, das sich beim Aus-
kristallisiren der Laugen an die Kristallisirgefässe absetzt. Dieses Prä-
parat enthält 40 bis 50 Proz. Chlorkalium, ausserdem Kochsalz und geringe
Mengen Schwefelsäure und Magnesia.
Das „fünffach konzentrirte Kalisalz"**) ist das durch Auslau-
gen und Umkrstallisiren des Karnallits erhaltene hochprozentige Chlor-
kalium mit 80 bis 85 Proz. dieser Verbindung. Es ist dasjenige Salz,
auf dessen Darstellung die Existenz der Stassfurter Fabriken hauptsäch-
lich gegründet ist und welches in den Salpeterfabriken Verwendung findet.
Der „Kalidünger" oder die „rohe Kalimagnesia" mit einem
garantirten Gehalte von 30 — 33 Proz. schwefelsauren Kalis wird durch
Kalziniron des Kai'nits dargestellt. Der Verfasser analysirte 2 Sorten
von rohem Kai'nit und eine von kalzinirtem Kai'nit, deren Resultate in
folgender Zusammenstellung enthalten sind:
*) Annalen der Landwirthschaft. Wochcnhl. 1867- S. 173. Zeitschr. d. Ver-
eins f. d. Rübenzucker-Industrie. 1867. S. 127.
**) Jahresbericht 18G6. S. 250.
Düugererzeugung.
195
Kainit I. Kai'nit II. Kalzinirter Kainit.
16 l'roz. S08K0 24 Proz. SO^KO 27,8 Proz. SOaKO
repräsentirend. repräsent irend. repräsentirend.
Chlorkalium 13,6 Proz. 20,4 Proz. 19,37 Proz.
Steinsalz 51,5 „ 30,0 „ 34,00 „
Schwefelsaure Magnesia . 21,9 „ 33,0 „ 34,90 „
Schwefelsaurer Kalk . . 3,0 „ 2,0 „ — u
Wasser 10,0 „ 14,6 „ 1,76 „
Schwefelsaures Kali 5,26 „
Magnesia .... 1,21 ..
Flugasche etc. . . Best.
Durch das Kalziniren verliert der Kainit den grössten Theil seines
Wassers und etwas in Form von Salzsäure entweichendes Chlor, im Ganzen
etwa 10 Proz. Der prozentische Kaligehalt wird dadurch wesentlich er-
höht. Das Chlormagnesium wird dahei etwa zu Vs zersetzt. Der Kai'nit
ist stets mit Steinsalz verunreinigt; der Grad der Beimischung ist aber
sehr schwankend. Der Verfasser bemerkt, dass schwerlich in grösserer
Menge Kai'nit von solcher Reinheit gewonnen werde, dass man durch
blosses Kalziniren einen Gehalt von 30 — 33 Proz. schwefelsauren Kalis
erreichen könnte; die Fabrikanten müssten deshalb in den meisten Fallen
das Fehlende in dem garantirten Gehalte durch Zusatz von Chlorkalium
ergänzen.
Die „schwefelsaure Kalimagnesia" wird nach einem geheim ge-
haltenen Verfahren aus dem Kai'nit dargestellt und ist eine chemische Ver-
bindung von 87,11 Gewichtstheilen schwefelsauren Kalis (1 At.) mit 60
Gewichtstheilen schwefelsaurer Magnesia (1 At.) und 54 Gewichtstheilen
Wasser (6 At.), welche, mit wenigen Prozenten Kochsalz verunreinigt, in
schönen Kristallen kristallisirt. Diese werden kalzinirt und die erhaltene
harte weissliche Masse gemahlen in den Handel gebracht. Sie ist in die-
sem Zustande wie folgt zusammengesetzt:
Schwefelsaures Kali . 54,0 Proz.
Schwefelsaure Magnesia 37,0 „
Kochsalz 2,5 „
Thon, Eisen, Flugasche 3,5 „
Wasser 3,0 „
Den übrigen Kalipräparaten gegenüber zeichnet sich dieses, abgesehen
von geringen Schwankungen im Gehalte an Kochsalz , durch die Bestän-
digkeit in seiner Zusammensetzung aus. Die chemische Natur dieses Dop-
pelsalzes bedingt, dass es Kali, Magnesia und Schwefelsaure in unab-
änderlichem Veihaltniss enthält. Ein weiterer Vorzug ist der, dass das
Chlormagnesium weder als Verunreinigung vorkommt, noch dass zu dessen
Bildung Gelegenheit gegeben ist.
Das „reine schwefelsaure Kali," mit einem Gehalt von 70 bis
80 Proz. desselben und mit Verunreinigung von. Natron- oder Magnesia-
salzen, wird in geringerer Quantität fabrizirt.
13*
196 Düngererzeugung.
lieber den Werth der Kalidünger kann man im Allgemeinen sagen,
dass sie um so werthvoller sind, je mehr sie von dem Kali in Form
von schwefelsaurem Salz enthalten und je weniger sie Chlormagnesium
oder solche Bestandtheile, aus denen dieses sich bilden könnte, in sich
schliessen.
Vorkommen lieber das Vorkommen des Kainits zu Stassfurt, v. Filly.*)
und zusam- — jjer j£ain^ [s^ |jjg jetzt nur in den oberen Schichten des anhaltinischen
mensetzung
des Kainits. Theils des Stassfurter Steinsalzlagers aufgefunden worden. Seine Mächtig-
keit ist noch nicht ermittelt, doch sind bereits 50 Fuss seiner Schichtung
in Arbeit genommen. Die Art des Vorkommens der Kamitschicht lässt
sich aus der ganzen Bildung des Stassfurter Salzlagers erklären, in wel-
chem die relativ schwer löslichen Salze zuerst und zu unterst, dann die
leichter löslichen und zuletzt und zu oberst die am leichtesten löslichen
Salze abgesetzt wurden. Die Ka'init führende Schicht gehört einer anderen
Bildimgsperiode an, als die Karnallit führenden Schichten. Der Ka'init
ist eine Verbindung von 1 At. Kali, 2 At. Magnesia, 2 At. Schwefelsäure,
1 At. Chlor und 6 At. Wasser, weshalb man annimmt, dass derselbe aus
S03KO, S03MgO + MgCl + 6HO besteht, eine Annahme die dadurch ge-
rechtfertigt erscheint, dass aus einer Auflösung desselben schwefelsaure
Magnesia und schwefelsaures Kali, letzteres zuerst, auskristallisiren, Chlor-
magnesium aber gelöst bleibt. Seiner Ka'init enthält 35,1 Proz. schwefel-
saures Kali und dabei 19,1 Proz. Chlormagnesium, er kommt aber nur
ausnahmsweise rein vor, er ist überall mit Karnallit (Chlorkalium- und
Chlormagnesium-haltig), in den anderen Schichten mit Kochsalz durch-
wachsen und in den oberen mit grösserer oder geringerer Menge Chlor-
magnesium durchsetzt, so dass der Gehalt an letzterem Salz höher, der
des Kalisalzes niedriger gefunden wird, als obiger chemischen Formel ent-
spricht und die Zusammensetzung des! rohen Kai'nit's äusserst schwankend
ist. Dieser Umstand und die bekannten Unannehmlichkeiten, welche eine
grössere Menge Chlonnagnesium mit sich bringt, lassen die direkte Ver-
wendung des Kainits unrathsam erscheinen.
Der vorjährige Beriebt (S. 259) brachte eine Analyse einer reineren Probe von
Ka'init, ans welcher der Verfasser, übereinstimmend mit dem Verfasser des nach-
folgenden Artikels, die Zusammensetzung des Kainits nach folgender Formel:
(KCl + 2 MgO, S03) + G HO folgert.
Zusammen- Ueber die Zusammensetzung des Kainits und seine Ver-
setzung und wendung, von Jul. Lehmann.**) — Nach Analyse dieses rohen Salzes
Verwendung yon Kästner besteht dasselbe aus:
) Annal. d Landwirthseh. Wochcnbl. 1867. S. 1.
**) Amtsblatt f. d. landw. Vereine Sachsens. 1867. S. 51.
Dtingcreizeiigung.
197
Chlorkalium 18,75 Proz.
Chlörnatrium 34,30 „
Schwefelsaurer Magnesia . . 30,59 „
Schwefelsaurem Kalk . . . 1,41 „
Chlormagncsium 1,00 „
In Wasser löslichem Rückstand 0,62 „
Wasser 13,33 „
Der Verfasser fand in einer Mischung von gleichen Raumtheilen Ae-
ther und absol. Alkohol eine Flüssigkeit, vermittels welcher man im Stande
ist, Chlormagnesium ohne Beimischung anderer Salze*) zu lösen. Durch
Behandlung des rohen Kainits mit diesem Lösungsmittel ermittelte der-
selbe, dass das Kali als Chlorkalium und nicht als schwefelsaures Kali,
von Chlormagnesium aber nur 1 Proz. vorhanden ist, während Andere
(siehe vorigen Artikel) die Stoffe als schwefelsaures Kali und Chlormagne-
sium sich gruppirt denken. Aus einer wässrigen Auflösung des rohen
Kainits kristallisirt allerdings schwefelsaure Kali-Magnesia aus, diese Ver-
bindung ist jedoch nach dem Verfasser nicht ursprünglich darin enthalten,
sondern bildet sich erst durch Umsetzen der einzelnen Salze in wässriger
Lösung. Die einzelnen Bestandtheile von 100 Gewich tstheilen rohem Kai-
nit in Wasser gelöst, gruppiren sich nach folgender Zusammensetzung:
Schwefelsaure Kali-Magnesia 36,96 Proz.
Chlormagnesium .... 13,30 „
Schwefelsaurer Kalk . . . 1,41 „
Chlörnatrium 34,30 „
Der Verfasser empfiehlt wegen dieses Verhaltens des Salzes, bei
seiner Auflösung Chlormagnesium zu bilden, — ein Umbildungsprozess, dem
jedenfalls der Kainit auch im Boden unterliegt — und wegen der schäd-
lichen Wirkung desselben auf die Vegetation, den Kainit mit gleichen
Theilen oder mehr zu Pulver gelöschtem frischen Kalk zu mischen, beides
mit Wasser anzurühren und längere Zeit stehen zu lassen. Der Bildung
von Chlormagnesium wird dadurch vorgebeugt, indem der Kalk die Mag-
nesia in unauflöslicher Form ausscheidet und sich mit der Schwefelsäure
des Bittersalzes zu Gips verbindet. Der derartig herbeigeführten Gips-
verbindung legt der Verfasser besondere Wichtigkeit für die Zwecke der
Kalisalzdüngung bei , da der Gips bekanntlich die Absorptionsfähigkeit der
Ackerkrume für Kali vermindert und somit für dessen Verbreitung nach
den Seiten und nach der Tiefe des Bodens wirkt.
Darstellung von Gips aus Kainit, von Jul. Lehmann,**) — Darstellung
Für die Gegenden, in welchen der Preis des Gipses zum Zweck des Bin- von Gi'ps-
dens von Ammoniak in Ställen und auf Düngerstätten zu hoch ist, als dass
") Chlorcalcium wird ebenfalls gelöst.
*) Amtsblatt f. d. landw. Vereine Sachsens. 1S67. S. 54.
198
Diingeranalysen.
man von natürlichem Gips Gebrauch machen könnte, empfiehlt der Ver-
fasser folgendes Verfahren zur Darstellung eines künstlichen Gipses. Man
nimmt einen Zentner Ka'mit, mischt denselben mit circa 14 Pfund eines
guten Baukalks, der vorher zu Pulver gelöscht worden war, und bringt
soviel Wasser dazu, dass die ganze Masse nach tüchtigem Durcheinander-
arbeiten einen Brei bildet. Letzterer wird nach einigen Tagen fest und
kann dann zerpocht und gesiebt werden.
Stassfurter
Kali-
Industrie.
Ueber die Höhe des Verbrauchs und der Verarbeitung
des rohen Stassfurter Abraumsalzes in den dortigen preussischen
und den benachbarten anhaltischen Fabriken, sowie über den Gewinn an
Nebenprodukten macht Filly folgende Angaben. *) In 5 preussischen und
8 anhaltischen Fabriken kommen iu Summe täglich etwa lOOOO Zentner
zur Verarbeitung (jährlich 3 bis 4 Millionen Zentner). Das jetzige Haupt-
produkt ist Chlorkalium, vorzugsweise zu technischen Zwecken; in zweiter
Linie stehen die Düngesalze, deren Produktion bei Gewährung billigerer
Eisenbahnfrachtpreise sich leicht auf das Zehnfache steigern würde. In
mehreren Fabriken wird Glaubersalz als Nebenprodukt gewonnen, in einer
derselben 50000 Zentner jährlich, (findet hauptsächlich zur Glasfabrikation
Verwendung). In einer der Fabriken (Frank) wird Brom und in einer
(Ziervogel und Comp.) jährlich 100 Zentner Borsäure fabrizirt.
Düngeranalysen.
Analyse P. Bre t s ch u e ide r **) untersuchte in ausführlicher Weise den Mist
von Kuh-, yon Kühe« Schafen und Pferden und fand denselben in folgender
Pferde- und . °
Schafmist. Weise zusammengesetzt:
Per 100 Gewichtstheile 1. Kuhmist 2. Pferdemist. 3. Schafmist.
Wasser 750,00 721,30 693,00
Organisehe Stoffe .... 1S4.76 244,09 240,14
Totalstickstoff 4,64 6,65 6,14
Ammoniak 2,73 4,43 4,54
Kuli 3,94 5,39 7,65
Nutron 0,62 0,20 0,63
Kalk 2,39 4,14 5,95
Magnesia 1,77 1,71 0,55
Eisenoxyd 2,68 1,63 1,70
Phospborsäure 1,11 1,18 2,11
Schwefelsäure 1,31 2,99 2,82
Chlor 0,53 1,35 2,20
Kieselsäure 9,05 7,52 10,10
'i honerde 0,64 0,42 1,05
Sand und Thon . . . ■ 41.03 1A7 31,59
1000,13 1000,39 1000,49
Ah für Sauerstoff .... 0,23 0,29 0,49
*) Annal. d. Landw. in Preusscn. 1867. S. 2.
*+) Dritter Bericht d. agrik. Versuchsstation Sal/.münde. S. 93.
Dttngeranalysen. 199
Thon'sche Poudrette. -- W. Wicke**) veröffentlicht die von L. Thon'sche
Busse ausgeführte Analyse einer Originalprohe der gedachten Poudrette, roudrette-
welche folgende Zusammensetzung ergab :
Feuchtigkeit IG, 7.') Proz. 16,75 Proz.
Verbrennliches, chemisch gebun-
denes Wasser u. Kohlensäure 34,13 „ 34,13 .,
Darin Stickstoff 6,13 Proz.
Asche 49*12 ., Darin
Phosphorsaure Salze . 21,05 „
Kalk 2,57 „
Magnesia 0,25 „
Kali 1,73 „
Natron 3,31 „
Schwefelsäure . . . 15,02 „
Chlor 3,88 „
Unlöslicher Rückstand 1,5S „
100,87 .,
Für 1 Aequ. Chlor ab
1 Aequ Sauerstoff . 0,87 .,
100,00 „
Zusammensetzung der phosphorsauren Salze:
Phosphorsaurer Kalk . . . 18,30 Proz.
Phosphorsaure Magnesia . 0,74 ,
Phosphorsaures Eisenoxyd . 2,61 „
21,05 „
Summa der Phosphorsäure . 10,16 „
In Bezug auf den Stickstoff bemerkt der Verfasser, dass derselbe zum
Theil noch als Harnstoff in der Poudrette enthalten ist. Ferner sagt der-
selbe darüber, dass dem Dünger ein wirklicher Marktwerth inne wohne
und dieser unstreitig das beste Fabrikat sei, was bis dahin aus den
menschlichen Abgängen erzielt worden sei. Zu den werthvollen Bestand-
teilen, die es enthält, gesellt sich noch der wichtige Umstand, dass es
durch seine Form jeder Art der Verwendung angepasst ist und darin dem
Guano nichts nachgiebt. Es stellt sich als eine hellgelbliche, trockne,
pulverförmigo Substanz dar.
Th. Dietrich**) untersuchte zahlreiche Proben der im kleinen Mass-
stabe dargestellten Thon'schen Poudrette und fand in denselben:
Stickstoff . . 4,5 bis ' 6,0 Pi'°z-
Phosphorsäure 10 „12 „ (meist löslieh)
Kali . . . 1,5 „ 3 „
*) Journal für Landwirtschaft. 1867. S. 236.
*) Ibidem.
200 Düngeraualysen.
Derselbe stellte ferner mittels desselben Verfahrens,*) das bei der
Bereitung der Thon'schen Poudrette angewendet wird, zur Prüfung des
Verfahrens, ob durch dasselbe die ganze Menge des im Rohmaterial ent-
haltenen Stickstoffs in das Fabrikat übergehe, Poudrette (resp. Urate) aus
Urin dar, dessen Stickstoffgehalt nebenher ermittelt wurde. Die Fabrikate
enthielten : **) n
J 1. 2. 3.
Stickstoff , 5,4 Proz. 10,3 Proz. 9,7 Proz.
Phosphorsäure 10,1 „ 11,5 „ 12,6 „ ißgj
Darin gefunden Stickstoff pro 100 Urin 0,996 „ 0,857 „ 0,942 „
Berechneter Stickstoffgeh. pro 100 Urin 0,995 „ 0,880 „ 0,941 „
Hiernach wurde sämmtlicher in dem ursprünglichen Urin vorhanden
gewesener Stickstoff in dem erhaltenen Fabrikate wiedergefunden.
Leipziger Poudrette von Teuthorn in Leipzig enthält nach Th. Diet-
Poudrette rjch's Analyse:***)
von
Teuthorn. Wasser 13,4 Proz.
Organische Substanz 31,2 -•
Mineralstoffe überhaupt 55,4 -
Stickstoff 2,10 „
Stickstoff' in Form von Ammoniak . 0,50 „
Kali 0,61 „
Kalk 1,07 „
Phosphorsäure 2,96 n
Latrinen- L a tr inen p oudr e tte. f) Eine solche untersuchte P. Bretschneider
poudrette. m^ nachstehendem Ergebnisse:
Wasser 15,91 Proz.
Organisches .... 35,12 „ mit 1,68 Stickstoff
Sand 26,44 „
Kali 0,S1 „
Natron 0,56 „
Phosphorsäure .... 2,75 „
Cblor 0,85 „
Schwefelsäure .... 2,31 „
Kalk und Magnesia . . 6,2S „
Eisenoxyd und Thonerde 3,93 „
Kieselsäure 4,05 n
Kohlensäure .... 0,37 „
99,38 „
*) Das Verfahren , welches von dem Verfasser angegeben ist, ist noch nicht
veröffentlicht.
**) Originalmittheilung.
***) Landw. Anz. f. Kurhessen. 1867. S. 42.
■J-) Dritter Bericht über die Arbeiten der agrikulturchem. Versuchstation Salz-
münde. S. 94.
Düngcranalyseu. .sOl
Latrinen-Poudvcttc *) aus der Fabrik von Iloffmanu und Analyse von
Latrinen-
poudrctte.
Comp. zuCöln wurde v. H. Grouvcn mit folgendem Resultat untersucht:
Wasser 12,8 Broz.
Organische Materien . 36,2 -
Mineralsalze . . . . 21,7 -
Sand und Thon . . 29,3 „
100,0 „
Stickstoff 2,01 „
Phosphorsäure . . . 3.01 „
Kali 0,55 „
Natron 1,12 „
Chlor 0,51 „
Kompostdünger aus Köln.**) — Th. Dietrich fand darin in Kölner
Prozenten: .„. „,. , . „ Kompost-
0,24 Stickstoff diinger.
0,19 Phosphorsäure
0,18 Kali
0,17 Natron
1,48 Kalk.
Derselbe wird aus menschlichen Exkrementen, Strassenkehricht und
Steinkohlentheer bereitet.
Der Schlamm eines künstlichen Schlammfanges enthält nach Schlamm
der Analyse von Th. Dietrich***) im lufttrocknen Zustande folgende eines kUust"
•> ' ° liehen
Bestandteile : schiamm-
Organische Substanzen 7,08 Proz. — darin Stickstoff 5,78 Proz. fanges.
Schwefelsäuren Kalk . 2,22 - 1 • o t an t> v m
! in Summa 5,87 rroz. Kalk.
Kalk 4,88 „ ) I
r,. , _ . „ \ an Kohlen- und Humussäure gebunden,
bittererde 0,16 „ J
Kali 0,61 „
Phosphorsäure . . . 0,36 „
In 10 Fuder dieses Schlammes a 20 Ztr. würden enthalten sein: 1416 Pfd
organische Substanz, 46 Pfd. Stickstoff, 1174 Pfd. Kalk, 212 Pfd. Bittererde, 122
Pfd. Kali, 72 Pfd. Phosphorsäure und 261 Pfd. Schwefelsäure.
J. Nesslerf) untersuchte die Maikäfer auf ihren Düngwerth Analyse der
schätzt densel
Zusammensetzung :
und schätzt denselben auf Grund der von Muth gefundenen folgenden
Wasser 68,00 Proz.
Organische Substanz . 30,95 „
Mineralstoffe . . . 1,05 „
*) Dritter Bericht d. agrikulturchem. Versuchstation Salzmünde. S. 23.
♦*) Landw. Anz. f. Kurhessen. 1867. S. 126.
***) Ibidem. S. 102.
-J-) Wochenbl. d. landw. Vereins in Baden. 1867. S. 146.
202 Düngeranalysen.
Stickstoff . . 3*3 Proz. — 4,0 Ammoniak
Phosphorsäure . 0,5 ,,
Kali . ... 0,4 „
per 100 Pfund auf 1 Fl. 50 Kr. = crc. 31 Sgr.
Zum Tödten der Maikäfer und als Zubereitung derselben zu einem
Dünger empfiehlt der Verfasser folgendes Verfahren: Man taucht sie mit
einem Sack in einen Zuber mit einer Auflösung von Eisenvitriol (auf 100
Theile Wasser 4 bis 5 Pfund Eisenvitriol), bringt sie dann in eine Grube
und lässt sie darin liegen bis sie zu faulen anfangen. Alsdann mischt
man sie mit viel Erde und lässt sie mit dieser als Komposthaufen liegen.
Die hier gegebene Zusammensetzung der Maikäfer stimmt vollkommen
mit der von Stöckhardt ermittelten und im 3. Jahrgange des Berichts
mitgetheilten über ein.
Fieischmehi Das „Fl eischdün gemekl" aus der Fabrik von Deussen und
von Pelzer in Rhey dt enthält nach einer Analyse von C. Karinrodt:*)
Deussen
u. Pelzer. Verbrennliche Bestandtheile 68,38 Proz. mit 8,68 Stickstoff
Mineralsubstanzen . . . 18,62 „ „ 7,53 Phosphorsäure
Feuchtigkeit 13,00 „
Dasselbe stellt ein gelbliches, ziemlich feines und trocknes Pulver von
schwach fauligem Geruch dar.
Ueber desseD Bereitung berichteten wir in dem ersten Abschnitt dieses Kapitels.
inen- E. Jäger**) analysirte einen nach dem Ilienkoff sehen Verfah-
ko ff 'scher ren ***■) seib st erzeugten Knochendünger, zu welchem auf 40
dünger. Theile Knochen 40 Theile Holzasche verwendet worden waren. Derselbe
enthielt :
Wasser 5,54 Proz.
Sand und Thon 9,14 „
Phosphorsauren Kalk und phosphorsaure Magnesia 36,76 „
Kohlensauren Kalk 18,96 „
Magnesia 2,20 »
Eisenoxyd und Thonerde 1,36 „
Alkalien 5,45 „
Schwefelsäure 0,25 .,
Organische stickstoffhaltige Substanz .... 19,63 »
In Wasser lösliche organische Stoffe .... 6,17 ,,
In Wasser lösliche mineralische Stoffe .... 10,2.5 „
Analyse Leimdünger, Rückstand aus dem Leimsiedekessel, von
eines Leim- "w. Wicke, f) — Die Substanzen, welche der Leimbereitung dienen, werden
düngers.
*) Annal. d. Landw. in Preussen. Wochenbl. 1867. S. 238.
**) Allgem. land- u. forstw. Ztg. 1867. S. 721.
***) Siehe vorjähr. Bericht. S. 236.
-j-) Journal f. Landwirtschaft. 1867. S. 361.
Düngeranalysen. 203
zunächst einer Behandlung mit Aetzkalk unterworfen, dann möglichst gut
von dem anhängenden Kalke durch Waschen mit Wasser wieder befreit
und dann in den Siedekessel gebracht. Der sich nicht zum Leim ver-
kochende Rückstand ist die als „Leimdünger" bezeichnete Masse. Dieselbe
stellte ein aus knorpeligen Substanzen, Haaren, anderen organischen Resten
und kalkigen Thcilen. bestehendes Gemenge dar. Die Analyse des Düngers
ergab folgende Zusammensetzung:
Feuchtigkeit ....
37,26 Proz.
in 100 Tro<
ckensubst
;anz.
Yerbrennliche Substanz
35,47 „
56,54
Stickstoff 1,8 Proz.
2,87
Mineralstoffe ....
27,35 „ als :
Kali . . .
0,15
0,24
Natron .
0,14
0,22
Kalk . . .
12,23
19,49
Magnesia .
0,53
0,84
Eisenoxyd
0,21
0,33
Thonerde .
0,15
0,24
Phosphorsäure
1,09
1,73
Schwefelsäure
0,29
0,46
Kohlensäure .
9,86
15,71
Unlösliches
2,70
3,87
W.Wicke*) untersuchte einen sogenannten „Kalkdünger," Kalkdünger,
den man als Nebenprodukt bei der Leimfabrikation erhält. Die
Kalkmilch, welche auf die leimgebenden Materialien eingewirkt hat, lässt
man in Gruben ablaufen und überlässt sie dann der Ruhe, bis sich die
darin suspendirten Substanzen abgesetzt haben. Der entstehende Nieder-
schlag, der von der überstehenden Flüssigkeit getrennt wird, wird als
„Kalkdünger" an die Landwirthe abgegeben. Wicke fand dafür folgende
Zusammensetzung :
Feuchtigkeit .... 37,92 Proz.
Organische Substanz . 3,35 „
Phosphorsaure Salze . 0,69 „
Kohlensaurer Kalk . . 43,9'J „
Kohlensaure Magnesia . 2,27 „
Unlöslicher Rückstand . 11,88 -
Kreuzhage**) untersuchte die von verschiedenen Fabrikanten Wür- Knochcn-
tembergs zur Pariser internationalen Industrie - Ausstellung gesendeten me,llc'
Düngemittel, deren Zusammensetzung in nachstehender Tabelle ent- phate etc.
halten ist. Die Tabelle gewährt einen Ueberblick über die Qualität der in Wfir-
von der Würtemberg'schen Knochenmehl-Industrie gelieferten Düngemittel temberg-
und ist deshalb in ihrer Vollständigkeit wiedergegeben.
*) Journal f. Landw. 1S67. S. 362.
**) Wochenbl f. Land- u. Forstwirthseh. in Würtcmb. 1S67. S. 171.
204
Diingeranalysen.
Tabelle über die mechanische Beschaffenheit, chemische Zusammensetzung,
garantirten Gehalt und Handelspreis.
A. Knochenmehle.
Feinheitsgrad
Prozentische Zusammensetzung.
Firma
Ja n
ic s N:
Wi
Garantirter
M
der
und
.2 «
■a
1 tf§
2c» .
Gehalt an
Fabrik.
Bezeichnung.
O«2
O
08
Xt
50 »s03
Stick- 1 P£os-
stoff. Phor"
| saure.
t <u
Fl.
Gebr. Lichtenberger f
gedämpft, fein I. . .
7,0
32,5! 3,3
57,2
4,0
24,7
3-423—24
4-t
in Heilbronn
„ grob II. .
7,6 1 37,7! 2,1
52,6
4,4
2:J.,3
3—4 23—24
4
Vogel & Co. in Ulm \
, u. sehr f. I.
8,6 1 29,8 1,3 60.3
2,4
25,5
— —
4S
„ u. fein II.
8,0 31,4' 0,6
60,0
3,0
27,9
3-4 23—24
4
Reutlmger Aktienfabr.
n u. fein . .
7,0 34,7 1,3
56,7
4,0
26,3
3-4 24-24
?
Schwarz zu Rothfarb .
„ u. mittelf.
9,2 23,8 1,8
65,2
3,2
29,0
—
—
3 V
Haas in Scharmberg .
„ u. fein . .
16,7 24,0 0,9
58,4
3,0
26,5
—
—
3
Gebrüder Valentin in
Schwäbisch-Gmünd .
grob gestampft • . .
11,2 36,8 4,4
47,6
4,0
20,4
—
—
3
J. A Wiest in Ober-
grob gestampft . . .
12,4
37,6
3,0
47,0
4,2
21,2
—
—
3*
B. Nebenprodukte bei der Leimfabrikation und Kunstguano.
Phosphors.
Veit Weil in Ober-
dorf bei Bopfingen
Haist & Hole in Glattthal
Reutlinger Aktienfabrik
guanisirt. Knochen-
mehl — grob . .
guanis. phosphorsau-
rer Kalk — mittelf.
präzipitirter phos-
phors. Kalk — fein
guanisirt. Knochen-
mehl — mittelfein
Knnstguano
12,5
22,5
7,6
Kalk.
57,4
3,0
16,9
—
—
13,0
36,3
1,7
49,0
2,7
19,0
—
-
26,8
—
0,7
72,5
-
29,6
—
—
20,5
9,5
14,7
47,3
4,5
2,9
60,3
40,3
1,6
5,5
29,3
15,3
5
11—12
C. Superphospha^e.
Firma der Fabrik.
Düngemittel.
Gesammt
Phosphorsäure
gefun- garan-
den. tirt.
Lösliche
Phosphorsäure
gefun-
den.
garau-
tirt
Kali
gefun- garan-
den. tirt.
Preis
pro
Ztr.
Gebr. Lichtenberger
in Heilbronn
Reutling. Aktiengesell-
schaft
Haist & Hole in Glatt-
thal bei Freudenstadt
Superphosphat a. Knochenkohle
Superphosph.it aus Sombrero
Kali-.Superphosphat
11,2
9-10
15,8 13—14
17,0 17-18
8-9
9,9
11,9
4,3
10,3
14—15
10-11
Kalk- Superphosphat ....
Knochenmehl-Superphosphat 20,2
Das „guanisirte Knochenmehl" von Veit Weil wird auf die Weise
dargestellt, dass die beim Ausziehen der Knochen mittels Salzsäure ge-
lösten Substanzen mit Kalkmilch ausgefällt werden. Der erzeugte Nieder-
schlag wird von der Flüssigkeit getrennt, an der Luft getrocknet und
dann mit Leimzusatz und etwas gewöhnlichem, gedämpftem Knochenmehl
versehen.
4i
5"
5
5
3i
Fisch- Fischguano untersuchten H. Grouven*) und V. Brotschnei-
Guano. d.er**) [n 2 verschiedenen Proben, von denen die erstere von E. Me inert
*) Dritter Bericht tl. agrikulturchcm. Versuchsstation Salzmünde. S. 22.
**) Ibidem. S. 94
Düngeranalysen. 2\J0
in Leipzig (die andere wohl ebendaher) bezogen war, und fanden folgende
Zusammensetzung:
1. H. Grnuven. 2. P- Bietschneider.
Wasser 15,0 Proz 13,16 Proz.
Sand 0,4 „ 0,20 „
Asche 33,9 „ 32,94 „
Verbrennliche Substanz . 50,7 „ mit 7,8 Proz. Stickstoff 53,70 „
Phosphorsaurer Kalk . . 30,7 „ Kalk 15,04 „
Entsprach, l'hosphorsäure 14,1 ., Magnesia .... 0,33 „
Eisenoxyd .... 0,31 -
Kali 0,57 „
Natron 1,49 „
Phosphor-äure . . 13,14 „
Schwefelsäure . . 0,47 „
Kohlensäure . . . 0,79 „
Chlor 0,96 „
100,21 „
Die früheren Jahrgänge dieses Berichtes enthalten Analysen dieses
Düngers von Trommer, Hellriegel, Anderson, Stöckhardt, Vohl,
D ietrich, die sämmtlich wenig Abweichung von den vorstehenden zeigen.
Die beiden von Vors ter und Grüneberg in den Handel gebrachten Körner-
Düngemittel „Körnerdünger" und „Dünger für Kuben, Kartof- und Klee'
fein und Klee" sind von F. Grebe*) mit nachfolgendem Kesultat unter-
sucht worden:
Körnerdünger. Kleedünger.
Stickstoff in Form von Ammonsalzen . . 1,96 —
Phosphorsäure in schwerer löslicher Form 3,69 2,80
„ leicht „ „ 1,38 2,60
Kalk 10,10 5,52
Bittererde 3,90 5,87
Kali 6,63 12,43
Natron 16,00 nicht bestimmt
Schwefelsäure 20,13 ' n „
Chlor 23,50
Guano aus Hoch-Peru. — C. Karmrodt**) untersuchte eine Guano aus
Probe dieses Guanos aus Hoch-Peru, welche durch die Firma W. Müller Hocn-peru-
und Comp, in Antwerpen bezogen worden war. Es ergab sich die
umstehend folgende Zusammensetzung.
Dieser Guano, der alle äusseren Merkmale einer guten Waare hatte,
zeigt hiernach eine wesentlich geringere Qualität als der Guano der peruani-
schen Inseln.
*) Landw. Anz. f. Kurhessen. S. 105 u. 125.
**) Zeitschr, d landw. Vereins f. Hhcinpreusscn- IS67. S. 87.
20G
Düngeranalysen.
Alkaüaalze 355
Phosphate, Gips und Eisenoxyd . 39,53
Kieselsaure und Sand .... 8,32
Aschenmenge . . 51,40
Organische Bestandteile . . . 36,10
Feuchtigkeit 12,50
Gehalt an Phosphorsäure
,, Stickstoff
100,00
11,2
9,0
Guanoana-
lysen.
C. Karmrodt*) untersuchte im Laufe des Jahres von September 1866
bis September 1867 43 Proben peruanischen Guanos, welche von
verschiedenen Händlern der Eheinprovinz bezogen waren. Unter diesen
Proben wurden
18 mit weniger als 10 Proz. Stickstoff
13 „ „ 10-12 „
11 „ „ „ 12- 13 „
und nur
1 „ mehr „ 13 „ „
analysirt.
Der geringste Stickstoffgehalt war 6 Proz. bei einer verfälschten und
7,0 Proz. bei einer anscheinend nicht verfälschten Sorte.
Von diesen 43 Sorten waren nicht weniger als 17 die mehr als 10
Proz. Sand etc, enthielten, nämlich:
3 mit 10—20 Proz.
5 „ 20-30 „
S „ 30-40 „
1 n *- »
die also offenbar verfälscht waren.
sogenannter Einen sogenannten „Kalidünger" von der Firma Mathias Kol-
Kaii- fenbach in Hilkhausen, der nach deren Angabe die unter a stehende
Zusammensetzung haben sollte, fand C. Karmrodt**) wie unter b an-
dünger.
gegeben zusammengesetzt :
a.
Kali 30 Proz.
Phosphorsäure ... 33 „
Schwefel- u. Kieselsäure 25 „
Eisenoxyd '.) „
Stickstoff 4 „
Schwefelsaure Bittererde 11 .-
Chlornatrium 32,40 Proz.
Thonerde und Eisenoxyd . . . 1G,73 „
Gips 1,26 „
Sand und Silikate 41,65 „
Wasser und Glühverlust . . •. 7,96 „
Phosphorsäure, Kali u. Bittererde Spuren
Stickstoff keine Spur.
*) Zeitschr. d. landw. Vereins f. Rheinpreussen. 1S67. S. 370.
**) Landw. Ztg. f. d. nordweatl. Deutschland. 1867. S. 271.
DUngeranalysen. 207
Eine Probe einer grösseren Menge aufgekaufter Holzasche (meist Holzasche,
von Buchenholz) enthielt nach Th. Dietrich*) an den wichtigeren Be-
standteilen: _ ' . _ „ a
Kah .... 0,6 Proz.
Natron ... 1,8 „
Kalk .... 31,9 „
Bittcrcrde . . 10,5 „
Phosphorsäure . 3,1 „
Schwefelsäure . 0,9 „
Kieselerde . . 1,9 „
Eine käufliche Holzasche untersuchte ebenfalls W. Wicke.**) Käufliche
— Das Material wurde behufs der Analyse durch Siebe in ein staubfeines Holzasche.
Pulver und in die gröberen Stücken getrennt, so dass sich für die Asche
ergab :
Grobe, fremdartige Substanzen,
Lehm und Holzkohlen .... 34,85 Proz.
Staubfeine, graue Masse (Asche) . 65,15 „ mit
Kali 4,27 „
Natron 0,02 „
Kalk 16,62 |
Magnesia 1,59 „
Eisenoxyd 1,51 „
Manganoxyduloxyd . . . 0,68 „
Thonerde 0,02 „
Schwefelsäure 1,34 „
Phosphorsäure 1,85 „
Kohlensäure 12,24 „
Lösliche Kieselsäure . . . 1,81 r
Chlor 1,49 „
Kohle 1,49 „
Sand und Thon .... 21,18 „
Die untersuchte Probe scheint eine sehr unreine, mit viel Lehm vermischte
Holzasche zu repräsentiren, was auch aus dem hohen Gewicht derselben — 1 hau.
Himtcn wog 35 Pfd. — hervorgeht. Eine gute reine Holzasche (Buchen-) wiegt
per Himteu nicht mehr als 25 Pfd.
Das unter der Bezeichnung „F actus" bei der Saline zu Orb ab- Factus,
fällige Düngesalz enthält nach Th. Dietrich***) als Hauptbestand- Düngesalz,
theile (im bei 100° C. getrockneten Zustande):
5,29 Proz. Kali, in Form von schwefelsaurem Kali und Chlorkalium ;
1 9,52 „ Natron, in Form von Kochsalz ;
3,59 „ Bittererde, in Form von Bittersalz und Chlormagnesium;
13,96 „ Kalk, in Forin von Gips und kohlensaurem Kalk ;
0,38 „ Phosphorsäurc, an Eisenoxyd gebunden.
*) Landw. Anz. f. Kurhessen. XIII. S. 102.
**) Journal f. Landw. 1867. S. 363.
***) Landw. Anz. f. Kurhessen. XIII. S. 161.
208
Düngeranalysen.
Scheide-
und Satu-
rations-
Schlarum.
Lichtenstein untersuchte Scheide- und Saturations-
Schi am in auf ihren Düngerwerth.*) — Der unter a ist ein in der
Zuckerfabrik Gröbzig bei gewöhnlicher Scheidung nach alter Methode ge-
wonnener Schlamm, der unter b ist bei der Karbonatation nach Perier-
Possoz in derselben Fabrik und der unter c nach der Methode Frey-
Jelinek in einer anderen Fabrik gewonnen:
Dieselben waren wie folgt zusammengesetzt in 100 Theilen:
a. b. e.
3 Proz. Schlamm. 8 Proz. Schlamm. S Proz. Schlamm.
Wasser 46,80 43.-60 51,33
Organische Substanz . . . 25,73 19,84 13,95
Mineralstoffe 27,47 3^,56 34,72
Gips 1,23 0,95 0,86
Chloralkalien 0,47 0,66 0,40
Kali 0,46 0,14 0,20
Phosphorsäure 1,28 1,20 1,23
Talkerde 1,22 1,61 0,91
Eisenoxyd, Thonerde . . 4,09 3,00 4,20
Kohlensaurer Kalk . . . 9,25 20,50 24,06
Aetzkalk 9,47 8,49 2,86
Stickstoff 0,83 0,62 0,49
Berechneter Werth des Schlammes
als Dünger, 100 Pfd. = . . 11,56 Sgr. 8,83 Sgr. 7,66 Sgr.
Betrag des Werthes bei einer Cam-
pagne von 300G00 Ztr. . . . 3465 Thlr. 7064 Thlr. 6128 Thlr.
Dünge-
kalke,
gebrannte.
Jl. Lehmann**) unterwarf die in der sächsischen Provinz Lausitz
gangbaren Sorten Düngekalk, welche dort eine sehr ausgedehnte An-
wendung finden, einer chemischen Untersuchung. Die erhaltenen Eesultate
waren folgende:
Bestandt heile.
In 100 Theilen gebranntem Kalk von
Rittergut
S a c r a u
bei Go-
golin in
Schlesien.
Schloss
Maxe n.
Beste
Qualität.
Schloss
Maxe n.
Geringe
Qualität.
Dorf
Maxen
Lud-
wi gs-
dori
bei
Görlitz.
Miincli-
hof
bei
Ostiau.
Kalk
Bittererde
Eisenoxyd und Thonerde .
Kali
Natron
Phosphorääure .
Schwefelsäure .
Lösliche Kieselsäure .
In Salzsäure Unlösliches .
92,68
0,74
1,46
0,11
0,05
0,05
0,26
2,67
1,45
85,55
2,41
0,79
0,06
0,12
0,02
0,84
4,99
4,77
64,21
64.1:»
11,63
8,23
2,92
4,65
0,13
0,33
0,01
0,02
0,04
0,04
1,15
1,83
5,43
6,N0
11,19
12,38
56,02
12,68
4,65
0,02
0,15
0,06
1,80
4,41
19,81
50,46
32,23
6,59
0,06
012
0,07
1,60
2,87
6,22
*) Zeitschr. f. d. Riibenzucker-Ind. P67. S. 124.
**) Amtsbl. f. d. ländw. Vereine SäcbseTJB; 1867. S. 21.
DiliiKcranalysen. 2\JV
Der Verfasser hält die Grösse seines Kalkgehaltes allein massgebend
für die Werthsbestimmung eines Düngekalkes und legt der Bittererde
keinen erheblichen Werth bei, da selbst mit den Bittererde-ärmsten Kalken
der Bedarf der Kulturpflanzen an Bittererde, welche im Verlaufe von 10
Jahren auf einem Acker gebaut werden, durch eine Düngung mit 38 Ztnr.
Kalk reichlich gedeckt werde.
Die charakteristischen Formen des Bude rsdorfer Kalkes sind von Rüders-
Becker untersucht worden. *) Deren Zusammensetzung erhellt aus Nach- d0lfer Kalk-
folgendem :
No. 1. No. 2. No. 3. No. 4. No. 5.
Kohlensaurer Kalk .... 96,36 96,72 89,41 69,66 94,00
Kohlensaure Bittereide ... 1,17 1,32 1,17 0,69 0,84
Gips 0,07 0,15 0,68 0,12 0,03
Kochsalz 0,05 0,05 0,07 0,05. 0,07
Kohlensaures Kali und Natron 0,59 0,36 0,55 0,83 0,37
Phosphorsaures Eisenoxyd . . 0,04 0,08 0,04 0,06 0,04
Eisenoxyd und Thonerde . . 0,56 0,41 1,14 0,52 0,55
Kieselsäure 0,18 0,25 0,22 0,12 0,11
Sand und Thon 0,88 0,66 6,72 27,90 3,99
Th. Dietrich**) untersuchte eine Eeihe von Kalksteinsorten, Düngekalk.
die in der Gegend von Marburg bedeutende Verwendung als Düngekalk
finden, auf ihren Gehalt an Kalk, Bittererde und Phosphorsäure.
„ , „., ni , Riche- Weiteis- _ ., Leiden-
Fundort: Biber. Bicke. bach hausen. Caldera. hofen-
Kohlensaurer Kalk . . 97,76 37,35 85,10 92,10 88,46 83,73
Kohlensaure Bittererde. 1,17 1,36 2,90 0,67 1,09 2,27
Phosphorsäure ... 0,015 0,035 0,0304 0,027 0,027 Spur.
Ein „Moor- oder Wiesenmergel" von Ottomin wurde von Moormorgei.
A. Stöckhardt***) untersucht. Er fand für denselben, im getrock-
neten Zustande, folgende Zusammensetzung:
Kohlensaure Kalkerde 58,60
Kohlensaure Magnesia 3,15
Kali 0,22
Phosphorsäure 0,28
Schwefelsäure 0,72
Lösliche Kieselerde 0,10
Unlöslicher Sand 0,24
Thonerde und Eisenoxyd 4,03
Verbrennliche Stoffe (mit 0,92 Stickstoff) 29,10
Feuchtigkeit 3,56
*) Zeitschr. f. d. Rübenzucker-lnd. 1867. S. 737.
**) Landw. Anz. f. Kurhessen. XI. S. 72 u. 199.
"**) Land- u. forstwirfhsch. Ztg. f. d. Prov. Preussen. 1867. S. 151.
Jahresbericht X. 14.
Z\\J Düngeranalysen.
Um den Werth dieses Mergels richtig zu würdigen, vergleicht A.
Stöckhardt denselben mit Stalldünger und findet dabei folgende Ver-
hältnisse. Es sind enthalten „ ,
in 10 Fuder in 10 Fud. mitt-
Moormergel. lereni Stalldünger.
Verbrennliche (humusbildende) Stoffe 5?00 Pfd. 5000 Pfd.
Stickstoff 184 „ 90 „
Kohlensaure Kalkerde 11700 „ 200 „
Kohlensaure Magnesia 600 - 50 „
Phosphorsäure 56 „ 60 „
Schwefelsäure 140 „ 60 „
Kali 44 „ 150 »
Lösliche Kieselsäure 20 „ 100-150 „
Der Mergel ist nicht nur wegen seines Reichthums an Pflanzennährstoffen
wichtig, sondern auch desshalb, weil er anscheinend in grosser Ausbreitung in den
Flussniederungen des nonlostdeutschen Flachlandes vorkommt oder sein Vorkommen
dort zu Yermuthen ist. — Uebrigens theilte dieser Bericht (2. Jahrg.) *) Analysen
von Wiesenmergeln mit, die ebenfalls neben 40 — 60 Proz. kohlensaurem Kalk
20—40 Proz. organische Substanzen enthalten. Diese Mergel stammten sämmtlich
aus Hannover und sollen in Folge des Durchfliessens von kalkhaltigen Wassern
durch Torfjchichten entstanden sein.
Bunte Mer- Mergel des ßöth's (d.i. derjenigen Schicht, welche den Uebergang
gel des vom Buntsandstein zum Muschelkalk bildet, nach Einigen das oberste
Eöth's und «,.,,_.,...
Mergeides Glied cles Bundsandstems ist), sogenannte bunte Mergel und die nester-
Zechsteins. weise im Rauhkalke des Zechsteins vorkommenden Mergel
untersuchte Th. Dietrich.**) — Die ersteren zeichnen sich dadurch
aus, dass sie neben einem erheblichen Gebalt an kohlensaurem Kalk und
kohlensaurer Bittererde ein leichtzersetzbares Silikat enthalten, in dem die
Basen durch Bittererde, Kali, Natron, Eisenoxyd und Thonerde repräsentirt
sind. Sie sind sebiefrig, aber leicht zerbröckelnd.
Die Zusammensetzung von 5 Repräsentanten dieser Mergel mag hier
Platz finden:
1. 2. 3. *• 5.
_ . ,, . , • .. roth und blau, roth u.
Farbe . . . gelb. blau. roth. abwechs. gesch. blau.
Kohlensaurer Kalk 43,50 22,39 23,02 25,25 16,63
Kohlensaure Bittererde .... 2,91 2,46 9,74 3,21 1,53
{ Bittererde . . — 4,56 2,66 1,29 4,80
Silikate und I Kali .... 1,01 0,23 0,11 1,38 0,52
zum Theil J Natron . . . 1,31 0,46 0,18 1,57 0,42
freies Eisen- ) Eisenoxyd .1 10,41 9,03
i tu i f ^,30 11,48 3,55 „ _. Q Q0
oxyd. Ihonerde . J 3,(5 8,32
[Kieselsäure. . 4,28 8,22 4,21 14,56 24 30
Phosphorsäure — 0,17 0,16 0,29 0,16
Wasser 1,01 3,21 2,14 7,21 8,52
Durch Säure unzerse^barer Theil 38,40 47,S0 55,50 32,00 25,22
*) S. 222.
**) Landw. Anz. f. Kuihessen. 1867. S. 102 u. 101.
Düngeranalysen. <ill
Die pulverigen, hellgelben Mergel des Zechsteins sind ausgezeichnet
durch einen hohen Bittererdegehalt. Sie enthalten meist kohlensauren
Kalk und kohlensaure Bittererde zu gleichen Aequivalenten und sind des-
halb als Dolomitmergel zu bezeichnen. Wie obige Mergel enthalten auch
diese stets kleine Mengen von Kali und Natron. Sehr viele davon bestehen
fast nur aus durch Säure zersetzbaren Verbindungen und hinterlassen nur
unbedeutende Mengen unlöslicher Theile.
Die Analyse von 3 Repräsentanten dieser Mergel' ergab folgende Zu-
sammensetzung für dieselben: „
1. !• o.
Kohlensaurer Kalk . . . 53,95 50,72 39,11
Kohlensaure ßittererde . . 45,32 40,52 30,71
Kali Spur 0,17 0,56
Natron „ 0,10 0,22
Phosphorsäure „ Spur Spur-
Wir erwähnen endlich noch folgende hierher gehörige Mittheilungen:
Ueber Fortschaffung und Benutzung der menschlichen Entleerungen, von R.
Hoffmann. *)
Das Fass-Abort?ystem der Stadt Graz. 2)
Ueber die Benutzung der Kloakenstoffe, von F. Thon. 3)
Ueber den jetzigen Zustand des Peru - Guanos , von J. Lehmann4) und
E. Peters. 5)
Ueber Wesen und Bedeutung der käuflichen Düngstoffe, von Fr. St oh mann. G)
Die Düngung mit Kai'nit, von G. Wunder. 7)
De l'emploi des sels alkalins en agriculture, von H. le Corbeiller. 3)
Emploi du sei comme engrais, von Dugrip. 9)
Gebrauchsanweisung für Kali- und Magnesiadünger, von Fr. Löfass. 10)
Instruktion für die Anwendung der konzentrirten Düngemittel, v. E, Wolff U)
Anweisung zum Gebrauch des Kalkes als Düngemittel. 12)
Für viele Fabrikanlagen, insbesondere für Zuckerfabriken, sind deren Schmutz- Rückblick,
wasser, welche mit allerlei leicht in Fäulniss übergehenden Stoffen beladen die
1) Böhm, landw. Centralblatt. 1867. S. 17.
2) Polyt. Journal, v. Dingler. Bd. 1S3. S. 481.
3) Airaal. d. Landw. Wchbl. 1867. S. 163.
4) Amtsblatt f. d. landw. Vereine Sachsens. 1S67. S. 81.
5) Landwirth. 1867. S. 249.
6) Zeitschr. d. landw. Centralvereins der Prov. Sachsens. 1867 146.
") Amtsbl. f. d. landw. Vereine Sachsens. 1867. S. 88.
8) Journal d'agricult. prat. 1867. B. I. S. 510.
9) Ibid. B. I. S. 312.
10) Agron. Ztg. 1867. S. 43.
11) Würtemberg'sches land- u. forstwirthsch. Wochenblatt. 1867. S. 25.
12) Ibid. 1S67. S. 21.
14
212 Rückblick.
Arbeitsräume verlassen, eine Kalamität; denn die abfliessenden mit faulenden
Stoffen geschwängerten Wasser machen die Umgebung ihres Wegs zu einem für
die menschliche Gesundheit gefährlichen Aufenthalt. Ein Umstand, der für viele
Fabriken höchst lästig, dessen Beseitigung für manche Fabriken eine Lebensfrage
ist. In dem Sü v er n 'sehen Verfahren der Reinigung solcher Wasser, dessen Mit-
theilung wir an die Spitze dieses Kapitels stellten, ist ein Mittel gefunden, welches
das erwähnte Uebel, wenn nicht ganz zu heben, doch in bedeutendem Grade zu
minderen geeignet erscheint. Wir entnehmen der Mittheilung von H. Grouven,
dass das Verfahren im Wesentlichen darin besteht , dass erstens die fäulnissfähigen
Stoffe der Schmutzwasser durch Zusatz von Chlorcalcium, Kalk- und Magnesia-
hydrat ausgefällt werden und ihnen durch Karbolsäure (hier Steinkohlentheer) die
Fähigkeit zum Faulen entzogen wird, dass zweitens die Gewässer in Bassins zum
Stehen gebracht und damit den präeipitirten Stoffen Zeit und Gelegenheit zum
Absetzen gegeben werden. Der Absatz der Bassins, in der Hauptsache aus Eiweis
und anderen organischen Stoffen bestehend, ist als Dünger nutzbar. Dass dasselbe
Verfahren unter geeigneten Abänderungen auch bei dem aus städtischen Kanälen
in die Flüsse sich ergiessenden Kloakenwasser, wenn auch nicht mit gleich voll-
kommenem Resultat anwendbar ist, ist sowohl der Verfasser als auch Stob mann,
der das Verfahren günstig begutachtete, zu glauben geneigt. Die noch immer auf
der Tagesordnung stehende Frage, ob Kanalisation oder Abfuhr die zweckmässigste
Art der Entfernung der menschlichen Exkremente für grössere Städte ist, ist durch
die Süvern'sche Methode in ein anderes Stadium und die Kanalisation in
ein günstigeres Licht getreten. Die Sache ist jedoch noch nicht spruchreif und
die Entscheidung bleibt noch der Zukunft vorbehalten. — Seurette redet der
Desinfektion des Kanalinhalts der Städte durch Phosphorsäure und Magnesia das
Wort, wie solche von Blanchard und C bäte au schon früher empfohlen wurde.
— Nach J. Nessler ist das Mac Dougall'sche Desinfektionspulver nichts
anderes als Gaskalk, der sich allerdings, wie schon ein früherer Bericht (1S65) be-
merkte, recht gut zur Desinfektion von Stallungen bewährt, dessen Anwendung je-
doch durch die ätzenden alkalischen Erden einen Verlust von Ammoniak mit sich
bringt und der nach Nessler durch die billigere Mischung von Gips, Torfabfall
und Theer recht gut ersetzt werden kann. — Bei der Bereitung des Taffoe in der
Fabrik von Grün werden die Exkremente (nach getroffener, nicht näher bezeich-
neter Auswahl) mit desinfizirenden und auftrocknenden Substanzen zu einem Brei
verarbeitet, der, durch eigene Vorkehrungen lufttrocken gemacht, einer Gährung
überlassen wird. Dadurch soll jedenfalls der Stickstoff der organischen Verbin-
dungen in Ammoniak umgewandelt werden. Ueber die Zweckmässigkeit des Ver-
fahrens lässt sich ohne nähere Einsicht in dasselbe füglich nicht urtheilen, um so
mehr, da auch eine Analyse des Fabrikats aus neuerer Zeit fehlt. — Nach den
mühsamen Untersuchungen von Law es und Gilbert (Rugby-Commission) über
den Gehalt der Kloaken zu Rugby an Ammoniak u. s. w. wird die Ansicht über
den Werth solchen Kanalinhalts bedeutend modifi/irt. Die Berechnungen über Aus-
beute und Gehalt des jährlich von einer Person oder einer ganzen Stadt gelieferten
Kloakendüngers stützten sich meist auf einzelne, zufällig sehr hoch ausgefallene
Bestimmungen, während erst die zahh eichen Analysen von Law es und Gilbert
eine etwas sicherere Grundlage für solche Berechnungen gewähren. Auf die
Way'sche Analyse einer Probe Kloakendüngcrs von Dorset-Square, die beinahe
18 Gran Ammoniak per Gallon nachweisst, basirto — wie die Verfasser sagen —
Rückblick. 213
J. Lieb ig im Jahre 1863 seine Berechnung für den Werth des Londoner Kloaken-
düngers, dessen Mengo zu 266 Millionen Tons jährlich angenommen war. Nach
den neueren Ermittlungen von Hoffmann und Witt beschränkt sich jedoch dio
jährliche Menge auf etwa 3/b dieser Menge und nach den Analysen von Laweg
und Gilbert enthält der Kloakendünger zu Eugby im Durchschnitt von !)."> Ana-
lysen nur 6,5 Gran Ammoniak per Gallon und selbst bei der schwächsten Ver-
dünnung nur 9,8 Grau per Gallon. — Alle früheren derartigen Berechnungen sind
deshalb mit grosser Vorsicht aufzunehmen. Den Analysen und Erörterungen der
Verfasser entnehmen wir noct Folgendes. Der durchschnittliche Gehalt, des Kloa-
kendüngers beträgt per Gallon an Ammoniak circa 6Vz Gran, an organischen
Stoffen 27 Gran, an unorganischen 60 Gran. Als mittlere Menge Kloakendünger
per Kopf und Jahr nehmen die Verfasser 60 Tons an, nach welcher Annahme die
Ausbeute per Kopf und Jahr sich berechnet für Stickstoff 9,3 Zollpfd., für Phos-
phorsäure 2,5 Pfd. und für Kali 3,9 Pfd. — ß. P. empfiehlt, um aus den Ex-
krementen der Ilausthiere einen gleichmässig vertheilbaren Dünger zu bereiten und
gleichzeitig Streustroh zu sparen, dieses letztere nur als Sammler der Exkremente
zu verwenden und nach dem Abwaschen desselben mit Wasser und Trocknen wieder-
holt zum Streuen zu gebrauchen, allen Dünger aber in einen flüssigen Zustand zu
bringen und denselben beliebig aufs Feld zu fahren. Bei Frostwetter hat die Sache
sicher ihre Schwierigkeiten. — Ritthausen zeigte durch Analyse des Bodens
einer alten Düngstätte, dass der Dünger auf diesen Stätten nicht unbeträchtlichen
Verlust an werthvollen Düngstoffen durch Auswaschen erleidet , wenn der Boden
derselben durchlässig ist. — In der Deussen-Pelz er 'sehen Fabrik zu Rheydt
wird nach Karmro dt auf ganz gleiche Weise, wie es in der Leipziger Abdeckerei
geschieht (siehe vorjähr. Bericht), aus geschlachteten und gefallenen Thieren ein
Fleischdüngemehl bereitet. — Am ende und Vilter in Berlin weichen insofern
von diesem Verfahren ab, als sie das Fleisch nicht mahlen, sondern in Schwefel-
säure und Salpetersäure auflösen und mit dieser Auflösung Knochen aufschliesen.
Nach Zusatz von weiterem (gegohrenem) Knochenmehl bringen sie die Mischung
unter dem Namen „aufgeschlossenes stickstoffreiches Knochenmehl" in den Handel.
— Aus Piccard's Untersuchung über das Knochensuperphosphat geht hervor, dass
ebenso wie von der Salzsäure auch yon der Schwefelsäure 2 Aequivalente nöthig
sind, um alle Phosphorsäure von 1 Aequivalente dreibasisch phosphorsaurem Kalk
in löslichen Zustand zu bringen. -- Das Verfahren des Grafen Walderdorff,
die Knochen mittels gebrannten Kalks aufzuschlicssen, schliesst sich dem Ihlien-
koff'schen, der neben Kalk noch Holzasche verwendet, an. Hier kommt jedoch
zur Wirkung des Aetzkalkes noch die der sich beim Löschen des Kalkes erzeu-
genden bedeutenden Hitze hinzu. — Ueber das Navassa-Phosphat, über welches
bereits der vorjährige Berieht Mittheilungen brachte, liegt eine Abhandlung von
Ulbricht vor, nach welcher dasselbe thierischen Ursprungs und ein Guano ist,
dessen ursprüngliche organische Substanz durch den Einfluss der Witterung ver-
loren gegangen ist ; während man früher dasselbe für kein organisches Deposit,
sondern für ein Mineral hielt. — Die Analysen desselben von Ulbricht, Bret-
schn eider und Gilbert lassen erkennen, dass neben dem beträchtlichen Gehalt
an phosphorsaurem Kalk eine unliebsame Menge Eisenoxyd und Thonerde in dem-
selben vorhanden ist. — Die Aufschliessbarkeit des Navassaphosphats , über die
Ulbricht und Bretschneider Versuche anstellten, ist gegenüber anderen
Phosphaten eine unvollkommene; ausserdem gielt dasselbe wegen seines Eisenoxyd-
214 Rückblick.
und Thonerdegehalts schwer zu trocknende Präparate. — Ueber das Vorkommen
des Nassauer Phosphorits, dessen ebenfalls im vorjährigen Bericht Erwähnung ge-
schah, berichtete Wicke. Dieses Mineral ist in dem devonischen Gebiet Nassau's
verbreitet und findet sich daselbst in ausgedehnten, ziemlich mächtigen Nestern.
Die Entstehungsweise desselben ist noch nicht recht aufgehellt. Seine Zusam-
mensetzung, die durch Analysen von Fresenius, Eichhorn, Wicke, Dietrich,
Petersen, Eichhorn, Weile festgestellt wurde, ist durch die Beimengungen
von Eisenoxyd, Thonerde, unlöslichen thonigen Theilen, Fluorcalcium und kohlen-
saurem Kalk eine sehr schwankende. Wegen dieser Beimengungen bietet die Ver-
arbeitung dieses Phosphorits zu Superphosphat bedeutende Schwierigkeiten. Selbst
der reinere Phosphorit, wie er durch den Staffelit repräsentirt ist, enthält reichlich
7 Prozent kohlensauren Kalk und 6 Prozent Fluorcalcium, deren Gehalt in den
unreineren Sorten bis zu 9, bezw. 10 Prozent sich steigert. — Nessler besprach
den Werth, den der Torf als Dünger hat. — Ueber die mittlere Zusammensetzung
und das spezifische Gewicht von Bolivia-, Patagonischen-, Kalifornischen-, Backer-
und Koralleninseln - Guano gab Baudrimont eine Zusammenstellung. — Die
in gutem Peru-Guano vorkommenden Knollen sind nach Bäber von sehr schwan-
kender Zusammensetzung, namentlich sind die mit 26 Prozent Sandgehalt bemer-
kenswerth. Es erscheint hiernach dringend geboten , auf die Probenahme des
Guanos die grösste Sorgfalt zu verwenden. — Payen empfahl ein im Wesent-
lichen aus phosphorsaurem und schwefelsaurem Kali bestehendes Salzgemisch als
Zusatz zu Guano. — Das Stassfurter Salzlager mit seinen kalihaltigen Salzen er-
regt noch immer das verbreiteste Interesse und hat zahlreiche Besprechungen her-
vorgerufen, von denen wir die über die Lagerungsverhältnisse und das Vorkommen
der wichtigeren Salze von Ulbricht und Filly und die über die Znsammen-
setzung derselben von Cordel und Lehmann erwähnten. Wir entnehmen diesen
Mittheilungen, dass das Stassfurter Salzlager in 4 Abtheilungen zerfällt, von denen
die unterste durch das Steinsalz, die nächstfolgende durch unreines Salz mit Poly-
halit gebildet wird. Die dritte ist die Kieserit-Region, die neben 65 Prozent Stein-
salz im Wesentlichen Kieserit und Karnallit enthält. Die vierte Abtheilung ist die
Karnallit-Region, welche gegen 25 Proz. Steinsalz, 55 Proz. Karnallit und20Proz.
Kieserit enthält; zum Theil, auf dem Anhalt'schen Gebiet, enthält diese Schicht
auch Kainit. Dieser und der Karnallit sind die für die Kalidüngmittel-Fabrikation
wichtig-ten Mineralien. Der Kainit hat Veranlassung zur Darstellung von 3 werth-
vollen Düngemitteln gegeben, zu der der „rohen Kalimagnesia" — durch einfaches
Kalziniren des Kainits und Zusatz von Chlorkalium; zu der der „schwefelsauren
Kalimagnesia" nach einem geheim gehaltenen Verfahren , wahrscheinlich durch
fraktionirte Kristallisation der Kainitauflösung; und zu der des reinen schwefel"
sauren Kali's. — Lehmann empfahl bei der Anwendung des Kainits als Dünge-
mittel, denselben mit gebranntem Kalk zu versetzen, um der Bildung von Chlor-
magnesium vorzubeugen. Bei dieser Mischung bildet sich Gips, welche Umsetzung
Lehmann Veranlassung gab, die Darstellung von künstlichem Gips auf diesem
Wege zur Verwendung in der Landwirthschaft zu empfehlen. — Ueber die Höhe
des Verbrauchs und der Verarbeitung der Stassfurter Abraumsalze gaben Filly
und U 1 b r i c h t statistische Notizen.
In dem zweiten Abschnitte dieses Kapitels „Zusammensetzung und Eigenschaften
der Düngemittel" brachten wir zunächst die Analysen von dem Mist der landwirth-
scbaftlichen Hausthiero, welche Bretschneider ausgeführt hat. — Sodann folgten
RUckMick. 215
die Analysen Thon'scber Poudrette, dio nach einem noch nicht veröffentlichten,
von Th. Dietrich angegebenen Verfahren dargestellt wird. Wicke fand darin
circa 6 Proz Stickstoff und 10 Pro». Phosphorsäure. Dietrich zeigte durch
Kontrol-Analysen, dasa sämmtlichcr in dem Uoh-toff vorhanden gewesener Stick-
stoff in dem Fabrikat wiederzufinden ist Jedenfalls ist die T hon' sehe Poudrette
ein Düngemittel von vorzüglicher Qualität, das konzentrirt genug ist, um Fracht-
aufschlag vertragen zu können und das berufen ist, bei demnächstiger Fabrikation
im Grossen den ausgehenden Guano ersetzen zu helfen. — In dieselbe Kategorie
gehörende Düngmittel: Kompostdünger aus Köln, und eine Poudrette von Teut-
horn in Leipzig, Latrinenpoudrelte von Hoffmann und Comp, in Köln und eine
Latrinenpiiudrctte von ungenannter Fabrik sind von Dietrich, Grouven und
Bretschn eider untersucht worden. Keins derselben kommt in der Qualität
der vorigen auch nur annährend gleich. — Dietrich zeigte den Werfh eines
Schlammes, welcher sich in einem künstlichen Schlammfange angesammelt hatte.
— Kessler analysirte Maikäfer und empfahl, dieselben nach Tödten derselben
in einer Eisenvitriollösung zu kompostiren. — Das Fleischdüngmittel von Deussen
und Pelzer untersuchte Karmrodt; dasselbe gehört zu den wertvollsten Er-
zeugnissen auf diesem Gebiete. — Einen nach dem Ihl ienkof fachen Verfahren
dargestellten Knochendünger untersuchte E. Jäger. — Bei der Leimfabrikation
fallen zwei Düngemittel ab: der „Leimdünger' ist im Wesentlichen derjenige Theil
der thierischen Abfälle, welcher sich nicht zu Leim verkochen lässt und in den
Siedekesseln zurückbleibt; der „Kalkdünger" ist der abfällige Kalk, welcher als
AeUkalk auf die zu Leim zu versiedenden Materialien eingewirkt hat. Beide
Düngemittel untersuchte Wicke. — Kreuzhage gab eine Uebersicht über die
Qualität der W ürtem bergischen Knochenmehlfabrikate. — Fischguano aus
Norwegen wurde abermals in 2 Proben von Grouven und Bretschneider
untersucht. — Grebe untersuchte '1 zusammengesetzte Spezialdüngemittel, ,.Klee-
und Körnerdünger, " welche von Vorster und Grüneberg in den Handel ge-
bracht werden. — Ein aus Hoch-Peru stammender Guano wurde von Karmrodt
analysirt. Das Kesultat der Analyse zeigt, dass die Qualität dieses Guanos be-
deutend unter der des Peru Insel-Guanos steht. — Derselbe Chemiker hat durch
die Untersuchung von 43 Proben peruanischen Guanos dargethan, dass der Dünger-
handel, namentlich der mit Guano, der Kontrole noch dringend bedürftig ist. Die
Kheinprovinz scheint sich insbesondere vor Uebervortheilung in dieser Beziehung
hüten zu müssen. — Auch bei einem „Kalidünger" genannten Düngemittel deckte
Karmrodt eine offenbar absichtliche Verfälschung auf. Weitere Analysen be-
trafen: käufliche Holzasche (Wicke, Dietrich) Düngesalz der Orber Saline,
„Factus" genannt, (Dietrich) Scheide- und Saturationsschlamm (Li chten stein),
Düngekalke (Lehmann, Becker, Dietrich) und 3 Sorten interessanter Mergel,
Moormergel, bunte Mergel und Dolomitniergel (Stöckhardt, Dietrich).
Literatur.
Desinfektion und desinfizirende Mittel, von Dr. E. Reichhardt. Erlangen bei
Ferd. Enke 1867.
Anleitung zur Errichtung guter Düngerstätten und zur zweckmässigen Behandlung
des Stalldüngers. Mit besonderer Berücksichtigung für den kleineren Guts-
216 Literatur.
besitzer, von W. Künzel und Dr. Frh. von der Goltz. Leipzig,
Eeichenbach'sche Buchhandlung.
Die vollständige Lösung der Latrinenfrage, von Fr. Thon. Kassel bei Trömmner
und Dietrich.
Die vorteilhafte Gewinnung der düngenden Bestandtheile aus de'n festen und flüs-
sigen Exkrementen der Stadt Berlin, von Fr. Thon. Berlin.
Das Thon 'sehe System der Verarbeitung der Exkremente. Bericht über die in
Kassel gemachten Versuche zur Ausführung im Grossen. Kassel bei Georg
H. Wigand.
Kanalisation oder Abfuhr? Eine andere Gestaltung dieser Frage, referirt von Dr.
Hubert Grouven. Glogau bei Karl Flemming.
Düngungs- und Kultur -Versuche.
Düngungsversuche bei Zuckerrüben und Getreide in den Düngung*
Jahren 1863, L864 und 1865, von H. Grouven.*) — Auf Anregung versuche
des Verfassers fand die Durchführung von Versuchen auf einer grösseren bei Zucker-
Anzah] von Gütern 3 Jähre hindurch statt, welche über den Zusammen- rübeu-
hang zwischen Witterung, Boden und Düngung in ihrem Einflüsse auf die
Quantität und Qualität der Ernten Licht bringen sollten.
Die Ausdehnung der Versuche macht ein näheres Eingehen auf dieselben un-
möglich und müssen wir uns auf einen kurzen Auszug aus dem Originalbericht
beschränken.
Die Versuche wurden auf 24 Wirtschaften, die in den verschiedensten
Gegenden Deutschlands liegen, ausgeführt und zwar nach einem gemein-
schaftlichen, genau eingehaltenen Plane. Die Bodenverhältnisse der Ver-
suchsfehler sind bereits in der 1. Abtheilung dieses Berichtes geschildert
und deren genaue Analysen daselbst mitgetheilt. Die Grösse der Parzellen
betrug durchgängig 10 QjEuthen. Die erheblichsten Resultate dieser Ver-
suche sind in nachfolgenden Tabellen enthalten.
Erträge der 24 Versuchsfelder,
ohne
Rücksicht auf Düngung.
Durchschnitts-Ertrag pro
Relative Produk-
tionskraft d. 24 Fel-
Parzelle von
10 □Ruthen.
der, ausgedrückt
Versuchsfeld.
Bodcubeschaffenheit.
Anzahl
Fehl-
schnittl. Schwere
jeder des zu"
Laub.
Rüben.
der
stollen.
gehör.
Rüben.
Rübe.
Laubes.
Pfd.
Pfd.
Proz.
Pfd.
Pfd.
Milder, kalkreicher, hu-
Salzmünde . . .
moser Lehmboden . .
851
457
809
18,9
0,950
0,537
Heinsdorf ....
Kalkarmer, mark. Sand .
718
174
529
31,6
0,737
0,242
Ziemlich schwerer Lehmb.
Verwitterter Syenit, nor-
954
833
1299
9,1
1,361
0,b73
Blansko ....
maler Rübenboden . .
802
289
800
23,6
0,997
0,360
Sandiger Lehmboden . .
S86
192
571
15,6
0,644
0,216
Strenger kiesiger Lehmbd.
Milder, sehr fruchtbarer
1038
188
625
1,1
0,602
0,181
Müngersdorf . . .
Lehmboden ....
977
545
1543
6,9
1,579
0,558
Eheinschanz-Insel .
Sandiger Lehm ....
Sandiger Mergel, warm u.
812
468
786
22,6
0,968
0,576
Stifterhof ....
959
572
1319
8,6
1,375
0,596
Kordhäuser Aumühle
Kieshalt., rother Lehmbd.
Milde Ackerkrume, Bunt-
991
539
1398
5,6
1,411
0,544
Sudenburg . .
Guter Weizen-, Gerste- u.
809
365
742
22,9
0,917
0,451
Schmolz ....
?
211
689
23,8
0,861
0,264
Königssaal . . .
Humoser Lehmboden I. Kl.
957
394
1427
8,8
1,491
0,411
Reicher, sand. Lehmboden
957
341
967
8,8
1,010
0,356
Friedensau . . .
Lehmig. Sandboden 8. Kl.
968
110
630
7,8
0,651
0,113
Schwerer Thonboden . .
965
647
1112
8,1
1,463
0,670
Gruszka ....
Schwerer, lehmiger Boden
737
162
380
29,8
0,515
0,219
Jakowka . . . .
desgl.
Milder, dunkl., sehr frucht-
919
214
261
12,4
0,2S4
0,233
Renkendorf a. Saale
barer Lehmboden . .
1012
379
1112
3,6
1,098
0,374
Höningen ....
Zäher Lehmboden . . .
985
303
972
6,2
0,987
0,307
Sandiger Lehm ....
1047
337
1117
0,3
1,066
0,322
Tilleda
Heller, sandiger Lehm
768
431
752
26,8
0,979
0,561
Ida-Marienhütte .
Flach gründiger, lehmiger
1041
146
635
0,8
0,610
0,140
Braunschweig . .
Guter lehmiger Sandboden
927
242
654
11,7
0,705
0,261
*) Dritter Bericht über die Arbeiten der Versuchsstation zu Salzmünde.
218
Dtlngungs- und Kultur-Versuche
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33 „ Superphosphat (mit Salzsäure her.)
22 „ dito (mit Schwefels, her.)
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9 „ dito
18 „ dito
9 „ schwefelsaures Ammoniak . .
18 „ dito . . .
17 „ dito
10 „ Guano + 15 Pfd. Superphosphat .
10 „ „ -j- 4 „ kohlensaures Kali
10 „ „ -f- G n Salpeters. Natron
18 „ aufgeschlossener Peruguauo . . .
Dlingtmgs- und Kultnr-Vcrsncbe.
219
Wirkung der Düngung auf die Qualität der Rüben im Durchschnitt
von 7 der Versuchsfelder.
Ungedüngt ....
1000 Pfd. Kuhmist ,
1000 „ Pferdemist
1000 „ Schafmist
9 „ Peruguano
13 „
36
50
80
28
33
22
44
17
34 „ n ...
Ungedüngt
10 Pid Stassfurter Abraumsalz
gebrannter Kalk . .
kohlensaures Kali
Rapskuchenmehl
Latrinenpoudretto
ged. Knochenmehl
Superphosphat (C1H)
(SO,)
r>
Fischguano . . .
SO
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9"
18
10
10
9
18
13
8{
17
10
10
10
15
Ungedüngt
kohlensaures Natron .
schwefelsaures Natron
schwefelsaures Ammoniak
Chlorammon ....
salpetersaures Natron
Guano 4" 15 Pfd. Superphosphat
„ -j- 4 » kohlensaur. Kali
„ -j- 6 „ Salpeters. Natron
„ ~\- 4 „ konz. Schwefels.
18,21
18,28
17,91
17,84
18,41
18,35
17,58
18,10
18,74
18,16
18,15
18,32
18,49
18,95
18,11
18,32
18,28
18,61
18,47
18,71
18,58
18,45
18,60
18,16
18,10
17,67
18,28
18,12
1S,22
13,44
18,38
18,09
17,89
1,0644
1,0649
1,0662
1,0623
1,0645
1,0651
1,0633
1,0624
1,0665
1,0644
1,0660
1,0650
1,0648
1,0657
1,0642
1,0629
1,0628
1,0624
1,0666
1,0675
1,0670
1,0614
1,0629
1,0612
1,0632
1,0618
1,0638
1,0605
1,0632
1,0653
1,0630
1,0662
1,0637
15,21
15,24
15,41
14,84
15,34
15,38
14,98
15,04
15,47
15,10
15,71
15,59
15,46
15,71
15,40
15,31
15,12
15,10
15,63
15,92
15,6'.)
15,62
15,53
15,34
15,03
14,78
15,03
14,88
15,28
15,40
15,69
15,25
15,27
13,09
13,34
13,12
12,36
13,00
12,94
12,34
12,52
13,37
13,36
13,47
13,82
13,57
13,80
13,24
13,47
13,08
12,96
13,63
14,01
13,51
13,45
13,45
12,96
12,36
12,13
12,57
12,28
I3,0f
1 2,99
12,90
13,19
12,90
0,614 0,880
0.624 0,962
0,719 1,008
0,718 1,061
0,582
0,543
0,618
1,101
1,041
1,310
0,594 1,099
0,514 0,923
0,5660,999
0,5690,933
0,59110,836
0,558 0,848
0,598:0,979
0,6290,905
0,5910,970
0,608 0,861
0,581 !0,874
0,5821 1,007
0,609 0,953
0,599 0,975
0,523:0,949
0,56111,087
0,589 j 1,1 19
0,622 1,132
0,736 1,069
0,592| 1,001
0,663.1,193
0,632 1,136
0,538 1,214
0,641 1,202
0,612 1,176
0,553 1,114
0 63
0,32
0,56
0,70
0,66
0,86
0,71
0,83
0,66
0,48
0,74
0,34
0 48
0,33
0,63
0,31
0,57
0,69
0,41
0,35
0,61
0,70
0,43
0,67
0,92
0,85
0,87
0,74
0,45
0,66
0,95
0,27
0,70
3,54
3,59
2,95
3,52
3,62
3,51
3,06
3,60
3,87
3,26
3,25
3,23
3,58
3,84
3,20
3,52
3,72
4,13
3,35
3,32
3,43
3,35
3,63
3,33
3,61
3,39
3,82
3,81
3,47
3,59
3,19
3,35
3,09
In dem darauffolgenden Jahre 1863 wurden dieselben Felder, welche
zu vorstehenden Versuchen verwendet worden waren, mit Hafer oder Gerste
bestellt, über deren Durchschnittserträge, welche die mittlere Wirkung der
verwendeten Dungstoffe im zweiten Jahre ausdrücken, nachstehende Tabelle
Auskunft giebt.
220
Düngungs- und Kultur-Versuche.
Sommergetreide = Ernte 1863.
Düngung im Vorjahre per Morgen.
Uugedüngt . .
180 Ztr. Kuhmist
180 „ Pferdemist
180 „ Schafmist
1,6 „ Peraguano
3,2 „
6,4
9
14,4
5
6
4
S
3
6
Ungedüngt . . .
1,8 Ztr. Abraumsalz
Rapskuchenmehl
Latrinenpoudrette
gedämpftes Knochenmehl .
Superphosphat (mit Salzs. her.) .
„ (mit Schwefels, ber.)
Fischguano
14,4
0,8
1,6
3,2
1,8
1,8
1,6
3,2
2,3
1,5
3,0
1,8
1,8
1,8
3,2
gebrannter Kalk
kohlensaures Kali
kohlensaures Natron
schwefelsaures Natron .
„ Ammoniak
Chlorammon
Chilisalpeter
Ungedüngt
Guano -f" 2,3 Ztr. Superphosphat
» + 0,7 „ kohlens. Kali .
„ +1,1 n Chilisalpeter .
aufgeschlossener Peruguano
Mittlerer Ertrag I Mehr- Ertrag
per Morgen I gegen Ungedüngt
in Pfunden.
Körner. ' Stroh.
1148,4
1315,8
1389,6
1423,8
$234,8
1276,2
1395,0
1325,8
1171,8
1198,8
1218,6
1157,4
U82.6
1164,6
1175,1
1121,4
1098,0
1121,4
1053,0
1090,8
1108,8
1099,8
1126,8
1125,0
1166,4
1198,8
1153,8
1177,2
1189,8
1157,4
1090,8
1195,2
1105,2
1683,0
1978,2
2057,4
2251,8
1765,8
1823,4
2008,8
1823,4
1600,2
1668,6
1661,4
1686,6
1609,2
1546,2
1679,4
1674,0
1555,2
1648,8
1576,8
1587,6
1665,0
1645,2
1710,0
1666,8
1710,6
1728,0
1692,0
1708,2
1602,0
1562,4
1629,0
1623,6
1639,8
Körner.
167,4
254,7
228,9
113,4
154,8
273,6
204,4
58,5
93,6
113,4
52,2
77,4
51,3
54,0
23,4
0
81,9
44,1
39,6
48,6
21,6
23,4
31,5
63,9
32,4
55,8
68,4
36,0
22,5
90,0
Stroh.
295,2
378,9
573,3
91,8
149,4
334,8
149,4
56,7
28,8
21,6
46,8
30,6
110,7
5,4
118,8
25,2
101,7
90,9
18,0
37,8
27,0
16,2
62,1
49,5
18,0
34,2
72,0
111,6
27,9
16,2
An der weiteren Fortsetzung der Versuche in Betreff der Nachwirkung der
Düngemittel betheiligten sich 12 Versuchsfelder, die abermals Zuckerrüben
trugen. Wir beschränken uns auf Mittheilung der Durchschnittserträge.
1864. Erträge der 12 Versuchsfelder, ohne"_Rücksicht auf Düngung.
Durchschn
Ltts - Ertrag
Relative Produktionskraft
der 12 Felder, ausgedrückt
Versuchsfeld.
per Parzelle a 10 DKuthen.
durch die
durchschnittl.
Anzahl
d. Rüben.
Laub.
Rüben.
Fehl-
stellen.
Schwere jeder
Rübe.
zugehörigen
Laubes.
Pfd.
Pfd.
Proz.
Pfd.
Pfd.
995
262
448
5,2
0,490
0,247
885
391
840
15,7
0,949
0,142
Müngersdorf ....
961
255
593
8,5
0,617
0,265
Rheinsclianz-Insel . .
637
88
155
39,3
0,213
0,138
1025
649
901
2,4
0,879
0,633
815
368
713
19,8
0,844
0,435
977
254
6"8
G,9
0,694
0,260
743
129
171
29,2
0,230
0,174
622
79
83
40,7
0,183
0,12t
890
134
410
15,2
0,461
0,151
993
379
1111
5,4
1,119
0,382
683
251
603
44,5
1,034
0,431
DUngungs- und Kultur-Versuche.
