Skip to main content

Full text of "Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gesamtgebiete der Agrikultur-Chemie"

See other formats


>CT    .  A  $t 


v.io 


Jahresbericht 

über  die 

Fortschritte  auf  dem  Gresammtgebiete 

der 

Agrikultur-Chemie, 

Begründet 

LIBRARY 

_.  V°n  NEW  YORK 

Dr.  Robert  Hoffmann.    BOtanical 

Fortgesetzt  GARDEN 

von 

Dr.  Eduard  Peters, 

Chemiker  der  agiikultur-chemischen  Versuchsstation  für  die  Provinz  Posen  in  Kuschen 

hei  Schmiegel  und  Generalsekretär  des  landwirtschaftlichen  Hanptvereins  im 

Regierungsbezirk  Posen. 


Zehnter  Jahrgang: 

Das  Jahr  1867. 

Mit  einem  vollständigen  Sach-  und  Namen  -  Register. 


BERLIN. 

Verlag  von  Julius  Springer. 
1868. 


Erste  Abtheilung. 


Die  Chemie  des  Ackerbaues, 


Jahresbericht,  X. 


o 


o 


CO 
CO 


- 

YORK 
BOTANICAL 
GARDEN 


Der    Boden. 

Referent :  Th.  Dietrich. 


Bodenbildung. 

Ueber  die  Entstehung  des  Lössmergelbodens,  besonders  Entstehung 
in  Bezug  auf  sein  Vorkommen  in  Sachsen  äussert  sich  F.  A.  Fal-  und 
lou*)  dahin:  In  Sachsen  lagert  der  Löss  hauptsächlich  in  der  Gegend  von  deS°LÖS3 
Meissen,  Lommatsch  und  Mügeln,  also  am  linken  Gehänge  der  Elbe,  da, 
wo  sich  dasselbe  immer  weiter  von  der  letzteren  zurückzieht,  zugleich 
immer  niedriger  wird  und  zuletzt  nur  noch  an  500'  absol.  Höhe  erreicht. 
Nicht  im  Zusammenhange,  sondern  nur  strichweise  kommt  er  thalaufwärts 
von  Meissen  bis  in  die  Gegend  von  Pirna  vor.  Meist  ist  er  bedeckt  von 
lockerem  Glimmerlehm  und  dieser  meist  wieder  von  einem  festeren  Thon- 
lehmboden  in  einer  Mächtigkeit  von  etwa  3 — 4'.  —  Ueber  die  Entstehung  des 
Löss  wird  von  manchen  Seiten  behauptet,  der  Löss  sei  nichts  anderes,  als 
das  von  den  Gletschern  zerriebene  Grundgestein,  der  feine  schlammartige 
Sand,  welcher  durch  dieselbe  Ursache,  wie  die  Gletscherblöcke  der  Hoch- 
alpen, in  die  Tiefe  geführt  worden  sei.  Von  Anderen  wird  er  für  zer- 
setzten Liasmergel  gehalten,  oder  auch  für  blossen  Lehm,  der  seinen  Kalk- 
gehalt durch  einsickerndes  Regenwasser  erhalten  habe.  Noch  Andere 
nehmen  an,  der  Löss  sei  nichts  weiter,  als  das  Produkt  gewöhnlicher 
Regengüsse.  Im  Allgemeinen  betrachtet  man  ihn  nur  als  eine  Varietät 
des  Lehms  und  diesen,  gleichwie  den  Sand  und  Kies  und  die  erratischen 
Geschiebe  mit  eingerechnet,  als  den  Inbegriff  der  Diluvialgebilde.  Alle 
diese  Ansichten  entbehren  der  thatsächlichen  Grundlage.  Dass  er  nicht 
Gletscherschlamm  sein  kann,  folgt  schon  daraus,  dass  nicht  alle  Gletscher 
O  auf  Kalkstein  liegen;  was  die  Alpen  an  Kalkschlannu  liefern,  bleibt  in 
oj  den  Schweizer  Seeen  und  gelangt  nicht  in  das  Rheinthal  thalabwärts  vom 
CD  Bodensee.  Es  ist  viel  wahrscheinlicher,  dass  der  Löss  des  Rheinthals, 
(5  von  Basel  bis  Bingen  und  von  Coblenz  bis  Cöln,  sein  Material  theils  aus 
dem  Jura ,  theils  aus  dem  Muschelkalk  und  dem  Keupermergel  der  schwä- 
bisch-fränkischen Terrasse  erhalten  hat.  Er  füllt  auch  das  Donauthal,  die 
Kornkammern  Baierns,  umgiebt  die  ganze  Tatrakette  und  reicht  im  Norden 


*)  Agronomische  Zeitung.      1867.     S.   214. 


4  Bodenbildung. 

noch  weit  nach  Polen  und  Galizien  hinein  und  nach  Bennigsen-Förder 
lagert  der  Löss  in  den  Flussthälern  der  ganzen  norddeutschen  Niederung 
vom  Kheine  bis  an  den  Niemen.  Ausser  dem  Eheine  kommt  keiner  dieser 
grösseren  Flüsse  aus  den  Alpen  und  nur  einige  von  ihnen  durchströmen 
theilweise  auch  Kalkgebirge.  Auch  bilden  ja  die  heutigen  Alpengletscher 
gar  keinen  Löss  mehr,  der  heutige  Gletscherschlamm  und  Schutt  ist  völlig 
verschieden  davon.  Ebenso  wenig  kann  er  aber  auch  durch  Zersetzung 
des  Liasmergelschiefers  enstanden  sein;  er  überdeckt  ohne  Unterschied 
den  Thon-  und  Glimmerschiefer,  den  Granit  und  Syenit,  Porphyr,  Zech- 
stein, Plänerkalk  und  Plänermergel,  den  Basalt,  die  Doleritlava,  die  Grau- 
wacke  und  zuweilen  auch  den  Thon,  meist  aber  getrennt  von  diesen  Ge- 
birgsarten  durch  eine  mächtige  Lage  von  Geröllschutt.  Im  nördlichen 
Deutschland  besteht  dieser  Schutt  aus  Meeresgeschieben  und  Trümmern 
aller  möglichen  Gesteine,  bisweilen  mit  nordischen  Granit-  und  Gneiss- 
blöcken untermengt;  im  Donauthale  aufwärts  von  Wien  dagegen  enthält 
er  nur  Flussgeschiebe,  meist  aus  dem  in  der  Nähe  anstehenden  Sand- 
und  Kalkstein  bestehend.  Denn  die  Meeres-Alluvionen  haben  den  Grenz- 
wall zwischen  Nord-  und  Süd -Deutschland:  die  Sudeten,  das  Lausitzer 
Gebirge,  Erzgebirge,  Fichtelgebirge,  Thüringer  Wald  und  die  Rhön  nicht 
überstiegen.  Lagert  aber  der  Löss  auf  solchen  Gerollen,  so  kann  er  un- 
möglich durch  Zersetzung  von  Liasmergelschiefer  entstanden  sein,  da 
müsste  er  wenigstens  an  der  Auflagerungsgrenze  noch  Trümmer  dieser 
Gebirgsart  mit  sich  führen.  —  Die  Annahme,  dass  Löss  Lehm  sei,  der 
seinen  Kalk  durch  durchsickerndes  Regenwasser  aus  oberen  Lehmschichten 
bezogen,  ist  unhaltbar,  weil  er  an  manchen  Orten  völlig  unbedeckt  zu 
Tage  geht  und  der  Lehm  selbst  keinen  Kalk  enthält,  er  mag  auf  Löss 
oder  anderer  Unterlage  ruhen.  Wäre  der  Löss  nichts  weiter,  als  das 
Produkt  gewöhnlicher  Regengüsse,  so  müsse  derselbe  gerade  auf  waldi- 
gen Rückengebirgen  und  in  Hochthälern  der  Alpen,  wie  auf  dem  flachen 
Rücken  des  Erzgebirges,  im  Böhmerwaldgebirge  und  in  allen  Felsengründen 
der  Hochgebirge  anzutreffen  sein,  wo  es  am  meisten  regnet;  aber  hier 
ist  gleichwohl  keine  Spur  von  Löss,  nicht  einmal  Lehm  zu  finden.  —  Der 
Verfasser  hat  früher*)  die  Vermuthung  ausgesprochen,  dass  der  Löss  mit 
dem  obern  Quadermergel  oder  der  Kreide,  die  früher  wahrscheinlich  einen 
grossen  Theil  des  Elbthales  bedeckte,  in  naher  Beziehung  stehen  müsste. 
Auch  stammen  die  Polythalamien  im  Lehmmergel  und  seinen  lössartigen 
Varietäten  nach  Bennigsen-Förder  ganz  unzweifelhaft  aus  der  Kreide- 
formation. Dennoch  kann  der  Löss  aus  der  Kreide  unmittelbar  nicht  her- 
vorgegangen sein.  Es  fehlen  ihm  die  Feuerstein -Geschiebe;  auch  fehlt 
es  bis  jetzt  an  einem  Fundorte,  wo  Löss  auf  Kreide  lagert.  Die  letztere 
enthält  ferner  keinen  Glimmer,  wohl  aber  ist  der  Löss  oft  sehr  reichlich  damit 
durchsprengt.     Während  die  Kreide  fast  ganz  aus  kohlensaurem  Kalk  be- 


*)  Die  Ackererden  des  Königreichs  Sachsen.     Leipzig  1855. 


BodenbildiinR.  Ö 

steht,  enthält  der  Löss  nur  ca.  10  Proz.  davon.  Der  Verfasser  ist  deshalb 
für  jetzt  der  Ansicht,  dass  der  Löss  schwerlich  aus  der  Kreide  oder  aus 
irgend  einem  andern  Kalksteine  und  unmittelbar  durch  Zersetzung,  son- 
dern lediglich  durch  Niederschlag  aus  kalkhaltigem  Schlammgewässer  ent- 
standen sei,  möge  der  Kalk  darin  in  schwebendem  oder  in  chemisch  auf- 
gelösstem  Zustande  sich  befunden  haben.  Zu  der  Zeit  des  Beginnes  der 
Lössablagerung  im  Elbthale  muss  das  Weltmeer  gegen  300'  höher  ge- 
standen haben,  als  gegenwärtig.  Das  Elbthal  war  damals  von  Lommatsch 
abwärts,  gleichwie  die  ganze  norddeutsche  Ebene,  ein  offenes  Meer,  thal- 
aufwärts  aber  war  es  eine  weite  Bucht,  die  sich  in  der  Gegend  von 
Meissen  allmählich  zusammenzog  und  in  der  das  Mergelmeer,  und  zwar  am 
linken  Ufer,  seine  Schlamm -Niederschläge  ruhig  absetzte.  Mit  der  all- 
mählichen Hebung  des  Landes  sank  das  Meer  und  bedeckte  nur  noch  seicht 
die  wellenförmige  Hügelebene,  welche  von  Meissen  aus  nach  Lommatsch 
und  Mügeln  zu  immer  weiter  von  der  Elbe  zurücktritt  und  sich  dem 
Höhenzuge  zwischen  der  Mulde  und  Elbe  nähert,  bis  es  nach  Jahrtau- 
senden vielleicht  auf  seinen  jetzigen  Wasserspiegel  sank.  In  dieser  Hügel- 
landschaft, dieser  grossen  Strandlagune,  setzte  sich  der  kalkhaltige  Fluss- 
und  Meeres-Schlamm  aus  dem  bei  jedesmaliger  Fluth  aufgestauten  Wasser 
ab,  wie  noch  jetzt  auf  den  Watten  an  der  Nordseeküste.  Die  Bildung 
des  Lössmergelbodens  im  Königreich  Sachsen  hält  also  mit  dem  muth- 
masslichen  Mergelmeere  gleichen  Schritt,  sie  beginnt  auf  Höhen  von  600' 
und  schliesst  am  Fusse  des  linken  Eibgehänges  in  einer  Höhe  von  300'. 
Im  Ganzen  genommen  bildet  der  Löss  des  Elbthales  einen  schmalen 
h  Meile  breiten  Streifen.  Ungewiss  bleibt  es,  ob  zur  Zeit  der  Lössbil- 
dung  noch  ein  Kreidemeer  bestanden  habe,  das  freilich  nicht  allenthalben 
feste  Kreide  abgeschieden  haben  kann,  oder  ob  auch  das  Mergelmeer  die 
•im  Lössboden  vorkommenden  Polythalamien  geführt  habe. 

F.  A.  Fallou  charakterisirt  den  Löss  (-Mergel),*)  das  für  die   Charakter 
Agrikultur  so  bedeutungsvolle  Glied  des  nordeuropäischen  Schwemmlandes,    des  löss- 
folgendermassen :  Der  Löss  ist  eine  Mergelart,  von  Farbe  lichtgraulich  bis    merge  8- 
bräunlich-  oder  ockergelb,  im  Gefüge  zwar  bündig,  aber  locker,  feinerdig 
und  mehlig  abfärbend.     Bruch  und  Schnitt  sind   matt,    er  klebt  an  der 
feuchten  Lippe  und  erweicht  unter  Wasser  sofort  zu  einem  milden,  fetten 
und  schleimartigen   Schlamm.     Es  zeigen  sich  keine  sichtlichen  Gemeng- 
theile,  ausser  dass  er  zuweilen  viele  Glimmerflitter  auch  kleine   Flocken 
einer  weissen  kreideartigen  Substanz  eingesprengt  enthält.    Er  lagert  stets 
ungeschichtet  und  bildet  auch  da,    wo  er  in  40  —  50'  hohen    senkrechten 
Wänden  abgestochen  vor  uns  liegt,  in  seiner  ganzen  Mächtigkeit  nur  eine 
dicht  geschlossene,  völlig  gleichartige  Masse,   es  sind  keine  Schichtungs- 
oder Absonderungsklüfte  zu  bemerken.     Doch  finden   sich   in  5,  10  —  15' 


*)  Agronomische  Zeitung.     1867.     S.  214. 


f)  Bodenbildung. 

Tiefe  bisweilen  sehr  reichlich  die  Gehäuse  von  kleinen  Land-  und  Sumpf- 
schnecken eingemengt.  Diese  treten  deutlich  hervor,  weniger  die  eben- 
falls in  dieser  Tiefe  sehr  häufig  vorkommenden  Kalkmergelnieren  oder  so- 
genannten Lösskindel.  —  Die  in  den  erdreichen  Boden  umsichtlich  einge- 
mengten, festen,  noch  unzersetzten  Mineralfragmente,  welche  aber  erst 
nach  der  Abschlämmung  zum  Vorschein  kommen,  bestehen  in  feinkörnigem 
Kalk-  und  Quarzsand,  dem  sich  nicht  selten  auch  Glimmer  beigesellt, 
hauptsächlich  aber  in  kleinen,  zerstückelten,  zarten  Röhrchen  und  Nieren 
von  Kalktuff,  wie  sie  sich  bisweilen  auch  im  festanstehenden  Kalktuff 
zeigen.  Sie  finden  sich  allerwärts  im  Löss  und  in  allen  Tiefen  und  er- 
gehen sich  als  Inkrustationen  von  Pflanzenfasern.  Denn  in  den  stärksten 
Röhren  hat  sich  bisweilen  noch  der  verkohlte  Kern  dieser  Fasern  oder 
Wurzeln  erhalten,  der  sich  wie  ein  schwarzer  Faden  hindurchzieht  und 
die  einzelnen  Theile  der  jedenfalls  erst  beim  Seifen  oder  Abschlämmen 
zerbrochenen  Röhren  noch  zusammenhält.  Wahrscheinlich  sind  auch  die 
korallen-,  trauben-  oder  knollenförmigen  Kalkmergelnieren  durch  Ueber- 
sinterung  verwesender  organischer  Körper  entstanden.  Uebrigens  finden 
sich  auch  bisweilen  mitten  im  Löss  deutliche  Abdrücke  von  Pflanzen- 
stengelu.  —  Grossentheils  lagert  der  Löss  auf  Geröllschutt,  von  welchem 
er  in  wagerechter  Richtung  scharf  abgeschnitten  wird  und  nur  bisweilen 
ziehen  sich  einige  Schweife  oder  Schnüre  von  Sand  und  Kies  in  ihn  hin- 
ein, aber  auch  da,  wo  er  unmittelbar  auf  dem  Grundgebirge  lagert, 
mengen  sich  doch  selten  einige  Bröckchen  desselben  mit  ein.  —  Aller 
Lössmergel  enthält  kohlensauren  Kalk  und  Talk,  er  ist  mit  diesen  Stoffen 
innig  vermengt,  nicht,  wie  zuweilen  der  Grandlehm,  bloss  an  einzelnen 
Stellen,  er  brausst  und  schäumt  daher  auch,  mit  Säuren  benetzt,  in  seiner 
ganzen  Masse  sofort  stark  auf.  Die  Menge  dieser  Stoffe  ist  aber  sowohl 
in  verschiedenen  Gegenden,  als  auch  an  einer  und  derselben  Stelle  in 
verschiedenen  Tiefen  ausserordentlich  wandelbar. 

Nach  den  vorhandenen  Analysen  beträgt  die  kohlensaure  kohlensaure 

Kalkerde  Magnesia 

im    Rheinthale   zwischen    Worms    und   Mainz    und    in 

der  Gegend  von  Bonn 12-  36  Proz.         1 — 4  Proz. 

im  Wiener  Becken 30,7        „  12,3      » 

im  Elbthale  in  einer  Tiefe  von  3 — 16  Fuss       .     .     .       7  — 11      »  1 — 4     » 

in  der  norddeutschen  Ebene  zwischen  Elbe  u.  Weichsel  10  » 

Die  übrigen  Bestandtheile   sind:     Kieselsäure  60—70,  Thonerde  5—10,   Eisen- 
oxyd 4 — 5  Proz.,  nebst  Kali,  Natron  und  Spuren  von  Phosphorsäure. 

Unter-  Untersuchungen  über  den  Löss  von  J.  Breitenlohner.*) 

Buchungen  Die  zur  Untersuchung  genommenen  Lössbodenproben  stammten  von  einem 
Felde  zwischen  Lobositz  und  Sulowitz,  dem  sie  aus  verschiedener  Tiefe, 
von  Fuss  zu  Fuss,   entnommen  wurden.    Der  Löss  tritt  dort,  in  der  zwi- 

*)  Allgemeine  land-  u.  forstw  irthschaftl.  Zeitung.     1867.     S.  1078. 


über  den 
Löss 


Bodenbildung.  7 

sehen  den  Basaltkegeln  des  Lobosch  und  Kostial  gelegenen  Ebene,  oft 
schon  nach  weniger  als  Fusstiefe  im  ausgeprägten  Typus  auf  und  ist  dort 
ein  überaus  feines  und  zerreibliches  Gebilde,  frei  von  Gesteinsfraginenten 
und  Flusskieseln,  aber  ausgezeichnet  durch  eine  eigentümliche,  flockige 
Eftioreszenz,  welche  die  Sprünge  und  Höhlungen  durch  die  ganze  Masso 
mit  einer  kreidcartigen  Substanz  auskleidet.  —  Für  den  Verfasser  handelte 
es  sich  bei  der  Untersuchung  vorzugsweise  darum,  festzustellen,  in  wel- 
cher Tiefe  sich  Kalk  und  Bittererdo  anhäufen,  welche  Stoffe  in  der  eigent- 
lichen Ackerkrume  dieser  Bodenart  sich  nur  in  sehr  geringen  Autheilen 
nachweisen  lassen.  Die  Erde  wurde  behufs  Bestimmung  der  löslichen  Be- 
standteile mit  kochender  Salzsäure  erschöpft.  Die  Resultate  sind  aus 
folgender  Zusammenstellung  ersichtlich: 

Prozente  der  ursprünglichen  Substanz. 


Fusf 


Feuch- 

Glüh- 

tigkeit 

verlust 

(bei 

(excl. 

140°  C. 

Kohlen- 

getr.) 

säure. 

Spezi- 
fisches 

Ge- 
wicht. 


Summe   der  in 

kochender   Salzsäure 

lösslichen  Stoffe 


Nach  vor- 
her. Glühen 
Substanz.  des  Bo(iens. 


Urspr 


Kalk- 

Bitter- 

Kohlen 

eide 

(Summe.) 

erde 

säure. 

Nicht 
an 
Kohlen- 
säure 

gebund. 
Kalk. 


Eisen- 
oxyd 
und 

Thon- 
erde. 


Andere 
Stoffe 
(Rest). 


20,0s 

6,065 

18,54 

5,4-24 

17,63 

5,467 

16,75 

5,27.3 

16,70 

5,283 

15,54 

5-030 

2,674 
2,635 

2,703 
2,711 
2,686 
2,695 


15,928 

•22,455 
29,649 
28,675 
28,433 
26,607 


18,388 
26.5(Ki 
33,350 
31,515 
30,684 
28,316 


0,674 

0,062 

0,093 

5,882 

0,121 

4,067 

10,991 

0,4  IS 

8,151 

9,932 

1,5S4 

7,820 

8,781 

1,3S7 

6,714 

6,554 

0,551 

5,751 

0,556 
0,706 
0,615 

0,234 


8,443 
7,202 
6,321 
6,761 
7,793 
10,032 


6,656 
5,183 
3,768 

2,578 
3,758 
3,719 


Mittel 

aller 

Schichten. 


17,54 


5,424  I  2,693 


Mittel   nach    Ausschluss    des    ersten   Fusses. 

25,291       28,125        8,428  I  0,812  I  6,500  I     —     I  7,622  I  3,801 


Der  Verfasser  ist  der  Ansicht ,  dass  der  Ackerkrume  Kalk  nach  und  nach 
durch  atmosphärische  Niederschläge  entzogen  und  den  tieferen  Lagen  zugeführt 
worden  sei.  Es  ist  uns  kein  zweites  Beispiel  einer  solchen  Auslaugung  von  Kalk 
aus  dem  Löss  bekannt  und  möchten  wir  für  die  Kalkarmuth  der  obersten  ]  Fuss 
mächtigen  Lage  andere  Gründe  vermuthen.  Möglicherweise  gehört  nämlich  die 
Ackerkrume  gar  nicht  zu  dem  Lössmergel  ,  sondern  sie  ist  vielleicht  (Löss-)Lehm, 
der  ersterem  dem  äusseren  Anscheine  nach  so  überaus  ähnlich  ist,  und  der  viel- 
leicht weniger  als  1  Fuss  mächtig  auf  dem  Mergel  lagert  oder  dem  sein  jetziger 
Kalkgehalt  aus  dem  unterliegenden  Lössmergel  nach  und  nach  durch  die  Pflug- 
arbeit  beigemischt  wurde.  Es  ist  bedauerlich ,  dass  zur  Feststellung  dieses  Ver- 
hältnisses nicht  genauer  nachgeforscht  worden  ist,  in  welcher  Tiefe  die  kalkreichero 
Erde  beginnt  und  nicht  der  Sar.dgchalt  der  obersten  beiden  Schichten  ermittelt 
wurde,  da  der  Lösslehm  nach  Ben  nigsen- Förder  fast  ohne  Ausnahme  beträcht- 
lich mehr  und  gröberen  Sand  führt,  als  der  Lössmergel  ;  dass  nicht  ferner  durch  die 
mikroskopische  Prüfung  die  An-  oder  Abwesenheit  von  Bryozoen  und  Polythala- 
mien  im  Boden  nachgewiesen  wurde  ,  welche  im  Lösslehm  nur  höchst  selten  vor- 
kommen sollen. 


8 


Bodenbildung. 


Analysen 
von  Löss. 


Analysen  von  Lösslehra  und  Lössmergel  von  Lorscheid.*) 
—  Die  untersuchten  Lössproben  sind  sämmtlich  aus  der  Nähe  von  Mün- 
ster, wo  derselbe  nur  in  geringer  Verbreitung  vorkommt.  —  Ueber  Kon- 
zentration der  zur  Analyse  verwendeten  Säure,  sowie  darüber,  ob  dieselbe 
warm  oder  kalt  auf  den  Boden  einwirkte,  ist  im  Original  nichts  bemerkt. 

No.  1 .  ist  Lösslehm,  senkelartiger  über  dem  thonartigen,  von  der  Werse 

bei  Nobiskrug. 
No.  2.  ist  Lösslehm  vom  untern  Werse-Abhang  bei  Nobiskrug. 
No.  3.  ist  Lösslehm,   10  Fuss  mächtig;    hinter  dem   Schlossgarten  von 

Münster. 
No.  4.  ist  Lössmergel,  12  Fuss  mächtig,  unter  dem  Lösslehm  hinter  dem 

Schlossgarten  von  Münster. 

In  100  Theilen  der  Erde. 


Bestandtheile. 


No.  1. 
Lösslehm. 


Löslich 
in  Salzsäure. 


Unlöslich 
in  Salzsäure. 


Eisenoxyd    .  . 

Thonerde     . 

Kalk  .     .     .  . 

Magnesia      .  . 

Kali    .     .     .  . 

Natron     .     .  . 

Phosphorsäure 

Schwefelsäure . 

Kohlensäure    .  . 
(  Kieselsäure 
I    Eisenoxyd    . 

[    Thonerde     .  . 

>    Kalk  .     .     .  . 

|    Magnesia      .  . 

Natron     . 

Kali    .     .     .  . 


Glühverlust.  1  ^asser  .     a  . 

\  Organische  bubstanzen 


2,40 
0,85 
0,09 

Spuren 
0,12 
0,08 
0,01 

Spuren. 

keine. 

82,72 
6,32 
5,70 
0,04 

Spuren. 
0,12 
0,10 

1,45 


In  Salzsäure  löslich. 
In  Salzsäure  unlöslich. 


3,45 
95,10 


No.  2. 
Lösalehm. 


3,15 
1,42 
0,25 
0,01 
0,20 
0,30 
0,03 
Spuren. 

keine. 

85,66 
4,62 
2,28 
0,0S 
0,03 
0,03 
0,04 

1,90 


5,36 

92,74 


No.  3. 
Lösslehm. 


1,30 

1.11 
0,30 

Spuren. 
0,24 
0,08 
0,01 

Spuren. 

keine. 

83,53 
4,74 
7,07 
0,01 

Spuren. 
0,03 
0,07 

1,01 


3,54 

95,45 


No.  4. 

Lössmergel. 


166 
0,97 
4,10 

Spuren. 
0,21 
0,10 
0,01 

Spuren. 

3,22 

78,37 

4,09 

5,01 

Spuren. 

Spuren. 

0,35 

0,76 

1,15 


10,27 

88,58 


Bemerkenswerth  ist,  dass  der  Lösslehm  keine  Spur  von  Kohlensäure  enthält. 

Zersetzung  Ueber  die  chemische  Zersetzung  des  Feldspaths  und  ähn- 
Feidspith«.  licher  Gesteine  durch  m echanische  Einwirkung  hat  M.  Dau- 
brec  Versuche  angestellt.*)  —  Der  Verfasser  hatte  vor  einigen  Jahren 
die  Beobachtungen  von  Vauquelin,  Chevrcul,  Bequerel  und  Pe- 
louze,  dass  verschiedene  Substanzen  bei  gewissen  mechanischen  Ein- 
flüssen, als  Reibung  und  Zertrümmerung,  eine  langsame  und  stufenweise 
Zersetzung  erleiden,  bestätigt,  indem  er  fand,   dass  mit  der  Bildung  von 


*)  Landw.  Zeitung  für  das  nordwestl.  Deutschland,     1867.     S.  45. 


Bodenbildunfr.  y 

Gerolle,  Sand  und  Schlamm  aus  Feldspathgesteinen,  bei  ihrer  Zertrümme- 
rung unter  Wasser,  eine  chemische  Zersetzung  verbunden  sei,  welche  sich 
durch  die  Gegenwart  von  Alkali  in  diesem  Wasser  offenbare.  -  In  glei- 
cher Weise  wie  in  seinen  früheren  Untersuchungen*)  Hess  der  Verfasser 
bei  vorliegenden  Versuchen  Feldspathstücke  sich  auf  und  an  einander 
reiben,  indem  er  dieselben  in  einem  cylindrischen  Gefässe,  mit  Wasser 
übergössen,  in  eine  rotirende  Bewegung  brachte,  ungefähr  in  derselben 
Geschwindigkeit,  wie  sie  sich  bei  fliessenden  Gewässern  darbietet,  circa 
2550  Meter  Wegs  in  der  Stunde.  Das  Gewicht  des  Wassers  betrug  das 
Ein-  bis  Zweifache  von  dem  des  Gesteins.  Es  wurden  zu  dieser  Ope- 
ration nach  einander  bei  einem  und  demselben  Material  Cylinder  von 
Steingut  und  solche  von  Eisen  verwendet  und  die  Zertrümmerung  des  Ge- 
steins ging  sowohl  in  reinem  Wasser,  als  auch  in  solchem  Wasser  vor 
sich,  in  welchem  irgend  eines  der  am  allgemeinsten  in  der  Natur  vor- 
kommenden Agentien  aufgelösst  war.  üebrigens  stellte  der  Verfasser 
durch  einen  vorhergehenden  Versuch,  bei  welchem  er  Feuerstein  einer  ro- 
tirenden  Bewegung,  entsprechend  189  Kilometer  Wegs,  unterwarf,  fest, 
dass  die  weisse  Glasur  der  Steingutgefässe  kein  Alkali  an  das  Wasser 
abgab.  Der  Feldspath,  welcher  zu  den  hauptsächlichsten  Versuchen  diente, 
gehört  einer  in  der  Gegend  von  Limoges  vorkommenden  Varietät  an  und 
wird  in  den  dortigen  Porzellanfabriken  zur  Bereitung  der  Glasur  ver- 
wendet; er  bot  kein  Anzeichen  der  Verwitterung  dar.  Die  erhaltenen  Re- 
sultate sind  folgende: 

Feldspath  und  reines  Wasser.  —  In  Stücken  zerschlagener 
Feldspath  in  einem  Cylinder  von  Steingut  auf  die  beschriebene  Weise 
längere  Zeit  der  Aneinanderreihung  unter  destillirtem  Wasser  unterworfen, 
zersetzte  sich  beträchtlich ;  das  Wasser  enthielt  kieselsaures  Kali  und  war 
deshalb  alkalisch.  In  eisernem  Cylinder  die  Operation  wiederholt,  war 
das  Wasser  zwar  alkalisch,  es  enthielt  aber  keine  Kieselerde.  Das  feine 
Eisenpulver,  welches  sich  durch  die  Reibung  der  Gesteinsfragmente  an 
den  Wandungen  des  eisernen  Cylinders  erzeugte,  oxydirt  sich  während  des 
Versuchs,  und  das  gebildete  Eisenoxyd  entzieht  dem  kieselsauren  Kali  die 
Kieselsäure  in  dem  Grade,  als  sich  dieses  aus  dem  Feldspath  abscheidet. 
Es  bleibt  in  dem  Wasser  nur  reines  Kali  zurück.  —  Der  Verfasser  über- 
zeugte sich  von  dieser  zersetzenden  Wirkung  des  Eisenoxydhydrates,  in- 
dem er  solches  in  reinster  Form  mit  einer  Auflösung  von  kieselsaurem 
Natron  digerirte.  Die  ganze  Menge  der  Kieselerde  wurde  der  Lösung  ent- 
zogen. —  Aus  3  Kilogramm  Feldspath,  die  in  einem  eisernen  Cylinder 
192  Stunden  lang  bewegt  wurden,  d.  h.  die  einen  Weg  von  ca.  460  Ki- 
lometer zurückgelegt  hatten,  bildeten  sich  in  dieser  Zeit  2,72  Kilogramm 
Schlamm   und   die  5  Liter   Wasser,    uuter   welchen  die  Zerreibung  statt- 


*)  Comptes  rendus.     Bd.  44.     S.  997. 


10  Bodenbildung. 

fand,  enthielten  nicht  weniger  als  12,60  Grm.  Kali  ==  im  Liter  2,52  Grai. 
Die  Menge  des  Kali's,  welche  in  Lösung  kommt,  steht  in  Bezug  zu  der 
Menge  des  durch  Reibung  erzeugten  Feldspathschlammes.  Sie  beträgt 
nur  3  bis  5  Tausendstel  des  Schlammes,  also  nur  2  bis  3  Proz.  der  ganzen 
darin  enthalteneu  Kalimenge.  Neben  Kali  und  Kieselerde  enthielt  das 
Wasser  immer  noch  eine  gewisse  Menge  an  das  Alkali  gebundene  Thon- 
erde.  Ausserdem  waren  noch  Sulfate  und  Chlorüre  spurenweise  in  dem  Wasser 
vorhanden,  deren  Auftreten  sich  aus  dem  häufigen  Vorkommen  innerhalb 
der  Feldspathgesteine  erklärt.  Aber  einen  solchen  Ursprung  darf  man 
nicht  für  Kali,  Kieselerde  und  Thonerde  annehmen.  Denn  wenn  man 
Feldspath  trocken  auf  das  feinste  zerreibt  und  dann  dieses  Pulver  mit 
Wasser  längere  Zeit  in  Berührung  lässt,  so  nimmt  dieses  kaum  eine  al- 
kalische Reaction  an.  Das  würde  nicht  der  Fall  sein,  wenn  der  Feldspath 
eingeschlossenes  Kali  enthielte,  oder  wenn  vor  dem  Versuche  eine  Zer- 
setzung stattgefunden  hätte.  Man  sieht  hieraus,  dass  sowohl  die  Zerrei- 
bung  allein,  als  auch  das  Wasser  allein  nicht  genügen,  die  Zersetzung 
des  Feldspaths  zu  bewirken.  Erst  das  Zusammenwirken  der  mechanischen 
Zertheilung  und  der  auflösenden  Kraft  des  Wassers  bringt  die  Zersetzung 
zu  Stande. 

Feldspath  und  Salzwasser.—-  Der  Verfasser  operirte  unter  sonst 
gleichen  Verhältnissen  mit  einer  Auflösung  von  Chlornatrium,  welche 
3  Proz.  davon  enthielt.  Sowohl  in  Steingutgefässen  als  auch  in  eisernen 
wurde  diese  Lösung  nur  ganz  schwach  alkalisch.  Das  Chlornatrium  hält 
also  die  Zersetzung  auf  und  die  Natur  der  Flüssigkeit,  unter  welcher  die 
mechanische  Einwirkung  stattfindet,  übt  einen  unvermutheten  Einfiuss  auf 
das  schliessliche  Resultat.  Der  Verfasser  wendete  Kochsalzlösung  als  Sur- 
rogat für  Meerwasser  an,  unter  welchem  sich  in  der  Natur  die  Zertrüm- 
merung der  Gesteine  ebenfalls  vollzieht.  Die  Einwirkung  von  solchem  und 
seiner  einzelnen  Bestandtheile  auf  die  Zersetzung  des  Feldspaths  wird  der 
Gegenstand  einer  späteren  Untersuchung  sein. 

Feldspath  und  kohlen  säur  eh  altiges  Wasser.  —  2  Kilogramm 
gut  abgerundeter  (Feldspath-)  Kiesel,  Übergossen  mit  3  Liter  mit  Kohlen- 
säure gesättigten  Wassers,  wurden  10  Tage  lang  in  einem  Steingutgefäss 
der  Rotation  unterworfen.  Die  Kohlensäure  wurde  einmal  während  des 
Versuchs  erneuert;  der  durchlaufene  Weg  betrug  142  Kilometer.  Man 
erhielt  48  Grm.  Schlamm,  0,27  Grm.  freies  Kali  und  0,75  Grm.  Kiesel- 
säure. Die  Gegenwart  der  Kohlensäure  hat  also  in  diesem  Gefässe,  wel- 
ches davon  nicht  angegriffen  wird,  die  Zersetzung  des  Feldspaths  in  be- 
deutendem Grade  bewirken  helfen.  Nicht  so  in  einem  Eisengefäss.  Das 
iViupulverige  abgeriebene  Eisen  desselben  wird  sogleich  mit  grosser  Ener- 
gie angegriffen  und  es  entsteht  kohlensaures  Eisenoxydul  (unter  Entwick- 
lung von  Wasserstoffgas  in  Folge  der  Zersetzung  des  Wassers  durch  den 
doppelten   Einfiuss    des  Metalles   und    der  Kohlensäure).     Der  Feldspath 


Rodenbildnng.  1  ] 

wird  weniger  angegriffen,  als  durch  reines  Wasser  und  es  scheint,  dass 
hier  das  aufgelöste  kohlensaure  Eisenoxydul  in  demselben  Sinne  wie  das 
Chlornatrium  der  Zersetzung  des  Feldspathes  entgegen  wirkt.  Man  fand 
unter  sonst  gleichen  Verhältnissen  nur  ungefähr  l/w  der  Kali -Menge  ge- 
löst, welche  mit  reinem  Wasser  erhalten  wurde. 

Feldspath  und  Kalkwasser.  -  Der  Kalk,  unter  denselben  Um- 
ständen wie  das  Salz  und  die  Kohlensäure  angewendet,  befördert  die  Aus- 
scheidung des  Alkali's  des  Feldspaths. 

Feldspath,  geschreckt  und  reines  Wasser.  —  Der  Zustand, 
in  welchem  man  eine  Substanz  dem  Versuche  unterwirft,  beeinflusst  sehr 
die  in  Rede  stehenden  Erscheinungen.  So  lieferte  Feldspath,  der  durch 
vorheriges  Schrecken  weiss  und  zerreiblich  geworden  war,  ein  viel  stärker 
alkalisches  Wasser  und  gleichzeitig  eine  reichlichere  Menge  Schlamm,  als 
bei  den  vorigen  Versuchen  erhalten  wurde. 

Obsidian  und  Amphigen  (Leucit)  in  reinem  Wasser. 
Der  Obsidian  (glasiger  Feldspath)  zersetzt  sich  sehr  wenig  und  das  Wasser 
wird  höchst  schwach  alkalisch.  Ebenso  zeigten  sich,  als  der  Verfasser 
mit  Amphigen  von  der  Somme  operirte,  nur  unbedeutende  Spuren  von  Al- 
kali in  dem  Wasser;  es  ist  das  um  so  bemerkenswerther,  als  der  Amphigen 
einen  grösseren  Kaligehalt  als  der  Feldspath  hat. 

Abnutzungs-Coefficient  der  der  Reibung  unterworfenen 
Materialien.  —  Der  Verfasser  schätzt  den  Grad  der  Abnutzung  (Ab- 
reibung) nach  der  Menge  des  erzeugten  Schlammes  (bezogen  auf  1  Kilo- 
meter zurückgelegten  Weg)  und  fand  folgende  Verhältnisse: 

Feldspath  in  eckigen  Stücken    .     .  0,003 

„  in  abgerundeten  Stücken  0,002 

Obsidian 0,003 

Serpentin 0,003 

Feuerstein  aus  der  Kreide      .     .     .  0,0002 

Die  Abreibung  des  letzteren  fand  demnach  in  10  mal  geringerem  Grade 
statt,  als  bei  den  abgerundeten  Feldspathstücken. 

Aehnlichkeit  des  erhaltenen  Feldspath  -  Schlammes  mit 
gewissen  Thongesteinen,  wie  Argilolithen  und  Blätterthonen. 
-  Der  frisch  erhaltene  Schlamm  ist  von  solcher  Zartheit,  dass  er  die 
Flüssigkeit  opalisirend  macht  und  sich  selbst  nach  mehrtägiger  Ruhe  nicht 
absetzt.  Im  feuchten  Zustande  besitzt  er  eine  gewisse  Plasticität  und 
ähnelt  dem  Thone;  aber  einmal  ausgetrocknet,  unterscheidet  er  sich  davon 
dadurch,  dass  er  pulverig  wird.  Er  ist  beinahe  frei  von  Wasser,  wider- 
steht Säuren  und  Alkalien  und  ist  schmelzbar  geblieben;  er  ist  nichts 
weiter  als  Feldspathschlamm.     Man  findet  unter  den  Schichtgesteinen  in 


12  Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens 

vielen  Gegenden  Gebilde  unter  der  Bezeichnung :  schmelzbarer  Thon  (d'ar- 
giles  fusibles),  Argilolithen ,  welche  eine  grosse  Aehnlichkeit  mit  diesem 
Feldspathschlarame  haben  und  es  giebt  Blätter-  und  Schieferthone,  welche 
häufig  6  —  7  Proz.  Kali  führen.  Es  scheint,  dass  diese  nicht  einer  Zer- 
setzung, sondern  einer  einfachen  Zerreibung  von  Feldspath  oder  Silikaten 
ihre  Entstehung  verdanken. 

Durch  die  Untersuchungen  von  Berthier  und  Forchhammer  über  die 
Kaoline  und  vorzugsweise  durch  die  von  Ebelmen  weiss  man,  dass  bei  der  Ver- 
witterung der  Silikate  (wie  der  Feldspathe)  an  ihrer  Lagerungsstätte  ein  Thei!  ihres 
Kali's  in  löslichen  Zustand  übergeht.  Hier  haben  wir  eine  andere  Ursache  der  Aus- 
scheidung von  Kali  Unter  dem  einfachen  Vorgange  der  allmählichen  Zertrümmerung 
der  Gesteine  durch  Aneinanderreihen  derselben  verbirgt  sich  eine  langsam  wirkende 
chemische  Thätigkeit,  welche  den  sich  auf  der  Oberfläche  des  Festlandes  bewegen- 
den Flüssen  beständig  dieses  Alkali  zuführt. 


Chemische  und  physische  Eigenschaften 
des  Bodens. 

verhalten  Ueber   das   Verhalten    der   Phosphorsäure   im   Erdboden, 

der  von  E.  Peters.*)  —  Der  Verfasser  stellte  sich  bei  seiner  Untersuchung  zu- 
säureim  nächst  die  Fragen  zur  Beantwortung:  in  welcher  Verbindung  kommt  die 
Erdboden.  Phosphorsäure  im  Erdboden  vor?  und  kann  diejenige  Phosphorsäurever- 
bindung, in  welcher  die  unverwitterten  Gesteine  meist  die  Phosphorsäure 
enthalten,  und  in  welcher  durch  Stallmist,  Guano,  Knochenmehl  etc.  dem 
Erdboden  Phosphorsäure  zugeführt  wird,  der  phosphorsaure  Kalk,  in  den 
Boden  gebracht,  längere  Zeit  unzersetzt  bestehen? 

Von  den  in  dem  Boden  zu  vermuthenden  Phosphorsäureverbindungen 
lösen  sich  die  der  Alkalien  leicht  in  destillirtem  Wasser  auf, 
die   des   Kalks   und   der   Magnesia    schwierig   in   kohlensäurehaltigem 

Wasser,  leicht  in  verdünnter  Essigsäure, 
die  der  Thonerde  und  des  Eisenoxyds  schwer,  bezw.  kaum  in  verdünnter 
Essigsäure,  leicht  in  konzentrirter  Salzsäure. 

Dieses  verschiedenartige  Verhalten  der  genannten  phosphorsauren  Salze 
zu  den  angegebenen  Lösungsmitteln  gab  den  Weg  an  zur  Beantwortung 
der  oben  gestellten  ersten  Frage.  Vier  verschiedene  Erden  wurden  auf 
nachstehende  Weise  und  mit  nachstehendem  Erfolge  behandelt.    Die  Erden 


*)  Annalen   der  Landwirtschaft.     Monatsschr.     Bd.  49.     S.  31. 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 


13 


waren  sämmtlich  kalk-  und  humusarm;  No.  I.  und  II.  waren  in  gewöhn- 
licher Weise  mit  Stallmist  reichlich  gedüngt  worden,  hatten  darnach  eine 
Ernte  geliefert  und  waren  dann  im  getrockneten  Zustande  drei  Jahre  lang 
aufbewahrt  worden;  No.  III.  hatte  eine  starke  Düngung  von  Knochenmehl 
(57«  Ztr.  pr.  Morg.),  No.  IV.  eine  solche  mit  aufgeschlossenem  Knochen- 
mehl (57*  Ztr.  Knochenmehl  +  1,8  Ztr.  Schwefelsäure  pr.  Morg.)  erhalten; 
beide  wurden  direkt  vom  Felde  genommen  und  im  ungetrockneten  Zu- 
stande verwendet.  Bei  1.  und  2.  der  Versuche  wurden  1000  Gramm  Erde 
und  2V«  Ltr.  Lösungsmittel,  bei  3.  und  4.  100  Grm.  Erde  und  250  CC. 
Lösungsmittel  verwendet. 

Auf  1000  Grm.  Erde  und  2,5  Ltr.  des  Lösungsmittels  berechnet,  wur- 
den Phosphorsäure  gelöst: 


1. 

Durch    destil- 

2. 

Durch   kohlensäure- 

3. 

Durch  verdünnte 

4. 

Durch  konzentr. 

Erde. 

lirtes  Wasser 

(3  Tage  kalt 
diger.) 

haltiges  Wasser 

(3  Tage  kalt  diger.;  täglich 

1  stunde  laug  Kohlensäure 

durch  die  Mischung  geleitet.) 

Essigsäure 

(20Proz.  konzentr. 

Säure  3  Tage  kalt 

diger.) 

Salzsäure 
von  l,l2  spez.  Gew. 

(mehrere  Stunden 
warm  diger.) 

Gramm. 

Gr  am  m. 

Gramm. 

Gramm. 

I. 

0,0192 

0,0224 

0,3840 

1,4580 

II. 

0,0214 

0,0426 

0,4346 

1,3061 

III. 

0,0232 

0,05% 

0,3777 

1,1162 

IV. 

0,0324 

0,0656 

0,4800 

0,9846 

In  sämmtlichen  Erdauszügen  waren  sowohl  Kalk  und  Magnesia,  als 
auch  Eisenoxyd,  Thonerde  und  Alkalien  nachzuweisen ;  ein  Theil  der  Basen 
war  mit  Humussäuren  verbunden. 

1)  Auch  die  was sr igen  Auszüge  enthielten  Eisenoxyd  und  Spuren 
von  Thonerde.    Es  wurden  z.  B.  gefunden  in  2,5  Ltr.  aus  1000  Grm.  Erde: 

Phosphorsäure.      Eisenoxyd.         Thonerde. 
bei  Erde  No.  I.         0,0192  Grm.       0,007  Grm.       0,002  Grm. 
hei  Gartenerde  0,0376      „  0,005      „  Spuren. 

Die  gelösten  Mengen  des  Eisenoxyds  sind  hiernach  viel  zu  unbedeu- 
tend, als  dass  man  sich  alle  Phosphorsäure  damit  verbunden  denken  kann; 
es  ist  nach  dem  Verfasser  vielmehr  anzunehmen,  dass  ein  Theil  der  Säure 
an  Kalk,  Magnesia  und  Alkalien  gebunden  war. 

Während  sich  hier  bei  den  Erden  im  Mittel  1  Theil  Phosphorsäure 
in  94,200  Gewichtstheilen  destillirten  Wassers  löste,  löste  sich  durch 

2)  Kohlensäurehaltiges  Wasser  ebenfalls  bei  den  vier  Erden 
im  Mittel  1  Theil  Phosphorsäure  in  52,600  Gewichtstheilen  des  Lösungs- 
mittels. Diese  letzteren  Auszüge  enthielten  aber  kaum  mehr  Eisenoxyd 
gelöst,  als  die  mit  destillirtem  Wasser  erhaltenen,  so  dass  das  Plus  der 
Phosphorsäure  zum  grössten  Theile  als  phosphorsaurer  Kalk  und  phosphor- 
saure Magnesia  zu  berechnen  ist. 


14  Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 

Aus  den  Erden  war  sowohl  durch  reines  wie  durch  kohlensäurehal- 
tiges Wasser  weit  weniger  Phosphorsäure  gelöst  worden ,  als  die  Lösungs- 
mittel bei  Anwesenheit  hinreichender  Mengen  von  phosphorsaurem  Kalk 
hätten  aufnehmen  können. 

3)  In  den  durch  verdünnte  Essigsäure  erhaltenen  Auszügen  waren 
neben  reichlicheren  Mengen  Phosphorsäure  zugleich  Eisenoxyd  und  be- 
sonders Thonerde  enthalten.  Es  fanden  sich  in  den  essigsauren  Auszügen 
pro  1000  Gramm  Erde: 

No.  I.  No.  II. 

Thonerde            0,215  Grm.  0,202  Grm. 

Eisenoxyd          0,055      „  0,072      „ 

Kalk                  0,932      „  0,750      „ 

Magnesia            0,113      „  0,232      „ 

Den  gefundenen  Mengen  von  Thonerde  und  Eisenoxyd,  als  basische 
Salze  auf  Phosphorsäure  berechnet,  entsprechen: 

No.  I.  No.  II. 

0,337  Grm.        0,345  Grm.  Phosphorsäure. 

Gefunden  wurden         0.384       ..  0,435       ,. ,, 

Differenz         0,047  Grm.         0,01)0  Grm.  Phosphorsäure. 

Der  Verfasser  schliesst  daraus,  dass  irgend  erhebliche  Mengen  von 
phosphorsaurem  Kalk  nicht  gelöst  worden  sind. 

4)  Der  grösste  Theil  der  Phosphorsäure  wurde  erst  durch  die  Behand- 
lung der  Erden  mit  konzentrirter  Salzsäure  in  Lösung  übergeführt, 
wobei  gleichzeitig  grosse  Mengen  von  Thonerde  und  Eisenoxyd  mit  gelöst 
wurden.  Auch  dies  spricht  nach  dem  Verfasser  dafür,  dass  die  im  Erd- 
boden enthaltene  Phosphorsäure  zum  weitaus  grössten  Theile  an  Eisen- 
oxyd und  Thonerde  gebunden  ist. 

Diese  Ansicht  findet  durch  das  Resultat  des  nachstehenden  Versuchs 
eine  Bestätigung. 

Eine  gesättigte  Auflösung  von  phosphorsaurem  Kalk  in  kohlensäure- 
haltigem Wasser  (im  Ltr.  0,1882  Grm.  Kalkphosphat  =  0,0862  Grm. 
Phosphorsäure),  enthielt  nach  48stündigem  Digeriren  (400  Grm.  Erde  resp. 
Thon  =  1000  Grm.  Lösung): 

mit  Erde  No.  I.  nur  0,042   Grm.  Kalkpho.sphat  im   Liter. 
„     Thon  „     0,03C      „  „       „ 

Dieselben  Erden  verhielten  sich  dagegen  so  gut  wie  indifferent  gegen 
die  Kalkphosphatlösung,  wenn  ihnen  zuvor  durch  Behandlung  mit  Königs- 
wasser Eisenoxyd  und  Thonerde  entzogen  worden  waren;  es  wurde  ihnen 
aber  die  Fähigkeit,  Phosphorsäure  zu  binden,  wieder  zurückgegeben,  als 
den  mit  Säure  ausgezogenen  Erden  etwas  kieselsaures  Eisenoxyd  zugesetzt 
wurde.  Wurde  eine  Auflösung  von  Kalkphosphat  in  kohlensaurem  Wasser  mit 
einem  löslichen  Eisensalze  (kohlensaurem,  humussaurem  oder  schwefelsaurem 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens.  15 

Eisenoxydul  resp.  Eisenoxyd)  oder  mit  einem  löslichen  Thonerdesalze  zu- 
sammengebracht, so  würde  die  Phosphorsäure  zum  allergrössten  Theile 
gefällt  und  ein  lösliches  Kalksalz  gebildet.  Dass  aber  lösliche  Thonerde- 
verbindungen  sowohl  als  auch  lösliche  Eisenoxyde  in  dem  Erdboden  vor- 
handen sind,  wenigstens  vorübergehend,  weist  der  Verfasser  durch  eine 
längere  Betrachtung  nach,  hinsichtlich  welcher  wir  auf  das  Original  ver- 
weisen müssen. 

Der  Verfasser  weist  ferner  experimentell  nach,  dass  die  in  Form  von 
Superphosphat  in  den  Boden  gebrachte  lösliche  Phosphorsäure  nach  kurzer 
Zeit  von  Eisenoxyd  und  Thonerde  gebunden  wird. 

Die  Erde  No.  I.,  aus  welcher  sich  beim  Behandeln  mit  verdünnter 
Salzsäure  (1:3)  in  der  Wärme  folgende  Bestandtheile  auflösten: 

Thonerde  2,44  Proz. 

Eisenoxyd  3,65  „ 

Kalk  0,34  „ 

Magnesia  0,17  „ 

Kali  0,18  „ 

Natron  0,26  „ 

Pliosphorsäure  0,12  „ 

Schwefelsäure  0,11  „ 

Kieselsäure  0,25  „ 


Humusgehalt         4,24  Proz. 

wurde  auf  100  resp.  200  Grm.  mit  50  CC.  einer  durch  Ausziehen  von 
Bakerguano-Superphosphat  mit  Wasser  bereiteten  Flüssigkeit  und  200  CC. 
Wasser  versetzt  und  damit  3  Tage  lang  digerirt.  Jene  50  CC.  Super- 
phosphatlösung enthielten  1,471  Grm.  Phosphorsäure,  zu  allermeist  in  Form 
von  dreibasisch  phosphorsaurem  Kalk. 

Nach  dreitägiger  Digestion  enthielt  die  Flüssigkeit  noch: 
bei  Anwen-  j  100  Grm.  Erde      1,121  Grm.,  absorbirt  war  0,350  Grm.  Phosphorsäure, 
düng  von    1200     „        „         0,760     „  „  „     0,711      „  „ 

Derselbe  Versuch  wurde  wiederholt,  nachdem  die  Phosphatlösung  auf 
ein  Zehntel  verdünnt  worden  war,  so  dass  diese  in  50  CC.  nur  noch 
0,1471  Grm.  Phosphorsäure  enthielt. 

Nach  dreitägiger  Digestion    enthielt  die  Flüssigkeit  nun  noch  gelöst: 

bei  Anwen-  f  100  Grm.  Erde    0,1023  Grm.,  absorbirt  war  0,0448  Grm.  Phosphorsäure, 
düng  von  l  200     „        „       0,0636     „  „  „   0,0835     „  * 

Nach  dreiwöchentlicher  Digestion  enthielt  die  Flüssigkeit  noch  gelöst: 
bei  Anwen- f  100  Grm.  Erde    0,0373  Grm.,  absorbirt  war  0,1098  Grm.  Phosphorsäure, 
düng  von    {  -2U0      „        „       U,0255      „  „  „    0,1 2 IG      „  „ 

Da  der  verwendete  Boden  ein  kalkarmer  war,  so  kann  nach  dem 
Verfasser  in  dem  vorliegenden  Falle  die  Bindung  der  Phosphorsäure  in 


16  Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Dodens. 

der  Hauptsache  nur  durch  Eisenoxyd  nnd  Thonerde  erfolgt  sein.  Der  Ver- 
fasser nimmt  an,  dass  die  Bindung  der  Phosphorsäure  weniger  rasch  sich 
vollzogen  hätte,  weil  das  im  Boden  vorhandene  Eisenoxyd  sein  Hydrat- 
wasser durch  das  lange  Aufbewahren  des  Bodens  wahrscheinlich  verloren 
hatte.  Indess  genügte  eine  dreiwöchentliche  Einwirkung,  um  fast  alle 
Phosphorsäure  aus  der  Superphosphatlösung  verschwinden  zu  lassen. 

Zur  Auflösung  von  1  Gewichtstheil  der  solcherweise  gebundenen  Phos- 
phorsäure waren  nach  einem  speziellen  Versuche  des  Verfassers  62,500 
Theile  Wasser  erforderlich. 

Den  fossilen  Phosphaten  gegenüber  erscheint  der  phosphorsaure  Kalk 
der  Knochen  ungleich  löslicher;  es  fragte  sich  daher,  ob  dieser  zu  seiner 
Vertheilung  in  der  Erde  und  zum  Zweck  der  Wiederauflösung  daselbst  wie 
jene  des  Aufschliessens  mit  Säure  bedürfe.  Auch  diese  Frage  beant- 
wortete der  Verfasser  durch  einen  directen  Versuch. 

Je  1000  Grm.  von  der  Erde  No.  I.  wurden  mit  0,135  Grm.  Phos- 
phorsäure 1)  in  Form  von  feinem  Knochenmehl,  2)  in  Form  von  aufge- 
schlossenem Knochenmehl  und  3)  in  Form  von  Knochenasche  gemischt 
und  darauf  mit  1000  CC.  Wasser  14  Tage  lang  bei  gewöhnlicher  Sommer- 
temperatur digerirt. 

Es  lösten  sich  auf  1000  CC.  Wasser  bei : 

1)  F.  Knochen-                ?r       i  o)  Knochen- 

'            ,  ,             seneni  Knochen-  '         , 

mehl.                          ,  ,  ascne. 
mehl. 

Phosphorsäure  .  .       0,023  Grm.         0,048  Grm.  0,012  Grm. 

Nach  wiederholtem  Auswaschen  mit 

in  Summe  6,5  Ltr.  Wasser  hatten  sich 

schliesslich  gelöst:  Phosphorsäure    .       0,092      „  0,106      „  0,087      „ 

Der  Verfasser  kommt  hierdurch  zu  dem  unten  folgenden  Schlüsse. 

Nach  Beantwortung  der  oben  gestellten  Fragen  geht  der  Verfasser 
an  die  Beantwortung  der  dritten  Frage:  Wie  hat  man  sich  den  Prozess 
der  Auflösung  (resp.  Wiederauflösung)  der  im  Ackerboden  enthaltenen 
Phosphorsäure  vorzustellen? 

Die  darauf  bezüglichen  Versuche,  ob  dem  Boden  direct  zugefügte 
Humussubstanzen  die  Auflösung  der  Phosphate  befördern,  gaben  ein  ne- 
gatives Resultat.  Anders  stellten  sich  aber  die  Verhältnisse,  wenn  den 
organischen  Stoffen  Zeit  gegeben  wurde,  sich  zu  zersetzen  und  dadurch 
eine  Reduction  der  Eisenoxydverbindungen  im  Boden  zu  bewirken. 

Nachdem  1000  Grm.  von  Erde  No.  I.  mit  2500  CC.  Wasser  6  Wochen 
lang  in  einem  verschlossenen  Gefäss  in  Berührung  gewesen  waren,  fanden 
sich  in  der  Lösung:  0,0952  Grm.  Phosphorsäure  und  0,168  Grm.  Eisen- 
oxyd (Oxydulverbindung)  während  bei  obiger  dreitägiger  Behandlung  die- 
selbe Erde  an  Wasser  nur  » 

0,0192  Grm.  Phosphorsäure  und  0,004  Grm.  Eisenoxyd 
abgab. 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens.  17 

Ferner  tragen  zur  Auflöslichkeit  der  Erdbodenphosphate  Salze  bei,  deren 

Wirkung  in  dieser  Richtung  der  Verfasser  durch  fol^  nde  Versuche  prüfte. 

Es  wurden  je  1000  Grm.   von  der  Erde  No.  I.  und  II.  mit  2500  CC. 

Salzlösungen  3  Tage  lang  digerirt: 

Gelöste  Phosphorsäure  in  2500  CC. 
Salzgehalt  der  Lösungen.  Erde  No.  I.      Erde  No.  II. 

Grm.  Grm. 

0,05  Proz.  Kochsalz 0,0206  0,0286 

0,10      „  „  0,0302  0,0323 

0,50      „  „  0,0345  0,0364 

0,05      „      Salmiak 0,0198  0,0266 

0,10      „  „  0,0333  0,0200 

0,50      „  „  0,0384  0,0422 

0,05      „      kohlensaures  Natron      .  0,0396  0,0626 

0,10      „  „  0,0525  0,0644 

0,50     „  „  „  0,0847  0,0925 

Destillirtes  Wasser 0,0192  0,0232 

Kohlensäurehaltiges  Wasser      .     .  0,0224  0,0596 

Der  Verfasser  erörtert  ferner  die  Vorgänge  der  Verwitterung  in  dem 
Boden  und  die  Ausscheidungen  der  Pflanzenwurzeln,  welche  beiderseits  auf 
die  Auflöslichkeit  der  Phosphate  befördernd  wirken.  Hinsichtlich  dieser 
Beweisführung  müssen  wir  auf  das  Original  verweisen. 

Der  Verfasser  resumirt  die  Ergebnisse  seiner  Untersuchung  wie  folgt : 

1)  die  im  Erdboden  enthaltene  Phosphorsäure  ist  zum  weitaus  grössten 
Theile  an  Eisenoxyd  und  Thonerde  gebunden; 

2)  die  Verbindungen  des  Eisenoxyds  und  der  Thonerde  mit  der  Phos- 
phorsäure sind  in  destillirtem  Wasser  sehr  wenig,  etwas  mehr  in 
kohlensäurehaltigem  Wasser  löslich;  verdünnte  Essigsäure  zieht  aus 
der  Erde  ziemlich  beträchtliche  Mengen  von  Phosphorsäure  —  haupt- 
sächlich phosphorsaure  Thonerde  —  aus,  doch  ist  eine  Behandlung 
mit  konzentrirten  Mineralsäuren  erforderlich,  um  die  Gesammtmenge 
der  Phosphorsäure  in  Lösung  überzuführen; 

3)  aus  einer  Auflösung  von  phosphorsaurem  Kalk  in  Kohlensäure  wird 
die  Phosphorsäure  nur  dann  gebunden  von  der  Erde,  wenn  diese 
Thonerde-  und  Eisenoxydverbindungen  enthält;  Erden,  denen  diese 
Verbindungen  durch  Behandlung  mit  Säuren  entzogen  sind,  verhalten 
sich  gegen  die  Phosphatlösung  indifferent; 

4)  im  Erdboden  kommen  lösliche  Thonerdeverbindungen  und  Thonerde- 
hydrate  vor; 

5)  ebenso  sind  darin  lösliche  Eisenverbindungen  enthalten  und  werden 
durch  die  im  Boden  sich  vollziehenden  Reduktionsprozesse  stets  von 
Neuem  gebildet.  Wenn  die  eisenhaltigen  Wasser  mit  dem  durch 
die  Verwesung  organischer  Substanzen  blossgelegten  Kalkphosphat 
in  Berührung  kommen,  so  ist  dadurch  Gelegenheit  zur  Bildung  von 
phosphorsäurehaltigen  Eisenabsätzen  (Ocher,  Wiesenerz)  gegeben; 

Jahresbericht    X.  2 


lö  Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 

6)  auch  die  in  der  Form  von  Superphosphat  in  den  Erdboden  gebrachte 
lösliche  Phosphorsäure  wird  darin  rasch  von  Eisenoxyd  und  Thon- 
erde  gebunden.  Bei  kalkarmen  Erden  genügt  eine  zwei-  bis  drei- 
wöchentliche Berührung,  um  alle  Phosphorsäure  einer  sehr  reichlichen 
Superphosphatdüngung  in  schwer  lösliche  Verbindungen  überzuführen; 

7)  das  Aufschliessen  der  Phosphate  kann  nicht  die  Wirkung  haben, 
den  Pflanzen  die  gelöste  Phosphorsäure  direct  in  Form  eines  sauren 
Kalksalzes  zuzuführen,  wohl  aber  wird  dadurch  eine  gleichmässigere 
Vertheilung  der  Phosphorsäure  im  Boden  bewirkt.  Da  der  phos- 
phorsaure Kalk  der  Knochen  verhältnissmässig  leicht  in  der  Boden- 
flüssigkeit gelöst  wird,  so  erscheint  für  diese  das  Aufschliessen 
minder  nothwendig  und  vortheilhaft,  als  für  fossile  Phosphate  (und 
Knochenkohle) ; 

8)  alle  Wasserauszüge  kulturfähiger  Bodenarten  enthalten  Phosphor- 
säure gelöst;  die  Auflösung  wird  bedingt: 

a)  durch  die  Löslichkeit  der  Phosphate  an  sich  in  reinem  und 
kohlensaurem  Wasser; 

b)  durch  die  im  Erdboden  stattfindenden  Reduktionsprozesse, 
welche  das  phosphorsaure  Eisenoxyd  reduciren,  wobei  zugleich 
lösliche  Humussäuren  gebildet  werden,  welche  lösend  wirken: 

c)  durch  den  lösenden  Einfluss  der  in  der  Bodenfeuchtigkeit  ent- 
haltenen neutralen  Salze  gegen  das  etwa  vorhandene  Kalk- 
phosphat; 

d)  durch  die  chemische  Wirkung  der  kohlensauren  und  kiesel- 
sauren Alkalien  auf  die  Phosphate  von  Kalk,  Eisenoxyd  und 
Thonerde; 

e)  bei  der  Aufnahme  der  Phosphorsäure  durch  die  Pflanzenwur- 
zeln spielen  wahrscheinlich  die  aus  diesen  austretenden  Sub- 
stanzen (Salze  und  Säuren)  eine  Rolle; 

9)  kohlensaure  und  lösliche  kieselsaure  Alkalien  sind  im  Erdboden  ent- 
halten und  werden  darin  durch  die  im  Boden  vor  sich  gehenden 
Zersetzungsprozesse  stets  von  Neuem  erzeugt. 

Obwohl  das  Verhalten  der  Phosphorsäure  im  Boden,  so,  wie  es  durch  vor- 
liegende Untersuchungen  festgestellt  worden  ist,  im  Voraus  vermuthet  werden 
konnte,  so  sind  dieselben  doch  die  erste  Arbeit,  welche  die  Beziehungen  zwischen 
Boden  und  Phosphorsäure  in  dieser  Richtung  experimentell  erforschte  und  mit 
Zahlenbelegen  versah. 

Ueber  das  Ueber   das  Verhalten   der  Pflanzennährstoffe   im  Boden 

verhalten    von  yj  Schumacher.*)  —  Die  Absorptionserscheinungen,  welche  bei  dem 

der  Pflanzen- 

nährstoffe  Aufeinanderwirken  von  Erde  und  Salzlösungen  eintreten,   können  sowohl 
im  Boden,  ein  chemischer  als  auch  ein  physikalischer  Akt  sein.    Die  Meinungen,  wel- 

*)  Annalen  der  Landwirtschaft.     Bd.  49.     S.  322. 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des   Bodens.  19 

eher  Art  die  Absorptionsprozesse  seien,  sind  noch  getheilt,  die  Einen  hul- 
digen der  Ansicht  von  der  chemischen  Natur  des  Absorptionsvorganges,  die 
Andern  betrachten  die  Absorption  als  einen  physikalischen  Vorgang.  Der 
Verfasser  hat  nun  in  nachstehenden  Untersuchungen  dem  Vorgange  der 
physikalischen  Absorption  nachgeforscht. 

1)  Die  physikalische  Absorption.  —  Der  Verfasser  prüfte  das 
absorptive  Vermögen  eines  aus  Zucker  durch  Einwirkung  von  Schwefelsäure 
künstlich  dargestellten  Humus  gegen  verschiedene  Salzlösungen.  Die  Be- 
rührung des  Humus  mit  den  nahezu  'prozentigen  Lösungen  dauerte 
24  Stunden  und  fand  bei  einer  Temperatur  von  14  —  20°  R.  statt.  Die  Re- 
sultate der  Versuche  sind  in  nachfolgender  Tabelle  übersichtlich  zusam- 
mengestellt. Die  Angaben  beziehen  sich  auf  14,28  Grm.  als  wasserfrei 
berechneten  Humus  und  155  CC.  nahezu  \  prozentiger  Lösung.  Als  Kon- 
zentration der  Lösung  ist  diejenige  angegeben,  welche  nach  der  Ausglei- 
chung der  Versuchslösung  mit  dem  hygroskopischen  Wasser  des  Humus 
entstanden  war. 

Konzentration       Von  der  gesammten  Menge  des 
Salzes  der  Lösung  absorbirt. 
Prozente. 

1,8 
2,0 
3,4 
4,1 
5,2 
2,3 
10,0 
1,7 

Die  Wirkung  ist  je  nach  dem  Salze  verschieden:  geht  man  von  den 
Basen  der  Salze  aus,  so  sind  es  die  Salze  des  Kali's,  verglichen  mit  dem 
Natronsalze  und  dem  Ammonsalze  derselben  Säure,  welche  am  stärksten 
absorbirt  werden :  geht  man  von  den  Säuren  aus,  so  werden  die  Salze  mit 
Phosphorsäure  am  stärksten  und  vielleicht  die  Chlorverbindungen  am 
schwächsten  absorbirt.  Der  Verfasser  vermuthet  eine  Abhängigkeit  der 
Absorption  von  den  Aequivalentgewichten  der  Salze  und  vergleicht,  um 
auf  die  Möglichkeit  einer  gesetzmässigeu  Beziehung  aufmerksam  zu  ma- 
chen, die  aufgeführten  Versuche  wie  folgt: 

Aequivalente.  Prozente  bei  der  Absorption. 

Chlorammonium    ....  NIL.C1  =     53,46  2,0  ? 

Chlorcalcium CaCl  =     55,46  1,7 

Schwefelsaures  Ammoniak       NH4O,  SO3  =     66,00  1,8 

Schwefelsaures  Natron      .  NaO,  S03=     71,00  2,3 

Salpetersaures   Ammoniak       NH40,  N05  =     80,00  3,4 

Schwefelsaures  Kali     .     .  KO,  S03=     87,11  4,1 

Salpetersaures  Kali      .     .  KO,N05  =  101,11  5,2 

Phosphorsaures  Natron     .        2 NaO,  P05  =  133,36  1  ,qq 
oder  (2NaO  +  nO)  +  P05  =  142,36  J 


der  Lösung. 

Prozente. 

Schwefelsaures   Ammoniak 

0,50 

Chlorammonium        .     .     . 

0,50 

Salpetersaures    Ammoniak 

0,48 

Schwefelsaures  Kali      .     . 

0,50 

Salpetersaures  Kali       .     . 

0,50 

Schwefelsaures  Natron 

0,49 

Phosphorsaures  Natron 

0,65 

Chlorcalcium        .... 

0,49 

20 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 


2)  Einfluss  der  Konzentration  der  Lösungen  auf  die  phy- 
sikalische Absorption.  —  Der  Verfasser  theilt  einige  in  dieser  Rich- 
tung von  ihm  angestellte  und  in  H.  Karsten's  „Botanische  Untersu- 
chungen" 1866  S.  182  veröffentlichte  Versuche  mit  Stärke  und  Bastfaser 
gegen  Oxalsäure  mit,  deren  Resultate  sich  aus  nachfolgender  Zusammen- 
stellung ergeben  und  aus  denen  hervorgeht,  dass  eine  Lösung  um  so  mehr 
durch  Absorption  erschöpft  wird,  als  ihre  Konzentration  geringer  ist. 

Konzentration  der 

ursprünglichen  Lösung 

Prozente. 


Versuche  mit  Bastfaser 

(schwed.  Filtrirpapier). 

8  Grm.  zu  100  CC. 

Dauer  der  Einwirkung  24  Stunden. 


Versuche  mit  Stärke. 
34  Grm.  zu  100  CC. 


0,5 

0,044 

0,0075 

5,8 

0,54 

0,095 


Von    der    gesammteu 

Oxalsäure  absorbirt. 

Prozente. 

10,0 
19,7 
49,3 

1,5 

7,4 
32,2 


Diesen  Versuchen  fügte  der  Verfasser  noch  folgende  bei. 

Volum        Konzentration  der    Von  dem  gesammten  Salze 

der  Lösung  absorbirt. 


Humus  gegen  Lösung 

von  salpetersaurem 

Ammoniak. 


Lösung. 
Prozente. 

0,480 
0,176 
0,051 

0,650 
0,286 


Prozente. 

3,4 

8,0 

29,4 

10,0 
53,1 


Humus  gegen  Lösung  von 
phosphorsaurem  Natron. 

3)  Einfluss  der  Temperatur  auf  die  physikalische  Absorp- 
tion. —  Der  Verfasser  bezieht  sich  gleichfalls  auf  bereits  an  demselben 
Orte  veröffentlichte  Versuche  mit  Kollodiumhäuten  und  Baumwolle  gegen 
Oxalsäure,  die  folgende  Verhältnisse  herausstellten: 

Absorbirt  Wieder  aufgelöst, 


waren  bezw.  wieder  absorbirt. 

Grm.  Oxalsäure.  Grm.   Oxalsäure. 


Kollodium- 

häute 
gegen  Oxal- 
säure. 

Baumwolle  ( 
gegen  Oxal-    I 
säure  von 
1,449  Proz 
Oxalsäure. 


Nach  S  Stunden     bei 
17  Stunden  später   „ 

6£        n  ji 

24       „ 

24       „ 

Nach  6£  St.  bei  gew.  Zimmertmp. 
24  St.  später«      30-40°  R. 
24    „       „       „  gew.  Zimmertmi). 

iT      n  r>  n  r  n 


7— 9°R. 

7-9o 

30—40» 

8-10« 

6—8o 


0,039 
0,039 
0,025 
0,029 
0,043 

0,071 
0,047 
0,058 
0,058 


unverändert, 
aufgelöst  0,014 
absorbirt  0,004 
absorbirt  0,014 

aufgelöst  0,024 

absorbirt  0,01 1 

unverändert. 


4)  Die  Auflösung  der  physikalisch  absorbirten  Stoffe.  — 
Die  physikalisch  absorbirten  Stoffe  sind  auflöslich  in  Wasser.  Wenn  eine 
Lösung,  die  mit  einer  absorbirten  Substanz  in  Wechselwirkung  steht,  ver- 
dünnt wird,  so  wird  es  von  dem  Grade  der  Verdünnung  abhängen,  ob  et- 
was aufgelöst,   oder  ob  noch  mehr  Salz  absorbirt  wird.    Der  Verfasser 


Chemische  nnd  physische  Eigenschaften  des  Bodens.  21 

stellte  einen  Versuch  an,  aus  welchem  hervorgeht,  wie  sich  in  dieser  Be- 
ziehung die  Verdünnung  einer  hochkonzentrirten  Bodenlösung  verhält. 

Ein  Torf  erhielt  auf  3  Ltr.  3,6  Grm.  kohlensaures  Ammoniak,  5  Grm. 
phosphorsaures  Ammoniak,  6,3  Grm.  kohlensaures  Kali  und  1  Grm.  kohlen- 
saures Natron  (wahrscheinlich  nicht  kohlensaures  Natron  wie  im  Original 
steht,  sondern  kieselsaures  Natron)  zugemischt  und  wurde  mit  Wasser 
stark  angefeuchtet.  Nach  einiger  Zeit  wurde  ein  Theil  der  Bodenlösung  aus 
dem  Torfe  ausgepresst  und  auf  den  Gehalt  untersucht.  100  CC.  Boden- 
lösung enthielten :  Kali  0,043  Grm.  —  Natron,  Kalk  etc.  0,038  Grm.  - 
Phosphorsäure  0,121  Grm.  —  Kieselsäure  0,013  Grm.  283  Grm.  dieses 
Torfes,  Destehend  aus  119  Grm.  wasserfreiem  Torf  und  164  Grm.  Boden- 
lösung wurden  mit  250  CC.  Wasser  übergössen ,  wobei  der  Torf  eben  ge- 
sättigt war.  Jetzt  enthielt  der  Torf  414  CC.  Bodenlösung  und  die  ur- 
sprüngliche Bodenlösung  war  so  verdünnt  worden,  dass  in  100  CC.  nach 
der  Verdünnung  die  Mengen  unter  A.  enthalten  sein  müssten,  wenn  Nichts 
durch  die  Verdünnung  absorbirt  oder  aufgelösst  worden  war.  Die  ver- 
dünnte Bodenlösung  wurde  ebenfalls  ausgepresst  und  untersucht,  und  es 
ergaben  sich  die  unter  B.  angegebenen  Mengen  in   100  CC: 


A. 

B. 

Berechnet. 

Gefunden. 

Durch  die  Verdünnung 

Gim. 

Grm 

Grm 

Kali 

0,017 

0,016 

absorbirt  0,001 

Natron,  Kalk  u.  s.  w. 

0,008 

0,015 

aufgelöst  0,007 

Phosphorsäure 

0,048 

0,050 

,        0,002 

Kieselsäure 

0,005 

0,00S 

0,003 

5)  Verdrängung  der  physikalisch  absorbirten  Basen.  — 
Der  Verfasser  liess  je  150  CC.  von  Lösungen  von  schwefelsaurem  Ammo- 
niak, von  Chlorammonium  und  schwefelsaurem  Kali  auf  je  14,28  Grm. 
trocknen  Humus  einwirken,  ermittelte  in  jedem  der  Versuche  die  absor- 
birte  Salzmenge  und  setzte  dann,  nachdem  die  zum  Zweck  der  Untersu- 
chung abgehobene  Menge  der  Lösung  wieder  ersetzt  worden  war,  Chlor- 
calcium,  beziehungsweise  schwefelsaures  Kali  oder  schwefelsaures  Ammoniak 
hinzu.  Nach  zweitägiger  Einwirkung  wurden  die  absorbirt  gebliebenen 
Mengen  der  ursprünglich  absorbirt  gewesenen  Salze  ermittelt. 

Es  waren  ursprünglich  „•  t .  ßei  Beendigung  des  Ver- 

absorbirt:  '  °  '  suchs  waren  absorbirt: 

I.      0,013  Gr.  schwefeis.  Am-     2,500  Gr.  Chlorcalcium.  0,015  Gr.  schwefeis.  Am- 
moniak, moniak. 

II.     0,015    „    Chlorammon.         1,234    „    schwefeis.  Kali.  0,001    „    Chlorammon. 

III.    0,031    „    schwefeis.  Kali.     0,575    „    schwefeis.  Am-  0,026    „    schwefeis.  Kali. 

moniak. 

Hiernach  vermag  das  schwefelsaure  Kali  physikalisch  absorbirtes  Am- 
nion zu  verdrängen  oder  in  Lösung  überzuführen;  umgekehrt  scheint  das 
Ammoniak  auf  absorbirtes  Kali  nicht  die  gleiche  Wirkung  auszuüben.  Chlor- 
calcium scheint  ebenfalls  ohne  Wirkung  auf  absorbirtes  Amnion  zu  sein. 


22  Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 

In  der  Folge  bespricht  der  Verfasser  noch  ferner  6)  die  Absorp- 
tion im  Boden,  7)  die  Bodenlösung,  8)  die  Aufnahme  der 
Pflanzennährstoffe  aus  dem  Boden,  deren  wesentlicher  Inhalt  in 
dem  „Kückblick"  des  Verfassers  zusammengedrängt  ist,  welchen  wir  hier 
folgen  lassen : 

1)  Wenn  Düugstoffe  in  den  Boden  gelangen,  so  lösen  sie  sich  ent- 
weder direct  im  Bodenwasser  auf  (Salze),  oder  zersetzen  sich  erst,  und  die 
dabei  frei  werdenden  Pflanzennährstoffe  lösen  sich  im  Bodenwasser  auf. 

2)  Nach  der  Auflösung  im  Bodenwasser  wird  ein  Theil  der  Pflanzen- 
nährstoffe chemisch  absorbirt,  d.  h.  durch  gewisse  Bodenbestandtheile  in  eine 
chemische  Form  übergeführt,  welche  in  Wasser  unlöslich  ist.  Die  Phos- 
phorsäure besonders  kann  auf  diese  Weise  unter  ungünstigen  Verhält- 
nissen fast  gänzlich  chemisch  absorbirt  werden;  weniger  betrifft  es  die 
andern  Pflanzennährstoffe. 

3)  Die  Bodenkultur  hat  es  sich  zur  Aufgabe  zu  machen,  diese  che- 
mische Absorption  der  Pflanzennährstoffe  möglichst  zu  verhindern  und  die 
bereits  chemisch  absorbirten  Stoffe  wieder  in  Auflösung  zu  versetzen. 
Auch  in  dieser  Beziehung  ist  der  Phosphorsäure  eine  besondere  Aufmerk- 
samkeit zu  schenken. 

4)  Der  überwiegend  grösste  Theil  der  gelösten  Pflanzennährstoffe  ver- 
fällt der  physikalischen  Absorption,  d.  h.  die  Bodentheilchen  ziehen  die  ge- 
lössten  Stoffe  aus  der  Bodenlösung  an  und  sammeln  sie  auf  ihrer  Ober- 
fläche. Es  kann  dies  um  so  vollkommner  geschehen,  als  die  Bodenlösung 
niedrig  konzentrirt  ist  und  aus  einer  Lösung  um  so  mehr  absorbirt  wird, 
als  sie  verdünnter  ist. 

5)  Eine  Bodenlösung  wird  niemals  durch  die  physikalische  Absorption 
ganz  erschöpft;  es  bleibt  immer  mehr  oder  weniger  von  den  Pflanzen- 
nährstoffen in  der  Bodenlösung  der  Ackerkrume.  Am  stärksten  wird  die 
Phosphorsäure  in  ihren  Salzen  absorbirt,  weshalb  die  Bodenlösung  ge- 
wöhnlich sehr  arm  an  solchen  ist.  Die  Bodenlösung  der  Ackerkrume  ent- 
hält verhältnissmässig  beträchtlichere  Mengen  von  Kali,  Natron,  Mag- 
nesia, Kalk,  Schwefelsäure,  Salpetersäure,  Chlor;  an  Eisensalzen  ist  sie 
dagegen  arm. 

G)  Der  Humus  ist  derjenige  Bestandtheil  des  Bodens,  welcher  am  kräf- 
tigsten absorbirend  wirkt.  Es  ist  unter  allen  Umständen  dafür  zu  sorgen, 
dass  der  Boden  eine  höhere  absorptive  Kraft  besitzt,  was  am  leichtesten 
durch  entsprechende  Zufuhr  von  humuserzeugenden  Substanzen  geschieht. 

7)  Die  physikalisch  absorbirten  Pflanzennährstoffe  können  durch  den 
Regen  nicht  oder  doch  nur  in  unbedeutender  Menge  aufgelöst  und  aus 
der  Ackerkrume  ausgewaschen  werden. 

8)  Da  aber  die  Bodenlösung  verhältnissmässig  beträchtliche  Mengen 
Pflanzennährstoffe  gelöst  enthält,  so  muss  dafür  gesorgt  werden,  dass  die 
Bodenlösung  durch  den  Regen  nicht  leicht  aus  der  Ackerkrume  in  den 
Untergrund  verdrängt  wird,   weil  die  Pflanzennährstoffe   in  diesem   nur 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens.  23 

unter  günstigen  Verhältnissen  wieder  dem  Nährstoff  kapital  der  Wirt- 
schaft zurückgeführt  werden  können.  Die  Verdrängung  der  Bodenlösung 
durch  den  Regen  kann  nur  durch  eine  richtige  Stärke  der  wasserhaltenden 
Kraft  verhindert  werden.  Der  Humus  ist  der  Stoff,  durch  welchen  die 
wasserhaltende  Kraft  der  Ackerkrume  am  leichtesten  erhöht  wird. 

9)  Die  chemisch  ahsorbirten  Stoffe  können  von  der  Pflanze  nicht  auf- 
genommen werden;  sie  müssen  deshalb  in  Lösung  gebracht  werden. 

10)  Die  Bodenlösung  wird  durch  die  Verdunstung  des  Wassers  aus 
den  Blättern  in  die  Pflanze  eingeführt,  die  in  der  Bodenlösung  enthaltenen 
Stoffe  können  unter  Umständen  durch  die  Diffusion  in  Folge  des  Stoff- 
wechsels und  der  Assimilation  in  die  Pflanzen  übergeführt  werden. 

11)  Die  physikalisch  absorbirten  Stoffe  können  wahrscheinlich  nicht 
durch  die  Verdunstung  des  Wassers  aus  den  Blättern,  sondern  nur  durch 
die  Diffusion  in  Folge  der  Assimilation  und  des  Stoffwechsels  in  die  Pflanze 
übergeführt  werden. 

12)  Die  Wanderung  der  Pflanzennährstoffe  durch  Diffusion  ist  eine 
bedeutend  langsamere,  als  die  Wanderung  derselben  mit  der  Verdunstungs- 
strömung. Ist  der  unter  11.  angeführte  Satz  richtig,  so  ist  zu  einer 
schnellen  Entwicklung  der  Pflanze  und  zu  einer  schnellen  Erzeugung 
grösster  Mengen  organischer  Substanz  nöthig,  die  Bodenlösung  entspre- 
chend reich  an  Pflanzennährstoffen  zu  machen  und  die  physikalisch  ab- 
sorbirten Pflanzennährstoffe  in  Auflösung  zu  versetzen.  Um  hierbei  einen 
Verlust  an  Pflanzennährstoffen  durch  den  Regen  möglichst  zu  verhüten, 
muss  für  eine  verhältnissmässig  starke  wasserhaltende  Kraft  des  Bodens 
gesorgt  werden. 

Beitrag  für  die  Nachweisung  der  wasserhaltigen  Silikate  wasserhai- 
inderAckererde  von  E.  Heiden.*)  —  Bekanntlich  vertritt  der  Ver-  t!seSilikate 

'  .  in  der 

fasser  die  Ansicht,  dass  die  Absorption  vorherrschend  eine  chemische  Ackererde, 
sei,  welche  auf  die  Bildung  von  wasserhaltigen  Silikaten  beruhe.  Der 
Verfasser  ist  nun  bemüht,  zur  Unterstützung  seiner  Ansicht  das  Vor- 
handensein wasserhaltiger  Silikate  im  Boden  nachzuweisen.  Der  Weg, 
welchen  derselbe  zu  diesem  Zwecke  betrat,  ist  nach  ihm  folgender.  Zu- 
nächst suchte  derselbe  diejenige  Konzentration  der  Säure  zu  bestimmen, 
durch  welche  die  wasserhaltigen  Silikate  noch  nicht  angegriffen  werden. 
Den  Beweis  dafür,  dass  durch  die  angewandte  Säure  die  wasserhaltigen 
Silikate  nicht  zerlegt  wurden,  glaubte  er  dadurch  zu  erhalten,  dass  er  zu- 
nächst bestimmte,  wie  viel  in  kohlensaurem  Natron  lösliche  Kieselsäure 
die  betreffende  rohe  Erde  enthielt.  Nachdem  so  die  Menge  der  Kiesel- 
säure der  rohen  Erde  ermittelt  war,  wurde  eine  andere  Portion  der  Erde 
mit  der  betreffenden  Säure  digerirt,  die  in  der  Lösung  befindliche  Kiesel- 
säure, so  wie  diejenige,  welche  durch  kohlensaures  Natron  aus  dem  in  der 
angewandten   Säure  unlöslichen  Rückstand    ausgezogen  wurde,    bestimmt 


*)  Annalen  der  Landwirtschaft.    Bd.  49.     S.  53. 


24 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 


und  angenommen,  dass  durch  die  Säure  kein  Silikat  zerlegt  sei,  wenn  die 
Summe  der  so  erhaltenen  beiden  Kieselsäure  -  Mengen  mit  der  überein- 
stimmte, welche  kohlensaures  Natron  aus  der  rohen  Erde  ausgezogen  hatte. 
Zur  Untersuchung  diente  eine  Ackererde  des  Waldauer  Versuchsfeldes. 
Die  Konzentration  von  1 :  30  der  Salzsäure  fand  der  Verfasser  als  die- 
jenige, welche  noch  kein  Silikat  zerlegte  oder  nach  deren  Anwendung 
vielmehr  nicht  mehr  Kieselsäure  sich  löslich  fand,  als  in  der  rohen  Erde 
durch  kohlensaures  Natron.  Die  ausser  dieser  solcherweise  verdünnten 
Säure  verwendeten  Säuremischungen  waren  nach  dem  Verhältniss  von  1  :  25, 
1 :  20  und  1:10  mit  Wasser  verdünnt.  Die  damit  erzielten  Auszüge  ent- 
hielten auf  100  Gramm  Erde  berechnet: 


ßohe 

Salzsäure 

Erde. 

1:30 

1:25 

1:20 

1:10 

_ 

0,332 

0,482 

0,558 

0,884 

— 

0,274 

0,377 

0,332 

0,629 

— 

0,094 

0,102 

0,199 

0,216 

— 

0,022 

0,020 

0,016 

0,027 

Kali 

— 

0,075 

0,077 

0,107 

0,114 

— 

0,005 

0,024 

0,032 

0,037 

— 

0,051 

0,052 

0,070 

0,079 

In  Salzsäure  lösliche  Kieselsäure 

— 

0,141 

0,200 

0,260 

0,255 

In  Soda               „                „ 

0,710 

0,575 

0,651 

0,767 

1,095 

Summe  der  Kieselsäure     .     .     . 

0,710 

0,716 

0,851 

1,027 

1,350 

Die  nachfolgende  Tabelle  zeigt  diejenige  Menge  der  Basen  und 
Säuren,  welche  bei  der  Behandlung  mit  den  konzentrirten  Salzsäuren 
mehr  in  Lösung  getreten  sind,  als  bei  der  mit  der  verdünntesten  Säure. 


Eisenoxyd 

Thonerde    

Kalkerde 

Magnesia 

Kali 

Natron 

Phosphorsäure 

In  Salzsäure  lösliche  Kieselsäure 
In  Soda  „  „ 

Summe  der  Kieselsäure     .     .     . 


Salzsäure 


1  :  25     1  :  20     1  :  10 


0,150 
0,103 
0,00S 

? 
0,002 
0,019 
0,001 
0,076 
0,084 
0,135 


0,226 

0,058 

0,105 
? 

0,032 
0,027 
0,019 
0,119 
0,192 
0,311 


0,552 
0,355 
0,122 
0,005 
0,039 
0,032 
0,028 
0,114 
0,520 
0,634 


Auf  Grund  dieser  Resultate  glaubt  sich  der  Verfasser  zu  dem  Schlüsse 
berechtigt,  dass  in  der  Ackererde  in  verdünnter  Salzsäure  lösliche,  also 
wasserhaltige  Silikate  vorhanden  sind,  für  welche  die  allgemeine  Formel 
sein  würde:        n  Si03  m  ^^  +  Q  Si03  p  R0  +  q  H0 

In  dieser  Formel  stellt  n  Si03  m  R2  03  den  mehr  konstanten,  0  SiCb 
p  R  0  dagegen  den  mehr  veränderlichen  Theil  dar. 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens 


25 


Der  Verfasser  macht  noch  auf  das  Löslichkeitsverhältniss  der  Phosphor- 
säure  dieser  Erde  aufmerksam.  Es  löste  sich  nämlich  aus  je  100  Grm.  Erde: 

Bei  Anwendung  von    Wasser       Säure       Säure       Säure       Säure        konzentr. 
b  1:30  1:25         1:20  1:10         Salzsäure. 

Phosphorsäure      .     .     0,0057       0,051       0,052      0,070      0,079      0,127  Grm. 

A.  Salomon  prüfte  in  einer  Reihe  von  Versuchen  das  Verhalten 
von  Erden  zu  einer  ammoniakalischen  Lösung  von  salpeter- 
saurem Kalk.*)  —  Die  angewandte  Lösung  enthielt  neutralen  salpeter- 
sauren Kalk  und  eine  dem  Kalke  äquivalente  Menge  Aetzammoniak ;  die 
Konzentration  derselben  war  eine  wechselnde;  ihre  Berührung  mit  den  zu 
prüfenden  Substanzen  währte  jedesmal  48  Stunden.  • —  Die  ausgeführten 
Versuche  und  deren  auf  200  CC.  Lösung  und  100  Grm.  Erde  berechnete 
Resultate  sind  in  nachfolgender  Tabelle  zusammengestellt. 


Verhalten 
von   Erden 

zu  einer 
ammoniaka- 
lischen 
Lösung  von 
salpetersau- 
rem Kalk. 


Zum 

a 

N 

a 

Angewandte 

Versuch  ge- 
nommen. 

5      •    M 

3    ri      • 

w            M 

:■:     <I>     — ■ 

o  2    . 

1    1  ä 

■B  '° 
&IÜJ 

Substanz. 

Sub- 

Lö- 

S2 a 

ü  U)  ä 

o  »   c 

o  £  s 

m      S   3 

o  £ 

stanz. 

sung. 

0  o   t 
©  u  O 

§  ""CS 

<   sa 

|    1 

Grm. 

CC. 

0 

a 

o 

o 

1.  Möckernscher  Boden  .     . 

100 

200 

0,5 

0,1 

0,0788 

0,0212 

1,000 

2.             „              „      .     . 

100 

200 

1,0 

0,2 

0,1580 

0,0420 

1,985 

«•             »             *>      •     . 

100 

200 

2,0 

0,4 

0,3096 

0,0904 

4,264 

4.             „             .       .    . 

50 

100 

5,0 

1,0 

0,S120 

0,1880 

8,396 

5-  Russische  Schwarzerde  . 

100 

200 

0,5 

0,1 

0,0848 

0,0152 

— 

6.             n                        rt 

100 

200 

1,0 

0,2 

0,1580 

0,0420 

1,000 

7 

50 

100 

2,0 

0,4 

0,2344 

0,1656 

3,942 

8.             r>                          r> 

50 

100 

5,0 

1,0 

0,5960 

0,4040 

9,619 

9.  Weisser    Kujawischer  B. 

50 

100 

5,0 

0,2 

0,1292 

0,0708 

1,000 

10. 

50 

100 

2,0 

0,4 

0,2701 

0,1299 

1,837 

H. 

50 

100 

1,0 

1,0 

0,8586 

0,1414 

1,990 

12.  Schwarzer  Kujawischer  B. 

25 

50 

1,0 

0,2 

0,1071 

0,0929 

1,000 

1«.               n                          » 

25 

50 

2,5 

0,4 

0,2862 

0,2138 

2,301 

14. 

25 

50 

5,0 

1,0 

0,6979 

0,3021 

3,251 

15.  Kaolin  aus  Salzmünde   . 

50 

100 

1,0 

0,2 

0,1743 

0,0257 

1,000 

16-         n            n                  r, 

50 

100 

2,5 

0,5 

0,4306 

0,0694 

2,738 

1  •  •         »            >)                  n 

50 

100 

5,0 

1,0 

0,8619 

0,1381 

5,373 

18.  Ziegelthon 

50 

100 

1,0 

0,2 

0,1704 

0,0296 

1,000 

19. 

50 

100 

2,5 

0,5 

0,3500 

0,1500 

5,084 

20.          „ 

50 

100 

5,0 

1,0 

0,7326 

0,2674 

9,033 

21.  Eisenoxydhvdrat 

25 

50 

1,0 

0,2 

0,0490 

0,1510 

1,000 

22. 

25 

50 

5,0 

1,0 

0,0576 

0,9424 

6,241 

23.  Thonerdehydrat 

50 

100 

1,0 

0,2 

0,0000 

0,2000 

1,000 

24. 

25 

50 

2,5 

0,5 

0,0226 

0,4774 

2,387 

25. 

25 

50 

5,0 

1,0 

0,0309 

0,9691 

4,840 

26.  Kieselsäurehydrat 

50 

100 

1,0 

0,2 

0,0659 

0,1341 

1,000 

27. 

50 

100 

2,5 

0,5 

0,1664 

0,3335 

2,493 

28. 

50 

100 

5,0 

1,0 

0,2388 

0,7612 

5,671 

29.     25  Gr.  Kaolin  -f- 

25    „    Thonerdehydrat  f 

50 

100 

2,0 

0,4 

0,0106 

0,3894 

— 

30.   100    „    Kaolin  + 

25    „    Eisenoxydhydrat  J 

125 

200 

5,0 

1,0 

0,3480 

0  6520 

— 

31.     50    „    Kaolin  + 

50    n    Eisenoxydhydrat } 

100 

200 

5,0 

1,0 

0,0435 

0,9565 

— 

32.  Möckernscher  Boden  . 

50 

200 

5,0 

1,0 

0,8772 

0,2456 

— 

33.  Russische  Schwarz 

erd 

e  . 

50 

200 

2,5 

0,5 

0,2184 

0,5632 

— 

*)  Landwirtschaft!.  Versuchsstationen.     1867.     S.  351. 


26  Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 

Die  Ergebnisse  zeigen,  dass  unter  den  mineralischen  Gemengtheilen 
des  Bodens  —  wahrscheinlich  dieselben,  von  denen  die  Absorption  des 
Bodens  überhaupt  abhängig  —  einige  wie  die  Humussäuren  das  Vermögen 
haben,  unter  den  gegebenen  Umständen  Kalk  aufzunehmen.  Die  Quan- 
tität des  absorbirten  Kalks  wächst  mit  der  Konzentration  der  zur  Anwen- 
dung gekommenen  Lösung  und  zwar  einfach, proportional  der  Konzentra- 
tion bei  allen  angewandten  Substanzen  mit  Ausnahme  der  Schwarzerde 
und  des  Ziegelthons,  bei  welchen  die  Absorption  parallel  der  doppelten 
Konzentration  steigt.  Der  Verfasser  glaubt,  dass  dieses  Verhalten  durch 
den  Gehalt  an  Eisenoxydhydrat  und  vielleicht  an  Thonerdehydrat  bedingt 
werde,  durch  welchen  Gehalt  sich  Schwarzerde  und  Ziegelthon  von  den 
übrigen  geprüften  Substanzen  unterscheiden.  —  Die  humusreiche  russische 
Schwarzerde  absorbirte  im  Allgemeinen  nicht  mehr  Kalk,  als  die  humus- 
armen Erden..  Dieses  sowohl,  als  auch  die  Uebereinstimmung  der  russischen 
Schwarzerde  mit  dem  Ziegelthon  darin,  dass  bei  beiden  die  Absorption 
nicht  in  einer  arithmetischen,  sondern  in  einer  stärkeren  Progression  fort- 
schreitet, sind  dem  Verfasser  Beweis,  dass  die  Ursache  der  Absorption 
keineswegs  im  Humusgehalt  der  ersteren  liegen  kann.  —  Die  Lösungen 
wurden  selbst  bei  den  niederen  Konzentrationen  nicht  erschöpft.  —  Der 
weisse,  ganz  kalkfreie,  Kujawische  Boden  hat  aus  einer  5promilligen  Lö- 
sung fast  nicht  mehr  Kalk  absorbirt,  als  aus  einer  2  promilligen,  und  er- 
klärt sich  der  Verfasser  dieses  Verhalten  daraus,  dass  das  Absorptionsver- 
hältniss  ein  beschränktes  sei.  —  Der  Verfasser  prüfte  ferner  noch  den 
Einfluss  der  Masse  der  Flüssigkeit  auf  die  absorbirte  Menge  des  Kalks 
mit  dem  unter  32.  und  33.  der  obigen  Tabelle  angegebenen  Kesultate, 
nach  welchem  die  Absorptionsfähigkeit  der  Erde  bei  Verdoppelung  der 
Lösung  auch  um  das  Doppelte  zunimmt. 

Wir  vermögen  das  eben  Erwähnte  aus  den  gegebenen  Zahlen  nicht  herauszu- 
finden. Um  den  fraglichen  Einfluss  der  Masse  der  Flüssigkeit  auf  die  absorbirte 
Menge  des  Kalks  festzustellen ,  muss  man  unsers  Erachtens  die  Versuche  unter 
4.  und  32.  und  die  unter  7.  und  33.  vergleichen.     Also : 

In  1000  CC.  Absorbirt  v.  100  Grm.  Erde, 

f    4.   50  Grm.  Sbst.    100  CC.  Lösung.     5  Grm.  Kalk.  0,1880  Grm.  Kalk.l 

\32.  50    „       „       200   „        „  5     „        „  0,2456     ,        „     J 

f    7.  50    „       „        100    „        „  2     „        „  0,1656     „        „     1 

1 33.  50    „       „       200   „        „  2£    „       „  0,5632      „        „     ( 

Im  ersteren  Falle  ist  die  absorbirte  Kalkmenge  weniger,  im  zweiten  mehr  als 
das  Doppelte  der  absorbirten  Einheit.  No.  7.  und  33.  sind  eigentlich  nicht  ver- 
gleichbar, da  die  Konzentration  der  angewendeten  Lösungen  verschieden  ist;  sie 
stehen  sich  aber  hinsichtlich  derselben  am  nächsten.  —  Uebrigens  hat  Peters 
bereits  *)  Versuche  über  die  Absorption  dos  Kali's  bei  verschiedenen  Quantitäten 
der  auf  eine  bestimmte  Erdmenge  angewandten  Absorptionsflüssigkeit  veröffent- 
licht. 


*)  Jahresbericht  III.     S.  10. 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 


27 


G.  Wilhelm  hat  seine  Versuche  über  die  Wasserverdunstung  ueber  die 
aus  dem  Erdboden    und  über  den  Einfluss  der  Kulturpflanzen  wasaerver- 

dunstung 

darauf  fortgesetzt.*)  **)  —  Der  Verfasser  schickt  voraus,  dass  der  Herbst  au8  dem 
1865  und  der  Winter  18G5/66  durch  Regenmangel  ausgezeichnet  gewesen  Erdboden, 
seien  und  die  Regenhöhe  dieser  Jahreszeiten  beträchtlich  unter  dem  ohne- 
dies niedern  Mittel  geblieben  war,  dass  die  Niederschläge  der  darauf  fol- 
genden Monate  März  bis  Juli  ziemlich  das  mehrjährige  Mittel  erreichten, 
dass  aber  alle  Kulturgewächse  in  Folge  des  früheren  Regenmangels  durch 
die  Dürre  des  Bodens  überall  da  gelitten  hätten,  wo  dieselben  nicht  von 
Grundwasser  erreicht  werden  konnten.  Der  Einfluss  des  letzteren  erhellt 
aus  dem  Vergleich  der  nachfolgenden  Resultate.  —  Der  Verfasser  entnahm 
zu  2  verschiedenen  Zeiten  Bodenproben  aus  verschiedener  Tiefe  und  be- 
stimmte deren  Feuchtigkeitsgehalt. 


Tiefe 


Wiener  Fuss. 


Bodenbeschaffenheit. 


Wassergehalt 


in  100  Thl.  frischer  Erde.  |  auf  100  Thl.trockner  Erde. 


A.    Bodenproben  von  tiefer  gelegenen,  durch  das  Grundwasser 
durchfeuchteten  Grundstücken. 

1)     Ausgehoben    am    2.    März    1866. 


0,5' 

|  Lehmmergel,  nach  der 
>    Tiefe    in    Sandmergel 

16,92  —  18,84 

20,37  —  23,22 

1,5' 

18,01—20,81 

21 ,96  r- 26,28 

2,5' 

J    und  Sand  übergehend. 

21,61-24,26 

27,57  -  32,03 

2)     Ausgehob 

B  n    am    IS.    Juni    1 

866. 

0,5' 

| 

18,86 

23,25 

1,5' 

>    wie  oben. 

21,19 

26,88 

2,5' 

1 

21,56 

27,44 

B.    Bodenproben  von  höher  gelegenen,  ausser  dem  Bereiche  des 
Grundwassers  liegenden   Grundstücken. 

1)    Ausgehoben   am   6.   März    1866. 


0,5' 

Sandmergel. 

7,20  —  10,96 

7,76  —  12,31 

1,5' 

Wellsand. 

2,32  —  5,09 

2,38  —  5,37 

2,5' 

Sand  und  Kies. 

0,65  -  1,07 

0,66  — 1,09 

2)    Ausgehob« 

n   am    IS.   Juni    1866. 

0,5' 

>   wie  oben. 

9,74 

10,79 

1,5' 

4,92 

5,17 

2,5' 

1 

0,66 

0,66 

*)   Allgem.  land-  u.  forstw.  Zeitung.     1867.     I.     S.  31. 
**)  Jahresbericht  IX.     S.  51. 


28 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 


Nachdem  im  Monat  August  und  in  der  ersten  Hälfte  Septembers 
reichlich  Kegen  gefallen  war,  nahm  der  Verfasser  ferner  von  2  nebenein- 
ander gelegenen  Schlägen,  von  denen  der  eine  Gerste,  der  andere  Kuben 
getragen  hatte,  am  29.  Oktober  Bodenproben,  deren  Feuchtigkeitsmenge 
er  gleichfalls,  so  wie  deren  wasserhaltende  Kraft  bestimmte. 


Tiefe 

in 
Wiener 
Fuss. 

Boden- 
beschaffenheit. 

Wassergehalt           Wasserhaltende 

, " .              Kraft 

inlOOThl.       auf  100  Thl.         des  trocknen 
frischer           trockner       Bodens  bei  16°  C. 
Erde.               Erde.              des  Wassers. 

A.     Ge  r  st  enf  e  1  d. 

Wassergehalt 
des  frischen  Bo- 
dens in  %  dieser 
Imbibitions- 

muxima. 

0,5' 

Lehmmergel. 

14,89           17,60              51,58 

34,12 

1,5' 

Lehmsandmergel. 

18,13           22,15               58,67 

73,75 

2,5' 

Sand. 

3,51            3,64              36,65  • 

9,93 

B.    Rübenfeld. 
0,5'     Lehmmergel.  14,50  16,97  63,69  26,64 

1,5'     Lehmsandmergel.  8,82  9,86  56,11  17,25 

2,5'  „  13,88  16,13  51,99  31,02 

Die  Zahlen  bedürfen  —  sagt  der  Verfasser  —  wohl  keines  Kommen- 
tars, sie  bestätigen  die  Thatsache,  dass  dem  Boden  durch  die  Vegetation 
so  viel  Wasser  entzogen  wird,  dass  dadurch  unter  ungünstigen  Umständen 
selbst  das  Gedeihen  der  Nachfrucht  gefährdet  sein  kann.  Besonders  aus 
der  Differenz  des  Wassergehalts  der  mittleren  Schichten  erhellt  der  Ein- 
fluss  der  Verdunstung  durch  die  Kuben. 

Ueber  denselben  Gegenstand  hat  auch  J.  Breitenlohner  Ver- 
suche auf  verschiedenen  Böden  ausgeführt.*)  —  Der  Verfasser  verweist  zu- 
nächst darauf,  dass  mit  Pflanzen  bedeckte  Böden  wohl  an  ihrer  Oberfläche 
vor  dem  austrocknenden  Einfluss  der  Sonne  und  des  Windes  mehr  ge- 
schützt seien,  und  dass  ihnen  andererseits  mehr  Thau  zugeführt  werde,  als 
unbepfianzten  Böden;  was  aber  unter  der  Oberfläche  liege,  unterliege  in 
seinem  Feuchtigkeitsverhältniss  nicht  den  Wechselbeziehungen  des  einen 
oder  des  andern  Factors  allein.  Der  Verfasser  vermisst  in  der  Literatur, 
dass  in  Bezug  auf  Feuchtigkeit,  über  den  Einfluss  der  Vegetation  über- 
haupt und  ihrer  Eigenart  auf  den  Boden,  je  nach  seiner  physikalischen 
und  chemischen  Beschaffenheit  und  der  relativen  Mächtigkeit,  welche  ein 
Bestand  beansprucht,  und  vorweg  unter  den  besonderen  Umständen  der 
Bearbeitung  und  der  Zeit,  in  der  sie  geschah,  nur  vereinzelte  Beobach- 
tungen vorliegen.  Breitenlohner  entnahm  Anfangs  September  1866 
von  fünf  verschiedenen  Feldlagen,  immer  je  von  zwei  nebeneinanderlie- 
genden Schlägen  mit  gleicher  Bodenbeschaffenheit  aber  mit  verschiedenen 
Früchten  bestanden,  sowohl  aus  der  Ackerkrume,  als  aus  dem  Untergrunde 
Bodenproben.    Der  erstere  obere  Fuss  des  Bodens  stellt  die  Ackerkrume, 


*)   Allgem.  land-  u.  forstwirthschaftl.  Zeitung.     1867.     S.  497. 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens 


29 


der  zweitfolgende  Fuss  den  Untergrund  dar.  Die  zwei  Stellen  der  Boden- 
entnahme, welche  zur  Vergleichung  kamen,  lagen  immer  100  Schritte  aus- 
einander. Die  fünf  Feldlagen  charakterisirt  der  Verfasser  wie  folgt: 
1)  „Galgenfeld"  und  2)  „Grosses  Stück."  Ebene,  Wind  und  Sonne  sehr 
exponirte  Lage;  Löss  in  bedeutender  Mächtigkeit  entwickelt,  der  Unter- 
grund in  seiner  typischen  Gestalt  völlig  unverändert.  —  3)  „Weingarten 
am  Lobosch."  Der  Hopfenschlag  wurde  im  Herbst  1865  auf  3'  rajolt  und 
ist  als  Schlag  mit  reiner  Brache  zu  betrachten.  Der  anstossende  Klee- 
sthlag  überständig,  schütter,  vergrast  und  vermoost;  der  Boden  ausseror- 
dentlich fest  zusammengesessen;  der  Löss  durch  langjährige  Kultur  der 
Rebe  in  seiner  typischen  Gestalt  verändert;  Exposition  südöstlich.  — 
4)  „Lange  Wiese."  Ein  vormaliger,  im  Lössgebiet  eingeschnittener  und  mit 
Basaltdetritus  ausgeebneter  Wasserlauf.  Die  Mächtigkeit  der  Anschwem- 
mungslage 6'  und  darüber.  Vordem  durchaus  Wiese,  wurden  nach  und 
nach  einige  Parzellen  umgebrochen  und  zu  Feld  gemacht.  Das  noch  be- 
stehende Wiesenland  mit  spärlichem  Graswuchs  erwies  sich  äusserlich  un- 
gemein trocken.  Untergrund  zerschründet  und  zerrissen.  —  5)  „Tiefes 
Thal."  Im  Obergrund  Löss  uud  Pläner,  letzterer  vorwaltend.  Untergrund 
schotterig  mit  Gesteinstrümmern  von  Phonolith,  Basalt  und  Pläner.  Der 
Schlag  ist  im  Ganzen  dem  Pfluge  schwer  zugänglich  und  dem  Hackfrucht- 
baue weniger  günstig.  Der  gemischte  Boden  geht  an  einigen  Stellen  in 
reinen  Löss,  Pläner  oder  Basalt  über. 


Bezeichnung 

der 

Felder. 


Obergrund. 


Mehr- 
gehalt 
in  %  der 
gefund 
Feuch- 
tigkeit. 


Untergrund. 


Feuch- 
tigkeit 


100  Thl, 
Erde. 


Mehr- 
gehalt 
in  %  der 
gefund. 
Feuch- 
tigkeit. 


Galgenfeld 

Grosses  Stück 

Weingarten 
am  Lobosch 

Lange  Wiese 
Lange  Wiese 
Tiefes  Thal 


Löss 
Löss 
Löss 
Basalt] 
Basalt  | 
Pläner 


Rübe 
Luzerne 

Rübe 
Hafer 

Luzerne 
Luzerne 

Rübe 
Wiese 

Wiese 
Wiese 

Som.Weiz. 
Som.Weiz, 


Som.Weiz, 
Luzerne 

Hafer 
Rübe 

Hopfen 
Luzerne 

Rübe 
Wiese 

Hafer 

Wiese 

Rübe 
Kartoffel 


2.  Aug. 
7.  Aug. 


31Aug. 


12,23 
10,84 

15,25 
10,33 

15,48 
7,91 

21,53 
19,11 

24,19 
18,55 

12,49 
12,31 


111,37 

9,65 
9,39 

132,26 

12,43 
10,47 

148,90 

14,84 
8,35 

111,25 

19,78 
16,99 

123,22 

21,58 
17,15 

1   1,44 
i 

12,98 
14,00 

G7 


!2' 

115,77 
143,73 
114,11 
120,53 
1  7,30 


Ueberblicken  wir  das  Ganze  —  resumirt  der  Verfasser  seine  über 
vorstehende  Versuche  angestellten  Betrachtungen  —  so  findet  man,  dass 
tiefgehende  und  schattenreiche  Gewächse  mit  längerer  Vegetation  und  pe- 
renirendem  Stande,  wie  Rüben,  Luzerne  und  Wiesengräser  den  Obergrund 


30  Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 

sowohl  wie  den  Untergrund  entschieden  mehr  an  Feuchtigkeit  erschöpfen, 
als  die  kurzlebigen  und  flachwurzelnden  Halmfrüchte,  und  dass  sich  das 
Peuchtigkeitsverhältniss  bei  überständigen  Kleeschlägen  und  verfilzten 
Wiesen,  deren  Boden  sich  notwendiger  Weise  mechanisch  verschlechtert, 
am  ungünstigsten  herausstellt. 

Die  auffällige  Differenz  im  Feuchtigkeitsgehalte  des  Bodens  vom  „Gal- 
genfelde" und  des  Bodens  vom  „grossen  Stück,"  welche  beide  Feldstücke 
gleichen  Boden  und  gleiche  Lage  haben,  gleiche  Vorfrucht  getragen  hatten, 
und  beide  Sommergetreide  trugen,  sucht  der  Verfasser  durch  die  Ungleich-» 
heit  der  Bäumung  des  Feldes  von  der  Vorfrucht  und  ungleichen  Bestell- 
zeit zu  begründen. 


Feld. 

Räumung. 

Ackerung. 

Saatzeit. 

Grosses  Stück 

6.  October  1865 

16.  October  1865 

18.  März  1866. 

Galgenfeld 

24.  October  1865 

15.  November  1865 

6    März  1866. 

Die  Bübenstoppel  des  grossen  Stücks  wurde  um  einen  vollen  Monat 
früher  ausgepflügt,  als  die  des  Galgenfeldes,  dessen  weitere  Bearbeitung, 
nachdem  es  zum  Sturze  gelangte,  wegen  grosser  und  steinharter  Schrollen 
sich  ungemein  schwierig  gestaltete.  Es  fanden  beim  grossen  Stück  schon 
mehrere  Pflugarten  statt,  während  das  Galgenfeld  noch  immer  in  rauher 
Furche  lag.  Dieses  letztere  wurde  dagegen  12  Tage  früher  ausgesäet  und 
danach  fest  niedergewalzt,  während  das  grosse  Stück,  grob  gekrümelt,  noch 
der  Einsaat  harrte.  Gerade  in  diesen  12  Tagen  aber  fielen  8"'Par.  Höhe 
betragende  Kegen.  Aus  diesen  Umständen  erklärt  es  sich  der  Verfasser, 
dass  der  Gehalt  an  Feuchtigkeit  beim  grossen  Stück  im  Ackergrund  auf 
das  Dreifache,  im  Untergrund  auf  das  Sechsfache  in  Prozenten  des  ge- 
fundenen Wassers  gegenüber  dem  Galgenfelde  sich  belaufen  konnte.  - 
Verfasser  stellte  mit  den  genannten  Bodenarten  noch  physikalische  Unter- 
suchungen (nach  der  von  den  Agrikulturchemikern  vereinbarten  Methode) 
an,  welche  das  Verhältniss  Wasser  aufzunehmen,  abzudunsten  und  durch- 
zulassen zeigen.  Zu  diesem  Zwecke  wurden  Proben  von  Löss-,  Pläner- 
und Basaltboden  in  ihrer  typischen  Gestalt  den  tieferen  Lagen  des  Unter- 
grundes entnommen;  ferner  wurde  durch  Abschlämmen,  Ausziehen  mit 
Salzsäure  und  Ausglühen  von  allen  fremdartigen  Beimengungen  befreiter 
„Kreidesand"  der  dortigen  Gegend  in  Vergleich  gezogen.  —  Die  Imbibi- 
tionsresultate  beziehen  sich  auf  vollkommen  trockene  Substanz. 

Wasserhaltende  Kraft. 

Sand.     Planer.     Löss.     Basalt. 
Imbibirtes  Wasser  in  Prozenten    .     .      26,2       33,9       41,5       49,2 

Was  die  Zeit  anbelangt,  innerhalb  welcher  die  Imbibition  vor  sich 
ging,  so  stellt  sich  das  Verhältniss,  den  Löss  zur  Einheit  genommen,  fol- 
genderweise heraus: 

Löss    1  Pläner    1,5  Basalt    5 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens.  31 

Die  Austrocknung  der  irabibirten  Erden  geschah  gemeinschaftlich  zu- 
erst bei  40°  C.  so  lange,  bis  kein  Gewichtsverlust  mehr  eintrat,  sodanu 
bei  100  und  schliesslich  bei  140°  C.  mit  nachstendem  Erfolg: 
Temperatur  Sand  Pläner  Löss  Basalt 

14»  C.  26,2  33,2  40,0  43,0 

100«  C-  —  0,7  1,3  5,3 

140"  C. — — 0,2  0,9 

Prozente        26,2  33,9  41,5  49,2 

Nimmt  man  die  Zeit,    welche  Sand  und  Löss  zum  Austrocknen   be- 
durften,  als  Einheit  und  lässt  die  beiden  letzteren  Temperaturabschnitte 
unberücksichtigt,  so  ergeben  sich  folgende  Verhältnisszahlen: 
Sand         Löss         Pläner        Basalt 
1  1,5  1,7  3,1 

1,0  1,1  2,0 

Die  ausgetrockneten  Erden  wurden  abermals  zur  Imbibition  gebracht, 
um  die  voraussichtliche  Modifikation  der  wasserhaltenden  Kraft  in  Erfah- 
rung zu  bringen. 
Ursprüngliche  Imbibition :    Sand  26,2      Pläner  33,9      Löss  41,5      Basalt  49,2 
Nach  der  Austrocknung:         „     23,1  „      28,6         „       38,3  „      41,2 

Bezüglich  des  wasserdurchlassenden  Vermögens  der  Erden  kam  der 
Verfasser  zu  folgenden  Resultaten.  Die  Versuche  darüber  währten  meh- 
rere Wochen.  Wählt  man  die  am  Schlüsse  jeder  Woche  durchgegangene 
Wassermenge  von  Löss  zur  Norm,  so  erhält  man  nachstehende  Ver- 
hältnisse : 


oche 

Löss 

Pläner 

Basalt 

1 

100 

54 

9 

2 

100 

85 

8 

3 

100 

128 

7 

4 

100 

160 

7 

Nimmt  man  hingegen  das  von  jeder  Bodenart  nach  Ablauf  der  ersten 
Woche  durchgesickerte  Wasserquantum  zu  hundert,  so  gewinnt  man  fol- 
gende Vergleichswerthe : 


Woche 

Löss 

Pläner 

Basalt 

1 

100 

100 

100 

2 

80 

125 

59 

3 

67 

158 

58 

4 

54 

160 

41 

Zeitverhältniss    der  Durchsickerung. 
Löss  1         Pläner  2        Basalt  4 

Die  Resulte  dieser  physikalischen  Bodenuntersuchung  lassen  sich  mit  folgen- 
den Worten  zusammenfassen :  Der  Basaltboden  besitzt  den  anderen  in  Vergleich 
gezogenen  Bodenarten  gegenüber  die  grösste  wasserhaltende  Kraft;  er  hält  das 
aufgenommene  Wasser   dem   austrocknenden   Einflüsse    der  Wärme  gegenüber    am 


ö2  Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 

t 

hartnäckigsten  zurück.  In  beiden  Eigenschaften  steht  ihm  der  Löss  am  nächsten. 
Das  Vermögen,  Wasser  durchsickern  zu  lassen  ist  bei  den  Bodenarten  sehr  ver- 
schieden; es  ist  am  grössten  beim  Löss,  am  geringsten  beim  Basalt.  Eigenthüm- 
lich  ist  in  dieser  Beziehung  das  Verhalten  des  Pläner- Bodens ,  bei  welchem  die 
innerhalb  einer  Woche  durchsickernde  Menge  Wasser  von  Woche  zu  Woche  zu- 
nahm ;  bei  Löss  und  Basalt  hatte  ein  umgekehrtes  Veihältniss  Statt. 

Boden-  H.  Grouven   veröffentlichte    Analysen  von  Böden,*)   auf  denen 

anaiysen.  Düngungsversuche  zu  Zuckerrüben  ausgeführt  wurden.  Die  Bodenarten 
wurden  sämmtlich  nach  einem  und  demselben  von  dem  Verfasser  angege- 
benen Verfahren  von  den  betreffenden  Feldern  gesammelt  und  nach  einer 
Methode  untersucht.  Einer  jeden  Bodenart  ist  eine  nachstende  Fragen  be- 
antwortende Beschreibung  beigefügt. 

a)  Welcher  geognostischen  Formation  gehört  der  Boden  an? 

b)  Wie  lässt  sich  die  physikalische  Beschaffenheit  der  Ackerkrume  in 
üblicher  Weise  ausdrücken? 

c)  Wie  ist  der  Untergrund  des  Versuchsfeldes  bei  einer  Tiefe  von  2§* 
und  3|'? 

d)  Welche  Fruchtfolge  und  Düngung    hatte  das  Versuchsfeld   in  den 
letzten  4  Jahren? 

e)  Zeigt  die  Feldflur  etwa  bemerkenswerthe  Eigenthümlichkeiten  und 
/)  Wie  hoch  liegt  sie  etwa  über  den  Spiegel  der  Nordsee? 

Wir  geben  hier  die  Beschreibungen,  soweit  sie  zum  Zweck  eines  Ver- 
gleichs der  Analysen  von  Interesse  sind,   wieder,   ohne   die  Reihenfolge, 
in  welcher  die  Bodenarten  aufgeführt  sind,  beizubehalten.  —  Boden  von 
3)  Rossla  am  Harz  (goldene  Aue),    a)  Thalboden  auf  buntem  Sandstein 
lagernd,    b)    Rother,  ziemlich  schwerer  Lehmboden,     d)  Zuletzt 
2  Jahre  vorher  gedüngt  mit  Mist. 
6)  Neuhof  an  der  Katzbach  (Schlesien),   a)  Alluvialboden  der  Katzbach. 
b)  Strenger  kiesiger  Lehmboden,    d)  Zuletzt  2  Jahre  vorher  mit 
Mist  gedüngt. 
8)  Rheinschanz-Insel  hei  Waaghäusel,    a)  Alluvialbildung,    b)  San- 
diger Lehm,  mit  geringer  Kohäsion,  leicht  bearbeitbar.    d)   Zu- 
letzt vor  2  Jahren  mit  Mazerations-Rückständen  gedüngt. 
10)  Nordhäuser-Aumühle  (goldene  Aue),    a)  Jüngeres  Alluvium,  im 
Thalgrunde    des   Helmebaches,     b)    Kieshaitiger,    rother   Lehm, 
d)  Vor  3  Jahren  zuletzt  mit  Stallmist  gedüngt. 

13)  Königssaal  bei  Prag,    a)  Aufgeschwemmtes,  dem  Wasser  fast  all- 

jährlich  ausgesetztes  Land,    b)    Humoser  Thonboden   1.  Klasse, 
d)  Vor  3  Jahren  zuletzt  mit  Mist  gedüngt. 

14)  Brodu    bei   Nadolin    (Böhmen),      a)    Aufgeschwemmter    Thalboden. 

b)    Reicher,    sandiger  Lehmboden   2.  Klasse,    d)    Vor  4  Jahren 
zuletzt  gedüngt. 

*)  Dritter  Bericht  über  die  Arbeiten  der  Versuchsstation  Salzmünde. 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens.  OD 

16)  Czakowitz  bei  Prag,    a)  Alluvialbildung;    östlich  und  westlich  Ba- 

saltkegel, zwischen  welchen  Plänerkalk  und  Sandstein,  überdeckt 
mit  gelbem  Lehm,  sich  lagern,  b)  Schwerer  Thonboden.  d)  Im 
Jahre  vorher  mit  Stallmist  gedüngt. 

19)  Benkendorf  a.  d.  Saale,  oberhalb  Halle,  a)  Alluvium  der  Saale, 
b)  Milder,  dunkelfarbiger,  sehr  fruchtbarer  Lehmboden,  d)  Im 
Jahre  vorher  mit  Guano  und  Knochenmehl,  2  Jahre  vorher  mit 
Stallmist  gedüngt. 

21)  Prerau  südlich  von  Olmütz.  a)  Alluvialbildung,  b)  Sandiger  Lehm, 
d)  Im  vorhergehenden  Jahre  mit  Knochenmehl  und  Kapskuchen- 
mehl gedüngt. 

17)  Gruszka  bei  Tlumacz  in  Galizien.     a)   Alluvium  auf  der  Kreidefor- 

mation angehörendem  Kreidemergel,  Gips  und  Kalk  lagernd, 
b)  Schwarze  lehmige  und  lockere  Ackerkrume,  d)  Noch  nie 
gedüngt. 

18)  Jakowka   bei  Tlumacz    in  Galizien.    a)  und  b)   wie  beim  vorigen. 

d)  4  Jahre  vorher  gedüngt. 

24)  Braunschweig,  a)  ?  (Diluvium),  b)  Guter  lehmiger  Sandboden, 
d)  Seit  langer  Zeit  nicht  gedüngt. 

23.  Ida-Marienhütte  bei  Sarau  in  Schlesien,  a)  Ackerkrume  ca.  15" 
auf  Diluvium  (grober  und  feiner  Kies),  das  auf  eocänen  Tertiär- 
schichten lagert.  Der  Hauptbestandteil  der  pflugbaren  Acker- 
krume ist  ein  mit  thonigen  Theilen  vermischter  zeolithischer  Sili- 
katsand, der  82%  des  lufttrocknen  Bodens  ausmacht,  b)  Flach- 
gründiger,  sehr  feinpulveriger,  lehmiger  Sandboden,  wenig  thätig 
und  humusarm.  Armer  wenig  tragfähiger  Boden,  d)  3  Jahre 
vorher  mit  Superphosphat  und  Pottasche,  1  Jahr  vorher  mit  Stassf. 
Abraumsalz  gedüngt. 

1)  Salz  münde  a.  d.  Saale  bei  Halle,    a)   Mächtige  Diluvialschicht  auf 

buntem  Sandstein  lagernd,  b)  Sehr  milder,  kalkreicher  Lehm- 
boden, bis  zu  18"  tief  von  dunkler,  humoser  Färbung.  3)  2  Jahr 
vorher  mit  Stallmist,  1  Jahr  vorher  mit  Guano  gedüngt. 

2)  Heinsdorf  bei  Jüterbogk,  Prov.  Brandenburg,     a)  Nordischer  Dilu- 

vial-Sand.  b)  Kalkarmer  märkischer  Sandboden  der  ausgepräg- 
testen Art.    d)  Im  Jahre  vorher  mit  Kompost  gedüngt. 

5)  Wahlstatt  bei  Liegnitz,  Schlesien,  a)  Diluvialer  Höhenboden  auf 
Thonschiefer.  b)  Sandiger  Lehmboden,  d)  3  Jahre  vorher  mit 
Kapsmehl  und  Guano,  1  Jahr  vorher  mit  Stallmist  gedüngt. 

12)  Schmolz  bei  Breslau,  a)  Diluviales  Gebilde,  b)  Kieshaitiger  Lehm- 
boden, guter  Weizen-,  Gerste-  und  Kleeboden,  d)  4  Jahre  vor- 
her mit  Stallmist,  2  Jahre  vorher  mit  Superphosphat  gedüngt. 

15)Friedens-Au  bei  Ludwigshafen  am  Rhein,  a)  Diluvialboden, 
b)  Lehmiger  Sandboden,  8.  Bonitiv-Kl.  d)  3  Jahre  vorher  mit 
Stallmist  gedüngt. 

Jahresbericht  X.  3 


34 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 


20)  Höningen,  westlich  von  Cöln  a.  Rh.    a)  Diluvium  der  Rheinebene. 

b)  Zäher  Lehmboden,     d)  Im  Jahre  vorher  mit  Mist  gedüngt. 
7)  Müngersdorf  bei  Cöln  a.  Rh.    a)  Aelteres  Diluvium,  b)  Milder,  sehr 
fruchtbarer  Lehmboden,    d)   4  Jahre  vorher  und  im  Jahre  vor- 
her mit  Mist  gedüugt. 
9)  Stifterhof  im  Odenwald,   a)  Aelteres  Diluvium,    b)  Sandiger  Mergel, 
warm  und  trocken,    d)  Im  Jahre  vorher  mit  Stallmist  gedüngt. 

11)  Sudenburg  bei  Magdeburg,  a)  Bunter  Sandstein,  b)  Milde,  durch- 
lassende Ackerkrume  mit  Lehmunterlage,  d)  4,  3  und  1  Jahr 
vorher  gedüngt. 

22)  Tilleda  am  Kyffhäuser.  a)  Rothliegendes  Sandgestein,  b)  Heller, 
sandiger  Lehm,  d)  4  Jahre  und  1  Jahr  vorher  mit  Stallmist, 
resp.  mit  Schafmist  gedüngt. 
4)  Blansko,  Mähren,  a)  Verwitterter  Syenit  b)  Normaler  Rüben- 
boden, d)  Vor  4  Jahren  zuletzt  gedüngt;  hat  seit  10  Jahren 
ununterbrochen  Zuckerrüben  getragen. 

Bezüglich  der  Methode  der  Bodenanalyse  müssen  wir  auf  das  Original 
verweisen;  das  Wesentliche  derselben  erhellt  aus  den  nachfolgenden  Ta- 
bellen. Zu  bemerken  ist  noch,  dass  die  Analyse  des  Bodens  von  Ida- 
Marienhütte  von  Bretschneider,  die  des  Boden  von  Braunschweig  von 
P.  Stohmann  ausgeführt  wurde.  Die  übrigen  Böden  sind  in  der  Ver- 
suchsstation Salzmünde  von  Reimann,    Lohse,  Bittner  und  Becker 

untersucht. 

(Siehe  Tabelle  auf  Seite  35.) 

Die  oben  unter  1  bis  4  genannten  Böden,  deren  Auszüge  mit  kalter 
Säure  bereitet  waren,  wurden  ausserdem  vergleichshalber  noch  mit  ko- 
chender Säure  (wie  die  unter  19—22)  behandelt.  Die  hier  folgenden 
Analysen  dieser  Auszüge  zeigen,  wie  durch  kochende  verdünnte  Säure 
—  den  kaltbereiteten  Auszügen  gegenüber  —  mehr  mineralische  Bestand- 
teile gelöst  werden.  Zum  besseren  Vergleich  sind  die  obigen  Analysen 
hier  wiederholt. 


Ho. 

Ort 

der  Entnahme  des 
Bodens. 

"3 

"3 
M 

.3 
a 

M 

s 
3 

•d 
S" 

o 

a 

o 
a 

o 

1° 

■1:3 

fc    3 

.c  :oS 

m 

o     . 

«.= 

CM 

s 
s 

s 

1. 

a  ,      ..   j   f  heisser  A. 
fealzmunde^ 

[  kalter  A. 

1,44 

0,29 

0,39 

0,32 

20,08 

19,36 

4,50 

4,70 

29,73 

7,27 

? 

? 

0,35 

0,13 

0,66 

0,53 

60,54 

35,99 

2. 

Heinsdorf  lheisserA- 
1  kalter  A. 

0,53  0,41 

0,15    0,06 

0,50 
0,65 

1,55 

0,60 

6,00|  7,73 

4,21 

0,34 

Sp. 

1,73 

0,36 

0,21 

0,05 

0,67 

0,45 

19,69 
6,53 

3. 

Rossla        |heisser  A- 

1  kalter  A 

1,32(1,27 

0,44    0,26 

14,43 

16,38 

8,23 

2,29 

17,60|13,93 

4,80 

1,15 

1,15 

2,40 

1,82 

0,50 

0,58 

1,53 

0,93 

67,36 

28,64 

4. 

Blansko     JheisserA- 
l  kalter  A. 

1,34 

0,28 

0,58 

0,19 

6,85 

7,53 

7,29 

1,90 

24,521 

9,6 

22,65 

3 

1,48 

1,21 

2,31 

1,92 

0,50 

0,02 

0,79 

0,35 

68,31 

23,03 

Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 


35 


i:    i:    t.     i:    i:    - 
*3     O    CO     rffc    »-»     CO 


!ä  w  S  W  Jt!  « 

B  a  ?  3  •  3 

£  &  g  2  5  w 

Mi     d  ^7  3  ^  (D 

P    09  £  5°  c  3 


p     ö 


£  3    <  3   3 


*.Htß*lCIWOiKH» 


O    00    CT5     CO 


B  E 

S.  S-  §■  e  £-  E1 

N      P      £.      D      P 


Jf     C      CS 
~      ©     efl     pr    w.    .-.    w- 

B    sg    n    S    c  cra    er 


J?     O     3        £. 

4   «         r* 


3    3    s    3    3 


No.  des  Bodens. 


W 


K 


p,   o.    p     O. 


Q 


£»3     g. 


B   2 


«.  —  CD 

?  "■  f 

w  f  er 

g  g-  3 

o.  3  er 

P  3 


•—     ~0    -C    p      — 


M     »Ci     M     H 


OD     -J     -1     O 


H     CO     <C     ^     bO     CO 


*-   co    © 


O     O     O  *-     p- 


2"  3 


B  »  ^  g  g*  B 

S  -    S*  es    —  - 


"  1  o  "  6 

CO  S  p  w  <» 

p  »  es  s»  2 

o  £•  o  M 


o.  W   S  3     E 


!££■  b  1 


o"  er  n    cr 


bd 


B"       K 


5*  ^   ?   B 


2    a   o    S,   o    » 
es    <o    3     -    ö 


EL  a  p 

3      t-    c    3     3      rs 


O)    td     D    O 


»^     «     H 


a   cd   h   cn 


-q     OT     O     Cn     O     CO 
©     h-    CO     Ci     CO     ~-l 


h-     CO     *. 


rf*     CO     O     CO 


Stickstoff. 


o  >-■ 
1  CT)  ^J 
CO     CO 


o  o  o  o 

©  ©  ~  M     3       »> 

<o  -j  o  ©         "es 

*-  cv  ©  © 


CT»     CD     CO 


V      -1      M 


O    ^1     CO    CO 


o   o  o  o  o 


Mineral- 
stoffe 
incl. 
Chlor. 


oooooooooooooo 


tcrf*»Owt-»cncoi-' 

CO©COO*>OCO-*ICO 


-4     rf*     Co     K»h-C0H-H- 


Organische 
Materien. 


M 


i-*  *P  ^  -°  p  & 

^  cc  r  co  co  tt± 

CS  *J  O  l—  IC 

>-»  O  h-  o  o  © 

-J  tO  ©  ©  Oi  CD  _ 

_cs  _  *^i  co  o  oo  »f»  ^ 

©  ©  ©  t-*  i->  K-  _ 

«  ^  ^  -  «*  >*  Q 

Ol  CO  C  H  CO  C  Z     I— 4 

|CQ|  »i  »  oa  cd  cc  j-j   r 

CO  lO  H  M  os  *.  CG  ~ 

OS  ►*»■©©  CO  CC  OO 

^  ©  CO  ©  ©  ©  Ä   O 

©  -J  -J  >--  ©  <-»  .-  ■-* 

©  oi  w  ©  ©  os  >\  » 


i—    i-i    h-    O     CO  o 


H     tO     O     O« 


OOCiO*0      ^   ü     O     tß 
rf^     »to.     (— «CO.        -J     Ol     Ol 


CM     O     -^     rf». 


•P*   -^   to 


B      p*      C     0     ® 


ooooooooo 


CO^OiOiOOCOÜiCO 


CA      W     IO     O     O     rf» 


o    o    o    ©    © 


©    ©   ©   ©   © 


©  ©   © 


>—    to    to    >-• 


CO^mcjUivjü!^ 


rf"     C     Ol     Üi 


CO     ^     CD 


*.     to     C» 


<M     © 


■^     Cn     CO     CO 
h-     »—     ©     00 


©    t—    cyi 


t-1    ©    to 


©  rf^ 
©   © 


OO^HHMWMW 


«     0)    O     W    tO     M     bO 
•^     *■    O    OJ    O    CO     CO 


,_! 

^ 

_ 

ri 

^ 

© 

CD 

W 

tC 

»0 

Oi 

■T. 

4». 

"' 

CO 

~' 

t»  rn  —  » 


w 

O 

CO 

M 

tC 

to 

to 

to 

-— 

fcS 

Oi 

a 

CA 

o     CO 

? 

►*» 

© 

•^ 

-■ 

Ol 

CO 

cn 

D3 
Ol 

--1 

CO 

OS 
CO 

tfk 

OS 

tc 

Kl 

M 

fc£ 

w 

«^ 

c: 

© 

C5 

h3 

-I 

M 

© 

to 

H-» 

f. 

b3 

OS 

-Ol 

CO     ©     Kt     © 


M 

© 

s 

- 

r/3 

_ 

»tk. 

© 

CO 

M 

"J 

-' 

00 

10 

CO 

OS 

* 

i' 

cn 

i-* 

H- 

— 

.-. 

©     H 

© 

e 

tc 

to 

^ 

CO 

to 

*o 

00 

M 

H 

M 

CD 

© 

CO 

00 

O»     Ol 

CO 

CO 

© 

«— 

CO 

'1 

CO 

-5 

o 

© 

OS 

00 

W     W     Cß     Ol     H     M 


CO     ©     CO    -q 


©   ©   © 

To     ©     Cn 


to 

CO 

OS 

OS 

CV     CO 

OS     •        © 

Ol     fcO     ^     © 

<» 

00 

© 

CO 

s 

© 

© 

©  ©   © 

M     tO     Q 

©   © 

»U     Ot 

o    s    c 

H     CO     H     O 

tO      ^      itk      H 

© 

© 
© 

H     CO     H     rf»     Cn     CO 


c;    ©    ©    oi 


Kalk. 


Magnesia. 


Eisenoxyd. 


Thonerde. 


Manpan- 
oxyd. 


Kiesel- 
säure- 


Schwefel- 

säure. 


Phosphor- 


SS*   W 


o  er 


tO     H      OD      M       _        t-» 


U     H      H 


M      IO     IO     U 


_     OJ     *     C    00     W     O    ffi 
H     (O    OO    CO     UCACOa>HCOOHOOrf* 


Summe  der  löslich 
Mineralbestand- 
theile,  ohne  C02. 


36 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 


Grouven  sagt  hierzu  Folgendes:  „Die  Unterschiede  sind  demnach 
autfallend  gross.  Sie  treffen  aber  die  einzelnen  Bestandteile  nicht  gleich- 
massig.  Am  geringsten  sind  sie  bei  Kalk,  am  grössten  bei  Eisenoxyd- 
Thonerde  (1  :  5)  und  beim  Kali  (1  : 4).  Auch  werden  Schwefelsäure  und 
Phosphorsäure  von  heisser  Säure  vollständiger  gelöst  als  von  kalter,  wo- 
raus ich  schliessen  möchte ,  dass  diese  beiden  wichtigen  Pflanzen- 
nährstoffe nicht  lediglich  an  Kalk  gebunden  im  Boden  auf- 
treten, sondern  theilweise  auch  als  schwerlösliches  schwefel- 
saures und  phosphorsaures  Eisenoxyd....  Auch  ist  zu  schliessen, 
dass  die  Magnesia  durchweg  in  unlöslicherer  Verbindung  im 
Boden  existirt,  als  der  Kalk." 

Das  Absorptions- Vermögen  der  Bodenarten  gegen  Kali,  Ammoniak 
und  Phosphorsäure  wurde  auf  folgende  Weise  ermittelt. 

50  CC.  luftrockener  Boden  digerirt  12  Stunden  lang  bei  gewöhn- 
licher Lufttemperatur  mit  100  CC.  der  betreffenden  Lösungen.  Die  3  Lö- 
sungen enthielten  in  1  Ltr.  1  Grm.  Kali  (in  Form  von  Cl  K)  oder  1  Grm. 
Ammoniak  (NH3  in  Form  von  ClAm)  oder  1  Grm.  Phosphorsäure  (in 
Form  von  geglühtem  phosphorsaurem  Natron  PO 2  NaO  —  Paraphosphor- 
säure).    Die  Resultate  sind  folgende:  *) 


Ort 

der 

Entnahme 

des 

Bodens. 

100  Litre  Erde  haben  absorbirt 

Berechnet  auf 
10U000   Grm.    Erde. 

no. 

Kali. 

Ammo- 
niak. 

Das 
Litre 
Erde 
wog: 

b  Phos- 
phor- 
säure. 

Das 

Litre 

Erde 
wog: 

Kali. 

Ammo- 
niak. 

b  Phos- 
phor- 
saure. 

3. 

6. 

8. 
10. 
13. 
14. 
16. 
17. 
IS. 

1. 

2. 

5. 
12. 
15. 

7. 

9. 
11. 

4. 
19. 
21. 
20. 
22. 

Eossla    .   ..... 

Rheinschanz- Insel 
Nordhausen     .  .  . 
Königssaal  .... 

Czakowitz     .... 

Salzmünde  .... 
Heinsdorf    .... 
Wahlstatt     .... 

Friedens-Au   .  .  . 
Müngersdorf  .   .  . 

Sudenburg  .... 

Benkeudorf    .  .  . 

Höningen     .... 
Tilleda 

Grm. 

127,9 
144,9 
132,1 
112,4 
112,5 
118,7 
157,2 
138,7 
143,3 
101,3 

38,5 

89,4 
149,5 

37,0 
112,5 
112,5 
141,8 
158,8 
135,6 
166,5 

98,6 
131,0 

Grm. 

105,3 
169,6 

163,5 

93,7 

93,7 

105,3 

113,8 

105.3 

105,9 

81,6 

29,4 

46,9 

90,7 

35,4 

81,6 

85,2 

108,3 

131,4 

105,3 

140,5 

64,6 

76,1 

Grm. 
1317 

1269 
1219 
1230 
1311 
1393 
1141 
1274 
1271 
1284 
15S1 
1354 
1173 
1G24 
1231 
1423 
1190 
1253 
1382 
1329 
1467 
1265 

Grm. 

162,7 

121,7 

107,6 

61,5 

102,5 

76,8 

116,6 

55,1 

107,6 

123,0 

10,3 

60,2 

96,1 

34,6 

126,8 

71,7 

157,6 

178,1 

131,9 

137,1 

46,1 

137,1 

Grm. 

1347 
1266 
1175 
1200 
1291 
1413 
1230 
1252 
1271 
1243 
1624 
1304 
1188 
15S0 
1218 
1409 
1206 
1322 
1306 
1265 
1442 
1223 

97,1 

114,2 

108,4 

91,4 

85,8 

85,2 

137,8 

108,9 

112,7 

79,3 

24,4 

66,0 

127,4 

22,5 

91,4 

79,1 

119,2 

126,7 

98,1 

125,3 

61,1 

103,6 

79,9 
117,8 
134,1 
76,0 
71,9 
75,6 
99,7 
82,7 
83,3 
63,5 
18,6 
34,6 
77,3 
21,5 
66,3 
59,9 
91,0 
104,9 
76,3 
105,7 
44,0 
60,2 

121,5 

91,1 

93,3 

51,3 

79,0 

54,4 

94,8 

44,0 

84,7 

98,9 

6,4 

46,2 

80,9 

21,9 

104,1 

50,9 

130,7 

134,7 

101,0 

108,4 

31,9 

112,1 

*)   Auf  100  Ltr.  Erde  kamen  zur  Einwirkung  je  200  Grm.  Kali    oder  Ammo- 
niak oder  Phosphorsäure. 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 


37 


o    i:  ^  Ki    *->    »-»  K> 

cofc^.^l-•co~loc^^oC7»^^»-»►-, 


CO     ©    CO     C5     CO 


£3  w  »  £  es  n 


<?a3-3S->2.ofc£-Q.5.   o.   2.   —   » 


^ 


bö 


feä 


CO     bS  l-< 


J-    CO    —  i    o    tc    co    >-* 


Ol    «    »    1     O    H    H 


{DCCOCC^O)MVA^(fi 


tO     IO     U     ^     U     K3 


to    CO    to    tc 


►_•     _     CO 


W      M      H      W      H      IO      H 

O     "1     *■     CD     CO     Ol     fl) 

cocoooifr-coao«40ocsw>--,oo-j 


O    CO     ~J     o 


CO     M     M 


CO     «     'Vi      4- 

cs   co    o»    -i 


—      _     _      —  —      _  1-*     fcD     K>     t— t     CO     h-  h-*     H-i     h-<     K-*     ^^ 


O     00     ©     tO     •»!     CO    00 


CO     CO     OD     <l 


C"     00    ^l     OD     O     i-* 


4^,<)OOrf*-u*^t3cc,oai-4<yioo 


X 

SO 

P 

o 

C 

1 

3 

3 
CD 

(? 

K 

** 

►3 

o 

o 

c 
a 

CO 

3* 

3 

<! 

»U     CS     O»     tO     ©     * 

CCCOOtOMl-CC« 


►—  >-«     to 


*o    to    »fr-   cn   i-t 


tOIOl—i-11-'  M     K)     H 


CT       f       (-* 


H     OD     CO 


CS     ©     C«     CD     -4     © 


?§  gf£<j 


~    SC 

B 
3    £- 


(C     Cl     <ß     * 


—      -„ '     —     — 


w   Sf 


©CS     -qc00OtCS«fr>©OS 


to    CO     tO     t-i     h-  to    I- 


-      OSCO~JfcOOS^I©C*Cn 


«O^COO^OOM^COvi-i 


cn    «    «    C 


g       2. 3  ö  g  r*  n 


;  [—        CTO    Cu  So 


>■-         Ifr. 


i  h-J     tu     CO     C* 


►c --    bfri 

6   c   o   w 


4-    ;  -    -■»    m-    ^i    tc    :  -    — 

CS      C*     ©     CO     h-»     CS     --1     O« 


^  a,  °  ST  -!  5°  »> 

p. o  g  :*     »  (-jo -    . 


*  -i  ►-•  A  » 

^  P:  o-  £  t 


Ji.  4»  Jx  4*-  ►£•  C*i 

U>  i-i  OS  H-  -J  t-t 

M  W  "J  ifr  OD  C7i 

O  OS  O  fcO  -»  »fr- 


CO  C  *  CD 
-1  O*  00  ►£►. 

®   W  M  O 


S  I 


ö  3  -  2. » 

o  »  joa  Do 

■  •:  •  BS. 


0<  O*  "»1  CS  OS  O 

*•!  M  M  W  ÜJ  M 

►£.  co  ©  ©  oo  oi 

CD  W  CO  ff)  M  Ol 


Ol  Cl  CS  W  W  CR  CA  o» 

-q  t-i  )— i  es  co  o  co  -i 

COOMM^COICM 
COtOODCDCOOrODK) 


CT*  £ 

3.    » 


H-      IO      »O 


W  CO  CD  CO  ^  O 
W  ffi  A.  'O  M  CD 
O     C     ü    M     6»    C 


W      fcO      H-»      I-« 

Os    ©    O    »fr- 

•fr-     CO 


fcO     I-»     h-< 


■»IC     tOOi|>3ÖCnCO 


3*  " 


CO  CO  OS  CO 

O»  00 

O  CO 

oo  cn  oo 


OS  OS  CO 


I  I  I 


CO  CO  (*■■  •*» 


»  C1  IO  U  -)  (O  H 
O  O  00  -)  bJ  O  CO 


0>  -J     k- 


^  o 


ts 


t-  IC  '-  l~    <~    '- 


fcOKJtOtObOtOtOtO 


H        1      p     (t     &    i/! 


1     to 
1    ^ 

*) 

IO 

,_, 

-J 

CS 

te 

:; 

CJ* 

00 

CO 

10 
CO 

CO 

- 1 

cyi 

cn 

Ol 

- 

-1 

i: 

5 

£ 

CO 

*-< 

** 

^ 

00 

*-■ 

<l 

*. 

CO 

o 

-" 

o 

CO 

w 

o 

O 

00 

o 

OS 

oc 

to 

00 

CO 

1    M 
1     *■ 

*. 

►0 

o 

to 

s 

c 

CO 

K> 

OS 

~ 

B 

4- 

o 

CO 

o* 

*■ 

►fc- 

B 

00 

kS 

M 

Ifh 

b9 

CD 

CO 

CO 

- 

*. 

ifb 

CO 

CO 

CT 

* 

00 

o 

rf>- 

OS 

»J 

-Kl 

S 

»fr* 

CO 

00 

Ot 

M 

*" 

B 

s 

CO 

o 

K 

f 

*• 

o 

to 

s 

o 

Kl 

Ol 

CA 

^ 

CT» 

OS 

CO 
O 

1' 

« 

1-^ 

o 

hS 

'      rf». 

4- 

o 

Oi 

*- 

»9 

H" 

o 

*■ 

00 

CO 

Od 

H* 

*3 

OS 

CO 

CO 

00 

Ot 

^ 

Oi 

1— 

53     S 


I    s- 


CO^MMCOWMW 


fcO     C"     IO 


►fr.     CO     »fr- 


- 1    4-    - 1     r    - 1 


COCDmOCDcococO 


IC      tc       IC  IC      _ 

„•»lOSOOCOCOl-t      _. 
0»0>-^     ^^     COH-     OSfcOO     Oi^fliOO^Wio^o 

wow^aMMoaODO^CD   o^   h  oi  o>  oo  -^  >>  ^. 


s  r 


-,    o 

ffl  g- 


Summe 
in  8  Stunden. 


* 


38 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 


Analysen  J.  Hanamann   veröffentlichte    die  Analysen  von  4  Böden   der 

bö^°her  Domäne  Lobositz,  welchen  nachstehende  Beschreibung  beigefügt  ist. 
I.  Boden    von    Kottomierz;    Plänerboden    (Kreideformation    Böhmens), 
lichtgelbe,    sehr  steinige,    massig   tiefgründige    Ackerkrume;    dem 
Gerstenbaue  in  physikalischer  und  chemischer  Beziehung  äusserst 
günstig ;  im  dritten  Jahre  nach  der  letzten  Düngung. 
II.  Boden  von  Augezd:  Basalt-Boden,  dunkler,  grauschwarzer  Boden  von 
bindiger  Beschaffenheit,  tiefe  mit  Basaltfragmenten  gemischte  Acker- 
krume auf  verwittertem  Basalt  lagernd ;  besonders  dem  Kleebaue  zu- 
sagend; vor  3  Jahren  zuletzt  gedüngt. 
DIL  Boden  von  Lobositz;    Lössboden  mit  lichtbrauner  Ackerkrume  von 

sehr  bedeutender  Mächtigkeit. 
IV.  Boden  von  Schelchowitz ;    Alluvialboden,  einem  Teiche  entnommen; 
lichtgrau,  mürbe  und  pulverig. 


I. 

Kottomierz. 
Pläner-B. 


II. 

Augezd. 
Basalt- B. 


III. 

Lobositz. 
Löss-B. 


IV. 

Schelchowitz. 
Alluvial-B. 


Resultate    der    mechanischen    Analyse. 

10000  Theile  der  bei  100°  C.  getrockneten  Feinerde  enthielten:  (Ackerkrume  auf  Pflugtiefe.) 


Grandigen  Sand 
Streusand  . 
Staubsand . 
Thonigen  Sand  . 
Thonige  Theile 


3652 
2396 
1335 
1062 
1550 


1471 
2852 
1131 
1189 
3357 


507 
2207 
185S 
2712 
2716 


389 

845 

1968 

1530 

526S 


Wasserhaltende  Kraft    . 

Zu  10000  Thl.  Feinerde  gehören 

Steine  von  Nussgrösse     .     . 

Kleine  Gesteinsfragmente 

Mineralische  Beschaffenheit  . 


54  o/o 

667 
435 

Kalkarme 
Thonsilikate. 


71    «/o 
sehr  wenige. 

102 

Basalt-Trüm- 
merchen. 


59  o/o 

265 
182 

Kies  und 
Glimmer- 
blättchen. 


76  o/o 
32 

übersät   mit 
Muschelresten. 


Resultate  der    chemi 

100000    Theile  der  Ackerkrume  bei   12" 
Sand   und    Thon    (in    Säure 

unlöslich) 82297 

Lösliche  Mineralstoffe      .     .  12621 

Humus  nnd  Wasser    .     .     .  5082 

Eiseno.xyd  und  Thonerde      .  5575 

Kalk 364 

Magnesia 85 

Natron 94 

Kali 24S 

Kieselsäure 5737 

Kohlensäure 359 

Schwefelsäure 63 

Chlor 18 

Phosphorsäure 85 


sehen   Analyse. 

Tiefe,   getrocknet   bei    140 c 


Gesammt-Sticketoff 


142 


70162 

31593 

8245 

11658 

826 

40S 

341 

393 

17755 

18 

23 

9 

162 


72445 

21709 

5846 

8436 

415 

193 

108 

396 

11466 

548 

58 

16 

73 


c. 

27288 

67415 

5297 

12025 

13352 

947 

417 

590 

29709 

9032 

590 

237 


192 


173 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 


39 


Zu  der  Analyse  des  Lössbodens  (unter  III.)  bemerkt  der  Verfasser,  dass  der 
geringe  Gehalt  dieses  Ackerbodens  an  Schwefelsäure ,  Magnesia  und  an  Kalk  auf- 
fallend sei,  dass  der  letztere  bis  zu  20  Proz.  im  Untergrund  nachweisbar  sei,  woraus 
sich  ergäbe ,  dass  der  gewöhnliche  Schluss  von  dem  Kalkreichthum  der  Unterlage 
auf  den  des  Obergrunde.s  oft  sehr  trügerisch  sein  könne.  —  Wir  möchten  aus  der 
relativen  Kalkarmuth  des  Bodens  vermuthen,  dass  die  Ackerkrume  dieses  Bodens 
nicht  dem  Löss  inFallou-  und  Bennigsen-För  der'schem  Sinne,  sondern  dem 
diesen  meist  in  schwacher  Schicht  bedeckenden  „Glimmerlehme"  angehört. 

Erschöpfung  des  Bodens  durch  Hopfenbau.*)  —  E. Hoffmann  Erschöpfung 
berechnete  die  Mengen  von  mineralischen  Pflanzennährstoffen  und  Stick-        des 
stoff,  welche  einem  Hopfen  tragenden  Boden  per  Joch  und  Jahr  entzogen      durch 
werden,  indem  er  den  durchschnittlichen  Ertrag  an  frischen  Blättern  mit  Hopfenbau. 
Ranken  von  100  Ztr.  per  Joch  und  Jahr,  ferner  die  von  ihm  ausgeführte 
Aschen-Analyse  dieser  Pflanzentheile  zu  Grunde  legte.    Der  Aschengehalt 
der  frischen  Blätter  mit  Ranken  beträgt  nach  Abzug  von  Sand,   Kohle 
und  Kohlensäure  4,263  Proz. 

Dem  Boden  werden  per  Joch  und  Jahr  entzogen  in  Pfunden: 


Bei  einer 

Ernte 
per  Joch 

Pfunde. 

Gesammt- 
menge 

an 
Mineral- 
stoffen. 

Phos- 
phor- 
säure. 

Kiesel- 
säure. 

Kalk 
und 
Talk- 
erde. 

Alkalien. 

Stick- 
stoff. 

(KOf) 

Blätter  mit  Ranken  .  .  . 

10000 

426 

26 

79 

162 

110(98) 

88 

Dolden  **) 

300***) 

21 

3 

5 

5 

6 

7| 

Blätter,  Ranken,  Dolden 

10300 

447 

29 

84 

167 

116 

95| 

Hiernach  gehört  die  Hopfenpflanze  entschieden  zu  den  an  den  wich- 
tigsten Pflanzennährstoffen:  Alkalien,  Phosphorsäure,  Kalk  und  Stickstoff 
erschöpfendsten  Kulturpflanzen.  Die  Dolden  allein  entziehen  dem  Boden 
nnr  wenig  Mineralstoffe.  Es  ist  zu  empfehlen,  die  Blätter  und  Ranken 
dem  Boden  zu  lassen,  beziehungsweise  zurückzugeben. 


Bereicherung  der  Ackerkrume  durch  Lupinenbau. ff)    —    Bereiche- 
Th.  Dietrich  untersuchte  die  auf  einer  6a'  grossen  Fläche  gewachsenen       runs 
und  mit  möglichster  Sorgfalt  gesammelten  Stoppeln  und  Wurzelrückstände  derkr„nikeer" 
eines  Lupinenfeldes.     Die  Menge  dieser  Rückstände  betrug  pr.  1  Hess.      durch 
Acker  in  runder  Zahl  2000  Pfd.  und  darin  wurden  gefunden:  Lupinenbau. 


*)  Böhm.  Centralbl.  f.  d.  gesammte  Landeskultur.     1867.     S. 

**)  Nach  mittlerer  Zusammensetzung  der  Asche  derselben. 

***)  Durchschnittliche  Ernte. 

|)  Kalimenge  von  uns  berechnet, 

tt)  Landw.  Anz.  f.  Regbz.  Kassel.     12.  J.     S.  84. 


U. 


40  Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 


Pfd. 

Stickstoff     . 

.      33,1 

Kohlenstoff . 

-     922,4  (entspr.  3382  Pfd.  Kohlensäure) 

Kalk  .     .     .     . 

.      41,4 

Bittererde    . 

.        1,2 

Kali    .     .     .     . 

.        4,6 

Phosphorsäure 

.        7,0 

Da  die  Lupine  zu  den  tiefwurzelnden  und  vorzugsweise  von  den  Nähr- 
stoffen des  Untergrundes  lebenden  Pflanzen  gehört,  denn  sie  gedeiht  nur 
in  tiefgründigen  Böden,  so  kann  man  die  mit  den  Lupinen -Wurzeln  und 
-Stoppeln  in  der  Ackerkrume  verbleibende  Menge  mineralischer  Pflanzen- 
nährstoffe als  diejenige  betrachten,  um  welche  die  Ackerkrume  auf  Kosten 
des  Untergrundes  durch  die  Lupine  bereichert  wird. 

Anaiysevon         R-  Kemper   untersuchte  einen   grauschwarzen  Liasschiefer,*) 

Lias-      der  in  der  Gegend  seines  Fundortes,  Bauerschaft  Markendorf,   allgemein 

schiefer.    unj.er  ,jem  ]vfamen  „schwarzer  Mergel,"  10  — 16  Fd.  pr.  Acker,  verwendet 

wird.    Derselbe  enthält  nach  dem  Verfasser   (der  seine  Analyse  nicht  als 

eine  erschöpfende  angesehen  wissen  will)  folgende  Bestandtheile  in  100  Thl. 

(löslich  in  heisser  Salzsäure  von  1,13  spez.  Gew.) 

Wasser .     4,61 

Thon  etc 73,23 

Kohle  und  organ.  Substanzen  13,54  (hierin  0,64  Proz.  Stickstoff) 

Eisenoxyd  und  Thonerde      .     6,69 

Kalk 0,92 

Magnesia 0,07 

Kieselerde      ......     0,10 

Alkalien 0,19  (0,85  nach  dem  Glühen) 

Phosphorsäure 0,52 

Schwefelsäure 0,11 

Später  untersuchte  der  Verfasser  3  aus  einer  Grube  stammende  Proben  des- 
selben Gesteins,  welche  3  verschiedenen  Schichten  entnommen  waren.  Sie  enthielten 
verschieden  von  obiger  Probe  kohlensauren  Kalk,  nämlich  25  Proz.  (untere  Schicht), 
2  Proz.  (mittlere  Schicht)  und  4,4  Proz.  (obere  Schicht). 

Anaiysevon  Glauk oni ti scher     Bairdienkalk    von    Wür  z  bu  r  g.  **)    — 

Bairdien-   £    Haushofcr    theilt   im    Anschluss   an   die    mitgetheilten ***)  Unter- 

suchungen   über  den  Kaligehalt  glaukonitischer  Gesteine  die  Analyse   des 

genannten  Gesteins  mit,  nach  welcher  dasselbe  5,5  Proz.  Kali,  also  mehr 

als  die  früher  untersuchten,  enthält. 

Das  Gestein  ist  bräunlichgrau,  feinkörnig  bis  dicht  und  enthält  in  zahlreichen 
Poren  Eisenoxydhydrat. 


*)  Journal  f.  Landw.     1867.     S.  48. 
**)  Journal  f.  prakt.  Chemie.     Bd.  99.    237. 
■**)  Jahresbericht  1866.     S.  47. 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 


41 


L.  R.  v.  Fellenberg   theilt   die  Analyse  eines  Gesteins   mit,    Analyse 
welches  sich  durch  die  Untersuchung'  als  ein  Feldspath  darstellt,    der       von 

Feldspath. 

seinem  Gehalte  an  Kieselsäure  und  Thonerde  nach  zu  den  Anorthiten  zu 
zählen  ist.  Er  unterscheidet  sich  aber  von  diesen  durch  seinen  geringern 
Kalkgehalt.    Die  Analyse  ergab: 

Prozent 


Kieselsäure 
Thonerde  . 
Kali  .  .  . 
Natron  . 
Kalk  .  . 
Baryt  .  . 
Magnesia  . 
Eisenoxydul 
Manganoxydul 
Wasser  (Glühverlust) 


46,81 
35,15 
9,68 
0,49 
0,99 
0,79 
0,65 
1,43 
0,75 
5,25 


Das  angeblich  auf  der  Moräne  des  unteren  Grindelwald -Gletschers  aufgefun- 
dene Gestein  ist  von  kalkähnlichem  Aeussern,  helllauchgrün ,  krystillinisch, 
wellig-schiefrig,  leicht  zerreiblich,  durchscheinend.  Der  Verfasser  findet  die  Formel 
4  Ab  03,  Si  O3  -j-  2  RO,  2  SiC-3  -f-  3  aq.  der  Analyse  am  entsprechendsten,  nach 
welcher  sich  Si03  :  AI2  03  :  KO  :  NO  verhalten  wie  6:4:2:3. 


Schwefelsaure  Strontianerde  von  Krocker.**)  —  In  den  ter- 
tiären Schichten  der  Gegend  von  Krzischkowitz  bei  Ratibor  ist  eine  erdige, 
kreideartig  weisse,  unter  dem  Mikroskope  splittrig  krystallinische  Masse 
aufgefunden  worden,  welche  in  bedeutender  Mächtigkeit  auftritt.  Dieselbe 
enthält  in  100  Theilen: 

Schwefelsäure 36,00 

Strontianerde 46,57 

Kalk 1,80 

Bittererde 1,60 

Kali 0,50 

Chlornatrium 0,25 

Kohlensäure        1,40 

Phosphorsäure 0,10 

Kieselsäure 2,10 

Eisenoxyd  und  Thonerde 3,60 

Thon  und  Sand 4,28 

Glühverl.  (Feuchtigk.  und  organ.  Stoffe)  1,80 

100,00 

Dieselbe  Erde,  welche  hiernach  im  Wesentlichen  aus  schwefelsaurer 
Strontianerde  (82,57  Proz.)  besteht,   ist  bereits  seit  Jahren  und  zu  vielen 


*)  Journal  f.  prakt.  Chemie.     Bd.  101. 
'*)  Der  Landwirth.     1867.     S.  113. 


32. 


Schwefel- 
saurer 
Strontian 
als  Mergel. 


4ii  Chemische  and  physische  Eigenschaften  des  Bodens 

Hunderten  von  Fuhren  —  angeblich  mit  gutem  Erfolg  —  zur  Düngung 
der  Felder  benutzt  worden,  indem  man  der  Meinung  war,  dass  man  Kalk- 
mergel oder  gipshaltigen  Mergel  vor  sich  habe. 


Von  weiteren  hierher  gehörigen  Arbeiten ,  deren  Wiedergabe  uns  der  Raum 
dieses  Berichts  verbietet,  haben  wir  noch  zu  erwähnen : 

Ueber  die  chemische  Beschaffenheit  der  Lössablagerungen  bei  Wien,  von  Ritter 
von  Hauer.') 

Ueber  die  Auffindung  der  löslichen  Bestandteile  der  Ackererde,  von  Th. 
Schlösing.2) 

Verhalten  des  Sandes  zur  Bodenbildung  und  Pflanzenwelt,  von  A.  Stö  ckhardt.3) 

Ueber  die  chemische  Einwirkung  des  Wassers  in  Verbindung  mit  Kohlensäure 
und  Salzen  auf  die  Gebirgsgesteine,  von  J.  C.  De  icke.4) 

Ueber  die  physikalische  Untersuchung  des  Bodens,  von  F.  C.  Henrici.fi) 

Ueber  die  chemisch  -  physikalische  Klassifikation  des  Bodens  und  namentlich 
des  Ackerlandes,  von  Edm.  Segnitz.6) 

Berechnung  der  Aus-  und  Einfuhr  der  wichtigsten  mineralischen  Pflanzennähr- 
stoffe und  an  Stickstoff  in  einer  Wirthschaft  in  Mittelholstein  für  die  Jahre  1863, 
1864  und  1865.7) 


Rückblick.  Den  ersten  Abschnitt    unseres  Jahresberichts  „Bo  d  enbildung"  eröffnet  eine 

Mittheilung  von  A.  Fallou  über  die  Entstehung  des  Löss,  namentlich  in  Bezug 
auf  sein  Vorkommen  in  Sachsen.  Wir  entnehmen  daraus,  dass  der  Löss  der 
Schlammabsatz  eines  Lössmergel  -  Meeres  ist,  welches  bei  Beginn  der  Ablagerung 
das  norddeutsche  Flachland  bis  an  die  Ausläufer  des  Erzgebirges,  bis  an  die  Höhen- 
züge des  Elbthales  bei  Meissen  bedeckte  und  dort,  namentlich  in  der  von  Meissen 
abwärts  sich  ausdehnenden  Bucht,  seinen  kalkhaltigen  Schlamm  ruhig  absetzte. 
Die  Bildung  des  jetzigen  Lössbodens  Sachsens  begann  in  einer  Höhe,  welche 
600',  und  endigte  in  Lagen ,  welche  300'  über  dem  jetzigen  Meeresspiegel  lagen. 
Die  Ansicht  Fallou's  über  die  Entstehungsweise  der  Lössablagerung ,  die  der- 
selbe in  überzeugender  Weise  entwickelt,  steht  älteren  Ansichten  entgegen, 
welche  den  Löss  als  das  Resultat  der  Reibung  von  Gletschern  auf  ihr  Grund- 
gestein oder  als  ein  Zersetzungsprodukt  von  Liasschiefer  erscheinen  oder  denselben 
nur  als  eine  Varietät  des  Diluvial-Lehmes  gelten  lassen  wollen.    Der  Löss  ist  nach 


')  Sitzungsbericht  der  Wiener  Akademie.    Bd.  53.    S.  148. 

2)  Landw.  Centralblatt.     1867.    I.    S.   196. 

3)  Chem.  Ackersmann.     1867.     S.  183. 

4)  Zeitschr.  f.  d.  gesammtcn  Naturwissenschaften.     1867.     S.  353. 

5)  Journal  für  Landwirtschaft.     1867.     S.  37. 

«)  Annalen  der  Landwirtschaft.     Mbl.  1867.     S.  39. 

7)  Landw.  Wochenbl.  für  Schleswig-Holstein.     1867.     S.  26. 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens.  43 

Fallou  eine  besondere  geologische  Bildung,  ein  vom  Lehm  wohl  zu  unterschei- 
dendes, selbständiges  Glied  des  Diluviums,  welche  Behauptung  durch  die  beobach- 
tete Niveau-Differenz  von  ca.  500'  (nach  Bennigsen-Förder,  der  im  Wesent- 
lichen mit  Fallou  gleicher  Ansicht  ist,  von  mindestens  1000')  sich  bewahrheitet, 
welche  sich  zwischen  den  Höhen,  bis  zu  welchen  Lehm  und  Löss  reichen,  zeigt.  — 
Fallou  beschreibt  den  Löss  als  einen  feinerdigen  Mergel,  dessen  Gemengtheile 
äusserlich  nur  spärlich  hervortreten  und  sich  durch  Abschlämmen  als  feinkörniger 
Kalk-  und  Quarzsand,  Glimmerblättchen  und  eisenhaltigen  Thon  zu  erkennen  geben. 
Bisweilen  finden  sich  bei  grösserer  Mächtigkeit  in  den  tieferen  Lagen  Gehäuse  von 
Land-  und  Sumpfschnecken,  ebenso  Kalkmergelnieren  (Lösskindel).  — J.Breiten- 
lohner  lieferte  eine  Untersuchung  über  die  Beschaffenheit  des  aus  verschiedener 
Tiefe  genommenen  Löss,  aus  welcher  sich  die  Ungleichmässigkeit  in  dem  Gehalte 
desselben  an  Kalk  erkennen  lässt.  —  Auch  Lorscheid  untersuchte  einen  Löss 
(-Mergel)  und  daneben  (Löss-)  Lehme,  unter  welchen  letzteren  jedenfalls  der  über 
dem  Löss  lagernde  Glimmerlehm  zu  verstehen  ist.  Der  Löss  unterscheidet  sich 
hiernach  hinsichtlich  seiner  Zusammensetzung  von  den  Lehmen  ausser  durch  seinen 
hohen  Kalkgehalt  durch  einen  Verhältnis  smässig  hohen  Gehalt  an  Kali  (0,97  Proz.) 
das  freilich  zum  grössten  Theile  in  Salzsäure  unlöslich  ist.  Armuth  an  Phosphor- 
säure ist  allen  gemeinsam.  —  Daubree  stellte  durch  seine  Untersuchung  über 
die  Zersetzung  des  Feldspaths  etc.  in  Folge  mechanischer  Einflüsse  die  interessante» 
Thatsache  fest,  dass  der  Feldspath  bei  seiner  Zertrümmerung  unter  Wasser  sich  in 
bedeutendem  Grade  zersetzt;  er  verliert  Kali,  Kieselerde  und  Thonerde,  welche 
sich  in  dem  Wasser  auflösen.  Wir  dürfen  wohl  annehmen,  dass  sich  diese  Er- 
scheinung nicht  auf  den  Feldspath  beschränkt,  sondern  dass  alle  kalihaltigen  Sili- 
katgesteine unter  gleichem  Einflüsse  mehr  oder  weniger  dieselbe  Zersetzung  er- 
leiden, umsomehr  ist  diese  durch  das  Experiment  erwiesene  Thatsache  von  höchster 
Bedeutung,  da  derselbe  Prozess,  den  der  Verfasser  künstlich  und  im  Kleinen  voll- 
zog, in  der  Natur  tagtäglich  und  im  grossartigsten  Massstabe  in  jedem  Gebirgs- 
bache  und  jedem  Strome  vor  sich  geht.  Die  Arbeit  liefert  den  Beleg  für  den  Ur- 
sprung des  Kali's  in  den  Flüssen  und  für  die  Ursache,  durch  welche  es  dahin  ge- 
langt. Die  Zersetzung,  welcher  der  Feldspath  unter  reinem  Wasser  unterliegt,  wird 
befördert,  wenn  dem  Wasser  Kohlensäure  oder  Kalk  beigefügt  wird;  sie  wird  aber 
beeinträchtigt  durch  Kochsalz.  Es  dürfte  deshalb  anzunehmen  sein,  dass  der  Zer- 
setzungsprozess  unter  dem  Meerwasser  nicht  in  dem  Grade  stattfindet,  wie  auf  dem 
Festlande  unter  den  süssen  Gewässern.  Auch  die  Gegenwart  von  kohlensaurem 
Eisenoxydul  hat  der  Auflösung  von  Kalk  entgegengewirkt.  Bemerkenswerth  ist 
noch,  dass  der  durch  Zerreibnng  entstehende  Gesteinsschlamm  viel  Aehnlichkeit 
mit  manchen  Schieferthonen  hat,  wesshalb  es  nicht  unwahrscheinlich  ist,  dass  diese 
nicht  einer  Verwitterung,  sondern  dem  mechanischen  Vorgange  der  Zerreibung  von 
Silikatgesteinen  unter  Wasser  ihre  Entstehung  verdanken. 

Das  Kapitel  „Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens" 
beginnt  mit  der  Untersuchung  von  E.  Peters  über  das  Verhalten  der  Phosphor- 
säure im  Boden.  Aus  derselben  geht  zunächst  hervor,  dass  die  Phosphorsäure 
des  Bodens  meist  an  Eisenoxyd  gebunden  ist  und  dass  die  im  unauflöslichen  Zu- 
stande in  den  Boden  gebrachte  Phosphorsäure  sehr  bald  von  diesen  nur  ausnahms- 
weise fehlenden  Oxyden  gebunden  und  deshalb  in  einen  schwerlöslichen  Zustand 
versetzt  wird.  Dennoch  ist  das  Aufschliessen  der  unlöslichen  natürlichen  Phosphate 
nicht   gleichgiltig    für    die  Vegetation    der  Kulturgewächse,    denn  erst   durch  diese 


44  Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens. 

Behandlung  wird  eine  gleichmässigere  und  tiefergehende  Yertheilung  der  Phosphor- 
säure im  Boden  ermöglicht.  Die  Wiederauflösung  der  absorbirten  Phosphorsäure 
erfolgt  durch  die  Bodenfeuchtigkeit,  da  die  Phosphate  an  sich  in  kohlensäurehal- 
tigem,  in  geringem  Grade  sogar  in  reinem  Wasser  löslich  sind.  Dieselbe  wird 
unterstützt  durch  manche  neutrale  Salze  —  wofür  schon  ältere  Belege  vorhanden 
sind  —  insbesondere  aber  auch  durch  den  chemischen  Einfluss  der  bei  der  Ver- 
witterung der  Gesteinstrümmer  hervorgehenden  kohlensauren  und  kieselsauren  Al- 
kalien. Die  Auflösung«  wird  ferner  durch  die  Pflanzen  selbst,  durch  Vermittlung 
ihrer  Wurzelausscheidungen  bewirkt.  Eine  wichtige  Rolle  in  dieser  Richtung  spielen 
ferner  im  Boden  vor  sich  gehende  Reduktionsprozesse,  bei  welchen  durch  den  Ein- 
fluss von  verwesendem  Humus  phosphorsaures  Eisenoxydul  und  lösend  wirkende 
Humussäuren  gebildet  werden.  Man  kann  daher  die  Wirhung  der  phosphathaltigen 
Dünger  unterstützen,  wenn  man  dem  Boden  gleichzeitig  humusbildende  Substanzen 
zuführt  und  andrerseits  durch  fleissige  Pflugarbeit  und  Bodenlüftung  für  die  Ver- 
witterung der  Bodensilikate  Sorge  trägt.  —  Schumachers  Arbeit  über  das  Ver- 
halten der  Pflanzennährstoffe  im  Erdboden  hebt  die  bei  den  letztjährigen  Unter- 
suchungen über  diesen  Gegenstand  sehr  vernachlässigte  physikalische  Absorptions- 
erscheinung —  auf  welche  in  diesem  Jahresbericht  wiederholt  hingewiesen  ist  — 
wieder  mehr  hervor.  Schumacher  schreibt  dem  Humus  die  Hauptwirkung  bei 
der  Absorption  zu ,  wogegen  sich  nach  früheren  Untersuchungen  gegründete  Be- 
denken erheben  lassen.  Der  Assimilation  durch  die  Pflanzen  sind  die  physikalisch 
absorbirten  Pflanzennährstoffe  im  Boden  nicht  völlig  entzogen,  dagegen  können  die 
Pflanzen  von  den  chemisch  gebundenen  nur  nach  vorheriger  Wiederauflösung  Nutzen 
ziehen.  —  Salonion  prüfte  das  Verhalten  von  Erden  zu  einer  ammoniakalischen 
Lösung  von  salpetersaurem  Kalk.  Knop  hat  bekanntlich  eine  solche  Prüfung  der 
Erden  bei  Ausführung  von  Bodenuntersuchungen  zu  dem  Zweck  empfohlen,  um 
sowohl  über  die  Menge,  als  auch  über  gewisse  Eigenschaften  der  Humussubstanz 
Aufschluss  zu  bekommen  und  in  der  Voraussetzung,  dass  fast  aller  Kalk,  der  bei 
dieser  Operation  absorbirt  wird,  von  der  Humussubstanz  des  Bodens  gebunden 
werde.  Diese  Voraussetzung  hat  sich  bei  Salomon's  Arbeit  nicht  bestätigt,  es 
geht  vielmehr  aus  derselben  hervor,  dass  die  Eigenschaft,  Kalk  aus  solcher  Lösung 
zu  absorbiren,  dem  Humus  nicht  allein  zukommt,  sondern  auch  dem  Thone ,  den 
Hydraten  des  Eisenuxyds,  der  Thonerde  und  der  Kieselerde;  es  zeigt  sich  ferner 
bei  derselben,  dass  die  Absorptionsfähigkeit  der  Erden  —  dieser  Lösung  gegen- 
über —  nicht  vom  Humus,  auch*  nicht  vom  Kalkgohalte  der  Erde  abhängig  zu  sein 
scheint.  —  Wilhelm  hat  seine  früheren  Untersuchungen  über  Wasserverdunstung 
aus  dem  Erdboden  und  über  den  Einfluss  der  Kulturpflanzen  darauf  fortgesetzt 
und  ist  dabei  zur  Bestätigung  der  Thatsachen  gelangt,  dass  dem  Boden  durch  die 
Vegetation  von  tiefwurzelnden  Pflanzen  soviel  Wasser  entzogen  wird,  dass  dadurch 
unter  ungünstigen  Umständen  das  Gedeihen  der  Nachfrucht  gefährdet  sein  kann. 
Dabei  stellte  sieh  ferner  heraus ,  dass  der  Einfluss  des  Grundwassers  von  wesent- 
lichem Belang  ist.  —  Breit  enlohner  lieferte  über  denselben  Gegenstand  eine 
Arbeit  und  zwar  in  Bezug  auf  Löss-  (VLehm),  Basalt-  und  Plänerboden  und  kam 
dabei  zu  demselben  Resultat ;  er  zeigte  aber  gleichzeitig,  dass  Bestellungsweise  und 
-Zeit  nicht  ohne  Einfluss  auf  die  Verdunstung  der  Bodenfeuchtigkeit  sind.  Mit 
dieser  Arbeit  verband  B  reiten. ohner  eine  physikalische  Untersuchung  derselben 
Böden,  aus  welcher  sich  ergab,  dass  die  wasserhaltcnde  Kraft,  sowie  die  Fähigkeit, 
das   Wasser    zurückzuhalten,    beim    Basaltboden    am  grössten   ist,    gegenüber  dorn 


Chemische  und  physische  Eigenschaften  des  Bodens.  45 

Löss-  und  Pl&nerboden.  Bezüglich  der  Fähigkeit,  Wasser  durchsickern  zu  lassen, 
zeigte  der  Plänerboden  die  Eigentümlichkeit,  dass  die  in  gleichen  Zeiträumen  durch- 
sickernde Wassennenge  mit  der  Dauer  des  Versuchs  allmählich  zunahm.  —  Grouven 
stellte  die  Analysen  von  24  Bodenarten,  die  S  t  o  h  m  a  n  n,  B  re  t  s  c  h  n  e  i  d  er,  Re  i  m  a  n  n, 
Bittner,  Becker  und  Lohse  lieferten,  zusammen.  Die  Böden  gehören  zum  grössten 
Theile  dem  Alluvium  und  Diluvium  an,  nur  3  sind  Verwitterungsböden  des  Buntsand- 
steins, des  Rothliegenden  und  des  Syenit's.  Bei  den  Analysen  lässt  sich  weder  zwischen 
dem  Gehalt  an  Humus  und  dem  an  Stickstoff,  noch  zwischen  der  Menge  der  in 
Wasser  löslichen  und  der  der  in  Säure  löslichen  Mineralstoffe  eine  engere  Bezie- 
hung erkennen.  Unter  den  Böden ,  die  arm  an  in  Säure  löslichen  Mineralstoffen 
sind,  sind  die  meisten  reich  an  in  Wasser  löslichen  Bestandtheilen.  —  H ana- 
mann führte  Analysen  der  Böden  von  Lobositz  aus,  die  in  geognostischer  Bezie- 
hung dem  Pläner,  dem  Basalt,  dem  Löss  (?)  und  dem  Alluvium  angehören.  — 
Ueber  die  Erschöpfung  des  Bodens  durch  Hopfenbau  stellte  Hoffmann  Ermitte- 
lungen an,  wonach  der  Hopfen  den  Boden  hinsichtlich  des  Kali's  in  bedeutendem, 
hinsichtlich  der  Phosphorsäure  in  geringerem  Grade  in  Anspruch  nimmt.  —  Diet- 
rich untersuchte  die  Rückstände  eines  Lupinenfeldes  und  schätzte  darnach  die 
Bereicherung,  welche  die  Ackerkrume  auf  Kosten  des  Untergrundes  dnrch  den  Lu- 
pinenbau erfährt.  —  Schliesslich  theilten  wir  Arbeiten  mit,  welche  die  Zusammen- 
setzung von  Gesteinen  betreffen,  nämlich  eine  Untersuchung  eines  grauschwarzen 
Liasschiefers  von  R.  Kemper,  die  Kalibestimmung  eines  glaukonitischen  Kalkes 
von  Würzburg  durch  K.  Haushofe r,  eine  Analyse  eines  zu  den  Feldspathen  ge- 
hörenden Gesteins  der  Schweiz  von  R.  v.  Fellenberg  und  endlich  die  Analyse 
eines  erdigen  Cölestin's  von  Krocker,  der  merkwürdiger  Weise  seit  längerer  Zeit 
als  Mergel  in  der  Landwirthschaft  Verwendung  gefunden  hat 


Literatur. 

Der  Steinschutt  und  der  Erdboden  nach  Bildung,  Bestand,  Eigenschaften,  Verände- 
rungen und  Verhalten  zum  Pflanzenleben  für  Land-  und  Forstwirthe ,  von 
Dr.  Ferd.  Senft.     Berlin,  1S67,  bei  J.  Springer. 

Der  Kreislauf  des  Stoffes,  Lehrbuch  der  Agrikulturchemie,  von  Dr.  Wilhelm 
Knop.     Leipzig,  H.  Haessel. 

Die  Erschöpfung  des  Kulturbodens  durch  die  Ausfuhr  aus  der  Wirthschaft  und  der 
Ersatz  durch  Mergel,  käufliche  Beifutterstoffe  und  käufliche  Ersatz-Düng- 
stoffe, Vorträge  von  0.  Köhnke.      Mehlbye-Kappeln,  bei  W.  G.  Heide. 

Bodenkunde  und  Geologie.  Eine  kritische  Grundlegung  der  Bodenkunde,  als  Send- 
schreiben an  Herrn  F.  A.  Fallou,  von  Dr.  Martin  Wilckens.  Berlin, 
bei  E.  H.  Schröder. 


Die  Luft. 

(Meteorologie.) 
Referent :    Th.  Dietrich. 


Einfluss  lieber  den  Einfluss  der  künstlichen  Beleuchtung  auf  die 

der       Luftqualität  in  Wohnungsräumen   hat   Branislaw  Zoch   Beob- 
Beieuchtung  acntungen  angestellt.*)  —  Der  Verfasser  führte  eine  Reihe  von  Bestim- 
auf  die  Luft-  mungen  des  Kohlensäure-Zuwachses  aus,  welchen  die  Luft  eines  natürlich 
quaiität.    ventilirten  Raumes   von  bekanntem  Luftcubus   und   bei  Ausschluss  aller 
sonstigen  Kohlensäure-Quellen  durch  Gas-,  Petroleum-  und  Rüböl-Beleuch- 
tung  erfährt  und  zwar  unter  Berücksichtigung  des  Verbrauchs  an  Leucht- 
material, Brenndauer  und  Lichtintensität.    Das  Zimmer  hatte  einen  Luft- 
cubus von  72  Kubikmeter,  2  grosse  Spitzbogenfenster,  1  Thür,  2  Wände 
frei,  1  Wand  nach  dem  Korridor.    Baumaterial :  guter  trockener  Sandstein. 
Das  Zimmer  wurde  nicht  oder  nur  momentan  betreten. 

Der  durchnittliche  Verbrauch  an  Brennmaterial  war  folgender: 

In  der  Stunde  Bei  einer  Lichtstärke  von 

Kohlengas,  guter  Qualität      .     .       5  Cb.-Fuss  10,5  Normalflammen.**) 
Petroleum,  von  0,805  spez.  Gew.     15,3  Grm.  3,5  „ 

ßüböl 30,5     „  4,5 

Die  Resultate  sind  aus  der  auf  S.  47  befindlichen  Tabelle  ersichtlich. 

Das  mehrsündige  Brennen  einer  einzigen  massigen  Gasflamme  in 
einem  Wohnräume  mittlerer  Grösse  steigerte  hiernach  den  Kohlensäure- 
gehalt der  Luft  bis  nahezu  auf  3  Prom.,  sonach  bis  zu  einer  Höhe,  wie 
sie  Pettenkofer  und  Oertel  nur  in  Hospitälern,  Kasernen  und  Gefangen- 
häusern beobachteten.  Schon  nach  48  Minuten  langem  Brennen  war  der 
Kohlensäuregehalt  der  Luft  doppelt  so  gross,  als  vor  dem  Anzünden  der 
Gasflamme.  —  Bei  der  Petroleumflamme  war  die  Kohlensäurezunahme  be- 
trächtlich geringer,  doch  war  deren  Lichtstärke  auch  nur  V»  von  dem  der 
Gasflamme.  —  Dem  Petroleum  gegenüber  liefert  die  Oelbeleuchtung,  trotz 
grösserer  Lichtstärke  der  Flamme  und  trotz  des  grösseren  Verbrauchs  an 


*)  Zeitschrift  für  Biologie.     1867.     S.  117. 
**)  Münchener  Stearinkerzen,  von  denen  4  auf's  Pfund  gehen. 


Die     Luft. 


47 


Ver- 

Kohlensäure der  Luft 

Zunahme 

Brenn- 
dauer. 

brauch 
an 

pro  mille 

der 

Beleuchtungsart. 

Vor       | 

Nach 

Kohlen- 

Material. 

der  Verbrennung. 

säure. 

St.  Min. 

Kubikfuss. 

1)  Gasbeleuchtung. 

—   47 

4 

0,553 

1,447 

0,894 

Lichtstärke  =  10,5  Normalflm. 

—  47 

—  48 

4 
4 

0,655 
0,543 

1,466 
1,405 

0,811 
0,862 

a)    Bei  geschlossenen 

-  48 

4 

0,560 

1,443 

0,883 

Doppelfenstern. 

-  48 

4 

0,555 

1,395 

0,840 

—  49 

4 

0,736 

1,570 

0,834 l) 

1    40 

8 

0,334 

2,249 

1,9152) 

1    55 

8 

0,512 

2,343 

1,831 

1    56 

8 

0,636 

2,315 

1,679 

4    — 

20 

0,647 

2,954 

2,307 

b)    Bei    einfachen 

—  48 

4 

0,643 

1,496 

0,853 

Fenstern. 

-  48 

—  49 

4 
4 

0,625 
0,624 

1,432 
1,372 

0,807 
0,74S3) 

-  52 

4 

0,818 

1,684 

0,866 

1    43 

8 

0,798 

2,417 

1,619 

1    45 

8 

0,391 

2,043 

1,652*) 

1    46 

8 

0,534 

2,216 

1,682 5) 

1    30 

12 

0,487 

2,389 

1,842 

2   32 

12 

0,685 

2,569 

1,884 

4   — 

20 

Gramm. 

0,642 

2,906 

2,264 

2)   Petroleumbeleuchtung. 

1    — 

15,25 

0,593 

1,072 

0,479 

Lichtstärke  =  3,5  Normalflm. 

1    — 

15,25 

0,550 

0,975 

0,425 

Einfache  Petroleumlampe  mit 
flachem  Brenner. 

2   — 
2   — 

30,50 
30,50 

0,786 
0,675 

1,438 
1,440 

0,652 
0,765 

3    — 

45,70 

0,606 

1,441 

0,865 

4   — 

61,20 

0,697 

1,577 

0,880 

3)  Eübölbeleuchtung. 

1    — 

27 

0,908 6) 

1,244 

0,336 

Lichtstärke  =  4,5  Normalflm. 

2    — 

61 

0,513 

1,162 

0,649 

Moderateurlampe  mit  Argand- 
brenner. 

3  — 

4  — 

84 
118 

0,623 
0,769 

1,367 
1,537 

0,744 
0,768 

Brennmaterial,  die  niedrigsten  Zahlen  für  die  Kohlensäure.  Nach  4 stün- 
digem Brennen  enthielt  die  Luft  fast  nur  Vz  soviel  Kohlensäure,  .wie  beim 
4  stündigen  Brennen  der  Gasflamme.  Wir  erkaufen  daher  das  kräftigere 
und  reinere  Licht,  sowie  die  bequemere  Handhabung  bei  der  Gasbeleuchtung 
mit  einer  bedeutenderen  Luftverschlechterung.  —  Bei  gleicher  Brenndauer 
der  einzelnen  Leuchtmaterialien  bleibt  die  K^hlensäurezunahme  bei  den 
verschiedenen  Versuchen  annähernd  gleich.  Bei  längerer  Brenndauer  wächst 
die  Kohlensäure  nicht  im  geraden  Verhältniss,  da  sich,  mit  der  Länge  der 


')  Im  Zimmer  war  vorher  gearbeitet  worden. 

2)  Nachts  vorher  stark  geregnet 

3)  Sehr  windig. 
*)  Regenwetter. 

5)  Starker  Wind. 

6)  Vorher  mehrere  Personen  viel  verweilt. 


48 


Die   Luft. 


Ozon, 
Bestand- 
theil  der 
atmosphä- 
rischen 
Luft. 


Brenndauer  um  so  mehr  der  Einfluss  des  durch  die  natürliche  Ventilation 
bewirkte  Luftwechsel  geltend  macht.  —  Der  Verfasser  berechnete,  um  die 
Zahlen  unter  sich  vergleichbar  zu  machen,  die  Kohlensäure  -  Zunahme  bei 
den  3  Beleuchtungsarten  auf  den  Kauui  von  100  Cb.-Mtr.  und  auf  eine 
Lichtstärke  von  10  Normalflammen,  bei  1-,  2-,  3-  und  4  stündiger  Brenn- 
dauer. 

Kohlensäur e  -  Zunahme  pro  mille. 


Brenndauer. 

1  Stunde 

2  Stunden 

3  Stunden 

4  Stunden 

Für  Petroleum. 
0,929 
1,456 
1,779 
1,811 

Für 

Leuchtgas. 

0,708 

1,342 

1,513 

1,562 

Für  Rüböl. 
0,537 
1,038 
1,190 
1,229 

Bei  gleicher  Lichtstärke  entwickelt  das  Petroleum  mehr  Kohlensäure 
als  Gas,  dies  mehr  als  Rüböl.  Wenn  sich  bei  Petroleum  die  Zunahme  der 
Kohlensäure  bis  1,779  Proin.  steigerte,  bemerkte  der  Verfasser,  dass  die 
Luft  unangenehm  und  unbehaglich  wurde,  eine  Erscheinung,  die  bei  glei- 
cher Brenndauer  des  Leuchtgases  weniger  und  bei  Oelbeleuchtung  gar 
nicht  bemerkbar  war.  Die  Unbehaglichkeit  wird  jedenfalls  nicht  von  der 
Kohlensäure  allein,  sondern  auch  von  beigemischten  Produkten  der  unvoll- 
kommenen Verbrennung  herrühren.  —  Die  Zahlen  machen  ferner  anschau- 
lich, dass  für  alle  3  Beleuchtungsarten  die  Kohlensäure  -  Zunahme  nach 
3  stündiger  Brenndauer  nahezu  ein  Maximum  wird  —  bei  dem  hier  gege- 
benen Grad  der  Ventilation. 

Der  Verfasser  bemerkt,  dass  die  Versuche  die  Vorzüge  der  guten  Oelbeleuch- 
tung ausser  Zweifel  setzen ,  welche  die  Luft  am  wenigsten  mit  fremdartigen  Bei- 
mischungen beladet.  Dass  sich  die  Petroleumbeleuchtung  in  letzterer  Beziehung 
am  ungünstigsten  stellt,  hat  nur  eine  beschränkte  praktische  Bedeutung,  da  diese 
Art  von  Beleuchtung  nur  selten  durch  Brennvorrichtungen  erzielt  wird,  die  eine 
sehr  intensive  Lichtstärke  und  einen  bedeutenden  Verbrauch  von  Leuchtmaterial 
bedingen.  Anders  verhält  es  sich  mit  der  Gasbeleuchtung,  die  in  öffentlichen  Lo- 
kalen in  bedeutender  Ausdehnung  und  Intensität  zur  Anwendung  kommt. 

Für  die  beständige  Anwesenheit  des  Ozon's  in  der  atmo- 
sphärischen Luft  und  für  die  Zulässigkeit  des  Jodkalium- 
Stärke-Papiers  als  Erkennungsmittel  dafür  hat  C.  F.  Schön- 
bein neuerdings  abermals  eine  Beweisführung  gebracht.*)  —  Der  Um- 
stand, dass  das  mit  Jodkalium  und  Stärkemehl  behaftete  Papier  nicht 
bloss  durch  ozonisirten  Sauerstoff,  sondern  auch  noch  durch  andere  luftige 
Agentien  gebläut  wird,  durch  die  Dämpfe  der  Untersalpetersäure,  des 
Chlors  und  des  Brom's,  ist  Ursache  gewesen,  dass  das  Vorhandensein  des 
Ozon's  in  der  atmosphärischen  Luft  bezweifelt  oder  geleugnet  wurde.  — 
Die  Untersalpetersäure  anlangend,  so  ist  deren  Entstehung  bei  den  in  der 


*)  Zeitschrift  für  Biologie.     1867.     S.  101. 


Die   Luft.  49 

Atmosphäre  stattfindenden  elektrischen  Entladungen  keinem  Zweifel  unter- 
legen. Wie  klein  ihre  Menge  im  Verhältniss  zur  Grösse  des  Luftmeeres 
immerhin  sein  mag,  sie  müsste  aber  —  im  freien  Zustande  —  das  Jod- 
kalium-Stärkekleister-Papier ebenso  gut  bläuen,  wie  das  ebenfalls  spär- 
lich entstehende  Ozon,  denn  direkte  Versuche  lehrten  Schönbein,  dass 
nur  äusserst  geringe  Mengen  von  Untersalpetersäure  dem  Wasser  beige- 
fügt zu  werden  brauchen,  damit  letzteres  schon  für  sich  allein  den  Jod- 
kalium-Stärkekleister merklich  stark  bläue.  Dennoch  ist  es  dem  Ver- 
fasser bei  seinen  zahlreich  ausgeführten  Untersuchungen  von  Kegenwasser, 
insbesondere  bei  Gewitterregen  nie  vorgekommen ,  dass  ein  solches  für  sich 
allein  das  besagte  Kleisterpapier  gebläut  oder  Lackmuspapier  geröthet 
hätte.  Bei  dem  gleichzeitigen  Vorkommen  von  Ammoniak  setzt  sich  Unter- 
salpetersäure mit  diesem  in  Nitrit  und  Nitrat  um  und  kann  deshalb  keine 
freie  Untersalpetersäure  in  der  Luft  enthalten  sein,  höchstens  in  Fällen 
ausserordentlich  heftiger  und  häufiger  Entladungen  und  bei  Mangel  von 
Ammoniak  in  der  Luft.  —  Der  Verfasser  verweist  ferner  auf  das  Verhalten 
von  Thalliumoxydul  gegen  ozonisirten  Sauerstoff.  Der  gewöhnliche  Sauer- 
stoff vermag  das  Thalliumoxydul  nicht  in  Oxyd  überzuführen,  ebenso  wenig 
die  Untersalpetersäure ;  das  Ozon  dagegen  oxydirt  dasselbe,  woher  es  kommt, 
dass  mit  Thalliumoxydul-Lösung  getränktes  Papier  in  künstlich  ozonisirter 
Luft  sich  bräunt.  In  Betracht  dieser  Thatsachen  und  in  Betracht,  dass 
das  mit  Thalliumoxydul  behaftete  Papier  der  Einwirkung  freiströmender 
Luft  ausgesetzt  bald  rascher,  bald  langsamer  sich  bräunt,  ist  es  gerecht- 
fertigt, diese  letztere  Wirkung  einem  Ozongehalte  der  atmosphärischen 
Luft  zuzuschreiben.  Dass  diese  Bräunung  wirklich  das  Kesultat  der  Oxy- 
dation (und  nicht  etwa  durch  Bildung  von  Schwefelthallium  veranlasst) 
ist,  geht  aus  den  Eigenschaften  des  gebräunten  Papieres  hervor,  das  in 
der  That  diejenigen  Keactionen  deutlich  zeigt,  welche  das  Thalliumoxyd 
charakterisiren  (Verhalten  gegen  Guajaktinktur,  gegen  Wasserstoffsuper- 
oxyd). —  Da  nun  die  besagte  Bräunung  des  Thalliumoxydul-Papiers  völlig 
gleichen  Schritt  hält  mit  der  Färbung  des  gleichzeitig  der  Einwirkung  der 
freien  Luft  ausgesetzten  Jodkalium-Stärke-Papiers,  so  muss  die  Veranlas- 
sung zu  beiden  Erscheinungen  ein  und  dasselbe  in  der  Luft  vorhandene 
chemische  Agens  sein;  das  Bläuen  des  Jodkalium -Stärkepapiers  muss  so 
gut  eine  Wirkung  des  Ozon's  sein,  wie  das  Bräunen  des  Thalliumoxydul- 
Papiers.  —  Als  mögliche  Ursachen  der  gedachten  Wirkungen  könnten  nur 
noch  Chlor  und  Brom  in  Betracht  kommen.  Abgesehen  davon,  dass  sich 
nicht  einsehen  lässt,  wie  freies  Chlor  und  Brom,  welche  Körper  auf  der 
Erde  niemals  anders,  als  im  gebundenen  Zustande  angetroffen  werden, 
in  die  atmosphärische  Luft  gelangen  sollten,  so  liegt  keine  einzige 
Thatsache  vor,  die  nur  entfernt  auf  die  Anwesenheit  der  genannten  Ma- 
terien in  der  Atmosphäre  hindeutete.  Es  wird  auch  Niemanden  geben, 
der  die  in  der  freien  Luft  erfolgende  Färbung  der  besprochenen  Reagens- 
papiere als  Beweis  dafür  geltend  zu  machen  suchte,  dass  freies  Chlor  oder 

Jahresbericht    X.  4 


50 


Die   Luft. 


Brom  einen  regelmässigen  Bestandteil  der  Atmosphäre  bilde.  Wüsste 
man  noch  nichts  von  Ozon,  man  würde  diese  Färbungen  jener  Papiere 
(diese  Oxydationswirkungen)  viel  eher  einem  noch  unbekannten  Sauerstoff- 
haltigen Agens,  als  freiem  Chlor  oder  Brom  zuschreiben. 

ueber  die  Ueber  die  Identität  des  Körpers  in  der  Atmosphäre,    wel- 

identitat    cjier  Jodkalium  zersetzt,  mit  dem  Ozon:  von  Th.  Andrews.*)  — 

des  '  7  ' 

jodkaiium  Der  Verfasser  zeigte  schon  vor  10  Jahren,  dass  das  Ozon,  das  elektroly- 
zersetzen-  tische  wie  das  durch  Wirkung  eines  elektrischen  Büschels  auf  Sauerstoff 
der  Luft"  erna^ene)  bei  ernei'  Temperatur  von  237°  C.  rasch  zersetzt  wird.  —  Ver- 
mit  Ozon,  mittels  eines  eigens  konstruirten  Apparates ,  in  welchem  ein  Strom  at- 
mosphärischer Luft  in  einem  Ballon  von  5  Ltr.  Inhalt  bis  zu  260°  C.  er- 
hitzt werden  konnte,  zeigte  nun  der  Verfasser,  dass  Luft,  welche  mit  einer 
Geschwindigkeit  von  3  Ltr.  pr.  Minute  diesen  Apparat  durchströmte,  Jod- 
kalium-Stärkepapier binnen  2  —  3  Minuten  bläute,  so  lange  man  den  Ap- 
parat nicht  erhitzt  hatte;  so  wie  aber  die  Luft  im  Ballon  auf  die  Tempe- 
ratur von  260°  g-ebracht  worden  war,  fand  nicht  die  geringste  Wirkung 
auf  das  Papier  statt,  wie  lange  der  Strom  auch  nnterhalten  werden  mochte. 
Genau  ebenso  verhielt  sich  eine  künstlich  ozonisirte  Atmosphäre.  Da- 
gegen blieb  sich  eine  mit  kleinen  Mengen  von  Chlor  oder  salpetersauren 
Dämpfen  vermischte  Luft  in  ihrer  Wirkung  auf  das  Jodkalium  -  Stärke- 
papier völlig  gleich,  mochte  diese  Luft  erhitzt  worden  sein  oder  nicht. 
Der  Verfasser  schliesst  hieraus,  dass  der  das  Jodkalium  zersetzende  Körper 
in  der  Atmosphäre  identisch  ist  mit  dem  Ozon. 


Ozon- 
bildung 
bei  der 
Verbren- 
nung. 


Pinkus  theilt  eine  Beobachtung  mit,**)  nach  welcher  sich  bei  der 
Verbrennung  von  Wasserstoffgas  in  der  atmosphärischen 
Luft  Ozon  bildet.  —  Wenn  man  Wasserstoff  aus  einer  feinen  Metallspitze 
ausströmend  mit  einer  möglichst  kleinen,  etwa  linsengrossen  Flamme  ver- 
brennen lässt  und  über  die  Flamme  einige  Sekunden  lang  ein  kaltes  und 
trockenes  Glas  stülpt,  so  riecht  der  Inhalt  des  letzteren  so  stark  nach 
Ozon,  wie  das  Innere  einer  so  eben  entladenen  Leydener  Flasche.  Bei 
der  sorgfältigsten  Peinigung  und  Trocknung  des  Wasserstoffgases  tritt  der 
Ozongeruch  in  verstärktem  Grade  auf,  so  dass  fremde  Beimischungen  im 
Gase,  (Phosphor,  Chlor  etc.)  den  Geruch  nicht  veranlassen  können.  Das- 
selbe Phänomen  zeigt  sich  bei  der  Verbrennung  von  Wasserstoffgas  in 
reinem  Sauerstoffe,  welcher  Umstand  verbürgt,  dass  der  Stickstoff  bei  der 
Erzeugung  des  Geruches  keine  Bolle  spielt  und  nicht  etwa  gebildete  freie 
salpetrige  Säure  von  dem  Geruchsorgane  mit  Ozon  verwechselt  wird.  Der 
Verfasser  hat  auch  mitunter  beim  Brennen  einer  gewöhnlichen  Spiritus- 
lampe, ja  sogar  beim  Brennen  einer  Stearinkerze  und  einer  Oellampe  mit 


*)  Poggendorff's  Annalen  der  Physik  u.  Chemie.     B.  131.     S.  659. 
**)  Die  landw.  Versuchs-Stationen.     1867.     S.  473. 


Die   Luft.  51 

Argandbrenner  den  Ozongeruch  wahrgenommen.  —  Der  Verfasser  knüpft 
hieran  folgende  Fragen:  Begleitet  vielleicht  eine  Ozonbildung  jeden  lang- 
samen Verbrennungsprozess  ähnlich  wie  beim  Phosphor,  wie  überhaupt 
jeden  Oxydationsprozess  in  Folge  der  dabei  stattfindenden  elektrischen  Aus- 
gleichung der  sich  verbindenden  Stoffe?  Findet  vielleicht  in  Folge  der 
vorangehenden  Ozonisirung  des  Sauerstoffs  unter  dem  Einfluss  der  Wärme 
eine  Oxydation  des  Stickstoffs  statt? 

J.  L.  Soret   stellte    Untersuchungen  über  die  Dichtigkeit  Dichtigkeit 
desOzon's  an*)  und  kam  —  nach  einem  hier  nicht  näher  zu  erörtern-         es 

'  Ozons. 

den  Verfahren  —  zu  dem  Eesultat,  dass  das  Ozon  ein  specif.  Gewicht 
von  1,658  besitzt,  dass  die  Dichtigkeit  des  durch  Electrolyse  dargestellten 
Ozon's  daher  anderthalbmal  so  gross  als  die  des  gewöhnlichen  Sauerstoffs  ist. 


H.  Möhl  und  Th.  Dietrich  stellten  Beobachtungen  über  den    Relativer 
relativen   Ozongehalt    der    Luft    mittels   ein    und    desselben    Jod-  Ozongehait 
kalium- Stärkekleister -Papiers   (Schönbein's  Ozonometer)   und  unter  sonst  Städten  und 
gleichen  Verhältnissen  an.    Erstem*  führte   dieselben  in  der  unreinen,    auf  dem 
namentlich    mit   Braunkohlenrauch    reichlich   geschwängerten   Luft    der     Lande- 
Stadt  Kassel,  letzterer  in  der  reinen  Landluft  von  Altmorschen  aus. 
Die  Eesultate  der  Beobachtungen  sind  aus  der  Zusammenstellung  der  mo- 
natlichen  und  jährlichen  Mittel  leicht  ersichtlich.     Die  Zahlen  sind  Grade 
der  Schönbein'schen  Skala. 


Stadt. 

Land. 

1866.    März      . 

.     .      2,5 

8,2 

April 

.     .      2,2 

6,6 

2,8 

6,7 

Juni 

.    .      2,2 

6,1 

Juli 

.    .    .      4,3 

6,8 

August  . 

.     .      2,9 

6,1 

September 

.    .      1,0 

6,6 

October. 

.    .      0,37 

5,8 

November 

.    .      3,0 

8,0 

Dezember 

.    .      1,9 

6,6 

1867.    Januar  .     . 

.    .      1,9 

7,4 

Februar 

.    .      3.3 
.    .      3,0 

7,6 

März 

7,3 

April 

.    .      4,0 

7,1 

.    .      3,8 

7,2 

Jahresmittel  1866/67 


2,3 


6,9 


Hiernach  zeigt  sich  eine  bedeutende  Differenz  in  dem  relativen  Ozongehalt  der 
Stadt-  und  Landluft;    erstere   enthält  nur  ein  Drittel  soviel  Ozon  als  die  Landluft, 


*)  Comptea  rendus.     Bd.  64.     S.  904. 
**)  Originalmittheilung. 


52  Die  Luft. 

und  dieser  relativ  bedeutend  geringere  Gehalt  der  Stadtluft  deutet  auf  einen  raschen 
Verbrauch  des  zugeführten  Ozons  durch  gas-  oder  dampfförmige,  übelriechende 
Fäulnissprodukte  hin,  für  welche  grössere  Städte  noch  immer  ein  ewig  thätiger 
Heerd  sind. 

Natur  der  Ueber    die  Zusammensetzung   der  Gase  des   Vulkans  auf 

des  vaikans  Santorin  bericntete  Janssen*)  auf  Grund  seiner  spectral- analytischen 
anf  Untersuchungen  unter  Anderen  Folgendes:  —  Die  Flammen  des  Vulkans 
santorin.  enthalten  Natrium  und,  wie  es  scheint,  in  relativ  grosser  Menge,  denn 
dasselbe  war  bei  jeder  Gelegenheit  nachweisbar.  Als  Basis  der  brenn- 
baren Gase  erkannte  der  Verfasser  Wasserstoff,  eine  Beobachtung,  welche 
die  von  Bunsen,  Saint  Claire-Deville,  Leblanc  und  Fouqu£ 
gefundenen  Resultate  über  die  Gegenwart  dieses  Gases  unter  den  gasigen 
Auswürfen  der  vulkanischen  Krater  bestätigt  und  erweitert.  Der  Verfasser 
berichtet  ferner,  dass  seine  Beobachtungen  ihm  die  Gegenwart  von  Kupfer, 
Chlor  und  Kohle  anzuzeigen  schienen. 