221
Zusammenstellung der 1864er Ernte, Durchschnitt der 12 Felder.
Düngung per 10 □ Ruthen.
Ungedüngt
1000 Pfd. Kuhmist .
1G00 „ Pferdemist
1000 „ Schafmist
9 „ Peruguano
13 ,
36 „
50
80
28
33
22
44
17
34
Ungedüngt
10 Pfd. Stassfurter Abraumsalz
Rapskuchenmehl
Latrinenpoudrette .
Knochenmehl .
Supcrphosphat (Salzsäure)
„ (Schwefels )
Fischguano
80
4.V
9"
IS
10
10
9
18
13
$h
17"
10
10
10
18
gebräunter Kalk .
kohlensaures Kali
kohlensaures Natron .
schwefelsaures Natron
„ Amnion
» r>
Chlorammon
salpetersaures Natron
Ungedüngt
Guano -j- Superphosphat
„ -\- kohlensaures Kai
„ -j- Chilisalpeler
aufgeschlossener Perugu
Ertrag
an
Rüben.
Pf<i.
Mehrer-
trag ge-
gen Un-
gedüngt.
Ertrag
,n Laub.
I Mehrer-
I trag gc-
1 gen Un-
I gedüngt.
Pfd.
554
702
786
775
602
604
669
626
602
598
664
626
645
558
587
537
532
554
544
539
529
523
556
542
533
567
533
522
585
501
489
520
496
—
298
148
351
241
386
230
366
65
305
67
311
132
317
89
290
85
275
102
262
168
293
130
259
149
251
41
258
50
303
—
250
5
258
17
279
l
270
6
274
25
274
31
264
2
278
12
288
12
278
22
306
4
279
15
266
48
267
36
250
28
238
24
234
—
206
53
112
92
55
61
67
40
47
56
87
53
45
30
53
8
29
4
0
24
34
20
10
4
32
29
16
17
0
10
28
Zucker-
gehalt
der
Rüben-
säfte.
Proz.
12,1
12,7
12,6
12,3
12,4
12,3
12,4
12,5
12,8
12,6
12,8
12,6
12,7
12,6
12,6
12,4
12,4
12,7
12,3
12,4
12,4
12,2
12,2
12,3
12,1
12,3
12,2
12,2
12,6
12,4
12,4
12,4
11,9
Bezüglich der zahlreichen Schlussfolgerungen des Verfassers müssen wir auf
das Original verweisen.
Düngungsversuche bei Zuckerrüben nach einem Plane von Düngungs-
Dürre ausgeführt von Elsner-Kosenburg.*) — Die Versuche wurden versuche
. -i bei Zucker-
aul einem ganz abgetragenen Boden ausgeführt und die Parzellen zu je rüben.
| Morgen genommen. Die Kesultate der Versuche sind in nachstehender
Tabelle enthalten:
*) Zeitschr. f. d. Prov. Sachsen. 1867. 8. 65.
222
Düngungs- und Kultur-Versuche.
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DUngungs- und Kultur-Versuche. 223
Düngungsversuche mit Spezial-Düngemitteln von Vorster Düngungs-
und Grüneberg, von Sterneberg.*) — Der Verfasser stellte mit J^JJJJj^
Wiesen-, Körner- und Kartoffel -Dünger aus der Fabrik von Vorster und Dünge-
Grüneberg Versuche an und verglich deren Wirkung zum Theil mit der mittein.
von Stallmist und Knochenmehl.
a) mit Wiesendünger. Auf trockenem Wiesenboden, magerer
lehmiger Sand, im Untergrunde eisenschüssig. Grösse der Parzelle 45 QRth.
= lf, pr. Morgen. — Der Versuch ergab folgendes Eesultat:
Düngung pro Morgen. Ernte an Heu pro
1) 500 Pfd. „Wiesendünger" (enthaltend 50 Pfd. Kali, 45 Pfd. Morgen
schwefelsaure Bittererde, 10 Pfd. Stickstoff in Form von (1. Schnitt).
Chilisalpeter, 20 Pfd. lösliche und 12V« Pfd. unlösliche
Phosphorsäure) 1424 Pfd.
2) Ungedüngt 1056 „
3) Düngung wie bei 1, aber die doppelte Menge Chilisalpeter 1620 „
4) Düngung wie bei 1 , aber der Stickstoff in Form von schwe-
felsaurem Amnion 1520 -
b) mit Körnerdünger. Auf sandigem Lehmboden mit thonigem
Untergrunde, drainirt und seit 6 Jahren nicht gedüngt. Die Versuche
wurden bei Hafer gemacht und ergaben folgendes Resultat:
Ertrag an Körnern
Düngung pro Morgen. pr0 Morgen.
1) 324 Pfd. gedämpftes Knochenmehl 10S0 Pfd.
2) 540 „ „Körnerdünger" (enthalt. 32,4 Pfd. Kali, 54 Pfd.
schwefelsaure Magnesia, 10,8 Pfd. Stickstoff nnd 35 Pfd.
zum Theil lösliche Phosphorsäure) 1287 „
3) 108 Ztr. Stallmist 1215 „
c) mit Kartoffeldünger. Die Bodenverhältnisse wie bei vorigem
Versuch. Der Dünger wurde wie bei den vorigen Versuchen gleichmässig
untergepflügt. Das Ergebniss war folgendes:
Ernte an Knollen pro Morgen.
Düngung pro Morgen. pfd Dayon kranke
1) 513 Pfd. „Kartoffeldünger" (enthaltend 87 Pfd.
Kali, 46 Pfd. schwefeis. Magnesia und 28 Pfd.
Phosphorsäure) 4684 1 1 Proz.
2) Ungedüngt 4252 9 „
3) 108 Ztr. Stallmist 4752 7,7 „
4) 324 Pfd. Knochenmehl 5250 8 „
5) 54 Ztr. Stallmist und 162 Pfd. Knochenmehl 4926 7 „
Hiernach haben die beiden ersteren Düngergemische eine günstige, der Kar-
toffeldünger aber eine ungünstige Wirkung geäussert; die Rentabilität derselben wird
sich erst unter Berücksichtigung der Nachwirkung derselben beurtheilen lassen.
Rübendüngungsversuche im Jahre 1866, von H. Grouven.**) RUbendün-
gungsver-
suche mit
Kalisalz.
*) Landw. Ztg. f. d. norwestl. Deutschland. 1867. S. 3.
**) Neue landw. Ztg. 1867. S. 81.
224
DUngungtr- und Kultur- Versuche
fasser auf einer grösseren Anzahl von Gütern Versuche über die Benta-
bilität und zw#6kmässigste Form der Kalidüngung ausführen, deren Zahlen-
ergebnisse in Nachfolgendem enthalten ind. Die Verbuche wurden auf
schmalen, langen, nebeneinanderliegenden Parzellen ausgeführt. Die Menge*
der angewendeten Kalisalze wurden so genommen, dass auf jeden Morgen
für 5 Thh. nnd bei den Kombinationen «ron Kalisalz^ Phosphat ond Guano
in jedem Falle für 12 Thlr. Dünger kam, Die Parzellen iimfasaten je
301 JEuthen und auf jede derselben kamen 7 Pflanzenreihen mit UzöU.
Distanz. In den Reihen wurden die Samen in Horste von UZoll Ent-
Programm I.
Art und Monge
i,
Düngers pro % Morgen.
81,13 Pfd. Clilorkuliiiin mit Vi l'mz. Kuli
reine lobwefeli. Kall Ifognesla (29% Kall)
[36 „ Kaliaalz N... i. (Doppeltste) mit 12' /.'/, Kall.
i ngedtlngl
88,4 Pfd. Kuli:. alz rTo, II. mit 17% Call
65,6 , „ N->. 111 mit 27% Kali
100 „ prttp. Kaifall mit. 18% Kall
10 Ztr. balbvergobrener guter Rtudvlehmlel ....
40 Pfd Bai bi Superpbo ipbai | 21,4 Pfd. Peru Gnano .
| Dgedüngt
!6,fl Pf B. Superpb. | 14,3 Pf. Guano | 100 Pf. Kalii lalc i.
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26.8 , , | 14,8 , „ -f 80 „ Ka'inil.
i Dgi dttngl
49.9 Pfd. Guano
48,8 t, aufge eblo lenei Quano
28,6 „ ' „ „| 86,8 Pfd, Kall alt II
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DUogaflj •■'■' I ,: 11 •
fernun Bei der Ernte worden die Aneßenreihen jeder Parzelle
unberücksichtigt gela en ond mir die Rüben derfünf inneren Koihon (mit
2265 Satzstellon) gezählt and gewogen. Die Versuche wurden nach zwei
iedem n Pi ■■■ am h d i d geführt . deren Einrichl den beider
folgenden Tabellen erhellt,
Die Besprecht! n ■ Seiten« des Vet ach anstelle] fehlen zui Zeil
noch. Wir irollen di< elben ein tweilen durch eine Zu ammen kellung der Durch-
ichnitl -ErtrS e und d< durch chnittlichen Zuckergehall , in welcher die wichtig
en Ei el n irerden, zu >< etzen nohen Dabei lind freilich Fehl teilen
um! VTitterung ausser Betracht gelassen.
mü 13,0
i , Icht X .
16
226
DUngungs- und Kultur-Versuche.
Programm II.
Art und Menge
des
Düngers pro l/a Morgen.
Kali-
Menge
in der
ange-
wen-
deten
Menge
(Kali-)
Dün-
ger.
14.
Friedensau.
Lehmiger
Sandboden.
8. Kl.
10, 7 Pfd. reines schwefelsaures Kali mit 43% Kali
31,3 „ „ Chlorkalium mit 50% Kali
33.3 „ „ schwefelsaure Kali-Magnesia (29% Kali)
Ungedüngt .
125 Pfd. Kalisalz No. I. mit 12,5% Kali
83.4 , , No. II. , 17% ,
55,0 „ „ No. III. , 27% „
100 „ präparirter Kai'nit mit 18% Kali
3(5,7 „ Baker-Superphosphat + 33% Doppelsalz
Ungedüngt
46,7 Pfd. Bk.-Superphosphat + 31,3 Pfd. Chlorkalium
46,7 „ , -4- 83,4 „ Kalisalz II. leicht untergeegt .
46,7 , , -f- 100 „ Kainit , ,
46,7 „ , -f 83,4 , Kalis. II. 1 F. tief untergespatet
46,7 „ , -f 100 „ Kainit „ , ,
Ungedüngt
26,G Pfd. Bk.-Superphosphat -f 14,3 Pfd. Guano -4- 26,7 Pfd. Doppelsalz
26,0 „ , + 14,3 , , 4-80 , Kainit . .
20,0 „ „ +14,3 , , -4- 44,4 „ Kalisalz III.
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15,6
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15,6
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9,6
15,6
14,2
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14,2
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14,4
12,0
a.
1505
1393
1365
1432
1435
1425
1411
1439
1537
1484
1596
1908
1929
1631
1869
1554
1719
1439
1526
Im Durchschnitt der 19 Parzellen
I I
11,3
11,3
11,5
11,3
11,6
11,0
11,2
11,1
11,3
11,3
10,7
11,3
10,8
10,7
10,9
11,3
10,7
11,1
11,0
4,2
4,?
4,2
4,2
4,2
4,2
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4,2
4,2
4,2
4,2
4,2
4,2
4,2
4,2
4,2
4,2
4,2
1,2
11,1
Programm I. Durchschnitts-Ertrag der Düngung auf den 13 Feldern und
deren Einfluss auf den Zuckergehalt des Rübensaftep.
Ertrag an Rüben Zuckergehalt des
Art der Dünpunff Pro Acker berechnet. Rübensaftes.
S S' Ztr. Proz.
1) Chlorkalium 171,4 13,1
:'; Schwefelsaure Kalimagnesia 174.3 13,6
3) Kalisalz No. 1 171 8 13,9
•>) n No. II 169^7 13,9
6) „ No. III 171,1 13,6
7) Präparir. Kainit 177;G 13,6
8) 15 Ztr. Kindviehmist 178 7 13,5
9) Baker-Superphosphat + Guano 201,3 13,9
") * + » + Kalisalz I. . . . 209,7 13,8
12) „ + „ + „ II. . . . 207,0 14,0
'3) n + * + „ HI. . '. . 205,1 14,1
14) „ + „ -j- Doppelsalz . . . 199.0 14,0
!•">) » + » + Kainit .... 208,3 14,1
17) Peru-Guano . 200.7 13,6
18) Aufgeschlossener Peruguano 207,1 14,1
19) n » + Kalisalz . . . . . 206,9 13,8
Mittel von Ungedüugt 163,0 13,8
Düngungs- und Kultur-Versuche.
227
15.
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128014,7
1690 14,3
1574 15,4
1980 14,4
14,8
10,4
15,5
17,7
18,4
29,3
11.2
16,3
12,4
9,8
11,2
0,7
S.l
6,6
10,S
1290
1419
1385
1497
1490
1313
1495
1430
1430
1560
1464
1518
1450
1450
1623
143
1552
1759
1510
b.
12,3
12,9
13,1
12,9
13,6
13,9
13,1
13,9
13,9
13,9
1 1,7
13,9
14.2
13,6
14,7
14,2
13,9
14.9
13,6
13,2
15,8
17,5
10,9
11,2
10,3
9,9
11,7
9,1
11,4
7,4
9,7
7,8
8,1
7,2
11,4
7,5
6,0
7,5
1654 14,7 I 2259 11,5
NB. Die Versuche zu 16,
1620 13,6
St. Ulrich, si
I 1046 15,9 , | 15S3 14,
nd wegen Unzuverlässig!*
1436 14,5 11478 13,7
eit nicht aufgenommen worden.
Programm II. Durchsclmitts-Ertrag der Düngung auf den 8 Feldern und
deren Einfluss auf den Zuckergehalt des Kübensaftes.
Ertrag an Rüben Zuckergehalt des
« , i T-\- pro Acker berechnet. Rübensaftes.
Art der Düngung. *
1) Reines schwefelsaures Kali
2) „ Chlorkalium
3) Schwefelsaure Kalimaguesia
5) Kalisalz No. I
6) „ No II
7) „ No. III
S) Kainit
9) Baker-Superphosphat + Doppelsalz
11) „ -j- Chlorkalium
12) „ + Kalisalz No. IL flach untergebr.
14) „ + No. IL tief
13) „ -\- KaVnit flach untergebracht . .
15) „ + „ tief „ . .
17) „ -j- Guano -f Doppelsalz ....
18) „ + „ + KaVnit
19) „ -j- „ -f Kalisalz No. III. . .
Mittel von Ungedüngt
15*
Ztr.
Proz
139,8
13,2
138,6
13,4
139,5
13,4
129,0
13,3
129,9
13,6
132,0
13,2
133,6
13.8
138,3
14,1
144,5
14,0
147,3
14,1
144,5
13,6
147,7
13.7
112,1
14,0
152,5
13,9
154,5
11,2
157,4
13,6
128,8
13,8
228
Dilngungs- und Kultur -Versuche.
Düngungs-
versuche
mit
Kalisalz.
Felddüngungsversuche mit rohem (deutschem) Kalisalz
und gewöhnlichem Salz bei Kunkeln, von Aug. Voelcker.*) —
Der Verfasser Hess zu Tubney Warren auf einem sehr leichten Sand-
boden Düngungsversuche mit rohem Kalisalz und Kochsalz bei langen,
rothen Runkeln machen. Eine Probe des Kalisalzes analysirte der Verf.
mit folgendem Resultat.
In 100 Gew.-Thl. waren enthalten:
Feuchtigkeit 11,63
0,73
0,34
24,03
1,14
12,01
Organische Materie .
Eisenoxyd ....
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaure Magnesia
Chlormagnesiurn . . .
Chlornatrium 47,85
Gips 0,88
Magnesia 0,52
Sand 0,97
Der Bodeu , auf welchem die Versuche ausgeführt wurden, enthielt
nach einer Analyse des Verfassers (bei 100° C. getrocknet):
Organische Substanz 5,88 Proz.
Eisenoxyd und Thonerde 4,11 „
Kohlensaurer Kalk 0,62 „
Magnesia 0,22 „
Kali und Natron 0,14 „
Phosphorsäure 0,07 „
Schwefelsäure 0,04 n
Unlösliches (feiner Sand) und Verlust . . 88,92 „
Die Einrichtung und das Ergebniss der Versuche erhellen aus nach-
folgender Tabelle.
Anzahl der
pro Parzelle
a '/eo Acker
Ge*
icht der
Mehrertrag
gegen den
Dünger und dessen Menge
Wurzel ernte
Durchschnitts-
ertrag der
pro Acker.
gewachse-
nen Rüben.
pro
Acker.
ungedüngten
Parzellen.
Tons.
Ztr. Pfd.
Tons. Ztr. Pfd.
1. Ungedüngt
63G
12
2 76
2. Kochsalz 2 Ztr»
51)2
18
19 32
5 14 80
3. Kalisalz 3 „ . .
620
17
8 24
4 3 72
4. Kochsalz 3 „ .
632
18
4 72
5 0 8
5. Kalisalz 1 .,
632
15
7 36
2 2 34
6. Ungedüngt . . •.
619
13
0 0
— __ —
7. Kochsalz 2 Ztr.
711
16
14 32
3 9 80
S. Kalisalz 2 „
6S5
16
10 40
3 5 98
9. Kochsalz 4 „ . .
713
19
8 4
6 3 52
10. Kalisalz 4 „
719
21
10 100
8 6 36
11. Kochsalz 8 „
703
2t
18 84
8 14 20
12. Ungedüngt . . .
698
14
1 1 68
— — —
Durchschnitt der ungedüi
'g<
m
Pa
•ze
1er
i
—
13
4 U
— — —
*) Journ. of the Royal Agric. Soc. of England. 1S67. P. 1. S. 86.
Düngonga- and Kultur Versuche.
229
Der Verfasser bemerkt, dasa die vorstehenden Versuche eher geeignet
seien, die Nützlichkeit der Düngung mit Kochsalz, als der mit Kalisalz
darzuthun, und es sei zweifelhaft, oh das Kali in dem Kalisalze einen An-
theil an dem Mehrertrage an Wurzeln habe, den die damit gedüngten
Parzellen gegeben haben, dann das verwendete rohe Kalisalz enthalte
2 mal soviel Kochsalz als schwefelsaures Kali, und gewöhnliches Salz gab
ebensoviel Mehrertrag als ein gleiches Gewicht rohen Kalisalzes.
Felddüngungsversuche bei Wurzelfrüchten, von August Feiddün-
Voelcker.*) — Der Verfasser Hess bei einer grösseren Anzahl von e,,nssver-
Landwirthen Düngungsversuche bei Wurzelfrüchten ausführen, von denen wurzei-
er die nachfolgenden zur Veröffentlichung auswählte, während er die fruchten,
übrigen als verfehlt bei Seite Hess. — Der Zweck dieser Versuche war
der, sich zu versichern, ob eine künstliche Zufuhr von Kali auf leichten
Böden von irgend welchem merklichen Erfolg bei Wurzelfrüchten sei.
Die Form, in welcher das Kali in allen folgenden Versuchen zur Anwen-
dung kam, war das rohe Kalisalz aus Stassfurt**). Das Chlornatrium, von
welchem dieses Salz sehr reichlich enthält, hatte bei einem anderen Ver-
suche des Verfassers***), in welchem es als Dünger auf leichtern Sand-
boden zu einer Wurzelfracht angewendet worden war, einen günstigen
Erfolg gehabt. Es wurden deshalb auch hier Parzellen mit gewöhnlichem
Salz gedüngt. Ausserdem kamen noch Stalldünger und Superphosphat
aus Knochenasche bereitet zur Verwendung. Der Verfasser schätzt den
Kaligehalt guten Stalldüngers auf Va Prozent. 20 Tons und 10 Tons Stall-
dünger, welche Mengen per Acker zur Verwendung gelangten, enthalten
daher beträchtlich mehr Kali, als die per Acker verwendeten 4 Zntr. Kali-
salz , welches nur 24 Proz. schwefelsaures Kali enthält. 20 Tons Stall-
dünger per Acker, bemerkt der Verfasser, ist eine sehr reichliche Düngung
und wahrscheinlich mehr als genug, um auf dem ärmsten Boden dem Be-
darf der Rübe zu genügen. — Die Grösse der Parzellen betrug je V-'o Acker.
— Die Versuche, deren Einzelheiteu aus umstehender Zusammenstellung
erhellen, haben die darin angegebenen Erfolge gehabt.
In ähnlicher Weise wurden im Jahre 1866 Versuche zu Tubney Warren
bei schwedischer Kübe in 2 Reihen, und zu Carleton hei Kartoffeln aus-
geführt.
Das Versuchsfeld zu Tubney hat rein sandigen Boden und war 1862
nach Klee mit Weizen bestellt, zu welchem mit Chilisalpeter gedüngt
wurde; 1863 trag das Feld schwedische Rüben bei Mistdüngung und
Superphosphat; 1864 Gerste und 1865 Erbsen ohne Dünger. (Eine Ana-
lyse des Bodens folgt unter der umstehenden Zusammenstellung.)
*) Journ. of the Royal Agric. Soc. of England. 1867. P. II S. 500.
**) Dessen Analyse wurdo in dem vorhergehenden Artikel mitgetheilt.
'**) Siehe vorigen Artikel.
230
Düngungs- und Kultur-Versuche.
Düngung pro Acker.
Versuche zu
Woodhorn 1864
bei
Schwed. Rüben.
Burcott Lodge
s_ 1865
bei Schwed.
Rüben
Henfield 1865
bei
Runkeln
pro Acker. — Ertrag in Tons und Zentnern.
Wurzeln. Kraut.
Tons. Ztr. |Tons. Ztr.
Wurzeln.
Tons. Ztr.
Wurzeln.
Tons Ztr.
1. Stalldünger 20 Ztr. . . .
2. „ 10 „ und]
Superphospbat 4 Ztr. j *
4. Ungedüngt
5. Rohes Kalisalz 4 Ztr. .
6. Kochsalz 4 Ztr
7. Superphosphat 4 Ztr. und 1
Kalisalz 4 „ J
8. Superphosphat 4 „ und |
Kochsalz 4 „ \
22
19
23
17
22
15
20
3
16
2
18
3
11
3
13
14
11
10
11
13
14
5
0
10
0
5
10
27
26
26
14
16
20
32
29
Der Boden enthielt in 100 Theilen:
Feuchtigkeit 0,82
Organische Materie und gebundenes Wasser . 2,45
Eisenoxyd und Thonerde 3,13
Kalk 0,14
Phosphorsäure 0,04
Schwefelsäure . . . . 0,19
Magnesia und Alkalien 0,47
Kohlensäure Spuren
Unlösliches (Sand) 92,99
Jede Versuchsparzelle war V20 Acker gross.
Kesultat erhalten:
Es wurde folgendes
Art der Düngung und deren
. Quantität pro Acker.
Erntegewicht
der
Wurzeln pro Acker
Tons. Ztr. Pfd.
Mehrertrag (-{-) oder
Minderertrag ( — ) gegen
Ungedüngt.
Tons. Ztr. Pfd.
Superphosphat 3 Ztr. . .
„ 3 „ und |
Kochsalz 3 „ j
Superphosphat 3 ., und )
Kalisalz 3 „ f
Ungedüngt
Kochsalz 3 Ztr
Kalisalz 3 „ ....
7. Superphosphat 3 Ztr.
3
4
17
0
8
14
19
64
32
96
80
84
12
12
+ 5
+ c
+ 6
— 0
+ 0
+ 6
3
3
17
11
13
18
96
64
16
108
44
44
Die zweite Versuchsreihe wurde auf einem Felde ausgeführt, das 1865
Weizen, gedüngt, getragen hatte und im Herbst desselben Jahres mit
Futterroggen bestellt worden war, der im Frühjahr 1866 mit Schafen ab-
gehütet wurde. Dann war das Land umgebrochen und gleichmässig mit
DUnguugs- und Kultur-Versuche.
231
Superphosphat, 3 Zentner per Acker, gedüngt worden. Der Ertrag dieser
VersuchsfUiche war folgender:
Düngung.
'S e
SN
g«CO
m
Rohes Kalisalz 3 Ztr.
Nichts
Kochsalz 3 Ztr. . .
Kohes Kalisalz 3 Ztr.
Nichts
Kochsalz 3 Ztr. . .
Erntegewicht
der
Wurzeln pro Acker.
Tons. Ztr. Pfd.
Mehrertrag (-}-) oder
Minderertrag ( — ) gegen
den Durchschnittsertrag
von Ungedüngt.
Tons. Ztr. Pfd.
12
11
13
12
12
13
16
19
4
10
10
17
28
32
32
20
20
76
11
li)
5
12
58
62
150
106
Die Versuche zu Carleton wurden auf einem Stück Land aufgeführt,
welches früher eine Buchen-Pflanzung war und noch keine Frucht getragen
hatte ausser in dem Jahr vorher Kartoffeln. Das Land war durch Drainiren
und Tiefpflügen auf's Beste zur Kartoffelkultur vorhereitet. Die verwen-
deten künstlichen Dünger wurden vor dem Ausstreuen mit dem doppelten
Gewicht feingesiebter Erde gemischt. Die erhaltenen Kesultate sind die
folgenden :
Dünger und Quantität desselben
pro Acker.
Gewicht der geernteten
Knollen pro Acker.
Im Ganzen Davon kranke.
Ztr. Pfd. I Ztr. Pfd.
Mehrertrag
über den Durch-
scbnittsertrag
von Ungedüngt.
Ztr. Pfd.
1. Ungedüngt
2. Superphosphat 4 Ztr
3. Verrott. Rindviehdünger 400 Ztr.
4. Superphosphat 4 Ztr. und 1
Kalisalz 4 „
5. Ungedüngt
6. Kalisalz 4 Ztr
7. Kochsalz 4 „
8. Superphosphat 4 Ztr. und 1
Kochsalz 4 „ J
9. Verrott. Kindviehdünger 400 Ztr.
10- Ungedüngt
Mittel von Ungedüngt (1, 5 u. 10) .
„ Mist (2 u. 9) . . . .
10
16
70
92
110
107 —
80
127
72
80
26
56
95 60
116
87
79
113
28
66
47
24
21
21
29
21
14
7
4
13
3
48
28
82
18
82
56
52
94
14
4
12
30
81
63
27 111
7 91
minus 7 44
16 13
36 93
33 89
Im Ganzen, bemerkt der Verfasser, thun die vorstehenden Experi-
mente dar, dass die Anwendung von rohem Kalisalz in Verbindung mit
Superphosphat einen wesentlichen Nutzen beim Anbau von Wurzelfrüchten
auf leichten und armen Böden bringt, welche man als von Natur arm an
Kali und auflöslicher Phosphorsäure ansehen darf.
Düngungsversuche bei Zuckerrüben mit Kalisalz und Zucker-
° ° rüben-Dün-
anderen käuflichen Düngern, von Heidepriem.*) — Der Vor- gungsver-
fasser liess diese Versuche auf den Gütern Dohndorf und Werdershausen kau- und
anderem
Dünger.
*) Zeitschr. d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie. 1867. S. 307.
232
Düngungs- und Kultur-Versuche.
ausführen, mit dem vorwiegenden Zwecke, den Einfluss kennen zu lernen,
welchen das gewöhnliche Kalisalz der Stassfurter und Leopoldshaller
Fabriken allein oder in Verbindung mit anderen Düngern auf Quantität
und Qualität der Eüben ausübt. — Die verwendeten Düngerarten waren
von bester Qualität, das Knochenmehl wurde im vergohrenen Zustande
verwandt. Das Kalisalz war „rohes schwefelsaures Kali" mit 10,2 Prozent
Kaligehalt. Die Dungstoffe wurden sämmtlich unmittelbar vor dem Legen
der Samen sorgfältig untergebracht; nur von dem Chilisalpeter (Parz. 11
Werdershausen) kam die eine Hälfte mit dem Kalisalz und Superphos-
phate, die andere aber nach der zweiten Hacke als Kopfdünger zur Ver-
wendung.
a) Versuchsfeld Werdershausen. — Der Boden gehörte zwar zu den
guten Eübenböden, war aber zur Zeit des Versuchs in erschöpftem Zu-
stande. Er hatte in dem letzten 6jähr. Turnus bereits 3 mal Zuckerrüben,
auch im letzten Jahre, getragen und war im vorletzten Jahre zu Weizen
mit 3U Zntr. Guano und 3/4 Zntr. Baker-Superphosphat pr. Morgen gedüngt
worden. Die Parzellen umfassten 3 , eine 1 Morgen und hatten eine zu
Versuchen sehr geeignete Lage. Die Eüben der Parzelle 1 hatten vor
dem Verziehen an Madenfrass gelitten. Die Biibenblätter der mit Kalisalz
gedüngten Parzellen hatten durchgängig eine hellere Färbung.
Die Qualität der Eüben wurde durch Untersuchung des Saftes er-
mittelt, welcher von 18—20 halbirten Eüben genommen wurde.
Art und Menge des
Düngers.
Gewicht
der Rüben
pro
Morgen.
Ztr.
1. Ungedüngt ....... 100,54
2. 3 Ztr. Kalisalz ]
2 „ Guano J
3. 3 - Kalisalz
2 „ aufgeschlossen. Guano
4. 3 „ Kalisalz 1
3 „ Baker-Superphosphat I
5. 3 „ Kalisalz
1 „ Guano
\\ „ Baker-Superphosphat j
G. 3 „ Kalisalz
lk » Knochenmehl }• . .
1 „ Guano
7. 3 „ Kalisalz
1 1 „ Knochenmehl
1 „ aufgeschlossen. Guano
Kalisalz 1
Guano J
Kalisalz 1
134,77
140,11
113,81
119,41
121,73
Durch-
schnittsge-
wicht der
untersuch-
ten Rüben
in Lotben.
16,6
23,6.
18,1
Der Rübensaft
enthielt in
Prozenten
Nicht-
Zucker,
14,49
14,38
14,86
zucker.
1,52
1,79
1,72
17,6 14,19 1,52
17,5 15,56 1,68
17,5 15,27 1,70
Produzirtes
Zuckerquan-
tum pro
Morgen in
Pfunden.
1398
1860
1999
1550
118,94 20,8 14,01 1,66
Knochenmehl
147,77
124,79
23,7
18,8
13,96 1,54
15,71 1,58
17S4
1784
1G00
1980
1882
Dtlngangs- und Koltur-Versnclie.
233
Art und Monge des
Düngers.
Gewicht
der Rüben
pro
Dlorgen.
Ztr.
Durch-
schnittsge-
wicht der
untersuch-
ten Rüben
in Lotheu.
Der Rübensaft
enthielt in
Prozenten
„ , Nicht-
Zucker. zucker.
Produzirtes
Zackerquan-
tum pro
Morgen in
Pfunden.
. 10S,5S
17,5
14,12
1,93
1172
1. 3 Ztr.
Kalisalz
1 \ ..
BaUer-Superphosphat /■
135,97
23,3
14,21
1,73
1855
1 ,
Chilisalpeter
2. U ,
1 „
Knochenmehl )
Guano 1
119,86
20,8
14,00
1,79
1611
3. 1 \ „
1 n
Knochenmehl |
Guano J
. 126,63
21,4
14,58
1,71
1758
Der Einfluss dos Kalisalzes auf Quantität und Zuckergehalt der Ernte
ist durch diese Versuche nicht erwiesen. Die vergleichbaren Parzellen 6
und 12 und 7 und 13 geben in dieser Beziehung sich widersprechende
Resultate. Wohl aber ist ein Einfluss der Kalisalzdüngung auf den Salz-
gehalt der Rüben und die Zusammensetzung der Salze ersichtlich, wie sich
aus Folgendein ergiebt:
Auf 100 Theile Zucker kommen
Darin Chlor.
Salze (Kohlensäure frei).
Bei den nicht mit Kali gedüngten Rüben
(1., 10., 12., 13.) im Durchschnitt . 2,62 6,11 Proz.
Bei den mit Kali gedüngten Rüben (die
übrigen) im Durchschnitt .... 3,14 13,85 „
b) Versuchsfeld Dohndorf. — Dasselbe hatte in den letzten 6 Jahren
2 mal Zuckerrüben getragen und war 2 mal mit Stallmist und 3 mal "mit
Guano und Superphosphat gedüngt worden. Die übrigen Verhältnisse
stimmen mit denen des anderen Versuchsfeldes überein. Der Aufgang der
Saat war hier nicht so gut wie in Werdershausen und besonders zeigten
die ungedüngte und die lediglich mit Kalisalz gedüngte Parzelle von vorn-
herein manche Fehlstellen.
r»«.. t>-u ?•. Produzirt.
Der Rubensaft „ ,
enthielt in Zuckter"
Prozeuten q«antum
pro Mor-
Nicht- gen in
Mucker. zucicer_ pfunden.
13,47 1,70 1526
Art und Menge des Düngers
pro Morgen.
1. 1 i Ztr. Knochenmehl 1
Durch-
schnitts,
gewicht
Rüben pro der unters.
Morgen. Ruben.
Erntege-
wicht der
1
2. 1|
1
3
3. 3
4. 3
3
5. 2£
1
6. 2i
1
3
Ztr.
118,04
Guano
Knochenmehl
Guano
Kalisalz
Knochenmehl 119,98
1
Kalisalz j
Knochenkohl- Superphosph. 1
Guano |
Knochenkohl-Superphosph. )
Guano
Kalisalz
Loth.
31,5
130,07 27,0 14.76 1,76 1843
120,28
28,3
27,0
14,05
14,47
1,87
1,92
1618
1668
132,21 24,0 14,20 1,66 1802
133,47 25,6 14,79 1,65 1895
234
Düngungs- und Kultur -Versuche.
Art und Menge des Düngers
pro Morgen.
10.
11.
12.
4\ Ztr. Knochenkohl-Superphosphat
4* „ , 1
Kalisalz )
Baker-Superphosphat 1
Guano J
Baker-Superphosphat I
Guano > . .
Kalisalz
Baker-Superphosphat . .
13. 2
14.
15.
16.
Erntege-
wicht der
Rüben pro
Morgen.
Ztr.
119,79
118,63
126,77
Durch-
schnitts-
gewicht
d. unters.
Rüben.
Loth. (
27,4
25,5
Der Ruhensaft Produzirt
enthielt in
Prozenten
Zucker.
13,40
14,49 .
Nicht-
zucker.
1,69
1,60
Zucker-
quantum
pro Mor-
gen in
Pfunden.
1641
1650
24,0 14,10 1,54 1679
120,95 24,4 14,46 1,56 1716
f
114,46
113,68
Kalisalz
Guano 1
Kalisalz I
Guano 133,66
aufgeschlossener Guano . . 132,50
28,7
27,6
13,58
14,27
1,57
1,77
1492
1568
130,00 28,5 14,64 1,73 1827
28,6
25,3
13,62
14,43
1,81
1,71
1747
1835
Kalisalz
131,50 26,3 14,33 1,62 1809
17. 3
92,43
25,7
25,0
13,11
13,44
1,98
2,05
1163
1139
18. Ohne Düngung 88,27
Der Einfluss der Kalidüngung tritt besser hervor bei folgendem Ver
gleich:
Erntegewicht
Düngung.
Knochenmehl
„ -f- Guano . . ,
Knochenkohl-Superphosphat
„ -f- Guano
Baker-Superphosphat . . .
„ -f- Guano
Guano
Aufgeschlossener Guano . . .
der Eüben.
Ztr.
ohne mit
119,98 120,28
118,04 130,07
119,79 118,63
132,21 133,47
114,46 113,68
126,77 120,95
136,66 130,00
132,50 131,53
Zuckergehalt
des Saftes.
Proz.
ohne mit
14,05 14,47
13,47 14,76
13,40 14,49
14,20 14,79
13,58 14,37
14,10 14,46
13,62 14,64
14,43 14,33
Zuckerernte
pro Morgen.
Pfd.
ohne mit Kali.
1668
1843
1650
1895
1568
1679
1827
1809
1618
1526
1641
1802
1492
1716
1747
1835
Summa . . 997,41 998,61 - — 13377 13959
Mi.ttel . . . 124,7 124,3 13,58 14,54 1672 1742
Differenz . . — -f- 0,69 + 70
Hinsichtlich der Produktion an Eüben hat hiernach der Kalidünger
keinen ersichtlichen Erfolg gehabt, wohl aber auf den Zuckergehalt der
Rüben, denn sämintliche mit Kali gedüngten Rüben hatten einen höheren
Prozentgehalt an Zucker, als die nicht mit Kali gedüngten, mit einer
Ausnahme, in welcher die betreffenden Rüben fast gleichen Zuckergehalt
aufweisen. Hinsichtlich des Salzgehaltes und des Gehaltes desselben an
Chlor stellt sich Folgendes heraus:
Dlineitnes- und Kultnr-Versuche.
235
Auf 100 Theile Zucker kommen
Salze (Kohlensäure frei).
Bei den nickt mit Kali gedüngten Külien
(im Durchschnitt) 2,77
Hei den m i t Kali gedüngten Eüben (im
Durchschnitt) 3,00
Darin Chlor.
6,01
12,00
Düngungsversuch mit Stassfurter Kalisalz auf Zucker-
rüben, von W. L. C lasen.*) — Das Versuchsfeld hatte im Herbste vor-
her eine gleichmässige Düngung von V« Zntr. Guano und 1 Zntr. Super-
phosphat erhalten; eine „ungedüngte" Parzelle gab es deshalb eigentlich
nicht, die als solche bezeichnete erhielt nur im nächsten Frühjahre keinen
Dünger. Die Frühjahrdüngung wurde Mitte Februar ausgestreut und unter-
gepflügt. Die Bestellung fand am 21. April, das Verziehen der Pflanzen
Anfang Juni statt. Zu diesem Zeitpunkt schon liessen sich die stark ge-
düngten Parzellen von den schwach gedüngten durch die Grösse und das
kräftige Wachsthum der Pflanzen unterscheiden.
Düngung pro Morgen. Erntegewicht Zucker Nichtzucke
der Rüben. des Saftes.**)
Guano.
Pfd.
162
iauper-
Phosph.
Pfd.
Kali-
salz.
Pfd.
100
100
100
100
200
200
200
300
300
300
100
200
300
300
400
400
500
100
200
Der Verfasser resumirt
Ztr.
131,9
131,9
129,0
129,0
131,9
131,9
126,6
126,6
123,3
126,6
140,7
131,9
117,3
117,3
114,3
die
Prtz.
9,98
10,34
11,04
10,81
10,51
10,87
10,78
10,84
10,98
11,10
11,01
10,77
10,92
10,48
10,51
Ergebnisse
des
Proz.
2,52
2,26
2,16
2,19
2,29
1,93
2,02
2,16
2,22
2,10
1,99
2,23
2,58
2,42
2,19
Versuchs
die Eübendüngung mit niedrigprozentigem Kalisalz, d. h.
dessen Kali nicht oder nicht alles an Schwefelsäure gebunden ist und
dessen Hauptmasse aus Kochsalz mit bedeutender Menge Chlormagnesium
besteht, wenigstens als Frühjahrsdüngung entschieden zu verwerfen ist,
indem nicht nur der Zuckergehalt nicht erhöht, sondern sogar mit steigen-
der Düngung vermindert, dagegen das Nichtzuckerverhältniss vergrössert
wird, während andrerseits der Ernteertrag der mit Kalisalz gedüngten
Felder den der ungedüngten nicht übersteigt".
Düngungs-
versuch
mit Kalisalz
bei Zucker-
rüben.
Zuckerernte
pro Morgen.
Pfd.
1263
1373
1367
1338
1331
1377
1310
1317
1300
1349
1487
1363
1230
1180
1153
dahin : „ dass
mit solchem,
*) Zeitschr. d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie.
**) Polarisationsergebniss im März 1867.
1867. 8. 252.
236
Düngnngs- und Kultur- Versuche.
ueber die Untersuchungen über die Anwendung der Kalisalze, von
Anwendung p p Deherain.*) - Der Verfasser liess auf 2 verschiedenen Boden-
Kaiisaize. arten *"v) zu Grignon Düngungsversuche mit 3 verschiedenen Sorten Kali-
dünger bei Weizen, Rüben und Kartoffeln ausführen,^ um sowohl die Wir-
kung auf den Ertrag, als deren Eiufiuss auf die Qualität der Früchte
kennen zu lernen. Die benutzten Kalidünger waren folgende:
Kalidünger von Merle & Co. zu Älais von einer der Formel KOS03,
MgOS03 -f- 6HO entsprechenden Zusammensetzung. (= crc. 23V«
Proz. Kali).
Kalidünger von Vorster & Grüneberg, mit 10—20 Proz. Kaligehalt
und Sulfaten von Kali, Kalk und Magnesia, mit Chlornatrium
und thonigen Theilen.
Kalidünger, ebendaher, „schwefelsaures Kali" mit 30 Proz. Kali,
14 Proz. Natron, etwas Kochsalz, schwefelsaure Kalk- und Bitter-
erde.
Der Zuckergehalt der Kuben wurde mittels Trommer - Fehling'scher
Kupferlösung bestimmt und zwar in einer Durchschnittsprobe der Rübe.
Die Rübensorte war die „Schlesische Rübe" (Rose de Flandre).
Die angebaute Kartoffel war die Sorte „Chardon" und wurde in ganzen
Knollen gelegt.
Die bei den Rüben und Kartoffeln erhaltenen Resultate sind fol-
gende : ***)
Art und Menge des Düngers
pro Hektar in Kilogr.
Kalidünger von Merle
Phosphoguano
Kalidünger
Phosphoguano
Schwefelsaures Kali . .
Phosphoguano
Phosphoguano
Kalidünger von Merle . . . .
Kalidünger von Vorster u.
Grüneberg
Schwefelsaures Kali
Nichts
1300 \
200 J
2000 |
200 \
800 i
200/
200 .
1300 .
2000 .
800 .
Darin
Ernte
o
o
©
o
©
o
©
"3
52
Kali
pro
an
Rtt-
.2 5
Z'0
03
a 6
«s
£<S
a .
m —
" 0
Hek-
tar.
ben.
•5«
<
Kilogr.
Kilogr,
•&
N
Kgr.
Mehr
durch
Kali-
dünger
Zucker
geerntet
Kilosr.
Erste Versuchsreihe.
305f) 40400
220 47400
240 44260
- 42700
0,S7
0,84
0,80
0,08
23,01
23,70
21,65
22,52
26,30
26,16
I
31,44 20,60
10,14080
9,14313
10,0 4426
11,0 4697
Zweite Versuchsreihe.
305 33300'o,65'32,60 15,30,10,6
220 36600 0,83,28,80 23,50 11,1
240 36700K),70 31,00 22,20 10,8
— 1364000,67 21,41» 27,60,10,S
3498
40IV2
3883
3931
- 617
- 384
- 271
- 433
+ 131
- 44
*) Compt. rend. Bd. 64. S. 136 u. 971.
**) Deren Charakter nicht näher bezeichnet ist.
***) Die bei Weizen erhaltenen Resultate übergehen wir, weil sie uns unzuver-
lässig erscheinen.
f) Wenn dem Kalisalz von Merle obige Formel zukommt, so sind in dem Quan-
tum von 1300 Kilogr. des Salzes 305 Kilogr. Kali enthalten und nicht 208 Kilogr.,
wie im Original angegeben ist.
Diingungs- und Kultuv- Versuche.
237
Art und Menge des Düngers
pro Hektar in Kilogr.
Ernte
Kali v. Kar-
im toffeln
Dtin-I pro
ger. ' Hek-
tar.
Kgr. Kilo»r.
S
SM
:« —
«3 _~
/■ C J4
*2 cSw
<» ; "
Kgr.
Mehr
Stärke
durch
Kuli ge-
erntet.
Kilogr.
Kalidünger von Meile . . . 1000 |
Phosphogu ino 20U j
Kalidünger 1500 |
Phoephoguano 200 J
Schwefelsaures Kali .... 600 I
Phosphoguano 200 }
Phosplioguano 200 .
1000
Erste Versuchsreih(
235
L5192
1,05
38,1
16,8
13,9
1986
180
14609
0,95
42,2
18,4
13,2
1943
180
11220
1,10
41,0
20,8
14,0
1570
—
9200
0,90
30,2
19,9
14,1
1188
Zweite Versuchsreihe.
235
10795
ISO 11640
180 9667
— 9826
1,05
0,95
1,20
0,96
32,2|18,8
14,9
40,3 21,0 14,9
35,8
31,7
17.o 14,6
16,3 18,8
161S
+ 798
+ 755
+ 382
+ 397
1746
1401
1221
+ 525
+ 180
Kalidünger von Merle .
Kalidünger von Vorster u.
Grüneberg 1500
Schwefelsaures Kali .... t>00
Ungedüngt —
Das Verhältniss zwischen kranken und gesunden Knollen stellte sich
folgendennassen heraus :
bei den mit Kali gedüngten Kartoffeln kamen auf 100 gesunde
Knollen 2,6 kranke;
hei den nicht mit Kali gedüngten Kartoffeln kamen auf 100 gesunde
Knollen 2,1 kranke.
Der Verfasser zieht aus den Ergebnissen dieser Versuche folgende
Schlüsse :
1) reiche Kalidüngungen, wenn sie für sich allein, selbst auf einen
sehr kaliarmen Boden kommen, können weder für llunkelrüben noch
für Kartoffeln mit Erfolg verwendet werden;
2) in Verbindung mit Phosplioguano wird der Kalkdünger oft wirksamer ;
3) die Dünger, welche nur eine kleine Anzahl mineralischer Substanzen
enthalten, wie das konzentrirte schwefelsaure Kali, haben eine viel
weniger günstige Wirkung als die sehr zusammengesetzten, wie der
Kalidünger von Vorster und Grüneberg. Es scheint das dafür zu
sprechen, dass Stickstoff, Phosphorsäure, Kali uud Kalk nicht die
einzigen nützlichen Bestandteile eines Düngers sind, und dass ein
Dünger, welchem die anderen mineralischen Stoffe fehlen, keinen
Einfluss auf die Vegetation ausüben kann.
Ferner zeigen die Analysen, dass zu Grignon während des sehr regen-
reichen Jahres 1866
4) die Kalidünger keinen vorteilhaften Einfluss auf die Zuckerpro-
duktion gehabt haben, ein Resultat, das übrigens mit den neuer-
dings veröffentlichten Arbeiten von Corenwinder-) übereinstimmt;
*) Recheiches chiniiques sur la batterave (Archives du Comice agiicole de
Parrondissemeut de Lille, 1866).
238
Düngungs- und Kultur-Versuche.
5) dass sie ferner ohne Einfluss auf die Stärkemehlproduktion in den
Kartoffeln sind und
6) dass es zweifelhaft bleibt, ob der Kalidünger zur Verminderung der
Kartoffelkrankheit beiträgt.
mit schwe-
feisaurer 0. Cordel.*)
Kalimag- _____________
Düngungsversuche mit schwefelsaurer Kalimagnesia bei
uisgeführt auf dem Dominium Barby, mitgetheilt von
Die Eesultate sind in folgender Tabelle enthalten.
Name des
Planes.
Lämmeranger
r>
Rathstämme
Anger vor d. Hofe
Schlossplan
Gross-Schwehls
Gerste
Weizen
Roggen
Düngung pro Morgen.
II Ztr. schwefels. Kalimagnesia
Ungedüngt
li Ztr. schwefels. Kalimagn. .
Ungedüngt
lg Ztr. schwefels. Kalimagn. .
Ungedüngt
1§ Ztr schwefels. Kalimagn. .
Phosphorsaurer Kalk . . .
\\ Ztr. schwefels. Kalimagn. .
Guano
Fleischdünger
Ztr.
165
165
155
1 55
110
HO
1 36
136
120
120
120
Prozent-
gehalt des
Saftes an
_ . I Nicht-
Zucker. zucker
N <y
12,58
13..65
14,97
3,80
11,64
13,28
12, so
10,72
13,37
13,66
10,54
1,21
1,05
0,94
2,60
1,18
1,61
1,35
1,89
1,94
1,42
2,48
91,2
92,8
94,1
77,2
90,8
89,2
90,4
85,0
87,3
90,6
80,9
Aus den Zahlenergebnissen geht hervor, dass auf den Plänen, wo
ohne Düngung Kuben von guter Qualität wuchsen, die mit Kali gedüngten
Rüben nicht besser, sondern weniger gut ausgefallen sind; dass dagegen,
wo die ungedüngten Eüben sehr ungenügend waren, die Wirkung des
Kalisalzes eine ganz ausserordentliche war.
Düngungs- Düngu ngs vers uch e mit Kalisalzen und Phosphaten bei
m^Kaii- ßunkeln> von C. Frey tag.**) — Auf dem Versuchsfelde zu Poppolsdorf
salzen- und wurden auf 2 Stücken Landes, die beide im vorhergehenden Jahre Weizen-
Phosphaten. Varietäten getragen hatten, nachfolgende Versuche ausgeführt. Der Boden
wurde vollständig gleichmässig und in der üblichen Weise zur Küben-
kultur vorbereitet. Der Dünger wurde im März ausgestreut und 10 Zoll
tief untergepflügt. Jede Parzelle enthielt V« Morg. Flächenraum und er-
hielt Dünger im Werthe von 3 Thlrn. Bei Parzelle 4 zeigten sich beim
Verziehen so viele Fehlstellen, dass eine Nachpflanzung stattfinden musste.
*) Zeitschr. d. Vereins f. Rübenzucker-Ind. 1867. S. 130.
**) Landw. Wochenbl. f. Schleswig-Holstein. 1867- S. 93.
Dlingungs- und Kultur-Versuche. 239
Mehrertrag gegen
, >T . _ Ertrag an Ungedüngt pro Morg.
Art und Menge des Dungers b berechnet.
pro \ Morgen. ^ben. Blättern. R„ben imjtBtt
Tfd. Pfd. Ztr. Ztr.
1) Ungedüngt 3115 1920
2) Kalidünger G4 Pfd. + Peruguano 33£ Pfd. 6010 1871 117,0
3) Kalidünger 128 Pfd . 5210 2641 83,8 28,8
4) Chlorkalium 88^ Pfd 6450 1286 133,4
5) Schwefelsaures Kali 66| Pfd 5720 2251 104,2 13,2
6) Deutsches Superphosphat 64 Pfd. -\- kon-
zentrirter Kalidünger 64 Pfd 10490 2845 295,0 37,0
7) Baker-Superphosphat 106 Pfd 8910 2446 231,7 21,0
8) Peruguano 67 \ Pfd 6130 2891 120,6 38,8
9) Kali-Superphosphat 80 Pfd 6790 2331 147,0 16,4
Hiernach haben sich alle Düngungen vorzüglich bewährt und um das Mehr-
fache bezahlt gemacht, was bezüglich der Kalisalze als eine seltene Erscheinung
anzusehen ist.
Erfahrungen bei der Düngung mit Guano auf Kartoffeln, Erfahrun-
von v. Ternpelhoff-Dombrowka.*) — Seit 1858 ist von dem Verfasser een Uber
der Guano jährlich in ausgedehntem Masse angewendet worden, bis 1862 "a°° un'
nur zu Kartoffeln und von dieser Zeit ab wurden die Kartoffeln aus-
schliesslich mit Guano gedüngt. Der dabei zu Grunde liegende Boden
ist zu drei Viertel Gerstenboden, zu einem Viertel guter Roggenboden, fast
eben und mit sehr geringem Gefälle. Der Untergrund ist fast überall
undurchlassender Kalkmergel, daher der Boden nasskalt, eisenschüssig und
an einem Uebermass von Kalk leidend. Die Erfahrungen des Verfassers
lauten :
1) Der Guano wirkt am sichersten auf lehmigem Sandboden in trockner
Lage;
2) auf allen nassgelegenen, eisenschüssigen Böden ist die Wirkung un-
sicher;
3) der Guano muss mindestens 3 — 4" tief untergebracht werden, wenn
seine düngenden Bestandtheile sich nicht ungenützt verflüchtigen
sollen;
4) die Nachwirkung von Guano im 2. Jahre ist sehr unerheblich ;
5) die mit Guano gedüngten Kartoffeln sind immer mehlreicher, als die
in frischer Stallmistdüngung erbauten, häufig selbst besser, als die
in zweiter Tracht gewachsenen.
Versuche über den Einfluss des Früh- oder Spät-Gipsen Prüh. oder
des Klee 's.**) — Auf Veranlassung der landwirtschaftlichen Lehranstalt Sp&t-Gipsen
zu Worms fanden im Jahre 1866 in 18 verschiedenen Lagen mit von ein- des ees'
ander abweichenden Bodenarten der Provinz Rheinhessen und der baiern-
schen Pfalz Düngungsversuche mit Gips auf Klee in der angegebenen
*) Der Landwirth. 1867. S. 52.
*) Ibidem. S. 15.
240
Düngungs- und Kultur-Versuche
Richtung statt. Die eine Hälfte der betreffenden Kleefelder wurde bereits
am 7. Januar, die andere Hälfte am 19. April gegipst. Der erste Klee-
schnitt ergab im Durchschnitt berechnet von lU Hektar auf der früh ge-
gipsten Hälfte 9 Zentner Kleeheu mehr, als von der spät gegipsten.
Ammoniak- Ueber ammoni akhaltige s The e rw ass e r als die Vegetation
Tbeer-5 bef ör d e r nd es Mittel, von Artus.*) — Der Verfasser hat Weizen,
wasser als Koggen, Gerste, Luzerne, Esparsette und Kothklee in ihrem jungen Zu-
Dünge- Stande, als sie etwa eine Höhe von 3 Zoll erreicht hatten, mit einer
mitteL Mischung von 1 Tbeil solchen ammonhaltigen Wassers mit 3 Theile Fluss-
wasser begossen, eine Operation, die in 9 Tagen dreimal und jedesmal
des Abends ausgeführt wurde. Bei den Getreidearten verschwand schon
nach dem zweiten Begiessen die frische grüne Farbe der Pflänzchen; sie
nahmen ein gelbliches Ansehen an und nur wenige Halme gelangten zur
Entwicklung von Samen, welche auch nur unvollkommen entwickelt waren.
Eine ähnliche Erscheinung trat bei den Futterkräutern ein, auch sie
wurden fahl, mehrere Pflanzen gingen gänzlich aus, von den übrigen
kamen ebenfalls nur wenige Individuen zur Blüthe. Der Verfasser schreibt
diesen das Pflanzenleben störenden Einfluss den dem Gaswasser beige-
mengten brenzlichen Produkten zu und empfiehlt deshalb, diese Gaswasser
vor ihrer Anwendung nach Neutralisation des Ammoniaks mit Schwefel-
säure durch angenässte grobe Tücher von dem Theer zu befreien.
Uns dünkt der naehtheilige Einfluss von dem im Gaswasser enthaltenen kohlen-
sauren Ammoniak herzukommen, das enviesenermassen bei nicht hinreichender Ver-
dünnung und bei Ueberdüngung sich schädlich erweist.
Kartoffel-
Kultur nach
Pinto.
Ueber den Einfluss, welchen das Obenauflegen und das
Unterbringen der Kartoffel-Saatknollen, das Behäufeln und
Nicht-Behäufeln der Stöcke auf die Ernte nimmt, wurden zu Alt-
morschen auf lehmigem Sandboden von Th. Dietrich Versuche an-
gestellt und dabei folgende Resultate erhalten.**)
Versuche im Jahre 1866. Aussaat an Knollen nach Zahl und Gewicht
gleich, Flächenraum ebenfalls gleich.
Ertrag an
ä
s
Kranke
gesun-
den
Knol-
len.
kranken
Kiiol-
len.
c
m
Knol-
len.
Pfd.
Pfd.
Pfd.
Proz.
1)
Knollen flach in die Erde gelegt, behäufelt . .
75,5
4,5
80,0
5,6
2)
„ „ „ „ „ „ nicht behäufelt
55,5
13,0
68,5
19,0
3)
„ wie gewöhnlich gelegt, behäufelt . . .
53,0
12,8
65,8
r.i.i
4)
„ „ „ „ nicht behäufelt .
72,5
9,3
81,8
11,3
*) Der Landwirth. 18C7.
**) Originalmittheilung.
S. 39G.
Düngnngs- und Kultur-Versuche.
241
Versuche im Jahre 1867. Dazu wurden die 3 nachbenannten Sorten
unter ganz gleichen Verhältnissen wie oben verwendet. Kranke kamen
bei diesem Versuche nicht vor.
Ertrag an gesunden
Knollen in Pfänden.
Prozent. Stärke-
melilgehalt.
Sä
§1
Juni-
Kartoffel.
Fürsten-
wald. Kart.
03
a
s
w
cJiö
Co
£ c
M
SS«
** °
:S 3
1)
Knollen flach in
dii
Erde gelegt, behäufelt . .
33|
20 36
S9i
20,1 17,819,3
2)
r>
7> V
„
n
„ nicht behäufelt
29
10', 25
64£
18,7 14,9|19,4
3)
Rollen
wie gew
"ihn
lieh
gelegt, behäufelt
30
20 44i
941
20,6 10,3 21,3
4)
n
n
r>
„ nicht behäufelt
42
29£j3S
1091
20,3
15,917,7
Düngungs- und Anbauversuche mit 60 Kartoffolsorten, Kartoffei-
von P. Pietrusky und E. Heiden.*) — Die Versuche wurden gleich-
zeitig im Jahre 1866 an 61 verschiedenen Orten der Provinz Preussen
nach einem gemeinsamen Plane ausgeführt. Wegen der speziellen Resultate
müssen wir auf den Originalbericht verweisen. Von den Folgerungen aus
den Versuchen heben wir die nachstehenden hervor:
1) Folgerungen aus den Düngungs-Versuchen.
a) Die stickstoffreichen Dünger geben die grössten Erträge, aber auch
die meisten kranken Knollen und die stärkemehlärmsten Kartoffelu.
b) Nach mineralischer Düngung sind, weniger kranke, stärkemehl-
reichere, aber auch an Masse weniger, als bei noch stickstoffhaltiger.
c) Die ungedüngten Stücke zeichnen sich durch die stärkemehlreichsten
und am wenigsten kranke enthaltenden Kartoffeln aus.
d) Bei beiden Versuchsreihen hat die grüne Heiligenstädter die höchsten
Erträge gegeben.
e) Am niedrigsten im Stärkemehlgehalt steht die Orange-Kartoffel, am
höchsten stehen die rothe Frankfurter und die Fürstenwalder Kar-
toffel.
2) Folgerungen aus den Anbau-Versuchen:**)
a) Der Boden influirt fast in demselben Grade auf die Ertrags-
fähigkeit, den Stärkemehlgehalt und die Krankheit, als
der Sortencharakter der Kartoffel.
b) Die Schwankungen im Ertrage und Stärkegehalte sind bei allen
Sorten sehr gross; in Betreff der letzteren ist hervorzuheben, dass
bei den einzelnen Sorten sich ein gewisser Minimal- und Maxhnal-
Gehalt zeigt und zwar in der Weise, dass die Sorte mit niedrigem
Kultuiver-
suche.
*) Bericht d. Kultur-Vereins f. d. Prov. Preussen, Königsberg 1867, bei W. Koch.
**J Hierzu sind nur die Sorten in Betracht gezogen, von denen wenigstens 4 An-
bauversucho vorlagen.
Jahresboi'icht X. 1"
242 DünguDgs- und Kultur- Versuche.
Minimal- auch höhereu Maximal-G ehalt haben, so dass man zu dem
Schlüsse berechtigt ist, von bestimmten Sorten zu sagen, bei guten
Boden- und klimatischen Verhältnissen shnjl sie die stärkemehl-
reichsten.
c) Die weissen Kartoffeln sind der Krankheit mehr ausgesetzt als
die bunten.
d) Die äussere Beschaffenheit der Kartoffel (ob schorfig oder
nicht schorfig) hängt nur von dem Boden und nicht von der
Sorte ab.
Kartoffel- Anb au - V ersuc he mit Kartoffelsorten, von Th. Dietrich.*)
Kuiturver- ^_ ^.LiQ\x (]en jm Jahre 1867 angestellten Anbauversuchen in dem Garten
der Versuchsstation Altmorschen machte sich der Sortencharakter der
Kartoffeln hinsichtlich Ertrag und Qualität derselben in der in folgender
Zusammenstellung angegebenen Weise geltend.
1) Gelbschalige Sorten a) runde . .
b) längl. -runde
überhaupt . . •
2) Rothschalige Sorten a) runde . .
b) länglich-runde
überhaupt .
3) Roth- und gelbschalige Sorten . .
4) Blau- „ „ „ . .
5) Blauschalige Sorten a) runde . .
b) lange . .
überhaupt .
6) Mäusekartoffeln a) gelbschalige . .
b) rothschalige .
überhaupt
Die Kartoffeln des Jahrganges überhaupt
Bei den 3 Jahre hinter einander fortgesetzten Kulturen hat sich ein
durch Zahlen belegbarer Zusammenhang zwischen der Lufttemperatur,
welche während der Vegetationsdauer der Kartoffelu herrschte, und dem
Ertrage und der Qualität der Kartoffeln herausgestellt, wie folgende
Zahlen lehren:
(Die Zahlen unter a bezichen sich auf den Durchschnitt von 24 Sorten, welche
schon im ersten Jahre, die unter b auf den Durchschnitt von 98 resp. 106 Sorten,
welche in dem zweiten und dem dritten Jahre gebaut wurden.)
Jahr:
Wärmmesumme **) 1737 ° II.
Ertrag an Knollen pro 1 Stock in Grammen
Prozentischer Ktärkemehlgehalt ....
Ertrag an Stärkemehl pr. 1 Stock in Grammen
*) Landw. Zeitschr. f. Kurhessen. 1867. S. 169 und Originalmittheilung.
**) Wärmesumme = Anzahl der Tage während der Vegetationsdauer multipli-
ii f mit der mittleren Temperatur der Tage.
In der Ernte
Ertrag pro
Prozent.
Stärke-
mehl-
von 10 Stock
Im E
>UTCh-
10 Stock.
Ist Stärke-
mehl enth.
schnitt
von
Pfd.
gehalt.
Pfd.
16,4
17,8
2,92
28 S
orten
17,1
16,6
2,84
18
»
16,8
17,3
2,90
46
n
18,8
17,5
3,29
10
55
20,5
18,4
3,77
11
55
19,7
18,0
3,54
21
r>
20,3
18,0
3,65
8
V
15,2
16,8
2,55
5
r>
14,5
15,6
2,26
3
r>
14,4
18,5
2,66
2
»
14,5
16,7
2,42
5
55
15,9
16,9
2,68
8
55
13,2
16,3
2,15
5
55
14,6
16,7
2,44
13
55
17,2
17,4
2,99
98
55
1865.
1867.
1866.
737 °R.
1530° R.
979 »R.
a.
a. b.
a. b.
991
740 SCO
490 590
19,0
18,5 17,4
17,4 16,0
188
137 149
85 94
Rückblick. 243
AVir verweisen schliesslich noch auf folgende Mittheilungen:
Düngungsversuche mit Kalisalzen auf rühenmüdem Boden, von C. Benneke,
Heck er u. Comp. *)
Wirkung des Kalisalzes auf Wiesen. 2)
Erträge von künstlichen Düngern im Jahre ISG't, von Bodenstoin. 3)
Uehcr dio Anwendung des Stassfuitcr Abraumsalzes in den Niederungen der
schwarzen Elster, von Schmidt. 4)
Ein Düngungsversuch zu Futterrunkeln, von Fr. Spiess. ■">)
Erfolge der Düngung mit Knochen, mit rohem, gedämpftem, aufgeschlossenem
Knochenmehl und mit Supcrphosphat, von F. Bertrand. G)
Versuche mit Bakeiguano-Superphosphat, von S. 7)
Düngungsversucho mit Superphosphat und Chilisalpeter — mit Btassfurter Ab-
raumsalz und rohem schwefelsauren Kali, von Rosenberg-Lipinski. 8)
Aufforderung zur Theilnahme an Düngungs versuchen, von C. Karmrodt. 9)
Le phospho-guano dans la pratique. 10)
Un Essai d'engrais chimiques sur betteraves, \mr A. Mayre. H)
Experience sur les engrais, par A. Saunier. *'-)
Result's of Experiments on tho Potato Crup with reference to the most profi-
tahle size of the sets etc. in the yeärs 1864, 1865 at Benthall. By George Maw. 13)
Ueber den Werth und die Beweiskraft der Felddüngungsversuche für die Praxis Bückblick.
und Wissenschaft der Landwirthschaft ist in letzter Zeit viel gestritten worden; wir
sind der Ansicht, dass die Feldversuche, wenn auch ihre Ergebnisse in früherer
Zeit vielfach überschätzt worden sind, in manchen Beziehungen durch kleine phy-
siologische Kulturversuche in künstlichen Bodengemischen oder wässrigen Nähr-
stoft'lösungen keineswegs zu ersetzen sind und haben desshalb die interessanteren
neueren Düngungsversuche in unsern Bericht aufgenommen. Den Anfang machen
die umfangreichen Versuche, welche auf Gröuven's Veranlassung gleichzeitig und
nach gleichem Plane von vielen Landwirthen ausgeführt worden sind. Die Ergeb-
nisse dieser Versuche bieten viel Widersprechendes dar, wie dies bei derartigen
Verbuchen gar nicht anders zu erwarten war; bald hat das eine, bald das andere
Düngemittel besseren Erfolg aufzuweisen, bald lieferten sogar die ungedüngten
*) Annalen d. Landwirthsch. in Preussen. Wochenbl. 1867. S. 3.
2) Zeitschr. d. landw. Centralvereins f. d. Prov. Sachsen. 1867. S. 86.
3) Ibidem. S. 66.
*) Ibidem. S. 165.
5) Würtemb. land- u. forstw. Wochenbl. 1867. S. 6.
6) Landw. Ztg. f. d. Nordwestl. Deutschi. 1867. S. 193.
7) Land- u. forstw. Ztg. f. d. Fürstenth. Lüneburg. 1867. S. 51.
8) Der Landwirth. 1867. S. 242.
9) Zeitschr. d. landw. Vereins f. Rheinpreussen. 1867. S. 11.
10) Journ. de la Societ. centr. d'agric. 1867. S. 306.
11) Journ. d'agricult. prat. 186.7. Bd. II. S. 683.
12) Ibidem. S. 651.
13) The Journ. of the Boy. Agr. Society of England. 1867. Bd. II. S. 552.
16*
244 Rückblick.
Parzellen höbero Ernten als die gedüngten. Diese Widersprüche werden wenig-
stens theilweise aufgelö.-t, wenn man den Einfluss des Bodens und die Witterungs-
verhältnisse in Betracht zieht. Und liiciin liegt, gerade der Hauptzweck der
Gr ouven 'sehen Versuche, nachzuweisen, dass die "Witterung und der Boden eine
grosse, ja das Einteresultat entschieden beherrschenden Einfluss ausüben. — Els-
ner-Rosenburg stellte Versuche über die Wirkung künstlicher Düngcrniischun-
gen im Vergleich zum Peruguano bei Zuckerrüben an; er fand, dass eine Mischung
aus Chilisalpeter und Superphosphat den Peruguano bedeutend übertraf. — Stern-
berg's Versuche mit verschiedenen Spezialdüngemitteln aus der Fabrik von Vor-
ster und Grüneberg ergaben für die als Wiesen- und Körnerdünger bezeich-
neten Düngermischungen recht günstige Erfolge., minder günstig zeigte sich die
Wirkung des Kartoffeldüngers. — A. Voelker stellte in England Versuche über
die Wirkung des Stassfurter Salzes bei Runkelrüben, schwedischen Rüben und
Kartoffeln an. Bei Runkelrüben wirkte auf leichtem Boden eine Kochsalzdüngung
der Düngung mit Kalisalz ziemlich gleich , so dass also die Zufuhr von Kali zu
dem Boden unwesentlich zu sein schien. Bei Tnrnips und Kartoffeln bewährte
sich das Kalisalz in Verbindung mit Superphosphat besser. — Bei den Versuchen
von Hei de priem erhöhte die Kalizufuhr zwar nicht den quantitativen Ertrag bei
Zuckerrüben, wohl aber den Zuckergehalt, gleichzeitig zeigte sich jedoch auch der
Gehalt der mit Kalisalzen gedüngten Rüben an Chlormetallen wesentlich erhöht,
so dass die Zuckerausbeute voraussichtlich bei solchen mit Kalidüngung erbauten
Rüben relativ weniger günstig ausfallen wird. — W. L. C lasen spricht sich auf
Grund der Ergebnisse seiner Düngungsversuche gegen die Düngung von Zucker-
rüben mit niedrig-prozentigem (Kochsalz und Chlormagnesium -haltigem) Kalisalz
aus, weil diese den quantitativen Rüben-Ertrag nicht erhöhte, dagegen die Qualität
der Rüben erheblich verschlechterte. — Auch Frankreich hat der Kalidüngung
seine Aufmerksamkeit zugewendet; wir berichteten über mehrere Versuchsreihen
vonDeherain zu Grignon, diese ergaben umgekehrt für die geringhaltigen Kali-
salze (mit viel Chlornatrium etc.) verhältnissmässig günstigere Resultate, die Zufuhr
grosser Kalimengen zeigte sich selbst auf kaliarmen Böden ohne Nutzen, günstiger
waren die Ergebnisse bei gleichzeitiger Zufuhr von Stickstoff und Phosphorsäure
(Phosphoguano) zn dem Boden. — Die Versuche von 0. Cordel und C. Frey-
tag sind günstiger für die benutzten Kalipräparate ausgefallen, bei ersteren ist
besonders zu beachten, dass die schwefelsaure Kalimagnesia auf die qualitative
Beschaffenheit der Rüben nicht ungünstig eingewirkt hat, bei letzteren haben die
Kalisalze die Rübenernte sehr erheblich erhöht. Die Ergebnisse der Düngungs-
versuche sind hiernach auch im verflossenen Jahre wieder sehr ungleich ausgefallen,
es erklärt sich dies wahrscheinlich durch die Einflü-se der Bodenbeschaffeuheit
und der Witterung; bezüglich des ersten Punktes liegen bereits Tbatsachen vor,
welche beweisen, dass auf einem au sich an Kali nicht armen Boden die Kalizu-
fuhr keinen Nutzen gewährt, indirekt vermag allerdings die Salzdüngung auch in
diesem Falle noch zuweilen die Produktionsfähigkeit des Bodens zu erhöhen. —
Mehr Werth als einjährige Düngungsversuche haben ohne Frage langjährige prak-
tische Erfahrungen, wie sie von von Tempelhoff über die Erfolge der Guano-
düngung mitgctheilt wurden. Die Erfahrungen des Verfassers zeigen sich für die
Guanodüngung auf leichterem, nicht an Nässe leidenden Boden günstig, namentlich
auch bezüglich der Qualität der dabei erbauten Kartoffeln. Die tiefe Unterbringung
des Guanos hat sich als vorteilhaft erwiesen. Bezüglich des geeigneten Zeit-
KUcklick. — Literatur. 245
punktes für die Anwendung des Gipsens scheinen die Versuche der Lehranstalt zu
Worms anzudeuten, dass es vortheilhaft ist, dun (ups so frühzeitig als irgend mög-
lich im EYühlinge anzuwenden. Bekanntlich wird von manchen Landwirthen mit
Erfolg im Herbste gegipst. — W. Artus hält das ammoniakhaltigc Gaswasser der
Leuchtgasfabriken wegen seines Theergehalts für ein schädliches Düngemittel; er
empfiehlt deshalb, den Thecr mittels Durchseihen durch nasse Wolltücher zu ent-
fernen. — T h. Dietrich prüfte den Einfluss der Unterbringung und des Behäu-
feins der Kartoffeln auf den Ertrag; das Behäufeln zeigte sich bei flach gel gl □
Kartoffeln vortheilhaft, bei tiefer gelegten nicht, ein wesentlicher Vorzug der (nach
Pinto 'scher Methode) flach gelegten Kartoffeln war nicht hervortretend, — Die
mühsamen Versuche von P. Pietrusky und E. Heiden ergeben, dass die stick-
stoffreichen Düngemittel zwar die höchsten Ernteerträge an Kartoffeln, aber auch
relativ viel kranke lieferten. Die höchste Ernte lieferte von allen Sorten die Hei-
ligenstädter grüne Kartoffel. Auf den quantitativen und qualitativen Ertrag, die
Widerstandsfähigkeit gegen die Krankheit und die äussere Beschaffenheit dir Knollen
influirte der Hoden in ebenso starkem oder stärkerem Grade als die Sorte, doch
zeigten sich die weissen Sorten der Krankheit mehr ausgesetzt, als die bunten. —
Th. Dietrich theilte Anbau-Versuche mit Kartoffeln mit, welche den Einfluss der
Lufttemperatur auf die Quantität und Qualität der Kartoffelernte nachweisen.
L i t e r a t n i\
Lehrbuch der Düngerlehre, von Dr. E. Heiden. Stuttgart, Colin & Risch.
Jahrbuch für österreichische Landwirthe, herausgeben von A. E. Körners. Prag,
Kalve.
Ueber die Zusammensetzung, den Werth und die Benutzung des städtischen Kloaken-
düngers, von J. B. Law es und Dr. IL Gilbert. Aus dem Englischen
übersetzt von J. von Holtzendorff. Glogau, Flemming.
Rübendüngungsversuche im Jahre 1SG6. Versuche über die Rentabilität und
zweckmässigste Form der Kalidüngung. Von Dr. H. Grouven. Glogau.
Flemming.
Ueber den Zusammenhang zwischen Witterung, Boden und Düngung in ihrem Ein-
fluss auf die Quantität und Qualität der Ernte, von H. Grouven. Glogau,
Flemming.
Bericht des Kulturvereins für die Provinz Prcusscu über die im Jahre 1SGG ange-
stellten Düngungs- und Anbauversuche mit sechszig Kartoffelsorteu von P.
Pietrusky und Dr. E. Heiden. Königsberg, Koch.
Bericht über die Erfolge der Kalidüngung mit einer Einleitung über künstliche
Düngung im Allgemeinen und Kalidüngung im Besonderen, von Dr. Grü-
neberg. Deutz, Berlin, Wreden und Borstell.
Zweite Abtheilung.
Die Chemie der Thierernährung.
Referent: E. Peters.
Analysen von Futterstoffen.
werth der
Rüben.
Ueber die Zusammensetzung und den Nährwerth der lieber die
1 1 ii b e n liegt eine Untersuchung von Hugo S c h u 1 1 z e und Ernst Zusammen'
Schulze*) vor, deren Zweck die Ermittelung der Elenientaf zusammen- den Nähr.
setzung der stickstofffreien B.estandtheile der Rüben war. Um diese zu
ermöglichen, wurde der Gehalt der Rüben an Saft und Mark, die Elemen-
tarzusammensetzung dieser Theile und der Gehalt der Rüben an Ammo-
niak und Salpetersäure bestimmt.
Die Saftbestimmung wurde theils nach der Methode Ton Grouven und
Stamm er**) ausgeführt, welche darin besteht, dass man den Trockensubstanzge-
lialt der Rübe und des Saftes bestimmt und aus diesen Faktoren den Saftgehalt
der Rübe berechnet, theils durch vollständiges Auswaschen des zerriebenen Rüben-
marks mit "Wasser, Trocknen und Wägen des Rückstandes. Vergleichende Ver-
suche ergaben, dass die indirekte Saftbestimmung bei Futterrunkeln und Möhren
etwas zu hohe Ergebnisse liefert. Die Grösse des Fehlers lässt sich nach folgen-
den Bestimmungen ungefähr beurtheilen.
Bezeichnung
der Rüben und Tag der
Untersuchung.
3 N r~
Proz.
1J«
Gehalt, berechnet
nach dem
Trockengehalt
von Rübe u. Saft
Mark. Saft.
Proz. Proz.
Gehalt, gefunden
durch die direkte
Bestimmung des
Markes.
Mark.
Proz.
Saft.
Proz.
I. Futterrunkelrüben.
a. vom Jahre 1865.
1) den 12. April 1866
2) „ 11. Juli 1866
3) ' desgl
b. unreife von 1868.
1) den 25. Juli 1866
2) „ 27. „ 1S66
II. Steckrüben von 1865.
1) den 19. April 1866
2) „ 9. Mai 1866
III. Möhren von 1865.
1) den 25. April 1866
2) desgl.
3) den 25. Mai 1866 .
4) desgl.
5) desgl.
12,78
11,25
1,72
10,25
8,97
1,41
8,31
7,16
1,26
8,30
7,5:,
0,81
8,21
6.99
1,31
8,83
6,43
2,56
7,81
5,98
1,95
13,72
11,68
2,31
15,41
13,11
2,65
15,14
11,91
3,67
16,74
13,34
3,92
21,59
17,67
4,76
*) Die landw. Versuchsstationen.
"*) Jahresbericht 1866. S. 453.
Bd. 9. S. 434.
98,28
98,59
98,74
99,19
98,69
97,44
98,05
97,69
97.35
96,33
96,08
95,24
2,58
2,03
1,57
1,75
1,97
2,58
2,04
3,66
2,68
4,52
5,02
6,93
97,42
97,97
98,43
98,25
98,03
97,42
97,96
96,34
97,32
95,48
94,98
93,07
250
Analysen von Futterstoffen.
Bei den Steckrüben ergaben biernacb die beiden Bestimmungsmethoden des
Saftes übereinstimmende Resultate.
Die nachstellende Zusammenstellung enthält die Ergebnisse der Elemen-
taranalyse und die daraus berechnete prozentische Zusammensetzung der
in Mark und Saft enthaltenen stickstofffreien Stoffe. Bei der Berechnung
ist die Zusammensetzung der Proteinstoffe zu 53 Proz. Kohlenstoff, 7 Proz
Wasserstoff, 16 Proz. Stickstoff und 24 Proz. Sauerstoff angenommen.
Bestandtbeile.
Trockensubstanz
der
ganzen
Hübe.
Proz.
Saftes.
Proz.
Ascben- und protein-
freie Trockensubstanz
des des
Saftes. Markes.
Proz. I Proz.
Gelbe Futterrun kein von 1865, den 11. Juli 1866 analysirt.
Kohlenstoff
Wasserstoff
Stickstoff*)
Salpetersäure
Sauerstoff .
Mineralstoffe .
40,34
5,75
0,99
0,47
44,46
7,99
39,21
5,71
1.05
0,58
44,00
9,45
44,91
5,90
0,74
46,40
2,05
42,84
6,30
50,86
45,50
5,97
48,53
Summa | 100,00 | 100,00 100,00 100,00 | 100,00
Gelbe Futterru nkeln von 1SG5, den 11. Juli 1866 analysirt.
Kohlenstoff
Wasserstoff
Stickstoff *)
Salpetersäure
Sauerstoff .
Mineralstoffe
41,55
5,86
1,17
0,77
42,04
8,61
40,77
5,84
1,27
0,95
41,04
10,13
45,15
6,52
48,33
45,68
6,06
48.26
Summa | 100,00 | 100,00 100,00 100,00 | 100,00
Gelbe Futterrunkoln, unreif, den 25. Juli 1866 analysirt.
Kohlenstoff
Wasserstoff
Stickstoff*)
Salpetersäure
Sauerstoff .
Mineralstoffe ,
40,38
39,19
44,87
43,99
45,47
5,87
5,79
6,16
6,59
6,27
1,41
1,46
1,28
—
—
2,56
3,24
—
—
—
41,70
40,80
45,02
49,42
48,26
8.08
9,52
2,67
—
—
Summa 100,00 | 100,00 | 100,00 | 100,00
Futterrunkeln, unreif, den 27. Juli 18G6 analysirt.
100,00
Kohlenstoff
Wasserstoff
Stickstoff**)
Sauerstoff .
Mineralstoffe
38,87
37,02
44,72
45,53
5,51
5,36
6,06
—
6,18
2,18
2,51
1,14
—
—
43,31
42,70
45.13
—
48,29
10,13
12,41
2,95
—
—
Summa | 100,00 | 100,00 | 100,00 |
100,00
*) Nach Abzug des Stickstoffs der Salpetersäure.
**) Einschliesslich des Stickstoffs der Salpetersäure, letztere ist nicht be-
stimmt worden.
Analysen von Futterstoffen.
251
Steckrüben von 1865, den 9. Mai 1S66 analysirt.
Bestandt heile.
Trockensubstanz
der
ganzen
Ilübe.
Proz.
des
Saftes.
Mark.
Ascheu- und prote'in-
freic Trockensubstanz
des
Saftes.
des
Markes
Proz.
Proz.
Kohlenstoff
Wasserstoff .
Stickstoff'*)'
Salpetersäure
Sauerstoff .
Mineralstoffe
43,55
6,13
1,31
0,15
43,87
4,99
43,43
6,20
1,51
0,20
42,99
5,67
43,86
5,94
0,72
46,37
3,11
45,38
6,54
48,08
Summa 100,00 100,00 100,00 | 100,00
Möhren von 1865, den 25. Mai 1866 analysirt.
44.90
6,09
49,01
100,00
Bestandtheile.
Trocken-
substanz
der ganzen
Möhren.
Proz.
Mark*)
(mit Malz-
extrakt be-
handelt).
Proz.
Mark
nach Ab-
zug von
Asche und
Protein.
Proz.
42,07
5,99
2,23
0,27
43,14
6,30
43,34
5,78
1,19
46,53
3,16
44,07
5,89
50,04
Summa
100,00
100,00
100,00
Das Mark der Futterrunk drüben enthält hiernach im Mittel:
Kohlenstoff 45,55
Wasserstoff 6,12
Sauerstoff 48,33
Diese Zusammensetzung entspricht etwa der empirischen Formel Ca*
H19 Oio, welche verlangt:
Kohlenstoff 45,71
Wasserstoff 6,03
Sauerstoff 48,26
Nahezu die gleiche Zusammensetzung hat das Mark der Steck-
rüben. Das mit Malzextrakt behandelte Mark der Möhren entspricht
der Formel C^HigCko, welche erfordert:
Kohlenstoff 44,58
Wasserstoff 5,88
Sauerstoff 49,54
zeigen sich grössere Differenzen hinsichtlich der
asche- und protci'nfreien Trockensubstanz. Die
mittlere Zusammensetzung entspricht bei den Futterrunk.eln etwa der
Formel C2,H2lO20.
Bei dem Safte
Zusammensetzunar der
*) Der prozentische Gehalt der Rüben an mit Malzextrakt ausgezogenem Mark
ist nicht bestimmt wurden, weshalb die Differenzberechnung nicht ausführbar war.
Gefunden
(im Mittel).
Kohlenstoff . ,
. • 43,99
Wasserstoff .
. . 6,47
Sauerstoff .
, • 49,54
2k)2 Analysen von Futterstoffen.
Berechnet.
44,31
6,46
49,23 .
Bei den Steckrüben berechnet sich die Formel C24H210,9.
Gefunden. Berechnet.
Kohlenstoff . . . 45,38 45,42
Wasserstoff . . . 6,54 6,62
Sauerstoff . . . 48,08 47,96
Der Kespirationswerth dieser verschiedenen Stoffe ergiebt sich ans nach-
stehender Vergleichung mit Stärke (Cl2HioO,0). Die Zahlen drücken die-
jenigen Mengen der Substanzen ans, welche zur Oxydation eine gleiche
Menge von Sauerstoff erfordern wie 100 Gewichtstheile Stärke.
100 Gewichtstheile Stärke sind gleichwerthig mit:
97,20 Gewichtstheilen Mark | _. ... . ,
98,24 „ Trockensubstanz des Saftes } VOn tu«errunkeln,
97,90 Mark
93,'s9 l Trockensubstanz des Saftes } von Steckrübe">
101,71) „ Mark von Möhren.
Ueber den Salpetersäure- und Ammoniakgehalt von Rübengewächsen siehe
unter „Pflanzenbestandtheile" S. 73.
Analysen Analysen von Zuckerrübenrückständen bei dem Diffu-
sions verfahren, von W. Wicke.*) — Die durch Diffusion ausgelaugten
Eübenschnitzel, welche durch Abpressen von dem gfösftten Theile des
Wassers befreit waren, enthielten in zwei Proben:
I. II.
Stickstoffhaltige Bestandteile ... 1,29 0,76
Fett 0,16 0,15
Zucker 0,93 0,35
Stickstofffreie Estraktstoffe .... 4,79 6,55
Holzfaser 3,06 2,18
Feuchtigkeit 86,24 87,11
Mineralsalze 1,03 1,03
Sand und Thon 2,50 1,87
100,00 100,00
Zusammensetzung der Aschen.
Kali 0,10 1 fl ..
Natron 0,02 j '
Kalk 0,26 0,28
Magnesia 0,05 0,06
Eisenoxyd 0,07 0,05
Thonerde 0,08 0,11
Schwefelsäure 0,01 0,03
Phosphorsäure 0,03 0,06
Kohlensäure 0,19 0,15
Chlor 0,01 Spur
Lösliche Kieselsäure ...... 0,21 0,15
Sand und Thon 2,50 1 ,S7
;;,53 2,90
Zu vergleichen sind die Analysen von Boden bonder, H. Schulz und
Seyferth, Jahresbericht 1866 S. 464.
*) Journal für Landwirtschaft. 1S67. S. 239.
von Rüben -
trebern.
Analysen von Kutterstoffen.
253
Analysen von Grünmais, von -h Moser, i Der Verfasser
untersuchte drei Sorten Mais:
I. CiiH|ti;!)itino, auf kräftigem, im Vorjahre mit Stallmist gedüngtem
Boden gewachsen.
II. Pignoletto, anf schwerem, mit Kompost gedüngtem Boden gewachsen.
III. Pignoletto, auf gutem, mit Stallmist gedüngtem Boden gewachsen.
Das Nähere über Vegetationszeit, Ertrag etc. giebt nachstehende Zu-
sammenstellung.
No.
Datum
des der Probc-
Anbaus. nabme.
Tage
seit der
Saat.
Durch-
schnitts-
gewicht
eines
Stengels.
Ertrag
per österr. Joch.
I. Cinquantiuo
II. Pignoletto .
III. Pignoletto .
26. Mai
2 1 . Juni
12 Juli
4. Aug.
4. Sept.
6. Oktbr.
71
76
S7
100
184
260
96 Ztr. Braunfutter.
310 Ztr. grün.
420 Ztr. grün.
100 Theile Grünmais enthielten:
I.
. 84,876
0,921
2,226
0,718
5,496
Stickstofffreie Extraktstoffe 5,760
Wasser
Asche, frei von Kohlensäure, Kohle und Sand
Protein
Aetherextrakt
Kohfaser
II. III.
87,197 **) 86,484
0,726 0,811
1,969
0,653
3,572
5,S83
1,755
0,536
4,205
6,209
100,000
3,4
25,893
1,962
Nährstoffverhiiltniss 1 :
100 Theile Asche enthielten:
Kali
Chlorkalium
Chlornatrium 2 882
Kalk 18,792
Magnesia 12,135
Eisenoxyd 3,386
Phosphorsiiure 9 610
Schwefelsäure 4 534.
Kieselsäure 15 393
100,000
3,8
28,879
12,272
3,481
12,609
11,603
2,118
8,185
2,914
17,8S1
99*847 99,942
10,7 -
Analysen
von
Griinmais.
100,000
4,3
40,613
2,906
7,006
11,993
16,743
3,S84
9,670
3,714
2,625
99,154
Kohlensäure in der saud- und kohlefreien Asche
Der Proteingehalt der drei Maisproben ist im Vcrhältniss zu anderen Analysen
sehr hoch gefunden, es erklärt sich dies nach Moser theils durch den vorge-
*) Allgemeine land- u. forstw. Ztg. 1867. S. 572.
*) Die Pflanzen waren vom liegen etwas nass.
2o4 Analysen von Futterstoffen.
schrittenen Entwickelungszustand der Pflanzen, tkeils durch den hohen Dünger-
gehalt des Bodens.
Analyse Analyse von Buchweizen, von J. Moser.*) — Der Buchweizen
von Buch- war am 12. Juli gesäet worden, die Entnahme des Untersuchungsmaterials
weizen. D
erfolgte am 25. Septemher bei völliger Blütlie der Pflanzen.
100 Gew.-Theile enthielten:
Wasser 82,590
Asche, frei von Sand, Kohle und Kohlensäure 1,758
Protein 3,203
Rohfaser 4,232
Aetherextrakt 0,809
Stickstofffreie Extraktstoffe 7,408
100,000
Nährstoffverhältniss 1 : 2,95
In 100 Theilen Asche waren enthalten:
Kali 24,608
Natron . . .
0,494
Chlornatrium
1,136
Kalk ....
37,600
Magnesia . .
21,121
Eisenoxyd . .
2,413
Phosphorsäure .
.6,114
Schwefelsäure .
3,038
Kieselsäure . .
2,528
weizen.
99,052
Die rohe (sand- und kolilenfreie) Asche enthielt 23 Proz. Kohlensäure.
Den Ertrag des Buchweizens berechnet Moser per östcrr. Joch auf 160 Zoll-
zentner.
Analyse w. Henneberg**) fand folgende Zusammensetzung des Buch-
von Buch-
weizens:
Lufttrockne Substanz.
100 Gewichtstheile enthielten . . . 58,67 Stengel u. 41,33 Blätter = 100
darin
Wasser 5,88 3,81 9,69
Proteinsubstanz 3,19 7,39 10,58
Rohfaser 25,73 6,40 32,13
Stickstofffreie Extraktstoffe (incl. Fett) ' 20,44 20,22 40,66
Mineralsubstanzcn 3,43 .">.f>l 6,94
58,67 41,33 100,00
*) Allgem. land- u. forstw. Ztg. 1867. S. 527.
**) Hannov. landw. Ztg. durch „Landwirth". 1867. S. 99.
Analysen von Futterstoffen.
255
IV i sehe Substanz
, in den Blättern . _,
in den Stengeln. und ßlüthen. im Ganzen.
Wasser ? ? 87,50
ProtcTnsubstanz 0,44 1,02 1,4G
Rohfaser 3,55 0,S9 4,44
Stickstofffreie Extraktstoffe (incl. Fett) 2,83 2,80 5,63
Mineralsubstanzcu 0,48 0,4'.) 0,97
7~3Ö 5,20 12,50
Der' nichtbestiinmte Fettgehalt wird zu etwa 0,5 Proz. der frischen
Substanz und zu 3—4 Proz. der lufttrockuen Substanz angenommen. Als
eine rationelle Futtermischung für Buchweizen-Grünfutter wird empfohlen:
100 Pfd. Buchweizen, 10 Pfd. Haferstroh und 1 Pfd. Oelkuchen, oder
10 Pfd. Heu als Zusatz auf 100 Pfd. Buchweizen.
Analyse von Brennnesselblättern, von L. Lenz.*) — Im
lufttrocknen Zustande enthielten die Blätter von Urtica dioica:
Wasser 11,424
Protein 18,337
Aetherextrakt .... 7,731
Stickstofffreie Extraktstoffe 37,831
Asche 14,034
Rohfaser 10,643
100,000
Nährstoffverhältniss 1 : . 3,1
Die Brennnesselblätter werden als Zusatz zum Futter für Hühner und Pferde
von A. Kübel ka empfohlen.
Analyse
von Brenn-
nesselblät-
tern.
Analyse von Hopfenblättern, von R. Hoffmann.**) — Die Analyse
ganzen Banken des Hopfens wurde analysirt, wahrscheinlich zur Zeit der von Hopfen-
TT p i • n ■ ,, blättern.
Hopienernte; sie enthielten: F' 1 L ftt- k
Wasser 53,000 10,590
Trockensubstanz 47,000 S9,410
Stickstoffhaltige Stoffe 2,875 5,471
Fett 2,524 4,803
Zellstoff und stickstofffreie Nährstoffe 35,320 67,258
Asche 6,281***) 11,878
Die Asche hatte folgende Zusammensetzung:
Kali . . .
Chlorkalium
Chlornatrium
Magnesia
Kalk . . .
Eisenoxyd
Kieselsäure .
Schwefelsäure
Phosphorsäure
100,000
Die rohe Asche enthielt 32,132 Proz. Sand, Kohle und Kohlensäure.
Nach J. Maschat bilden die Hopfenreben das vorzüglichste Futter für Milchkühe.
17,24S
9,120
5,601
9,958
28,354
0,691
IS, 655
4,149
6,224
*) Allgem. land- u. forstw. Ztg. 1867. S. 1007.
**) Böhmisches Centralbl. f. d. ges. Landeskultur. 1867. S. 10.
***) Nach Abzug von Sand, Kohle und Kohlensäure = 4,263 Proz. Asche.
2öu Analysen von Futterstoffen.
Analyse Analyse der Futterdistel, Cirsium arvense Scopoli, Ser-
^dilte"0' ratula arveusis L., von Jannasch.*) — Die analysirten Pflanzen
waren Mitte Mai in der Weise, wie dies in der Landwirthschaft üblich ist,
durch ein Messer mit einem kleinen Theil der Wurzel" abgestochen und
durch Waschen und Bürsten gereinigt worden. Die Analyse ergab:
Trockensubstanz . . 13,32 Proz.
Wasser 86,68 „
100,00
Es enthielten in 100 Theilen
Trockensubst. Friscbe Substanz.
Proteinstoffe 21,87 Proz. 2,91 Proz.
Fettartige Stoffe 7,14 „ 0,95 „
Stickstofffreie Extraktstoffe . . 45,06 „ 6,08 „
Robfaser 10,61 „ 1,42 „
Mineralstoffe 14,72 „ 1,96 „
(Hierin 0,69 Pbosphorsäure, 5,15 Kalk, (0,09 Phosphorsäure, 0.68 Kalk,
8,88 Alkalisalze etc.) 1,18 Magnesia und Alkalien)
Wasser — 86,68 Proz.
100,00 100,00
Nährstoffverhältniss 1 : .... 2,4
Die Futterdistel zeigt hiernach ähnlich anderen jungen Pflanzen einen
hohen Protei'ngebalt, gleichzeitig ist dieselbe reich an löslichen Salzen.
Die auf Aeckern und Bracbefeldern vorkommende Futterdistel gebort zu den
bei dem Frühjahrsweidegang geschätzten Pflanzen, auch zur Fütterung der Pferde
wird sie gerne benutzt.
Analyse Analyse von Kohlrabi, von Anderson.**) — Der Verfasser fand
von in den
Kohlrabi. Knollen. Blättern.
Wasser 86,74 86,68
Stickstoffhaltige Nährstoffe . 2,75 2,37
Holzfaser 0,77 1,21
Stickstofffreie Nährstoffe . . 8,62 8,29
Asche 1,12 1,45
100,00 100,00
Stickstoffgehalt 0,44 0,38
Der Kohlrabi soll von jeder Art Vieh begierig gefressen werden, besonders
aber für Milchkühe ein sehr zuträgliches Futter gewähren.
Analysen Pincus***) theilte folgende Analysen zweier Heusorten .aus der
von neu. Memeler Niederung mit:
*) Annal. d. Landwirthsch. Wochcnbl. 1867. S. 423.
**) lllustr. landw. Ztg. 1867. S. 14-
***) Agrikultur - ehem. Untersuchungen der Versuchsstation Insterburg. V. Be-
richt. 1867. S. 104.
Konservirnng und Zubereitung von Futterstoffen. 263
die erzeugte Wärme reicht nicht hin, um die überschüssige Feuchtigkeit
zu verdampfen; es tritt dann nur eine einfache Vergährung ein, welche
sich am Rande in faulige Gährung und Schimmelbildung umgestaltet.
Um alle diese Ucbelstände zu vermeiden, lasse man das gemähete Gras
einen Tag lang stark abwelken, bringe es dann, frei von Thau oder Regen,
in mindestens 20 Fuss Durchmesser haltende Haufen, mache diese rund,
mindestens 15 Fuss hoch, lasse das Heu in dünnen Schichten aufbringen
und festtreten, bringe auf den gebildeten Zylinder einen Kegel von Stroh,
der so viel Fuss hoch ist, wie der Zylinder Fuss im Durchmesser hat,
und decke mit Stroh ab. Der Strohkegel ist nöthig, um die obere Schicht
gehörig zusammen zu pressen. Nach einigen Tagen beginnt der Haufen
zu dampfen, dies dauert, je nach der Witterung 4—8 Tage an, nach sechs
Wochen ist der ganze Prozess beendet. — Bei der Braunheubereitung
müssen alle Höhlungen in dem Flaufen vermieden werden. Das Aufbauen
um Stangen ist unzweckmässig, weil es Anlass zur Bildung von Schimmel
giebt. In Holland bestreut man das Heu bei dem Einmiethen pro Fuder
mit 20 Pfd. Salz.
Bei der Sauer heuberci tu ng findet gar kein Trocknen der Futter-
stoffe statt, sondern man bringt sie im frischen Zustande sofort in nicht
von Grundwasser leidende Gruben mit oder ohne Zusatz von Salz. Neuer-
dings lässt man das Salz gewöhnlich fort, will man aber Salz verwenden,
so rechnet man V2 Pfd. Salz auf 100 Pfd. grüne Masse. Das Eintreten
muss sehr fest geschehen, damit nirgends ein leerer Raum bleibt, nach
oben thürmt man die Masse kegelförmig etwas höher als das umliegende
Erdreich , damit beim Setzen in der Mitte keine Vertiefung entstehe, und
bedeckt dann das Futter direkt ohne Zwischenlage von Brettern oder Stroh
mit einer 2 Fuss hohen Erdschicht. Die Gruben werden nach unten schräg
abdossirt, damit beim Setzen kein leerer Raum entstehe. Bedingung für
das Gelingen ist Freiheit von Grundwasser, festes Einstampfen, namentlich
an den Seitenwänden, Abhalten jedes Wasser- und Luftzutrittes, also
regelmässiges Schliessen der sich etwa in der Erdbedeckung bildenden
Risse. — Das Sauerheu ist dem Vieh gedeihlich und angenehm, es ver-
liert durch die Gährung 30 — 40 Proz. des ursprünglichen Wassergehalts.
Man darf dem Vieh jedoch nicht zu grosse Gaben davon reichen, weil sonst
Diarrhoeen entstehen.
Schönfeld*) hält es für zweckmässig, das Futter beim Einsäuern
in Gruben noch tüchtig mit Wasser zu begiessen, um die eingeschlossene
Luft aus den Hohlräumen zwischen den Futterstoffen auszutreiben. Die
schräge Abdachung der Gruben nach unten verwirft Schönfeld als dem
festen Zusammensetzen des Futters hinderlich.
Einen Fall von Selbstentzündung einer Kleeheumiethe erzählt Hinrichs. *•)
*) Der Landwirth. 1867. S. 226.
*) Mecklenburger landw. Annalen. 1867. S. 414.
264 Konservirung und Zubereitung von Futterstoffen.
Einsäuern Ueber das Einsäuern von Futterstoffen, von G. Maschat*),
von Futter- _. jjer Yerfasser empfiehlt das Einsäuern für Zuckerrübenblätter, erfrorene
Rüben und Grünmais. Er benutzt längliche Erdgruben von 6 — 7 Fuss
Breite und 4—6 Fuss Tiefe. Die Seitenwände werden möglichst glatt
hergestellt und erhalten bei der angegebenen Tiefe eine Böschung von
10 — 12 Zoll, damit sich die Massen unbehindert festsetzen können. Die
Tiefe der Grube richtet sich nach dem Stande des Grundwassers, bis zu
welchem man selbstverständlich nicht hinabgehen darf, erforderlich ist
ferner, dass eine undurchlassende Erdschicht den Boden und die Seiten-
wände der Grube bilde. Die ausgehobene Erde wird auf die eine Seite
der Grube geworfen, damit die andere Seite für das Anfahren des Futters
freibleibt. Bei dem Einlegen ist darauf zu sehen, dass möglichst wenig
leere Räume bleiben. Man lässt die Futterstoffe durch Menschen festtreten,
auch empfiehlt Maschat die halbgefüllte Grube mit den beladenen Fuhren
rasch zu durchfahren, was aber eine Verunreinigung des Futters zur Folge
haben wird. Ueber der Erdoberfläche wird das Futter noch möglichst
ebenso hoch aufgeschichtet, als die Grube tief ist, dabei aber dachförmig
abgeböscht. Ohne weitere Bedeckung wird der Haufen alsdann stark mit
Erde beworfen und sorgsam für die Ausfüllung etwa entstehender Risse
in der Erddecke gesorgt. Die Säuerung ist in acht Wochen vollendet,
das Sauerfutter hält sich aber in den Gruben bis in den Mai hinein.
Zweckmässig ist es, die grünen Futterstoffe vor dem Eiumiethen zunächst
einen oder zwei Tage an der Luft etwas abwelken zu lassen. Zwischen-
schichten von Stroh ist nicht nothwendig, der Verfasser bemerkt aber,
dass man aus Strohhäcksel allein durch Uebergiessen mit verdünnter
Melasse und Einsäuern ein wohlschmeckendes Futter bereiten könne,
welches augenscheinlich leichter verdaulich sei, als das rohe Stroh.
Die Thiere lassen sich leicht an das Sauerfutter gewöhnen, Schafe
erhielten bis zu 10 Pfd. eingesäuerte Rübeublätter pro Kopf und Tag,
wobei sie sehr fett wurden , Kühe gaben bei 20 Pfd. Sauerfutter mehr
Milch, als bei anderen Futterstoffen. Auch für tragende Schafe erwies
sich das Futter sehr zuträglich.
In der „Allgemeinen land- und forstwirthschaftlichen Zeitung" **) wird
empfohlen, die Futterstoffe statt in Erdgruben zwischen nicht zu hohe,
parallel gestellte Mauern einzumiethen, es soll dabei das Herausnehmen
des Futters erleichtert sein. Die Methode verdient jedoch keine Nach-
ahmung, weil sie kostspieliger ist, und eher ein Verderben des Futters
befürchten lässt.
Brühfutter Um Heu zu sparen, lässt man in Bois-Bougy***) bei Lyon das
undS stroh. Heu mit einem Drittel Stroh vermischen und beides zu Häcksel von 1 Zoll
*) Böhmisches Centralblatt f. d. gesammte Landeskultur. 1867. S. 146.
**) 1867. S. 366.
***) Ibidem. S. 41.
Analysen von Futterstoffen.
261
dagegen den Zusatz auf etwa 10 Ffd. zu steigern und mit fortschreitender Mast
nach und nach zu verminderen. — Auch als Tränke für Milchkühe in Gemisch
mit Kleie oder Schrot werden die Molken empfohlen.
Zusammensetzung einiger essbarer Pilze (Schwämme), zusammen-
r\ t* l l l *\ Setzung ess-
von 0. K o h 1 r a u s c h *). barer Pilze_
Trüffel.
Stein-
hpeise-
Kcgelförm.
Cham-
100 Theile frischer
morchel.
morchel.
Morchel.
pignon.
Substanz enthalten-:
Tuber
Helvella
Morchel la
Morchel la
Agaricus
eibarium.
esculenta.
esculenta.
coiiica.
campestris.
Wasser
76,78
16,89
19,04
18,23
17,54
Eiweissstoffe .
8,13
21,87
28,48
29,64
17,01
Fett .....
0,66
1,87
1,93
1,24
1.48
Holzfaser
8,77
5,73
5,50
5,07
6,09
Traubenzucker
—
0,78
0,82
0,39
5,97
Mannit .
—
4,64
4,98
7,89
4,06
Extraktivstoffe
3,59
40,72
31,62
30,20
43,55
Kieselsäure
0,02
0,15
0,06
0,01
0,06
Schwefelsäure
0,02
0,12
0,22
0,61
1,06
Phosphorsäure
0,68
2,94
2,98
■ 2,73
0,67
Eisen oxyd .
0,01
0,07
0,14
} 0,03
0,05
Thonerde . .
0,02
0,06
0,10
0,02
Magnesia
0,05
0,09
0,15
0,32
0,02
Kalk ....
0,11
0,06
0,12
0,13
0,03
Kali ....
1,12
3,78
3,78
3,3b
2,21
Natron . . .
0,04
0,17
0,02
0,03
0,07
Chlor ....
—
0,06
0,06
0,13
0,19**)
100,00
100,00
100,00
100,03
100,08
Aschenprozente der frischen
Substanz
2,02 •
7,49
7,63
7,25
—
Aschenprozente der trock-
nen Substanz
8,69
9,03
9,42
8,97
Die Trüffeln stammten aus Frankfurt, es wurden geschälte, weisse^
graue und schwarze Exemplare in ziemlich gleichen Quantitäten analysirt.
Bezüglich der Thonerde lässt Kohlrausch es unentschieden, ob diese
der Asche wirklich angehörte oder von anhängender Erde herrührte. —
Die Steinmorchel enthielt Cholesterin und wie auch die anderen Morcheln
und Champignons Mannit in erheblichen Mengen. Der Wassergehalt be-
zieht sich auf die im Handel vorkommende Waare. — Die Pilze sind, wie
bekannt, reich an stickstoffhaltigen Bestandtheilen, für die getrockneten
Substanzen berechnen sich
35,01 Proz. Eiweissstoffe.
26,31 ., ••
35,18 „
36,25 „ „
20,63 „
Tuber eibavium
Helvella esculenta
Morchella esculenta
Morchella conica .
Agaricus campestris
*) Oekon. Fortschritte. 1867.
*) Spuren von Mangan.
S. 337.
262
Konservimng und Zubereitung von Futterstoffen.
Im frischen Zustande pflegt der Trockensubstanzgehalt der Pilze un-
gefähr 10 Proz. zu betragen.
Die prozentische Zusammensetzung der Aschen war folgende:
Natron . . .
Kali . . . .
Magnesia . .
Kalk . . .
Eisenoxyd .
Thonerde . .
Phosphorsäure
Schwefelsäure
Kieselsäure
Chlor . . .
Trüffel.
Stein-
morchel.
Speise-
morchel.
Kegelförm,
Morchel.
Cham-
pignon.
1,61
54,21
2,34
4,95
0,51
1,11
32,96
1,17
1,14
2,30
50,40
1,27
0,78
1,00
0,80
39,10
1,58
2,09
0,76
0,34
49,51
1,90
1,59
1,S6
1,32
39,03
2,89
0,87
0,89
0,36
46,11
4,34
1,73
0,46
37,18
8,35
0,09
1,77
1,69
50,71
0,53
0,75
1,16
0,47
15,43
24,29
1,42
4,58
Summa 100,00 | 100,08 100,20 100,39 101,03
Die Aschen zeichnen sich hiernach alle durch einen hohen Gehalt an
Kali und Phosphorsäure aus, durch diesen Umstand werden die Pilze dem
Fleisch als Nahrungsmittel, dem sie schon bezüglich ihres hohen Prote'in-
gehalts sehr nahe stehen, noch mehr ähnlich. Eine abweichende Erschei-
nung ist der bedeutende Gehalt an Schwefelsäure und Chlor in der Asche
der Champignons.
Konservirung und Zubereitung von Futterstoffen.
u. sauerheu- Ueber die Bereitung von Braunheu und Sauerheu, von
bereitung. M. El sii er von Gronow*). — Als Braunheu bezeichnet der Verfasser
ein Heu, bei welchem nur durch die Gährung am Auf bewahrungsorte das
Trocknen des Grases oder der Futterkräuter bewirkt wird. Dabei findet
eine starke Erhitzung und theilweise Verkohlung der Holzfaser statt, auch
bilden sich neue, früher im Heu nicht vorhanden , gewesene chemische
Verbindungen. Bei der Braunheubereitung wird das Gras verhältniss-
mässig feucht in die Aufbewahrungsräume gebracht; in der Kegel genügt
es, wenn dasselbe einen Tag abgewelkt hat und weder vom Thau noch
vom Regen feucht ist. In diesem Zustande wird es möglichst fest einge-
treten. Die eingeschlossene Luft oxydirt die ausschwitzenden Saftbestand-
theile, wodurch sich im Innern des Haufens eine bedeutende Hitze ent-
wickelt, die bis auf 80° R. steigen kann, wenn das Heu nicht zu trocken
eingebracht und gehörig festgetreten wurde. War das Gras zu trocken,
so wird mehr Luft eingeschlossen wie nöthig, und die Hitze kann sich
alsdann bis zur Selbstentzündung steigern. War dagegen das Gras bei
dem Einbringen zu nass, so wird nicht genug Luft eingeschlossen und
") Der Landwirth. 1867. S. 183.
Analysen von Futterstoffen.
259
Stoffen doch nach den vorliegenden Analysen nicht beurtheilen, es hätten hierzu
genaue Ermittelungen über die aus 100 Theilen grüner Luzerne entstehenden
Mengen der verschiedenen Produkte stattfinden müssen. Der gesteigerte Aschen-
gehalt in der dunkelsten Sorte scheint anzudeuten, dass bei der Braunheubereitung
ein erheblicher Verlust an organischer Substanz eintritt.
Oelkuchen aus Maiskeimen analysirte J.Moser*). — Bekannt- Oelkuchen
lieh findet sich das Oel im Maiskorn nur oder doch zum grössten Theile ans. Mai8'
in den Keimtheileu abgelagert. Man trennt diese von dem Mehlkörper
durch geeignete Mahlvorrichtungen, quellt dann die Keime mit heissem
Wasser auf und presst sie. Die Rückstände von der Oelgewinnung ana-
lysirte der Verfasser, er fand in den lufttrocknen Kuchen:
Wasser 10,11
Asche (frei von Sand, Kohle und Kohlensäure) 7,25
Protein 15,45
Rohfaser 10,26
Aetherextrakt (Fett) 11,31
Stickstofffreie Extraktstoffe 45,G2
100,00
Nährstoffverhältniss 1 : 4,75
Moser empfiehlt zur Gewinnung des Oels das Stärkemehl durch Malz in
Zucker überzuführen, nach der oben beschriebenen Methode konnte F. Haber-
landt**) aus den ölreichen Keimen kein Oel auspressen.
Analyse von Pal mkuchen, Kokoskuchen und Sesamkuchen,
von W. Henueberg***). — Die Proben stammten aus der Henneke'-
schen Fabrik zu Goslar.
Palm- Kokos- Sesam-
kuchen, kuchen. kuchen.
Wasser 11,52 11,83 12,67
Proteinsubstanzen 16,56 19,31 42,31
Fett . 19,S0 19,60 11,66
Stickstofffreie Extraktstoffe 28,42 30,23 1S,03
Rohfaser . . 20,34 17,16 6,10
Mineralstoffe (excl. Kohlensäure) .... 3,36 4,87 9,23
100,00 100,00 100,00
Stickstoff 2,65 3,09 6,77
Stickstoff in der Rohfaser 0,11 0,055 0,063
Entsprechend Proteinsubstanz 0,69 0,34 0,39
Demnach Gehalt an stickstofffreier Holzfaser 19,65 16,82 5,71
Die Palmkuchen und Kokoskuchen zeigen hiernach einen weit niedri-
*) Allgem. land- u. forstw. Ztg. 1867. S. 490.
**) Jahresbericht. 18G6. S. 107.
***) Journal für Landwirtschaft, 1867. S. 233.
Analysen
verschie-
dener
Oelkuchen.
17*
260 Analysen von Futterstoffen.
geren Gehalt an Stickstoff, aber einen höheren Fettgehalt, als die Sesam-
kuchen und die gewöhnlichen Raps- und Leinkuchen.
W. Wicke*) fand bei einer früheren Untersuchung in Palhikuchen 17,27 Proz.,
in Sesamkuchen 41,822 Proz. und in Kokoskuchen derselben Fabrik 37,17(3 Proz.
stickstoffhaltiger Bestandtheile. Vergleiche auch Jahresbericht IS'54, S. 270;
1865, S. 311 und 1866, S. 320.
Verfäi- Verfälschung von Leinkuchen. — Anderson**) machte darauf
schung von aufmerksam, ^ass die chemische Analyse allein nicht ausreichend ist, um
Leinkuchen. ' •*
die Verfälschung von Leinkuchen in allen Fällen nachzuweisen, indem
verschiedene andere Sämereien, welche zu Verfälschungen benutzt werden,
in ihrer Zusammensetzung nur wenig von der des ausgepressten Lein-
samens abweichen. Eine Samenprobe, welche aus wildem Senf und an-
deren kleinen, aus dem Leinsamen ausgesiebten Unkrautsamen zu bestehen
schien, und ausdrücklich zu dem Zwecke der Vermischung mit „high
quality linseed" verkauft wurde, enthielt:
Wasser 10,49
Oel 5,80
Stickstoffhaltige Nährstoffe 11,68
Holzfaser 6,36
Asche 7,89
Gummi, Dextrin etc. . . 57,78
100,00
Stickstoffgehalt .... 1,78
Die Asche enthielt:
Phosphate 2,34
Phosphorsäure an Alkalien gebunden 0,63
Sand 4,19
Nährweith Nährwerth der Molken, von E. Peters.***) — Eine von dem
der Molken yerfasser analysirte Molkenprobe, welche aus vorher abgerahmter Milch
bei der Bereitung von sogenanntem Liinburger Käse erhalten war, enthielt :
Prote'instoffe 0,82
Milchzucker 6,12
Fett 1,05
Salze 0,61
Wasser 91,40
100,00
Nährstoffverhältniss 1 : . 10,7
Peters empfiehlt auf 100 Pfd. Molken 5 Pfd. Erbsen oder Bohnen zuzusetzen,
wenn dieselben zur Ernährung von Faselschweinen dienen, bei Beginn der Mast
*) Journal für Landwirtschaft. 1867. S. 234.
**) The journ. of agricultur of Scottland. Bd. III. S. 187.
***) Der Landwirth. 1867. S. 376-
Analysen von Futterstoffen.
257
Feuchtigkeit . .
Pflanzenfaser . .
Protein ....
Mineralbestandthelle
Kohlehydrate
1.
16,49
19,68
8,75
4/24
50,88
2.
16,92
18,84
5,81
6,21
52,52
100,00 100,00
Stickstoffgehalt . . 1,40 0,93
Nährstoffverhältniss 1 : 5,8 9,0 (?)
Beide Heusorten waren äusserlich ganz vortrefflich, die eine erwies
sich aber in Bezug auf Milch- und Fleischproduktion verschlagsamer als
die andere, was in dem geringeren Stickstoffgehalt der letzteren seine Er-
klärung- findet.
Analyse von Braunheu, von A. Völker.*) — Der Verfasser
analysirte zwei Sorten von Braunheu, von denen die eine einen besonders
aromatischen, fruchtähnlichen Geruch hatte, die andere aber von einem
Haufen stammte, der sich im Innern so stark erhitzt hatte1, dass er aus-
einander gerissen werden musste. Hierbei entwickelten sich eigenthümlich
scharf riechende Dämpfe, die sich als Aldehyd zu erkennen gaben. Zur
Vergleichung ist die mittlere Zusammensetzung von gewöhnlichem Kleeheu
nach Way mit angegeben.
ßr aunheu.
Kleeheu. j „
Feuchtigkeit 16,60 18,33 38,02
Fettsubstanzen 3,18 1,70 0,90
Eiweissstoffe 15,81 10,69 10,00
(Davon löslich ? 1,94 1,88)
Gummi, Zucker, Pektin etc. . . 34,42 9,24 6,63
Holzfaser 22,47 28,53 22,33
Verdaulicher Faserstoff ... — 23,01 15,55
Mineralsubstanzen 7,52 6,57 6,57
Essigsäure — 1,93 —
100,00 100,00 100,00
Völker ist der Ansicht, dass das Heu, sobald es bei der Heuberei-
tung die grüne Farbe verloren hat und braun geworden ist, einen bedeu-
tenden Verlust an Nährstoffen erlitten hat; er hält deshalb die Methode
der Braunheubereituug nicht für vorteilhaft, obgleich er zugiebt, dass
das Braunheu durch angenehmeren Geruch und Geschmack sich vor dem
gewöhnlichen Heu auszeichnet.
Analysen
von
Braunneu.
A. Beyer**) analysirte zwei Sorten von Wund kleeheu,
welchen die eine trocken eingebracht war, die andere bei Regenwetter
drei Wochen im Freien gelegen hatte.
VOn Analysen
von Wund-
kleeheu.
*) Landw. Centralbl. f. Deutschland. 1868. I. S. 41. Farmers magazine. 1867.
**) Pommerscho landw. Monatsschrift. 1867. S. 312.
Jahresbericht X. 17'
<s58 Analysen von Futterstoffen.
Er fand in 100 Theilen Trockensubstanz:
Unberegnet. Beregnet.
Proteinstoffe ..... 11,S72 8,662
Fettsubstanzen .... 3,222 1.010
Holzfaser 36,200 39,866
Stickstofffreie Extraktstoffe 42,588 45,743
Mineralstoffe 6,115 4,719
100,000 100,000
Durch den Regen sind also vorzugsweise Fett und Proteinstoffe aus-
gelaugt worden, dagegen zeigt sich die Menge der stickstofffreien Extrakt-
stoffe wie der unlöslichen Holzfaser erhöht. Von den Mineralstoffen wurden
Magnesia, Kali, Kalk und Phosphorsäure fortgeführt, dagegen zeigten sich
Eisenoxyd und Kieselerde bedeutend vermehrt.
Analysen Analysen von Braunheu aus Luzerne, A. Hosäus*). — Der
vohneuB™7" Verfasser untersuchte drei Proben von Luzernebraunheu, von denen eine
Luzerne. ails &er Mitte des Haufens, die zweite 4 Fuss vom Mittelpunkt nach aussen
zu entfernt und die dritte von der äussersten Schicht entnommen war.
Die drei Proben unterschieden sich durch die Färbung, die von der
äusseren Schicht entnommene war schön grün, nicht als Braunheu, son-
dern als gewöhnliches Heu zu betrachten, die zweite Prohe war zwar ge-
bräunt aber sichtlich weniger und in geringerem Grade verändert, als die
aus der Mitte entnommene Probe, welche intensiv braun gefärbt, jedoch
nicht verkohlt war.
Es enthielten 100 Theile der wasserfreien Substanzen:
Bestandtheile.
Aeusseres.
Mittleres.
Innerstes.
11,7
11,5
14.1
In Wasser lösliche Stoffe .
29,0
33,8
28,8
20,5
20,3
20,4
In Aether lösliche Stoffe
2,9
3,2
3,2
Stickstoff (Gesammtmenge)
2,5
2,7
2,7
0,2
0,3
0,4
14,4
15,5
15,0
Die aus der Mitte des Haufens entnommene Probe enthielt also er-
heblich mehr Ammoniak als die von der äusseren Schicht stammende, auch
das schwächer gebräunte Braunheu zeigte schon einen gesteigerten Am-
moniakgehalt. Im Uebrigen ergeben die Analysen keine wesentliche
Differenz, eine Zunahme der Löslichkeit der Holzfaser durch die Braun-
heubereitung ist nicht konstatirt.
Wenn aus der Zunahme des Ammoniakgehalts in dem dunkeln Braunheu zu
schliessen ist, dass bei der Bereitung ein gewisser Thcil der Eiweissstoffe in Am-
moniak umgewandelt wurde, so lässt sich der etwa entstandene Verlust an Nähr-
•) Landw. Centralbl. f. Deutschland. 186?. II. S. 321-
Thierphysiologisclie Untersuchungen.
271
Blasenstein vor, der als Hauptbestandteil Kieselerde enthielt. Der Stein
hatte eine von der Form der Maulbcersteine ganz abweichende Form, er
war zylindrisch, mit zahlreichen Höckern bedeckt, die namentlich an den
Enden angehäuft, diese kranzförmig umgaben. Er zeigte eine grauweisse
Färbung, grosse Härte und an den Bruchflächen sehr deutlich Bildung
in dünnen Schichten. Das Gewicht betrug 0,287 Grm. Beim Glühen
schwärzte sich die Masse nur wenig, die geglühte Substanz löste sich
nicht in konzentrirter Salzsäure, in der Phosphorsalzperle vor dem Löth-
rohre ergab sich das bekannte Kieselskelett. In der Salzsäurelösung fanden
sich nur Spuren von Kalk und Schwefelsäure.
fressern.
Ritt hausen macht hierbei darauf aufmerksam, dass der Harn der Kieselerde
Pflanzenfresser immer bedeutende Mengen von Kieselerde , vielleicht in ir" ?arn von
° ' Pflanzeti-
Form von kieselsaurem Kali enthält. Beim Eindampfen des Harns oder
bei der Fäulniss wird die Kieselerde abgeschieden. Bei dem Eindampfen
von 40 Pfd. klarem Kuhurin sammelte sich auf der Oberfläche eine
schlammige, voluminöse Masse an, die, abgeschöpft und getrocknet, ca.
15 Grm. betrug. In der ausgeglühten Schaummasse fand Ritthausen
bei zwei Bestimmungen 20,8 und 21,2 Proz. Kieselerde neben 35,3 Proz-
(meist kohlensaurem) Kalk und 1,8 Proz. Magnesia.
Im menschlichen Urin fand E. Seh unk*) eine kristallinische Bestand
fette Säure, deren Schmelzpunkt bei 54,3° C. lag; er sieht dieselbe für ein
Gemisch von Stearin- und Palmitinsäure an. Die Säure wurde erhalten
indem der Urin durch thierische Kohle filtrirt und diese nachher mit Al-
kohol ausgekocht wurde. Aus dem Verdampfungsrückstand schied sich
die Säure auf Zusatz von Wasser aus, das wässrige Filtrat gab beim Ver-
dunsten Kristalle von oxalursaurem Ammoniak. Wie die fette Säure in
dem normalen, doch in der Regel sauren Urin, der noch dazu vorher filtrirt
war, aufgelöst sein könnte, hat der Verfasser nicht aufgeklärt. Die Oxa-
lursäure ist augenscheinlich durch Oxydation von Harnsäure entstanden.
theile des
mensch-
lichen
Urins.
eines
Lammes.
Der Darmstein eines Lammes war nach einer Analyse von Darmstein
R. Pribram*) folgendennassen zusammengesetzt:
Phosphorsäure . . 43,168
Kalk 39,141
Organ. Substanz . 12,020
Magnesia .... 1,505
Wasser .... 2,562
Ammoniumoxyd
Eisenoxyd
0,987
0,275
99,649 (?)
*) Aus Proceed. Roy. Society. Bd. 15. S. 278. Durch Erdmann's Journal.
Bd. 100. S. 125.
**) Wittstein's Vierteljahrsschr. Bd. 15. S. 409. Chem. Centralbl. 1867. S. 303.
272 Thierphysiologische Untersuchungen.
ueber die Untersuchungen über die Brüchigkeit der Knochen bei
Knochen- Rindvieh, von Robert Hoff mann.*) — In Böhmen hat sich in den
brücliickGit
' letzten futterarmen Jahren eine eigenthümliche Krankheit bei dem Rind-
vieh vielfach bemerklich gemacht, bei welcher die Knochen der Thiere so
spröde und brüchig werden, dass sie oft bei der geringsten Körperbewe-
gung brechen. Hoffmann untersuchte zwei Schienbeinknochen, welche
sich durch ungemeine Sprödigkeit auszeichneten, unter dem Mikroskope
aber keine Abweichung von gesunden Knochen erkennen Hessen. Das
Untersuchungsmaterial wurde etwa 3 Zoll unter der Kniescheibe ent-
nommen.
No. I. No. II.
Frisch. Getrocknet. Frisch. Getrockn.
Wasser 12,247 5,856 —
Mineralstoffe 59,724 68,060 65,002 09,046
Organische Stoffe 28,029 31,940 29,142 30,954
Summa 100,000 100,000 100,000 100,000
Dreibasisch-phosphorsaurer Kalk . . 49,989 56,965 55,028 5S,450
Dreibasisch-pbosphorsaure Magnesia . 1,229 1,400 1,343 1,423
Kohlensaurer Kalk 1 S snfi Q "<H 7'507 7'975
Kohlensaure Magnesia J '5 ' 0,870 0,924
Stickstoffhaltige organische Substanz 1 aon-^n 9. Q., 27,276 28,973
Fett i -b'°-9 dI'941 1,866 1,971
Alkalisalzeund Verlust — — 0,254 0,284
Summa 100,000** 100,000 100,000** 100,000
Stickstoffgehalt 2,625 2,982 2,640 2,871
Fluor war in beiden Theilen nicht vorhanden.
Zur Vergleichung analysirte Hoffmann die Knochen von gesunden
Rindern; 1 und 4 sind Schienbeinknochen, 4 von einem 4!^ jähr. Ochsen,
bei 2 und 3 fehlt die nähere Bezeichnung.
Die analytischen Zahlen beziehen sich auf wasserfreie Substanz.
1. 2. 3. 4.
Phosphorsaurer Kalk 58,252 54,991 55,461 55,886
Phosphorsaure Magnesia Spur 0,401 Spur 1,011
Kohlensaurer Kalk 10,100 1 5,033
Kohlensaure Magnesia 0,865 J ' ' 1,273
Stickstoffhaltige organische Substanz . 30,219 33,615) „ 35,797
Fett 0,501 0,501 J ' 0,124
Alkalisalze und Verlust 0,063 0,583 — 0,876
Summa 100,000 100,000 100,000 100,000
Stickstoffgehalt ? 4,091 5,400 4,073
Bei einer Vergleichung der obigen Analysen ergiebt sich zunächst
für die spröden Knochen ein relativ geringerer Gehalt an organischen und
*) Erdmann's Journal. Bd. 101. S. 129.
**) Iucl. Wasser.
Thierphysiologisclie Untersuchungen.
269
Därme mit Aether gewonnen. B. Katzen fett, von einer magern Katze
wie das Hundefett No. 2 gewonnen. C. Pferdefett, sogenanntes Kamm-
fett. D. Menschenfett, 1 von den Nieren, 2. vom Panniculus adiposus.
Wittlere Zusammensetzung.
Schmelz-
punkt.
.°C.
Erstarrungs-
punkt.
°C.
Bezeichnung des Fettes.
Kohlen-
stoff.
Proz.
Wasser-
stoff.
Proz.
Sauerstoff.
Proz
Hundefett ! S0, j, ' • ' "
[ JNO. Z .'. . .
Katzenfett
Pferdefett
76,66
7(5,60
76,56
77.07
76,44
76,80
12,01
12.09
11,90
11,69
11,94
11,94
11,33
11,31
11,44
11,24
11,62
11,26
40 26
40 gew. Temp.
38 „ »
grösstentheils flüssig.
41 |gew. Temp.
grösstentheils flüssig.
Menschenfett XT°° n
1 JNo. 2 . .
Das Fett des Hundes, der Katze und des Menschen stimmt hiernach
in seiner Elementarzusammensetzung mit den Fetten vom Hammel, Ochsen
und Schweine üherein. In runden Zahlen enthalten alle diese Fette
76,5 Proz. Kohlenstoff, 12,0 Proz. Wasserstoff und 11,5 Proz. Sauerstoff.
Das Pferdefett unterscheidet sich durch einen um 0,5 Proz. höheren
Kohlenstoff- und einen um 0,2—0,3 Proz. niedrigeren Wasserstoffgehalt.
5. Butterfett.
Frische, ungesalzene Kochbutter wurde mit Wasser bis zur Entfer-
nung des Kaseins gewaschen, getrocknet und durch Papier filtrirt. Das
erhaltene weisse Butterfett schmolz hei 37° C, es enthielt
Kohlenstoff . 75,63 Proz.
Wasserstoff . 11,87 „
Sauerstoff . . 12,50 „
100,00 Proz.
theile des
Eine ausführliche Untersuchung über die Bestandtheile Bestand-
des Eidotters lieferte J. L. Parke.*) — Zur Untersuchung dienten 3
frische Eier (A), 2 Eier vom 10.
vom 17. Tage der Bebrütung (C).
Dotters:
Tage der Bebrütung (B) und 2 Eier
Es wurden gefunden in Prozenten des
A.
B.
C.
Aethcrextrakt . .
31,391
23,542
35,417
Cholesterin . .
1,750
1,281
1,461
Fette Säuren . .
25,953
19,560
29,513
Protagon
17,422
13,509
17,981
Alkoholextrakt
4,826
4,039
4,516
Fette Säuren
2,949
2,332
2,746
Protagon ....
. 10,031
8,019
9,362
Lösliche Salze
0,353
0,287
0,430
Eiweissstoffe . .
15,626
14,201
13,942
Unlösliche Salze .
0,612
0,623
0,908
Feste Theile . .
52,808
42,692
55,213
*) Tübinger med. -ehem. Untersuchungen. Heft 2. S. 209-
270 Thierphysiologische Untersuchungen.
Das Protagon ist aus dem Phosphorsäuregehalt berechnet, da die be-
rechneten Zahlen höher sind als die für das direkt ermittelte Extrakt ge-
fundenen, so kanu die Phosphorsäure nicht allein von; Protagon abstam-
men, vielleicht war noch eine an Phosphorsäure reichere Substanz vor-
handen. Glycerinphosphorsäure liess sich nicht nachweisen.
Hoppe-Seyler nimmt an, dass im Eidotter Vitellin in chemischer
Verbindung mit Lecithin enthalten sei, hierdurch erklärt sich der hohe
Phosphorsäuregehalt des Aetherextrakts. Diakonow gelang es, das Le-
cithin aus dem Eidotter rein darzustellen. Auch im Gehirn hat Diako-
now Lecithin nachgewiesen; er hält das Protagon für eine phosphorfreie
Substanz, deren Phosphorgehalt nur auf einer Verunreinigung mit Lecithin
beruht.
Bestand- B estan dth eil e im Eigelb. — C. Daresse*) beobachtete im Ei-
theiie im ggVfo ejne bedeutende Menge von mikroskopischen Körnchen', die in Form
und Struktur den Stärkekörnchen sehr ähnlich waren und sich mit Jod
ebenfalls blau färbten. — Der Farbstoff des Eigelbs ist nach G. S tade-
le r Hämatoidin oder ein demselben sehr nahe verwandter Körper.
Analyse Die Zusammensetzung der Schalen einiger lebender Bra-
der schalen chioden hat Dr Hilger **) Versucht. Er fand die Aschen der
von Bra- ° '
chiopoden. Schalen folgendermassen zusammengesetzt:
Lingula ovalis. Rynchonella.
1. 2.
Dreibasisch-phosphorsaurer Kalk . . 84,942 85,242 86,651
Kohlensaurer Kalk 10,756 10,856 11,234
Kohlensaure Magnesia 2,937 3,12o 0,864
Phosphorsaures Eisenoxyd .... 0,772 0,763 0,021
Kieselsäure 0,179 0,169 0,315
Fluor war nicht nachzuweisen. Die von anhängenden Weichth eilen
möglichst befreiten Schalen von Lingula ergaben bei drei Bestimmungen
48,9, 26,4 und 37,6 Proz. Asche. Die organischen Bestandteile der
Schalen schienen aus Chondrin und dem von Fremy als Bestandteil der
Muschelschalen beschriebenen Chonchiolin zu bestehen.
Die Brachiopoden, Armfüsser, sind Mollusken, die sich lebend nur noch in
wenig Arten finden, sehr zahlreich aber als Versteinerungen im Flützgebirge auf-
treten.
Blasenstein Blasensteine eines Ochsen aus Kieselerde. — Prof. Eitt-
Kieseierde nausen***) fand uuter mehreren Blascnsteincn von Ochsen, die in grösserer
Anzahl fast gleichzeitig am Stein erkrankten und meist starben, einen
*) Compt. rend. Bd. 63. S. 1142.
**) Erdmann's Joural. Bd. 102. S. 418.
***) Ibidem. Bd. 100. S. 374.
Thierphysiologische Untersuchungen.
267
2. Ochsenfette.
A. 1—4 von einem gutgemästeten Ochsen des Göttinger Land-
schlages; B. 5 — 8 von einem mittelfetten, 4- 5 jährigen desgleichen;
C. 9 und 10 aus dem Fleische, 9 von einem zwischen das Muskelfleisch
eingelagerten Fettstreifen, 10 aus dem mageren Fleisch durch Aether
extrahirt.
Zusammensetzung
Mittl. Zusammen-
Erstar-
Körperstelle,
von welcher das Fettgewebe
des Fettgewebes.
setzung d. Fettes.
— -3 Ol
rungs-
punkt
No.
Was-
Mem-
Koh-
Wus-
Sauer-
entnommen wurde.
ser.
bran.
Fett.
len-
stoff.
ser-
stoff.
stoff.
Mä
Fettes.
Proz.
Proz.
Proz
Proz
Proz.
Proz.
"0.
°C
A 1
von den Nieren . .
5,00
0,85
94,15
76,73
11,89 11,38
50
36
?,
4,89
0,80
91,31
76,27
11,87 11,86
48
34
3
vom Hodensack
8,34
1,63
90,03
76,33
11,85! 11,82
43,5
29
4
vom Pannic. adip. (Brust)
30,85
4.ss
64,27
76,50
11,76:11,74
41
gew.Temp.
B.5
von den Nieren . . .
7,69
1,19
91,12
76.74
12,11 11,15
49,5
36
fi
vom Netz
7.0G
1,02
91,92
7638
11,85 11,77
47,5
34
7
vom Herzbeutel
7,78
1,32
90,90
76,31
11,9611,73
48,5
34
8
vom Pannic. adip. (Bauch)
8,12
1,62
90,26
76.71
11,95 11,34
42,5
26
C.f)
aus Fleisch
—
—
—
76,65
11,99 11,36
42
gew.Temp
10
—
—
—
76,34
ll,9l|ll,75
41
gew.Temp
3. Schweinefette.
A. 1— 3 von einem 3U jährigen halhenglischen Schweine; B. 4
von eiuem desgl.
No.
A.l
2
3
B.4
5
Körperstelle,
von welcher das Fettgewebe
entnommen wurde.
Zusammensetzung
des Fettgewebes.
Was-
ser.
Proz.
von den Nieren
vom Pannic. adip. (Becken)
vom Darme
vom Pannic. adip. (Brust)
vom Pannic. adip. (Bauch)
von den sogen. Pflaumen
(innere Bauchwand)
4,81
5,19
9,33
9,89
6,84
2,61
Mem-
bran.
Proz.
Fett.
Proz.
Mittl. Zusammen-
setzung d. Fettes,
Koh-
len-
stoff.
Proz.
Was- sauer
ser- I
Stoff. I stoff-
Proz. Proz.
0,93
1,05
2,08
2,12
1,56
0,39
94,26
93,76
88,59
87,99
91,60
97,00
76,53
76,50
76,7s
11,95
11,94
12,07
76,2911,88
76,49| 11,86
76,64!ll,92
11.52
U,5r
11,15
11,83
11,65
11,44
•C.
47
46,5
48
42,5
43
48
Erstar-
rungs-
punkt
des
Fettes.
"C.
26
26
28
gew.Temp.
gew.Temp.
28
Aus den vorstehenden Analysen berechnen sich folgende Mittelzahlen :
Mittlere
Zusammensetzung.
Schmelz-
punkt.
°C.
Fett.
Kohlen-
stoff.
Proz.
Wasser-
stoff.
Proz.
Sauerstoff
Proz.
punkt.
'C.
Hammelfett . . .
Ochsenfett . . .
Schweinefett . .
76,61
76,50
76,54
12,03
11,91
11,94
11,36
11,59
11,52
41-52,5
41—50
42,5 — 48
24 — 43
gew.Temp. — 36
gew.Temp. — 28
Die Unterschiede in der Zusammensetzung der Fette sind sehr gering,
das Hammelfett enthält einen um ein Geringes höheren Kohlenstoff- und
268 Thierphysiologische Untersuchungen.
Wasserstoffgehalt als das Ochsen- und Schweinefett. Für die mittlere
Zusammensetzung der genannten Fette, lassen sich die nachstehenden em-
pirischen Formeln aufstellen, welche besonders bequepi sind, wo es sich
um die Beziehungen zwischen Kohlehydraten und Fetten handelt:
C.36 H33 O-i oder C36 Hs4 04. — Auch die von verschiedenen Körperstellen
entnommenen Fette zeigen in ihrer Zusammensetzung nur geringe Diffe-
renzen, trotzdem aber sprechen die beträchtlichen Unterschiede in den
Schmelzpunkten dafür, dass in der Zusammensetzung dieser Fette aus
festen und flüssigen Glyceriden beträchtliche Unterschiede stattfinden.
Das Nierenfett scheint im Allgemeinen das festeste, das Fett vom Panni-
culus adiposus das leichtflüssigste zu sein. — Ein Einfluss des Mastungs-
zustandes der Thiere auf die Zusammensetzung der Fette tritt bei den
vorstehenden Untersuchungen nicht mit Sicherheit hervor, die Verfasser
sind jedoch mit Bücksicht auf die unten mitgetheilte Untersuchung des
Fettes von einem magern und einem fetten Hunde zu der Annahme ge-
neigt, dass die flüssigen Fette anfangs mehr prävaliren. — Der Wasser-
gehalt des Fettgewebes steht in direktem Verhältniss zu dem Gehalt
desselben an Membran, das Verhältniss von Wasser zur Membran betrug
bei dem Fettgewebe vom
Hammel . . . 5,8 : 1
Ochsen .... 6,0 : 1
Schweine . . . 4,7 : 1
Die fett freien Membranen zeigten, nachdem sie mit reinem und
schwach salzsäurehaltigem Wasser ausgewaschen waren, folgende Zusam-
mensetzung :
Hammel. Ochse. Schwein.
Kohlenstoff 50,44 50,84 51,27
Wasserstoff 7,19 7,57 7,25
Stickstoff 15,39 15,85 15,87
Sauerstoff 26,09 25,19 24,88
Asche 0,89 0,55 0,73
100,00 100,00 100,00
Die Membranen waren zum Theil in Wasser löslich; die Verfasser
vermuthen, dass sie aus leimgebenden und elastischen Geweben zusammen-
gesetzt sind.
4. Fette des Hundes, der Katze, des Pferdes und des
Menschen.
Bei den nachstehenden Untersuchungen konnte der Gehalt des Fett-
gewebes an Membran und Wasser nicht bestimmt werden, da das Material
zwar möglichst frisch, aber doch unter Umständen in die Hände der Ana-
lytiker gelangte, welche eine Garantie gegen Wasserverlust nicht dar-
boten.
A. Hundefett, 1 vom Panniculus adiposus eines sehr fetten Hundes,
2 von einem magern Hunde, durch Extraktion fetthaltiger Gewebe und
Konseivirung lind Zubereitung von Futterstoffen. 265
Länge schneiden, dann mit gesalzenem Wasser anfeuchten und fest in
Holzkästen eintreten. Binnen ungefähr 48 Stunden entwickelt sich eine
ziemlich lebhafte Gährung in dem Futter, wodurch die härteren Stengel
erweicht und dem Ganzen ein angenehmer Wohlgeruch verliehen wird,
welcher das Futter den Thicren angenehm macht. Schlechterem Futter
setzt man zur Verbesserung bei der Mischung Rapskuchen, Runkelrüben,
Biertreber etc. zu.
Zubereitung von Viehfutter durch Zerquetschen, von zerquet.
de Leonhardy. *) — Auf eine kreisförmige Plattform bringt man die Tsrc\e"I°n
J ' ° ° Viehfutter.
Wurzelgewächse und lässt sie durch eine einfache Steinwalze, die mit
einer Gabeldeichsel versehen ist und von einem Pferde in Bewegung ge-
setzt wird, zerdrücken. Dann breitet man Häcksel darüber und lässt die
Walze nochmals darüber gehen. Das Gemisch wird in Haufen zusammen-
geschichtet und dann der Selbsterhitzung überlassen, die in etwa 12 bis
15 Stunden eintritt. Das Futter erhält hierdurch einen angenehmen
Fruchtgeruch, es wird vom Vieh mit Begierde gefressen.
Dies Verfahren wird eine grosse Sorgfalt erfordern, wenn das Futter nicht
durch Schimmelbildung ungesund werden soll.
Ueber die Zubereitung der Futtermittel, von G. Kühn.**) Zubereitung
— Das Zerkleinern des Körnerfutters ist bei nasser Fütterung vor- des
theilhaft, weil die Thiere die Körner hierbei leicht unzerkleinert ver-
schlingen. Andererseits verlernen aber die Thiere bei der Fütterung mit
zerkleinertem Material das Kauen, welches wegen der gleichzeitigen
Speichelabsonderung nöthig ist. Durch Beimischung von Häcksel steigert
man die Verdauung von Körnern, weil man dadurch die Thiere zum
Kauen zwingt. Haubner fand, dass bei Kälbern die Ausnutzung der
Körner durch Häckselzusatz bedeutend erhöht wurde. Das Quetschen
der Körner scheint sich für die Wiederkäuer zu empfehlen; Pferdehalten
sich zwar scheinbar bei gequetschtem Hafer besser, zeigen sich aber bei
der Arbeit weniger ausdauernd, als die mit ganzen Körnern gefütterten.
Das Kochen oder Dämpfen des Futters bewirkt nach Hell riegel und
Lucanus keine chemische Veränderung desselben, es macht aber harte
Futterstoffe schmackhafter und leichter aufnehmbar. Bei warmem Fütter
tritt eine indirekte Stoffersparniss dadurch ein, dass es nicht erst auf
Kosten der Körperwärme auf die Temperatur des Blutes gebracht zu
werden braucht, die zur Ersetzung dieser Wärme sonst nöthige Menge
von Kohlehydraten also vortheilhafter ausgenutzt werden kann. Andau-
ernde warme Fütterung wirkt jedoch erschlaffend auf die Verdauungs-
organe ein. Die Selbste rhitzung und Gährung macht das Futter
allerdings verdaulicher, da es jedoch schwierig ist, die täglichen Rationen
*) Journ. d'agricult. prat. 1S67. S. 113. Landw. Anzeiger. 1867. No. 11.
**) Braunschw. land- u. forstw. Mittheilungen. 1867. Märzheft. S. 4.
266
Thierphysiologische Untersuchungen.
immer auf denselben Veränderungsgrad zu bringen und die Ungleich-
mässigkeit in der Beschaffenheit des Futters die Vortheile wieder aufhebt,
so scheint diese Methode nicht empfehlenswerth.
Die von Stöckhardt empfohlene Methode der Aufschliessung
der Kleie mit Soda und Salzsäure bewirkt die Auflösung der inkrustiren-
den Materie, es wird dadurch die Verdauung der Holzfaser wie die der
stickstoffhaltigen Bestandtheile der Kleie befördert, weshalb dieser Methode
eine allgemeinere Anwendung zu wünschen ist.
Thierphysiologische Untersuchungen und
Fütterungsversuche.
Ueber die Elementarzusammensetzung der thierischen
Fette, von E. Schulze und A. Keinicke.*) — Die zu den nach-
Elemectar-
zusammen-
setzung der
thierischen stehenden Analysen benutzten Proben von Fettgeweben wurden sofort
Fette- nach der Tödtung der betreffenden Thiere ausgeschnitten. Das Fett wurde
durch Ausschmelzen und Ausziehen mit Aether von der Membran getrennt.
Die Fette waren vollkommen frei von Aschenbestandtheilen, nur die durch
Extraktion von magerem Hammel- und Ochsenfleisch mit Aether darge-
stellten Fette hinterliessen beim Verbrennen Spuren von Asche.
1. Hammelfette.
A. 1 — 3 von einem mittelmässig gemästeten, 2 — 3jährigen Hammel
der rheinischen Landrace; B. 4 — 7 von einem gutgemästeten desgleichen;
C. 8 — 11 von einem Southdown- Merino -Halbblut; D. 12 von einem sehr
mageren Sonthdown- Merino; E. 13 von einem reinen Southdown; F. 14
aus magerem Hammelfleisch durch Aether extrahirtes Fett.
Zusammensetzung
Mittl. Zusammen-
K örperstel le,
von welcher das Fettgewebe
des Fettgewebes.
setzung d. Fettes.
~Cr,
S -3 31
No.
Was-
Keh-
Was- saUer-
entnommen wurde.
ser.
bran.
Fett.
len-
Stoff.
ser- 1 » «■
Stoff. stoft-
«ST
Proz.
Proz.
Proz.
Proz.
Proz- | Proz.
°c.
°C.
A. 1
von den Nieren ....
6,35
0,84
92,81
76,62
12,16
11,22
50
37
2
5,00
0,77
94,23
76,65
12,05
11,30
51
39
3
vorn l'auniculus adiposus .
12..')! 3, IS
84,28
7:;.:.2
11,93
11,55
44
31
B. 4
von den Nieren ....
7,:v'.
1,03
91,14
76,65
12,02
11,33
52
40
5
vom Hodensack ....
11,24
1,40
87,36
76,69
11.91
11,40
49
38
6
7,48
0,80
91,72
76,58
12,02
11,40
51,5
39
7
vom Fannie, adipos. (Brust)
16,81
4,03
79,16
76,57
11,87
11,5c,
43,5
27
C. 8
von den Nieren ....
4,54
0,95
94,51
76 50
12,07
11,43
51,5
39
9
vom Netz
4,91
0,92
91,17
76,85
12,15
11,0(1
49
34
10
10,12 1,92
87,96
76,70
[2,05
11,25
48,5
37
IL
vom Panniculus adiposus .
20,84 -
—
76,80
12,03
11,17
11.:,
31
D. 12
von den Nieren ....
18/20 2,24
79,56
76,56
12,10
11,34
52
43
E. 13
von den Nieren ....
—
—
—
76,62
12,16
11,22
52,5
39
F. 14
aus dem Fleische
—
—
—
76,27
11,88
11,85
41
24
*) Die landw. Versuchsstationen. Bd. 9. S. 97-
Thierpliysiologische Untersuchungen. 27ö
ein höherer an mineralischen Bestandteilen. Bedeutender ist der Unter-
schied im Stickstoffgehalt, die spröden Knochen enthielten durchschnittlich
2,926 Proz., die gesunden dagegen 4,554 Proz. Stickstoff, entsprechend
16,34G Proz., resp. 25,441 Proz. leimgebender Substanz (mit 17,9 Proz.
Stickstoff). Nach Abzug des Fettes beträgt aber die organische Substanz
im Mittel bei den spröden Knochen 27,487 Proz., bei den gesunden 32,9G8
Proz., also bedeutend mehr als der in angegebener Weise berechnete Ge-
halt an leimgebender Substanz.
Dies Resultat ist auffällig, bekanntlich hat Scheerer*) in der mit Alkohol
und Aether von Fett befreiten Knochenknorpel 18,44 Proz. Stickstoff gefunden,
nach Grouven**) betrug jedoch der Stickstoffgehalt in den fettfreien organischen
Bestandtheilen kranker Knochen nur 15,76 Proz., bei gesunden Knochen 15>69 Proz.
Nach Hoffmann 's Analysen berechnet sich für die fettfreie organische Substanz
der spröden Knochen 10,644 Proz., für die der gesunden 13,813 Proz. Stickstoff.
Genauere Untersuchungen über die Natur der organischen Knochenbestandtheile,
namentlich auch bei pathologischen Zuständen der Knochen, erscheinen daher sehr
wünschenswerth. In krankhaft veränderten Knochen tritt bekanntlich zuweilen
Chondrin (mit nur 14,6 Proz. Stickstoff) auf, die Knorpelsubstanz der obigen
kranken Knochen zeigte jedoch nach II off mann gegen Reagentien dasselbe Ver-
halten wie bei gesunden Knochen. — Schliesslich macht II offmann in seiner
Mittheilung unter Bezugnahme auf frühere Analysen krankhaft veränderter Knochen
darauf aufmerksam, dass die Knochen brüchigkeit sich in ganz anderer Weise in
der chemischen Zusammensetzung der Knochen kund giebt als die Knochener-
weichung, für welche ein abnorm gesteigerter Fettgehalt der Knochen charakte-
ristisch zu sein scheint.
E. Peters***) machte bezüglich der Frage über die Ursache der ueber die
Knochenerweichung, darauf aufmerksam, dass Marchand und Kiwchen-
Schmidt in den Knochen rhachitischer Kinder Milchsäure aufgefunden
haben. Er verweist zugleich darauf, dass in manchen Futterstoffen der Gehalt
an Phosphorsäure den Kalk- und Magnesiagehalt derartig überwiegt, dass die
Basen zur Bildung dreibasisch-phosphorsaurer Salze mit der Phosphorsäure
nicht ausreichen. Aus diesem Grunde scheint bei einer Anlage zur Knochen-
erweichung eine Darreichung von Kalk (Kreide, Holzasche) rationeller zu
sein, als der vielseitig empfohlene Zusatz von Knochenmehl oder phosphor-
saurem Kalk zum Futter der Thiere. — Haubner fand den Harn und
die Exkremente der Thiere bei der Lecksucht, welche Krankheit als das
erste Stadium der Knochenerweichung anzusehen ist, stark sauer reagirend,
und v. Gorup-Besanez wies freie Milchsäure im Harne bei Ehachitis
nach. — 0. Web er f) fand in osteomalacischen Knochen freie Milchsäure,
ausserdem war die Kalkmenge in denselben nicht ausreichend, um mit den
*) Handwörterbuch der Chemie. Bd. 4. S. 381.
**) Salzmünde. I. Bericht. S. 215.
***) Der Landwirth. L867. S. 71.
f) Virchow's Archiv. Bd. 38. S. 1. Oekonom. Fortschritte. 1867. S. 207.
Jahresbericht X. 18
274 Thierphyslologische Untersuchungen.
vorhandenen Säuren neutrale Salze zu bilden, so dass offenbar auch saure
Phosphate vorhanden sein mussten. Nachstehend die Analysen.
I. II.
Letzter Brustwirbel. Letzt. Lendenwiib.
Feucht Trocken. Feucht. Trocken.
Organische Bestandteile 13,153 52,765 15,776 62,543
Mineralische Bestandtheile .... 11,930 47,235 9,444 37,457
Milchsäure 1,312 —
Milchsaurer Kalk 0,207 { 51,269
Wasser und lösliche Salze
7Q QC.7 *■
Fett | °'ÖJl 23,389 —
Trockensubstanz 25,083 — 25,223
In der Trockensubstanz :
Kohlensaurer Kalk 1,976 7,879 1,757 6,969
Dreibasisch-phosphorsaurer Kalk . . 8,877 35,391 7,350 29,146
Dreibasisch-phosphorsaure Magnesia . 0,6S6 2,736 0,079 0,317
Kohlensäure — 3,028 — 3,066
Kalk — 23,991 19,666
Magnesia — 1,271 — 0,147
Phosphorsäure — 18,945 — 14,578
Differenz im gefund. und berechn. Kalk 1,446 1,209
Entstehung Ueber die Entstehung der Phosphate in den Knochen und
von Phos- Muskeln hat C. Diakonow*) eine Theorie aufgestellt. Er fand im Ei-
P Thier-11" Dotter eine an Phosphor reiche Substanz, das Lecithin , welches stets von
korper. einer in Alkohol und Aether löslichen Kalkverbindung begleitet war. Da
sich das Lecithin leicht in Glyceriuphosphorsäure und Phosphorsäure zer-
setzt und die Knochen des Hühnerfötus stets mehr phosphorsauren Kalk
enthalten, als das Ei, so ist anzunehmen, dass sich der phosphorsaure
Kalk der Fötusknochen wenigstens theilweise aus dem Lecithin bildet; da
der Verfasser ferner in der Zahnpulpe und in den Knochen von jungen
Thieren das Lecithiu mit der dasselbe begleitenden Kalkverbindung in
bedeutenden Mengen gefunden hat, so ist wahrscheinlich, dass auch die
weitere Entwicklung der Knochen mit Verbrauch von Lecithin verbun-
den ist.
Ausschei- Ueber die Ausscheidung der Phosphorsäure durch den
düng der Thierkörper, von Ernst Bischoff,**) — Bei den engen Beziehungen
säur^duTch der Phosphorsäure zu den eiweissartigen Substanzen, erschien es von In-
den Tiner- teresse, zu untersuchen , ob auch die Phosphorsäure, welche in den Ge-
korper. we^en muj Säften des Organismus stets den Stickstoff begleitet, in dem-
selben Masse unbrauchbar wird und im Harn und Koth nach Aussen
*) Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1857. S. 673. Chem. Centralbl. 1867. S. 816.
**) Zeitschrift für Biologie. 1867. S. 309.
Thi erphysiologische Untersuchungen.
275
tritt wie dies für den Stickstoff nachgewiesen ist. Der Verfasser hat
hierüber zahlreiche Beobachtungen an einem Hunde angestellt, deren Er-
gebnisse nachstehend summarisch mitgetheilt sind.
Dauer
In der
Im
Im
Im
Harn
Täglich
e Fütterung.
des
Ver-
suchs.
Nah-
rung.
Harn.
Koth.
und
Koth.
Grm.
Grm.
Grm.
Grm.
2000 Grm.
fettfr. Fleisch
8 Tage
544,0
537,5
7,4
544,9
Stickstoff.
71,2
65,6
5,2
70,8
Phosphorsäure.
881,7
866,9
14,3
881,2
Stickstoff.
1500 „
Fleisch . .
17 Tage
113,5
104,4
9,2
113,6
Phosphorsäure.
204,0
184,8
2,1
186,9
Stickstoff.
1500 „
» • •
4 Tage
26,7
23,5
1,6
25,1
Phosphorsäure.
408,0
281,7
4,1
385,8
Stickstoff.
1500 „
n
8 Tage
53,4
46,6
2,8
49,5
Phosphorsäure.
153,0
167,7
2,1
169,8
Stickstoff.
1500 „
n
3 Tage
20,0
21,2
1,5
22,7
Phosphorsäure.
204,0
217,1
3,3
220,4
Stickstoff.
1000 „
r>
6 Tage
26,7
26,1
2,3
28,4
Phosphorsäure.
136,0
154,4
2,7
157,1
Stickstoff.
500 „
n • '
8 Tage
17,8
18,7
1,9
20,6
Phosphorsäure.
1500 „
„ und
408,0
398,4
4,6
403,0
Stickstoff.
30 „
Fett . . .
8 Tage
53,4
48,9
3,2
52,1
Phosphorsäure.
1500 „
Fleisch und
357,0
339,1
4,3
343,4
Stickstoff.
100 „
Fett . . .
7 Tage
46,7
40,5
3,0
43,6
Phosphorsäure.
400 „
Fleisch und
95,2
109,7
5,4
115,1
Stickstoff.
400 „
Stärke
7 Tage
15,9
16,0
2,5
18,5
Phosphorsäure.
500 „
Fleisch und
102,0
106,8
2,7
109,5
Stickstoff.
200 „
Stärke . .
6 Tage
15,2
14,3
2,3
16,6
Phosphorsäure.
69,1
63,7
11,9
75,6
Stickstoff.
900 „
Brod . . .
6 Tage
20,7
16,8
4,9
21,7
Phosphorsäure.
0
10,2
1,4
11,6
Stickstoff.
500 „
Stärke . .
2 Tage
1,2
2,2
0,9
3,7
Phosphorsäure.
0
41,5
0,9
42,4
Stickstoff.
6 Tage
0
6,5
0,3
6,8
Phosphorsäure.
Das von Fett und Bindegewebe möglichst befreite Fleisch enthielt im Mittel
0,445 Proz. Phosphoisäure und 3,4 Proz. Stickstoff; die Stärke enthielt 0,122 Proz.
Phosphorsäure; das Brod 1,28 Proz. Stickstoff und 0,384 Proz. Phosphorsäure.
Die Ausgabe an Phosphorsäure zeigt sich hiernach wechselnd je nach
der Ernährung des Körpers, sie ist am geringsten beim Hunger und bei
stickstofffreier Nahrung (1,1 Grm. pro Tag) und steigt mit den dargereichten
Fleischmengen. Die Phosphorsäure zeigt ganz dasselbe Verhalten wie der
Stickstoff, es tritt auch für sie ein Gleichgewichtszustand des Körpers ein
und zwar gleichzeitig mit dem Stickstoff, so dass man also in diesem
Falle nicht allein den Stickstoff, sondern auch die gesammte Phosphor-
säure der Nahrung im Koth und Harn wiederfindet; bei ungenügender Zu-
fuhr giebt der Körper sowohl Stickstoff als auch eine entsprechende Menge
von Phosphorsäure von seiner eigenen Masse ab. Ist die Nahrung eine
sehr reichliche oder werden Kohlehydrate oder Fett derselben beigegeben,
so tritt Ansatz ein und es fehlen dann in den Auscheidungsprodukten
sowohl Stickstoff wie Phosphorsäure. Die Stickstoffmenge beträgt im
18*
276 Thlerphysiologische Untersuchungen.
Durchschnitt ungefähr das 8 fache der Phosphorsäure, nur hei Hunger
wird verhältnissraässig mehr Phosphorsäure ausgeschieden, wahrscheinlich
aus dem Plasma ohne einen entsprechenden Eiweissumsatz,. da beim Hunger
auch eine grössere Quantität Kochsalz und Gesammtasche im Harn ge-
funden wird, als im zersetzten Fleisch enthalten ist.
Diese Ermittelungen liefern zugleich eine indirekte Bestätigung für die An-
sicht, dass aller im Körper umgesetzte Stickstoff im Harn und Koth ausgeschieden
wird, und man muss sogar annehmen, dass ein Körper von der Elementarzusam-
men.*etzung des Fleisches umgesetzt, augesetzt oder abgegeben wird, denn es ist
jetzt neben dem Nachweis der dazu nöthigen Menge von Kohlenstoff, Wasserstoff,
Stickstoff und Sauerstoff und der Gesammtaschc auch der der entsprechenden Menge
Phosphorsäure geliefert.
Wirkung Wirkung des Alkohols auf den menschlichen Organismus,
des Aiko- — Duroy, L allem an d und Perrin*) behaupten, dass der Alkohol im
hols auf den * '
Organismus. Organismus keine Verbrennung erleide, sondern direkt als Alkohol im
Verhältniss der Aufnahme wieder ausgeschieden werde und daher als ein
Nahrungsstoff nicht anzusehen sei. Bezüglich seiner Vertheilung im
menschlichen Organismus sammle er sich vorzugsweise im Gehirn und in
der Leber an, und von dem Einflüsse auf diese beiden Organe leiteten
sich seine eigenthümlichen Wirkungen ab.
Bedeutung Ueber die Bedeutung des Kochsalzes für den mensch-
des Koch- jj c]ien Ors'anism us haben Verson und Kl ein**) Untersuchungen aus-
salzes für
den orga- geführt, welche zu dem Schlüsse führten, dass das Kochsalz nur insofern
irfsmus. ein unentbehrliches Nahrungsmittel ist, als wir von Hause aus daran ge-
wöhnt werden. Man könnte den Kochsalzgenuss aber allmählich beschrän-
ken, ohne dass deswegen der Organismus mehr darunter zu leiden brauchte,
als bei der Beschränkung anderer gewohnter Genussmittel. Verson ent-
hielt sich in zwei je Stägigen Perioden des Genusses gesalzener Speisen,
von einem Normalverbrauch von ca. 25 Grm. täglich wurde auf 1,5 Grin.
herabgegangen, welche Menge in den Nahrungsmitteln selbst enthalten
war. Hierbei wurden innerhalb 8 Tagen 45 Grm. Kochsalz mehr vom
Körper ausgegeben als eingenommen. Das Blut betheiligte sich bei dieser
Mehrausgabe mit ca. 5 Grm. und verlor dabei gleichzeitig beinahe 1 Proz.
seines Wassers. Nach Beendigung des Versuchs überlud sich der Körper
im Laufe von 5 Tagen mit mehr Kochsalz und Wasser, als er in den
8 Tagen verloren hatte. In diesen 5 Tagen wurde die Einnahme von der
Ausgabe***) um ca. 56 Grm. übertroffen, wovon etwas über 6 Grm. dem
Blute zu gute kam, gleichzeitig stieg der Wassergehalt des Bluts von
*) Oekonomischo Fortschritte. 1S67. S. 160.
**) Anzeiger der Wiener Akademie Erdmann's Journal. Bd. 101. S. 62.
**) Jedenfalls ein Druckfehler!
Thierphysiologiticlie Unt> ^7?
78,2] auf 79,29 Proz. Diese Zunahme machte sieh auch in einer Eörper-
gewichtszunahme von 1,6 Külogr. geltend. Die Wasseraufnahme steigorte
sich, dagegen sank die Harnmenge von 1115 CC. auf 6504CC- am ersten
Tage dos wieder eröffneten Kochsalzgenusses. Wahrend der Abstinenzzeit
war die Menge der ausgeschiedenen stickstoffhaltigen Stoffe erhöht und
zwar in der ersten A'ersuchsperiode mehr als in der zweiten. In den
ersten Tagen der ersten Periode wurde der Zustand ziemlich schlecht er-
tragen, die Körpertemperatur war erhöht, es machte sich ein Gefühl von
Völle im Magen und dann eine beträchtliche Mattigkeit geltend. In den
letzten Tagen nahmen diese Erscheinungen eher ab als zu, und in der
zweiten Versuchsperiode wiuxle der Zustand überhaupt besser ertragen.
Die Verfasser kommen schliesslich zu dem Resultate, dass die Chlorarmuth
für den Organismus ein Reiz sei, in dem Sinne, wie es Rosenthal von
der Sauerstoffarmuth des Blutes für das Athmuugszentrum und Stricker
von der verminderten Konzentration des Blutes überhaupt für die farblosen
Blutzellen nachgewiesen haben. In Folge des Reizes soll der erhöhte
Kiweissnmsatz eintreten und durch diesen das Gefühl der Mattigkeit be-
wirkt werden. Durch die Gewohnheit soll sich der Organismus gegen
den Reiz in Folge der Chlorarmuth allmählich abstumpfen.
Die Verdauung der Eiweissstoffe beginnt nach W. Kühne*) Verdauung
im Magen und wird im Darme vollendet. Hierbei gehen die Eiweisskörper der Eiweiss-
in die sogenannten Peptone über, das sind Eiweisskörper, die in Wasser stoffe'
leicht löslich sind, aber durch Hitze und Säuren nicht mehr koagulirt
werden. Diese Peptone treten durch die Darm Wandungen in den Kreis-
lauf des Blutes über. Die Umwandlung der Eiweisskörper in Peptone ge-
schieht durch den Magensaft und das Sekret der Bauchspeicheldrüse,
hauptsächlich erfolgt sie im Dünndarm durch den Bauchspeichel. Die
Menge von geronnenem Eiweissstoff (Rindsblutfibrin), welche in einer be-
stimmten Seit von dem Bauchspeichel in Peptone umgewandelt wird, ist
viel grösser als bei der Magenverdauung. Bei einem sechsstündigen Ver-
danungsversuche mit der Bauchspeicheldrüse gingen von 397,2 Grm. trocke-
ner Eiweisssubstanz 343,7 Grm. in Lösung über, während in einem vier-
tägigen Magenverdauungsversuch von 221 Grm. trockener Eiweisssubstanz
nur 142,4 Grm. verdaut wurden. Von diesen verdauten Eiweissstoffen
waren beim ersteren Versuch etwa 61 Proz., bei dem letzteren dagegen
nur 38,2 Proz. Pepton. Neben dem Pepton entstehen verschiedene andere
Substanzen, Tyrosin, Leucin etc., die zum grossen Theile schon Produkte
des Zerfalles der Eiweisssubstanzen, resp. des Peptons sind. Die ent-
stehende Menge ist um so grösser, je langer das Pepton mit dem Bauch-
speichel zusammen ist, und bei alkalischer Reaktion des Darminhalts be-
*) Oekonom. Fortschritte. 1867. S. 313. Yirchow's Archiv für Anatomie und
Physiologie. 1867. S. 130.
278
Thierphysiologische Untersuchungen .
deutend grösser, als bei schwachsaurer Beschaffenheit. Bei einem 24 stün-
digen Verdauungsversuch in schwachsaurer Lösung entstanden als Produkte
24,5 Proz. Pepton, 0,63 Proz. Tyrosin, 4,77 Proz. Leucin.und 60,10 Proz.
unbekannter Extraktivstoffe, worunter ein harziger, in kochendem Wasser
ohne Lösung schmelzender Körper. Ein anderer 10 stündiger Versuch in
alkalischer Lösung lieferte 8 Proz. Peptone, 1 Proz. Tyrosin, 3,8 Proz.
Leucin und 87,2 Proz. unbekannter Stoffe , darunter ein dunkler , harziger
Körper, der beim Kochen einen unerträglichen, fäkalartigen Geruch nach
Naphthylamin entwickelte. Hiernach werden also die Eiweissstoffe schon
während der Verdauung zum Theil in fäkale Auswurfstoffe umgewandelt.