Gang  der  Ueber  den  Gang  der  mittleren  Temperatur  in  Europa  von 

TrapeVa'tur  H>  W-  Dove**)-  _  Die  niedrigste  Jahreswärme  in  Europa  fällt  nach  den 

in  Europa.  Ermittelungen  des  Verfassers  in  die  erste  Hälfte  des  Januars.  Ferner  fällt 
in  diesen  Monat  eine  zweite  Kälteperiode,  die,  obgleich  veränderlich,  dies 
doch  nicht  innerhalb  weiterer  Grenzen  ist.  Ueber  die  Kältetage  des  Mai's, 
die  sogenannten  „gestrengen  Herren",  hat  sich  der  Verfasser  früher  in 
einer  besonderen  Schrift  ausgesprochen.***)  Eine  zweite  in  den  Monat  Juni 
fallende  Einbiegung  der  Wärmekurve,  welche  sich  für  das  mittlere  Europa 
sehr  deutlich  zeigt,  entsteht  dadurch,  dass,  —  nachdem  das  Festland  sich 
bei  zunehmender  Mittagshöhe  der  Sonne  im  Mai  stärker  erwärmt  hat,  als 
der  atlantische  Ocean  —  die  Luft,  welche  auf  diesem  ruht,  nun  als  NW. 
in  die  aufgelockerte  des  Kontinents  einbricht,  und  eine  eben  dann  be- 
ginnende Regenzeit  veranlasst.  Der  in  den  Juli  fallenden  höchsten  Wärme 
folgt  in  der  Regel  im  August  ein  zweites  relatives  Maximum.  Im  An- 
fang September  zeigt  sich  Wärmeabnahme,  die  sich  mit  der  Verkürzung 
der  Tageslänge  beschleunigt.  Im  November  oder  Dezember  tritt  ein  Vor- 
winter ein,  dem  Mitte  December  eine  Milderung  der  Kälte  folgt  und  erst 
Ende  Dezember  wird  die  Kälte  intensiver.  Die  Rückgänge  des  Steigens 
der  Temperatur  in  der  ersten  Hälfte  des  Jahres  und  die  des  Fallens  in 
der  zweiten  Hälfte  treten  nicht  regelmässig  zu  derselben  Zeit  der  ver- 
schiedenen Jahrgänge  ein,  so  dass  diese  Unregelmässigkeiten  in  dem  Mittel 
vieler  Jahresbeobachtungen  nicht  mehr  erkennbar  sind.  Der  Verfasser 
sieht  darin  einen  Beweis  dafür,  dass  diese  Unregelmässigkeiten  nicht  kos- 
mischen, sondern  tellurischen  Ursprungs  sind. 

*)  Comptes  rendus.     Bd.  64.     S.   1303. 

**)  Landw.  Ccntralbl.  f.  D.     1867.    I.   19.     Auszug    aus   den  geoer.  Jahrb.  von 
C  Behm.     1866.     1.  B. 

***)  Die  Jahreszeiten  in  ihrer  klimatischen  und  thermischen  Begrenzung.    Braun- 
schweig 1859.  —  Siehe  auch  Jahresbericht   1859/60.     S.  70. 


Die  Luft.  53 

Ueber  die  Vertheilung  der  Wärme  im  Erdboden  und  ihre 
Schwankungen,  von  A.  C.  Becquerel.*)  —  Der  Verfasser  stellte  mit- 
tels electrischer  Thermometer  drei  Jahre  hindurch  Beobachtungen  über 
den  Gang  der  Wärme  an,  den  dieselbe  in  verschiedenen  Tiefen  des  Erd- 
bodens nimmt.  Die  Beobachtungen  erstreckten  sich  auf  Tiefen  von  1  Meter- 
unter  der  Erdoberfläche  an  bis  zu  36  Mtr.,  die  eine  von  der  anderen  mit 
5  Mtr.  Abstand,  und  wurden  im  Jardin  des  Plantes  ausgeführt. 

Die  nachfolgenden  Tabellen  (siehe  S.  54)  enthalten  die  wesentlichen 
Resultate  dieser  Beobachtungen. 

Bei  1  Mtr.  Tiefe  ist  hiernach  die  Wärme  im  Mittel  der  drei  Beobach- 
tungsjahre  um  ein  wenig  geringer  als  die  Wärme  der  Luft,  welche  sich 
1,33  Mtr.  über  der  Erdoberfläche  befindet.  5  Mtr.  tiefer,  bei  6  Mtr.  Tiefe 
erhebt  sich  die  Temperatur  um  ca.  1°  und  die  hier  herrschende  Wärme 
erstreckt  sich  auch  bis  zu  1 6  Mtr.  Tiefe,  von  wo  an  sie  bis  zur  Tiefe  von 
21  Mtr.  um  0,3°  zunimmt,  diese  Wärmezunahme  dauert  schwach  fort 
bis  zu  36  Mtr.  Tiefe.  Man  kann  daher  annehmen,  dass  von  6  Mtr.  Tiefe 
an,  oder  wahrscheinlich  schon  oberhalb  davon,  die  Temperatur  allmählich 
und  beständig  zunimmt;  dort  ist  sie  um  1,78°  höher,  als  bei  1  Mtr. 
Tiefe.  —  Die  2.  Tabelle  lässt  den  Gang  der  Bodenwärme  bei  den  angege- 
benen Tiefen  während  eines  Jahres  erkennen.  Bei  drei  der  8  Beobach- 
tungstiefen, bei  den  zu  21,  31  und  36  Mtr.,  hat  die  Temperatur  im  Laufe 
des  Jahres  keine  Schwankungen  erlitten.  Was  die  fünf  anderen  betrifft, 
so  waren  deren  Temperaturen  folgenden  Schwankungen  unterworfen: 

1)  Ein  Meter  unterhalb  des  Bodens  erhöht  sich  die  Temperatur  all-, 
mählich  vom  Winter  bis  zum  Sommer,  so  wie  in  ber  Luft;  die 
Differenz  zwischen  dem  Maximum  und  Minimum  beträgt  6,92°, 
während  sie  bei  den  Extremen  der  Luft  18,17°  beträgt. 

2)  Bei  6  Mtr.  Tiefe  nehmen  die  Schwankungen  einen  umgekehrten 
Gang,  indem  das  Maximum  in  den  Winter,  das  Minimum  in  den 
Sommer  fällt;  die  Differenz  der  Extreme  beträgt  ca.  1°. 

3)  Bei  11  Mtr.  Tiefe  zeigt  die  Schwankung,  welche  sich  auf  0,3°  be- 
schränkt, noch  an,  dass  das  Maximum  im  Winter  und  das  Mini- 
mum zwischen  Frühling  und  Sommer  stattfindet. 

4)  Bei  16  Mtr.  Tiefe  ist  der  Gang  der  Temperatur  wie  bei  der 
Luftwärrae;  die  Grösse  der  Schwankung  ist  0,25°. 

5)  Bei  26  Mtr.  Tiefe  ist  dasselbe  der  Fall ;  die  Differenz  der  Extreme 
beträgt  0,53°. 

Aus  dem  bemerkenswerthen  Ergebnisse,  dass  die  Temperatur  in  16 
und  26  Mtr.  Tiefe  an  den  Schwankungen  der  Luft  Theil  nimmt,  wenn 
auch  in  viel  geringerem  Grade,  vermuthet  der  Verfasser,  dass  die  diesen 
Tiefen  entsprechenden  Bodenschichten  mit  der  Luft  oberhalb  der  Erde 
durch  einsickerndes  Regenwasser  in  Verbindung  stehe.  Er  weisst  auf 
Grund   einer  hydrologischen  Karte  des  Seine  -Departemente  von  Delesse 


*)  Comptes  rendus.     Bd.  64.     S.  382. 


54 


Die  Luft. 


Tabelle  I. 


Jahr. 

Luftwärrae 
1,33  Mtr. 
oberhalb 

der  Erdober- 
fläche. 

Unterhalb    der   Erdoberfläche,    Tiefe  in  Meter. 

1 

6 

11 

16 

31 

36      1     31 

36 

1864 
1865 

1866 

10,83 
11,41 

10,83 

10,47 
10,52 

10,93 

12,00 
11,34 

11,78 

12,13 
11,52 

11,62 

12,03 
11,65 

11,62 

12,09    i  12,30 
12,01      12,32 

(22) 

11,90    j  12,36 

(31) 

12,33 

12,28 

12,30 

12,45 
12,42 

12,40 

Mittel 
der  3  J. 

Natur   d 

10,76 

es  Terrain6. 

10,64 

Sandige 
und 

11,76*)    11,76 

Erde,   angehäuft 
aufgeschüttet. 

11,78 

Grüner 
chlorithal- 
tiger  Mer- 
gel u.  Kalk. 

12,05*) 

Kalk. 

12,27*)  1  12,30  1 12,42 

Sandiger  Thon. 

Tabelle  II.**) 


Tiefe.     Jahreszeit.     1864.      1865.      1866 


1  Mtr. 


Winter 
Frühling 
Sommer 
Herbst 


Mittel 


6  Mtr. 


Winter 
Frühling 
Sommer 
Herbst 


6,84 

8,19 

14,20 

12,64 


6,27 

7,58 

14,58 

13,65 


10,47      10,52 


12,64 
11,21 
11,53 

12,62 


12,02 
10,44 
11,11 
12,34 


8,16 

8,29 

13,88 

13,34 


10,92 


Mittel. 


7,07  Minimum. 

8,02 

14,22  Maximum. 
13,21 


10,64 


12,22 
12,09 
11,01 
12,46 


12,29  Maximum. 

11,25 

11,22  Minimum. 

1 2,27 


Mittel 


11  Mtr 


I  Wii 
j   Frü 


inter 
rühling 
ommer 
Herbst 


12.00  I  11,50      11,94 


12,30 
12,06 
12,08 
12,04 


12,82 
11,30 
11,43 
11,58 


11,66 
11,45 
11,68 
11,73 


11,76 


11,93  Maximum. 
11,60  Minimum. 
11,73 
11,78 


Mittel 


16  Mtr. 


Winter 
Frühling 
Sommer 
Herbst 


Mittel 


26  Mtr. 


Winter 
Frühling 
Sommer 
Herbst 


12,12  I  11,53  !  11,63 


11,96 
12,00 
12,33 
12,02 


11,67 
11,67 
11,70 
11,60 


11,42 
11.55 
11,77 
11,77 


11,76 


11,68  Minimum. 

11,74 

11,93  Maximum. 

11,79 


12,08  |  11,66  |  11,63  |  11,78 


12,00  Minimum. 

12,26 

12,53  Maximum. 

12,25 


Mittel  ...  |  12,29  |  12,22  j  12,31  |  12,27 


*)  Bei  6,  21  und  26  Meter  ist  das  im  Original  angegebene  Mittel  nicht  das 
arithmetische  der  zugehörigen  4  Zahlen;  es  muss  aber  dahin  gestellt  bleiben,  ob 
eine  von  diesen  oder  das  Mittel  falsch  angegeben  ist. 

**)  Auch  in  dieser  Tabelle  stehen  nicht  überall  die  Mittel  mit  den  zugehörigen 
Zahlen  im  Einklang. 


Die    tiiift.  55 

auch  nach,  dass  wirklich  in  diesen  Tiefen  sich  Wasserbehälter  vorfinden.  - 
Der  Verfasser  ist  aus  dem  Umstände,  dass  die  Temperatur  von  31  auf 
36  Mtr.  Bodentiefe  um  0,12°  steigt  und  bei  jeder  dieser  Tiefen  während 
der  drei  Beobachtungsjahre  konstant  geblieben  ist,  zu  schliessen  geneigt, 
dass  auf  je  41  Mtr.  und  nicht  auf  je  30  Meter,  wie  man  im  Allgemeinen 
annimmt,  1°  Temperaturzunahme  zu  rechnen  sei. 

Quellentemperatur    zu   Eostock,   von   Fr.   Schulze.*)  —  Der     Queiien- 
Verfasser  hat  ein  Jahr  lang  über  die  Temperatur  des  Wassers  eines  Brun-  temP»ratur 
nens,  der  8  Meter  unter  der  Oberfläche  des  Erdbodens  gelegen  ist,  Beob-    Rostock, 
achtungen   angestellt,   welche   für  das  verlangsamte  Eindringen  der  Luft- 
temperatur von  der  Oberfläche  des  Bodens  in  dessen  tiefere  Schichten  und 
für  die  Verminderung  der  Temperaturunterschiede  mit  zunehmender  Tiefe 
Belege  liefern.    Der  Brunnen  ist  sorgfältig  vor  von   oben   einsickerndem 
Wasser  geschützt,    so  dass   die  Temperatur  des  Wassers  von  derjenigen 
höherer  Erdschichten  nicht  unmittelbar  beeinflusst  wird.  --  Die  beobach- 
teten Temperaturen  sind  folgende: 

Datum  der  Beobachtung.  °  Cels. 

10.  Juli  1866  9,25 

10.  August  ,  9,65 

10.  September     ,  10,05 

10.  Oktober        „  10,30 

10.  November      „  10,45 

10.  Dezember      „  10,33 

Das  Jahres  -  Mittel  der  Temperatur  des  Brunnenwassers  ist  hiernach 
9,563°  C.  oder  7,65°  R.  Die  Extreme  fallen,  abweichend  von  der  Luft- 
temperatur, das  Minimum  in  den  Mai,  das  Maximum  in  den  November; 
sie  weisen  eine  Differenz  von  nur  1,52°  C.  auf.  Die  niedrigste  Temperatur 
war  4  Monate  nach  der  Zeit,  wo  die  niedrigste  Lufttemperatur  durch- 
schnittlich obwaltet,  die  höchste  Temperatur  um  ebenso  viel  nach  der  mitt- 
leren Zeit  der  höchsten  Sommerwärme  eingetreten.  —  Die  mittlere  Jahres- 
temperatur des  Brunnenwassers  ist  höher,  als  die  mittlere  Lufttemperatur 
(diese  letztere  ist  nach  Dove  nach  18jähr.  Beob.  =  6,73°  R.  D.  Ref.), 
welche  Erscheinung  der  Verfasser  aus  dem  Umstände  zu  erklären  sucht, 
dass  während  der  kalten  Wintermonate  der  Boden  mit  Schnee  bedeckt  zu 
liegen  pflegt,  der  das  Eindringen  der  Kälte  hemmt,  und  dieses  Hemmniss 
in  der  wärmeren  Jahreszeit  wegfällt. 

Diese  Beobachtung  ist  vollständig  übereinstimmend  mit  der  im  vorigen  Artikel 
erwähnten  von  Becquerel  gemachten,  welcher  zwischen  der  Lufttemperatur  und 
der  Wärme  der  6  Meter  unter  der  Erdobei  fläche  befindlichen  Bodenschicht  eine 
Differenz  von   1  °  fand,  um  welche  die  Bodenwärme  im  jährlichen  Mittel  höher  war. 

*)  Laudwirthschaftl.  Annalen  d.  meklenburg.  patr.  V.     1867.     S.   I . 


um  der  Beobachtung. 

°  Cels. 

10.  Januar     1866 

9,45 

10.  Februar      „ 

9,15 

10.  März          „ 

9,10 

10.  April 

8,95 

10.  Mai             „ 

S,93 

10.  Juni            „ 

9,15 

56 


Die  Luft. 


Luft-  Ueber    die    Temperatur   der    Luft   und    die  Eegenmengen 

temundatUr  ausserüalb  des  Waldes  und  innerhalb  desselben  sind  im  An- 

Regen-  schluss  an  ihre  früheren  einschlägigen  Untersuchungen*)  von  A.  C.  Bec- 

mengen  querel    und    E.    Becquerel**)    an    5    Stationen    des   Arrondissement 

innerhalb  jfontargis   vom  Herbst  1865  bis  Ende  Sommer   1866  Beobachtungen   an- 

aueserhaib  gestellt  worden,  deren  Ergebnisse  in  Folgendem  enthalten  sind. 

des  Waldes. 

Jährliches  Mittel    der  Wärme 

Station.  ,  * 

innerhalb  des  Waldes.  ausserhalb  des  Waldes. 

Chätillon-sur-Loing***)          11,63  |  11,47   | 

La  Salvionniere  .     .     .         10,76  [  Mittel  11,00°  C.  10,75   \  Mittel    11,07°  C. 

La  Jaqueminiere       .     .         10,62  |  10,99   | 

Le  Charme 11,55 

Montargis 11,57 

Mittlere  Wärme   des  Sommers 

Station. * ,         Differenz. 

innerhalb  d.  Wld.  ausserhalb  d.  Wld. 

Chätillon-sur-Loing  18,22  18,76  0,54 

La  Salvionniere.     .  16,80  17,84  1,07 

La  Jaqueminiere    .  16,64  18,76  2,12 

Mittlere  Wärme  des  Winters 

Station.  , •*— . ,         Differenz. 

innerhalb  d.  Wld.  ausserhalb  d.  Wld. 

Chätillon-sur-Loing  4,54  4,15  0,39 

La  Salvionniere .     .  3,98  3,61  0,37 

La  Jaqueminiere     .  3,74  3,68  0,06 

Diese  Resultate  führen  nach   den  Verfassern  zu  folgenden  Schlüssen: 

1)  Die  mittlere  Jahrestemperatur  der  Luft  ist  innerhalb  des  Waldes 
und  in  etwa  100  Mtr.  Entfernung  davon  nahezu  dieselbe. 

2)  Im  Sommer  ist  die  mittlere  Temperatur  der  Luft  ausserhalb  des 
Waldes  höher,  als  innerhalb  desselben;  im  Winter  gilt  das  Um- 
gekehrte. 

3)  In  mehreren  Kilometern  Entfernung  vom  Walde  erhebt  sich  die  mitt- 
lere Jahrestemperatur  der  Luft  über  die  der  Luft  innerhalb  des 
Waldes  um  nahezu  7«°. 

Das  erstere  Resultat  war  nach  den  Verfassern  zu  erwarten,  da  durch 
einen  derselben  bereits  früher  nachgewiesen  worden  warf),  dass  der 
Stamm,  die  Zweige  und  Blätter  eines  Baumes  sich  unter  den  Sonnen- 
strahlen  erwärmen    und   sich  abkühlen   durch  die  nächtliche  Wärmeaus- 


*)  Jahresbericht.     1866.     S.  71. 
**)  Comptes  rendus.     Bd.  64.     S.  1. 
**)  In  einem  von  hohen  Mauern  umgebenen  Garten. 

f)  Jahresbericht.     1866.     S.  71. 


Die   Luft.  57 

Strahlung,  ferner,  dass  das  Jahresmittel  der  Temperatur  der  Bäume  das 
der  Luft  ist,  nur  dass  das  Gleichgewicht  der  Temperatur  sich  in  ersteren 
langsamer  herstellt,  als  in  letzterer.  —  Die  Temperatur-Maxima  fallen  im 
Sommer  in  der  freien  Luft  gegen  3  Uhr  Nachmittags,  in  dem  Walde  da- 
gegen, je  nach  seiner  Dichtigkeit,  zwischen  10  und  11  Uhr  Abends.  In 
den  Zweigen  treten  sie  früher,  in  den  Blättern  fast  unmittelbar  nach  dem 
Zeitpunkte  des  Luft- Wärmemaximum  ein.  Im  Winter  sind  die  Beziehungen 
zwischen  den  Maxima-Ständen  dieselben.  —  Die  Thatsache,  dass  im  Winter 
die  mittlere  Temperatur  der  Luft  innerhalb  des  Waldes  ein  wenig  höher 
ist,  als  die  der  Luft  ausserhalb  des  Waldes,  stimmt  mit  einer  anderen 
Beobachtung  des  Verfassers  überein,  nach  welcher  die  Bäume  der  Wärme- 
ausgleichung mit  der  umgebenden  Luft  einen  Widerstand  entgegensetzen, 
sobald  die  Luftwärme  unter  Null  sinkt.  Die  Verfasser  erklären  diesen 
Widerstand  durch  die  Wärme,  welche  durch  das  auch  im  Winter  langsam 
fortdauernde  Saftsteigen  dem  Baume  mitgetheilt  wird.  —  Die  mittlere 
Lufttemperatur  ist  im  Sommer  ausserhalb  des  Waldes  ungefähr  um  1,2° 
höher,  als  innerhalb  des  Waldes ;  im  Winter  findet  dagegen  das  umgekehrte 
Verhältniss  statt  und  daraus  folgt,  dass  das  Klima  innerhalb  des  Waldes 
etwas  geringeren  Extremen  unterworfen  ist,  als  das  ausserhalb  des  Waldes. 

Im  Allgemeinen  sind  die  Ergebnisse  der  vorstehenden  Becque  rel'scben 
Beobachtungen  übereinstimmend  mit  denen  ihrer  früheren  Arbeiten  und  den  Unter- 
suchungen von  Krutzsch  und  wir  verweisen  zur  Vergleichung  derselben  auf  die 
Jahrgänge  von  1865  und  1866  unserer  Berichte. 

Regenmengen 
vom  Herbst  1865  an  bis  zu  Ende  des  Sommers  1866. 

La  Salvionniere     (waldreicher  Ort)  752,38  Millimtr.  =  27"     9,15'"  Paris. M. 

La  Jaqueminiere    (         „  „  )  741,74         „  =27"     4,44'"         „ 

Le  Charme  (        „  „  )  691,10        „  =  25"     6,02'" 

Chätillon-sur-Loing  (waldfreier  „  )  512,38         „  =  18"  10,88"'         „ 

Montargis  (         „         „)  594,19         „  =21"  11,11'" 

Der  Verfasser  zieht  auf  Grund  der  Vergleichung  der  vorstehenden 
Regenmengen  folgende  Schlüsse: 

1)  Ausserhalb  des  Waldes  ist  im  Mittel  der  Beobachtungen  mehr  Regen 
in  die  Regenmesser  gelangt,  als  innerhalb  des  Waldes  und  zwar  in 
dem  Verhältniss  von  1  : 0,6 ;  0,4  der  Regenmenge  sind  durch  die 
Blätter  zurückgehalten  worden  und  dann  erst  allmählich  zu  Boden 
gefallen.  Die  zurückgehaltene  Regenmenge  variirt  je  nach  dem  Alter 
und  der  Dichtigkeit  des  Waldes. 

2)  Betrachtet  man  nur  die  ausserhalb  des  Waldes  gefallenen  Regen- 
mengen, so  findet  man  die  nahe  bei  Waldungen  gefallenen  grösser, 
als  die  in  grösserer  Entfernung  davon  gefallenen,  im  Verhältniss 
von  730  zu  585.  Das  sind  Thatsachen,  die  bei  den  Fragen  von 
dem  Einflüsse  der  Entwaldung  auf  das  Klima  in  Betracht  zu  ziehen 
sind.  Das  sind  verwickelte  Fragen,  denn  dieser  Einfluss  hängt  nicht 
allein  von  der  Lage  der  Wälder  ab,  insofern  sie  zum  Schutze  gegen 


58 


Die   Luft. 


Ueber  den 
Gehalt  des 
Regen- 
wassers 
an 
Ammoniak 
und 
Salpeter- 
säure. 


warme  und  kalte  Winde  dienen,   sondern  auch  von  der  Natur  des 
Bodens  und  seinen  physikalischen  Eigenschaften. 

Ueber  den  Gehalt  des  Begenwassers  an  Ammoniak  und 
Salpetersäure*)  sind  die  in  unserem  vorjährigen  Berichte**)  angeführ- 
ten Untersuchungen,  welche  auf  Anordnung  des  preussischen  Ministeriums 
für  die  landwirthschaftlichen  Angelegenheiten  von  einigen  landwirt- 
schaftlichen Versuchsstationen  in  Preussen  ausgeführt  wurden, 
fortgesetzt  worden,  deren  wesentliche  Ergebnisse  in  den  nachfolgenden, 
von  der  Centralcommission  für  das  agrikulturchemische 
Versuchswesen  zusammengestellten  Tabellen  enthalten  sind. 

Gehalt  eines  Liters  Eegenwasser  an  Ammoniak  (NH3)  und 
Salpetersäure  (NOs)  in  Milligrammen. 


Monat,  Jahreszeit 
und  Jahr. 


Lauersfort 
1865. 

NH,|   N05 


Ida- 

Marienhütte 

1865. 
NH,      NO, 


ReSen"    |    Dahme 
walde 

1865***).  I     1865' 

NH3  I  N05    NH,  I  N05 


Kuschen 

1865***). 


Kuschen 
1866. 

NH3  I   N05 


Inster- 

burg 

1865***). 

nh3|nos 


Januar  1865 
Februar 
März     . 


April  . 
Mai  .  .  . 
Juni  .  . 
Juli  .  .  . 

August    . 
September 
October  . 
November 
Dezember 


0,82 
1,29 
1,64 
1,99 
1,29 
1,26 
1,81 
5,24 
3,73 


6,39 
1 1  ,S8 
16,65 

9,85| 

-  1 

16,82J 

8,471 

6,5 1 1 


15—30.  April 
keins  ikeine 


3,36 
1,91 
2,28 
2,21 

2,91 

2,76 
421 


1,79 
1,30 

0,65 
|0,65 

0,60 

0,31 
2,16 


1,765,35 

4,555,86 
1,805,72 


1,40 
2,89 

1,70 

1,72 

1,41 

2,15(1,15 

2,12  2,56 

1,54  1.43 

14,46l4.74 


3,16 
4,38 
2,10 
2,51 
1,38 


0,28 
1,31 
1,92 


1,95 
1,19 


0,44|1,63 


I) 


1,82 
0,91 
1,93 

2,79 

3,34 
1,40 


0,35 
0,78 
1,61 

1,75 

1,67 
1 ,03 


0,95 
0,74 
0,72 

0,63 
0,75 
0,50 
0,73 
0,22 
0,65 
1,00 
0,77 
1,05 


0,44 
0,49 
0,53 

0,83 
0,84 
0,89 
1,19 
0,64 
0,87 
0,5'J 
0,70 
0,761 


0,96 
0,57 
0,77 

0,90 

0,7S 

0,90 

0,76 

0,48 

0,77 

1,43  ■ 

0,77 

0,91 


0,43 
0,65 
0,48 

0,86 

1,19 

1,17 

1,08 

0,69 

0,S3 

1,59? 

0,75  10,70 

0,H8  |0,74jl,91 


1,66 
1,13 
0,29 

3,79 
1,24 
0,74 
0,63 
0,83 
0,89 
1,48 


3,90 
4,36 
1,16 

1,85 
1,66 
0,36 
2,78 
0,87 
0,40 
1,13 
1,69 


Jahr 


2,72tJ0,b5t)    2,42j2,49  I  1,72  1,16  O,56i0,72|0,74  [0,82  1 1,06  1,63 


Januar  1866 
Februar  .  .  . 


März 
April 


4,21 
4,50 


2,16 
0,84 


bis  15.  April 


1,94  1,36 
1,28  0,66 


}3,06 


0,24 


1,125,34 
0,58  2,08 

0,373,38 


Frühling    1865/66 

Sommer 

Heibst 

Winter 


_ 



2,60 

1,15 

2,74 

4,11 

— 

— 

2,14 

0,83 

1,76 

1,53 

— 

— 

2,85 

0,49 

1,96 

1,69 

— 

— 

4,39 

1,32 

3,63 

1,53 

— 

- 

2,60 

0,73 

2,28 

1,84  | 

l,32,0,62]0,71jO,72 
1,4710,94,0,3^0,77 
3,08;  1,70  0,84  0,66 
0,67!  1,65 10,69 10.42 


1,39  1,59 
0,78  1,00 
1,19|1,10 
0,82  3,42 


Jahr 


1,72  1,1(5  0,54 10,62    —   j   —   J0,92|l,90 


*)  Annalen  der  Landwirtschaft.     Bd.  50.     S.  249. 
**)  Jahresbericht.     1866.     8.  67. 
***)  Bei  Kegenwalde   sind    die  Monate  Januar   und   Februar,    bei  Insterburg  die 
Monate  Januar  bis  incl.  März,  bei  Kuschen  die  Monate  Januar  bis  incl.  April  1865 
aus  dem  früheren  Berichte  entlehnt. 

f)  Für  das  Jahresmittel    sind  die  Monate  Januar  bis  April  aus  1866  entlehnt. 


Die   Luft.  59 

Bei  der  Betrachtung  dieser  Tabelle  zeigt  sich  zunächst  dieselbe  grosse 
Verschiedenheit  in  dem  Gehalte  des  Regenwassers  an  Ammoniak  sowohl, 
wie  an  Salpetersäure  wieder,  welche  im  vorjährigen  Berichte  hervorzuheben 
war.  Diesesmal  differirt  der  Ammoniakgehalt  zwischen  0,22  Mllgrm. 
(Kuschen,  August  1865)  bis  14,46  Mllgrm.  (Regenwalde,  Dezember  1865); 
der  Gehalt  an  Salpetersäure  von  0,31  Mllgr.  (Ida-Marienhütte,  Novbr.  1865) 
bis  16,82  Mllgrm.  im  Liter  (Lauersfort,  October  1865).  Auch  die  Jahres- 
mittel der  einzelnen  Stationen  differiren  wesentlich  von  einander,  so  zeigt 

für  Amino-    j  Ida-Marienhütte  ein  Jahresmittel  von  2,72  Milligr.  pro  Ltr.  (Maxim.) 

niak          l  Kuschen                 „              „               „  0,56  *          „      „     (Minim.) 

für  Salpeter-  /  Regenwalde            „              „               „  2,49  *          „      „    (Maxim.) 

säure         l  Kuschen                  „              „               ,  0,72  „          „      »     (Minim.) 

Ebenso  zeigen  sich  an  ein  und  demselben  Beobachtungsorte  nicht  un- 
beträchtliche Schwankungen  in  dem  Gehalte  des  Regenwassers  an  diesen 
stickstoffhaltigen  Verbindungen;  so  betragen  die  Differenzen  zwischen  dem 
Maximalgehalt  und  dem  Minimalgehalt: 

Für  Ammoniak.  Für  Salpetersäure. 
Bei  der  Station  Regenwalde               13,08  Milligrm.  4,71  Milligrm. 

»      n         »        Insterburg  3,50         „  4,00         „ 

„      „         „        Dahme  3,06         „  1,60 

„      „         „        Ida-Marienhütte  2,59         „  1,92         „ 

„      „         „        Kuschen  0,33         „  0,75         „ 

Bei  der  Mehrzahl  der  Stationen  findet  man  den  grössten  Gehalt  des 
Regenwassers  an  Ammoniak  in  den  Wintermonaten,  nur  die  Station  Inster- 
burg macht  davon  eine  Ausnahme.  Dieselbe  Station  und  Dahme  aus- 
genommen, fällt  dagegen  der  niedrigste  Gehalt  in  die  Sommermonate,  vor- 
zugsweise in  den  August.  Bei  dem  Salpetersäuregehalt  des  Regenwassers 
findet  bezüglich  des  höchsten  Gehaltes  fast  dasselbe  Verhältniss  wie  beim 
Ammoniak  statt,  der  niedrigste  Gehalt  kommt  jedoch  in  Monaten  vor, 
welche  allen  Jahreszeiten  angehören. 

Ueber  die  an  jedem  der  Beobachtungsorte  gefallene  Regenmenge  giebt 
die  auf  S.  60  befindliche  Zusammenstellung  Auskunft. 

Die  Beziehung,  welche  zwischen  den  Schwankungen  im  Gehalte  des 
Regenwassers  an  Ammoniak  und  Salpetersäure  und  der  Regenmenge  an- 
scheinlich besteht,  wonach  einer  grösseren  Regenmenge  ein  geringerer  Ge- 
halt an  diesen  Verbindungen  und  umgekehrt  entspricht,  und  welche  im 
vorjährigen  Berichte  hervorgehoben  wurde,  tritt  in  vorliegenden  Beobach- 
tungen nicht  so  deutlich  hervor.  Dieselbe  ist  nur  aus  den  Beobachtungen 
im  Monat  August  zu  erkennen,  in  welchem  Monate  bei  mehreren  Stationen 
der  grösste  Regenfall  und  ein  niedriger  (wenn  auch  nicht  der  niedrigste) 
Ammoniakgehalt  des  Regenwassers  zusammenfällt.  Mehr  noch  als  die 
Regenmenge  wird  sicher  die  Anzahl  der  Regentage,  an  welchen  diese 
Regenmenge  fällt,  ob  sich  diese  auf  eine  kleine  oder  grosse  Anzahl  von 
Niederschlägen  vertheilt,  von  Einfluss  auf  den  Gehalt  des  Regenwassers  an 
den  genannten  Stickstoffverbindungen  sein. 


60 


Die  Luft. 


Regenmengen  in 

preussisehen  Linien. 

Monat. 

Ida-Marien- 
hütte  *) 

Regen - 
walde 

Dahme 

Insterburg 

Kuschen 

1865. 

1865. 

1865. 

1865. 

1865.               1866. 

Januar    .  .  . 

(5,04) 

20,08 

20,60 

32,85 

14,41            3,31 

Februar     . 

(18,00) 

9,17 

8,23 

5,38 

4,66           19,71 

März    .... 

(31,44) 

13,47 

21,41 

9,33 

11,28 

10,65 

April    .... 

(5,76) 

5,03 

3,04 

9,31 

7,55 

8,52 

Mai 

21,00 

6,50 

10,44 

19,83 

10,95 

20,13 

Juni 

36,84 

22,00 

30,74 

30,00 

28,89 

21,04 

Juli 

26,76 

25,30 

25,34 

16,00 

16,89 

23,74 

August  .  .  . 

6S,04 

69,96 

33,37 

72,00 

73,72 

31,15 

September   . 

2,16 

14,28 

3,88 

6,00 

6,80 

10,34 

Oktober    .  . 

15,12 

12,28 

15,72 

16,00 

12,86 

0,79 

November    . 

10,56 

10,99 

22,33 

6,00 

9,88          19,80 

Dezember     . 

5,40 

7,43 

4,01 

8,79 

4,43 

18,91 

Jahr  .  . 

246,12 

216,49 

199,14 

231,44 

202,32 

18S,09 

Zoll   .  . 

20,51 

1S,04 

16,59 

19,29 

16,86 

15,67 

Frühling  66/66 

58,20 

25,00 

34,89 

38,47 

29,78 

Sommer    .  .  . 

131,64 

117,26 

89,45 

118,00 

119,50 

Herbst    .... 

27,84 

37,55 

41,93 

28,00 

29,54 

Winter   .... 

28,44 

45,22 

32,87 

92,79 

27,36 

Jahr  .  . 

• 

246,12 

225,03 

199,14 

277,26 

206,18 

In  nachfolgender  Tabelle  sind  die  Gesammtmengen  von  Stickstoff  be- 
rechnet, welche  auf  die  Fläche  eines  preuss.  Morgens  im  Verlaufe  eines 
Jahres  niederfallen. 

Gesammtstickstoff  pro  Morgen  in  Grammen. 


Monat. 

Ida-Marien- 
hütte*) 

Regen- 
walde 

Dahme 

Insterburg 

Kuschen 

1865. 

1865. 

1865. 

1865. 

1865.                1866. 

Januar   .  .  . 

108,2 

316,8 

84,5 

433,8 

67,0            16,6 

Februar     .  . 

394,8 

271,2 

63,5 

61,6 

18,9            61,5 

März  .... 

452,7 

222,1 

188,6 

28,0 

45,7            45,0 

April  .... 

84,8 

83,0 

13,4 

186,3 

30,8            45,9 

Mai 

378,0 

157,5 

45,9 

158,7 

51,0          106,8 

Juni     .  .  . 

391,1 

297,4 

272,3 

116,7 

102,8          122,3 

Juli 

304,9 

341,3 

133,7 

110,2 

85,3 

120,0 

August  .  .   . 

753,8 

5*4,4 

373,1 

360,1 

153,8 

98,9 

September   . 

32,1 

164,3 

59,4 

27,7 

28,8 

49,0 

Oktober    .  . 

215,7 

164,6 

240,5 

144,2 

68,7 

7,0 

November    . 

. 

139,5 

100,3 

395,9 

33,7 

44,7 

92.2 

Dezember    . 

122,6 

543,0 

31,7 

49,5 

26,1            97,7 

Jahr  .   . 

3378,2 

3246,0 

1902,5 

1710,5 

723,6          862,9 

Frühling  r^/ee 

915,5 

462,6 

247,9 

373,0 

127,5 

Sommer    .  .  . 

1449,8 

1223,3 

779,1 

587,0 

341,9 

Herbst    .... 

387,3 

429,2 

595,8 

205,6 

142,2 

Winter  .... 

625,6 

852,8 

179,7 

782,6 

104,2 

Jahr  . 

3378,2 

2967,8 

1902,5 

1948,2 

71 

5,S 

*)  Ida-Marienhütte  vom  Januar  bis  incl.  April  aus  1866,  April  aus  1.— -15.  April 
auf  den  ganzen  Monat  berechnet. 


Die    Luft. 


61 


Obgleich  sich  im  Allgemeinen  in  den  Ergebnissen  ein  Zusammenhang 
der  Regenmenge  mit  der  damit  niedergefallenen  Stickstoffmenge  aus- 
spricht, und  meist  einer  grösseren  Regenmenge  auch  eine  grössere  Stick- 
stoffmenge entspricht,  so  ist  doch  eine  Abhängigkeit  der  letzteren  von 
ersterer  nicht  Regel,  noch  weniger  ist  die  Stickstoffmenge  proportional 
der  Regenmenge.  Beinahe  an  jeder  Station  kommt  der  Fall  vor,  dass  kleine 
Regenmengen  eine  grössere  Stickstoffmenge  mit  sich  führten,  als  grössere 
Regenmengen.  Dieser  Fall  trifft  sogar  zu,  wenn  man  die  jährlichen 
Mengen  von  Stickstoff  und  Regen  in  den  Perioden  von  1864/65  und 
1865/66  vergleicht,  die  für 

Insterburg   im  Jahre   1864/65     320,86'"    mit    1570,2  Grm.  Stickstoff, 
„       „       1862/66    277,26'"      „      1948,2     „ 
betragen. 

Bei  den  meisten  Stationen  hat  der  grosse  Regenfall  im  August  auch 
gleichzeitig  die  grösste  Stickstoffmenge  dem  Boden  zugeführt,  nur  Dahme 
macht  hiervon  eine  Ausnahme,  da  dort  die  Stickstoffmenge  des  August 
durch  die  des  November,  wo  nur  2/s  soviel  Regen  fiel  als  im  August,  über- 
wogen wird.  Die  geringen  Regenfälle  des  April,  September  und  Oktober 
(Kuschen  1866)  sind  meist  von  nur  geringen  Stickstoffmengen  begleitet 
gewesen.  Bei  der  Betrachtung  der  den  Jahreszeiten  zukommenden  Regen- 
und  Stickstoffmengen  tritt  deren  Zusammenhang  mehr  hervor.  Bezeichnet 
man  mit  +  eine  Zunahme,  mit  —  eine  Verminderung,  so  findet  man  für 
die  Stickstoff-  und  Regenmenge  folgendes  Schema: 


Frühjahr 
zum  Sommer. 

Sommer 
zum  Herbst. 

Herbst 
zum  Winter. 

Ida-Marienhütte 

|  Stickstoff 
l  Regen 

+ 
+ 



+ 
0 

Regenwal 

de 

|  Stickstoff 
l  Regen 

+ 

— 

+ 

+ 

— 

+ 

Insterburc 

J  Stickstoff 

+ 

— 

+ 

l  Regen 

+ 

— 

+ 

Dahme 

|  Stickstoff 
l  Regen 

+ 
+ 

— 



Kuschen 

|   Stickstoff 
V  Regen 

+ 

+ 

— 

— 

Die  grösste  Stickstoffzufuhr  findet  im  Sommer,  nur  (wie  auch  im  vo- 
rigen Jahre)  in  Insterburg  im  Winter  statt. 

Schliesslich  folgt  hier  noch  eine  abelle  T darüber,  in  welchem  Ver- 
hältniss  die  im  Regen  in  Form  von  Ammoniak  gefundenen  Stickstoffmengen 
zu  den  in  Form  von  Salpetersäure  vorhandenen  stehen.  Die  Tabelle  zeigt, 
dass  nur  in  wenigen  Fällen  der  Stickstoff  der  letzteren  überwiegt,  dass 
im  Gegentheil  in  der  Regel  der  Stickstoff  in  Form  von  Ammoniak  die 
Stickstoffmenge  in  der  Salpetersäure  um  ein  ziemlich  Bedeutendes  überwiegt. 


62 


Die  Luft. 


Verhältniss  des  Stickstoffs  in  der  Salpetersäure  zu  dem 
Stickstoff  im  Ammoniak,  ersterer  =  1  gesetzt. 


Monat. 

Regenwalde 

Insterburg 

Kuschen 

Pros- 
kau 

Ida- 

Marien- 

hütte 

Dabme 

1864/65. 

1865/66. 

1864/65. 

1865/6G. 

1864/65. 

1865/66. 

1864/65. 

1865/66. 

1865/66. 

März   .... 

3/21 

1,00 

0,80 

0  34 

4,21 

3,42 

2,80 

40,64 



April  .... 

2,65 

7,16 

— 

6,50 

2,40 

2,41 

2,05 

40,64 

0,85 

4,83 

4,81 

1,50 

2,35 

2,41 

2,86 

1,82 

5,96 

0,85 

Juni    .... 

4,15 

3,93 

1,49 

6,78 

2,11 

1,78 

1,51 

4,66 

16,28 

Juli 

2,37 

4,45 

3.43 

0,72 

2,35 

1,94 

4,15 

11,13 

3,71 

August   .  .  . 

1,83 

3,10 

3.23 

3,09 

2,21 

1,27 

2,00 

10,S5 

3,81 

September  . 

2,39 

5,93 

6,00 

7,30 

5,35 

2,36 

1,65 

15,45 

5,06 

Oktober     .  . 

2,80 

2,63 

2,48 

4,21 

3,32 

6.12 

2,31 

15,45 

5,06 

November    . 

3,63 

3,42 

1,77 

1,30 

3,00 

3,47 

2,95 

28,78 

6,35 

Dezember.  . 

1,40 

9,69 

4,00 

1,26 

6,67 

4,37 

3,31 

6,20 

4,32 

Januar   .  .  . 

1,04 

4,53 

1,35 

0,67 

4,87 

6,98 

2,75 

6,20 

0,46 

Februar .  .  . 

2,47 

6,15 

0,82 

0,76 

4,84 

5,23 

2,18 

17,15 

3,50 

Die  am  Schlüsse  des  vorjährigen  Berichts  über  diese  Untersuchungen  gethanen 
Aeusserungen  können  füglich  für  die  diesjährigen  in  vollem  Masse  gelten,  denn 
im  Wesentlichen  haben  sich  die  Ergebnisse  der  vorjährigen  Beobachtungen  wieder- 
holt, die  diesmal  mitgetheilten  Resultate  unterstützen  nur  die  an  den  vorjährigen 
Bericht  gereihten  Betrachtungen.  Die  Ergebnisse  der  vorstehenden  Untersuchungen 
bestätigen,  dass  vereinzelte  Bestimmungen  des  Stickstoffgehalts  des  Regens  keinen 
Schluss  zulassen  auf  die  im  Laufe  eines  ganzen  Jahres  einer  bestimmten  Fläche 
zugeführte  Gesammt- Stickstoffmenge,  denn  der  Stickstoffgehalt  des  Regens  schwankt 
zwischen  sehr  weiten  Grenzen;  sie  bestätigen,  dass  die  auf  eine  gleiche  Fläche 
fallende  Stickstoffmenge  an  verschiedenen  Orten  ungleich  gross  ist,  dass,  mit  an- 
deren Worten,  in  verschiedenen  Gegenden  die  Atmosphäre  vorübergehend  oder 
bleibend  in  sehr  ungleicher  Weise  mit  Ammoniak  und  Salpetersäure  geschwängert 
ist;  dass  selbst  die  reichlicheren  Mengen  Stickstoff,  welche  auf  einen  preussiscben 
Morgen  fallen,  nicht  ausreichend  sind,  um  den  Bedarf  der  auf  dieser  Fläche 
wachsenden  Kulturpflanzen  zu  decken;  sie  bestätigen  ferner,  dass  die  in  Form  von 
Ammoniak  im  Regen  vorkommende  Stickstoffmenge  in  den  bei  weitem  meisteD 
Fällen  die  in  Form  von  Salpetersäure  vorhandene  bedeutend  überwiegt. 


Schliesslich  verweisen  wir  noch  auf  nachstehende  Mittheilungen  und  Abhand- 
lungen : 

Ueber  die  hauptsächlichen  Ursachen,  welche  den  Regen  beeinflussen,  von 
A.  C.  Becquerel.  J) 

Monatliche  Mittel  der  Jahrgänge  1864,  1865  und  1866  für  Druck,  Temperatur, 
Feuchtigkeit  und  Niederschläge  von  H.  W.  Dove.  2) 


1)  Comptes  rendus.     Bd.  64.     S.  837. 

2)  Preussische  Statist.  Zeitschrift  des  Königl.  Statist.  Bureau  *.u  Berlin.  1867. 


Die  Luft.  63 

Ueber    den  Kohlensäure -Gehalt  der  Luft  im  Zusammenhange  mit    dem  Gange 
der  meteorologischen  Erscheinungen,  von  Franz  Schulze.  3) 

Die  Witterungsverhältnisse  des  Jahres  1366,  von  H.  Möhl.  4) 

Ueber  Maifröste.  6) 

Die  chemischen  Klimate  der  Erde.  6) 

Ueber  den  Verlauf  der  Witterung  und    besondere  Witterungserscheinungen    im 
Königreich  Hannover  im  Jahre  1865,  von  M.  A.  F.  Prestel.  7) 

Veränderungen    des  Wasserstandes   der   Flüsse   und   ihre    Ursachen,   von    von 
Berg.  8) 

Klimatologie  für  Landwiithe  von  N.   W.  Dove.   9) 

Die  Witterung  des  Jahres  1866  im  mittleren  Holstein.  1°) 

Sur  les  variations    periodiques   de   la   tempe'rature,    von  Ch.  Sain te-Claire 
Deville.li) 

Solar  radiations  in  relation  to  tbe  crops,  von  Marquis  of  Tweedale.  I2) 


Die  erste  Arbeit  dieses  Kapitels  kann  als  eine  Ergänzung  zu  Pettenkofer's  Rückblick, 
und  Oertel's  Arbeiten  über  die  Luftverschlechterung  in  Wohnungsräumen  gelten. 
Während  diese  untersuchten,  bis  zu  welchem  Grade  die  Luft  in  Wohnungsräumen 
durch  den  Respirationsprozess  mit  Kohlensäure  beladen  werden'  könne,  zeigt  die 
Zoch'sche  Arbeit  den  Einfluss  der  künstlichen  Beleuchtung  auf  die  Luftqualität  in 
Wohnungsväumen.  Unseres  Wissens  ist  dieselbe  die  erste  Arbeit,  welche  diesen 
Faktor  der  Luftverschlechterung  durch  Zahlenwertbe  zum  Ausdruck  bringt,  obwohl 
Dumas  nachgewiesen  hat,  dass  die  bei  der  Gasbeleuchtung  stattfindende  Sauer- 
stoffkonsumtion und  Kohlensäureproduktion  eine  beträchtliche  ist.  Als  wesentliches 
Resultat  geht  aus  den  mitgetheilten  Versuchen  hervor,  dass  die  Rüböl-Beleuchtung 
unter  den  in  Betracht  gezogenen  Beleuchtungsarten  die  Luft  eines  gewöhnlich  ven- 
tilirten  Zimmers  am  wenig>ten  mit  Kohlensäure  beladet  und  deshalb  für  die  gesün- 
deste Beleuchtungsart  gölten  muss ;  dass  ferner  die  Petroleumbeleuchtung  verhält- 
nissmässig  den  schädlichsten  Einfluss  auf  die  Luftqualität  äussert.  Die  Gasbeleuch- 
tung verschlechtert  ebenfalls  binnen  wenigen  Stunden  die  Luft  der  Zimmer  bedeu- 
tend, was  von  grosser  praktischer  Bedeutung  ist,  da  diese  Art  von  Beleuchtung 
in  grossen  Gesellschaftszimmern,  in  Konzert-  und  Tanzsälen,  Restaurationen  etc. 
die  gewöhnliche  ist  und  daselbst  in  bedeutender  Lichtstärke  und  mit  starkem  Ver- 
brauch von  Brennmaterial  zur  Anwendung  gelangt.  Eine  gute  künstliche  Venti- 
lation  solcher  Räume  kann  allein   der  Luftverschlechterung    durch  die  Beleuchtung 

3)  Landw.  Versuchsstationen.     1867.     S.  217. 

4)  Landw.  Zeitsch.  f.  Knrhessen.    XII.    S.  320. 

5)  Allg.  land-  und  forstwirthschaftl.  Ztg.     1867.    S.  694. 

6)  Ausland.     1867.  S.  43. 

7)  Journal  f.  Landwirthschaft.      1867.     S.  80. 
8;  Kritische  Blätter.    1867.     S.  158. 

ö)  Landw.  Nachrichten  d.  pieussischen  Handelszeitung.     1867-      No.  155. 
10)  Landw.  Wochenbl.  f.  Schlesw.-Holstein.     1867.     S.  152. 
H)  Comptes  rendus.     Bd.  64.    S.  933. 
12)   Gardeners  Chron.     1867.     137. 


64  Die  Luft. 

entgegenwirken.  —  Schönbein  lieferte  eine  überzeugende  Beweisführung  für  die 
beständige  Anwesenheit  des  Ozon's  in  der  atmosphärischen  Luft  und  für  die  Zu- 
lässigkeit  des  Jodkaliumstärkepapiers  als  Erkennungsmittel  des  Ozon's  in  der  Luft. 

—  Noch  bedeutend  unterstützt  wird  diese  Beweisführung  durch  die  mitgetheilten 
Versuche  von  Andrews,  welche  unseres  Erachtens  geeignet  sind,  alle  Zweifel 
darüber  zu  beseitigen,  dass  der  das  Jodkalium  zersetzende  Bestandtheil  der  Atmos- 
phäre identisch  mit  dem  Ozon  sei.  Wenn  aber  das  Ozon  ein  selten  oder  nie  feh- 
lender Bestandtheil  der  Luft  ist,  so  muss  demselben  seines  eminent  oxydirenden 
Vermögens  wegen  ein  bedeutender  Einfluss  auf  die  in  der  Natur  sich  vollziehenden 
Oxydationsprozesse  sowie  auf  die  Reinigung  der  Atmosphäre  von  Fäulnissstoffen 
aller  Art  zugeschrieben  werden.  Deshalb  findet  man  wohl  auch  in  der  Nähe  von 
Heerden  der  Entstehung  von  Miasmen  (grosse  Städte,  Abtritte,  Jauchenbehälter 
u.  s.  w.)  gar  kein  Ozon  oder  doch  viel  weniger  als  in  freier  frischer  Luft.  Die  oben 
erwähnten  Beobachtungen  von  Möhl  und  Dietrich  über  den  relativen  Ozongehalt 
der  Luft  in  der  Stadt  und  auf  dem  Lande  sind  ein  Belag  für  diese  Ansicht.  — 
Pinkus  beobachtete  die  Ozonbildung  bei  der  Verbrennung  von  Wasserstoffgas  in 
atmosphärischer  Luft  und  in  Sauerstoffgas  und  sogar  beim  Brennen  einer  einfachen 
Spirituslampe,  einer  Stearinkerze  und  einer  Oellampe.  Wir  sind  geneigt  der  Ver- 
muthung  des  Beobachters  dieser  Erscheinungen  beizutreten,  wonach  jeder  Verbren- 
nungsprozess  (wahrscheinlich  unter  der  Bedingung,  dass  die  Verbrennungswärme 
einen  gewissen  Grad  nicht  übersteigt,  D.  R),  ein  jeder  Oxydationsprozess  von  einer 
Ozonbildung  begleitet  zu  werden  scheint.  —  Soret  bestimmte  das  spec.  Gewicht 
des  Ozon's  und  fand  dasselbe  l'/>  mal  so  gross,  als  das  des  gewöhnlichen  Sauer- 
stoffs. —  Janssen  fand  Wasserstoff  als  Grundbestandteil  der  dem  Vulkan  Santorin 
entströmenden  brennbaren  Gase  und  Natrium  in  relativ  grosser  Menge.  —  Von  den 
Untersuchungen  über  die  chemische  Zusammensetzung  der  Luft  heben  wir  noch  die 
über  den  Kohlensäure  -  Gehalt  der  Luft  im  Zusammenhange  mit  dem  Gange  der 
meteorologischen  Erscheinungen  von  Franz  Schulze  hervor,  die  sehr  viel  Inte- 
ressantes bietet,  auf  die  wir  im  Anhange  dieses  Kapitels  aber  deshalb  nur  verweisen 
können,  weil  eine  Diskussion  der  Beachtungsresultate  Seitens  des  Verfassers  bis 
jetzt  noch  nicht  erfolgt  ist.  — 

Der  meteorologische  Theil  dieses  Kapitels  beginnt  mit  einer  Darlegung  des 
Ganges  der  mittleren  Temperatur  in  Europa  von  Dove.  Wir  entnehmen  dersel- 
ben, dass  die  besonders  im  Mai  und  Juni  bemerklichen  Rückgänge  des  Steigens 
der  Temperatur  und  die  namentlich  in  die  Mitte  des  Dezembers  fallende  Mildetuug 
der  im  Ganzen  zunehmenden  Kälte  nicht  regelmässig  zu  derselben  Zeit  erfolgen 
und  sich  in  dem  Mittel  vieler  Jahresbeobachtungen  verwischen,  weshalb  nach  Dove 
auf  den  tellurischen  Ursprung  dieser  Schwankungen  zu  schliessen  ist.  —  Bec- 
querel  untersuchte  die  Temperaturschwankungen  der  Erdwärme  bei  verschiedener 
Tiefe  und  kam  zu  den  Resultaten ,  dass  die  Bodenwärme  bis  zu  einer  zwischen  1 
und  6  Mtr.  liegenden  Tiefe  an  den  Schwankungen  der  Lufttemperatur,  jedoch  in 
geringeren  Extremen,  Theil  nimmt;  dass  tiefer  liegende  Bodenschichten,  welche 
durch  einsickernde  Gewässer  mit  der  Luft  über  der  Oberfläche  in  Verbindung  stehen, 
dasselbe  Verhältniss  zeigen;  dass  die  Erdwärme  von  6  Mtr.  Tiefe  (in  unseren  geogr. 
Breiten)  an  ein  höheres  Mittel  als  die  Luftwärme  zeigt.  —  Zu  dem  letzteren  Er- 
gebniss  kam  auch  Fr.  Schulze  durch  seine  Beobachtungen  der  Quellentemperatur. 

—  Die  beiden  Becquerel  untersuchten  die  Beziehungen  zwischen  der  Lufttem- 
peratur im  Freien  und  im  Innern  von  Wäldern.     Im  Wesentlichen  wiederholten  sich 


Die   Luft.  65 

dabei  die  Ergebnisse,  welche  die  Verfasser  bei  der  Untersuchung  über  die  Luft- 
temperatur innerhalb  und  ausserhalb  von  Bäumen  erhielten.  Die  .Schwankungen 
der  Lufttemperatur  ausserhalb  der  Wälder  sind  auch  innerhalb  solcher  bemeiklich 
nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  die  Extreme  7 — 10  Stunden  im  Walde  später  ein- 
treten als  in  der  Luft  ausserhalb  der  Wälder.  Es  stellte  sich  feiner  dabei  heraus, 
dass  im  Sommer  die  mittlere  Lufttemperatur  ausserhalb  der  Wälder  grösser  ist, 
als  innerhalb  derselben ;  im  Winter  findet  das  umgekehrte  Verhältniss  statt  — 
Eine  Anzahl  preussischer  Versuchsstationen  haben  die  Fortsetzung  ihrer 
umfassenden  Untersuchungen  über  den  Gehalt  des  Regenwassers  an  Ammoniak  und 
Salpetersäure  geliefert.  Die  Ergebnisse  gehen  wie  die  der  früheren  Untersuchung 
bedeutend  auseinander,  bind  aber  mit  diesen  im  Wesentlichen  übereinstimmend. 


Literatur. 

Das  Klima  von  Posen.     Resultate    der    meteorologischen    Beobachtungen  zu  Posen, 

von  Albert  Magener.     Posen,  Lissner. 
Ueber  Eiszeit,  Föhn  und  Scirocco,  von  H.  W.  Dove.     Berlin,  Reimer. 
Der  Schweizer  Föhn.   Nachtrag  zu  Vorigem,  von  H.  W.  Dove.    Berlin,  Reimer. 
Ueber   die    Witterungsverhältnisse    in    Würtemberg.     Jahrgang    1861   u.   1862.    Von 

Dr.  Plieninger.     Stuttgart,  Aue. 
Ueber    die   Luft   als    die    unversiegbare  Qnelle    alles  Lebens,   über  ihre  Bedeutung 

für  die  Landwirtschaft  und  Versuche  über  ihre  qualitative  Zusammensetzung, 

von  H.  Reinsch.     Erlangen,  Deichsel. 
Ueber  Wetterprophezeiung,  von  M.  Wild.     Bern,  Jent  und  Reinert. 
Des    eaux    publiques    en    geneYal    et    de    Celles     de    Bordeaux    en     particulier    par 

W.  Man  es.     Bordeaux,  Gounouchou. 
Breslau's  Trinkwasser.  Chemische  Untersuchungen  aus  40  theils  öffentlichen,  theils 

Privatbrunnen  der   innern   Stadt    und   der  Vorstädte,    von   Justus  Fuchs. 

Breslau,  Morgenstern. 
Meteorologische   Beobachtungen  angestellt  auf  der  Leipziger  Universitäts-Sternwarte 

in  den  Jahren   1860 — 1865,  von  C.  Bruhns.     Leipzig,  Ilinrichs. 
Resultate    aus    den    meteorologischen  Beobachtungen  angestellt   an  mehreren    Orten 

im  Königreiche  Sachsen    in    den  Jahren   1760 — 1865    und  an  den  22  königl. 

sächsischen  Stationen  im  Jahre   1865,  von  C   Bruhns.     Leipzig,   Günther. 
Ueber  die  chemische  Beschaffenheit  von  Basels  Grund-,    Bach-,  Fluss-  und  Quell- 
wasser, von  Frdr.  Gö  ppelsr  ö  d  er.     Basel,  Amberger. 


Jahresbericht    X. 


Die    Pflanze. 

Referent:  H.  Hellriegel. 


Nähere  Pflanzenbestandtheile  und  Aschen- 
analysen. 

Anaiysevon         Analyse  von  gelben  Lupinen,  von  A.Beyer.*)  —  Eine  Portion 
gelben     Lupinenheu ,    direkt  vom  Felde   entnommen,    wurde  in  Blätter,    Stengel, 

Lupinen.  r  '  '  .  °     ' 

Schoten  und  Samen  getrennt  und  jedes  dieser  Organe  gesondert  der  Unter- 
suchung unterzogen.  Die  angewendete  Pflanzenmasse  bestand  bei  100° 
getrocknet  aus: 


594  Grm.  Stengel. 

1541 

„      Blätter. 

341 

„       Schoten. 

298 

„      Samen. 

2774  < 

3rm.  Pflanzenmasse. 

Aschenprozente  der  bei  100°  getrockneten 

Substanz : 

I. 

II. 

III. 

IV. 

Blätter. 

Stenge 

1.          Schoten.          Samen. 

6,062 

3,862 

2,156 

4,022 

100  Theile  Asche 

enthielten 

(kohlensäurefrei) : 

I. 

II. 

III. 

IV. 

Blätter. 

Stengel. 

Schoten. 

Samen. 

Kali  .... 

16,849 

21,941 

47,542 

28,174 

Natron     . 

2,430 

10,300 

3,689 

Spur. 

Kalk  .... 

39,549 

31,976 

19,478 

8,631 

Magnesia     .     . 

7,094 

10,395 

7,976 

11,330 

Eisenoxyd  .     . 

7,400 

1,871 

0,222 

2,047 

Schwefelsäure. 

5,417 

9,095 

2,533 

3,023 

Phosphorsäure 

9,225 

8,660 

6,068 

42,569 

Kieselsäure 

7,450 

2,502 

5,138 

0,879 

Chlor      .     .     . 

2,189 

4.075 

2,215 

0,461 

97,603 

100,815 

94,861 

97,114 

Ab  für  Sauerstoff 

0,494 

0,919 

0,499 

0,103 

97,109 

99,896 

94,302 

97,011 

*)  Landwirthschaftl.  Monatsschr.  d.  pommerschen  ökon.  Gesellsch.    XVI.    S.  8ü. 


Nähere  Pfliitizenbest:uidtliellc  und  ABcheimnnlysen. 


67 


100  Theile  Trockensubstanz  enthielten: 


Kali  .     .     . 

Natron  .  . 
Kalk  .  . 
Magnesia  . 
Eisenoxyd  . 
Schwefelsäure 
Phosphoisäure 
Kieselsäure 
Chlor      .     . 


I. 

Blätter. 

1,021 

0,H8 
2,398 
0,430 
0,449 
0,328 
0,74S 
0,604 
0,177 


II. 

Stengel 

0,847 
0,398 
1,235 
0,401 
0,072 
0,351 
0,334 
0,097 
0,157 


III. 

Schoten. 

1,145 
0,089 
0,469 
0,192 
0,005 
0,061 
0,146 
0,124 
0,053 


IV. 

5  amen. 

1,109 

0,347 
0,456 
0,082 
0,121 
1,672 
0,022 
0,016 


In  100  Trockensubstanz  wurden  ferner  gefunden: 


Blätter. 

Fett 3,40 

Eiweisskörper 16,35 

Rohfaser 29,71 

Mineralstoffe 6,06 

Stickstofffreie   Extraktivstoffe  44,48 


II. 

Stengel. 

1,94 
7,06 

49,83 
3,86 

37,31 


III. 

Schoten. 

0,96 
5,79 

52,82 
2,16 

38,27 


IV. 

Samen. 

6,76 
34,37 
17,46 

4,02 
37,39 


Verhältnisa   Nh  :  Nl 
(1  Fett  =2,5  Stärke  gerechnet)  =  1 


100,00 
5,05 


100,00 
13,02 


100,00  1U0,00 

16,13  2,08 


Die  Bestimmung  der  organischen  Bestandtheile  geschah  nach  der 
von  Henneberg  angegebenen  Methode  der  Analyse  von  Futterstoffen 
(Landw.  Versuchsstat.  Bd.  6). 

Die  Aschen -Analysen  No.  L,  II.  und  III.  wurden  von  Reich  aus- 
geführt. 

Ueber  die  Beschaffenheit  des  Bodens,  auf  welchem  das  benutzte  Untersuchungs- 
material gewachsen  war,  sind  keine  näheren   Angaben  gemacht. 


Analyse  der  essbaren  Kastanien,  von  E.  Dietrich.*) 

Prozent. 

Nicht  trocknendes  fettes  Oel 1,750 

Zucker 0,415 

Stärkemehl 29,920 

Proteinsubstanz 3,260 

Zellgewebe    nebst    Gummi,    Harz,    Bitterstoff, 
eisengrünender  Gerbsäure,  Aepfel-,  Citronen- 

und  Milchsäure 15,905 

Wasser 48,750 

100,000 


*)  Chem.  Centralblatt.      1867.     S.  271. 


Analyse  der 
essbaren 
Kastanien. 


5* 


68 


Nähere  Pflanzenbestandtheile    und  Aschenanalysen. 


Die  frischen  schalenfreien  Kerne  hinterliessen  1 ,443  Proz.  (auf  wasser- 
freie Substanz  bezogen  3,021  Proz.)  Asche.  In  100  Theilen  Asche  wurde 
gefunden : 


Chlornatrium 

0,68 

5,25 

Kali      .... 

44,69 

Kalk     .... 

3,05 

Magnesia .     . 

5,89 

Thonerde . 

0,09 

Manganoxydul    . 

0,13 

Eisenoxyd 

0,11 

Schwefelsäure    . 

3,04 

Phosphorsäure    . 

14,29 

Kieselsäure    .     . 

1,21 

Kohlensäure  .     . 

21,17 

Analysen 

von 
Maulbeer- 
blättern. 


E.  Eeichenbach  untersuchte    8   Sorten    Maulbeerblätter   von 
sehr  entfernten  Standorten,  und  zwar  stammte 

No.  1.  aus    Verolanova   in  der  Provinz    Brescia.     Das  Laub    war  jung, 

kräftig  und  saftig  grün,   von   12  Centimtr.  mittlerer  Länge  und 

9,5  Centimtr.  Breite. 
No.  2.  aus  Alais  im  französischen  Departement  du  Gard.    Grosse,  reife 

Blätter,  die  im  Durchschnitt  15  Centimtr.  lang  und  12  Centimtr. 

breit  waren. 

No.  3.  4.  und  5.  aus  Tortona  im  Piemontesischen ;  starke,  reife,  dunkel- 
grüne und  nicht  sehr  grosse  Blätter  von  10  Centimtr.  mittlerer 
Länge  und  8  Centimtr.  mittlerer  Breite.  Die  drei  Sorten  waren 
äusserlich  uicht  zu  unterscheiden. 

No.  6.  und  7.  aus  Japan.  Blätter  schmal,  lang,  von  kräftigem  Aussehen, 
sehr  entwickelt  und  vollständig  ausgewachsen.  Mittlere  Länge 
13  Centimtr.  und  Breite  7  Centimtr.  Beide  Sorten  sahen  sich 
sehr  gleich. 

No.  8.  aus  China.  Grosse,  gelbgri'me  und  ausgewachsene,  starke  und 
feste  Blätter.  Ein  Blatt,  das  noch  nicht  das  grösste  war,  hatte 
17  Centimtr.  Länge  und  13,5  Centimtr.  Breite. 

Die  Analyse  ergab  : 

Pro    100    Theilo    trockner    Blätter. 

No.  6.     No.  7.     No.  8.     No.  5.     No.  4.     No.  3.     No.  2.     No.  1. 

Stickstoff   .     .      3,23        3,36        3,13        2,34        2,34        2,49        2,38        3,36 
Asche    .     .     .     12,59       13,58       13,53       14,17       14,45       14,67       11,96      11,34 


*)  Annalen  der  Chem.  u.  Pharm.     Bd.  143      S.  83. 


Nähere  Pflanzenbe.standtheile   und  Asclienanalysen 


69 


Pro     100    T  hei  le    Asche. 
No.  6.     No.  7.     No.  8.     No.  5.     No.  4.    No.  3.    No.  2.     No.  1. 


Kali.  .  .  . 
Natron  .  . 
Kalk  .  .  . 
Magnesia  .  . 
Phosphorsäure 
Kieselsäure  . 
Schwefelsäure 
Kohlensäure  . 
Eisenoxyd  .  . 
Chlor  .  .  . 
Chlornatrium  . 


22,38 
1,76 

28,28 
5,48 
.r>,% 

30,65 
1,65 
6,17 
0,72 
1,55 
2,54 


23,04 
1,23 

28,23 
5,36 
5,15 

31,06 
1,94 
4,46 
0,81 
1,73 
2,85 


22,74 
0,52 

26,59 
7,29 
4,68 

33,56 
1,48 
3,89 
0,86 
2,84 
4,67 


21,55 
0,77 

31,91 
3,31 
3,54 

29,75 
1,59 

11,42 
0,98 
0,86 
1,40 


14,76 
1,45 

32,12 
3,19 
3,14 

33,64 
1,71 

10,58 
0,83 
1,12 
1,83 


14,99 
0,71 

32,99 
2,79 
3,94 

32,31 
1,43 
s,43 
1,75 
0,91 
1,49 


23,65 
2,35 

34,48 
3,75 

4,46 
17,28 
2,11 
14,77 
0,92 
1,29 
2,11 


22,26 
1,24 

28,94 
5,70 
7,26 

24,26 
2,74 
6,21 
0,80 
1,29 
2,11 


Verhältniss 
P05  :  N  =  1   : 


4,1 


4,6 


4,8 


4,1 


4,6 


4,0 


4,0 


4,0 


Die  Analysen  waren  angestellt  worden,  um  den  Beweis  für  die  Richtigkeit 
der  Liebig'schen  Behauptung,  dass  die  Qualität  des  europäischen  Futters  nur 
unvollkommen  für  die  Ernährung  der  aus  China  und  Japan  importirten  Seidenraupen 
genüge  und  dass  die  Ursache  für  die  unbekannte  Krankheit  der  Raupen  in  dieser 
ungenügenden  Qualität  des  Futters  zu  suchen  sei.  Verfasser  hält  durch  die 
vorstehenden  Analysen  den  Beweis  für  geliefert.  (Siehe  auch  unter  „Thier- 
ernährung.") 

Aschen- 

Aschen-Analyse    von    Hopfen,   von  Werner.*)  Nach  Ab-    cnairnn 

zng  von  Kohlensäure,    Kohle    und    Sand  wurden  in  100  Theilen  Asche Ton  H°pfen- 
gefunden : 


Kali      .     . 

Natron  .     . 
Kalk      .     . 
Magnesia  . 
Eisenoxyd 
Manganoxyd 
Phosphorsäure 
Schwefelsäure 
Chlorkalium   . 
Chlornatrium  . 
Kieselsäure     . 


Neu-Tomysler  Hopfen. 

44,11 

2,82 
13,07 

1,62 

0,78 

0 
19,21 

0 
Spuren. 

4,33 
14.06 


Böhmischer  Hopfen. 
39,62 

0,92 
19,16 

3,07 

0,87 

0 
17,02 

0 

2,01 

5.00 
12,33 


In   100  Theilen  sandfreier    Trockensubstanz   wurden  gefunden   Asche 
(incl.  Kohlensäure  und  Kohle) : 

Neu-Tomysler  Hopfen  :     9,87  Proz.  Böhmischer  Hopfen  :     6,11  Proz. 


*)  Landvvirthschaftl.  Anzeiger.     1867.     No.  28. 


organischen 
Materien. 


70  Nähere  Pflanzenbestandthcilt:    und  Aschenanalysen. 

ueber  das  Ueber  das  Vorkommen  des  thätigen  Sauerstoffs  in  orga- 

yorkommen  nischen  Materien,  von  Schönbein.*)  —  Gestützt  auf  die  Beobach- 

des  thätigen  * 

Sauerstoffs  ™ng,  dass  verschiedene  Theile  vieler  Pflanzen,  z.  B.  die  Blätter  von  Leon- 
todon  etc.  beim  Zusammenstossen  mit  Wasser  eine  Flüssigkeit  liefern, 
welche  angesäuerten  Jodkaliumkleister  auf  das  Tiefste  bläuet,  hatte  Ver- 
fasser früher  die  Anwesenheit  von  Nitriten  in  solchen  Gewächsen  be- 
hauptet, glaubt  aber  jetzt  auf  Grund  der  neueren  Beobachtung,  dass  die 
Blätter  von  Leontodon,  wenn  man  sie  gleich  unter  verdünntem  ange- 
säuerten Jodkaliumkleister  —  also  bei  Ausschluss  des  atmosphärischen 
Sauerstoffs  —  zerstampft,  diese  Reaction  nicht  geben,  jene  Behauptung 
widerrufen,  und  statt  der  Nitrite  die  Gegenwart  einer  organischen  Sub- 
stanz in  jenen  Pflanzen  annehmen  zu  müssen,  welche  die  Fähigkeit  hat, 
den  Sauerstoff  der  Luft  in  den  thätigen  Zustand  zu  versetzen.  Stampft 
man  die  Blätter  von  Leontodon,  Lactuca,  Senecio  etc.  einige  Minuten  lang 
mit  der  fünffachen  Menge  destillirten  Wassers  zusammen,  so  hat  die  ab- 
filtrirte  Flüssigkeit  die  Eigenschaft,  Guajaktinktur  augenblicklich  bis  zur 
Undurchsichtigkeit  tief  zu  bläuen  und  Wasserstoffsuperoxyd  unter  Entbin- 
dung von  Sauerstoff  zu  zersetzen.  Der  in  der  Flüssigkeit  enthaltene  thätige 
Sauerstoff  verschwindet  in  einigen  Stunden  von  selbst  unter  Bräunung  der 
ursprünglich  gelben  Flüssigkeit;  durch  Einwirkung  des  direkten  Sonnenlichts 
oder  erhöhter  Wärme,  sowie  durch  kleine  Mengen  schweflichter  Säure,  Eisen- 
vitriol, Pyrogallussäure,  Brasilin,  Hämatoxylin,  Anilin  oder  Blausäure  wird 
derselbe  sofort  zerstört.  Welcher  Natur  die  organische  Verbindung  ist, 
welche  die  ozonisirenden  und  katalysirenden  Eigenschaften  besitzt,  ist 
noch  nicht  festgestellt,  doch  weist  Verfasser  nach,  dass  alle  die  geschil- 
derten Reactionen  sich  auch   mit  Blutkörperchen  erhalten  lassen. 

ueber  das  Ueber  das  Vorkommen    des  Natrons  in  den  Pflanzen,  von 

vorkommen  pelig-0t.**)  —  Der  Umstand,    dass  die  hunderte   von  Analysen,  die  von 

des  Natrons  °  '  '  J         > 

in  den  Pflanzenaschen  ausgeführt  sind,  bald  viel,  bald  wenig,  bald  gar  kein  Na- 
pfianzen.  tron  in  ein  und  derselben  Pflanze  angeben  und  dass  bei  den  gebräuchlichen 
analytischen  Methoden  das  Natron  immer  indirekt  bestimmt  wird,  veran- 
lasste Peligot,  diese  Basis  in  verschiedenen  Pflanzen  einmal  auf  direktem 
Wege  aufzusuchen.  Was  die  eigenthümliche  Methode  betrifft,  deren  er 
sich  hierzu  bediente,  sehen  wir  uns  genöthigt,  auf  das  Original  zu  ver- 
weisen und  begnügen  uns,  hier  das  erhaltene  Resultat  kurz  anzuführen 
mit  der  Bemerkung,  dass  zu  jeder  Untersuchung  200  bis  300  Grm.  Sub- 
stanz verwendet  wurden. 

Es  wurde  kein  Natron  gefunden  in:  Weizen  (Stroh  und  Körner), 
Hafer  (Stroh  und  Körner),  Kartoffeln  (Kraut  und  Knollen),  Eichenholz, 
Buchenholz,  Tabackblättern,  Maulbeerblättern,  Päonien-  und  Ricinusblät- 


*)  Zeitschrift  für  Biologie.     1867.     S.  325. 
**)  Comptes   rendus.     Bd.  65.     S.  729. 


Nähere  Pflauzenbestandtheile   und  Asclienanalysen.  71 

tern,  Bohnen,  Weinreben,  Mauerkraut,  Gyspophila  pubescens,  Pastinak 
(Kraut  und  Wurzeln). 

Dagegen  wurde  Natron  gefunden  in  den  meisten  Atripliceen  und  Che- 
nopodeen, die  auf  demselben  Boden,  wie  die  vorher  genannten  Pflanzen, 
wuchsen.  In  der  Melde,  in  Atriplex  hastata,  Chenopodium  murale  und  in 
der  Kunkelrübe  ergaben  sich  bemerkenswerthe  Mengen  von  dieser  Basis, 
ebenso  in  den  zu  andern  Familien  gehörigen  Mercurialis  und  Zostera. 

Dass  aber  wiederum  der  Natrongehalt  nicht  eine  spezifische  Eigen- 
thümlichkeit  der  botanischen  Familien  ist,  beweist  der  Umstand,  dass 
Chenopodium  Quinoa  und  Spinat  frei  von  Natron  gefunden  wurden. 

Wenn  man  das  ganz  allgemeine  Vorkommen  des  Natrons  in  Gesteinen,  Wassern, 
und  Bodenarten  einerseits  und  die  grosse  Fähigkeit  der  Pflanzen,  Natronsalze  zu 
assimiliren  andrerseits  in  Erwägung  zieht,  so  muss  das  von  Peligot  erhaltene 
Resultat  höchst  überraschend  erscheinen  und  dürfte  eine  Wiederholung  resp.  Fort- 
setzung der  Arbeit  von  Interesse  sein.  Zur  Methode  des  Verfassers  sei  deshalb 
noch  kurz  bemerkt,  dass  die  Alkalien  wie  gewöhnlich  durch  Barryt  getrennt,  dann 
in  schwefelsaure  Salze  umgewandelt  und  zur  Krystallisation  gebracht  wurden.  Nach 
Abscheidung  des  gröbsten  Theils  des  schwefelsauren  Kalis  wurde  die  Mutterlauge 
abgegossen  und  der  freiwilligen  Verdunstung  überlassen.  Wenn  hierbei  nicht  eine 
Efflorescenz  von  den  bekannten  Glaubersalz  -  Krystallen  erschien  und  sich  nur  die 
durchsichtigen  Prismen  des  schwefelsauren  Kalis  abschieden,  glaubte  Verfasser  auf 
Grund  einer  Anzahl  kontrollirender  Bestimmungen  die  gänzliche  Abwesenheit  des 
Natrons  als  genügend  konstatirt  ansehen  zu  dürfen. 

Calvert*)  wurde  veranlasst,    eine  Baumwollenprobe  auf  darin  ver-  Gegenwart 
muthete  Verunreinigungen  zu  prüfen ;    er  konnte   diese  nicht  nachweisen,        von 
fand  aber  statt  dessen  in  der  Baumwolle  eine  bemerkenswerthe  Menge  in  phosphaten 
Wasser    löslicher    Phosphorsäure.     Um    die  Allgemeinheit    dieses      in  der 
Vorkommens  zu  prüfen,  verschaffte  sich  Verfasser  sieben  Proben  sorgfältig  Baunawo,lfin- 
gekrempelter  Baumwolle  aus  verschiedenen  Gegenden  der  Welt  und  konnte 
aus  denselben  mit  blossem  Wasser  ausziehen  an  Phosphorsäure: 

Prozent. 

Aus  ägyptischer  Baumwolle  0,055 

„     Orleans-  „  0,049 

„     Bengal-  „  0,055 

„     Surat-  ,,  0,027 

„     Carthagena-        „  0,035 

„     Macao-  „  0,050 

,     Cyprus-  ,  0,050 

Die  Phosphorsäure  war  an  Magnesia  gebunden  und  dasselbe  Phos- 
phat liess  sich  auch  nachweisen  in  den  wässrigen  Auszügen  von  Weizen, 
Bohnen  und  den  Kernen  von  Nüssen  und  Wallnüssen. 


*)  Chem.  Centralblatt.    1867.    S.  831.     Nach  Journ.  Chem.  Soc.     1867.    June. 


72 


Nähere  Pflanzenbestandtheile   und  Aschenanalysen. 


Gehalt  der 
landwirt- 
schaftlichen 
Kultur- 
pflanzen 
an  Salpeter- 
säure und 
Stickstoff. 


lieber  den  Gehalt  der  landwirtschaftlichen  Kultur- 
pflanzen an  Salpetersäure  und  Stickstoff  in  verschiedenen 
Entwicklungsstadien  lieferte  Frühling*)  eine  umfassendere  Arbeit. 
Das  Verfahren  war  folgendes.  Von  den  mit  aller  Sorgfalt  getrockneten 
Pflanzen  wurden  100  bis  700  Grm.  zerkleinert  und  mit  50  prozentigem 
Alkohol  ausgezogen.  Nach  Verjagung  des  Alkohols  wurde  das  Extrakt 
heiss  mit  Kalkmilch  versetzt  und  der  entstehende  Niederschlag  entfernt, 
dann  der  Kalküberschuss  mit  Kohlensäure  weggeschafft,  wobei  sich  wieder 
eine  Quantität  organischer  Stoffe  auschied  und  endlich  nach  erfolgter  Fil- 
tration in  dem  passend  konzentrirten  Extrakt  die  Salpetersäure  nach  der 
Schlösing'schen  Methode  bestimmt.  Die  Brauchbarkeit  und  Vortrefflich- 
keit dieser  Methode  wurde  durch  Vergleichung  mit  andern  Verfahren  und 
durch  eine  grosse  Anzahl  Kontrolebestimmungen  festgestellt.  Der  Gesammt- 
stickstoffgehalt  wurde  nach  der  gewöhnlichen  Methode  mittels  Titriren  ge- 
funden.   Es  wurde  erhalten  immer  im  Mittel  von  zwei  Bestimmungen: 


Art 

der  Pflanze. 


\  Vegetations- 
stadium. 


Tag 


Höhe 

der  Pflanze. 

Centimtr. 


In  Proz.  der  Trockensubstanz. 


Gesammt-    Salpeter-     Protein- 
stickstoff. I     säure.       gehalt.**) 


Rothidee  . 

Esparsette 
Luzerne 
Weizen  . 


Hafer  .  . 

Gerste  . 
Kartoffel 
Zuckerrübe 


,  vor  der  Blüthe 
•!  während    „ 
'  vor  der  Reife 
,  vor        der  Bl. 
■j  während    „ 
l  vor  der  Reife 
r  vor        der  Bl. 
I  während    „ 
,  vor        der  Bl. 
!  während    „ 
*■  vor  der  Reife 

{vor        der  Bl. 
während    „ 
vor  der  Reife 
,  vor        der  Bl. 

während    „ 
1  vor  der  Reife 
#  vor         der  Bl. 
<  während    „ 
'  vor  der  Reife 

{vor         der  Bl. 
während    „ 
vor  der  Reife 

/     z 

I 


/  vor         der  Bl. 
Badischer  Maisj  während    „ 

'  vor  der  Reife 


Felderbse 
Linse  .  .  , 


vor  der  Reife 
während  d.  Bl. 


I  vor  der  Reife 


17.  Mai 
3.  Juni 

12.  Juli 
17.  Mai 

1.  Juni 
23.     „ 
17.  Mai 

1.  Juni 
25.  Mai 

9.  Juni 
17.  Juli 
17.  Mai 

1.  Juli 

23.  „ 
19.  Juni 
17.  Juli 
10.  Aug. 
19.  Juni 

13.  Juli 

24.  Juli 
20. Juni 

14.  Juli 
16-  Aug. 
19.  Juni 
17.  Juli 
17.  Aug. 
12- Juni 

8.  Aug. 

3.  Sept. 

19.  Juni 

19      , 

15.  Juli 


20-25 
45-50 

55 
25-30 
40-45 

55 
25-30 

45 
30-35 
60-75 
60—75 
30—35 
60—85 
80-90 
25-30 

bis  75 

bis  80 
25-30 
50-60 

bis  60 
35-40 

bis  60 
70-75 

Blattfläche 
18-16  Cm.  lan; 

bis  50 

80—90 

100—120 

bis  45 

30 
bis  40 


3,3906 

0,0061 

3,2449 

0,0042 

1,5961 

0,0031 

3,5338 

0,0017 

3,0359 

0,0010 

2,0308 

Spur 

3,4626 

0,0043 

3,0616 

0,0034 

1,8763 

0,0043 

1,7356 

0,0076 

1,2123 

0,0015 

3,5298 

0,0039 

1,6445 

0,0223 

0,8502 

0,0026 

3,3128 

0,0449 

1,3954 

0,0121 

1,0606 

0,0068 

2,4818 

0,0200 

1,9565 

0,0736 

1,7128 

0,0191 

4,0147 

0,5500 

3,8025 

0,1040 

3,0159 

0,3902 

4,0998 

0,5972 

1  3,7589 

1,6023 

!  3,4622 

0,2821 

3,7054 

0,5512 

1,9142 

0,1061 

1,3297 

0,0135 

2,4077 

0,0047 

1,7780 

0,0020 

1,6129 

Spur 

21,181 
20,274 

9,971 
22,082 
18,973 
12,693 
21,634 
19,129 
11,720 
10,835 

7,574 
22,055 
10,242 

5,309 
20,633 

8,702 

6,618 
15,478 
12,109 
10,674 
24,201 
23,598 
18,218 
24,656 
20,898 
21,182 
22,266 
11,792 

8,240 
15,041 
11,109 
10,081 


*)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S.  9  u.   150- 
**)  Aus    dem    Gesammtstickstoff  nach   Abzug    des  N  der  NOB  mit  dem  Faktor 
6,25  berechnet. 


Nähere  Pflanzenbestandtheile   und  Aschenanalysen. 


73 


Die  Quantität  der  in  den  Rüben,  Kartoffeln  und  dem  Mais  gefundenen 
Salpetersäure  beweist,  dass  die  gewohnte  Umrechnung  des  Gesammt-Stick- 
stoffs  in  Eiweisskörper  bei  Pflanzenanalysen  unter  Umständen  zu  recht  be- 
merkenswerthen  Fehlern  führen  kann. 

Einige  Bestimmungen    von  Salpetersäure  und  Ammoniak  Bestimmung 

in    Rübengewächsen    bieten    auch    Hugo    Schultze    und    Ernst  sJ0"ter 

Schulze*)  in  ihren  „Beiträgen  zur  Kenntniss  der  Zusammensetzung  und  Säure 

des  Nährwerthes  der  Rüben,"    welche  mit  den  vorstehenden  Frühling'-  und 

sehen  gut  übereinstimmen.     Sie  bestimmten   Salpetersäure  und  Ammoniak  Amm°niak 

nach  den  von  Schlösing  angegebenen  Methoden  und  zwar  letzteres,  um  Küben. 

vor  Fäulniss  des  Untersuchungsobjekts  gesichert  zu  sein,    immer  in  dem  gewachsen, 
mit  Bleiessig  geklärten  Rübensaft.    Es  wurden  gefunden 

Salpetersäure 


Gelbe  Futterrunkeln  von  1866  aus 
dem  Garten  der  Versuchs-Stat. 

Desgl.  von  Klostergut  Weende  aus 
1865  und  1866  .... 

Desgl.  aus  Dorf  Weende 

Steckrüben  aus  Wasserleben 

Desgl.  aus  dem  Garten     . 

Gelbe  Möhren 

Weisse  Riesenmöhren  .     .     . 


Futterrunkeln 
Steckrüben  . 
Möhren  . 


in  100  Trocken- 
substanz. 


in    100   Theilen 
frischer  Rübe. 


1,320-3,128        0,120-  (?) 


0,655—0,902 
0,821-2,050 

0,150 
0,669-0,863 

0,270 
0,134-0,165 

Ammoniak 
in   100  Rübensaft. 

0,0084-0,0233 
0,0063-0,0172 
0,0159—0,0285 


0,058-0,075 
0,076-0,178 

0,012 
0,057—0,065 

0,048 
0,021-0,023 


Betreffs  der  Methode  stösst  uns  das  Bedenken  auf,  ob  nicht  durch  die  Be- 
nutzung des  Bleiessigs  auch  ein  Theil  des  Ammoniaks  aus  der  Lösung  entfernt 
worden  sein  könnte,  und  wir  gestehen,  dass  es  uns  immer  Wunder  genommen  hat, 
warum  man  sich  nicht  ganz  allgemein  bei  der  Bestimmung  des  Ammoniaks  in 
pflanzlichen  Stoffen  der  Methode  bedient,  die  Boussingault  zur  Bestimmung  des 
Ammoniaks  im  Harn  anwandte  und  die  alle  Garantie  für  richtige  Resultate  zu 
bieten  scheint. 


Ueber  den  Ammoniak-  und  Salpetersäuregehalt   der   Ge-  ueberden 

treidekörner,    von    Ho  saus.**)  —  Verfasser  hat  sich  überzeugt,  dass  Ammoni»k- 

seine    Methode    zur   Bestimmung    der   Salpetersäure   und    des  Ammoniaks  "guregehan 
(mittels  Kochen  mit  alkoholischer  Kalilauge  und   Reduktion  durch    Zink        der 

und  Eisen)    ihm   früher  zu  hohe  Resultate  geliefert  hat   und    wiederholte  Getreide- 

°  kbrner. 


*)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S.  444. 
**)  Annalen  der  Landwirtschaft.     Bd.  L.     S.   135« 


74  Nähere  Pflanzenbestandtheile   und  Aschenanalj-sen. 

seine  Bestimmungen  der  beiden  Stoffe  in  den  Getreidekörnern  mit  der  Ab- 
änderung, dass  er  die  Körner  erst  mit  Wasser  auszog,  dann  das  Eiweiss 
aus  der  Lösung  durch  Kochen  auschied  und  nun  erst  die  Lösung  der  De- 
stillation mit  Kalilauge  unterzog.  Er  erhielt  jetzt  geringere  Zahlen,  als 
wenn  (wie  in  der  ersten  Arbeit)  die  Getreidekörner  direkt  mit  Kali  ge- 
kocht wurden,  und  zwar  fand  er 

Ammoniak.  Salpetersäure, 
in    Weizen     0,079    Troz.  0,252  Proz. 

in  Roggen     0,106       „  0,337      „ 

in  Gerste       0,085      „  0,202      „ 

Als  besonders  interessant  erscheint  dem  Verfasser,  dass  das  Ammo- 
niak und  die  Salpetersäure  in  den  Getreidkörnern  in  äquivalenten 
Verhältnissen  auftreten.  Betreffs  der  Methode  wird  noch  erwähnt, 
dass  die  Abscheidung  des  Eiweisses  aus  der  Lösung  für  das  Eesultat  voll- 
kommen gleichgültig  und  mithin  überflüssig  ist. 

Wir  verstehen  nicht  recht  warum  der  Verfasser  mit  solcher  Zärtlichkeit  an 
einer  Methode,  die  zu  gegründeten  Einwendungen  Veranlassung  giebt,  hängen  bleibt, 
da  doch  andere  tadellose  Methoden  vorliegen.  Denn  es  ist  wohl  nicht  zu  leugnen, 
dass  sich  auch  in  der  wässrigen  Lösung  und  in  dieser  auch  nach  dem  Kochen  noch 
gewisse  stickstoffhaltige  organische  Verbindungen  vorfinden ,  deren  Beständigkeit  in 
kochender  Kalilauge  erst  noch  eines  Beweises  bedürfte. 

üeber  das  Busse*)  weist  nach ,  dass  das  Dextrin  keineswegs  ein  in  den 

vorkommen  pflanzen   ausgebreiteter   Stoff  ist.     Er  fand   in  jungen  Weizen- 

_vo"       pflanzen  einmal. 'A  Prom.  Dextrin,  ein  ander  Mal  keins.     In  frischen  und 

Dextrin      7 

in  den     in  ausgehülsten  Weizenkörnern,  Koggenkörnern,  in  Gerstekörnern  ebenfalls 
pflanzen,    kein  Dextrin;    in  Haferkörnern  wenig,    in  neuen  Kartoffeln   und  in  Kar- 
toffeltrieben keins,    in  vorjährigen  Kartoffeln   wenig;    in  Boletus  cervinus 
keins  und  in  Galläpfeln  ebenfalls  keins. 

Auch  Heinrich  traf  bei  seiner  Arbeit  über  den  Stoffwechsel  der  Weizen- 
pflanze (s.  unten)  diesen  Stoff  in  keinem  Organe  und  zu  keiner  Zeit  an. 

Rohrzucker  Du b r unfaut**)   wurde  durch  die  Wahrnehmung,  dass  die  auf  Spi- 

in  den     ritus  verarbeiteten  Topinamburknollen  im  Herbst  schlecht  vergohren,  wäh- 

Topinambur-  reQ(j    s^    zu   ~Ente    ^    -yy^gj-g    leicht   und    reichlich    Alkohol    lieferten, 

knollen. 

veranlasst,  dieselben  zu  verschiedenen  Zeiten  einer  näheren  Prüfung  zu 
unterziehen  und  fand,  dass  die  im  September  geernteten  Knollen  vorzugs- 
weise Inulin  enthielten  und  einen  stark  linksdrehenden  Saft  lieferten,  wäh- 
rend der  Saft  der  im  März  oder  April  geernteten  Knollen  das  polarisirte 
Licht  stark  rechts  drehte  und  reich  war  an  Rohrzucker  und  einer  optisch 
indifferenten  und  krystallisirbaren  Zuckerart. 


*)  Chem.  Centralblatt.    1867.    S.  271.    xN'ach  Archiv  f.  Pharm.  Bd.  127.  S.  214. 
»•)  Comptes  rendus.     1867.     No.  14. 


Nähere  Pflnnzenbestandthelle   und  Aschenanalysen.  75 

In  dem    Samen  der  Euphorbia    lathyris    bestimmte   Muth*)    Oeigehait 
den  Gehalt    an    Pflanzenfett    und    fand    in    100    Theilen   46   Theile  der  Samen 

von  Euphor- 
fetteS    Oel .  bia  latbyris. 

Allemann**)  untersuchte  das  fette  Maisöl.  Das  Oel  war  ge-  ueber  das 
sättigt  rothgelb ,  hatte  Geruch  und  Konsistenz  des  Olivenöls  und  einen fette  Ma,so1- 
süsslichen  Geschmack;  es  gestand  nicht  leicht  in  der  Kälte  und  erlitt 
an  der  Luft  nur  langsam  eine  Veränderung.  Durch  Verseifung  Hessen  sich 
neben  der  gewöhnlichen  Oelsäure  zwei  feste  Fettsäuren  abscheiden,  von 
denen  die  eine  bei  69°  —  70°  schmolz  und  bei  der  Analyse  Zahlen  gab, 
welche  einigermassen  zu  der  Zusammensetzung  der  Stearinsäure  stimmen; 
die  andere  schmolz  bei  62°  und  war  nach  der  Analyse  Palmitinsäure. 

Sostmann    studirte    den  Farbstoff,    der   sich   in  dem  Rüben-  ueber  den 
safte***)  beim  Stehen  desselben  an  der  Luft  und  beim  Kochen  mit  Kalk-    Farbstoff 
zusatz  bildet  und  glaubt  denselben  auf  Grund  der  erhaltenen  Eeactionen 
als  Huminsäure  annehmen  zu  sollen,  die  sich  durch  allmähliche  Oxydation 
aus  einem  in  der  Rübe  farblos  vorhandenen  Körper  bildet. 

Näheres  siehe  unter  „Zuckerfabrikation." 

Zur  Kenntniss   der   Korksubstanz,    von   Siewert. f)  —  Ver-  zur  Kennt- 
fasser,   welcher  sich  das  Studium  des  Suberins  zum  Vorwurf  genommen    niss  der 
hat,  macht  vorläufig  Mittheilung  über  das  Alkoholextrakt,  das  sich  aus  dem    substanz. 
Kork  erhalten  lässt.  —  Theils  bessere  Korke,  theils  die  im  Handel  käuf- 
lichen grossen  Rindenstücke  wurden  auf  dem  Wasserbade  mit  Alkohol  von 
95°  Tr.  ausgekocht  und  so  ein  Extrakt  dargestellt,  welches  stets  10  Prozent 
der   angewandten   Korkmenge    betrug.      Das    Extrakt    konnte   geschieden 
werden  in 

•  Prozent. 

1)  Krystallisirtes  Cerin 1,75 

2)  Nicht  krystallisirbare  fette  Säure 2,50 

3)  Nicht  krystallisirbare  fettähnliche   Substanz  ....     2,25 

4)  In  Wasser  lösliche  Gerbsäure 2,50 

5)  Aus  der  Gerbsäure-Lösung  beim  Erkalten    abgeschie- 

dene Substanz 1,00 

#  10,00 

Die    Analyse    dieser    5    Produkte    führte    zu    folgenden    Zahlen   und 
Formeln  (wir  behalten  die  Schreibweise  des  Verfassers  bei): 


*)  Centralblatt    für     die     gesammte      Landeskultur.       1867.       S.    376.       Nach 
Baden.  Woch.  B. 

**)  Chemisches    Centralblatt.      1867.      S.    1024.    —    Wiener     Sitzungsberichte. 
Bd.  56.     S.  185. 

***)  Zeitschrift  d.  Ver.  f.  d.  Rübenzucker-Industrie.     1867.    S.  56. 
t)  Zeitschrift  f.  d.  gesammten  Naturwisseusch.   1867.     S.  129. 


76  Nähere  Pfianzenhestandtheile    und  Aschenanalysen. 

1)    Cerin,  für  welches  Verfasser  den  neuen   Namen   Phellylalkohol 

vorschlägt  Gn  H28  ©• 

Gefunden  Berechnet 

(Mittel  aus  8  Analysen)  €\7  H28  © 

€  =         82,30  82,25 

H  =         11,39  11,29 

Q  =  6,31  6,46 

2)  Die  nicht  krystallisirhare  Säure,  welcher  Verfasser  den  Namen 
Dekacrylsäure  giebt  Gio  His  ©2 

Gefunden  Berechnet 

(Mittel  aus  6  Analysen)  do  H,g  ©2 
C  =         70,11  79,59 

H  =         10,89  10,59 

€  =         19,00  18,82 

3)  Die   nicht   krystallisirhare    fettähnliche    Substanz    gab    im 

Mittel  von  5  Analysen 

C  77,08 

H  10,04 

©  12,88 

Verfasser  glaubt  als  die  passendste  Formel  dafür  G24  H36  ©3  an- 
nehmen zu  sollen  und  giebt  der  Substanz  den  Namen  Eu lysin. 

4)  Die  in  Wasser  lössliche  rothe  Gerbsäure  wurde  als  saures 
Kalksalz  erhalten  und  enthielt  bei  100°  getrocknet 

€  48,35 
H  3,87 
Ca  2,54 
©  45,24 

entsprechend  der  Formel  Gn  H21  (Ca)  ©n  +  2  Ho  0. 

Da  die  nur  unter  der  Luftpumpe  getrocknete  Substanz  bei  100°  C. 
getrocknet  circa  5  pCt.  Gewichtsverlust  ergab,  so  ist  für  die  ursprüng- 
liche Substanz  die  Zusammensetzung  G>-,  lh\  (Ca)  0|-  -f-  4  H2  ©  an- 
zunehmen. % 

5)  Das  aus  der  wässrigen  Lösung  des  Alkoholextrakts  beim  Erkalten 
ausgeschiedene  zimmt farbige  Pulver  konnte  nicht  ganz  aschefrei  er- 
halten werden.     Verfasser  fand  darin  im  Mittel  von  fünf  Analysen 

€  56,83 

H     4,02 

©  38,42 

Asche  0,73 

und  schlägt  dafür  den  Namen  Corticinsäure  mit  der  Formel  Gn  H10  ©r,  vor. 


Nähere  Pfianzenbestandtheile  und  Aschenanalysen. 


77 


Ueber  das  Lupinin,  von  Eichhorn.*)  —  Es  gelang  dem  Ver- 
fasser, das  Lupinin  aus  dem  Samen  der  blauen  Lupine  rein  und  zwar 
mit  folgenden  Eigenschaften  zu  erhalten :  Der  Bitterstoff  ist  ein  in  Wasser 
und  Alkohol  leicht  lössliches,  in  Aether  unlössliches,  stickstoffhaltiges  Al- 
kaloi'd  von  stark  alkalischer  Reaction  und  intensiv  bitterem  Geschmack. 
Aus  seinen  Auflösungen  wird  er  durch  Gerbsäure  als  weisser,  durch  mo- 
lybdän-phosphorsaures  Natron  als  ein  hellgelber  voluminöser  Niederschlag 
gefällt.  Aus  Alkohol  konnte  das  Alkaloi'd  nicht  krystallisirt  erhalten 
werden,  sondern  trocknete  zu  einer  hellgelben  gummiartigen  spröden  Masse 
ein,  welche  bei  100°  C.  getrocknet  bei  der  Verbrennung  mit  Natronkalk 
8,38  °/<>  Stickstoff  lieferte.  Das  schwefelsaure  Lupinin  krystallisirt  in  schönen 
durchsichtigen,  tafelförmigen  und  farblosen  Krystallen.  Die  Lösung  dieses 
Salzes  reagirt  neutral  und  schmeckt  intensiv  bitter. 

Verfasser  empfiehlt  folgenden  Weg  zur  Darstellung  des  Lupinins.  Ge- 
schrotene  Lupinenkörner  werden  mit  Alkohol  extrahirt,  der  Alkohol  ver- 
jagt, der  Rückstand  in  Wasser  gelöst  und  erst  mit  Bleizuckerlösung,  dann 
mit  Bleizuckerlösung  und  Ammoniak  gefällt;  das  Filtrat  wird  nach  Ent- 
fernung des  Bleioxyds  durch  Schwefelwasserstoff  und  des  Ammoniaks  durch 
Kali  oder  Natron  mit  molybdän-phosphorsaurem  Natron  gefällt,  der  Nieder- 
schlag gesammelt,  ausgewaschen,  in  Wasser  aufgerührt  und  mit  Barythy- 
drat zersetzt,  der  unlösliche  phosphorsaure  und  molybdänsaure  Baryt  ab- 
filtrirt  und  das  überschüssig  hinzugefügte  Barythydrat  durch  Kohlensäure 
ausgefällt,  abfiltrirt  und  das  Filtrat  verdampft.  Der  erhaltene  Rückstand 
wird  dann  in  Alkohol  gelöst  und  die  Lösung  liefert  nun  bei  freiwilliger 
Verdunstung  das  reine  Lupinin. 

Gelegentlich  macht  Verfasser  noch  auf  einen  Stoff  aufmerksam,  wel- 
cher in  der  mit  Bleizucker  und  Ammoniak  erhaltenen  Fällung  sich  vor- 
findet, grosse  Aehnlichkeit  mit  Dextrin  hat  und  sich  im  polarisirten  Licht 
rechts  drehend  verhält,  aber  in  verdünntem  Alkohol  leicht  und  selbst  in 
solchem  von  90°  Tr.  noch,  wenn  auch  etwas  schwieriger  löslich  ist. 


Ueber    das 
Lupiuiu. 


Ueber  einige  Bestandteile  des  Roggensamens,  von  Ritt- 
hausen.**) —  Bei  seiner  Untersuchung  über  die  Bestandtheile  des  Rog- 
gensamens (vergl.  Jahresbericht  1866  S.  104)  fand  Ritthausen  neben 
den  a.  a.  0.  genannten  Proteinstoffen  ein  Gummi,  welches  in  Wasser  und 
verdünntem  Weingeist  (bis  50  Proz.  Tr.)  in  der  Kälte  und  Wärme  löslich 
ist.  Bei  einiger  Konzentration  ist  die  Lösung  in  der  Kälte  dickflüssig  oder 
schleimigflüssig.  Mit  Kupfervitriol  und  Kali  wird  ein  voluminöser  hell- 
blauer Niederschlag  erhalten,  der  in  überschüssigem  Kali  unlöslich  und  in 
der  Hitze  unveränderlich  ist.  Auf  polarisirtes  Licht  wirkt  das  Gummi 
nicht,  liefert  aber  bei  anhaltendem  Kochen  mit  verdünnter  Schwefelsäure 


Im  Wein- 
geist 
lösliches 
Gummi, 
Cholesterin 
und 
Palmitin- 
säure 
als  Bestand- 
theile des 
Roggen- 
samens. 


*)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S.  272. 
**)  Journal  f.  prakt.  Chemie.     Bd.  CIL     S.  321. 


IO  Nähere  Pflanzenbestandtheile   und  Aschenanalysen. 

einen  stark  rechts  drehenden  Zucker.  Als  Formel  für  das  Gummi  wurde 
C,2  H10  O10  gefunden.  Der  Körper  wird  einfach  und  nahezu  rein  erhalten, 
wenn  man  Eoggenmehl  mit  50  prozentigem  Weingeist  übergiesst  und  die 
völlig  klare  mit  dem  Heber  abgezogene  Lösung  mit  viel  starkem  Alko- 
hol ausfällt. 

Aus  dem  Gemenge  von  Fetten,  welche  das  ätherische  oder  heisse 
alkoholische  Extrakt  der  Roggensamen  liefert,  wurden  vorläufig  zwei  Ver- 
bindungen abgeschieden  und  untersucht;  sie  erwiesen  sich  als  Cholesterin 
und  Palmitin.  Beide  Körper  finden  sich  nur  in  sehr  geringen  Mengen 
im  Eoggensamen;  die  Hauptmasse  des  ätherischen  Auszugs  besteht  aus 
einem  flüssigen  Fette,  doch  scheint  neben  dem  Palmitin  auch  noch  ein 
anderes  festes  Fett  darin  vorzukommen.  Die  Abwesenheit  von  Stearin 
wurde  konstatirt. 

Ueber  Ueber  einige  Gerbsäuren  und  die  Beziehungen  der  Gerb- 

einige Gerb- säur        Glykosid    piobaphene  und  Harze,  von  Hlasiwetz.*)  — 

sauren  und  / 

die  Be-     Mehrere  Pflanzenphysiologen  haben  die  Ansicht  ausgesprochen ,    dass  die 
Ziehungen  Harze  in  den  Pflanzen   aus  einer   Umsetzung   der  Cellulose   hervorgehen, 
säuref  GHy-  ^as  ZwiSCüengüed  dieser  Umsetzung  soll  Gerbstoff,  das  Endglied  derselben 
koside,  pio-  Harz  sein,  welches  dann  als  Auswurfsstoff  zu  betrachten  ist,  dem  im  Leben 
baphene  u.  <}es  Organismus   keine  weitere  Rolle   mehr  zukommt.     Diese  Ansicht  und 
die  Erwägung,    dass   der  Begriff  „Gerbstoff"  chemisch  genommen  etwas 
ebenso  Unbestimmtes  ist,  wie  „Harz"  oder  „ätherisches  Oel,"  bestimmten 
den  Verfasser,  die  eingehendere  Untersuchung  einer  Anzahl  Gerbstoffe  theils 
selbst  vorzunehmen,  theils  zu  veranlassen.    Die  Hauptresultate  dieser  Ar- 
beiten sind  kurz  folgende: 

Die  Kaffeegerbsäure  ist  ein  Glykosid  und  zerfällt  bei  3A  stündi- 
gem Kochen  mit  5  Theilen  Kalilauge  von  1,25  spez.  Gew.  in  Kaffeesäure 
und  einen  Zucker,  dessen  Formel  wahrscheinlich  €«  Hio  04  ist.  Schmilzt 
man  die  Kaffeesäure  mit  Kalihydrat,  so  zerfällt  sie  in  Protokatechusäure 
und  Essigsäure.    Verfasser  stellt  die  Kaffeesäure  in  folgende  Reihe: 


C9  Hr  §,  HO  Zimmtsäure 
C6  H9  0,  2  H  0  Curaarsäure 
€9  H5  O,  3  HO  Kaffeesäure 


CT  H5  0,  H0  Benzoesäure 

€7  H4  0,  2  H  0  Salicyls'äure 

C7  H3  0,  3H0  Protocatechusäure. 

Die  Säuren  der  ersten  Reihe  verwandeln  sich  durch  Oxydation  mit 
schmelzendem  Kali  in  die  der  zweiten  unter  gleichzeitiger  Bildung  von  Essig- 
säure.    (Hlasiwitz).  — 

Die  Chinagerbsäure  zerfällt  beim  Kochen  mit  verdünnter  Schwe- 
felsäure in  Traubenzucker  und  Chinaroth  =  €28  H22  0,4-  Das  Letztere  giebt 
mit  schmelzendem  Kali  oxydirt  Protocatechusäure  und  daneben  Essigsäure 
und  eine  gewisse  Menge  eines  braunen  humusartigen  Produkts.  (Remb  ol  d) 


*)  Annälen  der  Chemie  und  Pbarmacie.     Bd.   143.     S.  270. 


Kähere  Pflnnzenbestandtheile   und  Aschenannlysen.  79 

Die  Chinovagerbsäurc  lieferte  bei  derselben  Behandhing  Zucker 
und  Chinovaroth  und  aus  letzterem  weiter  Protokatechusäure.   (Rembold). 

Die  Katanhiagerbsäure  zerfällt  beim  Kochen  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  in  einen  zuckerartigen  Körper  und  ein  rothes  amorphes  Harz, 
Ratanhiaroth  €•«  H«  9U.  Das  Ratanhiaroth,  mit  Aetzkali  in  der  Hitze  be- 
handelt, giebt  Phloroglucin  und  Protokatechusäure.     (Grabowski). 

Die  Filixgerbsäure  gab  mit  verdünnter  Schwefelsäure  gekocht 
einen  Zucker  von  der  Zusammensetzung  C8  Hl2  &6  und  Filixroth  =  €56H|gQi2. 
Das  Filixroth  zerfiel  unter  der  Einwirkung  von  schmelzendem  Kalihydrat 
in  Protocatechusäure  und  Phloroglucin.     (Malin). 

Die  Gerbsäure  der  Granatwurzelrinde  liefert  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  behandelt  einen  Zucker  €6  Hl2  ö6  und  Ellagsäure.  —  Wahr- 
scheinliche Formel  für  den  Gerbstoff:  €20  H,6  Oj3.     (Rembold). 

An  diese  Resultate  knüpft  Hlasiwetz,  indem  er  sie  in  Verbindung 
bringt  mit  dem  Verhalten  einiger  anderer  im  Pflanzenreiche  sehr  verbrei- 
teter Verbindungen,  deren  Konstitution  schon  genauer  bekannt  ist,  eine 
Reihe  in  hohem  Grade  anregender  Betrachtungen,  von  denen  wir  unter 
Verweisung  auf  das  Original  einige  wenige  herausheben: 

Eine  grosse  Anzahl  von  Gerbsäuren  lassen  sich  wie  gewisse  bekannte 
krystallinische  Glykoside,  z.  B.  Quercitrin  und  Rutin  in  Zucker,  und  andere 
organische  Verbindungen  spalten,  welche  wie  das  Quercetin,  Maklurin, 
Luteolin,  Skaporin,  Katechin  bei  der  Oxydation  mittels  Kali  in  Protoka- 
techusäure und  Phloroglucin  oder  in  Protokatechusäure  und  Essigsäure  zer- 
fallen. Es  wirft  sich  vor  Allem  die  Frage  auf,  ob  nun  auch  die  Gerb- 
säuren wirkliche  Glykoside  sind.  Die  Thatsache  der  Zuckerbildung  allein 
entscheidet  die  Frage  nicht.  Vielleicht  lässt  es  sich  in  der  Folge  beweisen, 
dass  parallel  den  eigentlichen  Glykosiden,  die  Zuckerderivate  sind,  es  Ver- 
bindungen giebt,  die  von  Dextrin  und  Gummiarten  abstammen.  Voraus- 
sichtlich würden  diese  amorph  sein,  müssten  aber  bei  der  Behandlung  mit 
Säuren  gleichfalls  Zucker  liefern.  Derartige  Körper  könnten  die  Gerb- 
säuren sein.  Auch  könnten  sich  manche  dieser  Verbindungen  als  Derivate 
desMannits  erweisen,  der  sich  so  häufig  neben  Traubenzucker  findet,  und 
es  Hessen  sich  dann  folgende  Gruppen  unterscheiden  : 

I.  Glykoside.     Geben  bei  der  Spaltung  Glykose. 

a)  die  Glykose   und  das  zweite  Spaltungsprodukt  treten  zu  einem 
Molekül  aus: 

Arbutin,  Helicin,  Ruberythrin,  Salicin  .... 

b)  es  wird  mehr  als  ein  Molekül  Glykose  abgespalten: 

Daphnin,  Aesculin,  Jalappin,  Scammonin,  Helleborin,  Turpetin  .... 

c)  es  wird  ein  Molekül  Glykose,   daneben  zwei  Moleküle  anderer 
Verbindungen  abgespalten : 

Populin,  Benzohelicin,  Gratiolin(?),  Bryonin(?),  Ononin  .... 


öü  Nähere  Pflanzenbestandtheile  und  Aschenanalysen. 

II.  Phloroglucide.     Die    durch   Spaltung   entstehende  Zuckerart  ist 
Phloroglucin : 

Phloretin,  Quercetin,   Maclurin,  Luteolin,  Catecbin,  Filixsäure  .... 

III.  Phloroglykoside.    Geben  zwei  verschiedene  Zuckerarten,  Glykose 
und  Phloroglucin: 

Phloridzin,   Quercitrin,  Kobinin,  Rutin  .... 

IV.  Gummi  de.    Liefern  als  Umwandlungsprodukt  Glykose: 

Gerbsäuren  (?)  Carminsäure(?) 

V.  Mannide.    Die  durch  Spaltung  erhaltene  Zuckerart  ist  ein  Derivat 
des  Mannits. 

Cbinovin,  Kaffeegerbsäure  (?) 

VI.  Stickstoffhaltige  Glykoside. 

Amygdalin,  Solanin,  Indican,  Chitin. 

Die  Phloroglykoside  scheinen  die  komplizirtesten  stickstofflosen  Ver- 
bindungen zu  sein,  welche  die  Natur  im  Pflanzenleben  benutzt.  Sie  durch- 
wandern die  Pflanze  bis  in  ihre  höchst  entwickelten  Theile  und  functioniren 
ohne  Zweifel  bei  der  Bildung  der  Blatt-  und  Blüthenfarbstoffe,  indem  sie 
dort  wahrscheinlich  eine  Spaltung  in  jene  einfachere  Verbindungen  erfah- 
ren, die  auch  künstlich  aus  ihnen  darstellbar  sind.  Im  Stamm  und  in  der 
Kinde  findet  man  sie  dann  zusammen  mit  Gerbstoffen,  Phlorogluciden  und 
einer  Reihe  von  Verbindungen,  die  man  Phlobaphene  genannt  hat.  Die 
Phlobaphene  sind  braunrothe  amorphe  Substanzen,  welche  dieselben  Zer- 
sersetzungsprodukte  liefern,  wie  die  aus  manchen  Gerbsäuren  abspaltbaren 
Körper,  z.  B.  das  Chinaroth,  Ratanhiaroth,  Fichtenroth,  und  welche  zwar 
nicht  mit  diesen  identisch,  doch  gewiss  desselben  Ursprungs  sind.  Die 
Phlobaphen  liefernde  Substanz  findet  sich  wahrscheinlich  in  der  Form 
solcher  Gerbsäuren  in  den  Säften  der  Parenchymzellen;  jene  Partien  der- 
selben, welche  in  die  nach  aussen  gelegenen,  mehr  mit  der  Luft  in  Be- 
rührung befindlichen  Zellschichten  (Epidermis  und  äussere  Rindenschicht) 
gelangen,  werden  dort  zersetzt  und  scheiden  Phlobaphen  aus,  so  wie  sich 
diese  Körper  ausscheiden,  wenn  man  die  Gerbsäurelösungen  an  der  Luft 
stehen  lässt. 

Ueber  die  Abstammung  der  Harze  aus  den  Gerbsäuren  lässt  sich  nach 
dem  jetzigen  Stande  der  chemischen  Forschungen  noch  nicht  einmal  eine 
Vermuthung  aufstellen.  Als  ganz  unwahrscheinlich  erscheint  sie  dem  Ver- 
fasser nicht,  da  nicht  nur  durch  ihre  Ausserlichkeiten,  sondern  auch  durch 
ihre  Zersetzungsprodukte  manche  Harze  und  Gerbstoffe  eine  Beziehung  zu 
einander  zu  erkennen  geben. 

In  der  letzten  Beziehung  ist  eine  Notiz  von  Roc nieder  nicht  uninteressant  *), 
nach  welcher  er  bei  einer  gewissen  Behandlung  des  Gerbstoffes  aus  Kastanienrinde 


*)  Chem.  Centralblatt.     1S67.     S.  972. 


Nähere  Pflanzenbestandtheile   und  Ascbenanalysen  81 

diesen  Körper  sich  in  eine  rothbraune,  durchscheinende,  der  Aloe  soccotrina  ganz 
ähnliche,  in  der  Wärme  weiche,  in  der  Kälte  spröde  Masse  umwandeln  sah.  Unter 
kaltem  Wasser  zerfiel  die  Substanz  zu  einem  Mass  rehfarbenen  Pulver,  das  sich 
in  Alkohol  mit  rothbrauner  Farbe  löste  und  beim  Verdunsten  wieder  als  harzartiger 
Rückstand  blieb.  Die  unter  Wasser  zerfallene  Substanz  besass  nach  dem  Trock- 
nen im  Yacuum  über  Schwefelsäure  einen  deutlichen  Moschusgeruch.  Dieses  aus 
Gerbstoff  entstandene  Harz  war  wie  der  Gerbstoff  selbst  zusammengesetzt,  lieferte 
dieselben  Zersetzungsprodukte  und  war  überhaupt  nichts  als  eine  in  Wasser  un- 
lösliche isomere  Modifikation  desselben.  Roc bieder  erscheint  es  demnach  mög- 
lich, dass  die  unter  dem  Mikroskop  beobachtete  Umwandlung  des  Gerbstoffes  in 
Harz  ein  einfacher  Uebergang  des  erstcren  aus  der  löslichen  in  die  unlösliche  Mo- 
dification  gewesen  sei. 

Ueber  Aesculus  Hippocastanum  und  die  Beziehungen  der      ueber 
Pflanzenstoffe   zu   einander,  von  Rochleder.*)  —  Auf  Grund  der    Aesculus 
zahlreichen    Untersuchungen    von  Pflanzenstoffen    und    des  Studiums    der       num 
Zersetzungsprodukte  derselben,    welche   in  dem  Prager  Laboratorium  eine  und  die  Be- 
lange Reihe  von  Jahren  hindurch  ausgeführt  sind,  versucht  Verfasser  jetzt  zlehunsen 

,  der 

die  Entstehungsweise  und  den  genetischen  Zusammenhang  dieser  Körper  pflanzen. 
zu  erklären.  Als  Ausgangspunkt  der  verschiedenen  Um-  und  Fortbildun-  Stoffe 
gen  im  Pflanzenkörper  nimmt  Köchle  der 'zwei  Stoffreihen  an,  von  denen  zu  einander- 
er  die  eine  die  Fett-,  die  andere  die  aromatische  Reihe  nennt.  Die 
erstere  entwickelt  sich  aus  der  Oxal-,  J^quiset,  Aepfel-,  Wein-,  Citro- 
nensäure  u.  s.  w.  und  ihr  gehören  die  Kohlehydrate,  Mannit,  Dulcit  etc. 
an;  die  zweite  entwickelt  sich  aus  der  Benzoe-,  China-,  Gallussäure  u.  s.  f. 
Durch  die  Verbindung  einzelner  Glieder  aus  beiden  Reihen  entsteht  die 
zahllose  Menge  von  stickstofflosen  Pflanzenstoffen,  zu  denen  die  Saccharo- 
gene  wie  Salicin,  Aesculin,  Phloridzin  etc.  gehören.  Durch  Hinzutritt  von 
Ammoniak  mögen  sich  die  organischen  Basen,  gewisse  stickstoffhaltige 
Säuren  und  Körper  wie  das  Asparagin  bilden.  Selbst  die  Bildung  der 
Eiweiskörper  dürfte  auf  die  gleiche  Weise  zu  erklären  sein,  da  dieselben 
bei  ihrer  Oxydation  sowohl  Körper  der  Fett-  als  der  aromatischen  Reihe 
liefern;  und  vielleicht  ist  der  Schwefel  der  Proteinsubstanzen  auf  beide 
Componenten  vertheilt. 

Als  specielles  Beispiel  giebt  Verfasser  die  Erläuterungen  der  Bezie- 
hungen, welche  zwischen  den  besonderen  Bestandteilen  stattfinden,  die 
in  der  Rosskastanie  in  verschiedenen  Entwicklungsperioden  derselben  von  ihm 
aufgefunden  sind.  Er  weisst  nach,  dass  sich  dieselben  alle  auf  eine  Funda- 
mentälreihe  zurückführen  lassen,  deren  Ausgangspunkt  das  Aesciglykol 
ist,  indem  man  dieselben  entweder  als  homologe  Substanzen,  oder  als 
Substitutionsprodukte,  oder  als  Verbindungen  von  Gliedern  dieser  Reihe 
mit  andern  Körpern  betrachtet.  Die  Fundmentalreihe  würde  sich  aus  fol- 
genden Gliedern  aufbauen: 


*)  Wiener  Sitzungsberichte.     1867.    Juni  und  Juli.    Chem.  Centralblatt.     1867. 
S.  905  u.  972. 

Jabresbericbt   X.  6 


82 


Nähere  Pflanzenbestandtheile   und  Asclienanalysen. 


Glykol     .     . 

C4  He  O4 

Glykolal.     . 

C*  H*  Ot 

Glykolsäure 

C4  Hi  Og 

Glyoxal  .     . 

C4  H2  O4 

Glyoxalsäure 

C4  H?  06 

Oxalsäure     . 

C4  H2  0, 

Aesciglykol  .  .  Cu  Hiu  O4 
Aesciglykolal  .  C14  Hg  O4 
Aesciglykolsäure  C14  Hg  Oe 
Aesciglyoxal  .  .  Cu  He  04 
Aesciglyoxalsäure  C14  H6  06 
Aescioxalsäure  .     Cu  Hß  Og 


Das  in  den  Samen  gefundene  Aescigenin  ist  Amyl-Aesciglykol  CUH9 
(C,0H„)  04;  das  Aesculetin  (C18  H8  08)  Diformylaesciglykol ;  der  Gerbstoff 
der  Rosskastanie  ist  eine  Verbindung  von  Aesciglyoxalsäure  mit  Phloro- 
glucin;  bei  dem  Behandeln  des  Quercetins  mit  Natriumamalgam  erhält  man 
die  Aesciglykolsäure.  Aus  dem  Aesculetin  erhält  man  durch  Einwirkung 
von  Alkalien  die  Aescioxalsäure  und  durch  Behandeln  mit  Natriumamalgam 
das  Aescorcin  oder  Diformyl-Aesciglykolal).  Das  dem  Aesciglykol  homo- 
loge Aescigenin  findet  sich  als  Aescinsäure,  Argyraescin  und  Aphrodaescin 
in  den  Kotyledonen. 

Die  mannigfaltigen  Bestandtheile  der  Pflanzen  entstehen  aus  den 
Gliedern  der  mit  d4  H6  06  beginnenden  und  mit  Cu  Hi0  04  endenden  Reihe 
durch  Aufnahme  von  C2  02  aus  Kohlensäure  und  H  aus  Wasser. 


Weiter  sei  noch  auf  folgende  A^ikel  hingewiesen: 

Beiträge  zur  Kenntniss  des  Chlorophylls  und  einiger  dasselbe  begleitender 
Farbstoffe,  von  Askenasy.  1) 

Fluorescenzerscbeinungen  als  Ursache  der  Färbung  von  Pflanzentheilen ,  von 
B.  Frank.  2) 

Analysen  von  Futtermöhren,  von  Ritthausen.  3) 

Die  näheren  Bestandtheile  des  Grünmaises,  von  Moser.  4)  Siehe  unter  „Ana- 
lysen von  Futterstoffen." 

Die  näheren  Bestandtheile  des  Grünbuchweizens,  von  Moser.  5)    Ebendaselbst. 


1)  Botanische  Zeitung.     1867.     S.  225  u.  233. 

2)  Botanische  Zeitung.     1867.     S.  405. 

3)  Land-  und  forstwirthsch.  Zeit,  der  Prov.  Preussen.    III.    S.  28. 

4)  Allgemeine  land-  und  forstwirthsch.  Zeit.     XVII.    S.  572. 

5)  Allgemeine  land-  und  forstwirthsch.  Zeit.     XVII.     S.  527. 


Der  Bau    der  Pflanze.  83 


Der  Bau  der  Pflanze.  , 

Die  Bewurzelung  der  landwirtschaftlichen  Kulturge-  Die  Bewur- 
wachse  studirte  W.  Schumacher  auf  einem  mittleren  reichen  Lehm-  zeiung  der 
boden  bei  ziemlich  tiefer  Bodenkultur  und  gab  darüber  in  der  Monatsschrift  1*ndwirtb- 

schaftlichen 

des  landwirtschaftlichen  Provinzial-Vereins  für  die  Mark  Brandenburg  Kuitur- 
und  Niederlausitz*)  einen  ausführlichen  Bericht,  aus  dem  wir  folgende  pflanzen. 
Beobachtungen  hervorheben: 

Die  Runkelrübe  sendet  zwar  die  wieder  zur  normalen  Form  zurück- 
gekehrte Pfahlwurzel  in  tiefere  Schichten  des  Bodens  hinein,  allein  diese 
besitzt  nur  an  dem  dicht  unter  dem  Wurzelkörper  befindlichen  Theile 
einige  reiche  Nebenwurzeln,  an  den  tieferen  Theilen  ist  sie  sehr  arm  da- 
ran, und  der  tiefer  als  1  Fuss  in  die  Erde  eindringende  Theil  der  Pfahl- 
wurzel ist  für  die  Ernährung  der  Pflanze  kaum  mehr  von  Bedeutung;  die 
meisten  und  reichsten  Wurzelfäden  entwickeln  sich  aus  dem  mit  der  Erde 
in  Berührung  stehenden  Theile  des  Bübenkörpers. 

Die  Halmfrüchte  entwickeln  ihre  Wurzeln  aus  den  oberflächennahen 
Halmknoten ;  die  Bewurzelung  des  untersten  Wurzelknotens  ist  so  unbeträcht- 
lich, dass  sie  gegenüber  der  sonstigen  Bewurzelung  nicht  in  Betracht 
kommt.  Bei  Weizen  und  Gerste  ist  eine  besondere  Neigung  zur  Neben- 
wurzelentwickelung  vorhanden;  Tiefgang  und  seitliche  Verbreitung  der- 
selben ist  nicht  beträchtlich.  Man  findet  den  allergrössten  Theil  der  Be- 
wurzelung in  der  obersten  Bodenschicht  von  'L  Fuss;  dringen  auch  einige 
Nebenwurzeln  in  tiefere  Schichten  ein,  so  sind  dieselben  doch  arm  an 
Wurzelfäden. 

Die  ausgezeichnetste  Bewurzelung  findet  sich  bei  den  Kleearten,  vor- 
züglich bei  dem  EotMdee.  Die  Pfahlwurzel  des  letzteren,  welche  ziemlich 
kräftig  in  ihrem  oberen  Theile  ist,  geht  in  tiefere  Schichten  hinab,  aber 
nur  ihr  oberer  Theil  von  V«  Fuss  entwickelt  einige,  wenig  kräftige  aber 
reiche  Nebenwurzeln;  von  jenem  Theile  der  Pfahlwurzel  an  werden  die 
Nebenwurzeln  immer  seltener  und  schwächer;  tiefer  als  1  Fuss  sind  kaum 
Nebenwurzeln  zu  finden.  Die  oberen  Nebenwurzeln  sind  dicht  mit  langen 
Wurzelfäden  und  diese  mit  zahlreichen  Wurzelfädchen  besetzt.  Auf  neuem 
dicht  bestandenem  Felde  findet  man  oft  in  dem  oberen  Zolle  des  Bodens 
einen  dichten  Wurzelfilz,  welcher  aus  zahllosen  Wurzeln  zweiter  und  dritter 
Ordnung  besteht  und  dadurch  gebildet  wird,  dass  die  dicht  unter  der  Ober- 
fläche aus  der  Pfahlwurzel  hervortretenden  Nebenwurzeln  mit  ihren  äusserst 
zahlreichen  Wurzelfäden  sich  seitlich  im  Boden  und  zwar  dicht  unter  der 
Oberfläche  verbreiten  und  auf  die  mannigfaltigste  Weise  durcheinander 
wachsen.  Oftmals  wachsen  sogar  Nebenwurzeln  von  unten  herauf,  um  an 
der  Bildung  des  Wurzelfilzes  Antheil  zu  nehmen.  Auf  dem  schlecht 
bestandenen,   in   seiner  Oberfläche   krustenartig  verhärteten  Felde,   findet 

*)  a.  a.  0.     1867.     S.  190  ff. 

6* 


84  Der  Bau   der  Pflanze. 

man  diesen  für  den  Klee  sehr  wichtigen  Wurzel  filz  nicht.  Der  grösste 
Theil  der  Bewurzelung  des  Klees  liegt  in  der  oberen  Schicht  von  V«  bis 
höchstens  3U  Fuss;  nur  in  einem  tief  gelockerten  Boden  ist  die  Bewurze- 
lung in   der  Schicht  von  lh  bis  1  Fuss  von  der  Oberfläche  nennenswerth. 

Die  Luzerne  verhält  sich  in  den  ersten  Jahren  ihres  Wachsthums  in 
ihrer  Wurzelbildung  ähnlich  wie  der  Klee.  Auf  einem  mehrjährigen  Lu- 
zernefelde aber  geht  eine  reichere.  Wurzelbildung  in  tiefere  Bodenschichten 
hinab  und  zwar  in  um  so  tiefere,  je  älter  die  Luzerne  wird.  Auf  einem 
fünfjährigen  Luzernefelde  wurde  eine  reiche  Nebenwurzelbildung  noch  10 
bis  15  Zoll  unter  der  Oberfläche  beobachtet. 

Auf  Grund  seiner  Beobachtungen  stellt  Schumacher  die  landwirt- 
schaftlichen Kulturgewächse  in  Bezug  auf  ihre  Bewurzelungsfähigkeit  (und 
zwar  derart,  dass  dieselbe  von  oben  nach  unten  zunimmt)  in  nachstehende 
Eeihe: 

Rübengewächse, 

Oelfrüchte, 

Kartoffeln,  Lein, 

Weizen,  Gerste,  Pferdebohnen, 

Roggen, 

Erbsen,  Wicken, 

Hafer, 

Buchweizen, 

Klee. 
Bei    den  Sommerölfrüchten   und   Sommerhalmgewächsen   ist    die  Be- 
wurzelungsfähigkeit geringer,  als  bei  den  entsprechenden  Wintergewächsen. 
Die  quantitative  Bestimmung  der  Wurzelmasse  pro  preussischen  Mor- 

°  °  bei  einem  Trocken-         trockene 

gewicht  von  100  Pfd.     Wurzeln.  Pfd. 

Klee  in    der  Blüthe   gemäht  i960  1900 

Hafer  in   der  Blüthe  gemäht  1500  650 

Rübsen  reif  2370  370 

Auf  100  Pfund  trockene  oberirdische  Pflanzentheile  kamen  mithin 
trockene  Wurzeln: 

Bei  dem  Klee       100  Pfd. 
Bei  dem  Hafer       43      n 
Bei  dem  Rübsen    11       „ 
Der  genannte  Beobachter  bezeichnet  diese  Zahlen    selbst  nicht  als  genau,  aber 
doch  als  ungefähr  das  Yerhältniss  der  oberirdischen  Pflanzentheile  zu  den  Wurzeln 
und  die  Bewurzelungsfähigkeit  der  angeführten  Pflanzen    ausdrückend.     Mit  Rück- 
sicht   auf   unsere    gänzliche  Unbekanntschaft    über   diese  Verhältnisse    und   auf  die 
Schwierigkeit,    die   genaue   quantitative  Ermittelungen    hier    bieten    aber    sind    auch 
nur  annähernd  richtige  Zahlen  bis  auf  Weiteres  willkommen,    wenn    man    sich  nur 
ein  Urtheil   über  die  Grösse  der  stattgehabten  Verluste  und  Fehler  zu    bilden    ver- 
mag, und  es  ist  deshalb  zu  beklagen,   dass   der  Verfasser  gar  Nichts  über  den  Weg 
mittheilt,  den  er  bei  seinen  Bestimmungen  eingeschlagen  hat.    Die  gegebenen  Zahlen 
lassen  vermuthen,  dass  unter  der  Rubrik  „trockene  Wurzeln"  alles  das  zusammen- 
gefaßt ist,  was  in  der  landwirtschaftlichen  Praxis  nach  der  Ernte  dem  Felde  ver- 
bleibt, also  Wurzeln  inclus.  Stoppeln. 


Der  Bau  der  Pflanze.  öO 

Be wurzelungsversuche,  von  Zoeller.*)  —  Unter   diesem  Titel       Be- 
theilt Verfasser  mit,    dass  er  Zwergbohnen  in  verschiedenen  Bodenarten  wurzelung|»- 

versuche 

gebaut,  die  "Wurzeln  nach  erfolgter  Ernte  aus  dem  Boden  herausgewaschen 
und  verglichen  habe.  Ein  Theil  der  Bohnen  wurde  jung  und  zwar  nach 
27  Vegetationstagen,  ein  anderer  reif  geerntet;  eine  dritte  Abtheilung 
wurde  ebenfalls  reif  geerntet,  hatte  aber  nach  der  Blüthe  eine  Düngung 
mit  Nährstoff  lösung  erhalten.  Die  Betrachtung  der  ausgewaschenen  Wurzel- 
massen —  eine  Messung  oder  Wägung  der  letzteren  wurde  nicht  vor- 
genommen —  führte  den  Verfasser  zu  folgenden  Schlüssen: 

Die  Wurzelentwickelung  der  Bohnenpflanzen  ist  (bei  gleich  ausge- 
wählter Saatfrucht)  während  der  ersten  Periode  des  Wachsthums  in  ver- 
schiedenen Bodenarten  eine  ziemlich  gleiche,  als  einziger  Unterschied  ist 
zu  bemerken,  dass  die  einzelnen  Wurzelnbrillen  in  einem  spezifisch  schwe- 
reren Boden  in  geringerer  Anzahl  aber  derber  sich  ausbilden,  als  in  einem 
spezifisch  leichteren.  Dagegen  zeigte  sich  in  der  Wurzelentwickelung  der 
in  verschiedenen  Bodenarten  gewachsenen  Bohnen  bei  der  Reife  eine  sicht- 
liche Verschiedenheit.  In  dem  reicheren  Boden  war  das  Wurzelvolumen 
ein  grösseres  als  in  dem  geringeren,  ja  in  dem  letzteren  schien  sich  das 
Wurzelvolumen  von  der  Keimperiode  ab  vermindert  zu  haben.  Die  Dün- 
gung mit  Nährstoff  lösung  nach  der  Blüthe  hatte  ausnahmslos  eine  Ver- 
mehrung der  Wurzelmasse  bewirkt. 

Nach  einer  vorläufigen  Mittheilung  sind  im  Jahre  18G7  durch  die  Versuchs- 
station Chemnitz  eine  grosse  Anzahl  der  sorgfältigsten  und  mühsamsten  Wurzel- 
messungen ausgeführt  -worden  ,  welche  über  das  wahre  Verhältniss  der  Wurzeln  zu 
den  oberirdischen  Organen  Licht  zu  geben  versprechen.  Wir  sehen  mit  Spannung 
den  Resultaten  dieser  höchst  verdienstvollen  Arbeit  entgegen. 

Messungen    der  Blattoberfläche    einiger  Kulturpflanzen,  Messungen 
von  Th.  von  Gohren.**)   Verfasser  verfuhr  in  der  Art,    dass  er  mittlere    ^rfl..a," 

Oberfläche 

Probepflanzen  theils  von  verschiedenen  Kulturmethoden,  theils  von  verschie-  einiger 
denen  Altersstufen  auf  gut  bestandenen  Feldern  auslas  und  die  thätige  Ober-  Kuiturpflan. 
fläche  derselben  nach  den  beiden  Methoden  von  Knop  und  Wolf,  (Landw. 
Vers.  Stat.  Band  HL  S.  308  und  Band  VI.  S.  211)  bestimmte.  Dann 
wurden  die  auf  ausgewählten  Probeflächen  von  je  1  Wiener  Quadratfuss 
stehenden  Pflanzen  gezählt;  das  Produkt  aus  beiden  Beobachtungen  gab 
die  thätige  Pflanzenoberfläche  pro  Quadratfuss  und  weiter  pro  österrei- 
chisches Joch. 

Indem  wir  in  den  nachstehenden  drei  Tabellen  die  Hauptresultate  der 
Arbeit  mit  Verminderung  der  Decimalen  wiedergeben,  bemerken  wir,  dass 
bei  den  Cerealien  in  „Oberfläche  der  Blätter"  immer  die  der  dazu  ge- 
hörigen Blattscheiden  mit  inbegriffen  ist. 


zen. 


*)  Journ.  f.  Landwirtschaft.     1867.     S.  193. 
**)  Die  landw.  Versuchsstationen.    1867.     S.  298. 


86 


Der  Bau  der  Pflanze. 


Art 

Zeit 

Höhe 
des  ober- 

Anzahl der 

Gefundene 
Gesammt- 

Durchschnitt- 
liche Ober- 

der 

der 

irdischen 

Blätter 

oberfläche  der 

fläche  von  je 

metbode. 

Theils. 

Blätter. 

1  Blatt. 

Pflanze. 

Centimtr. 

Q  Centimtr. 

□  Centimtr. 

Weizen    j 

gedrillt 

30.  Juni 

.     95 

5 

277 

55,4 

breitwürfig 

5.  Juli 

131 

5 

163 

32,5 

Durchschnitt 

— 

113 

5 

220 

43,9 

Gerste    j 

gedrillt 

19.  Juli 

80 

10 

395 

39,6 

breitwürfig 

17.  Juli 

94 

9 

219 

24,4 

Durchschnitt 

— 

S7 

9,5 

307 

32,0 

Roggen 

gedrillt 

— 

142 

4 

327 

81,8 

Hafer     1 

gedrillt 

16  Juli 

92 

15 

1210 

80,7 

breitwürfig 

13.  Juli 

87 

11 

500 

45,4 

Durchschnitt 

— 

89,5 

13,5 

855 

63,3 

Klee 

— 

3.  Juli 

59 

59  mit  je 
3  Blättchen. 

878 

14,9 

Zucker-     j 

— 

6.  Juni 

8,5 

7 

78 

11,2 

— 

13.  Juni 

15 

11 

377 

343 

— 

26.  Juni 

29.3 

14 

1988 

142,0 

rübe 

— 

23.  Juli 

50 

18 

6981 

387,8 

( 

— 

19.  Sept. 

56 

30 

14044 

468,2 

Kartoffel  j 

— 

11.  Juni 
7.  Juli 

16 

52 

34  mit  je  8,88 
Blättch.  i.D. 

444 
3453 

101,6 

Pro 

"Wiener  Quadratfuss  wurden  gezählt  in  3  Probenahmen. 

Art 

der 

Pflanze. 

Anb  su- 
me  tho  de. 

1. 

Stc 

2. 

>cke. 
3. 

Mittel. 

Ha 
1.     1     2. 

[me. 
3. 

Mittel. 

Blät- 
ter. 

Pro 

Stock 

Halme 

Klee 

{ 

— 

24 

11 

17 

17 
16 

412 

Roggen 

! 

gedrillt 
breitwürfig 

12 
13 

8 
20 

12 

20 

11 

18 

87 
60 

71 

106 

79 
66 

79 

77 

— 

7 
4,3 

Weizen 

! 

gedrillt 
breitwürfig 

14 

22 

10 
23 

12 
20 

12 

22 

89 

78 

80 
70 

82 
S9 

84 
79 

z 

7 
3,6 

Gerste 

{ 

gedrillt 
breitwürfig 

14 
16 

12 
15 

14 
15 

13 
15 

93 
106 

86 
51 

56 

81 

78 
79 

— 

6 
5 

Hafer 

1 

gedrillt 
breitwürfig 

11 
17 

9 

23 

9 

22 

10 
21 

44 
93 

27 

78 

37 

84 

36 

85 



3,6 
4 

Kartoffel 
Zuckerrüb 

e 

fürl  O  Klaf- 
ter berechn. 

34 
1 

33 
1 

35 
1 

I   34 
1 

Tr 
175 

i  e  b  e 

145 

117 

145 

4,3 
4 

Berechnet  pro 

ein  österreichisches  Joch 

. 

Art 

der 

Pflanze. 

Anbau- 
Methode. 

An 
der  Stöcke. 

zahl 
der  Halme. 

Thätige  Pflanzeu- 

oberfläche 

in   □  Metern. 

Die  BlattoberHäche 
ist  mal  grösser  als 
die  Erdoberfläche. 

Klee 

1     = 

979200 
921600 

23731200*) 

85988 
35654 

14,9 
6,2 

Roggen 

f   gedrillt 
\  breitwürfig 

633600 
1036800 

4550400 
4435200 

148844 

25,8 

Weizen 

/  gedrillt 
\  breitwürfig 

691200 
1267200 

4838400 
4550400 

133941 

73971 

23,3 

12,8 

Gerste 

f   gedrillt 
|   breitwürfig 

748800 
864000 

4492800 
4550400 

177704 
99772 

30,9 
17,3 

Hafer 

f  gedrillt 
\  breitwürfig 

577000 
1209600 

2073600 
4896000 

250906 
244580 

43,6 
42,5 

Kartoffel 
Zuckerrübe 



54400 
57600 

233600 

18784 
27036 

3,3 

4,7 

*)  Blätter. 


Der  Bau  der  Pflanze.  87 

Einfluss  der  Umdrehung  der  Erde  auf  die  Form  der  Baum-     Einfluss 
stamme,    von    Ch.   Musset.*)    —    Der  Durchschnitt  der  Baumstämme        der 

t\-      -n      i_      ii  Umdrehung 

bildet  nie  einen  Kreis,  sondern  immer  eine  Ellipse.  Die  Beobachtungen,  der  Erde 
die  Verfasser  theils  selbst  anstellte,  theils  durch  competente  Personen  an-  auf  die 
stellen  liess  und  die  mehrere  Tausende  von  Bäumen  umfassen,   zeigten,   Fo"n  der 

Baum- 

dass  die  grosse  Achse  dieser  Ellipse  immer  nahezu  mit  der  Eichtung  von  stämme. 
Ost  nach  West  zusammenfällt,  und  eine  genauere  Bestimmung  mit  Hülfe 
der  Bussole  ergab  das  überraschende  Resultat,  dass  dieselbe  mit  dem 
Ost-  und  Westpunkt  den  gleichen  Winkel  bildet,  wie  die  Ebene  der 
Ekliptik  mit  der  Aequatorebene.  Dieser  Parallelismus  in  der  Richtung 
der  grossen  Axe  der  Stammellipse  tritt  auch  an  den  stärkeren  Zweigen 
auf  und  ist  leicht  an  allen  Bäumen  zu  beobachten,  die  nicht  verpflanzt, 
oder  durch  leicht  erkennbare  Einflüsse  ihrer  Umgebung  berührt  sind,  be- 
sonders an  denen  mit  glatter  Rinde.  Verfasser  glaubt  sich,  indem  er  sich 
der  Abweichung  erinnert,  welche  frei  fallende  Körper  durch  die  Zentri- 
fugalkraft der  Erde  erleiden,  durch  seine  Beobachtungen  berechtigt,  die 
Form  der  Baumstämme  als  durch  die  Umdrehung  der  Erde  bedingt  an- 
zunehmen. 

Die  Antwort   auf  die  Frage:    Warum   ist   der   Körner -Ansatz  Ursache  des 
beim    gemeinen    Buchweizen    nicht    selten    so    gering?    findet  oft  mangei- 
Haberlandt**)  in  der  Beobachtung,  dass  eine  grosse  Anzahl  der  Blüthen     j^en 
von  Polygonum   fagopyrum  nur  Staubblätter,    keine  Pistille  besitzt;  dass    anSatzes 
solche  männliche  Blüthen  den  fruchttragenden  Zwitterblüthen  stets  unter-  beim  ein- 
gemischt sind;   und  dass  auf  verschiedenen  Pflanzen,   oder  auch  auf  der-   n  "    "c  ' 

°  '  weizen. 

selben  Pflanze,  zu  verschiedenen  Zeiten  ihrer  länger  dauernden  Blüthe, 
bald  erstere,  bald  letztere  vorherrschen.  Die  Bedingungen,  welche  die 
Ausbildung  der  einen  oder  der  andern  Art  von  Blüthen  begünstigen,  sind 
nicht  bekannt,  aber  die  Erscheinung  zeigt  sich  ebenso  an  den  Varietäten 
des  gemeinen  Buchweizens  (dem  silbergrauen  schottischen  und  dem  schwarz- 
sämigen),  als  an  der  Hauptart;  während  bei  dem  Polygonum  tartaricum 
und  seinen  Varietäten  (z.  B.  rotundatum)  nur  Zwitterblüthen  gebildet 
werden. 

Schon  früher  hatte  Nobbe  in  der  Verkümmerung  des  Fruchtknotens  in  seiner 
ersten  Anlage  eine  Ursache  für  den  häufig  mangelnden  Körneransatz  des  Buch- 
weizens erkannt  (Landwiithsch.  Vers.-Stat.  VII,  382).  In  einer  neueren  Arbeit 
aber  (Landw.  Vers.-Stat.  X.  8.)  theilt  derselbe  mit,  dass  noch  viel  häufiger,  als 
solche  männlich  gewordene,  unfruchtbare  Zwitterblüthen  vorkommen,  in  denen  des- 
halb keine  Befruchtung  stattfinden  kann ,  weil  die  Staubgefasse  kürzer  geblieben 
sind,  als  der  Stempel. 


*)  Comptes  rendus.     Bd.  65.     S.  424  u.  495. 
M)  Centralblatt  f,  d.  ges.  Landeskultur.     1867.     S.  23. 


Der  Bau    der  Pflanze. 


Ueber  die 
Wirkung 
des  Lichts 

auf  die 
Pflanzen- 
wurzel. 


Ueber  die  Wirkung  des  Lichtes  auf  die  Pflanzenwurzel, 
von  Nobbe*)  —  Am  9.  Juni  1866  wurden  6  junge  Erbsenpflanzen, 
welche  soeben  die  Keimperiode  vollendet  hatten,  in  eine  V« prozentige 
Nährstoff-Lösung  gebracht  und  verschiedener  Beleuchtung  ausgesetzt.  Bei 
No.  1  u.  2  wurde  das  die  Lösung  enthaltende  Gefäss  mit  Papier  dicht  umklebt ; 
die  Standgefässe  von  No.  3  und  4  erhielten  keinen  Schutz  gegen  Licht; 
die  Pflanzen  No.  5  und  6  wurden  durch  Ueberstürzen  eines  70  Centimtr. 
hohen  thönernen  Gefässes  vom  Licht  vollständig  abgeschlossen.  Bei  Ab- 
theilung I.  befand  sich  mithin  der  oberirdische  Theil  der  Pflanzen  im 
Licht  und  die  Wurzel  im  Dunkeln,  bei  Abth.  II.  Stamm  und  Wurzeln  im 
Licht,  bei  Abth.  III.  Stamm  und  Wurzeln  im  Dunkeln.  Um  die  Tempe- 
ratur während  des  Versuchs  in  den  verschiedenen  Lösungen  möglichst 
gleich  zu  erhalten,  wurden  die  Standgefässe  von  Abth.  I.  und  III.  in 
feuchten  Sand  eingegraben,  die  von  Abth.  II.  in  eine  Wanne  mit  Wasser 
gestellt.  Die  Versuchsgefässe  erhielten  ihre  Aufstellung  an  einem  Süd- 
Ost-Fenster,  wo  sie  der  direkten  Sonnenbeleuchtung  von  etwa  9  Uhr  früh 
bis  Nachmittags  3  Uhr  zugänglich  waren.  Der  Versuch  dauerte  13  Tage. 
Bei  Abth.  n.  zeigte  sich  schon  in  den  ersten  4 —  5  Tagen  an  der  Ober- 
fläche der  Wurzeln  Anflug  von  Chlorophyll-Algen,  der  sich  bei  Abschluss 
des  Versuchs  zu  einem  dichten  grünen  Ueberzuge  vermehrt  hatte.  Eine 
mechanische  Wirkung  des  Sonnenlichtes  —  in  Form  nega- 
tiver oder  positiver  heliotropischer  Krümmungen  wurde 
nicht  beobachtet.  Folgende  Tabelle  giebt  den  Zuwachs  innerhalb 
der  13  Tage: 


No. 

der 

Pflanze. 

Zuna 

ime 

3es 

Zunahme  der  Wurzel  an 

Stammes  an 

Länge 

der 
Haupt- 
wurzel. 
MiUim. 

Zahl  der  Nebenwurzeln. 

A  b  t  h  e  i  1  u  n  g. 

Länge. 
Millim 

Kno- 
ten- 
glie- 
dein. 

Zwei- 
gen. 

I.     1    II. 
Ord-    Ord- 
nung.|nung. 

III. 

Ord- 
nung. 

Ueber- 
haupt. 

T    J  "Wurzel  im  Dunkeln, 
\  Stamm  im  Licht 

1. 

2. 

200 

170 

4 
4 

0 
3 

10           3 

0     !    3 

372 

70 

8 
365 

383 
438 

Mittel 

185      4 

1,5 

5 

3     221 

186 

410 

jj    J  Wurzel  und  Stamm 
|            im  Licht 

3. 

4. 

400      7 
240      4 

0 

1 

20 
0 

3 

12 

176 
158 

37 

66 

216 
236 

|  Mittel. 

320    |  5,5 

0,5 

10        7,5  167     51 

226 

jjj  J  Wurzel  und  Stamm 
\           im  Licht 

5. 
6. 

0 

20 

0 

1 

0 
0 

0 
0 

0       0 

o  1  0 

0 

0 

0 
0 

Mittel. 

10 

0,5 

o 

0 

0 

0 

0 

0 

')  Die  landw.   Versuchsstationen.     Hd.   IX.     S.  71. 


Der  Bau    der  Pflanze. 


89 


Und  nachstehende  Tabelle   giebt  die  Dimensionen  der  einzelnen  Or- 
gane am  Schlusstago  des  Versuchs. 


No. 

der 

Pflanze. 

Anzahl 
der 

Neben- 
wurzeln 

in 
Summa 

Länge 

Oberflächen- 
Ausdeluing 

der 

gesammten 

Wurzel  - 

masse. 

DMm. 

A  b  t  h  e  i  I  u  n  g. 

i 
des    |    der 

Stam-  Haupt- 
nies,   wurzel. 

Mm.    1   Mm. 

der  Nebenwurzeln. 

I.  Ord- 
nung. 
Mm. 

II.  Ord-  Im.  Ord- 
nung,      nung. 

Mm.         Mm. 

Ueber- 

haupt. 

Mm. 

T     JWurzel  imDunkeln, 
{  Stamm  im  Licht 

1. 

2. 

437 
4(50 

410      70 
440  1 110 

1357 
188 

1539        12 
1709  1  1017 

2978 
2924 

7128 

5018 

Mittel. 

449 

425 

90    |     772 

1624 

514 

2951 

6073 

Tj    \  Wurzel  und  Stamm 
\         im  Licht 

3. 
4. 

299 

'295 

650 

510 

60 
70 

2110 
1792 

2467 
2644 

176 
196 

4823 
4712 

11119 

10358 

|   Mittel. 

297 

580  :   65   |  1951     2555  |    186    |  4767 

10739 

rTT    [Wurzel  und  Stamm  !      5. 
1       im  Dunkeln               6- 

34 
29 

270      40      1542           6 
250  1    40       1468  j        0 

0 

0 

15S5 

1508 

1729 
1645 

Mittel. 

32 

260 

40 

1505 

3 

0 

1546 

1687 

Das  Resume  stellt  Verfasser  in  folgenden  zwei  Sätzen  dar: 

1)  Die  Summe  der  im  Lichte  gebildeten  Nebenwurzeln  der  Erbsen- 
pflanzen ist  erheblich  kleiner,  als  die  der  gleichzeitig  imDunkeln 
gebildeten ; 

2)  Die  Gesammtlänge  der  im  Lichte  gebildeten  Wurzelfäden  und 
damit  deren  Oberfläche  —  ist  wesentlich  grösser,  als  die  der  im 
Dunkeln  gebildeten  Wurzeln; 

und  fügt  hinzu:  Die  sub  1  konstatirte  Thatsache  steht  in  vollkommenem 
Einklang  mit  den  Beobachtungen,  welche  man  für  Adventivwurzeln  ge- 
macht, dass  das  Licht  die  Wurzel  Verzweigung  beeinträchtige.  Die  sub  2 
erwähnte  Beobachtung  aber  stellt  einen  ebenso  entschiedenen  Gegensatz 
zu  der  notorischen  Wirkung  des  Sonnenlichtes  auf  die  oberirdischen  Or- 
gane dar,  deren  Längenwachsthum,  wie  bekannt,  durch  Lichteinfiuss  re- 
tardirt,  durch  Dunkelheit  gesteigert  zu  werden  pflegt. 

In  Folge  des  letzteren  Bedenkens  glaubt  Verfasser  es  unentschieden 
lassen  zu  müssen,  in  wie  weit  die  grössere  Streckung  der  Wurzeln  von 
Abth.  IL,  deren  ganze  Ausbildung  etwa  mit  der  in  nährsto  ff  ärmeren 
Lösungen  stattfindenden  analog  war,  dem  Einflüsse  des  direkten  Sonnen- 
lichtes, oder  mehr  einer  nachtheiligen  Einwirkung  der  gebildeten  Algen- 
Vegetation  zuzuschreiben  sei. 


90 


Der  Bau  der  Pflanze. 


Be- 
ziehungen 
zwischen 
dem  spezi- 
fischen G  e- 
wicht  und 
der  Zusam- 
mensetzung 
von   Zucker- 
rüben. 


C.  Scheibler  unterzog  die  Frage  einer  eingehenden  Prüfung,  ob 
zwischen  dem  Zuckergehalte,  beziehentlich  der  Saftqualität 
der  Kuben  und  dem  specifischen  Gewichte  des  Eübenkörpers 
ein  einfacher  gesetzmässiger  Zusammenhang  besteht.*)  Die 
Uutersuchung  wurde  mit  Rüben  aus  vier  verschiedenen  Wirtschaften  (in 
Pommern,  Sachsen  und  Braunschweig  gelegen)  und  in  folgender  Weise 
vorgenommen:  Jede  Rübe  wurde  unter  einem  Wasserstrahle  rasch  und 
sorgfältig  gereinigt,  dann  mittels  des  Messers  von  den  Wurzeln,  dem 
Kopf  und  von  schadhaften  Theilen  befreit.  Hierauf  folgte  rasch  und  sorg- 
fältig eine  doppelte  Wägung  derselben  in  destillirtem  Wasser  von  H1/*0  C. 
und  in  der  Luft.  Dann  wurden  die  Rüben  zerrieben,  ausgepresst  und  von 
dem  Saft  eine  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichts  (mittels  einer  em- 
pfindlichen Waage  nach  Mohr'schem  Prinzip)  und  eine  Zuckerbestimmung 
mittels  Polarisation  nach  erfolgter  Klärung  mit  Bleiessig  ausgeführt.  Die 
nachstehende  Tabelle  giebt  die  auf  diese  Weise  von  70  Rüben  erhal- 
tenen Resultate: 


Absolutes 

Ge- 

Spezi- 

Spez. G 

ewicht 

Der  Rüben  saft 

Zucker- 

No. 

Gewicht 

wicht 
in 

fisches 
Gewicht 

der 
Rüben. 

des    Rüb 

änsaftes. 

enthält 

Quotient 

Rübe. 

in 
Grammen. 

Wasser 
von 

17'/,  °C. 

bei  17'/,° 

gefunden. 

Proz. 

nach  Brix 

berechnet. 

Proz. 

Zucker. 
Proz. 

Nicht- 
zucker. 
Proz. 

des 

Saftes. 

1. 

317,15 

11,50 

1,0376 

1,0728 

17,64 

15,44 

2,20 

87.5 

2. 

256,30 

9,26 

1.0374 

1,0720 

17,46 

15,24 

2,22 

87,3 

3.**) 

246,07 

14,42 

1,0622 

1,0775 

18,70 

16,06 

2,64 

85,9 

4. 

376,33 

9,44 

1,0257 

1,0575 

14,11 

11,03 

3,08 

78,2 

5. 

215,34 

10,28 

1,0501 

1,0644 

15,71 

13,16 

2,55 

83,8 

6. 

419,59 

19,2S 

1,0482 

1,0315 

19,60 

17,09 

2,51 

87,2 

7. 

371,26 

13,81 

1,0386 

1,0759 

1?,34 

15,98 

2,36 

87,1 

8. 

300,41 

10,65 

1,0367 

1,0841 

20,18 

17,44 

2,74 

86,4 

9. 

321,21 

13,73 

1,0446 

1,0730 

17,68 

15,25 

2,43 

86,2 

10 

391,25 

17,32 

1,0463 

1,0745 

18,02 

15,33 

2,69 

85,1 

11. 

409.00 

17,40 

1,0444 

1,0679 

16,52 

13.76 

2,76 

83,3 

12.***) 

357,55 

16,36 

1,0479 

1,0706 

17,13 

14,05 

3,08 

82,0 

13. 

359,50 

5,70 

1,0161 

1,0693 

16,83 

14,12 

2,71 

83,9 

14. 

199,35 

9,40 

1,0495 

1,0695 

16,88 

13,58 

3,30 

80,5 

15. 

366,46 

15,42 

1,0439 

1,0647 

15,78 

13,08 

2,70 

82,9 

16.+) 

237,10 

10,75 

1,0475 

1,0656 

15,99 

12,75 

3,24 

79,7 

17-ft) 

589,80 

6,27 

1,0107 

1,0625 

15,27 

12,00 

3,27 

78,6 

18. 

472,20 

25,98 

1,0582 

1,0741 

17,93 

15,37 

2,56 

85,7 

19. 

504,75 

21,00 

1,0434 

1,0690 

16,77 

14,29 

2,48 

85,2 

20. 

406,55 

21,00 

1,0544 

1,0705 

17,11 

14,37 

2,74 

84,0 

21. 

299,51 

12,74 

1,0444 

1,0722 

17,50 

14,81 

2,69 

84,6 

2-2. 

203,58 

11,55 

1,0601 

1,0717 

17,38 

14,89 

2,49 

85,7 

23. 

832,97 

35,48 

1,0445 

1,0684 

16,63 

14,92 

1,71 

89,7 

*)  Zeitschr.  d.  Ver.  f.  d    Rübenzucker-Industrie.     1867.     S.  625- 

**)  Geschosste  Rübe. 
***)  Zwei  giosse  Nebenwurzeln. 

•f)  Viele  Nebenwurzeln, 
■j-f)  Plumpe  Form. 


Das  Leben   der  Pflanze. 


91 


Absolutes 

Ge- 

Spezi- 

Spez. G 

ewicht 

Der  Rübensaf't 

Zucker- 

No. 

wicht 

fisches 

des    Rüb 

^nsaftes. 

enthält 

Gewicht 

in 

Gewicht 

der 
Rüben. 

Quotient 

der 
Rübe. 

in 

Grammen. 

Wasser 

von 
17l/,°  C. 

bei  i~72° 

gefunden. 

Proz. 

nach  Krix 

berechnet. 

Proz. 

Zucker. 
Proz. 

Nicbt- 
zucker. 
Proz. 

des 
Saftes. 

24. 

1001,05 

30,81 

1,0318 

1,0625 

15,27 

12,35 

2,92 

80,9 

25. 

684,40 

33,23 

1,0510 

1,0647 

15,78 

13,76 

2,02 

87,2 

26. 

432,96 

22,31 

1,0543 

1,0687 

16,70 

14,50 

2,20 

86,8 

27. 

379,61 

20,00 

1,0556 

1,0696 

16,91 

15,13 

1,78 

89,5 

28. 

772,76 

24,53 

1,0328 

1,0618 

15,11 

13,01 

2,10 

86,1 

29. 

563,54 

30,65 

1,0575 

1,0658 

16,08 

13,47 

2,56 

84,0 

30. 

369,43 

19,96 

1,0571 

1,0713 

17,29 

14,84 

2,45 

85,9 

31. 

545,80 

24,75 

1,0475 

1,0732 

17,72 

14,79 

2,93 

83,5 

32. 

353,98 

17,1)6 

1,0534 

1,0714 

17,31 

15,11 

2,20 

87,3 

33.*) 

343.51 

21,66 

1,0673 

1,0774 

18,68 

16,46 

2,22 

88,1 

34.*) 

271,95 

16,91 

1,0663 

1,0724 

17,55 

15,44 

2J1 

88,0 

35.**) 

411,55 

24,15 

1,0623 

1,0737 

17,84 

15,13 

2,71 

84,8 

36. 

S99,<  0 

33,10 

1,0386 

1,0658 

16,03 

12,53 

3,50 

78,2 

37. 

639,02 

26.10 

1,0426 

1.0635 

15,50 

11,56 

3,94 

74,6 

38.*) 

382,47 

19,16 

1,0527 

1,0686 

16,68 

12,47 

4,21 

74,7 

39. 

583,72 

30,17 

1,0545 

1,0743 

17,97 

14,06 

3,91 

78,2 

40. 

428,72 

15,37 

1,0372 

1,0682 

16,58 

13,47 

3,11 

81,2 

41. 

443,50 

19,52 

1,0460 

1,0730 

17,68 

14,34 

3,34 

81,1 

49  ***) 

512,35 

20.02 

1,0407 

1,0680 

16,54 

12,98 

3,56 

78,5 

43.' 

419,65 

20,-15 

1.0512 

1,0733 

17,75 

11,31 

3,44 

80,6 

44. 

611,81 

27,30 

1,0467 

1,0661 

16,10 

11,77 

4,33 

73,1 

45. 

31)0,56 

13,87 

1,0483 

1,0713 

17,29 

13,96 

3,33 

80,7 

46. 

347,07 

14,13 

1,0424 

1,0641 

1564 

12,20 

3,44 

78,0 

47. 

359,00 

14,33 

1,0416 

1,0665 

16,19 

13,08 

3,11 

80,S 

48. 

308,13 

13,95 

1,0474 

1,0540 

13,29 

10,71 

2,58 

80,6 

49. 

224,92 

10,22 

1,0476 

1,0591 

14,48 

11,88 

2,60 

82,0 

50. 

181,70 

10,01 

1.0583 

1,0676 

16,45 

13,82 

2,63 

84,0 

51. 

273,08 

15,30 

1,0593 

1,0676 

16,45 

13,31 

3,14 

80,9 

52. 

244,00 

9,0S 

1,0386 

1,0614 

15,02 

11,96 

3,06 

79,6 

53. 

179,07 

7,55 

1,0440 

1,0575 

14,11 

10,73 

3,38 

76,0 

54. 

253,(iO 

12,48 

1,0517 

1,0779 

18,79 

15,42 

3,37 

82,1 

55. 

285,70 

13,36 

1,0491 

1,0700 

17,00 

13,68 

3,32 

80,5 

56. 

293,86 

11,28 

1,0399 

1,0683 

16,60 

13,22 

3,38 

79,7 

57. 

1060,95 

30,87 

1,03(10 

1.0518 

12,77 

8,72 

4,05 

68,3 

58. 

645,80 

24,18 

1,0389 

1,0624 

15,25 

10,79 

4,46 

70,7 

59. 

555,12 

18,05 

1,0336 

1,0650 

15,84 

11,95 

3,89 

75,4 

60. 

482,82 

14,68 

1,0314 

1,0586 

14,36 

9,20 

5,16 

64,1 

61. 

301,15 

8,05 

1,0274 

1,0540 

13,29 

8,81 

4,48 

66,3 

62. 

484,70 

9,94 

1,0209 

1,0521 

12,84 

6,92 

5,92 

53,9 

63. 

602,82 

26,45 

1,0459 

1,0709 

17,20 

14,31 

2,89 

83,2 

64. 

524,60 

20,08 

1,0398 

1,0684 

16,63 

12,95 

3.68 

77,9 

65. 

48260 

19,90 

1,0430 

1,0655 

15,96 

12,16 

3,80 

76,2 

66.t) 

334,15 

16,45 

1,0518 

1,0757 

18,29 

14,86 

3,43 

81,3 

67. 

590,97 

30,30 

1,0540 

1,0725 

17,56 

13,92 

3,64 

79,3 

68. 

403,53 

14,08 

1,0362 

1,0626 

15,29 

11,95 

3,34 

78,1 

69. 

334,65 

15,09 

1,0472 

1,0673 

16,38 

13,40 

2.98 

81,8 

70-tt) 

512,08 

24,57 

1,0504 

1,0717 

17,38 

14,38 

3,00 

82,8 

*)  Geschosste  Rübe. 
**)  Viele  Nebenwurzeln. 
***)  Eine  grosse  seitliche  Wurzel. 

f )  Zwei  starke  Nebenwurzeln, 
ff)  Mehrere  Nebenwurzeln. 


«7ä  Der  Bau   der  Pflanze. 

Diese  Zahlen  führen  den  Verfasser  zu  folgenden  Schlüssen: 

1)  Das  spezifische  Gewicht  des  Rübenkörpers  ist  ausnahmslos  kleiner, 
als  das  spezifische  Gewicht  des  in  demselben  befindlichen  Saftes.  Die 
Differenz  schwankt  zwischen  0,0532  (Rübe  No.  13)  und  0,0061  (Rübe 
No.  34)  und  beträgt  im  Mittel  der  70  Fälle  0,0288. 

2)  Das  spezifische  Gewicht  der  Rüben  schwankt  für  die  grössere  Mehr- 
zahl derselben  (etwa  für  85  Prozent)  innerhalb  der  Grenzen  1,0300  und 
1,0600;  es  kann  in  einzelnen  Fällen  sinken  bis  auf  etwa- 1,0100  und  steigen 
bis  gegen  1,0700  als  äusserste  Grenzwerthe. 

3)  Schwere  Rüben  (von  über  1  bis  2  Pfund  Gewicht)  zeigen  im  All- 
gemeinen ein  niedrigeres  spezifisches  Gewicht  und  einen  kleineren  Werths- 
quotienten  ihres  Saftes,  als  leichte  Rüben   (von  V«  Pfund  und  darunter). 

4)  Spezifisch  schwere  Rüben  zeigen  im  Allgemeinen  einen  kleineren 
Nichtzuckergehalt  und  besseren  Zuckerquotienten  des  Saftes,  als  die  spe- 
zifisch leichten  Rüben.  Mit  Uebergehung  der  5  abnorm  leichten  und  der 
5  ungewöhnlich  schweren  Rüben  wurden  gefunden 

Rüben  mit  einem  Durchschnittsgehaltan 


Stück. 

von  spezifischem 
Gewicht. 

Zucker. 
Proz. 

Nichtzucker. 
Proz. 

Zucker- 
Quotient. 

5 

1,0300-1,0350 

11,05 

3,62 

75,3 

11 

1,0350-1,0400 

13,73 

3,10 

81,6 

12 

1,0400-1,0450 

13,24 

3,00 

81,5 

14 

1,0450-1,0500 

13,69 

3,08 

81,6 

12 

1,0500—1,0550 

14,19 

3,06 

82,3 

6 

1,0550-1,0600 

14,32 

2,52 

85,0 

5)  Dieser  Satz  gilt  aber  nur  im  Allgemeinen,  denn  bei  dem  Vergleich 
der  einzelnen  Rüben  zeigt  sich  aufs  Deutlichste,  dass  ein  streng  gesetz- 
mässiger  Zusammenhang  zwischen  dem  spezifischen  Gewichte  und  der 
Saftqualität  derselben  in  keiner  Weise  besteht,  denn  es  gaben  z.  B. 
5  Rüben  von  gleichem  spezifischen  Gewicht  (1,0300  bis  1,0550): 

Zucker.       Nicht/.ucker.        Quotient. 


No.  24              12,35 

2,92 

80,9 

No.  28              13,01 

2,10 

86,1 

No.  57                8,72 

4,05 

68,3 

No.  59              11,95 

3,89 

75,4 

No.  60               9,20 

5,16 

64,1 

andererseits  wurde  gefunden 

Spezifisches  Gewicht. 

Zucker. 

Nichtzucker. 

Quotient. 

No.  17 

1,0100-1,0150 

12,00 

3,27 

78,6 

No.  13 

1,0150—1,0200 

14,12 

2,71 

83,9 

No.  29 

1,0550-1,0600 

13,47 

2,56 

84,0 

No.  50 

1,0550-1,0600 

13,82 

2,63 

84,0 

No.  51 

1,0550—1,0600 

13,31 

3,14 

80,9 

Der  Bau   der  Pflanze.  93 

6)    Dieser  Mangel  an  Zusammenhang  zwischen  spezifischem  Gewicht  und 

Saftqualität  tritt  bei  spezifisch  leichteren  Rüben  stärker  hervor,  als  bei 

spezifisch  schwereren. 

schwankte  der  Zucker-Quotient 


Bei  den  Rüben 

Stück. 

von 
spez.  Gewicht. 

von      bis , 

d.    h.    um    Einheiten. 

5 

1,0300-1,0350 

64,1-86,1 

22,0 

11 

1,0350-1,0100 

70,7—87,5 

16,8 

12 

1,0400-1,0450 

74,6—89,7 

15,1 

14 

1,0450-1,0500 

73,1—87,2 

14,1 

12 

1,0500—1,0550 

74,7-87,3 

12,6 

6 

1,0550-1,0600 

80,9— S9,5 

8,6 

7)  Auch  zwischen  dem  Salzgehalt  der  Rüben  und  ihrem  spezifischen 
Gewicht  scheint  keine  Beziehung  stattzufinden.  Einige  Aschenbestimmungen 
wenigstens  gaben  ein  negatives  Resultat: 


Spez.  Gewicht. 

Salzgehalt. 

Rüben  No. 

1 

1,0376 

0,718  Proz. 

■n            n 

4 

1,0257 

0,931      , 

n            n 

7 

1,0386 

0,884     „ 

n          y> 

9 

1,0446 

0,876      „ 

n           n 

11 

1,0444 

1,043      „ 

;?           r> 

15 

1,0439 

0,799      „ 

n            » 

17 

1,0107 

1,042     „ 

Die  natürlichste  Erklärung  für  die  Erscheinung,  dass  der  in  den  Zellen 
einer  Rübe  eingeschlossene  Saft  stets  spezifisch  schwerer  gefunden  wurde, 
als  der  Rübenkörper  selbst,  und  dass  zwischen  dem  spezifischen  Gewicht 
der  Rübe  und  der  Saftqualität  kein  gesetzmässiger  Zusammenhang  besteht, 
findet  der  Verfasser  in  der  bekannten  Thatsache,  dass  der  Rübenkörper 
in  den  Interzellularräumen  und  in  vielen  Zellen  selbst  (Bast- 
zellen, Spiralgefässen,  Porenleitzellen  etc.)  L u f t  führt  und  dass  diese 
Luftquantität  variabel  ist. 

Für  die  praktische  Rübenzucker-Industrie  wird  aus  den  gewonnenen 
Resultaten  gefolgert,  dass  eine  Abscheidung  schlechter  Rüben  von  ver- 
arbeitungswürdigen durch  ein  auf  das  spezifische  Gewicht  derselben  sich 
gründendes  Verfahren  nicht  möglich  ist,  dass  es  aber  immerhin  empfeh- 
lenswerth  erscheint,  für  die  Samenzucht  Rüben  von  hohem  spezifischen 
Gewicht  auszuwählen.    Vergleiche  unter  „Zuckerfabrikation." 


Ausserdem    machen    wir    auf     nachstehende     sehr     umfangreiche    Arbeit    auf- 
merksam : 

Die  Gewebespannung  de3  Stamms  und  ihre  Folgen,  von  G.  Kraus.  *) 
und  notiren  noch  den  grösstenteils  technische  Notizen  enthaltenen  Aufsatz: 


i)  Botanische  Zeitung.      1867.     S.   105,   113,   121,   129  und   137. 


94 


Das  Keimen. 


Ueber  die  Struktur  und  Konstitution  der  Pflanzenfaser,  von  Payen.  2) 
ferner : 

Einfluas  der  Pflanzweite  auf  die  Strohbildung,  von  Opel.  3) 


lieber  die 

Keimung 

der  gelben 

Lupine. 


Das  Keimen. 
Ueber  die  Keimung  der  gelben  Lupine,  von  Beyer.*)  — 
Die  Keimungszeit,  welche  8 — 12  Tage  umfasste,  wurde  in  zwei  Perioden 
getheilt.  Der  Abschluss  der  ersten  Periode  wurde  da  angenommen,  wo 
die  Kotyledonen  die  Samenschale  noch  nicht  gesprengt,  und  Wurzel  und 
hypokotyles  Glied  eine  Länge  von  1  —  H  Zoll  erreicht  haben.  Bei  Abschluss 
der  zweiten  Periode  sind  die  Kotyledonen  über  die  Erde  emporgetreten, 
haben  die  Schale  zwar  noch  nicht  abgeworfen,  aber  gesprengt,  und  fangen 
an,  sich  grün  zu  färben.  Die  Samen  keimten  in  ausgeglühtem  und  mit 
konzentrirter  Salzsäure  ausgekochtem  Flusssand. 

1.  Mikrochemische  Beobachtungen:  Die  Stärke,  welche  im 
ruhenden  Samen  nicht  zu  finden  ist,  tritt  in  dem  bekannten  feinkörnigen 
Zustande  schon  sehr  bald  nach  Streckung  des  Keims  in  ganz  bedeutender 
Menge  auf;  man  findet  sie  hauptsächlich  im  Parenchym  der  jungen  Rinde 
und  zwar  in  den  Schichten  am  meisten,  welche  die  Gefässbündel  unmittel- 
bar umgeben.  Die  Eiweisskörper  treten  im  Keim  wie  immer  massenhaft 
in  dem  Kambiform  der  Gefässbündel  auf.  Den  Bitterstoff  findet  man, 
wenn  man  einer  anscheinend  charakteristischen  Iodreaktion  folgt,  in  den- 
jenigen Partieen  des  Mark-Parenchyms,  welche  die  primären  Markstrahlen 
bilden  und  auch  in  einzelnen  Zellen  des  übrigen  Parenchyms,  namentlich 
in  der  Nähe  des  Gefässbündelringes. 

2.  Analytische  Resultate:  Indem  wir  betreffs  der  Methoden  auf 
das  Original  verweisen,  erwähnen  wir  blos,  dass  mit  Rücksicht  auf  das 
Unlöslichwerden  löslicher  Stoffe  in  hoher  Temperatur  in  der  Regel  nur  bei 
30—40°  C.  getrocknete  Substanz  zur  Analyse  verwendet  wurde,  und  dass 
bei  den  ungekeimten  Samen  die  Samenschale  immer  durch  ein  kurzes 
Einweichen  in  Wasser  und  Abziehen  entfernt  und  bei  der  Analyse  nicht 
berücksichtigt  wurde. 

1000  Stück  bei  100°  C.  getrocknete  Samen  wiegen  Gramme: 


Kotyle- 
donen. 


Hypoko-   j  Wurzel-  In 

tyles Glied.}    glied.        Summa. 


Verlust 


Ungekeimte 

I.  Periode 

II.  Periode 


80,1 

72,89 

66,60 


4,97 
6,67 


2,12 

4,47 


79,89 
77,74 


2,95 


2)  Comptes  rendus.     Bd.  LXIV.     S.  1167. 

3)  Der  ehem.  Ackersmann.     1S67.     S.  49. 

*)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S. 


168. 


Das  Keimen. 


95 


In  100  Theilen  bei  100°  getrockneter  Substanz  sind  enthalten: 


Unge- 
keimte 
Samen. 


I.  Periode. 


Kotyle- 
donen. 


Hypoko- 
tyles 
Glied. 


II.  Periode. 


Kotyle- 
donen. 


Hypoko- 
tyles 
Glied. 


Wurzel. 


Fettes  Oel 

Mineralstoffe 

Eiweiskörper 

Asparagin 

Zucker-  und  Bitterstoff  .  .  .  . 

Gummi 

Zellstoff,  Stärke,  Pectinkörper 


6,020 

4,225 

61,268 

10,610 

6,920 

10,957 


5,950 

4.150 

60,762 

15,115 
4,831 
9,192 


3,820 

6,510 

30,000 

10,500 

[37,010 

12,160 


3,680 

7,120 

25.480 

10,600 

33,700 

19,420 


4,710 

4,322 
60,450 

1,450 
15,540 

2,680 
10,848 


2,680 
6,610 
27,080 
14,650 
22,600 
11,410 
14,970 


2,800 

7,110 

23,000 

14,990 

29,030 

23,070 


100 


100 


100 


100 


100 


100 


100 


In    Wasser    lösliche    Eiweiss- 

körper 

Gesammtstickstoff , 


9,803 
10,913 


9,722 
20,676 


7,020 
1,523 


6,325 
2,687 


9,980  !     7,440       6,860 


26,450       1,681 


3,687 


In  1000  Stück  bei  100°  getrockneter  Samen,  resp.  Keimpflanzen  waren 
enthalten : 


Ungekeimte 

Samen. 

Grm. 

Pflanzen  der 
I.  Periode. 

Grm. 

Pflanzen  der 

II.  Periode. 

Grm. 

Fettes  Oel     

4,832 

3,384 

49,075 

24,040 
8,869 

4,603 

3,498 
46.281 

0,746 
17,091 

7,715 

3,439 

3,633 

43,097 
2,612 

In  Wasser  lössliche  Kohlehydrate    . 
„          unlössliche           „ 

15,69S 
9,257 

7,852 
8,741 

7,562 
15,145 

7,448 

In  Wasser  lösliche  Eiweisskörper     . 

17,891 

Ueber  die  Veränderung  der  Aschenbestandtheile  geben  die  folgenden 
Aschenanalysen  des  ruhenden  Samens  und  des  Keims  in  der  zweiten  Pe- 
riode Aufschluss: 


100  Theile  Asche 
enthielten 

100   Theile   Trocken- 
substanz enthielten 

Ungekeimter 

Same 
mit  Schale. 

Ganzer 
Keim. 

Ungekeimter 

Same 

mit  Schale. 

Ganzer 
Keim. 

Kali 

28,127 

Spuren 
8,631 

11,330 
2,047 

42,569 
3,023 
0,418 
0,559 

36,786 
2,350 
4,246 
5,049 
1,590 

32,437 
5,785 
1,797 
0,811 

1,1312 
Spuren 
0,3471 
0,4556 
0,0823 
1,7121 
0,1215 
0,0168 
0,0224 

2,5222    • 

0  0910 

Kalk 

0,2912 
0,3463 
0,1090 
2,3211 
0,3968 
0,1212 

Chlor 

0,0213 

96  Das  Keimen. 

3.  Schlussfolgerungen:  Der  Substanzverlust  der  Lupinen- 
körner beim  Keimen  durch  Abgabe  von  Kohlensäure  und  Wasser  ist  ver- 
hältnissmässig  gering;  er  beträgt  bis  zum  Schluss  der  zweiten  Periode 
nicht  mehr  als  2,95  Proz.  Die  Abnahme  des  fetten  Oels  ist  eine  nur 
geringe  und  die  Veränderung,  die  dasselbe  erfährt,  scheint  mehr  qualitativer 
als  quantitativer  Natur  zu  sein,  indem  der  flüssige  phosphorhaltige  Theil 
desselben  sich  vermindert,  während  der  feste  wachsartige  sich  vermehrt. 
Der  Gesammtstickstoffgehalt  erleidet  während  des  Keimens  so  gut  wie 
keine  Veränderung,  aber  in  den  stickstoffhaltigen  Verbindungen  gehen 
wesentliche  Umsetzungen  vor  sich.  Ein  grosser  Theil  der  im  Samen  un- 
löslich vorhandenen  Eiweisskörper  wandelt  sich  in  lösliche  um,  und  zwar 
ist  nach  erfolgter  Keimung  im  Stengelglied  und  in  der  Kadikula  der  lös- 
liche Stickstoff  fast  nur  in  der  Form  von  Asparagin  vorhanden.  Der  in 
dem  entstandenen  Asparagin  enthaltene  Stickstoff  ist  fast  gleich  dem  in 
den  verloren  gegangenen  Eiweisskörpern  enthalten  gewesenen.  Die  lös- 
lichen Kohlehydrate  nehmen  anfangs  an  Menge  rasch  zu,  um  sich 
bald  wieder  zu  vermindern;  im  Stengel-  und  Wurzel -Glied  häufen  sie 
sich  stärker  an  als  in  den  Kotylodenen.  Die  Menge  der  unlöslichen 
Kohlehydrate  erfuhr  während  der  kurzen  Keimzeit  keine  in  die  Augen 
fallende  Veränderung;  das  Wurzelglied  zeigte  sich  an  Zellstoff  prozentisch 
am  reichsten;  die  meiste  Stärke  wies  das  Mikroskop  im  hypokotylen  Gliede 
nach.  Die  Aschen  an  alysen  zeigen  im  Allgemeinen,  dass  die  Pflänzchen 
während  des  Keimens  -selbst  aus  dem  mit  Salzsäure  ausgekochten  Sande 
eine  Portion  Mineralstoffe  aufgenommen  haben,  —  und  im  Speziellen,  dass 
in  die  Keimtheile  das  Kali,  die  Schwefelsäure,  Phosphorsäure  und  das 
Chlor  in  reicherem  Masse  übergeführt  wurden,  als  die  übrigen  Mineral- 
stoffe. 

ueber  die  Ueber  die  chemisch-physiologischen  Vorgänge  während 

pbysioio-  °*er   Keimung   der   Kartoffel   berichtet  von  Kappard.*)  —  Jeder 

gischen  unterirdische    Tragfaden    einer  Kartoffelpflanze,   an  dem  sich  später  eine 

Vorgänge  Knolle  bildet,  ist  ein  Stammtheil  der  Pflanze,  wie  daraus  hervorgeht,  dass 

während  der  "         ..  u 

Keimung    wenn  man  den  oberirdischen  Stamm  mit  den  grünen  Blättern  abschneidet, 
der       jeder  Tragfaden  den  Boden  durchbricht  und  neue  Blätter  bildet.    An  die- 
Kartofr.i.    gen  Tragfäden  nun  bilden  sich  die  Knollen  dadurch,  dass  von  dem  Kam- 
bium aus  eine  Anschwellung  erfolgt.     Die  Kartoffel   ist  also  nichts,    als 
ein  stark  angeschwollener  Zweig,  der  durch  Dickenwachsthum  vom  Kam- 
bium gebildet  wird;   dieselbe  hat  in  der  Jugend   noch  auf  der  Epidermis 
eine  grosse  Anzahl  von  Spaltöffnungen   wie  jeder   andere  Zweig,    welche 
erst  verschwinden,    wenn    das  Periderm  sich  bildet.     Die    dunklere  oder 
•    hellere  Linie,  die  man  durch  eine  Kartoffelknolle  hindurchgehen  sieht,  be- 


*)  Annalen  der  Landwirtschaft  in  den  königlich  preussischen  Staaten.    Bd.  50. 
S.  393. 


Das  Keimen.  97 

zeichnet  das  Kambiumgewebe  zwischen  Mark  und  Rinde,  da,  wo  ein  Auge 
liegt,  tritt  dasselbe  dicht  an  die  Epidermis  heran  und  die  Knospe  steht 
in  unmittelbarer  Berührung  mit  dem  Kambium,  das  ihr  immer  neue  Nah- 
rung zuführt.  Das  Kambium  besteht  aus  sehr  zarten,  dünnwandigen  Zellen, 
die  nach  aussen  fortwährend  neue  Bastzellen,  nach  innen  neue  Holzzellen 
erzeugen.  Die  in  der  Knolle  abgelagerten  Reservestoffe  —  Eiweisssubstan- 
zen  und  Stärke  —  sind  in  diesen  Geweben  ungleich  vertheilt.  Die  Stärke 
ist  in  den  saftigen  Parenchymzellen  des  Markes  und  der  Rinde  abgelagert, 
während  sie  im  Periderm,  im  Kambium,  in  den  Holzzellen  und  den  luft- 
führenden Gelassen  fehlt.  Die  Parenchymzellen  sind  dazu  bestimmt,  die 
Stärke  fortzuführen,  während  die  Gitter-  oder  Leitzellen  die  Eiweissstoffe 
durch  die  Pflanze  hindurchschaffen. 

Wenn  die  Kartoffel  keimt,  erhebt  sich  die  Knospe  in  der  Art,  dass 
sie  so  lange  der  Keim  sich  im  Boden  befindet,  in  einem  scharfen  Knie 
nach  unten  gebogen  bleibt;  erst  wenn  sie  den  Boden  durchbrochen  hat, 
richtet  sie  sich  auf  und  entfaltet  ihre  ersten  Keimblätter.  Schon  während 
dieser  Periode  werden  kleine  Schuppen  am  Stamm  gebildet  und  entstehen 
um  diese  herum  kleine  Augen.  Aus  letzteren  entwickeln  sich  die  Wur- 
zeln, während  erstere  sich  bald  als  junge  Knospen  erkennen  lassen,  die 
zu  Tragfäden  auswachsen,  um  später  durch  Verdickung  die  neuen  Knollen 
zu  bilden.  Die  Knospen  und  Wurzeln  entspringen  unmittelbar  aus  dem 
Kambium  des  jungen  Stammes.  Diese  Bildungen  erfolgen  auf  Kosten  der 
Reservestoffe  aus  der  Mutterkuolle  und  wenn  diese  erschöpft  sind,  hat  der 
oberirdische  Stamm  in  der  Regel  8—10  Blätter  gebildet. 

In  Betreff  der  Stoffveränderung  und  Stoffwanderung  während  des  Kei- 
mens  bemerkt  Verfasser,  dass  die  Eiweisskörper  durch  die  Gitter-  und 
Leitzellen  übergeführt  werden,  welche  in  der  Keimzeit  stets  mit  diesen 
Stoffen  erfüllt  sind,  während  die  Stärke  durch  Diastasebildung  gelöst  und 
in  Stärkezucker  übergeführt  durch  die  Parenchymzellen  nach  dem  Keim 
hinüberdiffundirt  und  dort  theilweise  in  Stärke  zurückverwandelt  wird.  In 
der  ungekeimten  Kartoffel  gelang  es  Verfasser  nicht,  eine  Spur  von  Stärke- 
zucker aufzufinden,  dagegen  war  dieser  Stoff  in  der  gekeimten  Kartoffel, 
aber  nur  dicht  neben  dem  Keime  und  in  reichlicher  Menge  in  dem  Keime 
selbst  und  zwar  in  dem  Parenchymgewebe  der  Rinde  und  des  Marks  nach- 
zuweisen. Verfasser  fügt  einige  analytische  Daten  bei.  Es  wurden  ge- 
funden 

in  100  Gramm  Substanz:  Stickstoff.  Eiweissstoffe. 

Gramm.  Gramm. 

Kartoffel  vor  der  Keimung 0,568  3,545 

Kartoffel,    nachdem    sie   im  Dunkeln    4 — 5"    lange 

Keime  getrieben 0,552  3,454 


Verlust  bei  der  Keimung 0,016  0,091 

In  den  Keimen    wurden  davon  gefunden      ....        0,014  0,088 

Jahresbericht   X.  7 


98  Das  Keimen. 

Bei  einem  zweiten  Versuch  :  Stickstoff.  Eiweissstoffe. 

Gramm.  Gramm. 

Kartoffel  vor  der  Keimung 0,588  3,680 

Kartoffel,    nachdem    sie  im  Dunkeln  8—10"  lange 

Keime  getrieben 0,530  3,312 

Verlust  bei  der  Keimung 0,058  0,368 

Davon  in   den  Keimen  gefunden 0,057  0,356 

Und  es  wurden  erhalten 

in  100  Gramm  Substanz:  Stärke. 

Gramm. 

Kartoffel  vor  der  Keimung 14,93 

Kartoffel,   nachdem   sie  im  Dunkeln  S  —  10"  lange 

Keime  getrieben 10,82 

Also  diffundirt  während  des  Keimens 4,11  4,11 

In  den  Keimen  wurde  wiedergefunden  1.  Stärke      .        0,378 
2.  Zucker  auf  Stärke  berechnet 0,090 

Summa        0,468  0,468 


Es  waren  somit  zur  Athmung    und   zur  Bildung  der 

Zellhäute  verbraucht 3,842 

Die  Zahlen  bestätigen  für  die  Kartoffel  die  für  andere  Pflanzen  längst 
nachgewiesene  Thatsache,  dass  die  Eiweissstoffe  während  der  Keimung 
mir  in  der  Hauptsache  dazu  dienen,  direkt  aus  der  Mutterkartoffel  in  die 
Keime  übergeführt  und  dort  als  Baustoff  für  die  neuen  Organe  der  jungen 
Pflanze  verwendet  zu  werden,  während  die  Stärke  nur  zum  Theil  für  den 
Aufbau  der  Keimpflanze  benutzt,  zum  grossen  Theil  durch  Athmung  zer- 
stört und  in  ihre  Elemente  zerlegt  wird. 

Verfasser  vervollständigt  seine  Arbeit  noch  durch  einige  weitere  An- 
gaben theils  praktischer,  theils  theoretischer  Art,  von  denen  wir  folgende 
kurz  wiedergeben : 

Wenn  Kartoffeln  dem  Lichte  ausgesetzt  aufbewahrt  werden,  so  keimen 
sie  schwer,  besonders  in  trockner  Atmosphäre.  Kartoffeln,  die  unter 
eine  Glasglocke  im  Zimmer  hingelegt  wurden,  fingen  erst  im  Juli  an  zu 
keimen,  während  andere  unter  einem  schwarzen  Pappdeckel  schon  sehr 
lange  Keime  trieben,  besonders  wenn  sie  durch  Besprengen  mit  Wasser 
in  einer  feuchten  Atmosphäre  gehalten  wurden. 

Ueber  die  zum  Keimen  nothwendige  Wärme  giebt  folgender  Versuch 
Aufschluss:  Es  wurden  zwei  Thermometer  4  und  6  Zoll  tief  in  Erde  ein- 
gegraben und  in  die  Nähe  der  Kugeln  je  4  Kartoffelknollen  am  7.  Februar, 
15.  März  und  4.  April  gelegt.  Sämmtliche  Knollen  keimten  so  ziemlich 
zu  gleicher  Zeit.  Folgende  Tabelle  giebt  Auskunft  über  die  Spezialitäten 
des  Versuchs. 


Das  Keimen. 


99 


Die    K  a  r  t  o  f f e  1  n 

Summa 

der  abge 

esenen 

wurden  gelegt. 

keimten. 

brauch- 
ten 
bis  zum 
Keimen 
Tage. 

Temperaturgrade. 

Bemer- 

Mor- 
gens 
8%  Uhr. 

Nach- 
mittags 
ü'/2Uhr. 

Mittel. 

der 
Morgen- 
Temper. 

der 
Mittags- 
Temper. 

Mittel. 

kungen. 

»i       .         Da- 

Monat-       tum. 

Monat-     tum. 

Februar 

März 

April 

Februar 

März 

April 

7. 

15. 

4. 

7. 

15. 

4. 

April 
April 
April 

April 
April 
April 

21. 

18. 
•23. 

21. 
23. 
23. 

74 

;      33 

19 

74 
39 
19 

394 
216 
169 

394 
210 
166 

554 

310 
236 

478 
263 
206 

474 
263 
202 

437 
236 

186 

5,3 

6,5 
8,9 

5,3 
5,4 

8,8 

7,5 

9,4 

12,6 

6,5 

6,7 

10,8 

6,4 
8 
10,7 

5,9 

6 

9,8 

,  4  Zoll 

tief 
'  gelegt. 

,  6  Zoll 

tief 
'  gelegt. 

Zu  Anfang  des  Versuchs  sank  die  Bodentemperatur  wiederholt  unter 
4°  C.  und  Verfasser  überzeugte  sich,  dass  bei  dieser  Temperatur  keine 
Keimung  statt  hat.  Elimiuirt  man  aus  dem  Versuche  alle  Tage,  in  denen 
die  Bodentemperatur  unter  4°  sank,  so  ändern  sich  die  obigen  Zahlen  in 
nachstehender  Weise: 


Kartoffeln  4  Zoll  tief  gelegt 


Kartoffeln  6  Zoll  tief  gelegt 


und  zwar 

brauchten 
zum  Keimen 

bei  einer  durch- 
schnittlichen 

und  zwar 

brauchten 
zum  Keimen 

bei  einer  durch- 
schnittlichen 

am 

Tage. 

Tages-Temper. 

am 

Tage. 

Tages-Temper. 

7.  Februar 

49 

7,7o  c. 

7.  Februar 

50 

6,9  «  C. 

15.  März 

32 

8      „ 

15.  März 

38 

8      „ 

4.  April 

19 

10,7    „ 

4.  April 

19 

9,8    „ 

Für  die  Praxis  zeigen  die  Versuche,  dass  ein  zu  frühzeitiges  Legen 
der  Kartoffel  keinen  Gewinn  bringt,  indem  die  Vegetation  dadurch  nicht 
beschleunigt,  die  Knolle  aber  durch  zu  langes  Verweilen  im  Boden  mehr 
dem  Verderben  ausgesetzt  wird. 

Ueber  die  Temperatur,  bei  welcher  die  Kartoffel  erfriert,  werden  end- 
lich folgende  Angaben  gemacht:  Eine  Anzahl  junger  Kartoffelpflanzen  in 
Töpfen,  von  denen  einige  soeben  ihre  Knospen  über  dem  Boden  erhoben, 
einige  2,  andere  4 — 6  Blätter  entfaltet  hatten ,  wurden  am  20.  März  ins 
Freie  gestellt.  Ueber  einigen  davon  wurde  in  der  Höhe  von  10  Zoll  hori- 
zontal ein  Brett  befestigt.  Am  23.  sank  die  Temperatur  auf  —  0,9°  K. 
und  stieg  am  24.  Mittags  auf  9,2°  K.  An  den  beiden  folgenden  Tagen 
war  keine  Veränderung  an  den  Pflanzen  wahrzunehmen.  Am  3.  bis  7.  Tage 
aber  zeigten  sich  bei  den  unbedeckten  Pflanzen  Frostschäden,  während 
die  unter  dem  Brett  befindlichen  und  zwei  andere,  die  eben  ihre  ersten 
Blätter  entfaltet  hatten,  unversehrt  blieben. 

Der  Verauch  zeigt,  dass  der  Frostschaden  wesentlich  durch  die  Wärmestrah- 
lung der  Blätter  selbst  bedingt  wird  und  erklärt  es,  wie  grössere  Pflanzen  schon 
bei  einer  Lufttemperatur,  die  0°   noch  nicht  erreicht,  durch  Frost  leiden  kommen. 

7* 


]00  Das  Keimen. 

ueber  den  Ueber    den   Einfluss   verschiedener   Substanzen  auf  die 

Einfluss     Keimung  stellte  Carey  Lea*)    eine  grosse  Anzahl  von  Experimenten 
verschie-    mit  Weizenkörnern  an,  deren  Eesultate  kurz  folgende  waren: 
Substanzen  In    reinem  Wasser    keimten    die  Körner   im  Allgemeinen  am  besten, 

auf  die  Kei-  Zuckerlösung  und  Glycerin  verhielten  sich  indifferent.  In  einer  Gummi- 
mung'  lösung  hatten  weniger  Samen  gekeimt,  die  jungen  Pflänzchen  waren  aber 
um  die  Hälfte  grösser  geworden  als  im  Wasser;  auch  schwefligsaures 
Natron  und  salpetersaures  Ammoniak  beförderten  das  Wachsthum  —  nicht 
aber  die  Keimung  —  etwas,  während  chlorsaures  Kali  dasselbe  beein- 
trächtigte. Die  Pflanzen  in  Citronensäure  und  übermangansaurem  Kali 
waren  klein  und  hatten  keine  Wurzeln.  Kohlensaures  Natron,  doppeltkoh- 
lensaures Kali,  Ammoniak,  Bromammonium,  Schwefelsäure,  Salpetersäure, 
Salzsäure,  alle  in  geringer  Menge  zugesetzt,  verzögerten  die  Keimung. 
Die  freien  Säuren,  namentlich  die  Salzsäure  zeigten  sich  dabei  viel  schäd- 
licher, als  die  freien  Alkalien.  Ein  Kupfer-Zinkelement,  welches  in  das 
Wasser  gestellt  wurde,  verzögerte  das  Wachsthum  um  ein  Drittel. 

„  .      .  Hosaeus**)  wiess  beim  Keimen  der  Getreidekörner  dasAuftre- 

Ueber  das  ' 

Auftreten  ten  von  Ammoniak  zunächst  qualitativ  nach  und  bestimmte  dann  die 
von  Ammo-  Menge  desselben  auch  quantitativ  in  folgender  Weise:  Man  brachte  luft- 
"Keimu'ng6'  trockene  oder  angequellte  Getreidekörner  mit  ein  wenig  Wasser  in  eine 
Kochfiasche  und  liess  sie  darin  keimen.  Während  dieses  Prozesses  leitete 
man  durch  die  Flasche  einen  ununterbrochenen  Strom  von  atmosphärischer 
Luft,  die  vorher  durch  Kalilauge  und  Schwefelsäure  gewaschen  worden 
war,  und  die  nach  dem  Austritt  aus  der  Flasche  zwei  mit  Schwefelsäure 
und  Barytwasser  gefüllte  Apparate  passirte.  Nach  Beendigung  des  Keim- 
prozesses wurde  das  Ammoniak  und  die  Kohlensäure,  die  sich  mit  dem 
Luftstrom  aus  den  keimenden  Körnern  verflüchtigt  hatten,  durch  Titriren 
bestimmt.  Gleichzeitig  ersetzte  man  die  Vorlagen  durch  neue,  stellte  den 
ganzen  Apparat  wieder  vollständig  zusammen,  brachte  unter  die  Koch- 
flasche ein  Wasserbad  und  trocknete  die  Körner  im  Luftstrome  vollständig 
aus.  Man  fand  so  die  Quantität  Ammoniak,  die  sich  noch  in  dem  Ge- 
webe der  feuchten  gekeimten  Samen,  resp.  in  der  Keimflüssigkeit  erhalten 
hatte.  Und  endlich  zerrieb  man  die  getrockneten  Körner,  zog  sie  mit 
Wasser  aus,  fällte  die  Lösung  mit  Alkohol,  entfernte  durch  Kochen  das 
Eiweiss  und  bestimmte  in  dem  Auszug  das  Ammoniak,  welches  als  nicht 
llüchtiges  Ammoniaksalz  vorhanden  gewesen  war,  durch  Kochen  mit  Kali. 
Der  letzteren  Operation  wurden  auch  zum  Vergleich  natürlich  frische  unge- 
keimte  Samen  unterzogen. 

*)  Chemisches   Centralblatt.       1867.     S.  688.      Nach    Amer.  Joum.  of  sc.  and 
Bits.    1867.    S.  197. 

**)  Landwirthschaftl.  Centralblatt  f.  Deutschland.     1867.     U.     S.  97. 


Das  Keimen  101 

Die  Resultate,  die  Hosaeus  hierbei  erhielt,  waren  kurz  folgende: 

Ammoniak   in  Prozenten    der    luft- 
trockenen  Körner:  Gerste.     Roggen.     Weizen. 

a)  bei  dem  Keimen  entwichen 0,170  0,102  0,051 

b)  bei  dem  Trocknen  der  Keimkürner  entwichen  0,127  0,068  0,207                         t 

c)  aus    dem    (iewebe  der    getrockneten    Keim- 
körner durch  Ausziehen  mit  Wasser  erhalten  0,255  0,136  0,080 

Summa  von  a)  b)  und   c)      .     .     .         0,074  0,306  0,33'J 

d)  in  den  ungekeimten  Samen  gefunden      .     .         0,074  0,106  0,063 

Die  Menge  der  bei  dem  Keimen  enthundenen 
Kohlensäure  betrug  in  Prozenten  der 
lufttrockenen    Körner:  Gers'te.     Roggen.     Weizen. 

a)  bei  dem  Keimen  entwichen 6,470  3,352  1,127 

b)  bei  dem  Trocknen  der  Keimkörner  entwichen         0,930  0,300  1,475 

Summa  von  a)  und  b)      ....         7,400  3,652  2,602 

Temperatur,  Keimzeit  und  Entwicklung  des  Keims  waren  in  den  Ex- 
perimenten bei  den  drei  Getreidearten  nicht  gleich. 

Ueber   den   Einfluss    des   Dampfmaschinendrusches    und  Einnuse  des 
des   Einbeizens   auf  die  Keimkraft   des   Samenweizens  veran- Ausdruscbes 

auf  die 

lasste  der  Mecklenburgische  patriotische  Verein    zwei  Reihen  von  Keim-  Keimkraft, 
versuchen.      Es   wurden    Proben    aus    drei    verschiedenen    Wirtschaften 
Mecklenburgs  gesammelt,  von  denen  Probe 

No.  1)  bei  raschem  Gange  der  Dampfmaschine  mit  Patent-Elevator, 
No.  2)  bei  raschem  Gange  der  Dampfmaschine  mit  Paternosterwerk, 
No.  3)  bei  raschem  Gange  der  Dampfmaschine, 

No.  4    bei  raschem  Gange  der  Pferd egöpelmaschine  und  durch  Ausstäu- 
ben mit  der  Wurfschaufel, 
No.  5)  bei  langsamem  Gange  der  Dampfmaschine  mit  Patent-Elevator, 
No.  6)  bei  langsamem  Gange  der  Pferdegöpelmaschine  mit  Zylinder, 
No.  7)  bei  langsamem  Gange  der  Pferdegöpelmaschine  ohne  Zylinder, 
No.  8)  durch  Handdrusch, 
No.  9)  durch  Ausreiben  mit  der  Hand  und 
No.  10)  durch  Ausreiben  mit  der  Hand 

gewonnen  worden  war,  und  dem  Universitäts-Laboratorium  zu  Rostock  und 
dem  physiologischen  Laboratorium  des  landwirtschaftlichen  Lehrinstituts 
zu  Berlin  behufs  Prüfung  der  Keimfähigkeit,  resp.  der  Widerstandsfähig- 
keit der  Samen  gegen  die  gebräuchlichsten  Beizmittel  übergeben. 


102 


Das  Keimen. 


a)  Resultate  der  in  Rostock  von  Dr.  "Weidner  ausgeführten 
Versuche.*) 


Von  100 
Körnern 

Von  100  Körnern  keimten 

waren  beim 

geb.  mit  Kupfer- 

von  dem 

Proben. 

Dreschen 

unge- 

Kalk, 1  Th. 

gebeizten 

zerschlagen 

heizt. 

Kalk  850  Th. 
Wasser 

100  Pfd.  Körner. 

Samen  im 
Mittel. 

worden. 

48  Stunden. 

No.  1. 

Rascher  Gang    mit 

1,83 

96 

91 

3S 

52 

No.  2. 

Rascher  Gang    mit 

Paternoster    .... 

1,89 

96 

92 

61 

40 

No.  3. 

Rascher  Gang    mit 

Paternoster    .... 

0,50 

98 

92 

53 

60 

No.  4. 

Schnellerer      Gang 

mit  Wurfschaufel   . 

0,40 

96 

95 

75 

80 

No.  5. 

Langsamer      Gang 

mit  Elevator     .  .  . 

1,10 

98 

99 

56 

68 

No.  6. 

Langsamer      Gang 

mit  Zylinder    .  .  . 

0,90 

98 

98 

76 

85 

No.  7. 

Langsamer      Gang 

ohne  Zylinder .  .  . 

1,08 

95 

94 

70 

75 

No.  8. 

Handdrusch  .... 

0 

99 

99 

97 

98 

No.  9. 

0 

98 

97 

96 

93 

No.  10 

0 

100 

96 

98 

97 

Mittel 

97 

95 

72 

b)   Resultate  der  in  Berlin  von  Dr.  Sorauer   geleiteten 
Versuche.**) 


Von  je  100  Körnern  keimten 

nngebeizt. 

gebeizt  mit 

Proben. 

Kalk  in  ge- 
sättigter 
Lösung- 

1  Tag. 

Kupfervitriol,  Vi, 

Pfd.  Vitriol,  8  Pfd. 

Wasser  pro  100  Pfd. 

Körner. 

1  Tag. 

No.  1.  Rascher  Gang  mit  Elevator     .... 
No.  2.  Rascher  Gang  mit  Paternoster  .  .  . 
No.  3-  Rascher  Gang  mit  Paternoster  .   .  . 
No.  4.  Schnellerer  Gang    mit  Wurfschaufel 
No.  5.  Langsamer  Gang  mit  Elevator  .   .  . 
No.  6-  Langsamer  Gang  mit  Zylinder  .   .   . 
No.  7.  Langsamer  Gang  ohne  Zylinder   .  . 

100 

100 
100 
100 
88 
96 
100 
100 
100 

96 

100 

92 
100 

96 
84 
96 
88 
100 

60 

72 
32 

88 
68 
60 
72 
88 
92 

100             100 

96 

Mittel 

98 

95 

73 

*)  Landw.  Annal.  <1.  meckl.   patr.  Vereins.     1867.     S.   185. 
**)  Landw.  Annal.  d.  meckl    patr.  Vereins.     1867.     S.  266. 


Das  Keimen.  1  03 

In  Rostock  wurden  die  Keimversuche  theüs  in  Erde,  theils  zwischen  feucht 
gehaltenen  wollenen  Lappen,  in  Berlin  in  feuchter  Atmosphäre  unter  Glaskästen 
angestellt.  An  heiden  Versuchsorten  waren  den  hier  mitge (heilten  Versuchsreihen 
noch  einige  weitere  hinzugefügt  und  zwar: 

In  Rostock: 

Samen  mit  'A  Pfd.  Kupfervitriol  zu    100  Pfd.  Körner  G  Tage  und 
Samen  mit   '/«  Pfcl-  Kupfervitriol  pr.    100  Pfd.   Körner  4S  Stunden, 

in  Berlin: 

Samen  mit  1/k  Pfd.  Kupfervitriol  pr.  100  Pfd.  Körner  2  und  3  Tage, 

desgleichen  mit  '/ß  Pfd.  Kupfervitriol   1,  2  und  3  Tage, 

desgleichen  mit  l/<  Pfd.  Kupfervitriol  1,  2,  3,  6  und  9  Tage  gebeizt. 

In  allen  diesen  Fällen  war  die  Einwirkung  des  Beizmittels  zu  stark  gewesen,  so 
dass  die  Keimfähigkeit  nicht  nur  der  mit  Maschinen  ausgedroschenen,  sondern  auch 
der  mit  der  Hand  ausgeriebenen  Körner  mehr  oder  weniger  beeinträchtigt  wurde ; 
die  betreffenden  Reihen  blieben  deshalb  hier  unberücksichtigt. 

Die  Schlüsse,  zu  welchen  die  Versuche  führten,  lassen  sich  in  folgende 
Sätze  zusammenfassen: 

Die  Menge  der  Körner,  die  beim  Dreschen  mit  Maschinen  zerschlagen 
werden,  ist  eine  geringe;  im  Durchschnitt  der  hier  benutzten  Proben 
machte  sie  1,1  Proz.  aus  und  betrug  im  ungünstigen  Falle  (Dampfmaschine 
mit  Paternosterwerk  bei  enger  Stellung  und  raschem  Gange)  1,9  Proz. 

Die  Keimfähigkeit  der  Samen  wird  durch  den  Maschinendrusch  nicht 
merklich  beeinträchtigt,  es  zeigten  sich  im  Durchschnitt  aller  Versuche 
97 — 98  Prozent  der  Samen  keimfähig. 

Der  Einwirkung  von  schwachen  Beizmitteln  wiederstehen  die  durch 
Maschinendrusch  gewonnenen  Samen  ungefähr  ebenso  gut,  wie  die  mit 
der  Hand  ausgedroschenen  oder  ausgeriebenen.  Nach  dem  Einbeizen 
mit  Kalk  keimten  noch 

von  den  mit  der  Maschine  gedroschenen  Körnern    ....  84 — 100  Proz., 
von  den  mit  der  Hand  gedroschenen  oder  ausgeriebenen  88 — 100  Proz. 

Dagegen  erleiden  offenbar  eine  Menge  Körner  beim  Maschinendrusch 
Verletzungen  der  Oberhaut,  die,  wenn  auch  unscheinbar,  doch  genügend 
sind,  um  den  heftiger  wirkenden  Beizen  eine  tödtliche  Einwirkung  auf 
den  Weizenkeim  in  derselben  Zeit  und  bei  derselben  Konzentration  zu 
gestatten,  die  nöthig  sind  zur  Tödtung  der  Pilzkeime.  Nach  dem  Ein- 
beizen mit  der  gewöhnlich    gebrauchten  Kupfervitriollösung  keimten  noch 

von  den  durch  Maschinendrusch  erhaltenen  Körnern  .  32 — S8  Proz.,  i.  M.  63  Proz., 

von  den  durch  Handdrusch  gewonnenen     88 — 97  Proz.,  i.  M.  93  Proz., 

von  den  ausgeriebenen  Körnern 92 — 98  Proz.,  i.  M.  96  Proz. 

Die  Kupfervitriol-Beize ,  die  sich  bei  den  ausgeriebenen  oder  mit  der 
Hand  ausgedroschenen  Proben  unschädlich  erwies,  hatte  also  durchschnitt- 
lich etwa  l/a  der  mit  Maschinen  ausgedroschenen  Körner  getödtet.  Bei 
der  Sektion  dieser  Samen   zeigte  sich  der  Eiweisskörper  zwar  stets  völlig 


104 


Assimilation  und  Ernährung. 


weiss  und  von  Beize  frei,    der  Embryo  aber  leicht  blau  grün  gefärbt  und 
von  Kupfersalz  mehr  oder  weniger  tief  durchdrungen. 

Augenscheinlich  übt  die  Gangart  der  Maschine  bei  diesen  Verletzun- 
gen einen  Einfluss  aus.     Es  blieben  keimfähig  von  den  Körnern  die 

bei  raschem  Gange  der  Maschine  gedroschen  wurden  32 — 72,  i.  M.  53  Proz., 
bei  langsamem  Gange  der  Maschine 56 — 76,  i.  M.  67  Proz. 

Ebenso  lässt  sich  eine  schädliche  Einwirkung  des  Elevators  und  Pa- 
ternosterwerks nicht  verkennen.  Denn  von  dem  bei  schnellerem  Gange 
der  Maschine  gedroschenen  aber  dann  nur  mit  der  Wurfschaufel  ausge- 
stäubten Körnern  blieben  nach  dem  Beizen  mit  Kupfervitriol  noch  keim- 
fähig 75  und  88  Proz. 

Nach  Allem  dürfte  es  sich  empfehlen,  in  den  Fällen,  wo  ein  Ein- 
beizen des  Samens  mit  Kupfervitriol  für  nothwendig  erachtet  wird,  also 
besonders  beim  Weizen  und  vorzugsweise  bei  den  Sorten,  die  schwer  aus 
dem  Stroh  gehen  und  eine  dünne  Schale  haben,  das  Saatgetreide  mit  der 
Hand  auszudreschen,  oder  mindestens  bei  langsamem  Gange  der  Maschine 
und  unter  Beseitigung  des  Elevators  oder  Pateniosterwerks. 

Einfluss  der         Ueber  die  Einwirkung  des  Inductionsstroms  auf  den  Keimprozess  findet 
EIektncItat  sich  weiter  unten  in  der  Arbeit  von  Blondeau    „über   den  Einfluss  der 

auf  die  K«i- 

mung.      Elektricität  auf  die  Pflanzen"  eine  bemerkenswerthe  Mittheilung,   auf  die 
wir  hiermit  aufmerksam  machen. 


Imbition 
und  Saft- 
bewegung 
in  der 
Pflanze. 


Assimilation  und  Ernährung. 

Unter  dem  Titel:  Ueber  Imbibition  und  Saftbewegung  in 
der  Pflanze  giebt  Hallier*)  im  Auszuge  die  Ergebnisse  einer  grösse- 
ren Arbeit,  welche  bestimmt  ist,  zu  zeigen,  dass  die  zwei  bisher  als  be- 
wiesenen angenommenen  Sätze:  „das  Protoplasma  der  Pflanzen  nehme  im 
lebenden  Zustande  Pflanzenfarbstoffe  nicht  zwischen  seine  Moleküle  auf, 
imbibire  sie  also  nicht"  —  und  „der  Saft  steige  in  den  Holzpflanzen  im 
Holze  und  in  den  Gefässen  empor"  —  in  der  Allgemeinheit,  wie  sie  aus- 
gesprochen sind,  falsch  seien.  Als  Farbstoffe,  mit  Hülfe  deren  sich  Im- 
bibition und  Saftbewegung  leicht  ad  oculos  demonstriren  liess,  wandte 
Verfasser  Saft  von  dunkeln  Sauerkirschen,  Saft  von  Heidelbeeren  und 
Indigo-Schwefelsäuro  an,  und  bemerkt  dazu,  dass  sich  alle  drei  Farbstoffe 
gegen  dikotyle  und  monokotyle  Pflanzen  ganz  gleich  verhielten,  dass  aber 
Indigo-Schwefelsäure  und  Kirschsaft  in  alle  Gewebe  ungleich  rascher  ein- 
drangen, als  der  Heidelbeersaft. 


*)  Die  la'ndwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S.  1. 


Assimilation  und  Krnährunp.  105 

1)  Saftaufnahme  der  Blätter  von  aussen.  Es  wurden  Blätter 
sehr  verschiedener  Pflanzen  theils  oherseits,  theils  unterseits,  theils  beider- 
seits mit  Farbstoff  bestrichen  und  der  Uebergang  des  letzteren  in  das 
Gewebe  mit  Hülfe  des  Mikroskops  verfolgt.  Verfasser  fand,  dass  der 
Farbstoff  immer  und  nur  an  denjenigen  Stellen  aus  der  Oberhaut,  welche 
er  fast  immer  ganz  und  gar  tränkte,  in  die  übrigen  Gewebetheile  über- 
trat, wo  diese  chlorophyllleer  waren.  Niemals  wurden  die  Chlorophyll- 
zellen gefärbt.  Der  Farbstoff  drang  leicht  in  das  Gefässbündel  der 
Nerven  vor,  wenn  dasselbe,  wie  gewöhnlich,  durch  chlorophyllfreies  Ge- 
webe mit  der  Oberhaut  in  Verbindung  steht  und  zwar  nicht  nur  durch 
Imbibition  in  die  Zell  wand,  sondern  ebenso  durch  Diffusion  in  den  Zell- 
saft. Begierig  wird  die  Farbeflüssigkeit  von  den  Haaren  der  Oberhaut 
aufgesogen  und  man  beobachtete,  dass  die  chlorophyllfreien  Chlorophyll- 
zellen der  weissen  Streifen  bei  Tradescantia  zebrina  Hort,  den  Farbstoff 
energisch  aufsaugen,  wie  jedes  andere  chlorophyllfreie  Gewebe. 

2)  Saftaufnahme  krautiger  abgeschnittener  Pflanzen- 
theile  durch  die  Schnittfläche.  Wurden  krautige  abgeschnittene 
Pflanzentheile,  z.  B.  beblätterte  Stengel  mit  der  Schnittfläche  in  die  Farb- 
stofflösung gebracht,  so  stieg  dieselbe  in  den  Gefässbündeln,  namentlich 
im  Kambialstrang  und  Kambialzylinder  derselben  empor  und  ging  in  die 
Gefässbündel  der  Blattstiele  und  Blätter  über,  um  von  dort  überall  da, 
wo  dieselben  durch  chlorophyllfreies  Gewebe  mit  der  Oberhaut  in  Ver- 
bindung standen,  in  diese  überzugehen.  Der  Farbstoff  verfolgte  also  ge- 
nau denselben  Weg,  wie  bei  der  Imbibition  durch  die  Oberhaut,  nur  in 
umgekehrter  Richtung,  aber  ebenfalls  mit  strenger  Vermeidung  aller 
chlorophyllhaltigen  Zellen. 

3)  Aufsteigen  des  Saftes  im  Stamm  und  in  den  Zweigen 
der  Holzpflanzen.  Setzt  man  den  abgeschnittenen  Zweig  einer  Holz- 
pflanze in  die  farbige  Flüssigkeit,  so  sieht  man  leicht,  dass  derselbe 
rasch  nur  im  Kambialring  emporsteigt.  Von  dort  dringt  der  Farbstoff, 
durch  die  Markstrahlen  nach  innen ,  durch  die  Prosenchymzellen  nach 
oben  geleitet,  langsam  und  allmählich  in  das  Holz  ein,  tritt  aber  anfangs 
gar  nicht  in  das  Lumen  der  Holzzellen  über,  sondern  wird  nur  in  die 
Zellwand  imbibirt.  Trifft  der  Farbesaft  auf  hohle  Röhren,  wie  abgestorbene 
Holzzellen,  Gefässe,  Harzgänge  u.  s.  w.,  so  wird  er  in  denselben  durch 
Capillarattraktion •  rascher  gehoben,  als  in  dem  Holze,  doch  kann  diese 
Wirkung  nicht  entfernt  mit  dem  Saftsteigen  im  Kambium  verglichen 
werden.  Die  eigentliche  Saftbewegung  kommt  also  lediglich  dem  Kam- 
bialzylinder und  bei  den  Monokotyledonen  den  Kambialsträngen  zu,  wäh- 
rend das  Holz  den  Wasservorrath  seitlich  aufsaugt,  um  aus  diesem  Magazin 
gelegentlich  die  Pflanze  zu  tränken.  —  Als  bei  mehreren  Pflanzen  die 
Aufnahme  der  Farbstoffe  durch  die  W  urzel  geprüft  wurde,  erhielt  man  im 
Wesentlichen  genau  dieselben  Resultate,  wie  mit  den  abgeschnittenen 
Zweigen.     Bei   todten  Hölzern  aber  werden  die  Verhältnisse  ganz  andere. 


106 


Assimilation  und  Ernährung. 


entfaltung. 


Unter-  Untersuchungen    über  die  Ursache   der  Knospen-Entfal- 

suchungen  tung.*)   —   Unter   dieser  Ueberschrift   theilte   F.   Schulze    in  Eostock 
Ursache  der  folgende  Reihe  von  Experimenten  mit: 

Knospen-  Wenn  man  abgeschnittene  Blüthenzweige  von  Kastanien,  Robinien  oder 

Rosen,  an  denen  die  Blüthenknospen  noch  sehr  wenig  entwickelt  waren, 
mit  der  Schnittfläche  in  Wasser  setzte,  so  behielten  sie  zwar  eine  Zeit- 
lang ein  gesundes  Ansehen,  kamen  aber  zu  keiner  weiteren  Entwickelung. 
Wurde  dagegen  das  Schnittende  mittels  eines  Kautschuckschlauchs  mit 
dem  kürzeren  Schenkel  eines  knieförmig  gebogenen  und  mit  Wasser  ge- 
füllten Glasrohres  verbunden,  so  brachte  der  hydrostatische  Druck  eine 
weitere  Entwickelung  der  Blüthen-  und  Blattknospen  zuwege.  Diese  Weiter- 
entwickelung hörte  aber  stets  nach  einiger  Zeit  auf,  mochte  das  Glasrohr 
mit  destillirtem  Wasser,  oder  Brunnenwasser,  oder  einem  Wasserauszug 
von  Ackererde  gefüllt,  —  mochte  es  5  oder  80  Fuss  hoch  sein.  Nur  bei 
Weiden  glückte  es,  sie  so  lange  frisch  zu  erhalten,  bis  sich  neue  Wurzeln 
gebildet  hatten.  Als  begleitende  Erscheinung  und  wahrscheinliche  Ursache 
des  Stillstandes  in  der  Entwicklung  der  übrigen  Pflanzen  wurde  beobachtet, 
dass  sich  allmählich  aus  der  Rinde  organische  Stoffe  lössten,  die  das  Druck- 
wasser färbten  und  Fäulniss-Erscheinungen  hervorriefen.  Es  wurde  des- 
halb im  Verfolg  der  Experimente  die  Rinde  der  Zweige  neben  der  Schnitt- 
fläche soweit  weggeschabt,  dass  das  in  der  Glasröhre  befindliche  Wasser 
dieselbe  nicht  mehr  nässen  konnte,  vielmehr  in  den  nackten  Holzkörper 
allein  hineingepresst  wurde  —  und  der  Erfolg  dieser  Abänderung  war, 
dass  man  jetzt  eine  auffallend  weiter  gehende  Entwickelung  der  Blätter 
erhielt,  die  hoffen  lässt,  dass  man  durch  diese  Manipulation  holzige  Zweige 
von  den  Pflanzen,  die  einer  Bewurzelung  auf  solchem  Wege  überhaupt 
fähig  sind,  bis  zur  Bildung  von  Saugwurzeln  aus  der  Rinde  an  der  Stelle, 
bis  zu  welcher  dieselbe  abgeschabt  ist,  bringen  kann. 


Unter- 
suchungen 
über  die 
von  der 
Hopfen- 
pflanze 
verdunstete 

und 
aufgesogene 
Wasser- 
menge. 


Untersuchungen  über  die  von  der  Hopfenpflanze  ver- 
dunstete und  aufgezogene  Wassermenge  von  Fleischmann  und 
Hirzel.**)  —  Bei  ihren  Arbeiten  über  den  schwarzen  Brand  am  Hopfen***) 
fühlten  sich  die  Verfasser  zu  einer  näheren  Prüfung  der  vielverbreiteten 
Ansicht  veranlasst,  dass  die  Krankheit  durch  ein  Stocken  der  Säfte  und 
deren  Uebergang  in  einen  veränderten  abnormen  und  für  die  Ernährung 
unbrauchbaren  Zustand  veranlasst  werde.  Zu  diesem  Behufe  wurde  die 
Verdunstung  von  jungen  und  alten,  von  gesunden  und  kranken  Blättern 
einerseits  und  die  Wasseraufnahme  von  gesunden  und  befallenen  Reben 
andererseits  bestimmt,  und  zwar  in  der  Art,  dass  man  ad  1  frisch  von  der 
Pflanze  abgeschnittene  Blätter  an  der  Waage  befestigte  und  ihren  Ge- 
wichtsverlust von  lü  zu  10  Minuten  notirte,  und  dass  man  ad  2  die 
Ranken  eines  Hopfenstocks  hart  am  Boden  mit  schiefem  Schnitt  abtrennte 


*)  Botanische  Untersuchungen  von  Karsten.  Bd.  I. 
**)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.  Bd.  IX. 
***)  Vergl.  unter  „Pflanzenkrankheiten". 


143. 

178. 


Assimilation  und  Ernährung. 


107 


und  schnell  in  mit  Wasser  gefüllte  Kolben  einführte,  die  mit  Erde  über- 
deckt wurden.  Die  von  den  Banken  aufgenommenen  Wassermengen  wurden 
in  bestimmten  Zwischenräumen  ermittelt  und  ersetzt.  Als  Resultat  der 
Arbeit  stellt  sich  heraus: 

Alte  Blätter  verdunsten  mehr  als  junge  und  zwar  gaben  von  den  im 
Versuch  benutzten  Blättern  die  alten  bei  gleichen  Flächen  und  in  gleichen 
Zeiten  durchschnittlich  2,2  mal  mehr  Wasser  ab,  als  die  jungen.  --  Ferner: 
die  Verdunstungsgrösse  ist  bei  alten  Blättern  in  weit  höherem  Grade  von 
der  Luftfeuchtigkeit  abhängig,  als  bei  jungen.  —  Weiter:  bringt  man  ab- 
geschnittene Blätter,  die  schon  den  grösseren  Theil  ihres  Wassergehalts 
durch  Verdunstung  verloren  haben,  in  einen  geschlossenen  mit  Wasser- 
dunst gesättigten  Raum,  so  tritt  ein  Zeitpunkt  ein,  wo  die  weitere  Ver- 
dunstung aufhört  und  statt  dessen  sogar  eine  Wasseraufnahme  durch  die 
Blätter  erfolgt.  Dieser  Zeitpunkt  tritt  bei  alten  Blättern  früher  ein,  als 
bei  jungen.  —  Aus  Allem  ergiebt  sich,  dass  die  Verdunstung  der  alten 
Blätter  weit  mehr  abhängig  ist  von  äusseren  Einflüssen,  als  die  der  jungen, 
und  dass  in  letzteren  stets  eine  relativ  grössere  und  gleichförmigere 
Spannung  vorhanden  sein  muss,  als  in  ersteren. 

Bei  den  kranken  Blättern  war  von  einer  gestörten  oder  unterdrückten 
Verdunstung  trotz  des  Pilzüberzuges  Nichts  zu  merken,  im  Gegentheil  zeigten 
die  kranken  Blätter,  deren  Spaltöffnungen  an  der  oberen  Blattfläche  zum 
Theil  verstopft  sein  konnten,  ein  offenbar  gesteigertes  Verdunstungsvermögen, 
welches  wahrscheinlich  durch  die  von  den  Blattläusen  an  der  Epidermis  der 
untern  Blattfläche  hervorgebrachten  Verletzungen  zu  erklären  ist. 

Die  Wasseraufsaugung  war  im  hohen  Grade  abhängig  von  der  Wit- 
terung und  zeigte  ganz  bedeutende  Schwankungen.  Ein  Unterschied 
zwischen  dem  Aufsaugungsvermögen  der  kranken  und  befallenen  Reben 
war  nicht  zu  konstatiren. 

Sämmtliche  Beobachtungen  führten  zu  der  Ueberzeugung,  dass  ein 
Stocken  der  Säfte  nicht  als  Ursache  des  schwarzen  Brandes  am  Hopfen 
betrachtet  werden  kann. 

Von   dem  reichen  Zahlenmaterial   theilen  wir  folgende  Angaben  mit: 


Es 

verdunsteten 

sei 

In  24  Stunden 
aus  der  Ver- 
dunstungsgrösse 

j  Verdunstungs- 

Blatt. 

Luft-Tempe- 

Relative Feuch- 

fläche   (obere  u. 

der  ersten 

ratur  von  Grad 

tigkeit  der  Luft. 

untere  Blatt- 

10 Minuten  be- 

Reaumnr. 

seite). 

rechnet. 

Proz. 

DCentimtr. 

Grm.  Wasser. 

-a 

'  alt 
jung 

1. 

2. 

}      13,6 

73       f 

1221,5 
158,5 

48,37 
1,61 

alt 
Jung 

3'. 

4. 

}       14,0 

81   ! 

894,2 
178,0 

16,42 
2,88 

alt 

5. 

}      1-^8 

83       { 

1197,4 

30,16 

jung 

6. 

93,4 

1,44 

gesund 
krank 

7. 
8. 

12,8 

90 

720,0 
492,2 

16,07 
11,87 

gesund 
krank 

9. 

10. 

}      14,0 

78       J 

511,7 
481,7 

9,57 
7,00 

108  Assimilation  und  Ernährung. 

Eine  Pflanze,  welche  3  Banken  mit  92  alten  und  454  jungen  ge- 
sunden Blättern  hatte,  nahm  in  den  Aufsaugungsversuchen  bei  sonniger 
heiterer  Witterung  und  massigem  Wind  innerhalb  6  Stunden  937,1  Gramm 
Wasser  durch  die  Schnittflächen  der  Ranken  auf. 

ueber  die  Ueber  die  Bewegung  der  Gase  in  den  Wasserpflanzen,  von 

Bewegung  l  e  ch  ar  ti  er.*)  —  An  einer  in  einem  Flusse  stehenden  und  unter  nor- 
den Wasser-  malen  Verhältnissen  befindlichen  Nymphaea,  deren  Blätter  noch  unter- 
pflanzen, getaucht  waren,  wurde  am  23.  August  Mittags  das  oberste  Blatt  an  seiner 
Basis  abgeschnitten  und  der  sofort  aus  dem  Blattstiel  hervorbrechende 
lebhafte  Strom  von  Gasblasen  in  einem  Zylinder  aufgefangen.  Die  Gas- 
entwickelung dauerte  ohne  Unterbrechung  fort  bis  zum  Eintritt  der  vollen 
Dunkelheit,  obgleich  das  Gas  in  dem  Zylinder  zuletzt  unter  einem  Druck 
von  26  Centimeter  Wasser  über  der  Pression  der  Atmosphäre  stand.  In 
der  Nacht  blieb  der  Stand  des  Gases  unverändert  und  am  folgenden  Tage 
87«  Uhr  Morgens  begann  unter  der  Einwirkung  des  Sonnenlichtes  die 
Gasentwickelung  von  Neuem  und  in  derselben  Stärke,  wie  Tags  vorher. 
Im  Ganzen  wurden  vom  23.  Mittags  bis  24.  Abends  220  Kub.  Centimtr. 
Gas  erhalten.  Die  Zusammensetzung  des  am  24.  von  8  Uhr  45  Minuten 
bis  11  Uhr  aufgefangenen  Luftgemenges  war 

Sauerstoff  .  .   .  12,0 
Stickstoff    .  .  .  88,0 

Als  man  auch  die  noch  tiefer  stehenden  Blätter  abschnitt,  entbanden 
die  neuen  Schnittwunden  keine  Luftblasen.  Der  stärkere  Druck  des  Was- 
sers verhinderte  hier  den  Austritt  der  Luft,  und  die  Gasentwickelung  an 
der  Spitze  des  obersten  Blattstiels  wurde  durch  die  Operation  nicht  gestört. 

Ein  ähnliches  Eesultat  wurde  erhalten,  als  man  an  einer  Nymphaea, 
die  erst  ejin  schwimmendes  Blatt  hatte,  dieses  an  seiner  Basis  von  dem 
Blattstiele  trennte  und  dann  sämmtliche  untergetauchten  Blätter  mitsammt 
den  Blattstielen  hart  am  Stamme  wegnahm.  Die  Gasentwicklung  erfolgte 
lebhaft,  ,aber  nur  an  der  Spitze  des  oberen  Blattstieles,  nicht  an  den 
Wunden  am  Stamme,  und  zwar  dort  noch  unter  einem  Drucke  von  1 8  Cen- 
timeter Wasser.  Vom  21.  Mittags  bis  24.  Abends  wurden  1028  Kub. 
Centimeter  Gas  erhalten.    Das  am  23.  aufgefangene  Luftgemenge  enthielt 

Sauerstoff  .   .  .  10,0 
Stickstoff    .  .  .  90,0 

Anders  aber  gestalteten  sich  die  Verhältnisse,  als  man  mit  einer 
Nymphaea  arbeitete,  deren  Blätter  sämmtlich  auf  der  Oberfläche  des  Wassers 
schwammen.  In  diesem  Falle  stand  das  Gas  innerhalb  der  Pflanze  offen- 
bar unter  keinem  höheren  Drucke,  als  unter  dem  der  Atmosphäre,  man 
konnte  den  aus  einer  Blattstielwunde  hervortretenden  Gasstrom  sofort  da- 
durch unterbrechen,  dass  man  den  Blattstiel  nur  1   Centimeter  unter  den 


*)  Cumptes  rendus.     Bd.  65.     S.  1087. 


Assimilation  nnd  Ernährung. 


109 


Wasserspiegel  senkte;  während  man,  wenn  der  Blattstiel  in  dem  über- 
gestülpten mit  Wasser  gefüllten  Zylinder  10  Centimetr  über  den  äussern 
Wasserspiegel  hob,  einen  so  rapiden  Gasstrom  erhielt,  dassman  in  15  Mi- 
nuten 10  Zylinder  ä  60  Kub.-Centimtr.  füllen  konnte.  Das  so  erhaltene 
Gas  wurde  zu  einigen  eudiometrischen  Bestimmungen  benutzt,  die  fol- 
gende Zahlen  gaben: 

1)  Gas,  6  Uhr  30  Min.  früh  gesammelt: 

1.  Zylinder.  5.  Zylinder.  10.  Zylinder. 
Kohlensäure  ...          1,0                  3,0  2,5 

Sauerstoff    ....        7,7  8,1  8,2 

Stickstoff 91,3  88,9  89,3 

2)  Gas,  11  Uhr  30  Min.  Vorm.  gesammelt: 

1.  Zylinder.  5.  Zylinder.  10.  Zylinder. 
Kohlensäure   ...         0,5                  2,5  2,4 

Sauerstoff    ....        9,0  9,7  9,7 

Stickstoff  .....      90,5  87,8  S7,9 

3)  Gas,  2  Uhr  30  Min.  Nachm.  gesammelt: 

1.  Zylinder.  5.  Zylinder. 
Kohlensäure  .  .  .         0,5  2,0 

Sauerstoff   ....       16,8  10,7 

Stickstoff 82,7  87,3 

Aus  den  Analysen  schliesst  der  Verfasser:  das  im  Stamm  enthaltene 
Gasgemenge  ist  reicher  an  Kohlensäure,  als  das  in  den  Blattstielen  ent- 
haltene. An  ein  und  demselben  Punkte  im  Innern  der  Pflanze  vermindert 
sich  das  Verhältniss  der  Kohlensäure  und  vermehrt  sich  das  des  Sauer- 
stoffs mit  der  längeren  Einwirkung  des  Sonnenlichts,  aber  die  Differenz 
zwischen  den  Stengel  -  und  Blattstiel  -  Gasen  bleibt  konstant.  Das  Ver- 
hältniss des  Sauerstoffs  in  dem  Gasgemenge  ist  viel  geringer,  als  in  der 
atmosphärischen  Luft. 

Die  Resultate  stimmen  zum  Theil  mit  den  früher  in  einer  weit  ausführlicheren 
Arbeit  von  Knop  erhaltenen,  zum  Theil  weichen  sie  von  jenen  ab.  Lechartier 
scheint  die  Knop' sehen  Versuche  nicht  gekannt  zu  haben,  die  im  Chem.  Central- 
blatt  1851   S.  721,    1852   S.  465  und  1853  S.  646  ausführlich  zu  lesen  sind. 

Ueber  das  Saftsteigen  in  den  Bäumen  zur  Frühjahrszeit  Ueber  das 
macht  Beyer  in  Anschluss  an  eine  frühere  Arbeit  (vergl.  Jahresbericht  Saftsteigen 
1865.  S.  167.)  weitere  Mittheilungen.*)  Dieselben  bestehen  im  Wesent-  Bäunmenn2ur 
liehen  aus  folgenden  Sätzen:  Frübjahrs- 

Im   Frühjahrssaft    der    Hainbuche    kommt  kein  anderes  Kohlehydrat       zeit- 
vor,  als  Krümelzucker.    Die  Säure,  welcher  derselbe  seine  saure  Reaktion 
verdankt,   ist  Aepfelsäure.     Neben  Ammoniak   und    Eiweiss   findet   sich 
darin  noch  ein  dritter  stickstoffhaltiger  Körper,  welcher  organisch,  neutral 
und  krystallisirbar  ist,    und    welchen   der  Verfasser   seinen  Eigenschaften 


*)  Chem.  Ackersmann.    1867.    S.  19 


110 


Assimilation  und  Ernährung. 


nach  als  Asparagiii  anspricht  --  eine  Elenfentaranalyse  konnte  davon 
wegen  Mangel  an  Material  nicht  ausgeführt  werden.  —  Die  Konzentration 
des  aufsteigenden  Saftes  nimmt  mit  der  Entfernung  vom  Boden  ab.  Es 
enthielten  z.  B.  100  Theile  Birkensaft: 

am    1.  Mai.                am  3.  Mai  1S65. 
entnommen  ( a (   ( a __^ 

Trockensubst.    Asche.      Trockensubst.    Asche. 

2  Fuaa  über  dem  Boden 1,201         0,054  1,157         0,05G 

4      „        „  „       1,010        0,045  1,147        0,050 

6      „        „  „       0,960        0,035  (»,975        0,046 

Ueber  die  Mineralstoffe,  welche  den  Frühjahrsknospen  von  dem  auf- 
steigenden Safte  vorzugsweise  zugeführt  werden,  geben  die  nachfolgenden 
Analysen  Auskunft,  welche  mit  Material  von  ein  und  demselben  Baume 
ausgeführt  wurden: 

100  Theile  Asche  enthielten: 

von  Herbst-     _   ,.    ,,  _ Frühjahrs- 

Blättern.        Herbstknospen.   Fruhjahrssaft.  knospen. 

Kali 13,75  24,67  12,60  18,57 

Kalk 30,66  25,05  29,82  16,88 

Magnesia 8,10  9,40  8,17  8,82 

Eisenoxyd 1,90  0,53  2,45  0,59 

Manganoxyduloxyd      .     .     .  3,63  —  4,85  2,10 

Phosphorsäure 6,47  14,92  4,41  22,17 

Chlor 2,28  0,85  1,38  1,99 

Schwefelsäure 3,14  5,95  5,91  7,07 

Kieselsäure —  0,56  —  0,61 

1000  Theile  Trockensubstanz  enthielten: 

von  Herbst-     „'..",  ,-,  ,.,  .  ,         ,.         Frühjahrs- 

Blättern.        Herbstknospen.    I-  ruhjahrssaft.         knospen. 

Kali 6,18  8,33  8,44  9,43 

Kalk 13,79  8,56  20,07  8,57 

Magnesia 6,18  3,21  5,47  4,48 

Eisenoxyd 0,85  0,18  1,64  0,30 

Manganoxyduloxyd      ...  1,63  3,24  1,06 

Phosphorsäure  ......  2,83  5,10  3,05  11,26 

Chlor 1,02  0,29  0,92  0,99 

Schwefelsäure 1,41  2,03  4,05  3,59 

Kieselsäure —  0,19  —  0,31 

1000  Stück  Knospen  von  durchschnittlich  gleicher  Entwicklungsstufe 

enthielten:  Herbstknospen,     Fiühjahrsknospen. 

Kali 0,1714  0,3194 

Kalk 0,1741  0,2903 

Magnesia 0,0653  0,1517 

Eisenoxyd 0,0036  U,0097 

Manganoxyduloxyd      ...  —  0,0361 

Phosphorsäure 0,1038  0,3813 

Chlor 0,0593  0,0342 

Schwefelsäure 0,0407  0,1217 

Kieselsäure — 


Assimilation  und  Ernährung. 


111 


Ueber  transitorische  Stärkebildung  bei  der  Birke  be-  Uabor  trän- 
richten  Famintzin  und  Borodin.*)  --  Die  Aeste  und  besonders  die  s^^e 
dünnen  Zweige  der  Birke  lassen  im  Winter  nur  einen  geringen  Amylum-  bii<h>ng 
gehalt  erkennen ,  nur  im .  Marke  befinden  sich  beträchlichere  Mengen  bei  der 
Stärkemehl,  während  Holz  und  Kinde  fast  völlig  davon  frei  sind.  Aehn- 
liche  Verhältnisse  zeigt  der  Stamm,  dagegen  findet  man  im  Marke,  in  den 
Markstrahlen,  im  Holz-  und  Kindenparenchym  der  Wurzel  zu  dieser  Zeit 
ganz  beträchtliche  Mengen  Stärke,  so  dass  das  als  Reservestoff  fungirende 
Amylum  hauptsächlich  in  der  Wurzel  seinen  Sitz  zu  haben  scheint.  Bei 
Beginn  der  Vegetation  nun  fanden  die  Verfasser  die  männlichen  Blüthen- 
stände,  das  oberste  Internodium  der  Zweige,  und  die  jungen  Knospen  mit 
Stärke  überfüllt.  (Ob  auch  die  unteren  Internodien  und  die  älteren  Aeste 
zu  dieser  Zeit  viel  Stärke  führen,  bleibt  späteren  Untersuchungen  vorbe- 
halten). Sobald  aber  die  Streckung  der  Kätzchen  und  die  Entwicklung 
der  Knospen  zu  jungen  Trieben  beginnt,  verschwindet  das  Amylum  wieder, 
wird  gelöst  und  als  Baumaterial  verwendet.  Eine  ähnliche  transitorische 
Stärkebildung  wurde  in  dem  Pollen  beobachtet.  Verfasser  fragen  nun,  ob 
man  anzunehmen  habe,  dass  diese  örtlich  und  ziemlich  plötzlich  so  reich- 
lich auftretende  Stärke  an  dem  Orte  ihres  Auftretens  gebildet  werde,  oder 
ob  man  ihr  Erscheinen  nur  als  eine  Translokation  aus  andern  Stammge- 
genden (resp.  den  Wurzeln)  betrachten  müsse  —  und  entscheiden  sich  für 
die  erstere  Annahme.  Gründe:  die  transitorische  Stärkebildung  findet 
auch  in  vom  Stamme  getrennten  Aesten,  die  man  in  Wasser  stellt,  statt, 
und  man  konnte  die  Bildung  und  Wiederauflösung  der  Stärke  selbst  an 
Kätzchen  beobachten,  die  abgeschnitten  unter  einer  Glasglocke  in  feuchte 
Erde  oder  feuchten  Sand  eingesetzt  waren.  Die  Hauptresultate  ihrer  Ar- 
beit fassen  die  Autoren  in  folgende  Sätze  zusammen: 

1.  Bei  der  Birke  wird  im  Frühjahr,  sowohl  in  den  Kätzchen,  als  in 
den  dünneren  Zweigen  Stärke  transitorisch  gebildet  und  zwar  unmittelber 
aus  dem  Inhalte  der  sie  führenden  Zellen. 

2.  Die  erzeugte  Stärke  bleibt  nicht  lange  erhalten,  indem  sie  zum 
Aufbau  der  sich  streckenden  Kätzchen  und  Knospentriebe  verwendet  wird. 

3.  Im  Pollen  kommt  eine  ganz  ähnliche,  jedoch  später  auftretende 
Stärkebildung  zu  Stande.  Die  Stärke  wird  sogar  an  den  auf  die  Narbe 
gelangten  und  in  kurze  Pollenschläuche  ausgewachsenen  Pollenkörnern 
wahrgenommen. 

3.  Ueber  den  Stoff,  aus  dem  in  den  vorliegenden  Fällen  die  Stärke 
gebildet  wird,  können  wir  nichts  Bestimmtes  angeben.  In  der  Spindel 
der  Kätzchen  findet  man  im  Winterzustande  alle  Mark-  und  Rindenparen- 
chymzellen  mit  einem  ölartigen  Stoffe  angefüllt;  ob  aber  dieser  Stoff  in 
irgend  einem  Zusammenhange  mit  der  später  daselbst  auftretenden  Amy- 
lumbildung  steht,  lassen  wir  unentschieden,  wenigstens  wird  in  dem 
Masse,  als  Stärke  sich  bildet,  seine  Quantität  immer  geringer  und  später 

*)  Botanische  Zeitung.     1S67.     S.  385- 


112  Assimilation  und  Ernährung. 

verschwindet  er  gänzlich.  Diese  transitorische  Stärkebildung  scheint  dem- 
nach der  von  Sachs  beim  Keimen  ölhaltiger  Samen  in  den  Kotyledonen 
oder  dem  Endosperm  beobachteten  am  nächsten  zu  stehen. 

5.  Diese    transitorische  Stärkebildung   wurde   ausser    bei   der   Birke 
noch  in  den  männlichen  Kätzchen  von  Populus  nigra  beobachtet.  — 

Ent.  Th.  Hart  ig*)   hatte  behufs   näherer  Bestimmung   der   Laub- 

laubungs-   masse,    die    ein    Baum    zur   Erzeugung    eines    normalen   Zu- 
v*"udce^e    wachses   nothwendig   bedarf,    im  Frühjahre  1860  eine  Anzahl  20' 
Weymuth-  hoher  Weyinuth-Kiefem  bis  auf  den  terminalen  Knospenquirl  aller  tieferen 
Kiefer.     Knospen  und  aller.  Seitenäste,    somit  auch  aller  Nadeln  beraubt  und  be- 
richtet nun  a.  u.  a.  0.  über  den  Zustand  dieser  Bäume  im  Jahre  1867. 

Im  ersten  Sommer  nach  der  Entlaubung  hatte,  übereinstimmend  mit 
früheren  Versuchen,  eine  wesentliche  Verminderung  der  Triebbildung  aus 
den  terminalen  Knospen  und  der  Holzringbreite  in  allen  Schafttheilen 
nicht  stattgefunden;  die  im  vorhergehendem  Jahre  bereiteten  und  im 
Stamme  abgelagerten  Reservestoffe  hatten  ausgereicht,  dem  vollen  Jahres- 
zuwachs am  Schafte  herzustellen;  die  geringe,  aus  einem  Blattquirl  ent- 
wickelte Laubmenge  hatte  genügt  zur  Unterhaltung  der  zur  Lösung  der 
Reservestoffe  und  zur  normalen  Ausbildung  des  Zuwachses  nöthigen  Saftbewe- 
gung. (Einige  Stämme,  denen  auch  der  terminale  Knospentrieb  genommen, 
verhielten  sich  während  des  ganzen  Sommers  saftvoll  und  in  allen  Rin- 
detheilen  turgescirend ,  es  hatte  an  ihnen  aber  weder  eine  Lösung  des 
Reservemehls  noch  irgend  eine  Neubildung  stattgefunden.)  Dagegen  konnte 
die  abnorm  verminderte  Blattmenge  eine  für  den  normalen  Zuwachs  aus- 
reichende Menge  von  Reservestoffen  für  den  zweiten  Sommer  nach  der 
Entnadelung  nicht  bereiten,  in  Folge  dessen  die  Triebe  und  Blätter  dieses 
zweiten  Sommers  sehr  kurz  und  schmächtig  blieben  und  eine  Holzring- 
bildung am  Schafte  vom  Gipfel  abwärts  kappenförmig  nur  bis  zum  vier- 
jährigen Triebe  stattgefunden  hatte.  In  jedem  folgenden  Jahre  hat  sich 
der  ihm  angehörende  Holzring  als  kappenförmiger  Ueberzug  des  vorher 
gebildeten  Holzringes  tiefer  nach  unten  entwickelt.  Im  5.  Jahre  nach 
der  Entlaubung  war  er  bis  auf  5  Fuss  über  dem  Boden  ausgebildet  und 
im  7.,  also  im  Jahre  1867,  war  er  bis  in  den  Wurzelstock  hinabgestiegen. 
Die  Triebe  und  Blätter  der  letzten  Jahre  hatten  nahezu  ihre  normale 
Grösse  wieder  erlangt  und  bildeten  eine  dichtbelaubte  Krone  von  pptr. 
3  Fuss  Höhe  und  2  Fuss  Durchmesser.  Die  im  Jahre  1867  vorgenommene 
Zählung  und  Messung  der  seit  der  Entnadelung  gebildeten  Holzringe  an 
einem  der  gedachten  Stämme  ergab: 
An  dem  damals  terminirten  Jahrestriebe    7  Holzringe,  zusammen  14  Millimtr.  breit. 

In  der  Mitte  der  Schaftlänge 5         »  n  6  n  n 

Dicht  über  dem  Boden 3         „  „  1  »  » 

Wurzel  1  Zoll  dick 1         „  „  '/*         »  „ 

Wurzel  V*  Zoll  dick 0         „  „  0  „  „ 

*)  Botanische  Untersuchungen,  von  Karsten.     Bd.  1.     S.  334. 


Assimilation  und  Ernährung.  llo 

Verfasser  wünscht,  dass  viel  derartige  Versuche  an  Bäumen  verschiedener  Art  und 
verschiedenen  Alters  angestellt  weiden  und  wird  die  für  die  praktische  Forstwirt- 
schaft in  Bezug  auf  die  Frage  des  lichteren  oder  gedrängten  Pflanzenstandes  höchst 
interessanten  Beobachtungen  so  lange  fortsetzen,  bis  die  entlaubten  Versuchsbäume 
dieselbe  jährliche  Zuwachsmasse  wieder  zeigen,  wie  die  nicht  entlaubten. 

Ueber   die    Möglichkeit,    zweijährige    krautige  Pflanzen   Ueber  die 
in  wässrigen  Lösungen  zu  erzielen  berichtet  Nobbe.*)  —  Es  ge-  zJf jährige' 
lang   dem  um  die  Wasserkultur  hochverdienten  Verfasser  im  Jahre  1865,     krautige 
einige  Kohlrübenpflanzen    in  wässrigen  Lösungen  aus  dem  Samen  zu  zie-  pflanzen  m 
hen  und  zu  einiger  Entwicklung  zu   bringen.     Eine  solche  Pflanze,  deren   Lösungen 
Pfahlwurzelkörper  5  Centim.  Länge  und  3  Centim.  Durchmesser  besass,  wurde  zu  erzielen. 
im  September  an  einen  massig  temperirten,  doch  frostfreien ,  halbdunkeln 
Ort  gestellt   und  den  Winter  über,    mit  den  Wurzelfasern    in  die  Lösung 
hinabreichend,  der  Ruhe  überlassen.    Im  Februar  186G  wurde  sie  in  einen 
wärmeren    und    helleren  Raum  gebracht,    anfangs   in  frisches   destillirtes 
Wasser  gesetzt,    später   mit   einer  ?,  Prom.  Lösung   versehen.     Die  Rübe 
entfaltete  eine  lebhafte  Triebkraft;    nach   erfolgter  Neubildung   von  Wur- 
zeln wurden  zahlreiche  Blätter   hervorgetrieben    und    bald   hob    sich    ein 
Schoss  heraus,    an   welchem  schon  am  18.  April  Blüthenknospen   hervor- 
traten.    Am  27.  April  waren  an  der  Hauptaxe  drei  grosse  gelbe  Blüthen 
von  normalem  Bau  aufgebrochen  und  an  den  Seitensprossen  mehrere  der- 
gleichen in  Bildung  begriffen.    Am  8.  Mai  begann  die  Pflanze  zu  kränkeln, 
erholte  sich  später  auf  kurze  Zeit  einmal  wieder,  ging  aber  im  Juni  all- 
mählich ihrer  Auflösung    entgegen    und    wurde  am  11.  d.  Muts,    geerntet. 
Sie  war  40  Cm.  hoch,    besass    6   Seitentriebe    (der   längste  35  Cm. )    und 
einige    kleine  6  —  8  Mm.  lange  Schoten   mit   rudimentären    Samen.     Der 
Wurzelkörper  war  von  einem  weissen  Pilzmycelium  vollständig  überzogen 
und  theilweise  durchdrungen  und  in  Fäulniss  übergegangen. 

Der  gleiche  Versuch  war  auch  mit  Runkelrüben  in  Gang  gesetzt 
worden.  Drei  Pflänzchen  der  runden  weisshäutigen  Runkel  die  im  Jahre 
1865  in  wässriger  Lösung  einen  Rübenkörper  von  8— 9— 9  Cm.  Länge  und 
2 —3  — 3,8  Cm.  Durchmesser  gebildet  hatten,  wurden  wie  die  Kohlrüben 
überwintert  und  im  Februar  in  frische  Lösung  gebracht.  Bis  Mitte  April 
herrschte  bei  denselben  noch  ein  Zustand  der  Vegetationsruhe,  dann  be- 
gann eine  erhebliche  Neubildung  von  Blättern  und  Wurzeln.  Die  Blätter 
aber  erreichten  keine  bemerkenswerthen  Dimensionen,  sondern  immer  neue 
Blattbüschel  brachen  hervor  und  dieser  Zustand  erhielt  sich,  ohne  dass 
eine  Stamm-  und  Blüthenbildung  eintrat,  bis  Oktober.  Da  zu  dieser  Zeit 
die  Angriffe  der  Blattläuse  und  Milben  überdies  immer  mehr  'überhand 
nahmen,  wurde  zur  Ernte  geschritten.  Die  Zahl  der  gebildeten  Blatt- 
sprossen betrug  20—30  pr.  Pflanze. 


*)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S.  228. 
Jahresbericht  IX.  g 


114  Assimilation  und  Ernährung. 

Obgleich  die  Versuche  nicht  vollständig  gelangen,  so  sieht  Verfasser  doch  in 
denselben  einen  für  fernere  Arbeiten  ermunternden  Beweis,  dass  es  möglich  ist, 
auch  zweijährige  krautige  Pflanzen  mittels  Ueberwinterung  zum  normalen  Abschluss 
ihrer  Vegetation  zu  bringen  — ,  und  wir  fügen  hinzu,  dass  in  dem  Laboratorium 
des  Verfassers  im  September  I8ß7  in  wässriger  Lösung  gezogene  Runkelrüben  zu 
sehen  waren,  welche  die  Mittheilung  noch  besser  gelungener  Resultate  in  kurzer 
Zeit  erhoffen  lassen 

Ursache  Die    A u s wi tt e r u ng    von    Salzen    aus    lebenden    Pflanzen 

der  aus-  fniciet  nach  Nobbe*)  bei  Landpfianzen  selten,  bei  in  wässrigen  Lösungen 
von  sllzfu  stehenden  Individuen  öfter  statt  und  tritt  immer  dann  auf,  wenn  die 
an  lebenden  Summe  der  aus  der  Lösung  aufgenommenen  Mineralsalze  erheblich  die 
pflanzen.  De^  ^  Produktion  verbrauchte  Quantität  überschreitet.  Als  nächste  Ur- 
sache für  die  Salzauswitterung  ist  demnach  eine  zu  hohe  Konzentration 
der  Lösungen  anzusehen.  Salzauswitteruugen  aus  lebenden  Pflanzen  kom- 
men aber  auch  bei  massigen  Konzentrationen  und  günstiger  Zusammen- 
setzung der  Lösungen  vor  und  zwar  dann,  wenn  die  Assimilation  durch 
ungünstige  äussere  Einflüsse,  z.  B.  Lichtmangel  oder  durch  Altern  der  be- 
treffenden Organe  unterdrückt  wird,  während  die  Wasserverdunstung  fort- 
dauert. So  traten  dieselben  an  Eübenpflanzen  auf,  welche,  nachdem  sie 
in  einer  1  prom.  Lösung  schon  eine  ziemliche  Ausbildung  erreicht  hatten, 
bei  einer  Zimmertemperatur  von  25°  C.  8 — 10  Tage  lang  in  einen  schwach 
beleuchteten  Winkel  gestellt  wurden,  wo  in  Folge  Lichtmangels  die  Assi- 
milation und  die  Chlorophyllbildung  still  stand  (die  Wassermenge  der  Lö- 
sung hatte  währenddem  nur  unwesentlich  abgenommen).  So  wurden  sie 
öfter  bei  Eüben  und  andern  Pflanzen,  die  in  1  prom.  Lösung  standen,  an 
solchen  älteren  Blättern  bemerkt,  welche  auf  natürlichem  Wege  absterbend 
mehr  oder  minder  gewelkt  waren  und  zu  assimiliren  aufgehört  hatten.  — 
Die  im  erstgenannten  Falle  austretenden  Auswitterungen  bestanden  vor- 
wiegend aus  Chlorverbindungen,  in  geringerem  Grade  aus  schwefelsauren 
und  andern  Salzen  und  entsprachen  darin  der  relativen  Zusammensetzung 
der  Nährstofflösung.  Die  Exkrustationen  waren  auf  beiden  Seiten  der 
Blätter  annähernd  gleich  vertheilt  und  zwar  unabhängig  von  den  Spalt- 
öffnungen, welche  nur  ausnahmsweise  als  Ausgangspunkte  für  Salznadeln 
zu  erkennen  waren  und  dies  nicht  einmal  sicher.  Die  Auswitterung  war 
auf  den  jüngeren  Blättern  sehr  gering  und  nahm  zu  mit  dem  Alter  der 
Blattorgane. 

Inkrustation         Inkrustation    der  Wurzeln  durch    kohlensauren  Kalk,  von 

der  wurzein  Hall  ier.**)  —  An  deu  Wurzeln    von  Topfgewächsen  ist  oft  ein  weisser 

,  "":C1      Ueberzug  zu  beobachten,  der  von  den  Gärtnern  allgemein  als  eine  Schimmel- 
kohlen- °  D 

samen Kaik.  bildung  angesehen  wird.     Verfasser  bemerkte  denselben  an  einer  grossen 


*)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S.  477. 
**)  Botanische  Zeitung.     1867.     S.  80. 


Assimilation  und  Ernährung. 


115 


Myrte,    untersuchte    ihn  und  fand    ihn    nur   aus   kohlensaurem  Kalke  be- 
stehend. 

Verfasser  ist  geneigt,  die  Ablagerung  hauptsächlich  als  einen  durch  Ver- 
dunstung der  Bodenfeuchtigkeit  bewirkten  Niederschlag  anzusehen ;  nach  unserer 
Ansicht  dürfte  die  Ableitung  der  Erscheinung  aus  dem  Vermögen  der  Pflanzen- 
wurzel, Salpetersäure  und  andere  Kalksalze  unter  Abscheidung  von  kohlensaurem 
Kalke  zu  zersetzen  den  Vorzug  verdienen. 

Welchen  Einfluss  gegebene  Pfanzennahrungsstoffe  auch    Wirkung 
nach  dem  Verblühen  der  Bohnenpflanzen  auf  deren  Entwick-  einer"ach 

r  vollendeter 

hing  noch  üben,  ermittelte  Zöller*)  durch  folgende  Kulturversuche:        Bmthe 

Es  wurden  je  4  Töpfe  von  etwas  über  3  V«  Liter  Inhalt  mit  gewöhn-  gegebenen 
lieber  Gartenerde,  Schleissheimer  Torfpulver,  Sägespänen  von  Nadelholz  ^f"^^"^ 
und  gröblich  gepulverter  Kohlenlösche  angefüllt  und  am  1 .  Mai  mit  Zwerg- 
bohnen bepflanzt.  Alle  äusseren  Vegetationsbedingungen  wurden  soviel  als 
möglich  gleich  gemacht.  Zwischen  dem  14.  und  17.  Juni  fingen  die  Boh- 
nen in  sämmtlichen  Töpfen  zu  blühen  an  und  am  23.  Juni  war  die  Haupt- 
blüthezeit  vorüber.  Am  23.  und  24.  Juni  erhielt  die  Hälfte  der  Töpfe 
je  2  Liter  einer  Lösung  von  folgendem  Salzgehalt. 

Phosphorsaures  Ammoniak    .  .    0,3  p.  M. 

Phosphorsaures  Kali 0,3  p.  M. 

Salpetersaurer  Kalk 0,2  p.  M. 

Schwefelsaurer  Kalk 0,1  p.  M. 

Chlornatrium 0,1  p.  M. 

Der  Einfluss  der  gegebenen  Nährstoff  lösung  war  schon  noch  wenigen 
Tagen  sichtbar,  die  Pflanzen  in  den  begossenen.  Töpfen  wurden  dunkler 
grün  und  obwohl  sie  schliesslich  nicht  höher  wurden,  als  die  nicht  ge- 
düngten, produzirten  sie  doch  erheblich  mehr  Pflanzenmasse.  Am  29.  Sep- 
tember erfolgte  die  Abnahme  der  letzten  reifen  Bohnenschoten;  als  Er- 
trag wurde  gewonnen  durchschnittlich  pro  Topf  in  Grammen  lufttrockener 
Substanz : 

Stengel.     Blätter.     Samen.     Schoten.     Tu  Summma. 
(Gartenerde  mit  Nährstoff  lösung  .  .  .  10,05       8,54        25,33        8,15  52,07 

ohne  „  ...     8.91       7,80       20,00       8,18  44,89 


l  Unterschied  + 1,14  0,74  5,33  —  7,18 

{Sägespäne  mit  Nährstoff  lösung      .  .  2,64  2,20  5,9  2,20  12,94 

desgl.        ohne            „                .  .  1,50  0,84  1,7  0,84  4 AS 

Unterschied  -f 1,14  1,36  4,2  1,36  8,06 

|  Kohlenlösche  mit  Nährstofflösung    .  4,04  3,95  9,09  4,22  21,30 

\         desgl.         ohne            „                .  3,20  2,09  4,24  2,12  11,65 


l  Unterschied  -f 0,84       1,86         4,85       2,10  9,65 

j  Torf  mit  Näh rstoff lösung 6,05       5,00        14,86        4,4  30,31 

J  Torf  ohne  „  4,74       1,47         3,13        2,6  11,94 


Unterschied  4- •  .     1,31       3,53       11,73        1,8  18,37 


*)  Journal  f.  Landwirtschaft.     1867.     S.  195. 


116  Assimilation  und  Ernährung. 

ueber  die  Br  etsc Im e i der  * )    behauptet   auf   Grund   mehrjähriger   Versuche 

Unentbebr-  und  der  Annahme  der  meisten  andern  Agrikulturchemiker  entgegen,  dass 

lichkeitder  eg  jq  wässrigen  Lösungen    oder    in   mit   wässrigen  Lösungen  getränktem 

haitigen     Quarzsand  niemals  möglich  sei,  ohne  Zusatz   von  wasserhaltigen  Silikaten 

Silikate     Landpflanzen    auch    nur  annähernd    normal  zu   erziehen.     Es  gelang  ihm 

Nährstoff-   nicüt>  Dei  genauster  Einhaltung   des  von  Nobbe    publizirten  Verfahrens, 

mischung    in  wässrigen  Lösungen  auch  nur  ein  Gerstenkorn  wieder  zu  erzeugen,  und 

def       als  er  die  Versuche  von  E.  Wolff**)    genau  nach  dessen  eignen  Anga- 

schattiichen  Den  wiederholte,  erntete  er  in  drei  Versuchen  mit  Hafer  nicht  einen  einzi- 

Kuitur-     gen  Samen,    es    erschien    überhaupt  nur  in  einem  Vegetationsgefäss  eine 

pflanzen,     verkümmerte  Eispe  und  die  Produktion   an  Trockensubstanz  betrug  nach 

77  Vegetationstagen  resp.  das  46-,  28- und  41  fache  des  Samens.    Bei  drei 

Gerstenversuchen  wurden  0,  30  und  12  Samen  geerntet;  die  Vermehrung 

der  Trockensubstanz  war  96-,  94-  und  46  fach.  Lein,  Buchweizen,  Erbsen 

und  Strauchbohnen   entwickelten    sich    in   der  Wolff 'sehen    Lösung   gar 

nicht.     Im  Jahre  1866  waren  4  parallele  Beihen  von  Versuchen  angestellt 

und  zwar: 

1)  in  rein  wässrigen  Lösungen; 

2)  in  wässrigen  Lösungen,  die  in  völlig  reinen  und  unfruchtbaren  Quarz- 
sand dergestalt  vertheilt  waren,  dass  der  Quarz  seiner  kapillaren 
Sättigungs-Kapacität  entsprechend  mit  Flüssigkeit  getränkt  war; 

3)  wie  1.  aber  mit  Zusatz  von  wasserhaltigen  Silikaten; 

4)  wie  2.  mit  Zusatz  von  wasserhaltigen  Silikaten. 

In  Beihe  1.  gelang  es  wiederum  in  keinem  Falle,  eine  normale  Pflanze 
zu  erzeugen. 

Beihe  2.  führte  zu  weit  besseren  Resultaten ,  namentlich  die  Cerealien 
erlangten  eine  äussere  Ausgestaltung,  welche  derjenigen  völlig  normaler 
Pflanzen  sehr  nahe,  ihr  bisweilen  auch  durchaus  gleich  kam.  Die  Aehren 
der  Gerste  aber  enthielten  nicht  einen  einzigen  Samen,  der  Hafer  gelangte 
nur  in  einem  von  6  Vegetationsgefässen  zur  Fruktifikation  und  die  Aehren 
des  Wintergetreides  enthielten  zwar  in  jedem  einzelnen  Falle,  aber  nur 
in  den  untersten  Aehrchen  Früchte,  während  die  mittleren  und  oberen 
taub  blieben.  Der  Buchweizen  bildete  zwar  Stamm,  Blätter  und  Blüthen, 
aber  keine  Frucht.  Der  Lein  gelangte  nicht  einmal  zur  Blüthenbildung 
und  den  männlichen  Blüthen  des  Maises  fehlte  regelmässig  der  Pollen. 
Verfasser  schliesst  daraus,  dass  bei  Abwesenheit  der  wasserhaltigen  Silikate 
eine  normale  Ausbildung  der  wesentlichen  Blüthenorgane  nicht  stattfindet. 

Nur  Reihe  3  lieferte,  und  zwar  ohne  Ausnahme  in  jedem  einzelnen 
Falle,  vollkommen  normale  Pflanzen  in  landwirtschaftlichem  Sinne  und 
zwar  von  aussergewöhnlicher  Vollkommenheit. 


*)  Der  Landwirth.     1867.     S.  77. 
**)  Jahresbericht  1866.     S.    180- 


Assimilation  und  Ernährung.  I  17 

In  der  Regel  waren  zu  den  Versuchen  Gefasse  von  2§  Quart  Inhalt 
benutzt.  Verwendete  man  solche  von  1\  Quart  Kaum,  so  erntete  man  nicht 
dreimal,  sondern  nur  pptr.  £mal  mehr  an  Trockensubstanz. 

Die  3.  und  4.  Versuchsreihe  hatte  Verfasser  noch  dadurch  vervoll- 
ständigt, dass  er  einigen  Kulturgefässen  noch  Humussubstanzen  (wie  man 
sie  durch  Behandeln  einer  Zuckerlösung  mit  Salzsäure  erhält)  zusetzte. 
Der  Erfolg  war,  dass  von  Gerste  in  Reihe  3  bei  Zusatz  von  1  Proz.  der 
Nährstoffmischung  an  Humussubstiinz  0  Körner,  bei  Zusatz  von  2  Proz.  1 1, 
und  bei  Zusatz  von  3  Proz.  41  normale  und  schwere  Körner  geerntet  wur- 
den. Der  Zusatz  von  Humus  übte  also  eine  ähnliche  Wirkung  aus  wie 
die  Beigabe  von  wasserhaltigen  Silikaten.  In  Reihe  4  hatte  die  Beigabe 
von  Humus  keinen  Einfluss. 

Erst  die  versprochene  baldige  Veröffentlichung  dar  Versuchsdetails  wird  es  dein 
Leser  ermöglichen,  sich  ein  Urtheil  in  der  Streitfrage  zu  bilden. 

Hellriegel    beschäftigt  sich  seit  einer  Reihe   von  Jahren  mit  Ve-  ueber  das 
getatonsversuchen,  welche  die  Ermittelung  des  Nährstoffbedürf-      Kali"_ 
nisses   der  Cerealien  zum  Gegenstand  haben.     Im  Wochenblatt  1867  der  Gerste. 
S.  299  ff.*)  geben  die  Annalen  der  Landwirthschaft  im  Auszuge  aus  einem 
Berichte  an  den  Herrn  Minister  für  die  landwirtschaftlichen  Angelegen- 
heiten die  Resultate,  welche  einige  Versuche  über  das  Kalibedürfniss  der 
Gerste  im  Jahre  1866  ergaben. 

Es  wurden  10  Glasgefässe  mit  je  4  Kilogr.  eines  von  Kaliverbindun- 
gen nahezu  freien  Quarzsandes  gefüllt  und  diesen  neben  einer  gewissen 
Quantität  Eisenoxyd  und  Kieselsäure  zugesetzt  in  Milligr. :  Kalkerde 
je  560,  Salpetersäure  1296  (CaO  N05),  Magnesia  40,  Schwefelsäure  80 
(MgO  SOs),  Natron  62,  Chlor  71  (Na  Cl),  Phosphorsäure  284  (in  Form  von 
KOPOs  2  HO  und  NaOP05  2  HO)  und  folgende  Mengen  Kali:  (als 
K0P052H0  in  Vers.  1,  5,  6,  7,  8  und  9,  alsK0P06  2  HO  und  KON05 
in  Vers.  2  und  3,  als  KOPOä  2  HO  und  KCl  in  Vers.  4). 

Gegebenes  Kali 


Versuchs- 

.. 

Nummer. 

pro  Kulturgefäss. 
Milligr. 

pro  1  Million 
Theile  Boden. 

4 

1128 

282 

3 

940 

235 

2 

564 

141 

1 

376 

94 

5 

282 

71 

6 

188 

47 

7 

94 

24 

8 

47 

12 

9 

23 

6 

10 

0 

0 

*)  cfr.  Landwirthschaftl.  Centralblatt  f.  Deutschland.    1867.  IL    8.  157  u.  406. 


118 


Assimilation  und  Ernährung. 


Pro  Kulturgefäss   wurden  8  Gerstenpflanzen    gezogen   und  davon  bei 


100°  getrocknete  Erntemasse 

gewonnen : 

Versuchs-     Stroh  u.  Spreu. 

Körner. 

Summa. 

No. 

Milligr. 

Milligr. 

Milligr. 

4 

8916 

8962 

17878 

3 

9003 

6162*) 

15165*) 

2 

8764 

8529 

17293 

1 

8693 

9083 

17776 

5 

9327 

10097 

19424 

6 

8195 

9578 

17773 

7 

6859 

7851 

14710 

8 

5740 

4695 

10435 

9 

3869 

2933 

6802 

10 

798 

— 

798 

In 

der  Ernte 

wurden  durch  die  Analyse  wiedergefunden  Kali: 

Versuchs- 

in  d.  Wurzel 

In.     Stroh  u.  1 

Spreu.     K 

örner.      in  S 

umma. 

No. 

Milligr. 

Miliig 

:r.               Milligr.            Milligr. 

4 

77 

571 

60 

708 

3 

34 

459 

36 

529 

2 

nicht  bestimmt            353 

nicht  bestimmt 

— 

1 

24 

231 

45 

300 

5 

20 

165 

? 

1 

6 

5 

80 

36 

121 

7 

5 

29 

28 

62 

8 

2 

21 

8 

31 

9 

1 

17,5 

5 

23,5 

10 

0,6 

1,9 

— 

2,5 

und  zwar  wurde  gefunden: 

und  somit  enthielten  in  Prozenten  ausgedrückt  KO. 

A 

3- 

sehe. 

, 

Versuchi 

a)  in  100  Theilen  Ascln 

3.     h)  in  300  1 

fh.  Trockensubst 

Nummer.      c.    .        . 
Stroh  und 

Spreu. 

Körner. 

Stroh  und 
Spreu. 

Körner. 

Stroh  und          _„ 
Spreu.              Korner. 

4 

14,689 

2,408 

43,76 

27,77 

6,428 

0,669 

3 

12,759 

2,849 

40,63 

20,53 

5,184 

0,585 

2 

11,009 

2,449 

36,95 

nicht  hesti 

mmt       4,06S 

nicht  bestimmt 

1 

9,730 

2,310 

31,95 

23,69 

2,680 

0,497 

5 

7,925 

J,S37 

22,60 

•f 

1,791 

? 

6 

7,682 

2,337 

12,89 

16,06 

0,990 

0,375 

7 

8,919 

2,472 

4,77 

14,33 

0,425 

0,354 

8 

9,472 

2,558 

3,91 

7,07 

0,371 

0,181 

9 

12,361 

2,822 

3,71 

6,19 

0,459 

0,175 

10 

nicht  bestimmmt. 

*)  Der  grössere  Theil  des  Kalis  war  hier  als  salpetersaures  Salz  gegeben  und 
die  Ertragsverminderung  ist  jedenfalls  durch  eine  .schädliche  Einwirkung  des  durch 
die  Wurzeln   abgeschiedenen   kohlensauren  Alkalis  zu  erklären. 


Assimilation  und  Ernährung. 


119 


Verfasser  schliesst  aus  diesen  Zahlen: 

Zur  Produktion  der  unter  den  angegebenen  Versuchsverhältnissen 
möglichen  Maximalernten  reichte  sicher  die  im  Versuch  No.  6  gegebene 
Kalimenge,  d.  h.  47  pro  1  Million  Boden  aus  und  genügte  vielleicht 
schon  eine  Kaliquantität,  die  wenig  höher  lag,  als  die  in  No.  7.  vor- 
abreichte von  24  pro  1  Million  Boden.  Wurden  grössere  Mengen  von 
Kali  dem  Boden  einverleibt,  so  wurden  diese  ungefähr  in  demselben  Ver- 
hältnisse von  den  Pflanzen  absorbirt,  wie  die  kleinern,  bewirkten  aber 
keine  Mehrproduktion.  Der  Kaliüberschuss  wurde  vorzugsweise  im  Stroh 
abgelagert.  Um  eine  Maximalernte  liefern  zu  können,  muss  die  Gerste 
allerwenigstens  für  jede  10UO  Theile  Stroh-Trockensubstanz  5  und  für  jede 
1000  Theile  Körner-Trockensubstanz  3,8  Theile  Kali  aufnehmen  können. 

Ueber  die  Aufnahme  einiger  Chloride  durch  das  Pflan- 
zenge webe,  von  Biedermann*)  —  Die  Arbeit  ist  im  Anschluss  an  die 
Untersuchungen  über  die  Aufnahme  der  Mineralsalze  durch  das  Pflanzen- 
gewebe vonKnop,  Lehmann,  Sachsse,  Schreber  und  Wolf  unter- 
nommen (vergl.  d.  landw.  Vers.  Stat.  VI.  S.  81  und  Jahresbericht  1864 
S.  168)  und  nach  der  a.  a.  0.  beschriebenen  Methode  mit  Erbsensamen 
ausgeführt.  Benutzt  wurden  5,  2  7«  und  1  prom.  Lösungen  von  Chlorkalium, 
Chlormagnesium,  Chlorcalcium,  Chlornatrium  und  einem  Gemische  der  4  Salze. 
Als  Resultat  ergab  sich: 

1.  Das  de  Saussure 'sehe  Gesetz,  demzufolge  die  Pflanze  aus  Salz- 
lösungen stets  verdünntere  Lösungen  aufnehmen,  gilt  bei  den  benutzten 
Chloriden  und  den  dabei  angewandten  Konzentrationen  durchweg  in  Bezug 
auf  das  Chlor: 


Bei 

und  einer 
Konzen- 

waren in 
lOOKub.-Centim. 

und  wurden  in' 

lOOKub.-Centim. 

der  nicht  auf- 

Anwendung 
von 

tration 
von 

gegeben   worden 
Chlor 

gesogenen  Flüs- 
sigkeit wieder- 
gefunden Chlor 

pro  Mille 

Milligr. 

Milligr. 

CaCl        | 

5 

27» 
1 

0,3198 
0,1599 
0,0640 

0,4798 
0,2427 
0,0976 

MgCl       | 

5 

27* 

1 

0,3737 
0,1868 
0,0747 

0,4916 
0,2949 
0,1272 

KCl        | 

5 
2V* 

1 

0,2376 

0,118S 
0,0475 

0,3345 

0,1 8S5 
0,0864 

Na  Cl       j 

5 

2'/2 

l 

0,3034 

0,1517 
0,0607 

0,3988 
0,2231 
0,0933 

Gemisch  aus 
CaCl,  MgCl,  j 
KCl  u.  NaCl  [ 

5 

27a 

1 

0,3086 
0,1543 
0,0617 

0,4229 
0,2306 
0,1093 

Ueber  die 
Aufnahme 
einiger 
Chloride 
durch  das 
Pflanzen- 
gewebe. 


*)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S.  312. 


120 


Assimilation  und  Ernährung. 


2.  Das  de  Saussure'sche  Gesetz  scheint  in  Bezug  auf  die  Basen 
nur  für  die  Magnesia  Geltung  zu  haben,  während  sich  Kalk,  Kali  und  Na- 
tron umgekehrt  verhalten: 


Bei 

Anwendung 

und  einer 
Konzen- 
tration von 

wurden  in  100  CC. 
gegeben 

und  in  100  OC.  der  nicht 
aufgesogenen  Flüssig- 
keit wiedergefunden 

von 

pro  Mille. 

Milligr. 

Milligr. 

CaCl 

{ 

5 
2V« 

1 

CaO 

.  0,2523 
|  0,1261 
1  0,0505 

,  0,2092 

CaO        0,1039 

1  0,0154 

MgCl 

1 
l 

5 
27« 

1 

MgO 

,  0,2105 
\  0,1053 
1  0,0421 

t  0,2836 

MgO      \  0,1185 

1  0,0825 

KCl 

{ 

5 

SV« 

1 

KO 

f  0,3159 

0,1579 

1  0,0632 

K0       , 0,2446 

( und   Na  0  1  n  ,  r  7f) 

als  KO      i  U,10<U 

berechnet)  l  0,0422 

NaCl 

( 

5 

27« 
1 

NaO 

,  0,2650 

0,1325 

1  0,0530 

NaO       ,0,1601 

(und    KO     J  0,0754 
als    MaO     {  A  a-jaq 
berechnet)     O,U0U» 

In  dem  Gemisch  der  4  Salze  verhielten  sich  die  einzelnen  Basen  ähn- 
lich, wie  wenn  sie  als  einfaches  Salz  angewandt  wurden. 

3.  Die  Aufnahme  der  Stoffe  erfolgte  nur  zum  Theil  der  Konzentration 
der  gegebenen  Lösung  entsprechend,  so  z.  B.  die  des  Chlors  bei  Verwen- 
dung von  Chlorcalcium  und  die  des  Kalks,  sowie  des  Kalis  bei  Benutzung 
der  Konzentration  von  5  und  27aProm.;  in  den  übrigen  Fällen  zeigte  sich 
eine  strenge  Proportionalität  zwischen  den  Konzentrationen  der  Lösungen 
einerseits  und  den  aufgesogenen  Stoffmengen  andrerseits  nicht,  oder  we- 
nigstens nicht  scharf. 

4.  Die  Ausscheidung  von  Stoffen  aus  der  Pflanze  in  die  Lösung  rück- 
wärts erfolgt  nicht  nach  endosmotischen  Aequivalenten  der  gegebenen 
Salze,  denn  diese  Ausscheidungen  haben  immer  nur  in  sehr  geringen 
Mengen  statt  und  zeigen  sich  in  den  meisten  Fällen  als  von  der  Konzen- 
tration der  Lösungen  und  von  der  Natur  derselben  ganz  unabhängig. 

5.  Bei  dem  Eintritt  der  Salze  in  die  Samen  scheint  in  den  meisten 
Fällen  eine  Trennung  des  Chlors  vnn  den  Basen  stattzufinden;  denn  die 
in  den  rückständigen  Lösungen  gefundene  Chlormenge  war  in  der  Regel 
weit  grösser,  als  die  Quantität  Chlor,  die  sich  für  die  rückständig  geblie- 
benen Basen  berechnen  liess.    (Siehe  Tabelle  auf  S.  121.) 

In  welcher  Form  dieser  Chlorüberschuss  in  der  rückständigen  Flüssig- 
keit vorhanden  ist,  ob  etwa  in  einer  Verbindung  mit  aus  dem  Samen  aus- 
geschiedenen Eiweisssubstanzen,  lässt  der  Verfasser  unentschieden,  indem 
er  vorläufig  bemerkt,  dass  die  saure  Reaktion  der  rückständigen  Flüssig- 
keit sich  vollkommen  unabhängig  von  der  Menge  des  vorhandenen  Chlor- 
überschusses zeigt  —  und  weitere  Aufklärung  für  später  verspricht. 


Assimilntion  und  Ernährung. 


121 


Bei 

Anwendung 


wurden  in  100  CC. 
der  nicht  aufgesoge- 
nen Flüssigkeit 

gefunden 
Milligr.   Chlor. 


während  sich  für  die 
in  100  CC.  zurückgelas- 
senen Basen  nur  be- 
rechneten 
Milligr.   Chlor. 


CaCl 

{ 

0,4798 
0,2427 
0,0976 

0,2652 
0,1317 
0,0195 

MgCl 

I 
l 

0,4916 
0,2949 
0,1172 

0,5034 
0,2103 
0,1464 

KCl 

1 
1 

0,3345 

0,1 885 
0,0864 

0,1839 
0,1181 
0,0317 

NaCl 

I 

0.3988 
0,2231 
0,0933 

0,1832 
0,0863 
0,0353 

Salzgeniis 

Chi 

0,4229 
0,2306 
0,1093 

0,2990 
0,1573 
0,10S6 

Ueber    die    Umwandelung    der    Nitrate    in    Nitrite    durch  ueber  die 


Konferven  und  andere  organische  Gebilde,  von  Schönbein. *)  — 
Frische  Konferven,  in  Wasser  gebracht,  welches  geringe  Mengen  eines  Ni- 
trats, z.  B.  Kalknitrat  enthält,  ertheilen  demselben  in  kurzer'  Zeit  die 
Eigenschaft,  angesäuerten  Jodkaliumkleister  auf  das  Tiefste  zu  bläuen,  — 
reduziren  also  in  kurzer  Zeit  das  Nitrat  zu  Nitrit.  Bleiben  sie  längere 
Zeit  in  dem  Wasser,  so  wird  auch  noch  das  Nitrit  vollständig  zersetzt. 
Bei  Benutzung  von  reinem  Wasser  tritt  unter  sonst  gleichen  Umständen 
die  erwähnte  Keaktion  nicht  auf.  Konferven,  10  —  15  Minuten  lang  in 
siedendes  Wasser  gehalten,  wirken  nur  sehr  langsam  reduzirend  auf  die 
Nitrate.  Wird  dem  nitrathaltigen  Wasser  verhältnissmässig  nur  äusserst 
wenig  Blausäure  zugesetzt,  so  kann  dasselbe  wochenlang  mit  Konferven 
zusammenstehen,  ohne  die  Fähigkeit  zu  erlangen,  den  angesäuerten  Jod- 
kaliumkleister  zu  bläuen,  vorausgesetzt,  es  werde  der  Versuch  in  ver- 
schlossenen Gefässen  angestellt,  d.  h.  die  Verflüchtigung  der  Blausäure 
verhindert.  Ganz  gleich  wie  die  Konferven  verhalten  sich  Hefe,  Pilze, 
Schwämme  und  Blutkörperchen.  Verfasser  glaubt  das  mehrfach  nachge- 
wiesene Vorkommen  von  Nitriten  in  Brunnenwässern  auf  die  gleichzeitige 
Gegenwart  von  niederen  Pflanzenorganismen  in  denselben  zurückführen 
zu  dürfen  und  meint,  dass  demnach  möglicherweise  die  Nitratreaktion  zur 
Entdeckung  mancher  Krankheitsursachen  führen  könne.  Die  reduzirende 
Wirkung  der  erwähnten  Pflanzen  würde  sich  auch  dann  geltend  machen 
können ,  wenn  dieselben  sich  nicht  in  dem  Wasser  selbst,  sondern  z.  B. 
in  den  den  Brunnen  umgebenden  Bodenschichten  befinden,  denn  als  man 
nitrathaltiges  aber  völlig  nitritfreies  Brunnenwasser  mit  Konferven,  frischen 
und  verfaulten  Pilzen  nur  wenige  Minuten  lang  zusammenrührte  und  es 
dann  durch  ein  Filtrum  gehen  Hess,  vermochte  die  durchgelaufene  Flüssig- 


Umwand- 
lung  der 
Nitrate  in 
Nitrite 
durch 
Pflanzen. 


h)  Zeitschr.  f.  Biologie.     1867.     S.  334. 


122 


Assimilation  und  Ernährung. 


keit  noch  nach  mehrtägigem  Stehen  den  angesäuerten  Jodkaliumkleister 
deutlichst  zu  bläuen,  ein  Beweis,  dass  selbst  das  filtrirte  Wasser  immer 
noch  eine  die  Nitrate  reduzirende  Substanz  enthielt. 

ueber,die  Ueber  die  Assimilation  des  Harnstoffs  durch  die  Pflanzen 

latioTaes '  se^e  Hampe*)  seine  Versuche**)  und  diesmal  mit  besserem  Erfolg  fort. 
Harnstoffs  Am  17.  Mai  1866  wurden  7  Pflanzen  von  Badischem  Mais,  die  vom  28.  April 
durch  die   an  jn  destillirteni  Wasser  gezogen  waren,  in  1  Liter  fassende  Gefässe  ge- 
bracht und  mit  folgenden  Nährstoffen  versehen: 

Schwefelsaure  Magnesia  .   .  0,1  Gr. 

Chlorkalium 0,2  Gr. 

Phosphorsaures  Kali     .  .  .  0,1  Gr. 
Harnstoff 0,2  Gr. 

Dazu  wurde  noch  eine  beliebige  Menge  von  Eisen-,  Kalk-  und  Mag- 
nesia-Phosphat gefügt.  Bei  den  während  der  Vegetation  erfolgenden  häu- 
figen Erneueruugen  der  Lösungen  wurde  der  Gehalt  an  organischen  Sal- 
zen mehrmals  verändert,  auch  erhielten  einzelne  Pflanzen  grössere  Ge- 
fässe. Verfasser  hatte  auch  dieses  Jahr  mit  dem  Uebelstande  zu  kämpfen, 
dass  in  der  heissen  Jahreszeit  eine  heftige  Erkrankung  der  Wurzeln  und 
gleichzeitig  eine  starke  Ammoniakbildung  in  der  Lösung  eintrat,  glaubt 
aber  die  Ursache  der  Erkrankung  nicht  in  der  Gegenwart  des  Harnstoffs 
suchen  zu  müssen,  da  dieselben  Symptome  auch  in  einer  Lösung  auftra- 
ten, die  statt  Harnstoff  Ammoniak  enthielt.  Durch  sehr  häufige  Erneue- 
rung der  Lösung  und  durch  Amputation  der  schadhaften  Wurzeln,  die 
man  wahrnahm,  nachdem  man  durch  tieferes  Eintauchen  des  Stammes  in 
die  Lösung  am  zweiten  Halmknoten  eine  neue  Wurzelbildung  hervorge- 
rufen hatte,  gelang  es,  die  Pflanze  zu  retten  und  wenigstens  drei  davon 
zur  Fruchtbildung  und  Fruchtreife  zu  bringen.  Es  wurden  von  diesen 
geerntet: 


Trockensubstanz. 

Stickstoff- 
gehalt der 
Trocken- 
substanz. 

Kohlen-  und 
sandfreie  Asche 
der  Trocken- 
substanz. 

Produzirte 
organ.  Trocken- 
substanz nach 

>- 
<u    a 

>-      4> 

M  5 

N 

a 

rt 

u 

o> 

6 

icS 

5 

% 
ba 
a 
■ 

00 

0 

N 

U 

3 

a 
■■o 
M 

<D 

3 

tu 

ü 

c 
u 

:o 

M 
o 

A 

a 

N 

a 
d 

53 

Oh 

a 

bo 

Samen  enthalt, 
organ.  Trockens. 

3     . 
h 

%  2 

Spq 

50 

o 

N 

u 

3 

1)     <ä 

|5 

ä 

N 

u 

3 

a 

:0 

w 

Grm. 

»  in   II 
°  3   B 

'Hl 

öS03 

.  + 

j-s 

>- 

Gim. 

Grm. 

Grm. 

Grm. 

Grm. 

Proz. 

Proz. 

Proz.  1  Proz. 

Proz. 

H-o 

III 

25,346 

1,994 

13,329 

0,918 

41,587 

1,91  j  2,65 

8,63 

6,59 

1,90 

38,872 

305,6 

1:1,912 

V 

11,168 

0,S79 

8,570 

0,663 

21,280 

2,34  ;  2,41 

8,97 

7,08 

1,81 

19,924 

156,6 

1:1,304 

VI 

LS,  132 

1,635 

16,139 

0,721 

36,627 

1,88 

1,42 

8,47 

6,88 

1,72 

34,563 

271,7 

1:1,170 

*)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen. 
**)  Vergl.  Jahresbericht.     1866.     S.  188. 


Bd.  IX.     S.  49. 


Assimilation  und  Ernährung.  I  'Lo 

Der  zum  Vergleich  iin  Garten  gezogene  Mais  ergab  in  diesem  Jahre 
eine  sehr  ungünstige  Ernte.  Nur  eine  einzige  Pflanze  lieferte  Samen  und 
zwar  278  einigermassen  ausgebildete  Körner  22,962  Gramm  schwer  und 
101  schlechte  desgl.  von  zusammen  3,008  Gramm  Gewicht.  Der  Stick- 
stoffgehalt der  ersteren  betrug  1,29  Proz.,  der  Aschengehalt  1,72  Proz. 
der  Trockensubstanz. 

In  allen  Orgauen  der  sieben  Pflanzen  mit  Ausnahme  der  Körner  Hess 
sich  ein  bemerkenswerther  Rückstand    von    unzersetztem   Harnstoff  nach- 
weisen.    Einige  direkte  Bestimmungen    (durch  Abscheidung  als  salpeter- 
saurer Harnstoff)  ergaben  in  Prozenten  der  Trockensubstanz: 
Stengel  und  Blätter  von  III       .     0,608  Proz   Harnstoff, 
desgl.  von  VI        .     0,814      „ 

desgl.  von  VII      .     0,25        „  „ 

desgl.  von  I*)      .     1,85        „  „ 

Wurzeln  von   I 1,53         „  „  • 

Stengel  von  IV" 0,7  „  „ 

Blätter  von  IV 0,39        „  „ 

Wurzeln  von  IV 1,17        ,.  „ 

Verfasser  hält  durch  die  Versuche  den  experimentellen  Nachweis, 
dass  auf  Harnstoff  angewiesene  Pflanzen  nicht  nur  Stengel  und  Blätter 
von  grosser  Ueppigkeit,  sondern  auch  keimungsfähige  Samen  produziren 
können,  für  geliefert;  denn  der  Nährstoff lösung  war  kein  anderer  stick- 
stoffhaltiger Körper  als  Harnstoff  beigegeben  und  die  Betheiligung  des 
zeitweise  gebildeten  Ammoniaks  glaubt  Verfasser  für  nicht  erheblich  halten 
zu  dürfen;  „bei  Pflanze  No.  VI.  z.  B.  zeigte  sich  während  der  33A  Monat 
betragenden  Vegetationszeit  nur  innerhalb  25  Tagen  überhaupt  in  der  Lö- 
sung Ammoniak,  während  dieses  Zeitraums  aber  stand  die  Pflanze  6  Tage 
lang  in  destillirtem  Wasser  und  in  den  übrigbleibenden  19  Tagen,  wo 
sie  also  Ammoniak  aufnehmen  konnte,  wurde  die  Lösung  18  mal  erneuert, 
die  Berührung  der  Wurzeln  mit  ammoniakhaltiger  Flüssigkeit  kann  also 
nur  von  sehr  kurzer  Dauer  gewesen  sein,  und  dies  um  so  mehr,  als  der 
Harnstoff  doch  nicht  momentan,  sondern  allmählich  und  auch  fast  niemals 
vollständig  zersetzt  wurde."  —  Eine  Bildung  von  oxydirten  Stick- 
stoffverbindungen fand  in  den  Lösungen  nicht  statt;  niemals 
liess  sich  in  ihnen  salpetrige  Säure  oder  Salpetersäure  nach- 
weisen. 

Ueber  d  ie  Assimilation  des  Ammoniaks  durch  die  Pflanze  Ueber  die 
von  Hampe.*)  —  In  einer  wässrigen  Nährstoff  lösung,  die  schwefelsaure  ,atton  des 
Magnesia,  schwefelsaures  Kali  und  Chlorkalium  neben  etwas  aufgeschwemm-  Ammoniaks 
ten  phosphorsauren  Eisenoxyd  enthielt,  (das  relative  Verhältniss  der  Salze    durch  die 

r J  '  Pflanzen. 

*)  Die  Lösung  für  Pflanze  No.  I  hatte  am  16.  Juni  einen  „erheblichen"  Zusatz 
von  Harnstoff  erhalten. 

**)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S.  157. 


124 


Assimilation  und  Ernährung. 


wurde  bei  Erneuerung  der  Lösung  wiederholt  verändert)  und  welcher  als 
einzige  Stickstoffquelle  phosphorsaures  Ammoniak  beigegeben  war,  wurde 
eine  Maispflanze  gebaut.  Anfangs  wurde  das  saure  Salz  NH40,  2  HO,  P05 
allein  benutzt,  später,  da  die  Lösung  unter  der  zersetzenden  Thätigkeit  der 
Pflanze  in  schädlichem  Grade  sauer  wurde,  gab  man  ein  Gemenge  von 
dem  sauren  und  neutralen  Salze  NILO,  2  HO,  P05  -f-  2  NH*0,  HO,  POs. 
Auch  hier  erkrankten,  wie  bei  den  Versuchen  mit  Harnstoff  die  Wurzeln 
zur  Zeit  der  Blüthe  und  die  Pflanze  konnte  nur  durch  tägliche  Erneuerung 
der  Lösung,  durch  künstlich  hervorgerufene  Bildung  eines  neuen  Wurzel- 
kranzes aus  dem  untersten  Halmknoten  und  Amputation  der  alten  Wurzeln 
erhalten  werden.  Auf  diese  Weise  aber  gelang  es,  die  Pflanze  auch  in  der 
Ammoniak-Nahrung  zur  Fruchtbildung  zu  bringen.  Sie  war  immer  kleiner 
und  geringer,  als  die  mit  Harnstoff  gefütterten  Schwestern  (siehe  den  vor- 
stehenden Artikel)  und  hatte  einen  nur  zierlichen  Kolben  von  4  Centimtr. 
Länge  mit  unregelmässigen  lückenhaften  Reihen,  in  diesen  aber  sassen 
36  sehr  schwere  gelbe  und  7  unvollkommen  ausgebildete  Körner.  Ausser 
diesem  befruchteten  Kolben  besass  die  Pflanze  noch  2  rudimentäre. 

Die  Ernte  ergab: 


Trocken- 
gewicht, 

Stickstoff- 
gehalt der 
Trocken- 
substanz. 

Asche, 

frei  von 

Kohle  und 

Sand. 

Grm. 

Proz. 

Proz. 

Stengel  und  Blätter  . 

11,21 

0,793 

2,49 

6,81 
7,51 

gute    .... 

Körner  '  schlechte  .   . 

1  in  Summa  . 

5,646 
0,529 

6,175 

2,64 

1,60 

Ganze  Pflanze  .... 

18,178 

— 

— 

Produzirte    organische  Trockensubstanz    nach  Abzug    der  im  Saatgut 

enthaltenen  Trockensubstanz 17,130  Gr. 

Organische  Trockensubstanz  des  Saatgutes  = 1  :  134,6    „ 

Verhältnis«  der,  Körner  zu  Stroh  -4-  Wurzel  = 1  :  1,943    „ 

In  der  Nährstofflösung  konnte  nie   eine  Spur   von  salpe- 
triger Säure  aufgefunden  werden. 


ueber  die  U eb e  r  As simil at ion  des  Ammoniaks  durch  die  Pflanze,  von 

Assimi-  G.  Kühn.*)  — Auch  G.  Kühn  gelang  es,  zwei  Maispflanzen  in  wässrigen 
Ammoniaks  Lösungen ,  welche  Ammoniaksalze  als  einzige  Stickstoffquelle  enthielten, 
durch  die    zur  Fruchtbildung  zu  bringen. 

Pflanzen. 


*)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S.  167- 


Assimilation  und  Ernährung.  125 

In  den  Lösungen  war  gegeben: 

A.  B. 

7,ooo  Aeq.  KO,  2  HO,  P05  5/,ouo  Aeq.  KO,  2  HO  P05 

'/.oo       „       CaO,   SO.,  Vmo       n       CaO,  S03 

Vioo     „     NH40,  SO3  V.00     „     NH4O,  2  HO,  PO5 

tylOOO      n        Mg°>   S°3  8/ooo      „        MgO,   SO3 

x  PezOa,  P05  x  Fe203,  PO-, 

Die  Pflanzen  hatten  sich  zwar  nur  kümmerlich  entwickelt,  sie  wogen 

hei  der  Ernte 

A.  7,0S5  Grm.  (lufttrocken) 

B.  7,428      „ 
brachten  aber  reife  Körner  und  zwar: 

A.  18  Stück  ä  0,0901  Grm. 

B.  15      „       ä  0,0608     „ 

Von  den  angewendeten  Samen  hatte  ein  Stück  gewogen  0,1205  Grm. 

Ueber  die  Assimilation  des  Ammoniaks,  Harnstoffs   und   Ueber  die 
der  Hippursäure,    von   Beyer.*)  —   Auch  in  Regen walde  wurde  die   j^""^ 
Frage  über  die  Assimilationsfähigkeit  des  Ammoniaks  und  anderer  komplexer  Ammoniaks, 
Stickstoffverbindungen  durch    die  Pflanzen   einer  Prüfung  unterzogen   und   Harnstoffs 
wurden  dabei  Resultate  erhalten,   die  den    in  den  drei  vorstehenden  Arti-  UpUrSäureP 
kein  kurz  wiedergegebenen  geradezu   entgegengesetzt   sind.      Beyer   be- 
richtet darüber  in  einer  vorläufigen  Notiz,  wie  folgt: 

Es  wurden  wässrige  Nährstoff  -  Lösungen  benutzt,  in  welche  statt 
des  gewöhnlich  gegebenen  salpetersauren  Kalks  kohlensaures  Ammo- 
niak und  Kalkwasser  eingeführt  war,  und  die  dann  mit  Kohlensäure  ge- 
sättigt wurden.  Das  Einleiten  von  Kohlensäure  wurde  öfter  wiederholt. 
Haferpflanzen  entwickelten  sich  in  diesen  Lösungen  höchst  kümmerlich  und 
die  meisten  starben  nach  kurzer  Zeit  ab.  Nur  einige  und  zwar  diejeni- 
gen, in  denen  das  Chlor  nicht  fehlte ,  vegetirten,  wenn  auch  immer  küm- 
merlich bis  zur  Blüthe  weiter  und  trugen  sogar  einige  Samen.  Beinahe 
vor  Beendigung  der  Versuche,  nachdem  mit  dem  Einleiten  von  Kohlen- 
säure schon  längst  aufgehört  worden  war,  fing  plötzlich  eine  lebhafte  Neu- 
bildung von  Pflanzeumasse  an,  deren  Grund  in  einer  fast  vollständi- 
gen Umwandlung  des  in  der  Lösung  vorhanden  gewesenen 
Ammoniaks  in  Salpetersäure  gefunden  wurde.  Auch  die  Pflan- 
zenmasse, die  schon  früher  gebildet  worden  war,  enthielt 
grössere  Mengen  von  Salpetersäure.  Bei  einer  zweiten  Versuchs- 
reihe, in  welcher  ebenfalls  Ammoniakbikarbonat  als  Stickstofflieferant 
füngiren  sollte,  Hess  sich  schon  nach  kurzer  Zeit  salpetrige 
und   Salpeter  -  Säure    in  den  Nährstofflösungen  nachweisen. 


*)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S.  480. 


126 


Assimilation  und  Ernährung. 


Selbst  beim  Stehen  der  Flüssigkeiten  in  offnen  Gefässen,    in  denen,  keine 
Pflanzen  vegetirten,  konnte  dieselbe  Beobachtung  gemacht  werden. 

In  verschiedenen  Lösungen,  welchen  der  Stickstoff  in  Form  von  Harn- 
stoff oder  Hippursäure  zugefügt  war,  gelang  es  gut,  Haferpflanzen  zu  er- 
ziehen, die  zwar  nicht  soviel  Pflanzensubstanz  produzirten,  wie  die  in  den 
salpetersäurehaltigen  Normallösungen  wachsenden,  die  aber  vollkommen  aus- 
gebildet waren  und  schöne  reife  Samen  trugen;  ja  es  gelang  dies  sogar, 
ohne  dass  während  der  ganzen  Vegetationsperiode  eine  Erneuerung  der 
Lösungen  nöthig  gewesen  wäre,  —  aber  auch  in  den  rückständigen 
Flüssigkeiten  der  Harnstofflösungen  war  Salpetersäure  mit 
Leichtigkeit  nachzuweisen. 

Man  vergleiche  die  beiden  vorhergehenden  Artikel  über  den  gleichen  Gegen- 
stand von  Hampe  und  Kühn. 


verände-  Corenwiiider   hat  die  Veränderungen  studirt,    welche   die 

mngen,     Zuckerrübe  bei  der  Stengel-  Blüthen-  und  Samenbildung  er- 
weiche die  ° 
Zuckerrübe  fährt*)  und  ist  dabei  zu  folgenden  Eesultaten  gelangt. 

bei  der  Wenn  man  im  Frühjahr  eine  gut  entwickelte  Rübe  vom  vorigen  Jahre 

Samen-  auspflanzt,  so  verliert  sie  im  Anfang  ihrer  zweiten  Vegetationsperiode 
erfährt.  eine  gewisse  Menge  Zucker,  welche  zur  Bildung  der  Blattknospen  ver- 
wandt wird.  Sobald  sich  die  Blätter  entfalten ,  nimmt  der  Zucker  nicht 
mehr  in  der  Wurzel  ab  bis  zu  dem  Zeitpunkte,  in  welchem  die  Samen- 
körner erscheinen.  Nach  Verlauf  dieses  Zeitraums  verschwindet  er  mit 
grosser  Schnelligkeit  und  wenn  erst  die  Körner  vollständig  reif  sind,  ist 
aller  Zucker  aus  den  Wurzeln  konsumirt.  Die  etiolirt?n  Triebe,  welche 
die  Eübe  bei  ihrer  Aufbewahrung  im  Keller  und  in  Mieten  gegen  das 
Frühjahr  hin  bildet,  entstehen  auf  Kosten  des  Zuckers  und  es  lässt  sich 
Zucker  in  ihnen  nachweisen.  Ebenso  wie  der  Zucker,  so  ist  auch  die 
Phosphorsäure,  wenn  die  Pflanze  ihre  Samen  zur  Reife  befördert  hat, 
aus  der  Wurzel  gänzlich  geschwunden.  Dagegen  ist  die  Cellulose  in  der 
Rübe  vermehrt  uud  ebenso  die  Mineralsalze,  welche  letztere  hauptsächlich 
aus  Kalk  und  Kieselsäure  bestehen.  Die  stickstoffhaltigen  Substanzen 
sind  grösstentheils ,  wenn  nicht  ganz,  durch  Salpetersäure  Salze  ersetzt; 
auch  findet  man  viel  Alkali  im  Einäscherungsrückstand  dieser  Wurzel. 

Die  Analyse  einer  Rübe,  welche  im  zweiten  Jahre  reife  Samen  gebil- 
det hatte,  gab  folgende  Zahlen: 

Wasser 90,350 

Zucker 0,000 

Cellulose 2,950 

Pectose,  inkrustirende  Stoffe  etc.  4,580 

Phosphorsäure 0,OÜU 

Alkalien,  Chlor,  Kieselsäure   etc.  2,120 

100,000 

*)  Zeitschr.  d.  Ver.  f.  d.  Rübenzucker-Industrie.     1867.     S.   13G.    Auszug  aus 
Journ.  d'agric.  prat.    1866.    II.    S.  585. 


Assimilation  und  Ernährung.  J  27 

Anders  gestalten  sich  die  Verhältnisse,  wenn  eine  Kühe,  wie  dies 
nicht  selten  als  Unregelmässigkeit  vorkommt,  schon  im  ersten  Jahre  ihrer 
Aussaat  Stengel  und  Samen  hildet.  In  diesem  Falle  zeigt  sich  nach  dem 
Ausreifen  des  Samens  die  Cellulose  im  Rübenkörper  zwar  ebenfalls  ver- 
mehrt und  die  Phosphorsäure  vermindert,  letztere  aber  nicht  ganz  ver- 
schwunden wie  bei  den  Rüben,  welche  zwei  Jahre  regelrecht  zur  Samen- 
bildung gebraucht  haben,  und  der  Zucker  erscheint  im  Vergleich  zu  den 
normal  vegetirenden,  nicht  zur  Samenbildung  gekommenen,  einjährigen  Rü- 
ben entweder  gar  nicht,  oder  nur  unbedeutend  vermindert.  Corenwin- 
der  fand   in    solchen    samentragenden    einjährigen   Rüben  gegen  Oktober 

1857  hin  noch  13,38  Proz.  Zucker    und    bei  späteren  Versuchen  im  Jahre 

1858  9,58  Proz.  Zucker.      Eine    vollständige    im  Jahre  1860   ausgeführte 
Analyse  ergab: 


Wasser 

Zucker      

Cellulose  .     .     . 

Pectose,  Albumin  etc. 
Phosphorsäure  .  .  . 
Kalk,  Alkalien,  Chlor 


In  Samen  tra- 

In normal  ent- 

genden einjäh- 

wickelten ohne 

rigen  Rüben. 

Samen. 

83,470 

85,550 

9,900 

10,090 

1.S97 

0,840 

3,173 

2,804 

0,020 

0,077 

1,540 

0,639 

100  100 


Die  von  den  einjährigen  Rüben  produzirten  Körner  sind  unvollkommen 
und  besitzen  einen  kaum  ausgebildeten,  so  zu  sagen  fehlgeschlagenen 
Eiweisskörper.  Eine  Partie  solcher  Körner  wurde  auf  gut  vorbereitetes 
und  mit  Rapskuchen  gedüngtes  Land  gesäet.  Die  Samen  keimten  und  die 
Pflanzen  entwickelten  sich  wie  gewöhnlich.  Viele  trieben  Stengel,  aber 
das  Samenkorn  schlug  fehl  und  die  Analyse  der  im  Oktober  ausgehobenen 
Rüben  zeigte,  dass  die  degenerirten  Körner  auch  nur  eine  mit  Fehlern 
behaftete,  sehr  zuckerarme  Ernte  geliefert  hatten.  Die  nach  ihrer  Grösse 
in  drei  Abtheilungen  gesonderten  Rüben  ergaben: 


Dichtigkeit 

Zuckerreicht  hum 

des  Saftes. 

in  Prozenten. 

1. 

Abtheilung 

.      1,024 

2,75 

2. 

Abtheilung 

•      1,030 

4,30 

3. 

Abtheilung 

.       1,041 

6,23 

Mittel     .     .       1,032  4,43 

Wir  erinnern  an  die  Hoff'inann'sche  Arbeit  über  den  gleichen  Gegenstand, 
deren  Ergänzung  die  vorstehenden  Mittheilungen  bilden.  (Die  landwirthschaft- 
lichen  Versuchsstationen.  Bd.  III.  S.  283  und  Jahresbericht  IV.  18G2-1863. 
S.  86.) 


128 


Assimilation  und  Ernährung. 


Per. 
Per. 

Per. 


Per.     IV. 


ueber  den  Ueber   den  Stof f wech sei  während  der  Vegetation  der  Wei- 

stoffwechsei  zenpf}auze  j^  Heinrich*)  in  dem  Tharander  Laboratorium  eine  Arbeit 
Vegetation  P$  besonderer  Berücksichtigung  der  organischen  Verbindungen  ausgeführt, 
der  Weizen-  Der  als  Untersuchungsmaterial  benutzte  Winterweizen  war  nach  Klee- 

pflanze.   grag  auf  e[nem  Verwitterungsboden  von  Thonschiefer  gewachsen  und  hatte 
als  Düngung  2  Zentner  Peruguano  und  3  Zentner  Knochenmehl  pro  sächs. 
Acker  erhalten.    Die  10  Versuchsperioden  waren: 
I.  entnommen  am  9.  Mai. 
IL  23.  Mai.     Mittlere  Höhe    24  Zoll.     Halme  bis  zum  2.  und  3. 

Internodium  entwickelt. 
III.  6.  Juni.  Höhe  36  Zoll.     4  Internodien.     Die  Aehren  noch  von 
den  Blattscheiden  umschlossen. 

19.  Juni.    Höhe  42  Zoll.    Aehren    sämmtlich    aus  der  Blatt- 
scheide hervorgetreten,  einige  blühen. 
V.  4.  Juli.     Höhe  54  Zoll.     Mehrzahl  der  Aehren  blüht  noch. 
VI.  18.  Juli.    Vollständig  abgeblüht. 
VH.  1.  August.     Der  Weizen  beginnt  zu  bleichen. 
Per.  Vin.  8.  August.    Reife  und  Ernte. 

Per.  IX.  23.  August.  Ueberreif.  (Von  einem  zum  Versuch  stehen  ge- 
lassenen Feldstückchen  entnommen). 
Zur  analytischen  Methode  bemerken  wir,  dass  man  zur  Zuckerbe- 
stimmimg frische  Substanz  benutzte  und  dass  zur  Abscheidung  des  Gummis 
der  Wasserauszug  zur  Trockne  verdampft,  mit  92  proz.  Alkohol  ausgezogen 
und  von  dem  ausgeschiedenen  Eiweiss  abfiltrirt  wurde.  Der  Verdampfungs- 
rückstand galt  nach  Abzug  der  Asche  als  Gummi.  —  Der  Stärkegehalt 
wurde,  da  die  anfangs  benutzte  analytische  Methode  bei  stärkereichem  Ma- 
terial sich  als  unsicher  herausstellte,  bei  den  Aehren  und  Körnern  durch 
Differenzrechnung  bestimmt. 

Die  nachstehenden  Tabellen  geben  die  erhaltenen  Resultate: 


Per. 
Per. 
Per. 


Pro 

100 

Halme 

wurden 

gefunden  Gramme. 

<ö 

St 

roh. 

Aehren. 

Körner. 

13 
O 

ü 

BS 

S  ta 

ES 

|g 

_  S 

fe  <a 

CS 

ä  'S 

Oh 

es 

2-e 

"■"  5 
öS 

a  2 
8 

öS 

£.2 

c  2 

£  ? 

CS 

ffc 

2-2 

cc 

p  2 

I. 

13 

3 

16 

0,29 



II. 

59 

9 

68 

0,61 

in. 

ISO 

39 

219 

0,91 

34 

6 

40 

0,61 

— 

— 

— 

— 

IV. 

184 

68 

252 

2,10 

48 

15 

63 

0,68 

— 

— 

— 

— 

V. 

221 

73 

294 

2,46 

67 

25 

92 

1,14 

16 

13 

29 

0,55 

VI. 

167 

83 

250 

2,60 

109 

71 

180 

2,88 

66 

36 

102 

0,84 

VII. 

81 

91 

172 

2,88 

83 

111 

194 

5,15 

48 

79 

127 

1,70 

VIII. 

37 

98 

135 

2,89 

33 

116 

149 

5,16 

37 

89 

126 

1,75 

IX. 

28 

99 

127 

2,89 

29 

116 

145 

5,20 

29 

92 

121 

1,79 

fc)  Annalen  der  Landwirtschaft.     Bd.  50.     S.  314. 


Assimilation  und  Ernährung.  129 

Pro  100  Theile  Trockensubstanz  wurden  gefunden  Prozente. 


Periode. 


Kriimel- 
zucker. 


Rohr- 
zucker. 


Gummi 


Stärke. 


Eiwoiss- 
stoffe. 


Chlorophyll, 
Oel  u.  Wachs. 


Cellulose. 


a)    im   Stroh: 


I. 

n. 
in. 

IV. 

v. 

vi 

vu. 

VIII. 
IX. 


in. 

IV. 

v. 
vi. 

VII. 

VIII. 

IX. 


V. 

VI. 
VII. 
VIII. 

IX. 


8,18 



15,12 

3,40 

12,27 

6,54 

10,78 

8,73 

9,0D 

5,51 

7,68 

4,66 

5,60 

3,92 

— 

- 



26,18 

— 

18,66 

— 

5,50 

3,01 

4,36 

3,43 

4,08 

4,51 

2,84 

4,54 

1.99 

5,64 

1,87 

5,06 

1,87 

9,32 

8,16 

9,55 

6,88 

4,40 

6,71 

1,39 

2,31 

Spuren 

— 

— 

- 

26,87 

20,51 

18,87 

14,67 

14,14 

9,*87 

3,59 

1,85 

1,70 


b)    in    den    A  e  h  r  e  n 


26,04 
11,63 
7,74 
4,73 
2,75 
2,4S 
2,44 


c)    in    den    Körnern 


2,80 
1,80 
1,20 
1,15 
0,93 
0,80 
0,75 
0,75 
0,75 


27,02 
33,92 
50,69 
51, 19 
59,56 
66,50 
76,46 
86,96 
87,87 


— 

20,75 

2,45 

22,80 

11,46 

14,12 

2,90 

38,35 

28,94 

11,06 

2,20 

34,39 

54,4:5 

9,29 

1,90 

21,88 

68,67 

8,84 

1,90 

13,20 

71,45 

8,07 

1,75 

11,79 

73,15 

7,97 

1,48 

10,50 

4,08 

1,27 

Spuren 

6,97 
4,24 

— 

— 

12,64 
7,50 

5,86 
5,43 
4,97 


41,79 
61,44 
74,17 
75,66 
76,38 


14,15 
14,05 
12,21 
11,82 

11,67 


5,69 
2,25 
2,0S 
1,90 
1,90 


10,35 
6,77 
3,54 
3,22 
3,20 


Bei  Besprechung  dieser  Besultate  bemerkt  Verfasser: 
Dextrin  -wurde  in  der  Pflanze  niemals  gefunden.  Das  Stärkemehl 
tritt  erst  kurz  vor  der  Blüthe  auf  und  lässt  sich  von  da  ah  in  dem  Halme 
mittels  des  Mikrokops  in  der  kleinkörnigen  Form  beobachten ,  in  der  das 
wandernde  Stärkemehl  sich  stets  zeigt.  Man  findet  dasselbe  immer  in  dem 
Halmknoten  und  in  den  den  Knoten  aufsitzenden  Blattscheiden,  nie  aber 
auch  in  den  Interuodien.  Die  Stärkekörner  treten  in  den  Blattscheiden 
regelmässig  nur  in  den  Zellgewebspartieen  auf,  die  als  Parenchym  an  das 
Kambiform  grenzen,  nie  in  dem  Parenchym,  welches  an  das  Libriform 
grenzt  und  ähnlich  ist  ihr  Verhalten  in  den  Halmknoten.  Je  stärker  das 
Kambiform  eines  Gefässbündels  ausgebildet  ist,  desto  reichlicher  findet 
man  in  dem  umgebenden  Parenchym  die  Stärkekörnchen.  Auch  in  dem 
Fruchtknoten  kann  man  leicht  beobachten,  wie  dort  die  Ablagerung  der 
Stärkekörnchen  immer  in  den  Zellen  beginnt,  welche  in  nächster  Nähe 
der  grünen  Zellschicht  liegen,  die  als  unmittelbare  Fortsetzung  des  Kambi- 
forms  der  aus  dem  Halme  eintretenden  Gefässbündel  zu  betrachten  ist. 
In  der  9.  Periode  liess  das  Mikroskop  keine  Stärke  mehr  in  dem  über- 
Jahresbericht x.  ^ 


niss  der 
Cichorie. 


130  Assimilation  und  Ernährung. 

reifen  Halme  erkennen,  obgleich  die  Analyse  solche  noch  nachwiess.  Im 
Uebrigen  ergeben  sich  die  Schlüsse  leicht  aus  den  mitgetheilten  Zahlen. 

Bei  dem  massenhaften  Auftreten  des  „Gummi"  gerade  an  den  Bildungsheerden 
der  Pflanze  wäre  eine  nähere  Characterisirung  dieses  Begriffs  von  grossem  Inte- 
resse gewesen.  Vielleicht  fanden  sich  in  dem  Stoffgemenge,  mit  dem  es  Verfasser 
hier  offenbar  zu  thun  hatte,  auch  nicht  unwesentliche  Mengen  stickstoffhaltiger  Ver- 
bindungen;  wenigstens  finden  wir  nicht,  dass  Verfasser  die  Abwesenheit  solcher 
mit  Ausnahme  des  durch  Kochen  koagulirbaren  Eiweisses  konstatirt  hätte. 

zur  Kennt-  Zur   Keiintiiiss    der   Cichorie    lieferte   Hugo  Schulz*)   einen 

werthvollen  Beitrag,  indem  er  von  Wurzeln  und  Blättern  getrennt  in  10 
verschiedenen  Entwicklungsperioden  der  Pflanze  umfassende  Analysen  aus- 
führte. Das  Material  zu  den  Versuchen  lieferte  ein  Feld  in  Sudenburg, 
welches  im  Jahre  1863  Cichorien,  64  und  65  Halmfrucht  getragen  hatte 
und  66  wieder  mit  Cichorien  bestellt  war.  Die  Aussaat  war  am  4.  Mai 
erfolgt ;  die  erste  Probenahme  geschah  am  1 3.  Juni  nach  40  Vegetations- 
tagen, welcher  die  weiteren  Probenahmen  in  Zwischenräumen  von  je  10 
Tagen  folgten.  Das  Wetter  war  bis  zur  ersten  Periode  kalt,  der  Juni 
durchschnittlich  warm  mit  massig  Biegen,  der  Juli  meistens  kühl  und  reg- 
nerisch, August  und  Anfang  September  ebenso,  doch  weniger  oft  Regen. 
Die  Entwicklung  der  Pflanzen  war  anfangs  üppig,  blieb  aber  bald  ent- 
schieden zurück.  Anfangs  August  befielen  die  Blätter  und  in  Folge  davon 
kamen  nur  massig  entwickelte  Pflanzen  zur  Untersuchung. 

Die  analytischen  Resultate  sind  in  folgenden  Tabellen  zusammengestellt : 

Von  dem  ausgetreten  Cichoriensamen  enthielten 

100  Gewichtstheile**)     100  Theile**) 
lufttrockner  Substanz.  Asche. 

Wasser 9,65  — 

100  Gewichtstheile 
Trockensubstanz. 

Holzfaser 17,66  — 

Fett***) 21,75  — 

Stärke  und  zuckerartige  Stoffe  Spur  — 

Stickstoff 2,89  — 

Mineralsalze 6,27  — 

Kali 0,7464  11,96 

Natron 0,5149  8,40 

Kalk 1,9558  30,94 

Magnesia 0,6731  •    10,80 

Eisenoxyd 0,0555  0,88 

Phosphorsäure 1,9015  30,26 

Schwefelsäure 0,2715  4,36 

Kieselsäure 0,0635  1,00 

Chlor 0,0589  0,91 

1000  Stück  lufttrockene  Samen  wogen  1,395  Gramm. 

*)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S.  203. 
**)  Mittel  aus  3  Analysen. 

***)  Das  Samenfett  ist  ein  hellgelbes,  bei  25°  C.  dickflüssiges  Oel,  welches  sich 
lange  an  der  Luft  ohne  Zersetzung  aufbewahren  lässt  und  keine  Spur  Phosphor- 
säure enthält. 


Assimilation  und  Ernährung, 


131 


Gewichtsresultate  während  der  Vegetation. 


<u 

•  'S  • 

u  g 

■"Ö 

S«  B 

N    g 

'  u 

Datum 

?'71 

o 

der 
Probe- 

HSoü 

nahme. 

S  S  g 

N   ?P, 

<  £ 

»    « 

O 

to 

Tage. 

*< 

l 

13Juni 

40 

2500 

2 

23.    „ 

50 

500 

3 

3.  Juli 

60 

100 

■l 

13.    „ 

70 

50 

5 

23.    - 

80 

50 

6 

2.Aug. 

90 

50 

7 

12.    „ 

100 

25 

8 

22. 

110 

25 

9 

l.Spt 

120 

25 

10 

11-    „ 

130 

25 

B 


Im  Durchschnitt 
in  Centimtr 


7 

0,25 

14 

0,5 

17 

1,0 

22 

2,0 

25 

2,5 

30 

2,8 

33 

3,0 

35 

3,3 

35 

3,5 

35 

3,5 

Durchschnitts- 
gewicht in  Grm. 


Tägliche  Gewichtszunahme 
wahrend  der  Periode 


in  Grm. 


0,157 

1.133 

6,00 

19,7 

38,6 

66 

82 

96 

102 

103 


1,12 

5,75 

19,5 

49,3 

72,3 

100 

99 

96 

90 

81 


1,28 
6,88 
25,5 
69 
111 
166 
181 
192 
192 
184 


0,003 

0,10 

0,49 

1,37 

1,89 

2,74 

1,60 

1,40 

0,60 

0,10 


0,03 
0,46 
1,37 
2,98 
2,30 
2,77 
-0,1 
-0,3 
-0,6 
-0,9 


0,03 
0,56 
1,86 
4,35 
4,19 
5,51 
1,50 
1,10 
0 


in  Proz. 


B 


2,5 
8,0 
7,0 
6,0 
3,2 
2,8 


2,0-0,1 
1,5-0,3 
0,6|-0,7 


-0,800,1 1— 1,1 


0! 


2,5 
8,1 
7,3 
6,3 
3,8 
3,3 
0,8 
0,6 
0 
-0,4 


>2   N 

■"B 


7,13 
5,07 
3,25 
2,50 
1,87 
1,53 
1,21 
1,00 
0,88 
0,79 


100  Gewichtstheile  frische  Substanz  enthalten: 


In    der    Periode 

1.    |    2.    |    3.        4.        5. 

6.    |    7.    |    8.    |    9.    |    10. 

§  =  j  Wasser 

£*  «  \  Trockensubstanz    . 

89,121  89,19 

10,88  10,81 

85,93  85,18  81,75 
14,07  14,82  18,25 

82,01  81,09 
17,99  18,19 

80,01 
19,99 

78,13 
21,87 

78,01 
21,99 

Iä  ^  \  Wasser 

JE)  -2  \  Trockensubstanz  . 

89,58J  91.37 

10,42 1    8,63 

90,76  91,73  90,26 
9,24|    8,27|    9,74 

92,01 
7,99 

90,71 
9,29 

89,74 
10,26 

88,47 
11,53 

87,50 
12,50 

100  Gewichtstheile  Trockensubstanz  enthalten: 


In    der    Periode 


2.        3. 


4. 


5. 


6. 


10. 


I  Holzfaser     .     . 
|  Fett    .... 

(Stärke  u.  zuckerart 
Stickstoff     .     . 
Mineralsalze     . 


Stoffe 


8,97 

8,00 

5,90 

5,31 

4,88 

4,51 

4,17 

3,72 

2,40 

1,94 

1,40 

1,51 

1,40 

1,21 

30,62 

31,60 

32,00 

32,40 

38,02 

41,71 

44,28 

2,11 

1,25 

0,94 

0,83 

0,76 

0,73 

0,71 

8,05 

5,43 

4,11 

3,68 

3,22 

2,89 

3,06 

4,01 

1,30 

51,16 

0,70 
2,91 


3,97 
1,48 
49,74 
0,71 
2,91 


4,10 
1,54 
51,50 
0,69 
2,94 


-•  j  Ho 

-2  )  Pet 

I 


lzfaser     . 

ett    .     .     . 

Stickstoff     . 

Mineralsalze 


5,81 

6,90 

7,83 

8,17 

8,28 

8,47 

8,60 

8,42 

8,40 

8,17 

6,23 

6,40 

6,02 

5,87 

6,49 

6,21 

6,01 

5,74 

4,01 

3,71 

3,21 

2,91 

2,63 

2,37 

2,11 

2,11 

1,82 

14,21 

13,51 

12,67 

12,42 

12,87 

11,79 

11,17 

10,71 

10,30 

8,01 

5,90 

1,71 

10,49 


1  00  Gewichtstheile  Wurzelsalze  enthalten 


In    der    Periode 


4.        5. 


7. 


9. 


10. 


Kali     .     .     . 
Natron      .     . 
Kalk     .     .     . 
Magnesia 
Eisenoxyd 
Phosphorsäure 
Schwefelsäure 
Kieselsäure   . 
Chlor    .     .     . 


47,75|47,22 

43,75 

44,02 

42,58 

16,67118,41 

18,51 

16,09 

16,29 

15,52 

13,44 

12,39 

9,25 

«,42 

1,88 

2,45 

3,66 

5,19 

5,48 

1,16 

0,87 

1,25 

0,91 

0,97 

4,41 

4,58 

6,81 

10,08 

11,64 

5,53 

5,09 

5,42 

5,05 

5,67 

1,53 

1,21 

0,96 

0,78 

0,98 

5,42 

7,61 

9,64 

9,86 

9,81 

43,21 

15,87 
7,43 
5,76 
0,71 

11,97 
5,04 
0,95 

10,94 


39,92 

18,66 
8,44 
4,68 
1,21 

11,84 
5,73 
1,09 

10,54 
9* 


38,41 

18,90 
8,21 
4,80 
0,91 

12,17 
6,48 
1,19 

10,49 


38,91 

18,74 
7,81 
4,71 
1,00 

12,31 
6,17 
0,94 

10,64 


38.4S 

18,40 
7,74 
4,97 
0,89 

12,80 
6,61 
1,07 

10,45 


132 


Assimilation  und  Ernährung. 


100  Gewichtstheile  Blattsalze  enthalten : 


In    der    Periode 

1           2. 

3. 

4.          5.     |      6.     |     7., 

8.          9.     |     10. 

Kali      .... 

31,59 

•31,37 

25,14 

27,17 

25,97 

24,45 

20,61 

19,70 

21,47 

24,17 

Natron       .     .     . 

8,53 

10,44 

13,13 

15,65 

14,50 

15,63 

16,04 

16,73 

16,48 

15,55 

Kalk     .... 

17,67 

16,99 

15,62 

15,09 

16,74 

16,15 

19,44 

19,62 

18,41 

19,00 

Magnesia  . 

12,06 

10,78 

8,47 

7,49 

7,51 

7,19 

7,0S 

7,45 

6,84 

6.47 

Eisenoxyd 

1,43 

1,54 

1,60 

1,05 

0,99 

1,22 

1,04 

0,74 

1,00 

0,88 

Phosphorsäure   . 

5.06 

5,66 

5,51 

5,70 

5,14 

5,41 

4,93 

5.28 

5,69 

5,91 

Schwefelsäure     . 

9,91 

9,39 

11,84 

9,33 

9,72 

11,06 

11,35 

10,  SO 

10,52 

10,69 

Kieselsäure    . 

7,91 

7,09 

6,60 

5,91 

6,00 

5,40 

5,28 

5,02 

4,87 

5,20 

Chlor    .... 

7,13 

7,67 

12,50 

16,87 

17,80 

17,55 

17,62 

18,20 

17,29 

15,78 

100  Gewichtstheile  frische  Wurzeln  enthalten: 


Wasser     .     .     . 
Organ.   Substanz 
Mineralsalze  . 
Holzfa  er  .     . 
Fett      .     .     . 
Stärke  u.  zucker 

artige  Stoffe 
Stickstoff.     . 


In    der    Periode 


1. 


2. 


89,120  89,190 

10,004  10,223 

0,876    0,587 

0,897j  0,818 

0,3721  0,245 

3,062   3,230 
0,211    0.128 


85,930 
13,492 
0,578 
0,796 
0,262 

4,317 
0,127 


4. 


6. 


85,180 
14,275 
0,545 
0,758 
0,200 

4,625 
0.118 


81,750  J82.010 

17,662  17,470 

0,588  i  0,520 

0,862    0,788 

0,267     0,245 


6,715 
0,134 


7,287 
0,128 


10. 


S  1,090 

18,331 

0,579 

0,764 

0,222 

8,116 
0.130 


80,010 

78,130 

19,3)2 

21,234 

0,598 

0,636 

0,778 

0,843 

0,252 

0,314 

9,921 

10,562 

0,136 

0,15!  ) 

78,010 

21,340 

0,650 

0,875 

0,329 

10,990 
0,147 


Kali     .     .     . 
Natron  .     .     . 
Kalk     .     .     . 
Magnesia  . 
Eisenoxyd 
Phosphorsäure 
Schwefelsäure 
Kieselsäure    . 
Chlor    .     .     . 


0,4173 
0,1470 
0,1360 
0,0176 
0.0102 
0,0386 
0,0484 
0,0134 
0,0475 


0,2772j 
0,1081! 
0,0789 
0,0144^ 
0,0051. 
0,0269 
0,0299 
0,007 11 
0,0447  i 


0,2529 
0,1070 
0,0716 
0,0212 
0,007:' 
0,0394 
0,0313 
0,0055 
0,0557 


0,2399 
0,6877 
0,0504 
0,0283 
0,0051 
0,0549 
0,0275 
0,0043 
0,0538 


0,2504 
0,095  S 
0,0495 
0,0322 
0,0057 
0,0684 
0,0333 
0,0058 
0,0577 1 


0,2247 
0,0825 
0,0386 
0,0300 
0,0037 
0,0622 
0,0262 
0,0049 
0,0569 


0,2311 
0,1  OSO 
0,0489 
0,0271 
0,0070 
0,0686 
0,0332 
0,0063 
0,0610 


0,2297 
0,1130 
0,0491 
0,0287 
0,0054 
0,0728 
0,0388 
0,0071 
0,0627 


0,2475 
0,1192 
0,0497 
0,0300 
0,00' ;4 
0,0783 
0,0392 
0,0060, 
0,0677 


0,2501 
0,1196 
0,0503 
0,0323 
0,0058 
0,0832 
0,0432 
0,0070 
0,0679 


100  Gewichtstheile  frische  Blätter  enthalten : 

In    der    Periode 

1. 

2. 

3. 

4.          5.     |      6.           7. 

s. 

9. 

10. 

Wasser      .     .     . 
Organ.  Suhstanz 
Mineralsalze  .     . 
Holzfaser  .     . 
Fett      .... 
Stickstoff  .     .     . 

89,580 
8,939 
1,481 
0,521 
0,730 
0,359 

91,370 
7,464 
1,166 
0,515 
0,465 
0,277 

90,760 
8,069 
1,171 
0,632 
0,516 
0,259 

91,730 
7,243 
1,027 
0,592 
0,436 
0,211 

90,260 
8,486 
1,254 
0,703 
0,498 
0,223 

92,010 
7,048 
0,942 
0,597 
0,457 
0,177 

90,710 
8,262 
1,028 
0,711 
0,513 
0,167 

89,470 
9,161 
1,099 
0,771 
0,551 
0,193 

88,470 
10,342 
1,188 
0,869 
0,594 
0,187 

87,500 
11,189 
1,311 
0,896 
0,660 
0,191 

Kali     .... 
Natron 

Kalk     .     .     .     . 
Magnesia  .     .     . 
Eisenoxyd 
Phosphorsäure   . 
Schwefelsäure     . 
Kieselsäure   .     . 
Chlor    .     .     .     . 

0,4678 
0,1263 
0,2617 
0,1786 
0,0212 
0,0749 
0,1468 
0,1  i  72 
0,1056 

0,3658 
0,1217 
0,1981 
0,1257 
0,0180 
0,0660 
0,1095 
0,0827 
0,0894 

0,2944 
0,1538 
0,1829 
0,0992 
0,0187 
0,0(145 
0,1386 
0,0773 
0,1464 

0,2790 
0,1607 
0,1550 
0,0769 
0,0108 
0,0585 
0,0958 
0,0607 
0,1733 

0,325.6 

0,1818 
0,2099 
0,0942 
0,0124 
0,0645 
0,1219 
0,0752 
0,2232 

0,2303 
0,1472 
0,1521 
0,0677 
0,0115 
0,0510 
0,1042 
0,0509 
0,1653 

0,2119 
0,1649 
0,1998 
0,0728 
0,0107 
0,0507 
0,1167 
0,0543 
0,1811 

0,2165 
0,1839 
0,2156 
0,0819 
0,0081 
0,0580 
0,1187 
0,0552 
0,2000 

0,2551 
0,1958 
0,2187 
0,0.>13 
0,0119 
0,0676 
0,1250 
0,0578 
0  2054 

0,3169 
0,2039 
0,2491 
0,0848 
0,0115 
0,0775 
0,1401 
0,0682 
0,2069 

Auf  einem  preuss.  Morgen  standen  durchschnittlich  50000  Pflanzen. 


Assimilation  und  Ernährung. 


133 


Die  Schiassfolgerungen,  die  sich  aus  der  Arbeit  in  Bezug  auf  Auf- 
nahme und  Vertheilung  der  einzelnen  Nährstoffe  ergehen,  liegen  iu  den 
Tabellen  so  deutlich  vor  Augen,  dass  sie  einer  Wiederholung  mit  Worten 
nicht  bedürfen.  Wir  begnügen  uns  deshalb  damit,  eine  Bemerkung  des 
Verfassers  anzufügen,  die  sich  nicht  ganz  ohne  Weiteres  aus  den  Zahlen 
ableiten  lässt.  Sie  lautet:  „Nicht  unerwähnt  will  ich  das  Sauerstoffver- 
hältniss  der  an  organische  Säuren  gebundenen  Basen  lassen.  Es  ist  bei 
den  Samensalzen  (drei  Analysen  d.  R.)  ein  konstantes.  Bei  den  Wur- 
zelsalzen ist  dieser  Sauerstoffgehalt  in  den  jüngsten^Pflanzen  am  grössten, 
nimmt  stets  ab  und  behält  zuletzt  eine  befriedigende  Konstanz.  Dasselbe 
gilt  bei  den  Blattpflanzen  bis  zur  6.  und  7.  Periode,  von  da  an  steigt 
die  Sauerstoffzahl  wieder,  wenn  auch  nur  wenig.  Bei  den  Wurzeln 
stellt  sich  das  Verhältniss  dieses  Sauerstoffs  zwischen  der  ersten  und 
letzten  Periode  wie  3  :  2,  bei  den  Blättern  wie  7  :  6."  — 

Zum  Schluss  sei  an  eine  frühere  Arbeit  des  Verfassers  erinnert:  Aschcnana- 
lysen  der  Cichorle.     Jahresber.  1866.    S.  112.  — 

Beiträge   zur  Entwicklungsgeschichte   der  Maispflanze,     Beiträge 
von  Haberlandt.*)    —   Die  Kultur   hat   eine   grosse  Menge  von  Spiel-    zur  Ent" 

wicklungs- 

arten  des  Maises  hervorgebracht,    die   in  Grösse    und  Gewicht  der  reifen  gesChichte 
Pflanze,  der  Kolben  und  Körner  um  das  20  und  Mehrfache  von  einander   der  Mais- 
abweichen.   Die  Zeitdauer  und  mit  ihr  die  Wärmesumme,  welche  zur  Aus-     *»flanze- 
bildung  der  verschiedenen  Sorten  nothwendig  ist,  wechselt  vom  Einfachen 
bis  zum  Doppelten.     Verfasser   beschloss   die  Ursachen    zu  studiren,    die 
solche  Veränderungen   bedingen,    und  theilt  zunächst  einen  Versuch   mit, 
der  das  Verhalten  des  Maises   beim  Anbau    an  einer  von  seiner  Geburts- 
stätte geographisch  und  klimatisch  sehr  verschiedenen  Oertlichkeit  illustrirt. 

Im  Jahre  1865  wurden  Originalsamen  von  Mais  aus  Nordamerika, 
Süd-Ungarn,  der  Walachei,  Odessa  und  Aegypten  bezogen  und  unter  glei- 
chen Verhältnissen  in  Ungarisch  -  Altenburg  angebaut.  Im  Jahre  1866 
wurde  der  Samenbezng  aus  denselben  Quellen  wiederholt  und  daneben 
kamen  die  1865  in  Ungarisch- Altenburg  als  erste  Generation  gewonnenen 
Samen  zur  Aussaat. 

Die  AVärme-  und  Regenverhältnisse  der  beiden  Vegetatiousjahre  waren 
folgende : 


1865. 

1866. 

Mittlere|Nieuers(:IlläSe 

Mittlere 

Niederschläge 

Wärme  i 

Wärme 

1 

in      | 

Grösse 

in 

Grösse 

Graden  '  Zahl 

in  Paris. 

Graden 

Zahl,  in  Paris- 

Re'aum.  I 

Linien. 

Re'aum. 

Linien. 

Mai      .     .     . 

15,03 

9 

10,70 

10,66  |  11 

23,7S 

Juni     .     .     . 

12,83 

9 

14,06 

17,78  |  13 

20,97 

Juli      .     .     . 

18,53 

9 

14,47 

16,50     17 

15,67 

Augu  t 

15,50 

17 

28,41 

14,63     22 

55,52 

September     . 

13,01 

3 

1,78 

14,77      10 

39,60 

Oktober    .     . 

9,13 

11 

15,82 

6,32 

3 

3,51 

*)  Centralblatt  f.  d.  gesanunte  Landeskultur.     1867.     S.  1. 


134 


Assimilation  und  Ernährung. 


Die  Vegefötionsverhältnisse  giebt  nachstellende  Tabelle: 


Zahl    d 

er  Tag 

e 

bis 

zur  Blüthe. 

bis 

zur  Ernte. 

=    S    3 
»   =    3 

CO  'S    0> 
00  £  6j0 

S  "3    • 

Sil 

§-•§ 

CO   t   tC 

i-t  <a 

si  . 

3   C    - 
N    c    S 

3*3    . 

CO  ^  iß 

3*3   . 

N  3  3 
'■2  -2-? 

cc  £  tu 

l-l     QJ 

si . 

3    5    3 

N  g  % 

O  ■£■& 

oo  £  tao 

i-H    P 

Mais 

7) 
» 

n 

aus  Nordamerika 

,,     Süd-Unf-arn 
,,     der  Walachei 
„     Odessa    .  .  . 
.,     Aegypteu  .  . 

85 
75 
76 
71 
73 

86 
77 
78 
71 
76 

87 
77 
80 
75 
78 

173 
150 
143 
133 
148 

167*) 

162 

153 

141 

153 

167*) 

162 

162 

151 

162 

Nöthige  "Warmes umme  in  Graden  Keaumur 


bis  zur  Blüthe. 


5  0" 


N  s  § 

CO  S  ^ 


00 


N 


bis  zur  Ernte. 


a  *  . 
als 

■2  ®.° 


Mais  aus  Nordamerika 

1681 

„        „     Süd-Ungarn 

1441 

,       „     der  Walachei 

1465 

.,       „     Odessa    .  .  . 

1343 

n       »     Aegypten  .  . 

1391 

1722 
1539 
1560 
1412 
1518 


1747 
1539 
1602 
149S 
1560 


2993 

2785 
2693 
2557 
2759 


2S04 
27S8 
2724 
2619 
2724 


2804 
2788 
2788 
2724 
2788 


Durchschnitts  -  Gewicht  in  Grammen 

eines        ||   der  Körner 
Kolbens.     ||ein.   Kolbens. 

der  Spindel  ||d. Deckblätter 

1   des  Strolis 

von  je  100 

ein.   Kolbens  Heines  Kolbens 

leiner  Pflanze. 

Körnern. 

1865|l8(56|l86G!JlS(j5|l86G|lSGG 

lSG5|lS6(j|l8G« 

lSG5|lS66|lS66 

lS65|l8G6|lS6G 

lSG5|l8G6|l866 

1.  1    1.  1    2. 

,\,\ 

<■ 

,|,|, 

1.1    1.1   2. 

1.   1    1.  1   2.  I 

1.   1    1.   1    2. 

Generation. 

Generation. 

Generation. 

Generation. 

Generation. 

Generation. 

Mais  a.  Nordamerika 

185 

158 

133 

128 

112 

75 

52 

46 

58 

25 

27 

39 

191 

195 

242 

233)205 

168 

„  Süd- Ungarn 

160 

130 

126 

116 

99 

94 

44 

30 

32 

27 

16 

18 

122 

145 

186 

266  255 

205 

„  der  Walachei 

141 

122 

135 

97 

94 

104 

44 

28 

30 

26 

15 

16 

107 

121 

123 

303  263 

243 

„  Odessa  .  .  . 

80 

82 

104 

63 

54 

84 

16 

18 

31 

12 

14 

17 

49 

47 

116 

161  154 

202 

n 

n  Aegypten  .  . 

150 

125 

138 

112 

99 

106 

38 

26 

32 

30 

17 

25 

103 

111 

162 

317J290 

295 

Indem  der  Verfasser  gebührend  berücksichtigt,  dass  der  Witterungs- 
gang des  Jahres  1865  für  die  Entwicklung  und  die  Produktion  der  Mais- 
pflanze günstiger  war,  als  der  des  Jahres  186G,  und  dass  im  letzteren 
Jahre  die  starken  Niederschlage,  welche  zu  Ende  Juli,  im  August  und 
zu  Anfang  Se2)tember  erfolgten,  eine  Verzögerung  der  Reife  gegenüber 
dem  Vorjahre  bedingten,  zieht  derselben  aus  den  erhaltenen  Resultaten 
die  nachstehenden  Folgerungen: 


*)  Der  Mais   aus   Nordamerika    musste    1866    nach    vorausgegangenen    starken 
Frösten  am  24.  Oktober  in  nicht  völlig  reifem  Zustande  geerntet  werden. 


Assimilation  und  Ernährung.  I  <j!) 

Die  frühesten  Maissorten  gehören  dem  Süden  an.  Als  Vegetations- 
bedingungen, welche  zur  Entstehung  von  Frühsorten  beitragen,  sind  zu 
betrachten:  Trockenheit  des  Sommers,  geringer  Vorrath  von  Pflanzennähr- 
stoffen im  Boden  und  raschsteigende  Sommerwärino.  Die  frühesten  Mais- 
sorten haben  in  der  Regel  kleine  Formen.  Starke,  jährlich  wiederkehrende 
Niederschlage  im  Sommer,  oder  künstliche  Bewässerung,  fruchtbarer  Boden, 
gemässigte  Sommerwärme  werden  vor  allem  die  Entwicklung  der  vegetati- 
ven Organe  (der  Stengel  und  Blätter)  der  Maispflanze  begünstigen,  die 
Blüthezeit  wird  immer  später  eintreten  und  damit  auch  die  Vegetations- 
dauer der  Maispflanze  mehr  und  mehr  verlängert  werden.  Frühe  Sorten 
liefern  deshalb  das  südliche  Russland,  die  Walachei,  das  südliche  Oester- 
reich,  Italien ,  Griechenland  und  Aegypten,  soweit  bei  der  Kultur  keine 
oder  keine  ausreichende  Bewässerung  in  Anwendung  kommt.  Zu  den 
späten  Maissorten  gehören  die  von  Nordamerika  und  die  von  Italien, 
Aegypten,  Algier  u.  s.  w.  bei  deren  Kultur  eine  alljährliche  künstliche 
Bewässerung  in  Gebrauch  ist. 

Die  Reifezeit  früher  Sorten  wird  bei  der  Uebertragung 
derselben  ans  südlichen  in  nördliche  Gegenden  immer  wei- 
ter hinausgeschoben.  Es  macht  sich  dies  in  geringerem  Grade 
in  der  ersten  Generation,  welche  aus  den  Originalkörnern  gewonnen  wird, 
in  immer  höherem  Masse  in  den  nächstfolgenden  Generationen  bemerkbar. 
In  Folge  der  verlängerten  Vegetationszeit  und  der  veränderten  Vegetations- 
bedingungen vergrössern  sich  die  aus  südlichen  Gegenden  nach  nördlicher 
gelegenen  translozirten  Zwergsorten  schnell  und  gehen  wieder  in  grössere, 
aber  später  reifende  Spielarten  über. 

Je  mehr  ein  Land  an  die  nördliche  Grenze  des  Maisbaus  gerückt  ist, 
desto  mein-  wird  sich  für  dasselbe  der  Anbau  frühreifender  Maissorten 
empfehlen.  Die  frühreifenden  Spielarten  werden  sich  aber  dort  nur  da- 
durch in  ihrer  Eigenthümlichkeit  erhalten  lassen,  dass  man  die  Samen 
derselben  immer  wieder  aus  ihrer  Heimath  bezieht,  die  selbstgezogene 
Saat  aber  nur  durch  wenige  Jahre  zum  Anbau  verwendet. 


Nobbe*)  theilt  in  einem  Aufsatze  „über  den  Kulturwerth  der  Ueber  den 
Heiligenstädter  oder  grünen  Kartoffel"   die  Resultate  mit,    die  Kultlir"'erth 

°  D  '  der  Hei- 

ilim  sehr  sorgfältig  ausgeführte  Anbauversuche  mit  dieser  Kartoffelsorte  im  ngenstädter 
Vergleich  zu  der  ebenso  konstanten   als  vortrefflichen  und  allgemein   be- oder  K'ü»en 

Kartoffel 

kannten  weissfleischigen  Zwiebelkartoffel  ergaben. 

Beide  Kartoffelsorten  wurden  bei  wechselnder  Pflanzenweite  und  unter 
dem  Einflüsse  verschiedener  Düngmittel  beobachtet. 


*)  Amtsblatt    für   die   landwirtschaftlichen  Vereine    des    Königreichs   Sachsen. 
1867.     S.  98. 


136 


Assimilatiuii  nud  Ernährung. 


Im  Mittel  sämmtHcher  Versuche  wurde  geerntet: 


Ernteertrag 

Zusammensetzung 

der 

pro  Pflanze. 

äjj 

Ztr. 

Knollen. 

p  j§ 

Proz. 

Proz. 

Proz. 

9 

< 

Proz. 

ä 

0    « 

~ö  "3 
M 

1.  S 

£-=  2 

Loth. 

Verhält- 
niss  der 
Nh- 
Stoffe 
zum 
Stärke- 
mehl. 


Zwiebelkartoffel    . 
Heiliffens:ädter    . 


Im  Jahre  186G. 

4,43  I    9,78  I  24,7  1 100,7  I  27,16  I  21,90  2,2561  1,111 1  1 
6,76  I  19,36  I  29,0  |  10S,5  |  25,00  |  19,14|  2,020  1,185  |  1 


während  im  Jahre  1865  geerntet  worden  war : 

Zwiebelkartoffel   .  .  I    5,8  I  14,7  I     31    I    158  131,97  I  25,051  3,27  1  1,12 
Heiligenstädter    .  .  |    5,5  |  40,5  |     61    |    310  1 25,34 1  18,95]  2,06     1,07 


.  |   5,5  |  40,5  |     61 
Bei  verschieden  dichter  Pflanzweite  im  Jahre  1866  wurde  geerntet,   und 
A.  bei  dichter  Pflanzung  (1,7  D')- 

9,0  |  16,1  j    234  I  27,71  I  22,201  2,0761  1,157  1 1 


:9,7 
:9,5 


:7,7 
:9,2 


Zwiebelkartoffel  . 
Heiligenstädter     . 


Zwiebelkartoffel 
Heiligenstädter 


Zwiebelkartoffel   . 
Ileiligenstädter     . 


4,23 

5,89  |  13,9  |  13,8  |    196  |23,95  |  17,97|  1,974|  1,1'86 

B.  bei  mittelweiter  Pflanzung  (3,8  G'). 

4,30  I     9,9  |  35,3  I    151  1  27,09  I  21,081  2,599!  1,063 
8,47  |  22,5  |  24,5  |   214  |  26,82  !  20,93]  2,203|  1,051 

C.   bei  weiter  Pflanzung  (ÖD')- 


4,581   10,4 
6,16  !  22,2 


33,8 
38,8 


159  |  26,67  |20,SS|2,141j  1,1071  1 
178  |24,90|l8,78|  1,908  1,155 1  1 


:  10,7 
:9,1 


:8,1 

:9,5 


:9,2 
:9,3 


In  Summa  wird  Nobbe  durch  seine  Beobachtungen  zu  folgendem 
Urtheil  geführt: 

Die  Heiligenstädter  Kartoffel,  rundlich,  gelb-  und  rauhschalig,  gelb- 
fleischig,  weisskeimig,  und  von  nicht  unangenehmem  Geschmack,  scheint 
von  der  „Lerchenkartoffel"  abzustammen.  Ihre  unter  und  über  der  Erde 
gebildeten  Sprossen  sind  langgestreckt  (letztere  bis  5'),  mit  zahlreichen 
Zweigen  (bez.  Knollentrieben)  ausgestattet.  In  Folge  dessen  beansprucht 
sie  einen  relativ  grossen  Bodenraum,  um  ihre  volle  Lebensenergie  zu  ent- 
falten, einen  grössern  wenigstens  als  die  Zwiebelkartoffel,  deren  Wurzeln 
und  Knollentriebe  bei  gleicher  Saattiefe  weniger  weit  auslaufen  und  deren 
Knollen  dichter  um  die  aufsteigende  Achse  gruppirt  sind.  Im  Stärkemehl- 
und  Stickstoffgehalt  giebt  sie  der  Zwiebelknolle  nicht  viel  nach  uud  gehört 
jedenfalls  zu  den  qualitativ  besseren  Kartoffelsorten.  Ihre  wesentliche  Be- 
deutung aber  beruht  in  einer  numerisch  sehr  bedeutenden  Knollenentwick- 
lung  und  dadurch  bedingten  hohen  Massenproduktion,  obgleich  die  Knollen 
selbst  nur  von  mittlerer  Grösse  sind.  Ihr  ungemein  langsames  Wachs- 
thum  macht  sie  jedoch  von  den  atmosphärischen  Vegetationsbedingungen 
in  höherem  Grade  abhängig,  und  verweist  ihre  Kultur  auf  milde  Gegen- 
den.    In  klimatisch  rauhen  Lagen  mit  kurzem  Sommer  ist  ihre  Ausbildung 


As '  iuiiliitioi)   "ind  Krniibrung.  137 

durchaus  ansicher.  Gegen  die  Eartoffelkrankheit  ist  auch  diese  Sorte 
natürlich  nicht  absolut  gesichert,  alter  in  den  Chemnitzer  Versuchen  erwies 
sicli  die  Heiligenstädter  als  relativ  widerstandsfähig,  ja  als  widerstands- 
fähiger wie  die  harte  Zwiebelkartoffel.  Von  den  sämmtlichen  in  den  Ver- 
suchen von  186G  geernteten  Zwiebelkartoffeln  wurden  3  Proz.  krank  ge- 
funden, von  den  Heiligenstädter  Kartoffeln  dagegen  nur  1,5  Proz. 

üeber    die    chemische    Konstitution    der    Pflanze,    von  Ueber  die 
Stroh  ecke  r*)  —  Eine  Pflanzenspecies  A  entzieht  einem  Boden,  welcher  Ko^tutiwi 
ihr  sämmtliche  Nährstoffe   in  genügendem  Masse   bietet,    eine   bestimmte  der  raanze. 
Menge  derselben  und  lässt   eine   gewisse  Quantität   davon   zurück.     Eine 
Pflanzenspecies  B,  die  auf  demselben  Boden  wächst,  entzieht  ihm  von  den 
gleichen  Nährstoffen  eine  andere  Quantität  und  lässt  eine  andere  zurück. 
Die  entzogenen  Nährstoffmengen  repräsentiren  das  Assimilationsverhältniss 
der  Pflanzen  und  sind  für  dieselben  charakteristisch.    Wächst  eine  dieser 
Pflanzen  auf  einem  Boden,  welcher  einen  oder  mehrere  dieser  Nährstoffe 
gar  nicht,   oder  in  mangelhafter  Menge  enthält,   andere   aber  in   einem 
Ueberschusse,  so  nimmt  dieselbe   an  Stelle   der  mangelnden  Stoffe  deren 
im  Ueberschusse  vorhandene  Isomorphen    und  zwar  im  Verhältnisse  ihres 
Aquivalentverhälhnsses  und  ihres  Assimilationscoefficienten  auf.    Es  lässt 
sich  mithin  für  jede  Pflanze  ein  Assimilationscoefficient  und  ein  Substitu- 
tionscoefficient  berechnen  —  u.  s.  w. 

Wir  begnügen  uns  damit,  dem  Leser,  der  sich  für  die  Arbeit  interessirt,   die- 
selbe anzuzeigen  und  die  Quelle  anzugeben,  wo  sie  zu  finden  ist. 

Tödtliche  Einwirkung  des  Quecksilber -Dampfes  auf  die    Tödtliche 
Pflanzen,  von  Boussingault.**)  '""dos11"8 

In  der  ausgezeichneten  Arbeit  „über   die  Functionen  der  Blätter"  ***)  Quecksiiber- 
hatte  Boussingault  unter  andern  nachgewiesen,  dass  Quecksilberdämpfe  die    Dflmi1fes 

9.uf  die 

Fähigkeit  der  Blätter,  Kohlensäure  unter  Einfluss  des  Lichtes  zu  zersetzen,  pflanzen. 
aufheben.  Schon  zu  Ende  des  vorigen  Jahrhundorts  hatten  einige  hol- 
ländische Gelehrte  durch  eine  Reihe  von  Versuchungen  gezeigt,  dass  der 
Quecksilberdampf  das  Pflanzenleben  vernichtet,  dass  aber  diese  tödtliche 
Wirkung  der  Dämpfe  durch  Schwefel  aufgehoben  werden  könne.  In  Ver- 
folg seiner  Arbeit  beschloss  Boussingault  diese  altern  Experimente  etwas 
abgeändert  zu  wiederholen  und  zu  kontrolliren  und  gelangte  dabei  zu 
folgenden  Resultaten : 

1.  Versuch.    Zwei  Petunien,  jede  mit  7  Blättern,  einigen  Blättchen 
und  2  Blüthen  wurden  am  16.  Juli  1866  Abends  8  Uhr  unter  Glasglocken 

*)  Chem.  Centralblatt.      1867.     S.  228.     Aus  der  Botan.  Zeitung  Flora.     1867. 
No.  4. 

**)  Compt.  rend.     Bd.  64.     S.  924. 
***)  Jahresbericht   1865.     S.   140. 


loö  Assimilation  und  Ernährung. 

von  8  Liter  Inhalt  gebracht.  Die  Glocken  waren  mit  atmosphärischer 
Luft  gefüllt,  durch  Wasser  gesperrt  und  wurden  in  einem  Garten  aufge- 
stellt. Die  nach  Süden  gerichtete  Seite  der  Glocken  wurde  zur  Milderung 
des  Sonnenlichts  mit  Kreide  angestrichen.  Zu  der  einen. Petunie  wurden 
auf  den  Boden  zwei  Schälchen  mit  Quecksilber  gestellt,  in  denen  die  Ober- 
fläche des  Metalles  zusammen  36  ü   Centimeter  betrug. 

Die  Blätter  der  den  Quecksilberdämpfen  ausgesetzten  Pflanze  erschienen 
schon  10  Stunden  nach  Beginn  des  Experiments  schlaff.  Am  18.  Juli 
früh  6  Uhr  war  das  den  Quecksilberdämpfen  nächste  Blatt  verwelkt  und 
mit  schwarzen  Flecken  bedeckt.  Auch  auf  den  andern  Blättern  waren 
graue  Flecken  bemerkbar.  Am  19.  Juli  früh  6  Uhr  hingen  die  untern 
Blätter  vollständig  verwelkt  und  schwarz  herab,  die  oberen  waren  mit 
Flecken  bedeckt,  ihr  Blattstiel  welkte.  Die  Blüthen  schienen  nicht  ge- 
litten zu  haben.  Am  20.  Juli  6  Uhr  früh  war  der  Stengel  überhängend, 
einige  Blätter  an  der  Spitze  zeigten  sich  entfärbt.  Am  21.  Juli  war  das 
ganze  Blattwerk  abgestorben  mit  Ausnahme  einer  kleinen  Blattknospe  an 
der  Spitze  des  Stengels-.  Die  Blumen  waren  abgefallen  ohne  ihre  Farbe 
verloren  zu  haben.  Die  Temperaturen  im  Schatten  waren : 
am  17.  Juli  2  Uhr  Nachm.    31  ° 

„    19.    „     7    „     Abends   23° 

Die  andere  Petunia,  die  nicht  mit  Quecksilberdämpfen  in  Berührung 
gekommen  war,  hatte  unter  ihrer  Glocke  währenddem  ihre  volle  Lebens- 
kraft bewahrt,  die  Blätter  blieben  schön  grün  und  translucid,  der  Stengel 
straff  und  die  Blumen  frisch. 

2.  Versuch.  Am  22.  Juli  Nachmittags  wurden  wiederum  zwei 
Pflanzen  unter  Glocken  (von  10  Liter  Inhalt)  gebracht,  diesmal  aber  nicht 
Petunien,  sondern  Mentha,  und  neben  eine  jede  je  ein  Schälchen  und  ein 
Zylinder  mit  Quecksilber  gebracht.  Der  Zylinder  reichte  ziemlich  bis  zur 
Decke  der  Glocke,  eine  Vorrichtung  die  den  Zweck  hatte,  die  Quecksilber- 
dämpfe gleichzeitig  von  oben  und  unten  auf  die  Pflanze  wirken  zu  lassen. 
Die  gesammte  Quecksilberoberfläche  betrug  in  jeder  Glocke  40  a  Centi- 
meter. In  der  einen  Glocke  war  ein  Carre  der  innern  Seitenfläche  von 
circa  1  Decimeter  in  Quadrat  mit  Schwefelblumen  gepudert,  in  die  andere 
kam  kein  Schwefel. 

Unter  der  nicht  geschwefelten  Glocke  zeigte  sich  die  Pflanze  schon 
16  Stunden  nach  Beginn  des  Experiments  stark  befallen;  die  Mehrzahl 
der  Blätter  hatte  eine  dunkelgraue  Farbe  angenommen.  Am  24.  Juli 
Mittags  hingen  alle  Blätter  schwarz  am  Stengel  herab.  Am  26.  Juli 
Mittags  waren  die  Blätter  todt  und  vertrocknet.  Der  Thermometerstand 
im  Schatten  war 

am  23.  Juli  3  Uhr  Nachm.  24° 
»  24.  „  3  „  „  25° 
„    26.    „     3    „         „         16°  (bei  bedecktem  Himmel). 


\     iiinlati'in   und    Bl'DÜhl'ung. 


139 


Die  Pflanze  anter  der  geschwefelten  Glocke  dagegen  war  am  2G.  Juli 
nucli  ebenso  gesund,  «las  Blattwerk  derselben  noch  ebenso  frisch,  wio  hei 
Beginn  des  Versuchs;  ja  12  Tage  später  am  7.  August  konnte  ihr  Zustand 
noch  für  befriedigend  gelten. 

Ganz  gleiche  Resultate  wurden  mit  Lein  und  Pfirsichzweigen  erhalten; 
immer  zeigten  sich  die  den  Quecksilberdämpfen  ausgesetzten  Blätter  ent- 
weder nach  einigen  Stunden  oder  doch  nach  einigen  Tagen  mit  schwarzen 
Flecken  bedeckt  und  immer  verhinderte  die  Gegenwart  von  Schwefel  die 
schädliche  Wirkung  des  verdampfenden  Quecksilbers. 

Wie  gross  die  Empfindlichkeit  der  Pflanze  gegen  die  Quecksilber- 
dämpfe  ist,  beweist  der  Umstand,  dass  ein  Goldblättchen,  das  man  zwischen 
den  Blättern  der  zum  Experiment  benutzten  Pflanze  befestigt,  in  der  Zeit 
noch  keine  weisse  Farbe  annimmt,  in  welcher  die  Pflanze  schon  vollständig 
abstirbt. 

Die  Erklärung  der  schützenden  Wirkung,  welche  die  Schwefelblumen 
in  dem  Experimente  ausübten,  verspricht  Verfasser  später  zu  geben. 


Ueber  die  Wirkung   von   Chlorzink  auf  einige  Pflanzen,   ueber  die 
von  Keichardt.  *)     —    Ans  Versehen  wurde  1    Pfd.  ganz  konzentrirte    Wirkuns 

'  D  von 

syrupsdicke  Chlorzinklösimg  zum  grössern  Theile  auf  einen  im  Kübel  ste-   chiorzink 
henden  grossen  Oleanderbaum,  zum  kleinern  auf  ein  Agapanthus-Exemplar  auf  einiee 
gegossen.    Der  Boden,  in  dem  die  Pflanzen  standen,  war  sehr  kalkreich,  so 
dass  die  Chlorzinklösung  sofort  von  demselben  zersetzt  wurde.    Die  direct 
angegriffenen  Theile  von  Agapaiithus  starben  ab,   die  übrig  gebliebenen 
erholten  sich  allmählich  und  brachten  im  Herbst  2  oder  3  Blüthenstengel 
mit    normal    erscheinenden   Blüthen.     Der  Oleander   verlor   eine    Menge 
Blätter,  entwickelte  aber  gleichzeitig  eine  Menge  junger  Triebe,  bei  denen 
nur  auffiel,  dass  sie  ein  viel  helleres  Grün   zeigten  als  gewöhnlich.     Im 
nächsten  Frühjahre  befand  sich  der  Baum  sehr  wohl,  zeichnete  sich  aber 
wieder  durch  hellere  Färbung  der  jungen  Blätter  aus. 
Die  Analyse  ergab : 

2  bis  3  Tage  nach  der  Vergiftung  Z  i  n  k  o  x  y  d. 

1)  in  den  abgefalleneu  Blättern     .     .     .     0,1436  Froz. 

2)  in  einem  grünen  Ast  mit  Blättern    .       0,664     „ 

8  Tage  nach  der  Vergiftung 

3)  Rinde  J  .  -      .        t  1,066     „ 

4)  Holz    (  von  emem  starkeren  Zweige       0^QQ 

6—7  Wochen  nach  der  Vergiftung 

5)  Rinde 0,271  „ 

6)  Holz 0,283  „ 

7)  Blätter 0,214  „ 


*)  Annal.  d.  Landwirtschaft.     Bd.  50.     S.  235. 


140  Imponderabilien. 

Im  nächsten  Frühjahr 

8)  Blätter 0,406  Proz. 

9)  Stengel 0,346     „ 

10)  Holz 0,385.  .„ 

11)  Rinde 0,330     „ 

Die  Analysen  5.,  6.,  und  7.,  beziehen  sich  auf  lufttrockne  Substanz, 
die  übrigen  auf  bei  100°  getrocknetes  Material. 


Einfluss  der  Imponderabilien  auf  die  Pflanzen. 

ueber  den  Ueber  den  Einfluss  der  Elektrizität  auf  die  Pflanzen  hat 

p!"  ,uss  •,'!  Blonde  au  eine  Reihe  von  Versuchen    mit  nachstehendem   Erfolg  aus- 

tilektrizitat  ° 

auf  die  geführt.*)  —  Eine  Mimosa  pudica,**)  die  so  empfindlich  war,  dass  die 
Pflanzen.  Berührung  einer  Fliege  hinreichte,  sie  zum  Zusammenfalten  der  Blättchen 
und  zum  Herabschlagen  der  Blätter  zu  bringen,  wurde  auf  eine  isolirende 
Glasplatte  gestellt  und  an  beiden  Stammenden  mit  den  Drähten  einer  schwa- 
chen, aus  einem  einzigen  Bunsenschen  Elemente  bestehenden  Batterie  ver- 
bunden. Als  die  Pflanze  sich  erholt  hatte,  setzte  man  den  Strom  mit  Ver- 
meidung jeder  Erschütterung  in  Gang  und  —  die  Pflanze  zeigte  nicht  die 
geringste  Bewegung;  Blättchen  und  Blätter  blieben  ausgebreitet  und  straff. 

Man  veränderte  das  Experiment  in  der  Art,  dass  man  das  Bunsensche 
Element  entfernte  und  durch  einen  Euhmkorffschen  Apparat  von  sehr 
kleinen  Dimensionen  ersetzte,  und  sofort  bei  Eintritt  des  Inductionsstroms 
in  die  Pflanze  zeigte  dieselbe  die  entschiedenste  Reaction.  Blättchen  um 
Blättchen  faltete  sich  zusammen,  die  Blätter  sanken  an  den  Stengel  herab 
und  diese  Bewegung  pflanzte  sich  schnell  von  einem  Ende  des  Gewächses 
zum  andern  fort. 

Jetzt  wurden  vier  ähnliche  Pflanzen  der  Einwirkung  des  Inductions- 
stroms unterworfen  und  zwar  Hess  man  den  Strom  durch  Nr.  1  fünf, 
durch  Nr.  2  zehn  und  durch  Nr.  3  fünf  und  zwanzig  Minuten  lang  hin- 
durchgehen, dann  wurden  die  Pflanzen  sich  selbst  überlassen  und  be- 
obachtet. Nro  4  wurde  unter  eine  Glocke  gebracht,  unter  welche  man, 
nachdem  sich  die  Pflanze  erholt  hatte,  einige  Tropfen  Aether  gab.  Die 
Drähte  traten  durch  Glasröhren  in  den  Apparat  ein  und  der  Strom  ging 
bei  diesem  Experiment  quer  durch  die  Pflanze. 

Pflanze  Nr.  1  blieb  nach  der  elektrischen  Einwirkung  eine  Viertel- 
stunde bewegungslos,  dann  öffnete  sie  allmählich  die  Blättchen,  die  Blatt- 
stiele  hoben    sich    und    etwa   nach   einer   Stunde   war  der  ursprüngliche 


*)  Compt.  rend.     Bd.  65.     S.  304  und  S.  762. 

**)  Ueber  die  früheren  Verbuche  mit  Mimosa  u.  s.  w.  von  Schacht,  Colin,  Jtir- 
gensen  u.  A.  vergl.  Sachs.  Handb.  d.  Exper.-Phys.     S.  80. 


Imponderabilien.  141 

Zustand  scheinbar  ohne  allen  Nachtheil  für  das  Bäumchen  wieder  her- 
gestellt. 

Pflanze  Nr.  2  regte  sich  über  eine  Stunde  lang  nicht  und  die  dann 
beginnenden  Bewegungen  waren  matt  und  langsam  ;  sie  brauchte  2  % 
Stunden,  um  sich  vollständig  zu  erholen. 

Bei  Pflanze  Nr.  3  war  durch  die  lang  dauernde  Einwirkung  des 
Stroms  nicht  nur  die  Keizbarkeit  vollständig  aufgehoben,  sondern  wie  sich 
bald  zeigte  die  Pflanze  selbst  getödet,  denn  am  andern  Tage  fand  man 
dieselbe  schwarz,  vertrocknet,  wie  vom  Blitze  getroffen. 

Am  bomerkenswerthesten  verhielt  sich  die  Pflanze  Nr.  4;  sie  war 
durch  die  Aetherdämpfe  vollständig  empfindungslos  gemacht  und  zeigte 
weder  beim  Schütteln,  noch  bei  der  nachfolgenden  Durchleitung  des  In- 
duetionsstroms  die  geringste  Empfindlichkeit  oder  Bewegung. 

Eigentümliche  Wirkungen  zeigte  der  Inductionsstrom  auf  Früchte 
und  Samen.  Die  ersteren  wurden  in  ihrer  Reife  beschleunigt.  Es  gelang, 
Aepfel,  Birnen,  Pfirsiche  unter  dem  Einflüsse  des  Stromes  mürbe  zu  machen, 
während  die  an  demselben  Baume  befindlichen  nicht  elektrisirten  Früchte 
noch  weit  von  diesem  Zustande  entfernt  waren. 

Erbsen-,  Bohnen-  und  Weizen-Samen,  die  man,  um  sie  leitend  zu 
machen,  in  Wasser  eingequellt,  dann  einige  Minuten  lang  der  Wirkung 
des  Inductionsstroms  ausgesetzt  und  in  gute  Gartenerde  gesäet  hatte, 
keimten  immer  viel  früher,  als  die  nicht  elektrisirten  und  unter  sonst 
gleichen  Umständen  ausgelegten.  Ausserdem  war  die  Entwicklung  der 
von  elektrisirten  Samen  stammenden  Pflanzen  rascher,  Blätter  und  Stengel 
derselben  dunkler  grün  und  kräftiger.  Eine  eigentümliche  Erscheinung 
bot  eine  Anzahl  der  elektrisirten  Bohnen  dadurch,  dass  sie  kopfunter 
keimten,  d.  h.  dass  sie  mit  den  Kotyledonen  in  der  Erde  blieben  und  die 
Wurzel  nach  oben  entwickelten.  „Man  wäre  versucht,"  sagt  der  Verfasser, 
„den  Embryo  für  einen  kleinen  Magnet  mit  zwei  Polen  und  einem  neu- 
tralen Punkte  und  den  Einfluss  des  Inductionsstroms  als  eine  Umkeh- 
rung der  beiden  magnetischen  Pole  zu  betrachten!" 

Einfluss  des  farbigen  Lichts  auf  die  Zersetzung  der  Koh-  Einfluss  des 
lensäure  durch  die  Pflanzen,  von  Caillett.  *)  Lichts  anf 

Verfasser   brachte    abgeschnittene   Blätter   mit    einem  Gemenge  von    die  zer- 
atmosphärischer  Luft  und  Kohlensäure  unter  farbige  Apparate  —  und  zwar  set2un&  d(>r 
dienten  hierzu  entweder  Glocken  von  gefärbtem  Glas  oder  zwei  in  ein-      säure 
ander  gestellte  Glasröhren    von   denen    die   äussere   mit  einer  gefärbten    durch  die 
Flüssigkeit  gefüllt  war  —  setzte  dieselben  10  Stunden  lang  dem  Sonnen-    Pflanzen- 
lichte  aus  und  bestimmte  die  unzersetzt  gebliebene  Kohlensäure.   Bei  Be- 
nutzung der  gleichen  Blattfläche   (was  für  Blätter?  ist  nicht  angegeben) 
und  unter  sonst  gleichen  Umständen  blieb  Kohlensäure  unzersetzt: 


*)  Comp,  rend      Bd.  65-     S.  322. 


142 


Imponderabilien. 


Verhältniss  der  Kohlensäure 

in  100  Gasgemenge. 

Verhalten  des 

18  :  100 

21  :  100 

30  :  100 

photographischen  Papiers. 

Lösung    von    Jod    in 

Schwefelkohlenstoß' 

18 

21 

30 

schwärzte  sich  nicht. 

Grünes  Glas  .     .     . 

20 

30 

37 

färbte  sich  langsam. 

Violettes    „     .     .     . 

IS 

19 

28 

schwärzte  sich  sehr  rasch. 

Blaues       „     .     .     . 

17 

16,5 

27 

schwärzte  sich  sehr  rasch. 

Eothes       „     .     .     . 

7 

5,5 

23 

färbte  sich  nicht. 

Gelbes       „     .     .     . 

5 

1 

18 

färbte  sich  nicht. 

Mattes       „     .     .     . 

0 

0 

2 

schwärzte  sich  sehr  rasch. 

Die  Versuche  bestätigen  hiernach  die  bekannte  von  Sachs  beobachtete 
Thatsache,  dass  es  besonders  die  leuchtenden  und  unter  ihnen  in  erster 
Linie  die  gelben  Strahlen  des  Spectrams  sind,  unter  deren  Einfluss  die  Zer- 
setzung der  Kohlensäure  in  der  Pflanze  vor  sich  geht.  In  blauem  und 
violettem  Licht  findet  diese  Zersetzung  sehr  langsam  und  unvollkommen 
statt.  Besonders  bemerkenswert!!  erscheint,  dass  die  Blätter  im  grünen 
Licht  nicht  nur  die  Fähigkeit,  Kohlensäure  zu  zersetzen,  gänzlich  verloren, 
sondern  sogar  wie  in  der  Nacht  Kohlensäure  ausathmeten. 

Zu  bedauern  ist,  dass  dem  Verfasser  die  Versuche  von  Fuchs  wie  es  scheint 
ganz  unbekannt  geblieben  sind,  er  würde  es  dann  für  nöthig  gefunden  haben,  die 
etwas  rage  Bezeichung,  „gelbes,"  „blaues"  ,.grünes  Glas"  durch  bestimmte  Angaben 
der  Strahlen,  welche  die  benutzten  Gläser  noch  durch  sich  hindurch  Hessen,  näher 
zu  präzisiren. 


Produktion  Produktion  von   organischer   Pflanzensubstanz   bei   Ab- 

"nischT    schluss  der  chemischen  Lichtstrahlen,  von  A.  Mayer.*) 
pflanzen-  Ausgehend  von    den  vortrefflichen  Versuchen  von    Sachs   über   die 

Substanz  bei  Saucrstoffabscheidung  der  Pfllanzen  in  farbigem  Licht,  beschloss  Verfasser, 

Ab.schluss       . 

dercbemi-  diese  Experimente  zunächst  mit  Wasser-  und  Landpflanzen  zu  wiederholen 
sehen  Licht-  und  sodann   zu  versuchen,    ob  es  möglich  sei,   den  ganzen  Vegetations- 
strahlen.   prozoss  e}ner  pflanze  Dej  Abwesenheit  von  „chemischen"  Strahlen  verlaufen 
zu  lassen  und  die  Zunahme  von  organischer  Trockensubstanz  zu  konstatiren. 
Zu  seinen  Versuchen  bediente  sich  Mayer  dreier  dreiseitiger  Glas- 
pyramiden, die  abgestumpft  und  oben  und  unten  offen  waren.   Pyramide  I 
war  aus  weissem  Fensterglas  konstruirt,   Pyramide  II  aus  gelbem  durch 
Eisenoxyd  gefärbtem  Glas,  welches  doppelt  genommen  in  der  Stärke  von 
etwa  4  Mm.  die  chemischen  Strahlen   noch  vollständiger  ausschloss,   als 
eine  konzentrirte  Lösung  von  saurem  chromsauren  Kali,   dafür  aber  auch 
weit  weniger  Lichtstrahlen  überhaupt  durchliess.    Nach  einer  photome- 
trischen Bestimmung  war  die  Lichtintensität  unter  Pyramide  II  nur  *U  so 
stark,  wie  unter  Pyramide  I.    Pyramide  III  war  wiederum  aus  Fenster- 


*)  Die  landwirth^chaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S  .39G. 


Imponderabilien.  143 

glas,  jedoch  inwendig  in  einer  Weise  mit  geschwärzten  Papierstreifen  De- 
klebt, dass  in  dieselbe  nur  der  vierte  Theil  des  Lichtes,  wie  in  die  erste 
gelangen  konnte. 

Das  Verhalten  der  Pflanzen  unter  diesen  drei  Pyramiden  war  fol- 
gendes: 

1.  Sauerstoffabscheidung  aus  Wasserpflanzen. 

Die  von  Blättern  des  Ceratophyllum  demersum  aus  der  Wunde  des 
abgeschnittenen  Blattstieles  entwickelte  Anzahl  von  Sauerstoffblasen  betrug 
unter  Pyramide  II  36—45  Prozent  und  unter  Pyramide  III  22—30  Pro- 
zent von  der  unter  Pyramide  I  ausgeschiedenen.  Während  also  die  Sauer- 
stoffabscheidung unter  Pyramide  III  ganz  proportional  der  geschwächten 
Lichtmenge  stattfand,  beweisst  die  höhere  Blasenzahl  unter  Pyramide  II, 
dass  durch  das  gelbe  Glas  eine  verhältnissmässig  grössere  Menge  wirk- 
samer Strahlen  hindurchgegangen  war,  als  leuchtender  überhaupt. 

2.  Sauerstoffabscheidung  aus  Luftpflanzen. 

Es  wurden  Erbsenblätter  in  mit  Kohlensäure  geschwängertem  Wasser 
unter  die  Pyramiden  gebracht  und  dem  Lichte  ausgesetzt.  Die  in  24 
Stunden  abgeschiedenen  Gasmengen  wurden  gemessen,  lieferten  aber  Re- 
sultate, die  nicht  gut  mit  einander  übereinstimmten,  und  Verfasser  be- 
schränkte sich  darauf  zu  sagen,  „dass  die  verschiedenen  Bestrahlungen 
auf  die  Sauerstoffabscheidungen  der  Erbsenblätter  in  ganz  ähnlichen  Ab- 
stufungen wirkten,  wie  auf  die  Sauerstoffabscheidungen  der  untersuchten 
Wasserpflanzen. 

3.  Vegotationsversuche. 

Unter  jede  Pyramide  wurden  am  9.  April  1867  ein  Topf  mit  4  ge- 
koimten  Erbsensamen  und  einer  mit  5  gekeimten  Wicken  gebracht  und 
ebenso  zwei  solcher  Töpfe  auf  dasselbe  Gestell  unbedeckt  zum  Vergleich 
aufgestellt.  Die  ganze  Vorrichtung  stand  so,  dass  sie  nur  von  diffusem 
Licht  getroffen  wurde.  Ie  ein  Erbsensame  wog  trocken  0,2408  Gr.,  je  ein 
Wickensame  0,154  Gr.    Begossen  wurde  nach  Bedarf. 

Stand  der  Pflanzen  nach  3  Wochen : 

Unbedeckt.     Pyr.  I.     Pyr.  II.     Pyr.  III. 

a)    Erbsen. 

Länge  der  Pflanzen,  Centimtr.  .     .  12  22  32  30 

Zabl  der  Internodien 4  4  3 — 4  3 

Durcbscbnittlicber    Quermesser    der 

Blätter,  Centimtr 3,3  2,1  1,8  1,8 

b)  Wicken. 
Länge  der  Pflanzen,  Centimtr.  .     .  10  IG  25  25 

Zabl  der  Internodien 5  5         4 — 5  4 

Durcbscbnittlicber  Querdurcbmesser 

der  Blätter,  Centimtr.        ...         1,3  1,2  1,3  1,1 


144  Imponderabilien. 

Die  Trockengewichte  einzelner  „vorsichtig  mit  den  Wurzeln  heraus- 
genommener" Pflanzen  waren: 


Unbedeckt. 

Pyr.  I. 

Py.  II. 

Pyr.  III. 

a)   Erbsen. 

Grm 

Grm. 

Grm. 

Grm. 

nach  5.2  Wochen     . 

.      0,331 

0,243 

0,179 

0,164 

jj      6          „ 

.      0,336 

0,310 

0,220 

0,113*) 

.  m    „ 

.      0,828**) 

1,111**)    0,393 

0,163 

b)  Wicken. 

nach  4. \  Wochen     . 

.      0,174 

0,174 

0,136 

0,141 

5£ 
r>       <J<i           r>              • 

.      0,204 

0,213 

0,151 

0,116 

n        ö             n 

.      0,531 

0,661 

0,198 

0,182 

Wenn  man  das  ursprüngliche  Samengewicht  mit  dem  Trockengewicht  der  unter 
Pyramide  II  gewachsenen  Pflanzen  vergleicht,  so  bleibt  für  die  letzteren  eine 
äusserst  geringe  Produktion  übrig,  und  gewiss  hat  Verfasser  seine  Absicht  „den 
ganzen  Vegetationsprozess  bei  Abwesenheit  von  chemischen  Strahlen  verlaufen  zu 
lassen"  nicht  erreicht.  Gleichwohl  aber  dürften  die  erhaltenen  Resultate  genügend 
beweisen,  dass  in  der  Tbat  auch  bei  Abschluss  aller  chemischen  Strahlen  eine  Pro- 
duktion von  Pflanzensubstanz  überhaupt  statt  finden  kann  —  eine  Beobachtung,  die 
mit  der  bisher  bloss  konstatirten  Sauerstoffabscheidung  in  gelbem  Licht  nicht  noth- 
wendig  zusammenfällt.  —  In  Betreff  der  mitgetheilten  Ertragszahlen  aber  können 
wir  nicht  die  Frage  unterdrücken:  wie  nimmt  man  behufs  Bestimmung  der  produ- 
zirten  Trockensubstanz  eine  Pflanze  vorsichtig  mit  den  Wurzeln  aus  einem  Topfe 
heraus,  in  welchem  gleichzeitig  noch  zwei  oder  drei  andere  Pflanzen  stehen,  die 
ungestört  weiter  wachsen  sollen? 


Schliesslich  lenken  wir  d:e  Aufmerksamkeit  uoch  auf  folgende  Artikel: 

Die  Entwicklungsgeschichte  des  Farbstoffs  in  Pflanzenzellen,  von  A.  Weiss.  ') 
Ueber  die  Assimilation  komplexer  stickstoffhaltiger  Körper  durch  Pflanzen,  be- 
sonders Mais   (betr.  Harnsäure,    Hippursäure,   salzt^aures  Guanin,   Harnstoff),   von 
Johnson.  2) 

Ein  Beitrag   zur  Frage   über   den  Samenwechsel  unserer  Getreidearten,   Hack- 
früchte etc  ,  von  Pietrusky.  3) 

Ueber  die  Schwächung  der  Fortpflanzungsfähigkeit  bei  der  Bastardbildung  der 
Pflanzen,  von  Pokorny.  4) 

Etudes  sur  les  fonetions  des  racines  des  ve'getaux,  von  Coren winder.  5) 
Sur  la  respiration  des  plantes  aquatiques,  von  van  Tighem.  6) 
Wirkung  des  Lichts  auf  das  Ergrünen  der  Pflanzen,  von  Famintzin.  7) 

*)  Der  noch  im  Boden  übrige  Theil  der  Erbsen  war  verfault. 
**)  Die  Pflanze  blübte. 
J)   Wiener  Sitzungsberichte.     LIVa.     157. 

2)  Bill.  Amerik.  Journal.     1866.     21    Jan. 

3)  Land-  u.  forstwirthsch.  Zeit.  d.  Prov.  Preussen.     III.     91. 

4)  Allgemeine  land-  u.  forstwirthsch.  Zeitung      XVII.     555- 
6)  Comptes  rendus.     LXV.     S.  781. 

6)  Comptes  rendus.     LXV.     S.  867. 

7)  Jahrbuch  der  wissensch.  Botanik.     VI.     45- 


Prlanzenkraiikheiten.  14ö 

Pflanzenkrankheiten. 

Julius  Kühn   berichtet   über   drei   Krankheitserscheinungen  Drei  Krank- 

-,,  .r.n~  iiii         /-ii  heitsformen 

an  der  Weberkarde,*)  die  er  im  Jahre  1867  zu  beobachten  Gelegen-  derWeber. 
heit  hatte.  karde- 

Die  eine  Krankheitsform  besteht  in  dem  Abfaulen  des  Kopfes  der 
Karde  vor  dem  Stauden,  oder  bald  nachdem  der  Stengel  sich  zu  bilden 
begonnen  hat.  Im  letzteren  Falle  wird  der  oft  bereits  über  Fuss  hohe 
Stengel  au  seiner  Basis  faul  und  gleichzeitig  ist  in  der  Kegel  auch  der 
obere  Theil  der  Wurzel  mit  ergriffen.  Als  Krankheitsursache  ist  ein  Pilz 
zu  betrachten,  der  als  feines  weisses  Gewebe  die  erkrankten  Theile  durch- 
zieht und  bei  seiner  Entwickelung  zahlreiche  Sclerotien  bildet.  Aus  diesen 
Sclerotien  entwickelt  sich  nach  längerer  Kühe  im  Boden  schliesslich  wieder 
der  sporentragende  Pilz  ganz  ähnlich  wie  Claviceps  purpurea  aus  dem 
Mutterkorn  des  Getreides.  Aus  der  Form  der  Sclerotien  vermuthet  Kühn, 
dass  dieselben  der  Peziza  sclerotiorum  angehören.  Als  Vorbeugungsmittel 
wird  empfohlen,  alle  derartig  erkrankten  Pflanzen  alsbald  mit  der  Wurzel 
vorsichtig  auszuheben,  vom  Felde  zu  entfernen  und  am  besten  in  die 
Jauchengrube  zu  bringen,  wo  die  Sclerotien  am  sichersten  getödet  werden. 

Die  zweite  Krankheitsform  zeigt  sich  als  ein  mehlthauartiger,  weiss- 
grauer  Ueberzug  anfangs  nur  auf  der  untern  Seite  der  Blätter,  später  auch 
auf  der  obern  Blattfläche,  dem  Stengel  und  den  jungen  Kardenköpfen. 
Derartig  befallene  Pflanzen  erheben  sich  entweder  gar  nicht,  oder  bilden 
nur  einen  kurzen,  verunstalteten  Stengel,  der  verkümmerte,  zu  technischer 
Verwendung  unbrauchbare  Blüthenköpfe  erzeugt.  Krankheitsursache  ist 
auch  hier  ein  Pilz  und  zwar  Peronospora  Dipsaci  Tul.  (Bisher  nur  auf 
der  wilden  Karde,  Dipsacus  sylvestris  beobachtet).  —  Verbeuguiigsrnittel: 
So  lange  die  Krankheit  vereinzelt  auftritt,  beseitige  man  sofort  und  sorg- 
fältigst jede  befallene  Pflanze  und  verbrenne  dieselbe.  Tritt  der  Pilz  schon 
an  den  jungen  Pflanzen  im  Garten  auf  und  hat  derselbe  dort  schon  eine 
grössere  Verbreitung  erlangt,  so  unterlasse  man  den  Anbau  der  Karde 
für  das  betreffende  Jahr  ganz  und  wähle  dafür  besser  rechtzeitig  eine 
andere  einträgliche  Kulturpflanze. 

Die  dritte  Krankheitsform,  die  als  „Kernfäule"  bezeichnet  wird,  tritt 
an  den  Kardenköpfen  auf  und  wird  durch  Thierchen  —  und  zwar  durch  die 
Anguillula  Dipsaci  Kühn  —  verursacht.  Die  so  erkrankten  Kardenköpfe 
werden  weich,  im  Innern  missfarbig,  später  hohl  und  schliessen  die  An- 
guillen  in  allen  Stadien  der  Entwicklung  ein.  Da  diese  Thierchen  im 
Larvenzustande  auch  bei  trockener  Aufbewahrung  mehrere  Jahre  lebens- 
fähig bleiben,  so  schlägt  Kühn  als  Mittel  zur  Verhütung  der  Krankheit 
vor,  alle  derart  erkrankten  Köpfe  mit  sammt  den  Stauden  bald  möglichst 

*)  Ziiitschr.  d.  landw.  Centr.-Ver.  d.  Prov.   Sachsen.     18G7.     S.  265. 
Jahresbericht   X.  10 


Klees. 


146  Pflanzenkrankheiteu. 

zu  verbrennen,  von  den  Feldern,  welche  kranke  Karden  trugen,  keinen 
Samen  zu  benutzen  und  auf  denselben  erst  nach  einer  längeren  Reihe  von 
Jahren  —  am  besten  erst  nach  6  Jahren  Karden  wiederkehren  zu  lassen. 
Die  Beschädigung  der  Karden  durch  Anguillula  hatte  Kulm  schon 
früher  einmal  beobachtet  und  dieselbe  in  seinem  Lehrbuche  „Krankheiten 
der  Kulturgewächse"  S.  178  beschrieben;  ebenso  war  bekannt,  dass  dieselben 
Thierchen  als  Zerstörer  des  Weizenkorns  auftreten;  neu  aber  dürfte  sein, 
dass  die  Anguillulen  auch  noch  für  eine  Anzahl  anderer  landwirthschaft- 
licher  Kulturpflanzen  schädlich  werden.    So  berichtet 

Eine  Krank-  Karmrodt    über    eine    Krankheit   des    Roggens    und    des 

Roggens  Klees*),  die  durch  Anguillula  hervorgerufen  wurde.  Verfasser  fand  die 
und  des  Thierchen  bei  den  jungen  Roggenpflanzen  massenhaft  unter  dem  ersten 
Halmknoten  oder  an  der  Basis  der  Blattscheiden.  Die  Pflanzen  sahen 
mit  Ausnahme  einzelner  äusserer  Blätter  noch  grün  und  frisch  aus,  hatten 
aber  nicht  vermocht,  einen  Halm  in  die  Höhe  zu  treiben ;  bei  manchen 
Hess  sich  die  schon  ausgebildete  Aehre  erkennen,  welche  aber  dicht  auf 
der  Wurzel  oder  auf  einem  ganz  unvollkommen  gebildeten  Halm  aufsass. 
—  Bei  dem  Klee  fanden  sich  die  Thierchen  in  den  Stockausschlägen, 
welche  sich  im  Frühjahre  von  der  Wurzel  ab  verzweigen.  Diese  wachsen 
dann  nicht  in  die  Höhe,  die  erkrankten  Pflanzen  bleiben  zurück  ued  sterben 
bald  ab.  Während  des  Absterbens  der  Pflanze  stiegen  die  Anguillulen 
in  die  Wurzeln  hinab  und  wurden  noch  bei  längst  abgestorbenen  Pflanzen 
einen  Zoll  unter  der  Bestockungsstelle  in  der  kräftig  entwickelten  Pfahl- 
wurzel lebendig  und  thätig  von  dem  Beobachter  angetroffen.  —  Auch  für 
die  Buchweizenpflanze  hat  Karmro  dt  die  Thierchen  als  Zerstörer  konstatirt. 
Ausser  Karmrodt  hat  auch  Jul.  Kühn  das  schädliche  Auftreten  de^r 
Anguillulen  an  der  Roggenpflanze  verfolgt  *)  Er  fand  sie  in  den  Blatt- 
scheiden und  in  dem  untern  kurzen  Stengeltheil  und  zwar  in  dem  Zellge- 
webe zwischen  den  längshin  verlaufenden  Gefässbündeln.  Kühn  meint, 
dass  die  durch  Anguillulen  verursachte  Beschädigung  nur  den  ärmlichen 
und  den  in  Folge  später  Einsaat  oder  verzögerten  Aufgehens  zurückge- 
bliebenen Roggensaaten  verderblich  wird,  während  die  im  Herbste  schon 
normal  und  kräftig  entwickelten  Pflanzen  die  von  den  Anguillulen  zer- 
störten Triebe  durch  neue  Sprossung  ersetzen. 


Eine  matt-  Julius  Kühn  beobachtete  ferner  eine  Blattkrankheit  der  Es- 

krankheit 
der  Espftr- 


parsettc,***)  die  sich  in  folgender  Weise  kenntlich  machte:  Die  Blättchen 
sette.      der  erkrankten  Esparsette  waren  verdickt,  markig,  schotenförmig  zusammen- 
geschlagen und  anfangs  gelblich  grün,  später  röthlich  bis  intensiv  roth 


*)  Zeitschr.  d.  landwirthschaftl.  Ver.  f.  Kheinpreussen.     18G7.     S.  251. 
**)  Zeitschr.  d.  landwirthschaftl.  Centr.-Ver.  f.  d.  Prov.  Sachsen.     1S67.    S.  99. 
**)  Zeitschr.  d.  landwirthschaftl.  Centr.-Ver.  f.  d.  Prov.  Sachsen.     1867-    S.  209. 


Pflanzenkrankheiten.  147 

gefärbt.  Diese  gallenartige  Missbildung  der  Blättchen  tritt  zuweilen  ver- 
einzelt auf,  zuweilen  befällt  sie  alle  Blätteben  eines  Fiederblattes  und 
selbst  den  grössern  Theil  der  Blätter  einer  Staude.  Bei  kleinem  Fieder- 
blättchen ist  manchmal  das  ganze  Blatt  in  ein  schotenförmiges  rothgefärbtes 
Gebilde  umgewandelt,  bei  dem  die  mitumgebildeten  Blattränder  aber  nicht 
verwachsen,  sondern  nur  dicht  an  und  übereinander  gelagert  sind.  Die 
Krankheit  wird  hervorgerufen  durch  kleine,  im  ausgewachsenen  Zustande 
l3/«— 2  M.  M.  lange,  fusslose,  orangefarbene  Maden,  die  nach  der  Be- 
stimmung des  Professor  Loew  der  Cecidomyia  astragali  (wahrscheinlich 
identisch  mit  Cecidomyia  onobrychidis  Bremi)  angehören.  Zur  Verpuppung 
verlassen  die  Maden  die  Blattgalle,  wobei  dieselbe  auseiuanderklappt,  gehen 
in  die  Erde  und  umgeben  sich  mit  einem  zarten  weissen  Kokkou.  Wahr- 
scheinlich erzeugt  das  Insekt  mehr  als  eine  Sommergeneration. 

Munter  macht  Mittheilung  über  einen  neuen  Gerstenblatt-  Ein  neuer 
Zerstörer,*)  dessen  Tbätigkeit  sich  in  folgender  Form  kenntlich  macht.    blattzer' 
Die  Blätter  der  Gerstenpflanze  zeigen  sich  weissgefleckt,  später  über  ihre      störer. 
ganze  Oberfläche  entfärbt  und  sterben  ab.   Bei  stark  angegriffenen  Pflanzen 
sind  alle  Blätter  blass  und  welk,  der  niedrige  Halm  ist  an  der  Spitze 
gesenkt  und  die  von  verwelkten  weissgewordenen  Blättern  eingehüllte  Aehre 
verkümmert,  so  dass  eine  Fruchtbildung   unmöglich  wird.    Als  Ursache 
der  Erkrankung  findet  man  eine  etwa   1  Linie  lange  Made,  welche  die 
mit  grünem  Farbstoffe  erfüllten  Zellen  zwischen  der  innern  und  äusseren 
Oberhautplatte  des    Gerstenblattes   ausfrisst.     Diese  Made    gehört   einem 
zweiflügligen  Insekte  an,  welches  Stein**)  als  Hydrellia  griseola  Fall,  an- 
spricht.   Im  Jahre  1867  wurden  die  Verheerungen  der  Made  in  der  Pro- 
vinz Pommern,   wo  sie  in  hohem  Grade   schädlich  auftrat,  nur  der  spät- 
gesäeten  Gerste  verderblich,  während  die  frühgesäete  Gerste  und  der  Hafer 
nur  in  geringem  Grade  angegriffen  wurden. 

Die  Milbensucht  des  Hopfens,  von  W.  Fleischmann.***)  — Die  Miiben- 
Der  Verfasser  beobachtete  im  Sommer  1865  in  Baiern  das  Auftreten  sehr 
kleiner  rother  Milben  auf  den  Hopfenpflanzen,  welche  die  Ranken,  Träub- 
chen  und  Blätter  mit  einem  zarten  Gespinnste  einhüllten  und  ertödteten. 
Er  benannte  die  Milbe  Tetranychus  huinuli  und  fand  dieselbe  auch  in  dem 
Boden  der  Hopfenpflanzungen  und  unter  der  Binde  der  ungeschälten  Hopfen- 
stangen in  ungeheuren  Mengen.  Ohne  weiter  auf  die  Naturgeschichte  der 
Milbe  einzugehen,  berichten  wir  nachstehend  nur  die  Analysen  der  Blätter 
von  gesunden  und  zerstörten  Blättern,  welche  der  Verfasser  ausführte. 


dicht  des 
Hopfens. 


*)  Der  Landwhth.  18G7.  S.  259. 
**)  Der  Landwirth.  1867.  S.  278. 
***)  Die  landwirtbscbaftl.  Versuchsstationen.     Bd    IX.     S.  419. 

10* 


148  Päanzenkrankheiten. 

Durch  die  Milben  zerstört.         Gesund. 

Asche  in  den  lufttrocknen  Blättern      .     .     . 17,330  Proz. 22,300  Proz. 

Eisenoxyd 1,526  0,936 

Kalkerde .  39,466  46,043 

Magnesia 7,913  11,608 

Phosphorsäure 5,322  4,203 

Kieselsäure 33,167  26,849 

Schwefelsäure 2,411  3,078 

Kali 9,631  5,713 

Natron _. 0,564 1,570 

100,000  100,000 

Aii  Phosphorsäure  und  Alkalien  waren  also  die  von  Milben  zerstörten 
Blätter  reicher  als  die  gesunden,  ebenso  an  Kieselsäure,  dagegen  enthielten 
letztere  mehr  Kalk  und  Magnesia. 

Das  Auftreten  der  Milbe  steht  wohl  schwerlich  zu  dem  Gehalte  des  Hopfens 
an  Aschenbestandtheilen  in  Beziehungen. 

Der  Fleischmann  giebt  über  die  Krankheit   des  Hopfens,  die  man 

schwarze    mft  dem  ^amen  „der  schwarze  Brand"  bezeichnet,  folgende  Mitthei- 

Jrand  am     ,  '  ° 

Hopfen,  hing.*)  —  Wenn  die  Witterung  im  Mai  eine  schnelle  und  gleichzeitige  Ent- 
wicklung der  Hopfenblattläuse  (Aphis  humuli)  begünstigt,  so  dass  diese  In- 
sekten mit  einem  Male  in  kolossalen  Massen  den  Hopfen  überfallen  können, 
so  beschädigen  sie  die  Pflanze  durch  starke  Saftentziehung  der  Art,  dass 
dieselbe  ermattet  und  erkrankt.  Einige  Zeit  nach  dem  Erscheinen  der 
Blattläuse  siedelt  sich  dann  auf  der  Oberseite  der  Blätter  ein  schmutzig 
grüuer  bis  schwärzlicher  Pilz  an,  welcher  der  Pflanze  vollends  den  Garaus 
macht  oder  wenigstens  den  Jahresertrag  ruinirt.  Was  den  Pilz  selbst 
anlangt,  so  stimmen  seine  Formen  grösstenteils  vollkommen  mit  dem  von 
Tulasne  als  Pleospora  herbarum,  —  Cladosporium  herbarum  Link  be- 
schriebenen überein,  einzelne  wenige  passen  jedoch  auf  Tumago  salicina 
Tulasne  —  Cladosporium  Tumago  Link.  Verfasser  ist  geneigt,  sie  sämmt- 
lich  für  verschiedene  Zustände  und  Formen  eines  einzigen  Pilzes  zu  halten. 
Aus  dem  Umstände,  dass  sich  nach  einiger  Zeit  die  ganze  Pilzvegetation 
stückweise  in  Form  schwarzer,  zerbrechlicher  an  der  der  Blattfläche  zuge- 
kehrten Seite  ziemlich  glatter  Häutchen  ablösst,  schliesst  Fleischmann, 
dass  der  Pilz  kein  ächter  Schmarotzer  ist,  welcher  in  das  Innere  der  Blätter 
eindringt,  und  glaubt  die  zerstörende  Wirkung  desselben  vorzugsweise  da- 
durch erklären  zu  müssen,  dass  die  schwarze  Pilzkruste  durch  Lichtent- 
ziehung  eine  Zersetzung  des  Chlorophylls  und  weiter  des  übrigen  Zellen- 
inhalts  hervorruft.  Die  nachstehenden  Analysen  von  gesunden  und  kranken 
Blättern  scheinen  dem  Verfasser  eine  Bestätigung  dieser  Ansicht  zu  ent- 
halten : 


")  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.   IX.     8.  334. 


Pflanzeiikrankheiten.  140 

A.  Gesunde   Blätter,    am    10.  August   1866  einer    eben    in   der 
Blüthenentfaltnng  begriffenen,  völlig  normal  entwickelten  Pflanze  entnommen. 

B.  Kranke  Blätter,  am  18.  August  einem  kranken  Stocke  entnom- 
men, mit  einer  dicken  schwarzen  Pilzkruste  überzogen. 

C.  Am  19.  September  bei  der  Hopfenernte  gesammelt. 

D.  Kranke  Blätter,  zugleich  mit  C  geerntet,  voll  grosser  weissgelber 
Flecken,  die  rilzkrusten  fast  ganz  abgefallen, 

Die   Proben  C  und  D  stammten   von   verschiedenen  Standorten  und 

wahrscheinlich  ebenso  die  von  A  und  B,  bei  denen  hierüber  nichts  Näheres 

bemerkt  ist. 

A.  B.  C.  D. 

Gesunde       Kranke       Gesunde       Kranke 
Blätter.        Blätter.        Blätter.        Blätter. 

Wasser,  bei  110°  C.  flüchtig      ....  —  —  74,316  79,402 
Asche  (kohlensäurefrei)  bei  A  und  B  für 

lufttrockne  Substanz  gültig       .     .  13,076  8,107  5,996  4,753 

Proteinstoffe —  -  5,617  3,901 

Holzfaser —  —  2,519  1.S39 

Stickstofffreie  Extraktstoffe    .     .     ■     ■     .  —  —  11,552  10,105 

Summa  100,000  100,000 
Die  Asche  enthielt: 

Eisenoxyd 0,874  1,254  0,325  0,435 

Kalkerde 40,536  35,845  44,464  42,717 

Magnesia 9,580  11,378  6,688  9,071 

Phosphorsäure      ....  6,003  8,696  3,589  5,110 

Schwefelsäure 9,131  7,047  1,769  2,813 

Kieselsäure 15,523  16,543  29,129  24,755 

Kali 12,23  214,317  11,907  12,931 

Natron .  6,130  4,920  2,129  2,168 

Summa  100,000  100,000  100,000  100,000 

Das  Befallen  des  Weinstocks   wird  nach  Conte  durch  das  Das 
Nieder  binden  der  Beben  befördert.*)    Verfasser  verglich  zwei  Reihen  ^?"get"c*eB' 

Weinstöcke,  die  parallel  und  unter  gleichen  äussern  Bedingungen  standen,  befördert ' 

bei   denen  aber  die  Reben  in  ungleicher  Lage   angebunden  waren,    bei  dlircb  daa 

Nr.  1  nämlich  horizontal,  bei  Nr.  2  in  aufsteigendem  Winkel.    In  Reihe  äer/LT 

1  fand  er  von  51  Reben  41  mit  O'idium  bedeckt,  in  Reihe  2  dagegen  von  Reben. 
46  Reben  nur  9  erkrankt. 

Auf  Antrag  der  Central-Commission  für  das  agrikulturchemische  Ver-       Zur 
suchswesen   in   Berlin    waren   die  landwirtschaftlichen  Akademieen   und 
Versuchsstationen  Preussens  durch  Ministerial-Circular  zu  einer  Anzahl  ge- 
meinschaftlicher Versuche  über  die  Kartoffelkrankheit  aufgefordert  worden, 
die  in  folgende  sechs  Aufgaben  formulirt  waren  : 


krankheit. 


*)  Compt.  rend.     Bd.  65.     S.  316. 


150  Pflanzenkrankheiten. 

1)  Wiederholung  der  Versuche  von  Speerschneider,  welcher  die  Nass- 
fäule der  Kartoffelknollen  durch  Aussaat  der  Sporen  des  Kartoffelblattpilzes 
auf  dieselben  erzeugte. 

2)  Anstellung  von  Infizirungsversuchen  mit  verschiedenen  Kartoffel- 
sorten unter  sorgfältiger  Berücksichtigung  der  Dicke  der  Schale  und  der 
Ausbildung  der  Korkschicht. 

3)  Bestimmung  der  Zeit,  wann  für  jede  Sorte  relativ  zur  Entwick- 
lung der  ganzen  Pflanze  die  Verkorkung  der  Schale  eintritt  und  ihren 
höchsten  Grad  erreichte  durch  mikroskopische  Prüfung. 

4)  Anwendung .  von  verschiedenen  der  Pilzwucherung  schädlichen  Sub- 
stanzen zur  Prüfung  der  Frage,  welche  im  Grossen  leicht  ausführbaren 
Mittel  die  Tödtung  der  Sporen  herbeiführen  können. 

5)  Beobachtungen  über  die  Zeitdauer,  binnen  welcher  die  Sporen 
unter  natürlichen  Bedingungen  isolirt  oder  der  Ackererde  zugemischt  bei 
trockner  und  feuchter  Aufbewahrung  ihre  Entwicklungsfähigkeit  behalten. 

6)  Feststellung  des  Einflusses,  den  das  zur  Verhütung  der  Knollen- 
krankheit vorgeschlagene  Entlauben  der  Kartoffelpflanze  auf  die  Entwick- 
lung der  Knollen  hat. 

Die  Annalen  der  Landwirthschaft  geben  in  Bd.  49.  S.  104  ff.  den 
zweiten  Bericht  der  Central-Commission  über  die  in  dieser  Richtung  aus- 
geführten Arbeiten  und  wir  können  uns  hier  darauf  beschränken,  unter 
Verweisung  auf  diesen  Bericht  anzuführen,  dass  die  Central-Commission 
bis  jetzt  nur  die  letzte  der  6  Versuchsaufgaben  für  erledigt  hält,  indem 
die  eingelieferten  Versuchsresultate  übereinstimmend  zeigen,  dass  durch 
das  Entlauben  der  Kartoffelpflanze  die  Weiterentwicklung  der  Knollen  so- 
fort unterbrochen  und  sistirt  wird,  und  dass  mithin  diese  Operation,  je 
nachdem  sie  früher  oder  später  vorgenommen  wird,  den  Knollenertrag  auf 
%  XA  und  noch  weniger  herabmindern  kann. 

Eine  prak-  Ejne  praktische  Methode,  um  die  Kartoffel  dem  Einflüsse 

isc  e    e-  ^er  Kartoffelkrankheit  zu  entziehen,  von  Bossin.*)  —  Verfasser 

thode,  um  ' 

die  Kartoffel  versichert  zunächst,  dass  er  zwanzig  Jahre  lang  alle  Mittel  versucht  habe, 
dem  Ein-    weicüe   die  Wissenschaft   zur  Bekämpfung  der  Kartoffelkrankheit  vorge- 
KartoffeT-   scMa8'en  nat  >   a^er  vollständig  erfolglos.     Langjährige  praktische  Erfah- 
krankheit   rungen  nun  haben  ihm  eine  Methode  an  die  Hand  gegeben,  die  ihm  so 
zu  ent-     vollkommenen  Schutz  gegen  die  Kranhhcit  gewährt,  dass  er  in  den  letzten 
17  Jahren  auch  nicht  eine  kranke  Knolle  gehabt  hat,   und  die  er  mithin 
als  bewährt  empfehlen  kann.    Sein  Verfahren  ist  höchst  einfach.    Er  be- 
nutzt nur  die  am  frühesten  reifenden  Sorten  zum  Anbau,  pflanzt  dieselben 
aus,  sobald  nur  irgend  der  Frost  in  die  Erde  zu  kommen  erlaubt  —  wenn 
möglich  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  Februar  — ,  legt  die  Knollen  mit 
Rücksicht  auf  die  Spätfröste  recht  tief  —   8  bis  10  Zoll  — ,   erntet  die 


*)  Journ.  d.  1.  soc.  d'agric.  do  Belgique.     Bd.  XIV.     S.  209  u.  235. 


PHanzenkrankheiten.  151 

Kartoffeln  reif  im  Juli  und  August  und  hat  die  Ernte  auf  diese  Weise  in 
Sicherheit,  wenn  die  Krankheit  auf  den  Nachbarfeldern  das  Kraut  zer- 
stört. Als  diejenigen  Frühsorten,  welche  sich  für  die  genannte  Kultur- 
methode eignen  und  einen  befriedigenden  Ertrag  geben,  nennt  Bossin: 
„la  Marjolin,  la  naine  hätive,  la  Comice  d'Amiens,  la  Circassienne,  la 
truffe  ou  grise  d'aoüt,  la  Hollande  de  Brie,  la  Schaw." 

Die  Bossin'sche  Methode  beruht  auf  der  Voraussetzung,  dass  die  Frukti- 
rikatiüns- Periode  des  Kartoffelpilzes  mit  der  Zeit  der  Hundstage  zusammen  falle, 
und  um  den  Vorschlag  überhaupt  zu  verstehen,  ist  es  nothwendig  zu  wissen,  dass 
das  Gut  des  Verfassers,  auf  welchem  die  Kulturen  17  Jahre  lang  guten  Erfolg 
gaben,  einen  trockenen,  hitzigen  Boden  hat  und  auf  einem  Süd  -  Abhänge  in  dem 
Departement  Seine-et-Oise  liegt.  Selbst  die  Eichtigkeit  der  genannten  Voraus- 
setzungen angenommen,  wird  das  Klima  der  Anwendung  des  Bossin'schen  Me- 
thode nach  Norden  hin  bald  eine  Schranke  setzen ;  zudem  erinnern  wir  uns  einer 
ganzen  Anzahl  von  Fällen,  wo  gerade  die  Frühkartoffeln  (die  allerdings  nicht  im 
Februar  gelegt  worden  waren)  stärker  von  der  Krankheit  befallen  wurden,  als  die 
spätem  Sorten.  Man  vergleiche  auch  die  Angaben  von  Rappards  über  die  zum 
Keimen  der  Kartoffeln  erforderliche  Bodentemperatur,  oben  Seite  96. 

Ueber  das  Lagern  des  Weizens  wurden  in  Grignon  Versuche  *)   ueber  das 
ausgeführt,  welche  die  neuern  Ansichten  über  die  Ursachen  dieser  Abnor-  Lagern  des 

.  Weizens. 

mitäten  **)  nach  allen  Richtungen  bestätigen. 

Auf  einem  in  vortrefflichem  Kulturzustande  befindlichen  Felde  wurde, 
um  eine  möglichst  luxuriöse  Vegetation  zu  erzielen,  eine  starke  Düngung 
von  Guano  und  Phospho-  Guano  ausgestreut  und  darauf  Weizen  breit- 
würfig  ausgesäet.  Das  eine  Drittel  des  Feldes  erhielt  darauf  noch  eine 
Zugabe  von  kieselsaurem  Kali;  auf  dem  zweiten  wurden  die  Pflanzen  in 
der  Weise  ausgedünnt,  dass  die  übrigbleibenden  in  50  Centimeter  ent- 
fernten und  nach  Mittag  gerichteten  Reihen  zu  stehen  kamen;  das  dritte 
Drittel  diente  als  Massstab  zum  Vergleich.  Auf  der  ersten  mit  kiesel- 
saurem Kali  gedüngten  Abtlieiluug  lagerte  sich  der  Weizen  am  frühesten 
und  stärksten.  Auf  der  zweiten  ausgedünnten  Parzelle  wurden  die  Pflanzen 
am  stärksten  und  hielten  sich  am  besten  aufrecht.  Die  Ernte  wurde  von 
Veit  er  zu  einer  chemischen  und  mikroskopischen  Untersuchung  benutzt, 
die  zu  folgenden  Resultaten  führte: 

1.  Das  Lagern  des  Weizens  wird  nicht  durch  einen  Mangel  an  Kiesel- 
säure bedingt,  denn  die  Halme  des  gelagerten  Weizens  sind  reicher  an 
Kieselsäure  als  die  des  nicht  gelagerten. 

In  dem  untern  Theile  des  Halmes  wurden  gefunden: 
bei  gelagertem  Weizen  70,7  Kieselsäure 
bei  nicht  gelagertem      65,3  „ 

*)  Journ.  d.  1.  soc.  centr.  d'agric.  d.  Belgique.  Bd.  XIV.  S.  215  u.  Compt. 
rend.     Bd.  64.     S.  1032. 

**)  Vergl.  Jahresber.  1S66  S.  197  ft. 


152 


Pflauzenkiaiikheit6n. 


2.  Die  Ursache  zum  Lagern  ist  vielmehr  iii  der  mangelnden  Reife 
und  Festigkeit  der  Holzfaser  zu  suchen. 

Je  10  Halme  wurden  zu  einem  Bündel  vereinigt,  dann  wurde  das 
Bündel  in  horizontale  Lage  gebracht,  am  untern  Endo  .festgeklemmt  und 
bis  zum  Brechen  mit  Gewichten  beschwert.  Dasselbe  Experiment  wurde 
wiederholt  mit  Bündeln,  die  man  vor  der  Belastung  24  Stuuden  in  Wasser 
gelegt  hatte.    Es  wurde  gefunden : 


Gewicht 
der  Halme 
und  Aehren. 

Gramm. 

1)  ausgedünnter  Wei- 
zen       18,60 

2)  breitwürfig  gesäeter     17,50 

3)  mit  Kalisilikat  ge- 
düngter   ....     17,27 


Mittlere 
Länge. 

Meter. 

0,985 
0,949 


Ursprüng- 
liche Beu- 
gung ohne 
Ueber- 
gewicht. 

Meter. 


0,333 
0,402 


Zum 

Brechen 

nöthige 

Belastung. 

Gramm 

104,00 
86,50 


Beugung 
unter  dem 
zum  Bre- 
chen erfor- 
derlichen 
Gewicht. 
Meter. 


0,721 
0,785 


0,952         0,445         77,00        0,851 


Gewicht 

der 
Aehren. 

Gramm. 

6,820 
7,300 

6,700 


Nach  dem  Liegen  im  Wasser : 


Gewicht    Gewicht  der  Beugung  der        Zum 

der         Halme  nach  Enden  unter    Brechen 
trocknen      dem  Ein-      dem  Ueber- 


Beugung  unter 
dem  zum  Bre- 
nöthige      chen  erforder- 
Belastung.   liehen  Gewicht. 
Gramm.  Meter. 


Halme.  tauchen.  gewicht. 

Gramm.  Gramm.  Meter. 

17,550  42,300  0,403         70,00           0,625 

17,300  36,500  0,465         54,00           0,702 

3)  mit  Kalisilikat  gedüngter    18,500  35,700  0,495         51,00            0,804 


1)  ausgedünnter  Weizen 
2)  breitwürfig  gesäeter 


3.  Das  kieselsaure  Kali  scheint  nicht  in  den  Organismus  der  Pflanze 
aufgenommen  zu  werden;  wenn  es  in  dem  Versuche  nachtheilig  gewirkt 
hat,  so  ist  der  Grund  mehr  in  seinem  Alkali,  als  in  der  Kieselsäure  zu 
suchen. 

4.  Der  möglichst  freie  Zutritt  von  Luft  und  Licht  erscheint  am 
meisten  geeignet,  dem  Halme  der  Cerealien  die  Steifheit  zu  verleihen,  die 
zum  Widerstand  gegen  das  Lagern  nöthig  ist. 

5.  Die  Kieselsäure  scheint  nicht  mit  der  organischen  Substanz  ver- 
bunden zu  sein,  sie  ist  in  dem  Stengel  und  den  Blättern  frei  abgelagert 
und  spielt  die  Rolle  eines  festen  Gerüstes,  dem  entlang  die  Holzfasern 
und  Zellen  sich  anordnen.  Aber  dieses  Gerüst  ist  nicht  zusammenhängend 
und  kann  deshalb  nicht  viel  zur  Steifigkeit  des  Halmes  beitragen.  Es 
wird  von  Lamellen  gebildet,  welche  die  Form  von  länglichen  Rechtecken 
haben,  acht  bis  zehnmahl  so  lange  als  breit  und  an  den  längeren  Seiten 
so  regelmässig  gezahnt  ist,  wie  eine  Säge  mit  rechteckigen  Zähnen.  Die 
längeren  Seiten  sind  parallel  zur  Stammachse  gestellt.  Zwischen  den 
Lamellen  von  oben  nach  unten  bleibt  ein  ovales  Loch  für  den  Durchtritt 
der  Haare  frei.  Seitlich  sind  die  Lamellen  dadurch  unter  einander  ver- 
bunden, dass  die  Zähne  in  einander  greifen.  Die  erwähnten  ovalen  Löcher 
sind  so  geordnet,  dass  sie  in  Spiralen  rings  um  den  Stengel  stehen. 


153 


Hallier  hat  die  Entwicklungsgeschichte  des  Staubbran- 
des  und  des  Steinbrandes,  Ustilago  carbo  und  Tilletia  caries*) 
Btudirt  und  ist  zu  der  Oeberzeugung  gekommen,  dass  dieselben  gar  keine 
selbstständige  Pilzformen,  sondern  nur  untergeordnete  Fruclitformen  von 
gewissen  Schimmelpilzen  sind.  Verfasser  hat  sich  lange  mit  der  Be- 
obachtung der  niedersten  Pilzformen  und  ihrer  Rolle  bei  der  Gährungs- 
erscheinung  beschäftigt  und  das  Hauptresultat  seiner  Forschungen  lässt 
sich  in  folgende  Sätze  zusammendrängen.  Bei  den  Oxydationsgährungen 
oder  Venvesungsprozessen,  so  z.  B.  bei  der  Essiggährung,  findet  Schimmel- 
bildung statt,  bei  den  Keductionsgährungen  oder  den  Fäulnissprozessen 
dagegen  Hefebildung.  Schimmel  und  Hefe  sind  nur  verschiedene  Ent- 
wicklungsformen derselben  Pflanzengattungen.  Wenn  Pilzsporen  an  der 
Oberfläche  gährender  Substanzen  also  bei  Zutritt  der  Luft  keimen,  so  tritt 
der  gesammte  Plasmakörper  im  Zusammenhang  in  Form  eines  Keim- 
schlauchs  hervor  und  entwickelt  sich  zu  bestimmten  Fruchtformen  der 
Pilze.  Wenn  dieselben  Sporen  im  Innern  einer  gährenden  Flüssigkeit, 
also  bei  Abschluss  der  Luft  keimen,  so  zerfällt  das  Plasma  derselben  in 
eine  grosse  Anzahl  von  Kernzellen,  die  sich  durch  Theilung  rasch  ver- 
mehren und  dadurch  die  Kernhefe  (Micrococcus  Hall.)  hervorbringen. 
Je  nach  der  Natur  der  gährenden  Flüssigkeit  ist  der  Verlauf  der  Hefe- 
bildung in  der  Folge  ein  verschiedener.  Bei  der  Fäulniss  von  stickstoff- 
reichen Substanzen  bildet  sich  lediglich  Micrococcus ;  die  weingeistige 
Gährung  dagegen  wird  nicht  von  Kernhefe,  sondern  durch  Sprosshefe 
(Cryptococcus  Hall.)  eingeleitet,  die  aus  grossen  blasenförmigen  aber  klein- 
kernigen Hefezellen  besteht  und  durch  Anschwellung  der  Zellwände  auf 
Kosten  des  Plasmas  aus  Micrococcus  hervorgeht.  Bei  der  Gährung  von 
massig  stickstoffhaltigen  Substanzen  wie  z.  B.  Milch,  endlich  schwellen  die 
Micrococcuszellen  stark  an,  behalten  dabei  aber  den  glänzenden  dichten 
Kern  und  bilden  so  die  Gliederhefe  (Arthrococcus  Hall).  Treten  diese 
Hefeformen  an  die  Oberfläche  der  gährenden  Flüssigkeit  und  sonach  mit 
der  Luft  in  Berührung,  so  entwickeln  sich  aus  ihnen  wiederum  andere 
Formen  und  zwar  entstehen  aus  Micrococcus  die  zarten  Leptothrix-Ketten, 
aus  Cryptococcus  die  Hormiscium-  und  Torula-Pflänzchen,  aus  Arthrococcus 
die  Mycoderma-,  Torula-  und  Oi'dium  -Ketten,  aus  welchen  nun  weiter  sich 
Schimmelpilze  entwickeln  können. 