Nach H. Fudakowski*) wirkt der Pankreässaft auch auf Stärke und Fett
sehr energisch ein, Stärkemehl wird dadurch rasch in Zucker umgewandelt, Fett
vollkommen emulsionirt. Der Einfluss des Pankreassaftes bei der Verdauung er-
streckt sich also nicht blos auf die Eiweissstoffe, sondern auch auf die unlöslichen
Kohlehydrate und Fette.
Die Be-
ziehungen
zwischen
Kreatin,
Kreatinin
und
Harnstoff.
Ueber die Beziehungen zwischen Kreatin, Kreatinin und
Harnstoff im Thierkörper hat C. Voit**) Untersuchungen ausgeführt,
welche Folgendes ergaben:
Der Kreatingehalt ist in dem Muskelfleisch von Ochsen, Hunden,
Kaninchen, Füchsen und Menschen nahezu gleich. Da Kreatin bei Ein-
wirkung von Säure leicht in Kreatinin übergeht, und der todtenstarre
Muskel sauer reagirt, so Hess sich annehmen, dass durch diese Säuerung
im Muskel schon Kreatin in Kreatinin umgewandelt werden könne. Wirk-
lich enthiehVdas todtenstarre Muskelfleisch desselben Thieres immer weniger
Kreatin, als noch zuckendes, der Nachweis einer Zunahme des Kreatinin-
gehalts Hess sich jedoch nicht führen. Im Herzmuskel fand Voit immer
weniger Kreatin als in den willkührlich beweglichen Muskeln, neben dem
Kreatin aber auch eine nicht ganz unbeträchtliche Menge Kreatinin (0,03°/0),
so dass hier ein Uebergang des Kreatins in Kreatinin durch die Muskel-
säure wahrscheinlich ist. In dem Fleische zweier im Winter auf der
Jagd geschossenen, mageren Füchse und eines zahmen, sehr fetten Fuchses
war kein Unterschied im Kreatingehalt zu beobachten. Tetanisirte Muskeln
verhielten sich genau wie die sauren todtenstarren, sie enthielten immer
etwas weniger Kreatin als frische Muskeln. — Im normalen Muskel findet
sich kein Harnstoff, dagegen fand Voit stets Spuren im normalen Blute,
auch das Fleisch von Thieren, denen die Nieren ausgeschnitten waren,
enthielt ansehnliche Mengen von Harnstoff. Diese Erfahrungen, das Vor-
kommen von Kreatin im Muskel, das Fehlen des Harnstoffs darin und die
Gegenwart grösserer Mengen von Harnstoff im Harn könnten wohl dafür
*) Oekon. Fortschritte. 1867. S. 92.
**) Sitzungsber. d. bayersch. Akademie d. Wissensch.
Centralblatt. 1867. S. 504.
1867. S. 364. Chem.
Thicrphysiologischo Untersuchungen 279
sprechen, dass das Kreatin in Harnstoff umgewandelt den Körper vorlässt
zumal diese Umwandlung- auf künstlichem Wege gelingt. Aber der Harn
enthält auch Kreatin and namentlich Kreatinin. Bei Hunden zeigte sich
die Kreatininmenge im Harn ebenso wie die des Harnstoffs von der Grösse
der Fleischnahrung abhängig, doch ging die Ausscheidung nicht so regel-
mässig vor sich, wie die des Harnstoffs. Zusatz von Kohlehydraten änderte
nur insofern die Kreatininmenge, als dadurch der Fleischumsatz herabge-
drückt wurde. — Im Huudeharn findet sich immer etwas Kreatin, dessen
Menge mit der des Kreatinins steigt; im alkalischen Harn nach Fütterung
mit Leim kommt nur Kreatin, kein Kreatinin vor. — Angestrengte Arbeits-
leistungen vermehren weder beim Hunde noch beim Menschen die Krea-
tininmenge im Harne. — Das Kreatin geht in den Nieren, wenn bei der
Harnabsonderung saure Keaktion auftritt, grösstenteils in Kreatinin über.
Macht man den Harn von Hunden durch Fütterung mit essigsaurem Natron
alkalisch, so enthält er nur noch Spuren von Kreatinin, aber mehr Kreatin.
Der alkalische Pferdeharn enthält zwar nicht unbedeutende Mengen von
Kreatinin neben Kreatin, aber er ist bei der Abscheidung wegen der
Gegenwart doppeltkohlensaurer Alkalien nicht alkalisch. — Im Harn wird
annähernd so viel' Kreatinin und Kreatin ausgeschieden, als in dem im
Körper zersetzten Fleische enthalten ist. Diese Beobachtung macht es
äusserst wahrscheinlich, dass das im Muskel vorhandene Kreatin bei der
Zersetzung desselben als solches oder als Kreatinin in den Harn übergeht,
und sich nicht weiter verändert, z. B. nicht in Harnstoff übergeht. Bei
Hunden, denen Kreatin und Kreatinin mit der Nahrung gegeben wurde,
die sie genau auf ihrem Stickstoffgleichgewicht hielt, trat keine Vermeh-
rung der Harnstoffmenge ein. Kreatin ging zum Theil in Kreatinin über,
Kreatinin machte den Harn vorübergehend alkalisch und wurde zum Theil
in Kreatin verwandelt, der Kest konnte als Kreatinin nachgewiesen werden.
Yoit bleibt daher seiner Ansicht treu, dass der Harnstoff in den Organen
entsteht, im Muskel, Blutete, je nach Massgabe ihrer Zellenthätigkeit,
der grössere Theil also in den Muskeln, da diese 45°/o der Körpermasse
ausmachen, und sehr reichlich mit neuem Ernährungsmaterial versorgt
werden. Bei Störung der Harnausscheidung fand Voit unter Umständen
im Muskel mehr Harnstoff als im Blute, ebenso bei Thieren nach Unter-
drückung der Harnabsonderung. Aus dem normalen Muskel wird der in
Wasser leicht lösliche Harnstoff schnell entfernt, dagegen bleibt das
schwerlösliche Kreatin, dass neben Harnstoff aus dem Eiweiss hervorgeht,
im Muskel in gewisser Menge liegen und nur der Ueberschuss wird ent-
fernt. — Die von Lehmann und Frerichs angenommene Umwandlung
von Harnstoff in kohlensaures Ammoniak bei gewissen Krankheiten (Urä-
mie) hält Voit nicht für wahrscheinlich, da weder im Blute, noch in den
Geweben und den exspirirten Gasen eine erhebliche Ammoniakmenge vor-
kommt. Ebenso wenig fand Voit in der Athemluft von Hunden nach Aus-
schneiden der Nieren und Unterbinden der Uretheren Ammoniak. Das Wesen
280
Thierphysiologiscbe Untersuchungen.
der Urämie besteht nach Voit in der Zurückhaltung aller Zersetzungspro-
dukte, die im normalen Körper als Harnhestandtheile entleert werden.
Eiweissum-
satz beim
Fleisch-
fresser.
Ueber die Gesetze des Eiweissumsatzes bei dem Fleisch-
fresser, von C. Voit*). — Die langjährigen Untersuchungen des Verf.
haben ergeben, dass die ausschliessliche Ernährung des Hundes mit Fett
oder Kohlehydraten den Eiweissumsatz im Körper des Hundes kaum ver-
mindert. Der stickstoffhaltige Leim deprimirt den Verbrauch an Eiweiss,
kann ihn jedoch nie ganz aufheben. Stickstofffreie Nährstoffe und Leim
lassen hiernach in Beziehung des Eiweissumsatzes den Hungerzustand
fortbestehen, der Körper würde also bei ausschliesslicher Zufuhr solcher
Nahrung kaum später als bei völligem Hunger zu Grunde gehen. Koin-
plizirt werden die Verhältnisse bei der Ernährung der Thiere mit Eiweiss-
substanzen. Es stellt sich hierbei zunächst die wichtige Thatsache heraus,
dass mit der Vermehrung- der Zufuhr die Zersetzung des Eiweisses sich als-
bald steigert, die kleinste Vermehrung der Zufuhr von Eiweiss hat eine
Erhöhung des Eiweissumsatzes zur Folge. Auch im Hungerzustande ist
der Umsatz um so grösser, je bedeutender die Menge des Verbrauchs-
materials an Eiweiss ist, auf dessen Kosten das hungernde Thier neben
dem Fett lebt. Voit nimmt jedoch an, dass es beim Hunger nicht auf
die im Körper überhaupt befindliche Eiweissquantität ankommt, sondern
darauf, wie viel davon dem stabileren Organeiweiss und wie viel dem un-
gleich rascher zu Grunde gehenden Vorrathseiweiss angehört. Das in
der Nahrung zugeführte Eiweiss verhält sich dem Vorrathseiweiss im
hungernden Organismus analog, denn es steigert wie dieses den Umsatz
sehr bedeutend. Der Eiweissumsatz ist jedoch nicht von der Zufuhr allein
abhängig, sondern es wirkt dabei der Körperzustand wesentlich mitbe-
stimmend. Das Eiweiss der Nahrung tritt nur als Plus zu dem schon
von früher im Körper befindlichen, verbrennbaren Eiweiss hinzu und so
kommt es, dass auch bei gleichem Eiweissgehalt der Nahrung der Ver-
brauch ein sehr ungleicher sein kann. Beim Hunger treten ganz analoge
Verhältnisse ein, auch hier ist die Zersetzung abhängig von dem Eiweiss-
reichthum des Organismus, bei unzureichender Zufuhr giebt der Körper
noch von seinem eigenen Materiale her. Der Eiweissumsatz ist jedoch
nicht proportional der gesammten Eiweissmenge des Körpers, das zersetzte
Eiweiss bildet nicht immer den gleichen Bruchtheil des Körpereiweisses,
sondern bei Zunahme von Eiweiss im Körper allmählich einen grösseren,
bei Eiweissabnahme einen kleineren. Es kommt also für die Zersetzung
wie beim Hunger nicht die ganze Eiweissmenge im Körper, sondern nur
ein gewisser Theil derselben in Betracht. Voit unterscheidet hiernach im
Körper das Organeiweiss, worunter er das in allen Organen, auch im
Blute vorhandene stabilere, den Bedingungen der Zerstörung in geringerer
*) Zeitschrift für Biologie. 1867. S. 1.
Ttüerphyslologische Untersuchungen. 2ö\
Menge unterliegende Eiweiss versteht, und das Vovrathsciwciss, wel-
ches letztere rasch wechselnd, d. h. grösstentheils den Bedingungen der
Zerstörung anheimfallend und von der momentanen Nahrung abhängig ist.
Bei Abnahme der Eiweisszufuhr wird die Zersetzung kleiner, es wirkt
aber anfangs noch der von der früheren reichlicheren Nahrung vorhandene,
in seiner Menge sehr wechselnde Vorrath zugleich mit dem durch die
Nahrung neu hinzukommenden Eiweiss mit, deshalb wird in der ersten
Zeit mehr zersetzt als später. Nach und nach tritt Gleichgewicht ein, es
wird soviel zersetzt als hinzugeführt wird, und der Körper erhält sich mit
der betreffenden Eiweissmenge. Steigert man die Eiweisszufuhr, so wächst
die Zersetzung, es wird jedoch in der ersten Zeit meist nicht der ganze
Ueberschuss in die Zersetzung mit hineingezogen, sondern es wird zuerst
Eiweiss im Körper zurückgehalten (als Organ- oder Vorrathseiweiss), so
wie bei Abfall in der Eiweissmenge in der Mehrzahl der Eälle nicht gleich
am ersten Tage aller aufgespeicherte Vorrath verbraucht wird. Nach und
nach tritt auch hierbei wieder Gleichgewicht ein und der Umsatz wird
wieder konstant. Der Organismus setzt sich also auf die angegebene
Weise fast mit jeder Menge Eiwcissnahrung in's Gleichgewicht, d. h. er
zersetzt ebensoviel als ihm zugeführt wird; es geschieht dies bei dem-
selben Thiere unter verschiedenen Körperzuständen durch die verschieden-
sten Mengen. Es giebt jedoch eine obere und eine untere Grenze, über
und unter die hinaus ein Geichgewichtszustand bei einem Organismus un-
möglich ist. Die obere Grenze ist in der Aufnahmsfähigkeit des Darms
für Eiweiss gegeben, die untere Grenze ist verschiebbar, je nach dem Ei-
weissvorrath des Organismus, sie beträgt jedoch beim herabgekommensten
Zustande immer noch mehr, als die im Hunger verbrauchte Fleischmenge.
Für jeden Körperzustand ist eine ganz bestimmte Eiweissmenge in der
Nahrung nöthig, um den Körper auf einer gewissen Vorrathsquantität von
Eiweiss zu erhalten und es geht der Zustand beim Hunger allmählich und
ohne Sprung in den bei reichlicher Ernährung über.
Voit bespricht hierbei die mit diesen Thatsachen in Widerspruch stehende
Theorie der sogen. Luxuskonsumtion. Man nahm früher an , dass der Umsatz
beim Hunger das Mass des Notlügen, die Grösse des reinen Stoffwechsels ergebe,
indem dabei nur soviel Eiweiss zerstört werde als die Organe bei der Arbeit ver-
brauchen. Eine darüber hinausgehende Zufuhr von Eiweiss werde im Blute als
Ueberschuss verbrannt und könne durch andere Nährstoffe ersetzt werden. Voit
zeigt dagegen, dass der Hungerzustand aus den angegebenen Gründen nicht das
Mass für die nöthige Zufuhr abgeben kann und dass es eine Luxuskonsumtion im
Sinne der in Rede stehenden Theorie nicht giebt, indem jede Eiweissmenge der
Nahrung einen ihr entsprechenden Körperzustand hervorruft und dann zur Erhal-
tung desselben die betreffende Eiweisszufuhr unumgänglich nöthig ist.
Bei reiner Eiweissnahrung tritt ein Ansatz oder eine Abgabe von Ei-
weiss im Körper ein, wenn unter dem Einflüsse der den Eiweissumsatz
bestimmenden Momente mehr oder weniger zersetzt wird als zugeführt
worden ist. Da die erhöhte Zufuhr eine gesteigerte Zersetzung zur Folge
iou Thierphysiologische Untersuchungen.
hat, so währt es nicht lange, bis auch mit der grösseren Eiweissmcnge
sich das Gleichgewicht herstellt. Bei Hunden, die mit reinem Fleisch er-
nährt wurden, trat dies meistens schon am 4. oder 5. Tage ein. Der
grösste Fleischansatz betrug hierbei nur 1315 Grm., d/h. soviel als das
Versuchsthier bei gutem Körperzustand im dreitägigem Hunger wieder
verlor. Mit reiner Fleischnahrung konnte der Körper nie reich an Fleisch
gemacht werden, was von grösster Bedeutung für die Erkenntniss der
Kolle ist, welche das Fett und die Kohlehydrate der Nahrung nicht nur
bei dem Ansatz von Fett, sondern auch bei dem von Fleisch spielen.
Voit beobachtete bei seinen Versuchen, dass ein im Verhältniss zu seinem
Fleischgehalt fettreicher Körper ungleich mehr und länger ansetzt, als
im fleisch reichen Zustande, wo in wenigen Tagen der Ansatz ein
Ende hat. Es steht dies offenbar damit im Zusammenhange, dass eine
Zugabe von Fett zur Fleischnahrung unter gewissen Umständen den Ei-
weissumsatz herabdrückt und ein im Verhältniss zum Fleisch an Fett
reicher hungernder Organismus weniger Fleisch umsetzt. Voit nimmt au,
dass bei Gegenwart von Fett der Ansatz grösstentheils am Organ ge-
schieht, während er bei einem an Eiweissvorrath reichen oder an Fett
armen Körper vorzüglich den Vorrath vermehrt, von welchem ein grosser
Theil der Zersetzung unterliegt: der Fleischumsatz ist hauptsächlich von
der Meuge des Vorrathseiweisses abhängig und dieses von der Zufuhr an
Eiweiss durch die Nahrung, das Organeiweiss betheiligt sich nur sehr
wenig daran. Die Vorrathsmenge kann aber bei demselben Körpergewicht
sehr ungleich sein, es giebt dieses daher keinen Anhalt für die Schwan-
kungen im Eiweissgehalt des Organismus. Da aber auch der Keichthum
an Fett am Körper sehr verschieden sein kann und dieser von Einlluss
auf den Eiweissumsatz ist, da ferner bei verschiedenster Fleischmenge am
Körper, welche das Gewicht des Körpers wesentlich mitbedingt, der Um-
satz häufig der gleiche ist, und da ferner endlich das Wasser am Körper
sehr wechselnd ist, so wird auch bei dem gleichen Umsatz das Körperge-
wicht nicht stets das nämliche sein. Voit führt den Beweis, dass 1 Kilogrm.
Körper desselben Thieres nicht immer die nämliche Zusammensetzung haben
kann, sondern in seinem Fleisch-, Fett und Wassergehalt erheblichen
Schwankungen unterliegt; es ist daher fehlerhaft, die Grösse der Zersetzun-
gen oder den zur Erhaltung nöthigen Bedarf auf 1 Kilogrm. Körperge-
wicht zu reduziren und dann Vcrgleichungen an demselben Thiere oder an
verschiedenen Thieren anzustellen .
Bezüglich der thatsächlichen Untersuchungsergebnisse verweisen wir auf die
Originalquelle. Dieselben sind übrigens bereits in den früheren Veröffentlichungen
des Verfassers mitgetheilt.
ueber die Untersuchungen über die Respiration beim Menschen,
SrMe°n" von Max von Pettenkofer und C. Voit.*) — Die Verfasser haben
sehen.
*) Ber. d. bayer. Akad. d. Wissenscb. 1S67. I. Cbem. Centralbl. 1867. S. 289'
Thierphysiologische Untersuchungen. 283
ihre früheren Untersuchungen*) über die Respiration an demselben Manne
fortgesetzt. Die 24stündige Beobachtung, welche früh 8 Uhr begann,
wurde wieder in zwei 12 stündige Hälften getrennt, und das Verhalten
des Mannes bei Ruhe und Arbeit, bei verschiedener Kost und Hunger
untersucht. Bei den Hungerversuchen nahm der Mann schon 12 Stunden
vor Beginn keine feste Nahrung mehr auf, sondern nur Wasser und Luft.
Die erhaltenen Resultate zeigt die auf S. 284 befindliche Tabelle, wobei
zu bemerken ist, dass der letzte Versuch (15) mit einem anderen, schlecht
genährten Manne ausgeführt wurde, welcher dieselbe Kost erhielt, wie der
andere Mann.
Der hungernde Mensch liefert in 24 Stunden unter sonst gleichen
Umständen weniger Kohlensäure, als nach Aufnahme von Nahrung, aber
der Unterschied ist viel geringer, als beim Hunde. Im Mittel liefert der
hungernde Mensch in der Ruhe 717, bei mittlerer Kost 928 Grm. Kohlen-
säure, bei der Arbeit im Hungerzustande 1187, bei mittlerer Kost 1209
Grm. Kohlensäure. Die Differenz beträgt also in der Ruhe 201, bei der
Arbeit 22 Grm. Kohlensäure. Der Mensch zehrt hiernach im Hungerzu-
stande stark von seinem Körper und niuss sich daher schnell erschöpfen.
Durch Vergleichung der aufgenommenen und ausgegebenen Sauerstoffmenge
ergiebt sich, dass der Hungernde sowohl vom Fleische wie vom Fette
seines Körpers zehrt. Im Versuch 1 5 produzirte der schlecht genährte und
leichtere Mann trotz des reichlichen Mahls nicht soviel Kohlensäure, als
der andere, um 16 Kilogr. schwerere Mann schon im Hunger lieferte. Die
Wasserperspiration verhält sich der Kohlensäureausgabe ähnlich, es tritt
durchschnittlich mit mehr Kohlensäure auch mehr Wasser auf. Bei Ruhe
und Hunger ist das Mittel 822 Grm., bei mittlerer Kost 931, bei Arbeit
und Hunger 1777, bei Arbeit und mittlerer Kost 1727 Grm. für 24 Stunden.
Auch bei dem Wasser ist die Differenz bei den Arbeitsversuchen viel ge-
ringer, als bei Ruhe. Im Ganzen der Kohlensäure ähnlich verhält sich
auch der aufgenommene Sauerstoff; er beträgt im Mittel in 24 Stunden
beim Hunger in der Ruhe 761 Grm., bei der Arbeit 1072, bei mittlerer
Kost in der Ruhe 832 und in der Arbeit 980 Grm. Während des Hun-
gerns in der Ruhe nahm der Mann also weniger Sauerstoff auf, als bei
mittlerer Kost, bei der Arbeit im Hunger dagegen mehr, als bei mittlerer
Kost ; die Ungleichmässigkeit erklärt sich daraus, dass der hungernde Mann
vom Fleisch und Fett lebte, in der Kost dagegen Kohlehydrate verzehrte,
im ersteren Falle also mehr Sauerstoff zur Bilduug einer gleichen Kohlen-
säuremenge bedurfte. Die Harnstoffausscheidung war bei der Arbeit nicht
grösser, als in der Ruhe, ein proportionales Verhältniss zwischen der
Harnstoffausgabe und der Kohlensäureausgabe und Sauerstoffeinnahme ist
nicht ersichtlich. Die bei dem hungernden Menschen ermittelten Verhält-
nisszahlen, welche ausdrücken, wie viel von dem eingeathmeten Sauerstoff
*) Jahresbericht 1866 S. 338.
284
Thierphysiologische Untersuchungen .
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Thierpliysiologisclie Untersuchungen.
285
in der ausgcathmeten Kohlensäure enthalten ist, stimmen mit den von
Regnault und Reiset hei hungernden Kaninchen und hungernden oder
nur mit Fett gefütterten Hunden ermittelten Zahlen sehr genau überein.
Da das Fett die Verhältnisszahl 72, Fleisch 82 fordert, so ergicht sich,
dass der hungernde Organismus stets mehr Sauerstoff aufnimmt, als zur
Verbrennung von Eiweiss und Fett nothwendig wäre.
Behufs der besseren Vergleichung der Ergebnisse für die beiden
Tageshälften, sind die 24 ständigen Zahlen in nachstehender Zusammen-
stellung nach Prozenten berechnet.
Hunger.
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Am Tage wird also bei Ruhe und Arbeit stets mehr Kohlensäure
als in der Nacht, und zwar bleibt das relative Verhältniss
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sich unter ungleichen Ernährungsverhältnissen wesentlich gleich. Bei
der Arbeit betragen jedoch die Differenzen zwischen Tag und Nacht über
das Dreifache mehr als bei den Ruhetagen. Auch die beiden Versuche
mit stickstoff loser Kost und gleicher Vertheilung der Nahrung auf Morgen
und Abend zeigen Abweichungen. Die stickstofflose Nahrung hat das
Verhältniss zwischen der Kohlensäureausgabe bei Tag und Nacht dem Ver-
hältisse bei der Arbeit genähert, umgekehrt zeigt sich durch die Ver-
theilung der Nahrung auf gleiche Tageshälften, wobei eine stickstoff-
reichere Nahrung als die gewöhnliche gereicht wurde, die Differenz in der
Respiration zwischen Tag und Nacht verringert. — Die Wasserperspiration
reiht sich im Ganzen unverkennbar dem Rhythmus der Kohlensäureaus-
scheidung an, doch treten dabei nicht selten grössere Störungen ein. —
Bezüglich der Sauerstoffaufnahme hatten; die Verfasser bekanntlich bei
ihren früheren Versuchen gefunden, dass während der Zeit der Ruhe und
des Schlafes eine bedeutende Aufspeicherung von Sauerstoff im Organismus
stattfinde, also bei Nacht mehr Sauerstoff aufgenommen und weniger
Kohlensäure ausgegeben werde, als am Tage. Die neueren Untersuchungen
lehren, dass dieser Gegensatz zwar thatsächlich besteht, aber nicht in so
enge Grenzen eingeschlossen ist, wie zuerst angenommen wurde. Wenn
2öö Thierphysiologische Untersuchungen.
man die absoluten Mengen von Kohlensäure und Sauerstoff vergleicht,
welche innerhalb 12 Stunden beobachtet wurden, so ergiebt sich, dass
unter den gewöhnlichen Verhältnissen der bei Tage .aufgenommene Sauer-
stoff bei Weitem nicht hinreicht, um aus den Bestandteilen der Nahrung
und des Körpers die wirklich beobachtete Kohlensäuremenge zu bilden,
es muss vielmehr ein Sauerstoffvorrath dazu verwendet worden sein. Im
Huugerzustande ging die Kohlensäureausgabe nahezu mit der Sauerstoff-
aufnahme parallel, bei sehr eiweissreicher Nahrung zeigte sich, dass in
der Nacht auf Kosten des während des Tages aufgespeicherten Sauerstoffs
sich Kohlensäure bildete. Der gesunde Körper besitzt somit die Fähigkeit,
nicht nur während der Nacht, sondern unter gewissen Bedingungen auch
am Tage einen Vorrath von Sauerstoff in sich zu sammelu, den er erst
später zur Kohlensäurebildung verwendet. — Bei den früheren Versuchen
wurde bei Tage stets eine stärkere Ausscheidung von Harnstoff beobachtet,
als während der Nacht, dies Verhältniss zeigt sich bei den jetzigen Ver-
suchen nicht konstant. Bei den Arbeitsversuchen wurde auch am Tage
während der Arbeit durchschnittlich nicht mehr Harnstoff ausgeschieden,
als in der darauf folgenden Zeit der Ruhe und des Schlafes. Dies zeigt
also, dass auch nicht einmal vorübergehend während der Arbeit mehr Ei-
weiss zersetzt wird, als in der Ruhe.
Krafterzeu- Ueber die Krafterzeugung im thierischen Organismus. —
gung im you LieMg hat bekanntlich die Ansicht aufgestellt, dass die Quelle der
thierischen °
Organismus, thierischen Muskelkraft die Verbrennung der lebenden Muskeln mittels
des ihnen durch das Blut zugeführten Sauerstoffs ist, und dass sonach
jede Bewegung, wie unbedeutend sie auch sein mag, die Vernichtung eines
gewissen Muskelbetrages veranlasst. Den stickstofffreien Bestandteilen
des Thierkörpers und der Nahrung legt von Liebig keine Mitwirkung
bei der Krafterzeugung im Körper bei. Da das Produkt der Oxydation
des Muskels der Harnstoff ist, welcher vom Blute aufgenommen und durch
den Urin aus dem Körper entleert wird, so müsste ein grösserer Kraft-
aufwand sich durch eine stärkere Ausscheidung von Harnstoff kundgeben.
Indessen gelang es nicht, auf diese Weise den Beweis von der Richtigkeit
der angegebenen Theorie zu führen; Voit beobachtete bei Hunden, dass
dieselben bei starker Arbeitsleistung nicht mehr Harnstoff ausschieden,
als im Zustande der Unthätigkeit. Trotzdem blieb Voit der Ansicht
treu, dass alle mechanische Arbeitskraft des thierischen Organismus durch
Zersetzung der Eiweisssubstanzen entstehe, da sich der Kraftüberschuss,
welcher der grösseren Leistung entspreche,, aus bereits vorhandener, offen-
bar durch vorhergegangenen Eiweissumsatz erzeugter Kraft erkläre. Voit
betrachtet das Fett und die stickstofffreien Substanzen als Kraftkonser-
virungsmittel, Fick, Wislicenus u. And. nehmen dagegen an, dass die
*) Oekon. Fortschritte. 1867. 17. Chem. Centralbl. 1S67. S. 769.
Thierphysiologische Untersuchungen. 287
mechanische Arbeitskraft kein ausschliessliches Produkt des Protei'nuin-
satzes sei, sondern dass auch die durch die Oxydation der stickstofffreien
Körper- und Nahrungsbestandtheilc frei werdende chemische Kraft sich
im Körper nicht allein in "Wärme, sondern auch in Arbeitskraft umsetze.
Fick und Wisliccnus bestiegen im Jahre 18G6 das Faulhorn, ohne
dass bei dieser Kraftanstrengung eine vermehrte Harnstoffausscheidung zu
bemerken war. Dagegen zeigte sich die Ausscheidung von Kohlensäure
— wie auch Voit schon beobachtete — bei der gesteigerten Arbeit be-
deutend erhöht. Aehnliche Beobachtungen sind von englischen Gelehrten
gesammelt. E. Smith beobachtete, dass bei Gefangenen, welche auf der
Tretmühle arbeiteten, die Harnstoffausgabe durch die Arbeit nicht ver-
mehrt wurde. Der aus dem ausgeschiedenen Harnstoff berechnete Muskel-
umsatz reichte bei diesen Versuchen nur zur Erklärung von drei Fünf-
theilen der verrichteten Arbeit aus, obgleich die Arbeit vergleichsweise
leicht war. Fick und Wislicenus berechnen, dass bei ihrem Versuch
die Verbrennung der Muskeln nicht ein Drittheil ihrer Arbeitsleistung er-
klärt. Nach Frankland wird bei der Umwandlung eines Gramms trock-
nen Muskels in Harnstoff soviel Wärme entwickelt, dass dieselbe, in me-
chanische Kraft umgewandelt, ein Gewicht von 1 Zentner zur Höhe von
132 Fuss zu heben im Stande wäre. Fick und Wislicenus haben bei
ihren Berechnungen die aus der Verbrennung der Eiweissubstanz erzeug-
bare Arbeit absichtlich möglichst hoch angenommen, unter Zugrundelegung
der Frankland 'sehen Angabe für die Berechnung würde kaum der fünfte
Theil der gesammten Arbeit durch die beobachtete Muskelzerstörung ge-
deckt sein. Auch andere von Hau gh ton an militärischen Gefangenen
angestellte Versuche, so wie die Berechnungen von G. Douglas (Philos.
magazine. 1867. S. 273) bezüglich der Ernährung und Arbeitsleistung der
Gefangenen in der Strafanstalt zu Madras, zeigen durch das grosse Ueber-
mass der wirklich verrichteten Arbeit über die, welche durch die Muskel-
zerstörung geliefert werden konnte, dass noch eine andere Kraftquelle
im Organismus vorhanden sein lnuss. Diese Quelle ist in den stickstoff-
freien Körper- und Nahrungsbestandtheilen zu suchen. E.Smith*) zeigte,
dass die Verbrennung von Kohlenstoff im Körper, je nach der Arbeits-
leistung desselben, erheblichen Schwankungen unterliegt; so wurde ausge-
haucht an Kohlensäure stündlich:
Während des Schlafes 19,0 Grm.
Vor dem Schlaf, nach mehrstündiger Euhe 23,0 „
Bei massig schnellem Gehen 70,5 „
Beim schnellen Gehen 100.6 ,,
Beim Arbeiten im Tretrad 189,5 „
Diese Ergebnissse deuten also darauf hin, dass in dein Kohlenstoff
(und Wasserstoff) der Nahrung der Ursprung der mechanischen Arbeits-
kraft zu suchen ist.
*) Philos. Transactions. 1861. S. 747.
288 Thierphysiologische Untersuchungen.
L. A. Parkes (Proc. roy. Society. Bd. 16. S. 44) kommt auf Grund
ausführlicher Untersuchungen zu abweichenden Schlussfolgerungen, nach
seiner Ansicht ist das Mass der Muskelarbeit nicht die .vom Muskel aus-
geschiedene, sondern die vom Muskel aufgenommene Menge Stickstoff. Er
nimmt an, dass die Umwandlung des Bluteiweisses in Muskeleiweiss die
Ursache von Vorgängen in den stickstofflosen Substanzen ist, in deren
Folge Kraft entwickelt wird. Durch die Thätigkeit nimmt der Muskel
Stickstoff auf und wächst, der Eeiz des Stickstoffs oder die Anbildung
von Stickstoff auf den Muskel bedingt Vorgänge in den stickstofflosen,
die letzten Gewebselemente umgebenden Substanzen, welche die Umwand-
lung der Wärme in Bewegung bewirken. Die Kontraktion dauert so lange,
bis die Umsatzprodukte diese Vorgänge hemmen; dann tritt Kühe ein,
während welcher die Umsatzprodukte eutfernt werden. Der Muskel verliert
Stickstoff und kann auf's Neue durch den Keiz in Thätigkeit versetzt wer-
den. Diese Theorie, die mit der Erfahrung im Einklänge steht, scheint
geeignet, den stickstoffhaltigen und stickstofffreien Nährstoffen diejenige
Bedeutung für den thierischen Organismus zuzuweisen, die ihnen zukommt.
Frankland hat den Kraftbetrag berechnet, den verschiedene Nah-
rungsmittel abzugeben im Stande sind, indem er die Wärmeentwickehmg
bestimmte, die durch Verbrennen mit chlorsaurem Kali hervorgebracht
wurde. Die Ergebnisse sind nachstehend derartig zusammengestellt, dass
der Betrag an Kraft angegeben ist, welcher von 1 Gramm der verschie-
denen Speisen zu erwarten ist ; beigefügt ist der prozentische Wassergehalt
der Nahrungsmittel.
Meter-Kilo- Wassergehalt,
gramm. *) Proz.
Cheshirekäse 1908 24
Brod 1201 44
Milch 266 S7
Kartoffeln 482 73
Aepfel 315 82
Hafermehl 1798
Erbsenmehl 1765 —
Mehl 1797 —
Reis 1760 —
Pfeilwurzel 1901
Makrelenfleisch .... 738 70,5
Mageres Rindfleisch . . 623 70,5
Rindfleisch-Fett .... 4113
Das Weisse vom Ei . . 2(i6 86,3
Hausenblase 1700
Hartgesottenes Ei . . . 1030 62,9
Rüben 243 86
Kohl 198 8S,5
Kakao 3149
Leberthran 4127
Lumpenzucker .... 1800 —
Butter 3331
*) Meter -Kilogramm bezeichnet die Kraft, die nöthig ist, um 1 Kilogramm
Gewicht 1 Meter hoch zu heben.
Thierphysiologischc Untersuchungen.
289
"Die höchsten Zahlen entfallen hierbei auf die fetthaltigen Nahrungs-
mittel, bezüglich der niedrigen Angaben für die thierischen Speisen im
Vergleich zu den mehlhaltigen Cerealien ist auf den ungleichen Wasser-
gehalt aufmerksam zu machen. Die Zahlen werden jedoch auf absolute
Richtigkeit keinen Anspruch machen können, da die relative Verdaulich-
keit der Speisen hierbei in Betracht zu ziehen ist. — Weitere Unter-
suchungen über die Frage der Krafterzeugung im thierischen Organismus
erscheinen sehr wünschenswert!!.
ranpen-
krankheit.
Ueber die Ursachen der Seidenraupenkrankheit hat Dr. Die Ursache
Reichenbach*) neuere Untersuchungen ausgeführt, welche sich auf die dl
Zusammensetzung verschiedener Sorten von Maulbeerlaub bezogen. Die
untersuchten Blätter waren folgende:
1. und 2. Blätter aus Japan. Lang, schmal von kräftigem Aussehen,
sehr entwickelt und vollständig ausgewachsen.
3. Blätter aus China. Sehr gross, ausgewachsen, gelbgrün, stark und
fest.
4. 5. und 6. Blätter aus Tortona (Piemont). Reif, stark, dunkelgrün,
nicht sehr gross.
7. Laub aus Alais (Departement du Gard). Reit und sehr gross.
8. Blätter aus Brescia, Jung, kräftig und saftig grün.
100 Theile trockner Blätter enthielten:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Stickstoff ....
Eiweissstoffe .
Asche**) ....
Kali
Kalk
Magnesia ....
Phosphorsäure . .
Kieselsäure
Kochsalz ....
3,23
20,10
12,5:»
3,00
3,79
0,74
0,80
4,11
0,34
3,36
21,00
13*58
3,27
4.01
0,76
0,73
4,51
0,41
3,13
19,5Q
13,53
3,20
3,74
1 1,03
1 0,66
4.72
0,60
2,34
14,60
14,17
3, ! 1
5,10
0,56
0,57
4,76
0,23
2,34
1 4,60
14,45
2,38
5,19
0,50
0,51
5,44
0,30
2,49
15,50
14,67
2,40
5,28
0,45
0,63
5,17
0,24
2,38
14,80
11,96
3,32
4,84
0,53
0,63
2,42
0,30
3,36
21,00
11,34
2,69
3,50
0,69
0,88
2,93
0,26
Die Blätter aus Japan und China enthielten also bedeutend mehr
Stickstoff, resp. Eiweissstoffe, als die piemontesischen und französischen
Blätter. Bezüglich der lombardischen Blätter aus Brescia ist zu bemerken,
dass dieselben erheblich kleiner und dünner, also wahrscheinlich jünger
waren, woraus sich der relativ hohe Stickstoffgehalt derselben erklärt.
Von Lieb ig hat bekanntlich schon früher eine ungenügende Ernährung
der Seidenraupen mit Protcinstoffen, welche durch den niedrigen Stickstoff-
gehalt der Blätter angedüngter Maulbeerbäume bedingt wird, als Ursache
der Seidenraupenkrankheit bezeichnet. Die unzureichende Ernährung der
*) Annalen der Chemie und Pharmacie. Bd. 143 S. 83.
**) Die prozentische Zusammensetzung der Aschen ist auf »S. 69 niitgetheilt.
Jahresbericht X. 19
290 Thierphysiologiscbe Untersuchungen.
Raupen soll bewirken, dass diese den von aussen auf sie einwirkenden
schädlichen Einflüssen einen geringeren Widerstand entgegensetzen, als
bei reichlicherer Ernährung. Auf Grund obiger Analysen schliesst der
Verfasser sich dieser Ansicht an. — Der Kaligehalt ist in allen Blättern,
mit Ausnahme der beiden Sorten 5 und 6 aus Tortona ziemlich gleich
hoch, Kalk enthalten die piemontesischen und französischen Blätter im
Uebermass, dagegen weniger Magnesia als die japanesischen und chinesi-
schen Blätter. Auch bezüglich der Phosphorsäure stehen die Blätter aus
Piemont und Japan hinter den anderen zurück. Das Verhältniss der
Phosphorsäure zu dem Stickstoff differirt bei den verschiedenen Blättern
in ziemlich engen Grenzen, nämlich zwischen 1 Phosphorsäure zu 4,0 bis
4,8 Stickstoff; es ist daher anzunehmen, dass eine vermehrte Zufuhr von
Phosphorsäure zu dem Erdboden der Maulbeerpflanzungen neben dem
Phosphorsäuregehalt auch den Gehalt der Blätter an Stickstoff steigern
wird.
Leopold Lenz*) veröffentlichte nachstehende auf die Seiden-
raupenkrankheit bezügliche Analysen. Die Seidenraupen entstammten
theils der in Ungarisch -Altenburg befindlichen Zucht, theils waren sie
anderorts (?) herbeigeschafft. Sie standen in gleichem Alter und kamen
vier Tage nach der letzten Häutung zur Untersuchung. Die Exkremente
stammten ebenfalls von Raupen gleichen Alters. Die analysirten Blätter
waren als Durchschnittsprobe der gesammten zur Verfütterung benutzten
Masse entnommen, bei den Blättern wurden die Blattrippen und Stiele
vor der Analyse sorgfältig ausgeschnitten.
1000 Theile Seidenraupen (lebend) und ihrer lufttrocknen Exkremente
enthielten :
Gesunde.
Fl ecken
kranke.
Gelbsüchtige.
Im frischen Zustande : Raupen.
Exkremente.
Raupen.
Exkrem.
Raupen.
Exkrem.
Trockensubstanz
. 166,44
879,38
13S,87
870,58
141,98
858,84
Wasser . . .
. 833,56
120,62
861,13
129,42
85S,02
141,16
Im trocknen Zustande:
Stickstoff . .
. 105,52
29,03
106,94
32,81
108,41
31,03
Mineralstoffe**)
. 73,54
97,49
91,23
94,24
83,60
110,15
Die Asche enthielt in 1000 Theilen:
Kieselsäure .
5,76
23,70
12,34
53,77
13,52
14,09
Schwefelsäure
. . 62,28
48,04
57,21
56,73
49,01
62,97
Phosphorsäure
. 287,14
89,94
280,93
82,76
267,60
94,47
Chlor . . .
2,03
Spuren
2,38
2,45
0,62
Eisenoxyd
7,15
35,28
1,47
20,55
Spuren
24,83
Magnesia . .
. 84,82
112,85
54,72
90,74
48,75
117,61
Kalk . . .
. 59,21
479,75
86,99
364,23
51,60
325,90
Kali . . .
{ 493,G4
168,96
480,72
308,03
550,00
341,45
Natron . . .
37,21
17,10
20,76
6,86
18,00
*) Allgemeine land- u. forstw. Ztg. 1867. S. 125.
*) Kohlensäure-, kohle- und sandfreie Asche.
Thierphysiologische Untersuchungen 291
1000 Thle. verpuppter Seidenraupen (gesunde Japanesen), deren
Kokons und Maulbeerblätter enthielten im getrockneten Zustande:
Verpuppte Kokons Maulbeer-
Raupeu. derselben. blätter.
Stickstoff' . . . 92,36 195,71 47,74
Mineralstoffe . . G0,S7 10,61 74,84
100 Gewichtstheile der Asche enthielten:
Kohlensäure . . 0 30,50 14,51
Schwefelsäure . . 24,12 21,37 46,36
Phosphorsäure . . 358,78 121,32 120,20
Chlor Spuren 9,02 0,62
Eisenoxyd . . . Spuren 24,89 15,87
Magnesia . . . 157,61 126,17 124,82
Kalk 46,65 522,87 331,53
Kali 355,95 131,95 312,67
Natron .... 50,61 5,00 31,00
Die gesunden Baupen enthalten hiernach mehr Trockensubstanz, mehr
organische Substanz und mehr Stickstoff. Die Unterschiede im Aschen-
gehalte sind unbedeutend, an Phosphorsäure und Magnesia sind die ge-
sunden Baupen reicher als die kranken, namentlich die gelbsüchtigen, da-
gegen ist in den Exkrementen der gelbsüchtigen, gegenüber den Exkre-
menten gesunder und fleckenkranker Seidenraupen, sowohl die Phosphor-
säure als auch die Magnesia vorherrschend. Die geringen Spuren von
Eisenoxyd in den gelbsüchtigen Raupen verdienen vielleicht besondere
Beachtung. Kalk ist in den fleckenkranken Raupen in verhältnissmässig
grosser Menge enthalten, die Asche der Exkremente enthält dagegen bei
den gesunden Thieren die grosste Kalkmenge. Der Alkaligehalt erscheint
in der Asche gesunder Raupen geringer, als in der Asche der kranken,
dasselbe Verhalten giebt sich auch in der Asche der entsprechenden Ex-
kremente kund.
Während von Li eh ig der Ansicht huldigt, dass die Krankheit der Seiden-
raupen eine Folge ungenügender Ernährung ist, indem die in einem durch langen
Anbau erschöpften Boden wachsenden Maulbeerbäume ein Laub liefern, welches
nicht mehr die genügende Menge von Protei'nstoffen enthält, wird diese Ansicht
durch die Beobachtungen von Karmrodt, von Gohren, Haberlandt und
mehreren französischen Chemikern nicht bestätigt. Es ist hierbei jedoch nicht
ausser Acht zu lassen, dass einjährige Versuche über den Einfluss der stickstoft-
armen Nahrung vielleicht nicht entscheiden können, indem dieser bei längerer
Fortdauer eine Degeneration des Jnsekts zur Folge haben kann, die sich erst in
der zweiten oder dritten Generation bemerklieb macht. Bekannt ist, dass die Er-
nährung der Seidenraupen mit jungen, stickstoffreichen Blättern meistens bessere
Resultate liefert, als die Fütterung mit älteren Blättern desselben Baumes. —
A. Stöckhardt*) spricht sieb gegen die Ansicht aus, dass eine Erschöpfung des
*) Der chemische Ackersmann. 1867. S. 17.
19*
292 Fütterungs -Versuche.
Bodens durch lange Kultur von Maulbeerbäumen an irgend einem Pflanzennähr-
stoffe die Ursache sei, dass das Maulbeerlaub die Seidenraupen nicht mehr in
normaler Weise ernähre und diese dadurch zur Erkrankung disponire.
Aufzucht Ueber die Aufzucht von Kälbern mit Hülfe von Lein-
vonKäibem. samen un(j Leinkuchen theilt W. Funke*) einen Versuch mit, der
um so mehr Beachtung verdient, da kürzlich von 0. Lehmann**) die
Gedeihlichkeit der Leinsamenfütterung bei Kälbern in Abrede gestellt ist.
Das Versuchsthier war ein Bullenkalb, Kreuzungsprodukt einer schlesischen
Landkuh von 900 Pfd. Gewicht mit einem Allgäuer Bullen von 1400 Pfd.
Lebendgewicht. Das Thier wurde in den vier ersten Lebenswochen mit
Muttermilch getränkt, gegen Ende dieser Periode fing es an, etwas Heu
aufzunehmen, der Milchverzehr betrug durchschnittlich 20 Pfd. täglich.
Von der 5. bis 8. Lebenswoche wurde das Kalb von der Muttermilch ent-
wöhnt, von 3 zu 3 Tagen wurden 2 Pfd. Milch entzogen und durch 1 Pfd.
abgerahmte süsse Milch und 4 Lth. Leinsamen ersetzt. Die Heuaufnahme
betrug in dieser Zeit bis zu V« Pfd. In der 9. bis incl. 12. Woche wurde
von 3 zu 3 Tagen 1 Pfd. abgerahmte Milch abgezogen und durch 2 Lth.
Leinkuchen und 2 Lth. Gerstenschrot ersetzt. Der Heuverzehr betrug bis
zu 4 Pfd. In der 12 bis incl. 16. Lebenswoche fand die Entwöhnung von
dem Leinsamen und der Trankfütterung statt, nur das vom Trockenfutter
Unverzehrte wurde der Tränke beigemischt und in dieser Form, wie immer,
ganz und begierig aufgenommen. Von 3 zu 3 Tagen wurden je 4 Lth.
Leinsamen durch 2 Lth. Leinkuchen und 2 Lth. Gerstenschrot ersetzt. Heu-
aufnahme bis zu 5 Pfd. — Der zerquetschte Leinsamen wurde stets im ge-
kochten, das Gerstenschrot- und Leinkuchenpulver im angebrühten Zustande,
anfangs mit Milch, später mit Wasser vermischt, als lauwarmer Trank
gegeben. Von den 9. — 12. Woche an wurde ein Theil des Schrots und
der Leinkuchen trocken gereicht. Dem Tränkfutter wurde täglich 1 Lth.
präzipitirter phosphorsaurer Kalk zugesetzt, ausserdem fehlte es nicht an
hinreichenden Salzgaben. Das Futter wurde stets mit Begierde aufge-
nommen, ohne Zweifel hätte das Thier auch noch grössere Gaben davon
verzehrt. Ein Versuch, den Leinsamen durch eine Mischung von Hülsen-
fruchtschrot und Oel zu ersetzen, misslang, da das Kalb diesen Trank,
wahrscheinlich wegen des obenauf schwimmenden Oels, weniger gern
aufnahm. Das Befinden des Kalbes war stets normal, Durchfall trat
nie ein.
Die Gewichtszunahme des Kalbes zeigt nachstehende Tabelle:
*) Der Landwirth. 1868. S. 3.
**) Jahresbericht. 1866. S. 355.
FUtternngs -Versuche.
293
Zeit und Fütterung.
Lebendgewicht
am
Anfangj Ende
der Periode.
Pfd. Pfd.
Zu-
nahme.
Pfd.
Zu-
nahme
pr.Tag.
Pfd.
1. bis incl. 4. Woche. Fütterung: mit Muttermilch
5. bis incl. S. Woche.- Periode des Entwöhnens von
78
135
173
214
135
173
214
259
57
38
41
45
2,04
1,39
9. bis incl. 12. Woche. Periode des Entwöhnens
13. bis incl. 16- Woche. Periode des Entwöhnens
1,46
1,61
Nach einer ungefähren Berechnung waren zur Erzeugung von 1 Pfd.
Lebendgewicht erforderlich an organischer Substanz in der Nahrung:
1. Periode . ." . 1,02 Pfd.
2. „ ... 1,93 „
4. „ ... 3,4 „
Auf Grund dieser Versuchsergebnisse empfiehlt W. Funke den Lein-
samen und die Leinkuchen als besonders geeignet für das allmähliche Ent-
wöhnen der Kälber von der Milchnahrung, namentlich für solche Verhält-
nisse, die wegen hoher Milchpreise oder aus anderen Gründen ein künst-
liches Auftränken der Kälber mit möglichster Ersparung von Milch vor-
theilhaft erscheinen lassen.
Ueber die weitere Entwicklung des Versuchsthieres theilt der Verf.
folgendes mit: Vom Schlüsse der 16. Woche an bis zum Alter von acht
Monaten wurde das Kalb auf einer üppigen Weide und mit abgemähetem
Grüufutter (Klee, Luzerne, Grünwicken) ernährt. Gegen Ende dieser
Periode wurde das Grünfutter allmählich durch Heu und Runkelrüben er-
setzt. Daneben wurden täglich V2 Pfd. Gerstenschrot und 7a Pfd. Lein-
kuchenmehl im Tränkwasser gereicht. Vom 8. Monate an erhielt das Thier
Winterfutter, bestehend aus 20 Pfd. Runkelrüben, 4 Pfd. Spreu, 1 Pfd.
Bohnenschrot, 1 Pfd. Gerstenschrot, 1 Pfd. Leinkuchen, l/j Pf. Leinsamen
(gekocht) und 5 Pfd. Kleeheu, letzteres wurde allmählich vermehrt. Das
Lebendgewicht des Thieres betrug
im Alter von 9 Monaten . . . 580 Pfd.
„ * „10 „ ... 640 „
« » » H n ... 685 »
n n r> i" n ... (Du „
Das Thier wurde im Alter von einem Jahre für 70 Thlr. verkauft,
die Kosten der Fütterung incl. des Geldwerths des neugeborenen Kalbes
berechnet der Verfasser auf 63 Thlr. 1 Sgr. 10 Pf., so dass also ein Ueber-
schuss von 6 Thlr. 28 Sgr. 2 Pf. erzielt wurde. Die Produktionskosten
für 1 Pfd. Lebendgewicht betrugen im Durchschnitt des ganzen Versuchs
2Vi Sgr.
294 Fütterungs -Versuche.
Futterver- Fu tte r ver we rth ung durch Kindviehmast. Der „Land-
werthiuig ^jrth"*) enthält folgende Mittheilung über eine Mästung von Zugochsen,
viehmast. ^ ausrangirte Zugochsen wurden 136 Tage gemästet, sie erhielten an
Futter während der ganzen Mastzeit per Kopf und Tag 10 Pfd. Stroh und
Spreu, 5 Pfd. Heu, 60 Quart Schlempe, 7 Pfd. Gerstenmalztreber, 4 Lth.
Viehsalz, dazu im ersten Drittheil der Mastzeit 1 7a Pfd. Oelkuchen, 7» Pfd.
Hülsenfruchtschrot, im zweiten Drittheil der Mast 2 Pfd. Oelkuchen, Vh
Pfd. Hülsenfruchtschrot, im letzten Drittheil 2Va Pfd. Oelkuchen, 2*/a Pfd.
Hülsenfrucht- uud Maisschrot. Stroh und Spreu als Häcksel, sämmtliche
Schlempe, Treher, Maisschrot und Hülsenfruchtschrot täglich in Kationen
als Brühfutter, Oelkuchen als trockenes Mehl, unmittelbar vor dem Füttern
jeder Ration im Mengetroge zugesetzt, Heu in drei täglichen Rationen
bald nach dem Brühfutter. Wasser wurde den Thieren angeboten, aber
nicht aufgenommen. Die Thiere wurden bei der Aufstellung und hernach
alle 14 Tage früh 72 10 Uhr gewogen. Sie wogen bei
der Aufstellung zusammen 132,75 Ztr. oder im Mittel pro Kopf 12,07 Ztr.
bei Beendung der Mast . 158,64 » „ „ „ „ „ 14,42 „
Die Gewichtszunahme betrug also 25,89 Zntr. oder per Kopf 2,35 Zntr.
Pro Kopf und Tag berechnet sich eine durchschnittliche Zunahme
von 1,73 Pfd. Bei den einzelnen Thieren differirte die Zunahme zwischen
112— 322 Pfd.
Ueber den Ertrag der Mästung giebt folgende Berechnung Auskunft:
Werth der mageren Ochsen (5 Thlr. pro Ztr.) . 4 . 663,75 Thlr.
Futterkosten 473,1 „
AWartung (l Mann ä 6 Sgr. täglich) 27,2 „
1164,05 Thlr.
Erlös für die gemästeten Ochsen (77a Thlr. pro Ztr.) 1189.S0 „
Gewinn . . 15,75 Thlr.
Streustroh und Dünger sind nicht veranschlagt.
Die Futterstoffe sind in dieser Berechnung zu folgenden Preisen in Ansatz ge-
bracht: Heu per Ztr. 25 Sgr., Stroh per Ztr. 10 Sgr., Schlempe per Quart 0,9 Pfg.,
Treber per Ztr. 10 Sgr., Rapskuchen 50 Sgr., Schrot 67,5 Sgr., Salz 32,5 Sgr.
Bei einem zweiten Mastversuch mit Ochsen, über welchen die genannte
Zeitschrift**) berichtet, wurden nachstehende Resultate erzielt.
Die Versuchsthiere waren vier Schnittochsen von zusammen 45 Zntr.
Lebendgewicht, nicht mehr jung, aber in angemessenem Futterzustande.
Die Mastzeit umfasste 102 Tage und zerfiel in drei Perioden. Gefüttert
wurden auf 1000 Pfd. Lebendgewicht täglich:
*) 1867. S. 195.
**) 1867. S. 73.
Fütterung« -Versuche.
295
I. Periode. II. Periode. III. Periode.
28 Tage. 38 Tage. 36 Tage.
Pfd. Pfd. Pfd.
Presslinge (gesäuert) ... 40 40 35
Weizenkleie 5 6 —
Rapskuchen 5 7 7
Leinsamen 0,6 1 1,5
Gerstenschrot — — 8
Stroh S 8 6
Darin waren enthalten*):
Trockensubstanz 27,4 29,3 28,2
Protein 3,24 4,03 3,9
Fett ' 1,08 1,46 1,56
Stickstofffreie Extraktstoffe . 13,38 14,28 15,1
Nährstoffverhältniss 1 : . . . 4,9 4,4 4,6
Das Gewicht der Thiere betrug
1. 2. 3. 4.
bei der Aufstellung . . . 1160 Pfd. 1180 Pfd. 1120 Pfd. 1060 Pfd.
bei Beendung der Mast . . 1450 „ 1510 „ 1320 „ 1275 „
Zunahme . . . 290 Pfd. 330 Pfd. 200 Pfd. 215 Pfd.
Pro Tag . . . 2,84 „ 3,23 „ 1,96 „ 2,10,,
Die mageren Ochsen kosteten (ö'/a Thlr. pro Ztr.) . . . 240 Thlr.
Futterkosten (excl. Stroh) 187 „
427 Thlr.
Erlös für die gemästeten Ochsen (8 Thlr. pro Ztr.) . . . 444 „
Ueberschuss . . 17 Thlr.
Die Futterstoffe sind bei der Berechnung mit folgenden Preisen per Ztr. in
Ansatz gebracht: Presslinge 10 Sgr., "Weizenkleie 30 Sgr, Rapskuchen 56 Sgr ,
Leinsamen 145 Sgr , Gerstenschrot 5G Sgr. — Das Resultat dieser Mästung ist eben-
alls als ein günstiges zu bezeichnen.
Kübenfütterung frei Milchkühen, von H. B. Möschler.**) — nübenfütte-
Der Verfasser berichtet über das Ergebniss einer sehr reichlichen Rüben- nine bei
fütterung. Fünf Kühe erhielten im Winterhalbjahr 1865 — 66 täglich pro
Kopf 2—3 Pfd. Heu oder Kleeheu, 2—3 Pfd. Kleie, 2 Pfd. Rapsmehl, ca.
15 Pfd. Bier-Treber und 20—25 Pfd. Runkelrüben neben Stroh und Spreu.
Im folgenden Winterhalbjahre erhielten dieselben Thiere pro Kopf und
Tag ca. 75 Pfd. Rüben, 2 Pfd. Rapsmehl, 2 Pfd. Kleie, ca. 15 Pfd. Treber
und weniger Stroh und Spreu. Die Kühe waren theils Landrace, theils
Allgäuer Kreuzung im Alter von 5 — 10 Jahren.
Der Milchertrag betrug vom 1. November bis mit 30. April:
*) Nach der Tabelle von J. Kühn berechnet.
**) Amtsblatt f. d. landw. Vereine d. Königreichs Sachsen. 1367. S. 91.
296 Fütterungs -Versuche.
No.
1S65-
-66.
1866-67.
1 in 181 Melktagen
1135 Kannen
1824 Kannen
2 „ 91
n
461
r>
in 133 Melktagen 851 „
3 „ 123
r>
492
n
„128 „ * . 768 „
4 „ 45
V
720
■n
„ 84 „ 879 „
5 „ 97
r>
711
T>
„ 139 „ 711 „
537 Melktage 3519 Kannen 665 Melktage 5120 Kannen
Pro Kuh und Tag 63/a „ 8Ve „
In beiden Jahren kamen sämmtliche Kühe altinelkend in die Fütterung
und kalbten theils gar nicht, theils erst in der letzten Hälfte der Zeit.
No. 1 zeigte bei ganz gleichen Verhältnissen doch einen Mehrertrag von
ca. 700 Kannen Milch bei der starken Rübenfütterung.
Schon aus früheren Beobachtungen war es bekannt, dasa die leicht verdau-
lichen Runkelrüben ein sehr gedeihliches Futter für Milchkühe darstellen.
Einüuss der Ucber den Einfluss der Nahrung auf die Zusammen-
Nahrung setzung der Milch stellte Szubotin*Vbei Hündinnen Versuche an.
zusammen- ^e Thiere wurden abwechselnd mit fettfreiem Fleisch, Kartoffeln und Fett
setzung der gefüttert, die Milch reagirte in allen Fällen sauer, sie enthielt durch-
Milch' schnittlich in 1000 Theilen:
Bei Fleisch- Bei Kartoffel- Bei Fett-
nahrung, nahrung. nahrung.
Feste Bestandteile . . . 227,1 170,5 226,3
Wasser 772,6 829,5 773,7
1000,0 1000,0 1000,0
Kasein 52,0 42,5 59,2
Albumin 39,7 39,2 42,6
Fett 106,4 49,8 101,1
Milchzucker 24,9 34,2 21,5
Salze und Extraktivstoffe . 4,4 4,8 3,9
227,4 170,5 228,3
Bei Fleischnahrung war also die Milch prozentisch reich an Fett,
selbst reicher als bei reiner Fettnahrung, der Zuckergehalt zeigt sich in
beiden Fällen geringer, als bei der Kartoffelf ütterung, der Gehalt an Ei-
weissstoffen stellt sich für Fleisch- und Fettnahrung nahezu gleichhoch,
dagegen für die Kartoffelnahrung wieder bedeutend niedriger. Bensch
und Playfair glaubten früher gefunden zu haben, dass bei Meiseh-
nahrung der Zuckergehalt sich bis auf ein Minimum vermindere, der Fett-
gehalt dagegen durch vegetabilische Kost gesteigert, durch animalische
herabgedrückt werde. Beide Angaben sind durch die vorliegenden Unter-
suchungen nicht bestätigt worden.
*) Yirchow's Archiv für pathol. Anatomie. Bd. 36. S. 561. Oekon. Fort-
schritte. 1867. S. 134.
FUtterungs- Versuche. 297
Bezüglich der täglichen Milchproduktion ergaben die Beobachtungen,
dass die Milchsekretion bei Fleischnahrung am stärksten war, bei Kar-
toffelnahrung verminderte sie sich rasch und erhöhte sich wieder, wenn
zur Fleischnahrung zurückgekehrt wurde. Noch stärker wurde die Milch-
sekretion durch die Fettnahrung beeinträchtigt, bei zwei Hündinnen war
nach einigen Tagen Fütterung mit Fett die Milch gänzlich verschwunden
und erschien wieder nach Fütterung mit Fleisch. Sogar ein bedeutender
Zusatz von Fett zur Nahrung (Va Pfd. Fleisch und 1 V2 Pfd. Fett) drückte
die Milchsekretion bis auf ein Minimum herab.
Die Ergebnisse dieser Versuche sprechen für die Ansicht Voit's,*) dass das
Fett im Thierkörper wenigstens zum grossen Theile aus Eiweissstoffen gebildet
werde; die Ansicht B oussingault's, dass bei geringem Fettgehalt der Nahrung
das Milchfett auf Kosten des Fettes des Körpers sich bilde , wird dadurch
widerlegt, dass die anfangs mageren Versuchshunde während der Fütterung mit
Fleisch fett wurden. Es bleibt noch fraglich, ob die Ergebnisse dieser mit Ilunden
angestellten Untersuchung auch für die Pflanzenfresser Geltung haben. Wenn man
auch für diese Thierc neuerdings annimmt, dass sich auch in ihrem Körper das
Fett nicht aus Kohlehydraten, sondern aus Proteinstoffen bilde, so ist dagegen der
Einwurf erhoben, dass die Prote'inmenge im Produktionsfutter nicht genüge, um die
Fetterzeugung, z. B. bei Milchkühen, zu erklären. Man hat allerdings hiergegen
geltend gemacht, dass man auch das Protein des Erhaltungsfutters für die Fett-
bildung mit in Betracht zu ziehen habe, es bleibt aber noch die von Grouven
nachgewiesene Umwandlung der Kohlehydrate in Fettsubstanzen — fette Säuren —
im Darmkanale der Pflanzenfresser zu berücksichtigen. Der von Szubotin ge-
lieferte Nachweis einer Fettbildung im Thierkörper durch Proteinumsatz ist jedoch
immer eine hochwichtige Thatsache. Hoppe beobachtete, dass sich ausserhalb des
Thierkörpers der Fettgehalt der Milch beim Stehen an der Luft vermehrt; diese
Beobachtung hat Szubotin kontrollirt und bestätigt gefunden, bei dreitägigem
Stehen vermehrte sich der Fettgehalt der Milch um beinahe 6,5 Prozent.
Hessling**) beobachtete in der Milch einen Pilz, der konstant jede Milch-
gährung begleitet und in die Produkte der Milch, Butter und Käse, übergeht. Er
nimmt an, dasa der Milchpilz die stoffliche Mischung der Milch ändert, lässt es
jedoch unentschieden, auf welche Bestandtheile der Milch seine Wirkung sich
geltend macht. — Die Frage bezüglich der Fettbildung im reifenden Käse ist nach
den widersprechenden Ermittelungen von M. Brassier***) undCh. Blondeau|)
noch als eine offene zu betrachten.
Ueber Trockenfütterung des Rindviehs, von F. Schmidt. ff) ueber
— Der Verfasser empfiehlt die Trockenfütterung als die zweckmässigste Jfocken"
und ökonomischste für alle Wirthschaften, die nicht wässrige Abfälle von
fütterung.
*) Jahresbericht. 1866. S. 329.
**) Virchow's Archiv. Bd. 35. S. 561.
***) Jahresbericht lSGß. S. 3S0-
f) Ibidem. 1865. S. 305.
tt) Allgern. land- u. forstw. Ztg. 1867. S. 970.
298 Fütternngs -Versuche.
Fabriken benutzen. Die Vortheile dieser Methode besteben darin, dass
man weniger zu fahren hat, dass bei der Grünfütterung ein Theil des
Futters zu alt wird, dieses auch oft beregnet und leicht Aufblähen darnach
entsteht, ebenso Durchfall. Die Aufnahme der grossen Wassermasse im
Grünfutter ist ausserdem unvortheilhaft, da die Respiration der Thiere im
Stalle beschränkt ist. Anhaltende Grünfütterung schwächt die Thiere,
namentlich Jungvieh. Die Trockenfütterung gewährt den Vortheil einer
grösseren Gleichmässigkeit und höheren Verwerthung des Futters. Das
Vieh bleibt reiner, obgleich man weniger Streustroh braucht. — Der Ver-
fasser schichtet den ganzen Dürrfuttervorrath für ein Jahr auf den Heu-
boden auf. Zuerst bedeckt er den Boden mit einer 8 zölligen Lage von
Weizen-, Gersten- oder Maisstroh, darauf kommt eine Schicht Luzerneheu,
darauf Eothklee mit Rapsschoten gemischt, hierauf gutes Wiesenheu,
darauf in derselben Reihenfolge die verschiedenen Luzerne- und Klee-
schnitte mit wechselnden Strohschichten, bis der Boden gefüllt ist. Bei
der Verfütterung werden von dem Heustocke mit einer scharfen Stahl-
schaufel 3 Fuss breite senkrechte Schichten abgestochen, zu Häcksel ge-
schnitten , dann 3/t davon mit Salzwasser besprengt und V* mit Raps-
kuchenmehl und Salz gemischt und angefeuchtet verfüttert. Zuerst er-
halten die Kühe diese Mischung, dann das gesalzene Kleefutter. Der Gesund-
heitszustand der Thiere soll bei dieser Fütterung nichts zu wünschen
übrig lassen.
E. Peters*) bezeichnet als die Vortheile der Trockenfütterung,
dass dieselbe eine sparsamere und rationellere Verwendung der Futter-
ernten ermögliche, dass die Beseitigung des Wechsels in der Ernährung
der Thiere mit trocknen und frischen Futterstoffen für den Gesundheits-
zustand der Thiere und die Ausnutzung des Futters vortheilhaft sei, und
endlich, dass bei der Trockenfütterung eine wesentliche Ersparung an
Streumaterial eintrete. Zu Gunsten der sommerlichen Grünfütterung pflege
man dagegen anzuführen, dass dabei die Kosten des Heumachens für den-
jenigen Theil des Grünfutters erspart würden, welcher direkt im frischen
Zustande zur Verfütterung gelangt, dass man von derselben Futtermenge
einen grösseren Effekt erziele, wenn dieselbe frisch verfüttert wird, als bei
der Verfütterung im getrockneten Zustande, und endlich, dass bei der
Grünfütterung verhältnissmässig mehr Dünger produzirt werde. Es sei
nicht in Abrede zu stellen, dass die Trockenfütterung für das Heumachen,
auch wenn man die billige Methode der Braunheubereitung anwende, und
für die erforderlichen grösseren Scheunenräume einen höheren Kostenauf-
wand erfordere, dieser werde aber durch die gleichmässige und sparsamere
Verwendung des Futters ausgeglichen. Der Verlust an Nährstoffen sei bei
einer rationellen Heubereitung nicht gross, bei vorsichtigem Trocknen des
*) Der Landwirth. 1867. S. 369.
Fütterung» -Versuche. 299
Futters leiste dasselbe im trocknen Zustande ebensoviel als im frischen.
Auch die Düngerproduktion aus dem Futter erleide durch das Trocknen
des Futters keine Einbusse, bei der Grünfütterung sei allerdings mehr
Streumaterial erforderlich, was aber nicht als ein Vorzug derselben anzu-
sehen sei. Jedenfalls verdiene die Methode der Trockenfütterung von der
landwirtschaftlichen Praxis geprüft zu werden.
Fütterungsversuche mit Palmkuchen bei Milchkühen. — Futterungs-
Herbst zu Banteln fütterte seinen Viehstapel — 88 Milchkühe und drei J^M^h.
Bullen holländischer Race — im Winter 18G6— 67 in folgender Weise: kühen.
Pro Kopf und Tag.
Kunkelrüben 50 Pfd.
Bubnenschrot 2 „
Weizenkleie 1 „
Roggenkleie 1 .,
Oelkucben (Rapskucben) 2 „
Haferstroh, Weizen- und Haferspreu ca. 20 „
Das Vieh hielt sich bei diesem Futter sehr gut und lieferte auch ein
angemessenes Quantum Milch. Im Dezember wurden statt der Oelkuchen
14 Tage lang 2 Pfd. Palmkuchen gefüttert, darauf wieder 14 Tage lang
Oelkuchen u. s. f., dabei wurde die Milchmenge und der Buttergewinn
bei den verschiedenen Fütterungen beobachtet. Es ergab sich dabei, dass
die Palmkuchen zwar nicht den quantitativen Milchertrag steigerten,
dagegen aber eine fettreichere Milch lieferten, als die Kapskuchen.
Während bei der Kapskuchenfütterung 100 hannov. Quart Milch 6,20 Pfd.
Butter lieferten, ergab diese Milchmenge bei Palmkuchenfütterung 8,2 Pfd.
Butter;
Henneberg bemerkt hierzu, dass sich bei fortgesetzten Fütterungs-
versuchen herausgestellt habe, dass eine Vermehrung der Palmkuchen auf
3 Pfd. pro Kopf und Tag den Fettgehalt der Milch nicht weiter steigerte,
und dass bei Darreichung von 1 Pfd. Palmkuchen und 1 Pfd. Rapskuchen
die zur Darstellung von 1 Pfd. Butter erforderliche Milchmenge ungefähr
in der Mitte lag zwischen den obigen Zahlen: 100 Quart Milch lieferten
dabei durchschnittlich 7,4 Pfd. Butter. — Die bei der Palmkuchenfütterung
erzielte Butter erwies sich sehr rein und wohlschmeckend.
Aehnliche Versuche sind von von Arnsberg**) ausgeführt worden.
Sieben ostfriesische Kühe erhielten ausser dem gewöhnlichen Futter zuerst
10 Tage lang 2 Pfd. Rapskuchen , dann statt dieser 2 Pfd. Palmkuchen
und endlich wieder 15 Tage lang 2 Pfd. Rapskuchen. Die ersten drei
Tage jeder Periode sind unberücksichtigt geblieben, in den letzten 7 Tagen
jeder Periode verzehrten die Kühe zusammen:
*) Journal für Landwirtbschaft. 1SG7. S. 22S.
**) Ibidem. S. 450-
300 Fütterungs -Versuche.
Wiesenheu . .
147 Pfd.
Kleeheu . . .
315 „
Ilaferstroh . .
2205 „
Bohnenschrot .
73,5 „
Koggenschrot .
73,5 „
Dazu 98 Pfd. Raps- resp. Palmkuclien und wöchentlich 0,2 Pfd. Salz
pro Stück.
Die Ergebnisse waren nachstehende:
Kapskuchen. Palmkuchen.
Milch 1332 Pfd. 125G Pfd.
Butter 37 „ 40 „
Frischer Käse . . 111 „ 188 „
Der quantitative Milchertrag zeigte sich also hei der Palmkuchen-
fütterung etwas vermindert, aber dieser Ausfall wird durch den vermehr-
ten Butter- und Käsegehalt der Milch mehr wie aufgewogen.
Fütterungs- Füt t e i*u ii gs ve r su che mit Eapskuchen, durch Schwefel-
versuche kohlenstoff entöltem Rapsniehl und Malzkeimen bei Milch-
kuchen etc. külien, von Oskar Lehmann. — Die nachstehenden Versuche wurden
bei sechs Kühen ausgeführt, die je zu zweien so zu einer Gruppe ver-
einigt wurden, dass die Dauer des Milchendseins und das Lebendgewicht
der Gruppen unter einander sich annähernd gleich waren. Die erste Ab-
theilung, aus einer Voigtländer und einer sächsischen Landkuh zusammen-
gesetzt, war 146 Tage milchend; die zweite Abtheilung, eine Holländer
und eine Landkuh, 140 Tage milchend; die dritte, zwei Holländer, war
95 Tage milchend. Die Thiere hatten vor Beginn des Versuchs eine
Futtermischung aus Runkeln, Heu, Häckerling, Spreu, Stroh, Roggenkleie
und Rapskuchen erhalten, während der Uebergangsfütterung wurde all-
mählich zu einer Mischuug von Stroh und Runkeln übergegangen, zu wel-
cher für jede Gruppe eins der oben genannten Kraftfuttermittel in solcher
Menge zugesetzt wurde, dass das Nährstoffverhältniss 1:5, das Verbal tniss
der Holzfaser zur Gesammtmenge der Nährstoffe 3 : 5 betrug. Die Fett-
substanzen wurden hierbei mit ihrem einfachen Betrage als Kohlehydrate
in Rechnung gebracht. Im Laufe des Versuchs wurde mit den Futter-
rationen unter den verschiedenen Abtheilungen gewechselt, die Futter-
rationen waren so normirt, dass sämmtliche Thiere pro 1000 Pfd. Lebend-
gewicht eine gleiche Menge von stickstoffhaltigen und stickstofffreien
Nährstoffen erhielten, nämlich:
2,8 Pfd. Protein, 13,9 Pfd. Kohlehydrate und 10 Pfd. Holzfaser.
Das Fettgehalt differirte zwischen 0,51 und 0,83 Pfd.
Die Thiere wurden am Ende jeder Periode zwei Tage nach einander
vor der Mittagsmahlzeit gewogen und daraus der Durchschnitt berechnet.
*) Der chemische Ackersmann. 1867. S. 39.
Fiitterungs -Versuche.
301
Ebenso diente die Mittagsmilch vom ersten Tage des Wiegens zu dem
Probebuttern.
Die Ergebnisse des Versuchs sind in nachstehender Tabelle zusam-
mengestellt.
.,.{
III.
Benutztes
stickstoffhaltiges
Futter.
Lebend-
Dauer Gew. d.
Gruppe
am
Ende
der
Periode.
Pfd.
der
Pe-
riode.
Tage.
Milch-
But-
ertrag
per
terer-
trag
per
Tag.
Tag.
Pfd.
Pfd.
Zu
1 Pfd.
Butter
war er-
forder-
licli au
Milch.
Pfd
Bisherige Fütterung
Uebergang
Versuch
Uebergang b. Wechsel
Versuch
Bisherige Fütterung .
Uebergang
Versuch
Uebergang b. Wechsel
Versuch
Bisherige Fütterung .
Uebergang
Versuch
Uebergang b.
Versuch . . .
Wechsel
.Malzkeime
Malzk. u. Rapsk
Rapskuchen
Rapsk. u. Rapsm
Rapsmehl . . .
Rapsm. u. Malzk
Malzkeime . .
196G
45,37
2,12
14
1940
4S,07
1,98
13
1906
42,07
2,15
22
1947
40,97
2,23
20
1931
42,50
2,15
17
1794
42,93
2,10
1961
48,60
2,30
14
1956
50,87
1,92
13
1941
49,33
1,66
22
1999
47,07
2,24
20
2009
3S,60
1,49
17
1911
35,70
1,35
2042
56,80
1,94
14
2010
64,40
2,21
13
2037
63,33
2,09
22
2060
58,03
2,04
20
2041
52,47
2,07
17
1912
46,47
1,75
21,43
24,20
19,60
18,33
19,80
20,10
21,13
26,53
29,73
21,03
25,90
26,50
29,23
29,10
30,27
28,43
25,37
26,60
Auffällig ist in diesen Ergebnissen zunächst die bei allen drei Ab-
theilungen in der letzten Periode eingetretene Gewichtsabnahme, welche
der Verfasser durch die im Frühjahre eintretende Verminderung des Nähr-
werthes der Rüben zu erklären sucht. Unter sich zeigen die drei Ab-
theilungen sich nahezu übereinstimmend, so dass die Nährwirkung aller
drei Kraftfutterstoffe ihrem Stickstoffgehalte zu entsprechen scheint. Be-
züglich der Milch- und Butterproduktion ergiebt sich, dass bei der ersten
Gruppe nach Malzkeimen die Milchmenge ab- , die Buttermenge aber zu-
nimmt, bei dem Uebergange zu Rapskuchen aber das Umgekehrte eintritt.
Bei der zweiten Gruppe zeigen sich die Erträge an Milch und Butter
zunächst nicht verändert, bei Rapsmehl nehmen beide ab. Diese Abnahme
war jedoch der Trächtigkeit der einen Kuh zuzuschreiben, bei der anderen
blieb der Ertrag gleich. Bei der dritten Gruppe zeigt sich eine Zu-
nahme der Milch- und Buttermenge bei der Rapsmehlfütterung, während bei
dem Uebergange zu Malzkeimen die Milch sich wiederum vermindert und
der Fettgehalt derselben steigt. — Der Fettgehalt des Futters zeigt sich
ohne Einfluss auf die Butterproduktion, denn es erhielt und produzirte:
Abth. I. in Malzkeimen . . . 1,02 Pfd. Fett in der Milch, 2,19 Pfd. Butter.
„ II. „ Rapskuchen*) . . 1,66 „ „ „ „ „ 1,95 » »
„ III. „ Rapsmehl . . . 1,08 „ „ „ „ „ 2,06 » „
*) Die Üapskuchen enthielten 9,S7 Proz., das Rapsmebl 4,40 Proz. Fett
302
Fütterungs -Versuche.
FütterungS'
versuche
mit
Hammeln.
Zum Probebuttern wurden von jeder Kuh 5 Pfd. Mittagsmilch in Gussan-
der'scheu Satten 44 Stunden abgerahmt und der Rahm verbuttert. Die erhaltene
Butter zeigte sich bei der Fütterung mit den fettreichen Rapskuchen weich und
schmierig und von unangenehmem beissenden Beigeschmack, bei Rapsmehl- und
Malzkeimfutter dagegen härter und von gutem Geschmack. Die weiche Beschaffen-
heit der Rapskuchenbutter schreibt der Verfasser dem hohen Fettgehalte der Raps-
kuchen, den Beigeschmack dem in den Rapskuchen enthaltenen Stoffe zu, welcher
unter dem Einflüsse von Feuchtigkeit und Wärme einen dem Senföl ähnlichen
Körper bildet. Bei der Behandlung mit Schwefelkohlenstoff scheint dieser Stoff
entweder grösstentheils extrahirt oder wirkungslos zu werden.
Die Annahme des Verfassers, dass die zur Bildung des scharfen zu Thränen
reizenden Stoffs Anlass gebenden Bestandtheile der Rapssamen bei der Oelextraktion
durch Schwefelkohlenstoff eine Umwandlung erleiden, hat A. Stöckhardt*)
durch direkte Untersuchungen bestätigt. Stöckhardt nimmt an, dass der Raps
kleine Mengen von Myronsäure und Myrosin enthält, da das Myrosin durch Er-
hitzung das Vermögen, aus Myronsäure Senföl zu entwickeln, einbüsst, so liegt
die Vermuthung nahe, dass der heisse Wasserdampf, durch den man bei dem Ex-
traktionsverfahren die letzten Reste des Schwefelkohlenstoffs aus dem entölten Raps-
mehl entfernt, die angegebene Umwandlung bewirkt.
Fütterungsversuche mit Hammeln, von J. Moser.*) — Die
Zwecke dieser Versuche waren: den Effekt des Moharheues gegen ein an-
deres Eauhfutter und den des Maisschrotes gegen ein anderes Kraftfutter
kennen zu lernen. Als Versuchsthiere dienten Merinohammel, leider
Thiere ungleichen Alters. Die Abtheilungen I und IV enthielten 5jährige
Thiere, Ahtheilung V enthielt 4 bis 51/« jährige, dabei eins im Alter von
27a bis 3 Jahren, Abtheilung VI endlich die ältesten, 6 bis 7 Jahre alten
Thiere. I und II erhielten als Futter Luzernehen, Futterrüben und Stroh,
ausserdem I eine Zugabe von Oelkuchen, II von Maisschrot; bei III und IV
wurde die Luzerne durch Moharheu ersetzt, dazu erhielt wieder III Oel-
kuchen und IV Maisschrot. Abtheil. V erhielt ein Gemisch von sämmt-
lichen genannten Futtermitteln, VI erhielt zuerst nur Moharheu neben
Stroh und Eüben, von der 9. Woche an unter Weglassung des Strohs da-
gegen stärkere Kationen von Maisschrot als II und IV.
Die benutzten Futterstoffe hatten folgende Zusammensctzug:
Bestandtheile.
Lu-
zerne-
heu.
Mohar-
heu.
Raps-
kuchen
Mais-
ächiot.
Futter-
rüben.
Wei-
zen-
stroh.
Protein
Aetherextrakt
Rohfaser
Stickstofffreie Extraktstoffe . . .
Asche (frei v. Sand, Kohle u. Kohlens.;
Wasser
Nährstoffverhältniss 1 : . . . .
16,525
3,107
23,994
30,965
6,222
19,187
2,34
9,134
2,264
28,539
38,841
4,975
16,247
4,87
35,870
10,274
10,392
25,95 t
5,908
11,602
1,46
■) Der chemische Ackersmann. 1867. S. 126.
*) Allgem. land- u. forstw. Ztg. 1867. S. 994.
10,150
4,229
2,072
63,277
1,137
19,135
7,27
1,61
0,12
1,17
12,17
0,80
84,13
7,74
4,00
1,91
38,87
35,43
3,33
16,46
10,05
FUtterungs -Versuche.
303
Die durchschnittlichen Ergebnisse des Versuchs waren folgende:
Täglicher Verzehr pro Kopf
neben 0,016 Pfd. Salz.
III.
IV.
V.
VI.
Zoll -Pfunde.
Luzerneheu
Moharheu
Rapskuchen
Maisschrot
Kuben
Weizenstroh
Tränkwasser
Anfangs-Lebendgewicht (5 Stück)
Endgewicht
Zunahme pro 5 Stück in 10G Tagen
Zunahme pro Stück und Tag . .
Zunahme an Schmutzwolle pro
Stück und Tag
Keines Wollhaar
Fleisch und Fett
1,270
0,205
4,686
0,436
1,435
387,52
437,7
50,18
0,0946
0,022
0,005
0,074
1,271
0,413
4,964
0,375
1,691
392,93
469,09
76,16
0,1135
0,024
0,0064
0,120
1,113
0,271
4,993
0,444
0,887
390,26
450,42
60,16
0,116
1,13
0,408
4,951
0,304
0,985
390,22
457,52
67,3
0,129
0,0225 0,023
0,0053; 0,0053
0,094| 0,106
0,676
0,782
0,141
0,145
4,943
0,396
1,875
276,17*
334,8S
58,71
0,147
0.018
0,0045
0,129
0,S95
0.554
4,706
0.554
0,91
389,48
443,89
54,41
0,109
0,023
0,0056
0,086
Im Laufe der 106 Versuchstage hatten die 5 Versuchsthiere an Nähr-
stoffen zu sich genommen:
I.