Auf  Grund  seiner  weitern  Untersuchung  nun  glaubt  Verfasser  in  dem 
Staubbrand,  Ustilago  carbo,  Nichts,  als  eine  solche  Oidiumform  für  die 
Schimmelpilze  Aspergillus  —  Stemphylium  —  Eurotium  (über  die  weiteren 
Beziehungen  zu  Oi'dium  albicans,  Stachylidium  parasitans  etc.  müssen  wir 
auf  das  Original  verweisen)  und  in  dem  Steinbrand  Nichts  als  eine  solche 
Oidiumform  für  Penicillium  crustaceum  —  Mucor  racemosus  —  Achlya 
prolifera  sehen  zu  müssen.    Penicillium   und  Aspergillus    sind   die  Acro- 


(Teber  d<m 

Staubbrand 
und  Steiu- 

brand. 

(Ustilago 

carbo  und 

Tilletia 

caries.) 


*)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  IX.     S.  260  u.  355. 


104  Pflanzenkiankheiten. 

sporexKPflairzen,  Mucor  und  Stemphylium  die  Sporangium-Formen,  Achlya 

und  Eurotium  die  durch  die  Befruchtung  entstehenden  Thecasporen-Früchte. 
Für  die  landwirtschaftliche  Praxis  würde  als  wichtigstes  Resultat  aus 
den  Untersuchungen  die  Erkenntniss  hervorgehen,  dass  der  Brand  nicht 
nur  durch  die  Brandsporen,  sondern  auch  durch  den  Aspergillus-Schimmel, 
der  auf  feuchtem  oder  faulern  Stroh  ein  ganz  gewöhnliches  Vorkommuiss 
ist,  und  durch  gewisse  bei  der  Fäulniss  thätige  Hefebildungen  auf  das 
Getreide  übertragen  werden  kann,  und  Verfasser  räth  deshalb,  möglichst 
die  Verwendung  von  zu  frischem  und  zu  langem  Dünger  zu  meiden  und 
für  rasche  Ausbreitung  und  Verarbeitung  des  Düngers  zu  sorgen,  wodurch 
man  die  Fäulniss  möglichst  in  eine  Verwesung  umwandelt  und  die  in 
kolossalen  Zahlen  sich  vermehrenden  Micrococcuszellen  unterdrückt. 


Auscrdem  sei  noch  auf  folgende  Artikel  hingewiesen  : 
lieber  den  Krebs  und  den  Hexenbesen  der  Weisstanne,  von  de  Bary.  1) 
Ueberträgt    sich    der    R.Qst    der    canadischen   Pappel    auf    das    Getreide?    von 
Caspary.  -) 

Nouvelles  observations  sur  la  maladie  des  pommes  de  terre.  3) 

Die  Schmarotzerpilze  und  die  Pflanzenkrankheiten,  von  Willkomm.  ■*) 


Rückblick  ^ei  ^em  Rückblick    auf  die  Arbeiten  des  Jahres  1867  fällt  uns  zunächst  auf, 

dass  die  Zahl  der  Aschenanalysen  von  ganzen  Pflanzen  oder  Pflanzentheilen,  soweit 
sie  nicht  zum  Nachweise  der  stufenweisen  Assimilation  der  Nährstoffe  dienen  sollen, 
eine  geringere  geworden  ist  und  wir  glauben  darin  einen  Fortschritt  in  der  Methode 
der  agrikulturchemischen  Forschung  begiüssen  zu  dürfen.  Es  gelang  uns  iu  der 
ganzen  Literatur  des  Jahres  1867  nicht  mehr  als  vier  solcher  Analysen  aufzufinden, 
und  wir  haben  sie  an  den  Kopf  des  Abschnitts  „nähere  Pflanzenbestandtheile  und 
Aschenanalysen"  gestellt;  sie  betrafen:  das  Heu  von  gelben  Lupinen  (Beyer), 
die  essbare  Kastanie  (E.  Dietrich),  eine  Serie  von  Maulbeerblättern  (E.  Rei- 
chenbach) und  zwei  Hopfensorten  (Werner).  Nach  diesen  machten  wir  von 
folgenden  Arbeiten  Mittheilung :  —  Schönbein  nimmt  seine  frühere  Behauptung, 
dass  in  dem  Safte  gewisser  Pflanzen  Nitrite  vorkommen,  zurück  und  weist  nach, 
dass  statt  derselben  das  nicht  seltene  Auftreten  einer  organischen  Verbindung  an- 
genommen werden  muss,  welche  die  Fähigkeit  hat,  den  Sauerstoff  der  atmosphä- 
rischen Luft  in  den  thätigen  Zustand  zu  versetzen.  Die  Natur  dieser  Verbindung 
ist  noch  nicht  festgestellt;  am  häufigsten  fand  Seh.  dieselbe  in  der  Klasse  der 
Syngenesisten.  —  Calvert  konstatirte  das  Vorkommen  von  löslichen  Phosphaten 
(wahrscheinlich  Magnesiaphosphat)  in  verschiedenen  Samen  und  anderen  Pflanzen- 
theilen und  Dubrunfaut  wies  das  Auftreten  von  Rohrzucker  (als  Umwandlungs- 
produkt aus  Inulin)  in  den  Topinamburknollcn  während  der  Frühjahrsmonate 
nach.  —  Dagegen  wird  das  Vorkommen  von  zwei  Stoffen,    deren  allgemeine  Ver- 


i)  Botan.  Zeitung.     1867.     S.  257. 

2)  Land-  u.   forstwirthsch.  Zeit.  d.  Prov.  Preussen.     III. 

3)  La  vie^de  champs.T,  III.  VI.     No.  140. 

4)  Der  Chem,  Ackersmann.     1867.    S.  65,  158  u.  202. 


Die  Pflanze  155 

breitung  in  der  Pflanzenwell  bisher  nicht  bezweifelt  wurde,  in  enge  Schranken  zu- 
rückgewiesen. Es  sind  dies  das  Dextrin,  weiches  Busse  in  einer  grösseren  An- 
zahl von  landwirthschaftlichen  Kultlirgewächsen  entweder  ganz  vergeblich  suchte, 
oder  nur  in  sehr  geringen  Mengen  vorfand  —  und  das  Natron,  dessen  gänzliche 
Abwesenheit  in  einer  ganzen  Anzahl  der  wichtigsten  landwirtschaftlichen  Kultur- 
pflanzen Peligot  behauptet.  (Wir  konnten  einiges  Bedenken  ob  der  gewühlten 
analytischen  Methode  nicht  verhehlen).  —  Muth  wies  nach,  dass  der  Same  der 
Euphorbia  Lathyris  zu  den  ölreichen  zu  rechnen  ist.  —  Eine  ganz  besondere  An- 
ziehungskraft hatte  die  Frage  nach  dem  quantitativen  Ammoniak-  und  Salpeter- 
säure-Gehalt der  Pflanzen  geäussert  und  diese  Anziehungskraft  ist  leicht  erklär- 
lich einerseits  durch  das  Interesse ,  welches  die  Frage  an  sich  hat  und  andrerseits 
durch  die  Wichtigkeit  derselben  für  die  Futterwerthsberechnungen.  Nicht  weniger 
als  vier  Forscher  hatten  sich  mit  hierher  einschlagenden  Arbeiten  beschäftigt. 
Frühling  prüfte  die  wichtigsten  Kulturpflanzen  in  verschiedenen  Entwicklungs- 
stadien auf  Salpetersäure  und  zeigte,  dass  dieser  Stoff  im  Allgemeinen  bis  zur 
Bliithe  hin  zunimmt  in  der  Pflanze,  von  da  aber  sich  wieder  vermindert,  und  dass 
die  Cerealien  und  Leguminosen  so  arm  sind  an  Salpetersäure,  dass  die  gebräuch- 
liche Berechnung  der  Eiweisstoffe  aus  dem  nach  der  Varren  trapp -Will 's  eben 
Methode  gefundenen  Stickstoffgehalt  keinen  wesentlich  störenden  Fehler  involvirt, 
während  der  Salpetersäuregehalt  der  Rübengewächse  hoch  genug  ist,  um  eine  spe- 
zielle Berücksichtigung  dieses  Stoffs  bei  den  Futterwerthsbestimmungen  nöthig  zu 
machen.  Hugo  Schultze  und  Ernst  Schulze  bestätigten  diese  Resultate  in 
Bezug  auf  Rüben,  indem  sie  nachwiesen,  dass  unter  Umständen  der  Salpetersäure- 
gehalt in  Runkeln  bis  auf  mehr  als  3  Proz.  der  Trockensubstanz  steigen  kann, 
während  der  Ammoniakgehalt  des  Saftes  immer  bedeutend  niedriger  bleibt  und 
innerhalb  engerer  Grenzen  schwankt.  Auch  Hosaeus  hat  sich  der  Frage  wieder 
zugewendet,  giebt  jetzt  zu,  dass  ihm  seine  frühere  Methode  zu  hohe  Zahlen  ge- 
liefert hat  und  hat  dieselbe  jetzt  einigen  Abänderungen  unterzogen.  Aus  den 
neuerdings  erhaltenen  Resultaten  glaubt  er  als  wichtigste  Schlussfolgerung  den 
Satz  ableiten  zu  dürfen,  dass  in  den  Getreidekörnern  das  Ammoniak  und  die  Sal- 
petersäure immer  noch  20  bis  150  mal  mehr  betragen,  als  von  Frühling  nach 
der  Schloes  ing' sehen  Methode  gefunden  wurde.  —  Zur  bessern  Kenntniss  der 
näheren  Pflanzenbestandtheile  helfen  uns  folgende  Arbeiten:  Allemann  schied 
aus  dem  fetten  Maisöl  drei  Fettsäuren  ab,  von  denen  die  eine  die  gewöhnliche 
Üelsäure,  die  andere  Palmitinsäure  und  die  dritte  wahrscheinlich  Stearinsäure  war. 
Sostmann  versuchte  den  Farbstoff  der  Zuckerrübe  zu  isoliren  und  glaubt  in  dem- 
selben Nichts  als  ein  sekundäres  Oxydationsprodukt  [vielleicht  des  Gummis]  und 
zwar  gewöhnliche  Huminsäure  sehen  zu  müssen.  (Wir  vermuthen,  dass  die  Isoli- 
rung  nicht  vollständig  gelungen  ist).  —  Sie  wert  beschäftigte  sich  mit  einer  ein- 
gehenden Untersuchung  der  Korksubstanz  und  lieferte  vorläufig  die  Beschreibung 
und  die  Formeln  von  5  gut  charakterisirten  Verbindungen,  die  er  aus  dem  Alko- 
holauszuge dargestellt  hatte.  Er  nennt  dieselben  Phellylalkohol ,  Dekacrylsäure, 
Eulysin,  Korkgerbsäure  und  Corticinsäure.  —  Eichhorn  machte  Mittheilungen 
über  seine  leider  durch  äussere  Verhältnisse  unterbrochene  Arbeit  über  das  Lupinin. 
Es  gelang  ihm,  dasselbe  rein  zu  erhalten  und  er  zeigt,  dass  es  ein  Pflanzenalkaloid 
ist,  welches  gut  krystallisirende  Salze  liefert.  Er  beschreibt  im  Allgemeinen  seine 
Eigenschaften  und  giebt  einen  bequemen  Weg  zur  Darstellung  des  Stoffes.  — 
Ritthausen    setzte    seine  Untersuchungen    über  die  Bestandtheile    des   Roggen- 


156  Die  Pflanze. 

eamens  fort,  stellte  die  Gegenwart  eines  in  verdünntem  Weingeist  löslichen  Gummis 
in  den  Roggenkörnern  fest  und  isolirte  aus  dem  ätherischen  Auszuge  derselben  vor- 
läufig zwei  Fette,  Cholsterin  und  Palmitin.  —  Endlich  lagen  noch  ein  Paar  Kund- 
gebungen aus  der  thätigen  Prager  Schule  war.  Bekanntlich  beschäftigt  sich  die- 
selbe seit  einer  langen  Reihe  von  Jahren  mit  dem  Studium  der  näheren  nicht  all- 
gemein verbreiteten  Bestandtheile  bestimmter  Pflanzenfamilien.  Den  Arbeiten  liegt 
die  Idee  zu  Grunde,  dass  aus  der  genauen  ehemischen  Kenntniss  dieser  Stoffe  eine 
Einsicht  in  ihre  Bildung  und  Umwandlung  und  überhaupt  in  ihre  physiologische 
Funktion  folgen  wird  und  folgen  muss.  Roc bieder  zeigt  nun,  dass  die  bisher 
gewonnenen  Resultate  schon  nahe  Beziehungen  dieser  Stoffe  zu  einander  zu  er- 
kennen geben  und  stellt  als  Beispiel  die  Körper  zusammen,  die  er  in  den  Or- 
ganen der  Rosskastanie  in  verschiedenen  Entwicklungsstufen  aufgefunden  hat  und 
die  sich  sämmtlich  auf  eine  homologe  Reihe  zurückführen  lassen.  Auch  Hlasi- 
wetz  giebt  uns  seine  Ansicht  von  den  Beziehungen  der  näheren  Pflanzenbestand- 
theile  zu  einander  einmal  im  Allgemeinen  und  dann  von  den  Beziehungen  der 
Gerbsäuren  zu  dem  Glykosiden  und  Plobaphenen  im  Besonderen.  Die  letztere 
gründet  sich  auf  die  Untersuchung  einer  Anzahl  Gerbsäuren  von  Hlasiwetz, 
Rembold,  Grabowsky  und  Malin,  aus  welcher  hervorging,  dass  sich  diese 
Gerbsäuren  sämmtlich  in  Zucker  und  andere  organische  Verbindungen  spalten  Hessen, 
die  bei  der  Oxydation  mittels  Kali  in  Protocatechusäure  und  Phloroglucin,  oder  in 
Protocatechusäure  und  Essigsäure  zerfallen.  Das  zweite  Spaltungsprodukt  lieferte 
demnach  dieselben  Zersetzungsprodukte  wie  die  Körper,  die  man  unter  den  Namen 
Plobaphene  zusammengefasst  hat.  Hlasiwetz  ist  demnach  geneigt,  eine  grosse 
Anzahl  Gerbsäuren  als  echte  Glykoside  (Zucker  -f-  plobaphen-liefernde  Substanz)  zu 
betrachten,  oder  vielleicht  besser  als  Körper,  die  den  echten  Glycosiden  parallel  zu 
betrachten  sind ,  die  sich  aber  von  diesen  dadurch  unterscheiden ,  dass  sie  nicht 
Zuckerderivate  sind,  sondern  von  Dextrin  oder  Gummiarten  abstammen,  welche 
letztere  Anschauung  zugleich  ihre  Unfähigkeit  zu  krystallisiren  erklären  würde.  — 
Um  in  der  Abtheilung  „Bau  der  Pflanzen"  nicht  zu  weit  in  das  Gebiet  der 
Botanik  hinein  zu  gerathen,  haben  wir  uns  darauf  beschränkt,  in  derselben  über 
folgende  wenige  Arbeiten  zu  berichten:  Schumacher,  Mittheilungen  über  die 
Bewurzelung  der  landwirtschaftlichen  Kulturgewächse.  Verfasser  beschreibt  dio 
Verschiedenheit,  die  die  einzelnen  Pflanzengattungen  in  der  Wurzelbildung  zeigen 
und  überzeugte  sich ,  dass  sich  die  Hauptwurzelmasse  immer  in  der  Nähe  der 
Boden-Oberfläche  entfaltet.  Selbst  auf  einem  weichen  Lehmboden  von  ziemlich 
tiefer  Kultur  waren  bei  einer  Tiefe  von  mehr  '/«  bis  1  Fuss  nur  noch  unwesent- 
liche Wurzelfäden  zu  finden  und  zwar  galt  dies  für  alle  landwirthschaftlichen  Kultur- 
pflanzen mit  alleiniger  Ausnahme  der  mehrjährigen  Luzerne.  —  Zoeller  machte 
die  Mittheilung,  dass  bei  Topf  kulturversuchen  die  Bewurzelung  der  Bohnen  in  ver- 
schiedenen Bodenarten  anfangs  nur  den  Unterschied  bot,  dass  sich  in  einem  schwe- 
reren Boden  weniger  aber  stärkere  Wurzeln  bildeten,  als  in  einem  leichten,  und  dass 
ein  auffallender  Unterschied  in  der  Wurzelmasse  je  nach  dem  Reichthum  des  Bo- 
dens oder  der  Düngung  erst  bei  der  Reife  der  Pflanzen  sichtbar  wurde.  — 
Von  Gohren  führte  eine  Reihe  von  Messungen  der  Blattoberfläche  unserer  Kultur- 
pflanzen in  verschiedenen  Entwicklungszuständen  aus.  —  Musset  behauptet,  dass 
der  Stamm  aller  unter  natürlichen  Verhältnissen  wachsenden  Bäume  in  seinem 
Querschnitt  eine  elliptische  Form  zeigt,  und  dass  die  grosse  Achse  dieser  Ellipse 
immer  nach  ein  uud  derselben  Himmelsrichtung  gestellt  ist;  den  Grund  dieser  Er- 


Die  Pflanze.  157 

scheinung  sucht  er  in  dem  Einfluss  der  Erdumdrehung.  —  Haberlandt  be- 
stätigte die  von  Nobbe  gemachte  Beobachtung,  dass  eine  Ursache  des  geringen 
Körneransatzes  beim  Buchweizen  in  dem  häufigen  Verkümmern  des  Fruchtknotens 
und  in  dem    dadurch    bedingten  Männlichwerden  der  Zwitterblüthen    zu  suchen  sei. 

—  Nobbe  beobachtete  den  Einfluss  des  Lichtes  auf  den  Bau  der  Erbsenwurzel 
und  fand,  dass  sich  in  hellem  Lichte  der  Zahl  nach  weit  weniger  Wurzeln  bildeten, 
als  im  Dunkeln  ,  dass  dieselben  aber  erheblich  länger  wurden  und  eine  ansehnlich 
grössere  Oberfläche  repräsentirten.    Eine  mechanische  Wirkung  der  Sonnenstrahlen 

—  in  Form  negativer  oder  positiver  heliotropischer  Krümmungen  —  wurde  bei  dem 
Experiment  nicht  bemerkt.  —  Scheibler  bewies  in  einer  vortrefflichen  und  den 
Gegenstand  nach  allen  Kichtungen  erschöpfenden  Arbeit,  dass  der  bisher  ver- 
muthete  gesetzmässige  Zusammenhang  zwischen  Saftqualität  —  bezieh.  Zucker- 
gehalt —  und  spezif.  Gewicht  der  Zuckerrüben  nicht  besteht  und  findet  der  Grund 
dafür  in  der  bekannten  Thatsache,  dass  der  Rübenkörper  in  gewissen  Zellen  und 
in  den  Interzellularräumen  wechselnde   Mengen   Luft  führt.  — 

In  der  Abtheilung  „Leben  der  Pflanze"  lagen  ad  a  „Keimung"  5  Arbeiten 
vor.  Beyer  berichtete  über  die  Keimung  der  gelben  Lupine.  Als  wichtigste  Re- 
sultate lieferte  die  Untersuchung  die  Sätze :  Bei  der  Keimung  der  Lupine  bildet 
sich  Stärke,  die  sich  bald  nach  Streckung  des  Keims  in  diesem  mikroskopisch 
nachweisen  lässt ,  wahrend  man  in  dem  ruhenden  Kerne  diesen  Stoff  nicht  aufzu- 
finden vermag.  Von  den  Eiweisskörpern  geht  während  der  Keimung  so  gut  wie 
nichts  verloren ,  aber  sie  erfahren  eine  bemerkenswerthe  Umsetzung ;  während  ein 
grosser  Theil  derselben  im  ruhenden  Kern  unlöslich  abgelagert  ist,  findet  man  nach 
der  Keimung  im  Stengelglied  und  in  der  Radicula  fast  nur  Asparagin.  Das  Oel 
scheint  bei  der  Keimung  ebenfalls  mehr  eine  qualitative  als  quantitative  Verände- 
rung zu  erfahren,  indem  der  flüssige  phosphorhaltige  Theil  desselben  sich  ver- 
mindert, während  der  feste  wachsartige  sich  vermehrt.  —  Von  Rappard  gab  in 
seiner  Studie  über  die  Keimung  der  Kartoffel  einen  hübschen  Ueberblick  über  die 
dabei  auftretenden  anatomischen  Verhältnisse  und  zeigte  dass  die  Keimung  der  Kar- 
toffel unter  4  °  C.  gar  nicht  eintritt,  bei  einer  durchschnittlichen  Bodentemperatur  von 
7°  C.  nur  sehr  langsam  verläuft.  Der  chemische  Theil  der  Arbeit ,  der  nur  aus 
einigen  Bestimmungen  von  Stickstoff,  Stärke  und  Zucker  besteht,  lehrt  nichts 
wesentlich  Neues.  —  Carey  Lea  prüfte  den  Einfluss  einer  grössern  Anzahl  or- 
ganischer und  unorganischer  Verbindungen  sowie  auch  der  Elektrizität  auf  die  Kei- 
mung und  fand,  dass  keins  der  angewandten  Mittel  dieselbe  förderte,  sondern  dass 
alle  sich  entweder  als  indifferent  oder  schädlich  erwiesen.  —  Hosaeus  wies  nach, 
dass  bei  der  Keimung  der  Getreidesamen  nachweisbare  Mengen  Ammoniak  gebildet 
werden  und  theilte  einige  hierauf  bezügliche  quantitative  Bestimmungen  mit.  — 
John  berichtete  über  zwei  Reihen  von  Versuchen  über  den  Einfluss  des  Dampf- 
maschinendruschs  auf  die  Keimfähigkeit  des  Weizens.  Aus  den  beiden  Versuchs- 
reihen, die  von  Sorauer  und  Weidner  ausgeführt  wurden,  geht  übereinstim- 
mend hervor,  dass  die  mit  Maschinen  ausgedroschenen  Körner  an  sich  ebenso  wohl 
keimfähig  sind,  wie  die  durch  Handdrusch  gewonnenen ,  dass  sie  auch  schwachen 
Beizmitteln  wie  Kalk  nahezu  ebenso  gut  widerstehen,  dass  aber  bei  dem  Einbeizen 
mit  dem  stärker  wirkenden  Kupfervitriol  eine  grosse  Anzahl  derselben,  wahrschein- 
lich in  Folge  von  Oberhaut-Verletzungen ,  seine  Keimfähigkeit  einbüsst.  Diese 
schädliche  Einwirkung  tritt  in  etwas  geringerem  Masse  auf  bei  langsamem  Gange 
der  Maschine  und  wenn  das  ausgedroschene  Getreide  unter  Umgehung  der  Eleva- 
toren und  Paternosterwerke  mit  der  Hand  gereinigt  wird.  — 


158  Die  Pflanze. 

Eine  ganz  besonders  eifrige  Bearbeitung  hat  wieder  der  Abschnitt  „Assimilation 
und  Ernährung"  erfahren.  Ha  liier  weist  nach,  dass  die  Imbibition  flüssiger 
Stoße  in  die  Pflanze,  gleichgültig  ob  man  dieselben  mit  einer  Schnittwunde  oder 
mit  der  unverletzten  Oberhaut  in  Kontakt  bringt,  immer  nur  durch  die  chloro- 
phyllfreien  Zellen  erfolge,  und  dass  die  eigentliche  Saftbewegung  in  dem  Stamme 
und  den  Zweigen  der  Holzpflanzen  lediglich  dem  Kambialzylinder  und  bei  den 
Monokotyledonen  den  Kambialsträngen  zukomme.  —  F.  Schulze  zeigte  in 
einer  Reibe  von  Experimenten,  auf  welche  Weise  es  gelingt,  Blätter  und  Blüthen 
an  abgeschnittenen  Holzzweigen  durch  Anwendung  hydrostatischen  Drucks  zur 
Entwicklung  zu  bringen.  —  Fleisch  mann  und  Hirzel  bestimmten  die 
Menge  des  von  Hopfenblättern  oder  Hopfenpflanzen  verdunsteten  und  aufgesogenen 
Wassers  und  zeigten,  dass  gewisse  Pflanzenkrankheiten,  z.  B.  der  schwarze  Brand 
des  Hopfens  nicht,  wie  häufig  angenommen,  von  einer  gehinderten  Verdunstung 
—  einem  Stocken  der  Säfte  —  herzuleiten  sei.  —  Lechartier  giebt  Messungen 
und  Analysen  von  dem  Gasgemenge,  das  er  aus  den  Blattstielwunden  von  Nym- 
phaea  zu  verschiedenen  Tageszeiten  erhielt  und  ergänzt  und  bestätigt  damit  zum 
Theil  die  Eesultate  einer  altern  K  n  o  p '  sehen  Arbeit,  die  er  nicht  erwähnt  und  die 
er  offenbar  nicht  gekannt  hat.  —  Ueber  die  Veränderungen,  die  während  des 
Saftsteigens  in  den  Bäumen  vor  sich  gehen,  wird  unsere  Kenntniss  durch  zwei  Ar- 
beiten vermehrt.  Zunächst  ergänzt  Beyer  seine  früheren  Mittheilungen  über  den 
Frühjahrssaft  der  Birken  und  Hainbuchen,  (vergl.  Jahresber.  1865  S.  167.)  durch 
die  Angabe,  dass  in  letzterem  Krümelzucker  als  einziges  Kohlehydrat,  ferner 
Aepfelsäure  und  Asparagin  auftrete  und  durch  den  analytischen  Nachweis  der 
Mineralstoffe,  welche  ersterer  den  Frühjahrsknospen  zuführt.  Sodann  berichten 
Famintzin  und  Borodin  über  eine  lebhafte  transitorische  Stärkebildung  in  den 
männlichen  Biütbenständen  und  den  obersten  Zweiginternodien  der  Birke  bei  Be- 
ginn der  Vegetation.  Das  Material,  ans  dem  die- Stärke  gebildet  wird,  vermutben 
die  Verfasser  in  einem  ölartigen  Stoffe,  mit  dem  alle  Mark-  und  Rindenparencbym- 
zellen  im  Winterzustande  angefüllt  sind.  Bei  dem  Fortschreiten  der  Vegetation 
verschwindet  die  Stärke  bald  wieder,  indem  sie  zum  Aufbau  der  sich  streckenden 
Kätzchen  und  Knospentriebe  verwendet  wird.  —  Hartig  berichtet  über  einen 
Entlaubungsversuch  an  Weymuthskiefern.  Das  Fxperiment  war  angestellt,  um  die 
Laubmasse  zu  bestimmen,  die  zur  Erzeugung  eines  normalen  Holzzuwachses  im 
Minimo  erforderlich  ist.  Die  von  uns  oben  wiedergegebenen  Mittheilungen  sind 
als  vorläufige  zu  betrachten,  da  der  im  Jahre  1860  begonnene  Versuch  seinen  Ab- 
schluss  noch  nicht  gefunden  hat.  —  Nobbe  hatte  die  Freude,  Runkel-  und  Kohl- 
rüben aus  den  Samen  in  wässrigen  Nährstofflösungen  zu  ziehen,  sie  ziemlich  zwei 
Jahre  lebendig  zu  erhalten  und  zu  einer  ansehnliehcn  Entwicklung  zu  bringen.  Es 
ist  damit  der  Beweis  geliefert,  dass  die  Kulturmethode  in  wässrigen  Lösungen  auch 
für  zweijährige  krautige  Pflanzen  brauchbar  ist.  —  Derselbe  Beobachter  hatte 
wiederholt  Gelegenheit,  die  Auswitterung  von  Salzen  aus  lebenden  Pflanzen  zu  be- 
merken. Die  Eascheinung  tritt  auch  bei  Pflanzen  auf,  die  in  zu  konzentrirten  Salz- 
lösungen stehen,  oder  deren  Assimilation  —  auch  bei  schwachem  Salzgehalt  der 
Nährstofflösung  —  durch  ungünstige  äussere  Verhältnisse  unterdrückt  ist;  sie  be- 
zeichnet also  ganz  allgemein  ein  Missverhältniss  zwischen  Sal/.aufnahme  und  Assi- 
milation. —  Hallier  beobachtete  die 'Abscheidting  von  kohlensaurem  Kalk  durch 
die  Wurzeln  auch  bei  Landpflanzen  (Topfgewächsen).  —  Zo eller  gab  Bohnen- 
pflanzen nach  vollendeter  Blüthe   eine  Düngung    von    gelösten  Salzen   und    erhielt 


Die  Pflanze. 


159 


davon  eine  reichliche  Mehrproduction  von  Pflanzenmasse.  —  Bret  schnei  der 
tritt  für  die  Unentbehrlichkeit  der  wasserhaltigen  Silicate  bei  der  Pflanzenernährung 
in  die  Schranken  und  führt  an,  dass  er  bei  seinen  Jahre  lang  fortgesetzten  Kultur- 
versuchen in  wässrigen  Lösungen  und  Quarzsand  nur  bei  Gegenwart  von  wasser- 
haltigen Silicaten  (oder  nach  den  Erfahrungen  des  Jahres  18GG  —  Humussub- 
stanzen) eine  normale  Vegetation  beobachten  konnte,  und  dass  das  Weglassen  der 
wasserhaltigen  Silicate  stets  eine  ganz  mangelhafte  Produktion  und  fast  stets  das 
Fehlschlagen  jeglicher  Samenbildung  im  Gefolge  hatte.  Die  bekannten  Versuche 
von  Nobbe  und  Wolff  wurden  von  ihm  wiederholt,  hatten  aber  einen. den  Angaben 
jener  Forscher  ganz  entgegengesetzten  Erfolg.  (Bretschnoider  giebt  uns  vor- 
läufig nur  das  erwähnte  Resultat  seiner  Arbeit.  Mit  Spannung  wird  jeder  Agrikultur- 
chomiker  der  versprochenen  Veröffentlichung  der  Versuch-Details  entgegensehen.)  — 
Von  den  He llriegel' sehen  Versuchen  über  das  Nährstoffbedürfniss  der  Cerealien 
gaben  die  Annal.  der  Landw.  ein  gelegentliches  Bruchstück,  in  welchem  die  Be- 
hauptung aufgestellt  wird ,  dass  die  Gerste  zur  Produktion  einer  Maximalernte 
allerwenigstens  für  jede  1000  Theile  Stroh-Trockensubstanz  5  und  für  jede  1000 
Theile  Körner-Trockensubstauz  3,8  Theile  Kali  bedürfe.  —  Die  aus  den  Möckern- 
schen  Laboratorium  hervorgegangene  umfangreiche  Versuchsreihe  über  die  Auf- 
nahme der  Mineralsalze  durch  das  Pflanzengewebe  wurde  in  Bezug  auf  Chloride 
durch  Biedermann  fortgesetzt  und  vervollständigt.  —  Schönbein  machte  uns 
mit  der  Fähigkeit  der  niederen  Pflanzen  —  Schwämme,  Pilze,  Conferven,  Hefe  — 
bekannt,  Nitvate  mit  grosser  Leichtigkeit  in  der  Art  zu  zersetzen,  dass  sie  zunächst 
in  Nitrite  übergehen.  Schönbein  erklärt  daraus  das  Vorkommen  von  Nitriten  im 
Brunnenwasser.  —  Die  Frage :  welche  Stickstoffverbindungen  sind  Nährstoffe  für  die 
Pflanzen?  hat  von  drei  Seiten  zugleich  eine  Bearbeitung  erfahren,  aber  die  erhal- 
tenen Resultate  stehen  mit  einander  in  Widerspruch.  Hampe  zog  Mais  in  wäss- 
rigen  Lösungen,  die  einmal  Harnstoff,  ein  andermal  Ammoniak  als  einzige  Stick- 
stoffquelle enthielten,  und  es  gelang  ihm  in  beiden  Fällen,  seine  Pflanzen  nicht 
nur  zu  einer  befriedigenden  Massenproduction,  sondern  auch  zu  einer  erwünschten 
Fruchtbildung  zu  bringen.  Auch  G.  Kühn  konnte  zwei  Maispflanzen  aufweisen, 
die  Körner  hatten  und  denen  ausser  Ammoniak  keine  andere  Stickstoffverbindung 
zugeführt  worden  war,  doch  war  bei  beiden  die  Massenproduktion  nur  gering  und 
Gewicht  wie  Ausbildung  der  Samen  sehr  schwach.  Hampe  führt  ausdrücklich  an, 
dass  bei  seinen  Experimenten  in  den  Lösungen  zu  keiner  Zeit  und  in  keinem  Falle 
Salpetersäure ,  Hippursäure  oder  salpetrige  Säure  nachzuweisen  war.  Dagegen 
berichtet  Beyer,  dass  auch  er  zwar  in  Lösungen,  die  Ammoniak,  Harnstoff 
oder  Hippursäure  als  einzige  Stickstoftquelle  enthielten,  Pflanzen  und  zwar  Hafer- 
pflanzen wachsen  sah ,  die  es  bis  zur  Körnerbildung  brachten ,  dass  diese  Pflanzen 
aber  weit  kümmerlicher  vegetirten,  als  die  mit  Salpetersäure  ernährten,  und  dass  er 
gleichzeitig  immer  und  in  allen  Fällen  in  seinen  Harnstoff-  und  Ammoniak-  resp. 
Hippursäure-Lösungen  eine  Salpeterbildung  habe  nachweisen  können.  —  Coren- 
winder  weist  die  Veränderungen  nach,  welche  die  Zuckerrübe  bei  der  Samen- 
bildung erfährt  und  belehrt  uns  zugleich  über  den  Unterschied,  den  die  einjährigen 
und  zweijährigen  Rüben  bei  diesem  Prozesse  darbieten.  Aus  der  zweijährigen  Rübe 
verschwindet  bei  der  Samenbildung  aller  Zucker  und  alle  Phosphorsäure  und  die 
Eiweissstoffe  derselben  findet  man  in  Salpetersäure  umgewandelt.  Schiesst  eine 
einjährige  Rübe  in  Samen,  so  zeigt  sich  die  Phosphorsäure  zur  Zeit  der  Frucht- 
reife nur  theilweise  konsumirt  und  der  Zucker  gar  nicht  oder  nur  unbedeutend  ver- 


16(J  Die  Pflanze. 

mindert.  Der  von  einjährigen  Rüben  produzirte  Same  ist  immer  unvollkommen 
und  besitzt  einen  unausgebildeten  Eiweisskürper.  —  Hugo  Schulz  und  Hein- 
rich lieferten  durch  umfassende  periodenweise  vorgenommene  Analysen  der  ge- 
trennten Organe  ein  Bild  von  der  Assimilation  und  dem  Stoffwechsel  in  zwei 
landwirtschaftlichen  Kulturpflanzen,  und  zwar  studirte  ersterer  die  Cichorie  mit 
besonderer  Rücksichtnahme  auf  die  Aschenbestandtheile  und  letzterer  den  Weizen 
mit  spezieller  Berücksichtigung  der  näheren  organischen  Bestandtheile.  —  Haber- 
landt  gab  Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Maispflanze,  aus  denen  hervor- 
geht, dass  die  frühreifenden  Maissorten  nur  von  trocknen  Ländern  mit  raschstei- 
geuder  Sommerwärme  hervorgebracht  werden ,  dass  die  Reifezeit  früher  Sorten  bei 
der  Uebertragung  derselben  aus  südlichen  in  nördliche  Gegenden  von  Jahr  zu 
Jahr  hinausgeschoben  wird,  und  dass  also  Länder,  die  an  der  nördlichen  Grenze 
des  Maisbans  liegen,  darauf  angewiesen  sind,  auf  die  eigene  Anzucht  von  Samen 
zu  verzichten  und  denselben  immer  frisch  aus  seiner  südlich  gelegenen  Heimath 
zu  beziehen.  —  N  o  b  b  e  referirte  über  Anbauversuche  mit  der  Heiligenstädter 
Kartoffel  und  sprach  sich  über  den  Kulturwerth  derselben  wie  folgt  aus.  Die  Hei- 
ligenstädter Kartoffel  bietet  den  Vorzug  einer  bedeutenden  Entwicklung  ihrer 
Knollentriebe  und  damit  einer  grossen  Massenproduktion,  ihre  Knollen  gehören  zu 
den  qualitativ  besseren  Sorten  und  zeigen  eine  relativ  grosse  Widerstandsfähigkeit 
gegen  die  Krankheit,  die  Sorte  beansprucht  aber  eben  wegen  der  weit  ausgebrei- 
teten Sprossen  einen  grösseren  Bodenraum,  als  die  meisten  übrigen  Sorten,  hat 
eine  sehr  langsame  Entwicklung  und  ist  deshalb  in  rauhen  Lagen  mit  kurzem 
Sommer  durchaus  unsicher.  —  Unter  anderen  fand  sich  auch  ein  Artikel  von 
Strohecker  „über  die  chemische  Konstitution  der  Pflanze,"  in  welchem  der  Nach- 
weis versucht  wird,  dass  für  jede  Pflanze  ein  bestimmter  Assimilations-  und  dito 
Substitutions-  Coefficient  aufzustellen  sei.  (Wir  haben  darin  nur  Phantasie,  nicht 
Forschung  zu  finden  vermocht.  H.).  —  Boussingault  theilt  eine  Anzahl  von  Ex- 
perimenten mit,  welche  die  ausserordentliche  Empfindlichkeit  der  Pflanzen  gegen 
Quecksilberdämpfe  beweisen.  Pflanzen,  mit  einem  Näpfchen  voll  Quecksilber  unter 
eine  Glocke  gebracht,  starben  in  kurzer  Zeit  unfehlbar  ab.  Wurde  aber  ausser 
dem  Quecksilber  noch  eine  geringe  Quantität  von  Schwefelblumen  unter  die  Glocke 
gebracht,  so  wurde  damit  in  allen  Fällen  der  schädliche  Einfluss  des  Metalls  sofort 
paralysirt.  Boussingault  stellt  weitere  Versuche  zur  Erklärung  dieser  Thatsache 
in  Aussicht.  —  Reichardt  berichtete  endlich  über  einen  Fall,  der  geeignet  ist  zu 
zeigen,  welche  grosse  Menge  von  Zink  Pflanzen  aufnehmen  können,  ohne  daran  zu 
Grunde  zu  gehen.  Ein  Oleander  und  ein  Agapanthus  waren  aus  Versehen  mit  einer 
konzentrirten  Chlorzinklösung  begossen  worden.  Die  Pflanzen  starben  nicht,  obgleich 
sich  in  den  Organen  des  Oleanders  von  0,2  bis  reichlich  1  Proz.  Zink  (auf  Trocken- 
substanz bezogen)  nachweisen  liess.  — 

Von  den  drei  Artikeln,  die  wir  unter  der  besondern  Abtheilung  dieses  Ab- 
schnitts „Einfluss  der  Imponderabilien"  zusammenfassten ,  bietet  offenbar  der  erste 
von  Blondeau  „über  den  Einfluss  der  Elektrizität  auf  die  empfindlichen  Pflan- 
zen" das  höchste  Interesse.  Eine  Mimosa  pudica,  die  sich  gegen  die  Einwirkung 
eines  Bunsenschen  Elements  vollkommen  indifferent  verhielt,  zeigte  sich  gegen  den 
Inductionsstrom  eines  kleinen  Ruhmkorffschcn  Apparats  im  höchsten  Grande  em- 
pfindlich. Ein  kurzes  Durchleiten  des  Stroms  versetzte  sie  in  den  Zustand  der 
Starre  und  eine  25  Minuten  dauernde  Einwirkung  desselben  reichte  hin,  um  sie  zu 
tödten.     Das  Bemerkenswertheste  dabei  war,  dass  die  Pflanze  durch  Aetherdämpfe 


Die  Pflanze.  161 

vollständig  empfindungslos  gemacht  werden  konnte  und  zwar  gegen  den  elektrischen 
Strom  ebenso  wie  gegen  mechanische  Erschütterungen.  Auch  auf  das  Reifen  der 
Früchte  und  das  Keimen  der  Samen  machte  der  Inductionsstrom  einen  deutlichen 
Einfluss  geltend.  Elektrisirte  Früchte  wurden  noch  am  Baum  schnell  mürbe  und 
elektrisirte  Samen  keimten  rascher  und  kräftiger  als  nicht  elektrisirte;  dabei  zeigten 
eine  Anzahl  elektrisirter  Bohnensamcu  die  eigentümliche  Erscheinung,  dass  sie 
kopfunter,  d.  h.  mit  den  Kotyledonen  im  Boden  und  mit  dem  Würzelchen  in  der 
Luft  zu  Tage  kamen.  —  Die  beiden  andern  Artikel  von  Cailletet  u.  A.  Mayer 
bezogen  sich  auf  die  Einwirkung  des  farbigen  Lichts  auf  die  Zerset/.ung  der  Koh- 
lensäure und  die  Assimilation  und  Produktion  überhaupt.  Die  Versuche  von 
Cailletet  bestätigen  die  von  deutschen  Forschern  gemachte  Beobachtung,  dass  die 
Zersetzung  der  Kohlensäure  vorzugsweise  unter  den  leuchtenden  Strahlen  des 
Spectrums  und  in  erster  Linie  unter  den  gelben  vor  sich  geht;  in  grünem  Licht 
konstatirte  C.  sogar  eine  Ausbauchung  von  Kohlensäure.  Mayer  hatte  die  Ab- 
sicht, zu  versuchen,  ob  es  nicht  möglich  sei,  in  rein  gelbem  Licht  allein  den  ganzen 
Vegetationsprozess  einer  Pflanze  verlaufen  zu  lassen.  Diese  Absicht  gelang  nun 
zwar  nicht,  aber  die  Versuche  genügten  doch,  um  zu  beweisen,  dass  einige  Pro- 
duktion von  Pflanzensubstanz  auch  bei  gänzlichem  Abschluss  aller  chemischen 
Strahlen  stattfinden  könne.  — 

Mit  jedem  Jahre  mehrt  sich  die  Ausbeute,  welche  die  Literatur  für  unsern 
letzten  Abschnitt  „ Pflanzenkrankheiten "  bietet  und  so  wurde  uns  auch  im  Jahre 
1867  eine  ganze  Anzahl  bisher  unbekannter  kleiner  Feinde  der  Landwirtschaft 
aus  dem  Thier-  und  Pflanzenreiche  denunzirt.  Zunächst  berichtet  der  unermüd- 
liche Julius  Kühn  über  einige  Krankheitsformen  der  Weberkarde.  Die  eine 
eharacterisirt  sich  durch  das  Abfaulen  des  Stengels  unterhalb  des  Kopfes  der  Karde 
und  wird  durch  einen  Pilz  hervorgerufen,  in  welchem  Kühn  die  Peziza  Sclerotiorum 
zu  erkennen  glaubte.  Die  zweite  Krankheitsform  zeigt  sich  als  ein  mehlthauartiger 
weissgrauer  Ueberzug  auf  den  Blättern  der  Karde,  welcher  das  Verkümmern  der 
Pflanze  nach  sich  zieht.  Als  Krankheitsursache  wurde  auch  hier  ein  Tilz  und  zwar 
Peronospora  Dipsaci  erkannt.  Zugleich  beobachtete  Küh  n  wiederholt  das  Auftreten 
von  Anguillulen  an  der  Karde  als  in  hohem  Grade  schädlich.  An  der  Esparsette 
fand  derselbe  eine  gallenartige  Missbildung  der  Fiederblättchen  auf  und  konstatirte 
als  Ursache  die  kleine  fusslose  orangefarbene  Made  der  Cecydomia  astragali.  — 
Karmro  dt  wies  die  Schädlichkeit  der  Anguillulen  auch  für  den  Roggen,  wo  sie 
an  dem  ersten  Halmknoten  oder  der  Basis  der  Blattscheiden  auftreten,  für  den 
Klee,  bei  welchem  sie  in  den  Stockausschlägen  ihr  Wesen  treiben,  und  für  den 
Buchweizen  nach.  —  Munter  machte  uns  mit  einem  neuen  Gerstenblatt -Zer- 
störer bekannt,  der  die  chlorophyllhaltigen  Zellen  zwischen  der  innern  und  äussern 
Oberhautplatte  ausfrist  und  so  die  Pflanze  zu  Grunde  richtet.  Der  Uebelthäter  ist  die 
Larve  eines  zweiflügeligen  Insekts,  der  Hydrcllia  griseola.  —  Und  Fleischmann 
theilte  seine  Beobachtungen  über  zwei  Krankheitsformen  des  Hopfens  mit,  von 
denen  er  die  eine  als  ..Milbensucht  des  Hopfens"  bezeichnet,  während  die  andere 
gewöhnlich  „der  schwarze  Brand*  genannt  wird.  Die  erstere  der  bezeichneten 
Krankheitsformen  wird  durch  eine  kleine  rothe  Milbe  verschuldet,  welche  die  Ran- 
ken, Träubchen  und  Blätter  mit  einem  zarten  weissen  Gespinnst  überzieht  und  sie 
dadurch  tödtet;  Fl.  nennt  diese  Milbe  Tetramchus  humuli.  Als  Ursache  des 
schwarzen  Brandes  nimmt  Verfasser  das  plötzliche  Auffallen  einer  Unzahl  von 
Hopfen-Blattläusen  und  die  durch  diese  Thiere  bewirkte  starke  Saftentziehung  an.   Die 

Jahresbericht  X.  1 1 


162  Die  Pflanze. 

Zerstörung  der  Pflanze  wird  dann  durch  die  nachfolgende  Ansiedelung  eines 
schwarzen  Pilzes  auf  den  Hopfeuhlättern  vollendet.  In  dem  Pilze  erkannte  Fl.  die 
Pleospora  herharum  Tulasne.  — 

Ausser  diesen  Angaben  über  neubeobachtete  Krankheitsursachen  konnten  wir 
für  den  Bericht  noch  einige,  auf  schon  bekannte  Krankheitsformen  bezügliche  Mit- 
theilungen sammeln.  Conte  giebt  an,  dass  es  ihm  gelang,  an  einer  grössern  An- 
zahl von  Weinstöcken  mit  Entschiedenheit  zu  beobachten,  wie  das  Befallen  mit 
Oi'dium  durch  das  Niederbinden  der  Reben  in  hohem  Grade  befördert  wird.  —  Zur 
Kartofl'elkrankheitsfrage  berichtet  die  Generalkommission  für  das  agrikultur-chcmische 
Versuchsweseu  in  Berlin,  dass  die  gemeinschaftlichen  Versuche  der  landw.  Aka- 
demieen  und  Versuchsstationen  Preussens  in  Betreff  des  zur  Verhütung  der  Krank- 
heit gemachten  Vorschlags,  die  Kartoffeln  sofort  bei  dem  Auftreten  der  Kraut- 
krankheit vollständig  zu  entlauben,  das  übereinstimmende  Resultat  ergeben  haben, 
dass  durch  die  Entlaubung  die  Weiterentwicklung  der  Knollen  sofort  unterbrochen 
und  sistirt  wird,  und  dass  mithin  diese  Operation,  je  nachdem  sie  früher  oder 
später  unternommen  wird,  den  Knollenertrag  ebenso  empfindlich  herabdrücken  kann, 
wie  die  Krankheit  selbst.  —  Ein  französischer  Landwirth,  Bossin  bereicherte  die 
Literatur  mit  Angabe  einer  durch  17  Jahre  bewährten  praktischen  Methode  zur 
Verhütung  der  Kartoft'elkrankhcit,  welche  einfach  darin  besteht,  dass  man  nur  die 
frühesten  Kartoft'elsorten  zum  Anbau  benutzt,  die  Knollen  schon  im  Februar  aus- 
legt und  die  Ernte  vor  dem  Auftreten  der  Krankheit  im  Juli  und  August  reif  in 
Sicherheit  bringt.  (Schade  nur,  dass  die  praktische  Methode  nach  unsrer  Ueber- 
zeugung  für  alle  nördlicher  gelegenen  Gegenden  nicht  anwendbar  ist.)  —  Ueber 
das  Lagern  des  Getreides  bestätigte  Veiter  durch  Düngungs-  und  Kulturversuchc, 
sowie  durch  chemische  und  mikroskopische  Analysen  die  von  Pierre  aufgestellte 
Ansicht,  (vergl.  Jahresbericht  1866  S.  201.)  dass  die  Ursache  für  die  Abnormität 
nicht  in  einem  Mangel  an  Kieselsäure,  sondern  in  einer  vorzugsweise  durch  Licht- 
mangel bedingten  unvollkommenen  Ausbildung  der  Holzfaser  zu  suchen  sei,  und 
dass  mithin  auch  eine  Düngung  mit  Silikaten  das  Lagern  nicht  verhindern  könne. 
VonInteies.se  sind  in  der  Vclter'schen  Arbeit  die  mikroskopischen  Beobachtungen 
über  die  Form,  in  welcher  sich  die  Kieselsäure  im  Weizenhalme  abgelagert  findet. 
—  Von  grosser  Wichtigkeit  endlich  erscheint  eine  von  Hai  Her  betreffs  des 
Staub-  und  Steinbrandes  aufgestellte  Ansicht,  falls  sich  dieselbe  nach  allen  Rich- 
tungen bestätigen  sollte.  Hall,  behauptet  nämlich,  dass  üstilago  carbo  und  Tilletia 
caries  durchaus  keine  selbstständige  Pilzformen ,  sondern  nur  gewisse  Zwischen- 
formen von  bekannten  Schimmelpilzen  seien ,  dass  dieselben  auch  in  Form  von 
Hefe  auftreten  können,  und  dass  mithin  die  Ansteckung  durchaus  nicht  einzig  und 
allein  durch  die  als  Üstilago  und  Tilletia  bekannten  Brandsporen  zu  erfolgen 
brauche,  sondern  dass  die  kleinen  Feinde  in  Form  verschiedener,  bisher  gar  nicht 
verdächtiger  Gebilde  auf  das  Feld  geschleppt  werden  können.  — 


L  i  t  e  r  a  t  ii  r. 

Handbuch  der  physiologischen  Botanik,  in  Verbindung  mit  A.  de  Bary,  TL  Ir- 
misch,  N.  Pringsheim  u.  J.  Sachs  herausgegeben  von  W.  Hofmeister. 
1  Bd.     Leipzig,  Engclmann. 


Die  Pflanze.  163 

Botanische  Untersuchungen    aus    dem    physiologischen  Laboratorium  der    landwirth- 

schaftlichen  Lehranstalt  zu  Berlin,  von  IL  Karsten.     3.  u.  4.  Heft.    Berlin, 

Wiegandt  uud  Hempel. 
Uebcr    die    Richtungen    und  Aufgaben    der    neueren  Pflanzenphysiologie,    von  Joh. 

Hau  stein.     Bonn,  Markus. 
Die    periodischen  Erscheinungen    des  Pflanzcnlebens    in    ihrem   Verhältniss    zu    den 

Wärmeerscheinungen,  von  C.  Linsser.     Leipzig,  Voss. 
Der   Tabak,    seine  Bestandteile  und  seine  Behandlung.     Untersuchungen  und  Ver- 
suche der  landwirtschaftlichen  Versuchsstation  Karlsruhe.    Von  J.  Nessler. 

Mannheim,   Sehneider. 
Notiz  über  die  Bestandteile  der  Stammrinde  des  Apfelbaumes,  von  F.  Röchle  der. 

Wien,  Gerold's   Sohn. 
Die  Ftlanzenkrankheiten,   von  A.  Am  mann.     Stuttgart,  Kitzinger. 
Recherches  experimentales   sur   le  dereloppement  du  ble  et  sur  la  repartition   dans 

ses    diffdrentes    parties    des  ele'ments  qui  le  constituent  a  divers  dpoques  de 

sa  Vegetation,  par  Isidor  Pierre.     Caen,  Le  Blanc-Hardel. 
Die  Entstehung  der  wandständigen  Protoplasmaströmchen  in  den  Pflanzenzellen  und 

deren  Verhältniss    zu  den    spiraligen  und  netzförmigen  Verdickungsschichten, 

von  Leopold  Dippcl.     Halle,   Schmidt. 
Die  Physik  in  ihrer  Anwendung  auf  Agrikultur  und  Pflanzenphysiologie,  von  Willi. 

Schumacher.     II.  Bd.:    Die  Physik  der  Pflanze.     Berlin.     Wiegandt  und 

Hempel. 


11* 


Bodenbearbeitung. 

Referent:   Th.  Dietrich. 


Künstliche  Ueber   künstliche    Alluvion   als   Mittel    zur   Hebung   der 

Alluvion  ° 

zur  Hebung  Bodenkraft,  von  Frjaas.*) —  Der  Verfasser  empfiehlt  unter  Hinweisung 
der  Boden-  auf  (ije  imnier  mehr  überhandnehmende  Getreide -Einfuhr  aus  dem  Osten 
Europa's  und  die  daraus  hervorgehende  Herabdrückung  unserer  Felder  in 
ihrem  Werthe  die  Nutzbarmachung  der  uns  im  Westen  zu  Gebote  stehen- 
den zahlreichen  Flüsse  und  Bäche  und  der  massenhaften  Pflanzen  -  Nähr- 
stoffe, welche  diese  in  ihrem  Schlamme  enthalten.  Er  sieht  in  der  künst- 
lichen Alluvion  (nicht  bloss  Bewässerung),  die  einst  die  grössten  Staaten 
der  alten  Welt,  wie  noch  heute  Aegypten,  fruchtbar  erhielt,  das  Mittel 
zur  steten  Kraftmehrung  der  Felder,  zur  Steigerung  ihrer  Erträge  und 
zur  wohlfeileren  Produktion.  Die  Ertragssteigerung  liefert  der  Dünger, 
den  Dünger  das  Futter,  das  Futter  am  wohlfeilsten  die  Alluvionswiesen. 
Führen  die  Flüsse  schon  beim  Ueberrieseln  den  Wiesen  beträchtliche 
Mengen  von  Nährstoffen  hinzu,  so  ist  das  noch  viel  mehr  der  Fall  durch 
ein  Ueberschlämmen.  Die  künstliche  Anschlämmung,  die  Alluvion,  ist 
nach  dem  Verfasser  der  Kern  der  Bewässerung.  Der  Verf.  verweist  auf 
den  hohen  Nährstoffgehalt  des  Flussschlammes;  so  bringt  die  Saale  bei 
Jena  mit  einer  V«  Zoll  hohen  Schlammdecke  auf  einen  Hektar  16G8.8  Ki- 
logrm.  organische  Substanzen  mit  98.8  Klgr.  Stickstoff,  32  Klgr.  Salpeter- 
säure, 144.4  K.  Phosphorsäure,  19.2  Klgr.  Chloralkalien  und  839.2  Kl.  Kali 
und  Natron.  Der  Schlamm  der  Scheide  enthält  in  105000  Klgr.  1000 
Klgr.  Kali,  2000  Klgr.  Natron,  63  Kl.  Ammoniak  und  493.5  Klgr.  Phos- 
phorsäure. Wie  gross  die  Schlamm-Massen  sind,  welche  mit  den  Flüssen 
ungenützt  wegfliessen,  davon  kann  man  sich  aus  der  Berechnung  von 
Herve  Mango n  einen  Begriff  machen,  nach  welchem  die  Durauce  in 
Frankreich  in  11  Monaten  10770313  Kubikmeter  feste  Substanzen  mit 
sich  fortführt. 

Horsky'-  Neues  Ackerungs-System  von  Franz  Horsky.**)  —  Der  Ver- 

Ackerunga-  fassei'  erläutert  sein  Ackerungssystem   in  Folgendem.    Dasselbe  vereinigt 

System. 

*)  Landw.  Centralbl.  f.  D.     1867.     I.     S.  389. 
**)  Centralbl.  f.  d.  gesammte  Landeskultur.     18G7.     S.  91. 


Bodenbearbeitung.  L65 

eine  Seichtackerung  mit  einer  gleichzeitigen  Tiefackerung  in  zwei  Erd- 
schichten übereinander,  ohne  dass  die  Erde  von  diesen  beiden  Ackerungen 
mit  einander  vermengt  wird.  Dabei  sind  folgende  Grundsätze  festzuhalten, 
und  zwar: 

1)  dass  die  erste  Ackerung  bei  Einführung  des  Ackerungssysteins  um 
2  bis  3  Zoll  tiefer  zu  geben  ist,  als  vordem  immer  geackert  wurde, 
damit  die  hierdurch  unmittelbar  unter  der  bisherigen  Ackerkrume 
neu  aufgeackerte,  2  bis  3  Zoll  starke  Erdschicht  auf  die  Oberfläche 
gebracht  wird; 

2)  dass  bei  allen  späteren  Ackerungen  der  oberste  Theil  der  Acker- 
krume nur  seicht,  bloss  3  bis  4  Zoll  zu  wenden,  gleichzeitig 
aber  der  Boden  in  weiterer  Tiefe  so  tief  als  nur  möglich  unter- 
zuackera  ist; 

3)  dass  in  Zwischenräumen  von  etwa  6  bis  10  Jahren  eine  8  bis  9 
Zoll  tiefe  Wendefurche  zu  geben  ist,  damit  die  während  dieser 
Zeit  nur  3  bis  4  Zoll  tief  gewendete,  daher  immer  an  der  Ober- 
fläche erhaltene  Erde  nach  unten,  dagegen  die  zunächst  darunter 
befindliche,  durch  die  Unterackerung  locker  erhaltene  wieder  nach 
oben  gebracht  wird. 

Der  Verfasser  fasst  die  Vortheile  seines  neuen  Ackerungs- Systems 
in  Folgendem  zusammen: 

Erstens  werden  durch  die  bei  Einführung  des  Systems  um  2  bis  3 
Zoll  tiefer  zu  gebende  erste  Ackerung  Düngstoffe  auf  die  Oberfläche  der 
Ackerkrume  gebracht,  welche  sich  unter  dieser  Ackerkrume  auf  den  Un- 
tergrund aus  der  Dünglauge  abgelagert  haben.  Unter  der  Ackerkrume 
sind  nämlich  jene  Düngstoffe  zu  finden,  welche  durch  das  Regenwasser 
aus  [dem  auf  oder  in  den  Acker  gebrachten  Dünger  ausgelaugt  wurden 
und  sich  auf  den  Untergrund  abgelagert  haben,  indem  durch  dieselben 
die  Dünglauge  gleichsam  filtrirt  wurde. 

Zweitens  werden  durch  die  nachfolgende  gleichzeitige  Seicht-  und 
Tiefackerung  in  zwei  Erdschichten  die  ferneren  Vortheile  erreicht,  und  zwar 

a)  die  obere,  meistens  bessere  Erde,  ferner  die  unter  derselben  ab- 
gelagert befindlichen  und  durch  die  angewendete  erste  tiefe  Ackerung 
auf  die  Oberfläche  gebrachten  Düngstoffe,  endlich  auch  der  aufgeführte 
Dünger  und  die  Ueberreste  von  demselben  werden  immer  in  der 
Oberfläche  erhalten,  wo  die  erste  Entwickelung  der  Pflanzen  ge- 
schieht, wo  der  Sitz  der  Wurzelkrone  ist,  und  von  wo  aus  die  Wur- 
zeln ihre  Hauptnahrung  erhalten; 

b)  die  untere,  meistens  schlechtere  Erde  des  Untergrundes  wird  bloss 
aufgelockert,  keineswegs  aber  mit  der  oberen  besseren  vermengt; 

c)  die  Düngstoffe  verbleiben  in  der  oberen,  bloss  3  bis  4  Zoll  zu 
wendenden  Erdschicht,  dagegen  dient  die  untere,  so  tief  als  mög- 
lich unterzuackernde  Erdschichte  dazu,  nicht  nur  die  Dünglauge 
zu  filtriren  und  dadurch  die   darin  enthaltenen  Düngstoffe  aufzu- 


1Gb  Bodenbearbeitung. 

nehmen,  sondern  auch  die  Ausbildung  und  Verbreitung  der  Wur- 
zeln zu  erleichtern  und  ein  Magazin  für  die  längere  Erhaltung  der 
Feuchtigkeit  abzugeben. 

Der  Verfasser  legt  hiernach  auf  die  Ansammlung  des  Düngers  und  die  Erhal- 
tung desselben  in  der  obersten ,  nur  3  bis  4  Zoll  tiefen  Schicht  des  Bodens  ein 
Hauptgewicht  bei  dem  Ackerbaue,  denn  sein  System  läuft  im  Wesentlichen  auf  die 
Erreichung  dieses  Zieles  hinaus.  Wie  verhält  sich  aber  dieses  Ackerungssystem  zu 
dem  Gedeihen  der  tiefwurzelnden  Kulturgew ächse ,  für  welche  man  sonst  bemüht 
ist,  dem  Untergründe  Dünger  zuzuführen  und  dem  Absorptionsvermögen  der  Acker- 
krume entgegenwirkende  Mittel  zu  finden  ? 

Natürliche  Ein     System     natürlicher     Drainirung     des     Bodens    mit 

n'ifküus^  künstlicher  Vorfluth,   von  J.  Matern.*)  —  Der  Verfasser  gelangte 
iicher      durch  Beobachtungen   und  Erfahrungen,    welche  er   bei   der  Anlage  von 
vorflutb.    Brunnen  machte,  die  eine  natürliche  Entwässerung  eines  grösseren  Kom- 
plexes nasser   und   kalter  Felder  zur  Folge  hatte,   zur  Aufstellung  eines 
natürlichen  Drainirungs-Systems.    Er   entwickelt  dasselbe  in  einer  länge- 
ren Abhandlung,  welche  er  in  folgenden  Sätzen  resumirt: 

1.  Das  Grundwasser,  welches  unsere  Felder  nass  und  kalt  macht,  ist 
im  Allgemeinen  der  angesammelte  Ueberschuss  des  auf  denselben  Feldern 
niedergefallenen  Regenwassers,  welches  im  Untergrunde  keine  seitliche  Ab- 
leitung findet  und  durch  die  Summe  der  Hindernisse  der  Ableitung  nach 
tieferen  Schichten  bis  in  die  Oberfläche  hineingestaut  wird. 

2.  Wenn  die  in  den  festgelagerten  und  thonhaltigen  Schichten  blei- 
benden kapillaren  Zwischenräume  auch  so  eng  sind,  dass  dieselben  eine 
verhältuissmässig  erhebliche  Quantität  Wasser  nicht  enthalten,  auch  eine 
solche  nicht  schnell  durchlassen  können,  so  ist  doch  keine  undurchlassende 
Schicht  in  unserem  in  Betracht  kommenden  Untergründe  so  undurchlassend, 
dass  dieselbe  nicht  etwa  Vs  des  grössten  jährlichen  Regenfalls  durchlassen 
kann,  wenn  das  Wasser  aus  der  unterhalb  gelegenen  Schicht  einen  Ab- 
flugs erhält. 

3.  Jede  Kies-,  Grand-  oder  Sandschicht  enthält  so  viele  Zwischen- 
räume, dass  dieselbe  einerseits  bei  erheblicher  Mächtigkeit  und  Ausdeh- 
nung ein  grosses  Wasserreservoir  bildet,  andererseits  auch  bei  einer  die- 
sem Reservoir  gegebenen  künstlichen  Vorfluth  Leitmigsprofil  genug  dar- 
bietet, um  der  Vorfluth  eine  sehr  erhebliche  Quantität  Wasser  zuzuführen. 

4.  Wenn  man  unter  einem  ebenen  nassen  Felde  eine  solche  durch- 
gehende Sandschicht  hat,  so  hat  man  nur  einen  Brunnen  anzulegen  und 
das  Wasser  beständig  auszuschöpfen,  um  das  Feld  in  der  wirksamsten 
Weise  trocken  zu  legen. 

5.  Die  Leistung  eines  in  eine  genügend  tiefe  und  weit  sich  er- 
streckende  Sandschicht    gegrabenen  Brunnens  wächst  unter    sonst   glei- 


*)  Land-   u.  forstwirthschafil.  Ztg.  d.   Prov.  Prcussen.     1867«     S.  5. 


nbearbeitung.  10/ 

chen  umständen  bis  au  einer  gewissen,  durch  die  Tiefe  der  Schicht  beding- 
ten Grösse  mit  der  Flüche  der  Sandschicht,  welche  durch  den  Brunnen 
folossgelegt  wird  (Ausflussöffhung),  von  da  ab  mit  der  Grösse  des  Umfangs 
des  Bronnens  (entsprechend  dem  Zuleitungsprofil). 

6.  Die  Quantität  Wasser,  welche  man  auf  solche  Art  einer  Schicht 
durch  nur  einen  verhältnismässig  grossen  Brunnen  entziehen  kann,  ist 
nur  bedingt  durch  die  Flächenerstreckung  der  Schicht  und  die  Wasser- 
höhe, welch'1  der  Boden  im  Durchschnitt  der  Jahre  als  Drainwasser  nach 
der  natürlichen  Drainschicht  durchsickern  lässt. 

7.  Dieses  System  natürlicher  Drainirung  ist  überall  anwendbar,  wo 
sich  eine  Sandschicht  in  erheblicher  Erstrecküng  und  genügender  Stärke 
in  nicht  zu  grosser  Tiefe  unter  der  Oberfläche  verbreitet. 

8.  Die  Wirkung  wird  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  in  allen  Fällen 
eine  vollkommenere  sein,  als  die  der  Eöhrendrainirung. 

9.  Die  Kosten  der  Anlage  und  des  Betriebes  werden  sich  immer  ge- 
ringer stellen  als  Kosten  und  Verzinsung  nebst  Unterhaltung  der  Böhren- 
drainage. 

10.  Man  kann  bei  geeigneten  Verhältnissen  in  kürzester  Zeit  ein 
ganzes  Gut,  eine  ganze  weite  Gegend  auf  diese  Art  drainiren. 

Dieses  dargelegte  Entwässerungssystem  scheint  uns  nicht  nur  in  der  Praxis 
wirklich  verwendbar,  sondern  auch  für  dieselbe  von  hoher  Bedeutung  zu  sein.  Die 
Anwendung  desselben  dürfte  in  vielen  Fällen,  namentlich  da,  wo  die  Köhrendrainage 
wegen  der  Tiefe  der  undurchlassenden  Schichten  nur  höchst  unvollkommen  zum 
Ziele  führt,  Bedeutendes  leisten.  Zur  Feststellung  der  Anwendbarkeit  desselben 
bedarf  es  nur  des  meist  leicht  zu  führenden  Nachweises  einer  wasserführenden 
.Sandschicht  und  dereu  Verbreitung  unterhalb  der  schwer  durchlassenden  Boden- 
schichten. Es  sind  Beispiele  vorhanden,  führt  der  Verfasser  an,  wie  das  System 
im  Grossen  und  Kleinen  unhewusst  und  nebensächlich  zur  Ausführung  gekommen 
ist,  ohne  der  folgenden  Trockeidegung  des  Bodens  ein  grösseres  Gewicht  beizu- 
legen. Der  Verfasser  verweist  darauf,  dass  die  Beobachtung,  welche  ihn  auf  die 
systematische  Nutzbarmachung  solcher  Sandschichten  zur  Drainirung  des  Bodens 
geführt  hat,  auch  anderweitig  gemacht  und  der  eklatanteste  Erfolg  mehr  uud  in 
grösserem  Massstabe  als  bei  ihm  konstatirt  ist.  Man  hat  mehrfach  in  nassen  Ge- 
genden den  bergmännischen  Abbau  von  Braunkohlen  begonnen  und  alsbald  hat 
sich  zum  grossen  Erstaunen  Vieler  gezeigt,  dass  die  ganze  Gegend  in  weitem  Um- 
fange sich  gewaltig  zum  Vortheil  der  Bodenkultur  verändert  hatte.  Dort  fördert 
man  das  Grubenwasser,  welches  vielleicht  ähnliche  Sandschichten  aus  der  Um- 
gegend der  Grube  zusammenführten,  empor,  um  die  Braunkohlen  troken  zu  legen, 
und  unbewusst  hat  man  nebenbei  die  Felder  weit  riuo-sherum  drainirt. 


Temperatur  drainirt  cn  Bodens.*)  —  In  England  ausgeführte  Temperatur 

Irainirtei 
Bodens. 


Untersuchungen  haben  gezeigt,   dass  die  Temperatur  des  drainirten  Lan 


des  zeitweise  1  bis  lVs  Grad,   regelmässig  aber  2U  Grad  über  derjenigen 


*)  AYochenbl.  d.  Vereins  nass.  Land-  u.  Forstwirthe.     1S67.     S.  120. 


1Ö8 


Bodenbearbeitung  • 


des  nicht  drsinirten  Landes  stellt,  der  Vortlieil  der  Drainage  also  in 
dieser  Beziehung  in  den  meisten  Fällen  der  ist,  als  ob  das  Land  20  Ins 
30  geogr.  Meilen  nach  Süden  versetzt  worden  sei;  was  namentlich  für  die 
Gebirgsgegenden  von  grosser  Wichtigkeit  ist. 


Drillsaat 

ohne 
Behacken. 


Ueber  Drillsaat  ohne  Behacken,  von  G.  von  Nathusiu  s-Or- 
lowo.*).  —  Der  Verfasser  betrachtet  die  Vortheile  des  Drillens  als  unab- 
hängig vom  Behacken  der  Drillsaaten.  Die  Samenersparniss ,  welche  da- 
durch entsteht,  dass  das  Samenkorn  durch  das  Drillen  in  die  rechte  Tiefe 
des  Bodens  gelangt,  in  Folge  dessen  sämmtliche  gesunde  Samen  keimen 
können,  bleibt  auch  ohne  Behacken  bestehen.  Das  Drillen  bringt  das 
Samenkorn  in  die  der  normalen  Entwicklung  der  Pflanze  günstigste  Tiefe ; 
die  Entwicklung  eines  gesunden,  kräftigen  Wurzelapparats,  welche  diese 
normale  Tiefe  mit  sich  bringt,  bedingt  das  rechte  Gedeihen  der  Pflanzen, 
es  verhindert  das  Ueberwachsen  und  das  Lagern,  welches  ohnehin,  da  sie 
eine  bessere  Luftzirkulation  gestattet,  durch  die  Reihensaat  mehr  vermie- 
den wird;  Hacken  oder  Nichthacken  hat  hier  keinen  Einfluss.  Das  Dril- 
len sichert  ferner  den  Pflanzen  einen  gleichtiefen  Stand  im  Boden  und 
einen  gleichmässigen  Abstand  von  einander,  in  Folge  dessen  sie  sich  alle 
gleichmässig  die  ganze  Vegetationsperiode  hierdurch  entwickeln  und  da- 
mit erfahrungsgemäss  der  Ausbreitung  von  Parasiten  Widerstand  leisten; 
auch  dieser  Vortlieil  ist  unabhängig  vom  Hacken.  —  Auf  der  anderen 
Seite  bringt  das  Drillen  eine  ungleiche  Bedeckung  des  Bodens  und  da- 
durch die  vermehrte  Möglichkeit  des  Austrocknens  und  der  Krustenbil- 
dung und  bei  in  Aveniger  gutem  Kulturzustande  befindlichen  Böden  auch 
eine  grössere  Wucherung  des  Unkrautes  mit  sich.  Letzterer  Kalamität  ver- 
mag man  durch  engeres  Drillen  zu  begegnen.  —  Man  kann  also  auf  leich- 
teren, hochkultivirten,  wie  weniger  hoch  kultivirten  Buden  drillen  ohne 
zu  hacken.  Ein  nicht  hoch  kultivirter,  schwerer,  thoniger  Boden  ist  die 
einzige  Bodenart,  auf  welcher  Drillen  ohno  Behacken  wirklich  Nachtheil 
bringt;  das  ist  aber  der  Boden,  auf  welchem  anderseits  das  Hacken  die 
eklatanteste  Wirkung  hat. 


Peter- 

s  en'sche 

Wiesenbau 

methode. 


Zu  Peter  sen' s  Wiesenbau  methode.  —  Einem  Aufsätze  von 
Henze- Weichnitz **)  entnehmen  wir,  dass  eine  nach  der  Petersen'- 
schen  Methode  ausgeführte  Wiesenanlage  von  35  Morgen  Grösse  auf 
888  Thlr.  oder  pr.  Morgen  auf  25  Thlr.  11  Via  Sgl*,  zu  stehen  kam.  Die 
Kosten  der  Düngung  dazu,  auf  welche  der  Verfasser  ein  grosses  Gewicht 
legt,  betrugen  (für  210  Fuder  Schafmist,  75  Zentner  Knochenmehl  und 
200  Zentner  schwefelsaures  Kalisalz)  795  Thlr.  oder  pr.  Morgen  227a  Thlr. 


*)  Zeitsclir.  d.  landw.  Central -Vereins  f.  d.  Prov,  Sachse 
**)  Der  Landwirth.     1867.     S.  6S. 


1867.     S.  245. 


Bodenbearbeitung. 


169 


Der  Verfasser  fasat  die  Vortheile  des  Petersen'schen  Systems  vor  den 
älteren  Bewässerungsmethoden  in  Folgendem  zusammen: 

1)  die  Anlage  der  Wiese  ist  bedeutend  billiger,  weil  das  Wasser  dem 
Boden,  nicht  der  Boden  dem  Wasser  augepasst  wird; 

2)  die  Wiese  kann  (—  weil  drainirt  — )  nie  versumpfen  (ein  Haupt- 
vorzug); 

3)  sie  kann  jederzeit  be-  und  entwässert  werden; 

4)  sie  kann  abwechselnd  mit  Gras,  Weizen,  Korn,  Lein,  Kartoffeln  etc. 
bebaut  werden; 

5)  sie  braucht  zu  ihrem  Gedeihen  nicht  den  20.  Theil   der  Wasser- 
masse, welche  ältere  Methoden  erfordern. 


Ausserdem  machen  wir  noch  auf  nachstehende  Veröffentlichungen  aufmerksam : 

Zur  Drainage  der  Aecker,  von  Toussaint.  ') 

Die  Wurzellänge  der  Cerealien  in  Beziehung  zur  Tiefkultur,  von  Rötger- 
Tangermünde.  2) 

Ucber  tiefe  Pflugarheit,  von  M  alink owski.  3) 

Ueber  das  Pflügen  bei  abnormen  Witterungsverhältnissen,  von  Hermann 
Ludwig.  4) 

Ueber  Brache  und  Bracharbeiten,  von  K.  Geyer.  5) 

Natural  Surface- Drainage    and   subterranean  Water  Storage,    von  An  st  ed.  6) 

Draining  by  aid  of  machiuery,  von  John  Ewart.  7) 

Benutzung  der  Beschattungsgahre.  8) 

Empfiehlt  sich  eine  von  Hause  aus  starke  Auffuhr  des  Mergels  oder  schwache 
Mergelung  mit  baldiger  Wiederholung?  von  E.  Heiden.  9) 

Zur  Wiesenkultur,  von  Völker  und  Colemau.  10) 


Die  Zahl  der  Veröffentlichungen  über  die  Bodenbearbeitung,  welchen  ein  Rückblick, 
agrikulturchemisches  Interesse  zukommt,  ist  diesmal  eine  geringe.  Wir  haben 
zunächst  die  Empfehlung  einer  künstlichen  Alluvion  als  Mittel  zur  Hebung  der 
Bodiukraft  von  Fr  aas  gebracht.  Der  Verfasser  sieht  in  einer  geregelten  und 
regelmässigen  Ueberschlanunung  der  an  Bächen  und  Flüssen  gelegenen  Wiesen  ein 
kräftiges,  anhaltendes  Mittel  zur  Hebung  der  Bodenkraft  der  Felder  und  verweist 
auf   die  Fruchtbarkeit  Aegyptcns ,    die    von    der   natürlichen  Uebcrschlainmung    der 


1)  Der  Landwirth.      1867.     S.    138. 

2)  Zeitschr.  d.  landw.   Centr.  -Vereins  f.   d.  Prov.  Sachsen.     1867.     S.   71. 

3)  Allgem.   laud-  u.  i'orstw.   Zeitung.     18l>7.     S.   1151. 
i)  Agronom.  Ztg.     18(37.     S.  819. 

••)  Chem.  Ackers. n.      1867.     S.    104. 

e)  Journ.  of  the  Royal  Agric.  Soc.  of  Fngl.     1867.     p.  I.     S.  65- 

')  Journ.  of  Agric.  Edingburgh.      1867.     S.  262. 

8)  Landw.  Zeitung  f.  d.  Grossh.  Posen.     1867.     S.  67. 

9)  Land-  u.  forstw.   Ztg.  f.  d.  Prov.  Preussen.    .18(57.     S.    123. 
10)  Landw.  Centralbl.  f.  D.     1S67.     I.     S.  467. 


170  Bodenbearbeitung 

Felder  durch  den  Nil  abhängig  ist,  ebenso  auf  die  Kornkammern  der  alten  AVeit, 
deren  Fruchtbarkeit  auf  künstliche  Alluvion  gestützt  war;  er  verweist  ferner  auf 
den  hohen  Nährstoffgehalt  des  Flussschlammes.  —  Fr.  Horsky  ist  mit  einem 
neuen  Ackerungssystem  an  die  Oeffentlichkeit  getreten ,  welches  im  Wesentlichen 
zum  Ziele  hat,  die  Fruchtbarkeit  des  Feldes  in  der  obersten,  3  bis  4  Zoll  tiefen 
Schicht  zu  konzentriren  und  dieselbe  vor  einer  Vermischung  mit  dem  Untergrunde 
möglichst  zu  bewahren.  Der  Untergrund  soll  nur  gelockert  werden  und  nur  zeit- 
weise und  nur  so  tief  gewendet  und  in  die  Schichten  des  Ackergrundes  gebracht 
werden,  als  sich  die  ausgelaugten  Dungstoffe  angesammelt  haben.  Dieses  System 
dürfte  mehr  dem  Gedeihen  der  rlachwurzeluden,  als  dem  der  tiefgehenden  Kultur- 
gewächse angepasst  sein.  —  In  der  Anlage  künstlicher  Vorftuthen  sieht  J.  Matern 
ein  Mittel  zur  Drainirung  der  Felder.  Nasse  Felder,  welche  in  der  Tiefe  eine  durch- 
gehende wasserführende  Sandschicht  von  erheblicher  Seitenausdehnung  haben,  die 
also  auf  einer  sehr  schwer  durchlässigen  Bodenschicht  lagert,  soll  man  am  wirksam- 
sten nach  dem  Matern 'sehen  System  durch  an  tiefliegenden  Stellen  der  Feldmark 
angelegte  und  bis  zur  Sandschicht  gefühlte  Brunnen,  die  man  durch  passende 
Vorrichtungen  fortwährend  ausschöpft,  entwässern.  Das  System  soll  in  solchen 
Fällen  das  Drainröhrensystem  nicht  nur  vollständig  entbehrlich  machen,  sondern 
den  Zweck  der  Drainage  vollkommener  und  billiger  erreichen.  —  Sodann  haben  wir 
eine  Mittheilung  aus  England  eingefügt,  nach  welcher  dort  die  Temperatur  drai- 
nirten  Bodens  2/3°  höher  ist,  als  die  undrainirten  Bodens.  —  Nach  G.  v.  Nathu- 
sius-Orlowo  bleiben  die  bekannten  Vortheile  der  Drillsaat  der  breitwürfigen 
Saat  gegenüber  auch  dann  bestehen,  wenn  mau  dieselbe  nicht  behackt,  und  nur 
bei  schweren,  thonigen  Böden,  die  zur  Krustenbildung  geneigt  sind,  ist  die  Drillsaat 
nachtheilig,  wenn  nicht  gleichzeitig  das  Behacken  des  Bodens  erfolgen  kann.  Der 
vorjährige  Bericht  brachte  bereits  eine  Besprechung  dieses  Thema's  von  Krämer, 
welcher  sich  zu  derselben  Ansicht  bekennt.  —  Die  Peters  en' sehe  Wiesenbau- 
methode, die  noch  immer  in  der  periodischen  landwirtschaftlichen  Literatur  emsig 
für  und  wider  besprochen  wird,  ist  in  früheren  Berichten  ausführlich  und  genugsam 
erörtert  worden;  wir  haben  uns  deshalb  auf  die  Mittheilung  eines  Aufsatzes  von 
Henze  -  Weichnitz  beschränkt,  dem  wir  entnehmen,  daoS  die  Kosten  einer 
Wiesenanlage  nach  P  eter  sen  'schem  System  sich  per  Morgen  auf  crc.  251/«  Thlr. 
belaufen.  Henze  legt  aber  auf  gleichzeitige  kräftige  Düngung  dieser  Anlage  ein 
Hauptgewicht;  eine  solche  erforderte  aber  bei  Henze' s  Anlage  einen  abermaligen 
Kostenaufwand  von  22-/3  Thlr.  per  Morgen.  Dennoch  ist  der  Verfasser  von  der 
Vortheilhaftigkeit  der  Petersen 'sehen  Wiesen  überzeugt. 


Literatur. 

Die  Meliorationen  des  Warthebruches;  im  Auftrage  des  königlich  preussischen  Mi- 
nistcrii  für  landwirtschaftliche  Angelegenheiten  und  mit  Benutzung  seiner 
Materialien  bearbeitet  von  Danneman  n.     Berlin  bei  Karl  Duneker. 

Lehrbuch  des  Wiesenbaues,  von  Dr.  C.  F.  E.  Fries.  Herausgegeben  von  Prof. 
Dr.  W.  Fr.  Dünkel  berg.     Biaunschweig  bei  Fr.  Vieweg. 

Anleitung  zur  Behandlung  der  Kieselwiesen,  für  Wiesenbesitzer  und  zur  Instruktion 
der  Wiesenwärter;  von  L.  Vincent.  Im  Selbstverlage  des  Verfassers  und 
in  Kommission  bei  Baumgärtner's  Buchhandlung  in  Leipzig. 


Der   Dünge  r. 

Referent:   Tk.  Dietrich. 


Kloaken- 


Düngererzeugung  und  Analysen  verschiedener 
hierzu  verwendbarer  Stoffe. 

Das  Süvem'sche  Verfahren  zur  Reinigung  und  Desin-  Sttvern'- 
fektion  der  Schmutzwässer  der  Zuckerfabriken  so  wie  der  fyk^s0üsver.' 
städtischen  Kloakenwässer,  von  H.  Grouven.*)  -—  Das  Prinzip  fahren  bei 
der  Süvern' sehen  Wasserreinigung  besteht  in  einer  chemischen  Fällung  schmutz-  u. 
und  Ausscheidung  der  das  Wasser  verunreinigenden  organischen  und  un- 
organischen Materien,  beziehungsweise  der  in  dein  Kloakenwasser  aufgelösten 
und  suspendirten  Bestandteile  menschlicher  Exkremente.  Die  desiniizi- 
rende  und  fällende  Masse  besteht  aus  einem  warm  bereiteten  innigen  Ge- 
menge von  1Ü0  Tbl.  Aetzkalk  mit  7  bis  8  Thl.  Steinkohlentheer  und 
33  Thl.  entwässertem  (oder  70  Thl.  krystallisirtem)  Chlormagnesium.  Die 
Mischung  enthält  in  Folge  chemischer  Umsetzung  neben  Aetzkalk  und 
Steinkohlentheer  Magnesiahydrat  und  Chlorcalcium.  Sie  wird  in  Form 
eines  dünnen  Breies  (von  circa  9  bis  10  Proz.  Trockensubstanz)  in  einem 
permanenten  Strahle  dem  ausfliessenden  Schmutz-  oder  Kloakenwasser  zu- 
geleitet, mit  welchem  sie  sich  mischt.  Nach  Grouven  sind  bei  Kloaken- 
wasser, welches  ungefähr  2lh  per  Mll.  Trockensubstanz  enthält,  auf  je 
18  Pfd.  dieser  Trockensubstanz  4'A  Pfd.  der  Desinfektionsmasse  zuzufüh- 
ren; enthält  das  Wasser  aber  nur  IV2  per  Mll.  dann  ist  auf  je  12  Pfd. 
Trockensubstanz  die  erwähnte  Menge  nöthig.  Dieselbe  verursacht  unter 
den  in  Lösung  befindlichen,  mannigfaltigen  organischen  und  mineralischen 
Materien  der  Wässer  einen  starken  voluminösen  Niederschlag,  der  alle  Se- 
dimentstorfe des  Wassers  in  sich  einschließet  und  vermöge  seiner  gross- 
flockigen leichten  Beschaffenheit  sich  nicht  auf  der  Sohle  der  Kanäle  ab- 
lagert, sondern  mit  dem  Wasser  weiter  in  die  Sammelbassins  treibt.  Die 
Bassins  haben  den  Zweck,  das  Wasser  von  seinem  gesammten  Niederschlag 
vollkommen  zu  trennen,  den  Niederschlag  zu  reserviren  und  kostenlos  in 
eine  mit  dem  Spaten  stechbare  und  geruchlose  Düngermasse  überzuführen. 


*)  Neue  landwirthsch.  Ztg.     1867.     S.  226    und  „Kanalisation    oder  Abfuhr?" 
Yon  II.  Grouven.     Glogau  bei  C.  Flemming.     1867. 


172  Düugererzeugung. 

Das  von  den  Bassins  abfliessende ,  gereinigte  nnd  desinfizirte  Wasser  ist 
wasserhell  und  farblos,  es  bat  seine  Fäulnissfähigkeit  verloren  und  wird 
beim  Weiterfliessen ,  im  Kontakt  mit  Luft  und  Sonne,  fortwährend  reiner 
und  besser,  so  dass  es  zuletzt  wieder  für  das  Vieh  geniessbar  wird.  — 
Nach  des  Verfassers  Analysen  verliert  das  Schmutzwasser  der  Fabriken,  je 
nach  seiner  Unreinheit  und  der  Vollkommenheit  der  Prozedur 

50 — 75  Proz.  seiner  stickstoffhaltigen  organischen  Materien, 

55 — 75      „  „       stickstofflosen  „  „ 

40 — 65      „  „       mineralischen  Antheile  (ausser  Sand  u.  Thon). 

Weniger  vollkommen  findet  die  Ausscheidung  der  organischen  und  un- 
organischen Materien  bei  dem  Kloakenwasser  statt.  Der  Verfasser  nimmt 
vorläufig  an,  dass  höchstens  33  Prozent  der  stickstoffhaltigen  Stoffe  durch 
das  Verfahren  ausgeschieden  werden  und  in  die  Düngmasse  übergehen;  er 
glaubt,  dass  Vs  der  ganzen  Stickstoffmenge  in  den  gewonnenen  Nieder- 
schlag kommt,  l/a  desselben  in  Gestalt  von  reinem  Ammoniak  verdunstet 
und  das  letzte  Vs  in  Form  von  Harnstoff  mit  dem  gereinigten  Wasser 
wegfliesst.  Die  Phosphorsäure,  ebenso  die  Magnesia  gehen  vollständig 
in  den  Niederschlag  über,  dagegen  wird  vom  Kali  nur  Vs  bis  lU  des  im 
Wasser  vorhandenen  gewonnen.  Der  in  der  Desinfektionsmasse  enthaltene 
Kalk  kommt  nur  etwa  zur  Hälfte  in  den  Niederschlag,  die  andere  Hälfte 
geräth  in  Auflösung  und  fliesst  in  Form  von  Aetzkalk  und  lölichen  Kalk- 
salzen mit  dem  Wasser  fort. 

Laut  übereinstimmenden  Berichten  aus  den  Zuckerfabriken  Brehna,  Dedeleben, 
Schafstädt,  Trebitz  u.  a.,  welche  das  S  ü  v  e  r  n '  sehe  Verfahren  zur  Reinigung  ihrer 
Schmutzwässer  anwenden,  bewährt  sich  dieses  Verfahren  in  einem  hohen  Grade- 
In  wie  weit  dasselbe  sich  bei  der  Reinigung  der  städtischen,  Exkremente  führenden 
Kloakenwässer  bewähren  wird,  muss  die  Erfahrung  lehren.  Es  wäre  sehr  zu  wün- 
schen, dass  diese  viel  versprechende  Methode  recht  bald  in  irgend  einer  grössern 
Stadt  praktisch  geprüft  würde. 

Phosphor-  Seurette  empfiehlt  die  Desinfektion    des   Kanalinhalts  der 

saure  Mag-  Städte  und  die  Zubereitung  eines  Düngers  daraus  mittels  Phos- 
Desinfek-  phorsäure  und  Magnesia.*)  —  Die  Anwendung  dieser  Stoffe  veran- 
tionsmittei.  lasst  die  Fällung  eines  grossen  Theils  der  Kloakenstoffe  und  ermöglicht 
deren  Nutzbarmachung.  Der  entstehende  Niederschlag,  in  der  Hauptsache 
phosphorsaure  Ammon- Magnesia,  repräsentirt  im  trocknen  Zustand  einen 
Werth  von  150  bis  200  Fr.  pr.  Tonne.  Seurette  schlägt  zur  Beschaf- 
fung einer  billigen  Phosphorsäure  folgendes  Verfahren  vor.  In  einem 
gewöhnlichen  Hochofen  werden  100  Tbl.  eines  Phosphorit's,  welcher  45 
Proz.  Phosphat  enthält,  mit  60  Thl.  Eisenerz  zusammengeschmolzen,  der 
geschmolzenen,  ausfiicssendeu  Masse  (Phosphoreisen)  werden  in  einem  ge- 
wissen Verhältnisse   schwefelsaures  Natron  oder  Kali   zugesetzt,  wodurch 


*)  Compt.  rend.     Bd.  64.     S.  328. 


Diingercrzeugung.  173 

phosphorsaures  Natron  oder  Kali  entsteht.  Die  erkaltete  Masse  zerfällt 
durch  Einwirkung-  der  Luft  zu  Pulver,  welches,  noch  etwas  Schwefeleisen 
enthaltend,  die  Nutzbarmachung  der  Kloakenstoffe  und  ihre  Bereicherung 
bedingt. 

Der  Verfasser  sagt  nicht,  in  welcher  Weise  und  in  welcher  Form  die  Magnesia 
in  die  Mischung  eingeführt  wird.  Ueherhaupt  ist  die  Angabe  über  das  Verfahren 
zur  Darstellung  des  phosphorsauren  Alkali's  etwas  unklar;  höchst  wahrscheinlich 
ist  das  im  vorigen  Jahrgange  dieses  Berichts  S.  234  ausführlicher  mitgetheilte  Ver- 
fahren gemeint.  Die  Anwendung  des  phosphorsauren  Natrons  in  Verbindung  mit 
Magnesiasalzen  als  Zusatz  zu  Latrinenstofl'en  ist  nicht  neu;  sie  ist  wiederholt  von 
Blanchard  und  Chateau,    so  wie  von  Boblique  empfohlen  worden. 

Mac  Dougall's  desinfizirendes  Pulver  enthält  nach  J.  Ness- Mac  Dou. 
ler*)  in  100  Theüen:  ,  g.a"!8 

desinnziren- 

Schwefelsauren  Kalk 3,8  Proz.  des  Pulver. 

Scbweflichsauren  Kalk 14,5      „ 

Kohlensauren  Kalk 22,8      „ 

Kohlensaure  Magnesia 10,2      „ 

Aetzkalk 14,2      „ 

Magnesia .  14, G      „ 

Sand 7,0     n 

Wasser  und  flüchtige  organische  Stoffe  12,8      „ 

Phenylsäure Spuren. 

Das  Pulver  ist  dem  Geruch  und  der  Zusammensetzung  nach  Gaskalk, 
welcher  vermöge  seines  Gehalts  an  Aetzkalk,  an  schwefligsaurem  Kalk, 
an  Magnesia  und  Phenylsäure  die  Fäulniss  verzögernd  wirkt.  Dagegen 
wird  das  vorhandene  Ammoniak  durch  den  in  dem  Gaskalk  enthaltenen 
Aetzkalk  aus  seinen  Verbindungen  ausgetrieben.  Nach  dem  Verfasser 
dürfte  eine  Mischung  von  Gyps,  Torfabfall  und  Theer  in  kleiner  Menge 
als  Desinfektionsmittel  in  den  meisten  Fällen,  namentlich  für  Stallungen 
vorzuziehen  sein. 

Fabrikationsweisc  des  Taffoe  in  der  Fabrik  von  Grün  Bereitung 
in  Königsberg.**)  —  Unter  Taffoe  versteht  man  ursprünglich  ein  in  von  TaffoS- 
China  gebräuchliches  Fabrikat  aus  menschlichen  Exkrementen,  welches 
durch  Kneten  derselben  mit  Lehm  und  Austrocknen  der  daraus  geform- 
ten Ziegel  bereitet  wird.  Unter  demselben  Namen  und  aus  demselben 
Material  stellt  die  Fabrik  von  Grün  einen  verkäuflichen  Dünger  auf  fol- 
gende Weise  dar:  Zunächst  findet  eiue  Auswahl  des  Rohmaterials  statt, 
welches  sodann  mit  entsprechenden  Chemikalien  völlig  geruchlos  gemacht, 
mit   auftrocknenden    Substanzen    in    einer    Mischungsmaschine    zu    einem 


*)  Bad.  Gewerbe-Ztg.  1867.  No.  3.  Nach  dem  landw.  Centialbl.  1867.  I.  S.  466. 
**)  Land-  u.  forstw.  Ztg.  d.  Prov.  Preusscn.     1S67.     S.  61. 


174  Diingererzeugung. 

gleichinässigen  dünnen  Brei  verarbeitet  wird.  Dieser  Brei  wird  in  eignes 
dazu  eingerichteten  Trockenrämnen  lufttrocken  gemacht.  Die  lufttrockne 
Masse  unterliegt  darauf  einer  Gährung,  wodurch  die  düngenden  Bestand- 
teile in  chemische  Wechselwirkung  treten  und  lösliche 'Salze  bilden,  die 
in  der  Masse  durch  fleissiges  Umarbeiten  gleichmässig  fein  zertheilt  wer- 
den. Bereits  zu  Anfang  der  Operation  werden  alle  fremden  Körper  durch 
geeignete  Filter  von  der  Masse  getrennt.  Nach  vollendeter  Gährung  wird 
die  Masse  gepulvert  und  gesiebt.  Durch  die  Desinfizirung  des  Eohstoffs 
wird  sowohl  während  der  Verarbeitung  als  auch  bei  der  Ansammlung  des 
fertigen  Fabrikats  jeder  üble  Geruch  aufgehoben.  Aus  2  Gwth.  des  Eoh- 
stoffs wird  1  Gwth.  Fabrikat  dargestellt,  das  nur  einen  schwachen,  dem 
moderiger  Erde  ähnlichen  Geruch  besitzt. 

zusammen.  Zu s am me u s et z u ng   und    Werth    von    Kloakenwasser,    von 

8wZU!!grn   J-  B.  Law  es  und  J.  N.  Gilbert.*)  —   Die  Eoyal  Sewage  Commission 

Wertn  des  '  •>  ° 

Kloaken-  (kurz  Bugby-Kommission)  in  England,  zu  welcher  auch  einer  der  Verfas- 
düngers.  ser  (Lawes)  gehörte  und  welche  zur  Aufsuchung  der  besten  Art,  den 
städtischen  Kanalinhalt  wegzuschaffen  und  denselben  nützlich  und  ein- 
träglich zu  verwenden,  eingesetzt  war,  hat  im  Verlaufe  von  3  Jahren  zahl- 
reiche Untersuchungen  des  Inhalts  der  Kloaken  zu  Eugby  durch  die  Ver- 
fasser ausführen  lassen,  deren  wesentlichste  Eesultate  in  nachfolgenden 
Tabellen  zusammengestellt  sind.  Die  Verfasser  verweisen  gleichzeitig  auf 
die  Untersuchungen  Anderer,  die  von  Zeit  zu  Zeit  mit  Proben  von  Lon- 
doner Kloakenwasser  gemacht  wurden  und  die  die  grossen  Schwankungen 
in  dem  Gehalte  desselben  zeigen  sollen.  Die  Eesultate  derselben  sind  in 
der  auf  Seite  175  folgenden  Zusammenstellung  enthalten. 

Die  Zusammenstellung  zeigt  aufs  Verständlichste  wie  wenig  Ueber- 
einsthnmung  in  dem  Gehalte  der  einzelnen  zu  verschiedenen  Zeiten  und 
an  verschiedenen  Stellen  genommenen  Proben  eines  Kloakenwassers  vor- 
handen ist,  sie  zeigt  wie  unstatthaft  es  ist,  auf  das  Eesultat  einer  einzel- 
nen Analyse  Gewicht  zu  legen  und  theoretische  Schlussfolgerungen  und 
Berechnungen  über  Ausbeute  an  Kloakenwasser  und  dessen  Gcldwerth  zu 
basiren,  wenn  man  nicht  gleichzeitig  die  bei  der  Probenahme  obgewalte- 
ten  Verhältnisse  bezüglich  der  Verdünnung  und  der  Menge  des  Kloaken- 
düngers kennt  und  in  Erwägung  zieht.  Die  verschiedenen  Proben  weisen 
eine  Schwankung  in  dem  Gehalte  an  Ammoniak  von  circa  50  bis  660 
Milligramme  per  Liter  nach.  Die  beiden  höchsten  Gehalte  wurden  von 
Way  gefunden;  sie  weichen  so  sehr  von  den  anderen  ab,  dass  man  sie 
wohl  als  Ausnahmefälle  betrachten  darf.  Die  von  II offmann  und  Witt 
analysirte  Probe  war  nach  den  Verfassern  eine  Mischung  gleicher  Anthoile 


*)  Ueber  die  Zusammensetzung,  den  Werth  und  die  Benutzung  des  städtischen 
Kloakendüngers,  von  J.  B.  Lawes  und  Dr.  J.N.Gilbert.  Aus  dem  Englischen 
übertragen  von  Jul.  v.  Hol  t  z  en  dorf'f.     Glogau  bei  C.  l'lcmming.     1867 . 


DQngererzeugung.  17o 

Amnioniakgehalt  verschiedener  Proben  Londoner  Kloakenwassers. 


Name 

des  Kloaken-  Kanals. 

Zeit 
der  Probe- 
nahme. 

Ammoniak 

per 

Gallon. 

Gran. 

Ammoniak 

per 

Liter. 

Milligramm. 

Way j 

1 

1 
1 

L  e  t  h  e  b  y      .     .     .  < 

The  Fleet j 

London  Bridge     .   .  .   \ 

°                 1 

DoTvgate  Dock  .  .  .  .   i 

PauPs  Wharf    ....  I 
Whitefriar'a  Dock  .  .  1 
Coustom  House,  West  < 
Coustom  House,  East  l 
Ilambro'  Wharf  .  .  .   1 

Tag  ...   . 
Tag  .... 

Mittag  .   .   . 
Mitternacht 
Mittag     .   . 
Mitternacht 
Mittag  .   .  . 
Mitternacht 
Mittag  .  .   . 
Mitternacht 
Mittag.   .   . 
Mitternacht 
Mittag.    .   . 
Mitternacht 
Mittag  .  .   . 
Mitternacht 
Mittag  .  .   . 
Mitternacht 
Mittag.   .   . 
Mitternacht 
Mittag  .  .  . 
Mitternacht 
Mittag  .  .  . 
Mitternacht 

41,28 
17,96 

5,15 
8,50 
6,69 

8,10 

10,30 
3,43 
8,13 
0,20 

12,01 
3,13 
5,35 
3,41 
6,25 
8,17 
7,2S 

15,01 
7,69 
5,69 
6,95 
5,00 

10,02 
7,15 

660 

287 

82 
136 
107 
129 
164 

55 
130 

99 
192 

50 

85 

54 
100 
130 
116 
240 
123 

91 
111 

80 
160 
114 

Ho  ff  mann  u.  Witt 

Mittel 

7,24 
8,21 

116 
131 

von  Proben,  die  jede  Stunde  innerhalb  24  Stunden  bei  trocknem  Wetter 
entnommen  wurden.  Nach  den  Berechnungen  von  Hoff  mann  und  Witt 
würde  die  Quantität  Kloakenwasser  Londons,  ausser  dem  Eegenwasser, 
ungefähr  158  Millionen  Tons  per  Jahr  betragen  (circa  4647  Millionen  pr. 
Kubik-Fuss). 

Die  Proben  von  je  circa  1  Quart  des  Kloakenwassers  von  Rugby 
wurden  in  Zwischenräumen  von  ungefähr  2  Stunden  mehrere  Tage  hin- 
durch aus  einem  Sammelreservoir  genommen,  gut  gemischt  und  von  der 
Mischung  eine  Probe  zur  Analyse  verwendet.  Die  auf  Seite  176  folgende 
Zusammenstellung  zeigt  die  höchsten,  die  niedrigsten  und  die  durchschnitt- 
lichen Gehalte  an  Ammoniak  und  an  festen  Stoffen,  welche  die  Analysen 
der  93  innerhalb  31  Monaten  genommenen  gemischten  Proben  ergaben. 

Auch  hier  findet  die  obige  Bemerkung,  dass  der  Gehalt  des  Kloaken- 
wassers von  ein  und  derselben  Kloake  —  hier  selbst  von  ein  und  der- 
selben Stelle  —  beträchtlichen  Schwankungen  unterworfen  ist,  Bestätigung. 
Der  Ammoniakgehalt  schwankt  hier  von  41  bis  250  Milligramme  p.  Liter, 
der  Gehalt  der  festen  Stoffe  von  0,6  Grm.  bis  4.3  Grm.  per  Liter, 


176 


Düngererzeugung. 


Am  mo  11  i  ak. 


Gran 

per 

Gallon. 


Milli- 
gramme 

per 


Engl.       Zoll- 
Pfunde  Pfunde 
per 

1000     1  Million 


Liter.*),  Tons.  Liter.*«) 


Trockensubstanz. 


Gran 

per 

Gallon. 


Gramme 
•    per 
Liter. 


Engl.       Zoll- 
Pfunde  Pfunde 

per 
1000     1  Million 
Tons.      Liter. 


Höchster  Gehalt  . 
Niedrigster  Gehalt 
Mittel  von  24  Analysen 
Höchster  Gehalt  . 
Niedrigster  Gehalt 
Mittel  von  34  Analyse 
Höchster  Gehalt  . 
Niedrigster  Gehalt 
Mittel  von  35  Analysen 


15,64 

250 

2,90 

48 

n 

6,39 

102 

11,38 

1S2 

2,55 

41 

n 

5,95 

95 

12,81. 

205 

3,14 

50 

ii 

7,08 

113 

500,5 
95,7 
204,5 
364,2 
81,6 
190,4 
409,9 
100,5 
226,5 


216,5 
37,6 
75,1 

129,3 
50,5 
80,3 

269,9 
62,2 

103,2 


3,464 
0,601 
1,201 
2,069 
0,808 
1,285 
4,318 
0,995 
1,651 


692S 
1203 
2405 
4138 
1616 
2570 
8637 
1989 
3302 


Bestandt  heile. 


Mittel    von 


24  Proben. 

April  bis 

Oktober  1861. 

Gran  p.j  Mllgrm 

Gallon,  p.  Liter. 


34  Proben. 

November  1801 

bis  Oktbr.  1862. 

Gran  p.1  Mllgrm 

Gallon.   p.  Liter 


35  Proben. 
November  1862 
bis  Oktbr.  1863. 
Gran  p.  I  Mllgrm 
Gallon.  |p.  Liter 


93  Proben. 


Gran  p. 
Gallon. 


Mllgrni. 
p.  Liter. 


ßuspendirt 


Aufgelöst 


unorganische 
organische 

Summa    . 

unorganische 
organische 

Summa    . 


Summa  der  unorganischen 
Summa  der  organischen  . 

Summa  der  Trockensubsta 

I    suspendirt . 
aufgelöst     . 


Ammoniak 


Suspendirt 


Aufgelöst 


14,36 
14,16 


229 

226 


20,86 
16,84 


333 

269 


28,52      455 


36,34 

10,28 


581 

164 


37,70 

34,42 
8,20 


602 

551 
131 


34,45 
24,03 


5S,48 

36,80 
7.92 


551 
385 


936 

589 
127 


24,30 

18,85 


389 

294 


43,15      683 


35,81 
8,63 


573 

138 


46,62 

745 

42,62 

682 

50,70 

24,44 

S10 
390 

55,28 
25,01 

8S4 
400 

75,14!   1200 


1,41 

4,98 


22 
80 


44,72 

71,25 
31,95 


80,32  '  1284  ,103,20 

1,47        23   j     1,86 
4,48|       72    i     5,22 


Summa 


unorganische 
organische    . 


Summa    .  .  . 

unorganische 
organische     . 

Summa    .   .   . 


Summa  der  unorganischen 
Summa  der  organischen  .  . 


6,39       102       5,95 


95 


716 

1140 
511 


1651 

30 
83 


44,41 

60,11 

27,48 


711 

962 

440 


87,59 

1,60 
4,S9 


1402 

26 

78 


7,08       113        6,49,     104 


Engl.  Pfunde  per  100  Tons  oder  Zoll-Pfunde  per  1  Million  Liter. 


460 
453 


668 
539 


913 

1163 
329 


1492 

1623 

782 


Summa  der  Trockensubstanz 

{suspendirt  .  .  . 
aufgelöst  .  ,  . 
Summa  .... 


2405 

45 
159 


204 


1207 

1101 

262 


L863 

1769 

801 


2570 

47 
143 


190 


1102 
769 


778 
603 


1S71 

1178 
253 


13S1 

1146 

276 


1431 

2280 
1022 


1122 

1924 

879 


3302 

60 
167 


2803 

51 
157 


227 


208 


*)  Die  Gehalte  per  Liter  sind  von  uns  berechnet  und  der  Werth  eines  engl.  Grans  dabei 
zu  0,0727  Grau  angenommen,  welcher  sich  ergiebt,  wenn  man  die  Berechnungen  der  Verfasser 
auf  den  Gehalt  per  3000  Tons  zu  Grunde  legt. 

**)  Die  Anzahl  der  Pfunde  (engl.)  per  1000  Tons  z=  der  Anzahl  der  Zollpfunde  per  1  Mll.  Liter. 


Püngererzeugung.  17  < 

Das  durchschnittliche  Resultat  der  93  Analysen  ergiebt  einen  Gehalt 

von  circa  1,4  Grm.  per  Liter  fester  Stoffe.  Das  gegenseitige  Verhältniss 

der  organischen   and    anorganischen,    der  suspendirten    und    aufgelösten 
Stoffe  ergiebt  sich  aus  Folgendem: 

Organisch         Va 
Unorganisch     2/3 


Suspcndirt    V2 


Aufgelöst       V2 


(  Unorganisch  */» 

[   Organisch  3/7 

Unorganisch  4/s 

Organisch  1/b 


Ammoniak  suspendirt     1U 
I 
.  Ammoniak  aufgelöst        3jx 

Die  Resultate  der  einzelnen  Jahrgänge  stehen  nach  den  Verfassern  in 
vollem  Einklänge  mit  dem  Witterungscharakter  derselben.  Die  verdünnteste 
Beschaffenheit  des  Kloakeninhalts  (Nov.  61  —  Oktob.  62)  fällt  mit  dem 
nassesten  Jahrgange  zusammen;  dem  trockensten  Jahrgange  1862 — 1863 
entspricht  der  konzentrirteste  Gehalt  des  Kloakeninhalts  und  der  Jahr- 
gang 61  steht  bezüglich  seines  Regenfalls  sowohl  als  auch  bezüglich  des 
Gehalts  des  Kloakenwassers  in  der  Mitte.  Im  Mittel  aller  Proben 
fanden  sich  67*  Gran  Ammoniak  per  Gallon  oder  104  Milligramm  per 
Liter.  Die  Verfasser  berechnen  nach  den  vorhandenen  Grundlagen,  bezüg- 
lich auf  die  Bevölkerungszahl,  welche  zu  den  Kloakenkanälen  beisteuert, 
auf  die  Wasserzufuhr,  den  Regenfall  und  Drainageabfluss,  dass  durch- 
schnittlich ungefähr  60  Tons  (=  54450  Liter  oder  1761  pr.  Kubikfuss) 
per  Kopf  der  Bevölkerung  von  Rugby  per  Jahr  kommen.  Unter  der  An- 
nahme dieser  Kloakenmenge  und  dessen  Gehalts  von  6V2  Gran  Ammoniak 
per  Gallon  ergiebt  sich,  dass  jährlich  127*  Pfund  engl,  oder  11.3  Zoll- 
pfund  Ammoniak  =  circa  (J.3  Zollpfund  Stickstoff  auf  jeden  Kopf  der 
Bevölkerung  kommen  oder  von  diesem  in  die  Kloaken  geliefert  werden.  — 
Ueber  die  Mengen  des  gelieferten  Kloakendüngers  machen  die  Verfasser 
noch  folgende  weitere  Angaben.  Bei  trocknem  Wetter  beläuft  sich  die 
Menge  des  Kloakendüngers  auf  ungefähr  24  Gallons  (circa  100  Liter  oder 
3'/4  pr.  Kubikfuss)  per  Kopf  und  Tag  oder  40  Tons  (circa  36500  Ztr.  = 
1182  pr.  Kbfss.)  per  Kopf  und  Jahr.  Bei  anhaltendem  Regen  kann  sich 
die  EJoakendüngermenge  so  steigern,  dass  sie  200  und  darüber  Tons  Flüs- 
sigkeit per  Kopf  und  Jahr  repräsentirt.  Wie  sich  der  Gehalt  des  Kloaken- 
wassers an  Ammoniak  je  nach  seiner  Verdünnung  modifizirt,  geht  aus 
umstehender  Berechnung  der  Verfasser  hervor. 

Nach  dem  Mittel  von  10  Analysen  des  Rugby-Kloakenwassers  finden 
sich  in  demselben  auf  je  100  Gwtbl.  Stickstoff  27  Gwthl.  Phosphorsäure 
und  42  Gwthl.  Kali. 

Jahresbericht  X.  *■" 


178  Düngererzeugung. 

Angenommene  Verdünnung  Ammoniak    Werthschätzung 

per  Kopf  und  Jahr,     per  Kopf  und  Tag.      per  Gallon.  per  Ton. 


Tons 

Gallons. 

Gran. 

Pence.*) 

40 

24k 

9,77 

2,44 

50 

30 1 

7,81 

1,95 

60 

36| " 

6,51 

1,67 

70 

43 

5,58 

1,43 

SO 

49 

4,88 

1,25 

90 

55  £ 

4,34 

1,11 

100 

6UL 

3,91 

1,00 

200 

122| 

1,95 

0,50 

Die  jährliche  Ausbeute  an  Stickstoff  beträgt  nach  obigen  Ermittelungen  per 
Kopf  und  Jahr  9,3  Zollpfd.;  unter  Berücksichtigung  des  eben  angegebenen  Ver- 
hältnisses zwischen  Stickstoff,  Phosphorsäure  und  Kali  würde  der  Kloakendünger 
per  Kopf  und  Jahr  neben  dieser  Stickstoffmenge  enthalten:  2,5  Pfd.  Phosphorsäure 
und  3,9  Pfd.  Kali.  Berechnen  wir  den  Werth  dieser  Ausbeute  an  Dungstoffen  unter 
Zugrundelegung  der  bei  uns  gangbaren  Marktwerthe  ( Stickstoff  pr.  Pfd.  7  Sgr., 
Phosphorsäure  pr.  Pfd.  3  Sgr.,  Kali  pr.  Pfd  2  Sgr.)  und  unter  Nichtberücksichti- 
gung der  übrigen  Bestandtheile  des  Kloakendüngers,  so  ergiebt  sich  ein  Geldwerth 
von  10,4  Sgr.  für  den  per  Kopf  und  Jahr  produzirten  Kloakendiinger. 

Dünger-  Die  Düngerzub e r eitung  ohne  Streumaterial  und  mit  Zu- 

zuijereitung  ga|.z  yon  TATasser,  von  E.  P. **)  —  Sowohl  um  einen  gleichuiässig  ver- 

ohne  Streu-  '  '  o  o 

materiai  mit  tlieilten  Dünger  zu  gewinnen,  als  auch  um  das  Stroh  zum  Einstreuen  zu 
Zusatz  von  sparen,  behandelt  der  Verfasser  den  Stalldünger  in  folgender  Weise.  Der 
Dünger  des  Viehs  wird  im  Stalle  durch  eingestreutes  Stroh  oder  anderes 
Streumaterial  gesammelt,  täglich  zweimal  ausgeführt  und  in  einen  grossen 
runden  niedrigen  Bottich  geworfen,  zunächst  mit  Jauche  aus  der  Düng- 
stätte, zuletzt  mit  Wasser  abgespült.  Der  Bottich  ist  am  Boden  mit  einem 
siebartigen  Eisengitter  versehen,  durch  welches  die  aufgegossene  Flüssig- 
keit mit  den  vom  Stroh  abgelösten  Exkrementen  in  ein  gemauertes  Becken 
unter  dem  Bottich  abfliesst.  Aus  letzterem  gelangt  der  flüssige  Dünger 
in  ein  Hauptbassin,  zu  welchem  ausserdem  eine  wasserdichte  Jauchenrinne 
aus  dem  Stalle  führt.  In  letzterer  werden  nach  jedem  Ausmisten  die 
zurückgebliebenen,  mittels  Wasser  und  Besen  aus  den  Viehständen  ab- 
gewaschenen Mistreste  dem  Hauptbassin  zugeführt.  Das  in  dem  Bottich 
abgewaschene  Streustroh  wird  an  der  Luft  getrocknet  und  dann  wieder- 
holt zur  Streu  verwendet.  In  dem  Düngerbassin  ist  in  Folge  des  reich- 
lichen Wasserzuflusses  stets  ein  Ueberfluss  an  Jauche  vorhanden,  die 
sich  oben  sammelt,  während  die  schweren  Bestandtheile  derselben  zu  Bo- 
den sinken  und  einen  dicken  Schlamm  bilden.  Die  Jauche  wird  zu  jeder 
beliebigen  Zeit   abgefahren,    der  Schlamm  bei  der  Hauptdüngung.     Der 


*)  1  Pence  =  10  Pfennige. 
**)  Aligem.  land-  u.  for»twirthschaftl.  Ztg.     1867.     S.  1273. 


Düngereizeugung.  179 

Schlamm  hat  nach  dem  Verfasser  den  Vorzug  vor  anderem  Dünger,  dass 
er  dem  Acker  Feuchtigkeit  zuführt  und  nach  dem  Abtrocknen  sich  leicht 
und  vollkommen  mit  der  Erde  mischt. 

II.  Rrtthausen*)  untersuchte  den  Boden  einer  Düngstätte,  Verlust  an 
welche  an   der   Luft  die  Farbe   der  Blaueisenerde   annahm,    und  fand   in    ,D"nKe' 

'  Stoffen  auf 

einer  aus  3  Fuss  Tiefe  entnommenen  Probe  in  in  Salzsäure  löslicher  Form  der  Dung- 
0,G4  Prozent  Kali  und  0,48  Prozent  Phosphorsäure.  Unter  der  Amiahme,  stätte- 
dass  3/4  der  Phosphorsäure  und  lh  des  Kalis  aus  dem  Miste  stammen,  be- 
rechnet der  Verfasser  den  Verlust  an  Phosphorsäure  und  Kali,  welchen  in 
einer  Eeihc  von  Jahren  der  Mist  erlitten  hat.  Bei  einer  Grösse  der  Düng- 
stätte von  circa  5000  DFuss  Fläche  und  bei  einer  Tiefe  der  infiltrirten 
Bodenschicht  von  3  Fuss  beträgt  der  Verlust: 

an  Phosphorsäur£     7200  Pfd. 

,.    Kali        ...       —       „ 

bei  einer  Tiefe  derselben  von  15  —  20  Fuss: 

an  Phosphorsäure     35-50000  Pfd. 
..    Kali       .     .     .     30—45000    „ 

Die  angeführten  Zahlen  geben  annähernd  eine  Vorstellung  von  den 
Verlusten,  welche  der  Dünger  auf  Lagerplätzen  mit  durchlassendem  Grunde 
nothwendig  erleiden  muss, 

TJeber  Fleischmehl,  von  C.  Karmrodt.**)  —  Die  Fabrik  von  Fieisch- 
Deussen  und  Pelz  er  in  Kheydt  (Pheinpreussen)  fertigt  aus  dem  Fleisch  meh1' 
gefallener  und  geschlachteter  Thiere  und  sonstigen  thierischen  Abfällen 
einen  Dünger,  der  unter  obigem  Namen  in  den  Handel  gebracht  wird.  Der 
Verfasser  theilt  die  Zubereitungsmethode  dieses  Düngers  mit,  welche  ganz 
dieselbe  ist,  die  im  vorigen  Jahrgange  des  Berichts  S.  233  angeführt  wurde. 
Die  Fabrik  verarbeitet  jährlich  etwa  1000—1200  Stück  Pferde;  von  an- 
deren Thieren  werden  kaum  Vio  dieser  Menge  verarbeitet.  Dazu  kommen 
noch  allerlei  Abgänge  von  Metzgereien,  Schaf-  und  Ziegcnfüsso  u.  dergl. 
im  Betrage  von  mehreren  1000  Zentner.  --  Von  den  getödteten  Thieren 
wird  das  Blut  gesammelt  und  eingedickt.  Die  Häute  der  Thiere  gelangen 
in  Gerbereien,  die  Schweife  und  Mähnen  in  Rosshaarspinnoreien  und 
die  Hufe  in  Blutlaugensalz-Fabriken. 

Die  Analyse  einer  Probe  dieses  Fleischmehls  theilen  wir  im  2.  Abschnitte 
dieses  Kapitels  mit. 

Aufgeschlossenes  stickstoffreiches  Knochenmehl,  von  der  Stickstoff. 
Redaktion  der  Annalen  der  Landwirthschaft  in  Preussen.***)  —  ci>enmehi° 
Die  Dampfknochcnmehlfabrik  von  Amende  und  Vilter  in  Berlin  verar-  'Knochen"' 

mehl). 

*)  Land-  u.  for>tvr.  Ztg.  f.  Preussen.     1867.     S.  48. 
**)  Annalen  d.  Landw.  in  Preussen.    Wochenbl.     1867.     S.  237. 
***)  Annalen  d.  Landw.  in  Preussen.     Wochcr.bl.     1867.     S.  238. 

12* 


180  Düngererzeugung. 

beitet  auf  ähnliche  "Weise  wie  oben  berichtet  circa  5000  Stück  Pferde  jähr- 
lich; sie  mahlt  jedoch  das  Fleisch  nicht,  sondern  löst  es  in  Schwefelsäure 
und  Salpetersäure  auf  und  verwendet  diese  saure  Lösung  zum  Aufschlies- 
sen  von  Knochenmehl,  welches  noch  zur  Hälfte  mit  gegöhrenein  Knochen- 
mehl versetzt  wird.  Nach  Angabe  der  Fabrik  enthält  dieses  Düngemittel 
je  6  Proz.  Stickstoff,  schwer-lösliche  und  leicht-lösliche  Phosphorsäure. 

Der  Jahrgang  V  S.  ISO  dieses  Berichts  theilt  eine  Analyse  dieses  Düngers  Vuii 
Grouven  mit,  welche  die  vorzügliche  Beschaffenheit  desselben  bestätigt. 

Knochen-  Uebcr   das    Knochensuperphosphat,    von    J.   Piccard.*)    — 

superphos-  ßer  yerfasser  prüfte   die  im  Handwörterbuche   der  Chemie   gemachte  An- 

phat. 

gäbe  von  A.  Crum,  dass  1  Aequivalent  Knochenerde  nicht  2  Aequivalente 
(wie  bei  der  Salzsäure),  sondern  nur  etwa  1  lh  Aequivalente  Schwefelsäure 
zur  Auflösung  bedürfe,  durch  folgenden  ATersuch.  3  Gramm  dreibasisch 
phosphor saurer  Kalk  wurden  „mit  20  CC.  normaler  Schwefelsäure  in  einem 
200  CC.  fassenden  Kolben  mit  Wasser  digerirt  und,  um  den  Verlauf  der 
Auflösung  zu  beobachten,  von  Zeit  zu  Zeit  Portionen  von  50  CC.  abliltrirt 
und  analysirt."  Der  Verfasser  fand  Crum 's  Angabe  nicht  bestätigt,  denn 
für  je  2  Aequivalente  Schwefelsäure  fanden  sich  in  der  Flüssigkeit 
nach  lli  Stunde  12s/t53  Aequiv.  Knochenerde 
„        3  Stunden  148/l55        „  „ 

OA  136/    .. 

aufgelöst;  während,  wenn  Cr  um 's  Angabe  richtig  wäre,  durch  2  Aequiv. 
Schwefelsäure  2u7/t55  Aequ.  Knochenerde  aufgelöst  werden  müssten.  Auch 
bei  Wiederholung  dieses  Versuchs  mit  frisch  gefällter  Knochenerde  erhielt 
der  Verfasser  kein  anderes  Resultat.  Es  liesse  sich  eine  Vermehrung  der 
Löslichkeit  der  Knochenerde  in  Schwefelsäure  durch  die  Bildung  eines  lös- 
lichen Doppelsalzes  mit  Gips  erklären,  dann  müsste  aber  in  der  Flüssigkeit 
auch  mehr  Gips  enthalten  sein,  als  der  Löslichkeit  des  Gipses  allein  in  rei- 
nem Wasser  entspricht.  Der  Verfasser  fand  aber  nicht  mehr  Schwefelsäure 
in  der  Lösung  eines  wie  oben  bereiteten  Superphosphats  als  genau  der  nor- 
malen Löslichkeit  des  Gipses  in  reinem  Wasser  entspricht  und  schliesst  daher, 
dass  Schwefelsäure  und  Salzsäure  sich  gegen  Knochenerde  ganz  gleich 
verhalten,  dass  nämlich  von  Beiden  2  Aequiv.  zur  Aufschliessung  eines 
Aequiv.  Knochenerde  erforderlich  sind.  —  Der  Verfasser  betrachtet  die 
Erscheinung,  dass  die  meisten  Superphos phate  des  Handels  weniger  lös- 
liche Phosphorsäure  enthalten,  als  nach  dem  Schwefelsäuregehalt  zu  er- 
warten wäre,  als  eine  weitergeschrittene  Aufschlicssung,  indem  das  saure 
Phosphat  auf  die  noch  unzersetzte  Knochenerde  weiter  einwirkt.  Obwohl 
ein  solches  scheinbar  (?)  schlechter  gewordenes  Produkt  in  Folge  der  fort- 
geschrittenen Aufschliessung  weniger  lösliche  Phosphorsäure  enthält,   als 


*)  Landw.  Versuchsstationen.     1867.     S.  414. 


ererzeiiguii. 


181 


ursprünglich,    so   enthält   es   doch    mehr    aufgeschlossenes   Phosphat   als 

dieses. 

Jedenfalls  ist  dieses  angegebene  Verhalten  der  Superphosphate  von  gro 
Bedeutung  für  den  Düngerhandel.  Es  wird  sieh  aber  fragen  ,  ob  die  derart  fort- 
geschrittene Aufschliessung  der  l'hosphate  als  eine  Verbesserung  der  Fabrikate  oder 
nicht  vielmehr  als  eine  Verschlechterung  der  Waare  anzunehmen  ist.  Wir  möchten 
uns  nicht  für  die  Annahme  einer  Verbesserung  entscheiden  ,  denn  die  bewirkte 
weitere  Aufschliessung  des  noch  vorhandenen  dreibasischeu  Phosphats  rindet  nur 
auf  Kosten  der  löslichen  Phosphorsäure  statt,  für  welche  der  gebildete  schwerlös- 
liche zweibasisch  phosphorsaure  Kalk  kein  Ersatz  sein  kann;  und  der  Zweck  des 
Aufschliessens  ist  der,  die  Phosphorsäure  in  einen  so  leicht  auflöslichen  Zustand 
zu  versetzen  ,  dass  ihre  Verhreitbarkeit  im  Boden  am  grössteu  ist.  Der  Fabrikant 
bat  es  in  der  Hand ,  von  vornherein  eine  vollkommene  Aufschlies.-ung  des  drei- 
basisch phospor.-auren  Kalks  herbeizuführen. 

Aii  fschliessen  der  Knochen  mit  gebranntem  Kalk,  vom 
Grafen  Walderdorff.*)  —  Der  Verfasser  schliesst  die  rohen  unzerkleiner- 
ten  Knochen  mit  gebranntem  ungelöschtem  Kalk  auf,  indem  er  Erde, 
Knochen  und  Kalk  in  sich  wiederholenden  Lagen  von  G  Zoll  Höhe  zu 
einem  Komposthaufen  schichtet,  den  ganzen  Haufen  schliesslich  dick  mit 
Erde  bedeckt  und  den  Kalkschichten  durch  angebrachte  Löcher  Wasser  zum 
Löschen  zuführt.  Auf  1  Volumtheil  Knochen  werden  2  Volumtheile  Kalk 
verwendet.  Die  beim  Löschen  des  Kalkes  entstehende  Hitze  sowohl,  als 
auch  die  gebildete  ätzende  Kalkmilch  machen  die  Knochen  zu  einer  mür- 
ben, leicht  zertheilbaren  Masse.  Ein  derart  vorgerichteter  Haufen,  der 
80  Zentner  Knochen  aller  Art  enthielt,  blieb  6  Wochen  lang  in  grösster 
Hitze  und  Gährung.  Die  erforderliche  Menge  Wasser  ermittelt  sich  durch 
die  Erfahrung.  Nach  beendigter  Aufschliessung  wird  der  ganze  Haufen 
umgestochen  und  gut  gemischt. 

Das  Verfahren  schliesst  sieh  au  das  von  Ilienkoff  empfohlene  an,  bei  wel- 
chem ausser  Kalk  noch  Holzasche  zur  Anwendung  gelangt. 


Auf- 

schliessen 
der  Kno- 
chen mit 
gebranntem 
Kalk. 


R.  Ulbricht  th eilt  über  das  Vorkommen,  den  Ursprung  Navaga. 
und  die  Zusammensetzung  des  Navassaphosphats**)  auf  Grand  rhosPhat- 
einer  Brochüre***)  und  seiner  Untersuchung  Folgendes  mit.  —  Die  Koral- 
leninsel Navassa  liegt  im  kara ibischen  Meerbusen  unter  18°  15'  nördl. 
Breite  und  75°  5'  westl.  von  Greenwich,  33  engl.  Meilen  südwestlich  von 
Hayti  und  72  Meilen  östlich  von  Jamaika.  Das  Phosphat  findet  sich 
nesterweise  sowohl  in  dem  todten  Korallenfels  als  auch  in  den  noch  leben- 
den Korallenstöcken,    die  unzähligen  Höhlungen   und  Klüfte  im  Korallen- 


*)  Allgem.  land-  u.  forstwirthschaftl.  Ztg.     1367.     S.   1100. 
**)  Chemischer  Ackersmann.      1867.     S.   129. 

i  Memoir  on  the  Island  of  Navassa,  by  Eugene  Gau-soin,  nebst  Atlas, 
morc,  bei  J.  B.  Kose  &  Comp.     1866. 


Balti- 


182  Düngererzeii 

gesteirie  sind  meist  damit  ausgefüllt.  Das  Phosphat  selbst  ist  ohne  Zwei- 
fel ausschliesslich  thierischen  Ursprungs,  entstanden  aus  dem  Dünger  und 
den  Leichen  unzähliger  Seevögel,  unter  denen  besonders  der  Fregatten- 
vogel und  Tölpel  zu  nennen  sind,  und  einer  Schuppeneidechse,  eines  Le- 
guan's.  Der  dort  herrschende  Wechsel  kalter  Nächte  und  tropischer  Hitze 
am  Tage  führte  die  Auflösung  und  rasche  Zersetzung  der  thierischen  Mas- 
sen herbei;  die  gasförmigen  Fäulnissprodukte  Kohlensäure  und  Ammoniak 
entwichen  in  die  Luft  oder  wurden  von  Eegenwasser  ausgewaschen ,  so 
dass  fast  nur  der  anorganische  Theil  der  thierischen  Masse  zurückblieb. 
— :  Das  Original-Phosphat  stellt  eine  dunkelbraune  Masse  dar,  zum  Theil 
erdig,  anderntheils  aus  rundlichen  Körnern  verschiedener  Grosse  und  bis 
faustgrossen  Stücken  bestehend;  ausserdem  sind  ihr  viel  pflanzliche  Beste 
(zumeist  von  Wurzeln;  beigemischt.  Die  grösseren  und  festen  Klumpen 
erweisen  sich  als  ein  festes  Konglomerat  von  jenen  Körnern  mit  einer 
weissen  Verkittungsmasse.  Die  bald  testen,  bald  leicht  zerdrückbaren 
Körner  wechseln  in  Grösse  und  Farbe,  sie  sind  von  Gries-  bis  Kehposten- 
grösse  und  weiss  bis  braun.  Eisenoxyd  vorzugsweise  und  humoso  Stoffe 
bedingen  die  Färbung  des  Phosphat's.  —  Den  Reichthum  der  Insel  an 
gutem  Phosphat  schätzt  der  Vizepräsident  der  Navassa-Phosphat-Company, 
J.  Graf fl in  auf  200  Millionen  Zentner. 

Der  Gehalt  des  Phosphat's  von  7  verschiedenen  Ladungen  schwankt, 
Analysen  verschiedener  Chemiker  zufolge, 

an  Phosphorsäure     .     .     .  zwischen  32,3  und  36,4  Proz. 


kohlensaurer  Kalkerde 

» 

2,7 

;> 

6,8 

Feuchtigkeit  .... 

n 

1,0 

» 

10,7 

organischen   Stoffen 

!) 

4,1 

» 

8,7 

!) 

1,5 

n 

3,0 

Die  im  vorjährigen  Bericht*)  üher  dieses  Phosphat  gegebene  Mittheilung  lautete 
bezüglich  des  Ursprungs  desselben  ganz  entgegengesetzt,  indem  dasselbe  von  dem 
Verfasser,  H.  A.  Lieb  ig  als  kein  organisches  Deposit,  sondern  als  ein  Mineral 
angesprochen  wurde. 

Analysen  Ausser  U lbri c h t  führten  auch  P.  Bretschneider**)  und  C.  Gil- 

„Tvon  bert***)  Analysen  des  Navassa-Phosphats  aus,  welche  hier  des  bes- 
Phosphat,  seren  Vergleichs  halber  zusammengestellt  sind.  Ulbricht  fand  in  einer  grös- 
seren von  E.  Güssefeld  erhaltenen  Probe  im  Durchschnitt  34  Proz.  Phos- 
phorsäure (Original-Phosphat).  Bretschneider  untersuchte  früher  ( 1 860) 
sowohl,  als  neuerdings  (1867)  dieses  Phosphat  in  2  Proben.  Die  eine  der 
letzteren,  so  wie  die  von  Ulbricht  untersuchte  war  gemahlenes  Phosphat 
und  Durchschnittsprobe  von  1000  Zentner.    Die  von  Gilbert  untersuchte 


*)  Jahresbericht.      1866.     S.   240. 
**)  Der  Landwirth.      1867.     S.   233. 
***)  Landwirthsdi.  Centralbl      1867.     I.     *    1  15. 


Diingererzciigung.  1S,"> 

ist  als  Durchschnittsanalyse   einer  Partie   von  15000  Zentner,   welche  bei 
E.  Güssefeld  lagerten,  zn  betrachten. 

T.  Gemahlenes   Phosphat,   Durchschnittsprobe  von  1000  Zentner 
von  E.  Güssefeld  in  Hamburg. 
IL  Stücke  Original-Navassa-Phosphat,  ebendaselbst. 
III.  Probe  von  1866. 
IV-       „       von  15000  Zentner. 

I.  II.  III.  IV. 

a.  b. 

Ulbricht.     Bretschneider.  Bretschneider.  Bretschneider.  Gilbert. 

Wasser 2,7  *$£££;  3,54  2,34  6,13              3,01 

Organische  Stufte  und  1  —  —  —  I 

chemisch  geb.  Wasser  f      '  4,G4  3,30  7,49  j       ' 

Kalk 37,6  38,35  41,06  30,S2            40,10 

Magnesia      ....  0,6  1,72  2,09  0,84 

Eisenoxyd    .     .     .    \  3,40  2,58  5,40  \ 

Thonerde     .     .     .    j  '  6,50  5,57  8,90  \       ' 

Kali —  0,34  0,38  0,95 

Xatron —  0,32  0,52  0,31 

Phosphorsäure      .     .  33,5  35,60  36,06  34,66            33,28 

Schwefelsäure        .     .  —  0,19  0,20  0,20                 — 

Chlor —  0,08  0,06  0,35               — 

Kohlensäure     ,     .     .  2,5  2,58  3,91  1,39              2,15 

Kieselsäure       ...  —  1,34  1,24  1.24                 — 

Sand       4,7  1,31  0,82  1,32             2,53 

100,9  99,91  100,13  100,00  100,00 

Ab  davon  Sauerstoff  für  Chlor  0,01  0,01  0,0S 

Bretschneider  sagt  auf  Grund  seiner  Analysen  über  die  Zusam- 
mensetzung des  Phosphats :  Das  Phosphat  enthält  hiernach  der  Hauptsache 
nach  neben  basisch  phosphorsaurem  Kalk  phosphorsaure  Salze  der  Thon- 
erde und  des  Eisenoxyds,  ferner  basisch  phosphorsaure  Magnesia  und 
kohlensauren  Kalk.  Die  Mengenverhältnisse  derselben  schwanken  in  nicht 
unbeträchtlichem  Grade. 

Ulbricht  dagegen  hält  nur  einen  sehr  geringen  Theil  der  Phos- 
phorsäure —  3,3  Proz.  —  für  an  Eisenoxyd  gebunden  und  ist  der  An- 
sicht, dass  der  allergrösste  Theil  des  Eisenoxyds  (und  der  Thonerde)  als 
freies  Oxyd  oder  in  Verbindung  mit  Humuskörpern  vorhanden  ist.  Schwe- 
felsäure und  Fluor  fand  derselbe  in  sehr  geringen  Mengen. 

C.  Gilbert  bestätigt  durch  seine  Analyse  diese  Ansicht,  indem  er 
nur  16,2  Proz.  Phosphorsäure  an  Eisenoxyd  etc.  gebunden  fand. 

BemerkensTverth  ist  der  Unterschied  des  Gehalts  an  Eiseno.xyd  und  Thonerde 
in  den  beiden  Analysen  der  „Ihuchschnittsproben"  von  1000  Ztr.  gemahlenem  Phos- 
phat; die  Differenz  beträgt  nahezu  5  Proz.,  eine  Differenz,  die  bei  der  Beurtheilung 
eines  Phosphats  hinsichtlich  seiner  Tauglichkeit  als  Material  zu  Superphosphat  be- 
trächtlich in  die  Wagschale  fällt.     Wir  machen    noch  darauf   aufmerksam  ,  dass   in 


184 


Diiugererzcuyunj 


der  im  vorjährigen  Bericht*)  rnitgetheilten  Analyse  des  rohen  Navassa  -  Phosphats 
von  Ulex  19,0  Proz.  Thonerde  und, Eisenoxyd  (incl.  der  unlöslichen  Bestandteile?) 
angegeben  sind. 


Aufsehliess- 

barkeit  des 

Navassa- 

Phosphats. 


Ulbricht  verglich  die  Aufschliessbarkeit  dieses  Phos- 
phats mit  anderen  zu  Superphosphat  verwendbaren  Mate- 
rialien.*) Diese  phosphathaltigeu  Materialien  wurden  in  fein 
gepulvertem  Zustande  und  in  Quantitäten  von  je  10  Gramm  mit  verschie- 
denen Mengen  Schwefelsäure  behandelt,  die  den  Rohmaterialien  zugesetzt 
wurden,  nachdem  dieselben  mit  der  zugehörigen  Menge  Wasser  gemischt 
worden  waren,  damit  die  bei  der  Mischung  von  Wasser  mit  Säure  sich 
entwickelnde  Wärme  die  Aufschliessung  begünstigte.  Die  Gesammtmcnge 
der  Phosphorsäure  in  den  verwendeten  Materialien  betrug: 

Bakerguano       .     .     37,S  Proz.         Estremadura-Apatit      .     30,6  Proz. 
NaTOssaphosphat  .     33,5     „  Kölner  Phosphorit  .     .     25,2     „ 

Sombrerophosphat     32,8      „  Knochenkohle     .     .     .     28,0     „ 

Die  Ergebnisse  dieses  Versuchs  erhellen  aus  nachfolgender  Tabelle, 
in  welcher  unter  A.  die  aut  100  Theile  Phosphat,  unter  B.  die  auf  die 
Gesammtphosptiorsäure  sich  beziehenden  Prozentzahlen  an  löslich  gewor- 
dener Phosphorsäure  enthalten  sind. 


1. 

2. 

c 

2s  ach   dreitägiger 
Einwirkung. 

20    ,-,  Wasser 
und  50% 
Schwefel- 
säure. 

Wasser 
und   50  '  , 
Schwefel- 
säure. 

40%Wasser 

und  60  '  , 

Schwefel- 

säme. 

Beschaffenheit  der 
Präparate. 

A. 

B. 

_A,  ... 

B. 

A. 

B, 

Bakerguano   

— 

— 

32,0 

s 

37,3 

99    i 

Präparat  2  fest  und  leicht 
zerreiblieh,  3  um  weniges 
feuchter. 

Navassaplrosphat   .  . 

19,1 

57 

20,0 

GO 

13,4 

70 

In  allen  3  Fällen  dickbreiig. 

Gleiche  Theile    Na- 

vassaphosphat  und 
Bakerguano  .... 









31,6 

89 

Etwas  feucht  und  nicht  leicht 
zu  zerkrümeln. 

Sombrerophospbat   . 

21,5 

65 

21,1 

G4 

25,3 

77 

Alle  3  Präparate  fest  und 
leicht  zu   zerkrümeln. 

Estremadura-Apatit  . 

22,7 

74 

22,6 

74*« 

24,3 

79 

Fest,  beim  Zerdrücken  aber 
noch  feucht  und  schwer 
zu  zerkrümeln. 

Kölner  Phosphorit    . 

— 

— 

20,3 

81 

— 

— 

Sehr  wenig  feucht  und 
bröcklieb.. 

Knochenkohle  .... 

— 

21,3 

76 

25,8 

92 

ßchön  trocken  und  leicht 
zerreiblich, 

Die  Aufschliessung    dei 
hingen,    je    nachdem     dem 


Phosrjrlate    ist   hiernach    sehr   ungleich    ge- 
reinen  Phosphat   mehr  oder  weniger  Eisen- 


*)  S.  241   desselben. 

**)  40  Proz.  Was.- er  und  70  Proz.  Schwefelsäure. 
)  3o      „  „         „      G0     „  „ 


Düngererzeugiui:-;.  185 

oxyd  und  Thoherde  (und  Karbonate)  beigesellt  ist.  Das  Navassa-Phosphat 
verhält  sich  am  ungünstigsten,  da  sein  grosser  Gehalt  an  Eisenoxyd  und 
Thonerde  einen  Theil  der  angewandten  Schwefelsaure  in  Anspruch  nimmt 
und  gleichzeitig  die  Bildung  eines  feuchten,  schwer  zu  trocknenden  Prä- 
parats bedingt. 

Bretschneider  stellte  ebenfalls  Versuche  an,*)  aus  diesem  Ma- 
terial Superphosphat  ohne  Anwendung  von  Kochsalz,  welchen  Zusatz 
H.  A.  Liebig  empfohlen  hatte,  darzustellen  und  kam  dabei  zu  den 
Resultaten,  dass  man,  um  aus  diesem  Material  Superphosphat  zu  bereiten, 
Schwefelsäure  von  6G°  B.  mit  17*  bis  l'/s  ihres  Gewichts  Wasser  verdiin- 
nen muss,  wenn  man  trockne  Präparate  ohne  Anwendung  von  künstlicher 
Wärme  gewinnen  will;  ferner,  dass  auch  bei  dem  besten,  im  grossen 
Massstabe  leicht  ausführbaren  Verfahren  mit  Hülfe  von  Schwefelsäure  und 
Wasser  und  ohne  Anwendung  künstlicher  Wärme  nicht  alle  Phosphorsäure 
des  Navassa-Phosphats  in  den  löslichen  Zustand  übergeführt  werden  kann, 
sondern  dass  das  beste  Navassa- Superphosphat  nur  13— Id  Proz.  Phos- 
phorsäure enthalten  wird. 

Ueber  das  Vorkommen  des  Nassauer  Phosphorits  berichtet  vorkommen 
\Y.  Wicke**)  auf  Grund  einer  Brochüre  von  C.  A.  Stein***)  Folgendes.  des  Nas' 
Vorzugsweise  an  der  Lahn,  aber  auch  in  der  Dillgegend  finden  sich  Lager  Ph0rits. 
von  Phosphorit.  Derselbe  gehört  dem  Verbreitungsgebiete  der  mittleren 
devonischen  Schichten  Nassaus,  insbesondere  des  Stringozephalenkalks 
und  Dolomit's  au  und  ist  überschichtet  entweder  von  tertiären  Ablage- 
rungen oder  von  Schalstein.  Die  aaadigen  und  lehmigen  aufgelagerten 
Schichten  gehören  der  jüngsten  Tertiärepoche  an.  Die  Ablagerungen  des 
phospborsauren  Kalks  bilden  kein  zusammenhängendes  Ganze,  sondern 
ausgedehnte,  meist  langgestreckte  Nester,  deren  Mächtigkeit  je  nach  den 
Fundorten  etwa  4  bis  6  Fuss  beträgt.  Der  Phosphorit  aus  der  Gegend 
von  Katzenellenbogen,  wo  derselbe  zum  Felsitporphyr  in  Beziehung  tritt, 
bildet  Nester  zwischen  den  Brauneisenstein  -  Lagerstätten  und  lagert  auf 
nahezu  in  Thon  umgewandeltem  Porphyr.  Der  Nassauer  Phosphorit  zeigt 
bald  ein  dichtes  Gefüge,  bald  eine  mehr  poröse,  zellige  und  erdige  Textur, 
bald  bildet  er  nieren-  und  tra  üben  förmige  Konkretionen  und  stalaktitische 
Bildungen,  welche  häufig  das  Nebengestein,  Dolomit  oder  Stringozephalen- 
kalk,  überziehen.  Er  ist  meist  gelb  und  braun,  jedoch  zeigt  derselbe  eine 
grosse  Mannigfaltigkeit  im  Pigment.  Erwähnenswerth  ist  noch  die  grüne 
durchscheinende,  den  eigentlichen  Phosphorit  überziehende  Varietät,  die 
nach  ihrem  Fundorte  Staffel  „Staffelit"  genannt  Morden  ist. 


*)  Der  Landwirth.      1 8*J7.     S.  233. 
**)  Journal   für  Landwirthsch.      1867.     S.   120. 

** ')  Geber  das  Vorkommen  von    phosphorsaurem  Kalk    in  der  Lahn-    und  Dill- 
gegend.    Wiesbaden   bei  Jul.  Niedner.     1865. 


186 


Düngererzeugunj 


Analysen  Analysen  von  Nassauer  Phosphorit  liegen  in  zahlreicher  Menge 

des  Nas-    vor.  wjr  iieDen  dje  von  Fr e s e nin s ,*)  Eichhorn,**)  Wicke,***)  Diet- 

sauer  Phos- 
phorits.    ricn  und  Königf)  und  Theodor  Petersen  ff)  hervor. 

Der  unter  1.  und  2.  genannten  Proben  sind  mehr  voirmineralogischen), 

die  übrigen  mehr  von  agrikulturchemischem  Interesse,   da  erstere  reinere, 

weniger  in   dem  Handel  vorkommende  Formen  repräsentireu,   die  anderen 

dagegen  Artikel  des  Handels  sind. 

1.  Gelbbrauner  Phosphorit  von  Staffel;  spez.  Gew.  2,9907;  analysirt 
von  Fresenius. 

2.  Grünes,  durchscheinendes,  den  Phosphorit  inkrustirendes  Mineral 
(Staffelit);  spez.  Gew.  3,1284;  analysirt  von  Fresenius. 

3.  Phosphorit  von  Diez;  beinahe  farblose,  durchscheinende,  traubige 
Agregate,  an  der  Grenze  von  Porphyr  und  Stringozephalenkalk  vorkom- 
mend; spez.  Gew.  =  2,93;  analysirt  von  Theod.  Petersen. 

1.  2.  3. 

Proz.  Proz.  Proz. 

Kalk       45,97  54,670  53,30 

Magnesia 0,16  0,19 

Eisenoxyd        6,42  0,037  0,61  ») 

Manganoxyde        Spuren  —  — 

Thonerde 1,08  0,026  — 

Kali 0,58  —  0,14 

Natron 0,42  —  0,31 

Phosphorsäure 34,48  39,050  36,78 

Kohlensäure 1,51  3,190  4,25 

Kieselsäure 4,83  1,05  2) 

Fluor 3,45  3,050  2,46 

J<>d Spuren  —  \       Q  Q3 

Chlor Spuren  —  J 

Wasser ■       2,45  1,400  1,65 

101,17  101,423  100,77 

Für  1  Aequiv.  Fluor  1  Aequ.  Sauerstoff  ab       1,45  1,280  1,01 

99,72  100,143  99,73 

Bindet  man  die  Säuren  und  Basen,  so  erhält  mau  folgende  Zusam- 
setzung  für  den  Staffelit: 

Basisch  phosphorsauren  Kalk  85,10  Proz 

Phosphorsaures   Eisenoxyd      .  0,07      » 

Phosphorsaure  Thonerde  .     .  0,06      ,, 

Kohlensauren  Kalk        .     .     .  7,25      ,, 

Fluorcalcium 6,26      „ 

Wasser        1,40      ,, 

100,14  Proz. 

*)  Zeitschrift  für  analytische  Chemie.      1867.     S.  407. 
**)  Annal.  d.  Landw.     Wochenbl.      1867.     S.  332. 
***)  Journ.  f.   Landwirthsch.     1867.     S.   125. 

t)   Originalmittheilung. 
tt)  Journ.  f.   Landwirthsch.      1867.     S.   127. 

*)  Mit  etwas  Thonerde. 

2)  Unlöslicher  Rückstand,  thoniger  Eisenstein  und  etwas  Kieselsäure. 


DüngererzGiigung.  187 

für  No.  3: 

Phosphorsaufen  Kalk SO,15  Proz. 

Kohlensauren   Kalk       9,18      „ 

Kohlensaure  Magnesia 0,40      „ 

Pluorcalcium 6,34      „ 

Fluorkalium 0,17      „ 

Fluornatrium         0,41      „ 

Jod-  und  Chloralkalien 0,05      ,, 

Eisenoxyd,  Thonerde,  Kieselerde,  Rückstand       1,66      „ 

Wasser 1,65      „ 

100,00  Proz. 

4.  Stücke  Phosphorit  aus  nicht  vollständig  aufbereitetem,  nur  abge- 
läutertein  Haufwerk;  analysirt  von  Fresenius. 

5.  Aehnliches  Gestein;  ein  gröbliches,  dunkelbraunes  Pulver,  Durch- 
schnittsprobe [von  100  Zentner  in  den  Handel  gebracht;  analysirt  von 
Wicke. 

6.  Handelsartikel  aus  anderer  Quelle  und  Fundort  bezogen;  analysirt 
von  Dietrich  und  König. 

7.  Phosphorit  aus  Staffel,  gelblich  weiss;  analysirt  von  0.  Weile. 
(Eichhorn.) 

8.  Phosphorit  von  Dehru,  gelbbraun;  analysirt  von  Eichhorn. 

9.  Phosphorit  von  Staffel,  gelbbraun;  analysirt  von  Eichhorn. 

4.  5.  6. 

Proz.  Proz.  Proz. 

Kalk 47,31  42,31  37,31 

Magnesia 0,12  0,23           0,18 

Kali 0,66  1,26          0,15 

Natron 0,52  0,09           0,18 

Eisenoxyd 3,77  8,22            4,15 

Manganhyperoxyd  (Manganoxyde)     .     .  Spuren  —              0,54    0£5|£" 

Thonerde 1,67  2,23            3,08' 

Phosphorsäure 33,84  30,63  29,19*) 

Kohlensäure        2,75  2,78           2,07 

Kieselsäure    . 5,04  6,61            1,03 

Fluor 2,11  3,74          4,88**) 

Chlor  (und  Jod) Spuren                              0,03  Jnd,X 

Wasser 2,74  3,00           3,85 

Unlösliche  Theile -    M™*  J£7  14,99 

100,53         102,17       101,63 
Für  1  Acquiv.  Fluor  ab  1  Aequ.  Sauerstoff      0,84  1,57  2,05 

99,69         100,60        99,58 

*)  Nach  dem  von  Fresenius  .in  dessen  Zeitsehr.  f.  analvt.  Chemie  1867  S.  403 
empfohlenen  Verfahren  bestimmt. 

**)  Nach  dem  von  Fresenius  ebendaselbst  1866  S.  190  angegebenen  Ver- 
fahren bestimmt. 


o. 

6. 

7,67  Pro/.. 

10,02  Proz, 

6,32     „ 

4,70     , 

61,37     „ 

50,72     , 

2,52     „ 

5,96     r. 

188  Düngererzeugung. 

welche  Bestandteile   sich   der  Hauptsache   nach   wie  folgt  verbunden  ge- 
dacht werden  können : 

4. 

Fluorcalcium 4,33  Proz. 

Kohlensaurer  Kalk        6,25 

Basisch  phosphorsaurer  Kalk 75,10     „ 

Phosphorsäuie    an    andere  Basen  gebunden        —        - 

7.  8.  9. 

•    Phosphorsäure    .     .     .     33,14  Proz.     85,63  Proz.     37,45  Proz. 

Die  reineren  Sorten  des  Xassauer  Phosphorits,  wie  sie  durch  die 
Proben  1.,  2.,  3.  und  6.-8.  repräsentirt  werden,  sind  vorzügliche  Mate- 
rialien zur  Superphosphat- Bereitung  und  geben  den  überseeischen  Roh- 
phosphaten  nichts  oder  nicht  viel  nach;  dagegen  sind  die  geringeren 
Sorten,  wie  sie  meist  im  deutschen  Handel  gangbar  sind,  ein  wenig  brauch- 
bares Material,  weniger  wegen  des  geringeren  Gehalts  an  Phosphorsäure, 
als  mehr  wegen  des  hohen  Gehalts  an  Fluorcalcium,  Karbonaten,  Eisen- 
oxyd und  Thonerde,  welche  Körper  sämmtlieh  einen  beträchtlichen  Antheil 
Schwefelsaure  in  Anspruch  nehmen.  Sie  sind  auch  meist  von  sehr  wechseln- 
dem Gehalte  an  Phosphorsäure  und  werden  sich  um  so  weniger  zur  Be- 
reitung von  Superphosphaten  eignen,  je  grösser  der  Antheil  von  Phos- 
phorsäure ist,  der  nicht  an  Kalk  gebunden  erscheint.  Uebrigens  ist  noch 
erwähnenswerth,  dass  sämmtliche  Proben  nicht  unbeträchtliche  Mengen 
*  von  Kali  und  Xatron  enthalten.  Das  Fluorcalcium  macht  die  Verarbeitung 
äusserst  lästig.  Die  Fabrikate  sind  geringhaltig  an  löslicher  Phosphor- 
säure und  können  ohne  Beimischung  besserer  Fabrikate  schwer  Eingang 
bei  dem  landwirtschaftlichen  Publikum  finden. 

Torf  als  jj  e  r  Torf  als  Dünger,   von  J.  Xessler.*)  —  Der  Verfasser   un- 

nger'     tersuchte  den  Torf  aus  der  Gegend  der  Insel  Mainau  und  Torf  von  Graben 
und  fand  in  100  Theilen  bei  100°  getrockneten  Torfes:  in  dem  von 

der  Insel  Mainau.    von   Graben. 

Organische  Stoffe 47      Proz.  l'roz. 

Darin  Stickstoff 2,2      „  2,5     „ 

Unverbrennliche  Stoffe  ....  53  »  11        „ 

In  letzteren  in  Salzsäure  löslich: 

Phosphorsäure 0,14    n 

Kali 0,14    „ 

Schwefelsäure 0,*7     „ 

In  der  organischen  Substauz  : 

Stickstoff 4,7      „  2,8    „ 

Verfasser  empfiehlt  den  Torf  zur  ausgedehntesten  Anwendung  nach  Komposti- 
rung  imd  Mischen  desselben  mit  alkalischen  Stoffen  oder  nachdem  derselbe 


')  Wochenbl.   d.  bad.  landw.  Vereins.     1S67.     S.  377. 


DUngererzeugung. 


189 


als  Einstreumittel  gedient  hat  als  Dünger  für  Granit-»,  Gneis-,  Sand-  und 
Kalkboden. 

Zusammensetzung    von    Guanosorten    verschiedenen   Ur-  zusammen 
sprung-s,   im  Laufe   von    12  Jahren   im  Hafen    von   Bordeaux  verladen ;  set*ung  von 

r  °     '  Guano- 

von  A.  Baudrim  ont.*)  r-  Die  untersuchten,  unten  genannten  Guano-  8orten. 
Sorten  waren  von  gelber  Farbe,  der  Baker-  und  Jarvis- Guano  von  sehr 
heller,  der  Bolivia-G.  von  sehr  dunkler  Farbe.  Keine  der  Sorten  hatte 
einen  merklichen  Geruch.  Der  Verfasser  betrachtet  das  spezifische  Ge- 
wicht der  Guanos  als  ein  Erkennungsmittel  für  ihre  Reinheit,  da  der  kiese- 
lige und  eisenschüssige  Sand,  der  gewöhnlich  als  Verfälschungsmittel 
angewendet  wird,  ein  viel  höheres  spezifisches  Gewicht  hat  und  ein  Zusatz 
davon  den  Guano  spezifisch  schwerer  macht.  Ferner  sieht  der  Verfasser  es 
als  einen  Beweis  ihrer  Reinheit  an,  wenn  dieselben  eine  weisse  Asche  geben 
»und  diese  bei  Behandlung  mit  verdünnter  Salz-  oder  Salpetersäure  nur  eine 
geringe  Menge  unlöslicher  Theile  zeigt.  Nur  der  patagonische  Guano  enthält 
natürlich  beigemischten  Sand,  und  man  findet  darin  sogar  kleine  abgerun- 
dete schwarze  Kiesel;  das  spezifische  Gewicht  dieses  Guanos  ist  desshalb  auch 
sehr  schwankend.  Die  mittlere  Zusammensetzung,  wie  sie  sich  aus  mehreren 
Analysen  ergeben  hat,  ist  in  folgender  Zusammenstellung  angegeben. 


Bezeichnung  der  Sorten 


Zeit  der  Untersuchung 
Zahl  der  Analysen 


Feuchtigkeit    .... 

Stickstoff 

Org.  Stoffe  (ohne  Stickst.) 
Dreibas.  phosphoi  s.Kalk 
Lösliche  Salze 
Unlöslicher  Rückstand  . 
Ucbrige  Mineralstoffe    . 


1. 

Patago- 

nischer. 

1855  u.  57 

8 
Proz. 


2. 
Kalifor- 
nischer. 
IS  56. 

2 
Proz. 


20,8 
1,0 
11,8 
20,7 
3,6 
26,0 
16,1 


19,2 
0,9 

8,0 
49,S 

2,5 
15,2 

4,4 


3. 

4. 

Baker-  u. 

Korallen- 

Jarvis- 

Inseln. 

1S60  u.  63. 

18G5. 

4 

1 

Proz. 

Proz. 

15,2 

12.0 

0,8 

1,0 

7,0 

13,0 

68,7 

60,3 

0,2 

— 

0,4 

— 

7,7 

13,7 

o. 
Bolivia- 
nischer, 
alter. 
1856   u.  60. 
o 
Proz. 


13,5 

3,0 
10,6 
54,9 
9,7 
6,0 
2.3 


Phosphorsäure     .     .     . 

.c       -eil  höchstes  . 
Spezifisch.    I     .    ,  .     . 
.  ,  ,      {  niedrigstes 


Gewicht 


\  Mittel 


100,0 

100,0 

100,0 

100,0 

9,5 

23,0 

32,6 

27,8 

1,090 

0,636 
0,8530 

0,845 
0,790 
0,8175 

1,010 
0,721 
0,84155 

0,7430 

100,0 

25,3 

0,960 
0,755 
0,8575 


6. 
Bolivia- 
nischer, 
frischer. 
Aug.  1867. 
4 
Proz. 


11,2 
0,5 
5,9 

49,0 

12,4 
1,9 

19,1 


100,0 

22,6 

0.654 
0,620 
0,6327 


Die    früheren    Jahrgänge    dieses    Berichts    gaben    wiederholt    Analysen    dieser 
Guanosorten,  d:e  im  Wesentlichen  mit  den  vorstehenden  übereinstimmen. 


Ueber   die   Zusammensetzung   der   im   peruanischen  Guano  Zusammen- 
setzung von 
vorkommenden  Knollen,  von  0.  Bäber.*)  —  Die  untersuchten  Knol-  Knollen  des 

Peruguanos. 

*)  Compt.  rend.     Bd.  65.     S.  420.     1867. 

**)  Zeitschr.  d.  lanchv.  Centralvercins  f.  d.  Prov.  Sachsen.     1S67.     S.  212. 


190 


Diuigererzeugung. 


len  wurden  aus  ein  und  derselben  Partie  Guano  von  10000  Zentner,  der 
wiederholt  mit  einem  Gehalt  von  125L  Prozent  Stickstoff  analysirt  worden 
war,  ausgesucht  und  wie  folgt  unterschieden: 

1 .  von  hellgelber  Farbe  mit  reichlich  kristallinischen  Absonderungen ; 
auf  dem  frischen  Bruche  kristallinisch,  hart, 

2.  Farbe  hellbraun;  Bruch  uneben,  mit  vereinzelten  grösseren  Kristal- 
len, sehr  hart; 

3.  grau,  erdig,  ohne  Kristallisation  und  Schichtung,  weich; 

4.  dunkelbraungrau;   Bruch  eben  kristallinisch,   schwach  geschichtet; 
am  härtesten  unter  allen  Proben,  noch  bedeutend  härter  als  2; 

5.  grau  wie  3,  weiss  gesprenkelt,  körnig;  dabei  nicht  sehr  hart,  doch 
härter  als  3,  sehr  leicht; 

6.  gelbweiss  geschichtet,  Schichtungen  bestehen  aus  Kristallen,  Härte 
wie  bei  5. 

7.  graubraun  mit  zahlreichen,  grossen,  hellen  Kristallen,  bröcklich  zum. 
Zerdrücken  ; 

8.  der  pulverige,  absiebbare  Theil  des  Guanos. 

Das  Kesultat  der  chemischen  Analysen  ist  in  nachstehender  Zusam- 
menstellung enthalten : 


9. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

1,06      1,29 

26,12 

0,61 

1,13 

9,28 

59,89    74,90 
13,01  ,  10,60 
26,04    13,21 

39,52 
11,24 
23,12 

63,39 
14,73 
21,27 

74,93 
10,39 
13,55 

64,80 
1 1 ,02 
14,H0 

10,96  1 
9,04  1 

17,86 
5,11 

5,87 
5,18 

11,78 

6,72 

17,66 
11,01 

9,90 

8,50 

Pulve- 
riges. 


Sand         

Feuchtigkeit,    organ.    Sub- 
stanz und  Ammonsalze  . 
Phosphorsäure       .     .     .      . 
Kalk  ,   Magnesia,   Kali  etc. 


1,52 

59,92 
17,44 
21,12 


Stickstoff 11,08 

Stickstoff   als    Ammonsalze        9,09 


2,48 

64,13 
14,20 
19,19 

11,-19 
6,50 

Der  Verfasser  resumirt  hiernach,  dass  der  als  Ammonsalz  vorhandene 
Stickstoff  im  Verhältniss  steht  zu  der  Menge  der  Kristalle  in  den  Klum- 
pen; dass  einige  (1,  2,  4  und  7)  nur  wenig,  andere  (3,  5  und  G)  dagegen 
viel  stickstoffhaltige  Verbindungen  neben  den  Ammonsalzen  enthalten, 
Sand-  und  Phosphorsäuregehalt  sehr  verschieden  sind.  Die  in  jeder 
Kichtung  vorkommenden  bedeutenden  Schwankungen  zeigen,  wie  noth- 
wendig  es  ist,  die  grösste  Vorsicht  beim  Probenohmen  des  Guanos  an- 
zuwenden, um  eine  gute,  die  mittlere  Beschaffenheit  einer  grösseren 
Quantität  Guano  repräsentirende  Probe  zu  erhalten. 


Zusatz  zu  Zusatz  zu  Guano.*)  —  Payen  empfiehlt  ein  Produkt  von  folgender 

Guano.      Zusammensetzung: 

Phosphorsaures  Kali     .     51,71  Proz.    )    Phosphorsäure     17,82  Proz. 
Schwefelsaures  Kali      .     29,72     „       }  Kali       .     .     .     49,95     „ 
Schwefelsaures  Natron  .     13,45     „ 
Chlornatrium   ....       2,77     „ 
Kieselerde        ....       2,35     » 
als  Zusatz  zu  Guano  und  zur  Ergänzung  des  diesem  fehlenden  Kalis. 


*)  Journ.  d'agricult.  prat.     1867.     Bd.  I.     S.  379. 


Düngercizeugnng. 


191 


Uebcr    das    Stassfurter    Salalager    und    die    kalihaltigen  Das  stass- 
Abraumsalzc,   von  E.  Ulbricht.*)  -  Mit  dem  Bohrloche  auf  Stein-  furter  Salz' 

]  it i_f i ■  i"  und 

salz  wurde  in  Stassfurt  schon  1839  begonnen;   welches  4  Jahre  später  in  die  kaiihai- 
975  Fuss  Tiefe  erreicht  wurde.    Im  Jahre  1851  war  man  1851  Fuss  tief  eigen  Ab- 
gekommen,   ohne   das    Liegende  des   Steinsalzes   erreicht   zu    haben.    Da  raumsalze- 
sich  die  erhaltene  Soole   wegen  ihres   hohen  Gehalts  an   Chlormagnesium 
nicht  zum  Versieden  eignete  und  man  aus  Erwägungen  schliessen  durfte, 
dass  die  Magnesiasalze  der  Soole  nicht  dem  angebohrten  Steinsalze  selbst, 
sondern  vielmehr  dem  Hangenden  desselben  angehören,   schritt  man  1851 
und  1852  zur  Anlage  von  2  Schächten.     In  816  Fuss  Tiefe  gelangte  man 
zu  dem  oberen  unreinen  Salze,  dem  für  die  Landwirtschaft  und  Industrie 
so  wichtig   gewordenen  kalihaltigen  Abraumsalz.     Im  benachbarten  An- 
halt, in  3720  Fuss  Entfernung  davon,  legte  man  1858  ebenfalls  2  Schächte 
an,  —  das  heutige  Leopoldshall  —  und  erreichte  hier  schon  bei  480  Fuss 
Tiefe    die    Schichten    der   Abraumsalze.      Die    Lagerungsverhältnisse    der 
über   dem    Steinsalze   befindlichen  Schichten    erhellen    aus    nachfolgender 
Tabelle: 


Alluvium  und  Diluvium 

Rother  Schieferletten  mit  Bänken  von  feinkörnigem 

Sandstein,  Roggenstein  u.  festem  grauen  Kalkstein 

Gips  und  Anhydrit 

Salzthon,    Gruppe    von    bituminösem    Mergel,    mit 

Anhydrit  und  Steinsalz  verwachsen 

Abraumsalze 

Reines  Steinsalz 


Preussischer 
Schacht 
Stassfurt. 


Mäch- 
tigkeit. 

Fusse 


Ganze 
Tiefe 


27 
576 

192 


603 
795 


21        816 

153       974 

?  — 


Anhaltischer 

Schacht 
Leopoldshall. 

Mäch-      Ganze 
tigkeit.  I  Tiefe. 

Fusse. 


20 


373 

87 

140 

? 


20 


393 

480 
620 


Die  horizontale  Mächtigkeit  des  Steinsalzes  erwiess  sich  1864  bei 
Stassfurt  zu  600,  bei  Leopoldshall  zu  270  Fuss. 

Das  Stassfurter  Salzlager  zerfällt  in  4  in  einander  allmählich  über- 
gehende Abtheilungen. 

Die  erste,  unterste  derselben  wird  von  dem,  von  dünnen  Anhydrit- 
schichten durchzogenen  Steinsalz  gebildet.  Die  Anhydritschichten  be- 
grenzen vermuthlich  die  jährlichen  Ablagerungen  des  Salzes  während  der 
Bildungsepoche  des  Steinsalzlagers,  deren  Dauer  von  dem  Prinzen  zu 
Schönaich-Carolath  zu  15000  Jahren  geschätzt  wird. 

Die  zweite,  auf  das  Steinsalz  folgende,  200  Fuss  mächtige  ■  Ab- 
theilung ist  unreines  Salz,  in  dem  ausser  wenig  Anhydrit  und  Chlorcal- 
cium  5  bis  8  Proz.  Polyhalit  (nach  Naumann:  2CaOS03  -f-  MgOS034- 
KOS03  +  2  HO)  enthalten  sind. 


*)  Chem.  Ackersmann.     1867.     S.  238. 


1  v2  Düngererzeugung. 

Die  dritte  Abtheilung  (Kiserit- Region)  führt  nach  Bischoff  im 
grossen  Durchschnitt  nur  noch  65  Proz.  Kochsalz,  der  Rest  ist  Kieserit 
(MgOS03,  HO),  Karnallit,  Chlormagnesium  und  Anhydrit. 

Die  vierte  Abtheilung  (Karnallit  -  Region)  enthält  .gegen  25  Prozent 
Steinsalz,  55  Proz.  Karnallit  und  20  Proz.  Kieserit  und  Chlormagnesium. 
In  dem  Anhaltischen  findet  sich  neben  dem  Karnallit  in  bedeutender 
Menge  noch  ein  anderes  kalireiches  Mineral,  der  Kaniit.  Die  beiden  letz- 
ten Minerale  sind  die  für  die  Kalidüngerfabrikation  wichtigsten  Bestand- 
teile der  obersten  Abtheilung. 

Der  Karnallit  enthält  im  reinsten  Zustande:*) 

26,8  Proz.  Chlorkalium 
34,5     n       Chlormagnesium 
38,7     „       Wasser. 

Er  ist  bald  farblos  und  wasserhell,  bald  heller  oder  dunkler  roth  (von 
eingesprengtem  Eisenglimmer)  gefärbt.  Beim  Eindampfen  seiner  Auf- 
lösung zerfällt  er  in  auskristallisirendes  Chlorkalium  und  in  Chlormagne- 
sium, welches  in  der  Lauge  verbleibt.  Auf  die  leichte  Zersetzbarkeit 
dieses  Doppelsalzes  gründet  sich  die  fabrikmässige  Darstellung  von  Chlor- 
kalium. 

Der  Kainit  ist  nach  dem  Verfasser  wahrscheinlich  ein  inniges  Ge- 
menge verschiedener  Salze  und  seine  Zusammensetzung  deswegen  eine 
sehr  schwankende.     Reichardt  fand  darin: 


Chlor       .     .     . 

.     17,02  his 

36,72  Proz. 

Schwefelsäure 

•     21,14    „ 

31,31     „ 

Kalium    . 

.     10,79    „ 

17,16     „ 

Natrium 

•      2,76    „ 

13,04     „ 

Kalkerde 

.    Spuren  „ 

7,29     „ 

Magnesia      .     . 

•      9,65    „ 

16,63     „ 

Seine  Auflösung  in  Wasser  liefert  beim  Eindampfen  zuerst  Kristalle 
von  schwefelsaurer  Kalimagnesia,  dann  von  schwefelsaurer  Magnesia  oder 
Chlornatrium  und  in  der  Mutterlauge  verbleibt  Cblormagnesium.  Der 
Kieserit  ist  kalifrei  und  dient  nur  zur  Fabrikation  von  Magnesiasalzen. 
Er  enthält  im  reinsten  Zustande: 

87  Proz.  sclnvefelsaure  Magnesia  und 
13      „      Wasser. 
Seltener  finden  sich  in  dem  Abraumsalze  noch: 

Tachhydrit  —  58,2  Proz.  Chlorcaleium  und  Chlormngnesium  und  41,8  Proz. 

Wasser  enthaltend  —  und 
Stassfurtit  (Boracit)   —  Borsauro  Magnesia  und  Chlornirignesium. 


*)  Die  für  den  Karnallit  passende  Formel:  KCl  -]-  2  MgCl  -\-  12  HO  entspricht 
richtiger  folgender  Zusammensetzung: 

26,9  KCl 
34,2  MgCl 
38,9  HO. 


Dünefererzeugung.  19c» 

Analoge  Verhältnisse  bei  noch  jetzt  stattfindenden  Salzlagerbildungs- 
prozessen,  wie  sie  von  Bisch  off  geschildert  werden,  zu  Grunde  legend, 
hat  sich  nach  dem  Verfasser  die  Bildung  des  Stassfurter  Salzlagers  ver- 
nmtlilich  wie  nachfolgend  vollzogen:  „das  Magdeburg-Halberstädter  Becken, 
in  dem  Stassfurt  liegt,  war  ein  See,  der  vom  Ocean  oder  von  den  von 
umliegenden  Salzgebirgen  kommenden  Zuflüssen  gespeist  wurde.  Das 
Liegende  des  jetzigen  Lagers  ist  unzweifelhaft  Gips,  über  ihm  liegt  das 
Steinsalz,  mit  Anhydrit  wechsellagernd.  Aus  dem  gesättigten  Seewasser 
setzte  sich  alljährlich  zunächst  der  schwefelsaure  Kalk  ab,  über  ihm  das 
Chlornatrium,  während  die  Kali-  und  Magnesiasalze  noch  gelöst  blieben. 
Späterhin  schieden  zum  Theil  auch  sie  in  der  Form  des  Polyhalits  sich 
aus.  Die  Zuflüsse  versiegten,  die  fortdauernde  Verdunstung  aber  nöthigte 
die  noch  gelöste  schwefelsaure  Magnesia  und  auch  schon  einen  Theil  des 
Chlorkaliums  und  Chlormagnesiums  zur  Kristallisation;  so  bildete  sich  die 
dritte  Karnallit- haltige  Kegion  des  Kiserits.  Zeit,  erhöhter  Druck  und 
eigentümliche  Temperaturverhältnisse  mögen  die  Ablagerung  der  schwefel- 
sauren Magnesia  im  letztgenannter  Form  und  nicht  als  Bittersalz  bedingt 
haben.  Ein  Gleiches  gilt  vom  Anhydrit.  Endlich  verdunstete  der  Rest 
des  Wassers  und  nun  mussten  auch  die  löslichsten  Salze,  der  Rest  des 
Chlorkaliums  und  Chlormagnesiums,  zur  Ausscheidung  gelangen.  Dass 
während  der  ganzen  Bildungsepoche  vielleicht  regelmässig  wiederkehrende 
und  jährliche  Umbildungen  des  bereits  Vorhandenen  stattfanden,  ist  mehr 
als  wahrscheinlich." 

Der  Debit  des  Königl.  Preussischen  Steinsalzwerkes  betrug 

an  Steinsalz,     an  Kalisalz. 

1858 512040  Ztr.         —      Ztr. 

1859 408900    „  430    „ 

1860 671970    „  5500    „ 

1861 820470    „        47230    „ 

1862  (Beginn    der  Kalifabrikation)  970150    „       391800    ,, 

1863 813820    „      837780    „ 

1864 901830    „    1169  250    „ 

1865     ..- 841100    „       733000    „ 

1866 953000    „    1302700    „ 

1867  (erste  Hälfte) —        „       733000    „ 

Das  herzoglich  anhaltische  Werk  Leopoldshall,  dessen  Steinsalzför- 
derung den  eignen  Bedarf  von  30000  Zentner  wenig  überschreitet,  ver- 
kaufte : 

Karnallitsalze.     Kieserit.         Kai'nit.  in  Summa. 

1863 336  574  Ztr.  —    Ztr.  —     Ztr.  336574  Ztr. 

1864 1130994    „  1127    „  —      „  1132121    „ 

1865 1099204    „  1126    „  2427S    „  1124608    „ 

1866 1500777    „  7170    „  99411    „  1607  358    „ 

1866  (erste  Hälfte)           —         „  —      „  -      „  850,000    „ 

Jahresbericht   X.  ]3 


194  Düngererzeuguug. 

stassfurter  Ueber  die  Zusammensetzung  der  wichtigeren  Stassfurter 

Kalidünger,  K  a  1  i  d  ü  n  g  e  r ,  von  0  s  c  a  r  C  o  r  d  e  1.  *) 

ihre  Znsani-  °        '  ' 

mensetzung  Das  „rohe  schwe f el saure  Kali"  besteht  aus  den  bei  der  Chlor- 
UIld  kaliurn-Fabrikation  abfallenden  zweierlei  Rückständen,  *  welche  durch  Kal- 
lung'  ziniren  entwässert  werden.  Der  eine  dieser  Rückstände  fällt  bei  der  Auf- 
lösung des  in  den  Fabriken  verarbeiteten  Karnallits  ab;  der  andere  ist 
eine  schlammige  Salzausscheidung,  sogenannter  Bühnenschlamm,  die  beim 
Eindampfen  der  erkalteten,  noch  kalihaltigen  Laugen  erhalten  wird.  Jener 
Karnallit-Rückstand  enthält  im  Durchschnitt: 

Chlorkalium     ....  4  Proz. 

Schwefelsaure  Magnesia  28     „ 

Schwefelsaurer  Kalk  5     „ 

Steinsalz 45     „ 

Thon,  Eisen  etc.       .     .  liest. 

Reicher  an  Chlorkalium,  als  dieser,  ist  der  Bühnenschlamm,  der  bis- 
weilen, durch  Umsetzen  des  Chlorkaliums  mit  schwefelsaurer  Magnesia, 
auch  Kali  als  schwefelsaures  Salz  und  dafür  eine  äquivalente  Menge  des 
schädlichen  Chlormagnesiums  enthält.  Die  Bezeichnung  „schwefelsaures 
Kali"  für  dieses  Düngemittel  ist  insofern  gerechtfertigt,  als  es  einen  Theil 
des  Kalis  in  dieser  Salzform  enthält;  der  grössere  Theil  ist  jedoch  in  Form 
von  Chlorkalium  vorhanden.  Wenn  der  Fabrikant  21  Proz.  schwefelsaures 
Kali  garantirt,  so  ist  das  so  zu  verstehen,  dass  der  Kaligehalt  21  Prozen- 
ten schwefelsauren  Kalis  entspricht. 

Die  sogenannten  „konzentrirten  Düngesalze"  (dreifach  kon. 
zentrirtes  Kalisalz)  werden  durch  Vermischen  des  vorigen  Fabrikats 
mit  hochprozentigem  Chlorkalium  erhalten  oder  auch  durch  Kai  ziniren  des 
„Bodensalzes,"  ein  geringwerthigeres  Chlorkalium,  das  sich  beim  Aus- 
kristallisiren  der  Laugen  an  die  Kristallisirgefässe  absetzt.  Dieses  Prä- 
parat enthält  40  bis  50  Proz.  Chlorkalium,  ausserdem  Kochsalz  und  geringe 
Mengen  Schwefelsäure  und  Magnesia. 

Das  „fünffach  konzentrirte  Kalisalz"**)  ist  das  durch  Auslau- 
gen und  Umkrstallisiren  des  Karnallits  erhaltene  hochprozentige  Chlor- 
kalium mit  80  bis  85  Proz.  dieser  Verbindung.  Es  ist  dasjenige  Salz, 
auf  dessen  Darstellung  die  Existenz  der  Stassfurter  Fabriken  hauptsäch- 
lich gegründet  ist  und  welches  in  den  Salpeterfabriken  Verwendung  findet. 

Der  „Kalidünger"  oder  die  „rohe  Kalimagnesia"  mit  einem 
garantirten  Gehalte  von  30  —  33  Proz.  schwefelsauren  Kalis  wird  durch 
Kalziniron  des  Kai'nits  dargestellt.  Der  Verfasser  analysirte  2  Sorten 
von  rohem  Kai'nit  und  eine  von  kalzinirtem  Kai'nit,  deren  Resultate  in 
folgender  Zusammenstellung  enthalten  sind: 


*)  Annalen  der  Landwirthschaft.     Wochcnhl.     1867-    S.  173.    Zeitschr.  d.  Ver- 
eins f.  d.  Rübenzucker-Industrie.      1867.     S.   127. 
**)  Jahresbericht  18G6.     S.  250. 


Düugererzeugung. 


195 


Kainit  I.  Kai'nit  II.  Kalzinirter  Kainit. 

16  l'roz.  S08K0         24  Proz.  SO^KO         27,8  Proz.  SOaKO 
repräsentirend.  repräsent  irend.  repräsentirend. 

Chlorkalium 13,6  Proz.             20,4  Proz.  19,37  Proz. 

Steinsalz 51,5     „                 30,0     „  34,00  „ 

Schwefelsaure  Magnesia     .     21,9     „                 33,0     „  34,90  „ 

Schwefelsaurer  Kalk      .     .      3,0     „                  2,0     „  —  u 

Wasser 10,0     „                   14,6      „  1,76  „ 

Schwefelsaures  Kali       5,26  „ 

Magnesia   ....        1,21  .. 

Flugasche  etc.  .     .       Best. 

Durch  das  Kalziniren  verliert  der  Kainit  den  grössten  Theil  seines 
Wassers  und  etwas  in  Form  von  Salzsäure  entweichendes  Chlor,  im  Ganzen 
etwa  10  Proz.  Der  prozentische  Kaligehalt  wird  dadurch  wesentlich  er- 
höht. Das  Chlormagnesium  wird  dahei  etwa  zu  Vs  zersetzt.  Der  Kai'nit 
ist  stets  mit  Steinsalz  verunreinigt;  der  Grad  der  Beimischung  ist  aber 
sehr  schwankend.  Der  Verfasser  bemerkt,  dass  schwerlich  in  grösserer 
Menge  Kai'nit  von  solcher  Reinheit  gewonnen  werde,  dass  man  durch 
blosses  Kalziniren  einen  Gehalt  von  30  —  33  Proz.  schwefelsauren  Kalis 
erreichen  könnte;  die  Fabrikanten  müssten  deshalb  in  den  meisten  Fallen 
das  Fehlende  in  dem  garantirten  Gehalte  durch  Zusatz  von  Chlorkalium 
ergänzen. 

Die  „schwefelsaure  Kalimagnesia"  wird  nach  einem  geheim  ge- 
haltenen Verfahren  aus  dem  Kai'nit  dargestellt  und  ist  eine  chemische  Ver- 
bindung von  87,11  Gewichtstheilen  schwefelsauren  Kalis  (1  At.)  mit  60 
Gewichtstheilen  schwefelsaurer  Magnesia  (1  At.)  und  54  Gewichtstheilen 
Wasser  (6  At.),  welche,  mit  wenigen  Prozenten  Kochsalz  verunreinigt,  in 
schönen  Kristallen  kristallisirt.  Diese  werden  kalzinirt  und  die  erhaltene 
harte  weissliche  Masse  gemahlen  in  den  Handel  gebracht.  Sie  ist  in  die- 
sem Zustande  wie  folgt  zusammengesetzt: 

Schwefelsaures  Kali       .  54,0  Proz. 

Schwefelsaure  Magnesia  37,0     „ 

Kochsalz 2,5     „ 

Thon,  Eisen,  Flugasche       3,5     „ 
Wasser 3,0     „ 

Den  übrigen  Kalipräparaten  gegenüber  zeichnet  sich  dieses,  abgesehen 
von  geringen  Schwankungen  im  Gehalte  an  Kochsalz ,  durch  die  Bestän- 
digkeit in  seiner  Zusammensetzung  aus.  Die  chemische  Natur  dieses  Dop- 
pelsalzes bedingt,  dass  es  Kali,  Magnesia  und  Schwefelsaure  in  unab- 
änderlichem Veihaltniss  enthält.  Ein  weiterer  Vorzug  ist  der,  dass  das 
Chlormagnesium  weder  als  Verunreinigung  vorkommt,  noch  dass  zu  dessen 
Bildung  Gelegenheit  gegeben  ist. 

Das  „reine  schwefelsaure  Kali,"  mit  einem  Gehalt  von  70  bis 
80  Proz.  desselben  und  mit  Verunreinigung  von. Natron-  oder  Magnesia- 
salzen, wird  in  geringerer  Quantität  fabrizirt. 

13* 


196  Düngererzeugung. 

lieber  den  Werth  der  Kalidünger  kann  man  im  Allgemeinen  sagen, 
dass  sie  um  so  werthvoller  sind,  je  mehr  sie  von  dem  Kali  in  Form 
von  schwefelsaurem  Salz  enthalten  und  je  weniger  sie  Chlormagnesium 
oder  solche  Bestandtheile,  aus  denen  dieses  sich  bilden  könnte,  in  sich 
schliessen. 

Vorkommen         lieber  das  Vorkommen  des  Kainits   zu  Stassfurt,   v.  Filly.*) 
und  zusam-  —  jjer  j£ain^  [s^  |jjg  jetzt  nur  in  den  oberen  Schichten  des  anhaltinischen 

mensetzung 

des  Kainits.  Theils  des  Stassfurter  Steinsalzlagers  aufgefunden  worden.  Seine  Mächtig- 
keit ist  noch  nicht  ermittelt,  doch  sind  bereits  50  Fuss  seiner  Schichtung 
in  Arbeit  genommen.  Die  Art  des  Vorkommens  der  Kamitschicht  lässt 
sich  aus  der  ganzen  Bildung  des  Stassfurter  Salzlagers  erklären,  in  wel- 
chem die  relativ  schwer  löslichen  Salze  zuerst  und  zu  unterst,  dann  die 
leichter  löslichen  und  zuletzt  und  zu  oberst  die  am  leichtesten  löslichen 
Salze  abgesetzt  wurden.  Die  Ka'init  führende  Schicht  gehört  einer  anderen 
Bildimgsperiode  an,  als  die  Karnallit  führenden  Schichten.  Der  Ka'init 
ist  eine  Verbindung  von  1  At.  Kali,  2  At.  Magnesia,  2  At.  Schwefelsäure, 
1  At.  Chlor  und  6  At.  Wasser,  weshalb  man  annimmt,  dass  derselbe  aus 
S03KO,  S03MgO  +  MgCl  +  6HO  besteht,  eine  Annahme  die  dadurch  ge- 
rechtfertigt erscheint,  dass  aus  einer  Auflösung  desselben  schwefelsaure 
Magnesia  und  schwefelsaures  Kali,  letzteres  zuerst,  auskristallisiren,  Chlor- 
magnesium aber  gelöst  bleibt.  Seiner  Ka'init  enthält  35,1  Proz.  schwefel- 
saures Kali  und  dabei  19,1  Proz.  Chlormagnesium,  er  kommt  aber  nur 
ausnahmsweise  rein  vor,  er  ist  überall  mit  Karnallit  (Chlorkalium-  und 
Chlormagnesium-haltig),  in  den  anderen  Schichten  mit  Kochsalz  durch- 
wachsen und  in  den  oberen  mit  grösserer  oder  geringerer  Menge  Chlor- 
magnesium durchsetzt,  so  dass  der  Gehalt  an  letzterem  Salz  höher,  der 
des  Kalisalzes  niedriger  gefunden  wird,  als  obiger  chemischen  Formel  ent- 
spricht und  die  Zusammensetzung  des!  rohen  Kai'nit's  äusserst  schwankend 
ist.  Dieser  Umstand  und  die  bekannten  Unannehmlichkeiten,  welche  eine 
grössere  Menge  Chlonnagnesium  mit  sich  bringt,  lassen  die  direkte  Ver- 
wendung des  Kainits  unrathsam  erscheinen. 

Der  vorjährige  Beriebt  (S.  259)  brachte  eine  Analyse  einer  reineren  Probe  von 
Ka'init,  ans  welcher  der  Verfasser,  übereinstimmend  mit  dem  Verfasser  des  nach- 
folgenden Artikels,  die  Zusammensetzung  des  Kainits  nach  folgender  Formel: 
(KCl  +  2  MgO,  S03)  +  G  HO  folgert. 

Zusammen-  Ueber  die  Zusammensetzung  des   Kainits  und  seine  Ver- 

setzung und  wendung,  von  Jul.  Lehmann.**)  —  Nach  Analyse  dieses  rohen  Salzes 
Verwendung  yon  Kästner  besteht  dasselbe  aus: 


)  Annal.  d    Landwirthseh.    Wochcnbl.     1867.     S.  1. 
**)  Amtsblatt  f.  d.  landw.  Vereine  Sachsens.     1867.     S.  51. 


Dtingcreizeiigung. 


197 


Chlorkalium 18,75  Proz. 

Chlörnatrium 34,30  „ 

Schwefelsaurer  Magnesia     .     .  30,59  „ 

Schwefelsaurem  Kalk     .     .     .  1,41  „ 

Chlormagncsium 1,00  „ 

In  Wasser  löslichem  Rückstand  0,62  „ 

Wasser 13,33  „ 

Der  Verfasser  fand  in  einer  Mischung  von  gleichen  Raumtheilen  Ae- 
ther  und  absol.  Alkohol  eine  Flüssigkeit,  vermittels  welcher  man  im  Stande 
ist,  Chlormagnesium  ohne  Beimischung  anderer  Salze*)  zu  lösen.  Durch 
Behandlung  des  rohen  Kainits  mit  diesem  Lösungsmittel  ermittelte  der- 
selbe, dass  das  Kali  als  Chlorkalium  und  nicht  als  schwefelsaures  Kali, 
von  Chlormagnesium  aber  nur  1  Proz.  vorhanden  ist,  während  Andere 
(siehe  vorigen  Artikel)  die  Stoffe  als  schwefelsaures  Kali  und  Chlormagne- 
sium sich  gruppirt  denken.  Aus  einer  wässrigen  Auflösung  des  rohen 
Kainits  kristallisirt  allerdings  schwefelsaure  Kali-Magnesia  aus,  diese  Ver- 
bindung ist  jedoch  nach  dem  Verfasser  nicht  ursprünglich  darin  enthalten, 
sondern  bildet  sich  erst  durch  Umsetzen  der  einzelnen  Salze  in  wässriger 
Lösung.  Die  einzelnen  Bestandtheile  von  100  Gewich tstheilen  rohem  Kai- 
nit  in  Wasser  gelöst,  gruppiren  sich  nach  folgender  Zusammensetzung: 

Schwefelsaure  Kali-Magnesia  36,96  Proz. 

Chlormagnesium       ....  13,30     „ 
Schwefelsaurer  Kalk    .     .     .       1,41     „ 

Chlörnatrium 34,30     „ 

Der  Verfasser  empfiehlt  wegen  dieses  Verhaltens  des  Salzes,  bei 
seiner  Auflösung  Chlormagnesium  zu  bilden,  —  ein  Umbildungsprozess,  dem 
jedenfalls  der  Kainit  auch  im  Boden  unterliegt  —  und  wegen  der  schäd- 
lichen Wirkung  desselben  auf  die  Vegetation,  den  Kainit  mit  gleichen 
Theilen  oder  mehr  zu  Pulver  gelöschtem  frischen  Kalk  zu  mischen,  beides 
mit  Wasser  anzurühren  und  längere  Zeit  stehen  zu  lassen.  Der  Bildung 
von  Chlormagnesium  wird  dadurch  vorgebeugt,  indem  der  Kalk  die  Mag- 
nesia in  unauflöslicher  Form  ausscheidet  und  sich  mit  der  Schwefelsäure 
des  Bittersalzes  zu  Gips  verbindet.  Der  derartig  herbeigeführten  Gips- 
verbindung legt  der  Verfasser  besondere  Wichtigkeit  für  die  Zwecke  der 
Kalisalzdüngung  bei ,  da  der  Gips  bekanntlich  die  Absorptionsfähigkeit  der 
Ackerkrume  für  Kali  vermindert  und  somit  für  dessen  Verbreitung  nach 
den  Seiten  und  nach  der  Tiefe  des  Bodens  wirkt. 

Darstellung  von  Gips  aus  Kainit,  von  Jul.  Lehmann,**)  — Darstellung 
Für  die  Gegenden,  in  welchen  der  Preis  des  Gipses  zum  Zweck  des  Bin-  von  Gi'ps- 
dens  von  Ammoniak  in  Ställen  und  auf  Düngerstätten  zu  hoch  ist,  als  dass 


")  Chlorcalcium  wird  ebenfalls  gelöst. 

*)  Amtsblatt  f.  d.  landw.  Vereine  Sachsens.     1S67.     S.  54. 


198 


Diingeranalysen. 


man  von  natürlichem  Gips  Gebrauch  machen  könnte,  empfiehlt  der  Ver- 
fasser folgendes  Verfahren  zur  Darstellung  eines  künstlichen  Gipses.  Man 
nimmt  einen  Zentner  Ka'mit,  mischt  denselben  mit  circa  14  Pfund  eines 
guten  Baukalks,  der  vorher  zu  Pulver  gelöscht  worden  war,  und  bringt 
soviel  Wasser  dazu,  dass  die  ganze  Masse  nach  tüchtigem  Durcheinander- 
arbeiten  einen  Brei  bildet.  Letzterer  wird  nach  einigen  Tagen  fest  und 
kann  dann  zerpocht  und  gesiebt  werden. 


Stassfurter 

Kali- 
Industrie. 


Ueber  die  Höhe  des  Verbrauchs  und  der  Verarbeitung 
des  rohen  Stassfurter  Abraumsalzes  in  den  dortigen  preussischen 
und  den  benachbarten  anhaltischen  Fabriken,  sowie  über  den  Gewinn  an 
Nebenprodukten  macht  Filly  folgende  Angaben.  *)  In  5  preussischen  und 
8  anhaltischen  Fabriken  kommen  iu  Summe  täglich  etwa  lOOOO  Zentner 
zur  Verarbeitung  (jährlich  3  bis  4  Millionen  Zentner).  Das  jetzige  Haupt- 
produkt ist  Chlorkalium,  vorzugsweise  zu  technischen  Zwecken;  in  zweiter 
Linie  stehen  die  Düngesalze,  deren  Produktion  bei  Gewährung  billigerer 
Eisenbahnfrachtpreise  sich  leicht  auf  das  Zehnfache  steigern  würde.  In 
mehreren  Fabriken  wird  Glaubersalz  als  Nebenprodukt  gewonnen,  in  einer 
derselben  50000  Zentner  jährlich,  (findet  hauptsächlich  zur  Glasfabrikation 
Verwendung).  In  einer  der  Fabriken  (Frank)  wird  Brom  und  in  einer 
(Ziervogel  und  Comp.)  jährlich  100  Zentner  Borsäure  fabrizirt. 


Düngeranalysen. 

Analyse  P.  Bre t s ch u e ide r **)  untersuchte  in  ausführlicher  Weise  den  Mist 

von  Kuh-,   yon  Kühe«     Schafen  und  Pferden  und  fand  denselben  in  folgender 

Pferde-  und  .  ° 

Schafmist.  Weise  zusammengesetzt: 

Per  100  Gewichtstheile      1.  Kuhmist     2.  Pferdemist.     3.  Schafmist. 

Wasser 750,00  721,30  693,00 

Organisehe  Stoffe    ....  1S4.76  244,09  240,14 

Totalstickstoff 4,64  6,65  6,14 

Ammoniak 2,73  4,43  4,54 

Kuli 3,94  5,39  7,65 

Nutron 0,62  0,20  0,63 

Kalk 2,39  4,14  5,95 

Magnesia 1,77  1,71  0,55 

Eisenoxyd 2,68  1,63  1,70 

Phospborsäure 1,11  1,18  2,11 

Schwefelsäure 1,31  2,99  2,82 

Chlor 0,53  1,35  2,20 

Kieselsäure 9,05  7,52  10,10 

'i  honerde 0,64  0,42  1,05 

Sand  und  Thon       .     .     .      ■  41.03 1A7 31,59 

1000,13  1000,39  1000,49 

Ah  für  Sauerstoff     ....        0,23  0,29  0,49 

*)  Annal.   d.  Landw.  in  Preusscn.      1867.     S.  2. 
*+)  Dritter  Bericht  d.  agrik.  Versuchsstation  Sal/.münde.     S.  93. 


Dttngeranalysen.  199 

Thon'sche  Poudrette.  --  W.  Wicke**)  veröffentlicht  die  von  L.  Thon'sche 
Busse  ausgeführte  Analyse  einer  Originalprohe  der  gedachten  Poudrette,  roudrette- 
welche  folgende  Zusammensetzung  ergab : 

Feuchtigkeit IG, 7.')  Proz.  16,75  Proz. 

Verbrennliches,  chemisch  gebun- 
denes Wasser  u.  Kohlensäure     34,13     „  34,13     ., 
Darin  Stickstoff  6,13  Proz. 

Asche 49*12     .,  Darin 

Phosphorsaure  Salze    .  21,05  „ 

Kalk 2,57  „ 

Magnesia 0,25  „ 

Kali 1,73  „ 

Natron        3,31  „ 

Schwefelsäure     .     .     .  15,02  „ 

Chlor 3,88  „ 

Unlöslicher    Rückstand  1,5S  „ 

100,87     ., 
Für  1  Aequ.  Chlor    ab 

1  Aequ    Sauerstoff   .       0,87     ., 

100,00     „ 
Zusammensetzung  der  phosphorsauren  Salze: 

Phosphorsaurer  Kalk   .     .     .      18,30  Proz. 
Phosphorsaure  Magnesia       .       0,74     , 
Phosphorsaures   Eisenoxyd    .       2,61      „ 

21,05     „ 
Summa  der  Phosphorsäure  .      10,16     „ 

In  Bezug  auf  den  Stickstoff  bemerkt  der  Verfasser,  dass  derselbe  zum 
Theil  noch  als  Harnstoff  in  der  Poudrette  enthalten  ist.  Ferner  sagt  der- 
selbe darüber,  dass  dem  Dünger  ein  wirklicher  Marktwerth  inne  wohne 
und  dieser  unstreitig  das  beste  Fabrikat  sei,  was  bis  dahin  aus  den 
menschlichen  Abgängen  erzielt  worden  sei.  Zu  den  werthvollen  Bestand- 
teilen, die  es  enthält,  gesellt  sich  noch  der  wichtige  Umstand,  dass  es 
durch  seine  Form  jeder  Art  der  Verwendung  angepasst  ist  und  darin  dem 
Guano  nichts  nachgiebt.  Es  stellt  sich  als  eine  hellgelbliche,  trockne, 
pulverförmigo  Substanz  dar. 

Th.  Dietrich**)  untersuchte  zahlreiche  Proben  der  im  kleinen  Mass- 
stabe dargestellten  Thon'schen  Poudrette  und  fand  in  denselben: 

Stickstoff    .     .       4,5  bis '  6,0  Pi'°z- 
Phosphorsäure    10        „12         „     (meist  löslieh) 
Kali       .     .     .       1,5     „       3         „ 


*)  Journal  für  Landwirtschaft.     1867.     S.  236. 
*)  Ibidem. 


200  Düngeraualysen. 

Derselbe  stellte  ferner  mittels  desselben  Verfahrens,*)  das  bei  der 
Bereitung  der  Thon'schen  Poudrette  angewendet  wird,  zur  Prüfung  des 
Verfahrens,  ob  durch  dasselbe  die  ganze  Menge  des  im  Rohmaterial  ent- 
haltenen Stickstoffs  in  das  Fabrikat  übergehe,  Poudrette  (resp.  Urate)  aus 
Urin  dar,  dessen  Stickstoffgehalt  nebenher  ermittelt  wurde.    Die  Fabrikate 

enthielten :  **)  n 

J  1.  2.  3. 

Stickstoff ,       5,4    Proz.  10,3    Proz.     9,7    Proz. 

Phosphorsäure 10,1        „       11,5        „  12,6        „      ißgj 

Darin  gefunden  Stickstoff  pro  100  Urin     0,996    „        0,857    „        0,942    „ 

Berechneter  Stickstoffgeh.  pro  100  Urin     0,995    „        0,880    „        0,941    „ 

Hiernach  wurde  sämmtlicher  in  dem  ursprünglichen  Urin  vorhanden 
gewesener  Stickstoff  in  dem  erhaltenen  Fabrikate  wiedergefunden. 

Leipziger  Poudrette  von  Teuthorn  in  Leipzig  enthält  nach  Th.  Diet- 

Poudrette   rjch's  Analyse:***) 

von 

Teuthorn.                                    Wasser 13,4  Proz. 

Organische  Substanz        31,2  -• 

Mineralstoffe  überhaupt 55,4  - 

Stickstoff 2,10  „ 

Stickstoff'  in  Form  von  Ammoniak    .  0,50  „ 

Kali 0,61  „ 

Kalk 1,07  „ 

Phosphorsäure 2,96  n 

Latrinen-  L a tr inen p oudr e tte. f)  Eine  solche  untersuchte  P.  Bretschneider 

poudrette.  m^  nachstehendem  Ergebnisse: 

Wasser 15,91  Proz. 

Organisches        ....  35,12  „     mit  1,68  Stickstoff 

Sand 26,44     „ 

Kali 0,S1  „ 

Natron 0,56  „ 

Phosphorsäure  ....  2,75  „ 

Cblor 0,85  „ 

Schwefelsäure    ....  2,31  „ 

Kalk  und  Magnesia    .     .  6,2S  „ 

Eisenoxyd  und  Thonerde  3,93  „ 

Kieselsäure 4,05  n 

Kohlensäure       ....  0,37  „ 

99,38     „ 

*)  Das  Verfahren ,  welches  von  dem  Verfasser  angegeben  ist,  ist  noch  nicht 
veröffentlicht. 

**)  Originalmittheilung. 

***)  Landw.   Anz.  f.   Kurhessen.      1867.     S.  42. 
■J-)  Dritter  Bericht    über   die  Arbeiten  der   agrikulturchem.  Versuchstation   Salz- 
münde.    S.  94. 


Düngcranalyseu.  .sOl 

Latrinen-Poudvcttc  *)  aus   der  Fabrik   von  Iloffmanu   und  Analyse  von 


Latrinen- 
poudrctte. 


Comp.  zuCöln  wurde  v.  H.  Grouvcn  mit  folgendem  Resultat  untersucht: 

Wasser 12,8  Broz. 

Organische  Materien    .  36,2     - 

Mineralsalze   .      .     .     .  21,7     - 

Sand  und  Thon       .     .  29,3     „ 

100,0     „ 

Stickstoff 2,01  „ 

Phosphorsäure    .     .     .  3.01  „ 

Kali 0,55  „ 

Natron        1,12  „ 

Chlor 0,51  „ 

Kompostdünger  aus  Köln.**)  —   Th.  Dietrich   fand  darin  in     Kölner 
Prozenten:  .„.  „,.  ,   .  „  Kompost- 

0,24  Stickstoff  diinger. 

0,19  Phosphorsäure 
0,18  Kali 
0,17  Natron 
1,48  Kalk. 

Derselbe  wird  aus   menschlichen  Exkrementen,  Strassenkehricht  und 
Steinkohlentheer  bereitet. 

Der  Schlamm  eines  künstlichen  Schlammfanges  enthält  nach    Schlamm 
der  Analyse  von  Th.  Dietrich***)   im  lufttrocknen  Zustande   folgende  eines  kUust" 

•>  '  °  liehen 

Bestandteile :  schiamm- 

Organische  Substanzen     7,08  Proz.  —  darin   Stickstoff  5,78  Proz.  fanges. 

Schwefelsäuren  Kalk  .     2,22     -         1    •     o  t  an  t>         v  m 

!   in  Summa  5,87  rroz.  Kalk. 

Kalk 4,88     „     )    I 

r,.           ,  _  .  „  \  an  Kohlen-  und  Humussäure  gebunden, 

bittererde 0,16     „     J 

Kali 0,61     „ 

Phosphorsäure     .     .     .     0,36     „ 
In  10  Fuder    dieses  Schlammes   a   20  Ztr.    würden    enthalten  sein:    1416  Pfd 
organische  Substanz,  46  Pfd.  Stickstoff,    1174  Pfd.  Kalk,    212  Pfd.  Bittererde,   122 
Pfd.  Kali,  72  Pfd.  Phosphorsäure  und  261   Pfd.  Schwefelsäure. 


J.   Nesslerf)    untersuchte  die  Maikäfer    auf   ihren  Düngwerth  Analyse  der 
schätzt  densel 
Zusammensetzung : 


und    schätzt  denselben  auf  Grund   der  von  Muth    gefundenen   folgenden 


Wasser 68,00  Proz. 

Organische  Substanz .     30,95      „ 
Mineralstoffe     .     .     .        1,05     „ 

*)  Dritter  Bericht  d.   agrikulturchem.  Versuchstation  Salzmünde.     S.  23. 
♦*)  Landw.  Anz.  f.  Kurhessen.     1867.     S.  126. 
***)  Ibidem.     S.   102. 
-J-)  Wochenbl.  d.  landw.  Vereins  in  Baden.     1867.     S.  146. 


202  Düngeranalysen. 

Stickstoff      .     .     3*3  Proz.  —  4,0  Ammoniak 
Phosphorsäure  .     0,5     ,, 
Kali     .     ...     0,4     „ 
per  100  Pfund  auf  1  Fl.  50  Kr.  =  crc.  31  Sgr. 

Zum  Tödten  der  Maikäfer  und  als  Zubereitung  derselben  zu  einem 
Dünger  empfiehlt  der  Verfasser  folgendes  Verfahren:  Man  taucht  sie  mit 
einem  Sack  in  einen  Zuber  mit  einer  Auflösung  von  Eisenvitriol  (auf  100 
Theile  Wasser  4  bis  5  Pfund  Eisenvitriol),  bringt  sie  dann  in  eine  Grube 
und  lässt  sie  darin  liegen  bis  sie  zu  faulen  anfangen.  Alsdann  mischt 
man  sie  mit  viel  Erde  und  lässt  sie  mit  dieser  als  Komposthaufen  liegen. 
Die  hier  gegebene  Zusammensetzung  der  Maikäfer  stimmt  vollkommen 
mit  der  von  Stöckhardt  ermittelten  und  im  3.  Jahrgange  des  Berichts 
mitgetheilten  über  ein. 

Fieischmehi  Das  „Fl eischdün gemekl"  aus  der  Fabrik  von  Deussen  und 

von       Pelzer  in  Rhey dt  enthält  nach  einer  Analyse  von  C.  Karinrodt:*) 

Deussen 
u.  Pelzer.  Verbrennliche  Bestandtheile     68,38  Proz.  mit  8,68  Stickstoff 

Mineralsubstanzen        .     .     .  18,62      „         „     7,53  Phosphorsäure 

Feuchtigkeit 13,00      „ 

Dasselbe  stellt  ein  gelbliches,  ziemlich  feines  und  trocknes  Pulver  von 

schwach  fauligem  Geruch  dar. 

Ueber  desseD  Bereitung  berichteten  wir  in  dem  ersten  Abschnitt  dieses  Kapitels. 

inen-  E.  Jäger**)  analysirte  einen  nach  dem  Ilienkoff  sehen  Verfah- 

ko  ff 'scher  ren  ***■)    seib  st    erzeugten  Knochendünger,    zu  welchem   auf  40 
dünger.     Theile  Knochen  40  Theile  Holzasche  verwendet  worden  waren.     Derselbe 
enthielt : 

Wasser 5,54  Proz. 

Sand  und  Thon 9,14  „ 

Phosphorsauren  Kalk  und  phosphorsaure  Magnesia  36,76  „ 

Kohlensauren  Kalk 18,96  „ 

Magnesia 2,20  » 

Eisenoxyd  und  Thonerde 1,36  „ 

Alkalien 5,45  „ 

Schwefelsäure 0,25  ., 

Organische  stickstoffhaltige  Substanz      ....  19,63  » 

In  Wasser  lösliche  organische  Stoffe       ....  6,17  ,, 

In  Wasser  lösliche  mineralische  Stoffe     ....  10,2.5  „ 

Analyse  Leimdünger,    Rückstand    aus    dem    Leimsiedekessel,    von 

eines  Leim-  "w.  Wicke,  f)  —  Die  Substanzen,  welche  der  Leimbereitung  dienen,  werden 

düngers. 

*)  Annal.  d.  Landw.  in  Preussen.     Wochenbl.     1867.     S.   238. 
**)  Allgem.  land-  u.  forstw.  Ztg.     1867.     S.  721. 
***)  Siehe  vorjähr.  Bericht.     S.  236. 
-j-)  Journal  f.  Landwirtschaft.     1867.     S.  361. 


Düngeranalysen.  203 

zunächst  einer  Behandlung  mit  Aetzkalk  unterworfen,  dann  möglichst  gut 
von  dem  anhängenden  Kalke  durch  Waschen  mit  Wasser  wieder  befreit 
und  dann  in  den  Siedekessel  gebracht.  Der  sich  nicht  zum  Leim  ver- 
kochende Rückstand  ist  die  als  „Leimdünger"  bezeichnete  Masse.  Dieselbe 
stellte  ein  aus  knorpeligen  Substanzen,  Haaren,  anderen  organischen  Resten 
und  kalkigen  Thcilen.  bestehendes  Gemenge  dar.  Die  Analyse  des  Düngers 
ergab  folgende  Zusammensetzung: 


Feuchtigkeit     .... 

37,26  Proz. 

in   100  Tro< 

ckensubst 

;anz. 

Yerbrennliche  Substanz 

35,47     „ 

56,54 

Stickstoff  1,8  Proz. 

2,87 

Mineralstoffe   .... 

27,35      „        als : 

Kali       .     .     . 

0,15 

0,24 

Natron   . 

0,14 

0,22 

Kalk       .      .     . 

12,23 

19,49 

Magnesia    . 

0,53 

0,84 

Eisenoxyd 

0,21 

0,33 

Thonerde    . 

0,15 

0,24 

Phosphorsäure 

1,09 

1,73 

Schwefelsäure 

0,29 

0,46 

Kohlensäure    . 

9,86 

15,71 

Unlösliches 

2,70 

3,87 

W.Wicke*)  untersuchte  einen  sogenannten  „Kalkdünger,"  Kalkdünger, 
den  man  als  Nebenprodukt  bei  der  Leimfabrikation  erhält.  Die 
Kalkmilch,  welche  auf  die  leimgebenden  Materialien  eingewirkt  hat,  lässt 
man  in  Gruben  ablaufen  und  überlässt  sie  dann  der  Ruhe,  bis  sich  die 
darin  suspendirten  Substanzen  abgesetzt  haben.  Der  entstehende  Nieder- 
schlag, der  von  der  überstehenden  Flüssigkeit  getrennt  wird,  wird  als 
„Kalkdünger"  an  die  Landwirthe  abgegeben.  Wicke  fand  dafür  folgende 
Zusammensetzung : 

Feuchtigkeit       ....     37,92  Proz. 

Organische  Substanz        .        3,35     „ 

Phosphorsaure  Salze        .       0,69     „ 

Kohlensaurer  Kalk     .     .     43,9'J      „ 

Kohlensaure  Magnesia     .       2,27     „ 

Unlöslicher  Rückstand     .      11,88     - 

Kreuzhage**)  untersuchte  die  von  verschiedenen  Fabrikanten  Wür-  Knochcn- 
tembergs    zur   Pariser    internationalen    Industrie  -  Ausstellung   gesendeten      me,llc' 

Düngemittel,    deren  Zusammensetzung  in   nachstehender  Tabelle    ent-  phate  etc. 

halten  ist.     Die  Tabelle  gewährt  einen  Ueberblick  über  die  Qualität   der  in  Wfir- 

von  der  Würtemberg'schen  Knochenmehl-Industrie  gelieferten  Düngemittel  temberg- 
und  ist  deshalb  in  ihrer  Vollständigkeit  wiedergegeben. 


*)  Journal  f.  Landw.     1S67.     S.  362. 
**)  Wochenbl    f.  Land-  u.  Forstwirthseh.  in  Würtcmb.     1S67.  S.  171. 


204 


Diingeranalysen. 


Tabelle  über  die  mechanische  Beschaffenheit,  chemische  Zusammensetzung, 
garantirten  Gehalt  und  Handelspreis. 

A.    Knochenmehle. 


Feinheitsgrad 

Prozentische  Zusammensetzung. 

Firma 

Ja  n 

ic  s  N: 

Wi 

Garantirter 

M 

der 

und 

.2  « 

■a 

1  tf§ 

2c»   . 

Gehalt  an 

Fabrik. 

Bezeichnung. 

O«2 

O 

08 

Xt 

50  »s03 

Stick- 1    P£os- 

stoff.       Phor" 
|    saure. 

t  <u 

Fl. 

Gebr.    Lichtenberger   f 

gedämpft,  fein  I.  .   . 

7,0 

32,5!  3,3 

57,2 

4,0 

24,7 

3-423—24 

4-t 

in  Heilbronn 

„          grob  II.    . 

7,6  1  37,7!  2,1 

52,6 

4,4 

2:J.,3 

3—4  23—24 

4 

Vogel  &  Co.   in  Ulm  \ 

,          u.  sehr  f.  I. 

8,6  1  29,8  1,3    60.3 

2,4 

25,5 

—        — 

4S 

„         u.  fein  II. 

8,0   31,4' 0,6 

60,0 

3,0 

27,9 

3-4  23—24 

4 

Reutlmger   Aktienfabr. 

n          u.   fein   .   . 

7,0   34,7  1,3 

56,7 

4,0 

26,3 

3-4  24-24 

? 

Schwarz  zu  Rothfarb    . 

„          u.  mittelf. 

9,2    23,8  1,8 

65,2 

3,2 

29,0 

— 

— 

3  V 

Haas  in  Scharmberg     . 

„          u.  fein  .   . 

16,7    24,0  0,9 

58,4 

3,0 

26,5 

— 

— 

3 

Gebrüder   Valentin     in 

Schwäbisch-Gmünd   . 

grob  gestampft  •  .   . 

11,2    36,8  4,4 

47,6 

4,0 

20,4 

— 

— 

3 

J.  A   Wiest    in    Ober- 

grob  gestampft  .   .  . 

12,4 

37,6 

3,0 

47,0 

4,2 

21,2 

— 

— 

3* 

B.    Nebenprodukte  bei  der  Leimfabrikation  und  Kunstguano. 

Phosphors. 


Veit  Weil    in    Ober- 
dorf bei  Bopfingen 


Haist  &  Hole  in  Glattthal 
Reutlinger  Aktienfabrik 


guanisirt.  Knochen- 
mehl —  grob  .   . 

guanis.  phosphorsau- 
rer  Kalk  —  mittelf. 

präzipitirter  phos- 
phors.  Kalk  —  fein 

guanisirt.  Knochen- 
mehl —  mittelfein 

Knnstguano 


12,5 

22,5 

7,6 

Kalk. 

57,4 

3,0 

16,9 

— 

— 

13,0 

36,3 

1,7 

49,0 

2,7 

19,0 

— 

- 

26,8 

— 

0,7 

72,5 

- 

29,6 

— 

— 

20,5 
9,5 

14,7 

47,3 

4,5 
2,9 

60,3 
40,3 

1,6 
5,5 

29,3 
15,3 

5 

11—12 

C.    Superphospha^e. 


Firma  der  Fabrik. 


Düngemittel. 


Gesammt 
Phosphorsäure 

gefun-    garan- 
den.        tirt. 


Lösliche 

Phosphorsäure 


gefun- 
den. 


garau- 
tirt 


Kali 

gefun-    garan- 
den.        tirt. 


Preis 
pro 
Ztr. 


Gebr.    Lichtenberger 
in  Heilbronn 


Reutling.  Aktiengesell- 
schaft    

Haist  &  Hole  in  Glatt- 
thal bei  Freudenstadt 


Superphosphat  a.  Knochenkohle 
Superphosph.it  aus  Sombrero 
Kali-.Superphosphat 


11,2 


9-10 


15,8  13—14 
17,0  17-18 
8-9 


9,9 
11,9 

4,3 


10,3 


14—15 


10-11 


Kalk- Superphosphat    .... 
Knochenmehl-Superphosphat      20,2 

Das  „guanisirte  Knochenmehl"  von  Veit  Weil  wird  auf  die  Weise 
dargestellt,  dass  die  beim  Ausziehen  der  Knochen  mittels  Salzsäure  ge- 
lösten Substanzen  mit  Kalkmilch  ausgefällt  werden.  Der  erzeugte  Nieder- 
schlag wird  von  der  Flüssigkeit  getrennt,  an  der  Luft  getrocknet  und 
dann  mit  Leimzusatz  und  etwas  gewöhnlichem,  gedämpftem  Knochenmehl 
versehen. 


4i 
5" 
5 

5 

3i 


Fisch-  Fischguano  untersuchten  H.  Grouven*)  und  V.  Brotschnei- 

Guano.     d.er**)  [n  2  verschiedenen  Proben,  von  denen  die  erstere  von  E.  Me inert 


*)   Dritter  Bericht  tl.  agrikulturchcm.  Versuchsstation  Salzmünde.     S.  22. 
**)   Ibidem.     S.  94 


Düngeranalysen.  2\J0 

in  Leipzig  (die  andere  wohl  ebendaher)  bezogen  war,  und  fanden  folgende 
Zusammensetzung: 

1.  H.  Grnuven.  2.  P-  Bietschneider. 

Wasser        15,0  Proz 13,16  Proz. 

Sand 0,4     „        0,20     „ 

Asche 33,9     „       32,94     „ 

Verbrennliche  Substanz     .     50,7     „     mit  7,8  Proz.  Stickstoff  53,70     „ 

Phosphorsaurer  Kalk    .     .     30,7     „         Kalk 15,04     „ 

Entsprach,   l'hosphorsäure     14,1      .,          Magnesia    ....  0,33     „ 

Eisenoxyd  ....  0,31      - 

Kali 0,57     „ 

Natron 1,49     „ 

Phosphor-äure      .     .  13,14     „ 

Schwefelsäure       .     .  0,47     „ 

Kohlensäure    .     .     .  0,79     „ 

Chlor 0,96     „ 


100,21     „ 
Die  früheren  Jahrgänge  dieses  Berichtes   enthalten   Analysen  dieses 
Düngers  von  Trommer,  Hellriegel,  Anderson,  Stöckhardt,  Vohl, 
D  ietrich,  die  sämmtlich  wenig  Abweichung  von  den  vorstehenden  zeigen. 

Die  beiden  von  Vors ter  und  Grüneberg  in  den  Handel  gebrachten    Körner- 
Düngemittel   „Körnerdünger"  und  „Dünger   für   Kuben,  Kartof-   und  Klee' 
fein  und  Klee"  sind  von  F.  Grebe*)  mit  nachfolgendem  Kesultat  unter- 
sucht worden: 

Körnerdünger.     Kleedünger. 

Stickstoff  in  Form  von  Ammonsalzen    .     .  1,96  — 

Phosphorsäure    in  schwerer  löslicher  Form  3,69  2,80 

„    leicht            „             „  1,38  2,60 

Kalk 10,10  5,52 

Bittererde 3,90  5,87 

Kali 6,63  12,43 

Natron 16,00  nicht  bestimmt 

Schwefelsäure 20,13  '  n             „ 

Chlor 23,50 

Guano   aus  Hoch-Peru.   —    C.  Karmrodt**)    untersuchte  eine  Guano  aus 
Probe  dieses  Guanos  aus  Hoch-Peru,  welche  durch  die  Firma  W.  Müller  Hocn-peru- 
und  Comp,    in  Antwerpen  bezogen   worden  war.     Es   ergab   sich  die 
umstehend  folgende  Zusammensetzung. 

Dieser  Guano,  der  alle  äusseren  Merkmale  einer  guten  Waare  hatte, 
zeigt  hiernach  eine  wesentlich  geringere  Qualität  als  der  Guano  der  peruani- 
schen Inseln. 


*)  Landw.  Anz.  f.   Kurhessen.     S.  105  u.   125. 
**)  Zeitschr,  d    landw.  Vereins  f.  Hhcinpreusscn-     IS67.     S.  87. 


20G 


Düngeranalysen. 


Alkaüaalze 355 

Phosphate,  Gips  und  Eisenoxyd  .     39,53 
Kieselsaure  und  Sand    ....       8,32 


Aschenmenge  .  .  51,40 
Organische  Bestandteile  .  .  .  36,10 
Feuchtigkeit 12,50 


Gehalt  an  Phosphorsäure 
,,    Stickstoff 


100,00 

11,2 

9,0 


Guanoana- 
lysen. 


C.  Karmrodt*)  untersuchte  im  Laufe  des  Jahres  von  September  1866 

bis  September  1867  43  Proben  peruanischen  Guanos,   welche  von 

verschiedenen  Händlern   der  Eheinprovinz  bezogen  waren.     Unter  diesen 

Proben  wurden 

18  mit  weniger  als  10  Proz.  Stickstoff 

13     „         „  10-12     „ 

11     „         „         „    12-  13      „ 
und  nur 

1     „     mehr        „  13      „  „ 

analysirt. 

Der  geringste  Stickstoffgehalt  war  6  Proz.  bei  einer  verfälschten  und 
7,0  Proz.  bei  einer  anscheinend  nicht  verfälschten  Sorte. 

Von  diesen  43  Sorten  waren  nicht  weniger   als  17  die  mehr  als  10 
Proz.  Sand  etc,  enthielten,  nämlich: 

3  mit  10—20  Proz. 
5    „    20-30    „ 
S    „    30-40    „ 

1     n  *-      » 

die  also  offenbar  verfälscht  waren. 


sogenannter         Einen  sogenannten  „Kalidünger"  von  der  Firma  Mathias  Kol- 
Kaii-      fenbach  in  Hilkhausen,   der   nach    deren  Angabe   die  unter  a  stehende 
Zusammensetzung  haben  sollte,  fand  C.  Karmrodt**)  wie  unter  b  an- 


dünger. 


gegeben  zusammengesetzt : 
a. 

Kali 30  Proz. 

Phosphorsäure        ...  33  „ 

Schwefel-  u.  Kieselsäure  25  „ 

Eisenoxyd '.)  „ 

Stickstoff 4  „ 

Schwefelsaure  Bittererde  11  .- 


Chlornatrium 32,40  Proz. 

Thonerde  und  Eisenoxyd    .     .     .  1G,73     „ 

Gips 1,26     „ 

Sand  und  Silikate 41,65     „ 

Wasser  und  Glühverlust     .     .    •.       7,96     „ 

Phosphorsäure,  Kali  u.  Bittererde  Spuren 

Stickstoff keine  Spur. 


*)  Zeitschr.  d.  landw.  Vereins  f.  Rheinpreussen.     1S67.     S.  370. 
**)  Landw.  Ztg.  f.  d.  nordweatl.  Deutschland.     1867.     S.  271. 


DUngeranalysen.  207 

Eine  Probe  einer  grösseren  Menge  aufgekaufter  Holzasche  (meist  Holzasche, 
von  Buchenholz)  enthielt  nach  Th.  Dietrich*)    an  den  wichtigeren  Be- 
standteilen: _  '  .  _  „  a 

Kah     ....  0,6  Proz. 

Natron      ...  1,8  „ 

Kalk    ....  31,9  „ 

Bittcrcrde      .      .  10,5  „ 

Phosphorsäure  .  3,1  „ 

Schwefelsäure   .  0,9  „ 

Kieselerde     .     .  1,9  „ 

Eine  käufliche  Holzasche  untersuchte  ebenfalls  W.  Wicke.**)  Käufliche 
—  Das  Material  wurde  behufs  der  Analyse  durch  Siebe  in  ein  staubfeines  Holzasche. 
Pulver  und  in  die  gröberen  Stücken  getrennt,  so  dass  sich  für  die  Asche 
ergab : 

Grobe,  fremdartige  Substanzen, 

Lehm  und  Holzkohlen        ....  34,85  Proz. 

Staubfeine,  graue  Masse  (Asche)     .  65,15     „     mit 

Kali 4,27     „ 

Natron        0,02     „ 

Kalk 16,62     | 

Magnesia 1,59     „ 

Eisenoxyd 1,51      „ 

Manganoxyduloxyd       .     .     .  0,68     „ 

Thonerde 0,02     „ 

Schwefelsäure 1,34     „ 

Phosphorsäure 1,85      „ 

Kohlensäure 12,24     „ 

Lösliche  Kieselsäure    .     .     .  1,81      r 

Chlor 1,49     „ 

Kohle 1,49     „ 

Sand  und   Thon       ....  21,18     „ 
Die    untersuchte  Probe    scheint    eine    sehr   unreine,    mit    viel    Lehm    vermischte 

Holzasche  zu  repräsentiren,  was  auch  aus  dem  hohen  Gewicht  derselben  —  1  hau. 
Himtcn  wog  35  Pfd.  —  hervorgeht.  Eine  gute  reine  Holzasche  (Buchen-)  wiegt 
per  Himteu  nicht  mehr  als  25  Pfd. 

Das  unter  der  Bezeichnung  „F actus"  bei  der  Saline  zu  Orb  ab-     Factus, 
fällige   Düngesalz   enthält  nach  Th.  Dietrich***)   als  Hauptbestand-  Düngesalz, 
theile  (im  bei  100°  C.  getrockneten  Zustande): 

5,29  Proz.  Kali,   in  Form  von  schwefelsaurem  Kali   und  Chlorkalium ; 

1 9,52     „  Natron,  in  Form  von  Kochsalz ; 

3,59     „  Bittererde,   in  Form  von  Bittersalz  und  Chlormagnesium; 

13,96     „  Kalk,  in  Forin  von  Gips  und  kohlensaurem  Kalk ; 

0,38     „  Phosphorsäurc,  an  Eisenoxyd  gebunden. 


*)  Landw.  Anz.  f.  Kurhessen.     XIII.     S.  102. 
**)  Journal  f.  Landw.     1867.     S.  363. 
***)  Landw.  Anz.  f.  Kurhessen.     XIII.     S.  161. 


208 


Düngeranalysen. 


Scheide- 
und  Satu- 

rations- 
Schlarum. 


Lichtenstein  untersuchte  Scheide-  und  Saturations- 
Schi  am  in  auf  ihren  Düngerwerth.*)  —  Der  unter  a  ist  ein  in  der 
Zuckerfabrik  Gröbzig  bei  gewöhnlicher  Scheidung  nach  alter  Methode  ge- 
wonnener Schlamm,  der  unter  b  ist  bei  der  Karbonatation  nach  Perier- 
Possoz  in  derselben  Fabrik  und  der  unter  c  nach  der  Methode  Frey- 
Jelinek  in  einer  anderen  Fabrik  gewonnen: 

Dieselben  waren  wie  folgt  zusammengesetzt  in  100  Theilen: 

a.  b.  e. 

3  Proz.  Schlamm.    8  Proz.  Schlamm.    S  Proz.  Schlamm. 

Wasser 46,80  43.-60  51,33 

Organische  Substanz  .     .     .  25,73  19,84  13,95 

Mineralstoffe 27,47  3^,56  34,72 

Gips 1,23  0,95  0,86 

Chloralkalien 0,47  0,66  0,40 

Kali 0,46  0,14  0,20 

Phosphorsäure 1,28  1,20  1,23 

Talkerde 1,22  1,61  0,91 

Eisenoxyd,  Thonerde       .     .  4,09  3,00  4,20 

Kohlensaurer  Kalk      .     .     .  9,25  20,50  24,06 

Aetzkalk 9,47  8,49  2,86 

Stickstoff 0,83  0,62  0,49 

Berechneter  Werth    des   Schlammes 

als  Dünger,  100  Pfd.  =      .     .        11,56  Sgr.  8,83  Sgr.  7,66  Sgr. 

Betrag  des  Werthes  bei  einer  Cam- 

pagne  von  300G00  Ztr.    .     .     .       3465  Thlr.         7064  Thlr.  6128  Thlr. 


Dünge- 
kalke, 
gebrannte. 


Jl.  Lehmann**)  unterwarf  die  in  der  sächsischen  Provinz  Lausitz 
gangbaren  Sorten  Düngekalk,  welche  dort  eine  sehr  ausgedehnte  An- 
wendung finden,  einer  chemischen  Untersuchung.  Die  erhaltenen  Eesultate 
waren  folgende: 


Bestandt  heile. 


In   100  Theilen  gebranntem  Kalk  von 


Rittergut 
S  a  c  r  a  u 
bei  Go- 
golin in 
Schlesien. 


Schloss 

Maxe  n. 

Beste 

Qualität. 


Schloss 
Maxe  n. 

Geringe 
Qualität. 


Dorf 
Maxen 


Lud- 
wi  gs- 

dori 

bei 

Görlitz. 


Miincli- 

hof 

bei 

Ostiau. 


Kalk 

Bittererde 

Eisenoxyd  und  Thonerde . 

Kali 

Natron 

Phosphorääure      . 
Schwefelsäure       . 
Lösliche  Kieselsäure    . 
In  Salzsäure  Unlösliches  . 


92,68 
0,74 
1,46 
0,11 
0,05 
0,05 
0,26 
2,67 
1,45 


85,55 
2,41 
0,79 
0,06 
0,12 
0,02 
0,84 
4,99 
4,77 


64,21 

64.1:» 

11,63 

8,23 

2,92 

4,65 

0,13 

0,33 

0,01 

0,02 

0,04 

0,04 

1,15 

1,83 

5,43 

6,N0 

11,19 

12,38 

56,02 
12,68 
4,65 
0,02 
0,15 
0,06 
1,80 
4,41 
19,81 


50,46 
32,23 
6,59 
0,06 
012 
0,07 
1,60 
2,87 
6,22 


*)  Zeitschr.  f.   d.  Riibenzucker-Ind.      P67.     S.   124. 
**)  Amtsbl.  f.  d.  ländw.  Vereine  SäcbseTJB;     1867.     S.  21. 


DiliiKcranalysen.  2\JV 

Der  Verfasser  hält  die  Grösse  seines  Kalkgehaltes  allein  massgebend 
für  die  Werthsbestimmung  eines  Düngekalkes  und  legt  der  Bittererde 
keinen  erheblichen  Werth  bei,  da  selbst  mit  den  Bittererde-ärmsten  Kalken 
der  Bedarf  der  Kulturpflanzen  an  Bittererde,  welche  im  Verlaufe  von  10 
Jahren  auf  einem  Acker  gebaut  werden,  durch  eine  Düngung  mit  38  Ztnr. 
Kalk  reichlich  gedeckt  werde. 

Die  charakteristischen  Formen  des  Bude rsdorfer  Kalkes  sind  von    Rüders- 
Becker  untersucht  worden.  *)    Deren  Zusammensetzung  erhellt  aus  Nach-  d0lfer  Kalk- 

folgendem : 

No.  1.  No.  2.  No.  3.  No.  4.  No.  5. 

Kohlensaurer  Kalk      ....  96,36  96,72  89,41  69,66  94,00 

Kohlensaure  Bittereide     ...  1,17  1,32  1,17  0,69  0,84 

Gips 0,07  0,15  0,68  0,12  0,03 

Kochsalz 0,05  0,05  0,07  0,05.     0,07 

Kohlensaures  Kali   und  Natron  0,59  0,36  0,55  0,83  0,37 

Phosphorsaures  Eisenoxyd    .     .  0,04  0,08  0,04  0,06  0,04 

Eisenoxyd  und  Thonerde      .     .  0,56  0,41  1,14  0,52  0,55 

Kieselsäure 0,18  0,25  0,22  0,12  0,11 

Sand  und  Thon 0,88  0,66  6,72  27,90  3,99 

Th.  Dietrich**)   untersuchte   eine  Eeihe  von  Kalksteinsorten,  Düngekalk. 

die  in  der  Gegend  von  Marburg  bedeutende  Verwendung  als  Düngekalk 

finden,  auf  ihren  Gehalt  an  Kalk,  Bittererde  und  Phosphorsäure. 

„      ,  „.,  ni  ,  Riche-     Weiteis-     _  .,  Leiden- 

Fundort:     Biber.        Bicke.         bach        hausen.      Caldera.      hofen- 

Kohlensaurer  Kalk  .     .      97,76        37,35        85,10        92,10        88,46        83,73 
Kohlensaure  Bittererde.         1,17  1,36  2,90  0,67  1,09  2,27 

Phosphorsäure      ...        0,015        0,035        0,0304      0,027        0,027      Spur. 

Ein   „Moor-  oder  Wiesenmergel"  von  Ottomin  wurde  von  Moormorgei. 
A.  Stöckhardt***)  untersucht.    Er  fand  für  denselben,  im  getrock- 
neten Zustande,  folgende  Zusammensetzung: 

Kohlensaure  Kalkerde        58,60 

Kohlensaure  Magnesia        3,15 

Kali 0,22 

Phosphorsäure 0,28 

Schwefelsäure 0,72 

Lösliche  Kieselerde 0,10 

Unlöslicher  Sand 0,24 

Thonerde  und  Eisenoxyd        4,03 

Verbrennliche  Stoffe  (mit  0,92  Stickstoff)  29,10 

Feuchtigkeit 3,56 

*)  Zeitschr.  f.  d.  Rübenzucker-lnd.     1867.     S.  737. 
**)  Landw.  Anz.  f.  Kurhessen.     XI.     S.  72  u.  199. 
"**)  Land-  u.  forstwirfhsch.  Ztg.  f.  d.  Prov.  Preussen.     1867.     S.  151. 
Jahresbericht  X.  14. 


Z\\J  Düngeranalysen. 

Um  den  Werth  dieses  Mergels  richtig  zu  würdigen,  vergleicht  A. 
Stöckhardt  denselben  mit  Stalldünger  und  findet  dabei  folgende  Ver- 
hältnisse.   Es  sind  enthalten  „  , 

in  10  Fuder      in  10  Fud.  mitt- 
Moormergel.    lereni  Stalldünger. 

Verbrennliche  (humusbildende)  Stoffe  5?00  Pfd.       5000  Pfd. 

Stickstoff 184  „  90  „ 

Kohlensaure  Kalkerde 11700  „  200  „ 

Kohlensaure  Magnesia 600  -  50  „ 

Phosphorsäure 56  „  60  „ 

Schwefelsäure 140  „  60  „ 

Kali 44  „  150  » 

Lösliche  Kieselsäure        20  „     100-150  „ 

Der  Mergel  ist  nicht  nur  wegen  seines  Reichthums  an  Pflanzennährstoffen 
wichtig,  sondern  auch  desshalb,  weil  er  anscheinend  in  grosser  Ausbreitung  in  den 
Flussniederungen  des  nonlostdeutschen  Flachlandes  vorkommt  oder  sein  Vorkommen 
dort  zu  Yermuthen  ist.  —  Uebrigens  theilte  dieser  Bericht  (2.  Jahrg.)  *)  Analysen 
von  Wiesenmergeln  mit,  die  ebenfalls  neben  40 — 60  Proz.  kohlensaurem  Kalk 
20—40  Proz.  organische  Substanzen  enthalten.  Diese  Mergel  stammten  sämmtlich 
aus  Hannover  und  sollen  in  Folge  des  Durchfliessens  von  kalkhaltigen  Wassern 
durch  Torfjchichten  entstanden  sein. 

Bunte  Mer-  Mergel  des  ßöth's  (d.i.  derjenigen  Schicht,  welche  den  Uebergang 

gel  des     vom  Buntsandstein    zum  Muschelkalk  bildet,    nach  Einigen  das    oberste 

Eöth's  und    «,.,,_.,... 

Mergeides  Glied  cles  Bundsandstems  ist),  sogenannte  bunte  Mergel  und  die  nester- 
Zechsteins.  weise  im  Rauhkalke  des  Zechsteins  vorkommenden  Mergel 
untersuchte  Th.  Dietrich.**)  —  Die  ersteren  zeichnen  sich  dadurch 
aus,  dass  sie  neben  einem  erheblichen  Gebalt  an  kohlensaurem  Kalk  und 
kohlensaurer  Bittererde  ein  leichtzersetzbares  Silikat  enthalten,  in  dem  die 
Basen  durch  Bittererde,  Kali,  Natron,  Eisenoxyd  und  Thonerde  repräsentirt 
sind.     Sie  sind  sebiefrig,  aber  leicht  zerbröckelnd. 

Die  Zusammensetzung  von  5  Repräsentanten  dieser  Mergel  mag  hier 
Platz  finden: 

1.  2.  3.  *•  5. 

_     .  ,,  .  ,    •  ..         roth  und  blau,     roth  u. 

Farbe    .     .     .     gelb.  blau.  roth.     abwechs.  gesch.      blau. 

Kohlensaurer  Kalk 43,50  22,39  23,02  25,25  16,63 

Kohlensaure  Bittererde    ....  2,91  2,46  9,74  3,21  1,53 

{  Bittererde      .     .  —  4,56  2,66  1,29  4,80 

Silikate  und     I   Kali     ....  1,01  0,23  0,11  1,38  0,52 

zum  Theil      J    Natron       .     .     .  1,31  0,46  0,18  1,57  0,42 

freies  Eisen-    )   Eisenoxyd      .1  10,41  9,03 

i  tu  i  f      ^,30         11,48  3,55  „  _.  Q  Q0 

oxyd.  Ihonerde       .      J  3,(5  8,32 

[Kieselsäure.     .  4,28  8,22  4,21  14,56  24  30 

Phosphorsäure —  0,17  0,16  0,29  0,16 

Wasser       1,01  3,21  2,14  7,21  8,52 

Durch  Säure  unzerse^barer  Theil  38,40  47,S0  55,50  32,00  25,22 


*)  S.  222. 
**)  Landw.  Anz.  f.  Kuihessen.     1867.     S.  102  u.  101. 


Düngeranalysen.  <ill 

Die  pulverigen,  hellgelben  Mergel  des  Zechsteins  sind  ausgezeichnet 
durch  einen  hohen  Bittererdegehalt.  Sie  enthalten  meist  kohlensauren 
Kalk  und  kohlensaure  Bittererde  zu  gleichen  Aequivalenten  und  sind  des- 
halb als  Dolomitmergel  zu  bezeichnen.  Wie  obige  Mergel  enthalten  auch 
diese  stets  kleine  Mengen  von  Kali  und  Natron.  Sehr  viele  davon  bestehen 
fast  nur  aus  durch  Säure  zersetzbaren  Verbindungen  und  hinterlassen  nur 
unbedeutende  Mengen  unlöslicher  Theile. 

Die  Analyse  von  3  Repräsentanten  dieser  Mergel'  ergab  folgende  Zu- 
sammensetzung für  dieselben:  „ 

1.  !•  o. 

Kohlensaurer  Kalk      .     .     .     53,95  50,72  39,11 

Kohlensaure  ßittererde    .     .     45,32  40,52  30,71 

Kali Spur  0,17  0,56 

Natron        „  0,10  0,22 

Phosphorsäure „  Spur  Spur- 


Wir  erwähnen  endlich  noch  folgende  hierher  gehörige  Mittheilungen: 

Ueber    Fortschaffung    und   Benutzung   der  menschlichen  Entleerungen,   von  R. 

Hoffmann.  *) 

Das  Fass-Abort?ystem  der  Stadt  Graz.  2) 

Ueber  die  Benutzung  der  Kloakenstoffe,  von  F.  Thon.  3) 

Ueber    den  jetzigen    Zustand    des    Peru  -  Guanos ,   von   J.    Lehmann4)    und 

E.  Peters.  5) 

Ueber  Wesen  und  Bedeutung  der  käuflichen  Düngstoffe,  von  Fr.  St  oh  mann.  G) 

Die  Düngung  mit  Kai'nit,  von  G.  Wunder.  7) 

De  l'emploi  des  sels  alkalins  en  agriculture,  von  H.  le  Corbeiller.  3) 

Emploi  du  sei  comme  engrais,  von  Dugrip.  9) 

Gebrauchsanweisung  für  Kali-  und  Magnesiadünger,  von  Fr.  Löfass.  10) 

Instruktion  für  die  Anwendung  der  konzentrirten  Düngemittel,  v.  E,  Wolff  U) 

Anweisung  zum  Gebrauch  des  Kalkes  als  Düngemittel. 12) 


Für  viele  Fabrikanlagen,  insbesondere  für  Zuckerfabriken,  sind  deren  Schmutz-   Rückblick, 
wasser,    welche    mit    allerlei   leicht   in    Fäulniss   übergehenden  Stoffen    beladen  die 


1)  Böhm,   landw.  Centralblatt.    1867.    S.  17. 

2)  Polyt.  Journal,   v.  Dingler.     Bd.  1S3.     S.  481. 

3)  Airaal.  d.  Landw.  Wchbl.     1867.     S.  163. 

4)  Amtsblatt  f.  d.  landw.  Vereine  Sachsens.     1S67.     S.  81. 

5)  Landwirth.     1867.     S.  249. 

6)  Zeitschr.  d.  landw.  Centralvereins  der  Prov.  Sachsens.     1867    146. 
")  Amtsbl.  f.  d.  landw.  Vereine  Sachsens.     1867.     S.  88. 

8)  Journal  d'agricult.  prat.     1867.     B.  I.     S.  510. 

9)  Ibid.     B.  I.     S.  312. 

10)  Agron.  Ztg.     1867.     S.  43. 

11)  Würtemberg'sches  land-  u.  forstwirthsch.  Wochenblatt.     1867.     S.  25. 

12)  Ibid.     1S67.     S.  21. 

14 


212  Rückblick. 

Arbeitsräume  verlassen,  eine  Kalamität;  denn  die  abfliessenden  mit  faulenden 
Stoffen  geschwängerten  Wasser  machen  die  Umgebung  ihres  Wegs  zu  einem  für 
die  menschliche  Gesundheit  gefährlichen  Aufenthalt.  Ein  Umstand,  der  für  viele 
Fabriken  höchst  lästig,  dessen  Beseitigung  für  manche  Fabriken  eine  Lebensfrage 
ist.  In  dem  Sü  v  er  n  'sehen  Verfahren  der  Reinigung  solcher  Wasser,  dessen  Mit- 
theilung wir  an  die  Spitze  dieses  Kapitels  stellten,  ist  ein  Mittel  gefunden,  welches 
das  erwähnte  Uebel,  wenn  nicht  ganz  zu  heben,  doch  in  bedeutendem  Grade  zu 
minderen  geeignet  erscheint.  Wir  entnehmen  der  Mittheilung  von  H.  Grouven, 
dass  das  Verfahren  im  Wesentlichen  darin  besteht ,  dass  erstens  die  fäulnissfähigen 
Stoffe  der  Schmutzwasser  durch  Zusatz  von  Chlorcalcium,  Kalk-  und  Magnesia- 
hydrat ausgefällt  werden  und  ihnen  durch  Karbolsäure  (hier  Steinkohlentheer)  die 
Fähigkeit  zum  Faulen  entzogen  wird,  dass  zweitens  die  Gewässer  in  Bassins  zum 
Stehen  gebracht  und  damit  den  präeipitirten  Stoffen  Zeit  und  Gelegenheit  zum 
Absetzen  gegeben  werden.  Der  Absatz  der  Bassins,  in  der  Hauptsache  aus  Eiweis 
und  anderen  organischen  Stoffen  bestehend,  ist  als  Dünger  nutzbar.  Dass  dasselbe 
Verfahren  unter  geeigneten  Abänderungen  auch  bei  dem  aus  städtischen  Kanälen 
in  die  Flüsse  sich  ergiessenden  Kloakenwasser,  wenn  auch  nicht  mit  gleich  voll- 
kommenem Resultat  anwendbar  ist,  ist  sowohl  der  Verfasser  als  auch  Stob  mann, 
der  das  Verfahren  günstig  begutachtete,  zu  glauben  geneigt.  Die  noch  immer  auf 
der  Tagesordnung  stehende  Frage,  ob  Kanalisation  oder  Abfuhr  die  zweckmässigste 
Art  der  Entfernung  der  menschlichen  Exkremente  für  grössere  Städte  ist,  ist  durch 
die  Süvern'sche  Methode  in  ein  anderes  Stadium  und  die  Kanalisation  in 
ein  günstigeres  Licht  getreten.  Die  Sache  ist  jedoch  noch  nicht  spruchreif  und 
die  Entscheidung  bleibt  noch  der  Zukunft  vorbehalten.  —  Seurette  redet  der 
Desinfektion  des  Kanalinhalts  der  Städte  durch  Phosphorsäure  und  Magnesia  das 
Wort,  wie  solche  von  Blanchard  und  C  bäte  au  schon  früher  empfohlen  wurde. 
—  Nach  J.  Nessler  ist  das  Mac  Dougall'sche  Desinfektionspulver  nichts 
anderes  als  Gaskalk,  der  sich  allerdings,  wie  schon  ein  früherer  Bericht  (1S65)  be- 
merkte, recht  gut  zur  Desinfektion  von  Stallungen  bewährt,  dessen  Anwendung  je- 
doch durch  die  ätzenden  alkalischen  Erden  einen  Verlust  von  Ammoniak  mit  sich 
bringt  und  der  nach  Nessler  durch  die  billigere  Mischung  von  Gips,  Torfabfall 
und  Theer  recht  gut  ersetzt  werden  kann.  —  Bei  der  Bereitung  des  Taffoe  in  der 
Fabrik  von  Grün  werden  die  Exkremente  (nach  getroffener,  nicht  näher  bezeich- 
neter Auswahl)  mit  desinfizirenden  und  auftrocknenden  Substanzen  zu  einem  Brei 
verarbeitet,  der,  durch  eigene  Vorkehrungen  lufttrocken  gemacht,  einer  Gährung 
überlassen  wird.  Dadurch  soll  jedenfalls  der  Stickstoff  der  organischen  Verbin- 
dungen in  Ammoniak  umgewandelt  werden.  Ueber  die  Zweckmässigkeit  des  Ver- 
fahrens lässt  sich  ohne  nähere  Einsicht  in  dasselbe  füglich  nicht  urtheilen,  um  so 
mehr,  da  auch  eine  Analyse  des  Fabrikats  aus  neuerer  Zeit  fehlt.  —  Nach  den 
mühsamen  Untersuchungen  von  Law  es  und  Gilbert  (Rugby-Commission)  über 
den  Gehalt  der  Kloaken  zu  Rugby  an  Ammoniak  u.  s.  w.  wird  die  Ansicht  über 
den  Werth  solchen  Kanalinhalts  bedeutend  modifi/irt.  Die  Berechnungen  über  Aus- 
beute und  Gehalt  des  jährlich  von  einer  Person  oder  einer  ganzen  Stadt  gelieferten 
Kloakendüngers  stützten  sich  meist  auf  einzelne,  zufällig  sehr  hoch  ausgefallene 
Bestimmungen,  während  erst  die  zahh eichen  Analysen  von  Law  es  und  Gilbert 
eine  etwas  sicherere  Grundlage  für  solche  Berechnungen  gewähren.  Auf  die 
Way'sche  Analyse  einer  Probe  Kloakendüngcrs  von  Dorset-Square,  die  beinahe 
18  Gran  Ammoniak  per  Gallon  nachweisst,    basirto   —   wie  die  Verfasser  sagen  — 


Rückblick.  213 

J.  Lieb  ig  im  Jahre  1863  seine  Berechnung  für  den  Werth  des  Londoner  Kloaken- 
düngers, dessen  Mengo  zu  266  Millionen  Tons  jährlich  angenommen  war.  Nach 
den  neueren  Ermittlungen  von  Hoffmann  und  Witt  beschränkt  sich  jedoch  dio 
jährliche  Menge  auf  etwa  3/b  dieser  Menge  und  nach  den  Analysen  von  Laweg 
und  Gilbert  enthält  der  Kloakendünger  zu  Eugby  im  Durchschnitt  von  !).">  Ana- 
lysen nur  6,5  Gran  Ammoniak  per  Gallon  und  selbst  bei  der  schwächsten  Ver- 
dünnung nur  9,8  Grau  per  Gallon.  —  Alle  früheren  derartigen  Berechnungen  sind 
deshalb  mit  grosser  Vorsicht  aufzunehmen.  Den  Analysen  und  Erörterungen  der 
Verfasser  entnehmen  wir  noct  Folgendes.  Der  durchschnittliche  Gehalt,  des  Kloa- 
kendüngers beträgt  per  Gallon  an  Ammoniak  circa  6Vz  Gran,  an  organischen 
Stoffen  27  Gran,  an  unorganischen  60  Gran.  Als  mittlere  Menge  Kloakendünger 
per  Kopf  und  Jahr  nehmen  die  Verfasser  60  Tons  an,  nach  welcher  Annahme  die 
Ausbeute  per  Kopf  und  Jahr  sich  berechnet  für  Stickstoff  9,3  Zollpfd.,  für  Phos- 
phorsäure  2,5  Pfd.  und  für  Kali  3,9  Pfd.  —  ß.  P.  empfiehlt,  um  aus  den  Ex- 
krementen der  Ilausthiere  einen  gleichmässig  vertheilbaren  Dünger  zu  bereiten  und 
gleichzeitig  Streustroh  zu  sparen,  dieses  letztere  nur  als  Sammler  der  Exkremente 
zu  verwenden  und  nach  dem  Abwaschen  desselben  mit  Wasser  und  Trocknen  wieder- 
holt zum  Streuen  zu  gebrauchen,  allen  Dünger  aber  in  einen  flüssigen  Zustand  zu 
bringen  und  denselben  beliebig  aufs  Feld  zu  fahren.  Bei  Frostwetter  hat  die  Sache 
sicher  ihre  Schwierigkeiten.  —  Ritthausen  zeigte  durch  Analyse  des  Bodens 
einer  alten  Düngstätte,  dass  der  Dünger  auf  diesen  Stätten  nicht  unbeträchtlichen 
Verlust  an  werthvollen  Düngstoffen  durch  Auswaschen  erleidet ,  wenn  der  Boden 
derselben  durchlässig  ist.  —  In  der  Deussen-Pelz  er 'sehen  Fabrik  zu  Rheydt 
wird  nach  Karmro  dt  auf  ganz  gleiche  Weise,  wie  es  in  der  Leipziger  Abdeckerei 
geschieht  (siehe  vorjähr.  Bericht),  aus  geschlachteten  und  gefallenen  Thieren  ein 
Fleischdüngemehl  bereitet.  —  Am  ende  und  Vilter  in  Berlin  weichen  insofern 
von  diesem  Verfahren  ab,  als  sie  das  Fleisch  nicht  mahlen,  sondern  in  Schwefel- 
säure und  Salpetersäure  auflösen  und  mit  dieser  Auflösung  Knochen  aufschliesen. 
Nach  Zusatz  von  weiterem  (gegohrenem)  Knochenmehl  bringen  sie  die  Mischung 
unter  dem  Namen  „aufgeschlossenes  stickstoffreiches  Knochenmehl"  in  den  Handel. 
—  Aus  Piccard's  Untersuchung  über  das  Knochensuperphosphat  geht  hervor,  dass 
ebenso  wie  von  der  Salzsäure  auch  yon  der  Schwefelsäure  2  Aequivalente  nöthig 
sind,  um  alle  Phosphorsäure  von  1  Aequivalente  dreibasisch  phosphorsaurem  Kalk 
in  löslichen  Zustand  zu  bringen.  --  Das  Verfahren  des  Grafen  Walderdorff, 
die  Knochen  mittels  gebrannten  Kalks  aufzuschlicssen,  schliesst  sich  dem  Ihlien- 
koff'schen,  der  neben  Kalk  noch  Holzasche  verwendet,  an.  Hier  kommt  jedoch 
zur  Wirkung  des  Aetzkalkes  noch  die  der  sich  beim  Löschen  des  Kalkes  erzeu- 
genden bedeutenden  Hitze  hinzu.  —  Ueber  das  Navassa-Phosphat,  über  welches 
bereits  der  vorjährige  Berieht  Mittheilungen  brachte,  liegt  eine  Abhandlung  von 
Ulbricht  vor,  nach  welcher  dasselbe  thierischen  Ursprungs  und  ein  Guano  ist, 
dessen  ursprüngliche  organische  Substanz  durch  den  Einfluss  der  Witterung  ver- 
loren gegangen  ist ;  während  man  früher  dasselbe  für  kein  organisches  Deposit, 
sondern  für  ein  Mineral  hielt.  —  Die  Analysen  desselben  von  Ulbricht,  Bret- 
schn  eider  und  Gilbert  lassen  erkennen,  dass  neben  dem  beträchtlichen  Gehalt 
an  phosphorsaurem  Kalk  eine  unliebsame  Menge  Eisenoxyd  und  Thonerde  in  dem- 
selben vorhanden  ist.  —  Die  Aufschliessbarkeit  des  Navassaphosphats ,  über  die 
Ulbricht  und  Bretschneider  Versuche  anstellten,  ist  gegenüber  anderen 
Phosphaten  eine  unvollkommene;  ausserdem  gielt  dasselbe  wegen  seines  Eisenoxyd- 


214  Rückblick. 

und  Thonerdegehalts  schwer  zu  trocknende  Präparate.  —  Ueber  das  Vorkommen 
des  Nassauer  Phosphorits,  dessen  ebenfalls  im  vorjährigen  Bericht  Erwähnung  ge- 
schah, berichtete  Wicke.  Dieses  Mineral  ist  in  dem  devonischen  Gebiet  Nassau's 
verbreitet  und  findet  sich  daselbst  in  ausgedehnten,  ziemlich  mächtigen  Nestern. 
Die  Entstehungsweise  desselben  ist  noch  nicht  recht  aufgehellt.  Seine  Zusam- 
mensetzung, die  durch  Analysen  von  Fresenius,  Eichhorn,  Wicke,  Dietrich, 
Petersen,  Eichhorn,  Weile  festgestellt  wurde,  ist  durch  die  Beimengungen 
von  Eisenoxyd,  Thonerde,  unlöslichen  thonigen  Theilen,  Fluorcalcium  und  kohlen- 
saurem Kalk  eine  sehr  schwankende.  Wegen  dieser  Beimengungen  bietet  die  Ver- 
arbeitung dieses  Phosphorits  zu  Superphosphat  bedeutende  Schwierigkeiten.  Selbst 
der  reinere  Phosphorit,  wie  er  durch  den  Staffelit  repräsentirt  ist,  enthält  reichlich 
7  Prozent  kohlensauren  Kalk  und  6  Prozent  Fluorcalcium,  deren  Gehalt  in  den 
unreineren  Sorten  bis  zu  9,  bezw.  10  Prozent  sich  steigert.  —  Nessler  besprach 
den  Werth,  den  der  Torf  als  Dünger  hat.  —  Ueber  die  mittlere  Zusammensetzung 
und  das  spezifische  Gewicht  von  Bolivia-,  Patagonischen-,  Kalifornischen-,  Backer- 
und Koralleninseln  -  Guano  gab  Baudrimont  eine  Zusammenstellung.  —  Die 
in  gutem  Peru-Guano  vorkommenden  Knollen  sind  nach  Bäber  von  sehr  schwan- 
kender Zusammensetzung,  namentlich  sind  die  mit  26  Prozent  Sandgehalt  bemer- 
kenswerth.  Es  erscheint  hiernach  dringend  geboten  ,  auf  die  Probenahme  des 
Guanos  die  grösste  Sorgfalt  zu  verwenden.  —  Payen  empfahl  ein  im  Wesent- 
lichen aus  phosphorsaurem  und  schwefelsaurem  Kali  bestehendes  Salzgemisch  als 
Zusatz  zu  Guano.  —  Das  Stassfurter  Salzlager  mit  seinen  kalihaltigen  Salzen  er- 
regt noch  immer  das  verbreiteste  Interesse  und  hat  zahlreiche  Besprechungen  her- 
vorgerufen, von  denen  wir  die  über  die  Lagerungsverhältnisse  und  das  Vorkommen 
der  wichtigeren  Salze  von  Ulbricht  und  Filly  und  die  über  die  Znsammen- 
setzung derselben  von  Cordel  und  Lehmann  erwähnten.  Wir  entnehmen  diesen 
Mittheilungen,  dass  das  Stassfurter  Salzlager  in  4  Abtheilungen  zerfällt,  von  denen 
die  unterste  durch  das  Steinsalz,  die  nächstfolgende  durch  unreines  Salz  mit  Poly- 
halit  gebildet  wird.  Die  dritte  ist  die  Kieserit-Region,  die  neben  65  Prozent  Stein- 
salz im  Wesentlichen  Kieserit  und  Karnallit  enthält.  Die  vierte  Abtheilung  ist  die 
Karnallit-Region,  welche  gegen  25  Proz.  Steinsalz,  55  Proz.  Karnallit  und20Proz. 
Kieserit  enthält;  zum  Theil,  auf  dem  Anhalt'schen  Gebiet,  enthält  diese  Schicht 
auch  Kainit.  Dieser  und  der  Karnallit  sind  die  für  die  Kalidüngmittel-Fabrikation 
wichtig-ten  Mineralien.  Der  Kainit  hat  Veranlassung  zur  Darstellung  von  3  werth- 
vollen  Düngemitteln  gegeben,  zu  der  der  „rohen  Kalimagnesia"  —  durch  einfaches 
Kalziniren  des  Kainits  und  Zusatz  von  Chlorkalium;  zu  der  der  „schwefelsauren 
Kalimagnesia"  nach  einem  geheim  gehaltenen  Verfahren ,  wahrscheinlich  durch 
fraktionirte  Kristallisation  der  Kainitauflösung;  und  zu  der  des  reinen  schwefel" 
sauren  Kali's.  —  Lehmann  empfahl  bei  der  Anwendung  des  Kainits  als  Dünge- 
mittel, denselben  mit  gebranntem  Kalk  zu  versetzen,  um  der  Bildung  von  Chlor- 
magnesium vorzubeugen.  Bei  dieser  Mischung  bildet  sich  Gips,  welche  Umsetzung 
Lehmann  Veranlassung  gab,  die  Darstellung  von  künstlichem  Gips  auf  diesem 
Wege  zur  Verwendung  in  der  Landwirthschaft  zu  empfehlen.  —  Ueber  die  Höhe 
des  Verbrauchs  und  der  Verarbeitung  der  Stassfurter  Abraumsalze  gaben  Filly 
und  U 1  b  r  i  c  h  t  statistische  Notizen. 

In  dem  zweiten  Abschnitte  dieses  Kapitels  „Zusammensetzung  und  Eigenschaften 
der  Düngemittel"  brachten  wir  zunächst  die  Analysen  von  dem  Mist  der  landwirth- 
scbaftlichen  Hausthiero,  welche  Bretschneider  ausgeführt  hat.  —  Sodann  folgten 


RUckMick.  215 

die  Analysen  Thon'scber  Poudrette,  dio  nach  einem  noch  nicht  veröffentlichten, 
von  Th.  Dietrich  angegebenen  Verfahren  dargestellt  wird.  Wicke  fand  darin 
circa  6  Proz  Stickstoff  und  10  Pro».  Phosphorsäure.  Dietrich  zeigte  durch 
Kontrol-Analysen,  dasa  sämmtlichcr  in  dem  Uoh-toff  vorhanden  gewesener  Stick- 
stoff in  dem  Fabrikat  wiederzufinden  ist  Jedenfalls  ist  die  T hon' sehe  Poudrette 
ein  Düngemittel  von  vorzüglicher  Qualität,  das  konzentrirt  genug  ist,  um  Fracht- 
aufschlag  vertragen  zu  können  und  das  berufen  ist,  bei  demnächstiger  Fabrikation 
im  Grossen  den  ausgehenden  Guano  ersetzen  zu  helfen.  —  In  dieselbe  Kategorie 
gehörende  Düngmittel:  Kompostdünger  aus  Köln,  und  eine  Poudrette  von  Teut- 
horn  in  Leipzig,  Latrinenpoudrelte  von  Hoffmann  und  Comp,  in  Köln  und  eine 
Latrinenpiiudrctte  von  ungenannter  Fabrik  sind  von  Dietrich,  Grouven  und 
Bretschn eider  untersucht  worden.  Keins  derselben  kommt  in  der  Qualität 
der  vorigen  auch  nur  annährend  gleich.  —  Dietrich  zeigte  den  Werfh  eines 
Schlammes,  welcher  sich  in  einem  künstlichen  Schlammfange  angesammelt  hatte. 
—  Kessler  analysirte  Maikäfer  und  empfahl,  dieselben  nach  Tödten  derselben 
in  einer  Eisenvitriollösung  zu  kompostiren.  —  Das  Fleischdüngmittel  von  Deussen 
und  Pelzer  untersuchte  Karmrodt;  dasselbe  gehört  zu  den  wertvollsten  Er- 
zeugnissen auf  diesem  Gebiete.  —  Einen  nach  dem  Ihl  ienkof  fachen  Verfahren 
dargestellten  Knochendünger  untersuchte  E.  Jäger.  —  Bei  der  Leimfabrikation 
fallen  zwei  Düngemittel  ab:  der  „Leimdünger'  ist  im  Wesentlichen  derjenige  Theil 
der  thierischen  Abfälle,  welcher  sich  nicht  zu  Leim  verkochen  lässt  und  in  den 
Siedekesseln  zurückbleibt;  der  „Kalkdünger"  ist  der  abfällige  Kalk,  welcher  als 
AeUkalk  auf  die  zu  Leim  zu  versiedenden  Materialien  eingewirkt  hat.  Beide 
Düngemittel  untersuchte  Wicke.  —  Kreuzhage  gab  eine  Uebersicht  über  die 
Qualität  der  W  ürtem  bergischen  Knochenmehlfabrikate.  —  Fischguano  aus 
Norwegen  wurde  abermals  in  2  Proben  von  Grouven  und  Bretschneider 
untersucht.  —  Grebe  untersuchte  '1  zusammengesetzte  Spezialdüngemittel,  ,.Klee- 
und  Körnerdünger, "  welche  von  Vorster  und  Grüneberg  in  den  Handel  ge- 
bracht werden.  —  Ein  aus  Hoch-Peru  stammender  Guano  wurde  von  Karmrodt 
analysirt.  Das  Kesultat  der  Analyse  zeigt,  dass  die  Qualität  dieses  Guanos  be- 
deutend unter  der  des  Peru  Insel-Guanos  steht.  —  Derselbe  Chemiker  hat  durch 
die  Untersuchung  von  43  Proben  peruanischen  Guanos  dargethan,  dass  der  Dünger- 
handel, namentlich  der  mit  Guano,  der  Kontrole  noch  dringend  bedürftig  ist.  Die 
Kheinprovinz  scheint  sich  insbesondere  vor  Uebervortheilung  in  dieser  Beziehung 
hüten  zu  müssen.  —  Auch  bei  einem  „Kalidünger"  genannten  Düngemittel  deckte 
Karmrodt  eine  offenbar  absichtliche  Verfälschung  auf.  Weitere  Analysen  be- 
trafen: käufliche  Holzasche  (Wicke,  Dietrich)  Düngesalz  der  Orber  Saline, 
„Factus"  genannt,  (Dietrich)  Scheide-  und  Saturationsschlamm  (Li  chten  stein), 
Düngekalke  (Lehmann,  Becker,  Dietrich)  und  3  Sorten  interessanter  Mergel, 
Moormergel,  bunte  Mergel  und  Dolomitniergel  (Stöckhardt,  Dietrich). 


Literatur. 

Desinfektion   und    desinfizirende    Mittel,  von    Dr.    E.    Reichhardt.     Erlangen  bei 

Ferd.  Enke   1867. 
Anleitung  zur  Errichtung  guter  Düngerstätten   und    zur  zweckmässigen  Behandlung 

des  Stalldüngers.     Mit  besonderer  Berücksichtigung  für  den  kleineren  Guts- 


216  Literatur. 

besitzer,     von    W.    Künzel    und    Dr.    Frh.    von    der    Goltz.      Leipzig, 

Eeichenbach'sche  Buchhandlung. 
Die  vollständige  Lösung  der  Latrinenfrage,  von  Fr.   Thon.     Kassel  bei   Trömmner 

und  Dietrich. 
Die  vorteilhafte  Gewinnung  der  düngenden  Bestandtheile  aus  de'n  festen  und  flüs- 
sigen Exkrementen  der  Stadt  Berlin,   von   Fr.  Thon.     Berlin. 
Das  Thon 'sehe    System    der  Verarbeitung    der   Exkremente.     Bericht    über  die  in 

Kassel    gemachten  Versuche    zur  Ausführung  im  Grossen.    Kassel  bei  Georg 

H.  Wigand. 
Kanalisation    oder    Abfuhr?    Eine    andere  Gestaltung  dieser  Frage,    referirt  von  Dr. 

Hubert  Grouven.     Glogau  bei  Karl  Flemming. 


Düngungs-  und  Kultur -Versuche. 


Düngungsversuche  bei  Zuckerrüben  und  Getreide  in  den  Düngung* 
Jahren  1863,   L864  und  1865,  von  H.  Grouven.*)  —  Auf  Anregung    versuche 
des  Verfassers   fand  die  Durchführung  von  Versuchen  auf  einer  grösseren  bei  Zucker- 
Anzah]   von  Gütern  3  Jähre  hindurch  statt,  welche  über  den  Zusammen-     rübeu- 
hang  zwischen  Witterung,  Boden  und  Düngung  in  ihrem  Einflüsse  auf  die 
Quantität  und  Qualität  der  Ernten  Licht  bringen  sollten. 

Die  Ausdehnung  der  Versuche  macht  ein  näheres  Eingehen  auf  dieselben  un- 
möglich und  müssen  wir  uns  auf  einen  kurzen  Auszug  aus  dem  Originalbericht 
beschränken. 

Die  Versuche  wurden  auf  24  Wirtschaften,  die  in  den  verschiedensten 
Gegenden  Deutschlands  liegen,  ausgeführt  und  zwar  nach  einem  gemein- 
schaftlichen, genau  eingehaltenen  Plane.  Die  Bodenverhältnisse  der  Ver- 
suchsfehler sind  bereits  in  der  1.  Abtheilung  dieses  Berichtes  geschildert 
und  deren  genaue  Analysen  daselbst  mitgetheilt.  Die  Grösse  der  Parzellen 
betrug  durchgängig  10  QjEuthen.  Die  erheblichsten  Resultate  dieser  Ver- 
suche sind  in  nachfolgenden  Tabellen  enthalten. 


Erträge  der  24  Versuchsfelder, 

ohne 

Rücksicht  auf  Düngung. 

Durchschnitts-Ertrag  pro 

Relative  Produk- 
tionskraft d.  24  Fel- 

Parzelle von 

10  □Ruthen. 

der,  ausgedrückt 

Versuchsfeld. 

Bodcubeschaffenheit. 

Anzahl 

Fehl- 

schnittl. Schwere 
jeder      des  zu" 

Laub. 

Rüben. 

der 

stollen. 

gehör. 

Rüben. 

Rübe. 

Laubes. 

Pfd. 

Pfd. 

Proz. 

Pfd. 

Pfd. 

Milder,     kalkreicher,     hu- 

Salzmünde       .     .     . 

moser  Lehmboden   .     . 

851 

457 

809 

18,9 

0,950 

0,537 

Heinsdorf    .... 

Kalkarmer,  mark.  Sand    . 

718 

174 

529 

31,6 

0,737 

0,242 

Ziemlich  schwerer  Lehmb. 
Verwitterter   Syenit,    nor- 

954 

833 

1299 

9,1 

1,361 

0,b73 

Blansko       .... 

maler  Rübenboden  .     . 

802 

289 

800 

23,6 

0,997 

0,360 

Sandiger  Lehmboden    .     . 

S86 

192 

571 

15,6 

0,644 

0,216 

Strenger  kiesiger  Lehmbd. 
Milder,     sehr     fruchtbarer 

1038 

188 

625 

1,1 

0,602 

0,181 

Müngersdorf    .     .     . 

Lehmboden       .... 

977 

545 

1543 

6,9 

1,579 

0,558 

Eheinschanz-Insel     . 

Sandiger  Lehm     .... 
Sandiger  Mergel,  warm  u. 

812 

468 

786 

22,6 

0,968 

0,576 

Stifterhof     .... 

959 

572 

1319 

8,6 

1,375 

0,596 

Kordhäuser  Aumühle 

Kieshalt.,  rother  Lehmbd. 
Milde  Ackerkrume,  Bunt- 

991 

539 

1398 

5,6 

1,411 

0,544 

Sudenburg       .     . 

Guter  Weizen-,  Gerste-  u. 

809 

365 

742 

22,9 

0,917 

0,451 

Schmolz       .... 

? 

211 

689 

23,8 

0,861 

0,264 

Königssaal       .     .     . 

Humoser  Lehmboden  I.  Kl. 

957 

394 

1427 

8,8 

1,491 

0,411 

Reicher,  sand.  Lehmboden 

957 

341 

967 

8,8 

1,010 

0,356 

Friedensau       .     .     . 

Lehmig.  Sandboden  8.  Kl. 

968 

110 

630 

7,8 

0,651 

0,113 

Schwerer  Thonboden     .     . 

965 

647 

1112 

8,1 

1,463 

0,670 

Gruszka       .... 

Schwerer,  lehmiger  Boden 

737 

162 

380 

29,8 

0,515 

0,219 

Jakowka    .     .       .     . 

desgl. 
Milder,  dunkl.,  sehr  frucht- 

919 

214 

261 

12,4 

0,2S4 

0,233 

Renkendorf  a.  Saale 

barer  Lehmboden    .    . 

1012 

379 

1112 

3,6 

1,098 

0,374 

Höningen    .... 

Zäher  Lehmboden     .    .     . 

985 

303 

972 

6,2 

0,987 

0,307 

Sandiger  Lehm     .... 

1047 

337 

1117 

0,3 

1,066 

0,322 

Tilleda 

Heller,  sandiger  Lehm 

768 

431 

752 

26,8 

0,979 

0,561 

Ida-Marienhütte   . 

Flach  gründiger,    lehmiger 

1041 

146 

635 

0,8 

0,610 

0,140 

Braunschweig .     . 

Guter  lehmiger  Sandboden 

927 

242 

654 

11,7 

0,705 

0,261 

*)  Dritter  Bericht  über  die  Arbeiten   der  Versuchsstation  zu  Salzmünde. 


218 


Dtlngungs-  und  Kultur-Versuche 


Mitt- 
lere 
Wir- 
kung 
des 
Dün- 
gers 
a  —  b 

1 

o 

ICM 

IMC^TOCMcNMCN'"""1'-"-1'^'-"-!                                                  rt  rt  rt  CM  CN  r- i  (M  CO 

Diffe- 
renz 

— 
1 

1- 

c 

-1 

•  r — f-'fCMOcocciOCMOi' 

3  CO  — 1<  CC  CD  - *  — ■   C- 1  —  OCiifiCOC 

5CDOCMCTicr;OcDccc>icrcj>OiCc;i> 

'  O  ^  -f  lO  I-  "*  CO  CO  CO  CM  CO  CM  :■: 

■  r—  o  io  cm  oco  -h  co  cd  —  oo  r~  ca 

ICD         i— c  CO         lO-rCcOCOCiCOTl 
—                 CO  CM  — i  CM  CM  CM  r-l 

eo  CO  0 1*  -^coco  —  h-cci^cor~Tiico 

CO  CO  Ol  —    2  -f  CO  •>*  Ol  cc  O  CO  CO  Ol  CA  01 

Ol  Ol  -<-)•  C-         l>-  -rt1  CC  CO  Cl  Ol  r~  Cl  1^  cc  Cl 

»H                                ,     -l  CO  CM  CM  ■*  •*  CM  iO  iC 

g    ^     -Japnire 

ccc- 

co  -m  Ol  irs  oi  O  ■*  Ol  cm  cc:  >o  co  co  -*  O  O 

cONI-lOCOClrt-ft-O-M            —  Ol 

—  CO  CO  -T  O  L-  CO  CD         CMCO         r-iCM 

s         -aSiNpa     . 

<*  ■*  tJ  •+ tt  n  co  ^- - <töcocOT|(c5noo5  0)cn^cO'MOffi>?:'*r-  —  —  ■*«) 

CD  O  -f  HO  Cl  —  CD   •-'    Ol  —  lO  1^-  <>l  —  CT  —  CS  C  X  ^  CO  ~  O  —  CO  ?0  C  'M  CO  C51 
ir5r-OCOOC>?:COr-iC  —  l^t-t~-C07JrHf-iO?iiMCOCM'MI--(OC5CS 
'fiOt^l'iOf-'liMncOCOCO'M^-i^         — i         -■  -i  CM  CO  CO  CO  ■*  iO  ^  iQ  ,o 

■B?[Snj£) 

c 
(2 

a 

o 

.£> 

:ä 

B 
c 

CO 
CX 

a> 
•a 

c 

COCO 
0!Or 

cor-ü 
r-  o  — 

CM  CM  C 

•rO-'COincOt-COi-'-OCOCC:    «j<5(/-)_cO    »f.    »COCOOCOOl- 

lOCDCOiOtaiCOCMOlOO         if5    "  -  Oi  CM  CO                 "lOCOcOrrti^iTi 

»COuCl-^t''— l  •?  -o  ■*  't  CO  S-l  CO                                                                     — -^coco-^ 

•Z^IAiO^BZQ 

CMr-C 

uo  ■-#  cr 

•g  cm  rt  cc  t—  ocmo  j-  --i  uo  .o  —  —  t-  H-n^o-  co— i  -*  -^t 

"  ■*  •*  M  Ol    c"CO-Cj    "  T-r         lOCMiO    "    2  —  -"l-COOliCOrccOCM 

•n^suapauj 

C-lCOCMr-COCOiOCOr-Tft^CO—  -lOCOCDCMCOCOOCilMi^OCOr^OOO 

r-^cn^cocOf-icoiOT'MOO^'^CMcncocn-iTi'O'M^'-icjiOco 

Ol  ■— i  Ol          CM  CM  -M  —  Oi  CM  — l          CM  CM  — i                 —  CM -«CK  CM  —  — i                        ^H  i— l 

•npojg 

—  r-cccyj  — i' 

lO  CO   r-l  IM   ^  CI" 

CO  CO  CM  rt          — 

'•;  r-  —  iO  CM  CT 
"*  CO  Ol  -^  CM  — 

»   »  ■*  Ol  co  cm    cn   fof^    co   h  iß  co  MC  CO  CM   22   cn,^    oo   -^rt/cM 

S  2w  co  ei  -*       '•*3BiMrtcscoi-if)2  5;-';Sr->«i 

•p«ssS;uojr 

•z[oojqog 

•S.mquapng 

cooci  j-cDOiccr^-co  E;  ^"co  -jOcn  ^'^i'x>cr>ts>rriCZ><S'iCZ> 
cococo^r^cor-co        ^^        2  ^-  — >  '  oi  co  o  r-  cm  •*  r.  co 

.— i                             —  ■— l  —                                   — |  — i         (M  -,-j  cm  CO  CO  M  CM  N 

Ol  .r->  — '  N  r>  CM  CO  «  C-)  c;  iO  Cd  O)  O   £?  cro  t—   «   2"   CJ   j-OiOaiinh-iO-^t« 
cn  O  CO  CM  CO  CO  O  •*  CS  CM  CM  CO  D  -i   ci  rt  _,   t-    ca   «   2  ''',  oi  :o  oi  »n  — ■  Ol  iO  rt 
CO'^'CO'^'^CDT-HCO'M^tlCO'^ICO'O         Ol  rt                               —"CM          — ■          t—  CM  CO  CS 

r-rfC7>iCCOOr--"MCOr-Ti<'-COCO'*    £    £    £J    •«    >ra    '»■<-i'.c--l-t'01.OrtCDOl 
COCCI^OOCSCD^CMCMtOCCjCOCOCMCaO           ^    2    S    2    S  "*  CO  X"5  Ol  Ol  Ol  -"-f  CD 
— i  '*  CO  CM  CM  CC  CO  CC  CM  CM  Ol  CO                        >— 1                                             —          CM  CM  Tj<  CM  T  CM 

uasni3qpjo^[ 

C7)Oh-CO cc»tOC5-<-i-C"->---Hin 

csiiOCM-fCMOcccTSiO— <  -r  cc  r-  i- 

i-<  CM  y—l  Ol  CO  Ol  —  CM          —  CO  CM  CM 

JN    rtO    »    rt<    —  —  r-I^COOCCiOOCACD 

cmo^        »»ocor ■  i- oi  cn  o>  cm  co 

CM  -*  CM  cm  rtH  —  iCCj  CO 

•joqjayi^g 

OOf« 
CM  CM  CO  IT 
— '  CO  CO  --r 

o  ~ 

Cd   ^t 

rtlrt 

co'a- 

OC0CM"rtJ(Gl-t-c0C003K.0Ol—  CO  CO  CM  CM  CO  CM  C  ■*  C  Ol  CO  M 
cm  Cl  CO  CJ1  CM  CO  CM  — i  O!  Ol  -t  iO  H  —  CC^<y>'-*Z£>—''~\rf*PC3 
CMrtHCM                 CO  — "  CO  —  CO  CM  CO         CM    —  CM  CO  •*  "t  ■*  -»  Ol  <M  rC 

|3SUjZHBIjJSUI3I|y 

Th  r-  — <  oc 
cm  co  r—  C 

co  -"-f  oi  cc; 

ci  r—  cd  co  co  cm  —  »r 

—  iO  lO  O  CO  ■>!   —  -rtj 

CD1  iO  "ccr  cc  »c-v  iro  co  »— 

•t;I--CMO   Jjoi    «   ?o   jn    -r   w  in  Tf  Ol  ^  cm 

0                 — l    n  iO    ™    S                       '°  -M  rt  -M  cm 

CM  -*  —  Ol  CD 

jJops.ioSuijj^ 

OlTiO-CMCOTfO    TCO^O    -fCOf-r-lbr-    »WO'OCO  —  COCNCMCOCO- < 

cocooicioi-'-f-'-J'CO       co  co  cm  "  —  cc  — *  o  co  '""'  —  c-cocA>-.ocDr~:A-<cpr— co 

— h         CO                 — '  —                               —          — i                                      rt          —          —  —  OJrtCOCO 

•«B^sjqB^ 

CDCOOTiOCM-lOWOOiOCOiOtOCOC-J    °2  •**•    Cj  CC  CM    «CO    «O    «CM    C*-MCD 

C~  --»■  —  CO  CA.  O  "Cf  CM  CM  O  CM  CO  lO  CM  --i  t—    0  CM    "lOO    r~l  C-    "  CO         CO    "cOCO 

CM  CM  — >  —  CM                          rt  rt  —                          rt                                                                                _i          —  rt 

•apunuiz^g 

CD  CD  rt  CO  lO  C 

'  ■*  H  Ol  o  t> 

CO  -*  HO  CO  rt  IT 

o  «--et-  3  "•<* 

CM— '  •>*  O  CO  CO  O  ifl  t-  lO  W  CO    00    O    J-    'M_-ir;>^,rt^oi    «^h^. 
-MC--*  —  ■*  CM  CO  CO  rt  -rjl          02SSOrtCOCOI>rtCOCO 
■^COCOCOCMCMCMCM                                                           CM^^,-,         _|          -rtCO 

•05[SUT3|g 

tji  o-n  -icoocor-cM  «in  ■*  r-  °  «socMCMCMr-rtco^r- 

10         ^lOXCMiMrt"-0         M  "  M  r- CO  rt  o 'C«  Ol  co  o 

Ol  Ol  CM   rt-M                    CM  T-l 

•jjopsmajj 

CO  cc 

cc  o 

CO  CO 
rt  CT 
vO  O 

iMCfliO-ft    ?  O  r~  W  7:  c/j    2CJ5'*    "-HCOC7!CM'-J--)<---CO-COr-    Jijrv!^ 

Ocococo  ""OioOcno  "r-t^  "  co  t^  co  io  •-  —  in  —  o  cm  — >  w  oo  co 

-#  —  CM  c>i          — .  CM  CM          —                               ■— l                 —i          Ol  CM  CM  Ol  CM  —          —  cm 

•-+i-5cHcovO-<*'-'cocAir--r~cDiooocc 

CO  CD  CO  CO  O  CT)  O  T  1"»  1^  -i  (M  W 
—          — l  CM  CM          CMr-H^-i          —  CM          — 

»  CO  •*  CM  t-  ■"liiOf-CMCO—iCOCiCiO 

■ococMOiniOL^t-coc^^o 

rt- Irti  —  CM  Ol  Ol  rt-i  CO  ■— 1  rti  Ol  CM 

SiaAupsunTucr 

^  _<  ^  w  CM  VO  CO  CM    £•    Ovo    <»    2MOC 
OJCOTtiiOOiONCn    °-   =■'  in    ^   "uococ 
CMTfiOCOCCOCO'M                                      — <  CM  CM 

CD  —    £■  CD  t~-  O  <*  .O  CO  CD  Ol  -"t*  O  Ol 

l^-CO    2-Hc003h-rtCOcOOOi-'01 

CM  Ol          Ol  CO  CO  l—  Ol  Ol  -#  — < 

ntuajj 
•uaSauiojj 

r-  iO  CM  CO  X  [^  CT.  Ol  "O  O   °   "  CO  (O  iO  O   's   r-    io   co   oco:or~r~-!C"CcncOO 
•*  CO  CM  CO  -  rt  Cl  Ol  CA   CO    2    "  Cl  -■}<  CA  CM    2    2    S    £    L:  Ol  Ol  Ol  in  --<  in  rt  l—  -- ■> 
—  CM  CN  CO  CO  f-  •*  CM  r- 1—                 —CM          _    rt    .-i    v.    s-.    r-.         <;<,  —  CM  rt  CM  Ol  Ol  CM 

Ol  Ol  -*  t~  CA)  Ol  rt  Ol  O    «o    •-1    «HCMr-    2    •?    2*  CM    £>    •-'COrtccCDrtrtOlCOCD 
-iC0if3-flC0ff)O01iO222         in  — '    "    "^    "  CM    m          rtClCDrtincOrtOlrt 

r-H             C»    -M                         r-i     n    n            ^                                                                     CM  CM   — «    fM^^^rtCOCM 

•|jopu8}|uag 

»o  cm  co  co  co  -f  r~  m  cm  co  co  uo  cm  r- 

— ■  o  —  cocriOcjc>icor---*cD'C>icor> 

COTtiifJCO^-ifjcOcMC-j'MCMCMCOC» 

oi  r-  co  co  —  oi  oi  cm  ci  oi  oi  oi  Tt*  <M  i—  r— 

Ol  CO  —  CO  CO'  CO  i-i  CO  CO          CD  - "  CM  CD  >-- .Ol 
-rt                                                    rt  -f  CM  (CM  .c 

c 

-a 

3 

g 

D 
o 

1* 

— 
fco 

R 

3 

to 

c 

•3 

Q 

1 
u 

ft. 

e 
s 

I 

1 

o 
o 
■ 

1 

V. 

: 

o 

Q 

o 

c 

rt 

s 

c 
= 

E 

(1 

s 

c 

s     1 

ce 

r-H 

c 

E 
-    1 

33     „     Superphosphat  (mit  Salzsäure  her.) 
22     „            dito            (mit  Schwefels,  her.) 
^4     _              dito               

o 
c 

rt 

5a  c 
o  -c 

•    c 

w 

"3 

i 

a 
a   x 

<   W 
u    u 

1 1 

co     rt 

M       U 

rt    X 
'/-     ;" 

IC      r 

o  o 

i-l    00 

9     „                dito                      

18     „               dito                    

9     „    schwefelsaures  Ammoniak     .     . 
18     „                           dito                           .     .     . 

17  „                      dito                     

10     „     Guano  +  15  Pfd.  Superphosphat   . 
10     „         „        -j-     4     „    kohlensaures  Kali 
10     „         „        -f-     G     n     Salpeters.  Natron 

18  „     aufgeschlossener  Peruguauo  .     .     . 

Dlingtmgs-  und  Kultnr-Vcrsncbe. 


219 


Wirkung  der  Düngung  auf  die  Qualität  der  Rüben  im  Durchschnitt 
von  7  der  Versuchsfelder. 


Ungedüngt   .... 
1000  Pfd.  Kuhmist    , 
1000     „     Pferdemist 
1000     „     Schafmist 
9     „     Peruguano 

13    „ 

36 

50 

80 

28 

33 

22 

44 

17 

34       „  n  ... 

Ungedüngt  

10  Pid    Stassfurter  Abraumsalz 

gebrannter  Kalk     .     . 

kohlensaures  Kali 


Rapskuchenmehl 
Latrinenpoudretto 
ged.  Knochenmehl 
Superphosphat  (C1H) 
(SO,) 

r> 

Fischguano     .     .     . 


SO 

4| 

9" 
18 
10 
10 

9 
18 
13 

8{ 
17 
10 
10 
10 
15 


Ungedüngt 


kohlensaures  Natron  . 
schwefelsaures  Natron 
schwefelsaures  Ammoniak 

Chlorammon      .... 
salpetersaures  Natron 


Guano  4"  15  Pfd.  Superphosphat 
„       -j-    4     »     kohlensaur.  Kali 
„       -j-    6     „    Salpeters.  Natron 
„       ~\-    4     „     konz.  Schwefels. 


18,21 
18,28 
17,91 
17,84 
18,41 
18,35 
17,58 
18,10 
18,74 
18,16 
18,15 
18,32 
18,49 
18,95 
18,11 
18,32 
18,28 
18,61 
18,47 
18,71 
18,58 
18,45 
18,60 
18,16 
18,10 
17,67 
18,28 
18,12 
1S,22 
13,44 
18,38 
18,09 
17,89 


1,0644 
1,0649 
1,0662 
1,0623 

1,0645 
1,0651 
1,0633 
1,0624 
1,0665 
1,0644 
1,0660 
1,0650 
1,0648 
1,0657 
1,0642 
1,0629 
1,0628 
1,0624 
1,0666 
1,0675 
1,0670 
1,0614 
1,0629 
1,0612 
1,0632 
1,0618 
1,0638 
1,0605 
1,0632 
1,0653 
1,0630 
1,0662 
1,0637 


15,21 
15,24 
15,41 
14,84 
15,34 
15,38 
14,98 
15,04 
15,47 
15,10 
15,71 
15,59 
15,46 
15,71 
15,40 
15,31 
15,12 
15,10 
15,63 
15,92 
15,6'.) 
15,62 
15,53 
15,34 
15,03 
14,78 
15,03 
14,88 
15,28 
15,40 
15,69 
15,25 
15,27 


13,09 
13,34 
13,12 
12,36 
13,00 
12,94 
12,34 
12,52 
13,37 
13,36 
13,47 
13,82 
13,57 
13,80 
13,24 
13,47 
13,08 
12,96 
13,63 
14,01 
13,51 
13,45 
13,45 
12,96 
12,36 
12,13 
12,57 
12,28 
I3,0f 
1 2,99 
12,90 
13,19 
12,90 


0,614  0,880 
0.624  0,962 
0,719  1,008 
0,718  1,061 


0,582 
0,543 
0,618 


1,101 
1,041 
1,310 


0,594  1,099 
0,514  0,923 
0,5660,999 
0,5690,933 
0,59110,836 
0,558  0,848 
0,598:0,979 
0,6290,905 
0,5910,970 
0,608  0,861 
0,581  !0,874 
0,5821 1,007 
0,609  0,953 
0,599  0,975 
0,523:0,949 
0,56111,087 
0,589  j  1,1 19 
0,622  1,132 
0,736  1,069 
0,592|  1,001 
0,663.1,193 
0,632  1,136 
0,538  1,214 
0,641  1,202 
0,612  1,176 
0,553  1,114 


0  63 
0,32 
0,56 
0,70 
0,66 
0,86 
0,71 
0,83 
0,66 
0,48 
0,74 
0,34 
0  48 
0,33 
0,63 
0,31 
0,57 
0,69 
0,41 
0,35 
0,61 
0,70 
0,43 
0,67 
0,92 
0,85 
0,87 
0,74 
0,45 
0,66 
0,95 
0,27 
0,70 


3,54 
3,59 
2,95 
3,52 
3,62 
3,51 
3,06 
3,60 
3,87 
3,26 
3,25 
3,23 
3,58 
3,84 
3,20 
3,52 
3,72 
4,13 
3,35 
3,32 
3,43 
3,35 
3,63 
3,33 
3,61 
3,39 
3,82 
3,81 
3,47 
3,59 
3,19 
3,35 
3,09 


In  dem  darauffolgenden  Jahre  1863  wurden  dieselben  Felder,  welche 
zu  vorstehenden  Versuchen  verwendet  worden  waren,  mit  Hafer  oder  Gerste 
bestellt,  über  deren  Durchschnittserträge,  welche  die  mittlere  Wirkung  der 
verwendeten  Dungstoffe  im  zweiten  Jahre  ausdrücken,  nachstehende  Tabelle 
Auskunft  giebt. 


220 


Düngungs-  und  Kultur-Versuche. 


Sommergetreide  =  Ernte  1863. 


Düngung  im  Vorjahre  per  Morgen. 


Uugedüngt      .     . 
180  Ztr.   Kuhmist 
180     „     Pferdemist 
180     „      Schafmist 

1,6  „     Peraguano 

3,2  „ 

6,4 

9 
14,4 

5 

6 

4 

S 

3 

6 
Ungedüngt     .     .     . 

1,8  Ztr.  Abraumsalz 


Rapskuchenmehl 

Latrinenpoudrette 

gedämpftes  Knochenmehl    . 
Superphosphat  (mit  Salzs.  her.)  . 
„  (mit  Schwefels,  ber.) 


Fischguano 


14,4 
0,8 
1,6 
3,2 
1,8 
1,8 
1,6 
3,2 
2,3 
1,5 
3,0 
1,8 
1,8 
1,8 
3,2 


gebrannter  Kalk 
kohlensaures  Kali 


kohlensaures  Natron 
schwefelsaures  Natron     . 
„  Ammoniak 


Chlorammon 
Chilisalpeter 


Ungedüngt 


Guano  -f"  2,3  Ztr.  Superphosphat 
»  +  0,7  „  kohlens.  Kali  . 
„       +1,1     n     Chilisalpeter    . 

aufgeschlossener  Peruguano 


Mittlerer  Ertrag    I       Mehr- Ertrag 
per  Morgen        I  gegen  Ungedüngt 
in  Pfunden. 


Körner.    '    Stroh. 


1148,4 
1315,8 
1389,6 
1423,8 
$234,8 
1276,2 
1395,0 
1325,8 
1171,8 
1198,8 
1218,6 
1157,4 
U82.6 
1164,6 
1175,1 
1121,4 
1098,0 
1121,4 
1053,0 
1090,8 
1108,8 
1099,8 
1126,8 
1125,0 
1166,4 
1198,8 
1153,8 
1177,2 
1189,8 
1157,4 
1090,8 
1195,2 
1105,2 


1683,0 
1978,2 
2057,4 
2251,8 
1765,8 
1823,4 
2008,8 
1823,4 
1600,2 
1668,6 
1661,4 
1686,6 
1609,2 
1546,2 
1679,4 
1674,0 
1555,2 
1648,8 
1576,8 
1587,6 
1665,0 
1645,2 
1710,0 
1666,8 
1710,6 
1728,0 
1692,0 
1708,2 
1602,0 
1562,4 
1629,0 
1623,6 
1639,8 


Körner. 


167,4 

254,7 

228,9 

113,4 

154,8 

273,6 

204,4 

58,5 

93,6 

113,4 

52,2 

77,4 

51,3 

54,0 

23,4 
0 

81,9 
44,1 
39,6 
48,6 
21,6 
23,4 
31,5 
63,9 

32,4 
55,8 
68,4 
36,0 

22,5 
90,0 


Stroh. 


295,2 
378,9 
573,3 
91,8 
149,4 
334,8 
149,4 

56,7 

28,8 
21,6 
46,8 

30,6 
110,7 

5,4 

118,8 
25,2 

101,7 
90,9 
18,0 
37,8 

27,0 
16,2 

62,1 
49,5 
18,0 
34,2 

72,0 
111,6 
27,9 
16,2 


An  der  weiteren  Fortsetzung  der  Versuche  in  Betreff  der  Nachwirkung  der 
Düngemittel  betheiligten  sich  12  Versuchsfelder,  die  abermals  Zuckerrüben 
trugen.  Wir  beschränken  uns  auf  Mittheilung  der  Durchschnittserträge. 
1864.     Erträge  der  12  Versuchsfelder,   ohne"_Rücksicht  auf  Düngung. 


Durchschn 

Ltts  -  Ertrag 

Relative  Produktionskraft 
der  12  Felder,  ausgedrückt 

Versuchsfeld. 

per  Parzelle  a  10  DKuthen. 

durch  die 

durchschnittl. 

Anzahl 
d.   Rüben. 

Laub. 

Rüben. 

Fehl- 
stellen. 

Schwere  jeder 
Rübe. 

zugehörigen 
Laubes. 

Pfd. 

Pfd. 

Proz. 

Pfd. 

Pfd. 

995 

262 

448 

5,2 

0,490 

0,247 

885 

391 

840 

15,7 

0,949 

0,142 

Müngersdorf    .... 

961 

255 

593 

8,5 

0,617 

0,265 

Rheinsclianz-Insel    .     . 

637 

88 

155 

39,3 

0,213 

0,138 

1025 

649 

901 

2,4 

0,879 

0,633 

815 

368 

713 

19,8 

0,844 

0,435 

977 

254 

6"8 

G,9 

0,694 

0,260 

743 

129 

171 

29,2 

0,230 

0,174 

622 

79 

83 

40,7 

0,183 

0,12t 

890 

134 

410 

15,2 

0,461 

0,151 

993 

379 

1111 

5,4 

1,119 

0,382 

683 

251 

603 

44,5 

1,034 

0,431 

DUngungs-  und  Kultur-Versuche. 


221 


Zusammenstellung  der  1864er  Ernte,  Durchschnitt  der  12  Felder. 


Düngung  per  10  □  Ruthen. 


Ungedüngt 

1000  Pfd.  Kuhmist  . 
1G00    „     Pferdemist 
1000     „     Schafmist 
9     „     Peruguano 

13    , 

36    „ 

50 

80 

28 

33 

22 

44 

17 

34 

Ungedüngt  

10  Pfd.  Stassfurter  Abraumsalz 


Rapskuchenmehl 
Latrinenpoudrette    . 
Knochenmehl      . 
Supcrphosphat  (Salzsäure) 
„  (Schwefels ) 


Fischguano 


80 
4.V 
9" 

IS 

10 

10 
9 

18 

13 
$h 

17" 

10 

10 

10 

18 


gebräunter  Kalk     . 
kohlensaures  Kali 


kohlensaures  Natron  . 

schwefelsaures  Natron 

„  Amnion 

»  r> 

Chlorammon 
salpetersaures  Natron 


Ungedüngt 


Guano  -j-  Superphosphat 
„        -\-  kohlensaures  Kai 
„        -j-  Chilisalpeler 

aufgeschlossener   Perugu 


Ertrag 

an 
Rüben. 

Pf<i. 


Mehrer- 

trag  ge- 
gen Un- 
gedüngt. 


Ertrag 
,n  Laub. 


I  Mehrer- 
I  trag  gc- 
1  gen  Un- 
I  gedüngt. 

Pfd. 


554 
702 
786 
775 
602 
604 
669 
626 
602 
598 
664 
626 
645 
558 
587 
537 
532 
554 
544 
539 
529 
523 
556 
542 
533 
567 
533 
522 
585 
501 
489 
520 
496 


— 

298 

148 

351 

241 

386 

230 

366 

65 

305 

67 

311 

132 

317 

89 

290 

85 

275 

102 

262 

168 

293 

130 

259 

149 

251 

41 

258 

50 

303 

— 

250 

5 

258 

17 

279 

l 

270 

6 

274 

25 

274 

31 

264 

2 

278 

12 

288 

12 

278 

22 

306 

4 

279 

15 

266 

48 

267 

36 

250 

28 

238 

24 

234 

— 

206 

53 
112 
92 
55 
61 
67 
40 
47 
56 
87 
53 
45 
30 
53 

8 
29 

4 
0 
24 
34 
20 
10 

4 
32 
29 
16 
17 

0 
10 
28 


Zucker- 
gehalt 
der 

Rüben- 
säfte. 
Proz. 


12,1 

12,7 
12,6 
12,3 
12,4 
12,3 
12,4 
12,5 
12,8 
12,6 
12,8 
12,6 
12,7 
12,6 
12,6 
12,4 
12,4 
12,7 
12,3 
12,4 
12,4 
12,2 
12,2 
12,3 
12,1 
12,3 
12,2 
12,2 
12,6 
12,4 
12,4 
12,4 
11,9 


Bezüglich    der  zahlreichen    Schlussfolgerungen  des  Verfassers    müssen  wir   auf 
das  Original  verweisen. 


Düngungsversuche  bei   Zuckerrüben  nach   einem  Plane  von  Düngungs- 
Dürre  ausgeführt  von  Elsner-Kosenburg.*)  —  Die  Versuche  wurden    versuche 

.  -i  bei  Zucker- 

aul  einem  ganz   abgetragenen  Boden  ausgeführt  und  die  Parzellen  zu  je     rüben. 
|  Morgen  genommen.    Die  Kesultate   der  Versuche  sind  in  nachstehender 
Tabelle  enthalten: 


*)  Zeitschr.   f.   d.  Prov.   Sachsen.      1867.     8.  65. 


222 


Düngungs-  und  Kultur-Versuche. 


cL.2  &<  s 

1a 

"3 

S 
<x> 

"*  "5  "5  3              ^ 

•Sw.3  ™               §" 

Oh 

j5             « 

u 

ja 

!3        .-  "3                      O 

s    Ja 

TS 

.d 

o*        r                h 

0«    fi4 

o 

•    ST    «_ä                    ° 

0        «' 

© 

es      © 
S      fco 

I  §* 

^ 

et 

«i«o«^     m 

&     w 

c 

H  'S 

S    p5 

-0   '■      «"  ■-  -a 

©Oh         ^       .j 

s 

60 

J    r  g-cc  «  _§      .2  „• 
£*o   g    o~  o"  g"  d   o"rt 

3    C      '      3    3    3     3     E     et 

am  j   3    fco  fco 
•S  ~      -■-  JS   =3  =3 

cj   S  0  E  te  -3  -0 

B 
:3 

^  .-   c  —   "o  ©  © 
,2  ~   es  "p  —   fco  fco 

n 

cj  _s   3  5  es   c   a 

cc<Ja200coO<!bd 

4üOtB«P!J 

c 
■    * 

B  s 

CS     © 

l~ 

© 

ooaa'*-*tO!a<nOfflOt»wt — v  vs 

3  2 

-^ 

in  ci  cc  0  0 10  —  ooniocoo'iin« 

^   © 

^ 

00     t- 

't-  '55 

3 

Tf^iooiooiowiflaw^ftosoior" 

i      4 

ö    1 

^~ 

B 
© 

00'*--OvCvOtS'*CO 

—  -<  m  to  r-D  'j  eft 

N     5 

to 

-h  si  co  a.  m  to  0  Oi  »i 

iOChO-WCI 

© 

O. 

o 

inotc<ctfloO'<ftot-otßcoco»co 

1 

© 

»0 

X 

-« 

1T5  —  C-  CC  C5                lO  ^ 

eo  ^  h#  tj<  eo  -h 

g 

s 

^CO  —  riC\i(MIN(MtMIN5'lN(N(MO»CN| 

1 

S3 

in 

ei 

O 

iÄOr~(Mi-iOOO^ 

lO  <M   rH  ^O   rH   t~-   O 

*o 

"3 

c-iocxiin,*toc;cococoin^o'5cococo 

Ph 

1 

a 

© 

MCiOvfj'fOOOMOtBmiCfflcor- 

© 

a 

g 

•*tfi'MOOI^0)O^O»f-'>i^i0O 

Ph 

ri  k  r:  c  io  m  -f  co  -r 

~  kO  O  O  "M  X  Tf 

ü 

© 

■^<CßO-<SH"*f<CO-"*CO-'f 

lO  "^  iO  lO  !B  ■*  a 

-••••■••. 

•       -       •     N     N       ■     H 

CS    'S           CS 

•      .      •     tn    m       •     "/. 

•    '    'MM    'W 

•    •     *  -a  ts     ' « 

^-  CS        c« 

fco   .    . 

.    u     .CL,0h      .&, 

© 

©       00      0 

^    .    . 

*  "3  'S    g*  ««    0 

"©       ^ 

C       •    cS 

1  -a 

W          O 

JS     CS     ^    to  ^3 
SüM^=     Oh     „ 

tb 

>-ö        a. 

'S     •        P*.a   S 

c 

3 
bß 

13 
■3 

o 

,d 
® 
'S 

t3 

2    •  S.»?S    pgoö, 

d 
M 

e 

.    cä 
Oi  © 

0        O  Q   q^       0  "S  -3 

0 

> 

O©                        ^(MO          _J    0  -^      R 

-=s   a  M 

^a     c      ■  5T.2 

■~    '  £"H  IS       "  2 

HO©. 2    00      «.     .    O 

■  J3  c  0.—  ^:           « 

Oh        _-  0   a 

fe           ?  -3    ° 

-= 

3            3      '.     S 

fjrj«.0"      SP 

Ö             rO                    :3  rs 

©  «     RPh                  SPh 

R      C      C      R      R      R      C 

toN       1OOOO  ?o 

OMIMiOOlOO 

P  ;75         Ol         Ol  —  P 

^^  Ol  CM         Ol  ^-1  ^ 

H  Ol  C 

3  t-  0>  O 

O  "  Ol  CO  M<  vT3  --O 

DUngungs-  und  Kultur-Versuche.  223 

Düngungsversuche  mit  Spezial-Düngemitteln  von  Vorster  Düngungs- 
und    Grüneberg,    von   Sterneberg.*)  —  Der  Verfasser   stellte   mit  J^JJJJj^ 
Wiesen-,  Körner-  und  Kartoffel -Dünger  aus  der  Fabrik  von  Vorster  und     Dünge- 
Grüneberg  Versuche  an  und   verglich  deren  Wirkung  zum  Theil  mit  der     mittein. 
von  Stallmist  und  Knochenmehl. 

a)  mit  Wiesendünger.  Auf  trockenem  Wiesenboden,  magerer 
lehmiger  Sand,  im  Untergrunde  eisenschüssig.  Grösse  der  Parzelle  45  QRth. 
=  lf,  pr.  Morgen.    —  Der  Versuch  ergab  folgendes  Eesultat: 

Düngung  pro  Morgen.  Ernte  an  Heu  pro 

1)  500  Pfd.  „Wiesendünger"  (enthaltend  50  Pfd.  Kali,  45  Pfd.  Morgen 
schwefelsaure   Bittererde,    10  Pfd.  Stickstoff  in   Form    von      (1.  Schnitt). 
Chilisalpeter,     20  Pfd.    lösliche    und    12V«  Pfd.    unlösliche 
Phosphorsäure) 1424  Pfd. 

2)  Ungedüngt 1056     „ 

3)  Düngung  wie  bei  1,  aber  die  doppelte  Menge  Chilisalpeter         1620    „ 

4)  Düngung  wie  bei   1 ,  aber  der  Stickstoff  in  Form  von  schwe- 
felsaurem Amnion 1520    - 

b)  mit  Körnerdünger.  Auf  sandigem  Lehmboden  mit  thonigem 
Untergrunde,  drainirt  und  seit  6  Jahren  nicht  gedüngt.  Die  Versuche 
wurden  bei  Hafer  gemacht  und  ergaben  folgendes  Resultat: 

Ertrag  an  Körnern 
Düngung  pro  Morgen.  pr0  Morgen. 

1)  324  Pfd.  gedämpftes  Knochenmehl 10S0  Pfd. 

2)  540    „      „Körnerdünger"  (enthalt.   32,4  Pfd.  Kali,  54  Pfd. 
schwefelsaure  Magnesia,    10,8  Pfd.  Stickstoff   nnd  35  Pfd. 

zum  Theil  lösliche  Phosphorsäure) 1287     „ 

3)  108  Ztr.  Stallmist 1215    „ 

c)  mit  Kartoffeldünger.    Die  Bodenverhältnisse  wie  bei  vorigem 

Versuch.    Der  Dünger  wurde  wie  bei  den  vorigen  Versuchen  gleichmässig 

untergepflügt.    Das  Ergebniss  war  folgendes: 

Ernte  an  Knollen  pro  Morgen. 
Düngung  pro  Morgen.  pfd  Dayon  kranke 

1)  513  Pfd.  „Kartoffeldünger"  (enthaltend  87  Pfd. 
Kali,  46  Pfd.  schwefeis.  Magnesia  und  28  Pfd. 

Phosphorsäure) 4684  1 1    Proz. 

2)  Ungedüngt 4252  9        „ 

3)  108  Ztr.   Stallmist        4752  7,7    „ 

4)  324  Pfd.  Knochenmehl 5250  8       „ 

5)  54  Ztr.  Stallmist  und  162  Pfd.  Knochenmehl  4926  7       „ 
Hiernach   haben  die  beiden  ersteren  Düngergemische  eine  günstige,   der  Kar- 
toffeldünger aber  eine  ungünstige  Wirkung  geäussert;  die  Rentabilität  derselben  wird 
sich  erst  unter  Berücksichtigung  der  Nachwirkung  derselben  beurtheilen  lassen. 

Rübendüngungsversuche  im  Jahre  1866,  von  H.  Grouven.**)  RUbendün- 

gungsver- 
suche  mit 
Kalisalz. 


*)  Landw.  Ztg.  f.  d.  norwestl.  Deutschland.     1867.     S.  3. 
**)  Neue  landw.  Ztg.     1867.     S.  81. 


224 


DUngungtr-  und  Kultur- Versuche 


fasser  auf  einer  grösseren  Anzahl  von  Gütern  Versuche  über  die  Benta- 
bilität  und  zw#6kmässigste  Form  der  Kalidüngung  ausführen,  deren  Zahlen- 
ergebnisse in  Nachfolgendem  enthalten  ind.  Die  Verbuche  wurden  auf 
schmalen,  langen,  nebeneinanderliegenden  Parzellen  ausgeführt.  Die  Menge* 
der  angewendeten  Kalisalze  wurden  so  genommen,  dass  auf  jeden  Morgen 
für  5  Thh.  nnd  bei  den  Kombinationen  «ron  Kalisalz^  Phosphat  ond  Guano 
in  jedem  Falle  für  12  Thlr.  Dünger  kam,  Die  Parzellen  iimfasaten  je 
301  JEuthen  und  auf  jede  derselben  kamen  7  Pflanzenreihen  mit  UzöU. 
Distanz.    In  den  Reihen   wurden  die  Samen  in  Horste  von   UZoll  Ent- 


Programm  I. 


Art  und  Monge 

i, 

Düngers  pro   %  Morgen. 


81,13  Pfd.  Clilorkuliiiin   mit   Vi  l'mz.   Kuli 

reine  lobwefeli.  Kall  Ifognesla  (29%  Kall) 
[36       „    Kaliaalz  N...  i.  (Doppeltste)  mit  12' /.'/,  Kall. 

i  ngedtlngl 

88,4  Pfd.  Kuli:. alz  rTo,  II.  mit   17%  Call 

65,6     ,  „  N->.  111     mit  27%  Kali 

100     „    prttp.  Kaifall  mit.  18%  Kall 

10  Ztr.  balbvergobrener  guter  Rtudvlehmlel      .... 
40  Pfd    Bai  bi  Superpbo  ipbai    |    21,4  Pfd.  Peru  Gnano    . 

|  Dgedüngt  

!6,fl  Pf  B.  Superpb.  |   14,3 Pf.  Guano   |    100  Pf.  Kalii lalc  i. 
26,0  n  ,  I   iL«  .       ,        I  «6;8  „       „       iL 

W,fl    „  „  |   1 1,8   ,        ,        |  44,4.  n       „      in. 

26,6   ,  ,  |  1 1,8  ,        ,        I  26/  „  Doppel  alt 

26.8  ,  ,  |    14,8    ,         „         -f  80     „  Ka'inil. 

i  Dgi  dttngl 

49.9  Pfd.  Guano 

48,8    t,    aufge  eblo  lenei  Quano 

28,6    „     '  „  „|   86,8  Pfd,  Kall  alt  II 


Kali- 
Mengi 

in    ili-i 

ange- 
wen- 
deten 
Meng« 
(Kalk 
I  lan- 
ger. 


im  Darehichnil?  der  19  Parzellen 


16  6  ■ 
9  66 
15,62 

14,18 
16,01 

IM,  00 


i  2  60 

II,;; 
i  1,0 
7,7 
I  I   I 


1. 

Salzmünde, 

ein  milder 

i  all  i  elchei 

Lebm. 

8.  Kl. 


ä  ■*'■ 

Z  ö 


te  'S  '    •M 
Jflä        B 

Pfd.l  "/, 


1909 

1  72  i 
1868 
1924 
1984 
i . ,  . 
16  ; 
1918 
2002 
lim; 
19  ; 
!lfl  . 
"i;i 

2120 
1917 
1900 
2108 

2  IHK 

2048 


10,4 

ll.s 

11,7 
7,8 


I  1,8  10,6 

l  ,  i  10, 

ii,';  7,6 

11,1  7,:, 

16  L0,l 
i  1,8  ,/- 
i  1,6    J,  ; 

14,6  9,7 

11,1  hm 

l  1,9  10,0 

16,1  10,9 

ii,;;  0,2 

i  1,8  in 

14,8  8,1 


Groningen, 

Milder  Lehm, 
•Hl, 'i  i  horsten 

boden. 

2,  Kl. 


s    . 

• 

. 

s  * 

e 

RS 

OS 

8« 

a 

u    » 

■c 

"8    E. 

JZ 

Ä    B 

•-  £ 

M 

f,t6 

a 

r»  ~ 

N 

Pfd 

% 

a,      ii. 

l..  12  12,1 
1810  12,7 

16 2,0 

6  l 2,8 

1788  12,9 


9,8 

B  I 
12,4 
11,1 
14,4 
1  !,fl    9,4 
12,6  16,8 
[2,9    ■ 
18,6  18,7 
18  8  11,6 
I  1,6  10,0 
11,1  11,7 
2100] 14,6  12,0 


1684 
1567 

i 
2894 
[58  ' 
2487 
B261 


2212  14,6 

!602  i  ;  8 

1296  12,8 

2824  18,8 

'  ;  I  1,8 

2408  14,8 


Weizen- 

rodau. 

HumuAreicher 
Lehm. 


3     . 

DO 

V 

Z   SC, 

e 

Z£ 

n 

ij?S 

3 

• 

•a 

IS  o 

~ 

"°  a. 

J3 

ja  O 

b£ 

SS 

M 

ü" 

s 

Pfd. 

a. 

■Jini; 
2688 

L900 
2626 

2OI0 
■I'm; 
2088 
2282 
1888 
2848 
2198 
197] 
2088 
2168 
1907 
2282 
2182 
2100 


18,6 
18,6 
16,0 
18,7 
16,9 
15,4 
14,2 
18,6 
16,7 
i  ;  e 
15,2 
12,9 
L6,2 
14,8 
16,6 

11,7 
11,7 

16,4 
16,8 


9,0 
6,1 

5,0 
9  0 
6,1 

16,0 
1 1,0 
10,2 
i  |,0 
8,0 
6,1 
S  I 

16,0 
7,8 

12,0 
5,4 

10,2 
B,2 


a    . 

m 

<"  fr 

« 

C  © 

2^ 

m  ; 

■O 

« 

"S, 

XI 

S   B 

tj> 

£3 

M 

o" 

N 

Pfd 

0/ 

il 

2748  18,0 
2914  18,2 
21  04  18,4 


!79] 

2784 
2748 
2788 
B064 
2608 
2908 
2868 
2764 
2446 


18,4 

I.;.;, 
18,2 
12,7 
I  |,1  I 
12,6 


208  IM  1,3 


2174  ]  1,8 


2681  18,1 


DUogaflj       •■'■'  I    ,:  11    • 


fernun  Bei   der  Ernte  worden   die   Aneßenreihen  jeder   Parzelle 

unberücksichtigt  gela    en  ond  mir  die  Rüben  derfünf  inneren  Koihon  (mit 
2265  Satzstellon)  gezählt  and  gewogen.     Die  Versuche  wurden  nach  zwei 
iedem  n  Pi  ■■■  am  h  d  i  d  geführt .  deren  Einrichl  den  beider 

folgenden  Tabellen  erhellt, 

Die  Besprecht!  n  ■    Seiten«  des  Vet  ach  anstelle]     fehlen  zui  Zeil 

noch.     Wir  irollen  di<  elben  ein  tweilen    durch  eine  Zu  ammen  kellung  der  Durch- 
ichnitl  -ErtrS  e  und  d<     durch  chnittlichen  Zuckergehall   ,  in  welcher  die  wichtig 
en  Ei  el  n  irerden,  zu  ><  etzen    nohen     Dabei   lind  freilich  Fehl  teilen 

um!  VTitterung  ausser  Betracht  gelassen. 


mü  13,0 


i  ,  Icht    X . 


16 


226 


DUngungs-  und  Kultur-Versuche. 


Programm  II. 


Art  und  Menge 

des 

Düngers  pro  l/a  Morgen. 


Kali- 
Menge 
in  der 
ange- 
wen- 
deten 
Menge 
(Kali-) 
Dün- 
ger. 


14. 
Friedensau. 

Lehmiger 
Sandboden. 

8.  Kl. 


10, 7  Pfd.  reines  schwefelsaures  Kali  mit  43%  Kali 

31,3     „  „        Chlorkalium  mit  50%  Kali 

33.3  „  „       schwefelsaure  Kali-Magnesia  (29%  Kali) 

Ungedüngt   . 

125  Pfd.  Kalisalz  No.     I.  mit  12,5%  Kali 

83.4  ,  ,         No.    II.     ,      17%        ,        

55,0     „  „        No.  III.     ,     27%        „        

100     „     präparirter  Kai'nit  mit  18%  Kali 

3(5,7     „     Baker-Superphosphat  +  33%  Doppelsalz 

Ungedüngt 

46,7  Pfd.  Bk.-Superphosphat  +  31,3  Pfd.  Chlorkalium 

46,7     „  ,  -4-  83,4     „     Kalisalz  II.  leicht  untergeegt   . 

46,7     ,  ,  -f-  100      „     Kainit  ,  , 

46,7     „  ,  -f  83,4     ,     Kalis.  II.  1  F.  tief  untergespatet 

46,7     „  ,  -f  100      „     Kainit  „        ,  , 

Ungedüngt 

26,G  Pfd.   Bk.-Superphosphat  -f  14,3  Pfd.   Guano  -4-  26,7  Pfd.  Doppelsalz 
26,0     „  ,  +  14,3     ,  ,        4-80       ,      Kainit    .     . 

20,0     „  „  +14,3     ,  ,         -4-  44,4     „   Kalisalz  III. 


8,5 
15,6 
9,6 

15,6 
14,2 
15,0 

18,0 
9,6 

15,6 
14,2 
18,0 
14,2 
18,0 

7,7 
14,4 
12,0 


a. 

1505 
1393 
1365 
1432 
1435 
1425 
1411 
1439 
1537 
1484 
1596 
1908 
1929 
1631 
1869 
1554 
1719 
1439 
1526 


Im  Durchschnitt  der  19  Parzellen 


I        I 


11,3 
11,3 
11,5 
11,3 
11,6 
11,0 
11,2 
11,1 
11,3 
11,3 
10,7 
11,3 
10,8 
10,7 
10,9 
11,3 
10,7 
11,1 
11,0 


4,2 

4,? 
4,2 
4,2 
4,2 
4,2 
4,2 
4,2 
4,2 
4,2 
4,2 
4,2 
4,2 

4,2 

4,2 
4,2 
4,2 

4,2 

1,2 


11,1 


Programm  I.     Durchschnitts-Ertrag  der  Düngung  auf  den  13  Feldern  und 

deren  Einfluss  auf  den  Zuckergehalt  des  Rübensaftep. 

Ertrag  an  Rüben      Zuckergehalt  des 

Art  der  Dünpunff                                 Pro  Acker  berechnet.      Rübensaftes. 

S      S'  Ztr.  Proz. 

1)  Chlorkalium        171,4  13,1 

:';  Schwefelsaure  Kalimagnesia 174.3  13,6 

3)  Kalisalz  No.     1 171  8  13,9 

•>)         n         No.   II 169^7  13,9 

6)  „         No.  III 171,1  13,6 

7)  Präparir.  Kainit 177;G  13,6 

8)  15  Ztr.  Kindviehmist 178  7  13,5 

9)  Baker-Superphosphat  +  Guano 201,3  13,9 

")                     *                    +        »        +  Kalisalz  I.    .     .     .  209,7  13,8 

12)                      „                     +        „        +        „        II.    .     .     .  207,0  14,0 

'3)                       n                      +         *         +         „       HI.     .    '.     .  205,1  14,1 

14)                    „                    +        „        -j-  Doppelsalz   .     .     .  199.0  14,0 

!•">)                      »                     +        »        +  Kainit       ....  208,3  14,1 

17)  Peru-Guano  . 200.7  13,6 

18)  Aufgeschlossener  Peruguano 207,1  14,1 

19)  n                           »            +  Kalisalz     .     .     .     .     .  206,9  13,8 

Mittel  von  Ungedüugt  163,0  13,8 


Düngungs-  und  Kultur-Versuche. 


227 


15. 

Stüssen. 

Lehmige 

schwarze 

Erde. 

2.  Kl. 


a   . 

ta    1 

£  so 

'S    1 

c  S 

m 

«" 

M^J 

•c 

CS 

^   P. 

.c 

x.  a 

W) 

%§ 

Ä 

oH 

Pfd. 

0/ 

17. 
Müngersdorf. 

Milder  Lehm- 
boden. 

2.  Kl. 


c    . 

- 

a>  c 

£   C£ 

RS 

33 

S1* 

OD-." 

T3 

£  p 

■°  P, 

,a 

Ä  C 

m 

■e-g 

0 

Ö* 

N 

Pfd. 

% 

LS. 
Trebescliitz. 

Sandiger 
Lehmboden. 

2.  Kl. 


c    . 

£ 

a>  c 

£   bc 

oa 

äs 

M-? 

>o 

.3  c 

&J) 

AJ 

5« 

3 

Pfd. 

% 

19. 
Bresenstodt. 

Ilumose  Erde, 

2.  KI. 


H     . 

. 

<s  o 

09 

c3 

C   £ 

S3 

O 

M-^ 

10 

p. 

,n 

*£ 

s« 

N 

Pfd. 

% 

20. 
Kitt'horn  A. 


21. 

Kiilhorn  B. 


Milde  humose  Dammerde, 

3  Fuss  mächtig,  Lehm- 

Untergr. 


2  tu 


3  B 


■ 

e   . 

.• 

a>  p 

OJ 

£  bi 

cä 

02 

fi  5 

S 

OD  a 

0>  ^ 

<5 

•X3 

tc^  « 

CS 

C 
0, 

fl 

T3    £ 

P< 

a> 

s 

4äl 

►  £ 

^ 

N 

fe 

oK 

3 

0  „ 

% 

Pfd. 

/o 

_-  s 


a. 

b. 

c. 

a. 

1673 

14,3 

12,9 

2369 

1812 

14,2 

11,2 

2484 

1850 

14,4 

3,7 

2555 

1416 

14.3 

24,9 

2221 

1012 

14,7 

12,1 

2208 . 

154S 

14,0 

1S,7 

1992 

1475 

14,3 

26,1 

2312' 

1454 

14,5 

21,0 

2237 

1740 

14,5 

4,5 

2245, 

1187 

14.2 

20,3 

2101 

1653 

15,5 

2,4 

23S1 

1677 

15,2 

0,1 

2263 

1766 

1  1,9 

2,4 

2278 

1650 

15,0 

2,5 

2266 

1556 

15,1 

0,4 

2187 

1516 

14,0 

1,1 

1924 

18S3 

15,3 

0 

2283 

1938 

15,6 

2,1 

2254 

2003 

15,3 

0,1 

2364 

10,722,7 

10.7  15,2 

10.6  17,3 
11,2  21,9 
11,2,1S,8 
11,323,9 
11,7116,2 
11,4  14,7 
12,1  21,1 

11.8  27,5 
11,8  22,5 
11,823,9 
11,8  20,2 
11,8  20,9 
11,8  19.9 
11,1  28,0 

11.8  18,1 

11.9  18,3 

11.7  13,8 


a. 

1679 
1436 
1399 
1087 
1242 
1453 
1521 
1815 
1487 
1154 
1873 
1971 
1971 
2190 
1621 
1045 


713,4 
14,514,6 
13  1  16,4 

13,2  15,2 
11,6  10,6 


'2,4 
12,6 
14,2 
15,0 
14,7 
14,5 
14,2 
14,5 
11,6 
13,7 
13,7 
1930'l3,S 
183513,7 
20S0  13,8 


5,9 

8,1 
16,6 

9,7 
17,2 
11,4 

6,8 
16,1 
12,2 

8,7 
11,2 
12,4 
li;.2 


1759 
1756 
1703 
1661 
1583 
1609 
1598 
1037 
1660 
1393 
1684 
1700 
1612 
1610 
1648 
1499 
1733 
1752 
167 


1  1,6 
16,0 
15,6 

16,8 
15,5 
16,3 
16,1 
16,1 
16,5 
15,6 
15  6 
16,0 
15,8 
15,9 
15,8 
10,6 
16,6 
16,3 
15,2 


12,1 
11,5 

10,6 
10,9 
11,7 
8,7 
7,4 
10,6 
9,4 
9,8 
10,3 
11,2 
10,8 
11,9 
12,1 
13,0 
13,0 
9,5 
9,9 


a. 

b. 

c. 

1529 

14,7 

17,1 

1545 

13,9 

21.2 

1745 

1-3,6 

16,3 

1580 

14,7 

22,9 

1477 

15,2 

17,1 

1658 

14,9 

17,1 

1640 

13.1 

15,9 

14S9 

14,7 

22,7 

1672 

14,2 

17,5 

1453 

14,4 

18,7 

1621 

14,7 

12,3 

1550 

15,3 

18,3 

1449 

13,9 

22,9 

1463 

15,4 

21,7 

14SS 

14,8 

18,9 

1367 

14,7 

26,9 

1734 

14,7 

19,4 

1707 

14,6 

20,2 

1854 

13,9 

29,0 

1515  13,9  21,9 
1357  13,6  17,2 
1282  14,2'l2,9 
1334' 14. s  15  9 


124114,4 
1373  14,9 
114513,4 
1231  14,8 
140315,2 
1216,14,9 
1502  14,9 
1450  14,9 
1622  13. 6 
1513!  14,4 
1568  15,2 
128014,7 
1690  14,3 
1574  15,4 
1980  14,4 


14,8 
10,4 
15,5 
17,7 
18,4 
29,3 
11.2 
16,3 
12,4 
9,8 
11,2 
0,7 
S.l 
6,6 
10,S 


1290 

1419 

1385 

1497 

1490 

1313 

1495 

1430 

1430 

1560 

1464 

1518 

1450 

1450 

1623 

143 

1552 

1759 

1510 


b. 

12,3 
12,9 
13,1 
12,9 
13,6 
13,9 
13,1 
13,9 
13,9 
13,9 
1  1,7 
13,9 
14.2 
13,6 
14,7 
14,2 
13,9 
14.9 
13,6 


13,2 

15,8 

17,5 

10,9 

11,2 

10,3 

9,9 

11,7 

9,1 

11,4 

7,4 

9,7 

7,8 

8,1 

7,2 

11,4 

7,5 

6,0 

7,5 


1654  14,7  I  2259  11,5 

NB.     Die  Versuche  zu  16, 


1620  13,6 

St.  Ulrich,  si 


I  1046  15,9         , |  15S3  14, 
nd  wegen  Unzuverlässig!* 


1436  14,5  11478  13,7 

eit  nicht  aufgenommen  worden. 


Programm  II.     Durchsclmitts-Ertrag  der  Düngung  auf  den  8  Feldern  und 
deren  Einfluss  auf  den  Zuckergehalt  des  Kübensaftes. 

Ertrag  an  Rüben      Zuckergehalt  des 
«    ,     i       T-\-  pro  Acker  berechnet.      Rübensaftes. 

Art  der  Düngung.  * 

1)  Reines  schwefelsaures  Kali 

2)  „         Chlorkalium 

3)  Schwefelsaure  Kalimaguesia 

5)  Kalisalz  No.     I 

6)  „         No     II 

7)  „         No.  III 

S)  Kainit 

9)  Baker-Superphosphat  +  Doppelsalz 

11)  „  -j-  Chlorkalium 

12)  „  +  Kalisalz  No.  IL  flach  untergebr. 

14)  „  +  No.  IL  tief 

13)  „  -\-  KaVnit  flach  untergebracht      .     . 

15)  „  +       „       tief  „  .     . 

17)  „  -j-  Guano  -f  Doppelsalz     .... 

18)  „  +        „       +  KaVnit 

19)  „  -j-        „         -f  Kalisalz  No.  III.      .     . 

Mittel  von  Ungedüngt 

15* 


Ztr. 

Proz 

139,8 

13,2 

138,6 

13,4 

139,5 

13,4 

129,0 

13,3 

129,9 

13,6 

132,0 

13,2 

133,6 

13.8 

138,3 

14,1 

144,5 

14,0 

147,3 

14,1 

144,5 

13,6 

147,7 

13.7 

112,1 

14,0 

152,5 

13,9 

154,5 

11,2 

157,4 

13,6 

128,8 

13,8 

228 


Dilngungs-  und  Kultur -Versuche. 


Düngungs- 
versuche 

mit 
Kalisalz. 


Felddüngungsversuche  mit  rohem  (deutschem)  Kalisalz 
und  gewöhnlichem  Salz  bei  Kunkeln,  von  Aug.  Voelcker.*)  — 
Der  Verfasser  Hess  zu  Tubney  Warren  auf  einem  sehr  leichten  Sand- 
boden Düngungsversuche  mit  rohem  Kalisalz  und  Kochsalz  bei  langen, 
rothen  Runkeln  machen.  Eine  Probe  des  Kalisalzes  analysirte  der  Verf. 
mit  folgendem  Resultat. 

In  100  Gew.-Thl.  waren  enthalten: 

Feuchtigkeit 11,63 


0,73 
0,34 

24,03 
1,14 

12,01 


Organische  Materie    . 
Eisenoxyd      .... 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaure  Magnesia 
Chlormagnesiurn    .     .     . 

Chlornatrium 47,85 

Gips 0,88 

Magnesia 0,52 

Sand 0,97 

Der  Bodeu ,    auf  welchem   die   Versuche   ausgeführt  wurden,  enthielt 
nach  einer  Analyse  des  Verfassers  (bei  100°  C.  getrocknet): 

Organische  Substanz        5,88  Proz. 

Eisenoxyd  und  Thonerde 4,11  „ 

Kohlensaurer  Kalk 0,62  „ 

Magnesia 0,22  „ 

Kali  und  Natron 0,14  „ 

Phosphorsäure 0,07  „ 

Schwefelsäure 0,04  n 

Unlösliches  (feiner  Sand)  und  Verlust  .     .  88,92  „ 

Die  Einrichtung  und  das  Ergebniss  der  Versuche   erhellen  aus  nach- 
folgender Tabelle. 


Anzahl  der 
pro  Parzelle 
a  '/eo  Acker 

Ge* 

icht  der 

Mehrertrag 
gegen  den 

Dünger  und  dessen  Menge 

Wurzel  ernte 

Durchschnitts- 
ertrag der 

pro  Acker. 

gewachse- 
nen Rüben. 

pro 

Acker. 

ungedüngten 
Parzellen. 

Tons. 

Ztr.  Pfd. 

Tons.  Ztr.  Pfd. 

1.  Ungedüngt     

63G 

12 

2     76 



2.  Kochsalz  2  Ztr» 

51)2 

18 

19    32 

5     14    80 

3.  Kalisalz     3     „         .     . 

620 

17 

8    24 

4      3    72 

4.  Kochsalz  3     „         . 

632 

18 

4    72 

5      0      8 

5.  Kalisalz     1     ., 

632 

15 

7    36 

2      2     34 

6.  Ungedüngt     .     .    •. 

619 

13 

0      0 

—     __     — 

7.  Kochsalz   2  Ztr. 

711 

16 

14    32 

3      9    80 

S.  Kalisalz    2    „ 

6S5 

16 

10    40 

3      5    98 

9.  Kochsalz  4    „        .     . 

713 

19 

8      4 

6      3    52 

10.  Kalisalz    4    „ 

719 

21 

10  100 

8      6     36 

11.  Kochsalz  8     „ 

703 

2t 

18    84 

8     14    20 

12.  Ungedüngt     .     .     . 

698 

14 

1 1    68 

—    —     — 

Durchschnitt   der    ungedüi 

'g< 

m 

Pa 

•ze 

1er 

i 

— 

13 

4    U 

—     —     — 

*)  Journ.  of  the  Royal  Agric.  Soc.   of  England.     1S67.     P.  1.     S.  86. 


Düngonga-  and  Kultur  Versuche. 


229 


Der  Verfasser  bemerkt,  dasa  die  vorstehenden  Versuche  eher  geeignet 
seien,  die  Nützlichkeit  der  Düngung  mit  Kochsalz,  als  der  mit  Kalisalz 
darzuthun,  und  es  sei  zweifelhaft,  oh  das  Kali  in  dem  Kalisalze  einen  An- 
theil  an  dem  Mehrertrage  an  Wurzeln  habe,  den  die  damit  gedüngten 
Parzellen  gegeben  haben,  dann  das  verwendete  rohe  Kalisalz  enthalte 
2  mal  soviel  Kochsalz  als  schwefelsaures  Kali,  und  gewöhnliches  Salz  gab 
ebensoviel  Mehrertrag  als  ein  gleiches  Gewicht  rohen  Kalisalzes. 


Felddüngungsversuche  bei  Wurzelfrüchten,  von  August  Feiddün- 
Voelcker.*)  —  Der  Verfasser  Hess  bei  einer  grösseren  Anzahl  von  e,,nssver- 
Landwirthen  Düngungsversuche  bei  Wurzelfrüchten  ausführen,  von  denen  wurzei- 
er  die  nachfolgenden  zur  Veröffentlichung  auswählte,  während  er  die  fruchten, 
übrigen  als  verfehlt  bei  Seite  Hess.  —  Der  Zweck  dieser  Versuche  war 
der,  sich  zu  versichern,  ob  eine  künstliche  Zufuhr  von  Kali  auf  leichten 
Böden  von  irgend  welchem  merklichen  Erfolg  bei  Wurzelfrüchten  sei. 
Die  Form,  in  welcher  das  Kali  in  allen  folgenden  Versuchen  zur  Anwen- 
dung kam,  war  das  rohe  Kalisalz  aus  Stassfurt**).  Das  Chlornatrium,  von 
welchem  dieses  Salz  sehr  reichlich  enthält,  hatte  bei  einem  anderen  Ver- 
suche des  Verfassers***),  in  welchem  es  als  Dünger  auf  leichtern  Sand- 
boden zu  einer  Wurzelfracht  angewendet  worden  war,  einen  günstigen 
Erfolg  gehabt.  Es  wurden  deshalb  auch  hier  Parzellen  mit  gewöhnlichem 
Salz  gedüngt.  Ausserdem  kamen  noch  Stalldünger  und  Superphosphat 
aus  Knochenasche  bereitet  zur  Verwendung.  Der  Verfasser  schätzt  den 
Kaligehalt  guten  Stalldüngers  auf  Va  Prozent.  20  Tons  und  10  Tons  Stall- 
dünger, welche  Mengen  per  Acker  zur  Verwendung  gelangten,  enthalten 
daher  beträchtlich  mehr  Kali,  als  die  per  Acker  verwendeten  4  Zntr.  Kali- 
salz ,  welches  nur  24  Proz.  schwefelsaures  Kali  enthält.  20  Tons  Stall- 
dünger per  Acker,  bemerkt  der  Verfasser,  ist  eine  sehr  reichliche  Düngung 
und  wahrscheinlich  mehr  als  genug,  um  auf  dem  ärmsten  Boden  dem  Be- 
darf der  Rübe  zu  genügen.  —  Die  Grösse  der  Parzellen  betrug  je  V-'o  Acker. 
—  Die  Versuche,  deren  Einzelheiteu  aus  umstehender  Zusammenstellung 
erhellen,  haben  die  darin  angegebenen  Erfolge  gehabt. 

In  ähnlicher  Weise  wurden  im  Jahre  1866  Versuche  zu  Tubney  Warren 
bei  schwedischer  Kübe  in  2  Reihen,  und  zu  Carleton  hei  Kartoffeln  aus- 
geführt. 

Das  Versuchsfeld  zu  Tubney  hat  rein  sandigen  Boden  und  war  1862 
nach  Klee  mit  Weizen  bestellt,  zu  welchem  mit  Chilisalpeter  gedüngt 
wurde;  1863  trag  das  Feld  schwedische  Rüben  bei  Mistdüngung  und 
Superphosphat;  1864  Gerste  und  1865  Erbsen  ohne  Dünger.  (Eine  Ana- 
lyse des  Bodens  folgt  unter  der  umstehenden  Zusammenstellung.) 


*)  Journ.  of  the  Royal  Agric.  Soc.  of  England.     1867.     P.  II      S.  500. 
**)  Dessen  Analyse  wurdo  in  dem  vorhergehenden  Artikel  mitgetheilt. 
'**)  Siehe  vorigen  Artikel. 


230 


Düngungs-  und  Kultur-Versuche. 


Düngung  pro  Acker. 


Versuche  zu 


Woodhorn  1864 

bei 
Schwed.  Rüben. 


Burcott  Lodge 

s_  1865 

bei  Schwed. 

Rüben 


Henfield  1865 

bei 

Runkeln 


pro  Acker.  —  Ertrag  in  Tons  und  Zentnern. 


Wurzeln.  Kraut. 

Tons.     Ztr.  |Tons.     Ztr. 


Wurzeln. 
Tons.       Ztr. 


Wurzeln. 
Tons        Ztr. 


1.  Stalldünger  20  Ztr.    .     .     . 

2.  „  10    „    und] 
Superphospbat  4  Ztr.      j     * 

4.  Ungedüngt 

5.  Rohes  Kalisalz  4  Ztr.     . 

6.  Kochsalz  4  Ztr 

7.  Superphosphat  4  Ztr.  und  1 
Kalisalz  4    „  J 

8.  Superphosphat  4    „     und  | 
Kochsalz  4    „  \ 


22 

19 

23 
17 
22 
15 


20 


3 
16 

2 
18 

3 
11 

3 


13 

14 

11 
10 
11 
13 

14 


5 
0 

10 
0 
5 

10 


27 

26 

26 
14 
16 
20 

32 
29 


Der  Boden  enthielt  in  100  Theilen: 

Feuchtigkeit 0,82 

Organische  Materie  und  gebundenes  Wasser       .  2,45 

Eisenoxyd  und  Thonerde 3,13 

Kalk 0,14 

Phosphorsäure 0,04 

Schwefelsäure .     .     .     .  0,19 

Magnesia  und  Alkalien        0,47 

Kohlensäure Spuren 

Unlösliches  (Sand) 92,99 


Jede    Versuchsparzelle   war    V20  Acker   gross. 
Kesultat  erhalten: 


Es   wurde   folgendes 


Art  der  Düngung  und  deren 
.    Quantität  pro  Acker. 


Erntegewicht 

der 

Wurzeln  pro  Acker 

Tons.      Ztr.  Pfd. 


Mehrertrag  (-{-)  oder 
Minderertrag  ( — )  gegen 
Ungedüngt. 
Tons.       Ztr.         Pfd. 


Superphosphat  3  Ztr.    .     . 
„  3     „     und  | 

Kochsalz  3    „  j 

Superphosphat  3     .,     und  ) 
Kalisalz  3     „  f 

Ungedüngt       

Kochsalz  3  Ztr 

Kalisalz    3    „      .... 


7.  Superphosphat  3  Ztr. 


3 
4 

17 

0 

8 

14 

19 


64 
32 

96 

80 
84 
12 
12 


+  5 

+  c 

+  6 

—  0 

+  0 

+  6 


3 
3 

17 

11 
13 

18 


96 
64 

16 

108 
44 
44 


Die  zweite  Versuchsreihe  wurde  auf  einem  Felde  ausgeführt,  das  1865 
Weizen,  gedüngt,  getragen  hatte  und  im  Herbst  desselben  Jahres  mit 
Futterroggen  bestellt  worden  war,  der  im  Frühjahr  1866  mit  Schafen  ab- 
gehütet wurde.    Dann  war  das  Land  umgebrochen  und  gleichmässig  mit 


DUnguugs-  und  Kultur-Versuche. 


231 


Superphosphat,  3  Zentner  per  Acker,  gedüngt  worden.    Der  Ertrag  dieser 
VersuchsfUiche  war  folgender: 


Düngung. 


'S  e 

SN 
g«CO 

m 


Rohes  Kalisalz  3  Ztr. 

Nichts 

Kochsalz  3  Ztr.    .     . 
Kohes  Kalisalz  3  Ztr. 

Nichts 

Kochsalz  3  Ztr.    .     . 


Erntegewicht 

der 

Wurzeln  pro  Acker. 

Tons.         Ztr.  Pfd. 


Mehrertrag  (-}-)  oder 
Minderertrag  ( — )  gegen 
den  Durchschnittsertrag 

von  Ungedüngt. 
Tons.         Ztr.  Pfd. 


12 
11 
13 
12 
12 
13 


16 
19 
4 
10 
10 
17 


28 
32 
32 
20 
20 
76 


11 

li) 
5 

12 


58 

62 
150 

106 


Die  Versuche  zu  Carleton  wurden  auf  einem  Stück  Land  aufgeführt, 
welches  früher  eine  Buchen-Pflanzung  war  und  noch  keine  Frucht  getragen 
hatte  ausser  in  dem  Jahr  vorher  Kartoffeln.  Das  Land  war  durch  Drainiren 
und  Tiefpflügen  auf's  Beste  zur  Kartoffelkultur  vorhereitet.  Die  verwen- 
deten künstlichen  Dünger  wurden  vor  dem  Ausstreuen  mit  dem  doppelten 
Gewicht  feingesiebter  Erde  gemischt.  Die  erhaltenen  Kesultate  sind  die 
folgenden : 


Dünger  und  Quantität  desselben 
pro  Acker. 


Gewicht  der  geernteten 

Knollen  pro  Acker. 
Im  Ganzen        Davon  kranke. 
Ztr.       Pfd.     I     Ztr.        Pfd. 


Mehrertrag 

über  den  Durch- 

scbnittsertrag 

von  Ungedüngt. 

Ztr.       Pfd. 


1.  Ungedüngt    

2.  Superphosphat  4  Ztr 

3.  Verrott.  Rindviehdünger  400  Ztr. 

4.  Superphosphat  4  Ztr.  und  1 
Kalisalz  4    „ 

5.  Ungedüngt 

6.  Kalisalz    4  Ztr 

7.  Kochsalz  4    „        

8.  Superphosphat  4  Ztr.  und  1 
Kochsalz  4    „  J 

9.  Verrott.  Kindviehdünger  400  Ztr. 

10-  Ungedüngt   

Mittel  von  Ungedüngt  (1,  5  u.  10)   . 

„    Mist  (2  u.  9)     .    .     .    . 


10 
16 


70 

92 

110 

107      — 


80 
127 

72 


80 
26 
56 


95      60 


116 
87 
79 

113 


28 
66 
47 
24 


21 
21 
29 

21 

14 
7 
4 


13 

3 


48 
28 
82 

18 

82 
56 
52 

94 

14 
4 


12 

30 


81 
63 


27  111 

7  91 

minus    7  44 

16  13 

36  93 

33  89 


Im  Ganzen,  bemerkt  der  Verfasser,  thun  die  vorstehenden  Experi- 
mente dar,  dass  die  Anwendung  von  rohem  Kalisalz  in  Verbindung  mit 
Superphosphat  einen  wesentlichen  Nutzen  beim  Anbau  von  Wurzelfrüchten 
auf  leichten  und  armen  Böden  bringt,  welche  man  als  von  Natur  arm  an 
Kali  und  auflöslicher  Phosphorsäure  ansehen  darf. 


Düngungsversuche    bei    Zuckerrüben    mit    Kalisalz    und     Zucker- 

°         °  rüben-Dün- 

anderen  käuflichen  Düngern,  von  Heidepriem.*)   —  Der   Vor-    gungsver- 
fasser  liess  diese  Versuche  auf  den  Gütern  Dohndorf  und  Werdershausen    kau-  und 

anderem 

Dünger. 


*)  Zeitschr.  d.  Vereins  f.  Rübenzucker-Industrie.     1867.     S.  307. 


232 


Düngungs-  und  Kultur-Versuche. 


ausführen,  mit  dem  vorwiegenden  Zwecke,  den  Einfluss  kennen  zu  lernen, 
welchen  das  gewöhnliche  Kalisalz  der  Stassfurter  und  Leopoldshaller 
Fabriken  allein  oder  in  Verbindung  mit  anderen  Düngern  auf  Quantität 
und  Qualität  der  Eüben  ausübt.  —  Die  verwendeten  Düngerarten  waren 
von  bester  Qualität,  das  Knochenmehl  wurde  im  vergohrenen  Zustande 
verwandt.  Das  Kalisalz  war  „rohes  schwefelsaures  Kali"  mit  10,2  Prozent 
Kaligehalt.  Die  Dungstoffe  wurden  sämmtlich  unmittelbar  vor  dem  Legen 
der  Samen  sorgfältig  untergebracht;  nur  von  dem  Chilisalpeter  (Parz.  11 
Werdershausen)  kam  die  eine  Hälfte  mit  dem  Kalisalz  und  Superphos- 
phate,  die  andere  aber  nach  der  zweiten  Hacke  als  Kopfdünger  zur  Ver- 
wendung. 

a)  Versuchsfeld  Werdershausen.  —  Der  Boden  gehörte  zwar  zu  den 
guten  Eübenböden,  war  aber  zur  Zeit  des  Versuchs  in  erschöpftem  Zu- 
stande. Er  hatte  in  dem  letzten  6jähr.  Turnus  bereits  3  mal  Zuckerrüben, 
auch  im  letzten  Jahre,  getragen  und  war  im  vorletzten  Jahre  zu  Weizen 
mit  3U  Zntr.  Guano  und  3/4  Zntr.  Baker-Superphosphat  pr.  Morgen  gedüngt 
worden.  Die  Parzellen  umfassten  3 ,  eine  1  Morgen  und  hatten  eine  zu 
Versuchen  sehr  geeignete  Lage.  Die  Eüben  der  Parzelle  1  hatten  vor 
dem  Verziehen  an  Madenfrass  gelitten.  Die  Biibenblätter  der  mit  Kalisalz 
gedüngten  Parzellen  hatten  durchgängig  eine  hellere  Färbung. 

Die  Qualität  der  Eüben  wurde  durch  Untersuchung  des  Saftes  er- 
mittelt, welcher  von  18—20  halbirten  Eüben  genommen  wurde. 


Art  und  Menge  des 
Düngers. 


Gewicht 

der  Rüben 

pro 

Morgen. 

Ztr. 

1.  Ungedüngt   .......     100,54 

2.  3  Ztr.  Kalisalz  ] 
2    „    Guano      J 

3.  3    -    Kalisalz 

2  „    aufgeschlossen.  Guano 

4.  3     „    Kalisalz  1 

3  „    Baker-Superphosphat  I 

5.  3     „    Kalisalz 
1    „    Guano 
\\  „    Baker-Superphosphat  j 

G.  3     „     Kalisalz 

lk  »    Knochenmehl  }•     .     . 
1     „    Guano 
7.  3    „    Kalisalz 

1 1  „     Knochenmehl 
1     „    aufgeschlossen.  Guano 
Kalisalz   1 
Guano      J 
Kalisalz  1 


134,77 


140,11 


113,81 


119,41 


121,73 


Durch- 
schnittsge- 
wicht der 
untersuch- 
ten Rüben 
in  Lotben. 

16,6 
23,6. 

18,1 


Der  Rübensaft 
enthielt  in 
Prozenten 

Nicht- 


Zucker, 
14,49 

14,38 
14,86 


zucker. 

1,52 
1,79 

1,72 


17,6        14,19        1,52 


17,5        15,56        1,68 


17,5        15,27       1,70 


Produzirtes 
Zuckerquan- 

tum  pro 
Morgen  in 

Pfunden. 

1398 
1860 

1999 

1550 


118,94         20,8        14,01        1,66 


Knochenmehl 


147,77 


124,79 


23,7 

18,8 


13,96       1,54 


15,71        1,58 


17S4 


1784 


1G00 


1980 


1882 


Dtlngangs-  und  Koltur-Versnclie. 


233 


Art  und  Monge  des 
Düngers. 

Gewicht 

der  Rüben 

pro 

Dlorgen. 

Ztr. 

Durch- 
schnittsge- 
wicht der 
untersuch- 
ten  Rüben 

in  Lotheu. 

Der  Rübensaft 
enthielt  in 
Prozenten 

„     ,            Nicht- 
Zucker.     zucker. 

Produzirtes 
Zackerquan- 
tum pro 
Morgen  in 

Pfunden. 

.     10S,5S 

17,5 

14,12 

1,93 

1172 

1.  3  Ztr. 

Kalisalz 

1  \  .. 

BaUer-Superphosphat  /■ 

135,97 

23,3 

14,21 

1,73 

1855 

1     , 

Chilisalpeter 

2.  U  , 

1    „ 

Knochenmehl   ) 
Guano                1 

119,86 

20,8 

14,00 

1,79 

1611 

3.  1  \  „ 

1      n 

Knochenmehl  | 
Guano                J 

.    126,63 

21,4 

14,58 

1,71 

1758 

Der  Einfluss  dos  Kalisalzes  auf  Quantität  und  Zuckergehalt  der  Ernte 
ist  durch  diese  Versuche  nicht  erwiesen.  Die  vergleichbaren  Parzellen  6 
und  12  und  7  und  13  geben  in  dieser  Beziehung  sich  widersprechende 
Resultate.  Wohl  aber  ist  ein  Einfluss  der  Kalisalzdüngung  auf  den  Salz- 
gehalt der  Rüben  und  die  Zusammensetzung  der  Salze  ersichtlich,  wie  sich 
aus  Folgendein  ergiebt: 


Auf  100  Theile  Zucker  kommen 


Darin  Chlor. 


Salze  (Kohlensäure  frei). 
Bei  den    nicht    mit  Kali  gedüngten  Rüben 

(1.,  10.,   12.,  13.)  im  Durchschnitt    .  2,62  6,11  Proz. 

Bei   den    mit   Kali   gedüngten    Rüben   (die 

übrigen)  im  Durchschnitt      ....  3,14  13,85     „ 

b)  Versuchsfeld  Dohndorf.  —  Dasselbe  hatte  in  den  letzten  6  Jahren 
2 mal  Zuckerrüben  getragen  und  war  2  mal  mit  Stallmist  und  3  mal  "mit 
Guano  und  Superphosphat  gedüngt  worden.  Die  übrigen  Verhältnisse 
stimmen  mit  denen  des  anderen  Versuchsfeldes  überein.  Der  Aufgang  der 
Saat  war  hier  nicht  so  gut  wie  in  Werdershausen  und  besonders  zeigten 
die  ungedüngte  und  die  lediglich  mit  Kalisalz  gedüngte  Parzelle  von  vorn- 
herein manche  Fehlstellen. 

r»«..  t>-u ?•.    Produzirt. 

Der  Rubensaft       „     , 

enthielt  in  Zuckter" 

Prozeuten  q«antum 

pro  Mor- 

Nicht-       gen  in 

Mucker.     zucicer_    pfunden. 

13,47       1,70      1526 


Art  und  Menge  des  Düngers 
pro  Morgen. 

1.  1  i  Ztr.  Knochenmehl  1 


Durch- 
schnitts, 
gewicht 
Rüben  pro  der  unters. 
Morgen.       Ruben. 


Erntege- 
wicht der 


1 

2.  1| 
1 
3 

3.  3 

4.  3 
3 

5.  2£ 
1 

6.  2i 
1 
3 


Ztr. 

118,04 


Guano 

Knochenmehl 

Guano 

Kalisalz 

Knochenmehl 119,98 

1 

Kalisalz  j 

Knochenkohl- Superphosph.  1 
Guano  | 

Knochenkohl-Superphosph. ) 
Guano 
Kalisalz 


Loth. 

31,5 


130,07   27,0   14.76   1,76   1843 


120,28 


28,3 
27,0 


14,05 
14,47 


1,87 
1,92 


1618 
1668 


132,21   24,0   14,20   1,66   1802 


133,47   25,6   14,79   1,65   1895 


234 


Düngungs-  und  Kultur -Versuche. 


Art  und  Menge  des  Düngers 
pro  Morgen. 


10. 


11. 
12. 


4\  Ztr.  Knochenkohl-Superphosphat 

4*    „  ,  1 

Kalisalz  ) 

Baker-Superphosphat  1 
Guano  J 

Baker-Superphosphat  I 
Guano  >  .     . 

Kalisalz 
Baker-Superphosphat       .     . 


13.  2 

14. 
15. 
16. 


Erntege- 
wicht der 
Rüben  pro 
Morgen. 

Ztr. 

119,79 
118,63 

126,77 


Durch- 
schnitts- 
gewicht 
d.  unters. 
Rüben. 

Loth.     ( 

27,4 

25,5 


Der  Ruhensaft    Produzirt 


enthielt  in 
Prozenten 


Zucker. 

13,40 
14,49  . 


Nicht- 
zucker. 

1,69 
1,60 


Zucker- 
quantum 

pro  Mor- 
gen in 

Pfunden. 

1641 

1650 


24,0      14,10       1,54       1679 


120,95      24,4       14,46       1,56       1716 


f 


114,46 
113,68 


Kalisalz 
Guano     1 
Kalisalz  I 

Guano 133,66 

aufgeschlossener  Guano  .     .     132,50 


28,7 
27,6 


13,58 
14,27 


1,57 
1,77 


1492 
1568 


130,00      28,5      14,64       1,73      1827 


28,6 
25,3 


13,62 
14,43 


1,81 
1,71 


1747 
1835 


Kalisalz 


131,50      26,3      14,33       1,62      1809 


17.  3 


92,43 


25,7 
25,0 


13,11 
13,44 


1,98 
2,05 


1163 
1139 


18.  Ohne  Düngung 88,27 

Der  Einfluss  der  Kalidüngung  tritt  besser  hervor  bei  folgendem  Ver 

gleich: 

Erntegewicht 


Düngung. 


Knochenmehl 

„  -f-  Guano    .     .     , 

Knochenkohl-Superphosphat 

„  -f-  Guano 

Baker-Superphosphat        .     .     . 
„  -f-  Guano 

Guano 

Aufgeschlossener  Guano  .     .     . 


der  Eüben. 
Ztr. 

ohne  mit 
119,98  120,28 
118,04  130,07 
119,79  118,63 
132,21  133,47 
114,46  113,68 
126,77  120,95 
136,66  130,00 
132,50  131,53 


Zuckergehalt 
des  Saftes. 

Proz. 
ohne  mit 
14,05  14,47 
13,47  14,76 
13,40  14,49 
14,20  14,79 
13,58  14,37 
14,10  14,46 
13,62  14,64 
14,43  14,33 


Zuckerernte 
pro  Morgen. 

Pfd. 
ohne      mit  Kali. 

1668 

1843 

1650 

1895 

1568 

1679 

1827 

1809 


1618 
1526 
1641 
1802 
1492 
1716 
1747 
1835 


Summa  .  .  997,41  998,61  -  —  13377  13959 
Mi.ttel  .  .  .  124,7  124,3  13,58  14,54  1672  1742 
Differenz    .     .  —  -f-  0,69  +     70 

Hinsichtlich  der  Produktion  an  Eüben  hat  hiernach  der  Kalidünger 
keinen  ersichtlichen  Erfolg  gehabt,  wohl  aber  auf  den  Zuckergehalt  der 
Rüben,  denn  sämintliche  mit  Kali  gedüngten  Rüben  hatten  einen  höheren 
Prozentgehalt  an  Zucker,  als  die  nicht  mit  Kali  gedüngten,  mit  einer 
Ausnahme,  in  welcher  die  betreffenden  Rüben  fast  gleichen  Zuckergehalt 
aufweisen.  Hinsichtlich  des  Salzgehaltes  und  des  Gehaltes  desselben  an 
Chlor  stellt  sich  Folgendes  heraus: 


Dlineitnes-  und  Kultnr-Versuche. 


235 


Auf  100  Theile  Zucker  kommen 
Salze  (Kohlensäure  frei). 
Bei  den    nickt  mit  Kali  gedüngten  Külien 

(im  Durchschnitt) 2,77 

Hei   den    m  i  t    Kali    gedüngten  Eüben    (im 

Durchschnitt) 3,00 


Darin  Chlor. 

6,01 
12,00 


Düngungsversuch  mit  Stassfurter  Kalisalz  auf  Zucker- 
rüben, von  W.  L.  C lasen.*)  —  Das  Versuchsfeld  hatte  im  Herbste  vor- 
her eine  gleichmässige  Düngung  von  V«  Zntr.  Guano  und  1  Zntr.  Super- 
phosphat  erhalten;  eine  „ungedüngte"  Parzelle  gab  es  deshalb  eigentlich 
nicht,  die  als  solche  bezeichnete  erhielt  nur  im  nächsten  Frühjahre  keinen 
Dünger.  Die  Frühjahrdüngung  wurde  Mitte  Februar  ausgestreut  und  unter- 
gepflügt. Die  Bestellung  fand  am  21.  April,  das  Verziehen  der  Pflanzen 
Anfang  Juni  statt.  Zu  diesem  Zeitpunkt  schon  liessen  sich  die  stark  ge- 
düngten Parzellen  von  den  schwach  gedüngten  durch  die  Grösse  und  das 
kräftige  Wachsthum  der  Pflanzen  unterscheiden. 

Düngung  pro  Morgen.   Erntegewicht  Zucker     Nichtzucke 
der  Rüben.         des  Saftes.**) 


Guano. 
Pfd. 
162 


iauper- 

Phosph. 

Pfd. 


Kali- 
salz. 
Pfd. 


100 

100 
100 
100 
200 
200 
200 
300 
300 
300 


100 
200 
300 

300 
400 

400 
500 
100 
200 


Der  Verfasser  resumirt 


Ztr. 

131,9 
131,9 
129,0 
129,0 
131,9 
131,9 
126,6 
126,6 
123,3 
126,6 
140,7 
131,9 
117,3 
117,3 
114,3 

die 


Prtz. 

9,98 
10,34 
11,04 
10,81 
10,51 
10,87 
10,78 
10,84 
10,98 
11,10 
11,01 
10,77 
10,92 
10,48 
10,51 

Ergebnisse 


des 


Proz. 

2,52 

2,26 
2,16 
2,19 
2,29 
1,93 
2,02 
2,16 
2,22 
2,10 
1,99 
2,23 
2,58 
2,42 
2,19 
Versuchs 


die  Eübendüngung  mit  niedrigprozentigem  Kalisalz,  d.  h. 
dessen  Kali  nicht  oder  nicht  alles  an  Schwefelsäure  gebunden  ist  und 
dessen  Hauptmasse  aus  Kochsalz  mit  bedeutender  Menge  Chlormagnesium 
besteht,  wenigstens  als  Frühjahrsdüngung  entschieden  zu  verwerfen  ist, 
indem  nicht  nur  der  Zuckergehalt  nicht  erhöht,  sondern  sogar  mit  steigen- 
der Düngung  vermindert,  dagegen  das  Nichtzuckerverhältniss  vergrössert 
wird,  während  andrerseits  der  Ernteertrag  der  mit  Kalisalz  gedüngten 
Felder  den  der  ungedüngten  nicht  übersteigt". 


Düngungs- 
versuch 
mit  Kalisalz 
bei  Zucker- 
rüben. 


Zuckerernte 
pro  Morgen. 

Pfd. 
1263 
1373 
1367 
1338 
1331 
1377 
1310 
1317 
1300 
1349 
1487 
1363 
1230 
1180 
1153 

dahin :    „  dass 
mit  solchem, 


*)  Zeitschr.  d.  Vereins  f.  Rübenzucker-Industrie. 
**)  Polarisationsergebniss  im  März  1867. 


1867.     8.  252. 


236 


Düngnngs-  und  Kultur- Versuche. 


ueber  die  Untersuchungen  über  die  Anwendung  der  Kalisalze,  von 

Anwendung  p   p   Deherain.*)  -  Der  Verfasser  liess   auf  2   verschiedenen  Boden- 
Kaiisaize.   arten  *"v)  zu  Grignon  Düngungsversuche  mit  3  verschiedenen  Sorten  Kali- 
dünger bei  Weizen,  Rüben  und  Kartoffeln  ausführen,^  um  sowohl  die  Wir- 
kung  auf  den  Ertrag,    als   deren  Eiufiuss  auf  die  Qualität  der  Früchte 
kennen  zu  lernen.    Die  benutzten  Kalidünger  waren  folgende: 

Kalidünger  von  Merle  &  Co.  zu  Älais  von  einer  der  Formel  KOS03, 
MgOS03  -f-  6HO  entsprechenden  Zusammensetzung.    (=  crc.  23V« 
Proz.  Kali). 
Kalidünger  von  Vorster  &  Grüneberg,    mit  10—20  Proz.  Kaligehalt 
und  Sulfaten  von  Kali,  Kalk  und  Magnesia,    mit  Chlornatrium 
und  thonigen  Theilen. 
Kalidünger,  ebendaher,  „schwefelsaures  Kali"    mit  30  Proz.   Kali, 
14  Proz.  Natron,  etwas  Kochsalz,  schwefelsaure  Kalk-  und  Bitter- 
erde. 
Der  Zuckergehalt   der  Kuben   wurde   mittels  Trommer  -  Fehling'scher 
Kupferlösung  bestimmt  und  zwar  in   einer  Durchschnittsprobe  der  Rübe. 
Die  Rübensorte  war  die  „Schlesische  Rübe"  (Rose  de  Flandre). 

Die  angebaute  Kartoffel  war  die  Sorte  „Chardon"  und  wurde  in  ganzen 
Knollen  gelegt. 

Die    bei   den  Rüben   und  Kartoffeln    erhaltenen  Resultate    sind   fol- 
gende :  ***) 


Art  und  Menge  des  Düngers 
pro  Hektar  in  Kilogr. 


Kalidünger  von  Merle 

Phosphoguano    

Kalidünger 

Phosphoguano    

Schwefelsaures  Kali  .   . 

Phosphoguano    

Phosphoguano    


Kalidünger  von  Merle  .  .  .  . 
Kalidünger     von   Vorster    u. 

Grüneberg    

Schwefelsaures  Kali 

Nichts 


1300  \ 
200  J 

2000  | 
200  \ 
800  i 
200/ 
200  . 


1300  . 

2000  . 
800  . 


Darin 

Ernte 

o 

o 

© 
o 

© 

o 

© 

"3 

52 

Kali 
pro 

an 
Rtt- 

.2  5 
Z'0 

03 

a  6 

«s 

£<S 

a    . 

m  — 

"    0 

Hek- 
tar. 

ben. 

•5« 
< 

Kilogr. 

Kilogr, 

•& 

N 

Kgr. 

Mehr 
durch 
Kali- 
dünger 
Zucker 
geerntet 
Kilosr. 


Erste  Versuchsreihe. 


305f) 40400 
220     47400 

240    44260 

-      42700 


0,S7 
0,84 

0,80 

0,08 


23,01 

23,70 

21,65 


22,52 
26,30 
26,16 


I 
31,44  20,60 


10,14080 

9,14313 

10,0  4426 
11,0  4697 


Zweite  Versuchsreihe. 
305    33300'o,65'32,60  15,30,10,6 

220    36600  0,83,28,80  23,50  11,1 
240    36700K),70  31,00  22,20  10,8 

—     1364000,67  21,41»  27,60,10,S 


3498 

40IV2 
3883 
3931 


-  617 

-  384 

-  271 


-  433 
+  131 

-  44 


*)  Compt.  rend.     Bd.  64.     S.  136  u.  971. 
**)  Deren  Charakter  nicht  näher  bezeichnet  ist. 

***)  Die  bei  Weizen  erhaltenen  Resultate  übergehen  wir,   weil    sie  uns  unzuver- 
lässig erscheinen. 

f)  Wenn  dem  Kalisalz  von  Merle  obige  Formel  zukommt,  so  sind  in  dem  Quan- 
tum von  1300  Kilogr.  des  Salzes  305  Kilogr.  Kali  enthalten  und  nicht  208  Kilogr., 
wie  im  Original  angegeben  ist. 


Diingungs-  und  Kultuv- Versuche. 


237 


Art  und  Menge  des  Düngers 
pro  Hektar  in  Kilogr. 


Ernte 
Kali  v.  Kar- 
im  toffeln 
Dtin-I  pro 
ger.  '  Hek- 
tar. 
Kgr.  Kilo»r. 


S 


SM 

:«  — 

«3  _~ 


/■  C  J4 
*2  cSw 


<»  ;  " 
Kgr. 


Mehr 

Stärke 

durch 

Kuli  ge- 

erntet. 

Kilogr. 


Kalidünger  von  Meile  .  .   .  1000  | 

Phosphogu ino 20U  j 

Kalidünger 1500  | 

Phoephoguano 200  J 

Schwefelsaures  Kali   ....  600  I 

Phosphoguano 200  } 

Phosplioguano 200  . 


1000 


Erste  Versuchsreih( 

235 

L5192 

1,05 

38,1 

16,8 

13,9 

1986 

180 

14609 

0,95 

42,2 

18,4 

13,2 

1943 

180 

11220 

1,10 

41,0 

20,8 

14,0 

1570 

— 

9200 

0,90 

30,2 

19,9 

14,1 

1188 

Zweite  Versuchsreihe. 


235 


10795 


ISO  11640 
180  9667 
—  9826 


1,05 


0,95 
1,20 
0,96 


32,2|18,8 


14,9 


40,3  21,0  14,9 
35,8 


31,7 


17.o  14,6 
16,3  18,8 


161S 


+  798 
+  755 
+  382 

+  397 


1746 
1401 
1221 


+  525 
+  180 


Kalidünger  von  Merle  . 
Kalidünger    von  Vorster   u. 

Grüneberg 1500 

Schwefelsaures  Kali   ....     t>00 
Ungedüngt     — 

Das  Verhältniss  zwischen  kranken  und  gesunden  Knollen  stellte  sich 
folgendennassen  heraus : 

bei   den    mit    Kali   gedüngten    Kartoffeln  kamen   auf   100  gesunde 
Knollen  2,6  kranke; 

hei  den  nicht  mit  Kali  gedüngten  Kartoffeln  kamen  auf  100  gesunde 
Knollen  2,1  kranke. 
Der  Verfasser  zieht  aus  den   Ergebnissen  dieser  Versuche   folgende 
Schlüsse : 

1)  reiche  Kalidüngungen,  wenn  sie  für  sich  allein,  selbst  auf  einen 
sehr  kaliarmen  Boden  kommen,  können  weder  für  llunkelrüben  noch 
für  Kartoffeln  mit  Erfolg  verwendet  werden; 

2)  in  Verbindung  mit  Phosplioguano  wird  der  Kalkdünger  oft  wirksamer ; 

3)  die  Dünger,  welche  nur  eine  kleine  Anzahl  mineralischer  Substanzen 
enthalten,  wie  das  konzentrirte  schwefelsaure  Kali,  haben  eine  viel 
weniger  günstige  Wirkung  als  die  sehr  zusammengesetzten,  wie  der 
Kalidünger  von  Vorster  und  Grüneberg.  Es  scheint  das  dafür  zu 
sprechen,  dass  Stickstoff,  Phosphorsäure,  Kali  uud  Kalk  nicht  die 
einzigen  nützlichen  Bestandteile  eines  Düngers  sind,  und  dass  ein 
Dünger,  welchem  die  anderen  mineralischen  Stoffe  fehlen,  keinen 
Einfluss  auf  die  Vegetation  ausüben  kann. 

Ferner  zeigen  die  Analysen,  dass  zu  Grignon  während  des  sehr  regen- 
reichen Jahres  1866 

4)  die  Kalidünger  keinen  vorteilhaften  Einfluss  auf  die  Zuckerpro- 
duktion gehabt  haben,  ein  Resultat,  das  übrigens  mit  den  neuer- 
dings veröffentlichten  Arbeiten  von  Corenwinder-)  übereinstimmt; 


*)  Recheiches   chiniiques    sur    la    batterave   (Archives   du   Comice   agiicole    de 
Parrondissemeut  de  Lille,  1866). 


238 


Düngungs-  und  Kultur-Versuche. 


5)  dass    sie  ferner  ohne  Einfluss  auf  die  Stärkemehlproduktion  in  den 
Kartoffeln  sind  und 

6)  dass  es  zweifelhaft  bleibt,  ob  der  Kalidünger  zur  Verminderung  der 
Kartoffelkrankheit  beiträgt. 


mit  schwe- 
feisaurer     0.    Cordel.*) 

Kalimag-      _____________ 


Düngungsversuche  mit  schwefelsaurer  Kalimagnesia  bei 
uisgeführt  auf  dem  Dominium  Barby,  mitgetheilt  von 
Die  Eesultate  sind  in  folgender  Tabelle  enthalten. 


Name  des 
Planes. 


Lämmeranger 

r> 

Rathstämme 
Anger  vor  d.  Hofe 
Schlossplan 
Gross-Schwehls 


Gerste 


Weizen 
Roggen 


Düngung  pro  Morgen. 


II  Ztr.  schwefels.  Kalimagnesia 

Ungedüngt   

li  Ztr.  schwefels.   Kalimagn.  . 

Ungedüngt   

lg  Ztr.  schwefels.  Kalimagn.  . 

Ungedüngt    

1§  Ztr  schwefels.  Kalimagn.  . 
Phosphorsaurer  Kalk  .  .  . 
\\  Ztr.  schwefels.  Kalimagn.    . 

Guano 

Fleischdünger 


Ztr. 


165 

165 
155 

1 55 
110 
HO 

1 36 
136 
120 
120 
120 


Prozent- 
gehalt des 
Saftes  an 


_     .       I  Nicht- 
Zucker.  zucker 


N  <y 


12,58 

13..65 
14,97 

3,80 
11,64 
13,28 
12,  so 
10,72 
13,37 
13,66 
10,54 


1,21 
1,05 

0,94 
2,60 
1,18 
1,61 
1,35 
1,89 
1,94 
1,42 
2,48 


91,2 
92,8 
94,1 
77,2 
90,8 
89,2 
90,4 
85,0 
87,3 
90,6 
80,9 


Aus  den  Zahlenergebnissen  geht  hervor,  dass  auf  den  Plänen,  wo 
ohne  Düngung  Kuben  von  guter  Qualität  wuchsen,  die  mit  Kali  gedüngten 
Rüben  nicht  besser,  sondern  weniger  gut  ausgefallen  sind;  dass  dagegen, 
wo  die  ungedüngten  Eüben  sehr  ungenügend  waren,  die  Wirkung  des 
Kalisalzes  eine  ganz  ausserordentliche  war. 


Düngungs-  Düngu ngs vers uch e   mit   Kalisalzen    und   Phosphaten    bei 

m^Kaii-  ßunkeln>  von  C.  Frey  tag.**)  —  Auf  dem  Versuchsfelde  zu  Poppolsdorf 
salzen- und  wurden  auf  2  Stücken  Landes,  die  beide  im  vorhergehenden  Jahre  Weizen- 
Phosphaten.  Varietäten  getragen  hatten,  nachfolgende  Versuche  ausgeführt.  Der  Boden 
wurde  vollständig  gleichmässig  und  in  der  üblichen  Weise  zur  Küben- 
kultur  vorbereitet.  Der  Dünger  wurde  im  März  ausgestreut  und  10  Zoll 
tief  untergepflügt.  Jede  Parzelle  enthielt  V«  Morg.  Flächenraum  und  er- 
hielt Dünger  im  Werthe  von  3  Thlrn.  Bei  Parzelle  4  zeigten  sich  beim 
Verziehen  so  viele  Fehlstellen,  dass  eine  Nachpflanzung  stattfinden  musste. 


*)  Zeitschr.  d.  Vereins  f.  Rübenzucker-Ind.     1867.     S.  130. 
**)  Landw.  Wochenbl.  f.  Schleswig-Holstein.     1867-     S.  93. 


Dlingungs-  und  Kultur-Versuche.  239 

Mehrertrag  gegen 
,  >T  .       _  Ertrag  an       Ungedüngt  pro  Morg. 

Art  und  Menge  des  Dungers  b    berechnet. 

pro  \  Morgen.  ^ben.    Blättern.    R„ben        imjtBtt 

Tfd.  Pfd.  Ztr.  Ztr. 

1)  Ungedüngt 3115  1920 

2)  Kalidünger  G4  Pfd.  +  Peruguano  33£  Pfd.  6010  1871  117,0 

3)  Kalidünger  128  Pfd .  5210  2641  83,8          28,8 

4)  Chlorkalium  88^  Pfd 6450  1286  133,4 

5)  Schwefelsaures  Kali  66|  Pfd 5720  2251  104,2           13,2 

6)  Deutsches  Superphosphat  64  Pfd.  -\-  kon- 

zentrirter  Kalidünger  64  Pfd 10490  2845  295,0  37,0 

7)  Baker-Superphosphat  106  Pfd 8910  2446  231,7  21,0 

8)  Peruguano  67  \  Pfd 6130  2891  120,6  38,8 

9)  Kali-Superphosphat  80  Pfd 6790  2331  147,0  16,4 

Hiernach  haben  sich  alle  Düngungen  vorzüglich  bewährt  und  um  das  Mehr- 
fache bezahlt  gemacht,  was  bezüglich  der  Kalisalze  als  eine  seltene  Erscheinung 
anzusehen  ist. 

Erfahrungen   bei  der  Düngung  mit  Guano  auf  Kartoffeln,    Erfahrun- 
von  v.  Ternpelhoff-Dombrowka.*)  —  Seit  1858  ist  von  dem  Verfasser    een  Uber 
der  Guano  jährlich  in  ausgedehntem  Masse  angewendet  worden,  bis  1862     "a°°  un' 
nur   zu  Kartoffeln    und    von    dieser  Zeit   ab    wurden   die  Kartoffeln  aus- 
schliesslich  mit  Guano    gedüngt.     Der  dabei   zu  Grunde  liegende  Boden 
ist  zu  drei  Viertel  Gerstenboden,  zu  einem  Viertel  guter  Roggenboden,  fast 
eben   und   mit  sehr  geringem  Gefälle.     Der  Untergrund  ist  fast  überall 
undurchlassender  Kalkmergel,  daher  der  Boden  nasskalt,  eisenschüssig  und 
an  einem  Uebermass  von  Kalk  leidend.    Die  Erfahrungen  des  Verfassers 
lauten : 

1)  Der  Guano  wirkt  am  sichersten  auf  lehmigem  Sandboden  in  trockner 
Lage; 

2)  auf  allen  nassgelegenen,  eisenschüssigen  Böden  ist  die  Wirkung  un- 
sicher; 

3)  der  Guano  muss  mindestens  3 — 4"  tief  untergebracht  werden,  wenn 
seine  düngenden  Bestandtheile  sich  nicht  ungenützt  verflüchtigen 
sollen; 

4)  die  Nachwirkung  von  Guano  im  2.  Jahre  ist  sehr  unerheblich ; 

5)  die  mit  Guano  gedüngten  Kartoffeln  sind  immer  mehlreicher,  als  die 
in  frischer  Stallmistdüngung  erbauten,  häufig  selbst  besser,  als  die 
in  zweiter  Tracht  gewachsenen. 

Versuche  über  den  Einfluss  des  Früh-   oder  Spät-Gipsen  Prüh.  oder 
des  Klee 's.**)  —  Auf  Veranlassung  der  landwirtschaftlichen  Lehranstalt  Sp&t-Gipsen 
zu  Worms  fanden  im  Jahre  1866  in  18  verschiedenen  Lagen  mit  von  ein-  des     ees' 
ander  abweichenden  Bodenarten  der  Provinz  Rheinhessen  und  der  baiern- 
schen  Pfalz  Düngungsversuche    mit  Gips   auf  Klee   in   der   angegebenen 


*)  Der  Landwirth.      1867.     S.  52. 
*)  Ibidem.     S.  15. 


240 


Düngungs-  und  Kultur-Versuche 


Richtung  statt.  Die  eine  Hälfte  der  betreffenden  Kleefelder  wurde  bereits 
am  7.  Januar,  die  andere  Hälfte  am  19.  April  gegipst.  Der  erste  Klee- 
schnitt ergab  im  Durchschnitt  berechnet  von  lU  Hektar  auf  der  früh  ge- 
gipsten Hälfte  9  Zentner  Kleeheu  mehr,  als  von  der  spät  gegipsten. 

Ammoniak-  Ueber  ammoni akhaltige s  The e rw ass e r  als  die  Vegetation 

Tbeer-5  bef ör d e r nd es  Mittel,  von  Artus.*)  —  Der  Verfasser  hat  Weizen, 
wasser  als  Koggen,  Gerste,  Luzerne,  Esparsette  und  Kothklee  in  ihrem  jungen  Zu- 
Dünge-  Stande,  als  sie  etwa  eine  Höhe  von  3  Zoll  erreicht  hatten,  mit  einer 
mitteL  Mischung  von  1  Tbeil  solchen  ammonhaltigen  Wassers  mit  3  Theile  Fluss- 
wasser begossen,  eine  Operation,  die  in  9  Tagen  dreimal  und  jedesmal 
des  Abends  ausgeführt  wurde.  Bei  den  Getreidearten  verschwand  schon 
nach  dem  zweiten  Begiessen  die  frische  grüne  Farbe  der  Pflänzchen;  sie 
nahmen  ein  gelbliches  Ansehen  an  und  nur  wenige  Halme  gelangten  zur 
Entwicklung  von  Samen,  welche  auch  nur  unvollkommen  entwickelt  waren. 
Eine  ähnliche  Erscheinung  trat  bei  den  Futterkräutern  ein,  auch  sie 
wurden  fahl,  mehrere  Pflanzen  gingen  gänzlich  aus,  von  den  übrigen 
kamen  ebenfalls  nur  wenige  Individuen  zur  Blüthe.  Der  Verfasser  schreibt 
diesen  das  Pflanzenleben  störenden  Einfluss  den  dem  Gaswasser  beige- 
mengten brenzlichen  Produkten  zu  und  empfiehlt  deshalb,  diese  Gaswasser 
vor  ihrer  Anwendung  nach  Neutralisation  des  Ammoniaks  mit  Schwefel- 
säure durch  angenässte  grobe  Tücher  von  dem  Theer  zu  befreien. 

Uns  dünkt  der  naehtheilige  Einfluss  von  dem  im  Gaswasser  enthaltenen  kohlen- 
sauren Ammoniak  herzukommen,  das  enviesenermassen  bei  nicht  hinreichender  Ver- 
dünnung und  bei  Ueberdüngung  sich  schädlich  erweist. 


Kartoffel- 
Kultur  nach 
Pinto. 


Ueber  den  Einfluss,  welchen  das  Obenauflegen  und  das 
Unterbringen  der  Kartoffel-Saatknollen,  das  Behäufeln  und 
Nicht-Behäufeln  der  Stöcke  auf  die  Ernte  nimmt,  wurden  zu  Alt- 
morschen auf  lehmigem  Sandboden  von  Th.  Dietrich  Versuche  an- 
gestellt und  dabei  folgende  Resultate  erhalten.**) 

Versuche  im  Jahre  1866.    Aussaat  an  Knollen  nach  Zahl  und  Gewicht 
gleich,  Flächenraum  ebenfalls  gleich. 


Ertrag  an 

ä 

s 

Kranke 

gesun- 
den 

Knol- 
len. 

kranken 
Kiiol- 
len. 

c 

m 

Knol- 
len. 

Pfd. 

Pfd. 

Pfd. 

Proz. 

1) 

Knollen  flach  in  die  Erde  gelegt,  behäufelt    .     . 

75,5 

4,5 

80,0 

5,6 

2) 

„            „       „     „        „            „       nicht  behäufelt 

55,5 

13,0 

68,5 

19,0 

3) 

„        wie  gewöhnlich  gelegt,  behäufelt   .     .     . 

53,0 

12,8 

65,8 

r.i.i 

4) 

„          „              „                „         nicht  behäufelt    . 

72,5 

9,3 

81,8 

11,3 

*)  Der  Landwirth.     18C7. 
**)  Originalmittheilung. 


S.  39G. 


Düngnngs-  und  Kultur-Versuche. 


241 


Versuche  im  Jahre  1867.     Dazu  wurden  die  3  nachbenannten  Sorten 

unter  ganz  gleichen    Verhältnissen  wie  oben  verwendet.    Kranke  kamen 

bei  diesem  Versuche  nicht  vor. 


Ertrag  an  gesunden 
Knollen  in  Pfänden. 

Prozent.  Stärke- 
melilgehalt. 

Sä 

§1 

Juni- 
Kartoffel. 
Fürsten- 
wald.  Kart. 

03 

a 
s 

w 

cJiö 
Co 

£  c 

M 

SS« 
**  ° 

:S  3 

1) 

Knollen  flach  in 

dii 

Erde  gelegt,  behäufelt   .     . 

33| 

20   36 

S9i 

20,1  17,819,3 

2) 

r> 

7>          V 

„ 

n 

„        nicht  behäufelt 

29 

10',  25 

64£ 

18,7  14,9|19,4 

3) 

Rollen 

wie  gew 

"ihn 

lieh 

gelegt,  behäufelt 

30 

20    44i 

941 

20,6  10,3  21,3 

4) 

n 

n 

r> 

„         nicht  behäufelt 

42 

29£j3S 

1091 

20,3 

15,917,7 

Düngungs-   und   Anbauversuche    mit   60  Kartoffolsorten,    Kartoffei- 


von  P.  Pietrusky  und  E.  Heiden.*)  —  Die  Versuche  wurden  gleich- 
zeitig im  Jahre  1866  an  61  verschiedenen  Orten  der  Provinz  Preussen 
nach  einem  gemeinsamen  Plane  ausgeführt.  Wegen  der  speziellen  Resultate 
müssen  wir  auf  den  Originalbericht  verweisen.  Von  den  Folgerungen  aus 
den  Versuchen  heben  wir  die  nachstehenden  hervor: 

1)  Folgerungen  aus  den  Düngungs-Versuchen. 

a)  Die  stickstoffreichen  Dünger  geben  die  grössten  Erträge,  aber  auch 
die  meisten  kranken  Knollen  und  die  stärkemehlärmsten  Kartoffelu. 

b)  Nach  mineralischer  Düngung  sind,  weniger  kranke,  stärkemehl- 
reichere, aber  auch  an  Masse  weniger,  als  bei  noch  stickstoffhaltiger. 

c)  Die  ungedüngten  Stücke  zeichnen  sich  durch  die  stärkemehlreichsten 
und  am  wenigsten  kranke  enthaltenden  Kartoffeln  aus. 

d)  Bei  beiden  Versuchsreihen  hat  die  grüne  Heiligenstädter  die  höchsten 
Erträge  gegeben. 

e)  Am  niedrigsten  im  Stärkemehlgehalt  steht  die  Orange-Kartoffel,  am 
höchsten  stehen  die  rothe  Frankfurter  und  die  Fürstenwalder  Kar- 
toffel. 

2)  Folgerungen  aus  den  Anbau-Versuchen:**) 

a)  Der  Boden  influirt  fast  in  demselben  Grade  auf  die  Ertrags- 
fähigkeit, den  Stärkemehlgehalt  und  die  Krankheit,  als 
der  Sortencharakter  der  Kartoffel. 

b)  Die  Schwankungen  im  Ertrage  und  Stärkegehalte  sind  bei  allen 
Sorten  sehr  gross;  in  Betreff  der  letzteren  ist  hervorzuheben,  dass 
bei  den  einzelnen  Sorten  sich  ein  gewisser  Minimal-  und  Maxhnal- 
Gehalt  zeigt  und  zwar  in  der  Weise,   dass  die  Sorte  mit  niedrigem 


Kultuiver- 
suche. 


*)  Bericht  d.  Kultur-Vereins  f.  d.  Prov.  Preussen,  Königsberg  1867,  bei  W.  Koch. 
**J  Hierzu  sind  nur  die  Sorten  in  Betracht  gezogen,  von  denen  wenigstens  4  An- 
bauversucho  vorlagen. 

Jahresboi'icht  X.  1" 


242  DünguDgs-  und  Kultur- Versuche. 

Minimal-  auch  höhereu  Maximal-G ehalt  haben,  so  dass  man  zu  dem 
Schlüsse  berechtigt  ist,  von  bestimmten  Sorten  zu  sagen,  bei  guten 
Boden-  und  klimatischen  Verhältnissen  shnjl  sie  die  stärkemehl- 
reichsten. 

c)  Die  weissen  Kartoffeln  sind  der  Krankheit  mehr  ausgesetzt  als 
die  bunten. 

d)  Die  äussere  Beschaffenheit  der  Kartoffel  (ob  schorfig  oder 
nicht  schorfig)  hängt  nur  von  dem  Boden  und  nicht  von  der 
Sorte  ab. 

Kartoffel-  Anb  au  -  V  ersuc he  mit  Kartoffelsorten,  von  Th.  Dietrich.*) 

Kuiturver-  ^_  ^.LiQ\x  (]en  jm  Jahre  1867  angestellten  Anbauversuchen  in  dem  Garten 

der   Versuchsstation   Altmorschen   machte    sich    der   Sortencharakter   der 

Kartoffeln  hinsichtlich  Ertrag   und  Qualität  derselben  in  der  in  folgender 

Zusammenstellung  angegebenen  Weise  geltend. 


1)  Gelbschalige  Sorten  a)  runde       .     . 

b)  längl. -runde 
überhaupt     .     .  • 

2)  Rothschalige  Sorten  a)  runde       .     . 

b)  länglich-runde 
überhaupt     . 

3)  Roth-  und  gelbschalige  Sorten    .     . 

4)  Blau-     „  „  „         .     . 

5)  Blauschalige  Sorten  a)  runde       .     . 

b)  lange       .     . 
überhaupt    . 

6)  Mäusekartoffeln  a)  gelbschalige  .     . 

b)  rothschalige    . 
überhaupt 
Die  Kartoffeln    des  Jahrganges    überhaupt 

Bei  den  3  Jahre  hinter  einander  fortgesetzten  Kulturen  hat  sich  ein 
durch  Zahlen  belegbarer  Zusammenhang  zwischen  der  Lufttemperatur, 
welche  während  der  Vegetationsdauer  der  Kartoffelu  herrschte,  und  dem 
Ertrage  und  der  Qualität  der  Kartoffeln  herausgestellt,  wie  folgende 
Zahlen  lehren: 

(Die  Zahlen  unter  a  bezichen  sich  auf  den  Durchschnitt  von  24  Sorten,  welche 
schon  im  ersten  Jahre,  die  unter  b  auf  den  Durchschnitt  von  98  resp.  106  Sorten, 
welche  in  dem  zweiten  und  dem  dritten  Jahre  gebaut  wurden.) 

Jahr: 
Wärmmesumme  **) 1737  °  II. 

Ertrag  an  Knollen  pro  1  Stock  in  Grammen 
Prozentischer  Ktärkemehlgehalt  .... 
Ertrag  an  Stärkemehl  pr.  1  Stock  in  Grammen 

*)  Landw.  Zeitschr.   f.  Kurhessen.     1867.  S.   169    und  Originalmittheilung. 
**)   Wärmesumme  =  Anzahl  der  Tage  während  der  Vegetationsdauer  multipli- 
ii  f    mit  der  mittleren  Temperatur  der  Tage. 


In  der  Ernte 

Ertrag  pro 

Prozent. 

Stärke- 
mehl- 

von 10  Stock 

Im  E 

>UTCh- 

10  Stock. 

Ist  Stärke- 
mehl enth. 

schnitt 
von 

Pfd. 

gehalt. 

Pfd. 

16,4 

17,8 

2,92 

28  S 

orten 

17,1 

16,6 

2,84 

18 

» 

16,8 

17,3 

2,90 

46 

n 

18,8 

17,5 

3,29 

10 

55 

20,5 

18,4 

3,77 

11 

55 

19,7 

18,0 

3,54 

21 

r> 

20,3 

18,0 

3,65 

8 

V 

15,2 

16,8 

2,55 

5 

r> 

14,5 

15,6 

2,26 

3 

r> 

14,4 

18,5 

2,66 

2 

» 

14,5 

16,7 

2,42 

5 

55 

15,9 

16,9 

2,68 

8 

55 

13,2 

16,3 

2,15 

5 

55 

14,6 

16,7 

2,44 

13 

55 

17,2 

17,4 

2,99 

98 

55 

1865. 

1867. 

1866. 

737  °R. 

1530°  R. 

979  »R. 

a. 

a.          b. 

a.       b. 

991 

740      SCO 

490    590 

19,0 

18,5      17,4 

17,4    16,0 

188 

137       149 

85      94 

Rückblick.  243 

AVir  verweisen  schliesslich  noch  auf  folgende  Mittheilungen: 

Düngungsversuche  mit  Kalisalzen  auf  rühenmüdem  Boden,  von  C.  Benneke, 
Heck  er  u.  Comp.  *) 

Wirkung  des   Kalisalzes  auf  Wiesen.  2) 

Erträge  von  künstlichen  Düngern  im  Jahre  ISG't,  von  Bodenstoin.  3) 

Uehcr  dio  Anwendung  des  Stassfuitcr  Abraumsalzes  in  den  Niederungen  der 
schwarzen  Elster,  von  Schmidt.  4) 

Ein  Düngungsversuch  zu  Futterrunkeln,  von  Fr.  Spiess.  ■">) 

Erfolge  der  Düngung  mit  Knochen,  mit  rohem,  gedämpftem,  aufgeschlossenem 
Knochenmehl  und  mit  Supcrphosphat,  von  F.  Bertrand.  G) 

Versuche  mit  Bakeiguano-Superphosphat,  von  S.  7) 

Düngungsversucho  mit  Superphosphat  und  Chilisalpeter  —  mit  Btassfurter  Ab- 
raumsalz und  rohem  schwefelsauren  Kali,  von  Rosenberg-Lipinski.  8) 

Aufforderung    zur  Theilnahme   an  Düngungs versuchen,   von  C.  Karmrodt.  9) 

Le  phospho-guano  dans  la  pratique.  10) 

Un  Essai  d'engrais  chimiques  sur  betteraves,  \mr  A.  Mayre.  H) 

Experience  sur  les  engrais,  par  A.  Saunier.  *'-) 

Result's  of  Experiments  on  tho  Potato  Crup  with  reference  to  the  most  profi- 
tahle  size  of  the  sets  etc.  in  the  yeärs  1864,  1865  at  Benthall.   By  George  Maw. 13) 


Ueber  den  Werth  und  die  Beweiskraft  der  Felddüngungsversuche  für  die  Praxis  Bückblick. 
und  Wissenschaft  der  Landwirthschaft  ist  in  letzter  Zeit  viel  gestritten  worden;  wir 
sind  der  Ansicht,  dass  die  Feldversuche,  wenn  auch  ihre  Ergebnisse  in  früherer 
Zeit  vielfach  überschätzt  worden  sind,  in  manchen  Beziehungen  durch  kleine  phy- 
siologische Kulturversuche  in  künstlichen  Bodengemischen  oder  wässrigen  Nähr- 
stoft'lösungen  keineswegs  zu  ersetzen  sind  und  haben  desshalb  die  interessanteren 
neueren  Düngungsversuche  in  unsern  Bericht  aufgenommen.  Den  Anfang  machen 
die  umfangreichen  Versuche,  welche  auf  Gröuven's  Veranlassung  gleichzeitig  und 
nach  gleichem  Plane  von  vielen  Landwirthen  ausgeführt  worden  sind.  Die  Ergeb- 
nisse dieser  Versuche  bieten  viel  Widersprechendes  dar,  wie  dies  bei  derartigen 
Verbuchen  gar  nicht  anders  zu  erwarten  war;  bald  hat  das  eine,  bald  das  andere 
Düngemittel   besseren    Erfolg  aufzuweisen,    bald    lieferten    sogar    die    ungedüngten 


*)  Annalen  d.  Landwirthsch.  in  Preussen.     Wochenbl.     1867.     S.  3. 

2)  Zeitschr.  d.  landw.  Centralvereins  f.  d.  Prov.  Sachsen.     1867.     S.  86. 

3)  Ibidem.     S.  66. 
*)  Ibidem.     S.  165. 

5)  Würtemb.  land-  u.  forstw.  Wochenbl.     1867.     S.  6. 

6)  Landw.  Ztg.  f.  d.  Nordwestl.  Deutschi.     1867.     S.  193. 

7)  Land-  u.  forstw.  Ztg.  f.  d.  Fürstenth.  Lüneburg.     1867.     S.  51. 

8)  Der  Landwirth.     1867.     S.  242. 

9)  Zeitschr.  d.  landw.  Vereins  f.  Rheinpreussen.     1867.     S.  11. 

10)  Journ.  de  la  Societ.  centr.  d'agric.     1867.     S.  306. 

11)  Journ.  d'agricult.  prat.     186.7.     Bd.  II.     S.  683. 

12)  Ibidem.     S.  651. 

13)  The  Journ.  of  the  Boy.  Agr.  Society  of  England.     1867.    Bd.  II.    S.  552. 

16* 


244  Rückblick. 

Parzellen  höbero  Ernten  als  die  gedüngten.  Diese  Widersprüche  werden  wenig- 
stens theilweise  aufgelö.-t,  wenn  man  den  Einfluss  des  Bodens  und  die  Witterungs- 
verhältnisse  in  Betracht  zieht.  Und  liiciin  liegt,  gerade  der  Hauptzweck  der 
Gr ouven 'sehen  Versuche,  nachzuweisen,  dass  die  "Witterung  und  der  Boden  eine 
grosse,  ja  das  Einteresultat  entschieden  beherrschenden  Einfluss  ausüben.  —  Els- 
ner-Rosenburg  stellte  Versuche  über  die  Wirkung  künstlicher  Düngcrniischun- 
gen  im  Vergleich  zum  Peruguano  bei  Zuckerrüben  an;  er  fand,  dass  eine  Mischung 
aus  Chilisalpeter  und  Superphosphat  den  Peruguano  bedeutend  übertraf.  —  Stern- 
berg's  Versuche  mit  verschiedenen  Spezialdüngemitteln  aus  der  Fabrik  von  Vor- 
ster  und  Grüneberg  ergaben  für  die  als  Wiesen-  und  Körnerdünger  bezeich- 
neten Düngermischungen  recht  günstige  Erfolge.,  minder  günstig  zeigte  sich  die 
Wirkung  des  Kartoffeldüngers.  —  A.  Voelker  stellte  in  England  Versuche  über 
die  Wirkung  des  Stassfurter  Salzes  bei  Runkelrüben,  schwedischen  Rüben  und 
Kartoffeln  an.  Bei  Runkelrüben  wirkte  auf  leichtem  Boden  eine  Kochsalzdüngung 
der  Düngung  mit  Kalisalz  ziemlich  gleich ,  so  dass  also  die  Zufuhr  von  Kali  zu 
dem  Boden  unwesentlich  zu  sein  schien.  Bei  Tnrnips  und  Kartoffeln  bewährte 
sich  das  Kalisalz  in  Verbindung  mit  Superphosphat  besser.  —  Bei  den  Versuchen 
von  Hei  de  priem  erhöhte  die  Kalizufuhr  zwar  nicht  den  quantitativen  Ertrag  bei 
Zuckerrüben,  wohl  aber  den  Zuckergehalt,  gleichzeitig  zeigte  sich  jedoch  auch  der 
Gehalt  der  mit  Kalisalzen  gedüngten  Rüben  an  Chlormetallen  wesentlich  erhöht, 
so  dass  die  Zuckerausbeute  voraussichtlich  bei  solchen  mit  Kalidüngung  erbauten 
Rüben  relativ  weniger  günstig  ausfallen  wird.  —  W.  L.  C lasen  spricht  sich  auf 
Grund  der  Ergebnisse  seiner  Düngungsversuche  gegen  die  Düngung  von  Zucker- 
rüben mit  niedrig-prozentigem  (Kochsalz  und  Chlormagnesium -haltigem)  Kalisalz 
aus,  weil  diese  den  quantitativen  Rüben-Ertrag  nicht  erhöhte,  dagegen  die  Qualität 
der  Rüben  erheblich  verschlechterte.  —  Auch  Frankreich  hat  der  Kalidüngung 
seine  Aufmerksamkeit  zugewendet;  wir  berichteten  über  mehrere  Versuchsreihen 
vonDeherain  zu  Grignon,  diese  ergaben  umgekehrt  für  die  geringhaltigen  Kali- 
salze (mit  viel  Chlornatrium  etc.)  verhältnissmässig  günstigere  Resultate,  die  Zufuhr 
grosser  Kalimengen  zeigte  sich  selbst  auf  kaliarmen  Böden  ohne  Nutzen,  günstiger 
waren  die  Ergebnisse  bei  gleichzeitiger  Zufuhr  von  Stickstoff  und  Phosphorsäure 
(Phosphoguano)  zn  dem  Boden.  —  Die  Versuche  von  0.  Cordel  und  C.  Frey- 
tag  sind  günstiger  für  die  benutzten  Kalipräparate  ausgefallen,  bei  ersteren  ist 
besonders  zu  beachten,  dass  die  schwefelsaure  Kalimagnesia  auf  die  qualitative 
Beschaffenheit  der  Rüben  nicht  ungünstig  eingewirkt  hat,  bei  letzteren  haben  die 
Kalisalze  die  Rübenernte  sehr  erheblich  erhöht.  Die  Ergebnisse  der  Düngungs- 
versuche  sind  hiernach  auch  im  verflossenen  Jahre  wieder  sehr  ungleich  ausgefallen, 
es  erklärt  sich  dies  wahrscheinlich  durch  die  Einflü-se  der  Bodenbeschaffeuheit 
und  der  Witterung;  bezüglich  des  ersten  Punktes  liegen  bereits  Tbatsachen  vor, 
welche  beweisen,  dass  auf  einem  au  sich  an  Kali  nicht  armen  Boden  die  Kalizu- 
fuhr keinen  Nutzen  gewährt,  indirekt  vermag  allerdings  die  Salzdüngung  auch  in 
diesem  Falle  noch  zuweilen  die  Produktionsfähigkeit  des  Bodens  zu  erhöhen.  — 
Mehr  Werth  als  einjährige  Düngungsversuche  haben  ohne  Frage  langjährige  prak- 
tische Erfahrungen,  wie  sie  von  von  Tempelhoff  über  die  Erfolge  der  Guano- 
düngung mitgctheilt  wurden.  Die  Erfahrungen  des  Verfassers  zeigen  sich  für  die 
Guanodüngung  auf  leichterem,  nicht  an  Nässe  leidenden  Boden  günstig,  namentlich 
auch  bezüglich  der  Qualität  der  dabei  erbauten  Kartoffeln.  Die  tiefe  Unterbringung 
des  Guanos    hat  sich   als  vorteilhaft  erwiesen.         Bezüglich  des   geeigneten  Zeit- 


KUcklick.  —  Literatur.  245 

punktes  für  die  Anwendung  des  Gipsens  scheinen  die  Versuche  der  Lehranstalt  zu 
Worms  anzudeuten,  dass  es  vortheilhaft  ist,  dun  (ups  so  frühzeitig  als  irgend  mög- 
lich im  EYühlinge  anzuwenden.  Bekanntlich  wird  von  manchen  Landwirthen  mit 
Erfolg  im  Herbste  gegipst.  —  W.  Artus  hält  das  ammoniakhaltigc  Gaswasser  der 
Leuchtgasfabriken  wegen  seines  Theergehalts  für  ein  schädliches  Düngemittel;  er 
empfiehlt  deshalb,  den  Thecr  mittels  Durchseihen  durch  nasse  Wolltücher  zu  ent- 
fernen. —  T  h.  Dietrich  prüfte  den  Einfluss  der  Unterbringung  und  des  Behäu- 
feins der  Kartoffeln  auf  den  Ertrag;  das  Behäufeln  zeigte  sich  bei  flach  gel  gl  □ 
Kartoffeln  vortheilhaft,  bei  tiefer  gelegten  nicht,  ein  wesentlicher  Vorzug  der  (nach 
Pinto 'scher  Methode)  flach  gelegten  Kartoffeln  war  nicht  hervortretend,  —  Die 
mühsamen  Versuche  von  P.  Pietrusky  und  E.  Heiden  ergeben,  dass  die  stick- 
stoffreichen  Düngemittel  zwar  die  höchsten  Ernteerträge  an  Kartoffeln,  aber  auch 
relativ  viel  kranke  lieferten.  Die  höchste  Ernte  lieferte  von  allen  Sorten  die  Hei- 
ligenstädter grüne  Kartoffel.  Auf  den  quantitativen  und  qualitativen  Ertrag,  die 
Widerstandsfähigkeit  gegen  die  Krankheit  und  die  äussere  Beschaffenheit  dir  Knollen 
influirte  der  Hoden  in  ebenso  starkem  oder  stärkerem  Grade  als  die  Sorte,  doch 
zeigten  sich  die  weissen  Sorten  der  Krankheit  mehr  ausgesetzt,  als  die  bunten.  — 
Th.  Dietrich  theilte  Anbau-Versuche  mit  Kartoffeln  mit,  welche  den  Einfluss  der 
Lufttemperatur  auf  die  Quantität  und  Qualität  der  Kartoffelernte  nachweisen. 


L  i  t  e  r  a  t  n  i\ 

Lehrbuch  der  Düngerlehre,  von  Dr.  E.  Heiden.     Stuttgart,  Colin   &  Risch. 

Jahrbuch  für  österreichische  Landwirthe,  herausgeben  von  A.  E.  Körners.  Prag, 
Kalve. 

Ueber  die  Zusammensetzung,  den  Werth  und  die  Benutzung  des  städtischen  Kloaken- 
düngers, von  J.  B.  Law  es  und  Dr.  IL  Gilbert.  Aus  dem  Englischen 
übersetzt    von    J.    von  Holtzendorff.     Glogau,    Flemming. 

Rübendüngungsversuche  im  Jahre  1SG6.  Versuche  über  die  Rentabilität  und 
zweckmässigste  Form  der  Kalidüngung.  Von  Dr.  H.  Grouven.  Glogau. 
Flemming. 

Ueber  den  Zusammenhang  zwischen  Witterung,  Boden  und  Düngung  in  ihrem  Ein- 
fluss auf  die  Quantität  und  Qualität  der  Ernte,  von  H.  Grouven.  Glogau, 
Flemming. 

Bericht  des  Kulturvereins  für  die  Provinz  Prcusscu  über  die  im  Jahre  1SGG  ange- 
stellten Düngungs-  und  Anbauversuche  mit  sechszig  Kartoffelsorteu  von  P. 
Pietrusky  und  Dr.  E.  Heiden.     Königsberg,  Koch. 

Bericht  über  die  Erfolge  der  Kalidüngung  mit  einer  Einleitung  über  künstliche 
Düngung  im  Allgemeinen  und  Kalidüngung  im  Besonderen,  von  Dr.  Grü- 
neberg.    Deutz,   Berlin,  Wreden  und  Borstell. 


Zweite  Abtheilung. 


Die  Chemie  der  Thierernährung. 


Referent:   E.  Peters. 


Analysen  von  Futterstoffen. 


werth  der 
Rüben. 


Ueber  die  Zusammensetzung  und  den  Nährwerth  der  lieber  die 
1 1  ii  b  e n  liegt  eine  Untersuchung  von  Hugo  S  c h  u  1 1  z  e  und  Ernst  Zusammen' 
Schulze*)  vor,  deren  Zweck  die  Ermittelung  der  Elenientaf  zusammen-  den  Nähr. 
setzung  der  stickstofffreien  B.estandtheile  der  Rüben  war.  Um  diese  zu 
ermöglichen,  wurde  der  Gehalt  der  Rüben  an  Saft  und  Mark,  die  Elemen- 
tarzusammensetzung  dieser  Theile  und  der  Gehalt  der  Rüben  an  Ammo- 
niak und  Salpetersäure  bestimmt. 

Die  Saftbestimmung  wurde  theils  nach  der  Methode  Ton  Grouven  und 
Stamm  er**)  ausgeführt,  welche  darin  besteht,  dass  man  den  Trockensubstanzge- 
lialt  der  Rübe  und  des  Saftes  bestimmt  und  aus  diesen  Faktoren  den  Saftgehalt 
der  Rübe  berechnet,  theils  durch  vollständiges  Auswaschen  des  zerriebenen  Rüben- 
marks  mit  "Wasser,  Trocknen  und  Wägen  des  Rückstandes.  Vergleichende  Ver- 
suche ergaben,  dass  die  indirekte  Saftbestimmung  bei  Futterrunkeln  und  Möhren 
etwas  zu  hohe  Ergebnisse  liefert.  Die  Grösse  des  Fehlers  lässt  sich  nach  folgen- 
den Bestimmungen  ungefähr  beurtheilen. 


Bezeichnung 

der  Rüben  und  Tag  der 

Untersuchung. 


3  N  r~ 
Proz. 


1J« 


Gehalt,  berechnet 

nach  dem 

Trockengehalt 

von  Rübe  u.  Saft 


Mark.  Saft. 

Proz.  Proz. 


Gehalt,  gefunden 

durch  die  direkte 

Bestimmung  des 

Markes. 


Mark. 
Proz. 


Saft. 
Proz. 


I.    Futterrunkelrüben. 

a.  vom  Jahre  1865. 

1)  den  12.  April  1866 

2)  „     11.  Juli  1866 

3)  '        desgl 

b.  unreife  von  1868. 

1)  den  25.  Juli  1866 

2)  „     27.     „     1S66  

II.    Steckrüben  von  1865. 

1)  den  19.  April  1866 

2)  „       9.  Mai  1866 


III.    Möhren  von  1865. 


1)  den  25.  April  1866 

2)  desgl. 

3)  den  25.  Mai  1866  . 

4)  desgl. 

5)  desgl. 


12,78 

11,25 

1,72 

10,25 

8,97 

1,41 

8,31 

7,16 

1,26 

8,30 

7,5:, 

0,81 

8,21 

6.99 

1,31 

8,83 

6,43 

2,56 

7,81 

5,98 

1,95 

13,72 

11,68 

2,31 

15,41 

13,11 

2,65 

15,14 

11,91 

3,67 

16,74 

13,34 

3,92 

21,59 

17,67 

4,76 

*)  Die  landw.  Versuchsstationen. 
"*)  Jahresbericht  1866.     S.  453. 


Bd.  9.    S.  434. 


98,28 
98,59 

98,74 


99,19 
98,69 


97,44 
98,05 


97,69 
97.35 
96,33 
96,08 
95,24 


2,58 
2,03 
1,57 


1,75 
1,97 


2,58 

2,04 


3,66 
2,68 
4,52 
5,02 
6,93 


97,42 
97,97 
98,43 


98,25 
98,03 


97,42 
97,96 


96,34 
97,32 
95,48 
94,98 
93,07 


250 


Analysen  von  Futterstoffen. 


Bei  den  Steckrüben  ergaben  biernacb  die  beiden  Bestimmungsmethoden  des 
Saftes  übereinstimmende  Resultate. 

Die  nachstellende  Zusammenstellung  enthält  die  Ergebnisse  der  Elemen- 
taranalyse und  die  daraus  berechnete  prozentische  Zusammensetzung  der 
in  Mark  und  Saft  enthaltenen  stickstofffreien  Stoffe.  Bei  der  Berechnung 
ist  die  Zusammensetzung  der  Proteinstoffe  zu  53  Proz.  Kohlenstoff,  7  Proz 
Wasserstoff,  16  Proz.  Stickstoff  und  24  Proz.  Sauerstoff  angenommen. 


Bestandtbeile. 


Trockensubstanz 


der 


ganzen 
Hübe. 


Proz. 


Saftes. 
Proz. 


Ascben-  und  protein- 
freie Trockensubstanz 

des  des 

Saftes.        Markes. 

Proz.       I       Proz. 


Gelbe  Futterrun  kein  von  1865,  den  11.  Juli  1866  analysirt. 


Kohlenstoff 
Wasserstoff 
Stickstoff*) 
Salpetersäure 
Sauerstoff  . 
Mineralstoffe  . 


40,34 
5,75 
0,99 
0,47 

44,46 
7,99 


39,21 
5,71 
1.05 

0,58 

44,00 

9,45 


44,91 
5,90 
0,74 

46,40 

2,05 


42,84 
6,30 


50,86 


45,50 
5,97 


48,53 


Summa    |    100,00     |    100,00        100,00        100,00     |    100,00 
Gelbe  Futterru  nkeln  von   1SG5,  den  11.  Juli  1866  analysirt. 


Kohlenstoff 
Wasserstoff 
Stickstoff  *) 
Salpetersäure 
Sauerstoff  . 
Mineralstoffe 


41,55 
5,86 
1,17 

0,77 

42,04 

8,61 


40,77 

5,84 

1,27 

0,95 

41,04 

10,13 


45,15 
6,52 


48,33 


45,68 
6,06 


48.26 


Summa    |    100,00     |    100,00        100,00        100,00     |    100,00 
Gelbe  Futterrunkoln,  unreif,  den  25.  Juli   1866  analysirt. 


Kohlenstoff 
Wasserstoff 
Stickstoff*) 
Salpetersäure 
Sauerstoff  . 
Mineralstoffe  , 


40,38 

39,19 

44,87 

43,99 

45,47 

5,87 

5,79 

6,16 

6,59 

6,27 

1,41 

1,46 

1,28 

— 

— 

2,56 

3,24 

— 

— 

— 

41,70 

40,80 

45,02 

49,42 

48,26 

8.08 

9,52 

2,67 

— 

— 

Summa        100,00     |    100,00    |    100,00     |    100,00 
Futterrunkeln,  unreif,  den  27.  Juli  18G6  analysirt. 


100,00 


Kohlenstoff 
Wasserstoff 
Stickstoff**) 
Sauerstoff  . 
Mineralstoffe 


38,87 

37,02 

44,72 



45,53 

5,51 

5,36 

6,06 

— 

6,18 

2,18 

2,51 

1,14 

— 

— 

43,31 

42,70 

45.13 

— 

48,29 

10,13 

12,41 

2,95 

— 

— 

Summa    |    100,00     |    100,00    |    100,00    | 


100,00 


*)  Nach  Abzug  des  Stickstoffs  der  Salpetersäure. 

**)  Einschliesslich    des    Stickstoffs    der    Salpetersäure,     letztere    ist    nicht    be- 
stimmt worden. 


Analysen  von  Futterstoffen. 


251 


Steckrüben  von  1865,  den  9.  Mai  1S66  analysirt. 


Bestandt  heile. 


Trockensubstanz 


der 
ganzen 
Ilübe. 
Proz. 


des 

Saftes. 


Mark. 


Ascheu-  und  prote'in- 
freic  Trockensubstanz 


des 
Saftes. 

des 
Markes 

Proz. 

Proz. 

Kohlenstoff 
Wasserstoff     . 
Stickstoff'*)' 
Salpetersäure 
Sauerstoff  . 
Mineralstoffe 


43,55 
6,13 
1,31 
0,15 

43,87 
4,99 


43,43 
6,20 
1,51 

0,20 

42,99 

5,67 


43,86 
5,94 
0,72 

46,37 
3,11 


45,38 
6,54 


48,08 


Summa       100,00        100,00        100,00     |    100,00 
Möhren  von  1865,  den  25.  Mai  1866  analysirt. 


44.90 
6,09 


49,01 


100,00 


Bestandtheile. 

Trocken- 
substanz 
der  ganzen 
Möhren. 

Proz. 

Mark*) 

(mit  Malz- 
extrakt be- 
handelt). 
Proz. 

Mark 
nach  Ab- 
zug von 
Asche  und 
Protein. 
Proz. 

42,07 
5,99 
2,23 
0,27 

43,14 
6,30 

43,34 
5,78 
1,19 

46,53 
3,16 

44,07 
5,89 

50,04 

Summa 

100,00 

100,00 

100,00 

Das  Mark  der  Futterrunk drüben  enthält  hiernach  im  Mittel: 

Kohlenstoff 45,55 

Wasserstoff 6,12 

Sauerstoff 48,33 

Diese  Zusammensetzung  entspricht  etwa  der  empirischen  Formel  Ca* 
H19  Oio,  welche  verlangt: 

Kohlenstoff 45,71 

Wasserstoff 6,03 

Sauerstoff 48,26 

Nahezu  die  gleiche  Zusammensetzung  hat  das  Mark  der  Steck- 
rüben. Das  mit  Malzextrakt  behandelte  Mark  der  Möhren  entspricht 
der  Formel  C^HigCko,  welche  erfordert: 

Kohlenstoff 44,58 

Wasserstoff 5,88 

Sauerstoff 49,54 

zeigen  sich  grössere  Differenzen  hinsichtlich  der 
asche-  und  protci'nfreien  Trockensubstanz.  Die 
mittlere  Zusammensetzung  entspricht  bei  den  Futterrunk.eln  etwa  der 
Formel  C2,H2lO20. 


Bei  dem  Safte 

Zusammensetzunar    der 


*)  Der  prozentische  Gehalt  der  Rüben  an  mit  Malzextrakt  ausgezogenem  Mark 
ist  nicht  bestimmt  wurden,    weshalb  die  Differenzberechnung  nicht  ausführbar  war. 


Gefunden 

(im  Mittel). 

Kohlenstoff  .     , 

.    •     43,99 

Wasserstoff  . 

.    .        6,47 

Sauerstoff     . 

,     •     49,54 

2k)2  Analysen  von  Futterstoffen. 

Berechnet. 
44,31 
6,46 
49,23  . 

Bei  den  Steckrüben  berechnet  sich  die  Formel  C24H210,9. 

Gefunden.     Berechnet. 
Kohlenstoff  .     .     .      45,38  45,42 

Wasserstoff  .     .     .        6,54  6,62 

Sauerstoff     .     .     .     48,08  47,96 

Der  Kespirationswerth  dieser  verschiedenen  Stoffe  ergiebt  sich  ans  nach- 
stehender Vergleichung  mit  Stärke  (Cl2HioO,0).    Die  Zahlen  drücken  die- 
jenigen Mengen  der  Substanzen  ans,   welche   zur  Oxydation  eine  gleiche 
Menge  von  Sauerstoff  erfordern  wie  100  Gewichtstheile  Stärke. 
100  Gewichtstheile  Stärke  sind  gleichwerthig  mit: 
97,20  Gewichtstheilen  Mark  |  _. ...  .    , 

98,24  „  Trockensubstanz  des  Saftes  }  VOn  tu«errunkeln, 

97,90  Mark 

93,'s9  l  Trockensubstanz  des  Saftes  }  von  Steckrübe"> 

101,71)  „  Mark  von  Möhren. 

Ueber   den    Salpetersäure-    und  Ammoniakgehalt   von   Rübengewächsen    siehe 
unter  „Pflanzenbestandtheile"  S.  73. 

Analysen  Analysen  von  Zuckerrübenrückständen    bei    dem  Diffu- 

sions verfahren,  von  W.  Wicke.*)  —  Die  durch  Diffusion  ausgelaugten 
Eübenschnitzel,  welche  durch  Abpressen  von  dem  gfösftten  Theile  des 
Wassers  befreit  waren,  enthielten  in  zwei  Proben: 

I.  II. 

Stickstoffhaltige  Bestandteile      ...  1,29  0,76 

Fett 0,16  0,15 

Zucker 0,93  0,35 

Stickstofffreie  Estraktstoffe      ....  4,79  6,55 

Holzfaser 3,06  2,18 

Feuchtigkeit 86,24  87,11 

Mineralsalze 1,03  1,03 

Sand  und  Thon 2,50  1,87 

100,00     100,00 
Zusammensetzung  der  Aschen. 

Kali 0,10  1     fl  .. 

Natron 0,02   j        ' 

Kalk 0,26  0,28 

Magnesia 0,05  0,06 

Eisenoxyd 0,07  0,05 

Thonerde 0,08  0,11 

Schwefelsäure 0,01  0,03 

Phosphorsäure 0,03  0,06 

Kohlensäure 0,19  0,15 

Chlor        0,01  Spur 

Lösliche  Kieselsäure       ......  0,21  0,15 

Sand  und  Thon 2,50  1  ,S7 

;;,53      2,90 

Zu    vergleichen    sind    die   Analysen    von    Boden  bonder,    H.    Schulz    und 
Seyferth,  Jahresbericht  1866  S.  464. 

*)  Journal  für  Landwirtschaft.     1S67.     S.  239. 


von  Rüben  - 
trebern. 


Analysen  von  Kutterstoffen. 


253 


Analysen   von   Grünmais,    von  -h  Moser,    i  Der  Verfasser 

untersuchte  drei  Sorten  Mais: 

I.  CiiH|ti;!)itino,   auf  kräftigem,   im  Vorjahre  mit  Stallmist  gedüngtem 

Boden  gewachsen. 
II.  Pignoletto,  anf  schwerem,  mit  Kompost  gedüngtem  Boden  gewachsen. 
III.  Pignoletto,  auf  gutem,  mit  Stallmist  gedüngtem  Boden  gewachsen. 
Das  Nähere  über  Vegetationszeit,  Ertrag  etc.  giebt  nachstehende  Zu- 
sammenstellung. 


No. 

Datum 

des        der  Probc- 
Anbaus.       nabme. 

Tage 

seit  der 

Saat. 

Durch- 
schnitts- 
gewicht 

eines 
Stengels. 

Ertrag 
per  österr.  Joch. 

I.  Cinquantiuo 
II.  Pignoletto    . 
III.   Pignoletto    . 

26.  Mai 
2  1 . Juni 
12  Juli 

4.  Aug. 
4.  Sept. 
6.  Oktbr. 

71 
76 

S7 

100 
184 
260 

96  Ztr.  Braunfutter. 
310  Ztr.  grün. 
420  Ztr.  grün. 

100  Theile  Grünmais  enthielten: 


I. 

.  84,876 
0,921 
2,226 
0,718 
5,496 
Stickstofffreie  Extraktstoffe 5,760 


Wasser 

Asche,  frei  von   Kohlensäure,   Kohle  und  Sand 

Protein 

Aetherextrakt 

Kohfaser 


II.  III. 

87,197  **)  86,484 
0,726        0,811 


1,969 
0,653 
3,572 

5,S83 


1,755 
0,536 
4,205 
6,209 


100,000 
3,4 


25,893 
1,962 


Nährstoffverhiiltniss   1   : 

100  Theile  Asche  enthielten: 

Kali 

Chlorkalium 

Chlornatrium 2  882 

Kalk        18,792 

Magnesia 12,135 

Eisenoxyd 3,386 

Phosphorsiiure 9  610 

Schwefelsäure 4  534. 

Kieselsäure       15  393 


100,000 
3,8 

28,879 

12,272 

3,481 

12,609 

11,603 

2,118 

8,185 

2,914 

17,8S1 


99*847      99,942 
10,7  - 


Analysen 

von 
Griinmais. 


100,000 
4,3 

40,613 
2,906 
7,006 
11,993 
16,743 
3,S84 
9,670 
3,714 
2,625 


99,154 


Kohlensäure  in  der  saud-  und  kohlefreien  Asche 

Der  Proteingehalt  der  drei  Maisproben  ist  im  Vcrhältniss  zu  anderen  Analysen 
sehr   hoch   gefunden,    es    erklärt    sich    dies  nach   Moser   theils   durch   den   vorge- 


*)  Allgemeine  land-  u.  forstw.  Ztg.     1867.     S.  572. 
*)  Die  Pflanzen  waren  vom  liegen  etwas  nass. 


2o4  Analysen   von  Futterstoffen. 

schrittenen   Entwickelungszustand    der   Pflanzen,    tkeils    durch    den    hohen  Dünger- 
gehalt des  Bodens. 

Analyse  Analyse  von  Buchweizen,  von  J.  Moser.*)  —  Der  Buchweizen 

von  Buch-  war  am  12.  Juli  gesäet  worden,  die  Entnahme  des  Untersuchungsmaterials 

weizen.  D 

erfolgte  am  25.  Septemher  bei  völliger  Blütlie  der  Pflanzen. 
100  Gew.-Theile  enthielten: 

Wasser       82,590 

Asche,  frei  von  Sand,  Kohle  und  Kohlensäure  1,758 

Protein 3,203 

Rohfaser 4,232 

Aetherextrakt       0,809 

Stickstofffreie  Extraktstoffe 7,408 


100,000 
Nährstoffverhältniss  1  : 2,95 

In  100  Theilen  Asche  waren  enthalten: 

Kali 24,608 


Natron       .     .     . 

0,494 

Chlornatrium 

1,136 

Kalk     .... 

37,600 

Magnesia       .     . 

21,121 

Eisenoxyd     .     . 

2,413 

Phosphorsäure   . 

.6,114 

Schwefelsäure    . 

3,038 

Kieselsäure   .     . 

2,528 

weizen. 


99,052 
Die  rohe  (sand-  und  kolilenfreie)  Asche  enthielt  23  Proz.  Kohlensäure. 

Den  Ertrag  des  Buchweizens  berechnet  Moser  per  östcrr.   Joch  auf  160  Zoll- 
zentner. 


Analyse  w.  Henneberg**)    fand    folgende   Zusammensetzung   des   Buch- 

von  Buch- 

weizens: 

Lufttrockne  Substanz. 

100  Gewichtstheile  enthielten      .     .     .  58,67  Stengel  u.  41,33  Blätter  =  100 
darin 

Wasser 5,88  3,81  9,69 

Proteinsubstanz 3,19  7,39  10,58 

Rohfaser 25,73  6,40  32,13 

Stickstofffreie  Extraktstoffe  (incl.  Fett)  '  20,44  20,22  40,66 

Mineralsubstanzcn 3,43  .">.f>l  6,94 

58,67  41,33  100,00 

*)  Allgem.  land-  u.  forstw.  Ztg.     1867.     S.  527. 
**)  Hannov.  landw.  Ztg.  durch  „Landwirth".     1867.     S.  99. 


Analysen  von  Futterstoffen. 


255 


IV  i  sehe  Substanz 

,      in  den  Blättern      .      _, 
in  den  Stengeln.    und  ßlüthen.       im  Ganzen. 

Wasser ?  ?  87,50 

ProtcTnsubstanz 0,44  1,02  1,4G 

Rohfaser 3,55  0,S9  4,44 

Stickstofffreie  Extraktstoffe  (incl.  Fett)  2,83  2,80  5,63 

Mineralsubstanzcu 0,48 0,4'.)  0,97 

7~3Ö  5,20  12,50 

Der' nichtbestiinmte  Fettgehalt  wird  zu  etwa  0,5  Proz.  der  frischen 
Substanz  und  zu  3—4  Proz.  der  lufttrockuen  Substanz  angenommen.  Als 
eine  rationelle  Futtermischung  für  Buchweizen-Grünfutter  wird  empfohlen: 
100  Pfd.  Buchweizen,  10  Pfd.  Haferstroh  und  1  Pfd.  Oelkuchen,  oder 
10  Pfd.  Heu  als  Zusatz  auf  100  Pfd.  Buchweizen. 