IL
III.
IV.
V.**)
VI.
Protein
Fett im Mais, Oelkuchen u. Rüben
Chlorophyll, Wachs etc. im Rauh-
futter
Stickstofffreie Extraktstoffe . .
Wasser
Relativer Geldwerth des Futters .
193,46
14,13
25,32
621,4
3030,0
106
177,92
12,41
24,72
736,4
3314,0
135
153,69
17,59
17,51
659,4
2793,9
103
122,95
12,04
16,32
733,1
2840,2
123
137,56
10,63
18,49
553,0
2559,8
117
101,60
9,24
13,68
621,7
2567,5
100
Die beste Zunahme zeigte die Abtheilung V, der Effekt ist jedoch
wohl zum Theil dem geringeren Gewichte der Thiere dieser Abtheilung
zuzuschreiben, das jüngere Thier nahm besonders stark zu. Fast ebenso
gross war die tägliche Zunahme bei der Abtheilung II, beide Abtheilungen
(V und LI) hatten die Nährstoffe im Verhältniss von 1 : 4,5 erhalten. Das-
selbe Verhältniss bestand jedoch auch in dem Futter der Abtheilung III,
trotzdem war bei dieser die Zunahme geringer, selbst niedriger als bei der
Abtheilung IV mit schwächerem Nährstoffverhältniss. Auffällig ist die
geringe Zunahme bei I, welche die grösste Menge Protein und mehr Fett
als die anderen Abtheilungen mit Ausnahme von III verzehrte. Die Füt-
terung mit Maisschrot wirkte entschieden günstiger als die Oelkuchen, die
mit Mais gefütterten Abtheilungen II und IV zeigen eine grössere Zu-
nahme als die Parallelabtheilungen I und III mit Oelkuchen. Zwar wurde
von dem Mais auch relativ mehr verzehrt, jedoch keineswegs in dem Ver-
hältniss als der Mais weniger Protein oder Fett enthielt. Während hiernach
*) Vier Thiere.
*) Vier Thiere.
304
Fütterungs -Versuche.
350 resp. 250 Pfd. Mais mit 100 Pfd. Oelkuchen gleichwertig waren,
zeigt sich thatsächlich für den Mais ein viel günstigeres Verhältniss , so
dass der Ausnutzungswerth des Maises ungleich grösser war als der der
Oelkuchen. Die Ueberlegenheit des Maises zeigt sich besonders auch in
der Schnelligkeit der Gewichtszunahme der damit ernährten Thiere. —
Auch bei der Vergleichung des Moharheus gegenüber dem Luzerneheu
stellt sich ein höherer Zuwachs für das erstere heraus, woraus auf eine
höhere Ausnutzung des proteinarmen Moharheus zu schliessen ist.
Auch zur Schweinemast wird der Mais in Ungarn mit Vorliehe benutzt, diese
Fütterung soll viel und guten Speck und besseres Schmalz geben, als die Mästung
mit Gerste, Eicheln, Buchein oder gar Hirse, und sehr rasch von statten gehen.
Man schätzt 75 Pfd. Mais im Masteffekt gleich 100 Pfd. Gerste und nimmt ferner
an, dass 41/? bis 5 Pfd. Mais 1 Pfd Zuwachs produziren.
Am Schlüsse des Versuchs wurde aus jeder Abtheilung ein Hammel
geschlachtet und die Körpertheile genau gewogen.
l.
II.
Lebendgewicht vor dem Schlachten . . . 97,28
Blut 4,90
Fell ohne Wolle incl. Hörner und Beine . 6,75
Sehmutzwolle 6,00
Kopf mit Zunge 3,25
Luftröhre und Lunge 1,75
Herz 1,35
Leber . . 1,55
Gallenblase mit Inhalt 0,05
Milz 0,20
Vier Magen ohne Inhalt 2,20
Gedärme ohne Inhalt . . .
Talg vom Netz und Eingeweide
Vier Viertel incl. Nieren . .
Nierentalg
Mageninhalt
Darminhalt l Inhalt der Gedärme
linhalt \ Inhalt
*• Harn .
Harnblase leer
Verlust • .
1,60
9,05
44, SO
4,85
6,30
2,20
0,25
0,10
1,13
94,98
4,80
6,95
6,50
3,30
I 1,70
I 0,45
! L60
! 0,05
[ 0,20
2, 15
1,85
8,65
44,24
3,75
5,65
L.40
0,35
0,15
I 0,74
ii r. iv,
v.
86,84
3,70
6,S0
6,20
3.00
1,40
0,30
1,50
0,05
0,10
1,95
1,55
8,55
39,20
4,15
5,50
1,90
0,15
0,10
0,74
94.03
4,75
6,35
5,55
3,00
1,75
0,35
1,50
0,05
0,15
2,30
1,60
7,40
44,80
3,20
7. 35
2,10
0,35
0,10
1,08
82,28
3,3t)
5,80
5,00
3,05
1,35
0,40
1,30
0,05
0,15
2,15
1,40
7,15
39,20
3,35
5,65
2,65
0,15
0,10
0,08
VI.
93,00
4,75
6,25
6,20
3,10
1,80
0,50
1.40
0,05
0,20
2,60
2,00
8,10
40,88
2,30
9,05
2,10
0,20
0.10
1,42
Bei allen Thieren zeigte sich die Lunge krank, I und III hatten
Fliegenlarven im Gehirn, ersteres hatte ausserdem Eiterbeulen in der
Leber, letzteres Gallensteine, IV hatte Blasen an den Eingeweiden und
eine 0,3 Pfd. schwere Drüsenanschwellung am Halse, bei VI war die Leber
voll Egel.
Mastungsversuche mit Southdown - Merino-Schafen, von
Die nachstehenden Versuche beziehen sich auf die
Mastungs-
versuche mit y. S to h mann. *)
Me!in^n" Frage über die zwcckmässigste Zusammensetzung des Mastfutters bei
Schafen. Schafen. Frühere Versuche hatten ergeben, dass bei der Mast von South-
down-Merino-Schafen eine Futtermischung, welche auf 1000 Pfd. Lebend-
*) Journal für Landwirtschaft. 1867. S. 133.
Fütterungs -Versuche. 305
gewicht nach Abzug des Wollgewichts 4,6 Pfd. stickstoffhaltiger und 17
bis 18 Pfd. stickstofffreier Nährstoffe enthielt, ein günstiges Resultat lie-
ferte; diese Mischung wurde daher bei den neuen Versuchen zu Grunde
gelegt. Ferner sollte durch die Versuche die frühere Beobachtung kon-
trollirt werden , nach welcher gegen das Ende der Mast ein relativ stick-
stoffarmes Futter einen höheren Effekt liefert, als bei Beginn derselben.
Es wurden vier Futtermischungen projektirt, jedesmal pro Tag und 1000
Pfd. des vollen Lebendgewichts der Thiere incl. der Wolle:
I. 4 8 Pfd. stickstoffhaltige und 20,0 Pfd. stickstofffreie Nährstoffe,
II. 3,6 „ „ „ 20,0 „
III. 3,6 „ „ „ 18,0 „
IV. 4,8 „ „ „ 18,0 „
Die Abtheilung IV erhielt also annähernd dieselbe Futteriuischung
wie bei dem früheren Versuch, während die übrigen theils ärmere, theils
reichere Kationen erhielten.
Die Futtermischungen wurden aus passenden Mengen von Kleeheu,
Weizenstroh, Kartoffeln und Leinkuchen zusammengesetzt. Jedes Thier
erhielt täglich 1 Pfd. Kleeheu und 3 Pfd. Weizenstroh, letzteres zum
Durchfressen. Das nicht konsumirte Stroh wurde zurückgewogen und nur
das wirklich verzehrte in Rechnung gebracht. Um den ungleichen Stroh-
verzehr möglichst zu kompensiren und zugleich den Veränderungen des
Lebendgewichts Rechnung zu tragen, wurde die Futtermischung jede
Woche unter Berücksichtigung der in der Vorwoche verzehrten Strohmenge
neu berechnet. Die Kartoffeln wurden mit dem Rübenschneider geschnitten,
Wasser stand den Thieren stets zur Verfügung, dem Futter wurde ausser-
dem pro Kopf und Tag Veo Pfd. Salz zugegeben. — Bei Beginn des Ver-
suchs waren die Thiere 7 bis S Monate alt, jede Abtheilung bestand aus
6 Thieren im Gesammtge wicht von 348—349 Pfd.; es sollten nur Hammel
benutzt werden, durch ein Versehen wurden jedoch mehrere weibliche
Thiere mit ausgewählt und diese ungleichmässig auf die einzelnen Ab-
theilungen vertheilt, so dass auf Abtheilung I 5 Zibben kamen, von denen
eine sich noch dazu später tragend erwies, während in den anderen Ab-
theilungen nur je 1 weibliches Thier vorhanden war. Gefüttert wurde
täglich dreimal und zwar Morgens 8 Uhr, Mittags 1 1 Uhr und Nachmittags
zwischen 3 bis 4 Uhr. Stroh und Heu wurden Morgens und Nachmittags
vorgelegt, Kartoffeln und Leinkuchen auf alle drei Mahlzeiten möglichst
gleichmässig vertheilt. — Die Aufstellung erfolgte am 24. November, der
Versuch begann am 11. Dezember, nachdem die Thiere sich an die Füt-
terung gewöhnt hatten. Am 6. April schloss die erste Versuchsperiode,
sie dauerte also 1 1 6 Tage , am folgenden Tage wurden die Thiere ge-
schoren, das durchschnittliche Lebengewicht der drei Schlusswägungen
(5., 6. und 7. April) galt nach Abzug des Wollgewichts als Anfangsge-
wicht für die zweite Periode, welche bis zum 8. Mai, also 33 Tage währte.
Wir müssen uns darauf beschränken, nur die Durchschnittszahlen der
thatsächlichen Versuchsergebnisse mitzutheilen.
Jahresbericht X. 20
306
Fütterungs -Versuche.
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H- 1
Fütteftmgs -Versuche.
307
Analysen der Futtermittel. — Mit Ausnahme des Weizenstrohs,
für welches Durchschnittswerthe angenommen wurden, sind die Futter-
mittel analysirt worden und die Ergehnisse der Analysen den ohigen Be-
rechnungen zu Grunde gelegt. Von den Kartoffeln und den Leinkuchen,
deren Beschaffenheit sich nicht gleich blieb, sind im Verlaufe des Ver-
suchs mehrere Bestimmungen ausgeführt worden. Bei den Futterberech-
nungen wurde jedesmal die Zusammensetzung der gerade verfütterten Partie
angenommen, die konsumirten Nährstoffmengen sind jedoch aus den Durch-
sehnittswerthen berechnet.
Bestandteile.
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2,56 35,81
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22,90
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0,67
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26,15
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2,52
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Leinkuchen \ B. .
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29,66 57,04
76,84
Durchschnitt ....
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10,14
—
—
—
31,28] 51,86
79,63
Erste Versuchsperiode. —
Als Durchschnitt der Wagungen vom 5., 6. und 7. April ergaben sich
folgende Gewichte am Schlüsse der ersten Periode:
Abtheilung I. II. III. IV.
88,17 Pfd. 85,50 Pfd. 80,85 Pfd. 81,93 Pfd.
Das Anfangsgewicht hatte betragen 59,65 „ 61,27 „ 60,42 „ 60,67 „
Zunahme in 116 Tagen .... 28,52 Pfd. 24,23 Pfd. 20,43 Pfd. 24,36 Pfd.
Diese Zahlen begreifen die Zunahme an Fleisch und Fett und an
Schmutzwolle, um die Grössen der einzelnen Komponenten zu ermitteln,
war die Zunahme der Stapellänge der Wolle durch Messungen bei Beginn
und Schluss der Periode bestimmt worden.
Dieselbe hatte betragen:
*) Unter „Nährstoffen" ist zu verstehen: für die stickstoffhalti-
gen Stoffe des Rauhfutters die Hälfte der Protei'nstoffe, im übrigen Futter die
darin vorhandene Gesannntmenge der stickstoffhaltigen Bestandteile, für die
stickstofffreien Stoffe: die Extraktstoffe (Kohlehydrate nach Grouven)
unter Hinzurechnung des Stärkemehläquivalents des Fettes, also der 2,5 fachen
Fettmenge.
20*
308 Fütterungs -Versuche.
Abtheilung I. II. HL IV.
In Prozenten der Gesammtlänge 32,5 37,3 37,6 32,5
Das Schurgewicht betrug ungewaschen
pro Kopf 5,42 Pfd. 6,22 Pfd. ' 6,23 Pfd. 5,22 Pfd.
Der Zuwachs an ungewaschener Wolle
berechnet sich hiernach für die 116
Versuchstage auf 1,76 „ 2,32 „ 2,34 „ 1,69 „
Also betrug der Zuwachs an Fleisch
und Fett 26,76 „ 21,91 „ 18,09 „ 22,67 „
Oder pro Tag:
Zunahme an Fleisch und Fett . . 0,231 „ 0,189 „ 0,156 „ 0,195 „
, „ Schmutzwolle . . . 0,015 „ 0,020 „ 0,020 „ 0,015 „
Um den Zuwachs an reiner Wolle zu ermitteln, wurde aus jeder Ab-
theilung ein Vliess in kaltem Wasser gewaschen, hierbei ergaben 100 Pfd.
Schmutzwolle an gewaschener Wolle :
Abtheilung I. II. III. IV.
53,5 56,1 49,3 53,8
Darnach berechnet sich das Schur-
gewicht an gewaschener Wolle zu 2,88 Pfd. 3,31 Pfd. 3,31 Pfd. 2,78 Pfd.*)
Täglicher Zuwachs an gewaschener
Wolle 0.00S0 „ 0,0106 „ 0,0107 „ 0,0078 „
Zur Berechnung der Fütterungskosten sind folgende Preise in Ansatz
gekommen, per Zentner
Kleeheu 20 Sgr.
Weizenstroh .... 13,5 „
Leinkuchen 65 „
Kartoffeln 14,7 „
Salz 16 „
Hiernacn berechnet sich:
Abteilung I. II. III. IV.
Tägliche Futterkosten
pro Stück 1,041 Sgr. 0,9G5 Sgr. 0,808 Sgr. 0,950 Sgr.
Kosten der erzielten Zu-
nahme an Lebendge-
wicht pro 100 Pfd. . . 14Thlr.3Sgr. 15 Thlr. 12 Sgr. 15Thlr.9Sgr. 15Thlr.2Sgr.
Pro Pfund 4,23 Sgr. 4,62 Sgr. 4,59 Sgr. 4,52 Sgr.
Die Marktpreise für die Wolle sind an und für sich wenig konstant,
ausserdem stellen sich die Preise pro 100 Pfd. Wolle ungleich, je nach-
dem man die Wolle im ungewaschenen oder flussgewaschenen Zustande auf
den Markt bringt. Stohmann nimmt für die gewaschene Wolle einen
Preis von 59 Thlr. pro Zentner, für die Schmutzwolle 23 Va Thlr. als Preis
an. Diese Preise stehen jedoch unter einander nicht in dem Verhalt-
*) Bei diesen Berechnungen ist der Durchschnitt der Waschungsresultate
ss: 53,2 Prozent zu Grunde gelegt.
Fütternngs -Versuche. 309
nisse wie die Schmutzwolle zu der gewaschenen, denn es berechnet sich
z.B. der Werth des Schurgewichts eines Thieres der Abtheilung I:
5,42 Tfd. ungewaschene Wolle = . 37,9 Sgr.
2,88 „ gewaschene Wollo = . . 51,0 „
Differenz 13,1 Sgr.
St oh mann bezeichnet hiernach den Verkauf der Wolle im unge-
waschenen Zustande als unvortheilhaft, es werden aber dabei die Kosten
der Wäsche noch mit zu berücksichtigen sein.
Unter Zugrundelegung des Preises für die gewaschene Wolle von
17,7 Sgr. pro Pfd. berechnet sich pro Tag:
Abtheilung : I.
Werth des Wollzuwachses . . . 0,143 Sgr.
Kosten des Fleischzuwachses . . 0,898 .,
Kosten von 1 Pfd. Fleischzuwachs 3,98 „
Kosten von 100 Pfd. Fleischzuwachs 12 Thlr.
29 Sgr.
Die erzielte Ausnutzung des Futters ergiebt sich aus nachstehenden
Berechnungen. Es war beabsichtigt, das Futter so zu normiren, dass ein
bestimmtes Quantum pro 1000 Pfd. Lebendgewicht ohne Wolle gegeben
wurde. Da aber das Gewicht der kahlen Thiere bei Beginn des Versuchs
nicht bekannt war. so musste von der Berücksichtigung der Wollmenge
abgesehen und das Futter auf das volle Lebendgewicht berechnet werden.
Auf Grund obiger Ermittelungen lässt sich jetzt berechnen, dass der
durchschnittliche Nährstoffkonsum pro 1000 Pfd. Lebendgewicht der kahl
gedachten Thiere betrug:
II.
III.
IV.
0,188 Sgr.
0,189 Sgr.
0,137 Sgr.
0,777 „
0,(519 ,,
0,813 „
4,11 „
3,97 „
4,17 „
13 Thlr.
13 Thlr.
13 Thlr.
21 Sgr.
7 Sgr.
27 Sgr.
Stickstoffbalt.
Stickstofffreie
Trocken-
Nährstoffe.
Nährstoffe.
Fett.
suVistanz.
Ahth. I. .
. . 4,93 Pfd.
20,01 Pfd.
1,40 Pfd.
34,19 Pfd.
„ H. .
. • 3,77 „
20,81 „
0,92 „
00,00 ,,
„ III. .
. . 3,81 „
18,85 „
1,10 „
34,59 „
„ iv. .
. . 5,07 „
18,75 „
1,57 „
34,56 „
Diese wirklich konsumirten Nährstoffmengen weichen also nicht all-
zuweit von den ursprünglich projektirten ab. Vergleichbar sind zunächst
die beiden Abtheilungen I und IV, beide haben fast genau gleiche Mengen
von organischer Trockensubstanz in ihrem Futter (2,372 resp. 2,363 Pfd.
pro Tag) und gleiche Mengen von stickstoffhaltigen Nährstoffen (0,342
resp. 0,347 Pfd. pro Tag) verzehrt, dagegen differirte der Gehalt an
stickstofffreien Nährstoffen, davon verzehrte:
Abth. I. . . 1,398 Pfd.
IV 1 282
also Abtheilung I mehr 0,116 Pfd. Die Futtermengen waren in beiden
Fällen nahezu gleich. Die Produktion an Fleisch und Fett betrug nun
pro Tag:
Abth. I. . . 0,231 Pfd.
„ IV. . . 0,195 n
diu Füttemngs -Vergliche.
Mithin wirkte der Mehrgehalt an stickstofffreien Nährstoffen ausser-
ordentlich günstig auf den Fleischansatz ein. oder, was dasselbe ist, die
Ausnutzung der stickstoffhaltigen Nährstoffe wurde dadurch sehr befördert.
Das Nährstoffverhältniss von 1 : 4,09 hei Abtheilung I erwies sich viel
günstiger, als bei Abtheilung II das Verhältniss 1 : 3,69.
Aehnliche Verhältnisse ergeben sich bei Vergleichung der beiden Ab-
theilungen II und III, auch bei diesen waren die Mengen der organischen
Trockensubstanz und der stickstoffhaltigen Nährstoffe nahezu gleich (2,315
resp. 2,268 Pfd. Trockensubstanz und 0,258 resp. 0,250 Pfd. stickstoff-
haltiger Nährstoffe, dagegen differirten wieder die Mengen der stickstoff-
freien Nährstoffe, welche betrugen:
Abth. II. . . 1,422 Pfd.
„ III. . . 1,236 „
also in Abtheilung II mehr 0,186 Pfd. Auch hier waren die Fettmengen
der Rationen nahezu gleich. Erzielt wurde an Fleisch und Fett:
Abth. II. . . ü, 189 Pfd.
„ III. . . 0,156 „
Entsprechend dem geringeren Gehalt an stickstoffhaltigen Nährstoffen
war die Zunahme in diesen beiden Abtheilungen geringer, als bei den
Abtheilungen I und IV, aber es zeigt sich auch hier wieder, dass der
höhere Gehalt an stickstofffreien Nährstoffen eine höhere Ausnutzung der
stickstoffhaltigen herbeiführte. Auf 100 Pfd. konsumirter Nährstoffe, resp.
100 Pfd. Stickstoff haltiger Nährstoffe ( neben der entsprechenden Menge
stickstofffreier Substanz) berechnet sich Fleischzuwachs:
Nährstoffe im Stickstoffhaltige
Ganzen. Nährstoffe.
Abth. I. . .
„ II. . .
„ III. . .
„IV. • •
Da auf 100 Pfd. stickstoffhaltige Nährstoffe konsumirt wurden in Ab-
theilung I 409 Pfd., in Abtheilung IV ."»69 Pfd. stickstofffreier Nährstoffe,
so wurden also in Abtheilung I durch den Mehrgehalt von 40 Pfd. stick-
stofffreier Nährstoffe 11,35 Pfd. Fleischzuwachs mehr produzirt. Ehenso
ergab in Abth. III der Mehrgohalt von 57 Pfd. stickstofffreier Nährstoffe
über Abth. III (551 resp. 494 Pfd.) 10,86 Pfd. Fleischzuwacns mehr.
In Abth. II war mithin die höchste Ausnutzung des Futters erzielt,
nicht aber der höchste tägliche Zuwachs, das Mischungsvcrhältniss der
Bestandtheilo des Futters dieser Abtheilung war mithin ein für die Aus-
nutzung möglichst günstiges, dagegen scheint eine Erhöhung der stick-
stoffhaltige Nährstoffe auf 4,8 Pfd. pro IQOO Pfd. Lebendgewicht erfor-
derlich, um die höchstmögliche Produktion zu erreichen.
13,27 Pfd.
67,54 Pfd.
11,25 „
73,26 „
10,50 „
62,40 „
11,97 „
56,11) „
Fütterungs -Versuche. 311
Zwoitc Versuchsperiode. —
Das Schlussgewicht der Thiere betrag im Durchschnitt der drei
letzten Wftgungen vom 8., 9. und 10. Mai:
Abtheilung: I. II. III. IV.
90,94 Pfd. 87,25 Pfd. 82,10 Pö. 87,28 Pfd!
Das Anfangsgewicht hatte betragen . 81,92 ., 79,28 „ 74,62 „ 79,71 „
Die Zunahme betrug also in 33 Tagen 9,02 Pfd. 7,97 Pfd. 7,48 Pfd. 7,57 Pfd.
Um die Grösse des Wollzuwachses zu ermitteln, wurde nach Beendi-
gung des Versuchs aus jeder Abtheihmg ein Thier geschoren, die hierbei
erzielten Wollmengen differirten zwischen 0,322 und 0,764 Pfd. Stoh-
mann erklärt diese Differenzen durch die Unausgeglichenheit der einzel-
nen Thiere in der Wolle, er nimmt den Durchschnitt der Schurgewichte =
0,48 Pfd. auf 33 Tage als durchschnittliches Schurgewicht für alle vier
Abtheilungen an. Hiernach berechnet sich:
Abtheilung: I. II. III. IV.
Gesammtzunahme 9,02 Pfd. 7,97 Pfd. 7,48 Pfd. 7,57 Pfd.
Wollzuwachs 0,48 „ 0,48 „ 0,48 „ 0,48 „
Zuwachs an Fleisch und Fett . . 8,54 Pfd. 7,19 Pfd. 7,00 Pfd. 7,09 Pfd.
Oder pro Tag:
Wollzuwachs 0,015 „ 0,015 „ 0,015 „ 0,015 „
Zuwachs an Fleisch und Fett . . 0,258 „ 0,226 „ 0,211 „ 0,215 „
Der Zuwachs an Schmutzwolle stellt sich also dem in der ersten
Periode beobachteten Zuwachs (0,015 — 0,020 Pfd,) fast gleich, bei der
Wäsche zeigte sich aber, dass die zweite Schur bedeutend mehr ge-
waschene Wolle lieferte, nämlich im Durchschnitt 76,7 Proz., während die
erste Schur nur 5.3,2 Proz. gewaschener Wolle ergab.
Es berechnet sich also das durchschnittliche Schurgewicht an ge-
waschener Wolle zu 0,368 Pfd. pro Stück oder 0,0111 Pfd. pro Kopf und
Tag. Die Futterkosten betrugen:
Abtheilung: I. II. III. IV.
Pro Kopf und Tag 1,421 Sgr. 1,297 Sgr. 1,045 Sgr. 1,203 Sgr.
100 Pfd. Lebendge-
wichtszun. kosteten 17 Thlr. 11 Sgr. 17 Thlr. 28 Sgr. 15 Thlr. 12 Sgr. 17Thlr. 13 Sgr.
1 Pfd. kostete . . 5,21 Sgr. 5,38 Sgr. 4,62 Sgr. 5,23 Sgr.
Unter Annahme des obigen Wollpreises von 17,7 Sgr. pro Pfund
hatte die täglich produzirte Wolle einen Werth von 0,197 Sgr., rechnet
man dies von den täglichen Futterkosten ab, so betrugen die Produktions-
kosten der Zunahme an Fleisch und Fett:
1 Pfd. 100 Pfd.
Abth. I. . . . 4,75 Sgr. 15 Thlr. 25 Sgr.
„ II. . . . 4,87 „ IG „ 7 „
„ III. . . . 4,02 „ 13 „ 12 „
„ IV. . . . 4,68 „ 15 „ 18 „
312 Fütterungs -Versuche.
Der durchschnittliche Nährstoff konsum der Thiere betrug pro 1000 Pfd.
Lebendgewicht ohue Wolle:
Stickstoff- Stickstofffreie Darin Organische
haltige Nährstoffe ■ Trocken-
Nährstoffe. im Ganzen. Fett. Substanz.
Pfd. Pfd Pfd. Pfd.
Abth. 1 5,01 21,57 1,73 33,97
„ II 3,83 22,09 1,09 34,38
„ III 3,88 20,52 1,31 36,58
„IV 5,01 19,60 1,87 34,13
Der bei Vergleichung dieser Zahlen mit den Angaben des Verzehrs
in der ersten Periode sich ergebende höhere Konsum an Nährstoffen er-
klärt sich dadurch, dass bei der Berechnung jeder Periode der durch-
schnittliche Konsum der ganzen Zeit ermittelt ist, die Futterrationen waren
jedoch so normirt, dass Anfangs ein schwächeres Futter gegeben und
dieses nach Massgabe der Zunahme des Lebendgewichts allmählich ge-
steigert wurde. Der relativ höhere Verzehr an stickstofffreien Nährstoffen
findet seine Erklärung dadurch, dass die Thiere nach der Schur bei ge-
steigerter Fresslust grössere Quantitäten von Stroh verzehrten.
Die in der ersten Periode beobachtete Steigerung des Fleisch- und
Fettansatzes durch erhöhte Darreichung von stickstofffreien Nährstoffen
bei gleichen Gaben von stickstoffhaltigen stellt sich auch hier wieder
heraus. Abth. I erhielt 0,227 Pfd. stickstofffreier Nährstoffe mehr, als
Abth. IV (1,859 resp. 1,632 Pfd.) und ergab einen höheren Zuwachs von
0,043 Pfd. pro Tag und Kopf. Bei Abth. II betrug der Mehrkonsum an
stickstofffreien Nährstoffen im Vergleich zu Abtheil. III 0,231 Pfd., die
Mehrproduktion 0,015 Pfund. Vergleicht man die beideu Abtheilung I
und II und III und IV untereinander, so ergiebt sich, wie in der ersten
Periode, dass bei gleichen Mengen von stickstofffreien Nährstoffen jedes-
mal durch die grössere Menge von stickstoffhaltigen Nährstoffen der
grössere Zuwachs erzielt ist. Vergleicht man endlich die Abtheilungen
II und IV, so ergiebt sich, dass der Ueberschuss an stickstoffhaltigen
Nährstoffen bei Abth. IV den Mangel an stickstofffreien nicht zu decken
vermochte. Oder mit anderen Worten, bei gleichen Möngen an organi-
scher Trockensubstanz im Futter erreicht man am Ende der Mast bei
einem Nährstoffverhältniss von 1 : 5,77 dasselbe oder mehr, als bei einem
Verhältniss von 1 : 3,0 1 .
Die täglichen Gewichtszunahmen der kahlen Thiere betrugen
in der ersten in der zweiten
Versuchsperiode.
Abth. I. . . . 0,231 Pfd. 0,258 Pfd.
„ II. ... 0,189 „ 0,226 „
irr. ... o,i56 „ 0,211 *
„IV. ... 0,195 „ 0,215 „
In der zweiten Periode ergab sich hiernach für alle vier Abtheilungen
eine höhere Zunahme; Stohmann erklärt diese Beobachtungen theils
Ftitterungs-Versnche olo
durch die niedrige Stalltomporatur wahrend der ersten Periode, die mehr-
fach bis unter den Gefrierpunkt herabging, thcils durch die grössere
Kapazität des Verdauungsapparats der inzwischen ausgewachsenen Thiere,
wodurch dieselben eine grössere Menge von Futterresten in dem Verdau-
ungsapparate zurückzuhalten vermochten. Wir erinnern hierbei auch an
die bekannte Thatsache, dass Schafe nach der Schur sich leichter mästen,
welche übrigens von Stohmann*) selbst bei früheren Versuchen be-
stätigt worden ist.
Lässt man die Volumzunahme des Verdauungsapparats ausser Acht
und nimmt die ganze Gewichtszunahme excl. Wolle als Fleisch- und Fett-
zuwachs an, so berechnet sich, dass produzirt wurden durch
100 Pfd. 100 Pfd. Auf 100 Pfd. stick-
Nährstoffe stickstoffhaltiger stoffhalt. Nährstoffu
im Ganzen. Nährstoffe. kamen stickstofffreie.
Pfd. Pfd. Pfd.
Abth. 1 11,26 59,72 577
„ II 10,50 71,06 529
„ HI 11,07 69,64 430
„IV 10,50 51,56 391
Die Ausnutzung des Futters war also zwar noch eine sehr günstige,
jedoch etwas niedriger, als in der ersten Periode, die Ausnutzung der
stickstoffhaltigen Stoffe zeigt sich direkt abhängig von der Menge der
beigegebenen stickstofffreien. Durch Vergleichung mit früheren Versuchen
weist Stohmann nach, dass die obige Ausnutzung des Futters eine
ausserordentlich hohe war und ähnliche Zahlen nur bei Versuchen mit
Southdown- Merinos früher erzielt wurden. Diese Mischlinge eignen sich
weit mehr zur Mästung als Merinoschafe.
Ueber die Rentabilität der Mast giebt Stohmann nachstehende Be-
rechnung :
Die Thiere wurden im mageren Zustande zu 5 Thlr. pro Stück an-
gekauft, hiervon der Werth der Wolle in Abzug gebracht, welche die
Thiere bei Beginn des Versuchs tragen, nämlich:
Abtheilung: I. II. III. IV.
34,34 Sgr. 36,82 Sgr. 36,64 Sgr. 33,28 Sgr.
Bleibt als Ankaufswerth der kahl
gedachten Thiere ..... 115,66 „ 113,18 „ 113,36 „ 116,72 „
Futterkosten in 149 Tagen nach
Abzug des Werthea des TVoll-
/.uwaebses 151,01 „ 132,97 „ 106,26 „ 133.97 „
Die fetten Thiere kosteten also . 266,67 „ 246,15 „ 219,62 „ 250,69 ,
Verkaufspreis der fetten Thiere
(87* Thlr. pro 100 Pfd.) . . 231,90 „ 222,49 „ 209,35 „ 222,56 „
Kosten des produzirten Düngers 34,77 „ 23,66 „ 10,27 „ 2S,13 ■■
Trotz der billigen Produktion des Fleischzuwachses und trotz der
ausserordentlich hohen Ausnutzung der Futterstoffe ist doch das Resultat
der Mästung nicht günstig genug gewesen, um die Produktionskosten
durch den Erlös für die gemästeten Thiere zu decken.
*) Jahresbericht. 1866. S. 389.
314
Fütterungs-Versuche.
Stohmann berechnet, dass eine Rente unter den obwaltenden Ver-
hältnissen nur dann erzielt worden wäre, wenn die Thiere bei einem An-
fangsgewichte von ca. 58 Pfd. nicht mehr als 4\'z Thlr. gekostet hätten und
dabei der Werth der Wolle, welche sie besassen, 1 Thr. 5 Sgr. betragen
hätte; wenn ferner die fetten Thiere excl. Wolle zu 9 Thlr. und die ge-
waschene Wolle zu 59 Thlr. pro 100 Pfd. hätte verkauft werden können.
Da aber auch hierbei noch die Nebenkosten (Streumaterial, Ab Wartung,
Wollwäsche etc.) nicht mit in Rechnung gezogen sind, so ergiebt sich,
dass selbst die Mästung der Southdown-Merinos in so jugendlichem Alter
und bei so geringem Lebendgewicht keinen Vortheil gewährt.
Schliesslich macht Stohmann noch darauf aufmerksam, dass das niedrige
Gewicht der mageren Thiere (58 Pfd.) die Rente der Mästung beeinträchtigt hat;
er berechnet, dass der Gewinn durch die Mast bei verschiedenen Thieren sich um
so höher herausstellen wird, je höher das Anfangsgewicht ist, mit dem die Thiere
aufgestellt werden. Hierbei ist jedoch vorausgesetzt, dass der Ankaufspreis der
mageren Thiere für 100 Pfd. Lebendgewicht und auch die Mastfähigkeit bei den
höheren Lebendgewichten ebenso gross sei wie bei den weniger fleischigen Thieren.
Oder mit anderen Worten: 100 Pfd. Lebendgewicht irgend eines Thieres haben für
den Mäster einen viel höheren Werth, wenn es in einem bereits fleischigen Zustande
zur Mast aufgestellt wird, als dasselbe Lebendgewicht, welches im Herbste halbver-
hungert von der Weide kommt. — Die Richtigkeit dieses Satzes wird gewiss nicht
bezweifelt werden!
Schlachtergebnisse. — Nach Beendigung des Versuchs wurde
aus jeder Abtheilung ein Thier geschlachtet und die einzelnen Theile des-
selben gewogen.
Abtheilung:
Tag des Schlachtens :
Tageszeit:
I.
18. Mai
3 Uhr
Nachm.
II.
23. Mai
5 Uhr
Nachm.
III.
23. Mai
5 Uhr I
Nachm.
IV.
15. Mai
10 Uhr
Morg.
Lebendgewicht Morgens nüchtern
„ unmittelbar vor dem Schlachten . .
Blutverlust
Fell mit den Beinen
Kopf mit Zunge
Leber und Gallo ,
Herz
Lunge und Luftröhre
Fett an den Eingeweiden
Gedärme ohne Inhalt
Pansen, Haube, Psalter und Schlund
Magen- und Darminhalt
Milz
Rumpfund d. 4 Viertel incl. Nierenfett (Sclilaehtgew.)
Nierenfett abgeschätzt zu
Gesammtgewieht der gewogenen Körpertheilo . .
Fohl- resp. Mehrgewicht gegen Lebendgewicht . .
Lebendgewicht: Schlachtgewicht =- 100 . . . .
90,4
92,2
3,5
7,1
3,2
1,5
0,6
1,5
5,2
1,35
2,4
10,9
0,1
53,6
5,0
90,9
- L,3
58,1
90,0
88,0
3,0
7,4
3,3
1.3
0,4
1,61
4,2
1,45
2,1
10, "2
0,12
50,5
3,0
85,58
- 2, 1 2
.07,4
90,0
85,5
3,2
7,0
3,05
1,6
0,6
1,52
4,3
1,85
1,7
11,0
0,13
48,0
3,0
83,95,
- 1,55
56,2
91,0
4,2
6.7
3,4
1,8
0,8
1,6
4,4
2,0
2,7
15,4
0,1
4*,3
3,0
91,4
1 0,4
53,1
Rückblick. 315
Bei nachstehenden Mittheilungen müssen wir uns mit einem Hinweise begnügen :
l'eber tue Bestimmung des Nahrungsgehaltes der verschiedenen Futtermittel,
v n A. Buerschaper. 1)
Topiiiambour, Vortheile und Nachtheile seiner Kultur, von A. Heuser. -)
Werth der Maische, von Dr. Werner. :i)
Ueber die Zusammensetzung und den Futterwerth des Strohs, von Ch. Ca-
meron. *)
Ueber den Wechsel der Nährkraft des Klees während seiner Wachsthums-
perioden, von A. Stock bar dt. 5)
The chemistry of stock feeding, by Warington. 6)
Ueber Braunheubereitung, von Voss. ")
Das Trocknen des Klee's. s)
Ueber Sauerhcubereitung, von Johann Pompe. 9)
On haymacking in the field and stack. '")
Ueber Viehfütteruug, von Ph. Schaad. I')
Ueber Kraftfutter bei Milchnutzuug, von Trommer. '-)
Ueber die Verwerthung der Futtermittel, von Schönfeld. 13)
Purchased food, by A. Völker. ' ')
Anwendung der Grouven 'sehen Futternormen, von A. Nekula. N>)
Ueber Molkenfutterung. 16)
Mastungscrgebnisso mit 36 Stück Ochsen, von F. Saengcr. !")
Rückblick auf einige Fütterungs versuche mit Schweinen. 18)
Es ist ein grosser Uebelstand für die Fütterungslehre, dass die gegenwärtig
gebräuchlichen Methoden der Futteranalyse keinen genauen Aufschluss über die
Natur der näheren organischen Bestandtheile der Futtermittel gewähren, sondern
Körper von ungleicher Zusammensetzung und ungleichen Eigenschalten gruppen-
Rückblick.
1867. S. 29.
1867. S. 191.
S. 47.
Hannov. land- und forstw. Vereinsbl.
Ibidem. S. 150.
Badisches landw. AVochcnbl. 1867. S. 406.
Land- u. forstw. Zeitung f. d. Prov. Preussen.
Der chemische Ackersmann. 1867. S. 193.
Gardener's chronicle. 1867. S. 161.
Meklenbg. Annalen. 1867. S. 66.
Amtsblatt f. d. landw. Vereine in Sachsen. 1867.
Allgem. land. u. forstw. Zeitung. 1N67. S. 470.
Farmer' s herald. 1867. S. 5o-
Zeitschr. f. d. landw. Vereine in Hessen.
Landw. Wochenschr. d. halt. Centralver.
Annalen. Wochenbl. 1867. S. 225.
Journ. of agriculture of scotland. 1867.
Scfilea. landw. Zeitung. 1867. S. 106.
Badisches landw. Wochenblatt. 1867- S. 411.
Mitth. d. landw. Cctiialver. f. d. Netzedistrikt. 1S67. S. 80.
Amtsblatt f. d. landw. Vereine in Sachsen. 1867. S. 112.
1867.
1>S67.
S. 303.
S. 53.
S. 10.
316 ttiiekblick.
weise zusammenfassen und als gleichwertig für die thierische Ernährung betrachten.
Da es leider bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse nicht möglich ist,
die einzelnen Glieder der stickstoffhaltigen und stickstofffreien .Nährstoffe genau zu
trennen und zu bestimmen , bei den stickstofffreien Nährstoffen aber der Respira-
tionswerth zu ihrem Gehalte an Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff in enger
Beziehung steht, so haben H. Schultze und E. Schulze den Ausweg einge-
schlagen, die elementare Zusammensetzung der stickstofffreien Stoffe in Bausch und
Bogen zu bestimmen und daraus den Respirationswerth im Vergleiche zu der Stärko
zu berechnen. Die Untersuchungen der Verfasser beziehen sich auf die Elementar-
zusammensetzung der stickstofffreien Saft- und Markbestandtheile der Futterrunkeln,
Steckrüben und Möhren; es hat sich dabei ergeben, dass der Respirationswerth
dieser Stoffe nicht sehr erheblich von dem der Stärke abweicht. Derselbe differirt
von 93,89 Prozent bei der Trockensubstanz des Saftes der Steckrüben bis zu
101,78 Proz. bei dem Mark der Möhren, die Stärke = 100 angenommen. —
W. Wicke lieferte ausführliche Analysen der Rückstände aus einer nach dem
Diffusionsverfahren arbeilenden Zuckerfabrik, bei denen zugleich die Aschenbestand-
theile mit berücksichtigt sind. — Weitere Futteranalysen liegen vor von verschie-
denen Sorten Grünmais (J. Moser), von Buchwei/.en (J. Moser und W. Henne-
berg), von Brennnesselblättern (L. Lenz), von Hopt'enblättern (R. Hoffmann),
von Kohlrabi (Anderson) und von der Futterdistel (Jannasch). — Pineas
untersuchte zwei Sorten Wiesenheu aus der Memeler Niederung, welche sich bei
der Verfütterung ungleichwerthig erwiesen hatten; die ermittelte bedeutende Diffe-
renz in dem Prote'j'ngehalt liefert die Erklärung hierfür. — A. Völker und
A. Hosäus stellten Untersuchungen über die Bereitung von Braunheu an; beide
gelangten zu dem Schlüsse, da^s die Futterstoffe bei der Braunheubereitung einen
wesentlichen Verlust an Nährstoffen durch die dabei eintretenden Zersetzungs-
pro/.esse erleiden, indessen lässt sich die Grösse dieses Verlustes nach den Unter-
suchungen der Verfasser nicht beurtheilen und es bleibt immer noch fraglich, ob
die anerkannten Vortheile, welche die Braunheubereitung durch ihre Unabhängig-
keit von der Witterung vor der Dürrheubereitung darbietet, nicht den Nachtheil
eines entstehenden Verlustes an Nährstoffen reichlich ausgleichen. A. Beyer's
Untersuchungen von beregnetem und trocken eingebrachtem Wundkleeheu zeigen,
dass auch bei der Dürrheubereitung oft erhebliche Verluste eintreten können, viel-
leicht weit grössere, als bei einer sorgsam ausgeführten Braunheubereitung statt-
finden. Die letztgenannte Methode dürfte daher auf Grund der vorstehenden Ana-
lysen noch nicht zu verurtheilen sein. Anzunehmen ist jedoch, dass bei an sich
guten zarten Futterstoffen ein blosses Schwitzenlassen des halbtiocknen Heues in
der in Salzmünde üblichen Weise*) der eigentlichen I'.raunheubereitung vorzu-
ziehen ist. -- Ein neues Futtermittel, nämlich Oelkuchen aus Maiskeimen, analy-
sirte J. Moser, dasselbe scheint aber noch nicht im Grossen fabrizirt zu werden.
— Anderson warnte vor der Verfälschung von Leinkuchen mit Unkrautsämereien,
namentlich mit dem Samen von wildem Senf. — Eine Analyse von Molken ver-
öffentlichte E. Peters; aus dieser geht hervor, das-, die Trockensubstanz der
Molken verhältnissmässig arm an Protein und reich an stickstofffreien Nährstoffen
ist. — 0. Kohlrausch hat interessante Mittheilungen über verschiedene essbare
Pilze (Schwämme) gemacht, welche lehren, dass die Pilze nicht allein in ihrem
*) Jahresbericht. 1S6U. S. 32R.
Rückblick. 317
Proteingehalt, sondern auch bezüglich ihres Gehalts an Phosphorsäure und Kali dem
Fleische sehr ähnlich sind.
Die Prinzipien der Braunheii- und Sauerheubereitung sind von M. Eisner
von Gronow besprochen worden. Der Verfasser bezeichnet als Braunheu ein
Heu, bei welchem nur durch eine am Aufbewahrungsorte eintretende Gährung des
vorher etwas abgewelkten Futters das Trocknen bewirkt wird. Er bringt die
Futterstoffe in grosse kreisrunde Haufen, die er oben mit einem starken kegelför-
migen Strohdache bedeckt. Dies Verfahren bietet vor der gewöhnlichen Methode,
wobei man die Grünfutterstoffe in erdbedeckten Haufen sich erhitzen lässt und
darnach wieder ausbreitet und trocknet, erhebliche Vortheile, es dürfte aber auch
eine grössere Sorgfalt erfordern, um einem Ausschreiten der Zersetzungsprozesse,
welches unter Umständen sich bis zur Selbstentzündung steigern kann, rechtzeitig
zu begegnen. Die Bereitung von Sauerfutter lassen Eis n er von Gronow und
J. Maschat in trocknen, wasserdichten Erdgruben vornehmen, sie bezeichnen als
Bedingungen für das Gelingen der Operation ein festes Einlegen der Futterstoffe
und die Abhaltung jeglichen Zutritts von Wasser oder Luft zu dem Grubeninhalt.
Schönfeld hat dagegen geradezu einen Zusatz von Wasser zu dem einzusäuern-
den Futter vorgeschlagen, eine Methode, welche sicher keine Empfehlung verdient.
— Die Methode, die trockenen Futterstoffe durch Anfeuchtet! und Selbsterhitzen
weicher und wohlschmeckender zu machen, ist neuerdings von Frankreich aus
wieder in Anregung gebracht worden. Es ist nicht in Abrede zu stellen, dass
diese Zubereitungsmethode Vortheile gewährt, indessen wird die Handhabung er-
hebliche Schwierigkeiten darbieten, da die feuchtwarmen Futtermittel dem Ver-
schimmeln sehr ausgesetzt sind. — G. Kühn hat die verschiedenen Methoden
der Futterzubereitung einer Kritik unterzogen. —
Eine sehr interessante Untersuchung haben E. Schulze und A. Beinecke
über die Elementarzusammensetzung verschiedener thierischer Fette ausgeführt, bei
welcher sich ergeben hat, dass das Fett vom Schaf, Rind, Schwein, Katze und
Menschen fast genau gleiche Zusammensetzung hat, das Fett des Pferdes scheint
um ein Geringes reicher an Kohlenstoff zu sein. Eine etwas grössere Abweichung
zeigt das Butterfett , welches ungefähr 1 Proz. Kohlenstoff weniger enthält, als die
Fette der Fettgewebe. Die Membranen des Fettgewebes scheinen aus leimgebenden
und aus elastischem Gewebe zu bestehen. — Ueber die Bestandteile des Eidotters
liegen mehrere neue Untersuchungen vor, welche sich vorzugsweise auf die Natur
der phosphor- und stickstoffhaltigen Bestandtheile beziehen. Neben dem Protagon,
welches von Oscar Liebreich*) im Gehirn entdeckt wurde, scheint das Eigelb
noch eine weitete phosphorreichere Substanz zu enthalten, als welche Hoppe-
Seyler das Lecithin annimmt. Dareste entdeckte im Eigelb eine stärkemehl-
artige Substanz , deren Natur jedoch noch nicht ganz genau ermittelt ist. Den
Farbstoff des Eigelbs bezeichnete G. Städeler als Hämatoidin. — IUI g er lie-
ferte Analysen der Schalen von Brachiopoden, die darin einen sehr reichen Gehalt
an phosphorsaurem Kalk nachweisen. Da die Brachiopoden im Flötzgebirge in
grossen Massen auftreten, so erklärt sich hieraus der Phosphorsäuregehalt mancher
Gesteine. — im Harn von Pflanzenfressern kommt nach A. Ritt hausen lösliche
Kieselsäure vor, welche bei der Fäulniss und bei dem Kochen des Harns sich ab-
scheidet. Unter Umständen scheint die Abscheidung schon im thieiisehen Körper
*) Jahresbericht. 18G6- S. u44.
318 Rückblick.
eintreten zu können und hierdurch Gelegenheit zur Bildung von Blasensteinen ge-
geben zu werden. — Im menschlichen Urin fand E. Schunk eine kristallinische
fette Säure, deren Anwesenheit in dem sauer reagirenden Urin auffällig erscheint. —
Ueber die Ursache der Seidenraupenkrankheit liegen neue Untersuchungen von
Reichenbach und Lenz vor, die insofern die Liebig'sche Ansicht, dass der
Grund dieses Uebels in einer ungenügenden Ernährung der Seidenraupen mit Pro-
tein zu suchen sei, bestätigen, als Reichenbach in gesunden chinesischen und
japanesischen Maulbeerblättern und Lenz in gesunden Raupen einen relativ höhe-
ren Stickstoffgehalt beobachteten. So lange jedoch der Beweis nicht geführt ist,
dass die stickstoffreichere Nahrung die Krankheit nicht zum Ausbruch kommen lässt,
lassen sich immer noch gegründete Bedenken gegen die obige Ansicht erheben.
— Aus den Untersuchungen von R. Hoffmann über die Knochenbrüchigkeit des
Rindviehs geht hervor, dass die spröden Knochen sich durch einen relativ geringeren
Gehalt an Stickstoff oder leimgebender Substanz von den gesunden unterschei-
den. Vielleicht ist auch die leimgebende Substanz an sich von der in gesunden
Knochen enthaltenen verschieden. Bei früheren Untersuchungen pathologischer
Knochenzustände stellte sich gewöhnlich eine abnorme Verarmung der Knochen-
substanz an Knochenerde und eine extreme Steigerung des Fettgehalts heraus.**)
Hoffmann's Untersuchungen lehren, dass die Degeneration der Knochen sich
auch nach der entgegengesetzten Richtung hin aussein kann. Die Knochener-
weichung beruht nach dem übereinstimmenden Urtheile verschiedener Chemiker
und Veterinäre auf einer Auflösung der Knochenerde oder Verhinderung der Ab-
lagerung derselben durch das Vorhandensein von freier Milchsäure. Marchand
und Schmidt, von Gorup-Bes anez und neuerdings wieder 0. Weeber
haben Milchsäure in osteomalacischen Knochen nachgewiesen, letzterer hat ausserdem
die Anwesenheit von sauren Phosphaten konstatirt. Peters machte darauf auf-
merksam, dass in manchen Futterstoffen der Gehalt der Phosphorsäure den Kalk-
gehalt derartig überwiegt, dass dieser zur Bildung von dreibasisch phosphorsaurem
Kalk nicht hinreicht; er empfiehlt daher in diesem Falle dem Futter, namentlich
bei jüngeren Thieren , etwas Kreide zuzusetzen. — Nach C. Diakonow's Unter-
suchungen am Ilühnerfütus findet im thierischen Organismus eine Bildung von
phosphorsaurem Kalk aus phosjihorhaltigen organischen Substanzen und organi-
schen Kalksalzen statt. — Ernst Bischoff konstatirte eine beachtenswerte
Uebereinstimmung in der Ausgabe des thierischen Körpers an Phosphorsäure mit
der Stickstoffausscheidung. Unter den verschiedensten Ernährungsverhältnissen
gehen beide Ausscheidungen stets parallel, so dass also anzunehmen ist, dass der
Stoffwechsel im thierischen Organismus stets durch einen dem Muskelfleische
in seinem Gehalte an Phosphorsäure und Stickstoff entsprechenden Körper ver-
mittelt wird. — Duroy, Lallemand und Perrin behaupten, dass der Alkohol
im menschlichen Körper keine Oxydation erleide und also als ein Nahrungstoff
nicht anzusehen sei. Er soll sich zunächst im Gehirn und in der Leber an-
sammeln und dann unzersetzt wieder ausgeschieden werden. — Ueber die Bedeu-
tung des Kochsalzes für den thierischen Organismus ist von Verson und Klein
eine neue Ansicht aufgestellt worden, darnach wäre der Salzgenuss nur eine Ge-
wohnheitssache, und könnte ohne Nachtheil wegfallen. Da aber zahlreiche Beob-
achtungen von Chemikern, Physiologen und Reisenden vorliegen, welche dafür
*) Vergl. Jahresbericht. 1866. S. 346.
Rückblick. 319
sprechen, dass das Kochsalz einen wesentlichen Bestandteil der thierischen Nah-
rung ausmacht, so ist die entgegengesetzte Ansicht wohl mit Vorsicht aufzunehmen.
— Nach Kühne findet die Verdauung der Eiweisstoffe hauptsächlich im Dünn-
därme unter Mitwirkung des Pankreassaftes statt. Die Eiweisssfoffe werden hierbei
grossentheils in Peptone, d. h. in lösliche, nicht koagulirbare Verbindungen über-
geführt. Zugleich entstehen aber auch andere Körper hierbei, Leucin, Tyrosin
und fäkalartige Substanzen, welche schon als Produkte des Zerfalls der Eiweiss-
stoffe anzusehen sind. Es tritt also nicht die gesammte Menge der Eiweissstoffe
in den Kreislauf der Säfte über, sondern ein gewisser Theil wird direkt durch den
Darm wieder entleert. — Fudakowsky zeigte, dass der Einfluss des Pankreas-
saftes sich nicht allein gegen die Eiweissstoffe, sondern auch gegen die unlöslichen
Kohlehydrate und Fette geltend macht. — C. Voit fand den Kreatingehalt im
Fleische des Menschen und verschiedener Thiere nahezu gleich, im todtenstarren,
sauer reagirenden Fleische zeigte sich der Kreatingehalt vermindert, es war jedoch
nicht nachzuweisen , dass dasselbe in Kreatinin übergegangen war. Zu dem Fett-
gehalte des Körpers schien das Kreatin in keiner Beziehung zu stehen. Im nor-
malen Muskel war kein Harnstoff aufzufinden, Spureu davon fanden sich aber im
Blute. Im Harn fanden sich neben Harnstoff Kreatin und Kreatinin, eine Umwand-
lung dieser Körper in Harnstoff schien nicht stattzufinden, denn die Krcatininmenge
im Harn zeigte sich ebenso wie die Menge des Harnstoffes von der Nahrung ab-
hängig. Alkalischer Harn nach Fütterung mit Leim enthielt nur Kreatin, kein
Kreatinin, bei saurer Reaktion des Harn enthielt derselbe fast nur noch Kreatinin
und kein Kreatin. Nach Zusatz von Kreatin oder Kreatinin zu der Nahrung trat
keine Erhöhung der Harnstoffausscheidungen ein , das Kreatin ging zum Theil in
Kreatinin, dieses theilweise in Kreatin über. Der Harnstoff ist hiernach also nur
als Produkt des Stoffwechsels in den Organen zu betrachten. Auch eine Um-
wandlung des Harnstoffs in Ammoniak scheint im Organismus nicht eintreten zu
können. — Derselbe Verfasser besprach auch die Gesetze des Eiweissumsatzes bei
fleischfressenden Thieren. Der Umsatz dependirt hauptsächlich von der im Orga-
nismus vorhandenen Eiweissmenge , und zwar werden das in der Nahrung zuge-
führte und das sog. Vorrathseiweiss leichter umgesetzt als das Organeiwei-s. Jede
Vermehrung des Eiweisses im Körper hat unmittelbar eine Steigerung der Um-
setzung zur Folge. Das zersetzte Eiweiss bildet jedoch nicht immer den gleichen
Bruchtheil des Körpereiweisses, sondern bei der Zunahme des Eiweisses im Kör-
per allmählich einen grösseren, bei Eiweissabnahme einen kleineren. Dies hat zur
Folge , dass der Körper innerhalb gewisser Grenzen sich mit sehr verschiedenen
zugefühlten Eiwei-smengen ins Gleichgewicht setzen kann. Der Begriff „Erhaltungs-
futter" ist also ein sehr relativer; ein wohlgenährter, eiweissreicher Körper bedarf
zur Erhaltung auf demselben Zustande einer grösseren Zufuhr als derselbe Körper
bei geringerem Eiweissgehalte. Eine Luxuskonsumtion in dem früher üblichen
Sinne giebt es nicht, indem jede Eiweisszufuhr einen bestimmten Körperzustand
hervorruft und zu dessen Erhaltung später unumgänglich nöthig ist. Blosse Zu-
fuhr von Eiweiss kann den Körper nicht eiweissreich machen, hierzu ist die Zu-
gabe von Fett oder Kohlehydraten erforderlich, und ein fetter Körper setzt bei
derselben Eiweisszufuhr mehr Fleisch an als ein magerer. — Die Untersuchungen
von M. von- Pettenkofer und C. Voit über die Respiration lehren, dass der
Mensch im Hungerzustande unter gleichen Umständen weniger Kohlensäure aus-
giebt als nach der Aufnahme von Nahrung. Der hungernde Mensch zehrt sowohl
320 Rückblick.
von dem Fleisch wie von dem Fett seines Körpers. Am Tage wurde stets mehr
Kohlensäure ausgeschieden als während der Nacht, und zwar zeigte sich das rela-
tive Verhältniss bei dem ruhenden Körper ziemlich unabhängig von der Ernährung.
Arbeit steigerte die Differenz , ebenso stickstofrlose Nahrung, indem dabei am Tage
relativ bedeutend mehr Kohlensäure ausgegeben wurde. Die Wasserperspiration
stand in den mei-ten Fällen zu der Kohlensäureausscheidung im graden Verhält-
niss. Bezüglich des Sauerstoffs fanden die Verfasser ihre frühere Beobachtung
in gewissen Fällen bestätigt, dass bei Nacht Sauerstoff im Organismus aufgespeichert
wird. Bei gewöhnlicher mittlerer Kost war dies der Fall, im Huiigerzustande ging
dagegen die Sauerstoffaufnahme mit der Kohlensäureausgabe nahezu parallel und
bei sehr eiweissreicher Nahrung bildete sich sogar des Nachts auf Kosten des
während des Tages aufgenommenen Sauerstoffs Kohlensäure. Die Harnstoffaus-
scheidung wurde durch die Arbeit nicht gesteigert, eine Beziehung des ausge-
schiedenen Harnstoffs zu der Kohlensäure trat nicht hervor. — Die Beobachtung,
dass durch die Arbeitsleistung des Körpers die Hainstoffausscheidung nicht ge-
steigert wird, ist von mehreren Seiten bestätigt und hieraus mit Recht gefolgert
worden, dass die Quelle der Muskelkraft nicht in der Verbrennung des lebenden
Muskels zu suchen sei, sondern dass auch die durch Oxydation der stickstofffreien
Körper- und Nahrungsbestandtheile frei werdende chemische Kraft sich nicht allein
in Wärme sondern auch in Arbeitskraft umsetze Fick, Wislicenus und Smith
fanden die Kohlensäureausscheidung bei der Arbeit sehr gesteigert, von anderen
Seiten ist aus der Stickstoffzufuhr in der Nahrung berechnet, dass diese lange
nicht ausreicht, um die Krafterzeugung zu erklären. Es unterliegt nach den vor-
liegenden Thatsachen keinem Zweifel mehr, dass die stickstofffreien Substanzen bei
der Krafterzeugung eine wesentliche Rolle spielen, wenn auch noch nicht genau
ermittelt ist, ob ihre Mitwirkung eine direkte oder eine mehr indirekte ist. —
Frankland hat aus der Wärmeentwickelung der verschiedenen Nahrungsmittel
beim Verbrennen den Kraftbetrag berechnet, den diese abzugeben im Stande sind. Die
höchsten Effekte gewähren darnach die kohlenstoffreichen fetthaltigen Substanzen.
W. Funke veröffentlichte interessante Erfahrungen über die Aufzucht von
Kälbern mit Hülfe von Leinsamen und Leinkuchen. Im Gegensatz zu den Beob-
achtungen von Oscar Lehmann erwiesen sich die Leinsamen und Leinkuchen
hierbei als besonders gut geeignete Futtermittel beim Entwöhnen der Kälber
von der Muttermilch. — Ueber die Futterverwerthung durch die Rindviehmast haben
wir einige Erfahrungen aus der Praxis mirgetheilt, die als Anhalt für die Beur-
theilung der Rentabilität der Mast dienen können. Bei beiden Fällen wurde ein
kleiner Ueberschuss erzielt, wenn die Futtermittel zu marktgängigen Preisen ver-
anschlagt und das Streustroh gegen den Dünger kompensirt wurde. — A. B. Mösch-
ler beobachtete, dass eine reichliche Rübenfütterung bei Milchkühen (75 Pfd pro
Kopf und Tag) einen sehr günstigen Einfluss auf die Milchproduktion ausübte.
— Bei Hunden zeigte sich nach den Versuchen von Szubotin die Milchsekre-
tion am reichsten bei Fleischfütterung, Kartoffcll'ütterung deprimirte sie, noch mehr
die Ernährung mit Fett, wobei die Milchabsonderung völlig versiegte. Fleischnah-
rung lieferte zugleich die gehaltreichste Milch, während sich diese bei Kartoffel-
nahrung sehr wässrig und arm an Fett und Kasein zeigte. Diese Beobachtungen
sprechen für die Ansicht Voit's, dass das thierischc Fett aus dem Protein ge-
bildet werde. Unter Umständen scheint auch der Fettgehalt der Milch bei der
Aufbewahrung sich vermehren zu können. — F. Schmidt empfiehlt die Trocken-
Literatur. 321
futterung des Rindviehs, er lässt die ganze Grünfutterernte zu Heu machen, schich-
tet die einzelnen Heuarten auf dem Heuhoden lagenweise übereinander und sticht
bei der Verfütterung senkrechte Schichten ab, die zu Häcksel geschnitten und vor
der Verfütterung mit Wasser angefeuchtet werden. Nach E. Peters bestehen die
Vortheile der Trocken fütterung in der dadurch ermöglichten sparsameren und ra-
tionelleren Verwendung der Futterstoffe, der Beseitigung des Wechsels in der Fütte-
rung und in der Ersparung an Streumaterial. Die Grünfütterung bietet dagegen
den Vorzug, dass dabei die Kosten des Heumachens erspart werden. Ein wesent-
licher Verlust an Nährwerth tritt bei einer rationellen Heubereitung nicht ein, und die
Düngerproduktion wird durch die Trockenfütterung an sich nicht geschmälert, wenn
nicht dabei zugleich an Streumaterial gespart wird. — Herbst und von Arnsberg
beobachteten , dass eine Ernährung der Milchkühe mit Palmkuchen einen sehr
günstigen Einfluss auf den Fettgehalt der Milch ausübte, und hierin einen wesent-
lichen Vorzug vor den Rapskuchen zeigte, der quantitative Milchertrag wurde da-
gegen durch die Palmkuchen nicht erhöht. Nach 0. Lehmann's Versuchen über
den Einfluss verschiedener Futtermittel auf die Milchproduktion der Kühe, nahm
bei dem Uebergange von Malzkeimen zu Rapskuchen die Milchmenge zu, dagegen
der Fettgehalt der Milch ab, bei dem Uebergange von Rapskuchen zu Rapsmehl
blieben die Erträge ziemlich gleich, beim Ersatz von Rapsmehl durch Malzkeime
verminderte sich die Milchmenge , wogegen der Fettgehalt gesteigert wurde. Der
Fettgehalt des Futters zeigte sich ohne Einfluss auf die Fettproduktion in der
Milch. Malzkeime und Rapsmehl lieferten feste, wohlschmeckende Butter, bei
Rapskuchenfütterung war die Butter weich und besass einen scharfen, unangenehmen
Beigeschmack. — F. St oh mann 's Mastungsversuche mit Southdown-Merinoschafen
lehren , dass der Nutzeffekt einer bestimmten Menge von stickstoffhaltigen Nähr-
stoffen im Mastfutter durch die gleichzeitige Darreichung einer reichlichen Menge
stickstofffreier Nährstoffe erhöht wird. Im Ganzen waren die erzielten Resultate
nicht ausreichend, um unter den gegebenen Verhältnissen die Mästung magerer
Hammel vortheilhaft erscheinen zu lassen. — Nach J. Mos er 's Untersuchungen
ist der Körnermais als ein sehr wirksames Mastfutter für Schafe anzusehen, auch
das Moharheu lieferte günstige Ergebnisse und zeigte sich dem Luzerneheu als p
Mastfutter überlegen. —
Literatur.
Die holländische Rindviehzucht und Milchvrirthschaft, von Ign, Jos. Eilerbrock.
2. Aufl. Braunschweig, Vieweg und Sohn.
Ueber Knochenbrüchigkeit und Lähme (Osteomalacia und Rhachitis), von F.Roloff.
Berlin, G. Reimer.
Die zweckmässigste Ernährung des Rindviehs vom wissenschaftlichen und prak-
tischen Gesichtspunkte, von Jul. Kühn. 3. verm. u. verb. Aufl. Dresden,
Schönfeld.
Anleitung zur Fleisch- und Fettproduktion unseres Hausgeflügels, von Wilhelm
Schütte. Nordhausen, Büchting.
C. Vial's Rindviehmast. Deutsch bearbeitet und herausgegeben von W. Körte.
Breslau, Kern.
Jahresbericht X. 21
322 Literatur.
De haemoglobino obsorvationes et experimenta, W. Preyer. Bonn, Cohen et Sohn.
Die hohe Bedeutung der Viehzucht für die Landwirtschaft und Mittel zur För-
derung derselben, von A. Heuser. Neuwied, Heuser.
Die Physiologie der Verjüngung des Lebens im Unterschiede von den dynamischen
und materialistischen Stoffwechselstheorien des Lebens und in ihrem Ein-
flüsse auf Gesundheitskultur, Erziehung und Unterricht, von C. H. Schultz-
Schultzenstein. Berlin, Remak.
Untersuchungen über Muskelarbeit, von Adolf Fick. Basel, Georg.
Grundriss der Physiologie des Menschen, von L. Herr mann. 2. Aufl. Berlin,
Hirschwald.
Untersuchungen über den Stoffwechsel der Muskeln, ausgehend vom Gaswechsel
derselben, von Ludimar Herr mann. Berlin, Hirschwald.
Weitere Untersuchungen zur Physiologie der Muskeln und Nerven, von L. Herr-
mann. Ebendaselbst.
Lehrbuch der physiologischen Chemie, von Dr. W. Kühne. Leipzig, Engelmann.
Ueber die Bedeutung des Kochsalzes für den menschlichen Organismus vonEman.
Klein und Enr. Verson. Wien, Gerolds Sohn.
Lehrbuch der physiologischen Chemie, von E. F, von Gorup-Besanez. 2. Aufl.
Braunschweig, Vieweg und Sohn.
Medizinisch-chemische Untersuchungen aus dem Laboratorium für angewandte Che-
mie zu Tübingen, von F. Hoppe-Seyler. Berlin, Hirschwald.
Anleitung zur Zucht und Ernährung des Rindviehes. Gekrönte Preisschrift von
G. Haltermann. Hannover, Schmorl und von Seefeld.
Jahrbuch der deutschen Viehzucht nebst Stammzuchtbuch edler Zuchtheerden, von
W. Janke und A. Körte. 4. Jahrg. Breslau, Ed. Trewendt.
Dritte Abtheilung.
Chemische Technologie
■ der
landwirtliscliaftlicli-techiiischcu Nebengewerbe.
Referent: E. Peters.
21*
Gährungs-Chemie.
Ueber die Natur der Hefe, von Ernst Hallier.*) - Der Ver- ueter die
fasser beantwortet die Frage : Was ist Hefe ? folgendennassen. Hefe ent- Natur der
steht nicht aus Zellen, Sporen oder Pilzfäden, sondern lediglich aus dem
Plasma der Sporen, Konidien und Zellen. Bei der Keimung an der Luft
und unter dem Einfluss derselben tritt das Endospor, d. h. der gesammte
Plasmakörper, im Zusammenhang, ohne sich vorher zu theilen, in Form
eines Keimschlauches hervor. Ganz anders, wenn ,die Luft keinen un-
mittelbaren Zutritt hat, wie z. B. im Innern gährungsfähiger Flüssigkeiten.
Hier theilt sich das Plasma der Spore oder Konidie in eine grosse An-
zahl kleiner Kerne, welche zuletzt in Gestalt beweglicher Schwärmer her-
vorgeschnellt oder in Gestalt unbeweglicher Kernzellen durch Auflösung
der Sporenhülle in Freiheit gesetzt werden. Die Kernzellen, gleichviel ob
schwimmend oder ruhend, vermehren sich rasch durch Theilung und bringen
dadurch Kernhefe (Micrococcus Hall.) hervor. Das ist bei allen Gäh-
rungen dieser Art ausnahmslos die erste Form der Hefebildung. Alles,
was nicht aus Micrococcus hervorgeht, ist keine echte Hefe. Je nach der
angewendeten Substanz ist aber in der Folge der Verlauf der Hefebildung
verschieden. Bei der Umwandlung von Stärke in Gummi und Zucker
bildet sich lediglich Micrococcus, ebenso bei der Fäulniss stickstoffreicher
Substanzen. Bei der Fäulniss bleibt es bei der Micrococcus -Bildung, im
erstgenannten Fall dagegen nicht. Ist alle Stärke in Stärkezucker ver-
wandelt, dann beginnt die geistige Gährung; diese wird aber nicht mehr
durch den Micrococcus eingeleitet, sondern durch Cryptococcus oder Spross-
hefe. Diese Hefeform entsteht durch starke Anschwellung der Zellen-
wände des Micrococcus auf Kosten ihres Plasmas. Es entstehen daher
grosse, blasenförmige, aber kleinkernige Hefezellen. Diese vermehren sich
durch Abschnürung einer Sprosszelle an jedem Ende.
Ist die Substanz dagegen massig stickstoffreich, wie z. B. die Milch,
so entsteht aus dem Micrococcus nicht Cryptococcus, wie im Zuckerwasser,
sondern die Micrococcus - Zellen schwellen stark an, behalten dabei den
glänzenden, dichten Kern, und vermehren sich durch Einschnürung in der
Mitte, also durch Zerfallen in zwei Gliederzellen. Diese Hefe nennt der
*) Die landw. Versuchsstationen. Bd. 9. S. 261.
320 Gährungs. Chemie.
Verfasser Gliederhefe oder Arthrococcus. Sie bewirkt stets saure
Gährung, so z. B. Essigsäurebildung, Milchsäurcbildung u. s. w., während
der Cryptococcus der geistigen Gährung und der Oelgährung dienstbar
ist. Nur diese drei Formen der Hefe sind als echte Hefe zu betrachten.
Alle sonst als Hefe bezeichneten Gebilde sind Mittelstufen zwischen Gäh-
rungspilzen und Verwesungs- oder Schimmelpilzen. Sie enstehen daher
nur an der Luft und zwar nur dadurch, dass die abgeschnürten Hefezellen
sich nicht völlig abtrennen, sondern mit ihres Gleichen kettenförmig ver-
bunden bleiben. So entstehen an der Oberfläche von Flüssigkeiten aus
Micrococcus die zarten Leptothrix - Ketten , aus Cryptococcus die Hor-
miscium- und Torula - Pflänzchen , aus Arthrococcus die Mycoderma-, To-
rula- und Oidium-Ketten.
Ganz analoge Formen bilden sich an der Oberfläche der gährenden
Substanzen aber auch durch Keimung der Sporen, nur zeigen diese Keim-
linge stets eine höhere Ausbildung, als die Hefesprösslinge. Sie reprä-
sentiren stets, wo sie auftreten, bestimmte Fruchtformen der Pilze, die
meist zwischen extremen Fruchtformen die Vermittelung übernehmen. So
kann- z. B. aus Penicillum nicht die Mucor-Frucht hervorgehen, wenn nicht
auf faulendem, an der Oberfläche saurem Boden sich das Oidium bildet,
welches die Makrokonidien hervorbringt, ohne welche Mucor racemosus Fr.
sich nicht ausbilden kann.
Das Vorstehende ist in allgemeinen Zügen die Gährungslehre , welche der
Verfasser in seinem interessanten Werke „die Gährungserscheinungen", Leipzig
bei Engelmann, 1867, weiter ausgeführt hat.
An einem andern Orte*) sprach Hallier sich über die Hefebil-
dung folgendermassen aus: Es ist für das Verständniss der Hefebildungen
zunächst eine klare Einsicht in die Schimmelbidungen unciiässlich. Die
Schimmelbildungen sind diejenigen Formen der Pilze, welche unter dem
unmittelbaren Einfluss der atmosphärischen Luft entstehen. Sie sind also
die Urheber der Verwesungsprozesse, d. h. der Oxydationsprozesse, welche
durch Pflanzen vermittelt werden. Man hat diese Formen Saprophyten
genannt, zum Unterschied von den Parasiten. Dieser Unterschied exi-
stirt aber gar nicht. Säet man Penicillium crustaceum Fr. auf sehr
steifen Stärkleister und gestattet nur filtrirter und gereinigter Luft den
Zutritt, so ist das Keimungsprodukt der Sporen an der Luft allerdings die
Penicillium- Pflanze, im Innern des Kleisters aber entsteht Tilletia caries
Tul. Säet man Penicillium auf einen breiigen, stickstoffreichen Boden,
so bilden sich ebenfalls an unregelmässigen Pinselästen grosse Konidicn,
aber diese bilden sich nicht zu Gittersporen aus., sondern keimen sofort
und erzeugen Mucor racemosus Fr. Säet man ferner Penicillium auf einen
stickstoffreichen festen Körper, welcher im Wasser oder einer wässrigen
Flüssigkeit schwimmt, so z. B. auf gekochtes Fleisch, so bilden jene Ma-
*) Sitzungsbericht der Gcsellsch. naturwissensch. Freunde vom 11. Mai 1867.
GShrungs-Chemie 327
krokonidien nicht Bennos, auch nicht Mucor, sondern meist einzellig«
zweigte Schläuche mit interstitiellen Makrokonidien (Gemmen) und Spor ii
welche die grossen Zoosporen ausbilden, und mit dem ganzen Befrucl
apparat der Achlya prolifera. Die Anzucht der Tilletia dauert mindi
4 bis 6 Wochen, die der Mucor -Kapseln oder der Achlya etwa 8
Tilletia und Mucor erzeugen je nach den Boden- und Luftverhältnissen
eine von den vier Formen. Wir haben also hier zwei äerophytische For-
men, d.h. zwei Formen, die ihre Früchte nur in der Luft ausbilden: eine
Acrosporen -Pflanze (Penicillium) und eine Thecasporen- Pflanze l Mucor),
ferner eine anäerophitische Form, welche nur bei indirekter Lufteinwirkung
zur Ausbildung gelangt (Tilletia) und eine Form mit geschlechtlicher Be-
fruchtung. Da man Tilletia ebenso gut im Kleister wie im lebenden Ge-
treidekorn züchten kann, so hat der Unterschied ven Parasiten und Sa-
prophyten hier keinen Sinn. Genau analog verhalten sich die vier For-
men: Aspergillus, Stemphylium, Furotium und Ustilago. Aspergillus ist
die Acrosporenform, Stemphylium die Thecasporenform, Ustilago carbo Tul.
entsteht als anäerophytische Form nach Aussaat von Aspergillus auf
Kleister, Eurotium entsteht durch geschlechtliche Befruchtung. Hefe bildet
sich nur in nassen oder flüssigen Medien. Die äerophytischen Sporen
bilden in Flüssigkeiten durch wiederholte Zweitheilung im Innern Kernt'
aus, welche hier meist als Schwärmer hervorkommen. Zur Ruhe gekom-
men setzen die Schwärmer ihren Theilungsprozess fort und bilden dadurch
Micrococcus, die Grundlage für jede Hefebildung. Bei ausreichendem
Stickstoffgehalt bildet der Micrococcus sich beständig fort und das Sub-
strat fault. Bei ungenügendem Stickstoff gehalt tritt geistige oder saure
Gährung ein, je nach dem Chemismus des Substrats und der Natur der
Umgebung. Im ersten Fall scheiden die Micrococcus-Zellen eine Mem-
bran aus, welche stark aufgebläht wird und durch eine Vacuole vom Kern
getrennt ist. Das ist der bekannte Cryptococcus, welcher sich nicht mehr
durch Einschnürung, sondern durch Sprossung fortpflanzt. Gährt die
Flüssigkeit sauer, so schwillt der Micrococcus stark an, ohne eine deut-
liche Membran auszubilden. Er fährt auch fort sich durch Einschnürung
zu theilen. — Hallier nennt diese Form Arthrococcus oder Gliedei
Gelangt eine dieser drei Hefeformen an die Oberfläche, so vermehren sie
sich genau in derselben Weise, aber die Zellen bleiben im Zusammenhang.
So bilden sich aus dem Micrococcus die Leptothix- Ketten, aus Crypto-
coccus das Hormiscium, aus Arthrococcus die Torula- Ketten. Auf fast
trocknem Boden kann jede Hefezelle keimen und bringt den Pilz hervor,
der sie erzeugte. Bei den anäerophitischen Pilzformen wie Tilletia
sind die Micrococcus-Zellen unbeweglich, die Wand der Konidien und
Glieder quillt während der Vermehrung der Kerne gelatinös auf und
wird allmählich resorbirt. Während dieses Prozesses theilt sich oft
die Konidie noch mehrfach, so dass zuletzt eine aus mehreren gela-
tinösen Ballen zusammengesetzte Micrococcus - Kolonie entsteht. Die
328 Gäbrnngs-Chemie.
Bedeutung der freien Micrococcus - Zellen ist die nämliche wie die oben
angegebene.
Ueber daa Verhültniss der mikroskopischen Organismen • zu gewissen Krank-
heiten äussert sich Hallier in folgender Weise: Giebt es Kontagien pflanzlichen
Ursprungs, so sind sie wahrscheinlich in der Micrococcus-Bildung zu suchen. Die
gelatinösen Kernballen in den Entleerungen von Cholerakranken, welche Kl ob
und Thome Zoogloea nennen, sind von den Micrococcus - Kolonien mancher
Ustilagineen nicht unterscheidbar. Ob sie wirklich von einer Ustilaginee stammen,
ist noch unentschieden. Hallier macht jedoch an einem anderen Orte*) darauf
aufmerksam, dass die grossen Choleraepidemien in Indien mit Keismisswachs und
einer Erkrankung der Reispflanze verbunden waren; er hält es für wahrscheinlich,
dass diese Reiskrankheit zu der Cholera in Beziehung steht. Da der Pilz eine
Ustilagineen -Form darstellt, so schmarotzt er wahrscheinlich auf Gramineen , wie
die ihm nächstverwandten Ustilagineen und wie die Tilletia , welche eine andere
Generation des Pilzes darstellt.
ueber die Ueber die Entstehung der Hefe hat auch Th. Bail**) in
Entstehung ueiierer Zeit wieder Untersuchungen ausgeführt, die zu dem Resultate führ-
der Hefe.
ten, dass die Samen verschiedener Pilzformen, nämlich des Kopfschimmels,
Mucor, oder des gemeinen Pinselschimmels, Penicillium glaucum, ode end-
lich der Gliederhefe, eines Pilzes, der auf straffen Fäden Ketten länglicher
Zellen trägt, in gährungsfähigen Flüssigkeiten Gäbrung erregen. Die
Pilzsamen keimen hierbei nicht in Schläuche aus, sondern bilden direkt
durch Sprossung Hefe, und zwar die der beiden zuletzt genannten Pilz-
formen eine gestaltlich wie in Rücksicht auf ihre Wirkung mit der Bier-
hefe für identisch anzusehende. Der Verfasser hat bereits vor 10 Jahren
den Nachweis geführt, dass die gährungsfähigen Flüssigkeiten den Kei-
mungsakt der Fortpflanzungsorgane vieler Pilze in Hefebildung modifiziren.
Die neueren Untersuchungen, deren Ergebnisse mit den früheren voll-
ständig harmoniren, hatten besonders den Zweck, den von Pasteur und
de Bary***) aufgestellten Satz zu widerlegen, dass die Hefenpilze selbst-
ständige, in sich abgeschlossene Organismen seien. Es ist dies dem Ver-
fasser unter Anderem dadurch gelungen, dass er im Stande war, die 1856
von ihm entdeckte grosszellige Kugelhefe in luftfreier Maische unverändert
weiter zu kultiviren, und durch sie die betreffende Flüssigkeit in Gährung
zu versetzen. Da die Zellen dieser Kugelhefe fast dreimal so gross sind
wie die Bierhefe, so war hierbei leicht der Nachweis zu führen, dass
nicht echte Hefenzellen den nur liefeartigen Sprossungen beigemengt
waren. Bail macht hierbei die interessante Mittheilung, dass man schon
seit langer Zeit bei einer bestimmten Art der Bierbrauerei die Hefe nur
aus Schimmelpilzen erzieht. Dem Jopenbier nämlich, welches in Danzig
*) Die landw. Versuchsstationen. 1S67. S. 331.
•*) Erdmann's Journal. Bd. 101. S. 47.
***) Hofmeister's Handbuch der physiolog. Botanik. Bd. 2. Abth. 1. S. 181 u. 184.
Gährungs Chemie. 329
in grossen Quantitäten gebraut wird, setzt man niemals Hefo zu. Die in
offenen Bottigen stehende Würze überzieht sich mit Krusten von Peni-
cillium glaueum, dio schliesslich so dick sind, dass man einen gewichtigen
Hausschlüssel oder andere schwere Gegenstände ohne jede Gefahr darauf
legen kann. Diese Kruste sinkt später unter und leitet die Gährung ein.
Auf dem aus den Bottigen geworfenen Bodensatze bilden sich stets die
herrlichsten Mucor- Wälder.
Bezüglich der Weinhefe hat Bail*) früher gefunden, dass dieselbe hauptsäch-
lich das Keimungsprodukt der überall auf Weintrauben lebenden Botrytis acinorum
Pers. ist.
Ueber die Generatio spontanea, von M. A. Donne.**) — Der ueber
Verfasser machte in die Schale von Hühnereiern an der Spitze eine kleine Generati0
Oeffnung, durchstach das Gelbe in dem Ei mit einer glühenden Spitze
und liess ungefähr ein Drittel des Inhalts ausfliessen. Dann wurden die
Eier mit kochendem Wasser gefüllt und die Oeffnungen mit Wachs ver-
schlossen. Nachdem die Eier fünf Tage bei 17 bis 24" C. aufbewahrt
waren, wurden sie geöffnet und mikroskopisch untersucht, sie wimmelten
von sehr beweglichen Vibrionen. — Der Verfasser glaubte hierdurch den
Beweis für die Existenz der Generatio spontanea geliefert zu haben, bei
einer Wiederholung seiner Versuche aber gelangte er zu dem entgegenge-
setzten Kesultate. ***) Hierbei wurden die Eier gar nicht geöffnet, sondern
nur stark geschüttelt, um das Gelbe mit dem Weissen zu vermischen, und
dann im Wasser schwimmend unter die Kezipienten einer Luftpumpe ge-
bracht. Nach dem Auspumpen der Luft aus den Eiern trat Wasser durch
die Poren der Schale, der Inhalt wurde rasch faulig, aber bei der mikro-
skopischen Prüfung war keine Spur irgend eines organisirten Wesens
darin zu erkennen. In der ersten Versuchsreihe scheint hiernach der
Zutritt mikroskopischer Keime von Organismen nicht völlig ausgeschlossen
gewesen zu sein.