Analyse   von    Brennnesselblättern,    von    L.  Lenz.*)  —  Im 

lufttrocknen  Zustande  enthielten  die  Blätter  von  Urtica  dioica: 

Wasser        11,424 

Protein 18,337 

Aetherextrakt        ....  7,731 

Stickstofffreie  Extraktstoffe  37,831 

Asche 14,034 

Rohfaser 10,643 

100,000 
Nährstoffverhältniss  1   :     .       3,1 

Die  Brennnesselblätter  werden    als  Zusatz   zum  Futter  für  Hühner  und  Pferde 
von  A.  Kübel ka  empfohlen. 


Analyse 
von  Brenn- 
nesselblät- 
tern. 


Analyse    von   Hopfenblättern,    von  R.  Hoffmann.**)   —   Die     Analyse 
ganzen  Banken  des  Hopfens  wurde  analysirt,  wahrscheinlich  zur  Zeit  der  von  Hopfen- 

TT      p  i  •  n  ■   ,,  blättern. 

Hopienernte;  sie  enthielten:  F'   1  L  ftt-   k 

Wasser        53,000  10,590 

Trockensubstanz 47,000  S9,410 

Stickstoffhaltige  Stoffe 2,875  5,471 

Fett 2,524  4,803 

Zellstoff  und   stickstofffreie  Nährstoffe  35,320  67,258 

Asche 6,281***)  11,878 

Die  Asche  hatte  folgende  Zusammensetzung: 


Kali      .     .     . 

Chlorkalium 

Chlornatrium 

Magnesia 

Kalk     .     .     . 

Eisenoxyd 

Kieselsäure   . 

Schwefelsäure 

Phosphorsäure 

100,000 
Die  rohe  Asche  enthielt  32,132  Proz.  Sand,    Kohle  und  Kohlensäure. 
Nach  J.  Maschat  bilden  die  Hopfenreben  das  vorzüglichste  Futter  für  Milchkühe. 


17,24S 
9,120 
5,601 
9,958 

28,354 
0,691 

IS,  655 
4,149 
6,224 


*)  Allgem.  land-  u.  forstw.  Ztg.     1867.     S.  1007. 
**)  Böhmisches  Centralbl.  f.  d.  ges.  Landeskultur.     1867.     S.  10. 
***)  Nach  Abzug  von  Sand,  Kohle  und  Kohlensäure  =  4,263  Proz.  Asche. 


2öu  Analysen  von  Futterstoffen. 

Analyse            Analyse  der  Futterdistel,   Cirsium  arvense  Scopoli,  Ser- 
^dilte"0'    ratula  arveusis  L.,    von  Jannasch.*)    —    Die    analysirten   Pflanzen 
waren  Mitte  Mai  in  der  Weise,  wie  dies  in  der  Landwirthschaft  üblich  ist, 
durch  ein  Messer  mit  einem  kleinen  Theil  der  Wurzel" abgestochen  und 
durch  Waschen  und  Bürsten  gereinigt  worden.    Die  Analyse  ergab: 
Trockensubstanz    .     .     13,32  Proz. 
Wasser 86,68     „ 

100,00 
Es  enthielten  in  100  Theilen 

Trockensubst.  Friscbe  Substanz. 

Proteinstoffe 21,87  Proz.  2,91  Proz. 

Fettartige  Stoffe 7,14     „  0,95     „ 

Stickstofffreie  Extraktstoffe    .     .       45,06     „  6,08     „ 

Robfaser 10,61     „  1,42     „ 

Mineralstoffe        14,72     „  1,96     „ 

(Hierin  0,69  Pbosphorsäure,  5,15  Kalk,  (0,09  Phosphorsäure,  0.68  Kalk, 

8,88  Alkalisalze  etc.)  1,18  Magnesia  und  Alkalien) 

Wasser —  86,68  Proz. 

100,00  100,00 

Nährstoffverhältniss  1   :      ....         2,4 

Die  Futterdistel  zeigt  hiernach  ähnlich  anderen  jungen  Pflanzen  einen 
hohen  Protei'ngebalt,  gleichzeitig  ist  dieselbe  reich  an  löslichen  Salzen. 

Die  auf  Aeckern  und  Bracbefeldern  vorkommende  Futterdistel  gebort  zu  den 
bei  dem  Frühjahrsweidegang  geschätzten  Pflanzen,  auch  zur  Fütterung  der  Pferde 
wird  sie  gerne  benutzt. 

Analyse  Analyse  von  Kohlrabi,  von  Anderson.**)  —  Der  Verfasser  fand 

von       in  den 

Kohlrabi.                                                                                            Knollen.  Blättern. 

Wasser 86,74  86,68 

Stickstoffhaltige  Nährstoffe     .       2,75  2,37 

Holzfaser 0,77  1,21 

Stickstofffreie  Nährstoffe     .     .       8,62  8,29 

Asche 1,12  1,45 

100,00      100,00 

Stickstoffgehalt 0,44  0,38 

Der  Kohlrabi  soll  von  jeder  Art  Vieh  begierig  gefressen  werden,  besonders 
aber  für  Milchkühe  ein  sehr  zuträgliches  Futter  gewähren. 

Analysen  Pincus***)  theilte  folgende  Analysen  zweier  Heusorten  .aus  der 

von  neu.    Memeler  Niederung  mit: 

*)  Annal.  d.  Landwirthsch.     Wochcnbl.     1867.     S.  423. 
**)  lllustr.  landw.  Ztg.     1867.     S.  14- 

***)  Agrikultur  -  ehem.  Untersuchungen  der  Versuchsstation  Insterburg.     V.  Be- 
richt.    1867.     S.  104. 


Konservirnng  und  Zubereitung  von  Futterstoffen.  263 

die  erzeugte  Wärme  reicht  nicht  hin,  um  die  überschüssige  Feuchtigkeit 
zu  verdampfen;  es  tritt  dann  nur  eine  einfache  Vergährung  ein,  welche 
sich  am  Rande  in  faulige  Gährung  und  Schimmelbildung  umgestaltet. 
Um  alle  diese  Ucbelstände  zu  vermeiden,  lasse  man  das  gemähete  Gras 
einen  Tag  lang  stark  abwelken,  bringe  es  dann,  frei  von  Thau  oder  Regen, 
in  mindestens  20  Fuss  Durchmesser  haltende  Haufen,  mache  diese  rund, 
mindestens  15  Fuss  hoch,  lasse  das  Heu  in  dünnen  Schichten  aufbringen 
und  festtreten,  bringe  auf  den  gebildeten  Zylinder  einen  Kegel  von  Stroh, 
der  so  viel  Fuss  hoch  ist,  wie  der  Zylinder  Fuss  im  Durchmesser  hat, 
und  decke  mit  Stroh  ab.  Der  Strohkegel  ist  nöthig,  um  die  obere  Schicht 
gehörig  zusammen  zu  pressen.  Nach  einigen  Tagen  beginnt  der  Haufen 
zu  dampfen,  dies  dauert,  je  nach  der  Witterung  4—8  Tage  an,  nach  sechs 
Wochen  ist  der  ganze  Prozess  beendet.  —  Bei  der  Braunheubereitung 
müssen  alle  Höhlungen  in  dem  Flaufen  vermieden  werden.  Das  Aufbauen 
um  Stangen  ist  unzweckmässig,  weil  es  Anlass  zur  Bildung  von  Schimmel 
giebt.  In  Holland  bestreut  man  das  Heu  bei  dem  Einmiethen  pro  Fuder 
mit  20  Pfd.  Salz. 

Bei  der  Sauer heuberci tu ng  findet  gar  kein  Trocknen  der  Futter- 
stoffe statt,  sondern  man  bringt  sie  im  frischen  Zustande  sofort  in  nicht 
von  Grundwasser  leidende  Gruben  mit  oder  ohne  Zusatz  von  Salz.  Neuer- 
dings lässt  man  das  Salz  gewöhnlich  fort,  will  man  aber  Salz  verwenden, 
so  rechnet  man  V2  Pfd.  Salz  auf  100  Pfd.  grüne  Masse.  Das  Eintreten 
muss  sehr  fest  geschehen,  damit  nirgends  ein  leerer  Raum  bleibt,  nach 
oben  thürmt  man  die  Masse  kegelförmig  etwas  höher  als  das  umliegende 
Erdreich ,  damit  beim  Setzen  in  der  Mitte  keine  Vertiefung  entstehe,  und 
bedeckt  dann  das  Futter  direkt  ohne  Zwischenlage  von  Brettern  oder  Stroh 
mit  einer  2  Fuss  hohen  Erdschicht.  Die  Gruben  werden  nach  unten  schräg 
abdossirt,  damit  beim  Setzen  kein  leerer  Raum  entstehe.  Bedingung  für 
das  Gelingen  ist  Freiheit  von  Grundwasser,  festes  Einstampfen,  namentlich 
an  den  Seitenwänden,  Abhalten  jedes  Wasser-  und  Luftzutrittes,  also 
regelmässiges  Schliessen  der  sich  etwa  in  der  Erdbedeckung  bildenden 
Risse.  —  Das  Sauerheu  ist  dem  Vieh  gedeihlich  und  angenehm,  es  ver- 
liert durch  die  Gährung  30  —  40  Proz.  des  ursprünglichen  Wassergehalts. 
Man  darf  dem  Vieh  jedoch  nicht  zu  grosse  Gaben  davon  reichen,  weil  sonst 
Diarrhoeen  entstehen. 

Schönfeld*)  hält  es  für  zweckmässig,  das  Futter  beim  Einsäuern 
in  Gruben  noch  tüchtig  mit  Wasser  zu  begiessen,  um  die  eingeschlossene 
Luft  aus  den  Hohlräumen  zwischen  den  Futterstoffen  auszutreiben.  Die 
schräge  Abdachung  der  Gruben  nach  unten  verwirft  Schönfeld  als  dem 
festen  Zusammensetzen  des  Futters  hinderlich. 

Einen  Fall  von  Selbstentzündung    einer  Kleeheumiethe    erzählt  Hinrichs. *•) 


*)  Der  Landwirth.     1867.     S.  226. 

*)  Mecklenburger  landw.  Annalen.     1867.     S.  414. 


264  Konservirung  und  Zubereitung  von  Futterstoffen. 

Einsäuern  Ueber  das  Einsäuern  von  Futterstoffen,  von  G.  Maschat*), 

von  Futter-  _.  jjer  Yerfasser  empfiehlt  das  Einsäuern  für  Zuckerrübenblätter,  erfrorene 
Rüben  und  Grünmais.  Er  benutzt  längliche  Erdgruben  von  6  —  7  Fuss 
Breite  und  4—6  Fuss  Tiefe.  Die  Seitenwände  werden  möglichst  glatt 
hergestellt  und  erhalten  bei  der  angegebenen  Tiefe  eine  Böschung  von 
10 — 12  Zoll,  damit  sich  die  Massen  unbehindert  festsetzen  können.  Die 
Tiefe  der  Grube  richtet  sich  nach  dem  Stande  des  Grundwassers,  bis  zu 
welchem  man  selbstverständlich  nicht  hinabgehen  darf,  erforderlich  ist 
ferner,  dass  eine  undurchlassende  Erdschicht  den  Boden  und  die  Seiten- 
wände  der  Grube  bilde.  Die  ausgehobene  Erde  wird  auf  die  eine  Seite 
der  Grube  geworfen,  damit  die  andere  Seite  für  das  Anfahren  des  Futters 
freibleibt.  Bei  dem  Einlegen  ist  darauf  zu  sehen,  dass  möglichst  wenig 
leere  Räume  bleiben.  Man  lässt  die  Futterstoffe  durch  Menschen  festtreten, 
auch  empfiehlt  Maschat  die  halbgefüllte  Grube  mit  den  beladenen  Fuhren 
rasch  zu  durchfahren,  was  aber  eine  Verunreinigung  des  Futters  zur  Folge 
haben  wird.  Ueber  der  Erdoberfläche  wird  das  Futter  noch  möglichst 
ebenso  hoch  aufgeschichtet,  als  die  Grube  tief  ist,  dabei  aber  dachförmig 
abgeböscht.  Ohne  weitere  Bedeckung  wird  der  Haufen  alsdann  stark  mit 
Erde  beworfen  und  sorgsam  für  die  Ausfüllung  etwa  entstehender  Risse 
in  der  Erddecke  gesorgt.  Die  Säuerung  ist  in  acht  Wochen  vollendet, 
das  Sauerfutter  hält  sich  aber  in  den  Gruben  bis  in  den  Mai  hinein. 
Zweckmässig  ist  es,  die  grünen  Futterstoffe  vor  dem  Eiumiethen  zunächst 
einen  oder  zwei  Tage  an  der  Luft  etwas  abwelken  zu  lassen.  Zwischen- 
schichten von  Stroh  ist  nicht  nothwendig,  der  Verfasser  bemerkt  aber, 
dass  man  aus  Strohhäcksel  allein  durch  Uebergiessen  mit  verdünnter 
Melasse  und  Einsäuern  ein  wohlschmeckendes  Futter  bereiten  könne, 
welches  augenscheinlich  leichter  verdaulich  sei,  als  das  rohe  Stroh. 

Die  Thiere  lassen  sich  leicht  an  das  Sauerfutter  gewöhnen,  Schafe 
erhielten  bis  zu  10  Pfd.  eingesäuerte  Rübeublätter  pro  Kopf  und  Tag, 
wobei  sie  sehr  fett  wurden ,  Kühe  gaben  bei  20  Pfd.  Sauerfutter  mehr 
Milch,  als  bei  anderen  Futterstoffen.  Auch  für  tragende  Schafe  erwies 
sich  das  Futter  sehr  zuträglich. 

In  der  „Allgemeinen  land-  und  forstwirthschaftlichen  Zeitung"  **)  wird 
empfohlen,  die  Futterstoffe  statt  in  Erdgruben  zwischen  nicht  zu  hohe, 
parallel  gestellte  Mauern  einzumiethen,  es  soll  dabei  das  Herausnehmen 
des  Futters  erleichtert  sein.  Die  Methode  verdient  jedoch  keine  Nach- 
ahmung, weil  sie  kostspieliger  ist,  und  eher  ein  Verderben  des  Futters 
befürchten  lässt. 

Brühfutter  Um  Heu  zu  sparen,  lässt  man  in  Bois-Bougy***)  bei  Lyon  das 

undS  stroh.  Heu  mit  einem  Drittel  Stroh  vermischen  und  beides  zu  Häcksel  von  1  Zoll 

*)  Böhmisches  Centralblatt  f.  d.  gesammte  Landeskultur.     1867.     S.  146. 
**)  1867.     S.  366. 
***)  Ibidem.     S.  41. 


Analysen  von  Futterstoffen. 


261 


dagegen  den  Zusatz  auf  etwa  10  Ffd.  zu  steigern  und  mit  fortschreitender  Mast 
nach  und  nach  zu  verminderen.  —  Auch  als  Tränke  für  Milchkühe  in  Gemisch 
mit  Kleie  oder  Schrot  werden  die  Molken  empfohlen. 


Zusammensetzung    einiger   essbarer   Pilze   (Schwämme),  zusammen- 

r\     t*     l   l  l  *\  Setzung  ess- 

von  0.  K  o  h  1  r  a  u  s  c  h  *).  barer  Pilze_ 


Trüffel. 

Stein- 

hpeise- 

Kcgelförm. 

Cham- 

100 Theile  frischer 

morchel. 

morchel. 

Morchel. 

pignon. 

Substanz    enthalten-: 

Tuber 

Helvella 

Morchel  la 

Morchel  la 

Agaricus 

eibarium. 

esculenta. 

esculenta. 

coiiica. 

campestris. 

Wasser 

76,78 

16,89 

19,04 

18,23 

17,54 

Eiweissstoffe     . 

8,13 

21,87 

28,48 

29,64 

17,01 

Fett    ..... 

0,66 

1,87 

1,93 

1,24 

1.48 

Holzfaser 

8,77 

5,73 

5,50 

5,07 

6,09 

Traubenzucker 

— 

0,78 

0,82 

0,39 

5,97 

Mannit    . 

— 

4,64 

4,98 

7,89 

4,06 

Extraktivstoffe 

3,59 

40,72 

31,62 

30,20 

43,55 

Kieselsäure 

0,02 

0,15 

0,06 

0,01 

0,06 

Schwefelsäure 

0,02 

0,12 

0,22 

0,61 

1,06 

Phosphorsäure 

0,68 

2,94 

2,98 

■  2,73 

0,67 

Eisen  oxyd    . 

0,01 

0,07 

0,14 

}    0,03 

0,05 

Thonerde     .     . 

0,02 

0,06 

0,10 

0,02 

Magnesia 

0,05 

0,09 

0,15 

0,32 

0,02 

Kalk  .... 

0,11 

0,06 

0,12 

0,13 

0,03 

Kali    .... 

1,12 

3,78 

3,78 

3,3b 

2,21 

Natron     .     .     . 

0,04 

0,17 

0,02 

0,03 

0,07 

Chlor       .... 

— 

0,06 

0,06 

0,13 

0,19**) 

100,00 

100,00 

100,00 

100,03 

100,08 

Aschenprozente  der  frischen 

Substanz 

2,02  • 

7,49 

7,63 

7,25 

— 

Aschenprozente    der  trock- 

nen Substanz 

8,69 

9,03 

9,42 

8,97 

Die  Trüffeln  stammten  aus  Frankfurt,  es  wurden  geschälte,  weisse^ 
graue  und  schwarze  Exemplare  in  ziemlich  gleichen  Quantitäten  analysirt. 
Bezüglich  der  Thonerde  lässt  Kohlrausch  es  unentschieden,  ob  diese 
der  Asche  wirklich  angehörte  oder  von  anhängender  Erde  herrührte.  — 
Die  Steinmorchel  enthielt  Cholesterin  und  wie  auch  die  anderen  Morcheln 
und  Champignons  Mannit  in  erheblichen  Mengen.  Der  Wassergehalt  be- 
zieht sich  auf  die  im  Handel  vorkommende  Waare.  —  Die  Pilze  sind,  wie 
bekannt,  reich  an  stickstoffhaltigen  Bestandtheilen,  für  die  getrockneten 
Substanzen  berechnen  sich 

35,01  Proz.  Eiweissstoffe. 

26,31      .,       •• 

35,18     „ 

36,25     „  „ 

20,63     „ 


Tuber  eibavium 
Helvella  esculenta 
Morchella  esculenta 
Morchella  conica  . 
Agaricus   campestris 


*)  Oekon.  Fortschritte.     1867. 
*)  Spuren  von  Mangan. 


S.  337. 


262 


Konservimng  und  Zubereitung  von  Futterstoffen. 


Im  frischen  Zustande  pflegt  der  Trockensubstanzgehalt  der  Pilze  un- 
gefähr 10  Proz.  zu  betragen. 

Die  prozentische  Zusammensetzung  der  Aschen  war  folgende: 


Natron    .     .     . 
Kali    .     .     .     . 
Magnesia     .     . 
Kalk        .     .     . 
Eisenoxyd    . 
Thonerde     .     . 
Phosphorsäure 
Schwefelsäure 
Kieselsäure 
Chlor       .     .     . 


Trüffel. 


Stein- 
morchel. 


Speise- 
morchel. 


Kegelförm, 
Morchel. 


Cham- 
pignon. 


1,61 
54,21 
2,34 
4,95 
0,51 
1,11 
32,96 
1,17 
1,14 


2,30 
50,40 
1,27 
0,78 
1,00 
0,80 
39,10 
1,58 
2,09 
0,76 


0,34 
49,51 
1,90 
1,59 
1,S6 
1,32 
39,03 
2,89 
0,87 
0,89 


0,36 

46,11 

4,34 

1,73 

0,46 

37,18 
8,35 
0,09 
1,77 


1,69 

50,71 

0,53 

0,75 

1,16 

0,47 

15,43 

24,29 

1,42 

4,58 


Summa  100,00  |  100,08  100,20  100,39  101,03 
Die  Aschen  zeichnen  sich  hiernach  alle  durch  einen  hohen  Gehalt  an 
Kali  und  Phosphorsäure  aus,  durch  diesen  Umstand  werden  die  Pilze  dem 
Fleisch  als  Nahrungsmittel,  dem  sie  schon  bezüglich  ihres  hohen  Prote'in- 
gehalts  sehr  nahe  stehen,  noch  mehr  ähnlich.  Eine  abweichende  Erschei- 
nung ist  der  bedeutende  Gehalt  an  Schwefelsäure  und  Chlor  in  der  Asche 
der  Champignons. 


Konservirung  und  Zubereitung  von  Futterstoffen. 

u. sauerheu-  Ueber  die  Bereitung  von  Braunheu  und  Sauerheu,  von 
bereitung.  M.  El sii er  von  Gronow*).  —  Als  Braunheu  bezeichnet  der  Verfasser 
ein  Heu,  bei  welchem  nur  durch  die  Gährung  am  Auf  bewahrungsorte  das 
Trocknen  des  Grases  oder  der  Futterkräuter  bewirkt  wird.  Dabei  findet 
eine  starke  Erhitzung  und  theilweise  Verkohlung  der  Holzfaser  statt,  auch 
bilden  sich  neue,  früher  im  Heu  nicht  vorhanden  , gewesene  chemische 
Verbindungen.  Bei  der  Braunheubereitung  wird  das  Gras  verhältniss- 
mässig  feucht  in  die  Aufbewahrungsräume  gebracht;  in  der  Kegel  genügt 
es,  wenn  dasselbe  einen  Tag  abgewelkt  hat  und  weder  vom  Thau  noch 
vom  Regen  feucht  ist.  In  diesem  Zustande  wird  es  möglichst  fest  einge- 
treten. Die  eingeschlossene  Luft  oxydirt  die  ausschwitzenden  Saftbestand- 
theile,  wodurch  sich  im  Innern  des  Haufens  eine  bedeutende  Hitze  ent- 
wickelt, die  bis  auf  80°  R.  steigen  kann,  wenn  das  Heu  nicht  zu  trocken 
eingebracht  und  gehörig  festgetreten  wurde.  War  das  Gras  zu  trocken, 
so  wird  mehr  Luft  eingeschlossen  wie  nöthig,  und  die  Hitze  kann  sich 
alsdann  bis  zur  Selbstentzündung  steigern.  War  dagegen  das  Gras  bei 
dem  Einbringen  zu  nass,  so  wird  nicht  genug  Luft  eingeschlossen  und 


")  Der  Landwirth.     1867.     S.  183. 


Analysen  von  Futterstoffen. 


259 


Stoffen  doch  nach  den  vorliegenden  Analysen  nicht  beurtheilen,  es  hätten  hierzu 
genaue  Ermittelungen  über  die  aus  100  Theilen  grüner  Luzerne  entstehenden 
Mengen  der  verschiedenen  Produkte  stattfinden  müssen.  Der  gesteigerte  Aschen- 
gehalt in  der  dunkelsten  Sorte  scheint  anzudeuten,  dass  bei  der  Braunheubereitung 
ein  erheblicher  Verlust  an  organischer  Substanz  eintritt. 

Oelkuchen  aus  Maiskeimen  analysirte  J.Moser*). —  Bekannt-  Oelkuchen 
lieh  findet  sich  das  Oel  im  Maiskorn   nur  oder  doch  zum  grössten  Theile   ans. Mai8' 
in  den  Keimtheileu  abgelagert.     Man  trennt  diese   von  dem  Mehlkörper 
durch  geeignete   Mahlvorrichtungen,   quellt  dann   die  Keime  mit  heissem 
Wasser  auf  und  presst  sie.    Die  Rückstände  von  der  Oelgewinnung  ana- 
lysirte der  Verfasser,  er  fand  in  den  lufttrocknen  Kuchen: 

Wasser 10,11 

Asche  (frei  von  Sand,  Kohle  und  Kohlensäure)  7,25 

Protein 15,45 

Rohfaser 10,26 

Aetherextrakt  (Fett) 11,31 

Stickstofffreie  Extraktstoffe 45,G2 

100,00 

Nährstoffverhältniss  1   : 4,75 

Moser  empfiehlt  zur  Gewinnung  des  Oels  das  Stärkemehl  durch  Malz  in 
Zucker  überzuführen,  nach  der  oben  beschriebenen  Methode  konnte  F.  Haber- 
landt**)  aus  den  ölreichen  Keimen  kein  Oel  auspressen. 


Analyse  von  Pal mkuchen,  Kokoskuchen  und  Sesamkuchen, 
von  W.  Henueberg***).  —  Die  Proben  stammten  aus  der  Henneke'- 
schen  Fabrik  zu  Goslar. 

Palm-  Kokos-  Sesam- 
kuchen, kuchen.  kuchen. 

Wasser 11,52  11,83  12,67 

Proteinsubstanzen 16,56  19,31  42,31 

Fett     . 19,S0  19,60  11,66 

Stickstofffreie  Extraktstoffe 28,42  30,23  1S,03 

Rohfaser  .    . 20,34  17,16  6,10 

Mineralstoffe  (excl.  Kohlensäure)      ....         3,36  4,87  9,23 

100,00  100,00  100,00 

Stickstoff 2,65  3,09  6,77 

Stickstoff  in  der  Rohfaser 0,11  0,055  0,063 

Entsprechend  Proteinsubstanz 0,69  0,34  0,39 

Demnach  Gehalt    an  stickstofffreier  Holzfaser       19,65  16,82  5,71 

Die  Palmkuchen  und  Kokoskuchen  zeigen  hiernach  einen  weit  niedri- 


*)  Allgem.  land-  u.  forstw.  Ztg.     1867.     S.  490. 
**)  Jahresbericht.     18G6.     S.  107. 
***)  Journal  für  Landwirtschaft,     1867.     S.  233. 


Analysen 
verschie- 
dener 
Oelkuchen. 


17* 


260  Analysen  von  Futterstoffen. 

geren  Gehalt  an  Stickstoff,  aber  einen  höheren  Fettgehalt,  als  die  Sesam- 
kuchen und  die  gewöhnlichen  Raps-  und  Leinkuchen. 

W.  Wicke*)  fand  bei  einer  früheren  Untersuchung  in  Palhikuchen  17,27  Proz., 
in  Sesamkuchen  41,822  Proz.  und  in  Kokoskuchen  derselben  Fabrik  37,17(3  Proz. 
stickstoffhaltiger  Bestandtheile.  Vergleiche  auch  Jahresbericht  IS'54,  S.  270; 
1865,  S.  311  und  1866,  S.  320. 

Verfäi-  Verfälschung  von  Leinkuchen.  —  Anderson**)  machte  darauf 

schung  von  aufmerksam,  ^ass  die  chemische  Analyse  allein  nicht  ausreichend  ist,  um 

Leinkuchen.  '  •* 

die  Verfälschung  von  Leinkuchen  in  allen  Fällen  nachzuweisen,  indem 
verschiedene  andere  Sämereien,  welche  zu  Verfälschungen  benutzt  werden, 
in  ihrer  Zusammensetzung  nur  wenig  von  der  des  ausgepressten  Lein- 
samens abweichen.  Eine  Samenprobe,  welche  aus  wildem  Senf  und  an- 
deren kleinen,  aus  dem  Leinsamen  ausgesiebten  Unkrautsamen  zu  bestehen 
schien,  und  ausdrücklich  zu  dem  Zwecke  der  Vermischung  mit  „high 
quality  linseed"  verkauft  wurde,  enthielt: 

Wasser 10,49 

Oel 5,80 

Stickstoffhaltige  Nährstoffe      11,68 

Holzfaser 6,36 

Asche 7,89 

Gummi,  Dextrin  etc.     .     .      57,78 

100,00 
Stickstoffgehalt     ....        1,78 

Die  Asche  enthielt: 

Phosphate 2,34 

Phosphorsäure  an  Alkalien  gebunden  0,63 

Sand 4,19 

Nährweith  Nährwerth  der  Molken,    von  E.  Peters.***)  —   Eine  von  dem 

der  Molken  yerfasser  analysirte  Molkenprobe,   welche   aus  vorher  abgerahmter  Milch 

bei  der  Bereitung  von  sogenanntem  Liinburger  Käse  erhalten  war,  enthielt : 

Prote'instoffe 0,82 

Milchzucker 6,12 

Fett        1,05 

Salze 0,61 

Wasser 91,40 

100,00 
Nährstoffverhältniss  1  :     .       10,7 
Peters  empfiehlt  auf  100  Pfd.  Molken  5  Pfd.  Erbsen  oder  Bohnen  zuzusetzen, 
wenn  dieselben   zur   Ernährung   von  Faselschweinen    dienen,   bei  Beginn    der   Mast 

*)  Journal  für  Landwirtschaft.     1867.     S.  234. 
**)  The  journ.  of  agricultur  of  Scottland.     Bd.  III.     S.  187. 
***)  Der  Landwirth.     1867.     S.  376- 


Analysen  von  Futterstoffen. 


257 


Feuchtigkeit       .     . 
Pflanzenfaser     .     . 
Protein      .... 
Mineralbestandthelle 
Kohlehydrate 


1. 

16,49 
19,68 

8,75 

4/24 

50,88 


2. 
16,92 

18,84 
5,81 
6,21 

52,52 


100,00      100,00 
Stickstoffgehalt       .     .         1,40  0,93 

Nährstoffverhältniss  1  :         5,8  9,0  (?) 

Beide  Heusorten  waren  äusserlich  ganz  vortrefflich,  die  eine  erwies 
sich  aber  in  Bezug  auf  Milch-  und  Fleischproduktion  verschlagsamer  als 
die  andere,  was  in  dem  geringeren  Stickstoffgehalt  der  letzteren  seine  Er- 
klärung- findet. 


Analyse  von  Braunheu,  von  A.  Völker.*)  —  Der  Verfasser 
analysirte  zwei  Sorten  von  Braunheu,  von  denen  die  eine  einen  besonders 
aromatischen,  fruchtähnlichen  Geruch  hatte,  die  andere  aber  von  einem 
Haufen  stammte,  der  sich  im  Innern  so  stark  erhitzt  hatte1,  dass  er  aus- 
einander gerissen  werden  musste.  Hierbei  entwickelten  sich  eigenthümlich 
scharf  riechende  Dämpfe,  die  sich  als  Aldehyd  zu  erkennen  gaben.  Zur 
Vergleichung  ist  die  mittlere  Zusammensetzung  von  gewöhnlichem  Kleeheu 

nach  Way  mit  angegeben. 

ßr  aunheu. 
Kleeheu.         j  „ 

Feuchtigkeit 16,60  18,33  38,02 

Fettsubstanzen 3,18  1,70  0,90 

Eiweissstoffe 15,81  10,69  10,00 

(Davon  löslich        ?  1,94  1,88) 

Gummi,  Zucker,  Pektin  etc.    .     .  34,42  9,24  6,63 

Holzfaser 22,47  28,53  22,33 

Verdaulicher  Faserstoff       ...  —  23,01  15,55 

Mineralsubstanzen 7,52  6,57  6,57 

Essigsäure —  1,93  — 

100,00  100,00  100,00 
Völker  ist  der  Ansicht,  dass  das  Heu,  sobald  es  bei  der  Heuberei- 
tung die  grüne  Farbe  verloren  hat  und  braun  geworden  ist,  einen  bedeu- 
tenden Verlust  an  Nährstoffen  erlitten  hat;  er  hält  deshalb  die  Methode 
der  Braunheubereituug  nicht  für  vorteilhaft,  obgleich  er  zugiebt,  dass 
das  Braunheu  durch  angenehmeren  Geruch  und  Geschmack  sich  vor  dem 
gewöhnlichen  Heu  auszeichnet. 


Analysen 

von 
Braunneu. 


A.   Beyer**)    analysirte    zwei   Sorten    von    Wund  kleeheu, 
welchen  die  eine  trocken   eingebracht  war,   die  andere   bei  Regenwetter 
drei  Wochen  im  Freien  gelegen  hatte. 


VOn     Analysen 
von  Wund- 
kleeheu. 


*)  Landw.  Centralbl.  f.  Deutschland.    1868.    I.    S.  41.    Farmers  magazine.  1867. 
**)  Pommerscho  landw.  Monatsschrift.     1867.     S.  312. 
Jahresbericht  X.  17' 


<s58  Analysen  von  Futterstoffen. 

Er  fand  in  100  Theilen  Trockensubstanz: 

Unberegnet.  Beregnet. 
Proteinstoffe     .....       11,S72  8,662 

Fettsubstanzen      ....         3,222  1.010 

Holzfaser 36,200  39,866 

Stickstofffreie  Extraktstoffe       42,588  45,743 

Mineralstoffe 6,115  4,719 

100,000  100,000 
Durch  den  Regen  sind  also  vorzugsweise  Fett  und  Proteinstoffe  aus- 
gelaugt worden,  dagegen  zeigt  sich  die  Menge  der  stickstofffreien  Extrakt- 
stoffe wie  der  unlöslichen  Holzfaser  erhöht.  Von  den  Mineralstoffen  wurden 
Magnesia,  Kali,  Kalk  und  Phosphorsäure  fortgeführt,  dagegen  zeigten  sich 
Eisenoxyd  und  Kieselerde  bedeutend  vermehrt. 

Analysen  Analysen  von  Braunheu  aus  Luzerne,  A.  Hosäus*).  —  Der 

vohneuB™7"  Verfasser  untersuchte  drei  Proben  von  Luzernebraunheu,   von  denen  eine 

Luzerne.  ails  &er  Mitte  des  Haufens,  die  zweite  4  Fuss  vom  Mittelpunkt  nach  aussen 
zu  entfernt  und  die  dritte  von  der  äussersten  Schicht  entnommen  war. 
Die  drei  Proben  unterschieden  sich  durch  die  Färbung,  die  von  der 
äusseren  Schicht  entnommene  war  schön  grün,  nicht  als  Braunheu,  son- 
dern als  gewöhnliches  Heu  zu  betrachten,  die  zweite  Prohe  war  zwar  ge- 
bräunt aber  sichtlich  weniger  und  in  geringerem  Grade  verändert,  als  die 
aus  der  Mitte  entnommene  Probe,  welche  intensiv  braun  gefärbt,  jedoch 
nicht  verkohlt  war. 

Es  enthielten  100  Theile  der  wasserfreien  Substanzen: 


Bestandtheile. 

Aeusseres. 

Mittleres. 

Innerstes. 

11,7 

11,5 

14.1 

In  Wasser  lösliche  Stoffe     . 

29,0 

33,8 

28,8 

20,5 

20,3 

20,4 

In  Aether  lösliche  Stoffe 

2,9 

3,2 

3,2 

Stickstoff  (Gesammtmenge) 

2,5 

2,7 

2,7 

0,2 

0,3 

0,4 

14,4 

15,5 

15,0 

Die  aus  der  Mitte  des  Haufens  entnommene  Probe  enthielt  also  er- 
heblich mehr  Ammoniak  als  die  von  der  äusseren  Schicht  stammende,  auch 
das  schwächer  gebräunte  Braunheu  zeigte  schon  einen  gesteigerten  Am- 
moniakgehalt.  Im  Uebrigen  ergeben  die  Analysen  keine  wesentliche 
Differenz,  eine  Zunahme  der  Löslichkeit  der  Holzfaser  durch  die  Braun- 
heubereitung  ist  nicht  konstatirt. 

Wenn  aus  der  Zunahme  des  Ammoniakgehalts  in  dem  dunkeln  Braunheu  zu 
schliessen  ist,  dass  bei  der  Bereitung  ein  gewisser  Thcil  der  Eiweissstoffe  in  Am- 
moniak umgewandelt  wurde,    so   lässt   sich    der  etwa  entstandene  Verlust  an  Nähr- 


•)  Landw.  Centralbl.  f.  Deutschland.     186?.     II.     S.  321- 


Thierphysiologisclie  Untersuchungen. 


271 


Blasenstein  vor,  der  als  Hauptbestandteil  Kieselerde  enthielt.  Der  Stein 
hatte  eine  von  der  Form  der  Maulbcersteine  ganz  abweichende  Form,  er 
war  zylindrisch,  mit  zahlreichen  Höckern  bedeckt,  die  namentlich  an  den 
Enden  angehäuft,  diese  kranzförmig  umgaben.  Er  zeigte  eine  grauweisse 
Färbung,  grosse  Härte  und  an  den  Bruchflächen  sehr  deutlich  Bildung 
in  dünnen  Schichten.  Das  Gewicht  betrug  0,287  Grm.  Beim  Glühen 
schwärzte  sich  die  Masse  nur  wenig,  die  geglühte  Substanz  löste  sich 
nicht  in  konzentrirter  Salzsäure,  in  der  Phosphorsalzperle  vor  dem  Löth- 
rohre  ergab  sich  das  bekannte  Kieselskelett.  In  der  Salzsäurelösung  fanden 
sich  nur  Spuren  von  Kalk  und  Schwefelsäure. 


fressern. 


Ritt  hausen  macht  hierbei   darauf  aufmerksam,   dass  der  Harn  der  Kieselerde 
Pflanzenfresser  immer  bedeutende   Mengen    von  Kieselerde ,    vielleicht  in  ir"  ?arn  von 

°  '  Pflanzeti- 

Form  von  kieselsaurem  Kali  enthält.  Beim  Eindampfen  des  Harns  oder 
bei  der  Fäulniss  wird  die  Kieselerde  abgeschieden.  Bei  dem  Eindampfen 
von  40  Pfd.  klarem  Kuhurin  sammelte  sich  auf  der  Oberfläche  eine 
schlammige,  voluminöse  Masse  an,  die,  abgeschöpft  und  getrocknet,  ca. 
15  Grm.  betrug.  In  der  ausgeglühten  Schaummasse  fand  Ritthausen 
bei  zwei  Bestimmungen  20,8  und  21,2  Proz.  Kieselerde  neben  35,3  Proz- 
(meist  kohlensaurem)  Kalk  und  1,8  Proz.  Magnesia. 


Im  menschlichen  Urin  fand  E.  Seh  unk*)  eine    kristallinische    Bestand 


fette  Säure,  deren  Schmelzpunkt  bei  54,3°  C.  lag;  er  sieht  dieselbe  für  ein 
Gemisch  von  Stearin-  und  Palmitinsäure  an.  Die  Säure  wurde  erhalten 
indem  der  Urin  durch  thierische  Kohle  filtrirt  und  diese  nachher  mit  Al- 
kohol ausgekocht  wurde.  Aus  dem  Verdampfungsrückstand  schied  sich 
die  Säure  auf  Zusatz  von  Wasser  aus,  das  wässrige  Filtrat  gab  beim  Ver- 
dunsten Kristalle  von  oxalursaurem  Ammoniak.  Wie  die  fette  Säure  in 
dem  normalen,  doch  in  der  Regel  sauren  Urin,  der  noch  dazu  vorher  filtrirt 
war,  aufgelöst  sein  könnte,  hat  der  Verfasser  nicht  aufgeklärt.  Die  Oxa- 
lursäure  ist  augenscheinlich  durch  Oxydation  von  Harnsäure  entstanden. 


theile  des 
mensch- 
lichen 
Urins. 


eines 
Lammes. 


Der  Darmstein    eines   Lammes  war    nach    einer   Analyse    von  Darmstein 
R.  Pribram*)  folgendennassen  zusammengesetzt: 

Phosphorsäure    .     .  43,168 

Kalk 39,141 

Organ.  Substanz  .  12,020 
Magnesia  ....  1,505 
Wasser      ....       2,562 


Ammoniumoxyd 
Eisenoxyd 


0,987 
0,275 


99,649  (?) 


*)  Aus    Proceed.  Roy.  Society.     Bd.  15.     S.  278.     Durch    Erdmann's  Journal. 
Bd.  100.     S.  125. 

**)  Wittstein's  Vierteljahrsschr.  Bd.  15.  S.  409.    Chem.  Centralbl.    1867.  S.  303. 


272  Thierphysiologische  Untersuchungen. 

ueber  die  Untersuchungen   über   die  Brüchigkeit   der  Knochen  bei 

Knochen-   Rindvieh,  von  Robert  Hoff  mann.*)  —  In  Böhmen  hat  sich  in  den 

brücliickGit 

'  letzten  futterarmen  Jahren  eine  eigenthümliche  Krankheit  bei  dem  Rind- 
vieh  vielfach  bemerklich  gemacht,  bei  welcher  die  Knochen  der  Thiere  so 
spröde  und  brüchig  werden,  dass  sie  oft  bei  der  geringsten  Körperbewe- 
gung brechen.  Hoffmann  untersuchte  zwei  Schienbeinknochen,  welche 
sich  durch  ungemeine  Sprödigkeit  auszeichneten,  unter  dem  Mikroskope 
aber  keine  Abweichung  von  gesunden  Knochen  erkennen  Hessen.  Das 
Untersuchungsmaterial  wurde  etwa  3  Zoll  unter  der  Kniescheibe  ent- 
nommen. 

No.  I.  No.  II. 

Frisch.    Getrocknet.        Frisch.    Getrockn. 

Wasser 12,247  5,856  — 

Mineralstoffe 59,724       68,060  65,002       09,046 

Organische  Stoffe 28,029       31,940  29,142       30,954 

Summa     100,000     100,000  100,000     100,000 

Dreibasisch-phosphorsaurer  Kalk      .     .       49,989       56,965  55,028       5S,450 

Dreibasisch-pbosphorsaure  Magnesia     .  1,229  1,400  1,343  1,423 

Kohlensaurer  Kalk         1                                    S  snfi  Q  "<H  7'507  7'975 

Kohlensaure  Magnesia  J '5  '  0,870  0,924 

Stickstoffhaltige  organische  Substanz  1  aon-^n  9.  Q.,  27,276  28,973 

Fett                                                          i  -b'°-9  dI'941  1,866  1,971 

Alkalisalzeund  Verlust —  —  0,254  0,284 

Summa    100,000**  100,000         100,000**  100,000 
Stickstoffgehalt 2,625         2,982  2,640        2,871 

Fluor  war  in  beiden  Theilen  nicht  vorhanden. 

Zur  Vergleichung  analysirte  Hoffmann  die  Knochen  von  gesunden 
Rindern;  1  und  4  sind  Schienbeinknochen,  4  von  einem  4!^  jähr.  Ochsen, 
bei  2  und  3  fehlt  die  nähere  Bezeichnung. 

Die  analytischen  Zahlen  beziehen  sich  auf  wasserfreie  Substanz. 

1.  2.  3.  4. 

Phosphorsaurer  Kalk       58,252        54,991         55,461        55,886 

Phosphorsaure  Magnesia Spur  0,401         Spur  1,011 

Kohlensaurer  Kalk 10,100  1  5,033 

Kohlensaure  Magnesia 0,865  J  '  '  1,273 

Stickstoffhaltige  organische  Substanz     .       30,219         33,615)     „  35,797 

Fett 0,501  0,501  J         '  0,124 

Alkalisalze  und  Verlust 0,063  0,583  —  0,876 

Summa     100,000       100,000       100,000       100,000 

Stickstoffgehalt ?  4,091  5,400  4,073 

Bei  einer  Vergleichung  der  obigen  Analysen  ergiebt  sich  zunächst 
für  die  spröden  Knochen  ein  relativ  geringerer  Gehalt  an  organischen  und 

*)  Erdmann's  Journal.     Bd.  101.     S.   129. 
**)  Iucl.  Wasser. 


Thierphysiologisclie  Untersuchungen. 


269 


Därme  mit  Aether  gewonnen.  B.  Katzen  fett,  von  einer  magern  Katze 
wie  das  Hundefett  No.  2  gewonnen.  C.  Pferdefett,  sogenanntes  Kamm- 
fett. D.  Menschenfett,  1  von  den  Nieren,  2.  vom  Panniculus  adiposus. 


Wittlere  Zusammensetzung. 

Schmelz- 
punkt. 
.°C. 

Erstarrungs- 
punkt. 
°C. 

Bezeichnung  des  Fettes. 

Kohlen- 
stoff. 

Proz. 

Wasser- 
stoff. 

Proz. 

Sauerstoff. 

Proz 

Hundefett  !  S0,  j,   '  •  '  " 
[  JNO.  Z    .'.   .   . 

Katzenfett 

Pferdefett 

76,66 

7(5,60 
76,56 

77.07 
76,44 
76,80 

12,01 
12.09 
11,90 
11,69 
11,94 
11,94 

11,33 
11,31 
11,44 
11,24 
11,62 
11,26 

40                  26 

40  gew.  Temp. 
38            „        » 

grösstentheils  flüssig. 

41  |gew.  Temp. 
grösstentheils  flüssig. 

Menschenfett       XT°°  n 

1  JNo.  2  .  . 

Das  Fett  des  Hundes,  der  Katze  und  des  Menschen  stimmt  hiernach 
in  seiner  Elementarzusammensetzung  mit  den  Fetten  vom  Hammel,  Ochsen 
und  Schweine  üherein.  In  runden  Zahlen  enthalten  alle  diese  Fette 
76,5  Proz.  Kohlenstoff,  12,0  Proz.  Wasserstoff  und  11,5  Proz.  Sauerstoff. 
Das  Pferdefett  unterscheidet  sich  durch  einen  um  0,5  Proz.  höheren 
Kohlenstoff-  und  einen  um  0,2—0,3  Proz.  niedrigeren  Wasserstoffgehalt. 

5.    Butterfett. 

Frische,  ungesalzene  Kochbutter  wurde  mit  Wasser  bis  zur  Entfer- 
nung des  Kaseins  gewaschen,  getrocknet  und  durch  Papier  filtrirt.  Das 
erhaltene  weisse  Butterfett  schmolz  hei  37°  C,  es  enthielt 

Kohlenstoff    .       75,63  Proz. 
Wasserstoff  .       11,87     „ 
Sauerstoff  .  .       12,50     „ 

100,00  Proz. 


theile  des 


Eine  ausführliche  Untersuchung  über  die  Bestandtheile    Bestand- 
des  Eidotters  lieferte  J.  L.  Parke.*)  —  Zur  Untersuchung  dienten  3 
frische  Eier  (A),    2  Eier  vom  10. 
vom  17.  Tage  der  Bebrütung  (C). 
Dotters: 


Tage   der  Bebrütung  (B)   und   2  Eier 
Es  wurden  gefunden  in  Prozenten  des 


A. 

B. 

C. 

Aethcrextrakt    .     . 

31,391 

23,542 

35,417 

Cholesterin    .     . 

1,750 

1,281 

1,461 

Fette  Säuren     .     . 

25,953 

19,560 

29,513 

Protagon 

17,422 

13,509 

17,981 

Alkoholextrakt 

4,826 

4,039 

4,516 

Fette  Säuren 

2,949 

2,332 

2,746 

Protagon  .... 

.      10,031 

8,019 

9,362 

Lösliche  Salze 

0,353 

0,287 

0,430 

Eiweissstoffe      .     . 

15,626 

14,201 

13,942 

Unlösliche  Salze    . 

0,612 

0,623 

0,908 

Feste  Theile     .     . 

52,808 

42,692 

55,213 

*)  Tübinger  med. -ehem.  Untersuchungen.     Heft  2.     S.  209- 


270  Thierphysiologische  Untersuchungen. 

Das  Protagon  ist  aus  dem  Phosphorsäuregehalt  berechnet,  da  die  be- 
rechneten Zahlen  höher  sind  als  die  für  das  direkt  ermittelte  Extrakt  ge- 
fundenen, so  kanu  die  Phosphorsäure  nicht  allein  von;  Protagon  abstam- 
men, vielleicht  war  noch  eine  an  Phosphorsäure  reichere  Substanz  vor- 
handen.   Glycerinphosphorsäure  liess  sich  nicht  nachweisen. 

Hoppe-Seyler  nimmt  an,  dass  im  Eidotter  Vitellin  in  chemischer 
Verbindung  mit  Lecithin  enthalten  sei,  hierdurch  erklärt  sich  der  hohe 
Phosphorsäuregehalt  des  Aetherextrakts.  Diakonow  gelang  es,  das  Le- 
cithin aus  dem  Eidotter  rein  darzustellen.  Auch  im  Gehirn  hat  Diako- 
now Lecithin  nachgewiesen;  er  hält  das  Protagon  für  eine  phosphorfreie 
Substanz,  deren  Phosphorgehalt  nur  auf  einer  Verunreinigung  mit  Lecithin 
beruht. 

Bestand-  B estan dth eil e  im  Eigelb.  —  C.  Daresse*)  beobachtete  im  Ei- 

theiie  im  ggVfo  ejne  bedeutende  Menge  von  mikroskopischen  Körnchen',  die  in  Form 
und  Struktur  den  Stärkekörnchen  sehr  ähnlich  waren  und  sich  mit  Jod 
ebenfalls  blau  färbten.  —  Der  Farbstoff  des  Eigelbs  ist  nach  G.  S tade- 
le r  Hämatoidin  oder  ein  demselben  sehr  nahe  verwandter  Körper. 


Analyse  Die  Zusammensetzung  der  Schalen  einiger  lebender  Bra- 

der  schalen  chioden   hat  Dr   Hilger  **)    Versucht.     Er  fand  die  Aschen  der 

von  Bra-  °  ' 

chiopoden.  Schalen  folgendermassen  zusammengesetzt: 

Lingula  ovalis.        Rynchonella. 
1.  2. 

Dreibasisch-phosphorsaurer  Kalk     .     .     84,942       85,242  86,651 

Kohlensaurer  Kalk 10,756       10,856  11,234 

Kohlensaure  Magnesia 2,937         3,12o  0,864 

Phosphorsaures  Eisenoxyd      ....       0,772         0,763  0,021 

Kieselsäure 0,179        0,169  0,315 

Fluor  war  nicht  nachzuweisen.  Die  von  anhängenden  Weichth eilen 
möglichst  befreiten  Schalen  von  Lingula  ergaben  bei  drei  Bestimmungen 
48,9,  26,4  und  37,6  Proz.  Asche.  Die  organischen  Bestandteile  der 
Schalen  schienen  aus  Chondrin  und  dem  von  Fremy  als  Bestandteil  der 
Muschelschalen  beschriebenen  Chonchiolin  zu  bestehen. 

Die  Brachiopoden,  Armfüsser,  sind  Mollusken,  die  sich  lebend  nur  noch  in 
wenig  Arten  finden,  sehr  zahlreich  aber  als  Versteinerungen  im  Flützgebirge  auf- 
treten. 

Blasenstein         Blasensteine  eines  Ochsen  aus  Kieselerde.  —  Prof.  Eitt- 

Kieseierde  nausen***)  fand  uuter  mehreren  Blascnsteincn  von  Ochsen,  die  in  grösserer 

Anzahl   fast   gleichzeitig   am  Stein   erkrankten  und  meist  starben,  einen 


*)  Compt.  rend.     Bd.  63.     S.  1142. 
**)  Erdmann's  Joural.     Bd.   102.     S.  418. 
***)  Ibidem.     Bd.  100.     S.  374. 


Thierphysiologische  Untersuchungen. 


267 


2.  Ochsenfette. 
A.  1—4  von  einem  gutgemästeten  Ochsen  des  Göttinger  Land- 
schlages; B.  5  —  8  von  einem  mittelfetten,  4-  5  jährigen  desgleichen; 
C.  9  und  10  aus  dem  Fleische,  9  von  einem  zwischen  das  Muskelfleisch 
eingelagerten  Fettstreifen,  10  aus  dem  mageren  Fleisch  durch  Aether 
extrahirt. 


Zusammensetzung 

Mittl.  Zusammen- 

Erstar- 

Körperstelle, 
von  welcher  das  Fettgewebe 

des  Fettgewebes. 

setzung  d.  Fettes. 

—  -3    Ol 

rungs- 
punkt 

No. 

Was- 

Mem- 

Koh- 

Wus- 

Sauer- 

entnommen wurde. 

ser. 

bran. 

Fett. 

len- 
stoff. 

ser- 
stoff. 

stoff. 

Mä 

Fettes. 

Proz. 

Proz. 

Proz 

Proz 

Proz. 

Proz. 

"0. 

°C 

A  1 

von  den  Nieren       .     . 

5,00 

0,85 

94,15 

76,73 

11,89  11,38 

50 

36 

?, 

4,89 

0,80 

91,31 

76,27 

11,87  11,86 

48 

34 

3 

vom  Hodensack 

8,34 

1,63 

90,03 

76,33 

11,85!  11,82 

43,5 

29 

4 

vom  Pannic.  adip.  (Brust) 

30,85 

4.ss 

64,27 

76,50 

11,76:11,74 

41 

gew.Temp. 

B.5 

von  den  Nieren       .     .     . 

7,69 

1,19 

91,12 

76.74 

12,11  11,15 

49,5 

36 

fi 

vom  Netz        

7.0G 

1,02 

91,92 

7638 

11,85  11,77 

47,5 

34 

7 

vom  Herzbeutel 

7,78 

1,32 

90,90 

76,31 

11,9611,73 

48,5 

34 

8 

vom  Pannic.  adip.  (Bauch) 

8,12 

1,62 

90,26 

76.71 

11,95  11,34 

42,5 

26 

C.f) 

aus  Fleisch 

— 

— 

— 

76,65 

11,99  11,36 

42 

gew.Temp 

10 

— 

— 

— 

76,34 

ll,9l|ll,75 

41 

gew.Temp 

3.     Schweinefette. 
A.  1— 3   von    einem  3U jährigen   halhenglischen  Schweine;  B.  4 
von  eiuem  desgl. 


No. 


A.l 
2 
3 

B.4 

5 


Körperstelle, 

von  welcher  das  Fettgewebe 

entnommen  wurde. 


Zusammensetzung 
des  Fettgewebes. 


Was- 
ser. 
Proz. 


von  den  Nieren 

vom  Pannic.  adip.  (Becken) 

vom  Darme 

vom  Pannic.  adip.  (Brust) 

vom  Pannic.  adip.  (Bauch) 

von  den  sogen.  Pflaumen 

(innere  Bauchwand) 


4,81 

5,19 

9,33 
9,89 
6,84 

2,61 


Mem- 
bran. 
Proz. 


Fett. 
Proz. 


Mittl.  Zusammen- 
setzung d.  Fettes, 


Koh- 
len- 
stoff. 
Proz. 


Was-   sauer 
ser-  I 

Stoff.  I  stoff- 
Proz.    Proz. 


0,93 
1,05 
2,08 
2,12 
1,56 

0,39 


94,26 
93,76 
88,59 
87,99 
91,60 

97,00 


76,53 
76,50 
76,7s 


11,95 
11,94 
12,07 


76,2911,88 

76,49|  11,86 

76,64!ll,92 


11.52 

U,5r 

11,15 
11,83 
11,65 

11,44 


•C. 


47 

46,5 

48 

42,5 

43 

48 


Erstar- 
rungs- 
punkt 

des 
Fettes. 

"C. 

26 
26 

28 

gew.Temp. 
gew.Temp. 

28 


Aus  den  vorstehenden  Analysen  berechnen  sich  folgende  Mittelzahlen : 


Mittlere 

Zusammensetzung. 

Schmelz- 
punkt. 

°C. 

Fett. 

Kohlen- 
stoff. 
Proz. 

Wasser- 
stoff. 
Proz. 

Sauerstoff 
Proz. 

punkt. 

'C. 

Hammelfett     .     .     . 
Ochsenfett       .     .     . 
Schweinefett         .     . 

76,61 
76,50 
76,54 

12,03 
11,91 
11,94 

11,36 
11,59 
11,52 

41-52,5 
41—50 

42,5  —  48 

24  —  43 
gew.Temp.  —  36 
gew.Temp.  — 28 

Die  Unterschiede  in  der  Zusammensetzung  der  Fette  sind  sehr  gering, 
das  Hammelfett  enthält  einen  um  ein  Geringes  höheren  Kohlenstoff-  und 


268  Thierphysiologische  Untersuchungen. 

Wasserstoffgehalt  als  das  Ochsen-  und  Schweinefett.  Für  die  mittlere 
Zusammensetzung  der  genannten  Fette,  lassen  sich  die  nachstehenden  em- 
pirischen Formeln  aufstellen,  welche  besonders  bequepi  sind,  wo  es  sich 
um  die  Beziehungen  zwischen  Kohlehydraten  und  Fetten  handelt: 
C.36  H33  O-i  oder  C36  Hs4  04.  —  Auch  die  von  verschiedenen  Körperstellen 
entnommenen  Fette  zeigen  in  ihrer  Zusammensetzung  nur  geringe  Diffe- 
renzen, trotzdem  aber  sprechen  die  beträchtlichen  Unterschiede  in  den 
Schmelzpunkten  dafür,  dass  in  der  Zusammensetzung  dieser  Fette  aus 
festen  und  flüssigen  Glyceriden  beträchtliche  Unterschiede  stattfinden. 
Das  Nierenfett  scheint  im  Allgemeinen  das  festeste,  das  Fett  vom  Panni- 
culus  adiposus  das  leichtflüssigste  zu  sein.  —  Ein  Einfluss  des  Mastungs- 
zustandes  der  Thiere  auf  die  Zusammensetzung  der  Fette  tritt  bei  den 
vorstehenden  Untersuchungen  nicht  mit  Sicherheit  hervor,  die  Verfasser 
sind  jedoch  mit  Bücksicht  auf  die  unten  mitgetheilte  Untersuchung  des 
Fettes  von  einem  magern  und  einem  fetten  Hunde  zu  der  Annahme  ge- 
neigt, dass  die  flüssigen  Fette  anfangs  mehr  prävaliren.  —  Der  Wasser- 
gehalt des  Fettgewebes  steht  in  direktem  Verhältniss  zu  dem  Gehalt 
desselben  an  Membran,  das  Verhältniss  von  Wasser  zur  Membran  betrug 
bei  dem  Fettgewebe  vom 

Hammel        .     .     .     5,8  :   1 

Ochsen    ....     6,0  :   1 

Schweine      .     .     .     4,7  :   1 

Die  fett  freien  Membranen  zeigten,  nachdem  sie  mit  reinem  und 
schwach  salzsäurehaltigem  Wasser  ausgewaschen  waren,  folgende  Zusam- 
mensetzung : 

Hammel.       Ochse.        Schwein. 

Kohlenstoff 50,44  50,84  51,27 

Wasserstoff 7,19  7,57  7,25 

Stickstoff 15,39  15,85  15,87 

Sauerstoff 26,09  25,19  24,88 

Asche 0,89  0,55  0,73 

100,00        100,00        100,00 
Die  Membranen   waren  zum  Theil  in  Wasser  löslich;    die  Verfasser 
vermuthen,  dass  sie  aus  leimgebenden  und  elastischen  Geweben  zusammen- 
gesetzt sind. 

4.     Fette  des  Hundes,  der  Katze,  des  Pferdes  und  des 
Menschen. 

Bei  den  nachstehenden  Untersuchungen  konnte  der  Gehalt  des  Fett- 
gewebes an  Membran  und  Wasser  nicht  bestimmt  werden,  da  das  Material 
zwar  möglichst  frisch,  aber  doch  unter  Umständen  in  die  Hände  der  Ana- 
lytiker gelangte,  welche  eine  Garantie  gegen  Wasserverlust  nicht  dar- 
boten. 

A.  Hundefett,  1  vom  Panniculus  adiposus  eines  sehr  fetten  Hundes, 
2  von  einem  magern  Hunde,   durch  Extraktion  fetthaltiger  Gewebe  und 


Konseivirung  lind  Zubereitung  von  Futterstoffen.  265 

Länge  schneiden,  dann  mit  gesalzenem  Wasser  anfeuchten  und  fest  in 
Holzkästen  eintreten.  Binnen  ungefähr  48  Stunden  entwickelt  sich  eine 
ziemlich  lebhafte  Gährung  in  dem  Futter,  wodurch  die  härteren  Stengel 
erweicht  und  dem  Ganzen  ein  angenehmer  Wohlgeruch  verliehen  wird, 
welcher  das  Futter  den  Thicren  angenehm  macht.  Schlechterem  Futter 
setzt  man  zur  Verbesserung  bei  der  Mischung  Rapskuchen,  Runkelrüben, 
Biertreber  etc.  zu. 

Zubereitung    von    Viehfutter    durch    Zerquetschen,     von    zerquet. 
de  Leonhardy. *)  —  Auf  eine  kreisförmige  Plattform  bringt  man   die  Tsrc\e"I°n 

J      '  °  °  Viehfutter. 

Wurzelgewächse  und  lässt  sie  durch  eine  einfache  Steinwalze,  die  mit 
einer  Gabeldeichsel  versehen  ist  und  von  einem  Pferde  in  Bewegung  ge- 
setzt wird,  zerdrücken.  Dann  breitet  man  Häcksel  darüber  und  lässt  die 
Walze  nochmals  darüber  gehen.  Das  Gemisch  wird  in  Haufen  zusammen- 
geschichtet und  dann  der  Selbsterhitzung  überlassen,  die  in  etwa  12  bis 
15  Stunden  eintritt.  Das  Futter  erhält  hierdurch  einen  angenehmen 
Fruchtgeruch,  es  wird  vom  Vieh  mit  Begierde  gefressen. 

Dies  Verfahren   wird    eine   grosse    Sorgfalt  erfordern,   wenn    das   Futter  nicht 
durch  Schimmelbildung  ungesund  werden  soll. 

Ueber  die  Zubereitung  der  Futtermittel,  von  G.  Kühn.**)  Zubereitung 
—  Das  Zerkleinern  des  Körnerfutters  ist  bei  nasser  Fütterung  vor-  des 
theilhaft,  weil  die  Thiere  die  Körner  hierbei  leicht  unzerkleinert  ver- 
schlingen. Andererseits  verlernen  aber  die  Thiere  bei  der  Fütterung  mit 
zerkleinertem  Material  das  Kauen,  welches  wegen  der  gleichzeitigen 
Speichelabsonderung  nöthig  ist.  Durch  Beimischung  von  Häcksel  steigert 
man  die  Verdauung  von  Körnern,  weil  man  dadurch  die  Thiere  zum 
Kauen  zwingt.  Haubner  fand,  dass  bei  Kälbern  die  Ausnutzung  der 
Körner  durch  Häckselzusatz  bedeutend  erhöht  wurde.  Das  Quetschen 
der  Körner  scheint  sich  für  die  Wiederkäuer  zu  empfehlen;  Pferdehalten 
sich  zwar  scheinbar  bei  gequetschtem  Hafer  besser,  zeigen  sich  aber  bei 
der  Arbeit  weniger  ausdauernd,  als  die  mit  ganzen  Körnern  gefütterten. 
Das  Kochen  oder  Dämpfen  des  Futters  bewirkt  nach  Hell riegel  und 
Lucanus  keine  chemische  Veränderung  desselben,  es  macht  aber  harte 
Futterstoffe  schmackhafter  und  leichter  aufnehmbar.  Bei  warmem  Fütter 
tritt  eine  indirekte  Stoffersparniss  dadurch  ein,  dass  es  nicht  erst  auf 
Kosten  der  Körperwärme  auf  die  Temperatur  des  Blutes  gebracht  zu 
werden  braucht,  die  zur  Ersetzung  dieser  Wärme  sonst  nöthige  Menge 
von  Kohlehydraten  also  vortheilhafter  ausgenutzt  werden  kann.  Andau- 
ernde warme  Fütterung  wirkt  jedoch  erschlaffend  auf  die  Verdauungs- 
organe ein.  Die  Selbste rhitzung  und  Gährung  macht  das  Futter 
allerdings  verdaulicher,  da  es  jedoch  schwierig  ist,  die  täglichen  Rationen 

*)  Journ.  d'agricult.  prat.      1S67.     S.   113.     Landw.  Anzeiger.     1867.     No.  11. 
**)  Braunschw.   land-  u.  forstw.  Mittheilungen.      1867.     Märzheft.     S.  4. 


266 


Thierphysiologische  Untersuchungen. 


immer  auf  denselben  Veränderungsgrad  zu  bringen  und  die  Ungleich- 
mässigkeit  in  der  Beschaffenheit  des  Futters  die  Vortheile  wieder  aufhebt, 
so  scheint  diese  Methode  nicht  empfehlenswerth. 

Die  von  Stöckhardt  empfohlene  Methode  der  Aufschliessung 
der  Kleie  mit  Soda  und  Salzsäure  bewirkt  die  Auflösung  der  inkrustiren- 
den  Materie,  es  wird  dadurch  die  Verdauung  der  Holzfaser  wie  die  der 
stickstoffhaltigen  Bestandtheile  der  Kleie  befördert,  weshalb  dieser  Methode 
eine  allgemeinere  Anwendung  zu  wünschen  ist. 


Thierphysiologische  Untersuchungen  und 
Fütterungsversuche. 


Ueber    die   Elementarzusammensetzung    der   thierischen 
Fette,    von    E.  Schulze  und  A.  Keinicke.*)   —  Die    zu    den    nach- 


Elemectar- 
zusammen- 
setzung   der 

thierischen  stehenden   Analysen   benutzten  Proben   von  Fettgeweben    wurden    sofort 
Fette-      nach  der  Tödtung  der  betreffenden  Thiere  ausgeschnitten.    Das  Fett  wurde 
durch  Ausschmelzen  und  Ausziehen  mit  Aether  von  der  Membran  getrennt. 
Die  Fette  waren  vollkommen  frei  von  Aschenbestandtheilen,  nur  die  durch 
Extraktion  von  magerem  Hammel-  und  Ochsenfleisch  mit  Aether  darge- 
stellten Fette  hinterliessen  beim  Verbrennen  Spuren  von  Asche. 
1.    Hammelfette. 
A.  1  —  3  von  einem  mittelmässig  gemästeten,  2 —  3jährigen  Hammel 
der  rheinischen  Landrace;  B.  4 — 7  von  einem  gutgemästeten  desgleichen; 
C.  8  — 11  von  einem  Southdown- Merino -Halbblut;  D.  12  von  einem  sehr 
mageren  Sonthdown- Merino;  E.  13  von  einem  reinen   Southdown;   F.  14 
aus  magerem  Hammelfleisch  durch  Aether  extrahirtes  Fett. 


Zusammensetzung 

Mittl.   Zusammen- 

K örperstel le, 
von  welcher  das  Fettgewebe 

des  Fettgewebes. 

setzung  d.  Fettes. 

~Cr, 

S  -3    31 

No. 

Was- 

Keh- 

Was-   saUer- 

entnommen  wurde. 

ser. 

bran. 

Fett. 

len- 

Stoff. 

ser-   1     »  «■ 
Stoff.     stoft- 

«ST 

Proz. 

Proz. 

Proz. 

Proz. 

Proz-  |  Proz. 

°c. 

°C. 

A.    1 

von  den  Nieren     .... 

6,35 

0,84 

92,81 

76,62 

12,16 

11,22 

50 

37 

2 

5,00 

0,77 

94,23 

76,65 

12,05 

11,30 

51 

39 

3 

vorn   l'auniculus  adiposus    . 

12..')!   3, IS 

84,28 

7:;.:.2 

11,93 

11,55 

44 

31 

B.    4 

von  den  Nieren     .... 

7,:v'. 

1,03 

91,14 

76,65 

12,02 

11,33 

52 

40 

5 

vom  Hodensack    .... 

11,24 

1,40 

87,36 

76,69 

11.91 

11,40 

49 

38 

6 

7,48 

0,80 

91,72 

76,58 

12,02 

11,40 

51,5 

39 

7 

vom  Fannie,  adipos.  (Brust) 

16,81 

4,03 

79,16 

76,57 

11,87 

11,5c, 

43,5 

27 

C.   8 

von  den  Nieren     .... 

4,54 

0,95 

94,51 

76  50 

12,07 

11,43 

51,5 

39 

9 

vom  Netz 

4,91 

0,92 

91,17 

76,85 

12,15 

11,0(1 

49 

34 

10 

10,12  1,92 

87,96 

76,70 

[2,05 

11,25 

48,5 

37 

IL 

vom  Panniculus  adiposus    . 

20,84    - 

— 

76,80 

12,03 

11,17 

11.:, 

31 

D.  12 

von  den  Nieren     .... 

18/20  2,24 

79,56 

76,56 

12,10 

11,34 

52 

43 

E.  13 

von  den  Nieren     .... 

— 

— 

— 

76,62 

12,16 

11,22 

52,5 

39 

F.  14 

aus  dem  Fleische 

— 

— 

— 

76,27 

11,88 

11,85 

41 

24 

*)  Die  landw.  Versuchsstationen.     Bd.  9.     S.  97- 


Thierpliysiologische  Untersuchungen.  27ö 

ein  höherer  an  mineralischen  Bestandteilen.  Bedeutender  ist  der  Unter- 
schied im  Stickstoffgehalt,  die  spröden  Knochen  enthielten  durchschnittlich 
2,926  Proz.,  die  gesunden  dagegen  4,554  Proz.  Stickstoff,  entsprechend 
16,34G  Proz.,  resp.  25,441  Proz.  leimgebender  Substanz  (mit  17,9  Proz. 
Stickstoff).  Nach  Abzug  des  Fettes  beträgt  aber  die  organische  Substanz 
im  Mittel  bei  den  spröden  Knochen  27,487  Proz.,  bei  den  gesunden  32,9G8 
Proz.,  also  bedeutend  mehr  als  der  in  angegebener  Weise  berechnete  Ge- 
halt an  leimgebender  Substanz. 

Dies  Resultat  ist  auffällig,  bekanntlich  hat  Scheerer*)  in  der  mit  Alkohol 
und  Aether  von  Fett  befreiten  Knochenknorpel  18,44  Proz.  Stickstoff  gefunden, 
nach  Grouven**)  betrug  jedoch  der  Stickstoffgehalt  in  den  fettfreien  organischen 
Bestandtheilen  kranker  Knochen  nur  15,76  Proz.,  bei  gesunden  Knochen  15>69  Proz. 
Nach  Hoffmann 's  Analysen  berechnet  sich  für  die  fettfreie  organische  Substanz 
der  spröden  Knochen  10,644  Proz.,  für  die  der  gesunden  13,813  Proz.  Stickstoff. 
Genauere  Untersuchungen  über  die  Natur  der  organischen  Knochenbestandtheile, 
namentlich  auch  bei  pathologischen  Zuständen  der  Knochen,  erscheinen  daher  sehr 
wünschenswerth.  In  krankhaft  veränderten  Knochen  tritt  bekanntlich  zuweilen 
Chondrin  (mit  nur  14,6  Proz.  Stickstoff)  auf,  die  Knorpelsubstanz  der  obigen 
kranken  Knochen  zeigte  jedoch  nach  II  off  mann  gegen  Reagentien  dasselbe  Ver- 
halten wie  bei  gesunden  Knochen.  —  Schliesslich  macht  II offmann  in  seiner 
Mittheilung  unter  Bezugnahme  auf  frühere  Analysen  krankhaft  veränderter  Knochen 
darauf  aufmerksam,  dass  die  Knochen  brüchigkeit  sich  in  ganz  anderer  Weise  in 
der  chemischen  Zusammensetzung  der  Knochen  kund  giebt  als  die  Knochener- 
weichung, für  welche  ein  abnorm  gesteigerter  Fettgehalt  der  Knochen  charakte- 
ristisch zu  sein  scheint. 

E.  Peters***)  machte  bezüglich  der  Frage  über  die  Ursache  der  ueber  die 
Knochenerweichung,  darauf  aufmerksam,  dass  Marchand  und  Kiwchen- 
Schmidt  in  den  Knochen  rhachitischer  Kinder  Milchsäure  aufgefunden 
haben.  Er  verweist  zugleich  darauf,  dass  in  manchen  Futterstoffen  der  Gehalt 
an  Phosphorsäure  den  Kalk-  und  Magnesiagehalt  derartig  überwiegt,  dass  die 
Basen  zur  Bildung  dreibasisch-phosphorsaurer  Salze  mit  der  Phosphorsäure 
nicht  ausreichen.  Aus  diesem  Grunde  scheint  bei  einer  Anlage  zur  Knochen- 
erweichung eine  Darreichung  von  Kalk  (Kreide,  Holzasche)  rationeller  zu 
sein,  als  der  vielseitig  empfohlene  Zusatz  von  Knochenmehl  oder  phosphor- 
saurem Kalk  zum  Futter  der  Thiere.  —  Haubner  fand  den  Harn  und 
die  Exkremente  der  Thiere  bei  der  Lecksucht,  welche  Krankheit  als  das 
erste  Stadium  der  Knochenerweichung  anzusehen  ist,  stark  sauer  reagirend, 
und  v.  Gorup-Besanez  wies  freie  Milchsäure  im  Harne  bei  Ehachitis 
nach.  —  0.  Web  er  f)  fand  in  osteomalacischen  Knochen  freie  Milchsäure, 
ausserdem  war  die  Kalkmenge  in  denselben  nicht  ausreichend,  um  mit  den 

*)  Handwörterbuch  der  Chemie.     Bd.  4.     S.  381. 
**)  Salzmünde.     I.  Bericht.     S.  215. 
***)  Der  Landwirth.      L867.     S.   71. 

f)  Virchow's  Archiv.     Bd.  38.     S.  1.     Oekonom.  Fortschritte.     1867.     S.  207. 
Jahresbericht  X.  18 


274  Thierphyslologische  Untersuchungen. 

vorhandenen  Säuren  neutrale  Salze  zu  bilden,  so  dass  offenbar  auch  saure 
Phosphate  vorhanden  sein  mussten.    Nachstehend  die  Analysen. 

I.  II. 

Letzter  Brustwirbel.  Letzt.  Lendenwiib. 

Feucht  Trocken.  Feucht.        Trocken. 

Organische  Bestandteile 13,153         52,765  15,776         62,543 

Mineralische  Bestandtheile       ....     11,930         47,235  9,444         37,457 

Milchsäure 1,312  — 

Milchsaurer  Kalk 0,207  {  51,269 

Wasser  und  lösliche  Salze 


7Q  QC.7  *■ 

Fett |     °'ÖJl  23,389  — 

Trockensubstanz 25,083  —  25,223 

In  der  Trockensubstanz : 

Kohlensaurer  Kalk 1,976  7,879  1,757  6,969 

Dreibasisch-phosphorsaurer  Kalk      .     .  8,877  35,391  7,350  29,146 

Dreibasisch-phosphorsaure  Magnesia     .  0,6S6  2,736  0,079  0,317 

Kohlensäure —  3,028  —  3,066 

Kalk —  23,991  19,666 

Magnesia —  1,271  —  0,147 

Phosphorsäure —  18,945  —  14,578 

Differenz  im  gefund.  und  berechn.  Kalk  1,446  1,209 

Entstehung          Ueber  die  Entstehung  der  Phosphate  in  den  Knochen  und 
von  Phos-  Muskeln  hat  C.  Diakonow*)  eine  Theorie  aufgestellt.   Er  fand  im  Ei- 
P  Thier-11"  Dotter  eine  an  Phosphor  reiche  Substanz,  das  Lecithin ,  welches  stets  von 
korper.     einer  in  Alkohol  und  Aether  löslichen  Kalkverbindung  begleitet  war.    Da 
sich  das  Lecithin  leicht  in  Glyceriuphosphorsäure  und  Phosphorsäure  zer- 
setzt und  die  Knochen   des  Hühnerfötus  stets  mehr  phosphorsauren  Kalk 
enthalten,    als  das  Ei,    so   ist  anzunehmen,  dass  sich  der  phosphorsaure 
Kalk  der  Fötusknochen  wenigstens  theilweise  aus  dem  Lecithin  bildet;  da 
der  Verfasser   ferner  in  der  Zahnpulpe   und  in   den  Knochen  von  jungen 
Thieren    das  Lecithiu   mit  der  dasselbe  begleitenden  Kalkverbindung  in 
bedeutenden  Mengen  gefunden  hat,   so  ist  wahrscheinlich,   dass  auch  die 
weitere  Entwicklung  der  Knochen  mit   Verbrauch  von  Lecithin  verbun- 
den ist. 

Ausschei-  Ueber   die  Ausscheidung   der  Phosphorsäure   durch   den 

düng  der    Thierkörper,  von  Ernst  Bischoff,**) —  Bei  den  engen  Beziehungen 
säur^duTch  der  Phosphorsäure  zu  den  eiweissartigen  Substanzen,  erschien  es  von  In- 
den  Tiner-  teresse,   zu  untersuchen ,   ob  auch  die  Phosphorsäure,   welche  in  den  Ge- 
korper.     we^en  muj  Säften  des  Organismus  stets  den  Stickstoff  begleitet,  in  dem- 
selben Masse    unbrauchbar   wird   und  im  Harn    und  Koth   nach  Aussen 


*)  Centralbl.  f.  d.  med.  Wissensch.  1857.  S.  673.  Chem.  Centralbl.  1867.  S.  816. 
**)  Zeitschrift  für  Biologie.     1867.     S.  309. 


Thi erphysiologische  Untersuchungen. 


275 


tritt  wie  dies  für  den  Stickstoff  nachgewiesen  ist.  Der  Verfasser  hat 
hierüber  zahlreiche  Beobachtungen  an  einem  Hunde  angestellt,  deren  Er- 
gebnisse nachstehend  summarisch  mitgetheilt  sind. 


Dauer 

In  der 

Im 

Im 

Im 
Harn 

Täglich 

e  Fütterung. 

des 
Ver- 
suchs. 

Nah- 
rung. 

Harn. 

Koth. 

und 
Koth. 

Grm. 

Grm. 

Grm. 

Grm. 

2000  Grm. 

fettfr.  Fleisch 

8  Tage 

544,0 

537,5 

7,4 

544,9 

Stickstoff. 

71,2 

65,6 

5,2 

70,8 

Phosphorsäure. 

881,7 

866,9 

14,3 

881,2 

Stickstoff. 

1500      „ 

Fleisch      .     . 

17  Tage 

113,5 

104,4 

9,2 

113,6 

Phosphorsäure. 

204,0 

184,8 

2,1 

186,9 

Stickstoff. 

1500     „ 

»           •     • 

4  Tage 

26,7 

23,5 

1,6 

25,1 

Phosphorsäure. 

408,0 

281,7 

4,1 

385,8 

Stickstoff. 

1500      „ 

n 

8  Tage 

53,4 

46,6 

2,8 

49,5 

Phosphorsäure. 

153,0 

167,7 

2,1 

169,8 

Stickstoff. 

1500      „ 

n 

3  Tage 

20,0 

21,2 

1,5 

22,7 

Phosphorsäure. 

204,0 

217,1 

3,3 

220,4 

Stickstoff. 

1000      „ 

r> 

6  Tage 

26,7 

26,1 

2,3 

28,4 

Phosphorsäure. 

136,0 

154,4 

2,7 

157,1 

Stickstoff. 

500     „ 

n              •      ' 

8  Tage 

17,8 

18,7 

1,9 

20,6 

Phosphorsäure. 

1500     „ 

„           und 

408,0 

398,4 

4,6 

403,0 

Stickstoff. 

30     „ 

Fett     .     .     . 

8  Tage 

53,4 

48,9 

3,2 

52,1 

Phosphorsäure. 

1500     „ 

Fleisch  und 

357,0 

339,1 

4,3 

343,4 

Stickstoff. 

100     „ 

Fett     .     .     . 

7  Tage 

46,7 

40,5 

3,0 

43,6 

Phosphorsäure. 

400     „ 

Fleisch  und 

95,2 

109,7 

5,4 

115,1 

Stickstoff. 

400      „ 

Stärke 

7  Tage 

15,9 

16,0 

2,5 

18,5 

Phosphorsäure. 

500     „ 

Fleisch  und 

102,0 

106,8 

2,7 

109,5 

Stickstoff. 

200     „ 

Stärke       .     . 

6  Tage 

15,2 

14,3 

2,3 

16,6 

Phosphorsäure. 

69,1 

63,7 

11,9 

75,6 

Stickstoff. 

900     „ 

Brod    .     .     . 

6  Tage 

20,7 

16,8 

4,9 

21,7 

Phosphorsäure. 

0 

10,2 

1,4 

11,6 

Stickstoff. 

500     „ 

Stärke       .     . 

2  Tage 

1,2 

2,2 

0,9 

3,7 

Phosphorsäure. 

0 

41,5 

0,9 

42,4 

Stickstoff. 

6  Tage 

0 

6,5 

0,3 

6,8 

Phosphorsäure. 

Das  von  Fett  und  Bindegewebe  möglichst  befreite  Fleisch  enthielt  im  Mittel 
0,445  Proz.  Phosphoisäure  und  3,4  Proz.  Stickstoff;  die  Stärke  enthielt  0,122  Proz. 
Phosphorsäure;  das  Brod  1,28  Proz.  Stickstoff  und  0,384  Proz.  Phosphorsäure. 

Die  Ausgabe  an  Phosphorsäure  zeigt  sich  hiernach  wechselnd  je  nach 
der  Ernährung  des  Körpers,  sie  ist  am  geringsten  beim  Hunger  und  bei 
stickstofffreier  Nahrung  (1,1  Grm.  pro  Tag)  und  steigt  mit  den  dargereichten 
Fleischmengen.  Die  Phosphorsäure  zeigt  ganz  dasselbe  Verhalten  wie  der 
Stickstoff,  es  tritt  auch  für  sie  ein  Gleichgewichtszustand  des  Körpers  ein 
und  zwar  gleichzeitig  mit  dem  Stickstoff,  so  dass  man  also  in  diesem 
Falle  nicht  allein  den  Stickstoff,  sondern  auch  die  gesammte  Phosphor- 
säure der  Nahrung  im  Koth  und  Harn  wiederfindet;  bei  ungenügender  Zu- 
fuhr giebt  der  Körper  sowohl  Stickstoff  als  auch  eine  entsprechende  Menge 
von  Phosphorsäure  von  seiner  eigenen  Masse  ab.  Ist  die  Nahrung  eine 
sehr  reichliche  oder  werden  Kohlehydrate  oder  Fett  derselben  beigegeben, 
so  tritt  Ansatz  ein  und  es  fehlen  dann  in  den  Auscheidungsprodukten 
sowohl  Stickstoff  wie    Phosphorsäure.     Die    Stickstoffmenge    beträgt   im 

18* 


276  Thlerphysiologische  Untersuchungen. 

Durchschnitt  ungefähr  das  8 fache  der  Phosphorsäure,  nur  hei  Hunger 
wird  verhältnissraässig  mehr  Phosphorsäure  ausgeschieden,  wahrscheinlich 
aus  dem  Plasma  ohne  einen  entsprechenden  Eiweissumsatz,.  da  beim  Hunger 
auch  eine  grössere  Quantität  Kochsalz  und  Gesammtasche  im  Harn  ge- 
funden wird,  als  im  zersetzten  Fleisch  enthalten  ist. 

Diese  Ermittelungen  liefern  zugleich  eine  indirekte  Bestätigung  für  die  An- 
sicht, dass  aller  im  Körper  umgesetzte  Stickstoff  im  Harn  und  Koth  ausgeschieden 
wird,  und  man  muss  sogar  annehmen,  dass  ein  Körper  von  der  Elementarzusam- 
men.*etzung  des  Fleisches  umgesetzt,  augesetzt  oder  abgegeben  wird,  denn  es  ist 
jetzt  neben  dem  Nachweis  der  dazu  nöthigen  Menge  von  Kohlenstoff,  Wasserstoff, 
Stickstoff  und  Sauerstoff  und  der  Gesammtaschc  auch  der  der  entsprechenden  Menge 
Phosphorsäure  geliefert. 

Wirkung  Wirkung  des  Alkohols  auf  den  menschlichen  Organismus, 

des  Aiko-   —  Duroy,  L  allem  an  d  und  Perrin*)  behaupten,  dass  der  Alkohol  im 

hols  auf  den  *  ' 

Organismus.  Organismus  keine  Verbrennung  erleide,  sondern  direkt  als  Alkohol  im 
Verhältniss  der  Aufnahme  wieder  ausgeschieden  werde  und  daher  als  ein 
Nahrungsstoff  nicht  anzusehen  sei.  Bezüglich  seiner  Vertheilung  im 
menschlichen  Organismus  sammle  er  sich  vorzugsweise  im  Gehirn  und  in 
der  Leber  an,  und  von  dem  Einflüsse  auf  diese  beiden  Organe  leiteten 
sich  seine  eigenthümlichen  Wirkungen  ab. 

Bedeutung  Ueber   die   Bedeutung   des   Kochsalzes    für   den   mensch- 

des  Koch-   jj  c]ien  Ors'anism  us  haben  Verson  und  Kl  ein**)  Untersuchungen  aus- 

salzes  für 

den  orga-  geführt,  welche  zu  dem  Schlüsse  führten,  dass  das  Kochsalz  nur  insofern 
irfsmus.  ein  unentbehrliches  Nahrungsmittel  ist,  als  wir  von  Hause  aus  daran  ge- 
wöhnt werden.  Man  könnte  den  Kochsalzgenuss  aber  allmählich  beschrän- 
ken, ohne  dass  deswegen  der  Organismus  mehr  darunter  zu  leiden  brauchte, 
als  bei  der  Beschränkung  anderer  gewohnter  Genussmittel.  Verson  ent- 
hielt sich  in  zwei  je  Stägigen  Perioden  des  Genusses  gesalzener  Speisen, 
von  einem  Normalverbrauch  von  ca.  25  Grm.  täglich  wurde  auf  1,5  Grin. 
herabgegangen,  welche  Menge  in  den  Nahrungsmitteln  selbst  enthalten 
war.  Hierbei  wurden  innerhalb  8  Tagen  45  Grm.  Kochsalz  mehr  vom 
Körper  ausgegeben  als  eingenommen.  Das  Blut  betheiligte  sich  bei  dieser 
Mehrausgabe  mit  ca.  5  Grm.  und  verlor  dabei  gleichzeitig  beinahe  1  Proz. 
seines  Wassers.  Nach  Beendigung  des  Versuchs  überlud  sich  der  Körper 
im  Laufe  von  5  Tagen  mit  mehr  Kochsalz  und  Wasser,  als  er  in  den 
8  Tagen  verloren  hatte.  In  diesen  5  Tagen  wurde  die  Einnahme  von  der 
Ausgabe***)  um  ca.  56  Grm.  übertroffen,  wovon  etwas  über  6  Grm.  dem 
Blute   zu   gute  kam,   gleichzeitig  stieg  der  Wassergehalt   des  Bluts  von 


*)  Oekonomischo  Fortschritte.     1S67.     S.  160. 

**)  Anzeiger  der  Wiener  Akademie       Erdmann's  Journal.     Bd.   101.     S.  62. 
**)  Jedenfalls  ein   Druckfehler! 


Thierphysiologiticlie  Unt>  ^7? 

78,2]  auf  79,29  Proz.  Diese  Zunahme  machte  sieh  auch  in  einer  Eörper- 
gewichtszunahme  von  1,6  Külogr.  geltend.  Die  Wasseraufnahme  steigorte 
sich,  dagegen  sank  die  Harnmenge  von  1115  CC.  auf  6504CC-  am  ersten 
Tage  dos  wieder  eröffneten  Kochsalzgenusses.  Wahrend  der  Abstinenzzeit 
war  die  Menge  der  ausgeschiedenen  stickstoffhaltigen  Stoffe  erhöht  und 
zwar  in  der  ersten  A'ersuchsperiode  mehr  als  in  der  zweiten.  In  den 
ersten  Tagen  der  ersten  Periode  wurde  der  Zustand  ziemlich  schlecht  er- 
tragen, die  Körpertemperatur  war  erhöht,  es  machte  sich  ein  Gefühl  von 
Völle  im  Magen  und  dann  eine  beträchtliche  Mattigkeit  geltend.  In  den 
letzten  Tagen  nahmen  diese  Erscheinungen  eher  ab  als  zu,  und  in  der 
zweiten  Versuchsperiode  wiuxle  der  Zustand  überhaupt  besser  ertragen. 
Die  Verfasser  kommen  schliesslich  zu  dem  Resultate,  dass  die  Chlorarmuth 
für  den  Organismus  ein  Reiz  sei,  in  dem  Sinne,  wie  es  Rosenthal  von 
der  Sauerstoffarmuth  des  Blutes  für  das  Athmuugszentrum  und  Stricker 
von  der  verminderten  Konzentration  des  Blutes  überhaupt  für  die  farblosen 
Blutzellen  nachgewiesen  haben.  In  Folge  des  Reizes  soll  der  erhöhte 
Kiweissnmsatz  eintreten  und  durch  diesen  das  Gefühl  der  Mattigkeit  be- 
wirkt werden.  Durch  die  Gewohnheit  soll  sich  der  Organismus  gegen 
den  Reiz  in  Folge  der  Chlorarmuth  allmählich  abstumpfen. 

Die  Verdauung  der  Eiweissstoffe  beginnt  nach  W.  Kühne*)  Verdauung 
im  Magen  und  wird  im  Darme  vollendet.  Hierbei  gehen  die  Eiweisskörper  der  Eiweiss- 
in  die  sogenannten  Peptone  über,  das  sind  Eiweisskörper,  die  in  Wasser  stoffe' 
leicht  löslich  sind,  aber  durch  Hitze  und  Säuren  nicht  mehr  koagulirt 
werden.  Diese  Peptone  treten  durch  die  Darm  Wandungen  in  den  Kreis- 
lauf des  Blutes  über.  Die  Umwandlung  der  Eiweisskörper  in  Peptone  ge- 
schieht durch  den  Magensaft  und  das  Sekret  der  Bauchspeicheldrüse, 
hauptsächlich  erfolgt  sie  im  Dünndarm  durch  den  Bauchspeichel.  Die 
Menge  von  geronnenem  Eiweissstoff  (Rindsblutfibrin),  welche  in  einer  be- 
stimmten Seit  von  dem  Bauchspeichel  in  Peptone  umgewandelt  wird,  ist 
viel  grösser  als  bei  der  Magenverdauung.  Bei  einem  sechsstündigen  Ver- 
danungsversuche  mit  der  Bauchspeicheldrüse  gingen  von  397,2  Grm.  trocke- 
ner Eiweisssubstanz  343,7  Grm.  in  Lösung  über,  während  in  einem  vier- 
tägigen Magenverdauungsversuch  von  221  Grm.  trockener  Eiweisssubstanz 
nur  142,4  Grm.  verdaut  wurden.  Von  diesen  verdauten  Eiweissstoffen 
waren  beim  ersteren  Versuch  etwa  61  Proz.,  bei  dem  letzteren  dagegen 
nur  38,2  Proz.  Pepton.  Neben  dem  Pepton  entstehen  verschiedene  andere 
Substanzen,  Tyrosin,  Leucin  etc.,  die  zum  grossen  Theile  schon  Produkte 
des  Zerfalles  der  Eiweisssubstanzen,  resp.  des  Peptons  sind.  Die  ent- 
stehende Menge  ist  um  so  grösser,  je  langer  das  Pepton  mit  dem  Bauch- 
speichel zusammen  ist,  und  bei  alkalischer  Reaktion  des  Darminhalts  be- 


*)  Oekonom.  Fortschritte.     1867.    S.  313.     Yirchow's  Archiv  für  Anatomie  und 
Physiologie.     1867.     S.  130. 


278 


Thierphysiologische  Untersuchungen . 


deutend  grösser,  als  bei  schwachsaurer  Beschaffenheit.  Bei  einem  24  stün- 
digen Verdauungsversuch  in  schwachsaurer  Lösung  entstanden  als  Produkte 
24,5  Proz.  Pepton,  0,63  Proz.  Tyrosin,  4,77  Proz.  Leucin.und  60,10  Proz. 
unbekannter  Extraktivstoffe,  worunter  ein  harziger,  in  kochendem  Wasser 
ohne  Lösung  schmelzender  Körper.  Ein  anderer  10  stündiger  Versuch  in 
alkalischer  Lösung  lieferte  8  Proz.  Peptone,  1  Proz.  Tyrosin,  3,8  Proz. 
Leucin  und  87,2  Proz.  unbekannter  Stoffe ,  darunter  ein  dunkler ,  harziger 
Körper,  der  beim  Kochen  einen  unerträglichen,  fäkalartigen  Geruch  nach 
Naphthylamin  entwickelte.  Hiernach  werden  also  die  Eiweissstoffe  schon 
während  der  Verdauung  zum  Theil  in  fäkale  Auswurfstoffe  umgewandelt. 

Nach  H.  Fudakowski*)  wirkt  der  Pankreässaft  auch  auf  Stärke  und  Fett 
sehr  energisch  ein,  Stärkemehl  wird  dadurch  rasch  in  Zucker  umgewandelt,  Fett 
vollkommen  emulsionirt.  Der  Einfluss  des  Pankreassaftes  bei  der  Verdauung  er- 
streckt sich  also  nicht  blos  auf  die  Eiweissstoffe,  sondern  auch  auf  die  unlöslichen 
Kohlehydrate  und  Fette. 


Die  Be- 
ziehungen 
zwischen 

Kreatin, 
Kreatinin 

und 
Harnstoff. 


Ueber  die  Beziehungen  zwischen  Kreatin,  Kreatinin  und 
Harnstoff  im  Thierkörper  hat  C.  Voit**)  Untersuchungen  ausgeführt, 
welche  Folgendes  ergaben: 

Der  Kreatingehalt  ist  in  dem  Muskelfleisch  von  Ochsen,  Hunden, 
Kaninchen,  Füchsen  und  Menschen  nahezu  gleich.  Da  Kreatin  bei  Ein- 
wirkung von  Säure  leicht  in  Kreatinin  übergeht,  und  der  todtenstarre 
Muskel  sauer  reagirt,  so  Hess  sich  annehmen,  dass  durch  diese  Säuerung 
im  Muskel  schon  Kreatin  in  Kreatinin  umgewandelt  werden  könne.  Wirk- 
lich enthiehVdas  todtenstarre  Muskelfleisch  desselben  Thieres  immer  weniger 
Kreatin,  als  noch  zuckendes,  der  Nachweis  einer  Zunahme  des  Kreatinin- 
gehalts  Hess  sich  jedoch  nicht  führen.  Im  Herzmuskel  fand  Voit  immer 
weniger  Kreatin  als  in  den  willkührlich  beweglichen  Muskeln,  neben  dem 
Kreatin  aber  auch  eine  nicht  ganz  unbeträchtliche  Menge  Kreatinin  (0,03°/0), 
so  dass  hier  ein  Uebergang  des  Kreatins  in  Kreatinin  durch  die  Muskel- 
säure wahrscheinlich  ist.  In  dem  Fleische  zweier  im  Winter  auf  der 
Jagd  geschossenen,  mageren  Füchse  und  eines  zahmen,  sehr  fetten  Fuchses 
war  kein  Unterschied  im  Kreatingehalt  zu  beobachten.  Tetanisirte  Muskeln 
verhielten  sich  genau  wie  die  sauren  todtenstarren,  sie  enthielten  immer 
etwas  weniger  Kreatin  als  frische  Muskeln.  —  Im  normalen  Muskel  findet 
sich  kein  Harnstoff,  dagegen  fand  Voit  stets  Spuren  im  normalen  Blute, 
auch  das  Fleisch  von  Thieren,  denen  die  Nieren  ausgeschnitten  waren, 
enthielt  ansehnliche  Mengen  von  Harnstoff.  Diese  Erfahrungen,  das  Vor- 
kommen von  Kreatin  im  Muskel,  das  Fehlen  des  Harnstoffs  darin  und  die 
Gegenwart   grösserer  Mengen  von  Harnstoff  im  Harn  könnten  wohl  dafür 


*)  Oekon.  Fortschritte.     1867.     S.  92. 
**)  Sitzungsber.  d.  bayersch.  Akademie  d.  Wissensch. 
Centralblatt.     1867.     S.  504. 


1867.     S.  364.     Chem. 


Thicrphysiologischo  Untersuchungen  279 

sprechen,  dass  das  Kreatin  in  Harnstoff  umgewandelt  den  Körper  vorlässt 
zumal  diese  Umwandlung-  auf  künstlichem  Wege  gelingt.  Aber  der  Harn 
enthält  auch  Kreatin  and  namentlich  Kreatinin.  Bei  Hunden  zeigte  sich 
die  Kreatininmenge  im  Harn  ebenso  wie  die  des  Harnstoffs  von  der  Grösse 
der  Fleischnahrung  abhängig,  doch  ging  die  Ausscheidung  nicht  so  regel- 
mässig vor  sich,  wie  die  des  Harnstoffs.  Zusatz  von  Kohlehydraten  änderte 
nur  insofern  die  Kreatininmenge,  als  dadurch  der  Fleischumsatz  herabge- 
drückt wurde.  —  Im  Huudeharn  findet  sich  immer  etwas  Kreatin,  dessen 
Menge  mit  der  des  Kreatinins  steigt;  im  alkalischen  Harn  nach  Fütterung 
mit  Leim  kommt  nur  Kreatin,  kein  Kreatinin  vor.  —  Angestrengte  Arbeits- 
leistungen vermehren  weder  beim  Hunde  noch  beim  Menschen  die  Krea- 
tininmenge im  Harne.  —  Das  Kreatin  geht  in  den  Nieren,  wenn  bei  der 
Harnabsonderung  saure  Keaktion  auftritt,  grösstenteils  in  Kreatinin  über. 
Macht  man  den  Harn  von  Hunden  durch  Fütterung  mit  essigsaurem  Natron 
alkalisch,  so  enthält  er  nur  noch  Spuren  von  Kreatinin,  aber  mehr  Kreatin. 
Der  alkalische  Pferdeharn  enthält  zwar  nicht  unbedeutende  Mengen  von 
Kreatinin  neben  Kreatin,  aber  er  ist  bei  der  Abscheidung  wegen  der 
Gegenwart  doppeltkohlensaurer  Alkalien  nicht  alkalisch.  —  Im  Harn  wird 
annähernd  so  viel' Kreatinin  und  Kreatin  ausgeschieden,  als  in  dem  im 
Körper  zersetzten  Fleische  enthalten  ist.  Diese  Beobachtung  macht  es 
äusserst  wahrscheinlich,  dass  das  im  Muskel  vorhandene  Kreatin  bei  der 
Zersetzung  desselben  als  solches  oder  als  Kreatinin  in  den  Harn  übergeht, 
und  sich  nicht  weiter  verändert,  z.  B.  nicht  in  Harnstoff  übergeht.  Bei 
Hunden,  denen  Kreatin  und  Kreatinin  mit  der  Nahrung  gegeben  wurde, 
die  sie  genau  auf  ihrem  Stickstoffgleichgewicht  hielt,  trat  keine  Vermeh- 
rung der  Harnstoffmenge  ein.  Kreatin  ging  zum  Theil  in  Kreatinin  über, 
Kreatinin  machte  den  Harn  vorübergehend  alkalisch  und  wurde  zum  Theil 
in  Kreatin  verwandelt,  der  Kest  konnte  als  Kreatinin  nachgewiesen  werden. 
Yoit  bleibt  daher  seiner  Ansicht  treu,  dass  der  Harnstoff  in  den  Organen 
entsteht,  im  Muskel,  Blutete,  je  nach  Massgabe  ihrer  Zellenthätigkeit, 
der  grössere  Theil  also  in  den  Muskeln,  da  diese  45°/o  der  Körpermasse 
ausmachen,  und  sehr  reichlich  mit  neuem  Ernährungsmaterial  versorgt 
werden.  Bei  Störung  der  Harnausscheidung  fand  Voit  unter  Umständen 
im  Muskel  mehr  Harnstoff  als  im  Blute,  ebenso  bei  Thieren  nach  Unter- 
drückung der  Harnabsonderung.  Aus  dem  normalen  Muskel  wird  der  in 
Wasser  leicht  lösliche  Harnstoff  schnell  entfernt,  dagegen  bleibt  das 
schwerlösliche  Kreatin,  dass  neben  Harnstoff  aus  dem  Eiweiss  hervorgeht, 
im  Muskel  in  gewisser  Menge  liegen  und  nur  der  Ueberschuss  wird  ent- 
fernt. —  Die  von  Lehmann  und  Frerichs  angenommene  Umwandlung 
von  Harnstoff  in  kohlensaures  Ammoniak  bei  gewissen  Krankheiten  (Urä- 
mie) hält  Voit  nicht  für  wahrscheinlich,  da  weder  im  Blute,  noch  in  den 
Geweben  und  den  exspirirten  Gasen  eine  erhebliche  Ammoniakmenge  vor- 
kommt. Ebenso  wenig  fand  Voit  in  der  Athemluft  von  Hunden  nach  Aus- 
schneiden der  Nieren  und  Unterbinden  der  Uretheren  Ammoniak.  Das  Wesen 


280 


Thierphysiologiscbe  Untersuchungen. 


der  Urämie  besteht  nach  Voit  in  der  Zurückhaltung  aller  Zersetzungspro- 
dukte,  die  im  normalen  Körper  als  Harnhestandtheile  entleert  werden. 


Eiweissum- 
satz  beim 
Fleisch- 
fresser. 


Ueber  die  Gesetze  des  Eiweissumsatzes  bei  dem  Fleisch- 
fresser, von  C.  Voit*).  —  Die  langjährigen  Untersuchungen  des  Verf. 
haben  ergeben,  dass  die  ausschliessliche  Ernährung  des  Hundes  mit  Fett 
oder  Kohlehydraten  den  Eiweissumsatz  im  Körper  des  Hundes  kaum  ver- 
mindert. Der  stickstoffhaltige  Leim  deprimirt  den  Verbrauch  an  Eiweiss, 
kann  ihn  jedoch  nie  ganz  aufheben.  Stickstofffreie  Nährstoffe  und  Leim 
lassen  hiernach  in  Beziehung  des  Eiweissumsatzes  den  Hungerzustand 
fortbestehen,  der  Körper  würde  also  bei  ausschliesslicher  Zufuhr  solcher 
Nahrung  kaum  später  als  bei  völligem  Hunger  zu  Grunde  gehen.  Koin- 
plizirt  werden  die  Verhältnisse  bei  der  Ernährung  der  Thiere  mit  Eiweiss- 
substanzen.  Es  stellt  sich  hierbei  zunächst  die  wichtige  Thatsache  heraus, 
dass  mit  der  Vermehrung-  der  Zufuhr  die  Zersetzung  des  Eiweisses  sich  als- 
bald steigert,  die  kleinste  Vermehrung  der  Zufuhr  von  Eiweiss  hat  eine 
Erhöhung  des  Eiweissumsatzes  zur  Folge.  Auch  im  Hungerzustande  ist 
der  Umsatz  um  so  grösser,  je  bedeutender  die  Menge  des  Verbrauchs- 
materials an  Eiweiss  ist,  auf  dessen  Kosten  das  hungernde  Thier  neben 
dem  Fett  lebt.  Voit  nimmt  jedoch  an,  dass  es  beim  Hunger  nicht  auf 
die  im  Körper  überhaupt  befindliche  Eiweissquantität  ankommt,  sondern 
darauf,  wie  viel  davon  dem  stabileren  Organeiweiss  und  wie  viel  dem  un- 
gleich rascher  zu  Grunde  gehenden  Vorrathseiweiss  angehört.  Das  in 
der  Nahrung  zugeführte  Eiweiss  verhält  sich  dem  Vorrathseiweiss  im 
hungernden  Organismus  analog,  denn  es  steigert  wie  dieses  den  Umsatz 
sehr  bedeutend.  Der  Eiweissumsatz  ist  jedoch  nicht  von  der  Zufuhr  allein 
abhängig,  sondern  es  wirkt  dabei  der  Körperzustand  wesentlich  mitbe- 
stimmend. Das  Eiweiss  der  Nahrung  tritt  nur  als  Plus  zu  dem  schon 
von  früher  im  Körper  befindlichen,  verbrennbaren  Eiweiss  hinzu  und  so 
kommt  es,  dass  auch  bei  gleichem  Eiweissgehalt  der  Nahrung  der  Ver- 
brauch ein  sehr  ungleicher  sein  kann.  Beim  Hunger  treten  ganz  analoge 
Verhältnisse  ein,  auch  hier  ist  die  Zersetzung  abhängig  von  dem  Eiweiss- 
reichthum  des  Organismus,  bei  unzureichender  Zufuhr  giebt  der  Körper 
noch  von  seinem  eigenen  Materiale  her.  Der  Eiweissumsatz  ist  jedoch 
nicht  proportional  der  gesammten  Eiweissmenge  des  Körpers,  das  zersetzte 
Eiweiss  bildet  nicht  immer  den  gleichen  Bruchtheil  des  Körpereiweisses, 
sondern  bei  Zunahme  von  Eiweiss  im  Körper  allmählich  einen  grösseren, 
bei  Eiweissabnahme  einen  kleineren.  Es  kommt  also  für  die  Zersetzung 
wie  beim  Hunger  nicht  die  ganze  Eiweissmenge  im  Körper,  sondern  nur 
ein  gewisser  Theil  derselben  in  Betracht.  Voit  unterscheidet  hiernach  im 
Körper  das  Organeiweiss,  worunter  er  das  in  allen  Organen,  auch  im 
Blute  vorhandene  stabilere,  den  Bedingungen  der  Zerstörung  in  geringerer 


*)  Zeitschrift  für  Biologie.     1867.     S.  1. 


Ttüerphyslologische  Untersuchungen.  2ö\ 

Menge  unterliegende  Eiweiss  versteht,  und  das  Vovrathsciwciss,  wel- 
ches letztere  rasch  wechselnd,  d.  h.  grösstentheils  den  Bedingungen  der 
Zerstörung  anheimfallend  und  von  der  momentanen  Nahrung  abhängig  ist. 
Bei  Abnahme  der  Eiweisszufuhr  wird  die  Zersetzung  kleiner,  es  wirkt 
aber  anfangs  noch  der  von  der  früheren  reichlicheren  Nahrung  vorhandene, 
in  seiner  Menge  sehr  wechselnde  Vorrath  zugleich  mit  dem  durch  die 
Nahrung  neu  hinzukommenden  Eiweiss  mit,  deshalb  wird  in  der  ersten 
Zeit  mehr  zersetzt  als  später.  Nach  und  nach  tritt  Gleichgewicht  ein,  es 
wird  soviel  zersetzt  als  hinzugeführt  wird,  und  der  Körper  erhält  sich  mit 
der  betreffenden  Eiweissmenge.  Steigert  man  die  Eiweisszufuhr,  so  wächst 
die  Zersetzung,  es  wird  jedoch  in  der  ersten  Zeit  meist  nicht  der  ganze 
Ueberschuss  in  die  Zersetzung  mit  hineingezogen,  sondern  es  wird  zuerst 
Eiweiss  im  Körper  zurückgehalten  (als  Organ-  oder  Vorrathseiweiss),  so 
wie  bei  Abfall  in  der  Eiweissmenge  in  der  Mehrzahl  der  Eälle  nicht  gleich 
am  ersten  Tage  aller  aufgespeicherte  Vorrath  verbraucht  wird.  Nach  und 
nach  tritt  auch  hierbei  wieder  Gleichgewicht  ein  und  der  Umsatz  wird 
wieder  konstant.  Der  Organismus  setzt  sich  also  auf  die  angegebene 
Weise  fast  mit  jeder  Menge  Eiwcissnahrung  in's  Gleichgewicht,  d.  h.  er 
zersetzt  ebensoviel  als  ihm  zugeführt  wird;  es  geschieht  dies  bei  dem- 
selben Thiere  unter  verschiedenen  Körperzuständen  durch  die  verschieden- 
sten Mengen.  Es  giebt  jedoch  eine  obere  und  eine  untere  Grenze,  über 
und  unter  die  hinaus  ein  Geichgewichtszustand  bei  einem  Organismus  un- 
möglich ist.  Die  obere  Grenze  ist  in  der  Aufnahmsfähigkeit  des  Darms 
für  Eiweiss  gegeben,  die  untere  Grenze  ist  verschiebbar,  je  nach  dem  Ei- 
weissvorrath  des  Organismus,  sie  beträgt  jedoch  beim  herabgekommensten 
Zustande  immer  noch  mehr,  als  die  im  Hunger  verbrauchte  Fleischmenge. 
Für  jeden  Körperzustand  ist  eine  ganz  bestimmte  Eiweissmenge  in  der 
Nahrung  nöthig,  um  den  Körper  auf  einer  gewissen  Vorrathsquantität  von 
Eiweiss  zu  erhalten  und  es  geht  der  Zustand  beim  Hunger  allmählich  und 
ohne  Sprung  in  den  bei  reichlicher  Ernährung  über. 

Voit  bespricht  hierbei  die  mit  diesen  Thatsachen  in  Widerspruch  stehende 
Theorie  der  sogen.  Luxuskonsumtion.  Man  nahm  früher  an ,  dass  der  Umsatz 
beim  Hunger  das  Mass  des  Notlügen,  die  Grösse  des  reinen  Stoffwechsels  ergebe, 
indem  dabei  nur  soviel  Eiweiss  zerstört  werde  als  die  Organe  bei  der  Arbeit  ver- 
brauchen. Eine  darüber  hinausgehende  Zufuhr  von  Eiweiss  werde  im  Blute  als 
Ueberschuss  verbrannt  und  könne  durch  andere  Nährstoffe  ersetzt  werden.  Voit 
zeigt  dagegen,  dass  der  Hungerzustand  aus  den  angegebenen  Gründen  nicht  das 
Mass  für  die  nöthige  Zufuhr  abgeben  kann  und  dass  es  eine  Luxuskonsumtion  im 
Sinne  der  in  Rede  stehenden  Theorie  nicht  giebt,  indem  jede  Eiweissmenge  der 
Nahrung  einen  ihr  entsprechenden  Körperzustand  hervorruft  und  dann  zur  Erhal- 
tung desselben  die  betreffende  Eiweisszufuhr  unumgänglich  nöthig  ist. 

Bei  reiner  Eiweissnahrung  tritt  ein  Ansatz  oder  eine  Abgabe  von  Ei- 
weiss im  Körper  ein,  wenn  unter  dem  Einflüsse  der  den  Eiweissumsatz 
bestimmenden  Momente  mehr  oder  weniger  zersetzt  wird  als  zugeführt 
worden  ist.    Da  die  erhöhte  Zufuhr  eine  gesteigerte  Zersetzung  zur  Folge 


iou  Thierphysiologische  Untersuchungen. 

hat,  so  währt  es  nicht  lange,  bis  auch  mit  der  grösseren  Eiweissmcnge 
sich  das  Gleichgewicht  herstellt.  Bei  Hunden,  die  mit  reinem  Fleisch  er- 
nährt wurden,  trat  dies  meistens  schon  am  4.  oder  5.  Tage  ein.  Der 
grösste  Fleischansatz  betrug  hierbei  nur  1315  Grm.,  d/h.  soviel  als  das 
Versuchsthier  bei  gutem  Körperzustand  im  dreitägigem  Hunger  wieder 
verlor.  Mit  reiner  Fleischnahrung  konnte  der  Körper  nie  reich  an  Fleisch 
gemacht  werden,  was  von  grösster  Bedeutung  für  die  Erkenntniss  der 
Kolle  ist,  welche  das  Fett  und  die  Kohlehydrate  der  Nahrung  nicht  nur 
bei  dem  Ansatz  von  Fett,  sondern  auch  bei  dem  von  Fleisch  spielen. 
Voit  beobachtete  bei  seinen  Versuchen,  dass  ein  im  Verhältniss  zu  seinem 
Fleischgehalt  fettreicher  Körper  ungleich  mehr  und  länger  ansetzt,  als 
im  fleisch  reichen  Zustande,  wo  in  wenigen  Tagen  der  Ansatz  ein 
Ende  hat.  Es  steht  dies  offenbar  damit  im  Zusammenhange,  dass  eine 
Zugabe  von  Fett  zur  Fleischnahrung  unter  gewissen  Umständen  den  Ei- 
weissumsatz  herabdrückt  und  ein  im  Verhältniss  zum  Fleisch  an  Fett 
reicher  hungernder  Organismus  weniger  Fleisch  umsetzt.  Voit  nimmt  au, 
dass  bei  Gegenwart  von  Fett  der  Ansatz  grösstentheils  am  Organ  ge- 
schieht, während  er  bei  einem  an  Eiweissvorrath  reichen  oder  an  Fett 
armen  Körper  vorzüglich  den  Vorrath  vermehrt,  von  welchem  ein  grosser 
Theil  der  Zersetzung  unterliegt:  der  Fleischumsatz  ist  hauptsächlich  von 
der  Meuge  des  Vorrathseiweisses  abhängig  und  dieses  von  der  Zufuhr  an 
Eiweiss  durch  die  Nahrung,  das  Organeiweiss  betheiligt  sich  nur  sehr 
wenig  daran.  Die  Vorrathsmenge  kann  aber  bei  demselben  Körpergewicht 
sehr  ungleich  sein,  es  giebt  dieses  daher  keinen  Anhalt  für  die  Schwan- 
kungen im  Eiweissgehalt  des  Organismus.  Da  aber  auch  der  Keichthum 
an  Fett  am  Körper  sehr  verschieden  sein  kann  und  dieser  von  Einlluss 
auf  den  Eiweissumsatz  ist,  da  ferner  bei  verschiedenster  Fleischmenge  am 
Körper,  welche  das  Gewicht  des  Körpers  wesentlich  mitbedingt,  der  Um- 
satz häufig  der  gleiche  ist,  und  da  ferner  endlich  das  Wasser  am  Körper 
sehr  wechselnd  ist,  so  wird  auch  bei  dem  gleichen  Umsatz  das  Körperge- 
wicht nicht  stets  das  nämliche  sein.  Voit  führt  den  Beweis,  dass  1  Kilogrm. 
Körper  desselben  Thieres  nicht  immer  die  nämliche  Zusammensetzung  haben 
kann,  sondern  in  seinem  Fleisch-,  Fett  und  Wassergehalt  erheblichen 
Schwankungen  unterliegt;  es  ist  daher  fehlerhaft,  die  Grösse  der  Zersetzun- 
gen oder  den  zur  Erhaltung  nöthigen  Bedarf  auf  1  Kilogrm.  Körperge- 
wicht zu  reduziren  und  dann  Vcrgleichungen  an  demselben  Thiere  oder  an 
verschiedenen  Thieren  anzustellen . 

Bezüglich  der  thatsächlichen  Untersuchungsergebnisse  verweisen  wir  auf  die 
Originalquelle.  Dieselben  sind  übrigens  bereits  in  den  früheren  Veröffentlichungen 
des  Verfassers  mitgetheilt. 

ueber  die  Untersuchungen   über   die   Respiration   beim   Menschen, 

SrMe°n"  von  Max  von  Pettenkofer   und  C.   Voit.*)  —  Die  Verfasser   haben 

sehen. 

*)  Ber.  d.  bayer.  Akad.  d.  Wissenscb.  1S67.   I.    Cbem.  Centralbl.  1867.  S.  289' 


Thierphysiologische  Untersuchungen.  283 

ihre  früheren  Untersuchungen*)  über  die  Respiration  an  demselben  Manne 
fortgesetzt.  Die  24stündige  Beobachtung,  welche  früh  8  Uhr  begann, 
wurde  wieder  in  zwei  12 stündige  Hälften  getrennt,  und  das  Verhalten 
des  Mannes  bei  Ruhe  und  Arbeit,  bei  verschiedener  Kost  und  Hunger 
untersucht.  Bei  den  Hungerversuchen  nahm  der  Mann  schon  12  Stunden 
vor  Beginn  keine  feste  Nahrung  mehr  auf,  sondern  nur  Wasser  und  Luft. 
Die  erhaltenen  Resultate  zeigt  die  auf  S.  284  befindliche  Tabelle,  wobei 
zu  bemerken  ist,  dass  der  letzte  Versuch  (15)  mit  einem  anderen,  schlecht 
genährten  Manne  ausgeführt  wurde,  welcher  dieselbe  Kost  erhielt,  wie  der 
andere  Mann. 

Der  hungernde  Mensch  liefert  in  24  Stunden  unter  sonst  gleichen 
Umständen  weniger  Kohlensäure,  als  nach  Aufnahme  von  Nahrung,  aber 
der  Unterschied  ist  viel  geringer,  als  beim  Hunde.  Im  Mittel  liefert  der 
hungernde  Mensch  in  der  Ruhe  717,  bei  mittlerer  Kost  928  Grm.  Kohlen- 
säure, bei  der  Arbeit  im  Hungerzustande  1187,  bei  mittlerer  Kost  1209 
Grm.  Kohlensäure.  Die  Differenz  beträgt  also  in  der  Ruhe  201,  bei  der 
Arbeit  22  Grm.  Kohlensäure.  Der  Mensch  zehrt  hiernach  im  Hungerzu- 
stande stark  von  seinem  Körper  und  niuss  sich  daher  schnell  erschöpfen. 
Durch  Vergleichung  der  aufgenommenen  und  ausgegebenen  Sauerstoffmenge 
ergiebt  sich,  dass  der  Hungernde  sowohl  vom  Fleische  wie  vom  Fette 
seines  Körpers  zehrt.  Im  Versuch  1 5  produzirte  der  schlecht  genährte  und 
leichtere  Mann  trotz  des  reichlichen  Mahls  nicht  soviel  Kohlensäure,  als 
der  andere,  um  16  Kilogr.  schwerere  Mann  schon  im  Hunger  lieferte.  Die 
Wasserperspiration  verhält  sich  der  Kohlensäureausgabe  ähnlich,  es  tritt 
durchschnittlich  mit  mehr  Kohlensäure  auch  mehr  Wasser  auf.  Bei  Ruhe 
und  Hunger  ist  das  Mittel  822  Grm.,  bei  mittlerer  Kost  931,  bei  Arbeit 
und  Hunger  1777,  bei  Arbeit  und  mittlerer  Kost  1727  Grm.  für  24  Stunden. 
Auch  bei  dem  Wasser  ist  die  Differenz  bei  den  Arbeitsversuchen  viel  ge- 
ringer, als  bei  Ruhe.  Im  Ganzen  der  Kohlensäure  ähnlich  verhält  sich 
auch  der  aufgenommene  Sauerstoff;  er  beträgt  im  Mittel  in  24  Stunden 
beim  Hunger  in  der  Ruhe  761  Grm.,  bei  der  Arbeit  1072,  bei  mittlerer 
Kost  in  der  Ruhe  832  und  in  der  Arbeit  980  Grm.  Während  des  Hun- 
gerns  in  der  Ruhe  nahm  der  Mann  also  weniger  Sauerstoff  auf,  als  bei 
mittlerer  Kost,  bei  der  Arbeit  im  Hunger  dagegen  mehr,  als  bei  mittlerer 
Kost ;  die  Ungleichmässigkeit  erklärt  sich  daraus,  dass  der  hungernde  Mann 
vom  Fleisch  und  Fett  lebte,  in  der  Kost  dagegen  Kohlehydrate  verzehrte, 
im  ersteren  Falle  also  mehr  Sauerstoff  zur  Bilduug  einer  gleichen  Kohlen- 
säuremenge bedurfte.  Die  Harnstoffausscheidung  war  bei  der  Arbeit  nicht 
grösser,  als  in  der  Ruhe,  ein  proportionales  Verhältniss  zwischen  der 
Harnstoffausgabe  und  der  Kohlensäureausgabe  und  Sauerstoffeinnahme  ist 
nicht  ersichtlich.  Die  bei  dem  hungernden  Menschen  ermittelten  Verhält- 
nisszahlen, welche  ausdrücken,  wie  viel  von  dem  eingeathmeten  Sauerstoff 


*)  Jahresbericht  1866  S.  338. 


284 


Thierphysiologische  Untersuchungen . 


Mitt- 
lere 
Kost. 

»ö 

(o  Oto 

es  r-  co 

cr>  o  ■* 

O    CO    CD 
C?   CO    CO 

CO    ^h    rH 

s 

CS     GS    CO 

CO    CM    OS 

t-    H    O) 

CM    -^    CO 

t-    O    CO 

§  tf 

CO    CM    CC 

*#    *#   CO 

CO    CM    »O 

Morg. 
u.Abds. 
gleich. 

"*i 

§     © 

.     3 
2  « 

^H     H     CM 
CO    O    CO 

lO    CD    rt 

co  co  r— 

r~  co  o 

Ol    iO    lO 

ift.cq  co 

00    O    CO 
H    IM   M 

CO    CM    O 

COM» 

rH    rH    GS 

lO  >o  o 

CO    -^    CO 

o 

a     ö 

Cr 

m 

CO 

ö     J3. 
1-9     "3 

CM       1         | 

~*     1      1 

— '       1         1 

od      1       1 

GS       1         1 

o 

CM       | 

CO       1 

»o     1      1 

CO       1         I 

£3    ~>j 

CO     PS 

>o 

CD 

*a 

s  % 

© 

a     cd 

>ß    CM    t> 

CM 

es    ,3 

CO    H    o> 

CO    CS    iß 

CO    iß    CO 

co    i-H    r-^ 

^H    ȧ    rH 

02 

1-9       3 

O    CO    CO 

CO    lO    CM 

CM    CO    O 

H     rt     CT 

c-  r-  00 

,,•  P3 

iß  00   CO 

lf5    CO    05 

Iß    CM    CO 

© 

-3 

§  § 

CO    rH    r^ 

CS    (M    CO 

-*  co  r~ 

CD    O    CD 

i-H    CO    C? 
CO    OO    CD 

r—  ^*  co 

3 

^     3 

ri   M 

OS    rH    CO 

>o  -*  o 

-*    CD    O 

CO    lO   CM 

co  i—i  r~ 

>ß    CO    CO 

t-O» 

i-H 

00  Q 

.8  -^ 

01  •— 1 

"-" ' 

"" 

CM    CO    CO 

Ö 

c     ©' 

O   CO   co 

ca  •*  O 

CM    CO    O 

OO    CM    vß 

r-  — .  O 

Js 

4  -g 

CO    CM    O 

03    ^H    >-H 

CO     i-H     Iß 

CM    00    iß 

CD    rH    GS 

iß  ■*  o 

CO     ■*     ^H 

CO    CM    CO 

H 

"-1 

1-1 

N       *j 

GS    r«    CO 

• 

O        CJJ 

.     kl 

CO   CO    rH 

»O   r-    OJ 

iß    i— 1    CD 

CO    CO    f-" 

C-    CO    CM 

GS 

CM    O    CO 

oo  r-  t-h 

CS    H    O 

^-1     —1     CO 

CD    O    CO 

CO     CO     «-H 

O   W   ii 

O    CM    O 

-- 

1— I                         T— 1 

i—( 

§••1 

.-H    CM    CO 

iß  o  .ß 

IC    t-    N 

»ß    O   vß 

O  cd  cd 

CO    ■>*    CO 

cö 

1  'S 

CO    O    CO 

CT3     -^     -* 

o  ©  m 

CM    1— 1    CO 

-H    rH    GS 

CO    -*    CM 

o  o>  o 

CM    CO    Ol 

CM 

00 

O 

M 

g    d 

"— ' 

rH            CM 

CM    O    CM 

0 

r~ 

.      3 

r-  co  o 

co  — i  r- 

CO    C7J    t» 

GS    CO    t-" 

CM    iß    CO 

CM    O    CO 

^   ^H  iO 

^H     ^     CD 

i-H     rH     CO 

GS    CD    C- 

1 

cn    ^ 

Iß    •>*    CS 

■*    iO    O) 

T*     •>*     0O 

o 

CO    CD    rH 

<u       © 
.      3 

2  Ph 

CS    rH    CO 

■*«    Ol 

05    O    O) 

r-^  r-  iß 

tH   iß    r)< 

cd 

CO     O     T 

co  r-  o 

CD    iß    i-H 

H     H    CO 

00  co  r- 

in  ■*  ei 

iO    "*    O 

■*    ^*    C79 

"=     d 

iß    C-    CM 

•-9    -3 

O0    OS    <M 

Tj<    -*    CO 

>ß    -*    C75 

—h  ud  t- 

iß  00  -* 

kß 

.      3 

CO   r-    —i 

-*    CO    CM 

«NO 

CM    H    «5 

t-    iß    GS 

£  M 

lO    CO    CT) 

CO    -*    CO 

CM    ^*    N 

n     -— ' 

GS    — 1    O 

a>     3 

■"# 

O   t-   t- 

iO   N   r> 

CM    O    CM 

^H    CO    iß 

00    rf    O 

CO    iß    OD 

cm  iO   r- 

cm  iß  r— 

•h     H    (M 

MN    CJ 

??  < 

OS    CM    -h 

-*   CO   c~- 

G5    i-H    O 

i-H" 

S    © 

rH    GS    CO 

c6 

.      3 

Q    CO    lO 

CO    — '    ~& 

O   CO    CO 

•*"  rt  d 

CS    rt    CO 

ü 

t—    «-H    OS 

CO     lO     H 

CM    CM    ^±1 

H     H     (N 

CO    C-    CD 

© 
SO 

s 

3 

3   Ph 

CO    CO    CD 

-*    CO    CO 

^tc  oo  tr- 

N  <_,      . 

C- 

w 

CM 

Ol    -  CO 

■  ^  o 

1      °       1 

1      OS       1 

1    m    1 

1      "*       1 

1      f-      I 

1      CD       1 

1      CM       1 

1       CO       1 

1      -H       ! 

1      C-       1 

2^  "■ 

CO 

"# 

CO 

s  © 

GS    CS    CO 

>— 1 

o  'S 

N    (N    OO 

■*iO    Oi 

o  o  o 

vd  0  cd 

GS    GS    GS 

.      3 

CM    ^r    CO 

■^    CO    CM 

iß    CO    CO 

«     H     (M 

CD    CD    CO 

a  ph 

^    W    1-- 

Tf    CO    CO 

■^1    CO    t~- 

«      Q 

-u    d 

«      B 

*3          3 

in 

-S     bfl 

■u    ä 

.3 

o     c 

bD  ^3    ^3 

SO  -3    'S 

SO  -=    "3 

SO  -ö    T3 

so  ja  ^ 

1 

f2      ecj    £72 

eS      ©     "S 
c5      CS    W 

eS      0     -^ 

H     S5    rH 

»H 

Ya    •<* 

£i    -* 

<*     -* 

fc5    r« 

o 

*£ 

r>\ 

CM 

CM 

CM 

<M 

:cS 

00 

o 

CO 

© 

3    © 
©    — 

nä   3 

©  icS 

©  © 

©      I-! 

SP® 
SM 

00 

© 

© 

3      " 

S   3   OJ 

n3 

d 

© 

©     ■ 

a  • 

■5  fc 

e«    oo 

©      00 

SO  « 

O 

gcö 

S  | 

3    S 

©     S 

«ms 

5ö 
0 

00 

3 

CS 

luerstoff   in 
Kohlensäure 
100  eingeath 
ten  äauersto 

' 

«1 

<1 

< 

a 

ta 

Thierpliysiologisclie  Untersuchungen. 


285 


in  der  ausgcathmeten  Kohlensäure  enthalten  ist,  stimmen  mit  den  von 
Regnault  und  Reiset  hei  hungernden  Kaninchen  und  hungernden  oder 
nur  mit  Fett  gefütterten  Hunden  ermittelten  Zahlen  sehr  genau  überein. 
Da  das  Fett  die  Verhältnisszahl  72,  Fleisch  82  fordert,  so  ergicht  sich, 
dass  der  hungernde  Organismus  stets  mehr  Sauerstoff  aufnimmt,  als  zur 
Verbrennung  von  Eiweiss  und  Fett  nothwendig  wäre. 

Behufs  der  besseren  Vergleichung  der  Ergebnisse  für  die  beiden 
Tageshälften,  sind  die  24 ständigen  Zahlen  in  nachstehender  Zusammen- 
stellung nach  Prozenten  berechnet. 


Hunger. 

Mittlere  Kost. 

Eiweiss- 
reiche 
Nah- 
rung. 

O 

Sa  c 

a  % 

0)   o 

<™ 
.  <o 

3  .3 

r-     M 

o 

i 

Beschäftigung     .  .  . 

Ruhe.    |Arh. 

Ruhe.        1  Arbeit. 

Ruhe. 

No.  des  Versuchs    . 

1.  |  3.  |   4. 

5.  |  6. 

7.  |  8. 

9. 

10.  |  11. 

12 

14. 

15. 

Kohlenstoff  {  ^ 
Wasser    .  .   {  ^ 
Sauerstoff  .   {  ^ 

Harnstoff  •  {  £5* 

58 
42 
54 
46 
58 
42 
59 
41 

55 
45 
57 

43 
57 
43 
54 
46 

78 
22 
82 
18 
86 
14 
48 
52 

58 
42 
42 

58 
33 
67 
58 
42 

57 
43 
53 
47 
51 
49 
50 
50 

57 
43 
47 
53 
48 
52 
51 
49 

69 
31 
54 
46 
31 
69 
54 
46 

73 

27 
73 
27 
79 
21 
51 
49 

58 
42 
63 
37 
74 
26 
42 
58 

58 
42 
53 
47 
65 
35 
45 
55 

61 
39 
61 

39 
65 
35 
61 
39 

52 

48 
50 
50 
47 
53 
48 
52 

57 
43 

52 
48 
64 
36 
52 
48 

Am  Tage   wird   also   bei  Ruhe  und  Arbeit  stets  mehr  Kohlensäure 
als  in  der  Nacht,  und  zwar  bleibt  das  relative  Verhältniss 


au 

sich  unter  ungleichen  Ernährungsverhältnissen  wesentlich  gleich.  Bei 
der  Arbeit  betragen  jedoch  die  Differenzen  zwischen  Tag  und  Nacht  über 
das  Dreifache  mehr  als  bei  den  Ruhetagen.  Auch  die  beiden  Versuche 
mit  stickstoff  loser  Kost  und  gleicher  Vertheilung  der  Nahrung  auf  Morgen 
und  Abend  zeigen  Abweichungen.  Die  stickstofflose  Nahrung  hat  das 
Verhältniss  zwischen  der  Kohlensäureausgabe  bei  Tag  und  Nacht  dem  Ver- 
hältisse  bei  der  Arbeit  genähert,  umgekehrt  zeigt  sich  durch  die  Ver- 
theilung der  Nahrung  auf  gleiche  Tageshälften,  wobei  eine  stickstoff- 
reichere Nahrung  als  die  gewöhnliche  gereicht  wurde,  die  Differenz  in  der 
Respiration  zwischen  Tag  und  Nacht  verringert.  —  Die  Wasserperspiration 
reiht  sich  im  Ganzen  unverkennbar  dem  Rhythmus  der  Kohlensäureaus- 
scheidung an,  doch  treten  dabei  nicht  selten  grössere  Störungen  ein.  — 
Bezüglich  der  Sauerstoffaufnahme  hatten;  die  Verfasser  bekanntlich  bei 
ihren  früheren  Versuchen  gefunden,  dass  während  der  Zeit  der  Ruhe  und 
des  Schlafes  eine  bedeutende  Aufspeicherung  von  Sauerstoff  im  Organismus 
stattfinde,  also  bei  Nacht  mehr  Sauerstoff  aufgenommen  und  weniger 
Kohlensäure  ausgegeben  werde,  als  am  Tage.  Die  neueren  Untersuchungen 
lehren,  dass  dieser  Gegensatz  zwar  thatsächlich  besteht,  aber  nicht  in  so 
enge  Grenzen  eingeschlossen   ist,  wie  zuerst  angenommen  wurde.    Wenn 


2öö  Thierphysiologische  Untersuchungen. 

man  die  absoluten  Mengen  von  Kohlensäure  und  Sauerstoff  vergleicht, 
welche  innerhalb  12  Stunden  beobachtet  wurden,  so  ergiebt  sich,  dass 
unter  den  gewöhnlichen  Verhältnissen  der  bei  Tage  .aufgenommene  Sauer- 
stoff bei  Weitem  nicht  hinreicht,  um  aus  den  Bestandteilen  der  Nahrung 
und  des  Körpers  die  wirklich  beobachtete  Kohlensäuremenge  zu  bilden, 
es  muss  vielmehr  ein  Sauerstoffvorrath  dazu  verwendet  worden  sein.  Im 
Huugerzustande  ging  die  Kohlensäureausgabe  nahezu  mit  der  Sauerstoff- 
aufnahme parallel,  bei  sehr  eiweissreicher  Nahrung  zeigte  sich,  dass  in 
der  Nacht  auf  Kosten  des  während  des  Tages  aufgespeicherten  Sauerstoffs 
sich  Kohlensäure  bildete.  Der  gesunde  Körper  besitzt  somit  die  Fähigkeit, 
nicht  nur  während  der  Nacht,  sondern  unter  gewissen  Bedingungen  auch 
am  Tage  einen  Vorrath  von  Sauerstoff  in  sich  zu  sammelu,  den  er  erst 
später  zur  Kohlensäurebildung  verwendet.  —  Bei  den  früheren  Versuchen 
wurde  bei  Tage  stets  eine  stärkere  Ausscheidung  von  Harnstoff  beobachtet, 
als  während  der  Nacht,  dies  Verhältniss  zeigt  sich  bei  den  jetzigen  Ver- 
suchen nicht  konstant.  Bei  den  Arbeitsversuchen  wurde  auch  am  Tage 
während  der  Arbeit  durchschnittlich  nicht  mehr  Harnstoff  ausgeschieden, 
als  in  der  darauf  folgenden  Zeit  der  Ruhe  und  des  Schlafes.  Dies  zeigt 
also,  dass  auch  nicht  einmal  vorübergehend  während  der  Arbeit  mehr  Ei- 
weiss  zersetzt  wird,  als  in  der  Ruhe. 

Krafterzeu-  Ueber  die  Krafterzeugung  im  thierischen  Organismus.  — 

gung  im    you  LieMg  hat  bekanntlich  die  Ansicht  aufgestellt,  dass  die  Quelle  der 

thierischen  ° 

Organismus,  thierischen  Muskelkraft  die  Verbrennung  der  lebenden  Muskeln  mittels 
des  ihnen  durch  das  Blut  zugeführten  Sauerstoffs  ist,  und  dass  sonach 
jede  Bewegung,  wie  unbedeutend  sie  auch  sein  mag,  die  Vernichtung  eines 
gewissen  Muskelbetrages  veranlasst.  Den  stickstofffreien  Bestandteilen 
des  Thierkörpers  und  der  Nahrung  legt  von  Liebig  keine  Mitwirkung 
bei  der  Krafterzeugung  im  Körper  bei.  Da  das  Produkt  der  Oxydation 
des  Muskels  der  Harnstoff  ist,  welcher  vom  Blute  aufgenommen  und  durch 
den  Urin  aus  dem  Körper  entleert  wird,  so  müsste  ein  grösserer  Kraft- 
aufwand sich  durch  eine  stärkere  Ausscheidung  von  Harnstoff  kundgeben. 
Indessen  gelang  es  nicht,  auf  diese  Weise  den  Beweis  von  der  Richtigkeit 
der  angegebenen  Theorie  zu  führen;  Voit  beobachtete  bei  Hunden,  dass 
dieselben  bei  starker  Arbeitsleistung  nicht  mehr  Harnstoff  ausschieden, 
als  im  Zustande  der  Unthätigkeit.  Trotzdem  blieb  Voit  der  Ansicht 
treu,  dass  alle  mechanische  Arbeitskraft  des  thierischen  Organismus  durch 
Zersetzung  der  Eiweisssubstanzen  entstehe,  da  sich  der  Kraftüberschuss, 
welcher  der  grösseren  Leistung  entspreche,,  aus  bereits  vorhandener,  offen- 
bar durch  vorhergegangenen  Eiweissumsatz  erzeugter  Kraft  erkläre.  Voit 
betrachtet  das  Fett  und  die  stickstofffreien  Substanzen  als  Kraftkonser- 
virungsmittel,  Fick,  Wislicenus  u.  And.  nehmen  dagegen  an,  dass  die 


*)  Oekon.  Fortschritte.     1867.     17.     Chem.  Centralbl.     1S67.     S.  769. 


Thierphysiologische  Untersuchungen.  287 

mechanische  Arbeitskraft  kein  ausschliessliches  Produkt  des  Protei'nuin- 
satzes  sei,  sondern  dass  auch  die  durch  die  Oxydation  der  stickstofffreien 
Körper-  und  Nahrungsbestandtheilc  frei  werdende  chemische  Kraft  sich 
im  Körper  nicht  allein  in  "Wärme,  sondern  auch  in  Arbeitskraft  umsetze. 
Fick  und  Wisliccnus  bestiegen  im  Jahre  18G6  das  Faulhorn,  ohne 
dass  bei  dieser  Kraftanstrengung  eine  vermehrte  Harnstoffausscheidung  zu 
bemerken  war.  Dagegen  zeigte  sich  die  Ausscheidung  von  Kohlensäure 
—  wie  auch  Voit  schon  beobachtete  —  bei  der  gesteigerten  Arbeit  be- 
deutend erhöht.  Aehnliche  Beobachtungen  sind  von  englischen  Gelehrten 
gesammelt.  E.  Smith  beobachtete,  dass  bei  Gefangenen,  welche  auf  der 
Tretmühle  arbeiteten,  die  Harnstoffausgabe  durch  die  Arbeit  nicht  ver- 
mehrt wurde.  Der  aus  dem  ausgeschiedenen  Harnstoff  berechnete  Muskel- 
umsatz reichte  bei  diesen  Versuchen  nur  zur  Erklärung  von  drei  Fünf- 
theilen der  verrichteten  Arbeit  aus,  obgleich  die  Arbeit  vergleichsweise 
leicht  war.  Fick  und  Wislicenus  berechnen,  dass  bei  ihrem  Versuch 
die  Verbrennung  der  Muskeln  nicht  ein  Drittheil  ihrer  Arbeitsleistung  er- 
klärt. Nach  Frankland  wird  bei  der  Umwandlung  eines  Gramms  trock- 
nen Muskels  in  Harnstoff  soviel  Wärme  entwickelt,  dass  dieselbe,  in  me- 
chanische Kraft  umgewandelt,  ein  Gewicht  von  1  Zentner  zur  Höhe  von 
132  Fuss  zu  heben  im  Stande  wäre.  Fick  und  Wislicenus  haben  bei 
ihren  Berechnungen  die  aus  der  Verbrennung  der  Eiweissubstanz  erzeug- 
bare Arbeit  absichtlich  möglichst  hoch  angenommen,  unter  Zugrundelegung 
der  Frankland 'sehen  Angabe  für  die  Berechnung  würde  kaum  der  fünfte 
Theil  der  gesammten  Arbeit  durch  die  beobachtete  Muskelzerstörung  ge- 
deckt sein.  Auch  andere  von  Hau gh ton  an  militärischen  Gefangenen 
angestellte  Versuche,  so  wie  die  Berechnungen  von  G.  Douglas  (Philos. 
magazine.  1867.  S.  273)  bezüglich  der  Ernährung  und  Arbeitsleistung  der 
Gefangenen  in  der  Strafanstalt  zu  Madras,  zeigen  durch  das  grosse  Ueber- 
mass  der  wirklich  verrichteten  Arbeit  über  die,  welche  durch  die  Muskel- 
zerstörung geliefert  werden  konnte,  dass  noch  eine  andere  Kraftquelle 
im  Organismus  vorhanden  sein  lnuss.  Diese  Quelle  ist  in  den  stickstoff- 
freien Körper-  und  Nahrungsbestandtheilen  zu  suchen.  E.Smith*)  zeigte, 
dass  die  Verbrennung  von  Kohlenstoff  im  Körper,  je  nach  der  Arbeits- 
leistung desselben,  erheblichen  Schwankungen  unterliegt;  so  wurde  ausge- 
haucht an  Kohlensäure  stündlich: 

Während  des  Schlafes 19,0  Grm. 

Vor  dem  Schlaf,  nach  mehrstündiger  Euhe       23,0     „ 

Bei  massig  schnellem  Gehen 70,5     „ 

Beim  schnellen  Gehen 100.6     ,, 

Beim  Arbeiten  im  Tretrad 189,5     „ 

Diese  Ergebnissse  deuten  also  darauf  hin,  dass  in  dein  Kohlenstoff 
(und  Wasserstoff)  der  Nahrung  der  Ursprung  der  mechanischen  Arbeits- 
kraft zu  suchen  ist. 

*)  Philos.  Transactions.     1861.     S.  747. 


288  Thierphysiologische  Untersuchungen. 

L.  A.  Parkes  (Proc.  roy.  Society.  Bd.  16.  S.  44)  kommt  auf  Grund 
ausführlicher  Untersuchungen  zu  abweichenden  Schlussfolgerungen,  nach 
seiner  Ansicht  ist  das  Mass  der  Muskelarbeit  nicht  die  .vom  Muskel  aus- 
geschiedene, sondern  die  vom  Muskel  aufgenommene  Menge  Stickstoff.  Er 
nimmt  an,  dass  die  Umwandlung  des  Bluteiweisses  in  Muskeleiweiss  die 
Ursache  von  Vorgängen  in  den  stickstofflosen  Substanzen  ist,  in  deren 
Folge  Kraft  entwickelt  wird.  Durch  die  Thätigkeit  nimmt  der  Muskel 
Stickstoff  auf  und  wächst,  der  Eeiz  des  Stickstoffs  oder  die  Anbildung 
von  Stickstoff  auf  den  Muskel  bedingt  Vorgänge  in  den  stickstofflosen, 
die  letzten  Gewebselemente  umgebenden  Substanzen,  welche  die  Umwand- 
lung der  Wärme  in  Bewegung  bewirken.  Die  Kontraktion  dauert  so  lange, 
bis  die  Umsatzprodukte  diese  Vorgänge  hemmen;  dann  tritt  Kühe  ein, 
während  welcher  die  Umsatzprodukte  eutfernt  werden.  Der  Muskel  verliert 
Stickstoff  und  kann  auf's  Neue  durch  den  Keiz  in  Thätigkeit  versetzt  wer- 
den. Diese  Theorie,  die  mit  der  Erfahrung  im  Einklänge  steht,  scheint 
geeignet,  den  stickstoffhaltigen  und  stickstofffreien  Nährstoffen  diejenige 
Bedeutung  für  den  thierischen  Organismus  zuzuweisen,  die  ihnen  zukommt. 

Frankland  hat  den  Kraftbetrag  berechnet,  den  verschiedene  Nah- 
rungsmittel abzugeben  im  Stande  sind,  indem  er  die  Wärmeentwickehmg 
bestimmte,  die  durch  Verbrennen  mit  chlorsaurem  Kali  hervorgebracht 
wurde.  Die  Ergebnisse  sind  nachstehend  derartig  zusammengestellt,  dass 
der  Betrag  an  Kraft  angegeben  ist,  welcher  von  1  Gramm  der  verschie- 
denen Speisen  zu  erwarten  ist ;  beigefügt  ist  der  prozentische  Wassergehalt 
der  Nahrungsmittel. 

Meter-Kilo-     Wassergehalt, 

gramm.  *)  Proz. 

Cheshirekäse 1908  24 

Brod 1201  44 

Milch 266  S7 

Kartoffeln 482  73 

Aepfel 315  82 

Hafermehl 1798 

Erbsenmehl 1765  — 

Mehl 1797  — 

Reis 1760  — 

Pfeilwurzel 1901 

Makrelenfleisch    ....         738  70,5 

Mageres  Rindfleisch      .     .         623  70,5 

Rindfleisch-Fett  ....  4113 

Das  Weisse  vom  Ei      .     .         2(i6  86,3 

Hausenblase 1700 

Hartgesottenes  Ei     .     .     .  1030  62,9 

Rüben 243  86 

Kohl 198  8S,5 

Kakao 3149 

Leberthran 4127 

Lumpenzucker     ....  1800  — 

Butter 3331 

*)  Meter -Kilogramm  bezeichnet  die  Kraft,  die  nöthig  ist,  um  1  Kilogramm 
Gewicht  1  Meter  hoch  zu  heben. 


Thierphysiologischc  Untersuchungen. 


289 


"Die  höchsten  Zahlen  entfallen  hierbei  auf  die  fetthaltigen  Nahrungs- 
mittel, bezüglich  der  niedrigen  Angaben  für  die  thierischen  Speisen  im 
Vergleich  zu  den  mehlhaltigen  Cerealien  ist  auf  den  ungleichen  Wasser- 
gehalt aufmerksam  zu  machen.  Die  Zahlen  werden  jedoch  auf  absolute 
Richtigkeit  keinen  Anspruch  machen  können,  da  die  relative  Verdaulich- 
keit der  Speisen  hierbei  in  Betracht  zu  ziehen  ist.  —  Weitere  Unter- 
suchungen über  die  Frage  der  Krafterzeugung  im  thierischen  Organismus 
erscheinen  sehr  wünschenswert!!. 


ranpen- 
krankheit. 


Ueber  die  Ursachen    der    Seidenraupenkrankheit   hat  Dr.  Die  Ursache 
Reichenbach*)  neuere  Untersuchungen  ausgeführt,  welche  sich  auf  die  dl 
Zusammensetzung   verschiedener  Sorten   von  Maulbeerlaub    bezogen.    Die 
untersuchten  Blätter  waren  folgende: 

1.  und  2.    Blätter  aus  Japan.     Lang,  schmal  von  kräftigem  Aussehen, 
sehr  entwickelt  und  vollständig  ausgewachsen. 

3.  Blätter  aus  China.     Sehr  gross,  ausgewachsen,  gelbgrün,  stark  und 
fest. 

4.  5.  und  6.  Blätter  aus  Tortona  (Piemont).    Reif,    stark,    dunkelgrün, 
nicht  sehr  gross. 

7.  Laub  aus  Alais  (Departement  du  Gard).     Reit  und  sehr  gross. 

8.  Blätter  aus  Brescia,    Jung,  kräftig  und  saftig  grün. 
100  Theile  trockner  Blätter  enthielten: 


1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

Stickstoff     .... 
Eiweissstoffe     . 
Asche**)       .... 

Kali 

Kalk 

Magnesia      .... 
Phosphorsäure       .     . 
Kieselsäure 
Kochsalz      .... 

3,23 

20,10 
12,5:» 
3,00 
3,79 
0,74 
0,80 
4,11 
0,34 

3,36 
21,00 
13*58 

3,27 
4.01 
0,76 
0,73 
4,51 
0,41 

3,13 
19,5Q 

13,53 
3,20 
3,74 
1    1,03 
1    0,66 
4.72 
0,60 

2,34 
14,60 

14,17 
3, !  1 
5,10 
0,56 
0,57 
4,76 
0,23 

2,34 

1 4,60 
14,45 
2,38 
5,19 
0,50 
0,51 
5,44 
0,30 

2,49 
15,50 
14,67 
2,40 
5,28 
0,45 
0,63 
5,17 
0,24 

2,38 
14,80 

11,96 
3,32 

4,84 
0,53 
0,63 
2,42 
0,30 

3,36 
21,00 
11,34 

2,69 
3,50 
0,69 
0,88 
2,93 
0,26 

Die  Blätter  aus  Japan  und  China  enthielten  also  bedeutend  mehr 
Stickstoff,  resp.  Eiweissstoffe,  als  die  piemontesischen  und  französischen 
Blätter.  Bezüglich  der  lombardischen  Blätter  aus  Brescia  ist  zu  bemerken, 
dass  dieselben  erheblich  kleiner  und  dünner,  also  wahrscheinlich  jünger 
waren,  woraus  sich  der  relativ  hohe  Stickstoffgehalt  derselben  erklärt. 
Von  Lieb  ig  hat  bekanntlich  schon  früher  eine  ungenügende  Ernährung 
der  Seidenraupen  mit  Protcinstoffen,  welche  durch  den  niedrigen  Stickstoff- 
gehalt der  Blätter  angedüngter  Maulbeerbäume  bedingt  wird,  als  Ursache 
der  Seidenraupenkrankheit  bezeichnet.    Die  unzureichende  Ernährung  der 


*)  Annalen  der  Chemie  und  Pharmacie.    Bd.  143  S.  83. 
**)  Die  prozentische  Zusammensetzung  der  Aschen  ist  auf  »S.  69  niitgetheilt. 
Jahresbericht  X.  19 


290  Thierphysiologiscbe  Untersuchungen. 

Raupen  soll  bewirken,  dass  diese  den  von  aussen  auf  sie  einwirkenden 
schädlichen  Einflüssen  einen  geringeren  Widerstand  entgegensetzen,  als 
bei  reichlicherer  Ernährung.  Auf  Grund  obiger  Analysen  schliesst  der 
Verfasser  sich  dieser  Ansicht  an.  —  Der  Kaligehalt  ist  in  allen  Blättern, 
mit  Ausnahme  der  beiden  Sorten  5  und  6  aus  Tortona  ziemlich  gleich 
hoch,  Kalk  enthalten  die  piemontesischen  und  französischen  Blätter  im 
Uebermass,  dagegen  weniger  Magnesia  als  die  japanesischen  und  chinesi- 
schen Blätter.  Auch  bezüglich  der  Phosphorsäure  stehen  die  Blätter  aus 
Piemont  und  Japan  hinter  den  anderen  zurück.  Das  Verhältniss  der 
Phosphorsäure  zu  dem  Stickstoff  differirt  bei  den  verschiedenen  Blättern 
in  ziemlich  engen  Grenzen,  nämlich  zwischen  1  Phosphorsäure  zu  4,0  bis 
4,8  Stickstoff;  es  ist  daher  anzunehmen,  dass  eine  vermehrte  Zufuhr  von 
Phosphorsäure  zu  dem  Erdboden  der  Maulbeerpflanzungen  neben  dem 
Phosphorsäuregehalt  auch  den  Gehalt  der  Blätter  an  Stickstoff  steigern 
wird. 

Leopold  Lenz*)  veröffentlichte  nachstehende  auf  die  Seiden- 
raupenkrankheit bezügliche  Analysen.  Die  Seidenraupen  entstammten 
theils  der  in  Ungarisch -Altenburg  befindlichen  Zucht,  theils  waren  sie 
anderorts  (?)  herbeigeschafft.  Sie  standen  in  gleichem  Alter  und  kamen 
vier  Tage  nach  der  letzten  Häutung  zur  Untersuchung.  Die  Exkremente 
stammten  ebenfalls  von  Raupen  gleichen  Alters.  Die  analysirten  Blätter 
waren  als  Durchschnittsprobe  der  gesammten  zur  Verfütterung  benutzten 
Masse  entnommen,  bei  den  Blättern  wurden  die  Blattrippen  und  Stiele 
vor  der  Analyse  sorgfältig  ausgeschnitten. 

1000  Theile  Seidenraupen  (lebend)  und  ihrer  lufttrocknen  Exkremente 
enthielten : 


Gesunde. 

Fl  ecken 

kranke. 

Gelbsüchtige. 

Im  frischen  Zustande :     Raupen. 

Exkremente. 

Raupen. 

Exkrem. 

Raupen. 

Exkrem. 

Trockensubstanz 

.     166,44 

879,38 

13S,87 

870,58 

141,98 

858,84 

Wasser      .     .     . 

.    833,56 

120,62 

861,13 

129,42 

85S,02 

141,16 

Im  trocknen  Zustande: 

Stickstoff       .     . 

.     105,52 

29,03 

106,94 

32,81 

108,41 

31,03 

Mineralstoffe**) 

.      73,54 

97,49 

91,23 

94,24 

83,60 

110,15 

Die  Asche  enthielt  in  1000  Theilen: 

Kieselsäure    . 

5,76 

23,70 

12,34 

53,77 

13,52 

14,09 

Schwefelsäure 

.    .      62,28 

48,04 

57,21 

56,73 

49,01 

62,97 

Phosphorsäure 

.    287,14 

89,94 

280,93 

82,76 

267,60 

94,47 

Chlor    .     .     . 

2,03 

Spuren 

2,38 

2,45 

0,62 

Eisenoxyd 

7,15 

35,28 

1,47 

20,55 

Spuren 

24,83 

Magnesia  .     . 

.      84,82 

112,85 

54,72 

90,74 

48,75 

117,61 

Kalk     .     .     . 

.      59,21 

479,75 

86,99 

364,23 

51,60 

325,90 

Kali      .     .     . 

{  493,G4 

168,96 

480,72 

308,03 

550,00 

341,45 

Natron  .     .     . 

37,21 

17,10 

20,76 

6,86 

18,00 

*)  Allgemeine  land-  u.  forstw.  Ztg.     1867.     S.  125. 
*)  Kohlensäure-,  kohle-   und  sandfreie  Asche. 


Thierphysiologische  Untersuchungen  291 

1000  Thle.  verpuppter  Seidenraupen  (gesunde  Japanesen),  deren 
Kokons  und  Maulbeerblätter  enthielten  im  getrockneten  Zustande: 

Verpuppte  Kokons  Maulbeer- 

Raupeu.  derselben.  blätter. 

Stickstoff'      .     .     .        92,36  195,71  47,74 

Mineralstoffe     .     .         G0,S7  10,61  74,84 

100  Gewichtstheile  der  Asche  enthielten: 

Kohlensäure      .     .  0  30,50  14,51 

Schwefelsäure    .     .  24,12  21,37  46,36 

Phosphorsäure  .     .  358,78  121,32  120,20 

Chlor Spuren  9,02  0,62 

Eisenoxyd     .     .     .  Spuren  24,89  15,87 

Magnesia      .     .     .  157,61  126,17  124,82 

Kalk 46,65  522,87  331,53 

Kali 355,95  131,95  312,67 

Natron     ....  50,61  5,00  31,00 

Die  gesunden  Baupen  enthalten  hiernach  mehr  Trockensubstanz,  mehr 
organische  Substanz  und  mehr  Stickstoff.  Die  Unterschiede  im  Aschen- 
gehalte sind  unbedeutend,  an  Phosphorsäure  und  Magnesia  sind  die  ge- 
sunden Baupen  reicher  als  die  kranken,  namentlich  die  gelbsüchtigen,  da- 
gegen ist  in  den  Exkrementen  der  gelbsüchtigen,  gegenüber  den  Exkre- 
menten gesunder  und  fleckenkranker  Seidenraupen,  sowohl  die  Phosphor- 
säure als  auch  die  Magnesia  vorherrschend.  Die  geringen  Spuren  von 
Eisenoxyd  in  den  gelbsüchtigen  Raupen  verdienen  vielleicht  besondere 
Beachtung.  Kalk  ist  in  den  fleckenkranken  Raupen  in  verhältnissmässig 
grosser  Menge  enthalten,  die  Asche  der  Exkremente  enthält  dagegen  bei 
den  gesunden  Thieren  die  grosste  Kalkmenge.  Der  Alkaligehalt  erscheint 
in  der  Asche  gesunder  Raupen  geringer,  als  in  der  Asche  der  kranken, 
dasselbe  Verhalten  giebt  sich  auch  in  der  Asche  der  entsprechenden  Ex- 
kremente kund. 

Während  von  Li  eh  ig  der  Ansicht  huldigt,  dass  die  Krankheit  der  Seiden- 
raupen eine  Folge  ungenügender  Ernährung  ist,  indem  die  in  einem  durch  langen 
Anbau  erschöpften  Boden  wachsenden  Maulbeerbäume  ein  Laub  liefern,  welches 
nicht  mehr  die  genügende  Menge  von  Protei'nstoffen  enthält,  wird  diese  Ansicht 
durch  die  Beobachtungen  von  Karmrodt,  von  Gohren,  Haberlandt  und 
mehreren  französischen  Chemikern  nicht  bestätigt.  Es  ist  hierbei  jedoch  nicht 
ausser  Acht  zu  lassen,  dass  einjährige  Versuche  über  den  Einfluss  der  stickstoft- 
armen  Nahrung  vielleicht  nicht  entscheiden  können,  indem  dieser  bei  längerer 
Fortdauer  eine  Degeneration  des  Jnsekts  zur  Folge  haben  kann,  die  sich  erst  in 
der  zweiten  oder  dritten  Generation  bemerklieb  macht.  Bekannt  ist,  dass  die  Er- 
nährung der  Seidenraupen  mit  jungen,  stickstoffreichen  Blättern  meistens  bessere 
Resultate  liefert,  als  die  Fütterung  mit  älteren  Blättern  desselben  Baumes.  — 
A.  Stöckhardt*)  spricht  sieb  gegen  die  Ansicht  aus,  dass  eine  Erschöpfung  des 


*)  Der  chemische  Ackersmann.     1867.     S.  17. 

19* 


292  Fütterungs  -Versuche. 

Bodens  durch  lange  Kultur  von  Maulbeerbäumen  an  irgend  einem  Pflanzennähr- 
stoffe die  Ursache  sei,  dass  das  Maulbeerlaub  die  Seidenraupen  nicht  mehr  in 
normaler  Weise  ernähre  und  diese  dadurch  zur  Erkrankung  disponire. 

Aufzucht  Ueber    die   Aufzucht    von  Kälbern    mit   Hülfe   von   Lein- 

vonKäibem.  samen  un(j  Leinkuchen  theilt  W.  Funke*)  einen  Versuch  mit,  der 
um  so  mehr  Beachtung  verdient,  da  kürzlich  von  0.  Lehmann**)  die 
Gedeihlichkeit  der  Leinsamenfütterung  bei  Kälbern  in  Abrede  gestellt  ist. 
Das  Versuchsthier  war  ein  Bullenkalb,  Kreuzungsprodukt  einer  schlesischen 
Landkuh  von  900  Pfd.  Gewicht  mit  einem  Allgäuer  Bullen  von  1400  Pfd. 
Lebendgewicht.  Das  Thier  wurde  in  den  vier  ersten  Lebenswochen  mit 
Muttermilch  getränkt,  gegen  Ende  dieser  Periode  fing  es  an,  etwas  Heu 
aufzunehmen,  der  Milchverzehr  betrug  durchschnittlich  20  Pfd.  täglich. 
Von  der  5.  bis  8.  Lebenswoche  wurde  das  Kalb  von  der  Muttermilch  ent- 
wöhnt, von  3  zu  3  Tagen  wurden  2  Pfd.  Milch  entzogen  und  durch  1  Pfd. 
abgerahmte  süsse  Milch  und  4  Lth.  Leinsamen  ersetzt.  Die  Heuaufnahme 
betrug  in  dieser  Zeit  bis  zu  V«  Pfd.  In  der  9.  bis  incl.  12.  Woche  wurde 
von  3  zu  3  Tagen  1  Pfd.  abgerahmte  Milch  abgezogen  und  durch  2  Lth. 
Leinkuchen  und  2  Lth.  Gerstenschrot  ersetzt.  Der  Heuverzehr  betrug  bis 
zu  4  Pfd.  In  der  12  bis  incl.  16.  Lebenswoche  fand  die  Entwöhnung  von 
dem  Leinsamen  und  der  Trankfütterung  statt,  nur  das  vom  Trockenfutter 
Unverzehrte  wurde  der  Tränke  beigemischt  und  in  dieser  Form,  wie  immer, 
ganz  und  begierig  aufgenommen.  Von  3  zu  3  Tagen  wurden  je  4  Lth. 
Leinsamen  durch  2  Lth.  Leinkuchen  und  2  Lth.  Gerstenschrot  ersetzt.  Heu- 
aufnahme bis  zu  5  Pfd.  —  Der  zerquetschte  Leinsamen  wurde  stets  im  ge- 
kochten, das  Gerstenschrot-  und  Leinkuchenpulver  im  angebrühten  Zustande, 
anfangs  mit  Milch,  später  mit  Wasser  vermischt,  als  lauwarmer  Trank 
gegeben.  Von  den  9.  — 12.  Woche  an  wurde  ein  Theil  des  Schrots  und 
der  Leinkuchen  trocken  gereicht.  Dem  Tränkfutter  wurde  täglich  1  Lth. 
präzipitirter  phosphorsaurer  Kalk  zugesetzt,  ausserdem  fehlte  es  nicht  an 
hinreichenden  Salzgaben.  Das  Futter  wurde  stets  mit  Begierde  aufge- 
nommen, ohne  Zweifel  hätte  das  Thier  auch  noch  grössere  Gaben  davon 
verzehrt.  Ein  Versuch,  den  Leinsamen  durch  eine  Mischung  von  Hülsen- 
fruchtschrot und  Oel  zu  ersetzen,  misslang,  da  das  Kalb  diesen  Trank, 
wahrscheinlich  wegen  des  obenauf  schwimmenden  Oels,  weniger  gern 
aufnahm.  Das  Befinden  des  Kalbes  war  stets  normal,  Durchfall  trat 
nie  ein. 

Die  Gewichtszunahme  des  Kalbes  zeigt  nachstehende  Tabelle: 


*)  Der  Landwirth.     1868.     S.  3. 
**)  Jahresbericht.     1866.     S.  355. 


FUtternngs  -Versuche. 


293 


Zeit  und  Fütterung. 

Lebendgewicht 

am 
Anfangj  Ende 

der  Periode. 

Pfd.         Pfd. 

Zu- 
nahme. 
Pfd. 

Zu- 
nahme 
pr.Tag. 

Pfd. 

1.  bis    incl.  4.  Woche.    Fütterung:    mit  Muttermilch 
5.  bis  incl.  S.  Woche.-  Periode  des  Entwöhnens  von 

78 
135 
173 
214 

135 
173 
214 

259 

57 
38 
41 
45 

2,04 
1,39 

9.    bis    incl.    12.  Woche.     Periode    des    Entwöhnens 
13.    bis   incl.  16-  Woche.     Periode    des  Entwöhnens 

1,46 
1,61 

Nach  einer  ungefähren  Berechnung  waren  zur  Erzeugung  von  1  Pfd. 
Lebendgewicht  erforderlich  an  organischer  Substanz  in  der  Nahrung: 

1.  Periode   .     ."    .     1,02  Pfd. 

2.  „        ...     1,93    „ 

4.        „        ...     3,4      „ 

Auf  Grund  dieser  Versuchsergebnisse  empfiehlt  W.  Funke  den  Lein- 
samen und  die  Leinkuchen  als  besonders  geeignet  für  das  allmähliche  Ent- 
wöhnen der  Kälber  von  der  Milchnahrung,  namentlich  für  solche  Verhält- 
nisse, die  wegen  hoher  Milchpreise  oder  aus  anderen  Gründen  ein  künst- 
liches Auftränken  der  Kälber  mit  möglichster  Ersparung  von  Milch  vor- 
theilhaft  erscheinen  lassen. 

Ueber  die  weitere  Entwicklung  des  Versuchsthieres  theilt  der  Verf. 
folgendes  mit:  Vom  Schlüsse  der  16.  Woche  an  bis  zum  Alter  von  acht 
Monaten  wurde  das  Kalb  auf  einer  üppigen  Weide  und  mit  abgemähetem 
Grüufutter  (Klee,  Luzerne,  Grünwicken)  ernährt.  Gegen  Ende  dieser 
Periode  wurde  das  Grünfutter  allmählich  durch  Heu  und  Runkelrüben  er- 
setzt. Daneben  wurden  täglich  V2  Pfd.  Gerstenschrot  und  7a  Pfd.  Lein- 
kuchenmehl im  Tränkwasser  gereicht.  Vom  8.  Monate  an  erhielt  das  Thier 
Winterfutter,  bestehend  aus  20  Pfd.  Runkelrüben,  4  Pfd.  Spreu,  1  Pfd. 
Bohnenschrot,  1  Pfd.  Gerstenschrot,  1  Pfd.  Leinkuchen,  l/j  Pf.  Leinsamen 
(gekocht)  und  5  Pfd.  Kleeheu,  letzteres  wurde  allmählich  vermehrt.  Das 
Lebendgewicht  des  Thieres  betrug 

im  Alter  von    9  Monaten    .     .     .     580  Pfd. 
„       *       „10       „         ...     640     „ 

«         »  »     H  n  ...      685      » 

n         n  r>     i"  n  ...       (Du      „ 

Das  Thier  wurde  im  Alter  von  einem  Jahre  für  70  Thlr.  verkauft, 
die  Kosten  der  Fütterung  incl.  des  Geldwerths  des  neugeborenen  Kalbes 
berechnet  der  Verfasser  auf  63  Thlr.  1  Sgr.  10  Pf.,  so  dass  also  ein  Ueber- 
schuss  von  6  Thlr.  28  Sgr.  2  Pf.  erzielt  wurde.  Die  Produktionskosten 
für  1  Pfd.  Lebendgewicht  betrugen  im  Durchschnitt  des  ganzen  Versuchs 
2Vi  Sgr. 


294  Fütterungs  -Versuche. 

Futterver-  Fu tte r ver we rth ung    durch    Kindviehmast.  Der    „Land- 

werthiuig  ^jrth"*)  enthält  folgende  Mittheilung  über  eine  Mästung  von  Zugochsen, 
viehmast.  ^  ausrangirte  Zugochsen  wurden  136  Tage  gemästet,  sie  erhielten  an 
Futter  während  der  ganzen  Mastzeit  per  Kopf  und  Tag  10  Pfd.  Stroh  und 
Spreu,  5  Pfd.  Heu,  60  Quart  Schlempe,  7  Pfd.  Gerstenmalztreber,  4  Lth. 
Viehsalz,  dazu  im  ersten  Drittheil  der  Mastzeit  1 7a  Pfd.  Oelkuchen,  7»  Pfd. 
Hülsenfruchtschrot,  im  zweiten  Drittheil  der  Mast  2  Pfd.  Oelkuchen,  Vh 
Pfd.  Hülsenfruchtschrot,  im  letzten  Drittheil  2Va  Pfd.  Oelkuchen,  2*/a  Pfd. 
Hülsenfrucht-  uud  Maisschrot.  Stroh  und  Spreu  als  Häcksel,  sämmtliche 
Schlempe,  Treher,  Maisschrot  und  Hülsenfruchtschrot  täglich  in  Kationen 
als  Brühfutter,  Oelkuchen  als  trockenes  Mehl,  unmittelbar  vor  dem  Füttern 
jeder  Ration  im  Mengetroge  zugesetzt,  Heu  in  drei  täglichen  Rationen 
bald  nach  dem  Brühfutter.  Wasser  wurde  den  Thieren  angeboten,  aber 
nicht  aufgenommen.  Die  Thiere  wurden  bei  der  Aufstellung  und  hernach 
alle  14  Tage  früh  72 10  Uhr  gewogen.    Sie  wogen  bei 

der  Aufstellung  zusammen     132,75  Ztr.  oder  im  Mittel  pro  Kopf  12,07  Ztr. 
bei  Beendung  der  Mast     .     158,64    »        „      „        „         „         „      14,42    „ 

Die  Gewichtszunahme  betrug  also  25,89  Zntr.  oder  per  Kopf  2,35  Zntr. 

Pro  Kopf  und  Tag  berechnet  sich  eine  durchschnittliche  Zunahme 
von  1,73  Pfd.  Bei  den  einzelnen  Thieren  differirte  die  Zunahme  zwischen 
112— 322  Pfd. 

Ueber  den  Ertrag  der  Mästung  giebt  folgende  Berechnung  Auskunft: 

Werth  der  mageren  Ochsen  (5  Thlr.  pro  Ztr.)     .     4     .     663,75  Thlr. 

Futterkosten 473,1        „ 

AWartung  (l  Mann  ä  6  Sgr.  täglich) 27,2        „ 

1164,05  Thlr. 
Erlös  für  die  gemästeten  Ochsen  (77a  Thlr.  pro  Ztr.)     1189.S0     „ 

Gewinn     .     .       15,75  Thlr. 
Streustroh  und  Dünger  sind  nicht  veranschlagt. 

Die  Futterstoffe  sind  in  dieser  Berechnung  zu  folgenden  Preisen  in  Ansatz  ge- 
bracht: Heu  per  Ztr.  25  Sgr.,  Stroh  per  Ztr.  10  Sgr.,  Schlempe  per  Quart  0,9  Pfg., 
Treber  per  Ztr.  10  Sgr.,  Rapskuchen  50  Sgr.,  Schrot  67,5  Sgr.,  Salz  32,5   Sgr. 

Bei  einem  zweiten  Mastversuch  mit  Ochsen,  über  welchen  die  genannte 
Zeitschrift**)  berichtet,  wurden  nachstehende  Resultate  erzielt. 

Die  Versuchsthiere  waren  vier  Schnittochsen  von  zusammen  45  Zntr. 
Lebendgewicht,  nicht  mehr  jung,  aber  in  angemessenem  Futterzustande. 
Die  Mastzeit  umfasste  102  Tage  und  zerfiel  in  drei  Perioden.  Gefüttert 
wurden  auf  1000  Pfd.  Lebendgewicht  täglich: 


*)  1867.    S.  195. 
**)  1867.    S.  73. 


Fütterung«  -Versuche. 


295 


I.  Periode.  II.  Periode.  III.  Periode. 

28  Tage.  38  Tage.  36  Tage. 

Pfd.  Pfd.  Pfd. 

Presslinge  (gesäuert)       ...     40  40  35 

Weizenkleie        5  6  — 

Rapskuchen        5  7  7 

Leinsamen 0,6  1  1,5 

Gerstenschrot —  —  8 

Stroh S  8  6 

Darin  waren  enthalten*): 

Trockensubstanz 27,4  29,3  28,2 

Protein 3,24  4,03              3,9 

Fett '  1,08  1,46              1,56 

Stickstofffreie  Extraktstoffe       .  13,38  14,28  15,1 

Nährstoffverhältniss   1  :   .     .     .  4,9  4,4                 4,6 

Das  Gewicht  der  Thiere  betrug 

1.  2.  3.  4. 

bei  der  Aufstellung     .     .     .     1160    Pfd.  1180    Pfd.  1120  Pfd.     1060    Pfd. 

bei  Beendung  der  Mast  .     .     1450      „  1510      „  1320  „        1275      „ 

Zunahme   .     .     .       290    Pfd.       330    Pfd.       200    Pfd.       215    Pfd. 
Pro  Tag    .    .    .  2,84  „  3,23  „  1,96  „  2,10,, 

Die  mageren  Ochsen  kosteten  (ö'/a  Thlr.  pro  Ztr.)     .     .     .     240  Thlr. 
Futterkosten  (excl.  Stroh)        187     „ 

427  Thlr. 
Erlös  für  die  gemästeten  Ochsen  (8  Thlr.  pro  Ztr.)  .     .     .     444     „ 

Ueberschuss     .     .        17  Thlr. 

Die  Futterstoffe  sind  bei  der  Berechnung  mit  folgenden  Preisen  per  Ztr.  in 
Ansatz  gebracht:  Presslinge  10  Sgr.,  "Weizenkleie  30  Sgr,  Rapskuchen  56  Sgr  , 
Leinsamen  145  Sgr  ,  Gerstenschrot  5G  Sgr.  —  Das  Resultat  dieser  Mästung  ist  eben- 
alls  als  ein  günstiges  zu   bezeichnen. 

Kübenfütterung  frei  Milchkühen,  von  H.  B.  Möschler.**)  —  nübenfütte- 
Der  Verfasser  berichtet  über  das  Ergebniss  einer  sehr  reichlichen  Rüben-  nine  bei 
fütterung.  Fünf  Kühe  erhielten  im  Winterhalbjahr  1865 — 66  täglich  pro 
Kopf  2—3  Pfd.  Heu  oder  Kleeheu,  2—3  Pfd.  Kleie,  2  Pfd.  Rapsmehl,  ca. 
15  Pfd.  Bier-Treber  und  20—25  Pfd.  Runkelrüben  neben  Stroh  und  Spreu. 
Im  folgenden  Winterhalbjahre  erhielten  dieselben  Thiere  pro  Kopf  und 
Tag  ca.  75  Pfd.  Rüben,  2  Pfd.  Rapsmehl,  2  Pfd.  Kleie,  ca.  15  Pfd.  Treber 
und  weniger  Stroh  und  Spreu.  Die  Kühe  waren  theils  Landrace,  theils 
Allgäuer  Kreuzung  im  Alter  von  5  —  10  Jahren. 

Der  Milchertrag  betrug  vom  1.  November  bis  mit  30.  April: 


*)  Nach  der  Tabelle  von  J.  Kühn   berechnet. 
**)  Amtsblatt  f.  d.  landw.  Vereine  d.  Königreichs  Sachsen.    1367.    S.  91. 


296  Fütterungs -Versuche. 


No. 


1S65- 

-66. 

1866-67. 

1  in  181  Melktagen 

1135  Kannen 

1824  Kannen 

2   „     91 

n 

461 

r> 

in  133  Melktagen     851        „ 

3   „   123 

r> 

492 

n 

„128         „  * .      768       „ 

4  „     45 

V 

720 

■n 

„     84         „           879       „ 

5   „     97 

r> 

711 

T> 

„    139         „           711       „ 

537  Melktage       3519  Kannen        665  Melktage     5120  Kannen 
Pro  Kuh  und  Tag         63/a    „  8Ve    „ 

In  beiden  Jahren  kamen  sämmtliche  Kühe  altinelkend  in  die  Fütterung 
und  kalbten  theils  gar  nicht,  theils  erst  in  der  letzten  Hälfte  der  Zeit. 
No.  1  zeigte  bei  ganz  gleichen  Verhältnissen  doch  einen  Mehrertrag  von 
ca.  700  Kannen  Milch  bei  der  starken  Rübenfütterung. 

Schon  aus  früheren  Beobachtungen  war  es  bekannt,  dasa  die  leicht  verdau- 
lichen Runkelrüben  ein  sehr  gedeihliches  Futter  für  Milchkühe  darstellen. 

Einüuss  der  Ucber    den    Einfluss    der    Nahrung    auf    die    Zusammen- 

Nahrung    setzung  der  Milch  stellte  Szubotin*Vbei  Hündinnen  Versuche  an. 

zusammen-  ^e  Thiere  wurden  abwechselnd  mit  fettfreiem  Fleisch,  Kartoffeln  und  Fett 

setzung  der  gefüttert,    die  Milch   reagirte   in   allen  Fällen  sauer,   sie  enthielt  durch- 

Milch'      schnittlich  in  1000  Theilen: 

Bei  Fleisch-       Bei  Kartoffel-       Bei  Fett- 
nahrung, nahrung.  nahrung. 

Feste  Bestandteile    .     .     .         227,1  170,5  226,3 

Wasser 772,6  829,5  773,7 

1000,0  1000,0  1000,0 

Kasein 52,0  42,5  59,2 

Albumin 39,7  39,2  42,6 

Fett 106,4  49,8  101,1 

Milchzucker 24,9  34,2  21,5 

Salze  und  Extraktivstoffe     .             4,4  4,8  3,9 

227,4  170,5  228,3 

Bei  Fleischnahrung  war  also  die  Milch  prozentisch  reich  an  Fett, 
selbst  reicher  als  bei  reiner  Fettnahrung,  der  Zuckergehalt  zeigt  sich  in 
beiden  Fällen  geringer,  als  bei  der  Kartoffelf ütterung,  der  Gehalt  an  Ei- 
weissstoffen  stellt  sich  für  Fleisch-  und  Fettnahrung  nahezu  gleichhoch, 
dagegen  für  die  Kartoffelnahrung  wieder  bedeutend  niedriger.  Bensch 
und  Playfair  glaubten  früher  gefunden  zu  haben,  dass  bei  Meiseh- 
nahrung  der  Zuckergehalt  sich  bis  auf  ein  Minimum  vermindere,  der  Fett- 
gehalt dagegen  durch  vegetabilische  Kost  gesteigert,  durch  animalische 
herabgedrückt  werde.  Beide  Angaben  sind  durch  die  vorliegenden  Unter- 
suchungen nicht  bestätigt  worden. 

*)  Yirchow's  Archiv  für  pathol.  Anatomie.  Bd.  36.  S.  561.  Oekon.  Fort- 
schritte.    1867.     S.  134. 


FUtterungs- Versuche.  297 

Bezüglich  der  täglichen  Milchproduktion  ergaben  die  Beobachtungen, 
dass  die  Milchsekretion  bei  Fleischnahrung  am  stärksten  war,  bei  Kar- 
toffelnahrung  verminderte  sie  sich  rasch  und  erhöhte  sich  wieder,  wenn 
zur  Fleischnahrung  zurückgekehrt  wurde.  Noch  stärker  wurde  die  Milch- 
sekretion  durch  die  Fettnahrung  beeinträchtigt,  bei  zwei  Hündinnen  war 
nach  einigen  Tagen  Fütterung  mit  Fett  die  Milch  gänzlich  verschwunden 
und  erschien  wieder  nach  Fütterung  mit  Fleisch.  Sogar  ein  bedeutender 
Zusatz  von  Fett  zur  Nahrung  (Va  Pfd.  Fleisch  und  1 V2  Pfd.  Fett)  drückte 
die  Milchsekretion  bis  auf  ein  Minimum  herab. 

Die  Ergebnisse  dieser  Versuche  sprechen  für  die  Ansicht  Voit's,*)  dass  das 
Fett  im  Thierkörper  wenigstens  zum  grossen  Theile  aus  Eiweissstoffen  gebildet 
werde;  die  Ansicht  B  oussingault's,  dass  bei  geringem  Fettgehalt  der  Nahrung 
das  Milchfett  auf  Kosten  des  Fettes  des  Körpers  sich  bilde ,  wird  dadurch 
widerlegt,  dass  die  anfangs  mageren  Versuchshunde  während  der  Fütterung  mit 
Fleisch  fett  wurden.  Es  bleibt  noch  fraglich,  ob  die  Ergebnisse  dieser  mit  Ilunden 
angestellten  Untersuchung  auch  für  die  Pflanzenfresser  Geltung  haben.  Wenn  man 
auch  für  diese  Thierc  neuerdings  annimmt,  dass  sich  auch  in  ihrem  Körper  das 
Fett  nicht  aus  Kohlehydraten,  sondern  aus  Proteinstoffen  bilde,  so  ist  dagegen  der 
Einwurf  erhoben,  dass  die  Prote'inmenge  im  Produktionsfutter  nicht  genüge,  um  die 
Fetterzeugung,  z.  B.  bei  Milchkühen,  zu  erklären.  Man  hat  allerdings  hiergegen 
geltend  gemacht,  dass  man  auch  das  Protein  des  Erhaltungsfutters  für  die  Fett- 
bildung  mit  in  Betracht  zu  ziehen  habe,  es  bleibt  aber  noch  die  von  Grouven 
nachgewiesene  Umwandlung  der  Kohlehydrate  in  Fettsubstanzen  —  fette  Säuren  — 
im  Darmkanale  der  Pflanzenfresser  zu  berücksichtigen.  Der  von  Szubotin  ge- 
lieferte Nachweis  einer  Fettbildung  im  Thierkörper  durch  Proteinumsatz  ist  jedoch 
immer  eine  hochwichtige  Thatsache.  Hoppe  beobachtete,  dass  sich  ausserhalb  des 
Thierkörpers  der  Fettgehalt  der  Milch  beim  Stehen  an  der  Luft  vermehrt;  diese 
Beobachtung  hat  Szubotin  kontrollirt  und  bestätigt  gefunden,  bei  dreitägigem 
Stehen  vermehrte  sich  der  Fettgehalt  der  Milch    um  beinahe  6,5  Prozent. 

Hessling**)  beobachtete  in  der  Milch  einen  Pilz,  der  konstant  jede  Milch- 
gährung  begleitet  und  in  die  Produkte  der  Milch,  Butter  und  Käse,  übergeht.  Er 
nimmt  an,  dasa  der  Milchpilz  die  stoffliche  Mischung  der  Milch  ändert,  lässt  es 
jedoch  unentschieden,  auf  welche  Bestandtheile  der  Milch  seine  Wirkung  sich 
geltend  macht.  —  Die  Frage  bezüglich  der  Fettbildung  im  reifenden  Käse  ist  nach 
den  widersprechenden  Ermittelungen  von  M.  Brassier***)  undCh.  Blondeau|) 
noch  als  eine  offene  zu  betrachten. 

Ueber  Trockenfütterung  des  Rindviehs,  von  F.  Schmidt. ff)      ueber 
—  Der  Verfasser   empfiehlt  die  Trockenfütterung  als  die  zweckmässigste    Jfocken" 
und  ökonomischste  für  alle  Wirthschaften,  die  nicht  wässrige  Abfälle  von 


fütterung. 


*)  Jahresbericht.     1866.     S.  329. 

**)  Virchow's  Archiv.     Bd.  35.     S.  561. 
***)  Jahresbericht      lSGß.     S.  3S0- 

f)  Ibidem.     1865.     S.  305. 
tt)  Allgern.  land-  u.  forstw.  Ztg.     1867.     S.  970. 


298  Fütternngs  -Versuche. 

Fabriken  benutzen.  Die  Vortheile  dieser  Methode  besteben  darin,  dass 
man  weniger  zu  fahren  hat,  dass  bei  der  Grünfütterung  ein  Theil  des 
Futters  zu  alt  wird,  dieses  auch  oft  beregnet  und  leicht  Aufblähen  darnach 
entsteht,  ebenso  Durchfall.  Die  Aufnahme  der  grossen  Wassermasse  im 
Grünfutter  ist  ausserdem  unvortheilhaft,  da  die  Respiration  der  Thiere  im 
Stalle  beschränkt  ist.  Anhaltende  Grünfütterung  schwächt  die  Thiere, 
namentlich  Jungvieh.  Die  Trockenfütterung  gewährt  den  Vortheil  einer 
grösseren  Gleichmässigkeit  und  höheren  Verwerthung  des  Futters.  Das 
Vieh  bleibt  reiner,  obgleich  man  weniger  Streustroh  braucht.  —  Der  Ver- 
fasser schichtet  den  ganzen  Dürrfuttervorrath  für  ein  Jahr  auf  den  Heu- 
boden auf.  Zuerst  bedeckt  er  den  Boden  mit  einer  8  zölligen  Lage  von 
Weizen-,  Gersten-  oder  Maisstroh,  darauf  kommt  eine  Schicht  Luzerneheu, 
darauf  Eothklee  mit  Rapsschoten  gemischt,  hierauf  gutes  Wiesenheu, 
darauf  in  derselben  Reihenfolge  die  verschiedenen  Luzerne-  und  Klee- 
schnitte mit  wechselnden  Strohschichten,  bis  der  Boden  gefüllt  ist.  Bei 
der  Verfütterung  werden  von  dem  Heustocke  mit  einer  scharfen  Stahl- 
schaufel 3  Fuss  breite  senkrechte  Schichten  abgestochen,  zu  Häcksel  ge- 
schnitten ,  dann  3/t  davon  mit  Salzwasser  besprengt  und  V*  mit  Raps- 
kuchenmehl und  Salz  gemischt  und  angefeuchtet  verfüttert.  Zuerst  er- 
halten die  Kühe  diese  Mischung,  dann  das  gesalzene  Kleefutter.  Der  Gesund- 
heitszustand der  Thiere  soll  bei  dieser  Fütterung  nichts  zu  wünschen 
übrig  lassen. 

E.  Peters*)  bezeichnet  als  die  Vortheile  der  Trockenfütterung, 
dass  dieselbe  eine  sparsamere  und  rationellere  Verwendung  der  Futter- 
ernten ermögliche,  dass  die  Beseitigung  des  Wechsels  in  der  Ernährung 
der  Thiere  mit  trocknen  und  frischen  Futterstoffen  für  den  Gesundheits- 
zustand der  Thiere  und  die  Ausnutzung  des  Futters  vortheilhaft  sei,  und 
endlich,  dass  bei  der  Trockenfütterung  eine  wesentliche  Ersparung  an 
Streumaterial  eintrete.  Zu  Gunsten  der  sommerlichen  Grünfütterung  pflege 
man  dagegen  anzuführen,  dass  dabei  die  Kosten  des  Heumachens  für  den- 
jenigen Theil  des  Grünfutters  erspart  würden,  welcher  direkt  im  frischen 
Zustande  zur  Verfütterung  gelangt,  dass  man  von  derselben  Futtermenge 
einen  grösseren  Effekt  erziele,  wenn  dieselbe  frisch  verfüttert  wird,  als  bei 
der  Verfütterung  im  getrockneten  Zustande,  und  endlich,  dass  bei  der 
Grünfütterung  verhältnissmässig  mehr  Dünger  produzirt  werde.  Es  sei 
nicht  in  Abrede  zu  stellen,  dass  die  Trockenfütterung  für  das  Heumachen, 
auch  wenn  man  die  billige  Methode  der  Braunheubereitung  anwende,  und 
für  die  erforderlichen  grösseren  Scheunenräume  einen  höheren  Kostenauf- 
wand erfordere,  dieser  werde  aber  durch  die  gleichmässige  und  sparsamere 
Verwendung  des  Futters  ausgeglichen.  Der  Verlust  an  Nährstoffen  sei  bei 
einer  rationellen  Heubereitung  nicht  gross,  bei  vorsichtigem  Trocknen  des 


*)  Der  Landwirth.     1867.     S.  369. 


Fütterung»  -Versuche.  299 

Futters  leiste  dasselbe  im  trocknen  Zustande  ebensoviel  als  im  frischen. 
Auch  die  Düngerproduktion  aus  dem  Futter  erleide  durch  das  Trocknen 
des  Futters  keine  Einbusse,  bei  der  Grünfütterung  sei  allerdings  mehr 
Streumaterial  erforderlich,  was  aber  nicht  als  ein  Vorzug  derselben  anzu- 
sehen sei.  Jedenfalls  verdiene  die  Methode  der  Trockenfütterung  von  der 
landwirtschaftlichen  Praxis  geprüft  zu  werden. 

Fütterungsversuche  mit  Palmkuchen  bei  Milchkühen.  —  Futterungs- 

Herbst  zu  Banteln  fütterte  seinen  Viehstapel  —  88  Milchkühe  und  drei  J^M^h. 
Bullen  holländischer  Race  —  im  Winter  18G6— 67  in  folgender  Weise:         kühen. 

Pro  Kopf  und  Tag. 

Kunkelrüben 50  Pfd. 

Bubnenschrot     2     „ 

Weizenkleie 1     „ 

Roggenkleie 1     ., 

Oelkucben  (Rapskucben) 2    „ 

Haferstroh,  Weizen-  und  Haferspreu  ca.  20     „ 

Das  Vieh  hielt  sich  bei  diesem  Futter  sehr  gut  und  lieferte  auch  ein 
angemessenes  Quantum  Milch.  Im  Dezember  wurden  statt  der  Oelkuchen 
14  Tage  lang  2  Pfd.  Palmkuchen  gefüttert,  darauf  wieder  14  Tage  lang 
Oelkuchen  u.  s.  f.,  dabei  wurde  die  Milchmenge  und  der  Buttergewinn 
bei  den  verschiedenen  Fütterungen  beobachtet.  Es  ergab  sich  dabei,  dass 
die  Palmkuchen  zwar  nicht  den  quantitativen  Milchertrag  steigerten, 
dagegen  aber  eine  fettreichere  Milch  lieferten,  als  die  Kapskuchen. 
Während  bei  der  Kapskuchenfütterung  100  hannov.  Quart  Milch  6,20  Pfd. 
Butter  lieferten,  ergab  diese  Milchmenge  bei  Palmkuchenfütterung  8,2  Pfd. 
Butter; 

Henneberg  bemerkt  hierzu,  dass  sich  bei  fortgesetzten  Fütterungs- 
versuchen herausgestellt  habe,  dass  eine  Vermehrung  der  Palmkuchen  auf 
3  Pfd.  pro  Kopf  und  Tag  den  Fettgehalt  der  Milch  nicht  weiter  steigerte, 
und  dass  bei  Darreichung  von  1  Pfd.  Palmkuchen  und  1  Pfd.  Rapskuchen 
die  zur  Darstellung  von  1  Pfd.  Butter  erforderliche  Milchmenge  ungefähr 
in  der  Mitte  lag  zwischen  den  obigen  Zahlen:  100  Quart  Milch  lieferten 
dabei  durchschnittlich  7,4  Pfd.  Butter.  —  Die  bei  der  Palmkuchenfütterung 
erzielte  Butter  erwies  sich  sehr  rein  und  wohlschmeckend. 

Aehnliche  Versuche  sind  von  von  Arnsberg**)  ausgeführt  worden. 
Sieben  ostfriesische  Kühe  erhielten  ausser  dem  gewöhnlichen  Futter  zuerst 
10  Tage  lang  2  Pfd.  Rapskuchen ,  dann  statt  dieser  2  Pfd.  Palmkuchen 
und  endlich  wieder  15  Tage  lang  2  Pfd.  Rapskuchen.  Die  ersten  drei 
Tage  jeder  Periode  sind  unberücksichtigt  geblieben,  in  den  letzten  7  Tagen 
jeder  Periode  verzehrten  die  Kühe  zusammen: 


*)  Journal  für  Landwirtbschaft.     1SG7.     S.  22S. 
**)  Ibidem.     S.  450- 


300  Fütterungs  -Versuche. 


Wiesenheu  .     . 

147    Pfd. 

Kleeheu  .     .     . 

315      „ 

Ilaferstroh  .     . 

2205      „ 

Bohnenschrot  . 

73,5    „ 

Koggenschrot    . 

73,5  „ 

Dazu  98  Pfd.  Raps-  resp.  Palmkuclien  und  wöchentlich  0,2  Pfd.  Salz 
pro  Stück. 

Die  Ergebnisse  waren  nachstehende: 

Kapskuchen.        Palmkuchen. 

Milch 1332  Pfd.  125G  Pfd. 

Butter 37     „  40    „ 

Frischer  Käse      .     .       111     „  188    „ 

Der  quantitative  Milchertrag  zeigte  sich  also  hei  der  Palmkuchen- 
fütterung etwas  vermindert,  aber  dieser  Ausfall  wird  durch  den  vermehr- 
ten Butter-  und  Käsegehalt  der  Milch  mehr  wie  aufgewogen. 

Fütterungs-  Füt t e i*u ii gs ve r su che  mit  Eapskuchen,  durch  Schwefel- 
versuche  kohlenstoff  entöltem  Rapsniehl  und  Malzkeimen  bei  Milch- 
kuchen  etc.  külien,  von  Oskar  Lehmann.  —  Die  nachstehenden  Versuche  wurden 
bei  sechs  Kühen  ausgeführt,  die  je  zu  zweien  so  zu  einer  Gruppe  ver- 
einigt wurden,  dass  die  Dauer  des  Milchendseins  und  das  Lebendgewicht 
der  Gruppen  unter  einander  sich  annähernd  gleich  waren.  Die  erste  Ab- 
theilung,  aus  einer  Voigtländer  und  einer  sächsischen  Landkuh  zusammen- 
gesetzt, war  146  Tage  milchend;  die  zweite  Abtheilung,  eine  Holländer 
und  eine  Landkuh,  140  Tage  milchend;  die  dritte,  zwei  Holländer,  war 
95  Tage  milchend.  Die  Thiere  hatten  vor  Beginn  des  Versuchs  eine 
Futtermischung  aus  Runkeln,  Heu,  Häckerling,  Spreu,  Stroh,  Roggenkleie 
und  Rapskuchen  erhalten,  während  der  Uebergangsfütterung  wurde  all- 
mählich zu  einer  Mischuug  von  Stroh  und  Runkeln  übergegangen,  zu  wel- 
cher für  jede  Gruppe  eins  der  oben  genannten  Kraftfuttermittel  in  solcher 
Menge  zugesetzt  wurde,  dass  das  Nährstoffverhältniss  1:5,  das  Verbal  tniss 
der  Holzfaser  zur  Gesammtmenge  der  Nährstoffe  3  :  5  betrug.  Die  Fett- 
substanzen wurden  hierbei  mit  ihrem  einfachen  Betrage  als  Kohlehydrate 
in  Rechnung  gebracht.  Im  Laufe  des  Versuchs  wurde  mit  den  Futter- 
rationen unter  den  verschiedenen  Abtheilungen  gewechselt,  die  Futter- 
rationen waren  so  normirt,  dass  sämmtliche  Thiere  pro  1000  Pfd.  Lebend- 
gewicht eine  gleiche  Menge  von  stickstoffhaltigen  und  stickstofffreien 
Nährstoffen  erhielten,  nämlich: 

2,8  Pfd.  Protein,   13,9  Pfd.  Kohlehydrate  und   10  Pfd.  Holzfaser. 

Das  Fettgehalt  differirte  zwischen  0,51  und  0,83  Pfd. 

Die  Thiere  wurden  am  Ende  jeder  Periode  zwei  Tage  nach  einander 
vor  der  Mittagsmahlzeit  gewogen  und  daraus  der  Durchschnitt  berechnet. 


*)  Der  chemische  Ackersmann.     1867.     S.  39. 


Fiitterungs -Versuche. 


301 


Ebenso   diente   die  Mittagsmilch   vom   ersten  Tage  des  Wiegens  zu  dem 
Probebuttern. 

Die  Ergebnisse   des  Versuchs  sind  in  nachstehender  Tabelle  zusam- 
mengestellt. 


.,.{ 


III. 


Benutztes 

stickstoffhaltiges 
Futter. 


Lebend- 
Dauer  Gew.   d. 
Gruppe 

am 

Ende 

der 

Periode. 

Pfd. 


der 
Pe- 
riode. 


Tage. 


Milch- 

But- 

ertrag 
per 

terer- 
trag 
per 

Tag. 

Tag. 

Pfd. 

Pfd. 

Zu 
1  Pfd. 
Butter 
war  er- 
forder- 
licli  au 
Milch. 
Pfd 


Bisherige  Fütterung 

Uebergang     

Versuch 


Uebergang  b.  Wechsel 

Versuch 

Bisherige  Fütterung   . 

Uebergang     

Versuch 


Uebergang  b.  Wechsel 

Versuch 

Bisherige  Fütterung    . 

Uebergang  

Versuch 


Uebergang  b. 
Versuch  .   .  . 


Wechsel 


.Malzkeime 


Malzk.  u.  Rapsk 
Rapskuchen 


Rapsk.  u.  Rapsm 
Rapsmehl  .  .  . 


Rapsm.  u.  Malzk 
Malzkeime    .  . 


196G 

45,37 

2,12 

14 

1940 

4S,07 

1,98 

13 

1906 

42,07 

2,15 

22 

1947 

40,97 

2,23 

20 

1931 

42,50 

2,15 

17 

1794 

42,93 

2,10 

1961 

48,60 

2,30 

14 

1956 

50,87 

1,92 

13 

1941 

49,33 

1,66 

22 

1999 

47,07 

2,24 

20 

2009 

3S,60 

1,49 

17 

1911 

35,70 

1,35 

2042 

56,80 

1,94 

14 

2010 

64,40 

2,21 

13 

2037 

63,33 

2,09 

22 

2060 

58,03 

2,04 

20 

2041 

52,47 

2,07 

17 

1912 

46,47 

1,75 

21,43 
24,20 
19,60 
18,33 
19,80 
20,10 
21,13 
26,53 
29,73 
21,03 
25,90 
26,50 
29,23 
29,10 
30,27 
28,43 
25,37 
26,60 


Auffällig  ist  in  diesen  Ergebnissen  zunächst  die  bei  allen  drei  Ab- 
theilungen in  der  letzten  Periode  eingetretene  Gewichtsabnahme,  welche 
der  Verfasser  durch  die  im  Frühjahre  eintretende  Verminderung  des  Nähr- 
werthes  der  Rüben  zu  erklären  sucht.  Unter  sich  zeigen  die  drei  Ab- 
theilungen sich  nahezu  übereinstimmend,  so  dass  die  Nährwirkung  aller 
drei  Kraftfutterstoffe  ihrem  Stickstoffgehalte  zu  entsprechen  scheint.  Be- 
züglich der  Milch-  und  Butterproduktion  ergiebt  sich,  dass  bei  der  ersten 
Gruppe  nach  Malzkeimen  die  Milchmenge  ab- ,  die  Buttermenge  aber  zu- 
nimmt, bei  dem  Uebergange  zu  Rapskuchen  aber  das  Umgekehrte  eintritt. 
Bei  der  zweiten  Gruppe  zeigen  sich  die  Erträge  an  Milch  und  Butter 
zunächst  nicht  verändert,  bei  Rapsmehl  nehmen  beide  ab.  Diese  Abnahme 
war  jedoch  der  Trächtigkeit  der  einen  Kuh  zuzuschreiben,  bei  der  anderen 
blieb  der  Ertrag  gleich.  Bei  der  dritten  Gruppe  zeigt  sich  eine  Zu- 
nahme der  Milch-  und  Buttermenge  bei  der  Rapsmehlfütterung,  während  bei 
dem  Uebergange  zu  Malzkeimen  die  Milch  sich  wiederum  vermindert  und 
der  Fettgehalt  derselben  steigt.  —  Der  Fettgehalt  des  Futters  zeigt  sich 
ohne  Einfluss  auf  die  Butterproduktion,  denn  es  erhielt  und  produzirte: 
Abth.  I.  in  Malzkeimen  .  .  .  1,02  Pfd.  Fett  in  der  Milch,  2,19  Pfd.  Butter. 
„       II.    „    Rapskuchen*)     .     .     1,66    „        „       „     „         „         1,95    »  » 

„     III.    „    Rapsmehl       .     .     .     1,08    „        „      „     „  „        2,06    »  „ 

*)  Die  Üapskuchen  enthielten  9,S7  Proz.,  das  Rapsmebl  4,40  Proz.  Fett 


302 


Fütterungs  -Versuche. 


FütterungS' 
versuche 

mit 
Hammeln. 


Zum  Probebuttern  wurden  von  jeder  Kuh  5  Pfd.  Mittagsmilch  in  Gussan- 
der'scheu  Satten  44  Stunden  abgerahmt  und  der  Rahm  verbuttert.  Die  erhaltene 
Butter  zeigte  sich  bei  der  Fütterung  mit  den  fettreichen  Rapskuchen  weich  und 
schmierig  und  von  unangenehmem  beissenden  Beigeschmack,  bei  Rapsmehl-  und 
Malzkeimfutter  dagegen  härter  und  von  gutem  Geschmack.  Die  weiche  Beschaffen- 
heit der  Rapskuchenbutter  schreibt  der  Verfasser  dem  hohen  Fettgehalte  der  Raps- 
kuchen, den  Beigeschmack  dem  in  den  Rapskuchen  enthaltenen  Stoffe  zu,  welcher 
unter  dem  Einflüsse  von  Feuchtigkeit  und  Wärme  einen  dem  Senföl  ähnlichen 
Körper  bildet.  Bei  der  Behandlung  mit  Schwefelkohlenstoff  scheint  dieser  Stoff 
entweder  grösstentheils  extrahirt  oder  wirkungslos  zu  werden. 

Die  Annahme  des  Verfassers,  dass  die  zur  Bildung  des  scharfen  zu  Thränen 
reizenden  Stoffs  Anlass  gebenden  Bestandtheile  der  Rapssamen  bei  der  Oelextraktion 
durch  Schwefelkohlenstoff  eine  Umwandlung  erleiden,  hat  A.  Stöckhardt*) 
durch  direkte  Untersuchungen  bestätigt.  Stöckhardt  nimmt  an,  dass  der  Raps 
kleine  Mengen  von  Myronsäure  und  Myrosin  enthält,  da  das  Myrosin  durch  Er- 
hitzung das  Vermögen,  aus  Myronsäure  Senföl  zu  entwickeln,  einbüsst,  so  liegt 
die  Vermuthung  nahe,  dass  der  heisse  Wasserdampf,  durch  den  man  bei  dem  Ex- 
traktionsverfahren die  letzten  Reste  des  Schwefelkohlenstoffs  aus  dem  entölten  Raps- 
mehl entfernt,  die  angegebene  Umwandlung  bewirkt. 

Fütterungsversuche  mit  Hammeln,  von  J.  Moser.*)  —  Die 
Zwecke  dieser  Versuche  waren:  den  Effekt  des  Moharheues  gegen  ein  an- 
deres Eauhfutter  und  den  des  Maisschrotes  gegen  ein  anderes  Kraftfutter 
kennen  zu  lernen.  Als  Versuchsthiere  dienten  Merinohammel,  leider 
Thiere  ungleichen  Alters.  Die  Abtheilungen  I  und  IV  enthielten  5jährige 
Thiere,  Ahtheilung  V  enthielt  4  bis  51/« jährige,  dabei  eins  im  Alter  von 
27a  bis  3  Jahren,  Abtheilung  VI  endlich  die  ältesten,  6  bis  7  Jahre  alten 
Thiere.  I  und  II  erhielten  als  Futter  Luzernehen,  Futterrüben  und  Stroh, 
ausserdem  I  eine  Zugabe  von  Oelkuchen,  II  von  Maisschrot;  bei  III  und  IV 
wurde  die  Luzerne  durch  Moharheu  ersetzt,  dazu  erhielt  wieder  III  Oel- 
kuchen und  IV  Maisschrot.  Abtheil.  V  erhielt  ein  Gemisch  von  sämmt- 
lichen  genannten  Futtermitteln,  VI  erhielt  zuerst  nur  Moharheu  neben 
Stroh  und  Eüben,  von  der  9.  Woche  an  unter  Weglassung  des  Strohs  da- 
gegen stärkere  Kationen  von  Maisschrot  als  II  und  IV. 

Die  benutzten  Futterstoffe  hatten  folgende  Zusammensctzug: 


Bestandtheile. 


Lu- 
zerne- 
heu. 


Mohar- 
heu. 


Raps- 
kuchen 


Mais- 
ächiot. 


Futter- 
rüben. 


Wei- 
zen- 
stroh. 


Protein 

Aetherextrakt 

Rohfaser 

Stickstofffreie  Extraktstoffe     .     .     . 
Asche  (frei  v.  Sand,  Kohle  u.  Kohlens.; 

Wasser 

Nährstoffverhältniss  1  :      .     .     .     . 


16,525 
3,107 

23,994 

30,965 
6,222 

19,187 
2,34 


9,134 

2,264 
28,539 
38,841 

4,975 
16,247 

4,87 


35,870 
10,274 
10,392 
25,95  t 

5,908 
11,602 

1,46 


■)  Der  chemische  Ackersmann.     1867.     S.  126. 
*)  Allgem.  land-  u.  forstw.  Ztg.     1867.     S.  994. 


10,150 
4,229 
2,072 

63,277 
1,137 

19,135 
7,27 


1,61 
0,12 
1,17 

12,17 
0,80 

84,13 
7,74 


4,00 
1,91 
38,87 
35,43 
3,33 
16,46 
10,05 


FUtterungs  -Versuche. 


303 


Die  durchschnittlichen  Ergebnisse  des  Versuchs  waren  folgende: 


Täglicher  Verzehr  pro  Kopf 
neben  0,016  Pfd.  Salz. 


III. 


IV. 


V. 


VI. 


Zoll -Pfunde. 


Luzerneheu   

Moharheu 

Rapskuchen       

Maisschrot 

Kuben 

Weizenstroh 

Tränkwasser 

Anfangs-Lebendgewicht  (5  Stück) 

Endgewicht        

Zunahme  pro  5  Stück  in  10G  Tagen 
Zunahme  pro  Stück  und  Tag  .  . 
Zunahme    an    Schmutzwolle    pro 

Stück  und  Tag       

Keines  Wollhaar 

Fleisch  und  Fett 


1,270 

0,205 

4,686 
0,436 
1,435 
387,52 
437,7 
50,18 
0,0946 

0,022 
0,005 
0,074 


1,271 


0,413 
4,964 
0,375 
1,691 
392,93 
469,09 
76,16 
0,1135 

0,024 

0,0064 
0,120 


1,113 
0,271 

4,993 
0,444 
0,887 
390,26 
450,42 
60,16 
0,116 


1,13 

0,408 
4,951 
0,304 
0,985 
390,22 
457,52 
67,3 
0,129 


0,0225     0,023 

0,0053;  0,0053 

0,094|     0,106 


0,676 

0,782 

0,141 

0,145 

4,943 

0,396 

1,875 

276,17* 

334,8S 

58,71 

0,147 

0.018 

0,0045 

0,129 


0,S95 

0.554 
4,706 
0.554 
0,91 
389,48 
443,89 
54,41 
0,109 

0,023 

0,0056 

0,086 


Im  Laufe  der  106  Versuchstage  hatten  die  5  Versuchsthiere  an  Nähr- 
stoffen zu  sich  genommen: 


I. 


IL 


III. 


IV. 


V.**) 


VI. 


Protein 

Fett  im  Mais,  Oelkuchen  u.  Rüben 
Chlorophyll,  Wachs  etc.  im  Rauh- 
futter        

Stickstofffreie  Extraktstoffe      .     . 

Wasser 

Relativer  Geldwerth  des  Futters    . 


193,46 
14,13 

25,32 
621,4 
3030,0 
106 


177,92 
12,41 

24,72 
736,4 
3314,0 
135 


153,69 
17,59 

17,51 

659,4 
2793,9 
103 


122,95 
12,04 

16,32 
733,1 

2840,2 
123 


137,56 
10,63 

18,49 
553,0 
2559,8 
117 


101,60 
9,24 

13,68 
621,7 
2567,5 
100 


Die  beste  Zunahme  zeigte  die  Abtheilung  V,  der  Effekt  ist  jedoch 
wohl  zum  Theil  dem  geringeren  Gewichte  der  Thiere  dieser  Abtheilung 
zuzuschreiben,  das  jüngere  Thier  nahm  besonders  stark  zu.  Fast  ebenso 
gross  war  die  tägliche  Zunahme  bei  der  Abtheilung  II,  beide  Abtheilungen 
(V  und  LI)  hatten  die  Nährstoffe  im  Verhältniss  von  1  :  4,5  erhalten.  Das- 
selbe Verhältniss  bestand  jedoch  auch  in  dem  Futter  der  Abtheilung  III, 
trotzdem  war  bei  dieser  die  Zunahme  geringer,  selbst  niedriger  als  bei  der 
Abtheilung  IV  mit  schwächerem  Nährstoffverhältniss.  Auffällig  ist  die 
geringe  Zunahme  bei  I,  welche  die  grösste  Menge  Protein  und  mehr  Fett 
als  die  anderen  Abtheilungen  mit  Ausnahme  von  III  verzehrte.  Die  Füt- 
terung mit  Maisschrot  wirkte  entschieden  günstiger  als  die  Oelkuchen,  die 
mit  Mais  gefütterten  Abtheilungen  II  und  IV  zeigen  eine  grössere  Zu- 
nahme als  die  Parallelabtheilungen  I  und  III  mit  Oelkuchen.  Zwar  wurde 
von  dem  Mais  auch  relativ  mehr  verzehrt,  jedoch  keineswegs  in  dem  Ver- 
hältniss als  der  Mais  weniger  Protein  oder  Fett  enthielt.    Während  hiernach 


*)  Vier  Thiere. 
*)  Vier  Thiere. 


304 


Fütterungs  -Versuche. 


350  resp.  250  Pfd.  Mais  mit  100  Pfd.  Oelkuchen  gleichwertig  waren, 
zeigt  sich  thatsächlich  für  den  Mais  ein  viel  günstigeres  Verhältniss ,  so 
dass  der  Ausnutzungswerth  des  Maises  ungleich  grösser  war  als  der  der 
Oelkuchen.  Die  Ueberlegenheit  des  Maises  zeigt  sich  besonders  auch  in 
der  Schnelligkeit  der  Gewichtszunahme  der  damit  ernährten  Thiere.  — 
Auch  bei  der  Vergleichung  des  Moharheus  gegenüber  dem  Luzerneheu 
stellt  sich  ein  höherer  Zuwachs  für  das  erstere  heraus,  woraus  auf  eine 
höhere  Ausnutzung  des  proteinarmen  Moharheus  zu  schliessen  ist. 

Auch  zur  Schweinemast  wird  der  Mais  in  Ungarn  mit  Vorliehe  benutzt,  diese 
Fütterung  soll  viel  und  guten  Speck  und  besseres  Schmalz  geben,  als  die  Mästung 
mit  Gerste,  Eicheln,  Buchein  oder  gar  Hirse,  und  sehr  rasch  von  statten  gehen. 
Man  schätzt  75  Pfd.  Mais  im  Masteffekt  gleich  100  Pfd.  Gerste  und  nimmt  ferner 
an,  dass  41/?  bis  5  Pfd.  Mais  1   Pfd    Zuwachs  produziren. 

Am  Schlüsse  des  Versuchs  wurde  aus  jeder  Abtheilung  ein  Hammel 
geschlachtet  und  die  Körpertheile  genau  gewogen. 


l. 


II. 


Lebendgewicht  vor  dem  Schlachten    .     .     .  97,28 

Blut 4,90 

Fell  ohne  Wolle  incl.  Hörner  und  Beine    .  6,75 

Sehmutzwolle 6,00 

Kopf  mit  Zunge 3,25 

Luftröhre  und  Lunge 1,75 

Herz 1,35 

Leber     .     . 1,55 

Gallenblase  mit  Inhalt 0,05 

Milz 0,20 

Vier  Magen  ohne  Inhalt        2,20 


Gedärme  ohne  Inhalt  .  .  . 
Talg  vom  Netz  und  Eingeweide 
Vier  Viertel  incl.  Nieren       .     . 

Nierentalg 

Mageninhalt 
Darminhalt  l  Inhalt  der  Gedärme 


linhalt  \  Inhalt 
*•  Harn  . 


Harnblase  leer 
Verlust       •     . 


1,60 
9,05 

44,  SO 
4,85 
6,30 
2,20 
0,25 
0,10 
1,13 


94,98 

4,80 

6,95 

6,50 

3,30 

I  1,70 

I  0,45 

!  L60 

!  0,05 

[  0,20 

2,  15 

1,85 

8,65 

44,24 

3,75 

5,65 

L.40 

0,35 

0,15 

I  0,74 


ii  r.     iv, 


v. 


86,84 
3,70 
6,S0 
6,20 
3.00 
1,40 
0,30 
1,50 
0,05 
0,10 
1,95 
1,55 
8,55 

39,20 
4,15 
5,50 
1,90 
0,15 
0,10 

0,74 


94.03 
4,75 
6,35 
5,55 
3,00 
1,75 
0,35 
1,50 
0,05 
0,15 
2,30 
1,60 
7,40 

44,80 
3,20 
7. 35 
2,10 
0,35 
0,10 
1,08 


82,28 

3,3t) 
5,80 
5,00 
3,05 
1,35 
0,40 
1,30 
0,05 
0,15 
2,15 
1,40 
7,15 
39,20 
3,35 
5,65 
2,65 
0,15 
0,10 
0,08 


VI. 


93,00 
4,75 
6,25 
6,20 
3,10 
1,80 
0,50 
1.40 
0,05 
0,20 
2,60 
2,00 
8,10 

40,88 
2,30 
9,05 
2,10 
0,20 
0.10 
1,42 


Bei  allen  Thieren  zeigte  sich  die  Lunge  krank,  I  und  III  hatten 
Fliegenlarven  im  Gehirn,  ersteres  hatte  ausserdem  Eiterbeulen  in  der 
Leber,  letzteres  Gallensteine,  IV  hatte  Blasen  an  den  Eingeweiden  und 
eine  0,3  Pfd.  schwere  Drüsenanschwellung  am  Halse,  bei  VI  war  die  Leber 
voll  Egel. 


Mastungsversuche    mit    Southdown  -  Merino-Schafen,   von 
Die    nachstehenden   Versuche   beziehen   sich  auf  die 


Mastungs- 
versuche mit  y.  S to h mann. *) 
Me!in^n"  Frage   über   die   zwcckmässigste   Zusammensetzung    des    Mastfutters    bei 
Schafen.     Schafen.    Frühere  Versuche  hatten  ergeben,  dass  bei  der  Mast  von  South- 
down-Merino-Schafen  eine  Futtermischung,  welche  auf  1000  Pfd.   Lebend- 


*)  Journal  für  Landwirtschaft.     1867.     S.  133. 


Fütterungs -Versuche.  305 

gewicht  nach  Abzug  des  Wollgewichts  4,6  Pfd.  stickstoffhaltiger  und  17 
bis  18  Pfd.  stickstofffreier  Nährstoffe  enthielt,  ein  günstiges  Resultat  lie- 
ferte; diese  Mischung  wurde  daher  bei  den  neuen  Versuchen  zu  Grunde 
gelegt.  Ferner  sollte  durch  die  Versuche  die  frühere  Beobachtung  kon- 
trollirt  werden ,  nach  welcher  gegen  das  Ende  der  Mast  ein  relativ  stick- 
stoffarmes  Futter  einen  höheren  Effekt  liefert,  als  bei  Beginn  derselben. 
Es  wurden  vier  Futtermischungen  projektirt,  jedesmal  pro  Tag  und  1000 
Pfd.  des  vollen  Lebendgewichts  der  Thiere  incl.  der  Wolle: 

I.    4  8  Pfd.  stickstoffhaltige  und  20,0  Pfd.  stickstofffreie  Nährstoffe, 
II.    3,6    „  „  „      20,0    „ 

III.  3,6    „  „  „     18,0    „ 

IV.  4,8    „  „  „      18,0    „ 

Die  Abtheilung  IV  erhielt  also  annähernd  dieselbe  Futteriuischung 
wie  bei  dem  früheren  Versuch,  während  die  übrigen  theils  ärmere,  theils 
reichere  Kationen  erhielten. 

Die  Futtermischungen  wurden  aus  passenden  Mengen  von  Kleeheu, 
Weizenstroh,  Kartoffeln  und  Leinkuchen  zusammengesetzt.  Jedes  Thier 
erhielt  täglich  1  Pfd.  Kleeheu  und  3  Pfd.  Weizenstroh,  letzteres  zum 
Durchfressen.  Das  nicht  konsumirte  Stroh  wurde  zurückgewogen  und  nur 
das  wirklich  verzehrte  in  Rechnung  gebracht.  Um  den  ungleichen  Stroh- 
verzehr möglichst  zu  kompensiren  und  zugleich  den  Veränderungen  des 
Lebendgewichts  Rechnung  zu  tragen,  wurde  die  Futtermischung  jede 
Woche  unter  Berücksichtigung  der  in  der  Vorwoche  verzehrten  Strohmenge 
neu  berechnet.  Die  Kartoffeln  wurden  mit  dem  Rübenschneider  geschnitten, 
Wasser  stand  den  Thieren  stets  zur  Verfügung,  dem  Futter  wurde  ausser- 
dem pro  Kopf  und  Tag  Veo  Pfd.  Salz  zugegeben.  —  Bei  Beginn  des  Ver- 
suchs waren  die  Thiere  7  bis  S  Monate  alt,  jede  Abtheilung  bestand  aus 
6  Thieren  im  Gesammtge wicht  von  348—349  Pfd.;  es  sollten  nur  Hammel 
benutzt  werden,  durch  ein  Versehen  wurden  jedoch  mehrere  weibliche 
Thiere  mit  ausgewählt  und  diese  ungleichmässig  auf  die  einzelnen  Ab- 
theilungen vertheilt,  so  dass  auf  Abtheilung  I  5  Zibben  kamen,  von  denen 
eine  sich  noch  dazu  später  tragend  erwies,  während  in  den  anderen  Ab- 
theilungen nur  je  1  weibliches  Thier  vorhanden  war.  Gefüttert  wurde 
täglich  dreimal  und  zwar  Morgens  8  Uhr,  Mittags  1 1  Uhr  und  Nachmittags 
zwischen  3  bis  4  Uhr.  Stroh  und  Heu  wurden  Morgens  und  Nachmittags 
vorgelegt,  Kartoffeln  und  Leinkuchen  auf  alle  drei  Mahlzeiten  möglichst 
gleichmässig  vertheilt.  —  Die  Aufstellung  erfolgte  am  24.  November,  der 
Versuch  begann  am  11.  Dezember,  nachdem  die  Thiere  sich  an  die  Füt- 
terung gewöhnt  hatten.  Am  6.  April  schloss  die  erste  Versuchsperiode, 
sie  dauerte  also  1 1 6  Tage ,  am  folgenden  Tage  wurden  die  Thiere  ge- 
schoren, das  durchschnittliche  Lebengewicht  der  drei  Schlusswägungen 
(5.,  6.  und  7.  April)  galt  nach  Abzug  des  Wollgewichts  als  Anfangsge- 
wicht für  die  zweite  Periode,  welche  bis  zum  8.  Mai,  also  33  Tage  währte. 

Wir  müssen  uns  darauf  beschränken,  nur  die  Durchschnittszahlen  der 
thatsächlichen  Versuchsergebnisse  mitzutheilen. 

Jahresbericht  X.  20 


306 


Fütterungs  -Versuche. 


2         '    is 

S         j5 

CM 

GM 

CO 

te- 

CO 

CO 

so 

t- 

-5    a    S, .« 

na 

O 

© 

-1 

er» 

■* 

"* 

CO 

iO 

ft 

00 

CT? 

«* 

c^ 

©~ 

c-^ 

Tj? 

l> 

CM 

(M 

CM 

CM 

3 

[- 

^K 

C 

iC 

lO 

© 

CO 

00 

-3              T3       « 

53 

1— 1 

CD 

>~ 

CM 

OO 

CD 

CM 

cu     ^           i~ 
■§     EP    tD> 

S-       O       E 

Ph 

od 

© 

UO 

l> 

<5 

c>T 

■eS 

C- 

00 

CD 

OO 

CO 

CO 

CO 

00 

CO 

10 

CM 

r~ 

CO 

CM 

CM 

c- 

T_t 

>3    fr  «2    S 

Ch 

«3 

cd 

CD 

CM 

CM 

CD 

c5 

SO 

so 

© 

CD 

W  "1 

lO 

OO 

sc 

Ic- 

so 

c- 

so 

c- 

Nähr- 

stoff- 

verhält- 

niss 

CT) 

© 

C- 

tH 

CD 

CD 

1-H 

O 

CO 

10 

c^ 

CD 

O» 

SD 

CD 

•* 

■* 

vtO 

lO 

"* 

iO 

cd 

cd 

rga- 
sche 
cken- 
stanz. 

GM 

00 

iO 

■* 

CO 

CO 

CO 

JQ 

r- 

CM 

lO 

SD 

0 

so 

TM 

Hi 

CO 

°i 

CO 

CO 

^L 

CO 

CO 

CO 

O    5    2^ 

CH        03 

CM 

CM 

ci 

CM 

CM 

oi 

CM 

GM 

Darin 
Fett. 

RS 

r~ 

cd 
0 
© 

CD 

c5 

CO 
SD 

CD 
© 

CM 

© 

© 

CM 
© 

© 

© 
© 

SO 
UO 

© 

•a-uo^saq^Nj 

00 

CD 

CM 

H* 

sc 

CO 

CM 

CM 

9I8JI 

CT) 

eo 

irO 

00 

CM 

CO 
CO 

CO 
CM 

© 

CO 

00 
GM 

CO 

SO 

-ijo^jppg 

•ajjcnsjqT;^ 

CM 

CM 

00 

CO 

© 

CO 

r~ 

0 

aSijrBq 

Ig 

PH 

CO 

CO 

Cl 

CO 

CM 

0 

CO 

CO 

^5 

-Jjoisjppg 

0 

© 

© 

© 

© 

© 

© 

© 

cA 

| 

•   ei 

1 

rJ* 

1 

"J. 

1    •  <± 

1 

ei 

1    '  ^ 

1      '   ^ 

1 

0 

0 

0 

0 

1         0 

O 

1         0 

1           c 

h 

M 

M 

*h 

Jh 

C      '     j- 

M 

£     '    "£ 

£     '     u 

u 

CS 

V 

et 

0 

ca 

CD 

<u           cd 

eS 

cu           cS 

0 

W 

ca 

•  W 

ED 

•4 

- 

M 

es 

rj 

•  M 

es 

S    •  M 

et 

to 

C6 

EH 

ES 

Oh 

> 
>— 

•  ES 

? 

ES 
Ph 

^ 

Ph 

Ph 

^ 

fe    '  ES 

.  P-1 

Ph 

£ 

jg 

CD 

rr 

,_| 

jd 

SD  'S       'sD 

Ph 

SO 

ES    *  so 

5"           CD  « 

ns      n 

gm 

»0 

SO 
•    CO 

CO 

5C 

Ph 

CO 

vOPh         00 

lO 

n,      .    -^Ph      .    00 
£          ^CM          °h 

_     .  Or~    .1-1 

1             © 

Ph 
so 

d    'S 
3     ■ 

g 

co 

CD 

Ol 

CO  CT3 
O) 

•*  r-        »-i 

CO 

»-H 

"o 

ja 

ja 

e» 

ja" 

pH 

ja 

-h       ja 

~'l 

.  ja 

CO         ^ 

co    .  ja  cd 

<4H         2 
Oh       Ph 

02 

p 

0 

q 

p 

a 

0 

•    0 

c 

0 

-    "  'S 
ß       h 

0 

fl 

CD 

•  co 

Ol 

ES 

CU 

X 

g    •  02 

0 

•  cc 

2    '  «3 

0          CO 

cu 

W    ^ 

'S 

ja 

-= 

ja 

ja 

ja 

ja 

ja 

e2 

o 

T3 

0 

^ci 

0      .    ^3 

a 

'  ES 

1  "  sä 

CU         •     rp] 

cu 

Oi 

3 

0; 

3 

Uh 

3 

— 

3          ■" 

3          et! 

3 

0    1 

ja   Ph 

jm 

jS  Ph  j*  ja 

Ph 

-m  ja   Ph 

44 

ja  P^ 

-ijja  Ph 
■5  2  >o 

j^  ja  Ph  j*  ja 

>.    7 

**"'l 

^5 

0    _ 

—     CO 

a 

2   so 

□ 

2 

so 

.2  g  co 

2  00 

•S  2  so 

3    O 

p,   s 

CO 

O 

0 

-: 

m     SO 

3    C75 

J 

'S   r- 
3    t— 

9 

CT) 
CD 

HH    g    1-H 

»3 

3  <Q> 

J  "S  °° 
.  3  ^ 

i-l     s    CO 

CU    +J 
»H     » 

^       3 

ES 

2  0 

rj; 

cu    0 

ja 

0) 

Im 

C 

jg 

CU       -H 

*»    1- 

— 5    *    -h 

EH  h 

sl 

2    s"' 

s 

O-i  co    s 

Ph  M 

Ph  CO 

jj 

Ph  «2     s" 

Jh 

co    3" 

P-i  CO     s 

Ph»    3 

PhCO 

~ 

ja 

3 

so 

cu 

CO 

O 

CO 

0 

t-     •     2 

SD 

.     cu 

— 1           co 

co    .    2 

1— * 

&H 

SC 

© 

-3     -3 
Vi       CU 

Oh   £ 

r. 

T3    J2 
e-.       CU 

Ph   j2 

O 

03 
D 

t  £      cj 

°o3 

f—  T3  ja 

cn  *"     «> 
"Ph   ^J 

:,Q_,     cu 

70  ES  'S 

'"Z  Qj       CJ 

°^5 

©^ 

-H 

■* 

H 

CA 

-* 

r-*i^ 

ä 

-*      . 

j5  s-i  ra 

B"gg   -,' 

£  CO 

ES 

"*  2 

■* 

co  rs 

Ph 

■S 

©    EL, 

•1 

©    Cl, 

:-"? 

0 

£^ 

CU   ^C    ^ 

«S  ©  Cl, 

3 

— 

O  Ph 

eS©  Ph 

<«  °  Ph 

cu  ^r 

eÄ  © 

•apouaj 

- 

cm 

- 

CM 

- 

CM 

- 

o-i 

•"—■ v.— 



.— «" — ~--_ 

•Sunjiaq^qy 

*-• 

►— ( 

H- 1 

Fütteftmgs -Versuche. 


307 


Analysen  der  Futtermittel.  —  Mit  Ausnahme  des  Weizenstrohs, 
für  welches  Durchschnittswerthe  angenommen  wurden,  sind  die  Futter- 
mittel analysirt  worden  und  die  Ergehnisse  der  Analysen  den  ohigen  Be- 
rechnungen zu  Grunde  gelegt.  Von  den  Kartoffeln  und  den  Leinkuchen, 
deren  Beschaffenheit  sich  nicht  gleich  blieb,  sind  im  Verlaufe  des  Ver- 
suchs mehrere  Bestimmungen  ausgeführt  worden.  Bei  den  Futterberech- 
nungen wurde  jedesmal  die  Zusammensetzung  der  gerade  verfütterten  Partie 
angenommen,  die  konsumirten  Nährstoffmengen  sind  jedoch  aus  den  Durch- 
sehnittswerthen  berechnet. 


Bestandteile. 

Nä 

brstoffe.*) 

£  o    . 

'<a 

£ 

ö 

ia 

*;S 

Futtermittel 

m 

3-2  <g 

•*  £  2 

CO 

fr 

<2 

N 

'S 

w 

0 

< 

■?  .5? 

O     03 

/i     'S 

02 

5>2-§ 

Kleeheu   

14,02 

27,69 

2,45'  27,52 

5,42 

22,90 

7,0    33,8    71,7 

Weizenstroh       .... 

5,12 

34,11 

0,68  39,61 

6,18 

14,30 

2,56  35,81 

79.52 

,  A.     .     .     . 

2,49 

22,90 

0,09 

0,67 

0,95 

72,90 

2,49,  23,12 

26,15 

Kartoffeln        B.     .     .     . 

2,52 

19,36 

0,11 

0,75 

0,86 

76.40 

2,52 1  19,63 

22,74 

1   C.     .     .      . 

1,97 

19,21 

0,08 

0,72 

0,94 

77,08 

l,97j  19,4! 

21,98 

Durchschnitt     .... 

- 

— 

0,09 

— 

— 

— 

2,33j  20,72 

23,62 

f  A.  .     .     . 

Leinkuchen   \    B.   . 

30,95 

24,91 

9,56  15,33 

8,34 

10,91 

30,95]  48,81 

80,75 

33,24 

2:  i,()5 

8,27  10,73 

6,31 

12,40 

33,24!  49,73 

81,29 

1  c.  .    .   . 

29,66 

25,54 

12,60'    9,04 

7,03 

16,13 

29,66  57,04 

76,84 

Durchschnitt      .... 

- 

-  1 

10,14 

— 

— 

— 

31,28]  51,86 

79,63 

Erste  Versuchsperiode.  — 

Als  Durchschnitt  der  Wagungen  vom  5.,  6.  und  7.  April  ergaben  sich 
folgende  Gewichte  am  Schlüsse  der  ersten  Periode: 

Abtheilung  I.  II.  III.  IV. 

88,17  Pfd.     85,50  Pfd.     80,85  Pfd.     81,93  Pfd. 
Das  Anfangsgewicht  hatte  betragen     59,65     „       61,27     „       60,42     „       60,67     „ 

Zunahme  in   116  Tagen    ....     28,52  Pfd.     24,23  Pfd.     20,43  Pfd.     24,36  Pfd. 

Diese  Zahlen  begreifen  die  Zunahme  an  Fleisch  und  Fett  und  an 
Schmutzwolle,  um  die  Grössen  der  einzelnen  Komponenten  zu  ermitteln, 
war  die  Zunahme  der  Stapellänge  der  Wolle  durch  Messungen  bei  Beginn 
und  Schluss  der  Periode  bestimmt  worden. 

Dieselbe  hatte  betragen: 


*)  Unter  „Nährstoffen"  ist  zu  verstehen:  für  die  stickstoffhalti- 
gen Stoffe  des  Rauhfutters  die  Hälfte  der  Protei'nstoffe,  im  übrigen  Futter  die 
darin  vorhandene  Gesannntmenge  der  stickstoffhaltigen  Bestandteile,  für  die 
stickstofffreien  Stoffe:  die  Extraktstoffe  (Kohlehydrate  nach  Grouven) 
unter  Hinzurechnung  des  Stärkemehläquivalents  des  Fettes,  also  der  2,5 fachen 
Fettmenge. 

20* 


308  Fütterungs  -Versuche. 

Abtheilung         I.  II.  HL  IV. 

In  Prozenten  der  Gesammtlänge        32,5  37,3  37,6  32,5 

Das  Schurgewicht  betrug  ungewaschen 

pro  Kopf 5,42  Pfd.     6,22  Pfd.   '  6,23  Pfd.    5,22  Pfd. 

Der  Zuwachs  an  ungewaschener  Wolle 
berechnet  sich  hiernach  für  die   116 

Versuchstage  auf 1,76     „       2,32     „        2,34     „        1,69     „ 

Also    betrug    der  Zuwachs    an    Fleisch 

und  Fett 26,76     „     21,91     „     18,09     „     22,67     „ 

Oder  pro  Tag: 

Zunahme  an  Fleisch  und  Fett     .     .     0,231   „       0,189  „       0,156  „       0,195  „ 
,  „    Schmutzwolle      .     .     .     0,015  „       0,020  „       0,020  „       0,015  „ 

Um  den  Zuwachs  an  reiner  Wolle  zu  ermitteln,  wurde  aus  jeder  Ab- 
theilung ein  Vliess  in  kaltem  Wasser  gewaschen,  hierbei  ergaben  100  Pfd. 
Schmutzwolle  an  gewaschener  Wolle : 

Abtheilung           I.                   II.  III.  IV. 
53,5             56,1             49,3             53,8 
Darnach  berechnet  sich  das  Schur- 
gewicht an  gewaschener  Wolle  zu    2,88    Pfd.     3,31     Pfd.  3,31    Pfd.     2,78  Pfd.*) 
Täglicher  Zuwachs  an  gewaschener 
Wolle 0.00S0  „      0,0106  „  0,0107  „      0,0078  „ 

Zur  Berechnung  der  Fütterungskosten  sind  folgende  Preise  in  Ansatz 
gekommen,  per  Zentner 

Kleeheu 20    Sgr. 

Weizenstroh      ....  13,5    „ 

Leinkuchen 65        „ 

Kartoffeln 14,7    „ 

Salz 16       „ 

Hiernacn  berechnet  sich: 

Abteilung         I.  II.  III.  IV. 

Tägliche    Futterkosten 

pro  Stück 1,041  Sgr.        0,9G5  Sgr.         0,808  Sgr.        0,950  Sgr. 

Kosten  der  erzielten  Zu- 
nahme   an    Lebendge- 
wicht pro  100  Pfd.  .  .  14Thlr.3Sgr.  15  Thlr.  12  Sgr.  15Thlr.9Sgr.  15Thlr.2Sgr. 
Pro  Pfund 4,23  Sgr.  4,62  Sgr.  4,59  Sgr.         4,52  Sgr. 

Die  Marktpreise  für  die  Wolle  sind  an  und  für  sich  wenig  konstant, 
ausserdem  stellen  sich  die  Preise  pro  100  Pfd.  Wolle  ungleich,  je  nach- 
dem man  die  Wolle  im  ungewaschenen  oder  flussgewaschenen  Zustande  auf 
den  Markt  bringt.  Stohmann  nimmt  für  die  gewaschene  Wolle  einen 
Preis  von  59  Thlr.  pro  Zentner,  für  die  Schmutzwolle  23 Va  Thlr.  als  Preis 
an.    Diese  Preise   stehen  jedoch   unter  einander  nicht  in  dem  Verhalt- 


*)    Bei    diesen    Berechnungen     ist    der    Durchschnitt    der    Waschungsresultate 
ss:  53,2  Prozent  zu  Grunde  gelegt. 


Fütternngs  -Versuche.  309 

nisse  wie   die  Schmutzwolle  zu  der  gewaschenen,  denn  es  berechnet  sich 
z.B.  der  Werth  des  Schurgewichts  eines  Thieres  der  Abtheilung  I: 

5,42  Tfd.  ungewaschene  Wolle  =       .     37,9  Sgr. 

2,88     „     gewaschene  Wollo  =      .     .     51,0    „ 

Differenz      13,1  Sgr. 

St  oh  mann  bezeichnet  hiernach  den  Verkauf  der  Wolle  im  unge- 
waschenen Zustande  als  unvortheilhaft,  es  werden  aber  dabei  die  Kosten 
der  Wäsche  noch  mit  zu  berücksichtigen  sein. 

Unter  Zugrundelegung  des  Preises  für  die  gewaschene  Wolle  von 
17,7  Sgr.  pro  Pfd.  berechnet  sich  pro  Tag: 

Abtheilung :         I. 
Werth  des  Wollzuwachses    .     .     .     0,143  Sgr. 
Kosten  des  Fleischzuwachses    .     .     0,898     ., 
Kosten  von   1  Pfd.  Fleischzuwachs     3,98       „ 
Kosten  von  100  Pfd.  Fleischzuwachs        12  Thlr. 

29  Sgr. 

Die  erzielte  Ausnutzung  des  Futters  ergiebt  sich  aus  nachstehenden 
Berechnungen.  Es  war  beabsichtigt,  das  Futter  so  zu  normiren,  dass  ein 
bestimmtes  Quantum  pro  1000  Pfd.  Lebendgewicht  ohne  Wolle  gegeben 
wurde.  Da  aber  das  Gewicht  der  kahlen  Thiere  bei  Beginn  des  Versuchs 
nicht  bekannt  war.  so  musste  von  der  Berücksichtigung  der  Wollmenge 
abgesehen  und  das  Futter  auf  das  volle  Lebendgewicht  berechnet  werden. 
Auf  Grund  obiger  Ermittelungen  lässt  sich  jetzt  berechnen,  dass  der 
durchschnittliche  Nährstoffkonsum  pro  1000  Pfd.  Lebendgewicht  der  kahl 
gedachten  Thiere  betrug: 


II. 

III. 

IV. 

0,188  Sgr. 

0,189  Sgr. 

0,137  Sgr. 

0,777    „ 

0,(519    ,, 

0,813    „ 

4,11      „ 

3,97      „ 

4,17      „ 

13  Thlr. 

13  Thlr. 

13  Thlr. 

21  Sgr. 

7  Sgr. 

27  Sgr. 

Stickstoffbalt. 

Stickstofffreie 

Trocken- 

Nährstoffe. 

Nährstoffe. 

Fett. 

suVistanz. 

Ahth.    I.      . 

.    .      4,93  Pfd. 

20,01  Pfd. 

1,40  Pfd. 

34,19  Pfd. 

„     H.      . 

.     •      3,77     „ 

20,81     „ 

0,92     „ 

00,00       ,, 

„    III.      . 

.    .      3,81     „ 

18,85     „ 

1,10     „ 

34,59     „ 

„  iv.    . 

.     .      5,07     „ 

18,75     „ 

1,57     „ 

34,56     „ 

Diese  wirklich  konsumirten  Nährstoffmengen  weichen  also  nicht  all- 
zuweit von  den  ursprünglich  projektirten  ab.  Vergleichbar  sind  zunächst 
die  beiden  Abtheilungen  I  und  IV,  beide  haben  fast  genau  gleiche  Mengen 
von  organischer  Trockensubstanz  in  ihrem  Futter  (2,372  resp.  2,363  Pfd. 
pro  Tag)  und  gleiche  Mengen  von  stickstoffhaltigen  Nährstoffen  (0,342 
resp.  0,347  Pfd.  pro  Tag)  verzehrt,  dagegen  differirte  der  Gehalt  an 
stickstofffreien  Nährstoffen,  davon  verzehrte: 

Abth.   I.    .    .      1,398  Pfd. 
IV  1  282 

also  Abtheilung  I  mehr  0,116  Pfd.     Die  Futtermengen  waren  in  beiden 
Fällen  nahezu  gleich.    Die  Produktion  an  Fleisch  und  Fett  betrug  nun 

pro  Tag: 

Abth.   I.    .    .      0,231  Pfd. 
„    IV.    .     .      0,195    n 


diu  Füttemngs  -Vergliche. 

Mithin  wirkte  der  Mehrgehalt  an  stickstofffreien  Nährstoffen  ausser- 
ordentlich günstig  auf  den  Fleischansatz  ein.  oder,  was  dasselbe  ist,  die 
Ausnutzung  der  stickstoffhaltigen  Nährstoffe  wurde  dadurch  sehr  befördert. 
Das  Nährstoffverhältniss  von  1  : 4,09  hei  Abtheilung  I  erwies  sich  viel 
günstiger,  als  bei  Abtheilung  II  das  Verhältniss  1  :  3,69. 

Aehnliche  Verhältnisse  ergeben  sich  bei  Vergleichung  der  beiden  Ab- 
theilungen II  und  III,  auch  bei  diesen  waren  die  Mengen  der  organischen 
Trockensubstanz  und  der  stickstoffhaltigen  Nährstoffe  nahezu  gleich  (2,315 
resp.  2,268  Pfd.  Trockensubstanz  und  0,258  resp.  0,250  Pfd.  stickstoff- 
haltiger Nährstoffe,  dagegen  differirten  wieder  die  Mengen  der  stickstoff- 
freien Nährstoffe,  welche  betrugen: 

Abth.  II.    .    .      1,422  Pfd. 
„     III.    .    .      1,236     „ 

also  in  Abtheilung  II  mehr  0,186  Pfd.     Auch  hier  waren  die  Fettmengen 
der  Rationen  nahezu  gleich.    Erzielt  wurde  an  Fleisch  und  Fett: 

Abth.  II.    .    .      ü,  189  Pfd. 
„     III.     .     .      0,156     „ 

Entsprechend  dem  geringeren  Gehalt  an  stickstoffhaltigen  Nährstoffen 
war  die  Zunahme  in  diesen  beiden  Abtheilungen  geringer,  als  bei  den 
Abtheilungen  I  und  IV,  aber  es  zeigt  sich  auch  hier  wieder,  dass  der 
höhere  Gehalt  an  stickstofffreien  Nährstoffen  eine  höhere  Ausnutzung  der 
stickstoffhaltigen  herbeiführte.  Auf  100  Pfd.  konsumirter  Nährstoffe,  resp. 
100  Pfd.  Stickstoff  haltiger  Nährstoffe  ( neben  der  entsprechenden  Menge 
stickstofffreier  Substanz)  berechnet  sich  Fleischzuwachs: 

Nährstoffe  im     Stickstoffhaltige 

Ganzen.  Nährstoffe. 

Abth.    I.      .     . 

„       II.      .     . 

„     III.       .     . 

„IV.      •     • 

Da  auf  100  Pfd.  stickstoffhaltige  Nährstoffe  konsumirt  wurden  in  Ab- 
theilung I  409  Pfd.,  in  Abtheilung  IV  ."»69  Pfd.  stickstofffreier  Nährstoffe, 
so  wurden  also  in  Abtheilung  I  durch  den  Mehrgehalt  von  40  Pfd.  stick- 
stofffreier Nährstoffe  11,35  Pfd.  Fleischzuwachs  mehr  produzirt.  Ehenso 
ergab  in  Abth.  III  der  Mehrgohalt  von  57  Pfd.  stickstofffreier  Nährstoffe 
über  Abth.  III  (551  resp.  494  Pfd.)  10,86  Pfd.  Fleischzuwacns  mehr. 

In  Abth.  II  war  mithin  die  höchste  Ausnutzung  des  Futters  erzielt, 
nicht  aber  der  höchste  tägliche  Zuwachs,  das  Mischungsvcrhältniss  der 
Bestandtheilo  des  Futters  dieser  Abtheilung  war  mithin  ein  für  die  Aus- 
nutzung möglichst  günstiges,  dagegen  scheint  eine  Erhöhung  der  stick- 
stoffhaltige Nährstoffe  auf  4,8  Pfd.  pro  IQOO  Pfd.  Lebendgewicht  erfor- 
derlich, um  die  höchstmögliche  Produktion  zu  erreichen. 


13,27  Pfd. 

67,54  Pfd. 

11,25     „ 

73,26     „ 

10,50     „ 

62,40     „ 

11,97     „ 

56,11)     „ 

Fütterungs  -Versuche.  311 

Zwoitc  Versuchsperiode.  — 

Das  Schlussgewicht  der  Thiere  betrag  im  Durchschnitt  der  drei 
letzten  Wftgungen  vom  8.,  9.  und  10.  Mai: 

Abtheilung:  I.  II.  III.  IV. 

90,94  Pfd.    87,25  Pfd.    82,10  Pö.    87,28  Pfd! 
Das  Anfangsgewicht  hatte  betragen  .    81,92     .,      79,28     „      74,62     „      79,71      „ 

Die  Zunahme  betrug  also  in  33  Tagen      9,02  Pfd.      7,97  Pfd.      7,48  Pfd.      7,57  Pfd. 

Um  die  Grösse  des  Wollzuwachses  zu  ermitteln,  wurde  nach  Beendi- 
gung des  Versuchs  aus  jeder  Abtheihmg  ein  Thier  geschoren,  die  hierbei 
erzielten  Wollmengen  differirten  zwischen  0,322  und  0,764  Pfd.  Stoh- 
mann  erklärt  diese  Differenzen  durch  die  Unausgeglichenheit  der  einzel- 
nen Thiere  in  der  Wolle,  er  nimmt  den  Durchschnitt  der  Schurgewichte  = 
0,48  Pfd.  auf  33  Tage  als  durchschnittliches  Schurgewicht  für  alle  vier 
Abtheilungen  an.    Hiernach  berechnet  sich: 

Abtheilung:      I.  II.  III.  IV. 

Gesammtzunahme 9,02  Pfd.       7,97  Pfd.       7,48  Pfd.       7,57  Pfd. 

Wollzuwachs 0,48     „        0,48     „        0,48     „        0,48     „ 

Zuwachs  an  Fleisch  und  Fett  .     .  8,54  Pfd.  7,19  Pfd.  7,00  Pfd.  7,09  Pfd. 
Oder  pro  Tag: 

Wollzuwachs 0,015    „  0,015    „  0,015    „  0,015    „ 

Zuwachs  an  Fleisch  und  Fett  .     .  0,258    „  0,226    „  0,211     „  0,215    „ 

Der  Zuwachs  an  Schmutzwolle  stellt  sich  also  dem  in  der  ersten 
Periode  beobachteten  Zuwachs  (0,015  — 0,020  Pfd,)  fast  gleich,  bei  der 
Wäsche  zeigte  sich  aber,  dass  die  zweite  Schur  bedeutend  mehr  ge- 
waschene Wolle  lieferte,  nämlich  im  Durchschnitt  76,7  Proz.,  während  die 
erste  Schur  nur  5.3,2  Proz.  gewaschener  Wolle  ergab. 

Es  berechnet  sich  also  das  durchschnittliche  Schurgewicht  an  ge- 
waschener Wolle  zu  0,368  Pfd.  pro  Stück  oder  0,0111  Pfd.  pro  Kopf  und 
Tag.    Die  Futterkosten  betrugen: 

Abtheilung:        I.  II.  III.  IV. 

Pro  Kopf  und  Tag      1,421  Sgr.  1,297  Sgr.  1,045  Sgr.  1,203  Sgr. 

100  Pfd.  Lebendge- 

wichtszun.  kosteten  17  Thlr.  11  Sgr.  17  Thlr.  28  Sgr.  15  Thlr.  12  Sgr.  17Thlr.  13  Sgr. 
1  Pfd.  kostete    .     .        5,21  Sgr.  5,38  Sgr.  4,62  Sgr.  5,23  Sgr. 

Unter  Annahme  des  obigen  Wollpreises  von  17,7  Sgr.  pro  Pfund 
hatte  die  täglich  produzirte  Wolle  einen  Werth  von  0,197  Sgr.,  rechnet 
man  dies  von  den  täglichen  Futterkosten  ab,  so  betrugen  die  Produktions- 
kosten der  Zunahme  an  Fleisch  und  Fett: 

1  Pfd.  100  Pfd. 

Abth.    I.     .     .     .     4,75  Sgr.       15  Thlr.  25  Sgr. 

„      II.     .     .     .     4,87     „         IG     „       7     „ 

„     III.    .     .     .    4,02    „         13     „     12     „ 

„     IV.    .    .     .    4,68    „         15     „     18    „ 


312  Fütterungs  -Versuche. 

Der  durchschnittliche  Nährstoff konsum  der  Thiere  betrug  pro  1000  Pfd. 
Lebendgewicht  ohue  Wolle: 

Stickstoff-  Stickstofffreie  Darin  Organische 

haltige            Nährstoffe                      ■  Trocken- 

Nährstoffe.  im  Ganzen.  Fett.  Substanz. 

Pfd.                    Pfd                    Pfd.  Pfd. 

Abth.    1 5,01  21,57  1,73  33,97 

„      II 3,83  22,09  1,09  34,38 

„    III 3,88  20,52  1,31  36,58 

„IV 5,01  19,60  1,87  34,13 

Der  bei  Vergleichung  dieser  Zahlen  mit  den  Angaben  des  Verzehrs 
in  der  ersten  Periode  sich  ergebende  höhere  Konsum  an  Nährstoffen  er- 
klärt sich  dadurch,  dass  bei  der  Berechnung  jeder  Periode  der  durch- 
schnittliche Konsum  der  ganzen  Zeit  ermittelt  ist,  die  Futterrationen  waren 
jedoch  so  normirt,  dass  Anfangs  ein  schwächeres  Futter  gegeben  und 
dieses  nach  Massgabe  der  Zunahme  des  Lebendgewichts  allmählich  ge- 
steigert wurde.  Der  relativ  höhere  Verzehr  an  stickstofffreien  Nährstoffen 
findet  seine  Erklärung  dadurch,  dass  die  Thiere  nach  der  Schur  bei  ge- 
steigerter Fresslust  grössere  Quantitäten  von  Stroh  verzehrten. 

Die  in  der  ersten  Periode  beobachtete  Steigerung  des  Fleisch-  und 
Fettansatzes  durch  erhöhte  Darreichung  von  stickstofffreien  Nährstoffen 
bei  gleichen  Gaben  von  stickstoffhaltigen  stellt  sich  auch  hier  wieder 
heraus.  Abth.  I  erhielt  0,227  Pfd.  stickstofffreier  Nährstoffe  mehr,  als 
Abth.  IV  (1,859  resp.  1,632  Pfd.)  und  ergab  einen  höheren  Zuwachs  von 
0,043  Pfd.  pro  Tag  und  Kopf.  Bei  Abth.  II  betrug  der  Mehrkonsum  an 
stickstofffreien  Nährstoffen  im  Vergleich  zu  Abtheil.  III  0,231  Pfd.,  die 
Mehrproduktion  0,015  Pfund.  Vergleicht  man  die  beideu  Abtheilung  I 
und  II  und  III  und  IV  untereinander,  so  ergiebt  sich,  wie  in  der  ersten 
Periode,  dass  bei  gleichen  Mengen  von  stickstofffreien  Nährstoffen  jedes- 
mal durch  die  grössere  Menge  von  stickstoffhaltigen  Nährstoffen  der 
grössere  Zuwachs  erzielt  ist.  Vergleicht  man  endlich  die  Abtheilungen 
II  und  IV,  so  ergiebt  sich,  dass  der  Ueberschuss  an  stickstoffhaltigen 
Nährstoffen  bei  Abth.  IV  den  Mangel  an  stickstofffreien  nicht  zu  decken 
vermochte.  Oder  mit  anderen  Worten,  bei  gleichen  Möngen  an  organi- 
scher Trockensubstanz  im  Futter  erreicht  man  am  Ende  der  Mast  bei 
einem  Nährstoffverhältniss  von  1  : 5,77  dasselbe  oder  mehr,  als  bei  einem 
Verhältniss  von  1  :  3,0 1 . 

Die  täglichen  Gewichtszunahmen  der  kahlen  Thiere  betrugen 

in  der  ersten     in  der  zweiten 
Versuchsperiode. 
Abth.    I.      .     .     .      0,231  Pfd.  0,258  Pfd. 

„       II.      ...      0,189     „  0,226    „ 

irr.     ...     o,i56    „  0,211    * 

„IV.      ...      0,195     „  0,215     „ 

In  der  zweiten  Periode  ergab  sich  hiernach  für  alle  vier  Abtheilungen 
eine   höhere   Zunahme;    Stohmann   erklärt   diese  Beobachtungen   theils 


Ftitterungs-Versnche  olo 

durch  die  niedrige  Stalltomporatur  wahrend  der  ersten  Periode,  die  mehr- 
fach bis  unter  den  Gefrierpunkt  herabging,  thcils  durch  die  grössere 
Kapazität  des  Verdauungsapparats  der  inzwischen  ausgewachsenen  Thiere, 
wodurch  dieselben  eine  grössere  Menge  von  Futterresten  in  dem  Verdau- 
ungsapparate zurückzuhalten  vermochten.  Wir  erinnern  hierbei  auch  an 
die  bekannte  Thatsache,  dass  Schafe  nach  der  Schur  sich  leichter  mästen, 
welche  übrigens  von  Stohmann*)  selbst  bei  früheren  Versuchen  be- 
stätigt worden  ist. 

Lässt  man  die  Volumzunahme  des  Verdauungsapparats  ausser  Acht 
und  nimmt  die  ganze  Gewichtszunahme  excl.  Wolle  als  Fleisch-  und  Fett- 
zuwachs an,  so  berechnet  sich,  dass  produzirt  wurden  durch 

100  Pfd.  100  Pfd.  Auf  100  Pfd.  stick- 

Nährstoffe  stickstoffhaltiger  stoffhalt.  Nährstoffu 

im  Ganzen.  Nährstoffe.  kamen  stickstofffreie. 

Pfd.  Pfd.  Pfd. 

Abth.  1 11,26  59,72  577 

„   II 10,50  71,06  529 

„  HI 11,07  69,64  430 

„IV 10,50  51,56  391 

Die  Ausnutzung  des  Futters  war  also  zwar  noch  eine  sehr  günstige, 
jedoch  etwas  niedriger,  als  in  der  ersten  Periode,  die  Ausnutzung  der 
stickstoffhaltigen  Stoffe  zeigt  sich  direkt  abhängig  von  der  Menge  der 
beigegebenen  stickstofffreien.  Durch  Vergleichung  mit  früheren  Versuchen 
weist  Stohmann  nach,  dass  die  obige  Ausnutzung  des  Futters  eine 
ausserordentlich  hohe  war  und  ähnliche  Zahlen  nur  bei  Versuchen  mit 
Southdown- Merinos  früher  erzielt  wurden.  Diese  Mischlinge  eignen  sich 
weit  mehr  zur  Mästung  als  Merinoschafe. 

Ueber  die  Rentabilität  der  Mast  giebt  Stohmann  nachstehende  Be- 
rechnung : 

Die  Thiere  wurden  im  mageren  Zustande  zu  5  Thlr.  pro  Stück  an- 
gekauft, hiervon  der  Werth  der  Wolle  in  Abzug  gebracht,  welche  die 
Thiere  bei  Beginn  des  Versuchs  tragen,  nämlich: 

Abtheilung:         I.  II.  III.  IV. 

34,34  Sgr.     36,82  Sgr.     36,64  Sgr.     33,28  Sgr. 
Bleibt  als  Ankaufswerth  der  kahl 

gedachten  Thiere  .....     115,66     „     113,18     „      113,36     „     116,72     „ 
Futterkosten    in    149  Tagen    nach 

Abzug   des  Werthea  des  TVoll- 

/.uwaebses 151,01     „     132,97     „     106,26     „     133.97     „ 

Die  fetten  Thiere  kosteten  also  .     266,67     „     246,15     „     219,62     „     250,69     , 
Verkaufspreis    der    fetten    Thiere 

(87*  Thlr.  pro  100  Pfd.)      .     .     231,90     „     222,49     „     209,35     „     222,56     „ 
Kosten    des    produzirten   Düngers       34,77     „       23,66     „        10,27     „       2S,13     ■■ 

Trotz    der   billigen   Produktion    des  Fleischzuwachses    und   trotz  der 

ausserordentlich  hohen  Ausnutzung   der  Futterstoffe  ist  doch  das  Resultat 

der  Mästung   nicht    günstig   genug   gewesen,    um  die  Produktionskosten 

durch  den  Erlös  für  die  gemästeten  Thiere  zu  decken. 

*)  Jahresbericht.     1866.     S.  389. 


314 


Fütterungs-Versuche. 


Stohmann  berechnet,  dass  eine  Rente  unter  den  obwaltenden  Ver- 
hältnissen nur  dann  erzielt  worden  wäre,  wenn  die  Thiere  bei  einem  An- 
fangsgewichte von  ca.  58  Pfd.  nicht  mehr  als  4\'z  Thlr.  gekostet  hätten  und 
dabei  der  Werth  der  Wolle,  welche  sie  besassen,  1  Thr.  5  Sgr.  betragen 
hätte;  wenn  ferner  die  fetten  Thiere  excl.  Wolle  zu  9  Thlr.  und  die  ge- 
waschene Wolle  zu  59  Thlr.  pro  100  Pfd.  hätte  verkauft  werden  können. 
Da  aber  auch  hierbei  noch  die  Nebenkosten  (Streumaterial,  Ab  Wartung, 
Wollwäsche  etc.)  nicht  mit  in  Rechnung  gezogen  sind,  so  ergiebt  sich, 
dass  selbst  die  Mästung  der  Southdown-Merinos  in  so  jugendlichem  Alter 
und  bei  so  geringem  Lebendgewicht  keinen  Vortheil  gewährt. 

Schliesslich  macht  Stohmann  noch  darauf  aufmerksam,  dass  das  niedrige 
Gewicht  der  mageren  Thiere  (58  Pfd.)  die  Rente  der  Mästung  beeinträchtigt  hat; 
er  berechnet,  dass  der  Gewinn  durch  die  Mast  bei  verschiedenen  Thieren  sich  um 
so  höher  herausstellen  wird,  je  höher  das  Anfangsgewicht  ist,  mit  dem  die  Thiere 
aufgestellt  werden.  Hierbei  ist  jedoch  vorausgesetzt,  dass  der  Ankaufspreis  der 
mageren  Thiere  für  100  Pfd.  Lebendgewicht  und  auch  die  Mastfähigkeit  bei  den 
höheren  Lebendgewichten  ebenso  gross  sei  wie  bei  den  weniger  fleischigen  Thieren. 
Oder  mit  anderen  Worten:  100  Pfd.  Lebendgewicht  irgend  eines  Thieres  haben  für 
den  Mäster  einen  viel  höheren  Werth,  wenn  es  in  einem  bereits  fleischigen  Zustande 
zur  Mast  aufgestellt  wird,  als  dasselbe  Lebendgewicht,  welches  im  Herbste  halbver- 
hungert von  der  Weide  kommt.  —  Die  Richtigkeit  dieses  Satzes  wird  gewiss  nicht 
bezweifelt  werden! 

Schlachtergebnisse.  —  Nach  Beendigung  des  Versuchs  wurde 
aus  jeder  Abtheilung  ein  Thier  geschlachtet  und  die  einzelnen  Theile  des- 
selben gewogen. 


Abtheilung: 

Tag  des  Schlachtens : 

Tageszeit: 


I. 

18.  Mai 

3  Uhr 
Nachm. 


II. 

23.  Mai 

5  Uhr 

Nachm. 


III. 
23.  Mai 

5  Uhr    I 
Nachm. 


IV. 

15.  Mai 

10  Uhr 

Morg. 


Lebendgewicht  Morgens  nüchtern 

„  unmittelbar  vor  dem  Schlachten  .     . 

Blutverlust 

Fell  mit  den  Beinen 

Kopf  mit  Zunge 

Leber  und  Gallo  , 

Herz 

Lunge  und  Luftröhre 

Fett  an  den  Eingeweiden 

Gedärme  ohne  Inhalt 

Pansen,  Haube,  Psalter  und   Schlund 

Magen-  und  Darminhalt 

Milz 

Rumpfund  d.  4  Viertel  incl.  Nierenfett  (Sclilaehtgew.) 

Nierenfett  abgeschätzt  zu 

Gesammtgewieht  der  gewogenen  Körpertheilo  .  . 
Fohl-  resp.  Mehrgewicht  gegen  Lebendgewicht  .  . 
Lebendgewicht:  Schlachtgewicht  =-  100     .     .     .     . 


90,4 

92,2 
3,5 
7,1 
3,2 
1,5 
0,6 
1,5 
5,2 
1,35 
2,4 

10,9 
0,1 

53,6 
5,0 

90,9 
-  L,3 

58,1 


90,0 

88,0 
3,0 
7,4 
3,3 
1.3 
0,4 
1,61 
4,2 
1,45 
2,1 

10,  "2 
0,12 

50,5 
3,0 

85,58 
-  2, 1 2 

.07,4 


90,0 

85,5 
3,2 
7,0 
3,05 
1,6 
0,6 
1,52 
4,3 
1,85 
1,7 

11,0 
0,13 

48,0 
3,0 

83,95, 
-  1,55 

56,2 


91,0 
4,2 
6.7 
3,4 
1,8 
0,8 
1,6 
4,4 
2,0 
2,7 

15,4 
0,1 

4*,3 
3,0 

91,4 
1    0,4 

53,1 


Rückblick.  315 

Bei  nachstehenden  Mittheilungen  müssen  wir  uns  mit  einem  Hinweise  begnügen  : 

l'eber  tue  Bestimmung  des  Nahrungsgehaltes  der  verschiedenen  Futtermittel, 
v  n   A.  Buerschaper.  1) 

Topiiiambour,   Vortheile  und  Nachtheile  seiner  Kultur,  von  A.  Heuser.  -) 

Werth  der  Maische,  von  Dr.  Werner.  :i) 

Ueber  die  Zusammensetzung  und  den  Futterwerth  des  Strohs,  von  Ch.  Ca- 
meron.  *) 

Ueber  den  Wechsel  der  Nährkraft  des  Klees  während  seiner  Wachsthums- 
perioden,    von  A.  Stock  bar  dt.  5) 

The  chemistry  of  stock  feeding,    by  Warington.  6) 

Ueber  Braunheubereitung,  von  Voss.  ") 

Das  Trocknen  des  Klee's.  s) 

Ueber  Sauerhcubereitung,  von  Johann  Pompe.  9) 

On  haymacking  in  the  field  and  stack.  '") 

Ueber  Viehfütteruug,   von  Ph.  Schaad.  I') 

Ueber  Kraftfutter  bei  Milchnutzuug,  von  Trommer.  '-) 

Ueber  die  Verwerthung  der  Futtermittel,  von  Schönfeld.  13) 

Purchased  food,  by  A.  Völker.  ' ') 

Anwendung  der  Grouven 'sehen  Futternormen,   von  A.  Nekula.  N>) 

Ueber  Molkenfutterung.  16) 

Mastungscrgebnisso  mit  36  Stück  Ochsen,  von  F.  Saengcr.  !") 

Rückblick  auf  einige  Fütterungs versuche  mit  Schweinen.  18) 


Es  ist  ein  grosser  Uebelstand  für  die  Fütterungslehre,  dass  die  gegenwärtig 
gebräuchlichen  Methoden  der  Futteranalyse  keinen  genauen  Aufschluss  über  die 
Natur  der  näheren  organischen  Bestandtheile  der  Futtermittel  gewähren,  sondern 
Körper    von    ungleicher    Zusammensetzung    und  ungleichen    Eigenschalten  gruppen- 


Rückblick. 


1867.     S.  29. 


1867.    S.   191. 


S.  47. 


Hannov.  land-  und  forstw.  Vereinsbl. 

Ibidem.     S.  150. 

Badisches  landw.  AVochcnbl.     1867.     S.  406. 

Land-  u.  forstw.   Zeitung  f.  d.  Prov.  Preussen. 

Der  chemische  Ackersmann.     1867.      S.   193. 

Gardener's  chronicle.     1867.     S.  161. 

Meklenbg.  Annalen.     1867.     S.  66. 

Amtsblatt  f.  d.  landw.  Vereine  in  Sachsen.     1867. 

Allgem.  land.   u.   forstw.  Zeitung.      1N67.     S.  470. 

Farmer' s  herald.      1867.     S.  5o- 

Zeitschr.  f.  d.  landw.  Vereine  in  Hessen. 

Landw.  Wochenschr.  d.  halt.  Centralver. 

Annalen.     Wochenbl.      1867.     S.   225. 

Journ.   of  agriculture  of  scotland.      1867. 

Scfilea.  landw.  Zeitung.      1867.     S.   106. 

Badisches   landw.   Wochenblatt.      1867-     S.  411. 

Mitth.   d.   landw.   Cctiialver.  f.   d.   Netzedistrikt.      1S67.     S.  80. 

Amtsblatt  f.  d.  landw.  Vereine  in  Sachsen.     1867.     S.   112. 


1867. 
1>S67. 

S.  303. 


S.  53. 
S.  10. 


316  ttiiekblick. 

weise  zusammenfassen  und  als  gleichwertig  für  die  thierische  Ernährung  betrachten. 
Da  es  leider  bei  dem  gegenwärtigen  Stande  unserer  Kenntnisse  nicht  möglich  ist, 
die  einzelnen  Glieder  der  stickstoffhaltigen  und  stickstofffreien  .Nährstoffe  genau  zu 
trennen  und  zu  bestimmen ,  bei  den  stickstofffreien  Nährstoffen  aber  der  Respira- 
tionswerth  zu  ihrem  Gehalte  an  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und  Sauerstoff  in  enger 
Beziehung  steht,  so  haben  H.  Schultze  und  E.  Schulze  den  Ausweg  einge- 
schlagen, die  elementare  Zusammensetzung  der  stickstofffreien  Stoffe  in  Bausch  und 
Bogen  zu  bestimmen  und  daraus  den  Respirationswerth  im  Vergleiche  zu  der  Stärko 
zu  berechnen.  Die  Untersuchungen  der  Verfasser  beziehen  sich  auf  die  Elementar- 
zusammensetzung der  stickstofffreien  Saft-  und  Markbestandtheile  der  Futterrunkeln, 
Steckrüben  und  Möhren;  es  hat  sich  dabei  ergeben,  dass  der  Respirationswerth 
dieser  Stoffe  nicht  sehr  erheblich  von  dem  der  Stärke  abweicht.  Derselbe  differirt 
von  93,89  Prozent  bei  der  Trockensubstanz  des  Saftes  der  Steckrüben  bis  zu 
101,78  Proz.  bei  dem  Mark  der  Möhren,  die  Stärke  =  100  angenommen.  — 
W.  Wicke  lieferte  ausführliche  Analysen  der  Rückstände  aus  einer  nach  dem 
Diffusionsverfahren  arbeilenden  Zuckerfabrik,  bei  denen  zugleich  die  Aschenbestand- 
theile  mit  berücksichtigt  sind.  —  Weitere  Futteranalysen  liegen  vor  von  verschie- 
denen Sorten  Grünmais  (J.  Moser),  von  Buchwei/.en  (J.  Moser  und  W.  Henne- 
berg),  von  Brennnesselblättern  (L.  Lenz),  von  Hopt'enblättern  (R.  Hoffmann), 
von  Kohlrabi  (Anderson)  und  von  der  Futterdistel  (Jannasch).  —  Pineas 
untersuchte  zwei  Sorten  Wiesenheu  aus  der  Memeler  Niederung,  welche  sich  bei 
der  Verfütterung  ungleichwerthig  erwiesen  hatten;  die  ermittelte  bedeutende  Diffe- 
renz in  dem  Prote'j'ngehalt  liefert  die  Erklärung  hierfür.  —  A.  Völker  und 
A.  Hosäus  stellten  Untersuchungen  über  die  Bereitung  von  Braunheu  an;  beide 
gelangten  zu  dem  Schlüsse,  da^s  die  Futterstoffe  bei  der  Braunheubereitung  einen 
wesentlichen  Verlust  an  Nährstoffen  durch  die  dabei  eintretenden  Zersetzungs- 
pro/.esse  erleiden,  indessen  lässt  sich  die  Grösse  dieses  Verlustes  nach  den  Unter- 
suchungen der  Verfasser  nicht  beurtheilen  und  es  bleibt  immer  noch  fraglich,  ob 
die  anerkannten  Vortheile,  welche  die  Braunheubereitung  durch  ihre  Unabhängig- 
keit von  der  Witterung  vor  der  Dürrheubereitung  darbietet,  nicht  den  Nachtheil 
eines  entstehenden  Verlustes  an  Nährstoffen  reichlich  ausgleichen.  A.  Beyer's 
Untersuchungen  von  beregnetem  und  trocken  eingebrachtem  Wundkleeheu  zeigen, 
dass  auch  bei  der  Dürrheubereitung  oft  erhebliche  Verluste  eintreten  können,  viel- 
leicht weit  grössere,  als  bei  einer  sorgsam  ausgeführten  Braunheubereitung  statt- 
finden. Die  letztgenannte  Methode  dürfte  daher  auf  Grund  der  vorstehenden  Ana- 
lysen noch  nicht  zu  verurtheilen  sein.  Anzunehmen  ist  jedoch,  dass  bei  an  sich 
guten  zarten  Futterstoffen  ein  blosses  Schwitzenlassen  des  halbtiocknen  Heues  in 
der  in  Salzmünde  üblichen  Weise*)  der  eigentlichen  I'.raunheubereitung  vorzu- 
ziehen ist.  --  Ein  neues  Futtermittel,  nämlich  Oelkuchen  aus  Maiskeimen,  analy- 
sirte  J.  Moser,  dasselbe  scheint  aber  noch  nicht  im  Grossen  fabrizirt  zu  werden. 
—  Anderson  warnte  vor  der  Verfälschung  von  Leinkuchen  mit  Unkrautsämereien, 
namentlich  mit  dem  Samen  von  wildem  Senf.  —  Eine  Analyse  von  Molken  ver- 
öffentlichte E.  Peters;  aus  dieser  geht  hervor,  das-,  die  Trockensubstanz  der 
Molken  verhältnissmässig  arm  an  Protein  und  reich  an  stickstofffreien  Nährstoffen 
ist.  —  0.  Kohlrausch  hat  interessante  Mittheilungen  über  verschiedene  essbare 
Pilze    (Schwämme)    gemacht,    welche  lehren,    dass  die  Pilze  nicht  allein  in   ihrem 

*)  Jahresbericht.     1S6U.     S.  32R. 


Rückblick.  317 

Proteingehalt,  sondern  auch  bezüglich  ihres  Gehalts  an  Phosphorsäure  und  Kali  dem 
Fleische  sehr  ähnlich   sind. 

Die  Prinzipien  der  Braunheii-  und  Sauerheubereitung  sind  von  M.  Eisner 
von  Gronow  besprochen  worden.  Der  Verfasser  bezeichnet  als  Braunheu  ein 
Heu,  bei  welchem  nur  durch  eine  am  Aufbewahrungsorte  eintretende  Gährung  des 
vorher  etwas  abgewelkten  Futters  das  Trocknen  bewirkt  wird.  Er  bringt  die 
Futterstoffe  in  grosse  kreisrunde  Haufen,  die  er  oben  mit  einem  starken  kegelför- 
migen Strohdache  bedeckt.  Dies  Verfahren  bietet  vor  der  gewöhnlichen  Methode, 
wobei  man  die  Grünfutterstoffe  in  erdbedeckten  Haufen  sich  erhitzen  lässt  und 
darnach  wieder  ausbreitet  und  trocknet,  erhebliche  Vortheile,  es  dürfte  aber  auch 
eine  grössere  Sorgfalt  erfordern,  um  einem  Ausschreiten  der  Zersetzungsprozesse, 
welches  unter  Umständen  sich  bis  zur  Selbstentzündung  steigern  kann,  rechtzeitig 
zu  begegnen.  Die  Bereitung  von  Sauerfutter  lassen  Eis  n  er  von  Gronow  und 
J.  Maschat  in  trocknen,  wasserdichten  Erdgruben  vornehmen,  sie  bezeichnen  als 
Bedingungen  für  das  Gelingen  der  Operation  ein  festes  Einlegen  der  Futterstoffe 
und  die  Abhaltung  jeglichen  Zutritts  von  Wasser  oder  Luft  zu  dem  Grubeninhalt. 
Schönfeld  hat  dagegen  geradezu  einen  Zusatz  von  Wasser  zu  dem  einzusäuern- 
den Futter  vorgeschlagen,  eine  Methode,  welche  sicher  keine  Empfehlung  verdient. 
—  Die  Methode,  die  trockenen  Futterstoffe  durch  Anfeuchtet!  und  Selbsterhitzen 
weicher  und  wohlschmeckender  zu  machen,  ist  neuerdings  von  Frankreich  aus 
wieder  in  Anregung  gebracht  worden.  Es  ist  nicht  in  Abrede  zu  stellen,  dass 
diese  Zubereitungsmethode  Vortheile  gewährt,  indessen  wird  die  Handhabung  er- 
hebliche Schwierigkeiten  darbieten,  da  die  feuchtwarmen  Futtermittel  dem  Ver- 
schimmeln sehr  ausgesetzt  sind.  —  G.  Kühn  hat  die  verschiedenen  Methoden 
der  Futterzubereitung  einer  Kritik  unterzogen.   — 

Eine  sehr  interessante  Untersuchung  haben  E.  Schulze  und  A.  Beinecke 
über  die  Elementarzusammensetzung  verschiedener  thierischer  Fette  ausgeführt,  bei 
welcher  sich  ergeben  hat,  dass  das  Fett  vom  Schaf,  Rind,  Schwein,  Katze  und 
Menschen  fast  genau  gleiche  Zusammensetzung  hat,  das  Fett  des  Pferdes  scheint 
um  ein  Geringes  reicher  an  Kohlenstoff  zu  sein.  Eine  etwas  grössere  Abweichung 
zeigt  das  Butterfett ,  welches  ungefähr  1  Proz.  Kohlenstoff  weniger  enthält,  als  die 
Fette  der  Fettgewebe.  Die  Membranen  des  Fettgewebes  scheinen  aus  leimgebenden 
und  aus  elastischem  Gewebe  zu  bestehen.  —  Ueber  die  Bestandteile  des  Eidotters 
liegen  mehrere  neue  Untersuchungen  vor,  welche  sich  vorzugsweise  auf  die  Natur 
der  phosphor-  und  stickstoffhaltigen  Bestandtheile  beziehen.  Neben  dem  Protagon, 
welches  von  Oscar  Liebreich*)  im  Gehirn  entdeckt  wurde,  scheint  das  Eigelb 
noch  eine  weitete  phosphorreichere  Substanz  zu  enthalten,  als  welche  Hoppe- 
Seyler  das  Lecithin  annimmt.  Dareste  entdeckte  im  Eigelb  eine  stärkemehl- 
artige Substanz ,  deren  Natur  jedoch  noch  nicht  ganz  genau  ermittelt  ist.  Den 
Farbstoff  des  Eigelbs  bezeichnete  G.  Städeler  als  Hämatoidin.  —  IUI g er  lie- 
ferte Analysen  der  Schalen  von  Brachiopoden,  die  darin  einen  sehr  reichen  Gehalt 
an  phosphorsaurem  Kalk  nachweisen.  Da  die  Brachiopoden  im  Flötzgebirge  in 
grossen  Massen  auftreten,  so  erklärt  sich  hieraus  der  Phosphorsäuregehalt  mancher 
Gesteine.  —  im  Harn  von  Pflanzenfressern  kommt  nach  A.  Ritt  hausen  lösliche 
Kieselsäure  vor,  welche  bei  der  Fäulniss  und  bei  dem  Kochen  des  Harns  sich  ab- 
scheidet.    Unter  Umständen    scheint    die  Abscheidung  schon    im  thieiisehen  Körper 


*)  Jahresbericht.      18G6-     S.  u44. 


318  Rückblick. 

eintreten  zu  können  und  hierdurch  Gelegenheit  zur  Bildung  von  Blasensteinen    ge- 
geben zu  werden.   —    Im  menschlichen  Urin  fand  E.  Schunk  eine    kristallinische 
fette  Säure,  deren  Anwesenheit  in  dem  sauer  reagirenden  Urin  auffällig  erscheint.    — 
Ueber    die    Ursache    der    Seidenraupenkrankheit    liegen    neue  Untersuchungen    von 
Reichenbach  und  Lenz  vor,    die  insofern  die  Liebig'sche  Ansicht,    dass  der 
Grund  dieses  Uebels  in  einer  ungenügenden  Ernährung  der  Seidenraupen  mit  Pro- 
tein zu  suchen  sei,    bestätigen,    als  Reichenbach  in  gesunden    chinesischen  und 
japanesischen  Maulbeerblättern  und  Lenz  in  gesunden  Raupen  einen  relativ  höhe- 
ren Stickstoffgehalt   beobachteten.     So    lange  jedoch   der  Beweis    nicht   geführt  ist, 
dass  die  stickstoffreichere  Nahrung  die  Krankheit  nicht  zum  Ausbruch  kommen  lässt, 
lassen    sich    immer    noch    gegründete  Bedenken    gegen    die  obige  Ansicht    erheben. 
—  Aus  den  Untersuchungen  von  R.  Hoffmann  über  die  Knochenbrüchigkeit  des 
Rindviehs  geht  hervor,  dass  die  spröden  Knochen  sich  durch  einen  relativ  geringeren 
Gehalt    an    Stickstoff    oder    leimgebender    Substanz    von    den    gesunden  unterschei- 
den.    Vielleicht    ist  auch  die  leimgebende  Substanz    an    sich    von    der  in    gesunden 
Knochen    enthaltenen    verschieden.      Bei    früheren    Untersuchungen    pathologischer 
Knochenzustände    stellte    sich    gewöhnlich    eine    abnorme  Verarmung    der  Knochen- 
substanz   an  Knochenerde  und  eine  extreme  Steigerung  des  Fettgehalts  heraus.**) 
Hoffmann's    Untersuchungen    lehren,    dass    die    Degeneration    der    Knochen    sich 
auch    nach    der    entgegengesetzten    Richtung    hin    aussein    kann.     Die    Knochener- 
weichung   beruht    nach    dem    übereinstimmenden    Urtheile    verschiedener    Chemiker 
und  Veterinäre  auf  einer  Auflösung  der  Knochenerde    oder  Verhinderung    der  Ab- 
lagerung   derselben    durch    das  Vorhandensein  von  freier  Milchsäure.     Marchand 
und    Schmidt,    von    Gorup-Bes  anez    und    neuerdings    wieder    0.    Weeber 
haben  Milchsäure  in  osteomalacischen  Knochen  nachgewiesen,  letzterer  hat  ausserdem 
die  Anwesenheit   von    sauren  Phosphaten    konstatirt.     Peters    machte    darauf  auf- 
merksam, dass  in  manchen  Futterstoffen   der  Gehalt  der  Phosphorsäure  den   Kalk- 
gehalt derartig  überwiegt,  dass  dieser  zur  Bildung  von  dreibasisch  phosphorsaurem 
Kalk  nicht  hinreicht;    er  empfiehlt    daher  in  diesem  Falle  dem  Futter,    namentlich 
bei  jüngeren   Thieren ,    etwas  Kreide  zuzusetzen.   —  Nach  C.  Diakonow's  Unter- 
suchungen   am    Ilühnerfütus    findet    im    thierischen    Organismus    eine    Bildung    von 
phosphorsaurem    Kalk    aus    phosjihorhaltigen    organischen    Substanzen    und    organi- 
schen   Kalksalzen    statt.    —    Ernst    Bischoff    konstatirte    eine    beachtenswerte 
Uebereinstimmung   in    der  Ausgabe    des    thierischen  Körpers   an   Phosphorsäure  mit 
der    Stickstoffausscheidung.       Unter     den    verschiedensten     Ernährungsverhältnissen 
gehen  beide  Ausscheidungen  stets  parallel,  so   dass  also  anzunehmen   ist,  dass  der 
Stoffwechsel     im     thierischen    Organismus     stets    durch    einen    dem    Muskelfleische 
in    seinem    Gehalte   an  Phosphorsäure    und    Stickstoff  entsprechenden    Körper    ver- 
mittelt wird.   —    Duroy,  Lallemand  und  Perrin  behaupten,    dass  der  Alkohol 
im    menschlichen  Körper    keine  Oxydation    erleide    und    also    als  ein   Nahrungstoff 
nicht    anzusehen    sei.     Er    soll    sich    zunächst    im   Gehirn    und    in    der    Leber    an- 
sammeln   und  dann  unzersetzt  wieder  ausgeschieden   werden.   —    Ueber  die  Bedeu- 
tung des  Kochsalzes  für  den  thierischen  Organismus    ist  von  Verson  und  Klein 
eine   neue  Ansicht  aufgestellt  worden,    darnach  wäre  der  Salzgenuss  nur   eine  Ge- 
wohnheitssache,   und  könnte  ohne  Nachtheil  wegfallen.     Da  aber  zahlreiche  Beob- 
achtungen   von  Chemikern,    Physiologen    und  Reisenden    vorliegen,    welche    dafür 


*)  Vergl.  Jahresbericht.      1866.     S.  346. 


Rückblick.  319 

sprechen,  dass  das  Kochsalz  einen  wesentlichen  Bestandteil  der  thierischen  Nah- 
rung ausmacht,  so  ist  die  entgegengesetzte  Ansicht  wohl  mit  Vorsicht  aufzunehmen. 
—  Nach  Kühne  findet  die  Verdauung  der  Eiweisstoffe  hauptsächlich  im  Dünn- 
därme unter  Mitwirkung  des  Pankreassaftes  statt.  Die  Eiweisssfoffe  werden  hierbei 
grossentheils  in  Peptone,  d.  h.  in  lösliche,  nicht  koagulirbare  Verbindungen  über- 
geführt. Zugleich  entstehen  aber  auch  andere  Körper  hierbei,  Leucin,  Tyrosin 
und  fäkalartige  Substanzen,  welche  schon  als  Produkte  des  Zerfalls  der  Eiweiss- 
stoffe  anzusehen  sind.  Es  tritt  also  nicht  die  gesammte  Menge  der  Eiweissstoffe 
in  den  Kreislauf  der  Säfte  über,  sondern  ein  gewisser  Theil  wird  direkt  durch  den 
Darm  wieder  entleert.  —  Fudakowsky  zeigte,  dass  der  Einfluss  des  Pankreas- 
saftes sich  nicht  allein  gegen  die  Eiweissstoffe,  sondern  auch  gegen  die  unlöslichen 
Kohlehydrate  und  Fette  geltend  macht.  —  C.  Voit  fand  den  Kreatingehalt  im 
Fleische  des  Menschen  und  verschiedener  Thiere  nahezu  gleich,  im  todtenstarren, 
sauer  reagirenden  Fleische  zeigte  sich  der  Kreatingehalt  vermindert,  es  war  jedoch 
nicht  nachzuweisen ,  dass  dasselbe  in  Kreatinin  übergegangen  war.  Zu  dem  Fett- 
gehalte des  Körpers  schien  das  Kreatin  in  keiner  Beziehung  zu  stehen.  Im  nor- 
malen Muskel  war  kein  Harnstoff  aufzufinden,  Spureu  davon  fanden  sich  aber  im 
Blute.  Im  Harn  fanden  sich  neben  Harnstoff  Kreatin  und  Kreatinin,  eine  Umwand- 
lung dieser  Körper  in  Harnstoff  schien  nicht  stattzufinden,  denn  die  Krcatininmenge 
im  Harn  zeigte  sich  ebenso  wie  die  Menge  des  Harnstoffes  von  der  Nahrung  ab- 
hängig. Alkalischer  Harn  nach  Fütterung  mit  Leim  enthielt  nur  Kreatin,  kein 
Kreatinin,  bei  saurer  Reaktion  des  Harn  enthielt  derselbe  fast  nur  noch  Kreatinin 
und  kein  Kreatin.  Nach  Zusatz  von  Kreatin  oder  Kreatinin  zu  der  Nahrung  trat 
keine  Erhöhung  der  Harnstoffausscheidungen  ein  ,  das  Kreatin  ging  zum  Theil  in 
Kreatinin,  dieses  theilweise  in  Kreatin  über.  Der  Harnstoff  ist  hiernach  also  nur 
als  Produkt  des  Stoffwechsels  in  den  Organen  zu  betrachten.  Auch  eine  Um- 
wandlung des  Harnstoffs  in  Ammoniak  scheint  im  Organismus  nicht  eintreten  zu 
können.  —  Derselbe  Verfasser  besprach  auch  die  Gesetze  des  Eiweissumsatzes  bei 
fleischfressenden  Thieren.  Der  Umsatz  dependirt  hauptsächlich  von  der  im  Orga- 
nismus vorhandenen  Eiweissmenge ,  und  zwar  werden  das  in  der  Nahrung  zuge- 
führte und  das  sog.  Vorrathseiweiss  leichter  umgesetzt  als  das  Organeiwei-s.  Jede 
Vermehrung  des  Eiweisses  im  Körper  hat  unmittelbar  eine  Steigerung  der  Um- 
setzung zur  Folge.  Das  zersetzte  Eiweiss  bildet  jedoch  nicht  immer  den  gleichen 
Bruchtheil  des  Körpereiweisses,  sondern  bei  der  Zunahme  des  Eiweisses  im  Kör- 
per allmählich  einen  grösseren,  bei  Eiweissabnahme  einen  kleineren.  Dies  hat  zur 
Folge ,  dass  der  Körper  innerhalb  gewisser  Grenzen  sich  mit  sehr  verschiedenen 
zugefühlten  Eiwei-smengen  ins  Gleichgewicht  setzen  kann.  Der  Begriff  „Erhaltungs- 
futter" ist  also  ein  sehr  relativer;  ein  wohlgenährter,  eiweissreicher  Körper  bedarf 
zur  Erhaltung  auf  demselben  Zustande  einer  grösseren  Zufuhr  als  derselbe  Körper 
bei  geringerem  Eiweissgehalte.  Eine  Luxuskonsumtion  in  dem  früher  üblichen 
Sinne  giebt  es  nicht,  indem  jede  Eiweisszufuhr  einen  bestimmten  Körperzustand 
hervorruft  und  zu  dessen  Erhaltung  später  unumgänglich  nöthig  ist.  Blosse  Zu- 
fuhr von  Eiweiss  kann  den  Körper  nicht  eiweissreich  machen,  hierzu  ist  die  Zu- 
gabe von  Fett  oder  Kohlehydraten  erforderlich,  und  ein  fetter  Körper  setzt  bei 
derselben  Eiweisszufuhr  mehr  Fleisch  an  als  ein  magerer.  —  Die  Untersuchungen 
von  M.  von- Pettenkofer  und  C.  Voit  über  die  Respiration  lehren,  dass  der 
Mensch  im  Hungerzustande  unter  gleichen  Umständen  weniger  Kohlensäure  aus- 
giebt  als  nach  der  Aufnahme  von  Nahrung.     Der    hungernde  Mensch  zehrt  sowohl 


320  Rückblick. 

von  dem  Fleisch  wie  von  dem  Fett  seines  Körpers.  Am  Tage  wurde  stets  mehr 
Kohlensäure  ausgeschieden  als  während  der  Nacht,  und  zwar  zeigte  sich  das  rela- 
tive Verhältniss  bei  dem  ruhenden  Körper  ziemlich  unabhängig  von  der  Ernährung. 
Arbeit  steigerte  die  Differenz  ,  ebenso  stickstofrlose  Nahrung,  indem  dabei  am  Tage 
relativ  bedeutend  mehr  Kohlensäure  ausgegeben  wurde.  Die  Wasserperspiration 
stand  in  den  mei-ten  Fällen  zu  der  Kohlensäureausscheidung  im  graden  Verhält- 
niss. Bezüglich  des  Sauerstoffs  fanden  die  Verfasser  ihre  frühere  Beobachtung 
in  gewissen  Fällen  bestätigt,  dass  bei  Nacht  Sauerstoff  im  Organismus  aufgespeichert 
wird.  Bei  gewöhnlicher  mittlerer  Kost  war  dies  der  Fall,  im  Huiigerzustande  ging 
dagegen  die  Sauerstoffaufnahme  mit  der  Kohlensäureausgabe  nahezu  parallel  und 
bei  sehr  eiweissreicher  Nahrung  bildete  sich  sogar  des  Nachts  auf  Kosten  des 
während  des  Tages  aufgenommenen  Sauerstoffs  Kohlensäure.  Die  Harnstoffaus- 
scheidung wurde  durch  die  Arbeit  nicht  gesteigert,  eine  Beziehung  des  ausge- 
schiedenen Harnstoffs  zu  der  Kohlensäure  trat  nicht  hervor.  —  Die  Beobachtung, 
dass  durch  die  Arbeitsleistung  des  Körpers  die  Hainstoffausscheidung  nicht  ge- 
steigert wird,  ist  von  mehreren  Seiten  bestätigt  und  hieraus  mit  Recht  gefolgert 
worden,  dass  die  Quelle  der  Muskelkraft  nicht  in  der  Verbrennung  des  lebenden 
Muskels  zu  suchen  sei,  sondern  dass  auch  die  durch  Oxydation  der  stickstofffreien 
Körper-  und  Nahrungsbestandtheile  frei  werdende  chemische  Kraft  sich  nicht  allein 
in  Wärme  sondern  auch  in  Arbeitskraft  umsetze  Fick,  Wislicenus  und  Smith 
fanden  die  Kohlensäureausscheidung  bei  der  Arbeit  sehr  gesteigert,  von  anderen 
Seiten  ist  aus  der  Stickstoffzufuhr  in  der  Nahrung  berechnet,  dass  diese  lange 
nicht  ausreicht,  um  die  Krafterzeugung  zu  erklären.  Es  unterliegt  nach  den  vor- 
liegenden Thatsachen  keinem  Zweifel  mehr,  dass  die  stickstofffreien  Substanzen  bei 
der  Krafterzeugung  eine  wesentliche  Rolle  spielen,  wenn  auch  noch  nicht  genau 
ermittelt  ist,  ob  ihre  Mitwirkung  eine  direkte  oder  eine  mehr  indirekte  ist.  — 
Frankland  hat  aus  der  Wärmeentwickelung  der  verschiedenen  Nahrungsmittel 
beim  Verbrennen  den  Kraftbetrag  berechnet,  den  diese  abzugeben  im  Stande  sind.  Die 
höchsten  Effekte  gewähren  darnach  die  kohlenstoffreichen  fetthaltigen  Substanzen. 
W.  Funke  veröffentlichte  interessante  Erfahrungen  über  die  Aufzucht  von 
Kälbern  mit  Hülfe  von  Leinsamen  und  Leinkuchen.  Im  Gegensatz  zu  den  Beob- 
achtungen von  Oscar  Lehmann  erwiesen  sich  die  Leinsamen  und  Leinkuchen 
hierbei  als  besonders  gut  geeignete  Futtermittel  beim  Entwöhnen  der  Kälber 
von  der  Muttermilch.  —  Ueber  die  Futterverwerthung  durch  die  Rindviehmast  haben 
wir  einige  Erfahrungen  aus  der  Praxis  mirgetheilt,  die  als  Anhalt  für  die  Beur- 
theilung  der  Rentabilität  der  Mast  dienen  können.  Bei  beiden  Fällen  wurde  ein 
kleiner  Ueberschuss  erzielt,  wenn  die  Futtermittel  zu  marktgängigen  Preisen  ver- 
anschlagt und  das  Streustroh  gegen  den  Dünger  kompensirt  wurde.  —  A.  B.  Mösch- 
ler  beobachtete,  dass  eine  reichliche  Rübenfütterung  bei  Milchkühen  (75  Pfd  pro 
Kopf  und  Tag)  einen  sehr  günstigen  Einfluss  auf  die  Milchproduktion  ausübte. 
—  Bei  Hunden  zeigte  sich  nach  den  Versuchen  von  Szubotin  die  Milchsekre- 
tion am  reichsten  bei  Fleischfütterung,  Kartoffcll'ütterung  deprimirte  sie,  noch  mehr 
die  Ernährung  mit  Fett,  wobei  die  Milchabsonderung  völlig  versiegte.  Fleischnah- 
rung lieferte  zugleich  die  gehaltreichste  Milch,  während  sich  diese  bei  Kartoffel- 
nahrung sehr  wässrig  und  arm  an  Fett  und  Kasein  zeigte.  Diese  Beobachtungen 
sprechen  für  die  Ansicht  Voit's,  dass  das  thierischc  Fett  aus  dem  Protein  ge- 
bildet werde.  Unter  Umständen  scheint  auch  der  Fettgehalt  der  Milch  bei  der 
Aufbewahrung  sich  vermehren  zu    können.   —   F.  Schmidt  empfiehlt  die  Trocken- 


Literatur.  321 

futterung  des  Rindviehs,  er  lässt  die  ganze  Grünfutterernte  zu  Heu  machen,  schich- 
tet die  einzelnen  Heuarten  auf  dem  Heuhoden  lagenweise  übereinander  und  sticht 
bei  der  Verfütterung  senkrechte  Schichten  ab,  die  zu  Häcksel  geschnitten  und  vor 
der  Verfütterung  mit  Wasser  angefeuchtet  werden.  Nach  E.  Peters  bestehen  die 
Vortheile  der  Trocken fütterung  in  der  dadurch  ermöglichten  sparsameren  und  ra- 
tionelleren Verwendung  der  Futterstoffe,  der  Beseitigung  des  Wechsels  in  der  Fütte- 
rung und  in  der  Ersparung  an  Streumaterial.  Die  Grünfütterung  bietet  dagegen 
den  Vorzug,  dass  dabei  die  Kosten  des  Heumachens  erspart  werden.  Ein  wesent- 
licher Verlust  an  Nährwerth  tritt  bei  einer  rationellen  Heubereitung  nicht  ein,  und  die 
Düngerproduktion  wird  durch  die  Trockenfütterung  an  sich  nicht  geschmälert,  wenn 
nicht  dabei  zugleich  an  Streumaterial  gespart  wird.  —  Herbst  und  von  Arnsberg 
beobachteten ,  dass  eine  Ernährung  der  Milchkühe  mit  Palmkuchen  einen  sehr 
günstigen  Einfluss  auf  den  Fettgehalt  der  Milch  ausübte,  und  hierin  einen  wesent- 
lichen Vorzug  vor  den  Rapskuchen  zeigte,  der  quantitative  Milchertrag  wurde  da- 
gegen durch  die  Palmkuchen  nicht  erhöht.  Nach  0.  Lehmann's  Versuchen  über 
den  Einfluss  verschiedener  Futtermittel  auf  die  Milchproduktion  der  Kühe,  nahm 
bei  dem  Uebergange  von  Malzkeimen  zu  Rapskuchen  die  Milchmenge  zu,  dagegen 
der  Fettgehalt  der  Milch  ab,  bei  dem  Uebergange  von  Rapskuchen  zu  Rapsmehl 
blieben  die  Erträge  ziemlich  gleich,  beim  Ersatz  von  Rapsmehl  durch  Malzkeime 
verminderte  sich  die  Milchmenge ,  wogegen  der  Fettgehalt  gesteigert  wurde.  Der 
Fettgehalt  des  Futters  zeigte  sich  ohne  Einfluss  auf  die  Fettproduktion  in  der 
Milch.  Malzkeime  und  Rapsmehl  lieferten  feste,  wohlschmeckende  Butter,  bei 
Rapskuchenfütterung  war  die  Butter  weich  und  besass  einen  scharfen,  unangenehmen 
Beigeschmack.  —  F.  St  oh  mann 's  Mastungsversuche  mit  Southdown-Merinoschafen 
lehren ,  dass  der  Nutzeffekt  einer  bestimmten  Menge  von  stickstoffhaltigen  Nähr- 
stoffen im  Mastfutter  durch  die  gleichzeitige  Darreichung  einer  reichlichen  Menge 
stickstofffreier  Nährstoffe  erhöht  wird.  Im  Ganzen  waren  die  erzielten  Resultate 
nicht  ausreichend,  um  unter  den  gegebenen  Verhältnissen  die  Mästung  magerer 
Hammel  vortheilhaft  erscheinen  zu  lassen.  —  Nach  J.  Mos  er 's  Untersuchungen 
ist  der  Körnermais  als  ein  sehr  wirksames  Mastfutter  für  Schafe  anzusehen,  auch 
das  Moharheu  lieferte  günstige  Ergebnisse  und  zeigte  sich  dem  Luzerneheu  als  p 
Mastfutter  überlegen.  — 


Literatur. 

Die  holländische  Rindviehzucht  und  Milchvrirthschaft,  von  Ign,  Jos.  Eilerbrock. 
2.  Aufl.     Braunschweig,    Vieweg  und  Sohn. 

Ueber  Knochenbrüchigkeit  und  Lähme  (Osteomalacia  und  Rhachitis),  von  F.Roloff. 
Berlin,  G.  Reimer. 

Die  zweckmässigste  Ernährung  des  Rindviehs  vom  wissenschaftlichen  und  prak- 
tischen Gesichtspunkte,  von  Jul.  Kühn.  3.  verm.  u.  verb.  Aufl.  Dresden, 
Schönfeld. 

Anleitung  zur  Fleisch-  und  Fettproduktion  unseres  Hausgeflügels,  von  Wilhelm 
Schütte.     Nordhausen,  Büchting. 

C.  Vial's  Rindviehmast.      Deutsch  bearbeitet  und  herausgegeben  von  W.  Körte. 
Breslau,  Kern. 
Jahresbericht  X.  21 


322  Literatur. 

De  haemoglobino  obsorvationes  et  experimenta,  W.  Preyer.    Bonn,  Cohen  et  Sohn. 

Die  hohe  Bedeutung  der  Viehzucht  für  die  Landwirtschaft  und  Mittel  zur  För- 
derung derselben,  von  A.  Heuser.     Neuwied,  Heuser. 

Die  Physiologie  der  Verjüngung  des  Lebens  im  Unterschiede  von  den  dynamischen 
und  materialistischen  Stoffwechselstheorien  des  Lebens  und  in  ihrem  Ein- 
flüsse auf  Gesundheitskultur,  Erziehung  und  Unterricht,  von  C.  H.  Schultz- 
Schultzenstein.     Berlin,  Remak. 

Untersuchungen  über  Muskelarbeit,  von  Adolf  Fick.     Basel,  Georg. 

Grundriss  der  Physiologie  des  Menschen,  von  L.  Herr  mann.  2.  Aufl.  Berlin, 
Hirschwald. 

Untersuchungen  über  den  Stoffwechsel  der  Muskeln,  ausgehend  vom  Gaswechsel 
derselben,  von  Ludimar  Herr  mann.     Berlin,  Hirschwald. 

Weitere  Untersuchungen  zur  Physiologie  der  Muskeln  und  Nerven,  von  L.  Herr- 
mann.    Ebendaselbst. 

Lehrbuch  der  physiologischen  Chemie,   von  Dr.  W.   Kühne.    Leipzig,  Engelmann. 

Ueber  die  Bedeutung  des  Kochsalzes  für  den  menschlichen  Organismus  vonEman. 
Klein  und  Enr.  Verson.     Wien,  Gerolds  Sohn. 

Lehrbuch  der  physiologischen  Chemie,  von  E.  F,  von  Gorup-Besanez.  2.  Aufl. 
Braunschweig,  Vieweg  und  Sohn. 

Medizinisch-chemische  Untersuchungen  aus  dem  Laboratorium  für  angewandte  Che- 
mie zu  Tübingen,  von  F.  Hoppe-Seyler.     Berlin,  Hirschwald. 

Anleitung  zur  Zucht  und  Ernährung  des  Rindviehes.  Gekrönte  Preisschrift  von 
G.  Haltermann.     Hannover,  Schmorl  und  von  Seefeld. 

Jahrbuch  der  deutschen  Viehzucht  nebst  Stammzuchtbuch  edler  Zuchtheerden,  von 
W.  Janke  und  A.  Körte.     4.  Jahrg.     Breslau,  Ed.  Trewendt. 


Dritte  Abtheilung. 


Chemische  Technologie 


■  der 


landwirtliscliaftlicli-techiiischcu  Nebengewerbe. 


Referent:   E.  Peters. 


21* 


Gährungs-Chemie. 

Ueber  die  Natur  der  Hefe,  von  Ernst  Hallier.*)  -  Der  Ver-  ueter  die 
fasser  beantwortet  die  Frage :  Was  ist  Hefe  ?  folgendennassen.  Hefe  ent-  Natur  der 
steht  nicht  aus  Zellen,  Sporen  oder  Pilzfäden,  sondern  lediglich  aus  dem 
Plasma  der  Sporen,  Konidien  und  Zellen.  Bei  der  Keimung  an  der  Luft 
und  unter  dem  Einfluss  derselben  tritt  das  Endospor,  d.  h.  der  gesammte 
Plasmakörper,  im  Zusammenhang,  ohne  sich  vorher  zu  theilen,  in  Form 
eines  Keimschlauches  hervor.  Ganz  anders,  wenn  ,die  Luft  keinen  un- 
mittelbaren Zutritt  hat,  wie  z.  B.  im  Innern  gährungsfähiger  Flüssigkeiten. 
Hier  theilt  sich  das  Plasma  der  Spore  oder  Konidie  in  eine  grosse  An- 
zahl kleiner  Kerne,  welche  zuletzt  in  Gestalt  beweglicher  Schwärmer  her- 
vorgeschnellt oder  in  Gestalt  unbeweglicher  Kernzellen  durch  Auflösung 
der  Sporenhülle  in  Freiheit  gesetzt  werden.  Die  Kernzellen,  gleichviel  ob 
schwimmend  oder  ruhend,  vermehren  sich  rasch  durch  Theilung  und  bringen 
dadurch  Kernhefe  (Micrococcus  Hall.)  hervor.  Das  ist  bei  allen  Gäh- 
rungen  dieser  Art  ausnahmslos  die  erste  Form  der  Hefebildung.  Alles, 
was  nicht  aus  Micrococcus  hervorgeht,  ist  keine  echte  Hefe.  Je  nach  der 
angewendeten  Substanz  ist  aber  in  der  Folge  der  Verlauf  der  Hefebildung 
verschieden.  Bei  der  Umwandlung  von  Stärke  in  Gummi  und  Zucker 
bildet  sich  lediglich  Micrococcus,  ebenso  bei  der  Fäulniss  stickstoffreicher 
Substanzen.  Bei  der  Fäulniss  bleibt  es  bei  der  Micrococcus -Bildung,  im 
erstgenannten  Fall  dagegen  nicht.  Ist  alle  Stärke  in  Stärkezucker  ver- 
wandelt, dann  beginnt  die  geistige  Gährung;  diese  wird  aber  nicht  mehr 
durch  den  Micrococcus  eingeleitet,  sondern  durch  Cryptococcus  oder  Spross- 
hefe.  Diese  Hefeform  entsteht  durch  starke  Anschwellung  der  Zellen- 
wände des  Micrococcus  auf  Kosten  ihres  Plasmas.  Es  entstehen  daher 
grosse,  blasenförmige,  aber  kleinkernige  Hefezellen.  Diese  vermehren  sich 
durch  Abschnürung  einer  Sprosszelle  an  jedem  Ende. 

Ist  die  Substanz  dagegen  massig  stickstoffreich,  wie  z.  B.  die  Milch, 
so  entsteht  aus  dem  Micrococcus  nicht  Cryptococcus,  wie  im  Zuckerwasser, 
sondern  die  Micrococcus  -  Zellen  schwellen  stark  an,  behalten  dabei  den 
glänzenden,  dichten  Kern,  und  vermehren  sich  durch  Einschnürung  in  der 
Mitte,  also   durch  Zerfallen  in  zwei  Gliederzellen.     Diese  Hefe  nennt  der 

*)  Die  landw.  Versuchsstationen.     Bd.  9.     S.  261. 


320  Gährungs. Chemie. 

Verfasser  Gliederhefe  oder  Arthrococcus.  Sie  bewirkt  stets  saure 
Gährung,  so  z.  B.  Essigsäurebildung,  Milchsäurcbildung  u.  s.  w.,  während 
der  Cryptococcus  der  geistigen  Gährung  und  der  Oelgährung  dienstbar 
ist.  Nur  diese  drei  Formen  der  Hefe  sind  als  echte  Hefe  zu  betrachten. 
Alle  sonst  als  Hefe  bezeichneten  Gebilde  sind  Mittelstufen  zwischen  Gäh- 
rungspilzen  und  Verwesungs-  oder  Schimmelpilzen.  Sie  enstehen  daher 
nur  an  der  Luft  und  zwar  nur  dadurch,  dass  die  abgeschnürten  Hefezellen 
sich  nicht  völlig  abtrennen,  sondern  mit  ihres  Gleichen  kettenförmig  ver- 
bunden bleiben.  So  entstehen  an  der  Oberfläche  von  Flüssigkeiten  aus 
Micrococcus  die  zarten  Leptothrix  -  Ketten ,  aus  Cryptococcus  die  Hor- 
miscium-  und  Torula - Pflänzchen ,  aus  Arthrococcus  die  Mycoderma-,  To- 
rula-  und  Oidium-Ketten. 

Ganz  analoge  Formen  bilden  sich  an  der  Oberfläche  der  gährenden 
Substanzen  aber  auch  durch  Keimung  der  Sporen,  nur  zeigen  diese  Keim- 
linge stets  eine  höhere  Ausbildung,  als  die  Hefesprösslinge.  Sie  reprä- 
sentiren  stets,  wo  sie  auftreten,  bestimmte  Fruchtformen  der  Pilze,  die 
meist  zwischen  extremen  Fruchtformen  die  Vermittelung  übernehmen.  So 
kann-  z.  B.  aus  Penicillum  nicht  die  Mucor-Frucht  hervorgehen,  wenn  nicht 
auf  faulendem,  an  der  Oberfläche  saurem  Boden  sich  das  Oidium  bildet, 
welches  die  Makrokonidien  hervorbringt,  ohne  welche  Mucor  racemosus  Fr. 
sich  nicht  ausbilden  kann. 

Das  Vorstehende  ist  in  allgemeinen  Zügen  die  Gährungslehre ,  welche  der 
Verfasser  in  seinem  interessanten  Werke  „die  Gährungserscheinungen",  Leipzig 
bei   Engelmann,   1867,  weiter  ausgeführt  hat. 

An  einem  andern  Orte*)  sprach  Hallier  sich  über  die  Hefebil- 
dung folgendermassen  aus:  Es  ist  für  das  Verständniss  der  Hefebildungen 
zunächst  eine  klare  Einsicht  in  die  Schimmelbidungen  unciiässlich.  Die 
Schimmelbildungen  sind  diejenigen  Formen  der  Pilze,  welche  unter  dem 
unmittelbaren  Einfluss  der  atmosphärischen  Luft  entstehen.  Sie  sind  also 
die  Urheber  der  Verwesungsprozesse,  d.  h.  der  Oxydationsprozesse,  welche 
durch  Pflanzen  vermittelt  werden.  Man  hat  diese  Formen  Saprophyten 
genannt,  zum  Unterschied  von  den  Parasiten.  Dieser  Unterschied  exi- 
stirt  aber  gar  nicht.  Säet  man  Penicillium  crustaceum  Fr.  auf  sehr 
steifen  Stärkleister  und  gestattet  nur  filtrirter  und  gereinigter  Luft  den 
Zutritt,  so  ist  das  Keimungsprodukt  der  Sporen  an  der  Luft  allerdings  die 
Penicillium- Pflanze,  im  Innern  des  Kleisters  aber  entsteht  Tilletia  caries 
Tul.  Säet  man  Penicillium  auf  einen  breiigen,  stickstoffreichen  Boden, 
so  bilden  sich  ebenfalls  an  unregelmässigen  Pinselästen  grosse  Konidicn, 
aber  diese  bilden  sich  nicht  zu  Gittersporen  aus.,  sondern  keimen  sofort 
und  erzeugen  Mucor  racemosus  Fr.  Säet  man  ferner  Penicillium  auf  einen 
stickstoffreichen  festen  Körper,  welcher  im  Wasser  oder  einer  wässrigen 
Flüssigkeit  schwimmt,  so  z.  B.  auf  gekochtes  Fleisch,  so  bilden  jene  Ma- 


*)  Sitzungsbericht  der  Gcsellsch.    naturwissensch.  Freunde  vom   11.  Mai  1867. 


GShrungs-Chemie  327 

krokonidien  nicht  Bennos,  auch  nicht  Mucor,  sondern  meist  einzellig« 
zweigte  Schläuche  mit  interstitiellen  Makrokonidien  (Gemmen)  und  Spor  ii 
welche  die  grossen  Zoosporen  ausbilden,  und  mit  dem  ganzen  Befrucl 
apparat  der  Achlya  prolifera.  Die  Anzucht  der  Tilletia  dauert  mindi 
4  bis  6  Wochen,  die  der  Mucor -Kapseln  oder  der  Achlya  etwa  8 
Tilletia  und  Mucor  erzeugen  je  nach  den  Boden-  und  Luftverhältnissen 
eine  von  den  vier  Formen.  Wir  haben  also  hier  zwei  äerophytische  For- 
men, d.h.  zwei  Formen,  die  ihre  Früchte  nur  in  der  Luft  ausbilden:  eine 
Acrosporen -Pflanze  (Penicillium)  und  eine  Thecasporen- Pflanze  l  Mucor), 
ferner  eine  anäerophitische  Form,  welche  nur  bei  indirekter  Lufteinwirkung 
zur  Ausbildung  gelangt  (Tilletia)  und  eine  Form  mit  geschlechtlicher  Be- 
fruchtung. Da  man  Tilletia  ebenso  gut  im  Kleister  wie  im  lebenden  Ge- 
treidekorn  züchten  kann,  so  hat  der  Unterschied  ven  Parasiten  und  Sa- 
prophyten  hier  keinen  Sinn.  Genau  analog  verhalten  sich  die  vier  For- 
men: Aspergillus,  Stemphylium,  Furotium  und  Ustilago.  Aspergillus  ist 
die  Acrosporenform,  Stemphylium  die  Thecasporenform,  Ustilago  carbo  Tul. 
entsteht  als  anäerophytische  Form  nach  Aussaat  von  Aspergillus  auf 
Kleister,  Eurotium  entsteht  durch  geschlechtliche  Befruchtung.  Hefe  bildet 
sich  nur  in  nassen  oder  flüssigen  Medien.  Die  äerophytischen  Sporen 
bilden  in  Flüssigkeiten  durch  wiederholte  Zweitheilung  im  Innern  Kernt' 
aus,  welche  hier  meist  als  Schwärmer  hervorkommen.  Zur  Ruhe  gekom- 
men setzen  die  Schwärmer  ihren  Theilungsprozess  fort  und  bilden  dadurch 
Micrococcus,  die  Grundlage  für  jede  Hefebildung.  Bei  ausreichendem 
Stickstoffgehalt  bildet  der  Micrococcus  sich  beständig  fort  und  das  Sub- 
strat fault.  Bei  ungenügendem  Stickstoff gehalt  tritt  geistige  oder  saure 
Gährung  ein,  je  nach  dem  Chemismus  des  Substrats  und  der  Natur  der 
Umgebung.  Im  ersten  Fall  scheiden  die  Micrococcus-Zellen  eine  Mem- 
bran aus,  welche  stark  aufgebläht  wird  und  durch  eine  Vacuole  vom  Kern 
getrennt  ist.  Das  ist  der  bekannte  Cryptococcus,  welcher  sich  nicht  mehr 
durch  Einschnürung,  sondern  durch  Sprossung  fortpflanzt.  Gährt  die 
Flüssigkeit  sauer,  so  schwillt  der  Micrococcus  stark  an,  ohne  eine  deut- 
liche Membran  auszubilden.  Er  fährt  auch  fort  sich  durch  Einschnürung 
zu  theilen.  —  Hallier  nennt  diese  Form  Arthrococcus  oder  Gliedei 
Gelangt  eine  dieser  drei  Hefeformen  an  die  Oberfläche,  so  vermehren  sie 
sich  genau  in  derselben  Weise,  aber  die  Zellen  bleiben  im  Zusammenhang. 
So  bilden  sich  aus  dem  Micrococcus  die  Leptothix- Ketten,  aus  Crypto- 
coccus das  Hormiscium,  aus  Arthrococcus  die  Torula- Ketten.  Auf  fast 
trocknem  Boden  kann  jede  Hefezelle  keimen  und  bringt  den  Pilz  hervor, 
der  sie  erzeugte.  Bei  den  anäerophitischen  Pilzformen  wie  Tilletia 
sind  die  Micrococcus-Zellen  unbeweglich,  die  Wand  der  Konidien  und 
Glieder  quillt  während  der  Vermehrung  der  Kerne  gelatinös  auf  und 
wird  allmählich  resorbirt.  Während  dieses  Prozesses  theilt  sich  oft 
die  Konidie  noch  mehrfach,  so  dass  zuletzt  eine  aus  mehreren  gela- 
tinösen   Ballen    zusammengesetzte    Micrococcus  -  Kolonie     entsteht.     Die 


328  Gäbrnngs-Chemie. 

Bedeutung  der  freien  Micrococcus  -  Zellen  ist  die  nämliche  wie  die  oben 
angegebene. 

Ueber  daa  Verhültniss  der  mikroskopischen  Organismen  •  zu  gewissen  Krank- 
heiten äussert  sich  Hallier  in  folgender  Weise:  Giebt  es  Kontagien  pflanzlichen 
Ursprungs,  so  sind  sie  wahrscheinlich  in  der  Micrococcus-Bildung  zu  suchen.  Die 
gelatinösen  Kernballen  in  den  Entleerungen  von  Cholerakranken,  welche  Kl  ob 
und  Thome  Zoogloea  nennen,  sind  von  den  Micrococcus  -  Kolonien  mancher 
Ustilagineen  nicht  unterscheidbar.  Ob  sie  wirklich  von  einer  Ustilaginee  stammen, 
ist  noch  unentschieden.  Hallier  macht  jedoch  an  einem  anderen  Orte*)  darauf 
aufmerksam,  dass  die  grossen  Choleraepidemien  in  Indien  mit  Keismisswachs  und 
einer  Erkrankung  der  Reispflanze  verbunden  waren;  er  hält  es  für  wahrscheinlich, 
dass  diese  Reiskrankheit  zu  der  Cholera  in  Beziehung  steht.  Da  der  Pilz  eine 
Ustilagineen -Form  darstellt,  so  schmarotzt  er  wahrscheinlich  auf  Gramineen ,  wie 
die  ihm  nächstverwandten  Ustilagineen  und  wie  die  Tilletia ,  welche  eine  andere 
Generation  des  Pilzes  darstellt. 

ueber  die  Ueber   die   Entstehung   der  Hefe  hat  auch  Th.  Bail**)   in 

Entstehung  ueiierer  Zeit  wieder  Untersuchungen  ausgeführt,  die  zu  dem  Resultate  führ- 

der  Hefe. 

ten,  dass  die  Samen  verschiedener  Pilzformen,  nämlich  des  Kopfschimmels, 
Mucor,  oder  des  gemeinen  Pinselschimmels,  Penicillium  glaucum,  ode  end- 
lich der  Gliederhefe,  eines  Pilzes,  der  auf  straffen  Fäden  Ketten  länglicher 
Zellen  trägt,  in  gährungsfähigen  Flüssigkeiten  Gäbrung  erregen.  Die 
Pilzsamen  keimen  hierbei  nicht  in  Schläuche  aus,  sondern  bilden  direkt 
durch  Sprossung  Hefe,  und  zwar  die  der  beiden  zuletzt  genannten  Pilz- 
formen eine  gestaltlich  wie  in  Rücksicht  auf  ihre  Wirkung  mit  der  Bier- 
hefe für  identisch  anzusehende.  Der  Verfasser  hat  bereits  vor  10  Jahren 
den  Nachweis  geführt,  dass  die  gährungsfähigen  Flüssigkeiten  den  Kei- 
mungsakt der  Fortpflanzungsorgane  vieler  Pilze  in  Hefebildung  modifiziren. 
Die  neueren  Untersuchungen,  deren  Ergebnisse  mit  den  früheren  voll- 
ständig harmoniren,  hatten  besonders  den  Zweck,  den  von  Pasteur  und 
de  Bary***)  aufgestellten  Satz  zu  widerlegen,  dass  die  Hefenpilze  selbst- 
ständige, in  sich  abgeschlossene  Organismen  seien.  Es  ist  dies  dem  Ver- 
fasser unter  Anderem  dadurch  gelungen,  dass  er  im  Stande  war,  die  1856 
von  ihm  entdeckte  grosszellige  Kugelhefe  in  luftfreier  Maische  unverändert 
weiter  zu  kultiviren,  und  durch  sie  die  betreffende  Flüssigkeit  in  Gährung 
zu  versetzen.  Da  die  Zellen  dieser  Kugelhefe  fast  dreimal  so  gross  sind 
wie  die  Bierhefe,  so  war  hierbei  leicht  der  Nachweis  zu  führen,  dass 
nicht  echte  Hefenzellen  den  nur  liefeartigen  Sprossungen  beigemengt 
waren.  Bail  macht  hierbei  die  interessante  Mittheilung,  dass  man  schon 
seit  langer  Zeit  bei  einer  bestimmten  Art  der  Bierbrauerei  die  Hefe  nur 
aus  Schimmelpilzen   erzieht.    Dem  Jopenbier  nämlich,  welches  in  Danzig 


*)  Die  landw.  Versuchsstationen.     1S67.     S.  331. 
•*)  Erdmann's  Journal.     Bd.  101.     S.  47. 
***)  Hofmeister's  Handbuch  der  physiolog.  Botanik.  Bd.  2.  Abth.  1.  S.  181  u.  184. 


Gährungs  Chemie.  329 

in  grossen  Quantitäten  gebraut  wird,  setzt  man  niemals  Hefo  zu.  Die  in 
offenen  Bottigen  stehende  Würze  überzieht  sich  mit  Krusten  von  Peni- 
cillium  glaueum,  dio  schliesslich  so  dick  sind,  dass  man  einen  gewichtigen 
Hausschlüssel  oder  andere  schwere  Gegenstände  ohne  jede  Gefahr  darauf 
legen  kann.  Diese  Kruste  sinkt  später  unter  und  leitet  die  Gährung  ein. 
Auf  dem  aus  den  Bottigen  geworfenen  Bodensatze  bilden  sich  stets  die 
herrlichsten  Mucor- Wälder. 

Bezüglich  der  Weinhefe  hat  Bail*)  früher  gefunden,  dass  dieselbe  hauptsäch- 
lich das  Keimungsprodukt  der  überall  auf  Weintrauben  lebenden  Botrytis  acinorum 
Pers.  ist. 

Ueber  die  Generatio  spontanea,  von  M.  A.  Donne.**)  —  Der  ueber 
Verfasser  machte  in  die  Schale  von  Hühnereiern  an  der  Spitze  eine  kleine  Generati0 
Oeffnung,  durchstach  das  Gelbe  in  dem  Ei  mit  einer  glühenden  Spitze 
und  liess  ungefähr  ein  Drittel  des  Inhalts  ausfliessen.  Dann  wurden  die 
Eier  mit  kochendem  Wasser  gefüllt  und  die  Oeffnungen  mit  Wachs  ver- 
schlossen. Nachdem  die  Eier  fünf  Tage  bei  17  bis  24"  C.  aufbewahrt 
waren,  wurden  sie  geöffnet  und  mikroskopisch  untersucht,  sie  wimmelten 
von  sehr  beweglichen  Vibrionen.  —  Der  Verfasser  glaubte  hierdurch  den 
Beweis  für  die  Existenz  der  Generatio  spontanea  geliefert  zu  haben,  bei 
einer  Wiederholung  seiner  Versuche  aber  gelangte  er  zu  dem  entgegenge- 
setzten Kesultate.  ***)  Hierbei  wurden  die  Eier  gar  nicht  geöffnet,  sondern 
nur  stark  geschüttelt,  um  das  Gelbe  mit  dem  Weissen  zu  vermischen,  und 
dann  im  Wasser  schwimmend  unter  die  Kezipienten  einer  Luftpumpe  ge- 
bracht. Nach  dem  Auspumpen  der  Luft  aus  den  Eiern  trat  Wasser  durch 
die  Poren  der  Schale,  der  Inhalt  wurde  rasch  faulig,  aber  bei  der  mikro- 
skopischen Prüfung  war  keine  Spur  irgend  eines  organisirten  Wesens 
darin  zu  erkennen.  In  der  ersten  Versuchsreihe  scheint  hiernach  der 
Zutritt  mikroskopischer  Keime  von  Organismen  nicht  völlig  ausgeschlossen 
gewesen  zu  sein. 

Darstellung   von  Schaufelwein  in  Lothringen,    von  Som- Darstellung 
m  e  r.  f)  —  Das  Verfahren  ist  folgendes :  Nachdem  die  reifen  Trauben  wie  von  Schau" 

feiwein 

gewöhnlich  vermittels  der  Traubenmühle  zerquetscht  worden  sind ,  bringt 
man  dieselben  in  eine  grosse  starke  Weinbütte  und  lässt  den  Most  wäh- 
rend 48  Stunden  mittels  grosser  eiserner  Schaufeln  fortwährend  tüchtig 
umrühren  oder  mit  grossen  Stempeln  wie  bei  der  Butterbereitung  durch- 
einander arbeiten,  wozu  mau  in  der  Kegel  vier  Arbeiter  verwendet,  welche 
sich  von  Zeit  zu  Zeit  unter  einander  ablösen.    Ist  diese  Operation  beendet, 


*)  Verhandlungen  d.  K.  Leop.  Karol. -Akademie.     Bd.  28. 
•*)  Compt.  rend.     Bd.  64.     S.  47. 
'**)  Ibidem.     Bd.  65.     S.  602. 

f)  Würtemb.  Wochenblatt  f.  Land-  u.  Forstwirtschaft.     1867.     S.  252. 


rJöU  Gährnngs-Chemie, 

so  lässt  man  den  Most  ruhig  stehen,  wobei  sich  sofort  eine  rasche  und 
stürmische  Gährung  entwickelt,  so  dass  die  Treuer  schon  nach  ungefähr 
12  Stunden  auf  der  Oberfläche  des  Mostes  schwimmen."  Sobald  dies  er- 
folgt ist,  zieht  man  den  geklärten  Most  durch  eine  am  Boden  der  Bütte 
angebrachte  Spundöffnnng  ab  und  füllt  denselben  in  Fässer,  in  welchen 
dann  die  Gährung  sich  vollendet,  wobei  man  jedoch  die  Sorgfalt  ge- 
braucht, dieselben  nur  bis  zu  [drei  Viertheilen  vollzufüllen  und  hierauf 
den  leer  gebliebenen  Raum  gut  auszuschwefeln.  Die  in  der  Bütte  zu- 
rückgebliebenen Treber  werden  gekeltert  und  der  ansgepresste  Most  be- 
sonders aufbewahrt. 

Die  angegebene  Methode  ist  besonders  in  Lothringen  und  namentlich  in  der 
Umgegend  von  Nancy  gebräuchlich,  das  Frodukt  soll  sich  durch  schönes  Bouquet 
und  feinen  Geschmack  auszeichnen. 

Neue  Mo-  Neue  Methode  der  Weinbereitung,  von  Michel  Perret.*) 

thode  der  _  ^^  ^en  Beobachtungen  des  Verfassers  verläuft  der  Gähttragsprozess 
tung  in  den  sich  bildenden  beiden  Schichten  der  Gährbottige,  der  flüssigen 
Schicht  und  dem  sogenannten  Hut,  ungleich  schnell.  In  dem  Hut  beträgt 
die  Wärme  leicht  15°  C.  mehr,  als  in  der  unteren  flüssigen  Schicht,  die 
Alkoholbildung  beendet  sich  daher  in  dem  Hute  schnelle]-  und  die  Essig- 
bildung beginnt  rascher.  Da  es  nicht  gut  ausführbar  ist,  den  Bottig  auf 
zweimal  abzuziehen,  zuerst  den  Hut  abzunehmen  und  auszupressen  und 
erst  später  den  Wein  der  unteren  Schicht  abzuziehen,  so  benutzt  der 
Verfasser  folgendes  Verfahren.  In  die  gewöhnlichen  Kufen  oder  Bottige 
werden  horizontal  liegende  Horden  von  Flechtwerk  etwa  36  Centira.  von 
einander  abstehend  eingelegt.  Man  füllt  zunächst  den  Bottig  bis  zu 
36  Centini.  Höhe,  legt  dann  eine  Horde  ein,  füllt  dann  die  zweite  Ab- 
theilung und  so  fort  bis  zur  vorletzten  Abtheilung,  welche  leer  gelassen 
wird,  um  der  aufsteigenden  Flüssigkeit  Baum  zu  geben.  Durch  die  Horden 
wird  die  Hutbildung  verhindert,  die  Kämme,  Schalen,  Kerne  und  unzer- 
quetschten  Beeren  bleiben  in  dem  Bottige  gleichmässig  vertheilt  und  die 
Temperatur  des  Inhalts  zeigt  überall  gleiche  Höhe.  Der  ganze  Verlauf  der 
Gährung  wird  dabei  gleichmässiger  und  dauert  kaum  3/s  der  gewöhnlichen 
Zeit,  die  Essigbildung  verschwindet  und  der  Wein  wird  alkoholreicher. 

Maumene  ■•*)  und  C.  Forthomme***)  bemerkten  zu  obiger  Mit- 
theilung, dass  das  Verfahren  keineswegs  neu  ist,  sondern  bereits  seit 
längeren  Jahren  in  einigen  Gegenden  Frankreichs  benutzt  wird. 

schönutij;  Schönung  trübe  und  zähe  gewordener  weisser  Weine,  von 

trüber     Haidien. f)  —  Auf  1  Eimer  Wein  löst  man  2  Queiit.  beste  Hausenblase 

Weissweine. 

*)  Compt    rend.     Bd.  64.     S.  1041. 
**)  Ibidem.     S.    1100. 
•*")  Ibidem.     S.    1203. 

t)  Würtembergcr  Geweibcblatt.     1867.     No.  5. 


tlührungs-Clieiuie.  331 

in  einem  Schoppen  Wasser  in  der  Wärme  auf,  setzt  einige  Mass  des  zur 
Schonung  bestimmten  Weins  (der  vorher  durch  A-blassen  von  der  Hefe 
getrennt  wird)  hinzu.  Sodann  vermischt  man  den  übrigen  Wein  mit  einer 
AMochung  von  7>  Pfd.  schwarzem  Theo  (Kongothee)  in  etwa  2  Mass  des 
Weins  und  setzt  unter  fortdauerndem  Umrühren  die  Hansenblase  hinzu. 
Die  trüben  und  schleimigen  Weinbestandtheile  setzen  sich  zu  Boden, 
worauf  der  Wein  klar  abgelassen  wird. 

Das  Verfahren    hat  sich  bei   1865er  Weissweinen,    die  bekanntlich  grosse  Nei- 
gung zum  ZiUie-  und  Trübewerden   /eigen,  in  mehreren  Fällen  bewährt. 

Konservirung  des  Weins  durch  Erwärmen,  von  Theodor  Konserviren 
Koller.*)  —  Der  Verfasser  prüfte  die  von  Pasteur  zur  Haltbarmachung  des  Weins 
des  Weins  empfohlene  Methode  der  Erwärmung  bei  drei  verschiedenen  wärmen. 
Weinen.  Die  Weine  wurden  im  Sandbade  in  Flaschen  vorsichtig  bis  auf 
70°  C.  erhitzt,  dann  abgekühlt  und  fest  verstöpselt.  Ein  klarer  Pailäuder 
von  1865  trübte  sich  beim  Erkalten  stark,  es  bildete  sich  ein  zarter 
graulich-weisser,  sehr  beweglicher  Absatz,  der  "Wein  zeigte  eine  weit 
stärkere,  angenehmer  hervortretende  Blume,  schönen  Glanz,  eine  tiefere, 
feurige  Farbe  und  völlige  Klarheit.  Der  Geschmack  war  milder  und  an- 
genehmer. Ein  lichtgelber  Bingener  von  1865  bildete  nur  eine  Spur  eines 
braunen  Absatzes,  der  Geschmack  war  unverändert,  nur  die  Farbe  war 
etwas  dunkler  —  goldgelb  —  geworden.  Ein  trüber,  hellgelber  Tromers- 
heimer  (1866)  trübte  sich  noch  mehr,  ohne  einen  Niederschlag  zu  bilden. 
—  Der  Verfasser  schliesst  aus  diesen  Versuchen,  dass  fast  aller  Wein 
durch  die  Erwärmung  in  Bezug  auf  Blume,  Geschmack  und  Farbe  ge- 
wonnen hatte;  er  hält  die  Methode  für  sehr  beachtenswerth,  wenngleich 
dieselbe  in  der  Praxis  schwierig  auszuführen  sein  wird.  —  lieber  die 
Haltbarkeit  der  erwärmten  Weine  hat  Koller  keine  Beobachtungen  ge- 
sammelt. — 

Barrals  Verfahren   zur  Konservirung   und  Verbesserung  Barrars 
des  Weins**)  besteht  im  Wesentlichen  darin,  dass  aus  den  Trebern  die   verfahren 

zur  Konser- 

Bälge  und  Kerne  ausgelesen  und  für  sich  mit  Alkohol  ausgezogen  werden.  vinin„  Ulld 
Von  dem  erhaltenen  gerbstoffhaltigen  alkoholischen  Auszuge  setzt  man  verbesse- 
dem  Wein  PA—  1*/.  Liter  per  Hektoliter  Wein   zu,  klärt  den  Wein   und    T™B.iea 

1  '  Weins. 

zieht  ihn  einige  Wochen  später  ab.  Geringe  Weine  werden  durch  den 
Zusatz  haltbarer  und  natürlich  auch  alkoholreicher. 

Barral  hat  für  seinen  nach  dieser  Methode  behandelten  Wein  auf  der  Pariser 
Ausstellung  eine  Medaille  erhalten. 


*)  Bairische  Gewerbezeitung.     Allgemeine  land-    und  forstwirtschaftliche  Zei- 
tung.    1867.     S.   1256. 

**)  Moniteur  vinicole.     Allgem.  land-  u.  forstw.  Ztg.     1867.     S.   1067. 


332  Gähmngs-Chemie. 

Bereitung  Bereitung   von    Obstwein,    nach  J.  Nessler.*)  —    Das  Obst 

von  wjr(j  am  besten  durch  Quetschmaschinen  gequetscht  und  ohne  Wasserzu- 
satz so  lange  (2 —  3  Tage)  unter  öfterem  Durcharbeiten  stehen  gelassen, 
bis  die  ganze  Masse  rothbraun  geworden  ist.  Jetzt  schreitet  man  zum 
Keltern  und  füllt  den  Saft  in  Fässer.  War  das  Obst  sehr  reif  und  sehr 
gut,  so  kann  man  diesen  Most  für  sich  gähren  lassen  und  als  reinen  Obst- 
wein aufbewahren.  Bei  geringerer  Beschaffenheit  des  Obstes  setzt  man 
auf  die  Ohm  etwa  15  Pfd.  Traubenzucker,  in  4  Mass  kochendem  Wasser 
aufgelöst,  hinzu,  lässt  vergähren  und  zieht  den  Wein,  sobald  die  Gährung 
beendet  ist,  in  ein  geschwefeltes  Fass  ab.  Bei  unreifem  Obst  wendet 
man  25  bis  35  Pfd.  in  10  bis  15  Mass  kochendem  Wasser  gelösten  Zucker 
an.  Die  zurückbleibende  Treber  enthalten  noch  viel  lösliche  Stoffe,  man 
übergiesst  sie  daher  mit  ebenso  viel  Zuckerwasser  als  man  Most  erhalten 
hat,  lässt  6  bis  8  Tage  gähren,  keltert  ab  und  behandelt  den  Wein  in 
derselben  Weise  wie  vorhin  angegeben  ist.  Um  eine  Ohm  zu  erhalten, 
kann  man  auch  die  Treber  mit  70  Mass  kaltem  Wasser  übergiesseu,  dann 
50  bis  60  Pfd.  Traubenzucker  in  20  Mass  kochendem  Wasser  auflösen  und 
jener  Mischung  zugiessen ,  sobald  diese  Lösung  bis  auf  ungefähr  20°  E. 
abgekühlt  ist.  Wenn  das  kalte  Wasser  1 3  °  K.  hatte,  so  erhält  jetzt  die 
Mischung  18— 20°  K.,  eine  Temperatur,  die  für  diese  Gährung  sehr  gün- 
stig ist.  Sollte  dieser  Treberwein  nicht  sauer  genug  sein,  so  setzt  man 
der  Ohm  1 — 1  %  Pfd.  Weinsäure  hinzu.  —  Um  moussirenden  Obstwein  zu 
bereiten,  füllt  man  den  eben  abgeklärten  jungen  Wein  in  Flaschen,  setzt 
auf  jede  Flasche  lh  Loth  Zucker  zu,  bindet  den  Kork  fest  und  lässt  ver- 
gähren. Zur  Entfernung  der  Hefe  aus  den  Flaschen  stellt  man  diese  auf 
den  Kork,  lüftet  denselben  später  und  lässt  die  Unreinigkeit  ausfliessen, 
setzt  dann  wieder  etwas  Zucker  zu  und  verschliesst  von  Neuem. 


min  im 
Weine. 


Trimethyia-  Tr  ime  thylamin  im  Weine,  von  E.Ludwig.**) —  Der  Verfasser 
fand  in  mehreren  österreichischen  Weinen  (Markersdorfer,  Klosterneuburger 
und  Ungarwein)  Triraethylamin,  von  dem  er  annimmt,  dass  es  bei  der  Gäh- 
rung entstehe  und  einen  konstanten  Besümdtheil  des  Weins  ausmache. 

Mais  zur  Verwendung    des    Maises    zur    Branntweinbrennerei,    von 

Branntwein-  j^  p  e  rgs  t  r  äs  ser.***)  —  Eigentlich  sollte  man  nur  Maismehl  zum  Brannt- 
weinbrennen benutzen,  da  der  Mais  aber  schwierig  zu  mahlen  ist,  so  ver- 
wendet der  Verfasser  zum  Sieben  ein  mittelfeines  Griessieb.  Er  erhält  so 
zum  Einmaischen  halb  Mehl,  halb  mittelfeinen  Gries.    Man  lässt  nun  den 

*)  Badisches  landw.  Wochenblatt.     1S67.     S.     297. 

**)  Sitzungsbericht  der  Wiener  Akad.  d.  W:ssensch.     Bd.  56.     S.  287.     Chem. 
Centralbl.     1867.     S.  911. 

***)  Zeitschr.  d.  landw.  Vereine  f.  Hessen.     Neue  Zeitschr.  f.  deutsche  Spiritus- 
fabrikanten.     1367.     S.  357. 


Gäbrungs-Chemie.  333 

gemahlenen  Mais  langsam,  damit  sich  keine  Klumpen  bilden,  in  die  mit 
lauem  oder  kaltem  Wasser  gefüllte  Vormaischbütte  unter  beständigem  Um- 
rühren einlaufen.  Nachdem  dies  geschehen,  wird  diese  Masse  mittels  ein- 
strömenden Dampfs  bis  auf  70  —  74°  R.  erwärmt.  Sobald  die  Mischung 
sich  der  Temperatur  von  70°  R.  nähert,  wird  sie  immer  steifer  und  dicker, 
weshalb  man  gleich  soviel  Wasser,  als  das  Meischverfahren  erlaubt,  zum 
Einrühren  nehmen  muss.  Nachdem  die  Temperatur  von  74°  R.  erreicht 
ist,  sucht  man  die  Masse  durch  Rühren  und  Zusetzen  von  kaltem  Wasser 
bis  auf  56°  R.  abzukühlen,  um  jetzt  das  schon  früher  gequetschte  und  ein- 
geweichte Malz  zuzusetzen,  wodurch  dann  am  Ende  des  ganzen  Maisch- 
prozesses die  Maische  die  zur  Zuckerbildung  nöthige  Temperatur  von  50 
bis  52°  R.  haben  wird.  Hierauf  überlässt  man  dieselbe  1  lh  Stunden  der 
Zuckerbildung.  Sehr  häufig  begeht  man  den  Fehler,  beim  Einmaischen 
zu  wenig  Wasser  zuzusetzen,  wodurch  die  Zuckerbildung  erschwert  und 
unvollkommen  wird.  Der  Verfasser  maischt  1  Zntr.  Mais  auf  120  —  124 
Mass  Raum.  Die  sehr  dünnflüssige  Maismaische  kühlt  viel  schneller  auf 
dem  Kühlschiffe,  als  die  Kartoffelmaische.  Da  sie  aber  langsamer  gährt, 
so  lässt  der  Verfasser  sie  mindestens  um  2-3°  wärmer  in  den  Gährbottig 
gelangen  als  Kartoffelmaische.  Die  langsamere  Vergährung  liegt  theils  an 
der  raschen  Abkühlung,  theils  an  dem  Fettgehalt  der  Maismaische.  Die 
Maische  gährt  durch  die  übliche  Kunsthefe  (Satz)  oder  durch  Hefe  über- 
haupt angestellt  sehr  lebhaft,  ohne  zu  steigen,  so  dass  man  den  Raum 
völlig  ausnutzen  kann.  Auf  der  Oberfläche  der  Maische  setzt  sich  während 
der  Gährung  ein  sehr  schönes,  hellrothes  Oel  ab,  welches  abgeschöpft  und 
zum  Brennen  oder  Schmieren  benutzt  werden  kann.  Zur  Destillation  der 
Maismaische  braucht  man  weniger  Dampf  als  bei  Kartoffelmaische,  weil 
sie  schneller  zum  Kochen  kommt.  Das  Produkt  ist  schön  hell,  angenehm 
schmeckend  und  riechend.  Die  Ausbeute  beträgt  vom  Zentner  Mais  15 
bis  18  Mass  ä  50  Proz.  Tr.  Von  gleichem  Maischraume  ist  nach  Berg- 
strässer  durch  den  Mais  eine  etwas  höhere  und  bessere  Ausbeute  zu  er- 
halten, als  von  Kartoffeln. 

Wir  bemerken  hierzu,  dass  in  Ungarn  und  Siebenbürgen,  wo  die  Maisbrennerei 
am  meisten  betrieben  wird,  neuerdings  die  schweflige  Säure  vielfach  angewandt 
wird,  um  die  Stärkemoleküle  aus  dem  Zellgewebe  des  Maisschrotes  frei  zu  legen. 
Man  benutzt  zum  Eiumaischeu  ein  mit  schwefliger  Säure  imprägnirtes  Wasser  und 
erzielt  so  durch  vollkommnere  Vergährung  und  Beschränkung  der  Säurebildung  eine 
bedeutende  Mehrausbeute  von  Alkohol. 

Alkaloid  im  Biere,  von  J.  C.  Lermer.*)  —  Nach  Annahme  des    Aikaiovd 
Verfassers  beruhen  die  physiologischen  Wirkungen  des  Bieres  zum  Theile  im  Biere- 
auf  dem  Gehalt  an  einem  eigenthümlichen  Alkaloi'de.    Es  ist  zwar  noch 
nicht  gelungen,  die  Existenz  desselben  unzweifelhaft  festzustellen,  doch 


*)  Polytechnisches  Journal.     Bd.     1S4.     S.  159. 


334 


Gährungs-Chemie. 


gelang  es  auf  folgende  Weise  kristallinische,  ziemlich  reine  Salzmassen 
darzustellen,  die  in  ihren  Eigenschaften  den  Alkaloi'dverbindungen  ähnelten. 
Bierextrakt  wurde  mit  kalihaltigem  Alkohol  ausgezogen;  4er  Auszug  nach 
dem  Abdestilliren  des  Alkohols  zur  Fällung  des  Harzes  mit  Wasser  ver- 
mischt und  die  Lösung  mit  Phosphormolybdänsäure  gefällt.  Der  Nieder- 
schlag wurde  mit  Magnesia  verrieben,  getrocknet  und  mit  Aether  ausge- 
zogen. Nach  dem  Verdunsten  des  Aethers  blieb  ein  schwach  alkalisch 
reagirender  Eückstand,  der  mit  Salzsäure  eine  kristallinische  hygroskopische 
Masse  bildete. 


Konservi- 
rung  des 
Bieres. 


Ueber  Konservirung  des  Bieres  durch  Erwärmen,  von  G. 
E.  Hab  ich.*)  —  Der  Verfasser  beschreibt  ein  Verfahren,  welches  der 
französische  Bierbrauer  Eugen  Veiten  anwendet,  um  dem  Biere  eine 
grössere  Haltbarkeit  zu  verleihen.  Das  Bier  wird  hierbei  in  Flaschen 
nach  Art  der  von  de  Vergnette-Lamotte  und  Pasteur**)  für  Wein 
vorgeschlagenen  Methode  oder  in  einem  eigenen  Apparate  auf  38— 39°  B. 
—  für  lange  Aufbewahrung  bis  auf  42—43°  B.  —  erwärmt,  wobei  durch 
eine  besondere  Vorrichtung  der  Verflüchtigung  von  Kohlensäure  vorge- 
beugt wird.  Nach  Hab  ich  liefert  diese  Methode  ein  sehr  gutes  Eesultat, 
indem  die  Fermente  in  dem  Biere  durch  die  Erwärmung  getödtet  werden» 
wozu  die  angegebene  Temperatm-  nach  Lermer's***)  Untersuchungen  ge- 
nügt. Nothwendig  ist  es  hierbei,  das  Bier  möglichst  schnell  zu  erwärmen 
und  abzukühlen,  damit  es  die  Temperatur  von  20— 32°  R.,  welche  für  die 
Gährung  besonders  günstig  ist,  recht  schnell  durchlaufe.  —  E.  Bern- 
beckf)  empfiehlt  zu  gleichem  Zwecke  dem  ausgegohrenen,  fertigen  Biere 
eine  Auflösung  von  schwefligsaurem  Kalk  zuzusetzen  und  zwar  auf  200 
Liter  1  Liter  der  konzentrirten  Lösung.  Der  schwefligsaure  Kalk  zieht 
den  Sauerstoff  aus  dem  Biere  an  sich  und  bildet  damit  schwefelsauren 
Kalk  (Gips),  welcher  sich  ausscheidet  und  dadurch  noch  gleichzeitig  zur 
Klärung  des  Bieres  beiträgt. 


Ueber 
Hopfen- 
extrakt. 


Ueber  Hopfenoxtrakt.  —  Karl  Beitlechnerff)  stellte  einige 
Brauversuche  mit  dem  von  Schröder  und  Sandfort  in  Mainz  bereiteten 
Hopfenextrakt  an.  Das  Hopfenextrakt  bildete  eine  dunkelbraune,  in  der 
Wärme  flüssige,  in  der  Kälte  starre  Masse  von  wenig  aromatischem  Ge- 
ruch. Es  löste  sich  weder  in  Wasser  noch  in  Alkohol  und  Aether  voll- 
ständig auf.  Der  Wassergehalt  schwankte  von  10— 15Proz.  Man  nimmt 
statt  25  Pfd.  frischen  Hopfens  ß'A  Pfd.  Hopfenextrakt.     Das  Extrakt  wird 


*)  Der  Bierbrauer.    1867.    No.  6.    Durch  Polytcchn.  Centralbl.    1867.    S.  1194. 
**)  Vergl.  Jahresbericht.     1S65.     S.  370. 
***)  Polytcchn.  Centralbl.     1866.     S.   1334. 
f)  Ibidem.     1837.     S.  1428. 
i"t) .  Allgem.  land-  u.  forstw.  Ztg.     1867.     S.  974. 


Gähruugs-Chemie.  öoD 

der  Würze  zu  jener  Zeit  zugegeben,  in  der  sonst  der  frische  Hopfen  zu- 
gesetzt zu  werden  pflegt,  nämlich  wenn  die  "Würze  tüchtig  kocht.  Das 
bei  der  Extraktdarstellung  besonders  gewonnene  ätherische  Hopfenöl  wird 
behufs  der  Auflösung  des  Hopfenharzes  dem  Extrakte  innig  beigemischt. 
—  K  eitle  ebner  stellte  drei  Gebräue  dar,  zu  dem  ersten  wurde  Hopfen 
und  Hopfenextrakt  gesetzt,  zum  zweiten  nur  Hopfenextrakt,  zum  dritten 
Hopfenextrakt  mit  ätherischem  Hopfenöl,  2  Grm.  Hopfenöl  auf  1  Pfd.  Ex- 
trakt. Die  drei  Gebräue  lieferten  ein  glanzhelles  geniessbares  Bier,  das 
dritte  Gebräu  zeigte  aber  von  dem  Hopfenöl  einen  geringen  fremdartigen 
Nachgeschmack  und  musste  deshalb  billiger  verkauft  werden.  Die  Würzen 
brachen  sich  nach  Zusatz  des  Hopfenextraktes  in  20  —  30  Minuten  sehr 
gut,  die  Hauptgährnng  verlief  beim  zweiten  und  dritten  Gebräu  nicht 
ganz  normal,  indem  die  Krausen  nicht  so  charakteristisch  auftraten,  als 
bei  Zusatz  von  frischem  Hopfen. 

Da  der  Hopfen  mit  Erhaltung  seiner  wevthvollen  Eigenschafton  sich  kaum  über 
ein  Jahr  konserviren  lässt  und  die  Hopfenernte  in  verschiedenen  Jahren  sehr  un- 
gleich ausfällt,  so  würde  der  Bierbrauerei  durch  die  Darstellung  eines  längere 
Jahre  haltbaren  Extrakts  aus  dem  Hopfen  ein  grosser  Dienst  geleistet  werden.  Bis 
jetzt  scheint  die  Einführung  des  Hopfenextrakts  in  die  Brauereien  wenig  Erfolg 
gehabt  zu  haben,  es  mag  dies  theils  daran  liegen,  dass  die  Hopfenbestandtheile 
sich  bei  dem  Eindampfen  des  Auszugs  an  der  Luft  verändern,  theils  vielleicht 
auch  mit  daran,  dass  zur  Extraktbereitung  geringerer  und  älterer  Hopfen  benutzt 
wurde.  Dr.  Lintner*)  hat  ungünstige  Resultate  bei  der  Verwendung  von  Hopien- 
extrakt  aus  einer  Berliner  Fabrik  erhalten. 

Malzextrakt  von  J.  von  Liebig.**)  —  Das  unter  dem  Namen  des  Liebig' 
Verfassers  von  Löfflund  in  den  Handel  gebrachte  Malzextrakt  wird  in 
folgender  Weise  dargestellt.  Drei  Pfund  frisches  geschrotenes  Malz  werden 
mit  Wasser  zu  einem  Teige  angerührt  und  hierzu  unter  beständigem  Um- 
rühren so  viel  heisses  Wasser  zugesetzt,  dass  die  Mischung  eine  Tempe- 
ratur von  53°  R.  erreicht.  In  dieser  Temperatur  lässt  man  das  Gefäss  so 
lange  stehen,  bis  eine  Probe  der  Flüssigkeit  mit  Jodtinktur  keine  Reaktion 
mehr  giebt;  in  der  Regel  ist  nach  zwei  Stunden  die  Zuckerbildung  voll- 
endet. Man  bringt  die  Masse  auf  einen  Spitzbeutel,  wäscht  den  Rück- 
stand mit  Wasser  aus,  kocht  die  ablaufende,  klare,  süsse  Flüssigkeit  bis 
auf  die  Hälfte  ein,  kolirt  nochmals,  um  sie  ganz  klar  zu  erhalten,  uud 
dampft  sie  im  Wasserbade  bis  zur  starken  Syrup-  oder  Honigkonsistenz 
ein.  Man  erhält  so  über  2  Pfd.  hellbraunen,  klaren,  fadenziehenden  Honig 
von  mildem,  süss-schleimigen,  angenehmen  Malzgeschmack.  Das  Extrakt 
enthält  noch  eiweissartige  Substanzen  in  Lösung,  sowie  eine  gewisse  Menge 
von  Phosphaten. 


Malz- 
extrakt. 


*)  Bayerischer  Bierbrauer.     18GG.     No.   11. 
**)  Buchner's  Neues  Repertorium  für  Pharmacie.     Bd.  17.     ß.  1. 


336  Gährungs-Chemie. 

HabicVa  Darstellung  von  Bierextrakt,  nach  G.  E.  Habich.*)  —  An- 
Eierextrakt.  statt  der  Malzextrakte  (<1.  h.  bis  zur  Extraktkonsistenz  eingedampfte  Bier- 
würze, wie  sie  von  Weberbauer  in  Breslau  und  Hhirichs  in  Greifs- 
walde fabrizirt  werden)  empfiehlt  Habich  ein  in  folgender  Weise  darge- 
stelltes Bierextrakt.  Man  bereitet  eine  an  Prote'instoffen  sehr  reiche 
Würze  (wozu  es  besonderer  Vorsichtsmassregeln  bedarf),  bringt  diese  in 
Gährung,  destillirt  den  Alkohol  ab  und  dampft  die  filtrirte  Schlempe 
bis  zur  Extraktdicke  ein.  Der  Verfasser  empfiehlt  das  Bierextrakt  als  ein 
Kraftnahrungsmittel ,  er  hält  es  für  Kranke  und  Kekonvaleszonten  für 
mehr  geeignet  als  die  jetzigen  Malzextrakte,  welche  grosse  Mengen  von 
Zucker  und  Dextrin,  resp.  (das  Hoff 'sehe  Malzextrakt)  Alkohol  enthalten. 


Schliesslich  mögen  noch  folgende  Aufsätze  kurz  erwähnt  werden: 

Sur  le  corpusculo  vibrant  de  la  pe'brino,  considerd  comme  organisme  produc- 
teur  d'alcool,  par  A.  Bdchamp.  !) 

Ueber  die  Wichtigkeit  des  Gebrauchs  des  Saccharometers ,  von  J.  Mo  Hin- 
get1. 2) 

Maisstengel  zur  Branntweinbereitung.  3) 

Die  Bereitung  des  Malzes,  von  Walther  Schmidt.  4) 

Die  unvollkommene  Vergährung  der  Maische.  5) 

Das   Geheimniss  der  hohen  »Spiritusausbeuten.  c) 

Ucher  die  Zerstörung  hölzerner  Braugefässe  durch  Schimmelpilze,  von  J.  C. 
Lermer.  7) 

Ueber  das  Bier,  von  L.  Blumenthal.  8) 

Das  baierische  Bier,  von  Gabriel  Sedlmayr.  9) 

Zur  Theorie  der  Bierbrauerei,  von  G.  E.  II ab  ich.  1°) 

Les  vins  des  fruits,  par  Maurice  Cristal.  H) 

Ueber  den  Zuckerzusatz  zum  Weingeiste,  von  Schenk.12) 

Vom  Moste,  von  Ladislaus  von  Wagner.  13) 


")  Würtemb.  Wochenblatt  f.  Land-  u.  Forstwirtschaft.     1SG7.     S.  252. 

1)  Compt.  rend.     Bd.  64.     S.  231. 

2)  Zeitsohr.  d.  landw.  Vereine  des  Grossh.  Hessen.     1S67-     S    593. 

3)  Agron.  Zeitung.     1S67.    S.  474. 

4)  Schles.  landw.  Zeitung.     1867.     S.  150. 

5)  Ibidem.     S.  82. 

6)  Ilannov.  land-  u.  forstw.  Vereinsbl.     1867.     S.  53. 

7)  Polytechn.  Journ.      1867.     S.  352. 

8)  Landw.  Nachrichten  d.  preuss.  Handelsztg.     1867.     No.  118. 

9)  Agronomische  Zeitung.     1867.     S.  598- 
10)  Der  Kultur-Ingenieur.     1867.     S.  82. 

J1)  Journ.  d'agriculture  prat.      1867.     D.     S.  505. 

1->)  Annaleu  d.  Landwirthsch.     Woehenbl.     1867.     S.  62. 

I3>  AHgem.  land-  u.  forstw.  Ztg.     1867.    S.  51. 


Milrll-,    llutloi-   und    B  ii  l«b«l  citiinr,  it«  J7 


Milch-,  Butter-  und  Käscbcrcitung. 

(Jeber   die    I  rsache   der   Färbung  der   blauen    Milch   hat  üeberdie 
Ernst  Hallier*)  Untersuchungen  ausgeführt,  welche  ergaben,  dass  die    p*ribiun> 

der  blauen 

in  der  blauen  Milch  vorkommenden  pilzlichen  Elemente  (Penicilhum)  mir  m,i,i,. 
dio  Träger,  nicht  die  Ursache  der  Färbung  sind.  Aul'  andere  Milch  liess 
sich  die  Färbung  durch  Uebertragung  des  rilzes  nicht  fortpflanzen.  Der 
Verfasser  nimmt  daher  an,  dass  in  der  blatten  Milch  ein  chemischer 
Körper  vorhanden  sein  müsse,  welcher  den  ;m  dei'  Luft  zur  Entwickelung 
kommenden  Pilzen  die  blaue  Farbe  ertheilt.  Dieser  Stoff  braucht  nicht 
nothwendig  blau  zu  sein,  bevor  er  von  den  Pilzen  assimilirt  wird,  auch 
erscheinen  Minimalmengen  gewisser  Substanzen  zur  Entwickelung  der 
Pilzfarben  ausreichend. 

Das  Rothwerden  gekochter  Gemüse,  z.  B.  der  Kartoffeln,  viel- 
leicht auch  der  Milch,  entsteht  durch  Pilzschwärmer  und  Hefengobilde, 
welche  duroh  anbekannte  Substanzen  eine  starke  Färbung  erleiden. 

Nach  E.  0.  Erdmann's**)  Untersuchungen  ist  das  Roth-  und  Blau- 
werden der  Speisen  ein  Fäulnissstadium  der  Proteinstoffe,  in  welchem  eine 
durch  Vibrionen  vermittelte  Bildung  von  Ä.nilinfarbstoffen  stattfindet,  näm- 
lich von  Rosanilin  and  A.nilinblau  (Hofmann's  Triphenylrosanilin).  Diu 
gebildeten  Farbstoffe  sind  nach  *\>'r  Ansicht  des  Verfassers  Produkte  der 
Vibrionen  in  dem  Sinne  wie  Kohlensäure,  Glycerin,  Bernateinsäure,  Al- 
kohol Produkte  der  liefe  in  ,<.••;"! hrenden  Flüssigkeiten  sind.  P.ei  der  Bil- 
dung des  rofhen  und  hlaiicn  Pigments  scheinen  dieselhen  Yihrionen  fchätig 
zu  sein  und  ihre  Produkte  nur  nach  t\>'v  Art  des  Suhslrats  uml  den  ein- 
wirkenden A^eniien   verschieden  auszufallen. 

Konzentrirte  Milch.      )       [n  Cham  beiZug  in  derSchweiz  hat    coneen 

eine   amerikanische  Gesellschaft  eine  l'ahrik  errichtet,   in  welcher  die  Milch  l,irl"  Mil''h 

im  luftleeren  Räume,  in  einem  sogenannten  Vakuumapparate,  unter  Zusatz 
von  Zucker  zur  Konsistenz  eines  dicken  Honigs  eingedampft,  dann  in 
Blechbüchsen  gefüllt  wird,  welche  man  luftdicht  verlöthet.  Die  konzen- 
trirte Mich  enthält  nach  P.  Bollej   im  Mittel  von  vier  Proben: 

Wasser 2&,4A 

Trockensubstanz .    .    77,.r>i» 
100,00 
Nahezu   die  Hälfte   der   konzentrirten   Milch   macht  der  zugesetzte 
Zucker  aus,  die  andere  Hälfte  besteht  aus  Butter,  Milchzucker  und  Käse- 
Btoff.   Der  Gehalt  an  Milchzucker  betrag!  gegen  18  Proz.,  der  Buttergehält 

•)  Dio  landw   Voi  1 1 ■  1 1    tationen,     Bd.  :>.     S.   1 1  7. 

*•)  Monatsberichte  der  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften.     1866.    S   724, 

***)  Aunalcn   der   L-uuhvii  tliscliafl,.      VVoclionbl.      1867-      S.    2    I 
•iHlirusbericht  X.  >j2 


338  Milch-,  Butter-  und  Käsebereitung. 

etwas  über  10  Proz.  In  4,5—5  Thl.  Wasser  vertheilt  sich  die  konzentrirte 
Milch  zu  einer  Flüssigkeit,  welche  alle  Eigenschaften  einer  reinen  Milch 
besitzt,  die  mit  etwas  Zucker  versüsst  ist,  sie  ist  im'Gesckmacke  nicht 
unterscheidbar  von  frischer  abgekochter  Milch. 

Eine  ähnliche  Fabrik  hat  im  verflossenen  Jahre  H.  Henze  in  Weich- 
nitz  bei  Glogau  errichtet,  welche  nach  demselben  Verfahren  arbeitet.  Die 
Weichnitzer  konzentrirte  Milch  besitzt  nach  mehreren  von  E.  Peters*) 
ausgeführten  Untersuchungen  folgende  durchschnittliche  Zusammensetzung: 

Wasser 21,5 

Käsestoff     ....'.       10,2 

Butter 12,9 

Aschensalze 2,5 

Milch-  und  Rohrzucker      .       52,9 

100,0 
In   kaltem  Wasser   löst   sich    die  Milch  leicht  auf;    nimmt  man  auf 
1  Gew.  Thl.   derselben  ungefähr  5  Gew.  Thl.  Wasser,  so  erhält  man  eine 
vorzügliche  Milch,  die  sich  nur  durch  den  süsseren  Geschmack  von  guter 
frischer  Kuhmilch  unterscheidet. 

untersu-  Chemische  Untersuchungen  auf  dem  Gebiete   der  Milch- 

chungen  auf  wirth schaft,  von  Alexander  Müller.**) 

dem  Gebiets 

der  Müch-  Ueber  den  Einfluss  der  Temperatur  und  des  Luftzutritts 

wirthschaft.  auf  die  Aufrahmung  und  Säuerung  der  Milch.  —  Schon  früher 
hat  der  Verfasser***)  die  Ansicht  ausgesprochen,  dass  die  bei  der  Gus- 
sander'sehen  Aufrahmungsmethode  beobachtete  langsamere  Säuerung  der 
Milch  einem  eigenthümlichen  antizymischen  Einflüsse  der  Luft  auf  die  in 
den  flachen  Milchsatten  ihr  in  dünner  Schicht  dargebotene  Milch  zuzu- 
schreiben sei.  Der  Verfasser  hat  sich  hierbei  der  Ansicht  Pasteur's 
angeschlossen,  wonach  das  Milchsäureferment  zu  den  Anaerobien,  d.  h.  zu 
denjenigen  Organismen  gehört,  welche  nur  bei  Abschluss  des  Sauerstoffs 
sich  entwickeln  können.  Neuere  Untersuchungen  Müller 's  haben  diese 
Ansicht  bestätigt.  Frische  Morgenmilch  wurde  hierbei  unter  verschiedenen 
Verhältnissen  (in  hohen  und  flachen  Gefässen,  in  warmen  und  kalten 
Räumen,  in  trockner  und  feuchter  Stickstoflatmosphäre  und  unter  der  Ein- 
wirkung von  reinem  feuchten  Sauerstoff)  zum  Aufrahmen  hingestellt  und 
von  Zeit  zu  Zeit  der  Grad  der  Aufrahmung  und  Säuerung  untersucht.  In 
letzterer  Beziehung  zeigte  sich  auch  bei  diesen  Versuchen  wieder,  dass 
der  Sauerstoff  in  hohem  Grade  die  Milchsäuerung  zu  verzögern  vermag. 
Nach  dreitägiger  Aufrahmung  bei  16—18°  C.  gerann  bei  vorgenommener 
Kochprobe  die  Milch  um  so  weniger,  je  inniger  sie  mit  Sauerstoff,  sei  es 


*)   Originalmittheilung. 

*)  Die  landwirthschaftl.  Versuchs  Stationen.     Bd.  9.     S.  37. 

*)  Jahresbericht.     1865.     S.  376. 


Milch-,  Butter-  und  Käsebereitung.  339 

in  reinem  Zustande  oder  gemengt  mit  Stickstoff  als  atmosphärische  Luft, 
in  Berührung  gewesen  war.  Das  wiederholte  Abnehmen  des  gebildeten 
Kahms  von  der  Oberfläche  der  Milch  beförderte  die  Haltbarkeit  derselben, 
weil  die  Kahmdecke  das  Eindringen  des  atmosphärischen  Sauerstoffs  in 
die  Milch  erschwert.  Selbst  die  Höhe  der  Milchschicht  zeigte  sich  hierbei 
von  Einfluss,  indem  die  obereren,  dem  Sauerstoff  der  Luft  mehr  zugäng- 
lichen Schichten  langsamer  säuerten,  als  die  tieferen,  zu  denen  die  Luft 
erst  nach  der  Durchdringung  der  überstehenden  Milchschicht  gelangen 
konnte.  Milch,  welche  sich  in  einer  Atmosphäre  aus  reinem  Stickstoff 
befand,  war  in  drei  Tagen  sauer  geworden;  in  einer  Sauerstoffatmosphäre 
gerann  die  Milch  unter  gleichen  Verhältnissen  dagegen  erst  nach  fünf 
vollen  Tagen.  In  einem  kühlen  Zimmer  in  flacher  Schicht  ausgegossene 
Milch  war  noch  nach  Verlauf  von  8  Tagen  völlig  süss.  —  Die  Wasser- 
verdunstung von  der  Oberfläche  der  aufrahmenden  Milch  übte  direkt  keinen 
merkbar  günstigen  Einfluss  auf  die  Haltbarkeit  der  Milch  aus,  in  trockner 
und  feuchter  Stickstoffatraosphäre  zeigte  sich  die  Milch  am  dritten  Tage 
gleichmässig  gesäuert.  Indirekt  befördert  allerdings,  wie  Müller*)  früher 
nachgewiesen  hat,  die  Wasserverdunstung  aus  frei  hingestellter  Milch  die 
Haltbarkeit,  indem  sie  den  Luftwechsel  beschleuuigt.  —  Durch  erhöhte 
Temperatur  wurde  die  Säuerung  der  Milch  in  steigender  Progression  be- 
fördert, sehr  unvortheilhaft  zeigte  sich  in  dieser  Hinsicht  auch  eine  ab- 
wechselnde Erwärmung  und  Abkühlung  der  Milch  zwischen  6  bis  32°  C. 
—  Bezüglich  der  Ausrahmung  ergab  sich,  dass  die  in  der  Praxis  vor- 
kommenden Temperaturschwankungen  in  den  Milchlokalen  nahezu  ohne 
Einfluss  auf  den  Aufrahmungseffekt  sind.  Ueberhaupt  bestätigte  sich  von 
Neuem,  dass  die  Wärme  das  Aufsteigen  der  Fettkügelchen  in  der  Milch 
nur  sehr  unwesentlich  befördert,  dagegen  nimmt  allerdings  der  Rahm  in 
der  Wärme  eine  für  das  Abnehmen  günstigere  Beschaffenheit  an,  indem  er 
dabei  konzentrirter  und  kohärenter  wird.  Auch  die  Verdunstung  scheint  für 
die  Aufrahmung  ziemlich  einflusslos  zu  sein,  ebenso  zeigte  sich  fast  kein 
Unterschied  in  der  Aufrahmung  bei  Gegenwart  oder  Abwesenheit  des 
Sauerstoffs  in  der  die  Milch  bedenkenden  Atmosphäre. 

Aus  den  früheren  orientirenden  Versuchen  dos  Verfassers**)  über 
Aufrahmung  und  Milchsäuerung  ist  noch  Folgendes  nachzutragen  : 

Ueber  Aufrahmung  in  Gussander'schen  Milchsatten.  — 
Die  Höhe  der  Milchschichten  in  den  Weissblechsatten  betrug  nur  unge- 
fähr 25  Millim.,  fünf  verschiedene  Satten  dienten  zu  den  Versuchen,  sie 
waren  in  einem  geheizten  Zimmer  an  verschiedenen  Orten  aufgestellt,  wo 
sie  durch  die  Ofenwärme  ungleich  erwärmt  wurden.  Die  Temperatur  der 
Milch  betrug  in 


*)  Jahresbericht      1866.     S.  37(1. 
**)  Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen.     Bd.  9.     S.   120- 


22* 


340  Milch-,  Butter-  und  Käsebereitnng. 

No. 


1    . 

.    .     13-23«  C. 

2     .     , 

.     .     11-19"  C. 

3     .     , 

.     .      9-16"  C- 

4     .     , 

.    .     7|-14»  C. 

5    .    . 

•    6i--12»C. 

Nach  24stündiger  Aufrahmimg  hatte  sich  in  der  am  meisten  erwärm- 
ten Milch  (No.  1)  eine  stark  gelbe,  zähe,  durch  Zusammenziehung  mehrfach 
zerrissene  Kahmhaut  gebildet;  No.  3  zeigte  eine  normale,  gelbliche,  fette 
Kahmschicht;  der  bei  No.  2  gebildete  Rahm  stand  in  seiner  Beschaffenheit 
zwischen  den  beiden  vorhergenannten ;  auf  No.  4  und  5  war  der  Rahm 
weiss  und  sehr  dünnflüssig.  Die  abgelassene  „blaue"  Milch  war  am 
meisten  bläulich  durchscheinend  bei  No.  1,  am  wenigsten  bei  No.  5,  von 
vermittelnder  Beschaffenheit  in  No.  2  bis  4.  —  Der  in  der  wärmsten 
Milch  gebildete  Rahm  lieferte  gelbe  Butter,  der  bei  der  niedrigsten  Tem- 
peratur abgesetzte  weisse  Butter  und  zugleich  in  geringerer  Menge,  die 
drei  anderen  Proben  standen  wieder  hinsichtlich  der  Färbung  und  Aus- 
beute an  Butter  zwischen  diesen  Extremen.  In  No.  1  zeigte  sich  die 
blaue  Milch  erst  nach  Verlauf  von  60  Stunden  säuerlich ,  bei  niedrigerer 
Temperatur  erhielt  sie  sich  noch  länger  süss. 

Aufrahmung  in  verschiedenartigen  Gefässen.  —  Diese 
Untersuchungen,  bei  denen  die  Milchproben  theils  in  verschlossenen 
Flaschen,  theils  in  hohen  oder  flachen  Gefässen  zur  Aufrahmung  hinge- 
stellt wurden,  ergaben  das  mit  den  früher  veröffentlichten  Untersuchungen 
übereinstimmende  Resultat,  dass  der  Luftzutritt  für  die  Süsserhaltung  der 
Milch  sehr  förderlich  ist.  Die  Wasserverdunstung  betrug  in  den  offenen 
Gefässen  bei, einer  Temperatur  des  Milchlokales  von  22-  25°  C.  1,25  bis 
9  Gewichtsprozente  der  aufrahmenden  Milch.  Diese  bedeutende  Verschie- 
denheit ist  hauptsächlich  durch  das  sehr  verschiedene  Verhältniss  der 
wasserverdunstenden  Oberfläche  zur  aufrahmenden  Milchmenge  bedingt. 
Für  die  Aufsteigung  der  Fettkügelchen  ergab  sich  die  vom  Boden  zurück- 
zulegende vertikale  Weglänge  als  das  entscheidende  Moment.  Die  Zu- 
sammensetzung des  Serums  der  blauen  Milch  war  durch  die  Aufrahmung 
nur  in  dem  Falle  merkbar  verändert  worden,  wo  eine  bedeutende  Wasser- 
verdunstung eingetreten  war. 

Aufrahmung  in  flachen  Satten  bei  hoher  Temperatur.  — 
Zwei  Milchproben  wurden  in  Gussander'schen  Weissblechsatten  bei  einer 
Temperatur  von  20  — 25*  zum  Aufrahmen  hingestellt,  die  eine  Satte  war 
mit  einer  Glastafel  bedeckt,  die  andere  offen.  Nach  12  Stunden  war  die 
Milch  in  der  offenen  Satte  mit  einer  gelben,  zähen  Rahmhaut  bedeckt, 
Rahm  und  Milch  noch  vollkommen  süss.  In  der  bedeckten  Satte  ähnelte 
der  Rahm  nach  Farbe  und  Konsistenz  dem  normalen  bei  mittlerer  Tem- 
peratur  gebildeten  Kahm,  war  aber,  wie  auch  die  blaue  Milch,  bereits 
säuerlich  und  roch,  wie  auch  die  auf  der  Unterseite  der  Glastafel  befind- 
lichen Wassertropfeu ,   unangenehm   nach  Schweiss.     Nach  weiteren  sechs 


Milch-,  Butter-  und  Käseborcitung.  341 

Stunden  war  die  bedeckte  Milch  sauer  und  geronnen,  die  unbedeckte  ge- 
nuin gleichfalls  noch  vor  der  24.  Stunde  seit  Beginn  des  Versuchs.  — 
Der  Versuch  zeigt  neben  dem  Nutzen  des  Luftzutritts  für  die  Süsserhal- 
tung  der  Milch,  dass  die  Gelbfärbung  des  Kahms  eine  Folge  der  Zusam- 
menwirkung von  Luft  und  Wärme  ist. 

Ueber  die  Einwirkung  eingeblasener  Luft.  —  Nach  einer 
früheren  Beobachtung  Müller's  lösen  sich  die  eiweissartigen  Hüllchen, 
welche  die  Fettkügelchen  einschliessen,  allmählich  auf.  Da  diese  Hüllen 
spezifisch  schwerer  sind,  als  Fett,  so  müssen  die  von  der  Hülle  befreiten 
Kügelchen  leichter  aufsteigen  (aufrahmen),  als  die  eingehüllten,  und  die 
Auflösung  der  Hüllen  muss  daher  die  Rahmbildung  beschleunigen.  Wenn 
der  Sauerstoff  die  Aufrahmung  begünstigte,  so  war  zu  vermutheu,  dass  er 
auf  jene  Hüllen  lösend  wirkte.  Müller  versuchte  diese  Frage  durch  Ex- 
perimente zu  beantworten,  die  Yersnchsergebnisse  lassen  jedoch  einen 
Einfluss  der  in  die  Milch  cingeblasenen  Luft  auf  die  Kahmbildung  und 
die  Befreiung  der  Fettkügelchen  von  ihren  eiweissartigen  Hüllen  nicht  er- 
kennen. Aether  löste  von  den  in  der  Milch  vorhandenen  4  Proz.  Fett 
ohne  Lüftung  der  Milch  1,08  Proz.,  nach  Vzstündigom  Einblasen  von  Lutt 
1,12  Proz.  Fett  auf.  Gleichzeitig  ergab  sich  bei  diesen  Versuchen,  dass 
der  frei  in  die  Milch  einer  Ilachen  Schale  diffundirende  atmosphärische 
Sauerstoff  die  Milchsäuerung  wirksamer  hemmt,  als  die  eingeblasene  Luft, 
welche  die  Milch  in  hohen  Gefässcn  von  einem  Punkte  des  Bodens  aus 
vertikal  rasch  durcheilte. 

Ueber  die  Haltbarkeit  der  Milch  bei  verschiedener  Tem- 
peratur. —  Die  Milch  befand  sich  bei  diesen  Versuchen  in  flachen  ver- 
zinnten Kupfersatten  in  einem  16 — 18 °C.  warmen  Zimmer,  in  die  eine 
Satte  war  die  Milch  mit  der  Temperatur  des  grossen  Milchzubers  22°,  in 
die  andere  nach  vorgängiger  schneller  Abkühlung  auf  2°  eingegossen 
worden.  Beide  Satten  wurden  mit  Holzdecken  bedeckt.  Nach  24  Stunden 
zeigte  sich  die  Milch  in  beiden  Satten  gut  aufgerahmt;  der  Eahm  der 
wärmeren  Milch  war  gelber  und  zäher,  als  bei  der  abgekühlten,  bei 
erstcrer  war  die  blaue  Milch  bereits  säuerlich,  die  der  abgekühlten  da- 
gegen  noch  süss,  24  Stunden  später  war  erstere  sauer  und  geronnen, 
letztere  nur  schwach  säuerlich.  —  Mit  derselben  Milch  waren  auch  zwei 
Steingutsatten  in  gleicher  Weise  gefüllt  und  offen  in  einem  10 — 13°  war- 
men Lokal  hingestellt  worden.  Nach  64  Stunden  war  die  wärmere  Milch 
schwach  säuerlich,  nicht  geronnen,  mit  guter  Kahmbildung,  die  abgekühlte 
Milch  schmeckte  noch  so  frisch  als  zu  Anfang,  sie  war  weniger  blau  und 
hatte  dünneren  Kahm  gebildet.  In  beiden  Fällen  beförderte  also  die 
schnelle  Abkühlung  die  Haltbarkeit  der  Milch,  die  Wasserverdunstung  aus 
der  aufrahmenden  Milch  zeigt  sich  auch  bei  diesen  Versuchen  ziemlich 
einllusslos  für  die  Milchsäucrung. 

Weitere  Untersuchungen  des  Verfassers  ergaben,  dass  die  Milch  um 
so  schneller  säuert,  je  näher  ihre  Temperatur  mit  der  Blutwärme  zusam- 
menfällt.   Niedere   und   höhere  Temperatur   verzögern   die  Entwicklung 


342  Milch-,  Butter-  und  Käsebereitung. 

des  Milchsänreferments.    In  der  höheren  Temperatur  scheint  eine  andere 
Art  von  Grährung  einzutreten. 

Ueber  die  Haltbarkeit  der  Milch  bei  verschiedenen  Zu- 
sätzen.—  Milch  von  22°  Wärme  wurde  in  einem  10— 13 u  warmen  Kaum 
in  flachen  offenen  Steingutsatten  zur  Aufrahmung  hingestellt,  nachdem 
dieselbe  mit  folgenden  Zusätzen  versehen  war: 

No.  1   mit  0,2    Proz.  kristallisirtem  doppeltkohlensauren  Natron, 

„  2     „     0,16      „  sublimirtem  andertkalbkohlensauren  Ammoniak, 

„  3     „     0,33      „  kristallisirter  Soda, 

„  4     „    0,8        „  Kochsalz, 

„  5  ohne  Zusatz. 

Nach  64  Stunden  war  die  Rahmbildung  in  allen  Satten  anscheinend 
gleich  weit  gediehen,  die  reine  Milch  schmeckte  schwach  säuerlich,  ohne 
geronnen  zu  sein,  weniger  säuerlich  und  ohne  merkbaren  Nebengeschmack 
zeigte  sich  die  mit  kohlensaurem  Ammoniak  versetzte  Milch ;  die  mit  Soda 
versetzte  Milch  zeigte  deutlich  saure  Reaktion  mit  unangenehmem  Ge- 
schmack, die  mit  doppelt  kohlensaurem  Natron  versetzte  reagirte  kaum 
sauer  und  schmeckte  ausnehmend  rein  und  frisch;  die  letzte  Probe  mit 
Kochsalz  ergab  ungefähr  denselben  Säuerungsgrad  wie  die  reine  Milch. 
Der  Zusatz  von  Soda,  welcher  mehrfach  als  Mittel  gegen  die  Milchsäuerung 
anempfohlen  ist,  hatte  sich  also  bei  diesen  Versuchen  keineswegs  bewährt, 
Kochsalz  und  kohlensaures  Ammoniak  zeigten  sich  ziemlich  indifferent, 
dagegen  verdient  das  doppelt  kohlensaure  Natron  als  Schutzmittel  gegen 
die  Säuerung  Beachtung.  Die  Wirkung  dieses  Salzes  ist  nur  der  Kohlen- 
säure zuzuschreiben,  da  einfach  kohlensaures  Natron  geradezu  nach- 
theilich  gewirkt  hatte. 

Ueber  den  Einfluss  der  Kohlensäure  auf  die  Milch- 
säuerung. —  Auf  Veranlassung  der  vorstehenden  Untersuchungen  stellte 
Müller  Versuche  über  die  Einwirkung  einer  direkten  Einleitung  von 
Kohlensäure  in  die  Milch  an.  Diese  Versuche  ergaben,  dass  Milch,  durch 
welche  12  Stunden  ein  Strom  von  Kohlensäure  geleitet  war,  bei  nach- 
herigem  Ausgiessen  in  einen  flachen  Napf  in  derselben  Zeit  gerann,  wie 
eine  Probe  derselben  Milch,  welche,  ohne  mit  Kohlensäure  imprägnirt  zu 
werden,  sogleich  in  einen  ähnlichen  Napf  aufgestellt  worden  war.  Blieb 
dagegen  die  mit  Kohlensäure  bcladene  Milch  unter  einer  Atmosphäre  von 
Kohlensäure  stehen,  so  säuerte  sie  bedeutend  später. 

Dies  Ergebniss  ist  mit  den  oben  mitgethciltcn  Ansichten  Müll  er' s  über  den 
Einfluss  des  Sauerstoffs    auf  die  Milchsäuerung    nicht  gut  in  Einklang  zu  bringen. 

Ueber  den  Einfluss  der  Milchsäuorung  auf  die  Rahmbil- 
dung. —  In  Holland  und  Holstein  lässt  man  die  Milch  oder  den  Rahin 
säuern,  in  der  Meinung,  dadurch  nicht  nur  schneller,  sondern  auch  eine 
bessere  und  reichlichere  Menge  Butter  zu  gewinnen.  Darnach  war  anzu- 
nehmen, dass  die  Säuerung  der  Milch  auch  der  Rahmgewinnung  förderlich 
sei,  weun  dabei  das  die  Beweglichkeit  der  Fottkügelchen  aufhebende  Ge- 
rinnen durch  niedere  Temperatur  des  Milchlokales  verhütet  wird.  Müller 
füllte  zur  Entscheidung  dieser  Frage  drei  Milchnäpfe  mit  frischer  Morgen- 


Milch-,  Butter-  und  Käsebereitung;.  343 

milch,  zu  zwei  Näpfen  wurde  etwas  saure  Milch  gesetzt,  der  dritte  blieb 
ohne  Zusatz.  Die  reine  Milch  und  einer  der  beiden  anderen  Näpfe  wurden 
bei  15°  Zimmertemperatur  zur  Äufrahmung  hingestellt,  der  dritte  Napf 
in  einem  5—6°  wurmen  Zimmer.  Die  reine  Milch  hielt  sich  3  Tage  süss, 
gerann  beim  Kochen  am  4.  Tage,  freiwillig  am  5.  Tage.  Diu  unter  glei- 
chen Verhältnissen  aufgestellte  angesäuerte  Milch  gerann  schon  nach  zwei 
Tagen  beim  Kochen;  die  kühl  gestellte  angesäuerte  Milch  schmeckte  zwar 
nach  3  Tagen  deutlich  sauer,  war  aber  noch  am  9.  Tage  vollkommen 
dünnflüssig.  Hinsichtlich  der  Schnelligkeit  der  Aufrahmung  ergab  sich 
kein  Unterschied  bei  der  augesäuerten  und  reinen  Milch. 

Ueber  Aufrahmung  mit  Zusatz  von  Natronbikarbonat  und 
freier  Schwefelsäure.  —  Komparative  Versuche  über  den  Eiufluss 
eines  geringen  Zusatzes  von  Natronbikarbonat  oder  Schwefelsäure  zu  der 
aufrahmenden  Milch  ergaben,  dass  hierdurch  die  Miichsäurebildung  ent- 
schieden verzögert  wird;  das  doppelt  kohlensaure  Natron  zeigte  diese 
Wirkung  jedoch  nur  so  lange,  als  durch  die  entstehende  Milchsäure  daraus 
Kohlensäure  freigemacht  wurde,  gegen  das  Ende  des  Versuchs  ergab  sich 
dagegen  eine  sehr  bedeutende  Beschleunigung  der  Milchsäurebildung  durch 
das  Natronsalz.  —  Den  Zusatz  von  Schwefelsäure  verträgt  die  Milch  übri- 
gens nur  bei  niederer  Temperatur;  nach  angestellten  Versuchen  konnte  zu 
20 o  warmer  Milch,  ohne  Gerinnung  zu  verursachen,  0,06  Proz.  wasserfreie 
Schwefelsäure  gesetzt  werden,  wenn  die  Säure  mit  wenigstens  der  25  fachen 
Menge  Wasser  verdünnt  war  und  beim  Eintropfen  derselben  die  Milch  gut 
umgerührt  wurde.    Bei  35°  gerinnt  aber  die  Milch. 

Ueber  die  Keinigung  der  Milchsatten.  —  Von  drei  mulden- 
förmigen ungefirnissten  hölzernen,  aus  einem  Stücke  gearbeiteten  Milch- 
satten, welche  2  Tage  lang  mit  saurer  Milch  in  Berührung  gewesen  und 
dann  mit  kaltem  Wasser  (ohne  Scheuern)  abgespült  worden  waren,  wurde 
die  eine  dreimal  mit  kochendem  Wasser  abgespült,  die  zweite  mit  5,33 
proz.  Natronlauge  eine  Viertelstunde  bei  gewöhnlicher  Temperatur  in  Be- 
rührung gelassen  und  dann  mit  kaltem  Wasser  bis  zum  Verschwinden  der 
Reaktion  abgespült,  die  dritte  endlich  ebenso  mit  einer  6,33  proz.  Schwe- 
felsäure behandelt.  Alle  drei  Satten  wurden  dann  mit  gleicher  Milch  ge- 
füllt und  bei  ungefähr  18°  C.  hingestellt,  zur  Vergleichung  diente  noch 
eine  gleich  geformte,  ganz  neue  hölzerne  Satte,  die  mit  heissem  Wasser 
abgebrüht  worden  war.  Die  Säuerung  und  Gerinnung  der  Milch  trat  in 
der  neuen  Satte  zuerst  ein,  wenige  Stunden  später  gerannen  auch  die 
anderen  Milchproben.  Bei  der  Untersuchung  der  Milch  in  der  60.  Stunde 
ergab  sich  für  die  Proben  aus  den  gereinigten  Satten  ein  gleicher  Säure- 
gehalt, für  die  neue  Satte  ein  etwas  geringerer.  Das  Milchsäureferment 
war  also  in  allen  Satten  gleich  gut  ertödtet. 

Ueber  Milchdialyse.  —  Ein  aus  Pergamentpapier  gebrochenes 
Faltenfilter  wurde  mit  frischer  Morgenmilch  gefüllt  und  24  Stunden  lang 
bei  14 — 15°  C.  ein  langsamer  Wasserstrom  zwischen  Filter-  und  Trichter- 


344  Milch-,  Butter-  und  Kasebereiturif». 

wand  unterhalten.  Das  Volumen  der  Milch  nahm  etwas,  aher  nicht  viel, 
zu.  Die  dialytische  Lösung  enthielt  Milchzucker,  Aschenhestandtheile  und 
eine  stickstoffhaltige  Substanz,  von  welcher  Müller  mit  Rücksicht  auf 
die  bekannte  Eigenschaft  der  kolloidalen  Körper,  das '  Pergamentpapier 
nicht  durchdringen  zu  können,  annimmt,  dass  sie  zu  den  kristalloidalen 
Körpern  zu  rechnen  sei. 

Die  Zusammensetzung  der  Milch  war 

vor  nach 

der  Dialyse. 

Wasser    .    .     .    87,07  95,06 
Fett     ....      3.83  0,74* 

Protein    .     .     .       3.61  3,25 

Milchzucker       .       4,72  0,71 

Asche      .     .    .      0,77  0,24 

100,00       100,00 
Auf  100  Gewichtstheile  Wasser  berechnen  sich 

vor  nach 

der  Dialyse. 
Protein     .     .     .     .    4,146        3,42 
Zucker    ....     5,42  0,75 

Asche      ....    0,88  0,25 

Es  wurden  also  durch  die  Dialyse  fortgeführt  von  dem  Gesammtge- 
halt  an  „   .  .,  ,  _  .  „ 

Protein 17,5  Proz. 

Milchzucker   ....     86,1     „ 

Aschenbestantheile   .     .     71,5     „ 
Am   stärksten  diffundirte  der  Milchzucker,   von  den  Aschenbestand- 
theilen  ist  anzunehmen,  dass  ein  Theil  in  chemischer  Verbindung  mit  dem 
Protein  zurückgehalten  wird. 

Die  Abhandlung  enthält  schliesslich  noch  mehrere  Analysen  von  Aufrahmungs- 
produkten  aus  verschiedenen  schwedischen  Milchwirtschaften ,  deren  Wiedergabe 
wir  unterlassen,  weil  dadurch  neue  Gesichtspunkte  für  die  Theorie  der  Milchbe- 
handlung nicht  aufgedeckt  sind. 

ueber  Untersuchungen  über  Butterbereitung,  von  A.  Müller.*) 

Butterbereitung  aus  frischem  und  gesäuertem  Eahm.  — 
Der  frische  Kahm  war  durch  24  stündiges  Aufrahmen  von  Abendmilch  bei 
20°  C.  erhalten,  er  zeigte  einen  deutlichen  Anfang  von  Säuerung.  Ein 
anderer  Theil  des  Rahms  blieb  in  einer  offenen  Schale  fernere  12  Stunden 
stehen,  er  wurde  dabei  dick,  ohne  sehr  zu  säuern,  und  verlor  durch 
Wasserverdunstung  2,3  Proz.  Die  Butterung  wurde  in  einem  Gussander- 
schen  Blechbutterfässchen  ausgeführt,  sie  ergab  Folgendes: 


Butterberei- 
tung. 


*)  Das  Fett  hatte  sich  grösstenteils  als  Rahm  an  der  Oberfläche  angesammelt. 
**)  Die  landw.  Versuchsstationen.     Bd.  9.     S.  276. 


Milch-,  Butter-  nnd  Käsebeveitunp.  345 

Süsser  Eahm.    Saurer  Rahm. 

Verwendete  Rahmmengo 332,5  Grm.     303    Grm.  =  310,2  Gr.  frisch. 

Dazu  Spülwasser 40        „  40       n 

Butter  (geknetet  aber  ungesalzen)  .     .     144,1      „         148,1    „ 

Buttermilch 225,9     „    \ 

Verlust        2,5     „    i     U4,J    " 

Nachdem  die  Butter  innerhalb  IS  Stdn. 

zu   wiederholten    Malen   geknetet 

worden  war,  wog  sie       ....     138,7     „  ?        „ 

Ausbeute  der  weniger  gekneteten  Butter 

in  Proz.  des  Rahms       ....       43,3  47,7 

in  Proz.  der  Milch 3,03  3,34 

Der  gestandene  Rahm  lieferte  hiernach  mehr  Butter  und  eine  fett- 
ärmere Buttermilch,  als  der  frische,  in  Uebereinstimmung  damit  zeigte 
sich,  dass  aus  dem  gestandenen  Rahm  durch  Schütteln  mit  Aether  relativ 
mehr  Fett  gelöst  wurde. 

Bei  einem  zweiten  Versuche  wurde  frischer,  besonders  fetter  Eahm 
in  drei  Theile  getheilt: 

a)  2200  Grm.  wurden  sofort  verbuttert, 

b)  942  Grm.  wurden  gebuttert,  nachdem  der  Rahm  bei  12  — 13°  C. 
3  Tage  lang  in  einer  mit  Kautschuk  überbundenen  Glasbüchse  ge- 
standen hatte, 

c)  942  Grm.  wurden  gebuttert,  nachdem  der  Rahm  bei  gleicher  Tempe- 
ratur und  gleichlang  in  einer  Gussander'schen  Milchsatte  unter  wie- 
derholtem Umrühren  der  Luft  ausgesetzt  gewesen  war,  wobei  er 
56  Grm.  =  5,94  Proz.  Verdunstungsverlust  erlitten  hatte. 

Die  bei  den  Butterungsversuchen  gewonnene  Butter  wurde  durch 
Kneten  (ohne  Wasserzusatz )  möglichst  von  anhängender  Buttermilch  be- 
freit und  dann  gewogen. 

Rahm  a  gab  660  Grm.  Butter  =  30,0  Proz.  und  70,0  Proz.  Buttermilch, 
„      b     „    269      „        „       =  28,6     „        „     71,4     „ 
„      c    „    291      „        „       =  32,9     „        „     67,1     „ 
oder  auf  den  ursprünglichen  Rahm  ohne  Wasserverdunstung  berechnet 

30,9  Proz.  und  69,1  Proz.  Buttermilch. 

Der  Fettgehalt    des    frischen  Rahmes    (a  und  b)  war  26,5  Prozent, 

bei  c  stieg  derselbe  auf  28,2  Prozent,   in  der  Buttermilch   war  enthalten 

an  Fett :  .  .  ,  . .  „ 

bei  a  .     .     .     .     1,44  rroz. 

„    b  .     .     .     .     1,70     „ 
„    c  .     .     .     .     1,25     „ 
Versuche  mit  verschiedenen  Buttermaschinen.  —  Die  be- 
nutzten Buttermaschinen  waren: 

a)  eine  hölzerne  rotirende  Maschine  von  Burchard,  mit  einer  Vor- 
richtung zum  Einpressen  von  Luft; 

b)  eine  blecherne  stehende  Maschine  von  Holmgren,  mit  Luftpumpe 
zum  Einblasen  von  Luft  in  die  Sahne; 


346  Milch-,  Butter-  und  Käsebereitung. 

c)  eine    Gussand  er 'sehe    zylindrische   Maschine   aus  Weissblech  mit 
trichterförmiger  Stossscheibe. 

1.  Versuche  mit  frischem  Kahm. 

a)  Burchard's  Maschine. 
5339  Grin.  Rahm  von  18°  C.   gaben  nach  12  Minuten  Butter;   da  die 
Temperatur  zu  hoch  schien,  wurde  mit  Zusatz  von  472  Gnu.  kaltem  Wasser 
noch    einige  Zeit   weiter   gebuttert.    Es   resultirten  400  Grm.    vorzüglich 
gute  Butter  und  5111  Grm.  Buttermilch  von  fettem  Ansehen. 

b)  Holmgren's  Maschine. 

2581  Grm.  desselben  Rahms  von  1G°C.  wurden  21  Minuten  gebuttert, 
der  durchgesipperte  Rahm  wurde  mit  Zusatz  von  1027  Grm.  kaltem  Wassers 
in  die  Maschine  zurückgebracht,  wonach  man  ferner  17  Minuten  butterte. 
Erhalten  wurden  514  Grm.  Butter  von  etwas  weniger  gutem  Aussehen 
(neue  Weissblechmaschinen  liefern  stets  missfarbige  Butter)  und  3094  Grm. 

Buttermilch. 

c)  Gussander's  Maschine. 

672  Grm.  des  gleichen  Rahms  von  16"  C.  lieferten  mit  141  Grm.  Kühl- 
wasser während  20  Minuten  149  Grm.  Butter  vom  Aussehen  der  vorigen 
und  667  Grm.  dünner  Buttermilch. 

2.  Versuche  mit  frischer,  6  Stunden  vorher  gemolkener  Morgenmilch. 

a)  Burchard's  Maschine. 

13617  Grm.  Milch  von  18«  C.  gaben  nach  36  Minuten  323  Grm.  vor- 
zügliche Butter.  Als  die  Buttermilch  weitere  '/*  Stunden  gebuttert  wurde, 
bildete  sich  auf  der  Oberfläche  eine  rahmartige  Masse,  welche  in  der 
Gussander'scheu  Maschine  noch  55  Grm.  Butter  von  weissgrauem  An- 
sehen lieferte,  also  gesammte  Butterausbeute  378  Grm.  Die  Buttermilch, 
13239  Grm.,    ähnelte   im    Geschmack   und  Ansehen   gewöhnlicher  blauer 

Milch. 

b)  Holmgren's  Maschine. 

5498  Grm.  der  gleichen  Milch  von  18»  C.  gaben  während  42  Minuten 
139  Grm.  weisslicher  Butter  und  5104  Grm.  süsser  Buttermilch.  255  Gnu. 
Milch  waren  durchgesippert  und  somit  der  Butterung  mehr  oder  weniger 
entgangen. 

Die  erzielte  Ausbeute  betrug  in  Prozenten  des  Rahms  an 

•milch. 
Proz. 


Rahmbuttcrung. 

Butter. 

Butter 

Burchard's  Maschine 

13,1 

9G    : 

Holmgren's         „ 

20,0 

120 

Gussander's        „ 

22,0 

99,3 

Milch  buttcrung. 

Burchard's  Maschine 

2,8 

97,2 

Ilolnigrcn's         „ 

2,5 

97,5 

Rücksichtlich  der  Güte  der  Butter  lieferte  die  Burchard'sche 
Maschine  das  beste  Resultat,  die  Holmgren'sche  und  Gussander'sche 
standen   sich   ziemlich  gleich,    sie  übertrafen  aber  die  erstere  bedeutend 


Milch-,  Butter-  und  Käsebercitung.  347 

hinsichtlich  der  Ausbeute,  denn  es  gingen  von  dem  Fettgehalte  des  Kahms 
in  die  Butter  über 

bei  Gussander'a  Maschine   .  ,     91,S  Proz. 

bei  Holmgrcn's  „  .  .     92,3     „ 

bei  Burchard's  „  .  .     55,5     „ 

Auch  bei  der  Milchbutterung  lieferte  die  Burchard'sche  Maschine 
eine  geringere  Ausbeute  als  die  Holmgren'sche,  wenn  man  nur  die  ohne 
fremde  Nachhülfe  erzielte  Buttermenge  berücksichtigt.  Die  Luftpumpen- 
zugabc  erscheint  also  mindestens  überflüssig.  Unter  den  bewandten  Um- 
ständen hat  die  Burchard'sche  Maschine,  wahrscheinlich  nur  in  Folge  zu 
schneller  Rotation,  nur  die  am  leichtesten  zu  sammelnden  (grössten  und 
wenigst  eingehüllten)  Fettkügelchen  in  Butterform  abgeschieden  und  darum 
eine  vorzügliche  Butter  geliefert.  Der  Verfasser  macht  hierbei  darauf 
aufmerksam,  dass  es  für  die  Herstellung  von  theurer  Luxusbutter  vorteil- 
haft sein  kann,  den  süssen  Rahm  nur  theilweiso  zu  buttern,  die  verblei- 
bende fette  süsse  Buttermilch  aber  als  billigen  Rahm  zu  verkaufen  oder 
zur  Käsebereitung  zu  verwenden.  Die  Güte  der  nordholländischen  Butter 
beruht  jedenfalls  mit  auf  dem  Umstände,  dass  sie  nur  aus  dem  schnell 
(binnen  12  Stunden)  gebildeten  Rahm  dargestellt  wird;  übrigens  ist  es 
gerade  dieser  für  die  Butterbereitung  so  vorzügliche  Fettantheil  der  Milch, 
welcher  in  der  Käserei  am  schwersten  vor  dem  Uebergange  in  die  Molken 
gerettet  werden  kann. 

Bei  einem  weiteren  Probeversuche  lieferte  die  Burchard'sche  Maschine 
wesentlich  bessere  Resultate. 

8333  Grm.  schwachgesäuerter  Rahm  von  12°  C.  wurden  mit  75  Um- 
drehungen in  der  Minute  46  Minuten  lang  in  einem  20°  C.  warmen  Zim- 
mer gebuttert.  Die  Temperatur  im  Butterfasse  stieg  hierbei  auf  17,3°  C. 
Die  Butter  war  in  jeder  Beziehung  ausgezeichnet  und  betrug  nach  trock- 
nem  Kneten  25,5  Proz.  des  Rahms,  also  Buttermilch  74,5  Proz. 

Von  100  Theilen  Fett  im  Rahm  gingen  über 

in  die  Butter       .     .     .     96,0  Proz. 
in  die  Buttermilch  .     .       4,0     „ 

Die  Erscheinung,  dass  bei  dem  Buttern  die  Temperatur  sich  steigert, 
beobachtete  Müller  in  allen  Fällen. 

Die  Eigenthümliehkeit  der  Buttermilch  von  süssem  Rahm,  dass  sie  ungeachtet 
niedrigen  Fettgehaltes  doch  fett  schmeckt  und  aussieht,  erklärt  Müller  dadurch, 
dass  das  darin  enthaltene  Kasein  in  einen  gallertartigen  Zustand  übergegangen  ist, 
in  welchem  das  halb  ausgeschiedene  Kasein  gegen  Zunge  und  Auge  wie  feine  an 
sich  ebenfalls  geschmack-  und  farblose  Fettkügelchen  sich  verhält. 

Mit  Uebergehung  verschiedener  anderer  Analysen,  bei  denen  eine  nicht 
ganz  genaue  Resultate  liefernde  analytische  Methode  angewandt  wurde, 
geben  wir  nachstehend  nur  die  Ergebnisse  der  Untersuchungen  bei  dem 
zuletzt  angeführten  Versuche. 


348  Milch-,  Butter-  und  Käsebercitnng. 

Prozentische  Zusammensetzung    des   Rahms   und    der  Produkte    der 
Butterung : 

Buttermilch. 

Wasser S9/7S 

Fett 1,92 

Protein  1  _ 

Milchzucker  J 

Asche 0,74 


Butter. 

Rahm  (berechnet). 

13,82 

70,41 

S4,78 

23,05 

1,27 

5,95 

0,13 

0,59 

Summa     100,00  100,00  100,00 

Hieraus  folgt  für  die  Zusammensetzung  des  Milch  serurns,  dass  letzteres 
auf  100  Theile  Wasser  enthielt: 

im  Rahm.     Buttermilch.     Butter. 
Protein  und  Milchzucker     .     .       8,45  8,42  9,19 

Asche •      0,84  0,83  9,94 

Summa      9,29  9,25  10,13 

In  die  Butter  geht  verhältnissmässig  mehr  feste  Substanz  mit  dem 
Serum  über,  als  in  die  Buttermilch,  und  zwar,  wie  weitere  Untersuchungen 
lehrten,  mehr  bei  Butterung  des  frischen,  als  des  gestandenen  Rahms, 
wahrscheinlich  besonders  bei  dem  Protein,  welches  theilweise  in  frischem 
Rahm  inniger  mit  den  Butterkügelchen  verbunden  zu  sein  scheiut,  als  im 
gestandenen. 

Butterungsversuche.  —  Der  zu  den  nachstehenden  Versuchen 
benutzte  Rahm  war  durch  36  stündige  Aufrahmimg  gewonnen,  er  schmeckte 
kaum  säuerlich. 

A.  36,9  Pfd.  dieses  Rahm  von  14°  C.  wurden  in  einem  holsteinischen 
Butterfass  (aufrechtstehendes  Holzfass  mit  eingesetzter  Flügelachse)  mit 
etwas  über  300  Umdrehungen  der  Flügelachse  in  der  Minute  gebuttert. 
Nach  einer  halben  Stunde  war  die  Butterung  beendet,  die  Temperatur  der 
Butter  und  der  Buttermilch  war  um  21/-»0  C.  gestiegen  bei  einer  Zimmer- 
temperatur von  ca.  12Vz°.  Nach  trockener  Knetung  wog  die  Butter 
14,60  Pfd.  =  39,4  Proz.  des  Rahms  oder  3,74  Proz.  der  frischen  Milch. 
Sie  wurde  mit  0,5  Pfd.  lufttrocknem  Lüneburger  Salz  gemengt  und  nach 
24  stündigem  Liegen  aufs  Neue  trocken  bearbeitet  und  wog  darnach 
14,50  Pfd.  =  39,13  Proz.  des  Rahms,  hatte  also  3,64  Proz.  ihres  Gewichts 
oder  1,53  Proz.  vom  Gewicht  des  Rahms  schwach  milchiges  Salzwasser 
gegeben. 

Prozentische  Zusammensetzung  der  Produkte:    - 


Salzwasser. 

Butter. 

Buttermilch. 

Rah 

m  (berechnet) 

Wasser  .     . 

.       77,377 

12,56 

88,84 

59,92 

Fett  .     .     . 

— 

83,572 

1,42 

33,55 

Protein 

0,323 

0,778 

3,70 

2,60 

Zucker    .     . 

3,13 

0,43 

5,10 

3,30 

Ascho     .     . 

.       19,17 

2,66 

0,S6 

0,63 

100,00         100,00         100,00  100,00 


Milch-,  Butter-  und  Käsebereitimg.  349 

Von  100  Theilen  Fett  Im  Rahm  gingen  über  in  die  Butter  97,5  Tbl, 
in  die  Buttermilch  2,5  Theilo. 

B.  12,30  Pfd.  desselben  Rahms  wurden  mit  der  gleichen  Menge 
Wasser  vermischt  und  3/4  Stunden  gebuttert,  die  Butterung  ging  schwierig 
von  Statten,  auch  vereinigten  sich  die  Buttertheilchen  nur  unvollständig. 
Erbalten  wurden  3,50  Pfd.  —  28  Proz.  des  Rahms  an  Butter,  wozu 
noch  1,30  Pfd.  hinzu  zu  rechnen  sind,  die  mit  der  Buttermilch  abliefen. 
Die  Gesammtausbeute  betrug  also  39  Prozent  Butter  und  161  Prozent 
verdünnter  Buttermilch. 


Prozentische  Zusammensetzung : 

Butter. 

Buttermilch. 

Rah 

m  (berechnet), 

Wasser     .     . 

.     .      15,91 

95,61 

60,10 

0,66 

33,56 

Protein     .     . 

.    .        0,45 

1,59 

2,73 

Zucker      .     . 

.     .        0,35 

1,77 

2,99 

Asche        .     . 

.     .        0,07 

0,37 

0,62 

100,00  100,00  100,00 

C.  Bei  einem  weiteren  Butterungsversuche  wurden  auf  demselben  Gute 
von  387  Pfd.  Milch  nach  l'Mägiger  Aufrahmung  43  Pfd.  =  11,11  Gewichts- 
prozente resp.  11,47  Volumprozente  Rahm  gewonnen.  Die  frische  Milch 
enthielt  ca.  4  Proz.  Fett,  die  abgerahmte  1,04  Proz.  Die  Butterung  be- 
gann mit  152/3°C.  im  Rahm,  nach  10  Minuten  war  bereits  die  meiste 
Butter  abgeschieden,  nach  weiteren  10  Minuten  die  Butterung  beendet, 
die  Temperatur  im  Butt« fasse  stieg  hierbei  auf  187a  °  bei  17°  Zimmer- 
temperatur. An  trocken  gekneteter,  ungesalzener  Butter  ergaben  sich 
13,87  Pfd.,  also  32,3  Proz.  des  Rahms.  Die  Buttermilch  glich  nach  Aus- 
sehen und  Geschmack  dünnem  Rahm.  Von  dem  Fett  des  Rahms  gingen 
95  Proz.  in  die  Butter  über. 

D.  500  Grm.  völlig  süssen  Rahms,  durch  34  ständige  Aufrahmung  er- 
halten, wurden  in  einer  kleinen  Gussander'schen  Maschine  8  Minuten  ge- 
buttert, wobei  die  Temperatur  von  16  auf  19  o  stieg.  Erhalten  wurden 
148  Grm.  Butter  =  29,54  Proz. 

E.  Von  demselben  Rahm,  der  zu  Versuch  D  gedient  hatte,  wurden 
500  Grm.  mit  der  sechsfachen  Menge  kalten  destillirten  Wassers  zusam- 
mengerührt und  bei  11°  C.  zu  erneuter  Aufrahmung  angestellt.  Nach 
3  Tagen  wurden  650  Grm.  wenig  gesäuerten  Rahms  gesammelt  und  in 
der  Gussander'schen  Maschine  bei  16°  C.  gebuttert,  jedoch  ohne  Butter  zu 
liefern.  Müller  nimmt  an,  dass  der  Wasserzusatz  eine  Koagulirung  des 
Käsestoffs  bewirkte,  wodurch  die  Fettkügelchen  eingehüllt  wurden.  In 
manchen  Gegenden,  z.  B.  in  Holstein,  wird  oft  mit  bedeutendem  Wasser- 
zusatz gebuttert,  ohne  dass  hierdurch  Schwierigkeiten  entstehen,  theils 
scheint  der  Grund  darin  zu  liegen,  dass  in  den  holsteinischen  Milehwirth- 
lscbaften,  wo  man  einen  mit  ziemlich  viel  Milch  gemengten  Rahm  buttert 
dos  Verdünnnngsverhältniss   ein  niedrigeres  ist,   als  bei  Anweudung  von 


350  Milch-,  Butter-  und  Käsebereitung. 

Gussander'schem  Kahm  mit  oft  kaum  60  Proz.  Wassergehalt,  theils  ist  der 
in  feuchten  und  kühlen  Räumen  gewonnene  holsteinische  Kahm  weniger 
reich  an  Käsestoff,  als  der  in  warmer  und  trockner  Luft  erzeugte  Gussan- 
der'sche,  in  welchem  überdies  das  Verhältniss  des  kolloidalen  Käsestoffs 
zu  den  übrigen  Serumbestandtheilen  ungünstiger  wird.  Vielleicht  wird 
auch  der  Käsestoff  durch  die  Einführung  des  atmosphärischen  Sauerstoffs 
geeigneter  für  die  Gerinnung.  Müller  warnt  daher  vor  Wasserzusatz 
beim  Verbuttern  des  Gussander'schen  Rahms,  empfiehlt  dagegen,  ihn  mit 
blauer  Milch  zu  verdünnen. 

Bei  weiteren  Butterungsversuchen  stellte  sich  heraus,  dass  der  Grad 
der  Säuerung  des  Rahms  vor  dem  Buttern  für  die  Zusammensetzung  der 
Butter  ziemlich  gleichgültig  ist,  dagegen  wird  die  Abscheidbarkeit  und 
der  Geschmack  der  Butter  dadurch  beeinflusst.  Das  absolute  Gewicht  der 
Butter  wird  durch  Salzen  nur  wenig  verändert,  indem  ungefähr  so  viel 
Salzwasser  austritt,  als  Salz  eingeknetet  war.  Die  gesalzene  Butter  ist 
ärmer  an  Wasser  als  die  ungesalzene,  aber  im  Verhältniss  zum  Wasser 
etwas  reicher  an  fettfreier  organischer  Substanz.  Das  Waschen  der  frischen 
Butter  (holländische  Methode)  entfernt  die  eingemischte  Buttermilch  voll- 
ständiger, als  blosses  Salzen  mit  nachfolgender  trockner  Bearbeitung 
(holsteinische  Methode)  und  verdient  daher  für  solche  Butter  den  Vorzug, 
der  man  lange  Haltbarkeit  zu  geben  wünscht. 

Analysen  verschiedener  Buttersorten.  —  Die  untersuchten 
Proben  waren: 

1)  Septemberbutter  von  Sierhagen  in  Holstein; 

2)  Frühjahrsbutter  von  Aeugsö  in  Mittelschweden,  bereitet  nach  Gus- 
sander'scher  Methode ; 

3)  Sommerbutter  von  Sundsholm  in  Mittelschweden,  bereitet  nach  hol- 
steinischer Methode,  aber  mit  Zusatz  von  Rohrzucker. 

Sierhagen.     Aengsö.      Sundsholm. 
Wasser      .     .     .       10,25 
Fett      ....       86,88 
Protein      .     .     .         0,52   1 
Zucker      .     .     .         0,49  J 
Asche  .     .     .     ■         ],SC, 

100,00         100,00  100,00 

Auf  100  Theile  Wasser  kommen  in  der  Butter  von 

Sierhagen  .       9,9  Theile  Protein  und  Zucker  und    18,2  Theile  Asche. 
Aengsö    .  .     14,2       „  ,  „  „         „     31,4       „ 

Sund=holm     13,5       „  „  „  „         „     22,2       „  „ 

Die  Butter  von  Sierhagen  war  gewaschen  worden  und  in  Folge  dessen 
arm  an  Protein  und  Milchzucker,  sehr  ähnlich  war  die  Butter  von  Sunds- 
holm, jedoch  durch  den  Zuckerzusatz  verschieden,  reich  an  fettfreier  or- 
ganischer Substanz  erwies  sich  die  Butter  von  Aengsö,  welche  aus  dickem 
Gussander'schen  Rahm  dargestellt  war. 


11,45 

9.5S 

83,32 

87,00 

1,63 

1,29 

3,60 

2,13 

Milch-,  Butter-  und  Käsebereitung.  351 

Ueber  die  Butterungsreife  der  Kuhmilch.  —  Es  ist  bekannt, 
dass  aus  frisch  gemolkener  Milch  nur  äusserst  schwierig  Butter  abzuschei- 
den  ist,  während  die  Abscheidung  der  Butter  auch  bei  süsser  Milch  und 
süssem  Kahm  leicht  gelingt,  wenn  dieselben  einige  Zeit  bei  mittlerer 
Zimmertemperatur  gestanden  haben.  Müller*)  hat  bekanntlich  schon 
früher  nachgewiesen,  dass  Aether  aus  gestandener  Milch  mehr  Fett  auf- 
nimmt, als  aus  frisch  gemolkener;  er  bezeichnete  die  in  der  Milch  ein- 
tretende Veränderung  als  „süsse  Milchgährung"  und  nahm  an,  dass 
dabei  die  eiweissartigen  Hüllen  der  Fettkügelchen  durch  Oxydation  ge- 
schwächt oder  zerstört  würden. 

Neuere  Untersuchungen  lehrten,  dass  die  Butterungsreife  der  Milch 
hauptsächlich  von  der  Zeit  nach  dem  Melken  und  dem  inzwischen  herr- 
schenden Temperaturgrade  abhängt.  Je  kälter  die  Milch  steht,  um  so 
später  wird  sie  butterungsfähig.  Bei  mittlerer  Temperatur  tritt  die  volle 
Butterungsreife  binnen  24  Stunden  ein,  also  vor  dem  Abschluss  der  Auf- 
rahmung, weshalb  der  Rahm  sogleich  nach  dem  Abnehmen  butterungs- 
fähig ist.  Luftzutritt  scheint  die  Butterungsreife  zu  beschleunigen.  Von 
den  vielen  Versuchen  des  Verfassers  möge  hier  nur  nachstehende  Reihe 
von  Bestimmungen  mitgetheilt  werden.  Abendmilch  mit  4,32  Proz.  Fett- 
gehalt gab  bei  100  maligem  Schütteln  an  Aether  ab 

unmittelbar  nach  dem  Melken      2,03  Proz. 
3  Stunden  später    ....      3,39     •• 

15       „  „       .    -    .    .     6,09     „ 

27       „  „'....  50,10     „ 

39       „  „       .    .    .    .  51,20    „ 

51  „       .    .    .     .  49,00     „ 

des  Gesammtfettgehalts.  Die  Milchproben  wurden  bei  15 — 18  o  C.  aufbe- 
wahrt, die  letzte  Probe  war  noch  ungesäuert. 

Müller  nimmt  an,  dass  die  Löslichkeit  des  Fettes  in  der  Milch 
hauptsächlich  von  der  Grösse  der  Fettkügelchen  abhängt;  er  fand  in  ab- 
rahmender Milch  die  Löslichkeit  des  Fettes  in  den  oberen  Milchschichten 
bedeutend  höher,  als  in  den  tieferen  Schichten.  Der  die  grössten  Fett- 
kügelchen enthaltende  Rahm  zeigte  eiue  grössere  Löslichkeit  des  Fettes 
als  ganze  nicht  abgerahmte  Milch  von  gleichem  Alter.  Die  geringere 
Löslichkeit  der  kleinen  Fettkügelchen  erklärt  Müller  durch  die  An- 
nahme, dass  die  Hüllen  derselben  dicker  sind,  als  jene  der  grösseren  Fett- 
kügelchen, ausserdem  scheinen  die  ersteren  auch  ein  verschiedenes  wachs- 
ähnliches  Fett  zu  enthalten. 

Die  Säuerung  des  Rahms  hat  mit  der  Butterungsfähigkeit  unmittelbar 
wenig  zu  thun,  sie  führt  den  Käscstoff  über  in  den  pektösen  Zustand,  in 
welchem  er  bei  niederer  Temperatur  zum  Schäumen  geneigt  ist  oder  die 
Fettkügelchen  in  zähe  Flocken  einhüllt.    Beim  Buttern  stark  gesäuerten 


*)  Erdmannn's  Journal  f.  prakt.  Chemie.     Bd.  82.     S.  13. 


352  Milch-,  Butter-  und  Käsebereitung 

Kahms  scheidet  sich  der  Käsestoff  feinkörnig  ah,  ohne  das  Zusammen- 
hallen der  Butter  zu  hindern.  Eine  gelinde  Säuerung-  des  Rahms,  wie  sie 
in  Holstein  üblich  ist,  gieht  der  Butter  ein  eigentümliches  feines  Aroma. 
Starke  Säuerung  beeinträchtigt  den  Geschmack  der  Butter. 

Eine  Temperatur  von  15— 17  °C.  ist  für  die  Butterung  die  passendste, 
hei  trocknem  Heufutter  der  Kühe  besitzt  das  Butterfett  einen  etwas 
höheren  Schmelzpunkt,  als  nach  Grünfutter  und  ölreicher  Nahrung,  des- 
halb buttert  man  im  Winter  meistens  etwas  wärmer.  Die  Temperaturzu- 
nahme im  Butterfasse  rührt  von  der  Reibung  her,  reines  Wasser  erwärmt 
sich  im  Butterfasse  ebenso  wie  Milch  oder  Sahne.  Die  Lüftung  des  Rahms 
während  der  Butterung  erscheint  wenig  vorthcilhaft.  Die  Dauer  der 
Butterung  übt  einen  bedeutenden  Einfluss  auf  die  Qualität  und  Quantität 
der  Butter  aus.  Eine  gewaltsame  Butterung  liefert  scheinbar  oft  eine 
höhere  Ausbeute  an  Butter,  welche  aber  nur  durch  eine  stärkere  Bei- 
mischung von  Serumbestandtheilen  bedingt  ist,  wogegen  der  Fettgehalt 
des  Rahms  oder  der  Milch  sich  nur  unvollständig  abscheidet.  Bei  gelinder 
Bewegung  scheidet  sich  die  Butter  langsam,  aber  um  so  vollständiger  aus. 
In  die  Buttermilch  gehen  nur  die  kleinsten  Fettkügelchen  über,  bei  gut 
von  Statten  gegangener  Butterung  enthält  die  Buttermilch  aus  Gussan- 
der'schem  Rahm  ungefähr  2  —  3  Proz.  Fett,  bei  minder  fettem  Rahm  nur 
ca.  1  Proz.  Die  Zusammensetzung  der  Buttermilch  lässt  sich  nicht  nach 
Geschmack,  Farbe  und  Konsistenz  beurtheilen,  weil  der  Käsestoff  des 
Rahms  während  der  Butterung  in  Zustände  übergeführt  werden  kann, 
worin  er  dem  Fett  ähnliche  äussere  Eigenschaften  annimmt.  Die  Bewe- 
gung beim  Buttern  führt  den  Käsestoff  des  ungesäuerten  Rahms  aus  dem 
flüssigen  Zustand  in  den  festen  über.  In  der  schleimigen  Zwischenstufe 
des  halbflüssigen  (pektösen)  Zustandes  betrügt  er  ebenso  die  Zunge  als 
das  Auge.  Gussander'sche  Buttermilch  mit  3  Proz.  Fett  ähnelt  ausseror- 
dentlich Rahm  von  15  Proz.  Fettgehalt.  Umgekehrt  bei  stark  gesäuertem 
Rahm  lässt  der  körnig  ausgeschiedene  Käsestoff  die  vorhandene  Milchsäure 
so  unverhüllt  auf  die  Zunge  einwirken,  dass  es  scheint,  als  nehme  der 
Säuregehalt  durch  die  Butterung  zu. 

Fabrikation  Ueber  die  Fabrikation  des  Cheddarkäses.*)  —  Bei  der  Be- 
Ton  reitung  des  Cheddar  wird  dem  Milchhause  grosse  Sorgfalt  gewidmet;  bei 
der  Konstruktion  desselben  spielt  die  Rücksicht  auf  leichte  Regulirung 
der  Temperatur,  auf  Zulassen  und  Abhalten  der  Luft  eine  wichtige  Rolle. 
Die  Abendmilch  wird  auf  15  bis  IG"  C.  abgekühlt,  sie  darf  am  Morgen 
höchstens  1 7  °  C.  warm  sein.  Wenn  die  Temperatur  am  Abend  hoch  ist, 
so  wird  die  Milch  in  flache  Kühler  geschüttet  und  dem  freien  Zutritte 
der  Luft  ausgesetzt.  Ist  die  Temperatur  der  Abendmilch  am  Morgen 
höher  als   16«  C,    so  bleibt  die  Milch  so  lange  in  den  Kühlern,  bis  die 


käse. 


*)  Aunalen  der  Landwirthschaft.     Wochenblatt.     18G7.     8.  5. 


Milch-,  Butter-  und  Käsebereitung.  353 

Morgenmilch  in  den  Käsekessel  geschüttet  ist.  Hat  dagegen  die  Abend- 
milch 16°  C.  und  darunter,  so  wird  sie  in  den  Käsekessel  geseihet  und 
dann  erst  die  Morgenmilch  hinzugefügt.  Wenn  die  Temperatur  der  Abend- 
milch am  Morgen  noch  eine  hohe  ist,  so  ist  dies  ein  Anzeichen,  dass  sie 
beginnt  sauer  zu  werden.  Die  Temperatur  der  Milch  giebt  den  Massstab 
für  den  Labzusatz,  je  höher  die  Temperatur  der  Abendmilch  am  Morgen 
war,  desto  weniger  Lab  ist  zuzusetzen.  Man  zieht  es  vor,  die  Milch  von 
niederer  Temperatur  in  Arbeit  zu  nehmen  und  die  nöthige  Säure,  am 
liebsten  saure  Molken,  mit  dem  Lab  zuzusetzen.  Die  Säure  soll  das  Lab 
bei  der  Umwandlung  des  Milchzuckers  in  Milchsäure  unterstützen,  welche 
Umwandlung  man  möglichst  herbeizuführen  bemüht  ist.  Wenn  dies  bis 
zu  einem  gewissen  Grade  geschehen  ist,  so  werden  die  Molken  ausgepresst, 
um  damit  zugleich  die  Säure  zu  entfernen.  Auf  diese  Weise  erzielt  man 
Quark,  welcher  einen  festeren,  dichteren,  dauerhafteren  und  duftigeren 
Käse  liefert,  als  wenn  die  Milchsäure  in  geringerer  Menge  vorhanden  war. 
Beträgt  die  Temperatur  der  Abendmilch  noch  17°  C,  so  ist  der  Zusatz  von 
Molken  nicht  nöthig,  da  schon  hinreichende  Milchsäure  gebildet  ist.  Die 
Morgen-  und  Abendmilch  wird  vor  dein  Molkenzusatz  auf  25 «  C.  er- 
wärmt, dann  auf  165  Quart  Milch  1  Quart  saure  Molken  hinzugesetzt  (bei 
15°  C.  Temperatur  der  Abendmilch).  In  45 — 60  Minuten  ist  die  Gerin- 
nung der  Milch  beendet.  Nachdem  die  Milch  15  Minuten  gestanden  hat, 
wird  die  Oberfläche  mit  den  Fingern  leicht  bewegt,  damit  die  Sahne 
nicht  nach  oben  steigt,  und  dies  wird  im  weiteren  Verlaufe  der  Quark- 
bildung wiederholt.  Sobald  letztere  in  genügendem  Grade  stattgefunden 
hat,  wird  der  Quark  gerührt.  Man  bringt  dann  die  Temperatur  durch 
Zusatz  heisser  Molken  auf  26«  C,  ist  nicht  zu  viel  Säure  vorhanden,  so 
lässt  man  den  Quark  15  Minuten  stehen,  andernfalls  lässt  man  die  Molken 
sogleich  abfliessen  bis  der  Quark  sichtbar  wird,  nachdem  man  durch  heisse 
Molken  die  Temperatur  auf  35«  C.  gesteigert  hat.  Das  Zerrühren  dauert 
15  —  20,  bei  weniger  saurer  Beschaffenheit  25—30  Minuten.  Der  Quark 
muss  erbsengrosse  Klümpchen  bilden,  die  sich  fest  und  elastisch  anfühlen 
und,  in  der  Hand  zerquetscht,  nicht  leicht  an  einander  haften,  sondern  in 
einzelne  Klümpchen  zerfallen.  Wenn  der  Quark  keine  höhere  Temperatur 
als  37 o  C.  erhält,  so  wird  alle  Butter  der  Milch  darin  gebunden.  Nach- 
dem er  30  Minuten  gestanden  hat,  werden  durch  ein  Sieb  die  Molken  ent- 
fernt. Den  Quark  schüttet  man  in  die  Mitte  des  Käsefasses  auf  einen 
Haufen,  bedeckt  ihn  mit  einem  Stück  Zeug  und  lässt  ihn  30  Minuten 
liegen.  Dann  wird  er  dünn  zum  Abkühlen  ausgebreitet,  nach  10  Mi- 
nuten gewendet,  wieder  nach  10  Minuten  stark  gepresst.  Dann  noch- 
mals zum  Abkühlen  hingestellt  und  auf  56  Pfd.  1  Pfd.  Salz  zugesetzt. 
Die  Abkühlung  soll  möglichst  bis  auf  15a  C.  erfolgen.  Endlich  wird 
der  Käse  in  Tuchumwiekelung,  die  mehrmals  gewechselt  wird,  72  Stun- 
den stark  gepresst.  Man  erhält  auf  diese  Weise  1  Pfd.  Käse  von  9  Pfd. 
Milch. 