Darstellung von Schaufelwein in Lothringen, von Som- Darstellung
m e r. f) — Das Verfahren ist folgendes : Nachdem die reifen Trauben wie von Schau"
feiwein
gewöhnlich vermittels der Traubenmühle zerquetscht worden sind , bringt
man dieselben in eine grosse starke Weinbütte und lässt den Most wäh-
rend 48 Stunden mittels grosser eiserner Schaufeln fortwährend tüchtig
umrühren oder mit grossen Stempeln wie bei der Butterbereitung durch-
einander arbeiten, wozu mau in der Kegel vier Arbeiter verwendet, welche
sich von Zeit zu Zeit unter einander ablösen. Ist diese Operation beendet,
*) Verhandlungen d. K. Leop. Karol. -Akademie. Bd. 28.
•*) Compt. rend. Bd. 64. S. 47.
'**) Ibidem. Bd. 65. S. 602.
f) Würtemb. Wochenblatt f. Land- u. Forstwirtschaft. 1867. S. 252.
rJöU Gährnngs-Chemie,
so lässt man den Most ruhig stehen, wobei sich sofort eine rasche und
stürmische Gährung entwickelt, so dass die Treuer schon nach ungefähr
12 Stunden auf der Oberfläche des Mostes schwimmen." Sobald dies er-
folgt ist, zieht man den geklärten Most durch eine am Boden der Bütte
angebrachte Spundöffnnng ab und füllt denselben in Fässer, in welchen
dann die Gährung sich vollendet, wobei man jedoch die Sorgfalt ge-
braucht, dieselben nur bis zu [drei Viertheilen vollzufüllen und hierauf
den leer gebliebenen Raum gut auszuschwefeln. Die in der Bütte zu-
rückgebliebenen Treber werden gekeltert und der ansgepresste Most be-
sonders aufbewahrt.
Die angegebene Methode ist besonders in Lothringen und namentlich in der
Umgegend von Nancy gebräuchlich, das Frodukt soll sich durch schönes Bouquet
und feinen Geschmack auszeichnen.
Neue Mo- Neue Methode der Weinbereitung, von Michel Perret.*)
thode der _ ^^ ^en Beobachtungen des Verfassers verläuft der Gähttragsprozess
tung in den sich bildenden beiden Schichten der Gährbottige, der flüssigen
Schicht und dem sogenannten Hut, ungleich schnell. In dem Hut beträgt
die Wärme leicht 15° C. mehr, als in der unteren flüssigen Schicht, die
Alkoholbildung beendet sich daher in dem Hute schnelle]- und die Essig-
bildung beginnt rascher. Da es nicht gut ausführbar ist, den Bottig auf
zweimal abzuziehen, zuerst den Hut abzunehmen und auszupressen und
erst später den Wein der unteren Schicht abzuziehen, so benutzt der
Verfasser folgendes Verfahren. In die gewöhnlichen Kufen oder Bottige
werden horizontal liegende Horden von Flechtwerk etwa 36 Centira. von
einander abstehend eingelegt. Man füllt zunächst den Bottig bis zu
36 Centini. Höhe, legt dann eine Horde ein, füllt dann die zweite Ab-
theilung und so fort bis zur vorletzten Abtheilung, welche leer gelassen
wird, um der aufsteigenden Flüssigkeit Baum zu geben. Durch die Horden
wird die Hutbildung verhindert, die Kämme, Schalen, Kerne und unzer-
quetschten Beeren bleiben in dem Bottige gleichmässig vertheilt und die
Temperatur des Inhalts zeigt überall gleiche Höhe. Der ganze Verlauf der
Gährung wird dabei gleichmässiger und dauert kaum 3/s der gewöhnlichen
Zeit, die Essigbildung verschwindet und der Wein wird alkoholreicher.
Maumene ■•*) und C. Forthomme***) bemerkten zu obiger Mit-
theilung, dass das Verfahren keineswegs neu ist, sondern bereits seit
längeren Jahren in einigen Gegenden Frankreichs benutzt wird.
schönutij; Schönung trübe und zähe gewordener weisser Weine, von
trüber Haidien. f) — Auf 1 Eimer Wein löst man 2 Queiit. beste Hausenblase
Weissweine.
*) Compt rend. Bd. 64. S. 1041.
**) Ibidem. S. 1100.
•*") Ibidem. S. 1203.
t) Würtembergcr Geweibcblatt. 1867. No. 5.
tlührungs-Clieiuie. 331
in einem Schoppen Wasser in der Wärme auf, setzt einige Mass des zur
Schonung bestimmten Weins (der vorher durch A-blassen von der Hefe
getrennt wird) hinzu. Sodann vermischt man den übrigen Wein mit einer
AMochung von 7> Pfd. schwarzem Theo (Kongothee) in etwa 2 Mass des
Weins und setzt unter fortdauerndem Umrühren die Hansenblase hinzu.
Die trüben und schleimigen Weinbestandtheile setzen sich zu Boden,
worauf der Wein klar abgelassen wird.
Das Verfahren hat sich bei 1865er Weissweinen, die bekanntlich grosse Nei-
gung zum ZiUie- und Trübewerden /eigen, in mehreren Fällen bewährt.
Konservirung des Weins durch Erwärmen, von Theodor Konserviren
Koller.*) — Der Verfasser prüfte die von Pasteur zur Haltbarmachung des Weins
des Weins empfohlene Methode der Erwärmung bei drei verschiedenen wärmen.
Weinen. Die Weine wurden im Sandbade in Flaschen vorsichtig bis auf
70° C. erhitzt, dann abgekühlt und fest verstöpselt. Ein klarer Pailäuder
von 1865 trübte sich beim Erkalten stark, es bildete sich ein zarter
graulich-weisser, sehr beweglicher Absatz, der "Wein zeigte eine weit
stärkere, angenehmer hervortretende Blume, schönen Glanz, eine tiefere,
feurige Farbe und völlige Klarheit. Der Geschmack war milder und an-
genehmer. Ein lichtgelber Bingener von 1865 bildete nur eine Spur eines
braunen Absatzes, der Geschmack war unverändert, nur die Farbe war
etwas dunkler — goldgelb — geworden. Ein trüber, hellgelber Tromers-
heimer (1866) trübte sich noch mehr, ohne einen Niederschlag zu bilden.
— Der Verfasser schliesst aus diesen Versuchen, dass fast aller Wein
durch die Erwärmung in Bezug auf Blume, Geschmack und Farbe ge-
wonnen hatte; er hält die Methode für sehr beachtenswerth, wenngleich
dieselbe in der Praxis schwierig auszuführen sein wird. — lieber die
Haltbarkeit der erwärmten Weine hat Koller keine Beobachtungen ge-
sammelt. —
Barrals Verfahren zur Konservirung und Verbesserung Barrars
des Weins**) besteht im Wesentlichen darin, dass aus den Trebern die verfahren
zur Konser-
Bälge und Kerne ausgelesen und für sich mit Alkohol ausgezogen werden. vinin„ Ulld
Von dem erhaltenen gerbstoffhaltigen alkoholischen Auszuge setzt man verbesse-
dem Wein PA— 1*/. Liter per Hektoliter Wein zu, klärt den Wein und T™B.iea
1 ' Weins.
zieht ihn einige Wochen später ab. Geringe Weine werden durch den
Zusatz haltbarer und natürlich auch alkoholreicher.
Barral hat für seinen nach dieser Methode behandelten Wein auf der Pariser
Ausstellung eine Medaille erhalten.
*) Bairische Gewerbezeitung. Allgemeine land- und forstwirtschaftliche Zei-
tung. 1867. S. 1256.
**) Moniteur vinicole. Allgem. land- u. forstw. Ztg. 1867. S. 1067.
332 Gähmngs-Chemie.
Bereitung Bereitung von Obstwein, nach J. Nessler.*) — Das Obst
von wjr(j am besten durch Quetschmaschinen gequetscht und ohne Wasserzu-
satz so lange (2 — 3 Tage) unter öfterem Durcharbeiten stehen gelassen,
bis die ganze Masse rothbraun geworden ist. Jetzt schreitet man zum
Keltern und füllt den Saft in Fässer. War das Obst sehr reif und sehr
gut, so kann man diesen Most für sich gähren lassen und als reinen Obst-
wein aufbewahren. Bei geringerer Beschaffenheit des Obstes setzt man
auf die Ohm etwa 15 Pfd. Traubenzucker, in 4 Mass kochendem Wasser
aufgelöst, hinzu, lässt vergähren und zieht den Wein, sobald die Gährung
beendet ist, in ein geschwefeltes Fass ab. Bei unreifem Obst wendet
man 25 bis 35 Pfd. in 10 bis 15 Mass kochendem Wasser gelösten Zucker
an. Die zurückbleibende Treber enthalten noch viel lösliche Stoffe, man
übergiesst sie daher mit ebenso viel Zuckerwasser als man Most erhalten
hat, lässt 6 bis 8 Tage gähren, keltert ab und behandelt den Wein in
derselben Weise wie vorhin angegeben ist. Um eine Ohm zu erhalten,
kann man auch die Treber mit 70 Mass kaltem Wasser übergiesseu, dann
50 bis 60 Pfd. Traubenzucker in 20 Mass kochendem Wasser auflösen und
jener Mischung zugiessen , sobald diese Lösung bis auf ungefähr 20° E.
abgekühlt ist. Wenn das kalte Wasser 1 3 ° K. hatte, so erhält jetzt die
Mischung 18— 20° K., eine Temperatur, die für diese Gährung sehr gün-
stig ist. Sollte dieser Treberwein nicht sauer genug sein, so setzt man
der Ohm 1 — 1 % Pfd. Weinsäure hinzu. — Um moussirenden Obstwein zu
bereiten, füllt man den eben abgeklärten jungen Wein in Flaschen, setzt
auf jede Flasche lh Loth Zucker zu, bindet den Kork fest und lässt ver-
gähren. Zur Entfernung der Hefe aus den Flaschen stellt man diese auf
den Kork, lüftet denselben später und lässt die Unreinigkeit ausfliessen,
setzt dann wieder etwas Zucker zu und verschliesst von Neuem.
min im
Weine.
Trimethyia- Tr ime thylamin im Weine, von E.Ludwig.**) — Der Verfasser
fand in mehreren österreichischen Weinen (Markersdorfer, Klosterneuburger
und Ungarwein) Triraethylamin, von dem er annimmt, dass es bei der Gäh-
rung entstehe und einen konstanten Besümdtheil des Weins ausmache.
Mais zur Verwendung des Maises zur Branntweinbrennerei, von
Branntwein- j^ p e rgs t r äs ser.***) — Eigentlich sollte man nur Maismehl zum Brannt-
weinbrennen benutzen, da der Mais aber schwierig zu mahlen ist, so ver-
wendet der Verfasser zum Sieben ein mittelfeines Griessieb. Er erhält so
zum Einmaischen halb Mehl, halb mittelfeinen Gries. Man lässt nun den
*) Badisches landw. Wochenblatt. 1S67. S. 297.
**) Sitzungsbericht der Wiener Akad. d. W:ssensch. Bd. 56. S. 287. Chem.
Centralbl. 1867. S. 911.
***) Zeitschr. d. landw. Vereine f. Hessen. Neue Zeitschr. f. deutsche Spiritus-
fabrikanten. 1367. S. 357.
Gäbrungs-Chemie. 333
gemahlenen Mais langsam, damit sich keine Klumpen bilden, in die mit
lauem oder kaltem Wasser gefüllte Vormaischbütte unter beständigem Um-
rühren einlaufen. Nachdem dies geschehen, wird diese Masse mittels ein-
strömenden Dampfs bis auf 70 — 74° R. erwärmt. Sobald die Mischung
sich der Temperatur von 70° R. nähert, wird sie immer steifer und dicker,
weshalb man gleich soviel Wasser, als das Meischverfahren erlaubt, zum
Einrühren nehmen muss. Nachdem die Temperatur von 74° R. erreicht
ist, sucht man die Masse durch Rühren und Zusetzen von kaltem Wasser
bis auf 56° R. abzukühlen, um jetzt das schon früher gequetschte und ein-
geweichte Malz zuzusetzen, wodurch dann am Ende des ganzen Maisch-
prozesses die Maische die zur Zuckerbildung nöthige Temperatur von 50
bis 52° R. haben wird. Hierauf überlässt man dieselbe 1 lh Stunden der
Zuckerbildung. Sehr häufig begeht man den Fehler, beim Einmaischen
zu wenig Wasser zuzusetzen, wodurch die Zuckerbildung erschwert und
unvollkommen wird. Der Verfasser maischt 1 Zntr. Mais auf 120 — 124
Mass Raum. Die sehr dünnflüssige Maismaische kühlt viel schneller auf
dem Kühlschiffe, als die Kartoffelmaische. Da sie aber langsamer gährt,
so lässt der Verfasser sie mindestens um 2-3° wärmer in den Gährbottig
gelangen als Kartoffelmaische. Die langsamere Vergährung liegt theils an
der raschen Abkühlung, theils an dem Fettgehalt der Maismaische. Die
Maische gährt durch die übliche Kunsthefe (Satz) oder durch Hefe über-
haupt angestellt sehr lebhaft, ohne zu steigen, so dass man den Raum
völlig ausnutzen kann. Auf der Oberfläche der Maische setzt sich während
der Gährung ein sehr schönes, hellrothes Oel ab, welches abgeschöpft und
zum Brennen oder Schmieren benutzt werden kann. Zur Destillation der
Maismaische braucht man weniger Dampf als bei Kartoffelmaische, weil
sie schneller zum Kochen kommt. Das Produkt ist schön hell, angenehm
schmeckend und riechend. Die Ausbeute beträgt vom Zentner Mais 15
bis 18 Mass ä 50 Proz. Tr. Von gleichem Maischraume ist nach Berg-
strässer durch den Mais eine etwas höhere und bessere Ausbeute zu er-
halten, als von Kartoffeln.
Wir bemerken hierzu, dass in Ungarn und Siebenbürgen, wo die Maisbrennerei
am meisten betrieben wird, neuerdings die schweflige Säure vielfach angewandt
wird, um die Stärkemoleküle aus dem Zellgewebe des Maisschrotes frei zu legen.
Man benutzt zum Eiumaischeu ein mit schwefliger Säure imprägnirtes Wasser und
erzielt so durch vollkommnere Vergährung und Beschränkung der Säurebildung eine
bedeutende Mehrausbeute von Alkohol.
Alkaloid im Biere, von J. C. Lermer.*) — Nach Annahme des Aikaiovd
Verfassers beruhen die physiologischen Wirkungen des Bieres zum Theile im Biere-
auf dem Gehalt an einem eigenthümlichen Alkaloi'de. Es ist zwar noch
nicht gelungen, die Existenz desselben unzweifelhaft festzustellen, doch
*) Polytechnisches Journal. Bd. 1S4. S. 159.
334
Gährungs-Chemie.
gelang es auf folgende Weise kristallinische, ziemlich reine Salzmassen
darzustellen, die in ihren Eigenschaften den Alkaloi'dverbindungen ähnelten.
Bierextrakt wurde mit kalihaltigem Alkohol ausgezogen; 4er Auszug nach
dem Abdestilliren des Alkohols zur Fällung des Harzes mit Wasser ver-
mischt und die Lösung mit Phosphormolybdänsäure gefällt. Der Nieder-
schlag wurde mit Magnesia verrieben, getrocknet und mit Aether ausge-
zogen. Nach dem Verdunsten des Aethers blieb ein schwach alkalisch
reagirender Eückstand, der mit Salzsäure eine kristallinische hygroskopische
Masse bildete.
Konservi-
rung des
Bieres.
Ueber Konservirung des Bieres durch Erwärmen, von G.
E. Hab ich.*) — Der Verfasser beschreibt ein Verfahren, welches der
französische Bierbrauer Eugen Veiten anwendet, um dem Biere eine
grössere Haltbarkeit zu verleihen. Das Bier wird hierbei in Flaschen
nach Art der von de Vergnette-Lamotte und Pasteur**) für Wein
vorgeschlagenen Methode oder in einem eigenen Apparate auf 38— 39° B.
— für lange Aufbewahrung bis auf 42—43° B. — erwärmt, wobei durch
eine besondere Vorrichtung der Verflüchtigung von Kohlensäure vorge-
beugt wird. Nach Hab ich liefert diese Methode ein sehr gutes Eesultat,
indem die Fermente in dem Biere durch die Erwärmung getödtet werden»
wozu die angegebene Temperatm- nach Lermer's***) Untersuchungen ge-
nügt. Nothwendig ist es hierbei, das Bier möglichst schnell zu erwärmen
und abzukühlen, damit es die Temperatur von 20— 32° R., welche für die
Gährung besonders günstig ist, recht schnell durchlaufe. — E. Bern-
beckf) empfiehlt zu gleichem Zwecke dem ausgegohrenen, fertigen Biere
eine Auflösung von schwefligsaurem Kalk zuzusetzen und zwar auf 200
Liter 1 Liter der konzentrirten Lösung. Der schwefligsaure Kalk zieht
den Sauerstoff aus dem Biere an sich und bildet damit schwefelsauren
Kalk (Gips), welcher sich ausscheidet und dadurch noch gleichzeitig zur
Klärung des Bieres beiträgt.
Ueber
Hopfen-
extrakt.
Ueber Hopfenoxtrakt. — Karl Beitlechnerff) stellte einige
Brauversuche mit dem von Schröder und Sandfort in Mainz bereiteten
Hopfenextrakt an. Das Hopfenextrakt bildete eine dunkelbraune, in der
Wärme flüssige, in der Kälte starre Masse von wenig aromatischem Ge-
ruch. Es löste sich weder in Wasser noch in Alkohol und Aether voll-
ständig auf. Der Wassergehalt schwankte von 10— 15Proz. Man nimmt
statt 25 Pfd. frischen Hopfens ß'A Pfd. Hopfenextrakt. Das Extrakt wird
*) Der Bierbrauer. 1867. No. 6. Durch Polytcchn. Centralbl. 1867. S. 1194.
**) Vergl. Jahresbericht. 1S65. S. 370.
***) Polytcchn. Centralbl. 1866. S. 1334.
f) Ibidem. 1837. S. 1428.
i"t) . Allgem. land- u. forstw. Ztg. 1867. S. 974.
Gähruugs-Chemie. öoD
der Würze zu jener Zeit zugegeben, in der sonst der frische Hopfen zu-
gesetzt zu werden pflegt, nämlich wenn die "Würze tüchtig kocht. Das
bei der Extraktdarstellung besonders gewonnene ätherische Hopfenöl wird
behufs der Auflösung des Hopfenharzes dem Extrakte innig beigemischt.
— K eitle ebner stellte drei Gebräue dar, zu dem ersten wurde Hopfen
und Hopfenextrakt gesetzt, zum zweiten nur Hopfenextrakt, zum dritten
Hopfenextrakt mit ätherischem Hopfenöl, 2 Grm. Hopfenöl auf 1 Pfd. Ex-
trakt. Die drei Gebräue lieferten ein glanzhelles geniessbares Bier, das
dritte Gebräu zeigte aber von dem Hopfenöl einen geringen fremdartigen
Nachgeschmack und musste deshalb billiger verkauft werden. Die Würzen
brachen sich nach Zusatz des Hopfenextraktes in 20 — 30 Minuten sehr
gut, die Hauptgährnng verlief beim zweiten und dritten Gebräu nicht
ganz normal, indem die Krausen nicht so charakteristisch auftraten, als
bei Zusatz von frischem Hopfen.
Da der Hopfen mit Erhaltung seiner wevthvollen Eigenschafton sich kaum über
ein Jahr konserviren lässt und die Hopfenernte in verschiedenen Jahren sehr un-
gleich ausfällt, so würde der Bierbrauerei durch die Darstellung eines längere
Jahre haltbaren Extrakts aus dem Hopfen ein grosser Dienst geleistet werden. Bis
jetzt scheint die Einführung des Hopfenextrakts in die Brauereien wenig Erfolg
gehabt zu haben, es mag dies theils daran liegen, dass die Hopfenbestandtheile
sich bei dem Eindampfen des Auszugs an der Luft verändern, theils vielleicht
auch mit daran, dass zur Extraktbereitung geringerer und älterer Hopfen benutzt
wurde. Dr. Lintner*) hat ungünstige Resultate bei der Verwendung von Hopien-
extrakt aus einer Berliner Fabrik erhalten.
Malzextrakt von J. von Liebig.**) — Das unter dem Namen des Liebig'
Verfassers von Löfflund in den Handel gebrachte Malzextrakt wird in
folgender Weise dargestellt. Drei Pfund frisches geschrotenes Malz werden
mit Wasser zu einem Teige angerührt und hierzu unter beständigem Um-
rühren so viel heisses Wasser zugesetzt, dass die Mischung eine Tempe-
ratur von 53° R. erreicht. In dieser Temperatur lässt man das Gefäss so
lange stehen, bis eine Probe der Flüssigkeit mit Jodtinktur keine Reaktion
mehr giebt; in der Regel ist nach zwei Stunden die Zuckerbildung voll-
endet. Man bringt die Masse auf einen Spitzbeutel, wäscht den Rück-
stand mit Wasser aus, kocht die ablaufende, klare, süsse Flüssigkeit bis
auf die Hälfte ein, kolirt nochmals, um sie ganz klar zu erhalten, uud
dampft sie im Wasserbade bis zur starken Syrup- oder Honigkonsistenz
ein. Man erhält so über 2 Pfd. hellbraunen, klaren, fadenziehenden Honig
von mildem, süss-schleimigen, angenehmen Malzgeschmack. Das Extrakt
enthält noch eiweissartige Substanzen in Lösung, sowie eine gewisse Menge
von Phosphaten.
Malz-
extrakt.
*) Bayerischer Bierbrauer. 18GG. No. 11.
**) Buchner's Neues Repertorium für Pharmacie. Bd. 17. ß. 1.
336 Gährungs-Chemie.
HabicVa Darstellung von Bierextrakt, nach G. E. Habich.*) — An-
Eierextrakt. statt der Malzextrakte (<1. h. bis zur Extraktkonsistenz eingedampfte Bier-
würze, wie sie von Weberbauer in Breslau und Hhirichs in Greifs-
walde fabrizirt werden) empfiehlt Habich ein in folgender Weise darge-
stelltes Bierextrakt. Man bereitet eine an Prote'instoffen sehr reiche
Würze (wozu es besonderer Vorsichtsmassregeln bedarf), bringt diese in
Gährung, destillirt den Alkohol ab und dampft die filtrirte Schlempe
bis zur Extraktdicke ein. Der Verfasser empfiehlt das Bierextrakt als ein
Kraftnahrungsmittel , er hält es für Kranke und Kekonvaleszonten für
mehr geeignet als die jetzigen Malzextrakte, welche grosse Mengen von
Zucker und Dextrin, resp. (das Hoff 'sehe Malzextrakt) Alkohol enthalten.
Schliesslich mögen noch folgende Aufsätze kurz erwähnt werden:
Sur le corpusculo vibrant de la pe'brino, considerd comme organisme produc-
teur d'alcool, par A. Bdchamp. !)
Ueber die Wichtigkeit des Gebrauchs des Saccharometers , von J. Mo Hin-
get1. 2)
Maisstengel zur Branntweinbereitung. 3)
Die Bereitung des Malzes, von Walther Schmidt. 4)
Die unvollkommene Vergährung der Maische. 5)
Das Geheimniss der hohen »Spiritusausbeuten. c)
Ucher die Zerstörung hölzerner Braugefässe durch Schimmelpilze, von J. C.
Lermer. 7)
Ueber das Bier, von L. Blumenthal. 8)
Das baierische Bier, von Gabriel Sedlmayr. 9)
Zur Theorie der Bierbrauerei, von G. E. II ab ich. 1°)
Les vins des fruits, par Maurice Cristal. H)
Ueber den Zuckerzusatz zum Weingeiste, von Schenk.12)
Vom Moste, von Ladislaus von Wagner. 13)
") Würtemb. Wochenblatt f. Land- u. Forstwirtschaft. 1SG7. S. 252.
1) Compt. rend. Bd. 64. S. 231.
2) Zeitsohr. d. landw. Vereine des Grossh. Hessen. 1S67- S 593.
3) Agron. Zeitung. 1S67. S. 474.
4) Schles. landw. Zeitung. 1867. S. 150.
5) Ibidem. S. 82.
6) Ilannov. land- u. forstw. Vereinsbl. 1867. S. 53.
7) Polytechn. Journ. 1867. S. 352.
8) Landw. Nachrichten d. preuss. Handelsztg. 1867. No. 118.
9) Agronomische Zeitung. 1867. S. 598-
10) Der Kultur-Ingenieur. 1867. S. 82.
J1) Journ. d'agriculture prat. 1867. D. S. 505.
1->) Annaleu d. Landwirthsch. Woehenbl. 1867. S. 62.
I3> AHgem. land- u. forstw. Ztg. 1867. S. 51.
Milrll-, llutloi- und B ii l«b«l citiinr, it« J7
Milch-, Butter- und Käscbcrcitung.
(Jeber die I rsache der Färbung der blauen Milch hat üeberdie
Ernst Hallier*) Untersuchungen ausgeführt, welche ergaben, dass die p*ribiun>
der blauen
in der blauen Milch vorkommenden pilzlichen Elemente (Penicilhum) mir m,i,i,.
dio Träger, nicht die Ursache der Färbung sind. Aul' andere Milch liess
sich die Färbung durch Uebertragung des rilzes nicht fortpflanzen. Der
Verfasser nimmt daher an, dass in der blatten Milch ein chemischer
Körper vorhanden sein müsse, welcher den ;m dei' Luft zur Entwickelung
kommenden Pilzen die blaue Farbe ertheilt. Dieser Stoff braucht nicht
nothwendig blau zu sein, bevor er von den Pilzen assimilirt wird, auch
erscheinen Minimalmengen gewisser Substanzen zur Entwickelung der
Pilzfarben ausreichend.
Das Rothwerden gekochter Gemüse, z. B. der Kartoffeln, viel-
leicht auch der Milch, entsteht durch Pilzschwärmer und Hefengobilde,
welche duroh anbekannte Substanzen eine starke Färbung erleiden.
Nach E. 0. Erdmann's**) Untersuchungen ist das Roth- und Blau-
werden der Speisen ein Fäulnissstadium der Proteinstoffe, in welchem eine
durch Vibrionen vermittelte Bildung von Ä.nilinfarbstoffen stattfindet, näm-
lich von Rosanilin and A.nilinblau (Hofmann's Triphenylrosanilin). Diu
gebildeten Farbstoffe sind nach *\>'r Ansicht des Verfassers Produkte der
Vibrionen in dem Sinne wie Kohlensäure, Glycerin, Bernateinsäure, Al-
kohol Produkte der liefe in ,<.••;"! hrenden Flüssigkeiten sind. P.ei der Bil-
dung des rofhen und hlaiicn Pigments scheinen dieselhen Yihrionen fchätig
zu sein und ihre Produkte nur nach t\>'v Art des Suhslrats uml den ein-
wirkenden A^eniien verschieden auszufallen.
Konzentrirte Milch. ) [n Cham beiZug in derSchweiz hat coneen
eine amerikanische Gesellschaft eine l'ahrik errichtet, in welcher die Milch l,irl" Mil''h
im luftleeren Räume, in einem sogenannten Vakuumapparate, unter Zusatz
von Zucker zur Konsistenz eines dicken Honigs eingedampft, dann in
Blechbüchsen gefüllt wird, welche man luftdicht verlöthet. Die konzen-
trirte Mich enthält nach P. Bollej im Mittel von vier Proben:
Wasser 2&,4A
Trockensubstanz . . 77,.r>i»
100,00
Nahezu die Hälfte der konzentrirten Milch macht der zugesetzte
Zucker aus, die andere Hälfte besteht aus Butter, Milchzucker und Käse-
Btoff. Der Gehalt an Milchzucker betrag! gegen 18 Proz., der Buttergehält
•) Dio landw Voi 1 1 ■ 1 1 tationen, Bd. :>. S. 1 1 7.
*•) Monatsberichte der Berliner Akademie der Wissenschaften. 1866. S 724,
***) Aunalcn der L-uuhvii tliscliafl,. VVoclionbl. 1867- S. 2 I
•iHlirusbericht X. >j2
338 Milch-, Butter- und Käsebereitung.
etwas über 10 Proz. In 4,5—5 Thl. Wasser vertheilt sich die konzentrirte
Milch zu einer Flüssigkeit, welche alle Eigenschaften einer reinen Milch
besitzt, die mit etwas Zucker versüsst ist, sie ist im'Gesckmacke nicht
unterscheidbar von frischer abgekochter Milch.
Eine ähnliche Fabrik hat im verflossenen Jahre H. Henze in Weich-
nitz bei Glogau errichtet, welche nach demselben Verfahren arbeitet. Die
Weichnitzer konzentrirte Milch besitzt nach mehreren von E. Peters*)
ausgeführten Untersuchungen folgende durchschnittliche Zusammensetzung:
Wasser 21,5
Käsestoff ....'. 10,2
Butter 12,9
Aschensalze 2,5
Milch- und Rohrzucker . 52,9
100,0
In kaltem Wasser löst sich die Milch leicht auf; nimmt man auf
1 Gew. Thl. derselben ungefähr 5 Gew. Thl. Wasser, so erhält man eine
vorzügliche Milch, die sich nur durch den süsseren Geschmack von guter
frischer Kuhmilch unterscheidet.
untersu- Chemische Untersuchungen auf dem Gebiete der Milch-
chungen auf wirth schaft, von Alexander Müller.**)
dem Gebiets
der Müch- Ueber den Einfluss der Temperatur und des Luftzutritts
wirthschaft. auf die Aufrahmung und Säuerung der Milch. — Schon früher
hat der Verfasser***) die Ansicht ausgesprochen, dass die bei der Gus-
sander'sehen Aufrahmungsmethode beobachtete langsamere Säuerung der
Milch einem eigenthümlichen antizymischen Einflüsse der Luft auf die in
den flachen Milchsatten ihr in dünner Schicht dargebotene Milch zuzu-
schreiben sei. Der Verfasser hat sich hierbei der Ansicht Pasteur's
angeschlossen, wonach das Milchsäureferment zu den Anaerobien, d. h. zu
denjenigen Organismen gehört, welche nur bei Abschluss des Sauerstoffs
sich entwickeln können. Neuere Untersuchungen Müller 's haben diese
Ansicht bestätigt. Frische Morgenmilch wurde hierbei unter verschiedenen
Verhältnissen (in hohen und flachen Gefässen, in warmen und kalten
Räumen, in trockner und feuchter Stickstoflatmosphäre und unter der Ein-
wirkung von reinem feuchten Sauerstoff) zum Aufrahmen hingestellt und
von Zeit zu Zeit der Grad der Aufrahmung und Säuerung untersucht. In
letzterer Beziehung zeigte sich auch bei diesen Versuchen wieder, dass
der Sauerstoff in hohem Grade die Milchsäuerung zu verzögern vermag.
Nach dreitägiger Aufrahmung bei 16—18° C. gerann bei vorgenommener
Kochprobe die Milch um so weniger, je inniger sie mit Sauerstoff, sei es
*) Originalmittheilung.
*) Die landwirthschaftl. Versuchs Stationen. Bd. 9. S. 37.
*) Jahresbericht. 1865. S. 376.
Milch-, Butter- und Käsebereitung. 339
in reinem Zustande oder gemengt mit Stickstoff als atmosphärische Luft,
in Berührung gewesen war. Das wiederholte Abnehmen des gebildeten
Kahms von der Oberfläche der Milch beförderte die Haltbarkeit derselben,
weil die Kahmdecke das Eindringen des atmosphärischen Sauerstoffs in
die Milch erschwert. Selbst die Höhe der Milchschicht zeigte sich hierbei
von Einfluss, indem die obereren, dem Sauerstoff der Luft mehr zugäng-
lichen Schichten langsamer säuerten, als die tieferen, zu denen die Luft
erst nach der Durchdringung der überstehenden Milchschicht gelangen
konnte. Milch, welche sich in einer Atmosphäre aus reinem Stickstoff
befand, war in drei Tagen sauer geworden; in einer Sauerstoffatmosphäre
gerann die Milch unter gleichen Verhältnissen dagegen erst nach fünf
vollen Tagen. In einem kühlen Zimmer in flacher Schicht ausgegossene
Milch war noch nach Verlauf von 8 Tagen völlig süss. — Die Wasser-
verdunstung von der Oberfläche der aufrahmenden Milch übte direkt keinen
merkbar günstigen Einfluss auf die Haltbarkeit der Milch aus, in trockner
und feuchter Stickstoffatraosphäre zeigte sich die Milch am dritten Tage
gleichmässig gesäuert. Indirekt befördert allerdings, wie Müller*) früher
nachgewiesen hat, die Wasserverdunstung aus frei hingestellter Milch die
Haltbarkeit, indem sie den Luftwechsel beschleuuigt. — Durch erhöhte
Temperatur wurde die Säuerung der Milch in steigender Progression be-
fördert, sehr unvortheilhaft zeigte sich in dieser Hinsicht auch eine ab-
wechselnde Erwärmung und Abkühlung der Milch zwischen 6 bis 32° C.
— Bezüglich der Ausrahmung ergab sich, dass die in der Praxis vor-
kommenden Temperaturschwankungen in den Milchlokalen nahezu ohne
Einfluss auf den Aufrahmungseffekt sind. Ueberhaupt bestätigte sich von
Neuem, dass die Wärme das Aufsteigen der Fettkügelchen in der Milch
nur sehr unwesentlich befördert, dagegen nimmt allerdings der Rahm in
der Wärme eine für das Abnehmen günstigere Beschaffenheit an, indem er
dabei konzentrirter und kohärenter wird. Auch die Verdunstung scheint für
die Aufrahmung ziemlich einflusslos zu sein, ebenso zeigte sich fast kein
Unterschied in der Aufrahmung bei Gegenwart oder Abwesenheit des
Sauerstoffs in der die Milch bedenkenden Atmosphäre.
Aus den früheren orientirenden Versuchen dos Verfassers**) über
Aufrahmung und Milchsäuerung ist noch Folgendes nachzutragen :
Ueber Aufrahmung in Gussander'schen Milchsatten. —
Die Höhe der Milchschichten in den Weissblechsatten betrug nur unge-
fähr 25 Millim., fünf verschiedene Satten dienten zu den Versuchen, sie
waren in einem geheizten Zimmer an verschiedenen Orten aufgestellt, wo
sie durch die Ofenwärme ungleich erwärmt wurden. Die Temperatur der
Milch betrug in
*) Jahresbericht 1866. S. 37(1.
**) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. Bd. 9. S. 120-
22*
340 Milch-, Butter- und Käsebereitnng.
No.
1 .
. . 13-23« C.
2 . ,
. . 11-19" C.
3 . ,
. . 9-16" C-
4 . ,
. . 7|-14» C.
5 . .
• 6i--12»C.
Nach 24stündiger Aufrahmimg hatte sich in der am meisten erwärm-
ten Milch (No. 1) eine stark gelbe, zähe, durch Zusammenziehung mehrfach
zerrissene Kahmhaut gebildet; No. 3 zeigte eine normale, gelbliche, fette
Kahmschicht; der bei No. 2 gebildete Rahm stand in seiner Beschaffenheit
zwischen den beiden vorhergenannten ; auf No. 4 und 5 war der Rahm
weiss und sehr dünnflüssig. Die abgelassene „blaue" Milch war am
meisten bläulich durchscheinend bei No. 1, am wenigsten bei No. 5, von
vermittelnder Beschaffenheit in No. 2 bis 4. — Der in der wärmsten
Milch gebildete Rahm lieferte gelbe Butter, der bei der niedrigsten Tem-
peratur abgesetzte weisse Butter und zugleich in geringerer Menge, die
drei anderen Proben standen wieder hinsichtlich der Färbung und Aus-
beute an Butter zwischen diesen Extremen. In No. 1 zeigte sich die
blaue Milch erst nach Verlauf von 60 Stunden säuerlich , bei niedrigerer
Temperatur erhielt sie sich noch länger süss.
Aufrahmung in verschiedenartigen Gefässen. — Diese
Untersuchungen, bei denen die Milchproben theils in verschlossenen
Flaschen, theils in hohen oder flachen Gefässen zur Aufrahmung hinge-
stellt wurden, ergaben das mit den früher veröffentlichten Untersuchungen
übereinstimmende Resultat, dass der Luftzutritt für die Süsserhaltung der
Milch sehr förderlich ist. Die Wasserverdunstung betrug in den offenen
Gefässen bei, einer Temperatur des Milchlokales von 22- 25° C. 1,25 bis
9 Gewichtsprozente der aufrahmenden Milch. Diese bedeutende Verschie-
denheit ist hauptsächlich durch das sehr verschiedene Verhältniss der
wasserverdunstenden Oberfläche zur aufrahmenden Milchmenge bedingt.
Für die Aufsteigung der Fettkügelchen ergab sich die vom Boden zurück-
zulegende vertikale Weglänge als das entscheidende Moment. Die Zu-
sammensetzung des Serums der blauen Milch war durch die Aufrahmung
nur in dem Falle merkbar verändert worden, wo eine bedeutende Wasser-
verdunstung eingetreten war.
Aufrahmung in flachen Satten bei hoher Temperatur. —
Zwei Milchproben wurden in Gussander'schen Weissblechsatten bei einer
Temperatur von 20 — 25* zum Aufrahmen hingestellt, die eine Satte war
mit einer Glastafel bedeckt, die andere offen. Nach 12 Stunden war die
Milch in der offenen Satte mit einer gelben, zähen Rahmhaut bedeckt,
Rahm und Milch noch vollkommen süss. In der bedeckten Satte ähnelte
der Rahm nach Farbe und Konsistenz dem normalen bei mittlerer Tem-
peratur gebildeten Kahm, war aber, wie auch die blaue Milch, bereits
säuerlich und roch, wie auch die auf der Unterseite der Glastafel befind-
lichen Wassertropfeu , unangenehm nach Schweiss. Nach weiteren sechs
Milch-, Butter- und Käseborcitung. 341
Stunden war die bedeckte Milch sauer und geronnen, die unbedeckte ge-
nuin gleichfalls noch vor der 24. Stunde seit Beginn des Versuchs. —
Der Versuch zeigt neben dem Nutzen des Luftzutritts für die Süsserhal-
tung der Milch, dass die Gelbfärbung des Kahms eine Folge der Zusam-
menwirkung von Luft und Wärme ist.
Ueber die Einwirkung eingeblasener Luft. — Nach einer
früheren Beobachtung Müller's lösen sich die eiweissartigen Hüllchen,
welche die Fettkügelchen einschliessen, allmählich auf. Da diese Hüllen
spezifisch schwerer sind, als Fett, so müssen die von der Hülle befreiten
Kügelchen leichter aufsteigen (aufrahmen), als die eingehüllten, und die
Auflösung der Hüllen muss daher die Rahmbildung beschleunigen. Wenn
der Sauerstoff die Aufrahmung begünstigte, so war zu vermutheu, dass er
auf jene Hüllen lösend wirkte. Müller versuchte diese Frage durch Ex-
perimente zu beantworten, die Yersnchsergebnisse lassen jedoch einen
Einfluss der in die Milch cingeblasenen Luft auf die Kahmbildung und
die Befreiung der Fettkügelchen von ihren eiweissartigen Hüllen nicht er-
kennen. Aether löste von den in der Milch vorhandenen 4 Proz. Fett
ohne Lüftung der Milch 1,08 Proz., nach Vzstündigom Einblasen von Lutt
1,12 Proz. Fett auf. Gleichzeitig ergab sich bei diesen Versuchen, dass
der frei in die Milch einer Ilachen Schale diffundirende atmosphärische
Sauerstoff die Milchsäuerung wirksamer hemmt, als die eingeblasene Luft,
welche die Milch in hohen Gefässcn von einem Punkte des Bodens aus
vertikal rasch durcheilte.
Ueber die Haltbarkeit der Milch bei verschiedener Tem-
peratur. — Die Milch befand sich bei diesen Versuchen in flachen ver-
zinnten Kupfersatten in einem 16 — 18 °C. warmen Zimmer, in die eine
Satte war die Milch mit der Temperatur des grossen Milchzubers 22°, in
die andere nach vorgängiger schneller Abkühlung auf 2° eingegossen
worden. Beide Satten wurden mit Holzdecken bedeckt. Nach 24 Stunden
zeigte sich die Milch in beiden Satten gut aufgerahmt; der Eahm der
wärmeren Milch war gelber und zäher, als bei der abgekühlten, bei
erstcrer war die blaue Milch bereits säuerlich, die der abgekühlten da-
gegen noch süss, 24 Stunden später war erstere sauer und geronnen,
letztere nur schwach säuerlich. — Mit derselben Milch waren auch zwei
Steingutsatten in gleicher Weise gefüllt und offen in einem 10 — 13° war-
men Lokal hingestellt worden. Nach 64 Stunden war die wärmere Milch
schwach säuerlich, nicht geronnen, mit guter Kahmbildung, die abgekühlte
Milch schmeckte noch so frisch als zu Anfang, sie war weniger blau und
hatte dünneren Kahm gebildet. In beiden Fällen beförderte also die
schnelle Abkühlung die Haltbarkeit der Milch, die Wasserverdunstung aus
der aufrahmenden Milch zeigt sich auch bei diesen Versuchen ziemlich
einllusslos für die Milchsäucrung.
Weitere Untersuchungen des Verfassers ergaben, dass die Milch um
so schneller säuert, je näher ihre Temperatur mit der Blutwärme zusam-
menfällt. Niedere und höhere Temperatur verzögern die Entwicklung
342 Milch-, Butter- und Käsebereitung.
des Milchsänreferments. In der höheren Temperatur scheint eine andere
Art von Grährung einzutreten.
Ueber die Haltbarkeit der Milch bei verschiedenen Zu-
sätzen.— Milch von 22° Wärme wurde in einem 10— 13 u warmen Kaum
in flachen offenen Steingutsatten zur Aufrahmung hingestellt, nachdem
dieselbe mit folgenden Zusätzen versehen war:
No. 1 mit 0,2 Proz. kristallisirtem doppeltkohlensauren Natron,
„ 2 „ 0,16 „ sublimirtem andertkalbkohlensauren Ammoniak,
„ 3 „ 0,33 „ kristallisirter Soda,
„ 4 „ 0,8 „ Kochsalz,
„ 5 ohne Zusatz.
Nach 64 Stunden war die Rahmbildung in allen Satten anscheinend
gleich weit gediehen, die reine Milch schmeckte schwach säuerlich, ohne
geronnen zu sein, weniger säuerlich und ohne merkbaren Nebengeschmack
zeigte sich die mit kohlensaurem Ammoniak versetzte Milch ; die mit Soda
versetzte Milch zeigte deutlich saure Reaktion mit unangenehmem Ge-
schmack, die mit doppelt kohlensaurem Natron versetzte reagirte kaum
sauer und schmeckte ausnehmend rein und frisch; die letzte Probe mit
Kochsalz ergab ungefähr denselben Säuerungsgrad wie die reine Milch.
Der Zusatz von Soda, welcher mehrfach als Mittel gegen die Milchsäuerung
anempfohlen ist, hatte sich also bei diesen Versuchen keineswegs bewährt,
Kochsalz und kohlensaures Ammoniak zeigten sich ziemlich indifferent,
dagegen verdient das doppelt kohlensaure Natron als Schutzmittel gegen
die Säuerung Beachtung. Die Wirkung dieses Salzes ist nur der Kohlen-
säure zuzuschreiben, da einfach kohlensaures Natron geradezu nach-
theilich gewirkt hatte.
Ueber den Einfluss der Kohlensäure auf die Milch-
säuerung. — Auf Veranlassung der vorstehenden Untersuchungen stellte
Müller Versuche über die Einwirkung einer direkten Einleitung von
Kohlensäure in die Milch an. Diese Versuche ergaben, dass Milch, durch
welche 12 Stunden ein Strom von Kohlensäure geleitet war, bei nach-
herigem Ausgiessen in einen flachen Napf in derselben Zeit gerann, wie
eine Probe derselben Milch, welche, ohne mit Kohlensäure imprägnirt zu
werden, sogleich in einen ähnlichen Napf aufgestellt worden war. Blieb
dagegen die mit Kohlensäure bcladene Milch unter einer Atmosphäre von
Kohlensäure stehen, so säuerte sie bedeutend später.
Dies Ergebniss ist mit den oben mitgethciltcn Ansichten Müll er' s über den
Einfluss des Sauerstoffs auf die Milchsäuerung nicht gut in Einklang zu bringen.
Ueber den Einfluss der Milchsäuorung auf die Rahmbil-
dung. — In Holland und Holstein lässt man die Milch oder den Rahin
säuern, in der Meinung, dadurch nicht nur schneller, sondern auch eine
bessere und reichlichere Menge Butter zu gewinnen. Darnach war anzu-
nehmen, dass die Säuerung der Milch auch der Rahmgewinnung förderlich
sei, weun dabei das die Beweglichkeit der Fottkügelchen aufhebende Ge-
rinnen durch niedere Temperatur des Milchlokales verhütet wird. Müller
füllte zur Entscheidung dieser Frage drei Milchnäpfe mit frischer Morgen-
Milch-, Butter- und Käsebereitung;. 343
milch, zu zwei Näpfen wurde etwas saure Milch gesetzt, der dritte blieb
ohne Zusatz. Die reine Milch und einer der beiden anderen Näpfe wurden
bei 15° Zimmertemperatur zur Äufrahmung hingestellt, der dritte Napf
in einem 5—6° wurmen Zimmer. Die reine Milch hielt sich 3 Tage süss,
gerann beim Kochen am 4. Tage, freiwillig am 5. Tage. Diu unter glei-
chen Verhältnissen aufgestellte angesäuerte Milch gerann schon nach zwei
Tagen beim Kochen; die kühl gestellte angesäuerte Milch schmeckte zwar
nach 3 Tagen deutlich sauer, war aber noch am 9. Tage vollkommen
dünnflüssig. Hinsichtlich der Schnelligkeit der Aufrahmung ergab sich
kein Unterschied bei der augesäuerten und reinen Milch.
Ueber Aufrahmung mit Zusatz von Natronbikarbonat und
freier Schwefelsäure. — Komparative Versuche über den Eiufluss
eines geringen Zusatzes von Natronbikarbonat oder Schwefelsäure zu der
aufrahmenden Milch ergaben, dass hierdurch die Miichsäurebildung ent-
schieden verzögert wird; das doppelt kohlensaure Natron zeigte diese
Wirkung jedoch nur so lange, als durch die entstehende Milchsäure daraus
Kohlensäure freigemacht wurde, gegen das Ende des Versuchs ergab sich
dagegen eine sehr bedeutende Beschleunigung der Milchsäurebildung durch
das Natronsalz. — Den Zusatz von Schwefelsäure verträgt die Milch übri-
gens nur bei niederer Temperatur; nach angestellten Versuchen konnte zu
20 o warmer Milch, ohne Gerinnung zu verursachen, 0,06 Proz. wasserfreie
Schwefelsäure gesetzt werden, wenn die Säure mit wenigstens der 25 fachen
Menge Wasser verdünnt war und beim Eintropfen derselben die Milch gut
umgerührt wurde. Bei 35° gerinnt aber die Milch.
Ueber die Keinigung der Milchsatten. — Von drei mulden-
förmigen ungefirnissten hölzernen, aus einem Stücke gearbeiteten Milch-
satten, welche 2 Tage lang mit saurer Milch in Berührung gewesen und
dann mit kaltem Wasser (ohne Scheuern) abgespült worden waren, wurde
die eine dreimal mit kochendem Wasser abgespült, die zweite mit 5,33
proz. Natronlauge eine Viertelstunde bei gewöhnlicher Temperatur in Be-
rührung gelassen und dann mit kaltem Wasser bis zum Verschwinden der
Reaktion abgespült, die dritte endlich ebenso mit einer 6,33 proz. Schwe-
felsäure behandelt. Alle drei Satten wurden dann mit gleicher Milch ge-
füllt und bei ungefähr 18° C. hingestellt, zur Vergleichung diente noch
eine gleich geformte, ganz neue hölzerne Satte, die mit heissem Wasser
abgebrüht worden war. Die Säuerung und Gerinnung der Milch trat in
der neuen Satte zuerst ein, wenige Stunden später gerannen auch die
anderen Milchproben. Bei der Untersuchung der Milch in der 60. Stunde
ergab sich für die Proben aus den gereinigten Satten ein gleicher Säure-
gehalt, für die neue Satte ein etwas geringerer. Das Milchsäureferment
war also in allen Satten gleich gut ertödtet.
Ueber Milchdialyse. — Ein aus Pergamentpapier gebrochenes
Faltenfilter wurde mit frischer Morgenmilch gefüllt und 24 Stunden lang
bei 14 — 15° C. ein langsamer Wasserstrom zwischen Filter- und Trichter-
344 Milch-, Butter- und Kasebereiturif».
wand unterhalten. Das Volumen der Milch nahm etwas, aher nicht viel,
zu. Die dialytische Lösung enthielt Milchzucker, Aschenhestandtheile und
eine stickstoffhaltige Substanz, von welcher Müller mit Rücksicht auf
die bekannte Eigenschaft der kolloidalen Körper, das ' Pergamentpapier
nicht durchdringen zu können, annimmt, dass sie zu den kristalloidalen
Körpern zu rechnen sei.
Die Zusammensetzung der Milch war
vor nach
der Dialyse.
Wasser . . . 87,07 95,06
Fett .... 3.83 0,74*
Protein . . . 3.61 3,25
Milchzucker . 4,72 0,71
Asche . . . 0,77 0,24
100,00 100,00
Auf 100 Gewichtstheile Wasser berechnen sich
vor nach
der Dialyse.
Protein . . . . 4,146 3,42
Zucker .... 5,42 0,75
Asche .... 0,88 0,25
Es wurden also durch die Dialyse fortgeführt von dem Gesammtge-
halt an „ . ., , _ . „
Protein 17,5 Proz.
Milchzucker .... 86,1 „
Aschenbestantheile . . 71,5 „
Am stärksten diffundirte der Milchzucker, von den Aschenbestand-
theilen ist anzunehmen, dass ein Theil in chemischer Verbindung mit dem
Protein zurückgehalten wird.
Die Abhandlung enthält schliesslich noch mehrere Analysen von Aufrahmungs-
produkten aus verschiedenen schwedischen Milchwirtschaften , deren Wiedergabe
wir unterlassen, weil dadurch neue Gesichtspunkte für die Theorie der Milchbe-
handlung nicht aufgedeckt sind.
ueber Untersuchungen über Butterbereitung, von A. Müller.*)
Butterbereitung aus frischem und gesäuertem Eahm. —
Der frische Kahm war durch 24 stündiges Aufrahmen von Abendmilch bei
20° C. erhalten, er zeigte einen deutlichen Anfang von Säuerung. Ein
anderer Theil des Rahms blieb in einer offenen Schale fernere 12 Stunden
stehen, er wurde dabei dick, ohne sehr zu säuern, und verlor durch
Wasserverdunstung 2,3 Proz. Die Butterung wurde in einem Gussander-
schen Blechbutterfässchen ausgeführt, sie ergab Folgendes:
Butterberei-
tung.
*) Das Fett hatte sich grösstenteils als Rahm an der Oberfläche angesammelt.
**) Die landw. Versuchsstationen. Bd. 9. S. 276.
Milch-, Butter- nnd Käsebeveitunp. 345
Süsser Eahm. Saurer Rahm.
Verwendete Rahmmengo 332,5 Grm. 303 Grm. = 310,2 Gr. frisch.
Dazu Spülwasser 40 „ 40 n
Butter (geknetet aber ungesalzen) . . 144,1 „ 148,1 „
Buttermilch 225,9 „ \
Verlust 2,5 „ i U4,J "
Nachdem die Butter innerhalb IS Stdn.
zu wiederholten Malen geknetet
worden war, wog sie .... 138,7 „ ? „
Ausbeute der weniger gekneteten Butter
in Proz. des Rahms .... 43,3 47,7
in Proz. der Milch 3,03 3,34
Der gestandene Rahm lieferte hiernach mehr Butter und eine fett-
ärmere Buttermilch, als der frische, in Uebereinstimmung damit zeigte
sich, dass aus dem gestandenen Rahm durch Schütteln mit Aether relativ
mehr Fett gelöst wurde.
Bei einem zweiten Versuche wurde frischer, besonders fetter Eahm
in drei Theile getheilt:
a) 2200 Grm. wurden sofort verbuttert,
b) 942 Grm. wurden gebuttert, nachdem der Rahm bei 12 — 13° C.
3 Tage lang in einer mit Kautschuk überbundenen Glasbüchse ge-
standen hatte,
c) 942 Grm. wurden gebuttert, nachdem der Rahm bei gleicher Tempe-
ratur und gleichlang in einer Gussander'schen Milchsatte unter wie-
derholtem Umrühren der Luft ausgesetzt gewesen war, wobei er
56 Grm. = 5,94 Proz. Verdunstungsverlust erlitten hatte.
Die bei den Butterungsversuchen gewonnene Butter wurde durch
Kneten (ohne Wasserzusatz ) möglichst von anhängender Buttermilch be-
freit und dann gewogen.
Rahm a gab 660 Grm. Butter = 30,0 Proz. und 70,0 Proz. Buttermilch,
„ b „ 269 „ „ = 28,6 „ „ 71,4 „
„ c „ 291 „ „ = 32,9 „ „ 67,1 „
oder auf den ursprünglichen Rahm ohne Wasserverdunstung berechnet
30,9 Proz. und 69,1 Proz. Buttermilch.
Der Fettgehalt des frischen Rahmes (a und b) war 26,5 Prozent,
bei c stieg derselbe auf 28,2 Prozent, in der Buttermilch war enthalten
an Fett : . . , . . „
bei a . . . . 1,44 rroz.
„ b . . . . 1,70 „
„ c . . . . 1,25 „
Versuche mit verschiedenen Buttermaschinen. — Die be-
nutzten Buttermaschinen waren:
a) eine hölzerne rotirende Maschine von Burchard, mit einer Vor-
richtung zum Einpressen von Luft;
b) eine blecherne stehende Maschine von Holmgren, mit Luftpumpe
zum Einblasen von Luft in die Sahne;
346 Milch-, Butter- und Käsebereitung.
c) eine Gussand er 'sehe zylindrische Maschine aus Weissblech mit
trichterförmiger Stossscheibe.
1. Versuche mit frischem Kahm.
a) Burchard's Maschine.
5339 Grin. Rahm von 18° C. gaben nach 12 Minuten Butter; da die
Temperatur zu hoch schien, wurde mit Zusatz von 472 Gnu. kaltem Wasser
noch einige Zeit weiter gebuttert. Es resultirten 400 Grm. vorzüglich
gute Butter und 5111 Grm. Buttermilch von fettem Ansehen.
b) Holmgren's Maschine.
2581 Grm. desselben Rahms von 1G°C. wurden 21 Minuten gebuttert,
der durchgesipperte Rahm wurde mit Zusatz von 1027 Grm. kaltem Wassers
in die Maschine zurückgebracht, wonach man ferner 17 Minuten butterte.
Erhalten wurden 514 Grm. Butter von etwas weniger gutem Aussehen
(neue Weissblechmaschinen liefern stets missfarbige Butter) und 3094 Grm.
Buttermilch.
c) Gussander's Maschine.
672 Grm. des gleichen Rahms von 16" C. lieferten mit 141 Grm. Kühl-
wasser während 20 Minuten 149 Grm. Butter vom Aussehen der vorigen
und 667 Grm. dünner Buttermilch.
2. Versuche mit frischer, 6 Stunden vorher gemolkener Morgenmilch.
a) Burchard's Maschine.
13617 Grm. Milch von 18« C. gaben nach 36 Minuten 323 Grm. vor-
zügliche Butter. Als die Buttermilch weitere '/* Stunden gebuttert wurde,
bildete sich auf der Oberfläche eine rahmartige Masse, welche in der
Gussander'scheu Maschine noch 55 Grm. Butter von weissgrauem An-
sehen lieferte, also gesammte Butterausbeute 378 Grm. Die Buttermilch,
13239 Grm., ähnelte im Geschmack und Ansehen gewöhnlicher blauer
Milch.
b) Holmgren's Maschine.
5498 Grm. der gleichen Milch von 18» C. gaben während 42 Minuten
139 Grm. weisslicher Butter und 5104 Grm. süsser Buttermilch. 255 Gnu.
Milch waren durchgesippert und somit der Butterung mehr oder weniger
entgangen.
Die erzielte Ausbeute betrug in Prozenten des Rahms an
•milch.
Proz.
Rahmbuttcrung.
Butter.
Butter
Burchard's Maschine
13,1
9G :
Holmgren's „
20,0
120
Gussander's „
22,0
99,3
Milch buttcrung.
Burchard's Maschine
2,8
97,2
Ilolnigrcn's „
2,5
97,5
Rücksichtlich der Güte der Butter lieferte die Burchard'sche
Maschine das beste Resultat, die Holmgren'sche und Gussander'sche
standen sich ziemlich gleich, sie übertrafen aber die erstere bedeutend
Milch-, Butter- und Käsebercitung. 347
hinsichtlich der Ausbeute, denn es gingen von dem Fettgehalte des Kahms
in die Butter über
bei Gussander'a Maschine . , 91,S Proz.
bei Holmgrcn's „ . . 92,3 „
bei Burchard's „ . . 55,5 „
Auch bei der Milchbutterung lieferte die Burchard'sche Maschine
eine geringere Ausbeute als die Holmgren'sche, wenn man nur die ohne
fremde Nachhülfe erzielte Buttermenge berücksichtigt. Die Luftpumpen-
zugabc erscheint also mindestens überflüssig. Unter den bewandten Um-
ständen hat die Burchard'sche Maschine, wahrscheinlich nur in Folge zu
schneller Rotation, nur die am leichtesten zu sammelnden (grössten und
wenigst eingehüllten) Fettkügelchen in Butterform abgeschieden und darum
eine vorzügliche Butter geliefert. Der Verfasser macht hierbei darauf
aufmerksam, dass es für die Herstellung von theurer Luxusbutter vorteil-
haft sein kann, den süssen Rahm nur theilweiso zu buttern, die verblei-
bende fette süsse Buttermilch aber als billigen Rahm zu verkaufen oder
zur Käsebereitung zu verwenden. Die Güte der nordholländischen Butter
beruht jedenfalls mit auf dem Umstände, dass sie nur aus dem schnell
(binnen 12 Stunden) gebildeten Rahm dargestellt wird; übrigens ist es
gerade dieser für die Butterbereitung so vorzügliche Fettantheil der Milch,
welcher in der Käserei am schwersten vor dem Uebergange in die Molken
gerettet werden kann.
Bei einem weiteren Probeversuche lieferte die Burchard'sche Maschine
wesentlich bessere Resultate.
8333 Grm. schwachgesäuerter Rahm von 12° C. wurden mit 75 Um-
drehungen in der Minute 46 Minuten lang in einem 20° C. warmen Zim-
mer gebuttert. Die Temperatur im Butterfasse stieg hierbei auf 17,3° C.
Die Butter war in jeder Beziehung ausgezeichnet und betrug nach trock-
nem Kneten 25,5 Proz. des Rahms, also Buttermilch 74,5 Proz.
Von 100 Theilen Fett im Rahm gingen über
in die Butter . . . 96,0 Proz.
in die Buttermilch . . 4,0 „
Die Erscheinung, dass bei dem Buttern die Temperatur sich steigert,
beobachtete Müller in allen Fällen.
Die Eigenthümliehkeit der Buttermilch von süssem Rahm, dass sie ungeachtet
niedrigen Fettgehaltes doch fett schmeckt und aussieht, erklärt Müller dadurch,
dass das darin enthaltene Kasein in einen gallertartigen Zustand übergegangen ist,
in welchem das halb ausgeschiedene Kasein gegen Zunge und Auge wie feine an
sich ebenfalls geschmack- und farblose Fettkügelchen sich verhält.
Mit Uebergehung verschiedener anderer Analysen, bei denen eine nicht
ganz genaue Resultate liefernde analytische Methode angewandt wurde,
geben wir nachstehend nur die Ergebnisse der Untersuchungen bei dem
zuletzt angeführten Versuche.
348 Milch-, Butter- und Käsebercitnng.
Prozentische Zusammensetzung des Rahms und der Produkte der
Butterung :
Buttermilch.
Wasser S9/7S
Fett 1,92
Protein 1 _
Milchzucker J
Asche 0,74
Butter.
Rahm (berechnet).
13,82
70,41
S4,78
23,05
1,27
5,95
0,13
0,59
Summa 100,00 100,00 100,00
Hieraus folgt für die Zusammensetzung des Milch serurns, dass letzteres
auf 100 Theile Wasser enthielt:
im Rahm. Buttermilch. Butter.
Protein und Milchzucker . . 8,45 8,42 9,19
Asche • 0,84 0,83 9,94
Summa 9,29 9,25 10,13
In die Butter geht verhältnissmässig mehr feste Substanz mit dem
Serum über, als in die Buttermilch, und zwar, wie weitere Untersuchungen
lehrten, mehr bei Butterung des frischen, als des gestandenen Rahms,
wahrscheinlich besonders bei dem Protein, welches theilweise in frischem
Rahm inniger mit den Butterkügelchen verbunden zu sein scheiut, als im
gestandenen.
Butterungsversuche. — Der zu den nachstehenden Versuchen
benutzte Rahm war durch 36 stündige Aufrahmimg gewonnen, er schmeckte
kaum säuerlich.
A. 36,9 Pfd. dieses Rahm von 14° C. wurden in einem holsteinischen
Butterfass (aufrechtstehendes Holzfass mit eingesetzter Flügelachse) mit
etwas über 300 Umdrehungen der Flügelachse in der Minute gebuttert.
Nach einer halben Stunde war die Butterung beendet, die Temperatur der
Butter und der Buttermilch war um 21/-»0 C. gestiegen bei einer Zimmer-
temperatur von ca. 12Vz°. Nach trockener Knetung wog die Butter
14,60 Pfd. = 39,4 Proz. des Rahms oder 3,74 Proz. der frischen Milch.
Sie wurde mit 0,5 Pfd. lufttrocknem Lüneburger Salz gemengt und nach
24 stündigem Liegen aufs Neue trocken bearbeitet und wog darnach
14,50 Pfd. = 39,13 Proz. des Rahms, hatte also 3,64 Proz. ihres Gewichts
oder 1,53 Proz. vom Gewicht des Rahms schwach milchiges Salzwasser
gegeben.
Prozentische Zusammensetzung der Produkte: -
Salzwasser.
Butter.
Buttermilch.
Rah
m (berechnet)
Wasser . .
. 77,377
12,56
88,84
59,92
Fett . . .
—
83,572
1,42
33,55
Protein
0,323
0,778
3,70
2,60
Zucker . .
3,13
0,43
5,10
3,30
Ascho . .
. 19,17
2,66
0,S6
0,63
100,00 100,00 100,00 100,00
Milch-, Butter- und Käsebereitimg. 349
Von 100 Theilen Fett Im Rahm gingen über in die Butter 97,5 Tbl,
in die Buttermilch 2,5 Theilo.
B. 12,30 Pfd. desselben Rahms wurden mit der gleichen Menge
Wasser vermischt und 3/4 Stunden gebuttert, die Butterung ging schwierig
von Statten, auch vereinigten sich die Buttertheilchen nur unvollständig.
Erbalten wurden 3,50 Pfd. — 28 Proz. des Rahms an Butter, wozu
noch 1,30 Pfd. hinzu zu rechnen sind, die mit der Buttermilch abliefen.
Die Gesammtausbeute betrug also 39 Prozent Butter und 161 Prozent
verdünnter Buttermilch.
Prozentische Zusammensetzung :
Butter.
Buttermilch.
Rah
m (berechnet),
Wasser . .
. . 15,91
95,61
60,10
0,66
33,56
Protein . .
. . 0,45
1,59
2,73
Zucker . .
. . 0,35
1,77
2,99
Asche . .
. . 0,07
0,37
0,62
100,00 100,00 100,00
C. Bei einem weiteren Butterungsversuche wurden auf demselben Gute
von 387 Pfd. Milch nach l'Mägiger Aufrahmung 43 Pfd. = 11,11 Gewichts-
prozente resp. 11,47 Volumprozente Rahm gewonnen. Die frische Milch
enthielt ca. 4 Proz. Fett, die abgerahmte 1,04 Proz. Die Butterung be-
gann mit 152/3°C. im Rahm, nach 10 Minuten war bereits die meiste
Butter abgeschieden, nach weiteren 10 Minuten die Butterung beendet,
die Temperatur im Butt« fasse stieg hierbei auf 187a ° bei 17° Zimmer-
temperatur. An trocken gekneteter, ungesalzener Butter ergaben sich
13,87 Pfd., also 32,3 Proz. des Rahms. Die Buttermilch glich nach Aus-
sehen und Geschmack dünnem Rahm. Von dem Fett des Rahms gingen
95 Proz. in die Butter über.
D. 500 Grm. völlig süssen Rahms, durch 34 ständige Aufrahmung er-
halten, wurden in einer kleinen Gussander'schen Maschine 8 Minuten ge-
buttert, wobei die Temperatur von 16 auf 19 o stieg. Erhalten wurden
148 Grm. Butter = 29,54 Proz.
E. Von demselben Rahm, der zu Versuch D gedient hatte, wurden
500 Grm. mit der sechsfachen Menge kalten destillirten Wassers zusam-
mengerührt und bei 11° C. zu erneuter Aufrahmung angestellt. Nach
3 Tagen wurden 650 Grm. wenig gesäuerten Rahms gesammelt und in
der Gussander'schen Maschine bei 16° C. gebuttert, jedoch ohne Butter zu
liefern. Müller nimmt an, dass der Wasserzusatz eine Koagulirung des
Käsestoffs bewirkte, wodurch die Fettkügelchen eingehüllt wurden. In
manchen Gegenden, z. B. in Holstein, wird oft mit bedeutendem Wasser-
zusatz gebuttert, ohne dass hierdurch Schwierigkeiten entstehen, theils
scheint der Grund darin zu liegen, dass in den holsteinischen Milehwirth-
lscbaften, wo man einen mit ziemlich viel Milch gemengten Rahm buttert
dos Verdünnnngsverhältniss ein niedrigeres ist, als bei Anweudung von
350 Milch-, Butter- und Käsebereitung.
Gussander'schem Kahm mit oft kaum 60 Proz. Wassergehalt, theils ist der
in feuchten und kühlen Räumen gewonnene holsteinische Kahm weniger
reich an Käsestoff, als der in warmer und trockner Luft erzeugte Gussan-
der'sche, in welchem überdies das Verhältniss des kolloidalen Käsestoffs
zu den übrigen Serumbestandtheilen ungünstiger wird. Vielleicht wird
auch der Käsestoff durch die Einführung des atmosphärischen Sauerstoffs
geeigneter für die Gerinnung. Müller warnt daher vor Wasserzusatz
beim Verbuttern des Gussander'schen Rahms, empfiehlt dagegen, ihn mit
blauer Milch zu verdünnen.
Bei weiteren Butterungsversuchen stellte sich heraus, dass der Grad
der Säuerung des Rahms vor dem Buttern für die Zusammensetzung der
Butter ziemlich gleichgültig ist, dagegen wird die Abscheidbarkeit und
der Geschmack der Butter dadurch beeinflusst. Das absolute Gewicht der
Butter wird durch Salzen nur wenig verändert, indem ungefähr so viel
Salzwasser austritt, als Salz eingeknetet war. Die gesalzene Butter ist
ärmer an Wasser als die ungesalzene, aber im Verhältniss zum Wasser
etwas reicher an fettfreier organischer Substanz. Das Waschen der frischen
Butter (holländische Methode) entfernt die eingemischte Buttermilch voll-
ständiger, als blosses Salzen mit nachfolgender trockner Bearbeitung
(holsteinische Methode) und verdient daher für solche Butter den Vorzug,
der man lange Haltbarkeit zu geben wünscht.
Analysen verschiedener Buttersorten. — Die untersuchten
Proben waren:
1) Septemberbutter von Sierhagen in Holstein;
2) Frühjahrsbutter von Aeugsö in Mittelschweden, bereitet nach Gus-
sander'scher Methode ;
3) Sommerbutter von Sundsholm in Mittelschweden, bereitet nach hol-
steinischer Methode, aber mit Zusatz von Rohrzucker.
Sierhagen. Aengsö. Sundsholm.
Wasser . . . 10,25
Fett .... 86,88
Protein . . . 0,52 1
Zucker . . . 0,49 J
Asche . . . ■ ],SC,
100,00 100,00 100,00
Auf 100 Theile Wasser kommen in der Butter von
Sierhagen . 9,9 Theile Protein und Zucker und 18,2 Theile Asche.
Aengsö . . 14,2 „ , „ „ „ 31,4 „
Sund=holm 13,5 „ „ „ „ „ 22,2 „ „
Die Butter von Sierhagen war gewaschen worden und in Folge dessen
arm an Protein und Milchzucker, sehr ähnlich war die Butter von Sunds-
holm, jedoch durch den Zuckerzusatz verschieden, reich an fettfreier or-
ganischer Substanz erwies sich die Butter von Aengsö, welche aus dickem
Gussander'schen Rahm dargestellt war.
11,45
9.5S
83,32
87,00
1,63
1,29
3,60
2,13
Milch-, Butter- und Käsebereitung. 351
Ueber die Butterungsreife der Kuhmilch. — Es ist bekannt,
dass aus frisch gemolkener Milch nur äusserst schwierig Butter abzuschei-
den ist, während die Abscheidung der Butter auch bei süsser Milch und
süssem Kahm leicht gelingt, wenn dieselben einige Zeit bei mittlerer
Zimmertemperatur gestanden haben. Müller*) hat bekanntlich schon
früher nachgewiesen, dass Aether aus gestandener Milch mehr Fett auf-
nimmt, als aus frisch gemolkener; er bezeichnete die in der Milch ein-
tretende Veränderung als „süsse Milchgährung" und nahm an, dass
dabei die eiweissartigen Hüllen der Fettkügelchen durch Oxydation ge-
schwächt oder zerstört würden.
Neuere Untersuchungen lehrten, dass die Butterungsreife der Milch
hauptsächlich von der Zeit nach dem Melken und dem inzwischen herr-
schenden Temperaturgrade abhängt. Je kälter die Milch steht, um so
später wird sie butterungsfähig. Bei mittlerer Temperatur tritt die volle
Butterungsreife binnen 24 Stunden ein, also vor dem Abschluss der Auf-
rahmung, weshalb der Rahm sogleich nach dem Abnehmen butterungs-
fähig ist. Luftzutritt scheint die Butterungsreife zu beschleunigen. Von
den vielen Versuchen des Verfassers möge hier nur nachstehende Reihe
von Bestimmungen mitgetheilt werden. Abendmilch mit 4,32 Proz. Fett-
gehalt gab bei 100 maligem Schütteln an Aether ab
unmittelbar nach dem Melken 2,03 Proz.
3 Stunden später .... 3,39 ••
15 „ „ . - . . 6,09 „
27 „ „'.... 50,10 „
39 „ „ . . . . 51,20 „
51 „ . . . . 49,00 „
des Gesammtfettgehalts. Die Milchproben wurden bei 15 — 18 o C. aufbe-
wahrt, die letzte Probe war noch ungesäuert.
Müller nimmt an, dass die Löslichkeit des Fettes in der Milch
hauptsächlich von der Grösse der Fettkügelchen abhängt; er fand in ab-
rahmender Milch die Löslichkeit des Fettes in den oberen Milchschichten
bedeutend höher, als in den tieferen Schichten. Der die grössten Fett-
kügelchen enthaltende Rahm zeigte eiue grössere Löslichkeit des Fettes
als ganze nicht abgerahmte Milch von gleichem Alter. Die geringere
Löslichkeit der kleinen Fettkügelchen erklärt Müller durch die An-
nahme, dass die Hüllen derselben dicker sind, als jene der grösseren Fett-
kügelchen, ausserdem scheinen die ersteren auch ein verschiedenes wachs-
ähnliches Fett zu enthalten.
Die Säuerung des Rahms hat mit der Butterungsfähigkeit unmittelbar
wenig zu thun, sie führt den Käscstoff über in den pektösen Zustand, in
welchem er bei niederer Temperatur zum Schäumen geneigt ist oder die
Fettkügelchen in zähe Flocken einhüllt. Beim Buttern stark gesäuerten
*) Erdmannn's Journal f. prakt. Chemie. Bd. 82. S. 13.
352 Milch-, Butter- und Käsebereitung
Kahms scheidet sich der Käsestoff feinkörnig ah, ohne das Zusammen-
hallen der Butter zu hindern. Eine gelinde Säuerung- des Rahms, wie sie
in Holstein üblich ist, gieht der Butter ein eigentümliches feines Aroma.
Starke Säuerung beeinträchtigt den Geschmack der Butter.
Eine Temperatur von 15— 17 °C. ist für die Butterung die passendste,
hei trocknem Heufutter der Kühe besitzt das Butterfett einen etwas
höheren Schmelzpunkt, als nach Grünfutter und ölreicher Nahrung, des-
halb buttert man im Winter meistens etwas wärmer. Die Temperaturzu-
nahme im Butterfasse rührt von der Reibung her, reines Wasser erwärmt
sich im Butterfasse ebenso wie Milch oder Sahne. Die Lüftung des Rahms
während der Butterung erscheint wenig vorthcilhaft. Die Dauer der
Butterung übt einen bedeutenden Einfluss auf die Qualität und Quantität
der Butter aus. Eine gewaltsame Butterung liefert scheinbar oft eine
höhere Ausbeute an Butter, welche aber nur durch eine stärkere Bei-
mischung von Serumbestandtheilen bedingt ist, wogegen der Fettgehalt
des Rahms oder der Milch sich nur unvollständig abscheidet. Bei gelinder
Bewegung scheidet sich die Butter langsam, aber um so vollständiger aus.
In die Buttermilch gehen nur die kleinsten Fettkügelchen über, bei gut
von Statten gegangener Butterung enthält die Buttermilch aus Gussan-
der'schem Rahm ungefähr 2 — 3 Proz. Fett, bei minder fettem Rahm nur
ca. 1 Proz. Die Zusammensetzung der Buttermilch lässt sich nicht nach
Geschmack, Farbe und Konsistenz beurtheilen, weil der Käsestoff des
Rahms während der Butterung in Zustände übergeführt werden kann,
worin er dem Fett ähnliche äussere Eigenschaften annimmt. Die Bewe-
gung beim Buttern führt den Käsestoff des ungesäuerten Rahms aus dem
flüssigen Zustand in den festen über. In der schleimigen Zwischenstufe
des halbflüssigen (pektösen) Zustandes betrügt er ebenso die Zunge als
das Auge. Gussander'sche Buttermilch mit 3 Proz. Fett ähnelt ausseror-
dentlich Rahm von 15 Proz. Fettgehalt. Umgekehrt bei stark gesäuertem
Rahm lässt der körnig ausgeschiedene Käsestoff die vorhandene Milchsäure
so unverhüllt auf die Zunge einwirken, dass es scheint, als nehme der
Säuregehalt durch die Butterung zu.
Fabrikation Ueber die Fabrikation des Cheddarkäses.*) — Bei der Be-
Ton reitung des Cheddar wird dem Milchhause grosse Sorgfalt gewidmet; bei
der Konstruktion desselben spielt die Rücksicht auf leichte Regulirung
der Temperatur, auf Zulassen und Abhalten der Luft eine wichtige Rolle.
Die Abendmilch wird auf 15 bis IG" C. abgekühlt, sie darf am Morgen
höchstens 1 7 ° C. warm sein. Wenn die Temperatur am Abend hoch ist,
so wird die Milch in flache Kühler geschüttet und dem freien Zutritte
der Luft ausgesetzt. Ist die Temperatur der Abendmilch am Morgen
höher als 16« C, so bleibt die Milch so lange in den Kühlern, bis die
käse.
*) Aunalen der Landwirthschaft. Wochenblatt. 18G7. 8. 5.
Milch-, Butter- und Käsebereitung. 353
Morgenmilch in den Käsekessel geschüttet ist. Hat dagegen die Abend-
milch 16° C. und darunter, so wird sie in den Käsekessel geseihet und
dann erst die Morgenmilch hinzugefügt. Wenn die Temperatur der Abend-
milch am Morgen noch eine hohe ist, so ist dies ein Anzeichen, dass sie
beginnt sauer zu werden. Die Temperatur der Milch giebt den Massstab
für den Labzusatz, je höher die Temperatur der Abendmilch am Morgen
war, desto weniger Lab ist zuzusetzen. Man zieht es vor, die Milch von
niederer Temperatur in Arbeit zu nehmen und die nöthige Säure, am
liebsten saure Molken, mit dem Lab zuzusetzen. Die Säure soll das Lab
bei der Umwandlung des Milchzuckers in Milchsäure unterstützen, welche
Umwandlung man möglichst herbeizuführen bemüht ist. Wenn dies bis
zu einem gewissen Grade geschehen ist, so werden die Molken ausgepresst,
um damit zugleich die Säure zu entfernen. Auf diese Weise erzielt man
Quark, welcher einen festeren, dichteren, dauerhafteren und duftigeren
Käse liefert, als wenn die Milchsäure in geringerer Menge vorhanden war.
Beträgt die Temperatur der Abendmilch noch 17° C, so ist der Zusatz von
Molken nicht nöthig, da schon hinreichende Milchsäure gebildet ist. Die
Morgen- und Abendmilch wird vor dein Molkenzusatz auf 25 « C. er-
wärmt, dann auf 165 Quart Milch 1 Quart saure Molken hinzugesetzt (bei
15° C. Temperatur der Abendmilch). In 45 — 60 Minuten ist die Gerin-
nung der Milch beendet. Nachdem die Milch 15 Minuten gestanden hat,
wird die Oberfläche mit den Fingern leicht bewegt, damit die Sahne
nicht nach oben steigt, und dies wird im weiteren Verlaufe der Quark-
bildung wiederholt. Sobald letztere in genügendem Grade stattgefunden
hat, wird der Quark gerührt. Man bringt dann die Temperatur durch
Zusatz heisser Molken auf 26« C, ist nicht zu viel Säure vorhanden, so
lässt man den Quark 15 Minuten stehen, andernfalls lässt man die Molken
sogleich abfliessen bis der Quark sichtbar wird, nachdem man durch heisse
Molken die Temperatur auf 35« C. gesteigert hat. Das Zerrühren dauert
15 — 20, bei weniger saurer Beschaffenheit 25—30 Minuten. Der Quark
muss erbsengrosse Klümpchen bilden, die sich fest und elastisch anfühlen
und, in der Hand zerquetscht, nicht leicht an einander haften, sondern in
einzelne Klümpchen zerfallen. Wenn der Quark keine höhere Temperatur
als 37 o C. erhält, so wird alle Butter der Milch darin gebunden. Nach-
dem er 30 Minuten gestanden hat, werden durch ein Sieb die Molken ent-
fernt. Den Quark schüttet man in die Mitte des Käsefasses auf einen
Haufen, bedeckt ihn mit einem Stück Zeug und lässt ihn 30 Minuten
liegen. Dann wird er dünn zum Abkühlen ausgebreitet, nach 10 Mi-
nuten gewendet, wieder nach 10 Minuten stark gepresst. Dann noch-
mals zum Abkühlen hingestellt und auf 56 Pfd. 1 Pfd. Salz zugesetzt.
Die Abkühlung soll möglichst bis auf 15a C. erfolgen. Endlich wird
der Käse in Tuchumwiekelung, die mehrmals gewechselt wird, 72 Stun-
den stark gepresst. Man erhält auf diese Weise 1 Pfd. Käse von 9 Pfd.
Milch.
Jahresbericht X. *«
354 Milch-, Butter- und Käsebereitung.
Nach A. Völker war die Zusammensetzung des Cheddarkäses
folgende :
5 Monate alt. 6 Mojiate alt. Alt.
Wasser 36,17 31,17 30,32
Butter , ; 31,83 33,68 35,53
Kasein 24,93 26,31 28,18
Milchzucker, Milchsäure, Extraktivstoffe . . 3,21 4,91 1,66
Mineralstuffe . 3,86 3^ 3j31
100,00 100,00 100,00
Stickstoffgehalt 3,99 4,21 4,51
Kock>alzgehalt 1,18 1,15 1,55
Analysen
von Käse-
sorten.
Analysen verschiedener schweizerischer Käsesorten.*)
— O. Lindt und C.Müller analysirten verschiedene Käsesorten, welche
auf der Milchproduktenausstellung in Bern ausgestellt waren.
I. Ganz fette Käse.
Bei diesen gelangt die Milch entweder mit ihrem vollen Fettgehalte
zur Verarbeitung, oder es wird ein geringer Theil des Rahms als soge-
nannter Vorbruch abgeschöpft.
I
Wasser. iKasein. Fett. Salze.
Emmenthaler von 1867 I. Preis
„ 1867 n. „
„ 1867 III. „ .....
„ „ 1866 nicht prämiirt . . .
„ „ 1843 (?) I.Preis als Hartkäse
Greyerzer von 1867 I. Preis
„ 1867 II. „
37,44
30,64
28,54
36,70
30,44
28,98
34,92
31,26
29,88
31,72
31,84
31,74
24,17
37,51
33,37
31,57
29,12
32,51
35,74
29,95
30,64
3,38
3,88
3,94
4,70
4,95
3,80
3,67
Es enthielten
Wasser
Fett .
Kasein
Salze
II. Halbfetter Käse.
halbfetter Ober-Engadiner. Simmenthaler.
. . . 47,30 41,02
. . . 11,40 8,43
. . . 36,34 48,37
. . . 4,96 2.18
100,00
100,00
IQ. Magerer Käse.
Magerer Emmenthaler, welcher den ersten Preis erhalten hatte, enthielt
Wasser .... 43,67
Fett 3,40
Kasein .... 49,16
Salze . . . . . 3,77
100,00
*) General hericht über die erste schweizerische MilchproduktenauöStellung in
Bern vom 1. bis 11. September JS67, vou R. Schatzmann.
Milch-, Butter- und Käsebereitung. OO'O
IV. Weichkäse.
Bellelaykäse, Vacherin und Backsteinkäse bildeten die Repräsentanten
dieser Gruppe.
Bellelay.
Vacherin.
Backsteink
Baiern.
üse aus
Bern.
Wasser
. . 37,59
45,87
45,24
35,80
Fett . . ,
, . 30,05
27,21
48,16
37,40
Kasein . ,
. . 2S.8S
25,29
23,14
24,44
Salze
. . 3,48
1,63
3,46
2,36
100,00 100,00 100,00 100,00
0. Lindt bemerkt bei dieser Gelegenheit, dass die Einwirkung des
Labs auf die Milch als ein Gährungsprozess zu betrachten sei, welcher
durch zahllose in dem Lab enthaltene Gährungspilze hervorgerufen werde.
Die Menge des in unlösliche Form übergehenden Kase'ins sei abhäugig von
der Menge der in die Milch gebrachten und dort sich entwickelnden Pilze,
also von der Stärke und Menge der zugesetzten Labflüssigkeit und von
der Dauer der Einwirkung. Je mehr Lab und je länger dasselbe bei nicht
zu niedriger Temperatur auf die Milch einwirke, um so mehr Kasein gehe
in die unlösliche Modifikation über, um so weniger Zieger würde aus der
Käsemilch später erhalten. Der Zieger sei nichts weiter als Kasein, wel-
ches wegen nicht genügender Labmenge nicht ausgefällt, später aber durch
die Milchsäure und Essigsäure koagulirt werde. —
Wir erwähnen schliesslich noch folgende Abhandlungen :
Beste Milchsatten für die Erzeugung von Butter oder Sahne. ')
Butter fabrikatiori in Isigny, Frankreich. -)
Welche Ursachen liegen den Fehlem der Butter zu Grunde, die man mit den
Benennungen ranzige, iischige etc. bezeichnet? von Köhncke. 3)
Milchbuttern oder Salinebuttern? von Graf von Schlieffen. 4)
Die Käsebereitung nach Limburger Art, von Cosmar Schütz. 5)
American cbeese malung versus british, by Joseph Harding. c)
1) Land- u. forstw. Ztg. f. d. Frov. Preussen. 1867. S. 32.
2) Annalen d. Landw. Wochenbl. 1867. S. 208.
3) Landw. Wocbenbl. f. Schleswig-Holstein. 1S67. S. 203.
4) Mecklenburger Annalen. 1S67. S. 385.
5) Allgem. land- u. forstw. Ztg. 1S67. S. HOL
6) Farmer's herald. 1867. S. 49.
23*
356 Zuckerfabrikation.
Zuckerfabrikation.
Bezieh™- Ueber die Beziehungen zwischen dem spezifischen Ge-
gen zwi- ^^ i chte der Zuckerrüben und der Zusammensetzung des Saftes
scheu dem
spezif. Gew. derselben hat C. Scheibler*) eine lange Reihe von Untersuchungen
der Zucker- ausgeführt, über welche bereits oben S. 90 berichtet ist. Hier haben wir
de zusam nur n0CÜ nachzutragen , dass die Untersuchungen zur Prüfung der von
mensetzung F. Knau er erfundenen Rübensortirmascbine unternommen wurden. Dieser
des Saftes. Maschine liegt die Annahme zu Grunde , dass zwischen dem spezifischen
Gewicht der Rüben und ihrem Zuckergehalt ein einfacher gesetzmässiger
Zusammenhang bestehe ; sie sortirt die Rüben nach ihrem spezifischen Ge-
wicht durch Eintauchen in Flüssigkeiten ( Chlorkalciumlösung , Kalkmilch,
Syrup etc.) von bekannter Schwere. Probeversuche mit dieser Maschine,
über welche H. Schulz und C. Scheibler**) berichten, ergaben in
Uebereinstimmung mit den oben erwähnten Untersuchungen, dass zwar
oft der Zuckergehalt der Rüben mit dem spezifischen Gewichte parallel
geht, doch nicht so konstant, dass sich darauf eine Methode zur Abschei-
dung der geringwerthigen Rüben gründen Hesse.
Bekanntlich hat F. Krocker***) schon vor längerer Zeit darauf aufmerksam
gemacht, dass das spez. Gewicht der Kuben unter gewissen Bedingungen, wenn
die Rüben weder in aussergewühnlich starken Düngungen erbaut, noch in Grössen,
deren mittlere Gewichte von 1 — 1,5 Pfd. wesentlich abweichen, geerntet wurden,
zu dem Zuckergehalt in gewisser Proportion steht.
Vorzügedes Die Vortheile des Diffusionsverfahrens gegenüber dem
Diffusions- pressverfahren bestehen nach F.W. Schöttlerf) in der erheblichen
s' Ersparung von Arbeitskräften, der Gewinnung einer grösseren Menge Futter
von besserer Qualität und reinerer hochgradiger Säfte. Bei Neuanlage von
Fabriken tritt noch hinzu, dass die Einrichtungen für das Diffusionsver-
fahren billiger zu stehen kommen. In bereits bestehenden Fabriken lässt
sich die Einrichtung für die Diffusion meistens leicht und mit geringem
Kostenaufwand einführen. Ein Uebelstand, welcher dem Diffusionsverfahren
anhängt, ist allerdings der hohe Wassergehalt der ausgelaugten Rückstände,
indessen lässt sich derselbe unschwer durch Auspressen soweit herabdrücken,
dass die Verfütterung und Konservirung keine Schwierigkeit hat. Während
siebenwöchentlicher Arbeit in der Fabrik zu Einbeck, wobei die verwen-
deten Rüben zwischen 12,10 und 12,58 polarisirten, schwankte die Po-
*) Zeitschrift d. Vereins f. d. Rübenzucker-Industrie im Zollverein. 1867. S. G25.
**) Ibidem. S. 613.
***) Vergl. die Tabelle in dem landwirthschaftl. Kalender von O. Mentzel und
Lüdersdorff.
f) Zeitscbrift d. Vereins f d. Rübenzucker- Industrie im Zollverein. 1867.
S, 263 I n.] 718.
Zuckerfabi Ikation ,'<, > (
.larisation der Rückstände zwischen 0,26 und 0,36, die des Absüsswassers
zwischen 0,03 und 0,16 im Durchschnitt der einzelnen Versuchswochen.
Die Ausbeute an Füllmasse betrug im ganzen Durchschnitt 1 2,47 Proz.
Der Verfasser giebt schliesslich eine Uebersicht über die Kosten der Ver-
arbeitung pro Zentner Rüben von der Steuer waage einschliesslich bis zur Scheide-
pfanne; diese betragen:
bei dem Diffusionsverfahren 3,2 Pf.
bei einfachem Pressen 8,0 „
bei Centrifugen 3,4 n
bei der Schüzenbach'schen Mazeration 3,0 „
bei Vor- und Nachpressen und Umsetzen der Kuchen 4,9 „ (?)
bei Centrifugen, Maischmaschinen und Pressen . . 6,5 „
Bezüglich der Schwere des Saftes , des Verbrauchs an Presstüchern und Ma-
schinenbetriebskraft, ferner hinsichtlich der Reparatur- und Ergänzungskosten be-
sitzt das Diffusionsverfahren den Vorzug vor den anderen genannten Methoden,
dagegen erfordert es mit Ausnahme der Schüzenbach'schen Mazeration den grössten
Wasserverbrauch von allen Methoden.
Ueber die Verluste an Zucker, welche in den verschiede- zuckerver-
nen Stadien des Schüzenbach'schen Mazerationsverfahrens eintreten, !"ste bei der
Schiizen-
stellte E. Reimann*) Versuche an. Es wurden in zehn Tagen 15270 Ztr. bacn'schen
Rüben verarbeitet, welche in 100 Pfd. Saft bei einem Quotienten von 76 Mazeration,
enthielten 12,23 Pfd. Zucker. Daraus resultirten 1979 Ztr. Füllmasse mit
77,31 Proz. Zuckergehalt bei 9,07 Proz. Wasser.
Es enthielten:
15270 Ztr. Rüben 1768 Ztr. Zucker
1979 „ Füllmasse 1530 „ „
Verlust . . 238 Ztr. Zucker.
Dieser Verlust vertheilte sich nach den speziellen Ermittelungen in
folgender Weise auf die einzelnen Stationen :
53598 Ztr. Treberwasser mit 0,14 Proz. Zucker = 75,0 Ztr. Zucker = 4,24 Proz.
763,5 „ Treber**) „ 12,2 „ „ =93,2 „ „ = 5,27 „
1300 „ Pressschlamm „ 4,3 „ „ = 56,0 » „ = 3,17 „
4886 „ Knochenkohle „ 0,213 „ „ = 10,4 „ „ = 0,60 „
Summa 234,6 Ztr. Zucker = 13,28 Proz.
Unbestimmbarer Verlust 3,4 „ „ —
Interessant ist noch die Beobachtung Reimann's, dass das Kali verhältniss-
mässig viel schwieriger aus dem Rübenbrei gelöst wird, als der Zucker und andere
Mineralstoffe. Feines Rübenpulver ergab beim Ausziehen mit Wasser einen Saft,
welcher auf 100 Zucker 1,59 Kali, 0,27 Natron und 0,57 Phosphorsäure enthielt,
während in dem Rübenpulver auf 100 Zucker enthalten waren: 3,32 Kali, 0,35 Natron
und 0,66 Phosphorsäure. Als das Rübenpulver nach längerer Auslaugung ganz
*) Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker-Industrie im Zollverein. 1867. S. 69.
**) Trocken.
358
Znckerfabrikation.
zuckerfrei war, enthielt es immer noch 0,062 Proz. Kali. — Schon früher hat
H. Hellriegel*) auf die Schwerlöslichkeit des Kali's in Pflanzensubstanzen auf-
merksam gemacht.
Analysen Analysen von Fabrikationsrückständen ans Zuckerfabri-
kationsrück -^en» von He id e priem**). Die Untersuchungsobjekte stammten aus fol-
tänden. gendcii Fabriken:
1. Köthen. Arbeitet nach dem alten Pressverfaliren; einmaliges
Pressen des unter starkem Wasserzulauf (40—50 Proz.) erhaltenen Eüben-
breies und gewöhnliche Scheidung des Saftes. Die Ausbeute an Press-
ungen beträgt 18 — 19 Proz. vom Kübeugewichte mit einem Wassergehalte
von 69 — 70 Proz. Die untersuchten* Presslinge enthielten 65,15 Proz.
Wasser und 4,67 Proz. Zucker.
2. Halle. Saftgewinnung vermittels der Schüzenbach'schen Ma-
zeration, gewöhnliche Scheidung. Die Treberausbeute beträgt 22 Proz.
vom Kübengewichte mit 81,9 Proz. Wassergehalt. Die untersuchten Treber
enthielten 80,17 Proz. Wasser und 2,39 Proz. Zucker.
3. GrÖbzig. Pressen des bei Zuführung von 10 Proz. Wasser ge-
wonnenen Eübenbreies, Zerkleinern der Presskuchen auf der Hänel'schen
Nachreibe unter Zulauf von 20—25 Proz. kalkhaltigem Wasser und noch-
maliges Auspressen mittels hydraulischer Pressen. Die gemischten Säfte
werden mit 2,5— 3,0 Proz. Kalk nach Jelinek geschieden, zu ihrer wei-
teren Eeinigung aber nur eine sehr geringe Menge Knochenkohle ver-
wendet. Die Ausbeute an Pressungen beläuft sich auf 20 Proz. mit 68 Proz.
Wassergehalt. Die untersuchte Probe enthielt 70,07 Proz. Wasser und
2,28 Proz. Zucker. Die Aschen der Presslinge hatten nach Abzug der
Kohlensäure folgende Zusammensetzung:
Bestandtheile.
Köthen.
Kieselsäure
Schwefelsäure
Chlor '.
Phosphorsäure
Eisenoxyd
Thonerde
Manganoxydoxydul
Kalkerde
Magnesia
Kali
Natron
— Sauerstoff für Chlor
Aschengehalt der getrockneten Presslinge (kohlensäure-
und sandfrei)
Kohlensäuregehalt der rohen Asche
*) Die landw. Versuchsstationen. Bd. 4. S. 62. —
20,97
1,88
1,54
5,28
3,63
3,82
0,52
11,5'J
7,96
35,88
6,31
Halle.
Gröbzig.
4,76
2,91
0,71
7,43
} 0,96
Spuren
26,71
22,27
20,84
12,34
25,23
2,22
1,54
4,92
3,19
Spuren
21,58
4,28
30,76
4,93
99,38
0,35
»8,93
0,16
98,65
0,35
99,03 98,77 98,30
4,59
10,48
3,29
20,31
5,05
18,43
*) Ibidem. Bd. 9. S. 252.
Znckerfabrikation.
359
Der bedeutende Gehalt der Presslingsaschc von Köthcn und Gröbzig
an Sand, Kieselsaure, Eiseuoxyd und Thonerde stammt jedenfalls von
erdigen Substanzen her, welche bei der Wäsche nicht von den Rüben ent-
fernt wurden, während sie bei der Mazeration (Halle) in den Saft ge-
langten. Hieraus erklärt sich auch zum Theil die relativ viel geringere
Aschenmenge der Mazerationstreber. Bei dem Pressverfahren schien ver-
hältnissmässig die geringste Menge von Alkalien in den Saft überzugchen,
etwas mehr bei dem kombinirten Press- und Mazerationsverfahren der
Fabrik Gröbzig, weit ungünstiger erweist sich das Mazerationsverfahren
nach Schüzenbach bei der Fabrik Halle. Der hohe Magnesiagehalt der
Treber deutet an, dass in dieser Fabrik Dolomit -Kalk verwendet wird.
Für den relativ hohen Natrongehalt der Mazerationsrückstände sucht Heide-
priem den Grund hauptsächlich in der durch die Bodenbeschaffenheit be-
dingten Verschiedenheit der Kuben.
Analysen von Rohzuckern (I. Produkt). Die Untersuchungs-
objekte stammten aus den oben genannten Fabriken.
Bestandtheile,
Köthen. I Halle. Gröbzig.
Zucker
Wasser
Asche (kohlensäurefrei)
Organischer Nichtzucker
92,45
3,42
1,13
3,00
94,00
1,81
0,93
3,26
96,10
1,09
0,77
2,04
Die kohlensäurefreic Asche enthielt:
Kieselsäure
Schwefelsäure
Chlor
Phosphorsäure
Eisenoxyd
Thonerde
Kalkerde
Magnesia . .
Kali
Natron
100,00
0,79
8,47
5,52
0,32
0,27
0,16
4,74
0,23
68,51
10,10
100,00
0,11
7,82
7,77
0,33
0,38
1,44
0,11
64,38
20,13
Sauerstoff für Chlor
99,11
1,24
102,47
1,71
Kohlensäuregehalt der Asche
97,87
25,73
100,76
26,38
100,00
0,54
11,59
10,37
0,3S
0,16
0,14
11,29
0,66
53,50
11,40
99,98
2,34
97,64
20,82
In der Asche des Rohzuckers von Gröbzig prävaliren die Verbindungen
von Chlor und Schwefelsäure, in den beiden anderen Aschen die kohlen-
sauren Salze. Der höhere Gehalt an Schwefelsäure und Kalk in der Gröb-
ziger Rohzuckerasche ist wohl dem stärkeren Kalkverbrauch bei der Fa-
brikation, der höhere Chlorgehalt dem Zusätze von Chlorkalcium bei der
Scheidung zuzuschreiben.
Analysen von Melassen. — Die untersuchten Proben stammten
gleichfalls aus den genannten Fabriken.
Analysen
von Roh-
ziickern.
Analys en
von
Melassen.
360
Zuckerfabiikatiou.
Bestandtheile.
Reaktion
Schwere nach Brix °
Schwere nach Beaume °
Spezifisches Gewicht .
Rohrzucker .
Invertzucker . .
Wasser ,
Asche (kohlensäurcfrei) .
Organische Stoffe .
Stickstoffgehalt
Zuckergehalt nach der Polarisation .
Die kohlensäurefreie Asche enthielt :
Kieselsäure
Schwefelsäure
Chlor
Phosphorsäure
Eisenoxyd
Thonerde
Kalkerde
Magnesia
Kali
Natron
Köthen.
Halle.
schwach alk
81
42,S
1.42S3
45,93
2,15
19,43
7,97
24,52
100,00
2,10
46,74
0,03
1,87
8,51
0,80
0,42
0,24
7,09
0,25
72,74
11,25
alkalisch
81
42,8
1,4255
46,93
19,00
8,30
25,77
100,00
1,56
46,30
0,23
2,16
11,32
0,76
0,25
0,15
4,95
0,14
66,15
15,86
Gröbzig.
alkalisch
80,5
42,5
1,4162
49,85
19,70
7,61
22,84
100,00
1,79
50,24
1,98
9,77
0,24
0,19
0,74
4,37
0,25
70,64
11,62
Sauerstoff für Chlor
103,20
1,92
101,97
2,55
99,80
2,20
Kohlensäuregehalt der Asche
101,28
28,90
99,42
27,94
97,60
28,68
Eons-
s e a u ' s
Methode der
Scheidung.
Die Aschen differirten hiernach in ihrer Zusammensetzung nur wenig,
in der Melasse von Halle macht sich wieder (wie oben bei den Pressungen)
ein relativ höherer Natrongehalt bemerklich.
Bousseau's Methode der Scheidung des Bübensaftes, von
M. Du fr eng-*). — Um die Entstehung von unkristallisirbarem Zucker bei
der Scheidung möglichst zu beschränken, vertheilt Eousseau die Saft-
Scheidung auf zwei Operationen. Er behandelt zunächst den Saft mit ge-
pulvertem Gips, wodurch eine sehr reichliche Schaumbildung entsteht und
der grösste Theil der schädlich wirkenden fremdartigen Substanzen bereits
beseitigt wird. Die geklärte Flüssigkeit wird alsdann noch der gewöhn-
lichen Scheidung mit Kalk unterworfen, hierzu genügt aber nun eine nie-
drigere Temperatur und eine kürzere Berührung mit dem Scheidungs-
Materiale. Anstatt der Kalkmilch empfiehlt Eousseau, bei der eigent-
lichen Scheidung eine durch Behandlung der geringhaltigen Nachprodukte
mit Kalk unmittelbar dargestellte Lösung von Zuckerkalk anzuwenden,
*) Polytechn. Centralblatt. 1867. S. 816.
Zuckerfabrik ation oOl
wodurch die Ausbeute erhöht wird. Zur Fällung des Kalks wird Kohlen-
säure benutzt, welche durch Glühen von Gips mit Holzkohle in Retorten
viel reiner dargestellt wird, als durch Verbrennen von Kokes.
Die Scheidung mit Gips ist bekanntlich schon früher von Rousseau em-
pfohlen, hat sich aber keineswegs bewährt. Yergl. I. Bericht der Versuchsstation
Salzmünde, S. 37.
Zur Ausnutzung des Scheideschlammes, von K. Stammer*]. Ausnutzung
Der Verfasser hat seine früheren Untersuchungen über diesen Gegenstand**) d^Scbeide-
wiederholt und vervollständigt, die neueren Arbeiten betrafen das Absüssen
mit Wasser, die Saturation des Schlammes und die längere Aufbewahrung
desselben, der hierzu benutzte Schlamm war bei dem alten einfachen
Scheidungsverfahren gewonnen.
1. Absüssung mit Wasser in der Filterpresse. — Eine
Trink 'sehe Presse wurde einmal mit Dampf allein, das andere Mal mit
kaltem Wasser und hernach mit Dampf abgesüsst. Es resultirten bei zwei
Versuchen :
mit Dampf allein je 11 Quart und IT Quart Saft von 6 Proz. Ball, kalt gewogen;
mit Wasser und Dampf je 24 Quart und 3G Quart von 3 Proz. Ball.
Der Mehrgewinn ist sonach so unbedeutend, dass er dem vermehrten
Wasserquantum gegenüber nicht in's Gewicht fällt.
2. Verdünnung und Saturation. Es wurde untersucht, ob die
augenscheinlich schädliche Wirkung der Schlammsaturation sich durch er-
neuete Scheidung des gewonnenen Saftes mit Kalkmilch oder mit gewöhn-
lichem, mit Kalk versetztem Scheidesaft paralysiren lasse. Die Probe lehrte,
dass hierdurch zwar ein vollkommen normaler, rein gelber Saft zu erzielen
ist, der sich aber durch blosses Absitzenlassen nicht klärte. Dies führte
aber zu dem Versuche, die Entzuckerung mit dem schon entsafteten
Schlamm, den Schlammpresslingen, vorzunehmen. Presslinge aus einer
Trink 'sehen Presse, mit dem doppelten Gewicht heissen Wassers zerrührt,
Hessen sich leicht saturiren und auspressen. Der Gewinn an Zucker be-
trug 3 Proz. der Schlammpresslinge. Bei zuckerhaltigeren Schlammpress-
lingen wurden durch einfache Verdünnung des Schlammes und Aufkochen
6,4 Proz. des ausgepressten Schlammes an Zucker gewonnen, bei der Ver-
dünnung und Saturation ergab sich eine Ausbeute von 7,3 Proz.
3. Aufbewahrung des Schlammes. Schlamm, welcher schichten-
weise in einem eisernen Kasten festgetreten war, wobei in die Mitte der
Füllung und auf die Oberfläche eine Lage Kalkmilch gebracht wurde, hielt
sieh 3 Monate unverändert, ohne dass eine Zersetzung des Zuckers eintrat.
Von getrocknetem Schlamm wurde durch Auskochen ein heller Saft erzielt,
der beim Saturiren einen geringen Niederschlag gab und dabei etwas
*) Zeitschrift d. Vereins f d. Rübenzuckerindustrie im Zollverein. 1867. S. 651.
**) Jahresbericht. 1866. S. 472.
362
Zuckerfabrikation.
grauer wurde. Das Saturiren des Schlammrückstandes ergab keine grös-
sere Zuckerausbeute, als einfaches Auslaugen, nämlich in beiden Fällen
10 Proz. vom Gewicht der trocknen Schlanimsubstanz. .Der saturirte Saft
zeigte jedoch nur eine Polarisation von 70 bis 75 Proz. auf 100 Trocken-
substanz.
Einführung
vonAlkalien
in dtn Saft
durch die
Kohlen-
säure.
Ueber die Einführung von Alkalien in den Saft durch die
zur Saturation benutzte Kohlensäure, von W. L. Clasen*). —
Der Verfasser beobachtete, dass mit der zur Saturation dienenden Kohlen-
säure Alkalien in den Saft übergeführt werden; er versuchte die Menge
derselben durch Einleiten von Kohlensäure in Wasser zu bestimmen. Die
geprüfte Kohlensäure stammte aus einem gewöhnlichen Siemens'schen
Kalkofen, dessen Generatoren mit Torf und böhmischer Braunkohle ge-
speist wurden und der mit zwei grossen Laveurs verbunden war. Der be-
nutzte Kalkstein enthielt 0,13 — 0,19 Proz. Alkalien. Eine Jelinek'sche
Scheidepfanne wurde mit 1000 Qrt. Saalewasser gefüllt und eine Stunde
lang bei vollständig geöffnetem Ventil Kohlensäure durchgeleitet. Das
Wasser wurde vor und nach dem Einleiten der Kohlensäure analysirt; es
enthielten 10000 Theile: vor nach
dem Einleiten der Kohlensäure
Gcsammtrückstand . . . 3,7000 4,9000
Kali 0,1001 0,2260
Natron 0,604S 0,G5S3
Magnesia 0,1745 0,1600
Kalk 0,5256 0,7824
Eisenoxyd und Thonerde Spur Spur
Chlor 0,6107 0,6107
Schwefelsäure 1,0712 0,98S9
Salpetersäure . Spur Spur
Kohlensäure, Kieselsäure, organische Stoffe etc. . 0,7507 1,6113
3,8376 5,0376
— Sauerstoff für Chlor . 0,1376 0,1376
Summa . . 3,7000 4,9000
Der Alkaligehalt, namentlich das Kali, zeigt sich durch die Einleitung
der Kohlensäure erhöht, Avas nur durch Verdampfung von Alkali beim
Glühen des Kalks bewirkt sein kann. Eben so hat sich auch der Gehalt
an Kalk und organischen Substanzen, wohl durch Ablösung von Inkrusta-
tionen von der Schlange etc., bedeutend vergrössert.
Die hierdurch konstatirtc Einführung von Alkalien mit der Kohlensäure in die
Kübensäfte kann nach dem Verfasser jedoch einen erheblichen Zuckerverlust nicht
bedingen; er berechnet, dass bei täglicher Verarbeitung von 1000 Ctr. Rüben in
150 Arbeitstagen ungefähr 100 Pfd. Kali in die Säfte gelangen, welche zur Bildung
von 500 Pfd. Melasse Anlass geben.
*) Jahresbericht. 1866. S. 268.
Zr.ckerfabrikation. ODO
Ucbcr den Einfluss von Salzen auf die Melassenbildung Einfluss
machte M. Payen*) einige Mittheilungen. Darnach soll das Salpetersäure vo" Salzcu
. ...... auf die
Kali die Kristallisation des Zuckers nicht beeinträchtigen; beide Korper MeIas,en.
kristallisiren gemeinschaftlich, wenn ihre Mengen den Sättigungspunkt der biidung.
Lösung übersteigen. Chlorkalium erschwert die Kristallisation, indem es
die Dickflüssigkeit des Syrups vermehrt. Noch nachteiliger wirkt das
Chlornatrium, welches'minclestens das Sechsfache seines Gewichts an Zucker
als unkristallisirbar in die Melasse überführt oder in den zur Konsumtion
ungeeigneten Kristallen zurückhält.
Payen verweist hierbei auf den grossen Nutzen, welchen das dialy tische ueber das
Verfahren von Dubrunfaut für die Gewinnung des Zuckers gewährt, nähere d'al>;t'sche
° . . ^ erfahren
Angaben über die mit dieser Methode, welche in Frankreich bereits in meh- dei. Zlicker.
reivn Zuckerfabriken gebräuchlich sein soll, erzielten Kesultate, haben wir in gewinnung.
der Mittheilung Payen 's und anderen französischen Auslassungen vergebens
gesucht. Yergl. Dubrunfaut. Compt. rend. Bd. 63. S. 838. Nach einer
weiteren Mitthcilung von Dubrunfaut**) lieferte zu Chalons das zweite
Produkt ohne die Anwendung der Dialyse 34 Proz. geringen und weichen
Zucker , nach der Operation dagegen 44 — 47 Proz. guten Zucker. C a -
michel***) behauptet, dass das dialy tische Verfahren die Rübensäfte derartig
verbessere, dass man sie statt Wasser beim Kaffiniren des Zuckers anwenden
könne. Durch mehrfache Wiederholung der Operation bei den Syrupen lässt
sich nach Camich el die Zuckerausbeute sehr erheblich vergrössern. Dr.
Stamme ff) spricht sich auf Grund genauer Experimente abfällig über
das dialytische Verfahren aus, weil der Unterschied in der Diffusibilität
der Melassenbestandtheile nicht ein so ausgesprochener und grosser sei,
dass darauf eine gründliche Trennung derselben basirt werden könne.
Stamm er versuchte dae Verfahren durch die Bindung des Melassenzuckers
an Kalk zu verbessern, aber auch diese Abänderung erwies sich als prak-
tisch unausführbar, wenngleich dadurch ungleich bessere Resultate erzielt
wurden, als durch direkte Dialyse der Melasse. — Louis Walkhoff ff)
theilt folgende von Hugo Schulz ausgeführte Versuche mit; die hierbei
verwendete Melasse enthielt:
Wasser 18,00
Zucker 54,50
Organischer Nichtzucker . . . 16,34
Salze 11,16
100,00
*) Compt. rund. Bd. 65- S. 692.
**) Aus Joürn. des fabr. de sucre. 1S67. No. 48. Durch Zeitschr. d. Vereins
f. d. Itübenzuckerindustric im Zollverein. 1SG7. S. 527.
•**) Ibidem. Aus demselben Journal. No. 3.
f) Ibidem. S. 566.
j-f) Polytechn. Journal. Bd. 186. S. 44. Zeitschrift des Vereins für die Rüben-
zuckerindustrie 1867. S. 65S.
364 Zuckerfabrikution.
Bei gleicher Zeitdauer (4 Stunden) und verschiedenen Temperaturen
blieben, als durch die Dialyse nicht entfernt, von je 100 Theilen Zucker,
organischer Nichtzuckerstoffe und Salze folgende Antheile zurück :
Zucker. Organ. Nichtzucker. Salze.
Bei 16 — 18« C. .
90
87,5
82,1
„ 33 -40« C .
79,3
72,7
66,3
„ 44 — 46o C. .
76
71,6
61,8
- 60-62»C. .
70
48
53
Bei höherer Temperatur wirkt also die Dialyse viel energischer als
bei niedriger, namentlich macht sich dies bei den organischen Nicht-
zuckerstoffen geltend. Am stärksten dialysiren im Allgemeinen die Salze.
Während in der Melasse auf 1 Theil Salze 4,87 Theile Zucker enthalten
sind, kommen in der bei 60° C. dialysirten Melasse auf 1 Theil Salze 6,4
Theile Zucker, es sind also — das gleiche Verhältniss beibehalten — 1,53
Theile Zucker zum Kristallisiren frei geworden.
Je nach der Zeitdauer ergaben sich folgende Resultate bei gleicher
Temperatur (44— 46° C):
4 Stunden S Stunden
Zucker 76,1 Proz. 55,9 Proz.
Organischer Nichtzucker .76,1 „ 57,0 „
Salze 61,8 „ 39,4 „
Auch die Beschaffenheit des Pergamentpapiers übt einen nicht un-
bedeutenden Einfluss aus, wie sich aus nachstehenden Versuchen ergiebt,
zu denen eine Melasse benutzt wurde, welche auf 100 Zucker 20,1 Salze
und 30,18 organische Nichtzuckerstoffe enthielt. Temperatur 44— 46° C.
Papiersorte
Salze
Organische
Nichtzuckerstoffe
1 . . .
14,4
26,1
2 . . .
14,2
25,2
3 . . .
14,1
26
4 . . .
14,4
26
5 . . .
14,4
26,8
6 . . .
14,9
27,3
7 . . .
15,8
25
8 . . •
15,5
27,12
9 . . .
16,5
28,3
Ursache der Die Färbung des Rübensaftes vor und nach der Scheidung
Färbung ist nach j] Sostmann*) eine Folge der Oxydation, welche ein in der
eS6aftes.en Rübe farblos enthaltener Körper erleidet. Die Natur dieses Körpers wurde
nicht festgestellt. Doch spricht sich S ostmann für die Möglichkeit aus,
dass ein dem arabischen Gummi verwandter Stoff (das Rübengummi von
Zier) eine mitwirkende, wenn nicht die alleinige Unsache der Färbung
ist. Die Produkte der Oxydation sind Ulmin- und Huminstoffe. Bei der
*) Zeitschr. des Vereins für die Rübenzuckerind. im Zollverein. 1867. S. 56.
Zuckerfabrikation. 365
Scheidung mit Kalk wird nur der schon veränderte Theil des Stoffs ab-
geschieden, während der Urstoff als lösliche Kalkverhindung im Safte
bleibt. Durch andauerndes Sieden des geschiedenen Saftes wird auch die
gelöste Kalkverbindung in huminsauren Kalk übergeführt, diese Operation
ist daher noth wendig, weil sowohl bei der dem Nachkochen folgenden
Saturation wie bei der Filtration über Knochenkohle nur die Humusstoffe
beseitigt werden, unveränderter Farbstoff dagegen in die Füllmasse übergeht.
Der Verfasser spricht sich auf Grund seiner Untersuchungen über die färbende
Substanz sehr abfällig über das Jelinek'sche Verfahren aus, er betrachtet ein
andauerndes Nachkochen und Saturiren mit viel (0,5— 1,0 Proz.) Kalk als die
Grundlage einer rationellen Saftreinigung, bemerkt jedoch, „dass man hierbei auf
die Anwesenheit von Invertzucker Rücksicht nehmen müsse." — Auch von Scholz*)
wird das stärkere Bräunen und Nachdunkeln des nach Jelinek gewonnenen
Saftes bestätigt, jedoch der grösseren, mit dem Kalk eingeführten Alkalimenge zu-
geschrieben.
Als Surrogat für die Knochenkohle empfiehlt Ernst Ziegler**), Surrogat
fetten Thon mit dem dritten bis fünften Theil seines Volumens Steinkohlen- "r 10
Knochen-
oder Holztheer zu versetzen und dann zu glühen. Wirksamer noch wird die kouie.
Kohle, wenn man den Theer (resp. statt dessen irgend eine andere kohlen-
stoffreiche organische Substanz) mit 10—20 Proz. Kochsalz, Pottasche oder
Soda in Wasser gelöst versetzt und erst darnach mit dem Thon vermischt.
Die Methode ist nicht mehr neu.
Ueber den Einfluss derEffluvien der Zuckerfabriken auf Einfluss der
das Wasser der Bäche, nach W. Heintz.***) —In den Räumen der Effl"™n
' ' aus Zucker-
Zuckerfabriken entwickeln sich, wie J. Kühn nachgewiesen hat, niedrige fabnken auf
pflanzliche Gebilde, deren Keimsporen, dem Bachwasser zugeführt, bei das Bach-
gleichzeitiger Gegenwart von stickstoffhaltigen und stickstofffreien Sub-
stanzen solche Bäche auf Meilenlänge mit pflanzlichen Gebilden auskleiden.
Nach Heintz entwickeln diese Organismen im Lichte sehr grosse Mengen
von Schwefelwasserstoff, wenn in dem Wasser, in welchem sie vegetiren,
schwefelsaure Salze vorhanden sind. Daher nimmt das Wasser solcher
Bäche den Geruch nach Schwefelwasserstoff an und trübt sich durch sich
ausscheidenden Schwefel. Letzterer lagert sich da, wo der Bachboden ziem-
lich eben ist, als weisslicher Ueberzug desselben ab. Unter demselben
findet man eine viel mächtigere Schicht eines schwarzen Schlammes, wel-
cher aus Schwefeleisen besteht. Fische werden in solchem Wasser ge-
tödtet. —
*) Zcitschr. d. Vereins f. d. Kübenzuckerind. im Zollverein. 1867. S. 82.
**) Ibidem. S. 345. Baierisches Kunst- u. Gewerbeblatt. 1867. S. 142.
***) Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. 18G6. S. 12.
Chemisches Centralblatt. 1868. S. 153.
dö6 Stärkefabrikation.
Bezüglich nachstehender Abhandlungen müssen wir auf die Originalquellen
verweisen :
Neues Saftextraktionsverfahren, von Grare-Car ois. \)
Das zweimalige Pressen des Rübenbreies, von Sombart. -)
Zur Sombart 'sehen Kritik der Gröbziger Pressarbeit, von L. Lichtenstein. 3)
Resultate für die Zuckerfabrikation, von Otto Baumann. 4)
Verbesserung beim Bleichen von Raffinade und Saftmelis, von Louis Walk-
hoff. 5)
Das Diffusionsverfahren der Zuckerfabrik Wülfferstedt gegenüber dem Centri-
fugenverfahren in Jerxheim, von D. Cuntze. c)
Verlauf und Ergebnisse der Versuchsarbeiten mit Rübenrohzucker in Köln. ")
Bemerkungen dazu, von A. F. Riedel. 8)
Professor Landolt's Bericht über die chemischen Analysen bei den Köl-
ner Versuchsarbeiten. 9)
Die Erzeugung der Knochenkohle und die Verwerthung der Nebenprodukte,
von Georg Lunge.10)
Die Einwirkung der Salzsäure auf die Bctriebsknochenkohle, von K. Stammer.1')
Sur une modification ä introduire dans le traitement des pulpes de betterave,
par Champonnais. 12)
L'industrie sucriere de la France et de l'Allemagne. l3)
Stärke fabrikation.
ueber Ueber Stärkefabrikation, von Albert Fesca*). — Bei der
starkefabn- jgj.^ üblichen Methode der Stärkebereitung wird nie die Gesammtraenge
der in dem verarbeiteten Materiale enthaltenen Stärke gewonnen, sondern
es bleibt stets ein Theil derselben in den Trebern (Pulpe) zurück, der um
so grösser ist, je mangelhafter die benutzten Apparate sind, und bei Ver-
arbeitung von Kartoffeln ungefähr ein Drittel der Gesammtraenge zu be-
tragen pflegt. Die Hauptursache der erzielten geringen Ausbeute liegt
*) Zeitschrift d. Vereins f. d. Rübeimickcrindustrie. 1S67. S. 64S.
2) Ibidem. S. 645. u. SOG.
3) Zeitschr. d. Ver. f. d. Rübenzuckerindustrie. S. 501-
4) Ibidem. S. 549.
5) Polytechn. Journal. 1SG7. 235.
G) Zeitschrift d. Vereins f. d. Rübenzuckerindustrie. 1SG7. S. 142.
7) Ibidem. S. 147.
8) Ibidem. S. 137.
9) Verhandlungen d. Vereins z. Beförderung d. Gewerbefieisses. 18G7. S. 103.
10 ) Polytechnisches Journal. 186-7. S. 503.
H) Zeitschr. d. Vereins f. d. Kübcnzuckerindustrie. 1867. S. 676.
12; Compt. rend. Bd. 65. S. 1035.
13) La vie des champs. 1867. No. 139.
*) Annalen der Laudwirthschaft. Bd. 50. S. 143.
.Stärkefabrikation. 367
nach dem Verfasser an der unvollkommenen Einrichtung der Eeibe und
der Siebzylinder. Statt der jetzt üblichen Trommelreibe mit Raspelhieb
und mit Schiittrumpf, empfiehlt der Verfasser die Benutzung einer Poussoir-
reibe, ähnlich der in den Zuckerfabriken gebräuchlichen, deren Schärfung
in einem Belag von feinen Reibeisenblechen besteht und so eingerichtet
ist, dass täglich oder jeden zweiten, dritten Tag ein kleiner Theil der
Reibeisenbleche durch neue scharfe ersetzt werden kann. Um einen fei-
nen Brei mit wonigen dünnen Schwarten zu erzielen, ist es nothwendig,
dass die Kartoffeln, ohne sich um sich selbst zu drehen, langsam gegen
die Reibentrommel vorgeschoben werden. Gleichzeitig muss die Schärfung
selbst die feinste sein, die man irgend geben kann, auch muss die Trom-
mel sehr genau rund laufen. Das stetige Umwälzen der Kartoffeln in dem
Schüttrumpfe der alten Reiben, übt auf die Feinheit des Breies einen
nachtheiligen Einfluss aus, viele Kartoffeln behalten dabei die runde Form
bis sie zu ganz kleinen Kugeln abgerieben sind. Die Kugelform bietet
aber der reibenden Fläche immer nur einen Punkt oder eine sehr kleine
Fläche dar, in welche die Reibenschärfung förmlich einhaut, und dies be-
dingt einen groben Brei. Die empfohlene successive Erneuerung der
Reibenschärfung, hat sich auch bei den Raspelreiben als sehr vortheilhaft
zur Erzielung eines gleichförmigen Breies erwiesen. — An den jetzt üb-
lichen Zylindersieben und Spiralbürsten tadelt der Verfasser, dass sie ge-
wöhnlich nicht genau konzentrisch gearbeitet sind und desshalb nicht alle
Stellen des Siebes gleich stark von der Bürste berührt werden. Dies hat
zur Folge, dass die zu schwach oder gar nicht berührten Stellen des Sie-
bes schlecht oder gar nicht auf das Kartoffelreibsel wirken, während an
den zu stark gebürsteten Stellen das Sieb stark leidet. Fesca empfiehlt
daher, die Siebzylinder ganz in Eisen und genau halbzylindrisch herzu-
stellen. Mit einem solchen Siebe und der oben erwähnten Reibe wurde
eine Leistungsfähigkeit von 24 bis 30 Scheffel Kartoffeln per Stunde und
eine Ausbeute von 75,4 Proz. der in den Kartoffeln enthaltenen Stärke
erzielt.
100 Pfd. Kartoffeln, welche nach dem spezifischen Gewicht 19 Pfd. Stärke
enthielten, ergaben 7,G9 Pfd. lufttrockner Treuer, enthaltend 2 Pfd. Zellulose und
5,G9 Pfd. lufttrockner Stärke. Da die lufttrockne Stärke 18 Proz. Wasser enthält,
so entsprechen die 19 Pfd. absolut trockuer Stärke 23,17 Pfd. lufttrockner. Ge-
wonnen wurden 23,17 — 5,69 = 17,48 Pfd. also 75,4 Proz. — Nach Erfahrungen
heim grossen Betriebe werden 100 Pfd. lufttrockner Stärke von nicht ganz 600 Pfd.
Kartoffeln erzielt, nach obiger Berechnung würden sich 572 Pfd. Kartoffeln ergeben.
Fesca berechnet ferner, dass der grösste Theil des Stärkeverlustes
auf die Treber aus dem Zylindersiebe entfällt, während die feiner zertheilte
Fasermasse aus dem Nachsiebe viel geringhaltiger an Stärke ist. Auf
2 Pfd. Zellulose kommen in den Nachsiebtrebern 2,24 Pfd. Stärke, in
den Zylindersiebtrebern dagegen 5,88 Pfd. Durch Zerquetschen der Zy-
lindertreber mitfols Walzen Hess sich daraus noch ein beträchtlicher Theil
368 Stärkefabrikation.
der Stärke gewinnen, nämlich auf 100 Pfd. Kartoffeln berechnet 3,21 Pfd.
(lufttr.). Das Aussieben der Schwarten und gesonderte Walzen derselben
erwies sich bei der Benutzung der verbesserten Reibe als nicht lohnend,
da diese Reibe nur eine sehr geringe Menge von Schwarten liefert.
Um das Albumin aus dem Fruchtwasser der Kartoffeln für Fütterungs-
zwecke zu gewinnen, lässtFesca das Kartoffelreibsel auf dem Wege zum
Zylindersiebe einen einfachen Apparat passiren, welcher das nur mit dem
Reibenauflauf verdünnte Fruchtwasser abseiht. Nach dem Absetzen der
Stärke wird das Fruchtwasser aufgekocht, es sollen so ungefähr zwei Drittel
des gesammten Albumingehalts gewonnen werden. Bei Fütterungsversuchen
mit dem gewonnenen Albumin soll sich ergeben haben, dass das Albumin
von 100 Pfd. Kartoffeln 1 Quart Milch produzirte.
Bei der Fabrikation der Weizenstärke sind bekanntlich zwei
Methoden anwendbar: aus dem Weizenkorn durch saure Gährung und
aus dem Weizenmehl durch Teigkneten und Teigauswaschen (Martin'sches
Verfahren). Die erstere Methode produzirt zwei Handelsartikel : Stärke und
sogenannte Schlichte und daneben sauren Kleber als Viehfutter; die zweite
liefert Stärke, Kleberstärke und süssen Kleber.
Kleberstärke ist eine mechanische Verbindung von Kleber mit Stärke,
welche sich in Gestalt eines dünnen Breies mit der Stärke gemeinschaftlich aus
dem Wasser absetzt und die abgelagerte Stärke zum Theil überlagert, sie theil-
weise aber auch durchdringt.
Stärkebereitung aus Weizenkorn durch saure Gährung.
Hierbei wird der Weizen durch Aufquellen in Wasser erweicht, dann zwi-
schen eisernen Walzen gequetscht und nun der sauren Gährung unter-
worfen, welche durch zugesetztes Sauerwasser von einer früheren Bereitung
eingeleitet wird. Es bilden sich Milchsäure und Essigsäure, welche einen
Theil des Klebers auflösen und die mechanische Verbindung zwischen
Kleber und Stärke lockern. Die Gährung ist genügend vorgeschritten,
wenn die über dem gährenden Weizen stehende gelbe Flüssigkeit sich ge-
klärt hat und mit einer Decke von Schimmelpilzen bedeckt ist, hierzu ist
eine Zeit von 8 bis 20 Tagen erforderlich. Nach Ablassen des gelblichen
Sauer wassers wird der Weizen in grosse rotirende Siebtrommeln gebracht
und aus demselben die Stärke ausgewaschen. Die rohe Stärkemilch bringt
man in grosse Bottige, verdünnt sie mit mehr Wasser und lässt sie als-
dann sedimentiren. Die Stärke setzt sich hierbei zu imterst, darüber stellt
sich eine Schicht saurer Kleberstärke — hier „Schlichte" genannt —
und zu oberst steht eine Schicht dunkel gefärbten sauren Klebers. Eine
genaue Trennung dieser verschiedenen Schichten ist nur durch wiederholtes
Aufrühren mit Wasser, Absetzenlassen und Abziehen der obersten Schicht
zu erreichen. Einfacher und zweckmässiger ist es, die Stärkemilch durch
ein System flacher Holzrinnen zu leiten, in denen die Stärke sich absetzt,
während Schlichte und Kleber abfliessen. Die abgesetzte Rohstärke wird
dann nochmals mit Wasser aufgerührt, durch feine Siebe vom Faserstoff
Stäikefabrikation. 309
getrennt und nun als gewaschene Stärke absetzen gelassen. Die abgesetzte
gewaschene Stärke trocknet man durch aufgelegte Tücher und darauf ge-
streute trockene Schabestärke oder durch Absaugen der überflüssigen
Feuchtigkeit mittels Gipsplatten oder auch durch Luftpumpen so weit ans,
bis sie formbar geworden ist. Die Stärkekuchen werden dann in kühlen
Trockenstuben weiter getrocknet, bis sie schäbig werden, man schabt als-
dann die obere, durch Schimmelpilze verunreinigte Schicht ab, bricht die
Kuchen in etwa 2 Zoll starke Stücke und trocknet sie fertig. Die abge-
schabte unreine Stärke führt den Namen „Schabestärke". Statt des
Entwässerns, Abtrocknens und Scbabcns empfiehlt Fesca, die gewaschene
Stärke zu einem dicken Brei anzurühren und diesen zu zentrifugiren. Man
erreicht auf diese Weise nicht allein schnell einen hohen Trockenheitsgrad
der Stärke, sondern auch eine auffällige Reinigung derselben, indem sich
auf der innern, dem Zentrum der Trommel zugekehrten Seite der Stärko-
kuchen eine graubraune Schmutzschicht von lederartiger Beschaffenheit
abscheidet, die sich leicht von den frischen Kuchen abnehmen lässt oder
beim Abtrocknen von selbst sich abschält. Diese Schmutzschicht besteht
im Wesentlichen aus Kleber. Schlichte und grauer Stärke und giebt, für
sich der Gährung und nachherigen Waschung unterworfen, Sekundastärke.
Auch zur Abscheidung der Kleberstärke aus der Rohstärkemilch benutzt
Fesca die Zentrifuge (Rohstärkezentrifuge) und erzielt dadurch eine viel
raschere und vollständigere Abscheidung der Stärke, als durch Absetzen
und Abziehen in Bottigen oder Rinnen.
Stärkebereitung aus Weizenmehl nach Martin. — Bei die-
sem Verfahren wird das Weizenmehl mit Wasser zu einem steifen Teige
angerührt und dieser unter starkem Wasserzulauf so lange geknetet, bis
alle Stärke, Kleie und Kleberstärke ausgewaschen ist. Der unlösliche
Kleber bleibt in Gestalt einer zähen, elastischen Masse zurück. Die me-
chanische Operation erfolgt entweder durch Handarbeit oder besser durch
Maschinen. Trotz der langen Behandlung mit Wasser enthält der ge-
wonnene Kleber noch eine erhebliche Menge löslicher Substanz, Fesca
fand, dass der bei 30—40° R. getrocknete Kleber an kochendes Wasser
19,24 Proz. löslicher Stoffe abgab. — Dies Verfahren hat den Uebelstand,
dass dabei eine grosse Menge Kleberstärke gewonnen wird, indem, wie der
Verfasser annimmt, die bei dem Mahlen des Weizens blossgelegte und
durch Anfeuchtung kleisterartig gewordene Stärke mit dem unlöslichen
Kleber eine sehr intime mechanische Verbindung eingeht, aus welcher
durch mechanische Mittel die Stärke nicht ausgezogen werden kann. Die
Verarbeitung der Rohstärkemilch ist dieselbe, wie bei dem Verfahren der
sauren Gährung. Die süsse Kleberstärke scheidet sich hierbei indessen
schwieriger ab, als dies die Schlichte thut und ein kleiner Tbeil der Stärke
bleibt mit der Kleberstärke verbunden. Fesca empfiehlt auch bei dieser
Methode, die Trennung der Stärke von der Kleberstärke durch Zentrifugen
zu bewirken. Die Ausbeute beträgt bei der Verarbeitung von gerin-
JaluesbericM X 24
370 Stärkefabrikation.
gern bis mittelmässigem Weizenmehl zwischen 40 bis 54 Proz. vom Ge-
wicht des Mehles.
Stärkebereitung aus Weizenkorn nach "Pesca. — Da bei
der sauren Gährung ein grosser Theil der nährenden stickstoffhaltigen
Bestandteile des Weizens verloren geht, so empfiehlt Fesca, den Weizen
nur im Wasser aufquellen und erweichen zu lassen, ihn dann zu quet-
schen und nun das gequetschte Gut in einer einfachen Maschine, dem
Weizenauswaschapparate, mit Wasser zu behandeln. In dem Apparate
bleiben die Hülsen, fast der ganze unlösliche Kleber, 7s bis 3A Proz. vom
Gewicht des Weizens an Kleberstärke, al* bis 1 Proz. vom Gewicht des
Weizens Stärke und, in dem Kleber eingeschlossen, ein kleiner Theil der
löslichen Bestandteile des Weizens zurück. Mit der Rohstärkemilch
fliessen der grösste Theil der Kleberstärke, ein kleiner Theil des Klebers,
etwas fein zertheilte Zellulose, die Keime des Weizens und die gelösten
Bestandtheile desselben ab. Die Stärke lagert sich aus der Flüssigkeit in
20 — 24 Stunden ab, die abgezapfte Flüssigkeit reagirt alsdann nur ganz
schwach sauer, sie enthält ungefähr 0,4 Proz. ihres Gewichts Albumin
und andere lösliche Substanzen des "Weizens. Der Rohstärkebrei wird
durch die Zentrifuge in Rohstärke und Kleberstärke getrennt, welche
letztere einen gelbgrauen Brei bildet, der getrocknet ein. Mehl von
5—6 Proz. Gehalt an stickstoffhaltiger Substanz liefert. Gemischt mit
den kleberhaltigen Hülsen und dem albuminhaltigen Wasser der Rohstärke-
milch, giebt die Kleberstärke ein ausgezeichnetes Viehfutter, welches 70
bis 75 Proz. der gesammten stickstoffhaltigen Substanz des verarbeiteten
Weizens enthält. Man kann jedoch auch durch Behandlung der Hülsen-
masse mit vielem Wasser in besonderen Maschinen, den „Klebertrom-
meln", die Weizenhülsen von dem Kleber trennen und beide Theile ge-
sondert verwerthen, hierbei wird aber ein Theil der löslichen Bestand-
theile fortgeführt, so dass man nur etwa 64 bis 68 Proz. der gesammten
Prote'inmenge des Weizens gewinnt. Die gewonnene Rohstärke wird zur
Entfernung des Klebers noch einige Tage der sauren Gährung unterwor-
fen, dann gewaschen und von neuem zentrifugirt. Man erzielt nach die-
sem Verfahren aus Mittelweizen 53—55 Proz. lufttrockner Primastärke,
während bei der sauren Gährung nur 47—48 Proz. Primastärke und
2 — 6 Proz. Sekunda aus Mittelweizen gezogen wurden. Bei Anwendung
der Zentrifuge und besonders sorgsamer Behandlung der Hülsen durch
Walzen erzielte Fesca bei der sauren Gährung
lufttrockne Primastärke 5S,968 Proz.
lufttrockne Schlichte und sauren Kleber 5,578 ,.
lufttrockne Weizenhülsen 11,467 „
vom Gewichte des Weizens; er. betont jedoch, dass die feine Zermalmung
der Hülsen und die wiederholten scharfen Auswaschungen derselben im
Grossen nicht ausführbar sind.
Bereitung von Stärke ans Weizenmehl ohne Teigkneten.
Stärkefabrikatton.
571
Mittels der Zentrifuge gelingt die Trennung der Stärke ans dem Weizen-
mehlbrei auch ohne besonderes Kneten, die Stärke rauss jedoch nachher
noch der sauren Gährung unterworfen werden, bevor sie fertig gemacht
wird, um den darin enthaltenen Kleber zu entfernen. Die Ausbeute ist
um etwa 2—3 Proz. geringer, als bei dem Martin'schen Verfahren unter
Benutzung der Zentrifuge.
Folgende Versuchsarbeiten des Verfassers geben einen guten Anhalt
zur Beurtheilung der verschiedenen Fabrikationsmethoden, sie wurden
sämmtlich mit gleichem Weizen und gleichem Mehl ausgeführt. Der Weizen
war von mittlerer Qualität, etwas brandig, das Mehl aus der Tetschener
Kunstmühle von Jordan und Söhne, und zwar Mehl IjTÖ. 4, die geringste
Mehlsorte erschien des niedrigen Stärkegehalts halber zu den Versuchs-
arbeiten nicht geeignet.
Arbeiten mit Weizenkorn. Der verarbeitete Weizen enthielt
10,83 Proz. Feuchtigkeit und 2,113 Proz. Stickstoff, unter Annahme von
15,7 Proz. Stickstoff in den Prote'instoffen berechnen sich also 13,4GProz.
Protein.
Nach Fesca's Methode verarbeitet. Der Kleber wurde nicht
von den Hülsen getrennt, sondern beides im feuchten Zustande mit der
Kleberstärke gemischt und getrocknet, die gewonnene Mhrstoffmenge re-
präseutirt also das gesammte im feuchten Zustande zu verbrauchende Vieh-
futter mit Ausschluss des albuminhaltigen Wassers. Gewonnen wurden:
51,339 Proz. lufttrockne Primastärke*),
43,420 „ lufttrockner Futterstoff**), in das erste Waschwasser
gingen über 5,5 „ lufttrockne Substanz.
Feuch-
tigkeit.
Stick-
stoff.
Protein-
stoffe.
Phos-
phor-
säure.
Kalk
u. Mag-
nesia.
Fett.**)
Luftr.
Hül-
sen, f)
100 Theile des Futterstoffs
enthalten
Aus 1 00 Weizen im Futter-
stoff' gewonnen ....
100 lufttr. Substanz des
Waschwassers enthalten .
Aus 100 Weizen im Wasch-
wasser verloren ....
9,04
4,445
28,31
0,74G
0,491
0,3G0
—
1,53
9,745
0,251
0,1 G5
1,220
14,74
4,553
29,0
—
—
—
—
0,25
1,975
—
—
—
49,025
1G,GS4
') Der Verfasser bemerkt, dass die Ausbeute noch um 2 Proz. hätte gesteigert
■werden können.
**) Die als Futtermittel zu benutzenden Nebenprodukte nennt der Verfasser
n N ähr st offc ", ich habe dafür die zu Missverständnissen weniger Anlass gebende
Bezeichnung „Futterstoffe" gebraucht.
**") Durch Schwefelkohlenstoff ausgezogen.
f) Durch Behandlung des „ Futterstoffs :< mit Malzextrakt bestimmt.
24*
372
Stärkefabrikation.
Nach dem Verfahren der sauren Gährung mit Hülfe der
Zentrifuge verarbeitet. — Aus 100 Weizen wurden gewonnen:
58,963 lufttr. Primastärke,
5,578 n Klebevstärke,
11,467 „ Hülsen,
Futterstoff.
Phos-
plior-
säure.
100 lufttr. Kleberstärke mit saurem Kleber
enthalten
100 lufttr. Weizenhülsen
Aus 100 Weizen in der Kleberstärke ge-
wonnen
Aus 100 Weizen in den Hülsen gewonnen
Aus 100 Weizen im Ganzen im Futterstoff
gewonnen
8,72
11,7
4,19
1,625
0,23t
0,186
0,420
26,739
10,348
1,491
1,187
2,678
0,376
0 301
0,021
0,034
0,055
0,871
0,393
0,094
0,045
0,094
Nach Fesca's Methode verarbeitet. Der unlösliche Kleber
wurde in der Klebertrommel von den Hülsen getrennt, mit der Kleber-
stärke aus der Rohstärkezentrifuge gemischt, getrocknet und gemahlen,
dies gab „Klebermehl". Die Weizenhülsen mit dem noch anhängenden
Kleber sind als „Hülsen mit Kleber" bezeichnet. Die feinzertheilte
Zellulose und die Keime der Weizenkörner, welche gemeinschaftlich bei
dem Sieben der Stärkemilch auf dem feinen Siebe blieben, gaben „Kleie."
Die Schmutzstärkeschicht der Raffinirzentrifuge , dem Augenschein nach
ganz ähnlich der Kleberstärke der Rohstärkezentrifuge, lieferte die „Kle-
berstärke-" Aus 100 Weizen wurden gewonnen:
54,204 lufttr. Primastärke,
11,739 „ Klebermehl, |
17,818 „ Hülsen mit Kleber,
1,338 „ Kleie,
0,676 „ Klebcrstärkc, )
Futterstoff.
Feuch-
tigkeit.
Stick-
stoff.
Protein- Lufttr.
Stoffe. Hülsen.
9,14
6,133
3,506
3,521
1,007
0,72
0,625
0,047
0,007
1,399
39,064
22,331
22,43
6,417
4,586
3,979
0,300
0,043
8,908
46,665
9,87
68,0
6,59
47,0
100 Kleberstärke
8,47
25,833
Aus 100 Weizen im Klebermehl gewonnen . . .
Aus 100 Weizen in den Hülsen mit Kleber gewonnen
Aus 100 Weizen in der Kleie gewonnen ....
Aus 100 Weizen in der Kleberstärke gewonnen .
Aus 100 Weizen im Ganzen im Futterstoff gewonnen
18,396
Fesca bemerkt hierbei, duss bei diesem Versuche die Abscheidung
der Hülsen in der Klebertrommel nicht scharf genug erfolgt sei, bei nor-
male! Arbeit würde sich ungefähr folgende Trennung ergeben:
Stärkefabrikation.
373
I7,G4 Klebermehl mit .... 7,0 stickstoffhaltigen Substanzen,
1 1,017 Hülsen mit Kleber mit 1,50,4 „
Sa. 29,557 Futterstoff mit 8,564 stickstoffhaltigen Substanzen.
Die Menge des Klebermehls und dessen Stickstoffgehalt würde sich
also steigern, die Menge der Hülsen und deren Gehalt abnehmen, die
Summe des Futterstoffs und der Gesamtntgehalt an stickstoffhaltigen Stoffen
unverändert bleiben.
Bei einem anderen Versuche wurden aus 100 Weizen 10,666 lufttr.
Hülsen mit Kleber erzielt, welche enthielten 10,82 Proz. Feuchtigkeit,
2,105 Proz. Stickstoff und 13,405 Proz. stickstoffhaltiger Stoffe. Aus 100
Weizen wurden also in den Hülsen mit Kleber gewonnen 0,245 Stickstoff
oder 1,564 stickstoffhaltiger Substanz, da 100 Weizen nach dem vorher-
gehenden Versuche in dem Futterstoff 8,908 stickstoffhaltige Substanz er-
gaben, hiervon aber nur 1,564 = 17,5 Proz. auf die (nicht gut auszu-
trocknenden) Hülsen entfallen, so liefert die Fese a'sche Methode hiernach
82,5 Proz. der gesammten Stickstoffausbeute als trocknes, dauerhaftes Füt-
terungsmaterial.
Arbeiten mit Weizenmehl. —
Nach Martins Methode mit Hülfe der Zentrifuge verar-
beitet. Gewonnen wurden aus 100 Mehl:
44,72 lufttr. Primastarke,
13,283 „ Kleber, 1
„, , \ Futterstoff.
22,517 - Klcbersiärke, J
[Feuch-
tigkeit.
Stick- Piote'i'n-
stofl". stoffe.
Lufttr.
Hülsen.
100 lufttr. Kleber enthielten
100 „ Kleberstärke
Aus 100 Mehl in dem Kleber gewonnen . . . .
Aus 100 Mehl in der Kleberstärke gewonnen
Aus 100 Mehl im Ganzen im Futterstoff gewonnen
7,95
9,78
13,071
0,731
1,736
0,164
1,9
83,254
4,655
11,059
1,048
12,107
80,75
24,75
10,724
5,573
16,297
Nach Fesca's Verfahren ohne Teigkneten verarbeitet. —
100 Mehl lieferten:
40,03 lufttr. Frimastärke,*)
54,32 „ Klebermehl.
Das gewonnene Klebermehl enthielt 10,86 Proz. Feuchtigkeit, 3,459
Proz. Stickstoff, 22,029 Proz. stickstoffhaltiger Stoffe und 30,5 Proz. luft-
trockener Hülsen. Auf 100 Mehl berechnen sich hiernach 1,879 Stickstoff,
resp. 11,966 stickstoffhaltiger Stoffe und 16,5 Hülsen.
Als Endresume ergiebt sich aus diesen Versuchen, dass von dem Ge-
halte des Weizens an Proteinstoffen in die zur Fütterung dienenden Ab-
fälle übergehen:
*) Bei weiteren Versuchen wurden bis zu 42,4 Froz Priniastärke gewonnen.
• )74 Stärkefabrikation.
bei der sauren Gährung ungefähr 20 Proz.,
bei der Fes Ca 'scheu Methode der Stärkebereitung aus nur
gequollenem Weizen 70—75 Proz. oder bei
Darstellung von trocknem Futter 66 Proz, davon 13 Proz. in den Hülsen,
bei der Verarbeitung von Weizenmehl 88 — S'J Proz.
Der Verfasser empfiehlt das Klebermehl als Zusatz zum Brotmehl zu benutzen,
bei Vermischung des Mehls mit 18 Proz. Klebermchl wurde ein sehr gut schmecken-
des kleinaugiges Brut erhalten. Auch als Zusatz zu Kartoffelspeisen, vielleicht
unter Zugabe von etwas Milchsäure zur Erhöhung der Verdaulichkeit, verdient das
Klebermchl versucht zu werden. — Vergl. über das Knob loch 'sehe Klcberbrot
Jahresbericht 1865; S. 415.
zentrifugien Auch L. Maiche*) empficht die Benutzung von Zentrifugal-
der stärke. maschinen bei der Stärkefabrikation. Bei dem Durchsieben des unreinen
Stärkemehls wendet Maiche**) eine von dem gewöhnlichen Verfahren ab-
weichende Methode an, welche im Wesentlichen auf einem Abschlämmen
der Starkekörner nach oben besteht, wobei die fremden Substanzen auf
dem Siebbodeu liegen bleiben. Dem Siebe wird hierbei eine schüttelnde
oder auf- und abgehende Bewegung ertheilt.
Schwelet Ueber die Anwendung der Schwefelsäure in der Kartoff el-
sänre bei s tärke f ab rik atio n , von Albert Fes ca.***) In der Versammlung der
der Kar- gtärkefabrikanten, welche im März 1867 in Berlin stattfand, war die An-
toffelstärke- '
fabrikatiou. sieht ausgesprochen , dass ein Zusatz von Schwefelsäure zu dem Wasser,
mit welchem die Rohstärke gewaschen wird, unter Umständen ein schnel-
leres und vollkommeneres Absetzen der Stärke bedinge, namentlich bei der
Verarbeitung nicht mehr ganz gesunder Kartoffeln, bei welchen die Tren-
nung von Stärke und Faserstoff besonders schwierig vor sich geht. Man
dürfe jedoch nur solche Stärke, die auf Syrup verarbeitet werden soll, mit
Schwefelsäure behandeln, weil die so behandelte Stärke als Appretur für
Kattune oder als Zusatz zum Papier die Waare brüchig mache. Fes ca war
der Meinung, dass dies nur bei einem zu starken Schwefelsäurezusatz der
Fall sein könne; er stellte deshalb Versuche darüber an, welche Wirkung ein
ganz geringer Zusatz von Schwefelsäure ausübt. Es wurden mittelnütssige
Kartoffeln möglichst fein zerrieben, um eine mit Zellstoff verunreinigte
Stärke zu erhalten. Die grauweisse Stärke wurde dann mit Wasser be-
handelt, welches so schwach mit Schwefelsäure angesäuert war, dass es
Lackmuspapier erst nach einigen Sekunden röthete. Die reine Stärke setzte
sich aus diesem Sauerwasser sehr rasch ab, darüber lagerte sich allmählich
eine dunkelbraune Schmutzschicht, die sich leicht und vollständig abspülen
liess. Fesca empfiehlt nach dieser Erfahrung, die Stärke bei der ersten
*) Les Mondes. Bd. 14. S. 17S. Polyt. Centralbl. !S(i7- S. 1519.
**) Ibidem. 8. 814.
***) Annalen der Landwirtschaft. Wochenblatt. 1867. S. 433.
Stäikefalmkation. 375
oder zweiten Wäsche mit feinem Wasser aufzurühren, dann Schwefelsäure
bis zur schwach sauren Reaktion zuzusetzen, oaeh dem Absetzen der Stärke
aber das Sauerwasser und die Schmutzschicht zu entfernen und den Rück-
stand ;in Schwefelsäure durch viel Wasser zu beseitigen. Vielleicht wäre
es zweckmässig, dem letzten Waschwasser etwas Soda zuzusetzen. —
Die Wirkung der Schwefelsäure kann nach Fesca entweder darauf beruhen,
dass durch dieselbe ein schleimiger Stoff, welcher sich in den Kartoffeln bei ;*.u-
nehmendem Alter oder bei der ICrkrankung erzeugt, zerstört wird; — oder aber
dass eine begonnene Zersetzung in den Kartoffeln durch gebildete kohlensaure
Salze Gelegenheit zur Entwickelung von Kohlensäure giebt, die sich beim Frei-
werden an den feinen Faserstoff ansetzt und ihn schwimmend erhält. Endlich
könnte wohl der Zellstoff alter Kartoffeln die Eigenschaft besitzen, sich unter Ein-
wirkung der Schwefelsäure aufzublähen. — Die erste Erklärung ist wohl als die
richtigere anzusehen. —
In dem Sauerwasser der Weizenstärkefabriken fand H. Volil*) nestand.
Aethylamin, Propylamin, Triäthylamin, ferner Essigsäure, Propionsäure, tbc^Ie ',es
Buttersäure, Baldriansäure, Capronsäure, Benzoesäure, Ameisensäure, Milch-
saure, Bernsteinsäure, Oxalsäure, Schwefelwasserstoff, Leucin, durch Fäul-
niss veränderten Kleber und die unorganischen Bestandteile des Weizens.
Zur Desinfektion des Wassers empfiehlt Volil, dasselbe mit soviel Kalk-
milch zu versetzen, bis es alkalisch reagirt, es bildet sich dann ein Nieder-
schlag, der sich rasch absetzt. Aus 100 Liter gemischtes Sauer- und
Schlämmwasser wurden circa 4 Kilogr. Kalkniederschlag erhalten, welcher
11,693S Proz. Phosphorsäure,
0,4651 „ Stickstoff.
Der Niederschlag ist als Düngemittel zu verwenden. —
Sauer-
wasscrs.
Technologische Notizen.
Ueber den Gehalt der Rohwolle an Schwciss und Schmu tz- ueiicr den
bostan dt heilen sind von A. Reich Untersuchungen ausgeführt, über Genau der
welche R. Ulbricht*--) berichtete. Die untersuchten Wollen stammten S°J°
von folgenden Thicrcn: Scbmuta-
No. 1. Elektoral - Xagrettibock, Schurgewicht 13 Pfd. ungewaschen, bL1sta,ld-
Lebendgewicht 103 Pfd.
No. 2. Dito, Schurgewicht IG Pfd., Lebendgewicht 101 Pfd.
No. 3. Französischer Merinobock (Merino-Francaise), 4 Jahre alt, Schur-
gewicht 22 rfd., Lebendgewicht nach der Schur 210 Pfd.
No. 4. Jährlingsbock, stark gefüttert, rein französisches Blut.
No. 5. Jährlingsbock, stark gefuttert, Vater französischer Merino (Ram-
bouillet), Mutter Elektoral-Negretti.
') Polytechn. Journal. Bd. 182. 8. 319.
*) Annalen der Landwirtschaft. Dd. 49. S. 122.
37(3
Tecliuoli'gisclie Notizeu.
Nu. 6. Französisches Mutterschaf (Rambouillet).
No. 7. JährlingsbocTr, stark gefüttert, Vater Linkoln, Mutter Merino.
No. 8. Echt englisches Linkolnschaf, 5 Jahre alt und stark gefüttert.
Bei den Untersuchungen wurden diu rohen Wollen zunächst mit Aethor er-
schöpft, das Fett mit Kali verseift, die Seife wieder mit Aether .behandelt, dann
in Wasser gelöst und durch Salz- oder Schwefelsäure /.ersetzt. Die mit Aether
erschöpften Wollen wurden sodann mit absolutem Alkohol behandelt, das ge-
trocknete Extrakt mit Wasser aufgenommen und zum Theil mit Salzsäure zersetzt,
zum Tluil eingeäschert. Die Wollen unterlagen darnach einer Behandlung mit
kaltem destillirten Wasser, wodurch sie fast vollkommen schmutzfrei und weiss
erhalten wurden . zur Auflösung der Kalk- und Magnesiaverbindungen folgte noch
eine Behandlung mit sehr verdünnter Salzsäure (1 : 99).
100 Theile roher Wolle enthielten:
Bcs tan dt heil e.
3.
(i.
s.
Trockenverlust bei 100° C.
In Aether löslich:
Fettsäure ......
Unverseif bares Fett u. geringe
Menge ölsaurer Alkalien
Sonstige in Aether lösliche
Stoffe
In Alkohol löslich:
Fettsäure ... . .
Kali
Chlorkalium
Natron
Sonstige in Alkohol lösliche
Stoffe
In AVasser löslich:
Kali
Natron
Kalkerde
Magnesia
Phosphorsäure ....
Schwefelsäure ....
Kieselsäure
Kohlensäure, vorgebild vorh
Kohlensäure in der Asche
Asche
Sonstige in Wasser lösliche
Stoffe
In saurem Wasser
löslich:
Kohlensaurer Kalk . . .
Magnesia
Phosphorsäure ....
Schmutz u. s w
Reines W( Hhaar ....
Wasch Verlust (excl. des
Trockenverlusts) . . .
Darin flüchtige Fettsäure .
12,700
7,750
11,800
9,880
12,257 15,107
2,873
2,330
1,062
0,524
0,073
3,172
3,307
0,227
0,129
3,19;
1,400
0,711
0,684
0,046
2,374
2,762
0,117
0,056
0,050! 0,021
0,037
0,053
?
0,072
0,059
0,027
Z } 1>2bl
5,842 '
5,814
12,800
7,400
11,601
1,348
1,630
0,693
0,586
0,033
1,930
2,131
0,199
0,116
0,061
0,092
1
0,012
0,896
0,594
0,031
0,014
0,028
0,028
17,166 20,719
127,807 23,392
I
32,03 37,77
- i 0,084
14,550
10,557
1,4 CO
0,734
0,551
0,032
1,627
3,911
0,246
0,200
0,065
0,109
0,085
0,031
0,107
6,743
15,100 13,850
2,094
2,593
9,714 16,530
0,882 1,237
2,156
0,990
0,673
0,053
4,149
0,756
0,873
0,085
1,823 1,836
2,920
0,309
0,160
1,090
0.141
0,101
0,026
0,099
3,642
0,137
0,120
0,086
0,064
0,065
0,024
0,070
16,000 ! 15,400
I
1,550 . 2,217
7,536 5,789
0,S44
0,844
1,595 1,670
0,352 0,558
1,062 j 0,581
0,059 , 0,029
1,178 ! 0,668
5,234 ! 5,566
4,016
0,247
0,156
0,100
0,142
0,0S1
0,025
0,117
6,809
2,520
0,122
0.0S0
0,075
0,102
0,055
0,022
0,088
4,260
0,065
0,019
12,497"
37,766
24,09
0,354
0,274 i 0,195 | 0,179 j 0,132
0,023 0,030 0,014 . 0,019
0,004 0,011 0.00S ! 0,005
29 217t|32,719t 20,955-f 18,207t ' 12,009t
31,717 28,261 31,334 ;44,607 .55.819
0,311
0,028
Spur
37,81
0,117
139,86
I 0,072
34,20
0,432
2S.60
0,183
20,77
! 0,261
*) Incl. des kohlensauren Kalks. — t) Incl. der im Wasser lösl. organ. Stoffe.
Technologische Notizen. 377
Die in Aether löslichen Bestandteile der Wolle sind fast
ansschliesslich Fette und Zersetzungsprodukte derselben unter dem Ein-
flüsse der Luft, Cholesterin war im Aethcrauszuge nicht nachzuweisen-
Seifenartige Verbindungen der Fettsäuren mit Alkalien wurden nur in ge-
ringen Mengen gelöst, im Mittel dreier Bestimmungen ergaben 100 Theilo
roher Wolle im Aetherauszuge 0,075 Kali und 0,005 Natron. Beim Wie-
derauflösen des eingetrockneten Aethercxtrakts in Aether ^blieb eine sehr
geringe Menge einer wachsähnlichen Materie (von 135,2 Grm. Wollfett
1 Grm.) ungelöst zurück. Einen Hauptbestandteil des Aetherauszuges
bildet ein unverseifbares Fett, welches schon Chevreul*) in dem Woll-
fett nachgewiesen hat. Zwischen den aus den verseifbaren Fetten abge-
schiedenen Fettsäuren und den nicht verseif baren Fetten ergaben sich ver-
schiedene Verhältnisse, bei den Negretti-Elektoralwollen (1 und 2) kom-
men auf 100 Fettsäure 158 und 153 nicht verseif bares Fett, bei den
französischen Wollen (4 und 6) 500 und 637. Von Zersetzungsprodukten
der Fette Hessen sich nur Ameisensäure, Essigsäure und Baldriansäure
nachweisen, auf Glycerin und Metacetonsäure wurde nicht geprüft. Die
Reindarstellung der vorhandenen Fettsäuren nach Heintz's**) Methode
gelang nur für Stearinsäure, ausser dieser war eine nicht unerhebliche
Menge Oelsäure vorhanden.
Den Schmelzpunkt der Fette fand Ulbricht für
No. 1 zwischen 34 — 45 ° R.
„ 2 „ 28-29 °R.
„ 3 „ 29-30° R.
„ 4 „ 33-34° R.
Unter den Bestandteilen des Alkoholauszugs prävaliren die Sei-
fen, die daraus abgeschiedenen Fettsäuren sind nicht näher untersucht,
die Verfasser vermuthen jedoch, dass sie von denen der verseifbaron Fette
des Aetherauszugs nicht verschieden sind. Die Konsistenz derselben
gleicht dem festen Schmalze, nur sind sie dunkelgrün gefärbt und fühlen
sich an, als ob sie Körper harziger Natur beigemengt enthielten. Die
Seifen sind fast ausschliesslich Kaliseifen. Die Menge des im Alkohol-
auszuge vorhandenen Natrons ist sehr unbedeutend. Für die Wäsche ist
der Seifengehalt des Wollschweisses nicht bedeutungslos, er wird die
Reinigung der Wolle erleichtern. Von unorganischen Bestandteilen ent-
hält der Alkoholauszug neben einer geringen Menge von Schwefelsäure,
erhebliche Mengen von Chlorkalium und Kali, welches letztere nur zum
kleineren Theile mit Fettsäuren verbunden ist. Die extraktiven Materien
des Alkoholauszugs sind nicht weiter untersucht.
Der Wasserauszug der Rohwolle enthält geringe Mengen von
Kalkerue, Magnesia, Phosphorsäure, Schwefelsäure und Ammoniak, bei
*) Compt. rend. Bd 43. S. 130.
**) Erdmann's Journal. Bd. 66. S. 5.
378
Technologische Notizen.
diesen Stoffen bleibt es einstweilen anentschieden, wieviel davon als Se-
kretionsprodnkt und wieviel als zufallige Verunreinigung durch Staub und
Dunger zu rechnen ist. Zwei Bestimmungen des Ammoniakgehalts erga-
ben in der Rohwolle 0,043 — 0,127 Proz., an Salpetersäure wurden
0,026—0,028 Proz. gefunden. Die fertig gebildete Kohlensäure beträgt
im Durchschnitt kaum 0,1 Proz. der Eohwolle, dagegen ist die Asche des
Wasserextrakts sehr reich an Kohlensäure und gleichzeitig an Kali, woraus
die Anwesenheit eines organischen Kalisalzes zu schliessen ist. Oxalsäure,
welche Che vre ul im Wollsehweisse aulfand, und Milchsäure waren nicht
nachzuweisen. Die Verfasser nehmen an, dass das Kali als kohlensaures
Kali sezernirt werde, aber hernach mit Fettsäuren und anderen Stoffen
sich verbinde.
Die in obiger Tabelle aufgeführten Angaben über den Wasch Ver-
lust der Wollen sind durch Waschversuche mit destillirtem Wasser er-
mittelt. Das Waschwasser wurde mit kohlensaurem Natron neutralisirt,
konzentrirt, dann mit Weinsäure destillirt und das Destillat mit Natron-
lauge titrirt. Die gefundene Säure wurde auf Essigsäure berechnet, da
sich zeigte, dass diese Säure den Hauptbestandteil der flüchtigen Fett-
säuren des Wollschweisses ausmacht.
Das Schurgewicht an reinem Wollhaar berechnet sich bei
Iso. 1 Elektoral-Negrettibock zu 3,61 Pfd.
„ 3 Merino-Francaisebock zu 8,31 „
Nachstehende Tabelle enthält die Ergebnisse der obigen Bestimmun-
gen auf 100 Gewich tstheile reinen Wollhaars berechnet.
Bestandt heile.
Trockenverlust bei 100" C.
In A e t h c r löslich:
Fettsäure
Unverseifbares Fett .
Uebcrhaupt
In Alkohol löslich:
Fettsäure
Kali
Chlorkaliuni
Uebcrhaupt
In Wasser löslich:
Kali
Kohlensäure der Asche
Asche
Flüchtige Fettsäuren . .
Schmutz etc
45,7
50,0 !33,9
27,9 42,2 19,6
44,0 64,6 58,7
S2,2 120,5 ' 61,8
s,4 6,0 ! 4,3
3.8 3,0 I 1.8
1.9 2,9 i 1,6
25,8 22,3 12,9
11,9
11,8
—
5,4*
21,0
—
—
0,36
61,7
88,6**
5,6
2,4*
0,94
33,1**
4.
45,9
53,4 41,2
7,4
33,3 i 34,4
41,1 44,9
4,6
2,3
1,7
13,9
7,6
3,5
2,4
20 J
12,3 10,3
8,3
52,8
65,0
13,2
2,4
2,8
24,6
11,6
21,3 , 18,5 17,8
0,37 0,22 1,38
92,1 f 1 1 5,8 f, 66,9 f
35,9
ö,3
1 6,9
22,3
3,6
0,8
2,4
9.5
9,1
15,3
0,41
40,8 t
S
27,6
4,0
10,4
15,9
3,0
1,0
1,0
6,3
1,5
7,6
0,47
21,5t
*) Ind. der fertig gebildet vorhandenen Kohlensäure.
**) Incl. des kohlensauren Kalks,
t) Incl. der in Wasser löslichen organischen Materie.
Technologische Notizen 379
Die El (Dien tai »nalyse ergab für diö bei 110M.'. getrocknete aächchaltige
Wolle No. 3
Kohlenstoff . . . 50,48 Proz.
Wasserstoff . . . 7,00 „
An Schwefel winden in dem ebenfalls bei 110°C. getrockneten Wollhaaro
ermittelt (mit Actlier entfettet):
>'o. 1. 3,17 Proz. Dieselbe Wolle mit Schwefelkohlenstoff ent-
„ % 3*28 „ fettet ergab 3;80 Proz. Schwefel.
» 3. 3,84 „
„ 4. 3,51 „
„ 5. 3,55 „
» 6. 3,41 „
„ 7. 2,85 „
„ ö. o,oi n
Diese Ergehnisse sind weit hober, als die bei früheren Bestimmungen ge-
fundenen Zahlen, Cbevreul fand nur 1,78 Proz, von Bibra gar nur 0,87 Proz.
Schwefel. Grothe*) beobachtete, dass der Schwefelgchalt bei verschiedenartigen
Wollen bedeutend differirt, er fand in hochfeiner Kammwolle 1,0, in Haidsehnucken-
wolle 3,4 Proz. Schwefel. Grothe wies zugleich nach, dass ein Theil des Schwe-
felgehalts der Wolle durch verdünnte Lauge, selbst durch kochendes Brunnen- oder
Flusswasser entzogen werden kann, er nimmt daher an, dass dieser Theil nicht
der Wollsubstanz selbst, sondern einem ihr beigemengten Körper angehört.
Wollwaschversuche mit Quillajarinde, von A. Thaer.**) — woiiwasch-
Bei der Ausführung der Versuche wurden 25 Pfd. Quillajarinde mit 75 vers"ch°
Quart heissen Wassers zwei Stunden gekocht, dann der Auszug abge- ]ajariude.
gössen und der Rückstand nochmals mit (30 Quart Wasser mehrere Stunden
gekocht. Diese zweite Abkochung wurde mit der Hälfte des ersten Dekokte
gemischt, die andere Hälfte des stärkeren Extrakts blieb gesondert. Die
Mischung der beiden Flüssigkeiten wurde in zwei Bottige von 2000 Quart
Inhalt gebracht, welche ungefähr zu einem Drittel mit lauwarmem Wasser
angefüllt waren. Die Temperatur des Wassers wurde während der Wäsche
durch Zufällen wannen M'assers auf 25° R, gehalten. Die zum Waschen
bestimmten Thiero wurden vorher einmal geschwemmt. Während der
Wäsche wurde die Wolle der Thiere mittels einer Giesskanne mit dem
besonders reservirten stärkern Absud befeuchtet, der zweite Bottig diente
alsdann zum Nachwaschen. Gleichzeitig wurden einige Thiere auf gewöhn-
liche Weise in Teichwasser ohne Druckwäsche gewaschen. Den Effekt der
Wäschen zeigen nachstehende Analysen, welche von So r au er ausgeführt
sind:
*) Erdmann's Journal Bd. S9. S. 420-
"'*) Annalen der Landwirtschaft. Bd. 50. , S. 1.