Jahresbericht  X.  *« 


354  Milch-,  Butter-  und  Käsebereitung. 

Nach    A.    Völker    war    die    Zusammensetzung    des    Cheddarkäses 

folgende : 

5  Monate  alt.     6  Mojiate  alt.  Alt. 

Wasser 36,17  31,17  30,32 

Butter     ,    ; 31,83  33,68  35,53 

Kasein 24,93  26,31  28,18 

Milchzucker,  Milchsäure,  Extraktivstoffe    .     .  3,21  4,91  1,66 

Mineralstuffe .  3,86 3^ 3j31 

100,00  100,00  100,00 

Stickstoffgehalt 3,99  4,21  4,51 

Kock>alzgehalt 1,18  1,15  1,55 


Analysen 
von  Käse- 
sorten. 


Analysen    verschiedener    schweizerischer    Käsesorten.*) 
—  O.  Lindt  und  C.Müller  analysirten  verschiedene  Käsesorten,  welche 
auf  der  Milchproduktenausstellung  in  Bern  ausgestellt  waren. 
I.     Ganz  fette  Käse. 

Bei  diesen  gelangt  die  Milch  entweder  mit  ihrem  vollen  Fettgehalte 
zur  Verarbeitung,  oder  es  wird  ein  geringer  Theil  des  Rahms  als  soge- 
nannter Vorbruch  abgeschöpft. 


I 
Wasser.  iKasein.     Fett.     Salze. 


Emmenthaler  von  1867     I.  Preis 

„    1867    n.    „       

„     1867  III.     „        ..... 

„                „      1866  nicht  prämiirt      .     .     . 

„                „     1843  (?)  I.Preis  als  Hartkäse 

Greyerzer  von  1867    I.  Preis 

„     1867  II.       „         


37,44 

30,64 

28,54 

36,70 

30,44 

28,98 

34,92 

31,26 

29,88 

31,72 

31,84 

31,74 

24,17 

37,51 

33,37 

31,57 

29,12 

32,51 

35,74 

29,95 

30,64 

3,38 
3,88 
3,94 
4,70 
4,95 
3,80 
3,67 


Es  enthielten 

Wasser 
Fett  . 
Kasein 
Salze 


II.    Halbfetter  Käse. 

halbfetter  Ober-Engadiner.  Simmenthaler. 
.     .     .             47,30  41,02 

.     .     .  11,40  8,43 

.    .    .  36,34  48,37 

.     .     .  4,96  2.18 


100,00 


100,00 

IQ.    Magerer  Käse. 
Magerer  Emmenthaler,  welcher  den  ersten  Preis  erhalten  hatte,  enthielt 
Wasser     ....       43,67 

Fett 3,40 

Kasein       ....       49,16 

Salze   .     .     .     .     .        3,77 

100,00 


*)  General hericht    über    die    erste    schweizerische  MilchproduktenauöStellung   in 
Bern  vom   1.  bis   11.  September  JS67,  vou  R.  Schatzmann. 


Milch-,  Butter-  und  Käsebereitung.  OO'O 

IV.     Weichkäse. 
Bellelaykäse,  Vacherin  und  Backsteinkäse  bildeten  die  Repräsentanten 
dieser  Gruppe. 


Bellelay. 

Vacherin. 

Backsteink 
Baiern. 

üse  aus 
Bern. 

Wasser 

.     .      37,59 

45,87 

45,24 

35,80 

Fett  .     .     , 

,     .      30,05 

27,21 

48,16 

37,40 

Kasein  .     , 

.    .      2S.8S 

25,29 

23,14 

24,44 

Salze 

.    .        3,48 

1,63 

3,46 

2,36 

100,00        100,00        100,00       100,00 

0.  Lindt  bemerkt  bei  dieser  Gelegenheit,  dass  die  Einwirkung  des 
Labs  auf  die  Milch  als  ein  Gährungsprozess  zu  betrachten  sei,  welcher 
durch  zahllose  in  dem  Lab  enthaltene  Gährungspilze  hervorgerufen  werde. 
Die  Menge  des  in  unlösliche  Form  übergehenden  Kase'ins  sei  abhäugig  von 
der  Menge  der  in  die  Milch  gebrachten  und  dort  sich  entwickelnden  Pilze, 
also  von  der  Stärke  und  Menge  der  zugesetzten  Labflüssigkeit  und  von 
der  Dauer  der  Einwirkung.  Je  mehr  Lab  und  je  länger  dasselbe  bei  nicht 
zu  niedriger  Temperatur  auf  die  Milch  einwirke,  um  so  mehr  Kasein  gehe 
in  die  unlösliche  Modifikation  über,  um  so  weniger  Zieger  würde  aus  der 
Käsemilch  später  erhalten.  Der  Zieger  sei  nichts  weiter  als  Kasein,  wel- 
ches wegen  nicht  genügender  Labmenge  nicht  ausgefällt,  später  aber  durch 
die  Milchsäure  und  Essigsäure  koagulirt  werde.  — 


Wir  erwähnen  schliesslich  noch  folgende  Abhandlungen : 

Beste  Milchsatten  für  die  Erzeugung  von  Butter  oder  Sahne.  ') 
Butter fabrikatiori  in  Isigny,  Frankreich.  -) 

Welche  Ursachen  liegen  den  Fehlem  der  Butter  zu  Grunde,  die  man  mit  den 
Benennungen  ranzige,  iischige  etc.  bezeichnet?  von  Köhncke.  3) 

Milchbuttern  oder  Salinebuttern?  von  Graf  von  Schlieffen.  4) 
Die  Käsebereitung  nach  Limburger  Art,  von  Cosmar  Schütz.  5) 
American  cbeese  malung  versus  british,  by  Joseph  Harding.  c) 


1)  Land-  u.  forstw.   Ztg.  f.  d.  Frov.  Preussen.     1867.     S.  32. 

2)  Annalen  d.  Landw.     Wochenbl.     1867.     S.  208. 

3)  Landw.  Wocbenbl.  f.  Schleswig-Holstein.     1S67.     S.  203. 

4)  Mecklenburger  Annalen.     1S67.     S.  385. 

5)  Allgem.  land-  u.  forstw.  Ztg.     1S67.     S.  HOL 

6)  Farmer's  herald.     1867.     S.  49. 


23* 


356  Zuckerfabrikation. 


Zuckerfabrikation. 

Bezieh™-  Ueber   die  Beziehungen  zwischen  dem  spezifischen  Ge- 

gen zwi-    ^^ i chte  der  Zuckerrüben  und  der  Zusammensetzung  des  Saftes 

scheu  dem 

spezif.  Gew.  derselben  hat  C.  Scheibler*)  eine  lange  Reihe  von  Untersuchungen 
der  Zucker-  ausgeführt,  über  welche  bereits  oben  S.  90  berichtet  ist.    Hier  haben  wir 
de  zusam  nur  n0CÜ  nachzutragen ,   dass  die  Untersuchungen  zur  Prüfung  der  von 
mensetzung  F.  Knau er  erfundenen  Rübensortirmascbine  unternommen  wurden.    Dieser 
des  Saftes.  Maschine  liegt  die  Annahme  zu  Grunde ,   dass  zwischen  dem  spezifischen 
Gewicht  der  Rüben  und  ihrem  Zuckergehalt  ein  einfacher  gesetzmässiger 
Zusammenhang  bestehe ;  sie  sortirt  die  Rüben  nach  ihrem  spezifischen  Ge- 
wicht durch  Eintauchen  in  Flüssigkeiten  ( Chlorkalciumlösung ,  Kalkmilch, 
Syrup  etc.)  von  bekannter  Schwere.    Probeversuche  mit  dieser  Maschine, 
über   welche  H.  Schulz    und   C.  Scheibler**)  berichten,    ergaben  in 
Uebereinstimmung  mit  den   oben  erwähnten  Untersuchungen,   dass   zwar 
oft  der  Zuckergehalt  der  Rüben  mit  dem  spezifischen  Gewichte  parallel 
geht,  doch  nicht  so  konstant,  dass  sich  darauf  eine  Methode  zur  Abschei- 
dung  der  geringwerthigen  Rüben  gründen  Hesse. 

Bekanntlich  hat  F.  Krocker***)  schon  vor  längerer  Zeit  darauf  aufmerksam 
gemacht,  dass  das  spez.  Gewicht  der  Kuben  unter  gewissen  Bedingungen,  wenn 
die  Rüben  weder  in  aussergewühnlich  starken  Düngungen  erbaut,  noch  in  Grössen, 
deren  mittlere  Gewichte  von  1  — 1,5  Pfd.  wesentlich  abweichen,  geerntet  wurden, 
zu  dem  Zuckergehalt  in  gewisser  Proportion  steht. 

Vorzügedes  Die  Vortheile  des  Diffusionsverfahrens  gegenüber  dem 
Diffusions-  pressverfahren  bestehen  nach  F.W.  Schöttlerf)  in  der  erheblichen 
s'  Ersparung  von  Arbeitskräften,  der  Gewinnung  einer  grösseren  Menge  Futter 
von  besserer  Qualität  und  reinerer  hochgradiger  Säfte.  Bei  Neuanlage  von 
Fabriken  tritt  noch  hinzu,  dass  die  Einrichtungen  für  das  Diffusionsver- 
fahren billiger  zu  stehen  kommen.  In  bereits  bestehenden  Fabriken  lässt 
sich  die  Einrichtung  für  die  Diffusion  meistens  leicht  und  mit  geringem 
Kostenaufwand  einführen.  Ein  Uebelstand,  welcher  dem  Diffusionsverfahren 
anhängt,  ist  allerdings  der  hohe  Wassergehalt  der  ausgelaugten  Rückstände, 
indessen  lässt  sich  derselbe  unschwer  durch  Auspressen  soweit  herabdrücken, 
dass  die  Verfütterung  und  Konservirung  keine  Schwierigkeit  hat.  Während 
siebenwöchentlicher  Arbeit  in  der  Fabrik  zu  Einbeck,  wobei  die  verwen- 
deten Rüben  zwischen   12,10  und  12,58  polarisirten,  schwankte  die  Po- 


*)  Zeitschrift  d.  Vereins  f.  d.  Rübenzucker-Industrie  im  Zollverein.   1867.  S.  G25. 
**)  Ibidem.    S.  613. 

***)  Vergl.  die  Tabelle  in  dem  landwirthschaftl.  Kalender  von  O.  Mentzel  und 
Lüdersdorff. 

f)  Zeitscbrift    d.  Vereins    f    d.    Rübenzucker-  Industrie    im    Zollverein.     1867. 
S,   263   I  n.]   718. 


Zuckerfabi  Ikation  ,'<,  >  ( 

.larisation  der  Rückstände  zwischen  0,26  und  0,36,  die  des  Absüsswassers 
zwischen  0,03  und  0,16  im  Durchschnitt  der  einzelnen  Versuchswochen. 
Die  Ausbeute  an  Füllmasse  betrug  im  ganzen  Durchschnitt  1 2,47  Proz. 

Der  Verfasser  giebt  schliesslich  eine  Uebersicht  über  die  Kosten  der  Ver- 
arbeitung pro  Zentner  Rüben  von  der  Steuer waage  einschliesslich  bis  zur  Scheide- 
pfanne; diese  betragen: 

bei  dem  Diffusionsverfahren 3,2  Pf. 

bei  einfachem  Pressen 8,0   „ 

bei  Centrifugen 3,4    n 

bei  der  Schüzenbach'schen  Mazeration 3,0    „ 

bei  Vor-  und  Nachpressen  und  Umsetzen  der  Kuchen  4,9  „  (?) 
bei  Centrifugen,  Maischmaschinen  und  Pressen  .  .  6,5  „ 
Bezüglich  der  Schwere  des  Saftes ,  des  Verbrauchs  an  Presstüchern  und  Ma- 
schinenbetriebskraft, ferner  hinsichtlich  der  Reparatur-  und  Ergänzungskosten  be- 
sitzt das  Diffusionsverfahren  den  Vorzug  vor  den  anderen  genannten  Methoden, 
dagegen  erfordert  es  mit  Ausnahme  der  Schüzenbach'schen  Mazeration  den  grössten 
Wasserverbrauch  von  allen  Methoden. 

Ueber  die  Verluste  an  Zucker,  welche  in  den  verschiede-  zuckerver- 
nen  Stadien  des  Schüzenbach'schen  Mazerationsverfahrens  eintreten,  !"ste bei der 

Schiizen- 

stellte  E.  Reimann*)  Versuche  an.    Es  wurden  in  zehn  Tagen  15270  Ztr.  bacn'schen 
Rüben  verarbeitet,  welche  in  100  Pfd.  Saft  bei  einem  Quotienten  von  76  Mazeration, 
enthielten  12,23  Pfd.  Zucker.    Daraus  resultirten  1979  Ztr.  Füllmasse  mit 
77,31  Proz.  Zuckergehalt  bei  9,07  Proz.  Wasser. 
Es  enthielten: 

15270  Ztr.  Rüben 1768  Ztr.  Zucker 

1979    „    Füllmasse 1530    „        „ 


Verlust     .     .       238  Ztr.  Zucker. 
Dieser  Verlust  vertheilte  sich  nach  den  speziellen  Ermittelungen  in 
folgender  Weise  auf  die  einzelnen  Stationen  : 

53598  Ztr.  Treberwasser  mit   0,14  Proz.  Zucker  =  75,0  Ztr.  Zucker  =  4,24  Proz. 

763,5  „     Treber**)  „   12,2        „  „      =93,2     „        „       =  5,27      „ 

1300     „     Pressschlamm  „     4,3        „  „       =  56,0     »         „       =  3,17      „ 

4886     „     Knochenkohle  „     0,213    „  „      =  10,4     „         „       =  0,60      „ 


Summa     234,6  Ztr.  Zucker  =  13,28  Proz. 
Unbestimmbarer  Verlust         3,4     „         „  — 

Interessant  ist  noch  die  Beobachtung  Reimann's,  dass  das  Kali  verhältniss- 
mässig  viel  schwieriger  aus  dem  Rübenbrei  gelöst  wird,  als  der  Zucker  und  andere 
Mineralstoffe.  Feines  Rübenpulver  ergab  beim  Ausziehen  mit  Wasser  einen  Saft, 
welcher  auf  100  Zucker  1,59  Kali,  0,27  Natron  und  0,57  Phosphorsäure  enthielt, 
während  in  dem  Rübenpulver  auf  100  Zucker  enthalten  waren:  3,32  Kali,  0,35  Natron 
und   0,66  Phosphorsäure.     Als    das    Rübenpulver   nach   längerer  Auslaugung   ganz 


*)  Zeitschrift  des  Vereins  für  die  Rübenzucker-Industrie  im  Zollverein.  1867.  S.  69. 
**)  Trocken. 


358 


Znckerfabrikation. 


zuckerfrei  war,  enthielt  es  immer  noch  0,062  Proz.  Kali.  —  Schon  früher  hat 
H.  Hellriegel*)  auf  die  Schwerlöslichkeit  des  Kali's  in  Pflanzensubstanzen  auf- 
merksam gemacht. 


Analysen  Analysen  von  Fabrikationsrückständen  ans  Zuckerfabri- 

kationsrück -^en»  von  He  id  e  priem**).   Die  Untersuchungsobjekte  stammten  aus  fol- 
tänden.    gendcii  Fabriken: 

1.  Köthen.  Arbeitet  nach  dem  alten  Pressverfaliren;  einmaliges 
Pressen  des  unter  starkem  Wasserzulauf  (40—50  Proz.)  erhaltenen  Eüben- 
breies  und  gewöhnliche  Scheidung  des  Saftes.  Die  Ausbeute  an  Press- 
ungen beträgt  18 — 19  Proz.  vom  Kübeugewichte  mit  einem  Wassergehalte 
von  69  —  70  Proz.  Die  untersuchten*  Presslinge  enthielten  65,15  Proz. 
Wasser  und  4,67  Proz.  Zucker. 

2.  Halle.  Saftgewinnung  vermittels  der  Schüzenbach'schen  Ma- 
zeration, gewöhnliche  Scheidung.  Die  Treberausbeute  beträgt  22  Proz. 
vom  Kübengewichte  mit  81,9  Proz.  Wassergehalt.  Die  untersuchten  Treber 
enthielten  80,17  Proz.  Wasser  und  2,39  Proz.  Zucker. 

3.  GrÖbzig.  Pressen  des  bei  Zuführung  von  10  Proz.  Wasser  ge- 
wonnenen Eübenbreies,  Zerkleinern  der  Presskuchen  auf  der  Hänel'schen 
Nachreibe  unter  Zulauf  von  20—25  Proz.  kalkhaltigem  Wasser  und  noch- 
maliges Auspressen  mittels  hydraulischer  Pressen.  Die  gemischten  Säfte 
werden  mit  2,5— 3,0  Proz.  Kalk  nach  Jelinek  geschieden,  zu  ihrer  wei- 
teren Eeinigung  aber  nur  eine  sehr  geringe  Menge  Knochenkohle  ver- 
wendet. Die  Ausbeute  an  Pressungen  beläuft  sich  auf  20  Proz.  mit  68  Proz. 
Wassergehalt.  Die  untersuchte  Probe  enthielt  70,07  Proz.  Wasser  und 
2,28  Proz.  Zucker.  Die  Aschen  der  Presslinge  hatten  nach  Abzug  der 
Kohlensäure  folgende  Zusammensetzung: 


Bestandtheile. 


Köthen. 


Kieselsäure 

Schwefelsäure 

Chlor '. 

Phosphorsäure 

Eisenoxyd 

Thonerde        

Manganoxydoxydul       

Kalkerde 

Magnesia 

Kali 

Natron 

—   Sauerstoff  für  Chlor 

Aschengehalt  der  getrockneten  Presslinge  (kohlensäure- 

und  sandfrei) 

Kohlensäuregehalt  der  rohen  Asche 

*)  Die  landw.  Versuchsstationen.   Bd.  4.   S.  62.  — 


20,97 
1,88 
1,54 
5,28 
3,63 
3,82 
0,52 

11,5'J 
7,96 

35,88 
6,31 


Halle. 


Gröbzig. 


4,76 
2,91 
0,71 
7,43 

}    0,96 

Spuren 
26,71 

22,27 
20,84 
12,34 


25,23 
2,22 
1,54 
4,92 

3,19 

Spuren 
21,58 

4,28 
30,76 

4,93 


99,38 
0,35 


»8,93 
0,16 


98,65 
0,35 


99,03       98,77      98,30 


4,59 
10,48 


3,29 
20,31 


5,05 
18,43 


*)  Ibidem.   Bd.  9.  S.  252. 


Znckerfabrikation. 


359 


Der  bedeutende  Gehalt  der  Presslingsaschc  von  Köthcn  und  Gröbzig 
an  Sand,  Kieselsaure,  Eiseuoxyd  und  Thonerde  stammt  jedenfalls  von 
erdigen  Substanzen  her,  welche  bei  der  Wäsche  nicht  von  den  Rüben  ent- 
fernt wurden,  während  sie  bei  der  Mazeration  (Halle)  in  den  Saft  ge- 
langten. Hieraus  erklärt  sich  auch  zum  Theil  die  relativ  viel  geringere 
Aschenmenge  der  Mazerationstreber.  Bei  dem  Pressverfahren  schien  ver- 
hältnissmässig  die  geringste  Menge  von  Alkalien  in  den  Saft  überzugchen, 
etwas  mehr  bei  dem  kombinirten  Press-  und  Mazerationsverfahren  der 
Fabrik  Gröbzig,  weit  ungünstiger  erweist  sich  das  Mazerationsverfahren 
nach  Schüzenbach  bei  der  Fabrik  Halle.  Der  hohe  Magnesiagehalt  der 
Treber  deutet  an,  dass  in  dieser  Fabrik  Dolomit -Kalk  verwendet  wird. 
Für  den  relativ  hohen  Natrongehalt  der  Mazerationsrückstände  sucht  Heide- 
priem den  Grund  hauptsächlich  in  der  durch  die  Bodenbeschaffenheit  be- 
dingten Verschiedenheit  der  Kuben. 

Analysen  von  Rohzuckern  (I.  Produkt).    Die  Untersuchungs- 
objekte stammten  aus  den  oben  genannten  Fabriken. 


Bestandtheile, 


Köthen.    I     Halle.        Gröbzig. 


Zucker 

Wasser 

Asche  (kohlensäurefrei) 
Organischer  Nichtzucker 


92,45 
3,42 
1,13 
3,00 


94,00 
1,81 
0,93 
3,26 


96,10 
1,09 
0,77 
2,04 


Die  kohlensäurefreic  Asche  enthielt: 

Kieselsäure 

Schwefelsäure 

Chlor 

Phosphorsäure     

Eisenoxyd 

Thonerde        

Kalkerde 

Magnesia .     . 

Kali 

Natron 


100,00 

0,79 

8,47 
5,52 
0,32 
0,27 
0,16 
4,74 
0,23 
68,51 
10,10 


100,00 

0,11 
7,82 
7,77 
0,33 

0,38 

1,44 

0,11 

64,38 

20,13 


Sauerstoff  für  Chlor 


99,11 
1,24 


102,47 
1,71 


Kohlensäuregehalt  der  Asche 


97,87 
25,73 


100,76 
26,38 


100,00 

0,54 

11,59 

10,37 

0,3S 

0,16 

0,14 

11,29 

0,66 

53,50 

11,40 


99,98 
2,34 


97,64 
20,82 


In  der  Asche  des  Rohzuckers  von  Gröbzig  prävaliren  die  Verbindungen 
von  Chlor  und  Schwefelsäure,  in  den  beiden  anderen  Aschen  die  kohlen- 
sauren Salze.  Der  höhere  Gehalt  an  Schwefelsäure  und  Kalk  in  der  Gröb- 
ziger  Rohzuckerasche  ist  wohl  dem  stärkeren  Kalkverbrauch  bei  der  Fa- 
brikation, der  höhere  Chlorgehalt  dem  Zusätze  von  Chlorkalcium  bei  der 
Scheidung  zuzuschreiben. 

Analysen  von  Melassen.  —  Die  untersuchten  Proben  stammten 
gleichfalls  aus  den  genannten  Fabriken. 


Analysen 
von  Roh- 
ziickern. 


Analys  en 

von 
Melassen. 


360 


Zuckerfabiikatiou. 


Bestandtheile. 


Reaktion 

Schwere  nach  Brix  ° 
Schwere  nach   Beaume  ° 
Spezifisches  Gewicht    . 
Rohrzucker     . 
Invertzucker         .     . 

Wasser , 

Asche  (kohlensäurcfrei)    . 
Organische  Stoffe    . 


Stickstoffgehalt 

Zuckergehalt  nach  der  Polarisation    . 

Die  kohlensäurefreie  Asche  enthielt : 

Kieselsäure 

Schwefelsäure 

Chlor 

Phosphorsäure 

Eisenoxyd 

Thonerde        

Kalkerde 

Magnesia 

Kali 

Natron 


Köthen. 


Halle. 


schwach  alk 

81 
42,S 

1.42S3 
45,93 

2,15 
19,43 

7,97 
24,52 


100,00 

2,10 
46,74 

0,03 
1,87 
8,51 
0,80 
0,42 
0,24 
7,09 
0,25 
72,74 
11,25 


alkalisch 
81 
42,8 

1,4255 
46,93 

19,00 

8,30 

25,77 


100,00 

1,56 

46,30 

0,23 

2,16 

11,32 

0,76 
0,25 
0,15 
4,95 
0,14 
66,15 
15,86 


Gröbzig. 


alkalisch 
80,5 
42,5 

1,4162 
49,85 

19,70 
7,61 

22,84 


100,00 

1,79 

50,24 


1,98 
9,77 
0,24 
0,19 
0,74 
4,37 
0,25 
70,64 
11,62 


Sauerstoff  für  Chlor 


103,20 
1,92 


101,97 
2,55 


99,80 
2,20 


Kohlensäuregehalt  der  Asche 


101,28 
28,90 


99,42 
27,94 


97,60 
28,68 


Eons- 

s  e  a  u '  s 

Methode  der 

Scheidung. 


Die  Aschen  differirten  hiernach  in  ihrer  Zusammensetzung  nur  wenig, 
in  der  Melasse  von  Halle  macht  sich  wieder  (wie  oben  bei  den  Pressungen) 
ein  relativ  höherer  Natrongehalt  bemerklich. 

Bousseau's  Methode  der  Scheidung  des  Bübensaftes,  von 
M.  Du  fr  eng-*).  —  Um  die  Entstehung  von  unkristallisirbarem  Zucker  bei 
der  Scheidung  möglichst  zu  beschränken,  vertheilt  Eousseau  die  Saft- 
Scheidung  auf  zwei  Operationen.  Er  behandelt  zunächst  den  Saft  mit  ge- 
pulvertem Gips,  wodurch  eine  sehr  reichliche  Schaumbildung  entsteht  und 
der  grösste  Theil  der  schädlich  wirkenden  fremdartigen  Substanzen  bereits 
beseitigt  wird.  Die  geklärte  Flüssigkeit  wird  alsdann  noch  der  gewöhn- 
lichen Scheidung  mit  Kalk  unterworfen,  hierzu  genügt  aber  nun  eine  nie- 
drigere Temperatur  und  eine  kürzere  Berührung  mit  dem  Scheidungs- 
Materiale.  Anstatt  der  Kalkmilch  empfiehlt  Eousseau,  bei  der  eigent- 
lichen Scheidung  eine  durch  Behandlung  der  geringhaltigen  Nachprodukte 
mit  Kalk   unmittelbar    dargestellte  Lösung  von  Zuckerkalk  anzuwenden, 


*)  Polytechn.  Centralblatt.      1867.     S.  816. 


Zuckerfabrik  ation  oOl 

wodurch  die  Ausbeute  erhöht  wird.  Zur  Fällung  des  Kalks  wird  Kohlen- 
säure benutzt,  welche  durch  Glühen  von  Gips  mit  Holzkohle  in  Retorten 
viel  reiner  dargestellt  wird,  als  durch  Verbrennen  von  Kokes. 

Die  Scheidung  mit  Gips  ist  bekanntlich  schon  früher  von  Rousseau  em- 
pfohlen, hat  sich  aber  keineswegs  bewährt.  Yergl.  I.  Bericht  der  Versuchsstation 
Salzmünde,  S.  37. 

Zur  Ausnutzung  des  Scheideschlammes,  von  K.  Stammer*].  Ausnutzung 
Der  Verfasser  hat  seine  früheren  Untersuchungen  über  diesen  Gegenstand**)  d^Scbeide- 
wiederholt  und  vervollständigt,  die  neueren  Arbeiten  betrafen  das  Absüssen 
mit  Wasser,  die  Saturation  des  Schlammes  und  die  längere  Aufbewahrung 
desselben,    der   hierzu   benutzte   Schlamm   war  bei  dem  alten   einfachen 
Scheidungsverfahren  gewonnen. 

1.  Absüssung  mit  Wasser  in  der  Filterpresse.  —  Eine 
Trink 'sehe  Presse  wurde  einmal  mit  Dampf  allein,  das  andere  Mal  mit 
kaltem  Wasser  und  hernach  mit  Dampf  abgesüsst.  Es  resultirten  bei  zwei 
Versuchen : 

mit  Dampf  allein  je  11  Quart  und  IT  Quart  Saft  von  6  Proz.  Ball,  kalt  gewogen; 
mit  Wasser  und  Dampf  je  24  Quart  und  3G  Quart  von  3  Proz.  Ball. 
Der  Mehrgewinn  ist  sonach  so  unbedeutend,  dass  er  dem  vermehrten 
Wasserquantum  gegenüber  nicht  in's  Gewicht  fällt. 

2.  Verdünnung  und  Saturation.  Es  wurde  untersucht,  ob  die 
augenscheinlich  schädliche  Wirkung  der  Schlammsaturation  sich  durch  er- 
neuete  Scheidung  des  gewonnenen  Saftes  mit  Kalkmilch  oder  mit  gewöhn- 
lichem, mit  Kalk  versetztem  Scheidesaft  paralysiren  lasse.  Die  Probe  lehrte, 
dass  hierdurch  zwar  ein  vollkommen  normaler,  rein  gelber  Saft  zu  erzielen 
ist,  der  sich  aber  durch  blosses  Absitzenlassen  nicht  klärte.  Dies  führte 
aber  zu  dem  Versuche,  die  Entzuckerung  mit  dem  schon  entsafteten 
Schlamm,  den  Schlammpresslingen,  vorzunehmen.  Presslinge  aus  einer 
Trink 'sehen  Presse,  mit  dem  doppelten  Gewicht  heissen  Wassers  zerrührt, 
Hessen  sich  leicht  saturiren  und  auspressen.  Der  Gewinn  an  Zucker  be- 
trug 3  Proz.  der  Schlammpresslinge.  Bei  zuckerhaltigeren  Schlammpress- 
lingen wurden  durch  einfache  Verdünnung  des  Schlammes  und  Aufkochen 
6,4  Proz.  des  ausgepressten  Schlammes  an  Zucker  gewonnen,  bei  der  Ver- 
dünnung und  Saturation  ergab  sich  eine  Ausbeute  von  7,3  Proz. 

3.  Aufbewahrung  des  Schlammes.  Schlamm,  welcher  schichten- 
weise in  einem  eisernen  Kasten  festgetreten  war,  wobei  in  die  Mitte  der 
Füllung  und  auf  die  Oberfläche  eine  Lage  Kalkmilch  gebracht  wurde,  hielt 
sieh  3  Monate  unverändert,  ohne  dass  eine  Zersetzung  des  Zuckers  eintrat. 
Von  getrocknetem  Schlamm  wurde  durch  Auskochen  ein  heller  Saft  erzielt, 
der   beim   Saturiren    einen   geringen  Niederschlag   gab  und  dabei  etwas 

*)  Zeitschrift  d.  Vereins  f  d.  Rübenzuckerindustrie  im  Zollverein.  1867.  S.  651. 
**)  Jahresbericht.     1866.     S.  472. 


362 


Zuckerfabrikation. 


grauer  wurde.  Das  Saturiren  des  Schlammrückstandes  ergab  keine  grös- 
sere Zuckerausbeute,  als  einfaches  Auslaugen,  nämlich  in  beiden  Fällen 
10  Proz.  vom  Gewicht  der  trocknen  Schlanimsubstanz.  .Der  saturirte  Saft 
zeigte  jedoch  nur  eine  Polarisation  von  70  bis  75  Proz.  auf  100  Trocken- 
substanz. 


Einführung 
vonAlkalien 
in  dtn  Saft 
durch  die 
Kohlen- 
säure. 


Ueber  die  Einführung  von  Alkalien  in  den  Saft  durch  die 
zur  Saturation  benutzte  Kohlensäure,  von  W.  L.  Clasen*).  — 
Der  Verfasser  beobachtete,  dass  mit  der  zur  Saturation  dienenden  Kohlen- 
säure Alkalien  in  den  Saft  übergeführt  werden;  er  versuchte  die  Menge 
derselben  durch  Einleiten  von  Kohlensäure  in  Wasser  zu  bestimmen.  Die 
geprüfte  Kohlensäure  stammte  aus  einem  gewöhnlichen  Siemens'schen 
Kalkofen,  dessen  Generatoren  mit  Torf  und  böhmischer  Braunkohle  ge- 
speist wurden  und  der  mit  zwei  grossen  Laveurs  verbunden  war.  Der  be- 
nutzte Kalkstein  enthielt  0,13  —  0,19  Proz.  Alkalien.  Eine  Jelinek'sche 
Scheidepfanne  wurde  mit  1000  Qrt.  Saalewasser  gefüllt  und  eine  Stunde 
lang  bei  vollständig  geöffnetem  Ventil  Kohlensäure  durchgeleitet.  Das 
Wasser  wurde  vor  und  nach  dem  Einleiten  der  Kohlensäure  analysirt;  es 
enthielten  10000  Theile:  vor  nach 

dem  Einleiten  der  Kohlensäure 
Gcsammtrückstand    .     .     .         3,7000  4,9000 

Kali 0,1001  0,2260 

Natron 0,604S  0,G5S3 

Magnesia 0,1745  0,1600 

Kalk 0,5256  0,7824 

Eisenoxyd  und  Thonerde Spur  Spur 

Chlor 0,6107  0,6107 

Schwefelsäure 1,0712  0,98S9 

Salpetersäure .  Spur  Spur 

Kohlensäure,  Kieselsäure,  organische  Stoffe  etc.  .         0,7507  1,6113 

3,8376  5,0376 

—  Sauerstoff  für  Chlor .         0,1376  0,1376 

Summa     .     .         3,7000  4,9000 

Der  Alkaligehalt,  namentlich  das  Kali,  zeigt  sich  durch  die  Einleitung 
der  Kohlensäure  erhöht,  Avas  nur  durch  Verdampfung  von  Alkali  beim 
Glühen  des  Kalks  bewirkt  sein  kann.  Eben  so  hat  sich  auch  der  Gehalt 
an  Kalk  und  organischen  Substanzen,  wohl  durch  Ablösung  von  Inkrusta- 
tionen von  der  Schlange  etc.,  bedeutend  vergrössert. 

Die  hierdurch  konstatirtc  Einführung  von  Alkalien  mit  der  Kohlensäure  in  die 
Kübensäfte  kann  nach  dem  Verfasser  jedoch  einen  erheblichen  Zuckerverlust  nicht 
bedingen;  er  berechnet,  dass  bei  täglicher  Verarbeitung  von  1000  Ctr.  Rüben  in 
150  Arbeitstagen  ungefähr  100  Pfd.  Kali  in  die  Säfte  gelangen,  welche  zur  Bildung 
von  500  Pfd.  Melasse  Anlass  geben. 

*)  Jahresbericht.     1866.     S.  268. 


Zr.ckerfabrikation.  ODO 

Ucbcr  den  Einfluss  von  Salzen   auf  die  Melassenbildung    Einfluss 
machte  M.  Payen*)  einige  Mittheilungen.   Darnach  soll  das  Salpetersäure  vo"  Salzcu 

.  ......  auf  die 

Kali  die  Kristallisation  des  Zuckers  nicht  beeinträchtigen;  beide  Korper  MeIas,en. 
kristallisiren  gemeinschaftlich,  wenn  ihre  Mengen  den  Sättigungspunkt  der  biidung. 
Lösung  übersteigen.  Chlorkalium  erschwert  die  Kristallisation,  indem  es 
die  Dickflüssigkeit  des  Syrups  vermehrt.  Noch  nachteiliger  wirkt  das 
Chlornatrium,  welches'minclestens  das  Sechsfache  seines  Gewichts  an  Zucker 
als  unkristallisirbar  in  die  Melasse  überführt  oder  in  den  zur  Konsumtion 
ungeeigneten  Kristallen  zurückhält. 

Payen  verweist  hierbei  auf  den  grossen  Nutzen,  welchen  das  dialy  tische  ueber  das 
Verfahren  von  Dubrunfaut  für  die  Gewinnung  des  Zuckers  gewährt,  nähere  d'al>;t'sche 

°  .        .  ^  erfahren 

Angaben  über  die  mit  dieser  Methode,  welche  in  Frankreich  bereits  in  meh-  dei.  Zlicker. 
reivn  Zuckerfabriken  gebräuchlich  sein  soll,  erzielten  Kesultate,  haben  wir  in  gewinnung. 
der  Mittheilung  Payen 's  und  anderen  französischen  Auslassungen  vergebens 
gesucht.  Yergl.  Dubrunfaut.  Compt.  rend.  Bd.  63.  S.  838.  Nach  einer 
weiteren  Mitthcilung  von  Dubrunfaut**)  lieferte  zu  Chalons  das  zweite 
Produkt  ohne  die  Anwendung  der  Dialyse  34  Proz.  geringen  und  weichen 
Zucker ,  nach  der  Operation  dagegen  44  —  47  Proz.  guten  Zucker.  C  a  - 
michel***)  behauptet,  dass  das  dialy  tische  Verfahren  die  Rübensäfte  derartig 
verbessere,  dass  man  sie  statt  Wasser  beim  Kaffiniren  des  Zuckers  anwenden 
könne.  Durch  mehrfache  Wiederholung  der  Operation  bei  den  Syrupen  lässt 
sich  nach  Camich el  die  Zuckerausbeute  sehr  erheblich  vergrössern.  Dr. 
Stamme ff)  spricht  sich  auf  Grund  genauer  Experimente  abfällig  über 
das  dialytische  Verfahren  aus,  weil  der  Unterschied  in  der  Diffusibilität 
der  Melassenbestandtheile  nicht  ein  so  ausgesprochener  und  grosser  sei, 
dass  darauf  eine  gründliche  Trennung  derselben  basirt  werden  könne. 
Stamm  er  versuchte  dae  Verfahren  durch  die  Bindung  des  Melassenzuckers 
an  Kalk  zu  verbessern,  aber  auch  diese  Abänderung  erwies  sich  als  prak- 
tisch unausführbar,  wenngleich  dadurch  ungleich  bessere  Resultate  erzielt 
wurden,  als  durch  direkte  Dialyse  der  Melasse.  —  Louis  Walkhoff  ff) 
theilt  folgende  von  Hugo  Schulz  ausgeführte  Versuche  mit;  die  hierbei 
verwendete  Melasse  enthielt: 

Wasser 18,00 

Zucker 54,50 

Organischer  Nichtzucker     .     .     .  16,34 

Salze 11,16 

100,00 

*)  Compt.  rund.     Bd.  65-     S.  692. 

**)  Aus  Joürn.  des  fabr.  de  sucre.     1S67.  No.    48.     Durch  Zeitschr.  d.  Vereins 
f.   d.  Itübenzuckerindustric  im  Zollverein.     1SG7.     S.  527. 
•**)  Ibidem.     Aus  demselben  Journal.     No.  3. 

f)  Ibidem.     S.  566. 
j-f)  Polytechn.  Journal.    Bd.  186.    S.  44.    Zeitschrift  des  Vereins  für  die  Rüben- 
zuckerindustrie     1867.     S.  65S. 


364  Zuckerfabrikution. 

Bei  gleicher  Zeitdauer  (4  Stunden)  und  verschiedenen  Temperaturen 
blieben,  als  durch  die  Dialyse  nicht  entfernt,  von  je  100  Theilen  Zucker, 
organischer  Nichtzuckerstoffe  und  Salze  folgende  Antheile  zurück : 

Zucker.  Organ.  Nichtzucker.  Salze. 


Bei  16  — 18«  C.    . 

90 

87,5 

82,1 

„    33 -40« C    . 

79,3 

72,7 

66,3 

„   44  — 46o  C.    . 

76 

71,6 

61,8 

-    60-62»C.    . 

70 

48 

53 

Bei  höherer  Temperatur  wirkt  also  die  Dialyse  viel  energischer  als 
bei  niedriger,  namentlich  macht  sich  dies  bei  den  organischen  Nicht- 
zuckerstoffen geltend.  Am  stärksten  dialysiren  im  Allgemeinen  die  Salze. 
Während  in  der  Melasse  auf  1  Theil  Salze  4,87  Theile  Zucker  enthalten 
sind,  kommen  in  der  bei  60°  C.  dialysirten  Melasse  auf  1  Theil  Salze  6,4 
Theile  Zucker,  es  sind  also  —  das  gleiche  Verhältniss  beibehalten  —  1,53 
Theile  Zucker  zum  Kristallisiren  frei  geworden. 

Je  nach  der  Zeitdauer  ergaben  sich  folgende  Resultate  bei  gleicher 

Temperatur  (44—  46°  C): 

4  Stunden  S  Stunden 

Zucker 76,1  Proz.  55,9  Proz. 

Organischer  Nichtzucker      .76,1      „  57,0     „ 

Salze 61,8     „  39,4     „ 

Auch  die  Beschaffenheit  des  Pergamentpapiers  übt  einen  nicht  un- 
bedeutenden Einfluss  aus,  wie  sich  aus  nachstehenden  Versuchen  ergiebt, 
zu  denen  eine  Melasse  benutzt  wurde,  welche  auf  100  Zucker  20,1  Salze 
und  30,18  organische  Nichtzuckerstoffe  enthielt.    Temperatur  44— 46°  C. 


Papiersorte 

Salze 

Organische 
Nichtzuckerstoffe 

1     .      .     . 

14,4 

26,1 

2    .    .    . 

14,2 

25,2 

3    .    .    . 

14,1 

26 

4    .    .    . 

14,4 

26 

5    .    .    . 

14,4 

26,8 

6    .     .    . 

14,9 

27,3 

7    .    .    . 

15,8 

25 

8    .     .    • 

15,5 

27,12 

9    .     .     . 

16,5 

28,3 

Ursache  der  Die  Färbung  des  Rübensaftes  vor  und  nach  der  Scheidung 
Färbung  ist  nach  j]  Sostmann*)  eine  Folge  der  Oxydation,  welche  ein  in  der 
eS6aftes.en  Rübe  farblos  enthaltener  Körper  erleidet.  Die  Natur  dieses  Körpers  wurde 
nicht  festgestellt.  Doch  spricht  sich  S ostmann  für  die  Möglichkeit  aus, 
dass  ein  dem  arabischen  Gummi  verwandter  Stoff  (das  Rübengummi  von 
Zier)  eine  mitwirkende,  wenn  nicht  die  alleinige  Unsache  der  Färbung 
ist.    Die  Produkte  der  Oxydation  sind  Ulmin-  und  Huminstoffe.    Bei  der 


*)  Zeitschr.  des  Vereins  für  die  Rübenzuckerind.  im  Zollverein.    1867.    S.  56. 


Zuckerfabrikation.  365 

Scheidung  mit  Kalk  wird  nur  der  schon  veränderte  Theil  des  Stoffs  ab- 
geschieden, während  der  Urstoff  als  lösliche  Kalkverhindung  im  Safte 
bleibt.  Durch  andauerndes  Sieden  des  geschiedenen  Saftes  wird  auch  die 
gelöste  Kalkverbindung  in  huminsauren  Kalk  übergeführt,  diese  Operation 
ist  daher  noth wendig,  weil  sowohl  bei  der  dem  Nachkochen  folgenden 
Saturation  wie  bei  der  Filtration  über  Knochenkohle  nur  die  Humusstoffe 
beseitigt  werden,  unveränderter  Farbstoff  dagegen  in  die  Füllmasse  übergeht. 
Der  Verfasser  spricht  sich  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  über  die  färbende 
Substanz  sehr  abfällig  über  das  Jelinek'sche  Verfahren  aus,  er  betrachtet  ein 
andauerndes  Nachkochen  und  Saturiren  mit  viel  (0,5— 1,0  Proz.)  Kalk  als  die 
Grundlage  einer  rationellen  Saftreinigung,  bemerkt  jedoch,  „dass  man  hierbei  auf 
die  Anwesenheit  von  Invertzucker  Rücksicht  nehmen  müsse."  —  Auch  von  Scholz*) 
wird  das  stärkere  Bräunen  und  Nachdunkeln  des  nach  Jelinek  gewonnenen 
Saftes  bestätigt,  jedoch  der  grösseren,  mit  dem  Kalk  eingeführten  Alkalimenge  zu- 
geschrieben. 

Als  Surrogat  für  die  Knochenkohle  empfiehlt  Ernst  Ziegler**),    Surrogat 
fetten  Thon  mit  dem  dritten  bis  fünften  Theil  seines  Volumens  Steinkohlen-      "r   10 

Knochen- 

oder  Holztheer  zu  versetzen  und  dann  zu  glühen.   Wirksamer  noch  wird  die      kouie. 
Kohle,  wenn  man  den  Theer  (resp.  statt  dessen  irgend  eine  andere  kohlen- 
stoffreiche organische  Substanz)  mit  10—20  Proz.  Kochsalz,  Pottasche  oder 
Soda  in  Wasser  gelöst  versetzt  und  erst  darnach  mit  dem  Thon  vermischt. 
Die  Methode  ist  nicht  mehr  neu. 

Ueber  den  Einfluss  derEffluvien  der  Zuckerfabriken  auf  Einfluss  der 

das  Wasser  der  Bäche,  nach  W.  Heintz.***)  —In  den  Räumen  der    Effl"™n 

'  '  aus  Zucker- 

Zuckerfabriken  entwickeln  sich,  wie  J.  Kühn  nachgewiesen  hat,  niedrige  fabnken  auf 

pflanzliche  Gebilde,  deren  Keimsporen,  dem  Bachwasser  zugeführt,  bei  das  Bach- 
gleichzeitiger Gegenwart  von  stickstoffhaltigen  und  stickstofffreien  Sub- 
stanzen solche  Bäche  auf  Meilenlänge  mit  pflanzlichen  Gebilden  auskleiden. 
Nach  Heintz  entwickeln  diese  Organismen  im  Lichte  sehr  grosse  Mengen 
von  Schwefelwasserstoff,  wenn  in  dem  Wasser,  in  welchem  sie  vegetiren, 
schwefelsaure  Salze  vorhanden  sind.  Daher  nimmt  das  Wasser  solcher 
Bäche  den  Geruch  nach  Schwefelwasserstoff  an  und  trübt  sich  durch  sich 
ausscheidenden  Schwefel.  Letzterer  lagert  sich  da,  wo  der  Bachboden  ziem- 
lich eben  ist,  als  weisslicher  Ueberzug  desselben  ab.  Unter  demselben 
findet  man  eine  viel  mächtigere  Schicht  eines  schwarzen  Schlammes,  wel- 
cher aus  Schwefeleisen  besteht.  Fische  werden  in  solchem  Wasser  ge- 
tödtet.  — 


*)  Zcitschr.  d.  Vereins  f.  d.  Kübenzuckerind.  im  Zollverein.     1867.     S.  82. 
**)  Ibidem.     S.  345.     Baierisches  Kunst-  u.  Gewerbeblatt.     1867.     S.   142. 
***)  Verhandlungen    der  naturforschenden  Gesellschaft  zu  Halle.     18G6.     S.  12. 
Chemisches  Centralblatt.     1868.     S.   153. 


dö6  Stärkefabrikation. 

Bezüglich    nachstehender   Abhandlungen   müssen   wir   auf  die  Originalquellen 
verweisen : 

Neues  Saftextraktionsverfahren,  von  Grare-Car ois.  \) 
Das  zweimalige  Pressen  des  Rübenbreies,  von  Sombart.  -) 
Zur  Sombart 'sehen  Kritik  der  Gröbziger  Pressarbeit,  von  L.  Lichtenstein.  3) 
Resultate  für  die  Zuckerfabrikation,  von  Otto  Baumann.  4) 
Verbesserung  beim  Bleichen  von  Raffinade  und  Saftmelis,  von  Louis  Walk- 
hoff. 5) 

Das  Diffusionsverfahren  der  Zuckerfabrik  Wülfferstedt  gegenüber   dem  Centri- 
fugenverfahren  in  Jerxheim,  von  D.  Cuntze.  c) 

Verlauf  und  Ergebnisse  der  Versuchsarbeiten  mit  Rübenrohzucker  in  Köln.  ") 
Bemerkungen  dazu,  von  A.  F.  Riedel.  8) 

Professor   Landolt's   Bericht   über   die    chemischen  Analysen   bei   den   Köl- 
ner Versuchsarbeiten.  9) 

Die  Erzeugung    der    Knochenkohle   und    die  Verwerthung    der  Nebenprodukte, 
von  Georg  Lunge.10) 

Die  Einwirkung  der  Salzsäure  auf  die  Bctriebsknochenkohle,  von  K.  Stammer.1') 
Sur  une  modification  ä  introduire    dans  le  traitement  des  pulpes   de  betterave, 
par  Champonnais.  12) 

L'industrie  sucriere  de  la  France  et  de  l'Allemagne.  l3) 


Stärke  fabrikation. 

ueber  Ueber   Stärkefabrikation,    von   Albert   Fesca*).  —  Bei  der 

starkefabn-  jgj.^  üblichen  Methode  der  Stärkebereitung  wird  nie  die  Gesammtraenge 
der  in  dem  verarbeiteten  Materiale  enthaltenen  Stärke  gewonnen,  sondern 
es  bleibt  stets  ein  Theil  derselben  in  den  Trebern  (Pulpe)  zurück,  der  um 
so  grösser  ist,  je  mangelhafter  die  benutzten  Apparate  sind,  und  bei  Ver- 
arbeitung von  Kartoffeln  ungefähr  ein  Drittel  der  Gesammtraenge  zu  be- 
tragen pflegt.     Die  Hauptursache  der  erzielten  geringen  Ausbeute  liegt 


*)  Zeitschrift  d.  Vereins  f.  d.  Rübeimickcrindustrie.     1S67.     S.  64S. 

2)  Ibidem.     S.  645.  u.  SOG. 

3)  Zeitschr.  d.  Ver.  f.  d.  Rübenzuckerindustrie.     S.  501- 

4)  Ibidem.     S.  549. 

5)  Polytechn.  Journal.     1SG7.     235. 

G)  Zeitschrift  d.  Vereins  f.  d.  Rübenzuckerindustrie.     1SG7.    S.    142. 

7)  Ibidem.     S.   147. 

8)  Ibidem.     S.  137. 

9)  Verhandlungen  d.  Vereins  z.  Beförderung  d.  Gewerbefieisses.     18G7.  S.  103. 
10 )  Polytechnisches  Journal.     186-7.      S.  503. 

H)  Zeitschr.  d.  Vereins  f.   d.  Kübcnzuckerindustrie.      1867.     S.  676. 

12;  Compt.  rend.     Bd.  65.    S.  1035. 

13)  La  vie  des  champs.     1867.     No.  139. 

*)  Annalen  der  Laudwirthschaft.     Bd.  50.     S.   143. 


.Stärkefabrikation.  367 

nach  dem  Verfasser  an  der  unvollkommenen  Einrichtung  der  Eeibe  und 
der  Siebzylinder.  Statt  der  jetzt  üblichen  Trommelreibe  mit  Raspelhieb 
und  mit  Schiittrumpf,  empfiehlt  der  Verfasser  die  Benutzung  einer  Poussoir- 
reibe,  ähnlich  der  in  den  Zuckerfabriken  gebräuchlichen,  deren  Schärfung 
in  einem  Belag  von  feinen  Reibeisenblechen  besteht  und  so  eingerichtet 
ist,  dass  täglich  oder  jeden  zweiten,  dritten  Tag  ein  kleiner  Theil  der 
Reibeisenbleche  durch  neue  scharfe  ersetzt  werden  kann.  Um  einen  fei- 
nen Brei  mit  wonigen  dünnen  Schwarten  zu  erzielen,  ist  es  nothwendig, 
dass  die  Kartoffeln,  ohne  sich  um  sich  selbst  zu  drehen,  langsam  gegen 
die  Reibentrommel  vorgeschoben  werden.  Gleichzeitig  muss  die  Schärfung 
selbst  die  feinste  sein,  die  man  irgend  geben  kann,  auch  muss  die  Trom- 
mel sehr  genau  rund  laufen.  Das  stetige  Umwälzen  der  Kartoffeln  in  dem 
Schüttrumpfe  der  alten  Reiben,  übt  auf  die  Feinheit  des  Breies  einen 
nachtheiligen  Einfluss  aus,  viele  Kartoffeln  behalten  dabei  die  runde  Form 
bis  sie  zu  ganz  kleinen  Kugeln  abgerieben  sind.  Die  Kugelform  bietet 
aber  der  reibenden  Fläche  immer  nur  einen  Punkt  oder  eine  sehr  kleine 
Fläche  dar,  in  welche  die  Reibenschärfung  förmlich  einhaut,  und  dies  be- 
dingt einen  groben  Brei.  Die  empfohlene  successive  Erneuerung  der 
Reibenschärfung,  hat  sich  auch  bei  den  Raspelreiben  als  sehr  vortheilhaft 
zur  Erzielung  eines  gleichförmigen  Breies  erwiesen.  —  An  den  jetzt  üb- 
lichen Zylindersieben  und  Spiralbürsten  tadelt  der  Verfasser,  dass  sie  ge- 
wöhnlich nicht  genau  konzentrisch  gearbeitet  sind  und  desshalb  nicht  alle 
Stellen  des  Siebes  gleich  stark  von  der  Bürste  berührt  werden.  Dies  hat 
zur  Folge,  dass  die  zu  schwach  oder  gar  nicht  berührten  Stellen  des  Sie- 
bes schlecht  oder  gar  nicht  auf  das  Kartoffelreibsel  wirken,  während  an 
den  zu  stark  gebürsteten  Stellen  das  Sieb  stark  leidet.  Fesca  empfiehlt 
daher,  die  Siebzylinder  ganz  in  Eisen  und  genau  halbzylindrisch  herzu- 
stellen. Mit  einem  solchen  Siebe  und  der  oben  erwähnten  Reibe  wurde 
eine  Leistungsfähigkeit  von  24  bis  30  Scheffel  Kartoffeln  per  Stunde  und 
eine  Ausbeute  von  75,4  Proz.  der  in  den  Kartoffeln  enthaltenen  Stärke 
erzielt. 

100  Pfd.  Kartoffeln,  welche  nach  dem  spezifischen  Gewicht  19  Pfd.  Stärke 
enthielten,  ergaben  7,G9  Pfd.  lufttrockner  Treuer,  enthaltend  2  Pfd.  Zellulose  und 
5,G9  Pfd.  lufttrockner  Stärke.  Da  die  lufttrockne  Stärke  18  Proz.  Wasser  enthält, 
so  entsprechen  die  19  Pfd.  absolut  trockuer  Stärke  23,17  Pfd.  lufttrockner.  Ge- 
wonnen wurden  23,17  —  5,69  =  17,48  Pfd.  also  75,4  Proz.  —  Nach  Erfahrungen 
heim  grossen  Betriebe  werden  100  Pfd.  lufttrockner  Stärke  von  nicht  ganz  600  Pfd. 
Kartoffeln  erzielt,  nach  obiger  Berechnung  würden  sich  572  Pfd.  Kartoffeln  ergeben. 

Fesca  berechnet  ferner,  dass  der  grösste  Theil  des  Stärkeverlustes 
auf  die  Treber  aus  dem  Zylindersiebe  entfällt,  während  die  feiner  zertheilte 
Fasermasse  aus  dem  Nachsiebe  viel  geringhaltiger  an  Stärke  ist.  Auf 
2  Pfd.  Zellulose  kommen  in  den  Nachsiebtrebern  2,24  Pfd.  Stärke,  in 
den  Zylindersiebtrebern  dagegen  5,88  Pfd.  Durch  Zerquetschen  der  Zy- 
lindertreber  mitfols  Walzen  Hess  sich  daraus  noch  ein  beträchtlicher  Theil 


368  Stärkefabrikation. 

der  Stärke  gewinnen,  nämlich  auf  100  Pfd.  Kartoffeln  berechnet  3,21  Pfd. 
(lufttr.).  Das  Aussieben  der  Schwarten  und  gesonderte  Walzen  derselben 
erwies  sich  bei  der  Benutzung  der  verbesserten  Reibe  als  nicht  lohnend, 
da  diese  Reibe  nur  eine  sehr  geringe  Menge  von  Schwarten  liefert. 

Um  das  Albumin  aus  dem  Fruchtwasser  der  Kartoffeln  für  Fütterungs- 
zwecke zu  gewinnen,  lässtFesca  das  Kartoffelreibsel  auf  dem  Wege  zum 
Zylindersiebe  einen  einfachen  Apparat  passiren,  welcher  das  nur  mit  dem 
Reibenauflauf  verdünnte  Fruchtwasser  abseiht.  Nach  dem  Absetzen  der 
Stärke  wird  das  Fruchtwasser  aufgekocht,  es  sollen  so  ungefähr  zwei  Drittel 
des  gesammten  Albumingehalts  gewonnen  werden.  Bei  Fütterungsversuchen 
mit  dem  gewonnenen  Albumin  soll  sich  ergeben  haben,  dass  das  Albumin 
von  100  Pfd.  Kartoffeln  1  Quart  Milch  produzirte. 

Bei  der  Fabrikation  der  Weizenstärke  sind  bekanntlich  zwei 
Methoden  anwendbar:  aus  dem  Weizenkorn  durch  saure  Gährung  und 
aus  dem  Weizenmehl  durch  Teigkneten  und  Teigauswaschen  (Martin'sches 
Verfahren).  Die  erstere  Methode  produzirt  zwei  Handelsartikel :  Stärke  und 
sogenannte  Schlichte  und  daneben  sauren  Kleber  als  Viehfutter;  die  zweite 
liefert  Stärke,  Kleberstärke  und  süssen  Kleber. 

Kleberstärke  ist  eine  mechanische  Verbindung  von  Kleber  mit  Stärke, 
welche  sich  in  Gestalt  eines  dünnen  Breies  mit  der  Stärke  gemeinschaftlich  aus 
dem  Wasser  absetzt  und  die  abgelagerte  Stärke  zum  Theil  überlagert,  sie  theil- 
weise  aber  auch  durchdringt. 

Stärkebereitung  aus  Weizenkorn  durch  saure  Gährung. 
Hierbei  wird  der  Weizen  durch  Aufquellen  in  Wasser  erweicht,  dann  zwi- 
schen eisernen  Walzen  gequetscht  und  nun  der  sauren  Gährung  unter- 
worfen, welche  durch  zugesetztes  Sauerwasser  von  einer  früheren  Bereitung 
eingeleitet  wird.  Es  bilden  sich  Milchsäure  und  Essigsäure,  welche  einen 
Theil  des  Klebers  auflösen  und  die  mechanische  Verbindung  zwischen 
Kleber  und  Stärke  lockern.  Die  Gährung  ist  genügend  vorgeschritten, 
wenn  die  über  dem  gährenden  Weizen  stehende  gelbe  Flüssigkeit  sich  ge- 
klärt hat  und  mit  einer  Decke  von  Schimmelpilzen  bedeckt  ist,  hierzu  ist 
eine  Zeit  von  8  bis  20  Tagen  erforderlich.  Nach  Ablassen  des  gelblichen 
Sauer wassers  wird  der  Weizen  in  grosse  rotirende  Siebtrommeln  gebracht 
und  aus  demselben  die  Stärke  ausgewaschen.  Die  rohe  Stärkemilch  bringt 
man  in  grosse  Bottige,  verdünnt  sie  mit  mehr  Wasser  und  lässt  sie  als- 
dann sedimentiren.  Die  Stärke  setzt  sich  hierbei  zu  imterst,  darüber  stellt 
sich  eine  Schicht  saurer  Kleberstärke  —  hier  „Schlichte"  genannt  — 
und  zu  oberst  steht  eine  Schicht  dunkel  gefärbten  sauren  Klebers.  Eine 
genaue  Trennung  dieser  verschiedenen  Schichten  ist  nur  durch  wiederholtes 
Aufrühren  mit  Wasser,  Absetzenlassen  und  Abziehen  der  obersten  Schicht 
zu  erreichen.  Einfacher  und  zweckmässiger  ist  es,  die  Stärkemilch  durch 
ein  System  flacher  Holzrinnen  zu  leiten,  in  denen  die  Stärke  sich  absetzt, 
während  Schlichte  und  Kleber  abfliessen.  Die  abgesetzte  Rohstärke  wird 
dann  nochmals  mit  Wasser  aufgerührt,  durch  feine  Siebe  vom  Faserstoff 


Stäikefabrikation.  309 

getrennt  und  nun  als  gewaschene  Stärke  absetzen  gelassen.  Die  abgesetzte 
gewaschene  Stärke  trocknet  man  durch  aufgelegte  Tücher  und  darauf  ge- 
streute trockene  Schabestärke  oder  durch  Absaugen  der  überflüssigen 
Feuchtigkeit  mittels  Gipsplatten  oder  auch  durch  Luftpumpen  so  weit  ans, 
bis  sie  formbar  geworden  ist.  Die  Stärkekuchen  werden  dann  in  kühlen 
Trockenstuben  weiter  getrocknet,  bis  sie  schäbig  werden,  man  schabt  als- 
dann die  obere,  durch  Schimmelpilze  verunreinigte  Schicht  ab,  bricht  die 
Kuchen  in  etwa  2  Zoll  starke  Stücke  und  trocknet  sie  fertig.  Die  abge- 
schabte unreine  Stärke  führt  den  Namen  „Schabestärke".  Statt  des 
Entwässerns,  Abtrocknens  und  Scbabcns  empfiehlt  Fesca,  die  gewaschene 
Stärke  zu  einem  dicken  Brei  anzurühren  und  diesen  zu  zentrifugiren.  Man 
erreicht  auf  diese  Weise  nicht  allein  schnell  einen  hohen  Trockenheitsgrad 
der  Stärke,  sondern  auch  eine  auffällige  Reinigung  derselben,  indem  sich 
auf  der  innern,  dem  Zentrum  der  Trommel  zugekehrten  Seite  der  Stärko- 
kuchen  eine  graubraune  Schmutzschicht  von  lederartiger  Beschaffenheit 
abscheidet,  die  sich  leicht  von  den  frischen  Kuchen  abnehmen  lässt  oder 
beim  Abtrocknen  von  selbst  sich  abschält.  Diese  Schmutzschicht  besteht 
im  Wesentlichen  aus  Kleber.  Schlichte  und  grauer  Stärke  und  giebt,  für 
sich  der  Gährung  und  nachherigen  Waschung  unterworfen,  Sekundastärke. 
Auch  zur  Abscheidung  der  Kleberstärke  aus  der  Rohstärkemilch  benutzt 
Fesca  die  Zentrifuge  (Rohstärkezentrifuge)  und  erzielt  dadurch  eine  viel 
raschere  und  vollständigere  Abscheidung  der  Stärke,  als  durch  Absetzen 
und  Abziehen  in  Bottigen  oder  Rinnen. 

Stärkebereitung  aus  Weizenmehl  nach  Martin.  — Bei  die- 
sem Verfahren  wird  das  Weizenmehl  mit  Wasser  zu  einem  steifen  Teige 
angerührt  und  dieser  unter  starkem  Wasserzulauf  so  lange  geknetet,  bis 
alle  Stärke,  Kleie  und  Kleberstärke  ausgewaschen  ist.  Der  unlösliche 
Kleber  bleibt  in  Gestalt  einer  zähen,  elastischen  Masse  zurück.  Die  me- 
chanische Operation  erfolgt  entweder  durch  Handarbeit  oder  besser  durch 
Maschinen.  Trotz  der  langen  Behandlung  mit  Wasser  enthält  der  ge- 
wonnene Kleber  noch  eine  erhebliche  Menge  löslicher  Substanz,  Fesca 
fand,  dass  der  bei  30—40°  R.  getrocknete  Kleber  an  kochendes  Wasser 
19,24  Proz.  löslicher  Stoffe  abgab.  —  Dies  Verfahren  hat  den  Uebelstand, 
dass  dabei  eine  grosse  Menge  Kleberstärke  gewonnen  wird,  indem,  wie  der 
Verfasser  annimmt,  die  bei  dem  Mahlen  des  Weizens  blossgelegte  und 
durch  Anfeuchtung  kleisterartig  gewordene  Stärke  mit  dem  unlöslichen 
Kleber  eine  sehr  intime  mechanische  Verbindung  eingeht,  aus  welcher 
durch  mechanische  Mittel  die  Stärke  nicht  ausgezogen  werden  kann.  Die 
Verarbeitung  der  Rohstärkemilch  ist  dieselbe,  wie  bei  dem  Verfahren  der 
sauren  Gährung.  Die  süsse  Kleberstärke  scheidet  sich  hierbei  indessen 
schwieriger  ab,  als  dies  die  Schlichte  thut  und  ein  kleiner  Tbeil  der  Stärke 
bleibt  mit  der  Kleberstärke  verbunden.  Fesca  empfiehlt  auch  bei  dieser 
Methode,  die  Trennung  der  Stärke  von  der  Kleberstärke  durch  Zentrifugen 
zu    bewirken.    Die    Ausbeute    beträgt   bei    der    Verarbeitung  von   gerin- 

JaluesbericM  X  24 


370  Stärkefabrikation. 

gern  bis  mittelmässigem  Weizenmehl  zwischen  40  bis  54  Proz.  vom  Ge- 
wicht des  Mehles. 

Stärkebereitung  aus  Weizenkorn  nach  "Pesca.  —  Da  bei 
der  sauren  Gährung  ein  grosser  Theil  der  nährenden  stickstoffhaltigen 
Bestandteile  des  Weizens  verloren  geht,  so  empfiehlt  Fesca,  den  Weizen 
nur  im  Wasser  aufquellen  und  erweichen  zu  lassen,  ihn  dann  zu  quet- 
schen und  nun  das  gequetschte  Gut  in  einer  einfachen  Maschine,  dem 
Weizenauswaschapparate,  mit  Wasser  zu  behandeln.  In  dem  Apparate 
bleiben  die  Hülsen,  fast  der  ganze  unlösliche  Kleber,  7s  bis  3A  Proz.  vom 
Gewicht  des  Weizens  an  Kleberstärke,  al*  bis  1  Proz.  vom  Gewicht  des 
Weizens  Stärke  und,  in  dem  Kleber  eingeschlossen,  ein  kleiner  Theil  der 
löslichen  Bestandteile  des  Weizens  zurück.  Mit  der  Rohstärkemilch 
fliessen  der  grösste  Theil  der  Kleberstärke,  ein  kleiner  Theil  des  Klebers, 
etwas  fein  zertheilte  Zellulose,  die  Keime  des  Weizens  und  die  gelösten 
Bestandtheile  desselben  ab.  Die  Stärke  lagert  sich  aus  der  Flüssigkeit  in 
20 — 24  Stunden  ab,  die  abgezapfte  Flüssigkeit  reagirt  alsdann  nur  ganz 
schwach  sauer,  sie  enthält  ungefähr  0,4  Proz.  ihres  Gewichts  Albumin 
und  andere  lösliche  Substanzen  des  "Weizens.  Der  Rohstärkebrei  wird 
durch  die  Zentrifuge  in  Rohstärke  und  Kleberstärke  getrennt,  welche 
letztere  einen  gelbgrauen  Brei  bildet,  der  getrocknet  ein.  Mehl  von 
5—6  Proz.  Gehalt  an  stickstoffhaltiger  Substanz  liefert.  Gemischt  mit 
den  kleberhaltigen  Hülsen  und  dem  albuminhaltigen  Wasser  der  Rohstärke- 
milch, giebt  die  Kleberstärke  ein  ausgezeichnetes  Viehfutter,  welches  70 
bis  75  Proz.  der  gesammten  stickstoffhaltigen  Substanz  des  verarbeiteten 
Weizens  enthält.  Man  kann  jedoch  auch  durch  Behandlung  der  Hülsen- 
masse mit  vielem  Wasser  in  besonderen  Maschinen,  den  „Klebertrom- 
meln", die  Weizenhülsen  von  dem  Kleber  trennen  und  beide  Theile  ge- 
sondert verwerthen,  hierbei  wird  aber  ein  Theil  der  löslichen  Bestand- 
theile fortgeführt,  so  dass  man  nur  etwa  64  bis  68  Proz.  der  gesammten 
Prote'inmenge  des  Weizens  gewinnt.  Die  gewonnene  Rohstärke  wird  zur 
Entfernung  des  Klebers  noch  einige  Tage  der  sauren  Gährung  unterwor- 
fen, dann  gewaschen  und  von  neuem  zentrifugirt.  Man  erzielt  nach  die- 
sem Verfahren  aus  Mittelweizen  53—55  Proz.  lufttrockner  Primastärke, 
während  bei  der  sauren  Gährung  nur  47—48  Proz.  Primastärke  und 
2  —  6  Proz.  Sekunda  aus  Mittelweizen  gezogen  wurden.  Bei  Anwendung 
der  Zentrifuge  und  besonders  sorgsamer  Behandlung  der  Hülsen  durch 
Walzen  erzielte  Fesca  bei  der  sauren  Gährung 

lufttrockne  Primastärke 5S,968  Proz. 

lufttrockne  Schlichte   und  sauren    Kleber       5,578     ,. 

lufttrockne  Weizenhülsen 11,467     „ 

vom  Gewichte  des  Weizens;  er. betont  jedoch,  dass  die  feine  Zermalmung 
der  Hülsen  und  die  wiederholten  scharfen  Auswaschungen  derselben  im 
Grossen  nicht  ausführbar  sind. 

Bereitung  von  Stärke  ans  Weizenmehl  ohne  Teigkneten. 


Stärkefabrikatton. 


571 


Mittels  der  Zentrifuge  gelingt  die  Trennung  der  Stärke  ans  dem  Weizen- 
mehlbrei auch  ohne  besonderes  Kneten,  die  Stärke  rauss  jedoch  nachher 
noch  der  sauren  Gährung  unterworfen  werden,  bevor  sie  fertig  gemacht 
wird,  um  den  darin  enthaltenen  Kleber  zu  entfernen.  Die  Ausbeute  ist 
um  etwa  2—3  Proz.  geringer,  als  bei  dem  Martin'schen  Verfahren  unter 
Benutzung  der  Zentrifuge. 

Folgende  Versuchsarbeiten  des  Verfassers  geben  einen  guten  Anhalt 
zur  Beurtheilung  der  verschiedenen  Fabrikationsmethoden,  sie  wurden 
sämmtlich  mit  gleichem  Weizen  und  gleichem  Mehl  ausgeführt.  Der  Weizen 
war  von  mittlerer  Qualität,  etwas  brandig,  das  Mehl  aus  der  Tetschener 
Kunstmühle  von  Jordan  und  Söhne,  und  zwar  Mehl  IjTÖ.  4,  die  geringste 
Mehlsorte  erschien  des  niedrigen  Stärkegehalts  halber  zu  den  Versuchs- 
arbeiten nicht  geeignet. 

Arbeiten  mit  Weizenkorn.  Der  verarbeitete  Weizen  enthielt 
10,83  Proz.  Feuchtigkeit  und  2,113  Proz.  Stickstoff,  unter  Annahme  von 
15,7  Proz.  Stickstoff  in  den  Prote'instoffen  berechnen  sich  also  13,4GProz. 
Protein. 

Nach  Fesca's  Methode  verarbeitet.  Der  Kleber  wurde  nicht 
von  den  Hülsen  getrennt,  sondern  beides  im  feuchten  Zustande  mit  der 
Kleberstärke  gemischt  und  getrocknet,  die  gewonnene  Mhrstoffmenge  re- 
präseutirt  also  das  gesammte  im  feuchten  Zustande  zu  verbrauchende  Vieh- 
futter mit  Ausschluss  des  albuminhaltigen  Wassers.    Gewonnen  wurden: 

51,339  Proz.  lufttrockne  Primastärke*), 

43,420     „       lufttrockner  Futterstoff**),  in  das  erste  Waschwasser 
gingen  über    5,5         „       lufttrockne  Substanz. 


Feuch- 
tigkeit. 

Stick- 
stoff. 

Protein- 
stoffe. 

Phos- 
phor- 
säure. 

Kalk 
u.  Mag- 
nesia. 

Fett.**) 

Luftr. 
Hül- 
sen, f) 


100  Theile  des  Futterstoffs 
enthalten 

Aus  1 00  Weizen  im  Futter- 
stoff' gewonnen    .... 

100  lufttr.  Substanz  des 
Waschwassers  enthalten  . 

Aus  100  Weizen  im  Wasch- 
wasser verloren  .... 


9,04 

4,445 

28,31 

0,74G 

0,491 

0,3G0 

— 

1,53 

9,745 

0,251 

0,1  G5 

1,220 

14,74 

4,553 

29,0 

— 

— 

— 

— 

0,25 

1,975 

— 

— 

— 

49,025 
1G,GS4 


')  Der  Verfasser  bemerkt,  dass  die  Ausbeute  noch  um  2  Proz.  hätte  gesteigert 
■werden  können. 

**)  Die    als    Futtermittel    zu    benutzenden   Nebenprodukte    nennt    der  Verfasser 
n  N  ähr  st  offc  ",  ich  habe  dafür  die  zu  Missverständnissen  weniger  Anlass  gebende 
Bezeichnung  „Futterstoffe"  gebraucht. 
**")  Durch  Schwefelkohlenstoff  ausgezogen. 

f)  Durch  Behandlung  des   „  Futterstoffs :<  mit  Malzextrakt  bestimmt. 

24* 


372 


Stärkefabrikation. 


Nach  dem  Verfahren  der  sauren   Gährung  mit  Hülfe  der 
Zentrifuge  verarbeitet. —  Aus  100  Weizen  wurden  gewonnen: 

58,963  lufttr.  Primastärke, 
5,578       n      Klebevstärke, 
11,467       „       Hülsen, 


Futterstoff. 


Phos- 
plior- 
säure. 


100  lufttr.  Kleberstärke  mit  saurem  Kleber 
enthalten 

100  lufttr.  Weizenhülsen 

Aus  100  Weizen  in  der  Kleberstärke  ge- 
wonnen   

Aus    100  Weizen    in  den  Hülsen  gewonnen 

Aus  100  Weizen  im  Ganzen  im  Futterstoff 
gewonnen    


8,72 
11,7 


4,19 
1,625 

0,23t 
0,186 

0,420 


26,739 
10,348 

1,491 
1,187 

2,678 


0,376 
0  301 

0,021 
0,034 

0,055 


0,871 
0,393 

0,094 
0,045 

0,094 


Nach  Fesca's  Methode  verarbeitet.  Der  unlösliche  Kleber 
wurde  in  der  Klebertrommel  von  den  Hülsen  getrennt,  mit  der  Kleber- 
stärke aus  der  Rohstärkezentrifuge  gemischt,  getrocknet  und  gemahlen, 
dies  gab  „Klebermehl".  Die  Weizenhülsen  mit  dem  noch  anhängenden 
Kleber  sind  als  „Hülsen  mit  Kleber"  bezeichnet.  Die  feinzertheilte 
Zellulose  und  die  Keime  der  Weizenkörner,  welche  gemeinschaftlich  bei 
dem  Sieben  der  Stärkemilch  auf  dem  feinen  Siebe  blieben,  gaben  „Kleie." 
Die  Schmutzstärkeschicht  der  Raffinirzentrifuge ,  dem  Augenschein  nach 
ganz  ähnlich  der  Kleberstärke  der  Rohstärkezentrifuge,  lieferte  die  „Kle- 
berstärke-"  Aus  100  Weizen  wurden  gewonnen: 

54,204  lufttr.  Primastärke, 

11,739       „      Klebermehl,  | 

17,818       „      Hülsen  mit  Kleber, 
1,338      „      Kleie, 
0,676       „      Klebcrstärkc,  ) 


Futterstoff. 


Feuch- 
tigkeit. 

Stick- 
stoff. 

Protein-    Lufttr. 
Stoffe.     Hülsen. 

9,14 

6,133 

3,506 

3,521 

1,007 

0,72 

0,625 

0,047 

0,007 

1,399 

39,064 
22,331 
22,43 
6,417 
4,586 
3,979 
0,300 
0,043 
8,908 

46,665 

9,87 

68,0 

6,59 

47,0 

100              Kleberstärke 

8,47 

25,833 

Aus   100  Weizen  im  Klebermehl  gewonnen      .     .     . 
Aus  100  Weizen  in  den  Hülsen  mit  Kleber  gewonnen 
Aus   100  Weizen  in   der  Kleie  gewonnen     .... 
Aus   100  Weizen   in  der  Kleberstärke  gewonnen  . 
Aus  100  Weizen  im  Ganzen  im  Futterstoff  gewonnen 

18,396 

Fesca  bemerkt  hierbei,  duss  bei  diesem  Versuche  die  Abscheidung 
der  Hülsen  in  der  Klebertrommel  nicht  scharf  genug  erfolgt  sei,  bei  nor- 
male! Arbeit  würde  sich  ungefähr  folgende  Trennung  ergeben: 


Stärkefabrikation. 


373 


I7,G4    Klebermehl  mit   ....  7,0     stickstoffhaltigen  Substanzen, 

1 1,017  Hülsen  mit  Kleber  mit  1,50,4  „ 

Sa.    29,557  Futterstoff  mit 8,564  stickstoffhaltigen  Substanzen. 

Die  Menge  des  Klebermehls  und  dessen  Stickstoffgehalt  würde  sich 
also  steigern,  die  Menge  der  Hülsen  und  deren  Gehalt  abnehmen,  die 
Summe  des  Futterstoffs  und  der  Gesamtntgehalt  an  stickstoffhaltigen  Stoffen 
unverändert  bleiben. 

Bei  einem  anderen  Versuche  wurden  aus  100  Weizen  10,666  lufttr. 
Hülsen  mit  Kleber  erzielt,  welche  enthielten  10,82  Proz.  Feuchtigkeit, 
2,105  Proz.  Stickstoff  und  13,405  Proz.  stickstoffhaltiger  Stoffe.  Aus  100 
Weizen  wurden  also  in  den  Hülsen  mit  Kleber  gewonnen  0,245  Stickstoff 
oder  1,564  stickstoffhaltiger  Substanz,  da  100  Weizen  nach  dem  vorher- 
gehenden Versuche  in  dem  Futterstoff  8,908  stickstoffhaltige  Substanz  er- 
gaben, hiervon  aber  nur  1,564  =  17,5  Proz.  auf  die  (nicht  gut  auszu- 
trocknenden) Hülsen  entfallen,  so  liefert  die  Fese a'sche  Methode  hiernach 
82,5  Proz.  der  gesammten  Stickstoffausbeute  als  trocknes,  dauerhaftes  Füt- 
terungsmaterial. 

Arbeiten  mit  Weizenmehl. — 

Nach  Martins  Methode   mit  Hülfe   der   Zentrifuge   verar- 
beitet.   Gewonnen  wurden  aus  100  Mehl: 
44,72    lufttr.  Primastarke, 

13,283     „       Kleber,  1 

„,  ,  \   Futterstoff. 

22,517     -       Klcbersiärke,   J 


[Feuch- 
tigkeit. 


Stick-    Piote'i'n- 
stofl".        stoffe. 


Lufttr. 
Hülsen. 


100  lufttr.  Kleber  enthielten 

100       „       Kleberstärke 

Aus   100  Mehl  in  dem   Kleber  gewonnen     .     .     .     . 

Aus   100  Mehl  in  der  Kleberstärke  gewonnen 

Aus  100  Mehl    im  Ganzen  im  Futterstoff  gewonnen 


7,95 

9,78 


13,071 
0,731 
1,736 
0,164 

1,9 


83,254 

4,655 
11,059 

1,048 
12,107 


80,75 
24,75 
10,724 
5,573 
16,297 


Nach  Fesca's  Verfahren  ohne  Teigkneten  verarbeitet.  — 
100  Mehl  lieferten: 

40,03  lufttr.  Frimastärke,*) 
54,32      „       Klebermehl. 

Das  gewonnene  Klebermehl  enthielt  10,86  Proz.  Feuchtigkeit,  3,459 
Proz.  Stickstoff,  22,029  Proz.  stickstoffhaltiger  Stoffe  und  30,5  Proz.  luft- 
trockener Hülsen.  Auf  100  Mehl  berechnen  sich  hiernach  1,879  Stickstoff, 
resp.  11,966  stickstoffhaltiger  Stoffe  und  16,5  Hülsen. 

Als  Endresume  ergiebt  sich  aus  diesen  Versuchen,  dass  von  dem  Ge- 
halte des  Weizens  an  Proteinstoffen  in  die  zur  Fütterung  dienenden  Ab- 
fälle übergehen: 


*)  Bei  weiteren  Versuchen  wurden  bis  zu  42,4  Froz    Priniastärke  gewonnen. 


•  )74  Stärkefabrikation. 

bei  der  sauren  Gährung  ungefähr  20  Proz., 
bei  der  Fes  Ca 'scheu  Methode  der  Stärkebereitung  aus  nur 
gequollenem  Weizen  70—75  Proz.  oder  bei 

Darstellung  von  trocknem  Futter  66  Proz,  davon  13  Proz.  in  den  Hülsen, 
bei  der  Verarbeitung  von  Weizenmehl  88 — S'J  Proz. 
Der  Verfasser  empfiehlt  das  Klebermehl  als  Zusatz  zum  Brotmehl  zu  benutzen, 
bei  Vermischung  des  Mehls  mit  18  Proz.  Klebermchl  wurde  ein  sehr  gut  schmecken- 
des kleinaugiges  Brut  erhalten.  Auch  als  Zusatz  zu  Kartoffelspeisen,  vielleicht 
unter  Zugabe  von  etwas  Milchsäure  zur  Erhöhung  der  Verdaulichkeit,  verdient  das 
Klebermchl  versucht  zu  werden.  —  Vergl.  über  das  Knob  loch 'sehe  Klcberbrot 
Jahresbericht  1865;   S.  415. 

zentrifugien  Auch  L.  Maiche*)  empficht  die  Benutzung  von  Zentrifugal- 

der  stärke.  maschinen  bei  der  Stärkefabrikation.  Bei  dem  Durchsieben  des  unreinen 
Stärkemehls  wendet  Maiche**)  eine  von  dem  gewöhnlichen  Verfahren  ab- 
weichende Methode  an,  welche  im  Wesentlichen  auf  einem  Abschlämmen 
der  Starkekörner  nach  oben  besteht,  wobei  die  fremden  Substanzen  auf 
dem  Siebbodeu  liegen  bleiben.  Dem  Siebe  wird  hierbei  eine  schüttelnde 
oder  auf-  und  abgehende  Bewegung  ertheilt. 

Schwelet  Ueber  die  Anwendung  der  Schwefelsäure  in  der  Kartoff  el- 

sänre  bei    s  tärke  f  ab  rik  atio  n ,  von  Albert  Fes  ca.***)    In  der  Versammlung  der 
der  Kar-    gtärkefabrikanten,  welche  im  März  1867  in  Berlin  stattfand,  war  die  An- 

toffelstärke-  ' 

fabrikatiou.  sieht  ausgesprochen ,  dass  ein  Zusatz  von  Schwefelsäure  zu  dem  Wasser, 
mit  welchem  die  Rohstärke  gewaschen  wird,  unter  Umständen  ein  schnel- 
leres und  vollkommeneres  Absetzen  der  Stärke  bedinge,  namentlich  bei  der 
Verarbeitung  nicht  mehr  ganz  gesunder  Kartoffeln,  bei  welchen  die  Tren- 
nung von  Stärke  und  Faserstoff  besonders  schwierig  vor  sich  geht.  Man 
dürfe  jedoch  nur  solche  Stärke,  die  auf  Syrup  verarbeitet  werden  soll,  mit 
Schwefelsäure  behandeln,  weil  die  so  behandelte  Stärke  als  Appretur  für 
Kattune  oder  als  Zusatz  zum  Papier  die  Waare  brüchig  mache.  Fes ca  war 
der  Meinung,  dass  dies  nur  bei  einem  zu  starken  Schwefelsäurezusatz  der 
Fall  sein  könne;  er  stellte  deshalb  Versuche  darüber  an,  welche  Wirkung  ein 
ganz  geringer  Zusatz  von  Schwefelsäure  ausübt.  Es  wurden  mittelnütssige 
Kartoffeln  möglichst  fein  zerrieben,  um  eine  mit  Zellstoff  verunreinigte 
Stärke  zu  erhalten.  Die  grauweisse  Stärke  wurde  dann  mit  Wasser  be- 
handelt, welches  so  schwach  mit  Schwefelsäure  angesäuert  war,  dass  es 
Lackmuspapier  erst  nach  einigen  Sekunden  röthete.  Die  reine  Stärke  setzte 
sich  aus  diesem  Sauerwasser  sehr  rasch  ab,  darüber  lagerte  sich  allmählich 
eine  dunkelbraune  Schmutzschicht,  die  sich  leicht  und  vollständig  abspülen 
liess.    Fesca  empfiehlt  nach  dieser  Erfahrung,  die  Stärke  bei  der  ersten 


*)  Les  Mondes.     Bd.   14.     S.   17S.     Polyt.  Centralbl.     !S(i7-     S.  1519. 
**)  Ibidem.     8.  814. 
***)  Annalen  der  Landwirtschaft.     Wochenblatt.     1867.     S.  433. 


Stäikefalmkation.  375 

oder  zweiten  Wäsche  mit  feinem  Wasser  aufzurühren,  dann  Schwefelsäure 
bis  zur  schwach  sauren  Reaktion  zuzusetzen,  oaeh  dem  Absetzen  der  Stärke 
aber  das  Sauerwasser  und  die  Schmutzschicht  zu  entfernen  und  den  Rück- 
stand ;in  Schwefelsäure  durch  viel  Wasser  zu  beseitigen.  Vielleicht  wäre 
es  zweckmässig,  dem  letzten  Waschwasser  etwas  Soda  zuzusetzen.  — 

Die  Wirkung  der  Schwefelsäure  kann  nach  Fesca  entweder  darauf  beruhen, 
dass  durch  dieselbe  ein  schleimiger  Stoff,  welcher  sich  in  den  Kartoffeln  bei  ;*.u- 
nehmendem  Alter  oder  bei  der  ICrkrankung  erzeugt,  zerstört  wird;  —  oder  aber 
dass  eine  begonnene  Zersetzung  in  den  Kartoffeln  durch  gebildete  kohlensaure 
Salze  Gelegenheit  zur  Entwickelung  von  Kohlensäure  giebt,  die  sich  beim  Frei- 
werden an  den  feinen  Faserstoff  ansetzt  und  ihn  schwimmend  erhält.  Endlich 
könnte  wohl  der  Zellstoff  alter  Kartoffeln  die  Eigenschaft  besitzen,  sich  unter  Ein- 
wirkung der  Schwefelsäure  aufzublähen.  —  Die  erste  Erklärung  ist  wohl  als  die 
richtigere  anzusehen.  — 

In  dem  Sauerwasser  der  Weizenstärkefabriken  fand  H.  Volil*)  nestand. 
Aethylamin,  Propylamin,  Triäthylamin,  ferner  Essigsäure,  Propionsäure,  tbc^Ie  ',es 
Buttersäure,  Baldriansäure,  Capronsäure,  Benzoesäure,  Ameisensäure,  Milch- 
saure,  Bernsteinsäure,  Oxalsäure,  Schwefelwasserstoff,  Leucin,  durch  Fäul- 
niss  veränderten  Kleber  und  die  unorganischen  Bestandteile  des  Weizens. 
Zur  Desinfektion  des  Wassers  empfiehlt  Volil,  dasselbe  mit  soviel  Kalk- 
milch zu  versetzen,  bis  es  alkalisch  reagirt,  es  bildet  sich  dann  ein  Nieder- 
schlag, der  sich  rasch  absetzt.  Aus  100  Liter  gemischtes  Sauer-  und 
Schlämmwasser  wurden  circa  4  Kilogr.  Kalkniederschlag  erhalten,  welcher 

11,693S  Proz.  Phosphorsäure, 
0,4651     „      Stickstoff. 
Der  Niederschlag  ist  als  Düngemittel  zu  verwenden.  — 


Sauer- 

wasscrs. 


Technologische  Notizen. 

Ueber  den  Gehalt  der  Rohwolle  an  Schwciss  und  Schmu  tz-  ueiicr  den 
bostan  dt  heilen  sind  von  A.  Reich    Untersuchungen  ausgeführt,   über  Genau  der 
welche  R.  Ulbricht*--)   berichtete.     Die  untersuchten  Wollen    stammten  S°J° 
von  folgenden  Thicrcn:  Scbmuta- 

No.  1.  Elektoral  -  Xagrettibock,    Schurgewicht     13    Pfd.    ungewaschen,    bL1sta,ld- 

Lebendgewicht  103  Pfd. 
No.  2.  Dito,  Schurgewicht  IG  Pfd.,  Lebendgewicht  101  Pfd. 
No.  3.  Französischer  Merinobock  (Merino-Francaise),  4  Jahre  alt,  Schur- 
gewicht 22  rfd.,  Lebendgewicht  nach  der  Schur  210  Pfd. 
No.  4.  Jährlingsbock,  stark  gefüttert,  rein  französisches  Blut. 
No.  5.  Jährlingsbock,  stark  gefuttert,  Vater  französischer  Merino  (Ram- 
bouillet), Mutter  Elektoral-Negretti. 


')  Polytechn.  Journal.     Bd.    182.     8.  319. 

*)  Annalen  der  Landwirtschaft.     Dd.  49.     S.   122. 


37(3 


Tecliuoli'gisclie  Notizeu. 


Nu.  6.  Französisches  Mutterschaf  (Rambouillet). 

No.  7.  JährlingsbocTr,  stark  gefüttert,  Vater  Linkoln,  Mutter  Merino. 

No.  8.  Echt  englisches  Linkolnschaf,  5  Jahre  alt  und  stark  gefüttert. 

Bei  den  Untersuchungen  wurden  diu  rohen  Wollen  zunächst  mit  Aethor  er- 
schöpft, das  Fett  mit  Kali  verseift,  die  Seife  wieder  mit  Aether  .behandelt,  dann 
in  Wasser  gelöst  und  durch  Salz-  oder  Schwefelsäure  /.ersetzt.  Die  mit  Aether 
erschöpften  Wollen  wurden  sodann  mit  absolutem  Alkohol  behandelt,  das  ge- 
trocknete Extrakt  mit  Wasser  aufgenommen  und  zum  Theil  mit  Salzsäure  zersetzt, 
zum  Tluil  eingeäschert.  Die  Wollen  unterlagen  darnach  einer  Behandlung  mit 
kaltem  destillirten  Wasser,  wodurch  sie  fast  vollkommen  schmutzfrei  und  weiss 
erhalten  wurden  .  zur  Auflösung  der  Kalk-  und  Magnesiaverbindungen  folgte  noch 
eine  Behandlung  mit  sehr  verdünnter  Salzsäure  (1  :  99). 

100  Theile  roher  Wolle  enthielten: 


Bcs  tan  dt  heil  e. 


3. 


(i. 


s. 


Trockenverlust  bei   100°  C. 

In    Aether    löslich: 
Fettsäure     ...... 

Unverseif bares  Fett  u.  geringe 

Menge  ölsaurer  Alkalien 
Sonstige  in  Aether  lösliche 

Stoffe 

In    Alkohol    löslich: 
Fettsäure      ...  .     . 

Kali 

Chlorkalium 

Natron 

Sonstige  in  Alkohol  lösliche 
Stoffe 

In  AVasser   löslich: 

Kali 

Natron 

Kalkerde 

Magnesia 

Phosphorsäure      .... 
Schwefelsäure        .... 

Kieselsäure 

Kohlensäure,  vorgebild  vorh 
Kohlensäure    in  der  Asche 

Asche 

Sonstige  in  Wasser  lösliche 
Stoffe 

In    saurem   Wasser 

löslich: 

Kohlensaurer  Kalk    .     .     . 

Magnesia 

Phosphorsäure       .... 

Schmutz  u.  s   w 

Reines  W(  Hhaar  .... 

Wasch  Verlust     (excl.     des 

Trockenverlusts)  .     .     . 
Darin   flüchtige  Fettsäure   . 


12,700 


7,750 


11,800 


9,880 


12,257  15,107 


2,873 


2,330 
1,062 

0,524 
0,073 

3,172 


3,307 
0,227 
0,129 


3,19; 


1,400 
0,711 
0,684 
0,046 

2,374 


2,762 
0,117 
0,056 
0,050!  0,021 


0,037 

0,053 

? 


0,072 
0,059 
0,027 

Z     }  1>2bl 
5,842 ' 

5,814 


12,800 

7,400 

11,601 

1,348 

1,630 
0,693 
0,586 
0,033 

1,930 


2,131 
0,199 
0,116 
0,061 
0,092 
1 

0,012 
0,896 


0,594 
0,031 
0,014 


0,028 
0,028 


17,166  20,719 
127,807  23,392 

I 

32,03     37,77 

-     i  0,084 


14,550 


10,557 


1,4  CO 
0,734 
0,551 
0,032 

1,627 


3,911 
0,246 
0,200 
0,065 
0,109 
0,085 
0,031 
0,107 

6,743 


15,100    13,850 


2,094 


2,593 


9,714    16,530 
0,882      1,237 


2,156 
0,990 
0,673 
0,053 


4,149 
0,756 
0,873 
0,085 


1,823      1,836 


2,920 
0,309 
0,160 
1,090 
0.141 
0,101 
0,026 
0,099 


3,642 
0,137 
0,120 
0,086 
0,064 
0,065 
0,024 
0,070 


16,000  !  15,400 

I 
1,550  .  2,217 

7,536     5,789 


0,S44 


0,844 


1,595  1,670 

0,352  0,558 

1,062  j  0,581 

0,059  ,  0,029 

1,178  !  0,668 


5,234  !  5,566 


4,016 
0,247 
0,156 
0,100 
0,142 
0,0S1 
0,025 
0,117 

6,809 


2,520 
0,122 
0.0S0 
0,075 
0,102 
0,055 
0,022 
0,088 

4,260 


0,065 

0,019 

12,497" 

37,766 

24,09 
0,354 


0,274  i  0,195  |  0,179  j  0,132 
0,023  0,030  0,014  .  0,019 
0,004      0,011      0.00S  !  0,005 

29  217t|32,719t  20,955-f  18,207t '  12,009t 
31,717     28,261    31,334  ;44,607   .55.819 


0,311 
0,028 
Spur 


37,81 
0,117 


139,86 
I  0,072 


34,20 
0,432 


2S.60 
0,183 


20,77 
!  0,261 


*)  Incl.  des  kohlensauren  Kalks.  —  t)  Incl.  der  im  Wasser  lösl.  organ.  Stoffe. 


Technologische  Notizen.  377 

Die  in  Aether  löslichen  Bestandteile  der  Wolle  sind  fast 
ansschliesslich  Fette  und  Zersetzungsprodukte  derselben  unter  dem  Ein- 
flüsse der  Luft,  Cholesterin  war  im  Aethcrauszuge  nicht  nachzuweisen- 
Seifenartige  Verbindungen  der  Fettsäuren  mit  Alkalien  wurden  nur  in  ge- 
ringen Mengen  gelöst,  im  Mittel  dreier  Bestimmungen  ergaben  100  Theilo 
roher  Wolle  im  Aetherauszuge  0,075  Kali  und  0,005  Natron.  Beim  Wie- 
derauflösen des  eingetrockneten  Aethercxtrakts  in  Aether  ^blieb  eine  sehr 
geringe  Menge  einer  wachsähnlichen  Materie  (von  135,2  Grm.  Wollfett 
1  Grm.)  ungelöst  zurück.  Einen  Hauptbestandteil  des  Aetherauszuges 
bildet  ein  unverseifbares  Fett,  welches  schon  Chevreul*)  in  dem  Woll- 
fett nachgewiesen  hat.  Zwischen  den  aus  den  verseifbaren  Fetten  abge- 
schiedenen Fettsäuren  und  den  nicht  verseif  baren  Fetten  ergaben  sich  ver- 
schiedene Verhältnisse,  bei  den  Negretti-Elektoralwollen  (1  und  2)  kom- 
men auf  100  Fettsäure  158  und  153  nicht  verseif  bares  Fett,  bei  den 
französischen  Wollen  (4  und  6)  500  und  637.  Von  Zersetzungsprodukten 
der  Fette  Hessen  sich  nur  Ameisensäure,  Essigsäure  und  Baldriansäure 
nachweisen,  auf  Glycerin  und  Metacetonsäure  wurde  nicht  geprüft.  Die 
Reindarstellung  der  vorhandenen  Fettsäuren  nach  Heintz's**)  Methode 
gelang  nur  für  Stearinsäure,  ausser  dieser  war  eine  nicht  unerhebliche 
Menge  Oelsäure  vorhanden. 

Den  Schmelzpunkt  der  Fette  fand  Ulbricht  für 
No.  1   zwischen  34 — 45  °  R. 

„    2         „        28-29  °R. 

„    3         „        29-30°  R. 

„    4         „        33-34°  R. 

Unter  den  Bestandteilen  des  Alkoholauszugs  prävaliren  die  Sei- 
fen, die  daraus  abgeschiedenen  Fettsäuren  sind  nicht  näher  untersucht, 
die  Verfasser  vermuthen  jedoch,  dass  sie  von  denen  der  verseifbaron  Fette 
des  Aetherauszugs  nicht  verschieden  sind.  Die  Konsistenz  derselben 
gleicht  dem  festen  Schmalze,  nur  sind  sie  dunkelgrün  gefärbt  und  fühlen 
sich  an,  als  ob  sie  Körper  harziger  Natur  beigemengt  enthielten.  Die 
Seifen  sind  fast  ausschliesslich  Kaliseifen.  Die  Menge  des  im  Alkohol- 
auszuge vorhandenen  Natrons  ist  sehr  unbedeutend.  Für  die  Wäsche  ist 
der  Seifengehalt  des  Wollschweisses  nicht  bedeutungslos,  er  wird  die 
Reinigung  der  Wolle  erleichtern.  Von  unorganischen  Bestandteilen  ent- 
hält der  Alkoholauszug  neben  einer  geringen  Menge  von  Schwefelsäure, 
erhebliche  Mengen  von  Chlorkalium  und  Kali,  welches  letztere  nur  zum 
kleineren  Theile  mit  Fettsäuren  verbunden  ist.  Die  extraktiven  Materien 
des  Alkoholauszugs  sind  nicht  weiter  untersucht. 

Der  Wasserauszug  der  Rohwolle  enthält  geringe  Mengen  von 
Kalkerue,    Magnesia,  Phosphorsäure,   Schwefelsäure  und  Ammoniak,  bei 

*)  Compt.  rend.     Bd    43.     S.  130. 
**)  Erdmann's  Journal.     Bd.  66.     S.  5. 


378 


Technologische  Notizen. 


diesen  Stoffen  bleibt  es  einstweilen  anentschieden,  wieviel  davon  als  Se- 
kretionsprodnkt  und  wieviel  als  zufallige  Verunreinigung  durch  Staub  und 
Dunger  zu  rechnen  ist.  Zwei  Bestimmungen  des  Ammoniakgehalts  erga- 
ben in  der  Rohwolle  0,043  —  0,127  Proz.,  an  Salpetersäure  wurden 
0,026—0,028  Proz.  gefunden.  Die  fertig  gebildete  Kohlensäure  beträgt 
im  Durchschnitt  kaum  0,1  Proz.  der  Eohwolle,  dagegen  ist  die  Asche  des 
Wasserextrakts  sehr  reich  an  Kohlensäure  und  gleichzeitig  an  Kali,  woraus 
die  Anwesenheit  eines  organischen  Kalisalzes  zu  schliessen  ist.  Oxalsäure, 
welche  Che  vre  ul  im  Wollsehweisse  aulfand,  und  Milchsäure  waren  nicht 
nachzuweisen.  Die  Verfasser  nehmen  an,  dass  das  Kali  als  kohlensaures 
Kali  sezernirt  werde,  aber  hernach  mit  Fettsäuren  und  anderen  Stoffen 
sich  verbinde. 

Die  in  obiger  Tabelle  aufgeführten  Angaben  über  den  Wasch  Ver- 
lust der  Wollen  sind  durch  Waschversuche  mit  destillirtem  Wasser  er- 
mittelt. Das  Waschwasser  wurde  mit  kohlensaurem  Natron  neutralisirt, 
konzentrirt,  dann  mit  Weinsäure  destillirt  und  das  Destillat  mit  Natron- 
lauge titrirt.  Die  gefundene  Säure  wurde  auf  Essigsäure  berechnet,  da 
sich  zeigte,  dass  diese  Säure  den  Hauptbestandteil  der  flüchtigen  Fett- 
säuren des  Wollschweisses  ausmacht. 

Das  Schurgewicht  an  reinem  Wollhaar  berechnet  sich  bei 
Iso.  1   Elektoral-Negrettibock  zu  3,61  Pfd. 

„    3  Merino-Francaisebock  zu    8,31     „ 
Nachstehende  Tabelle  enthält  die  Ergebnisse  der  obigen  Bestimmun- 
gen auf  100  Gewich tstheile  reinen  Wollhaars  berechnet. 


Bestandt  heile. 


Trockenverlust  bei   100"  C. 
In  A e  t h c r    löslich: 

Fettsäure 

Unverseifbares   Fett  . 
Uebcrhaupt       

In  Alkohol    löslich: 

Fettsäure 

Kali 

Chlorkaliuni 

Uebcrhaupt       

In   Wasser    löslich: 

Kali 

Kohlensäure  der   Asche 

Asche      

Flüchtige  Fettsäuren     .     . 
Schmutz  etc 


45,7 


50,0    !33,9 


27,9  42,2  19,6 
44,0  64,6  58,7 
S2,2  120,5    '  61,8 


s,4  6,0  !    4,3 

3.8  3,0  I    1.8 

1.9  2,9  i    1,6 
25,8  22,3  12,9 


11,9 

11,8 

— 

5,4* 

21,0 

— 

— 

0,36 

61,7 

88,6** 

5,6 

2,4* 

0,94 
33,1** 


4. 


45,9 


53,4     41,2 


7,4 

33,3    i    34,4 
41,1        44,9 


4,6 

2,3 

1,7 

13,9 


7,6 

3,5 

2,4 

20 J 


12,3       10,3 


8,3 
52,8 
65,0 


13,2 
2,4 

2,8 
24,6 

11,6 


21,3    ,    18,5      17,8 
0,37       0,22      1,38 
92,1  f  1 1 5,8  f,  66,9  f 


35,9 


ö,3 

1 6,9 
22,3 


3,6 
0,8 
2,4 
9.5 


9,1 

15,3 
0,41 
40,8  t 


S 


27,6 


4,0 
10,4 
15,9 

3,0 
1,0 
1,0 
6,3 


1,5 

7,6 

0,47 

21,5t 


*)  Ind.  der  fertig  gebildet  vorhandenen  Kohlensäure. 
**)  Incl.   des  kohlensauren  Kalks, 
t)  Incl.  der  in  Wasser  löslichen  organischen  Materie. 


Technologische  Notizen  379 

Die  El  (Dien  tai  »nalyse  ergab  für  diö  bei    110M.'.   getrocknete  aächchaltige 

Wolle  No.  3 

Kohlenstoff    .     .     .     50,48  Proz. 

Wasserstoff    .     .     .       7,00     „ 

An  Schwefel  winden  in  dem  ebenfalls  bei  110°C.  getrockneten  Wollhaaro 
ermittelt  (mit  Actlier  entfettet): 

>'o.  1.  3,17  Proz.     Dieselbe   Wolle   mit   Schwefelkohlenstoff   ent- 

„  %  3*28  „  fettet  ergab  3;80  Proz.  Schwefel. 

»  3.  3,84  „ 

„  4.  3,51  „ 

„  5.  3,55  „ 

»  6.  3,41  „ 

„  7.  2,85  „ 

„      ö.  o,oi       n 

Diese  Ergehnisse  sind  weit  hober,  als  die  bei  früheren  Bestimmungen  ge- 
fundenen  Zahlen,  Cbevreul  fand  nur  1,78  Proz,  von  Bibra  gar  nur  0,87  Proz. 
Schwefel.  Grothe*)  beobachtete,  dass  der  Schwefelgchalt  bei  verschiedenartigen 
Wollen  bedeutend  differirt,  er  fand  in  hochfeiner  Kammwolle  1,0,  in  Haidsehnucken- 
wolle  3,4  Proz.  Schwefel.  Grothe  wies  zugleich  nach,  dass  ein  Theil  des  Schwe- 
felgehalts der  Wolle  durch  verdünnte  Lauge,  selbst  durch  kochendes  Brunnen-  oder 
Flusswasser  entzogen  werden  kann,  er  nimmt  daher  an,  dass  dieser  Theil  nicht 
der  Wollsubstanz  selbst,  sondern  einem  ihr  beigemengten  Körper  angehört. 


Wollwaschversuche  mit  Quillajarinde,  von  A.  Thaer.**)  —  woiiwasch- 
Bei  der  Ausführung  der  Versuche  wurden  25  Pfd.  Quillajarinde  mit  75  vers"ch° 
Quart  heissen  Wassers  zwei  Stunden  gekocht,  dann  der  Auszug  abge-  ]ajariude. 
gössen  und  der  Rückstand  nochmals  mit  (30  Quart  Wasser  mehrere  Stunden 
gekocht.  Diese  zweite  Abkochung  wurde  mit  der  Hälfte  des  ersten  Dekokte 
gemischt,  die  andere  Hälfte  des  stärkeren  Extrakts  blieb  gesondert.  Die 
Mischung  der  beiden  Flüssigkeiten  wurde  in  zwei  Bottige  von  2000  Quart 
Inhalt  gebracht,  welche  ungefähr  zu  einem  Drittel  mit  lauwarmem  Wasser 
angefüllt  waren.  Die  Temperatur  des  Wassers  wurde  während  der  Wäsche 
durch  Zufällen  wannen  M'assers  auf  25°  R,  gehalten.  Die  zum  Waschen 
bestimmten  Thiero  wurden  vorher  einmal  geschwemmt.  Während  der 
Wäsche  wurde  die  Wolle  der  Thiere  mittels  einer  Giesskanne  mit  dem 
besonders  reservirten  stärkern  Absud  befeuchtet,  der  zweite  Bottig  diente 
alsdann  zum  Nachwaschen.  Gleichzeitig  wurden  einige  Thiere  auf  gewöhn- 
liche Weise  in  Teichwasser  ohne  Druckwäsche  gewaschen.  Den  Effekt  der 
Wäschen  zeigen  nachstehende  Analysen,  welche  von  So  r  au  er  ausgeführt 
sind: 


*)  Erdmann's  Journal       Bd.  S9.     S.   420- 
"'*)  Annalen  der  Landwirtschaft.     Bd.  50.  ,  S.    1. 


OöO  Technologische  Notizen 

„     .       ..  Mit  reinem  Wasser  Mit  Quillaja 

Bockwollen :  gewaschen.  gewaschen. 

A.  B.  A.              B. 

Fett 51,^2  51,11  '38,44  32,11 

Reines  Wollhaar  bei  100°  C.  getrocknet   .       30,33  30,01  39,7'J  46,56 

Feuchtigkeit 6,70  6,6'J  8,88  7,75 

Unreinigkeit .        11,15  12, 19  12,89  15,58 

100,00       100,00  100,00       100,00 

Durch  die  Quillajawäsche  ist  hiernach  die  Wolle  bedeutend  stärker 
entfettet  als  durch  blosses  Wasser.  --  Prof.  Thaer  macht  hierbei  mit 
Recht  darauf  aufmerksam,  dass  die  Anwendung  eines  die  Wolle  entfetten- 
den Waschmittels  zur  Zeit  für  den  Wollproduzenten  nicht  vortheilhaft  ist. 
Als  freie  Waare  auf  dem  allgemeinen  Wollmarkte  ist  trockne  Wolle  aller- 
dings mehr  gesucht,  und  wird  besser  bezahlt,  aber  selten  in  dem  Masse, 
als  der  Gewichtsverlust  durch  die  Entfettung  beträgt;  es  kommt  hierbei 
mehr  auf  den  präsentabeln  Zustand  der  Wolle  an,  und  dieser  leidet  durch 
die  Entfettung  oft  mehr,  als  er  gewinnt.  — 

Das  Rochen  der  Quillajarinde  bei  der  Bereitung  der  Waschflüssigkeit  ist  nach 
Leisewitz")  nicht  vortheilhaft.  —  Vergl.  auch  Jahresbericht  1864  S.  420  und 
1865  S.  414.  — 

ueber  fa-  Waschmethode  für  Wolle,  von  R.  Czilchert**).   —  Der  Ver- 

biikmässige  fasser  beschreibt  die  in  Verviers  gebräuchliche  Methode  zur  fabrikmassigen 
wasche.  Reinigung  der  Wolle.  Als  Entfettungsmittel  dient  die  Pottasche,  welche 
aus  der  Wolle  selbst  gewonnen  wird.  Man  weicht  die  Wolle  zuerst  in 
einem  mit  warmem  Wasser  gefüllten  ßottig  ein,  wodurch  der  grössto  Theil 
des  Schmutzes  entfernt  wird.  Dann  wird  sie  zwischen  Walzen  ausge- 
presst  und  kommt  in  den  ersten  Entfetter,  in  welchem  sich  eine  Pott- 
aschelösung befindet,  mit  welcher  die  Wolle  durch  zwei  sich  rasch  be- 
wegende Kämme  in  innige  Berührung  gebracht  wird.  Hier  wird  der 
grösste  Theil  des  Fettes  entfernt,  dann  kommt  die  abermals  zwischen 
Walzen  ausgepresstc  Wolle  in  den  zweiten  Entfetter,  welcher  mit  einer 
schwächeren  Pottaschelösung  gefüllt  ist,  und  hier  wird  der  Rest  des  Fet- 
tes ausgewaschen.  Nach  wiederholtem  Auspressen  wird  sie  in  dem  Aus- 
spüler vollkommen  gereinigt,  durch  nochmaliges  Auspressen  von  dem 
grössten  Theile  des  zurückgehaltenen  Wassers  befreit  und  auf  Trocken- 
böden getrocknet.  Drei  Arbeiter  sollen  in  24  Stunden  240  Ztr.  Wolle 
entfetten  können. 

verkauf  der  Ueber  den  Verkauf  der  Wolle  im  ungewaschenen  und  im 
ungewasche- fabrikmässig  gewaschenen  Zustande  hat  E.  Peters***)  Unter- 
bl'ik massig  suchungen  angestellt,  die  zu  dem  Schlüsse  führten,  dass  eine  Umgestaltung 

gewaschen.    

ZuBtande. 

*)  Jahresbericht.      1866.     S.  4S0. 

**)  Böhm.  Centralblatt  f.  d.  ges. 'Landeskultur.     1S67.     S    274. 

***)  Der  chemische  Ackcrsmann.     1867.     S.  221. 


Technologische  Notizen.  öol 

der  bestehenden  Usance  im  Wollhandel  keine  Aussicht  auf  Erfolg  hat.  Der 
in  Vorschlag  gebrachte  Verkauf  der  Wolle  im  ungewaschenen  Zustande  ist 
unzweckmässig,  weil  dadurch  die  Transportkosten  erhöht,  die  Aufbewahrung 
beeinträchtigt  und  die  Beurtheilung  des  Gehalts  an  effektiver  Haarsubstanz 
noch  mehr  erschwert  werden  würde.  Der  Verkauf  im  fabrikmässig  ge- 
waschenen Zustande  erscheint  unausführbar,  weil  die  Fabrikwäsche  von 
den  Produzenten  nur  mit  Schwierigkeit  ausgeführt  werden  könnte  und 
mindestens  zur  Zeit  noch  kein  Verfahren  für  die  Fabrikwäsche  bekannt 
ist,  welches  das  nachherige  Sortiren  der  Wolle  ermöglichte.  Endlich  die 
Einrichtung  von  Wollwäschereien,  welche  im  Auftrage  der  Produzenten  die 
Wolle  sortiren  und  waschen,  verspricht  keinen  ausreichenden  Erfolg,  weil 
die  Kontrole  über  die  Auseinanderhaltung  und  richtige  Rücklieferung  der 
einzelnen  Wollposten  unausführbar  ist. 

Zum  Waschen  der  Wolle  verwendet  A.  L.  Trenn*)  statt  des    Kohien- 
früher  gebräuchlichen  gefaulten  Urins  eine  V»  prozentige  Lösung  von  kohlen-  Ana™^ak 
saurem  Ammoniak  in  Wasser.   Eine  höhere  Konzentration  des  Waschwassers    zum  Wa. 
ist  nicht  zweckmässig ,   weil  das  kohlensaure  Ammoniak  nicht  mit  dem   sehen  a<* 
Wollfette  seifenartige  Verbindungen  eingehen,  sondern  nur  eine  Emulsion 
mit  demselben  bilden  darf.    1  Ztr.  des  Ammoniaksalzes  soll  zum  Reinigen 
von  lOü  Ztr.  Wolle  ausreichen. 

Bereitung  von  Brot  aus  Mischungen  von  Roggenmehl  und    Brot  aus 
Hülsenfrüchten,  von  F.  Stohmann.**)    Bekanntlich  macht  ein  Zusatz  DMehl  vo" 

'  _      ,      Koggen  und 

von  Hülsenfruchtmehl  zu  Roggenmehl  das  Brot  dicht  und  schwer,  mithin  Hflisen- 
auch  schwer  verdaulich.  Derartiges  Brot  wird  in  sehr  kurzer  Zeit  alt-  fruchten. 
backen,  trocken  und  spröde.  Stohmann  empfiehlt  zur  Verbesserung  des 
Brotes  dasselbe  aus  einer  Mischung  von  Va  Roggenmehl  und  Va  Bohnen- 
oder Erbsenmehl  herzustellen  und  auf  100  Pfd.  solchen  Mehles  etwa  2—3 
Pfd.  Salz  anzuwenden.  Derartiges  Brot  ist  locker  und  porös,  wie  reines 
Roggenbrot  und  hält  sich  längere  Zeit  saftig  und  mild. 

Das  von  der  Gesellschaft  Fray-Bentos  in  Uruguay  berci-    Analysen 
tete  Lieb  ig' sehe  Fleischextrakt***)  ist  auf  Veranlassung  des  Mini-    des  L,e- 
steriums  für  die  landw.  Angelegenheiten  von  den  preussischen  Akademien    FieiSCh- 
und  Versuchsstationen  analysirt  worden.    Bei  sämmtlichen  analysirten  Pro-    e.xtrakts. 
ben  erwies  sich  das  Extrakt  als  eine  braune,  zähe,  fadenziehende,  ziemlich 
konsistente,    nicht  gelatinöse  Masse  von   eigenthümlichem,   jedoch  nicht 
unangenehmem,  an  gebratenes  Fleisch  erinnerndem  Gerüche  und  scharfem 
Geschmacke.    Unter  dem  Mikroskope  Hessen  sich  darin  Kristalle  von  Phos- 


*)  Polytechnisches  Journal.     Bd.   183-     S.  479. 
**)  Annalen  der  Landwirtschaft.     Wochenbl.     S.  291. 
***)   Annalen    der   LandwTthschaft.      1SG7.      Bd.    19.      S     "217. 


382 


Technologische  Notizen. 


phaten,  Chloralkalien  und  Kreatin  nachweisen.  In  Wasser  löste  sich  das 
Extrakt  fast  ganz  klar  auf,  die  Auflösung  reagirte  sauer,  sie  schmeckte 
bratenähnlich.  '  • 

Zusammensetzung  des  Fleischextrakts. 


1     ^— • 

.     i    . 

Insterburg.  *) 

*            0 

ri       1       "° 

c 

Bestandteile. 

S 

pels 
e. 

6        * 

B 

S  5 

s 

N 

1. 

2. 

3. 

p 

3 

EL,     ,     -; 

c2    '  W 

«    !     § 
Q    l    cq 

bo 

CO 

et 
13 

öS 
1 

29,02    18,97    25,02    23,95 

21,87  18,10    23,08    18,72 

22,26 

25,37 

13,20 

21,451  13,23    10,53    17,82 

15,56     —      20,44 1  17,28 

15,35 

17,67 

18,03 

Organ.    Sub.^t. ')  j  65,34 

49,53|  G7,S0[  64,42    58,23 

62,57]    —  1   56,48 i  64,00 

62,39 

50,96    68,77 

Summa   100,00  100,00  100,00 

100,00 

100,00 

100,00 

—    100,00 

100,00 

100,00  100,00 

100,00 

i)  Mit  Stickstoff 

8,75 

6,65 

7,26 

7,65 

8,05 

4,93 

9,35 

i    »'" 

5,C0 

9,08 

9,04 

— 

Nach  v.  Liebig  -{-)  soll  der  Wassergehalt  guten  Extraktes  zwischen  16  und 
21  Proz.  schwanken,  bei  den  vorstehenden  Analysen  ergaben  sich  Differenzen  zwi- 
schen 13,20  und  29,02  Proz.  Der  Aschengehalt  darf  nach  v.  Liebig  zwischen 
18  und  22  Proz.  differiren,  die  obigen  Bestimmungen  schwanken  zwischen  10,53 
und  21,45  Proz. 

Prozentisehe  Zusammensetzung  der  Asche  des  Fleischextrakts. 


Bestandteile. 


u_" 

OB 

Insterburg. 

O 

2 

3 
CO 

cj 

ja 

u 

Cd 

s 

B 

c 

o> 

1 

2. 

3. 

o 

3 

El, 

o 

C3 

B 

O 

fco 

o 

Bh 

w 

Oh 

P 

OQ 

M 

es  *j 
3  =2 


Kali       .... 
Natron   .     .     .     , 
Kalkerde    .     .     . 
Magnesia    . 
Eisenoxyd 
Phosphorsüure     . 
Schwefelsäure 
Kieselsäure  und  Sand 
Chlor 


43,20    43,71 
12,12      9,53 


Spur 
2,89 
0,12 

28,12 
2,93 
0,60 

12,50 


0,52 
2,22 
0,22 
34,88 
1,95 
0,89 
7,56 


41,80 

32,23 

38,50 

13,00J  13,62 

18,35 

0,38     0,95 

1,07 

3,65      4,64 

3,03i 

0,18 

0,77 

0,45 

26,67 

38,08 

27,41 

3,04 

0,46 

2,75 

0,42 

— 

2,97 

14,16     11,93 

7,01; 

46,53 

14,81 
0,34 
2,31 
0,19 

23,32 
3,83 
0,67 

10,29 


39,44 

44,49 

44.98 

14,55 

10,37 

13,69 

1,06 

0,41 

0,34 

2,99 

3,4G 

3,31 

0,40 

0,06 

0,25 

34,06 

28,47 

28,35 

0,12 

3,02 

0,33 

1,04 

0,93 

0,79 

7,64 

8,79 

10,27 

44,59 
11,08 
0,32 
2,87 
0,09 
31,27 
2,06 
0,75 
9,00 


Summa 
—  Chlor  für  Sauerstoff    . 


102,481101,48  103,36 
2,82?    1,69      3,19 


102,68  101,57  102,32 .101,86  100,00  102,32  102,03 
2.68      1,57      2,32      1,86      1,98      2,32      2,03 


Summa  |  99,66j  99,79  100,17  100,00|l00,0oil00,00. 100,001  98,02'l00,00, 100,00 

An  organischen  Bestandteilen  wurden  in  dem  Extrakte  nachgewiesen 
Kreatin,  Kreatinin,  Paralbumin,  Globulin,  Harnstoff,  Humatin,  Hämarsäure, 
Leim,  Milchsäure,  Inosinsäufe  etc.    Eiweiss  und  Glutin  waren  nicht  vor- 

*)  No.  1  u.  2  Extrakt  aus  verschiedenen  Büchsen,  3  in  Insterburg  aus  Rind- 
fleisch bereitetes  Extrakt. 

**)  Mittel  aus  2  Analysen. 
***)  Vergl.  Jahresbericht.     1800.     S.  489. 
t)  Annalen  der  Chemie  und  Pharmacie.     Bd.   141.    S.  266. 


Technologische  Notizen.  öHo 

handen,  dagegen  ein  dem  Glutin  (Chondrin?)  ähnlicher  Körper,  welcher 
durch  Gerbsäure  gefallt  wird.  Fett  wurde  nur  in  einigen  Proben  —  0,03 
bis  1,50  Proz.  —   gefunden. 

Die  Fabrikation   von  Liebig'schcm  Fleischextrakt  hat  be-  nie  Fabri- 
reits  im  Jahre  1866  50  -60000  Pfd.  betragen,  wodurch  die  Nachfrage  bei  ^f™/0" 
weitem  nicht  befriedigt  werden  konnte.    Das  von  dem  Hamburger  Gilbert     Bchem 
gegründete  Unternehmen  ist  jetzt  in  den  Besitz  einer  englisch-belgischen    Fleisch- 
Aktiengesellschaft  übergegangen,  welche  die  Produktion  auf  jährlich  eine 
Million  Pfund  zu  steigern  gedenkt.    Da  ein  Ochse  selten  über  8—9  Pfd. 
Fleischextrakt  liefert,  so  sind  zu  1  kill.  Pfd.  Extrakt  175000  Stuck  Horn- 
vieh nöthig,  wozu  es  an  Material  nicht  fehlt,  da  in  La  Plata  und  Brasilien 
jährlich  3V«  bis  4  Mill.  Stück  zum  durchschnittlichen  Preise   von   13  Thlr. 
geschlachtet  werden. 

Es  fehlt  übrigens  nicht  an  Vorschlägen,  welche  darauf  hinauslaufen,     Konser- 
das  ganze  Fleisch  des  südamerikanischen  Rindviehs  für  Europa  zugänglich  y™"s 
zu   machen.    Cybils  und  Jackson*)  lassen   die  geschlachteten   Thiere     für  den 
sorgsam  ausbluten,   sie   dann  möglichst  schnell  enthäuten  und  in  Viertel  Transport, 
zerlegen.    Darauf  wird  das  Fleisch  in  möglichst  lange  und  breite,  5  bis  6 
Centimeter  dicke  Streifen  geschnitten  und  diese   schichtenweise  mit  Salz 
bedeckt.    Nachdem    das  Fleisch    unter  wiederholtem  Umlegen   32  bis  35 
Stunden  mit  dem  Salz  in  Berührung  gewesen  ist,   wird  es  an  freier  Luft 
aufgeschichtet  und  mit  getheerter  Leinwand  bedeckt  bis  zum  Verkauf  stehen 
gelassen.    Vor  der  Ablieferung  wird  es  sehr  stark  zusammengepresst.  .Beim 
Gebrauche  legt  man  es  12  Stunden  vorher  in  kaltes  Wasser ,  wodurch  es 
das  Aussehen  von  frischem  Fleisch  erhalten  soll.   Es  sind  bereits  Tausende 
von  Ballen  solchen  Fleisches  nach  Europa  gekommen  und  in  Liverpool 
und  London  zu  3  Sgr.  pro  Zollpfd.  verkauft. 

John  Mac  Coli  und  Bevan  George  Sloper**)  benutzen  das  zwei- 
fach-schwefligsaure Kali  oder  Natron  zur  Konservirung  des  Fleisches.  Sie 
wenden  verschiedene  Methoden  an,  welche  darauf  hinauslaufen,  dass  das 
Fleisch  in  luftdicht  schliessende  Gefässe  gebracht,  aus  diesen  die  atmo- 
sphärische Luft  möglichst  entfernt  und  durch  Kohlensäure  ersetzt  wird. 
Gleichzeitig  wird  das  Fleisch  mit  der  Lösung  des  schwefligsauren  Salzes 
imprägnirt.  Auf  diese  Weise  konservirtes  Ochsenfleisch  aus  den  Pampas 
von  Südamerika  soll  sich  in  London  vorzüglich  bewiesen  haben. 

John  Morgan***)  lässt  die  Thiere  durch  einen  Schlag  vor  den  Kopf 
oder  durch  den  Nickfang  tödten,  die  Brust  öffnen  und  das  Herz  herausnehmen. 
Dann  werden  beide  Herzventrikel  mit  Einschnitten  versehen  und  das  Blut  aus- 


*)  Compt.  rend.     Bd.  62.     S.  884. 

**)  Polytechn.  Centralblatt.    1867.    S.  617.    Farmer'?  Magazin.    Bd.  31.    S.  39. 
***)  Farmer'*  Magazin.     Bd.  31.     S.  39. 


384  Technologische  Notizen. 

fliessen  gelassen.  Darauf  wird  in  die  linke  Ventrikel  eine  Bohre  gebracht, 
durch  welche  unter  hohem  Druck  eine  Lösung  von  Salz  und  Salpeter  in 
die  Aorta  gepresst  wird.  Die  Flüssigkeit  durchströmt  das  ganze  Gefäss- 
system  und  fliesst  zuletzt  aus  dem  Einschnitt  der  rechten  Herzventrikel 
wieder  ah.  Wenn  die  Gefässe  von  Blut  gereinigt  sind,  so  wird  der  Ein- 
schnitt in  der  rechten  Herzventrikel  wieder  geschlossen  und  so  die  Zirku- 
lation vollständig  hergestellt.  Wenige  Minuten  genügen  für  die  Präpara- 
tionsflüssigkeit, um  den  ganzen  Körper  zu  durchdringen,  so  dass  beim 
Abschneiden  eines  Ohres  oder  Fusses  eine  klare  Flüssigkeit  ausfliesst. 

ueber  den  Ueber  den  Portland-Cement,   von  W.  Michaelis.*)  —   Port- 

Portiand-  ian(j_Cemente  sind  im  Allgemeinen  aus  Mischungen  von  Kalk  und  gewissen 
Thonarten  künstlich  erzeugte  Wassermörtel,  welche  im  erhärteten  Zustande 
dem  in  England  als  Baumaterial  sehr  geschätzten  Portlandstone  an  Farbe 
und  Haltbarkeit  gleichkommen,  Boraancemente  dagegen  werden  aus  natür- 
lichen Vorkommnissen,  besonders  der  Juraformation,  hergestellt.  Der  Haupt- 
unterschied der  beiden  Cemente  liegt  jedoch  in  ihrer  physikalischen,  durch 
das  Brennen  bedingten  Beschaffenheit.  Eomancement  stellt  ein  hell-  bis 
dunkelrothbraunes,  staubiges  Pulver  dar,  welches  Kohlensäure  und  Feuch- 
tigkeit begierig  aufnimmt  und  daher  an  der  Luft  nicht  lange  erhalten 
werden  kann.  Portlandcement  ist  ein  schuppig  kristallinisches  Pulver  von 
mehr  oder  minder  dunkelgrauer  Farbe,  mit  einem  Stich  in's  Grüne  und 
von  weit  höherem  spezifischen  Gewicht,  welches  viel  langsamer  Kohlen- 
säure und  Feuchtigkeit  absorbirt  und  daher  weit  länger  haltbar  ist.  Die 
Temperatur  ist  beim  Brennen  der  Portlandcemente  eine  beträchtlich  höhere 
als  für  den  Eomancement;  erstere  werden  bis  zur  Sinterung  erhitzt,  wozu 
Weissglut  erforderlich  ist. 

Nachstehende  Analysen  von  Eomancementen  betreffen  folgende 
Sorten : 

1.  aus  Kalkstein,  zur  oberen  Abtheilung  des  Muschelkalks  gehörig, 
vom  Krienberge  bei  Eüdersdorf;  kommt  im  Zustande  der  grössten  Ver- 
witterung vor; 

2.  aus  Kalksteinnieren  von  der  Insel  Scheppey;  gelblichbraun ,  derb 
und  fest; 

3.  aus  Kalkstein,  der  das  Lager  von  Bleierz  bei  Tarnowitz  bedeckt; 
zur  Muschelkalkformation  gehörig;  bläulich  grau,  derb  und  zum  Kristal- 
linischen hinneigend; 

4.  aus  fettem  und  magerem  Kalkstein  von  Hausbergen; 

5.  aus  Kalkstein  von  Metz;  dicht  und  von  erdigem  Bruch  und  blau- 
grauer  Farbe; 

G.  aus  Kalkstein  von  Holkin  Mountain  bei  Holzwell  in  Flintshire, 
von  schmutzig  grauer  Farbe.  —  (Muspratt-Stohmann's  Chemie.) 


")   Erdmann's   Journal       Bd.    100.     S.   257. 


Technologische  Notizen. 


385 


Bestandtheile.          1.          2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

Kalk 

Magnesia  .... 
Kieselsäure     .   . 
Thonerde     .   .   . 
Eisenoxyd    .  .  . 

5S,38 
5,00 

23,83 
6,40 

4,80 

55,50 
1,73 

25,00 
6,96 
9,63 

47,83 

24.2G 

5,80 

1,50 

20,80 

5S,38 
2,25 

23,66 
7,24 
7,97 

68,8 
2,3 

18,5 
5,7 
4,4 

78,3  t 

3,00 

13,81 

}  4,86 

Folgende  Analysen  betreffen  verschiedene  Portlandcemente: 

1.  Englischer  Ceraent  von  White  &  Brother. 

2.  Stettiner  Cement. 

3.  und  4.   Wildauer  Cement. 

5.  Sterncement  aus  Vorpommern. 

G.  Stettiner  Cement. 

7.  Englischer  Cement  (Hopfgartner). 

8.  Cement  vom  Bonner  Bergwerks-  und  Hiittenverein.  (Hopfgartner.) 

9.  Cement  von  Kraft  &  Saulich  in  Perlmoos.    (Feichtinger.) 


Bestandtheile. 

1. 

2. 

3. 

4. 

5.     1     6. 

7.    |     8. 

9. 

Kalk 

59,06 

62,81 

61,91 

60,33 

61,64 

61,74 

55,06 

57,83 

55,28 

Kieselsäure    .  .   . 

24,07 

23,22 

24,19 

25,98 

23,00 

25,63 

22,92 

23,81 

22,86 

Thonerde    .... 

6,92 

5,27 

7,66 

7,04 

6,17 

6,17 

8,00 

9,38 

9,03 

Eisenoxyd  .... 

3,41 

2,00 

2,54 

2,46 

2,13 

0,45 

5,46 

5,22 

6,14 

Magnesia    .... 

0,82 

1,14 

1,15 

0,23 

— 

2,24 

0,77 

1,35 

1,64 

0,73 

}   1,27 

0,77 

0,94 

— 

0,60 

1,13 

0,59 

0,77 

0,87 

0,46 

0,30 

— 

0,40  !    1,70 

0,71 

— 

Schwefels.  Kalk  . 

2,85 

1,30 

— 

1,52 

1,53 

1,64  |    1,75 

1,11 

3,20 

Thon  u.  Sand    . 

1,47 

2,54 

1,32 

1,0t 

1,28 

1,13 

2,27 

— 

1,08 

Hiernach  kommen  im  gebrannten  Portlandcement  auf  80  Aequivalente 

Kieselsäure: 

210  bis  230  Aequiv.  Kalk  und 
15  bis     25  Aequiv.  Thonerde  und  Eisenoxyd. 

Diese  Bestandtheile  sind  in  dem  Cemente  unter  einander  zu  basischem 
Kalksilikat  und  Kalkaluminat  verbunden.  Bezüglich  der  Erklärung  des 
Erhärtungsprozesses  schliesst  Michaelis  sich  der  Winkler'schen  An- 
sicht an,  dass  aus  dem  basischen  Silikat  durch  die  Einwirkung  des  Was- 
sers Kalk  austritt,  welcher  sich  zwischen  die  Pulvertheilchen  legt  und  so 
die  Verkittung  derselben  bewirkt.  Dieser  Prozess  dauert  so  lange  als  noch 
unzersetztes  Silikat  und  Wasser  vorhanden  sind.  Gleichzeitig  nimmt  das 
Kalkaluminat  (und  der  Eisenoxyd-Kalk)  Wasser  auf  und  erhärtet  dadurch. 
Kieselsaure  Alkalien  befördern  die  Erhärtung,  indem  sie  Anlass  zur  Bil- 
dung von  kieselsaurem  Kalk  geben  oder  bei  der  Einwirkung  von  Kohlen- 
säure zersetzt  werden,  wobei  die  ausgeschiedene  Kieselsäure  verkittend 
wirkt.  Endlich  kommt  hierbei  noch  der  kohlensaure  Kalk  und  das  durch 
Verminderung  des  Lösungsmittels   abgeschiedene  Kalkhydrat  in  Betracht, 

Jahresbericht  X.  25 


386 


Technologische  Notizen. 


Portland- 
cement von 
Powunden. 


Soda  als 
Mauersal- 
peter. 


welches  letztere  bei  dieser  Abscheidung  in  hohem  Grade  bindend  wirkt. 
Der  erhärtete  Portlandcement  enthält  also  im  Wesentlichen  basisches,  stark 
erhärtendes  Kalksilikat,  5CaO,  3Si02  +  5HO,  stark  erhärtendes  Kalk- 
aluminat  (Eisenoxyd-Kalk),  3  CaO,  AI*  Oa  (Fe2  03)+3  HO  und  Kalkhydrat, 
CaO+HO.  Auf  1  Aequiv.  Kalk  kommt  also  1  Aequiv.  Wasser,  nach  Mass- 
gabe der  Bildung  von  kohlensaurem  Kalk  wird  die  Menge  des  Konstitu- 
tionswassers jedoch  vermindert. 

Portlandcement  von  Powunden,  von  Ritthausen.*) 

Kalk 57,72 

Magnesia 1,08 

Manganoxyd,  Eisenoxyd  und  Thonerde  .  14,01 

Kieselerde 22,70 

Schwefelsäure 0,83 

Sand 1,86 

Alkalien  (Differenz) 1,S0 

100,00 
Der  Cement  wird  in  Powunden  bei  Elbing  aus  Mergeln  dargestellt. 

Soda  als  sogenannter  Mauersalpeter  ist  von  Prof.  Ritt- 
hausen**) in  einem  feuchten,  dem  Licht  wenig  zugänglichen  Vorraths- 
raume,  dessen  Wände  mit  Cement  abgeputzt  waren,  beobachtet  worden. 
Sie  bildete  eine  massenhafte  Auswitterung  in  grossen,  fast  wolligen  Flocken, 
aus  langen,  vielfach  gekrümmten  und  in  einander  verfilzten  Nadeln  be- 
stehend.    Bei  der  Analyse  von  frischer  Substanz  ergab  sich: 

Natron 20,29 

Kohlensäure 13,75 

Wasser 60,61 

Unlöslich  in  Wasser  (Kalk  und  Sand  vom  Putz)       5,05 

Das  Auswitterungsprodukt  bestand  hiernach  aus  kristallisirter  Soda. 


Rückblick. 


Die  für  die  Gährungs Chemie  hochwichtige  Frage  über  die  Natur  und  die 
Entstehung  der  Hefe  ist  in  neuerer  Zeit  wieder  Gegenstand  mehrfacher  Erörte- 
rungen gewesen.  Ernst  Hallier  hat  nachgewiesen,  dass  die  Hefe  im  Innern 
gährungsfähiger  Flüssigkeiten  sich  aus  dem  Plasma  der  Sporen  oder  Conidien  bildet, 
welches  sich  in  kleine  Kerne  theilt,  die  in  der  Flüssigkeit  sich  rasch  durch  Thei- 
lung  vermehren  und  dadurch  Kunsthefe  hervorbringen.  Diese  Kunsthefe  (Micrococ- 
cus)  ist  die  erste  Form  der  Hefebildung,  sie  vermittelt  den  Uebergang  von  Stärke 
in  Stärkezucker.  Danach  schwellen  die  Zellenwände  an ,  es  entstehen  grosse  bla- 
senförmige,  aber  kleinkernige  Hefezellen  (Cryptococcus),  welche  sich  durch  Ab- 
schnürung  an    beiden  Enden    von    Sprosszellen    vermehren   und   die  geistige   Gäh- 


*)  Erdmann's  Journal.     Bd    102.     S.  376 
**)  Ibidem.     S    375. 


Rückblick.  387 

rung  bewirken.     In    stickstoffreichen  Flüssigkeiten   bildet    sich   nicht   Cryptococcus, 
sondern  die  Micrococcus-Zellen    behalten  ihren  glänzenden,  dichten  Kern,  und  ver- 
mehren sich   durch  Abschnürungen   in  der  Mitte  (Arthrococcus).     Diese  Hefe  bewirkt 
stets    saure    Gährungen.      Nur    diese    drei    Formen    betrachtet    Hai  Her    als    wirk- 
liche   Hefe,    alle    anderen    Gebilde    als    Mittelstufen    zwischen    Gährungspilzen    und 
Verwesungs-   oder  Schimmelpilzen.  —   Th.  Bail    machte  von   neuem    auf  die  Be- 
ziehungen der  Hefe  zu  den  Schimmelpilzen  aufmerksam;  er  zeigte,  dass  die  Samen 
verschiedener  Pilzformen  Hefe    bilden,    und    dass    die  Entwickelung    der  Pilze    von 
den  Umständen,    unter  denen  sie  sich    ausbilden,    abhängig  ist.     Penicillium  glau- 
cum  bildet  in  Bierwürze  wirkliche  Hefe,   welche  die  geistige  Gährung  vermittelt.  — 
M.  A.  Donne  glaubte  durch  Versuche  an  Hühnereiern  den  Beweis  für  die  Existenz 
der  generatio  äquivoca  geliefert  zu  haben,  er  hat  jedoch  seine  Beobachtung  später 
selbst  berichtigt,    eine  nur  momentane  Oeffnung    der  Eier   scheint  hiernach  auszu- 
reichen, um   die  Keime  von   Organismen   in  dieselben    einzuführen.  —  Ein    interes- 
santes Verfahren  der  Weinbereitung,  welches  in  Lothringen  üblich  ist,    hat  Som- 
mer beschrieben.     Es    wird    dabei    der   Most   nach    dem   Zerquetschen    der  Beeren 
48  Stunden  lang  heftig  umgerührt,    um    ihn  möglichst  mit    der  Luft   in  Berührung 
zu  bringen.     Durch  diese  Operation  soll  die  Gährung  beschleunigt  werden  und  der 
Wein    an    Bouquet  und  Wohlgeschmack   gewinnen.    —   Michel   Perret   hat   ein 
Verfahren  angegeben,  um  eine  gleichmässigere  Erwärmung  und  Gährung   des  Wei- 
nes in    den  Gährkufen    zu  bewirken.     Er  verhindert   durch    eingelegte   Horden   von 
Flechten  das  Aufsteigen    der  Treber  und  die  Hutbildung,  welche  bei  dem  gewöhn- 
lichen Verfahren    durch    gesteigerte  Gährung    die  Essigsäurebildung   begünstigt.  — 
Zur  Schönung  trüber  und  zähe  gewordener  Weissweine  empfiehlt  Haidien,  diese 
mit  einer  Auflösung  von  Hausenblase  zu  vermischen  und  letztere  mit  einem  Thee- 
aufguss  zu  koaguliren.  —    Theodor  Koller  prüfte  die  von  P  asteur  empfohlene 
Methode  der  Konservirung  des  Weins   durch   Erwärmen;  er  fand,  dass  die  Erwär- 
mung   auf  die  Blume,    den  Glanz,   die  Farbe   und    die  Klarheit    des  Weines  sehr 
günstig  einwirkt,  leider  hat  er  den   Einfluss    auf  die  Haltbarkeit    des  Weines  nicht 
ermittelt.  —  Barral    lässt   den  Wein,    um    ihn    haltbarer    zu  machen,    mit    einer 
weingeistigen  Tinktur  der  Weintreber  versetzen.  —  J.  Nessler  gab  eine  Vorschrift 
zur  Bereitung    von  Obstwein;    er    lässt    bei    sehr    süssem  Obst    den   Most    für    sich 
gähren,  bei  geringerer  Süssigkeit  dagegen  einen  entsprechenden  Zusatz  von  Trauben- 
zucker hinzufügen.  —  E.Ludwig  beobachtete  das  Vorkommen  von  Trimethylamin 
im  Weine,    von    dem    er  annimmt,    dass   es   bei    der  Gährung   entstehe   und  daher 
einen  konstanten  Bestandtheil  des  Weines  bilde.  —  A.  Bergsträsser    hat   über 
die  Benutzung  des  Maises  zur  Spiritusbrennerei  geschrieben;    er    betont    die    Noth- 
wendigkeit,   den  Mais  vor  dem  Einmaischen  fein  zu  mahlen,  zu  Gries   oder  besser 
noch  zu  Mehl,    welches    zunächst  zur  Verkleisterung  der  Stärke   einer  dem  Koch- 
punkte   naheliegenden    Temperatur   ausgesetzt    wird.      Die   Maismaische    darf    nicht 
zu  dick    sein  ,    trotzdem   liefert  sie  von  gleichem  Maischraum  eine  höhere  Ausbeute 
als    die    Kaitoffelmaische.      Für    die    Rentabilität    des    Maisbrennens    sind    natürlich 
die  Preise  des  Maises    und    der  Kartoffeln    massgebend. —  J.    C.  Lermer    hat  im 
Biere  einen  alkaloi'dartigen  Körper  nachgewiesen,    dem  er    einen    wesentlichen  An- 
tbeil  an  den  physiologischen   Wirkungen    des  Bieres  zuschreibt.     Ein  französischer 
Bierhrauer,   Volten,    bat    die  Methode,    den  Wein    durch    kurzes  Erwärmen    halt- 
barer zu   machen,  auf  das   Bier  angewandt.      Es  boII    dies  Verfahren    auch   bei  dem 
Biere    gute  Resultate  liefern,    indessen    ist    die    Ausführung   hierbei  mit    grösseren 

25* 


388  Rückblick. 

Schwierigkeiten  verknüpft,  weil  der  Verflüchtigung  von  Kohlensäure  vorgebeugt 
werden  rr.uss.  E.  Bernbeck  hat  zur  Konservirung  des  Bieres  eine  Zugabe  von 
schwefligsaurem  Kalk  empfohlen,  welcher  dem  Biere  den  darin  enthaltenen  Sauer- 
stoff entzieht  und  dadurch  der  Säuerung  vorbeugt.  —  Ueber  die  Verwendung  von 
Hopfenext) akt  statt  des  Hopfens  zur  Bierbereitung  haben  K.  Reitlechner  und 
Lintner  Versuche  ausgeführt,  deren  Ergebnisse  jedoch  für  das  Ilopfenextrakt 
nicht  ganz  günstig  ausgefallen  sind.  Es  wäre  zu  wünschen,  dass  die  für  die  Bier- 
brauerei hochwichtige  Frage,  auf  welche  Weise  die  werthvollen  Bestandtheile  des 
Hopfens  in  eine  längere  Zeit  haltbare  Form  zu  bringen  sind ,  von  sachkundiger 
Seite  bearbeitet  würde.  Die  Lösung  dieser  Aufgabe  dürfte  voraussichtlich  gelingen. 
—  J.  von  Liebig  und  G.  E.  Habich  gaben  Vorschriften  zur  Bereitung  von 
Malz-  resp.  Bierextrakt.  Lieb  ig  benutzt  hierzu  eine  reine  Malzwürze,  Hab  ich 
lässt  die  Würze  gähren,  destillirt  den  Alkohol  ab  und  dickt  dann  die  filtrirte 
Schlempe  ein.  Das  nach  letzterer  Methode  dargestellte  Bierextrakt  dürfte  schwer- 
lich ein  zuträgliches  Nahrungsmittel  für  Kranke  gewähren. 

Ueber  die  eigenthümliche  spontane  Färbung  der  Milch  hat  Ernst  Hai  Her 
Untersuchungen  ausgeführt,  aus  denen  er  schliesst,  dass  die  in  der  blauen  Milch 
vorkommenden  pilzlichen  Elemente  die  Färbung  nicht  bedingen ,  sondern  ein  che- 
mischer Körper,  der  möglicherweise  vor  der  Assimilation  durch  die  Pilze  farblos 
sei,  die  Färbung  bewirkt.  E.  0.  Er d mann  nimmt  dagegen  an,  dass  der  Farb- 
stoff ein  Produkt  von  Vibrionen  ist.  —  Ein  neuer  Fabrikationszweig,  der  für  die 
Milchverwerthung  von  grosser  Bedeutung  zu  werden  verspricht,  ist  von  Amerika 
aus  nach  der  Schweiz  und  Schlesien  verpflanzt  worden.  Es  ist  dies  die  Darstel- 
lung eines  honigdicken  Extrakts  aus  der  Milch ,  welches  durch  vorsichtiges  Ein- 
dampfen der  frischen  Milch  unter  Zusatz  von  Zucker  gewonnen  wird.  Das  Milch- 
extrakt enthält  nach  den  Analysen  von  P.  Bolley  und  E.  Peters  sämmtlicho 
Milchbestandtheile  in  unveränderter  Form,  es  lässt  sich  in  verschlossenen  Blech- 
büchsen lange  Zeit  aufbewahren.  —  Von  Alexander  Müller  liegen  wieder  um- 
fangreiche Untersuchungen  auf  dem  Gebiete  der  Milchwirtschaft  vor.  Der  Ver- 
fasser hat  zunächst  seine  frühere  Annahme,  dass  der  Sauerstoff"  durch  Ertödtung 
des  Milchsäureferments  die  Haltbarkeit  der  Milch  begünstigt,  durch  neue  Unter- 
suchungen bestätigt  gefunden.  Eine  dicke  Rahmdecke  verhindert  den  Zutritt  des 
Sauerstoffs  zu  der  Milch,  hierdurch  erklärt  sich  die  Erfahrung,  dass  die  Milch  in 
flachen  Satten  weniger  schnell  säuert.  Die  Wasserverdunstung  übt  direkt  keinen 
Einfluss  auf  die  Haltbarkeit  der  Milch  aus ,  indirekt  aber  beeinflusst  sie  dieselbe 
durch  ihre  Beziehung  zum  Luftwechsel.  Niedrige  Temperatur  des  Milchlokalcs 
wirkt  der  Milchsäuerung  gleichfalls  entgegen.  Für  die  Abscheidung  des  Rahms 
sind  massige  Temperaturunterschiede  ohne  Bedeutung,  auch  der  atmosphärische 
Sauerstoff  scheint  die  Rahmabscheidung  nicht  zu  beeinflussen.  Der  mehrfach 
empfohlene  Zusatz  von  kohlensaurem  Natron  zur  Milch,  um  diese  haltbarer  zu 
machen,  zeigte  sich  bei  Müllers  Versuche  geradezu  nachtheilich,  dagegen  erwies 
sich  ein  Zusatz  von  doppelt  kohlensaurem  Natron  in  den  ersten  4S  Stunden  als 
vortheilhaft,  später  begünstigte  der  Zusatz  die  Milchsäurebildung.  Für  die  Reini- 
gung hölzerner  Milchsatten  leistet  nach  Müller  das  Ausbrühen  mit  kochendem 
Wasser  dasselbe  wie  die  Behandlung  mit  Natronlauge  oder  mit  Schwefelsäure. 
Bei  den  Versuchen  über  Butterbereitung  erwies  sich  das  Einpumpen  von  Luft  in 
die  Milch  während  des  Butterns  als  unvortheilhaft,  namentlich  wurde  die  Reinlich- 
keit dadurch    beeinträchtigt.     Die  Butterungsreife    der  Milch    ist  von   der  Zeit  nach 


mickblick.  389 

dem  Melken  und  dem  herrschenden  Tempcraturgrado  abhängig,  es  scheint,  dass 
der  Sauerstoff  der  Luft  durch  Aullösung  der  eiweissartigen  Hüllen  der  Fettkügcl- 
chen  die  Ahseheidung  des  Fettes  heim  Buttern  beschleunigt.  Schwäche  Säuerung 
der  Milch  befördert  die  Butterabscheidung  nicht,  verleiht  der  Butter  aber  ein  an- 
genehmes Aroma.  —  Nach  Mittheilungen  über  die  Bereitung  des  Cheddarkäses 
scheint  man  dabei  eine  ganz  ausserordentliche  Sorgfalt  auf  die  Innehaltung  eines 
bestimmten  Temperaturgrades  in  dem  Milchlokale  zu  verwenden.  Es  wird  für 
vortheilhafter  gehalten,  ungesäuerte,  in  niedriger  Temperatur  aufbewahrte  Milch  zu 
verwenden  und  etwas  Molken  zuzusetzen,  als  die  Milch  bei  höherer  Temperatur 
säuern  zu  lassen.  Auch  bei  der  weiteren  Behandlung  des  Quarks  spielt  die  Tem- 
peraturbeachtung eine  wesentliche  Rolle.  Der  Cheddarkäse  ist  nach  A.  Völker's 
Analysen  sehr  fettreich,  er  kommt  dem  fetten  Schweizerkäse,  wie  die  Vergleichung 
mit  den  Analysen  von  0.  Lindt  und  C.  Müller  lehrt,  mindestens  gleich.  Nach 
letzteren  Untersuchungen  enthält  ganz  fetter  Schweizerkäse  circa  20  Prozent  Fett, 
halbfetter  8 — 12  Proz. ,  magerer  4  Proz.  Im  Weichkäse  steigt  der  Fettgehalt  bis 
auf  43  Proz. 

Der  bekannte  Rübensamenzüchter  Knauer  in  Gröbers  hat  eine  Maschine  kon- 
struirt,  um  mit  Hülfe  von  Salzlösungen  die  spezifisch  leichten  und  geringwertigen 
Rüben  vor  der  Verarbeitung  auszuscheiden.  Obgleich  diese  Maschine  bei  den 
Probeversuchen  von  H.  Schulz  und  C.  Scheibler  einigermassen  befriedigende 
Resultate  lieferte,  scheinen  doch  die  Erwartungen  des  Erfinders  derselben  zu  hoch 
gespannt  zu  sein,  da  das  spezifische  Gewicht  der  Rüben,  wie  Scheibler  zeigte, 
nicht  immer  mit  dem  Zuckergehalte  parallel  geht.  —  F.  W.  Schüttler  bestätigte 
neuerdings  die  bereits  früher  von  Anderen  erkannten  Vortheile  des  Robert 'sehen 
Diftusionsverfahren  gegenüber  dem  Pressverfahren :  Ersparung  von  Arbeitskräften, 
Gewinnung  von  mehr  und  besserem  Futter  und  hochgradigem  Saft.  Die  Ansichten 
über  das  Verfahren,  obgleich  grösstentheils  günstig,  haben  sich  jedoch  noch  nicht 
völlig  geklärt,  namentlich  sollen  nach  Mittheilungen  von  R.  Reimann*)  in  der 
Generalversammlung  des  Vereins  für  die  Rübenzuckerindustrie  im  Zollverein  die 
in  "Waghäusel  ausgeführten  Probeversuche  ungünstig  ausgefallen  sein.  —  Derselbe 
Chemiker  berichtete  über  die  bei  dem  Schüzenbachschen  Mazerationsverfahren  ein- 
tretenden Verluste  an  Zucker,  welche  er  auf  13,45  Proz.  der  gesammten  Zucker- 
menge in  den  verarbeiteten  Rüben  angiebt.  —  Heidepriem  theilte  Analysen 
von  Rückständen  aus  Rübenzuckerfabriken,  von  Robzuckern  und  Melassen  mit,  welche 
für  die  Statik  des  Rübenbodens  von  Interesse  sind.  —  Rousseau  empfahl  von 
Neuem  die  Anwendung  von  Gips  zur  Scheidung,  statt  der  früher  beliebten  Be- 
nutzung von  Eisenoxydhydrat  lässt  er  aber  jetzt  die  Scheidung  durch  Kalk  beenden. 

—  lieber  die  Gewinnung  des  in  dem  Schlamme  enthaltenen  Zuckers  stellte  K. 
Stamm  er  Untersuchungen  an,  bei  diesen  erwies  sich  das  Absüssen  durch  Wasser 
und  Dampf  oder  Dampf  allein  nicht  zweckmässig  gegenüber  der  rationelleren  Aus- 
nutzung durch  Wiederverdünnen  und  Aufkochen  mit  oder  ohne  Saturation ,  durch 
Saturation  wurde,  entsprechend  der  grösseren  Kompaktheit  des  Schlammes  die 
grösste  Ausbeute  erzielt.  Stamm  er  zeigte  zugleich,  dass  der  Scheideschlamm 
sich  längere  Zeit  aufbewahren  lässt,  ohne  eine  Zersetzung  des  Zuckers  zu  erleiden. 

—  Die  Einführung  von  Alkalien  in  die  Rübensäfte  durch  die  zur  Saturation  dienende 
Kohlensäure  wies  W.  L.  Clasen  nach,  die  Menge  derselben  ist  jedoch   zu  unbe- 


*)  Zeitschr.  d.  Vereins  f.  d.  Rübenzuckerindustric.     1S67.     S.  394. 


390  Rückblick. 

deutend,  um  einen  wesentlichen  Nachtheil  bedingen  zu  können.  —  Payen  be- 
sprach den  Einfluss  einiger  Salze  auf  die  Kristallisation  des  Zuckers,  nach  seiner 
Ansicht  stört  Kalisalpeter  die  Kristallisation  nicht,  nachtheilig  dagegen  wirken 
Chlorkalium  und  noch  mehr  Chlornatrium.  Ueber  die  Bedeutung  der  Salze  in  den 
Kübensäften  für  die  Fabrikation  divergiren  die  Ansichten  von  Dubrunfaut  und 
K.  Stamm  er,  letzterer  machte  darauf  aufmerksam,  dass  man  nicht  den  gesamm- 
ten  Ascheurücl^tand  der  Melasse  als  „Salze"  im  Sinne  des  Zuckerfabrikation,  d. 
h.  als  unorganische  Verbindungen  betrachten  dürfe,  da  ein  grosser  Theil  der  feuer- 
beständigen Hasen  in  der  Melasse  mit  organischen  Substanzen  verbunden  sei.  — 
Auch  über  das  dialytische  Verfahren  Dubrunfaut's  gehen  die  Ansichten  noch 
auseinander,  es  scheint  jedoch  aus  gründlichen  deutschen  Untersuchungen  hervor- 
zugehen, dass  das  von  dem  Erfinder  mit  grosser  Emphase  fortdauernd  empfohlene 
Verfahren  zur  Gewinnung  des  Zuckers  aus  der  Melasse  keineswegs  genügt.  —  Die 
Färbung  des  Rübensaftes  beruht  nach  E.  S  ostmann  auf  der  Bildung  von  Hu- 
musstoffen  durch  die  Einwirkung  des  atmosphärischen  Sauerstoffs  auf  einen  im 
farblosen  Zustande  in  den  Rüben  enthaltenen,  durch  Kalk  nicht  fällbaren  Körper. 
—  W.  Ilointz  berichtete,  dass  in  den  Abflussbächcn ,  welche  das  Schmutzwasser 
der  Zuckerfabriken  ableiten ,  Konferven  sich  massenhaft  ansammeln,  welche  Anlass 
zur  Bildung  von  Schwefelwasserstoff  und  Schwefelciscn  geben.   — 

Albert  Fesca  machte  darauf  aufmerksam,  dass  die  Ursachen  einor  unge- 
genügenden  Ausbeute  bei  der  Stärkefabrikation  vorzugsweise  in  der  mangel- 
haften Einrichtung  der  Reibe  und  der  Siebzylinder  zu  suchen  sind  Er  hat  daher 
die  Konstruktion  dieser  Maschinen  in  zweckmässiger  Weise  verbessert.  Zur  Ge- 
winnung der  Stärke  aus  den  Trcbern  kann  man  dieselben  mittels  Walzen  'zer- 
quetschen lassen,  man  erzielt  dadurch  noch  eine  beträchtliche  Ausbeute.  För 
die  Reinigung  der  Stärke  empfiehlt  Fesca  die  Anwendung  von  Zenlrifugal- 
maschinen ,  durch  diese  erreicht  man  nicht  allein  eine  rasche  Entwässerung  der 
Stärke,  sondern  die  Operation  bewirkt  auch,  dass  sich  die  Unreinigkeitcn  der 
Stärke  abscheiden  und  leicht  beseitigt  werden  können.  Ucberhaupt  scheint  die 
Benutzung  der  Zentrifuge  für  die  Stärkebereitung  grossen  Nutzen  zu  versprechen. 
Des  Verfassers  Methode  zur  Darstellung  von  Weizenstärke  ohne  Säuerung  verdient 
Beachtung,  namentlich  auch  weil  dabei  der  Kleber  im  unveränderten  Zustande  ge- 
wonnen wird.  Auch  von  L.  Maiche  wird  die  Benutzung  von  Zentrifiigalmaschiuen 
bei  der  Stärkefabrikation  empfohlen.  Das  vorgeschlagene  Abschlämmen  der  Stärke- 
körner aus  dem  Faserbrei  dürfte  aber  wohl  seine  Schwierigkeiten  haben.  —  Um 
das  Absetzen  der  Kartoffelstürke  aus  dem  Waschwasser  der  Rohstärke  zu  beför- 
dern, hat  sich  ein  geringer  Zusatz  von  Schwefelsäure  sehr  nützlich  erwiesen.  Dies 
Verfahren  macht  jedoch  ein  sehr  sorgfältiges  Auswässern  der  Stärke  nöthig,  um 
alle  Schwefelsäure  daraus  wieder  zu  entfernen.  —  In  dem  Sauerwasser  der  Weizen- 
stärkefabriken hat  IL  Vohl  eine  ganze  Reihe  von  Zcrsetzungsprodukte  der  Be- 
standtheile  des  Weizens  nachgewiesen.  Durch  Zusatz  von  Kalkmilch  lässt  sich 
dies  Sauerwasser  desinfiziren  und  zugleich  ein  werthvoller  Dünger  gewinnen.  — 

Am  Schlüsse  unseres  Jahresberichts  sind  in  hergebrachter  Weise  noch  einigo 
technologische  Notizen  zusammengestellt,  deren  Mittheilung  wir  durch  das 
Interesse,  welches  sie  dem  Landwirthe  und  Agrikulturchemiker  gewähren  ,  für  ge- 
rechtfertigt halten.  Wir  berichteten  hier  zunächst  über  eine  interessante  Unter- 
suchung von  A.  Reich  über  den  Gehalt  roher  Wollen  an  Schweiss-  und  Schmutz- 
bestandtheilcn.     Hiernach    wurden    aus    roher    Wolle    durch    Acthcr    hauptsächlich 


Rückblick.  391 

Fett-  und  andere  Zersetzungen  odukte  gelöst,  unter  diesen  namentlich  eine  bedeu- 
tende Menge  unverseifbares  Fett.  Im  Alkoholauszuge  fanden  sich  hauptsächlich 
Kaliseifen,  ausserdem  Chlorkaliuni,  Kali  und  extraktive  Materien.  Der  wässrige 
Auszug  endlich  enthielt  noch  verschiedene  unorganische  Salze,  die  wohl  nur  theil- 
weise  als  Sekretionsprodukte  anzusehen  sind.  An  flüchtigen  Säuren  fanden  sich 
Ameisensäure,  Essigsäure  und  ßaldriansäure  vor,  ausserdem  wurden  noch  Ammo- 
niak und  Salpetersäure  nachgewiesen.  In  dem  reinen  Wollhaar  fand  He  ich  in  meh- 
reren Proben  2,85 — 3,  84  Proz.  Schwefel.  —  A.  Thaer  führte  Waschversuche 
mit  Quillajarindc  aus;  er  fand,  dass  durch  die  Quillajabkochung,  welche  bei  einer 
Temperatur  von  25  R.  angewendet  wurde,  die  Wolle  bedeutend  an  Fett  verliert. 
—  R.  Czilchert  machte  Mittheilung  über  eine  in  Vorviers  gebräuchliche  Wasch- 
methode zur  fabrikmässigen  Reinigung  der  Wolle.  Hierbei  wird  die  Wolle  zuerst 
mit  Wasser  und  darnach  mit  Pottaschelösung  behandelt.  Das  Verfahren  ist  mehr- 
fach empfohlen,  um  den  Vorkauf  der  Wolle  im  reinen  Zustande  anzubahnen.  E. 
Peters  hält  die  auf  eine  Umgestaltung  der  bestehende  Usance  im  Wollhandel 
gerichteten  Bestrebungen  für  aussichtslos,  weil  bei  der  Fabrikwäsche  die  Wolle 
die  Fähigkeit,  sortirt  zu  werden,  verliert.  —  A.  L.  Trenn  empfiehlt  zur  fabrik- 
mässigen Wäsche  der  Wolle  statt  des  bisher  üblichen  gefaulten  Urins  eine  ljz  pro- 
zentige  Lösung  von  kohlensaurem  Ammoniak. —  Zur  Darstellung  eines  schmackhaften 
Brotes  aus  Mischlingen  von  Roggen rnehl  und  Hülsenfruchtmehl  empfiehlt  F.  Stoh- 
mann  2  Gwth.  Roggenmehl  und  1  Gwth.  Erbsen-  oder  Bohnenmehl  zu  verwenden 
und  auf  100  Pfd.  des  Mehls  2 — 3  Pfd.  Salz  zuzusetzen.  —  Im  Auftrage  des 
preussischen  landwirtschaftlichen  Ministeriums  sind  von  den  Akademien  und  Ver- 
suchsstationen Preussens  Analysen  von  dem  Liebig'schen  Fleischcxtrakt  ausgeführt, 
welche,  obgleich  in  den  quantitativen  Ergebnissen  differirend,  doch  darin  überein- 
stimmen, dass  den  stickstoffhaltigen  Bestandteilen  des  Extrakts  ein  erheblicher 
Nährwerth  nicht  beizulegen  ist.  Nach  Prof.  Vogel*)  hat  das  Liebig'sche  Fleisch- 
extrakt für  gesunde  Menschen  gar  keinen  Werth,  für  Kranke  und  Genesende  nur 
einen  zweifelhaften.  In  neuerer  Zeit  sind  von  mehreren  Seiten  Vorschläge  gemacht 
worden,  um  den  Fleischüberfluss  der  tropischen  Länder  für  Europa  verwerthbar 
zu  machen;  man  hat  das  Trocknen  des  Fleisches,  Konserviren  durch  schwefligsaure 
Salze  und  Injiziren  von  Salz  hierzu  empfohlen.  Das  so  konservirte  Fleisch  stellte 
sich  jedoch  in  England  fast  ebenso  hoch  im  Preise  wie  frisches  Fleisch.  —  Ana- 
lysen von  Cementcn  sind  von  W.  Michaelis  und  H.  Ritthausen  veröffentlicht, 
nach  Ersterem  bilden  basisches  Kalksilikat  und  Kalkaluminat  die  wesentlichsten 
Bestandtheilc  des  Portlandcements,  welche  die  Erhärtung  bedingen.  H.  Ritt- 
hausen  beobachtete  an  einer  feuchten  Cemcntmauer  eine  Auswitterung  von  kri- 
stallisirter  Soda.   — 


Literatur. 

Lehrbuch  der  chemischen  Technologie  zum  Unterricht  und  Selbststudium,  von 
Frdr.   Knapp.     3    Aufl.     Brauschweig,  Vieweg  und  Sohn. 

Lehrbuch  der  rationellen  Praxis  der  landwirtschaftlichen  Geweibe,  von  Fr.  Jul. 
Otto.     6  rev.  Aufl.     Ebendaselbst. 


*)  Polytechn.  Centralblatt.     1867.     S.   1194. 


392  Literatur. 

Gährungserscheinungen.    Untersuchungen  über  Gährung ,    Fäulniss  und  Verwesung- 

mit  Berücksichtigung    der  Miasmen    und   Kontagien    sowie    der    Desimfektion 

von   Ernst  Hallier.     Leipzig,  Engelmann. 
Melassen-  und  Rübenbrennerei  von  Ed.  Sigl.     Wien,  Wallishimser. 
Offene  Fragen  in  Sachen  der  Bierbrauerei,  von  G.  E.  Hab  ich.     Leipzig,  Spamer 
Der  Bau  des  Eiskellers  sowohl  in  wie  über  der  Erde,  vermittels  Torf,   Stroh  oder 

Eohr   und   das  Aufbewahren   des  Eises   in  demselben,   von    C.  A.  Menzel, 

2.  Aufl.     Halle,  Knapp. 
Zu  welchen  Preisen  werden  Rüben  verschiedenen  Zuckergehaltes  bei  verschiedenen 

Zuckerpreisen  verwerthet?  Zwei  Kalkulationstabellen,  von  Ed.  Steinkrauss. 

Magdeburg,  Baensch. 
Der    praktische    Rübenzuckerfabrikant    und    Raffinadeur,    von  Louis  Walk  hoff. 

Mit   einem  Vorwort   von  Fr.  Jul.  Otto.     3.  neu   bearb.   u.  vermehrte  Aufl. 

Braunschweig.     Vieweg  und  Sohn. 
Jahresbericht  über   die  Untersuchungen   und  Fortschritte   auf  dem   Gesammtgebiete 

der  Zuckerfabrikation,  von  K.  Stamm  er.     6.  Jahrgang.    Breslau,  Trcwendt 
Chemisch  -  technisches  Repertorium,  von  Emil  Jacobson.     Berlin,  Gärtner. 
Die   chemische    Technologie   der   Spinnfasern,    ihre   Verarbeitung    durch   Bleichen, 

Färben,  Bedrucken  und  Appretiren,  von  P.  A.  Bolley.    Braunschweig,  Vie- 
weg und  Sohn. 
Die  Kalk- ,  Ziegel-  und  Röhrenbrennerei   in   ihrem  ganzen  Umfange  und  nach  den 

neuesten   Erfahrungen,    von   Edm.   Heusinger   von    Waldegg.     2.  um- 

gearb.  u.  vermehrte  Aufl.     Leipzig,  Thomas. 
Der   Kugeltorf,    von    G.    Wentz,   C.    Lintjner    und   H.    Eichhorn.      Freising, 

Datterer. 
Etudes  sur  le  vin,  ses  maladies,  causes  qui  les  provoquent,  procedes  nouveaux  pour 

le  conserver  et  pour  le  vieillir,  par  L.  Pasteur.     Paris,  V.  Masson  et  fils. 
Office  des  destillateurs,  manuel  ou  livre  de  recettes  simplifie'es  pour  fabriquer  soi- 

meme    les  sirops    ou  liqueurs  par  la  destillation  des  plantes  aromatiques  ou 

par  essences.      Paris,  Ch.  Guerin.  — 
Tratte"  de  la  fabrication  des  liqueurs  et  de  la  destillation  des  alcools,  par  P.  Du- 

plais.     Paris,  Gault hier-  V illars. 
Etüde  sur  la  vinification,  par  Henri  Laval.     Carpentras,  Pruyet. 
Chemical  technology ;  or  chemistry  applied  to  the  arts  and  manufactuics,  by  Tho- 
mas Richardson  and  Henry  Watt.     London,  II.  Bailliere. 


Inhalts  -  Verzeichniss. 

Erste  Abtheilung. 

Die  Chemie  des  Ackerbaues. 

Seite 

Der  Boden.     Referent:  Th.  Dietrich 1—45 

Bodeublldung       1 12 

Entstehung  und  Vorkommen  des  Löss,  von  F.  A.  Fallou       .     .  3 

Charakter  des  Lüssmergels,  von  Demselben 5 

Untersuchungen  über  den  Löss,  von  J.  Breitenlohner.     .     .  6 

Analysen  von  Lösslehm  und  Lössmergel,  von  Lorsch  ei  d       .     .  8 

Zersetzung  des  Feldspaths,  von  Daubree 8 

Chemische  und  physische  frigeiisrhaffcn  des  Bodens 12—45 

Ueber  das  Verhalten  der  Phosphors    im  Erdboden,  von  E.  Peters  12 
Ueber   das  Verhalten    der  Pflanzennährstoffe   im   Boden,    von  W. 

Schumacher 18 

Beitrag    für   die   Nachweisung   der  wasserhaltigen  Silikate    in    der 

Ackererde,  von  E.  Heiden 23 

Verhalten  von  Erden  zu  einer  ammoniakalischen  Lösung  von  sal- 
petersaurem Kalk,  von  A.  Salamon 25 

Ueber  die  Wasseiverdunstung  aus  dem  Erdboden,  von  G.  Wilhelm  27 

Bodenanalysen,  von  H.  Grouven 32 

Analysen  böhmischer  Erden,  von  J.  H  anamann 38 

Erschöpfung  des  Bodens  durch  Ilopfenbau,  von  R.  Hoff  mann   .  39 

Bereicherung  der  Ackerkrume  durch  Lupinenbau,  v.  T h.  D i e trich  31) 

Analysen  von  Liasschiefer,  von  R.  Kern p  er 40 

Analysen  von  Bairdienkalk,  von   K.  Haushof  er 40 

Analyse  von  Feldspath,  von  L.  R.  v.  Fellen b er g 41 

Schwefelsaure  Strontianerde  als  Mergel,  von  Krocker  ....  41 

Röckblick 42 

Literatur        45 

Die  Luft  (Meteorologie).     Referent:  Th.  Dietrich 46— 65 

Einfluss  der  Beleuchtung  auf  die  Luft  in  Wohnungsräumen,   von 

Branislaw  Zoch 46 

Ozon  als  konstanter  Bestandteil  der  Luft,  von  C.  F.   Schönbein  48 

Ozon  in  der  Atmosphäre,  von  Th.  Andrews 50 

Ozonbildung  bei  der  Verbrennung,  von  Pincus 50 

Dichtigkeit  des  Ozons,  von  J.  L.  Soret        .  51 


394  Inhalts -Verzeichniss. 

Seite 
Ozongehalt   der   Luft    in    den    Städten    und    auf   dem  Lande,    von 

II.  Mo  hl  und  Th.  Dietrich 51 

Natur  der  Gase  des  Vulkans  von  Santorin,  von  Janssen  .     .     .  52 
Gang  der  mittleren  Temperatur  in  Europa,  von  II.  W.  Dove       .  52 
Ueber  die  Veitheilung  der  Wärme  im  Erdboden   und  ihre  Schwan- 
kungen, von  A.  C.  Becquerel 53 

Quellcntempeiatur  in  Kostock,  von  F.  Schulze 55 

Lufttemperatur    und   Regenmengen  innerhalb   und    ausserhalb  des 

Waldes,  von   Becquerel        56 

Gehalt  des  Regenwassers  an  Ammoniak  und  Salpetersäure       .     .  58 

Rückblick 63 

Literatur 65 

Die  Pflanze.     Referent:  II.  Hellriegel 66-162 

Nähere  Pflaiizonbestandtbeilc  und  Aschenanalyseii 66 — 83 

Analyse  von  gelben  Lupinen,  von  A.  Beyer 66 

Analyse  der  essbaren  Kastanien,  von  E.  Dietrich 67 

Analysen  von  Maulbeerblättern,  von  E.  Reiche nbach       .     .     .  68 

Aschenanalysen  von  Hopfen,  von  Werner 69 

Ueber    das   Vorkommen    des    thätigen    Sauerstoffs    in    organischen 

Materien,  von  Schönbein 70 

Vorkommen  von  Natron  in  den  Pflanzen,  von   E.  Peligot       .     .  70 
Gegenwart  von  löslichen  Phosphaten  in  der  Baumwollenfaser,  von 

Calvert 71 

Gehalt  von    landwirtschaftlichen   Kulturpflanzen  an   Salpetersäure 

und  Stickstoff,  von   Frühling 72 

Salpetersäure  und  Ammoniak  in  Rübengcwächsen,  v.  II.  Schultze 

und  E.  Schulze 73 

Ammoniak-     und    Salpetersäuregehalt    der    Getreidekörner,    von 

H  o  s  ä  u  s 73 

Vorkommen  von  Dextrin  in  Pflanzen,  von  Busse 74 

Rohrzucker  in  Topinambourknollen,  von  Dubrunfaut  .     .     .     .  74 

Oelgehalt  der  Samen  von  Euphorbia  lathyris,  von  Muth     .     .     .  75 

Ueber  das  fette  Maisöl,  von  Allemann 75 

Ueber  den  Farbstoff  der  Rüben,  von  Sostmann 75 

Zur  Kenntniss  der  Korksubstanz,  von  Sie  wert 75 

Ueber  das  Lupinin,  von  Eichhorn 77 

Bestandtheile  des  Roggensamens,  von  Ritthausen 77 

Ueber  einige  Gerbsäuren  und  Beziehungen  der  Gerbsäuren,    Gly- 
koside etc.,  von  Hlasiwetz 78 

Ueber  Aesculus  Hippocastanum    und   die    Beziehungen    der  Pflan- 
zenstoffe zu  einander,  von  Rochleder 81 

Der  Bau  der  Pflanze 83--04 

Die    Bewurzelung    der    landwirtschaftlichen    Kulturpflanzen,    von 

W.  Schumacher 83 

Bewurzelungsversuche,  von  Zocller 85 

Messungen    der    Blattoberfläche    einiger   Kulturpflanzen,    von    Th. 

vonGohren 85 


Inhalt«-  Verzcichnlss.  395 

Seite 

Einfluss   der  Umdrehung  der  Erde  auf  die  Form  der  Bäume,   von 

Ch.  Musset 87 

Ursache   des   oft   mangelhaften    Körneransatzes    beim    Buchweizen, 

von  Haberlandt 87 

Ueber  die  Wirkung'  des  Lichtes  auf  die  Pflanzenwurzcl,  von  Nobbe  88 
Beziehungen  zwischen  dem    spezifischen  Gewicht  und  der  Zusam- 
mensetzung von  Zuckerrüben,  von  Scheiblcr 90 

Ras  Koi n 94—104 

Ueber  die  Keimung  der  gelben  Lupine,  von  A.   Beyer        ...  94 
Ueber   die   chemisch -physiologischen  Vorgänge  während  der  Kei- 
mung der  Kartoffel,  von  v.  Rappard 96 

Ueber    den    Einfluss    veischiedener    Substanzen    auf   die    Keimung, 

von  C.  Lea 100 

Ueber  das  Auftreten  von  Ammoniak  bei  der  Keimung,  von  Hosäus  100 

Einfluss  des  Ausdrusches  auf  die  Keimkraft 101 

Einfluss  der  Elektrizität  auf  die  Keimung 104 

Assimilation  und  Ernährung 104 — 140 

Imbibition  und  Saftbewegung  in  der  Pflanze,  von  E.  Ha  liier     .  104 
Untersuchungen    über    die    Ursache    der    Knospenentfaltung,    von 

F.  Schulze 106 

Untersuchungen    über    Aufsaugung    und  Verdunstung    von   Wasser 

bei  der  Ilopfcnpflan/.e,  von  Fleischmann  und  Hirzel   .     .  106 

Bewegung  der  Gase  in  den  Wasserpflanzen,  von   Lechartier       .  10S 

Ueber  das  Saftsteigen  in  den  Bäumen  zur  Frühjahrszeit,  von  Beyer  109 
Ueber  transitorische  Stärkcbildung  bei  der  Birke,  von  Famintzin 

und  Borodin 111 

Entlaubungsversuche   an   der  Weymuthskiefer,    von    Th.    H artig  112 
Ueber  die  Erziehung  zweijähriger  krautiger  Pflanzen  in  wässrigen 

Lösungen,  von  F.  Nobbe 113 

Ursache  der  Auswitterung  von  Salzen   an  lebenden  Pflanzen,    von 

Demselben 111 

Inkrustation  der  Wurzeln  durch   kohlens.  Kalk,  von  E.   Hallier  114 
Wirkung    einer  nach  der  Blüthe  gegebenen  Düngung  auf  Bohnen, 

von  Zoeller 115 

Unentbehrlichkeit   wasserhaltiger   Silikate    für    die   Pflanzen ,    von 

P.  Bretschn  eider 116 

Ueber  das  Kalibcdürfniss  der  Gerste,  von  H.  Hellriegel       .      .  117 

Aufnahme  von  Chloriden  durch  das  Pflanzengewebe,  von  Knop  .  119 
Umwandlung     von     Nitraten     in     Nitrite     durch     Konferven ,     von 

Schönbein 121 

Assimilation  des  Harnstoffs  durch  die  Pflanzen,  von  Hampo  .     .  122 

Assimilation  des  Ammoniaks  durch  die  Pflanzen,    von  Demselben  123 

Assimilation    des  Ammoniaks    durch  die  Pflanzen,    von  G.  Kühn  124 
Assimilation    des    Ammoniaks,    Harnstoffs    und    der    Hippursäure, 

von  Beyer 125 

Veränderungen  der  Zuckerrübe   bei    der  Samenbildung,    von  Co- 

renwinder 126 


o'Jn  fafralts-Verzeichniss. 

Reite 
Stoffwechsel     während     der   Vegetation    der   Weizenpflanze ,     von 

Heinrich 128 

Zur  Kcnntniss  der  Cichorie,  von  Hugo  Schulz 130 

Zur  Entwicklungsgeschichte  der  Maispflanze,  von  Haberland  t  .  133 

lieber  den  Kulturwerth  der  Heiligenstädter  Kartoffel,  von  Nobbe  135 

Ueber  die  chemische  Konstitution  der  Pflanze,  von  Strohecker  137 
Wirkung  des  Quecksilberdampfes    auf  die  Pflanzen,   von   Bous- 

singault 137 

Wirkung  von   Chlorzink  auf  einige  Pflanzen,  von   Reichardt      .  139 

Einfliiss  der  Imponderabilien  auf  die  Pflanzen 140 — 144 

Ueber  den  Einfluss  der  Elektrizität  auf  die  Pflanzen,  von  Blondeau  140 
Einfluss  des  farbigen  Lichtes  auf  die  Kohlensäurezersetzung,   von 

Cailletet 141 

Produktion  von  organischer  Pflanzensubstanz    beim  Abschluss    der 

chemischen  Lichtstrahlen,  von  A.   Mayer 142 

Pflanzenkranklieiten       145 — 154 

Drei  Krankheitsformen  der  Weberkarde,  von  J.  Kühn    .     .     .     .  145 
Eine  Krankheit  des  Roggens  und  des  Klees,  von  Karmrodt  und 

J.  Kühn 146 

Eine  Blattkrankheit  der  Fsparsette,  von  J.  Kühn 146 

Ein  neuer  Gerstenblattzerstörer,  von  Munter 147 

Die  Milbensucht  des  Hopfens,  von  W.  Fleischmann.     .     .     .  147 

Der  schwarze  Brand  am  Hopfen,  von  Demselben 148 

Das    Befallen    des  Weinstocks    befördert    durch    Niederbinden    der 

Reben,  von  Conte- 110 

Zur  Kartoffelkrankheit 149 

Methode,    die  Kartoffeln    gegen    die    Krankheit   zu    schützen,    von 

Bossin 150 

Ueber  das  Lagern  des  Weizens 151 

Ueber  den  Staubbrand  und  Steinbrand,  von  E.   Hallicr    .     .      .  153 

Rückblick 154 

Literatur 162 

Bodenbearbeitung.     Referent:   Th.  Dietrich 164  —  170 

Künstliche  Alluvion  zur  Hebung  der  Bodenkraft,  von  Fraas  .     .  164 

Horsky'sches  Ackerungssystem        164 

Natürliche  Drair.irung   mit    künstlicher  Vorfluth ,    von  J.   Matern  166 

Temperatur  drainirten  Bodens 167 

Drillsaat  ohne  Behacken,  von  G.  v.  Nathusi  us 168 

Zur  Petersen 'sehen  Wiesenbaumethode,  von  H.  Hcnze  .     .     .  168 

Rückblick 169 

Literatur 170 

Der  Dünger.     Referent:    Th.  Dietrich 171—215 

ßüngererzeugung  und  Analysen  verschiedener  hierzu  verwendbarer  Sfolfe  .  171 — 198 

Süvern 'sches  Desinfektionsverfahren,  von  H.  Grouven    .     .     .  171 

Phosphorsaure  Magnesia    als  Desinfektionsmittel,    von    Seurette  172 

Mac- Dougall's  desinfizirendes  Pulver,  von  J.  Nessler       .     .  173 

Bereitung  von  Taffoc  in  Königsberg 173 


Inhalts -Verzeichniss.  övt 

Seite 
Zusammensetzung  und  Werth  von  Kloakenwasser,  von  J   B.  La  wen 

und  J.  N.  Gilbert 174 

Düngerbereitung  obne  Streumaterial,  von   R.   P 178 

Verlust  des  Düngers  auf  der  Düngerstätte,  von  H.  Ritt  hausen  179 

Fleischmehlbereitung,   von  C.  Karmrodt 179 

Stickstotireicb.es  Knochenmehl  von  Amende  und   Vilter    .         .  179 

lieber  das  Knochensuperphosphat,  von  J.  Piccard 180 

Aufschliessen    der   Knochen    mit    gebranntem   Kalk,    vom   Grafen 

Walderdorff 181 

Ueber  Navassaphosphat,  von  R.  Ulbricht 181 

Analysen    von   Navassaphosphat,     von    P.    Bretscbneider    und 

C.  Gilbert 182 

Ausschliessbarkeit  des  Navassaphosphats,  von  R.  Ulbricht     .     .  184 

Vorkommen  des  Nassauer  Phosphorits,  von  C.  A.  Stein     .     .     .  185 

Analysen  des  Nassauer  Phosphorits,  von  Fresenius  u.  A.     .     .  186 

Der  Torf  als  Dünger,  von  J.  Nessler 188 

Zusammensetzung  von  Guanokuollen,  von  0.  Bäbe r        .     .     .     •  189 

Zusammensetzung  verschiedener  Guanosorteu,  von  A.  Baudrimont  189 

Zusatz  zu  Guano,  von  Payen 190 

Ueber  das  Stassfurter  Salzlager  und  die  kalihaltigen  Abraumsalze, 

von  R.  Ulbricht 191 

Ueber    die    Zusammensetzung    der    wichtigeren    Stassfurter    Kali- 
dünger, von  0.  Cor  de  1 194 

Vorkommen  und  Zusammensetzung  des   Kai'nits,  von  Filly      .     .  196 

Zusammensetzung  und  Verwendung  des  Kainits,  von  J.  Lehmann  196 

Darstellung  von  Gips  aus  Ka'init,  von  Demselben 197 

Stassfurter  Kalisalzindustrie,  von  Filly 198 

Düngeraaalvsen 198-216 

Analysen  von  Kuh-,  Pferde-  und  Schafmist,  von  P.  Bretscbneider  198 

Thon'sche  Poudrette,  von  W.  Wicke  und  Th.  Dietrich     .     .  199 

Poudrette  von  Teuthorn,    von  Th.  Dietrich 200 

Latrinenpoudrette,  von  P.  Bretscbneider  und  H.  Grouven    .  200 

Kölner  Kompostdünger,  von   Th.  Dietrich 201 

Schlamm  eines  künstlichen  Schlammfanges,  von  Demselben      .     .  201 

Analysen  von  Maikäfern,  von  Muth 201 

Fleischdüngemehl,  von  C.  Karmrodt 202 

Ihlienk  off  'scher  Knochendünger,  von  E.  Jäger 202 

Leimdünger,  von  W.  Wicke 202 

Kalkdünger,  von  Demselben 203 

Knochenmehle,     Superpbosphate    etc.    aus  Würtemberg,     von    C. 

Kreuz  hage 203 

Fiscbguano,  von  P.  Bretschn eider  und  H.  Grouven     .     .     .  204 

Körner-  und  Kleedünger,  von  F.  Grebe       205 

Guano  aus  Hoch -Peru,  von  C.  Karmrodt 205 

Guanoanalysen,  von  Dem.-elben 206 

Sogenannter  Kalidünger,  von  Demselben 206 

Holzasche,  von  Th.  Dietrich  und  W.  Wicke 207 


398  •  Inhalts  Verzeiehniss. 

Seite 

Factus,    Düngesalz,  von  Th.  Dietrich 207 

Scheide-  und  Saturationsschlamm,  von  Lieh  tenstehi   .     .     .     .  208 

Düngekalke,  von  J.  Lehmann,  Becker  und  Dietrich    .     .     .  208 

Moormergel,  von  A.   Stöckhardt 209 

Bunte   Mergel    des   Roths   und  Mergel    des    Zechsteins,    von    Th. 

Dietrich 210 

Rückblick 211 

Literatur 215 

Diingungs-  und  Kultur  -Versuche 217—243 

Düngungsversuche  bei  Zuckerrüben  und  Getreide  1863— 1SG5,  von 

H.   Grouven 217 

Düngungsversuche  bei  Zuckerrüben,  von  Elsner-Rosenburg  .  221 
Düngungsversuche  mit  Spezialdüngemitteln,  von  Sterneberg     .  223 
Rübendüngungsversuche  mit  Kalisalz,  von  H.   Grouven      .     .     .  223 
Düngungsversuche  mit  Kalisalz  und  Kochsalz  bei  Rüben  und  Kar- 
toffeln, von  A.  Voelker "  228 

Zuckerrüben  -  Düngungsversuche  mit  Kalisalzen  etc ,  von  Heide- 
priem       231 

Düngungsversuch  mit  Kalisalz  bei  Zuckerrüben,  von  W.  L.  C lasen  235 

Ueber  die  Anwendung  der  Kalisalze,  von  P.  P.   Deherain     .     .  231 

Düngungsversuch  mit  schwefelsaurer  Kalimagnesia,  von  0.  Cordel  238 

Düngungsversuch  mit  Kalisalzen  und  Phosphaten,  von  C.  Freytag  238 
Erfahrungen     über     Guanodüngung,     von     von     Tempelhoff- 

Dombrowka 239 

Früh-   und  Spät- Gipsen  des  Klees 239 

Ueber  ammoniakhaltiges  Theerwasser  als  Düngemittel,  von  Artus  240 

Kartoffelkultur  nach  Pinto,    von  Th.  Dietrich 240 

Kartoffelkulturversuche,  von  P.  Pietrusky  und  E    Heiden       .  241 

Kartoffelkulturversuche,  von  Th.  Dietrich 242 

Rückblick 243 

Literatur 245 


Zweite  Abtheilung. 

Die  Chemie  der  Thierernäkrnng. 

Referent:    E.  Peters. 
Analysen  von  Futterstoffen 249—262 

Ueber  die  Zusammensetzung  und  den  Nährwerth  der  Rüben ,    von 

Hugo  Schultze   und  Ernst  Schulze 249 

Analysen  von  Rübentrebern,  von  W.   Wicke 252 

Analysen  ven  Grünmais,  von  J.  Moser 253 

Analysen  von  Buchweizen,   von  J.  Moser 254 

Analysen  von  Buchweizen,  von  W.  Henneberg 254 

Analyse  von   Brennnesselblättern,  von  L.  Lenz 255 

Analyse  von  Ilopfenblättern,  von  R.  Ho  ff  mann 255 

Analyse  der  Futterdistel,  von  Jannasch 25G 


Inhalts  -VerzeichnUs 


399 


Seite 

Analyse  von  Kohlrabi,  von  Anderson 256 

Analyse  von  Heu,  von  Pincus 256 

Analyse  von  Braunheu,  von  A.  Völker 257 

Analyse  von  "Wundkleeheu,  von  A.  Beyer 257 

Analyse  von  Braunheu  aus  Luzerne,  von  A.  Ho  saus 258 

Oelkuchen  aus  Maiskeimen,  von  J.  Moser 259 

Analysen  verschiedener  Oelkuchen,  von  W.  Henne berg     .     .     .     .  259 

Verfälschung  von  Leinkuchen,  von  Anderson 260 

Nährwerth  der  Molken,  von  E    Peters 260 

Zusammensetzung  essbarer  Pilze,  von  0.  Kohlrausch        .     .     .     .  261 

Konservirung  und  Zubereitung  von  Fulterstufl'en 262—266 

lieber  die  Bereitung   von  Braunheu  und  Sauerheu,    von  M.  Eisner 

vonGronow 262 

Einsäuren  von  Futterstoffen,  von  G.  Maschat 264 

Brühfutter  aus  Heu  und  Stroh 264 

Zerquetschen  von  Viehfutter,  von  deLe"onhardy 265 

Zubereitung  des  Futters,  von  G.  Kühn 265 

Thlerpliysiologische  Inlersuchuiigeii  und  Füllerungsversucht' 266—315 

Elementarzusammensetzung   der   thierischen  Fette,    von  E,  Schulze 

und  A.  Reinicke 266 

Bestandteile  des  Eidotters,  von  I.  L.  Parke 269 

Bestandteile  im  Eigelb,  von  C.  Daresse 270 

Analysen  der  Schalen  von  Brachiopoden,  von  Dr.  Hilger  .     .     .     .  270 

Blasenstein  aus  Kieselerde,  von  Professor  Ritthausen 270 

Kieselerde  im  Harne  von  Pflanzenfressern,  von  Demselben   ....  271 

Bestandtheile  des  menschlichen  Urins,  von  E.  Schunk 271 

Darmstein  eines  Lammes,  von  R.  Pribram        271 

Ueber  die  Knochenbrüchigkeit,  von  Robert   Hoffmann     ....  272 

Uebcr  die  Knochenbrüchigkeit,  von  E.  Peters 273 

Entstehung  von  Phosphaten  im  Thierkörper,  von  C.  Diaconow.     .  274 
Ausscheidung  von  Phosphorsäure  durch  den  Thierkörper,  von  Ernst 

Bischoff 274 

Wirkung    des  Alkohols  auf  den  Organismus,    von    Duroy,   Lalle- 

mand  und  Perrin 276 

Bedeutung  des  Kochsalzes  für  den  Organismus,  von  Verson  und  Klein  276 

Verdauung  der  Eiweissstoffe,  von  W.  Kühne 277 

Die  Beziehungen  zwischen  Kreatin,  Kreatinin  und  Harnstoff,  von  C.  Vo  it  278 

Eiweissumsatz  beim  Fleischfresser,  von  Demselben 280 

Ueber  die  Respiration  beim  Menschen,  von  Demselben 282 

Krafterzeugung  im  thierischen  Organismus,  von  Lieb  ig  u.  And.       .  286 

Die  Ursache  der  Seidenraupenkrankheit,  von  Dr.  Reiche nbach      .  289 

Aufzucht  von  Kälbern,  von  W.  Funke 292 

Futterverwerthung  durch  Rindviehmast 294 

Rübenfütterung  bei  Milchkühen,  von  H.  B.  Möschler 295 

Einfluss    der    Nahrung    auf    die    Zusammensetzung    der    Milch,    von 

Szubotin 296 

Ueber  Trockenfutterunff,  von  F.   Schmidt 297 


4UU  Inhalts -Verzeichniss. 

Seite 

Ueber  Trockenfütterung,  von  E.  Peters 993 

Fütterungsversuche  mit  Milehkühen,  von  Herbst.     .     s.     .     .     .  299 

Fütterungsversuche  mit  Rapskuchen,  von  Oskar  Lehmann    .     .     .  300 

Fütterungsversuche  mit  Hammeln,  von  J.  Moser 302 

Mastungsversuche  mit  Southdown-Merino-Schafen,  von  F.  Stohmann  304 

Rückblick        315 

Literatur 321 


Dritte  Abtheilung. 

Chemische  Technologie  der  landwirthschaftlich- 
technischen  Nehengewerbe. 

Referent:    E.  Peters. 

Gähnntgs-  Chemie 325— 33G 

Ueber  die  Natur  der  Hefe,  von  Ernst  II allier 325 

Ueber  die  Entstehung  der  Hefe,  von  Th.  Bail       328 

Ueber  die  Generatio  äquivoca,  von  M.  A.  Donnd        329 

Darstellung  von  Schaufelwein,  von  Sommer 329 

Neue  Methode  der  Weinbereitung,  von  Michel  Per ret      .     .     .     .  330 

Schonung  trüber  Weissweine,  von  Haidien 330 

Konservirung  des  Weins  durch  Erwärmen,  von  Theodor  Koller  .  331 

Barral's  Verfahren   zur  Konservirung  und  Verbesserung    des  Weins  331 

Bereitung  von  Obstwein,  von  Nessler 332 

Trimethylamin  im  Wein,  von  E.  Ludwig 332 

Mais  zur  Branntweinbrennerei,  von  A.  Bergs t ras s er 332 

Alkaloid  im  Biere,  von  J.  C.  Lermer        333 

Konservirung  des  Bieres  durch  Erwärmen,  von  G.  E.  Hab  ich       .     .  334 

Ueber  Ilopfenextrakt,  von  KarlReitlechner        334 

L  i  e  b  i  g '  s  Malzextrakt 335 

Hab  ich'  s  Bierextrakt 336 

Milch-,  Uulter-  und  Kiisehereitimg 337—355 

Ueber  die  Färbung  der  blauen  Milch,  von  Ernst  IIa  liier     .     .     .  337 

Konzentrirte  Milch,  von  Bolley  und  E.  Peters 337 

Untersuchungen  auf  dem  Gebiete  der  Milchwirthschaft,  von  Alexander 

Müller 338 

Ueber  Butterbereitung,  von   Demselben 344 

Fabrikation  von  Cheddarkäse 352 

Analysen  von  Käsesorten,  von  0.  Lindt  und  C.  Müller    .     .     .     .  354 

Zuckerfabrikiilion 356— 365 

Beziehungen  zwischen  dem   spezifischen  Gewicht  der  Zuckerrüben  und 

der  Zusammensetzung  des  Saftes,  von  C.   Scheibler     ....  356 

Vorzüge  des  Diffusünsverfahrens,  von  F.  W.   Schüttler      .     .     .     .  356 
Zuckerverluste      bei     der     S  ch  ü  zen  bach  '  sehen     Mazeration,      von 

R.  Reimann 357 

Analysen  von  Fabrikationsrückständen,  von   Heidepriem  .     .     .     .  353 


Inhalts -Verzeichnis.«;.  401 

Seite 

Analysen  von  Rohzucker 359 

Analysen  von  Melassen    ■. 359 

Rousseau's  Methode  der  Scheidung,  von  M.  Dufrene     .     .     .     .  360 

Ausnutzung  des  Scheideschlammes,  von  K.  Stammer 361 

Einführung   von    Alkalien   in   den   Saft   durch    die   Kohlensäure,    von 

W.  L.  Clasen 362 

Einfluss  von  Salzen  auf  die  Melassenbildung,   von  M.  Payen  .     .     .  362 

Ueber  das  dialytische  Verfahren  der  Zuckergewinnung,  von  Demselben  363 

Ursache  der  Färbung  des  Rübensaftes,  von  E.  Sostmann       .     .     .  364 

Surrogat  für  die  Knochenkohle,  von  ErnstZiegler 365 

Einfluss   der  Effluvien   aus  Zuckerfabriken   auf  das  Bachwasser,    von 

W.  Heintz       365 

Stärkefabrikation 366-375 

Ueber  Stärkefabrikation,  von  AlbertFesca 366 

Zentrifugiren  der  Stärke,  von  L.  Mai  che 374 

Schwefelsäure  bei  der  Kartoffelstärkefabrikation,  von  Albert  Fesca  374 

Bestandtheile  des  Sauerwassers,  von  H.  Vohl 375 

Technologische  Notizen 375—386 

Ueber  den  Gehalt  der  Rohwolle  an  Schweiss  -    und  Schmutzbestand- 

theilen,  von  A.  Reich 375 

Wollwaschversuche  mit  Quillajarinde,  von  A.  Thaer 379 

Ueber  fabrikmässige  Wollwäsche,  von  R.  Czilche'rt 380 

Verkauf  der  Wolle  im  ungewaschenen  und  fabrikmässig  gewaschenen 

Zustande,  von  E.  Peters        380 

Kohlensaures  Ammoniak  zum  Waschen  der  Wolle,  von  A.   L.  Trenn  381 

Brot  aus  Mehl  von  Roggen  und  Hülsenfrüchten,   von  F.  Stohmann  3S1 

Analysen  des  Liebig'schen  Fleischextrakts 381 

Die  Fabrikation  von  Liebig'schem  Fleischextrakt 383 

Konservirung  des  Fleisches  für  den  Transport 383 

Ueber  den  Portland- Cement,  von  W.  Michaelis 384 

Portland -Cement  von  Powunden,  von  Professor  Ritthausen       .     .  386 

Soda  als  Mauersalpeter,  von  Demselben 386 

Rückblick 386 

Literatur 391 


Jahresbericht  X.  26 


Autoren  -Verzeichniss. 


Allemann.     75-    155. 
Arnsberg,  v.     299.  321. 
Anderson,  Th.     256.  260.  316. 
Andrews,  Th.     50.  64. 
Ansted.     169. 
Artus,  W.     240.  245. 
Askenasy.     82. 

Bäber,  O.     189.  214. 

Bail,  Th.     189.     214.  387. 

Barral.     331.  387. 

Bary,   de.     154. 

Baudrimont,  A.     189.  214. 

Baumann,  0.     366- 

Bdchamp,  A.     336- 

Becker.     34.  45.  209.  215. 

Becquerel.     53-  56.  62.  64. 

Bennecke,  C.     243. 

Berg,  v.     63. 

Bergsträsser,  A.     332.  387. 

Bernbeck,  E.     334.  388. 

Bertrand.     243. 

Bischoff,  E.     274.  318. 

Beyer,  A.    66.  94.  109.  125.  154.  157. 

158.  159.  257.  316. 
Bittner.    34. 

Blondeau.      104.   140.   160. 
Blumenthal,  L.     336- 
Bodenstein.     243. 
Bolley,  P.    337.  388. 
Borodin.     111.   158. 
Bossin.     150.    162. 
Boussingault.     137.   160. 
Brcitenlohner,  J.     6.  28.  43.  44. 
Bretschneider,  P.    34.  45.  116.  159.  182. 

185.  198.  200.  204.  213.  214.  215. 
Buerschaper.     315. 
Busse,  L.     74.  155.  199. 

Cailletet.     141.  161. 

Calvert.     71.   154. 

Caspary.     154. 

Champonnais.     3<>6. 

Clasen,  W.  L.    235.  244.  362.  389. 

Colemann.      1 69. 

Coli,  J.  M.     383. 

Conte.     149.  162. 

Corbeiller,  H.  le.     211. 


Cordel,  0.     194.  214   23S.  244. 

Corenwinder.     126.    144.  159. 

Cristal,  M.     336. 

Cuntze.     366. 

Cybilt.     3S3. 

Czilche'rt,  R.     380.  390. 

Daubree,  M.     S.  43. 

Daresse,  C.     270.  317. 

Deherain,  P.     236.  244. 

Deicke.  J.  C.     42. 

Deville,  Ch.  Sainte  Ciaire.     63. 

Diaconow,  C.     270.  274-  31S. 

Dietrich,  E.     67.  154. 

Dietrich,  Th.    39.  45.  51.  64.  186.  199. 

200.  201.  207.  209.  210.  214.  215. 

240.  242.  245. 
Doune,  M.  A.     329.  387. 
Douglas.     287. 
Dove,  H.  W.     52.  62.  64. 
Dubrunfaut.     74    363-  390. 
Duirene',  M.     360. 
Dugrip.     211. 
Dougall,  Mac.     173. 
Duroy.     276.  318. 

Eichhorn.     77.  155.  186.  214. 
Elsner-Eosenburg.     221.  244. 
Eisner  von  Gronow,  M.     262.  317. 
Erdmann,  E.  0.     337.  388. 
Eward,  John.     169. 

Fallou,  F.  A.     3.  5.  42. 

Famintzin.     111.  158.  144. 

Fellenberg,  L.  R.  von.     41.  45. 

Fesca,  A.     366.  374.  390. 

Fick.     286.  320. 

Filly.     196.  198.  214. 

Fleischmann,  W.     106.    147.    14S.  158. 

Fraas.     164.   169. 

Frank,  B.     82. 

Frankland.     287.  288.  320. 

Fresenius.     186.  214. 

Frey  tag,  C.     238    244. 

Frühling.     72.   155. 

Fudakowski,  H.     278.  319. 

Funke,  W.     292.     320. 

Geyer,  K.     169. 


Autoren  -Verzeicbniss. 


403 


Gilbert.     174.   182.  212.  213. 
Gehren.  Th.  von.     85-     156. 
Gorup-Besanez,   von.     273. 
Grare-Carois.     366. 
Grebe,  F.     205.  215.  217.  223.  244. 
Grouven,   H.     32.    45.   171.   200.   204. 
212.  215.  273. 

Haberlandt,  F.     87.  133.  157.   160. 
Habich,  G.  C.     334.  336.  388. 
Haidien.     330.  3S6. 
Hallier,   E.     104.    114.    153.    158.    162. 

326.  337.  386. 
Hampe,  W.      122.    12."..  159. 
Hanamann,  J.     38.  49- 
Harding.  J.     .  55. 
Hartig,  Th.     112.   L58. 
Hauer,  von.     42. 
Haughton      287. 
Haushofer,  K.     40.  45- 
Heiden.  E.     23.  169.  241.  244. 
Heidepriem.     231.  244.  358.  389. 
Heinrich.     128.  169. 
Heintz,  W.     365. 
Hellriegel,  H.     117.  159.  358. 
Henneberg,  W.     254.  259.  299-  316 
Henriei.  F.  C.     42. 
Henze-Weichnitz,  H.     168.  170.  338. 
Herbst.     299.  321. 
Hessling.     297. 
Heuser,  A.     315. 
Hilger.     270.  317. 
Hinrichs.     263 
Hirzel.     106.    158. 
Hlasnvetz.     78.  156. 
Hoffmann,    R.     39.   45.  211.  255.  272. 

316.  318. 
Hoppe- Seyler.     270.  317. 
Hor.sk v,  F.     164.  170. 
Hosäus,  A.    73.  100.  155.  157.  258.  316. 

Jacksen.     3S3. 
Jäger,  E.     202.  215. 
Jannasch.     256.  316. 
Janssen.     54.  64. 
Jelinek.  365- 
Johnson.     144. 

Karmrodt,  C.    146.  161.  179.  202.  205. 

206.  213.  215.  243. 
Kemper,  R.     40.  45. 
Klein,  276.  318. 
Knop,  W.     44.  119. 
Kohlrausch,   O.     261.  316. 
Koller,  Th.    331.  387. 
Köhnke.     355. 
König.     186.  204. 
Kraus,  G.     93. 
Kreuzhage,  C.     203.  215. 
Krocker,  F.     41.  45.  356. 


Kühn,  G.     124.  159.  265.  317. 

-  J.     145.  146.  161.  365. 
Kühne,  W.     277.  .".IS. 
Lallemand.     276.  318. 
Landolt.     366. 

Lawes,  J.  B.     174.  212. 
Lea,  Carey.     100.  157. 
Lechartier.     108.  158. 
Lehmann,  J.     196.  197.  20S.  211.   214- 
215. 

—  O.     292.  300.  321. 
Lenz,  L.     255.  290    316.  318. 
Leonhardy,  de.     265. 

Lermer,  J.  C.     333.  334.  336.  387. 
Lichtenstein.     208.  215.  366. 
Liebig,  J.  von.     286.  335.  388. 
Lindt,  0.     354.  389. 
Lohrscheid.     8.  43. 
Lohse.     34.  45. 
Löfass,  F.     211. 
Ludwig,  E.     332.  387. 

-  H.     169. 
Lunge,  G.     366. 

Maiche,  L.     374.  390. 

Malinkowski.     169. 

Maschat,  G.     255.  264.  317. 

Matern,  J.      160.  165- 

Maw,  G.     243. 

Mayer,   A.     142.   161. 

Mayre,  A.     243. 

Michaelis,  W.     384.  390. 

Möhl,  H.     51.  63.  64. 

Möllinger,  J.     336- 

Morgan,   J.     383. 

Moser,  J.    82.  253.  254.  259.  302.  316. 

321. 
Möschler,  H.  B.     295.  320. 
Müller,  C.    354.   389. 

—  A.    338.  344.  388. 
Munter.     147.    161. 
Musset,  Ch.     87.  156. 
Muth.     75.  201. 

IVathusius,  G.  von.     168.  170. 

Nekula.     315. 

Nessler,  J.    173.  188.  201.  212.  214.  332. 

387. 
Nobbe,  F.    88.  113.  114.  135.  157.  15S. 

160. 

Opel.     94. 

Parke,  J.  L.     269. 
Parkes,  L.  W.     288. 
Pasteur,  L.     334.  363. 
Payen.     94-  190.  214.  389. 
Peligot,  E.     70.  155. 
Perret,  M.     330.  387. 
Perrin.     276.  31S. 


404 


Autoren  -Verzeichniss. 


Peters,  E.    12.  43.  211.  260.  273.  29S. 

316.  318.  321.  338.  380.  38S. 
Petersen,  Th.     186.  214. 
Pettenkofer,  M.  von.     2S2.  319. 
Piccard,  J.     ISO.  213. 
Pietrusky.    144.  241.  244. 
Pincus.    50.  64.  256.  316. 
Pokorny.     144. 

Prestel,  M.  W.  F.     63. 
Pribram,  E.     271.  318. 

Rappard,  von.     96.   157. 

Reich,  A.     375-  391. 

Keichardt,  E.     139.  160.  192. 

Reichenbaeh,  E.     68.  154.  289.  318. 

Reimann.     34.  45.  356.  3S9. 

Beinicke,  W.     266.  317. 

Beitlechner,  K.     334-  388. 

Riedel,  A.  F.    366. 

Ritthausen.    77.  S2.  155.  179.  212.  270. 

317.  386.  391. 
Rocbleder.     81.  156. 
Rosenberg-Lipinski,  von.     243. 
Rousseau.     360.  389. 
Rötger.     169. 

Gousseau.    360.  3S9. 

Sachsse.     119. 

Salomon,  A.     25.  44. 

Saunier.     243. 

Sänger,  F.     315. 

Scheibler,  C.     90.  157.  356.  389. 

Scheurer.     273. 

Schlieffen,  Graf.     355. 

Schlösing,  Th.     42. 

Schmidt.     243. 

Schmidt,  F.     297.  320. 

Schmidt,  "W.     336. 

Schünbein,  C.  F.    48.  64.  70.  121.  157. 

159. 
Schönfeld.     263.  315- 
Scböttler,  F.  W.    356.  389. 
Schieber.     119. 

Schulz,  Hugo.    130.  160.  356.  363.  389. 
Schulze,  Ernst.   73.  155.  249.  266.  315- 

317. 
Schulze,  Fr.     55.  63.  64.  106.  158. 
Schultze,  Hugo.     73    155.  249.  216. 
Schumacher,  W.     18.  44.  83-  156- 
Schunk,  E.     271.  318. 
Schütz,  C.    355. 
Sedlmayr,  G.     336. 
Segnitz,  E.     42. 
Seurette.     172.  212. 
Siewert.     75.  155. 
Slopcr,  B.  G.     383. 


Smith,  E.     287. 

Sombart.     366. 

Sommer.     329.  387. 

Sorauer.     102.  157.  379. 

Soret,  J.  L.     51.  64. 

Sostmann.     75.  155.  364.  389. 

Städeler,  G.     270.  317. 

Stammer,  K.     361.  363.  366.  389. 

Stein,  C.  A.     185. 

Sterneberg.     223.  244. 

Stöckhardt,  A.    42.  209.  215.  291.  215. 

Stohmann,  F.     34.    45.    211.  304.  321. 

381.  391. 
Strohecker.     137.  160. 
Szubotin.    296.  320, 

Tempelhoff,  von.     239.  244. 
Thar,  A.     379.  391. 
Thou,  F,     211. 
Tighem,  van.     144. 
Toussaint.     169. 
Trenn,  A.  L.     38. 
Trommer,     315- 
Tweedale,  Marquis  of.     63. 

Ulbricht,  R.     1S1.  1S2.  184.  191.  213. 
214.  375. 

"Vergnette  de  Lamotte.     334. 

Verson.     276.  318. 

Vogel.     391. 

Vohl,  H.    375.  390. 

Völker,    A.     169.   22S.   229.  244.   257. 

315.  316.  354.  389. 
Voit,  C.     27S.  2S0.  282.  319. 
Voss.    315. 

Walkhoff,  L.    363.  366. 

Wagner,  L.  vor?.     336. 

Walderdorff,  Graf.     181.  214. 

Warington.     315. 

Weber,  0.     273.  318. 

Weidner.     102.  157. 

Weile,  0.     187.  214. 

Weiss,  A.     144. 

Werner.     69.  154.  315. 

Wicke,  W.     185.    186.   199.  202.  203. 

207.  214.  215.  252.  260.  316. 
Willkomm,  M.     154. 
Wilhelm,  G.     27.  44. 
Wislicenus.     286.  320. 
Wolf.     119. 
Wolff,  E.    211. 

Zach,  B.     46.  63. 

Ziegler,  E.     365. 

Zöller,  Ph.     85.  115.  156.  158. 


— ö»#S>*€e=~ 


Druck  von  J.  Dräger's  Buchdruckerei  (C.  Feicht)   in  Berlin. 


New  York  Botanical  Garden   Librar 


3   5185   00262   7907 


R  M     I J»  a 


I  I       I  '  ■     «    ff*l 1»  ii 

•         •(.:■  >  ii 


^ 


\k 


m&-