OöO Technologische Notizen
„ . .. Mit reinem Wasser Mit Quillaja
Bockwollen : gewaschen. gewaschen.
A. B. A. B.
Fett 51,^2 51,11 '38,44 32,11
Reines Wollhaar bei 100° C. getrocknet . 30,33 30,01 39,7'J 46,56
Feuchtigkeit 6,70 6,6'J 8,88 7,75
Unreinigkeit . 11,15 12, 19 12,89 15,58
100,00 100,00 100,00 100,00
Durch die Quillajawäsche ist hiernach die Wolle bedeutend stärker
entfettet als durch blosses Wasser. -- Prof. Thaer macht hierbei mit
Recht darauf aufmerksam, dass die Anwendung eines die Wolle entfetten-
den Waschmittels zur Zeit für den Wollproduzenten nicht vortheilhaft ist.
Als freie Waare auf dem allgemeinen Wollmarkte ist trockne Wolle aller-
dings mehr gesucht, und wird besser bezahlt, aber selten in dem Masse,
als der Gewichtsverlust durch die Entfettung beträgt; es kommt hierbei
mehr auf den präsentabeln Zustand der Wolle an, und dieser leidet durch
die Entfettung oft mehr, als er gewinnt. —
Das Rochen der Quillajarinde bei der Bereitung der Waschflüssigkeit ist nach
Leisewitz") nicht vortheilhaft. — Vergl. auch Jahresbericht 1864 S. 420 und
1865 S. 414. —
ueber fa- Waschmethode für Wolle, von R. Czilchert**). — Der Ver-
biikmässige fasser beschreibt die in Verviers gebräuchliche Methode zur fabrikmassigen
wasche. Reinigung der Wolle. Als Entfettungsmittel dient die Pottasche, welche
aus der Wolle selbst gewonnen wird. Man weicht die Wolle zuerst in
einem mit warmem Wasser gefüllten ßottig ein, wodurch der grössto Theil
des Schmutzes entfernt wird. Dann wird sie zwischen Walzen ausge-
presst und kommt in den ersten Entfetter, in welchem sich eine Pott-
aschelösung befindet, mit welcher die Wolle durch zwei sich rasch be-
wegende Kämme in innige Berührung gebracht wird. Hier wird der
grösste Theil des Fettes entfernt, dann kommt die abermals zwischen
Walzen ausgepresstc Wolle in den zweiten Entfetter, welcher mit einer
schwächeren Pottaschelösung gefüllt ist, und hier wird der Rest des Fet-
tes ausgewaschen. Nach wiederholtem Auspressen wird sie in dem Aus-
spüler vollkommen gereinigt, durch nochmaliges Auspressen von dem
grössten Theile des zurückgehaltenen Wassers befreit und auf Trocken-
böden getrocknet. Drei Arbeiter sollen in 24 Stunden 240 Ztr. Wolle
entfetten können.
verkauf der Ueber den Verkauf der Wolle im ungewaschenen und im
ungewasche- fabrikmässig gewaschenen Zustande hat E. Peters***) Unter-
bl'ik massig suchungen angestellt, die zu dem Schlüsse führten, dass eine Umgestaltung
gewaschen.
ZuBtande.
*) Jahresbericht. 1866. S. 4S0.
**) Böhm. Centralblatt f. d. ges. 'Landeskultur. 1S67. S 274.
***) Der chemische Ackcrsmann. 1867. S. 221.
Technologische Notizen. öol
der bestehenden Usance im Wollhandel keine Aussicht auf Erfolg hat. Der
in Vorschlag gebrachte Verkauf der Wolle im ungewaschenen Zustande ist
unzweckmässig, weil dadurch die Transportkosten erhöht, die Aufbewahrung
beeinträchtigt und die Beurtheilung des Gehalts an effektiver Haarsubstanz
noch mehr erschwert werden würde. Der Verkauf im fabrikmässig ge-
waschenen Zustande erscheint unausführbar, weil die Fabrikwäsche von
den Produzenten nur mit Schwierigkeit ausgeführt werden könnte und
mindestens zur Zeit noch kein Verfahren für die Fabrikwäsche bekannt
ist, welches das nachherige Sortiren der Wolle ermöglichte. Endlich die
Einrichtung von Wollwäschereien, welche im Auftrage der Produzenten die
Wolle sortiren und waschen, verspricht keinen ausreichenden Erfolg, weil
die Kontrole über die Auseinanderhaltung und richtige Rücklieferung der
einzelnen Wollposten unausführbar ist.
Zum Waschen der Wolle verwendet A. L. Trenn*) statt des Kohien-
früher gebräuchlichen gefaulten Urins eine V» prozentige Lösung von kohlen- Ana™^ak
saurem Ammoniak in Wasser. Eine höhere Konzentration des Waschwassers zum Wa.
ist nicht zweckmässig , weil das kohlensaure Ammoniak nicht mit dem sehen a<*
Wollfette seifenartige Verbindungen eingehen, sondern nur eine Emulsion
mit demselben bilden darf. 1 Ztr. des Ammoniaksalzes soll zum Reinigen
von lOü Ztr. Wolle ausreichen.
Bereitung von Brot aus Mischungen von Roggenmehl und Brot aus
Hülsenfrüchten, von F. Stohmann.**) Bekanntlich macht ein Zusatz DMehl vo"
' _ , Koggen und
von Hülsenfruchtmehl zu Roggenmehl das Brot dicht und schwer, mithin Hflisen-
auch schwer verdaulich. Derartiges Brot wird in sehr kurzer Zeit alt- fruchten.
backen, trocken und spröde. Stohmann empfiehlt zur Verbesserung des
Brotes dasselbe aus einer Mischung von Va Roggenmehl und Va Bohnen-
oder Erbsenmehl herzustellen und auf 100 Pfd. solchen Mehles etwa 2—3
Pfd. Salz anzuwenden. Derartiges Brot ist locker und porös, wie reines
Roggenbrot und hält sich längere Zeit saftig und mild.
Das von der Gesellschaft Fray-Bentos in Uruguay berci- Analysen
tete Lieb ig' sehe Fleischextrakt***) ist auf Veranlassung des Mini- des L,e-
steriums für die landw. Angelegenheiten von den preussischen Akademien FieiSCh-
und Versuchsstationen analysirt worden. Bei sämmtlichen analysirten Pro- e.xtrakts.
ben erwies sich das Extrakt als eine braune, zähe, fadenziehende, ziemlich
konsistente, nicht gelatinöse Masse von eigenthümlichem, jedoch nicht
unangenehmem, an gebratenes Fleisch erinnerndem Gerüche und scharfem
Geschmacke. Unter dem Mikroskope Hessen sich darin Kristalle von Phos-
*) Polytechnisches Journal. Bd. 183- S. 479.
**) Annalen der Landwirtschaft. Wochenbl. S. 291.
***) Annalen der LandwTthschaft. 1SG7. Bd. 19. S "217.
382
Technologische Notizen.
phaten, Chloralkalien und Kreatin nachweisen. In Wasser löste sich das
Extrakt fast ganz klar auf, die Auflösung reagirte sauer, sie schmeckte
bratenähnlich. ' •
Zusammensetzung des Fleischextrakts.
1 ^— •
. i .
Insterburg. *)
* 0
ri 1 "°
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Bestandteile.
S
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1.
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13
öS
1
29,02 18,97 25,02 23,95
21,87 18,10 23,08 18,72
22,26
25,37
13,20
21,451 13,23 10,53 17,82
15,56 — 20,44 1 17,28
15,35
17,67
18,03
Organ. Sub.^t. ') j 65,34
49,53| G7,S0[ 64,42 58,23
62,57] — 1 56,48 i 64,00
62,39
50,96 68,77
Summa 100,00 100,00 100,00
100,00
100,00
100,00
— 100,00
100,00
100,00 100,00
100,00
i) Mit Stickstoff
8,75
6,65
7,26
7,65
8,05
4,93
9,35
i »'"
5,C0
9,08
9,04
—
Nach v. Liebig -{-) soll der Wassergehalt guten Extraktes zwischen 16 und
21 Proz. schwanken, bei den vorstehenden Analysen ergaben sich Differenzen zwi-
schen 13,20 und 29,02 Proz. Der Aschengehalt darf nach v. Liebig zwischen
18 und 22 Proz. differiren, die obigen Bestimmungen schwanken zwischen 10,53
und 21,45 Proz.
Prozentisehe Zusammensetzung der Asche des Fleischextrakts.
Bestandteile.
u_"
OB
Insterburg.
O
2
3
CO
cj
ja
u
Cd
s
B
c
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1
2.
3.
o
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o
C3
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o
Bh
w
Oh
P
OQ
M
es *j
3 =2
Kali ....
Natron . . . ,
Kalkerde . . .
Magnesia .
Eisenoxyd
Phosphorsüure .
Schwefelsäure
Kieselsäure und Sand
Chlor
43,20 43,71
12,12 9,53
Spur
2,89
0,12
28,12
2,93
0,60
12,50
0,52
2,22
0,22
34,88
1,95
0,89
7,56
41,80
32,23
38,50
13,00J 13,62
18,35
0,38 0,95
1,07
3,65 4,64
3,03i
0,18
0,77
0,45
26,67
38,08
27,41
3,04
0,46
2,75
0,42
—
2,97
14,16 11,93
7,01;
46,53
14,81
0,34
2,31
0,19
23,32
3,83
0,67
10,29
39,44
44,49
44.98
14,55
10,37
13,69
1,06
0,41
0,34
2,99
3,4G
3,31
0,40
0,06
0,25
34,06
28,47
28,35
0,12
3,02
0,33
1,04
0,93
0,79
7,64
8,79
10,27
44,59
11,08
0,32
2,87
0,09
31,27
2,06
0,75
9,00
Summa
— Chlor für Sauerstoff .
102,481101,48 103,36
2,82? 1,69 3,19
102,68 101,57 102,32 .101,86 100,00 102,32 102,03
2.68 1,57 2,32 1,86 1,98 2,32 2,03
Summa | 99,66j 99,79 100,17 100,00|l00,0oil00,00. 100,001 98,02'l00,00, 100,00
An organischen Bestandteilen wurden in dem Extrakte nachgewiesen
Kreatin, Kreatinin, Paralbumin, Globulin, Harnstoff, Humatin, Hämarsäure,
Leim, Milchsäure, Inosinsäufe etc. Eiweiss und Glutin waren nicht vor-
*) No. 1 u. 2 Extrakt aus verschiedenen Büchsen, 3 in Insterburg aus Rind-
fleisch bereitetes Extrakt.
**) Mittel aus 2 Analysen.
***) Vergl. Jahresbericht. 1800. S. 489.
t) Annalen der Chemie und Pharmacie. Bd. 141. S. 266.
Technologische Notizen. öHo
handen, dagegen ein dem Glutin (Chondrin?) ähnlicher Körper, welcher
durch Gerbsäure gefallt wird. Fett wurde nur in einigen Proben — 0,03
bis 1,50 Proz. — gefunden.
Die Fabrikation von Liebig'schcm Fleischextrakt hat be- nie Fabri-
reits im Jahre 1866 50 -60000 Pfd. betragen, wodurch die Nachfrage bei ^f™/0"
weitem nicht befriedigt werden konnte. Das von dem Hamburger Gilbert Bchem
gegründete Unternehmen ist jetzt in den Besitz einer englisch-belgischen Fleisch-
Aktiengesellschaft übergegangen, welche die Produktion auf jährlich eine
Million Pfund zu steigern gedenkt. Da ein Ochse selten über 8—9 Pfd.
Fleischextrakt liefert, so sind zu 1 kill. Pfd. Extrakt 175000 Stuck Horn-
vieh nöthig, wozu es an Material nicht fehlt, da in La Plata und Brasilien
jährlich 3V« bis 4 Mill. Stück zum durchschnittlichen Preise von 13 Thlr.
geschlachtet werden.
Es fehlt übrigens nicht an Vorschlägen, welche darauf hinauslaufen, Konser-
das ganze Fleisch des südamerikanischen Rindviehs für Europa zugänglich y™"s
zu machen. Cybils und Jackson*) lassen die geschlachteten Thiere für den
sorgsam ausbluten, sie dann möglichst schnell enthäuten und in Viertel Transport,
zerlegen. Darauf wird das Fleisch in möglichst lange und breite, 5 bis 6
Centimeter dicke Streifen geschnitten und diese schichtenweise mit Salz
bedeckt. Nachdem das Fleisch unter wiederholtem Umlegen 32 bis 35
Stunden mit dem Salz in Berührung gewesen ist, wird es an freier Luft
aufgeschichtet und mit getheerter Leinwand bedeckt bis zum Verkauf stehen
gelassen. Vor der Ablieferung wird es sehr stark zusammengepresst. .Beim
Gebrauche legt man es 12 Stunden vorher in kaltes Wasser , wodurch es
das Aussehen von frischem Fleisch erhalten soll. Es sind bereits Tausende
von Ballen solchen Fleisches nach Europa gekommen und in Liverpool
und London zu 3 Sgr. pro Zollpfd. verkauft.
John Mac Coli und Bevan George Sloper**) benutzen das zwei-
fach-schwefligsaure Kali oder Natron zur Konservirung des Fleisches. Sie
wenden verschiedene Methoden an, welche darauf hinauslaufen, dass das
Fleisch in luftdicht schliessende Gefässe gebracht, aus diesen die atmo-
sphärische Luft möglichst entfernt und durch Kohlensäure ersetzt wird.
Gleichzeitig wird das Fleisch mit der Lösung des schwefligsauren Salzes
imprägnirt. Auf diese Weise konservirtes Ochsenfleisch aus den Pampas
von Südamerika soll sich in London vorzüglich bewiesen haben.
John Morgan***) lässt die Thiere durch einen Schlag vor den Kopf
oder durch den Nickfang tödten, die Brust öffnen und das Herz herausnehmen.
Dann werden beide Herzventrikel mit Einschnitten versehen und das Blut aus-
*) Compt. rend. Bd. 62. S. 884.
**) Polytechn. Centralblatt. 1867. S. 617. Farmer'? Magazin. Bd. 31. S. 39.
***) Farmer'* Magazin. Bd. 31. S. 39.
384 Technologische Notizen.
fliessen gelassen. Darauf wird in die linke Ventrikel eine Bohre gebracht,
durch welche unter hohem Druck eine Lösung von Salz und Salpeter in
die Aorta gepresst wird. Die Flüssigkeit durchströmt das ganze Gefäss-
system und fliesst zuletzt aus dem Einschnitt der rechten Herzventrikel
wieder ah. Wenn die Gefässe von Blut gereinigt sind, so wird der Ein-
schnitt in der rechten Herzventrikel wieder geschlossen und so die Zirku-
lation vollständig hergestellt. Wenige Minuten genügen für die Präpara-
tionsflüssigkeit, um den ganzen Körper zu durchdringen, so dass beim
Abschneiden eines Ohres oder Fusses eine klare Flüssigkeit ausfliesst.
ueber den Ueber den Portland-Cement, von W. Michaelis.*) — Port-
Portiand- ian(j_Cemente sind im Allgemeinen aus Mischungen von Kalk und gewissen
Thonarten künstlich erzeugte Wassermörtel, welche im erhärteten Zustande
dem in England als Baumaterial sehr geschätzten Portlandstone an Farbe
und Haltbarkeit gleichkommen, Boraancemente dagegen werden aus natür-
lichen Vorkommnissen, besonders der Juraformation, hergestellt. Der Haupt-
unterschied der beiden Cemente liegt jedoch in ihrer physikalischen, durch
das Brennen bedingten Beschaffenheit. Eomancement stellt ein hell- bis
dunkelrothbraunes, staubiges Pulver dar, welches Kohlensäure und Feuch-
tigkeit begierig aufnimmt und daher an der Luft nicht lange erhalten
werden kann. Portlandcement ist ein schuppig kristallinisches Pulver von
mehr oder minder dunkelgrauer Farbe, mit einem Stich in's Grüne und
von weit höherem spezifischen Gewicht, welches viel langsamer Kohlen-
säure und Feuchtigkeit absorbirt und daher weit länger haltbar ist. Die
Temperatur ist beim Brennen der Portlandcemente eine beträchtlich höhere
als für den Eomancement; erstere werden bis zur Sinterung erhitzt, wozu
Weissglut erforderlich ist.
Nachstehende Analysen von Eomancementen betreffen folgende
Sorten :
1. aus Kalkstein, zur oberen Abtheilung des Muschelkalks gehörig,
vom Krienberge bei Eüdersdorf; kommt im Zustande der grössten Ver-
witterung vor;
2. aus Kalksteinnieren von der Insel Scheppey; gelblichbraun , derb
und fest;
3. aus Kalkstein, der das Lager von Bleierz bei Tarnowitz bedeckt;
zur Muschelkalkformation gehörig; bläulich grau, derb und zum Kristal-
linischen hinneigend;
4. aus fettem und magerem Kalkstein von Hausbergen;
5. aus Kalkstein von Metz; dicht und von erdigem Bruch und blau-
grauer Farbe;
G. aus Kalkstein von Holkin Mountain bei Holzwell in Flintshire,
von schmutzig grauer Farbe. — (Muspratt-Stohmann's Chemie.)
") Erdmann's Journal Bd. 100. S. 257.
Technologische Notizen.
385
Bestandtheile. 1. 2.
3.
4.
5.
6.
Kalk
Magnesia ....
Kieselsäure . .
Thonerde . . .
Eisenoxyd . . .
5S,38
5,00
23,83
6,40
4,80
55,50
1,73
25,00
6,96
9,63
47,83
24.2G
5,80
1,50
20,80
5S,38
2,25
23,66
7,24
7,97
68,8
2,3
18,5
5,7
4,4
78,3 t
3,00
13,81
} 4,86
Folgende Analysen betreffen verschiedene Portlandcemente:
1. Englischer Ceraent von White & Brother.
2. Stettiner Cement.
3. und 4. Wildauer Cement.
5. Sterncement aus Vorpommern.
G. Stettiner Cement.
7. Englischer Cement (Hopfgartner).
8. Cement vom Bonner Bergwerks- und Hiittenverein. (Hopfgartner.)
9. Cement von Kraft & Saulich in Perlmoos. (Feichtinger.)
Bestandtheile.
1.
2.
3.
4.
5. 1 6.
7. | 8.
9.
Kalk
59,06
62,81
61,91
60,33
61,64
61,74
55,06
57,83
55,28
Kieselsäure . . .
24,07
23,22
24,19
25,98
23,00
25,63
22,92
23,81
22,86
Thonerde ....
6,92
5,27
7,66
7,04
6,17
6,17
8,00
9,38
9,03
Eisenoxyd ....
3,41
2,00
2,54
2,46
2,13
0,45
5,46
5,22
6,14
Magnesia ....
0,82
1,14
1,15
0,23
—
2,24
0,77
1,35
1,64
0,73
} 1,27
0,77
0,94
—
0,60
1,13
0,59
0,77
0,87
0,46
0,30
—
0,40 ! 1,70
0,71
—
Schwefels. Kalk .
2,85
1,30
—
1,52
1,53
1,64 | 1,75
1,11
3,20
Thon u. Sand .
1,47
2,54
1,32
1,0t
1,28
1,13
2,27
—
1,08
Hiernach kommen im gebrannten Portlandcement auf 80 Aequivalente
Kieselsäure:
210 bis 230 Aequiv. Kalk und
15 bis 25 Aequiv. Thonerde und Eisenoxyd.
Diese Bestandtheile sind in dem Cemente unter einander zu basischem
Kalksilikat und Kalkaluminat verbunden. Bezüglich der Erklärung des
Erhärtungsprozesses schliesst Michaelis sich der Winkler'schen An-
sicht an, dass aus dem basischen Silikat durch die Einwirkung des Was-
sers Kalk austritt, welcher sich zwischen die Pulvertheilchen legt und so
die Verkittung derselben bewirkt. Dieser Prozess dauert so lange als noch
unzersetztes Silikat und Wasser vorhanden sind. Gleichzeitig nimmt das
Kalkaluminat (und der Eisenoxyd-Kalk) Wasser auf und erhärtet dadurch.
Kieselsaure Alkalien befördern die Erhärtung, indem sie Anlass zur Bil-
dung von kieselsaurem Kalk geben oder bei der Einwirkung von Kohlen-
säure zersetzt werden, wobei die ausgeschiedene Kieselsäure verkittend
wirkt. Endlich kommt hierbei noch der kohlensaure Kalk und das durch
Verminderung des Lösungsmittels abgeschiedene Kalkhydrat in Betracht,
Jahresbericht X. 25
386
Technologische Notizen.
Portland-
cement von
Powunden.
Soda als
Mauersal-
peter.
welches letztere bei dieser Abscheidung in hohem Grade bindend wirkt.
Der erhärtete Portlandcement enthält also im Wesentlichen basisches, stark
erhärtendes Kalksilikat, 5CaO, 3Si02 + 5HO, stark erhärtendes Kalk-
aluminat (Eisenoxyd-Kalk), 3 CaO, AI* Oa (Fe2 03)+3 HO und Kalkhydrat,
CaO+HO. Auf 1 Aequiv. Kalk kommt also 1 Aequiv. Wasser, nach Mass-
gabe der Bildung von kohlensaurem Kalk wird die Menge des Konstitu-
tionswassers jedoch vermindert.
Portlandcement von Powunden, von Ritthausen.*)
Kalk 57,72
Magnesia 1,08
Manganoxyd, Eisenoxyd und Thonerde . 14,01
Kieselerde 22,70
Schwefelsäure 0,83
Sand 1,86
Alkalien (Differenz) 1,S0
100,00
Der Cement wird in Powunden bei Elbing aus Mergeln dargestellt.
Soda als sogenannter Mauersalpeter ist von Prof. Ritt-
hausen**) in einem feuchten, dem Licht wenig zugänglichen Vorraths-
raume, dessen Wände mit Cement abgeputzt waren, beobachtet worden.
Sie bildete eine massenhafte Auswitterung in grossen, fast wolligen Flocken,
aus langen, vielfach gekrümmten und in einander verfilzten Nadeln be-
stehend. Bei der Analyse von frischer Substanz ergab sich:
Natron 20,29
Kohlensäure 13,75
Wasser 60,61
Unlöslich in Wasser (Kalk und Sand vom Putz) 5,05
Das Auswitterungsprodukt bestand hiernach aus kristallisirter Soda.
Rückblick.
Die für die Gährungs Chemie hochwichtige Frage über die Natur und die
Entstehung der Hefe ist in neuerer Zeit wieder Gegenstand mehrfacher Erörte-
rungen gewesen. Ernst Hallier hat nachgewiesen, dass die Hefe im Innern
gährungsfähiger Flüssigkeiten sich aus dem Plasma der Sporen oder Conidien bildet,
welches sich in kleine Kerne theilt, die in der Flüssigkeit sich rasch durch Thei-
lung vermehren und dadurch Kunsthefe hervorbringen. Diese Kunsthefe (Micrococ-
cus) ist die erste Form der Hefebildung, sie vermittelt den Uebergang von Stärke
in Stärkezucker. Danach schwellen die Zellenwände an , es entstehen grosse bla-
senförmige, aber kleinkernige Hefezellen (Cryptococcus), welche sich durch Ab-
schnürung an beiden Enden von Sprosszellen vermehren und die geistige Gäh-
*) Erdmann's Journal. Bd 102. S. 376
**) Ibidem. S 375.
Rückblick. 387
rung bewirken. In stickstoffreichen Flüssigkeiten bildet sich nicht Cryptococcus,
sondern die Micrococcus-Zellen behalten ihren glänzenden, dichten Kern, und ver-
mehren sich durch Abschnürungen in der Mitte (Arthrococcus). Diese Hefe bewirkt
stets saure Gährungen. Nur diese drei Formen betrachtet Hai Her als wirk-
liche Hefe, alle anderen Gebilde als Mittelstufen zwischen Gährungspilzen und
Verwesungs- oder Schimmelpilzen. — Th. Bail machte von neuem auf die Be-
ziehungen der Hefe zu den Schimmelpilzen aufmerksam; er zeigte, dass die Samen
verschiedener Pilzformen Hefe bilden, und dass die Entwickelung der Pilze von
den Umständen, unter denen sie sich ausbilden, abhängig ist. Penicillium glau-
cum bildet in Bierwürze wirkliche Hefe, welche die geistige Gährung vermittelt. —
M. A. Donne glaubte durch Versuche an Hühnereiern den Beweis für die Existenz
der generatio äquivoca geliefert zu haben, er hat jedoch seine Beobachtung später
selbst berichtigt, eine nur momentane Oeffnung der Eier scheint hiernach auszu-
reichen, um die Keime von Organismen in dieselben einzuführen. — Ein interes-
santes Verfahren der Weinbereitung, welches in Lothringen üblich ist, hat Som-
mer beschrieben. Es wird dabei der Most nach dem Zerquetschen der Beeren
48 Stunden lang heftig umgerührt, um ihn möglichst mit der Luft in Berührung
zu bringen. Durch diese Operation soll die Gährung beschleunigt werden und der
Wein an Bouquet und Wohlgeschmack gewinnen. — Michel Perret hat ein
Verfahren angegeben, um eine gleichmässigere Erwärmung und Gährung des Wei-
nes in den Gährkufen zu bewirken. Er verhindert durch eingelegte Horden von
Flechten das Aufsteigen der Treber und die Hutbildung, welche bei dem gewöhn-
lichen Verfahren durch gesteigerte Gährung die Essigsäurebildung begünstigt. —
Zur Schönung trüber und zähe gewordener Weissweine empfiehlt Haidien, diese
mit einer Auflösung von Hausenblase zu vermischen und letztere mit einem Thee-
aufguss zu koaguliren. — Theodor Koller prüfte die von P asteur empfohlene
Methode der Konservirung des Weins durch Erwärmen; er fand, dass die Erwär-
mung auf die Blume, den Glanz, die Farbe und die Klarheit des Weines sehr
günstig einwirkt, leider hat er den Einfluss auf die Haltbarkeit des Weines nicht
ermittelt. — Barral lässt den Wein, um ihn haltbarer zu machen, mit einer
weingeistigen Tinktur der Weintreber versetzen. — J. Nessler gab eine Vorschrift
zur Bereitung von Obstwein; er lässt bei sehr süssem Obst den Most für sich
gähren, bei geringerer Süssigkeit dagegen einen entsprechenden Zusatz von Trauben-
zucker hinzufügen. — E.Ludwig beobachtete das Vorkommen von Trimethylamin
im Weine, von dem er annimmt, dass es bei der Gährung entstehe und daher
einen konstanten Bestandtheil des Weines bilde. — A. Bergsträsser hat über
die Benutzung des Maises zur Spiritusbrennerei geschrieben; er betont die Noth-
wendigkeit, den Mais vor dem Einmaischen fein zu mahlen, zu Gries oder besser
noch zu Mehl, welches zunächst zur Verkleisterung der Stärke einer dem Koch-
punkte naheliegenden Temperatur ausgesetzt wird. Die Maismaische darf nicht
zu dick sein , trotzdem liefert sie von gleichem Maischraum eine höhere Ausbeute
als die Kaitoffelmaische. Für die Rentabilität des Maisbrennens sind natürlich
die Preise des Maises und der Kartoffeln massgebend. — J. C. Lermer hat im
Biere einen alkaloi'dartigen Körper nachgewiesen, dem er einen wesentlichen An-
tbeil an den physiologischen Wirkungen des Bieres zuschreibt. Ein französischer
Bierhrauer, Volten, bat die Methode, den Wein durch kurzes Erwärmen halt-
barer zu machen, auf das Bier angewandt. Es boII dies Verfahren auch bei dem
Biere gute Resultate liefern, indessen ist die Ausführung hierbei mit grösseren
25*
388 Rückblick.
Schwierigkeiten verknüpft, weil der Verflüchtigung von Kohlensäure vorgebeugt
werden rr.uss. E. Bernbeck hat zur Konservirung des Bieres eine Zugabe von
schwefligsaurem Kalk empfohlen, welcher dem Biere den darin enthaltenen Sauer-
stoff entzieht und dadurch der Säuerung vorbeugt. — Ueber die Verwendung von
Hopfenext) akt statt des Hopfens zur Bierbereitung haben K. Reitlechner und
Lintner Versuche ausgeführt, deren Ergebnisse jedoch für das Ilopfenextrakt
nicht ganz günstig ausgefallen sind. Es wäre zu wünschen, dass die für die Bier-
brauerei hochwichtige Frage, auf welche Weise die werthvollen Bestandtheile des
Hopfens in eine längere Zeit haltbare Form zu bringen sind , von sachkundiger
Seite bearbeitet würde. Die Lösung dieser Aufgabe dürfte voraussichtlich gelingen.
— J. von Liebig und G. E. Habich gaben Vorschriften zur Bereitung von
Malz- resp. Bierextrakt. Lieb ig benutzt hierzu eine reine Malzwürze, Hab ich
lässt die Würze gähren, destillirt den Alkohol ab und dickt dann die filtrirte
Schlempe ein. Das nach letzterer Methode dargestellte Bierextrakt dürfte schwer-
lich ein zuträgliches Nahrungsmittel für Kranke gewähren.
Ueber die eigenthümliche spontane Färbung der Milch hat Ernst Hai Her
Untersuchungen ausgeführt, aus denen er schliesst, dass die in der blauen Milch
vorkommenden pilzlichen Elemente die Färbung nicht bedingen , sondern ein che-
mischer Körper, der möglicherweise vor der Assimilation durch die Pilze farblos
sei, die Färbung bewirkt. E. 0. Er d mann nimmt dagegen an, dass der Farb-
stoff ein Produkt von Vibrionen ist. — Ein neuer Fabrikationszweig, der für die
Milchverwerthung von grosser Bedeutung zu werden verspricht, ist von Amerika
aus nach der Schweiz und Schlesien verpflanzt worden. Es ist dies die Darstel-
lung eines honigdicken Extrakts aus der Milch , welches durch vorsichtiges Ein-
dampfen der frischen Milch unter Zusatz von Zucker gewonnen wird. Das Milch-
extrakt enthält nach den Analysen von P. Bolley und E. Peters sämmtlicho
Milchbestandtheile in unveränderter Form, es lässt sich in verschlossenen Blech-
büchsen lange Zeit aufbewahren. — Von Alexander Müller liegen wieder um-
fangreiche Untersuchungen auf dem Gebiete der Milchwirtschaft vor. Der Ver-
fasser hat zunächst seine frühere Annahme, dass der Sauerstoff" durch Ertödtung
des Milchsäureferments die Haltbarkeit der Milch begünstigt, durch neue Unter-
suchungen bestätigt gefunden. Eine dicke Rahmdecke verhindert den Zutritt des
Sauerstoffs zu der Milch, hierdurch erklärt sich die Erfahrung, dass die Milch in
flachen Satten weniger schnell säuert. Die Wasserverdunstung übt direkt keinen
Einfluss auf die Haltbarkeit der Milch aus , indirekt aber beeinflusst sie dieselbe
durch ihre Beziehung zum Luftwechsel. Niedrige Temperatur des Milchlokalcs
wirkt der Milchsäuerung gleichfalls entgegen. Für die Abscheidung des Rahms
sind massige Temperaturunterschiede ohne Bedeutung, auch der atmosphärische
Sauerstoff scheint die Rahmabscheidung nicht zu beeinflussen. Der mehrfach
empfohlene Zusatz von kohlensaurem Natron zur Milch, um diese haltbarer zu
machen, zeigte sich bei Müllers Versuche geradezu nachtheilich, dagegen erwies
sich ein Zusatz von doppelt kohlensaurem Natron in den ersten 4S Stunden als
vortheilhaft, später begünstigte der Zusatz die Milchsäurebildung. Für die Reini-
gung hölzerner Milchsatten leistet nach Müller das Ausbrühen mit kochendem
Wasser dasselbe wie die Behandlung mit Natronlauge oder mit Schwefelsäure.
Bei den Versuchen über Butterbereitung erwies sich das Einpumpen von Luft in
die Milch während des Butterns als unvortheilhaft, namentlich wurde die Reinlich-
keit dadurch beeinträchtigt. Die Butterungsreife der Milch ist von der Zeit nach
mickblick. 389
dem Melken und dem herrschenden Tempcraturgrado abhängig, es scheint, dass
der Sauerstoff der Luft durch Aullösung der eiweissartigen Hüllen der Fettkügcl-
chen die Ahseheidung des Fettes heim Buttern beschleunigt. Schwäche Säuerung
der Milch befördert die Butterabscheidung nicht, verleiht der Butter aber ein an-
genehmes Aroma. — Nach Mittheilungen über die Bereitung des Cheddarkäses
scheint man dabei eine ganz ausserordentliche Sorgfalt auf die Innehaltung eines
bestimmten Temperaturgrades in dem Milchlokale zu verwenden. Es wird für
vortheilhafter gehalten, ungesäuerte, in niedriger Temperatur aufbewahrte Milch zu
verwenden und etwas Molken zuzusetzen, als die Milch bei höherer Temperatur
säuern zu lassen. Auch bei der weiteren Behandlung des Quarks spielt die Tem-
peraturbeachtung eine wesentliche Rolle. Der Cheddarkäse ist nach A. Völker's
Analysen sehr fettreich, er kommt dem fetten Schweizerkäse, wie die Vergleichung
mit den Analysen von 0. Lindt und C. Müller lehrt, mindestens gleich. Nach
letzteren Untersuchungen enthält ganz fetter Schweizerkäse circa 20 Prozent Fett,
halbfetter 8 — 12 Proz. , magerer 4 Proz. Im Weichkäse steigt der Fettgehalt bis
auf 43 Proz.
Der bekannte Rübensamenzüchter Knauer in Gröbers hat eine Maschine kon-
struirt, um mit Hülfe von Salzlösungen die spezifisch leichten und geringwertigen
Rüben vor der Verarbeitung auszuscheiden. Obgleich diese Maschine bei den
Probeversuchen von H. Schulz und C. Scheibler einigermassen befriedigende
Resultate lieferte, scheinen doch die Erwartungen des Erfinders derselben zu hoch
gespannt zu sein, da das spezifische Gewicht der Rüben, wie Scheibler zeigte,
nicht immer mit dem Zuckergehalte parallel geht. — F. W. Schüttler bestätigte
neuerdings die bereits früher von Anderen erkannten Vortheile des Robert 'sehen
Diftusionsverfahren gegenüber dem Pressverfahren : Ersparung von Arbeitskräften,
Gewinnung von mehr und besserem Futter und hochgradigem Saft. Die Ansichten
über das Verfahren, obgleich grösstentheils günstig, haben sich jedoch noch nicht
völlig geklärt, namentlich sollen nach Mittheilungen von R. Reimann*) in der
Generalversammlung des Vereins für die Rübenzuckerindustrie im Zollverein die
in "Waghäusel ausgeführten Probeversuche ungünstig ausgefallen sein. — Derselbe
Chemiker berichtete über die bei dem Schüzenbachschen Mazerationsverfahren ein-
tretenden Verluste an Zucker, welche er auf 13,45 Proz. der gesammten Zucker-
menge in den verarbeiteten Rüben angiebt. — Heidepriem theilte Analysen
von Rückständen aus Rübenzuckerfabriken, von Robzuckern und Melassen mit, welche
für die Statik des Rübenbodens von Interesse sind. — Rousseau empfahl von
Neuem die Anwendung von Gips zur Scheidung, statt der früher beliebten Be-
nutzung von Eisenoxydhydrat lässt er aber jetzt die Scheidung durch Kalk beenden.
— lieber die Gewinnung des in dem Schlamme enthaltenen Zuckers stellte K.
Stamm er Untersuchungen an, bei diesen erwies sich das Absüssen durch Wasser
und Dampf oder Dampf allein nicht zweckmässig gegenüber der rationelleren Aus-
nutzung durch Wiederverdünnen und Aufkochen mit oder ohne Saturation , durch
Saturation wurde, entsprechend der grösseren Kompaktheit des Schlammes die
grösste Ausbeute erzielt. Stamm er zeigte zugleich, dass der Scheideschlamm
sich längere Zeit aufbewahren lässt, ohne eine Zersetzung des Zuckers zu erleiden.
— Die Einführung von Alkalien in die Rübensäfte durch die zur Saturation dienende
Kohlensäure wies W. L. Clasen nach, die Menge derselben ist jedoch zu unbe-
*) Zeitschr. d. Vereins f. d. Rübenzuckerindustric. 1S67. S. 394.
390 Rückblick.
deutend, um einen wesentlichen Nachtheil bedingen zu können. — Payen be-
sprach den Einfluss einiger Salze auf die Kristallisation des Zuckers, nach seiner
Ansicht stört Kalisalpeter die Kristallisation nicht, nachtheilig dagegen wirken
Chlorkalium und noch mehr Chlornatrium. Ueber die Bedeutung der Salze in den
Kübensäften für die Fabrikation divergiren die Ansichten von Dubrunfaut und
K. Stamm er, letzterer machte darauf aufmerksam, dass man nicht den gesamm-
ten Ascheurücl^tand der Melasse als „Salze" im Sinne des Zuckerfabrikation, d.
h. als unorganische Verbindungen betrachten dürfe, da ein grosser Theil der feuer-
beständigen Hasen in der Melasse mit organischen Substanzen verbunden sei. —
Auch über das dialytische Verfahren Dubrunfaut's gehen die Ansichten noch
auseinander, es scheint jedoch aus gründlichen deutschen Untersuchungen hervor-
zugehen, dass das von dem Erfinder mit grosser Emphase fortdauernd empfohlene
Verfahren zur Gewinnung des Zuckers aus der Melasse keineswegs genügt. — Die
Färbung des Rübensaftes beruht nach E. S ostmann auf der Bildung von Hu-
musstoffen durch die Einwirkung des atmosphärischen Sauerstoffs auf einen im
farblosen Zustande in den Rüben enthaltenen, durch Kalk nicht fällbaren Körper.
— W. Ilointz berichtete, dass in den Abflussbächcn , welche das Schmutzwasser
der Zuckerfabriken ableiten , Konferven sich massenhaft ansammeln, welche Anlass
zur Bildung von Schwefelwasserstoff und Schwefelciscn geben. —
Albert Fesca machte darauf aufmerksam, dass die Ursachen einor unge-
genügenden Ausbeute bei der Stärkefabrikation vorzugsweise in der mangel-
haften Einrichtung der Reibe und der Siebzylinder zu suchen sind Er hat daher
die Konstruktion dieser Maschinen in zweckmässiger Weise verbessert. Zur Ge-
winnung der Stärke aus den Trcbern kann man dieselben mittels Walzen 'zer-
quetschen lassen, man erzielt dadurch noch eine beträchtliche Ausbeute. För
die Reinigung der Stärke empfiehlt Fesca die Anwendung von Zenlrifugal-
maschinen , durch diese erreicht man nicht allein eine rasche Entwässerung der
Stärke, sondern die Operation bewirkt auch, dass sich die Unreinigkeitcn der
Stärke abscheiden und leicht beseitigt werden können. Ucberhaupt scheint die
Benutzung der Zentrifuge für die Stärkebereitung grossen Nutzen zu versprechen.
Des Verfassers Methode zur Darstellung von Weizenstärke ohne Säuerung verdient
Beachtung, namentlich auch weil dabei der Kleber im unveränderten Zustande ge-
wonnen wird. Auch von L. Maiche wird die Benutzung von Zentrifiigalmaschiuen
bei der Stärkefabrikation empfohlen. Das vorgeschlagene Abschlämmen der Stärke-
körner aus dem Faserbrei dürfte aber wohl seine Schwierigkeiten haben. — Um
das Absetzen der Kartoffelstürke aus dem Waschwasser der Rohstärke zu beför-
dern, hat sich ein geringer Zusatz von Schwefelsäure sehr nützlich erwiesen. Dies
Verfahren macht jedoch ein sehr sorgfältiges Auswässern der Stärke nöthig, um
alle Schwefelsäure daraus wieder zu entfernen. — In dem Sauerwasser der Weizen-
stärkefabriken hat IL Vohl eine ganze Reihe von Zcrsetzungsprodukte der Be-
standtheile des Weizens nachgewiesen. Durch Zusatz von Kalkmilch lässt sich
dies Sauerwasser desinfiziren und zugleich ein werthvoller Dünger gewinnen. —
Am Schlüsse unseres Jahresberichts sind in hergebrachter Weise noch einigo
technologische Notizen zusammengestellt, deren Mittheilung wir durch das
Interesse, welches sie dem Landwirthe und Agrikulturchemiker gewähren , für ge-
rechtfertigt halten. Wir berichteten hier zunächst über eine interessante Unter-
suchung von A. Reich über den Gehalt roher Wollen an Schweiss- und Schmutz-
bestandtheilcn. Hiernach wurden aus roher Wolle durch Acthcr hauptsächlich
Rückblick. 391
Fett- und andere Zersetzungen odukte gelöst, unter diesen namentlich eine bedeu-
tende Menge unverseifbares Fett. Im Alkoholauszuge fanden sich hauptsächlich
Kaliseifen, ausserdem Chlorkaliuni, Kali und extraktive Materien. Der wässrige
Auszug endlich enthielt noch verschiedene unorganische Salze, die wohl nur theil-
weise als Sekretionsprodukte anzusehen sind. An flüchtigen Säuren fanden sich
Ameisensäure, Essigsäure und ßaldriansäure vor, ausserdem wurden noch Ammo-
niak und Salpetersäure nachgewiesen. In dem reinen Wollhaar fand He ich in meh-
reren Proben 2,85 — 3, 84 Proz. Schwefel. — A. Thaer führte Waschversuche
mit Quillajarindc aus; er fand, dass durch die Quillajabkochung, welche bei einer
Temperatur von 25 R. angewendet wurde, die Wolle bedeutend an Fett verliert.
— R. Czilchert machte Mittheilung über eine in Vorviers gebräuchliche Wasch-
methode zur fabrikmässigen Reinigung der Wolle. Hierbei wird die Wolle zuerst
mit Wasser und darnach mit Pottaschelösung behandelt. Das Verfahren ist mehr-
fach empfohlen, um den Vorkauf der Wolle im reinen Zustande anzubahnen. E.
Peters hält die auf eine Umgestaltung der bestehende Usance im Wollhandel
gerichteten Bestrebungen für aussichtslos, weil bei der Fabrikwäsche die Wolle
die Fähigkeit, sortirt zu werden, verliert. — A. L. Trenn empfiehlt zur fabrik-
mässigen Wäsche der Wolle statt des bisher üblichen gefaulten Urins eine ljz pro-
zentige Lösung von kohlensaurem Ammoniak. — Zur Darstellung eines schmackhaften
Brotes aus Mischlingen von Roggen rnehl und Hülsenfruchtmehl empfiehlt F. Stoh-
mann 2 Gwth. Roggenmehl und 1 Gwth. Erbsen- oder Bohnenmehl zu verwenden
und auf 100 Pfd. des Mehls 2 — 3 Pfd. Salz zuzusetzen. — Im Auftrage des
preussischen landwirtschaftlichen Ministeriums sind von den Akademien und Ver-
suchsstationen Preussens Analysen von dem Liebig'schen Fleischcxtrakt ausgeführt,
welche, obgleich in den quantitativen Ergebnissen differirend, doch darin überein-
stimmen, dass den stickstoffhaltigen Bestandteilen des Extrakts ein erheblicher
Nährwerth nicht beizulegen ist. Nach Prof. Vogel*) hat das Liebig'sche Fleisch-
extrakt für gesunde Menschen gar keinen Werth, für Kranke und Genesende nur
einen zweifelhaften. In neuerer Zeit sind von mehreren Seiten Vorschläge gemacht
worden, um den Fleischüberfluss der tropischen Länder für Europa verwerthbar
zu machen; man hat das Trocknen des Fleisches, Konserviren durch schwefligsaure
Salze und Injiziren von Salz hierzu empfohlen. Das so konservirte Fleisch stellte
sich jedoch in England fast ebenso hoch im Preise wie frisches Fleisch. — Ana-
lysen von Cementcn sind von W. Michaelis und H. Ritthausen veröffentlicht,
nach Ersterem bilden basisches Kalksilikat und Kalkaluminat die wesentlichsten
Bestandtheilc des Portlandcements, welche die Erhärtung bedingen. H. Ritt-
hausen beobachtete an einer feuchten Cemcntmauer eine Auswitterung von kri-
stallisirter Soda. —
Literatur.
Lehrbuch der chemischen Technologie zum Unterricht und Selbststudium, von
Frdr. Knapp. 3 Aufl. Brauschweig, Vieweg und Sohn.
Lehrbuch der rationellen Praxis der landwirtschaftlichen Geweibe, von Fr. Jul.
Otto. 6 rev. Aufl. Ebendaselbst.
*) Polytechn. Centralblatt. 1867. S. 1194.
392 Literatur.
Gährungserscheinungen. Untersuchungen über Gährung , Fäulniss und Verwesung-
mit Berücksichtigung der Miasmen und Kontagien sowie der Desimfektion
von Ernst Hallier. Leipzig, Engelmann.
Melassen- und Rübenbrennerei von Ed. Sigl. Wien, Wallishimser.
Offene Fragen in Sachen der Bierbrauerei, von G. E. Hab ich. Leipzig, Spamer
Der Bau des Eiskellers sowohl in wie über der Erde, vermittels Torf, Stroh oder
Eohr und das Aufbewahren des Eises in demselben, von C. A. Menzel,
2. Aufl. Halle, Knapp.
Zu welchen Preisen werden Rüben verschiedenen Zuckergehaltes bei verschiedenen
Zuckerpreisen verwerthet? Zwei Kalkulationstabellen, von Ed. Steinkrauss.
Magdeburg, Baensch.
Der praktische Rübenzuckerfabrikant und Raffinadeur, von Louis Walk hoff.
Mit einem Vorwort von Fr. Jul. Otto. 3. neu bearb. u. vermehrte Aufl.
Braunschweig. Vieweg und Sohn.
Jahresbericht über die Untersuchungen und Fortschritte auf dem Gesammtgebiete
der Zuckerfabrikation, von K. Stamm er. 6. Jahrgang. Breslau, Trcwendt
Chemisch - technisches Repertorium, von Emil Jacobson. Berlin, Gärtner.
Die chemische Technologie der Spinnfasern, ihre Verarbeitung durch Bleichen,
Färben, Bedrucken und Appretiren, von P. A. Bolley. Braunschweig, Vie-
weg und Sohn.
Die Kalk- , Ziegel- und Röhrenbrennerei in ihrem ganzen Umfange und nach den
neuesten Erfahrungen, von Edm. Heusinger von Waldegg. 2. um-
gearb. u. vermehrte Aufl. Leipzig, Thomas.
Der Kugeltorf, von G. Wentz, C. Lintjner und H. Eichhorn. Freising,
Datterer.
Etudes sur le vin, ses maladies, causes qui les provoquent, procedes nouveaux pour
le conserver et pour le vieillir, par L. Pasteur. Paris, V. Masson et fils.
Office des destillateurs, manuel ou livre de recettes simplifie'es pour fabriquer soi-
meme les sirops ou liqueurs par la destillation des plantes aromatiques ou
par essences. Paris, Ch. Guerin. —
Tratte" de la fabrication des liqueurs et de la destillation des alcools, par P. Du-
plais. Paris, Gault hier- V illars.
Etüde sur la vinification, par Henri Laval. Carpentras, Pruyet.
Chemical technology ; or chemistry applied to the arts and manufactuics, by Tho-
mas Richardson and Henry Watt. London, II. Bailliere.
Inhalts - Verzeichniss.
Erste Abtheilung.
Die Chemie des Ackerbaues.
Seite
Der Boden. Referent: Th. Dietrich 1—45
Bodeublldung 1 12
Entstehung und Vorkommen des Löss, von F. A. Fallou . . 3
Charakter des Lüssmergels, von Demselben 5
Untersuchungen über den Löss, von J. Breitenlohner. . . 6
Analysen von Lösslehm und Lössmergel, von Lorsch ei d . . 8
Zersetzung des Feldspaths, von Daubree 8
Chemische und physische frigeiisrhaffcn des Bodens 12—45
Ueber das Verhalten der Phosphors im Erdboden, von E. Peters 12
Ueber das Verhalten der Pflanzennährstoffe im Boden, von W.
Schumacher 18
Beitrag für die Nachweisung der wasserhaltigen Silikate in der
Ackererde, von E. Heiden 23
Verhalten von Erden zu einer ammoniakalischen Lösung von sal-
petersaurem Kalk, von A. Salamon 25
Ueber die Wasseiverdunstung aus dem Erdboden, von G. Wilhelm 27
Bodenanalysen, von H. Grouven 32
Analysen böhmischer Erden, von J. H anamann 38
Erschöpfung des Bodens durch Ilopfenbau, von R. Hoff mann . 39
Bereicherung der Ackerkrume durch Lupinenbau, v. T h. D i e trich 31)
Analysen von Liasschiefer, von R. Kern p er 40
Analysen von Bairdienkalk, von K. Haushof er 40
Analyse von Feldspath, von L. R. v. Fellen b er g 41
Schwefelsaure Strontianerde als Mergel, von Krocker .... 41
Röckblick 42
Literatur 45
Die Luft (Meteorologie). Referent: Th. Dietrich 46— 65
Einfluss der Beleuchtung auf die Luft in Wohnungsräumen, von
Branislaw Zoch 46
Ozon als konstanter Bestandteil der Luft, von C. F. Schönbein 48
Ozon in der Atmosphäre, von Th. Andrews 50
Ozonbildung bei der Verbrennung, von Pincus 50
Dichtigkeit des Ozons, von J. L. Soret . 51
394 Inhalts -Verzeichniss.
Seite
Ozongehalt der Luft in den Städten und auf dem Lande, von
II. Mo hl und Th. Dietrich 51
Natur der Gase des Vulkans von Santorin, von Janssen . . . 52
Gang der mittleren Temperatur in Europa, von II. W. Dove . 52
Ueber die Veitheilung der Wärme im Erdboden und ihre Schwan-
kungen, von A. C. Becquerel 53
Quellcntempeiatur in Kostock, von F. Schulze 55
Lufttemperatur und Regenmengen innerhalb und ausserhalb des
Waldes, von Becquerel 56
Gehalt des Regenwassers an Ammoniak und Salpetersäure . . 58
Rückblick 63
Literatur 65
Die Pflanze. Referent: II. Hellriegel 66-162
Nähere Pflaiizonbestandtbeilc und Aschenanalyseii 66 — 83
Analyse von gelben Lupinen, von A. Beyer 66
Analyse der essbaren Kastanien, von E. Dietrich 67
Analysen von Maulbeerblättern, von E. Reiche nbach . . . 68
Aschenanalysen von Hopfen, von Werner 69
Ueber das Vorkommen des thätigen Sauerstoffs in organischen
Materien, von Schönbein 70
Vorkommen von Natron in den Pflanzen, von E. Peligot . . 70
Gegenwart von löslichen Phosphaten in der Baumwollenfaser, von
Calvert 71
Gehalt von landwirtschaftlichen Kulturpflanzen an Salpetersäure
und Stickstoff, von Frühling 72
Salpetersäure und Ammoniak in Rübengcwächsen, v. II. Schultze
und E. Schulze 73
Ammoniak- und Salpetersäuregehalt der Getreidekörner, von
H o s ä u s 73
Vorkommen von Dextrin in Pflanzen, von Busse 74
Rohrzucker in Topinambourknollen, von Dubrunfaut . . . . 74
Oelgehalt der Samen von Euphorbia lathyris, von Muth . . . 75
Ueber das fette Maisöl, von Allemann 75
Ueber den Farbstoff der Rüben, von Sostmann 75
Zur Kenntniss der Korksubstanz, von Sie wert 75
Ueber das Lupinin, von Eichhorn 77
Bestandtheile des Roggensamens, von Ritthausen 77
Ueber einige Gerbsäuren und Beziehungen der Gerbsäuren, Gly-
koside etc., von Hlasiwetz 78
Ueber Aesculus Hippocastanum und die Beziehungen der Pflan-
zenstoffe zu einander, von Rochleder 81
Der Bau der Pflanze 83--04
Die Bewurzelung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen, von
W. Schumacher 83
Bewurzelungsversuche, von Zocller 85
Messungen der Blattoberfläche einiger Kulturpflanzen, von Th.
vonGohren 85
Inhalt«- Verzcichnlss. 395
Seite
Einfluss der Umdrehung der Erde auf die Form der Bäume, von
Ch. Musset 87
Ursache des oft mangelhaften Körneransatzes beim Buchweizen,
von Haberlandt 87
Ueber die Wirkung' des Lichtes auf die Pflanzenwurzcl, von Nobbe 88
Beziehungen zwischen dem spezifischen Gewicht und der Zusam-
mensetzung von Zuckerrüben, von Scheiblcr 90
Ras Koi n 94—104
Ueber die Keimung der gelben Lupine, von A. Beyer ... 94
Ueber die chemisch -physiologischen Vorgänge während der Kei-
mung der Kartoffel, von v. Rappard 96
Ueber den Einfluss veischiedener Substanzen auf die Keimung,
von C. Lea 100
Ueber das Auftreten von Ammoniak bei der Keimung, von Hosäus 100
Einfluss des Ausdrusches auf die Keimkraft 101
Einfluss der Elektrizität auf die Keimung 104
Assimilation und Ernährung 104 — 140
Imbibition und Saftbewegung in der Pflanze, von E. Ha liier . 104
Untersuchungen über die Ursache der Knospenentfaltung, von
F. Schulze 106
Untersuchungen über Aufsaugung und Verdunstung von Wasser
bei der Ilopfcnpflan/.e, von Fleischmann und Hirzel . . 106
Bewegung der Gase in den Wasserpflanzen, von Lechartier . 10S
Ueber das Saftsteigen in den Bäumen zur Frühjahrszeit, von Beyer 109
Ueber transitorische Stärkcbildung bei der Birke, von Famintzin
und Borodin 111
Entlaubungsversuche an der Weymuthskiefer, von Th. H artig 112
Ueber die Erziehung zweijähriger krautiger Pflanzen in wässrigen
Lösungen, von F. Nobbe 113
Ursache der Auswitterung von Salzen an lebenden Pflanzen, von
Demselben 111
Inkrustation der Wurzeln durch kohlens. Kalk, von E. Hallier 114
Wirkung einer nach der Blüthe gegebenen Düngung auf Bohnen,
von Zoeller 115
Unentbehrlichkeit wasserhaltiger Silikate für die Pflanzen , von
P. Bretschn eider 116
Ueber das Kalibcdürfniss der Gerste, von H. Hellriegel . . 117
Aufnahme von Chloriden durch das Pflanzengewebe, von Knop . 119
Umwandlung von Nitraten in Nitrite durch Konferven , von
Schönbein 121
Assimilation des Harnstoffs durch die Pflanzen, von Hampo . . 122
Assimilation des Ammoniaks durch die Pflanzen, von Demselben 123
Assimilation des Ammoniaks durch die Pflanzen, von G. Kühn 124
Assimilation des Ammoniaks, Harnstoffs und der Hippursäure,
von Beyer 125
Veränderungen der Zuckerrübe bei der Samenbildung, von Co-
renwinder 126
o'Jn fafralts-Verzeichniss.
Reite
Stoffwechsel während der Vegetation der Weizenpflanze , von
Heinrich 128
Zur Kcnntniss der Cichorie, von Hugo Schulz 130
Zur Entwicklungsgeschichte der Maispflanze, von Haberland t . 133
lieber den Kulturwerth der Heiligenstädter Kartoffel, von Nobbe 135
Ueber die chemische Konstitution der Pflanze, von Strohecker 137
Wirkung des Quecksilberdampfes auf die Pflanzen, von Bous-
singault 137
Wirkung von Chlorzink auf einige Pflanzen, von Reichardt . 139
Einfliiss der Imponderabilien auf die Pflanzen 140 — 144
Ueber den Einfluss der Elektrizität auf die Pflanzen, von Blondeau 140
Einfluss des farbigen Lichtes auf die Kohlensäurezersetzung, von
Cailletet 141
Produktion von organischer Pflanzensubstanz beim Abschluss der
chemischen Lichtstrahlen, von A. Mayer 142
Pflanzenkranklieiten 145 — 154
Drei Krankheitsformen der Weberkarde, von J. Kühn . . . . 145
Eine Krankheit des Roggens und des Klees, von Karmrodt und
J. Kühn 146
Eine Blattkrankheit der Fsparsette, von J. Kühn 146
Ein neuer Gerstenblattzerstörer, von Munter 147
Die Milbensucht des Hopfens, von W. Fleischmann. . . . 147
Der schwarze Brand am Hopfen, von Demselben 148
Das Befallen des Weinstocks befördert durch Niederbinden der
Reben, von Conte- 110
Zur Kartoffelkrankheit 149
Methode, die Kartoffeln gegen die Krankheit zu schützen, von
Bossin 150
Ueber das Lagern des Weizens 151
Ueber den Staubbrand und Steinbrand, von E. Hallicr . . . 153
Rückblick 154
Literatur 162
Bodenbearbeitung. Referent: Th. Dietrich 164 — 170
Künstliche Alluvion zur Hebung der Bodenkraft, von Fraas . . 164
Horsky'sches Ackerungssystem 164
Natürliche Drair.irung mit künstlicher Vorfluth , von J. Matern 166
Temperatur drainirten Bodens 167
Drillsaat ohne Behacken, von G. v. Nathusi us 168
Zur Petersen 'sehen Wiesenbaumethode, von H. Hcnze . . . 168
Rückblick 169
Literatur 170
Der Dünger. Referent: Th. Dietrich 171—215
ßüngererzeugung und Analysen verschiedener hierzu verwendbarer Sfolfe . 171 — 198
Süvern 'sches Desinfektionsverfahren, von H. Grouven . . . 171
Phosphorsaure Magnesia als Desinfektionsmittel, von Seurette 172
Mac- Dougall's desinfizirendes Pulver, von J. Nessler . . 173
Bereitung von Taffoc in Königsberg 173
Inhalts -Verzeichniss. övt
Seite
Zusammensetzung und Werth von Kloakenwasser, von J B. La wen
und J. N. Gilbert 174
Düngerbereitung obne Streumaterial, von R. P 178
Verlust des Düngers auf der Düngerstätte, von H. Ritt hausen 179
Fleischmehlbereitung, von C. Karmrodt 179
Stickstotireicb.es Knochenmehl von Amende und Vilter . . 179
lieber das Knochensuperphosphat, von J. Piccard 180
Aufschliessen der Knochen mit gebranntem Kalk, vom Grafen
Walderdorff 181
Ueber Navassaphosphat, von R. Ulbricht 181
Analysen von Navassaphosphat, von P. Bretscbneider und
C. Gilbert 182
Ausschliessbarkeit des Navassaphosphats, von R. Ulbricht . . 184
Vorkommen des Nassauer Phosphorits, von C. A. Stein . . . 185
Analysen des Nassauer Phosphorits, von Fresenius u. A. . . 186
Der Torf als Dünger, von J. Nessler 188
Zusammensetzung von Guanokuollen, von 0. Bäbe r . . . • 189
Zusammensetzung verschiedener Guanosorteu, von A. Baudrimont 189
Zusatz zu Guano, von Payen 190
Ueber das Stassfurter Salzlager und die kalihaltigen Abraumsalze,
von R. Ulbricht 191
Ueber die Zusammensetzung der wichtigeren Stassfurter Kali-
dünger, von 0. Cor de 1 194
Vorkommen und Zusammensetzung des Kai'nits, von Filly . . 196
Zusammensetzung und Verwendung des Kainits, von J. Lehmann 196
Darstellung von Gips aus Ka'init, von Demselben 197
Stassfurter Kalisalzindustrie, von Filly 198
Düngeraaalvsen 198-216
Analysen von Kuh-, Pferde- und Schafmist, von P. Bretscbneider 198
Thon'sche Poudrette, von W. Wicke und Th. Dietrich . . 199
Poudrette von Teuthorn, von Th. Dietrich 200
Latrinenpoudrette, von P. Bretscbneider und H. Grouven . 200
Kölner Kompostdünger, von Th. Dietrich 201
Schlamm eines künstlichen Schlammfanges, von Demselben . . 201
Analysen von Maikäfern, von Muth 201
Fleischdüngemehl, von C. Karmrodt 202
Ihlienk off 'scher Knochendünger, von E. Jäger 202
Leimdünger, von W. Wicke 202
Kalkdünger, von Demselben 203
Knochenmehle, Superpbosphate etc. aus Würtemberg, von C.
Kreuz hage 203
Fiscbguano, von P. Bretschn eider und H. Grouven . . . 204
Körner- und Kleedünger, von F. Grebe 205
Guano aus Hoch -Peru, von C. Karmrodt 205
Guanoanalysen, von Dem.-elben 206
Sogenannter Kalidünger, von Demselben 206
Holzasche, von Th. Dietrich und W. Wicke 207
398 • Inhalts Verzeiehniss.
Seite
Factus, Düngesalz, von Th. Dietrich 207
Scheide- und Saturationsschlamm, von Lieh tenstehi . . . . 208
Düngekalke, von J. Lehmann, Becker und Dietrich . . . 208
Moormergel, von A. Stöckhardt 209
Bunte Mergel des Roths und Mergel des Zechsteins, von Th.
Dietrich 210
Rückblick 211
Literatur 215
Diingungs- und Kultur -Versuche 217—243
Düngungsversuche bei Zuckerrüben und Getreide 1863— 1SG5, von
H. Grouven 217
Düngungsversuche bei Zuckerrüben, von Elsner-Rosenburg . 221
Düngungsversuche mit Spezialdüngemitteln, von Sterneberg . 223
Rübendüngungsversuche mit Kalisalz, von H. Grouven . . . 223
Düngungsversuche mit Kalisalz und Kochsalz bei Rüben und Kar-
toffeln, von A. Voelker " 228
Zuckerrüben - Düngungsversuche mit Kalisalzen etc , von Heide-
priem 231
Düngungsversuch mit Kalisalz bei Zuckerrüben, von W. L. C lasen 235
Ueber die Anwendung der Kalisalze, von P. P. Deherain . . 231
Düngungsversuch mit schwefelsaurer Kalimagnesia, von 0. Cordel 238
Düngungsversuch mit Kalisalzen und Phosphaten, von C. Freytag 238
Erfahrungen über Guanodüngung, von von Tempelhoff-
Dombrowka 239
Früh- und Spät- Gipsen des Klees 239
Ueber ammoniakhaltiges Theerwasser als Düngemittel, von Artus 240
Kartoffelkultur nach Pinto, von Th. Dietrich 240
Kartoffelkulturversuche, von P. Pietrusky und E Heiden . 241
Kartoffelkulturversuche, von Th. Dietrich 242
Rückblick 243
Literatur 245
Zweite Abtheilung.
Die Chemie der Thierernäkrnng.
Referent: E. Peters.
Analysen von Futterstoffen 249—262
Ueber die Zusammensetzung und den Nährwerth der Rüben , von
Hugo Schultze und Ernst Schulze 249
Analysen von Rübentrebern, von W. Wicke 252
Analysen ven Grünmais, von J. Moser 253
Analysen von Buchweizen, von J. Moser 254
Analysen von Buchweizen, von W. Henneberg 254
Analyse von Brennnesselblättern, von L. Lenz 255
Analyse von Ilopfenblättern, von R. Ho ff mann 255
Analyse der Futterdistel, von Jannasch 25G
Inhalts -VerzeichnUs
399
Seite
Analyse von Kohlrabi, von Anderson 256
Analyse von Heu, von Pincus 256
Analyse von Braunheu, von A. Völker 257
Analyse von "Wundkleeheu, von A. Beyer 257
Analyse von Braunheu aus Luzerne, von A. Ho saus 258
Oelkuchen aus Maiskeimen, von J. Moser 259
Analysen verschiedener Oelkuchen, von W. Henne berg . . . . 259
Verfälschung von Leinkuchen, von Anderson 260
Nährwerth der Molken, von E Peters 260
Zusammensetzung essbarer Pilze, von 0. Kohlrausch . . . . 261
Konservirung und Zubereitung von Fulterstufl'en 262—266
lieber die Bereitung von Braunheu und Sauerheu, von M. Eisner
vonGronow 262
Einsäuren von Futterstoffen, von G. Maschat 264
Brühfutter aus Heu und Stroh 264
Zerquetschen von Viehfutter, von deLe"onhardy 265
Zubereitung des Futters, von G. Kühn 265
Thlerpliysiologische Inlersuchuiigeii und Füllerungsversucht' 266—315
Elementarzusammensetzung der thierischen Fette, von E, Schulze
und A. Reinicke 266
Bestandteile des Eidotters, von I. L. Parke 269
Bestandteile im Eigelb, von C. Daresse 270
Analysen der Schalen von Brachiopoden, von Dr. Hilger . . . . 270
Blasenstein aus Kieselerde, von Professor Ritthausen 270
Kieselerde im Harne von Pflanzenfressern, von Demselben .... 271
Bestandtheile des menschlichen Urins, von E. Schunk 271
Darmstein eines Lammes, von R. Pribram 271
Ueber die Knochenbrüchigkeit, von Robert Hoffmann .... 272
Uebcr die Knochenbrüchigkeit, von E. Peters 273
Entstehung von Phosphaten im Thierkörper, von C. Diaconow. . 274
Ausscheidung von Phosphorsäure durch den Thierkörper, von Ernst
Bischoff 274
Wirkung des Alkohols auf den Organismus, von Duroy, Lalle-
mand und Perrin 276
Bedeutung des Kochsalzes für den Organismus, von Verson und Klein 276
Verdauung der Eiweissstoffe, von W. Kühne 277
Die Beziehungen zwischen Kreatin, Kreatinin und Harnstoff, von C. Vo it 278
Eiweissumsatz beim Fleischfresser, von Demselben 280
Ueber die Respiration beim Menschen, von Demselben 282
Krafterzeugung im thierischen Organismus, von Lieb ig u. And. . 286
Die Ursache der Seidenraupenkrankheit, von Dr. Reiche nbach . 289
Aufzucht von Kälbern, von W. Funke 292
Futterverwerthung durch Rindviehmast 294
Rübenfütterung bei Milchkühen, von H. B. Möschler 295
Einfluss der Nahrung auf die Zusammensetzung der Milch, von
Szubotin 296
Ueber Trockenfutterunff, von F. Schmidt 297
4UU Inhalts -Verzeichniss.
Seite
Ueber Trockenfütterung, von E. Peters 993
Fütterungsversuche mit Milehkühen, von Herbst. . s. . . . 299
Fütterungsversuche mit Rapskuchen, von Oskar Lehmann . . . 300
Fütterungsversuche mit Hammeln, von J. Moser 302
Mastungsversuche mit Southdown-Merino-Schafen, von F. Stohmann 304
Rückblick 315
Literatur 321
Dritte Abtheilung.
Chemische Technologie der landwirthschaftlich-
technischen Nehengewerbe.
Referent: E. Peters.
Gähnntgs- Chemie 325— 33G
Ueber die Natur der Hefe, von Ernst II allier 325
Ueber die Entstehung der Hefe, von Th. Bail 328
Ueber die Generatio äquivoca, von M. A. Donnd 329
Darstellung von Schaufelwein, von Sommer 329
Neue Methode der Weinbereitung, von Michel Per ret . . . . 330
Schonung trüber Weissweine, von Haidien 330
Konservirung des Weins durch Erwärmen, von Theodor Koller . 331
Barral's Verfahren zur Konservirung und Verbesserung des Weins 331
Bereitung von Obstwein, von Nessler 332
Trimethylamin im Wein, von E. Ludwig 332
Mais zur Branntweinbrennerei, von A. Bergs t ras s er 332
Alkaloid im Biere, von J. C. Lermer 333
Konservirung des Bieres durch Erwärmen, von G. E. Hab ich . . 334
Ueber Ilopfenextrakt, von KarlReitlechner 334
L i e b i g ' s Malzextrakt 335
Hab ich' s Bierextrakt 336
Milch-, Uulter- und Kiisehereitimg 337—355
Ueber die Färbung der blauen Milch, von Ernst IIa liier . . . 337
Konzentrirte Milch, von Bolley und E. Peters 337
Untersuchungen auf dem Gebiete der Milchwirthschaft, von Alexander
Müller 338
Ueber Butterbereitung, von Demselben 344
Fabrikation von Cheddarkäse 352
Analysen von Käsesorten, von 0. Lindt und C. Müller . . . . 354
Zuckerfabrikiilion 356— 365
Beziehungen zwischen dem spezifischen Gewicht der Zuckerrüben und
der Zusammensetzung des Saftes, von C. Scheibler .... 356
Vorzüge des Diffusünsverfahrens, von F. W. Schüttler . . . . 356
Zuckerverluste bei der S ch ü zen bach ' sehen Mazeration, von
R. Reimann 357
Analysen von Fabrikationsrückständen, von Heidepriem . . . . 353
Inhalts -Verzeichnis.«;. 401
Seite
Analysen von Rohzucker 359
Analysen von Melassen ■. 359
Rousseau's Methode der Scheidung, von M. Dufrene . . . . 360
Ausnutzung des Scheideschlammes, von K. Stammer 361
Einführung von Alkalien in den Saft durch die Kohlensäure, von
W. L. Clasen 362
Einfluss von Salzen auf die Melassenbildung, von M. Payen . . . 362
Ueber das dialytische Verfahren der Zuckergewinnung, von Demselben 363
Ursache der Färbung des Rübensaftes, von E. Sostmann . . . 364
Surrogat für die Knochenkohle, von ErnstZiegler 365
Einfluss der Effluvien aus Zuckerfabriken auf das Bachwasser, von
W. Heintz 365
Stärkefabrikation 366-375
Ueber Stärkefabrikation, von AlbertFesca 366
Zentrifugiren der Stärke, von L. Mai che 374
Schwefelsäure bei der Kartoffelstärkefabrikation, von Albert Fesca 374
Bestandtheile des Sauerwassers, von H. Vohl 375
Technologische Notizen 375—386
Ueber den Gehalt der Rohwolle an Schweiss - und Schmutzbestand-
theilen, von A. Reich 375
Wollwaschversuche mit Quillajarinde, von A. Thaer 379
Ueber fabrikmässige Wollwäsche, von R. Czilche'rt 380
Verkauf der Wolle im ungewaschenen und fabrikmässig gewaschenen
Zustande, von E. Peters 380
Kohlensaures Ammoniak zum Waschen der Wolle, von A. L. Trenn 381
Brot aus Mehl von Roggen und Hülsenfrüchten, von F. Stohmann 3S1
Analysen des Liebig'schen Fleischextrakts 381
Die Fabrikation von Liebig'schem Fleischextrakt 383
Konservirung des Fleisches für den Transport 383
Ueber den Portland- Cement, von W. Michaelis 384
Portland -Cement von Powunden, von Professor Ritthausen . . 386
Soda als Mauersalpeter, von Demselben 386
Rückblick 386
Literatur 391
Jahresbericht X. 26
Autoren -Verzeichniss.
Allemann. 75- 155.
Arnsberg, v. 299. 321.
Anderson, Th. 256. 260. 316.
Andrews, Th. 50. 64.
Ansted. 169.
Artus, W. 240. 245.
Askenasy. 82.
Bäber, O. 189. 214.
Bail, Th. 189. 214. 387.
Barral. 331. 387.
Bary, de. 154.
Baudrimont, A. 189. 214.
Baumann, 0. 366-
Bdchamp, A. 336-
Becker. 34. 45. 209. 215.
Becquerel. 53- 56. 62. 64.
Bennecke, C. 243.
Berg, v. 63.
Bergsträsser, A. 332. 387.
Bernbeck, E. 334. 388.
Bertrand. 243.
Bischoff, E. 274. 318.
Beyer, A. 66. 94. 109. 125. 154. 157.
158. 159. 257. 316.
Bittner. 34.
Blondeau. 104. 140. 160.
Blumenthal, L. 336-
Bodenstein. 243.
Bolley, P. 337. 388.
Borodin. 111. 158.
Bossin. 150. 162.
Boussingault. 137. 160.
Brcitenlohner, J. 6. 28. 43. 44.
Bretschneider, P. 34. 45. 116. 159. 182.
185. 198. 200. 204. 213. 214. 215.
Buerschaper. 315.
Busse, L. 74. 155. 199.
Cailletet. 141. 161.
Calvert. 71. 154.
Caspary. 154.
Champonnais. 3<>6.
Clasen, W. L. 235. 244. 362. 389.
Colemann. 1 69.
Coli, J. M. 383.
Conte. 149. 162.
Corbeiller, H. le. 211.
Cordel, 0. 194. 214 23S. 244.
Corenwinder. 126. 144. 159.
Cristal, M. 336.
Cuntze. 366.
Cybilt. 3S3.
Czilche'rt, R. 380. 390.
Daubree, M. S. 43.
Daresse, C. 270. 317.
Deherain, P. 236. 244.
Deicke. J. C. 42.
Deville, Ch. Sainte Ciaire. 63.
Diaconow, C. 270. 274- 31S.
Dietrich, E. 67. 154.
Dietrich, Th. 39. 45. 51. 64. 186. 199.
200. 201. 207. 209. 210. 214. 215.
240. 242. 245.
Doune, M. A. 329. 387.
Douglas. 287.
Dove, H. W. 52. 62. 64.
Dubrunfaut. 74 363- 390.
Duirene', M. 360.
Dugrip. 211.
Dougall, Mac. 173.
Duroy. 276. 318.
Eichhorn. 77. 155. 186. 214.
Elsner-Eosenburg. 221. 244.
Eisner von Gronow, M. 262. 317.
Erdmann, E. 0. 337. 388.
Eward, John. 169.
Fallou, F. A. 3. 5. 42.
Famintzin. 111. 158. 144.
Fellenberg, L. R. von. 41. 45.
Fesca, A. 366. 374. 390.
Fick. 286. 320.
Filly. 196. 198. 214.
Fleischmann, W. 106. 147. 14S. 158.
Fraas. 164. 169.
Frank, B. 82.
Frankland. 287. 288. 320.
Fresenius. 186. 214.
Frey tag, C. 238 244.
Frühling. 72. 155.
Fudakowski, H. 278. 319.
Funke, W. 292. 320.
Geyer, K. 169.
Autoren -Verzeicbniss.
403
Gilbert. 174. 182. 212. 213.
Gehren. Th. von. 85- 156.
Gorup-Besanez, von. 273.
Grare-Carois. 366.
Grebe, F. 205. 215. 217. 223. 244.
Grouven, H. 32. 45. 171. 200. 204.
212. 215. 273.
Haberlandt, F. 87. 133. 157. 160.
Habich, G. C. 334. 336. 388.
Haidien. 330. 3S6.
Hallier, E. 104. 114. 153. 158. 162.
326. 337. 386.
Hampe, W. 122. 12.".. 159.
Hanamann, J. 38. 49-
Harding. J. . 55.
Hartig, Th. 112. L58.
Hauer, von. 42.
Haughton 287.
Haushofer, K. 40. 45-
Heiden. E. 23. 169. 241. 244.
Heidepriem. 231. 244. 358. 389.
Heinrich. 128. 169.
Heintz, W. 365.
Hellriegel, H. 117. 159. 358.
Henneberg, W. 254. 259. 299- 316
Henriei. F. C. 42.
Henze-Weichnitz, H. 168. 170. 338.
Herbst. 299. 321.
Hessling. 297.
Heuser, A. 315.
Hilger. 270. 317.
Hinrichs. 263
Hirzel. 106. 158.
Hlasnvetz. 78. 156.
Hoffmann, R. 39. 45. 211. 255. 272.
316. 318.
Hoppe- Seyler. 270. 317.
Hor.sk v, F. 164. 170.
Hosäus, A. 73. 100. 155. 157. 258. 316.
Jacksen. 3S3.
Jäger, E. 202. 215.
Jannasch. 256. 316.
Janssen. 54. 64.
Jelinek. 365-
Johnson. 144.
Karmrodt, C. 146. 161. 179. 202. 205.
206. 213. 215. 243.
Kemper, R. 40. 45.
Klein, 276. 318.
Knop, W. 44. 119.
Kohlrausch, O. 261. 316.
Koller, Th. 331. 387.
Köhnke. 355.
König. 186. 204.
Kraus, G. 93.
Kreuzhage, C. 203. 215.
Krocker, F. 41. 45. 356.
Kühn, G. 124. 159. 265. 317.
- J. 145. 146. 161. 365.
Kühne, W. 277. .".IS.
Lallemand. 276. 318.
Landolt. 366.
Lawes, J. B. 174. 212.
Lea, Carey. 100. 157.
Lechartier. 108. 158.
Lehmann, J. 196. 197. 20S. 211. 214-
215.
— O. 292. 300. 321.
Lenz, L. 255. 290 316. 318.
Leonhardy, de. 265.
Lermer, J. C. 333. 334. 336. 387.
Lichtenstein. 208. 215. 366.
Liebig, J. von. 286. 335. 388.
Lindt, 0. 354. 389.
Lohrscheid. 8. 43.
Lohse. 34. 45.
Löfass, F. 211.
Ludwig, E. 332. 387.
- H. 169.
Lunge, G. 366.
Maiche, L. 374. 390.
Malinkowski. 169.
Maschat, G. 255. 264. 317.
Matern, J. 160. 165-
Maw, G. 243.
Mayer, A. 142. 161.
Mayre, A. 243.
Michaelis, W. 384. 390.
Möhl, H. 51. 63. 64.
Möllinger, J. 336-
Morgan, J. 383.
Moser, J. 82. 253. 254. 259. 302. 316.
321.
Möschler, H. B. 295. 320.
Müller, C. 354. 389.
— A. 338. 344. 388.
Munter. 147. 161.
Musset, Ch. 87. 156.
Muth. 75. 201.
IVathusius, G. von. 168. 170.
Nekula. 315.
Nessler, J. 173. 188. 201. 212. 214. 332.
387.
Nobbe, F. 88. 113. 114. 135. 157. 15S.
160.
Opel. 94.
Parke, J. L. 269.
Parkes, L. W. 288.
Pasteur, L. 334. 363.
Payen. 94- 190. 214. 389.
Peligot, E. 70. 155.
Perret, M. 330. 387.
Perrin. 276. 31S.
404
Autoren -Verzeichniss.
Peters, E. 12. 43. 211. 260. 273. 29S.
316. 318. 321. 338. 380. 38S.
Petersen, Th. 186. 214.
Pettenkofer, M. von. 2S2. 319.
Piccard, J. ISO. 213.
Pietrusky. 144. 241. 244.
Pincus. 50. 64. 256. 316.
Pokorny. 144.
Prestel, M. W. F. 63.
Pribram, E. 271. 318.
Rappard, von. 96. 157.
Reich, A. 375- 391.
Keichardt, E. 139. 160. 192.
Reichenbaeh, E. 68. 154. 289. 318.
Reimann. 34. 45. 356. 3S9.
Beinicke, W. 266. 317.
Beitlechner, K. 334- 388.
Riedel, A. F. 366.
Ritthausen. 77. S2. 155. 179. 212. 270.
317. 386. 391.
Rocbleder. 81. 156.
Rosenberg-Lipinski, von. 243.
Rousseau. 360. 389.
Rötger. 169.
Gousseau. 360. 3S9.
Sachsse. 119.
Salomon, A. 25. 44.
Saunier. 243.
Sänger, F. 315.
Scheibler, C. 90. 157. 356. 389.
Scheurer. 273.
Schlieffen, Graf. 355.
Schlösing, Th. 42.
Schmidt. 243.
Schmidt, F. 297. 320.
Schmidt, "W. 336.
Schünbein, C. F. 48. 64. 70. 121. 157.
159.
Schönfeld. 263. 315-
Scböttler, F. W. 356. 389.
Schieber. 119.
Schulz, Hugo. 130. 160. 356. 363. 389.
Schulze, Ernst. 73. 155. 249. 266. 315-
317.
Schulze, Fr. 55. 63. 64. 106. 158.
Schultze, Hugo. 73 155. 249. 216.
Schumacher, W. 18. 44. 83- 156-
Schunk, E. 271. 318.
Schütz, C. 355.
Sedlmayr, G. 336.
Segnitz, E. 42.
Seurette. 172. 212.
Siewert. 75. 155.
Slopcr, B. G. 383.
Smith, E. 287.
Sombart. 366.
Sommer. 329. 387.
Sorauer. 102. 157. 379.
Soret, J. L. 51. 64.
Sostmann. 75. 155. 364. 389.
Städeler, G. 270. 317.
Stammer, K. 361. 363. 366. 389.
Stein, C. A. 185.
Sterneberg. 223. 244.
Stöckhardt, A. 42. 209. 215. 291. 215.
Stohmann, F. 34. 45. 211. 304. 321.
381. 391.
Strohecker. 137. 160.
Szubotin. 296. 320,
Tempelhoff, von. 239. 244.
Thar, A. 379. 391.
Thou, F, 211.
Tighem, van. 144.
Toussaint. 169.
Trenn, A. L. 38.
Trommer, 315-
Tweedale, Marquis of. 63.
Ulbricht, R. 1S1. 1S2. 184. 191. 213.
214. 375.
"Vergnette de Lamotte. 334.
Verson. 276. 318.
Vogel. 391.
Vohl, H. 375. 390.
Völker, A. 169. 22S. 229. 244. 257.
315. 316. 354. 389.
Voit, C. 27S. 2S0. 282. 319.
Voss. 315.
Walkhoff, L. 363. 366.
Wagner, L. vor?. 336.
Walderdorff, Graf. 181. 214.
Warington. 315.
Weber, 0. 273. 318.
Weidner. 102. 157.
Weile, 0. 187. 214.
Weiss, A. 144.
Werner. 69. 154. 315.
Wicke, W. 185. 186. 199. 202. 203.
207. 214. 215. 252. 260. 316.
Willkomm, M. 154.
Wilhelm, G. 27. 44.
Wislicenus. 286. 320.
Wolf. 119.
Wolff, E. 211.
Zach, B. 46. 63.
Ziegler, E. 365.
Zöller, Ph. 85. 115. 156. 158.
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Druck von J. Dräger's Buchdruckerei (C. Feicht) in Berlin.
New York Botanical Garden Librar
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